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University of Toronto
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35> .1
Schweizerisches Idiotikon.
Wörterbiuli der sclnveizerdeiitsclieii Spiaclie.
Erster Band.
Seliweiz(Tis('li('s Idii^tikoii.
Wörterbuch der seliweizerdeutscheii Sprache.
Gosamnielt nnf Veraiistaltiinn;
der
Antiquarischen (jesellschaft in Zürich
unter Beihiilfe
aus allen Kreisen des Schweizer Volkes.
lleriiiisgegfilien mit Unterstützung des Bundes und der Kantone,
Erster Band.
Bearbeitet
von
Friedrich Staub und Ludwig Tobler.
Frauenfeld.
Verlag von .T. Huber.
1881.
PF
SI36
SH
ßaf.l
Vorwort.
l)
ie folgeiulon Worte, mit wulclicn wir die erste
Lieferung dieses Wörterbuches bei dem Leser ein-
führen, haben bloss den Zweck, ihm dasjenige an
die Hand zu geben, was zu seiner Orientierung
um so mehr erforderlich ist, da unser Buch von
der gewohnten Einrichtung und dem Aussehen der
Wörterbücher von Literatursprachen einigermassen
abweicht. Die förmliche Einleitung kann erst später
geschrieben werden, da sie u. A. auch die Geschichte
dieses Werkes enthalten soll. Bis dahin müssen
wir es uns auch versagen, von den gemachten
Erfahrungen, welche meist erhebender Art waren,
zu reden und die Hunderte von hilfreichen Ge-
nossen, durch deren Arbeit und Opferwilligkeit
dieses Werk allein möglich wurde, der dankbaren
Nachwelt zu nennen. Auch unserm Vorgänger,
Vater Stalder, können wir nicht heute schon den
wohlverdienten Ehrenkranz aufs Grab legen.
In Betreff des Wörterbuches selbst möchten
wir, um dem Suchenden Enttäuschung, uns aber
unverdienten Tadel zu ersparen, zum Voraus daran
erinnern, welche Ziele und welche Schranken
wir uns gesetzt haben.
1 . Das vorliegende Idiotikon beschränkt sich
auf das Gebiet der deutschen Schweiz und
ihre Kolonien im Süden dos Kantons Wallis ; auf
die alemannischen Sprachgebiete jenseits des Rheins
wurde nur gelegentlich zur Erklärung schweizer-
ischer Sprache hinübergegriffen. — 2. Die ältere
schweizerdeutsche Literatur wurde ebenfalls in
den Bereich dieses Wörterbuches gezogen. —
3. Beabsichtigt ist die vollständige Sammlung
1) aller Ausdrücke des schweizerdeutschen Sprach-
schatzes, welche der neuhochdeutschen Schriftsprache
der Gegenwart gar nicht angehören oder welche
gegenüber dem Neuhochdeutschen in Form oder
Bedeutung eine bemerkenswerte Abweichung zeigen,
und zwar ohne Rücksicht darauf, ob die betr. Wörter
in der altern deutschen oder in andern germanischen
Sprachen und Dialekten älterer oder neuer Zeit
vorkommen oder nicht; 2) aller im Schweizer-
deutschen eingebürgerten Fremdwörter; 3) der
Eigennamen, soweit ihre appellative Natur noch
einigermassen deutlich erkennbar ist und zur Er-
klärung oder Ergänzung reiner Appellative bei-
tragen kann; 4) der sogen. Koseformen der Per-
sonennamen. — 4. Dagegen blieb mit Bedacht
ausgeschlossen 1) aller fremde, unechte Sprach-
stoff, d. i. nicht bloss die gemeinhin sog. Fremd-
wörter, sondern auch die seit der Mitte des vorigen
und besonders seit den Dreissigerjahren dieses
Jahrhundorts mit steigender Progression aus
der Literatursprache eingedrungenen Wörter und
Wendungen, wenn sie auch angefangen haben,
unentbehrliche Ausdrucksmittel für unsere teils
durch die Schule und die modernen sozialen Ver-
hältnisse der Natur und dem Leben mehr odei-
weniger entfremdete, teils durch die moderne Kultur
zu neuen Anschauungen gelangte Generation zu
sein. Vom Gesichtspunkte des Sprachforschers wie
von dem des Patrioten aus schien die puristische
Tendenz viel wertvoller als die Fixierung der gegen-
wärtigen Uebergangsperiode. 2) Aberglaube,
Bräuche, Sitten, Spiele, Rätsel, Sprich-
wörter, Lieder und Sagen konnten im Wörter-
buch nur zur Behandlung kommen, soweit die
Erklärung einzelner Wörter es mit sich brachte.
Die vollständige Sammlung dieser kulturhistorisch
so wichtigen Äusserungen des Volksgeistes ist eine
Aufgabe für sich',y.wolche sich nur ausserhalb des
Wörterbuches sachgemiiss lösen lässt. Wohl hat
die Vorbereitung des Wörterbuches uns reichen
Stoff aus diesen Gebieten gelegentlich eingetragen,
aber von einer systematischen Durchforschung der
Volkstümlichkeit nach dieser Richtung konnte jetzt
keine Rede sein ; eine solche harrt noch auf ihren
Mann, dem auch die von uns inzwischen sorgsam
gehüteten Schätze zufallen niüssten. Das Wörter-
buch kann einstweilen nur Streiflichter auf diesen
Reichtum werfen, hoffenthch genug, um die Begierde
nach systematischer Bearbeitung zu wecken. Mit
unserer Resignation begeben wir uns allerdings
eines starken Anziehungsmittels, das die Idiotika
bisher zu charakterisieren pflegte; allein wir glauben
damit logischer (um nicht zu sagen ehrlicher) und
im wahren Interesse der beiden Aufgaben zu ver-
fahren. Auch Besehreilningen und Erklärungen von
Realien, wie merkwürdig und eigentümlich diese
an und für sich sein mögen, durften nur bis auf
den Punkt ausgeführt weiden, dass dem sprachlidien
Verständniss ein Genüge geschah ; wir durften nicht
ein Reallexiiion schreiben. 3) Unsere etymolo-
gische Aufgabe Hessen wir uns durch die Stelhing,
welche unser Idiom innerhalb der Sprachen einnimmt,
vorzeichnen : es musste uns in der Regel genügen,
die schweizerdeutschen Wörter auf den mittel-,
gelegentlich den alt- oder den neuhochdeutschen
Sprachstoff zurückzuführen. Die weitern Zusammen-
hänge mit älteren Sprachperioden bloss zu legen,
ist Sache von umfassendem Wörterbüchern. Selbst
die seitlichen Ausblicke in andere deutsche Mund-
arten, zu welchen man sich oft genug verlockt
fühlt, versagten wir uns als unnötig, ja gefährlich:
auch diese gebühren bei dem heutigen Stande der
Dialektforschung nicht dem Idiotikon eines einzelnen
Dialektes, sondern einem zusammenfassenden Werke,
das aber erst erstehen darf, nachdem die Grammatik,
die jetzt allerdings noch in den Anfängen liegt,
ihrer Aufgabe nachgewachsen ist. Bis dahin lässt
sich ein blosses Spiel treiben mit fremden Lauten
und Formen, von deren wahrem Wert man sich
keine Rechenschaft gibt, noch zu geben vermag,
und daher ist durch die Heranziehung fremder
Mundarten der Etymologie bisher fast mehr Schaden
imd Trrung als Förderung ei-wachsen. Wenn wir
gleichwohl zuweilen aus diesen Schranken heraus-
traten, so geschah es teils, wo wir uns der Sache
sicher fühlten, teils, um in Fällen, wo wir uns
über das Etymon nicht klar waren, die Ijücke mit
einer Hypothese auszufüllen, welche wir wert er-
achteten, dem Sprachforseher zur Erwäguug vor-
gelegt zu werden. Im Ganzen aber war unser
Streben darauf gerichtet, unsere Sprache möglichst
aus sich selbst zu erklären, was in Hinsicht auf
Laute und Formen durch zahlreiche Verweisungen
auf parallele oder analoge Fälle oft möglich und
am besten war. Viel Mühe und Raum wäre uns
ersjiart geblieben, wenn wir auf eine Grammatik
unserer Sprache hätten verweisen können, welche
dem Wörterbuch voraus geschickt worden wäre.
Leider war dies nicht möglich, wenn nicht das
Wörterbuch selbst in Frage gestellt werden sollte,
nach dessen endlichem Erscheinen doch am lautesten
gerufen wurde.
Nicht ebenso aus Innern Gründen, sondern mehr
imfreiwillig der Macht der Verhältnisse weichend,
haben wir Manches, was zur Unterhaltung, Be-
lehrung und Bequemlichkeit des Lesers hätte bei-
tragen müssen, aus der anfänglichen Aidage des
Buches zurückgezogen. Es drängte sich nämlich
gegen Ende der Vorarbeiten bei den Verhandlungen
über die Veröffentlichung des Werkes die Forderung
der Verkürzung unab\vKisl)ar auf, und wenn einmal,
um das vcrsiirocheue Maximum der Bogen-
zahl gewissenhaft zu respektieren, zu wählen
war zwischen der Beschränkung des Sprachstoffes
selbst und (Irrjcnigen von mehr Nebensächlichem,
so komite der Entscheid nicht schwanken. So
wurde die Zahl der Beispielsätze, manchmal auch
der Wortlaut derselben eingeschränkt ~ vielen
Lesern vielleicht nicht uidieb, obwohl damit auch
mancher hübsche, belebende Zug, manche sonst
bemerkenswerte Notiz und die Veranschaulichung
der Beliebtheit eines Ausdruckes unterblieb. Am
zähesten sperrten wir uns gegen die knappere
Fassung der Anmerkungen, weil uns angelegen
ist, wissbegierigen und denkenden Laien, besonders
den Lehrern unserer Mittelschulen, Aufschluss über
die Entwicklung der Formen und Bedeutungen zu
geben. Freilich werden sowold die Philologen von
Fach als die mit dem blossen Sachverhalt sich
begnügenden Laien sich über jede Beschränkung
in dieser Richtung freuen, und mögen wir uns mit
der Wahrnehnnmg beruhigen, dass es an unseren
schweizerischen Lehrerseminarien mit Beziehung
auf die Herbeiziehung der Mundart zum Sprachunter-
richte Dank der Fürsprache und Bemühungen eines
Dr. EGöTziNGER, Prof. MHeyne, Prof. JMeyer,
Dr. JWiNTELER U.A. zu tagen begonnen hat, so dass
uns ein Teil unserer Aufgabe von jenen Bildungs-
anstalten abgenommen wird. Auch die beabsichtigte
Besprechung der Laute und Buchstaben als
solcher, ihrer Wandlungen und ihrer darauf be-
ruhenden Geltung, sowie die lexikale Behandlung
der Bildungssilben haben wir mit Bedauern
unterdrückt. Wir beschränkten uns auf diejenigen
Bildungselemente, welche noch als selbständige
Wörter gefühlt werden , sei es dass sie es ur-
sprünglich waren oder dass sie den Schein davon
angenommen haben. Was die untrennbaren Vor-
silben betrifft, so durften diese nicht ganz über-
gangen werden, wenn nicht ein wesentlicher Teil
des Wortschatzes verloren gehen sollte; dagegen
raussten wir uns in der Behandlung derselben auf
Angabe der Hauptbedeutungen und eine Auswahl
von Beispielen der betr. Zusammensetzungen be-
schränken, deren Gesammtbedeutung unter dem
zweiten Wort aufzusuchen ist.
Die Aufzählung der Synonymen und Ant-
onymen, der Ableitungen und der Zusammen-
setzungen durften wir uns nur mit Auswahl nach
bestimmten Gesichtspunkten erlauben. Die Hin-
weisung auf die einschlägige philologische
Literatur unterblieb ganz, selbst diejenige auf
die schweizerischen Idiotika; dass wir sie gleich-
wohl bestens und mit dankbarem Sinne ausgenutzt
haben, ist selbstverständlich.
Uebrigens ist, wohlverstanden, was nicht
zum Drucke gelangen konnte, darum doch
nicht verloren ; wir machten es uns vielmehr zur
Gewissenssachc, dies alles sorgfältig zurückzulegen
mit der Absicht, das ganze ungedruckte oder nicht
vollständig abgedruckte Material zusammen mit
allen irgendwie aufhebenswerten üriginalbeiträgen,
der Correspondeuz und den erst jeweilen nach dem
Drucke cinlaiifendcn lieiträgen dereinst auf einer
öffeiitlichrn Ril)lii)thek iiitMlcizulejjcii und so iler
Benutzung zugänglich zu machen bis auf Weiteres.
lU'ihenlülgo iiiifl Alpliahct.
Obwohl für ein Wörterbuch, welches die P-ty-
mologie mit in seine Aufgaben zieht, und zumal
für ein Idiotikon, die Gruppiei-ung des Stoffes nach
der Ableitung viele Vorteile bietet, so entschlossen
wir uns doch aus praktischen Rücksichten zu einer
alphabetischen Reihenfolge. Freilich nötigten
uns der Farbenreichtum, die Sonderbarkeiten und
z. T. die Unsicherheit namentlich des Vokalismus,
welche die Mundarten der Schriftsprache gegenüber
charakterisieren, anstatt der mathematisch -alpha-
betischen Reihenfolge das Schmeller'scheSystem
zu adoptieren, in welchem die Hauptsilbe und
zwar das konsonantische Gerippe derselben
in erster Linie massgebend sind. Wohl wissend,
wie gewagt es ist, der lieben Gewohnheit in den
Weg zu treten, beschlossen wir nur nach allseitiger
und gründlicher Erwägung des Für und Wider und
der y>esonderen Verhältnisse eines Wörterbuches,
welches so viele und stark von einander abweichende
Mundarten zusammenfasst, und erst nachdem die
überwiegende Zahl angefragter Fachmänner uns
dazu geraten hatte, von der Einrichtung des hoch-
deutschen Wörterbuches abzuweichen. Wir mussten
auf viele Bedenklichkeiten und auf Widerspruch
von Seite derer gefasst sein, welchen jeder Ein-
bruch in das Hergebrachte ein Argerniss ist und
welche sich von den Schwierigkeiten, die der An-
wendung der buchstäblichen Anordnung hier im
Wege stehen, keine Vorstellung zu machen ver-
mögen. Doch sollte es, nachdem die allgemeine
Schulbildung nun ein halbes Jahrhundert der Wirk-
samkeit hinter sich hat, keine ungehörige Zumutung
an irgendwelchen Leser sein, aus jedem Worte
ilie Hauptsilbe herauszuschälen und Konsonant und
Vokal von einander zu unterscheiden ; es ist keine
andere Zumutung als die, welche an jeden Hand-
werkslehrling gemacht wird, der die Stenographie
erlernt, und wir hegen die Zuversicht, dass schon
eine kurze Gewöhnung die Vorteile des Schmeller'-
schen Prinzips ins Licht setzen und unsere Leser
bekehren wird. Für die genauere Darlegung des
letztern und die zwingenden Gründe, welche unsere
Wahl wenigstens als das kleinere von zwei Übeln
erscheinen lassen, sei verwiesen auf die i. J. 1876
von uns ausgegebene Broschüre ,Dic Reihenfolge
in mundartlichen Wörterbüchern und die Revision
des Alphabetes', sammt deren Nachläufer: ,Er-
gebniss der vom Redaktionskomite des schw. Id.
veranstalteten Umfrage.' Hier nur so viel: 1. Den
Vokalen wird nicht die gleiche Berechtigung auf
die Bestimmung der Anordnung eingeräumt wie
den Konsonanten, sondern alle Vokale in erster
Linie als farblos oder gleichwertig behandelt, so
dass z. B, Ln,h, L.iuh, L;h, l!<b, L.h (aller-
dings in dieser vom Alphabet bestimmten Reihen-
folge) sich unmittelbar an Lab anschliessen und
nicht etwa Lache«, Laden, Läff, Lag sich
zwischen Lab und Laib, Inugnen, Ljaumeld,
lazoren, Le, lebdig usw. zwischen I^aib und
Lib schieben. Beim Nachsehlagen ersetze
man also in Gedanken jeden Vokal durch a.
Es folgt daraus, dass die Wörter, welche mit pi — ,
fo — , fii — anheben, den mit ff anlautenden
vorangehen , mit anderen Worten : zuerst kommt
der einfach-konsonantische Anlaut mit allen seinen
Wörtern an die Reihe, darauf erst die mit Kon-
sonantenverbindungen anlautenden Wörter. Natür-
lich kann diese Behandlung nur die Hauptsilbe
treffen. Darum kann aber auch nur diese bei der
Bestimmung der Stelle des Wortes in Betracht
kommen und müssen die Vor- und Nachsilben
zurücktreten; es folgt also /v,/aM&"i(.» gleich
hinter Laub. Man entkleide das Wort, das
man suchen will, vorerst aller Nebensilben,
namentlich der Vorsilbe; dabei vergesse man
nicht, dass diese etwa durch Synkope auf einen
blossen Konsonanten reduciert ist; so findet man
z. B. GUher als CiUhr bei L'ib. Ist aber die
Synkope schon ausserhalb des- Mundart, in der
Schriftsprache, vollzogen, so lösen wir sie nicht
wieder auf, sondern reihen z. B. Glaube unter
dem Anlaute Gl — ein. Bei Wörtern, welche aus
fremden Sprachen entlehnt sind, haben wir nur
dann die Stammsilbe den Platz bestimmen lassen,
wann auch dem Nicht-Philologen darf zugemutet
werden, dass er dieselbe aus den Nebensilben
herausschäle, also z. B. Antichrist luiter Christ,
aber Antistes, Biskotte, Baselidang unter der
ersten Silbe. — 2. Der Konsonantismus er-
heischt insofern eine Vereinfachung, als erstens
die nhd. Orthographie sich mit einem Überschuss
von gleichwertigen Buchstaben schleppt, zweitens
der Mundart die wahre Media abgeht, der Unter-
schied zwischen Fortis und Lenis {jy : b, t : d) aber
im Anlaute an Unsicherheit leidet und sowohl von
Mundart zu Mundart als dem Nhd. gegenüber
wechselt. Es sind darum die mit c anlauten-
den Lehnwörter je nach dem Lautwerte
des c teils unter k — , teils unter z — ein-
gereiht; V und |>/j aber durchweg ange-
sehen, als wäre /'geschrieben. Die Aulaute
b — , d — sind in die Reihen von p — , t — ge-
steckt. Da ferner das nhd. k in der Mehrzahl
der alemannischen Mundarten in 3 regelrecht unter-
schiedene Lautstufen aus einander fällt, haben wir
zwar, um nicht das Sprachgefühl unserer Lands-
leute zu verletzen, für den Auslaut die Mund-
art gewähren lassen und die 3 Gruppen — c/t
(Spirans), — gg (reine Tennis) und — k bzw.
ck (Affrikate) unterschieden, für den Anlaut
aber ch in der K-Reihe untergebracht, wobei
der Schreibung k die Bedeutung der alemannischen
Affrikate, d. i. k (c) -|- ch, reserviert ist.
U(;bersicht unserer Alphabelsfolgo und der
Gruppierung der Hauptsilben.
1. Abteilung.
ii inclu.s. ä. ai, au. äu, e, ei. eu, i, ie. o, ö. ou, u, ü,
ue, üe — und zwar je der gedehnte Vokal vor
dem kurzen. Diese Reihenfolge der Vokale gilt
auch allenthalben, wo Hauptsilben bloss durch
den Vokal von einander unterschieden sind.
Tl. Abteilung,
a b . . . ü e b. abs . . . üebs. alit . . . ttebt. a c h . . . ü e e h.
aehs.. . üechs. acht ... üecht. acliz ... iicchz usw.
HI. Abteihuiir.
1) — siehe p -.
c— siehe k . ?
ch siehe k —
il siehe t— .
0 siehe a.
fa (V—. ph -)
fab.
fach
fl— .
fr—.
s •
gl--
gn—
i siehe ;i.
. füe.
fücb. usw.
. füech. n.sw.
.1— ■
k- (C-.
kl—.
kn-.
kr—.
1 .
III
pfr-.
jih siehe
pl-, bl-.
pr — . br — ,
ps— .
qii-.
r— .
s— .
seh — .
schl — .
scbra — .
sehn — .
sehr — .
schw— .
sk— .
sp— .
spl — .
spr — .
st—.
str — .
t-~ (d-).
tr—, dr— .
tsch— .
tw — , dw—
u siehe ii.
V siehe f.
p- (b-). W-.
pf- . X-.
l'f!-. Z-.
pfu--. zw — .
Die Küibunfolge ist ulso, wenn nuui nur die
obigen durch die Natur der Mundart gebotenen
Modifikationen zu Recht iinuimmt, immerhin die
alphabetische. Einzig wo Ableitungen ohnehin
in die Nähe des Stammwortes zu stehen kämen,
Iniben wir uns gestattet, dieselben gleich an dieses
aiizuscbliessen, Niemandem zur Irrung, Vielen zur
Benueinlichkcit.
Am Nächsten aber hissen wir Jedem Grundworte
seine Zusammensetzungen folgen. Bekanntlich
ordneten Gu.M-i' und Bunkoke die Uomposita nicht
nach dem ersten, sondern nach dem zweiten Teile
ein, weil die Zusammenstellung der Verbindungen,
welche ein Wort mit Hestiminnugswörtern eingeht.
dem Forscher mindestens so wertvoll ist als dii>
Übersicht derjenigen Wörter, welchen es vorantritt ;
Grimm schlug das umgekehrte Verfahren ein, und
das berühmte baierische Idiotikon behielt sich von
Fall zu Fall die Wahl zwischen dein einen und
dem andern System offen, weil die idiomatische
Bedeutsamkeit vorwiegend bald in dem ersten, bald
in dem zweiten Teile liegt. Allein um den Leser
gegen verdriessliche Unsicherheit zu schützen, bleibt
nur übrig, sieh ausschliesslich des einen Systems
zu bedienen, und da wir bereits bei der Zusammen-
setzung mit Vorsilben unsere Leser gewöhnt haben,
beim Nachschlagen den zweiten Teil des Coni-
positums ins Auge zu fassen, so werden wir
auch für die Verbindung, welche Begriffswörter mit
einander eingehen, es um so eher ebenso halten,
da es sich so günstig fügt, dass das mathematisch-
alphabetische Register, welches dem Wörterbuch
soll augefügt werden, in willkommener Ergänzung
des hier befolgten Systems die Zusammensetzungen
natürlicherweise nach ihrem ersten Teile aufreihen
muss. Übrigens werden alle Composita, welche
nicht leicht als solche erkannt werden oder deren
Zerlegung speciell philologischer Schulung bedarf,
und die Eigennamen durchweg nach ihrer ersten
Silbe eingereiht.
Ilie Anordnung innerhalb der einzelnen Artikel.
Jeder Artikel zerfällt in der Regel in zwei
Abteilungen, von denen die eine das Faktische,
die andere, in Colonelschrift, das Theoretische
enthält; wen nicht nach diesem verlangt, der kann
sich also leicht darüber wegsetzen.
An der Spitze steht als Stichwort eine Form,
welche aus der Zusammenfassung der betreffenden
einzelnen landschaftlichen Aussprachen abstrahiert
ist, also ein allgemeines Alemannisch darstellt und
willkommen, aber ungesucht dem Hochdeutsch
(zunächst dem Mhd.) sich nähert, ohne doch (wie
bei SrALüEii) die mundartlichen Prinzipien preis zu
geben. Die Angabe der wirklichen Aussprache
folgt mit den Ortsangaben gleicli hinterher, und
solche Formen, deren Rekonstruktion man nicht
jedem gebildeten Leser zumuten kann, werden in
der alphabetischen Reihenfolge aufgeführt mit der
zugehörigen Verweisung. Bei Substantiven werden
hier das Geschlecht (mit m.,f.,n.), bei Verben
etwa die Hauptfornien angegeben. Darauf erst
folgt die Angabe der Bedeutung und ihrer geo-
graphischen Verbreitung, welch letztere An-
gabe aber, wohlgeinei'kt, nicht im Sinne der Um-
grenzung, sondern in dem der Verbürgung verstanden
werden soll, immerhin so, dass, wo keine Unter-
abteilungen eines Kantons angegeben sind, wir
nicht behauptet haben wollen, dass der betreffende
Idiotism durchgängiges Eigentum sei. Die An-
merkung ist grammatischen und etymologi-
schen ErörteruuEren irewidmet.
XIV
1. Das Stichwort. Da dieses vor Allem das
srliiielle Finden erleichtern soll, so ditrfte sich auch
^line Schreibung nicht ohne Not von dem dem
Auge gewohnten Wortbilde entfernen, nur dass
die Hülfsbuchstaben, welche in der neuhoch-
deutschen Orthographie nicht sich selber bedeuten
(ll, ie, eil, ee, 00) von uns wieder beseitigt werden
nnissten und die Verdoppelung der Konsonanten,
gleichviel ob organisch oder erst von der nhd.
I ti'thographie mit sekundärer Bedeutung eingeführt,
keinen Einfluss auf die Bestimmung der Reihen-
folge üben durfte. Es kommt also für den Suchenden
auf Eins heraus, ob wir seinem vom Neuhoch-
deutsch befangenen Sinne Rechnung tragend
schreiben würden Jammer, oder ob wir mit der
mhd. Schreibung Jamer dem Dialekte gerecht
werden. Damit ist aber auch gegeben, dass die
Wörter mit dem Auslaut - -ck, -tz bei
denjenigen mit einfachem -k, — z stehen.
Die Buchstabenverbindung ie bedeutet hier (wie
ue, ile) einen wirklichen Doppellaut. Statt der
oben für das Idiotikon verworfenen, weil hier
zweideutigen Hülfsmittel bedienen wir uns der
Zeichen - und ', um in direkter und allenthalben
gleicher Weise die Länge oder die Kürze der
Vokale anzugeben. Im Übrigen bequemen wir
uns der nhd. Orthographie an und zwar auch
darin, dass wir für den Anlaut mit gehauchtem
p- (in Fremdwörtern) nicht eine besondere Reihe
ansetzen ; freilich müssen wir dann auch das ge-
hauchte t — , auch wenn wir die Schreibung th —
beibehalten, ebenfalls unter die lautere Tennis t
stecken. Die Hauptwörter schreiben wir mit
Majuskel, die anderen Wörter mit Minuskel;
wenn es überhaupt eine sich selber strafende
Schreibweise ist, für Stichwörter, welche ja nackt
dastehen, auf die bequeme Unterscheidung der
Wortarten mit Hülfe der Majuskel zu verzichten,
80 durften wir um so weniger für ein Wörterbuch
der Mundart, wo die Zahl der Homonymen un-
endlich grösser ist, jene Hülfsmittel verschmähen,
welche weniger Aufwand bedingen und zudem
rascher zum Auge sprechen als etwa die hinterher
folgende direkte Angabe der Wortart. Die ein-
gebürgerten Fremdwörter (nur solche fallen in
den Bereich unserer Sammlung) müssen sich der
Landestracht anbequemen, d. h. sie werden ganz
in deutscher Weise geschrieben, also z. B. schalus,
das frz. jaloiix. Die bedeutendsten Schritte, welche
die Rekonstruktion zu vollziehen hatte, waren teils
die Gewinnung des den provinziellen Sonderformen
zu Grunde liegenden richtigen Vokals mit der richtigen
Quantität und der richtigen Konsonanteustufe, welche
sich nur so weit erreichen lässt, als man den
Einblick in die speciellen Lautgesetze besitzt; teils
die Herstellung der abgeschliffenen End-
konsonanten. Wir sehen zwar voraus, dass
mancher unserer Landsleute je in den Fällen, in
welchen zufällig seine eigene Mundart sich in
Widerspruch mit unserm Stichworte befindet, ein
Ärgerniss daran nehmen wird ; allein nur ein
Specialwörterbuch dürfte und könnte das Stichwort
mit der wirklichen Form und Aussprache der Wörter
zusammenfallen lassen. Von der Rekonsti-uktion
eines Auslautes — lo (z. B. Eio, Ehe) haben wir
Umgang genommen, obwohl er in einigen Gebirgs-
mundarten besteht, in anderen wenigstens durch
die Vergröberungen m, h (lehn, lab neben law d. i.
lau) sein vormaliges Dasein bekundet ist und in
abgeleiteten Wortformen deutlich zum Vorschein
kommt (ewig); wohl aber lassen wir in Ueberein-
stimmung mit dem Mhd. und einem beträchtlichen
Gebiete der schweizerischen Mundarten dieses w,
und so auch j, im Inlaute bestehen, also ■■ulje",
ruewe" (welche Grundform auch die Ausweichungen
ruehe, riteje, ruene zu vertreten hat); auch ch
gegenüber nhd. h im In- und Auslaute, falls seine
Existenz in einer unserer Mundarten belegt ist.
Wo wie bei den eben genannten Beispielen die
verschiedenen Mundarten verschiedene Wortformen
darbieteai, welche sich auf eine Grundfonn vereinigen
lassen, wird diese ältere und richtigere Form
zum Stichwort und Hauptträger des Artikels
gewählt, gleichviel welche der concurrierenden
Formen jetzt das numerische Uebergewicht habe.
In den weitaus meisten Fällen ist diese Form mhd.
So gibt es sich ungesucht, dass das schweizer-
deutsche Wörterbuch sieh sowohl was die Wörter,
Formen und Laute betrifft, als in der Schreibung
ans Mhd. anschliesst. Es war uns dies mit Be-
ziehung auf die Schreibung um so willkommener,
als die nhd. Orthographie in einem Zustande der
Gährung begriffen ist, welche zudem ihre Abklärung
wahrscheinlich in teilweiser Rückkehr zu den mhd.
Schreibprinzipien finden wird. Aber man darf
keineswegs glauben, dass wir a priori das Mhd.
zum Ausgang genommen hätten. Wo die schweizer-
deutschen Mundarten übereinstimmend ihre beson-
deren Wege eingeschlagen haben, da gaben wir
dem national Eigentümlichen das Vorrecht, also ha"
für mhd. hün (haben); Lungge für mhd. lunge;
gekernten für ,kennen.'
2. Für die mundartliche Aussprache ist
ein über die gewohnten Alphabete hinausgehendes
Transscriptionssystem unerlässlich. Bei der
Aufstellung desselben suchten wir uns möglichst
von fremdartigen Figuren fern und einer für sich
selbst redenden Symbolik nahe zu halten. Aber
auch so müssen wir des verwunderten, wenn nicht
gar vorwurfsvollen Kopfschütteins des Laien gewärtig
sein, um so mehr, als wir uns hier über die Rück-
sicht auf die angewöhnte Orthographie und die
Etymologie hinwegsetzen, um nach rein phonet-
ischem Prinzipe schreiben zu können. Wir wissen
ihm, wenn es ihm nicht um ernste Beschäftigung
mit der Mundart zu tun ist, kehien Rat, als sich
über diese Partie hinwegzusetzen. Umgekehrt
wissen wir, dass wir dem Fachmarm nach dieser
\\l
Richtung -s-iel zu wenig bieten. Leider gestattete
das uns zur Verfügung stehende Material bloss
über die Oberfläche des ebenso reich gegliederten
als für die Etymologie wiclitigeii Sachverhaltes zu
streifen. Die mundartliche Phonetik ist eine Dis-
ciplin, welche sich erst seit Kiu'zem aus dem
Stadium der Empirie zur Wissenschaft heraus-
zuarbeiten begonnen hat. Auch hat sie bis jetzt
wohl an 2, 3 Punkten erschöpfende Studien au-
gestellt und Resultate zu Tage gebracht; allein
weder ihre Sätze noch ihre Transseription können
auf Unfehlbarkeit Anspruch machen, so lange sie
nicht ihre Forschung auf die sämmtlichen Glieder
wenigstens eines grössern Dialektes ausgedehnt
hat. Jedenfalls bleibt sie einstweilen und wohl
noch lange ein besonderes Studium, welches die
ausschliessliche Aufmerksamkeit und Arbeit ihres
Mannes und viel mehr Zeit, Mittel und Unter-
stützung aus den mundartlichen Kreisen erheischt,
als worüber wir zu gebieten hatten. So müssen
wir denn notgedrungen eine gründlichere Lösung
dieser Aufgabe vom Wörterbuche ab- und der
Grammatik zuschieben.
Wir müssen übrigens auch betonen, dass
keineswegs jede phonetische Eigentümlichkeit dem
Wörterbuche anheimfällt. Hier haben wir die
Unterscheidung lun- so weit zu führen, als sie zur
Individualisierung der Wortkörpcr und für die Ety-
mologie erforderlich ist; was darüber hinausgeht,
ist nicht bloss unnützer, sondern irreführender Ballast.
Es ist viel weniger von etymologischem als von
ethnographischem, allgemein grammatischem Belang,
z. B. den zahlreichen und fast unmessbaren
Schattierungen von ä zu ö zu folgen ; den Bedürf-
nissen des Wörterbuches ist ein Genüge getan,
wenn überhaupt nur der wichtige Dualismus,
welcher in der Mundart in diesem Punkte herrscht,
sorgfältig im Auge behalten wird. Wenn dem sein
/ leicht und fein mit der Zungenspitze zwischen
den Zähnen sprechenden Thurgauer und Schaff-
hauscr das zürcherische / ungefähr so grob und
schwer tönt wie hinwieder den Zürchern dasjenige
des Oberaargaus usw., so sind dies durchgehende
Differenzen, welche wohl in der Grammatik ihre
Bedeutung haben, da das Schicksal des l)egleitenden
Vokals dadurch beeinflusst wird ; aber für das
Wörterbuch sind sie gleichgültig. Es ist für die
(Jranunatik lelirreich zu sehen, wie gewisse Mund-
arten den langeji Vokal ausklingen lassen 0<i", vi".
.si', sö"J, aber für das Wörterbuch sind das keine
anderen Werte als «, e, 1 usw. Und wieder ist es
die Eigentündichkeit gewisser Mundarten, einem
", (• das v(MAvandt(' it- rcsp. i-Element beizumischen ;
aber das Wörterbuch wird dadurch erst berührt,
wenn diese Neigung gelegentlich ein Wort zum
Übersturz in eine neue Vokalsphäro bringt, z. B.
geradezu ein </raiiss für gross gebiert. Es ist dem
Wörterbuch audi ghnchgültig, dass man hier iiii--\je.
in einer angrenzenden ( trtschaft »uf'je spricht, denn
säen, drehen und die ganze Reihe richtet sich nach
dem Paradignfa, der Unterschied ist ein geographi-
scher, nicht ein etymologischer, usw. usw.
Für die angestrebte genauere Bezeichnung der
lokalen Aussprache bedienen wir uns der liegenden
Schrift. Indem wir namentlich daran festhielten,
dass kein Zeichen mehr als eine Funktion ver-
sehen dürfe ; dass ein einfacher Laut durch ein
einfaches Buchstabenzeichen ausgedrückt werden
müsse; dass durch die Darstellung eines gewissen
durch das Vokal- und das Konsonantensystem
gehenden Dualismus für die Etymologie genug
getan sei; dass die Zeichen sich dem Gedächtnisse
möghchst leicht einprägen sollen usw., sind wir
nacli vielen gewissenhaften Erwägungen zu folgen-
dem Schreibsystem geführt worden :
((', ('', *', o', ö', u', ü' reine Aussprache wie im deut-
schen und Italienischen Alphabete.
((- nach 0 hin spielend, engl. n'.
e' frz. i, ('.
/* trüb, gegen <■ hin.
o' nach a hin spielend, engl, o^ oder o*.
()" zwischen ö' und ä, engl. «-, frz. eii in peiir, hriirre.
u' trüb, gegen o spielend.
ü- trüb, gegen ö spielend.
«« zwischen a und e, engl. a'. Dafür
<■ in den Stichwörtern und den Beispielsätzen, wo es
galt, das mit i wechselnde e besonders zu markieren.
j (auch n usw.) reduzierter Vokal der Vor- und Nach-
silben.
ic, ue, üe wirkliche Doppellaute (wegen technischer
Ursachen so geschrieben statt i^ usw).
KCl, iici 'f riphthonge.
((/, isei, e^i provinzielle Variationen l'ür den alten
Diphthong (nein),
e'i neuer Diphthong aus älterni 7 (frei),
a'u, eeii provinzielle Variationen für den alten Diph-
thong (Baum),
aü, öHi Umlaut dazu fBiiiim).
n'ii neuer Diphthong aus älterni ii (Sau).
(Vil Undaut dazu oder für altd. ('« (Sau, neu).
((', f', 1', ö", ö', ö", i' Vokale mit ausklingender Pro-
duktion.
•c Vokal mit furtivcm Vorschlag.
Der Akut (') bedeutet die Hauptt.m-. derdravis (')
die Nebentou-Silbe.
" bedeutetgedehnte, " kurze Aussprache des Vokals.
% ^ kombinierte Bezeichnung des Accentes und der
Vokallängc.
- trennt zusannncnstossende \'..kale. wcdelie versdiie-
dencn Silben angehören.
h, (l, (j, wenn schon nicht nut Stinmiton gesprochen
wie die nhd. und roniaidsche Media, entsprechen
ihrem Lautwerte nach dodi dieser und lieben sich
bestinmit ab von den Tennes.
j), i, h (reine, unaspirierte Tennis wie p, t, ca in
in romanischen yprachen.
N'b. /• eius mit dem 77 in il.ri Sticliw.oti in und den
Beispielsätzen.
XVII
1/ Doppellaut (Attiikate), entsprechend den Verbind-
ungen pf, ts, ti (dafür in den Stichwörtern und
Beispielsätzen blosses k, ck geschrieben).
p'', t'', /.'', aspirierte Aussprache.
« = seh.
/ = eil-
f',s',i',/' die Reibelaute mit weicher Aussprache.
fi '^^ "^ X" 'liß Eeibelaute mit verscliärfter Aussprache.
y der gutturale Nasal entsprechend dem (labialen) m
und (dentalen) u (hag, bange. Eijel).
yij Doppellaut, entstanden durch Synkope, ■/.. il. Hiii/H,
Honig.
l)k- Doppellaut, entsprechend dem iilid. )(/,■, z. B. liyl;
(Un>j(j).
ijkx Triphthong, entsprechend dem nlid. nk, z.B. Wiijk/.
X behielten wir bei, weil es uns nicht irrt und uns
die in vielen Fällen willkürliche Entscheidung
zwischen den Zerlegungen in chs, ys, Ics erspart.
XB. Das Weglassen der diakritischen Zeiclieu (z. B. «
ohne Ziffer oder ohne Accent oder ohne Quantitätszoichen)
und überhaupt die Anwendung indifferenter Buchstaben
(tf, welches sowohl «^ als rf vertreten kann) will sagen, dass
der genauere Laut sich an der betreffenden Stelle von selbst
ergebe oder gleichgültig sei, oder — dass wir uns nicht in
der Lage befanden, mit der gehörigen Zuverlässigkeit genauere
Angaben zu machen.
Es folgen die PMexionsformen, die Angabe,
ob das betreffende Verbuin mit haben (h.) oder
mit sein (s.) conjugiert werde, udgl. Grammatikalien,
in der Regel durch einen Gedankenstrich vom Vor-
hergehenden, immer durch pin Kolon von der nun
an die Reihe kommenden Bedeutungsangabe
getrennt.
Für die Beispielsätze von der Ansicht aus-
gehend, dass sie nicht Selbstzweck seien, sondern
bloss zur Illustration des Stichwortes dienen sollen,
dass also rasche Verständlichkeit das Hauptaugen-
merk sein muss, haben wir in der Regel in Betreff
der Wortform und der Schreibung uns dem Hoch-
deutsch so weit angenähert, als der Charakter der
Mundart oder die Treue gegen unsere Quellen es
gestattet, sind also ähnlich verfahren wie bei den
Stichwörtern. Den an und für sich wohl berechtigten
Wunsch, Mundart wie sie leibt und lebt vor Augen
zu bekommen, müssen wir auf besonders hiefür an-
zulegende Sammlungen verweisen ; Worte , welche
mehreren Mundarten gemein sind, durften wir ja
ohnehin nicht in der realen Form einer einzelnen
Mundart darbieten. Immerhin braucht hier die Re-
konstruktion der Formen und der Laute nicht so
weit zurückzugreifen wie bei den Stichwörtern, und
wo eine bestimmte Mundart zur Darstellung kommen
muss, greifen wir im Notfälle zur Transscription.
Diejenigen Beispiele, welche der Literatur ent-
hoben sind, sind durch einfache Anführungs-
zeichen (, — ') gekennzeichnet; dazwischen ge-
schobene oder angehängte Erläuterungen, welche
von uns herrühren, stehen zwischen eckigen
Klammern. Durch Punkt von der Stelle getrennt,
folgt die Allgabe der Quelle in Kapitälchen-
Si-Uw. Idiotikon I. 1.
Schrift. Diejenigen Beispiele, welche wir als
lebender Mundart angehörig verbürgen können,
sind mit liegender Schrift (cursiv) gedruckt; die
Ortsangaben folgen durch keinerlei Interpunktion
vom Texte getrennt ebenfalls mit Kapitälchen. Für
die mundartlichen Beispiele geben wir die rhd.
Schreibung hauptsächlich auf folgenden Funkten
preis. Den gemeinen und althergebrachten Diph-
thongen ei (ai), au, äu stellen wir die neuen und
spitzen mit der Schreibung ey, Oll, ÖÜ gegenüber ;
ie will auch hier durchaus als Diphthong verstanden
sein, blosse Länge dagegen ist, wenn überhaupt,
direkt durch - bezeichnet. Dieses letztere Zeichen
wird niemals für unechte, durch unorganische
Dehnung entstandene Länge verwendet, es re-
präsentieren also f. i'i, n immer die reinen Vokale.
Während k (ck) als Affrikate (k -(- ch) will ver-
standen sein, drücken wir die reine, ungehauchte
Tennis durch gg aus. Synkopierte und überhaupt
verstümmelte oder Assimilations- (Sandhi-)
Formen stellen wir, wo immer es der wirklichen
Aussprache unbeschadet geschehen darf, in ihrer
ursprünglichen, richtigen Gestalt her oder deuten
sie wenigstens an, also g'esse", gegessen, g'chenne"
(spr. /./ — ), Vchenne" für nhd. kennen, si tuend 's
(es), tuend s' (tun sie) es, händ-mer (spr. hämnwr
oder hiiiiijmir,) , haben wir, Herdbire (spr. /i^y/ir.),
Erdbirnen ; aber unangetastet müssen Foi-men wie
Eppvri, Erdbeere, Hamperch , Handwerk, bleiben.
Durch die Restitution der abgeworfenen Konsonanten
in Form von kleinen Buchstäbchen über der
Linie hoffen wir Niemanden über die wirkliche
Aussprache irre zu führen , aber die Wörter dem
Fremden verständlicher zu machen.
Die besondere
tvpograidiisclie Technik.
Interpunktion udgl., welche in unserm Werke
angewendet wird, ist zum Teil schon im Verlaufe
dieser Erläuterungen zur Sprache gekommen. Wir
haben uns eine kleine Untreue gegen die oben
mitgeteilte Bedeutung der Cursivschrift gestattet,
indem wir gelegentlich einzelne Wörter und Buch-
staben als gegebene ebenfalls durch liegende Schrift
von dem Contexte abhoben, was aber nicht zu
Irrtum Veranlassung geben wird. Mit Beziehung
auf die Interpunktion ist noch zu bemerken,
dass Orts- und Quellenangaben sich nur so weit
zurückbeziehen, als die vorangehenden Beispiele
nicht durch Punkt von einander getrennt sind.
PI. hinter einem Substantiv an der Stelle der
Geschlechtsangaben will sagen, dass dasselbe nicht
im Singular vorkomme.
t bezeichnet einen Ausdruck oder eine Form
als veraltet, d. i. nur noch in der Erinnerung
Weniger lebend.
Nach alledem bedarf auch der Laie wohl keiner
andern Erläuterung mehr als derjenigen der
Abkürzungen.
Wenn Werke, welche sich eines grossen Marktes
erfreuen, sich der Abkürzung gewisser immer
wiederkehrenden Wörter befleissen, wie viel mehr
sind wir auf solche Ersparnisse angewiesen, wie
unbequem sie manchem Leser auch seien. In
letzterer Beziehung beruhigen wir uns damit, dass
diejenigen Leser, welchen die betreffenden Notizen
von Wert und notwendig sind, sich durch die
Häufigkeit des Gebrauches den Schlüssel wohl bald
einprägen werden. Wir haben neben den ziemhch
allgemein bekannten einzelnen Abkürzungen zwei
Systeme auf eigene Faust aufgestellt, welche sich
bald als zweckmässig erweisen sollten. Erstens
stellen wir allen Ortsangaben die Andeutung des
betreffenden Kantons voran, wodurch erreicht wird,
dass auch diejenigen Leser, welche nicht in alles
Detail der schweizerischen Geographie eingeweiht
sind, sieh leichter orientieren und, falls sie auch
die speziellere Ortsangabe, welche nun um so mehr
verkürzt werden darf, nicht sofort deuten, für eine
oberflächlichere Benutzung hinlänglich informiert
sind. Zu Citaten aus der Literatur genügt in der
Regel die Andeutung des Autors oder der Behörde
usf. mit der Jahreszahl. Das detaillierte Quellen-
verzeichniss wird ja den genauem Aufschluss bieten,
welcher etwa begehrt werden möchte. Das von
uns auf die Bahn gebrachte System aber hat vor
der bisher geübten Weise den Vorteil grosser Kürze
und der Orientierung über die Zeit, welch Letzteres
für ein historisch zu haltendes Wörterbuch uner-
lässlich ist, voraus.
1. AJhjcmcine, tcfitiiiKihii/isclie Ahli(i;:ii)i(ieii.
a. alt.
ii. älter.
a. anno.
a. G. andere (jemeinde \
a, K. andere Kantone ! "der in .meiern.
a. 0. andere Ortschaften i
ä. Spr. ältere Sprache.
aaO. am angeführten Orte.
abgek. abgekürzt.
Abi. Ableitung. Ablativ.
abs. absolut.
abstr. abstrakt.
Acc. P. Accu-sativ der Person.
Acc. S. Accusativ der Sache.
act. aetivisch, Activmn.
add. beizufügen.
AJj. Adjectiv.
Adv. Adverb.
africs. altfriesi.sch.
ags. angelsäch.sisch.
ahd. althochdeutsch.
alein. alemanniscli.
allir. alljjeiiiein.
altd. altdeutsch, d. i. althochdeutsch und uiittelho
deutsch,
altn. altnordisch,
altnd. altniederdeutsch,
alts. altsächsisch,
altsl. altslavisch.
An f. Anfang.
anl. Anl. anlautend. Anlaut.
Anm. Anniin. Annierkunjc. .\nnierkungen.
anom. anomal,
ant. antonym zu — , den entgegengesetzten Sinn a
drückend. Gegenteil von ,syn.'
Aphär. Aphäre.sis, Kürzung eines Wortes von vl
apok. Apok. apokopiert. Apokope, Kürzung ei
Wortes durch Abschneiden des Schlusses.
Art. Artikel.
asp. aspiriert,
assim. assimiliert.
.\ttr. attr. Attribut, attributiv.
Ausdr. Ausdruck.
Ausg. Aus gg. Ausgabe. Ausgaben,
ausl. Ausl. auslautend. Auslaut, der Laut am Schlu
des Wortes.
Ausspr. Aus.sprache.
bair. bairisch.
Bauk. Baukunst.
Bd. Bde. Band. Bände.
bed. Bed. Bedd. bedeuten, bedeutet. Bedeutung.
deutungen.
Beisp. Beispiel.
Bern. Bemerkung. Bemerkungen,
bes. besonders,
best, bestimmt,
betr. betreffend.
Bez. bez. Bezug, bezüglich.
bildl. bildlich.
Bl. Blatt. ' .
Buchst. Buchstabe,
bzw. beziehungsweise, respective.
Gas. Casus, Fall.
caus. causal. causativ.
churw. churwälsch.
cit. Cit. citiert. Citat.
coli. Coli, collektiv. Collektiv.
Comp. Comparativ. Compositum.
concr. concret.
Cond. Conditional.
Conj. Conjunction. Conjunctiv.
Cons. Consonant.
corr. zu verbessern.
d. h. das heisst.
d. i. das ist.
d. w. das was.
da f. dafür, statt dessen,
das. daselbst.
dass. dasselbe.
Dat. P. Dativ der Person.
Dat. S. D.itiv der Sache.
I
\\1
n.'kl. Uckliniiti.iM.
iIlcI. dergleichen.
hial. dial. Dialekt, dialekti.scli.
Ihm. Diminutiv.
|ii|ilitli. lüiilitli. DiijlitlKing. (liiplitiKingi.sili.
air. direkt.
an|,p. dopi.elt.
as. der.^^elbe.
ebd. ebenda; ebender.selbe.
ihm. ehemals; ehmalig.
eig. eigentlich.
Eigenn. Eigenname. Nomen projir.
rin.s. einsilbig.
eil. Ell. elli|iti.sch. ElliiKse.
Knd. Endung.
Ends. End.silbe.
i'Ugl. englisch.
■ ■ng. 8. im engern Sinne.
enkl. Enkl. enklitisch. Enklitica.
entg.' entgegen, in entgegengesetzter Heileutung. im
Gegensatz,
entw. entweder.
Epith. Epitheton.
Etw. Etwas.
Etyni. etyni. Etymologie, etymologisch.
Euphem. eupheni. Euphemismus. eu|iheniistisch.
f. feminin, weiblich, für. folio. folgend.
Fem. Femininum.
fig. figürlich.
fing, fingiert.
flect. tteetiert.
F 0 r s t w. Forstwissenschaft.
Freq. Freciuentativ.
frz. französisch.
gebr. gebräuchlich.
gedr. gedruckt.
Gegs. Gegen.satz.
gem. gemein.
Gen. P. Genetiv der Person.
Gen. S. Genetiv der Sache.
gespr. gesprochen.
gew. gewöhnlich, gewöhnlicher.
gleichbed. gleichbedeutend.
gleichs. gleichsam.
got. gothisch.
gr. griechisch.
Gr. gramin. Grammatik, grammatisch.
Grdw. Grundwort.
(irundf. Grundform.
h. mit dem Hülfszeitwort haben conjugiert.
hd. liochdeutscb. Schriftsprache.
Hdschr. Handsclirilt.
holl. Ihdlandiscb.
hrsg. herau.sgegeben.
Inip. Imperativ.
Impf. Imperfekt.
Innern des Wortes.
Ind. Indikativ.
indcel. indecdinabel.
indir. indirekt.
Inf. Infinitiv.
Inl. inl. Inlaut, inlauleu.l, d
Instr. Instrumental.
intens, intensiv.
Interj. Interjektion.
intr. intransitiv, nicht den I. Fall regiercml
iron. ironisch.
isl. isländisch.
it. italienisch.
iterat. iterativ, wiederholend.
J. Jemand. .1 — es. J — em. J — en.
Jag. Jägersprache.
Jhdt. Jahrhundert.
K<lld. Kinderlied.
Kdspr. Kinder.sprache.
kelt. keltisch.
kurh. kurhessisch.
1. lies verbessernd.
lat. lateinisch.
Lit. Literatur,
litth. litthauisch.
lt. laut.
M. Mitte.
m. mit.
m. maskulin, mannlicli.
MA. MAA. Mundart. Mundarten.
Masc. Masculinum.
md. mitteldeutsch.
Med. Medium.
mehr od. w. mehr oder weniger.
mh d. mittelhochdeutsch.
mlat. mittellatoin.
m n d. mittelniederdeutsch.
ni n 1. mittelniederländisch.
Ms er. Manuscript.
n. neutrum. sächlich.
Nachs. Nachsilbe.
näml. nämlich.
Nas. nas. Nasal, nasaliert.
Nbf. Nebenform.
nd. niederdeutsch.
ndl. niederländisch.
ndrh. niederrheinisch.
Neg. neg. Negation, Verneinung, negativ.
neud. neudeutsch.
nfrz. neufranzösisch.
nlt. neulateinisch.
Nom. Nomen.
Nomin. Nominativ.
Ntr. Neutrum.
Num. Numerale. Zahlwort.
0. oben. ohne.
oO. ohne Ort. ohne Ortsangabe.
obfl. oberdeutsch.
Übj. obj. Object. Gegenstand, auf welehen sich die
Tätigkeit bezieht, objectiv.
ob.se. obscön.
od gl. oder dergleichen.
Org. org. Organ, organi.sch.
Ortsn. Ortsname,
östr. ö.stereichisch.
P. Person.
Part. part. Partikel, iiartitiv.
Pass. Fassivuni.
Patron. Patrunvniicuiii.
Pers. pers. Personale, iiersonlich.
personif. personifiziert.
Personn. Personenname.
PI. Plural.
Pos. Positiv.
Po SS. poss. Possessiv, possessiv.
Prä f. prüf. Präfix, präfigisrt.
Präp. Präposition.
Präs. Präsens.
Prät. Präteritum.
Pron. Pronomen.
Ptc. Particip.
Ptc. Per f. Particip Perfecti.
Ptc. Iinp. Particip Iniperfccti.
(j\ial. i[iial. Qualität, .lualitativ.
(^iiant. ijuant. Quantität, quantitativ.
r. rein (vom Vokale l.
lt.\. K.\A. Redensart. Kedensarten.
ImmI. red. Reduplication. redupliciereiid. redupliciert.
refl. rettectiv.
Kcl. rcl. Relativ, relativ.
rglm. regelmässig.
rom. romanisch.
rieht, richtiger.
Kspr. Kechtssprache.
S. Seite.
s. siehe, sein, ejus, mit sein cniijugiert.
s. d. siehe dieses, dort, daselbst, d. h. im Wörterbuch
unter diesem Wort,
s. d. A. siehe den genannten Artikel.
s. d. W. siehe dieses Wort in seiner alpliab.'tisclien
Stelle,
s. V. a. so viel als.
s. 0. siehe weiter oben,
s. u. siehe weiter unten,
s. Z. seiner Zeit,
scherzh. scherzhaft,
schw. schwedisch,
seh WZ. schweizerisch.
Sg. Singularis.
sog. sogenannt,
sl. slavisch.
Sp. Spalte,
spec. specicll.
Spir. Spirans. Sjiiritus. Haucli.
Spr. Sprache.
spr. sprich.
Sprw. Sprww, Sprichwort. Sprichworter.
st. statt.
stf. starkes Feminin.
stm. starkes Masculin.
stn. starkes Neutrum.
Subj. subj. Subject. subjectiv.
Subst. Substantiv.
südd. süddeutsch.
Suff. suff. Suffix, suffigiert.
Sup. Superlativ.
sw. schwach (mit Bez. auf Flexion).
swf. schwaches Feminin.
swra. schwaches Masculin.
swn. schwaches Neutrum.
Syn. syn. Synonym, synonym, im Allgemeinen gleich
bedeutend.
syne. syncopiert.
t. teils,
tr. transitiv,
trop. tropisch,
tw. teilweise.
u. und. unten, unter.
u. a. unter anderem, und anderes, und anderswo.
u. a. m. und andre mehr.
u. ä. und ähnliches.
u. o. uud oft.
u. ö. und öfter.
u. V. a. und viele andere.
u. w. a. und wenige andere.
übh. überhaupt.
übertr. übertragen.
ungew. ungewöhnlich.
Umd. Umdeutung.
umged. umgedeutet, umgedeutsclit.
uneig. uneigentlicli.
unpers. unpersönlich.
uur. unrein.
Unter seh. Unterschied.
unrglm. unregolmässig.
Urk. Urkunde.
urspr. ursprunglich.
u n V e r. unverändert.
V. von.
V. J. vom Jahre.
V. 0. von oben.
V. u. unten.
Var. Variante.
Vb. Verbum.
veralt, veraltet, veraltend.
verk. verkürzt.
rersch. verschieilen.
verst. verstärkt.
vgl. vergleiche.
Tgl. d. vergleiche dieses oder dort.
viell. vielleicht.
vielm. vielmehr.
\xv
\'iic. Vocal. Voeativ.
V ulkst, volkstuinlicli.
vollst, vollständig'.
\'iirr. Vorrefle.
vwdt. VwiUscli. verwandt. ViTwaiidtscdiaft.
W. Wort.
iiit'lir od. w. niflir odiT weniger.
w a h r .s c h. wahrsclieinlicli.
W B. Wilrterbueh.
weit. 8. im weitern .Sinne.
wörtl. wörtlich.
Wut Weistuni.
\VW. Wörter.
Wz. Wurzel.
Z. Zeile.
■e. ZU; zum ; zur.
■i. T. zum Teil.
z. TJ. V. zum Unter.seliiede von.
zs. zusammen.
zsgez. zusammengezogen.
zsgs. zusammengesetzt.
Zss. Zssen. Zusanimen.setzung. Zusammensetzungen.
zuw. zuweilen.
zw. zwischen.
Römisclie Ziffer bedeutet das betr. Jalirhundert.
3. OrtsbezeichHiDifieii.
NB. Die Kantone sind ilurcli Semikolon, die Unter-
abteilungen der Kantone durch Komma getrennt. Die
Chiffrierung der Ersteren geschieht ohne Punkt, die der
Le.tzteren mit Punkt.
Wenn die Ortsangabo fehlt, so i.st dieselbe entweder
ohne Bedeutung, die Verbreitung eine ziemlich allgemeine
oder es stand uns keine verbürgte Angabe zu Gebote. Wir
hätten vielleicht besser gebui, die meisten der bez. Angaben,
welche wir unserem Vorgänger (Staldor) entnahmen, zu eas-
sieren, da dort gewöhnlich die Ortsangaben imeutwirrbar siijcl.
Allgemeines.
a: alt.
abw.: von dem betr. Orte aljwärts.
aufw.: von dem betr. Orte aufwärt;
e: enner-. ennet-.
gr: tiross-.
H.: Hinterland.
li: Hinter-.
kl: Klein-.
1: links z. B. vom See. Fluss.
M.: Mittelland.
ni: Mittel-.
n : nördlich mit Bez. auf das betr. (
U.: Oberland.
o: Ober-.
ö: östlich mit Bez. auf das betr. (ie
r: rechts z. B. vom See, Tluss.
s: sudlich mit Bez. auf das betr. (it
Stdt: Stadt.
t. : nur teilweise.
U.: Unterland.
u: Unter-.
w: westlich mit Bt
z. auf ila.s betr. Gebiet.
iebiet.
biet.
d)iet.
Speclelles.
Aa: Aargau.
AaB.: Baden.
AABb. oder Badb.: liaderbiet.
AaF.: Freiamt.
AAFri.: Frickthal.
AaHI.: Hallwyl.
AaK. : Kaiserstuhl.
AaKc. : Kelleramt (zw. Ottenb. und Bremgarten).
AaKI. : Kilchspiel (Leuggeni, Hagenttrst, Schlaft,
klDöttingen).
AaKu.: Kuhn.
AaL. : Lenzburg.
AABh.: Kheinfelden.
AASt,: Staufen.
AaZ.: Zurzach.
.Aar.: Aaran.
Ar: .\iii)euzell.
Ai'A.: Ausserrbodeu.
Ai'H.: Hinterland (Herisau, Waldstatt. Seliwelibr..
Schönengr., auch Urn.).
.\i'I.: Innerrhüden (ausser Oberegg).
.\rK.: Kurzenberg (was rechts der Goldacli liegt:
Walzenhausen. Oberegg. Heiden. W'ald. l!eb-
tobel).
.\i'M.: Mittelland ^ Ausserhoden zw. Sitter und
Goldach.
Ai'St: Stein.
B: Bern.
BAd.: Adelboden.
BBc.: Beatenberg.
BBr. : Brienz.
BBr. S. : Brienzersec.
BE.: Emmental.
BG.: Guggisperg.
BQr. : Grindelwald.
BGt. : Guttannen.
BHa.: Haslital.
BHk.: Habkern.
BK.: Kandertal.
BL.: Lauterbruniien und -tal.
BLf. : Laufental.
BE.: Ringgenberg.
BS.: Seeland.
BSa. : Saanen.
BSchw. : Schwarzenburg.
BSi.: Sibental.
BTh.: Thun.
BTh.S.: Thunersee.
Bai.; Baiern.
Bs: Basel.
BsB.: Birseck.
BsL.: Land.
BsLie.r LiL'stal.
BsSt.: Kaiitf'ii Hiiselstadt.
F : Freibuvfr.
FGu.: (iurmels (Jetzt zum Seebezirk geliüreiid).
FJ. : Jaitn und Tal.
FMu.: Murten = Seebeziik ubne Guniiels und
Berflscben.
F S. : Seebezirk, wozu jetzt (iunnels und Bertiseben.
FSs.: Sensebezirk, von Platieyen bis Bösingen.
G : Gallen d. i. der volkstüniliehe Name für St. Gallen.
GA.: Aiuden.
G aL.: alte Landscluift.
GF. : Fürstenland.
GG.: Gaster.
GMs.: Mels.
GR.: Rappersweil.
GEL: Rheintal.
GS.: Seebezirk.
GSa. : Sargans.
GT.: Toggenburg.
GTa.: Tablat.
GW.: Wartau.
GWe.: Werdenberg.
GWsst. : Wcisstaniien.
ebirg mit Ausscliluss der Vorbergt
sog. flachen Schweiz.
der
ii,: Glarus.
GlGt. : Grosstal, vgl. Liuthtal.
GlH.: Hinterld.(Linth-u. SernfttalbisScliwanden).
Gi.K. : Kerenzerbezirk.
GlI-.: Linthtal.
GlM.: Mittolland.
Gi.S.: Kleintal, Sernltal.
jk: Graubünden.'
GkA.: St. Antonien.
GkAv.: Avers.
GkD.: Daves.
GRHe.: Herrschaft.
GuL.: Langwies.
GnObS. : Obersaxen.
(JnPr. : Prättigau.
GnRh.: Rheinwaldtal.
GuS. : Savien.
G II Seh.: Sclianfigg mit Ausschluss von Langwies
und Arosa.
tii:V.: Vals.
Luzer
LK.:
LG.:
LH.:
Entlibuch.
Giiu: Reuss-, Aa-, Wina-, Surental.
Hinterland; d. i. Wiggisthal, die nördliche
-Vbdachung des Naid'. Luteren. Hergiswyl.
Willisau, Zell, Dietwyl.
LHa.: Habsburgeranit = was rechts der Reuss.
LHo.: Horw.
LV.: Viznau.
L W. : Wcggis.
LWigg. : Wiggertal.
N I) w. : Nidwalden.
ÜBW.: Obwalden.
P: Piemont, nämlich die deutschen Täler am Monte
Rosa und an der Tosa.
P G r. : Gressoney.
PMa. : Macugnago.
PPo.: Pommatt.
S: Solothurn.
SB.: Buch.sgau. .
SBb.: Bucheggberg, was südlich von der Haupt-
stadt in den K. B ragt: Atigen, Lüssligeii,
Messen, Äschi, Biber., Deitigen. Kriegstetten,
Luterbach, Zuchwyl.
SGr. : Grenchen.
SL. : Leberberg, was westlich von S.
SSchwa.: Schwarzbubenland, was nördlich der
.Turakette.
ST.: Tal. Balstal, Gänsbrunnen bis zur KIus.
SThierst.: Thierstein.
Sch: Schaff hausen.
SuiiHa.: Hailau.
SchKL: Klettgau.
Sch Schi.: Schleitheini.
SiuSt.: Stein a/Rli.
S c H w : Schwyz.
Si'HwK.: Einsiedeln.
ScHwG.: Gersau.
ScHwHö.; Höfe.
Sc'uwMa.: March.
SoHwMuo.: Muotatal.
ScHwW.: Wägital.
T: Tessin.
TB.: Bosco.
Th: Thurgan.
TnFr.: FrauoMteld.
U: Uri.
UL: Isental.
UR.: Reusstal, Gotthardstrass
URie.: Riemenstalden.
IJSch. : Schächental.
UUrs.: Urseren.
Uw: Unterwaiden.
UwE.: Engelberg.
UwSa. : Sarnen.
V w : Vierwaldstätte.
W: Wallis.
WG.: Goms.
WLö.: Lötschen.
WV. : Vispertal.
Wst: die Waldstättc mit Aussei
ausser Urseren.
von Luzern.
Z: Zürich.
ZAuss.: Ausseranit (Martalen. Benken. Laufen,
Feuertalen).
Z B.: Bauronland.
XXlX
Z eA.: Enneramt (Seen. Zell, «clilatt. Elf^i;-. Ellikoii.
.\ltikon, Eikenb., Dyiihanl. Dägerlen, Seuzach,
Elsau, Wisendangen. oWinterthur. Veitheim.
Töss, Neftenbach. Flaach. Berg. Itättlikon.
Pfungen, Rorbas.)
ZF.: Fisehental.
ZKatz. : Katzensee und Umgegend.
Z K n. : Knonaueramt.
Z IS.: linkes Seeufer.
ZN.: Neuamt (o(Tlatt, Ha.sli, Neracli . Stadel.
Weiaeh).
Z oA.: Oberamt (Weissl., Wildberg. Turbental.
Wyla, Bauma. Sternenberg. Hittnau. l'l'ätt'.,
Russikon).
Z rS. : rechtes Seeufer.
ZSt. : Stammheiin.
ZTO.: Tö,sstal.
ZTu.: Turbental, oberes Tösstal.
Z uA.: Unteramt (Kloten, Bass.. Wallisellen).
ZW.; Wehntal.
ZWl.: Weinland.
Zg: Zug.
Z(iÄ.: Ägeri
und Tal.
Die Chiffricrung der literarischen Quel-
len verbindet sich am schicklichsten mit dem aus-
führlichen Verzeichnisse dieser selbst, welches aber
erst später in der gehörigen Vollständigkeit mit-
geteilt werden kann; inzwischen dürfte unser be-
treffendes Abkürzungssystem den hauptsächlichsten
Bedürfnissen genügen.
Indem wir nun diese erste Lieferung in die
Welt hinaus senden, sehen wir nicht ohne einige
Bangigkeit um den äussern Erfolg des Werkes,
aber getrost in dem Bewusstsein, unser Möglichstes
getan zu haben, einer sachkundigen und billigen
Kritik entgegen. Dieselbe möge, ehe sie ihr Urteil
spricht, vor Allem bedenken, dass wir gedrängt
durch die Ungeduld eines Publikums, mit dessen
Gunst wir doch rechnen mussten , und zugleich
beengt durch mancherlei andere äussere Rück-
sichten, zum Teil auf das selbe Publikum, d'as
Werk in diesem Zeitpunkte und in der nun vor-
liegenden Gestalt erscheinen lassen mussten. Dass
dieselbe mit manche^ Mängeln behaftet ist, wissen
wir selbst nur zu gut, und es konnte nicht anders
sein, schon weil die Sammlung nur zum kleinsten
Teile auf unmittelbarem Wege geschah, sondern
vom Wohlwollen, Wissen und der Mitteilungsgabe
dritter Personen abhängig war, von denen viele
nicht einmal mehr befragt werden konnten, weil sie
nicht mehr unter den Lebenden weilen. Wenn die
Kritik diese und andere Schwierigkeiten, mit welchen
wir zu kämpfen hatten, bedenkt und nachteilige
Folgen derselben nicht uns selbst zur Last legt,
so möge sie im Übrigen rücksichtslos sich über die
Sache selbst aussprechen. Wir werden wirkliche
Berichtigungen und Ergänzungen mit gros-
sem Danke annehmen und zur Verbesserung des
Werkes dienen lassen. Ein ganz richtiges Urteil
über das, was von dem Ganzen zu erwarten sein
wird, kann übrigens aus keiner ersten Lieferung
geschöpft werden, und aus der vorliegenden be-
sonders auch darum nicht, weil es sich so traf,
dass dieselbe, ausser dieser etwas ausführlichen
Einleitung, in ihrem wirklichen Texte gerade von
Anfang an eine Reihe von wenig bedeutenden Ar-
tikeln über Interjektionen und Partikeln enthalten
musste. Auch das von uns adoptierte Anordnungs-
system muss sich eben in diesem ersten Teile des
Wörterbuches von seiner unvortedhaftesten und am
schwersten verständlichen Seite darstellen.
Zürich, an Lichtmess 1881.
Die Redaktion.
t
I. Abteilung.
Wörter, deren Hauptsilbe bloss aus a oder anderen Vocalen bestebt.
A resp. ä, ai, au, äu, e, ci, eu, I, le, 0, ö, II, ii, ue, üe.
Bemekktni;. Di(: ciusi Ibigcii W \V. mit a msIuu tiiiiK.iii w siml «bcii falls hi.T u ii !.■ igelj rächt. JI.iii suhi
aiic-h ilir (iriipprii Acll, AJ, All, \w und die mit an laute n du tu H-,
A ä: Niüue des ersten Buchstabens im Ali-iliabet.
Das Geschlecht dieses und aller Buchstabennanien variiert
nach den Landesgegenden zwischen m. und n., jenes meist
in den katholischen, dieses in den protestantischen.
s be: biichstabierenJe Zerlegung des Adv. ah, s. d.
— ä be ce: Einleitung zu dem bekannten Kinder-
spruche von der durch den Schnee oder über den See
laufenden Katze, und zu Nachbildungen desselben ge-
braucht.
Vgl. H. 1. Seil. 2, a. Unuth 1, 4;», 20-24. Kochh.
Nr. 939 --42. Von Letzterem als eine Kiuderbesegniing
erkannt, was durch eine LVariante, der Cliutz iwt '« DopU
}cvh, noch besonders gestützt wird. Die sinnlosen Laute
sollen wohl die unverstandenen Ireniden Worte eines Zauber-
spruches nachahmen. Als leere Spielerei scheinen sie dann
weiterhin gesetzt in Sprüchen wie A, be, ce, Zimige, de Lerer
hel-mi wolle rjinrjfje USW. Ullgl.
ABC n. ähe'ld' Z, fijiehsi' Al\ äpetd' ScUW ; Uw, äjjiliie'
Aa; B, ahitd' Bs: Alphabet. Nid einäl 's A. kenne"
bezeichnet den höchsten Grad der Unwissenheit und
Ungeschicklichkeit Uw. — Das sächl. Genus belegt aus
Aa: Vw: Z.
\. A a f. s. Acht. Acll. \ n. s. Ei. a s. ((*(•
"Ime. !i! A n. s. ä II.
H I: Interj. 1. staunender Verwunderung oder
liewunderung B; (i. — 2. des Schmerzes 6. Ä min
fduttj ! — 3. der Verachtung, Verwerfung, Unge-
duld. Unzufriedenheit, bes. in der Verbindung a ica!
U. a iras! S. .Nimmt 's iif die Hecht Achsle und denM:
A was!' BWyss. - 4. des Ekels, auch Substantiv,
das Ekelhafte, Schmutz (Kdspr.). RecTc's nid a", es
ist A! Unrat, Kot; A mache, Notdurft verrichten A.4.
- Syn. d-ä, a-i, ä. ii-i, äui, aijije, äijiji, atseli. — 5. Lieb-
kosung, s. ä II.
n: Intonation zu einem S|iottlieil(;hen: <i, Riijeli. d,
d's Wjh schlät der Ma usw. Gl.
ä II: untrennb. Partikel vor Subst. und Adj.
Verwandt mit ar- und ur- und mit diesen Vorsilben zu-
weilen wechselnd (Gr. Gr. 2''', 695) bezeichnet dieses a-
Schw. Idiotikou I, 1.
urspr. nur Ausgehen von etwas, dauu überh. Uugüustiges,
ist aber nicht geradezu Verneinung wie un-. Erhalten in
Ahrech, Awereh, Aachtcinye, Akust, Alanter, Amackt, amäehtitf,
Aweg, Awert, a/ädig, aneiz, aseliirr, mrert, viell. auch in
Aijerate und in Ämd (Amad). — Mit diesem a- nicht zu ver-
wechseln a = an und a = ohne.
-ä HI: interj. meist an Imperative angehängter
Laut zur Verstärkung des Anrufs oder der Aufforder-
ung. ,Stilla, stilla, nun losend mir!' Man. .Heu! ein
Wort, so man einem rüeft, hola, hola, losa, losa hiezue!'
Fris. ,Losa, ist ein Wort, dardurch wir aufmerkung
begärend desse, mit dem wir denn reden. Losa da.
Lieber sag mir.- Mal. ,Eya Narra!' närrische Meinung!
1712, GöLDi. S. ferner hoscha. Vielleicht auch in der
bekannten Aufforderung zur Lösung eines Eätsels:
rät-mer-l, rät-mcr-ä; s. -i. — Vgl. -o.
(I- IV für ei- d. i. ein (Zahlw.). — Zss. -Rolle,
-welch.
ä V: auf falscher Umdeutung oder auf Verstüm-
melung beruhende Vorsilbe; z. B. A-Koni, -Scheid,
-ZiiifKie. -dainieii.
a: 1. an. und zwar ä Adv., (( Präp. ; s. an. — 2. an
den Aa; BO.
ä I: Interj. 1. der unwilligen .Abweisung B; Z,
a hä! Z, a ini! G; Z. a biirnr! a h'hilet Sch; Z.
a pfiich! Ar. - 2. des Erstaunens: warum nicht
gar! potz tausend! GW., ä pa Aa. d bd VV. A'gl.
«7m.' ,ei ba!' Mal. e! a I. ä IV '>. 3.
S, II: Abschwächung der Endung -ach (die Ach?)
in Ortsn., z. B. Golda (Bodensee). — Die Verstümmelung
auf halbem Wege zu blosser Bildungssilbe (el stehen geblieben.
ä-ä: nein BM.; G. - S. e-e. im-n.
ä-ä, ä-ii: Interj. und Subst. n. =« I i. B; Git; W.
a-i 1: dorthin Ar. — Aus un-hiu: vgl. am:
a-i II. a-hi. a-he; hinunter, herunter: drunten
Al>; s. (ib-hiii. -her.
A. E. I. n, r
a-i lU: Interj. und Subst. u. mit dein Dimin.
A-itschi = ä I 4 und aus diesem abgeleitet L.
Sie'' Aa; B; Sch; Th; Z, auch reduplicierend a-ä Ap;
Zo. c*-e- Z: 1. Interj. und i^ubst. n. = ä I 4 Ap; Bs; Z.
- 2. Interj. des Spottes Aa; B; G; Sch: Th; Z; gerne
in repetierender Form und von der entsprechenden
Geberde der Zeigefinger (Hsglgele; Eüehli schabe) be-
gleitet; ä! ä! yeJ, es het di''' g'fl'e! Aar.; Z, ä gix! da
hast du's GW. ; auch Warnungs- oder Spottausruf, wenn
ein Kind sich unschicklich entblösst; ebenso (mit lang-
gezogenem Tone) Ausdruck des Befremdens über mo-
ralische Blossen eines Andern: ä aber! So viell. Kuof
1538: ,Ae! tuond g'mach; iend nach nit hu' [sprecht
noch nicht Hohn].
Schliesst sich vwdtschftlicli imil der Bed. nach au ä I 4
an. Sowohl dem vorliegenden Laute als dem unten folgenden ä
lassen sich die ausdrücklichen Interj. des Absehens pfuch,
pfudi, pfutcr, hum, hü beifügen. — Vgl. auch el ei!
8! II Ä Aa; Ap t.; Bs; B; GrO.; Uw; U; Zo; Z, c«BSa.,
ä Art.; (ißCh.; G; ..Sch"; Th: gerne reduplicierenda'-n,
a-ci: Interj. und Subst. n., Ausdruck der Zärtlich-
keit, verbunden mit liebkosender Geberde, besonders
des Anschmiegen» von Wange an Wange Bs; Z. auch
des iStreichhändchens, namentlich von Kindern Aa Fri.
Als Subst. sind vorzugsweise dimin. Abltgn. üblich :
ÄU Aa; Bs; B; FMurt.; Gl; GkO.; L; GS. u. Sa.; Uw;
U; Zo; Z, ÄU Ap; FMurt; GsCh.; GTa. u. W.; Sch; Th,
Ä-i BG., Ä-i GsCh. Man sagt », ali mache". Mach-mer
scliön ä! Es Ä usw. mache", ge". ,Haher nnä Gerste
— wie tuet s' de Wind eso wiege: 's macht eis dem
andere Ali!' KdMeiek. Ironisch: ,Und vitt el-ei Ali
von scheu ge Äste, miiest-di halt öp2>edie jiuclic.' Corrodi.
Es ÄU und es Briickerli LG. En AU ond e Stricherli
Xr. Ä-Ueheli mache" LG. und so schon 1651 : ,Wenn
sie [Accus.] wurd ein Zaunstäcken anlachen, sie wurd
ilira ä lieb machen.' Schimpfr.
Die Formen mit a liommen fast nur in solchen Gegenden
vor, in denen der Hiphth. ei regelmässig zu ä verdichtet
erscheint. Dieser Umstand und die Vergleichung der ent-
sprechenden Formen in deutschen MA. (ci-ei = unserm a-<i
und ffi-a,- Eid, Bihin, Einchm = ÄU) führen auf den Diphth.
ti als Quelle unseres W. - Syn. Licheli. OrrMi. Vgl. auch
ä! IV 1.
ü 111 .<! L; Z: Interj. 1. des Schmerzes , der Be-
schwerde; ach! ,.\e: ist wenn man sich klagt.' Feis
Mal. — 2. starker Gefühlserregung überhaupt.
Ä wie guet, schön, lieb! udgl. -- Durch Dehnung aus äch!
ä IV rf, mit schwankender Quantität, doch vorwiegend
kciiz: Interj. 1. der Bitte. Ermunterung, Aufforderung.
Ermahnung, entspr. dem nhd. .doch' nach Imperativen.
Ä, tue mer iez au de G' falle! Ä wöl ! Ä wol doch au!
= sage doch ja! Z. Häufig mit [ich] bitt di'''' verbunden
zu der versteinerten Formel äppitti Z ; s. bitten. .A.
gcnd mir antwurt gscliwind!' Kuoy 1538. .A lass mich
hinüber kunnnen!' bittet Moses Jehovah. Deutr. 3, 25.
1548 (wofür 1667 ,Lieber, lass mich . . .'). ,Ae = incla-
mantis interjectio, ä wenn man eim nachschreyet vmb
hilff. Ae gäbcnd mir etwas.' Mal. ,A lieber thue hüpsch-
lich. biss nit so hön.' Fris. Mal. .k\ quaeso.' Id. B.
i. Unwille. Uberdruss; Abweisung, Tadel; sich
nahe berührend mit ä I. Ä, las-mi'''' iez emäl gä"!
Ä, gang-mer eweg, das glaub-i nüd! Ä, wo wöttsch-es
du möge! A Jesis ! = ja freilich! Kennst du da?
Antw. Ä! entw. .warum sollte ich nicht!- od. .ich will
Nichts von ihm hören.' ..4 lass mich nit mehr dienen!'
1531, Jerem. ,Sin Schwager sagte: ir sollten ze predig ;
gon. Spräche er: ä, ich mein, min frow werd mir wol
predigen.' 1532, Eoli Act. ,A, dass dich 's erdrich fräss.
wie tuest!' Mas. Wie dem ä! werden auch diesem d
gern was, wa, ha; b'hiietis (trüU), biwär, ebenso die
zu ä I erwähnten Interj. des Absehens zum Zweck der
Abfertigung, etwa auch im Sinne eigener Entschuldig-
ung beigefügt. Yiell. gehört hieher auch die Drohung
ü-jö! Bs. 3. Erstaunen, Überraschung, Zweifel,
wie ä I. Ä, es wird doch nüd si"! Ä, was du nüd
.yaist! wofür auch einfach «.'gesagt wird. ,Hem, interj.
adniirantis: Ae, sihe da.' Denzl. 1677 u. 1716. ,Ae
KriegV [ist's möglichy] Mit wemV' Weissenb. 1701.
Auch hier kann zur Verstärkung ba hinzutreten Ap;
W; Z (hier auch zu «'6a verwachsend), ebenso was,
wa Z; bots, potz! Gl; GbP. Mit ä- oder u-b.! leitet
man in Gk eine erklärende oder einschränkende Ver-
besserung seiner eigenen viell. übereilten Aussage ein.
Die Überraschung kann auch eine freudige sein. ,A
wie bist du so recht komen!' Fris. ,A das ist recht!'
1569 LLav. Neugierde: ,A, wie war das!' 1532, Eqli,
Act. Auch das ä! mit dem man Verwunderung darüber
ausdrückt, dass Etwas von Andern nicht bereits ge-
wusst oder verstanden wird, begegnet schon früh (Ab-
scheid V. 1526). Viell. steckt unser ä auch in dem
Ausruf des Schreckens: e-m-min! [Gott] B; F. - Bo-
griiflich und etym. berührt sich ä IV mit ach! ach! u! ei! e!
ä! V c^, und wo dieser Laut nicht heimisch ist, dafür rf,
gelegentlich mit gedehnter Ausspr. : Interj., als Ausdruck
von Munterkeit, lebhaftem Erstaunen, freudiger
Überraschung; zur Verstärkung verdoppelt, wie schon
bei Kessler: ,E, e. mit was grossen eren sy emiifangen
wurden!' oder mit sinnverwandten Ausdrücken ver-
bunden: ä der tüsig! A lueg (men) au! A ba! ist's
möglich? Ä nei! kann bloss lebhaftes Erstaunen oder,
als Gegensatz zu ä ja! ä trol! lebhafte Verneinung
ausdrücken. Durch ä aber! wird mit dem Erstaunen
oft Missbilligung verbunden. Bald Einwilligung wird
bezeugt, bald Ermunterung versucht mit ä nit Scnw,
üsemise Gl, ä^enüsedä, ei so nun so denn! Wst; Zo.
,Eja dann, lasset uns eilen!' 1665 JohMuller. - Vgl.
übrigens ha und c'
ä! VI: affektvolles nein bei befremdlicher Frage
Ap oder in trotziger und grober Stimmung Bs. — Aus
iich! oder (wie e-c/) aus .nein' verstümmelt.
ä VII: hier, proklitisch vor Advv. des Ortes,
ä-obna, äju.^sna, äjunna GbD.
Die Form weist auf das Adv. ei, die Bed. eher auf vei-
stnmmeltes hie. S. auch je.
Ä: veraltende Ausspr. für Ei Ap; Ende des vor.
Jh. noch in GStdt.
ä-ä! •i-'C Z = ä! II.
ä-ä! P-c' Z, rf--.e Bs = re.' I 1. - \-f\. .(-...'
Ä-i n., ä-i! = ä 12 und IL
ä-i: = a-i II GrV. - Durch Umlaut aus diesem ent-
standen. S. ei Adv. II.
ai! a'i: 1. Ausruf der Verwunderung. «/.' ai!
ScnSt. 2. Weheruf B.
au I: Interj. des Schmerzes, allg. ..\uwec!' Fris.
,Au wehe!' Denzl. 1677. 1716.
an II: Interj., Laut eines bellenden Hundes .\p.
Syn. rniu!
au m = auch : s. d.
an IV aus an in der Zss. Aubeck GT. s. Anbävk.
A, F.. I, 0, V
All I Anw, AuWe f., mit hüihareni ic BSi.; G o.Rh.
lt. Steinmüll. 1804; Uw: U; W. olmo „■ Ap; BM., S.; P;
Gl; Ge; GSa., Au-e BM.; L; Schw; 8. — Demin. Auwji
Obw; W, Auwli BO.; Obw, AiiweliBGt., AujiGaD.,
Anli BM.. SL; Uw: U, ÄuH Ar; Gl; GA., Auwelti
Obw, Aut.schi GlH.. Autsclili, Autsch li B: 1. weib-
liches Schaf. Nur in den Kant. lis; Seh; Th; Zg n. Z
nicht nachgewiesen. .Die schaf . . . die oüwen, das ist
weiblin, als wol als die wider.- MUnster 1548. ,Maii
lasse den Widder nicht eher zu den Auen, bis sie
wenig.stens 2 Jahre alt sind.' JSammlek 1779. ,Heiser
wie eine alte Aue.' Gotth. Der Vulkswitz lä.s.st einen
Sarganser, auch im Namen seiner Frau, gegen einen
Gemeindebescliluss protestieren : / hi derwiiler und
d'Mari/ret au (was klingt wie der Widder — d'Au).
Bnndner Auwen bedeuten eine kleinere Eace. Steinm.
1804. FTscHUDi 186.5. Das Demin. bezeichnet mitunter
eine Au von geringerem Werte, abgesehen von der
Grösse BSi.; W, so auch Obw in der Form Auwli,
nicht in Auwelti; in Guttann, ist Auweli = alte
Au. — 2. das weibliche Kaninchen oder Meer-
schwein L.
Mhd. ouwe, o\v. alid. awi. -- Syu. s, Srhif. - S. ;. Wniduu.
— Abi. Auwele, der AuH, Auyat. Die verbale Abi. deutscher
MAA. besitzen wir nicht; dafür lummeren.
Lammer-: Mutterschaf BU.; Gr. - VoulamiiKien.
Schellen-: i^l^- Schw, «ViüH-Gb: 1. eine ältere Au,
welche als Vorschaf die Schelle trägt Gb (wo man
den Leithammel nicht kennt). — 2. ein Mensch, der
lieber herumvagiert als zu Hause seinen Geschäften
obliegt a.ScHW. — Vgl. Schelhidve.
äuwig: zum Schafe gehörig, im n. auch subst. das
Schaf. ,Daz die von Ossingen das recht band von dem
grossen zechenden ein nützlichs und ein guotz vasel-
schwin und ouch öwiges . . .' Gn.Wst. 1, 9ü.
äuwin: von einem Schafe herrührend. .Owen
Fleisch.' 1412 Z.
An II Au, Aue f.: jetzt nur noch Eigenname.
früher appellativ : 1. Insel, Halbinsel, z. B. die
Liltzehui, die üfenau, die Alt, die Bächaii im ZS..
Lindau, die Sonimerau, die Meinau, die lieicltenau im
Bodensee und von hier der Name R. übertragen nach
Gb, die Wyssenau im Thunersee, die Umberau, Auhof,
Auhöfe am untersten Lauf der Aare. S. auch ^ Windan.
- 2. Gelände an einem Gewässer, wasserreiche
Ebene an einem See, auch überhaupt sumpfige Wiese
Aa; B; L; G; Schw; Zo; Z. So die Schadau am Thuner-,
die Mererau am Bodensee, die Auje zu Klosters, i" der
Ea auf dem Berge zu O.Ägeri, auf Morschach. .Die
Wildfäng. so in den Auwen bey den Wasseren auf-
gewachsen' [lassen sich nicht leicht versetzen]. Rhagoh.
1639. — 3. Landstrich längs einem Bache oder Flusse.
zugeschwemmtes Grienland, meist mit Gebüsch
und Gras bewachsen, etwa zu Weide dienend B; Gk;
GRh. .Item so mögen die unseren von Loupen die
ouwen bannen.' Laup. 1.54.5. .Dornstauden oder Erlen-
stauden aus der Au.' Sammler 1780. Vgl. Auwrecht.
Die Auu-ing. — 4. „die Öje: das Gesträuch selber
BSa." ,Awe, pratum, viretum.' Denzl. 1716. Für ?o.s'
Angias im Engad. wechselt die Übersetzung in der
Au geradezu mit in den Erlen.
Das Appellativ unseren einheimisclieu Lexikographen des
XVI. nicht mehr bekannt. Stumpf brachte das W. wol a>is
seiner alten Heimat mit: .Insleu, welche die Teütschen
gwonlich i'iii Ow iienucnd. Linden, sei mau ^ewiiulich in
die Owen setzt.' Das W. steckt Übrigens in mancher Zss.
bis zur Unkenntlichkeit verstümmelt; s. z. B. Meyer Ortsn.
Nr. 593. 598. 615. 619; und an mancher Lokalität haftet es
noch, nachdem durch Drainiernng, Veränderung des Wasser-
laufes usw. der reale Grund verschwunden ist. — Die um-
gclautete Form findet sich als ,Euw,' oü im Umkreis der
Mythen (immerhiu daneben auch Au! s. Gfr. 25, 294. 30,
224), uüje GrPr., ,Oey, Oeyen, Öje' BSa., Si. (aber ,Ooya,
Oeia' Sarnen XH., Sileuen XIV. repräsentieren nur die dor-
tige Aussprache für Au). Sie entspricht richtiger als das
vereinfachte Au dem spätlat. auijia, nord. eij und dem voraus-
zusetzenden ahd. ouwia, evwe, got. am (ahm), da ihnen allen
das i als Element der Ableitung (von got. alica; s. unser
ach) wesentlich ist. Für das abgeleitete W. bildete sich die
vorwiegende Bedeutung Wasser land heraus. Im schwächer
betonten Teil von Zss. können beide WW. wechseln: der
Ortsn. .Langenach' 997, ,Lengenach' 1052 hiess 1275 ,Len-
giuawe', .jetzt I.engnau. — Syn. Ei, Eu-, f., WamerwU, im
Wivimrirj, Wasserhery. Zu 3 Vgl. Srjiarhen und die ziemlich
tautol. Zss. AuHchachen, mit dieser hinwieder Jnwhiu, Sanders
1, 55. — Abi. die Aucte, Aueren, das Äuetli, }, Auwlete,
Ortsnn. bei Leu. Euiecr, von Euw, Uier, sehwyz. Geschlechtsnn.,
wie ehemals Ojer, von Oye B, »i der Ouw, von Ow Z, Unter-
oyen U und jetzt noch m» der Au, f, Oivliij W Geschlechtsn. ;
.iulir; s. auch Auwelf.
A^uviing Auig f. =: Aa II i ,GEHe." , Wird durch
diese Art zu zäunen die Auig [das Gestände in der
Au] sehr geschwächt.' Sammleb 1779.
Windau f.; n.: Reflex eines Regenbogens. zweiter
Regenbogen, stückweise Färbung der Atmosphäre, für
Vorboten von Regen gehalten ZW., Glattf.
Veraltetes und in Unordnung geratenes W. ; nach einer
entgegenstehenden Behauptung lautet es nämlich Mütau, und
wieder Andere verbinden das diesem Letztern gebührende
säch!. Geschlecht mit dem W. Windau. Die Verwirrung rührt
von dem bei uns, wie es scheint, nur noch in dieser matten
Spur nachklingenden Volksglauben her, dass während dieser
Lufterscheinung das Miltau vom Himmel falle. — Syn. Wimt-
zriehfn.
Anele I f. (Miede: Mutterschaf Aa. - S. Au I.
Anele II f. = Au 11? ,Dz veld zuo der owlen.'
ScRwWangen. ScnwRq. 363.
Schne-Auele s. Lauele.
Aner: Einer von dem Orte Auw.
Mitunter zu unrichtigen Bildungen benutzt, wie in d'Jaii-
ituf.r: Einer von Oberglatt bei Flawyl.
„Ani, Auwi: Grossmutter Gn." — Aus lat. anln.
Ätti n.: Unrat, Kot (Kdspr.) Bs. - Vgl. .iijiji und
die Interjj. au. u.
E, e f.: 1. Zeit olme Anfang und Ende. .\'ou
ewen zuo eweii.' ZChr. 1336/1446. Ebenso GHdsclir..
wo der Ausdruck wechselt mit ,von der weit der wei-
ten' und mit dem matteren, aber dem Verständnisse
näher gelegten ,vou ewig zu ewig.' — 2. Recht, (le-
setz, das von jeher und für alle Zeit Be.stehendo und
Festgesetzte. So nur in den Zss. E-Fad, Fald, Fehl,
Furchi, Furt, Frid, Gaumer, Gaumete, Gaumi, ^Garten
(Ät/ertJ, Graben, haft, Hafti, Hag, hagen. Halte. Halter.
Halting, Höh, los. Matte. Bach. Pfad. Iterhf. re.hlni.
Richter. Runs, Stab, Hof statt. Teich, ruduiq. Itnjint.
Widew, Weg, Wald, Walt, Tagu-an, Wand, \\i-<.
3. das göttliche Gesetz, die von Gott geoft'enbarte
Religion, die in seinem Namen eingesetzte Ordnung
des religiösen Lebens und Cultus. .Das alte Testament
oder die alte Ee.' ZBib. 1560. ^ 4. Ehe. das durcli
göttliches und menschliches Recht geregelte Verhält-
niss zwischen Mann und Frau. Ausser in den z. T.
A. E. 1. 0. U
veralteten Zss. E-Ähend, ludl. Volch, Geld, irr-c-
i/runiijJeii. Küiif, Kanid, Kind, Liebste, Lü/fcl, Gemacht,
(iewid. Miiiii). Mensch, Büechli, Pfenning'^ Pfand.
Birrhei; linich. Gericht, Ahred, Berediny, Ring, Sach,
Scheid, Schid, Schimpf, Schatz, Schribev, Versprechen,
Stand, Stande, Stiir, Tag, tagen, Züge, beziehen, Zerter,
Züttel und in gewissen KA. wenig gebraucht; dafür
lieber und ordinärer Estand. Früe i-d'E, frile is We
ScH. '-S ist kei E iini We ebd. Dasselbe als Rätsel:
's erst ist en E, 's ander e We, 's dritt nilnt [Nichts]
me ebd.; als Wortspiel: en E %rie en F, eine nicht
glückliche Ehe G. 'S heisstja nid zur E g'nii [genom-
men], Ermunterung an den. der fürchtet, durch Zu-
sagen für immer gebunden zu werden Sch. Einander
iifd'E MC", sich verloben Gr. .Einanderen uf die Eh
ze trinken geben', eine Verlobung wie einen Eechts-
vertrag mit einem Trunk besiegeln. Wint. Chron. Vgl.
Epfand, Epfenniny. — 5. Haushaltung. ,Werent
zwo E in eim Hus, da sol man zwöy Brot hingeben.'
1413 Gfr. — Zss. Wirt. - 6. Irrtümlich für R~e (Ren;
Rech); Er; Eli und ä oder ah in den Zss. E-Flecken;
-Pfennig; -Brett; -Schatz; -Baum; -Schwinge.
Mhd. t, ewe. Das selbe W. wie lat. repitm; vwdt iV.
Auch cluirw. !tg = ^he weist einen ähulicheu Begriffsübergang
auf. — Die Berührung von Eh mit Ehr ist zunächst eine
sachliche, die beiden WW. daher mit amplificierender Absicht
.lUitericrcnd an einander gelinüpft. ,Wenu einer ein tochtev
vorfeit, Sülle er sy zur Ec und ehren haben.' 1596, Z; s.
auch u. Er, e(r)lich, e(r)los, Uner, Erhaß, Eha/li verglichen
mit dem W. Erbarheit. — Abi. ewi<j.
Une: Konkubinat. .Die so offenlich zuo der une
sitzend, euch die. dero ebruch kuntlich ist.' 1526, Z.
Mhd. une. Vgl. l'uer.
ehaft. -ig: 1. gesetzlich, rechtsgültig, ein unver-
änderliches Recht betreft'end, nach dem Gesetz zulässig,
vor dem Gesetze als Entschuldigung anerkannt. ,Ehafte
not', rechtlich giltiger V^erhinderungsgrund gegenüber
einem rechtlichen Gebot. XIV. Akgov. 4. 240. ,In söl-
licheni Rath [bevor die Parteien angehört worden]
soll dhein houpt- noch eehaft urteilen gefeilt werden.-
1553, Z. , Satzungen des fahrs und andrer chaften
Sachen' [sachlicher Rechte]. 1550, An«. 4. 93. ,A11 ehaft
Sachen in den gerlchten zuo B. in holz und veld sond
by dry Schilling geboten werden.' Oti'n. Berg. ,Damit
sich nicmantz des rechten widere on eehaft und merk-
lich Ursachen.' Vad. ,Unsser eiteren kriegtend nitt ussert
eehaften Ursachen.' Kessl. Sabb. U 13. ,In ki'anck-
heit und eehaften anliggen der predicanten [soll ein
Stellvertreter predigen].' ebd. .Darum dass sy das nit
schuldig zu.sin vss eehafften Ursachen achtend.' 15ü'2,
Bui.i.. .Khhatl't erkennen, dass einer umb seine ansprach
solle warten." Ldb. ApI. 1585/1828. ,Wo aber die Huss-
vätter vnd Hussmütteren, zwo, oder drey Predigen,
ohne Ehehatrtc entschuldigung versumen wurdend.'
B lü'28. .Wo [falls] aber die frömbd Person ehehaffter
geschafften halber über nacht verbleiben wolte.' JKLav.
1Ü44. ,In rechten ehehaften Wirtshüseren.' 1650, Z.
In einem LMamlat 1011 .Wo nit erbare und ehehafte
not solches erfordert' die als ,syn. angesehenen WW.
(s. E .<) ampliflcierend neben einander. — 2. echt,
walirhaft. ,Dem waarhaften Wort Gottes, begriffen in
den eehaften rechten Bücheren des Alt- und Nüwcn
Testaments.' Bull. 1540. — 3. gewichtig. .Dass man
[den Amtmann des Abtes] möchte haissen [aus dem
Stadtrate] ussston. wo man von chatten sachen ainer
statt zc reden und ze raten bette.' Vad. .[Die Bischöfe
predigen nicht selber] .sy muossend grösserem und
eehatftera obUgen nämlich Schlösser buwen, lustgarten
pflanzend.' Kessl. .Einer wil [in unsicheren Zeitläufen]
kein eehafften buw thuon, sonder lasst ein ding kläben
so lang es mag.' LLav. 1584. — 4. eigen, insofern
das Eigentumsrecht auf gesetzlichen An.sprüchen be-
ruht. ,Gemeiner phenningen, die wir emphangen und
in unser ehaftigen nutz bekert hein. in nostros proprios
usus versos [denarios].' 1304, Interlaken.
Von Denzler 1716 durch .erheblich' ersetzt. Ehu/i Im i
Bullinger (2) könnte durch erht ersetzt werden, welch letz-
teres wirklich nur eine andere, die nd. und md. Form unseres
obd. W. ; vgl. auch elirh ; erenhaß. Was als ehehafte Ent-
schuldigung gegolten habe. s. bei Haltaus 257. Gr. RA. 848.
In dem BMand. 1G28, 26 ist unser Terminus umschrieben:
.von kraukhi'it. Ijbsnoht oder unvermydenlichen geschäften
getrungcn.'
Ehaft, Ehafti, Ehaftigi f: 1. Herkommen,
was durch alte Satzung Recht und Pflicht ist. .Damus
vobis usum fructum, quod dicitur Ehehafte, in foresto
pro omni necessitato vestra.' 1218, B. ,Dz wir bin
unser stat recht frigheit ehafti und alter güeterge-
wonheit beliben mugint.' 1530, Edlib. .Item eehäfty
des hofs zu Buchs die gat unz N. und sond ir vich
trinken zu Bongavten.' Gr.WsI .Sollt jeder den andern
zur Hülfe manen, wan er ursach und ehafti sölich
manung ze tun hefte.' Vadian. .Gesten und insässen
haischen zuo offnen tagen und nit ander zit, es traf
dann sachen an, daran ehafti gelegen war.' 1519, Krics-
sern. Amplificiert: ,Dis nachgeschriben recht, gesatzt,
gewonheit, fryheit, herkomen und ehafty gehörend zu
dem dorf N.' Gn.Wst. ,Mit allem nutzen, ehafti und
recht.' 1336. Th. — 2. Urkunde, durch welche solches
Recht besiegelt wird. ,Min Abt zerschluog sin sigel
und siglet hinfür kein eehafte rae.' 1527, Absch. ~-
3. Formalitäten, an welche die Rechtskraft ge-
bunden ist. 1321, Haltads '259. — 4. Das aus den Be-
fugnissen eines Gemeinwesens oder einer Oberhoheit
emanierende und an den Sitz gebundene Recht
oder Privilegium. 1253. Halt. 258. Übergabe eines
Gutes zu Interlaken ,mit allem nutze und ehaftigi:
cum universis ac singulis suis pertinentiis.' 1304.
.Doch also datz derselb Thüring ehaffti dar in haben
sullent als ander lüt.' Laupen 1360. Der Rat Z ver-
leiht 1420 ,dru Gedmer mit steg, mit weg und mit
aller der rechtung, friheit und ehafti. so darzuo ge-
höret.' ,Wer guot in disem hof het, das ehaftigu het
an holtz und an velt, der sol es niessen usser der
ehaftigu und nüt uss der vogtie.' Hofr. Meggen. —
5. Im Dorfrecht anerkannter Hausplatz. ,Wolergnoss
oder gast het ein ehafti in dem hof wil er die ehafti
bezimbern, das holtz sol er howen in des hofs gemein
march.' Hofr. Adligenschw. — 6. Das für gewisse dem
Gemeinwesen unentbehrliche und daher als Regal
betrachtete Gewerbe von einem Lehenherrn, sei es
der Staat, die Gemeinde oder eine Privatperson, über-
tragene Betriebsprivilegium. sammt dem betreffenden
Gebäude; dokumentiertes Hausrecht für eine öffent-
liche Begangenschaft. Solcher Ehaften bedurften der
Buchdrucker, Gastwirt, Metzger, Müller, Säger, Bäcker,
Bader, Sehmid, auf dem Lande dazu der Gerber, Loh-
stampfer, Ölpresser, die Hanfreibe, in Z auch der
Glockengiesser, der Papiermüller mit dem Monopol
das I.iimiioimetidl aufzukaufen, das Hammerwerk
A, E. I. 0, U
Die Miete wurde lt. B Aufzeichnungen an (jetreidc,
Tom Müller und Wirt im K. Z durch Stellung eines
Dragoners entrichtet Aa; B; L; G; Tu; Z. BGesetz
2. Juli 1803. Taverne mit unablö.slichem Wirts-
recht. Das stannnhafte Wirtshaus des Ortes im
Gegensatz zu Winkelwirtschaften Aa; Z. Auf die
Bed. Monopol spielt Hafliger an: .[die Schulen] sind
jetz ken Eluifti nie für (/iriis.'inifi Litt, 's darf jederma
jetz lehre [lernen], n-as er will.' — 7. rechtsgiltiger
Grund, namentlich die vom Gesetz anerkannte Ent-
schuldigung für versäumte Pflicht. ,Es sind unge-
varlich eehaft, die einen ycden im rechten entschul-
digen, gefengknis, siechtuni, der weder zuo kilchen
noch Strassen mag gan. und herren not und wilde
Wasser und der by dem Land nit were ungevarlich',
am 1520, Bs. ,Tete aber einer sin ungeverliche eehaft
dar, die inne billich entschuldiget, damit sol er lidig
sin.' ebd. ,In S. Gallen closter ass man kein fleisch.
dann wo es einem aus eehafte und auf ein Zeit lang
zugelassen und erloupt ward.' Vad. , Schulkinder, welche
wegen Krankheit, TJngewitter oder anderer Eliehatfte
daheim bleiben müssen.' 1719, Z. In dieser Bed. na-
mentlich in Gl bis in die neuere Zeit fortgepflanzt;
s. Heeb u. Bl. 351. Danach ist auch die folgende RA.
in verstehen: Wenn die eine der Parteien ausbleibt,
so hat die Sache doch ihren Fortgang, .einzig recht-
mässige Ehhafte auszuziehen vorbehalten.' 1711. 1743,
GiLandb. 1835. 1, '28. § 46. 48.
S. CFWalther, Versuch. 176,5 S. 156. DWyss 179«, 118.
200. 226. — Syn. 6: Oerechtigkeit, gewissermassen die Über-
setzung des veraltenden Ausdruckes. 7 : En-hafl. — S. aucli
Erhafli.
elich: der Ehe gemäss und zwar 1. mit Bez. auf
E 2, rechtmässig, durch das Gesetz befestigt; er-
laubt. ,'200 Mark, die wir angeleit haben in unsern
elichen nutz.' -1318, Aeoov. V 38. ,Ze dem Gerichte
oder ze andern elichen sachen der Stette.' ca. 1400.
Diessh. ,Die zehenden sind ufrechter, elicher, ewiger,
verbriefeter eigensehaft unser.' 1533. Egli, Act. ~
2. mit Bez. auf £",ü: ,Bey den alten sind dise büecher
für Biblisch vnnd eelich geachtet worden.' ZBibell531.
.Welche Canones ehlich oder unehlich, welche Concilia
gültig oder ungültig.' Breit. 1036. - 3. wie nhd. ,Ist
er [der gekaufte Knecht] allein kommen, so sol er im
sibenden jar auch allein ussgon; ist er aber eelich
[verheirathet] kommen, so sol sein weih mit im auss-
gon.' 1531/1083, 2. Mos. 21, 3. Auch hier die Berührung
mit dem W. Ehre: Das Chind ist eli (od. erli) und
erpU [erbfähig] erchennt Z. — Syn. 2 eha/t.
un-: 1. ant. zu elich 1. ,Uneheliche Hofstatt', die
keinen Anspruch auf die Gemeindewaldungen hat. 1608,
Hitzkirch. — 2. wie nhd. ,Uneelich Staht, ccelibatus.'
Dasyp. 1537. ,Unehelicher Rathsherr' im Volksmunde
der Luzerner von 1814 — 1841. ein solcher, der nicht
durch das Volk, sondern durch den Grossen Rat ge-
wählt wurde. Häufig subst. : Si hat en Unelis g'ha,
gebar einmal ausserehUch. Syn. «V/cn.
elichen ilicho: die'Hochzeitsfeier. PGress.
So als subst. Inf. wird die Angabe der Dav. Blatt. 1879
zu verstehen sein.
verelichen: ehelichen. , Welcher fryer ein Eigne
verehelichet, soll . . . Buss geben.' Ansh. 1, 351.
elos: exlex. ,Breker [bräche er, der gefangene
Dienstmann] aber dar us, so i.st [er] elos unde rechtlos.'
Wackern.. DR. S. 19; dazu 39, 12.
Eschaft f. = iV(«// 7. .Er niiig dann u.ssbringen,
dass ihne .Ehschaft ge.saumt habe.' Ldb. Arl. 1585/l'8'28.
— S. ->clmß.
e I Adv.. Conj. (Adj.). Steigerungsformen erder BO.,
am este fa.st allg.. ener, am ernte fast allg., ender fast
allg., endest Ap, endigist Zo, enter Bs, t-nter, Vntigist
GO., ehender (istw.-i.lAt., esigst Gl. esegist GA., e"ser, am
e"sigste GW.: 1. rein temporal, a) adv.: zuvor, vor-
her, vorerst; früher, schneller; prius, citius. a) e. ,Si
haben dann ee iren willen dazuo geben' [nach einem
Verbot]. 1520. BsRq. '2.500. Ähnlich AAWst. 55. ,Vor
und e', vorher. Man. und noch Gottii. Wärist e chö!
früher gekommen Aa. Chiimm e chll e zue-)i-is, etwas
früher St'^. Hett-i'''' das e g'wüsst, -so irär-i'''' glttier diu
7i. E ung's, dann icag's! Sulo. We stirbt nüd dest e,
man stirbt nicht gleich an jedem Schmerz Schw. Weles
[welches der Mitspielenden] e? Spielformel beim Wett-
laufen B. Ampliflciert e W'' vor, in früherer Zeit BO.
Mit nachfolgender Conj.: ,E as i-m-eJör', vor Ablauf
eines Jahres. Stütz. E dan er in di Post instlgi GrD.
.Ee dann er mäss hielte, prediget er.' Bull. 157'2. .Ehe
dann man es verhofFet.' 1661. JohMüll. E denn gän,
vor dem Gehen GeL. Edes < JRPr. ist e dass, eher als.
bevor. ,Wcnd ir das Tür nit löschen, e ob es üch
entbrennt?' 1443, Liliekcr. Einen Casus regiert e in
dem veralteten ehedessen, jetzt ehedem. .E geseit'.
vorher genannt (Kanzleistil). .Wegen ehist gedachter
einfählen.' 1666. JHHott. - p) Comparativform. Der
älteste Beleg dieser Form könnte in dem Passionsspiel
von Muri aus dem Anf. des XLll. gefunden werden :
.Unz ich den chran [Kram] bewende ender an ein
ende' [bis ich zuvor — ]. wenn gedehntes e zu lesen ist.
.Ehnder' in Schriften des XVII.. XVIH. In der heutif^en
Volksspr. in rein temporaler Bed. inder. E Stund r.
Bs; L; S. e. — ob eher, bevor BS. Scho e., schon eine
Weile BBe. ,Ehender, citius.' Spueno. In dieser Bed.
wird das W. auch adj. gebraucht, z. B. der inder
Hund, den man früher hatte B. Scho enderi ZU, schon
seit oder vor geraumer Zeit U. Ebenso früher der
Sup. .Ehister Tagen' nächster Tage Z 1704. ,Nach
ehister Möglichkeit', möglichst bald. Aeoov. 1861, 90.
— b) conjunctional: ehe, bevor. ,Eh band um.
dicto citius.' Denzl. 2, 84'', und so noch jetzt = im Xu;
auch e handclieriim. .Eh ich mehr ungetrunken bleib,
verkauf ich eh das Kleid vom Leib.' Hausinschr. 1U60.
,Eh und bevor'. Kanzleiformel, dann auch volkst. Aa.
.Eine gute zyt darvor. e n der Jahrmarkt angangen.'
1561, lt. Schatzmänn. — 2. modal, potenzial. graduell:
potius, niagis, facilius, lieber, leichter, vom höheren
Grade der Wahrscheinlichkeit eines Geschehens oder
der Neigung zu einem Tun, wobei der Gedanke des
früheren Eintretens immer noch mitspielt. Auch in
dieser Bedeutung wie bei 1, sowol absolut, allein
stehend, als relativ, angleichend. — a) e. ,Gäb wie's
not tat der [dass Einer] eira hulf bald, Ihr hockent
ehe im finstern Wald.' Com. Beati. .Ee kleiner denn
gröser.' Kessl. ,Kein milch ist die sich ee scheide dann
die Esebnilch.' 1563, Tierb. , Welches ich vil ee glaub,
magis.' Pris. ,Ehe verbrünnen dann fliehen wollen.'
JLCrs. 1C61. ,Ee im Sommer dann im Winter.' Vogelh.
1557. ,Dester ee.' ebd., wie noch jetzt. ,Lasst ee hingan
den lyb zu grund, ee ihr brechen den eelichen pund.'
Bull. 1533. ,Ich weit ee. das der tüfel das sciler-
handwerch näm.' ThPlatter. Wo das W. correlativ
rejietiert wird, ist es im Nebensatz conjunctional und
u
A, E, I, 0, U
12
mehr temporal. ,Ehe wir unserem Abgott Hessen den
geringsten schaden zufügen, ehe thetten wir, ich weiss
nicht was.' 1<565. lt. JohMdll. ,Und konnte keine Welt
des Übels ganz entbehren, wie liessest du nicht eh
ein ewig Unding währen?' [al.s dass du (Gott) eine
Welt überhaupt schufest] AHaix. Formelhaft e (encrj
(IS (weder) nüd (nitj Aa; Bs; B; Gb; Z, e wan niid BE,,
eher als nicht, wahrscheinlich. Aberelhtonder, Maie-
schne, chonnt er nüd, so chonnt er e, wenn es im April
donnert, so bringt der Mai Schnee, oder wenn nicht
dann, so schneit es nm so eher noch später Gl. .Mutter :
Las-em's, oder i chiuiiiiieH und haii-di. Kind: Nei,
Miieter! I u-ill-em's e lö.' Stütz. ,I wag denn sdw e
ifider, wenn-i g'esse ha.' ebd. Miieter, i dm nid reite
[Hanf zerschleissen], tanze chünnt-i e. L. aus e. Volks-
liodchen. Gang du, du hast der esegist [am ehesten]
der \ni GA. — b) Coraparativforni. ,Ehnder- vielmehr.
Henkl. r)on Quix. ,Desto ehendter.' 1730, lt. Lütolf,
Leprosen. .Du werdest ehendcr einen Mann bekommen,
wenn du — .• Mahl. d. Sitt. Ender heiser, etwas besser
(eher besser als schlechter) Uw. E. as nit, wahr-
scheinlich Gr: S. ,Be Stillstand [die Armenpflege]
milesst's e. ge" [als dass du ausgepfändet würdest].-
Stutz. E. hibscher, hübscher, pleonastischer Comp., wie
man scherzhaft auch etwa mebesser sagt. Unender,
weniger leicht U. Enerochtig, eher BBe. — 3. Die
Bed. 2 in relativ comp. Anwendung kann sich so ab-
schwächen, dass eine Vergleichung kaum noch ge-
dacht wird, obwol sie leicht ergänzt werden kann;
eben, nun denn. .Wenn dich Niemand will, will
ich eh dein Mann werden' [eher als dass du ledig
bleiben musst] Schirapfr. 1651. I will e dio. eher als
nicht Gr; Schw; Z. ,I will iez ender is Bett [als noch
länger aufbleiben].' Stütz. De diast iez e gö, nun denn,
so darfst Ju gehen [eher als dass meine Verweigerung
unangenehme Folgen haben soll] ZO., während in: du
thast c gö, mit Betonung von du und e, der Sinn ist :
du kannst eher gehen als ein anderer. ,/ will under-
desse e g'sdiwind go dnüipfle' [Mehlklösse kochen, eher
als dass ich ein anderes Geschäft vornehme]. Stütz.
lu e-ii-cr ist n eingeschoben zur Vermeidung des Hiatus:
die EinschiebuDg von d zwischen ii und r (emier) auch sonst
beliebt; irder, mit dem nämlichen Einschiebsel, für erer, hat
die uralte, schon im Mhd. fast erstorbene Grundform ev auf
unsere Zeit herüber gerettet; iser vermeidet den Hiatus durch
« wie M'«««-, der Comp, zu ice. — Volkstümlicher als e, die
Conjunktion, sind eb, eh, ab, üb, ob, heb, neb, dtb; ijeb, gab;
s. d. — Abi. erdeiig.
vilc: vielleicht, wahrscheinlich SchwE. ,8)/ Muster
[die Sonne] suedit e" [den Morgenstern] rilehJ ,Es
göt-em v. de"" wie sdiu" im [dem] Ti'ifel i-der Ihtdisig-
liadlt.' OciIBNER.
e, ä U = Zahlw. u. Pron. indef. ein.
e. 111: Verstümmelung aus er, s. erbar.
i', elV: Interj. 1. e' Aa; Bb; Uw; S, e' „Vw; Zo".
der Verwunderung, ei! E der tusig! E nei! 'Wie
eine Frau zu SGallen geredet: Ee. Ee, was gond ir
zuodermess!- ir)'28. Stuicki... Act. ,Ee warum?' 1580,
BüLL. Verwunderung über den Mangel des Verständ-
nisses bei dem Andern: ,E wenn die disputatz nit wol
ussclileclit. so werden wir üch von Zürich nit vil mer
sdiuldig sin.' 15'2e. Steickl.. Act. 1. 47'2. - '2. der
Warnung. Goith., U. Kn. 335. 3. der Ungeduld.
E. wa.i hä.^t denn! GG. — 4. des Schreckens, e'
-Vw: Z.U.- <•' Ni)W. S. aiiih .V /// ;'. /)' •.'. ■(. I'.
Id. B. 2, 488 scheint eine lautliche Modifikation zu kennen
zwischen ,?; partieula admirationis', und ,c; p. reprehensionis'.
e V: ihn 1. e in betonter Stellung Ap. - 2. ._• als
Enclitica. Nbf. cm.
e, e, ä s. ie, Conj.
-i! in klagenden Ausrufen s. vielni. Ic'.
e Xi: Interj. der Verwunderung.
Mehr ein Ton, eine Lautgeberde, als eiu Laut.
e j im Anlaut von WW. oder einem W. vorgesetzt
oder zwischen WW.. erscheint als Abschwächung
folgender Laute 1. a: elei", efenig, anfängig, hüt-e-
morge, heute am Morgen, es-es (als-als), ebenso-wie,
viell. auch in esö (neben äse), also, und evel GTo. neben
drei u. .s''i-)7, so viel. — 2. a,CäJ: e-nöd [lä] aus äne Not
I lassen]. Das .syn. e-ruew viell. nach blosser Analogie
gebildet, wenn nicht aus in-r. (vgl. an Frid. in obd.
MA.). — 3. e i des unbest. Art. und Zahlw. ,ein',
und zwar je nach den MAA. für das eine oder das
andere der drei Geschlechter N. u. Acc. ; an eine Präp.
angelehnt auch für den Dat. m., n. z. B. am-e Sundig:
e chli, ein wenig; auch in Verbindungen wie efürt,
einäl, ein Mal (anders efatt), enand, einander, enweder
neben ei"dweder, entweder, um e zedmi ume, ungefähr
um zehn Uhr S; Z, mit dem unbestimmten ,ein' vor
Zahlangaben; eteilig, adj. Umsetzung aus ,ein Teil', und
eweli, etwelche, die einen, neben eiwili; wahrsch. auch
noch in Müd e Wunder. — 4. i d. i. in: eweg, hinweg,
e Gotts Name, etiväris, quer, emitz, inmitten, enebe",
neben (aus in eben), doch in diesen 3 Fällen mög-
licherw. verstümmelt aus de (dar), womit diese Advv.
sich auch zsgs. finden; e de' Weg (in den Weg), auf
diese Weise, und nach Analogie davon wahrsch. auch
e-derig, e-serig, derartig, esö, so (s. 1), e-sanig, e-solig, j
solch, e-sötig (mhd. sögetän, so beschaffen), e-wetig,
welcherlei, e-sövel, so viel, e-wörel, wie viel. — 5. i der
Pron. pers. in enküt. Stellung: Was-e-tP^ech säge, was
ich euch sage B; zugleich ein Beisp., dass solches e auch
für w {üch, euch) eintreten kann. In e-pitti, ich bitte
dich (euch) schön, steckt wohl eher die Interj. ä IV 1.
Em ihm, e(n) ihn, ere ihr. Dat. f., er ihr. 2. PL Nom.
— 0. u für und, in zsgs. Zahlen wie ein-e-zu-änzg,
21, usw. und in vielen formelhaften Verbindungen wie
viell. schon ,klingen klang' für ,kling und klang' bei
Wack. Voe. anim. 32. Anm. ; um-ed-um, Zit-e-geld, angst-
e-bang, mit Hut-e-hör, wind-e-we, Summer-e-winter, ab-
e-zue, dur-e-dur, ganz durch, Gott Lob-e-dunJ; Bs. Bi
tPlt-e-fer [fern] BHk. Bür-e-diir, durch und durch,
hindenevör, hinten und vorn S. Hüs-e-hei, Stübis-e-rübis,
Tag-e-nadit Kk; Jesis-e-mari .' G\., so-e-so, so-so, mittel-
niässig ZO. Dagegen ist in gotteg'nueg das e wahr-
scheinlich Dativendung. — 7. Ganz bedeutungslos vor-
oder eingeschoben i.st solches e wohl nie, aber sehr
geneigt zu Bildungen nach blosser Analogie. So
kann z. B. e-goppel nach e Gotts Name gebildet sein.
Dazu vgL e-nundig aus ,en noni de Dien'. Einzelne
Fälle bleiben vorläufig noch unerklärt: Edodi, doch
auch, Interj. des sehnlichen Wunsches SchwM., etwa
zsgs. mit obigem ä! IV 1. Joch vgl. auch hedoch,
derdodx. E-g'wüss B, viell. nach e-goppel. E-nauwen
s. neisswan. Für-e-nüechter, Morgenimbiss, aus ,für
einen' (vgl. nüd-e-inmder) oder ,für de"' nüchternen
[Magen], neben Für-nüechter. In manchen Fällen will
mit der Einschiebung des farblosesten Voc. bloss dem
rhythm. Bedürfniss (ienüge geleistet werden: e.« Hüt-e-
li('i.<li. ein Men^cli vnn lieute: uiiies((s. umsunst.
! 13
A. E, I. (>, TT
14
-e • in Jer Narlisilbe ndev als Knolitiiii beruht auf
verschiedenen Verstüiiiiiu'luiiijeii. 1. den, Acc. 8^;. ni.
des best. Art., an vnrausg-cliende Präp. angeschmiegt.
Uf-e Tisdi, dur-c Bniil,- ircfjfj h. Vgl. c II 3. — 2. Heim,
in Ortsnamen, z. B. iStnmme, Veite Z. — 3. Vereinzeltes:
nimme für nimme, nit me. Notte aus nochdeim. Ntimme
aus nimran. Häntsche aus Hiinrlsvliue. Bettste aus
Bettstatt, Bettstelle; udgl. - 1. Steigt aus rauf, dem
ein n urs])rünglich folgte, z. B. f/crf, gern. Höre, Hüreli,
Hörn, Hörnchen. In den Gebirgsmundarten.
Zu 1 ist zu beachten, dass es in anderen MAA. liiuwiuder
der uubcst. Art. ist, welcher in dieser Form erscheint.
i-e\ ««-•€ U, o-ö BRi., c-'-e- Bs: Interj. der Ver-
neinung, sog. faules Nein, fast allg.
Eigentlich {<iNä,, mittelst Glottisverschluss gebildete ex-
plosive Lenis, nach deren Erzeugung die Stimme einsetzt.
Alles bei otfeuer Gauutenklappe. S. auch u-a, Im-n, na-n :
dazu vgl. ne-e, ite-ei, und ei für nci^\
Ei I n. « ScnSchl. (doch PL der), ä Ap; (i; ScnSt. ;
Th; ZSth., Eier Ap; BM. t. u. S.; (iTa. (dazu PI. vor-
zugsw. et); Sch; SBb.; Th t. Dimin. eili, äli; einli.
eindli ZW., eierli Apt. PI. wie nhd.. aber auch ei, ä.
ohne Flexion Ap; GTa.: 1. wie nhd. — 2. Gerichte
aus Eiern. ,Ain pfeffer an gebachen oder gefüllti ayer.-
G Küchenordn. 1495. ,Eier in einem Blättlein heissen
unsere Köchinen die sonst sog. Spiegeleier.' Spreng.
Eier-i-d-Pfanna [geschlagen], in Butter gebackene
Eier Ap. ,0 Gott, möcht ich sie [Frau Venus] gnuog
anschowen, darumb geb ich ayer in anken' [also etwas
Köstliches]. Gengenb. ,Thuo du uns kuochlin hachen
und auch eyer in anken machen.' ebd. Dastp. gibt 1537
,Eier in anken, gebachen eier, frixa ova', dafür 1658
, weich gesotten ei.' .Kochet man auch eyer in anken,
isset man gwonlich zue morgen.' Hedssl. 1557. ,Eier-in-
anken. soupe doree,eine Gattung trockener Eiersuppen.
Gemeiniglich sagt man der Eiern-anken.' Speeng. nach
welchem das Gericht aus Brotschnittchen, in Butter
braun geröstet, und Eiern nebst Milch oder Kahm be-
steht. Eiern-anien heisst im Wiesenthal die Speise,
welche am Schluss des Eierlaufspiels Ton den Knaben
bereitet und genossen wird. Eiere-mike, Eier in Butter
gebacken. Walchnee. allemann. Ged. Güh's nild Ixisers
ah Eier i Aiil'e; <rSiiilrri [Brühe] und nlh ist f/iiet
d'ra" L. Aijer-in-aiilc betteln auch die an der Fasnacht
umziehenden Knaben in BsL. Acht Tage nach der
Hochzeit werden im Kant. G die ledigen Freunde und
Freundinnen, welche eine Aussteuer gegeben haben,
ans Eierischmah geladen, eine Lustbarkeit, zu der
besonders auch eine Lustfahrt zu Wagen gehört. Im
Rhcintal ,küchelt' man dabei auf dem Wagen. In
einem dortigen Mandat 1611 : .Das unnothwendige Ge-
fräss, so man nennt das Ayer im schmaltz. an den
Hochzeiten.' Eier-is-srJinxil:. Kierkuchen. syn. Stieren-
augen Ap; 2'eierexsihiii(il:. <iitüNF,wAr,D, Wander. 1874.
S. noch Äpfel, GiKjgele, Wirtivl, diiffen, rertütschen,
gegügglet. — 3. Eili, Eindli: der weisse Kern der
Zwergbohne. ScnSt.; ZW. — 4. Schneebeere,
Frucht des Strauches Symphoricarpus racemosa. —
5. Von der in Gk.WB. 3, 76 zuletzt angeführten Bed.
besitzen wir nur eine verdeckte Spur in der Vexier-
rede : e chll Wasser ab den Eiere schütte, pissen (von
Mannspersonen) Z. Dazu Hasenei. — ij. E füls Ei:
Menschenkot. Ffdi oder iing'svhaleti Eier legge" Ge.
— RA. und Sprww.: 1) Das von keiner Schale um-
gebene Ei ein Bild zarter, empfinillicher Personen oder
Kinge. Ei ist irie-ii-es iiiigsclnilets Ei H; '/,. Sorg ha
iniirsc iric ::ii-iiie-ii-!iiigs(ludcfc-n-Ei B. Uiiiga" wie iiiit-
ciiic srhalliisc-ii-Ki Ap; Bs. Aber auch das beschalte
Ei Ist ja leicht zerbrechlich: gä" wie af Eiere, zhnpfer-
lich, affektiert auftreten Aa; Sulgek; Z. Emm en Eier
rertrocka. Einem etwas Unliebes tun oder sagen Ar.
,Auf ein faules Ei stehen, treten', blindes Glück
haben ('?). — 2. Das Ei als einen Keim in sich ber-
gend. Eint es [verstehe böses] Ei legge, zu schaden
suchen Z. Eini es guets (böses) Ei legge, guten (bösen)
Ruf machen Z. Wahrsch. ist hiebei an das Einlegen
von Eiern in Nester zum Ausbrüten gedacht; vgl. f>.
— 3. Wie iis-em Ei, ganz frisch L. Chüm us-em Ei
g'schloffe, von einem unreifen Menschen. Sulgee. ,Wein
ein Jahr alt, Brod einen Tag alt. ^ eine Stunde alt
— sind drei gesunde Ding.' Sdi.ger. — 4. Er IH da
oder er rerlmi-si iiii- drii Eirr ininie [in einem] Chrättli,
macht si.li >ini;vlHilnli.li Ijirit !•' ; Scnw; Z. Er löt-si
üf xvie drii Eier imeiir (_'Iiriitlli, es geht ihm gut L.
— 5. Oppis vo Eiere, eine Eierspeise Bs; Z. Öppis
Drecks vo-n-Eiere eigtl. das selbe, dann aber Ausdruck
für etwas nicht näher Bestimmbares Aa; Z. Niit vo-
n-Eiere! Nichts davon! weg damit! Zyko. — 6. .Eier
haben' = Junge. Spreng. AUiicÜ Jungi und Eier ha",
immer neue Arbeit oder umgekehrt: Freudenanlässe Z.
Er hed alliwil J. oder E., immer ein Übel, eine Not
zu tragen. Du hast doch eister Hneidi oder Eier,
Ausreden. — 7. Wer en Eiertätsch irill mache, maess
d'Eier üfschloh" L. Wer Eier will, nities au 's G-axe"
llde". Sdlo. ; Ineichen. Es Ei hed es grosses Gschrei L.
— 8. Er gaxet vil, aber leit keini Eier, verspricht
viel, leistet aber nichts. - 9. Wenn men emöl en Ä
i (en ÖpfilJ g'nö hed, cha""-r>te" nomme höre (aufhören)
Stele Ap. In iedem Ei stecke" sibe Sünde, darum stil
ja keis! Zyro. — 10. Narre mues-me nid über Eier
setze. SuLO. ,Er ist ab den Eieren, ab der Materi
kommen', von seinem Gegenstande alii;es,]i\vi.-ift. Denzl.
1716. — 11. Rechtsgrundsatz: Jsl ,1' Unmr iin, so
g'höred-mer au''' d'Eier. Sülo. — VI. Si frissf iri Eirr
selber, durch ihren grossen Aufwand braucht sie ihr
Einkommen auf, so dass ein Freier auf ihr Vermögen
nicht rechnen kann Z. — 13. Bcssrr hiil fs Ei, as
morn es HüchU L. Beiser e halb Ei ah (jur his. Sui.o.
- 14. Wer de Hüenere d'Eier im Jliiidnr zeit, geit
lür üs B. Um ung'leidni (ungelegte) Eier sorge", vor-
witzig sein L. — 15. Er schlöt d'Eier mit-ere Tanne-
ii-äf, ist ein Grobian. — 16. Er meint, slni Eier heige
zwe Dotter S. — 17. Er het sls Ei g'leit, sein An-
liegen vorgebracht, seine Pflicht getan L. — 18. Das
Ei will g'schider sl weder 's Hüendli LG. — 19. Die
RA. doli chunt-men-es Ei ab S beruht auf folgender
Anekdote. Ein Mann wettete, in den meisten Häusern
herrsche die Frau. Auf einem mit sechs Pferden be-
spannten Wagen führte er Eier im Lande herum, und
wo er die Frau herrschend fand, setzte er ein Ei, im
andern Fall ein Pferd ab. Er brachte den Wagen
voll bespannt, aber leer von Eiern nach Hause. —
Auch das Rätsel spielt mit dem Ei; s. Rochh. Nr. 3S1
bis 384. 425, und Hitnz. 68; dazu die Varianten Pumjiis
G für Gumpist und für den Namen des Eies Ädibudi,
Adembadadem, Badadibadadi. In W heis.st es: Es ist
es wiss's, irlss's Chappuli [Kapelle] tind drinn es geluws
Herli [gelbes Priesterlein]. — Volksglauben und
Gebräuche. Mit Eiern, welche am Hininielfahrtsfag
gelegt sind, können Donnerwetter und Hagel vertrieben
15
A. E. 1. 0. U
werden. NXgeli 1738. Von Eiern und Schlangen träu-
men bedeutet Verdruss B. Um Leibschaden eines
Kinde.s zu heilen, bohrt man das Ei eines schwarzen
Huhns am Charfreitag Morgen früh in eine junge
Eiche ebd. In ZSth. schmückt, wenn ein kleines Kind
stirbt, dessen Patin den Sarg, den sie selber zum
Friedhofe trägt, mit einer Blumenkrone, in welcher
ein vergoldetes Ei, das Symbol des nur vorübergehend
im Grabe eingeschlossenen Lebens, an schwarzem
Bande schwebt. Mit dem selben Bilde künftiger Le-
bensentwitklung wird der Tannenbaum versehen, mit
welchem man die First des neu errichteten Hauses
zu schmücken pflegt: ebenso derjenige, welcher am
Sennenumzug in Uw paradiert, und so auch das Bäum-
chen, mit welch^i noch vor einigen Dezennien die
Kiiiiler im Bernbiet am Maitag umherzogen, ein Lied
singend, in welchem sie sich u. a. Gaben auch Eier
erbaten. Wyss, Kühreih. 1826, S. 90. Grenzsteine wer-
den dadurch ausgezeichnet, dass man u. A. Eierschalen
darunter vergräbt. ,Das bättlen junger Lcuthen [am
Hoi'lizeitstage] in des Bräutigams auch Braut Haus,
sonderlich das unverschämte Eiereinziehen' wird von
einem ZMandat 1692 verboten, und noch i. J. 1779
niuss ebd. eingeschärft werden, ,dass alles Urten-
schicken an den Hochzeiten und das dabei vorkom-
menile sog. liier- und Haussteuren-Einziehen verbotten
sein Süll.' In ZWein. lebt noch die Erinnerung, dass
am zweiten Tage der Hochzoitfeior die , Knabenschaft'
in allen Häusern des Dorfes Eier einzog, welche sie
in einem Korbe mit Spreuer der Braut brachten ; diese
hatte sie herauszusuchen und so viele sie übergieng,
so viele Mass Wein hatte sie den Burschen zu ver-
abfolgen. Wenn ein Marder, Iltis, Hühnerweih udgl.
erlegt ist, hängt man ihn an eine Stange mit Quer-
sprosse und geht damit vor alle Häuser des Ortes,
indem man rutt: J-Jifi- ils! De Marder fEUiji usw.J int
ror'em UiU! .ledermann pflegt ein oder einige Eier
zu schenken SL.
Has Vorkoniinun ilrr KiiiUing -er im Sir. IjiMiicrkeuswcrt
nlturtiimlich: dieselbe, iirspr. nicht flexiv, sonJern stamiii-
liililiMiil, entspricht (ahd. -iV ans älterem -in) dem -i« lateiuischer
Ni'utia. Durch die Wcglassimg derselbeu im PI. wird diu
Unterscheidung desselben vom Sg. angestrebt. Die Schreibung
«>/ (Stockar 1.519) erklärt sich aus den alteren Pluralformen
i.iijir, liijn; wo ij inlautend älteres j vertritt. Eujer zc östrm
(ir.Wst., Engelberg. — Den Ausdruck Eier-iK-S'rhmah usw.
auf ein stoffanzcigeudcs Adj. ckrtn zurückzuführen ist weder
sachlich noch sprachlich gercrhtfertigt; s. die älteren Schreib-
ungen oben und .Eierimschmalz' bei HsSachs. Richtig ist nur,
dass die Verbindung später als Zss. mit A. rcsp. Äc/im., und
darum als Sg. m. oder n. aufgcfasst und umgeformt wurde.
— Syn. (laijijiU.
Augsten-: im August gelegtes Ei Z. Im Gegens.
znm BlucMei als besonders dauerhaft geschätzt.
Augstier-: von sog. ÄtKjstlern (Tauben) gelegtes
Ei Aa.
Ämosen-: ,En Hnfr Chiud k,,,! ,■„ Hiifv rniliaslr-
rier ecrgünd bald.' Sui.o.
Esels- S, Esel- Z. Als solche werden einem
törichten Burschen Kürbisse ausgegeben.
üster-. Die Ostereier werden gefärbt, einfach rot
Oller bunt durch .\nfbinden ausgewählter frischer
Kräuter und Blumen, nnd dann (in S mit Äpfeln und
Nüssen) im Garten versteckt, so dass die Kinder die-
selben suchen, .den O.sterhasen jagen' müssen, sei es
bei den Klt.'rn o,\rr Lei Grnsseltern nnd Patm. liei
welchen sie zu Tische geladen werden. JE Chind ninn
[nähme] e g'färbt Hi für drü andri. Sulg. Frülier
zogen (in Z) die Schulknaben, ein lateinisches Lied
singend, durch die Gassen, begleitet von anderen Kin-
dern, und sammelten besonders in den Häusern ihrer
Taufimten Eier ein, welche sie hernach mit. einander
assen (s. vsterlen, Zimpfeltag). v.Moos 1775. Die Vor-
stellung, dass der Osterhas (s. d.) die Eier gebracht
habe, findet sich auch anderswo, aber ansprechender
ist doch die Ansicht, dass etwa der Storch oder, wie
in L u. dem angrenz. BEram. gesagt wird, der Kukuk
(s. Gugyer) die 0.stereier lege, der Kukuk, der sich mit
den Ostereiern auch in den gleichbedeutenden RAA.
berührt: ,Er hat den Guguck schon viel Jahr gehört-,
und ,Er hat [schon] viel Ostereier geessen' — beide
bei Denzl. 1710 - und dem dann auch iür seine
Ostereier ein Nestchen aus Wiesenblumen bereitet
wird. Die reifere Jugend vergnügt sich am Erproben
der Eier (s. cMövMen, piggen, hepperhn, putschen,
spicken, lüpfen., tötterlen, tüti<clien). zuerst mit dem
spitzeren Teil. Spitz, dann mit dem stumpferen, Arsch,
Fiidli, Gitpf, wobei das schwächer erfundene Ei dem
Besitzer des stärkeren als Gewinn zufällt. Oder man
begibt sich auf eine Wiese, wo die Eier möglichst
hoch aufgeworfen und auf diese Weise erprobt werden
— ein Brauch, von welchem augenscheinlich das von
RocHH., AI. K. S. 395 erwähnte Ballspiel entlelint ist,
da der Pehlwui'f dabei das fCil oder das irucJiig Ei
genannt wird. Dabei kommt vor. dass die Knaben
den Mädchen die Eier zu entwemlen suchen. Auch
sonst machen sie um diese Zeit Jagd auf die Eier der
Mädchen, und wenn diese nicht gutwillig etwas her-
geben, so werden ihre Taschen durchsucht und wol
auch ein Ei darin zerdrückt. Zarter ist die Sitte,
dass die auf das hohe Fest konfirmierten Knaben am
Ostermontag (der überhaupt der Tag für alle Lustbar-
keiten dieser Art i.st) insgesammt zu den gleichzeitig
mit ihnen konfirmierten Mädchen gehen, um die Oster-
eier einzuziehen, wofür sie Jene auf den nächsten
Sonntag, den sog, weissen, zu Tanz und Schmaus
einladen ZHöngg u. 0. Im KnonA. ist es der Kilter,
welcher von seinem Mädchen so beschenkt wird und
dieses dafür zur nächsten Tanzgelegenheit führt. Vgl.
HBüui,., Ged. 1834: Wem gV't si ... die .■schönsten Eier
z'Ostere mit irem Name d'ruf? ScnV Z? In S schieben
die Verliebten einander Eier zu. welche mit zärtlichen
Sprüchen und Bildern verziert sind. ,Es isch «o tclt
vo Ostereiere bis zum Stüeli under-im Vorzeiclie', d. i.
bis zur Heirat. BWyss. Neben den Ostereiern gibt
es da und dort Pfingsteier. und ein Sprichw. sagt:
,Dic Hochmütigen sind den Narren so gleich, wie die
Ostereier den Pflngsteiern.' Sulq. Gix! Osterei! rufen
die Kinder, die Eier emporhaltend, um sie zu zeigen
Gl, und sogar dem armen Miasli in Gotth. Baur. 77
kommen O.stern und Eier ganz unzertrennlich vor.
S. Gotth. Erz. u. Bild. 1, 127 ff.! HofstXttee. B. u. Th.
2, 132 tt'. ! — Doch nicht allein zur Lustbarkeit, son-
dern auch als Abgabe der Zinspflichtigen waren die
Ostereier vormals üblich; s. z. B. Gr. Weist. 1, 4. —
Vgl. Harzei, Perlei, Pcrhei. Rochh.. Naturm. 263.
'266-268.
Das Ei ist ein uraltes Sinnbild alles Werdens, also auch
der Fruchtbarkeit im PHauzen- und Tierrei''h, welche um
die Ostcrzeit, d. h. überhaupt im Frühjahr, sich erneuert,
nnd von iler clas reii'hlic-here Eicrleu'en der Hühner eine durch
A. K. I. (1. 1
Niitzliiirkrit alkTiliuKs iiwli c;rln.'ulii.-lLi'iu Kuii(li.'L'lHiut,' im
Hause ist, als die Vurimihruug der Haseu iu i'eld uud Wald.
-- Auch au Wcihnaclitf'U sind Hasardsidole mit Festspeiseii
üblich, s. Wichimrhi. ~ Bern. Hiuk. Butenkai. ISll eiwälnit
auch den Oster li ahn.
-Giig^-Eili: Ei. das man der uucli gackernden
Henne eben weggenommen hat ScHwMa. " - Vgl. Gaygeli.
Gugger-: bunte.s Ei, von dgl. die Mutter dem
Kinde sagt, der Kukuk habe sie ihm gebracht L.
Vgl. Giiyiß'f und üben u. Osterei.
Güli-: Ei von Hühnern, bei denen ein Halm iGäl)
ist, aScHw. t">n. i/'i/üi/i/let. Ant. 1 fiter, lUiscJiei.
Grüsch-: Ei, das in Kleie aufbewahrt worden Bs.
Hanf-: Ei, dgl. der Ackermann zur Mahlzeit ver-
langt, wenn er den Hanf gesäet hat ZBassersd.
Harz-: ein Ei. dessen naturlicher Inhalt durch Harz
ersetzt ist - eine Prellerei, welche beim Hasardsiiiel
mit den Ostereiern etwa geübt wird Z. — \'gl. Pechei.
Hasen-: die Frucht von Evonymus euroii.. Spindel-
baum. DüBH.: Zyeo.
Vgl. die Gestalt der Beere und bes. ilie nackten Namen
bei Perger. Studien :J. 7.
Kue-. Solche bildeten vormals eine Steuer. ,Die
von R. sollen die zins und zechenden geben wie von
alterhar. u.sgeschlossen die eier. so man nemiit kuoeier.'
nm. Egi-i. Act.
Vielleicht «ar die Zahl der Kier bemessen nach der Zahl
der Kühe.
Kros-: .Krosseycr werdend in der schalen in äschen
gebraten.' 1557, Heusslik. .Krosseyer, klosse, jiastillus.'
Denzl. 171Ü. 2. 178'. wofür mit einem andern Druck-
fehler 1. 554 .Eine gattung Speiss. Klösse, Klösse3-er-.
K r 0 1 e n - E i e r : oft mit Froschlaich verwechselt Aa.
Spinnmuggen-: Solche werden dem genannt, der
mit unzeitiger Neugier nach dem Bestand des Mittag-
essens fragt. Sdtebm.
Nest-: 1. das Ei. welclies, um ferneren Eiersegen
m .lichern. der Henne im Nest belassen wird U.
2. Eine Person, welche den Mitteljninkt ihrer Um-
gebung bildet U.
Pech-: Ei. dessen spitzer Teil mit Pecli aus-
gegossen ist Z: s. Har^ei.
Boden-Eier: Bovista plumbea Pers. (iWe.
Boll-: in S mit o. PI. uv.S; Ndw: kleine Kugel
aus Ton. Stein oder (ihis als Sjiielzeug für Knaben
S; Ndw; -AäF.: Vw."
Von hollmi; s. auch UüU<ii und bvkn, M':i. L»a die Oster-
eier auf Wiesen auch aufgeworfen werden und man auch
hölzerne Eier zum Kolleu auf hartem Boden hatte, deren
Gestalt sich der Kugel allmählich nähern mochte, so ist an
der Zugehörigkeit des W. zu .Ki' nicht wohl zu zweifeln. -
Syn. s. Schnellkugel in Synon.
boleien S: .AaF.; Vw". bnleilcn S: mit .solchen
Kugeln sjiiclen. Die letztere Form vom Dimin. des
Subst. abgeleitet.
Pullen-: das erste Ei. das eine Henne legt Ge.
Perl-, tie-rli-: Ei vom Perlliulm. Solche gelten
für besonders hartschalig und sind darum bei dem
Hasardspiel mit den Ostereiern gefürchtet. A. Wem-
iiier [wollen wir] tiit.sclini Ki in» FA'f B. Nei, du
Iiii4 e.i Berlk-i '/..
Pasten-: .Zanie oder wilde rüeble oder pasteneyer
pastinaca.- Mal. .Pasteneier. Pastinaken.- Spreng.
Wenn das W. als PI. aufzufassen und hier einzureihen
ist, so mag es zunächst die Früchte, welche allerdings eirund
sind, bezeichnen. "" "
Schw. Idiutikuu I, 1.
P fingst- s. Ostriri.
Bluest-: während der Blütezeit, wo die Hüiiner
die herabfallenden Blüten fressen, gelegtes und darum
wenig haltbares Ei Z. - Vgl. Aiiiiateiiri.
Küsch-Eili: unfruchtbares oder Wind-Ei Z.
Dänikee. - Syn. hiter. Ant. (leijü'jißet, Giiliei.
Sehne- Eier: Bovista plunibea Pers. (iWe.
Tuben-: .As Brätli iriiz-ii-iv T. xii if filier iiml so
urtii/.' Hesggelee.
Karfritags-: 1. am Charfreitag gelegte Eier, neh-
men nach dem Volksglauben keine Farbe an, bleiben
das ganze Jahr, löschen brennende Häuser, wenn dar-
über geworfen Z. — 2. Eier, welche am Charfreitag
vom Sigrist als Geschenk eingesannnelt werden SL.
eieren: Eier legen. .Gaksen wie die Hüner. wenn
sie geeyert haben.' Spreng.
eierlen: 1. nach Eiern riechen oder schmecken
Ap; GT. ; ,allg.' — 2. Frühlingspiel der Jugend mit
Eiern G. .Man eierlet noch am Ostermontag auf dem
Brühl.' PScHEiTLis. 1829. - Syn. tfituclwii.
Ei U. Eie f. ein.s;ib. BO. u. U.; L; Uw; U; Zq:
Z, zweisilb. in ä. Urkunden u. Aa; Ge; P; S; Uw; W.
Dimin. Eielti BO.: Au. 1. Insel. In der Eie, Ürt-
lichkeit in PM.. welche ital. durch nell' isella be-
zeichnet wird. Syn. Au II 1. - 2. Am Wasser ge-
legene Wiese B; LE. .Ey ist in der Schweiz meist,
was in Deutschi. Au. ein niedriges und wol etwas
feuchtes Uferland.' JBW^yss 1816. Daher ..Eiijrimd
BNidau niedriges, nasses Land, das aus einer Art von
Lehm besteht, im Gegens. von Kügland, steiniges oder
hoch gelegenes Land". Syn. Au II ^. — 3. Am
Wasser liegendes Gesträuch oder Gehölz ..B;' W.
In d'Eic (Jan fjaii Holz reichen W. ,Aus der A'ispcr
Eye sind schöne Landgüter geworden.' AjiHebd. St.Ulr.
.Gewisse Eyen. die sich längs der Rhone hindehnen,
und deren .Studen" (mei.stens Erlen) für Dämme be-
sthnmt waren.' ebd. ,Das ganze Dorf Ulrichen sei
Sumpf und Eye gewesen.' ebd. S y n. Au II 3. —
4. .\bgelegene unbewohnte Gegend .U;" W. All-
mende mit Gesträuch; niedriges, nasses oder sandiges,
lehmiges Land W. G' meint Eie. wilde, rauhe Weide,
einer ganzen Gemeinde gehörig ebd. — Syn. ifiinini
Lisclie.
Ein auch in zahlreichen Urts- und Flurn. erhaltenes spe-
zifisch Schweiz. W. Uatschet 31 '2. Gfr. Registerhd 2, :j33.
i 334. 446. ,Der eyg stavel' Wangen, Schw Rq. 36'2(y) Von
der Bcschafl'euheit der Eien rührt her, dass solcher Boden oft
nur in Gemeindebesitz und ein Weg darüber allgemein benutzt
wird. Darauf bezieht sich eine Angabe ans W: .(l'imini E..
verbotener Fussweg'. Nicht an allen mit Ei benannten Orten
ist Wasser nachzuweisen und in einigen Namen mag Ei nicht
unser W., sondern anders zu erklären sein, z. B. als Ver-
kürzung aus Eih, Eiche; die Mehrzahl aber drängt zur An-
sicht, dass Ei Nbf. von Au, Äu sei. Uass das Habsb. Urbar
über LKriens ,in der Eie' abhebt von ,in dem Mose' »ud
,iu dem Hasle' [das mit Hasektaudeu bewachsene Bachgebiet),
also gerade von denjenigen Begriffen, welche wir oben dem
erstem W. beimassen, begründet kaum einen ernsten Einwurf.
Die lautliche Identität der beiden WW. aber ist allerdings
nicht so hdcht nachzuweisen, wie Gr. WB. 3, 77 meint. Das
W. Ei kommt nämlich keineswegs bloss in denjenigen Ge-
bieten vor, welche gemäss ihrem Vocalismus ei statt uu
sprechen müssen. — Das sächl. Geschlecht für Ttchannci- Ei
an der Emme erklärt sich aus der Analogie der Syn. .U<"
und Itird. Vgl. den folgenden Artikel.
Eicle f.: Name eines Inselchens und des gegen-
über liegenilen (intes Zg.
19
A. E. I. 0. U
Kupp lY, 1,253,5 ,Eiolen'. Eine Art Dimiiuit. Bttr. ,7
i?i rtfi- Nbf. ,Eige!en' Gfr. 23, 267 s. 0. Sp. lö. — Die
Eieren B, (l,is Ekrle Th Wohl ebeufalls blosse Nbf. zu Eiek.
,Ei in f.: Landgericht BO.'-
A'iell. eins mit Ei II S, 4; vgl. die Au im Eugad. (0. Sp. ö).
wo ebenfalls Landsgemeinde abgehalten wird. Auffallend ist,
dass St. in 2. Autt. diesen Artikel wegliess.
E i s. Eich. iwe. E i e .s. lur.
ei I «('.■ Pronominalstainm mit demoii.str. Bed.,
der in der Zss. d-ei, in dem adj. Pron. eine u. viell.
in dem 0. Sp. 4 in der Form ä aufgeführten bündn.
Präfix zum Vorschein kommt. Vgl. ene'' (jener).
ei 11: hinab GRh.
Eins mit dem 0. Sp. 4 besprochenen äi, aber vollends
einsilbig geworden, die letzte Zuspitzimg der Umgestaltungen
der Gruudf. abliiu.
ei EU: Interj. lebhaften Affektes. 1. Ermunter-
ung. ,E_v, der Junker zalle uns ein halbs.' 1651,
Schimiifr. - 2. Zuruf. Eilus! [höre] Gk. - 3. Zu-
.stinimung. Ei ja, nun denn, ja gerne Tu; Z. -
4. Verwunderung, auch über sich selbst Uw. Ja
hind [habt] /)• das nit f/'merggt? Einei! oder Ei jo,
sehn" lawj! GSa. — ü. Spott, bes. im Sinne von pfui
Aa. — 6. Schmerz Uw.
Abgesehen von unseren ä. Lexikographen (s. bei Ur.) bei
Weitem nicht so üblich wie in Deutschland ; daher sprichw. :
Ei, ei! mit de Steekbonr [spricht man in St.]. Dafür all-
gemeiner ül Bei folgendem / (ja) übrigens schwer von ein-
ander zu unterscheiden. S. n. uche-le.
ei IV: ver.stümmelt aus nei, d. i. nein, in ver-
drossener Rede Z. — Vgl. e-e.
ei s. ein, Zahlw. u. Pron. - after-ei s. ebd.
ela!: Weiterbildung aus ei! ,Eya. so lasse dich
aufwecken!' 1645, JPHofmstr. Jetzt mehr nur als
Einleitung zu dem bekannten Scliluninierliedchen üb-
lich ; hier auch . /. .
Eiele, Eielti s. Ei II.
eier: Dat. Sg. f. des Pron. und des Zahhv. (•/)(.
eieren, ciren s. eren, pflügen. Eierle f s.Erle.
Eu, Euw f. s. An II. S. 5/6. eu, s. fi, fich.
eue, eui, euis; euere s. ilirer.
eues;!' : .\nfang eines Anzählspruches. B. 2, 311.
Eiicl s. (_'iirl. euig s. ewig.
i! Ausruf der Verwunderung oder Missbillig-
ung, je nach der Betonung B. ,Y du bist, dass dich
Gotts wunden sehend, als böswicht.' 1531, STRicKr.. A.
3, 46 (dafür 45 ,ei'). ,Y, ein geschrei auss Zorn oder
unwirsse.' Fbis. ,Y lass dir dz schnöd galt nit so lieb
sein!' Mal. Der heutigen Volksspr. ziemlich fremd,
da es durch das vieldeutige ä! ersetzt wird. Doch
auch i-dä-dä! als Ausruf der Freude und V^erwun-
derung GT.: -/ (mit tieferer Betonung des zweiten
Voc.) Au.svuf der Kinder: ei wie schön! GA.
Wahrsch. gehört hiehcr der Ausdruck des .\rgers i lusiy,-
Tf,/,H B. 2, :329. Syn. >! - S. auch .•-..'
i fl) s. ich, in, ic (je), (7 III. I. 1-e s. Ine.
l- (ij: verstümmelte Form verschiedener \VW. in
Zss.; s. Eifalter (Kolter); Joehhalm (Ihalm); Llnlachen
(Ilachen). Auch Johannen (Ihannes).
i (ii I: die mundartliche Verstünnuelung verschie-
dener Partikeln, wenn in unbetonter Stellung; s. ich:
iirh: in: ie (je).
i II: in der Z>s. nili,<lrnm,' I,; nn.I. Vgl. e // (i.
-i III: Suffix an Imperativen wie los-i! horch! Sch.
Scheint eine weit fortgeschrittene Absclnvächuug des
gleichbed. -a ! s. 0. Sp. 2.
i-änen: j'ahen, vom (ieschrei des Esels. Fohki;
(1563) schreibt: .Yhhanen-.
Die Einschiebung des n soll den gcliSultru Hiatus inildiTii.
I-e! Ausruf der Bewunderung. Kdspr. Ap. .Wie es
[das Wiegenkindlein] über dem bunten Tuche i-ä! i-ä!
macht.' HPest. 1781. g 47.
Weiterbild iiug der Interj. 1 oder Zss. derselben mit a r.
- Syn. «/-«.'
I-encli. Xi-eneli n.: Etwas Hübsches, in die
Augen Fallendes, Kleinod. Kdspr. Ap.
\. mit müssigem, viell. aus dem inlautenden >i erzeugten
Vorschlag.
i-e s. hihin.
-iö'. den Ton des ganzen W. auf den Schlussvoc.
ziehend, angehängt an Subst. in dem Sinne, dass Hülfe-
leistung in der betr. Gefahr herbeigerufen werden soll.
Beruht auf einer Interj., welche dem gr. lat. io! eut-
spräche, oder auf der Verbindung der Interjj. i und «.
Vgl. frz. au feu, au voleur, au secours. — Abi. Jolen.
für-! zuw. -M-; Feuerruf allg. Als solcher
scherzhaft verkehrt in den allg. verbreiteten und viel-
fach variierten Reimen: F., de Bach [Khy", Äe, Sehne, ül
d'LintJ briinnt usw. Übertragen als Warnungsruf auf "
der Schlittbahn ScnHa. — .Man schrey [schrie] für jo.'
Kessl. .Ein schueler habe einen glüejeuden Brand in
das türr holz gestossen und also ein fürjoo machen
wellen, damit menklich von der schuol ze laufen fucg
hette.' Vad. .Wer erschncket nicht, wenn man leure-0!
schreytV' JohMijller 1665. ,Furio!' Klinql. 1691.
, Feuer io!" GHeidegqee 1732 neben gleichzeitigem
.Zetter und Fürio geschrauen.' JJUi.u.
helf-! /irf//--.- zu Hülfe! L; Z. .Hälffenio. waffen,
zeter.' Burx. Anfg XVI. .Helfenjo!' Manuel. .Helffio
schreyen.' Denzl. 1716. .Wie er Mordio und Heltto
ruft' HPest. 1781. 17!iii.
Zu (Jrunde liegt der einsilbigen Form eine ii. Xl»t. des
Subst. Hilfe: der zweisilbigen der in imperativ. Sinne ge-
brauchte Inf.
niord-! Hülferuf gegen mörderischen .Vnfall.
dieb-! Hülferuf gegen Diebe Bs; Sch.
achel-! scheinbare Zss. mit -iö. S. \irliiielir
achelf-(i.
ie: .\dv. je. 1. Absolut stehend a) ,> immer
ZTös.st., und mit abgeschwächter Bed. und Form:
ifoclilei ein wenig, so klein es immer sein möge W.
Platter schreibt noch altertümlich: .Ich han so vil
guets von den Schwizeren hören sagen, das ich io
gern han begert ein[en] zu sehen.' ,Der kämpf wirt
ye häftiger vnd grimmer.' Feis. ,Es muess ie leben
diser, welchen Gott erhalten wil.' JWSiml. 1652. Sonst
schon früh auch Anlehnung an die hochd. Schreibung:
.je dahar' von je her. BStadtsatz. 1406. .Denn je so
i.st eins predgers anipt, das er den lastren widerston
sol.' ZwiNGiJ. - Immerhin, jedenfalls, trotz Hinder-
niss: ,Si wollen je die reis tuen.' Fründ 1447. -Di-
stributiv: .Ye ein tag um den andern; ye nüt dem
dritten wort; ye nach dem. jirout.' Mal. .Fressen sich
selber je der grösser den kleinern.' Fischb. 1563. ,Je
geparecht' [paarweise], ebd. Repetierend gesetzt,
wofür son.st und: .Täglichs je meer je meer.- 1520,
Absch. In: .wer ic. wer immer. Weist. I. '288. Z XV.
•Jl
A. i;. I. (».
22
ist der Bogritt' der zeitlichen Continuitiit oder Dis-
cretion zu abstrakter Allgemeinheit abgeschwächt, aber
deutlich versch. von nhd. ,wer je-. Eigentümlich bei
Tbchüdi ,(Si) warb sölichs öftermalen an inie, je dass
er iren verhiess, si ze vereelichen.' Die urspr. Bed.
ist ofi'enbar: ,inmier fort, so dass — •, was allerdings in
,so lange, bis -• umgesetzt werden kann. - b) Eine
vereinzelte Spur der Bed. jemals, aber vielmehr
ehmals finden wir in der Stelle: ,Troja, das y die
Griechen gsteckt in Brand.' Comedia Beati. — 2. cor-
relativ = je-dcsto. Hier, wo das W. unbetont ist,
gerne mit Abschwächung des Doppellautes zu e, i,
zunächst an der einen Stelle, dann an beiden. ,Je
mehr man dapfer auf ihn sehlägt, ie mehr er sich im
lauf bewegt.' 1Ö57, JHAmmann u. a. ZScribenten noch
im XVIII. wie noch heute in Z. Je Inngers i lieher, me
udgl. B. „E länger i meh" Aa (f-i^i; Ap; Gk; ScnwMa.
frf-ij. E lengers i me Ndw, e-c Ap (f^-r) ; BE. (e-e) ; Gl
frf-rf^; LE. (e legers e besser); ScuSt. Ferner ,Di längri
später.' Näfels. Fahrt. ,U [und] das de länger je lieher.'
GoTTH. Endlich und am eigentümlichsten es lengers i
bes.ser BRi.
Bemcrkonswert, dass in diesem Falle kein Versuch ge-
macht wird, den Hiatus aufzuheben: c i, je früher-T., Sulger
n. .\. — Wie sehr das Verständniss der vorliegenden Formen
dem Sprachbewusstsein entschwunden ist, beweisen auch die
Schreibungen selbst von Gebildeten: ,e lengere eh; ä läng'ri;
c längeri; di längri; es lengersi; i bi ne längirsi' st. ,i bin
c 1.' In dem letztern Falle hat übrigens nach der Art der
betreffenden MA. vocalische Akkommodation fi'.--« aus e...i)
Statt gehabt, wie wenn das letzte i als Bildungssilbe zum
W. gehörte. Das d von di länger mag von Fällen, wo ein
auslautendi's (/ vorangieug. seinen Ursprung genommen haben.
Man konnte übrigens hier beim Comp, auch an Verwechselung
mit dem Acc. des mänulichen Art. denken, da die Anwendung
desselben beim Sup. in adverb. Sinne beliebt ist. Anstatt
hiujera i Imit s gebildetes Adv.1 wird lenger si (d. i. so) ab-
"uteilen sein, denn in dem r», von et-si, es-ea, verkürzt aus
ah, alm, steckt ebenfalls «o. Diese Correhitivenverbindung
mag sich vom BO. ans den benachbarteu MAA. mitgeteilt
und sich dort mit der andern (ie-ic) vermengt haben zu iV-so.
' — Syn. ala-ah. — Abi. ielich; s. auch iene, iez, nie.
cppet- ijipl!^ LG., Spedi.^ Aa; ScnSt. ; Z: zu-
weilen, dann und wann, nicht selten. O. tind denn
gli wider (scherzhaft).
Das beliebte, hier zur Vermeidung des Hiatus uud nach
Analogie der meisten hier folgenden Verbindungen dem erstem
Adv. angehängte ( hat zwischen den Vocalen Erweichung zu d
orfehren.
CS- o»£rf, TOrf^, rf«frf BO.; Git; GaL.. G., 0.; Vw;
es-ie-e GrO.; esiene GkD.; UwE.; esienig Wst;
sienig Obw: bedeutet eine Beschränkung des Begriffes
von ie, immer, näml. 1. zuweilen, hin und wieder,
manchmal BO.; G; Vw. Gerne verbunden mit einist
Vw, eis BO. d. i. einmal; e. eine etwa Einer, Mancher;
esiemöl, äslja-n-e-mäl manchmal. Auch disjunctiv, z. B.
e. ivol und e. ühel. 2. ehemals, vor Zeiten, zu-
weilen BO.; Gr.
In tienig hat sich die Abschwächung des erstem W. (voll-
ständig etefi) bis zu völliger Aphäresis des Voc. fortgesetzt;
anderseits ist der betonten Hälfte eine Erweiterung durch
eine sehr beliebte Adj.- resp. Adv. -Endung zu Teil geworden.
Übrigens ist dieser Weiterbildung diejenige mit -e voraus-
gegangen, welches sich als adverb. Endung oder als bloss
lautliche Schwellung betrachten lässt; n ist euphonisches
Einschiebsel. Die Verl)indung eeiemol ist durch die Syn-
kopierung des Art. dem Hiatus aus dem Wege gegangen. —
Syn. 1. üjipetie. 2, alllli/l, nllimal, iimme, alle.
eisdcr-: immerdar, oliiie Unterlas.s Aa.
hüt-: heute immer oder jeweilcn, h. hin und wieder
Aa; Bs; ScnSt. ; Z und schon bei Man. Repetierend
im Sinne der Verstärkung Uüt-ie und ie.
Bei Fris. Mal. mit erweiterter Form : ,heüt yemer, hodie
unquam'.
nacht-: während der vergangenen Nacht immer
oder zuweilen Tn; Z.
sider(t)- »ideri^ Hebel; -i- Aa; aXdn-nc ScnSt.; Z,
„aider(t)-hie Th; Vw; Zg" : seither immer oder
jeweilen. — ,Er i.st sytertye im Grab g'lega.' 1712,
GöLDI.
Durch ,hie', hier, hat eine Umdeutung stattgefunden:
bis hieher. Die Bed. streift bei Hebel an die von .später,
nachher'.
zent-: unausgesetzt auf der ganzen Strecke GWe.
— Gebildet nach Analogie des lokalen Adv. zent-ume.
ielich icelifj Id. B; „jelig", Beide für BO. ; i^li
AAFr. ; „L" : "l. j eder BO. lt. St. u. Id. B. -- 2. irgend-
ein, manch, nur in der Verbindung mit ,Mal' oder ab-
solut als Adv. zuweilen, ielimöl kkFr.; Bs, „jelige-.
jelimal L; Zo", ,ielich mall.' ThPi.atter.
Jelimal wird als PI. (vgl. das einigerinassen syu. nllimal).
jeligemal als Adv. (jelig ein Mal) zu verstehen sein.
ie, ie-e s. Inhin.
ie verderbt für 1. hie, hier. s. ie-hnr. - 2. wie,
s. weiss-ivie.
mit-ie s. mit-hin.
ö! I. Interj. der Verwunderung, bald der freudigen,
bald der schmerzlichen. Auch in dimin. Form ö-eji.
öweli Ausruf des Erstaunens Bs, nali, o weh! BM. Im
Ganzen alleinstehend ziemlich selten, häufiger in Ver-
bindung 1. mit einer folgenden Anrede : 0 schö" Lieb,
cliam zue-mer i d'Hütte, o sehn" Lieb, chimi zue-mer
uf d'Ali>l alt. LVolkslied. — 2. als Ausruf mit fol-
gendem ,wie' und Adj.; wie nhd. — 3. mit fol-
gender Interj., welche dann immer den Hauptton
hat: 0 hö! heie! je! joch! jeiner! Ie! schiess! u-ätsch!
S. diese WW. und oh ... 0 feg ab! ö feg ab! Ruf des
Kaminfegers, wenn er die obere Öffnung des Kamins
erreicht hat und den Kopf herausstreckt Th. Mit 0 ho,
zäl so! mussten ehemals in Z die Wächter auf den
Festungslürmen, nachdem diejenigen auf den Kirch-
türmen die Stunden geblasen und angeschlagen hatten,
ihre Wachsamkeit bekunden.
ö! II. Zuruf, mit welchem zum Innehalten auf-
gefordert wird; zunächst an Zugtiere (in dieser An-
wendung auch 0). 0(ö)ha, hebe, halte still halten. Halt
machen, von den Zugtieren und vom Lenker; zurück-
halten flg.; allg. Vorne Ö glichet und binde g'stösse
Gn (Bild für widersprechendes Tun). O hebe tr., zum
Stehen bringen Gl. Hand e chll ö! habt ein wenig
Geduld! Schw. — Syn. üf, hilf!
-0 III interject. an andere WW. angehängter Laut,
durch welchen man Aufmerksamkeit erregen will.
1. zum Anrufen oder Herbeirufen von Personen aus
einiger Ferne, also eine Art Vocat. bildend, dessen
Form dann zuweilen auch für die übrigen Casus
stehen bleibt; im eigentlichen Rufe immer den Haujit-
ton tragend und sich etwa B zu «* verdumpfend oder
in ö" BBe. ausklingend. Vater-ö! Mueler-ö! Mileti-6!
Mütterchen! Mari-ö! Christi-ö! Josep-ö! Hans-ö!
Hwns-ä! Lisi-ü! B; Gl; G; Z. Züsi-o, Ziisi-ö! hei"'
A. K. I. 0. II
cliö".' (ioTTii. X'irrii Xiirri yarrö! rutV'ii ilic Kinder
in TbFi-. hinter dem Fa.stuaehtsiiarrcn her, in Zo ist
davon nur Xaire! geblieben. Übrigens ruft auch der
< iuggisberger Afte! Vater! Zur blossen Endung für
den Vocat. herabgesu)iken B; F; Z verliert es den
Hauptton, so in dem Canon Hatisö, Hanxd, häst-mer
de Riieäi niene //'seh? und in den Anredefornien der ge-
mütlichen Rede: Ättö! lieber Vater! Chhidö! Mmtitö!
in ih. selbst diiü! irö! Doch in Com. S. Beati immer
nocli mit der urspr. Betonung: ,Häb sorg, puro [Bauer]!
eil! fall doch nit. - Hab dank. Huro! - l'uru! Kanst
du auch seitenspilly- Mit dem Tone sinkt etwa auch
die Vocalfarbc: Ättu! BÜ.; F, Ätte! BSchw. —
2. Ausruf. Schnegge! Schnegge! Behnchnegg-ö! Ruf
des Schneckenverkäufers in Bern. Kuhn 1810. ZU-ö!
rufen die Kinder, wenn sie beim Fangspiel das .Ziel'
berühren. D'Sit-ö! und verstümmelt zi-ö! [auf] die
Seite! Ruf zum Ausweichen beim Schlittenfahren Ap;
G. Anders .;!tö! beim Versteckensspielen. womit Dem-
jenigen, welcher suchen soll, angezeigt wird, dass es
nun an der Zeit sei. — 3. Verbal in dem Kiltrufe:
hosch-ö! s. 0. lioscha; ferner ilber-ö! womit man den
Fährmann herüber ruft (hol über!) ZReuss; il-ö! vor-
wärts! S; ]iil-ü! Z Ruf an Zugtiere, vorwärts! Narrö,
d'Chiieli scJifidö! pflegte der Viehhüter zu schreien,
wenn ein Rind über die ürenze schweifte Ap, LZei.t,-
WEGEB 1738. — Vgl. Schade».
VwiU mit a III oder daraus abgeschwächt und sich zu
" weiter verdampfend. Die sehwache Pluralbildimg Oliindi;
l.iiiij '/,, welche sieh fUr Jen Yocat., z. T. nur fiii- di.sm.
fVst(.'isi-t7.t hat, gewinnt ehenfalls dem Vocat. Sg-. ^. ■-, niilur ilrii
AnsiliiMn einer Abschwächung znm Behuf der Iiill.iciizii ruiis;,
Miinii'} udgl. im Sinne des Nomin. inihr nur in scherzhafter
oder gemUtliclier Kede. In F snll si.di Jiin als Vocat. von
Atitt, dem Noni.. abheben.
ö s. ob-hiv, -sich, auch, an [ohne|.
o! Ausruf jähen Schmerzes Ndw. - Vgl. ö I.
«1! 1. .\usruf des Schmerzes, o weh! B; Sulq.;
Onw <ii jf-: - 2. der Ablehnung U. 3. der Be-
wunderung: (li. oi ! ZSth. - Vgl. rti! im!
V. l\Hiitenanteii-u; der Buchst, r. So in den
ZLaiulscluiIen vor den Dreissiger .Jahren ( I, ehrer
•Idcker).
Koni, verderlit aus K<
Vj ü, U w m. : Uhu, bubo.
Die (irundf. zu Üwel. Ole usw., //«;/•, Ulm usw. Von
Wz. 11, ni- schreien; vgl. gr. aSeiv, lat. onm .jauchzen. Der
Vogel .jauchzt uämlich .wie ein betrunkener Bauer' liu! oder
ithii puhii fpvIiuH liiiliii! und heisst daher auch Cntjuelimr.
llnriur. Hui-. Hl,-. Pinn,,/,!. Il.din. /'«//«;, ll„lnn. Iluli.ii,
Iliilm; Iluhehr udgl. - Zss. ii-irl.j.ihn.
Hüru m.: Uhu. bubo. ,Hüvu vel Hüruw.' (jessn.
1.5.5.5. ,Von dem Huwen oder Hüru. Bubo.' Heussl.
1.5.57. 1600. .Hüru.' Mat,. In der lebenden Volksspr. nur
unver.standen noch erhalten in der Form Hiiriif. s, d.
Von liiireii, laut rufen, also im Grunde eiuc; fciutologiselie
Zss., nicht mehr sagend als das einfache Hi'ni, s. Wackeru.
Voc. 2 42. .50. -- Vgl. IIiinNhu"; l'rhu"; //i<mi«/)»«/.7.'
u! 1. n' Interj. des Schmerzes Hs. - 2. n'; Interj.
der Freude, des Wcdilbehagens. Dimin. ali! ü-,-U! Kdspr.
Bs. Sonst nur mit nachfolgenden andern interj. Lauten :
ii-aii! Ausdruck heftigen Körpersehnierzes, z. B. bei
Operationen, o! weh! ZO. - n-dd-dä'. Ausdruck der
Schadenfreude GT. - *(-/(/, ntii'. Nachahmung des
Jagdhorns. .Er blöst ('.< Ilnnt, git '.« Zeichen n .:iir
Jagd: iitä! utä!' Schild. — Mit üte hntz hotz hnfz!
oder: ü-bätz bätz bätz! betteln die Pastnachtsmasken
die Leute an Z. Vgl. hn-, hü-bätz! — >i-zie. zie!
Lockruf für Kiilbcr GSa.
II s. IUI. Illlll.
ii: Treiberuf für Zugtiere
Vyl. /(».'
Z.'
iiö!
tt »»' Uw, ü Apt., eu eiw, eic W. im Apt. ; ScnSt. :
Th; Z, i „p j> W", j Sch; Schw; Th; Zo; Z: euch.
Dial. S. 10.5. W. 18.5. - Mhd. !ii, eigen«. Dat., aber
schon frühe mit dem Are. (iucli) vermischt, und so aneli
bei uns sogar in den M.\.\. (Uw; W). welche beide Formen
besitzen. E, je. i sind die enklit. Formen. Auffallend ist iu
WMA. der Diiditb., weleher sich nur (für i-ii) aus dem ,r
eutwiekiH liiiben kann. S. auch luh.
u-e, u-er, u-i s. iifliiii. ilj'her. I'-eise s.
Ameste. ü-e. ü-er. l'-e! s. inn- usw.
Ue: Ulrich GT.
uc. ue-e s. ilfli in.
ue- untrennb. Vorsilbe mit nicht ganz klarer Bed.
Ahd. mhd. «o-, aber schon in der ä. Spr. selten. lir.Gr,
2' 774. Umtefteii vel plezan: pittacus, Heftpflaster bei
Hattemor 1, 229, uostafton 2:3.5. Über uosezzel Flicklappiii
Lanzelot 6023 s. Bächtold, UvZatz. 42 f. Heute nur noch
In dem Ortsnamen Uewise (Uimison); vioU. (vgl. iio-kint>')
abgelegene oder ahschfissige Wiesen. Vgl. ahd. iinlmld!, loea
pra;rupta.
Uewiser m.: Xanie eim_'r Apfclsorte Th.
lli! 1. Interj. des Ekels Ap; Ndw; ScnSt. - 2. des
Schmerzes, der Furcht, o! ach! Aa; Bs; B; G
Sch: Z. iii im! Kdspr. .\a. - 3. Lockruf für Kühe.
Minnich.
u i s. ilf-hiii.
All. .■!,. ih.
IL Abteilung.
Wörter, deren Hauptsilbe vocaliscli anlautet und consonantiseli
auslautet.
Ab (aah). iili, .lilj, aiili, Ituh. eb,
ÜEMERKITNO. .Mail
•IL'I.
ab I. l'i:iii. (III Art.; Bs; (ieb.; .sou.st )ili. 1. leiii
räiniiUrh: Entfornniiif, a. vun etwa.s herab oder
liiininter, wa.s oft durch ein dem Suhst. nachfolffcndes
(ihr noch deutlicher bezeichnet wird. Äh em Haiaii
(ilic, vom B. herunter. Bei (Jrtsn.: Ah Gau, von (dem
höher frelefrenen) (iais, dagegen ro St. (Tülle. l)s Vre-
|i neli ab em Giigi/isherg. ..\h Davaas nss den Pündten-.
I) aus (dem Hochtal) Davos. 101.3, Taufb. Zollikon. Da-
I her manche von Ürtsn. entnommene Familienn.. wie
f Ahyhern, Abpldiinlp, Ahegg lEyri Bergstrassenüber-
i| gangj; dazu vgl. Familienn. wie: Vim Matt, Von
1 J/oo.s-, Von Toliel. — D'Chüe sl [sind] ali-em Jieri).
': ins Tal zurückgekehrt B. .Darab |von der Stange
herunter] und widerumb darauf.' Vogei.b. l.").J7. .llit
)■ dem feeh ab den .\lijeii faVen.- l^ü:', UMey. .Ab der
Kanzel verkünden.- Z lO.JH. .Kornsäcke ab meiner
Schütte.- HI'est. 178::!. Von Heilquellen, welche von
j mineralhaltigeni (Irund ab tlies.sen, z. B. .Das was.ser
t diss bads louft ab alet und kupfer-. Unot 87:1 Ent-
! sprechend: frhikeii nli -. vom Abguss oder .\bsuil
heilkräftiger Pflanzen, z. B. (ili (■hrie.<ii, iih Lindehlue.it
' triiileii. b. Orts Veränderung überh. a) Ent-
fernung, so in foriuelartigen Verbindungen mit Subst.
ohne Art.: ab Ort, Brett (vgl. u. ah-em Liule). Fleck,
Fiats, Schute, Statt, Tatsch, Acher, Öach, von der
Stelle, s. diese \VW.; ab Sita: iilt Wey; iih Hei'":
ab Stiiti. Einen nl) Satz nehmen. Uagegen mit Art. :
,Ab einem ort au das ander zieliii.- Fuis. .Inen sige
nützit ab dem tag von Luzern geschriben.- 1.5-21. Act.
Strickt.. .Ab dem weg gon, ex itinere defleetere.- Mai,.
..\b dem weg, devius.' ebd.; Denzi,. 1077; .ungelegen-.
Pms. ,Er ist ab der gesiebt [aus dem (i.] verschwun-
den.' Mal. ,Ab den Augen kommen.' 1.5'2:3. Absch.
,Eini ab den Augen gon.' Fkis; Mal. ,Gehe mir ab
den Augen!- HPest. 1790. Jetzt: ab Auge'. Z. Um-
gekehrt vom .Standpunkt des Sehenden aus: .Ab denen
meine äugen niemer kommend [sich nie abwenden]. -
Fei8. Er hat Jces Auy ah-em, wendet kein A. von ihm
ab. Äh Aug, ab Hers, aus den Augen, aus dem Sinn ;
Sprw. ,Ab der Gemeinde wieder zu den Eltern kom-
men-, aus der Versorgung. Verkostgeldung durch die
Armenpflege. Gotth. Drab miiese", von der Arbeit
weg Ap. .Kumpt mir Geschafft das ich offt darab
müssen lauffeu.- AoTschudi. Drah go" (die brütende
Henne) Z. Wenig drab luege, emsig an der .Arbeit
sein B. ,Ab-em Xamebüechli g'luegt'. auf die Seite
geschaut. BWtsb. Ah der Hund kI", unbequem Ciiük.
Ati der Hand go, untreu werden Ap; L: Xdw. .Was
mau also grüen und ab der Hand isset.- Villingek.
■ Ab dem Wind bringen-, aus dem Freien in's Zimmer.
Hl'nm'. 17iiii. Mi-em Luft, an einen windfn'ien Ort
i'iili, il),
Ob,
h ili
ub, iili. iifli,
II
.W. Ab ihr Niirig cho", schlecht genährt werden Z.
.Gestorben und ab der Welt-, abgeschieden. Gotth. ;
und in abstracterem Sinne: ,Eisi war es erleidet in
der Einöde; so .sy besti Zyt da ab d. W. zuez'bringe.-
ebd. Nöd ab d'r Welt deliäin .sj, nicht ganz abgelegen
wohnen Ap. Jmdn ,ab der Welt richten-, hinrichten.
1.588. ,Die Schlüssel ab den Kä.sten nehmen.- HPest.
1790. Ah-em Lade verche, Arbeiten fertig machen B.
Oppi.i ah-em Stecke haue, den Stock kürzer machen.
.Sich werfen ab Einem', von der bisherigen Obrigkeit
oder von der Partei abfallen. 1.336,1440. ZChr. Ab de
Worte gä, nicht Wort halten Z. , Einen drab nehmen-,
durch Zureden von trüben (iedanken abbringen. 1.519.
Stockar. ..Vb der materi komen-, vom Gegenstand der
l.'ede ab. Hospin. Ab der Meinig cho, nicht mchr
wissen, was man wollte Z. .Kerte er .sy abe der Zu-
versicht.- Scheeep., GHdschrftn. ,Gieng sy dick fastend
gantz ab dem tisch.- ebd. - Zeitlicher Abstand,
aber oft noch mit räumlicher Grundlage: idi Ti.icli
liefe, das Gebet nach der Mahlzeit verrichten, d. h.
bevor man den T. abdeckt; anton.: üher T. h. Beidos
auch schon bei HBüll. und 104.5 JI'Hofmrtr. I chomma
(chumme) ah-cm Essa, nach dem Essen, dagegen rom
E.. unmittelbar vom Essen weg Ap; Gl; Z. Daher
dann Zeitbestimmungen wie: E.f i.'ich ab de Mere,
etwas über vier Uhr; Viertel ab achti AaF. : Bs, d'rab,
die genannte Glockeu.stunde vorbei H; Bs. (irad ah der
Em trikche", unmittelbar auf die Ernte. - ß) Her-
kunft, Ur.sprung. .Die herren ab dem Rhine.-
Halbsut. .Der herzöge besant alle sine diener a b
dem land und von den stetten.- 1:3:^0/1440, ZChr.
.Eine Hochzeiterin ab frömbden orten', nicht aus der
Gemeinde gebürtig. G 1011. ,Ein Pfarrer ab der Land-
schaft.- 1749, Herrlibgr. Ah-em Märt cho" L. Heu
ah der lT7.s Ap. De Grasroub ab der Würze rer-
chaiife", das noch auf der Wiese stehende, nicht be-
reits abgemähte liras B. .Ein Geisslein dem Metzger
ab dem Messer kaufen', von der Schlachtbank weg.
Stockak 15-29. Ah andren Lilten Leder ist guet Bieme
schulde" Gr. .Einen speisen ab seiner tafel.- v.Moos
1778. .Ab dem Brunnen trinken.- 1092. JaMeveu. .Ab
den Zinsen leben.- 1000, Hafner. .Der .Jugendt ab der
Bibliotek verehrt.- 1078. Z. ,Die Figur seie ab einem
weyblin gemacht.' 1557, Vogelb. Von einem Kinde,
das seinem Vater in hohem Grade gleicht, sagt man,
es sei wie ah im abe g'schnitte. .[Zins] ab eim Hus.'
1450, Gfr. - 2. Abstraktere Anwendungen,
a) Beseitigung, Erledigung. Befreiung von einer
Fessel oder Last; Abgang oder Verlust. , Einen
Hund ab der Ketten lassen.' Fris; Pestal. 1790. Ab
der Chetti sl. übergetragen auf Menschen: au.sgelassen.
All. iA>. ili. nb. nl
übermütig Z; B: gleichbeJ.: ah-eni Bäiutcl vi" liW.
Ab-em Bündel chö, von Sinnen kommen, sich nicht
zu halten wissen, Tor Freude, Ungeduld. !:^DLG. ; GT.
Ah-em Bi'mdeli rhö, au.s.schreiten Ap. Ah-em Seil lä,
lo.slas.sen Ap. Ah [von. aus] der Hemd lä Z. ,Ab
hals kommen-, von Erledigung eines lästigen Rechts-
handels. 1-521, Abseh. und ähnlich noch heute. ,Sy
woltind ab der sach', sie los werden. 152.5, ebd. (jetzt:
iis-der S.) .Ab dem Wirt gelöst', durch Bezahlung.
1.529, Absch. ,Ab den kosten komen', 1) aufhören
einem Andern zur Last zu sein; 2) die eigenen Un-
kosten los werden. ,Ludent sye die übrigen ihnen ab
dem kosten.' Cys. ,Ab der marter kommen.' Met. 1694.
.Ab der Noth sein.' Pestal. 1790. ,Dass das schmäch-
lich verweyssen ab uns kome.' 1531. Jesaj. 4, 1. .In
acht Tagen mag der Ansprecher durch den Siebter
[dem Schuldner] ab den Unterpfanden bieten.' L 1706.
.Etwas ab Einem tuen, bringen' bezeichnet in der ä.
Rechts.spr. Zurücknahme einer beschimpfenden Aus-
sage über eine Person. Rothenburg. Aratsrecht v. 1490.
OsEMBK. aleni. Strafr. 263. Ebenfalls als Abladen der
Schuld lässt sich der der ä. Rechtsspr. geläufige Aus-
druck .richten ab dem Missetäter' verstehen. ,Ab
swem der Rat gerichtet, wil derselbe .sinen has [Hass]
an dehein des Rates keren . . .' ZRichtebr. .Habe ab
nie keinem gesehen richten.- 1401. lisRq. Und noch
bei WuRSTis. : .Solothurn solt alda ab malefttzisehen
Personen allein mit dem Schwert richten.- .Einem
ab dem brod helfen', den Verdienst entziehen. JMey.
1692. Ah Hüs und Hei'" chn, Alles verlieren. Ab de
ührefte clin L. Ah-eiii Schhif ckn, nicht mehr schlafen
können Z. Ex r/öd ab der Schür, ab-em Kapital, ah
der Er, diese Güter leiden darunter, es geht ihnen
etwas ab Ap. — b) Gewinn, Erlös, auch Gewinn
an Einsicht. .Darab [aus einer alten Geschichts-
quelle] ich die warhait diser niateri las.' 1336,1446,
ZChr. (vgl. mhd. a n de» biioclien lesen). ,Omen, loss-
zeychen, so man nimpt ab dem geschrey der vöglen.
Augurium, weyssagung ab den vöglen.' Feis. Nii" ab — ,
entnehmen aus — , schliessen. ,Lösen ab — ' [Geld-
gewinn]. (ivuENiiuPF. .Ab Obs hundert Thaler erlösen.'
1692, Escher. jH'e"" si g'smid war, sii war Nüt nie
ab-ere s'verdietie.' Gotth. Entsprechend von Seite des
Käufers: ,geben ab — ', etwas wofür geben. Wert darauf
legen. JMtjr.i.. 1673. .Nichts geben ab Streichen', un-
empfindlich für Schläge sein. Hospin. Ab de Worte
ißi'"', der Rede gehorchen. ,Wir thuont nidt ab dinem
sagen.' SBeat. NiU tue ah säge" B und nicht bloss:
,sich ab einem muster oder bispil beraten', Zwinqli,
sondern auch: .sich bessern ab Einem', nach dessen
Hi'ispiel. Scheuer. (iHdschr., sowie bessere ah Öppis,
von körperlichen Heilmitteln. ,Gersten, worab sie [die
Schweine] guot werdent.' 1495, G. - 3. Causal = in
Folge von — , über, ob. ,Es fällt kein bäum ab einem
streich.' Hospin. .Sterben ab hrot.' 1557, Vooblb.
.Fleugt ab seinem gschrey zuoher.' ebd. ,Das kind
bewegt sich ab der kälte.- Mubai.t 1697. ,Drauf man
die losschüz gab, dass d'pauron flöhend drab.' Lied
v. 1653. ,Ab deinem Donnerklapf sind sie dahin ge-
fahren.' KdMey. 1674. ,Der gloub hat sich ab der
disputation gesterkt.- Zwinoi.i. .Wir stellen uns zur
buss ab dem zorn Gottes.' 1665, JMdix. ,Wenn das
Auge [der Rebe] den Rebmann im Grabet [beim Um-
graben] olfen anschaut, so erblindet es leicht darab.-
KiRCHH.. Siiriirliw. Ah rm i-htinxlr liilir i's Tieft liiif/e".
bei der geringsten Unpässlichkeit. Stutz. l*ie Frau
habe ihr Leiden verdient ah ihrem Mann, d. h. durch
ihr Verhalten gegen ihn verschuldet. En Linner ah
eiin [einem Schüler] eerscMä" Z. 's Heu rerscliwnil
e ehlin [schwindet ein wenig zusammen] ab-em dorn ii
BRi. Ah dem Lärme-n-ertruched d'Liit Z. ,Wenn ich
es nicht ab unserm Elend vergessen hätte.' Gotth.
Ah (i'höra-säga [vom Hörensagen] lüyt ma" gäre"
[leicht] Gr. Es cha's ah säge" lei Mensch glaube",
man muss es sehen, um es zu glauben U. Er-
schrärhe ah — , schon bei RManuei,. ThPlatter. 1707,
HioB. ,Der Mensch darab erblas.st.' KdMey. 1650.
Gruse" ab — . So schon hei JMet. 1694. .Abscheuen
ab den zwergen.' Feis. ,Ein schuhen und vrdrutz ab
denen dingen [Abneigung gegen].' 1531, Bib. .Ver-
driessen, sich verärgern ab — .- Zwisai.i. .l>as unwärd
[die Geringscliätzung], das Hoch vnd Nidre ab vns
habend.' 1527, Zw. .Etlich machend jnen (sich) noch .
ein gewüssen ab den götzen.' 1530, I. Cor. 8, 7. ,Sy
habend nit all ein lust ab den . . .' Fris. .Ab seiner
Trägheit jameren.- Hott. 1666. ,Die klag ab der
kranckheit.' JMüi.i.. 167.3. ,Dic Türeken ärgern sich j
ab dem meyneyde der Christen.' ebd. .Wird luegen suhr ,'
[sauer sehen] ab solchen Mannen.' 1701. JCWeissenb. c
.Ein Pfarrherr erfreuet sich nicht ab unglttckhaften
Pfarrkindern.' 1790. Nachtl. Sich verwundern ali —
schon Platter 1519. ,Lätz tuen ab — ,' sich unsinnig
geberden über. Mandel. In den meisten von diesen
Fällen setzt auch die heutige Volksspr. trotz dem
störenden Einfluss der Bücherspr. noch ah, z. B. ,Mich
schüttelte es ab ihnen', mir grauste vor — . Gotth.
,Unirille [Ekel] drah ha', Id. B. D'Nase rümpfen;
balgen: frö, trürig, hon,, taub [unwillig, zornig] si oder
werde; hriiele [weinen]; jämere; speuse; chotze d'rah.
beide bildlich im Sinne von-: Ekel äussern. Ab allem
Elend mitesse" lache". Wüest, leid, lätz d'rah tue oder
mache, sich wie toll geberden, Widerwillen gegen Etw.
in heftiger Weise äussern. Die händ glich aw'' tö"
ab-ere, doch arg geschimpft über sie. Stütz. Ab Jmdm
oder Etw. rede, ein Aufheben machen, Gerede.
Alul. uba, mhd. ahc ziemlich selten; selbst bei unserem
Notker häufiger fona, dessen Begriff aber ein weiterer ist;
doch sagt auch er: ,niderrinnent aha demo berge.' Auch die
anderen bei GrafF 1, 73 — 74 angeführten Verbindungen (dar-
unter auch schon zwei Fälle von causaler Bed.) sind noch
unserer heutigen Volksspr. geläufig, und wie ungern der
Schweizer von dieser eigenartigen, durch die nhd. Eri?atz-
mittel nicht erreichten Präp. lässt, beweist die Sprache mo-
derner Schriftsteller wie AFröhlich: ,Gehn wir ab den offneu
Wegen. — Ab dem Baum gewahrten Affen sie. — Der Nord
ab Höhn. — Die Steuern ab den Au'n.' Übrigens geht
natürlich die ursprüngliche Anschauung von der Bewegung
von oben nach unten in diejenige der Bewegung von oben
weg und endlich in die allgemeinere von Ortsveränderung
überhaupt über ; bei Wa»aer ab der Rare wird ähnlich nur au
die Frische des Quellwassers gedacht, nicht an den Fall des-
selben. Wenn uns en Stci ab-em Herz ist, so reflektieren wir
nur darauf, dass die^Sorgenlast jetzt hinweg genommen ist,
nicht auf die Richtung ihres Verschwindens. -16 wird so
fast syn. mit ron z. B. : .0 wenn man abdecken könnte den
Deckel ab den Seelen!' Gotth. ,Das Hemd ab dem Leib und
die Schuhe von den Füssen.' Pestal. 1770; aber allerdings
wird das Hemd auf dem Leib, die Schuhe an den Füssen
getragen. In der RA. : den ganzen Tag nicht ab den Beinen
kommen Z ist ab einzig richtig, weil man sagt: auf den
Beinen sein; aber statt: ab der Hand egsa, z. B. eine Birne
Ap und schon bei Fris. und sogar bei Notk.. sagt mau auch:
rn II. Z. HinwiediT ist v b ennnd. entzwei (schon l.'i57.
Ab, cb. ih, Ol,, uh
30
\ iii.'1'lb. ,iUi üiiKiuJcr schiii'iilcu'), uiclit yaiiz gleii-li cmi ninml.
iii.l.iii jeues meistens gewaltsamo Tiuuuuug lUiixh Bi-u«Ii,
s. lüiitt usw. bezeichnet. Die mit «6 charakterisierte Be-
«.muig löst also in ileu meisten Fällen einen mit ,aHf' be-
/.i.liiut.ii Riili. zustand ab, währenddem von ein zu gegcn-
iib. r strht. Iirr A|iAiisdruck: Einem ap-cm Löli ne, vom Lohne
Kt«:is iibzirbiii. lirrulit auf der Vorstellung des aufgehäuften
(;,M,:s. Hem Ausdruck uh-cm Für »i", iie" (nehmen) ist der
,•!■ H", oh Im" correlat. In manchen Fällen bedient sich das
Mid. wohl auch noch der alten Präp., aber nur in gebundener
\Vi isc: für Maler's ,Ein sehand ab im leinen, crimen avertere
:i I- sagt Jenes ,von sich ablehnen." — Bed. 3 ist die
ali>traktcste, welche doch aus der Grundbed, (des Ursprungs
.imr Quelle) noch immer leicht abzuleiten ist, wie .ja auch
dl 1 lateinische Ablativ nicht Casus der Entfernung geblieben.
Mindern auch Casus der Ursache geworden ist. Auch aus
dir Vorstellung des zeitlichen Abstandes entwickelt sich, oft
mit unmerklichem Übergänge, die der Causalität. So z.B.:
Iiic Stette wurden ab dem Sieg liochtrechtiger.' Wurstis.
Als ich ab od. von der reiss mlid war, e via.' Vocab. E. XVII.
Wahrend mit nb gewöhnlich die Todesursache bezeichnet wird,
ist is noch rein temporal verwendet von Fris. 1568: ,Sy sterbend
all ilem lernen, das laben ist nitlang gnuog, dass man es alles
:.'! Iiruen möge', mitten davon weg = nhd. ob, über. Die am
wiitesten gehende Übertragung unserer Präp. (auf den Urheber)
findet sich bei Ansh. 1, 27: .Grüwel ah ihnen verursacht."
ab n. Adv. «6 Uw, ab u. äh Aa, äp Bs; U. rJh Ap;
«Bt; L; G; ScH; S; Th; W; Z, äp G^t 1. hinab,
herab; absolut stehend nur noch in Ue; PPo.; W.
auch hier mit den Syn. ahlter, ahliiii, (th.iich daneben.
,Und ab gant an daz wazzer.' ZOhr. 133ti/144G. ,Was
lOü guldin dz best [der höchste Gewinn bei dem
Schützenfest] und demnach ab und ab', stufenwei.se
abnehmend.' Edlib. Allgemeiner mit adv. Accus, ver-
bunden: C(7»)"''v (V Hdhla ab, den Abhang hinunter;
d' Statt äf und ah. TJ'Bayyeii ab lueye, beschämt
blicken Ap. De Rlil" ab schwimme Bs. D'Bire isind
de Baum ah, Nä.sse hat die Aussieht auf Ertrag der
Birnhäume zerstört Z. Ein Mal vor dem Accus.: ,Si
liezent einen floz ab daz wazzer.' ZChr. 1336/1446.
Sonst ,I)as wasser ab fahren, secundo flumine.' Denzl.
Mit Ellipse eines Ptc. und davon abhängigem Übjects-
accus. kann gesagt werden: de Haet ab h'halte, den
Hut abgenommen behalten. — 2. hinweg. .Ab! cedite
hinc, qua-so!" Hospin. Ab! Ruf auf der Schlittbahn Z:
auch ajj-/if .' ZW.; ä-be-ab! etwa mit dem Zusatz: oder
i sclüä-der 's Bei (sehfiss-der e Bä) ab! ZStdt; Th.
Ab auch bei der Schitffahrt, um Begegnende zum Aus-
weichen zu veranlassen Sch; Th. Ah! ruft ein Schütze,
wenn er durch einen guten Schuss einen Andern über-
troifen zu haben glaubt Ap. .Vom W6g ab', auf die
Seite. ,Wind ab [gehn]- an einen windfreien Ort.
GoTTH. ,Üch ab und har heim zu" füegen', hinweg
lind nach Hause. 15'2'2. Stricki... Act. Ab und lue,
liin und her Bs; dann und wann B; mehr oder minder
.\p. Den Verlu.st einer bevorzugten (gleichsam er-
höhten) Stellung bedeutet ah bei gewissen Spielen.
z. B. ab sin, von der Barre abtreten müssen, die Partie
verspielt haben Bs, und schon 1662 bei Eed. : ,Du
bist ab, tu perdidisti lusuni.' In fif und ab mache:
es seil üf und ab yü". um den ganzen Einsatz spielen
Gl, treten das Legen des Geldes auf den Tisch und
das Wegnehmen einander gegenüber; vgl. faire la
belle, eig. säubern Tisch. Zu Ende: ab, ah! Euf.
womit Mäder verkünden, dass sie ein Stück zu Ende
gebracht, .abgetan' haben Ap; vgl. ab hau. ..Vb und
tod'. in ä. Kanzleis]ir. neben .abe und quit. kraftlos
unil ab-; ,ab um! unkreftig'. BsKii., rechtsgültig
erledigt, beigelegt. ,T. und ab sein lassen.' Hospin.
.Dass diser span ganz und gar usgelöschen, hin und
abweg, t. und ab syn soll.' 1529, Absch.; ,t. und ab,
gericht und geschlicht.' ebd. Aber auch von früheren,
nunmehr aufgehobenen Bestimmungen: ,dz was alles
hin und ab.' Edlib., von der Absebaii'ung der katho-
lischen Gebräuche. ,Dass alle verheissungen vfge-
haben, ja t. vnd ab syend.' Gualth. 1584. Ab sin
{ab, wie in der eben besprochenen Verbindung par-
ticipial). 1) mit Sachsubj.: von seinem Platze ab-
getrennt oder ahgcgangen sein, z. B. von einem Knopf
am Kleide, von einem Fleck auf der Haut, vom Schnee
am Boden, einem Ead an der Achse, einem Gliede,
auch von einer La.st auf dem Herzen; vgl. I '2. So
auch aktiv : Etwas ab ha", mache" udgl., und prägnant :
Einem d'Bei" ah flueche, Bliitz ah rileme, dem Tafel
es Ör ab laufe, d. i. die betr. Tätigkeit im höchsten
Grade ausüben. Mit Bez. auf den Kochherd vom Feuer
abgehoben sein, also von Speisen gar gekocht sein
(anton. ob sin) Ap; L; auch persönlich gewendet: mit
Kochen fertig sein Ap. Von einem Eechnungstermin:
abgelaufen sein. ,Er mües warte, bis d'Mechniy ap slcj.'
Bkeitenst.- — 2) mit Personensubj.; von Tieren, die
angebunden waren: sich losgemacht haben; vgl. I 2. a;
von Menschen, bildlich: ungebunden, ausgelassen,
lustig aufgelegt sein Aa; Bs (auch: ap-em Seil); Z.
Ferner: von einer Last befreit sein. L'r ist iez vilem
ah, Trostformel beim Tode eines schwer Geprüften.
Dabei kann aber Zweideutigkeit entstehen, wie z. B.
bei GoTTH. Schulra. 2, 86: ,der Mutter war er ab', die
Last, für ihn zu sorgen, war der Mutter abgenommen,
sie war ihn los, nicht etwa: er war sie los. — Etwas
ab sl: in Abrede stellen, leugnen, z. B. eine Schuld.
So schon 1519: ,Als die frow der eigenschaft nit ab
ist', zugibt, dass sie eine Hörige sei. Egli, Act, Einem
Etwas ah si: verwehren, abschlagen, verweigern:
auch: einen Vorteil oder Genuss vorenthalten Z. Ah
werden, los werden. 1531, Macc. 4, 58. Ah chou 1) in
lustige Stimmung geraten ; — 2) sich von Geschäften
losmachen; — 3) von einer Last befreit werden; —
4) Waare, die man gern verkauft, los werden, ab-
setzen; — 5) ein Ziel verfehlen; — 6) die Besinnung
verlieren. Ab han, ein Stück Arbeit abgetan haben,
von Schnittern, Webern Aa; Bs. - Ah gän, 1) eig.
abnehmen, abwärts gehen, vom Wohlstand. ,Es
stände umb einen wol oder übel, es gange den regi-
menten uf oder ab.' 1569, LLav. Wenn 's Eim ah
(jöd, ijöt 's dem Andere-n-üf L; auch a-be-ab gän;
,Rekholderholz ist all mein hab. Mein Handelschaift
geht a-be-ab.' 1749, BsAusrufb.; auch unpers.: es gut
mir a-be-ab; substant. = Abgang, Abnahme: »'s oder
im A-he-ah gä", im A-be-ab sl" ScnSt. ; Z. — Syn.
Eunzifal. — 2) bei der Eechnung abgezogen werden ;
so z. B. scherzhaft: was me i.sl, yäd ab, was hinzii-
gelogen ist, muss abgerechnet werden.
Ab in der Composition: 1. abwärts. Ab-luvf. Abdachung:
'ih-läij, schief gelegen, vor Vben häufig mit der Bed. ,zu
Boden': -stau, vom Pferde steigen. - 2. hinweg (seitwärtsl,
fern: -6'i-oi/en, Abzugsgraben; -Srh:i,l. S.it. iidarli; -srhiHiij, von
der Sonne abgelegen; -län, loslas^rn i.iiiin S.-huss, Schrei):
-reden, irre reden; -bitten, um Entlissuii;;- bitten; -achluffeu.
mit der Trommel das Zeiclien zum Abtreten geben. Mit
Übertragung auf den Geschnuick : Ah-Munri, Beigeschmack. —
3. abstraktere Anweuduugen. a) Vollendung: -rVuleii.
fc-rtiL' zubereiten; -ihnl-en, das Schlussgebet verriehti'U. In
Al>. ''I'. ili. "!'. ul>
uh-biliübiku , -auu.jui li;it .('/ viell. mehr deu Begriff der
Kutferuung (vgl. b). Abuutzuug; vgl. I 2, a: ab-niennen,
V. Zugtieruu; eigentümlich prägnaut d'i'i'njcr alsirfeii, immer-
fort stehlen. Abstrafung mit Schlägen oder Worten: -hstn,
-lidcnii. — b) Beseitigung; daher Abwehr, Verhin-
derung: ah-strtckcn, verbieten; -meren, durch Stimmenmehrheit
verwerfen; -murhen, abwendig machen; -rmfen, Münzen ausser
Curs oder im Wert herab setzen; -essen, durch Essen ein
Übel vertreiben. — c) Erlangung eines Obj. durch die
(fortgesetzte und vollendete) Tätigkeit: -trUen, durch Pro-
cessieren abgewinnen; -»chliehcn, schleichend überraschen (ein
Tier auf der Jagd). - d) Yba erst zum Zweck einer Ver-
bindung mit ab von Subst. gebildet, wobei das Subst. als
Mittel oder als Ob.). oder in noch anderm Verhältniss gedacht
wird: -ijtbsen, mit einer Gebse abschöpfen; -htujen, durch
einen Hag abgränzeu ; -schweinten, den Schweiss abwischen;
-Jmhen, abdecken (ein Haus); -mdai, der Reihe nach ah-
wechsehi: -khifumi, in Klafter abteilen; seilen, vom Seil
ablösen. - e) Fälle, wo uuserm ab- in der Schriftspr. ein
anderes Präfi.x entspricht: Ah-Tmy. Ertrag; -UünstUng, ein
MissgUnstiger; -arten, ausarten; -strecken, verrenken; -richten,
entrichten: -reyncn, durchnässen; -trajjjjm, auftreten; -t/ebeu,
ergeben u. a. f) Pleonastisch oder nur verstärkend:
-Hchtrliien, (liiu)schwinden; -letzen, Abschied (Letze) geben oder
nehmen. - g) Bloss scheinbare Zss., aus Umdeutnng und
.\ulehnung hervorgegangen: nblamj; Äbsirenze: Ablien. —
NB. Die der lat. Sprachfamilie abgeborgten WW. mit Präfix
üb s. je unter dem zweiten Teile der Zss. ~ Zu ab und den
liier folgenden Zss. vgl. ubliin!
oben-: von oben herunter oder weg. (). iie". oben
wegnehmen, z. B. Kahm von der Milch; auch d' Milch
0. n'e oder einfach d'M. ahne, abrahmen. Es o. säge,
seine Meinunir frisch heraus, rundweg, unverholen
aussprechen Z. Als Subst. n. Olien-ähli. Anschnitt
am vordem Ende des Langbrotes (ii,.
..übe nabig: hochmütig, stolz. Eiiii ubenabitj (je",
KinoM VOM oben herab behandeln Aa; B; L."
ober-ab: von oben herunter T(i. - Von nb,r für
oben; doch vgl. auch rmber-ah.
Über-: über Etw. hinunter. /.. H. in ein unteres
Stockwerk [über die Treppe hinab] Ge. .1'. gefallen',
vom Pferd herab. Fms. .Fiel ü. [vom Steg] ins Wasser.-
Stockar; über einen Fels hinunter. Plattek; von einer
Wand zu Boden. BsC'Iir. .Er Hess sich ü))erab' über
eine Mauer hinunter. AvKClir.
em- •tmub. umub. iinib: Iiinab. herunter, z. 1>. vi>ii\
Berg iu's Tal W.
enibr- w»(<i-, «mi,- BO.. ij,d,r- liAd.: 1. hin-, her-
unter BÜ.; im Gegeu.satü zu nebenher gehenden syn.
Adv. bes. von steilen Örtbcbkeitcn BSi." •_>. unten
BHa.
Vor- /örii/> Bs: 1. räumliili .vorweg, ohne aus-
zulesen- Bs, (vorn) weg. ,0b er eine Sau mangle.
. . . es war in'r aständig, eine v. z'gäh-. ich wäre ge-
neigt, die erste beste zu verkaufen. Gotth. : voraus.
(htiiijed ir r. [wir kommen nach] BR. Zum ^'., zum
Vorau.s, für's Erste Ti. .^'orus und ab', ein für alle Mal.
1538. KuEPF. - 2. bildl. besonder.s Bs und schon
ir)88 KüEPP. .Fürnemlich und vorab.' Bbeit. 1()13.
bevor-: 1. zuvorderst. lüOl, Klisol.; voraus,
vorerst. Wukstis. 2. besonders. Hott. 16G6.
WuBSTIS.
zuevor-: zuerst, imprimis. Zwisai.i; besonders.
priesertini. 1.5(53, Tiebb.
binden-: h. eho, den Kürzeren ziehen, zu kurz,
zu spät kommen B; L; Xdw. UiiidenfhinderJ-ah iie
miiese. sich mit dem Letzten. Schlechtesten begnüeen
müssen Bs; B; S; nachgeben müssen Bs; FMu. , Hinten
ab sehen, sehen [und nehmen] was übrig bleibt.' Gotth.
neben- n^bentqj Bs; n. cho, ein Ziel verfehlen,
beim Werfen. Schiessen GnObS.; bei Seite geschoben,
hintangesetzt werden, zu kurz kommen Aa: Bs; B.
n. trampe, daneben treten, einen Fehltritt tun Bs.
her- brä/i: herunter WL. S. emher-ah.
berg- h.-u.: 1. wie nhd. - '2. bildl.. dem Verderben
zu, mit Bezug auf das Abnehmen der leiblichen oder
der ökonomischen und moralischen Kräfte. Syn.
rain-dh.
rain- ri'iiib / = herij-iih.
..rein-: r. nehmen, vorn ab. ohne auszulesen. ■
Vom Adj. (•(■(/(.
durch- rfuiiii Aa; Z. (/<««tGT,: abwärts; am Himmel
gegen Westen Aa; Z. Durah iscli-es »iVfor'', tautu-
logisch vexierender Wett<^rbericht Z; talwärts G. Vcr-
.stärkt dardurch-, dnilurubBs; dißvrab'L. Durah und
ab, immer weiter abwärts.
des-: von dem genannten Punkte oder an der
genannten Strecke hinunter, .l'enn ab [1. ob] dem
hag hin an St. Stephansmattli und des ab . . .• L 14'20.
wind-: von einem dem Wind ausgesetzten Orte
weg. .Unter Dach geflüchtet und Wind ab.' (totth.
Vgl. o. ah dem Luft. Wind.
kurz-. .Sy woltend k. ab nit aufmerken', durcliaus,
absolut nicht. 1531. Sachar. 7. 11. .Damit ich wisse
kurzum ab', ohne L'msehweife. ein für alle Mal. SBeat.
Ker-: .Einem den Kelirab machen', hinwegräumen.
1712, (iöLDi. .Den stillschweigenden K. tanzen ohne
Pfeifer', heimlich und still abziehen, von einer Be-
satzung. JKWtss 18'2'2. A'., Iui].rr. .bs VI., keren:
vgl. das syn. ncliab-ul.
Krag- machen: den Hals umdrehen, den Garaus
machen, tödten, bes. kleinere Tiere, Vögel; in roher
Spr. auch von Mensehen ScnSt. : Z. — Bald mit li.it. 1'..
bald mit der Präp. ,mit'; oder auch trs.
Blätz- m.: ein abgerissenes Stück Haut, eine
leichte Wunde Aa; S; Z. Chlehe" irie Zuudcl uf'-eme
Bl. .Man ruft da gleich: Hellauf! Haaraus! Pletzab!
und fordert sich heraus.' 1)ietsch 1.S14. ,\uch l>imin.
Bläitabli. Meistens nüt .luiben'. eii Bl. ha", doch auch
mit scherzhafter t'bertreibung: sehier Bl. ah hlaiu/e".
schab- 1. Aa. -. i B; W; Z. t^ehahab L; W:
1. präd. .\dj. verloren, zum Verderben bestinmit:
Nichts mehr wert, zu Nichts mehr tauglich, entkräftet;
verachtet Aa; B; L; W; todmüde L; beschämt, caput
BBe.. Ei.; überständig, von alten Jungfern um! .lung-
geselleii Aa: L. Jliinitrl h<(v .M,it.'<ehi. .mi hii,-i Ueh.
LVolksl. .Fraueulieb ist fahrende Hab. heut lieb und
morgen Seh.' Sprw. 1824. Früher jedenfalls üblicher
als jetzt. Bei Man. im Sinne von .das Spiel verloren
haben.' Auf ein durch übertriebene Liberalität und
Luxus ruiniertes A'ermögen «endet .Vnsh. 1520 den
Spruch an: .Aller weit hab ytel seh. Willt nit seh.,
nach gott so trab, so bstaht diu hab.' ,So einer aber
ain hocher summ darbutt. so muss der vordrig seh.
werden.' 1539, Kessl. ,Dass ich also vill guot vnd
hab Verlassen muoss vnd sin seh.' SBeat. .Der
Mensch ist Seh., flos, bulla', vergänglich. JJIey. 10^2.
,0 Bern, du schöne Stadt, iez bisch du ganz seh.'
1798. .Oben auf und nicht seh.' Schweiz. Erzähl.
185(:. 2. Subst. .,ntr. L." a) Name vors.-lii.'.leue,.
Ab.
i.artoniFtl;iiizi.Mi. die erst im SiiätjuiiiiinT blülu'U.
.wo es also mit Lenz und Liebe seh. ist.- Bkckf.h.
.. Atluni.s autumn. L. L." Nigella sativa L. ZW. Xaeli
IhKH. aiK-li Arliinis le.stiv. L: Achiilea nulletbliuni L.;
Ni-ella arveusis L. Nach MUsT. 1. 108 Nigella da-
iiiasc-ena L. Hei Kiiis u. M.ii,. : .Melanthium, römischer
Cniiander-; ferner ,liith[as"l. die Aiiutecker nennend
I- XitjHllam Konianani: .Schaabab oder Kadeii.' —
In ab.selilägiger Bescheid. ,SV7(. ist mir (jetniclmeii,
K>i (tanze Garte nill. I h<i-iii- iiit i/ipßniizet. Er icil-
wrr' sunt nur irol.- Vulksl.. Wvss l,S2(j. - c) Ab-
s. habseL .Peripsema. Absehnitz von einem ding.'
IHnzl. lt)77 u. ITltJ. Daher das und der für iivertlo.s
( Miiehtete. .Ausslierete der weit, vnnd yedermanns seh.-
I..0O. L Cor. i. 13. noch 1738 repetiert von Nägeli.
.Indem wir aller weit seh. sind, sind wir Gottes liebste
kinder.' 1650.FWyss. .Lass Junger gsell fahren deinen
Sin damit dein Saeh dir woU geling. Sonst wirstu
werden ein t-'eli. den Jungfrauwen biss zu deinem
grab.- Itj7."). Wahrsager. .Kin verachteter Mensch. -
ÜKXZL. aaO.
Urspr. ilcT Iiiiper. des Vb. im Sinne von ,seliiniiiflicli
abziehen', sjii. .sich scheren', uh'.mtzcii, zunächst von der
Bewegung Jcr Fi'isso beim Gehen, vidi, verbunden mit Ab-
schiedscomplimenten. vgl. .KratzfUsse', Scfiairis. Der Imper.,
der einem sich so Entfernenden zugerufen wird (vgl. Eiehl.
Hausbau), wurde dann nominal gewendet, t. adj., t. substaut.
Die Aufforderung zum .Abschieben- leuchtet in manchen Bcisp.
noch deutlieh durch. So ,diess ist ihnen worden gsehlagen
ab, Und sind in diesem worden auch seh.- Schweiz. Erzähler
1856. Da nun gerade Werbung um Liebe meist nicht mit
dürren Worten, sondern ,verblünit' (vgl. auch .Korb-) ab-
gewiesen wird und das Mittelalter eine förmliche symbolische
Blunienspr. zu solehon Zwecken besass. so konnte Seh. aucli
Xame einer bestimmten Blume werden, der man jene Bed.
zuschrieb (vgl. Usteri 1, 103). Die in der jetzigen Spr. um
dieselbe eoncurrierenden Pflanzen teilen mit einander die
Eigentümlichkeit, dass ihr Stengel einen dünnen, ärudichen.
.schäbigen' Blättersi-huiuek trägt.
„ablieh, abiig: sehwäeblicli. kraftlos, an Lebcns-
kratt abnelimend. absterbend, von alternden Jlenschen
LE."
Vom Vb. „I,,,i »der dir. vc.ui Adv. nl,. wo; der Uegerisatz
Itßilf von tlf. \'gl. nliri.
..ablieben, abiigen; an kiir|ierlielier undgeistiger
Kraft nierklieh abiiehnien, binsrhwinden LIJ." Ant.
l'l/'lilfril.
aba s. „/ Abaeli s. .l»W..(r/r Äbäg. Abegg
s. Ai,-b<nl.-.
Abailgeilon; W-rdreliung des \V. Kvangcüum.
,Dos Luthers a.- XVI., lis Karthäuser. - Uleiclisaiu das
vom. rechten (JImmIi.ii ab l.-it.'udr K.
abailS. Adv.; auf un<l davnn. z. 11. vnii einem ent-
tiühenen Dieb (in D.. Pr.
Eigentlich ,ab (oudl aus-. .1«» statt u». Heil aus Tirol
importiert, wo es »/.-. »h-, h-,ih-, •>l-nli-auH lautet. Knnnm.
3, 110, :?:31. -l.-.T. 1. Uli. Si-.hmcll. lMo:jo.
ALautle f.; einfältige, närrisehe Weibsperson Seil
lt. KlKl-HHOKKH.
abe; 1. verkürzt aus ah-lii,:. ah-hrr. >. d. --'. ver-
stümmelt aus iilhr. s. il.
abech "'..../ ..auch (ibiichl. tihäcliliy : 1. abhän-
gend, sieh auf eine Seite neigend, schief B; LE.
Syn. abhäUiij, obtlnch. -- 2. schwächlieh, in Ab-
nahme begriffen, von Personen, inhrmus. Ihr Att ist
Sohw. Idiuliliuii I. 1.
rilli-ii-ii.. der \ater ist ganz hinfällig 1!. -abäehen,
in einen selchen Zustand von Altersschwäche geraten
und darin hinschwinden BO. ; F.
lias Adj. in sehr manigfacher üestult iu den meisten
deutsehen MAA., aber mit der Bed. , verkehrt', wie nihd.
•■beeil, chieli, ahd. <ihnh, abah, altn. öfvi/; eugl. aick-wurd,
got. ibulc, rückwärts gekehrt, rückgängig. Die erste Silbe
jedenfalls identisch mit der Präp. ab, .abwärts, abgekehrt
von - - ' ; die zweite Silbe erscheint im skr. ajt-uii/,% uji-ah;
rückwärts gerichtet, noch .als selbständiges W. wie in unserem
durch VerstünnueUing entstandenen Syn. äeh. Abäch-t, -ij
sind dagegen Erweiterungen, welche von Auffassung der
zweiten Silbe als blosser Abi. ausgehen. A'g'. auch ab-Ueh.
.\beeh s. Ebii^i. Abedit s. Ajijictil. Äbeck
s. All-Bad:
rliel
Bertndeii. Es
viell. mir e
1 misrrcibri.
Abel: schwach, von ki^r
ist-iiier SV schicach, so ähel! L.
Das W. nur schwach bezeugt und
duelle Verkürzung von ähUeh oder vui
ilbeleil o- B; (?,- Ar; allniälich, ein wenig ab-
nehmen Ar ; B. Meist unpers. : es ahelct, der Tag neigt
.sich, es dämmert, auch bei einer .Soiinenfinstcrniss; es
geht zu Ende überhaupt B. Dimin. zu
äben 1 «jy« GrD., sonst übe; SeiiwE. y'äbe: ab-
nehmen, meist pers., doch auch mit der Präp. mit
oder mit Dat. P. 1. von Menschen, an Lebenskraft,
durch Alter oder Krankheit oder auch an ökonomischen
Kräften abnehmen A.v; Ar; Bs; B; Gr; G; Si-hw; W;
Z. .Ich aben fast, deficit nie stas. Es gat mir am
alter fast ab', ich altere sehr. Fnis. M.\l. ,Abcn, am
leib abnehmen, tabescere.' Dknzl. Freilich kann auch
von einer Erleichterung gesagt werden : es hat y'ahet,
das Übel hat nachgelassen GW. — '2. -von Sachen.
■/.. B. Vorräten, der Wein im Fass. das ÖUicht, das
erlöschen will, der Schnee übet (vgl. über), schwindet,
geht zu Ende. Allg. lte(jiiet's w St. Barnebas, abet
iler M'i" bis is Fass Aa. Wenn iVFnieht im Jiiiiiier
i/riieiieil. se abed-si, bis si i" der Wid iseh Bs. Im
BS. insbes. auch vom Falbwerdcn. .Absterben' der
Vegetation auf den Bergen im Spätsommer gebraucht.
Vom Adv. nb; vgl. abUijen und ahd. ü/'jk, in Aufnahme
Illingen, von «/. Die Dehnung ist vom Adv. her natürlich
luilndialten. Gr 'ipjen könnte auch von ftyu' (abhin) zu er-
kläi-i'U suin. Syn. scJtwinen, abiieiiien. ,\hl. Abi f. '!
allen U (<■/-. ■■'".■ 1. Abend werden \\: l!s; B;
L; Z. 2. = äbeii I Axt; YA. Vgl r? /.
Zur Aufstellung von zwei geschiedenen WW. nötigeu die
Lautverhältnisse; nirgends wird a. II mit dem Laute a' ge-
sprochen, viele unserer MAA. heben a. I und a. II sauber
von einander ab. Es verhalten sieh a. /, dessen a sich
durch seine Lautfarbe als unorgauische Dehnung charak-
terisiert, und a. II mit echter Länge zu einander als Ab-
lautsstufen (vgl. mhd. ich (jüjj: icir ijaben) eines starken Vb..
von dessen Prasensstamm auch ebcii (vgl. geben) und das 0. u.
«beeh erwähnte got. Ibuk (vgl. r/i>.') abgeleitet sind. Im
Fernern dürfte unser Vb. auch als Verkürzung aus dem syn.
abenen gedeutet werden.
abend. Einen nach übede
derb ZLunn. Her Form nae
Abend, Abiug. Aben: 1. «/«./ rcsp. «. A.vKi.; Gl.;
GkHc. Pr., D.; GWall.: aScnw. vorw.; oTh; Uw; W;
ZOss., abid, iibid Ap; Sch; Z nürdl., aliH, i.bij GrV.:
GO. u. Stdt; Ut.; ,Abit' XVl. in Aa u. Z Quellen.
-2. abujxos]!. ü. AABb., F., oFri., Z.; BsLd.; L; aScHW;
Uw; Vf.; Z. 3. ahe resp. ... Aa. vorw.; Bs; B (BO.
Form züchtigen, d
I rtc-. von obigeui Vb.
Ab. .-b. ili, ol,, ul,
ahen); F; L; P ä^ho; S; Uw; W, ,Aben' XVI. XVn. in
Bs u. BQu., aber auch bei JMey. 1694. — PI. st., und
zwar ohne Uml. Uw ; Z t., Ö^ - Z t., ö' ~ aScHW — m. :
1. wie nhd. SchÖ" Tag söU-me z'Ö. lobe Sch. Es ist
notiifi alle Tuije Ä. - said de Fidenzer Z. Zum adv.
Gebrauch ist der Gen. wenig beliebt; doch Gl Abeds,
W Abiindesch; sonst eher die Präp. an und am all-
gemeinsten ze. ,Ze abend, vesperi.' Fris.; z'A. ane,
auf den A. B; z'A. esse, tie, trinke, das Abendessen
zu sich nehmen; auch subst.: das z'Abigesse, um
z'Aboiessex Zit. Daraus ein Subst. Zäbe usw., mit
Dimin. (D'r Geisshirtschnab, d'r G., dar isst sls Zäbeli
cor Mittarj BR.J. t. n. BSi.; Gl; GSa.; Uw; U, seltener
ra. GlK. ; ScnSt., welchem die Präp. so angewachsen
ist, dass mit nochmaliger Adverbialbestinmiung gesagt
werden kann: zum Zabig. Der Gruss ijueten A.! oder
g. A. r/eb-i [euch] Gott! bei Fris.: ,ein guoten abent!'
auch in 'n-Abig! 'n-A. g. i G.! verkürzt Z oder yer-
mehrt in giiete z'Obe! Bs; und zum Ausdruck beson-
derer Freundlichkeit dimin. guets Abeli ! BO. g. 0-bigli!
Z. Obe säge, guten Abend sagen Bs. Als Abschieds-
formel nur bildlich : » lia g'gloiht, es si guefen A. mit-ein,
es sei aus mit ihm, er müsse sterben U. Doch erklärt
ihn Fris. auch: vesperi valere dicere. Der Beginn
des A. wird etwa von 3 Uhr an gerechnet Aa; Bs; in
aScHw fällt das Zubiy schon zwischen 2 — 3 Uhr. in
Z hebt der A. mit dem Vesperläuten um 4 Uhr, im
Winter um 3 Uhr an, was für die betr. Grussformel
genau beobachtet wird, und der betreffende Imbiss
bedeutet in den meisten Gegenden das Vesperbrot; in
BE. auch übertragen auf Lebensmittel, welche mau
von Hause weg mit sich an die Arbeit oder auf die
Heise nimmt; vgl. Z.-Bündel, -SäclcU, -Tasche. —
2. Nachmittag. Mittag; «'^4. GlH. u. K. : um Mittag;
als Essen dasjenige um 11 oder 12 Uhr BSi., BU. t.:
FS.; GlH. u. K.; LW.; GO. u. oT.; SBb.; UGesch.;
das Vesperbrot heisst dann d's clill Z. GO. Der
Abendgruss gilt auch in Bs. das sich sonst dieser
geographischen Gruppe nicht anschliesst, schon von
12 Uhr, auf dem Lande von 11 Uhr an. - 3. Vor-
abend. Tag vor einem Festtage, frz. veille. So in
mehreren der u. folgenden Zss. Gerne mit dem Prä-
dikat heilig: Helige, hclge-n A. z'Ostere L; am WieneclU
licligen A. Gl. Vgl. Fir-A. Ohne nähere Bestimmung
bedeutet der h. A. vorzugsweise den Vorabend des
C'hristtages L; U. Die RA.: So g'nueg ha wie am
h. A. U beruht auf dem Gebrauche, in der Christ-
nacht Milchreis neb.st .geschwungener Nidle', Beides
stark sättigende Gerichte, zu verzehren. Doch der
Zürcher v.Moos 1775 nennt h. A. den Samstag vor
Ostern, während Denzl. noch 171Ö von solchen Be-
schränkungen Nichts weiss. Die Krönung Herzog
Albrechts geschah ,an Sant Johans anbeut.' 1336/144Ö,
ZChr.. d. h. doch wahrsch.: am Morgen des Tages
vor .J. .Uf unser lieben frowen tag der liechtmiss
abint.- Edlib. A. kann auch prägnant einen schönen
A. bedeuten: Fs git na [gibt noch] en A. Z, als ob
zum Begr. des A. der sichtbare Sonnenuntergang gehöre.
Die unverkürzte Form dos W. ist nur in W und auch
dort nur in affektierter Spr. erhalten, sonst ist n durchweg
beseitigt, wo der Kndkons. stehen hlieb, eine Verkürzimg,
mit welcher die Verdünnung des Voe. zu j parallel geht; so
aucli bei der Vertauschung der Endung an -ig. Dass .16(u
wirklich nur Ahschwäehung einer volleren Form ist, wird
durch die Flexion klar gelegt, in deren Verlauf diese wieder
zu ihrem Keehte gelangt: *)■ Olie. aber an OlHc S, S. im
Fernern w. äUn 11. - Die Verschmelzung der Präp. z' mit
A. zu eiuem W. wie bei Zimbitj (s. Inbias). Da die Ab-
weichung des Begrilfes A. := Mittag (sie existiert zufallig
nirgends, wo die Form Ahig vorkommt) auf die westliche
und die östliche Grenze des alem. Gebietes fallt, so wird
wohl dort gallo-romanischer, hier räto-romanischcr Einfluss
im Spiele sein. Kömischer und romanischer Brauch kennt
nur eine Hauptmahlzeit und zwar am Abend. Zu der auch
mhd. Bed. Vorabend vgl. nhd. Sonnabend und engl. cn. -
Syn. 1. Z'vieri. Z'veajjer. Z'nacht. Maränd. Daa Drl-Emcn.
2. Z'imhim. Z'mortjcji. Maränd. — Abi. ühcn, ahig, die "Äberc.
— In tessin. MA. uviyh, Schattenseite.
,,E-: festliche Mahlzeit, von Neuverlobten ain
Abend ihrer Sponsalien den Verwandten und Nach-
barn gegeben Zg."* — Vgl. Brütnacht.
Oster-: der heilige Abend vor dem Osterfest, bei
den Katholiken mit allerlei kirchlichen Bräuchen (Aus-
stellung des h. Grabes) gefeiert, s. Schweiz. Erzähler
1855, 108.
Fir-A. f'ir- Aa. auch i; BsStdt. u.E.; B städtisch;
Gkö.; L;G0.; Sch; ZO., /-HC-AABb.; BsLd.; B bäur.;
Grw.; S; Z; auch schon 1.5.57 Zurz.. 1628 B. 1688
Klinsleu: 1. die Ruhezeit nacli Vollendung der ge-
wöhnlichen Tagesarbeit oder eines bestimmten grös-
seren Werkes; bildl. das Ende irgend eines Tuns oder
Leidens, daher auch des Lebens. Es ist F., aus,
vorbei, zu spät Aa. Es ist F. mit-em, es geht mit
ihm, mit seinem Ansehen zu Ende Z. Me miies de
F. am Marge saeche, durch frühen Anfang der Arbeit
ein zeitiges Ende möglich machen Aa. Nach einer
Hinrichtung fragte der Richter zuletzt, ob es F. sei.
OsENBR. C. B. 17ti. En strenge F., der mit strenger r
pätarbeit erkauft werden muss. .Unser wüssen ist
nur stuckwerk, und hat Gott einem jeden alter [Zeit-
alter] seinen feyrabend auffgegeben', die Grenzen ge-
steckt. Hott. 1660, vgl. Bast. ,Wenn schon dein Leib
noch etwas leidet, ist schon sein Feieraben fürhanden.'
Mev. 1Ü94. F. heisst auch der Trunk, der den Ar-
beitern zum Ende ihres Tagewerkes gereicht wird
ScnSt. J''. haben auch im gleichen Sinne wie F. machen.
Hand oder maclied (bahl) F.! und elliptisch F.! F.!
Abendgruss Aa. Wer nid gern ■•schaffet, hed gll F. L.
'.V Liecht hed F., ist am Erlöschen Z. .Da hend wir
's gschütz genommen und hend euch tirabend g^lian'.
den Kampf eingestellt. Man. .Heb grad firabit, denn
du kansts nit', stelle die Arbeit ein, bemühe dich nicht
weiter. 1523, Gvrh. F. klopfen oder dopplcn: dies
geschieht, wenn ein neues Gebäude aufgerichtet ist,
indem 4-8 Personen auf ein Stück Holz losdreschen
L. F. dopple: der letzte Schlag, den sämmtliche
Drescher gleichzeitig auf die blosse Tenne oder auf
ein Brett tun Aa. F. lütcn: die Abendglocke läuten
Gr. Bildl.: eji liltet im bald cinist F., es wird wol bald
mit ihm zu Ende sein B. Vgl. ils-luten. F. machen:
aufhören, zunächst von der Arbeit, allg., dann auch
bildl. sterben, krepieren Aa; die Arme in einander
schlagen (nach vollendeter Arbeit) ScnSt. ,Wenn
d'Naclit der Arbet Filrobe macht.' Bkeitenst. Jmdm
oder einer Sache F. m., mit ihm, ihr ein Ende machen
B; ScH; es wird bald mit im F. mache, er wird bald
sterben oder fallieren B; auch pers. : dem Leben ein
Ende machen, durch Selbstmord. Gotth. ,Fe\rabend
will ich machen mit dem jiracht der stolzen.' 1531.
1548, EzECH. 7, 21 (dafür: .ein ende.' 1667). .Er hat
Feierabend geniachet [aufgebraucht], der f. ist im
Beutel.' .IMky. 1692. .Kurzen Feirabend machen mit
Ab. eb, ib. ,.b. üb
38
i'iiirni Kranken', ihn zu ciiii-ni babligen ImuIo befördern.
Korr. 1702. - 2. Der Abend ver einem Festtage.
,\\ek>r |wcr] an einem bannen [gebotenen] firabcnt
u.rket nachdem VI schlecht [schlägt] den .sol man
strafen.' L 1488. .Sampstag zu nacht, noch cinich
andere fürabyt so verbannen sind.' Zurz. 1557. ,Die
[Schüler] vor der vierden stund nit hin lassen, es
wären dann [denn] fyrabend', Nachmittage vor hohen
Kirchentesten. Alte Schulordn. v. Brugg. ,Die Nacht-
buben achten keine heilige Zeit, weder Feyerabend
noch Samstag.' Nachtl. 1790. ,Thun wie der heilige
Feierabend', sich fromm geberden. Gotth.
Für-, , Feuer' beruht am nächsten wol auf dem Auzünden
des Feuers zur Bereitung der Abendmahlzeit. Es geschah
viell. mit Anspiehing auf den Untergang der Welt durch
Feuer, den griechische Philosophen und auch der 2. Brief
Petri lehren, dass Klingler 1688 von dem .leisten feurabend
der weit' spricht. - Zu dem Gebrauche des , Doppeins' s. u.
Silveiter. — Fürabiytnlid heisst eine Schlucht iu ZHütten.
fir-abnen firopne GO.: 1. Feierabend machen GO.
— 2. Das Haus auf einen Feiertag zurüstcn, kehren,
scheuern GnPr. ; GW.
Häfeli-: der letzte Ball in der Carnevalszeit, zu
welchem die Frauenzimmer die selbst zubereiteten
Speisen (in Häfeli, Töpfchen) mitbringen Gr. s. Schweiz
1860, 71. - Syn. HäfeHlmUet. Häfelitriifiete.
(Sant) Johannes- s. Johann e.'i.
Altjar-: der letzte Abend des Jahres; s. u. SU-
vester. Man wünscht einander e yuete Uttgang rnw
,aUe Jär' und denn e g'aund!<, (/'seynets, freiidenrlis:
lind fridfeiiiys mts Jär! Gl.
„altjar-abnen: diesen Abend festlich, in fröh-
licher Geselligkeit begehen B." — Syn. altjären,
silvesteren.
Kilt-: die Zusammenkunft von Dorfbewohnern in
der Wohn.stubc eines Privathauses, wo bei Licht ge-
arbeitet, Spiele gemacht und besonders allerlei Ge-
schichten erzählt werden Aa; S. Daher A. Hartmann.
.Kiltabendgeschichten'. - Syn. Abend-Sitz, -Stubete.
KunkcJ-, Liecht-, JVdchl-, Spinn-Stttbete. Heimyarten.
Spinn-Abend.
Klaus-: der Abend des auf St. Nikiaus folgenden
Montages. An diesem wird zum ersten Male ,yeMaHsel'.
s. d. ZO.
Kränzel-: Abend vor der Hochzeit, wo der Braut-
kranz gewunden wird BHa. lt. Zsohokke 1797.
Lusi-: lustiger Abend, Schmau.sabend GW.
Mai-: der Vorabend des 1. Mai; im GO. besonders
feierlich begangen durch Gesänge im Freien und durch
das Maien ndiiten (s. d.); auch schmücken die Kinder
ihre Mützen mit frischen Zweigen und die Bursche
schleppen Maisteclcen aus dem Wald herunter, welche
sie an die Fenster ihrer Mädchen hängen; s. Hennf.
1824. 201 f.
Wichnacht-: der A. vor dem h. Christtag. S.u.
Wlch-Nacht .
St. Nikiaus-: der k. vor diesem Tage W; s.
IStklaun.
Bochsel-A.. B.-Nacht: der Abend des letzten
Donnerstags im alten Jahr, wo die Knalien mit aus-
geschnitzten und erleuchteten Rüben herumlaufen Th.
Palm-: Samstag vor Palmsonntag Z It Mons 1775;
damals Termin für gewisse bürgerliche und politische
Geschäfte. .Alle Pfaftheit suln herwider in unser Stat
varen ze dem Palme Abende.' 1337, Lafff.
Bis- biaöbed Th, biszäbed, bim'ibig ScnSt.; ZOss.:
Nachmittag.
Es ist gemeint: die Zeit (von Mittag) bis (zum) A. Das
W. also gebildet wie Zahed. Syn. Bianachl.
Brut-: der Abend des Verkündsonntags ZWald. —
S. Haus. Üyn. Brrit-Nacht,-Vertrinkete,-Stubete. Eabend.
Silvester-: der Abend von Silvester; s. d. W.
— Syn. AUjär-A.
Sing- := Altjahr-A. Ar; G; Tu. So geheissen, weil
(bis in die Dreissiger Jahre) arme Kinder oder auch
Erwachsene an jenem Abend (wie schon an einigen
vorher) mit Singen vor den Häusern Geld zu Schmau-
sereien erbettelten. Auf die allgemein üblichen Fest-
speisen geht der Kinderreim: Singubit, S., schlay
d'Chuchitür sue: D'Bastete sind 'backe ond d'Bröf-
icürst sind g'nuey! In TuTägerw. war es alte Sitte,
dass die Nachtwächter am Silvesterabend auf ihren
Rufplätzen zum Stundenruf ein besonderes (1784 von
einem Bauer gedichtetes und componiertes) Neujahr-
lied sangen, wobei sie von Leuten aus dem Dorfe
unter.stützt wurden. Daraus entwickelten sich später
die , Singabende'. Aufführungen der Gesangvereine an
diesem Abend.
Schleik-: der Abend, wo St. Nikiaus den Kindern
seine Bescherung bringt, scldeikt AaF.; Vw; Zi;.
Spinn-: Kiltnbeiid tiW.
Stral-: Gewitterabend (mit Blitzstrahlen). ,Wann
wir einen erschröcklichen Stralabend im Land haben.'
1673, Müll.
Werch-: der zweitletzte .\bend vor hohen Festen
ZS.; vgl. heilig A.
Zedel-: der Geldmarkt am 13. October, wo in Ap
die Schuldverhältnisse zwischen den Landleuten im
Freien (vor der Kirche und dem Rathaus) von Hand
zu Hand (ohne Schrift) geregelt werden.
,Zitel-, Zittel-" ätel- Bhe.: 1. der letzte Abend
vor der Abfahrt von der Alp, mit einem Abschieds-
schmause gefeiert „B"Be. - 2. „letzter Abend eines
Aufenthalts überh."
Wahrsch. verkürzt aus Zit-ial, die für einen Aufenthalt
bestimmte Zeit.
zittel-abnen: den Abschiedsschmaus halten ; den
letzten Abend eines Aufenthalts feiern „B-Be.
äbenden abed^, c« ahfdni Uw, ab^tf; GRÜh., abigp Uw ;
Z, (lifw BG., ofciif Bs; S: unpers. Vb. 1. Abend wer-
den, dämmern B; Gr; S; Uw; Z. - 2. zur Neige
gehen, abnehmen Bs; B; Uw. Es äbenet mit im.
Vgl. üben II.
äbendlen obedle, Sb^tl^ ScnSt., öbntla GaValz.,
zobetle Sch, öbigle L; ZO., äbigle, „zäbigle" Z.
äbele BV., öhd^, zöble, z%?f Aa, ,aWe Sen": Dimin.
zum vorhergehenden, t. mit dem Begriff der Allmälich-
keit oder der blossen Ähnlichkeit (z. B. bei einer
Sonnenfinsterniss), t. mit dem der Traulichkeit; im
[ Besondern 1. zu Abend essen Srn; mit Behagen
etwas Gutes zu Abend essen, besonders von Kindern
.^a; „Z." Öbeled-er? bezügliche Grussformel Aa. ~
'2. nach dem Feierabend regelmässig zu gewohnter
Gesellschaft ins Wirtshaus gehen Sch; „Z."
Die von St. aus Z verzeichnete Form zäblige muss, wenn
sie existierte, durch eine Metatbosis aus ziiln'i/le erklärt werden.
?.n
AI..
IK. ..!,. „I
AljLMiilli-r nhedler. znhethr: iler regelmässi!,' des
Abends im Wirtshaus sitzt (Stammgast) Scii.
Abentür. Abigtür s. Äeenfilr.
über ü'".i- resp. r.hn- fost allg., ürher Z selten, aher
(iA.; BO.; v-6.,- B.Si.; .ti.rBBe.: 1. frei von Schnee,
zunächst von Stellen, wo nach Abgang (oder auch vor
dem Eintreffen) des Schnees der nackte Erdboden
zum Vorschein kommt (fast allg.) En nheri 'SVlnecht
e w7sf:i Opfere Ap. Das a. irerilen ist in der Ecgel
Zeichen des Frühlings. Ein .aberer' Ort, auch von
sonniger, milder Lage übcrh. .Gieng der sehne ab.
dass es an vil enden anher ward.' 1491, Edlib. ,So
einer lang in dem schneeglanz gcwandlet hat und
demnach in aabre grüene ort kuraet.' ZwinftLi. .Ist
ein sölicher vogel an ein aabers und offen örtli an
eines burgers haus hinab gefallen.- 1557, Vobelb.
.\uch von einem Boden, der nur mit einer dünnen
Schicht von Humus bekleidet ist, welche also der des
Schnees verglichen wird. - 2. a) frei von Steinen
und Geröll Gl. Auch vom Himmel, wenn es aufhört zu
regnen oder zu schneien, also: wieder frei von Gewölk
Bs; LwiGG. b. leer von Vorrat an Lebenskraft,
Speise, Geld usw. (vgl. ähen 11). In eiueui Hause ist
es «., wenn die Vorräte erschöpft sind Uw; in der
Kasse, wenn man nach Verschwendung ,auf dem
Trocknen- augelangt ist und , sitzt-. Wiesent. ; audi
pers. : ies ist-er denn g!l obere BRi. Es ist ('KirdJ ä.
mit im, es geht mit ihm zu Ende, physisch oder öko-
nomisch Z. Die hei"'s nilt hing z'sämmen chönncn,
xi sin'' bald i'iber g'sln, wieder zerfiillen BEi. Von
radikaler Fortschrittswirtschaft heis.st es, sie mache
.\lles hröch und ö. Stütz, wobei die Verbindung mit
'))•. zeigt, dass ä. allerdings auch von der Beschaffen-
heit des Bodens zum Ackerhau gebraucht werden
kann. - c) leer von Haaren, kahl. .Auf seinem Kopf
wurde es a.' Stutz. d) ,leer' ahstr. ^ lauter. Ahey
Wasser, nichts als W. Th. :?. trocken, von Heu,
das an der Sonne gelegen hat. 4. mild, leidlich,
vom Wetter und vom Befinden eines Kranken. Der
Kranke hat eine fihere Nacht gehabt Th.
Uusci- Adj. auch iu deu übrigon nherd. Dialekteu z. T. mit
ndrd. Consonanzstiife ä/er oder mit Bewalining des strenger
nherd. p, entsprechend dein ahd. apui: Mhd. aber, trocken
und warm, vgl. Schweiz. Aherwettei; Taiiwottcr. Der beliebten
ZsstelUing mit lat. apricus steht entgegen, dass die Quantität
dos a und auch die weitere Bildung des W. nicht zu dem
unsrigcn stimmt. Eher lässt sich das gr. ^ipo;, trockenes
I-aud, vergleichen. Jedenfalls ist s4 der Staunii und kann
kein anderes sein als das im Vb. ahm JI, abgehen, abnuhnion.
- Auffiillig sind die Angabin mit kurzem Yoc. ; der Uml.
dagegen ist wie iu der uihd. Nbf. ahcr aus dem abgeleiteten
Subst. Älieri hergeholt. Die EinSchiebung von r ist nament-
lich in der Ostscbwciz keine seltene Ersi-hcinung. Vgl. nfir.
Zu 2 d) vgl. cM, eig. auch =: leer.
aberen, äberen: aber werden (fast allg.). Ge-
legentlich auch trans. : es überet einen Gegenstand nsc.
wenn derselbe beim Abschmelzen des Schnees zum
Vorschein kommt U. Syn. der Schnee i/nt nb.
uf-: wie das einf ; auch trans.: den Si-hnc von
einem Stück Land wegschmelzen l'Po.
er-: l. = äberen, schneefrei werden (iu. I'f iVr
Wiss/tue may's nie e. 2. wach werden (die Hülle
des Schlafes abwerfen!); auch von Pflanzen: hervor
kommen (aus dem nbern Boden). D's Chrnit |(iras|
mnes ,iil i'frir |früh| -•. \V.
US-: völlig (ihcr werden. Usf/'äberct , IVei Vfin
Schnee U. Es Imt nsg'nberet, der Frühling ist da BGad.
für-: früher abschmelzen, vom Schnee auf dem
Boden gegenüber dem auf den Bäumen, aus welcher
Erscheinung auf nochmaligen Schneefall geschlossen
wird BR.
äberen ebren: über machen, von Schnee befreien
GrD. — Syn. üsschüfle)!.
er-: wie das einf. .Bis die indersten [innersten,
hintersten] uachbarschaften auch erehert sind.- Offn.
Klosters.
Aberi W, ÄberiGA., äbri BB., eberi, ebri Gr f.:
von Schnee befreiter Erdboden; aber auch der unter
noch bleibender Schneedecke erreichbare Boden, z. B.
einbrechen bis uf d'E. Gr. Die bor E., ganz trockene
Sti-asse, wo man nicht mehr mit Schlitten fahren
kann. Z'E. fare, das Vieh auf die schneefrei ge-
wordenen Weideplätze treiben, ebd. ,Es sol kein
gmeind ihr vieh auf die andere gmeinden triben, ju
wan sie ebri hend. auf dem ihrigen zu weiden.' Offn.
Klosters. TiVr Äbri, in der schneelosen Zeit BR.
Ahd. ahai-i. Vgl. die Nbf. -Ahen I.
aberig = c76cr, von dem es weiter gebildet ist.
.[Das Wetter war] so tin und aberg. dass ussgang
jenners blüenüi herfur sprungend.- X'yll. Kessi,.
Auch in Steierm. shriOj).
Abere f. I: \.^: , Aberi'. -■- '1. zwischen Appell.
und N. propr. schwebender Name von Plätzen und
Höfen, im <Tebirg und im Vorland, wo der Schnee nie
lange liegen bleibt und im Frühjahr immer zuerst
wcgschniilzt. .Die Aber, das Gerüdt genannt.' 1.34tj,
Buchsee, deutet auf den mehrfach hervortretenden
Zusammenhang zwischen äher und urbar.
Abere f. II: Abendbesuch. Kiltbesuch. Zner Uhn-n
()ö", cho" .\p.
Von Ahend oder äl«ii. Die Abi. -fi-c bezeichnet sonst
Stellen, wo Stoffe oder Pfl;inzen in Menge sich beisaniuii>u
finden. Dial. 221.
aber: 1. .\dv.: wieder, wie schon ahd. und ndid.
Reichliche Belege in unserer ä. Litt, seit XV., z. B.
der Anfang mancher bist. Volkslieder: ,Was wend wir
aber singenV- ,Aber ein mahl.- Breit, (dafür Mise.
Tig. 3, 740: .abermahls'.) .<ilich aber ein jähr ummen
ist', sobald wieder ein .Jahr vorbei ist. SBeat. —
Noch in der heutigen Volksspr., bes. in B. aber aucli
in A.4 ; BsL. ; S : l ' w. .Tez hei-mer [haben wir] u. //>.«.<«
(Gebet nach Tische). Was hast a. tnwnis r/'macht'^'
Ä. einist, wieder einmal. Bi'.«7t aber da? bist du
(schon) wieder daV Für nut uml aber nüt, ohne allen
Grund und Erfolg Bs; Gl; Z. In Verbindung mit
Ortsadv. der Richtung mit fast vergessener Bed. und
darum aucli mit entstellter Form abr-, ebr-, ber- W.
ambr-, endir-, umbr- BSa. u. Si. ; Ob»v; PPo. ; W, em-
BR. ; AV. ni- W; inunerhin auch noch in der richtigen
Form. z. B. aber üf, aufwärts, auf den Berg. —
2. Conj. der Einschränkung oder des Gegensatzes,
wie nhd. Auch substantiviert: Wenn i.'<t nikl a. und
K niid Z! Z. Es A., ein Bedenken, eine Schatten-
seite B. Il'rV)' ];es A., .<o hätt Jedes BössH .sV fTaber L.
Mit abgeschwächtem oder verändertem Begriff', a) oder
a., wie in der Schriftspr. ; in unserer ä. Litt, noch
altertümlich ald-, alaber. Mit Weglassung von oder:
i/ö" aber .sfö"; in Himmel a. i d'Höll Ap. b) nach
Vergleichnngs ww. .Ebensoviel Rieilstroh als a.
41
Alt. .'I.. ilv nl,. „I.
4-2
(jt'treidcstnili.' Sikixmi-i.i,. Isill. .hir .irdnuiii;- wiis iiit
(laniacb wol gestelt als a. der an^'riff hitzig was. acrior
(|uaiii ciimpusitior juicfna fuit.' Fris. .Minder rauh
weder man a. .solt. minus severe quam decuit.' eT>H.
,.Stärker dann er a. ist.' 1-569, LLav. (1670 nicht mehr).
- c) fast interj. Aher! einfach oder wiederholt,
drückt Verwunderung, Erstaunen, Missfallen oder
Warnung aus \\; Bs; Z; auch e «..' vei «..' Z; nei
a. nettii/s [solches]! BBi.; .seltener umgekehrt: a.fiei!
A'. au! dies auch im Sinne von Bedauern Bs; Z.
Comhiniert: e a. an! nei a. au! GelßJ a.? nicht wahrV
1. Die Form amhr- entstand durch die auch sonst häufige
Einschiebung eines m vor b; ihr a wurde, weil sich der Ton
auf die folgende Ortshestimmung warf, meist zu <■ ahgesclnvacht.
also rmbrnb usw. und sogar bmb. Anderseits griff dann noch
die Missdeutung Platz, als o1) der Begriff .wieder' schon in
der Silbe cm läge und man bildete i-m-ab, mub udgl. Diese
Verwendung unseres Adv. hat ihren realen Grund darin,
das« das Ijcbcn der Gebirgsbewohner weit mehr als das der i
Bewohner des übrigen Landes eine beständige Wiederkehr i
von Gängen auf und ab, ein und aus (zwischen Haupt- und
Seitental) mit sich bringt. — 2. a) Einfaches «., scheinbar
fiir ndfr auch in Baiern: auch altn. edha heisst .oder' und
,aber' und umgekehrt «</</• landschaftlich auch ,alier'; vgl.
snch lat. uut: auteiii. ~ '2. b) Ygl. ahd., mhd. uud Schweiz.
irain, eig. nur, aber, uaeh Negatiim u. Compar. = als. Die
Bcd. oder und als treffen auch zusammen im griech. ij. i
Vgl. Paul-Braune. Beitr. .5, 362. 379. 387. - 2. c) Bei n.
als Interj. wird ein Gegensatz zwischen vorliegender Tatsaehe
uud Erwartung oder Forderung des Sprechenden gedacht und
man hat zu ergänzen z. B. (aber) was soll man dazu sagen y
wie ist es möglichV bedenkst du nicht';' >idgl. — In der
Zss. streift der Grundbegriff , wieder' (A.-Zand, Kebschoss
des zweiten Triebes) in einigen Fällen an den von rück-
wärts, zurück {A.-Eltem, -YiUer, Urahnen; -Wand, Kttck-
crstattung). Mit Übergang von .wieder' in , wider' 1) wider-
sprechend: A.-Ptthnt, Gegeni)abst. 2) entsprechend:
-ZU, correspondierendes Grenzzeichen; und aus den Begriffen
jinrUck' und ,zuwider' kann der von verkehrt entspringen:
a.-ninfiig, wahnsinnig. - Abi. äfemi.
aber aus nh-Iier. s. d.
aberhämisch .>i.;r*rfm* Uw, übeniämi^ XkFri.-. 1. alt-
väterisch Uw. '2. seltsam, eigensinnig; verkehrt;
verdriesslich, ungesellig Xa-, V\\. -S. von (iegen-
ständen; verkehrt angebracht A\.
Von Äberham ; gemeint ist der Altvater des judischen
Volkes, und der Begriff des Altväterischen in den des Selt-
aomen und Verkehrten übergegangen; vgl. ..\berglaube', der
ja nrspr. grossenteils auch nur alter Glaube ist. (Mhd.
fi6ra-^ äberha^mUch, hebräisch.) S. auch abcrheb»r?i.
Aberli : Geschlechtsname Z. ..A^uberli'. 149.3,GKrinau.
Urspr. Taufname, verkürzt aus Aber(allinm, Abraham, mit
Beibehaltung der mhd. Lauge im Gegensatz zu libfihnmi'irh.
Äberü; 1. vorkürzte u. dimin. Form von Ahcr/iOhiiiii
6T. — 2. ^berli Geschlechtsname Z.
TrotiZ der Angabe aus Toggenb. lässt sieh, da über die
Koseformen viel Unsicherheit im Volke herrscht und der
Laut .e nicht aus fi hervorgeht, vielmehr au .\bl. aus Eber-
hard denken.
aberbo: bäurische .\usspr. für frz. () jira/ios. bei-
läufig zu sagen. Gotth.
.Vbert: Wiese S. — Möglicherweise für Äijeri.
Ab et a. Aherid. Abeissi s. Ames-e. abi -\dv.
s. :ih-hi)i.
X\>i f.: Name für Nutzungsland von einer gewissen
Lage (Schattenseite des Tales? Abhang?). ,Wan sie
erkeiMHMi. das das schmalflcht sich in die [der] abi
i'riiulti'U nicg.'ii. sull keines inohr .^onni'iiliallj bleilirii
bis an dem herbst, das man genieinlicli durcli die gidtcr
|(iüter. Wiesen] last lauften.- TBo. .Das der Waldt in
die [der] abi vor des [dem] Bösen Trit ;uise, welcher
fragen thut |d. i. um die Erlaubniss zu holzen] soll
der genieindt geben x""' .">.' ebd.
Also von ab-ii i.di^r vi.m Adv. ,(/,.- vgi. iiilid. ,il„. I, ;ib-
sehüssige Grenze.
.\big, abigen, abigleu s. Ähciitl, ähfiidfii.
äbig »'.• sich auf den Abend beziehend; ähiyi
Milch, am Abend gemolkene Z. - Abgekürzt, ans iibiiiii/.
äbizänti": (iruss an den Niesi^nden Sin.
/.
Ans fi
iibj en iipjfi. K. fihi'i
abjeiieil f'/y'v"'.' V,'ii.. 'ijijrmi Tselieinen: liinunler.
Weiterbildung aus dem uns freilich nur aus dritter Hand
bekannten syn. .4dv. appje vermittelst der für Orts-Advv.
der Kühe in W beliebten und auch auf Advv. der KicbtnuL-
übergetrageuen Endung -• « .- v^'l. i//. //../. liin:inf.
abländscll, abloitscli: f's-c/» Ahliin<t^i-hf rhu.
nicht wissen, was in der Welt vorgeht B. — 2. Ab-
lentschcn, im Volksmund <!'■< AfVintschc, Name eines
BBergdorfes; im Ahloitxchi, AhloitschenxtückJi, dim.
Namen von Höfen bei dem benachbarten Zweisimmen;
AhlentKchen auch Verdeutschung des TOrtsnamens
Hiasca, älter Ahiasco.
.\us abläiuUwh (abgelegen). Dieser Sinn passt trefflieh
auch auf das jenseits der Wasserscheide gelegene Bergdorf;
immerhin scheint die mundartliche Form mit/ einen anderen
Ursprung zu bei-gen, etwa das von der franz. Nachbarschaft
herrührende avalanche, Lawine, ans dem dann der jetzige
offizielle Name durch Anlehnung an das .\dj. entstanden wäre.
ablen: mit heftiger Bewegung und grosser An-
strengung eine Arbeit nur oberflächlich vollomlen,
z. B. Heu vor einem Gewitter noch eilig unter Dach
bringen; auch rett. : sich bei einer Arbeit tummeln B.
er-, refl.: 1. „sich bei einer Arbeit überanstrengen,
erhitzen B"0. — 2. sich dehnen, strecken, ausruhen BSi.
Ahd. ii/Woii, viel zu tun haben; altn. o/i«, erwerben, «//.
Kraft; vgl. got. abv, heftig. Die zwei Bedd. von er. lassim
sich in der Grundbed. .die Glieder recken' vereinigen. -
Syn. *2. ranffqcn.
Üblen s. alie>idleii.
Äbli m. : Geschlechtsname Gi,. Die RA. nm |dem|
Ä. warche, des Lohnes verlustig gehen, travaillcr (lour
le roi de Prusse, soll sich auf einen gewissen bankerott
gewordenen Arbeitgeber beziehen.
äblig s. ehenlirh. ahnen s. ilheiirli'ii. .\boss
s. Ah-Bösü. •
Äbrech, Aberich, Aberig s. A-Wrrch.
Abreclit: ein rechtwinklig herausstehender Zinken
au der Stange, mit der man das Gangfiscbnetz in die
Tiefe des Wassers setzt Th.
Abrelle, Aberelle s. Ajnel.
abrenz: schief B. — Schwach belegt. •. wahrscb.
ans rf*, also eine adv. Bildung.
Abreste s. A-Breste.
abri, ab ruf, s. (iber-in, -üf.
.\brich nbrich, abrecli, ahrncli, (ihriich, „Aprich"
m. u. n.; Dim. abruchU BSi.. ,Äperli Aa": vollge-
siionnene Spindel „Aa;" BO. Wider es A.! sagt die
S]>innerin. wenn sie die volle Sjiuhle abnimmt.
VA
All. p1), il'. ob. ul,
II
Mild. fil„;rli 111., iihd. Ahr!i-h n.. AhmhU.ht. kWM vim
.\hren, miil iiilid. aj>jn-oc!,, nhd. .l^jjwf.Vi), vnllo Spiiid.'l.
von brechen und dem Präf. « (auch ab?); der härtere Cnns.
kann ein Rest des streng; ahd. ;) für einfaches '/ sein.
absi s. ah-siih.
Abseilt: Erlaubniss. oino Pfriiinlp aliwrs.Mul zu sf-
iiiessen. 1525. Absch.
absolima: Jurchan.s S. .Alisnliiiin nit, snit tlcr
KönUi.' BWyss 1863. Frz. <,h«..hni„,u.
Ab.str(?iize s. AMreuxe.
abu Adv. Chiniini Inn-mer fihi( ! koniiii hör mich
doch an! Chnr nhii! ko.ste einmal! (Irad alm, .so
eben W. .Vii.-h ,/„/. also Xbf. zu Ihe,, / Vsl. auch am».
Aubcck .s. An- Hihi-. cb, Conj. .s. ("•, nh.
ebam: Interj. 1. um dio Aufmerksamkeit auf eine
Frage zu richten, die man tun will: hör einmal! ^jb
Acht! Ai'. - 2. Au.sfüllsel. wrnn man in der Rede
stecken bleibt ebd.
Die Silbe bam etwa eine Erwciterunsr dos iift mit der
Intcu-j. c* verbundeneu In.
Ehe m. : Epheu ud. E])pich. Lkxz Sclnvabenkr. 1''.
Verkürzt aus Kh;h s. El.;,-!,.
eben ä-, ä-, e'- (s. Anni.) — Sup. lilmist. ahiiiist.
nbitit Vw: im AUg. wie nhd. 1. Adj. ,.Ei|UUs. a<qualis,
lequabilis, par, compar, planus.' Mal. 1. gleich. .Was
wei I wollen] wir wetten von eben an?- Volksl., von
einem Wettstreit. , Still stan ze ebnen füessen',
antreten oder anlaufen zum Sprunge mit geschlossenen
Beinen. 1172. /., um! noch immer: x'e. F. apriniie" V>-.
vgl. \\. eheiit, chlif/. i'. trete oder trapjie, eig. wol
.glciclimä.ssig', ohne Anstoss auftreten, mit Dativ P. :
.Icmandem zu (iefallen leben, ihn glimpflich behandeln
B. Ahnlich schon bei Max.: .Drum bsinn dich wol
und gang glich eben', geh behutsam zu Werke! Alien
7''/(f-sscs B; auch ehex KueA-:, ehe z'Fuess Bs, ä piain
picd; 's tjeit (Vies IO7.S, weder auf- noch abwärts B.
Ahes Bodes [auf ebenem Boden] unif/'heie" UwE. Dem
Bade s'ii., in gleicher Flucht mit dem Erdboden, z. B.
eine Pflanze abhauen; überhauiit einem zweiten Dinge
,-'rV., in gleicher Höhe damit 7,. ,Das Fundament von
Quaderstucken biss dem Rechten Boden eben.' Cvsat.
.Sein Bart ist der haut eben', ganz glatt rasiert. JMkv.
UiO'2. .Flach, eben tra,gt den Spiess!' Commando aus
der alten Schule. Alien, wagreclit GRVal. In verti-
kaler Richtung: gerade, aufrecht, vom Wuchs einer
Tanne BHk. Die Bed. .offenbar', Erzähler 1856, 188,
erklärt sich au.s ,auf flacher Hand liegend'. Bildlich :
.(iott wird alle sachen wol e. machen-, ausgleichen,
in Ordnung bringen. Zwinhli. — 2. Gleichheit des
Inhaltes, der Beschaft'enheit überh. Es pöt e. üf,
zwei Grossen hoben einander (in der Rechnung) gerade
auf Aa. Daher die Formel icett und e., völlig aus-
geglichen, quitt Ai'; L. Eine Rechnung e. mache, be-
richtigen Ap; Sni. Cf und <i. GnJ)., ehiifti/j [gehäuft
voll] un-' li., gerade so, ganz gleich, ganz ähnlich,
gerade wie wenn — Bßi. ,Es gilt mir äben gleych',
ist mir ganz gleichgültig, gegenüber einer Drohung.
Fris. ,Aben wie eine gluggerin under d.-n hüenlinen.'
1572, Platt. ,Es i.st eben. Gurr [Stute] als |\viel Gaul.'
JMkv. 169'2. Ähe rot!, von einem Gefäss, glatt voll, voll
gemessen, so dass der Inhalt dem Rand ebnet, gleich
.steht B; Gh; Z; verstärkt: pintt iL roll XJv,'. auch: en
ehes /•>/.« roll. ]r [Jnl /„iifl otlr Hurten | Rändern] e.
Gl. Etwas dem Tu fei e. verfluchen, d. i. wie den T. ; dem
T. e. mache, sich arg geberden, wie der T.. rücksichtshis
drauf los B. Der E. und der Unebe händ 's Brod
üfy'esse oder: hävd z'säme es BrötU, en l.oib Brod
(/'esse Sch; Z, d. h. (iegensätze haben sich schliesslich
ausgeglichen, friedlich vertragen, und auch: kleine
Wirkungen wiederholt führen zuletzt zu einem be-
deutenden Ergebniss. wobei die sehr concrete An-
schauung zu Grunde liegt, dass zwei sonst sehr ver-
scliiedene. aber einnual zum Essen vereinigte Personen
durch abwci-hselndes Schneiden ab einem Brote, wobei
die Schnittfläche bald eben, bald uneben wurde, das
Ganze mit einander aufgezehrt haben (wie die Katze
und der Atfe in der Fabel den Käse); und endlich aus
Missverständniss oder mit absichtlicher Ausdeutung:
der E. und der U. händ enand y'esse ScnSt. -~ 3. ge-
nau, ordentlich, richtig. D'Sach ist nüd ganz e.,
nicht ganz im Reinen Ap; vgl. ehenlich. ,Si hand gar
e. ir bescheid', wissen guten Bescheid, haben auf Alles
Antwort bereit (aus einer ä. Bs Qu.). Ein Mann, der
Alles e. haben u-ill, d. h. genau nach der Ordnung L,
heis.st auch selbst ein .ebener', daher e. = hochmütig
(gegen Untergebene) (jTa. (.eigensinnig' Gr. \VB.).
Auch adv.: ,wol und e. ufluegen', recht sorgfältig zu-
sehen. ZwiNiiLi; vgl. eben (richtig) treffen. Gr. aaO.
389. ,lr sönd [sollt] mich merken ä.'. genau auf mich
achten. Schlacht b. Murten. 4. angemessen, ge-
legen, dienlich, genehm, meist mit ,sein' und
Dat. P. ,Not, e. und füeglich.' 1482; wechselnd mit
,komnilich', z. B. 15'28, Absch. ,Ein jeder solle kauten
was im not und e. ist.' Z 1519. .Nament, was inen
e. und gefeilig was.' Edlib. 1530. ..\ller ebnest und
fuegklichest.' Ostschw. Kirchenurk. E. sin kann
heissen: gefallen, passen. XV. XVI. sehr häufig, aber
auch: gleichgültig sein (nicht missfallon); so bei Vau.
Es ist mir nüd eben, äbes, es liegt mir nicht recht, plagt
mich Ap; B. — II. Das Adv. zur Partikel abgeblasst.
1. gerade, gleich im Sinne von Gleichzeitigkeit oder
nahem Zusammentreft'en. ,Als ich kam, was der Bl-
schoft' ä. do.' 1572, Platt. E. (rorj, gerade vorhin,
so eben Sch; Z. Im Ganzen selten. E., im Ge.spräch
im Sinne eines abgeschwächten einmal oder doch,
z. B. .sr/iy e.! sag einmal, wenn Einem gerade Etwas
zu fragen einfällt, ä propos; vgl. abu. Ja nu .läy e.l
fast interj. ^ ei, bei unangenehmer Überraschung, mit
einigem Unwillen oder Ungeduld gegenüber einem
aufstossendon Hinderniss BSi. — 2. ebenso, eben
s 0 vor Adj. ,Aben verdachtlich', ebenfalls oder ebenso
verdächtig. Vad. ,Aben als übel.' Z XVI. .Äbenesmär,
eodem jure, pari ratione.' Id. B. E. se mär, ebenso
gern, ebenso leicht Z; wie; , stellt sich c. lätz', als
wäre sie von Sinnen. Schinipfr. 1651. — 3. gerade,
völlig übereinstinmiend, zusammentrelfend. ,Du kumjist
grad ä. rächt, opportune.' Mal. E. recht, ganz an-
passend, von Kleidern; in der Kochkunst vom richtigen
Mass der Ingredienzien usw. eine Anweisung, welche
.Anfängerinnen zur Verzweiflung zu bringen angetan
ist. E. grad, gerade [deshalb] GO. So auch vor be-
tonten Pron. und Partikeln. ,A. das, idem hoc.' Fris.
Mal. E. ase! lebhafte Zustimmung Z; <". ./((.' oder:
.ja e.: Th; Z; e. n-bl! B. E. nit, nüd! (Ton auf e.)
lebhafte Bestreitung der Behauptung eines Andern B;
Bedauern, dass ,gerade' das Gegenteil des Erwarteten
eingetrott'en sei Z. Als Ausdruck der Zustimmung,
auch wiilcr WiUen (dafür auch ,/(( c.). genügt auch
All. l'l). iL. nl,. Ill>
-lli
.■iiilache.s otli-r (in GTa. dreit'ai-h) wieilerliolte.s c .' X\;
Bs; (ti, ; (t; Tii; '/,, woran utwa von einem Zuhörer
das Wort.-iiilel angeknüpft wird: c ist lifiii Bai" Z.
e. ixt iiüil liiiclilct [hügelig]. Hinwieder erfährt die
Zustimmung eine Steigerung in nie an fauch das) e.!
nielir al.s [bloss] e. Af; G. — 4. ziemlich, recht.
.Ä. grob und fast ungeschieklich.' Edlib. .A. fil',
ziemlicli oft. ebd. ,A. hübseh, pulehra sati.s.' Fri.?.
.E. gnuog früy', fa.st etwas zu früh; ,e. vermöglich',
wohlhabend genug. 1524, Absch. — 5. nur. So be-
sonders vor luüh B; S. ,Er lischbet [li.spelt], er redt
schier ä. [fa.st nur] halbe Wort.' Fris. ,G"falt mier
ä. lialb.' SBe.vt. Ä. ziveu (xi)fe, sKst iiiemer, nur zwei
Mädchen, sonst Niemand Schw. iV ist c. hinge, mag
sich kaum noch rühren B. E. g'clio müye, mit genauer
Not noch zur rechten Zeit eintreffen; mit der Kraft
kaum ausreichen B; sich knapp durchbringen Z. E.
ciiiist, nur einmal Vw'; Zc. Hast e. esii ril möge?
hast du nur so viel zu Stande gebracht? , Einäugig,
der ä. ein aug hat.' Fris. — H. nä,mlich, also,
darum. / lian ehe ni'ul chönne elio, aus einem be-
sagten oder leicht denkbaren Grunde. In Fragesätzen
zum Ausdruck einer Folgerung: Cliutid er e. ni'ul?
[nach empfangener Nachricht zu schliessenj.
Auf Festhalten am ursprünglichen Vocallautc deutet un-
verkennbar die Schreibung ä in den Schriften des XVI.,
-'•■t'.u welche die nebenher gehende Schreibung c Nichts
iiru.'ist. Diese ältere Färbung des Voc. (rf>) lebt. z. T. mit |
lirliuiing, noch fort in B; Gr; L; S; Vw; ZO.. für die
Partikel gilt fast ausnahmslos die Kürze und durch Rück-
kehr zu dieser hebt sie sich in manchen MAA. von dem
Adj. ab. in manchen durch Überspringen zu der Ausspr.
mit e'. S. auch sUn, vf II II. ,l„m!, ii^l„„i,/i.
un-: 1. Gegens. von e. o: unpassend, ungelegen.
luissbeliebig. .Unfüeklieh und u.' 15'2S, Abscli. ,Itzt
wäre die Zeit nicht so u., dass — .' Erzähler 1850.
.Niclit u. kann er so genannt werden.' Scheichz. NG.
2. Gegensatz von e. 1: unfreundlich, in Worten:
Mer händ nu l'ei itiiehe Wörtli s'säinc g'lia BsL.
tubs-: ganz flach AALeugg.
sagende Entstellung aus Ui]>/i-i:
teile r-: flach wie ein T. I!
Wabrscli. nur nichts
Seil; Z t.. // l; ZU.,
■/,. B. von einer Land-
\v: Gl: Gr;
;lit
topf-, tupf- o bei St. un
«ä Ar; G; Tu: 1. ganz flacli
.Strasse GTa.; S; Z. 2. w ;
GT.; SiH; Z.
Wabrscli. von Tujj/, mhd. tojjji-, Punkt; vgl. «/ ile Tiipj,
g«nz genau. Tojif-ii. könnte allerdings auch bedeuten, ,so
oben, dass ein Kreisel darauf tanzen kann'; aber Topf in
dieser Bed. sclieint unserem Dialekte fremd zu sein.
weit-. Hebanmien oder Arzte .sagen: s'ühind ist ic,
Wenn es die zur Geburt (auf die Welt zu kommen)
richtige Lage hat L. Vgl. mundgerecht, sattelgerecht.
ebenlich e'biUeh W. c-VV Tu, .My It Sf: 1. glatt,
gleichmässig. gemessen. 'Mit ehelichen Tritten
gehen- W. Z'iibligen Füesseii Sf' s. eben I, 1. —
2. moral. glatt, ordentlich, genau, syn. eiyelich W;
ordentlich, .sauber, z. B. vom Anzug Th.
cbcnt .thci: Weiterbildung von eben in der ItA. j
s'tcbete Fiesse 1. = z'ebnen Füssen l'w; s. dien l 1.
.Cum zäbeten füessis springunt; ijui potuit weiters. '
huic pramia dantur.' Uw Macaron. Gedicht XVIIl. i
'i. i'ä. F. laufen: sehr eilfertig Uw. Sich mit .?.
F. ivere" S. Betr. die Weiterbildung mit t vgl. nebent.
en-ebent rii^xlri. Dem Hiis e.. dem Haus an Hnlic
gleich U.
Eine zusammengewachsene Coustruktion, wii' nlul. nebiMi
aus en-chen, ins Ebene, in der gleichen Ebene gelegen.
ebnen .t BHa.; Gr; Uw, e' Bs: I. tr. eben machen.
a) eben voll machen, voll messen, ganz auffüllen,
ein (jefäss. b) flach, gerade machen, a. behauen.
zimmern. Holz so bearbeiten, dass es rechtwinklig
und gradlinig wird BHk. - ß. Holz e., einen Holzstoss
errichten, Holz aufschichten; syn. tischen, higen
BHa. - y. ..den Milchertrag der einzelnen Kühe auf
den Gemeinalpen messen, um danach den Anteil der
Viehbesitzer an den gesammten Milchprodukten zu
bemessen Gr"; ^.ebneren, messen. -- 2. intr. a) dem
Bande gleich stehen, von Flüssigkeit in einem
Gefäss BE. ; s. eben 13. — b) eben, ebener werden Uw.
ab- uli-ejimm GnLgw. : 1. = ebnen I b a. BHk.; Gi;.
— 2. die Spitze einer Kielfeder zum Sclireibon ab-
stutzen. S-RKN(;.
in-: (einen Graben, eine (irube) wiedi'r mit Erde
ausfüllen Z.
ver-: (Rechnungen) ausgleichen GhPr. ; Z; if.ebeii :.'.
ebneren: die Reihenfolge festsetzen, nach
welcher die Kühe auf der Gemeinalp gemolken werden
sollen Gr. veralt. ,Die Kuh. welche zum P^bneren am
ersten gemolken worden, soll auch zum Messen am
ersten gemolken werden.- HLLkmm. IT'.iT.
Ebnet. Ebnat. ,.-.;,«..( Uw (,.); ZO i.„ii ÜHii.. ,.'hn.t
Ar. ./„„> BSi. ni. AaZcI.; Ap; BSi.; L; Vw. ii. BSi.;
L; zu., f. Ai'Her.; ZSee: flaches Land. Fläche,
welche eine Abilaciiung unterbricht, also in einer
relativen Hölie gelegener Ort. So als Name von Ort-
sclLaften. Höfen, (iütern allg. hiiibnif. (ieschlechtsn.
BHa.
Das weibl. Oesehleebt mag au^ .lern ubd. rlnuinti erklärt
werden. — Vom Vb. ebni:n udiT vom Ad.], ebnt mit der Ab-
leitungssilbe -'jt, ahd. -üt, ml. Stald. Dial. '21t ff. — Die
Schreibung Kbmä ist die offizielle geworden. — Syu. Ebi f.
Ebni ..f- BHa.; Schw, Mim!, ^b^ni Uw f.: 1. Ebene,
Fläche, Talgegend B; Scuw; W; Z. Auch Ortsname Z.
2. Horizontale Lage oder Richtung von Körpern,
einzelnen Gegenständen. In der E. ligen, in die E.
legen, stellen B; L. — 3. Unterlage auf der Vor-
derachse des Wagens, auch HOlebni und Chlpf'e-E.
geiumnt; Unterlage, auf der die Bretter an einem
Düngerwagen, die Leitern am Leiterwagen, der Grendel
am Pflug ruhen STh. S. ■Anc\iEbli. HnjH. Syn. :'..
Schemel, Pfiihren, Klaffenbreff.
Un- f.: fehlerhafte Beschatt'enhcit des Körperbaus,
•iekrünnutheit. Verkrüppelung oder auch nur schiefe
Haltung? ,mit der unebne behaftet.' ZSpitalakten 158ti.
ebeng! e'bi'-'n: nun dennl F. Au- frz. rh liieiil
eher s. ir-biir.
Eber .<.- Gr; S: Z(i, .c- l'w ; Z - iii.: niännliches
Schwein. .Schäumt von zorn wie ein ä.- Fris. Der
Eber als Zuchttier für die Geiiieinde vom Pfarrer ge-
halten: Gfr. '28, '289.
Mhd. iber. Die Kürze des Voc. wenigstens in dem Eigenu.
Eberhard. — Syu. Bei: Bw-ij. (Hew).
Kib-: streitsüchtiger, zum Zorn geneigter Menscli
Bs: S; Uw. In GWa. meist nur von Unerwachseneii
— Vgl. Kib-Farr.
March-: Eber aus der ScuwMarcli.
Ab. eh. ib. ob, iil
uiul trüge M'lil.'idu'iiflcs Woibs
rtair-: Zurhtrb
Scbluch-: diiiiii!
bilil. Si'KENc.
Das weuig- veistaudeuf W. (s. Schlauc-li iu difutschuii
Wbb.), eigentiich .der Zucliteljor'. au (las Vb. «Miinlten an-
L'ülohnt.
Eberhard. Mau ladet Kinder, um ihren Mut auf
die Probe zu stellen, ein. in den Kamin hinauf zu
rufen: E., E.'. choiiiiii alir mul hixs-tiier de Chupf'ah! Ai>.
Wohl mit Beziuhuut' aiit den im Kamiu tosendeu Wiud.
der im alten Volksglauben oft als Sau oder Eber erseheiut.
Nül. Kihehci:
eberen: zanken Ubw.
Kberijr s. .l-ll',rW/ und
ebös: bevur. elie Gul'r.
Zs{i:ewaelisi-ii und vei'kür/.t ai
l/./-/r//.
Vgl. ctU-.
ebezi
;'bezt
bei Uk
In ,1a-
cu-iij.
Ebi ^hi (tr f.: Name einer (ebenem Alp
Klosters und einer Wiese im Kheinwaldtal.
Ehi, Ortsn. P. - Seh. 241. B. 2. 11.
Kür E),r,i;. vom Adj. tti« (gespr. Fibt] wie der Sup. .V..«'
I'üi- äUin-i. Syu. Ehntl. roui. I'hiuin-.i.
V. b i ,»v,/ II.: die zwei Hauptttüchen eines Daches BU.
Walirscli. für übaii, Fläche, wobei freilieh Veräudeniug:
des (iesehleehts angenouMuen werden niüsste.
Kill ,-.7„- mV: Kplieu. Äbih/rlln- M>i. Verkürzt aus
Kbicli ...'„,/,. „./„jt/i, ,.e/<./, ni.: Kpiiieh, Kidiru. lie<lera
belix 1,. ii.
Im SeUweizerboten ISO.d S. i)8'' wird ,Äbuch' irrig von
Kjilieu unterschiedcu. Ahd. eliah, in der Stammsilbe mit
;,'esotzmüssipor Verschiebung dein lat. ajjinm entsprechend,
während ulid. Eji/jich (und nachträglich verschoben Xi/firli)
sicli als blosses Lchnw. aus dem lat. charakterisiert. Mehr
Kl,; m.. ni.urrh und
syu. El,-Il,„: s. niieli
bi,i,' s. (7(7//.
Kbis (-Nagel) .SenSt.
r.,,i„
l„s- /.k'n.. Hebis- '/,,; für
Kbnis-. s. Ebni S.
Sur-Ebis, vielmelir Silr-J^ihix.
Ebli i'Ui \\: S s.lura. Mi S(i t.. Seljli Ss.lnra
II.: ychemel, d. i. das auf der Aidise (oder dem
l/aiiifbaum) des Wagens oder Pfluges ruhende Holz,
in welchem die die Seitenwiinde stützenden Rungen
.stecken oder der Längsbalken des Pfluges aufliegt.
.\iis Ehiu (s, d.l umgestaltit durch Vertauschung der
l.i.|uia,e und iiaehlier aufdim. .\bl. gedentet, s. Ebni S.
ihr,
Kl,
y.u
1. Ki.heu. hedera helix L. Vw;
enimunis L. Seuw ; '/,<,. Um-
luiieb wie ,Kplieu' auf ,Heu' ; s. Ebidt.
dentung auf .liiieli
Eibet: weiblicher Taufname L.
Eiubct, Name der ersten von den drei Norueu (\iebeu
Würbet und Wülxt). welche in der Sage mit deu christlichen
drei Marien vermengt wurden und als verfolgte oder ver-
wiluschtc. aber auch als Segen stiftende Ortsheilige auch in
der Schweiz. ?.. B. in Adelwyl-Senipach, vorkommen. Lüt.
Sag. 297. A'iH- zsgez. aus ahd. Eijin-, Atjin-, syu. mit got.
«31», Schreck, und unserem Eiji; der zweite Teil des W.
gehört zu Uu:, lütte, .bitten' im Sinne von .wünschen', so
dass EiiibcUi ursprünglich eine l'ubeil auwüuschendo Norne
gewesen wäre. Vgl. Wolf. Beitr. ■_>. 17 1 tV. Siiinoek. Mvth. ^
:!ll IT.
Ib. Ibe >. Im:
IIm'ki'I': Kiner
der SiinvOrtseliaft Iberg, iliru/
Senw.
Ibericil, -eeh Ar: fiUh. u. Stdt. Iberi Ai ; fiW.,
l'ebrich GT. u. We.. f berech Ai'. Übrceh. ('brich
B8i.; UT., We.; ZU. ui. (f. GW.): mehrere Arten
der Doldenpflanze Pentandria digynia L. 1. Hora-
eleum spondylium Ij.. Bürenklaue. bes. das Blatt der
Pflanze \v: B; G; Z. 2. wilde I.: Anthriseus silv. L.
G. - ;i. Garten-Iberig: Aegopodium Podagr. L. GWe.
Das in der ä. Spr. und in andern M.\. nicht vurkommemle
Wort scheint gebildet wie .Wegerich'. Das weibl. Geschlecht
haftet nur an der apokopierten Form, dtrcu Ausgang mit
bekannten weibl. Bildungen verwechselt wurde. Ableitung
dunkel; mau beobachtet, dass Heracleum nach der Heuernte
zuerst wieder aus der gesehornen Fläche aufsteigt; auch gilt
es als das einzige Kraut, welches zu nichts Anderem als zum
Futtern tauge. Alle drei PHanzen haben grosse äussere
•Uiulichkeit unter einander.
Ibidum j-b-i(lum: Nichts sagenden scherzliaft ge-
bildetes Wort. Man schickt den .\prihiarren in die
Apotheke, um I. zu verlangen Bs.
Mit dem Schein eines lat. W. aus dem Satze .ieb bin
dninui- gebildet.
Ibisdl. Ibsche f.: 1. ibirXx (auch Nibsche); Ifs
(auch .Tibs che I; B; Gl f.; L; GÜ. u. A.; SeHSt.;isG.:
Uw selten; Z. Ispe i»^.e SGrindel, Ibschge Gi.Obst.;
SeHwE.; SBb.; Uw : EibLsch. Altha-a offie. L. Bei
Mal. das eine Mal .die Ibisch, wild pajipelen. hibiscus-.
das andere Mal nach Fris: .Eybschen oder Eybisch.
.Vltliea.' .Eybsclienwurzen.' 1-5.j7. Vo(iELii. .Die Ybisch.
ybsche. hibiscus. malva.' Bem. l(i(J2. 2. Ibsche
•LE. u. W. (hier muijcri l.)\ ScnwKüsn.. Ibschge 1.;
ScHW; Vw: Hechel, Ononis repens L. — 3. Ibste:
Hauhechel, Ononis spinosa L. ZZoll. - 4. Ibsche:
V.sop. Hyssopus offic. L. L. - .'.. Ibsche: Eibe.
Taxus iiacc. L. B; F; Gu; L; SiH.
JIhd. ibwvh, ahd. ibmu aus dem Lat. Die Form /t«./(t
könnte zu den nicht seltenen Fällen gehören, wo ein Fem.
Sg. aus einem Masc. PI. entstanden ist. Hinter » entwickelt
sich leicht </. daher Ibucht/c. Inj»: kann auf bloss zufälliger
Umstellung beruhen, es kann sich aber auch das mhd. /»y«
(für Hyssopus) in dieser Wortform wie iu der vereinzidten
Bed. 4 abspiegeln. Zu der Bed. Ononis scheint unser W.
durch seinen Anklang au Witnvliyc, Wüjsie gekommen zu sein.
Mau bemerke übrigens, dass die eine und andere M.\. be-
I müht ist, durch Dissimilation der Formen die angerichtete
j Verwirrung wieder eiuigermasson aufzuheben. Gewiss beruht
die Übertragung auf Tax. hacc. auf irrtümlicher Anlehnung
j und Ableitung des W. von Ibc, h^e. Über eine starke
Umgestaltung, welche umgekehrt das Wort bi'triftt, s. n.
I Ijm'he-Teig.
leite, Hand- f: Henkel. Grill'. Halter an Gefas.sen
A.iZein.
I Durch Vermischuug von Uuiidhubi, Handhabe, mit y/iViw
gebildet; bei Spreng die vermittelnde Form Ilandkicbi. -
Syu. Handorrfle.
ob 1. Präpos. ()((, meist mit i>at.. .^elten mit ,\ee.
1. räumlieh, a) reine Ortsbcstinnnung: nberliatb.
über. .Der wolf verr ob dem schale trank.' Bonki;.
! .Väehet an ob [nördlich von] Marsili und gät ab an
I daz wazzer.' 1336/1446. ZChr. .Der ob dem kUnig
I sass.' Fris. Der Papst trägt .dri krönen ob einandern.'
1522;.')8, Man. Oh der Chm-hi, über der Küche. Oh-rm
Enr Kl", ha", kochen intr. und tr. .Der sich duckte,
wenn er Hand ob sieh sah!' [gehietend erhobonl. Gotth.
Man kann unterscheiden oh-em Hils iuc, horizontal
ansteigend, und iih-em H. nf, senkrecht über dem H.
irSlenie sj |sind| ali de Wiilrhe. Ohuvideii = Unter-
waiden (,/. dem W;ild. Teufi'en ((/- der .sVrc« und T.
i 49
Ah, ,-l., il,. Ol..
50
linder der Str. Ap. 's Cliujifli ah ein Hnet trärje, lioch-
inutifc sein Ar. >S. auch ob-sieh = aut'wiii't.s. u. ^ich.
Aiuli vom Ziel einer Bewegung: Es chinint e Wulch
ob's Hüs, eine Wolke lagert sich über das oder dem H.
Syn. oben an, oben-für mi. — b) unbestimmter und
an den Begritt'des Zeitlichen streifend: bei, an, auf.
wahrend, ,0b dem Tisch, super mensain.' Mal. bei
Tische, wobei weniger an räumliche Erhöhung der
Ritzenden über die Fläche des T. (wie noch in dem
' Satze : ,Muosst ich mit Herzogen U. zu Nacht esen ob
; sini disch.' 1.529, Stockar), sondern mehr an den Auf-
enthalt und die Beschäftigung gedacht wird; ,ob dem
essen', beim Essen. J.JBreit. 1615. Diese beiden Aus-
drücke (bei Fris.-Mal. auch ,ob, grad in dem maal.
Ob dem ässen und trinken, in cibo et vino') hn XVI.
häufig und auch seither üblich geblieben. Ohne Art.:
,als wir ob tisch sassen.' 1521, 8trickl. ,I)er aller-
: letst üb tisch, der zum letstenaufstadt.' Fris. Daneben:
,Er starb ob dem tisch und gieng darüber [hiitte sich
j dazu gesetzt] gesund und frisch.' Alt. GHdschr. ,0b
1 einem tisch von Gespensten reden.' 1578, LLav. (1670:
bei). In: .Trinkgefässe ob dem Tisch haben' Bull.
steht ob fast gleich uf; ebenso in: .brueten. ob den
eyeren sitzen.' Fris., wie noch heute, ,0b den büchern
hocken.' Spreng, ,0b einem Todten sitzen', über oder
bei, von einer trauernden Wittwe. Boner. .Waschen
ob dem See', am oder im S. (statt zu Hause oder am
Brunnen). 1718/57, Z. Ob-em Lese si, mit Lesen be-
schäftigt sein (dem L. .obliegen'). Einen ob einem
Buch antreffen, vertieft in Lektüre. Ob-em Lese et-
[ nuclr. ,0b spil ald bi spil', beim Spielen. 1489, Entl.
Landr. Ob-em heiyö, auf dem Heimweg B. Ob aller
Arhet, mitten in der Arbeit Aa. — e) Der Begriff der
Beschäftigung mit Etwas geht über in den des Ver-
i, fahrens mit einer Person, welche der Behandlung
:! durch eine höher oder günstiger gestellte unterliegt.
.Die Cur ob einem Kranken anheben.' 1665, JMüll.
.Ich han drei arzet ob mir gehan.' Stockak. ,Herodes
I wurde endtlich selbs ob ihm selbs zu einem Scharpf-
I richter.' 1665, JMüll. ,Man will es ob mir ausmachen'.
■ auf meine Kosten. Spreng. ,Den mut ob einem erkülen,
, guten mut ob einem haben', Unmut an einem aus-
lassen. HospiN. Er ist immer ob im, ihm .aufsätzig',
feindlich U. ,Auf und ob einander sein, einander
' zusetzen, verfolgen. 5 Orte.' Er het's ob eiis ver-
dienet, an uns, durch die Behandlung, die er uns zu
Teil werden Hess Aa. Von Sachen: .Darob und daran
j sin, dass — ', Acht haben, überwachen. 1526, Absch.
1539, Kessl. 1584, LLav. ,Drob ha, legibus stare.'
Id. B. ,Nur ein formale, ob dem ich nit werde halten',
daran festhalten. JCEscher 1717 '23. Fälle wie .sich
ob Etwas aufhalten', sieh über Etwas ärgern B; Z
führen bereits zur causalen Bed. hinüber. — d) dauern-
der Vorrang, höhere Geltung und Macht. So schon
bei BoNER, wo er spricht vom Neid eines Menschen
gegen jeden, ,der ob im ist', über ihm steht, und so
noch heute. Etwas soll gelten ,ob e', höher als alle
Gesetze. ApChron. u. Urk. — e) Ob vor Zahlen im
Sinn von über, mehr als, und zwar auch etwa mit
.\cc. wie schon mhd. ,Es waren ob den tausigen',
Tausenden. Mal. ,0b 500 houpten.' 1584, LLav. ,0b
50 pfunden.' B 16'28. .Ob 50 jare alt.' ApUrk. ,Die
ob 14 jaren sint.' Engelb. Hofr. ,0b 14 tagen und
under 3 wuchen'. nach Verfluss von 14 Tagen und
vor Ablauf von 3 Wochen. .\rg. 1861. 127. .\uch ohne
Schw, Idiotikon I, 1.
Zahlangabe: ob de" Jarc", in dem durcli die kirchliche
Konfirmation bezeichneten Jünglingsalter angelangt,
syn. oberjäriy Gl. — 2. causal: über, wegen, bei.
Vgl. 1 b, c. Si''' ob öppisem [Etwas] rer-süme" : ob-em
Hotzle [Schütteln des Wagens] isch-mer übel icorde B.
Er verdienet nie ob-em Jaunere [Landstreichen] ah
ob-em Taiinere [Taglöhnerarbeit] Scn. Ob-em Esae
kann daher auch heissen: über dem Essen (Etwas
versäumen). So wird dann gesagt, nicht bloss wie
nhd.: etwas ob etwas anderem vergessen, sondern
auch: ob iedem Bitzeli böse werden, klagen L; Sch,
erchliipfcH Ndw, brieggen BrSker, AM. Ein Greis, der
lange abwesend war, erinnert sich endlich wieder ,ob
seinem Wapen, so ihm in den fenstern gezeiget wird.'
1(>")1. Schirapfr.
II. Adv. Ob (ob-em Filr) si", ob ha", ob hi",
noch länger kochen lassen; und übergetragen: ob ha,
im Sinne haben, mit etwas beschäftigt sein ; ob si, im
Werke sein, bevorstehen G. Eim es Bad ob ha =
übergetan haben. Strafe gedroht haben S; Z. Hand ob
halten, Aufsicht führen. Gotth. In der ä. Kanzleispr.
zur Verweisung auf frühere Angaben im Text : ob
ernannt [aufgezählt], nie ob erliltert ist, ob stät, ob
latet udgl. — ,Hi-ob im land.' 1580. ,Hier ob.' 1765,
WuRSTis. Dei-öb, dejöb, droben GSa. Op iisig, oben
hinaus BG. s. oben. Ob-liolz, hohe Alpweide über dein
Wald. Ob-siden, aus dem Oberland, Ggs. nid-siden.
oben übe Adv. Sans o. im Doi-f, ein wolgemuter,
auch ein hochmütiger Mensch; er meint, er si H. o.
i. D. 0.-i"-Ärm üfne, Etwas übel (hoch) aufnehmen ;
0. i" A. drlfare, unüberlegt rasch handeln; st Sach
0. i" A. trlbe, übertreiben Aa; S; s. u. Arm. 0. wird
häufig präpositionalen Angaben eines höher gelegenen
Ortes noch halb pleonastisch beigefügt, z. B. uf-em
Estrifi 0., im Chaste-n-o. Am Wald o. ist natürlich
verschieden von o. am Wald. Beliebt ist auch der
verstärkte Superlativ z'ober.it obe. Gli z'oberst o. si,
zum Jähzorn geneigt Gl. Nur selten ohne eine zweite
(Ortsbestimmung verwendbar: 0. isch-es rund und iinde"
g'spitzig. Die ä. Spr. braucht o. ligen als Gegensatz
zu unden h, unterliegen, also = obsiegen und ver-
schieden von ob-Ugen. — Abi. obnen, obig.
über-: droben, aber meistens im Sinn vipii: im
oberii Stock Aa; Ap; Bs; B; Sch; S; Z. ,I d'r Welt /(.',
auf der Oberwelt. BWvss. ,Auf demselbigen gewelb
bin ich uberoben gewesen.' LTschudi, Eeis.
z' under- zunder'Öhe B, zuyer- BM., zunmr- BGu.,
z'underobis BM., undersobe Bs, 's under für's
ober ZBenken, z'underobrist L: umgekehrt,
kopfüber, durcheinander. Mehr s. u. under-ob-sich,
under-über-sich, z'under-üf.
Die entgegenges. Begriffe .unten' und ,obeu' durch Vor-
setzung eiues ze nach Analogie so vieler Bildungen dieser
Art zu einem einheitlichen Adverbiivlhegriff geprägt. Vgl.
z'hinderfur nehen hindenfür. Übrigens versuchen die NbfF.
eine Erklärung oder Umdeutung der nicht mehr klar ver-
standenen Forme] : obie Umdeutung in einen adv. Gen. wie
tieäris, mhd. twerhes, u. a., wenn es nicht durch blosse Um-
stellung aus z' underohsi''' entstund; Alls nnder 's ohfr »ttllt.
Alles umkehren AaFri., ist eine seihst etwas konfuse Um-
gestaltung; in 's under für '« ober ist das Adj. dem Adv.
untergeschoben, wie in der L Superlativform.
h-oben hoba Ap: hier oben Ap; ßO. ; GrHb.; G;
auch bei Man. — Verkürzt aus hie-oben, vgl, hi-obnen,
h-usseit und uhd. .hüliou'.
51
Ab. t-b, ib. ob. ul;
52
di- ,/,V.6j Z. (ijohn GoEh.. (lobe" Xv; Bs; B; Gr;
Uw, döhe U, -»- Aa; Z: droben, oben. .Das opfer, das
doben [auf dem genannten Altare] ist.' 1531, Matth.
23, 18; ,da oben'. 1548 [.darauf' in späteren Ausgg.].
ZwiNGLi verweist mit .doben' auf frühere Schriftstellen.
.Im himel doben.' 1550, Ecef. Bildl. : d. si 1. erzogen,
eigentlich nur: erwachsen sein Z. 2. die Oberhand
haben, mächtig sein B. 3. aufgebracht sein. Spreng;
Tgl. oben use. Es d. ha, sich viel einbilden Uw; U.
Wie d'ttmlen, di-unden u. a. mit Verkürzung von da ge-
bildet, während andere Zss. der volleren, älteren Form des
Adv. (nhd. dar-, mundartl. dr-) treu bleiben. Die Form di-
hat mehr sinnlich-deiktische Kraft als die ganz synkop. (d-).
— Syn. dobnen, überohen.
lierf-: oben darauf AAEhr. - Für druff-.
obenächtig: obenerwähnt. ,Obnechtig.' 1474. —
Ahd. obenahtig. Gr. Gr. 2, 285. -ächtig = -ochi, Ableit-
ungssilbe.
obene" obi/»p, obaini FO.; W, ohne BO.: Gr vor-
herrschend; P; T; W, obme GKObS. u. Val., ohmana
VfL.: 1. oben, droben Geb. Einem o. liygii, vor-
schweben als böse Ahnung (aufliegen wie eine Last)
W. ,Obnan an dem swibbogen.' L 1337. ,Stos.st obnen
an dz fürhoupt.' Senn, Kirch. ,Obncn zue.' 1558,
Obervatz. — 2. hinauf T.
Mhd. obeiten, obncn. Wie obe", ahd. obana, vermittelst
der Endung ana von ob, so ist das vorliegende Adv. noch-
mals mit der nämlichen Endung von oben weitergebildet, ahd.
[oban-ana] obeitnti. Ja die genannte Bildung arbeitet sich
trotz aller verkürzenden Tendenz der Volksspr. zum dritten
Male aus dem Schutte hervor in der Form obmnnn, d. 1.
obmpi^n. Der Lippenbuchst. m durch Angleichung an das
vorausgehende b. Die Bed. dieser Bildung, eig. ,von oben',
ist zu derjenigen eines blossen Syn. zu oben herabgesunken
und bei den deutsch wie ital. redenden Gurinern sind die
Ortsbegriife ,wo' und .wohin' verschmolzen.
hie- 7ij-, h^j-, h'j-, jrh-, H7(-.= obigem h-oben GrD.u.Ft.
d- döbne, döbma Gr, dumma Ap, dönme Gr: droben,
üben.
Vgl. diobeii. In thmmr ist b wogen des iVdgeudeu n eben-
falls zum Nasal geworden, ebenso in domma, wo es dafür
den dentalen Nasal in sein Organ (Labialreihe) herüber-
gezogen hat.
obenende. .Von obncnde der bergen', von den
B. herunter. Va».
Ein sehr altertümliches W., ahd. ohmmti, Gipfel, eine
participiale Bildung von einem Vb. obanen, obanan, oben sein.
ober 1. Adj. a) räumlich. Die ,obere' Gefangen-
scliaft in B, für 24stündigen .\rrest; s. Trülle. Ds
Obere g'winne, die Oberhand gewinnen, obenauf kom-
men B. A ds ober Oit, bergan; am obren Ort, hoch
oben auf dem Berg BO. De'' ist vom obere Lädli ahe,
vornehm L. Im obere Stübli, ivn Kopf Bs. Wenn man
im Wirtshaus einen halben Schoppen bestellt, sagt
der Wirt etwa scherzhaft: mues- r'' niid öppe der ober
halb brinrje? Ich yü [gehe] a" obere [Stnfel] und bi
z'nidere [Nidere auch Ortsn.y über Nacht, scherzt der
seine Lagerstätte aufsuchende Gl Älpler. S. aucli
z'uTukr-oben. — b) bildl. .Dem Geistlichen als dem
oberen haupt', Oberhaupt. Cysat. £"« obre Man, ein
Vornehmer P. - 2. Subst. m. a) im deutschen
Kartenspiel die Figur zwischen dem Unter und
dem König, entspredicnd der Dame im französischen.
Chüng und Ober ellei fiiered nie kci Jumpfer hei.
SuLG. — b) Laub-ober, der Lanb sack, mit dem man
sieh zudeckt, im Ggs. zu Laiib-nnder, auf dem man
liegt Ap. — c) Zunftvorstehcr ScnSt. ~ d) Obst-
most AaL. u. Ku. — 3. Adv.: oben. .Ober abbin
benglen', oben herab werfen. Zwinoli. B tritt auch
sonst zuweilen im Auslaut statt n ein. — 4. Präp.:
oberhalb W. — 2,a. b. mitsubstant., c. d. mit adj. Flexion.
Oberrieder: eine Art Äpfel, Glanz-Eeinetten Zl.S.
— Von der dortigen Gemeinde Oberrieden. Dafür Zr.S.
■fumpferenäpfcl.
Olerst ohriit, oberiH SCH; Z, oberii S, öbeiit Bs; BM. ;
ZWint. : Superl. zu ober (oben). 1. adj. und adv.
,Gebrantwin das Ist ein oberste [besonders kräftige]
artznie.' LHdschr. XV. Beim Todesfall eines Hörigen
soll man .einem Weibel geben das oberst [Wertvollste]:
von einem Mann die gertel und mässer, schuoch und
Hosen und den bruochgürtel, von einer frouwen gürtel
und die schuoch.' 1403, Wigoltingen. .Ober.ster Knecht'
hiess in Bs und Z bis ins XVll. der Grossweibel des
Eates. Der Pfarrer am Grossraün.ster in Z und auch
an'der Hauptkirche anderer Städte hiess Obrist-pfarrer.
,Hat sein Sitz im Eath am obersten ort neben den
Schultheissen.' Cysat. .Der oberste Tag', der Drei-
königstag. vMoos. Wenn e Hus sechs Stock%verch hoch
ist, so ist 's oberst lär, von hochgewachsenen Leuten
ScH. ,Sich zum obersten [aufs Höchste] beschwärcn.'
Vad. ,Uf das oberst gebeten', dringend ersucht. Kessl.
.Zum höchsten, oberisten und trungenlichisteu ver-
manen.' 1531, Absch. Z'öberst sl, höchst aufgebraclit.
Spreng. Eine z'öberst ue tue, über Gebühr rühmen
(in alle Himmel erheben) Aa. Z'o. obe, zu oberst. —
2. subst. m. : Ohrist — PI. Ohriste, Oberst: militärischer
Grad; früher Commandant eines Bataillons, jetzt einer
Brigade oder Division, Offizier des Generalstabs. Auch
Geschlechtsn.
,Der Oberiste.' 1691, Kliugl. In otc)-(/o»( einer GHdsehr.
muss sich g aus dem i entwickelt, die neue Form dann mit
oberost combiniert haben.
nach- iiä-aberit: der zweitoberste ZWint.
er-oberen 1. mit persönl. Obj. a) überwinden,
einen Feind im Kriege besiegen. Kessl. — b) über-
weisen, nachweisen, dass Einer wegen Zahlungs-
unfähigkeit verhaftet werden dürfe. .Welcher sich
beklagnen lasset umb lidlon und von dem kleger mit
recht darumb erobert wirf 1500, Hof Kriess. ,Wenn
einer von schulden wegen, so wit dass er fähig [fürs
Gefängniss reif] worden, erobert (syge), dass dann ain
vogt denselbigen in sinen kosten fahen solle.' 1525,
Absch. — 2. mit Sachobj. a) gewinnen. Einen
Handel e. : einen rechtlichen Anspruch durchsetzen.
.Soll ein Herr die zuosprüch [Ansprüche] zuo im [dem
Untertanen] mit recht [durch Prozess] von im be-
ziechen und e.' 1525, Absch. ,So appellant den handel
nit e., sondren abermahlen darnider ligen würde.' 1608,
BsEq. ,Die Schlacht e.', gewinnen. Tschuui; Cysat;
Ansh. Fast gleichbed. und noch häufiger ,die not e.',
die Kampfesnot überwinden und den Sieg erkämpfen.
Im XVI. verlangte die Kriegsordnung von den Soldaten
den Schwur, ,nit ze blünderen, bis das feld wird be-
hept und die not erobert sei.' Die Bed. lebt noch
fort Aa; B; Gl; L; S; Z, aber nur von kleineren
Objekten, zuw. scherzhaft. — b) erübrigen L (wie
schon mhd.).
erobrigen: erobern. 1531, Strickl.
Oberkeit: Obrigkeit 1. oberste Staatsbehörde.
Eegierung. Wenn d'O. de Fuess a"stösst, se mues
53
Ab, el), ib, ob, üb
54
's Volch hinke. Sulg. 6'* rertue wie-n-eti <)., sich breit
machen, spreizen, ebd. En Buch wie en 0., voll Th.
Da chunt kei U. vie drüs (von einer verwickelten
Sache). Scherzhaft: die Hausfrau. — 2. das einer
übrigkeit (Herrschaft) unterworfene Gebiet. 1523/25,
Abseh. und sonst im XVI. Vgl. ,Gerechtigkeit, Frei-
heit' im ä. Nhd. und z. T. noch jetzt.
Beruht wie dii- uhd. Form auf Oba--i;i-l(tit; vgl. Jimb-,-
aus Jung-herr. So audi oherkeitUt-h.
ob C'iinj. I. der Frage und der Bedingung, »i
B; Z, oft Aa; B; GA. ; S; Z, Öp AaFh., ab =e6 B; Gr,
eh iHt Aa; Bs; Gl; S; Uw; Z: 1. ob, vor Fragesätzen.
.Da wirf er [Gott] fragen, ob man sie [die guten Werke]
hab getan.' Man. In einer Doppelfrage : ,Da uimt man
sich niemants an uf erden, gott geh ob d'lüt siech
oder gsund werden.' ebd. Daraus mit Entstellung
dieser Formel: ,Das Meitsehi [Mädchen] muss mit,
' ob wie es sich sträubt', wie sehr auch (für [Gott]
gehe wie) B. Ebenso durch Vermengung zweier Con-
structionen: .Meint jr, ob er [ein lebendiger Drache]
euch leymi [aus Lehm gemacht] sy?' 1535, Birk. ,Nüd
eh-me" wilk, unwillkürlich, unfreiwillig, unwidersteh-
lich, nolcns volens. Stutz. Zuweilen ohne folgenden
Fragesatz, der also in Gedanken ergänzt wird, als Aus-
druck des Zweifels. So GrPt. Es wird tcelle" ob ..., es
i.st die Frage, ob... Z oGlatt. — 2. wenn, wie ahd.
und mhd. ,Es wirt, eb Gott will, noch alles gut.'
Max. ,A1s eb.' ebd. ,As üb.' 1344, Wittn. Hofr., wie
; wenn, als ob. Auch ob allein für als ob, wie mhd.;
I Com.Beati; 1ö91, Klingl. ,Mache dir nicht Gedanken,
i ob hätte Paulus sich missredt.' 1695, Schobinger.
I ,Thätend derglychen ob — ' 1569, LLav. So noch U:
I ,lauf dermit eb's hettisch g'stole.' Älplerlied. Yg\. trenn
für tvie wenn.
Mhd. ob (öbe, eb). Die Form ob ist uichfc recht volks-
i' tUmlich; auch ä. Schriften weisen schon die jetzige Manig-
faltiglieit auf; so bei Manuel ob, Hb und eh.
II. temporal, oh BO.; Schw; U; Z, Oh Aa;BM.; L;
SciiSt.; ScHW; Z, aeb BsL.; B, eb Aa; Ap; Bs; Gl; S;
j Z, eb GrV.: bevor, ehe. Wer ßndt, ob's verloren ist,
j da stirbt, ob er chrank wird L. ,Swa der Wirt dem
( Gast Trinken git. ob er Messer und Swert nit von
' im leit.' 1314. Beitr. Lauf. ,Wir wend hinwäg, ob er
i erwacht.' Com. Beati durchweg so. ,Weret 5 Dag, ob
f es ein End nam.' Stockar 1527. Häufig im XVI. ,Gott
lässt den Sünder warnen, ob er ihn gar verlässt.'
1790, Nachtlicht. ,Er schickt die büechU in frömde
land, üb inin herren die besichtiget haben.' 15'28,
I Strickl. Ab bei Meyer, Wint. Chron. (neben eb) und
f RocHH., eidg. Lied. 190. ,Eb er sie mochte recht ver-
f schümen, hulf man ihm schon die Kuchi rümen.' 1499,
Dorn. Lied nach Rochh. ,Eb ich wett pfafF werden,
ich weit oe ein henker werden.' 1572, Platt. Er-
weitert ,for und eb.' Meyer, Wint. Chron. (vgL oben
,c und bevor'). , Vorhin eb der siech gestarbe.' 1406,
BsRq. .Fordern eb wier giengent' 1519, Stültz. Mit
nachfolgendem dass: ,Wer den Schilling nit werte dem
ineyger. eb dz er gen küngsveld kerne.' 1351, AAW^st.
und nicht selten im X\Ti. und noch heute in Gr, wo
ebes d. i. ,eb als' nebenher geht. Berührung mit dem
Begriff bis: ,Vcrzicht sich wol 3 Wuchen, ob das
Schilf geladen und entladen wird.' 1519, Stockar.
Oh ist eigentlich nur die das Abv. e begleitende Conj.,
eb (seit dem XVI. verkürzt zu ih) die Zsziehung von oh mit i,
für dessen Agglutiiiationskraft aurli die Formen «/<•«, ibra
zeugen. .\h (<^b) entspricht am geradesten dum ahd. ihu,
engl. (/, könnte aber auch als blosse Spielart zu i'b ver-
standen worden; s. auch ob, wenn es nicht vielmehr auf
ahd. ubi beruht. Die sowohl für I als für II immerhin nur
sporadisch und seltener verwendeten Nblf. gcb, heb, seh sind
spätere Missbildungen. Die Terbindung von ,dass' mit eh
(welche ebenfalls wie das einfache eb auf die Fragesätze hin-
übergetragen wurde. Wiesental) ist ein in der Volksspr. be-
liebter Pleonasmus.
Obäsle f.: Ameise ZSth. Eigentlich Obeis.ile;
s. u. Amese.
Obe, öbelen, öbendlen. Obig usw. s. Äben.
übentrie s. Arentür.
Oberscli n. dbe^rH: Wirtshaus W.
Das frz. auberge, aus dem untern Kantonsteile entlehnt
unter Umwandlung des Geschlechtes durch die Krinnerung
an das einheimische W.
Obersche, Obersch f. rfteV»(W.- glatter Pfirsich.
Aus frz. auberge, Herzpfirsich.
Oberste f.: Abwerg, geringeres Werg Schw (Ochsn.).
Oberte abn-te Aa; Bs; S nJura, Obete GRh. — f.:
Dachraum in der Scheune Bs; GrHc.; GWe.;
Si'H ; S n Jura, entweder nur die Abteilung unmittelbar
über der Tenne neben der oder zwischen den Heu-
bühnen AAFri.; Ap, oder über die ganze Scheune hin-
laufend, oft ohne Bretterboden, bestimmt zur Auf-
bewahrung der Garben, die etwa auch gleich dort
gedroschen werden AAFri., und des Strohs, auch (AaZu.,
„Schenkenberg") des Heues. Aus dem untern Raum
der Scheune, dem Tenn schlechthin, kann man aut
der Oberte-Leitere durch das O.-Loeh die Garben in
den obern hinauftragen, oder sie werden durch dasselbe
am O.-Seil hinaufgezogen verniittel.st einer Winde
(Haspel mit Rad, O.-Ecdli).
Wie die Syn. bair. die Obern, Schwab, der Oberling, bre-
genz. Oberet von ober abgeleitet, eine ahd. Form obaröti voraus-
setzend, — Syn. Brügi, Heustal. Hoberi.
obig ScHwW., obige Gr: oben. - Adv. mit adj.
Endung gebildet wie usig u. a.
Obis: eine Art Korb ZSchwerzenbach.
Viell. nur individuelle Verkürzung von Obis-Chmtti-; Vhis
nach Analogie von Imhis gebildet.
under-obis s. oben.
Oblate öUade Z, f.: ungesäuertes Backwerk in Form
von dünnen Scheiben. 1. Das zu Hostien bestimmte
Backwerk. .Oblaten' mit Bildern sollen nach GMey.
vKn. i. J. 1563 in Z untersagt worden sein. Noch
jetzt Obläde, doch allgemeiner Nachtmälbröd Z. —
2. Sprödes Gebäck, braun gebacken. Nach dem
obgen. Gewährsmann gestattet ein ZMandat von 165(1
bei Hochzeiten zum Abendessen eine Schüssel , Ob-
laten' und findet sich im Nachlasse von Josi. Simmler
i. J. 1576 ein ,Oblatenisen'. — 3. Briefzeltchen,
frz. oublie, Z.
Aus lat. oblata mit Ergänzung von hostm oder der zum
Singular umgeprägte P). von obluUim. .Olilat«' in G. Jahrzeitbb.
Zu 2 vgl. Ekkehard's Benedictiones: has deus oblatas faciat
dulcedine gratas. Vgl. Oflate.
Öbli s. EbU.
Obligo f. Aa.
oblisclie : Ausdruck des Dankes für eine empfangene
Verbindlichkeit, in gebildeten Kreisen Z, veralt. ,Jb-
lischee, wie de Schuelmeisler sait.' Stutz. — Das frz.
//,,. voHs smsl oUi,j(.
55
All. eil. ib. Ot». nll
56
ob nie 11. ob 110 11; obiieudo s. (iheneii: «henenile.
Obrecht: männl. Taufn. Basel 14. .Thdt, 119 niid
noch in S.
Ahd. Odbiccht, Audoberchl iiml luaeits oluie <l Ohirt, eig.
der durch Reichtum, ahd. od. (ililnzonde.
Obrigkeit s. OherIceU.
Übventur s. Ai'entiir.
nb! ubub! Warnungsrut'anfder Scblittbalin BTh.
üb s. ofe Conj.
Übel 1. Adj. a) ¥un leiblichem Betiiideii. unwohl.
krank, schwach. Ü. werden, unpers. mit Dat.: ohn-
mächtig werden, syn. we; Brechreiz empfinden, syn.
schlecht. Ü. machen, Brechreiz verursachen Aa; Z.
Übel a", dm" st, nicht gesund sein Z. En üble Gang
ha", cuphemist. für hinken. Ü. si", in einem Kleid.
Schuhen, unbehaglich, unbequem B. — b) von öko-
nomischer und sonstiger Lebenslage. Ü. tue 1) mit
Schwierigkeiten zu kämpfen haben, mühselig leben
(xaxßs TtpctxTEtv) Ap. 2) sich kläglich goberden, jam-
mern ZK. Ü. ä", ü. drä" sl Aa; Z, «. am Brett si.
ScLC, in schlimmer Lage sein. - c) von ungünstiger
Gesinnung: „aufgebracht, unwillig BSi." Eiin ü. a"
si", nicht gewogen, feindlich gesinnt Z. Eiin Öppis in
Ü. ne", auf die üble Seite, übel nehmen Bs. ,Nitt
verargen noch verübelhau' [für übel haben], verübeln,
missdeuten. Kessl. Ü. hä, übel aufnehmen Aa. U. gn,
a"gä, übel aufgenommen werden Aa. ,Dz ward dem
keiser von etlichen kunt getan, die ü. an der sach
[der Verbindung zw. Constanz und den Eidgenossen]
warend.' Edlib. 245, die Sache missbilligten, eig. sich
dabei nicht gut befanden? ,Als H. K. arme Leute
ü. hatte vor unserm Gerichte mit Worten und mit
Werken', soll er nicht mehr als Fürsprecher auf-
treten dürfen. 133U, Beitr. Lauf. — d) schlecht.
's ist en üble Schütz, wo z'früeh abdruckt Sch. Wohl
'dienet, übel bilöhnt ebd. Göfs dem Eine iL, so göd's
dem Andere tcol. Us ü. ärger mache, ein Übel ver-
schlimmern. SüLß. En Ulli Gattig mache, sich übel
ausnehmen Aa; Bs. ,Das übel-halten', übles Verhalten,
schlechte Aufführung. 1665, JMOll. Ü. leben, in Zwie-
tracht, Zank B. ,U. geapelliert und vom kleinen
Rat [der ersten Instanz] wol gesprochen.' 1550, Wint.
Chron., ohne Grund. Und so als Gerichtsformel noch
1827. Ü. messen, nicht voll Ndw. ,Mir von eim kind
har [a puero] wider [zuwider] gesin ist, wo man un-
serem vatterland ü. geredet hatt:. Übles nachgesagt.
ZwiNOLi. ,Ü. eins, uneinig, male concordes.' Mal. —
2. Adv. in eigener Bed. Die Bed. ,arg' geht in die
abstr. von sehr über. ,Sy haftend ü. an im verloren.'
1584, LLav. Ü. y' schlage, schwer geplagt. Etwas
ü. mangle, ü. nötig ha, schwer entbehren, sehr nötig
haben B; „Gu;" Vw; „Zg; Z." Auch in .ü. blange',
ungeduldig erwarten. 1651, Schimpfr., ,ü. frieren.' ebd.,
,ü. fürchten'. Suui.; 1650 Z, ü. grüse" B mag die
eigentliche Bed. noch mitwirken, aber nicht mehr in:
ü. rennen B. Nit ü. = nicht wenig, tüchtig, heftig,
z. B. schlagen, regnen Aa; Bs. — 3. Subst. Krank-
heit], bes. eine halb versteckte, ein andauerndes oder
periodisch eintretendes Gebrechen und speziell Epi-
lepsie, Fallsucht, en Ü. an-cm ha Scii; Z. ,Das gross Ü'.
wird neben Kitt und Veitstanz in einer Verwünschung
genannt. Com. Bkati. \Vo-n-i''''s Ü. überchü ha, will
r'' nid ane, sagte die Kreissende, als man sie zu
Bette bringen wollte. Sri.c. - Vgl, liiis.
Gehör- m. l'\. -üble (bei Gotth. -Äfce/) : schwer-
höriger Mensch B; Schw; S fc/öf-; Zg; ZKn. - Ini-
perativbildung. Syn. übelhörig.
Huer-, Hueren-: die krankhafte geschlechtliche
Begierde. ,Das H. haben, in amoris rota ver.sari'. von
der Liebe geplagt werden. Mal. ,Wo yemants das b.
bette und gar daran unbesinnt worden.- 1563, Tierb.
- Vgl. Narrenseil.
katz-: Verstärkung von ü. 1, a. -— Etwa aus lattz-,
.zum Erbrechen'? Vgl. Katzenjammer.
bluet(s)-: Verstärkung von ü. 2 BR.; Scii.
stock- Ap, steinstock- Uw, stein- U.v; Z,
steinerden- Z, sterbes- S; Uw steerbis; Z: Ver-
stärkung von ü. 1, a.
üblen: 1. trans., übel nehmen, verübeln. L
1385. — 2. intr. (h.) übler werden Bs. ,Het's an eim
Ort g'guetet, se het's am en andere g'üblet.' Breitf.nst. .
— 3. refl. pers. und unpers. sich verschlimmern,
von Krankheiten Aa; Bs; Sch; Z und schon 1526.
üblich, üblig = übel Vw ; Zg. Er ist Icein übliger
Chnecht. ,Wer wirfet übelich zuo dem andern und j
nit triftet, der sol verbessern ein toten man', in böser
Absicht. 1464, BsRq. Bes. im Comp, und Sup., deren
Formen auch als Steigerungsgrade zu übel AAy. benutzt
werden SchwE.; Z.
„V er- üblichen: verschlimmern L."
nber Aa veraltet; BO., Emm.; Gh; P; T; Uw; W,
sonst über, selten ubert Uw, übert aScnw: I. Präp.,
mit Dat. und mit Acc. 1. in vertikaler Richtung,
a) rein räumlich, meist mit Acc, von Bewegung über
Etwas hin, da für die ruhige Lage in der Höhe ob
oder II f mit Dat. üblich sind. Doch gibt es einige
Fälle, wo der Casus fraglich ist: über Tisch = ob
dem T. z. B. verzele, am Wirtstisch erzählen GW.,
bete, das Tischgebet verrichten, wonach dann auch;
il. Marge, ü. Nacht bete, das Morgen-, Nachtgebet
verrichten, gesagt wird ZZoU. ,Die spys ü. tisch
tragen', auftragen. Mal. ,Ü. Hals ü. Chopf, eilig
und eifrig. Gotth. U. Haupt inhin, il. Aug, obenhin,
nach ungefährer Gesamnitsehätzung. bei Käufen; nur
nach dem Augenmass, nicht nach dem Gewicht; ü. Hutz,
nach der Hand (s. Hutz, Griff). ,Es geht mit ihm ü.
Ort', zu Ende. Gotth. In über-arm-s, mit verschlun-
genen (über einander gelegten) Armen, SB. ist -s nur
die adv. Endung des Ganzen. Fraglich ist der Casus
auch in: er hat kei Lib, nummu [nur] Hut über Bei
W, von einem ganz abgemagerten Menschen. Dagegen :
Eim Eis ü. de Chopf ge", einen Schlag auf den Kopf
versetzen. , Schmach ü. den Hals gezogen', auf den
H., zugezogen. 1666, JHott. Ü. d'Hand i"scheiilf.
mit der Aussenfläche der Hand gegen das Glas ge-
kehrt; so schenkte man sonst nur dem Henker (Z)
oder (nach Bühlkr) der Henker dem Armensünder ein.
Es ist-em ü. d'Hand, es geht über sein Vermögen L ;
vgl. wider d'H., unbequem, und über 2, c, auch: ü.
Einen sin, über eines Competenz hinausgehen. S, 1 lim,
U. Älter gän, an den Altar treten, vom Priester. Eni.ii;.
,Wer den andern ertödt, der soll ü. den toten gair.
an die Leiche heran treten, zu der sog. Bahrprube.
1342, ScHwLandb. Osenhr. Stud. 327. Einen n. dt-
Tölpel füere Sülg. ist unrichtige Auflösung und Aus-
deutung des schriftd. ,übertülpeln', wahrscheinlich mit
Anlehnung an überhölzlen (s. d.). 8. noch ü.-.sicli.
Mehr auf vertikale Anhäufung als auf horizontale
57
Ab, eb, ib, ob, üb
58
Fortsetzung deuten die riiuniliibzeitliclien Ausdrücke:
, Einen Boten ü. den anderen scliicken.' Euliii. Es
chnnut [kommt] eis ü. s'ander, Eines drängt das An-
dere Aa. Ü. Alles abe, nach Allem (z. B. Gegessenen
oder Getrunkenen). D'riiber abe, eigtl. lokal, dann
auch zeitlich: nachher, darauf Bs; Z, z.B. nach einer
bittern Medizin etwas Süsses. Über das, darauf hin
Srii. Eillisch ü. anderisch, ein Mal übers andere B.
,Ü. enaiidere, continuo, successive.' Id. B. — b) räum-
lich mit dem Nebenbegnif des Gebrauches, der von
einem Gegenstand gemacht, der Gewalt, die gegen
eine Person ausgeübt wird, oder übh. des Verfahrens
mit Jemand oder Etwas — Alles gleichsam von er-
höhter Stellung aus. Übergang in die causale Bed.
,U. Etwas gehn oder kommen.' ,Das Vieh muss ü. den
brunnen zur tränki gan.' Meyer, Wint. Chr. 's Chind
mues ü. de Hafe (gä), die Notdurft verrichten Ar.
Ü. de Chaste gü, den Kasten offnen, um Etwas heraus-
zunehmen Z. De Scidüssel ü. 's Brod, zum Brotkasten.
Daher dann auch: drüber gö, naschen BsL. (anderswo
auch obsc). Über öppis g'luste Z. ,Gitig ü.', gierig
nach. Vau. Ü. öppis cho 1) Etwas entdecken B; S,
Etwas begreifen = drfis clio B; Uw. 2) auf Etwas
zu sprechen kommen. Stütz. Ü. Jem. tut cho, nicht
klug aus ihm werden Uw. Eim drüber cho, Jem. auf
Etwas ertappen BsL. Ü. Niil cho, sein Vermögen
verlieren, also gleichsam Herr von Nichts werden Aa;
B; PMu. ,Nit lang, so wär-i ü. N.' GJKi'hx 180Ü;
dafür 1819 ,uf der Gass.' Vgl. überkommen. Ü. 's
Blitet gö, zu Ader lassen Ap. ,Er gieng all tag über
das glas' [es zu besehen oder zu gebrauchen]. Ziely
1021. ,U. das recht gon, jus consulere, Bat suechen.'
Fkis. Gän ü. Einen kann aber aucli rechtlichen An-
, Spruch an — , feindlichen Angriil' auf Jem. bedeuten.
Es geit ü. in, er muss die (Last der) Verantwortung
tragen Gk. Es geit ü. de Geldseckel üs, der Geldbeutel
muss her halten B. ,Es ist wäger, es gange ü. das
gut dann ü. den lyb.' Absch. 153U. Etwas ü. einen
Zügen, mit Zeugen gegen Jem. nachweisen, was die
urspr. Bed. von , überzeugen' sein wird. ,Ü. einen
ziehen' [mit Krieg]. Man. .Niemand wüst, ü. wen es
gon wolt', von einer Kriegsrüstung. Bossh. Wint. Chr.
.Wann dann ein frömbder komm und sie [die ent-
zweiten Eidgenossen] antasten wöU, standind beid über
ihn und zerschlagind ihn', fallen ü. ihn her. 16.51,
Schimpfr. ,Er [Gott] liess sein Hand nit ü. sie.' 1531,
2. Mos. 24, 11. Dagegen 1667: .legte s. H. nicht an
sie.' ,Gott wird sich nicht zum Lügner machen ü.
I uns.' JMüi.L. 1661. ,Da regele sich die ganze Stadt
ä. sie.' 1707, Rcth 1, 19; 1811: ,ü. ihnen'; 1860: ,ge-
rieth ihretwegen in Bewegung.' Ü. das Wette)- litten,
zur Abwehr des drohenden Gewitters, wie man früher
auch ,über' die Heuschrecken , stürmte', Sturm läutete.
Boss«. Wint. Chr. Daher dann auch: ,beten ü. einen',
aber nicht gegen, sondern für ihn. Absch. 15'22. Ü. die
türi Welt! um Alles in der Welt willen B. — c) die
vertikale Bewegung übergetragen auf das Mass im
Sinn von übersteigen. Ü. 's Bögli, it. 's Bonenlied,
über das Mass des Erlaubten hinaus. Ü. d'Haiid,
über das Vermögen hinaus ; s. a. ,Es ist nichts ü. das,
wenn der tüfel die lüt plaget', das ist die höchste
l'lage. LLav. 1.569. Ü. e Tüfel üs hasse, mehr als
den Teufel B. Nix (nichts) ist ü. Eiste! (Name eines
hochgelegenen Ortes in W, Wortspiel zwischen hoher
Lage und hohem Wert.) Ähnlich zweideutig; es gäd
Nild ü. g'schid Lüt — tceder d'Miit Z. Beeilt tue ist
ü. hübsch [sein], hat mehr Wert. Sul«. (handsome is
that handsome d<i!s). Darüber, obendrein, noch
dazu. 1524, Strickl. Ü. Statt reifen, schnell (schneller
als nach der Stelle, Gelegenheit, zu erwarten wäre'?)
Suu;. Ü. d'ZU, über die Zeit hinaus, zu lange. —
'2. in horizontaler Bichtung a) rein räumlich: über
Etwas hinweg, hinaus; jenseits. Vgl. 1, a. flber
El (Dat.). jenseits des Rheins, in Klein-Basel. Hüröt
über de Mist, so teeist, icer si ist, nimm deine Frau
aus der nächsten Nachbarschaft (die Misthaufen tren-
nen die Bauernhäuser). — b) zeitlich a) Zeitfolge:
nach. Vgl. 1, a. Fälle, wo über einen zeitlichen
Zwischenraum hinweg auf einen Zeitpunkt gesehen
wird. ,Die Hüliner legten nicht alle Tage, sondern
ü. den andern Tag', nur jeden zweiten Tag. Gotth. ;
so schon bei FPlatt. ,Alle Sonntage .statt ü. den an-
dern.' ebd. ,U. lang', nach Verfluss einer längern Zeit.
.\bsch. 152.5. ,Vielleicht nicht ü. Langem.' Gotth.
Ü. 's Jar, nach Verfluss eines Jahres, nächstes Jahr.
Ü. 's Mal, auf ein Mal, tout d'un coup; zumal, tout
ä la fois Bs. ,U. eim Mal-, einmal, aliquando. 1523,
Absch. Vgl. Übertag. — ß. Zeitdauer: während.
Ü. das, unterdessen ScH. (Einmitts) ü. Tag, um Mittag
Bßi. ,U. Nacht geben', den Pferden das nötige Futter
für die Nacht. Gotth. Ü. 's Neujar, während und bis
nach Neujahr. Ü. d' Wienecht. Ü. em Esse, während
des Essens (vgl. über Tisch 1, a). ,Ü. jar', das Jahr
über. 1495, Kessl. (also ganz verschieden von über's
Jar bei a). — c) feindlich: entgegen, trotz, zu-
wider (einer rechtlichen Festsetzung), eigtl. aber: mit
Hinwegsetzung über eine Schranke. ,U. g'leit', ent-
gegen dem Versprechen sicheren Geleites. ,Ü. alle
pitt', ungeachtet alles Bittens. ,Uber verbot.' 1524,
Absch. ,U. beschehenes warnen.' 1650, Z. ,Über und
wider dass — ', in Widerspruch damit dass — , trotz-
dem, obgleich. ,Uber sömlichs', entgegen solcher Fe.st-
setzung. EuLiB. ; Fründ. ,Über frid.' Landb. Gaster.
,Uber zusag.' Vad. ,Uber alle not', ohne. 1521, Strickl.
,Swer da über tuot [dawider handelt] der git buoze.'
ZRichtebrf. Heute nur etwa noch: ü. Beeilt i-e L, und
viell. ü. 's Tüsigs G'tralt, um jeden Preis, eigtl. gegen
des Teufels Gewalt BEmm. — U. Adv. 1. räumlich:
a) oberhalb; aufwärts. Ü. haben, tuen [setzen],
d. i. über dem, das Feuer, zum Kochen = ob; ü. haben
auch ^ (Werg) au der Kunkel haben B, und von einem
Pferd im Stall: ein Bein über die Schranke geschlagen
haben. Gotth. Eim d'Hand ü. ha, ihn begünstigen,
beschützen W. ,U. werden' 1) einer Pflicht überhoben
werden. Fründ; ebenso: ,vor synen ehren nit ü. wer-
den.' Thun. Satz. 1539. ,Der gegenwer ehrenhalb nit
ü. werden mögen.' Sarg. Landr. 1674. ,Dass si des
Galgen u. wurden und man inen die höubter abschlug.'
L 1375. 2) die Oberhand gewinnen, im Kampf oder
bei Ab.stimmung. Edlib. 3) über den Kopf wachsen.
Ü. mögen, die Mehrheit der Stimmen gewinnen B ; mit
Dat. P. den von Jemand ausgeübten Zauberbann bre-
chen Gr. Einem ü. sin, überlegen. Ü. und ü. 1) kopf-
über; ü. und ü. gän, kopfüber .stürzen, wiederholt um-
schlagen; über und übert-si"'' bürzle Bs; Jemand ü. und
ü. schlän, so, dass er wiederholt umschlägt GA. ; intr.
von gänzlichem Ökonom. Ruin: fallit werden BR.
2) hoher Gi'ad einer Eigenschaft oder eines Zustande^ :
«. H. ü. roll L; ü. u. ü. rot, ganz von Schamröte über-
gössen Bs; .Sie weinte, dass es sie ü. und ü. schüttelte',
59
Ab, eil, ib. ob, nl)
krampfhaft. Gotth. Under und Ü., substantivisch, eine
allitterierende Formel zur umfassenden Bezeichnung
des Lebensbedarfes, zunächst an Kleidung (Unter- und
Oberkleid), dann auch vom Lager (Unterbett und Decke)
und allgemeiner und unbestimmter von Hausrat und
Wohnung. ,Wie langest weret ihr Hungers gestorben,
oder nackend verdorben, wann sie euch nicht Nahrung,
unter und ü. verschatfet heften.' Mey. 1094. ,Er nahm
zwei Kinder zu sich und gab ihnen Under und Über.'
LJro. ,Die Gemächer seiend mit allem Notwendigen,
mit Under und Über versorgt.' SHott. 1702. .Tach und
Gemach, Unter und Über, quicvis ad victum et amictuni
neccessaria.' ebd. 1707. ,Mit Kleidern versehen, unter
und ü.' 1757, ZGes. Under und ü. ha, genug haben
ZLunn. — b) hinüber Gii; P; u. gän, ß. i. über den
Berg (sonst allg. übere, d. i. über-hin). ,Uberreisende'.
vorüber Reisende. Landb. ApIR. 1585/18'28. Häufig
vor andern Ortsadv. der Richtung, z. B. ü.-abe udgl.
Ü. und it.: quer über etwas hin Aa, ringsherum,
z. B. mit dem Weidevieh im Spätsommer ü. u. ü. fareii,
über alle Flurgrenzen hinweg, allenthalben hin L.
ü. und «., hie und da; zuweilen BO., lt. St. 2 auch
allenthalben, allgemein. Über län, auslassen (über-
springend), vorüber lassen. — c) jenseits, gegen-
über, drüben Gr; T. Da it., drüben W. Dert u.,
dort drüben BO. Allgemeiner anderen Ortsadv. der
Ruhe vorgesetzt: ü.-äne, -obe, -vorne, -lünde, -unde,
-inne, fast pleonastisch. ,Eine Höche vor Sempach ü.
gelegen.' Cysat. .Gegen einander überen', einander
gegenüber. Fris. ,Vor der stadt über, in conspectu
oppidi.' ebd. -- 2) Massbestimraung a) Ubermass.
,Über geliebte fründ und brüder!' Zwinoli. ,Es chunnt
mir afe z'u.', wird mir nachgerade zu viel. Gotth. —
b) Überrest, Überschuss; übrig. ,Ü. sin.' Edlib. ,Ü.
ha, übrig haben.' Li. B. ,U. werden, übrig bleiben.'
Mal. und schon in d. Otl'n. v. Höngg 1338 (vgl. erilbren).
,Ü. bliben.' Mal.; JMüll. lütiö und noch b. Sulg. ,Ü.
lassen.' 1707, Ruth 2, 14; dafür 1811: ,übrig'; aber
noch heute in B. — 3. Zeitdauer. Die Jör ü.,
während der letzten Jahre Aa. Ü. Ji(/e", übernacht
bleiben. Id. B.
Mhd. uher und iihcr, ahJ. ubar, ubir, welche Zweituiligkeit
sich in unsere MA. fortgepflanzt hat. Zu der Form übert
vgl. d'runder-t und uhd. ,eins-t, sons-t, jetz-t'. — Für die
Bcd. vgl. das vwdte ob, über dessen Sphäre iJ. bes. dadurch
hinausgeht, dass es auch horizontale Richtung bezeichnet.
Über den Unterschied zwischen t(6i>c-«i''' und ob-ai"'' s. Tobl.
340. 343". P unterscheidet ubar hin-, uper [d. i. uherhcr}
herüber. Zu den Verbindungen ü.-abhin usw., wo «. nur
eine Verstärkung der schon in dem ,hin' angedeuteten Orts-
verftnderung ausmacht, mit dum Nebenbegriif der Versetzung
über einen Zwischenraum (eine Mauer, Wand, eine Treppe)
liinweg, vgl. -für hinter andern Ortsadv. Nach dieser Ana-
logie auch nominale Verbindungen wie ü.-heim, -ruck, -eggs,
•ort, -twcris, -all, -ein, -haupi. Es ist in romanischer Nachbar-
schaft, dass der Unterschied zwischen Bewegung (hinüber) und
Kühe (drüben) sich verwischt. — Zss. 1. Vorba. a) trennbar:
•litzen, -wärmen, -schieasen; nur teilw. -kommen. Sonst meistens
üher-hin. - b) untrennbar. In einzelnen Fällen mit präg-
nanter Bed., z. B. Einen -faren, die Augen -Iriben, -tragen,
-hören. Pleonastisch: -meiuterm. Im Übrigen a. umstürzende
oder wälzende Bewegung: -bünlni. ß. uberftächliche Be-
rührung oder Betreibung: -brennen, y. Bedeckung (der Ober-
fläche): -biJdelen. 8. übertreffen, überwältigen, überwinden:
■k-iben; sich -hau, -heben. 6. überschreiten einer Grenze,
eines Masses; Übertreibung der betr. Tätigkeit: -fragen; aieli
-vilwn. Hieher oiiic Keih.^ von V.Mb™. welche sich auf
Benachteiligung des Nachbars durch Überschreiten der Flur-
grenzen bei landwirtschaftlichen Arbeiten beziehen. — '2. Subst.
und Adj. meistens mit der Bed. des Übermasses oder ün-j
rechtes, z, B. -Rind, -ginnig. Zuweilen nur Häufung, Wieder-
-Se-
; -Rüler.
• nt- (Hieh
.Das
irj63.
<
Fris.
bolung, Verdopplung: -Zint. — Einzelfälle:
Berührung mit ver- (sich -schlafen), be- (-ko
-han), vor- (-Femter), ober- (-Hand).
em-: hinüber. Amuber itiid a»ndierher, h. und
wieder herüber W.
under- ^ .;'«/«7('ro/)C/(, von unten nach oben
schiff underüberkeren', umschlagen machen.
FiSCHll.
vor-: gegenüber. ,E regione. grad vorüber.
Heute in G und Z rnrübere.
für-: vorüber, vorbei, von der Zeit. 158.'), Landb.
ArlR.
hin- kommen, mit einem, über scliwebende Streit- ,
fragen hinweg, überein kommen. Absch. 1525.
dar- drüber B; FMu., drubert Uw; U, sonS
drüber. Z)r. <;«, Etwas aufdecken. .Darüber gegangen','!
zu Grunde gegangen. Cysat (sonst drüf). Dr. cho, Etwas
entdecken; Einsicht in Etwas bekommen FMu.; S; Uw;
auch dr. ine cho, hinter ein Geheinmiss konnnen B.
.[Die Diebe] hend den trag [Kasten] funden und drüber
brochen', ihn aufgebrochen. 1573, Mey. Chr. Dr. lä, den
Gebrauch einer Sache erlauben B. Dr. welle, etwas
antasten wollen (auch obsc.) L. Er weiss nit wo dr.
und dra", wie anfassen B. '*■ ist-mer niid dr., ich habe
keine Lust dazu Scsw; U (sonst drum). Dr. t", me
(hinein), obendrein (über das Schuldige, Geforderte
oder Verabredete hinaus) Ap; B; G; Z. Dö-dr., dar-
über Aa. Dr.-dure [hindurch] st, alles Mass über-
steigen, höchst ärgerlich sein.
des-: hinüber, drüben. Wiltil des-ii.
von hier über den Berg? Er wont da des
dieses Berges BO. — Vgl. des-ab.
überen: aufheben, in die Höhe heben. Ehel.
er-: erübrigen, vom Erlös eines Pfamle
Offn. Höngg. ,Eruberen.' 1520, BsRq.
übere s. über-hin.
uberig BSi., über ig, übrig allg. 1. übrig blei-
bend oder geblieben allg. ,Der überig', der Überrest,
Rückstand, von noch nicht ausgeglichenen Differenzen.
1554, Absch. — 2. überflüssig a) mehr als ge-
nug oder nötig allg. Ü. schön, g'nuey udgl. En
Übrigs tue, wie nhd. ,Überige Nahrung in den Wäl-
dern finden.' 1734, Carolina. .Übrig heu', das man
entbehren und dem Nachbar geben kann. 1585, Landb.
ApIR. ,Überiger kosten', unnötiger. 1587, Absch. ,Der '
vergebenen [vergeblichen] übrigen wort geschweigen.'
ebd. 1568. — b) Überdruss erregend, lästig. ,Ein
überiger stubenstänker' [Schosshund]. Zwingll Eim
iL si, verleidet, von Ehegatten; zur Last, von armen
Leuten Gr. — c) übermässig. .Bauchgrimmen von
überiger galle.' Fris. ,Beschrotene mäne, die nit übrig
lang.' ,Übrige wärme.' ebd. ,Diewyl er der sönen
vil hatt, könnt er nit überig rych .syn.' LLav. —
d) übermütig. Si'''' überig mache, sich gross machen,
grossen Lärm von sich machen, pochen, trotzen B; Z.
— e) ein wenig böse BSi. - Mhd. übn - Syn.
/. vorig.
überigen: retten vor — , verschonen mit
mitt sy vor laid geüberiget werden.' Kbssl.
eilt-: erübrigen, ersparen. Gotth.
willst du
., jenseits
1338,
.Dar-
Ab. eb. ib. ob. IIb.
Abs--ubs
62
t er-: fiobein, «ine Stadt. Beute. 1022. 1531, Stkkkl.
' Vgl. craheren.
überlich uherlicli, uherli, Ailv. = üheruj 3.
Uherli warm W. Bes. mit Negation, z. B. nit überlich
til BSi. — Vgl. übellich.
uberachtig: übermässig. .Wägen überachtiger
füechte [Feuchtigkeit].' Fris. — Entw. von über mit
der Bilduiigssilbe achtig (-ocht); vgl. oben-acMig, oder
von Acht, Mass.
übert s. über. uberzi s. übersieh. Ubläze
s. Amläze.
Ubli n.: Briefoblate B.
Aus dem frz. oullic f. mit Umwandlung des Gusohlechtes.
weil der Ausgang des W. als Diuünutivendung gedeutet wird.
Übrich, Überech s. Iberich.
Ueb m. : 1. Ge dräng, z. B. das sich Zudrängen
! und Treiben des Geflügels bei der Fütterung S. —
I 2. Ort, den wilde Thiere häufig besuchen, zeitweise
bewohnen. .Die füehs habend ire üeb oder gruoben
• und die vögel ire näster.' 1561, Mat. 8, 20 nach Büll.'s
Citat. — Mhd. uob m. - Syn. Üehlug.
Üeb an 1. trans. a) bebauen, den Boden. ,Unser
i land, das vormaLs ungeüebt und ungebuwen igt gesin.'
I Herkomen der Schw. — b) betreten, begehen, einen
Weg. ,Uer Zoll nahm ab, weil die Mule und Bosse
die Strasse nicht melir übten.' Müll. Schw. G. 1, 553,
176. En (/Hebte Weg B. — c) eine Tätigkeit be-
treiben. ,Vogel went den sumer üeben [festlich be-
gehen] mit ir stimme manigvalt.' Hadl. .Den Krieg
wider den Franzosen in seinem Rych zu üben.' Ctsat.
- d) anfechten, plagen. .Mich üebend dise Grund',
reizen mich zum Nachdenken und zur Bekämpfung.
Breit. 1623. Einen ,üe. und fatzen', mit Fragen necken.
plagen. 1528, Absch. — e) absol. an Etw. treiben.
.Woferen einer seine Bezahlung fordert und fort üebet',
darauf dringt. L 1706. — 2. refl. Im Allg. = sich
regen, nach irgend einer Seite tätig sein. &) 's Wetter
üebl xi''', ist im Begriff sich zu ändern, kämpft gleich-
sam mit sich selbst GF.; Th; Z. — b) von Geistern,
Gespenstern: umgehen, zeitweise erscheinen, spuken,
durch irgend welche Zeichen seine Gegenwart be-
kunden. Er hät-si g'iiebt [v. e. Verstorbenen] Gl; S.
Audi unpers. es iiebt-si im e Hüs, wenn geisterhafte
I Erscheinungen einen nahen Todesfall verkünden GA. ;
■ S. Scharfrichterschwerter , üeben sich' (geraten in Be-
wegung), wenn ein künftiger Verbrecher in ihre Nähe
kommt. Postheiri 1866. 11'. — c) von Krankheiten,
die periodisch einzelne Symptome erneuern und dem
Menschen keine Ruhe lassen ; von rheumatischen
Schmerzen : herumfahren Vw ; Zu. Die Chranket hät-si
an-em g'üebt, hat ihn lange geplagt Z. Auch von der
leiblichen Ursaclie moralischen Übels; sich regen, tätig
erweisen: .D'natur sich üebt im menschen fleisch.'
' RuEF. .Diebstal, roub. brand die üebend sich', gehn
' im Schwange, ebd. Früher auch in günstigem Sinn :
: ,Sin lob sich üeben sob, sich verbreiten. Hadl. —
d) von Personen: a) sich rühren, eine körperliche
, Bewegung machen, z. B. der im Bett Liegende. BWvss.
^ - ß) .Sich ü. wider Etwas': Verstössen gegen — .
1521, Absch. — y) absolut: Tätigkeit entfalten.
.M. üebt sich gar endlich', bemühte sich sehr eifrig
(in Wahlintriguen). Vad. ,Dass die Sonn nie rüewig
gsyn. sonder sich stets geübet hat mit glasten und
mit zitteren.- Campell 1572.
über-: überanstrengen. ,Überüb dicii nit vast mit
übriger arbait noch mit lotfen [laufen].' GHdschr.
US-: Streitsachen, rechtlich erledigen, beilogen.
Absch. 1521. Streiche, verüben, aus Mutwillen oder
Bosheit Aa; Z.
sich miss-: eine verbrecherische Handlung be-
gehen. 1475. — Syn. sich misshandlen.
üebig: fleissig betrieben; von Wogen: viel
begangen Aa; LE. .Des passes, welcher allezeit was
geng und übig.' Cvsat. ,A1s aber dis ort ein üebigen
Zugang hat der werchlüten', von Arbeitern oft besucht
wird. Salat 1537. Von geistigen Gütern: fleissig ge-
pflegt. ,Wo die h. Gschrift am üebegisten und christen-
lichisten geleert werde.' 1530, Absch. ,Der gloub
würket in allen rechtschaft'enen gmüeten alls guts und
übige früntschaft.' KdGessn. 1555.
un-, von Wegen: ungangbar. Edlib.
üeb-lich: begangen, von Wegen. Gotth.
Üebi^g, uebig f. BO.: 1. geräuschvolle Be-
wegung, Gelärm, Rumor BO. ,Oubig[l. uobig], tumul-
ticatio.' Id. B. Vgl. Ueb. — 2. Treiben; Lebensart,
-wandel. Anselm. .In üebung sin', etwas zu tun pflegen.
Absch. 1521. — 3. Gewohnheit, Verhalten. Was ist
das für nen Üe.? welche Bewandtniss hat es damit?
BSi. — 4. Übung, wie nhd. IJs-dr Üe., i-dr Üe. sl
.\a; Z. — 5. Landbau (s. üeben 1, a\. .Bauw des
erdrichs, arbeit und üebung.' Mal.
Kriegs-üe. füeren: Krieg führen, .\bsch. 1521.
WuRSTISEK; S. !«€&«« 1, C.
Manns-. Ds Schwingen int e g'färlechi Maiiiis-
iiebig BRi.
Meitli-: Mädchenarbeit. Als solche erklärt Fris.
schäppelen, Kränze winden.
Rechts-: Processführung. ,Langwirige und kost-
bare rächtsübungen.' JBreiting. 1639.
Ibsele s. Urbsele.
Obs n.: Obst, urspr. alle essbaren Baumfrüchte.
.Mandel, eichlen, uuss und derglychen opss.' 1563,
Tierb. ,Obs, obst, allerlei baumfrücht.' Redisger.
Bauernregel: .S;jöfs 0. llt [bleibt] lang, und in sprich w.
Sinn = was lange währt, wird gut. Sun;. Ulfs 0.
mill-iiie günne im irachsige Mö". Srm. Hnr gil's vil ().,
verblümt zu einem Menschen, der unanständig die
.\rme aufstützt, als wäre sein Kopf ein fruchtbeladener
Baum. ÖbsU: geringer Obstertrag Z.
Mhd. obcz, alz. Erst aus der Bücherspr. und erst in
unserem Jhdt. dringt die Form mit angehängtem ( immer
mehr in unsere Volksspr. In Gr. hört man aus urspr. roman.
Munde die feinere Ausspr. ohs-t.
Gränggi-: kleines, geringes, verkümmertes Onw.
Most-: die gemeineren Arten von Birnen und
.ipfeln, welche bloss zum Keltern gebraucht werden.
Bär- im Unterschied von Stei-o. ,Das dürre Bär-
und Stein-obs und andere es.sige Speisen.' 1675, Z.
Eine culturhistoriseh merkwürdige Unterscheidung, da
.hurender Baum' (s. d.) dem Wortlaute nach den Fruchtbaum
überh., dann besonders die Eiche und Buche bedeutete.
Ris- B; Gl; Th, Abris- U: vorzeitig, halb unreif
abgefallenes. — Von rt«e?i und zwar die Gl Form rt« vom
Stamm des Ptc.
63
Abs— ubs. Absch iibsdi. Abt — iibt. — Ac— uc
obsen Ap; B; G; ScHW; Th; Ndw; Z.
obsnen Z: Obst einsammeln.
ver-: verobset ha, mit der Obstlese fertig sein Ar.
Obset m.: Obstlese Th.
öbstleii: Obst nachlesen, aiu-li in nnerbnibter
Weise Ar.
ob seien: nach Obst riechen Ar.
Obsler m.: Schnap.«! aus Obsttrestern Gr.
obsig: aus Obst bestehend, von Gerichten B; nur
im Neutr.. bes. ö^j^jis ohsigs, Etwas von 0., z. B. heit-er
[habt ihr] näd obsi(/s? I frage dem obsiye Zug nüt
deriiä [Nichts nach].
obsig s. ob-sidi. Obsigrotzi. Obsikrozium
s. Oxeicrozirtm.
obschi, iibschig s ob-sich.
Ibste. Ibstler s. Ibisch. Ibschlei: Obst s. Obs
Ibsch m.: Steinbock. ,Es wonen auff den hohen
bergen Steinbock. Ybschen, Gembssen.' vSMünst. 1-546.
,üer Steinböcken weiblin nennt man in Wallis Ybschen.'
ebd. und noch 1628. .Ibex, Steinbock, Ybschen oder
Ybsch Geyss.' Tierb. 1.563/1583. .Ibex. Ibschen, ein
Gcms.' Denzl. 1677 u. 1716.
Aus dem Lat. (ihejr, ibic), aber erst im XVI. bezeugt und
seither wieder ausgestorben, obwohl 8t. es noch einmal auf-
frischt: «der Ybsch, Steinbock, die Ybsche, Ybschgeiss,
dessen üeiss. » Schou Deuzl. verrät, dass er bloss Unver-
standenes nachschrieb.
Ibsche, Ibschge s. Ibisch.
Ibscliler, Ibstler: eine Art Birnen, mittelgross,
riitlich, ziemlich saftig, zum Essen oder Mosten be-
liebt Z. — Vgl. ? Ibisch.
Abt. Do uiird [wird] de Tüfel A. werde, da wird
es Lärm geben ScnSt. ; auch bei Mürnek. Der A. rit.'t,
Trinkspruch, welcher alle zum Trinken auffordert.
Die Meinung ist -wol, dass der Abt ausreiten will und
dass sein Beispiel auch hier Nachfolge finden soll, nur
dass unter dem Bilde des Reitens das Trinken ver-
standen wird, wie bei andern Trinkspielen unter dem
Bilde des Fahrens mit einem Wagen. Der A. hat sl
Ghappe verlöre, Stichwort eines Pfänderspieles; s.Bornii.
A.K., S. 440; auch in Ap; Z.
Da nach Rochh. der A. im Spiele ausdrücklich als der
von G bezeichnet wird und dieser i. J. 1712 zum Gegen-
stand von Spottgedichten wurde, von denen eines, betitelt:
,Die verlorne Abts Kappeu', beginnt: ,0 weh mir armen
Abt! wie werd ich doch geschoren! Die Kappen leider ich
iezunder hab verloren', so wäre es möglich, dass das Spiel
von diesem historischen Erciguiss seinen Ursprung geuummeu
hätte; aber es könnte auch ein bereits früher verbreitetes
.ibtspiel nur auf diesen Fall mit nahe liegendem Witz an-
gewendet worden sein.
äbtisch: dem Abte angehörig. .Ein äbtischer
Aramann.' 1651. Schinipfr.
abtlich. ,Sein abtliclit eiiisigel ;'
gehenkt.' 1501.
Abtischin. Ebtiselün: Abtissii
RG. 381.
Durch Umdeutung der subst. Abli-itiing
-isch/ Mhd. epjxüsHe.
obzi s. ob-sich. — z wie in überxi.
disen brief
BUNTSHI,!,
,-.s auf das adj.
übert-sicli.
Ac, ach, ee, ech, ic, ich, oc, och, uc, uch.
Eccehomo ^Ixtiihamo ScHW. (/..r- W: Bild des ge-
marterten Christus. D' Wentilc heind-nu uie a E.
sueg'reisot, die Wanzen haben ihn arg zugerichtet W.
In Sciiw Ortsname. — Vgl. Joh. 19, 4.
Ach f.: 1. s/' Ar; Bodensee; G, Ä, Aa; Sch; Schw;
Th; Uw; Z. Ö ZO. Name von fliessenden Ge-
wässern und von Ortschatten, die an denselben
liegen Aa; .\p; G; Sch; Schw; Th; Uw; Z. Ein merk-
würdiger Fall ist ,daz wazzcr, daz durch Zürich rinnet
und haizct die A; diu fliuzet uzer dem Zürichsewe in
die Lindmag, diu selb L. nimt ir den namen A, da
die stat endet.' ZChr. 1336/1446. — ein Namensunter-
sehied, welcher noch in unserem Jh. lebendig war. —
2. -äch, a, 5: Ausgang von Namen für Bäche.
Mhd. ahe Fhiss, Wasser, ahd. a)ia. got. ahm Fluss, lat.
<i(/i«i. Die Verflüchtigung des Kons, gebar Tocallänge, deren
Echtheit durch die ZO. Form festgestellt ist. Vgl. mit un-
serem W. Au IT. Durch den Vortritt eines Bestimmungs-
wortes schrumpft unser W. zu einer Jlbleitiingsendung zu-
sammen, ausser den oben angegebenen Formen vicll. auch
noch zu ech, i z. B. im Egni, Egnach; angeschwellt zu -acht
erscheint sie z. B. iu Küinacht, llii/euachl. In einigen Fluss-
nameu mag unser W. zu farblosem c (geschrieben -en, -a)
abgeblasst sein: Jone, P/uffnere (Pfaffnauer Ah) udgl.; s.
Blätter aus der ktvth. Schw. 1870, ;?62; Alpenp. 3, 242;
Gfr. 26, 317. Die meisten dieser Eigenn. sind unsicherer
Ahl. ; aber beweisend ist die Tonfarbe n gegenüber dem nn-
bostimmten Vocalo (<■) ?.. B. in r/vhltt (Gold.ich bei Knrsohach),
Nur zufällig tritt d.as W. wi« eiu .Viipellativ aiit: .weder
von dem Kheine noch irgend eiuer Aach." Hartuiauu ISUS.
Einst muss auch die Mutter der Liuimat, die Liuth, wie der
Ortsname Enneda beweist, Äa genannt worden sein.
Ach. aehbar, achber s. Acht, achtbar.
aeh: 1. Interj. des Schmerzes, vorwiegend des
seelischen; meist mit anderen Ausrufen verschmolzen:
ach min Herr Je! Ach mineli au! ach heii! — '2. der
Ungeduld, des Erstaunens: ach mira! Ach, ica^
du nüd saist! Ach bitti!
Die Form och, welche St. nebenbei aufülut, ist auch uilid.
Nbf. von ach. — Abi. achaen, achzgcn, (niclinn.
äch ä/^; Ausruf des Ärgers, der Ungeduld. Ver-
drossenheit Gl; Gr; Z. Äch ^l•as {v/a)'. — Und uodi's
au war — ächwa,ss! Stutz. Es leitet häufig den Ein-
fall ein, welcher der Unentschlossenheit ein plötzliches
Ende macht. Äch, ireist du vas! Z. — Aus uch uiit
geschwächtem Laut uud Sinn ; vgl. ja aus ja.
achele ax\li Z, ochele Sch, ö/rlf, »/'/? Z. auch
mit vorgesetztem «(, oi Z: Ausruf des Leidens, auch
der Angst Z (veraltet). Stutz schreibt ,Ei jochelee,
lee!' ,Ei joochele!' — Spottend ei a.! wie tiied-mer
min Chopf so we! ().! min Kugge und o. mnii Bei,
i cha-mi'''' nümme pucle und treit-nii'''' Niemert hei".
Es Hesse sich Verkleidung des gewohnten Ausrufes uch
Herr Je annehmen, allein näher liegt doch mhd. ahte», obwohl
dann augeunmmeu werden uuiss. es sei ein Zwischeuvocal aus
05
Ach.
rhythiii.-euphouisi-hun (iriUnleu uiiigfScliobi'H mikI au (\\v Stulle
des Gcu. dei- Nom. -Accus, getreten. Dieses le aber ist wolil
eher das Adj. Irie, lat. laevus im Sinne von schwach und
ungliicklieh (ahd. Adv. fcioe», leider) als das Subst. le, ahd.
Iile, Hügel (mit Bezug auf das Grab Christi) S. auch yoc/it/c.
acheli. acheliü. eiacheli "X'-'J' Z, eijocluli B;
Vj. .ißdidii Z: Inturj. der Müdigkeit Z; der Verwun-
derung B.
liewissenuassen ein IMniiu. zu <ich. lulule, aus «eich
Letisterem es zunächst umgedeutet zu sein selieiut. Kijoihdie
eine Combination beider Bildungen. Der Cuns. J aus dem
ViM-. 1 herausgewachsen.
„acheinund, aclicjinund; viel jainniernd und da-
durch überlästig W."
Da die Walliser stiitt des farblosen <- der anderen Ale-
mannen bunte Vocalo lieben, so werden die obigen Formen
das Partie. Präs. eines Vb. whemen sein und dieses eine
Ausweichung von iichcnen.
achen ö/^j Zyro: jammern. Der Achi, der immer
jammert B. — Mhd. achen, von mh. Vgl. m-hemit.
achenen äX'':"':' wehklagen, jaimnern BSi.
Erweiterung des einfachen achtii: wie Uilzenen u. a. -
Vgl. achemuiui, — S y n. jcsenen.
,äch: schief, von der wagrecliten Lage ahweieliend.
auf eine Seite geneigt B; LE. — ächen, h. : sich
neigen, auf eine Seite abhangen ebd."
.\us ubech, s. Sp. 33, so verkürzt, al.s ob dieses eine Zss.
mit dem Präf. ab wäre, eine irrige Auffassung, welche auch
Im Schwab, gäh ((/ab), bair. ädwt, schwcinf. ech zu Tage tritt.
achar s. Knr. ache. achi s. abhin.
Al'hel, Mcssachel W, Mossacher Aa; Vw; Zu
PL UV.: Kleid, das der Priester zum Messelesen
über die anderen anzieht, casula. .Brueder Klaus hat
gegeben ein MessackeL' Stiftrodel Alts. lt. Scheubeks
Leben 1, 6. .Ein wis sidin mesacher und alle anlege,
wo ein priester über alter gat' [vor den Altar tritt].
Alt. Urbar Ingenbohl. .Demnach legt der Priester ein
wysses Messachel an. der was glich als ein Glugg und
schürtzt in nit uif.' Tschudi Chr. .Si ist anred [ge-
ständig], dass si iro den pfaffen den messagkel uflegen
lassen' [zur Heilung]. 15.30, Act. Egli. Mehr über Stoff,
Farbe, Namensform s. Gfr. 2, 01/93. 105. 107. 22, 153.
25, 147. 197. 29, 222. — Aus mhd. immwlid teilweise
umgedeutet. Ahd. huchul, Mantfel.
Aclieli a/fd BsSelt. : Achilles. ~ Nach der für Per-
soueimamen beliebten Weise dim. geformt.
Achen s. Aktn».
Acher ^ä-) 1. m. 0- SiaSt. ; Th, ö- ZSta. : muss urspr.
cssbare Frucht bedeutet haben, bes. Apfel, da e.s
diese Bed. noch als zweites Glied zahlreicher Apfel-
namen zeigt, welche ihrerseits tautologisch mit dem
W. Apfel zsges. werden können.
Scheint verwandt mit Acheran, nur dass das vorliegende'
W. im Stamm langen Vocal hat. Zur Abi. degradiert, fiel
es manigfaltigen Verstümmelungen und Umdeutungen aiiheim,
als 1) halbbetont acAeiAp; Gr; L; G, o- Th; Z fffi««.a.7ier,
Härloclier), är, ör Th ; Z (Acherarj, har Z (Breithär). 2) un-
betont echer Aa; Bs; L; S; Seh; Th (Vreiieclier), nach voc.
auslautendem Subst. etwa auch bloss eher, z.B. Graucher Aa;
it-lier Xp; S; Th u. bei ä. Scribenten (Gruenicher), ekXi-r Gr
KUlbekev), ikxerh; SchSt. ; Th; Z (Gruenikerj, achB(Vren-
achl, eck B M. ; Gl; L; Uw (Grauech). 3) mit zweimal auf-
gepfropftem Bildungselement härecher Aa. Umgekehrt wurden
verschiedene andere Endungen von der vorliegenden Gruppe
angezogen und ihr assimiliert: Morm-her. Momch, Mimi-hni.
Schw. Idiotikon I. 1.
.1/,.,.,/,. nHi.ii richtigcrem .1/.././,, M,„rhl,; ry,r«.nl,rr neben
l'/ir«ich. Auch auf neuere Namen übt diese Bildung noch ihre
Macht: Hinetech, d. i. Keinetto, Karjmndecher, Karpäntechcy
Kiirbuinler, Ttchiibänecher d. i. Canipagner.
Acliei' (ä-J IL 8/''.r m.: Ahorn FJ.
Diejenige deutsche Form, welche am richtigsten dem lat.
(leer entspricht. S. Ahorn.
Acher, Acker in. <</•/<■)■ resp. äl-er Av; Bst.; Gr
uVatz; G; Soh; Snjura; sonst tf/V — PI- 'i-) Ächn,
ÄcVer Af; B; Z, in Aa u. Bs häufiger ohne UmL
2) Ackere, Aelire BM.; GrD.; P; S; W. — Dim.
Acherli und Ächerli Aa; L; S: nutzbar gemachtes
Land. 1. Acker, abgegrenztes Stück Pflugland, an-
gepflanztes oder zur Anpflanzung bestimmtes Stück
Land, bes. Sa.atfeld Aa; Art.; Bs; B; Gr; L; Sch;
S; Th; W; Z. Wer der A. säit, der mäit ScnSt.
Alli Ä., meint er [der Nimmersatt], müesa-er säie und
diu M'iae mäie. Wer für sin A. sorge tuet, mit dem
meint's (iii der A. fiiiet ebd. Wie me me" dem A. (jid,
trie me ijid er vider L. Das ist mm A. tmd min
Pflnefi, mein Beruf ScnSt. Wenn Eine es steinigs
Acherli hed, So hed er z'hacl-e g'mie^; Wenn Eine-n
CS riidigs Büggeli hed, So hed er g'chratze g'niie« L.
Wenn Eine e steinige-n A. hed Und au e stumpfe
Pflueg; Wenn Eine es rfidigs Fraueli hed (und het e
hösi Frau diheim Sch;, So-h ist er (f schlage g'nueg
L; S; andere Var. s. Grossätti 2, 10. Unoth 1, 200.
Seil. S. auch u. Ruehe; inschlän. ,Wie die rinder
zeacker und die eselinnen bey inen zeweid gangen
sind.' 1531—1707. Hiob 1, 14. dafür bei Lither .pflüg-
ten.' Z'A. fare", pflügen. Mer icei [wir wollen] z'A.
Mer sl am z'A. fare Aa; Bs; B; L; Seil; S; Z.
.^.uffallenderweise auch in Berggegenden, in welchen
doch die Ansiedler den Pflug mit der Hacke vertau-
schen mussten W. Syn. ackeren, zacheren, acherieren.
S. auch u. Wegens. Wemmer [wenn man] mit de
Lumpe z'A. fart, so muess mer mit de Sckühne egge
\a. Und u-enn i emäl cn Alti (es Schätzeli ¥M.n.; L)
kan, Was will-i mit-ere mache:' (Se tceiss-i, was i tue Z.
I will im's dapfer (ordli hj maclit FMu.^ I legg-ere
en alte Kummet a Und fare mit-ere z'A. (Und fare
mit-ere Land uf Land ab Z'letst bis uf Basel zue) Z.
s. EocHH. A. K. 197, 349. Radl. M«st. 2. Ü7. Seil.
Mit Einem z'A. f. auch flg.: ihn heftig auszanken,
derb behandeln , streng zur Arbeit anspannen. Do
oben abe [herab] ciwme si [kommen sie] de Franzose
uff-e Riigge, mir [wir] chömen ungeruehe [von unten
herauf], zicüsckeninne wei-mer de [wollen wir dann]
z'A. füren und de ckunnt l;eis Bei dervo. FJSciiild
1873. Z'A. trlhe: beim Pflügen die Pferde leiten und
munter halten AAFri.; Bs; Syu. mannen; vgl. Trdj-
bueh. Z'A. gü": den Acker bestellen, pflügen. .Dan
auff dem landt nit ist dan hunger han, den gantzeii
Tag auch z'acher gan.' Com. Beati. .Darmit ich nit
muesst zue acker gan Oder sunst gross arbeit hau.'
1.522, Man. , Arare: zeackergon, eeren.' Fuis. .Tnidm.
Äckerli scknlde s. Fülacher. Ab A.: beseitigt, unter
Dach, zu Ende gebracht. .Bruoder, der [Trunk] ist
schnell inhin gjuckt, Du hast in gschwind ab acher
gschluckt.' Man. ,Carptim dicere, vergriffenlich reden,
schnall oder kurtz ab aeker fertigen.' Fris. .Etwas
ab A. machen: Ad umbilicuni porducere. Mache das
geschwind ab A.: Absolve hoe alacriter.' 169'2, JMey.
und kopiert von Denzl. 1716. Ein kleines Stück Land
ohne Einfriedigung und ohne Gebäulichkeit (um B);
«7
Acli. '-■'li- ii-li. 'i'-'li. uch
Ö8
Ant. Matte, Giiet. — 2. Wiese, Matte, welche ge-
mäht, nicht abgeweidet wird Ap t. .Eine Wiese, worauf
Heu und Ömd wächst, heisst [in Ap] ein A. ; ein Stück
Boden, worauf das Vieh das Gras wegfrisst, heisst
eine Wääd [Weide].' Steinm. 1804. .Beynahe in jeder
zähmern Alp trifft man ein sog. Ackerli an, d. h. den
ebensten und fruchtbarsten Platz der Alp eingezäunt
und wohl gedüngt, worin dann das Heu gemäht wird.'
ebd. ,Les biens en fond (Xkev und Weid).' Zellweger-
— 3. Sumpfiger Wiesboden Ap t. 4. Sommer"
sitz in der Umgebung der Stadt (i, veraltet, dafür
jetzt Landguet.
Ahd. achar, mhd. acker. — Der nördliche Strich der
Schweiz ist der Steigerung, welche im Mhd. Platz griff, ge-
folgt; der grössere Teil dagegen hei dem riehtigeren Laute
des Ahd. stehen geblieben (vgl. lat. jiujum, ai/er got. jid-,
r/J-i-, ahd. Joch, achar). Auch die altertümliche Dimin.- und
Plnralbildung ohne Umlaut ist beachtenswert und vollends
der Übertritt in die schw. Pluralbildung, welche schon alt
bezeugt ist: ,die ackern und wisen.' 1423, Pupik. Th.. 2,
Beil. 37. Gr., Wst. 5, 196, ä8. ,Was ufbrochen und achren
ist.' 1559, Willisa«. In einigen Gegenden fristet das W.
sein Dasein nur noch als Eigenn. — Syn. 1. Acherfdd.
Bu/dd. Land. Biarh. (Härt/arlcn.) •
Fül-: 1: das Stück Getreidefeld, welches die fleis-
sigeren Schnitter einem trägeren, welcher zu oft ,die
Sichel und den Rücken wetzt', oder welcher, wo nach
dem Rhythmus der Geige geschnitten wird, nicht Takt
hält, durch emsiges Vorschneiden isolieren A.\; Bs; Z,
hier auch Eim fesj Aclierli. <;■■> LandgüHU schnlde.
Ah, Ächcrli, ah, .so chitnnt de fül Schnitter d'rah! wird
dann gespottet. — "2. Spottname des betr. Schnitters
selbst, welcher die anderen mit Wein und Käs trak-
tieren muss Z. — Vgl. ab-schnlden. Zipfel.
Haid-. Brünne wie en Heidacker, gut, lichterloh
brennen ZFisch.
Die Ausspr. mit Affrikata mag in dieser Formel stehen
geblicheu sein aus der Zeit, da die Spr. des angrenzenden
GT. auch die ZAhhäuge des Allmangebirges beherrschte.
Anthaupt-: A., auf dessen Langseite andere Acker
mit ihren .Anthäuptern' stossen und der erst angesäet
werden konnte, nachdem diese bestellt waren, dessen
Eigentümer dafür aber das Recht hatte, mit Pflug und
Egge über diesq, zu dem Anthauptacker zu fahren
SoH. — Syn. Trett-, Twer-, Badicender-Acher. An-
wander. Vgl. auch iishin strecken. Tratt.
„Mal-: so viel Ackerland, als man in 3 Stunden
[von einer Mahlzeit zur andern] mit dem PHug um-
ackern kann GfiPr." lt. St»". — Syn. das Mal.''
Riet- riHakxv- GRh., n></«/;.- LE.; Z: 1. Name
eines sumpfigen Ackers Z. — 2. Polygonum Persi-
caria L. (J; L; Z. Die Pflanze nach ihrem Standorte
benannt.
Rüt-: ausgerodeter, zum A. umgebauter Boden Ap.
Schafen-: mit Erbsen bepflanzter A. ,Es krie-
chend oift die AI in die Schäffenücker, wann der
scharpff Wind wehet.' Cys. 1Ü61.
Schlüssel-: A., der mit seiner schmalen Seite auf
die lange eines andern A. stösst. NZZtg. 1880, 151.
Beil. — Syn. Stossacher.
Sehn u er-: eine Juchart des Gemeindeackerlandes,
welche vormals je dem jüngsten Vierer (welcher die
Feldmessungsschnur zu verwalten hatte) zur Nutz-
niessung vorab überlassen wurde B. MesSiMer 1830.
Vgl. Diennt-A.
Stelzen-: A., welcher mit einem Stücke (Stehe)
über den Rest hinausragt Z. , Stelzacker.' 1377,
LWillisau. Vgl. Stifeh.
Steinächerlin.: Scilla bifolia L. LW. Nachdem
Standorte benannt; vgl. Biet-.
St 6 SS- : A., der mit seiner Schmalseite auf einen
Anthauptacker stösst Sch. ,Und sol dannen hin ain
frid ston vntz an die stossägker.' 1433, ScuBuchb.
Syn. Schlüsselacher.
Dienst-: vormals dasjenige aus dem Gemeindeland
ausgeschiedene Ackerland, dessen Genuss gewissen
Bcamtungen vorab zukam B, s. Messm. 1830. Ant.
Lös-a. Vgl. Schniier-a.
Treppi- SGäu. Trett-. Tretti- e' Aa; L; Z: A.,
auf welchen der Nachbar beim Pflügen herausfahren
darf, um den Pflug zu wenden. Von dem Vb. tre'tten,
bzw. dem abstr. Fem. Tretti. S. Blüntschli, Comment.
§ 577. Syn. Anthaiipt-a.?
Twer-: A.. welcher zu den angrenzenden quer
liegt und in Folge davon dem Trettrechte ausgesetzt
ist. .Nach S. Michelstag soll utf die Tweracher nie-
mand trätten.' 1527, A.tWst.
Radwender- = r/r/f-o. SL.
Wis-: ein Stück Land, das bald Korn, bald Wiesen-
gras trägt und durch Bewässerung schnell in eine
Wiese verwandelt wird .\a.
Flurnamen: Fron- Z (einer Kirche gehörend).
Galgen- Z (auf dem der G. stand). — Geren- Z
(der sich in die Länge verjüngt). — Grind- GStdt.
(auf dem nach der Anekdote ein Mal Einer enthauptet
wurde). — Hof- Z. — Hag- Z (längs der Hecke ge-
legen). — Hung- L (von Honig triefend, 2. Mos. 3, 8;
vielleicht ironisch). - Henker- AAEhr. , woselbst
auch eine .Henkerwiesc; vgl. Galgenguet. — Hirs-,
Hirsch- Z (mit Hirse bepflanzt). — Hürst- Aa; Z
(an einer niedrigen Waldung gelegen). — Hus- Z;
vgl. Hofacher. — Hütten- Z (bei der Sennhütte). —
Keib-, Keiben- Bs; Z (Schindanger; vgl. Uenker-
acher). — Kib- ScuSt. ; Z (wenig lohnender, vgl. kibig;
oder streitiger, vgl. Kriegacher). — Kübel- Z; vgl.
Ziiberacher. — Küder- Tu u. schon 1512 (mit Hanf
bepflanzt). — Krieg- Z (vgl. Kibacher). — Krumm- Z.
Leim- Z (lehmig). — Lang- Z. — Lins- le'is- Z
(mit Linsen bepflanzt). — Linsi- Z; 1513, Jenatz
{L. Dimin. des Pflanzennamens oder Koseform des
männlichen Eigenn. Linz. Fromm. 7, 203). — Lätten-
Z /^= Leiniacher). — Mittmal- .Mitnieläcker'. Iö09,
GSev. — Bu- bo'ii- Z (Pflanzland). — Boden- Z (im
Talboden gelegen). — Bann- Z (Grenzacker). — Bünt-
pünt- Z (innerhalb der .Bunt' gelegen). — Brain-
.Brorn-'. 1420. Oft'n. Dietl. (von Dornstauden begrenzt?
am Rand gelegen?) — Breit- Z. — Rig- AAEhr.
(von Big, Reihe). — Ross- BBöningen (angeblich
histor.; s. Geschichtsf. 1. 41 f.). — Reit- S (auf wel-
chem man den Hanf zu. reiten' pflegte?). — Sagen- Z
(bei einer Sagemühle gelegen). — Sei- S (zu frommen
Zwecken vermacht). — Salz-: fingierter Name eines
Feldes, auf welchem die Schildbürger des Bernbiets
den Versuch gemacht haben sollen, das Salz zu pflan-
zen; s. Wyss, BO. '298. - Saum- Z (am Walde ge-
legen). — Schür- Z (auf welchem eine Scheune erstellt,
oder welcher bei der Sch. gelegen ist). — Schluch-
.\a (an eine Schlucht grenzend). — Schwalmeu- Z
(auf welchem sich die Schwalben vor ihrer Abreise
zu versammeln pflegen?). - Stifel- Z (nacli der
HO
Acll, OL-li. icli, (»'h. Ulli
70
Form benannt). — Steig- Z (an dor .Steig' gelegen).
Tüfels-: Name eines mitten im Walde auf dem
,Kohlfir.st' liegenden Anger.s, ein.st das Stelldichein der
Hexen. Alpenp. 187.3. 3.50. — Tier- S. ,Thierachern',
Ortschaft bei BThun (X., auf welchem Rotwild sich
einzufinden pflegt. In der Niihe von Thierachern der
,Jagdberg'). — Türli- Z (bei einem die Strasse ver-
schliessenden Gatter). — Wag- Z (neben einer Fluss-
tiefe gelegen). — Weg-, Wegli- S; Z (über welchen
ein betriebener Pfad läuft). — Wolf- Z (auf welchem
vormals Wolfsgrviben angelegt waren). — Wuer- Z
(in der Kähe eines W. gelegen). — Zuber- .\aB. ; vgl.
Käbelacher. — Zil- L; Z (Grenzacker).
Bogen-, Riehen-, Scgen-ächerin: Namen von
Birnsorten Tr. — Abgel. von dem Namen des Standortes.
acheren, ackeren, in Bs und Gr neben o- auch
ä-; zacheren Bs lt. Spreng; Z selten: Arbeit über-
haupt auf dem Acker tun, den Acker bestellen GrD.;
SGäu, namentlich die Erde desselben umwenden, sei
es mit dem Pfluge, pflügen, oder (im Gebirge) mit
der Hacke Aa; Ar; Bs; Gr; G; Uw; Z; speziell Wies-
land durch Pflügen in Ackerland verwandeln GfiPr.
Z'Herbst a., zum Einsäen der Wintersaat L. Glück-
selig ist der Ma'\ Wo mit ei(jene Stieren a. cha" L.
Wenn Eine mit Otatze zacliere will, Spannt er die
Moits vorous usw. Spottliedchen ZDüb. ,Im frömde a.',
sich fremdes Eigentum aneignen. 1762, Eliata. Eigen-
tümlich bei Fris.: ,die seuw a. oder auff dem acker
erhalten', als Gegensatz zur Stallfütterung.
Dem Ställtischen Gelehrten dürften die WW. Achram und
Arher zsgeflossen sein. — S y u. z'A. /arm (woraus die Form
mcherr.n entsprang), arherieren, umctuen, ercii. Man uuter-
scheidet brächen, falgen, säteren, etrüchen^ s. d.
ab-: 1. Menschen, Vieh überanstrengen, ab-
arbeiten Aa. — 2. Teile des benachbarten Grund-
stückes abreissen, indem man über die Grenzmarke
hinaus pflügt; fig. abmarkten Aa.
über-: über die Grenze des nachbarlichen Grund-
; Stückes hinaus pflügen Sch; Z. — ver-: ,Winterweeg
. weder vergraben noch verackheren.' 17-56, ScuwRq.
I acherieren: ackern Aa; Bs; B; S. .Das aus-
, brechende Wasser hat den ackerirten Herd wegge-
nommen.' 176.5, BKal.
Acher s. Acheren, Acherum.
Äclier, Äri, Ali 1) m. e^hp- Ar; Soh; e^r Ap.
2) n. c**eri GSa., Sri B; GrHc.; L; SchW, e-AAStauf.;
BsTerw., eh-i Z. 3) n. Mi, eUßnVr., V.; W. 4) f. ?»/,-•,•<;
SciiSt. — PI. Ärini und Äri B, Älier Sch: Ähre.
Wer Gott für's A. danket, dem gid er e Garb L. Der
Bür muess die sehwere-n-Ä. im Boden, inne sueche, soll
■ tief pflügen, ebd. D'E. sind g'schloff'a [s. schliefen],
sind zum Vorschein gekommen Gr. ,Ähern gwünnen,
in die aber gon, spicare. Dz körn so es in die Ähre
[AriJ gadt oder schon reyff ist, cererem in spicis.'
Mal. Fig. Jez hät's Ä., gute Geschäfte SchwE.
Mhd. äher, eher, auch echer und ar n. Die einsilbige
Form wie im engl, ear entstanden durch die Verduftung dur
Spirans eh. Die Schreiber des XVI. schwanken zw. der
Form Äher, Ähere und dem einheimischen Äri; diejenigen
des XVIII. bedienen sich scheinbar der nhd. Form, aber das
■ «enus ist das dor MA.: ,das Ähre.' JJUlr. 173:3. HPest.
178.'). Ali beruht auf Vertauschuug der Liquida, mit Um-
deutung auf die dimin. Endung -li, wie denn auch Äri eig.
Dimin. ist. Der Laut c* ist weniger rirhtig als e' bzw. te.
Glücks-: Ähre vom letztjährigen Kornschnitt,
drgl. 3 oder 5 in der Ecke der Stube hinter dem
Cruciflx aufbewahrt werden. Rorun.. Gl. u. Br. 2. HO.
- Vgl. Glückikorn, Glilckshampfle.
Kol- yölPri: Brand im Getreide. Entsteht nach
dem Volksglauben, wenn im Vollmond oder an Fron-
fasten gesäet wurde Z.
Korn-. Wenn-me" ä'Cli. lüimmi- rhn" zele", So
lige s' i sibe Wuche vf der Seite, »der So miics.'<-)iie"
d'Mäder i d'Matte stelle L.
BaLsam-: Lavandula spica L. Z. — Vgl. syn.
Balsamblüemli und lat. spica, Ähre.
acheren e^zPX GF., ah^r^ Ap; Sch; S; Th; ZSta.,
ära GP. : Ähren lesen, 's ist bös ä., wo de Glzhals
schnidt ScnSt.
Ächerer m. äly^n^r: Ährenleser Sch; S.
ge-ächeret. ,Geäret, spicatus, das äre hat.' Mal.
Acherar s. Ar, Ächer.
Acheren ü/'ji-f Oew, Acherum BM.; LG., Acheram
BO. [-am]; FJ., Acheran Bs; BO., Acherä ObwL.,
Achrand, AcherandHO. — n.; bloss PI. Obw: 1. Der
zur Schweinemast (nur noch an wenigen Orten) oder
zur Gewinnung von Essöl BO.; F benutzte Ertrag des
Waldes an Eicheln und Buchnüssen. Vil Melberi
— vil Hunger; vil Acheran — ril Chnmmer Bü.
Hungregen Süwwen traiimd na^'' Achrand BR. Jmdn
treiben ,wie die Schweine in's Acherum.' Gotth. Vgl.
,Sye fühlen [fielen] in ihne gleich als die schwyn in
ein Eüchwaldt zu Herbstszyt.' Cys. — 2. In einigen
Gegenden speziell die Buchnüsse BO. ; FJ. ; Obw,
wohl nur zufällig, weil Eichwaldung dort nicht vor-
kommt. In ä. Spr. jedoch der Frucht der Eiche be-
stimmt gegenübergestellt. ,Wenn Aichella da stündin
ald Akran wärin, so ist der Meier befugt, Aichella
und Akran zulesen.' 1358, Klingn. .Wann solich Holz
.\chreni trüg und Eichlen.' Prozedur BBüren. —
3. Die betr. Ernte. ,Wenn ein ackert ist und aichlen
stond.' 1525, TuTäg. ,Wann sölich Achrum Eichlen
trägt.' 1515, BBüren. — 4. Das betr. Nutzun'gsrecht,
die Ortlichkeit. ,Die Schweine in das Acheret trei-
ben.' Käser, Melchn. 1" d's Acheram, i" d'Achere gä".
,ln anderen Waiden hat die Burgerschaft't das Acher-
umb für die Schwein.' 1666, Hapfner. ,I. J. 1682
wurde das Acheret geschätzt auf 275 Eichen.' Käser,
Melchn. 123.
Got. ahran n., Baumfrucht, aus welchem unser Ackere
ganz rügelrecht geworden ist, während die übrigen Formen
den altertümlidien Vocal und den Schlussconsouanten dadurch
fortpflanzen, dass sie das W. wie ein zsgesetztes betonen;
der schwache Auslaut wurde noch durch ein beliebtes An-
hängsel verstärkt; auch der Eintritt von m an die Stelle des
II mag diesen (Jrund haben, wenn man es nicht lieber auf
ein neben -arna her gehendes Suff, -arma zurückführen will.
In der ä. Spr. waren die Formen auf wm, am, em am Be-
liebtesten; Cysat schwankt zw. «m und an. ,Achart, Achrad.'
1536, Wald Keiserspan. Die Rückkehr zur Tenuis ist eig.
unsohweizerisch und taucht auch wirklich nur auf der Nord-
linie der Schw. auf: .Ackran.' 1358, Klingn. , Ackert.' 1525,
Laufen b. Bs. ,Ackeret.' 1597, Sch. ,Ackerit, Ackerig.'
XVI. XVII., BsRq. ,Ackerik.' 1607, BsLiest. ,Äckert.'
1525, Th; Klingn.; Wurstisen. Es gab auch eine verktti'zte
Form: ,Wenn eichelen werdent so vil, dass man das für ein
gemein Ächer schetz.' 1484, Suhr. ,Der [welcher] schwin
in die eichelen oder Acher tribet.' ebd. .Acher.' 1367, lt.
Ochs. ,Zu Ackers Ziten.' 1525, Th [1. Ackercts'?]. .Acker-
Vieh.' 1677. — Das weibliche Genus taucht nur spärli'-h
auf: 1559, Klingn. (Ackert). 1606, BsRq. (Ackerig), sonst
in den seihen Quellen ebenfalls sächi. Ein Mal bei Mey.,
Wiiit. Ciirnn. : .das es grossen Ackarat ist worden.'
Ach. ecli. ich. Olli. ikIi
ach{e)raiiden: Acherand .sammeln BO.
Achering f. a/-fi;/ Bs; BO.: 1. Acherumernte.
,Weidgang und Acherung.- 1482, Brugg. .Die Acherung
berüerend solle sich ein jeder mit Schwinen versechen
vor S. Ver.; dann man darnach ime selbige uff die
Acherig abzenemen nit .schuldig ist.' 1609, Aa. ,Wann
Äkerig [ist].' 164'2, Klingn. — '2. Acherum. .Wann gott
Eychlen beriete, am Herbst vil Achring.' 1530, Aa.
Umdeutung aus .Achcram' zu einem die Handlung bedeu-
tenden Yerbalsubst. Als blosse Spielart zu der Form Ächerit
(s. Aeherum) aber ist Aderig da zu taxieren, wo es das
männl. od. das sächl. Geschl. trägt wie z.B. 1671, Arg. 4,
143; ,in ackerig laufen.' 1723, Kadelbg.
Acheret ,L; S", Ackeret AAKais., Ackeret
ScH, m.: der Ertrag an Achcnnn, die betr. Ernte,
veralt. ,0b zuo herbstziten Ackerit wurd, soltu in
das holz farcn.' ca 1400, üiessenh. ,0b vil eichein
und buochs wurde, das darumb gross achrat -wurde.'
ca 1480, Dübend. ,Den Ackeret ald die Eichlen mit
einanderen ussweyden.' 1578, Z oGlatt. — Aus Achtmml
zum Yerbalsubst. umgudeutet.
Acherne, Ächerne s. Eich-Kernen.
Achi m. : Achior, männl. Taufname ZG.
Aclliles ("'■") m. : Achilles Bs.
Achis a/isBO., ^a« W, ax'i> GhAv., EchisBS..
Si., Schwarzenb., cc/ie»« ZWeinl. — ii. BHa., Si., m.
„EG.", Sa.: 1. Milchessig; Milch, welche man sauer
werden lässt, um damit aus der , Käsmilch' noch ,Ziger',
auch .Vorbruch' auszuscheiden BO.; W. — '2. Essig
BSa. ; Z ; als Essig verwendete saure Schotte BSchwarz.
Entgegen den liochd., mit Umstellung gebildeten Formen
mit richtiger Lautverschiebung aus got. ukt-it, lat. acutum.
— Versch. von Chäslab; syn. Sür. Elscher.
Achle f.: s. Eichle.
ancll a'!x Obw; WL., 0/ BSi., aug n"ij SHimmelr..
ry BM. u. S., au überwiegend, o Ap t.; BsB.; B:
SciiStdt. ; S; Th. rfCu.") Aa; BSee.; Z: 1. wie nhd., aber
mit einigen eigentümlichen Anwendungen. Formeln
des Unglaubens, der Abweisung: An no? kommt ihr
mir auch noch damit? Ja au no! oder ä na! geh mir
weg damit! 's ist neime nümme wie au scho, wie es
früher etwa zu sein pflegte. Mein au! das will ich
meinen! gewiss! Oppen-au oder gott-ireU-au, doch
wohl. — 2. wohl, denn, Ausdruck angelegentlicher
Präge. Chimnt [kommt] er äno friieh (j'nueg? Iseh-es
amed au irör? Wer isch-es auY [ich bitte, sage es
mir]. — .3. halt, eben. Er wird au ha müesse.
Er chunnt au eso dure, knapp genug. Es mag's au
fast nild g'g'e, es kommt eben mit Not zu Stande. —
4. doch, a) freundliche Bitte. Wettist ä so guet sl.
--■ b) Erstaunen. Geltau! Säg-menau! Jawolä!
udgl. Nei au! es wird doch nicht sein! Aber au!
Wie vham-men au! [z.B. so töricht sein]. - c) Un-
geduld. Ja au! Chumm au! U au! o weh! ZF.
Nu au! lass doch ab von mir! — d) Ärger, Klage.
Verwünschung. Das ist au e Straf! Jcmer au!
Saierdie denn au! 's war au verfluecht !
Og verhält sich zu och wie B ig zu «>//. In den Ver-
kürzungen, welche zunächst in unbetonter Stellung der Part,
eintraten, verdichtet sich der Djphth. zu o oder zu rf, je nach-
dem er in der betr. MA. mit diesem oder mit jenem Laute
gebildet ist - ein Unterschied, welcher in diesen Verkürz-
ungen sich recht scharf ausprägt. Vgl. «, eil Auch (iot.
inid Ahd. kennen die Bed. .denn', nnd unser fragendes «u
entspricbt dem lat. nnm nach Frageiiiim.
Auche s. Anhen.
Echo m. 1733. JJUi,R.
Eich 1. f. Aa; Bs.; L; Z, «/ NO., Eiche B; S,
Eie Aa; B; L; S: wie nhd. Eichehoh git guet
Galgenägel L. Vor der Eiche und mr-enere feisse Sau
söll-me der Huet ahzieh S. Auf der grossen Bedeutung
dieses Baumes für die Schweinezucht (s. Aeheran), der
desshalb zu den herhaften gerechnet wurde, beruhten
Verordnungen wie ,ieder junge Mann, so erstmals in
die Ehe triftet soll absonderlich ein junge Eichen
setzen.' 1697, Schnell. Rq. Als Gerichtsbaum (wie
die Linde) erscheint er z. B. in Gl 1'240. Die religiöse
Bed. des Baumes ragt noch in die Gegenwart herein,
und zwar bald von der christlichen Kirche adoptiert,
bald als heidnisch gekennzeichnet. Die heJig Eich
zu LDagmersellen ist behängt mit Votivgliedern und
den Krücken der Geheilten. Bei Eichen ist Maria
gnädig und finden sich Helgenstöcldi. Hinwieder wohnen
die bösen Geister in der E. Kinder werden von Brü-
chen geheilt, wenn man sie an Ostern während des
Läutens drei Male durch eine gespaltene E. zieht,
oder wenn ein erbetteltes Ei von einer schwarzen
Henne am Karfreitag Morgen vor Sonnenaufgang in
eine junge E. gebohrt wird. Die pulverisierte Rinde
und Frucht heilt Wunden G. Man scheut sich, Eichen-
zweige zu Bändern für Garben und Strohdächer zu
verwenden, weil sie den Blitz anziehen würden. Je
nachdem die Eiche vor oder nach der Esche ihre
Blätter treibt, .steht ein trockener oder ein nasser
Sonmier bevor G. — Abi. Eicher. eicherieren. Eicherne.
Eichle. Eichiner.
Galgen-: Name einer als Galgen benutzten E.
Segess. RG. 1, 563.
Hag-: Stieleiche, quercus pedunculata Ehrh., Bs;
Z. ,Das aller hertist geschlächt der Eychen.' Fris.
Bei Denzler 1677 und 1716 = iesculus und syn. mit
Mispelbaum, während Fris. trennt ,H.= robur, M.= iesculus.'
.\uch Zwinger erklärt esculus als Eiche; er und Tabern.*-
mont verstehen aber unter H. andere Arten der E.
Kol- cliöl-: quercus robur L., Kohl-, Trauben-.
Wintereiche Z.
Schmätter- Z.
Wahrsch. identisch mit Knl-E., denn sclimäiteriij =
brüchig. Übrigens kreuzen die Benennungen der Werkleute
oft die wissenschaftliche Unterscheidung, indem sie sich an
blosse etwa durch den Standort bedingte Zufälligkeiten halten.
Täfeli-: Eiche, an welcher eine Tafel mit einem
Heiligenbild befestigt ist. Drei solche am Jura ober-
halb Grenchen gewähren Schutz gegen Geisterspuk.
Schild 1866, .59.
Donner-: Name einer E. auf einer Anhöhe bei
AAMagden, welcher die Wassergüsse zugeschrieben
wurden, bevor sie eingesegnet war. Ar«. 1. 1(I2.
Eich U, II.: Eichenwald Z.
Mehr nur Eigenn. Collect, wie das lluerh, Biich, Äteh,
Ak)), Tann im Sinne von Buechach usf.
Siben-: Name von Ortschaften, wo ehemals sieben
Eichen standen, z. B. Obw.
Auch .Siebnen' SchwMa. geht auf Sihineihha zurück. Nach I
Gr. ehemalige GerichtsstAtten mit Sitzen für sieben Schöffen.
Eichi n.: Orts- oder Flurname B.
Eigentlich ein mit Eichen besetzter Ort; s. das Eirh.
Aus mhd. ,■,■,■/„.,■/,, alul. ,ih,On : vgl. //,.«?/, Bi,;-hi.
Aeli. ecli, ich, ocli. iieli. — Aclis
eich in eicht 'L: eich ig Aa (auch eijiy); Bs :
eichen. Eii eichiiße Wasserst ei". Eichiy Bireschnitz,
scherzhaft Bs. .Alle wälJ um Rinow sind Eichin.'
BossH. Wint. Chr.
Eich III. m. : maskierende Form des W. Eid in
Beteuerungen. Bim E. oier Ei chli! Bi minem Eich!
SiHW; Z. — Vgl. Eicher. Eicherling. Eichlendrü.
eiehen e-i sw., ein Gefäss e. : das obrigkeitliche
I Mass sichtbar und bleibend daran bezeichnen.
i Gehört mehr der Kanzlei- als der Volksspr. an, welcher
■ uhen, Ichten, /ecken, fei-hlcn, »innen geläufiger sind. S. auch
eichttn.
Eieher m. I., Eicherli n. kk; Bs; B; Sch, acher,
S'x'^rli; S; Th a'; Z, Eiker -/t/- L; U; Zg, Eichmer
ZSchlatt, Eichsner Zl")ättl., Eichorn eidwra m.,
McJiirffi Gr: Eichhom. Chloriere [klettern] icie-n-en E.
Mhd. eichorn, eichurne m. u. n. und dies wahrsch. aus
einer Zss. entstellt, ags. Cicwern. ,Der Aychorn.' 1563, Tierh.
, Der Eicher.' 1662, Red. 1692, Vestibül. ,Das Schiessen des
Federgewildes, Eichern am Sonntag ist verboten.' 1756, Landv.
Uriln. Unter den zahlreichen Umdeutungen der alten von
Eich abgeleiteten oder damit zsges. Form besitzen wir an
Eicher die verständigste; doch erleidet auch sie spielende
Verunstaltung (Eichmer) und Verhärtung (Eiker). Das Thä-
ynger Idiom verspottet man mit dem Spruche: Jiiteb, hol e
Lo'terli [Leiter], '» int e Ö'cherli du; mann [meine], 0-cherli-
lö'ach ist guct Elö-ach ! — S. auch Eich-, Ein-Horn, Eich-Kern.
eicheren: sich nach der Art der Eicher von
einem Bäumchen auf ein anderes schwingen — eine
Belustigung der Weidbuben A.4.
Eichel' ra. El. him Eieher od. Eicherli l Beteurungs-
formel L; Uw; Z. — Milderung des Schwures: beim
Eid; vgl. Eich.
Eicherlig: ebenso.
Eicher m. ni. : Einkorn, triticura monococcum Aa;
I Bs; L; S. Wegen seines harten Halmes zu Stroh-
dächern benutzt.
Wie das Genus zeigt, ungehörig an Eicher I angelehnt,
daher auch etwa mit ,Eich-Korn' verhochdeutscht; vgl. Buch-
weizen. S. noch Einkorn.
eicherieren: weiches Holz so anstreichen, dass
es Eichenholz vorstellt.
Unrichtig gebildet nach Analogie von muwrieren udgl.
Eicherne s. Eich- Kerne.
Eichle f.: I.Eichel. G'simd asu-ie-n-en E. Schüsse
[drein fahren] trie d'Söü i" d'E. Siiifje n-ie-n-e Nach-
tigall, wo [welche] E. frisst. Sprw. hür ril E., über's
Jär ril Most. — 2. Zinnerner Wasserbehälter mit
Hahn in der Wohnstube am Büffet angebracht GStdt.
ächle, veralt. ,Im Stüblj 1 Giessfass-Käspli mit einer
zininen Eychlen.' 1571, Z. Syn. Gic-is-, Hand-Fass;
Hand-Giess, -ROssli. — 3. Eine gewisse Zierat an
Frauenkleidung. ,Der gestikten Kinnischnüeren, Eich-
len und aller Falten an Achslen-Ermlen.' 170.3, Z. -
Mhd. eich^l, ahd. eichila.
Euche f.: Jauche PJ. (Prof. Eichhorn).
Aus dem Schriftd. verderbt; vermutlich aii/e d.i. Auchc.
fl Ich ich f.: amtliche Messung von Gefässen; das
Mass derselben. Hell (trilebj Ich, Messung, nachdem
das neue Getränke sich abgeklärt hat (noch trübe ist)
ScaSt. ,Auch die yth [1. ych], prottschowen. win-
schätzen.' 1481. G. - Mhd. ..■/,« f. Vgl. Ichi.
ichen l/'c ScuSt.: 1. eichen .ScHÖt. (Si'lh.) - 2. Den
Keltereid schwören Ap, veralt.
Mhd. ichen. Ebenso 1535, Elgg. Herrschaftsr. .iV-7»e' 1666.
Rheineck. Obwohl die Syn. (p/ächten, sinnen) lat. Ursprung
auch von ichen erwarten lassen, so ist doch die schon von
Redinger aufgestellte Erklärung aus mpinre aus lautlichen
Gründen unhaltbar: zu erwägen dagegen Icht, ichten und
Kuhn, 24. 472.
Iche Iche f.: Eibe LVizn.
iche, ieche s. In-hin.
ich Uw; W (betont uh Bs, i'x ^l; Z, ,V/ ,B0.-;
Z, unbet. >*/ Z), ig B; S, i Ap; B; G; L; S (betont
t' Aa, unbet. l' Aa. i^ Aa; Bs; Gl; Z): ich. Jez
chtimm ich! said [sagt] de Hanswurst (Baiass). Ich
und du und 's Müllers Sü (Brfi") and 's Bedke (Here)
Stier sind ini [ihrer] (eusere [unser] > vier, Spott auf
den, der gerne sein Ich voranstellt.
Auffallen muss der reine Vokallaut von Aa. Zu i'j vgl.
ixj aus auch. Diphth. ie entwickelt sich gerne vor /.
ich, ech (enklit.) s. üch.
och BO.; ,W^ oche B; Tu, ocheli o//// ScnSt:
1. Interj. plötzlichen Schmerzes B; Tii; „W"-. ,Och.'
Mal. — 2. Ausruf kindlicher Freude ScnSt.
Mhd. och, och-ä, aus welch letzterer Zss. unser oche ab-
geblasst ist. ,Ocha. eia, ein spottwort." Mal. Spott, insofern
man dem Gegner Schmerz zuschreibt. ,Ocha, welch ein
herber streit!' 1650, Rud. Mey. ,Owe ochen." Meyer, Wiiit.
Chron. Nbf. von ach ; s. auch achele.
„Gehen: jammern, ächzen W."
Öchi e/i PP.; T; „W-", öhi, ehi Gr, in.: Oheim
Gr; T, mütterlicher Oheim P; „W."
Mhd. u-, oeheim, oecheim, oehin. Öchi mit einer geläufigen
Euduug aus dem Compositum zu einer Abi. geworden. Über-
gangsformen; ,Öchin.' 1389, Sol. Woch. ,Öchem.' 1526,
Ansh.; 1530, Edlib. ,Ohen, Öhen.' Fris.; Mal. Wegen ch
vgl. zucche aus zue-hin. — PI. unver. Gr. — Vgl. Ömel. S. Älter.
Zue-: Grossonkel GrD.
Ochra: Berggelb s. ochra-gelw.
Schliesst sich unmittelbar an lat. ochrn, nicht an mhd.
ocker, oijt/er.
nch a^/ Gl; Schw, i'x Uw; U, ««/Aa; enklit. ech
ex BsL.; B; Gl; S; Vw, .jx BD.: euch.
Mhd. iuch, urspr. nur für den Acc. Vgl. u. euch eine
hybride, vom alemannischen Lautgesetz abweichende Bildung,
da Diphthongisierung des Voc. sonst nur im Auslaute stattfindet.
üech, Üechi, Hans-Uech {han- LE.) m.: Ulrich,
Johann U. Aa;,LE. — Zunächst aus Uerch.
Uechel, Uecheli. Üecheli m.: Ulrich Sch; Z.
Kalber-: grober Tölpel Z.
Wild-Üechel m.: ein wild dreinfahrender Mensch,
namentlich ein Mädchen, welchem echte Weiblichkeit
abgeht AABrugg. — Dazu das Vb. wildüechlen.
Uech f. Üch (Cfnk)? s. Lattiiech.
ueche, ueche(r) s. iif-hin, -her.
Achs, ächsen, ächslen s. Änchs usw.
Achs f. I. äxs Aa; Bs, auch il.r; B; S; Z, ächs Gl.
— PI. Achse Aa; Bs; Z, Ä.r Bs: Achse am Wagen.
Uf-der A. steht dem Waarentransport im Schiff gegen-
über; zur Zeit von Fris. aber unterschied man ,iuo
wasser, zuo ross oder auf der ax.' — Mhd. ahse. Vgl.
auHi A. II.
Aclis. eclis. iclis. oclis. itclis
Under-, Vor-Aclis 1'.. -Ächs n.: das Mass. um
welches die zwei Räder einer Aclise unten bzw. vorn
enger stehen als oben bzw. hinten AAFri.
ächsen (ein Fuhrwerk): 1. mit neuen Achsen
verschen SnJura. — 2. Mit dem notwendigen „Vorder-
und Underächs'- versehen, das von Zeit zu Zeit er-
neuert werden muss AAFri. — Syn. richten.
In letzterer Bod. direkte aus dem Ntr. Aeht abgeleitet.
ober-, über- (under-) ächst: von einem Fuhr-
werk, dessen Räder oben bzw. unten convergieren Z.
eng-ächs, -gächs „Aa"; Soh, -fcrf/« ZB,, -3^/«
Zötdt., -gächsig Z, -gächz ScnSt.; Z uTösst., .^o-
i/^/is ZStdt., -gächzig ^t)h^x'"'J ^ ^^<^^, -gäss -gMs,
-i-rf«8 ZO., ISee, Wint., -gäch, -gächt, -gächtig,
-.'/=<■/• -h-^X 2, -geächst -ijächst üRh.; ZO., ci/J^s^/«' Ai",
^yg^/Ht ZB., rf^rf/si ZLunn., -gäxt Ap, -gächzt
ScHÖt.; ZSt. : 1. (vom Fuhrwerk) enggestellte Achsen
habend Z. Syn. enggeleisig; \g\. Underächs. - 2. (vom
Menschen) engherzig, selbstsüchtig, übertrieben
ängstlich in Sachen der Ökonomie, in Folge davon
wunderlieh und streitsuchtig Ap; G; Sch; Z. Auch
als Subst. m. eii EntHJnchU Z. - 'X ungeduldig,
jälizornig Z.
Aus Äclis abgeleitet mit dem adj. Bildimgselement -/,
welches später meist durch -ig ersetzt wurde; weil diese
Bildungen ausstarben, wurde die partic. Form nachgeschoben.
Bloss Schweiz.; aber schon früh bei den Zürchern. ,Die
geschrifft machet die fröud nit zuo siind, wie die äng-
geächssten glychssnerischen Tüuffer.' HBuU. 1.561. ,Arc-
tns animns. Ein enggächs vnd sorgfaltigs gemüet. Scnipu-
losus. Voll zweyfels u. spans, engächsig.' Fris. n. Mal., \n-\
IjCtzterem auch ,euggeehsst'. .Enggechs' unter den Fehlern
einer Frau anfgozählt. 1651, Schinipfr. ,Enggechs, morosus,
scrupulosna, tetricus censor.' 1677 u. 1716, Denzl. ,[Pcr
ernste Geistliche] muss ein wunderlicher enggächsser Mann
seyn.' Hofm. 17+4.
„engächsen: empfindlich maclien, quälen Z."
wlt-geächst /.■«(■/«(.• mit weitgericlitetcn Achsen
versehen Z.
Vgl. jWeit geächset' Gr., Wh. 1. 164. .wahnachset'
Wurm 1, 130.
Achs f. n, achsen s. Ax, u.ren.
AcMe axsh; {A.Tle BO.; Gr; Uw; U; W) f.: Achsel.
1. als Körperteil. D'A. üsmache" s. d. Vb.. Uf bede",
su-ö A. träge". Uf beiden A. Wasser träge. TTobl.
,Er tragt auf einer Achsel Gott, auf der andern den
teufel.' JMey. 1677. Uf slni eigni A. nä". Uf di
licht A. ne", vf der l.-e A. träge": sich« leichten Sinnes
über die Schwierigkeiten hinwegsetzen. ,Er nimmet
ein ding gleich auf die hohe A.' JMey. 1677, noch
heute im Sinne von übel aufnehmen. De Weg über
d'A. ne", sich auf den Weg machen; vgl. die Füsse
über die A. nehmen = eilen. ,Lässt ihm [sich] Einer
auf die A. sitzen, so will man ihm gar auf den Kopf.
JMey. 1677. ,S_v sind uns uft' die Achssien gesässen.
Sy habend uns auflf den halss trätten.' Fris. Einen.
Etwas über d'A. a"lucge". Anders; Du hättist z'erst
.lellpi i(ber dini A. g'sehn, zuerst auf dich selber
schauen W. D'A. lupfen, zucken, als Geberde der
Ablehnung. , ungern tun.' 1683, Hospin. ~ 2. Neben-
stiel mit Nebentraube, dgl. sich an üppigen Wein-
stöcken entwickeln. — 3. Verzierung am Oberkleid.
.Man.spersonen [sollen] sich der nüwen gattung Wa-
mi.sten mit langen Spanischen spitzen vnd grossen
breiten ächselincn abthun.' l(;2.s, ]i. .Alle Wyb.sbilder
sollend sieh der vberuss breiten ächselinen müssigeu.'
ebd. - Mhd. ahsel, ahd. ahmla.
achslen: mit den Achseln zucken BO.
Achsler m.: Einer, der die Gewohnheit hat, mit
den Achseln zu zucken BO.
Uberachslete f.: was einer in einem Tuch an
die Achsel gehängt forttragen kann Gr.
Echs, Achsli s. Eidechs.
Ochs m. (OX Bst.; BO.; Gr; Uw; U; W): 1. wie
nhd.. doch nicht recht volkst. ausser (und zwar in
der schwachen Form, Ochse) als Wirtshausscliild und
in KAA. En Ochsli und e Stierli ,<<i)id ü [ein und
das selbe] Tierli Sch. Der 0. hebt ffasutj me" bi de
Homere, de Ma"" bim Wort (und d'Wiber bi-der
Juppe). Gott git Eim [Einem] icol der 0., aber nit
g'rad a" de" Homere. Der 0. g'hört ati'n Pflueg.
Die müeden Ochse treted hart (ilhel) üf. Em [dem]
0. g'liört 's Joch, em Boss de Sattel. Mit den Ochse
hinder-em Berg halte". Wer mit Ochse fort, chunnt
au''' z'Märt. Er .stilt der 0. und git [gibt] d'Füess
um Gottsu-ille. Wer 's Glück hat, dem chalberet der 0.
— 2. Im Gegens. zu Farr, Hagen, Munni, Stier,
Schell-, Wucherstier der castrierte Stier Aa; BO. ;
Gr; Uw; W. Dick wie en 0. W. Syn. Urner. Stier.
— 3. Kuhname B lt. Alp. 1806, 138. — 4. Grober
Tölpel Uw. Verblümt: Was cham-me vome 0. he-
gehre als es Pfund Bindfleisch? Z. 's ist kein O., er
sei denn e Clialb g'sl". Sulö. Von Ochsefurt si",
(luniin. ebd.
Eid-, Eg-, Egg-, Egel-, Eid-, Geg-, Hed-,
Heid-, Hag-, Heg-0. s. Eidechs.
„Far-: Ochse, mit dgl. der Weg durch den Schnee
gebahnt wird U."
Heid-: roher Tölpel, ,dumm wie ein 0.' AaB.
Vgl. HcJd in verstärkendem Sinn; vgl. aber auoli //«W-
ochs d. i. Eidechse.
Her-: 1. derjenige 0. der Herde, welcher alle
andern im Ringen besiegt Gr; GW. Er wird von den
Hirten, mit Blumen und einer grossen Herdeglocke
geschmückt, unter der Begleitung der Jugend ins
Dorf geführt, worauf sie vom Eigentümer bewirtet
werden Gr. — 2. der stärkste Mann des Dorfes,
bes. wenn er seine Kraft in Kaufhändeln geltend
macht Gr. — Vgl. gelier.
Mäns- meHss-: ein- bis zweijähriges verschnittenes
Stierkalb U lt. Alp. 1806.
Bräll-: verächtliche Bezeichnung eines Menschen.
der leicht ins Weinen gerät GrHc. — S. brällen.
Schürt-: ,Der Hof . . . , des 1 Hueb ist, gilt einen
Sch., der 15 ß wert .sin soll.' 0.str. Urbar. Anf. XIV.
Schleg-: Mastüchse, zum Schlachten bestimmt Gr.
,Es sind alle Zeit auff ein mezgeten 2 schlägochssen
gemezget worden.' Wint. Stdtbuch.
Mhd. slegohse; vgl. Schleg- Vidi , -Kue. Von einem weilil.
Abstr. elfge, ahd. siegi = Schlacht.
Stamm-: der Zuchtstier, der mit dem Seuntum
zur Alp weidet L.
Stier-: Stier Uw, veraltet.
Werker-: alter 0. U lt. Alp. 1806, 115.
Vielleicht 0. der nicht mehr zur Zucht, nur iioeh als
.Arbeiter', HVr.A.i-, gut ist.
77
Aclii
iills, (K'llS, llCllS
Aclll, echt, iclit, i.L-lil. lli-lit
Zit-: dreijähriger 0. Gu; 0. iler im o. Jalire vur-
seliiiitten wird U.
Der Naino bedeutet die Entwicklungsstufe zwisclieu Mänx-
liiii) und dem völlig ausgewachsenen Tiere und ist eigentlieli
nur nach der Analogie von Zit-Kve, -Rind gemacht, übrigens
schon im XVI. gebräuchlich, s. Absch. lY 1, a, 1327. ,Ein
zcytochs: .juvencus, ein junger 0.' Fris. ; Mal.
ochsen: 1. Zice ochsed z'sämme, wenn sie bergan
steigen mit aneinander gelehnten Achseln Z. -- 2.
einen Stier castrieren W.
öchslen BO.: 1. Grosse Kraft zur Verrichtung
einer Arbeit anwenden. - 2. Dummheiten begehen.
- - 3. Jmdn zum Narren halten.
Ochsler: Ochsenhirte (JRHe.
ofhsnen = ochsen 2 Uw.
Uechs, Uex f. Av; L; G; Sniw; Z, 11. Ü(».; S<HW
Muo.;Uw;U;W, Üechs UwE.; U?: Achselhöhle.
Chellner init-em Ztcächeli tmder-der U. Ein Bündel
linder 's U. ni". Bildl. Einen w. d'U. n., in Schutz
nehmen. Einem midcr d'U. f)nfc", ihm nachhelfen,
ihn unterstützen. ,I)er fuessstig sol so wit sin als
einer under yetwederem uechs ein muoltly trag, das
In nütz [nicht] irrte.' XV., Offn. Niederhasle. .Alipilus,
der eim under der uochsen schirt.' Fris.
Mhd. iiohae, üelue f. (n.); steht im Ablautsverhältniss ZU
AcliH (Arhilr). Der Umlaut von Üechs erklärt sich aus ahd.
«oliim. S. auch Buechn. PI. sw. B; Uw: Z, st. SchwMuo.
(CnliH); UwE. (Üechs). — Syn. Wekhsc
obuechs Adv. BEi.: 1. = oherarim^. Jmdn. o. zum
Grind treffen, auf den Kopf schlagen. - 2. unvor-
sichtig, 0. in d' Schulden inhi" n-aten.
„Uechsete f.: so viel man unter die Uechse
fessen kann. En U. Heu BO.; LE."
Uechsle f.: Achsel ZPehralt.
Von Uechs, wie Achsle von Achs. Alid. iiuh-vnin.
..at'lisgen: ächzen."
st''. Wahrsch. eine Weiterbildung vnu lichs,,,. s. o;i.///«.;i.
at'hst, ächst, achster. -»(-: Partikel der zwei-
felnden Frage, etwa, wohl AABrngg bis Znrzach;
ScnHall.
Gemeint ist achtst, ächlst d. i. eine Superlativbildiuig zu
doui als Comp, verstandenen achter, s. echt, echtert.
Achf, Ach -ä- f.: Acht, Verurteilung und Ver-
folgung eines peinlich Angeklagten durch die oberste
Gerichtsgewalt, nachdem er auf dreimalige Vorladung
sich nicht gestellt hatte, und Ausschluss desselben vom
Rechtsschutz, wenn er nicht in Jahresfrist sich stellte.
,Die verkünd ich in die Aaeht, vcrpüt die ihren Fründen
und erloub sy, ir Lyb und ir Guet, iren Fienden.' XV..
TiiLandger. .Richten mit der Acht': einen in C'ontumaz
verurteilen, ebd. DerName für dieses Verfahren dauerte
mit anderen auf das Gerichtswesen bezüglichen in der
Schw. fort, auch nachdem sie sich vom Reiche abge-
löst hatte, nur dass an die Stelle des Königs eben das
höchste Landesgericht trat. Noch Zwingli spricht von
kaiserlicher A.: ,Das wir die keiserischen aach ouch
mit unserem annenien oder mitächen bestätetind.' Der
A. des Kaisers entspricht von Seite der Kirche der
Bann des Papstes ; daher die häufige formelhafte Ver-
bindung .A. und B.' .Aach des Keisers und bann des
Bapsts.- Zwinc;li. ,Die puren scliühend weder aach
noch Lau, Und wend sich nit erschrecken lau.- Manuel
1522. ,Volgends seye von dess Bann vnd Keiserlichen
Aacht [lö70: Acht] wägen grosse vnruw entstanden.'
1569, LLav. Da dem Geächteten Nichts übrig blieb,
als das Land zu verlassen, so zeigt A. oft (z. B. bei
Mal.) den heutigen Begriff von Verbannung, da
doch die A. eigentlich des Flüchtigen gerade .habhaft'
werden wollte.
Mhd. ähte; wohl gleicher Abstammung mit ,Acht', attentio;
dieses vom Sg.. unser W. dagegen vom PI. des Prät. eines
vorauszusetzenden Verbums. Es wurde unzweifelhaft bei uns,
so lauge es lebendig war, auch mit seiner echten Vocallänge
ETcsprochen. Wohl aber erfuhr es mitunter consonantische
Verstümmelung und zwar sogar im zweiten Grade. (,Aa.'
Fris.; Mal.) Die Behandlung des t als blossen Ballastes lag
nahe genug, da in .jener Zeit mit diesem Buchstaben am
Wertende in hundert anderen Fällen umgekehrt ein sinnloser
Luxus getrieben wurde. Die Verflüchtigung des ch sodann
wie in Ach: A. Fluss.
Aber-: wiederholt au.sgesprochene A. ,Herzog
U. war in der Acht und A. des Reiches.' 1521, Absch.
Mit abgeschwächter Bed.: ds Chilcheyu [der Kirchen-
besuch] chunut i" Ä. Gl d. i. Missachtung, also in
Ailit (<~i-) liinüberspielend. Das veralt. W. nochmals
aufgefrischt von AFröhlich : „Bann und Acht und A."
Besser als die keinen richtigen Sipn gewährende Zss.
Ulierucht, welche u. A. bei Spreng begegnet. S. Zöpfl, RG.
(3) 9.57.
iichten, ächen (""): in die A. erklären. ,ächten:
ausschUessen; obsolet.' 1797, HZschokke.
Von 'Acht, wie ächten von "Acht, aber ahd. ahtjan (daher
der Umlaut), während üchten ahd. ahtön lautet. Zu Zwingli's
Scliiribnij- „l,.„ vgl. .4a für -Ach, -Acht. Das einfaeho Vb.
Ulli IL'. ii~ l;isl L'iiuz verdrängt durch das verstärkte und sehr
durch-: gleichsam die Acht durchführen; eifrig
verfolgen; vgl. persequi. In dieser letztern Bed.
sehr häufig im XVI., XVn., nach dem XVII. aber er-
loschen. .Darüber habend sy seine frommen durch-
ächtet.' 1581, EsRA (1667 .verfolget'). ,Wer sich der
sünd entgegen stellt, der ist durchächt in diser weit.'
1550, RuEFF. ,Also wollest du sy mit deynem wätter-
stoss durächten.' 1531, Ps. 83; dafür jetzt: .Verfolge
sie m. d. Wetter.' ,Das mänulin durchechtet die jungen,
so lang biss inen die krönlin gewachsend.' 1557,
VouELB. .Tatend dem herzog grossen schaden und
durchächtotend die kusten wo si kondend.' Vad. =
suchten sie feindlich heim. Besonders von religiösen
Verfolgungen: .Paulus durchächtet die Christen.' 1548,
Bibel. ,Die Kätzer wil ich d. und widerfächten.' 1562.
Bi!LL. [bekämpfen]. .Die erst durächtung der Christen.'
BossH., Wint. Chr. .Das Christenlicher Glaub nie
heiliger gewesen, weder da es nütz dann fahen, durch-
ächten, tödten vnd fürbassschicken was.' Zwinuli.
.Yemants ze d. noch vehen [befehden] um des gloubens
willen.' 1529. Z. Noch einmal 1701/2 in Aufnem. Helv. :
.Ich der ein Forcht des teutschen Rich[s]. Solt meinen
Gwalt lassen durchechten. Und gar das Straw ins Harr
eynflechtcn'?', allein im Sinne von .verachten', also mit
der Wortfamilie Acht verwickelt. ~ - Mhd. duichaihten.
Durch -Ächter: Verfolger. ,Die Eydtgnossen.
welche er [Kaiser Maximilian] des heiligen Reichs
durcheehter nennet.' Wurstis. .Erlös mich von meinen
feynden und durächtern.' 1560. Ps.
durcli-ächtigen = durchächfeii. .Das sy den
widertoutt' durchechtiget. nit wellen gestattnen.' Kessl.
Acht, echt, iclit. nclit, ucht
80
ver-äthten = richten. .Veriicht'. geächtet. Ansh.
.Verächter, proscriiitor. der einen in die aacht thuot'
Fris.
Achter (d-J m.: der Verfulgte, Geachtete. ,Dass die
Bürger von Frauenfeld die A. hau.sen und hofen und
alle Gemeinschaft mit ihnen pflegen mögen.' 1379.
,Umb ander todsleger, buosser und echter schenken
wir sinen [des anwesenden Königs] gnaden [sc. das
Kecht der Begnadigung].' LRatsb. 1417. ,Yemand der
in der statt leistunge [Strafe] und ein echter wäre.'
BsRq. ,Es sol nioman dhainen | keinen] offnen e. spisen,
halten noch herbcrgen.' Offn. Burgau 1472. .Dem ward
sin habe und guot gnomen und verteilt als einem ä.' Vad.
Der Übertritt von der act. iu die jwss. Bcd. bahnte sich
schon im nihd. achter, ehter an.
Aber-. Urteil des Hofgerichts zu Kottweil be-
treffend die , Ächter und A.' in Z 1360. .Item dass
ein gotshus offen ächter und oberächter enthalten und
bhusen möcht.' Vad.
Acht ^f'j f. : 1. Aufmerksamkeit, Wahrnelmiung;
Rücksicht, Beachtung, a) reflex. ,sich in A. nehmen'
nicht bloss = Vorsicht anwenden, sich hüten, sondern
auch beachten, bemerken. Rücksicht nehmen (auf),
sich kümmern (um). Etwa mit dem einfachen Gen.
des Obj.: / nim-mi desse nüd in A.; weniger richtig
dafür auch: i lian-mi desse et^eiii A.; eher absolut:
i ha-mi gnr ekei A. ifha Muota. / hätt-mi kein Bitze
en-A., könnte inich leicht dazu verstehen Z. I ha-mi
nüd recht en-A. g'ha; mir hend-is kein A. g'nn, nicht
Obacht gegeben. XVIII.. Baurengespr. Vermischung
von refl. und gerader Konstruktion findet sich auch
mit .geben': .sr* ken A. ge, nicht aufmerksam sein,
es nicht genau nehmen . sich gehen lassen Af. —
b) einfach activ: Eim A. (je, ha, Rücksicht schenken,
Ehre antun Gr. Formel: Es freut-mi, dasirüsd'A.
f/haH heid, uns eueres Besuches gewürdigt, ebd. Jmdni
oder Etwas eken A. gä, keine Aufmerksamkeit schen-
ken, sieh nicht genieren \v. ,Und hat ich sin a.',
nahm mich seiner an. Stultz, 1519. Heb iif de Chaiif
eken A., nimm an, er gelte nicht Z. In A. ha, im
Gedächtniss behalten. Xemet's in A.! merkt es euch,
denkt daran. Appes in A. nun Gr. Einen in A. nä,
ansichtig werden, bemerken BsL. Syn. achten. Eigen-
tümlich : ,dass Ix vielmehr auf die [Bedürftigen unter
uns] gnädige a. schlagen wollet.' 1751, ZSupplikat,
Rücksicht nehmen; vgl. mhd. ein brä [Braue] ze der
andern ,sJahen'. — 2. Zeit. Dauer der Wahrnehmung,
Augenblick. In dr A., im Augenblick, sogleich B.
— 3. Mutmassliche ."Schätzung eines Masses nach
dem äussern Ansehen, und objektiv: Mass, Verhält-
niss, Art und Weise. Besonders in den präposi-
tionalen Verbindungen in der A. Gl; Gr; Vw; Zg
(durch Missverständniss pleonastisch i dr Tracht S),
nach der A. Gi.K. oder der A. nach Aa; Ai'; Bs; B;
Gr. welche fast zu einer stehenden Formel geworden
sind: a) vergleichungsweise. verhältnissmässig, d. h.
je nach dem Standpunkt oder Gesichtspunkt der Be-
trachtung. Das ist in der A. mich mer teert. Dr
rarig Summer isch i dr Tr. wärmer g'si as dr hiirirj.
,Die Sprü was fast dar weder das Hiew in sin a.',
verhältnissmässig teurer als das Heu. Stockar 15'23.
Der A. nä i.sch dax grösser. Zuweilen scheint der A.
nach nicht oberflächliche, sondern genauere Betrach-
tung und Vergleii-hung zu bezeichnen BsL. oder auch
nur: in gewisser Beziehung B. — b) in der A., inner-
acht, ineracht BO., indracht BG., ungefälir, beinahe.
Du hesch's in der A.'t raffe B. Syn. in der Bilichi.
— c) Art. In der A. chönnt 's-dr g' falle B. —
d) bestimmtes Mass der Arbeit, Facht, Pf'acht Ai'.
Of d'A. gu, auf Taglohn = Tagwan; vgl. Acht-Tagnan,
-Heuer, -Schnitter, -Haber; Pflueg-Acht. — 4. Mei-
nung, Ansicht: (na''') miner A. G. ,Eim yeden wird
sein a. und meinung frei gelassen.' 1563, Fischb. —
5. Achtung, Werthschätzung. .Si sind in d'a.
chun', zu Ehren gekommen. Ruef. ,In schlechter A.
sin', geringgeschätzt. RMan. .[Die Purpurschnecken]
sind in grosser a. gehalten von wägen der kostlichen
färb.' FiscHB. 1563. .Diese büecher sind nit in gleicher
a.' 1531. BiB. — Mhd. «hte.
Ob-, nur als Ruf: gib Acht! hüte dich! GW.; Z,
und in den Verbindungen: 0. geben, haben; Etw. in
0. nehmen = in Betracht ziehen, merken Bs; B; Th;
Z, und mit Dat. p. : hesch-der 's nid in O. g'no? B,
oder refl. nimm-di in O. ebd.
Jar-: bestimmte Zahl und Dauer von .Jahren.
Ochs VI 152. 1.59.
Pflueg-. ,Sü son och [sie sollen auch] ir ]>ttug-
achten tun ze brächet und ze herbst, as [wie] ander
gütshuslüte.' Witn. Hofr. 1344. ,Dass su son dem
gotshus nun tagwen [Frohndienste] tun. Der erst tag
ist pflugachte, den tag varn tut man ze brächet.' ebd.
— Von Acht 3; vgl. Achtschnitter, -heuer.
achten I. act. 1. mit dem Auge wahrnelnnen, und
zwar a) unwillkürlich, also = sehen, erblicken,
bemerken. I ha's nüd g' acht et ; er hed-mi''' nid
(fachtet, nicht bemerkt Aa; Bs; B; Nnw; Z; «,•
.ichüzlichs Achten, ein schrecklicher Anblick BRi. —
b) willkürlich die Aufmerksamkeit auf etwas richten,
also = schauen, nachsehen, syn. biegen B. Ga
acht! Acht doch! siehe doch! gib Acht! B. Und
acht! und sieh da! bei freudiger Überraschung. Mit
Obj. a) im Gen.: .Sie werden keiner Gefahr nichts
a.' JMüLL.. 1661. .Die Amtsleute sollen der Land-
streicher und losen Buben achten', wachsames Auge
auf sie haben. Stettl. 1626. — ß) im Acc: besorgen.
(7((V'.s' achte, Käse einsalzen und reinigen SchwMuo. ; s.
Chäsachter. — y) mit .nach': nach Etw. od. Jem. sich
umsehen B. — 5) mit .zu': überwachen. Aufsicht
führen. Acht-mer zu mim Sachli, zu mim Chind! B.
— 2. missbilligend bemerken, sich über Etw.
aufhalten, ärgern ; mit Acc. Nnw. Vgl. animadvertere
in alqm, alqd; , ahnden' = 1) ahnen. 2) strafen. —
3. schätzen, den Geldwert einer Sache. I achte das
Süli vier GuJdi Th. .20 tisch, die acht't man vast',
konnte man zählen. 1576. Neuj. Ant. Z 44, .53, '23411
— 4. ansehen, geistig. E Ding ist wie me's acht^,
je nachdem man es ansieht. Sulger. .Jeden tag den
leisten achte!' sieh für oder als den letzten an. KMey.
1674. — 5. meinen, dafür halten, vermuten. So schon:
bei Bi'Li,. und Forer. ,A1s ich achte.' Hospin. ,Wie
ich achten oder vermein.' Maler. Jetzt nocli in B
und Gr. As i acht, wie ich vermute. Was achtisch
du? was meinst du dazu, was hältst du davon? BO.
- Syn. .ichätzen, truwen. — II. refl. 1. Acht geben,
bemerken, abs. und mit Obj. im (Jen.. Dat. oder
mit Präp. Häst-di nüd g'achtet? l>. I ha mi de.ssc
nüd (fachtet G: Z. Das Chind achtet-si scho uf alles
B : L. .Es sei sut. wenn man sich Allem achte und
ll
Sl
Acht, Ceht, icht, ..rht, urhl
82
ili.'iiki-', es koiiinie von Gutt.' Gottii. - -. Hiicksicht
iiehinen auf — , sich kümmern um — ; mit Geu.,
Dat. uder Präp. ür achtet-sv'' slner nüt, ist ganz
gleichgültig gegen ihn B. / achte-mi desse nüt, setze
mich darüber hinweg, tue als ob ich es nicht sehe B.
.Man müsse sich den Leuten gar nicht a.' Gotth.
Absol. : ,Je mehr mau sich achtet, um so mehr thut
einem weh.- ebd. — 3. sichin Acht nehmen, absol.
oder mit ,vor- Aa; B; L; Z. Ham-acht-si-nüt, un-
achtsamer, unvorsichtiger Mensch B; Z.
er-: wie nlul. Z. .Es seye wol zu erachten-, leicht
einzusehen, zu ermessen. Heutelia. ,Ein harte eracht-
ung Gottes-. Ratschluss, Schicksal. Fris.; Mal.
ver-ächtlich: 1. act. : hochmütig Z. — 2. pass. :
verachtenswert. Arm ist näd verächtli Z.
Ve'-'''-achter: Viehhirte ScHwE.
Kiis-: der Senn, der die Käse besorgt und auf-
bewahrt Si.:hw; UwE. Vgl. achten I 1, b, ß.
Achting: 1. Meinung, Ansicht. ,Nach beläsner
Männer achtung und urtheil.- Cysat. ,Sie waren der
a.' Vad. - 2. Acht, Beachtung. Achtiti! Schlitten-
ruf. .Gewüsse Zeichen und Vorbotten merken und in
achtung nemmen.' 1G70. LLavat. — 3. Sehätzung.
,Das Eychi Holz ist in grosser a. zu diser zit.- Mev..
Wint. Chr.
Un-: Missachtung. AxsH.
an-ächtigV achtlos? , Sollich ungehorsam, wider-
spänig und annechtig personen.' Kessl. 2, 345. — Vgl.
aber auch mhd. un-ehtic, unangesehen, od. Acht = Art.
ächtlieh? .Man soll den Feind, der minder
scheinet, nit verachten, noch jemand ä. reitzen.'
Denzl. 1716, 1, 286''. (1677 : .leichtlieh-.) = empfind-
lich, merklich?
acht-bar: 1. activ: aufmerksam „Sijh; Vw; Z(i-'.
auch von kleinen Kindern, die schon früh auf Alles
achton B fa/;>ii-j. -2. passiv: achtungs wert Af; „Si-h;
Vw; Z«.- Im B Kanzleistil als Titel: .Per achtbare
N. N., Pächter . . .•
un- „ScH; Vw; Zg% ünuxi'tr L: 1. act. a) rück-
sichtslos gegen Andere, grob, unwirsch, ungeschlacht,
tölpelhaft L. — b) , unachtsam auf das eigene
Äussere, nachlässig, unreinlich im Anzug." — 2.
pass. unscheinbar, unansehnlich von Gestalt, Grösse,
Wert, Bedeutung Z. E iinachtbers BlatuUi, ein kleiner,
magerer Mann Th, „verkrüppelt". ,.So viel kostens
hat das u. Wasserströmlin der Statt gemacht.' Würstis.
Von gering geachtetem Land, z. B. Eied Z. ,Des Herren
Altar ist u. und schlächt.- 1531, Malachi 1, 7. 12.
(1667: , verachtet-.)
Acht-bar-keit: Achtung (pass.). ,War in grosser
a.' WuRSTis.
acht-baren: wahrnehmen, beachten Ap.
un-acht-sam, passiv: unbeachtet, unansehn-
lich = M««f/i(6n)- ^'. En unachtsam BürstU [Bürsch-
chen] SenSt. ,Ein unachtsames [wenig bekanntes oder
beachtetes] büechli.' Kessl.
Un-acht-sami f. ,ln die unachtsame schlachen',
unbeachtet lassen. Kessl. (Vgl. aus dem Sinn schlagen,
in die Schanze, in den Wind schlagen.) ,Uss Un-
wissenheit und Unachtsame [Vernachlässigung, mangel-
hafter Beachtung] des h. Evangeliums.- Ansh.
acht, achti: Grundzahlw, Es ist ßchlcul) achti.
acht Uhr. Achti, i's Bell mfuh-di! Kinderreim GA.; Z.
Schw. Idiotiküu I, 1.
.1«) inliti iiiiicml I müssen] d'Herre-n-i'n B/id, d'Büre-
n-i's Chcid [Dreck], d'Buehe-n-i d'Schnel, d'Meitli iif
de (a'nj Spinnstuel. — Substant, das Achti die betr.
Zift'er, Spielkarte.
Mild. ahte. Für das selbstäudige Ntr. ucben atkii aucli
iirhiu ¥; i, u aus der mhd. Endung iu.
achte acht, in B achtisch, achtst: Ordinalzahlw.
Der acht im sibe Wise, ein Tor. Sulg. Der Achtist
,die sog. Octave eines hohen Kirchenfestes, z. B.
Herrgottsachtist, diejenige des Frohnleichnamfestes
(der achte Tag nachher)."
Mhd. (litte für ucht-te, wofür auch uhtode, uhtendc, ahor auch
superl. aihtetit. Formen, welche noch hei Anshelm begegnen.
Achter m. : 1. Münze im Wert von acht Batzen
Ndw. — 2. Wein für acht Batzen die Mass Bs; B.
— 3. Wein vom Jahrgang -8 Bs; Z. - 4. Jahr-
gänger von a. -8, Person, die im Jahr -8 geboren
ist B; Z. — 5. Spielkarte mit 8 Zeichen, sonst das,
die Achti. — 6. Achterli n.: der achte Teil eines
Getreidemasses = ^2 Vierling Aa; B; L. Nach St.
1. Aufl. „in B der achte Teil eines Masses, das 4 Lnmi
enthält", also '/s Immi, daher auch chixs Immi genannt.
- Vgl. Echtitrer.
Achti, Achtig f. Uw: 1. die Zahl 8. - 2. die
betr. Spielkarte.
echt rf;/( bzw. c^/( allg., acht \\; Th, ächter Aa;
Bs; S; Z, ächters Aa; G. ächtist Aa, ächst rf/s(
AABruggabw.; Sch, achst, achster AABrugg abw.,
ächterst Aa; Bs, ächtster AaZu., ächtert Bs;
BM.; S; Z, ächtigst Bs: Partikel, in Fragesätzen im
Sinne von: wol, etwa, vielleicht. ,Wie ivird's mer
ächtert gah?' MUsteri. ,Het's mi denn ächterst [etwa]
nit lieb?' Breitenst. ,Bin i echterst ivo-n-i sett?' bin
ich wol auf dem rechten Wege? fragt sich der Be-
nebelte. Hebel. ,Es nehme sie wunder, ob sie acht
noch gsiunet wärind zu reformieren.- JBreit. 1617.
Auch ä. oder üb ä. ellipt. für sich allein als Formel der
Erwiederung = wirklich? das wäre wol möglich B.
Mhd, eilt, verkürzt aus eclurt, ahd. ekkorOdo, nur (Adv.
zu ekkorodi, dünn, schwach; vgl. ,bloss', eig. nackt), besonders
in Conditionalsätzen ^ ,wenn nur', und so noch in unserer
ä. Lit. uud zwar meistens so, dass die Bedingung als eine
fast selbstverständliche erscheint; daher eckt auch im Sinn
von nämlich. 1) acht, echt: ,Sags herauss, weyst du esä.':
wenn du es nämlich, wenigstens weisst. 1531, Job. (1667:
,auch'.) ,Die Wyen fliegend Winterszeyt an warme ort, wenn
sy ä. nach [nahe] sind.' Vogelb. 1557. ,Diser fisch ist
gantz änlich dem egle, ist er ä. nit gantz der seihig.' Fischh.
1563. ,Magnus orator est, si non maximus. Wo er ä. nit
der best ist.' Fris.: wenn er nicht vielleicht — . ,Die Limmat
so gross gsin das ma hett under deu tillinen müssen bruggen,
hett man e. welleu wandlen.' Mey.. Wint, Chr. — 2) acht:
,Uas [er] arbeit haben muess, wil er a. den rechten -verstand
der gschrifft harfür bringen, quisquis . , .velit.' 1526, Zwingli
(neben ,ächt'). ,Er solle das Bapstthum ufgcbcn, wolle er a.
sälig werden,' LLav, 1569 (dafür 1670 ,wanu er je wolle').
Auch bei Birk 1535; Manuel; in der Bibel von 1548, -
3) ächter: ,Allen personen, so sy ä, wellten disputieren,
sicher gleit ziiogseit.' 1526, Ahsch, «. auch bei Manuel,
e. bei Ziely 1521, a. bei Zwingli, — 4) ächtei-l, iirhterd Z
1531, 1529. Übrigens bahnt sich schon mhd. der Übergang
zu der Bed. ,etwa' an: .Stille, daz si eht uicuiand wende
[hindere].' Hadloub; und auch .nur' der nhd. Umgangsspr.
nimmt in lebhafter Frage die Bed. .denn, doch, wol' an.
Was die scheiubar compar. und super). Nbff, betrifft, so lässt
sich unschwer durcb dieselben hindurch die ursprünglivhe
zweisilbige Form erkennen: es haben aber auch Combination,
Metathesis, Cüusonanteuausmerzung uud -zng.abc gespielt; -« ist
83
Aclit, echt, iclit, uiht, licht
84
(las genet.-adv. leht bei Wiirstisen (,Es ist je den Meusclien —
seind sie jcht Menschen - unmöglich.' S. 657: dafür 1765:
,iichte M.'!) beruht auf Vermengung mit dem mhd. Pron. tht.
Echtiwer m. : Münze im Werte von 3 Aiii>'stern.
1410, L, s. Segess. EG. 2, 277.
Mhd. thteieer. Achter, eine bes. Abi. der Ordinalzahl aus
.acht'. Einheit zu unserem Achter wird das Pieteli (= i Schilling
= 24 Angster) gewesen sein. s. d. Vgl. Acliter.
Eichte f., eicht ß, eichte B; S; Z, eichti FrS.: Egge.
.\.us mhd. etjedi-, ahd. egida. Unsere Form hat mit der
mhd. Nbf. eidi: die Verschmelzung der Vuc. gemein (vgl.
(iütreido aus yetinjede, yitragida), hat aber ganz eigentüm-
licherweise in diesem Vorgange den Cons. nicht aufgegeben:
und dieser musste, da er sich nunmehr mit t unmittelbar
berührte, zu ch werden (wie in Tracht von tragen u. a.):
anders Egde, s. d. Vgl. auch Egge.
■ „Strap-: Egge, welche au.s abgestumpften und
mit einander verbundenen Tannästen besteht B."
S. straften.
eichten = eichen (s. d.), Gefässe messen S.
( vielleicht zugesetzt nach Analogie des syn. pfm-htm,
ßir/iteit, irhten.
Icht f.: gesetzliches Mass eines Gefässes. ,Uas die
ycht gibt.' GHdsehr.
ichten: fachten, messen. ,. lichten'. ArlK. 1532.
Meist nur von grössern hölzernen Trankgefässen,
während von kleinen Gläsern pfächten gilt Ap.
lebte r ni. : obrigkeitlicher Messer der Gefässe,
Eichmeister. ,Wenn der ychter in [den Wein] dann
ansticht.' GHdsehr. .Denselben wein sticht der ge-
schworen ichter an, damit er das vass besechen und
das umgelt verrechnen könne.' Vad. ,Ichter' = Fachtet:
Ai' 1650.
Ver-Icht f.: Bekenntnis» , Geständniss. ,Uf ir
bkantnus und veryeht.' JWagn. 1581. .Der drei Hexen
Veryehten.' Buxr. Basl. Gesch. 2, 105. ,Des Armen
Mentschen gethane verlebt.' 1634, Kyb. Landger.
Von verjehen, statt des häufigeren Vergteht. I lang, weil
zsgez. ausji. Vgl. Bicht, Beichte, aus bejiht, Hgicht, von hejehen.
ichtig: 1. von Personen, geständig UwE. ,Und
dessen nit y. wäre und begehrte sein Unschuld an Tag
zu bringen.' Ldb. ApIB. 1585/18'28. '2. von Sachen,
zugestanden. ,Was der kleger oder ansprecher be-
zücht und i. maclit, soll der Schuldner pfliclitig sin ze
bezalen.' 1568, Offu. Bünzen (wechselnd mit ,gichtig').
.Ichtige schuld.' ebd. - Für jichtig.
Ichtigung: das gerichtliche Verfahren, einen An-
geklagten zum Geständniss zu bringen. .Peinliehe
ichtigung', Spezialinquisition, strenges Verhör. B. 1,
161. - Von mhd. tchtigen, tjU-htige».
icht: Etwas; als adv. Accus.: in irgend einer Weise,
irgendwie, etwa. ,Wird des Gutes icht verkoufet.' Oifn.
1459. ,Der krieg ward gericht [beigelegt] ee und [be-
vor] die büchsen schussen icht' [irgend einen Schuss
taten]. Lenz, Schwab, ,0b man dieselben icht ver-
ncmen und befragen sollte' (irgendwie, etwa?). B 1462.
üt ApRChr.; Arg. 4, 237.
iehts, üts: eigtl. der Gen. des vorigen, abhängig
von folgendem icht: ichtes iclit, Etwas von Etwas,
d. i. irgend Etwas (vgl. Nichts aus nichtesicht), dann
alleinstehend gebraucht. , Wider si darf keiner iclits
sagen.' Schade, Sat. ,0b er ichts wusste.' Wurstis.
Zuweilen auch mit Ergänzung der Negation aus dem
Zshang = Nichts: ,und ichts meer ze geben schuldig
sin.' Kessl. Üts rechts, nichts Rechtes Ap. Ütz seit
dem XIV. bis ins XVI. : ,Weler wenet [wähnt] das er
ütz sig, so er nütz ist, der betrüget sich.' Gal. 6, 3. '
Ebenso häufig die vollere Form ützit. Edlib.; Bib.
1531. ,So gaben si doch nütz das ü. wer', Nichts das
Etwas wert gewesen wäre. GHdsehr. und noch 1765:
,dass die Frau ützit für den Mann zu bezahlen ver-
sprochen hätte.' L. ,tJtzid.' Zwingli; Mev. Wint. Chr.;
RWalth. .Ee dann yemandts noch üzid von Luthern
gehört.' Bull. ,Nit wollen das die weyber ützid thätend
on jre vögt.' Fris. Ütz ig Arg. 1861, 88, und einmal
ützigs: ,und sonst ganz kein ander gespräch mit dem
H. gehebt noch ü. gehandlet.' Act. SiRieKL. Näher
dem Mhd. ihtes iht .steht die Schreibung ichzit [s für
ts): ,Wir können nit acliten [finden] dass si i. anders
gehandelt habint.' 1530, Stricke. .Wäre auch, dass
yeman hinder dem andern [bei einem Andern deponiert]
ichzit hett.' Unoth 20. ,ichtzid.' Vad. .Hätte ein Ehe-
frau für ihren Mann üchzit zu geben.' Meilingen
1624. Mit ü, aber ohne ch : ,ob wir iutes iut getan
hätind.' Alt. ZChr. ,Etzit anders.' Capoll. Pilat.
Mhd. iht verkürzt aus kht, ahd. io-wiht, je (irgend) Etwas,
oder auch direkt abstrahiert aus dem Gegens. ni-iriht, nicht
Etwas, Nichts, üt usw. erklärt sich ans iwiht mit Vokali-
sierung des w (mhd. tu = ii), und Ausstossung des h (eh);
g statt d in iUzig wie in Ahig neben Ahrd, Abend.
Üecht. Nur in dem Comp. Uechtland, dem alten
Namen des Landes, in welchem die Schweiz. Stadt liegt,
zum Unterschied von Freiburg im Breisgau. Im Mittel-
alter soll auch der Murtensec Üechtsee geheissen haben.
In Urkunden des XIII. XIV. Öeht-, einmal auch Oucht-
land, und so noch im Id. B., mit der Erklärung , Ostland';
bei Vad. Xiicht-, bei Forer Nüevhtland. Die zahlreichen in
der alten Heimat der Alemannen bezeugten Orts- und Flurn.
zeigen alle die Form Ucht oder Äucht, auf dem Gebiete von
Seh auch Üecht; s. Birlinger, Aleni. 1, 167 ff., wo auch
mit Hecht das anlautende N aus der stehenden Verbindung
.Friburg in U.' erklärt wird. Ouchl. Aiicht beruht auf der
später herrschend gewordenen, vereinzelt schon früh vor-
kommenden Diphthongierung von ü; eu in Euvhtcnland (Urk.
des XV., bei Schmeller) ist der Umlaut dazu. Wir gelangen
somit auf ahd. uohta, got. iihtvö, Morgenfrühe, nur dass wir
zur Erklärung des Umlautes (üe) der Schweiz. Form eine
Nbf. uohti und ferner voraussetzen müssen, das eh habe zu
dem vorangehenden Vocal einen Zulaut entwickelt wie in
fütchi {m f ficht, feucht, udgl. : zu ahd. u. nicht zu «o stimmen
auch alts., ags. vhia, uhtc, und Aväre u nicht laug, so müsste
im Got. au stehen. Weil in der Morgenfrühe das Vieh auf
gewisse Weideplätze getrieben wurde, ergab sich die Bed.
.Weidezeit' und .Weideplatz', während in Westfalen und
Scaudinavien das W. auf den Gottesdienst in der Frühe an-
gewandt wurde. Das W. viell. von der Wz. vg, welche im
gr. öy-pOS, lat. üveu (ugveo), (h)ümiduK, Feuchtigkeit be-
zeicluiet, im Germau. also möglicherweise die Zeit des Taues.
Die Beziehung auf die Himmelsgegend ist nirgendsher belegt
und würde gerade zu der Bestimmung von Freiburg i. B.
nicht passen; überdies ist das W. auch anderwärts verbreitet
und schon deshalb fallen auch die mittelalterlichen Namen
Ohtudcnges (Avcnticum) und Nuithonia nicht in Betracht.
ichzit, üchzit s. ichts.
ächzen: ächzen. ,.\chtzen, gemere, als under
einer schweren bürde.' Mal. ,Süfftzend, achtzend und
schmachtend.' Z 1647. ,Gemere, seuft'zen. ächzen.'
Denzl. 1716.
Von der Interj. ach! gebildet mit der liitensivbildung
mhd. -fzcn. Mhd. aehzc». echzen.
achzgen GStdt, ächzgen Bs; B: ächzen.
Erweiterung des vorig, durch einen nach z beliebten Zusatz.
,Dz er — jämerlich achtzge wie ein verwundter,' 1531, Ezeoh,
85
Ad. ed, iil. 0(1. Uli
Ad, ed, id, od, ud.
V-l. aui-h ili,' UrupiM- At iisw
Ad ZKn., „Ada B(>.-, Adi JiO.-; ZKn.: Adelheid.
Adali s. Adeli.
Adam: 1. Name des er.steii Menschen. ,Mit
A. sieh wollen rechtfertigen.' JJHott. 1666. Der alt
A. lebt eisder rW'' L. Ä. iss! Svui. Von Odem und
Eva (her) uföh L; Sch. Liyged Ä. und Era [24. Dez.]
im Chle, se früred s' z'Ostere im Sehne: grüne Weih- |
nacht, weisse Ostern Schw. — 2. Taufn., in der Um-
gangssprache Adam öl, andern Sch, Adiim Schw Ödani
Z«, (Jdem L; Sch, Adi Bs; FMu. Dimin.: Adeli FMu.,
Odeli L. Ödli Ap {ö'); Tu. Mit Yergröberndem Aus-
laut und eingeschobenem r: Artsch Gl.
Pt'D Text eines alten, aber uioiit iirspr. Schweiz. A'olks-
spiels, A. oiid Em, gibt T. 15. - Vgl. Üdl.
äde Ap; GRh. u. To.; Th, äder. ädig, ände. iida
(ö nas.) Ap, andig Ar (ä); GT. : Adv. immer; meist:
immer bisher, selten: immerfort; jeweilen, alle-
mal; ehmals. Von äda, von je her Ap. Von ändern
her, von alten Zeiten her, altAp. Seb ist no äda g'se,
das war von je her so Ap. ,Ahndem [alle Tag] weh,
stirbt nicht des eh' [desto eher]. Kirchh. Spr. 240.
Die Länge des a ist eine unechte, miiss sich also eist
vor der Consonantenverbindung iirf entwickelt und tw. das
?i aufgesogen haben; ottrf« usw. aber dürften blosse Spiel-
arteu zu aide (s. d.) sein, indem in diesem bis zur Unkennt-
lichkeit verstümmelten W. dann noch Liq. mit Liq., und was
nur noch wie Endung aussah, mit anderen Endungen ver-
tauscht wurde.
„Äde m. : Vatersbruder". St''.
Zu ,Eidam' Tochtermann; Schwiegervater. Oder zu Au,
wie .Vetter' zu , Vater'?
Adel. Das irird dir de)i A. nit (/'schände! d. h.
deiner Ehre lieinen Abbruch tun Gr. Er ist vo dem
A., wo d'Nase am Ermel wuscht, roher Bauer L.
Sprichww. bei Sülg.: Wer will öppis ha z'schaffe, de
striti mit A. und Pfaffe. De nübache [neugebackene]
A. vergisst, wie d'Lüt heissed. A. uni Tuged ist en
Ei uni Dotter. Der A. macht d'Chlöster rieh und
d'Chlöster mached der A. arm.
Un-: unedler, gemeiner Mensch Gl, ö-adel, schlim-
mer, schlauer Mensch Ap. — Vgl. Unflat.
Stüden-. , Hatten die puren mynen sinn, [sie]
richten den st. hin' [würden ihn vernichten]. Lenz,
Schwabenlcr. 109''. Niederer Adel, der die Bauern
nur um so mehr plagte, je näher er ihnen stand?
Vgl. Kraut-, Studen-, Strohjunker.
adelich: stolz. Das Jümpferli ist a. Th.
lihd. adeUich und mit irriger Rekonstruktion adenluli. So
auch bei Ziely: ,gar adenlichen getanzet' und bei Vad.
Adel: Adelbert U.
Adeli n. ddeU: 1. Adelheid Sch; Z. 2. Drei-
faltigkeitsbhune, viola tricolor 1j. GSa.; auch
Sammet-.
Adelkeit: scheinbar der Name Adelheid, aber in
e. Rätsel = Kochherd, Fleischtopf. B. 1, .542, 31.
Übrigens vgl. Falket, Faulheit u. a.
Adelbatädel Gr, Adembadadem, Ädibudädi,
Adibudi Z: Name des Eies (Glases?) im Volksrütsel.
s. B. 1, 261. — Syn. Annehadadi. Biuhiddiudadi.
Ädere" f.: 1. Blutgefäss, besonders Schlagader,
Vene. So in der RA. z'Äder (z'Ödere Bs; S) lä, zur
Ader lassen, 's war em Narr z'helfe, we-me-n-em
die recht 0. traf. Sülö. Eim z'Töd z'A. lö, einen
am Aderlass verbluten lassen, was nach dem Aber-
glauben bei gefährlichen Krankheiten auf amtliehe
und ärztliche Anordnung geschieht GA, Dum [diesem]
sott-me mit-em Bielöri (Holzschlegel) z'O. 16 und 's
Löchli nit rerschoppe, von Einem, dem man die Sache
nicht verständlich machen kann S. Jmdm z'O. lö, ihn
ausbeuten, syn. schräpfen. Dem Gäldseckel z'A. lä, viel
Geld ausgeben Uw. Ödere wie Hälsig (Stricke), wie
Wärst Ap. Weil das Blut als Sitz der Seele und
Medium der Erblichkeit seelischer Eigenschaften gilt,
kann A. auch eine einzelne solche Eigenschaft be-
deuten, z. B. 's ist l'ei Öderli guet an im. Er het frei'
bös Äderli, ist durchaus gutmütig. Er hat kei Ö. vo
slm Vater. Er hat en Ädere vo sim. Vater, schlägt
ihm nach B; Gl; Z. Kei Ädere vo (sue) öppis ha,
keine Anlage oder Fähigkeit dazu L. — 2. Faser.
,Aderle = fibras.' Mal. .Von kleinen äderlinen oder
ziserlinen so im fleisch sind [ist das fleisch dieses
Vogels] aderecht und hart.' Vogelb. 1557. ,Ee alle
äderen ussziechen lassen, dann sollichs bekennen.'
Kessl. — 3. Sehne, Bewegungsnerv S; Z. ,Se lang
ich lebe-n und en 0. rod.' Stütz. Das Büehli cha käs
Öderli still ha, ist sehr regsam, lebhaft ZO. E füli
ö. regt-si erst z'Nacht, der Faule will zu spät an-
fangen zu arbeiten. Am Samstig reged-si''' die ffden
Öderli Th. ,A1s du an dem crütze hiengt mit kranken
gelidren, mit zerdenten adren.' Jac.Amgrund. .Doch
muostu hefftig anheben, vnd alle adren strecken (ner-
vös intendas), das dir dann vast nutz sin wirt den
müessiggang zuo vertryben.' Zwingli 1526. ,Mein
Nacken ist ein eiserne Adern, und meine Stirn ist
Ehrn' [ehern]. 1694, JMet. ,Wann die äderen und
nerven des gemeinen besten verlärat und abgeschnitten
sind.' Klingl. 1688. , Einen gar zu todt geschlagen,
dass er kein Ader mehr gerührt hat.' 1712, Gespr.
Aunnel. - 4. Empfindungsnerv, 's bös G, chlbig
Schw, tumm, törchtig Z Äderli, der beim Anstossen
besonders empfindliche Ellbogennerv. Einem a's b. Ö.
ane cho", Jmdn an seiner empfindlichen Stelle be-
rühren, auch flg. Syn. Narrenbein, Klln-Ellbogen. —
5. Ader im Holz oder Holz mit bestimmter Art von
FaserungC:'). ,Dass man nienian Frömdcr von der Stat
enkein Adern sol ze kouffen geben, wan was Adern
Zürich fallent, die soll man unsern Snetzern [Holz-
schnitzern] geben ze kouflenn.' 1348, Lauft". 2, 109.
Mhd. ader und adre stark unil schw. ; in unserer Spr.
uur das Letztere.
Atem-: .Fistula spiritalis, Athcniader am Hals.'
Dknzl.
Euer-: ,Von einem zeuglin zum anderen hat es
ein einzige fuerader.' 1562, Tierb. 24-'.
/"ufi- := Nahrung, also; Blutader'/
Furz-: unbedeutender Mensch L. ~ Vgl. Wercli-A.
Fisel- s. Soss-.
Flachs-: ,Nervus, Spannader, Sennader cjer
flachsader.' Fkis.; Mal.
FloehK = ¥\ei-bse, Sehne, s. SchuicU.: (ir. WH.
All.
11(1
Frauen- s. Leber- A.
Hül-: Hohlader? Der Afl'e soll vom Mensehen
verschieden sein u. A. ,ani fünften deumling der lun-
gen, welcher die hüladeren understützt. dessen der
Mensch manglet.' 1503, Tierb. II, b.
Hals-: 1. Luftröhre, Gurgel, aspera arteria
(WScherer). — 2. Halsstarriger Mensch. .Von
vilen ruchen, groben, blinden, verstockten, harten
halsadern, die sich ee töden liessend, dann von irem
Antichristo stundend.' 1005. WKlaakfr.
Ader f. Mensch wio in Fiirz-, Kih-, Wn-rliathr miil viil.
(Jeiz-lials.
Kib-: Zornader. .Kybodern, die Stirnadern, die
im Zorn aufschwellen. — Kyboder nennt man auch
einen zornniüthigen Menschen; IHni. Kyböderlin.'
Spreng. — Vgl. 's chibii/ Aderli.
Gekrös-. ,Mesaraic8e vense. Gekrösaderen, Milch-
aderen.' Denzl. 1677. 1710.
Leber-. ,Vena axillaris, die leberader im arm.'
An andern Stellen: ,vena basilica, vena cava.' Denzl.
1677. 1710. , Leberader, Median, Geraächten. Frawen-
ader, Sporader.' L iri04.
Luft-: ,arteria'. Mal. .Schlagader'. Sprenc. Vgl.
Luftlässi.
Milch-: am Euter oder am Bauche der Kuh hervor-
tretendes Milchgefäss Ap; Z. Die aus den Milchdrüsen
zurückführenden Blutgefässe, welche bei einer guten
Milchkuh dick und reich verzweigt sind. Tschudi.
Eine gute Kuh müsse .hervorliegonde Milchadern'
haben. Steixm. 1804.
MÜS-. ,So haben sie etliche maussadern, die zu
end des schinbeiiis aufschiessen.' 1563, Tierb. ,Under
der uochsen des äffen flndt sich eine Mausader.' ebd.
,Mussaderen'. ebd. — (Mus = Muskel'?)
Nerv-. ,Der ganz leib ann [an den] nerfadern
schwach und aufgelöst.' 1563, Tierb. ,So er [der Ochs]
hinkt von schmerzen wägen der nerfadern oder span-
aderon.' ebd.
Puls-. ,Der Doctor greif ir die bulzader.' Man.
Brunn-: Quelle (von Trinkwasser). .Die brunn-
aderen und wasserquellen.' 1531, Jer. 18. 14. ,Sie
eröffnend die brunnaderen.' Tierb. 1563. ,Eine reiche
und überflüssige brunnaderen.' JHott. 1666. ,Das
Brunnwasser von zweien Brunnaderen aus dem Graben
herfür geleitet.' Grimm, Chron. Auch flg.: .Man soll
der Armuth auf die Brunnadern dringen, um hier zu
helfen.' TTobl. 1844. ,Dise laster sind brunnaderen
viler bösen Dingen.' LLav. 1584. ,Brunnadern' noch
als Ortsname in G und bei Bern.
Eoss-. .Aderen an den füssen [der Rosse], so
fiseladeren genennt werdend, von etlich Rossaderen.'
1563, Tierb.
Sig-. .Ureteres, Sygäderle, die den harn auss den
nieren in die blatcren .sygend', in die Blase seihen.
Fris.; Mal.
Senn-: Sehne. .Nervus'. Mal. ,Für die senn-
aderen, so im auf dem gnick verhärtet und umb-
getriben warend.' 1557. Vorelb. .Die verstrupften
sennadern bringt diss zerecht.' ebd. Aus ,sennadern'
verschiedener Tiere werden ,seiten oder schnürlin'
geflochten, ebd.
Schlaf-: A. an den Schläfen Z. ,Wie-n-er [zum
Fiaehen] '.< Mi'il rerzirt niiil Riimpf iiherchinint hin
Schlofodre ziie.' Stütz. , Tempora cava, die schlaaff-
aderen am haupt.' Fris. — Srhhtf also = Scliläfe.
Schrank-. , Etlich äderen ob dem knüw [der
Rosse etc.] innorthalb werdend von den Teutschen
Schrankadern genennet.' 1563, Tierb.
Spalt-. ,Das frisch holz zwischen den Spaltadern.'
Denzl.
Spann-: 1. Sehne. Flechse L; Nnw; Tu. .Krumb-
hals, dem das haupt hindersich starrt von wägen der
verstrupften spannaderen.' Mal. .Es sei an spann-,
maus- oder pulsaderen.' Tierb. 1563. Rinder sollen haben
,beine voller spanaderen.' ebd. .Dein volk, o Zürich, ist
oft von Potentaten geliebet und die .spannaderen und
stärke der arnieen genennt worden.- Klinol. 1688.
,Die Spanader der geistlichen Disciplin.' Wurstis. —
'2. Ferse mit der Achillessehne Gl. — 3. Schenkel
GRVals. — S. Flachs-A.
spannäderig: 1. von Krampf befallen. ,Heilt
brochne. verzogne, spanäderige glidcr.' Tierb. 1568.
.[Die Schweine] werdend auch zuo zeyten spanäderig,
so sy sieh in kalte wasser werffend, alsdann sterbend
sy zuo band.' ebd. — 2.^ge-ä(leri(i. ,Die spannäderigen
und hautigen Theile [des menschl. Körpers].' Muralt
1697.
spannaderen: einem weidenden Tiere das Bein-
gelenk (die Hachse) grausam aufbinden B.
Spor-. .Etlich äderen bey seyt am bauch [der
Rosse] so sporaderen benamset werdend.' 1553/83,
Tierb. S. auch Leber-A.
Den-. .Sonst hat der äff ein dängeäder, der sich
bey dem rist eynbügt und eben die selbig dänader ist
am menschliehen fuss nit zu finden.' 1563, Tierb.
Werch-: arbeitsame Person Bs; B; L; Z. ,Brachia
operosa, die fast arbeitend, Werkadern.' Fris. ..arbeit-
sam leut.' Mal.
Zug-: ,Die teil des leybs so dick sind als walden-
wachss oder wie man es sunst nenn die zugadern.'
Tierb. 1563. ,Derwegen die grossen trincker das pärlyss
[Gicht] so gern überkommen, da inen der weyn die
zugadern zerfässlet.' ebd. ,Der Esel hat ein mauwechte
[fleischige] brüst voll zugaderen.' ebd.
ader-echt, ader-achtig: faserig, von Fleisch.
s. Ädere 3 und vgl. ge-äderig. ,Lacertosus, aderaehtig,
stark von armen.' Fris.
ent-äderen: der Äderen d. i. Sehnen berauben,
durch Zerschneidung der Sehnen lähmen. ,In irem
mutwillen habend sy einen ochsen entädret.' I."i31,
1. Mos. 49, 0.
Ge-äder, Gäder; Gäger n. (m.): Gesaninitheit,
Verzweigung, Geflecht der , Adern'. 1. von Sehnen
oder Flechsen durchzogenes Fleisch; die Flechsen,
Sehnen selbst. Zunächst mit Beziehung auf Essbarkeit
des Tierfleisches allg.. aber auch auf den Körperbau
des Menschen bezogen: G. haben = stark gebaut, kräftig
sein Gl; L. ,Vincula niembrorum, die nerven, oder
das geäder.' Fris. .So vast im [dem Affen] sein geäder
undglenck zuo lassen, laufft er den böumen zuo.' Tierb.
1503. .Die Armben und das Geäder nackend', brachia
et lacertos, d. h. Unter- und Oberarm. ATscuuni 1550.
.Aponeurosis, das geäder der fleischmauss. die mauss
am fleisch.' Denzl. 1077 u. 1716. also Muskulatur, eig.
der Übergang der Muskebi in Sehnen. — 2. Wurzel-
geflecht im Boden GRVals. — 3. zäher Schnee
Ad, od, id, od. ud
%
GRSplügen. • 4. Die Kiuiiinjl und Biiinler uiii die
Gelenke herum Bs; Gl; Z. Audi die sclileimige (Ober-
fläche des Fleisches Bs.
Die der Etymologie entsprechoude Form mit k (.aus ij-)
lind dem licbtigen Umlaut zu ö können wir mit Sicherheit
bloss aus Z (ki-ikr) und B; U (l-äderl nachweisen; vielerorts
wurde der Vocal verkürzt und vielerorts der Anlaut tj als
stamudiaft behandelt, also erweicht. In Ap neben Gäder aucli
O&t/n-, mit Assimilation des d an «/. Diese letztere Form
mäunl., wie auch Oädfr in L t. — Die ä. Spr. versteht
unter ,Geäder' noch richtig .venas'. Fris. .Das Leügker had
hilffltl dem krämpffigen geäder.' SMünst. 1.'j46 u. 1628.
Die Sehnen, Knorpel, scheint sie mit dem Attribut weiss
davon abzuheben. ,Welche [CatarrhiJ nicht den rechten Weg
gehen, fallen dem weissen Geäder oder Nerven nach.' JZiegl.
1647. ,Nutzen der warmen Bäderen für das von Natur kältere
Weisse Geäder, für Gntschläg, Lähmungen, vnd dergleichen
in dem Weissen Geäder residierende Affect.' SHott. 1702
= Lympbgefässe? Bei Ansh. : ,Dass von Terstrupfung ihrer
magen und gäder sie die spys nit mehr mochten verschlyssen'
scheint (iedärm gemeint. — Abi. Giidfre(te) f. — S. auch
Gäder.
In-: Eingeweide, der Fische. Offn. Laurten. ,In-
^der-. XV.,^BiRL. Kochb.
Mhd. iuo'dert, ahd. tnadiri. Vgl. mhd. adi-ni ^= Eing(!weide.
Den- s. Ben- Ädere.
Ge-äderech n. hade^r^ch = Geäder L.
go- äderig Adj. käderig ; ScH rß^derig ; Bs ijideriij :
1. „von Geäder durchzogen, flechsig, von Tierfleisch,
welches darum wenig geniessbar ist" Sch. — 2. „sehnig,
musculüs, kräftig; vom Körperbau eines Mannes Bs".
ge-äderlet; viele kleine Adern oder aderähnliche
Streifen besitzend, z. B. Gestein Ndw; Sch.
ader(f(-): oderGWsst; SchwE.; ZHorgerberg.
Auch mhd. rukr neben ndrr.
Ädere" s. Äterc". Adex s. Eidechs;.
Advokat ajifikai^iM, ">7,nf Bs; Gr; Z, q/;/./«» Schw ;
Z (auch -nd), afflikat Bs; B; G, aßikat Aa; Bs; B, aß-ikai
BsL. : Fris. erklärt etwas schwerfällig_ und unsicher:
.Advocat. fürspräch, beystender, Lst ein beschirmer der
Sachen [d. i. Streitsachen, causie]. welcher die zweyfel-
hafftigen und irrigen [streitigen] sachen entscheidet,
und darinn radt gibt, die gefallen wider aufrichtiget,
die versaumpten erholet [nachholt, wieder hervorzieht]
und mit rächt beschirmpt.' — Die BsGerichtsordn. von
1719 bezeichnet den A. als gelehrten Rechtskundigen
gegenüber dem aus den Richtern oder dem Publikum
genommenen Fürsprech. — Die Gerichtsordn. v. Schw
1836 bestimmt, dass der A. vor Gericht in ehrbarer,
wo möglich dunkler Kleidung und mit dem Degen
erscheinen soll (den bis auf neuere Zeit auch die
Oberrichter in Z trugen). — Die BGerichtsordn. von
1821 unterscheidet die A. in Fürsprecher und Pro-
kuratoren. Der A. im Volksleumund: Zungenfertig-
keit: D'A-e chönned eim 's Wort im Mrd rerdräje.
Es Mül ha" wie en A. Streitfertigkeit: En r/iiete A.
en löse Nachher. Unersättlichkeit: En A. frisst e Boss
vor-em Mwgehrod. D'A-e fressed Geld. En Hafe voll
Schmalz [gekochte Butter] mit-eme Chris 'deckt ist was
de-H-A-e (/'schmückt. Gewissenlosigkeit: Was en A.
tuet, das schämt-si de Tüfel nu z'denke ! Wie
mached's iisri A.? So mached si's. Si stand halt hinder
d' Stubetür Und (jend de hüte d'Wort letz für, So
mached si's! (Aus einem Lied ü. d. Stände.) Überzahl:
Es hat me A-e as rot Hund. Trotz dieser Eigen-
schaften miies-me [soll man] em Dokter [dem Arzte]
und em A. mit rerschulge, zumal er auch ein Mann
ist, der eifrig nachdenkt: du stirrist ase wie-n-en A.
Stutz. — Zu Aflikat vgl. aflen ?
Adi m.. dim. Adoll: 1. Adam lis; F.Mu. 2.
.Vdrian W.
Adi f., n.: Adelheid ZLunn.
ädi: Interj. des Spottes SciiKirclili.
adia s. nach und nach.
adie! Adic Aa; Ap; Bs; BM.; Z, <xdi->, ddift Ndw,
adi Kdrspr. Bs (a); B (ä), äde Aa; B; L; ZKdrspr.,
ade ZKdrspr., adiei AaZu. ; Bs: adieu! Gruss; meistens
beim Abschied, in BsStdt. auch bei Antritt und Be-
gegnung. A. säge, Lebewohl sagen; auch mit Bez.
auf Sachen. Dr Welt ade säge, ins Kloster gehen L.
Adif Will, i giiiiii ins Tirol! S. ,Saluteni dicere foro,
dem i^criilit Ad'' suj^en oder gnaden, sich nit mer in
gemeine | (öffentliche] gschäfft geben.' Fris.; Mal. Anere
[einer] Such Adje (guet Nacht) säge, sie für verloren
halten. Sulg. A. mache, förmlich Abschied nehmen,
1)1 oder mit Freunden B; ZDättl. Ade mache, von
kleinen Kindern, mit den Händchen winken Z. Adie
gä, von kl. Kindern: spazieren gehen oder fahren Aa;
Ap; Bs; Z, weggehen B. Bist adie g'sl? bist du spa-
zieren gegangen? Ap; Z. Adije nä, Abschied nehmen
Ndw. A. w61! oder a., lehM) irol! B; Z. Übertragen
als Ausdruck des Erstaunens: a., iez han-i'''' Zit z'go"!
Spreng (jetzt weiss ich nicht mehr, was ich sagen soll).
Bei Weissenbach 1701. 1702 ndhi, welches der Grundf.,
frz. adieu, nahe kommt. — Syn. dede.
adieml ndieml: ein sehr gebräuchliches Spiel der
Kinder, ein Wettlauf. Das zuerst ans Ziel kommende
ruft a. BsStdt.
un-ädig önädifj Ap, unäticj G: unfreundlich, unan-
genehm, widrig, vom Wetter A"; unwirsch, wider-
haarig, mürrisch, unverträglich, abstossend Ap; G.
Da in Ap MA. die negative Vorsilbe auch vor Voc. nackt
ö lautet, muss man wohl abteilen u'-nätig, was sich nicht in
eine Nat will fassen lassen; vgl. das syn. «"töd, was sich nicht
will sieden lassen, d für t wie in Jiad, ('Aar^lKotj n. a.
Adigstät n. : Attestat, eine Ausweisschrift, ein
schriftliches Zeugniss AaL.
Fremde Tennis wird gerne erweicht. Das W. scheint als
Cnmpos. mit (l'ttäi verstanden zu sein.
adile-i: Schlittenruf; weiter gesponnen : A.! d'Chatz
lüid vier Bei! ZAflf.
Adle adle f.: Adelheid Z.
Aditant: Adjutant Z.
Adler m.: 1. Lämmergeier Gl; GG. Alpina 18üG,
170. Vgl. Gir. Es sitzt en A. uf-em Tuch usw. Spiel-
reim bei RocBH. No. 225a. -- 2. Reichsadler? als
Wirtshausschild. — 3. Euphemistisch. Triff -mi
in A.! grobe Ahweisungsformel BsL.
, Enten-: der die enten erwütschet, aquila ana-
toria.' Mal.
Mies-: Die eine Art des Weissfelchens oder der
grossen Maräne, Salmo marKna; zum Unterschied vom
Sandfelchen so genannt, weil er auf moosigen Stellen
laicht. Bodensee. Hartm. 1827.
Hat eig., wie die Syn. ^dcffisch, ^Irfe/felchen, ^(fcJsj.srle
zeigen, mit dem Vogel Nichts zu tnn. Zn Miet vgl. den syn.
Namen Krüthtdi-hfn.
91
Ad, ed. id. 11(1. Uli
92 *
Adlez ridhj, 111.: Atla.s. Satin, eine Art des Soideu-
gewebes Z.
adlig s. artlich.
ab-ädmen s. db-ehnen.
So schreibt unser Gewälirsiiiauu , ciu Philologe, statt
-fhmen mit übel angebrachter Rekonstruktion von d für h.
ver-admodieren: verpachten. ,Weil das Verkaufen,
Veradmodiren und Verpachten der Milchan die Sennen
eine verderbliche Sache ist, sollen alle Adraodiation-,
Pacht- und Verpachtungen der M. verboten seyn,'
1778, Z. .Admodiator', Pächter. 1732, Bs.
Adresse ".^vf««. in. OnVal,, Adressi f. Nnw,:
Adre.-^se,
adrett: gewandt, flink Bs; Seil: Z. - - Vom it. nddi-itt,,
(tl-z. ,„lro;t). "
Adrio (.n.y m.V): kreisförmige Wur.st ins Netz ge-
schlossen (statt in den Darm). A. n»d ,S<J„brägel.
beliebte Gerichte im Wirtshaus BStdt.
Anders B, anders BSi., Näuderis S, tiauderUwE,.
G anders närderi B oSi., Gudere UwE.: «'- B; S; Uw,
in- BSi. gä" = zu Grunde gehen, in Verfall geraten,
nur von Sachen, z.B. Esswaaren, einem Bauernhof udgl,
,'s (jeit alls in üiiders, omnia ad ruinam vergunt.' Id. B.
Bair. ,in Oders gan' niuss auf umdeuteuder Anlehnung
an ,ödc' beruhen, wie unsere Formen mit g- viell. auf einer
solchen an güden, geuden, wenn sie nicht mit ge- zsges. sind.
N- dürfte aus der Präp. in herübergezogen sein, obwol gerade
die Form Niiudaru uns nur in der Verbindung mit der
Präp. ze bekannt ist. Obwol die Voc. au (äu) : 4 sich deutscher
Ablautsreihe fUgen, dürfte doch hier ein fremdes, von Anfang
an nicht recht verstandenes W. vorliegen. (Simm. fi* = äu).
Ed s. Erde. ede s. ? ('e denn).
edel: ,I>as edleste Fleisch auss allen Geschlechten
der Albulen haben dise, von welchem sie den Namen
bekommen Edel.^ 1661, Cys. Jetzt nur noch in den
zsges. Namen von Tieren und Pflanzen zur Bezeich-
nung vorzüglicher Qualität einer Art
nüw-: aus neuem Geschlecht, erst vor Kurzem
adellich geworden, im Gegensatz zu echtem altem
Adel. Ansh.
Edeling m.: Edelmann, Adellicher; junger Mann
von Stande. ,Edling, der = Jüngling von edlem bluot
här, von adelichem stammen.' Mal. Die Thurgauer
beschweren sich 1525, ,dass die Edling vnd Waidlüt
niengem bidermann grossen schaden zuegefügt haben.'
,Seine besten Edling, die mit jm von Jugend auf er-
zogen warend.' 1531, I. Macc. 1. Edlib. {nach Nennung
zweier Grafen) : ,und ander vil edling.' .Fürsten, Grafen,
Fryherren, Ritter, Edeling.' Ansh.
K. früher nur ein Mann von hohem Adel; ,F,delkuechf
ein Aspirant auf die Eitterwürde.
edelieren: in den Adelstand erheben. .Conrad
Gässler gebohren von einem stattlichen Adel, warendt
erstlich Freyherren, wurdendt darnach wider edelicrt.'
CVSAT.
edes s. c (i- diiss).
Edi i: Eduard Aa; Bs; Z.
„edig: Adv. einerlei, gleichviel F. — Aus einding."
Ediker s. Ettilr. Edle s. Erdle, Erle.
Eid: 1. In Verbindung mit Verben. 1) Einem
einen E. geben, a) vorlegen, vorsprechen, schworen
lassen. ,Jusiuiaiidum cxigere et reddere, Eim den eyd
t
gäben oder den eyd von eiiu forderen.' Fris.; Mal.
,0b einer oder me werent, die dem, so inen den eid
gebe, die werte nit nachspreche.' 1411, BsEq. So
auch mhd. — b) einen (verlangten) E. ablegen, leisten,
schwören. Manuel 367 u. So auch mhd. — c) Manuel
sagt 217, 30, die Messe sei schwer angeklagt und es
sei zu besorgen, ,man werd iro den eid von knechten
geben': sie werde abgedankt werden wie entlassene
kriegsleute? — d) Einem Etw. in den E. geben: im
Eide einbedingen, eidlich auferlegen. ,Es ward küng
rudolffen in sin E. geben [Ostreich wieder an das
Reich zu bringen].' Bossh., Wint. Chr. — 2) den E.
weggeben = erlassen. Ein jugendlicher Verbrecher
wurde i. J. 1590 nur ans Halseisen gestellt, dann ihm
ein Ohr abgehauen ,und der E. weggegeben'. Ölhaf.,
.Ur. Chron. 80 (wahrsch. der sonst übliche Eid, das
Land nicht mehr zu betreten). - 3) an einen Eid.
kommen: zur Abverlangung eines E. schreiten Zg
1432; Zeitschr. f. schw. Recht 1, 2, 9, 17. -- 4) ,Einem
seinen E. under Augen schelten': ihm ins Gesicht
Meineid vorwerfen, ebd. 21. — 5) Einen in den E.
erkennen: gerichtlich zur Leistung eines E. anhalten.
GoTTH. — 6) Einem den Eid anlegen: auferlegen Nnw.
- 7) einen E. abnehmen: sich eine eidliche Ver-
sicherung geben lassen (vom Gegner) Aa. Mhd. ,einen
E. nehmen (geben)', sow. schwören als schwören lassen.
- 8) Einem einen E. vertrauen. Laut dem Landb.
V. Gl Art. 149 ist einem ,von Ehr und Gewehr ge-
setzten' Bürger, der einen andern beschimpft hat, ,kein
E. ufzeleggen noch ze vertruwen'. ,E. und Ehre'
werden häufig verbunden (Osenbr., alem. Strafr. S. 105.
244). Daher die Beteurungsformel: hi Er und Eid!
- 2. Verbindung mit Präp. ergibt Formeln der Be-
teurung oder feierlichen Einladung, a) ,Swer mit dem
andern spilt uf den Eit, dass der dem man da von
Spils wegen sweren muoste . . .' 1323, Lafffer 2, 26,
meint wol die Angelobung eines Pfandes auf den Fall
des Verlierens. — b) Bim Eid; hi Er und Eid imd
SeligUit. Bim türen E. Stütz; vgl. mhd. bl dem
hcehsten eide. ,Ich weiss hi minem eid nit.' Manüeu
,Ein solchen Jamer vnd hertzleyd Erfolget ist bey
meinem Eydt, Dessglichen man nie gsächen hat.' Com.
Beati, und noch jetzt mit dieser vollen Form statt
des ordinären mwi. Eidli''' und bim Eid! ZO.; bim
Eid bim Eid! GA. Auch üfm.Xcc. wie schon mhd.
Gilt heute, wo es namentlich in Gl und Z leichtfertig
gebraucht wird, für roh. Doch i. J. 1792 als Pro-
vinzialismus ganz unbefangen in den Kinderliedern
der ZMusikges.: ,Ja, für diese Freude Tauschten wir,
bim Eide! Nicht ein Kayserthum.- Euphem. Ent-
stellungen sind: bim Eich! Eicher! Eichel! Meiteli!
— c) bei Eiden bieten: feierlich zu einer Versamm'
lung einberufen. So wird noch heute in B der Grosse
Rat zu wichtigen Verhandlungen ,bei Eiden' geboten,
in Daves die Wahlmänner bi Eid und Schuld [Pflicht]
uf d'Sfube [das Gemeindehaus] geladen. — 3. RAA.:
Studiere wie am-ene [an einem] falsche-n-Eid, von
einem, der mit schweren Gedanken (Gewissensscrupeln)
beschäftigt, zu zögern scheint. Eid schwere' ist nii
Riiehli schabe", keine Kleinigkeit. Es ht-si''' mit de»
E. nid .schimpfe [scherzen]. Sulher. Falschen E. straft
Gott der Herr a Llb und Lebe, Guet und Er. ebd.
En g'rechte E. ist Gott leid [sogar ein notwendiger
und wahrer E.]. Die Symbolik der Schwurgeberde
ist noch der Verfassung" von AfA. 1854 einverleibt
93
A.l. eil,
94
uiiil wird noch jährlich deui zur Laiulsgemeinde ver-
saiumelten Volke zu Gemüte geführt. ,Dabei soll ein
jeder Christ aufheben drei Finger, wodurch angedeutet
wird die richterliche Herrlichkeit fiottes des V., des
S. und des h. (j. ; die zwei letzten Finger aber sollen
in die Hand zurückgebogen und damit die gänzliche
Unterwerfung der Seele und des Leibes unter die
richterliche Gewalt Gottes vorgestellt werden.' — S.
auch Königsf. Eydt-Buch 1643 und Schweiz. Kriogsr.
1704, 64.
GÜZ-: .Gauzeid, der Eid, den ein zu einem Amte
Erwählter leisten rauss, dass er auf keine unerlaubte
Weise sich Stimmen zu sammeln versucht habe.' Ebel.
walirsch. aus Gl, wo mit güze" der angedeutete Unfug
bezeichnet wird. — Syn. Praktizier-eid.
Juden-: die extra für Israeliten vorgeschriebene
Eidesformel. Aus dem Schwabenspiegel in die Gerichts-
ordn. von Z XVI. u. a. aufgenommen. S. Schäübg..
Rq. 2, 2'28. Schaübg., Beitr. 3, 203. Thomas, Sax .53.
I - Vgl. Wack., LB. ^ 495.
I Jär-: der jährlich geleistete Bürgereid. BsCarth.
' ,Im joreydt geschworen, keinem fürsten noch herren
nach in keinen krieg zu ziehen.' ebd.
mein- i ^ uni ^i mänäd St:u: 1. meineidig. ,I)as
fversuchte Kniffe] werde meineide erkannt.' 1411.
BsEq. ,An diser meineyden Tragwdi [der , Bluthoch-
zeit'] Theil genommen.' 1576, LLav. ,0b ich der Be-
trüger sei oder aber einer [jener] als m. erscheint.-
ZAkten. Er redt's m., gegen sein Gewissen Z. —
2. verdammt, verflucht, arg. Du meineide Cheib .'
l E meineide Lug Gl. Potz meined! ebd. Ir mänäde
Bölh! Verspottung der Schaff hauser mit ihrem Neck-
namen und dialektischer Ausspr. Besonders auch als
Steigerungsadverb : überaus, im höchsten Grade, gar
I sehr. Einen m. erhriigle". M. schön, scliicer usw.
', M. e rässes Mül Ap; Gl; Sch; Schw; Z.
; Vgl. Fromm. Ztschr. .5, 183 f. — Mhil. meimide neben
meineidec, -ic. In Gl, wo der stärkste Misshraiich mit dem
W. im Schwange ist, auch die abgeschwächteu Formen meiiied,
meinech; auch das W. in seiner eig. Bed. musste in der
ufficiellen Spr. dem mattereu , untreu' weichen, s. Alpenrosen
1868, '207.
meineidig = dem vorhergehenden. .Lügen wie
ein fauler meineidiger Dieb.' 1750, Gl. Ab.str. = arg,
gar sehr Ap; Bs; B; S.
Pflicht-: ein regelmässig erneuerter Eid der
■ Bürger auf Verfassung des Landes und Staatsverträge.
I .Des Pfiichteids, da wir zu dem geschwornen Brief
, und zu anderen Standes- und landessatzungen uns
verpflichten werden.' ll:!65, .T.Mfi.i.. — Vgl. Jareid.
Waleid.
■Praktizier-: Eid. wodurch man schwort, durch
kein Mittel die Mehrheit der Stimmen erkauft oder
sich verschaft't zu haben Gl.- Syn. Guzeid.
Torkel-: Keltereid; der Eid, welcher von den
Weinbauern einiger ApGemeinden dem Landesbeamten
alljährlich vor der Weinlese feierlich geschworen wird,
den Wein unverfälscht zu belassen und zu verkaufen.
S. noch T. 147*. Auch die Weinfelder Tm-yyellät hatten
ihrem Gerichtsherren lt. Spruchbr. des Abtes von G
alljährlich .anfangs der Wimnie' [Weinlese] zu schwören,
.in den Törgeln das Recht zu geben', insbesondere
auch wissentlich keinen alten Wein unter den neuen
zu mischen, und dass kein , Torgelmeister' Fässer mit
Wein lade, die nicht .gefächtet' seien.
Wal-: ,l)es Wahleids, mit welchem man nach
altem Kraucli umbgehen wird.' 1665, JMcll. S. Pflicht-
eid. Die Bürger mussten alljährlich an einem be-
stiumiten Tage schwören, bei Wahlen zu .\mtern nach
bestem (iewissen zu verfahren und sich aller Umtriebe
zu enthalten.
Wisungs-: ein Eid, den Hinterlassene schwören
mussten. dass von Habe und Gut eines Verstorbenen
Nichts entfremdet worden sei. 1694. 1719, BsRq.
cid-lich: 1. Adj. Eidliya G'walt, förmliche von
iler (»brigkeit erteilte Vollmacht zu rechtlichem Ein-
schreiten, im Unterschied von ,güetlichem' Gewalt,
welche weniger streng gehalten ist Ae; s. T. '247''. -
2. Adv. eidU, seltener eitli, Beteurungsw. ^ hini Eid
und auch mit diesem verbunden. Das iM ffirilss und
eidJi Kür Z.
eiden: 1. einen Eid schwören, vor einer Be-
hörde BO. '2. zu einem Eide anhalten. ,Eyden.
beim Eid fragen, ad juramentum adigere.' Mal. .Man
sol kein zerhowne Kleider machen lassen und mag
man die schulder darum aiden.' Kessl. ,Dass jedes
Ort sine Ansprecher eidet, on der Oberkeit Wüssen
und Willen nüt Unrüwigs fürzenemen." Ansh. ,Von
dem pundt Josie, damit er sich Gott verband und
alles Volk zur warheyt eydet.' 1531, Bullinu.
ge-eidcn: ,Swa die Kät nit mügen ubereinkomen.
da sol der minre teil, so si sich darumbe geeident.
dem meren teile folgen.' ZRichtebr. = beiderseitig
schwören V
eidigen = eiden 1 B. .Es sei ihm zuwider ge-
wesen zu ei.' GoTTH.
b e - : in Eid und Pflicht nehmen, einen Beamten B.
ver-: durch Eid eine .\nssage erhärten B.
EidecllS 1. , Eidochs B; Vw; Z(;", Heidochs.
dim. -öchsU Aa; B; L; Uw; U; Zg, -e'chsU, -ehdi Bs;
S. heidöchsel U (-e.rei), heiidochs Aä; S, heudächsli Bs,
-exli Gr. - 2. Eltachs GT., „eiitachs B", dim. -ächsU
ZRüniL, Eltachsle GT., Eltächs GT., elte.r Ar,
'eltex GRh., Hell-, Holt-, Ölt-, Eid- (Ap), Ildechs
GTa., Eltöchsli AaDö«;.; ZAuss., Ilt- AiKais., Eld-
ZKatz. — 3. Elsdächsli TuMamm., -döchsli SchKI.
— 4. Egdächsli Sch, Egedöehsli Tu, Eggäsli
Sch; S, q-r'!i Gr, Eg- Gl; GG.; Schw, Hogochs GTa.
und 0., Iiagox GSa., heg-,högiklisli.^x. Egel- ZWäd.,
Geg-, Gei- GW^a., Jag-ochs S, Hed-ochs, dim.
-öchsli AaZu.; F: Eidechse. En Egoehs! ruft man
spöttisch, wenn Jemand etwas Ekelhaftes in der
Speise zu finden meint Gl; vgl. Hii)imigriigg. Betr.
Aberglaube s. Schild 1863, 130.
Mhd. ajedelue f.: die Schweiz. WW. siml wol in Fulgu
der Aulelmung an ,Ochs' und , Dachs' muisteus ius mäunl.
(ieschl. übergetreten, doch blieben Eltachsle, Eltächs in (iT.
und Rh. weibl. — Das schon früh nicht mehr verstandene
W. erfuhr zahllose Umformungen; s. Frommanu 6, 471—475:
im ersten Teil oft durch die auch sonst häufige Vorsetzuug
eines h (,Heydechse'. GKön. 1715), womit der Anlehnung
au Heu, Heid, Hag und in Folge hievon der.ienigen an Ochs
und Iluchs gerufen war. An die mhd. Grundf. schliesst sich
7.. T. noch enge unsere 4. Gruppe au, deren Nbff. sich durcli
Assimilatiou von d an (j, ch an s (Kirchhofer schrieb noch »»)
und Ausstossung des d, ff erklären, (jcg- hat sich sein iu-
lauteudes </ vorgesetzt. Während Egoehs usw., ,Egechs' (Ruef)
das d. eliminieren, Hed-, ,Edechs, Adex, Edexen' (Forer) um-
gekehrt das g. Auch die Contraction ei aus egi taucht schon
in mhd. Xbf. auf; , eidochsen' auch bei ÄTschudi. Zu Elt-,
95
Ail. ed. i(l, od. iiil
Uli
,Iltächs' (1663) wirkte viell. der Tiern. Eltit mit. ~ Vuii
mhd. ege, Schreck (vgl. nnser Vb. eye»), urspr. wol .sclinellt'
Bewegung' (vgl. .schrecken', urspr. = spriugeu), also eutw.
.das schnelle' oder .das furchtsame'. — Beachtenswert ist,
wie unstät unsere ä. Schriftsteller in der Benennung des
Tierchens sind: Heuslin 1.5.57 .Heg-, Heydöchsli, Eidexen':
Forer 1563 ,Eg-, Heydochs, Heydox, Edechs, IMchs, Heyd-
öchssen': Redinger 1662 ,Eg-, hägochs, heid-, eidex' ; Denzl.
1677. 1716 ,Eid-, heidochs, des eidechs, des eidexen.' —
Der PI. von den mit -ochs gebildeten Formen t. schwach:
-ochee F; Uw, t. stark: -acht GTa. ; üw. — Syn. Lalluech.
Gräenig. Schänterli, Vierfüensler. Sunneultt'rki. Heckgcim. Hetztji.
Vgl. auch Heidogge. Heid-Ochs.
Spriggel-: gesprenkelte Eidechse. .Sprickcl-
eideehs' und .sprickelechter Eydex.' Denzl.
Eidbre s. Erd-Beri.
Eidelid um, H-: Eiderdunen Sciiw.
Id6 id'e S, sonst Ws; 1. Gedanke, übertragen auf
ein der Sinneswahrnehmung sich entziehendes Mass.
Um-en I. breitet: Es feit nw en I., su tcär's lany
(j'nneg. — '2. Neigung. Vertrauen. D'I. ztte Eim
ha" Bs.
Idel s. Nidel.
identisch %d^ntii: wacker, tüchtig Uw. — Ent-
stellt aus autentisch.
ieder ieder-e, -i, -es Gl, so und ied-e, -i, -es B:
Gr; Z, nieder, niede Aa; Xv; B; Gl; GA.; Schw:
S; U, niederige GA.: jeder.
Mhd. iedtr. Die MA. schwankt hier wie bei unser, unter
zw. der mhd. Weise, welche die Flexion hinter der Bildungs-
silbe -er antreten lässt, und derjenigen der Schriftsprache,
welche das -er selber als Flexionssilbe behandelt. Der An-
laut II- rührt von dem in der MA. fast immer mit dem Fron,
verbundenen unbest. Art.; sogar Gotth. schreibt e niederi,
es nieder». Das allmäliche Eindringen der Jotieruug des An-
lautes auch in der Schweiz. Bücherspr. veranschaulicht Gessners
Mithr. mit .jedem'. 1610 für ,iedem'. 1535; jederweilen'.
immer. Klingl. 1691; jodermenigklich'. ZMandat 1650. Die
urspr. dualische Bed. ist auch bei uns der allgemeinen plural.
gewichen und jene der Grundform unseres W., ie-d-weder,
ausschliesslich zugeteilt.
ied-lich: jeglich. .Jetlicher' neben ,yetlicher'.
Zwingll ,ein yetlicher.' Bibel 1Ö60 (1531: ,JEder-
nian'). ,ein yedlieher.' Fris. ,ein ytlichen.' Bs 1529.
jedliche Stadt', beide Städte. Ans. - Aus mhd. tcterfiVi
fie etevUch), ietlich.
od s. oder.
od Adj.: 1. In physischem, materiellem Sinne:
a) leer von Salz und Schmalz, geschmack- und
kraftlos, fade, von Speisen, die schwach gesalzen
sind, auch von Früchten Aa; Ar; GfiPr.; GSa.; Sch; Z.
.Insipidus, insulsus, unschmackhaftig, öd.' Redinger.
,Gar nach [beinahe] keines oder ödes [schwachen]
geruchs', vom Fleische gewisser Fische. 1563, Fischb.
— b) leer von Speise, nüchtern, also von Menschen,
welche durch längeren Mangel an Nalirung sich ge-
schwächt und unwohl fühlen. Es ist-mer öd Aa; BsL.;
B; Gl; GRh. u. 0.; Th; Z. Selten persönlich: ,Man
kann denken, dass ich nach vier Tagen und vier Nächten
öde war und nach Essen und Trinken trachtete.' N.
B Kai. 1842. .Von einem kranken houbte, als [wie]
dien lüten vil dicke widervert. die ir houbet öde
machent mit übel geessende und trinkende, mit va-
stcnde und wachende.' 1381, Buch d. Tug. .Sie haftend
gar nüt gesscn, der spys gar od.- 1535, Liliench. (mit
Gen.: leer von Sp.) ,Dem zuvor öd und blöd war,
desse äugen sind jetz wacker.' FWvss 1653. — c) leer
von Anbau und Menschen, unfruchtbar und ein-
sam. .Im Winter uf der Landstross z'laufe. isch kei
Gspass; grüsli öd isch's und blutt z'ringsum.' BWyss
1863. .Wenn die Hofstat je öd würdi stan von todes '
wegen.' 1371, Eschenb. Daher auch Ortsnamen wie
Ödtnjl (der Sage nach der Ort in Uw, wo der Drache
gehaust hatte). Im BO. auch vom Gefühle der Lang-
weile, welche sich in einsamen Wohnorten einstellt.
— d) leer von Vermögen, arm, zahlungsunfähig,
unbemittelt. ,Arm oder öde.' BsRq. ,Wer aber, der
nit burger ist, als öde oder ungewisse [ist], das er
das pfunt nit geben noch ver.sichern möchte.' ebd. —
2. In moralischem Sinn, a) leer von moralischem
Wert, nichtswürdig, von Charakter leichtfertig,
frech, mutwillig, geradezu: schlecht, schnöde, bos-
haft. En Öde Vogel, ein mutwilliger Bursche Sch. -
En öda Porst, ein schnöder Bursche Ap. Da ist en öde
[ein schadenfroher Mensch], er lädicen-het [schädigt],
iro er cha" Th. Zur leichten Schelte abgeschwächt:
du öde Lecker! Z. .Aller vertiuechten öden secken!'
schimpfl. Anrede. Man. ,Dass nit durch diser öden
Müler wort auch die fridsamen zu handthat [Tätlich-
keiten] kommint.' Ansu. ,Da bringend wir den öden
man [Job. d. Täufer] der nichts dann Unglück stifften
kan.' 1549, Aal. .Ein schandlicher öder Bueb.' 1574,
LeoJud. .Ein öder Papist.' 1651, Schirapfr. .Gewüss
dein öder Balg hat dir die schleg gemacht' [deine
Genusssucht hat dich so heruntergebracht; vom ver-
lornen Sohn]. Wahrs. 1675. — b) schlimm, schlau
„Ap; GRh.; Sch; Z;" GT.; Th (eig. gewissenlos, in
der Wahl der Mittel, rücksichtslos); „gewandt, ge-
schickt. Ein ö. Mann = einer, dem seine Geschäfte
gut von Statten gehen, der sich Vermögen zu ver-
schaflen weiss Schw; Zg." — c) „putzsüchtig, hof-
färtig'' (vgl. .eitel' = leer), geputzt, stattlich,
stolz, flott; vom weibl. Geschlechte auch spröde,
zurückhaltend Schw ; Zg. — d) schüchtern, einsilbig,
wortkarg; mürrisch, ungefällig, eigensinnig BO.,
eig. leer an Unterhaltung, Geselligkeit.
Mhd. ade. leer, eitel. Die Grundbed. noch bei Forer
Tierb. : .böse oder öde [taube] Nüssen' ; eine ,iide' Wasser-
blase =: die in Luft zergeht. Rud.Mey. 1650. Zu 2, c vgl.',
yemeit, mhd. = freudig, stattlich, ahd. = töricht, übermütig,
eitel, got. (gnmaid) = gebrechlich, schwach. — Syn. mucht-,
tucUtlog, blöd.
Lig-öd n. : Name eines Hauses in Z im XIV.;
dafür 1467 ,das ligend öid'; 1526 .zum ligenden Tod'.
Der Name nach der Art der imper.^t. Personenn. gebildet.
Das Haus entweder nach der vormals öden Baustelle oder
davon benannt, dass es längere Zeit unbewohnt geblieben.
ödelen, es adelet mir: ich fange an, Blödigkeit
im Magen zu verspüren GO. Leer sein oder werden
Ap; GWa.
öden: öde werden, ödes Aussehen annclimen B
(ZVRO).
er-: 1. leeren, erschöpfen, aufbrauchen. 3Ier
händ [wir haben] so ril Härdöpfel, si sind fast nit z'e.
Aa. .[Die Bauern haben] das kloster überfallen und
das erödet, was sie funden band', die Vorräte ge-
plündert oder verpras.st. B 1528. — 2. ausrotten,
vertilgen, z.B. Wald, Unkraut B; Sch; Suhw; S; diti
G'jät ist schier nit z'e. BSi., Wild. Ungeziefer; d'Wärre •
si iez erödet B. .Das Hohgewilde war erödet' [durch
97
All, ,-<], id. (mI, 11(1
Wildsohiitzeiij. 1779. Wurstis. — 3. Wohnstätten un-
bewohnt machen. .(Das Schlos.s] soll verbrennt und
erödet sein.' Wurstis. ,Damals entstand eine Hungers-
noth und solche Erödung, dass kleine Städte kaum
vor den Wölfen sicher waren.' Müll., Schw. Gesch. —
Syn. eröticii.
Ödi f.: 1. Gefühl der Leere und Schwäche im Mafien
H; ScHW; Z. — 2. unangehautc (ic<,'cnd B. .Die küniffc
die jnen selbs ödene erbuwcnd', einsame Orte, (irab-
; Stätten. 1548, Bibel. (1531 .sunderbare ort'. l(J(j7 ,ein-
i ödenen'.)
Ein- f.: Einöde Aa. Einzeln stehender Hof. ,In
; der Einöde Wattwyl.' Ehu, Wied. 83 f.
i „ein-ödlich, Adj.: einer Einöde ähnlich, verödet."
I Oia,ms. Adam. KunAs-Oden s. Hunds-Huden.
oder, zuweilen ädrr ZSee: oder. 1. zw. einzelnen
\\ W. das erste Glied der Alternative in der MA. meist
ohne besondere Einführung; in W aber entspricht sich
oder — oder; vgl. lat. aut — aut, frz. ou~ou. — 2. wirk-
liche Conj. zwischen Sätzen, a) son st, andernfalls.
Si chömmed )W'' emäl de Lö" über, o. d'Bible war
falsch. Baurengespr. Oder auch nach Imperativsätzen
, zum Ausdruck einer Drohung. — b) Häutiger und ab-
f weichend von der Schriftspr. nach negativen Sätzen
im Sinn von ,es sei denn dass, ausser wenn,
ohne dasa', wobei das Vb. des zweiten Satzes im Conj.
steht. ,l)a>i mag's iiäd g'ge [kann nicht gelingen].
■ 0. es tliüc Eine he.ve".' Baurengespr. .Nirgends hingehen.
; 0. der Mann nehme sie mit.' Gotth. Es wird Keine
l Landjäger, o. er heig en Ise abg'rennt [einen Fehltritt
begangen] Aa. Das älteste Beisp. finden wir bei Stadlin,
Hünonb., überliefert: ,Der Todschläger soll mit den
: Freunden des Erschlagenen an keine Ürti sitzen, o. sie
l rufen ihm.' 1420. ,Weil jhr aber weder eins noch
[ anderes behertzigen könnet, o. man thue euch vorhin
• recht verständigen.' Deutsch. Gedicht, Basel 1621. ,Ich
schwöre nicht viel, oder ich werde dazu gezwungen.'
[ 1790, Nachtlicht. Ein Mal findet sich noch die naivere
[ Construction mit dem Indic: ,Ein Fels, den kein
i Mensch betasten darf, o. er lasst seinen Gewalt mit
. grosser Ungestüme spüren.' 1647, Ziegl.
Mhd. uder, lud. oder, daraus aber schwerlich auf rein
'• lautlichem Wege aher, s. 0. Sp. 41. Die mhd. Grimdf. otl(,-),
' zu welcher oder compar, Erweiterung ist, noch 1588, Schw:
■ ,Kilchenpüeger od vogt.' Die Verbindung o. — o. muss früher
weitere Verbreitung gehabt haben: ,Da sie solches Schiff o.
mit in den Luft aufziehen, o. selbiges umschlagen, o. in den
! Abgrund seulien.' 1720, Mise. Tig. ,Allwo dann o. umb den
r Handel solle erkennt, o. derselbe weiters gewisen werden.'
iStadtr. L 1706/1765. ,Dou seilist o. holsä o. Mist ousträgä.'
Balz 1781. Und noch 1782 bei Pf. Schnider (Entlib. 2, 10):
t ^0. an einer sichern Stelle, o. dann sonst so aufgerichtet.'
;il Öderen: 1. seine Empfindungen durch unarti-
I kulierte Töne äussern, wie die kleinen Kinder tun
! BRi. „Ein Bischen murren W.- -- 2. „quengeln",
il. i. wohl: weinerlich klagen; „einen Wunsch immer
und immer wieder äussern; von einem Vorhaben immer
reden ohne es auszuführen BO." Den Leuten in den
Ohren liegen und sie langweilen. - 3. an einer Sache
, lange herum studieren, sich mit (iedanken abmühen
BRi. - Syn. 2. trinsen.
Odemiännig ■',d,rm.^,n,i Xx- B, Oter- B m.: 1. Stein-
wurz. agrimonia eupatoria L. Aa; B. - 2. Sibbaldia
procumbens L. BO. (Durh.)
Si'bw. IdioUkon. I. 1.
Mild. ,„/f,„,f, ,,-,.. „dcrm-n.ir. Aus dem lal. vi'id.-rlii ; vsl.
Aikcrmennig. HwjrmUmlU. 'Ani,mn,idl/. Ii.uzl. üheisptzt mit
.Oderiiieuig, Odenneng' agrimonia. Kiiirliwui/; euiiatipila ; in-
volucruni majus.
Ödi ö- B (Seel. ö-); L; S; Zu m.: .Vdam.
Zunächst aus Odem mit der für niänul. l'irsiiiiii, liili.lilcn
Kiidiin^' -{.
odios: unleidlich, ärgerlich (unpers.) BsStdt.
Ud : etwas. ,Üd old nütt - weders einer will.,
um 1550, alt. Ldb. Ndw. § 218.
Zsgi'Z. aus mhd. iiiuHl, alid. eu-mihi. S. auili iint.
üd s. nild, nit.
Udel »-' BBe.; W^ dim. UdelU W: 1. ein Schaf,
das im Wachstum zurückbleibt W. - '2. ein Kind,
das noch nicht recht gehen kann BBe. - Syn. 1. Ö^.
Nütnutz. Spätji.
Uedel, Udel, Utel, Ücdel, Üdel n., in S und bei
Cysat 111.: Hausbesitz als Bedingung städtischen
Bürgerrechts Bs; BThun; L; S (in Z dafür Vrsatz).
Wer in der Stadt kein eigenes Haus besass, also ,U.s-
burger' war (s. d.), musste an einem Haus in der
Stadt ,Uedel nehmen', d. h. sein Bürgerrecht auf ein
solches Haus (resp. Anteil an demselben) als Unter-
pfand verschreiben lassen und davon jährlich den
Udehins bezahlen. Die Verzeichnisse der so einge-
schriebenen Bürger und der von ihnen zu entrichten-
den Abgaben hiessen Udelbüecher. Vgl. Archiv des
bist. Vereins in B 8, 186 ff. Arch. f. schw. G. 13, 16.
Ar«. 6, 173. ,Da.ss wir von burgrechts wegen einer
Statt Solotorn järlich geben sollen den gewonlichen
nodal vnd burgerzinse, nämlich 3 pfund.' 1531, Absch.
,Es ist euch gesetzt das man den ussburgeren zu dem
üdell oder under ougen [in ihr Haus oder ihnen per-
sönlich] fürpieten [Vorladung zukommen lassen] soll
und söllendt die an dere[n] huse sy üdell band, potten
senden das fürpott khundt thun.' 1539, Thun, hier
also das betr. Gebäude. .Welcher nun fürhin Lant-
raann werden will, der soll uns 50 guldin gen, das
soll das udell sin.' 1545, Ldb. Ndw., hier also: Betrag
des Einkaufs ins Landrecht. ,Swele [jeder der] vnser
burger ist. der sol in vnser stat zien, ald er mus von
sinem burgrecht gan vnd darzu sin utel geben.' Alt.
LEatsbüchl. lt. Secess. (Schauberg liest .Uodel'). .Sollen
Sye den üdel zalen, vnd von Bern alsdann Lidig
sein.' Cysat, der auch üe.del schreibt. ,Dass fürohin
keine solche frömbde hindersässen oder Inzügling sollen
angenomen werden, Sy haben dan ihr inzug gelt vnd
Vdel oder Bürgschaft von erzüchung wegen ihrer kin-
den ufzeleggen.' LAnsehenbuch. Ein Freiherr v. Karon
W bat die Räte und Burger von B: Um Gottes Willen
möchten sie ihm die Udel der versäumten Jahre ab-
nehmen, auf dass (nach Verlust aller Güter seines
Hauses) das einzige ihn aufrichte. Berner zu sein.
Müll. SchwG. 3. 123. Noch EGrimm, Cron. 1786 und
ZscHOKKE 1797 führen unser W. an. allerdings als ein
veraltetes.
Alid. nodal oder imlil (daher unser Ümlel); stellt im
.iblautsverliältniss zu .Adel'. Die Vereinfachung des Vocals
zunächst wol nur iu der Schrift (it für ho). Utd beruht auf
Umdeutung auf Un-Ieil (vgl. Vn-ijdd). S. auch Lmdtr.
nederen: ins Blaue urteilen, halblaut äussern. Er
hei öppis dem g'uoderet BSigr. — Wnl nur Variante zu
99
At; et; if, of, uf
lüO
Af, ef, if, of, uf resp. av usw.
Vgfl. auch die Keihe Apf usw.
Äff 111.: Affe. Häufig in bildlichi-r Anwendung.
1. Hässlichkeit, verbunden mit Einbildung von
Schönheit; Eitelkeit. Be schönst A. ist cn üflät.
Der A. im röte BöciU ist doch en A. Sulg. ,Luog
nur wie bist so läppisch kleit [gekleidet] Grad wie
ein atr.- Com. Beati. Darum heisst A. auch ein ge-
ziertes Mädchen, Äff'U ein geziertes Kind. ,Vor dem
Spiegel ston und den äffen beschauwen.' SHochh. 1591.
— 2. Dummheit. Tumm wie, tümmer as-en A.; en
rechte-n-A. Aa. ,!''• dumme-n-A., i"' sitz und gaff
usw. SüLG. Da stä wie-en A. (gaffend). S. die Conipos.
mit Äff. Affe fawß-me mit yrossc Biiiidschuehe, d. h. mit
groben Mitteln. Hieher wol auch die Bed. Rausch
Bs; ScH, indem der berauschte Mensch in tierischen
Stumpfsinn verfallen ist; und das Sprw. : Affe und
Pfaffe sind frei m Strafe. Sülg., wobei tierische Un-
zurechnungsfähigkeit dem Privilegium gleichgestellt
wird. 3. Nachahmungssucht; der A. als An-
fänger der Kunst. Die Zunft ,zum Affen' in B umfasste
urspr. die Steinmetzen (welche am Münster der Stadt
die Inschrift: Machs nach! angebracht haben), dann
übh. Kunsthandwerker und Künstler; s. BTaschenb.
18(37. Der Teufel als A. (Nachahmer) Gottes erscheint
beiKuNGL. 1688; Gwerb 1646. — 4. Mehr Mitleid als
Verachtung liegt in der EA.: früre, Hunger ha wie
en A., wo ebenso gut ein anderes Tier genannt
werden könnte. — 5. Schlauheit, Bosheit. AU
Affe, jung Pfaffe und wild Bare Soll Niemert i" si
Hm higere. Sdlger. ,Veterator, ein alter schalk, als
der alle renk in beschiss und arglist weisst, ein alter
A., boshaftig, durchriben.' Eris. — 6. Weniger auf
natürliche Eigenschaften des A. als auf mwischliches
Tun und Treiben beziehen sich folgende sprichw. RAA.
a) En A. usnä", durch unbedachtes Handeln einen
der Absicht entgegengesetzten Erfolg erzielen und sich
Schaden oder Schande zuziehen BRi.; Affen üsnä, sieh
irren BS., der A. üsnä, mit langer Nase abziehen.
SrLG. ,Sy werdent inen guote wort geben, bis sy den
äffen in ir band habend.' 1-529, Strickl., sie mit Worten
hinhalten, bis sie sich getäuscht finden werden. ,Her-
zog Fr. hatt aber den rechten äffen darvon [dass er
dem Pabste folgte], nämlich ein gross summa gelts' -
aber dafür nahmen ilim die Eidgenossen seine Lande
weg. Vad. - b) , Einen verspotten, eine nasen oder
äffen drehen.' Denzl. 1677. 1716. , Einem den Affen
trähen' = .schäntzlen, trätzlen'. Klingl. 1702;
dagegen nach Mey. 1692 und Sulger (dräje, zeige)
— ,das Maul schmieren'. Gleichbed. ist ohne Zweifel
,affen schrenken', bist. Lied v. 1474, da die Grundbed.
dieses Vb. ,schräg stellen' an die von , drehen' gränzt.
— c) , Einen A. geigen lehren' ist entw. ein frucht-
loses Bemühen oder, wenn es gelingt, eine schwere,
erstaunliche Leistung. In letzterem Sinn scheint Aal
zu sagen: ,also lert man die äffen gigen.' ,lch lehr
vil eh ein äffen geigen dann eine böse zungen schwei-
gen.' Murneh. -^ d) De»!. A. i's Mal blase, wahrsch.
in der Absicht, ihm Sprache beizubringen, gleichbed.
mit: dem Dreck en Orfig ge", zur Bezeichnung einer
verkehrten, fruchtlosen Handlung.
Ilie bildliche Auweiidung auf Dummheit, Trägheit mag
ausgehen von der Vorstelluug des A. als griusendeu Tieres
mit Tortreteudeni offenem Maule wie beim sinnlichen, stumpf-
sinnigen Menschen; der A. kann aber auch als ein Kind
angesehen sein; vgl. Äffli, Kosewort für Kinder. Zu 6, a
sei daran erinnert, dass Affen früher in vornehmen Häuseru
zum Zeitvertreib gehalten wurden; Aß'en üanen mag sich
urspr. auf Fälle bezogen haben, wo etwa bei einer Plünderuug
ein A. statt eines wertvolleren Gegenstandes (Gefangeneu)
erbeutet wurde.
Geigg-: unachtsamer Mensch, Tölpel ZO.
Entstellt aus Tcigrj-aff oder vwdt. mit ijeiydm, purzeln,
faulenzen.
Gal- (fi-AAFri. ; Bs): mussiger Gaffer; einfältiger,
unachtsamer Mensch Aa; S; Bs. Vgl. Gali, Gali,
Galöri.
gal-affen, in B t. ä-; „-äffen Bs; B; LE.",
Dim. galäfflen: mit offenem Mund müssig dastehen,
gaffen Aa; Bs; B; L. .Rundum sah er, woher das
Meitschi komme; er galaöete sich fast den Nacken
krumm.' Gotth. — Der Uml. aus der dim. Form ein-
gedrungen oder im Anklang an Läff.
an-: angaffen Aa.
ver-: 1. trans., mit Gaft'en verlieren, verscherzen
Aa; Bs; B; L. — 2. refl., sich im Gaffen vergessen, ebd.
— 3. intr. aufhören zu gaffen. So auch üs- Aa.
Gal-affer = Gal-aff Bs; B.
gal-affig, -äffig, -äfflig: gaffend Bs; B; L.
gilaf fen ^ (/a7a//e)i. BSi.
Vgl. Gil-Lu]/]ii. Entstellung von rjimijffm od. zsges. mit ythn.
Gin-: einer der viel gähnt B lt. Zyro; Ginnöffel:
Tölpel Z. ,Du bist ein rechter gynöffel!' Rükf; son.st
nur in der EA. Ginaffe BM., Ginaffel, Ginöffel
B; L; ScHW feil ha", niüssig gaffend dastehen.
Vgl. ,Ioh giu und gaff und bin ihr Äff', von eiueui
närrisch Verliebten. Uhland, VL. 64'2. Mhd. ginen, f/innen.
Maul aufsperren. Die Form Ginöffel mag auf Anlehnung an
öffnen (vgl. Gienop, Ganoffa, Uulop anderer deutscher MAA.,
Mulauf bei Fris. 1568, 945», ,das Maul offen vergessen.' Gotth.)
oder an Löff'd (vgl. bair. Gienlöffd) zurückzuführen sein.
„gin-afflen, gin-öfflcn: mit weit offenem Mund
und Augen niüssig, dumm neugierig dastehen B; Vw;
Zg", ginöfflen: gedankenlos herum laufen, bei der
Arbeit zerstreut sein AaZcI.
gin-affen: offen stehen, zum Vorschein kommen.
,Eine Wunde im Haupt, dass ihm die Scheitel herfür
genaffet.' 1586, DZwinger.
Gir- m.: von einer citeln Weibsperson. Gotth.
Umdeutung des Fremdvv. Giraffe f. mit Anlehnung an
ijireii, knirreu, viell. auch au GiJ-aff.
Glar-: Gaffer B, Tölpel; der alles ,beschnüselt' Bs.
— Von glaren.
glar-affen: mit stieren Augen, mit dummer Ver-
wunderung dastehen, tölpelhaft umherschauen B. —
an-: angaffen B.
Gras-: 1. einfältiger Mensch, bes. als ernste oder
scherzhafte Schelti^ für junge Leute, naseweise oder
drollige Kinder, vorwitzige Mädchen Aa; Bs; B; „L";
101
Af, ef If. of, ut'
102
ScH; Z. — 2. voiiichtliche Bezeichnung der Kinder von
.Grasbürgern" (ausserhalb der Stadt angesessenen
Bürgern oder geradezu Landleuten ?) Spreng.
Bei Grau donkt man unwillkürlich an ,jrün', dieses aber
steht oft bildlich = unreif; (Imimff bezeichnet also die Un-
reife des Geistes, verbunden mit dem Hang zu voreiliger Nach-
ahmung Erwachsener.
Häli- L: 1. dummer Mensch. Tölpel. — 2. nichts-
nutzige Weibsperson.
Von Häli, Schaf? Vgl. HutihünMi, ein Backwf-ik, und dazu
Hül-: Mensch, der leicht .beult', d. h. laut weint
Bs. — Syn. Pflenn-aff. Bnid-aff.
Himmels- höhnt Satan einen Engel in der Com.
Be.4ti.
Hörn- (Hürn- BGu.) Äff allg., -Affle f. S: 1. das
Glas, welches den von runden Scheiben übrig ge-
lassenen Raum ausfüllt; der Zwickel; dreieckiges oder
rautenförmiges Stück Fensterglas Aa; Ap; Bs; B; G;
Vw; Zg; Z. Gifs l'ei Schihe, so git's doch no e H., ist
doch noch zu Etwas gut. Streng. ,yon den Fenstern
zu machen, ist gesin 52 schyben, 3.5 Hornaffen.' 1524,
ScH. .Hornaifen verblygt [mit Blei eingefasst] und ver-
werkt.' Axsh. — Suld. 1'', 749 gibt dem W. weibl.
' Geschlecht. - 2. Schimpfwort Aa.
Bekanntlich bestanden die ältesten Fensterscheiben aus
dünnem Hörn; Äff aber mag sich auf die Gestalt der aus-
geschweiften Zwischenstücke beziehen, welche einigermassen
einem Männchen mit ansgespreizten Gliedern gleichen, wie
es in den I amen gewisser unförmlicher Gebäcke (Mal-, Teig-,
anderwärts auch Horn-Aff) wahrsch. eigentlich einen Zwerg.
Kobold bedeutet.
Krut-: Lümmel, der Dummheiten nachmacht Schw.
- Vgl. Gras-aff; auch Kraut-junker, Strau-aff.
Mul-; 1. = Ginaff allg. — 2. Muläffli n.: Be-
nennung der Pflanze Löwenmaul, antirrhinum majus
L. oder linaria vulgaris L. Aa; L; S. — 3. Muläffeli:
ein Gebäck L; s. Hornaff. 4. „Weiberschuh
I ohne Bändel und Schnalle AaP."
I Mhd. mü/-, munt-affe. Weniger richtig und (da (jinen eben
1 iHaul' aufsperren bedeutet) viell. nur nach Analogie der
I verbalen Zss. Gin-, Sperr- Äff usw. gebildet. — Augenfällig ist
die Vcrgleichung der Blume und des Hausschuhes mit einem
offenen Rachen, daher für jene die Syn. Schnurre, Leue-,
Drache-, Wol/aschiiörrii, Frösche-, Kalbamül, Schnapper. Nicht
hieher, sondern zu Mid-Vich, gehört MuJafe, herrenloses
Vieh.
Mon-. ,Der Monaff oder Meerkatz ist dem rechten
Aif zuowider.' 1563, Tierb. .Munaff, simia Prasiana.'
ebd. — M. = Mond, vgl. Mondkalb?
Her-: Geck ScnSt. ,Dess komt manche meoräffin
[1693; Mehräffinn] und mancher stolzer löffel hoch
dahär geträtten und verkleidend auf einmal mehr dann
ire grossvätter in einem ganzen jar gebraucht betten.'
SHocHH. 1591.
Viell. = Monaff, Meerkatze; vgl. Meerschwein und Meer-
wunder, über das Meer importiertes fremdes Tier.
.Baj-; Halbnarr, Tölpel UUrs."
Umgedeutet aus ital. bajaccio, Hanswurst, schwz. sonst
Paiaäs.
Pflenn- Bs = Hill-, Briiel-aff.
Blar-; Gaffer Z. — Von Uare, gaffen.
Brüel- Ba; 1. Kind, das immer weint. — 2. f'chreier,
Prahler.
Ror-. .Die grossen nuwen [neuen] büchs, de
Roralf genannt.' Kessl.
Sonst ein Bild an der Orgel des Strassb. Münsters, das
durch das Vfindwerk (ein Rohr) mit in Bewegung gesetzt
allerlei komische Bewegungen und Grimassen machte. Das
Geschütz war wol scherzhaft seines Schalles wegen nach der
Strassburgerfigur benannt.
Rotz-: grobe Schelte. Man. — Vgl. Schnuder-Bueh.
Schlar-: Tölpel Schw. — Aus d. folg.
Schlur-: „schlafsüchtiger, schlaffer, träger Mensch
L." St.'' Noch als Geschlechtsname in .'^. ,Veter-
nosus, fast [sehr] schläffrig, schluraff.' Pris.; Mal.
,Du grosser schlauraff du. Verschluckest Wasser, Brodt
vnd wein in einem geschwinden Nu.' Wahrs. 1(?75.
Mhd. slur. träge, faul; Schluri, gedankenloser MUssig-
gänger (Oberrhein); plattd. nluren, schwerfallig gehen.
schluraffisch: einfältig, närrisch. .Ich wil hie
din schl. meinung anzeigen, ich mein nit vil lüten
verstandinds.' Gyrenrupfen.
Schnar- S. Schnarr- L: ungeschickter, dummer
Mensch.
Aus Sihloniff mit Anlehnung au .schnarren'.
Stun-: ein scheinbar in Gedanken vertiefter
Mensch, Träumer. Id. B.
Strau-. Im Str., Ortsn. in Flurlingen.
Vidi, stand einst dort ein Strohmann als Grenzwache
oder Vogelscheuche.
Teigg-: 1. Tölpel, Pinsel; dumm vorwitzige,
unbesonnene Person Bs; G; Vw; W; Z. Unreifes
Bürschchen oder Mädchen, welches sich doch eine Be-
deutung geben will und mit diesem Namen gedemütigt
wird. Spreng. Mit dem Nebenbegriff der Bosheit GA.
— 2. spottende Benennung des Bäckers Aa. — 3. übel
geratenes, talkichtes, blasses Gebäck. Spreng.
Urspr. wol ein Gebäck in Form eines A. ; vgl. JJäli-,
Horn-aff, Mül-äffli; dann übertragen auf Menschen t. nach
dem Vorgang des Grundw., t. weil das Bestimmungsw. ,Teig"
sich leicht übertragen Hess auf geistige und leibliche Schwäche
und Unreife ; vgl. Tirggel und die RA. ; Wenn iV en Narre
Witt, so mach en hrötige, einen aus Brot (Teig); mhd. unge-
bachen, ungezogen, s. Baeho/en. .Weckgesicht , visage de
pomme cuite.'
Tal- ö Ap; Gr: dummer Kerl Ap; Gr; ScHwMa.
Viell. von dalen, tälen; doch vgl. auch Galaff, wie das
lautliche A'erhältniss von Ueigg- zu Teigg-aff.
Dreck-: Schelte für ein unsauberes Kind Bs.
Zwäng-: Starrkopf Bs.
„äffen, er-: zornig werden W." Auch äffe cho,
ebd., eine Konstruktion, welche dem benachbarten
Französsich abgesehen zu sein scheint.
äffen: 1. erzürnen, ärgern, trans. und reti. Gr.
Hieher viell.: ,Es äfft sich wie eine Katze.' Kirchhof.
Spr. 286. Die Meerkatze? - 2. betrügen, betören.
BossH. Wint. Chr.
ab-: ärgern Gr.
nach-: nachahmen, vom Teufel gegenüber Gott.
afflich, afflig, äfflig, äffli: zum Zorn reizend,
ärgerlich Gr.
Afferi -'s f.: Dummheit IJ.
Äffli s. Laff'e. afa, afe(d), afiy s. (uifancjen.
Afarantes m.: Verweis Ap.
Entstanden durch Vermengung der WW. Kaviluntis und
Affronle.
Af, ef, if, of, uf
104
AfTäre «fi'n Z, /' u./^ kurz ^ Aa; L; Vw, a/rf/v.
•if'^re Bs f.: 1. Angelegenheit, Geschichte, Ge-
schäftssache. '.9 isch eu A. vo 20 Franke. — 2. Streit-
sache, Streit. Die ztmi hein <ienij Affären .z'siiwen
BKi. — Vom frz. afioin:
affart s.ehifiirt. Äff] s. Anfii/I. affcl. a fei.
■ifel s. ahril
Affeltranger m.: eine Art Äpfel Tu.
Von Affiltinniiru, Name eines Dorfes. — Syn. iriu/,«-
Affelträngler. .\ffeltrangerbir: eine Art
Birnen Th.
affeng f'fi'v BM., «y"^f ' FSens. : Adv.. mit welchem
man seinen Bericht abkürzt oder auf eine Frage einen
imlifferenten Bescheid gibt. A. Büst iez z'frideV B.
Alje F.
Aus der frz. Nachbarschaft geborgt, en/hi.
afenne, a fennig, efenge s.anfanyen. Affen-
öli s. Ariönli.
.\veiltiir, Abentür n.: etwas Ausserordentliches,
Seltsames, Wunderding. Untier W. In unserer ä. Lit.
läs.st sich noch folgende Entwickelung der Bed. er-
kennen: 1. Ereigniss, bes. ein unerwartetes, wunder-
bares. ,Nu wil ich noch ein notpflaster umb abentür
willen [für alle Fälle] dazu setzen.' LHdschr. XV.
.Wäre noch gar vil anfentür zu schriben' [von allerlei
Wechselfällen]. Edlib. Manuel nennt .afentür' den
Gegenstand eines Schauspiels, Gengenbach die wunder-
baren Wirkungen der Liebe. .Mit was für Abentheur
erschreckst du mein GemüthV- 1755, FJHerm. ,Die
Zinzendorflschen Schriften zu sammlen, als ein besonders
7nerkwürdiges Abentheucr in der Kirchengeschichte.'
17.54. — '2. Wunderbares Ding, bes. von Tieren.
,Dise seltzame gehürnte Hasen sind von den Fürsten
als abenthür behalten worden.' 1563, Tierb. ,Diser
Meer.stern ist ein mächtig abentheur, wirdt sälten
gefangen, fleyssig behalten.- 1563, Fischb. u. ö. bei
Forer. ,So einer ein Kj-ebs mit Brantenwein besudlet
vnd den Wein anzündet, so wirdt er roht, mag also
zu einer abendthüwr, mit gesottnen Krebsen, läbendig
gezeigt werden.' 1661. Cvs. Und noch 1735 wird ein
von einer vornehmen Dame gehaltener Affe, der die
Leute belästigte, ,dises Abenteuer' genannt. In dieser
Verbindung fast subj. ^Verwunderung; entschieden
so bei Forer: ,Mit grossem verwunderen und oben-
theür der zuschauweren.' — 3. Wunderbare Wirk-
ung, Zauberei, Blendwerk. .Mit wunderbarlichem
Blut, das sie alles mit Abenteur [täuschender Kunst]
zubereytet hatten.' B 1507. ,Was grosser obenthür
vnd bossheit sy mit einem Ordensbruder getriben.'
1569, LIiAv., wofür 1670 ,sehr übel betrogen.' .Des
Luters dicht ist nitt gestift uf abenthür als etlich lur
.schribcn.' Thurgöw. Pur. ,Verbotten ding, buoben-
stück, abentheur vnd affenspiel durch solcherley zau-
berisches wortsprächen anzurichten.' 1646, Gwerb. —
4. Glücksspiel, Wagniss. ,In den glükhafen legt
einer, der sein abenthür bestahn [sein Glück versuchen]
wolt, ein kreutzer.' Bulling. Chron. - 5. Preis, Ge-
winnst XV. XVI. .Und welicher mit dem armbro.st
die allermeist schütz gewinnt, dem gipt man die besten
aventür.' 1465, SWochenbl. .[Wir] fugen vch zu wissen,
dz wir diss hienacli benempten kleinit vnd abenturen
fry ussgeben vnd darumb schiesscn lassen wollen.'
Büchsenschützen Z 1472. , Hören wer jetlichen offentür
gewunnen hatt.' Edlib. ,.\in fri gesellenschiessen, dabi
ain onargwönige und redliche afentur uss dem vesslin
oder baten.' 1485, Vadian. ,Brabium. Die abentheur
oder gaab, die man aussgibt, es scye zelauffen, zefächten.
zeringen' usw. Fris. Noch 1792 gebraucht HsEMaurek
das W. in dieser alten Bed., aber walirsch. nur ver-
anlasst durch seine Quellen. Ausnahmsweise von im
Krieg erbeuteten Silbergeräten und Seidenstücken :
Srukl. 1, 319, No. 926.
Schon Mal. fand die Sehreibung ,Aventeur' besser als
, Abentheur', weil das W. aus dem frz. aventure lierkoninie.
ühi. üvtntiure {. In unserer Literatur des XV.: ,obenthure,
abentür, aventür, abentür, obentrie'; später auch ,afreudiii-.
obventur, anfentür, oifentUr'; oft mehrere Formen bei ein
und dem selben Autor; im XVII. nur ,Aben-' und jetzt mit
sächl. Geschl. ; bis dahin, wie es scheint, nur weih], (ein
Mal, bei dem ungeschickten Stilisten Edlibach, m.|. Einige
der obigen Formen viell. angelehnt an , Affen, offen', wie an
,theuer' (mhd. tiitre auch = selten) ; , obventur' gelehrte Um-
deutung auf lat. obvenire, vorkommen; ,obenttrie' scheint
nach Analogie der roman. Ableitungen mit ia, frz. iV (nhd. ti)
gebildet. — Für das aus der neueren Schriftsprache etwa
herübergenommene \V. gilt die Aussprache abeilir oder mit
Umdeutung öbigtür. Ein nicht mehr verstandener Nachhall
der ,rrau Aventure' scheint in dem Volksliede Z'Stramhurg
ist f« Ma. de had zeh [10] Fraue <jha: Die erat häd ghelmc
0/etäi; erhalten zu sein.
aventüren aß-, af-i-, nßi-: die gymnastischen
Nationalspiele betreiben, haupts. die alten volks-
tümlichen, an verschiedenen Orten auf bestimmte Tage
festlich veranstalteten Wettkämpfe im Springen, Wett-
laufen und Steinstossen. Eu BüiigU affitüre, einen
Gang in solchen Kämpfen wagen LVizn.; Schw; Zg.
Eine Beschreibung s. Pilger von Einsiedeln 1869, 8.253.
,Ein Schwerdt, darumb zu abenturen und zu mutwillen'
[spielen]. Hafner 1666. , Jetlichem, so ditz abenthüren
gewinnet, ain fennli darzuo geben.' G 1485.
Mhd. äventiuren; eig. auf Abenteuer ausgehen; daher
1. Lotterie spielen. ,Und welche Personen darin obeu-
thuren wollen, die mögen ihre Namen einschreiben lassen
und für jeden Namen einen Baselplappert in die obenthurc
des hafens legen.' Bs XV. — 2. einen Liebcshandel be-
treiben; spielen, tändeln (mit einer Weibsperson). .Daseiner
Nothzwang mit einer Magt gebrucht oder mit ir geafentürt.'
1564, Stadtr. Wesen.
Aventürer m.: 1. herumziehender Gaukler,
s. Aventür 3. ,Ir affentürer vnd gougler erzeigend
ein klein, was ir gelert han.' Zielv. ,Abentheürer,
die die himmelreycli machend, cü'culatores, ventilatores,
histriones.' Mal. .Cybisteteres, Gaugier, oftenthürer,
die da lufftsprüng thuond oder das Mülerad genaimt,
springend und bürtzlend.' Fris. ,Mimus, Ein gaugkler
oder afenthcürer, der allerley weyss und bärd nach-
thuon u. anteren kann.' ebd. ,Hi.strio, Comijdispieler,
abendtheurer, Schauspieler.' Denzl. 1677. 1716. .Ein-
falt lüt, welche von denen affentürern betrogen und
verfüert sind.' Bullixg. Widert. — 2. Goldsehmid.
.Dise Artikel sollen die Goldsehmid und Abentüru zu
halten sweren.' 1493, Z. [schwachformigesn6e«fii/-e,ni.!']
,Dietrich von Duten, der Abenthewrer.' 1472, Absch.
Die erste Stelle in 2 deutet ausdrucklich auf sesshaftc
Leute; doch könnte das W. urspr. von jenen Venedigeru
gebraucht worden sein, welche nach edeln Metallen gruben
und in der Volkssage auch als Zauberer erscheinen; vgl.
Aventür 3; Vgl. aber auch , abenteuern, Metalle erproben'
(Lexer), zu Aventür 4 und , Abenteuer: Waare, bei der man
wagt, weil man ihre Beschaffenheit nicht leicht erkennen
1(1.1
Af, et; i1'. (if.
106
kauu.' Schmid. Das Fisclib. 1563 spricht von ,abenthemern
uuii Triakcskiämern', welche Schalen [von einem gewissen
Fisfhu] zeigen [als Wunderdinge, Avenlür S]. ~ S. auch
WeiilurU-rer.
Aventüret m.: die festliche Betreibung iler oben
erwiilinten Spiele an bestimmtem Ort und Tag Schw.
aventürig a/'ttüriij: feinsinnig, leicht und richtig
merkend oder beobachtend, gewandt, lebhaft, bes. von
Kiniiern Gl. — In unserer ä. Spr. 1. abenteuerlich,
seltsam, wunderlich; vgl. Aventär 1. 3. ,Affentürig
fantasteu.' Salat. ,Ein wunderseltzam, abentheürig.
frömd thier.' Tierb. 1.503. [Ein Tisch] ,mit einem
abentheürigen scheützlichen grind.' ebd. ,Wir hend
ein abentürigen früemässer ghan, der schweizt den
hergott allweg in einem pfennlin.' 1.530, Strickl. ,Ein
selzamer oft'entürig man' nennt der Narr sich bei Euef.
.obenthürig'. 1549, Aal. — 2. gewagt, kühn, dro-
hend> vgl. Arentür 4. .Der Himmel was offendüryg
mit aim zornigen Wettar.' 1527,HsStockar. ,Die jungen
gsellen sind abentürig, stark und muotwillig.' Manuel.
Von Anschlägen: , ofentürig'. 1525, Ecjli, Act. — 3.
schlau, listig, gewandt, geschickt; vgl. Aventür 3.
,Callide, Geschydlich, listigklich. abentlieürig.' Fris.
— Vgl. ufertür.
aventürisch = acentürig 1. ,Abentürsch knaben'.
seltsam aussehende. Salat.
aventürlich ale-, ajxt&rUy : schauerlich, z.B. vom
Geschrei der Eulen B.
Afer ScH, Afere. dim. .\fi Gl: Afra. weiblicher
Taufname.
Affer. Die Gerber sollen keine After an dem Lcder
las.sen, damit es grossem ,Schyn' habe, sondern selbe
ab.schneiden. 1463, L.
Vgl. ? bair. Afen, das Seiteuonrtc einer Sohlluiut; A/tr.
oberer Rand eines Feldes.
Afernacliter: Wein von Auvergnier S.
afert, äfert. afort, afurt s. einfart.
afertschinen s. afterscMnen.
Afgi: Dim. des weibl. Taufnaniens Afra Gl.
Afi n., dim. Afeli BHa., Äfi (Jl: 1. weibl. Taufn.
Afra BHa.; Gl. — 2. äfi einfältig furchtsames
Geschöpf Gl.
Letzteres wol nur der zum Appellativ gewordene Eigenn.
lind von diesem durch die Verschmähung des Umlautes ab-
ifesnndert.
Avikat, Avlikat, Äff- s. Adrolat.
Avionli Uviöitdu Aa; L, Haviundli BEmm., Affi-
höndli Aa, Ofenöndli L, Affenöli Z ö* ZSta. n.:
Veilchen und zwar sowohl Viola odorata als arvensis
anct. L. Da die Zeit der ersten Veilchen mit einem
Termin für Dienstbotenwechsel zusanmientrifft, so
; singen die Kinder in Stammheim: Affen-, Affenöli!
Meister, gim-mer 's LÖli, leg de Seekel iif de Tisch itnd
(fim-mer, wa d'mer schuldig bist.
Vgl. ViSnli. Das vorgeschobene a (lia und umgedeutet
1 ■iff, Ofen) ist kaum ein rein lautlicher Vorschlag ; vgl. Gu/enöiüi,
', Schmöckeronli.
l Avis s. An-wls.
\ Afflentschen s. uhliindsch Sp. 42. ,Im Aft'-
lentschen herum lasset man die Schafe in Wäldern
laufen.' 1732, SLitrz.
Horn-AffU s. H.-Aff. afoche s. (nifanfien.
Aifolter m. : Apfelbaum, jetzt nur noch als Ort s-
und G esc hl echt sn. Im Äffnlter S. AffoUcrc. Name
mehrerer Ortschaften bes. in B; Z.
Mhd. apfaller, affaltn: — Mit der app.'llativin Heil., aber
als weibl. Suljst. (ahd. ,i/,/.,lt, ,„] n.ich in schwz. Urkunden:
,zu der affoltren', ,vün di i -izwi-rt. n a.', .unter die a.' In
der sclieinbaren Bildiingssilli.- str.kt got. triu, ags. trcöv u.,
eng!, tree, Baum. Affottcrc" eig. Dat. ,bei den Apfelbäumen'
oder ,bei dem A.' — Vgl. auch Äff hol der. Affdtrumjen aus
Affidtn-wam/cn.
affolterin Adj.: von Apfelbaumholz. ,A. holz',
von wilden Apfelbäumen. Arp,. 1861, 137.
.affolteren: die Sprossen an den Weinreben ab-
schneiden oder wegbrechen W."
Afrika. ,A. bringt allezeit was neues.- S|ir\v. liiHl.
Klixhl.
Mit Beziehung auf die Wundergeburten, ilii; unter diin
heissen Himmel vorkommen sollen, und angi-wi.ndet auf un-
beständige, wankelmütige Menschen.
Afrikaner m.: eine Art Spätkartottel Gl; Z. —
Syn. Amerikaner. Korsikaner.
."Vfrikat s. Advokat.
avrisieren f. avisieren, benachrichtigen. ÖLVolks-
gespr. 1, 9.
Affrunte AaEh. ; Bs; ZStdt, -f- Sch ; S ; Z, Af'eriinte
Th. Af'erant aScnw, f. Bs; Z, m. Aa; S: Schimpf.
— Aus dem frz. affront m. Vgl. Afnratitcs.
affruntli(g): grob, unverschämt Bs.
affruntierli(g): Aa; Bs, afrontierli S. affraii-
tierlig Ap, afferentierli Schw, verafferontierlig
GWa. : ebenso.
affrontieren tr.: Einem Schande machen Uw.
äferen fi {ä Aa; BO.; Th, a AADegerf.): 1. wieder-
holen, naraentl. mit dem Nebenbegr. der Belästigung
der Zuhörer Gl; Unnützes schwatzen, Geheimnisse
ausplaudern ÄASeet. ,Dasselbig hab ich zum teil in
der Katstuben ufgeschriben, darnach mit flyss an miner
herberg widerumb gcäfret.' Zwingli. ,Eepetere verba,
widerumb ä. oder sagen.' Fris. ,Deuteronomion. das
Gesetzt, das wider ausgelegt oder geäferet ist.' Bis.
1560. ,ltero, ich thue widerumb, ich ättere.' Dasvp.
,Dass aöllich burgrecht ein lang Zyt ungeäfert beliben'
[nicht mehr erneuert worden]. 15'27, Absch. ,Echo, so
die stimm das letst wort allweg widerhallt oder äferet.'
Fris. ; ebenso LLav. 1569, wofür 1670 , widergibt'.
Daher auch nachahmen: ,Vultum alterius fingere,
eines angsicht ä. , sähe-n [aussehen] wollen wie ein
anderer.' Fris. ,Ein burgstell, heisst Castellmuro uss
äferung des fleckens [Muro] darunder ligende.' 1.538,
ÄgTschudi. — 2. wieder vorbringen, namentlich
etwas Widriges, Streitiges neu anregen mit der Ab-
sicht, es zu beklagen, zu tadeln, nachträglich zu
berichtigen oder zu bestrafen; in der Schweiz
bes. und viell. zuerst auf das Kecht angewandt. Auch
(doch selten) mit Acc. P. = rächen: Wer mit einem
über die vierte Linie hinaus verwandt ist, hat ihn
nicht ,zu ett'ren noch zu rechen' [was sonst Sache der
Blutsverwandten war]. 1496, Baden. ,Synen tod ze
ä., ald ze rächen.' 1634, Kyburg. Häufig in die
schwächere und allgemeinere Bed. klagend vor-
bringen übergegangen. ,Wo söllich Lümbden fallen,
das soll man vor den Eidgenossen ä.' 1478. ,Wie wol
ich noch grössers ein zyt bar ungeäferet geduldet hab.'
ZwiN(a.i. .Weil es doch gelerte leut geandet und
107
Af. ef. if. of, uf
108
geäfert und übel sicli darob beklagt habend.' Vad. In
4. Rang stehen Lidlöhne, ,doch das sy nit über jar
und tag ongeäffert angestanden sygend.' 1555,Winterth.
,Das er etliche Jahr soUieherley geschir veil gehcpt.
allso das es im nie geeffert worden.' 1598, Z. .Petrus
hat geandet und geäferet der Juden urtheil über
Christum.' 1650, Wtss. ,Man darf nun auch deinen
Tod nicht mehr äffcren, und denselben den deinigen
aufrupfen.' Iti94, Meyer. ,GeTorderet, geandet und
geäpfferet.' 170(5/17(55, Stadtr. L. ,Wann ein Bing in
6 Jahren Ton dem rechtmässigen Besitzer nicht ge-
äffert, gehandhabt, gesucht oder nachgefragt wird, so
fallet dasselb einem Amptmann zu.' 1666, H.ipner.
In der heutigen Volksspr. nur in dem allgemeineren
Sinn : a) etwas geschehenes Unangenehme wieder
hervorziehen und sich darüber ereifern Gl; G,
tadeln, rügen Aa; Ap; Fr; Th; Uw; Z. — b) refl.
1) sich widersetzen, widersprechen Ar; Gr; L.
2) wieder aufbrechen von einer alten Wunde L.
— 3. unbebautes Land anbauen, bearbeiten Aa; Bs,
oder bereits angebautes durch weitere Bearbeitung
verbessern, in höhern Wert bringen BEmm., auch
solches Land vergrössern durch Übergriff auf an-
grenzendes Privat- oder Staatseigentum Bs. Einen
Acker , äffern, buwen, nutzen, niessen'. Erblehenbr.
1576, L. Ebenso von Matten. 161'2, Laupen. , Weder
mit Pflug noch Hauwe etwas ä.' 1613, Gormund. Bei
Verleihung von Reblehen wird bedungen, sie getreulich
,zu buwen und zu ä.' BGranson 1654. .Alles Hinaus-
äferen [über das Privateigentum in das öffentliche]
ist verboten.' 1770, BsRq.
Mhd. avcrn, üvcrn; der Umlaut deutet auf eiu ahd. avftijan
neben avarön; TOD avar, wieder, unser aber (daher fränk. das
Vb. öieni und ZW. toideräbere). Der etym. Zusammenhang
zw. Adv. und Tb. muss sich früh gelockert haben und das
Vb. in die obd. Dialekte aus den mitteld., deren v es behielt,
aufgenommen worden sein. Die der Schweiz eigentümliche
Bed. 3 erklärt sich daraus, dass der Anbau des Bodens
regelmässige .Wiederholung' gewisser Arbeiten verlangt.
über-: einen Nachbar überpflügen, oder mit der
Hacke über den Markstein fahren.' Spreng.
er-: 1. wiederholen, wieder vorbringen, auch
die Worte eines Andern BO. ,Sy widerumb zu e. un-
notwendig.' 1550. Altstetten. .On not der lengo nach
zu e.' WüKSTis. ,Als klag und antworten eräferet und
damit die sach zum Rechten gesetzt ward.' 1550. An
Etwas erinnern. Wurstis. ,Wo jemand gegen einem
Sohn etwas anhenken wurde, solches aber bey der
Eiteren Leben nit eräferte. der soll seyn Ansprach
verloren haben.' LStadtr. 1706/65. — '2. in höhern
Wert bringen, vermehren, verbessern (ein Landgut,
Vermögen) BO.; urbar machen, reuten BBe. 1699.
,l)ie (iüter in eeren han, erefern und erbuwen.' 1548,
Bs. Die B Obrigkeit rügt 1654, dass der Ertrag eines
Reblehens , wegen Mangel Eräferung' abgenommen. —
3. „refl., sich erholen BO." — 4. refl., sich er-
zürnen ZWehnt. — Letzt«res wol aus Vermengung mit
»ich ei-i/cre" entsprungen.
wider-: 1. wiederholen. ,Was etwan repetiert
und wideräferet wirf JUGrob 1619. ,Ir [der Lerche]
stimm ist Lü, lü. diso wideräferet sy oft't.' Vorelb.
1557. ,T)ass die ding so cinost gerecitiert, wider äferet
werden.' XVI.. Schulordn. Brugg. ,Eine Baden-Cur
w.' 1702, SHoTT. - 2. eine rechtliche Festsetzung
wieder in Frage stellen. .Dass dcsselbigen Söhn
solchen alten Handel gegen dem gottshuss wider-
üfferten.' Cvs. Das Z Erbrecht von 1716 handelt vom
.Wiederäfern schon gemachter Teilungen' und in Z
schloss bis zur Revolution jede Malefizsentenz mit der
Formel: ,So jemand dieses Urtheil wiederäferte' usw.
Noch SGessner schreibt: .Er hat sein Letztes ohne
Wideräferung auf sich genommen.' — 3. widerbellen,
maulen BSi.; gelegentlich mit Dat. P. : Einem seine
Reden zurückgeben, Vorwürfe erwiedern Z. ; Syn.
Eim ume-, use-g'e.
Bröseli-äferer: Einer, der Andern Kleinigkeiten
vorwirft oder aus nichtigen Gründen Streit anfängt.
äferig: eifrig, emsig, strebsam BsL.; s. uferen 3, h.
Äferil soll nach GMeyer vKn., Z 2, 139 ein Klei-
dungsstück für das weibliche Geschlecht geheissen
haben. — Würde wol lautlich zu engl, ajwon. Schürze,
stimmen.
Mord-Anfli: eine Art Mordwaffe. , Ander münch
haben euch verborgen mordöufly tragen.' 1531, Strickl.
Act. 3, 336. [Ein anderer hatte ein ,Bieli' unter der
Kutte versteckt getragen.] Kaum verschrieben oder
verlesen f. ,Wäfly', kleine Waffe.
Eva, Ev, Evi: 1. weibl. Eigenn. — 2. appellativ
von Personen weibl. Geschlechts in ungünstigem Sinne.
E recliti Er, Person, die immer nach etwas gelüstet Z.
Evi, Scheit- und Spottname für .Weib' AaZo. EcU,
ein duimnes Mädchen BBe. ,Unzüchtig in dem leben,
im bösen gar geübt, Ey wie sind ihr so hübsch. Euch
Evly thund wir nennen.' Wahrs. 1675. — 3. geradezu
= Eraueli ZLunn., mit Bezug aut den Namen unserer
!:tammmutter als Repräsentantin des weibl. Geschlechts.
Evi hie und da auf Gtnovem gedeutet. — Vgl. auch
Vereli. Xei-U.
cven: gelüsten nach Etwas Z.
evlen: ein Weib nehmen BO.
Evangelinin evamßi Vw, crryelidtm) Z. Evenieli
Uw, E villi AiKaisten, n.: in bildlicher Anwendung,
Richtschnur oder Inbegriff des Glaubwürdigen, ge-
botener Glaube. Das ist ekes E., nichts Bindendes.
D'Zuesag ru" rmneme" Lüte" ist kei E. Sitlg. Er
ist kes E., nicht zuverlässig in seinen Reden L. An
Einen glauben wie-n-an en E. ZO. .Als warhaft't als
das h. Evangelium.' Fris. ,Es ist kein E.' 1692, Mev. Hort.
Der Nasal schon früh der Bequemlichkeit geopfert: ,cvi-
gelisch'. 1527, Z. — Vgl. Ähangelion.
Evangclier m.: 1. Diakon. Gfr. 28, 125. —
2. Vorleser des Evangeliums im Gottesdienst. ,Item
so werend vor ziten vil priestcr, evangelier, epistier
und pfruendler im gotzhus [S. Gallen] gsin.' Vad.
efannig, efangig, efennig s. anfangen.
efatt: Part, der Begründung, halt ZStdt. f
Aus dem Verkehr mit Italien: in J'aüo, wirklich.
Mül-efe s. Mül-Vich. evel s. als- vil.
Evemnk: Nepomuk. Han^ E. heisst beim Volk
die Statue des Heiligen auf der Brücke zu Kaiserstuhl.
„ever! ef'^r, cverli! Ausruf der Verwunderung Zi;."
Kine Verbindung der Interj. c mit rer, der eupheni. Ver-
stümmelung von ,verdauimt' oder ,verfluecht'. Die diminut.
Bildung bedeutet nochmalige Ahschwächung der Beteurung.
Eferi e'/'rri f.: coli. Bezeichnung der Wasser-
gräben, zu deren Herstellung auf Grundstücken der
Eigentümer berechtigt ist ZBenken.
lüO
Af, ff, iC, of, uf
110
Eiu Cijinpüs. aus E T. (Gesetzmässigkeit, Berechtigung)
und einem von Jann abgeleiteten Subst. (vgl. E/urlyruben)
unJ (las Ganze dann mit dem weibl. Suffix -i weitergebildet.
EphcH s. Eppeii. Evi s. Sevi.
evig s. ewig. E villi s. EvanyeUmn.
eviva! e/'i/'a.- Euf beim Ansto.ssen mit den Glä.sern
GWa.
efohc, et'önd s. anfanyen. efort s. cinfart.
Eifel s. In feie. eifert s. cinfart.
Eufersine e^«/V«"'s-' Euphrosine, weibl. Taufii. Z.
Iva '"■".■ 'ler rätorom. Name der PHaiize Acliillea
nuisi'liata, Schafgarbe, und des im oEngadin daraus
bereiteten bitteren Branntweins und feinen Liqueurs.
Sknn, Cliar. '1. I. B. 1, 67.
ifani .s. infam. Ifele s. Li feie.
Ifer l- ni.: im Allg. wie nhd., docb in B; S; Vw; Zo
beschränlit auf die Bed. Zorn, Groll, Eaehsucht.
Etwas niiiiDiie)! us I. tue": En I. gegen Eim ha". ,Wo
kein Eifer ist, da ist keine Liebe.' 1692, Mey. Hort, (hier
viell. = Eifersucht). ,Böser Eifer, invidia.' 1683, Hosi'in.
iferen: wetteifern. ,Die schuler .sollen auf ein-
anderen eiferen.' 1683, Hospin.
herz-ifrig. .Hallwyl wählte die zur Schlacht
herzeifrigsten.' Müll. SchwG. 5, 64.
Ifolter s. Fifalter.
ofeli ! Ausruf der Freude Bs. — V Für hafeJi, schon.
Ofen »/"'f, Fl- Öfe, m. : wie nhd. Die alte Ein-
richtung der Häuser kennt nur den einen (). in der
Wohnstube, dessen Wärme auch der Stubenlcammer
durch Öffnen der Falltüre über der Ofenstege zuge-
leitet werden kann. Daher 0. metaphorisch = Stube,
Haushaltung; eine Genossenschaft in ZDürnt. ver-
legt ihre Steuerbezüge auf den ü. Über dem 0. von
Bauernstuben, der auch als Schlafstelle dient, befindet
sich ein an der Oberdiele angebrachtes, meist mit
Vorhängchen bekleidetes Gestell von Holzstangen,
Ofenstängli , an welchem Kleider getrocknet werden
können. — Ö. soll man 6J»! Nidsi'''gend [abnehmenden
Mond] hauen ; die Mauern springen dann weniger Gr.
— Von einem Back- oder Schmelzofen konnte wol ein
Haus ,zum 0.' genannt werden. ,Eudi zum 0., Gerber'
S 1362. ,Zum hölzernen 0.', Name eines Landgutes
bei B, ,Weisser Backofen', ein Ort in lllnau Z. — Das
Dimin. Öfeii ist er.st im Laufe dieses Jhdts. dazu
gekommen, einen Zimmerofen von kleinerer Ausdehnung
zu bezeichnen , dgl. man früher nicht kannte ; seine
eig. Bed. ist entw. die eines mit dem Heizofen ver-
bundenen Teiles des Kochherdes, welcher aus der
Küche in die Stube hineinreicht und zum Kochen,
Braten, Warmstellen dient Z (Syn. Brät-, Kiinst-Öfeli),
oder des Kochherdes in der Küche selbst, nämlich
eines geschlossenen im Gegens. zu der primitiven
Herd-, Fürphitte Aa ; BsL. ; B. — Die Bed. des 0. als des
Wärmespenders spiegelt sieh in folgenden Sprww.
ond RAA. : Er hätt-si'''' aw'' gern g'ivärmt, aber er hed
nid chönne zum 0. cho L [vom Anteil an einem Ge-
winn]. Der nächst am 0. g'wärmt-si''', kommt dazu
seinen Vorteil zu nützen. Sülger. Uf-em O. erfröre.
Rätsel, mit Beziehung auf den Ofenpass (Buffalora)
in (jR, der sehr kalt ist. An, in en ehalte 0. hlase",
sich vergeblich bemühen, bes. mit Zureden. ,Canere
auribus surdis, in ein kalten ofen blaasen, Müy und
arbeit verlieren mit eim zcu'eden.' Fkis. Si" Not em
ehalte 0. chlage. Sulger; s. u. Händ-cr 's Liecht in
0. g'stellt? fragt man, wenn der 0. kalt ist. ebd.
Warm in 0. ihi" luaga", tüchtig einheizen Gr. Er
cha" kein Hund us-em 0. locke, versteht Nichts. Sllc;.
Mit lere Worte lockt-me" ken H. us-em 0. Z. Wohi"
gast? Darauf die neckische Antwort: Neume hi", tvo
kei O. stöt. SuTERM. Wem, -mW dum O. am meistu
Respekt hä" sellti, so chert-mun im ds Hindra W.
Nieinert lobt en ehalte 0. Sulg. ,Die hend im buosen
haben, am 0. ston, das ist faul und trag seyn.' Fris.
Es ist en Stock im 0., er mottet [brennt heimlich],
Warnung vor unberufenen Zuhörern ScnSt. Der 0.
und d'Frau söllid diheim. blibe". ebd. Der 0. als
Backofen: Im <-Jiiillni (>. bachet-me kei Brod, an
Ungelehrigen, Wi.hTspanstigen richtet man Nichts aus.
SüLG. ,Man muss den Kuchen backen, während der
0. warm ist.' Gotth. En alte Ma uni Witz und e
F. . . uni Hits und en 0. uni Gluet — die drü sind
zu nilnt guet. Sdlg. Vor-em Brot in'n 0. schhlfe",
voreilig, vorwitzig sein Gl. 's Letst im 0. ha", seinem
Ende nahe sein Z, wie schon bei JMey. 1692.
.Jetzunder haben die Predikanten das letst im 0.'
Chlosterguggu. ,Wann ich Brot backen solte, fiele
mir auch der 0. ein.' Mey. 1692 = mir misslingt
Alles. Wenn meh Wiber im-e Hüs als Ö., so ist kei
Fride drin L. Als Schlupfwinkel: Hinder-em 0.
hocke", der O. Miete", immer daheim bleiben. Hinder-
em Ofe ist au''' i" der Stube", aber nit i-der Mitti.
Sulg. Niemer Kiirrht (ipiK r hiiidrr'iii (>.. im nnd scho
selber dert g'sessr ,.v/. ,1/«" ^nrrhi Imir hnnlerm 0.,
oni är seig au scho d'rhtuder ifsei Vw. Ilinder-em
glichen 0. g'si, im gleichen Fall. Sulg. ,Dio Argument,
die W. Z. hinder dem 0. fürjjer gebollen hat.' ThMurner.
Er ist en ganze Soldat hinder-em. 0. Sulg. Das ist
en Ma", tcenn der Acher hinder-em. 0. h/t, ironisch,
ein fauler Arbeiter Z. 's Mül hinder-em 0. ha», wort-
karg, schüchtern sein. ebd. ,Sie sollen sich hinter dem
0. schämen.' TTobl.; die EA. von Kindern hergenom-
men, die in den Schämu-inkel verwiesen werden ? Me
chient-ne (er löt-si'''J hinder-em 0. verchaufe, er ist
einfältig. Sulg. Die Andere" hinder-em O. verchaufe",
ihnen an Gescheidheit überlegen sein Z. Da hätt' men
au nid hinder-em 0. g'sueeltt, der ist gescheid, erfahren
L. Der Kinderspruch D'Geiss [Gänsi'] iiöiul liarfuess,
hinder-em 0. stand si, vor-em 0. ginol xi. hczicht sich
viell. urspr. auf die Gänsefusse vuii Zwergen; s. u.
Der 0. als Bauwerk: Es ist nit g'rad en 0. g'.$chisse
und Bank drum ume, das ist bälder gesagt als getan
Sonst.; Z. Wie chmiiif dns Uns, „f 'dr Ci. ,i-e? Ver-
wunderung über eine uii'rwintrt.' Lristiiiii,'- Sch. En
Bise wie ire nun, «Jo[wehhc| ifiimi' I). tlraxilied. Sulg.
Einen 0. üfsetze, eine Pfänderlösung, wobei die betr.
Person bei den Mitspielenden herumgehen und zum
Bau eines 0. Beiträge [Küsse] erbitten muss. Die
Niederkunft von Frauen wird in verhüllender Bede
ein Einstürzen des 0. genannt. Der 0. ist Ingehlt
Gr; W, tg'heit S, lg' falle G, weniger gut umg'heit kv.
Der O. wird bald bi-n-ere ifalle". Sulg., aber auch
mit Rücksicht auf den Ehemann De O. ist bä-n-em
z'sämmeg'heit. Hut chunt de Hafner cho [um zu] de
0. schlysse Z, umzerre" GTa. Damit hängt zusammen
die Ap EA. vom Ehemann : den 0. nüd verchalta lö",
und vielleicht ist auch die Vergleichung e Jumpfer
wie-n-en 0. Z nicht so harmlos, wie sie scheint. Folglich
111
Af. .-f. if, of, iit
112
daiiu: ,drei Kinder aus einem 0.', von einer Mutter.
EocHH., Gl. Br. 2, 117 ; vgl. das Brot 39. Als der vor-
springende, leicht zugängliche Ort erscheint der 0. in
derKede UzEcksteins: ,Schleckt man Hebräisch ab dem
0.?'=ist die Wissenschaft so leicht zu lernen? Der 0.
persönlich gedacht: Auf den 0. ist uralte Verelmuig
des Feuers übergegangen. Er wurde angebetet, man
vertraute ihm Geheimnisse an, nahm zu ihm Zuflucht
in Nöten. Gr. Myth. ' 359. Keste dieser Verehruii.t;
des 0. resp. Herdes, welcher auch die Stätte von
Speisopfern an die Hausgeister und Wohnsitz der
Letzteren war, haben sich jetzt nur noch in Pfänder-
spielen erhalten. Dort wird einem Mädchen auferlegt,
den 0. anzubeten, was etwa vollzogen wird mit
Sprüchen wie: Lieber 0., ich het dich a", du hrüchst
Höh und ich en Ma". Lieben-n-0., i 6et di a; Im
SuiiDiier luegt-di nitmets a, Im Winter sivi-mer alli
frö, Wenn-mer könne-n-um di stö. Andere Aufgaben
sind: Der 0. z'G'vatter ne", wobei man leise dem 0.
einige Worte zu sagen hat. Dem 0. 7 Tagende" und
7 Unfui/ende" säge". Bekannt ist die Sage von der
Mordnacht in L, wo ein Knabe die Verschwörung dem
0. auf der Zunftstube der Metzger beichtete: ,0 Ofen.
0 Ofen, was muss ich dir klagen, wil ich's bim Eid
sonst Niemand darf sagen' usw. s. Lütolf, Sag. S. 434.
Auf solchen Eeminiscenzen mag es beruhen, dass man
noch sagt: 's muess sl" wie wenn d's an-en 0. anc
redtist, soll ganz verschwiegen bleiben. Sulg. Es kann
aber auch selbst geschworen werden beim 0.: ,Ich
säge das und schuvr es In dem 0. zue.' Stütz.
Im Th soll auch die Form .\'ofi: mit dem vom Art. lier-
rülircnden n, vorkommen.
Alik-: irrtümliche Auffassung des W. Alkofen.
.Ein Losamcnt bestehende auss einer Stuben mit
zweyen Alicköfen.' 1732, Bs.
Äsch-. In diesem wird durch die Hitze des Glas-
ofens der Abfall oder unreines Glas von Asche udgl.
gereinigt S.
Vierlings-: die selbständig eingerichtete, mit
eigenem Isen und Zugloch versehene und durch eine
Scheidewand von dem anderen Vierling abgesonderte
Hälfte eines .halben Ofens', d. i. eines Ö., dessen
Eigentümer Anspruch auf eine , halbe Dorfgerechtig-
keit' d. i. Holzanteil aus der Gemeindewaldung hatte.
Die Errichtung solcher Öfen konnte streitig werden,
wenn die Heizung derselben mehr Holz erforderte als
die eines ungeteilten Ofens, .'icheint aber da und dort
oder zeitweise erlaubt gewesen zu sein, besonders für
grosse Haushaltungen, welche nicht mehr füglich oder
friedlich in einer Stube wohnen konnten. 1779 Z.
Guiif-: ein 0. mit hohem Aufsatz, Gupfe.
Glatt- gle't-, gleti-: tragbarer eiserner Feuerherd,
in welchem die Steine zum Plätten erhitzt werden
Bs; Z.
Hinder-: 1. Platz hinter dem Stubenofen Uw. ~
2. Treppe hinter dem Ofen <U..
Kachel-. Se dicV, breit wie-n-eii Ch., von Kor-
pulenz SiiiSt.
Kocli-. Chochofeli: Kochherd mit Löchern,
mbeii dem Kamin angebracht TB.
Im beiiaclibarte'U Pommatt ital. benannt, forndli:
Kalk- nicht selten als Orts- und Flurname, da
solche Öfen für momentanes Bedürfniss in der Nähe
eines Kalklagers errichtet werden. Chakhuf'e brenne":
Kalksteine zu Kalk brennen SThierst.
Kilt-, Chältöfeli: eine in der Mauer neben dem
Kunstofen befindliche Öffnung, wo in Winternächten
Feuer unterhalten wird statt Lampenlicht im Zimmer
SThierst.
Kienöfeli: Nische in einer Wand der Stube, in
der man zur Beleuchtung Kien brannte S. f
Kunst- chüst-, choust-: 1. Ofen an der Wand
gegen die Küche, der in unmittelbarer Verbindung
mit der Kumt, dem Feuerherd in der Küche, ver- .
raittehst eines Zuges von dort aus erwärmt wird,
niedriger Nebenofen Aa; Gk; G; Uw; „L; Sch.'-
Syn. Kunst. Kunstbanic. Öfeli. — 2. Geschlossener
Feuerherd B.
Buch-: Herd, in welchem die Waschlauge zu-
bereitet wird. ,Ein Bauchhauss mit zweyen Bauck-
nfen.' 1782, Bs.
Bach-: ,Ich zittere wie ein Backofen.' JMever
1(392. Bildlich: grosses Maul W. B. hiess auch ein
verhüllter Wagen, der in Zurzach an der Fasnacht
durch die Strassen gezogen wurde und in welchem
die noch ,unausgebackenen' bösen Buben fertig ge-
backen werden sollten (vgl. Walth. v. d. V. 23, 31 P.).
Sein Inneres hiess EoUhafen. Eochh. GB. 2, 74. B. als
Scheltwort Th. XVII.; vgl. Kachelofen. Auch Ge-
schlechtsn.
Pfister-: grosser Backofen Z.
Brenn-: Herd zur Herstellung gebrannter Wasser
Z. ,1 br. sampt dem Huet und einem Zuber mit dem
Ror darzue gehörig.' 1557. Z.
Brand-: Brennofen zur Herstellung von Back-
steinen, Ziegeln. Töpferwaare. Cys.; Mey. Wint. Chr.
Bratis-, Bratisöfeli: Bratofen Aa; Bs: S.
Hecht- = Blichofen. ,Ein S. im Vorkeller.' 1571, Z.
Solche S. werden in den ZGesetzen des vorigen Jahrb.
öfters als feuergefährlich aus den Küchen verbannt.
— Syn. Weller.
Gesod-: eine Art Kunstofen mit einem weiten
Loche, in welches das G'sodkessi oder der G'sodliafen
gesetzt wird. BHk.
Schit-: Ofen, worin von der aus dem Glasofeu
strömenden Hitze das Holz (die Schlter) gedörrt wird. S.
Stuben-. ,Du hast so früntlich gschmoUet, das
wir forchtend, der st. wurd dir als hold, das er dir
nachlouffen wurd.' Gyrenrupfen.
Stein-: 1. von Steinen gemauerter 0. Uw. -
2. 0., der vom Feuerherd aus erwärmt wird (wähnnd
der Kachelofen besonders geheizt werden muss) und
gewöhnlich zwei steinerne Sitzbänke hat AaF.; L.
Syn. Kunst, Kunstofen.
Ruckstein-: ein 0. alter Konstruktion mit einer
dicken Steinplatte statt Backsteingewölbe gedeckt Z.
Toll-: der Ofen oder Herd in einem Waschhaus Z.
.Toll- und Brennöfen.' Trogen 1813.
Wahrscli. = Sc,:hloßn; vgl. ToUkcmi, von TnUe, Unibu.
Derr-: Ofen zum Dörren von Obst.
Wind-Öfeli: Rost, auf dem mit Kohlen gekocht
wird Bs. — Syn. Windloch.
Wärm-: Ofen der Glashütte, in welchem die Glas-
hafen weissglühend gemacht werden S.
Zwang-: Backofen, welcher für seinen Bezirk mit
dem Privilegium ausgestattet ist. ,Ein Zwangbecker,
Ar, ef. il', of, uT
114
der einen Zwangot'en in Bestaml lial , uii fuurnier.'
üeLacouk 1736.
öfelen: nach dem Ofen riechen, oder schmecken,
ofnen: 1. einen Ofen aufstellen, setzen, bauen;
flicken, verstreichen, resp. alles dies machen lassen
Aa; B; ScnSt; Uw; Z. .J. H. hat im Lande Glaris
cofifnet und ist absens zum Schulthess gewählt worden.'
Mey. Wint. Chron. — 2. „Das Erstellen von Ofen zum
Berufe haben L; ScH."
Ofner m. : 1. Ofenniacher, Töpfer, Hafner B; aG;
Zf — 2. Bäcker P (Schottky). .Fornacarius, ofner,
pfister oder beck, einheizer.' Fris. , Ofenheizer.' Dasyp.
(ifneren: das Gewerbe des Ofners betreiben Uw,
Otnete f.: so viel Backwerk, als auf ein Mal in
den Ofen geschoben wird W.
Öffel s. Ginnaff.
offen, prädik. und adv. zuweilen off Aa; Ae; Bs;
Gl; Gr; L; G; Z, attrib. offnig Aa; L: 1. wie nhd.
's Hüs, 's Fenster ist off. Las off'.' schliesse nicht!
üff' ha", den Laden, das Wirtshaus. Offni Tür ver-
füert en Heilige. Suls. By-n-ere-n-off'ne Chiste cJiann-
au en frmnmeMa en Schelm werde, ebd. Off, off'e si, ha,
am Leibe wund sein Ap; en off es Bei", B. mit otfener
Wunde Ap; S; Z, en offne Chopf, mit Ausschlag be-
haftet Th; Z (wegen des Doppelsinnes zu Vexierredc
benützt). ,Das Maul offen vergessen', vor Staunen ausser
sich, nicht einmal seiner eigenen Geberde bewusst sein;
mehrmals bei Gotth.; vgl. Midaff. Offes Land: 1) zur
Anpflanzung aufgebrochenes Ndw. '2) nicht durch
Marksteine eingegränztes Bs. Offne Himmel, eine
helle Stelle am nächtlichen Himmel; wer sie sieht.
wird selig GWe. Wenn d'FÖ [die Föhngegend] o. ist,
sind die Schneeberge hell und scheinen nahe ; geht sie
zu, so umwölkt sich der Himmel und es gibt Regen.
SüLG. Unter , offnem [freiem] Himmel' werden Eide
geschworen. Argov. 4, 132. ,Off'enen Tag verkünden',
vor Gericht laden. 1566, Zg. .Offene Gericht- im Ggs.
zu .beschlossenen', den Gerichtsferien. ApLb. 1747.
,Otfen recht u. krieg' [Prozess]. Edlib. ,Die band o.
behalten', sich freie H. vorbehalten. Z 1650. Jmdm
,offne Hand lassen'. 1525, Absch. — 2. auf, Adv.
a) offen, aufgeschlossen, off, offe tve", öfineu Gr;
GWsst., offe b'helse, den Deckellüften Gr, offe breche,
aufbrechen Gr 1) tr. eine Türe, Kiste, 2) intr. von
einer Wunde oder Geschwulst. Offe yü", aufgehen Gr.
b) wach, ausserhalb des Bettes. Ant. nider.
Off, offesi". Mibe« Th. — 3. öffentlich. .Vor offenem
•Stillstände-, in einer öffentlich abgehaltenen Sitzung
des Kircheuvorstandes Z. ,Kein Burger soll Hochzit
halten in einem offnen Wirtshus.- Mey. Wint. Chron.
,Ain ofl'ner gesworner notary.' Burgau 1472.
Die einsilbige Kbf. off ist irrtümlicli vou dem fli-ktk-iti-u
Ntr. offen aus rekoöstruiert.
angel- BBr.; W, angen- Obw; W. mangel-,
mangels- B; Vw, sperrangel- BBr.; S; Z, sperr-
iiiangel- B; Vw; Zg: so weit geöffnet als möglich,
zunächst von Gegenständen, welche sich um ,Angeln'
drehen, in Uw übertragen auf Auge, Mund usw.
Äut/e (schwachformigl schon niliil. Nbf. zu Angel; in maiiijel-
ist m herühergezogeu aus am, im /.l. offen]. Vgl. angm-üf.
-sperrmänd-: ebenso."
Durch Verquickung von imml-, leiml-nffen mit (lfm Aiis-
jiang des W. lihermäntr
ScUw. Idiotikon I, 1.
sperr- sper- allg., g'spert- Scii: ebeiisn.
wit-und-wagen-: von der Öffnung der Türe und
des Mundes Sulg. ; BSa.
Offen genug zur Einlassung oincs ,Wagi;ns'; ndcr wageu.
verderbt aus wai/end, Ptc. von wmjrii, sich (in den Angeln)
hin und her bewegen.
wand- Ap; G aLdsch., sperrwand- Sru; Tu:
ebenso.
Eig. so, dass durch die weite Öffnung vipii Tili' uud
Feusteru gleichsam die ganze Wand geöffnet ist.
wind-: so offen, dass d. Wind durchziehen kann Ai'.
sperr Wangen- Gr. Wol aus sperrmamjel-o.
kue-wit-: so o., dass eine Kuh bequem hinein-
gehen kann Obw.
offen-lich öf-r-lkh, -lUj, öf^di ÄP; B; Gr; Vw,
offen-;t-lich ,;/^Ji A\; Z: 1. öffentlich, allg. ,Wir
sond uns offenlich erzögen.' ZChr. 1336/1446. ,0. ge-
scheut', geschändet, ebd. — 2. aufrichtig [bekennen]
UwE. — 3. offenbar, klar. ,Ein offenliche unwar-
heit.' Grob, Chron. ,Wider öffentlich Gottes wort.'
ZWINGLI.
offen-baren: aussprechen Z.
offenieren, offin leren: mitteilen, eröffnen z. B.
geheimen Kummer. Gotth. — Nach Analogie von of-
ferieren (s. d.) gebildet.
offnen: öffnen. 1. im eigentl. Sinne. .Und wirt
das loch widerura geöffnet.' Vogelb. 1557. Jemand den
Mund ö. = ihm das Wort erteilen, ihn reden lassen
oder heissen. Müll. Schw.G. 5, 270, aus Edlib. Gerichts-
verhandlungen eröffnen UwE. — 2. abstr. 1) ver-
künden. ,Das die warheit durch die einfeltigen würd
geöffnet.' Zwingli. .Ein gebott zuo o. allen Völkern.'
1531, Esther. .Pronuntiare Judicium, das urteil o. und
ausssprächen.' Fris. ,Dass man die vor uns offne die
uss unserer Gemeind verscheiden sind.' 1603, Z [in der
heutigen Kirchenspr. verkünden]. ,Die werke Gottes
0. und loben.' 1665, JMüll., aus Tob. 12, 7 (1707
, öffnen', 1811 .preisen und offenbaren'). Offnen war
insbesondere der stehende Ausdruck für die periodische
Verkündung alter Hof- oder Dorfrechte (s. Offniny).
,Und soll man diese Gesetze ö. zu jeglichen frohnfast
vor aller Gemeinde.' 1399, Bs. .Die Eechtung zwey-
mal in dem Jar o. und erzellen.' 1609, Kloten. Über
den Vorgang vgl. Zeitschr. f. Schweiz. Recht 4, 167;
Müll. Schw.G. 2, 453. 613; Arg. 1861, 126. — 2) vor-
bringen, eine Angelegenheit vor einer Behörde.
.Wer euch, das dien richtern von deheinem burger
geoffcnt wurde unfuoge, die im geschehen were, der
[ein solcher Richter] sol den andern das offenen.'
ZRichtebr. .Offnetend in Gericht durch iren für-
sprechen.' 1464. .Von der Zeit, als solcher Kauf vor
dem Richter geöffnet worden.' 1706 65, L. — 3) ent-
decken, ans Licht bringen, anzeigen, z. B. einen
Mord. Boxer. .Gott wirt alle ding zu siner zyt o.'
Zwingli. .Bruder Claus lebte zum Ersten in einem
Hohl; darnach, da ihn die Jäger öffneten, in eim Hüsli.'
Ansh. .Damit söllich bös Schwur geöffnet und gestraft
werden.' ebd. .Brauch es und offne diss niemants.'
1557, Vogelb. .Einen trunken machen, das er die
heimligkeit [ein Geheimniss] offne.' Fri§.
Die auch im Mhd. vorherrschende unilautlose Form kann
auf ahd. offanon zurückgeführt werden. Auch der heutigen
Volksspr. gehört öffnen nicht eigentlich an, weil dafür üßuen
gesagt wird.
U5
Af. ff. i|-. of. uf
llö
er-: bekannt machen, darstellen; mitteilen. .Dan
die Franken den bruch nit hattend sich mit jren ge-
schlechtznamen zu e.- Vad. ,Sich selbs der wält
gnuogsam fürstellt und eröffnet.' Vogelb. 1557.
vor-ö.: eröffnen. ,Als man ihm dise Sachen Tor-
ge öffnet.' Cy.s.
Voroffnung: Eröffnung der Gerichtsverhandlung.
.Nach gewohnter „Voroffnung" haben die Zeugen ge-
redet.' 1530, Absch.
Öffnung, Öffnung f.: 1. Offenbarung. Er-
scheinung. ,Die 0. vnd erscheynung, die Samuel ge-
schieht, die auch Hely geöffnet wirt.' 1531, I. Sasi.
— 2. Offnig, Öffnig: Eröffnung, Beginn der eigent-
lichen Gerichtsverhandlung, Darlegung des Streit-
objekts TJwE. ,Der Kläger machte folgende Offnungen'
Gr. - 3. Verkündung der Rechte und Pflichten der
Angehörigen eines Grundherrn bei der jährlichen Ge-
richtsversammlung, urspr. rein mündlich aus der Er-
innerung der Hofleute, später in Form von Vorlesung
der aufgezeichneten Bestimmungen, daher dann auch
dieses Verzeichniss selbst, Rechtsurkunde von Höfen
oder Dorfschaften (Weistum). — 4. der Bezirk, auf
den solche Bestimmungen sich beziehen, ,0b die Wisen
ligen in der Gemeind-Offnung, in welcher der Haus-
vater sich befindet, oder in einer andern Gemeind.'
Instruction v. d. physik. Ges. Z.
ofer, ö. Aa: 1. heiter, vom Himmel, Wetter
LWigg. — '2. schneefrei Aa; SL. — Das selbe W.
wie öiber, nur dass wie in Uferen das oberd. h um sein
Recht gekommen ist. Anlehnung an offen?
offerieren: 1. zu wissen tun, offenbaren, im Ver-
trauen entdecken; auseinandersetzen Uw; Z. — 2. dar-
bieten, anbieten, in der städtischen Umgangsspr..
Z. B. Bs und Z. — Das frz. 'jjfrir, in der Bed. 1 au ojftn
angelühnt; vgl. offenieren.
Oferli: weibl. Taufname, Afra Sih.
offert s. einfart.
Offlzierer: Offizier. XVH. und noch Anf. XVIU.
Das Fremdw. wurde der Analogie deutscher Standesuamen
auf -er unterworfen, da die deutsche Form die frz. Endung
-er nicht mehr erkennen liess.
Oflate, Offlete o/'L^u; G; Z, Hoflete, Hofflete
Vw; „Zg" f.: ungesäuertes Brot. 1. zu geistlichem
Gebrauch, Hostie, ,Offlaten.' 1540, ,Offleten.' L 1657,
sollen der Priester oder der Küster neben dem Mess-
wein immer bereit haben. ,Ottlaten' wurden lt. Salat
(XVI.) gegen Fieber gegessen. ,Oflaten.' 131'2; U, XV..
und noch i. J. 1653 verbindet FWyss in Z den Begriff
Nachtmahlbrot mit diesem W. : ,Wann niemand müsste
zum Nachtmahl konunen, alss der sich selbs unschuldig
v/eisst, es wurde bald kein eintzige ofleten ange-
brochen!' — 2. zu weltlichem Gebrauch, a) sprödes,
braunes Gebäck, aus einer papierdünnen runden
Scheibe von 2 -3 Zoll Durchmesser bestehend, auf
welcher aus eisernem Modell [OffJHen-, Hiqjen-üeti,
s. d.) Arabesken oder Familienwappen abgedruckt sind
G; Z, etwa auch zu einer Röhre zusammengerollt Sch
(in dieser Gestalt anderweitig Häpe genannt). , Glo-
buli = collyra, crustulum, Küechle, offlaten.' Fris.;
Mal. , Eisenkuchen, Otteleten, des gaufl'res.' DeLaoour
1736. Die Scn«- Kirchenordnung aus dem XVI. ver-
langt, dass am Himmelfahrtsfest ,nuss und offlaten
oben von dem täfer [der Kirche] hervor' geworfen
werden ,nach altem bruch.' Zu Rapperswyl findet in
der Fastnacht eine Austeilung von Offleten und Leb-
zelten an die Jugend statt, nach der Überlieferung
urspr. zur Erinnerung an die i. J. 1350 vom Feinde
zugefügte abscheuliche Unbill. — 3. Briefzeltchen
Vw; „Zg."
Offenhar aus dem ohigeu Oblate, mit / statt b, vidi, uüt
.\nlehnung an das mlat. syn. offni. Ygl. Du Gange 4, (171
und frz. ;xiin hinit, Ess-, uublie, Briefzelte.
Övli: Eva ZO.
uf I. Präp. A. mit Dat. = nhd. auf, nur dass von
der Beifügung des Adv. oheii (und zwar hinter dem
Subst.) ein reichlicher Gebrauch gemacht wird. Ferner
in eigentümlicher Anwendung 1. räumlich: in, vor
den Namen höher gelegener Ortschaften Ar. Uf sine
■Türe, betagt, iif-emen [einem gewissen] Älter sl", gleich-
sam es erklommen haben; nu''' Jung uf de Jöre Bs.
Uf de Fingere ha", an den Fingern abzählen können
Gr. Geld uf de Lüte (twse) ha", Capital ausgeliehen,
auf Zins angelegt Aa; G; Z. Dagegen G. uf si''' ha",
bei sich haben B (nach dem frz. sur). Uf de Biechere
'truclit PPo. (vgl. mhd. an den hurichen lesen und PPo.
Notizen ansehrlben). Vil chunnt uif-em Opfer, der
Opferstock trägt viel ein TB.; vgl, nhd. auf einer
Waare, Karte gewinnen. ,Dass wenig gelts uf der
party ist' [bei diesem Unternehmen zu gewinnen].
15'24, Strickl. Uf Eoggehrot lebe W {B. gibt die
Grundlage oder den Massstab des Lebens an; vgl.
engl, to live on...). In ä. Spr. zur Bezeichnung der
Lage eines Ortes an einer Wasser- oder Landstrasse
wie frz. swr. ,Eine statt uf der strass.' Platter. ,Eine
statt, gelegen uf dem Roden' [an der Rhone]. , Allen
stetten uf dem Rin.- ZChr. 1336/1446. Aber: ,Er er-
trank uf dem Rin.' ebd., bei einer Fahrt auf d. Rh.
's Heu uf-em [am] Stock verchaufe B. Etwas uf-enwuL
verchaufe, in einander gerechnet; das Gute und das
Schlechte zu gleichen Preisen L. Uf de Stockzäne
lache B. Uff-em Strich, von befriedigender Qualität
GWa. ; Ggs. under-em Str. I)e ganz Tag uf de Beine
si"; vgl. nie ab de B. clio". I mag nilmme uf-mer
selber sin, stön, vermag mich fast nicht mehr auf den
Beinen zu halten Gr; uf-em selber si", feste Grund-
sätze haben ZLunn. (Fest) ufenandfer) 1) gesund
(eig. zusammenhaltend, von den Teilen eines Baues
oder Gerätes); er ist nit recht u., nicht ganz wohl
LH.; GWa., To., »wc/i («., noch am Leben und gesund
G. 2) bei Verstand, bei Sinnen, bei sich selbst G;
SitLG. 3) von Sachen: j/. enand obe, über einander
geschichtet Z. Uf-im selber sitze', sein eigener Herr
sein; einsiedlerisches Leben führen. Sclg. ,Auf ihm
[sich] selbs sitzen, sedentariam vitam agere.' HosriN.
.Auf mir selber gesessen.' 1785, Pestal. Uf-em selber
SI", ledig, aber mit eigenem Haushalt. Sulg. ; Sütermstr.
Uf-em dritte G'schlecht f^zii'n 3. Chinde], im 3. Grade
verwandt ZO. — 2. von der Zeit, zur Bezeichnung
der Nähe an einem Zeitpunkt: ,uf der Nacht', bei ein-
brechender Nacht. Schilling Chr. ,Es ist auf den
Zweien, Dreien' [an der Uhr]. 1716, Denzl. : in. sur.
3. von Gewicht, Last und Wert: ,Uf mineni
vatter ligen', ihm zur Last fallen. Platter. Sorge,
Altersjahre uf-si'''ha"; von Sachen: ril (venig) itf-si'''
ha", Sorgfalt verlangen; wichtig, schwierig sein B; Z.
17/ uf Eim, uf Oppis luv, Jemand hochschätzen, Wert
auf Etwas setzen B; Z. D'Lilt hend im nit vil druf
11?
Af. ef. if, of, nf
ii8
(/'ha Bs. — 4. Begierde nach Etw.. Beschiiftifjung-
mit Etw.: iif Oppix Hl" (mit einem Steigerungsadv.
oder einer Vergleichung z. B. u-ie-n-en Spcrlier, Hiiftli-
macher. wie de Tüfel uf'-ere-n-arme Sei) Si'Lfi. ; Z. Er
ixt en Haf/el nf'-em linde Brod [Krume] — er isst 's
hiirt no''' [die Kruste], Scherzrede über einen Nimmer-
satt. Uff sim Gschüft limine latifen, seinen) Geschäft
nachgehen y. , Auf etwas umgehen, niuliri al^d.' Kis;:!,
Hospin. ,Dz er die Zal Jar nitt uff dem Handtwerch
gwandlet.' Z lötjü, nicht die gehörige Lehrzeit auf
der Wanderschaft zugebracht. — 5. von feindlicher
Gesinnung oder Absicht gegen — , Spannung mit Jrad. :
vgl. üfsetziy; Einem üfhocken, uf den Isen sin, uf
Eini nmerlten. Uf Eim si", überwachen, aufpassen L,
' belästigen, bedrängen, verfolgen B. ,Älles werd' welle
uf-ere [der armen Wittwe] sy ii. a-re sugge [sie aus-
saugen]. GoTTH. ,Die Aufseher seint auf den galioten
wie die teufel auf den verdambten seelen.' GKönii:
1695. Uf enandere sV, eifersüchtig Uw. — B. Mit
dem Aec. wie nhd. ; ferner: 1. räumlich. Uf d'Llcli
gö", an ein Leichenbegängniss Ap; G; mit Dat. P. :
einem nachstellen Ar. Uf Nut cho, Alles aufbrauchen,
sein Vermögen verlieren BO. ; L; sonst auch über N.
Uf Eini chö, übsc. Aä. Uf d'Witi gu'\ in die Weite
' d. i. auf die Reise GO. Uf d'Arbet (d'StÖr, de Tag-
' wan) gä'\ zur Arbeit an fremdem Orte; daher bei
StRENG auch uff d'Fabrigg gö". ,Er buwet die stat
af die A', ans Ufer des Flusses hin. ZChr. 1336/1446;
vgl. A, 1. Uf d'Gmeind cho", niüesse", sich von der
Gemeinde erhalten lassen B; vgl. A, 3. Bei Ortsnn.
= nach auf die Frage wohin, wofür sonst go (gen)
Aa; Ap; Bs; U; ZO. ; selten vor Ländern. Bs; häufig
• (und so schon bei Platter S. 23) mit nachgesetztem
' zue, zu genauerer Angabe der Eichtung und An-
näherung. — 2. in feindlichem Sinne auf — los,
gegen (vgl. A, 5). Jmdm uf 's Lebe gä, nach dem
Leben trachten. ,Alle tage uf uns riten und raisotent.'
ZChr. 1336/1440. .Ein kriegszug uf die von Stras-
burg.' Cvs. Uf Upper z' Dorf gcin, losgehen, angreifen
B. Uf si! auf sie losl Aa; Bs. Von Anklage, An-
.spielung, Nachstellung oder Überwachung: ,uff jeman
sagen, bringen, erfinden.' 1398, Z, ihn als den Täter
nennen, anklagen oder erweisen. ,Sy (die Schwaben]
brechtends einandren uff die kuemüler.' Edlib., tränken
e. zu mit Spott gegen die Kuhniäuler, Schweizer. ,Ufi'
' Einen reden.' Zwingli (mit Anspielung oder unmittel-
bar gegen). Uf Öppis rede", anspielen. Sülg. ,Uf
Einen schreien', einen zurückgekehrten Verbannten
durch Geschrei verraten. Alt. Landb. U. ,Sy liessend
: auff jn heymlich wachen.' 1531/1667, Judic. 16, 2.
,Dcr böss fyend der uff sy stat und gat.' 1569, LLav.
' Sogar d'Wlber spilen uf-e Jos [beim Kaiserspiel] L.
— 3. auch von freundlicheren Beziehungen blossen
[ Wetteifers und zuletzt von wirklich freundschaft-
' lichcm Verhältniss. Uf enand ifere", wetteifern.
SüiG. Guet uf enand si, freundlich gestimmt gegen
einander kr. — 4. Ziel eines Strebens, Begehrens,
eine Zweckbostimniung oder auch blosse Neigung.
; Vgl. A, 4. ,Uff eilend thuend sy stift'ten.' 1560, Vogel-
gesang. , Ander lüt wider einanderen verhetzend, ufi'
krieg stifftend.' 1584, LLav. ,Sy schryend uff dispu-
tieren', verlangen laut eine Disputation. Zivingli.
,Esau ist geneigt uff jagen'. 1584, RWalth. ,I)as
himmlische Erb auf [für] Jemand behalten.' 1691.
Ki.ixGi,. ,r>ienpn uf', passen, sich beziehen auf, von
Bibelstellen. Bibkl 1531. Er ist ufs Tiirggebrod wie
d' Vogel uf-e Hanfsöme GO. ; drüf sl" esu'ie ne Chatz
Nnw. Er ist drüf g'gänge, darauf aus, er ist nicht
ohne Absicht dazu gelangt [anders drüf g'g.] ZO.
Drüf B, drüf ine Z An», darauf zielen, darnach streben.
Es hat hür ril uf d's Riigne, das Wetter ist dies Jahr
zu Regen geneigt Gr. Uf e Dokter studiere, Medizin
st. Bs, vgl. engl, for medicine. .Man hatt uff' das
kloster zert', auf Rechnung des Kl. Bossh., Wint. Chr.
— 5. Grundlage, auf die man abstellen, sich be-
rufen, verlassen kann. ,ITf (an) einen kommen', es auf
seinen schiedsrichterlichen Spruch ankommen lassen.
XIV. .Bezügen uf', aussagen mit Berufung auf Zeugen.
Zwingli. Uf Öppert, Öppis gä", Mg., cho", Sülg.,
mache" 6, sich verlassen. ,Uf min Sterben !' Beteurung.
Man. Uf ml armi Sei! uf Er und Seligkeit! Z. --
6. bei Zeitbestimmung, a) Annäherung gegen
einen Zeitpunkt. Drei Viertel uf vieri = ein Viertel
bis vier Uhr Bs; Syn. nach. Uf d' Nacht Ti; vgl.
A, 2; doch kann auch Zweckbestimmung darin lie-
gen: für die N. Uf 's Jär, auf das neue Jahr hin
= «6er 's Jär AaZ.; ZLunn. ,Auf erst', sofort, als-
bald. 1590, JAmmann. ,Vor und uf denn', vor und bis
damals. 1440, Gfo. 2, 396. Uf der AugebUck; auf der
Stelle [statt: im]. Baurengespr. — b) Dauer: .Auf
die drei Stund-, für drei Stunden. 1707, Tobias. Uf
e Zu, eine Zeit lang, oder: zu einer gewissen Zeit
Gl; Z. — c) Folge in der Reihe = nach. Eimnl
uf 's ander, ein Mal um das andere Bs. I chume
uf in A-A; Z. Verstärkt uf das abe, darauf hin; aber
auch uf d' Milch ufe, nach dem Milchtrinken S; Z. -
7. Anderweitige Massbestimmung. ,Uf das minst',
zum Mindesten. 1519, Stoltz. Uf 's nnnd(i)st, wenigist.
allg. ,Uf 60Ü0 knecht', ungefähr. Edlib. Uf einist,
zweunist, für ein, zwei Mal Aa. — 8. Art und Weise.
Uf all Weg, jedenfalls, gewiss FMurtenb. (sonst in a.
W.); auf alle Arten Z. ,Uf die nüwen sect predigen',
im Sinn der Reformation. 15'24. Absch. ,Auf ein solche
form reden.' 1666, JHott. — 9. .Kraamen wenn zween
krämer auff einanderen kommend', d. h. niemals. Mal.
— C. Casus zweifelhaft. Uf öppis erchlüpfe, er-
schrecken über etwas U, darauf hin'? darnach? ,Auf
List.' 1739, Lauff. Beitr., in listiger Absicht, auf
listige Weise (darauf begriffen? oder darauf bedacht?).
.Hauptmann uf 12000 Mann.' Ansh., über ihnen ste-
hend? oder über sie gesetzt? vgl. ob. Uf Unglück
schwanger gä" Z. Er ist uf Bessere, auf der Besserung
Gr. — II. Adv. A. uff {u^ Z): auf, d. i. in der Höhe,
oben, entsprechend der Präp. m. Dat. (wie üf der-
jenigen mit Acc). Oben-uff superlativisch ,ganz oben,
zu oberst'. .Einem widerwärtig und schwer uff sin',
schwer aufliegen, lästig sein. 1489; vgl. I A, 3. 5.
's isch no uff, es ist noch Webestoft' auf dem Stuhl
Bs. Uff (B auch uff'e) ha", z. B. TT'är (es Wupp,
Sauelis), Stoff (ein Webstück, Baumwollenstoff) aut
dem Webstuhl aufgespannt haben Bs; Z; e Brülle, de
Hiiet, aufgesetzt haben, und dann auch uff b'halte, auf-
gesetzt behalten, nicht abnehmen, allg. Uff' ligfg)e",
die Unterlage berühren, z. B. 's Tram lul uff, der
Balken liegt fest Aa; Z. In diesem Fall auch üf
(liegt = legt sich); umgekehrt uff' (off') sl", aufgestanden
d. h. ausserhalb des Bettes sein Tu für das gewöhn-
liche üf sl. Uff si", sonst von einem Schifte, i'est
sitzen B; fig. auf dem Trocknen sein, kein Geld mehr
haben. <totth.
119
af ef, if, of, nf
1'20
dar-, druff allg., druff e Bs; BM.; pleonastisch
dadruff B. Dr. ohe [drrfobe ÄABb.): oben darauf;
ganz nahe dabei. Dr. risse, auf dem Äussersten, auf
dem Punkte (Etwas zu tun oder zu erleiden). Dr. sl" :
1) emsig an der Arbeit sein Ap. 2) auf Etwas
erpicht sein Ap; Bs; Uw; Z; vgl. 1 A 4. Druff und
drä sV: 1) emsig an der Arbeit, eben vollauf mit
Etwas beschäftigt sein G; Uw; Z. 2) ganz nahe
daran sein zu geschehen, im Begriff Etwas zu tun
oder zu erleiden, pers. u. unpers. Aa;Ap; B; Gl; G; Z.
Syn. s. Trif(t). ,Es stehet druff, es fehlt wenig.' Mscr.
XVII. Auf die Frage: iciespöt isch? erfolgt die neckische
Antwort: e Viertel tuender as [weniger als] droff GBer-
neclc; vgl. I A 2. ,Es stat wol daruff!' man kann sieh
darauf verlassen. Edi.ib.; vgl. I B 5. ,Etlich lüt band
nüd dr.', setzen keinen Wert darauf. Met. Wint. Chr.
I han. im nät dr., bin nicht mit ihm einverstanden Bs;
vgl. I A 3.
obe-. o. .st: obenauf, Herr der Situation sein. Du
bin-i du [alsdann] o. tfsl und der Cher ist du a" »(('''
cho" zum lache B.
B. üf: 1. auf, im Sinne der Richtung, und zwar
in Gr; PP.; W, auch für sich allein stehend = her-,
hin-auf (vgl. ab); sonst nur mit andern Ortsbestim-
mungen, z. B. : d' Stegen üf falle chost d'Ell drei Batze.
ScLG. Vo Chlinem üf, von Jugend auf Aa; Z. Es ist
dur''' mi''' üf g'gange, es hat mich aufgeregt G; Z.
An-enand üf stä'-, zusammentreten um zu plaudern Z.
— Easches Aufstehen, sich Entfernen: , Er uff
und klagt.' Ej:ssl. l:f und fürt Z, iif und drüs L;
G; Z, üf und dänne [von dannen] Aa; Bs, d'Sach,
mit der Sach üf und dünne mache, beseitigen, beendigen
GF. ; doch üf und dänne in L = «f und nid,er [üfe-
nider Aa; Gr), 1) mit folgendem ,wie' oder in Ver-
bindung mit glich g'seh, manen an zur Bezeichnung
grosser Ähnlichkeit Id. B. ; Gr; GF., Eh.; Z;
SuLG.; Hebel. Im gleichen Sinn üf und änli(g) Aa; Bs;
B; ScHw; Z, auch attrib. verwendet der üf-und-änli
Alt, vom Sohne, der seinem Vater gleicht. Üf und
ebe Gr; Vw; Zg. Üf und bar GG., T. Üf und nett
GW. Syn. mbar. 2) mehr oder weniger, bei
ungefähren Angaben Vw; Zg; z. B. uf e par üf und
nider chunnt's nit a" Bs. Bi grceune uf e n., 2 mehr
oder weniger Aa. Syn. üf oder ab. Dagegen: ,vil
underred uf und nider', Besprechung, Verhandlung
hin und her. 1.530, Absch, Mit Einer üf und nider
gä, in Concubinat leben. In Disjunction: es geit-mer
iceder uf no n., für mich gibt es weder Saat noch
Ernte. Id. B. Üf und holla! fertig, abgetan! L. —
Die Vorliebe unseres Adv. zu amplificierenden Ver-
bindungen bricht auch sonst durch: üf- und a''m,
Etw. allgemein, Jmd. unbeschränkt annehmen; einen
alten Brauch üf und in Ere" ha" Gl. ,Si [die Feinde]
ehümmen üf und nahe [nach gestürmt].' Schild. Vgl.
uf und däne. — Stehende Verbindungen des üf zu-
nächst mit abstr. Verben, wobei das Adv. fast im
Sinne eines Adj. oder Part, selbständige und prägnante
Bed. entfaltet: 1) aufgestanden vom Bette, nach
Schlaf oder Krankheit. Zuweilen üf ohne .sein', selb-
ständig participial mit andern Verben verbunden, z. B.
er wott üf esse, er will ausserhalb des Bettes essen;
was u-ettist üf tue? was wolltest du, aufgestanden,
tun? Id. B.; er cha's nid üf erlide, vermag nicht
ausserhalb des Bettes zu bleiben. .Er rufte, dass man
auf wäre', vom Sitzen aufstehen und hinausgehen
sollte. 1707, o. Macc. Me schätzt-en nümme üf, man
verzweifelt an seiner Genesung. Üf möge, am Morgen
zum Aufstehen willig sein ; aber auch : gegen Schwierig-
keiten, Widerstand sich zu erheben vermögen; viit
Eim — , Einem gewachsen sein. Meister werden Z.
Uf bete", beim Aufstehen b. Üf b'lange, sich sehnen
aufzustehen. — 2) wach, wachsam, rührig; auf
der Hut Z. — 3) aufgesessen, zu Pferde und weg-
fertig. FPlatt. — 4) aufgeboten, aufgebrochen,
vom fcindl. Heer. Die Zürcher glaubten nicht, ,dass
einiger Zug über si uf were.' HBulling. .Burgund
ist auff. der stoltze Fürst, der will uns z'Boden richten.'
1701, JCWeissenb. — 5) in Aufruhr begriffen, auf-
ständisch. ,V. hat die Uftruohr erregt, .sagte zuo
etlichen, die nit grad wollen utt^ syn, sie seigind
schölmen.' Knon. Amt 1646. — 6) aufgebracht,
entrüstet. Üf sl gegen enand, in Streit BM. ; Uw. ,Dass
man nit uff syn sölte, und den Friden trüwlich halten.'
LeoJüd. ,lrrltabilis, Zornmuhtig, der bald auff ist.'
1677/1716, Denzl. Vgl. üfbigeren, üfreden, üfcho, auf-
brausen. — 7) erwachsen FMu. — 8) offen und
zwar a) von Türen, Fenstern usw. Üf .n Sulg., üf
hü B, aber Letzteres auch (han = heben): Kinder
aus dem Schlaf aufnehmen (zur Notdurft), b) von
der Haut: wund. Üf sl", vom Patienten: üf lige>.
Üf chlübe", wund kneifen. Vgl. üfsilde, beim Sieden
bersten. ^ 9) auf den Boden, Grund B. Üf chö",
üf sl" = uff sl", uff ligge. Uf sitze, ans Land steigen
(aber auch: auf das Schuf). - 10) zu Ende, fertig,
aufgebraucht. Üf sl", üfhä", von Vorräten, Essen B;
L; Z. Nrnbachc Brod ist gllner üf Z. Das Heu üf
hän, als Futter aufgebraucht haben BHa. 's Boss häd
üf, fertig gefressen Z. Vgl. üf%üsen; üficerchen: üf-
machen, ein Ende machen. — 2. da üf: da oben
GrOS. Auch in einigen Ortsnn. ^ ober: .Baden im
Ufgäu.' ,ZeU«-Terzen', jetzt Ober-Terzen. 1391. Vgl.
üfen. ? Ufebni, Ortsn. in Weinfelden. — 3. Conjunction
= auf dass, damit. PGengenb., z. B. Bettlerordeu
V. 360.
Vgl. ,ehe', ,bls' ii. a., denen urspr. ein ,dass' nicht fehloii
durfte. — Als Präfix findet sich «/meistens nur vor Verben
bzw. Verbalableitungeu; doch Ufhorn, aufwärts stehendes H.,
U/ruru, Rüekströmung in emem Flusse. Kbenfalls prägnant
ist üf in den Zss., welche die Beziehung auf die Person
eines Andern mit sich führen, wie üfhauen usw., Schläge
erteilen. In manchen Zss. entspricht es anderen Präpositionen :
iifrtK-ltcn, vorwerfen, nfijän, ausbrechen (von Feuer), üfk-nieen,
hin-, üfnemcn, zu-, üf roten, er-; und kann scheinbar sogar
in das Gegenteil seiner gew. Bed. übergehen: aßchliegsen, zu-.
ü/gän, aus-. Zuwgilen verstärkt durch folgendes eiit-: n/ent-
halten usw. ; oder in Verbindung mit er- selber pleonastisch ;
u/erbülich. — A'gl. entsprechende Bilduugen mit ah; ander-
seits die mit ilfhin.
aber- nhri'j: 1. hinauf, herauf W. - 2. oben WL.
übel-, ü. sl, sich übel befinden, unwol sein. SrLS.
Als Gegens. zu woluf gebildet.
über- airii/' LE., «6«-, «ierii/ Gr : 1. aufwärts Gr;
L. — 2. oberhalb, ,0b Zuckenriet überauf.' 1501,
PiipiKOFER. ,Zur linken Hand überauf.' Wurstisen. Im
obern Stock Gr; sonst über-oben.
Ufi-, scherzhaft subst. Im U. sl, im Aufgang (des
Glückes) begriffen sein, Gegs. im Abe-ab. Stutz.
am- W, ambr- BO.; W, embr- ebd.: 1. hin-, her-
auf BO.; W. — 2. oben W. Aus aber-; s. aber.
unden-: 1. vom Unterland her. ■ 2. vom Boden
hininielwi'irts. Darum scherzh. zweideutig: Wenn's nu
1-21
Af, ef. if, of, uf
122
iiiil vmi i(. regnet! als ob der Kea'oii auch aufwärts
fallen könnte Ö.
unrlcr-, z'xindeY-. -uf V ^= s'under-oben Wst; Z.
Eine z. schlä", über den Haufen Z. — zunderüf-
liaft: verkehrt.
Gäch-: alter (ieschleehtsn. G. Eig. = jäh auf-
wärts; jähzornig.
hau]>thöoh-. //. finge", aus vollor Brust ZO.;
gew. Ii(iiipthüchli)igeu, s. d.
hell- ä ön, ^ Aa; Bs, e« Ar; L, <•» Z, mit dem
Aecentauf dem 1. W. Aa; Z, auf dem 2. Bs; Z: Adj..
eig. viell. : bei erster Tageshelle aufgewacht und auf-
gestanden; dann: gut aufgelegt, aufgeräumt, munter,
lustig. H. ond Tags i's Bett! Ruf der Bursche, die
nach lustig zugebrachter Nacht früh Morgens statt
aufzustehen zu Bette gehen, daraus tautologisch ver-
dreht: /(. i's Bett lind Tags i's Xest! Ap. Dann über-
haupt ermunternder Aufruf oder Zuruf, mit nicht leicht
verständlichen Zusätzen wie: h., hinder-cm Dörnhag!
ScHiLii; /)., S2)atzeneM! {lustig, wie Sperlinge im NestV)
ZO. H., Portugal! ebd. (viell. von Soldaten, welche den
Feldzug von 1809 dort mitgemacht hatten?) Deutlicher
als Aufruf zum Handgemeng: .Man ruft da gleich:
Hellauf! Haaraus! Platz ab! und fordert sich heraus.'
DiETSCH, Bachfischet. H. sT, wol dran, gesund sein
(vgl. U'olüf); h. z'tue ha, viel zu tun haben. Vielmehr
an die urspr. Beziehung des W. hell auf den Ton
(vgl. hellen, Hall) lehnen sich Ausdrücke wie h. lachen,
ȟfzgen.
hand-: Commando beim Eudern. H.ha", ge": den
Griff des das Fahrzeug lenkenden Ruders hoch halten,
so dass das Blatt desselben möglich.st viel Wasser
fasst und kräftiger auf die Steuerung wirkt Z. Scherzh.
wird etwa ein Berauschter gemahnt, wacker .Handauf
zu halten!'
Hür- s. u. den mit H- anlautenden WW.
mül- s. u. Ginn-, Slrd-Äff Sip. 100. 101.
mund-. M. i" Himmel chö, von einem sterbenden
Frommen, dem man zutraut, dass er geradenwegs,
ohne Durchgang durch das Fegfeuer, in den Himmel
kommen könne L. Es isch em, as wie-n-e der Himmel
m. zue-n-em nä irett [zu sich nehmen wollte]. Schild
1863, 96 von einem in selige Betrachtung des Nacht-
himraels Versunkenen.
,M\ind-auf bezeichnet entweder den offenen Mund (des
Sterbenden) als solchen, oder es bezieht sich auf den alten
Olaubea, dass die Seele durch den Mund ausfahre.
bueb-: munter, sorglos, leichtsinnig. Noch b. si,
von alten Leuten, die ausnahmsweise die Lust und
Kraft der Jugend bewahrt haben LE. — Von Bueb,
junger Bursche; vgl. auch hell-uf. irol-uf, fiflig und
das folgende
husch- put-, jmi-, in BEmm. hvi'fif: rü.stig, munter,
wolgemut. von Gesunden (wo'''' 6., von alten Leuten)
und Genesenen firider b.J B; W; Z. — Vgl. bueb-uf,
hell-uf, wol-uf. Eig. aufrecht, wie ein Busch gradauf
wächst oder strebt; vgl. busper (busch-bar).
Pfitz-, Pfütz- m.: 1. „eine Art Eierkuchen, der
sich stark bläht Gl." Syn. Ufjuck, Juelcuf. — 2. bildl.:
,ein einbildisches KindUw", eingebildeter Mensch Sch.
Vgl. en Oben-ns-und-nienen-a" . -- Von jjfitzen, auf-
wallen, platzen.
gerad- grad-: 1. aufrecht. — 2. Subst. m. zwei-
rädriger, darum mit der Leiter aufrecht stehender
Schubkarren, auf welchem in der Mühle, im Kaufliaus
z. B. Säcke, ebenfalls aufrecht stehend, transportiert
werden Z.
ob sich-, pleonastich: landaufwärts. Es ist nüd
leid obsi uf (vom Wetter). Stutz.
sperr- machen, eine Tür Z. — Schwankt zw.
.sperr-offen' und ,auf-machen'.
Stig-: 1. Name mehrerer Pflanzen von bes. auf-
strebender Art oder Ge.stalt. a) Convallaria multifl. L.
GW., We. Syn. Geissleitere, Leiterlikrüt. — b) Gla-
diolus comm. L. — c) Stigüffejli Gl; Z: Lathyrus
odor. L. Gl; GWe. ; Z. Syn. WicVi. - d) Stigiifli S,
Stigüfefrßi B: TropiEolum maj. L. — 2. Transportable
kurze Treppe oder treppenähnliches Gestell z.B. für
Blumentöpfe ZBauma.
domber-: das Tal hinauf PGr.
Vgl. ambr-, aher-üf. Das d wahrsch. eig. von dem Auslaut
einer vorangehenden Verbalfonn angeschweisst, oder das <l
des eig. nur den Ortsadvv. der Ruhe vorgesetzten Adv. du.
dar- drüf, vor anderen Advv. etwa mit kurzem
ii' Z : 1. darauf, mit Beziehung auf Genanntes, s. üf
- 2. mit mehr oder weniger erloschener Beziehung:
dr. ufe, oben darüber; überdies, obendrein; dr. ane,
darauf hin (lokal); dr. abe, unmittelbar nachher; vgL
("(/■ 1 B b. c. Dr. cho", auf ein Geheimniss, etwas Ver-
gessenes; mit Dat. P.: Einen auf Etw. ertappen; syn.
Eiiii dridier cho. Dr. üs gä", aufs Heiraten aus BsStdt.
Dr. tue", (ield zulegen, nachbezahlen; dr. schlä", mehr
verlangen als • man selber ausgelegt hat Z , .pretium
augere'. Id. B. Dr. gä", zu Grunde gehen, krepieren ;
auch bloss es ist dr., ist hin Aa, und amplif. da gut
ril dr. und drüber. Jemand, Etwas dr. machen, um-
bringen, zu (irunde richten B. Dr. luege", seinen Vorteil
wahrnehmen, sei es aus Neigung oder aus Not Z,
.intendere'. Id. B. Druf! darauf los! .Und schrouen
[schrieen] die Hauptleut überlaut: Darauf, truf! es
gilt des Bären Haut!' 1656, Vilmerg. Lied. Druff ! Jluf
der Schmiede, wenn das Eisen soll gehämmert werden L.
Die verschärfte Ausspr. wol aus einer deutschen MA. ein-
geschlepiit.
dadrüf: in deiktischem Sinne verstärktes daräf.
durch- dur-, dür-, diir-: aufwärts mit dem Neben-
begriff der unbestimmten Fortsetzung. Getrennt: dur
de Berg üf, den Berg hinauf. Mit vorgesetztem dar:
defrjdurüf. — Schon 1380 u. 1659 die mundartlii-he Form
in LtJrkdn.
des-: von diesem Orte auf. Disüf sl, von einem
Orte, wo man geruht, aufgestanden und wieder auf-
gebrochen sein BGrind.
zeweg-. Der ziceg uf g'namset, der oben genannte
GrD.; eig. an einer weiter oben gelegenen Stelle des
Weges.
Weck-. .Der W. von Üsterrych': Name eines in
der Schlacht bei Dornach erbeuteten Geschützes.
wol-, Adj.: gesund, munter Z, froh, heiter L.
Selten attrib.: es wolüfs G'müet ZWädensw. ; dafür
richtiger wolüfig BSi.; ScBw, -üfig Zo lt. Dt.Ithen,
flektiert z. B. en wolüfnige Schw; ZKn. — [wolufen.]
,Wolufend all, wir wend gon tanzen!' 1530, Strickl.
Unmittelbar von dem obigen interject. Adv. gebildeter
Imperativ; vgL se! da! send! nehmt!
wett- bezeichnet ein Verhältniss gegenseitiger
Abrechnung zwischen Personen, von denen keine der
andern mehr Etw. zu bezahlen hat Bs; Z. .Es gehet
123
af, of. if. of, nf
124
wett-auf, calculus par est positus.' Denzi.. Syii. icett,
quitt, ribiim.
üfen I Adv., Präp. mit Dat. un.l Acc. 1. = Tif.
,U. Libaiio', auf dem L.; ,u. iro houbet', auf das H.
NoTK. ,Die komen uffen du [die] tegding' [Gerichts-
verhandlung], um 1300, Gfr. 7, 134. ,uffen mich.-
1321, Th. ,ulfen den bomen [Bäumen] gewaclisent'
1336, G. ,ufen des riches grünt.' XIV., BHandv. .clagen
uffen einen burger.' ebd. — 2. In einigen alten Ortsn.
adv. = oben, ober. ,ü'fenowe, Ufnouwa, übinauwia.'
VIII. —XIV., jetzt Üfnau, Insel im ZSee, so im Gegs.
zu der jetzt einfach Au genannten Halbinsel. ,Ufen-
dorf' im Gegs. zu ,Niderdorf' (Vorstädte des alten Z)
jetzt umgedeutet uf D.
Ahd. «/an, üßn, mhd. üßn, walnscli. aus uj -f un oder
in, yg\. alts. uppan, engl. upon.
Üfen n Vb. : empor, in Aufnahme bringen, das
Wachstum befördern. .Müessiggenger werden gepflanzt,
gezogen, geuffet und erhalten.' Z, 1527, Absch. .Ufung
und fürdrung sins heiligen ivorts.' ebd. ,Wie die mess
hiemit geuffet und zuo wirden kommen ist.' Kessl.,
welcher daneben auch das Vb. ufnen gebraucht. ,Da
wir gern sehind das sich der berg [das verödete
Städtchen Regensberg] uft'eti und an liiten bessrity.'
Z, 1431. — Mhd. fl/en, üffen, ahd. üffan. affön.
üfnen, üfnen: aufrichten, emporbringen. 1. trans.
stiften, erbauen; befördern, vermehren., Rem publi-
cam magnam facere, meeren, ufnen.' Fris., Einen an
guet und eeren ufnen oder fürderen.' Mal.; SpRE^•G.
So von Personen auch bei Tschüdi: begünstigen, unter-
stützen. ,Leut eerliclr gemachet [wieder in bürger-
liche Ehre eingesetzt] und geütfnet' [zu Amtern be-
fördert]. 153-2. LJüD. Mise. T. 3, 88. ,Der Herr autfnet
Jerusalem.' 1531, Ps. 147 (1548: ,bauwet'). , Die Haus-
haltung auifnen [durch Arbeit], nit in abgang bringen.-
FWyss, 1655. ,Dass d'sünd und d'schand will g'ufnet
werden.' Ruef. ,Wie eine anzahl Brücken eingerissen
und wider geüffnet [hergestellt] worden.' JLCvs., 1661.
,Dise gestift und diss haus angefangen zu äuffnen und
zu bauen.' Frauenfeld, 14'24. Die Gesellschaft der
Büchsenschützen ebendaselbst war 1523 .geüfnet', ge-
stiftet. ,Damit die gottsforcht gepflanzet und geüftnet
werde.' ZMand. 1650. ,Er euff'net die statt [Rappers-
wyl] gar herrlich, dann er ein kilchen darin bauwet.-
MRk'kenm. 1670. , Wodurch das Land und die Haus-
haltungen geäufnet oder verderbt werden.' XVDJ.,
EscHKU, Tageb. , Geütfnet, genieret und verbes.seret.-
Kessl. ,Die stadt üfnen, beschützen und beschirmen. -
Ansh. , Gericht und rat erhalten, ufnen und üeben.'
15'28, Abscii. ,Ein gutthäter und uftner' [einer Kapelle].
Cys. ,Dass die Eidgnossen sollen Üflfnung haben zu
[in] allen ihren Nöthen, der gemeldten vier Städte-
[Hülfe von den 4 St.]. Assn. In der neuern Volksspr.
nodi vom Anbau und fortschreitender Verbesserung
des Bodens, z. B. eines verwahrlosten Landgutes „Bs" ;
B; „S": Vw; „Zo; Z", aber auch von Mehrung irgend-
welchen Gutes überh. Ap; „L; Sch". — 2. refl. : sich
heben, in Aufnahme kommen Ap; B. — 3. intrans.
unpers.: reich werden B; es ilfnet bi-n-em, sein
Vermögen mehrt sich, es geht ihm ,auf' S (Ggs. es
fihet). Allmälich wieder zu sich selbst, in bessern
Stand kommen BSi.
Für die Bed. Land urbar machen, aufbrcclien zum
Anpflanzen Uw; U, niuss nicht notwondii? auf die von .öffnen'
zui-ückgeganKen wi-rdcn, dnch vgl. .,/<rn («/«« Land).
er-: 1. urbar machen durch Ausrottung von Wald
und Gebüsch; auch: Wiesen oder Weideland in Acker-
land verwandeln Nnw, Land verbessern ZLunn. —
2. von Hebung der Kultur und des Wohlstandes: 's
EntUbuech hat sich erüfnet L. .liräuft'nung- Ggs. von
.Verwüstung-. Schobing. 1695.
üflich, üflig, üfli: 1. wohlgenmt, fröblieh.
lustig kx; B; L. — '2. .kräftig BO.; LE." Ggx.
ftblich.
üf-, i'ifhifliij: munter (von Kranken) (ir, B. '2,
27. 285.
Mit uubewusstcr RcfjMtitinn des Adv. und mit .\nli'hniing
an üflupfen gebildet.
wol-, allewol- (w(ilüjli() BSi.): ganz munter,
rüstig BO.; „LE.'-
üflichen, üfligen: munter, kräftig werden BD.;
„LE."; genesen BSi.
ufe, uffe, ufi, üfi s. uf-hin.
Ufelani: scherzhafte Verdrehung des Namens Ape-
limi ScHW.
Stützt sich auf die Schw Ausspr. iipc für abc d. i. abbin.
Ufebi s. Üfheb-Win. Ufert s. Uf-Fart.
ufert-hi s. nunfort-hin.
nfetiirig u-fffArig A.\. „üfertür(ig) LG.-: aben-
teuerlieh, ungeheuer, unheimlich, ungestüm, gefähr-
lich. ,WeHu au es Hunghiir [Gespenst] icandh sett
[umgehen sollte], Se tued nie d'Auge zue, Und nur
u-enn's z'uffertürig gieng, Se n-lst me's g'schwind zur
Mueh.' Häpl. 1813. ,Es ist uf'ertürig zueg'gaitge', tu-
multuarisch. ebd. 1801. ,Von Menschen: Einer, vor
dem man sich in Acht nehmen muss LG." ; gewaltsam,
unvernünftig, blind z. B. u. dri" schlö" Aa.
Entstellt aus aventürig, dessen zwei erste Silben in mi-ver-
umgedeutet wurden, weil das Ganze einen negativen oder
wenigstens ungünstigen Begriff enthielt; vgl. auch untüi:
ufha s. uf-hin. Ufzig s. Üf-Zug.
Äfs: landesübliche Ausspr. des ZDorfnamens Bafz
vgl. Äfzg.
after: 1. Adj. nachfolgend, nachherig; der andere,
hintere. Am afteren Tag; zum afteren Cher, zum
zweiten Mal; der after Süfsuniitig, der zweite Alpen-
festsonntag BSa. ; der after Sunt Todro, das nach-
folgende Fest des h. Theodul, der Naehtag seines
Festes; der after Teil, Hinterteil W. — '2. Adv.
(aftert): einer Richtung nacli mit dem Begriff der
V^erbreitung über das betreffende Gebiet hin, hin und
wieder, überall. ,Vil volks a. in dem Land herum.'
TscHUDi, Gallia. ,In Tütschianden und a. im Rich.-
ebd. ,Es ist guot land am langen see a.' ebd. ,[Es
ist dem Ptolemeo] nit a. nachzuohellen [beizustim-
men].' ebd. Auch Absch. IV 1, a, 1363 v. J. 1528,
ebenfalls aus Gl. — 3. Präpos. mit Dat.: „nach,
BO."; über — hin: ,Wie die seel a. dem ganzen lyb
sye [über den ganzen Leib verbreitet].' Zwingli. ,[Das
Gerücht] erschall after dem land.' Kessl. ,lr zungen
schweift a. der weit hin.' 1531, Psalm 73, 9 [später:
,hin und her auf Erden']. ,Bald kamen die mär after
aller statt.' Ziely. — -t angeschweisst wie in einiit u. a.
dar-, drafter \Y =after(t). .Darafter in .schlossern
und hüsern.- 1529, Egli, Act. ,Der Wind hat dr. im
Land die nussbäum uider gworften.' Mev., Wint. Chr.
125
Art -uft. Atz -utz.
As,
ug
126
,Die Uit tiengend dar. an reden.' Salat. .Im .Tnrten
und dar. [dort herum].' 1521, AiiscH. .Jung und alt
ligend in der gassen dar. auf der erden.' 1531, Klagel.
2, 21. Noch Id. B (Euimental), Spreng, Zschokke 1797
und St. kennen tr. aus der Volksspr., freilich als fast
verschollen. In W noch heute ch: gän, hin gehen.
dnr ch - ^ daraf'ter (vgl. durchweg, dm' 's Band
cirey). .Buechfeiler [Bücherverkäufer] deren so vil
durafter loufend.' Gykenrupf.
Afterschi, Aftertschi n. W : 1. Nachtisch, Des-
sert, hei den Bauern oft in Nüssen und Branntwein
oder geschwungenem Rahm bestehend. — 2. Zweites
Nachtessen, für Werkleute.
aftcr(t)schinen, z'after sehen = z' Afterschi
f»-('H. W.
-»./ii, -litlii, (iue (uelicii -li iiiid -/i| iililiiho Diiiiiiiiitiv-
uiuhiug, cutsprocheud dem / (Iml in tihcfcn.
afterei s. after-ein.
iiftli c'ftli, z.sgez. aus der gangbareren Form cjfitli,
öffentlich U.
äfzelen: wit
l'Mu.
ersprec
lien.
UUUllc
1 , n
it hat
r.
Vcrstüinmelt aus bäffzden (s
Anlehnung an afcren oder äffen
Uff..,,,.
l.äff,
0 in Fl
\?r
Äfzg: landes
übliche
Aus
<.\>r. füi
den
/, Dor
'iiai
Rafz; vgl. Aß.
Ufzig s. Uf-ZiKj.
Ag, **g, ig, og, ug.
Vgl. auch die (iiupiie Agg usw.
Agarist. Agast s. Ayelslcir.
Agät m. : Achat Aa. - Mlid. ii,licii. aber auch „ijdl-,
Agathe Agete. Cvs.; S, ar/j*- Schw, ö<ji-d n. BsL.,
Agte Gl; Gk. Dim. AyetK Vw; Z(;, Ageti W, „Agti
Gl;!!": Personenn. Sant Agt hed d'Fijrtitj verjagt L
(weil nach dem Festtag der h. A., 5. Febr., bis nach
Ostern keine Feiertage mehr kommen). Am Agathen-
tag lässt man im Isental Mehl und Brot segnen, welche
das Jahr hindurch als Präservativ gegen Krankheiten
aufbewahrt werden. Wenn es am A.-T. schneit, so
schneit es noch 40 Tage S, gibt es bis im Frühling
noch 70 Schneefälle Z. Scheint am A.-T. die Sonne,
so stellt der Bauer die Leiter an den Earschbaum,
d. h. es gibt in dem Jahre viele Kirschen S, aber auch
Feuersbrünste werden durch Morgenrot am A.-T. vor-
bedeutet L; S.
St. A. hat nähere Beziehung zum Feuer, weil sie laut
fler Legende auf glühenden Kohlen (denen wol die roten
Kirschen entsprechen) gewälzt wurde. Nach der hckannteu
Zweideutigkeit alles Aberglaubens ist die Heilige zugleich
Schutzpatroniu vor Feuersgefahr. Cys., und ,als ihre Ver-
ehrung noch recht lebendig war, brauchte man noch keine
Feuerassekuranzen und Brandcorps.' Schwz. Kirchztg. 1868.
— Syn. Age. Agti.
Agätsche. Agatschi s. Agelslcre.
Age, dim. Agi „F; Gl"; Vw; S; W, ^rji Uw. ,A(jcli
S-, AgiU W, Ayli GWa., Agschi W: Agathe, s. o.
Kuen-Agel s. Kue-Nagel.
Agelstere ,Agolstren-. Zwingli, ,Agelsturen'. Offn.
Tribolt., Ayelstraga W. dim. Agalsti B Zyro,
Aßerste BM.; F; Gr; G (schon bei Kessler); Th.
Agrrste allg., in der ä. Lit. fast ausschliessl. so, Ärg^ste
Aa. Agrrstc, Agriste BO. ; W, Ag^rtsche BM. ; S,
Ägpvtsche B; Gr, Agretsche B; F; W, Agätsche, Ä-
B; S, Ageiitsche BM.° (tölpelhaft), Ag^ste Ap; GWe.,
Agrste Ap; Bs; L - f.; Ärgist Aa; Z, Agarist BM.,
Ägerfijst B; GO.; Äger(i)st Aa; Gl; L; Schw; Z, auch
in der ä. Lit. häufig. Ärgerst Z, Agritsch, Agrist.
Ägrist BU.; Man., Agnst Gßh., Ägest Ap -- vor-
wiegend, in der ä. Lit. durchweg, f., seltener m. — PI.
sw.: Elster. Ben Agersfe" ehOtte". sich erbrechen B.
(Die Elstern, ähnlich den Raben, suchen eben nach
aller möglichen Nahrung.) ,Hä [ich habe] nw so chlini
ScIirittU Dl Hesse ne", und eissig e ddi gilmple wie-n-en
Ä.- (das Bauernmädchen in der Stadt). D'Ä. löt ire
Hupfe )iid [lässt ihr Hüpfen nicht]. Sulg. Di jung
Ä. lert 's Gumpe vii" der alte. ebd. Daher übertr.
Ägeste = leichtfertiges Mädchen L, und mit
Fallenlassen der ethischen Beziehung, kleine, unan-
sehnliche Person Ap. Dar"'' ire G'schn-ätz verrät
d'Ä. ire Nest. Sulg. Ägersta, ein zanksüchtiges
Weib Gr. Sonst aber ist keine Eigenschaft der Elster
dem Volke von Alters her mehr aufgefallen als ihre
do]i|ielte Farbe, '.s ist kei Ä., si häd [die nicht ... hätte]
(ijijiis Si-hi-iigif/s in irer Art. Sulg., wahrsch. von einem
unzuverlässigen Menschen, wie schon im Eingang von
Wolframs Parz. ,Wiss und schwarz in ägristen wis.'
Man. Daher wurden scherzhaft Beamte, welche die
2 Wappenfarben ihrer Obrigkeit an ihrer Bekleidung
trugen, mit diesem Namen belegt, so in Bs nach
Spreng die Stadtknechte, nach Seil. ,wiss und schwarzi
k.' die Landvögte mit ihren Weibeln ; selbst mit Bez.
auf den weiss und blau geteilten Mantel des Arats-
weibels von Z sagte etwa der einen gerichtlichen
Augenschein Verlangende : d'Ä. muess 'mir uf de Fiats:!
Die Doppelfarbigkeit des Vogels in Verbindung mit
seinem geräuschvollen und beweglichen Wesen und
seinem heisern Geschrei wird der Grund sein, warum
die Elster im Volksglauben vielfach eine unheimliche
und ungünstige Bcd. hat. Ihr Erscheinen bed. Ver-
änderung und zwar meistens zum Unheil; heilsam ist
es nur, wenn es im Sommer die günstige Zeit zum
Aderlassen anzeigt, Gotth. AJ. 2, 88, und unverfäng-
lich, wenn es Gäste ankündigt; s. Ouhs VI, 540;
RoTENB. 6, 41. Ein übles Vorzeichen aber ist es, wenn
Elstern sich mit Geschrei einem Menschen nähern und
über demselben hin und her fliegen, wenn man des
Morgens beim Offnen des Fensters oder bei einer
Unternehmung eine Elster erblickt und .ratschen' hört,
auch wenn man von Elstern träumt. Elstergeschrei
auf oder vor einem Hause prophezeit Streit in dem-
selben; d'Ägesta rätschid, es ged [gibt] en Chlh Ap.
D'Ägerste chitzered wider emäl recht: hüt git's tüchtig
Händel Z. .Wie wenn eine Ägertsche sie trüge, fliegt
127
Ar,
128
die boshafte Mähre von Haus zu Haus.' BKal. 1840.
Si säpe, d'Ägerste sin Hexe. BVolksl. Argevste, A.
vins und sclnvarz, icenn d' e Hex biM, so fhhj uf dt
Platz (oder: tverm d' iei Hex bist, 80 flilg (di Platz)
TaKdrspr. Man soll daher auf Elstern nicht sehiessen,
sonst zerspringt die Flinte, oder der Schuss geht auf
den Schützen zurück. Als Jemand einer E. ein Bein
abgeschossen hatte, fand er zu Hause seine Frau ver-
stümmelt Z.
Mhd. ayehtcr (ug(e)!asl,:r, ai/icst), alld. ui/(ii)lasta-, iiijuza.
\g]. Hatj-tmtn; Hätte, Hutztc, Atzk. Die beliebte Abi. vou
ä und r/alan erhält durch die aleiii. Formen, da in diesen
die erste Silbe durchaus kurzen Vocal hat, jedenfalls keine
Unterstützung. — Unsere zweisilbigren Formen und das mänul.
Genus haben sich erst hinterher aus den dreisilbigen Formen
entwickelt. — Der Aberglaube mag z. T. durch die Klang-
ähnlichkeit einzelner Nbif. des W. mit .Hexe' unterstützt
worden sein.
Hag- Tu, Dorn- Aa; GRh.; S; Z: 1. Würger,
Lanius L., bes. der graue W., Lanius excuhitor. —
2. „Hai/ägerste: Motaeilla modularis L." d. i. Accentor
modularis, Heckenbraun eile.
I SU genannt, t. weil er durch Zweifarbigkeit und den
Flug der Elster gleicht, t. weil er in Doruhecken nistet und
seine Beute an Dorne spiesst. Syn. Haijfjmtz.
Ratsch-, -%('•(; Maultasche, Schwätzerin Ap.
Ag^nt «« B; Vw; Z, m.: 1. während der Helvetik
1798—1803 der dem Distriktsunter.statthalter unter-
geordnete Vollziehungsbeamte der Gemeinde, der jetzige
Gemeindeammaiin ; s. Helv. \i. 103. 104. Das W. jetzt
nur noch als Beiname fortlebend. — 2. Rechts-
anwalt BGesetz 1821. — 3. (übergetr.) geschäf-
tiger Mann, der für Andere handelt oder handeln
möchte Uw. — Aus dem frz. wjrni.
agenten: 1. für andere Leute Geldgeschäfte be-
sorgen, den Unterliändler machen ; agänte und handele S.
— 2. geschäftig sein für Andere, unbefugt anordnen
und befehlen Uw.
Agentsche s. Ayehtere. Ager(i)st s. ebd
Agermöiili Hayermöndli Z, Argemoni ZW..
-miind(ejli Sch; Z, Argumündel S, Argewöndli Aä,
Agamönli Bs, Agemündli Sch; Z, n.: Agrimonia
eupatoria L., Oder-, Ackerraennig. Das Kraut dieser
Pflanze im Frühjahr gesucht zu Bädern für Kinder,
welche unterw-aehseii sind und lange nicht gehen
können.
Aus dem lat. W. verderbt und umgedeutet. ^Aija-tmimrj'-
Hdschr. XV. S. auch Adiir-, Achermännti, Otcniienniy.
Agerst(e). Agertsche. .\gest(e), Agetsche.
A- s. Agelstere.
agieren 1. intr. : viele (teberden machen, gescliäftig
sein Vw; Z. - 2. tr.: Jnnln versjiotten. in.lem num
sein Tun iiaehalimt Scii.
Aglije .iy-'iV. wilili A. f.: gemeine Aglei. .\quilegia
vulg. L. Z.
Mhd. tiy./iiV-, ahd. miuhm; aus dem Lat.; vgl. it. mjuilrUi.
U'juilmu, frz. amulie. Unser Diphth. vom altd. abgewichen.
Agli n.: weibl. Taufn., Diminutivform zu Aqathe
GW.; Z XVI.
A^ne BK.. ().; Git; ..1>E.": (iVVe.: W. Agle Aa;
Ar; Bs; BU.; (i; Vw; Z,i; Z. .>-und.t ZW., «;,.;, ZFehr.,
Hagle LG.; Zu. Angle .\i>K.: L f.: kleines stache-
liches Bruch.stück, Ahne, Splitter. ,Die ding, die ir
gross achtend, werdend glych aglen syn.' Zwingli
,Was siehst du aber die aglen in deines Brueders aug.'
Matth. 7.3. 1.560; ,den spreyssen.' 1530. 1667. .Hast im
aber ein aglen im aug gsehen.- 1523, Gvrr. ; und so noch
später sprichw. = splitterrichten. ,Der schwalm macht
sein näst auss aglen mit kaat vermengt.' 1557, Vorelb.
1. Stengelsplitter von Hanf und Flachs, die hol-
zigen Teile, welche durch das Brechen und Schwingen,
aucli beim Spinnen, von den Bastfasern gesondert
werden Aa; Ap; B; G; Sohw; Th; W; Zg; Z. ,Die Fraue
and die MeitU Ziehnd mit de Ratschen üs Und scheidet
Werch und: Agle Wie b'sesse [überaus eifrig] hind'rem
Hüs.' KdMey. An der Arbeitsstätte vorübergehende
Mannspersonen werden ,in die A. (auch i d'Aglete ZB )
genommen', d. h. angehalten und ihnen ein Bündel
Hanf um den Hals geschlungen, bis sie sich durch ein
standesgemässes Trinkgeld loskaufen Z ; vgl. anbinden
in Gr. WB. Früher pflegte man aber auch seine Be-
kannten unter der Gesellschaft zu beschenken (ihnen
('» d'A. schiclce). wie sonst Hochzeitsgäste (i d'Ürte
schicl'ej und Badegäste. Die A. werden nachher zur Lust
der Jugend, zugleich zum Dankopfer und Pfand des
Segens für die nächste Ernte ZB. verbrannt; s. Agle-
für. ,Die versamlung der gottlosen ist gleych als vil
als aglen; jr end ist ein feürflammen.' 1531il6ti7, Sir.
,Äglen'. 1707. Doch dient der Abfall auch als Streue
oder zur Vermischung in den Lehm des Töpfers. Syn.
Tingel. — 2. Grannensplitter, die beim Dreschen
abfallenden Stacheln vom Barte des Getreides, Spreu,
Spelze Aa; Bs; B; Gr; G; W. ,Die aglen, agen,
sprew; cortex cannabis; palea.' Red. 1G62. Nach der
Offn. Fäll, soll der Zinshafer so gut gereinigt sein,
dass auf ein zottiges Tuch geschüttet, ,als meng agen
daruft' blib, als meng 3 sch. sol [der Pflichtige] bessren.'
— 3. Nadeln von Tannenholz Aa; L. 67iri.s- oder
Tann-A. und För- oder forigi A. zum Unterschied von
den Eätscli-A., d. i. A. 1. — 4. Samenhulsen der
Kreuzblütler AApri. \g\. Egli 1. — 5. Fischgräte
BO. G. streitsüchtige Weibsperson Aa.
Mhd. ayene; got. aJwii'i. I. und n wechseln besoniliTS
leicht in den Bildungssilbiii. .!;/;»■ will wol als ausdrückliche
Pluralform verstandiii siiii.
agnen: die Grannen des Korns nach dem Dresclien
noch besonders abschlagen, und zwar ,einstreichs',
d. h. so. dass mit dem Flegel nur einzelne Schläge,
nicht mehrere taktmässig zusammengehörige, geführt
werden Gr; L.
Aglete (VKt f-: CoUectivn. 7.\x Aqlen 1. ZB. Syn.
Hütschete.
Agnes ai/tifs SenSchl., Anesli SenwE. f. „Aniess
BGr.": weibl. Taufn. Wenn es bis in den .lanuar
keinen Schnee gibt, sagen die alten Bauern : 's Agnesli
[21. Januar] leird icol na [noch] '.s Ji'ippU erschütte Z.
-^ Vgl. Xese, Nusclie?
Agniisdei Angnsde-i F. Awcdcli F; S; Vw; Zu,
Amiteli SciiwE.. Niimedeli AAÜb. ii.: eine Art
Schaumünze mit dem Gepräge des Gotteslannnes mit
der Siegestahne, meist aus Wachs (in SchwE. auch ein
Kräuterkisschen) als .\mulet auf der Brust getragen.
,Mit dem Pater um ein paar Totzet gläsene Agnus
Dti wetten.' ('LSenoB. I(i9.5.
Lat. W. - Zu dem Übergang von „ iu ,„ mag das W.
A/iiulct mitärewirkt haben.
129
Ȁ-
130
Agone, Agöne, Agüiu^ f.: der Fisch Ukelei im
erwachsenen Zustande, Cyiniiuis alburnus Bodkns.
,Zuo Costiintz nennt man die jungen Laugelen Zion-
fische, so sy elter worden, Agönen, Agünen, Lagcnen.'
FiscHB. 1563. ,\Välsche Agunen, Agonus.' ebd. —
Syn. LaucjeU; Ww(/er; hoher; Blaulitu); LiKiftne:
Wlssfixch ; Laube; vgl. Zienftseh; Grrisslimi ; Sei.
.Agres n. F-' 8t.'', Agre-st: „Saft aus sauren
.4iileln F." .Agrest: nnzeitig träubelsaft.' Vogei.b.
l.i-'iT; ,omi)hacium, unreifer wein; 8au.sen die man aus
unreifen trauben macht.' Fris. ; Mal. und so noch
•SlHt'LZK.
• Mild. a;jyaz III., Illlat. agresta, it. afjvcHto, Span, nijni?., ilfz.
iiiijrft, prov. wjniu aus lat. acer, scharf, sauer.
Agreste, Agrist, Agretsche, Agritscb, \-
-. Ägehtere Sp. 125.
Agrimingen = Agermimli Sp. 127. ..\.. schwalbi'ii-
•wnrz und grosse klätten.' 1563, Tierii.
Ägele I f.: Berschfisch, Salm Aa. Vgl. E(jn IJ.
Agele, Agle II f : Schwätzerin Aa. Vgl. äyehn.
ägelen, hägelen, ^-: sticheln, zänkeln. kleinlich
tadeln. (H)Ägeler: der dies tuet Z.
Diiiiin. Abi. von Aijle, Agl« (Stachel), vrwilt mit .!./•/.
Äyle, Egel, Igel. Die Nbf. an Hagel angelehnt.
Ägerte Aa ^grrt^,- Es; B; F; Gl; Gr; L; Seil; S;
ü; Z, Ägcrti GRPr.; Argete Aa Bb. (auch Där-
gete); ScH; Th; Z n., Ägete Gr eg<;f'i; Uw; Z selten.
Egerde ä. Spr. bis Anf. XVI., Regerte Th (Püpi-
kofer) f.: 1. Stück Land, welches, nachdem es aus-
gereutet und meistens eine Zeit lang als Acker bebaut
war, etwa wegen allzu steinichten Grundes, unfrucht-
barer oder entfernter Lage in Wiese, Weide oder
sogar wieder in Wald verwandelt worden; nd. Drieseh,
Lehde. Aa; B; Gr; S. ,Solum cessans (desertus agor),
ein erdtrich, das man nit meer bauwt (ackeret).' Fri.s.
,Ager sterilis, incultus.' Id. B. ,Die A.-Ebni auf der
Rüti.' OfFn. Freienw. Agerden timhi tuen, solches Land
wieder zu Ackerland umbrechen B Sa. Von der nahe
verwandten Brache scheint sich A. dadurch zu unter-
scheiden, dass gemäss der alten Dreifelderwirtschaft
(s. JMev. Zeigen 25. 35) ein gewesener Acker nur für
ein Jahr brach gelassen, Ä. hingegen Land hiess, wel-
ches, nachdem es als Acker gedient hatte, längere Zeit
(Joch höchstens 9 Jahre JMev., 6 oder 9 J. JScun,rii..
Exempeltaf. Anzeige 1807, 4 nach Affsprunu 1784,
184 für immer oder 10 — 12 J. lang) nur als Wiese
oder Weide benutzt wurde, also ein brach bleibendes
Feld. Daher in der ä. Spr. nicht selten syn. ,brach
liegen' neben der ausdrücklichen Unterscheidung
.brach, csch [Saatfeld] und egerten.' Arg. 4, 279.
JMev. 9. Von Allmende unterscheidet sich Ä. da-
durch, dass die ersterc immer nur Weideland und dass
sie Gemeindebesitz war, aus beiden Gründen auch von
grösserem Umfang als A., für welche die dim. Wort-
l'orm beliebt ist. ,Was egerden in den eschen gelegen
.-iind und einer verbüt daruf ze faren.' Oti'n. OWinterth.
.Wenn Schmid-ogerten brach ist, so niugcnt die von
l'tzwil ir vech [Vieh] dar triben.' Ofln. OUtzw. Also war
die Ä. Privateigentum und konnte allerdings auch wieder
.\cker werden. — Unfruchtbares Stück Land üherh.,
dem Unkraut und Dornengestrüpp uberlassener Platz
.^A; Bs; ScH; Th. Magere Wiese Gr übS. ,Glabretura.
bloss, dürr oder unfruchtbar ort.' Fris.; Mal. ,Ein
Schw. Idiotikon I, '2.
heiss, griessig erdreich (phalacra;).' Denzl. 1(i77 u. 1716.
Nach Ked. = Gant (steiniges Feld), aber auch = Trift,
Weid; calvitium agri, sterile solum; pascuum. ,Wenn
das gemüet on fugenden ist, so ist es eben als ein
egerd und dürr, elend, unfruchtbar erdrich, das da
ganz kein frucht bringet.' Geil., Seel. ,Der ein frucht-
bar erdtrich zuo einer ä. macht.' 1531/00 Ps. 107.
,Das auch die ä. iren kinden speis und narung gibt'
1531/48, Job; dafür ,einöde'. 1667. ,Umh disen See
ist alles ein verbrunne einöde und ägerten, wachsst
da weder laub noch grass.' Eckl. 1575. (.Argernuss'!
Ausg. V. 1736.) ,I.sa. am 42. wirt wyssgesagt, die
wüestin oder thür ä. werde zuo einem fruchtbaren
väld werden.' LLav. 1584. ,Die dürre ä. verwandlest
in feisste Auwen.' Z Liturg. 1644. ,Hier grasichte
Wasen, dort dürre Griessböden, A., dürre Heiden.'
SpLEiss 1667. ,Eine unfruchtbare Agert, auf deren
nichts als Dorne und Di.steln wachsen.' JJUlr. 1727.
GoTTH. orwäiint einen Ort genannt die dürre A. Spe-
zielle Angaben wie ,Wiese auf der Sonnenseite' GkD.,
..steile Wiese' ebd., , ebene magere Weide' B It. St.",
.entwaldete Stelle im Gebirg' S, ,Eied' P haben nur
lokale, zufällige Bed. Auch ist selbstverständlich,
dass mit der veränderten Landwirtschaft immer mehr
das W. zum blossen Eigenn. verblasst. — 2. ein nicht
iiaeb der Zeigkultur, sondern mit einer abweichenden
Getreiile- oder Fruchtart bestellter Acker It. B Ztsclir.
t vaterl. Recht 1843, 194.
Nü-Ägerte: Wiesboden im ersten bis zweiten
Jahr, nachdem die Pflügung aufgehört hat GrV.
Mhil. . egcrrfe, i:gerte, gfrtc, egde. Zu den bisherigen Er-
klärungsversuchen ergeben unsere Formen nur einiges Ne-
gative. Unser »«, welches nur entw. auf altgerm. e beruht
oder Um- oder Beilaut zu ä ist, schneidet den Gedanken
an £, Gesetz, c, vormals, durchaus ab. Auch kann nicht
als zweiter Teil Garten, in unserem W. enthalten sein, weil
dieses .ja durchaus fem. und die Annahme eines ans dem PI.
erst gebildeten weibl. Sing, aus sachlichen Gründen hier
nicht statthaft ist. ,Eh-, Ein-Garten' sind späte Unideutungen,
uuil das M in den GrFormen hat hier nur den Wert von j.
Sachlich würde die Grimm'sclie Erklärung aus ä-gi-criJu,
nicht [mchrj gepHügtcs Land, ganz das Kichtige treffen,
ebenso die aus a-gariki, ägerte, ungehegtes Land, und dass
in einigen alten WW. ö mit a zu wechseln scheint, haben
wir bei a II Sp. 2 gesehen; nur wäre sync. Ptc. mit
weichem g etwas bedenklich. — Die Form auf -de noch in
der Bibel von 1548, in späteren Ausgg., sowie bei Fris.,
Mal., Red., Denzl. usw. immer -te. Zu der Behandlung,
welche das r erfahren (Egraten. Oifn. Kempfenh.), vgl. Agent,
Ärgest und Agreat f. Agcrat (o. Sp. 125). In Argent (Offn.
Freienw.) scheint n eingeschoben zum Ersatz des nach vorn
gerückten r, in O. das d des Art., in R. das r vom Dat.
des Art. angeschweisst. Eine lautliche Umformung unseres
W. durfte, auch der Flurn. Ägleten ZMeil. sein. — Die schein-
bar widersprechende Angabe aus S ,angebautes Feld' erklärt
sich aus der wechselnden Benutzung des selben Grundstückes.
Wie sehr Orte mit der Zeit sich ändern können, geht daraus
hervor, dass A., welches oft fast := Einöde erscheint, heute
ein Teil der Stadt Frauenf. heisst. Den Wechsel zw. Acker
und Wiese bestätigt Ap Acher, welches auch Wiese bedeutet.
— Die lokalen Verscliiedenheiteu des Begriffs noch weiter
iudividualisiert in zahlreichen Zss., welche nur noch Flurnn.
sind, z. B. lir'üsch- (mit lir. bewachsen), Clicib- (Gerichts-
oder heidnische Grabstätte), Galgen-, Tufels-, Mai-. Manche
nachweisbare ehemalige A. ist wieder Wald geworden, so die
anf dem ,Born' bei Ölten.
Agerter: der auf einer Jl(/er<eM Ansässige F. Sonst
nur noch Geschlechtsn. BSi.; W, wie Van Egerten B
9
131
Ag, äg, aiig, eg,
Ägidi: 111. Taufn., Ägidius. Sein Tag (1. Sept.) be-
stiiimit die Witterung. Wie de Hirse an Egidi i"
d'Brüst [Brunst] tritt, so tritt er no''' 4 Wuchc wider
drüs. SüLG. — Syn. Gidi. Gilt/. Gilli. Gel. Iltsch.
Ägle I, ««- BSi., e'- Th, Agle, Sprens f.: Blutegel.
.Die Ägel oder Aglen : .sanguisuga, hirudo.' Fris.;
Mal. ,Ein ägle, bluotsuger.' Fischb. 15ö3. ,Dio äglen
(ägel) hat zwo töclitern: Tragbar, Bringhär.' 1560/1707.
Pkov. .30, 15. ,Die Eglen, die sich voll Blut gsoften.'
1658, Heut.
Mild, eflipfe f., ahd. ügalä. \'g\.'jijle II. Anf eine Form
mit /(- deuten die Namen Natjel-, Nä-ijd- fuuif^edeutet Nät/di-)
neben Eijdac.
Bluet-: gleichbed. Übertr. auf den Habgierigen:
,Zachäus war ein Ober.ster der Zölnern und Blutegeln.,
1691, AKlingl.
Boss-: haimopis vorax, vom vorhergehenden durch
seine stumpferen und weniger zahlreichen Zähnchen
unterschieden Th. ,Die grossen bluotsuger werdend
bey uns Kossäglen genannt, welcher nun [deren neun]
auch ein pfärdt zuo todt sugen sollend.' Fischb. 1503.
Wasser-: aulasostomuni vorax, der gemeine, in
seichtem, stehendem Gewässer lebende E. Th. ,Nim
wasseräglen und setz sy an.' Vogelb. 1557.
äglen ^-: Blutegel suchen in Teichen ZW.
Ägle II; Agle Aa; Scnw, f.: 1. Egelschnecke,
Fasciola hepatica, eine Art Eingeweidewürmer bei den
Pflanzenfressern und dem Schweine. ,War ein nasser
Sommer, dass den folgenden Winter die Küh [usw.]
in der Leberen voller äiglen wurden.' 1734, Z ObGlatt.
— '2. die durch diese verursachte Krankheit, die
Fäule der Schafe, Rinder, Pferde Aa; B; Sch; Schw;
W; Z. Syn. Äglefal. — 3. Steine im Gallengang Z.
— 4. Agle: Drüse im Fleisch GnAr. Ägli (Dimin.):
Geschwür auf der Lunge STh., Ägle, solche auf der
Leber der Schafe Z.
2 urspr. als PI. zu 1 gemeint. 3 und i die geniiunte
Krankheit besjleitendc Ejjscheiuuugcn.
Gras-: Gemswurzel, Arnica scorpioides L. B; L.
Nacli deutschen Botanikern violm. = Aronicum. Fraglich
ist auch, ob nicht Aiße I oder Agle (Sp. 127/8) der Ver-
gleichung der Wurzelu oder der B)ätter zu Grunde liege.
„Stein-: die Larve einer grossen Mücke, die sich
unter Steinen im Wasser vorfindet LE." St.'' 777.
äglen s. im-, hurn-iglen; hue-näylen.
Agier .€- m.: Baum, welcher eine frühreife, süsse,
saftige Birnsorte (Äylerin) trägt ZO. Vgl. d. folg.
Äglischer, Aglester: frühreife, süsse Birnsorte
von rundlicher Form Z.
Ang öiyGW.; jt^r/ BSi. — P 1. scherzhaft JiH(/cr, sonst
Auge. — D i m. Äiigli; Äugi F ; Ü'gi BSi. ; Augschi, Ögsclii
Gr; Kdspr. Naugeli Ar, sonst Äugeli ~ ji.: 1. das
Sehorgan; s. die EAA. usw. am Schlüsse. — 2. her-
vorbrechende Knospe an Pflanzen, allg. ,Progemniare :
Augen trucken oder äugen gwünnen, als an woynräben.'
Fris.; Mai,. E Lauhli deckt en Äugli : Mahnung für
den Weingärtner, beim Ausbrechen des Reblaubes be-
dächtig zu sein Scii. ,Hierunib [beim Rebenhacken]
das alte und träfi'e Sprichwort, wann das Aug offen
den Rebmann anschawe, es leichtlich darab erblinde.'
Khau. 1639; noch jetzt gesprochen in der Meinung,
dass wenn der Winzer zu spät ans Hacken und Um-
graben gehe, die Fruchtknospen leicht abgestossen
werden, oder dass, wenn umgekehrt diese vorzeitig
erscheinen, sie leicht wieder erfrieren. .Nachdem die
Bäume Augen druckten, Bollen gewunnen.- Moos 1775.
Daher das Rätsel von der Schule [Baumschule], deren
Schüler Augen haben und nicht sehen Gr. Vgl. äuglcn.
Die vertieften Keirastellen der Kartoffeln, die man
ausschneidet und setzt, allg.. Äugi (Dini.) F. ,BIini]e
A.', die keinen lebendigen Keim enthalten. Augli, die
schwarz punktierte Keimstelle an der Bohne Soh.
Junger Spross einer Pflanze, wenn er eben anfängt
sichtbar zu werden BU. Der Butzen am Kernobst
AaF. — 3. von Geschwüren. ,Ein Öuglin (kolben)
gwünnen oder werften, wie die geschwär thuond, caput
facere dicitur ajicstema.' Fris.; Mal. ,Das geschwär
überkommt ein aug.' Denzl. 1677. 1716. — 4. Ast-
abschnitt in einem Brett F. ,Holz, das kein öugle
hat, kein flader noch niaser.' Fris. — 5. Loch, Blase,
dergleichen der fette Käse besitzt B; Vw; Z. Ebenso
vom Brot Gr. — 6. Fetttropfen, dergleichen die
Güte einer Brühe kennzeichnen, allg. Eine Suppe, auf
welcher wenig oder kein Fett schwimmt, heisst ,blind'
Vw; sie findet den Weg ins Maul nur, weil man ihn
ihr mit dem Löfl'el zeigt L. ,Eine stolze Suppe: sie
schaut Einen mit keinem Auge an!' , Einer fürte die
Suppen, wyl sie keine äugen hab und nichts säche.
an einer schnür in die stuben.' Schimpfr. 1651. —
7. Die runden farbigen Stellen auf den Flügeln
der Schmetterlinge L; Uw. ,Geinniai .stellantes, die
äugen oder spiegel am pfauwenschwantz.' Fris. —
8. Ogschi (Dim.), das von einem Brot zuerst abge-
schnittene Stück oder der Rest des Laibes GrD. —
9. ein kleiner Teil, ein kleines Mass voll von einer
Substanz, etwa so gross wie ein Auge als Körper,
doch s. auch u. RA.\. p; daher: Äugli, Viertelgläschen
(Schnaps) ZO. Kein oder kes, nit es A. roll, nicht
das Geringste, allg. Ekes Öngeli voll Aa. Kei oder
kes Augs gross, sehr wenig Aa; BsL. So vil als ich
i mim A. hä", wenig W. Selten positiv: En A., es
Äugeli voll Z, es Ügi rolls BSi. Wie ganz die eigtl.
Bed. des W. erloschen ist, zeigen Anwendungen wie:
,Kein A. voll Wein.' Gotth. J ha die Nacht ekeis
Äugli voll g'schlafe (sachlich = kein A. geschlossen) ;
,kein A. voll sagen' GA. ; sls Hüs ist kes A. roll besser
als mis Z; keis A. voll folgen, durchaus nicht ge-
horchen ScHW; er hed bloss es A. voll g'esse. Aber
ironisch: es hed es A. voll geregnet: nicht wenig,
ziemlich viel ; es hed es A. voll Wasser g'gii, eine arge
Überschwemmung; es A. voll chlbig, sehr zornig. Daran
schliessen sich RAA. wie: i iviirs [mache mich an-
heischig] in A-e träge, was i"'' g'ha ha". Siitermstü.
Er schämt si nW i den Auge, es gät nit vil dri" Tu.
Dagegen: er het nit, was-em im-ene A. inne we tat,
kein Stäubchen, nicht das Geringste S; er isst nid.
was uf-enes A. drückt oder: was im A. wc tuet FMu.
,Nur ein Brösmcli. dass es einer Laus kaum im A. weh
thäte.' Gotth. — 10. gewinnender Punkt beim Würfcl-
und dann auch beim Kartenspiel. ,So und so viele
Augen machen' Z. — 11. , Öuglin', Geschlechtsn. Cvs.
— RAA. a) ,Ab A-n thun = abschaffen, entfernen.'
Hospin. 1683. ,Ab A-n — ab Herz' ^= aus den Augen,
aus dem Sinn. ebd. und noch heute. Ab [aus] den
Ouge gä^ B. .Ehrlichen Icuten an (in) den a-n umhin
gehen' = sich vor solchen blicken lassen. ZMand.
1694. Nit mc a d'Ouge chö B. .Wie nun Manfred
und Etzli in Italien dem bajist i n den ougen lagend.
133
Ag, aüg, cg, ig, og, ug
134
stunil der bapst in sorgen.' Vad. i n ; s. auch u. c,
i. 1. 111. Eiiii 's Wiss i" den A-e (j'scIiiikc, mit. Einem
angestrengt ringen L. JEs g'rüt Mäiujem [^lanclieni]
iiit. trenn er [sogar] 's Wiss im A. umcherll Sch; Z,
von vergeblichem Mühen. Under A-n, auf der Vorder-
seite, ins Gesicht. .Vor [vorn] an die Letzi ziechen
unter A-n.' TscHom [Uegs. .hinter die L.']. .Der altar
hat zwo Nebendmuren und under ougen Icaini.'
GHdschr. ,So erst man zer thur ingat u. a-n' [gleich
vorn im ^lingang]. ebd. ,U. A.' hiess bei Bauleuten
auch die Linie des Daches, wo es auf der Mauer auf-
liegt, im Gegs. der Firstliuie, z. B. das Dach darf
u. A. gehohen (erhöht) werden, oder: es soll u. A.
abgenommen werden, d. h. das Dachgesims, der Dach-
yorsprung soll abgeschrotet werden Zf. ,Daz jeder-
man vor [vorn] underougen gen der .Strasse und hin-
denan underougen und du tächer an sinen nachgeburen
wol mag machen [an das Nachbarhaus anlehnen]
darumb daz vordenan [vorn] und hindenan (und) an
den fächern nit lucken werdint.' Heu Stadtb. XIV.,
Alem. V 26. [Lückenhafte Redaktion oder u. als Subst.
— Dacbvorsprünge?] , Einem etwas [z. B. eine Schmä-
hung] u. A. sagen' [ins Gesicht]. Landb. Gaster. ,Von
niund zu inund reden und einander u. a-n ansehen.'
1707, Jer. 32, 4. ,Mit Briefen, ald mit gewissen [zu-
verlässigen] botten ald u. ogen.' G 1373. , Einem etwas
u. a. schlahen'. vor Augen halten XVI. ; auch intr. =
vor A. treten: ,Wie er [Gott] inn [ihn, den Menschen]
auss dem lu.stgarten treybt und im das eilend u. a.
schlahen las.st.' Bin. 1531. ,tJwer vatter slot mir ungder
ougen und spricht . . .' Bs. XVI. ,Dem Todt getrost u.
A. gehen.' JMey. 1(594. Gegenwärtig, anwesend, in einer
Versammlung, vor Gericht: ,Dass derselb arm Mensch
[arme Sünder] alda u. A. für gricht gcstelt werde.'
Malef. Ordg. XV. ,\Venn er kuntschaft annemen well,
soll er üch das verkünden, damit ier mögt under ougen
sin.' ir)2.'i. Absc'h. Do sehnd er em Clioch u. d'A., sagt
die Hausfrau, wenn sie sich selbst als Köchin vor-
stellt. ScLfi. ,Er steit em iinyer d'A-n-mid hieijt-em is
Schwarze', tritt ihm unerschrocken entgegen. Si'iMi.n.
Em Spil u. d'Auge (j'seh, näher zusehen Z. Eiiii it.
d'Ouije cho, vor die A. Aa. Us A.l Ruf zum Aus-
weichen beim Schlittenfahren BsL. Einem us den A-e
wachse", durch fortschreitendes Wachstum unkenntlich
werden. ,Es solle kein Mezger halbe Kälber, Schaaf
oder Lid ungewogen bey dem A. [nach blossem Augen-
mass] verkaufen (sondern bey dem Pfund).' Z Mand.
1770. Vgl. über Auy etceg Sp. 50. — b) (Es Pur)
Atige ha oder mache, rvie Pflnegreder, wie Mitlle, tt-ie-n-e
g'stochne Bock (e g'stoche ChalbJ, grosse, stark hervor-
tretende A-n haben oder machen (in der Aufregung),
allg. D'Otigc tis-em Chojif ha, hervorstehende A-n
haben oder machen B. A-e wie Bulle; vgl. B(dlangen.
Atige tfie Chriesi, schwarze, tcie e Chats, graue, allg.
Er macht en unguets Par Auge (Auyli), der Schalk
sieht ihm aus den A-n Ap. Da gist-mer iez au en A.!
wirfst mir einen bösen Blick zu. Eim Auge mache:
1) Jmd Zornig anblicken. 2) Jmdm etwas klar machen.
Auge mache, dass me" tif eis chneiile and 's atiiler ab-
sage cltönnt L. (Chlini) Öiigli mache, blinzeln Aa.
Ogli mache wie ne Sjnegehneis G. ,Stechigi Ottge mache,
erstaunt anblicken.' Id. B.. sonst = scharfe Blicke zu-
werfen. — c) Mit keim A. g'seh, gar nicht gesehen.
allg. An eim A. nüd g'seh, ein Auge zudrücken L.
ein A. zttetue", Fehler nicht sehen wollen B: G; Z.
Eis A. het er afen [bereits] off, er wird 's angere [das
andere] au no fiftue, er wird vorsichtig. Schild.
D'Auge (tnitis, mitten) im Chopf ha, umsichtig sein,
allg. Es A. uf Opper, Öppis ha: 1) Gefallen finden
daran Z. 2) überwachen B; L {,uf Eim.' Id. B.). Keis
A. ab Eim lä" B, Einem keis A. absetze B; Z, Einen
nicht aus den Augen lassen. — d) Jmdm d'Auge triicke,
mit den Augen winken Ap; Z; aber: d'Auge triicke,
sterben Aa = d'Auge zuetue. allg. — e) d'Ouga gö
(loufe, umgöj lö", herumspähen Ap; Sch. — f) ,Ehe
jhm der Bapst der A-n gönnen [Audienz gestatten]
wolt.' WuRSTis. 1580. — g) ,0s sublinere alicui : Einen
betriegen und eim eins (wie wir sprächend) über das
a. gäben.' Fris.; Mal. ,Darinn dir einfaltigem aber
eins übers oug wirt.' Zwinrli 1527. ,Der im himmel
sitzt, ist nit zu betriegen, er lasst ihm keins über das
a. geben.' FWyss 1650. So noch B; dagegen i d'Ouge
ge, in die A. stechen, blenden, donner dans les yeux.
ebd. — h) Eim d'Auge üsbore, mit Schmeichelei be-
stechen B. De Lüte d'A-n ü. und d'Löclier mit Dr. . .
fülle, vom Heuchler, der sich fromm stellt, aber seinen
Gewinn dabei sucht L. Der Einfältige löt si''' d'A.
i't. und i d'L. sch e, lässt sich das Ärgste gefallen
ScHW. — i) Eim i d'A-e grife BRi., schlä" Sch, i d'A.
i-e lange ZW.: mit Worten oder Handlungen zu nahe
treten, empfindlich verletzen. ,Als etlichen ab der
vesti schaden gschechen was und die vigend [die
Besatzung] inen in den ougen wee tetend-, ihnen hart
zusetzten. Vad. Es ttiet mer i" den Ouge we, ich
kann und mag es nicht sehen Aa; Z; aber auch = es
gefällt mü- sehr, reizt meine Begierde Sch. — k) D'r
Märe zum A. Itiege, Acht geben, sich vor Schaden
hüten. GoTTH. Er sorget der Chatz um's A., seb si
drum ist [ehe sie es verloren hat] Z Elgg; ScflSt.
I loott ehe zu mim A. Itiege, möchte mich eben vor
Schaden bewahren Z. Vgl. Nimm's A. i d'Hand u.
d'Katz under-en Arm, schadenfroher Spott, wenn
Einer mit dem Gesichte anstösst Scuw. We mu"
zum Chrüzer net so Sorg cha" ha" as [wie] zue den
Auge, so würd-mu nit rieh BSi. ,Zur Mutter Sorge
tragen wie zu den eigenen Augen.' Gotth. ; vgl. .plus
oculis suis amare'. Gatull. Eim s'Wiss in Auge si,
ihm sehr lieb, sein .Augapfel' sein. — 1) Frisch i
d'Auge ine si, von Kranken, frischen Blick haben, ein
Zeichen, dass der Tod noch nicht nahe ist GA. Gegs.
De Tod lueget-im zun A-n-üs. — m) 's Wasser i d'A-e
iibercho, i den A-e ha, von Rührung ergriffen werden,
sein, 's Wasser ist-mer i d'A-e cho. allg. D'A-e sind-
em überg'gange wie-n-eme Ghrönierhüitdli ZG. ,Dass
den[en] von Underwalden die ougen übergangen syend
von wegen, dass sy in zwytracht sollen gegen üch
stan.' 1531, Steikcl. Vgl. Augetiwasser. Dagegen: ,er
b'schisst [betrügt] d'Lüt, 'ass eim d'A-n überlaufe',
nur zur Bezeichnung hohen Grades. Schild. — n) Ires
Glück stöt uf ztveu A-e, hängt vom Leben einer ein-
zigen Person ab Aa. 'Wenn no''' ztcei A-e ztie sind,
dann — , d. h. wenn noch eine gewisse Person ge-
storben ist ScnSt.; vgl. u. Sprichw. f. — o) / weit,
dass mer d'A-e tis-em Chopf use fieltd, dass ich das
nicht ansehen müsste ZKn. D'Ougen us em Chojyf
grinen, sich todt weinen F. — p) d'A-e fülle, sich
satt sehen. Kes A. voll g'seh GA. — q) Mit Mül
tmd A-e lose, ganz Ohr sein. — r) Er cha", u-as d'A-e
(/sehnd, weiss alles Gesehene nachzuahmen. — s) Eim
US den A-e g'schnitte, von einem Kinde, das einem der
135
A», ang, efj, ig, og, üg'
18Ü
Eltern auftallend gleicht. — t) ,Es ist ein blau Aug
darum zu geben, üpera; prctiuni est.' JMev. 1692. —
u) Einem Etwas a den A-n a'Hfseh, ahcj'seh, von den
A-n absehen (den Wunsch oder Willen), aus dem Blick
erkennen A.i; B; L; Z. Us den A-n ablese Scai^t —
v) Ang'sichtfsJ der A-n, pleonast. Verstärkung, etwa
= dicht vor den A-n Aa; L. — w) Kes A. terzieh,
keine Miene L. Einem 1-. A. i:, i. A. ab im lä, ihn
unverwandt anblicken B. — x) 3Iit eim A. i die ander
Wuche, um 's E<j(j ume hteye, schielen. — y) Hast
Iceini A-e bi-der y'hd-' zu Einem, der anprallte oder
geprellt wurde Scaw; Z. — z) I d's A. arbeite, Gegen-
stände geschmackvoll (aber vielleicht nicht solid) an-
fertigen BRi. Für ds 0. fi"s A.) isch's schön, fällt
freilich angenehm ins A. B; Z. — aa) So h'iter dass
[wie] es A., durchsichtig, von einem frischen Ei Z.
G' Schwund vie en A. Gn, vgl. .augenblicklich'. —
Sprww. a) ,Unsere händ liaben stäts a-n, sie glauben,
was sie sehen.' Denzl. 1077. 171(j; vielm. = das Hand-
greifliche ist sicher. Was d'A-e (j'seh fg'seliiid), t/latibt
's Herz. allg. Was d'Oye nöd schid, tuet dem Her.: vöd
ice G. b) Zireu Oiige sl niimme [sind nur] e Huff'art,
aber eis Ouy het mit höchs nötig BBe. c) .Die a-n sind
uns weiter als der bauch.' Hofmstr. 1645, die Begierde
grösser als der Hunger. Vgl. ,sini ouge ilherchöme nie
g'nueg', er ist unersättlich. Id. B. d) 's A. ist de Zeiger
tum Herze. Sulg. e) 's schlöfed nid all, wo [welche]
d'Auge zue händ. ebd. f ) Zwei A-e [eines Verstorbenen]
decked vil! ebd. g) 's Feld hat A-e, de Wald Ore. ebd.
— S. noch u. nüt. — Abergl. a) ,Das rechte A. tanzet
mir im Kopf, es ist mir ein grosses glück vor.' JMey.
169'2. Wenn 's recht A. blsst, ged's nebes G'freuts [gibt
es etwas Erfreuliches], wenn 's lengg A. h., ged 's n.
G'heits [Verdriessliches] Ar. b) Die KAA. es sött's Jcei
hüs A. a"l liege oder me" s. mit l-eim bösen A. a. (ohne
Neid und Tadel). Suls. ; Einem keis guets A. gönne, ihn
scheel ansehen B, beruhen auf dem alten Glauben an
die Macht des bösen Blickes. (Anders es guets A. [ein
richtiges Augenmass, Urteil] ha).
Eier-Augli, -Augi: priniula veris L. B. — Syn.
Eierbliieiii.
Ochsen-Augen: 1. „in Butter gebackene Eier
UUrs." — 2. Goldhähnclien. ,Kegulus avis, ein kun-
gele oder ochsenöugle.' Fiiis. ; Mal.; Vooei.b. 1557.
Agelsteren- (Ägester- ZuBaar). — PI. -äiiger Gii
selten; S: 1. Hühnerauge, Leichdorn an den Zehen.
,Agerstenaugen oder gallöpfel an den füessen.' Vogelb.
1557. ,Clavus, genus tuberculi, ein ägerstenaug; ist
ein werzengeschlächt.' Fiiis. ; Mai,. Um dieses Übel los
zu werden, wendet sich der Aiipenzeller an die Elster,
indem er ihre Eifersucht reizt mit dem Spotte: zigi,
zigi, Agest ! I ha dreii Auge ond du gad zwei ! Gwerh
1646 aber kennt ein ,mit magischen Figuren und
Buochstaben uberschribenes Zädelein under das Tach-
trauf vergrabet, für die ägerstenaugen.' Der Aber-
glaube kennt nocli viel ähnliche Mittel. Syn. Kräjcn-
aug. Vg\. ehurw. ögl da hasla. — 2. Maiglöckchen,
convallaria multiflora L. Gi.; Z, conv. pol^'gonatuni
L. AAÜb. ; Seil, deren mit den Narben der abgestor-
benen Schösslinge bedeckte Wurzel Ähnlichkeit mit
einer Zehe voll Hühneraugen hat und dalier auch als
Mittel gegen diese gebraucht wird. Syn. M^arzenkrüt.
Agerstenwurzenknit. Kräjenaug. Ägerstentäpe. Vgl.
Hennen-, IJi'iener-aug.
Fell-: Augen, die mit einem Häutchen (Fell)
überzogen sind. Man. 128.
Fischer-: eine Vorrichtung zum Fischfang,
wahrsch. die Eeuse, welche in die Oifnung der spitz
zulaufenden .Fache' gelegt wird und welche mit ihrem
doppelten Reife wie mit einem Auge lauert. ,Dass
die fach und F-n gänzlich abgeschafft siml.' ZGes.
1710/79.
Flarz-. Pflarz- Aa; Uw, F//r- - ScHNvMa.; Zo.
Flartsch- B, .,Flärtseh-'~ : Triefaugen, ATg'cn mit
eiterigem Fluss.
Gift-Augli: die Nationalcucarde der Neunziger-
jahre des vorigen Jhdts in demonstrativ kleinem Fer-
mate von den Feinden der Neuerung getragen, während
die Franzosen freunde grosse Cocarden trugen Ar.
Glarr-, überwiegend (/?(«/•-, Glor-Aug: 1. „stieres
A., Gr, bes. ein Bocksaug, d. h. ein übersichtiges,
schielendes A., wenn z. B. lUxs Augenlid den Stern
halb zudeckt L; Scn; Zg;" .grosses, weitoffenes, her-
vorstechendes A.' B lt. Sr.''. Spähend herumgeworfenes
A., ,oculi emissitii.' Id. B. Glöräugli: kleine, blin-
zelnde A., Aa; Glör-, helle, verliebte A., Sc». Hell-
blaues, glasartiges A., Aa. — 2. iii. .Kerl mit grossen,
nichtssagenden Augen.' Spreng. .Pui^tus, liebäugig; der
bücksaugen hat, glaraug; übersichtig.' Denzi,. 1677.
1716. — Mild, tjlarrouge: s. glarn-n.
Glur-: .übersichtig, der mit den äugen ob sich
sieht.' Fris. ; Mal.
Von (ji-lürcn; s. CHüamutj. Sj'U. Jiutkeauij.
Glas-, gle's- fast allg., gles- Uw, Glas- Gu;
STh. : 1. A. mit mattem oder erstorbenem Glänze, weil
dessen Sehnerv gelähmt ist oder dessen Hornhaut
durch irgend einen Fehler ihre natürliche Farbe und
Durchsichtigkeit verloren hat; so das A. des lilinden.
des Sterbenden, weisses A. bei Pferden und Hunden.
Spottweise auch das nüt solchen Augenfehlern be-
haftete Individuum. — 2. A. mit besonders hellem
Glänze STh. ,Die Leoparden haben rote glessaugon.
gleych als ob sy feurin wärind.' Tierb. 155o.
Glüss-, glas': kleines Auge ZBauma. — Vun ,yi/i'is«tu.
Glotz-: glotzendes A. Gotth.
Gräggen-: Leichdorn GnPr.
Hennen-: eine Pflanze. 1. Henna-nga, campanula
persicifolia L.. Glockenblume GWe. — 2. -Äiigli,
priniula farinosa L., Schlüsselblume G oRh., W..
We.. T. Syn. Krotten-, Boss-, Biet-, Scliaf-Aiigli. —
3. cardamine pratensis L., Schaumkraut, Zigerauge
GRh. — 4. myosotis palustris With, Vergissmein-
nicht (iWe., in Tess. (eiigg della Madonna. — 5. vero-
nica chamaedrys L., Gamander = Ehrenpreis GVVe.
Syn. Katzen-, Zerr-Aiigli. — Ij. roti H., anagallis
arvensis L., Ackergauchheil GW., We. Syn.
Hüenerang.
Itic'Sc säiniiitliclieii PHtiuzen tragfti Icuclitt-inl«'. kk-iuc
HIniiion, deren Kelchblätter einen Krc^is liililiii.
Hüener- = ro(t Hennenaugen, L.
Zu der Vcrgleicluniic hat im Bi'Sdiidnni iiocli die rote
)''arl»e mitgewirkt.
KüU-, Köll-, Chol- ZO., sonst (.7/»/-, chöl-: blaues
.Vuge, Geschwulst um das Auge in Folge eines Schla-
ges Z. Jmdm ein Ch. Tifschlä" Z. ,Küllauge überko
[bekommen] wie Salzbüchsli.' Madleni 1712.
Von mhd. quellen, aufschwellen, hrenuen, widier ain'h
.Kolilc' und .quäleir.
l.'!7
Air. aiig,
Of?. UK
138
Kalbs-: Wuclierblume, chryNaiitheiiiuni lem-anth.
L. S.'ii.
Syii. StD-rtc, beide Namen vom Aiisselien iler Blüte.
Katzen-: 1. A., da.s durch .seine Farbe oder durch
.seinen Blick an dasjenige der Katze erinnert. -
2. -Äiiyli: Pflanzenn. a) veronica chamsedrys L.,
Ehrenpreis ÄABb., Ki.; Bs; ,B"; »RPr.; LEigi; GS.;
SrHw; S; Uw. Syn. Hennen-, Ziger-ÄwjU. — b) veronica
offic. L., ffeiiiriiirr Ehrenpreis GRPr. — c) veronica
triphyllos I... Kliri'ii|iri-i,s .\ALeei'. — d) primula fari-
nosa L., rcites S.hlü^s.-lblüiachen Gr (auch -Auijschi).
Syn. Heunenänyli. — e) Vergi.ssraeinnicht A\; Ap; Gr.
— f) ophry.s arachnites Reich, Ragwurz AABöttst. Syn.
Alfengesiclitli.
Kräjen-: 1. = Agehterenaug 1. L; Tierii. l.^ij:!.
Rätselfrago: mit welen Auge g'sehd-me nüd? Antw.:
mit de Chr. L. — 2. convallaria multiflora L., Maililie
ScHwWollerau. Syn. Agelsterenaug 3. — 'i. „Chräjen-
äugli, Samenkorn des Krähenaugenbaumes, stychnos
nux vonüca L."
Krön-: ,Ich hab gesehen einen Hund sterben,
darunib dass er fleisch mit pulver von einer Nuss,
kronöugliu genennt, besprengt geässen hatt.' Vogelb.
1557.
Krotten-äugli: 1. primula farinosa L. GT. -
2. Vergissmeinnicht Ap. — Syn. Hennenüiigli.
Mären-: mit einem kleinen Geschwür am Lid.
Gerstenkorn, behaftetes A. ZFlurl.
Die Vergleichung hergenommen von ehiem Augeniibel, von
ilern vorzugsweise das Pferd befallen wird, dem ,Nagel, Nagel-
fell, unguis ociili..
Nun-: ein Fisch, petromyzon, Pricke, Queder.
Mhd. niunouge. In einer alten GHdschr. nünoykc f. ; zu
dessen yk -^ gtj vgl. -äuyy aus tiur/j.
Muer-nün-: solche Individuen unter den N.,
welche sich meistens im Schlamm aufhalten, dunkler
und schmutziger von Farbe. ,Von dem kadt oder muor
[Moor], in welches sy verhalten labend.- Fischb. 1503.
Bi-, Bin-: Nebenknospe in den Blattachseln oder
Blattwinkeln der Rebe Z. Syn. Bischoss. - Über
die vorwiegende Form Bin s. u. hl. — binaugen.
binäugle: die B. ausbrechen, ebd.
,Bock-: ein Fisch, patella.' Mal.
Bocks-: , Partus, der bocksaugen hat, d. i. wenn
das auglid den augsternen halb deckt, als ob einer
die äugen halb oft'en hette.' Fris. ; Mal. Syn. Ghiraug.
Boll-, BoUi-: 1. grosses, stark hervortretendes A.
Aa; Bs; B; Sch; S; Th; Vw; Zg; Z. Auch (111.) ein
-Vlensch, der solche Augen hat, meist spöttisi-h. doch
auch liebkosend von einem Kinde mit schönen gros-
sen A. Z. Erblindetes A., AaHI. ; Syn. Ghixuug.
2. „rundes Laternchen mit bauchiger Glasscheibe
ScHW." — BollüugH, Äschfisch in der zweiten Periode
seines Wachstums, zwischen KressUny und Kuiihli.
Bodens.
UM- bezeichnet iibh. einen runden Körper; vgl. llolk f.
(wie auch ,Äuge' allein = Knospe) ; vwdt mit holen, rolleu.
Die Dehnung ßul (z. B. Bs; Gotth.) eine zufällige. Ähn-
lichkeit des ausgebauchten Laternenglases mit dem Glaskörper
des Auges; vgl. Ochsenauge, engl, bull-eyc und nhd. ISuHe, Stier.
Pelz-. „Pelzaugen machen, überaus zornig drein-
schauen Vw; Zg."
Viiu einem alten starken Vb. "Wzen, yiovon pvhen, hokin
bei Schniell. I 390. 238, hervorquellen, sich hervordrängen,
ahd. üzarimhun. ebuUire: .so ihme die angapfel herfiir lioltzeu
als ob sie geschwollen wären.' l'dz- bei Schinell. I'uk-Äuijin
= BoUauijen, nur dass nicht an eine angeborne, sondern an
eine im Affekt hervortretende Beschaffenheit der Augen ge-
dacht wird.
Bins-: eine Pflanze, Immenblatt, melittis mclysso-
phyllum L. — Biw> Gen. des alten Neutr. bini, Biene.
Püs- Z, Pfüs- BO.; Z, Pfusi- B: weit hervor-
stehendes Auge. P-e mache". , Pussaugen, grosse pau-
sende äugen, die eim weyt lürhingond, oculi eminentes.'
Fris.; Mal. Vgl. Boll-, Boliaug, und l'fus-haggen.
Busel-Aug, -Augli: halb offenes A. L schlaf-
trunkenes, auch in Folge von Berauschung ScnSt. ;
ZB. — 2. verliebt blickendes ScnSt.
Das Bild vom Blinzeln der Katze (ßuml) entlehnt.
Blau-Augschi: Frühlingsenzian, gentiana verna
L. GnRh. — Syn. Bläiieli. Stierenäugli.
Blüder-: triefendes A. ,Lueg au die sehe [jene]
rot und blone [blauen] Nase", die Blüderauge".' Stutz
(von Säufern). — 2. in Butter geschlagenes Ei Z ;
Syn. Stierenaug.
Blinz-: ,der ein blöde gesicht hat und darum
blinzlen muoss, damit er dester bass die gesicht zuo-
samen halte und sähe, lusciosus.' Mal.
Plärr-: Triefauge? Glotzauge? ,Die Bären haben
ein blöd gsicht, desshalben sy oftermals pläraugen
bekommen.' TipRs. 1563. ,Diser Meerfisch hat einen
kleinen köpf mit überauss grossen pl.' Fischb. 1503, 33, b.
Von Plärre f., Geplärr n., Nebel vor den Augen, frz.
Iiertuc, it. barlume; engl, hlear-eye, Triefauge. Schmell. I 461.
Fromm. III 556. Zu dem 2. Beispiele scheint freilich die
Hinweisung auf jjlaren, glotzen, besser zu passen.
Brün-: Kuhname Ap.
Ross-Äug BSi., -Augli Z: eine Pflanze, die nach
Pferden riecht, primula farinosa L. Syn. Hennenaug.
Riet-Äugli = dem vor. GnRh. Auch Rietnägeli,
-rädli, -liesseli, Schafäugli.
Rot-Äugli: Name, unter welchem verschiedene
Fischgattungen mit roten Augenringen verstanden
werden. 1. Cyprinus rutilus, Rotauge, Rotflosser,
Plötze Bodens. Syn. Bote. — '2. Cyprinus erythroph-
tbalmus. Plötze, ebd. lt. Fischb. 1563, 1.59. 161; durch
\'crwechslung lt. Hartm. 1827, 225. — 3. Cyprinus
dobula, Döbel. ,Der Hasel, welchen man bey den
Zugern Günger und Ganghasel nennt, das ist das
ßothaugle.' Cts. 1661.
Seckel-: A. mit aufgedunsenen Lidern, so dass
diese eine Art Beutelfalten bilden ZBauiiia.
Süuder-Äugli: schuldbewus.ste A-n. MUsteri
1853, 1, 106.
Schaf-Äugli: primula farino.sa L. GSa. Syn.
Hennenaug.
Schel-: scheeles, schielendes Auge, als Mangel
bei Pferden S.
Schloss-: A. an den Reben zwischen den Bögen
und dem zweijährigen Holze Z. s. Aug 2.
Schwör-Äugli: eiterndes A. Tn; vgl. Flarzaug.
Spircn-: flg., scharfes A., Schw. - Vgl. Falken-
augen, Augen wie ein Sperber.
Spitz-: A. mit gierigem oder mit scharf beobach-
tendem Blick Ni)W.
Stier- Ap; G; ScnSt.; Tu, sonst Stieren-: 1. in
Butter geschlagenes Ei, Spiegelei Ap; Gk; L; G;
S; Z. Syn. Ochsen-, Blüder- Aug :>, Eicr-in-Anhen
139
Ag, ang, eg
ug
140
(s. Sp. 13). Hartgesottenes, in der Mitte entzwei-
geschnittenes und in Weinsauce gekochtes Ei Uw.
Bei den Schweiz. Abderiten erhält der Gast auf die
Bestellung von ,St-n^ die Antwort: Mer hei scho längs
hei Stier nie y'metzyet. — 2. PI., stiere Augen z. B.
des Betrunkenen, des Zürnenden. ,Wenn der Mann
alle Ahend mit Stierenaugen heim kommt.' Gotth. —
;i. Pflanzenn. gentiana verna L. G oT. tiyrt. Blau-
Äiigschi. Aster aniellus L., blaue Sternblume. Durh.;
RocHU. Gl. 2, 127. Aster chinensis Aa.
Bed. 2 gerne mit 1 spielend verwendet von der Ehefrau,
welche ihren spät aus dem Wirtshaus kommenden Mann mit
St-u regaliert.
Tüfelsaug: 1. Feuerr ö.sclien, adonis ;vstiv., ad.
autumn. L. — 2. Bilsenkraut, hyoscyamus niger L.
.Fabulonia. Bilsemkraut, teufelsaug.' Denzl. 1677. 1716.
— 3. niückenförmige Ragwurz, ophrys myodes L.
Unter Teufel ist wie in ähnlichen Namen ein altd. Gott
zu verstehen, dem die Pflanze geweiht war, 1 wegen des
feurigen Rots der Blüte (Syn. UhuiKtrUpßi), 2 als besonders
heil- und zauberkräftig. Die Blüten von 2 und 3 gleichen
sehr denen des KatzcnUuijli o.
Töten-. ,Die Weiber sagten, das Gestorbene hätte
ganz andere k-n gehabt, sog. T-n, solche Kinder lebten
nie' [blieben nicht am Leben]. Gotth.
Ziger-: 1. ein mit geronnener Flüssigkeit (Z((/er)
in den Winkeln behaftetes Auge Aa; Bs; L; Zg; Z;
vgl. FJarzaiuj. ni. ein Mensch mit solchen Augen. —
2. ZigeräiKßi: eine Pflanze, a) Veronica charaiedrysL.
Z. Syn. Katzennugli. b) Vergissmeinnieht. myosotis
scornioides palustris L. „LG."; Z. Syn. Ziyerli.
Zerr- zer-: 1. Triefauge L; Z. — 2. Zeräagli: eine
Pflanze. Waldehrenpreis, Veronica chama!drys L. L.
Syn. KatzenäugU.
ein-äug Gr; Sch, dnäuy, -üy Tu, -äugg Gr, ,-'Jyij'-
Vad.; -äuggigUwE.: einäugig; auch sub.st. ,der Ein-
öug, Einöugger'. Mal. wofür in der lebenden Spr.
Einäuggi L; ScuSt.; Uw, Ei"auger S.
Mild, cinüuge, aus ahd. einoufji [einauijja] , aus dessen ab-
leitendem t, j sowohl der TJml. als die Verhärtung »;/ sich erklärt.
ge-einäuget keinäuket Gl: einäugig.
Blien-Augi, -Äuggi m.: I.Person, deren eines
.\uge seitwärts gerichtet ist Uw. — '2. übergetr. auf
schelen, missgünstigen, unzufriedenen Blick Uw; „Zg."
— 3. Person, welche blinzelt, an .\ugenschwäche leidet
„Uw"; Zg. — „blienäugen", -äuggen ScHwMa.;
,Uw; Zg", plenäugglu Uw, hlienggen AADegcrf.;
Gl; G; „Sch;'- Th; Uw; U; Z: 1. schielen Aa; Uw; U.
— 2. schief drein sehen aus Unzufriedenheit, unheim-
lich, zornig blicken Gl; G; „Sch"; Schw; „Tn; Zc"; Z.
Syn. schechen. hlicken. — 3. blinzen „Uw"; mit den
Augen winken, ebd. ,Da-n-i nücl g'rad mi'''' zue-n-ere
g'steUt ha, hiid fii mit Lächle und Bl. eistert nar'' mir
g'Jnegi.' MTsteri. .\uc1i von Augen, welche eben aus
dem Schlafe orwaclit sind Th. — an-bl.: schel ansehen.
— Blienggi ra.: wer .bliengget'. — Bliengge f.:
finsterer Blick GW. blien-äuglen: Dim. zu
.blien-äugen'.
Bei Schmell. Ihn-, MIcnäugeln, blinzen, liebäugeln; ahd.
Iilrhinouy, lipjius, Henneb. blienen, Uberzwercli seilen. Unser
W. hat sich im Nhd. mit .blinken' vermengt.
schilm-äug: schielend. Sui.«.
Für achibr- von nihd. kcIuIkci, Nbf. v. nchilli,,,, schielen.
miss-äugig: von Weinrehen, die wenig gute
,Augen' haben ScnSt.
geauget, geäuget l-auy^t: mit Augen, Knospen
versehen (doch nur mit vorausgehendem besthnmenden
.\dv. z. ß. Iraker g' äuget Erdäpfel Gr). — eng- hjkumji:
mit eng stehenden Augen oder Knospen, von einem
Rebschoss ScnSt. — kl in- chhkaugct.- kleinäugig Ar. —
luter- hauyet: mit hellbraunen Augen Gr. — sch warz-
kauget: schwarzäugig Ar.
äugen, ,ögen'; äugge Gr: vor ,Augen' bringen,
sehen lassen, zeigen; oft refl. ,Daz enhein Jude,
da man die gloggen lütet, sich ceugen sol weder in
fenstor noch an der straze.' Z 1319. ,Insonders eigtent
die Geistlichen rychlichen Zorn.' Ansh. ,In betrach-
tung der sorglichen löufen, so sich täglichen öugen.'
1526, Absc'h.; vgl. eräugen. ,Wiewol [die Mönche des
Klostors G] sich wider des königs anmuotung keines-
wegs öugen dörfen.' Vad. ,Sein gnad und güete öuget
sich ye mer und mer gegen uns.- 1560, Ps. 117; an
anderen Stellen ,öget'. ,Comitas illucct. Fründtligkeit
öugt sich, verbirgt sich nit.' Fris. ; Mal. — 2. (refl.)
sich künden durch bedeutsame Zeichen, z. B. Kra-
chen in der Wand GrV. — 3. In der ä. Rspr. : vor-
weisen (Beweisstücke, Laventare usw.), häufig in der
tautologischen Eeimformel «'«. u. zäugen. ,Alles das
zuo oegen und z., so si hend.' 1384, Stdtb. Bad. ,Ogte
einen guoten besigelten brief.' B 1390; daneben ohne
Rückumlaut ,oegte'. Die Erben sollen des Verstor-
benen Gut ,oygen u. z.' Z 1460. Und so noch um
1600 in der Handv. Thun. — 4. beweisen; über-
weisen, überführen. ,So ougten die Priolin und Con-
vent an du Schidlüte nach den Hantvestinen' [dass
sie durch Kauf in den Besitz gelangt seien]. Z 1331.
.Welcher in [den Prediger] wollte eincherlei irrung
[Genet.] bewiseu, der sollte in öigen in sinem hus.
und nit under der mängi.' 1525, Act. Egli. — 5. intr.
von Kühen: die Gebärmutter herausdrücken, an pro-
lapsus uteri leiden A'>. Syn. luegen lau. baren,
beizen, birchen. — 6. zielen, von Schützen Ai'K.
lt. T. Vgl. äitglen.
Mhd. ouijen, üitgen, ahd. omjiit, got. aiujjaii. Abi. zäugen.
— Zu 5 halte , Tumor rerum, empöruug, aufliläyung, ijugung
einer sach, wenn es übel | kritisch] umh ein such stat.'
Fris.; Mal.
ent- = äugen 3. .Brief und sigel e.' [als Beweis-
mittel vor Gericht]. 1539, BsEq.
er-: verstärktes äugen in den Bedd. 1 und 3.
's het-schi niemet eräugt, Niemand hat sich blicken
lassen Gr. ,Denn sy nüt me sich erougtend weder
mit schiessen noch mit scharmützlen.' um 1500, Edlib.
.Auch die uberigen Frawen solten zeigen und er-
äugen alles des Closters guot.' Wurstis. 1580. , Er-
kenne ein ieder die mengel, die sich eräugend in
unserem wüssen und vertruwen.' 1636, JBreit. .Meine,
gegen E. G. schuldige pflicht und dienst zu eräugen.'
Kriegsbüchl. 1644. ,Us welchen der unsägliche rich-
thum der Tütschen sprach sich eräugen, die sprach-
glichhäit sich ershäinen wird.' Red. 1656. ,Oft der
Himmel hat bezeuget, das er Zürich schirmen woU.
Sonderbar sich das eräuget In der Mordnacht wundern
voll.' Ofeninschr. 1088. ,Wann ein Geschwulst sich
eräugete.' JMuralt 1697. Pleonast. unrichtig: ,sich
e. lassen' = sich sehen lassen. AKlinbl. 1691. Zu-
weilen geht sich e. fast schon in die Bed. des nhd.
,sich ereignen' über. ^Üb sich dheinest ein straf eins
ungewitters eröigen [würde].' 1525, Abs<'h. ,A1s sich
dann schwär löuf, sorklich hendel und bös pratiken
Ul
Ag, aiig, es. iff. ofj. u«;
142
allenthallien eröugen und Vdrliamlen sind.' 15'29,
Strickl. ,Wenn der bleiche Tod sich nicht so früeh
ereugt' [eingetreten wäre]. JEEscher 1692. Auch
ohne ,sich': ,Dass man sich den nach und nach er-
äugenden neuerungen widersetzt.' Hott. IGGG. — Mhd,
crmtijeii. — Eräugungf.: Erscheinung, Ereigniss. ,l)ie
krieglichen eräugungen.' 1.528, Aiiscu.
eräugnen = eräugen, refl. .Nehmet die Zucht für.
.sobald sich an den Kindern die Unarten eräugnen.'
üi.R. 1733. ,Es haben sich spän und Streitigkeiten
cräugnet.' Wint. Stdtb. .Sollten sich darüber Schwierig-
keiten e.' B 1791.
DcDzl. gibt CS ITlfi .lucli als Triiiis.. wie 11177 .f-räii;;«!'.
Unser W., eine Weitcrbildimg vuu auiojcu, ist ulid. zu ,ei-
eignen' geworden, als wäre es eine Abi. vom Adj. , eigen' ;
der Übertritt vollzog sich zunächst auf dem Boden der ü
durch i ersetzenden MÄA. .Diewyl die löuf allenthalbeu
sich sorklich ereigen.' Strassburg 1525, s. Absch. IV 1, a,
551. Noch 1790 hält dagegen der ApKal. fest au der echten
Form ,Eräugnissc'.
äugeren: 1. intr. die .\ugen anstrengen, um zu
sehen Aa. — 2. tr., auch an-, etwas stark, scharf
anschauen, ebd.
Wahrsch. vom PI. -iuy.r, gleiclis. Aiigeu machen.
auglen: die Augenwimpern bewegen, die Augen
wiederholt schnell öffnen und schliessen Obw.
Syn. vmuijhn, welches sonst dämmern, nebeln bed. ; mög-
licherweise ist (111. blosse Verstümmelung aus »«., angelehnt
»n ,Auge' ; oder es hat sich umgekehrt der Begriff von oi«.
auf das anklingende und begriffsvwdte m. übergetragen.
äuglen: 1. eig. kleine Augen machen: mit den
.\ngen spielen, sprechen, winken ; .liebäugeln', gierig
blicken Bs; B; Gr; Uw; Z, mit Dat. P. schmeicheln.
G' äuglet, schmeichlerisch G; Schw; auch an- Gr. Vgl.
äugelen. — 2. ein grollendes Gesicht machen Gr. —
ö. die Augen hin und her richten, um einen Gegen-
stand ins Gesichtsfeld zu bekommen; zielen BSi.
Daher heisst so auch ein Knabenspiel mit Haselnüssen,
wobei je einer seine grösste Nuss fBöl, Äuylere) ans
Auge hält und auf die unten liegenden, von den Spie-
lern gesetzten Nusshäufchen fEücJ;) fallen lässt, um
möglichst viele derselben zusammenzuwerfen, die er
damit gewinnnt Schw; Zg; Z. — -1. okulieren, pfro-
pfen, Bäume; eig. , Augen' einsetzen, gemmas insererc.
Denzl.; B; Gr; S; Uw. Syn. zinjcn. — .5. „eine
Henne castrieren L."
Bed. 5 übertragen vom Okulieren von Bäumen, wobei
ebenfalls ein Einschnitt gemacht wird.
in-: inoculare. Red. lG.5iJ. üs-: ausspähen U.
blien-, blön- s. u. BUenfingi Sp. 139.
äugelen = äuglen 1 u. 2, nur jioch mehr ver-
kleinernd: kleine Augen machen, um entw. besser zu
sehen od. lieblicher zu blicken, Liebessehnsucht aus-
zudrücken; mit Blicken sprechen, winken L ; S. — an-:
anblinzeln G, mit verliebten schmeichelnden Augen
anschauen, genau betrachten, z. B. ein Mädchen S.
ge-äuglet: mit kleinen Augen (Punkten, Tupfen)
versehen, von e. bunten Kleiderstoft'. ,Mit den Seiden
der Gerechtigkeit, mit dem geäugelten Rock der geist-
lichen Braut.' Ulk. 1733.
Zer-Augler m.: Spottn. für einen Menschen mit
vortretenden roten Augenlidern L.
Zwei-: eine Art Birnen mit doppelter Blüte Ar:
GRh.; Th.
Auglere f.: die Nuss, mit der man beim Spiele
(s. äuglen 2) auf die andern zielt Scnw; Zg.
ailgei': teuer. Wien.? .Tudonsiir. - Von hebr. /(i',aj-,
teuer sein.
.\llgcl ni., dim. Augeli: luiiunl. Taufn.. nach
Einigen August, nach Andern Augustin.
Egechs s. Eidechs Sp. 91. Egel s. EgU IL
Egelsliofer m.: Name einer Äpfelsorte Tu. -- Nach
einem Tli Üorl'e benannt.
Egc AALeer.; Z; Hebel, Egge AAZein.; BBe.;
GnPani; L; Nnw; Seu; Tu; Z f.: das Ackergerät wie
nhd. .Irpicas, ein gattung eysiner egken, die vil zänen
hat.' Fris. Er isch tvie-n-e Huhn uf 'ncre E., wetter-
wendisch B. I chönnt uf'-ere E. schlafe, so müde bin
ich Z. Dim. Eggeli ekili, kleine, von Hand gezogene E.
zum Eineggen von Klee-, Hanf- und Flachssamen Sch.
Spät mhd. er/e statt des gewöhnlichen egde; s. Jigr/te und
Eichte Sp. 83. Egge, ans welchem Ege (nd. ege) erst ent-
standen ist, erinnert an lat. occa, könnte aber auch durch
Assimilation aus Egde hervorgegangen sein. Endlich lässt
sich fragen, ob es nicht eig. ein alter PI. von Egg, Zacke, sei.
Schübel-: E. mit weniger Zinken, aber schwerer.
Wenn .gestrucht' (oberflächlich gepflügt) ist und man
nicht Zeit hat, die , Schübel', Schollen, mit der Hacke
klein zu schlagen, so fährt man mit der Scli.-E. quer
über die Furchen L.
egen I ege Aa vorw.; B; ScuKl.; SGäu; Z, ege
AAFri. ; Bs; FMu., eggen ScnSt; Tn: mit der Egge
fahren, befahren; topplet e., dies zweimal tun, damit
der Same besser ins Erdi'eich komme ; vgl. üherstössen.
, Eggen, occare.' Fris.; Mal. ,Wenn ein Acker nicht
richtig geeggt wird, so ist schon das erste Hagelwetter
darüber gegangen.' Sprw. — üf-: zum zweiten Mal e.,
wobei unten am Acker angefangen wird S. — in-:
durch Eggen den Samen in die Tiefe bringen Aa. —
under-: 1. = ü fegen S. — 2. Undereggete mache", beim
Eggen Zwischenräume lassen, so dass unbefahrene
Streifen entstehen Th.
Mhd. cgeii. Bemerkenswert, dass das Vh. in uns. MAA.
überwiegend diese mhd. Form hat, während für das Subst.
die Form Egge (oder Eichte, Egte) vorherrscht, also auch an
Orten gilt, wo das Vb. egen daneben steht.
egen U ege ZLunn., eggen Aa; Th: zanken,
streiten. ,Mit einem eggen, disceptare.' Denzl. 1716.
Die Ii.i|i|ii II.HiiiiLikeit des W. spricht dafür, dass e. //
nichts jViulriis ,iU ili.. liildliche Verwendung von e. / sei;
vgl. überili. ^ ilii; cljLufalls der landwirtschaftlichen Tätigkeit
entnommenen .Synn. kargten, stucken; z Acker füren Sp. 66;
auch ist , zanken' mit , Zacke, Zinken' nahe vwdt, und es
könnte sogar die Bemühung des Bauern, dem widerspenstigen
Erdreich durch seine Bearbeitung mit der Egge einen Ertrag
abzuzwingen, als ein Streit aufgefasst werden. Aber egen II
könnte doch auch auf der Nbf. eggen beruhen, deren Bed.
occare sich mit der eines gleichlautenden eggen ^ ecken,
disceptare, vermengt hätte, und es ist nicht zu läugnen, dass
der Begriff Streit sich aus dem von Ecke = Anstoss, Hinder-
uiss, Schwierigkeit oder aus dem alten Ecke = Schärfe,
Schneide einer Waffe, zu welchem sich bair. .eckein mit
einem', ihm beleidigende Worte sagen, entschieden stellt,
wie schwed. ägga» (eig. schärfen, reizen) zu ägrj. Schneide,
Schärfe, ebenso leicht wie aus dem von Egge entwickeln
konnte. Vgl. auch: spitzige Worte, sticheln u. ä. Die Frage
ist übrigens um so weniger wichtig, da ,Egge' und .Ecke"
(Schweiz. Egg, -e) schliesslich auf die selbe Wz. ,ak' zurückgehn.
egen III e'-, in GnPr. e'-: drohen „W"; im Be-
griffe sein, bevorstehen. 1. v. Pers. a) eine drohende
Geberde machen. .Swer vor gericht unbescheidenlich
143
Ag. eg. ig.
\U
redet ald gebaret oder eget mit den henden.' ScaStdtb.
XIV. .Zucken [eine Waffe zücken] oder egen' ist ver-
boten. 1419, Offn. Trib. — b) versuchen; sich an-
schicken, nahe daran, im Begriffe sein, Miene ma-
chen GRPr. Man er/et anzufangen, abzureisen udgl.
Er het t/'eget z' zürnen, wollte es übel nehmen. Mit
Negation: nicht entfernt gleichen: er het nit (j'eget,
glich nicht im Mindesten; vgl. E(ji. — 2. von Sachen,
„drohen, bevorstehen, ahnen (unpers.), nahe sein,
nahe kommen. Es eget im = es steht ihm etwas Un-
angenehmes bevor; es eget im Nichts = es ist weit
davon, nicht die Frage; es hat ihm geeget = gedroht,
es wäre bald geschehen BO."
Ohne Zweifel ein sehr altes W., lautlich dein got. wjjun
entsprechend, aus dessen Bed. (schrecken) sich auch die
obige Begriffsreihe entwickeln lässt; vgl. lat. minari: im-
mincre; aus dem Begriff der drohenden Nähe kann der-
jenige des Nahekouimens, Glcichstehens abstrahiert werden.
Vwdt ni. dem folgenden Subst., in welchem sich ein ähnlicher
Begriffsübergang vollzog, und mit aj-los.
Egi, ,auch Hegi'-, -e'- f.: 1. Zucht, Ordnung;
in (in der) E. (H.) lia (h'ha), im Zaum, Zwang, Schach,
Kespekt, in Schranken halten, z. B. Kinder BO.; LE.
.So ein Dorf-Auge [das Auge einer wackern Bäuerin]
hält manche [andere Frau] in der E.' Gotth. Kefl.:
sich beherrschen Gr. Abs.: Ordnung halten, haus-
hälterisch leben; liäb in Egi! B. — 2. Gleichgewicht,
Gegendruck. Widerstand. Zunächst von Kämpfenden
in E. ha (liebe), Widerstand leisten, wehren, Stand
halten B; mit Dat. P. Gr ObS., S.vn. 's Ise ha". „D'E.
(H.) oder z'E. (H.) ha, Trotz bieten BO.; F.- Öppcrem
dr Tägcl [Lampe] in E. ha, Jmdm Widerstand leisten,
die Wage halten im Faust- oder Wortkampf BSchw.
.Abs.: es gilt in E. :'han, um eine volle Schüssel zu
tragen, ohne dass Etwas herausfällt; oder um einer ent-
gegengesetzten Kraft Widerstand zu leisten BSi. l'ber-
getr. auf' Körper: E. heba, das Gleichgewicht halten,
von entgegengesetzten Kräften oder Bewegungen GrD.
Ein Schiff in E. han, gegen den Wind behaupten
BRi. „Einen Stein in die E. legen = in wagrechtc
Lage [stabiles Gleichgewicht] LE." Eim E. möge,
Einem das Gleichgewicht (zu halten) vermögen; nid
E. möge, nicht gewachsen sein GrD.; i mag's nid
(in) Egi ho, ich vermag es nicht aufrecht oder fest
zu halten wGr; i mag's nid Egc('n) li'qifu, hcba, icli
vermag es (bei Weitem) nicht zu heben GaPr. ; ich
han das G'häs nit Eggi me han Tiönna, ich habe das
Kleid nicht mehr tragen können (weil es zu klein war)
Gr lt. Serardi; er het nit in cn E. in's [in es, z. B.
das Kleid, schlüpfen] chvnne GkL.
Mhd. eye iii. u. f., Furcht. Schrecken: ahd. lyt f. 1. temr
(got. aijis V. a(/an, fürchten). 2. disidjilina. Aus dem Begriff
der Ordnung entwickelt sich der des Gleichgewichtes mit
Übertragung von Geistigem auf Sinnliches. — Manche der
obigen BAA. ist nicht mehr klar gedacht, sondern mit an-
deren Constructionen vermengt, ^id Eiji mii'jcn entspricht
der einfach verbalen RA. nid ei/cn, nicht nahe kommen, und
es ist nur die Frage, ob dies lycn noch aus der Grundbed.
.drohen' oder aus der bereits abgeleiteten des Subst. (libiili-
gewieht) zu erklären sei.
Ejfeni m.: Eugen SchwE.
Eger: Name einer Farbe. XV. ).. GStiftsareli. -
Vgl. Ochra Sp. 74.
un-eglen; ge-un-eglen s. un-näglen.
Egler hiess ein grosser alter Kastanienbauni. der am
Ufer des VwSces am Spissenegg gegen LWinkel stand.
Der Baum nach der von einer stachligen Hülle um-
gebenen Frucht benannt; vgl. lat. acucnla, frz. aujuiUe, Nadel;
prov. (iijuilcn, afrz. aijknl, Hagenbutte, wovon frz. (glanlier.
Egli I n.: leere Schote des Ölrepses AaSI; vgl.
Ägie 4.
Egli II n. allg.; Egel m. Schw: der Fisch Bar.sch,
perca tluviatilis L. allg. Er icürft gern en Egli in
Bach, trenn er chann e Furellc fange ScuSt. ,Egli'.
1050 GKal. ,Das die vischer die todten egli oder
ander visch nit mit den lebendigen visch verkoufen
sollend.' 1550. Srn. ,P. (fluv.), Egle, Stichling, Rechling
(Reeling), Bersich.' Fiscnii. 1563; Fris. ; Mal.; Warn.
1680. .Von den Egglin oder Bersich, p.' Cys. 1661.
,Dass Eglein, persich, bersing, p.' Red. 1662, .Egling
oder Rechling.' JJScHEiicnz. 1699. In Z speziell nur
der Fisch in seinem 2. Jahre und danach verstehe
.Eglin, Name des Rechlings im dritten Jahre.' JEEsciier
1692. Am Bodens, der völlig au.sgewachsene Fisch.
Eine Vexieraufgabe lautet säg: chllni Eischli und niid
Egli Z. In S Egli scherzhaft auch die Zuchthau.s-
sträflinge, wegen ihrer gestreiften Kleidung.
Der Fisch ist benannt von seiner stachligen Beschaffeu-
heit. ,Mit scharfen, spitzigen dornen und takten [Fittigen,
d. h. Flossen] ist diser tisch bewaret, mit welchen er sich
auch bcschlrmpt.' Fischb. 1563. Egli scheint Dim. v. Äy.
.Aij, perca, persich.' a. Gloss. Wz. ag, spitz, s. -tyk; lat.
«ctw auch: Hornhecht; schw. abbom (aus agborre) = Barsch.
— Syu. Butz; s. auch liiirliiuj, TränH; Ferndcrlintj, Krefzcr ;
Stiehling, Sckaulfi-n-li : Jlrehlinr/, Jier^icli für die Altersstufen,
wofür in Schw einfach die Unterscheidung durch die Formen
Egel, Egli u. (Dim. zweiter Stufe) Egcli.
Kräb-Egli: „Egli, welche sich meistens im sog.
Kräh, Seekrant. auflialten."
Land-: .Egli. welche sich meistens am Ufer auf-
halten.-
Kau-Egel: der Barsch im o. Jahre Boi>f.ns. Syn.
Stichling. Schanhfisch.
Rhin-Egli ««- Z, n-cgli HcnSt, Einegin f. GTa.,
Eine-igel m. BsStdt., Bl-nagel m., ZLunn., -ncgeli
Gl; Zu., Wl., Ein-Igel m. ZLunn.: nur sprichw., als
Typus der Gesundheit, entsprechend der abstrakteren
RA. .gesund wie ein Fisch im Wasser.' Und so .schon
bei Mal.: .Frisch wie ein Rheynegle, läbliaftig, fruotig.
muotig, vividus.' .Sanier pisce, so gesund als ein
Rhcinegle.' Dexzl. 1677, 1716, u. JMey. 1692. Ein-
egelin Beiname eines Herrn v. BsMönchenstein M. XIV.
Der Barsch des Rheines scheint danach in besserem Rufe
zu stehen, als es wenigstens für die Gattung überh. gerecht-
fertigt wäre, welche mit Finnen und äusserlich und inwendig
mit Würmern geplagt ist, wie wenig andere Fische. Oder
lässt man sich durch die rasche Beweglichkeit täuschen':' —
Die Anlehnung an den Igel war durch die stachlige Be-
schaffenheit des Fisches nahe gelegt.
Bnr-: F., welche sich meistens im Schilf aufhalten.
Triechter-: F., welche in der Tiefe gefangen
werden.
Egli m.: ..Taurnamc Kglof [Egolf| G-; daher nocli
als Geschlcchtsn.
Blind-Egli m.: leiclite Schelte für einen Menschen,
welcher wegen Kurzsichtigkeit, oiler weil er die -\ugen
nicht braucht, ungeschickt drein fährt GStdt.
Der A' ergleichung mit dem schnellen Fische steht ausser
dem Genus namentlich das Attribut .blind' entgegen; von
appellativcm Gebrauche des obigen Taufn. aber ist sonst
Nichts bekannt.
145
Ag, eg. ci.s;, ig, og
ug
146
Eglingerm. : Elirenwiichter BsStdt. B'Jnmpfere E.
mache, ein Br;vutpaar beaufsichtigen, 's Brütpar darf
tut allei" in ä'liche, 's tmiess Epper as Eglinger mit. —
Die RA. führt sich wohl auf einen bestimmten A'orfall ziiriicl».
Ego: die eigene Person oder Partei. .Was geht
das Graf E. an? Non est cur;« Hipoclidi. Graf E. bauet
[wohnt] wol und hat schöne Pferde.' JMey. 1677. 1692.
Nach einer für uns nicht mehr kontrollierbaren Angabe
bei Hott. u. Escher äusserte BLeemanx 1584 in einem
Gutachten an den Rat in Z, dass die römischen Kirchen-
feiern Graf E. — er meinte ,uns Zürcher und Prote-
stanten' — Nichts angiengen. — Der von dem Fürsten-
bcrg'schen Hause, ihren Grenznachlmren, den Zürchern wohl
bekannti; gräfliche Name erfuhr Umdeutung auf das lat. cr/o. ich.
Egweri ('gw^ri: irgendetwas GnPani. Tuen tiir''
litte [etwa] en E. !
eigen df/j Ap; e'gi, i^r/j P; f'.c/c» GRPr.; sonst e-ige:
Adj. im Ganzen wie nhd. — 1. als rechtmässiges
Eigentum angehörig, oder leiblich nahe verwandt.
j: .Accipere mancipio, zu eigen einnemen vom rechten
' wären [Besitzer].' Fris. Ein , eigen Gut' im Gegs.
zur Pacht, daher auch erblich; s. Eiyen. In der
' ä. Kechtsspr. = leibeigen, hörig (zu Grundstücken gc-
[ hörig), unfrei. Einen Freien , eigen' zu nennen, wurde
i als Beschimpfung bestraft. Thi'n. Satz. 1539. S. auch
' Eigenlüt, Eigenvmnv. Ledige junge Leute, gefragt,
ob sie noch bei den Eltern wohnen, antworten etwa,
wenn dies nicht mehr der Fall, nä, i ha mls äc/e d. i.
eigenen Erwerb Ar. Agni [nämlich Stücke] machen.
auf eigene Rechnung weben; Ggs. ,um Lohn weben' G.
Be-iser eicje Brod als fremde Brntis L. ,l)as Leben
wird keinem gegeben für ei. und ewig.' Sülg. 's Tods
j eige, dem T. verfallen, ohne Hoflnung auf Genesung
[ AÄ; Uw; HCLav. 1644. Eiges (G'ivächs), auf eigenem
\ Gut gewachsener Wein. Die (sini) Eigne, die Bluts-
verwandten, Familienglieder Gu; Z. 's eige Wasser,
der Harn Z. En eiges Chind übercho" (ha" milesse)
heisst es von der Mutter eines unehlichen Kindes,
;• dessen Auferziehung vom Gerichte ihr allein über-
i bnnden wird Z. Metonyni. : ,die eigene Hand' in der
J Rechtsspr. = der rechtmässige, ursprüngliche, eigent-
liche Eigentümer eines Gutes, das daher ohne seinen
Verzicht auf das ihm zukommende Vorrecht, dasselbe
S in seinen Besitz zurückzuziehen, nicht an Andere ver-
!| kauft werden darf. ,Mit austrucklichem Vorbehalt
;' der Beladenschaft [älterer Ansprüche, Servituten] oder
der eigenen H.' [soll bei Ganten ausgeboten werden].
I 1520, Bs. ,Es solle auf Begehren der eigenen H.
allweg der Höch.ste in jedem Tschujus [Grundstück]
I Träger seyn und den schuldigen Zins sammenthaft
der eigenen Hand lüferen.' Bs. 1611. 1757. ,Ein Stuck
Gut dem Käufer, äussert [mit Vorbehalt] der eignen
H., frei und eigenthumlichen überlassen.' ebd. 1719.
: ,Die Frauw mag sörablich [solche] Morgengab mit ihr
eignen H. [als ihr persönliches Eigentum] behalten.'
• RoTHENB. Amtsb. 1490. So kann ei. auch sich selbst
angehörig, frei, also das Gegenteil des obigen be-
' deuten, in der Formel ,ledig, frei und eigen' L. Lidig
vnd eige, sein eigener Herr und Meister, ohne Weib
: und Kind, unabhängig S. — 2. besonder. .Ist jet-
weders ein eigen bistum von wegen das [weil] jede
[der beiden Städte] ein sonderbar volk ist.' ÄTschudi.
Er het sl eigini Freud an im [ganz besondere, be-
sonders grosse] ScuSt. Eigene Gangs, express S. —
Schw. Idiotikon. I. 2.
3. eigentumlich, seltsam, sonderbar, wunderlich, von
Personen auch: eigensinnig;-. E)i <'igne Mensch, Chiimmi,
Chüz, Hecht. Er hat ■n n,ii,r Chopf. Das ist doch
eige! allg. ,'s geit mihigisrh rige Site.' S<'niLD. Als
Adv., auf sonderbare Weise GRPr. Syn. eigenlich. —
4. einzig. S. die Nbff. eigens, eigenst, eigent.
Die Bed. i entwickelt sich aus der von .eigen', weil
alles Eigentum ausschliossend, einschränkend ist; daher in
ä. Spr. cm- (== einzig) und eir/en- oft- syn.
all- s. all-einigen.
eignig: attrib. Form zu eigen, z. B. si eignig Sach,
seine eigene Habe Aa.
eigens: „einzig, eingeboren. Die eigese Tochter 7,."
Aus dem adv. Gen. von eigen (vgl. u. rigendii) als Adj.
weiter flectiert.
eigenst: 1. Etw. (z'J eigist [zu eigen] ha" Z. —
2. Eigesti Tochter, einzige T., Erbtochter ZKn.
Superlativisch gebildet wie das bcgriff'svwdte ,selb-st'.
eigent: 1. als Eigentum angehörend BO. u. U.;
auch prädikativ: de'' Acher isch ml eigete PMu. —
2. eigenartig; en eigeti Sach B. — 8. einzig; 's eiget,
es eigets Chind, namentlich mit Beziehung auf die
Erbverhältnisse gesagt ZO., Sf. — 4. Adv. immer
UwE. — 5. eigendsc, eigets, adv. Gen. ,Ganz eigends.'
GoTTH. ganz eigentlich, g. besonders.
Zu der durch bloss phonetisch angeschobenes ( gebildeten
Form vgl. A'iemel, Nieman-d udgl. — Zu 4 vgl. mhd. cimc-
liclim, sowohl = einzig als = immerfort.
eig-eig: wählerisch im Fressen GrL.
Viell. als Eeduplicationsform missdeutet aus dem folg.
„ein-geeigt: eigensinnig, wunderlich Ap" (St.*").
Glcichs. einzig in seiner Art, eigentümlich geartet.
Eigen n.: ganz eigener und darum auch erblicher
Grundbesitz, ein solches Grundstück, Gut, im Gegs.
zu Fahrhabe, zu Lehengut und zu Allmend. Man
unterschied noch besthnmter ,eclites Ei., ledig Ei.' von
, vogtbar Ei.' usw. s. Bluntsculi RG. I 215. 265. Seg.
RG. I 35 — 37. ,Von der AUniig für Eigen einzuo-
schlagen [als Privateigentum zu umzäunen].' Schw Lb.
,Ein hus, so in vier Muren eins gmachs hoch ist, das
ist eigen vnd hat ein frow [Frau] daran nüt zu erben.'
Willisau 1489. ,Ei. und Erbe' oder ,Erb und Ei.' eine
alliterierende, sehr alte und weitverbreitete Formel,
z. B. ,liggen an Eigen und Erb'. Bli'.ntschu I 2, 438.
Spezieller: „ein Stück Land, welches nur mit dem
zugehörigen Hause veräussert werden darf LG. Daher
in Kaufbriefen von einem Hause: samtPünten [Garten-
und Wiesenland] und Eigen", d. i. der Hof im eng. S.,
das Haus nebst den zunächst liegenden Gütern. Eige",
Eigeli daher nicht selten als Flurn.
Vgl. auch die Eigde, Landgut hei Frcib. : Eigenthal in
Z Berg, Embr. Der Name im Eigi ZMettmenst. erklärt sich
leichter als das Ntr. des Adj. denn als alte Dim.-Bildung.
Eigent f.: Leibeigenschaft. Absch. IV 1, a, 642,
neben gleichbed. .Eigenschaft'.
Das W. hätte mhd. wahrsch. gelautet eigcnde, eine Abi.
Iiarallcl derjenigen von .Gemeinde'; d als Ausl. in unbetonter
Silbe verhärtet wie in dem gleichlautenden Adj. s. o.
eigen-haft ägenhaft: eigensinnig GrPt.
eigenlich eigelich, -Kg, -U (eigerlich): 1. Adj.
a) ordentlich, pünktlich, genau und zwar über-
trieben bis zur Peinlichkeit, allg. So von einer Haus-
frau, aber auch en eigeligi Chatz, d. i. eine reinliche, F.
,Die Separatisten seien so eigelig und exakt, dass man
CS niclit au.shalten könne.' Stütz. .War er gern sauber.
147
Ag, e?
148
exakt, eigenlich.' 1739, DMüslin. kiveihia,!: maclisch-es
eigeli? arbeitest du sorgfältig? Gruss an den bei der
Arbeit Betroöenen G; es eigelig ne" [genau] L; nur
ei. messe" [genau das Mass voll. Nichts darüber; vgl.
Genams] ebd.; t''' cha"-de)-'s nid eigeli säge" [nicht
genau] Aa. Eigeli biege V Orte, eigeli(g) lotzn" W,
scharf, aufmerksam, angestrengt schauen, spähen. ,So
ich jr sach nit wusst, so erfuor [erforschte] ichs eygen-
lich.' 1531/48, Job [,eigentlich' 1667]. ,So solt du
fle.yssig und eygenlich darnach fragen.' 1531, V. Mos.
[,eigentlich' 1548]. ,Eigenlich und underschei[de]nlich
lesen' [deutlich artikulierend]. Act. Egh. ,Uamit wir
üch dester bas und eigenlicher könden schriben.'
Strickl. Syn. ebenlich, exakt. — b) wählerisch
Aa; Ai>; Bs; B; Gr; S; Z. ,Koehen [so unsauber],
dass es eine eigeliche Sau nicht fressen möchte.' Gotth.
Si''' eigelich mache, sich zieren, Komplimente machen
Etw. anzunehmen BU. ,Du machst dich eigelicher
als unsere Frau Pfarreri.' Gotth. Eigelig sl, spröde
tun Bs; BU. ,Meitscheni, die es mit Wein, Brannt-
wein und Buben nicht eigelich genommen.' Gotth.
Nüd ägelig ist eine Weibsperson, welche zwischen
Mannspersonen keinen Unterschied macht Ap. Syn.
eigen, heiggel. meisterlosig. — c) eigentümlich, selt-
sam, sonderbar im Wesen Aa; B; Schw; Zg; Z, und:
wunderlich, eigensinnig, launenhaft, unverträglich
im Benehmen gegen Andere Aa; B; Gr; G; W; Z.
Eh eigelige Chopf ha S. ,Man könne doch nicht so
eigelig sy, man müsse tun wie ander Lüt.' Stutz.
Wenn du mit Schätzeli so eigelig icitt [willst] sl [dass
du sie keinem Andern gönnen magst]. So nimm es
Bapirli tind icicldes dari AAFr. Syn. artlig. eigen 3.
eigenrichtig. sehen, g'spiissig. — d) eigeli ZO., eigerlich
BK. eigentlich. ,Eigenlicli.' 1652, Schimpfk. —
2. Adv. in abstr. Bedd., durchweg mit der Form
eig(e)li: a) gewiss, wahrlich Aa; BU. ; VOrte; Z;
vgl. 1 a. Es ist ei. tcär. Ei. tcill-i''' cho". Ja, ei.!
Ja ei. ja! AABrugg. G'icüss und ei. L. Chiimm-i"''
Mit nüd, se clmmm-i morn; cliumm-i niorn nüd, se
chumm-i a disem Tag [übermorgen], eigeli! Z. Syn.
ivärlich, iväger. Eigeli (aw'')? Ausruf der Verwun-
derung: ist es wirklich so? Z. Chumni ei. zue-mer!
bleib ja nicht aus! Aa. Als Antwort auf eine negative
Aussage^ doch! Bs. Abgeschwächt = wahrschein-
lich, vermutlich, ohne Zweifel VOrte; Z. Du hist
ei. wider bim Schöppli g'sesse! Stutz. Selb Chind fallt
ei. na [noch] ab-em Stuel abe. Nicht selten ironisch,
.so dass ja ei.! geradezu die entgges. Bed. ,gewiss
nicht' haben kann. — b) besonders, vor Adj.,
vgl. 1, c. Es sind ei. brav Lüt Z. Eigeli guet Öpfel
und (oder giind, geben) eigeli guet Schnitz: d'Buebe
(d'Meitli) sind öppis und d'Meitli (d'Buebe) sind »«'.c
B; G; Th; Z. — c) dennoch Bs.
un-eigcnlich: unordentlich, uiisaubcrlich; nach-
lässig Bs; B.
Eigenlichkeit i'<jcU;(lctit BSi., dyctilt/tH Z, Eigen-
lichi ei>;i/i GrD.; Z, Eigeleni ci'9j(j7u GßVals: Sorg-
falt, pedantische Ordnungsliebe B; Eigentümlichkeit Z;
Eigenheit, Eigensinn ; Feinschmeckerei Gr. — Die Form
Eiijehni beruht auf der irrtümlichcu Rekonstruktion der Ver-
stüminelung cigdi zu eii/el-ln nach Analogievou h'itjeni aus ciyen.
eigentlich eitnili/, -titj, -ii: Adj. a) auf Ordentlich-
keit. Pünktlichkeit haltend, reinlich, zierlich Bs; BSi.
,Inelegans, unlieblich, nit ei.' Fris. ; Mal. Adverbial in
ä. Spr. = eigenlich 1, a. ,Dess wir ei. berichtet worden.'
1521, Absch. ,L)amit wir ei. wüssend ze handlen.' ebd.
,Wann einer nur ein Boss kauft, besichtiget er es ei.'
1527, HBuLL. ,Der Sache hat man ei. nachgefragt.'
1534, ZSyn. ,Bi. ufzeichnen, was er innimpt, damit
sy abrechnen könnint.' 1557, ZStadtger. ,Wenn einer
sy ei. anschauwet, verblendend sy einem das gsicht.'
1557, VoGELB. ,Si het's nit so ei. [genau, streng]
g'halten.' Schimpfr. 1651. ,Ich weiss es ei., tanquam
meum nomen novi.' 1683, Hospin. — b) wählerisch,
geziert. ,Sich eigentlich machen.' Gotth. zuweilen
statt des volkstümlichen eigelich. — Adv. a) gewiss,
sicher. ,Ein Mittel, das seie gwüss und werd ihms
eigentlich vertreiben.' 1651, Schimpfk. (oder = von
Grund aus?) — b) eigetli, im Grunde, genau genommen.
Eigenschaft: 1. Eigentum, rechtmässiger Be-
sitz, Eigentumsrecht. , Kauft das gottshus von Hn. R.
all sein Ei. und gerechtigkeit.' Cvs. ,Usucapio, ei.
durch langen brauch erlangt.' Fris. ,Dieselben grafcn
von Kyburg band sich verzigen [verzichtet] aller ei.'
Bossh.. Wint. Chr. — 2. Der rechtmässige Besitzer,
die Herrschaft, der ein Lehengut gehört. ,Die buosscn
soll ein Keller nenien zuo der ei. banden.' 1421, Bosw.
— 3. Untergebenheit. Stand eines Untertanen.
Mülhausen bat um Hülfe, da es sonst gezwungen sei,
.sich in die Ei. ze übergeben.' Ansu. ,Frenum mor-
dere, sich lassen eynspannen u. in ey. bringen.' Fris.
— 4. Leibeigenschaft, Knechtschaft. ,Vil sind
auch umb der weyber willen in ey. kommen.' 1531,
EsRA. (.leibeigenschaft' 1667). ,Abstrahere in Servi-
tuten!, in eigenschaft oder knächtschaft bringen.' Fris.
— Eigenschafter: Eigentümer. ,üer gaistlich aigen-
schaffter, der aiges hat.' GHdschr.
Eigentum: Eigentümlichkeit. ,Dess Badens Eigen-
thuinb ist, die Speisen verzehren, den Appetit ver-
mehren.' SHoTT. 1702. — eigentümlich; als beson-
derer Besitz eigen. ,Ein eigentümliches Heimwesen' Z.
eigen Vb. : als Besitz ansprechen und an sich
nehmen. ,Geeyget und angesprochen.' 1531, Ryff, Ciir
— Verkürzt aus eiijnen.
nach- refl.: sich Anderen anbequemen. HBull.
rühmt vom König Tarquinius, dass er ,sich dem volk
nach eyget mit grosser bitt'.
Übrigeus könnte ,uach' auch zum Subst. gezogen werden:
vgl. Gr. WB. 3, 96 .eigen' im gleichen Sinn.
eignen: 1. als Eigentum ansprechen und behandeln.
,Wer uss dem gericht zuhen will, der mag es thuon
an end [Orte], da er nit geaignot [zum Eigeniuann
gemacht] werden mög.' 1.500, Kriess. ,Von wegen
dass der Graf die fryen Byrss eignet.' Ansh. ,Das
wir die pfruonden unsern kinden übergebind noch
dheinerley eygnind. das der pfruenden oder kilchen
eygen sygc Zwingli. geeignet, adj. m. Dat. P.:
als Eigentum angehörig, z.B. ein Kind Gr: un-: frei.
Z erklärte im Mai 1521, ,dass man in die schweren
artikel dieser vereinung [mit Frankreich] nicht gehen
könne, sondern ongeeignete freie eidgenossen bleiben
wolle.' — 2. zueignen, widmen. ,Küug Arnolf hat graf
Uolrichen dises tal geaignet.' Vad. ,Diss min buch hab
ich nach altem loblichem bruch Ü. W. geeignet und
zuegeschriben.' LLav. 1569. 1670. — ent-: Eigentum
entwenden. , Welcher einem Andern sin Holz nähme
oder enteignete.' 1493, BSchiffl. — er-, ver-: das
Eigentumsrecht zuteilen, abtreten. ,Wir wellen der
obgemelten koufer ditz ewigen eraignens umb die
149
150
obgeiiielten stuck getrüw wereii [(.icwalirlcister] üind
[sein].' 1515, GBuehs. ,Were nit so vil liinder herr-
lichkait den gaistlichoii zuogemesseii und veraignet
worden.' Kessl. ,Ein Stück (Allraond] zu v. und unter
alle Haushaltungen zum eigentümlichen Besitze zu
verteilen.' Steismüll. 1804, 418. Die helvetische Re-
gierung crliess ein ,Vereignungsgesetz'.
, Eigner: wer seine Grundstücke zu Eigen, nicht
bloss zu Lehen hat P."
er- eigen s. er-äugen.
eigen nämlich Banl; eigist, eiget s. heig.
ig s. ich Sp. 74.
Ige" l- f.: Eibe. — igin: aus solchem
stehend Gr. .Von ygen sei ein gleitter
ncmen von jedem hundert ein bengel, es s
schnitten oder nit.' 1415, österr. Zolltarif v.
,ünsern Glasern, welche viel Ygen- oder L
aufkaufen.' 1711, 1725 Z.
St. 's Angabe „Igenholz = Lercheiiholz Z"
Missdeutuug des ,oder' in der letztern Stelle,
schon in einem GCod. des IX.) vergröbert .aus
für Iwe; vgl. Hg(i) aus Hji, »t-i=sei, Couj.; Nbf.
Holze be-
[Mautner]
ye das be-
Baden i.A.
erchonholz
benilit auf
- I'l'- ivi"
Ije d. i. /-c
Iihe Sp. 74.
Igel, auch Nigel Aa; L: 1. Name des Tieres.
So rüch wie-n-en I. Es Hur ha" trie-n-en I., borstige
Haare. Er ist. wie en I., sticht, wo man ihn anrührt,
von einem ungeberdigen Menschen. Kirchhof.; vgl.
Sttr-, Zorn-igel. ,Wissen, wo der I. im Hag liege.'
HPest. 1783, den schwierigen, entscheidenden Punkt
einer Sache kennen. Äs geit e-n-I. i d'FuchshöU, es
begeht Einer einen Irrtum. Schild. Wenn ein I. in
den Stall kommt, so verwerfen die Kühe. — 2. ein
geringes Schwein BSi.; Ouw. Syn. Blägi. Schnünli.
SuH. — 3. a) Mensch mit struppigen Haaren B; S;
unappetitlicher M., en uileste N. Aa. — b) Kind, das
nicht wächst, rund bleibt, Knirps BTh. — c) mildes
Scheltwort für ein etwas unartiges und schwer zu
behandelndes, doch nicht unliebliches Kind. / will
iVr lere folge, du Chätzers Igeli (IggiJ B. — 4. etwas
Rundliches, das klein und artig ist L. — 5. die
stachlige Hülle der Kastanien und der Buchnüsse
AAFr. ; L; GWe. ; Z«. In B auch das Buchnüsschen
selbst in seiner Stachelhülle am Baum. — 6. ein
Backwerk von der Ge.stalt und Grösse des Tieres
und mit Stacheln aus Mandelkernen besetzt BKofHii.
— 7. ein Maulband mit eisernen Stacheln, das Käl-
bern angelegt wird, damit die Kuh sie nicht saugen
lasse Ap. Syn. Stupfer. Stecher. — 8. a) eine Ver-
schanzung, Befestigung, Wehr, Palisade. .Vordem
zun was ain igel von scharfen aichinen steken ge-
schlagen von ainem ort des Sees biss an das ander.'
Vad. Syn. Sturmhasiie!. — b) eine Aufstellung des
Fussvolkes (urspr. der Landsknechte) mit vorge-
streckten Spiesscn, bes. zur Verteidigung gegen
Reiter. Im Waldshuterkriog 14G8 schlug ein Igel von
GOO Zürchern 1000 Reiter zurück. Nach der Schlacht
bei Kappel Hess der Anführer der Zürcher ,alles volk
uff mustern, zusammen lägern und in einen Lands-
knächtischen ygel ordnen.' HBiill. ,Mit den Mu.s-
i|uetierern gegen Reuterei ein Creuz- oder runde Ord-
nung, oder Ygel machen.' HCLav. 1644. — 9. eine
Entzündung an den Füssen, besonders aber an den
Ballen der Klauen des Rindviehs Ap; G; Z. ,Der I.
ist auch ein krankheit. so das rinderhafft vyeh übcr-
kunipt zwüschend den klauwen, darvon es hincken
muoss.' Mal. Nach dem ,stechenden' Schmerze benannt.
Zu N-igcl vgl. Xi-endi Sp. 20. Nibsclie Sp. 48. Xikchi-
land Sp. 84. Näudcr, Sp. 91. -- Abi. ighn I. gvni.jhtr
nirjlin! — Vgl. auch Nigcjel.
Achrand-: Hülse der Buchnüsse BRi.
Por(ch)- förlgeli ZAnd., förnnigeli Ap, n.: Frucht-
zapfen der Föhre. — Vgl. Forch-Uigdi, -llügdi. Uohnlggd.
Fr 6-: ein schadenfroher Mensch ZPäfflk.
Wahrsch. nur eine individuelle wortspielende N.aehbildung
von Frör-igel; indessen vgl. Sur-igd
Fror-: Spottn. eines Menschen, der gar keine
Kälte ortragen kann ZO.
IVIit einem Igel verglichen, weil er sich vor Kälte zu-
sammenzieht und verkriecht. Syn. Ge/rörling.
Hunds-. Schon Forer Tierb. unterscheidet zwei
Arten des 1.: ,der ein hat einen Rüssel gleich einer
Sauw, wirdt genannt Seuwigel, der ,".nder aber ein
Schnäuggen [Schnauze] wie ein Hund, Hundsigel', und
diese nichtssagende Unterscheidung gilt noch heute.
Hörn- s. bei igten II.
,K estinenygel, die stächend haut, hülschen oder
rinden, darinn die kestinen wachsend, echinus.' Mal.
,Kestenigel, stechichte schale.' 1GG2, Redinger. So
noch heute L; GO. ; Zo.
Lamm er-: Lämmergeier W. — ,1.' muss hier bildlieh
im Sinne von , Schauer, Schrecken' verstanden werden.
Mos-, Mass-, Masch-iggeli Sohw: mehlige
Schlüsselblume, primula farinosa L. ,So ein vych
bluot harnet, lobend etlich ein kleins kreütle Moss-
igele genannt.' Tierb. 1563. Unter den Namen Schmutz-
igen, Rnssäugli wird das Pflänzcheii noch immer zum
selben Zweck gebraucht Z.
,Mos-', weil diese Pflanze nur auf sumpfigem Grunde
gedeiht; vgl. die Syn. Eiet-Äugti. -Nägdi, -Keaedi. Zu der
Vergleichung mit dem Igel lud viell. die nach aussen ziem-
lich kompakte gewölbte Form sei es des Blätterstockes, sei
es des Blutenstandes, viell. auch die runzüchte Oberfläche
der Blätter ein. Die lautlichen Ausweichungen scheinen
durch das Anklingen des rom. mamica (s. n. Massiggel)
veraplasst worden zu sein. S. auch Mariggd.
Rh in- s. Bhinegli Sp. 144.
Sü-, Sü- söü-, Sünigel: SchweinigeL 1. ein ge-
meiner Igel mit bes. spitzem Rüssel, allg. ; s. Hunds-
igcl. — 2. unsauberer Mensch, dim. als scherzhafte
Schelte auf Kinder angewendet; auch mit Beziehung
auf moralische Unsauberkeit. allg. — 3. ein Karten-
spiel, bei welchem einem der Spieler, der dann auch
selber diesen Titel bekommt, zuletzt eine ,Sau' in der
Hand bleibt, nachdem alle andern Karten paarweise
ausgeschieden worden sind L ; Schw ; Z ; vgl. Schnaitz-
peter. — sü-, söa-iglen: dieses Spiel machen. —
S. auch Sü-Niggel.
Sür-: Sauertopf, unfreundlicher Mensch. JMev.
1092; von Sulg. u. von Suterm. wieder aufgenommen.
Schmutz- s. Mosigel.
Das Attribut bezieht sich t. auf die Farbe der Blüten,
t. auf den dichten Puder, welchen die Blätter auf der untern
Seite besitzen. Syn. Milbluemli.
Schw in- »ipi-nty; = Sü- 2. Gl.
Strüb-: struppig, unordentlich aussehender Mensch
B (GOTTH.).
Dorn-: .Ciparte. pruna Juliana.' Mal.
Wächst, in Dornhecken und an sta.-liligcn Zwfigen.
151
ag, eg, lg, og, ug
152
Zorn-: ein leicht zum Zorn gereizter Menscli Bs.
- S. auch Zorn-Nit/gel.
iglen I. vor-: zum Igel werden, J. h. struppig,
unordentlich aussehen in Haar und Kleidung B, Id. B;
S, in Verwarlüsung geraten, aus Mangel an Pflege
verkommen, z. B. von Kindern, die früher ordentlich,
gesund, hübsch aussahen AAFri. ; Bs. ,Ver-iglcd:
strobelieht, zerzaust, entstellt, wie einer, der aus Wind
und Regen, aus einem Luder [liederlichem Leben],
einer Schlägerei oder aus dem Elend kommt' Spreng.
iglen II: (stechen) verdriessen, äi'gern, plagen
(meist mit Sachsubj., selten refl.). ,Mins brueders tod
der yglet mich', lässt Buef den Cain sagen. ,Das
yglet mich in minem gmüet.' ebd. 1-550. ,Das tuot
mich i. und verdriessen.' ebd. 1538. ,Cura nos exercet.
Sorg bemüeyet, plaget und yglet uns. Das Gnagen
und i., conscientia sceleris.' Fris. ; Mal. ,Das iglet
mich, hoc mihi crucera Agit.' JMey. 1692; Lenzl. 1716.
,Also freuet es ihn auch, wann er etwas getahn hat.
das den Lehrmeister igle und verdriesse.' DTomann
1708. ,Sind auch die Kleider werth, dass man sich
um derselben willen also i. und plagen solle'?' JMey.
1694. ,Wenn Alles über si spottet, uird's di''' i. und
cliränlce.' MUsteri. Es i(/ht-ene Alles, jede Kleinigkeit
ärgert ihn, den kränklichen, krankhaft reizbaren Men-
schen Z. Ein'n strigle-n-und i. : streng kritisieren. Sulg.
Von der selben Tf. wie Ägle, Ayel, lyd. .Vgl. heglm.
un- ApK. M-; BSi.; GA., T., Sev.; ZSth., uniggle
GRÜhur; GO., unägle BHa.; GfiObS.; GEh.; </'-
BHk., R., unäggle GrV., nagle GuNuf., iine'gle Av;
BO.; GW.; „ScHw", negle Gr^A.", D., L., Rh., neggle
GuMai., un-niglen, a'nc'yla ArH., M., eggele Arl. —
unpers. m. Acc. P. : stechenden Schmerz in den Ex-
tremitäten empfinden in Folge des unvermittelten
Ueberganges aus übermässiger Kälte in die Wärme.
— Unigler önegler m.: Nagelfrost Ap.
Syn. die folgündeu Zssen und bun-, purr-nägleii. Die
.\nnalime einer Zss. von obigem i</len mit un- in verstäikendem
.Sinne liat keine Scliwierigkeit, trotz der aus Ap unzweifelliaft
vorligenden und viell. aucli in nianclien der übrigen Formen
verborgeneu Gestalt des Tb. mit vorgesetztem »i und trotz
der teihveisen A'erhärtung des Gutturals. Dagegen wäre
mit Rücksicht auf die Formen mit ä und die meisten der-
jenigen mit e eigentlich eine Nbf. aufzustellen, welche sich
zu 'Agd, stechender Schmerz (s. Arjle o. Sp. 127/8) verhielte
wie iglen zu Igel. Tiefer greifend ist die Frage, ob hier
nicht eine blosse Umdeutung von hurniglen vorliege, welches
auch von deutschen MAA. z. B. zu urnligeln, ain-, ur-, dur-
igeln usw. umgewandelt wurde. So könnte auch obiges
kunäglen dir. von h. hergeleitet werden, da die Vorhärtung des
anlautenden g in BO. MA. nicht für synk. Präf. ge- beweist.
hurn- 1. hurr- ScuKirchh., hörn-, hurn-
AAuFri., Z.; Bs; B; „Gl"; Seil; SThierst.; ZSth.,
horniggle Sn,G., hurnägle ZAuss., hurnegle, negle
GrD. nnpers. = uniglen. Wie hurniglen Kim d'Beri!
— 2. hurr- SrnKirchh., hurn- „Scii"; ZSth.: Einen
stark plagen. Wart, i''- u-ill-di''' h.! — 3. hörn-,
hurn-: stürmen, hageln, rieseln, schneien bei Wirbel-
wind Aa; Bs; B; L; GA.; ZDättl., Sth. Syn. horn(er)en,
hurnüssen; pausieren; guslen, rublen. — 4. a) hörn - B,
hür-igle Ithen, hornigele Ap, horniggle, hurniggle
„AaF."; aSi'Hw: ein Spiel, wobei ein kleiner, zur Hälfte
auf einer Unterlage ruliender Pflock, üurmgel, Niggel,
emporgeschnellt wird, indem man kräftig auf den
hervorragenden Teil schlägt. Es gilt für die eine
i'artei. den Pflock so weit als möglich zu schlagen.
für die Gegenpartei, ihn aufzufangen und an den Aus-
gangspunkt zurück zu schleudern; s. T. 275 f.; Eochh.
1857, 461 .Niggel schlagen.' Syn. hurren, hiirnen,
hurnüssen, Hurre schlän; guten, gü(l)nigglen; bocken.
— b. hirnigle, Spiel, bei welchem eine Kugel auf
dem Erdboden mit Stecken getrieben wird SchwMuo.
(Schelbert), anderwärts moren, Sü trlben, hurren ge-
heissen. — Hurnigel m.: 1. der stechende Schmerz,
welcher sich beim Übergang von grosser Kälte zur
Wärme in den Fingern und Zehen einstellt Bs; S.
Syn. Nigyeler. — 2. Winterhagel Bs; S. — 3. Horn-
iggel, der Schleuderpflock im Spiel LV. Syn. Gäl.
Wörter, deren Ableitung schwerlich festgesetzt werden
kann, da verschiedene etym. Zusammenhänge um den Vor-
rang streiten: um so schwerer, da die vorliegenden Schrei-
bungen mit g und gg (Tenuis) nicht so zuverlässig sind, dass
wir sichere Schlüsse daraus ziehen dürften, und da, wie bei
dem vorhergehenden W., meistens unentschieden ist, ob der
zweite Teil der Zss. mit n oder mit Voc. anlaute. Die ver-
schiedenen Möglichkeiten sind: 1. Es liegt eine Zss. vor:
a) mit iglen und ägien, die im Ablautsverhältniss zu einander
stehen und deren Bed. oben auf die Grundvorstellung des
Spitzen, Stechenden zurückgeführt wurde : hurniglen S erscheint
als Verallgemeinerung des in 1 liegenden Begriffes, gerade
wie ags. egian sowohl ,dolere' als ,molestare' bed. und bair.
.nickeln, nigeln' auch beide Bedd. vereinigt; h. :i schliesst
sich leicht an, da Sturmwind, Hagel der Haut empfindlich
sind ,beissen'; h. 4 dürfte sich für den Zshang mit 1 auf
das sch^väb. ,füruicklen' berufen. Doch kann gerade der
, Fürnickel', ein (im Feuer':") zugespitzter Stecken, welcher
spielweise in den Boden geschleudert wird, für die Trennung
des h. 4 von h. 1 — S und für* die Annahme einer Zss.
Hurr-Xiggel sprechen, um so mehr als auch in den Schweiz.
Formen die Tenuis (gg) vorherrscht, die weichere Ausspr.
erst aus /;. 1 — 3 sich dürfte eingeschlichen haben: ,fUr-
nicklen' ^ prikkeln, würde umgekehrt auf einer begrifflich
uicht ungeschickten Anlehnung des nicht mehr verstandenen
,hurniglen' an den Namen des Spieles beruhen. Im Übrigen
darf uns der Anlaut «, insofern er auch bei den Bedd. 1 — 3
auftritt, wenig irren (da der Wechsel von echtem Igel mit Nigd,
Xiggel, , Nickel' in unseren und in deutschen MAA. unzweifel-
liaft ist) und gerade in den aus ,huni-' und ,un-iglen' hervor-
gewachsenen Nbff. am wenigsten; ebenso ist gleichzeitige
Verhärtung des g diesseits und jenseits des Kheines kon-
statiert; knrz es haben sich zwei verschiedene WW., ,Iger
und , Nickel', unter einander verwirrt. Freilich begegnen
sich die Begriffe des Spieles und des Schneegestöbers auch
in dem W. giilen, und die Vergleichung des herumwirbelnden
Spielpfiockes (Kugel) mit dem wirbelnden Schnee ist so un-
geschickt nicht. — Der erste Teil der Zss. könnte sein
a) Hurn, Nbf. zu ,Horn', von Birlinger bezogen auf den
.hornharten' Frost und Hagel, so dass 3 die Grundbed. wäre,
aus welcher unsere 1, 2 nur einigermassen gezwungen sich
entwickeln lassen. Der Umstand aber, dass im Alpgebirge
den Kindern eine Viehklaue statt einer kunstgerechten Kugel
zum Werfen dienen muss, ist em zufalliges Zusammeutreffen
von Sache und Wort. Nehmen wir ,Horn' = , Nagel', so
ergibt sich für das Comp, die Bed. ,nagelstechon' ; 3 verlegt
die sonst von innen heraus sich kimdgebende Empfindung
in die äussere Natur; auch , frieren' hat ja die doppelte Bed.
, Frost machen' und ,Fr. empfinden.' Vgl. syn. Kuvinhiagel
und frz. onglee; ferner ags. angnägle, engl. a(n)gnail, fries.
ougneil, Geschwür unter dem Nagel. Aus dem Begriff von
,Horn' als Blasinstrument leiten Einige den Monatsn. Homer;
unbestreitbar beruhen dai'auf die Ausdrücke hunun, hiirnen,
auf dem H. blasen, heulen (namentlich auch vom Wind),
weinen, Hurnüss, Hornisse, nebst hurnüsKen, schnauben, heftig
weinen. Hurner, Uhu; daran würden sich unschwer zunächst
unser /». S mit schwarzw. die Hürni, Eis- und Schneesturm,
und. durch den Mittelbegrift' ,sauscn', h. 4 mit Hurn, Brumm-
kreisel, hürnen, den Ball schlagen, anreihen. — ß) Begrifflich
153
Ag, eg.
Ägs — ugs. Agscii — ugsch. Äugst
145
IKiiiilli'l mit ili'ii z[ili;tJ!t genaunten WW. liegen huncn. den
Ball schlagen, Hun-li, Brummkreisel, welche auf das mhd.,
nhd. .hnrren', sich sausoud bewegen, mit den Interjj. ,hHrre.
hurra' zurückgehen: für den Spielball (Pflock) bezeichnet
Hurr-Xiijgel in der Tat die anuehnibarstc Etymologie, und
auch für den Begriff unseres h. 1, 3 bilden die Nbff. nihd.
.burren', sausen, ,burra, urra', neben Schweiz, hurrnäyhn,
deutsch ,urigcln, urnägeln' eine Brücke: allerdings müsste
dann aDgeuonimen werden, dass für 1—3 die einzig aus der
Hdschr. Kirchhofers geschöpfte Form die ursprüngliche ge-
wesen sei, in allen andern MAA. das zweite W. ein n vor-
gesetzt erhalten oder dass eine umdeutende Anlehnung an
,Horu' Statt gefunden habe. Der oben empfohlenen Deutung
des Spielnamens aber tut der Umstand kaum Eintrag, dass
als Spielruf //orn.' oder Niggel! mit dem Gegenruf Horncr!
vorkommt. — b) der zweite Teil könnte eine Abi. von .Nagel"
sein. Allerdings lassen sich viele Formen so deuten und sind
vom Volke so verstanden, aber eben so viele stehen ent-
gegen; auch würde die Erklärung des 1. Teiles schwierig
sein. — 2. Nicht Zss., sondern Abi. Man kann kaum der
Versuchung widerstehen, Walthers v. d. V. ,nu enfuhrte ich
nicht den hornunc an die zehen' an unser Homujel 1 zu
halten (mhd. hornunc in schwz. Ausspr. Uorniij); vgl. hürnen,
stürmen. Gr. Wb. führt die Begriffe 1, 3 und 4 sämmtlich
auf den des Sauscns zurück und leitet hornkjlm von .Hornig',
Hornisse: und in hornüBsen^ das Hornüssi wickeln sich unsere
sämmtlichen 4 Bedd. wiederum ab; zu 3 bietet Isich noch
ein besonderer Anknüpfungspunkt durch den Hinweis auf
bljelen, beteten, Schneegestöber ohne Sturm, das mit schwärmen-
den Bienen verglichen ist. Nur Sehade, — dass ,Hornig'
= Hornisse durchaus nicht Schweiz, ist! Birlinger leitet
.Hurnigel' von einem anderen, allerdings vwdten .Hornig' ab;
vgl. oberwähute ,Hürni'; allein dieses , Hornig' ist nur mit
der Bed. eines speziellen Monates, nicht für Frost überhaupt»
bekannt. Eine solche Bildung aber als Abi. aus hörnen, welches
wie tjB(jsen die Bedd. durchs Hörn blasen; heulen; Schnee-
gestöber vereinigt, vorauszusetzen, ist noch misslicher, und
überhaupt steht der Annahme von Abi. wenigstens die gegen-
wärtig gültige Ausspr. entgegen, welche auf i einen Nebeu-
ton legt.
kuen-iglen s. u. Kue(n)-Narieh
schür-: plagen Sonf.
Von jenseits des Rheins zu uns verirrt und verküuiuiirt:
hei uns viell. an ,Schur', Schererei, spec. Schafschur, oder
an ,Schür', Regenschauer, angelehnt; vgl. hurn-iijlen 2. .1 und
mhd. ,hagel' bildl. = Schaden, Verderben. Auch in Deutsch-
land von seiner urspr. Form abgewichen, u. a. achurnigd.i,
'chuh-rigcUi; doch verrät sehorgeln die Dim.-Abl. von ,schurgen'.
ignod s. m-ye-nöt. ignost s. in-(ic-noss.
Igrilli .s. In-(jrileH.
leger ie- s. Järjcr.
,ug: Ausruf bei einem kleinlichen Versehen, z. B.
wenn Jnid einem .Andorn auf die Füsse tritt W.'-
Kiinuti- sich z\i otVi Sp. 7-t verhalten wie any zu nvh
Sp. 71, ;</ zu irh : doch vgl. auch das syn. mign.
ng s. amli. Ogle s. 0(i<ße.
O^eil ö'/c' 1-. 11- : Agathe BsL.
.\g.s, Agsch usw. .s. A.r u.sw.
egsbar: schrecklich. ,t)as ungenemc und egsper
verwerfen des unseligen knechtes: indecenteni et hor-
rendam objectionem nequam illius.' Mone, Frid. ,Egs-
berlich.' Boner. — Ahd. egishar, mhd. eye«lm-e, -hrerliche
von gut. ii.jU, Schrecken; s. eyen III, E,ji Sp. 14'2. 143.
Augschi, Ogschi s. Au(j. egsch- s. e.r-.
Angst, Augste, Ängste GlK. : 1. der Monat
August, .Sextilis mensi.s. der Äugst.' Fius. ; Mal. Was
ilcr A. nid chochet, cha" der Herbst uid hröte" L; Sc»,
mit Bezug auf das Reifen der Weintrauben. De yrösst
2'agdlel) ist der A. (weil in diesem Monat die Tage
.schon merklich kurzer werden). De Merze hrinrjt's,
der A. nimmt's (die längern Tage). Im Ängste hdt's
hirider iede Haselstüdc e Wetter G, od. es chinnit hiiider
iedem Stüdli füre [hervorj es Begeh Z (der Monat
bringt viele Gewitter oder sonst unbeständiges Wetter).
Biiechig Spülte und Augsterege mögen enandere nit
vertrage B (Geschlagenes Buchenholz muss vor August
unter Dach gebracht werden), iw heisse im A., ein
Mensch, der erst im August warm wird, aber nicht
von der Arbeit, also ein Faulenzer Aa; 8. — In den
.^.ugust fallen im ßernbiet die Tanz.sonntage, auch
auf den Alpen. — 2. die Zeit der Getreideernte
und diese selbst Ap; GTa.; oTh.
Aus der vollen Form des W. verkürzt, nachdem der Ton
auf die erste Silbe verlegt und (wodurch das vorliegende W.
von dem Taufn. sich unterscheidet) die zweite gänzlich tonlos
geworden war. — Die schwache, zweisilbige Form, jetzt die
vorherrschende, auch schon in ä. Quellen, z. B. im Engelb.
Psalter; 1524, JEck. — Zu 2 vgl. engl, harrem. Ernte, und
Gr. Gesch.- 56/8. 60/1.
Haber-: Haferernte GTa. — Hab eräug. stier f.
inded. : Birnsorte, welche zur Zeit der Haferernto reif
wird ScnSt. ; Th. — Ergänze Bir.
Augstin f.: September. ,Augustus et September
vulgo dicuntur der Angst und die Augstin.' 1707, Üenol.
Die Movierung mit -in führt die Personificierung der
Monate weiter und drückt in anmutigerer Weise ein Ver-
hältniss aus, welches sonst durch ,erst' und ,ander' (eraicr
Äugst, anderer A.) bezeichnet wird.
augsten: die Korn- und Weizenernte halten A";
GTa.; Bodens. — Syn. schnlden.
Augstlen: frühreife, geschätzte, Ragazer-:
mittelzeitige Birnsorte GW. lt. Steinm. 1804.
Augstier: 1. Früchte, die schon im August reif
werden, a) eine Art blaue Weintrauben Bs; B; GRh. ;
Z. - b) Birnen Ap (kleine süsse); L; Tu. -- c) Apfel
Bs. ,Di rotg'stryfete Augstier sind liellmässig mr.'
GSarg. — d) Zwetschgen (Pflaumen) Bs. — e) Kar-
toffeln Ap; Bs; B; Gl; S; Z. ,Früh- oder Jakoks-
Grundbirnen, Sommer- oder Zuckerkartoffeln.' Nx«.
1771. , Kleine, längl. rote.' GW. lt. Steinm. 1804. —
f) Haselnüsse .\aB. ; L; S; Z. — g) eine Art Epheu
.\aB. --2. Vögel (Hühner, Tauben), die in diesem
Monat ausgebrütet werden und besonders geschätzt
sind Aa. — 3. scherzh. die Bewohner des sudlichen
Striches von Trogen Ar. — 4. m. Augnstin G oT.
Liebes-: eine Birnsorte Tn. Syn. Lieheshir,
Äugst 1er in f.: eine Rebsorte, welche frühe
Frucht bringt Z. — Im Tessin agostuna.
Äugst m. — PI. -e: kleiner, aus runden Hölzern
aufgebauter Stall zur Unterbringung der Bergziegen
während der Nacht und bei Gewittern. Solche ,Geiss-
äugsten' oft in grösserer Anzahl beisammen GSa.
Nur noch als ürtsn. .Äugst' Z, , Engst, Äug.sten' .\p,
.Äugsten' B.
Eigtl. 'äuirst aus ahd. awist, owist, aust, ewiat, Schafstall,
von Au I ; vgl. Äust. g eine nicht seltene Vergröberung
aus j (avjist aus au ist) ; doch könnte es hier auch aus dem
Ortsn. ,.\ugst' ^ ,Augusta Rauracoruni' herübergekommen
sein, wie umgekehrt der sonst unerklärliche Umlaut in das
letztere aus dem vorliegenden W. Eine andere Vergröberung
i-ntbSIt der sehr altertümliche Z Ortsn. .Abist' für uwisl.
1S5
Agst— ug
Agt — usrt.
15Ö
Die Schreibung ,Augsteir für Aosta, lat. Auguste, bei Ansh.
u. A. scheint sich an unser W. anzulehnen, indem sie auf die
richtige Trennung .Augst-tal' verzichtet. — Abi. ,Eugster'
Af Geschlechtsu. ,Ängstere' B Ortsn., eig. Ort, wo solche
Ställe in grösserer Zahl beisammen stehen.
egstere s. ext-.
Ögst o- m.: Einer der Alles anglotzt und doch
Nichts recht beachtet GO.
Agt, Agte
Ahe.
Ar/athe S]). l'2i
Agte, Agtet
Egte f. : Egge AAFri. ; Bs (auch einsilb.) ; Gr ; STh.
.Er reit des finstevn Morgens in ein Egde, die im Veld
läge.' WcRTSis.
Gleichen ürsiUMingeS mit Eichte Sp. 83, auch mit £(/.f/i',
Kijc Sp. 142, nämlich von nihd. iifcde. eijile, ahd. "//rfn, ,egda,
traha'. Engelb. Vocab., von 'ai/jnii, stechen, Wz. «/.-, spitz
sein; vgl. Agne Sp. 127.
Agg, egg, igg, ogg, Mgg.
Vgl. auch die Gruppe Ag usw., Ak usw.
Agga, Aggeli CK; Th, Aggi Aa (^auch «-), ScaSt.,
Agg Bs, rfi- (") Z, Äggi, Ä(jgeli Aa (auch ""); Bs; B;
S: Suhst. und Interj. = ä 1 4 Sp. 1, all Sp. 3.
Der Guttural mag sich aus a-a, dessen erster Voc. oft
mit Glottisverschluss gesprochen wird, entwickelt haben (vgl.
niu/ije, nein), womit eine aus äui Sp. 6 zu erschliessende
Bildung mit ir parallel liefe. S. Synn. Augi/e. dfäi/g. Alsch.
äi/tjech. Doch fällt auch ndrs. acke in Betracht, vorausgesetzt,
dass in unseren obigen WW. kurz a, =« das ursprünglichere
sei; s. noch ägg. Vijij. — Die Formen auf -i als eig. Dim.
meist n., doch etwa auch ni., Z.
Äggel m. Z, „Aggis n. B": Menschenkot. —
äggig: ekelhaft besudelt Bs Sprkxg.
äggolen ^ Aggi macJien Bs.
.\ggeli n.: 1. weibl. Taufn.. Agathe Gr.Av.
'2. einfältige Weibsperson L.
2 mag blosse Spielform zu ApjxU, könnte aber aufh dim.
zu Aijgelr, Schwätzerin (s. aijijlen), sein.
agglen: plaudern SchwE. - Aggeli ni.: Schwätzer
ebd.
Die Annahme, dass ag<i(e)kn durch Aphäresis aus gaiigden
(gackern) entstanden sei, wird unterstützt durch die An-
wendung von Aggeli als Übername für eine gewisse Familie,
die mit Stottern behaftet ist. Vgl. die Nbff. Ägg : GUgg usw.
s. u. d. W, <^gga.
ägg e*J-, äggi ('"): Interj. des Spottes, der Schaden-
freude, meist begleitet von der Geberde des Rüben-
schabens Z.
Steht zu a (e') I 2, wie ügg, a:\, die Intrj. des Ekels,
zu all. Ekel und Spott gehen leicht in einander über;
s. äggs, nlid. ,ätsch' (Hohn) gegen schwz. äggsch, älsch, nhd.
,äcks' fEkel). Dann müsste man annehmen, dass der Voc. in
^9!/ f*-' nach Quantität und Qualität ausgewichen und dissi-
miliert sei, viell. mit Anlehnung an denjenigen des syn. Drfrl:
äggele {e") = dem vorhergehenden W. Ä. Ahrelle-
nar! ZN.
BäS-Äggi f.: oinfiiltige Weibsperson. SrLi:. — Vgl.
agglen.
Anggi = Aggi AALongn.
-äugg, -Auggi. -äuggot s. einäiig, ge-eiDäiigct,
BUen-ängi Sj). 131.
Egg, Egge. Eggt: Ecke 1. wie nlul. vorsprin-
gender und einspringender Winkel. Sowohl n.
Egg kv; B; BsStdt; Hkbei,; Gl,; Gr; (J; Th; Nnw; Z,
Eggt GrV. - IM. -i Gr, als ni. und schwachforraig
Egge Aa ; Bs; B; S; Z. Mis Hfis macht der E., bildet
die Ecke der Strasse. ,A'n E. vor 'x Hüx xtä".' Si iiii.i).
Das Rotenb. Anitsrecht 1490 nötigt den, der gegen eine
Frau eine Infamie ausgesagt, diese zurückzunehmen, ,er
möge dan syo [die Angegriffene] ans egg stellen', d. i.
als schuldig hinstellen; das Bild vom Pranger (an der
Ecke zweier Strassen) genommen. Um 's E. schiesse
1) überaus geschickt sein (wollen). '2) schielen, um
's E. nme liiege». Einen xm 's E. ume schiclien, ««",
zum Besten halten, übervorteilen GF. ; m. 's E. u. g'no'
werde, hart mitgenommen werden ; sterben Ap. — Die
den Spielern zugekehrte Spitze des Kegelrisses Z;
daher Egg lu., ellipt. = Eckkegel, ebd. ; uf Egg schlisse,
nach dem an dieser Spitze stehenden Kegel werfen
Th; tif Egg mache, eine Kegelpartie mit der Bedingung
• machen, dass der Wurf nur gewinnt, falls der genannte
Kegel mit getroffen wird. Ggs. nf His, ebd. ; Egg und
Brett! so dass die Kugel dazu noch auf dem in der
Bahn eingelegten Brett laufen muss B. ,Die JCriinch
machend ein drej'eckete Ordnung, also dass sy das
spitzigest eck dem wind entgegen keerend.' Vogels.
1557. Eggen und Zopf, Umwege, Zickzackweg B.
Egge", Ecksteine, Carreaux im frz. Kartenspiel B. —
Zipfel, Abschnitt, Bruchstück. ,Geschwind deckte er
einen Ecken vom Heu mit Strohwellen zu.- HPest.
1783. Er lied bei-nier en Egg enrg, hat um Vieles
an Achtung bei mir verloren Ap; Eggli (Dim.) speziell
Zahn eines Rades am ,(jarnbauni' im Sinne des Masses,
ebd.; en Eggli aha (nohi) lö. die Welle am Webstuhle,
auf welcher der Zettel aufgewunden ist. um einen
Grad (Achtelsdrehung) nachlassen; und bildl. es ist
leider en Eggli ab, ein Schritt vorwärts geschehen;
es ist im en E. (Rad) abg'gange, er hat sich ver-
rechnet, seinen Zweck um Etw. verfehlt; en E. Imi-
dere cho, um Etw. rückwärts gekommen, ebd. — Schlupf-
winkel; du u-ürst wnl noch en Egge finde, Unterkunft
B; hätt-i numme en E.! Id. B; Acs Eggeli finde B.
Egge tusche, ein Spiel der Jugend ebd. — Punkt, Ort;
er cha""-mer's a keim Egge, ist mir gänzlich zuwider
Bs; rcenn 's an alle vier Egge [Himmelsgegenden]
heiter ist Z. — "2. eine gewisse Gestalt von Boden-
erhebung, f. Aa; ßs; B; Si'Hw; Tu; Ndw; Z, zwei-
silbig Gr; Nuw; VV, n. Ap; Ndw. a) Gipfel, spitzig vor-
stehende Anhöhe, vorspringendes Ende eines Hügels,
,cacumen montis.' Id. B. So Ndw (n.) uaw. ; wechselnd
mit dem Ausdruck Büel GuCast. — b) Übergangsstelle
eines Bergpfades, Passhöhe Bs; Z. — c) dachühnlicher
Ausläufer eines Berges, Bergkante und die darunter
sich anlehnende Halde oder das von ihr begrenzte
Plateau, langgestreckte Hochebene .Aa; Ap; Bs; B;
157
Afrg. egg, iffg, ogg, ugg
158
Gk; L; Tu; Nhw (f.); W; Z; daher der W Geschlechtsn.
.An der Eggnir mit .super cristiuii' übersetzt. PI. Erigi
= Spissa, seitliehe Bergkämme, wie Rippen gegen den
Hauptgrat laufend BSi. Die Anwendung steht in der
Mitte zwischen derjenigen als wirkliche Ortsn. (ohne
Art.) und der nur noch selten erscheinenden rein
appell. wie: ,die Kiltet auf hohen Eggen'. Gotth. ,ln
.Ulien, auftrocknen, sonnigten, luftigen Eggen, glatten
Halden.' Gr Sammler 1784. Als Eigenn. durch die
ganze Schweiz, sowohl in den Vorbergen als in den
Alpen sehr verbreitet; davon die Geschlechtsn. £Vyr/,
Äbe(i;j, Äiidere/j/j. Übergetragen vom Höhenzug ist
die Bed. länglicher, grosser Heuhaufen GuXuf. Den
Ortsn. wieder appellativ gewendet zeigt die Egij als
Bezeichnung des einzig in seiner Art dastehenden
jährlichen Jugendfestes in St. Gallen, das vormals
nämlich auf der £>/(/ im Linsibüel gefeiert wurde;
d'Efif/. d'Eyy hat e Loch, um nitd om, bis i tcider zue-
der choiiiDi! sangen die Kinder beim Heimzuge; es
gab ursprünglich eine Oster-, eine Pfingst- und eine
I Herbslegg. — 4. Rausch. A Eyn ha GRMaienf.
i Mhd. eckt, eijtjc f., seiteuer n. Voa der selben Wz. wie
Eyije 0. Sp. 155. Auf der Gleichlautigkeit beider WW. be-
• ruht das wortspielendo Rätsel iro« hat 's im J)orJ' in allen
Etjfjef Antw. , Zähne'. — Für 1 als Masc. be^eguet ciumal
. i-insilbige Form: ,bis an den Tribschen Eck.' JLC.vs. 1661.
Als n. z. B. 1585, ZOtteubach; KDasyp. 1578; "jGSuher
1741 ,au dem ciuten Ecke'. Bei HPestal. wechseln ,der
Ecken' und ,die Ecke', je nachdem die angebornc MA. oder
I die Literaturspr. die Oberhand gewinnen. Eijtjt schliesst sich
I an Eijdc, Egge, wie Achst für Ach», Wagenachse, an Ax-t.
I — Welch weitgehender konson. und vocal. Abschwächung
unser W. als zweiter Teil von Ortsn. unterworfen ist, s. Gfr.
. 2. Registerbd 41Ö/6. — i. der Eauscb als Etw., womit mau
anst<isst.
I's- ni.: abgelegenes Land, seitab liegende Ecke Gn.
(Übel-: Dachgiebel Z.
II Gand-, meist PI.: Moräne, Sand- und Steinwälle,
1 welche die Gletscher beim Vorrücken längs ihren
,1 Rändern zurück lassen. Syn. Firnstösse.
\ Geiss-: Wiesenspierstaude, SpirEea Ulniaria L.,
■ eine von Ziegen und Schafen gesuchte WieseupÜanze
ScHwKüsn. Syn. Geissleiterenchrut.
Küder- m.: Ecke im Zimmer, in welche unartige
Kinder zur Strafe gestellt werden BHk. Syn. CJiiqj-
■ mnkel. — Von chüderen, schmollen.
Krüz-: zur Verstärkung des Begriffes gebildete
Zss. In alle Krizegge Ein'n sueche" BsStdt.
Mus-, Müs- ü f.: Name der mit Türmen besetzten.
über die Anhöhe sich hinziehenden Stadtmauer von
Luzern, wo alljährlich eine Prozession, der ,Musegg-
ümgang' oder .die Romfart', stattfindet. ,Müsegg' ein
I gemauertes Haus, altes Wirtshaus zwischen Baden und
: Eieden. Auch in Zur. um 1489 ein Haus zur .Müsegg".
.Die Müssegg oder der Chorherrenplatz.' JEEscher 1692.
Viell. aus dorn Ndrd., wo mu» = Masche oder Bing eines
Kettcupaozers, muserie, mu»hus = Zeughaus, Rüstsaal. — Die
Bezeichnung Under der Eijij für den Viktualienmarkt in Luz.
" 'i-s sich auf den genannten Hügel bezogen liabeu.
Uresten-: Ortsn. B; Tu.
Wahrsch. davon benannt, dass der Bresten (die Pest)
. oder eine Viehseuche einst bis dorthin gedrungen war.
Scheid- f.: oberster Bergkainm, der zwei Tal-
gebiete scheidet, Grenzberg, Bergübergang BO. häufig:
LE. Eine Scheidegg gab es aucli zwischen ZRing-
likon und Albisrieden. Ott'n. WiKn. Sclieidegget; Ge-
schlechtsn. BE.
Dass das W. mehr politisi-hc als physische üronze be-
deutet, lassen die Mauern und Zäune vermuten, welche etwa
auf den betreffenden Kämmen errichtet sind.
Schand-Egge m.: die Ecke, in welche strafbare
Schüler gestellt werden B. Syn. Schämtvinkel ; vgl.
Chüderegge.
Spalt- n.: Lawinenbrecher, keilförmige und scharf-
kantig vorspringende Verstärkung der einen Mauer
eines Gebäudes GuD.; s. B. I 14'2/3. Vgl. Ehodiüch,
Pfd.
Spioss- „m. : schiefer Winkel Gk." n. spitzer W.
Ap. — „spiessegget", -eggig Gr, -g'egget Av. spitz-
winklig, schiefwinklig, z. B. von einem Zimmer von
rhombischer Gestalt.
über-, ober-, uber-egg, -s: Adv., cig. über (die)
Ecke. 1. rein räumlich, a) vertikal: schief, niclit
senkrecht, überhängend AAFri.; Bs, nicht im Gleich-
gewicht B. b) horizontal: eiuer, schräg, kreuzweis,
diagonal (syn. übertiverch, tromsig) Aa; Ar; Bs; B;
L; Nuw; GF.; ScH t; S; ZDättlik., ü&e;- Egg i-e
[hinein] ZO., auch in fig. Sinn Z. ,Dass sie Überecks,
d. i. die eine Thür, als ob sie gantz oder halb offen
stünde, die andere aber, als wenn sie verschlossen
wäre, gehauen worden.' DellaVallf.1674. — 2. scheel;
ü. htege, schielen ; scheel sehen, zornig blicken. S-.reng.
ü. alllege, scheel ansehen Bs, stolz ansehen Sch. —
3. unrichtig, nicht in der rechten Lage AAFri.; ver-
kehrt BL.; ü. sl", mache" Bs; verworren AAZein.;
schlimm BSi. Adj. en idicrexe: halbverrückt, über-
spannt Bs. ,Nai Tiann er jetze mit dere goh, mit der
Iberexe, ico nit emole ric rechte Htiet uffz'setze loaiss.'
Breitenst. — 4. unerwartet, plötzlich; ü. ku" Bs;
Gr. — 5. ein Kind Überecks [ein unehliches?] GRh.
— bunt-ü. BO. ; L: Sch, punt- Z, bunds- Ndw; es
göt b., es geht unordentlich, wild, stürmisch zu ScnSt.;
.Alles durch einander, verworren ZBaur.; L; Nnw;
schief und verfehlt ZW.; kreuz und quer BHk. *—
übereggslen: ein Kartenspiel machen, bei welchem
je zwei zusammenhaltende Spieler kreuzweise einander
gegenüber sitzen Ap. — Balr. .eckelen'; vgl. Krüzjass.
Überegg nicht zsgs., sondern präpositional verbunden,
dann meist mit s als adv. Gen. ausgeprägt, welches « sich
Irrational in Ndw. auch dem ersten W. mitteilte. — Bunt
als das bekannte Adj. genommen nach der RA. ,es geht b.
zu' würde die Annahme einer Verschmelzung zweier das
Gleiche sagenden RAA. bedingen. Zwar ist diese Schreibung
schon alt, auch 1793 Muse.: allein .Bund', wie bei Gryphius
und Slmplic, dürfte das Ursprüngliche, t eine nach Liquida
beliebte Verhärtung sein; vgl. ,den Sack verkehrt auf der
Schulter tragen, den Boden vor und den Bund hinten.' Stutz.
B. 1854, 14; oder der Ausdruck ,Buud' konnte aus der
Bautechnik entnommen sein.
schemer-eggs ("'): schief, auf eine Seite sich
neigend, von der Haltung eines Menschen, von einem
Bauwerk ZStdt. f
Viell. ein aus achclb-üler-e, (leMmereyga) entstandenes
Assimilationsgebilde; doch vgl. auch .schenilig' ^ krumm bei
Schmell. II 419.
üs-eggen: .Expendere, ein ding flelssig erdauren,
erwägen, und aussecken. Exquisitus, aussgeecket, er-
kundet, ausserläsen.' Fris.; Mal. .Aussecken, ad nor-
mam dirigere, expendere, explorare probe.' Denzl. 1677.
1716. , Genau abmessen, vom Schnitt eines Kleides;
159
Agg. egg, igg. 0"!
Aggs
erörtern V Orte" ; ausrechnen, eine alte, schwierige
Rechnung gegen einander ausgleichen L. Er will
Alles II., neugierig erkunden GWe. — Vgl. .erörtern'
von ,Ort' = Ecke.
vier-eggen: innerhalb eines Viereckes ein Ball-
spiel machen GaVal.
Egger {E(/gler ScHw, Äherjgler HO): „der auf einer
Egg wohnt." Geschlechtsn.
„Hag-eggler: Nordwind GG."
Reia lokale Benennung nach dem Orte, von welehcm der
Wind zu kommen scheint.
Kuess-egger: Geizhals Ai'.
Nach einem i. J. 1774 verstorbenen Originale; s. Hcris.
Av. 1812, S. 191.
Stab-: 1. langer und steifer Mann Scuw. Vgl.
Gestahi. — 2. eine beliebte Art Äpfel GSa.; mala
Claudiana ScnSt. Syn. Eygöpfcl. — Wiss-: eine
besondere Art, von ihrer Farbe benannt. Da dieselbe
besonders kernreich ist, so vergleicht man scherzw.
fruchtbare Frauen damit GO., Rh., 1804 Steinmüli,.
— Süess-eggener: eine Art Goldreinetten Z.
Die Äpfclnamen nach der ürtliclikeit hciiannt, wo die
Art zuerst gepflegt wurde.
Isen-eggerlis: Fangespiel, wobei die Kinder sich
mit der einen Hand an den eisernen Türklopfern,
Fensterladen, Kloben od. dgl. halten, um frei zu sein
Bs. — Schwab. ,eisenvörtleu'.
ge-egget Met: eckig, vieleckig B; Gl; Uw; Z.
— Der Steigerung lahig.
eggacht: ,die eckachten Schlaclitordiiungen' unter-
schieden von den , runden' und .gevierten'. VFiudk.
1619, 85. — eggig, g'eggig: eckig F; Uw; Z.
vier-egget, g'v- Z, , vierecket'. 1557, Vooelb.;
Fbis.; VFuii.K. 1619, vier-g'egget B; GKh.; Z,
vierg.'eggetig GoTTu., viereggig Z: viereckig, be-
sonders quadrati.sch ; ,in quadratuin' übersetzt Fris.
.Einen Altar, dass er gleich vierecket sey.' 1531 1667,
2. Mos. — Vierkantig; vierg'er/geii Genie, hordeum
vulg. GRh. — vierschrötig. ,Grossvater und Gross-
mutter waren von altem Schrot und Korn, beide vier-
eckigt und rüstig früli und spat.' (iorrn.
sechsg'egget: sechszeilig, von d. Halmfrucht Ar.
dri- dreH- B; Sch, drü-g'egget Z: dreieckig. En
dreig'eggele Hiiet, sog. Nebelspalter. ,Ein dreyecket
bein.' 1557 Vogeld. ,Das herz dryegget.' JLUys. 16(31.
,Bis au den marchstein, ein dreieggeten.' 1737 Wvl.
Die Form dri bezieht sieh auf das niännl., i/rü auf das
sächl. (iesehl. des Subst.
Eggiise f., Eggäsli n. = Eidechs Sp. 94.
Die erstere Form (Scb) ans dem IHm. abstrahiert für
grosso K.xemplare.
Egge f., eggen s. Ege, egen.
eggelen = uniglcn Sp. 151.
cggei'liriüiscll -Ini-ni: Enstelluiig des Fluches mJccr-
iiwnt (jt).
Equipage, Kutsche und
Eggipaschi ^'Ai>ä»
Pferde L; Z.
eggiwöggisch e'khntkH, egi-, egge-: zweideutig,
unsicher, z. B. vom Wetter ScuSfc. — Aus frz. eqnivoque,
lat. »quivoeus.
Z werg-Eüggel: ein kleiner Mensch Bs lt. Wackern.
Sehr. 3, 1'20.
,Eugel' oder ,Euglin' im alten Siegfriedsli«de der Name
eines Zwergenkonigs. WGrimm Heldens.^ 82/3. 257. '2.59.
Eig. .Äuglein' vom Scheelsehen, Zwinkcn (,kloine Augen
machen'), welches die Nebelnatnr der Zwerge bed., also wie
.Schilbnng', Name eines anderen Zwerges, von mhd. tvhdw,
scheel, nnd wahrsch. auch wie ,Nibelung', Name des Bruders;
vgl. Nibcl. Das i/g der Schweiz. Form entspricht dem in
cinäugij usw. Für BsMA. kann freilich auch der Name
,Eigel' in Frage kommen.
Mass-Iggeli s. Mos-igel Sp. l-"iO. ieggelen
s. irggelen.
Ogge! "■'^■'.(.- Ausruf des Schmerzes, bei Kindern Ar.
S. og!
Oggele rf'/.''Jj f.: Beule ScuMerish.
Oggle, Ogle (-") f.: 1. Unke, Kröte BO. — 2. ver-
wachsenes, unansehnliches, kleines Geschöpf, Mensch
oder Tier, bes. auf Schweine angewendet, ebd. —
Öggel ("") m. : wegwerfende Bezeichnung für ein im
Wachstum zurückbleibendes Schwein BEi. Niimme
so en 0.
Von mhd. oide lil-vhe), Kröte, Nbf. zu uitkr. Schlange:
die Vokalisation des ii kann nicht, wie viell. in Lattueck,
auf unserem Boden sich vollzogen haben, da dann ih an der
Stelle von gg stände; vgl. noch dän. iigh, Viper. — gg ist
aus Ri. konstatiert; wenn die Schreibung g bei St. und
ImOberst. ebenfalls richtig, so beruht sie anf Abschwächunp
des Lautes. — Auch .Kröte' erleidet eine ähnliche bildliche
Anwendung.
üggi = Äggi, Kot Z.
Der dunkle Voc. zu noch stärkerer Hezeicliiiung des Ab-
sehens.
Ueggis url-li^, Ueggisch. Ueggist, Wueggisch
n.: Schutt, Steingeröll, Geschiebe, von ausgetretenen
Wildbiichcn oder von Erdrutschen BO. ,l)a wo die
Gewässer das Land an ihren Ufern mit Steinschutt
und Sand überführen, oder auf Ueggis und Saroten,
wie die Bergleute solche Wüsteneien nennen.' Kasth.
18'28.
Scheint im .\blautsverhältniss vrwdt mit Aggl. Die En-
dung -M bed. etwas Massenhaftes, oft zugleich liemischtes.
Verwirrtes. — Der Anlaut ii^ konnte sich ans u. nach voran-
gehendem voc. Ausl. leicht entwickeln; vgl. V,'ii<niiiM (am
ThnnersccI aus fr,»/« = Jiistustal.
üggs Bs; Th, äggsch Nuw {.er. Ausruf 1. der
Schadenfreude, des Spottes Bs; Tu. - 2. iles Ekels
Ndw.
Schwab, ägsvh für Spott. Scheint zunächst genetiv. Weiter-
bildung von ägg Sp. 155 zu sein. Vgl. auch IttHch.
löl
All. eh, ili, iili. uli. Aj, oj, nj
162
All, eil, ili, oh, uh.
Vgl. auch die Gruppen A, Ach, Aj.
aba ("" u. "^ allg., "' BsStdt.): Ausruf 1. des Ver-
ständnisses und der Überraschung, allg. Ahä, ja so?
A.. da häm-mer's! .Interjectio ex improviso alqd. de-
[irchendentis, atat ! Ein Wort einsi [Eines], der sich
verwunderet oder fröuwet, vah!' Mal. — 2. ,Wort
einsi, der spottet, aha aha, da da, vaha.' Mal.
Erweiterung aus all, Sp. 1. Vgl. auch ehe.
.\hasja. Bitrug AJiasia: arger Fetrug. Sülg.
Aus II. Keg. 9, 23. ,Es ist Betrug, A.', dem blossen
Laute nach gebildet, da dort A. doch Anrede (Voc.) ist.
ahe, aber, ahi s. ab-her, -hin. Ahe, ähen,
ah ig s. Anl'en usw. ähi ^ ä-i, ä II, Sp. 3.
ähö: Euf für Zugtiere zum Halten L; SThierst.
Umgekehrtes li-hä, hö-hü, und wie diese, blosse Zsstellung.
ahdb: Ruf des .Schwarzen Jägers' S.
Ahorn ihSre GSa., ähore GlK. ; GlJg., lihhre Gr
Tschapp., Anliorn, -höre GrKI., Furna, ,ein* Ahör-
nen'. 1531, Sirach. Ohorn Aa; GWe., öäojv. Schw,
Ohorne f. Aä; Bs; S, Ohörn in. ArSchöngrd., Uhorn
G oT. ; ZO. : Ahorn, aus welchem die Sennen ihre
Icleineren Gefässe und Gerätschaften schnitzen, die
der Milch und den Speisen einen Wohlgeschmack mit-
teilen sollen. Das ist e schiiene Tay, as [dass] d'Bettler
jüchse und d' Kübel i d'Ahörre werfed Gl. — Feld-:
acer campestris L., Massholder. — Berg-: acerpseudo-
platanus L., gemeiner Ahorn. — Spitz-: acer pla-
tanoides L., Lehne. — Ahorn i n.: Name einer (mit
Ahorn bewachsenen?) spitzen Anhöhe B. — ahornin,
Adj.: aus Ahorn. ,ähörnin'. Red. 1656; en ohonnene
[so] Tisch Z Fisch.; ,uhörni Kellen'. Stutz. Bildl. en
ahorirje Bengel, ein Mensch von unbeugsamem Cha-
rakter SOHW.
Amhd. ahorn aus lat. acernua, also eig. ein zu subst.
Geltung erhobenes Adj. wie frz. chäie, Kiche, aus 'quemu»,
ffuercinus; vgl. Wuhläecher, churw. ascker, frz. Schweiz at/er,
üarablh, frz. trabte, tess. agar, uceru. Gedankenlose An-
lehnung an ,Horn', wie in , Eichhorn', doch der PI. selb-
ständig, t. st. -hörn (hiire) Gl; Gr, t. schw. -hörne Aa (t.
nnrer. -höre Gr). Beide Pluralformen an einigen Orten auch
für den Sg. eingedrungen, .^uch das Geschlecht stimmt in
den meisten Fällen nicht zu ,Horn'; .eine alte Ahorn.' 1528,
Absch. ; als Fem. Sg. ist wahrsch. auch zu verstehen: ,die
Ahornen'. 1492, Schaubg. Rq. 2, .59, § 9. — Die scheinbar
schw. Form des Sg. beruht auf der beliebten Einschiebung
von e zw. r und n, welch letzteres seither abfiel.
Auhe s. Anken.
eh^, eh'm H^hü^ allg.; mit Nasalierung der ersten
Silbe BSi., «ÄuC") W, ,uhe'. Ebel, «ir.GR: Interj. 1. der
Bejahung, , faules Ja', zögernde Zustimmung, allg. —
2. der Überraschung; e. .' triff-di emöl a! E.! das
han-i 'tenkt! im Gegenteil: ,Me" meinti, es stecki keis
Tückli i dem Chöpfli — ähä! die fiiehrt Ein schön a
der Nase!' MUsteri. — Vgl. den Revers, e-e Sp. 13.
Ehi s. Öchi, Sp. 74.
Ihiinnes ihAnFs', -i««.- Taufn. Johannes Zf.
Augen-Ihe i-j.- Augensalbe, mercurius prajcipitatus
ruber Z.
Der 2. Teil des Vf. viell. das Adv. i-<, hinein. Vgl.
aber auch AugenSul, Augonnicht.
Ihe s. live. ihe, ihi, iher s. in-hin, -her.
lehanne «-.- Johanna GA. — le bann es: Johannes
GA; Zf.
öha AaEtI., ahä Bs; Z, ahü Z, ueha B: 1. Ruf an
das Zugvieh (Rindvieh) zum Stillhalten. — 2. Interj.
der Berichtigung, Einsprache.
Xieht eig. Zssg. , sondern Zsstellung zweier luterjj. ;
s. ü //, Sp. 22. Vgl. hü/ für Pferde.
Che, Öhi s. Öchi, Sp. 74.
üheinien. ,Die denen von R. geöhemet [vorwandt]
warend.' Vad. — Vgl. Öchi Sp. 74.
ohi: hinauf BSigr.
Entw. örtliche Ausspr. für ue-hi", s.d., oder aus«6-/ii";
vgl. ahi aus ahhin, ömij aus oh-ait-h.
oho s. ho-ho.
Ohorneze ("''"") f.: Hornisse SThierst. — Von Ohume,
Ahorn, attrahiert.
übe, ubi, uehe, uehi s. üf-hin, -her.
Uhu ('") m. : -wie nhd. GrL.; Gl lt. Steinm. 1821.
Sonst gelten bei uns andere Formen und Namen, s, U.
Sp. 23 f.
nliii: Interj. des Schaudorns Ndw; W. .Nachts
kam einer und redte: sind si daV mit einem Wort-
zeichen: uhu!' 1527, Act. Erli. — Die Tüne des Uhu
werden hinwieder mit (t)achüderen bezeichnet.
uhü: Streitruf. TJhü! Ma'" för Ma"", Bueb für
Blieb, wo ist Enn [Einer], der mi"'' usetued? Ap.
Vgl. hiii und das entspr. Vb. huitn.
Aj, ej, ij, oj, uj.
S. auch die Gruppe A usw.
ajenen aj^jun: Adv. 1. jenseits WG. - 2. hinüber.
Mit der den Raum bezeichnenden Endung -ana aus äji
(s. u. ah-hin) gebildet; vgl. uejenen. Im Gebirg lässt sich
das Drüben nur erreichen, indem man zuerst in die Tiefe
steigt. — Die Vermengung der Begriffe des wo und des
wohin namentlich bei den Nachbaren der Romanen nicht
selten; vgl. embr-ab, abr-uf, det-uber.
Äje äjo, aju f.: Mutter P. Bözu's A.: ein gewisser
kleiner schwarzer Käfer, ebd. — Alt-: Grossmutter,
ebd.
Schw. Idiotikon I. 2.
Den roman. Nachbaren entnommen, wie das identische
(dim.) Aui, Sp. 6; vgl. span. ai/a, Hofmeisterin, aus lat. avia,
ürossmutter. — Bozo (nicht Bözio, wie im, Ausland' steht),
Gespenst, hier wohl der Teufel; vgl. Tü/els Grosamueter, Name
gewisser Käfer und anderer Insekten.
A uj i s. Au I. Äuj e , Öj e s. Aa IL Ij e s. Iwe.
ojoch, -eli s. oi Sp. 23 und och Sp. 74 [achele
Sp. 64). ueje, ueji s. ue-hin.
nejenen: Adv. hinauf, aufwärts WG. — Von ueje
(s. tte-*m): vgl. ajenen, Sp. 161.
163
Ak (ack). ek. ik. ok. uk
164
Ak (ack), ek, ik, ok, uk.
XB. /.■ im Sinuc der Affriliate ly.
Vgl. aiieli die Gniii]ien Ach usw. miil Agtr usw.
Ack. Acie ZWvla, Nack «./■/ Ah; G; Scuw; Th.
„wj,j QO.,'Sih.,T:a..{, Nacke Th; ZÖ., Akt GWa, Akte
kA; TJw; Z, Nakte L; Th, Ikte ZBauma — m.:
Beigeschmack von Speisen und Getränken, bes. von
Kaffee, allg., auch von verdorbenem Fleisch Ap; ZWyla;
en A. ha". B'Soppa häd ke (/iiets KäckU Ap. ,Me
dunklet [taucht] gar f/eni drin [im Branntwein] es
Mümpfeli Brod, dass Eim halt der Xakte vom Brönts
nid veryöd.' Häfl. 1813. .Ein alter nack, der in dem
fleisch hart stäckt.' HBcll. 1561, bildlich von dem
verkehrten Geiste der Wiedertäufer. — Ab-: schlechter
Beigeschmack Aa; vgl. Ab-Gü. — Vor-: Vorgeschmack
Ap selten. — vornäckli''': ein Anzeichen von nahe
Bevorstehendem darbietend. Es ist Einem c. zum
Erbreche", wenn man Eeiz dazu verspürt; zum Beden,
wenn man Etw. auf der Zunge hat und es mit Mühe
zurückhält; eine Flüssigkeit im Glase dem Überlaufen
nahe ist i\, ScHwMa. — Neb ent-Ack iVcftetwocÄ;, Bei-
geschmack Ap.
Vwdt mit schwed. agga, stechen, beissen (Wz. ak, spitz,
s. Ächer, Ägne, Egc, Egg), also eig. ,Stich'; Tgl. das syn.
Hie (Hieb). Yon unserm Ack abgeleitet bair. ecJ-en, schmecken.
— Syn. Gü, 0u8t, Nk, Mange, Tuckt, Zick ; merräuden. —
A" im Anlaut rührt vom auslautenden n eines vorangegangenen
Art. oder Adj. ; durch Anfügung von -( hat sich (wohl wegen
sachlicher Berührung) eiue Vermenguug mit Akte JV voll-
zogen. Die Ausweichung Ikte scheint durch das syn. Zick,
es zickt verschuldet zu sein.
[ackelen] nackele" ÖcuwMa., näckele" Ap:
nach angehender Fäulniss riechen, schmecken. —
Syn. mägyelen.
Acka lik/it, Acke m. : Ort. dessen Erreichung und
Berührung beim Versteckens- und Fangensspielen
Sicherheit gewährt, Freistatt, Ziel L.
Wahrsch. aus dem Ptc. a"g'ha, ellipt. für .ich habe die
Hand dar-an gehalten", substantiviert (ähnlich wie Hüreu-
iieite) und schliesslich, mit Acke, vollends in die Form eines
(schw.) Subst. gebracht. Aus g'h (kh) entwickelt sich in
einigen JI.AA. durchweg, in anderen sporadisch k/; dass der
Voc. des Adv. n" nicht, wie die jetzige Lautgebung es ver-
langte, verlängert ist. darf viell. als eine in dem nicht mehr
nach seinen Bestandteilen erkannten W. bewahrte Altertüm-
lichkeit erklärt werden.
Akazie. Gili A.: Geissklee, Cytisus Luburnum L.
(Durh.)
Acke, acken s. Akt III. Ackele f. =^fcte JF.
.\cker, ackeren s. Acher Sp. %Q, ackeren Sp. 69.
.A.ckran, Ackeret. Ackert. Ackerig. Ackerit
s. Acheren Sji. 70.
Skerm^nt ukermäm SThierst., rf- Gl, akermies
ScHw: verhüllte Form des Fluchw. sakerment (Sakra-
ment).
acknen s. akten.
akkominodirren ak/omi-dlcn: bereiten, zurüsten, ran-
gieren z. B. eine Mahlzeit BBe.
Akkord akkort Aa; Bs. Besser e mageie A. weder
e feisse Process. Schaffe" [so emsig] wie vom er's im
A. hält. allg. Sij" A. ist iis, er muss sterben L. —
akkordioren akkidiere. akkerdiere: 1. wie nhd. .In
disem Spital werden um Geld accordirte [nach Accord
bezahlende] und angenommene personen als pfründer
underhalten.' JJGoldschm. , Krön. ,Veraccordierte
pfründer.' ebd. — 2. passen, sich fügen, gefallen.
,De Maie [Blumenstrauss, hier ein gemeiner] und de
Lamjjihuet [Hut mit schlatf herunterhängendem Band)
händ z'sämme g'akkidiert.' IxEicn. 1859. Das hät-mer
nüd g'dkkiäiert ZKn. — ver-: eine Arbeit vertrags-
weise übergeben, allg., eine solche übernehmen Bs.
— akkordierlich: passend, entsprechend, ange-
messen Ap.
akknrät, gew. alckcrät, in Ndw akycratl und uk/rat,
Bs akcrat: wie nhd.; auch adj. 's a. Ehebild.
Aceent «ky^MU: pikanter Geschmack Gl (Schuler).
— Viell. Anlehnung an Ack.
äk ^k/ neben ^J-, s. Agga Sp. 155.
äken äk^e Aa; BsLd.; B; Gr; L; G; S; Th; Z,
haken ('") L; SL.: 1. in lästiger, ermüdender Weise
wiederholt um Etw. bitten Aa; BsLd.; B; S. 's China
haket am Vater S; er lütt an-em g'äket, bis er jo g'seit
het Aa; um Etwas ä. Unnötig warnen LHuttw., un-
nötig fragen BM., ,an Einem' ä.: mahnen bis zum
Ekel BBe. Syn. tritisen. — 2. wiederholt unberechtigt
oder übertrieben klagen, jammern S: Th. Syn.
chären. — 3. wiederholt um Kleinigkeiten Streit an-
fangen in gehässiger oder auch nur in neckischer
Weise; keifen, zanken Aa; Bs; B; L; Zf. Mit de
Chinde hake und chibe L. B'Liebi mites g'äket hä B.
Kleinlich markten, z. B. wir äke noch, wir sind noch
nicht Handels einig ßSi. Syn. raggeren. — 4. tr.,
reizen, z. B. einen Stier BHa.; Gr. Syn. Olcn, un-
teren. — 5. plagen, ängstigen BGadra. — er-: müh-
sam erbitten B.
.ilccH unmittelbar von der Interj. ä IJI. IV (Sp. 3):
vgl. achen von ach! Dass zur Bildung des Vb. der dem
breiten Voc. entsprechende Kehllaut eiugeschoben wurde,
scheint ganz angemessen, und das im Anlaut etwa vorgescho-
bene h mag hier den Eindruck des k verstärken. Der Ausspr.
mit kurzem Voc, aus BRingg. (.c-J und LSurs. fA»i-) au-
gegeben, entspricht die Ausspr. ä für die Interj. — S. noch
näggen.
Äker. Aki m. : ein Mensch, der oft äket. —
Äke f.: l. = Ä];erin. — 2. Dohle ScuSt. -- 3. Me
(PI.): Ungeziefer S.
Jene wegen ihres Geschreis, diese wegen der Lästigkeit,
Zudringlichkeit. Die .ikcnmatt in BG. viell. von solchem
Ungeziefer benannt.
G'äk, G'häk n., Äkete f.: das Bitten. Klagen,
Zanken im obigen Sinne. — äkig: zu ciken geneigt B;
ärgerlieh und neckisch zugleich Z.
Äcke rf!J-/f (.^ke^) Aa; BsLd.; BM., S.; L; S; 74;
Hebel, Akte ^k/tc (^ki^) Aa; BsLd., Näcke Aa; B wO.
(BSi. -e'-); L, Näkte Aa; BsStdt. (auch -e'-) — m.:
1. Nacken (Rücken). Im A. lache, heimlich, verstohlen
(hinterrücks) L; S. Blas-mer i-n-A.l Abfertigung,
indem man einem den Kücken kehrt; syn. i d'Schue,
i-n-Arsch u. a. En Ä. icie-n-es g'rupfts Huen (ohne
Haare) S. — 2. ,,(auch dun. Ackli) kleine Erhöhung
165
Ak (ack), ek, ik. ok, uk. Akt— ukt
16G
des Builens auf einem Wege. X'oll Ärleii. holperig,
ilurcli Stückclaen veriiärteter oder gefrorner Erde LE."
Syii. Hoj/er, PiKjgel, Puck. — Knie-Acken, clinü-,
rliiiöi-: Kniebug. -gclenk. -kehle, die Höhlung an der
innern Seite gegenüber der Kniescheibe B; LE.; S.
Syn. Knicbiecß.
Scheint Diit den syn. Acic (känith.), Äck, (lack (liair.)
aus iiihd. Kuike, Gelenk am Fuss; Genick, ahd. anclia, got.
mjiju (anyii), Genick (s. auch unser Änlcel, Aiigyel) verkürzt
zu sein — wir wollten gerne sagen, zu den letzteren Formen
die ursprünglichere (vgl. wackeln: wanken udgl.) darzubieten,
weun nicht das n in dieser Sippe so sehr alt wäre (vgl. lat.
ad-unms, gr. dyxiüV, skr. aniihan). Verstümmelung aus
iNacken' (ahd. hntirk) anzunehmen, empfiehlt sich nicht, weil
die Bed. Bug ziemlich absteht und n viel leichter vortritt
als wegfällt. Jedenfalls wollen die obigen Formen als bloss
lautliche Varietäten betrachtet sein, da sie an manchen Orten
neben einander gebraucht werden. Unerklärt bleibt im einen
wie im andern Fall der Umlaut, der in dt-r Aiissiir. -' sich
als alt ausweist.
Gäcket: Nacken ÄATalheim. — Form eines Ptc. Pcrf.
Buech-Äcker, -Hacker: (PI.) Bucheckern, Buch-
nüsse und die Weide im Buchenwald B. — Vgl.
Acheren Sp. 70.
Hans-Akob: Johann Jakob G oT.
Ekel e'kxrl — unsere Ausspr. des un.s fremden W.,
für welches wir die Ausdrücke grüsen, uiiiriUen; heikel
usw. besitzen. — ekelhaft: leicht Ekel empfindend.
Kirchhof. Sprw. 250.
Eiker = jE;ic7(ec I. III.
tOkiili: Name des dritten Sonntags der Fa.sten.
OkiiU, ies cliömmed-si [die Schnepfen]. Waidmanns-
spruch. .JVIitwuchen for ockelly.' XVI., ARechdürrerin.
Akt, Akte I - nur PL. Akte: tieberden, Hand-
bewegungen, Gesten Bs; Uw, Manieren Uw. - - Von
lat. actUH.
Akte K: Aktenstück. 1. in. - gerichtliche Form
einer Schuldbetreibung. — '2. Akti akti n. — Ver-
fassungsurkunde, z. B. das Vermittliymgijli, die Me-
diationsverfassung von 180.3 Gl. — Von frz. ach:
.\kt, Akte" III ,Akt m. L", ST.^ Akte f. B; S.
Aßgte, Agdet A-iFri., Bs, Acke f. B; FMu., m. (PI.
Äcke) BRi.: Wasserleitung, bes. bedeckter gemauerter
Abzugsgraben, um sumpfige Acker zu verbessern,
Moore trocken zu legen; auch ein kleinerer solcher
Graben im Feld oder unter Wegen hindurch; in der
neuern Zeit auch Drainierröhrenleitung. ,Das Wasser
durch Acten (so man an andern Orten Tholen heisset)
ableiten.' Rhag. 1639. ,Ein Ackten oder Wasserleytung,
'• mit Vnziifer versteckt wäre.' Hapn. 1666.
Kachel-: Wasserleitungsröhren aus Ton F.
Süg-: Drainierleitung, welche das Wasser ,auf-
sangt' B.
Wis-. ,I>ie Wissachk.' 1424, Gfr. 28, 3.34. Wahrsch-
ein aus der Reuss landeinwärts in eine Wiese ge-
zogener Kanal, der zugleich als Grenze einer Fischenze
auf dem Flusse diente.
Durcli Zsziehuug aus lat. aquadurtu«, auf dessen erste
Silbe die Alemannen allen Ton concentrierten, so dass ihre
Umformungen sich weiter vom Urbilde entfernen als die
nord- n. md. ,Ageducht, Aducht' usw. ; nur an der Grenze
lassen sich Spuren der volleren Form entdecken: im Agtote
heisst seit dem XIII. in BsStdt. eine Örtlichkeit, wo eine
Wasserleitung unterirdisch durchgieng. Ein Rheinfelder ver-
spricht 1303, dass er .den agtot, den er von sinem huse
in den bach gemachet hat, soll helfen rumen und wider
machen, so er zerbrichet.' ,Hofstatt uf dem aegtet.' 1309,
Urbar Hermetschw. Die kürzere Form in neuen, sich leicht
erklärenden Entstellungen, in vielen Orts- und Flurnn. ,In
der Aketen- oder Näpperwies.' ZTurbent. 1801. ,Dagtenwies'
neben ,Nackenthal' zu AaVislisb. (Wett. Arch.) , Mägden', N.
eines AaDorfes, aus zem A. ,Magdenbüchel' zu AaWürcnlos,
an anderen Stellen des Vfett. Arch. ,Aackhen BUhell, Achen-,
Aggeubühl' geschrieben. ,Unz ufen nagken.' Gfr. ,Achen-
berg' AaZ., das Ziel eines Bittganges. — Syn. Bote, spec.
Hol-Doie; Dolise", Tonne? — deutsche Ausdrücke gegenüber
dem von den Römern ins Land gebrachten.
akten, in BU. auch acken, acknen: eine Wasser-
leitung anlegen, dem Wasser Abfluss verschaffen, Ab-
zugsgräben machen, drainieren Aa; Bs; B; L.
ab-: (Wasser) durch Gräben ableiten.
ÜS-: (Land) durch Abzugsgräben entwässern Aa;
B; S. Die Strass ist üsg'aktel S, man hat in ihrer
ganzen Länge die Bächlein unter ihr durch geleitet.
z'sämmen-: in einer Wasserleitung sammeln, zu-
sammenleiten; „z'sämmeg'nktets Wasser, das durch
kleine, bedeckte Gänge von sumpfigen Stellen ab-
geführt, in eine Wasserleitung gebracht wird."
Akten IV ak/t^ Aa; B; L; ScnSt.; Vw; Z 1649,
(d-tc Bs; GO.; S nJura, Acken BO., Nakte AiBb. —
ni. Aa; „B; L", f. BSi.; GO.: Attich, Sambucus Ebu-
lus L., ein holunderartiger, aber niedriger Strauch,
der als Unkraut gilt, dessen Beeren aber zu Latwergen
benutzt werden; auch spricht ein ZMandat 1649 von
dem ,Röthen der Wynen mit Ackten- ald Holder-
berenen'. Auf den eigentümlichen Geruch der Blätter
beziehen sich die Namen Sü-, Stink-Akte LE.
Umgestellt aus , Attich', mhd. auch, ahd. atah, wie Fekte,
Fecke aus ahd. fetah. Unsere ä. Schriftsteller schwanken
zwischen der bUcherd. und der mundartl. Form: , Holder
oder Attich'. 1563, Tierb. , Attich oder Ackten, chamaeacte.'
Fris.; Mal.; Denzl. 1677. 1716. ,Aktenstaud, ebenus' [viell.
Verwechslung mit ,ebulus']. Mal. Unsere Formen statt auf
die deutschen auf das lat. W. acte, aciU zurückzuführen, ist
schon lautlich unstatthaft.
Akte V = Ack.
Aktor m.: Advokat. (Urkundlich lt. Gem. Z 1846,
133.)
Akte = Acl;en.
aukteren: hin und her raten über eine Sache L
(Inf.ichen).
Ikte s. Ack Sp. 16.3.
Oktav f. : Achttägige Andacht nach einem Kirclien-
feste. ,In dissem Jar ward die Octauft" us nüt mer
uf die Alter [Altäre] getan.' Edlib. — Aus dem lat.
oclam (dies). S. noch Ollufu.
167
AI, el, il, ol, h1
1G8
AI, el, il, ol, ul resp. all usw.
AI äl (ol) AAt.; Bs; G; ScH; ScHW; S; Th; Z,
Äl, Öl ^l, sn ÄAt; B; Sch; Vw — PI. Äl, Öl Tn;
Z — ID.: Aal, inurena anguilla L. Scltlüpferig, glatt,
flingg, feiss rcie-n-en Äl. Si cha"" so glatt rede" wie-
n-en Öl L. Wer en Ol hat bim Scliu-am, der hiit-en
nid halb und nid ganz. Sulg. ,lch hab den Aal beim
Schwanz: weiss nicht, wie ich ihm thun sol.' JMey.
1692. ,Die Inger [Engerlinge] uss ihren Landen zu
verbannen wie als man sagt, die Äl uss dem Genfer-
see.' Ansb.
Mhd. äl. Die Pliiralform tw. auch in den Sg. einge-
drungea wie in Eji/el u. a. — PL ,Aie'. GHdschr. ,ÄJ'.
b. 1557. — S. aucli Akt 2.
Hag-: Ringelnatter ZKn.
,Mur-: murena, ein Art der Meerschlangen.' Fischb.
1563. — Der erste Teil des Corapos. aus dem lat. W. entlehnt.
all: I. Adjectiyisch. 1. ganz (nur im Sg.) a) attrib.
vor dem Subst. , Alles Italien.' ÄgTscHUDi 1538.
,In allem fürstentumb Sehwaben.' Vad. .Die Pfarr-
kirch sambt allem Kirchbül.' Cvs. .Aller Welt nichts
nutz.' BKal. 1828. Zitteren an allem Lyb BHk. ,Wenn
ihr 28 Dublonen habt, so ist's allen Handel.' Gotth.
Ist das alle Wy"? der ganze Vorrat von Wein. Aller
Lengi no'''' BO. In allne [ganzen, grossen] Sätze
ahesprinye B. Uf alliim Urteil, zu vorderst am Ab-
grund; uf alls U. u'sgä", bis dicht an den A. W. Alli
Gredi üf (üfi) chrähle", ganz gerade hinaufklettern B;
Gr. .Hier weg allem Haag nach.' 1758, Roggw. ,Biss
man kompt auf alle Höhe.' JLCvs. 1661. So geht all
zu der Bed. mitten über, namentlich in Zeitbestim-
mungen. ,Auf allem See.' ebd. ,Sie sassen in allem
essen.' Dornecker Lied. ,ln allem Schiessent', mitten
im Feste. FPlatt., aber auch : während des ganzen F.
1576, WicK. ,Adulta hiems, zuo mittem winter, oder
in allem winter.' Fris. ; Mal. J" allem Wetter, mitten
im Unwetter; in allem Gä", so während des Gehens,
frz. taut en allant. Zuweilen kann all auch mit voll
übersetzt werden. Es ist in allem Werde", Tue", man
ist vollauf damit beschäftigt. In aller Höni, Täubi,
voll Zorn z. B. davon laufen, oder etwas Verkehrtes
tun. — b) appositionell. So in der Terminformel für
,bis und mit': ,Hinnan ze dem nechsten ussgenden
nieyen und den tag allen [diesen Tag noch ganz mit-
gerechnet].' Gl 1318. ,Dass man inn [den Garten]
allen gartne [als Garten benutze] und kein höw darus
zieche.' Schw 1521. Vor dem Subst.: er ist Alls ei
Täubi, ganz wütend (Alles an ihm ist lauter Zorn).
,Das Proce.ssieren bringt auch nicht Alles Schaden'
[lauter, bloss Sch.]. — c) appositioneil flektiert vor
einem andern, prädicativen Adj. ,Als er heim kommen
aller schwach.' ECys. 1600. ,Der alte Bär, ergrimmet
von der Verletzung, macht sich aller zornig gegen
dem Schützen.' JLCvs. 1661. ,Du machest selber dich
fein aller bättelarm.' Wahrs. 1675. ,iV ist alle g'rechte',
ganz gesund. Id. B. Er ist alle blind; si ist no''' alli
g'sttnti; das alt Wybli ist alls buspers BO. Er gät
alle 'dogete, ganz gebückt U. — 2. jeder, PI. alle,
a) im Sg. nur nach wenigen Verbindungen: alli ZU
hü", Zeit genug, alle nötige, sogar überflussige. Eim
alli Güeti verspreche, alles mögliche Gute. Mer hünd
alli Giieti g'hä, alle möglichen Leckerbissen. Alli (dl)
Füli, alles Schlimmste GMels; Z. ,'s Wüstest Alles
machen', sich ganz unanständig geberden. Gottb.
Hieher gehört auch die in der Reformationszeit sehr
üblich gewesene Setzung eines alls (alles, Gen. M.
od. N.) oder aller (Gen. PI.) vor Schimpfwörtern mit
Ergänzung eines diese Genetive regierenden W., etwa
wie ,Ausbund' oder .Inbegriff-, So bei Manuel: .als
balgs! aller öden secken! als keiben! als mostfink!'
Hieran schliessen sich Ausdrücke der lebenden Volks-
sprache, welche ein buntes, meist verächtliches Allerlei
bezeichnen, z. B. alle fde"J tüsig (tausenderlei), a. Hund,
a. Gugger, a. Tüfel, a. Hagel. ,Ganz Kübel voll Mixtur
und allen Donner' [allerlei solches Zeug]. Stütz. Statt:
,allen Schinder' sagt derselbe: ,alles was der Sch. im
Brief hat.' Vor Sup. hat der Gen. PI. bisw. noch die
vollere Form alleri- (ahd. allero). Die Construktion
ist in diesen Fällen nicht mehr ganz klar und so hat
sich auch die Form verwirrt, so dass Fälle vorkommen
wie: €H alleri Ulast, eine schwere Menge Sch, alle der
Name, allerlei Namen TB. — b) im PI. a) vor Zahlww.
Dö liged all Nim! (da liegen alle 9 Kegel!) SoaSt.
,ln alle drei machen', ein Spiel. Z XVI. (?) Alls z'alle
Viere, ventre ä terre ScnSt. Bis über alli Nüni im
Bett liggen W, weit über 9 Uhr hinaus, tief in den
Tag hinein. — ß) verstärkt: all und ein Tag, jeden
Tag ohne Ausnahme, nach den alten Rechtsformeln,
wo nach der runden Zahl der Jahre noch 1 Jahr oder
1 Tag beigefügt wurde, um die Erfüllung der Frist
noch sicherer zu stellen. All bi Eim, Alle bis auf
Einen, den letzten inbegritten Z. All g'schlage Tag,
Stund, [so oft die Glocke schlägt] Gl; Z. All Herr-
gotte Stund Z. — y) eingeschränkt auf je ein zweites
Mal. Alli ander Wuche, Jar, Tag, Streich, Mal. —
11. Substantivisch. 1. Noutr. Sg. alles, alls. Es
ist A. voll Öpfel am Baum, der ganze Baum mit
Äpfeln behangen; es ist A. voll Lüt i" dr Statt, es
wimmelt von Menschen. A. libermentfsj, durchaus
Alles, Alles zusammen; allsis z'sämme, dass. UwE.
A. in Allem, in summa B; Z. ,A. Berge z'ringlet um',
rings herum lauter Berge. Hafl. 1813. Alls üses! ruft
in B eine Partei, die Alles beansprucht oder bereits
gewonnen hat. Alles und Alles = Alles und Jedes.
Allem (= allem AnschinJ a". De'' wott Alles fresse,
droht alle Andern verschlingen zu wollen. Wie me
in Eim ist, ist min in Allem, z. ß. ordentlich oder
das Gegt. Oni Alles, ohne Weiteres. Allsen nüd
achten. Allem nüd zälen, keinerlei Rücksicht nehmen
BEL; vgl. alls Säges [Sagens] nüd achten, auf kein
Zureden hören, ebd. Häufig im Sinn von: alles Volk,
alle Leute, Jedermann, z. B. es seit's A., alle Welt
sagt es ; es lauft A. der Statt z-ue, eine Masse Volkes
eilt nach der Stadt. Allem der Nar mache, allen
Leuten dienen Gr. 's isch A.! Alles was man ver-
langen oder erwarten kann, viel, ein Wunder Bs.
's isch A., ass [dass] es nid briegged.' Hebel. Oft mit
vorgesetzter Negation und dann z. T. in prägnanter
Bed. Es ist nid Alls, nicht Alles, wie es sein sollte,
nicht ganz in Ordnung Aa; G; 's ist nüd A. niit-em,
llifi
AI, el, il, ul, ul
170
nicht weit her mit ihm 7,. .Zwei gute, und vier, die
nicht mehr Alles sind', nicht mehr ihren vollen Be-
stand und Wert haben. Gotth. JSs chost't nid A.,
ist nicht unerschwinglich. Er häd nüd Alles lätz
[nicht ganz Unrecht] Z. ,Es ist nüd Alls, wenn's Eim
däwey träumt', solche Träume haben eine bedenkliche
Bed. Stütz. Es ist niene Alls, nirgends ist alles Glück
oder alle Vollkommenheit beisammen = es ist zentume
Öppis. Lld-di''', Biiseli, es ist n. a.! anekdotisch von
einer Hausfrau zur Katze gesagt, mit der sie den
Backofen auskehrte Z. Vgl. auch alls Adv. — 2. Plur.
m. Alle, Alli, beim Brettspiel, wenn die Würfel so
fallen, dass sie oben die nämliche Zahl zeigen. Es
kann also „Ein-, Zwei-, Drei- (usw.) Alli" geben.
VOrte. Er häd Älle-zwä oder Zicä-alle, er hat 2 Augen
auf jedem Würfel Ap. „Zinggen-alli, der Funffall
beim Brettspiel B."
Im Ntr. wechselt alU mit alles; daneben ahe s. u. In
der Form alhis (Alles) ist die Flexion wiederholt wie in
chliaen (neben chWs) ; ebenso ist die Gen. -Form allsai doppelt
flektiert, indem wie in eimen u. a. (s. ein) die zweideutige
starke Endung (s) durch die Beifügung der schwachen i-en)
deutlich gemacht wird. Im Ntr. PI. iäK, ellü BO.; GrV. ;
PP.; ,ellü disü ding.' 1304 B; ,elu jar.' 1359 Z; ,älly jar.'
Waldmann (= mhd. eHiu) neben dem gemeinern aili ist der
Umlant durch das t der Flexion bewirkt. Dat. PI. allne Gr.
Die Dativform etwa als Ersatz für den wenig beliebten Gen. :
Me het-mi"' allen Orte a"" Tisch .i/(ö».' BWyss 1863. -
(Zu I 1, c.) Dial. 93 kennt aller auch für F. und Ntr. und
für PI.; also erstarrte Form wie .voller' (nicht bloss ,er',
sondern auch ,sie, es' ist voller Freude). Vgl. auch all
unflektiert in Zss. allhübsch, Allijrind, Dickkopf, nach Rochh.
Sagen II 189. — Zu II 2 vgl. Alle-Mal.
über-all, -äl kv; G; Z: Adv. 1. im Ganzen, in
summa Ap (auch verstärkt ober cd ond al, öberaligs
dl); PP. (uberäl). ,Der .schiesset hat ü. gewärt 4 wu-
chen und ein tag.' 1576. ,In dem Sihlthal liegt eine
einzige Pfarre, ü. etwa 6 Örtchen.' Reisk 1790. ,In
■3 Zünfte und jede Zunft wieder in 1(J Unterzünfte
eingetheilet, so dass zu Sparta ü. 30 Zünfte gewesen.'
Moos 1775. ,Es befinden sich ü. .3863 Örter auf der-
selben.' GEv Haller 1785. ,Wie viel Klafter hast
du ü.?' HPest. — 2. auf immer, ein für alle Mal
6; Z, auch für it., uf ü. Z; dedarfsch-esü.lia. ,Hab
dier mein Guot ein Mal Alls mitgetheilet überall.'
Com. Beatl — 3. überhaupt, ganz und gar. ,Und
ü., wenn d' so fortfahrst, so bin ich mit dir wohl
z'friede.' Gotth. ,Sie hab d'Eed überal verloren.'
ScHiMPFR. 1651. ,Uas entgestet ihn ü.', gereicht ihm
durchaus zur Schande. Hosi'in 1683. ,I)as Grüssen
und Wünschen ü. unterwegen lassen.' Moos 1775.
.Wegen kränklicher Leibesbeschaft'enheit war er ge-
neigt, überal das Katheder für die Predigerkanzel zu
tauschen.' LMeister 1782. Bes. in Verbindung mit
einer Kegation, welche dadurch verstärkt oder ver-
allgemeinert wird S; Z. ,Namend von niemand nütt
ü.' Edlib. 1.500. .Sollend wir dem tüfel nichts überal
glauben.' LLav. 1569. .Niemand überal.' Landb. ApI.
1585/1828. .Nützid überal.' Z 1650.
after- Adv.: überall W. Syn. afterein, afier-
lands. — Von mhd. aßer = einer Richtung nach, über ein
Gebiet hin.
Kann-Alles /- Ap; Gr; L, /./- Ap. -als L, -als
Ap: Einer, der sich einbildet. Alles zu verstehen,
Tausendkünstler, ,Jack of all trades.' Er will all der
Kdiials se [sein] Ap. ,T)u bist gelehrt und ein Kannais.'
HSnLG. 1830. — Syn. Allsmacher.
durch-allcs deralls: durchweg, 's ist nit dcralls
glich TB.
aller: 1. auch alleri. Gen. PI. a) mit folgendem
Sup. und zum Behufe noch höherer Steigerung wieder-
holt gesetzt, z. B. der aUer-allerliebst. "dlg. .Denen
du allerbast [omnium. inter oranes. optimcj ver-
trauwest' 1531, Jerem. ,Nes Fiicder Wy" gan über-
cho", dazue rinn alleribesie.' Volksl. — b) mit Subst.,
z. B. -Heiligen, -Himmel, -dingen, allg.. etwa auch in
dreifacher Verbindung allerigottsdinge" Gl. — 2. auch
(mit dem Art.) alleder Bs; Z. alleter Gr, Gen. Sg.
F. in adv. Verbindungen, z. B. -Gatti''g. -Hand, -Lei.
all Adv. 1. ganz Aa. z. B. a. hübsch, a. gross.
..\ldunden am ran', ganz unten am Rain. Kessl. Sonst
nur bei JRWtss, häufig z. B. .a. gut!' eh bien! .a.
glücklich, einsam, dürr; macht ihm all ein'n neuen
Muth.' — 2. immer; an einem fort, oder: jedes Mal,
jeweilen Bs; Gl; GRh.. Ta.. T.; Sch; Th; ZWl. All-
an-enand, unaufhörlich Ap.
Ist als adv. nnflectierter Acc. des Adj. zu betrachten.
Zur Verstärkung vor sam, so gesetzt. :^ ebenso; pleonast. vor
wie; .allwie man spricht.' Hausspr. ; vgl. ,allwo, allda.'
allen, allens. allig s. alwen.
alls. als (alsch GGoms): Adv. 1. = all Adv. 1.
ganz, gar; durchaus, in jeder Beziehung. A. vil hesser,
ungleich besser Ap. Ganz recht, eben, gerade. ,M.
Meynst etwa den Rudi? V. Alles diesen!' HPest.
1785 (1790: ,wen anders?'). — 2. = all Adv. 2. immer,
Aa; Ap; Bs; GRh.; ScH; ZStall. a) 's sl' verzütfi'.ret
alls no"'' Mannen in d'Ghilche eho".' Breitenst.-^. fürt,
in Einem fort, a. wyter, immer weiter Bs. .Aber wir
hofl'en als, die sach sige guot.' 1521, Bs. ,Furt und alls
d' Stadt ah.' Stütz. ,C!tömmer nüd g'frire [können wir
nicht irre gehen], goht's alls do durah ?' ebd. — b) ,Sust
nimmt er d'Schritt als lang und weidli, iez zimperlig
as-icie ne Maitli.' Raüracia 1862. ,Es heisst, es gang
als Ein' von einem regelmässig umgehenden Gespenst.
Alem. 1843. Gschwind und als gschwinder, immer
schneller, Wiesental; in Bs als wie gsclncinder [icie =
ie, }ej. Alls emöl, je einmal, bisweilen Aa. ,Des
hattens einen alten Sitte: Den wirt fuort man alles
da mitte.' S'chachz. ,Die [sc. Werber] alls enweg
giengend ane urloub.' 1439, S. ,Und so Ir alls uss
dem Bad gandt.' 1597, Z. Die Bed. kann in die von
ehedem übergehen, weil sich das W. überh. vorzugs-
weise auf Vergangenheit bezieht; mit dem Präs. ver-
bunden ergibt es den Begriff des Pf legen s.
Ebenfalls adv. Acc, aber flectiert, mhd. allez, immer.
Der Z Sprachgebrauch, dem unser W. anders nicht bekannt
ist, steht noch auf der Schwelle zwischen Adj. und Adv.,
sowie zw. Bed. 1 und '2.
all-lieh: allgemein. ,Ze einer ällicher brunst',
bei einem grossen Brande. 1291 GHandv. (von Vad.
mit ,allicher' wiedergegeben). ,Ich geloub an die
christenhait göttlich und allich' [als eine allgemeine].
Vad. — Mhd. allich, ellieh.
allenklich, alliglich, alklich (en): Adv. gänz-
lich, allseitig, vollständig; jeweilen, immer; ehemals(?).
,Und sol man die zwilchun [verbotene Zwilchkleider]
enmitten dur'''' den grat von eim orte unz an das
ander us elleklich dursniden.' ZRichtebr. ,Alleklich,
swa daz geschieht' [so oft, in jedem Falle], ebd,
171
AI, ei. il, ol. ul
172
.alltlicli', in Allem. 1490. ApI. ,Alklich und ganz.'
1527, Aesi'h. ,Nit alleklich.' 1-531. ebd. ,Allenklich
nit', gar nicht. HBcll. 1502. ,Nit die bistuomb allein,
sonder ouch die probsteien hat man mönster allenklich
gehei.ssen.' Vad. ,Allentklichen underricht' 1550, Rukf.
.Schier allenklich', fa.st ganz. Amm. 1Ö30. ,Alliglich
nichts.' 1722, Mise. Tig.
Mhd. aUechche und mit Eiuschiebsel (vgl. roneiicliuli st.
vollecl.) aUeneliche, insgesammt, vollstäudig. Die von St. für
L überlieferte Bed. .ehemals' ticruht walirsch. auf einer Ver-
mischung mit aHiij ^ al ucii .
al s. ald.
Alafaiiz: m. Taufn. Alfons L. 1656, Vilm. Lied.
Zwischen Liquida (ll und ciucm Cons. anderen Organes
steigt leicht ein A'oc. auf.
Alant „BO.-, Alet allg., ü- Aa; Bs; S; U; Z,
ä- ThHw. — ni.: 1. ein Fluss- und Seefisch, Döbel,
Leuciscus Dobula Valanc. ,Alet, squalus capito, vel
cephalus fluviatilis, ein gattung der steinfischen.' Mal.
,Der Alet, Alat, ist ein bekannter fisch unsers lands,
werdend mit dem angel gefangen ' mit fliegen, Alet-
niuggen, sind schwartz gross muggen.' Fische. 1563.
,Alet. Mugil, capito.' Denzl. 1677, 1710. Dem Kaiser
Ferdinand wurden 1563 in Bs ,Alat, Hecht und
Karpfen' geschenkt. Wcrstis. ,Alet. Capito, Cephalus,
Squalus.' JLCys. 1061. — Land-: der selbe Fisch als
jung BoDEXs. — Mer-: mugil Mal. — .\hd. uhmi, mhd.
ahnt — 2. Aal AALeer.; GO.; Z.
Ale ä- f.: Ahle Gr; S; Zg; Z. ,Aale, alscn. subula.'
Denzl. 1077, 1716.
Mhd. ah. Diese Form neben dem üblicheren Alemc viell.
nur aus Deutschland hereingekommen.
„Spitz-: spitziges Zaunholz GRDonil."
Alle f. s. Gale.
alle ((/(■ B; Gr; Scuw; Lfw; Z. die Gr, (ih BsU.:
Interj. an Mensch oder Tier gerichtet 1. zum Ver-
scheuchen, Verjagen, Abwehren Gr. Äle (städtisch
Schelle) haup! Warnungsruf zum Ausweichen beim
Schlittenfahren Bs. — 2. zum Antreiben B; Bs; Gr;
ScHW; Uw; Z. Äle, rod-di''''! Bs.
Aus dem frz. allen, gehet! Vgl. allo Sp. 173. Die ver-
stärkende A'erbindung a.-marsch! Gr; Z, üU-m. B könnte
auch aus fi-z. a la marclu; auf den Weg! entstanden sein.
- Vgl. <ll,:
AlefailZ, Ala-, Ali- m.: 1. Trug, Schlich, Hinter-
list. Verstellung, Tücke, Bosheit, Mutwille; Spiegel-
fechterei, Possen, Phantasterei; unrechter Gewinn B;
L; Sch; U; Z. Es ist nu A., nur Verstellung ZSth.;
A. tiibe", sich verstellen BSi. ,Bim A. [verstecktem
Eigensinn] mucs d'Buelen an Tanz.' Sulg. ,Wie vil
gesucht band allefanz, so ist vnglück allweg jr schanz-
[Schicksal], JLenz. ,Dheinen [keinen] alefanz oder
wuochergesuoche mit sölicher rechenung getribende.'
1417 B Kq. ,Alefantz, Listigkeit, vaframentum.' Mal.
.Nachdem aber die Chartaginer brüchig wurdend und
doch mit allenfanz gesehen weitend syn, sam sy die
Pündt hieltend.' Zwincli 1531. ,Mit solchem a. liegen
vnd lestren !• ebd. ,Die da nieynend, Gottes huld sey
ein alefantz, ein gewärb und geniess.' 1531, 1. Tim.
,Mit nit wenigem alenfanz und fuler pratikeu handien.'
Z 1529. ,Einfaltig heisst, der on falsch ist, luter,
fromm von hertzen, ja on allen alenfantz.' 1530,
HBuLL. .Ain spitzfundiger alafantz.' Vad. .Diewil
allerlei Allefänzen und Ufsätz gesuecht werdent, wie
man uns an Bystand ringeren möcht.' AgTschidi. ~
2. persönlich: „närrischer Mensch Gl", bes. ein
solches Kind Sch; eitler Mensch, z.B. ein putzsüchtiges
Mädchen Bs ; eigensinniger M. Scu.'i^t. ; launischer,
ränkesüchtiger M. G; verschmitzter Kerl, Phantast Ap.
— älefänzig, -isch, -fanzigV: wunderlich, grillen-
haft, launisch; eigensinnig; wählerisch im Essen; zu
losen Streichen geneigt, sich seltsam, mutwillig ge-
berdend G; Th; Vw; irrsinnig, verrückt L. ,Vafer,
gschwind. listig, alefentzisch, arglistig.' Fris. ,Buss-
haftig.' Mal. ,Alafanzisch, arbeitsälig', unter den
Fehlern eines Weibes aufgezählt. Schimpfr. 1651. —
alefanz en: 1. fälschlich vorbringen. ,Das alefantzet
Struss so frävenlich mit so offener schmach der war-
heit, dass mich schier dünken wil, er sye nit ein Struss,
sondern ein Gugger.' Zwingll — 2. äffen. ,Uber das
hastu den Zwingli gealfantzet, ob er nit die von Zürich
weit für richter nemmen?' Gyn. 1523. HBull. sagt
von den Wiedertäufern mit Bez. auf ihre seltsamen
Gebräuche, sie .alfanzelen'. — Alefanzer: Einer der
.sich verstellt. z.B. Krankheit simuliert BSi. — Ale-
fanzeri f.: 1. „läppische Sachen Z." — 2. Eigensinn
ScnSt.
Aus it. all' avanzo (zum Vorteil), nicht aus 'al-fani (fremder
Landstreicher), trotz Ap Fam (Possenreisser), fänzig, welche
erst durch Abkürzung aus Älfaia usw. entstanden. Unsere
Belege zeigen, dass das W. urspr. nur sachliche Bed. hatte,
aus welcher die persönliche leicht entspringt, während der
umgekehrte Vorgang wohl ohne Beispiel ist; vgl. ,Schclm'
urspr. = Seuche.
alläg s. allweg.
allegro U, allcyre Gl; Gr, allegere Gn; Zg, alleger
Gl: 1. Adv. munter, flink. Chumm a. Gl. — 2. Interj.
a) des Grusses auf der Strasse, namentlich in unwirt-
licher Gegend Gr. — b) zum Antreiben von Mensch
und Vieh Gr; Zg. — c) zum Einhalttun, oha! halt! Gr.
Aus it. u. churw. aller/ro, munter. Auch a. c) wendet sich
gegen Trägheit, die der Bewegung, vgl. «e, ebcnf t. ernuin-
tcrnd, t. Einhalt gebietend.
aleinentieren: 1. zu Grunde richten, verderben
ScHW. — 2. Unwillen äussern, poltern SchwE.
Aneinander (*-'") Sinw, Almandler L. AUi-
wander Scuw; Z — m.: ein altertümlicher Tanz,
ein munterer Schlingtanz im -jt Takt, bei welchem
die Tänzerinnen der Reihe nach gewechselt werden
und allemal 1 Tänzer leer ausgeht SchwMuo., in L; Z
wohl nur noch im Namen fortlebend. — allenian-
deren, aliwandrcn: diesen Tanz ausführen. Auch
bildl. : .Fifaltre [Schmetterlinge] git's gar allerhand, si
züttret umenandre, 's goht über-enand und dur-cnand
mit Hopsen, Alämandre.' Schw.
Es ist die alte, einst auch bei den höhern Ständen be-
liebte, aus Frankreich nach Deutschland zurückgekehrte
.Allemande'.
.allemaiig: wenigstens, jedoch GREh."
Aus it. aj manco, gerade entsprechend unserem zum Feien
d. i. wenn etwas Verlangtes fehlen sollte, dann doch etw&s
Geringeres. Die Schreibung -manijrj wäre wol richtiger.
Alemönli s. Anemotu'.
allengge s. aU-euiig. Alenüe s. Alrune.
alert fast allg., meist mit dem Ton auf 2. Silbe
(doch lÜM-t BO.), in Zg; Z daneben auch alerd, in Bs
nlürt, nlöd. in L iih'i r.ich. haliirscli, dafür iilliir
11^
AI,
il. Ol. ul
174
(50., arlört FSs.: 1. aufgeweckt, munter; wach, be-
lebt L; G. Es Glcisli Bfihiz macht Ein" irider h., L.
— 2. wohlgemut, lebensfroh Bs; B; F; Gl; Gr; L|;
Si'H; U; Zg; Z. ,'s ist Alls alärt, kes einzigs G'sicht
luegt feister [finster].' Häfl. 1801. — 3. gewandt,
rüstig, flink, rührig, tüchtig Bs; B; Ndw; G; Scii; Z-
Dm bist oiiiel [einmal] no i/en/j [immer] alla alärta BG.
Bes. von leistungsfähigen jugendlich bleibenden Weibs-
personen gebraucht. — Aus dem gleiclibed. frz. altrte,
it. al!' irla, auf der Hut (eig. auf der Höhe, Wache).
Alesnc „B", AlsneBRi., „Alasmen', ÄlesmeBO.
lt. St., Zyro, Alesse, Älisse B; F; Gr {Alassa, Alese):
W, Alse B; Gl; G; VOrte; Z — f.: Ahle, .Subula,
ein Alsen, Seülen.' Fris.; Mal. .Sehuhniacheralsse,
seule.' Denzl. 1677, 1716. .Etlich durchborend die
oren [der kranken Kuh] mit einer alsen.' Tierb. 1563.
,1 ,Wie ein nadel oder alsen.' Fischb.
Abd. alanm, gebildet wie sefi-ansa (Seusc) vom eiiifaclieu
' uta. Unsere Formen beruhen t. auf Assimilation (vgl. Serjesuc
ans uegansa), t. auf Umstellung, welche schon in der ahd.
'- Nbf. aluma Statt findet. Zu Ahsme vgl. Arlimm neben
AchniH. St.*" gibt das Geschlecht dieser Form als m. an,
wohl aus Versehen. ,Alisen.' 1431 Z. — Vgl. nocli Ale
Sp. 171 und Alm.
1 Alet I s. Alant.
' Alet II m. : Alaun, allg, ,Alat.' Fris. ; Mal. ; Dasyp.
{neben ,Alun'); Denzl. ,Aled.' Spreng. ,Das Bad im
Ybenmoos, so Alat tragt.' ECys. ,Das Wasser diss
. Bads louft ab Alet und Kupfer.' Eüegger. ,Es gehöret
dieses Wasser unter die sog. Aletbäder, [so] genennet,
weilen sie durch Sieden weiss werden, als wenn man
Alaun in Wasser gesotten hätte.' JJScheüchz.
i Alet III: Gartenalant, eine würzhafte Pflanze, inula
' helenium L. Spreng. ,Gänsschraalz mit sampt dem
bim, alat- und ungewäschner Wull genätzt' als Heil-
; mittel erwähnt. 1557, Vogelb. — Mhd. ahmt m.
i allewet s. altcen.
i Aliwis Alau-eHsVv;E., Aletvisi L; G; Scnw; S ni. :
! Taufn., Alois.
' Alexander Alixänäer: m. Taufn. .Narr u. grosser
, A. ist nun (im Tod] einer wie der ander.' R. u. CMey.
, 1650. ,Hr. Ffr. ist gelehrt, fromm und sorgfältig, hat
aber auch den ein und andern A.' Z Dekanatsbericht
. 1751, mit Anspielung auf 11. Tni. 1, U. A. frisst ilc
, Ander (Reimsuchen).
Ali, Ali s. all Sp. 3.
Alianrter (•'"'■') m. : Oleander. Neriuiii oleander Z.
Aliänz f.: vertrautes Verhältniss z. B. zwischen
I zwei Familien. Die A. wärt hald wider üfhüre" Tu.
Alliger s. (alligj all-ivetjen. Alipenn s. Albe.
illlö («7^0 AAZein.). allg., allonf/L: Euf zum Auf-
muntern, Antreiben für Mensch und Vieh; wohlan!
I hurtig! vorwärts! allg. ,Jez allo, haued zue!' [machet
euch daran!] Stutz. ,Allo-marsch und rod die fuk
i Bei" .''ebd. ..ff», i?o.s.s, aW»«//.'' Ixek-hen 1859. ,Allang,
wann ists dir geschickt? Dudum, quando ' Red.
1662. Allmählich in der Art eines Adv. verwendet:
,£s spannt sl Feclcen ns und allomarsch flüyt 's fürt.'
' JKdMey. 1844. ,D'Bitebe stecke's i" Sack und allo der
Tür zue.' Allem. 1843. GelegentEch Interj. der Dro-
hung: lass mich in Ruhe! betrage dich ordentlich! W.
Aus dem franz. Imper. ulhms, welclier auch .hinweg'
bedeutet; vgl. otli S|i. 17'2.
Alowe, Alewe iii.: Aloe. Bitter eswie A. Uw.
Alrün, Ale-, Alarüne allg., AlaröneGR, Alanü-e
Ap, ArünfeJ AATägerig, Rune U (Dr. Müller),
AlünfeJ Z, Malüne L; Z: I.Alraun, die Pflanze
Mandragora offic. ,Mandragora, so wir Allraun ver-
teutschen. A. ist an ir [also f.] selb ein kraut mit
blättern dem Lattich schier gleich, tregt grosse schwarze
beere, dawjn so jemants isset, gleich entschlaft.' Tierb.
1563. ,Circ»ium, Allrunen.' Fris.; Mal. ,Eine Gift-
pflanze' S. — 2. Fabelhaftes Wesen, das einem
Hausgeist ähnlich dem Besitzer unerschöpflichen Reich-
tum verschafft, derb .sprichw. als ein Geldschlsser er-
klärt. Von Einem, der mehr Geld hat oder vertut
als man ihm zutrauen konnte, gilt die RA.: er het
en A., d. h. eine geheime Quelle von Reichtum. Eine
A. unter einem Butterhafen macht den Vorrat desselben
unerschöpflich. Der Besitzer einer A. gewinnt im
Spiele doppelt. Aber ,d'Malüne legged nu Dem Geld,
wo's recht a"icendt und nüd verputzt.' Stutz. Von
der Pflanze au.sgehend, deren gespaltener Wurzel man
seit alter Zeit Ähnlichkeit mit Menschengestalt und
allerlei Zauberkraft zuschrieb, stellte man sich die
A. zunächst als Männehen oder Kindlein vor. ,Das
kraut, darvon die landfarer reden, wie man des selben
Wurzel under dem galgen graben müesse, so find man
sy von diebs harnen also gwachsen, in gstalt weybs
oder niännlins. Dann dise leütbscheysser gstalten ein
sölich manns oder weybs form auss hundskürbsen,
ziehen denn mit reinen [feinen] nadlen reine fäden
durch der selbigen gschnitzte höupter, legends in
lätten, da gwünnt es erdfarbe und nennen es denn
Allraun.' Tierb. aaO. Öfter aber auch stellt man sich
die A. als Kröte vor, welche an einem verborgenen
Orte, z. B. im Keller, Geld ausbrütet, wie sie auch
sonst gleich Schlange und Drache in der Sage als
Schätze hütend vorkommt. ,TI''o Mistele-n-a-n-ere
Haselstude waclise-n, isch nit tclt derco-n-e-n-unger-
irdischi Allerune, die-n-e Schatz Mietet. Wenn Eine
d'A. tveiss, wenn er 's gtiet mit-ere cha" [in gutem
Einverständniss mit ihr steht] und ere-n-am Übe Geld
ungerleit [unterlegt), so chann er's am JMorgc dopplet
hole. Am Charf'ritig wäred der Miss sunne" d'A. ires
Geld; das g'seht üs wie Chole; wer vo dene Chole mit
hei"' nimmt und bim Heigö" nit s'rugg luegt, hat
dcheim Geld. Der dritt [den dritten], tvo mit ere-n-A.
z'tue het, nimmt der Tüfel.' JSuhild 1863. Endlich
meint A. den geheimen Schatz selber S. JRWvss
1815 beleuchtet den Aberglauben durch den Gegensatz
rein menschlicher Zauberkraft: ,mit keinem Alräun-
chen musste sie das Schloss [meines Herzens] be-
rühren, es gicng von einander wie Wachs vor ihrem
freundlichen Sonnenauge.' Nur ist hier A. mit der
allerdings vwdten, die Schatzkammern der Erde öffnen-
den Wünschelr-ate vermischt. — 3. ,Alrone: ge-
fleckter Aron, Arum maculatum.' Dcrh. — 4. Berg-
Alrun: Allermannsharnisch, Allium victorialis.
Der Name (ahd. Alarün, Alcrüna) bezeichnet urspr. eine
weissagende, zauberkundige Frau ; später scheint er auf weib-
liche Geister, geisterhafte Tiere und zauberkräftige Pflanzen
übortrageu worden zu sein. Männliches Geschlecht stellte
sich ein, als man die noch weiter in Menschengestalt zu-
geschnittene Wurzel personifizierte und ihre Kraft mit dem
Dienst eines Hausgeistes verglich. — Weiteres • über den
Aberglauhen Liitolf, Sag. S. 192/3. — Die Nbfi'. des W.
lii-rnhen tw. auf Ausfall des l vor r. welch letzteres weiterhin
175
AI, el, il,
ul
176
selber ia l übergeht; Alüne vermischte sich dann mit dem
W. Malüne, Kürbis, und der Unterscheidung der Begriffe
wird etwa nachgeholfen durch die Zss. Geldmalüne.
älälä: Interj., pfui! bes. gegen Kinder, wenn sie
sich entblössen Gr.
Entw. eine Zsstelluug von ä I oder IV und lä oder aus
dem folgenden W. erweitert.
äle (KV; Interj. des Spottes? der Verdriessliehkeit':'
z. B. wenn Einer fehlkegelt GfiPr.
Entw. eins mit aHe Sp. 171, oder verk. aus dem vorher-
gehenden W. ; jedenf. setzt g einen vollen Voc. voraus.
älcn tr. : Wange an Wange schmiegen, Jmdm die
Wange streicheln Gr. — Von äU s. a // Sp. 3.
Ali lUi auch BS., Si.; FMu.; SBb., Älen e-°- WLö..
n.: Ähre. — S. Ächer Sp. 69.
.Älli, Elli.' GStiftsarch., ,Ellin' S: Taufn., Adel-
heid.
Ohne Zweifel n. und durch Assimilation des d an l (Adli)
entstanden; der Umlaut durch die Endung bewirkt.
Ell, Elle f.: 1. Längenmass, 2 Fuss. ,Tuoch hi der
Ein verkoufen.' Z 1314. ,Eln, ein niäss anderhalben
schuoch lang, cubitus, cubiti mensura.' Mal. — Sprw. :
er weisst, was d'Ell gilt, weiss Bescheid in der Sache.
SüLG. Me" tvird-em säye, icas vo-der Ell ist, ihm die
Busse zumessen Z. Me' niisst d'Lüt nid na''>-der Ell,
nach der körperlichen Grösse. Sulg. il/e" mues die
Andere na''' siner [eigenen] Ell messe L. Alles mit
einer Ell messe, über einen Kamm scheeren. Sulg. —
2. das Schlagholz zum Gülspiel (s. d.) Gi,K. — 3. die
chlin und die gross Ell, Name eines Sternbildes S. —
Mhd. eine, ein, eilen, eile, lat. uhiu, fz. aune; vgl. nhd. Ferse
aus mhd. fersne.
Hus-: älteres, im Hausgebrauch noch übliches
Mass, grösser als die Kriimerelle. Keller, Weinf. Chron.
Dum-: das Mass von der zweiten Daumenbiege.
nach Andern: von der Spitze des Daumens bis zum
Ellbogengelenk. ,Ein dumellen haltet anderthalben
werkschuh.' HCL.w. 1644. .Ein stangen zwelf tum-
elne lang.' L Hofrecht.
eilen: naeli der Elle messen. Refl.: das Mass
einer Elle erfüllen (glchs. sich auf 1 E. belaufen).
Es elet-si giiet, das Stück ist viele Ellen lang Ndw.
elevieren: am Altare den Kelch vor dem Angesicht
der Gemeinde in die Hohe halten (Kirchenspr.). ,Wenn
der Priester in der Mass elevieret hatt, syend sy flux
mit der Hand über das angsicht gefaren, der Meinung,
dass sy kein Unghür söltend sähen.' LLav. 1569.
Elepliant e'lifdnt. ,Auss einer fliegen ein Elc-
phanten machen.' Mal.; s. Wolf.
eleige(t), eleigge, elengge s. all-einig.
Element e'Umäni: in Schwüren. ,Gotts element und
vier stützen darnnder!' 1520, Act. Egh [die 4 Ele-
mente als Grundstotfe der Weltschöpfung]. Botz Eli-
mänt! Bs; Z.
elend i'länd allg., f- GAmm., in ä. Quellen noch
richtiger .eilend': 1. fremd, aus dem Ausland ein-
geführt oder von der Heimat entfernt. , Eilender win-
im Gegs. zu ,landwin'. 1304, ZKBr. .Ellenden frömden
win schenken.' Offn. Bassersd. ,A]s dann lange zyt
ein Span gewesen ist, was eilender wyn sy, habent
sich gemein waldlüt des erkent, dass eilender wvn
nüt anders sy dann sack- oder hepf-win und mög eines
herrn ammann welschen win, Elsässer, Brisgöwer,
Oberbirger und welicherley uslendischer win es sy,
uftuon und schetzen wie die andern Win.' Hofr. Ein-
sideln. Die urspr. Bed. also damals bereits vergessen
und durch .welsch', ,uslendisch' ersetzt. , Elende Her-
berge', eig. ,der Ellenden H.', bezeichnet urspr. ein
Gasthaus für arme wandernde Leute; da aber solche
oft in kläglichem Zustand, auch mit ansteckenden
Krankheiten behaftet ankamen und verpflegt werden
mussteu, so ist die e. H. zugleich ein Spital und Ab-
sonderungshaus, dgl. seit dem Mittelalter in allen
Städten, bei uns z. B. in Bs; B; Z (wo noch bis auf
neueste Zeit ein Wirtshaus die elend Herberig hiess).
,Dass man das predigerkloster zum spital mache und
etliche gmach zu einer elenden herberg verordne.'
1525, Act. Egll ,Hospitium calamitatis, da alles jamer
zeherberg ist, zur eilenden herberg.' Fris. Die Wall-
fahrt ,zum elenden Bein' {Schlachtkapelle zu Dorneck)
wird auf dort begrabene Feinde bezogen (,Bein' =
Gebein). Von Personen kann , elend' s. v. a. .vertrieben,
flüchtig' bedeuten. ,Wie aber der elende [der aus Rom
vertriebene] Hiltprand zuo Salernen krank ward.' Vad.
— 2. arm, verlassen, verloren, hilflos, rechtlos.
.Fremd ist elend.' Sprichw., der Fremde wird allent-
halben zurückgesetzt. Auch der zum Tod verurteilte
arme Sünder ist , elend'; daher heisst das Kreuz,
bei welchem er auf dem Weg zur Richtstätte seine
letzte Andacht verrichtet, 's elend Chrüz (mit gleicher
Verschiebung des Ausdrucks wie bei ,e. Herberg'),
und es gab Capellen ,zum elenden Kreuz', wo neben
dem Heiland auch die gekreuzigten Schacher dar-
gestellt waren. Auch die arme Seele eines jeden
sündigen Menschen konnte .e.' genannt werden; daher
in einem Testament von 1495 ,ein jarzit für sich und
die elendste Seel'. ,Arme und elende Livener Lands-
leute!' lautete die Anrede des Landschreibers von U
an die besiegten rebellischen Untertanen 1755. —
3. körperlich schwach, krank, gebrechlieh, bes.
krüppelhaft, gliederlahm; auch: schwach vor Hunger
(syn. öd, hlikl. gschmuecht). ,Aeger. krank, eilend, be-
kümmeret.' Fris.; Mal. ,Es war ihm aber Schwach-
heiten halber, dazu sein elender und übelzeitiger Gang
ein vieles beygetragen haben mag, unmöglich weiter
zu kommen.' Monatl. Nachr. 1754. ,My Frau ist fern
so elend g'si; si hat Schmerze g'ha im Chopf und i
de Füesse.' Stütz. Er ist elende, ein Krüppel; elendi
Hand, Füess, verkrüppelte G; Z; syn. g'struppiert.
Es ist-mer e., und [ich] mag doch nüd esse GT. ; Z;
übel zum Erbrechen Aa; Ap; Z. Es häd ganz elend
'tönt, vom schwachen Ton, durch den sich ein fallender
Körper als leicht verrät ZNerach. — 4. kläglich,
jämmerlich. ,Das eilend bläggen'. Blöken der Schafe.
Pris. — 5. sittlich sohlecht, ehr- und charakterlos,
wie nhd., B; Z. — 6. stark, von hohem Grade irgend
einer Eigenschaft oder Tätigkeit Gl ; meist adv. ; doch
auch: , Einem einen elenden Streich versetzen'; «
elends Chopfwe; es hat g'ehlepft, eppis elends! dass es
ein Jammer, Schreck war; elend schü, sehr schön
elend lache.
Mhd. eilende, ahd. eliknti, aus ali-hinli, aus oder in an
dereni, fremden Laude, also wie lat. extorris (von terra). Zni
Geschichte der Bed. vgl. engl, wrelch (ags. vreeea) = mhd
nhd. Recke, urspr. der verfolgte, verbannte, landesflüchtig'
Held. Abenteurer; auch frz. rhfti/ ans eaptivtis. Zu de
177
AI. <"1, il,
11 1
178
LUiliiWuiib' ■.kmll HerUnj Vgl. '« tnuihn Kh.id. d. i. K. dos
Trunkenen. Die Angabe der Alpeup. ,Ekmh = Heimweh
l'Gross.' ist wahrscli. als präd. Adj. zu vorstellen, z. B. es ist
„nr ,:kndl.
Elend ii.: 1. Ausland, Fremde, Verbannung.
.Usstriben in das eilend.' 1521, Ziely. ,Diewyl wir
hie im tödtlichen [sterblichen] lychnam [Leibe] labend
und in bilgerwyss in disem eilend von dem Herren
noch sind.' Zwingli 1526; lat. ,dum in hoc corpore
peregrinamur a domino.' ,Ins eilend gnödt [gezwun-
gen].- HBuLL. 1533. Die a. 1535 aus .S Tertriebeuen
Reformierten datieren ,Acta in unser Acht und eilend.'
,In das eilend gan.' Plaxt. 1572. .Exilium, Eilend.
Verschickung.' .Exilium pati, im eilend sein, ver-
triben oder ein pand3't sein.' Fuis. ; Mal. ,Noch
sind ihren vil des elends ermüdet. Sind zurugk ge-
zogen.' JJBreit. 1623. ,Die Juden sind in die ganze
weite weit zerstrewet worden, in welchem eilend sie
noch heutigs tags sind.' JMüll. 1665. ,Dass mancher
in seiner Jugend vertriben wird, und das bitter eilend
bauen [bewohnen] muss.' JJHott. 1660. .Abannatio,
Verschickung ins elend auff ein jähr.' Denzl. 1677.
(1710 nur: ,Verschickung a. e. j.') ,In das elend ziehen,
patricB terga vertere.' 1G83, Hospin. ,Nicht mehr ut
in Exilio d. i. als in dem Elend, sondern ut in Patria,
als in dem Vaterland.' JJUlr. 1733. E. ist auch der
Name eines Hauses [in Winterth.]; vgl. , elende Her-
berg'. Spuren dieser Bed. 1 hat die heutige Volksspr.
noch etwa bewahrt. Wenn-me" 's erst Möl g'hört
drösche, so lütet's ein Chummer i's JS., er wird ver-
bannt. SoTERMSTR. ; dafür i's Ena S. — 2. wie nhd.
Einer [Braut] i's E. lüte, zur Trauung Z. (Wahr.sch.
ist hier urspr. an die mit der Ehe verbundene Ent-
fernung aus der Heimat gedacht, später aber wohl
mehr an die Sorgen und Plagen des Ehestandes.)
Vgl. elenden 1 a. Es ist es yrosses Elend, Brod ha
und keni Zänd L. Elend, bind d'Gciss a"! Spottruf,
wenn Übeln und bodenlosen Reden will Einhalt getan
werden L. 's isch es E., toie 's zuegeit [zugeht] B.
Bi-n- (oder ab) allem E. [mitten im E. über einen
komischen Zufall] mücse lache Z. — 3. vulva, prsicipue
caprje. Ratio dicendi de iinberbi: prospicit quemad-
modum capra circa Elend Ap. — 4. das 'trunken E.
Ai ; Th; Uw; Z, ds 'trüchan (oder ds b'suffan) E. Gr:
hoher Grad der Trunkenheit, wobei der Trunkenbold
in krankhaftes Weinen ausbricht. .Die töufer hebend
an von Gott reden, zum dickern mal [öfter] mit triilinen,
glyeh als beklagtind sy das trunken eilend.' HBui.l.
1531. Auch 's 'tr. Belend Zu.
elenden: 1. intr. a) heiraten BGugg.; vgl. i's Elend
lüten (Elend 2). — b) an Kräften abnehmen, immer
schwächer werden B; Uw. — 2. trans. plagen. ,Dar-
mit die widerwilligen gesterkt und die armen lüt des
[desto] mer geelendet wurden.' 1529, Strickl.
umher- ümar-: ohne feste Stätte kläglich sich
herumtreiben, in der Fremde leben Gr.
be- jjelänilf. ps-, in GF. jwhnijc: 1. schiucrzen, krän-
ken, mit Wehmut erfüllen, betrüben, nahe gehen,
grämen, bes. von der tief innerlichen Empfindung
selbst erlittenen Unrechts (schon bei Kindern), er-
fahrenen Undanks udgl. ; doch auch von Mitleid mit
Andern: rühren, erbarmen, dauern; meist mit sächl.
ijubj. (es) und Acc. P. es peUndct mv''. allg.; mit
persönl. Subj. er pelendet mv'', er dauert mich UwE.
Eefl. er pelendet si, er beschwert sich GRVatz. Auch
Scliw. Idiotikon I. 2.
abs., von Kindern, welche das Gesicht zum Weinen
verziehen Ar (Syn. chröpfle). — 2. „trans. bemitleiden
Obw."
Die Bed. des Mitleids entspringt aus dem Begriff des
Elends wie in lat. miacrere von miser, got. arman, sich er-
barmen, d. i. cr-be-armen, von arm, so dass einfaches .bar-
men' genau dem b'chnden entspräche.
Be-elend pelend: Betrübniss, Jainiiier. Mitleid,
's B. chunnt mi"'' a" Z.
be-elendelen pelemiala: Dim. von be-elenden,
wehmütig gestimmt werden GWe.
Elendi f.: körpl. Schwäche, Übelkeit, Hülflosig-
keit B; Z. ,Das Kind schlief vor lauter Elendi ein.'
Prozessakt.
elend-haft ellethaft: bejammernswert, armselig L.
elendig-lich (lenh-lich Scii. ,Ellendklicli. [1531.
.ellendigklich'. 1548] wird ich weinen.' 1531, Jerem.
Elendigkeit EUnkej Sch; ZFlaach, EUnchtig
ZFlaach — f.: Elend.
Vgl. Füllxt, Faulhoit ans Ful-ig-heit. -Hg in Elenchtig
viell. angelehnt an Bildungen wie Leitig aus ,Lebetag'.
Elend II m. od. n.: Elentier. ,Alces, Eilend. Ist
mit dem rechten nammen genennt ein Eilend thier,
das täglichs von dem fallenden siechtagen [h]ernider
geworifen wirt.' Tierb. 1563.
Ahd. elali, elalio, nihd. deh m. Elen für tUuii-, urspr.
schwache Genotivform, wie sie in Comp, vorkommen mochte,
scheint später als Nomin. genommen worden zu sein, wie
das -en in vielen Subst. der selben Form. Die dann erfolgte
Anhängung eines d hat ebenfalls viele Parallelen, z. B. Nie-
nmnd; dann war .auch die Anlehnung an .Elend', miseria,
nahe gelegt. Für das Verstummen des h (ch) vgl. nhd.
empfehlen' aus mhd. emji/dhen.
Elend III: Eryngium, Mannstreu. ,Erynge s. Cen-
tumcapita, ein wolgeschmackt Dornkraut, Mann.streuw,
Eilend, Wallen oder Brachendistel.' Fris.; Mal.
Gehört wohl zu Elend I und der Name dürfte sich darauf
beziehen, dass die Pflanze, wenn zum Untergang reif, vom
Winde ausgerissen und hin und her auf dem Felde zerstreut
wird (Grassmann). Immerhin bleibt auch -dien, bair. .ils
zweiter Teil von Blumenn., zu erwägen.
Eli eli m. I: 1. das Kind, welches in einem von
Rochh. AK. 442. Hunzik. 70 beschriebeneu Spiel den
Vorsitz führt. — 2. Als ein Elif-vaterJ wird ein gegen
seine Kinder allzu nachsichtiger Vater ausgespottet
ScnSt.
Die letztere Angabe bezieht sich offenbar auf das Ver-
luiltniss des Holicnpriesters Eli zu seinen Sühnen. I. Sani. 2,
11 — 17. 22 — 24. 3, 13; daun aber wird auch dem Eli im
Kinderspiel, natürlich mit einiger Entstellung des urspr.
Sachverhaltes, die selbe Person zu Grunde liegen. Denn
wenn die andern Kinder dem Eli ,auf die FUsse treten', so
kann dies urspr. ein Bild des Benehmens der ungehorsamen
.Sühne des Priesters gegen ihren Vater gewesen sein, und
wenn die Kinder zugleich allerlei Tiere vorstellen, so mag
sich dies urspr. auf die Auswahl der Opfertiere bezogen
haben, bei der die Söhne Elis sich versündigten.
Eli eli m. II: der Ober beim Trentnen, wenn diese
Karte sich mit der Brut d. i. dem König (der Königin
im alten Kartenspiel) von der gleichen Farbe zu-
sammenflndet.
Eigtl. nichts Andres als das Adj. iW'' (Sp. 9), also der
Eheuiaim, Bräutigam; vgl. Tanz, (Icnjmn; s. trentnni.
Elin eh: wcibl. Taufn., Helene Scn. — .Ellin'
1:505 S. .Ellen'. Hadl. ,Ella. Ell!.' ROys.
Eile. Eule f. s. Ilie. Eile f. s. tite.
179
AI, i.'\, il, Ol, ul
iKf)
Illeilis GSev., Iltis Aa; Uw; Z ß'), Eltis "" Aa,
" S, Altis B; „LE.", Altäss BHa., Täs, Das, -e"
D öO. — m. — PI. Uteüe Uw: Iltis; übergetr. auf einen
übelriechenden, (auch moralisch) unsaubeni Menschen,
auch Sü-I. Uw. .Stinken wie ein I.' allg. ,I)ie köpf
abbyssen wie die Eltiss den Hüeneren.' HBüll. 1.531.
Alld. iIHtlso, elledis; mhd. dies, eltei«, niteis. Tos, Al-tiv>
ZH tiisehn, liuimlk'h gehen, wie nihil, -tcis zu dem syn. lid.
,deisen' V
Ilen: eilen. Wer z'stard ll<i. heil siiöi Firöhe L.
's Ile tuet nit guet, lied ihr S,]iiii,i,i if^nt, wo-ii-cr
7 Tag uf-en Baum g'chrailie mul <ln aUrij'liU ist L.
Sonst wenig gebräuchlich; dafür ^»■c««»eren oder Um-
schreibungen mit Advv., z. B. glcüicj, geschwind, weidlicli.
ab-: 1. abjagen (Beute). ,Vech und anderen iilun-
der abilten.' Tscuachtl. ,Und wz [es war] vil grüben
und gestüd, dz man inen nüt fast vil abillen mocht'
[so dass man den Feinden nicht sehr viel Vorsprung
abgewinnen konnte]. 1500, GEdlib. Vgl. ablaufen. —
2. beeilen, eilfertig abtun oder absenden. ,l>ie ge-
ringsten derselbigen [Briefe], so er tumultuarie etwann
an seine geheimesten Freund abgeeylet.' 1722, Mise. T.
über-: tr. 1. an Einem vorübereilen. ,Dass man
ihn nit kenne, übereilet er dich.' 1707, Sirach. —
2. zu übermässiger Eile antreiben. 1683, Hospin. ,Gott
thut die Sünder nicht übereilen, sonder gönnt ihnen
zur Buss Zeits genug.' JMüll. 1601.
ver-: durch Eile verderben, verfehlen, übereilt
verfahren. ,So bitten wir ü. 1., uns brüederlich zuo
bedenken und mit uns in der sach nit also ze verylen,
sonder unsern pundbrief eigentlich zuo vernemen.'
1521, Absch.
ge-: Es g'üt-mer, ich habe Eile, sehne mich.
We'scli-mer nit g'ileti [nach dem Tode], So wär-i scho
längs tod W.
II U f.: Eile. ,Was bracht er in kurzer yl zu
wägen?' JLLav. 1509, = ,in kurzer Zeit.' ebd. 1070.
Henke" hat Icei 11, hat de Dieb g'seit. Sprw.
Nach-: Verfolgung. 1500, Edlib.
Her: eilfertiger Mensch. Sprw.: Der I. ist an'''
d'Stegen ab g'heit.
Ili Ui n.: Bildchen, gemalt oder schwarz, dgl. als
Buechzeichen vorkommen ZSee.
Schwerlich aus lat. gr. idi/lUum, eiSuXXiov, unter Ver-
schiebung des Accentes synkopiert; es ist wohl eher das
folgende Adj. zum Subst. erhoben; vgl. das Syn. Wächlt von
io«e7», liiibsch, und J-eneli Sp. 20. — Syn. Helgcli. Küjifoiii.
Mali U. Gem&li. Firme"tli. Bneßi. SchiltU. WäMi. Zdchdi.
llicll Mi: hübsch (Kdspr.). 's Ili Hnndli, die rechte
Hand ZZoJl. — Von der Interj. •» Sp. 19 abgeleitet; s. das
Subst. ]li.
Hie Z, Iljo BFrutt, llje Breitenst., Ilige Sch,
llgc AALeer.; Ar; BÜ. ; G; ScnSt.; Scnw; S; Uw;
U; Z(S; Z Stutz; Hebel, Ille Aa überw. ; Bs überw.;
BAarb.; LE.; Gl; SNdramt, nJura; Z überw., Ülle
ZciMcnz., I-elc BU. (Im Oberst), iVi' Thun S., Ile
»7e BU. (Im Oberst.), E. (l'J, Eile BHerzog., Eule
BsBir.s., lelc ie/cBE. (vßütte), Jilien j- BSi., Jilge
L; U, Jille BsBirs.; BU. (ImOb.); L, Gilgc B, Gl
u. L lt. DiiKii., Gr lt. St.'' — f.: Lilie, 1. weisse Lilie,
lilium cand. L., allg.; auch zviss, vissi I. Aa; LE.; Z,
Wissilge GW. — 2. Schwertlilie. Iris pseudacorus L.
L, auch gijli I. Aa; G; Z. ,Ghuliolus, klein blauw
Schwärtel, etliche nenncnds Gälgilgen.' Fris. —
3. Blauer Schwertel, Iris germanica L. L, auch blnui
I. Aa; G; Vw, Blauille Z, auch Ilmc Aa (Mühlbcrg).
,Blauwgilgcn, iris, gladiolus.' Fms. ; Mal. Häutig auf
Gräbern gepflanzt L. — 4. Narcisse, Narcissus pocti-
cus L. GT., auch Wlssihja GO. — 5. Ilga Ap (Diku.),
gelb Ülle ZoMenz.: gelbe Narcisse, Osterlilie, Nar-
cissus pseudonarc. L. — C. Eöti I. Aa, Bötilge L; G,
tcildi I. U: Feuerlilie, Lilium bulbiferum L. — 7. nieton.
Prankreich unter den Bourbonen, deren Wappen drei
Lilien enthält. ,I)ass sy die Gylgen wellind an die thar
[Tore] malen lassen.' Mev., Winterth. Chr. .Der ein
theii [der Öchweizerkantone] von dem starken Bauch
der wohlriechenden Himmelgilgen getünipt [dumm ge-
macht, betäubt] schlueg den heiligen Bund [mit dem
Papste] US.' Ansu. — 8. I-ele, Eile: Kette, an welcher
nach veraltender Einrichtung das Kochgeschirr über
dem Herdfeuer hängt B; S; Henkel, olla [?] BU.
Mhd. lilje (lidije, liliij), gilij, giljc. Bei uns wurde das
erste l wegen des noch folgenden aufgegeben; das zweite t
konnte in den Cons.j übergehen, welcher der Assimilation an (
unterlag (Illc), oder j hinter sich entwickeln (ilije), und dieses
sich dann zu ;/ vergröbern (vgl. Gilg neben Jlje aus ÄgiHuH);
solches j (g) konnte auch noch eiuui.al vorn antreten und so
wurde die in der Lit. XVI.— XVIII. einzig gültige Form
Gilgc, an der noch der LFamiliennanie ,Zur Gilgen (aLiliis)'
festhält, obwohl wirklich gesprochen wird ZurjUge. Sowohl
üe leite) als iele leiten sich von iek (eiekj her, welches hin-
wieder durch Vorspringen des zweiten i von lUe an den
Anfang des W. (i-ite) entstanden sein mag; «< (Eule) aber
wechselt mit ie. liine beruht auf Anlehnung an den Namen
einer andern Pflanze. — 8. Der eine der Stäbe, aus denen
die Kette sich zssetzt, endet in einen Doppelhaken, welcher
der heraldischen Lilie sehr gleicht. Die angefülirten Wort-
foruien als blosse Spielarten zu dem syu. Ilälc zu erklären,
hätte lautliche Schwierigkeiten.
Für-: Feuerlilie, Lil. bulhifcrum Aa; L; GT.
Unser Frauen-: .Narcissus'. Fris.
Gold-: Feuerlilie Ndw.
Gras-: Egelkraut, Lysimachia nummularia L.
DiRH. ,Phalangites, ein kraut mag Gra.sgilgeu ge-
nannt werden, hat bletter wie grass, und weyss bluc-
men wie kleine gilgen.' Fris.; Mal.
St. Josephs-: Feuerlilie GS.
Sonderbar, da St. Joseph sonst die weisse Lilie, das
Symbol der Keuschheit, trä^t.
Berg-: 1. Feuerlilie GWe. — 2. Lilienartige Zaun-
blume, Anthericum liliastrum et liliago „B; L." —
3. Braune Bergviole, Viola calcarata „B; L."
4. Sternblume, Narcissus poeticus, L.
Bäs-Ilge: gemeines Basilienkraut, Ocynnim basi-
licura L. Ar. — Umdeutung aus dem lat. W.
Brand-: weisse Lilie, deren Blätter in Ol auf-
bewahrt gegen den ,Brand' gebraucht wcrdiii (iT.
Riet-, Ried-: Sumpflilic GO. ; Sonw; '/,.
Speck-, Wald-: eine Pflanze, Poriclynicnon, 11
CGessn., Fris., von den Zeitgenossen irrtüinlicli so
benannt statt Crilgenconfort. — Jetxt deutet man 1'. auf
eine Rankenpflanze, etwa Geissblatt.
Stein-: 1. Feuerlilie GO., We. — 2. Berglilie,
Lil. Martagon L. AABb., so benannt, weil sie sicli nur
im Kalkgestein findet.
Doktor-, Tokter-: weisse Lilie Aa.
Das Ül ihrer Blätter oder die Blätter selbst, in ü),
Branntwein oder Essig bewahrt, dienen zu Ileilzweckeu.
Wasser-: Sdiwertlilie S.
181
AI, el, il, Ol, iil. ul
182
II je: 111. 'riiulii. Ägidius BFrutt. X'^l Oihj.
illiiiiiiiiicrt: bctniiikon G, Vgl. ,angehoiteit-.
lolc s. Ilic Sp. 170. Nick, ielich, ielig .s. Sp. 'li.
II I s. IUI. tiJil. oUi s. ahi-en.
Olli s. i\'»//. Ol «. Mol. Öl in. s. AI Sji. I(i7.
iilen 1 ö- DHk., Ri., Si., ,öllc' BBc, E., eleu BO.;
\V: 1. , äffen, nachahmen BO." — 2. necken, reizen,
auch Tiere, z.B. einen Stier, Hund BD.; Oiiw; W,
zum Narren halten BE., 0., mit Bitten belä.stigen,
plagen BO.
Kntw. eins mit nhil. ahn im Siniic von anschmieren,
bctriifrcn, oder für ein, wie viell. auch ahd. dlinun, wetteifern,
aus dorn alten al, all, lat. alCus, ander (vgl. ehnil) abgeleitetes
'ell(en)<m; vgl. das syn. anteren viell. vwdt mit ,andcr', also
eig. , einen andern spielen', was zu ,foppen, reizen' werden
kann; vgl. auch üßren zu aher. In diesem zweiten Falle wäre
die Form mit ö die sekundäre und zurück zu führen auf die
Nbf. ol für nl, s. ahl Sp. 187.
Öli eli PP., Öl öl allg., m SouSt.; ZB., Ö., S.,
äiil Ai'H. — n. — PI. ,Öler'. JMuralt 1697. JJTJlr.
1783: I.Öl. Mit Bez. auf Öl als Beleuchtungsmaterial :
Wenn Eine im Winter chönnt hiiechigi Schyter schyuse
itml Öl hrünzle, so wär-er rycli y'nueg L. Dagegen
(i guet Öl, ein guter Wein Scii (vgl. Hebel von gutem
Wein: ,Gät er nüt wie Baumol l"?'). Wenn ein Volks-
mann durch Annahme eines höhern Amtes seinen bis-
herigen Genossen sich entfremdet, so sagen diese von
ihm : er Iied au scho" ro" dem. Öl g'ha und iez wird-er
nümme g'siind! [als ob das Batsherrenöl die letzte
Ölung dos ehrlichen Mannes wäre] Obw; Lüt. Sagen
382. — RAA. a) 's Öl verschütte, einen Fehler be-
gehen, dumme Streiche machen G oT. ; die Gunst ver-
scherzen, in Ungnade fallen UwE. Er stöt oder luegt
dri", wie (wenn) er 's Öl verschüttet hält, betroffen,
verlegen Bs; L; S. Er hat 's Öl v., die beste Kraft
nutzlos verbraucht L. ,Das Öl versch., eine Sau oder
Unehre einlegen.' Si'reng. — b) Öl am Htiet, a der
Chapi)e ha, betrunken oder angetrunken sein Aa; Ap;
Bs; L; G; Seil; S; Tii; Z. Öl uf d'Lampe schütte,
einen Trunk nehmen Aa. — c) Wenig Öl im Chopf,
wenig Ausdauer (Siiterm.); vgl. Öleti. — 2. Repskohl,
Brassica Napus var. oleifera GO., We., eine Pflanze,
deren Samen viel Öl geben, daher auch schlechtweg
Ölsame genannt. — 3. wild Öl: Winterkresse, Barbarea
vulgaris R. Br. GWe., wegen der äussern Ähnlichkeit
mit der vorhergehenden Pflanze so benannt.
Mhd. olfi, oli, öl, ahd. ohi, oU, oh. Die dem lat. Ur-
sprünge entsprechende mehrsilbige Form beinahe ausgestor-
ben; aber ,öley'. KvAinmenh., ,öli'. 139:5 ZHdsclir., ,ein
snm [Saum] ölis'. LZollt;ir. XIII. (?)
liien-: Lilienöl, bereitet durcli Einlegen der
lilunienblätter der grossen weissen Lilie in Olivenöl
lind als Heilmittel z. B. bei Quetschungen sehr beliebt
Ap; L; G; Z. ,Gilgenöl, oleum susinum.' Fris.; Mal.
Ess-: Oliven-, Baumöl Ar; Z.
Viel-: Veilchenöl. ,Ist der zeehen geschwullen,
' ^alb den mit vyelöl.' Vogelb. 1557.
Gänggi-: eine jetzt durch das Petroleum ver-
drängte Sorte Brenn öl S. S. Gänggiliecht.
.Kerngertenöl [ist gut] zuo dem kräbs.' Eischb.
1563.
Graben-: das opalisierende Fetthäutcheii auf dem
stagnierenden Wasser in sumpfigen Gräben L.
Käfli-: Rapsöl Ar. — Nach dun ISamensibnli'U bi^nannt.
wi'lcho im Kleinen denjenigen der Kä/cn, Erbsen, gleichen.
Küechli-: dasselbe, heim Kuchenhacken ange-
wendet ZB.
Ligg-: LiqueurGSev.— EineUmdcutschungd.Fremdw.
Lör-: Lorbeeröl Gr, gehört nach JKLav. 1644
zum Proviant einer Festung. ,Unschlit mit L. an-
gestrichen heilt bysscnde schrundechte rnd.' Tierb.
1563.
Mag-, Mags-, Mägi-: Ol aus dem Samen des
Mohns oder des Rapskohls Gr; Scu; Z.
Buechli-: Öl aus Bucheckern, etwa als Ersatz der
Butter zum Backen der Fasnachtkücchli (daher Öl-
küechli) verwendet L.
Baum-. ,Patsch, dö list [da liegst du], 15.'. vnin
plötzlichen, plumpen Fallen einer Person Sin (Jon.
Meyer).
Pumpen-: Mohnöl GRh. Vgl. Gänggi-öl.
Bruch-: Speisöl z.B. zum Salat Z. Syn. Essöl.
Brenn-: Baps- oder Hanföl Ar. — Alliterierende
Gegenüberstellung Brenn- und Bruchöl.
Rollen-, Rölleli-: Mohnöl GO., uT.
Von der kugelrunden Gestalt der Mohnköpfe, wilche mit
Pferdeschellen verglichen werden.
Magsamen-: Mohnöl Uw.
Stein-: angeblich Öl aus Oderensteinen, d.i. mit
Adern durchzogenen Steinen, gut gegen Klauenkrank-
heit des Viehs ZO.
Legistangen-. Man verheisst scherzweise eine
mit solchem Öl angemachte Speise L.
Stink- stielt- GRPr. : 1. Oleum pctra; nigrum An.
— 2. Ammoniakalisches Fett aus destillierten Tier-
abfällen GuRr.
Trueb-: Bodensatz, amurca. Sülg.
Tannzapfen-: „Terpentin Ap; L."
ölen 11: 1. intr. a) Öl machen, pressen Aa; Bs;
B; ScH; Z. — b) zechen, sich berauschen Tu; Z.
Vgl. Öl am HuH. — 2. trans. a) zu Öl machen,
pressen, z. B. Mohn, Nüsse Z. Bildlich zu Brei zer-
malmen f. hart bestrafen, einen nichtswürdigen oder
dummen Menschen. Da sött-men öle! 7ji^t]\.; mesött-en
[ihn] öle und 's Öl de Söue ge" Bs. — b) mit Öl ver-
sehen (eine Lampe, Maschine) GnPr., mit Öl einreiben
Aa ; einem Sterbenden die letzte Ölung geben. Spreng.
Vgl. auch ölen I Sp. 181.
an-: 1. falsch empfehlen Scn; vgl. anschmieren. -
2. ä"g'ölet: etwas betrunken U; vgl. ölen i b.
ölelen (Dim.): nach Öl riechen, schmecken, aus-
sehen Ap; Bs; B; Z.
Öler m. : Ölmüller; Ölträger, hauseirender Spe-
zoreihändler ZO. Syn. Ölträger, vgl. auch Olitäten-
träger. Gesohlechtsn. Bs.
Öli m.: dass. ,Hansmüllers oder ölis, wie man in
nempt [nennt],' Mey., Wint, Chr.
Ölete f.: so viel Leinsamen, Nusskerne usw., als
man auf ein Mal zu Öl presst.
Öli f.: Ölmühle, sowohl das Gebäude als die darin
befindliche Presse Bs; B; Srn; Z. — Schlegel-: Öl-
mühle älterer Construktion mit Keil und Schlegel Z.
ölig: ölartig Aa. — ge-ölig l-Ölig: „von Nüssen,
deren Kerne beim Dörren verderben und aann wie
ranziges Öl schmecken L; S."
183
ul. iil
184>'
Öli^g f.: Ölung, die letzte Ö. Es ist diehtst Ö.,
es geht mit Einem zum Ende Z. Me" chann im die
l. Ö. ge", es ist aus mit ihm (von Tod oder Concurs)
ScnSt. , Einer Sache die 1. Ö. gehen', sie zum letzten
Mal tiicken oder auch sie zerreissen, z. B. alte Kleider,
ein altes Gerät SeuSt.; Z. Letzte Mühe und Kosten,
die man an etwas wendet. SriiExc.
Öli''ger s. HOrdlingcr.
Illi. ,Dass du dem HaLiclien iiiittendar rüerfist:
Uli, la, la, la; dann dise stimmen machend den Ha-
hichen küen.' Vogelb. 1557. ,Brauch mittendar die
gmeiu stimm : Uli, la, la, la.' ehd. — Vidi. Ueli, Uh-ich.
Illingen: ürtsn. ,Wann einer nid recht witzig ist
oder sonst ein toracht stuck begat, sagt man von ihm,
er sey noch nit z'beiden U. gsyn.' 1651, Schimpfr.
Ob an Üclimjiti im Scliwarzw., welcher Ort durch eleu
Bach in zwei Halftun geteilt wird, eine bezügliche Anekdote
haftete?
Üle f.: 1. Eule Ar; Gr; GTa., W.; ScH., spee. Strix
aluco und als das Weibchen des Hithekrs gedacht Ar.
Konnut sie Nachts vor ein Haus cho Schrä lö" [Schreie
auszustossen], so stirbt bald Jemand in dem Hause
GTa. — 2. Rausch. En Ü. ha GnChur u. He.
Mhd. iule, ahd. «?« aus nnd neben (h)uicila; eig. Demin.-
Abl. von MIC, unserem U Sp. 23,'4; vgl. engl, owkt neben
otol. Mehr, auch die Zssen., s. u. Üicel. — Zur Bezeichnung
der erwähnten Gehiruaffektion eignet sich der Vogel durch
seine Wunderlichkeit und Possierlichkeit. Übrigens wird
iu diesem Falle (vgl. Alf) die Eule als aufsitzendes Tier
gedacht, was sie sonst auch in gespensterhafter Weise ist;
CS wird dies noch deutlicher durch die syn. KA. e Hex Im".
Uclericli, Uelerech Tu, Uelrecli Bs, Ueleri Gr,
Uerich Gr; Sch; Salat, Uerecli Aa; Ar (veräclitlieh
Ücrech); Gl; GStdt; Schw; Zg; Z (auch als Ge-
schlechtsn.. obwolil jetzt .Ulrich' geschrieben), Ueri
,B; L"; Gr; Scu, Uech, Üech Z, Ue GoT., UecU
ZStall., Üechi Aa, Uechel ^Gl"; Stuf; Zg; Z, Ücl
AAHüld., Ueii AArAare; Ar; Bs; BE., Stdt.; Gu; L;
G oT.; Schw; S, uelli BO., u'lU BGi;., G. u. sporad. M..
Üdi „B; L"; GoT., Üeltsch ÜeltschcU B„0.\ S.,
Üeltscld auch als Geschlechtsn. (wie ,Ulmann'), Uelk.
Uclk BE.. , Ulmann'. Zwingli, vertrauL, Urli BG.,
Uz B (Zyro). Worch GGrueb, Orch GEh.. Wuli,
Wultsch F, iraiGWe., Suechel ZBenken, Süeri
ebd., Nuechi G.: Ulrich, als Vorn., bes. mit vor-
gesetztem Hans, sehr verbreitet und an entlegenen
Orten noch so vorherrschend, dass diese desshalb ge-
hänselt werden; so BG. : Ulli, gang säg dem Ulli, d'r
Ulli sölli dem Ulli ga säge, der Ulli sülK dem Ulli d'r
Bimintm | Bindbaum] «7m" gc". Daher auch mehrfach
mitappellat. Bed. verwendet. 1) geringschätzig, Manns-
person überh. ,Dass sy [die Weiber] gfalUnd irem Uoli.'
1519, Aal. — 2) mit bestimmterer und noch ungünsti-
gerer Nebenbed. : ein schwach gutmütiger, zu Allem
williger, etwas einfältiger Mensch, in der Verbindung
en guete-n- Ueli ZO. ; cn Zipfel föppis, en FätseJ ro 's
Uclis Huet ha, nicht sehr gescheid sein Kihouhof. ;
IxEiruEx; ZB. An der sog. ,kalten Kilbi-, welche ehe-
mals am 13. Jan. in Basel gefeiert wurde, warf ein
Löwe, der hcrumgefühi't wurde, seinen Führer, ,den
guten Uli', zuletzt in den Brunnen. Vgl. auch Hinig-
Ueli. — 3) der Geiferlappen, den kleine Kinder zum
Essen tragen Tu; Z, weil er Alles (allen Unrat) über
sich ergehen lässt. viell. auch mit Bez. auf die KA.
,dem U. rufen'; vgl. noch Geifer-, Mues-iieli. — 4) ein
Mensch, der Etwas mit Leidenschaft betreibt oder
einer Leidenschaft z. B. dem Trünke fröhnt (vgl. Liuli,
Marti), ein roher, ausschweifender, sittenloser Mensch
AaZcIu.; Bs. ,Der trunken Ueli' bei Gengenbach die
personifizierte Völlerei. — 5) ein unreinlicher oder
mit einem Gebrechen behafteter Mensch; s. die Zssen.
— Der i. J. 973 verstorbene, nachher heilig gespro-
chene Bischof von Augsburg, bzw. sein Jahrestag, ist
mit Folgendem gemeint. Der U. donneret d'Nuss ahe,
donnert es am 1. Juli, so missraten die Nüsse. Von
einem ihm für die Gesundheit der Kinder dargebrachten
Milchopfer meldet Ölten. Kal. 1859. Dem Ueli rüefe".
allg., winlce" (Wackern. Sehr. 3, 101), sich erbrechen
müssen. ,Von dem Nachtmal sich erbrächen, dem Uele
rüeffen.' Mal.; auch mit Ueli sciüän, schwinge" Gu,
was einen Kampf mit der Übelkeit zu bezeiclnien
scheint, in dem man unterliegt; und mit lautmalender
Erweiterung: dem ü. r., bis de Marx chunnt L.
Ahd. Uodalrich (Erbgutsbesitzer). Die meisten unserer
Nbff. durch fortschreitende Verkürzung, mit Ausstossung von
; oder )• nnd Abschleifung oder Verhärtung (UM-) des c/l
verständlich. Urli mag eher auf Umstellung von l und r
beruhen, als auf der Dimin. -Endung }i. Die Weiterbildung
mit -sch (mit dazwischengeschobenem phonetischem () und -j
(Uz für Uh) ist Koseform. Das vorgesetzte VF- hat sich
aus dem vwdten ii entwickelt, S- dagegen ist aus vorher-
gehendem Gen. eines Vaternauiens herübergezogen, N- aus
vorhergehendem Art. den oder Haii(H). Nebenher läuft die
Umdeutung Huldruli, jetzt als besonderer Name betrachtet.
— Der U., dem ,gerufen', oder der in Westfalen ,angebütet'
wird, ist nach Weigand eben der o. genannte Heilige, dem za
Ehren Schwerbedrängte tranken (wie Johannes', Gertruden
Minne [Andenken] getrunken wurde), weil er sogar den
übermässigen Trunk gesegnet hatte, daher auch die Folgen
desselben erleichtern konnte; es mag freilich mitgespielt
haben, dass gerade der A'okal u am weitesten hinten an der
Kehle gebildet wird, wo auch der Brechreiz gefühlt wird.
Syn. dem Marti Lutcr rücfcn; den Luzerner Ptialmen sinijenj
den Kräjcn (Affersten) rüefen (köttcn) ; den Hücnercn prcdhjcn
(z'iceg machen) ; f erlitten ; ßjdlenenj dick »pcien; zwmchen den
Zänen uae sc/a»«cn; wider use (her, (Seitab) gen; ahschöjt/cn;
tellerlenj umliinschütten ; gogffcn; kotzen; gcrh(cr)rn; kürblen;
kapüherlcn. — Die Beziehung auf das Wetter, das Minne-
trinken zu seiner Ehre, das Milchspendopfer und dass er
mit den Heiligen Veit und Nikolaus um Holz zum Souncn-
wendfeuer bittet, wird sich auf einen heidnischen Gott be-
ziehen, nur nicht etwa auf den nordischen Ullr (den winter-
lichen Odin), da dieser im Süden ^Yulder, Vi'uUlcr lieisseo
musste.
Hans-, in Gr a.\ic\\ Hunucli: 1. Vorn. — '2. Ab-
kürzung für H.-U.-Apfel Z.
Geifer-Ueli m.: Geifer-, Schlabberläppchen für
Kinder GTa.
Hoger-: Fasnachtsmaske mit Höcker ZO.
Hung-: 1. gutmütiger Mensch, der Jedermann
süsse Worte gibt oder sich durch süsse Worte Anderer
zu Allem bereden lässt Z. Er ist so giiet nie de H.
Si cha"" tue tcie-n-en H., sich so süss geberden, ver-
stellen. — 2. Einer, der gern Honig isst Aa. So
g'niteg ha" u-ie de H. Z. — 3. Glückskind (V).
Köder-: der sich nicht satt spucken kann, mit
seinem Spucken Andere anekelt, viell. auch den lioden
besehmutzt Z.
Käs-: Einer, der den Käse leidenschaftl. liebt ZO.
Kät-: Einer, der schmutzig aussieht Sch.
Kropf-: der einen Kropf hat Bs; Gr.
185
AI, el, il, Ol, iil.
Alb Uli..
186
Killt-: ciuräUiger Men.soh L.
Mel-: dor von Mehl weiss ist Scii,
Mucs- \.\; Av; BE.; G; Scii«t.; ZS„ Stil., mit.s-
BAarb.; ZKii., 0., Stilt., mt'is- Aa — in. alli;-., ii. ZO.:
1. Schelte, Übername eines schmutzi^'en MciLseheii
GkT».; GW.; SfH. — 2. Goifovlatz, Schlabbeiliippchen
der Kinder, bes. zum Essen.
Syn. iVor-jUa»,,':!: (üißrhi.U; Uipl; E»h-, Frcm-, Geifer-,
Triul-münldi ; Mumli; Jläit'jcr-, Siiuiki-, Tr'ucl-J)IUIz; (Em-,
Mucr-jSchujrixrt; Triicler. — Dio Formen mit Mag-, Mm- und
das Syn. Muedi legen immerhin die Frage nalio, ob wir es
IiiiT nicht mit einer blossen Unideutung eines andern W.
/.ii tun haben; vgl. etwa muslcn, sudeln; frz. musaiu. Maul.
Schnuder-: Scliimpfnamc für einen i'otznasigen
JU'iischcn L; vgl. SclDiuderhacb.
Tön-: der wiederholend und laiig-vveiliy erzählt L.
Tplerrk m. : Vorn., Udalrik; auch Ulrich Tiillw.
Alb, Älbcr s. A!^), Älpfljer.
Albaili 1. : bis Ende des vorigen Jlidts in Wiutcr-
tliur der grösste politische Festtag, der Schwörtag. in
eine kirchliche Feier und eine gemeinsame Schniau-
serci der Bürgerschaft zerfallend, für welch letzteren
Teil von 1712 an die blosse Austeilnng von Wein und
Brot trat. Das Mandat von 1642 setzt ,Albani' auf
den Index der ,costlichen Mahlzeiten'.
Form und Geschlecht des W. beruhen auf dem vollen.
üCficiollcn Ausdrucke ,St. Albani Schenke'.
Albe 1, Alb (Alp Zg) f.: das weisse Chorhemd
des katholischen Geistlichen. ,C'halasis, das weisse
Hembd, die Albe des Priesters in Haltung des Amts.'
Denzl. ,ües ersten leit der Priester ein wyss Über-
rock an, darnach ein Alb und vornen an der Alb
köstlich Ermel.' ÄgTscuudi. ,1 Alp mit spitz und
mödli.' L, XVII. — Mhd. aWe, aus lat. ulba se. «■»(«. —
.Alipenn'. 1525. Act. Egli Nr. 616, neben ,Albeu' Nr. 011.
Albe n s. Albele.
albe, albig, albets s. alice.
Albck, Albich. Alpk: eine Art Fiscli. Salmo.
.hl littore Staunis [Stans Uw] ccc pisces Albicli in
vigilia omnium sanctorum.' 1178/97, Gfr. ,De liurdcn
[oZSee] albeken et albelas [Albelen].' XU./XIII. ebd.
,Pisces dictos Alpchen.' L Statut, d. Stift.
Nach KGessn.'s und Hartmann's Vermutung = Halme
maraBna media, Küchen. Es fragt sich aber, ob es nicht
vielni. der Blaufelchen , Salmo Wartmanni , sei , der aaO.
Älb(x:k (s. d.) heisst. — Hartm. und ihm nach St. verstanden
Alpkpii als Sg. — Vgl. das folg.
'Albele albrlr f., Albeli (Dim.): Mariine, ein Fisch.
zunächst die kleine Maräne, Salmo marvenula VOkte;
Z; von JScheuchzer richtig mit dem Gawjftsch iden-
titiciert, sonst (wie unter dem Namen Ganyfiscli) nicht
selten vermengt oder verwechselt mit der grossen
Maräne, Salmo mar»na (Zürcher- u. Pfäfif.-See), die
hier eigeiitlicli BlauUr/ heisst. und mit dem Blau-
felchen, Salmo Wartm. .Albula lacustris Ger., Albelen,
Stuben.' 1G80, Wagn. ,Die Edle-Albulen ist das aller-
beste und köstlichste Geschlecht, auss welcher ursach
sie nnib den Bodensee Adel-Fisch genent werden,
etliche nenend sie weisse Blewling.' 1061, JLCvs. —
Letzteres eine geschickte Bezeichnung, wenn auf die
kleine M. angewendet, aber Aäclfisfh heisst die grosse.
Am Weitesten ab weicht das Fisriui. 1.563: .Albulen.
so am liheiii wohnend. Alburiius .\usoiiii, ein schliichter
tisch, auss Verachtung man solche nmb den Bodensee
Schneyderfischle nennet' — oll'enbar eine Art des Cy-
prinus. Noch um 1692 wurden von den Fischern zu
Hürden, auf welche Gegend am ZSce sich auch die
oberwähnte Urkunde bezieht, die Albeleii massenhaft
im Rauche gedörrt zu Pastenspeise. Auf solche Ver-
wendung scheint auch zu deuten: ,Quinque sneise
[Schnüre] piscium recentimn qui vocantur albelle.'
1307 L. , Albula: Albel, Bratfisch.' Denzl. ,Si sun
euch enhein grosse albellun ns lesen.' ä. L Ratsb.
Mhd. albel ni., aus lat. albula, also nach der Farbe be-
nannt. Lt St. auch Albe, Al/e (!). — Die Legende, auf
welche das massenhafte Erscheinen des Fisches bei Stansstad
und die betreffende Naturalabgabe au das Kloster Engolborg
zurückgeführt werden, s. bei Hartm. 1827, 150.
Kropf-: eine Art Fische, die man lt LFischer-
ordn. 1423 erschiessen soll. — Wohl ideutisch mit Kropf-
fdchen, Salmo marsna media.
Netz-: ,Trachtalbellun, die Schneise um 7 den.,
Netzalbellon und nechtige albellin um 5 den.' A. L
Ratsb. Vgl. Nachtfisch, Salmo albula.
Albere vorw., Alb er GO., We., M6s>f, aibn-r^ um
ZSth. — f.: 1. Pappel Ap; G; Tu. ,Popnlus: ein
Sarbachbaum, Alberbaum, Pappelbaum, Bellen, Beltz-
baum.' Fris.; Mal. Schwarzpappel, populus nigra Gr;
GO. u. oRh., Weisspappel Gr (B. 1, 224) ; die Phaethons-
pappel, populus balsamea GSa. (Henne). — 2. Fcld-
ahorn, acer campestre GEh. — 3. Alpen-Gold-
regen, cytisus alpinus Mill. BSa.
Mhd. alber m. f.? ahd. albari m., Pappel; it. 'lUuuv,
(ilbcro m. avi tvz. aubrelle, aulxl, Schwarzpappel, daher die
Abi. von lat. albus, weiss, zweifelhaft; vgl. auch lat. arbor,
it. alhero, Baum. — Der Flurn. Alber m. GWe. (ebenso in
Schwaben) beruht ohne Zweifel auf dem Bauninamen. Dass
auch dieser selber zuweilen als m. verstanden wird, beweist
der PI. Älber Thtw.
alberin: von Pappelholz. ,.\lberne Sagholzver-
steigerung' (d. h. Versteigerung von solchen Sag-
hölzern), Zeitungsinserat 1868, Wiuterlhur.
albern, alber s. ahver.
Albertsclie albe^rtu f. : eine Art Pfirsiche GBorsch.
Das nämliche W. wie Oberaehe Sp. 54, aber von einer
altern (it.) Form entlehnt. Vgl. auch das folg.
Albertschef albortuf m.: die glatte Aprikose U. ~
Vgl. it. (dbercocco.
Albisser "^^ m. : eine geschätzte, säuerliche, gelbe
Art von Äpfeln ZPfäff. — ,Vom Berge Albis'? Syn.
Schnideräßfel. Grundaclier. Strifaclier.
älb, elb I: kindisch, närrisch, im Bcnclimcii und
Reden „B", älbe Chetser (scherzhafte Schelte) AaZoI'.;
leicht berauscht, einem Betrunkenen ähnlich LEntl.
Syn. elbsck, iübaeli, woraus es gekürzt scheint, mit An-
lehnung an älb, weissgelb, da St. auch für dieses die Nbf.
ülbseh angibt.
älbisch, älbsch: kindisch, linkisch Aa; B.
Eig. bezaubert, verwirrt, gelähmt von den Eiben, denen
man solche Wirkung zuschrieb. — Zu der Form vgl. Memck
aus iiiinniscji, Jeulsch aus diutieeh, jmrseli, bäurisch u. v. a.
älb, elb II, elbsch, älpsch s. che.
Älbi m.: Taufn., Albrecht.
Elb Th, Elm Ap; oTh ((>-): 1. lll. eine Art Ton
von gelber Farbe ApK., die weisse Mergclscliicht unter
187
Alb— ulb. Albs— ulb.s. Albscb— ulbsch. Albst— ulbst. Aldi— ulc
Abi
dem Torfboden, blanc foiid Tu. ,Von des laims und
elins wegen, so man grebt.' GHdschr. Sandiger Boden
oTii, Lösssand, abgeschlemmter Sand Th. — 2. (bloss
TJlm) f., die geschätzteste Art von Tauben, weiss
mit gelbem oder bräunlichem Kragen und einem eben
solchen Strich auf den Flügeln Ap.
Von ehe, weisslich, dessen w sieh hier zu »i, dort zu b ver-
gröberte, vgl. Schwalm und ,Schwalbe' aus swalwe. — T. hat
wohl nur aus Versehen das w. Geschlecht auch für 1 stehen
lassen.
Elbelo rfftf's (Älpele S) f.: gemeine Art weisser
Trauben mit dichten Beeren, kurzem Stiel und säuer-
lichem Geschmack, daher allmälig abgeschafft Aa:
Bs; Gr; G; S. ,Die schlechten gewächs, als da
sind Knorrentruben, Elbelen, Borznauer, Kurzstilcr.
schlechte hünschen und derglychen abgchn lassen.'
Z 1603. Daher auch die Redensart .Muselmost und
Elbelen', Gemengsei von Menschen und Sachen nied-
riger Art, z. B. gemeines Volk, Pöbel; er g'hürt under's
M. U. E. Bs. — Von elw. Vgl. auch Ehnde.
Eiber: Tranbenart, die Mitte haltend zwischen
Welsch und Hünsch BSigr. ; blaue, lockere, gross-
bcerige Tr., auch Zfiscre, Zettcre genannt Tu.
Elbing .^elhig m.: eine Eebensorte ÄASchinzn.
olb: Conj. ob BHa. — Durch Angleichung an ol,
old, oder, entstellt.
Ölb s. Elhs.
Elbs, Ölbs, Elbsch m.: Schwan „B". ,Cycni
canor: eines Schwanen oder Elbschen gsang. Olor ein
seliwan oder ölbsch.' Fris. ; Mal. , Elbsch'. Denzl.
1716. B. ,Der Schwan wird von unsern ein Oulb oder
Elbs genennt.' Vooklu.
Mhd. clbiz, elbcz, ahd. iilpk; schwerlich aus !at. ulbm,
weiss, eher verw. mit Alp, Elbe, da der Schwan auch mytho-
logische Beziehungen zu den Eiben hatte; vgl. die Sagen vom
Schwanritter und von den Schwanjungfrauen. Zu der Vor-
gröherung eck aus ss vgl. herrschen, heischen u. a. — Vgl.
«och Elbst.
elbsch, älpseh s. iilhiscli, chvisch.
Elbst m.: ein Gespenst im Seelisbcrger See, das
dort zeitweise in verschiedenen Gestalten erscheint,
bes. als ungeheurer Fisch, urspr. der Geist des Sees
selbst; vgl. LüT. Sag. S. 282/0. — Von Elb, geisterhaftes
Wesen.
Alchc, alchig s. Solche.
alchcn: betteln, in der Sprache des Gesindels BSi.
Kig. lieninistreichen, in der judendcutscIuMi (iaiineispr.,
für hiihhni, linirhcn, vnm liobr. halmh, gehen.
ald 1 AaK. ('(i. denn); GuPr. (a. aherj; P; Sein
(u. denn); SG.; W seltener; ZS.f, old Aa n.-ö.; BD.;
Gr; Ut; W; ZW., olt BGadm., ol f) BO.; Gn; PPo.,
ol-nher BHa. (sonst oW); Gr, nl-aber, laber Cxr, alder
AABrugg; Ai't; Seuw; Hkukl, oldcr Aa n.-ö.f; BsL.f;
LG.. ühler S n. ,1.. eider BsL.: oder. 1. von gleicher
Möglichkeit oder Gültigkeit zweier Dinge (Ausdrücke)
= lat. i'el, sire, daher auch die bloss ungefähre Ge-
nauigkeit einer Zahlangabe bezeichnend. Jnnf/ old
alt, arm old rieh BO. , U"' b'säss-i'''' Schloss und Ordes-
stern, oll wär-i gar no''' Burger s'Bern.' JCOtt. Es
Pfund ol drü tüsig, ungefähr 30ü0 Pfd. ebd. —
2. alternativ entgegensetzend (lat. aut), Eines von
Zweien ausschliessend, das Andere als Folge dar-
stellend (lat. alioquin), oft verbunden mit aber, dro-
hend: sonst! Geld older Bluet! L Ineichen. ,Briegg
alder nit', ob du weinest oder nicht. Hebel. Einmal
missbräuchlich in negativem Satze für noch: .weder
vor ald nach mittag.' Z 1650. Witt liclicr Cliäs ol
Ziger? Gr. Weit-er süffe ol aber trcihc'^ widlt ihr
ohne oder mit Löffel Milch trinken? B. M''nlHist folgen
ol aber Schlag? [drohend zum Kinde] BHa. Eine Ne-
gation auf eine Bedingung einschränkend (lat. nisi),
in der Eegel mit folgendem denn: er cha"-mer mi"
Biiech umegl [zurückgeben], ald denn er vell's länger
b'halte Scu; entstellt und mit dem Adv. halt, eben,
vermischt: i gib-der's nüd, halt denn de heiist-em
Sorg Z; statt: es sei denn vor der Conj. dass: i'''
cha" 's nid glaube, old das i-'s g'scch [sehe] ZW. —
ald: ,Swele burger den andern ladet ze geistlichem
gerichte, ald er werde denne rechtelos verlaszen.'
Ä. LRathsbüchl. ,Wohl vier ald fünf grosser Artikel.'
1189 G. ,Ir zuo uns ald wir zuo üch.' 1531 Z. , Er-
löschen ald versunken.' 1692, HEEscher. .Gölten ald
Götti.' 1793 Z. Häufig auch bei ÄgTschitdi (M. XVI.);
Landb. Schw; 1299 bei Mohr Urk.; 1639 JJBreit.;
noch von LMeyer v. Knonau unbedenklich gebraucht
und vollends im Kanzleistil bis in unsere Tage herein.
— old: ,Klein old gross.' 1524 Schw Ldb. ,Traumt's
mir noten [denn] oldt ists war?' Comedia Beati. .Ach
wärent wir doch all gestorben, Olld wärcnt wir Hun-
gers verdorben.' 1702, JCWeissenb. ,Es seye Weib
oldt Mann.' 1756, Schw RQ. — ald^er bei Hadloub,
1301 bei Mohr Urk. und im Diessenh. Stadtr. um 1400.
— oldcr: .Geistlich lute [Leute] older ander.' 1'200,
Rheinf. So 1302 Gl, 1314 G. ,Verriete older hingebe.'
1315 Schw. ,Die disen brief ansehent older hörent
lesen.' 1326 Olsbro. Und noch 1572 HBull. — Diese
Formen meist willkürlich wechselnd unter sich und
mit oder, welches im Ganzen überwiegt. So 1400 Zol-
likon und 1627 Z ,ald', 1455 ,older', 1568 Bünzen ,old'
neben ,oder'. ,Sy old die jren. — Farend guot oder
bekleidyg.' Stans 1534. ,Gen ainem burger alder gen
.siner elicher Wirtenn oder gen ains burgers kint.' ca.
1400 Diessenh. Die Offn. Muri 1413 mischt sogar:
,Eigen oder erb. Erb oldcr lechen; um erb old um
eigen; ze hus und ze hof ald under ougen.'
Ahle bei Notk., mhd. ald, -e, -er. Die letztere Form
viell. die ursprüngliche (vgl. ajulcr) und geradezu dem lat.
alter entsprechend, dann ist wohl auch die Umgestaltung des
syn. ode in oder der Einwirkung des aldn' beizumessen;
freilich können aber auch Beide erst später cnmparativisch
gebildet sein, vgl. echter, kalter udgl. — Die VcrdunUeInng
des « in o ist hinwieder durch uiler bewirkt, allerdings uahc
gelegt durcli die Natur des /.
ald II ZBenk., aide GStdtf, alder AAGontenschw.:
vormals, sonst, von Zuständen oder wiederholten Vor-
gängen.
Syn. all ä Sp. 170 und ahre (albe). Vordcrbniss aus dem
einen oder .andern Hesse sich lautlich begreifen, am wahr-
scheinlichsten aber liegt all Tag zu Grunde mit Übergang zu
einer Betonung, als ob eine blosse Ableitung vorläge, und
in Folge davon Erweichung des ( nach der Liquida wie in
Sundiij, Sunde ans .Sunntag' ; s. ärf« Sp. 85; vgl. alt IJ.
m
Ald-ul.l. Alf Ulf. Als-ulg. Algg— ulgfj. Alk -ulk. Alm-uln
190
;il(le {") ^ ade, adie, Sil 9(1, Adieu, nur bei den
Uianiatikern des XVI. ,Alde, ich far yetz auch dar-
viin.' Max. ,Alde. der Herr gesegne dich!' 1535, Birk.
Einmal braucht es auch noch JKMey.
nie EiuschiebuDg des / erklärt sicli uur aus deui Streben,
iliin W. etwas mehr lautliche Fülle zu geben, viell. mit
Aiilclinuiift au andere mit nt beginnende Fremdwürter, ?.. U.
Alarm, Alfauz.
elf s. cinlif.
Elpllilllt: Elephant. 1051, ^^(■nIMl■FR. — Simter Nacli-
khiii- der mbd. Nbf. ilfanl.
algo: immer PSalei. — Eig. 'alliijen s. u. ahnn.
Wiss-Elg f.: von HEEsohep 1692, 145 unter den
Entenarten aufgezählt; die au^ Autopsie beruhende
Beschreibung passt aber vielmehr zum kleinen Säger,
niergus albellus, der nach Schinz auch Nonnenente
heisst und als ,Ente' auf den Markt kommt.
Das sonst nicht nachweisbare W. dürfte aus "-Elb entstellt
und dieses aus albellus entstanden sein, so dass also ein tau-
tologisches (übersetzendes) Compos. vorläge; doch vgl. auch
das folg.
Birch-Ilge f.: Sommerhalbente, Sommerkriekente.
.Anas circia, ein Birkilg(en) (von seiner stimm); pfeyf-
l'end als der wind Cercius.' Vogelb. 1557.
Uusicher ist, ob das von Weber, Teclm. WB. angegebene
.Birkelchen' wie eine Zss. soll betont werden. Übrigcus vgl.
zu Birch bair. Binhaug, weisses Auge.
Ilge s. Ilie Sp. 179.
Älgget. ,Felben [weisse Weiden] und A. (AlppetV)'
und zwar von jeder Hau.shaltung lO Stück sollen It
Gemeindebeschluss Kriessern G 1791 an den leeren
Stellen der äuen gesetzt werden.
Elgganer m.: Äpfelsorte Tu. — ,Elggau' ä.Naniens-
form für den ZGrenzort EJijg.
l'elk ni.: Tanfn. Ulrich BE.
Alm, Alme, Almi, Alm er s. ÄUvieind, Allmeinder.
Die Entstellung Alm für ,AIi)' ist durchaus nicht Schweiz. ;
iu uusereni Gebirge bestehen zwar die Allmenden grossen-
teils aus Alpen, aber keineswegs sind alle Alpen Allmenden
• Aliiien).
Aliiiare Z.iBaar, Almäri AAFri., Holdb.; Z (Zu.
und Alm^U), „Almer" St., ,Allmergen' 1497,
ZKappel; 1524, Zürichberg. — PI. Almdrene. — f.
1. Schrank oder Kasten für Vorräte, meistens von
Speisen, doch auch von Geschirr, meist in der Küche
selbst, doch auch in der Speisekammer Aa; Z. ,Üie
Arniär, almer, kuchenschrank: armarium, promptu-
ariuni.' 1G62 Red. .Almerey, speisskästlein udgl.' Iö77,
171(J Denzl. Veraltender Ausdruck, daher mei.st nur
noch in geringschätzigem Sinne. Wandkasten Zc
lAnnergen, darein man büecher gehaltet.' Mal. ,Eiii
kleins trögli und zwei gross allmairgen; ein alti almerg.'
GHdschr. Syn. Schaffreiti; Gänterli. — 2. „Zimmer,
Wo alles unordentlich durch einander liegt Aa; Z;"
grosse Räumlichkeit ZKn.
Mlat. i(nu(u-ium, ahiiariuw, almafin, .Speise- und (iewaud-
schrauk, Behälter für Schriften; auch bildi. in aluiurio cordis
=: in intimo Vitodurau. Afz. aumairc (aus almariu), nfz.
Hiimnir (früher aymaini), vou lat. arm«, Geräth. Engl, amhri/,
Spciseschrauk, -kammer; ags. almeriije, mit Übergang vou i
in j, ij. — In der Form Almer ist der Accent zurückgezogen,
während er in Almerey (auch schon iu Vocab. des XV.) auf
die Endsilbe fallt, weil man das romanische Wort als urmai-iu
nahm. — Bei der Bed. 2 scheint Gedanke au ,all' (allerlei)
Tuitzuwirken, vgl. Allmend.
ahne, almes, almet(s), ahn ig .s. cihcen.
Allmcind. 1. Allmänd Aa; Ar {Me'-'ndli, Dim.,
selten); Bs; Tu; Uw; Z XVI. I.H.; Salat, AUmänt Aa;
Gl; Th (-"); ZWint; 1490—1770 Z. ,Allmende'. Rhein-
feld. 1290. — 2. AUmeind Gl; GG.; Z (im Wechsel
mit Allmend); 1568Nu(vLdb. AUmeini U, AUmeina
GrD., AUmein GRChur; Tn, Alhnei Gl (Schdler);
GrV., übS. — 3. Allmejl BsL.; S, AUnud BG., Alhnk)
LRigi; Scuw, AUmAhO.; S, J^«»(jt BO. u. M., Allme
BSis.; 1528 Lichtenstg, ,Von Allmen' Geschl.-N. BL.*
AUmi BSigr. ; 15'24 Schw Ldb. — f.: 1. der ungeteilte
Grundbesitz einer Gemeinde 1) an Weideland, zu
gemeinsamer Benutzung, im Gegs. zu einzelnen, um-
hegten Grundstücken, welche von Privaten besessen
und cultiviert werden. ,Pascuum, weidgang, allmente.
Compascuus ager, ein gemein weidacker oder allraent.'
Pris.; Mal. , Damit jeder wüss, was sin eigen oder
allmy sye', [sollen streitige Gränzen von verordneten
,Undergängern' fe.stgesetzt werden]. Ldb. Schw. ,Dass
dcrselb [in einen Rebberg verwandelte] Acker nit soll
ein beschlossen guet, sunder ein offen allment sin.'
1557 ZWint. Es konnten mit Erlaubniss der Gemeinde
auch aus der A. zeitweise einzelne Stücke (Gärten) zu
Privatnutzung ausgeschieden und später wieder in A.
zurück verwandelt werden, sowie umgekehrt im Drei-
felderbau eine Zeige eine Zeit lang als Ayerde (s. d.)
durfte belassen werden. ,Als G. unden in der Rüs
den schachen [wild bewachsenes Flussufer] inlegen
und zünen lies, das ein freye allmend und rüs [Eeuss]
ist.' Salat. ,Wo gärten in unserm land von der allmig
für eigen [Privateigentum] einzuoschlagen weggeben
und selbige an eigen anstöss werden.' Schw Ldb.
,Wenn kein huss me uff der selben hofstatt stat, so
soll dann die selb hofstatt wider allmy sin.' ebd. 1504.
,Dass ein yetlicher, so ein[en] garten uff der allmy
errütet [ausgereutet, urbar gemacht] oder sust inge-
schlagen [umhegt] hab, den wol behau möge; doch dass
er kein höw darus ziehe, sunst sollt man im den garten
usslan und zu allmy legen ... Es ensol ouch nieman
theinen [irgend einen] Garten hinfür me inschlan ab
der A. ane erlouben eines Ammans und der Räten.'
ebd. ,0b yeman ein garten uff der A. gehept, davon
er stan und den nit mer haben noch nutzen wellt,
soll er den uss- und zu A. lan.' ebd. — Anteil an der
A. gehört zum Bürgerrecht; die Benutzung der Ge-
meinweide kann nach Massgabe der sog. Kuhrechte
der einzelnen Genossen geregelt sein, aber auch streitig
werden. ,Nit das burgerrecht, unser alme noch güeter
betreffen(d).' 1528 Lichtenstg. ,Es sy, das man sy zu
Landtlüten genommen hab oder man inen von der allmy
etwas geben hab.' 1524 Ldb. Schw. Hieher gehört wohl
auch das Sprw. , Allmend gibt Elend', weil die bloss auf
die A. angewiesenen oder auf dieselbe sich verlassenden
Bürger leicht in Armut geraten. Der Boden der A. wird
(wenn nicht ausnahmsweise ein Stück ausgeschieden
191
Alm — ulm
ist) nicht bebaut, auch nicht als Wiese üur Ge-
winnung von Gras und Heu, sondern nur zur Weide
benutzt, weil er meistens dürr ist und nur spärlichen
Graswuchs zeigt. ,Alhneina heisst auf Davos jede
Weide, wo nicht gemäht wird, auch wenn sie einem
Partikularen zugehört; auf gemeinen Atzungen darf
Niemand mähen ohne Einwilligung aller Anteilhaber.'
B. 1, 7. ,Es ist nicht zu verwundern, wenn ein Haupt
Vieh, welches nicht ordentlich behirtet ist, von einer
dürren Allgemeine auf eine Winterfrucht oder fette
Wiese, die ohne Zaun ist, verführt wird.' GnSamml.
A. heisst daher auch das zunächst an der Strasse
liegende Land, das nicht angebaut werden kann und
mit den grössern Verkehrswegen selbst eben Gemein-
gut ist, wie auch die an denselben stehenden Frucht-
bäume gelegentlich als solches ausgebeutet werden;
Syn. Elmfti. ,Sol ein merktweg gan und ein Almend
sin.' Offn. Spreitenb. .Strassen, Weg und Ahnenden.'
•Bs Gescheidsordn. 1770. Bildl. uf d'A. haue, ein
Bäuchlein ansetzen Bs, vgl. Rieh. B'Chriesi [Kir-
schen] sind Ahttig Sciiw. Die A. wird da und dort
auch als Exercierplatz oder Manövrierfeld gebraucht.
So die ,Wollishofer A.' bei Z, die ,Thuner A.' Auf
eine Verwendung ähnlich derjenigen der ,commons'
in England deutet noch der Name .Steinstoss-Allmend'
in ZnÄ. — 2) Gemeinbesitz an Wald: ,Den Eichwalt,
dem man sjmchet die Ahnende.' Stadtr. Rheinf. 1290.
AUmendho (-hau), Gemeindeholz Th. — 3) Gemein-
besitz an Wasser, zum Fischfang. ,A.' oder , freier
See' im Ggs. zu , eigner See'. 14öl L. .Es soll die
Alhnent der Limniat, von dem obern Mullisteg bis gen
Wipkingen an den Bach, von allem Fachen, Reuschen
und Beeren setzen, von Garnen und Netzen gänzlich
befreit sein und darin Niemandem als dem Burger
hiesiger Stadt zu fischen erlaubet sein.' Z Fischer-0.
1770. Auch im See gibt es eine der Stadt Z gehörige
Allraend, in welcher vom 15. April bis Ende Mai ge-
wisse Arten des Fischfangs verboten sind. Z 1856. —
2. übergetr. weiter Raum, ohne Kücks. auf Eigen-
tumsrecht AAFri. ; Tir. E Garte-n-as irie-n-e-n-A., ein
sehr grosser Ndw. Almänds-i/rosfi, -höeh, ungemein
gross, hoch AALeugg. ; Z ; auch unmittelbar mit Subst.
z.sgs.: AUmends-Hun, -Sack, -Baum, -Kerli, d. i. sich
durch Grösse auszeichnend Z. E Schnorz [Maul] %i-e-n-c
AUmig ScHw. Grosses unaufgeräumtes Zimmer Tu; in
Z hiess A. die grösste Schulstube im alten Chorherren-
.stift; vgl. Almäri. — .3. „öffentliche Dirne" St.''
Zur AiiflicUung der Gnmdbed. vgl. noch die Comp]).
A. -Meister, -Sei, -Satz, -Teil, -Guet, -Blätz, -Land, -Gässli.
Im Allg. vgl. Steinni., Schweiz. Alp- u. Landw. I 32—43.
iliaskowski, die Schweiz. Almenden in ihrer gcseh. Entw.
1879 und die vechtsgesch. Werke von Bliuner u. Bluutschli.
In Gr entspricht dem deutschen Namen der churw. poml.
Vhildi-, JhcI-A. sind Eigennamen von Gütern, welche einer
Kirche oder Stiftung (Insclspital zu B) gehörten BSis. — Die
unter 3 zsgcstellten Formen erklären sich durch fortschrei-
tende Verkürzung aus 2 oder 1, die Form yl/mi;/ jedoch nur
aus Almid (vgl. Abiff aus Ahal, Abend). Die Form mit ei,
welche in den ältesten Quellen vorherrscht, ist ohne Zweifel
als die ursprüngliche, die mit e als blosse Abschwächuug
(vgl. heHij für hnlüj) zu betrachten. Das Präf. ge- fehlt auch
schon in der ältesten Urk. 112.5 (nlmeüh) und iioch im XIII.
,almeinda' neben ,algmenda'; darauf .aber, dass es doch auch
in unserm Volksbewusstsein liege, deutet die construierte
Verhochdeutschung .Allgemeine'. Gr.S.nmmlcr 1779, 2G. 130.
Auf den licgrifT der Gemeinsamkeit weisen deutlich auch
die Synn. mhd. ijnnehw, t/eiminde, nd. meviilr, mniimtirl: (also
ehenf. mit abgeworfenem Präf.), Schweiz. Geineimnärk, ags.
yimmcm läse. D.as altn. Syn. almcnnimjr, schw. almämnny,
welches allerdings auf .Mann' zurückgidit, kann für uns nicht
iu Betracht falleu.
allmenden: die A. benutzen. Bildl. ,Si alnien-
deten ihres gefallens darin', hausten, plünderten nach
Belieben, nach Herzenslust [in der Abtei). Wi-rstis.
allmendlen: Vieh auf der Alp haben, dieselbe
regelmässig benutzen Nnw.
Allmender: 1. .Pecorarius: Vychmeister, All-
mender, der das leben einer allmend oder des ge-
raeinen vychs empfangen hat, Vychvogt.' Fris.; Mal.
— 2. „Stier zur Befruchtung der Kühe auf einer Ge-
meinweide." — 3. übertr. „Wollüstling ohne Scham."
Allmer: Alhnendsgenosse. Urk. 145S.
Ällniigcr. OheräUmiger: die Bewohner des Be-
zirkes Schwyz; Undcri'dhiügcr : die von Scnw Art.
(,Elmiger' Geschl.-N. L.)
Almosen dlmöse GW.; Z, Alniuse Sclüer; 1058
HerT. (auch ,Almussen. Almosen'), Almassii Fü. ; All-
Hi!(. j.se Aa; Bs (Si'REXfi); B; L; Tu; U; Zf; armuoscn
1520 Egli Akt; 1529 G, armuossen GHdschr. — n.,
nur GW. f.: 1. wie nhd. ,Das Allmuosen, elemosyna.'
Mal. Almose g'e [geben] armet nid, der Geber wird
nicht arm. Sprw. Was-me" zur vordere Tür us z'All-
muese gid, chund zur hindere dnpiüet wider ine. Sprw.
L. E grössers Ahnuse git's nit, als wenn der Arm
'em Bettler git. Sulg. Auf den göttlichen t egen der
altbewährten Wohltätigkeit der Stadt Zürich (bes.
gegen flüchtige Glaubensgenossen in der Eeformations-
zcit) bezieht sich der Spruch: , Zürich, deine Almosen
erhalten dich!' Schon bei Klingl. 1Ö88. Mit best
Artikel und mit dem Attribut ,heilig' (weil Almosen-
geben ein allgemeines Gebot der Religion): ,Das A.
heuschen: betteln' [gehn]. ,Dem heiligen A. nach-
laufen.' GoTTH. ,Wer für sich oder die Seinen das A.
nimmt' [soll kein S'.immrecht in der Gemeinde ausüben
und keine Wirtshäuser besuchen]. JJBreit. XVI. 1. H.
Lieber dem heiige A. nahe ga B, Rede Solcher, welche
sich nicht von der Gemeinde wollen erhalten (und
beaufsichtigen!) lassen. .Sondersiechen und arm Leut,
die um das h. Almuosen gehen, mögen wie sich gebürt
singen.' Ldb. ApI. 1585. ,Liechtfertige Personen sollen
mit ihren Kinder(n) das H. A. gehen gen sammlen,
wie ander arm leüt auch thun müssen.' ebd. .Kumni
solcher gleich Gott geh wohin [wohin inmier ein Bettler
komme] und um 's heiig Allmuosen bitt't, so spricht
man: warum werkest nitV' Com. Beati. Zweifelhaft
ob mit oder ohne Art. : ,Ein Knabe und ein Mädchen
schrieen: Möcht z' [ds?] Alrauese!' [dem freien Bettel
nachgehen]. Gotth. — 2. die öffentliche Woliltätigkeit,
die Armenpflege der Gemeinde mit ihren Einrichtungen,
Anstalten und Gütern. ,üem A. zur Last fallen.' 1783
HPest. Almosengenössige (welche als solche nicht in
vollem Genuss des Bürgerrechts waren) mussten ,das
gemein Almuosenszeichen' tragen. Z 1504. In Basel
bedeutete A. auch das Armengut; das Haus des Al-
mosenschaffners (Armenpflegers. Spendvogts) ; das Irren-
haus (bis 1842). — Burger-: ,das sonn- und festtäg-
liche Allmosen in den Pfarrkirchen der Stadt Z.' 1801,
d. h. die nach dem (Jottesdienst an den Kirchentüren
im ,Säckli' eingesammelten Spenden, aus welchen
die armen Bürger verpflegt wurden. — Pfennig-:
.das gross Pf-A.'. eine besondere Abtoiluni;- od. Kasse
193
Alm
Kill. Alp ulp
194
des liür^'crlifliuii Aniii.'ii.i;utos I! lii'JS. — Säckli---
liiirf/er-A. Ki.iMii.. ItliiM. - A liiiiu's iier ]i lil'.Ki,
-iiinsiier. GoTTii. .Aliiiuosei" Tu 1530: VorwaltiT des
Arnieiigutes, Ariiiuiiiitleger.
Allel, iiliimiwuiui. !iiu-li ilcm iluKili (weil aus dum gricch.
£?.iT|[ioa6vy], Mitleid), iiilid. ulmumcn ii., aber iilid. auch uhi-
mimnum, almuiim, mild, idiiiiivse f. Dailcr das w. ticscillucht
iiiisurus W. in (iW. und die roriii Ahiiiiuier neben -mr. Das
Frcindw. also sclmii l'iüh unigelonnt; n/ deuWc man auf d//
im Sinne von allp;emeineni, (iemeindegut (vgl. Allmend), den
«weiten Teil auf mwia, Speise, weil aus dem A. die Armen
cruälirt wurden; daher in B 1628 ,Alininsen' neben ,Muüs-
hafen', dem Namen einer öffentlichen Spendkasse. Oder man
formte .Um geradezu in arm «in, wobei die lleutuiig des
zweiten Teils auf ,Muns' immer iiurh fortdauern konnte, wie
ja aucli (s.hi.u al.d.l di,. Al.l.itiiii.;- ,Arm-ut- als Corapos.
.Ariu-ioMl- ii.i.li Aii.il",-'i.: von .liruiul, Wrhiiiuf anfgofasst
wiiriii'.
AlllMI/J r. : lleniieliiiknigeii der ('hiMlirrreu in L
fUr tiala.
Mild. hIiiiuz m. Chorkappe, lulat. ahiiiaiiaii, sieil. „Imiuin.
|irov. iilmiism. afrz. «innun: Der zweite Teil hängt ohne
Zweifel mit Miil^e zusammen, widclies aber selbst erst aus
einem arabischen W. abstrahiert und an mii(;.')i. zusehneiden,
kngelchnt zu sein scheint.
El IM .s. EIL Sp. im- Ihn.
Ehnele f.: eine edle Art weisser Traulo'ii (i uli'li.
Ilas -I.'i.-lie W. wie CT../, Sj.. IST; h.lr. iVu- l,;iiilr
»gl. CT. Sp. 17i;.
lim li; Ci.; Nnw; „Vw; Z.o- ; ZZ.dl., Iliiie 1 Aa;
(i(!., (».. ..'1'.; S(!.; ZKii., 0., Elme GWe., Oliiie A,\
(Mülillj.). Uhu (ir.Val.. lliiie Sun: genioiiie Ulme,
uliiuis caiiipestris. ,Ulmerbaum. Eüstbauin, Kysteii-
liauiii, HiiiL'u.' Fius. ; Mal. .ilmerbömiiiii: ulinuiis.'
Mai,, .lliiicn und Eyclien.' 1.531 4,S Jes. .Ulnierbannr.
1557 VoiiKLii. .Kein Tannis, E.schis, lllmis iioidi Vis
zu verkok'ii lianen.' 1571 Gl Bergw.-Ürdn. .llineii-
bäuine.' ISOl B.
Schon nihd. fhnr und i'htic f. gegenüber dem iiliil. ans
di'in bat. eiitleliutun W. — Das Geschl. schwankt; die ein-
silbigen Foriiiiii als m. bezeugt aus tJrVal.; Vw; Zp'.
Illlic II I'.: Sebwertol, Iris L. A,\ (Müiii.ii.). Von
der Form ///. (I.ilic) aus an die Laute von Ihm- I angelehnt.
Ollll 111, ..Molch, 01m, Malen: Salamandra.' Fui.s. ;
MiL.; Dexzl.
Schon ahd. al„i, stdlio; wahrsch. nichts als eine l'm-
stelhmg von „.../, mhd. auch molk, Mohh. viell. mit An-
lehnung au Olm. Moilcr, weil der Molch sicli au feurlit. n
Orten aufhält.
Ein s. Ell S|.. 17
Alp (allo). J/6 DLütscbental; .Alben- l.-i'jL' Sniw;
iilhn. -„ V l'l. Alp.j>, Diin. AlpetU V.K, Älpclli Gu,
.!////(■ GitlMi. r.: I.Alpe, Bergweide, be.s. für Melk-
vieh, aus dessen Milch ebendaselbst in den Sennhütten
Kiisc bereitet wird. „Die Schweiz. Gebirgsvölker neh-
men Alp und Bern heinahe tür eins und bezeichnen
im eng. S. mit Aljicii jene Bergweiden, welclie zwi-
schen den Felsen bis zur Schneelinie aufsteigen, wenig-
stens bes. solche Weiden, welche auf Höhen liegen
oder an einem vonspringenden Hochgebirge ruhen."
,Die Spr. des Volkes bezeichnet mit Alpen nicht die
Hochgebirgsziige in ihrem Gesammtkörper, sondern
öchw. Idiotikon I. 2
nur die grossen Weidegrünile des Gebirges (mit dem
anliegenden Wald) und es ist gegen die unwirtliidien
Teile des Hochgebirges (den .wilden' Berg) vollkommen
gleichgültig.' FaTseni-Di. Vgl. wild und ;um. Die
Alpen werden nach ihrer Beschaffenheit und Nutzbar-
keit, aber auch nach ihrer Zugehörigkeit als Eigen-
tum, mit besondern Namen unterscliieden; l'rivat-
alpen und (.Temeinalpen ((ieiiiciiiiiKirl: . Alliiir)ideii);
Herrcnalpen (-Gräser), die dein Staate gehören, Stifts-
güter. Kuegc rechtete heissen solche Alpen, welche
von mehreren Eigentümern benutzt werden nach Mass-
gabc der sog. Kuhrechte Ai'. Bas Gi, T.andb. unter-
scheidet: Alpen, Berge und lleimatgüter, deren rela-
tiver Wert für Kindvieh sich verhält wie 3:4: .5.
Auf ,Berge' kommen keine Pferde; dagegen unter-
scheidet man noch Kuh-, Schaf- und Mittelalpen. Die
Kuhalpen, auch schlechthin ,Alpen' genannt, sind die
einzigen, auf denen Käse bereitet wird Gii: U. Die
.Vnffahrt zur Alp geschieht in festlichem Zuge; es
bestehen dafür die EA. 2' Alp, auch uf d'A. gä", f'aren,
uf-fwren; s'A. laden, tuen, stellen, d'A. b'setzen; für
die Abfahrt, der gewöhnlich noch der Alpsonntag mit
der Alplerkirchweili vorausgegangen i.st, die Au.s-
drücke; abfare, d'A. e"tlade; V0)i ik-ss der) A. chon,
i/ihi : ah A. f'aren, stellen. Z'A. i/dii kann übrigens
auch habituelle Benutzung der .Vli' und einmaligen
geli'geiitlichen Besuch der Alp bedeuten Nnw; als
Aliikiieeht dienen Gr. Eine Alp machen: von Ge-
iiieiiidswegen einrichten. Strickl. Akt. l.j'20. In \v
sagt man: i", of (auf) den A-e si. .I>ie Alpen aueli
des Schnees los waren. Mit dem \',vrli könnt man
früeh z'Weiil fahren.' 1631 Denzl. Zeich. — 'A. das
Recht der Benutzung einer Gemeinalp resp. des .Auf-
enthalts auf derselben. .Die Stiere, für welche Alp
in Ausspruch genommen wird.' Enost. Alpr. Das Vieh,
welches die Gemeinalpen beziehen soll, wird je nach
seiner Grösse auf Kiiesclnceri, Klauen und Füesse be-
rechnet, s. d. WW. Ein Bind wird gewöhnlich zu
3 F., auf schlechtem Alpen aber auch zu 5 bis 6 F.
gerechnet; daher die Masshestimmung z. B. 8 Binder
Alp, d. h. das Recht, 8 Rinder (oder die entsprechende
Klauenzahl von Kleinvieh) auf der A. zu sommern
Gl; Uw; s. auch Stössal2i, Schadalp.
Ahd. uljx,, mhd. albe, in Gl Urk. XIII. XIV. o/y;; aaf
den selben schwer erklärlichen Wechsel der .\usspr. dcnten
ausser dem hair.-üsterr. AlO'n die Namen Albiimt, hohes
llcrgd.irf W, Jiuilhoii, Geschlechtsn. obd., auch V ^Ift»« m.. ein
l!rri;zn^ Z; Salat schrieb sogar ,Alweu und weidgäug'. Gegen
Zsstelliiii^' von lat. i'ljKs mit ulbus, weiss, spricht abgesehen
von dem Lautv.;rhältnisse der Umstimd, dass das Volk hei
Alj, an das Grüu der Aliliängc, nicht an den ewigen Schnee
der Gipfel denkt. Übrigens soll unser V?. der kelt. Spr.
cntstaiuincn, in welcher es Hochgobirg bezeichne; keltischen
l rsprungs ist wahrsch. .auch die Alponwirtschaft und ein
Teil der auf dieselbe bezüglichen WW. Heutzutage heissen
Alpen allerdings auch Schneefelder und FelswUsten, welche
aber nach der Sage einst fette Weiden waren und erst
durch die Schuld übermütiger Sennen verwandelt wurden;
so JJlUcmlimlj) B; U, Totcmtlp Gr, ein Serpentinrevier; vgl.
LUtolf S. 262 ff. 282. 327. Verualekcn S. 1 ff. Walliser
Sagen S. 105 ff. Kohlr. 1.5T f. 202 ff. — Ueber die Rechts-
verhältnisse der Alpenbenutzung und über das Technische
der Alpenwirtschaft vgl. Blnmer BG. ; Steinmüller, Schweiz.
Alpen- und Landwirtsch.; Schatzmann, Alpenwirtsch.; Hist.-
stat.-topogr. Gem. d. Kant. Ap, Gl, Gr, Schw, U-v, U: vgl.
auch Mad. Stä/el. Cadalp. ijentiiclcn. - Syn. ßertj. Hirti.
( W'ddi). - Wenn Gottheit schreibt: .Ihm |einer int Traum
1;!
195
Alp -ul]!. Al|iscli
erschienenen Gesfcilt] gelang es, sk-h ;uil umlIi zu werfen
wie eine schwere Alp', so schwebte ihiu diis uns freinJe W.
,(ler Alp- (rieht. ,All)', mhd. alp, PI. dbe, wovon ,Elhe, Elfe')
vor, nur dass er im Geschlechte fehl griff, sei es weil unser
Alp weiblich ist, oder im Gedanken an die Xwhij'ruii,
Slräijijde, oder ,die Elbe'.
Ochsen-Alp: ausschliesslich für Ochsen be-
stiiuiute A. Gr. Vgl. Ochsen ireid.
Eigen-: Privatalp Uw.
Ürti- Ni)W, Kilcher- Oiiw: tienieindcalp.
Vieh-: Alp für Rindvieh, das keine Milch gibt,
daher meist von den Sennhütten abgelegen und ge-
ringer Gr.
Vor-: Bergweide im untern Revier, wo das Vieh
im Frühling weidet, bevor Jas obere Revier bezogen
werden kann, und im Spätsommer, nachdem jenes ver-
lassen werden musste. In der Zwischenzeit werden
die V-en, meistens Privateigentum, auf Heu benutzt
Ap; B. — Syn. Maienberg; Maiensäss; Maien. Vor-
säss. Vorsatz.
Firn-Alpeli: Name einer kleinen Weide in der
Nähe eines Schneefeldes üwE.
Fron-Alp: Eigenn. Gl; Scuw; eig. ,dem Herrn',
also einer Kirche, oder den Herren d. i. der Obrigkeit
gehörige A.
Galti-, Galtji- = (?(i//riV7(-.-l. Git.
Verheb-: A. wo die jungen weiblichen Tiere ohne
Stier gelassen und somit vor allzufrüher Befruchtung
sicher gestellt sind, verlieht werden Gu.
Herren-: Staatsborgweide Ap; vgl. Frön-.
Küe-: für Melkkühe mit Ausschluss des Galtviehes
bestimmte Alp Gr.
Zitkue-:= Verheb-A. Gu.
Kilcher- s. Ürli-A.
Kammer-: Eigenn. (JL; walirsch. vormals = einem
Stift gehörende A.
Kapitalisten-: einer Gesellschaft von Kapita-
listen, den sog. Alptjenossen gehörende und von man-
chen derselben nicht selbst bewirtschaftete A. Uw.
Vgl. St0.ts-A.
Karren-: eine Alji voll rauher, zerklüfteter Felsen;
s. Kanen. So z.B. eine Alp zwischen Schw und Gl.
Längs-: Frühlingsalp. im Unterschied von Som-
7ner-A., eine auf dem ersten ,Stafol' [Bergstufe] ge-
legene A., wo die Bauern 1'2 — 14 Tage lang, bevor
sie höher hinauf ziehen, Milchprodukte für ihren
Hausgebrauch bereiten. — Syn. Vondj,. Lanys das alte
hniifiz, Lenz.
Gemein-: 1. einem ganzen Gemeinwesen gehörende
A., .\llnieine, s. Stöas-A. — 2. = Kapitdüsten-A. Uw.
Bürt-, l'ürit-: welche einer .H.-. liorfschaft. ge-
meinsam ist BBe.
Rinder-: den noch keine Milch gebenden Rindern
angewiesene, auch für Pferde, h'chafe benützte A..
Ggs. Sennten-A. Senw.
Ross-: für Pferde bestunmte A.
Summer-: s. La»ys-A. Aber auch etwa A. übli.
Sonnten-: A. für niilehende Kühe Senw. Vgl.
miiikr-A.
Schad-: das durch Verlust eines Tieres frei ge-
wordene Alprecht (Scn.VTZMANiN).
Schaf-: für Schafe bestimmte, meist am höch.sten
gelegene und steile, wilde A.
Schweig- imäy-: Name der grössten A. in .\cA.
— Von Sehmig, .Sennerei.
Oberstafel-. ,Der Sonmier- und besonders der
Oberstafelalpanken [d. h. die während des Aufenthalts
der Sennen auf dem obern Stafel im Hochsonuner lie-
reitete Butter] sei viel gelber und besser als der
Winteranken.' Steinm. 1802.
Stuss-, Privatstoss-: im Ggs. zu Gemein-A.
eine solche, welche einer Gesellschaft von Privaten
angehört, und zwar mit festgesetzter Berechtigung
des einzelnen Genossen auf eine gewisse Anzahl von
,Stössen' (s. d. W.) G oRh. It Steinm. 1804.
alpen: den Sommer durch mit Melkvieh sich auf
einer Bergweide aufhalten und Käse bereiten. Bald
wird dabei mehr an die Weide des Viehs, bald mehr
an die Käsebereitung gedacht B; Vw; als Alpknecht
dienen Gr. Alpid teul! Gruss, wenn man von Alplern
Abschied nimmt Schw. Scherzhaft: N. N. hed disen
Summer giiet y'alpet, er ist völlig pr'essne BRi., der
Aufenthalt auf der Alp ist ihm wohl bekommen, er
ist ganz wohlgenährt (eig. gepresst voll wie das Euter
einer satten Kuh). Auch tr. (Vieh) der Alpweide teil-
haft werden lassen Gr. g'alpet adjectiv. : du bi.\t
g'alpet [und in Folge davon erstarkt] — sagt man zu
Einem, den man um eine Kraftleistung angeht (in.
— ent-: von der Alp wieder zu Tale ziehen Gk; \V.
Syn. ah Alp faren (stellen). — er-: durch Alpenwirt-
schaft gewinnen LE. — ver-: durch Alpenwirtschaft
verlieren, ebd. — us-: 1. die letzten Arbeiten vor
Abzug von der A. verrichten Gr. — 2. aufhören
(müssen) Alpen Wirtschaft zu treiben LE.
alpelen: nur mit wenig Vieh die A. benutzen Ndw.
älpelen: 1. = alpelen, auch: nur eine kleine Alp
besitzen und benutzen LE. — 2. nach Alpenwirtschaft
riechen oder aussehen Gr; L.
älpelig: nach Aliienwirtschaft riechend, aussehend,
oft mit dem Nbegriff etwelcher Unreinlichkeit L.
Alper: der den Sommer durch eine bestimmte
Herde von Kühen unter sich hat und Käse kocht.
(EUEL.)
Alpi"g: 1. Nutzung, Ertrag einer Alp. / ha hir
[heuer] e gneti A. Ndw. — 2. Weide. .Hat es doch
in diser Wildi gute Weiden und Alpung für das Vieh.'
Cys. — 3. Nutzungsrecht au einer Gemeinalp für eine
bestunmte Zahl Vieh Uw; er hed für 5 ühäe, 9 Geiss
und 3 Soi [Schweine] ^1. — 4. Zins, welcher für die
Miete einer Alp entrichtet werden muss. ebd.
Alper: 1. = Alper BHa.; Uw. — 2. der eine Alp
besitzt, aber sie durch Andere betreiben lässt Nnw.
— 3. Mitglied einer Alperbruderschaft, ebd.
Älperin ^elpiri: Frau, die in der Alp ist und sich
dort betätigt Ni>w.
Älpler: 1. = ^l?jver. — 2. der auf der Alp. dem
Senn untergeordnet, das Vieh besorgt U.
Alplerin: Tanzjungfer des Älplers an der Alplcr-
Kirchweih Ndw.
Alpkcn s. Albel- Sp. ISj.
Ilp .Vlp' m.: Elephant. Sprenu. — Betr. /» vgl. ii/;<oit
in ll,iiiri.-i Siinini.
.ilpscll ni.: für grob geltende Umformung des
Tanfn. Albrecht Ol.
l97
Als - uls
i98
als. in der Volkssiir. meist ass, ii.f. jiroclitisch
iiV. .s, '.V.' Adv. u. Conj. 1. demonstrativ. ab.s. a) so.
vor Adj. oder Adv. Si hocke da-n-es rlinimm B. ,Ge-
betteii, sy wollind als wol thuen [den Gefallen er-
■weiseii] und mit im ijan.' ITiCl Wint. Chron. ,Es ist
nicht als liiit-lit so yar, niclit sehr] lang sither.' 1617
JJBKKrr. S. auch u. o.s-. As ril (in, rs ril 7,0., affil
Ai'K., <(//;,/ Ai'M., afy Ai'H., I.; UTa", äf4 GT.. so
viel; es ist nU ä., es ist immerhin so viel; a. ond e
Chrättli roll, scherzhafter, nichtssagender Bescheid
betr. das Mass. ,Das Pulver tror [würde], ine. müeht
«()'■'• a. vP" [wie viel man auch nähme], rergebis use
pfötze.' Merz 1836; om a. gross sl, gross genug sein
Ap; GStdt. ; iiüd am a. g'schtd, nicht besonders g.
Ai'; vgl. socel, sörel [so viel]. In der ä. Spr. zu-
weilen = also, ose, im Sinn von ganz, gerade: ,Die
Lüber als nüechter geessen.' 1-568 Tieuii. (gew. .also'),
s. (dso. — b) ebenso. ,Süs [sonst] goht e Sach hi
vtitem nüd as guet.' JJRütl. 1824. ,ebenesmär : eodem
jure, cadem ratione.' Id. B. as gere", eben so gern Gk.
.Als wol und ze gelycher wyse.' BRq. ,Umb ein ding
hätten, das einer schier als ring kauffte.' Mal. .Eben
es bräit.' .TCWeissenb. 1701. — 2. correlat.. so (ebenso)
—wie, in beiden Gliedern oder in einem von beiden,
a) als- als, as — as Ap; B; Gr; GT.; W, i'* bin as hrar
as du; äsfesj — n-s ScHW, er ist äs rerbüstige as der Tfif'el,
ausserordentlich neidisch; ,icli will mich halte 's guet
as 's niüglich ist.' Stutz. Verblasstos rs im ersten
Glieil auch GT. .Als vil nemen, als dem andern
worden ist.' BHandv. Anfg. XIV. .Wir sind als übel
dran als sust jeniant.' Zwi.N(iLi. .Got hindersich als
bald [eben so schnell] as für sich.' 1.520 Stockar.
,As vil as ich.' Z 1-529. .Mir als vil als dir.' Fris.
,Grad als weis als hübsch.' ebd. .Ich alls woll als
niine Brieder.' 1572 FThPlatter. .Ih wet [wollte],
es gieng dir aswol as mir.' Zi; 1701. Zuweilen mit
Wiederholung des verglichenen W.: ,Got ist allen
waren Christen als günstig und hold, als günstig und
hold er sinem eygnen sun ist.' Zwingli. ,Hub sich der
span als vast [stark] als er vast vormals gsin was.' Vau.,
8. auch unter b. Bei Zahlangaben umschreibend : ,als
vil als 30 Schilling', geradezu 30 Seh. ürk. .Als wir
sind geritten als vil als ein mil.' 1-521 StRirKL. Vgl.
liiczu die im Engl, beliebten Formeln as fnr (much)
nx und s. u. vil. Selten für das gew. .so vor dem Vb.:
(IS chlcha mösa [müssen] as öb-ma" en Bettler rer-
Kchlockt hei Ap (Tobl.). Im zweiten Glied zuweilen
das für as: I ha nüd as ril das du Ap; ..es g'nue das
Stene, steingenug BHk."; da Wl ist nüd es guet das
dise (der andere] ZO. 's bald das 's besser sei.' Stutz.
— b) so(se) — als z. B. se ril as d'magst G; Schw; Z;
so— es Gr. Auch verstärkt also: ,daa ich also von
einem armen geschlecht were, ass ye kein frow uff
erden was.' Ziely. Mit der Wiederholung des Adj.:
.So fil Brandopfer als fil irer [der Schmausenden]
waren.' 1707 Hiob 1, 5. ,So gwüss, alss gwüss die
waarheit ist.' 1650 Ru. KdMev. Die Formeln a) und b)
unt einander wechselnd, z. B. bei Zwingli auf der
nämlichen Seite: ,als wenig— als' und ,so wenig— als'.
Die Partikel des ersten Gliedes kann abspringen : g'wüss
(IS tüsig (verstärkte Beteurung) AaF. — c) wie — als.
Wie ein yeder gesinnet ist, alls redt er.' 1572 HBull.
d) als — daas. ,Ich was als we, das ich zu
Hett lag.' 1526 Stockar, — e) als — bis. .Als lang.
bis...' Urk. - f) <•« «: je -desto UwE.; vgl. ic.
8]). 21. -- g) so, zur Einleitung eines Nachsatzes
nach Vordersätzen von causaler oder conditional(>r
Bed. oder auch nur zur Wii'deraufiiabme einer Hin-
weisung. Wil ds Wetter u-iiest worden ist, äs hin-i
verreiset Senwf. ,Wan diese frauw sich unklagbar
gehalten, als hat sie durch ihren hinschid leidwesen
verursachet.' 1660 Unot. .Wann vil Missbräueh ein-
geführt worden, als haben Wir . . .' 17O0 Z. .Wofern . . .
als . . .' 1786,93 ZGes. .Weilen [dgl.] ohne der Canzley
vorwüssen geschehen, als stehet die Canzley nicht gut.'
1818 Z. .Was die Schulden anbelangt, als wird . . .'
1820 Z. — .3. einfach relativ, a) wie. gleichwie.
Es göd-mer as ama Narra, es will mich [in meiner
Einfalt] bedünken (Bescheidenheitsformel) Ap.
Es ist mer as disem, ich denke wie Jener GG. Es
ist-mer verleidet as der Tüsig [im höchsten Grade]
S<:uw. ,I)er Ibis, [der] as nie seit, e Dolder [ist].'
RudMev. 1838. .Ehr sei Gott dem Vater, als er war
im Anfang und allweg.' Ineich. ,Ass unser vetter, sicut
patres nostri.' GHdschr. ,Syn haar was gel als syde.'
Lied. ,As die einunge stant-. nach Mas.sgabe der
Strafbestimmungeii. Pifssknh. Stadtr. ,Über die lioclii
US als die schiii-^rlnin'lzi liar gat' [wie die Wlissim-
scheide läuft. <iioiizlM'stiminung]. Offn. Neuenhof
.Und sol denn gon wader [auf welche Seite] er wil,
nidsich als obsich.' 1433 Rüedl. Opfn. ,Wenn es
zitlich alss [zeitgeraäss sowie (und)] möglich ist.' ebd.,
vgl. ,so es billich und niüglich i.st.' ebd. , Schätzt
jene schier alls heilig.' Cys ,Dann alss jetz und jetz
alss dann.' 1650 Z. .Richten dem Armen als dem
Reichen und dem Reichen wie dem Armen.' 1715 Z.
.Wenn Falschheit orinnete als Für, so war das Holz
nit halb so tür.' Hausinsciir. Mit ungewohnter Aus-
lassung des Correlativs .sowohl': ,hatt mich giert
die Bälg machen als die [dazu gehörigen] Bretter.'
Mev., Wint. Chron. Als steckt wohl auch in folgenden
RAA.: do göt's nüt-es-nüt, se-n-i.<:t er wider amme
cho, es dauerte bloss einen Augenblick usw. Z. Eis
as [so gut als] zwei udgl. AaZ. It Anon. 1815, ohne
Zweifel für ungefähre Zahlbestimmung. Es gar, bei-
nahe SrnwMuo.. lässt .sich deuten: so gut als ganz.
— b) so. ,Er chOmm, es gli [so bald] er chäiin.' Stutz.
,Stand si, 's lang .si well.' ebd. .Als lang die Letzi
ist', der ganzen Länge der Schanze nach. Urk. .Als
bald man in die kilchen kompt, facht man das ampt
an.' ScHW a. Kirchenordn. ,'s best ich kann-, quam
possum optime. 1538 Ruep. Es g'wiss, wahrlich BO..
,e gn-ii.ss.' N.BKal. 1841 ; in angelehnter Stellung teils
wol-is g'wuss Si., nein-is g. und danach jä-n-is g.
[jäni wärli GJKuun 1819, 133), hö-n-is g., teils jä's g.
(auch bloss jäss) und danach nei's (nl'sj g. fnVs-dej g.
Kühn 1806, 196) und mit repetierter Partikel nei
'.■i-es y. Ähnlich gebildete und zu deutende Formeln :
nV 's Gott; ja 's der G., und mit den bekannten Ent-
stellungen des heiligen Namens: jä-n-es potz! e-n-is
Bott! auch bloss 's Bott! Nur spärliche Spuren ausser-
halb B: nä [nein] 's bigöst! starke Verwunderung Ap;
es (ficüss es g'wüss, starke Beteurung GA., wobei un-
ermittelt bleibt, ob bloss ein Beispiel der in der
Volksspr. (und im Nordosten ganz besonders) beliebten
Wiederholung yorliege, oder ob wir hier verkürzte
Correlativsätze annehmen dürfen. — c) nach Com-
parativ: als, «.s Ap; Bs; Gr; L; Z, ass S. Lieber gö
as stö. Besser e läre Darm as e müede Arm. Besser
c Lfis (if-ciii Chrüd as giir l:e Flasch. Etiler as de
Als— uls
Tüfel, selir arg. 's ist me «»•>■ icör, uuLcstreitbar
wahr; nie fS . . . Or. Pleonastisch mit anderen Con-
junktioiien geschwellt: / fälsclmeri Frau as wie
(l'Nagleri ist.' Stütz. !''• u-dr rtcher as das i iez bi".
ebd. — d) im Vergleich mit. ZO. ,Wie das eine
Geged ist als wo wir daheim sind' [eine ganz andere].
Stutz. ,Es ist e grössi Ströf [eine .schwere Not], was
die riche Lül clumnd ha, as euserein' [wie viel mehr sie
haben können als Unsereins], ebd. ,Wie lieb [wie
viel lieber] waren mir diese armen Leute als die in
der Stadt.' ebd. Daran schliesst sich «7s = statt:
,wenn man inmier zu wenig als zu viel haben muss.'
ebd. — e) in Verbindung mit Negation 1) vor der-
selben: ausser, nur. Alls as das nüd Ap. Ds ganz
Jär as nW e Tag nid (jr. — 2) nach derselben: nnt
as . . . Ap; Gl; Z, nüd i-s Gu. — f) als ob, wie
wenn. Er ist g'fallen es er vom Himmel cliäme Ulli.
Es ist as d'IAt standid uf Is Ap. ,Jöm're" as tvär
de Tod paräd.' Stutz. ,Grad als er voller Tüllen sy.'
NMän. jSjjier muoter geist im sye erschinen, als sy
noch in laben wäre.' 15(J9 LLav. Daneben auch as
cb Gl, es ob k\. — g) wie, indem, i. S. v. Gleich-
zeitigkeit. .Als ich eim andern b'reit den Weeg zu
sterben, bricht mit mir der Steg.' R. u. CMev. 1650.
— h) da, zeitlich und zugleich causal, mit correl.
,als' (so) im Nachsatz. ,Alss aber mein Bruder an
den Todtenreyen tretten müssen: alss habe ich den-
selbigen [Todtentanz] zu follenden mich bewegen
lassen.' E. u. C'Mey., Todten-Dantz 1650. ,Als dann'
im Anf. offizieller Aktenstücke im Sinne der heutigen
Kanzleiformel , in Erwägung dass...'; oder den Nach-
.satz einleitend, im Sinne von während, dagegen:
.Unsre eitern [hatten ihrem Oberherrn] von fryem
willen etliche artikel zuogelassen, als dann [während
dagegen] diser zit mit gewalt sölichs understanden
wirt inzebringen.' 15'25 Absch. — 4. mehr oder weniger
pleonastisch a) vor Eelativen. aswie Ap; Bs"; B;
L; Th, eswie Schw: gleichwie; asivie verhext; Geld
aswie Laub; Ora 'sivie en Esel Ar; und sogar: liieg,
eswie 's der göt Schw; i mag nur sl, esivo-n-i trill
ebd. — b) nach Relativen. Welle-n-as 's isch, welcher
es ist. Vo" icas as d'wilt Sciiw. ,Gang's tcohi" as 's
woll.' Stutz. Wer as well Bs. Me g'siehd giiet, wem
as die Chiiid g'höred Gl. ,Es isch d'Frög, irer as
müess noclie gii".' BWvss. Ebenso GO. - 5. für ,dass'.
„allg." ,Es Sl scho 10 Jör, as uf-em Feld kei Segen
isch' S. Sit as, seitdem dass... (ebd.). ,Ist das
II it dir f'nlist lilitzg, ass si nit au nidersitzt!' Aa
(ItiiriiM.j. .(fiduld ha, bis ass 's änderst chümm.'
BiiKirKN.ST. So auch Ap; Gl; L; G; Schw — immerhin
nur so, dass die eine oder die andere Form vor-
herrscht. — 0. .stellvertretend für das Pron. relat.
Menge os waul schribc cha" Ap. ChiiiijijK'l |Mculcn|
as-me" vom Laufe nache [her] übirchiiuHd Sni«. .Ir
safere Ma", as dr sul!' [wie, oder der ihr seid[ Sriin.n.
Chinder as weder Vater no'''' Marter hri \ halicn | S.
Ebenso Gl; E; G. Auch in dieser Stellung wcchsolml
mit dass.
Ah ist vcrk. :ius ,iilsi>', ilnliiT die- ilemnnstr. Red. 1. —
1. Der l'iiil. in iiml wio in aiidiiroii bloss zsgcfiigtfin WW.,
die .ils Al)lcitiiiig('ii vurst;\iiden werden. — 2 a. Die Ver-
stümmelung ■» liöniite allerdings auch «' sein, d. i. auf ,so'
ziuilcligolieii, doch wechselt es bei Stutz u. A. mit <■». —
3 b. Die elliptischen Formeln e» g'wiw usw. lassen sieb auf
verschiedenen Wegen reeoustrnieren: .so g. als irgend Etw.
ist; als ich hier stehe; als ich selij;- zu Wciiliii wlin-iilic' ; die
von Zyru aus BG. überlieferte Forujel jn » »i (init A\\:\ .als
sieh G. meiner erbarmen möge'. — i b. Noch häutiger stiiht
in solcher Verbindung dann, so dass auch hier Verkürzung oder
Verwechslung kann angenommen werden. Ks bbibt auch
fraglich, ob in einem Fall wie: .Nachdem as sy tot war( ut.'
Meinradsieg. ,als' oder ,dass' zu (irunde liege. Jedenlalls
werden diese beiden Partikeln von der MA. vielfach ver-
tauscht wie in engl. MAA. m und that; s. n. iIhhh; die Vii-
mischung wird z. T. durch Fälle entstanden und befünli rt
worden sein, wo dem as(ii) ein auslaut<'ndes dtO einer Verbal-
form oder sH vorangieng. — 6. Erinnert an das zuweilen
eben so gebrauchte engl, n« und mhd. atn. — S. auch a».
früH. Man erwäge auch den Vorschlag (- in iijuiiinll udgl.
im Vergleich mit c g'wüss für c» ./.
also. ,aso', äsr. 1. allein stehend; a) verstärktes
so, d. h. in der angegebenen Weise; in der lebenden
Spr. durchweg a.'ie Aa; Ap; Bs; Gr; L; G; Sch; Z.
,Aseu hat uns ein bott geseit.' 15'29 Strickl. Ase
fangt (föt) me" d'Hase (und etwa weiter gesponnen:
mit der Buchs schüsst-me d' Fuchs, oder In der Aase,
tvem-ma 's öberchonnd), Spottvers, wenn man Einen
ei'tappt Ap; 6; Scn; Z. Im Gegensatz zu so, esö, auf
diese, dem Sprechenden nahe liegende Weise, .hoc
modo', deutet a.te auf den Angeredeten (,isto' oder ,illo
modo'), auf räumlich und zeitlich Entfernteres, oder
anders, als zu erwarten war, Beschaffenes. Miirli 's
nüd esö, mach 's ase [wie jener Andre]; aseweg kann
also auch bedeuten ,auf deine Weise', wenn mit di}-
weg Z, deniiweg Ap ,meine Weise' gemeint ist. Es
heisst: er ist nüd ase g'schid, das er chömit schwige".
wenn Einer sich bereits schwatzhaft gezeigt hat. da-
gegen absolut: er ist nüd esö g. usw. Ammig | vor-
mals] hat 's Häg g'ha" um all Wise umme [lienim],
iez isch-es nümme ase Z. So, isch 's aseweg':" Av, Z.
Ase! ase! so ist's recht! z. B. vormals auf den Schiess-
stätten beliebter Ruf an den Zeiger, wenn dieser durch
Gaukelsprünge die Voi-tretflichkeit eines Schusses an-
zeigte Z. Passend etwa verbunden mit dei, dort:
,dö stöt er dei ase wie-n-en Schnider.' Stutz, wie .so
mit dem entsprechenden da: esö da Z. Ase, ase! jo
tvol au! Formel verwunderter Zustimmung, eig. ,es
wird wohl so sein, wie du sagst' ZO. ; auch in fragen-
dem Tone so? ■•<o'? ase'? G; Z; isch 's fast ose'? wie
schwer es zu begreifen ist, muss man doch fast glau-
ben, CS sei so GTa. Ase appelliert auch an die Er-
fahrungen des Angeredeten. ,M'cnn (t'Kiiiiipt |cin
Fluss] a.9se chlbet' [tobt, .schäumt]. .IKMr.v. 1K44. ./>«
stöt-si ase ri'ir in zue.' Stutz [in der .ledernianu be-
kannten, weil in solcher Lage gewohnten Weise]. .])ie
liusse waJe [wälzen] sich asse im Schnee.' Surkm^. —
b) also d. h. folgenderniassen, in anzugebender
Weise. ,I.st also zuegangen.' 15G1 Wint. Chron. Die
Besclia.tfenhcit kann auch durch folgendes ,wic' iMst
angegeben werden: er cha" denn ase tue wie-ii~ni
J feilige '/., oder durch einen Satz: ase, me" sott 's inid
merke, irgendwie so dass man es nicht merken sollte
GTa. ,Dc Torebueb! a,se, d'Welt chönn g»h', über die
Torheit! zu meinen, die W. könne .sich [um die Sonne]
bewegen. Stutz. ,Han ich aso gemacht, dass...' 1529
Z, Stiuckl. Zuweilen wird aber die Angabc nicht
ausdrücklich gemacht, sondern unbcstinnnt gelassen.
der Vorstellung frei gestellt, ,Si wiiltint uns also
und so tuon' [bloss andeutende Drohung]. GHdscIir.
,Ain jetlicher liet sin eigen gob, eir [einer] süss [so],
aber der ander aso.' GHdschr. ; vijl. o. eso : ase. So
I
20 1
Als, eis. ils, ols, uls
'M
kann ttsc vei-scliiiMlfWo In'ilil. luiiu-hnn.'n, ilir ji' narli
dem Zusaiiinieiilian^ zu ergänzen sind. Wiiix i ».sc
weit, wenn icli so recht wullte ZU.; ( hi" denn nüd
ase, 7: H. nicht so geizig [wie man mir wol zutraut
oder wie Andere in ähnlichem Falle] Z. /'> ist ane
iiiiil (iW'' icie-n-er sötti, nicht so ganz wie er sollte
tii,; 81:11; Z, und CS kann sich die Bed. bis zu Un-
üborsetzbarkoit abschwächen z. B. in Fragen: ,vAe ist
Uli iise 's iVettcr dusse?' Stitz; ,u'as seit i echt an
nse muclie?' was sollte ich denn wol etwa tun? ebd.;
,ifiix meined ir au ase?' was meint denn ihr etwa dazuV
ebd. Dil Inst ase-n-aii Eine! ein Unberechenliarer Z.
— c) also, igitur, ergo (folgernd), nun denn (er-
ninnternd). In der erstem Bed. ist jetzt wohl durch-
weg die nhd. Form durchgedrungen; dagegen: ,l)en
|iund wend wir erlich halten und bittend äsen unser
gnädig herren, dass usw.' 1524 Auscii. ,Uf fritag ist
der abt anweg geritten; äsen band wir im nach g'han.'
15'^9 Z (Stbickl.). Auffordernd: chiimm äse, so komm
doch! üA., asa wie! Gb, vgl. se wie! — d) correlat.
alio : so s. als 2 h. — 2. yor Adj. (resp. Adv.): in
solchem Grade, so sehr. Niki ase gross wie... Z.
Niki um ase starch, nicht so gar. nicht sehr, nichl
besonders st. ZU., absolut, aber mit möglicheji Neben-
gedanken: wie man meinen könnte, erwarten dürfte.
Kr ist asa iify'nimt, recht munter Ap. — b) so ziem-
lich, so recht, sie satis. Du tuest doch ase recht leid,
du settist a.ie frei si, du solltest hübsch artig sein Z ;
vgl. 1, b. ,Ase [gerade] roni beste Wi".' Stctz. ,A1so
gnueg, leydenlich gnueg.' Fhis. ,Den Feind zu schlagen
also tolls so recht tüchtig. Lieh v. 1712. Äsen einist, so
etwa, allenfalls, einmal L. — c) ganz, so wie es zum
vollen Begriff der Eigenschaft gehört, gleichsam mitten
; in dem betr. Zustand, oder wie der Gegenstand im ge-
gebenen Zeitpunkte gerade beschaffen war; vgl. frz.
tout, etant. 1) participial. Ase y'ständlige, stehenden
Fusses, in aufrechter Haltung. .Und wigt ain sölich
ganz tuoch also gmachet nit mer dan 16 Pfd.' Vad.
•Sied es halb eyn also vei'schlossen.' Vogelb. 1ü57.
' ,Älso gfenklich', im Zustande der Gefangenschaft.
1501 WiNT. Chron. — 2) rein adj. ,Ase warm, dum
calet; ase frisch, totus recens.' Id.B. Übertr. eine
Nachricht «.se warm, derb ase chilewarm [frisch vom
Euter weg] hinterbringen ; ,ase warm hiit-cr-si''' uf de
Heiweg gemacht.' ,TMet. 1866. E Zwetschg ase ganz
iibe schlacke'^ ase wrlf esse; 's Fleisch ase ran esse";
. du ase selber, in eigener Person; ase bar zale, sofort
bczalilen. allg. Es ist ase richtig, ganz r. Ap. .Das
; mcl nitt also warm pruchen.' G Stiftsonln. um 1470.
, Etliche fassend disen stein also rauh' [so wie er von
Natur ist]. Vocelb. 1557. ,Bonen also nüechter essen.'
ebd. ,Numorato: also bar oder gezelt.' Fris. ,So bald
vcrlüft'en ist ein Jahr, So hendt wir ein Geis asabar'
[so sicher, als wäre es baar Geld?]. Com. Beati. ,l)as
1 Osterlamb nmsste nit gestuckt, sondern gebraten wer-
den also gantz.' FWyss 1C50. Sonst herrscht in Ar;
G die adv. Form: d'Bira asa gamna ahaschlucka; 's
l'üechli asn rcrschriiiizia n"ha" [in zerrissenem Zu-
stande tragen |. Dagegen bei Vad.: ,Er was in 2 tagen
■ gsund und tod und geschwal also toten', wahrscheinl.
für .toter' nnt Verwechslung der beiden Casus. —
■5. selbst adj., bes. in Verbindung mit .ein': ein
solcher. Ase-n-eine, einer von jener (besag-ten) Art.
.Do sig ein loch da gesin und aso ain [nicht näher
zu beschreibendes I ding.' l.Mil Kriess. .Sy hanil also
r;itligäb glian, die band sy also in ein grossen [einen
so gr.) costen gvvätten [gebrachtl.' ].h*ii W int. Chron.
Mit der Vcrkiirzuiifr nli trifft nlno, ««c nur in dfiin einen
iJebrauelie 2 c zusiuniiicn. Itie voreinzolte Form Um- l{.\.
lässt sich nur als sog. Beilaut erklären. — 2. I'm 11»^ ninrth
buruht auf Vermengung von Quantum und IJrad. .\ lil. ((«/.;.
iiscdiij. uniUch .
Alse f. I: eine Art Häring, clupea alosa. ,Alausa
elupea vel thryssa: ein Alse [so auch bei Mai,.], Else,
Alse, Leuss-, Lauss-Fisch.' 1563 Fisciiii. — Alle diese
Namen aus dem lat. W. entsprungen.
Alse f. II s. Alesne Sp. 173.
allsen, allsis s. all II 1 Sp. 168 u. liiü.
Eis, Else, Dim. Elsi, Elseli BO.; F; Gr; „L";
6; Sch; Z, Elsbet Sciif; ZO. (auch Elsbetle):
Verkürzung von Elisabefha. ,Elso' war der Name
einer Figur, welche an dem zürch. Frühlingsfest des
,Sechseläutens' (s. d.) als das Weib des sog. Chrlden-
gladi vom Lande in die Stadt geführt wurde. , Lustig
trollten dann voran Auf dem bunten Bade Else und
ihr strohner Mann Meister Kreideiiglade.' Neu-iahrst.
d. Z Musikges. 1786. Elsi n. appell. als Schelte im
S. von Vielfrass Aa. D'Elsbete in BsStdt. noch als
Name einer Kirche und des umliegenden Quartiers.
Der Strohuiann, der am Abend des Sechseläutens noch
heute verbrannt wird, ist ein bekanntes Bild des Winters,
der als Riese gedacht und dargestellt wurde. Sein Weil)
Else erinnert an die ,rauhe Else', welche im ,Wolfdiotrich'
(Ausg. v. Holzmann S. 60) durch ein Bad im Jungbrinmun
sich in schöne Gestalt verwandelt, aber vorher eine riesischc
Verkörperung des winterlichen Gebirges gewesen sein wird,
s. Ah-Bls. Auch das einfache Else, Ehiij kommt als Bestandteil
von Bcrguamen noch im BO. vor und ,Rünze', im Wolf-
dietrich Name eines Riesenweibes, bezieht sich ebeuf. auf
Runzeln, d. h. Klüfte, Spalten des Gebirges. Auch Eh! im
.S. von Vielfrass erinnert an die gefrassige Natur der Kiesen.
— Syu. Eim. Ehhm. Lwahnt. Lise. Lilli. ßoiU. Zisi. (Seile.)
Alt- f.: Name eines hohen Schneeberges an der
Grenze von B und W,
Wird urspr. eine Schwester der ,Frau' und .Jungfrau"
genannten Berge der seihen Kette gewesen sein; s. 0. Man
sagt auch etwa der A., dann wird wol ,Berg' hinzugedacht.
Gant-Elsi n.: ,dummer Schöps, der da .stehet wie
ein Stücklein Hausrat, welches man verganten will.'
Spreng.
Die Erklärung Spreugs ist zweifelhaft. Aber auch die
Deutung auf Gand, Felsschutt, und den daraus emporragenden
Gebirgsstock (s. 0.) wäre um so bedouklicbi'r, da dieses W.
der Bs MA. fremd ist.
Kitter-, Lacher- Else, -Elsi: ein Mensch, der
das Kichern fkittere), Lachen iiiclit lassen kann BsStdt.;
Spreng. — Vgl. Lachgret.
R unipcl-Elsi. ,Toberin. Bumpelelssy, oblatratrix.'
Mal.
,Taub-: wildes Mädchen.' Spreng.
Elsis elsis'^ n. : Elsass. 's Für im E. g'seh, s. Für.
Der zweite Teil des Comp, durch die Betonung zur blossen
Ableitungssilbe herabgedrUckt.
Elsässer, Elsässer, Elsrsser m.: der aus dem
Elsass bezogene Wein; s. Sp. 176 0. und oft genannt
in früheren Jhdtcn. Elsä.'iser: Name eines Hauses
in Z, in welchem vormals die Obrigkeit fremde Weine
ausschenken liess; s. SVög. 18'29, Nr. 147. Elsisser:
eine Art weisse Trauben. Syn. Elhelen. Eiber.' Rhagor.
m
Xlsdi. AK
'204
Älschle f.. AlschH n., PI. ««.•»;.■ 1. (AJtscld.J
niedrige Eberesche, Alpenmehlbeerbaum und (Ältschli)
dessen Fruclit, niespilus cham»mespilus L. BSi. —
2. gemeiner Misjjclstrauch, mespilus gernKin. L. Aa
(Mi'>HLBER(i).
Der Name mit der im Gebirg beliebten Vertauscliung
von « und » aus ,Else' (s. ,Klsen-Beere, Elschplen' Gr. WB.I
verk.: vgl. uli^ur (frz. Schweiz).
alt I, in gewissen M.\A. tVt. I. rein adj.; im
Ganzen wie nlid. AU ÖpfeJ, Äpfel vom vorigen .fahr.
So alt as Mites und Broä, seit Mensclieu leben. AUer
as e Schnegans. Sulg. Der ältist Battenberger (Bürger
von Beatenberg), d. i. der Wind (weil auf jener Höhe
meist Wind geht). JSr weiss irol wie alt = velU Zit
dass 's ist, was an der Zeit ist. Dkr. Auffallend:
vKaiser Maximilian begehrt ihn [Bruder Claus] zu
erheben; bleib [das blieb] uf älter Zyt anstahn.- Ans.
[spätere Zeit, vgl. ahd. altinon, verschieben]. ,Ein
alter Christ', ein Anhänger des alten, kath. Glaubens,
im Gegs. z. Reform. S.ilat. Politisch: am Alten
hangend; er ist fül alt, arg, leidenschaftlich con-
servativ Ap. Wo der Tilfel selber nüd üsrichtet (nid
t-e mag, nicht hinein kann), schickt er es alts Wib L,
Das u-alt Gott und lei aU Wib! [Hexe], Sulg. Alti
Wiher heissen aber auch St. Johanniserbsen BSumisw.,
Be. [Vergleichung mit den einzelnen Zähnen alter
Weiber'?] B'hüet-mv'' der alt Ma" AAKüllik. — mid
sl Meie [Maria] Z, Gott bewahre! [vgl, der Teufel und
seine Grossmutter]. In Ap heisst der alt Mä ein aus
Käse, Butter und Brot bereiteter Kuchen; auch ist
es Name eines Berges, vgl. Etzel. Dem alte Ma liiise,
für die alten Tage sparen L. .Bei altem oder schwey-
nendeni [abnehmendem] Mon [Mond].' Tierb. Er hängt
der Chopf wie en alts Boss, geht gebückt Gl. Auf
die Frage: was mnched ir au? wie geht es euch denn?
wird etwa geantwortet: alt Schueh, d. h. wir nutzen
die Schuhe ab, d. i. das Leben nimmt seinen gewohnten
Verlauf. En alti Nacht ha, eine Nacht in Lustbarkeit
zubringen wie in alter Zeit, wenn Jugendfreunde später
wieder einmal zusammen treffen. Stutz. Zum alten
(ander 's alt) Ise g'höre, alt, abgenutzt sein G (auch
schon bei Mey. Hort. 1092). ,Concedere, zue der alten
Welt faren, sterben.' Fris. Er ist eine us der alte
Welt, altvaterisch. Sulg. Öuserein ist vom alte Teigg
[Geschlecht] S. En alti Schuld, schon vor einem
Jahre verfallen, en uberalti, vor zwei J. Ndw. , Können
wir nicht übermehren Jetzund unser Gnädig Herreu.
Dass die Schulden und Boschwerden Lauter alt Ka-
lender werden' [abgeschafft wie der alte, julianische
Kalender]. 1701 JCWeissenb. Die Rechnung nach dem
alten Kalender blieb aber im Volke noch lange üblich,
dalier der ,alte- Sylvester (11. Januar), das ,alte' Neu-
jahr (12. Januar) auch unter der neuen Ordnung noch
festlieh begangen wurden B (Gotth.); ZO. Auch bei
den Monaten werden durch den Zusatz .der alte' (z. B.
Jenner, Mai usw.) die 12 ersten Tage noch zum vorigen
gezählt Z. Die alt Fasnacht (schon im XIV.), der
Sonntag (Montag) nach Aschermittwoch oder nach
der Herren fasnacht, der erste in der Fasten, der
sech.ste vor Ostern (auch die ,grosse' F. und ,Bürenf.'
genannt), zugleicli im Ggs. zu der jungen F., welche
die junge Welt am l)ienstag vorher gefeiert hat.
Die 'Rk. hinde drl" cho" wie die alt Fasnecht, zu spät
kommen Bs; S; Z bezieht sich aber viell. nicht bloss
auf die alte Zeitrechnung, sondern auch darauf, dass
die an den Fasnachtumzügen mitgeführte Puppe, welche
ebenfalls a. F. genannt und als Sinnbild des Winters
zuletzt vergraben oder verbrannt wurde, das Ende
des Zuges ausmachte. In Ap heisst der alt Sonntig
der letzte Sonntag des Jahres, der alt Jörfibed der
Silvester(-Abend), Letzteres viell. eigtl. umgestellt aus
der Altjör-öhed, der (letzte) Abend des alten Jahres,
wie in a. Kantonen gesagt wird. Alt- vor Amtstitel
gesetzt bezeichnet einen Mann, der das betr. Amt eine
Zeit lang verwaltet und dann niedergelegt hat. z. B.
alt-Präsident ^ gewesener, ehemaliger, Ex-Präs. In
Ap ist der ,Alt-Landammann' der in diesem Jahr , still
stehende', quiescierende. der dann eo ipso zum Banner-
herr wird, d. h. in die Stelle des zweithöchsten Staats-
beamten zurücktritt. Wenn bei periodischen Erneue-
rungswahlen von Beamten der bisherige Inhaber eines
Amtes seine Stelle behalten soll, so heisst es: der
alt ist guet! Z. — Sprww. Es ist Niemer so alt, er
cha" no"'' Öppis lere [lernen] L. Wie älter, wie chälter
Ije-desto] L. Alt — ehalt. Silo. Besser en alti .lumpfere
(i-s e jungi Huer L. E junge Biter — en alte Fuess-
gävger B; S. .Gott ist alt, aber nicht krank", der
alte Gott lebt noch. Kirchh. 1824. Wenn en ulti
Schür [Scheune] brennt, se-n-ist nid guet lösche, alte
Leute lieben noch heiss. SuLfi. = alts Holz bren)it am
beste. Je älter der Bock, desto härter ds Höre [Hörn]
U. ilfc seit [man sollte] z'erster [zuerst, eher] alt
werde ob [bevor, als] jung L. Alti Friind. alte WV
und alts Geld Hand [haben] {Nänd, nehmen) de PrU
in aller Welt L; Sul«. Heb kei Chummer für alt
Hose (für alt Schue), mache dir keine unnötige Sorgen
ebd. Der älter teilt, der jünger wält L. En alt Boss
hilft hüse. Sulg. Me" mues ril tue", bis men Eim
seit: alti Hex! und denn [selbst dann] isch es no kei
Er. ebd., vgl. alt Wib. Da ist alt g'nueg, wo witzig
g'nueg ist. ebd. Alt Hund sind bös ziihe, schwer zu
erziehen, ebd. Wenn en alte Hund billt, sc soll men
afpasse. ebd. An-ere [als Abzahlung an eine] alte
Schuld nimmt me" Haberstrau. ebd. Bicher Lilte
Töchter und armer Lute Chäs werde nid alt. Wenn
en Ma" fW'' so alt ist und er cha" 7W'' uf-eme Böge
Bapir .<(«" und e g'runneni Milch esse, se-n-ist er im
im Stand, Chind z' züge. Sulg. Nüt clmnt me ander
de Liite umwe als alti Boss und jungi Wiber. ebd.
Alti G'iconcl ist stärcher as Brief und Sigel. ebd.
Wenn alti Gaul in Gang chömmed, so sind si cliüiii
z'bhebe. ebd., vgl. o. alti Schür, alts Holz. In alte
Hüsere vil Müs, in alte Beize ril Lüs. ebd. .Mancher
lobt die alte Welt und tut, was der neuen gefällt,'
ebd. Die alte Chie [Kühe] hckant nich geru [gern]
W. Die alte Chile je sind der Wdier Schmalzhäfe. Sulg.
D' altu Wlber sind dsjungu Masch [Manns] Chiechil-
pfanne [Kuchenpf. | W. Alti FuerlAt g'höre gere [gern]
chlepfe [mit der Peitsche knallen] B (auch obsc). —
Sprichwörtl. BAA. Der 'alt Sehne füre sueche,
alten Streit hervorziehen. Svlg. ,Verhasst wie alte
Münze' (vgl. aber auch o, alti Friind usw.). Das
ist-mer scho" lang öj)pis alts, das weiss ich längst ZO.
— Glaube: Wen man fälschlich für todt ausgegeben
hat, der wird alt Z. — U. substantivisch, a) n.:
Alts und Jungs, Leute jedes Alters. Es ist no''' Alles
im Alle, im früheren Zustande. Vor Altem Gl; Z,
205
Alt-ult
206
vor AUeiiin (mit adverbialom -v; v^;!. cor Altem) Schw,
vor alten Zeiten. — b) ni. u. f.: i. Kn Alte, Greis S.
Bcr Alt: 1) der alte Mann; wenn der Jungo icissti
und der Alto meehti W; er suryt für 'en Alt, für seine
alten Tage (= dem alte Ma" hüse) S. 2) der Vater,
Gatte (meist etwas grob oder verächtlich, doch auch
vertraulich) Ap; Bs; B; Gk; S; Uw; Z; der Alt und
der Jidiij, Vater und Sohn. 3) Meister, Geschäftsherr
Bs. \) Isclie Alte, unser Pfarrer W. 5) ,den Alten
verlochen' = den Winter begraben, Fruhlingsfest.
Rocini. AK. 471; vgl. ,die alt Fasnacht'. — 2. Die
AU: 1) die Mutter, Gattin Z; die Alti Aa; Bs; B;
Gr; SB.; UwE.; d' Alta W; die Alti und die Jtingi,
Mutter und Tochter B; mi Alti, meine Frau Bs; Z.
Alti auch: Geliebte (in vertraulicher Anrede) Bs.
2) Name einer Kuh S, dann bildl. : 's ist g'röte mit
der Alte, si frisst wider, eig. die kranke Kuh ist
wieder hergestellt, s. v. a. die ins Stocken geratene
Sache ist wieder in Gang gebracht. Sulg. Von Vögeln
bezeichnet der Alt (gegenüber den Jungen) Männchen
und Weibchen Aa. ,Die jungen Storken tragen ihre
.\lten, wann sie nicht mehr fliegen können, auf ihren
Rugken.' JMey. 1694. Hieher gehört wol die in Bs
und Z (übrigens auch in Schwaben) übliche BA. .den
Alten fangen', welche sich auf einen grossen Fisch
zu beziehen scheint, der schwer zu fangen ist, daher
spöttisch gebraucht wird, wenn Jnid sich grosse Schlau-
heit zutraut. Man sagt dann: da will g'wiss go der
Alt fange! Witt go der Alt fange':' Hast der Alt
iffangeY Fang nu der Alt nüd! Als Fischer bei
Rhcinfelden ein Prachtexemplar von einem Lachs ge-
fangen hatten, sagte man einmal ausnahmsweise: ,die
haben den A. gefangen!' Urspr. scheint aber die
RA. sich eher auf einen Vogel bezogen zu haben,
denn schon NManüel sagt: ,du fündest den Alten im
Nest!' im S. von: ,ich würde mich wehren, dir den
Meister zeigen!' und noch Auerbach: ,du hast den
Alten auf dem Nest gefangen !' [ein Meisterstück voll-
bracht?] — c) Plur. die Alte- (W d'Altu). 1. die
Eltern (ohne Nebenbegrift) Ap; B; W; ZO. Die Junge
müend run Alte lere müse L. Was die Alte" sunge",
(las pfife' die Junge' L. ,Wo die Alten hinlässig
und die Kind nit schickend.' Ap 1607. 2. die alten
Leute, hie Alte sind zäh: sötted-si gii"-, so tuet's-ene
we. Sulg. Die Junge zum Wort, die Alte a's Ort,
die J. sollen das Wort ergreifen, die A. sich zurück-
ziehen (Gegenstück zu dem sonst auch hei uns gel-
tenden: ,die Alten zum Rat, die Jungen zur Tat'), ebd.
.Unsere Alten', die noch lebenden altern Männer,
welche in der Schlacht bei Dornach (1409) gewesen
sind. S 1.554. 3. die Vorfahren, Ahnen. ,Die Religion
unserer Alten.' JHott. 1666. ,Unsere Alten haben
davon [von Bussmandaten] nichts gewusst.' Z XVLII.
Die Alte sind aw'' nid Narre g'si. Den Alte na''',
si händ au g'hüset! Den Alte nä! scherzhaft ange-
wandt beim Kartonspiel, wenn in der gleichen Farbe
fortgefahren werden soll L.
eben-: gleich alt. Substantiv.: Altersgenoss. ,Sino
ebenalten und mitgsellen.' Salai. In W gilt das
Dini.: mts Ehmialti; wir sl" Fbunaltini W. — über-:
En uberahe Zi-s, seit 2 Jahren verfallener Zins Ndw;
s. alt. — gufer-: steinalt B (alt wie Gufer, Gletscher-
schutt). — hund(3)-: sehr alt Gr; ScnSchl. — Uu»d
oft abstr. verstärkend. — stein-horn-: sehr alt, z.B.
von Bergen ü (alt wie Gestein und H.). — Ei^. hat sich
ilieStciguniiiK iuis di/r Vorliimliiiig- «irinlinrnliUrt \nAu-v vcriii-1.
— (stein-)mues-mockcn-: so alt as Mues und
Brod ZGlattf; s. alt. Mm-k,». Bnwkeii. — durch-.
, Unsere duralten' [Urahnen]. JJBreit. Kilbe. — Durch
mul dm-i'h -aW;
näch-ältist: zweitältest B; Sch; Z.
Alter. Elter (Öfter BsL.) \.m.: = Alt2), Vater
Aa; Bs (grob) ; BS. (hier, nicht unehrerhietig, im Munde
erwachsener, im väterlichen Hause lebender Söhne);
L; S. — 2. n. es- Elteri: Eines von den Eltern, Vater
oder Mutter Z (nach Analogie von es Gschwüsterti,
eines von den Geschwistern). — 'i. VI. Eitere, Öltere:
a) Eltern (selten). Was d' Eitere spinne, müend d'Chind
hasple L. Was d'Eltere ibroche [einbrocken], müend
d'Chind üsesse. ebd. Wer den Eitere nid folget, mues
dem Chalbfell [der Trommel] folge, ebd. Wer si''' a"
den Eitere rergrlft, dem u-achst e Hand us-em Grab.
ebd. — b) ältere Leute als Vorsteher einer Gemeinde.
,Die Eltren und Anitlüt.' SWoch. 1572. ,Bei den Anipt-
leuten und Eltern.' Vad. ,Der oberst Priester, die
Eltern des Volks und ander Priester.' 1531 I. Macc.
— c) Vorfahren. JBull. ; Ans.
Ältist, Eltist, Eltst m.: Vater (neben Älter 1)
Bs (grob); BE., S.; FS.; ThHw. — f.: Mutter TiiHw.
althaft: ziemlich alt, von Personen und Sachen
Gr. — alti echt, -lachtig: ältlich, alt aussehend
SchSI; ZO.
alten: alt werden, altern, das Alter verraten,
,senoscere, veterare.' Fris. ; Mal. ,Sy werdend wie ein
gwand alten.' 1531 Jesaj. — er- ^ alten. ,So sein
Wurzel in der erden eraltet.' 1531 Hiob. ,üie Welt
eraltet'. 1781 L. — ver-: lange bleiben, sich fest-
setzen. ,Pabst Leo machet Anschläge wider die Fran-
zosen, welche er ungern in Welschland veralten Hesse.'
WURSTIS.
altelen GrAv., ältelen eltrlr allg., ähljr Obw:
allmählich altern, zunehmendes Alter verraten. 1. von
Menschen, „üer Mann ältelet, spürt Abnahme seiner
Kräfte." ,Die Jumpfer eltelet, sieht alt aus, hat
altmödige Vorstellungen.' Spreng. ,Ein Kind, das
ältelet, stirbt bald.' ebd. — "2. von Sachen, besonders
Speisen und Getränken : nach Altsein schmecken oder
riechen, abstehen, allg.; z. B. vom Geschmack er-
stickter Milch Ob*. Der Käs eltelet, loenn-er me es
[als] emal g'h&rt Mittetag lüte Gr. „Der Einfall ältelet,
hat den Reiz der Neuheit verloren, erweckt Über-
druss." ,Diese Münze ältelet nicht genug.' Spreng.
,Situm redolet: es gräuwelet, eltelet.' Fris. ; Mal. ,Es
ältelet: gratiam novitatis exuit.' JMev. 1692. ,Nostri
(malo cum inquilinis quam suaviter loqui) vocant
Aeltelen' [vom alten Wein]. 1710 0enol. — 3. unpers.
„Es ältelet mir: ich finde keinen Geschmack mehr
daran." — an-: 1. in Folge von zu langem Genuss
zuwider sein, „es thut mich anältelen". ,Das Lied
ältelet mich an: kommt mir langweilig vor, weil ich
es zu oft gehört habe.' Sulg. — 2. „hennisch jugend-
lich anmuten, altbekannt dünken, z. B. wenn man nach
langer Zeit wieder an einen wohlbekannten Ort kommt
und sich daselbst wie zu Hause fülilt; oder wenn man
Etwas auch schon gesehen oder gehört zu liaben
meint." — Sjn. anheimelen.
„ältelig: 1. ältlich, im Alter vorgerückt. Ein älte-
liger Mann. — 2. nach Alter riechend oder schmeckend,
verdorben. z.B. älteliger Anken."
207
All lüt. Altsfli - ultsrh. Ahv
2i)8
Alter 1. Altert BS. n.: 1. senectus. Wenn d'Juged
inistft, v-as 's Ä. icär, icär mänge Seckel nit so lär Z.
Jlfe" wiMes 'em A. [für die alten Tage = dem Alte, dem
alte Mann, s. o.] hüse". TT'cc 's A. uf-em Puggel hat,
da'- macht die beste Schick im Bett. Sulo. SüccI (ts
men i der Jugcd lachet, mues men im A. bricgge
[weinen] S. 's A. ist nng'Urig. 's A. hed de Kalender
im LXt> L. 's A. ist aW'' e Chranket (die g'färlichst
Chr.). 's A. ist itwärd [unwert]. .[Der Wein] bringt
den [V] alter eezyt' Zwingli. Auch porsönl.: '.<>■ A.
(ßt vorä", Formel, mit welcher man einem Altern den
Vortritt läs.st. 's A. söll-men ere, seid dr Kaintilner,
wenn-mcn alte-n-imd neue Wl" üfstellt L. — 2. aetas.
allg.; auch Altersjahr: 4" sinem 33. a.' NMan. Ve-
xierend, zwischen den Bedd. 1 u. 2 sinelenj: 's schönst
A. hünd die achtzchjnhrige Jampfere L. — 3. anti-
quitas. .Von altar har.' Zwinuli. ,Wie von altar gc-
wonheit ist.- 1.Ü29 BsChr. .Vor Alters.- Tritic. sepult.
,Von Alters her.' Steinm. 180-2.
Das » ist iulv. Endung' wiu in ,T:ii,'s, Nachts" iiml .r..;
AlteiiiK' Sp. 20.5. Die S.'luuiljiuij.' .allar' könnte luif .vmi
alt liar' zurückgehen.
Mittel-: mittleres A., Mitte der Lehenszeit. .Im
ni., da der mensch h^'Y seinen besten kriiften.' iijhh
FWvss.
Schwaben-: A. vcin 10 .Jahren, da vor dieser Zeit
nach dem Sprw. die Schwaben nicht zum Verstand
kommen. Vgl. Wisheitszand.
altcrig: zu reifem Alter gelangt Gn. En altergi
Bock, ein zweijähriger. Substantiv.: es AUerigs, ein
Erwachsener. Auch mit üblem Nebonbegriif, frühreif:
das Chind sclnnl a.; es redet a. (Tsch.)
.,Älteri"g m.: Ziegenbock, der mehr als ein .Tahr
alt ist LI-:.- "
,\lti, Elti allg.. Ölti S -- f.: Alter, sowol actas
als senectus. vetu.stas. antiquitas. In mincr E., un-
gefähr so alt wie ich. Gnaiqjc" [wackeln] vor E.
Me" clia" das Brod cor E. nümme e.s-se. D'Sitifti hed
afig E., die Käsmilch schmeckt bereits abgestanden
Ndw. ,History ist eine verkünderin der elte.' 1560
Bibel. ,Kein Haus zeigt einiche Elte an.- Wvrstis.
.Seine dannilige alte war 20 Jahr.- 1002 HEEscuer.
,l)ie Alte ihrer Kleideren.' 1722 Mise. T.
alt II: allezeit Ai-; ZBenken.
Syii. tiU ;' (Sp. 170), aus Jum es durch Anhängung vim (
kann entstanden sein; vgl. ,alst' = als, alls d. i. hisweiloii
Grinnn WB. Dass t erst hinterher, unorganisch angetreten
ist, crgilit sich aus der Ausspr., welche dem vorliegenden
W. durchaus et wie in all zuteilt, wfdiroud die hetr. MAA.
vor altvcrhundeucm tl den Voc. dehnen, so im Adj. all.
Vgl. .jedoch auch aide II Sp. 188, dem es eheufalls als Ver-
stUnunelung aus ,all-tag' zur Seite stehen könnte.
Altw II, Altar m. n.: Altar. Am A. diene", als
Chorknabe zudienen S; dem A. d., Priester sein.
Wer 'cm A. dienet, soll cum A. Iche. Sulh. Wer 'cm
A. diene tcill, nmcs mit beide Hände diene [sich dem
Dienst ganz widmen |. ebd. Xiim A. gä", zur Trauung
L. Es dörf e Vhntz cn A. aliicge. Antwort auf die
Frage: Was biegst mi''' aw'' cso n"? Z. Wenn a'-dr
Licchtnicss d'Siinn dem Her [Priester] iif 's A. schinl.
se mues de Eiichs no''' G Wache i" d'driieh [dauevl
der Winter noch länger] ZAlbis. .Wo ein Priester
über Alter gat'. vor den A. tritt [ohne Artik.]. Alt,
urbar Inuenbohl. ,Zue dien [den] messen . die ge-
sprochen werdent uf den altern.' 13'24 Gfr.
Alterli n. : kleiner A., ein in der Wohnstube, auf
einer Connnode oder in der Ecke über dem Tische
angebrachtes gläsernes Gehäuse, Schrein mit filas-
fenstern, enthaltend das Wachsbild eines sitzenden
oder liegenden Christuskindes, ' das mit glitzernden
Metallfransen geschmückte Kleider trägt und oft von
kün.stliehen Blumen umgeben ist, daneben allerlei ehr-
würdige Familienerbstucke als: Heiligenbilder, Reli-
quien, Schnitzarbeiten aus Klöstern und Wallfahrts-
orten; auch hängt gewöhnlich ein grosser Rosenkranz
daran. Hausvater und -Mutter verrichten dort ihre
Andacht und leiten auch ihre Kinder dazu an. Ein
solcher Hausaltar felilte früher in keiner Familie,
wurde aber allmälilich ersetzt durch Ölgemälde, Litho-
graphien oder Kupferstiche L. I17e tis-cme (oder zu-
mcne) Älteili usc (üs), zierlich, schmuck, niedlich,
bes. von einem schönen, schmucken Mädchen L. —
Syn. Bademertriickli.
Alt.j- noch vorherrschend AaF. ; P; V\v. nueli Z XIV.;
Edlih.;'lvessl.; I,i31 S, danehcn eindringend (jdcr (S) aus-
schliesslich Altar; H. Aa; G; S; Vw; ZAlh.; m. 13:3'J Kl.ira
V. d. Bahn; Edlib. — V]. .Aller'. ZKichtcbr., ..Älln-: Edlih.;
Zwingli, .Ella-: 1:3-24 Gfr. .Vlünr S, „ll^i^nr (iTa,; AllSr
GA. Schon ahd. ältöri, mhd. ultfr, mit zuriickgezugetielii
.Vccent gegenüber lat. uliarc.
Für-, Vor-AItar: Altardecke, antependium. aus
roter oder weisser Seide. 1525 Z. .füralter'. Em, ib.
.Er [der Sigrist] soll die Altäre an Fe.stt;igi-n mit
Farben der voraltären bekleiden.' 1()57 L. ..\n kost-
lichen fürälteren.- 1525 Bossh. ,Ein güldiner [von
Goldfaden] gehlüemter Füraltar.' Kirchenschatzbuch
L. — Frön-: der Haupt-, Hoch-Altar. Müll. SchwG.
HI 105. — Brut-: Traualtar. Sittz. - Sc-1-: A. wo
für die armen Seelen Messe gelesen wird. .Ein ewig
liecht vor den Seelaltar.' Cvs.
Altarist m.: der am Altar zudient ohne andern
Lohn als notdürftige Wohnung und Anteil am Opfer-
stock W.
altärlen: Gegenstämle synnnetrisch anordnen, auf-
stellen (wie auf e. A) L'w. Vgl. tischen.
Elt-. Ilt-. Öltechs s. Eidcchs Sp. Ol f. Eltis
s. Illcdis Sp. 179. olt s. ahl I Sp. 1S7.
altschi.
Alt seh li s. Alschle Sp. -Jo:!
Iltseli: m, Taufii,. Ägidius (gröbliche Korni) SrnwE,
— Zunäclist ans //,/ s. S).. 193.
Ueltsclll, Ueltschcli 1,1,: ni. Tanfn.. I'hich;
Ersteres auch Familieim. BS., Si.
A 1 w
.1//; Sp. 193.
.ahveil.' XVI. . .allewent'. XIV.. .alwen.i-. XIV.
XV.. jetzt 1. ahne A,\; B; L; S, almes BAarb.; S.
almcls B; FMu.: L; S; 170l JCWeissenb. (.allmetz').
almig H; L; SciiwE.; S; ZFehralt. seit., almigs Bs.
2. albe Aa; Bs (im Z.shang der Rede dbe); B allg.
(auch Brisl,. aiil,e BM.); F; L; S (schon 1535 SLied
20P
Alw II Iw
.ivlbi'ir), (ill'cd «ii.K.. ('//W.v Aa; HS. i„ii„,i« Sis.), U.
(iniljrniH Büren); Si'iiw; S, alhes 8, albiij Bs; Gl; Gh;
L: GO., W. ; SiiiwE., Ma., albif/s Gl; GO., Sov. ; SchwE..
' Ma.; ZF. — 3. n»(.;AA; BsL.; BBrisl.; ,L; Z". nmed
Seil; Z, (imcds Z. oHiP.v 8. «»*('(/ Aa; Bs; „Seil"; Z,
' (imkV/.s Z. (Vw/y/ Z (SriLLM.). — 1. allr Aa; L, ,allens'.
FPlatt., aJl'iij VOrte; GStdt., Kh.; Tii; ZKn. (auch
I «///, nlli), kIi/o l'Sal., ((??j^s GT.; U: 1. immer i. 8.
I der C'uiitiiiuität, engl, euer, frz. toiijoitrs. i'.s tjeid [geht]
; albifi itiiil xteid ulhiij [kommt nicht vom Flecke] Gr
■ (Rät.sel von <ler Wanduhr). I)s Luch chunnt [wird]
' ciUii(j jirüsscrach. ebd. Noch- tdbiij. ehd. iv's liet no
(dbc nit (/'schneit BHbk. In diesem S. (dbitj auch GO.,
alliti Uw; Z<i; ,Seu\v; Z"; GStdt. 1790, „ammoi Ü". ,' i
' haut den selben usspruch, sider es geschach, allewent
; widerret' [bestritten]. 1353 Bs. ,Dur der liebi willen,
so wir alwend gehebt haben.' 1342 BuRcin. ,So sollten
wir doch beliben. und das usser der ursach, ob noch
; hüt by tag geschriften kämen, so wären wir allwen
noch by der band.' 1521 Sthiokl. ,Lueg, dass allmetz
' fry hussli [recht sparsam] sigi.st.' JCWeissenb. 1702.
Uas .\dv. stark betont, wenn von der A^ergangenheit die
Rede ist: Dun ist lilbirj esu g'g'i GA. 1''' ha 's (Uli;/ ffseid
■ [prophezeit] Uw; so ulbi(js in Sf-HwMa., während aScnw
sein (dVuj nur im S. von .jeweilen' und .ehemals- ver-
wendet. In dem Sprw. : 's göd eben eister [immer]
wie-n-idle und eister f/lTchlig L (= ijäng wie gäwj)
. lässt sich rt. verschiedentlich auffassen; ebenso in
. Sprengs: 's gut Mir ii-ie albe und in dem Reime: 's ist
alle so g'gange, 's wird nu-n-eso gö, d'Meitschi händ
i d'Biiebe zum Pf eister l" g'lö" L. — 2 immer im S.
von jeweilen im gegebenen Falle, allemal, gewöhn-
■ lieh, in der Kegel, engl, alicays, frz. chaquefois, von
' einem in der Vergangenheit oder Gegenwart bei wieder-
kehrenden Anlässen mit einiger Regelmässigkeit sich
! wiederholenden Tun oder Geschehen. In dieser weitaus
überwiegenden Bed. gelten alle oben aufgeführten
Formen und zwar in unbetonter Stellung, a) Si säged
I albed, es ist ein Sprichwort. Albig am 9. Abcril [am
\ Jahrestag der Schlacht bei Näfels]. Der wo am
Geschwindste lauft, chunnt nit albig z'erste. Wenn 's
Chind albe 'tauft ist, macht de"" e-n-iedere Götti sh
.Aliens am morgen ein bechcrlin vol drinken.' FPlati.
— b) Mer wend 's lamftig ame so mache. De"" göm-
mer üppe-n-allig e c/i/i" spaziere. — c) ,Wir ritten an
dem Mittwochen gon L. und an dem Fritag gon K.
und an dem Montag gon M. und allwen befolen hinder
uns, den bescheid nochzeschicken.' 1521 Strickl. —
3) vormals, ehemals, frz. autrefois. ,Albe wu-n-i'''
jung g'sl" hi'" (Anf. e. Liedes). £ls- ist doch albets
I besser g'si". Daher die scherzhaften Personifikationen:
rffc Ammig ist g'storbe; de A. lebt nümme, nw na
, [noch] de lezig, RAA. gegen Jmdn, der sich lästig
: macht mit Schilderungen von ehemals Z. Die nach
; ihrer Form und Bed. nicht mehr klar verstandenen
Advv. sinken zu blossen Füllwörtern herab, daher
pleonastische Zsstellungen wie: vor alte Ziten albe:
epjien allig frieherer ZU; amme früeher; ammefnjeinisl
'L It MUsTERi, amefnjeinisch Aa; S, albets-einisch S,
alheneis BRi., allemängist L. zuweilen.
Aus nihil, anweij, -r, -cn iiiid bereits aui-li tilhnj nml n/ir. ./. n«,
alleircHt, 1) übelall, 21 iuiuier. d oder ( haben sich nach n
eingestellt wie im iihd. .Niemand, allenthalben'; das unge-
■ hängte » ist genetiv. Adverbialbildung wie y (für c") in der
i syn. Fiii-ni nl,j„ luUliieu). Aii.-b die Formen auf -i'r/ lifis.
Sehw. Idiotikou, I. '2.
iijen) lassen sieh mit grösserer Walirselniiilirlikcil, auf die
bereits aus ulimijcn verkürzten alwen, ulmu usw. und die
unserer Spr. überaus geläufige Adverbialenduug -ly zurück-
führen als unmittelbar auf alwe<i, obwohl die nilid. Kurm
aUjiyt; (.do Maria albeg ir gebett volbracht.' a.GHdsehr.) für
Letzteres spricht. ÄUig aber ist nicht direkte aus dem Adj.
all mit der Abi. -ig zu erklären, da die a. Spr. nur idl-lich
(s. Sp. 170) keunt (über aUUjlkh in tempor. Bed. s. ebd.);
also beruht alliij und damit auch nUe auf Assimilation aus
ulwiij usw. Umgekehrt ist l der Assimilation erlegen in
amnu: (amc Aa mit fortschreitender Verflüchtigung, wie tdu/
aSchw für allig) und spurlos verschwunden iu ahe (vgl. täb
für Müll,]. Ahne und allm beruhen auf zwei sehr gewöhnlichen
Vergröberungen des w. Dass neben diesen verderbten Formen
diejenige mit deutlicher Erhaltung des zweiten Teils eben-
falls besteht, und zwar mit der Bed. .immer' in der ä. Lit.
noch lange kämpfend mit den auftauchenden Verderbnissen
(jetzt nur noch in P, dem vergessenen Posten), in der schwz.
Volksspr. aber in der ausschliesslichen Bed. .auf jede Weise,
in jedem Fall', während die tempor. Bed. und zwar gewiss zu-
nächst die abstraktere von .jeweilen. ehemals' durch leichtere
Nbff. dissimiliert wurde — ist nur natürlich und spricht eher
für als gegen die o. aufgestellte Etymologie. Für diese spricht
auch, dass schon in ä. Lit. synk. Formen mit der vollen
ohne iunern Unterschied wechseln und beide die gleichen
Fortbildungen an sich tragen; so in BHandv. Anf. XIV.:
.Fridrich alwent ein merer des ryches' neben .alwegent'.
Auch in der lebenden MA. treten in engsten Kreisen mehrere
Formen gleichwertig neben einander auf. Stockar 1519 ver-
dient kaum, dass seine Form .allwer' beachtet werde (.S. 47
des Druckes); ämig Z vereinzelt (Spilm.) beruht auf Ver-
wechslung mit ämmig = einentceg und umgekehrt ist auf amed
in SchKl.; ZSth. auch noch die Bed. dieses ammig ge-
häuft, während SchStdt beide sauber aus einander hält.
Freilich Hesse sich fragen, ob nicht eben diese Bed.. die
selbe, welche die lebende MA. sonst nur der unverkürzten
Form allweg zuteilt (,doch'). als 4. den oben angegebenen
sollte beigefügt werden; doch sind die Beispiele, welche diese
Frage veranlassen, nicht zwingender Natur, sondern lassen
auch die Deutung .jeweilen' zu : .Du machst albig leidi Achti
[unschöne Ziffern].' Tsch. 9. Hur albig türen! hör doch auf
(oderV h. auf. immer) mit der Türe zu spielen GrPr. Er
macht denn albig e Wite und Breita Gl. .Wa solich brief
fürgeboten wurden, so sond die allwend nichtz binden' [ktMiie
verpflichtende Kraft haben]. 1451 Arg. — Syn. /. alliird.
allzu, alkig. einder. all 3 (Sp. 170). 2. allimal, ammd. t»-ie
Sp. 21. ade Sp. 85.
Alliger. Als solche werden die Unterwaldner von
den Oberhaslern. ihren Nachharen. geneckt, weil diese
statt allig sagen esie.
ähvär Gl, dlicär Uw ; U. alwer Gr. alwer(d), alwärt
UUrs.; W: 1. launisch, unartig, wunderlich, eigen-
sinnig, schwer zu befriedigen UwE.; ..UTJrs."; W. an
allwerde Narr, Chopf; an alhoerdi Dampia [Schwätzerin]
W. — 2. insbes. wählerisch, heikel, leckerhaft im
Essen und Trinken Uw; U; W. „In Obw auch subst. :
gourmand;" s. Alhcärlig; Syn. gräubässig. — 3. mun-
ter, aufgeräumt, unschuldig [froh?] GrD. — 4. du
alwäris Lebe! du alwäris ZU! Ausruf des Erstaunens
(JL = nhd. du liebe Zeit!
UhA. alwm-c, albern. Aus der Grundbed.: ganz wahrhaft
(ahd. olawuri; s. Älweri) scheint sich die von .treuherzig,
gutmütig', sodann durch den Mittelbegriff .leichtgläubig' der
von .cinfiiltig. ungereimt (nhd. alber-n)'. endlich aus diesem
der von .sonderbar, wunderlich' usw. entwickelt zu haben.
— 4. die ungewohnte Bewahrung der vollen statt der synk.
Flexion sowie i statt dos schwachlebigen j mag aus der Ijii-
phase des Ausrufes erklärt werden.
..alberig: unbändig. inei.sterlos F."
211
Alw— ulu. Alz — Am, i-'ui. im.
albeilich: 1. fatal. ,E.s ist ihm in diesem Ge-
schäft a. ergangen- B oSi. (eig. wol nur : seltsam, son-
derbar, aber in ungünstigem Sinne). — 2. sonderbar,
unpassend ['?]. ,Der küng empfieng sy gar schläch[t]
und a.' 1500 Edlib.
alberen: sich einfältig benehmen; Allirri m.: ein-
fältiger oder seltsamer Mensch Bs.
Allweri f.: Wahrhaftigkeit. Etwas in aller A.
sagen: gerade heraus, in aller Unschuld, ohne etwas
Schlimmes dabei zu denken GrD. — Syn. ahd. : in nla-
wäri, subst. gebrauchtes Nciitr. dos Adj.
Alwärli"g m. : ein leekerhafter Mensch Obw;
vgl. ahcär 2.
älw BHa.; Obw, älb, elb Bs; BSi., U.; FJ.; Gr;
LE.; S; Obw: fahl, weissgelb, übergehend in braun-
gelb (lohbraun); zunächst von Schafen, entgegenges.
dem Schwarz, dann auch von Kleidungsstücken, die
aus Wolle von jener Farbe (Naturfarbe) bereitet sind:
Köcke. Hosen, Strümpfe Bs; B; F; L; in UwE. scheint
das W. nur Weissgelb, in GrD. nur Braungelb zu
bezeichnen; in PJ. gelten die elben Schafe mehr als
die schwarzen. Fast stehende Bezeichnung sind die
,älben Kutten- [Kittel] der B Bauern, welche in den
politischen Känii)fen um 1850 die Hauptstärke der
konservativ-demokratischen Partei ausmachten; vgl.
Bägyeler. — brün-: dunkelfahl, wiss-: hellfahl BSi.
Ahd. rfuw, iiihd. rfic. Vgl. Uli,, Ell, usw. Sp. lyii. Klb
findet sich auch im Salzburg., Tii-ol, Kainti.u. Zu lat. //■/™«,
(fihyuH, gelb? Abi. «ft«-/i. Sp. 170.
älben: elb werden, vom Kornfeld B.
älbisch, älbsch: einigermassen elb, alliicans B.
alze BwO., (ikF; Obw — Gcnct. alzes altachinch
Gr: alles, substant. oder dem Subst. nachgesetzt. Er
macht duck ö''' gar alza. Bs G'schirr alze serschlage.-m
Altschisch: 1. Jedermanns. Der Boik ist a., diosesi
Land ist Gemeingut. 2. Allerlei.
Das (» des Gou. altschisch braucht uicht durchaus
Nbf. zu (s (al aufgefasst zu werden, da es auch als Ver-
härtung von einfach s vorkommt: aliii (für alais) aber wäre
wie aUscn (s. Sp. 168/9) ein doppelt flektierter Gen. (in Obw^
der Nom.-Acc.) zu «/(.«. Schwer erklärlich ist die Ver^
gröbernng z für « und ebenso die Zweisilbigkeit im Nom,
alze, da der 2. Bcispielssatz die Annahme, dass syntaktisch I
ein Gen. zn Grunde liege, aussehliesst; viell. entsprau]
aus aihmam (zusammen), mit Anlehnung an ein aus mhd.,;]
nizatic, immer noch, verstümmeltes ahm, afee.
alzef, alzig: immer W. — Aus mhd. allKü durcfi
den veränderten Accentzu einer blossen Al)leitungsfuiui licrab-j
gedruckt. Zu alzig vgl. Hochsitj aus Hochzil.
Alzele f., Alzer, Elzer m. : ein Fisch, ZährteJ
cyprinus vimba Bs. — Vgl. AI«,; I Sp. 202 mit der ä. nlidj
Nbf. ,Elzo'.
Am, ein, im, om, um.
Am, Amen l'JOil Bs Dionsliii.l;., Onneii) Bs; L;
S Schwarzb.; 15.')1 \\ [ä. ö) m. [i. L. CPfyffer):
1. ein Weingeschirr. , Amphora : ein Weyngeschirr,
ein Strassburger Ouie ongofarlich. Metrota: ungefar-
lich anderthalb Straassburger Om.' Pris. ,Von aim
halbsümigen [einen halben Saum fassenden] amen.'
XIV. ScH ä.Stadtb. , Standen, Kübel, Ohmen, zue der
Trotten gehörig.' 1ü71 Kadelb. — 2. Wcinraass, '/a
Sa,um, 30—32 Mass Bs; L; S — jetzt allenthalben
durch das einheitliche eidg. Masssystem antiquiert,
ausser etwa in der Bs Küferspr.
Mhd. ämc, ante ni., f. u. n. Als Mass ein den Rhein-
ländern eigentümlicher Ausdruck. Vgl. üngcld. — Bei
JBaKscher 168.5, der das W. übrigens nur beiläufig einmal
gebraucht, scheiut ,der Ohm' -jj Saum zu müssen.
ämig: einen Ohm haltend, .(i ä. krüeg mit wyn.'
1535 BiRK.
am s. eim.
am PMac; W, um, om PAL. Rinia: wieilernm.
lir ist am ü ferslande; docli; nur. ir(((7('( am!
WVisp (vgl. am-um).
Kine irrtümliche Abstraktion aus Zssen wie aml,, ,«1, (aus
aber ah), am-hrah; s. Sp. 41. Die dumpferen Vocale aber
wechseln in jenen MAA. vielfach mit a in unbetonter Lage.
am s. 1. nn Adv. 2. der, das.
.\nnn /. Animr 1! f.: Säugamme (selten). , Starb
an der am (amen)' [sclion als Säugling]. 1500 Eolib.
S. IX. X. XI. Xlll, aus welchen Stellen zugleich her-
vorgeht, dass man damals die Kinder häufig Ammen
ausser dem Haus, selbst ausser dem Wohnort über-
gab. — Mhd. ammc. Syn. .Säuggc Abi. rammm/Sncn; vgl.
Ammrli Sp. 27.
Heb-Amm Aa; GBcrn.; L; S; Uw; Z (,dcr Heb-
amme Tächter.' Stutz). -Ann B; Schw; Th; Z(i; Z
vorw., -And AABb.; Zt. f.: Geburtshelferin. Wenii
'.s g'rötet, siiid Alli gueti Hebamme", es kommt aufs"
Glück an (Sprw.). Aha, es geit go d'H. reiche [holen].'
sagt man spottend, wenn ein Mädchen eilig läuft B.
,Musikanten und Hebammen geben Nichts heraus'
[vom zu viel empfangenen Gelde] S. D'H. hät-e [ihn]!
nüd vencahrloset oder d'H. ist au nid g'suhidd (do id
d'H. nümme d'Schidd.J, heisst es, wenn Jmd in hohem
Alter stirbt. Die Wahl der H. geschieht durch die
Frauen, welche zu diesem Behüte meist unter dem (
Vorsitze der Frau Pfarrerin und unter der Geschäfts^
leitung des Gemeindspräsidenten tagen, und endet mi|
einer Lustbarkeit im Wirtshause. In ZSth. schenl^'
die Frau Pfarrerin einen Käse dazu und wird hiiiT
wieder von den Frauen mit Hanf und Flachs beschenkt I
Anders vormals in Aarau: ,Auf das Wohlgeftillen de* |
Weiber der Eathsherren eine Hebamme gewählt.' 157»
Oklh. In AABrugg hatten Hirt und Hebannne eine :
gemeinsame, von der Stadt angewiesene Behausung.
(Müller, Lenzburg. 87.) Ein BMandat von Ki'iS ver-
warnt ,die Hebammen uffem Land, sich allerlei aber-
gläubischen Sachen und Cerenionien mit Krüzgeij
[Bekreuzen], Flismen [Flüstern], Sprechung sonder-
barer Wörteren, Versegnen u. a. dgl. zuo müessig
[enthalten]'. Von einem Mann, der sich allzugcrne
mit Weibern unterhält oder Alles ausschwatzt, heisst'
es: Der hält e gneti H. g'ge^ SohwE.; 7m.
Die voran gestellte Form ist der im Nhd. zur alleinig^
(ieltung gekonnncnen Anlchniuig an ,Amme' gefolgt.
-Ann bleibt zweifelhaft, ob es das uralte, früh verlassene '
218
Am.
i'ui. IUI. (IUI. um
214
alul. hn-imna fbrti;,>|)Hiin/.t haliu. <.ilci- nl> us erst von ilci-
heiTscheiulon junsm-füi Konii ."iiisgiiwii'lion. das Zslalliiii mit
doiii Ursiiriiiifrliclipii ein zufälliges sei; ,Hnl),iin(ni)' sciinu liei
unserem Kiief l.'^5-l- iitifl seiiiein ZeitgennssiMi Selua'tw«.';^. —
Der Kürze wegen winl aiuli etw.i iler Jl;iiin ili'r H. mit
dem Titel der Frau henaiuit. .laiiii iil., i- //. als Masc. —
Syn. Km-i-lilhiuaU,-.
Spctt-: Stellvertrctcrin der rouliteii Heljaniiiie Z
Will. - Von Spelten, uai-liliell',Mi.
Hebammin = Hehamiii. TuI'lat. — Eine ganz
Siberfliissige Analogiebildung.
Alliail fmi'd. (liii.l. iiiihd Gr; W, Ä 111(1 (in. c'md Si;ii;
Tu; ZS.. o-wil ZWl.. .,»„/ Aa. Eiiid BS!., e'w./ S.^iiHeg.,
f'md Tu. 'i'ukI FO.. imd Gk uVatz, Ömd ScnSt., ö'
SchKI., (>' .S'oHStdt., iV TiiHw,, Amt Ar; Gk; S; U,
i'mt Th, e-mt Ap; THTiigerw., Eml Bs; Gii; Tu, Änd
Aa, i^nd Z IS., Glatt, .end Uw, ^ml LG. — ii.: Spätheu.
zweiter Graswachs. ,Ffflnuin cordum, Embd.' Fris. ;
Mal. .EmLd, Grummet.' Dknzi,. .Spät Heuw oder
Änibt.' 1756 ScHw Rq. Im Kaut. S heisst Amt das
vor Bartholomäitag, Amili da.s nach demselben ein-
gesammelte Grummet. Lass 's Gras Ken gc" und
d'Sliimjie [die Strünke] Ömd, lass Allem seinen natür-
lichen Gang. SuLG. Machid Jitnt/s Hen und alt End,
Wenn ihr ril Milch irend L (Ineicii.). Im Eint inna
gö", gute Zeiten haben, viel gewinnen Ap (das A. gilt
für wertvoller, nahrhafter als das Heu).
AMhd. amat (neben «o-, ou-mat, üemct) wohl aus ■.(/-,
also eig. Aus-, Abschnitt, dann speziell der zweite A. (vgl.
ScIioKK-iimed), vgl. a- Sp. 2. ,Darnider ligen wie das aamed
dem uiäder nach.' 1531 Jerem. |,die inad.' 1.548J neben
,hüw und äuibd.' Prov. Der echten Länge a- cutsprechen
die Umlaute e^ und o^, während oc und c' mit den vor Nasal
beliebten Nebenlauten ö und i (wohl nasaliertes i*) keine
Berechtigung haben. Auch die Umlautung au und für sich
ist unberechtigt und aus dem abgeleiteten Vb. hergeholt;
sauber wechselt noch GrD. Amet ; ernten. Spuren der urspr.
Form auch noch in ZFlurn. : Ametimatt Die Verkürzungen
des Voc. repräsentieren einen Schritt weiter auf der Bahn
der Verstümmelung, welche damit anhob, dass (z. T. schon
mild.) der Hauptteil des Coinpos. allen Ton an die Vorsilbe
abtrat; LMA. ist auf diesem Wege dahin gekommen, dass
die Ausdrücke für Grummet und Kndo ganz gleich lauten.
In der Zss. erfährt das W. in GrV. noch weiteren Abbruch:
Am-i Weil/), welelie Form auch die Überlieferung des Winterth.
Chronisten von 1570 ,Heuw und ?;emb' viell. dem Verdachte
eines Schreibversehens enthebt. Aus Fronsperg kopiert steht
bei JKLav. 1644: ,Embd oder Immat'. — In einem Pfefferser
Rodel seheint das W., indem es mit ,gramina' übersetzt ist.
das frischgemähte Gras im Ggs. zum Heu zu b(jdeuten. —
Syn. Gruemet.
Üb er- Ömd n. : weibliches Kalb, das erst nach
dem dritten Jahre trächtig wird LE. — Eine Über-
tragung. Syn. Überijemle.
Esper-: Grummet von Esparsette ThHw.
-Schoss-Emd: der dritte Wiesenraub BO."
Von Sehnxn, .Jjihrestrieb, in diesem Falle ein äusser-
te» öhnlicher Trieb der Vegetation; vgl. Selimmend. — Syn.
lierh»Ujnt)i.
Wisen-Ömd: im Ggs. zu Esper- g(_'W(diiiliches
Gi'ummct ThHw.
ämden, emden Aa; U; W, 'ehnde FO., einten
GA., e'mten Gr, Fmtn Ap, c-'wk? LWillis., änden,
enden AABb., Pnde ZW., .eiideVvf. niie Z (Spilm.):
das Grummet ernten. Es nwdet-si'''' hiir fiiiet. Sprech-
sidel: Z'Ap(t.-(H emtet-ma": rhlini. chliiii Emtli rmlct-
niir Ap. - in-; di(> (iruiiiiiictcnifc licciKligcn Ap.
Eig. = oinbriiigen, vgl. oiiiheimscheii. - ver-: 1. die
Grumnieternte beendigen Aa; l)w; Z. — 2. „durch
zu frühes oder zu spätes Amden zu Schaden kommen."
ämdelen: 1. einen geringen Ertrag an Grummet
einheimsehen. Vor Vrenctar) (B<irtJimi) fj'äiiidet, «ö'"''
IV. (B.J f/'iimdelet AABb.; SciiSt.; yt;]. o. Amt : Äiiilli.
-- '2. nach Amd riechen.
Amder cmfer: der mit .Äiiid(.'ii' Beschäftigte Ap.
„amatereu. amdereii = liiiidru. Ersteres in
WLii."
Ämdet, Ämtet, Emded (allg.), Emtig Gr m.:
die zweite Heuernte und die Zeit, da selbe im Schwange
i.st. ,Fcenisecia secunda: Erabdet.' Denzl. ,Was dem
Heuet abgegangen, das hat der Emdet ersetzet.' 173.'!
JJÜLii. — In Emtig ist die gewohnte Endung in das
beliebte -iy übergegangen oder damit vertauscht, wo-
durch das W. das Aussehen einer Zss. mit ,Tag' be-
kam. — Syn. Ametheiiig. Gruometit/.
Amdete allg., Emte GrL. f.: 1. Grumnieternte.
allg. ~ 2. „Schmaus und Lu.stbarkeit zum Schlüsse
dieser Arbeit." Syn. Ämter-Ledi, -Win.
Ainadlslin ämgdiali n.: Handschuh, welcher die Hand
bloss bis zur Mitte bedeckt; Pulswärmer, Stauche,
Anstoss um die Handwurzel zur Erwärmung oder zur
Schonung der weissen Wäsche BsStdt.; .schon bei
SpRENii. — Von frz. amiiiUs, kurzer Ärmel. — Syn. Mite.
Srhlui.ferli.
ämmäle s. all-malfcn).
A'ramalette Aa; Ap, AmnicUfttelia; Gl; Gr; S; Z,
A'iiimnlitte L; Sch; W — f.: Eier])fannkuchen. —
Ans frz. omelette. — SjH. l'/minen-Uihjt/er, -JJIetz, -Tütsrh.
ainilialich dmaU: 1. zart, weich, zärtlich, zahm
gelassen; zutraulich, schmeichelnd z. B. reden, tun,
mei.st von Kindern Z B., 0. — 2. niedergeschla-
gen, trübsinnig ZO. (Stutz). — 3. Interj. des Mit-
leids, der Betrübniss; a. au'''! ZO.
Die Betonung deutet anf Zss., doch kann wegen der Kürze
des ersten a weder das privative ä- noch das Adv. a" (gespr. ä)
in Betracht kommen. Das zweite a ist nrspr. kurz. Etwa
das it. ammalato, erkrankt, durch heimgekehrte Söldner her-
gebraehty
ammalechtig, ammelechtig: 1. schmächtig,
hager UwE.f. — 2. Adv. unwohl, kränklich; der Ohn-
macht nahe. ebd. — Eine Weiterbildung des vorlier-
gclicudcn W.
Aliiai'cllc t. A m m e r e n t, A m m e r e Aa, Ä m m e r n o
GRPr. — f., Dim. Ainmerli „VOrte", Ammerli Aa;
Ap; VOrte; S, .i- ZO., Ammeri kk; B; VOrte; Gr
(emerij; Z IS. (•«-); Imeri GO., Ämnieli ÄABb.; Ap;
ZW., Ämli Ap {e'); GStdt., Ämdli „Th", Ömli 6-
Ap; Sch, &■' GStdt.; Th (auch ämdli); ZOss., Ömbli
ZSchlatt, Ömeli GEh.: Sauerkirsche, allg. In frü-
herer Zeit scheint mehr die Farbe als der Geschmack
beachtet worden zu sein. ,Zur zeyt der roten kirsen,
Amarellen genannt.' Fischb. 1563. ,Ämery (Emmeri)
oder Ämly (Emly), ein rote frucht wie die kirschen,
apronianum.' Mal. ,I)ie roten Kirsen. Ammarellen
genannt.' 1661 JLCis. Nach Rhagor. (1639) aber
sogar von Beidoni unabhängig: ,die zamen Kirsen, die
man an anderen Orten der Eydgnoschaift Ammereii
und in Teutschland Ammarellen nennet, deren be-
finden sich zweierley, die einen rot, so von sich selbs
uiigczweyget wachsen, die anderen schwarz, so ge-
iiii]>fct scyii wiillcn. auss Tiirkcy.' Denzl. 1(177 und
21S
Am. Olli, im. om. um
210
1716 bezeichnet ,Amarelleii, emmeri' als xerasa Dura-
cina, Macedonica', Dasyi'. 1537 aber ,Amarcllen oder
ömle, amelkirsen, Ammeibeere: cer. Apronianum'.
Jedenfalls schied fortschreitende Kultur die saure Art
aus und unterschied innerhalb dieser letztern noch
weiter die edlere Weichsel, prunus acida Ehrh., von
der grössern aber saurern prunus austera L. So schon
der Winterth. Chron. Bossh. ; .Die änilin und wiechslen
zerspieltend.' Der selbe Sprachgebrauch in SchSI;
Z8., während nach den Angaben ausAA; G; Sih; ZB.
unser W. für pr, acida angegeben, also kein Unter-
schied gemacht wird.
Aus rnni. amarelle, dies aus lat. amarus, bitter, herb.
In Ekkehards Benedict, die Nbf, ,aniarinas'. Vgl. den folg,
Art, und Amhotderi. — ,Äinor böm' im offnen Feld kennt
die ntibcnd. Offn. XV. Jhdt.
Amarille Ämtrrille Ap; (iSa.. Stdt., Marille Ai'
{marüKH); Gl; Gr; GSa., Marijeli mareHrli (dim.)
Ap, Marülleri (dim.) Aa (Mühlb.), Barille u. dim.
Barineli Aa; B; Gl; G; S; Z (Wettschw. dim. Panlh).
dim. Bar olle ZSth. fjJ-J, dim. Barelkli Bs, Berille
S. Barijeli (dim.) parlU Sch (Durh.), bare'iili, p-
ScnStdt.. St.. Baringel GS., dim. BarhujeVi AABb., Z.;
L (Stdt fcdri'yrf', Giiu Barinr/geK); aScnw; S; Uw; Z«,
Emmer Gl (Di-rh.): 1. Aprikose. Nichts Anderes
meinen Fris. u. Mal.: .Armeniacum: Ammarellen od.
berilleli; sind kleine goldgälo früezeitige pfersichli.'
.Prfficoqua mala: Parillele.' Fris. ,Morellen, amarillen,
barillelein: Armen, malum.' 1602Eedinger. .Amarillen,
barillelein, barilien: Annen, mal.' Denzl. 1677, 1716.
,Das Zuckerwerk war you Barellclen geschmackt. als
wenn man die frische Frucht ¥oin Baum im Munde
hielte.' 1647 Würstis. ,Die Frucht so wir Barilien
heissen, die werden an anderen orten Teutschenlandts
Marillen, Möllelein, S.Johannspfersich genent. Ist seit
Mannsgedenken in einer L. Eydtgnossschaft mächtig
aufkommen.' 1639 Ehagor, ,Die Steine von den Pfer-
sichen und Barilien.' 1790 HPeSt. Insbes. die kleinere
Art Ap; G. — 2. Zuckerpflaume BsStit.; GS. CBa-
ringelj. — 3. Gichtrose, pseonia oftic. L. B (Barille,
Barillerös); L fBaringe). ,Baringel: semen, radix
peioniiE', am Hals getragen gegen Epilepsie. XVIL,
BiRLiNGERS sog. BArzneib. — 4. Märzenblümchen,
Schneeglöckchen, also wohl Galanthus nivalis L.f.
Eig. das selbe W. mit dem vorhergebenden und ebenso
die minder schmackhafte, herbere Abart der Frucht, die
nicht veredelte Aprikose bezeichnend. Doch legte sich bei
jenem der Accent auf die erste Silbe, hier dagegen blieb die
ronian. Weise der Betonung; einzig das schwach bezeugte
Emmer, dem aber das von St.'' überlieferte „das Ämmerich:
Aprikose W zu Hülfe kommt, macht eine Ausnahme. Dieses
letztere „Ämmerich n.' halten wir übrigens für eine unechte,
vom Aufzeiehner nach Analogie von das yyo'sj : Pfirsich
rekonstruierte Form für Ämmeri. Mit der Ausweichung
Marieli wurde eine religiöse Beziehung erstrebt nach der
Weise so vieler anderer Früchte und Pflanzen, ß- wechselt
mit M- so leicht und so oft, dass wir uns nicht veranlasst
sehen, zur Herleitung von Burillc usw. nach dem venetian.
Namen haricocalo (wie in letzter Linie , Aprikose', frz. abricot,
aus lat. /»«rcocjuu», frühreif) zu greifen; zu Gunsten unserer
Auffassung sprechen auch die Parallelen Hai-ijeli : Marijeli;
ßrrille : Am^rUle. Den Übergang von -l- in »13 vermittelt
eine vorauszusetzende Zwischenstufe 'Ilarinc, welche auch
wirklich von AaZ. aus, freilich nur schw.ach, bezeugt wird,
,ftarincli, eine Art Pfirsich.' ,Buniir/eli' bei Durh. scheint
auf blossem Schroibverschen zu beruhen, ,\uch im Nhd.
vei-cini;.'t ,Marelle- die beid.'U Beild, Saiierkiisehe und Aiiri-
kose. — Bed. 2, an und für sich ganz annehmbar, ist nicht
zuverlässig genug bezeugt, — 3 und 4 werden allenfalls als
Übertragungen verständlich, indem die Blütezeit dieser Pttan-
zen so ziemlich zusammenfallt und der übrigen Pflanzen weit
vorauseilt; es sei aber auch frz. bovrreiiil für Päonie erwiihnt,
und dass .Amaryllidaceas' der (wissensehaftliehe) liiittiings-
uame für das Schneeglöckchen ist.
Ainasdeli = Agnusdei Sp. 128. .A. u. Scapulier,'
1741 G0LIAT.
Ainiili f.: Küchenschrank ZO. S. Almiirc Sji. 189.
Amändel m.; männl. Taufii. Amandus Sciiwi;.
Amme ''^ s. Anna-Maria.
äme, (imenr, '^mr, enitnr Z. i'w;-, iiiirnr Aa;
Bs; S: 1. Dat. m. u. n. des unbest. Art, - 2. aiiic(ne),
imefnej: an, (in)eineui. ,
amme, -cd, -cds, -es, -ig. -igs s.((iiren Sp. 209. ,
Amme ni.; Animenif. ; land-äminelen; geniein-
ammelen s. Amt-3Iann usw.
Amed s. Amad. aramed, ammig, ame<, ,
iimmig. animeg (jedenfalls, dennoch) s. all-weg,
Ameise. 1. dmcig^ Sch; BBe. ßmi-s); Gr Val
(ameisaj; Ameisse Gr (ä- Churw.), Omeisele
.imese e^mese GStdt., Amesse Ap; GaL., Stdt., Arne
GRh., Omese BBrisl., Äbese äb^se Ap (Götz.). -
2. Aweissi GSa. (Götz.), Uweisse GRÜVatz, U"eis
GO.,W., Wurmmeise TFiinHeisi AALeugg., WttrmeisSti
Z., Wurmeisle „F.", Z.; ZLiinm. (selten), WurmessU
ZNer.. WurmäusU A\Bh., Z., Wurmasle „Sch" (-a
Kirchh.. -o^sle Buch); ZBenk., -änle Sch; Th, -fäsl
GaL. (Götz.), -icasle Th (Püp.), Harraeise -mäuSi
Z (Schnees.), Ermose GDieb., Marb. — 3. Anbeiss
Anheisa BBe., Amheisse, -i Aa; BO. (änibt-ssc); FSi
(amhVse, -bVsseJ; GT.; P; SG.; Vw, dim. auch „Am
beissK JjE., Ambeisski" ; Ampeisse, -i, -eWB; aScHW
SG.; U; Zg, Umbeisse, Umpeisse, Umbeise, -i Ak
Bs; ScHwBru., Anbeisse äbeissi, übeisi Gl; 60.
ScHwKeich., äbeissi GlK., Handbeissi LG.; UwEl
Hambeissi, Hampeissi Vw, Humbeisse „AaF.", Rübcisi
GA., Lombeisse [wo?], Empieisfsjle GT., Ai
bitzli Z (Götz.), Ambeissge, -i AaF.; BsL.; SchWj
SEgerk. ; ZO., Um- ZKn., Limm., A- GSchänn., Hamf
ScHwMa., Wurm- BsL., Ambeizgi Z, Harn- Schwi
Woll.. AmbiUgi ZO., WL, Harn- GS.; ZO., rS. (hamp-),^
Hum- BsL.. TCmih- ZW., Amhetzgi BsL.. Ham- 7. IS.,
Rum- Z rS., Ambixi, -li [wo?], Amheasgi, Wiim- ZW.,
Wurm- Zoll., Iinblsse GaL. (Götz.), Ämbesse GaL.,
1'. -- 4. Umbasle ScHSt,. Hum- (Dkr). HobäsU,
Obäsle ZSth., Wurmbasle, -bäsle GWyl; ScnSt.: Th,
Wurmbäseli ThHw,, Wombäsh GStdt,, Wurmicasle
Th (Pup.), Wurmäsle ScH>tdt,, Embäslc GKirchb.,
Wambu^lcTH. - b. Bumgei^gi „A\V.\ EnggeisU
Th — f. (-i n.): 1. Ameise, spec. die kleine im Ggs.
zu Wahlhengst, Klammere, Kluppiere, der grossen!
Waldameise; einzig für die Form Amei>ie wird auaj
ScH die Bed. formica Herculanea behauptet. Us-em
Hambeissi es Kamel mache" L. Umpeisse" ha", einen
prickelnden Schmerz empfinden Bs. Er hat U. in-di
Hose, von Einem, der nicht ruhig sitzen kann, ebdi
D' Wurmbasle händ e Licht [Leichenbogängniss]: wen«
sie in geordnetem Zuge über die Wege ziehen Th
Wenn die A-n dazu gelangen, den Honigvorrat in dei
Häusern aufzuzehren, so sagen die Leute, ihr Honi$
sei zu A-n geworden, weil diese die gleiche Farb(
217
Am.
218
haben und eben so gliinzcn ZKn. HVh» of Annatdg
(uf-e Jakfihst(ig) d' WoriiieitsJe (d' Amliei.'ise) iifirerfc (iri
Hilfe hocher und vlter ninrlic), so seil eii herte Winter
cliö AaZ.; S iSi'HiLD. Wenn d' WiirninnsU und d' ]l'espli
lüf in'n Bode houed, se wird 's triiche, houed .st aber
iihen ((/, so wird 's nass Aa. Wenn d' Umhasle d'Eierli
hin und her irdijed, se g%t 's gern e Wetter ScHSt.
Schwarze A-n in den Häusern sind ein Todeszeichen
ZWl. — 2. unruhige Person ScuSt. — 3. eine
Kinderkrankheit, das Mundschwämmchen, aph-
thosa L; aScHw. — 4. Schwierigkeiten. Es wird
Humbiti ha B. Syn. Müs.
Ahd. nihd. ameiza, ameize. Nur wenige MAA. haben das
rirhtige Verhältniss zw. Stamm- uud Ableitungssilben be-
wahrt (unsere Gruppe 1, dazu auch ,Oiiieis, Omraeissen' bei
Salat und im Geistl. Vogelgesang); sonst verleitete die Fülle
der Ableitungssilbe schon frühe dazu, das W. als Zss. auf-
lufassen, was zu den wunderlichsten Umbildungen führte; die
Terständlicbsten sind die Anlehnungen an .beissen' (beizen?
Tgl. engl, pismire) und an'Hand (hniiih), Wurm' (Gruppe 3);
finUize, amhciz' schonbci Boner; ,unbeiss'. Ruef; ,die anbeissle
und binen'. 1591 SHocbh. (1693 verbochdcutscht ,Ainnieiss-
lein'); ,ambeissen'. 1531/60 Prov. (1667 ,ammeissen') ; 1639
Rhagor. ; ,das ambeissi'. Vogclb. ,a«ibeiss, omeiss'. Fris. ; Mal. ;
,ameiss, ambeiss'. Denzl. ,ombeiss'. XTII., BArzneib. Gr. 4
eignet Kantonen, in welchen ei zu a wird, ist also sicher
»US 3hervorgegangen. — Die Formen auf -i sind alte Dini.
— In den , Geistl. Vogelgesang' ist (neben der Biene) die
A. geraten, weil ein Teil derselben jährlich eine Zeit laug
geflügelt erscheint.
Bär-OHif.Sf BBrisl., -Amrsse .,Ai'", -AmsJe Bs (^«f»'-
(iwi.s?e Seil.) ; SSchwa., -OmsZe SThierst., -OmleseHA,.:
die grosse Waldameise, formica Herculanea.
Die Zss. mit Bär- hat (wie diejenige mit Unsn-) ver-
gtärkende Bed. — Die Form Amah beruht zunächst auf
Tollerem ' Amede, einer Weiterbildung mit l; vgl. die o. an-
geführten Omeisele, Wurmeide usw. Omicse durch Unistollung
aus 'Omede. — Syn. s. u. Ameise.
Wald-Bär- e'msa: dass. Ar.
.\ meislere Amheisslere, Awp- {.: Ameisennest B.
- Über die Ableitungsenduug s. Dial. 221.
ameisen ambeisse, ambeiss feße : prickeln, gi'araseln
in den Extremitäten; pers. m. Dat.: de Fuess ambeisset
mir, unpers. m. Acc.: es amheissfeljet- mi''' i"-(a')der
Hand LE. - Mhd. ameizen; vgl. lat. formicare.
Ammei, Ammei n. s. An-Mül.
ammel s. 1. allmäl. 2. ämmel einmal.
Ainmele f.; Bachforelle, salmo fario Bs.
So auch bei St.- nach Hartmann. Die Angabe bei St.'
,.\. = Elrize, cyprinus phoxinus" legte nahe, A. als A'er-
stümmelung von Bammele, Bamhele, Elrize, zu erklären.
Öbrigeus passt die selbe Bezeichnung (vgl. hämmelen, hin und
her fahren) auch wohl auf die blitzschnelle Forelle. Vgl.
aber auch ampeln, nordd. Syn. von hamheleii, , bammeln'.
Ämel, Emel m. : eine Art kleiner Karpfen, Gründ-
ling, cyprinus gobio BO. (Hartm.)
Ammei, Emmel s. Ammer.
Ameli ämeji GStdt.f, Ameli ämeleH Scn, Amme-
litschi (Diminutiv mit geringschätzigem Tone) Gl:
weibl. Taufn., Amalie.
Ammeli B; GnChur; W (amili), Ämweli Aa; Bs;
B, Ämmi „W", Ämmli Bsf — n.: 1. Saugnäpfchen,
-fläschchen. 2. das Getränk für Wickelkinder BBe.
Zu Mumm usw. (s. d.) oder geradezu zu Amm Sp. 211
(vgl. Nuiuie aus Aiiue ud;fl.l.
„ammelon. ämmclen: saugen, wie die Wiegen-
kinder tuen B; W."
ällic": Interj. wie nhd. Ubertr. 1. zu l'hide. alle,
vorbei, allg. Es ist üs und ä. mit-eni, er wird sterben.
Auch pers. z. B. 's Fäs.sU ist üs und ä., geleert. Eine
Gesellschaft, die aus einander geht, macht fis nnd ü.
Aa. Auch abgekürzt «.s äwe Z. Am Ahstt rhis-imir sl :
im Sterben liegen L. (Von dem Ave Maria-iirlicte
her, welches schliesst mit den Worten: .in der Stunde
unseres Absterbens. Amen.') Tod [todt] und ä., ab-
getan L. Einen Streithandel ,z'todt und a. ausmachen'.
GoTTii. Von unabänderlichem Entschluss: ,1'"'' icott-si
nümme; dö iseh 's üs u. öme.' Sti'tz; syn. fertig. —
'2. gewiss, 's ist Alles ja und a. So war als a.
Mhd. ä- neben a-. Unser a- ist durch die Ausspr. von
ZO. (üme) als echte Länge bezeugt; nur in der Zsfügung mit
.■\bsterhis büsst es seine Quantität ein. — S. u. tod.
Amer {äj Gr allg., Am e r Tschapp. — m. (n. Vals) :
Gefühl der Leere. 1. Schmerz, Verdrnss über einen
Verlust, eine Entbehrung. — 2. Gelüsten, Ä. haben
.an' Etw. (Dat.). Ohne nähere Bestimmung: Es.slust,
Appetit. — Eig. blosse, schon von Notk. gebrauchte Ver-
kürzung von Jämer, welche Form mit der Bed. , Jammer'
tw. daneben besteht. Der Umlaut aus dem abgeleiteten Vb.
tw. ins Subst. eingedrungen.
ämeren, ämeren. ebd.: 1. tr., Schmerz, Heimweh.
Gelüsten erwecken, t. pers., ds Obs ümeret d'Chinder,
t. unpers., es ümeret mich, dasfsj i''''-m1s Chäeli her-
g'ge" hän. Syn. verzännen. gelüsten. — 2. intr., die
obgonannten Empfindungen haben; «. tim Etwas.
ämerig, ämerig. ebd.: 1. Lust erweckend, nam.
die Kauflust reizend. Syn. anmiichelig. geniögelig. —
2. lüstern, gelüstend.
Ainmcr I ,B; L- (Durh.), Ammer Aa; Bs; „B;
L"; ScH; S — m. : Emmer, Zweikorn, Snmnierilinkel,
triticum dicoocum (amyleum).
Mhil. amer, einer, amel. ,Emel'. aGHdschr. Vgl. Amill-
Mel und bei Fris. ,Emmer oder Amelkorn'.
Ainiiier 11 m.: die Ammer, embriza. G(?lw- gM-
Ammer, -Ammer: Gelb-, Feldflnk, Goldammer, embriza
citrinella ZAtf. ^yn. Gerstenrogel. — Gold-: 1. dass.
.Unsere Emmeritzen, welche von etlichen Goldhammer
von wegen irer färb genennt wirf.' Vogelb. 1557.
,Von dem Goldammer oder (zu Strassburg) Gaul-
ammer.' ebd. Jetzt AmeritzU usw. — 2. „Goldhäm-
merli" n.: Haubenkönig, motacilla regulus [regulus
cristatus] B."
Die gleiche Anlehnung wiederhiilt sich im Vogelb. in
.Gerstiammer, passer silvestris magnus', einem [ammcrartigenj
Vogel, der sich in Gersten- und Weizenäckern aufhalten solle.
Vgl. .Hämerling' u. d. W. Ameritze. Die umgelautete Form
Ämtner erinnert an Emeriz usw. In Goldhämmerli ist der
Sprung ein doppelter, da dieser Vogel gar nicht zu den
Ammern gehört; s. Golclhäveli.
Ammeriz Ammerizli n. ZAuss., Wl.. Emmerize
f. GTa.; ScnSt; Th, „Ämerzen Aa, Imbrütze Ap;
G — f.": dass. Sie mahnen den Winzer mit Jieft!
heft! es ist ZU!' 1. — Gi3l"'-Emmeriz(e). G.ehemerge f.
Aa, -^niez m. AABb.; ZW.: dass. — ,Wis-Emmerze:
emberiza pratensis. Von den wisen, darin sy wonend.'
1557 VofiELB.
Vgl. mhd. amerinc. ,Die Emmeritze, Enibritz, Euiuicr-
(l)ing, Gilbling [usw.].' Vogelb. 1557. ,Der Emmeritz, passer
spermologus.' Mal. ,Emeritz, Hemmerling, galbula, avicuia.'
llenzl. 1677. (.Wittewal' statt H. 1716,1 Vgl. noch Emmeiti.
Öl9
Am, ein, im, oiii, mii
Gel^-Äiniiietli n.: Goldammer. — Blau- n.:
Person, welche auffallend viel Blau in iiireni Anzujje
hat ZW.
ÄnmKtK hezeiciliiot iliü letzte Stuf.' der Verderbiiiss vim
Ämmerize: Ämmrrzi-: Äviiiiezr. — llhui-A. ist -nalirseli. cig.
der Eisvogel, mit' clicn so viel Fug zu ileu Ainineni gezälilt,
wie er auch mauiuimdi licisst.
Aniniere. ÄMimcr(n)e, Animeri s. Amnirlle
S],. '211.
Aiumerenzo i'nihi;.,ti:,. diiii. -i: w. Taufn., Kme-
rentia Sciiw; Z.
Amcrget f.: w. Doiipcln., Anna Margavetha f^i'u.
Amman dmrrt L. Anmiarei -e'i OT., diiirreh' Aa;
Bs; G; SfH; S; Tu — f.: w. Doppeln., Anna Maria.
Ammenli, Zuclcrüi, i-liiiiinii, »»■/■[wir] irciitl r/ii triiizii
usw. G.
Ammor GT.. Animier Gl; GG.: Bewnliner von
G Ani.len.
Amerikaner m.: 1. eine Sorte der Erdäpfel, rot,
rundlich, mit tiefliegenden Aug-en Gl; GW. Syn.
Afrihincr s. Sp. 100. Berner. — 2. Wie.sensalbei,
salvia pratensis GSa. Syn. Holänder. lilaiii Suhlutoi.
2. Dil si- Ulli r ilii' audci'en Kräuter cmporniv'iml. n Stnigel
mit meist Ijlaurn Klüten mit ileu iu liollämliMiirn l'iiiisten
stehenden, nach Batavia (..Amerika') liestiuinitm Triipiien
verglichen.
amerikanisch. 1. amerikanisch Herdöpfeh die
Knollen der kleinen Sonnenblume und die Pflanze
überh., helianthus tuberosus GO. — 2. Aineril-anisch
Gras: rohrartiges Glanzgras, phalaris arundinacea
pieta G. — 1. In Tessiu .patate del Canada'. Die Pflanze
ist in Brasilien heimisch. — 2. Vgl. die Synn. Mfr-, huliin-
dittrh, rngHüch Oraa.
Ami 'iiin m. : Name für kleine Hunde L; Z.
Ammi-c Zo, AmmlYv, Amme'i Aa; S = AiiiDiarK
,.\niili.- XVI. Salat. ,Amilli'. 1572 ThPlatt.
Amiiiicliel m.: m. Iluppeln., Johann Michael ScnwE.
Amiiinm. Um-und-um rimfindhm Ap, »m.;rf»m G n.:
weisse Stärke für die Wäsche. — ömrdömme" : Wäsche
stärken GStdt.f.
Frz. dial. umljun, mlat. amiduui, dies ans lat.-gr. uiinjhim,
feines Weizenmehl. Vgl. AmmehnUl. Syn. Klärt.
ammig s, 1. oliren, vormals, Sp. 202. 2. ffimmig)
einenirey.
Aminiral Mkv. Wint. Cliron. Amiral 1722 Mise.
Tig. : Admiral.
Amiml frz. ii. uilul., riihtigcr als die nhd. Form; zu der
Missbildung Auiininil liat das W. ,General' mitgewirkt.
Amläzc ', „Amblätz ni. LE.". am-, an-, ä-,
IJm-BlätgCtv., Ubläze f. ebd. — PL ÄnhUUze, Äm-
hlize Gk: ein aus Leder geflochtener Strick, welcher
durch das Biiiulhch des Doppeljoches gezogen wird,
um dieses und die Deichsel an einander zu befestigen
Gr. „Band aus zähen Gerten zur Befestigung der
Deichselstangen eines Schlittens an das Joch L."
St.'s Deutung auf Wt(j, Flicklappen, anbhizcn mag der
volkstümlichen Anschauung entsprechen, könnte aber nur für
die entsprechenden Formen gelten. Sämmtliche Formen (mit
tirol.. kämt. AmhUlze, Aiii2>htz) gehen zunächst auf mlat.
iimblaclum (churw. ,der umhluzz') zurück, dessen Bed. erst
aus den MAA. Licht erhält. Dieses scheint mit dem Präf.
amli(i) von Imjucun, Strick, Schlinge, abgeleitet zu sein, das
der MA. sonst als f.älseh durch das Ital. ilai-cM zugeknnnnen
Ist. Also nmhh,hnii — Vmh:mi\. Das an das ab'm.-bair. W.
i'inimcl
einigermassen anklingende hess. Syn. ,die, das Emez, Imess,
Ems' dagegen wird auf slav. Ursprung zurückgeführt. —
Da bei uns das W. meist im PI. gebraucht wird (der Strick
ist zwei-, bezw. vierfach genommen), so mögen auch die
obigen dreisilbigen Formen genauer besehen Plurale sein.
S. auch rm-hleizni.
ammodieren = admodieren, in Pacht nehmen (s.
Sp. 91). ,Geamodiert'. 1521 Ausen.
Ammolter. Ambolder ni. : Sauerkirschenbauni B().
— Ammoltcre ,i„mltre W (Dim. Amolteri BO.), .\ni-
boldere BO., Dim. Amholtri Si. — f.: eine Art
Weichselkirsche mit festerem Fleische.
Syn. AniareUe Sp. 214, welches W. jedenfalls im ersten
Teile des hier vorliegenden steckt (mit mb aus einfach m).
Der 2. Teil des W., oller, enthält das selbe ter wie Affoltn
Sp. 106 und ist in der 1. Silbe an dieses augelehnt; vgl.
aucb .Holder'.
amorterisiereii. Amortarisation für amorti-
sieren usw. 1767 F städt. Akten.stück.
amu s. um-nm.
Ammiilettc f.: Amulet Aa; L. Ein mit geweihtei
Gegenständen gefülltes, herzförmiges oder viereekigei
Kleinod -UZ. 1815.
Der Übertritt ins w. Gesclileidit durch irrtüuiliclii' Aufi
fassnng der lat. Pluralform umulein veranlasst.
Am, amen s. Amad Sp. 213.
ämme, ämmel I, emmel. ciniel
omme, wenigstens, s. ein-ma!.
ämmel II, ehemals, s. all mal.
Ämmeli, Amli, Amdli, Ammere. .\nimerne
s. Amarelle Sp. 211.
.\mmer: m. Taufn., Emeran LG. Als Geschln. BG
Ammer, Emmer s. 1. Ammer Sp. 219. 2, Arm
rille Sp. 215.
Ämes(e), Amess{e) s. ylwct'.se Sp. 210.
ämmig änimeg GTa.; ScnSt.; Z, ammig Ap;
GStdt. u. Ta.; Th, ammed, ammid SimiKI.; Tu;
ZSth.: 1. gleichwohl, dennoch. Niene verd [nirgend
willkommen] und d. da, scherzhafte Bezeichnung eines
nicht gerne gesehenen Gesellen, oft mit Selbstironiei,
Vo" niene her und a. da, zur Verhüllung der Herkunft
ZSth. G'fischet und y'krebset und a. Nünt z'Nncht Tkj
(Volksreim). Guete Tag ä. au! Sind ä. au goUwillche!'^
[um versäumte Begrüssung nachzuholen; aber aucfii
ohne solche bestimmte Veranlassung]. ,Zv.-or ist Sclmff^:
huse üher-em EM, icege dem y'hört 's amig zur Eids-
ynosschaft.' Halevy 1849. — 2. in abgeschwächter
Bed., wenigstens, freilich, doch wohl, denn doch, jeden-
falls, aber doch. 1'''' hätt ä. y'meinf, er wor [würde]
si''' schäme". Das ist ä. eu lanye Winter! Hest [hastig
du] ('(. nild lany mile-^e icarte? hott'entlich musstest dui
usw. Das Heime ist ä. [wenigstens] '*■ Dopplet vert.t
Isch-es ä. [aber] au war? ,s ist ä. au [denn dochj
c Sddi ! 's irdr ä. au! es ist [wäre] doch verdries&-
lieh. Xei" ä. au! vgl. aber Sp. 41. Nei glich un
ä. au! das ist doch wunderbar! oder: zu arg! Ammig
ö''''! Ausruf des Affektes; auch der zustimmenden Ant-
wort, jedenfalls, gewiss! G.
Zsgez. aus eincnweg (s. d.), da ü frfj die regelrechte Ver-
kürzung von ei ist. Die Formen mit a eignen solchen MAA,,
welche ei ?,n a zu verdichten pflegen. Ammiy und volleni
nmmed fallen mit der Weiterbildung von amme (s. alm
Sp. 208) zusammen, z. T. auch geographisch (SchKl.; ZSth,^
während andere MAA. noch gut unterscheiden: z, T
221
222
I «„„,„■;/ .1«., Cl„„.lr ,„../. j.ru.!,.:, .,■ «.//.,/ ,/.,,/, u„„„i,J „u ,rrl„
' III,.- stutz; V(,'l. dwm,i,/. - Sju. ..■«/,(.
Jlinill .Pm Z, m., n.: 1. der Budistabo ;//. Aiiiiiilisinx.
im Zickzack, geschlängelt. -- 2. Aiinnli n.: kiiniiiue
Kurclic ZSchöii. — ämiiilon, diiu. iiiiiiiiclcii, icH.:
»icli sclili'ingeln, wellenförmig laufen. ifüiiniiUt. ge-
' schlängelt „Li; Z".
m\: T)at. Sg. ni. u. n. des Pron. dem. hier, jener.
,Folgend etlieh dem, der ander em.' e. l.")l)0 Ki>i,iii.
— Vgl. fiiii imil (')(/(.
ein 1 ■jii S(H; ; Zf. am BsÖtdt (SritKNi;); (ji,, im
A.v; Hs; S: Dat. Sg. m. u. n. des best. Art., dem.
t^lii- 11, um- (unbetont vor dem Vb. hm): entgegen.
I— Zunäelist für ciiiji-, dies für ent-bc-.
eni- in, am-, um- (vor Ortsadvv"): wieder zurück
\ BO. ; W. Auch, weil die Etymologie dem Sprach-
I bewusstsein abhanden gekommen ist, pleonastisch :
iUxrha [Iiorüber] cho und iinihi [wieder] em-üherhi
[hinüber] BLeiss. ^- Aus umher, s. aber Sp. 40. 41.
I eiliansen eniuuse, dini. emäuslen: am Ostermontag
familienweise einen vergnüglichen Ausflug machen;
' gö ewuiise gö" VOrte.
iNach dem Spaziergange der zwei Jünger mit Christus
(Lnc. 24, 13 ff.) benannt; früher wohl eine ernst religiöse
Gedächtnissfeier der Auferstehung.
1 emede .s. nummede.
i Emerize, Enimez. Emniot .s. .-Ihih»'/- // 8p.218.
('im allg.. eum GA. : 1. Dat. m. u. n. von eine I.
2. Ac
11. 111, einer, man, jener.
Eimer allg., Eumer Z, Amer, Äraer ü, e'mnier
P (Sühott) m. — PI. -c"Gr: 1. ein hölzernes Gefäss
für Getränke. Bauchiger Kübel, in welchen gemolken
wird Gr; G; Schw; Uw; U. Stet [Hagelkörner] n-ie
E. U. — 2. Weinmassf Ap; B; Gl; Sch; Tu; Z;
durch ein Concordat in den Dreissiger Jahren auf 25
.Mass', '/i ,Saum', normiert; vorher sehr ungleich:
32 Mass Tu; doppelt so gross: 64 (60 lauter) Mass
Gl; Z It Fris. 1568, JBaEscuer 1685; viermal so
gross: 128 Mass Scn (Gem. 76). Auch das Verhältniss
zum 8aum war verschieden. Zur Zeit von Fris. ist
.Saum- noch nicht ins System aufgenommen, sondern
als auswärtiges Syn. betrachtet; Escher aber setzt
3 i'. = 2 iS'. ; in Th war vor dem Concordate, welches
den S. zu 4 E. festsetzte. 1 E. = '/r, S. Er hielt in
Z 4, in Seil 16 .Viertel-. ,10 Zürcher Eimer = 1 FiietZcr.'
1531 Auscii.
Mhd. eiiiicr ans Ä\t. eiiiibcr m., n., bL'i Notk. (imljni, eig.
ein Compos. wie ,Zuber'. Vgl. Am Sp. 211.
Gaglen-: Kübel für die kleinen Erdäpfel GrD.
Kalb er-: 1. ein mit einem Saugrohr versehenes
Gefäss, mit welchem man die Kälber künstlich säugt
GrAv. Syn. Kaiher-, Sürj-Kühel. — 2. grosser, höl-
zerner Eimer, aus welchem junge Kälber im Stalle
Wasser usw. trinken Gr.
Mclch-: Melkeimer, ungefähr 4 Mass haltend
GsVal. ,Sol ein melcheimer gemachet sin mit der
mulchen as si von der kuo gemulchen wirf, die sol
man erwellen und sol ein VI altmessigen kübel füllen.'
NV. (it-Hii.
-\lilch-: 1. Melkeimer Ar; GrA.. Ph. -^ 2. Eimer,
iii welchem dii' .Milcli in den Keller oder in die Sennerei
getragen wird, meistens grössere Milciigcsidilrre bis
12 Mass haltend GaVal.
Schwin-, Schwi-: 1. Kübel, in w.-lcheni man
den Schweinen das Futter bringt Gr. Syn. Üdiicin-
mclchtere. Von dem Einfaltspinsel sagt man verächt-
lich: ma sött-ne [sollte ihn] mid eine Scli. ersdiüsse
(Jr. — 2. Schimpfname für einen physisch oder mora-
lisch Unflätigen (iSa. - ume(r)sch wi(n)eimeren:
schmutzige Arbeit verrichten Gr.
Tropf- -ämerli n.: kleines Gefäss, in welches das
Käsewasser von dem Käsebrett tropft Ap.
„Walen-: Milcheimer, welche die Viehhändler
nach Italien mitnehmen Schw ; Zg." — W«Wi, Welscher.
Geschirrwasser-: für Spülwasser bestimmter
Eimer Gr.
eimerlen: nach dem hölzernen Eimer riechen
oder sciimecken Gr.
im, imu, em Dat. Sg. zu er, ca (s. d.).
Immat s. Ämad Sp. 213.
Ime m.: 1. Beigeschmack GRD.f. — 2. Imc: (JroU
GnPr. — Es liisst sich an die Begriffe , Stich, Stachel' und
somit an das W. Imme, Biene (s. Imb) denken.
imme, inimene: Verschmelzung der Präp. in mit
dem unbestimmten .\rt., in einem. — Vgl. aiiime, -nc
Sp. 210.
Imme f., Immi n. s. Imh.
imincdiat, -i: auf der Stelle, augenblicklich, sofort
Schw; Uw. — Aus dem lat. Adv. immediale.
Iiuiiienberger : eine Weinsorte, welche um linmeu-
berg hei Frauenfeld wuchs. 1680 Wagn.
iinnier Aa; WLötschen, immers S; ZGoss., im-
merist BHutw.; „L", immerst BsL.; ScnSt.; S:
1. immer Bs; B; S (mit Verneinung); W; Z. .letner
wenig: allgemachist, paucillatim.' Fris. Zur Stei-
gerung verwendet: ,Es wäre jemar schad, das uns die
Sonn anschine.' Zwingli; Syn. ewig. — '2. gegen-
wärtig, dermalen, nunmehr. , So grosse Schüler gönd
immer keine meh i d'Schuel, wie wo mir g'gang.e sind.'
Aa, bei Stutz, E. u. h. B. Vgl. ,alleweil'. — 3. je,
irgend wie. / loill 's tue, trenn i immerst clia". Sulk.
,So ferr uns jemer müglich.' 1530 Abscii. Syn. ienen.
— 4. immerhin B. ,Deren yeder Christgläubiger
doch yemer etwas wissens haben soll.' 1560 Bibel.
— 5. „immerist, jemerist, niemerist B; L; Zo: Interj.
der Zustimmung, allerdings, das ver.steht sich." ,Er
hat die Ruten noch nicht genug wider uns gebraucht.
Immers Er hat uns mit derselben noch nicht gar zu
grund gerichtet' = ja, iino. 1661 JMüli,. Wenn ich
nicht irrej wie ich glaube; ohne Zweifeh Schw u. Zu
(iemerist, iemerischj D' Ithen. ,Er ist iemerst nit da
g'si = memini eum tum abfuisse.' Id. B. Wie mir
scheint; ich denke wohl. ,Wie heisst's in der Bihel'^
Der [ihr] tverdet 's iemerist nid wüsse.' Hebel. D'Glocke
het zioölß g' schlage; der Tag will iemerst no nit cho;
doch Gott hört ivul, wenn 's vieri Schlacht, ders.
Mhd. icmer und auch schon im«/-, immer, auch in der Bed.
je'. , Yemer, yemar'. Fris.; Mal., auch im S. von ,un(inam'.
, Yemer' noch 1584 LLav. — Für den BegriiT , immer' gelten
sonst andere Ausdrücke (eitder, alliicil, ijäni/) und jenes W.
in diesem Sinne ist in den meisten MAA. als moderner Ein-
dringling zu betrachten; die von Lötschen steht daher isoliert
da. Das negat. Comp, .nimmer' ist uns gänzlicli fremd geblieben.
Immer«, immcrint sind genetiv. und superlat. Wcitiobildungm.
223
Am, ein. iui, om, Hill
224
iklarlM-li ist, iliiiftr .1"
•m Begriffe
■ U (las folg.
Illinicr: 1. 111. Taul'ii., Iiiguiiiar. Burtrdorf l:!84.
Noch als Gesfhlechtsii. B. — 2. Herr (,He' Gottii.)
Immers: Ausruf der üeberra.scliung, des Erstaunens B.
— Lctzteri'S cig, wie Jemcr eine Verdrehung des Namens
Jesus,
,illU'ren, imnieren: wimmern Schw; Zu."
Viell. von der Interj. i ud. lur ominii, linwnn (s. Sp. '218)
mit Aulelinung an ,winiinürn'.
Imeri s. Amarelle Sp. 214.
timilli I, etwa auch Simmi, diin. hiimeU — n.:
1. Hohlniass, urspr. auf Vierteilung beruhend, später
decinial. a. als Trockenniass, der 4. Teil des Masses
B (,kleines I.' halb so gross) ; S, ,quadrans modii'. Id.B,
des Viertels Konstanzerniass, der 10. Teil des Viertels
oder SeMers Aa; L; Tu; Eidgen. 1839. der 9. Teil
„L; Z", 1(585 JBaEscher, der 6. Teil einer Quartane
Gr oder = 4 Batzendingli, 10 Zehntel, l'/.j Becher,
Mässli, 2 Köfli. — Syn. Öserli. Vgl. Immism/d. —
,Wenn du chast im I. hüse, so niuest nid [nicht] i's
Viertel welle.' Sulg. ,Von einem niütt ehernen ze
malenne da sol man geben ze lone ein Imi desselben
korns und nit me.' Z Richtebr. Denselben Mallohn
bekam im XIV. der Hofniüller der Probstei L vom
Korn, von Haber oder Gerste 1 Immi von 3 Vierteln.
— b. für Milch. „S'/j ,Mäss' W". Von einer Kuh,
welche mehr als 3 Mass Mileh liefert, sagt man, sie
habe das L, ebd. Vormals = Vs ,Sister', so viel Milch,
als zu einem ,Süsskäse' d. i. 8 Käsen erforderlich ist.
Acta MuR. It Gfr. 21, 153; vgl. auch Arg. 2, 38. -
2. Landmass z. B. tür Wald Z. — 3. Marktabgabe
von Getreide, von dem selben genommen „L"; Sch
(m., Kirchh.); Z; an letztem! Ort '/j Immi vom Mütt
d. i. 1 Immi vom Malter, also der 144. Teil. Memor. Tig.
1820. ,Da von git er nit imis [Genet.], e er verkoufet.'
Z Richtebr. ,So gend die von Zuffikon thein [kein]
imo noch zoll.' Ende XIV. ,Das die apptissin sy soll
schirmen vor dem iiny und vor dem ungelt, sy kouffent
oder verkoüffent.' Olfn. Fällaxdex. ,Was sy da kouffent
oder verküutfent. dass sy das imniy noch den zol nüt
sond gän.' 1543 Offn. Maur. .Haben wir inen ver-
gunstet, unsers gotzhus Imi. wag und den ellnstab
inn zu haben.' a.Hdschr. G. ,Zoll, Immi und Unigelt.'
1757 Z Gesetzs., Abgaben, deren charakteristischer
Unterschied im Stoffe beruht. .Man liest an diesen
Wänden, geschrieben von vielen Händen, Wie oft
durch Gottes Segen, es so viel Mütt Immi gegeben,
Aber obgeschriebenen Tag [24. Brachmonat 1092] für-
wahr, war gar kein Markt alldar, In allen Kasten und
Standen, war kein Immi vorhanden.' Z. — 4. Mess-
geschirr. .Er soll den Ion ze nemmeu rechte gfächte
ymli haben.' 1585 ApI. Ldb.
Mhd. imi(n) n. aus lat.-gr. hf-mXnn, Hälfte (des sextarius,
Sestcr); frz. (h){mine, mine, it. mi'iw. Lehmann, üraub.,
schreibt ,Kmnii'. Vgl. MämU. — '2. Das Landmass (frz.
himinre) bezieht sich auf die zur AupHanzung benötigte Saut.
Vgl.? Iminmal. — 3. Vgl. das syn. mlat. innenai/ium, frz.
umr.nayi:, Lohn für die Erhiubniss des Ziifiihrens (frz. auicner).
Dass wenigstens für die Schiualsaat die Abgabe in Geld konnte
entrichtet werden, s. Memor. Tig. lS-20, fi.'iT.
iiiimenen. imineleii. immlen: 1. die Abgabe
lies Immi eiitrii-hteii ../, niiiclciij-. .Swas [.\lles was]
iler kolfelei- | Verkäufer | fiieret. das so! er imiiioii naeli
Schulze bezeugt; jetl
, von dem es vidi, blos
der mässe.' ZRichtebr. - 2. diese Abgabe einziehen.
.Eydt schweren, dass sie ihnen nit selbst, sonder dem
Meister ymlen wollen.' 1585 Arl. Ldh.
ver-immen. .Was sie an Fruelit nder Mahl ver-
kaufen, geflissen zu verzollen und zu v.' 1740 Z.
„Inimeler", Immener. ,Ein Iminer ninibt ein
von allen lasten so zum kornhaus gefüert [werden],
das Immi, und alles, das er einninibt, das soll er einem
Kornnieister überantworten, aber das gelt, so er in-
niinbt [.aus Schmalsaat.' Memor. Tig. 1742], soll er
in ein büchs stosseu und einem Seckelmeister geben.'
Msc. Leu. Das Amt, das ein Kelchs-, später städtisches <
Lehen war, bestand in Zur. und Winterth. bis 1834. I
, Immler, Immener' Goschlechtsn. B; Z f. — Syu.j
amenie B welsch.
Iimili II n.: Hadel, Rispe, worin der Haberken
steckt, involucrum Aa; ,,LE.'
Viel!, nach einer gewissen Ähnlichkeit mit der
Imh, Immi; benannt. Vgl. Imh,l..
Inimis s. Iiiihiss.
illipertine.llt imp''eräin^nt: 1. sehr grob, unver-
schämt L; Z. — 2. Steigorung.sadv. in unerfreulichen
S., i. ehalt udgl. I. blund, rothaarig, ebd. — W
impeftliicnt.
Iinpost: Auflage, Abgabe. .Alle auf dieser Pfruiic
haftende Iniposten und Schuldgel)ühreii.' B I'frund-;
kaufsregl. 1791. — Von it. impmtu.
iemen, iemed s. ie-man.
iciiier: Jemand. — Nur
durchweg Ujipcr, neimcr. Vgl. XU
abstrahiert war.
0 m . . . s. am . . .
oinel s. ein-iiitd. Ümlese s. Ameise.
Ömel m.: Oheim. ,l)ü wirtenne mins Oemelnf
1337 Gfki). VII 180. 181. - Von mhd. ,W„-,m, ö,i, (s. ÜcM
Sp. 74) abgel.
Ömli, Önidli, Ümbli s. Amarelle Sp. 2WK
um- s. IUI- Sp. 221.
um, Ap lim 1. Präp. 1. rein räumlicli: Umgebung,
Bewegung im Kreise, oft verstärkt durch naclfc
gesetztes um Gr, oder allg. ume d. i. um-hin, heruiB,'i
z. B. um 's Hüs, um 's Dorf ume; Eim um d'Bei^
Gl, um de Chopf ume GT. ye [Schläge geben];
chunnt dir um de Cliopf ume, du niusst es verant?
Worten resp. entgelten Z; um d'Lüt ume chö, mp
vielen Menschen in Berührung kommen GT. Um s0
ha", ein Kleid oder Begleitung B. Um-e [den] Weg,\
um d'Weg sl", in der Nähe Bs; Z. ,Um die Stadt
Zürich', in -der Stadt herum. 1500 Edlib. Um enand,i
herum, s. ein-ander. ,Geschäft die ihm zu Haus nicht)
um die Hand gegangen' [nicht oft vorgekommen]. 1060j
JHHoTT. 1708 DTomann. Um Öppis cho", Etw. ver-i
lieren (eig. darum herum und dann davon weg); vgl,
nhd. um etwas bringen = verlieren machen. ,Uu|^
die buoss komen', in Busse verfallen. ApI. Ldb. 158Si
,Es ist um-is', um uns geschehen, wir sind verloren
Stutz. — 2. ungefähre Zahlangabe, meist mil
beigefügtem Adv. ume, z. B. um die äO ume, un-
gefähr zwanzig Aa; Bs; Z; es irird um 7 oder s (iiildi
ume clwstr '/.. l!ei Angabe der Tageszeit; -.'Ahiii um
die Vieri Z; um Drü ume Aa. um-e J)rii Hs |iuis um
die oder um ein':' s. d.l; oinfaelies um, iiiii-e sol
225
Am
226
nai-li hf. ircnaue Angabe Ijoikniton. also wie iilul.
währeiiil sonst die MA. in diesem S. aiit yebraiiclit
(s. an). Um cn (■iste, zuerst, anfangs L [um den
ersten Anfang?]. — 3. Reihenfolge. L'in um 's
Ander, Eines nach dem Andern; allg., wie nhd., zu-
weilen mit dem Nehenbegriif rascher Aufeinander-
folge. .Nit umb ei Mahl', nicht einmal, ne — quidem.
1(12 GöLui [eig. nicht für ein einziges, erstes Mal,
im Ggs. zu Fortsetzung?]. — 4. Massangabe, wie
nhd. Um-en Schritt nocher [näher] Aa; um 's Deiche
[1 lenken, syn. um-en läe] GnD. = »m 's Merhe, um
ein merkliches, aber kleines Mass, ebd.; Z = ,um ein
Kennbares'. Heuei,. ,Um d'Wahl besser' [so dass der
Unterschied die Wahl wert ist]. 1712 Göldi. Nüd um
's Merke, kaum oder gar nicht merklich Z. ,Umb
etwas [ein wenig] erschrocken.' 1665 JMüli.. ,Ini
undcresten um ains [weniger]', im zweituntersten.
1519 Sioi'KAU. — 5. Betreff, Rücksicht, Sorge,
Bemühung, Begehrung, Zweck, Grund. ,Dass
wir umb unsere Boten noch nit vernomen [noch keine
andere Nachricht bekommen] dann wie sie seind wohl
empfangen.' RCys. Was drr Bock um sclii [sich] seiher
weiss, (las trü"'at-er [traut er zu] der Geiss GrD. Es
ist um 's Luee/e z' tue, man braucht nur nachzusehen
Aa; Bs; Z; CS ist um 's Probiere z' tue, es handelt
sich um einen Versuch, kommt darauf an Z. Um
Oppis hieye, nach Etwas ausschauen, um es zu er-
werben Scn; Z; um 0. üs si", ausgegangen sein, um
Etwas zu erwerben B; Z. Um 0. handle, mit Etwas
j Handel treiben BM.; dagegen: ,gekoft um die erb.
f Jungfrau Margreta v. A.' 1386 Scn = von ihr. Si'''
\ um Öppis än'e, sich einer Sache annehmen, darum
j; kümmern Bs; S. ,Um Kurzi', der Kürze wegen. BsChr.
ji 1525. ,Um aller Welt!' um Gottes Willen! Stutz.
|| ,Unib misshandlung gnueg thuen', für ein Vergehen
Genugtuung leisten. Fris. ,Hätt ich doch nu'' nie
i z'handen g'no, mein Eis eso um Unschuld z'schlo'
j [ohne Schuld, unverdient]. Com. Beati. ,Ha, ha, Herr
! Hans, umb ein Trunk!' Ruf beim Zutrinken. 1639
JBiiErr. Es yät starch um die War, diese Waare
findet reissenden Absatz Bs; Z; es göt um die Meitli
'. nie um friisch 'baches Brod [diese Mädchen werden
i stark umworben] Aa. Es ist-mer nüd um ««''*, ich
. suche keinen Vorteil, bin nicht für meine Person be-
■ sorgt, ebd.; es ist-mer nüd um 's Esse, ich habe keine
? Esslust Aa; B.S; Z (kann aber auch heissen: ich habe
' einen andern, höhern Zweck als das Essen selbst). ,Um
11 dass', damit. 1182 Z ObGlatt, weil. 1537 Salat. 1691
I* Kl,lN(iL. — Hierau reiht sich der Ausdruck um Heime zue,
]i nach der Heimat, nach Hause hin, Zzuw., ilhergekippt aus em,
i i. i. dem, welcher "Vorgang auch lautlich hogüustigt wurde
f durch die Natur des dumpfen m. — 6. Wert, Preis (vgl.
] 5 od. 4). Nit um ds Säge, nicht der Rede wert GnChur.
> Es gäd [geht, gilt] um Geld, es wird um G. gespielt.
f Es gäd um d'Er, um 's Lebe, die Ehre, das Leben
! steht auf dem Spiel Z. I tat 's om was drom nüd,
um Alles in der Welt nicht (was man mir auch dafür
anböte) Ar. Um Geld und gueti Wurt cha"-me eil
ha. Um 's Verrecke nid, um keinen Preis, selbst den
de.s Lebens Aa; Z (grob). Öiipis um 's Fresse, um
■ de Gugger gern tue" oder ha" möge". (Ersteres statt
mm JiVe.v.ve gern, so dass man es vor Liebe fressen
möchte; Letzteres aus: um de Gugger nid, für den
Kukuk [Teufel] nicht, durchaus nicht.) Vgl. umsuM.
- II. Adv. 1. entsprechend 1. 1. .Zu Thalwil und
Scliw. Idiotikun I. 2.
, daselbst umb'. in der Umgebung jenes Ortes. Aa 1596.
,Gan Dissyon [nach Dijon] und da um.' 1500 Eni,iii.
Ebenso, aber zus. geschrieben: ,daunim'. 1572 HBri.i..
,Mustend ein höchen berg um um ziehen.' Eni.iii.
,Als wir denn um sind geritten [reitend einen Umweg
gemacht], so haben wir als vil als [gewisserniassen]
wider hinder sich [rückwärts] müessen riten.' 1521
Strickl. ; es- i^t um, ein LTmweg Scn; Z; en guete
Chrumh [Krümmung] ist nüd um {umb Zf) [kein
Umweg] Z; umgekehrt mit subst. Gebrauch des Adv.:
en guete-n-Um ist nid z'chrumm Ar; SciiSt. ; s. auch
Krumb-tmi; en guete Weg ist nüd um Aa, gute Be-
schati'enheit des Weges ist auch ein Vorteil; er hat
um, es ist ein Umweg für ihn B; Uw; Z; um gä,
einen U. machen Z; es ist im [ihm] um, zuwider
(gleichsam ein Um- oder Abweg). Sm,(i. Es geit mir
Alles um, es geht A. mit mir im Kreise herum, mir
schwindelt W. Um (gew. ume, s. d.) sl", den Kreis-
lauf gemacht haben, 's Jör um, im Lauf des Jahres,
das J. hindurch UUrs. Um und a" 1) da und dort
ZKn.; 2) rings um daran (s. darum, drum); um und
an ha", Kleidung. Salat 1537. Substant: .Mänigs
arms mentsch, das weder umb noch an hette' [keinerlei
Kleidung]. 1523 Egli Akt.; vgl. under und über Sp. 59.
Weder um no''' a" sl", nirgends vorhanden Gl [weder
in der Umgebung noch zur Stelle]. Um-ed-ani Cum und
anhinj, hinu.herGA. (gew. ume-n-und ane). Um -und -
um, umotom FG., dummedum Ar; Vorarlb. 1) rings-
herum, überall Ap ; F ; L ; Zg. ,Umbendumbe in iren
emptern und gebieten.' B 1465; ,uramadumb'. Manuel;
,umeudum'. 1521 Stricki..; ,umb und umb.' Kuek 1542;
,ward der frid ummendum an allen enden verkündet'
1500 Edlib. ; ,umbendumb ganz vermacht in silher
oder in gold' [von der Einfassung eines Edelsteins].
Sarn. Hdschr. XIV. 2) im Ganzen; ganz und gar.
.Noch blibst mir schuldig umb und umb [Alles in
Allem, in Summa, zus. gerechnet] für dich, din gest
und allen bracht, ob 200 guldin ufgemacht.' Salat
1537. ,Gar und umendumb', ganz und gar. Ans. —
Die mehrfachen Eutstellungen zeigen, dass die Vcrbiudimg
schon früh in ein W. zusammenwuchs, welches dann i>l)er
bald nicht mehr verstanden wurde. In .umwendum' B 1440
offenbar lo nur verschrlebeu für h. — Umuudum n. s.
Aiindum Sp. 219. — Um und dar s. ummeder Sp. 232.
— 2. entsprechend I, 2: ,da um', um diese Zeit; ,uf
S. Lucy und da um.' 1500 Edlib. Zus. geschrieben:
,an S. Martis Abend und darum.' Vad. — 3. entspre-
chend I, 3. Um mache", der Reihe nach abwechseln
Ar; Z; ,mer mached um und um-.' MUsteri; es macht
om mit einem Kranken: sein Befinden ist abwechselnd
besser und schlimmer Ap. Bei Zeitbestimmungen:
nach Verfluss, Ablauf eines Zeitraums, bes. einer
regelmässigen Periode. ,Zu dryen Wuchen umb hat
der Spitelmeister widerum einen hochzytlichen Kilch-
gang gehalten.' Z Wint. 1533; ,nach 4 tagen umb.'.
1539 Kessl.; , Zusammenkunft zu gewüssen Zeit- und
Jaren umb.' ApL Ldb. 1585; ,alle 2, 3 oder mer Jahr
umb.' 1702 Hott.; ,zu 8 Tagen um.' Z Wint. 1611;
z' Stunden um, jede St. 1 Mal; z'dri Stunden um, alle
3 St. Nuw; z'halbe Tagen um; z'Ziten um, von Zeit zu
Zeit, bisweilen Aa; L; Z; ,zuo jar unr, am Jahres-
tage. 1577 WicK. Alleinstehend: wiederum, wieder
BHk.; P. Was-mu den Armun zer Port üs git, das
chund hüfuschtns zun Pfeistrun um i W, was man
den Armen zur Tür hinausgibt, das kommt haufenweise
227
Am.
228
durch die Fenster wieder herein; vgl. ciii-nm und
umhr- unter aber Sp. 40. — 4. entspr. I, 5. ,Da bitt
ich dich um', darum [ÜbjektJ. S.tLAx 1537. — 5. In
Composition, meist mit Verben, z. T. prägnant,
a) zu Boden: um-hrinijen, -rlten, -rüeren [werfen],
-tuen [Bäume, fällen], um sin, am Boden liegen; um
ha", einen Baum, umgehauen haben B; um müese,
gefällt werden müssen. — b) Um fumej mache, Erd-
reich, umgraben. — c) Um ha", ein Kleid, tragen Aa;
Bs; vgl. I, 1. — d) Om heba, Weibspersonen, auf dem
Wege anhalten Ap. — e) zu I u. 11, 3: um gä", von
Armen, der Reihe nach in den Häusern wohlhabender
üemeindsgenossen verpflegt werden B; um fresse" (wie
's Obervogts GeissJ, schmarotzen Bs; vgl. Kerum, Um-
sehend. — f) zu I u. II, 1 od. 3: Ullisagen, -bieten (in
der Umgebung oder bei den Betreffenden der Reihe
nach?) bekannt machen; um-rüefen, vom Nachtwächter,
der die Bunde macht; um-lüten, zu einer Procession
(während des .Umgangs-) läuten; itm-gu/en. mit Hoch-
zeitsmusik umziehen; um-schhln, die Trommel zur
Sammlung. Generalmarsch; Um-singer, Strassensänger;
om-redn, einen Gegenstand nur andeutend berühren Ap.
Eigentümlicli und nicht sicher zu erklären: um-stä",
kr.ank werden, von Vieh (vgl. umschlagen, von Nah-
rungsmitteln: unbrauchbar werden, und ab-stä", von
Wein, ebenso) ; ,um chü, assuescere'. Id. B. (eig. in
einer Umgebung bekannt werden, der Reihe nach Be-
suche machen? vgl. um d'Lüt ume cho"; um die Hand
gehen I, 1 ?) — g) andern Präpositionen oder Präfixen
entsprechend: Um-hang, Vorhang; um-chiflen, benagen;
üm-ziehen, verschleppen (einen Process).
Mhd. vmhe, welches viell. in einigen Fällen der Form
ume noch zu Grunde liegt. Solches ume (s. I, 5 am Schluss)
ist aber wohl zu unterscheiden von ume aus ,um-hin' oder
,um-her'. Selten steht in Comp, um für dieses nme, häufiger
umgekehrt. Betr. den Bedcutungsunterschied s. d. Zssen mit
-hin, -her. Zsgs. mit Mm sind auch ummer, ummet, nmmedcr,
s. d. In einigen altern Schreibungen steht um-, umh- für
un-, s. Um-bild, Unbill; Um-kosten; um-y'heit [vngehit, un-
geschoren); umlang.
oben-um: oben lierum B. — Gewöhnlich ohiwme.
after-: dort herum. , In Thüringen und afterumb
an der Sal.- 1539 Kessl. ,Ein büechli an dem schlosli
[Schlösschen] und afterdum die tecke geschendt.' ebd.
Getrennt: ,Die Gemeinden a. dem Rintal umb', im
Rheintal herum gelegen, ebd. — S. after Sp. 124—5.
em- {JH-, nm- P; W, 7im-um, nmti, 'mumW. „am-
umbe F": 1. wieder, zurück „F"; P; W. Er ist
amum chö. Es fliegt Icei Vogel so hoch, er chom nit
amumuf d'Erde. Umuvi ge, zurückgeben; u.'herchö,
wieder bekommen. Si ist u. da; er ist u. s'rugg;
seht sind u. eis, sie sind wieder einig [geworden] W.
— 2. interjectional. a) verwundernd: doch! nur!
Deichet amu"\' denkt doch! stellt euch nur vor! z.B.
.wenn eine Erzählung eine unerwartete Wendung
nimmt. Loset am u"-! W. b) mahnend oder warnend.
Chiimm amu! komm doch! Das tue-mer aiiiu noch
amal! hüte dich, das noch einmal zu tun. Gä-wer
amu da umbrüf! lasst uns einmal da hinauf gehn!
Über die Vor.silbe s. um-, em- Sp. 221. Die Verbindung
entspricht also genau dem nhd. ,wieder-Hm'. S)'n. em-umhin.
— 2. Intcrjectionalc Anwendung zeigt auch aher Sp. 4 1 ;
sie berulit aber dort auf der adversativen Bed.
Far- Bs; G; Tu, -ume Aa m.: 1. Bienenschwarm.
,Der Farum ist ein schwärm ynib. der sich nit lasst
in b3'nkorb rispen [sammeln], .sunder sich in luft auf-
lasst und darvon fart.' Mal. und so noch Sprenc;. —
2. Landstreicher, Vagabund Aa; Bs; G, unbeständiger
Mensch, der überall anknüpft und nirgends Stand hält
Th. Vgl. Gurrum. — Imperat. Bildung wie Kerum. nimm.
vor-: auf der Vorderseite, vorn. V. ist er nit so
wie hinder-um, vor den Augen anders als hinter dem
Rücken, also: falsch W. — Gewöhnlich -ume.
Gurr- f.: Landstreicherin. ,Ein rechte G., mulier
ambulatrix.' JMev. 1692. — Gurre, Stute; Diruc. Wahrsch.
nach Farum gebildet.
hui-!: herausfordernder Ruf der nachtschwärmen-
den Bursche (,Nachtbuben') zu Schlägerei; zuweilen
noch mit dem Zusatz: u-eJe [welcher, wer] chirt der
Blieb um? GT.
Hudi-hud-: Spiel mit einem Klotz, der im Kreis
herum und in eine Grube getrieben wird ZW.
Eig. der an den Klot^, Hudi, gerichtete Ruf, sich um-
zutreiben: ,Im Kreis herum, hudi! hudum!' Z Xeuj. Mus.
1788. Vgl. Lueh-um, Mör-um.
Gehij- hH- Gl; Schw. G'hei- h''e'i- B; Z, Ki-
fc/i- &r; 6A., Kei- l/eH- GO., T. — m. B; Gr; G; Z'^
n. Gl; Schw: 1. (m.) Mensch von unbeständigem Cha^j.
rakter, launischer Gemütsart ZSth. .TurbulentusJ
Id. B. — 2. eine Alplerspeise aus frischem Rahn
Weissmehl und ,Süfl'.
Zu 1 vgl. t. umgekijen, umkippen, t. nmenand gehijc]
umhervagieren. — 2. viell. vom .Umrühren' des Gekocht
benannt. — Syn. Hiicnim. Zu 2: Fenz. Fcisumuei:. S]xls,
Stunggenicerni.
hin-: herum, dahin, verflossen. ,Und do 8 Ta^
hinumb warend.' 1531/48 LueX.
band-: Adv. schnell, sogleich, augenblicklich Ap;
Gl; Z. Es ist h. richtig, das Geschäft ist sofort ab-j
getan. ,Handumb hat er das licht wider verborgen.'
1531/48 HioB. Mit vorgesetztem e z. B.: Wart mer\
i bi" e h. wider da Z; so schon 1521 Strickl.
Syn. kerum, Jmndkerum, handumker; und noch deutlicherjf
e Band umg'kert, eher, schneller als eine H. umgewendet wir«
in kürzerer Zeit als es dazu braucht.
binden-: hinten herum B. Vgl. hindcnumhin.
har-: 1. hier herum, bes. als Treiberuf Tu. •
2. liierüber, diesen Gegenstand betreffend. ,Des Briefes,
so uns h. gegeben ist.' Urk. 1396. — 3. darum, des-
wegen ScnSt. ; Canzleistil des XVI. und bei Vauiah,
der das W. oft zur Anknüpfung von neuen Sätzen
gebraucht, die aus dem Vorhergehenden folgen.
Ker-: 1. Subst. m. a) ,Scopte, ein bäsen od. keerummi
(keerumb).' Fris.; Mal. — b) Reihenfolge, Abwechs-
lung B. Davon Cherumme m. f., arme Person, diel
der Reihe nach hei Gemeindsbürgern Kost und Woh-
nung angewiesen erhält FS.; vgl. um-gän, -fressen.\
— c) schnelle Bewegung (des Handumkehrens), Augen-
blick. Im ('herum, im Hui, sogleich, bald Nnw. Vgl.
Hand-kerum. — '2. Adv. a) der Reihe nach = jh; E.
Aa; Bs; B. ,So pfiff jeder Vogel kehrum sein G'sätzli
[Liedchen].' Gotth. ,K. schrie eins, und dann schrie
der Mann.' dcrs. ,Es geht k. in der Welt.' ders. ,Er
biss k. bald in den Lebkuchen, bald in den Wecken.'
B Kalender. ,Er steckte k. Jedem einen Löffel voll
ins Maul.' ThMekian. — b) so schnell wie man eine
Hand dreht G, s. handkerum. Cherum ist er n-ider
da Ndw. — Imper.ativ. Bildung wie Furum.
22fi
m, eni, im. oiii, um
m)
hand-ker-: 1. Adv. wie oder während man eine
Hand umkehrt, sogleich Bs; GF., einen Augenblick
nachher Bs; BRi.; öF. Er ist hurtiri tiihe [taub,
zornig], aber h. irider z'fride BSi. E handcherum,
ehe man c. H. umkehren kann. — 2. Adj. gleichgiltig.
's hell vier h. Bs, syn. i wett nüd d'Hand umchcre.
kurz-: Adv. 1. in Kurzem. ,Die Menschen können
sich ändern u d'rzu no''' so k.' Gotth. ,Koram k.
und hole e.s.' ders. — 2. vor Kurzem Aa; B; S. Er
ist eh. emöl bi-mer g'si. — 3. um es kurz zu sagen,
verlier ausführlicher Gesagtes zsfassend. abschliessend
oder abbrechend, frz. enfin Ar; GRh. ,Kurtzumb ich
will ein wüssen han, Kurtzumb ihr solt mir zeigen
an.' 1535 Birk. ,K. ich thue es nicht.' HPest. 1790.
" -1. ohne Weiteres, durchaus. ,Obermälter Tyranney
wollten sy k. nit me.' 1522 THWeinf. ,Will k. keine
Verantwortung annehmen.' 1618 JBreit. ,Der Wirt,
welcher kurzumb auf einmal reich werden wolle.'
Hki-t. Iti58.
Krumb- in.: Krümnniiig. Der Weq maeht e Chr.
Gk. Vgl. um II, 1.
Loch- AaB., Mör-: ein Kinderspiel, s. Möre u.
EocHH. AI. K. 395/(3.
Eig. sind beide WW., wie Uudiliudum, Rufe, welche im
Vorlauf des Spieles vorkommen und Hauptmonieute desselben
bezeichnen, dann auch das Ganze.
niener-: um Nichts. 1. um keinen Preis, a) gratis;
syn. vergebes. b) auf keinen Fall, unter keiner Be-
dingung, durchaus nicht. ,Dass du es nieinan nienerum
sagest.' ,Ich engan n. [gehe durchaus nicht] an [ohne]
dich.' aGHdschr. — 2. aus keinem Grunde. ,Was hat
dich das Wunder genommen? Ho n.' [aus keinem
besondern Grunde]. Gotth. ,Sunst anders nienerunib
hab ichs than.' Com. Beati. Ebenso bei HBull. : um
keiner andern Ursache willen. — 3. Angabe eines
Objektes. ,Es wcre denen allein um die Votiven und
sust nienerumb änderst [zu tun].' Zwinoli. ,Desgleichen
solte man nienarum sprechen, darum vor [von Nichts
wovon vorher] gesprochen wcre.' Vad.
Mhd. niener, nirgends ; mit dieser lokalen Bed. fortlebend
im Schweiz, niene. Das mhd. W. wurde aber oft abstrakt
als starke Verneinung gehraucht = durchaus nicht, und so
konnte es bei uns die Bed. von substant. , Nichts' annehmen.
rib-: Adv. wettauf, quitt. R. mache", mit einander
.so handeln, dass Keiner dem Andern Etwas schuldig
bleibt, einen vollkommenen Tausch eingehen GTa.,
We., Buchs. - Vgl. umrtben, tauschen. Impemtiv. Bildung
wie Forum.
rund-: ringsherum. — Eund-umel '"'"in.: Kreis
BRi. Knndumle f.: kreisförmige Figur, ebd. Biind-
umeli n. : (kleiner) Kreis Aa; B, Kinglein B. 's ganz
. B. im Aug, der ganze Augapfel Aa.
' ring(s)- 1. ringisum TnAffeltr. , ringel- B.
I 2. tring- Sch; Z Flurl., deringel- AAStauf., tringel-
' Tn, tringeligs- ZTrüll., dringsei- ScuSt. 3. a) ,zuo
(ze) ring-' ä. Litt., ,ze rings umbhin'. Fris., z' ring-
S; W; ca. luUO JLenz (-uinb); 1538 Ruef (umb und
' umb), z' ringen- Obw. b) z' ringel- GG.; aScnw
■ (-umej; Z, z' ringsei- Aa; Z, z' ringelig- ZW., z' ringlis-
' Gl, z' ringet- BO., Si., Burgd. ; LE., z' ringset- AAStauf. ;
BM., Grind.; S, e' ringlet- Aa; Zg (auch z' ringelt-).
• i. rings-wis- GF.: wie nhd. Es gät-mer Alles (Alles
wil-merj r., es schwindelt mir. Im Tringiim sT, in
•iedaiiken schwanken AAT,eng. .Iten mantel zuo ring
umb mit pnrpur belegt.' Mai,. ,Wie ein Regenbogen
umb die Sonn sy zuoringumb umbfangen.' UCampell
1572. ,Im land zuoring herum.' Lied v. d. Guglern
1601. ,Weil der Himmel zu rings umher ist.' JZiegl.
1647. ,Decke das Spannisehbrod zurings um das Hä-
felein.' 1756 BKochb.
Drei Adverbialformen liegen neben einander vor, haben
sich aber ?.. T. gemischt und gehäuft: 1. adv. Gen. (rinyia-).
•2. adv. Acc, z. T. nackt (rimjel-), z. T. mit dem Art. (Gruppe 2),
dieser Jetzt zumeist in synkopierter Gestalt, doch deutlich
noch .trüllt den Hut den ring umb'. 1651 Schimpfr. J)en
R. um = im Ring herum; vgl. de twUris, quer, aus den
tiiKi-hea sc. Wey. .3. adv. Construktion mit ze, zue, und zwar
ausgehend von einfachem mhd. ze ringe: ,zuo ring umin dz
käpelin.' 1.500 Edlib.; ,zuo r. unim den pfuol.' 1557 Vogelb.
,Zuo r. umb das scliiff.' 1563 Tierb. .\us der präposit.
Construkt. gieng die gewissermassen tautol. adv. ze-r.-um erst
hervor. Kombination mit der Genetivform zeigt ,zu rings um
sein läger'. 1707 I. Makk., und der Analogie von Adverbial-
bildungen folgt zrinijen-. Solche Kombinationen greifen dann
mechanisch weiter; z. B. in tringellyaum sind l u. 2 kom-
biniert und hat überdies Erweiterung durch das beliebte adj.
Suffix, -iy Statt gefunden. Die Nbf. Hinycl ist eig. Dim.
Rinyet ist particip. Bildung; ycring(e)t, im Kreise gestellt,
bewegt.
Euer- ni. : 1. Durcheinander von wild lustigen
Leuten Ap. — 2. geschäftige Hausfrau oder Tochter
Ap; — 3. n. eine Speise Gl; Gr. — Impor.uiv. Bildung
wie Furum. — Syn. S. Gelnjuiii.
Schiess-mich- schiess-iiii-iiiii : Kartotfelbrannt-
wein BM.
So benauut von der Wirkung, dass er den Trinker um-
wirft. Imperat. Bildung wie das vorige.
Tue-dich- tüe-di-vm: 1. n. Betragen, ,Lebensart',
Manieren L. — 2. m. : manierlicher, gefälliger Mensch.
De T. »lac/ie, 'sich als solcher erweisen ZKn. — Imperat.
Bildung von ,sich umtun'.
dar-, drum. 1. dar-um (dörnm Son): aus diesem
Grunde. Oft als kurz abfertigende Antwort auf eine
unnötige oder lästige Frage Warum, wenn man den
Grund oder Gründe nicht angeben will Aa; L; Z.
In Ap Gad söss [gerade sonst] drom, aus irgend einem
andern Grunde. Substantivisch: Es ist na [noch] en
Darum ru [von] dem Warum, dieser Sachverhalt hat
noch einen (besondern) Grund Z ; vgl. icarum. —
2. durum, drum (dro^m Sch): a) pronominales Obj.
oder Adverbiale. 1 liess-mi nit drum a"luege, ich
möchte nicht dafür gehalten werden; i mag-mi nit
drum ang'sehe län GRPr. Drum nahi gä [darum nach-
gehen], sich um Etwas bewerben ['?] F ; grüez in dr.,
wende dich an ihn, um das zu erhalten Schw; drum
misse, davon wissen BO. ; drum chö, Etwas verlieren;
vgl. um I, 1 (aber: ,er kam kum darum', kam mit
Not davon, wurde aus einem Unglücksfall gerettet.
Immlix Strassb. Chron. 1590); „dr. si" cliönne, ent-
behren können Gl; Gr; L;" Syn. daräne. Dr. und
dra" si", sich mit Etwas stets beschäftigen Ap; Alles
was dr. und dra" hanget, irgendwie näher dazu gehört
Aa; Z. Substantiviert: ,das darumbe', die nähern Um-
stände. Bs Eq. 1457. Es ist-mer dr., ich habe Lust
dazu Bs; Gl; Gr; L; G; Sch; S; Zg; Z; es wird Eim
dr., man bekommt Lust Z ; syn. an, s. d. ; oft negativ.
Niid dr. tue", sich um Etwas nicht kümmern; Hans
Chrumm tuet Niemed nüd dr., der krumme Hans fragt
Niemand Etwas nach GrV. ; es ist-mer glich dr., mir
gleichgiltig GG., F.; es ist mir nit ril dr., es macht
231
Am, em, im, om, uW
mir niclit viel Gl; Sch; i (jib-dr Nut dr., icli lege
keinen Wert auf dein Reden, Anerbieten Z ; vgl. um
I 3. Was (jist-mer drum? dafür, als Tauseli od. baar
Gr; L; Soh; Z<i; Z. — b) drum, ZO. auch drumr:
Conjunction. 1) der Folge, oder Folgerung = dos-
halb, wie nhd. Relativ = warum, we.swegen. ,Sie
verschlügen ihr nur Platz, darum sie recht froh wäre,
wenn . . .' Gotth. (wie ,der = ,wer' usw.). Nüd dr.,
etwa noch mit vorgesetztem aber, elliptisch einge-
schoben a) um eine sonst aus der Rede abzuleitende
Folgerung abzuweisen, im S. von: .du mus.st darum
nicht meinen', oder: ,das schadet Nichts' udgl.; gleich-
wol, Ijnmerhin Aa; Ap; S; Z. ,Das ivott-i''' nüd säge
— nüd dr., er mag en HaUungg si', ich möchte ihn
nicht gerade H. nennen, aber er mag es doch sein.
Wölk Rel. Gespr. I ha nur uxlle lüstre [lauschen],
was si sage; nit dr. 's Ufsehmecke [Spionieren] isch
sunst nie ml Bruch Bs. So schon bei Zivinoli: ,Wec
dem, der zins und zehenden ynnimpt! nit darumb, ir
söllends gehen, aber . . .■ ß) wenn man etwas zuerst
Auffallendes aus einem nahe liegenden Grund erklärbar
findet, also im S. von: man braucht sich darum (dar-
über) nicht zu verwundern, denn . . . Z. ,Du redst ja
wie de Pfarer. Nüd dr., du gast aw'' me i d'Chile
weder ich.' Wolf, Rel.-Gespr. 2) des Grundes oder
der Erklärung = denn; eben, halt, jetzt meist nach-,
in ä. Spr. vorangestellt. ,Ja so, drum bin ich halb
im Schlaf-, lässt Hebel Einen sagen, der in jenem
Zustand Etw. übersehen oder überhört hat. Jö drom
tcäss-i, rfd.ss . . . ich weiss eben, dass ... Ar; gew. i weiss
dr., dass ... I ha drum das nüd g'toüsst ! damit ent-
schuldigt Jmd sein Verhalten oder Verfahren: ich bin
darum so verfahren, weil ich es nicht wusste. Auch
allein stehend, aber dann stark betont = darum also!
jetzt begreif ich! Zuweilen ist mit der Erklärung
eines Sachverhalts ein leiser Gegensatz zu anderer
Auffassung desselben verbunden. ,Wenn ich nur todt
wäre!' „Du bist [aber eben] darum jetzt noch nicht
todt" [und darum solltest du nicht so sprechen].
HPest. ,Es würde sich manches Meitschi meinen
[Etwas darauf einbilden], wenn man es für eine
Hochzeiterin ansehen würde.' „Ich darum nicht",
sagte Vreneli [ich aber bin nicht von der Art und
darum schmeichelt mir jener Schein nicht]. Gotth.
,Hät 's liei Schiri und Scliof hi euh?' „Ä Jesis wol!
ganz Weide roll." ,He drum [nun denn], was schlachtet-
mä s' denn nüd?' Stutz. ,Das ich üch gern etzwas
schickte ... so han ich es nit und dorum es ist noch um
ein unlange zit zu duond' [und (auch) darum (schicke
ich euch Nichts) weil ich bald heimkomme]. XVI.
BAmeruachin. ,Drum ist unser Herr Gott Meister' [aus
dem vorher Gesagten ist zu erkennen, dass u. H. G.
M. ist = denn er ist M.]. 1519 Stockar. .Darum ist
es ein Schaltjar gesin', sagt derselbe, um zu erklären,
warum es (nach damaligem Volksglauben) ein Unglücks-
jahr war = es war el)en ein Sch. Mit pleonastisch
gehäufter Bezeichnung des Satzverhältnisses: ,disen
menneren thuond nichts; dann darumb sind sy under
die schatten meines tachs eyngangen.' 1531 Genes.
Die erweiterte Foriii dnime erklärt sich aus dem Paral-
lelisinus zu unw (umhin): um. — Zu 2 1) 1) gehört viell.
auch, mit Annahme elliptischen Ausdrucks, die EA. Einem
Etw. z drum tue", zu Trotz, zu Leide (Sprung), mich St.
aucli: zu Liebe B; L; der Sinn wäre: ebendarum, express,
Wiil mau wusste, dass es ihm leid oder lieh war. Das z'
(zu) wäre entw. eben aus dem syn. ,zu leid, zu lieb' herüber
geuommerj oder es wäre das sonst adverbialen Casus vor-
gesetzte ze z. B. z' (j rechtall, in rechter Weise; z drum,
darum, auch GA. — In manchen Fällen von 2 b 2) liegt
eine Verwechslung, Verwandlung oder Verschiebung zwischen
den Denkformen des Grundes und der Folge vor und sie
könnten unter 1) gebracht werden: aber in andern Fällen ist
diese Zurückführung nicht mehr möglich. Vgl. auch mirum.
durch-um, diir-nm, -i'ime: 1. Adv. durchweg,
allentlialben. Syn. durch-nachliin. Verstärkt: durum
and um ; z. B. da bist rät d. u. um, am ganzen Leibe r.
angelaufen Zu. Es lieisst d., es geb Chrieg, die Leute
sagen allgemein . . . Z. — 2. Subst. m. ein sehr lob-
hafter Mensch ZHombr. Vgl. Farum 3.
war- icorum Aa; S; ZG., worom Ar; Srn, warm
GrV. Substantivisch: ,Ade han-i g'hört, es hei en
ied're W. s% Dorom.' Ap, Merz.' 's ist Ican W., 's ist
o'* en Dorum, Alles hat seinen Grund Seu. (Ja) w.
nit (gar) 1) verwundernd oder zweifelnd G; Z. 2) stark
verneinend, abweisend G; Seu; Z. Oft zur Einleitung
von Fragesätzen statt syntaktischer Verknüpfung
(.weil'). Du chunnst iez au nüt über devo", w. laufst
dero, du bekommst Nichts davon, weil du davon läufst
Z. ,Es sage express Nichts davon, warum mache sie's
ihm so wüst' [weil sie es so schlecht behandle]. Lütolf,
Sagen. ,Si möge dene neue Mode nüt [sei ihnen nicht
hold], w.'s denn albets viel besser g'gange syg.' Gotth.
Elliptisch eingeschaltet im S. von ,denn' oder ,weil',
z. B. ich habe nicht kommen können. Warum? ich l|
wurde aufgehalten = weil ich aufg. wurde Z.
Der letzt angeführte Gebrauch entspricht genau der Etjjj
mologie des frz. car aus lat. qua re uud beide helfen ei)
ander erklären. Es liegt dabei eine ähnliche Umkehrung dd
logischen Vorhältnisses vor wie hei darum 2 b 2).
zend- Minnich (auch -ume); Man. (,-umb'), zentm
Scu, z^ntume Z: ringsherum, überall, allenthalben.
Gotth. schreibt ,centuui' uud ;/.' tiitum'. — S. u. En^
u. Tgl. zent, zeiilcr.
ume, uma, umi s. um-hiii, -her. niniiu', u
mends s. nummc, -eiids.
umedani, umedum s. um II Sp. 22(i.
iiiinneder omrder SenHall., umedrr S('HSchl.. u m
Scu (FRAüENFELnEu), umuier, ummeret Srn Schi.:
immer.
Wahrsch. aus ,um nud dar' oder ,nm und durch (dur)';
vgl. eisder, immer, aus cinez dar, an Einem fort. Nachdem^
wie häufig in solchen Verbindungen, aller Tou auf dou ersteh
Teil sich concentriert hatte, konnte leicht Verkürzung t.tff
uiidcr, t. zu ummer eintreten, Letzteres, dessen sich auch Vad«
bedient, viell. unter Mitwirkung des syn. (der Volksspr.
allerdings fremdeu oder abhanden gekommenen) .iMinin'. Die
Betonung in Schleith. ist eine Verirrung, wiilil v.Taulassl
durch das W. m(de.
Uininel m., PI. Umle: kleines Kind BO.
Wohl eig. = Hummel, welcher Ausdruck auch uhd. auf'
lebhafte kleine Kinder angewendet wird; vgl. engl, um
eig. Igel.
Ummel m.. Ummcle f. s. Humhel.
iiiniiier 1. Adv. umher, s. u. um -her, -hin.
2. Präp. um S. — 2 beruht auf ungehöriger tihertr.igungl
vum Adv.
ailliuet. .Umatt Zürich', um Z. lierum. .Die uuied'.i
die Umwohner. Stockar. - Viell. abstrahiert aus der Ver-
bindung umedum s. ,Sp. 226.
nmba s. umher, -hin. |
I
Am. om, im, oiii. um. .\iiil)— umb
2§4
"I Uinler, Umb(e)ler m.: t^chul'ortucli. vom Priester
bei der Messe getragen. XV. XVI.
Mha. viiibral, -e f. hvmn-ah, von lat. (h)uiiKrui, Schulter.
Dariius, dass das Kleidungsstück zuweilen auch über den
Kupf getragen ward, erklfirt sich die Angabe bei v. Arx
1811, 203 ,Biret', Baret. und weil es um Schultern oder
Ki>iif gutragen wurde, wurde das W. wahrsch. auf das deutsche
um, mhd. umhe, umgedeutet. Umln- durch Umstellung von
/ und ( gebildet.
Umlig.s, Tcr-iimlich s. loi-ijllrh. ümme
s. Hiuiiiiw. Uiiimess s. Iiiihixx.
.\mb- s. auch die Reihen B-, P- mit Vorsilbe an.
.\lllbacllt. 1. Ambach, äbach n. : eine gewisse
Anzahl Kühe auf der Alp. die unter einem besondern
Meisterhirteu stehen BO. It St.'s Anon. y. Habk. u.
Zyro. — 2. A'mbacht f.: Andacht Gr.
Mhd. uiiihuhte u., s. u. ,Ame; .ambacht' noch 1329/.53
in kaiserl. Ukdn (Gfr. 20, 31.5. 320). 1. Der Wegfall von (
erklärt sich durch die vielen Fälle, wo t ungehörig angesetzt
wurde. Form und Geschlecht von St. willkürlich geändert
in .Anbach m.' und Letzteres von Zyro wahrsch. nur kopiert.
— 2. Ausgehend von dem W. Amt im S. von Gottesdienst,
mag CS immerhin von dem W. Andacht das Geschlecht be-
kommen haben. Oder es ist bloss eine Entstellung aus , Obacht'.
Aniballasclie ämWns'j f., -; n. : Zeug von geringem
Gewebe zu Packhülle verwendet Z. — Vom fz. embaHai/e.
Anibalk. A. gen: Gehör. Aufmerksamkeit schenken
Gr Malix (Sehällib.).
Aliibass, verk. aus .Ambassador-, Gesandter, z.B.
Tagsatzungsbote. !-o als PI. bei ECys., mit dem vollen
W. wechselnd, das im Volksmunde AmhasidOr lautet f-
Äinhasidörli, neckischer Titel, eig. für einen eiteln,
grosstuenden Menschen Nnw.
Ambeiss{e), Ambeissgi. Ambessgi, Am-
bixi. Ambeizgi, Ambitz(g)i, Ambesse s. .4me(«e
Sp. 216. Ambiss s. Imbiss. Amboldere s. Am-
molter Sp. 220. Amböss s. An-bö$s. amber-,
ambr-, embr-, umbr- a. aber Sp. 40. 41. ambri.
embri s. amber-ln.
„Ambra, Ambrast m.: Sorge, Unruhe Sch." St.*"
Aus frz. eiitUrrras, die letztere Form mit Anlehnung an
Braat, Lärm, veranlasst durch verbale Formen (embarasser).
Ambrasse f. : kleiner messingener Arm, hinter wel-
chen die Fenstervorhänge zurückgeschoben werden
können ZStdt. — Das frz. cmiratm f., Gardinenhalter.
Ambräsch s. Arbrest, Armbrust.
Ambrusi m. : 1. A'iiibros, -i W; A'mbrösi Aa, m.
Taufn., Ambrosius. allg. — 2. Mensch, namentlich
jüngerer, der durch Korpulenz auffällt Aa; vgl. BrosU.
- 3. Flickw. an der Stelle von , Seele' in der Be-
tcurungsforniel mt türi—A.! A.iKued.
Ob letztere Anwendung zunächst von studierten Kreisen
ausgieng, da gr. ambrosiot ^ unsterblich V
Auibrosier m.: eine mailändische Münze. M. XTV.
im Z Ratsb. erwähnt.
Emb s. Amed Sp. 213.^ Embäslc s. Ameise
Sp. 21t). Emberiz s. ^wcn>e Sp. 218. eimbren
s. ein -baren.
Imb. 1. m. Imb Aa; Bs; S; Z; XVI. u. Halesüter,
Inibe'. XV. Aa., Imp BM., S., auch Urbar Schwarzb. ;
L; Z (selten), auch Mal., Impe B. ,Emp-. LGorm.
Kircbenr.. Imm Soh St. u. schon bei Stockar 1-MO;
ZO., IS., Imme, Ime Gl; L; G; Seil; SThierst; Tu;
XVI., ima Ai>, ,ymen'. l.">29 GRli.. Imi (n.) GnPr.,
Imfbjd SlhwE.; ZO.; XVI.; JCWeissexb. 1701,
Imfpjt BH.; Id.B.: Bienenschwarm und -stock.
Zum Imb, Name eines Hauses EsStdt. ,Novae soboles,
der jung ymb.' Fris. ,Imt. bejistock. alvearium.' Id. B.
.War aber sach daz einer den imben verkoufte ze fasel
[zu Brut] so leit, der in hinweg treit, 4 Heller uf den
imbbank und hat in ouch verzechnet [verzehndet].'
XV. Oi'PN. Würenlos. ,Apes glomerantur, der imme
schwärmt.' Denzl. 1677. 1716. ,Ein seltsams getön,
als ob es ein schwärm bygen wäre oder ein gantzer
Imbd' [von d. Summen des Todtenvolks]. ECvs. bu
Herrschaftsrecht von BW3I 1471 werden die .Impfen-
mit .Mulvech' d. i. herrenlosem Gut zusammengestellt,
und sie gehören zum sog. jungen Zehnten, ebd. 1643.
Übertragen auf Kinder, die in dichter Schaar aus der
Schule herausdrängen: si tröled ».«c irie-n-en I. Aa.
,VBreme [Bremsen] fläged ume wie-n-en I.' Stutz.
Sprw. : ,in einen I. stupfen' = sich mutwillig Feinde
zuziehen. Kirchh. ; vgl. Wespi-mat. Wem d'Wlher übel
u-'end [wollen] und (Vliinni' injj [wem die Frauen sterlien.
die Bienenstöcke <l,iu-iii ^jedeihen], de' iriinl |\\ir.l|
rieh. SüLG. i';( Iiiiiiii'-u und e Geiss sind nnrd/ mc
eimol feiss. ebd. Im Maie schwer, im Auyste lär, d. h.
anhaltend schöner Mai lässt einen nasskalten Sommer
befürchten ß. En Maienimt ist so ril nert das [als]
es Augstefiilli B. Wie d'Imme, .lo de Herbst. Sulg.
Für-en starche7i I. sind S Tag me wert, as fiir-en
schwachen S Wuche Z. Technische Ausdrücke: Der
I. lat AAFri.; Ai; Sch; Th; Z, stösst AaF.; Gl; L;
G; S; Uw; W; Z, von der Ablösung (eig. Loslassung)
und dem ersten Au.sfliegen eines jungen Schwarmes.
in SuH Ersteres auch bildlich vom Auseinandergehen
einer Ter.sammelten Menschenmenge oder Gesellschaft.
,Dass der jung Imbd, der gestossen hat, nit hinweg
fliege.' Mal. ,Die Immen, so vor Johani stossen, sind
die besten.' JTobler Kai. 1722. Atti, chum hei, der
Imb hed g'stosse; chum und tue ne [ihn] au respe!
Wolf Bauerngespr. En I. rispe, respe, aufzufangen
und zum Ansetzen zu bringen suchen L; Zg; Z. Dies
geschieht durch Anschlagen von Metallwerkzeugen,
bes. der Sense, wofür der Ausdruck: dem I. täiigelen
B; S, dem I. mit der Segesse läte Z (KdMey.). En
I. sclwpfa, einen abgestossenen Schwärm in den Korb
schütteln Ap. Im [dem] hnb z'esse ge L, sonst auch:
den I. splse", hirte", fuetere" (letztere beide auch mit
Dat.). Dem I. ne. Etwas vom Honig wegnehmen, ab-
schneiden, zeideln. Bildlich: ,Vonnöhten ist vor allen
Dingen, dass man der Bauren Hochmuht demme, dass
man dem Imbd die Waben neninie.' JCWeissenb. 1702.
So schon bei HBull. 1532, aber wie in der Volksspr.
absolut : ,damit sy zun zyten dem ymb nämind.' Man
unterscheidet einen leichten und schweren, starken
und schwachen, jungen und alten I. (Tochter- und
Mutterstock). Augenscheinlich ist ein Mal der Bienen-
stand gemeint im Tierb. 1563: ,derhalb lauft der Bär
zuo einem ymmen, reysst die körb auf' — 2. f. Imbe
GrV., Imfmje Bs; GlK.; GO.; Sch; ZSth.; Denzl.
1677. 1716; als PI. Imbe Z, Imjie S, Im(m)e SThier.st.;
Th; XVI., Ima Ap; n. Imbi Aa; Bs; S; Mal., Imbli
Bs; B; G; Z; Mal.; Lied 1656, Imbeli Bs, Impi, Im-
p(ejli L; Uw; Imfmji Aa; Gl; Gr; Fris., Mal., Immli
Ap (l-); Gl; G; Th; Uw; Z. Immeli Aa: einzelne
Biene. .Apis, ein Bynii oder Ynnrii.' Fuis. , Imben
äSS
Amlj — umb
236
oder Bienen.' JLCys. 1661. ,Die Irnme, beino, apes.'
1662 Red. ,Der Bär [die Berner] thät zwar gern Honig
lecken, wenn ihn nicht wurden die Imble stechen.'
1656 Lied. Bildlich : .die falsch glaubloso Immen, die
auf die Blumen klimmen mit newer WüssenschafFt.'
1676 RüEGG. Es oHs Imbi, eine alte Frau Bs. En
Immeschwarm im Mai ist teert e Flieder Heu. ebd.
D'Ima stönd spät üf: 's Wetter hllht; d'I. setzid starch
für [spannen vor, beeilen sich]: 's W. änderet -si"'';
...störmid [stürmen] lang: es c/ed [gibt] rüch W. Ap.
Immen und Schaf nären im Schlaf, gedeihen ohne
viel Zutun der Menschen; dies aber beschränkt: häb
[halte] (wer hat, wer will ha) Impe und Schaf (li
Tuben, Imben und Schaf), Uij nider und schlaf, aber
nit z' lang, dass dir (im) de G'irünn (G'werb) nit rer-
gang L; S. Vil Öpfel und Bire, fil Immen und Hung
Z. Trübe g'nueg bringt d'Immen in Zug; Omd und
Heu sind-ene treu ebd. Hagel im Äprelle hilft den
Imblene uf d'Bei" Sch. Im Früelig gilt es Imbli ein
Rappe, im Herbst ztce Z. — Unbestimmt ob im S.
von 1 oder 2: ufg'hOrt mit de-n-Imbel Mahnung, ein
nicht gedeihliches Geschäft aufzugeben S (Schild).
,Den Hunig von Ymen' neben ,den H. vom Ymen'. 1529
GEh. (SxRicKL. Act.). ,Die Bären steygend auf die böum
den ymmen nach: ist aber kein ymb am bäum, .so . . .'
TiERB. 1563. Beides beisammen; ,Einymbd: ein schwärm
der ymmen.' Fris.; Mal. — Glaube. Wenn der Bauer
stirbt, so müssen die Bienenstöcke versetzt werden,
sonst ,sterben' sie auch. (Vom Bienenvolk braucht
man ehrerbietig den Ausdruck .sterben', nicht etwa
, verderben'.) Beim Tode des Bienenvaters kommen
die Bienen vor das Fenster und nehmen mit jammern-
den Tönen Abschied W. Von einem Verstorbenen soll
man keine Imen kaufen, denn sie ,tun nicht gut' [ge-
deihen nicht] Ar. D'Ime tuend nid alle Litte guet.
ebd. D'Imme chünned 's Fhieche nid lide; sie chömmen
und stechen Eim L; Sch. Vlmpe fliehe Flueche und
Strite. Ineichen. ,Die, so einem fliehenden Imt nach-
laufen, werfen den linken Schuh in die Höhe.' B Hink.
Bot. 1845. Für den Bienenstich ist Bienenhonig das
beste Heilmittel L. Endlieh gehört hieher der im
alten Lied von der Schlacht bei Sempach bezeugte
Glaube, dass die Erscheinung eines Bienenschwarm.s
an einem Orte baldige Ankunft eines feindlichen Heeres
vorbedeute: ,Da kam ein imb geflogen In dlinden er
g'nistet hat . . . Das dütet fremde geste, So redt der
gmeine Mann.' — 3. Imbeli n. : Bienenragwurz,
ophrys apifera Aa. Die Blüten werden mit Bienen
verglichen. S. Immi II.
Ahd. imjd n., Bienenschwarm (impi lAano), mhd. Imhe in.
Vgl. ahd. j'"ti n. Schwärm, mhd. hic m., ucben pia, hu f.,
auch hin, Biene. Ohne Zweifel ist, wie schon Grimm (Gr.
3, 366) bemerkt hat. die collektive Bcd. die ursprüngliche;
vgl. die bekannte Analogie von ,Frauenzinimer, Kamerad,
Bursche' und auch die urspr. collektive (nicht plural.) Bed.
des ahd. -ir, mhd. nhd. -er in den Pluralforraen von Tier-
namen wie ,Huhn, Lamm, Rind'. Übrigens bedeutet BSi.
liiji u. aucli den Schwärm, ebenso Bi f. in U und Bi m.
in Franken. Im Elsass gilt Imm f. für Biene, Imme m. für
Schwärm; an der Lippe Imme n. für lieides. Imme überh.
ist nord- und sUdd., während Mdeutschland die Heimat der
Form Bin, nhd. Biene, zu sein scheint. Vgl. Fromm. '2, 209.
6, 213. Die Ap Form ime ist auffallond, doch auch an der
Ruhr neben imme Ublicli. aaO. 6, 4.5. Ebd. findet sich auch
der Zusatz (.• imlc. Das ( (d) scheint rein lautliche Erwei-
terung (nach (ir. 2, 105 Ableitung). — Zu dpn Kunstaus-
drücken gehören noch 1. von Tätigkeiten der Bienen selbst:
harten, häUtehen, (an)sitzen, üsgän, heimgän; jmpen, surren,
hrüsen, fäiiieren, rüeehen, stürmen; Hchüttl^n, ßötterlen; hotzen ;
iingten, heeken, hicken. 2. von solchen des Bienenzüchters: fl«-
Jagen, üshaucn, töden, schlacliten. — Syn. Vogel. — Vgl. auch
den Art. Bi.
Vor -Imb: erster Schwärm der Bienen. Vgl.
Nach-Imb.
Fasel-; Zuchtstock der Bienen.
Jumpferen-: ein Schwärm, den ein junger Imb
im gleichen Jahr resp. Frühjahr ausstösst, wo er
selber sich vom Mutterstock löste, also Schwärm von
einem Tochterstaat Z. Vgl. Jumpfcremrachs.
Mist-Imbi n.: Schimpfn. Aa.
Eig. eine Biene, die ihre Nahrung auf dem Misto statt
in Wald und Wiese sucht.
Nach-Inib: zweiter Schwärm der Bienen.
Brach-: Drohne AABb.; Z.
So benannt von der Untätigkeit, die auf der Brache
herrscht, oder von ihrer Unfruchtbarkeit.
Imb(e)ler S; Z, Imler Ap: Bienenvater, -Züchter.
Wie der Imbler, so der Stand S. — Syn. huhmrni.r,
-munn. A'gl. den BGeschlechtsn. Beiehr.
imb(e)len: Bienenzucht treiben. .Wer imblet,
fischt und jagt, Koimnt um Alles, was er hat!' Z.
Irabele f. s. Himbele, Himbeere.
Iiiiber Bs; Gh; Z XVI., Imper Ap; GL;GWe.; L;
Uw; LT; Z — m. : Ingwer, amomum zingiber offic,
bzw. dessen Wurzelstöcke. 'Bachnan I., morsuli zin-
giberis Ap. In BsStdt ein Imbergässli. — Mhd. ingtinr,
imjeher, aus dem lat. W.
Inibiss I imbis', -is' Aa; BO.; Gr; L; ScnSt. ; Th;
W; Zg; Z, ümbis AaF.; ZLunn., embiss P, imbig ZS.,
Wald, Wettschwil, imfmjis Aa; Bs; B; GRSchams;
L; Sch; S; Th; W; ZDättL, Wetzik., ilmfmjis L; Sch;
ZWl., Auss., ümnss GrV. — meist in.: 1. Essen,
Mahlzeit, Erquickung mit Speise und Trank überh.,
ohne nähere Bestimmung von Zeit und Beichlichkeit
P; en Imbiss we" GRPr. ,Hurtig zur Arbi;t, hurtig
zum Imbiss.' Sulg. ,Die lehenlüt sollen dem pmpst
fuoter und imbis geben' [Jenes für das Pferd]. BsRq.
— 2. häufig n.; auch der, das Zimis Bs; W (zlmis^);
ZWL; Zimbis B; Z, Zimbig Z: Hauptmahlzeit,
Mittagessen; vom XIV. an und noch heute fastallg.;
besonders in der Verbindung z' I. esse", wofür früher
auch etwa: ,zum Immis essen'. Ans., ,zuo Imess essen'.
B 1565, ,den imbis nemen'. 1576; neben ,z' imiss
essen'. ,Den Imbis essen'. JBreit. 1618. Syn. (gross)
Maränd; Morgen; Äben (Sp. 35). ,Rundgesang beim
Eidgen. Militär-Imbis in Langenthai . . . 1822.' Z' 1.
träge", Arbeitern das Mittagessen auf's Feld hinaus
bringen Gr; Z. Z' I. mache", choche", rüste", das
Mittagessen zubereiten. Z' I. n'c". Lebed wol z' LI
sagt man zum Abschied vor dem Mittagessen (, wünsche
wohl zu speisen !') ZDättl. Z' I. ge, bildlich : Sehläge
geben Scu. Liseli, wafsj händ-er z' I. g'hä? Ha, öpph
G'koehets! ZWettschw. Mer händ en guete Z. g'ha.
ebd. In den ä. Quellen ist als Zeit des Essens nicht
immer sicher, aber meist wahrsch. der Mittag anzu-
nehmen, entsprechend dem römischen prandium, gegen-
über der Hauptmahlzeit, coena, am Abend. ,Sol man
dem apt von engelberg guoten Elseser [s. Sp. 202]
geben, uss swelem Hof er ouch den Imbis nimet.'
•2:;7
Aiiili— iiiiib. Aiiid
Ami iiiiif. Aiiip— uiii|)
238
XIU. M\'. Hulr. Km^klii. Zur .Strafe soll Einer ,ilas
uiorgeiibrot, den reehten imbiss und den Schlaftrunk
daheimend und nit da ussen nemen.' 152'2 Z. .Wie
es hüt vor djni jmbis blibon ist' [heute Vormittag].
ZwiNGLi. ,3 malen essen, zu Imbis, zu Abend und zu
Nacht.' 1523 Stockar. .Zimbys Pläsch [Fleisch] und
ain Suppen und Krutt und Win.' ebd. .Welliche kund-
schafter nach dem Ymbis in einem halben tag alhio
erschynen niögent. denen solle man am abend das
nacht- und morndes [am folgenden Tage] das Ymbis-
nial und darzuo für das ander nachtmal 10 seh. bo-
zalen.' 1563 Z. .Prandium: der imbiss.' Fris. ; Mal.;
aber: ,prandiculuni: ein morgenbrötle, ein imbissle.'
ebd.; .prandium prsebere, accipere alqm. in prandio:
Eim zuo imbiss (ze essen) geben.' ebd.; .meridiari:
zuo mittag oder zuo imbiss essen.' ebd. .Imbiss, imbig.
inittagessen: prandium.' 1662Eed. ,Prand.: Mittagessen,
Imbis-essen.' Denzl. 1677. 1716. ,Die Geschwornen
sollen ermant werden, das sy an Gerichten nit so
schnell ufliören richten, sondern sitzen sollen von der
Mässzyt bis uf den Imbiss und vom I. bis uf das
Nachtmal.' 1575 L. ,Sie sollen die Fremde (sc. Arme),
wa [wann] sie echt vor Immis kommen, mit einer
Steuer gleich wieder fürweisen [weiter schicken]; wa
sie aber um Nachtessenszeit zuerucken, beherbergen.'
1590 Bs. — 3. Zwisohenmahl a) um die Mitte des
Vormittags. Syn. z'Nüni, z'Zechni. .Und dass allzit
im Somer das essen ze ymbis unib die nüni bereit sig
und in dem winter umb die zechni.' 1495 GKüchenordn.
.Nach dem ymbis soll er [der Lehrer] umb die eilften
Stund, so es nit Fasttag sind, und so es die wären,
umb die zwölften stund, bey den schüleren erschynen.'
XV. Schulordn. Brugg. ,Zur früen Imbisszeit.' Tschddi
II, 450 ist wol = zur Zeit des Frühinibisses, aber
zweifelhaft, ob damit ein erstes oder zweites Früh-
stück gemeint. Dass auch ersteres I. genannt wurde,
scheint aus folgenden Stellen hervor zu gehen: ,von
dem imbiss oder morgenbrot an biss zum mittemtag.'
1557 VooELB. .Nüechter vor dem ymbiss.' LLav. 1569,
= ,vor mittag'. 1670 ebd. Im BE. isst man z'Immis
um 9 Uhr (ImObersteg, aber im Widerspruch mit an-
dern Angaben). — b) (auch Zimmis BM. ; S) um die
Mitte des Nachmittags, ca. 4 Uhr, Vesperbrot B; S;
Zu; Syn. Ahe. Vieri, dilei Marewi. In SL. besteht
dieses Abendessen in Brod, Käse und Most oder ein-
gelegten Birnen und Kirschen; im BO. in Kaffee mit
Brod und Käse (ImO.). .Das Z'immis oder die Magen-
.•itation zwischen Mittag und Nacht.' Dennler 1817.
's Mareili [25. März, Maria Verk.'?] hrinijt 's Zimhis,
's Vreneli [1. Sept.] nimmt 's vey B. — ,c) sowol a als b,
näml. =5'iV!bu oder i' O^e Aa; S. — 4. Mittagszeit,
mit oder ohne Bezug auf das Essen Th; Z. Z' Imis
ane, um die Mittagszeit Sch. ,Nach irais zwischen
■ drien und vieren.' Const. Chr. 1462. .Wolle in [ihn]
I die tag [in diesen Tagen] doch uff den imess besuochen.'
' FPlat. 1579. — 5. (m. Bs; Z) Nachmittag. Z' Imbis,
i»ch dem Mittagessen und im Lauf des Nachmittags
Hs; Z. ,Th' Herr sei z' I. nie dert fi'si' [M'it Mittag].
I MÜSTEKi. ,So iscli lim Ztcölfi d'Scliiii/1 ccrhci Und au
1 der ganzi Immis frei.' Hindermann. Vgl. Ümmischirche,
■ (Nach)Mittagsgottesdienst Sch.
Aha. in-, imjns, mhd. in-, iin-hiz, imhiz, Nbf. imlis, immis,
' imma, ummes m. n., zum Yb. en(t)bizen, speisen (lioll. ont-
j bijten, frühstücken), eig. zu heisson anfangen; vgl. Hür-enheim.
i Es findet sich daher neben .Imbiss' auch , .imbiss'. welches
aller Vadian als unscliweiz. oder veraltet bezeichnet: .das
wir ietz den imbiss nennend' und jene Nbf. wird a. 15'28
ausdrücklich als in IJs unbekannt verzeichnet, statt .niorgcn-
essen'. Fromm. 0, 41. — Die ä. Form mit langem i des
.Stauimw. ist viell. noch bezeugt in der Schreibung ,Imbyss'
Aa 1.526 lind bei Platter (neben ,imess'), , Zimbys' hei
Stockar, während in der Schreibung , ymbis' Brugg XV.;
G 1495, ,ymbiss' Lavat. 1569 y möglicherweise das ü ver-
tritt, welches noch in heutigen Nbff. vorkommt, erzeugt durch
Einfiuss der folgenden Lippenlaute. Die Assimilation imm-
aus imh- (wie in nhd. .Zimmer' neben schwz. zimheren, Imme
aus Jmhe [Sp. 233] u. a.) findet sich auch schon bei Stoltz
Jerus. und in der Beschreibung des Strassburgerschützen-
festes 1576, hier neben dem gew. .Imbiss'. Der Unterschied
zwischen mm und m, ss und s in den heutigen Formen ist
fliessend, der einfache Laut jedenfalls spater. Die Form
Imlny ist offenbar nur nach Analogie von Abiij, Abend, ge-
bildet, also auch nur auf dem Gebiet der letztern Form zu
finden, übrigens schon bei Redinger neben , Imbiss'. Manche
von jenen Formen finden sich nur in der Verbindung mit
dem vorgesetzten z' und manche MAA. scheinen das W. iibh.
nur in dieser A'erhindung zu kennen. Das s. Geschlecht
konnte aufkommen, indem man an ,das Mahl' dachte; es ist
für die Neubildung Zimhis usw. das vorherrschende Geschl.,
woneben ,der Z.' nur als Ausnahme erscheint, mit bei-
behaltenem Geschl. des einfachen W. Für die in W neben
Im(m)is vorkommende Form Zimis lässt sich das Ap imt' neben
Imme (Sp. 233) als Parallele anführen. — Die Bed. prandium
schon in einem a. Yocabular des Klosters Engelberg. Dass
Zeit und Inhalt des .Imbiss' genannten Mahles je nach den
Landesgegenden verschieden sind, erklärt sich t. aus der
allgemeinen Grnndbed.. t. aus dem Vorwiegen romanischen
Speise- und Sprachgebrauches in der Westschweiz, wo z. B.
in der Stadt B das Mittagessen auch z' Mnnje" genannt wird,
weil das Frühstück deschtinierifn (dejeuner) heisst, aber in
andern Teilen des Kt. B auch z' Ahe, weil es als Haupt-
mahlzeit der röni. ctena entspricht; vgl. Abend Sp. 35. 36,
auch wegen der aus der Adverbialverbindung z' I. hervor-
gegangenen Neubildung Zimhis.
Y^or-: Frühstück. Z' FermbLss, zum Frühstuck
[oder zur Zeit desselben?] P. — Auch das Verbalpraii.\
ver- wechselt mit ßir und dieses mit i-or.
Nacht-: Nachtessen (Minnich. ,n.') .Kamend zuo
uns zum nachtimbis.' 1529 Z. Strickl.
Bis- Bisimmis: Vormittag Tb. De ganz Bisümiiiis
ZWl. [?]
Imbiss II s. Ameise Sp. 216. Imbrüze s.
Ameriz Sp. 218.
Omb-, Umbeisse, Umbasle s. Ameise.
umb s. um Sp. '225. Umbele s. Hiiiiiheh:
Umb(e)ler s. Umkr Sp. '233.
Uinbei'
Taufn., Umbertus F.
Aiinl. amderen. Emd. »hiid s. Amiid Sp. 213.
A 111(11 i s. AiinircUe Sp. 214.
lind s. 1. Amiid. 2. Imb Sp. '233.
Uliifc: licruiii <iRSpl. — Ans ii/«//;: d. i. umhin, mit
Vergriilieruiig des Hauchlautes.
Alllliar: Amber. ein wohlriechendes Erdharz. .Ein
angemachter Augstein oder Ampar.' Tierb. 1563. -
Mlat. <n,ihra f.. nmharnm n.
239
Aiii|i- null). Aiuiif uiiipf
MO
Aiil|)e f.: Brombeere, Himbeere, uiitcrsuliiedon durch
die Attribute sclunirzi, roti GaPr.
Aus chiirw. ampa, omjjchia, tess. nmpoiullo (mit augc-
schweisstem Art. it. lampone) und diese aus deutschem .Him-
beere' bzw. dessen Ncbenf. Dass die deutschen Büiiduor d.as
W. von den Romanen entlehnt haben, verrät die auf Scewis
übliche Form Awpc« d. i. der churw. PI. ainjim.
Aiiipei.sse s. Ameise Sp. 216.
Ainpcle f., dim. Äinp^li Aa; BSi. ; GG.; Sch; S;
Ohw; Ämprli AxFn.; Bs; GG., 0.; SThierst.; Z; Ampi.
Ampi BSi. : 1. gemeine Lampe mit Talg oder Ol;
allg., aber meist f- Miimpfel mache [Bissen nehmen]
Wie Amjjeli AaL. , Zehen jungTcfrauwen, die jre am-
pelen nahmend.' 1-531 (wechselnd mit ,liechter'). 15G(:
Matth. ,Die fünff thoracliten Jungfrawen, welche . . .
nit nach nohtdurft't bereitet hattend ihre Ampelen.'
1628 JBreit. ,Den Ampelen unscrs Hartzens lass
nicht gebrächen weder an öl noch an liecht.' JJBreit.
Kilbe. ,Lychnus: ein ampel oder latern.' Fris.; Mal.
,Lampas: ein amplen, facklen oder torschen.' ebd.
.Lampada: eine Ampel(n), Facliel.' Denzl. 1677. 1716.
In der Christenlehre [kathol. Religionsunterricht]
mussten die Schwatzenden zur Strafe unter die grosse
Ampel knieen Aa. In S auch ein falbölgefäss. —
2. schmutzige Weibsperson LG. Vgl. Schmutz- Ampele.
- 3. dumme Person, Es felt-em numme-n-e Döchte-n-in
's Mal, so irär 's cn AmpcJc Bs. — Mhd. umiKl, aus
hit. ,„„i,i,ll„.
Eren-. ,Die Bauern meinten, die Herrschaften,
die die gemeine Landesehre nicht achten, brennen
sich selber in ihren Ehrenampelen auch zu Tod.'
HPest. 1787.
Garap-: Ollamiie, die auf zwei Zapfen im Gleich-
gewicht schwebt, ,f/((«/jJCf ZKn. — St."sAuirnlie .^'/i/m^.-Z-
wird auf einem Schreibversehen beruhen.
Chue-Ampeli n.: Schimpfname auf eine dumme
Person S.
Kuchi(n)- Ami)ele: Küchenlampe Bs.
Kilter-: Lampe zur Nachtarbeit oder -gesell-
schaft S.
Nacht-: Nachtlampe Bs.
Pump-: Lampe, bei welcher der Doclit von Zeit
zu Zeit durch HeraufpuMipeu iles 01s gespeist werden
muss Tu.
Plamp-Ampeli: auf einer Gabel bewegliches
Lämpchen Aa ; B. — Von plunqmi, hangen. Vgl. (Jump-.
Sür- Ampele s. Si'ir-Ampfere.
Schmutz-: unreinliche Frau L.
Schwätz-: schwatzsiichtiges Weib Bs.
Aniiidi n.: Karpfenforellc , sahuo unibla FMu.
(Haktmanx). — Viell. aus dem lat. Xauicii umgeformt.
„Allipcr n. : Getöse W. — Viril, aus frz. cmhiu-ms."
Klieiu. Ä,„hra m. Vgl. das folg.
Amprete f.: en A. ha, ein Weites und Breites
machen Blvi.
Schwerlich von mhd. auipaiT, uminvn-, alul. iiuljiani, Aus-
sehen, Gcbcrdung, unter Verschiebung des Acceutes abge-
leitet, sondern vielmehr von dem vorhergehenden W. bzw.
einem daraus zu erschliessendeu Vb. tniiji(r)rrn. — Syu.
l'r,ln.j.i<u:
Empeis(s')le s. Ameise Sp. 216. Imii, Impi
s. linh Sp. •_':!:!. Unipeis(s)o s. Ameise.
Impele. Impere, Ümpele, Umpclc s. ////H/ide
Himbeere. Im per s. Hind-Beri. Imper s. Imher
Sp. 236.
Impci'di ""' f. : Sympathie, bes. im S. von Zauber-
kunst GlH.
imiicrtieren : Etwas treft'en, erreichen Z. — Von
frz. niijiiirter ; Viiiipurttr, den Sieg davon tragen.
Umpeisse s. Ameise Sp. 216. unip-lia s. loii-liin.
Aiiipfere Ai'; G; Scuw; Nnw, Ampf'jr SchwE.,
Hampfere kv; G, Ampf(e)lc A.\; „B"; Gl; Gii;
L; G; Sch; Scuw; Uw; U; ZO, HampffeJlcAA; L;
G; ScHW; U; Z«; Z, Wanipfele [wo?], Ampele
GW., Sa.; SciiwEeichenb., AmpfrtQ Bs, Hämpfete
SSchwa. — f.: Ampfer, rumex acetosa et acetosella.
,Ampferen'. Fris.; Mal. S. u. Hämpfeli-Fiiei:
Mhd. aiiiji/cr m. Die Anlehnung an das W. Humpße
(Handvoll) mit Bez. auf die reichen Blättcrbüschel der Stöcke
im Frühling.
Gauch-, Gugger-: eine Pflanze mit sauer
schmeckenden Blättern, etwa französischer Sauer-
ampfer, rumex scutatus, oder Sauerklee, oxalis aceto-
sella. Beide auch Giiygcr, Giiggersnr genannt. Der
Bär reinigt seine Eingeweide mit einem ,kraut, heissen
wir Gauchampfern oder Guguckerbrot'. Tierh. l-'JGS.
Das LPestilenzbüchl. 1611 empfiehlt ..5 oder 6 frische
Ampferbletter oder in gleicher viele [.\nzahl] Guggor-
ampfern'.
.Hasen-Ampfer: Sauerklee, oxalis acetosella.'
XVn. Birl. B Arzn.-B. — Auch mhd. so.
Lüs-Ampfere: Ampfer in der Blüte Ae; G oRh.,T.
N:ich dem Volksglauben bekommt man Läuse, wenn man
die BlUteu und Samen (Beide auch selber Lüs guheisseu)
mit geniesst.
Wi]c\).-A)iipfeJa: Wiesenbocksbart, tragopon jira-
tensis GG. — Syn. MüM-rüt udgl., .S'«fM-.l«v;/''' ■■ nach
ihrem milchigen Safte und einiger äusseren Ähnliclikeit mit
dem Sauerampfer benannt.
Buech-Ampfere: Sauerklee. ,Bucha)npfer, ein
kraut, acetosella.' Denzl. 1677. 1716. — So genannt,
weil unter Buchen wachsend, oder weil die Blätt.er sich
luichartig zusamraenschmiegen.
Ross-Hampfere: Wasserampfer. rumex crispus':*
oder optusifolius? Ai".
Sür-Ampfere (usw.): 1. Ami)fer, ein Naschwerk
der Kinder, zumeist rumex acetosa, acetosella. aber
auch r. scutatus Gr; Sch, r. obtusifolius Aa. E G'sicht
mache, wie tcenn-me" S. (/'esse hett Z. Sauerampfer,
beim Schneiden des Getreides gefunden, wird in die
Garbe gebunden zum Schutz des Rindviehes vor
Krankheiten ZB. — 2. Sauerklee. , Oxalis: die klein
rund saurampfer.' Fris.; Mal. — 3. Wiesenkresse.
Kukuksblume, cardamine pratensis AASchmitzgn. —
4. Särampfele L; G, -Ampele Bs; G: Sauertopf, un-
freundliche Person. — Syn. Surkrüt; Sürbcmjd : O'utjr/rriOr,
NümpjHimr; die .SVu-c, tiüiiOk; das Süri; der Sürll/ ,STo/.'»y.
Prauen-S.: Sauerdorn, berberis Tulg. G.
Gugger-S. : Sauerklee, oxalis acet. ScnwE. —
Syn. G nijtjermr ; Gmjrjer, rom. havha mt cuiu-ou, jnm ciuitlu usw.
Lüs-S.: = Lüsampfere SchwE.
Ross-S. : stumpfblättriger Ampfer, rum. obtusi-
folius. — ,Ross' bezieht sieh auf das grössere Format dci
Blätter.
241
Aiii|il' iiiii|.r, Anis
Ami— iiiiit
21 i
S ü !• s s - A III |i [\; 1 ,_• : WR's.'nli.icksliart , tnig-upuii
inat. (;(;,
a 111 Ji l't; r iMi : Saiirraiiiiifrr siiclifii Ap,
(Mil|if(>r. .Boliii'lt im |sicli| iji.'reclitin-kint uinl y-walt-
saiiK' fiiiiifor (ciiiiihor)/ Vad. I 11(1. 111. bis.
M.Tkwiinli?.' Misrliuiis zw. ,,„/,„,■ miil ,;„■ : v^'l. .riurt.Ml'
liir .Vniti'il'. cl"!. ■■',■!'.>.
illl|lfrii: 1. pli-HiilVii. ,liii[iri'ii (yiiiiitViil: iiHaiizeii.
zwi'yeii, eiiisctzt'ii, iuoculare, einpla.straro, inserere.'
Mai,. ,.Sitzend auf die zwey [Pfropfreiser] der ge-
iiiHifteii biunneii.' Voi;i:i,i!. 15.^7. Jetzt dafür zielen.
— 2. wie iiliil. mit l!cz. auf die l'ncken. — Mlid.
imi'/'ttii, iiiififiii.
Impfe: Pfropfreis. ,.So gute Art Apfel, dass auch
die Impfen davon in die Fremde verschickt werden.'
Spkenu. — Ä. iihd. .IiniiP.
Allisle f.: 1. Amsel. Sprw.: Wenn die Amseln den
Schnabel an den Kirschen wetzen können, geben sie
das Pfeifen auf; vgl. Guyger. U/'e, Bäbi Aa, liau-si
(Felix oder Fridli Z) Bs. 's /.sY eil A. (auch e Hör-
amsle Bs) ! scherzhafte Ermunterung. — 2. Rausch.
En A. ha GRHe.
Mhd. ebenso; ahd. niii(i)mlu. — 2. Vom Vogelfang her-
gciionimen, ,Etwas gefangen haben', oder mit Bez. auf die
Sangeslust des Berauschten.
Gold-: „gelber Pirol, oriolus galbula."
Hag-: 1. ,Die ander art [der Amseln] ist mer
braunläoht, am hauch schier äschenfarb, mit einem
gar schwarzen schnahel und singt nit als wol; dise
kommend zuo herbstzeyt und werdend hochlieh zuo
der speyss geprisen; dise wirf bey uns Birg- oder
Hagamslen genennt.' Vogelb. 1557. — 2. Scheltname
für weibliche Personen Ap, mit dem Begriff der Un-
ordentlichkeit im Äussern und auch moralischer Ver-
dächtigkeit ScaSt., sonst dagegen in Sch = aufgeweckte,
lustige Person.
Bei der übertrageneu Bcd. ist t. der Bi-griff der zer-
zanscnden oder bergenden Hecke, t, derjenige der iincMniüd-
lichen Sängerin zu betonen.
Kol-: die gemeine Schwarzamsel AAKlingn.
Kammer-, Chiiiimcriuimxle: huinor. Bezeichnung
eines Säuglings, kleinen Schreiers (als nächtl. Ruhe-
störer) Gr; Z.
Das n in der tir Form mag zum erstem W. geboren,
kann aber auch als Versetzung gcfasst werden wie iu A'r<«(
für .l«f udgl.
,Chur-: Ringdrossel, merula torquata.' Vogelb. 1557.
Die Benennung scheint auf der Annahme zu fnssen, dass
dieser Strichvogel uns von Granbünden aus besuche. Syn.
nu,j-A.
Klag-: melancholische, zum Jammern geneigte
Person U. ,Er ist eine rechte Klagamsel, querimonias
nitro citroque jactat.' JMkv. 1692. Angeber, wer An-
dere gern verklagt, bes. von Kindern Gl; G; Syn.
Klagüätsch, Sök.
,Birg-Amsel: 1. Ringamsel.' Mal.; Vouelb. 1557,
S. 18". — 2. = ,H(it/ainsle'. Vogelb. S. 17''.
BiU-Amsle: Betschwester L.
Blau-Amseli n.: blauer Eisvogel, Alcedo i.spida
ZW. Vgl. Blaii-EiiDiietli Sp. 21',i.
Schw. Idiotikon I. 2.
Ii'ing-Aiiisle: Ringdrossel. merula torqiiala GO.;
U; auch bei Mal. und Vogelb. 1557. Syn. Chiir-,
Birg-, JJo.ss-, Stein-, Wald-A.
Ross-: Ringdrossel. ,Rossamsel darunib, dass .sy
in wählen würnilin sueeht im Rossmist.' Vogelb. 1557.
Syn. Hing-.
Sprigel-: Singdrossel AaRHiihii. V(,ii ihrem ge-
siiiTiikcltcii Kl.'i.J,..
.Stein- A msel: Ringdrossel,' Vogelb. 1557. - N.ach
ihrem Aiilriillinltsort benannt.
.Wald-: Ringdrossel.' Mal.; Vogelb. 1557.
Wasser-Amsle: Wasserstaar, cinclus aquaticus
B; (ii,.
Biirameise S|i. 217
,eiiisig' noch bei Fius.; Mal.; LLav. 15G0, dagegen
in der Ausg. 1670 durch ,fleissig' ersetzt, (lanz aus-
gestorben, wenn es nicht etwa in dem Adv. msji/
fortlebt.
sitzanzeigeiides
prädikativ : das
illlS, iinsch, imschcn: seines
Pron. n., auf 3. P. ni. n. deutend,
TIüs ist itnsch GsPr.
Von «I», dem Dat. des persöul. Pron. aus, nach Analogie
von miii-n usw. gebildetes ad.]. Pron. Jmmhen mit geuct.
Flexion, zu wiederholter Bezeichnung des Besit^verhältnisses;
vgl. ebenso nncn. — Gr « = gemein-alem. ».
Amt n., älter Ampt, Ambet: 1. regelmässige
Dienstleistung, Verrichtung eines übernommenen
oder übertragenen Geschäftes. .Mangelte [er entbehrte]
der ämter der gespräch und der gehörd' [der Ver-
richtungen des Sprach- und Gehörorgans, von einem
Taubstummen], GHdschr. ,Ampt des tichtens, stili
officium. Mit allem Ampt der Minn, cum omni officio
caritatis.' ebd. ,So ist unser aller pHicht und ampt,
das wir Gottes eer suochen.' RWalteh 1550. Amt =
Gottesdienst, Hochamt, Messe; vgl. Oräzi-, Freuden-,
Rätsherren-, Kaheusi-A. Insbesondere die Rechte und
Pflichten Angestellter in Staat und Kirche. ,Wehr-
uiul Lehrambt' [Kriegs- und Schuldienst, sonst: Wehr-
und Lehrstand]. Hott. 1666. Sprww.: 3Iit dem A.
chunnt de Verstand L. 's A. lert de' Ria"". Sülg.,
, lehret regieren'. JMet. 1692. D'Ämter sind Gottes,
d'Amtslüt 's Tüfels. Sulg. Ämter niiil Znuft mänid
[müssen] se rein sl", als hättid s' //"I'hIh :'siiiiiiiii''trrjf
[zusammengetragen, bei Simrock: gelesen j. ebd. ,Was
der Mann kann, zeigt das A. an.' JMey. 1692. ,Es
ist kein Amtlein, es hat ein Schlämplein; es ist kein
Ä. so klein, es ist henkenswert; man kann sich darbei
wärmen, oder daran vergreifen: tam probus haud quis-
quam, officium qui expers utilitatis agat.' ebd. und
ähnlich noch jetzt L; Sch. Chlini Ämtli bringe cliurzi
Er und langi Chöste. Ineicben." Wer Alles, tvas er i'
s'iiii A. Im- s(ill, uf'-eme Briefli [Verzeichniss] ha" ivill,
tiici -icllr. »(IS drin stöt. Sulg. Amt uni [ohne] B'soldig
iiiiitlil Diel), ebd. Wer en A. überchunnt, wird uf ei
Mal en andere Ma; Lungen und Lebere ehered-si'''
in im um. SrLc;. Wer en A. häd übernu, isf um
d'Freilmt diu. ebd. Er ist^ en schlechte Pfarrer —
sl A. W'gschimpft. ebd. 's heilig A. id'd'illc g'stellt.'
[wobei das A. als solches immerhin soll in Ehren ge-
halten werden]. Ineichen. RA. Eim i 's A. grife, in
lij
Amt— umt
244
die Amtsspliäre eines Andern ein- oder übergreifen. —
2. Verwaltungsbehörde, zumeist für ökonomische
Angelegenheiten, ohne richterliche und polizeiliche
Befugniss. In Z unterschied man bis 1798 ,äussere'
und ,innere Ämter', erstere solche, die ihren Sitz auf
dem Lande hatten; s. DWiss 1796, 64. Das Stift zum
Grossmünster ebd. besass ein Keller- und ein Kam-
mer-A., jenes zur Verwaltung dos nassen, dieses zu
derjenigen des trockenen Zehntens; ein ,Kell-A.' (für
Kehl-; s. Kelnlwf) besass das Stift L Beromünster.
Vgl. Kammer. Auch die zu einem A. gehörenden
Kassen und Magazine. ,Die Amter öiTnen', aus
den obrigkeitlichen Magazinen Vorräte an Getreide,
Wein usw. verkaufen, um der Teurung zu begegnen.
Z ä. Kanzleispr. ^Hif = Amtswohnung oder Dienst-
zimmer eines Beamten B; uf 's A. gä", zum Statt-
halter AABb. — 3. Landesteil, Verwaltungs- oder
Regierungsbezirk, über den ein Beamter (Amtmann,
Vogt, Landrogt. Obervogt, Oberamtmann, der letzte
nach deutschem Vorbild von 1815—1831 in Z; B)
gesetzt ist. Jetzt statt dessen gewöhnlich der Aus-
druck ,Bezirk'. Eine Verwaltungseinteilung in Ämter
(offlcia) findet sich schon in dem Gebiete, in welchem
Habsburg-Östreich hoheitliche oder grundherrliche
Rechte besass. So ,Amt Kyburg, Amt Zug'. Übersicht
dieser Ämter in dem Habsb.-Östreich. Urbarbuch, hrsg.
von Pfeiffer. Später wurden die aus einzelnen Graf-
schaften, Herrschaften usw. hervorgegangenen Vogteien
der Landschaften in den Städtekantonen oft auch
, Ämter' genannt (so in B; L). I>ie grosse , Grafschaft'
oder ,Landvogtei- Kj-burg wurde in 4 Haujitteile ge-
teilt: ,das obere, untere, äussere und ennere Amt.'
.St. Michelsamt' hiess das an L fallende Gebiet des
Stiftes Beromünster, so weit es unter einem Ostreich.
Vogt gestanden hatte. Segesser 1. 704. , Burgamt,
Burgämter' wurde das unmittelbar dem Schloss Baden
unterworfene Gebiet genannt. Für einzelne Gebiete
fixierte sich der Name bleibend im Volksmunde bis
in die Gegenwart. So das ,Knonaueramt' oder 's Amt
schlechtweg in Z für den jetzt offiziell sog. Bezirk
Atfoltern. Das .Kclleramt' an der Reuss, das ehemals
zu dem Kelnhof des Stiftes L zu Lunkofen gehörende
Gebiet (Ann. 10, 69). Das ,yeuamt'. der 1442 von
der Grafschaft Kvburg abgetrennte, auf dem linken
Ufer der Glatt liegende Teil, der damals bei Rückgabe
der übrigen Grafschaft an Ostreich Zürich verblieb;
Keuamt genannt wohl desshalb, weil es eine neu-
gebildete Verwaltungseinheit war. Eigentümlich ist
der alte Begriff von , Freiamt', wie er im XIV. be-
sonders in dem Gebiet zwischen Albis und Reuss, in
der LTmgegend von Willisau und anderwärts vorkommt.
Er bedeutet einen Complex von Gütern; ,in dem F.
sitzen': auf einem dieser Güter wohnen; noch eigent-
licher persönlich := die Gesammtheit der Genossen, die
zu der durch gemeinsames Gericht, Dienst und Steuer,
Ehegenossenschaft verbundenen Gemeinschaft von
Freien gehören. So noch in den ersten Decennien
XIV. (F. V. Wyss in Ztschr. f. Schw. Recht 18, 42—62).
Im Laufe des XIV., bzw. XV., da das besondere Recht
der Freien in dem gemeinen Rechte der Grafschaft
aufgegangen, wird der Ausdruck .F.-A.' zu einem geo-
gi-aphischen Begrifte und hat sich für das Z Gebiet
zwisclien .\lbis und Reuss als vulgäre Bezeichnung
erhalten. Andern aber noch dunkeln Ursprung hat
die erst im XVI. vorkommende Bezeichnung der im
jetzigen Kanton Aa liegenden, noch jetzt so genannten
,Freiämter' (Ztschr. f. Schweiz. Recht 18, 70).
Mhd. cuiibet, ahd. amjtaht, got. aiidbtihti. Die alte Fnrm
noch, nur mit Einhiisse des t, bis auf heute erhalten in un-
serra Ambach Sp. '233, wobei die Pflicht der Überwachung
zur Bezeichnung des Gegenstandes derselben geworden
ist. Der selbe Begriffsübergang gilt auch hier von '2 (Be-
anitung) zu 3 (das ihr zugeteilte Gebiet) genau wie im lat
jinivincia, eig. = amtlicher Auftrag.
Ob er- Amt: eine vorübergehende (1815 — 31) Ein-
teilung der Kantone B und Z in Verwaltung.sbezirke.
Der Name, mit welchem der nach der einen Seite an-
stössige, weil aus der Helvetik herrührende, Titel , Distrikt'
und der hinwiuder für Andere gehässige ältere ,Vogtei'
sollten ersetzt werden, war hergeholt aus den angrenzenden
deutscheu Staaten.
Almosen-: ein zunäclist für die Bürgerschaft der
Stdt Z bestimmter Annenfond und dessen Verwaltung
— eine Schöpfung der Reformation, gegründet aus
sequestriertem Kirchengut und weiter dotiert aus
Vergabungen und dem Kirchenalmosen, ihre Unter-
stützung, t. an Naturalien, t. an Geld, auch auf die
Bedürftigen der Landschaft ausdehnend und die Brot-
austeilungen auch in sog. ,äussern Almosenämtern',
d. i. Filialen auf dem Lande, vollziehend; jetzt in
, Kantonalarmenfond' umgetauft.
Grate-, Orazi-, Rote-: ein gewisser Gottes-
dienst der katholischen Kirche in der Adventszeit,
das Engelanit Vw.
Der Ausdruck verderbt aus dem lat. ,rorate (coeli du-
super etc.)', mit welchen WW. des .lesa.j. 145) dieses Amt
beginnt.
Schirm vogtei-:= Schirmvoytci. — Eine pleonastisi'he
Zss., welche auf der Geläufigkeit des W. ,Amt' beruht.
Fülle-: ,Monetarii officium dictum fülleanipt.'
XIV. Bs.
,FUlli' könnte ,Walke' bedeuten, von ,fullen', walken, und
es wäre denkbar, dass die Münze zufällig nach dem Gebäude
benannt worden wäre, in das sie verlegt wurde.
Befelch-: höhere Bearatung. welche über Unter-
gebene zu gebieten hat. ,Die betelch- und eluen-
ämbter.' Giler 1616.
Fünfer-: vormals eine Behörde (C'ommission),
welche über Baustreitigkeiten entschied BsStdt.
Freuden-: in der katholischen Kirche bei der
Gedächtnissfeier für Verstorbene dasjenige Amt. wel-
ches im Gegs. zu dem , Trauer-' oder ,Seel-A.' in far-
bigen Paramenten (denjenigen des betr. Kirchentages)
und mit entsprechender Musik abgehalten wird.
Hüsherren-: das Amt der Verwaltung des Kauf-
hauses in ScnSt.
R'atsherren-: ein Gottesdien.st, dem die liats-
herren in L vor ihren Sitzungen beizuwohnen hatten,
welche Verpflichtung als solche i. J. 1871 aufgehoben
wurde, obwohl der Gottesdienst fortbesteht.
Hard-: .die obrigkeitliche .Aufsicht über die
städtische Gemeintrift [im sog. Hard] Z.-
Kabeusi-: ein gewisses Hochamt, gestiftet von
einem Geistlichen, der den Zunamen .Kabeusi' trug Zg.
Känterlins-: ehemals ein zur ,Grafschaft' Thun
gehöriger Bezirk. — Urspr. wohl = Kastvogtei und einem
Gntteshause zugehörig: s. (laalcr mit d. spec. Bed. Geldschrank.
C 0 n s t a n z e r - : die Verwaltung der vom ehemaligen
Hochstift Constanz i. J. 1805 übernommenen Gefälle
Z bis 1831.
Ö4S
Amt -uuit
'HG
Korn-: die BehörJi; (iiiul ilir T,cjkal). welche die
stiidtisclieii (später staatlichen) Getrcidevurräte zu ver-
walten hatte Z bis 1833.
Laden-: eine Behörde im a. Bs zur Einziehung
diT Zinse von den auf obrif,'keitlichcni Boden stehenden
Kaufladen und Gebäuden. Si'UENr..
Lön-: das Bauanit im a. Bs, welches die Aufsieht
über die obrigkeitlichen Bauvorratshäuser hatte, den
zu den städtischen Gebäuden bestellten Arbeitern und
Handwerkern (,Lün-Äjntleren') ihre Arbeit vorschrieb
und sie bezahlte. ,Am Lonaint schaffen-, von Taa:e-
Udmcrn und Handlangern. Spreng.
Lüt-: das einem Küster übertragene Amt des
I.iiutcns L. .Ein Küster zu Luccrron hat auch zu
lichenne [verleihen] das lütarapt an dem Gotshuse.' 1327.
Lüteu- s. Lütenant.
Obmann-: das Departement (und die Verwaltungs-
gebäude) des sog. , Obmanns gemeiner Klöster', welches
zur Zeit der Reformation gegründet, die Güter der
städtischen Klöster der Barfüsser und der Prediger
, zu verwalten hatte; so bis z. J. 1831; jetzt nur noch
i Name der betr. Gebäulichkeiten Z.
I Mutt-: das Amt des Salzverkaufes im a. Bs. ,A"
t 1373 übertrug der Bischof auf die Stadt die Fronwage
und das Muttamt, d. h. das Recht, die , Mütter' zu be-
I stellen, welche das Salz zumassen.' Hedsl. Verf. Gesch.
1 ^ Mhd. 7Hii((e, Scheffel, mutier, Fnichtinesser.
) Bulg(en)-: im a. Bs o. Zw. s. v. a. Seckelamt.
' das Amt des Stadtkassiers. — Bulge, Sack.
Berg-: die Behörde, welche die Aufsicht über das
; auf dem Zürichberg gelegene, der Stadt gehörige
j Wald- und Weidegebiet hatte Z noch 1801.
j Bös-: (auch ,Äniptli'): ein gewisser Teil des sog.
]: Neuamtes im Zürichbiet. z. J. I.'i87 erwähnt von Dienrr.
• Oberglatt 53. 54.
l Wahrsch. Spottname für oinige Hufe von schlechter Be-
il »chaffenheit. Vgl. .Bösarni- und ,Richarni', Höfe in B Biglen.
' Bitt-: erbetenes, begehrtes Amt GrD. ,Bittäniter'
.sind dort diejenigen eines Landschreibers, Weibels
und Seckelmeisters; in Arl. heissen .bittende Ämter'
die wegen ihrer Einträglichkeit begehrten Amter des
Landschreibers und Weibels.
Pfleg-: die Verwaltung einer öffentlichen Anstalt,
ij SO des Siechen-, später Pfrundhauses zu St. Jakob bei
\ Zürich.
Presten-: die Verwaltung des bürgerl. Kranken-
hauses in St. Gallen. Vgl. Sehimt. — Prentm, körper-
liches Gehrechen.
Bretter-: die Verwaltung des Holzbedarfes der
' bischöflichen Ziegelbrennerei Bs XIV.
\, Sibner-. ,S. so wir noch [1792] haben, hat von
f oen urspr. Pflichten [Finanzverwaltung] nur 1 be-
halten, dass es das Weinumgelt und gewisse Zölle
zählen helfe; hingegen hat es die Obliegenheit be-
_ kommen, Verbrecher und Übeltäter zu examin.' Ocns.
[ Es bestand schon 1354.
■ Siechen-: Verwaltung des sog. Sondersiechen-
hauses, urspr. für die Aussätzigen, jetzt für unheilbare
Kranke überhaupt bestimmt Sch. — Corrigiere danach
iLioferauit' hei Simler-Leu II' 4.^8.
|; Seckel-: Verwaltung des Staatsschatzes, Finanz-
direktion ScH; U; Z t, anderswo auch des Gemeinde-
gutes. — Vgl. Sech'hiici.'ite):
Sei-: 1. Gegs. zu Freiidanit s. o. — 2. in St. Gallen
eine alte Stiftung zur Pflege kranker Fremdlinge,
Pilger und Bettler, später überh. Frenidenspital, im
Unterschied von ,Presten-Amt'. Das Gebäude hicss
, Seelhaus', der Verwalter , Seelmeister'. Die Hand-
werker hatten von ihren Gesellen eine wöchentliche
Steuer zu Gunsten des Seelamtes zu beziehen und
abzuliefern. Ähnlich in Schaffh., aber speciell für das
männl. Geschlecht, mit einem , Schwesternhaus' an der
Seite; bis 1833.
Der Name rührt wohl daher, dass die Stiftung urspr.
für das Begrähniss armer Fremder uud für (ichetc zum Heil
ihrer Seelen hestimmt war.
Sinn-: das Amt der Festsetzung der obrigkeit-
lichen Hohlmasse für Flüssigkeiten und der Ober-
aufsicht über die im Verkehr gebrauchten Gefässe L.
Schild-: ,Ritterschaft hiess bei unscrn Vätern
Schildesamt.' JvMiJLL.
ScliaiizLMi-: bis 183U die Aufsicht über Anlage
und l'iitri lialtung der Befestigungen der Stadt Z. Vgl.
Srhair.nihn-r.
Spend-: das Amt der Brodverteilung an Arme
und die Kasse, aus welcher solche Spendungen be-
stritten wurden; Verwaltung des Armengutes ScuSt. ;
Th; Z. ,Spendoramt'. Bs XIV. unter den bischöflichen
Beamtungen erwähnt.
Stich-: in L seit Ende des XIV. zum Bezug des
Umgeldes und der Handänderungsgebühren, welche
mit der rechtlichen Form des , Weinkaufes' verbunden
waren. Der betr. Beamte, ,Winsticher', bezog noch
im XVI. die Hälfte der Kanzleitaxen für Aus.stellung
von Kaufbriefen; er vertrat die Stelle des Grundherrn
beim Kauf von Gütern und Häusern, die Erblehen
des Stiftes lin Hof waren.
Stock-: in St. Gallen ein Armenamt, beruhend
auf Stiftungen und auf dem Ertrag des Üpferstockes
in den Kirchen, zur Unterstützung der Ortsarmen.
Vgl. Seiamt.
Stall-: die Aufsicht über das in obrigkeitlichen
Ställen untergebrachte Marktvieh [?]. ,Den Pfund-
zollern aufgetragen, dergleichen Käufe unter keinem
Vorwand einzuschreiben, sondern die Contrahenten
loblichem Stallamt zur gebührenden Bestrafung zu
verzeigen.' Bs Kq. 1784. — PfiindsüU, Abgabe von
Marktvieh.
Stempel-: die Verwaltung des obrigkeitlichen
Stempelrechtes, Ausfertigung der mit dem Stempel zu
versehenden Akten.stücke und Bezug der betreffenden
Gebühren Z.
Wusch-: das Amt des Wischens. Kehrens einer
Kirche L 1324.
Züg-: das A., welchem die Beschaffung und Unter-
haltung der Kriegsvorräte übertragen war. Der Vor-
steher hiess , Zügherr'; unter ihm stand ein ,Zügwart'
mit seinen Arbeitern Z.
amten: 1. ein Amt, bes. eine Verwaltungsstelle in
der Gemeinde oder im Staat, bekleiden. Er hecl giiet
g'amtet, seine Stelle rühmlich versehen. — '2. , eines
Amtes gewissenhaft warten, strenge Aufsicht halten.
Er amtet nid Th." — 3. „übh. Acht geben, aufmerken,
aufpassen, ebd." — 4. „streng verfahren, "charf reden,
derbe Verweise erteilen. Tuend-er nid recht, so iiities-
/'■'' iiiiile Tu. Er hcd-rni (j'fiiiitct, scliarf zugeredet
U1
Amt— umt. - An, cn, in, oii, Uli
248
ScH." — 5. das Hochamt in der Kirche halten Aa;
VOrte; S; vgl. ämteren.
Für den Übergang zwischen 3 u. 4 vgl. ojicn, anden und
lat. animadverterc. Die Bed. 4 ist urspr. von der vollen
Amtsgewalt Gebrauch uiaclieu; dann übertragen auf Privat-
verhilltnisse.
über-aniten m. Acc. P. Eiiioni ein Amt auf-
biirden, dem er nicht gewachsen i.-^t Ae.
US-; ein Amt zu Ende fuhren. Er hiid nsifmiild,
luuncre perfunetus est Tn.
ämtclen: Neigung zu einem Amte zeigen; sich
wie ein Beamter benehmen, ihn spielen Ae.
ämteren: Hochamt halten W; s. amUii •>.
Amtetf'e-J f.: richterlicher Urteilsspruch. Er Ued
d'Emtel hi offener Tor öherchö, der Urteilsspruch wurde
ihm in oft'enem Batssaale kund getan Ar.
Der Umlaut (ä) ist nur erklärlich, wenn das Suffix -rt
-ede ahd. -ida ist. Übrigens führt die Schreibung im ä. Ap
Idiot. ,Ochnidet' von ,Anit' ab.
Amti "' f. = Amt 3. So die Wasser-A)iiti, ein
in den Niederungen des K. S gelegener Verwaltnngs-
bezirk.
ge-ämtlet: mit einem (kleinern oder grii.ssern)
Amte betraut. Er ist y., bekleidet ein Amt Aa.
Ämtler: die Bewohner des früher (und noch heute
im gemeinen Sprachgebr.) so genannten .Amtes' Knonau.
jetzt Bezirk Afi'oltern Z.
Amt, Kmt s, Amcd Sn. 213.
An, en, in, on, un.
An m.: Ahne; im eng. S. = Urgrossvator. ,Sinen
An oder grussvatters vatter.' KCys. Son.st A)i.i, s. d.
Ane f. äne AABb.; Gr; PP., Ager; T, in ä. Quellen
noch ana, anna, aber auch an; Näne Gr; GO. —
Dim. ntr. Ani Gr: 1. Grossmutter. ,Ein gross-
mutter oder anna.' Offn. Asch. ,Ein ana oder gross-
mutter mag ir änklein nit erben.' Landr. Gaster. Dem
Tafel schins Ani, des T. Grossm. GrD. — 2. Ur-
grossmutter Aa {Ani n.).
Mhd. ane, ahd. ana. Die Schreibung anna bez. nur die
urspr. Kürze des Voc. Zu Näne vgl. Nann = Ann(a). Eine
(dim.) Form Näni Gr ist nur schwach bezeugt neben gleich-
lautendem Masc. Das Schwanken zwischen den Bedd. Grossm.
und Urgrossm. ist weniger bezeugt als das entsprechende bei
dem Msc. Ani. In Zg Quellen von 1566 scheint Ane Beides
bedeuten zu können; das von H. überlieferte Ani n. aber
ist ans dem in Aa sonst üblichen ÄnigrOeemueter abstrahiert.
In der von Kothing abgedruckten Stelle ,eine Äheini oldt
Ahnfranw mag die Änklin [Enkel] nit erben'. 1756 Schw
Kq. 114, 1. ,Ahnin'. Vgl. noch Ani, auch Nännc. nani.
Ur-: Urgrossmutter. ,Uräna.' 1594 Landr. Mölin-
BACH. — Gegenüber ,Uräni'. dem es nachgebildet ist.
Pfuch-^«e, -Näne: dass. Gii. .Pfuchähnin, atavia.'
Denzl. S. Pfiich-Ani.
Pfüf-: dass. Gr. S. Pfuf-Äni.
Äni, Enne ra. enno, ennu P; T, enne GrV., ani
Aa; Ap; Bs; P; Gl; Gr; L; S; Uw; W; Z, Näni Gr;
GO., W.: 1. Grossvater Ar; Bs; Gl; Gr; P; GG.,
W. ; T. ,Kind oder Kindskind, die abgond [sterben]
vor dem vater, muoter, enin oder anen.' Stadtr. Bad.
1384. ,Und sol ouch ein jeklich kind sinen enin und
sin anen erben für [vor] des selben enis und der anen
geschwistergit.' Gl Lands. 1387 und Z 1419 (, sinen
Anin'). ,Der äny [soll rächen] siner kinden kind.' Z
1448. ,Avi: äninen.' Collin. ,Obed Davids äny.' 1531
Ruth = ,grossvatter.' 1548. ,Ouch sol ein Äni synes
suns kind erben; ein Ana die sol nit erben.' 1581
ZErbr. — 2. Urgrossvator, Ältervater Aa; F; Gr
UVatz, Eh.; S; Uw; W; ZKn. ,Proavus: der äne,
d. i. des grossvatters vatter.' Fris.; Mal. ,Äne: pro-
avns.' Pasyp. und so noch Denzl. 1716, der auch das
.schwerlich auf wirklicher Kode beruhende Fem. ,Ähnin'
beifügt, ,0b abstürbe Man oder Frau, so weder Kind
noch Kindskind meer hotten und aber Anikli da we-
rend, da sollend dieselben ire Äni und Anen erben.'
15(50 Zo Stadt- u. Amtsb. ,Nicht allein gegen Gross-
vätter und Grossmütteren. sondern auch gegen Ähny
und Ahna, darzu Urähni und Urahna.' Bs 1635. ,Ihrer
Vätteren, Grossvätteren und Änenen.' JJBreit. 1041.
,Der vater, so aber der nit mehr im wesen [am Leben],
grossvater, äni oder uräni.' Erbr. v. Kadelbvro; 1078.
,Vatter — Gross vatter — Äni'. 1722 JBütt (viell. nach
alten Vorlagen). Auch in den Zss. Ani-Grossvater,
-mueter steht Ani = Ur-, und Anirater UwE. ist = dem
einfachen Äni in der dortigen Bed. : Vater des Gross-
vaters oder der Grossmutter. — 3. änrli n. (It Schuler
Äni): Enkel, -in Gl mit den Syn. Änisu", Äni-
tochter. ,Das ein an ir enny nüt sol erben, als ein
muotter ire kind och nüt erbt.' Landr. March.
Mhd. ane, ahd. uno. Die Kürze des Stanuuvoc. hat sich,
in einigen unserer Formen deutlich genug erhalten, aber
durchweg mit dem Umlaut, der schon in mhd. ene vorliegt
und von Grimm aus einer ahd. Grundform 'anio erklärt wird.
Die Schweiz. Endung -i an vielen männl. Personenn. entspricht
allerdings schwachen Formen der ä. Spr., ahd. -o, rcsp. dem
-in des Gen. u. Dat. Sg. derselben, das in den Nom. dringen
konnte und sein n verlieren musste. Den Umlaut konnte
solches (unechtes) t nie wirken. — Betr. die Bed. stehen
sich hier 1 und 2 viel bestimmter als bei Ane f., und beide
fast gleich ^stark bezeugt, gegenüber. Die Bod. 2 konnte
leicht eintreten, wo für 1 ein Comp, mit , Gross-' daneben
bestand, das dann alleiiiherrschend wurde und dadurch Ani
zu ebenfalls alleinigem Gebrauch für 2 befähigte. — ,Änis,
Enis', Geschlechtsn. in GKriess. XV., in Z Auf. XIV. sogar
.Heinr. Bilgri mis (mins) Enis.' Übrigens haftet an dem
Begriffe au sich etwas Nebelhaftes, so dass das W. erst durch
den Zshang bestimmte Gestalt gewinnt. Daher tritt in der
oben angeführten Eechtsquelle von Zg Ä. auch mit der Bed. 1
auf. ,Wo Kindes Kind von Todes wegen abgant, da ir Vatter
davor abgestorben war, da sol der Äne Erb sin vor sines
[des gestorbenen Enkels] Vatters Geschwistergit.' Einzelne
Angaben lauten unbestimmt und deuten auf die allgemeinere
Bed. des nhd. ,Ahne', ohne bestimmte genealogische Ab-
stufung; so ,sein anher [Ahnherr] oder äni'. Vad. Die Bed. 3
ist auffallend, auch wenn sie durch kurzen Voc. gegen 1
abgegränzt ist. Aber wenn die Erklärung des W. .Enkel"
als Dim. = kleiner Ahne (Grossvater) nicht ganz uustattliaft
ist, da ja der Enkel nach unten hin sich wieder als Stamm-
halter und (künftiger) Ahnherr jüngerer Geschlechter be-
trachten lässt, viell. auch wegen der in Enkeln oft hervor-
tretenden Ähnlichkeit mit den Grosseltern oder wegen des
Rückfalls blöder Greise in , Kindlichkeit' — so konnte wol
aui-h einmal das einfache Äni geradezu ^ Enkel gesetzt
24Ö
An, en. in, ein. uti
m
wei-deu; vgl. PfuJicr ueljcii l'fmh-Ä„i. — In (ir kommt
aucli Xani, Xmi vur, eutsprciliiiid Xunr f. und in seinem
Anl.iut zu erklären wie jenes.
.\b-: Urgrossvater B.
.16 bezeichnet hier die weiter ah liegende Stufe, ist
ühiiitens zunächst wol nur aus dem lat. uli-avue entlehnt.
Ur-: 1. Ältci-vater, Urgrossvater Ai'; Gr; Z. ,Siiis
Vatters, Grossvatters und Uriinis.' ATsciiuoi 15Ü8. —
2. Vater des Altervaters. ,Des uräiiis vator, abavus.'
Fkis.; Mal.; Denzl. 1710.
lUe Bed. 2 ergibt sich als n.itw.ndiif, wo das riularhe
Äni schon Urgrossvater bedeutet; s. Ani ;'. — Svn. mit 2
ist Äni-Att F. S. auch Pfadi-Äni.
Guck-: des Ältervaters Grossvater Gu.
Ij'uggenene Tirol. Guck wol eine Nbf. zu , Gauch", Kukuk,
uud bezieht sich auf die kindische Einfalt altersschwacher
Greise. A'^gl. fJugger, Kukuk.
Pfuch- 2'fAx' Ap; Gr; Uw; Z, Fach- „L; Z" It
St."', Viik- ZO. : Ahne in einem über den Urgross-
vater zurückgehenden Grade. ,Sin Ahni und Urähni
und Vulcähni.' Stutz. ,Tritavus: der pfuchäne, d.i.
des uränes vatter, oder änes grossvatter.' Fris. ; Mal.
,Ätavus: Pfuchähne (pfuchahn). Atavia: pfuchähnin.'
ÜENZL. 1677, 1716. ,Da sein Vatter und Grossvatter
und Äni und Uräni und Pfuchäni auf dem Wasser
das Leben verlohren.' Z Kai. 1724. Die Aufzählung
der Reihenfolge: T'fl(w, Grosavaler, Urgrossvater, Äni.
üräni, Pfuchäni, Pfuipfuchäni Z, mit welcher das
7. Glied der Ascendenz erreicht wird, ist natürlich
mehr ein Stück Volksgelehrsamkeit, als dass sie je
praktisch geübt worden wäre.
Die gewöhnliche Erklärung des I'/uch als luter j. = pfui
wird gestützt durch das syn. •Stink-Äni. Diese Namen würden
sich auf die mit Altersschwäche oft verbundene Unreinlichkeit
beziehen oder der Geringschätzung des Naturmenschen gegen-
über der Kraftlosigkeit Ausdruck geben. Nach milderer Auf-
fassung, für welche hinwieder das Syn. P/üf-Ani spricht,
wäre Pfuch zu pfaehen, blasen, keuchen, zu stellen und der
Name auf die häufige Engbrüstigkeit des hohen Alters zu
beziehen. Ahne und Enkel tretfen auch hier wieder zus.,
indem Pfucher einen Knaben bedeutet, entw. als stinkenden
oder als (wegen seiner Dicke) schwer atmenden.
Pfüf-: Urgrossvater GrD., Eh. — Von ifüfe", pfau-
chen, blasen =7)/kcJc«.
Pfusch- pfui^-: Ururahn Ndw.
Entstellung von jnfudi-, viell. angelehnt an .pfuschen',
mit Bez. auf ungeschickte Bewegung, Uubehülflichkeit des
Alters.
Stink-: „Vater des Pfuchäni L." Urgrossvater
kx. S. die Anm. zu Pfucli-Äni.
Dur- = Pfuch-Äni ZW.
Dur d. i. durch kann verstärkende, steigernde Bed. haben
wie iu manchen Comp, der ä. Spr. und wie lat. y>e*--. Es
tommt aber anch Verderbniss aus deui Präf. ur- in Frage ;
s. iluralt Sp. 206.
Wiber- mbf-: weibischer Mann GfiEh. - ^^'ihe
schwache Pl.-Form.
an I. Präp. mit Dat. u. Ace., vor Cons. meist
verkürzt ä, vor Voc. mit beibehaltenem (resp. wieder
eintretendem) w; doch durchweg cm BsM., U.; BO. ;
Gr tw. Mit dem folgenden best. Art. zsgez. im Dat.
Sg. m. n. am; im Acc. Sg. u. Dat. PI. an fast allg.,
ö Aa; B, an den; Dat. f. ar B, an der; mit dem Dat.
des unbest. Art. amefne), an einem, fast allg., äre, an
einer, Gr tw.: 1. räumlich, wobei aber die Orts-
bestimmungen auf nicht leirlit unti'rscheidbare Weise
in innere Beziehungen übergelien. a) vor Ortsn. t.
für Aufenthalt = in, zu; t. für die lüchtung = nach,
gen \V; z. B. on Jitnyen, auf der, auf die .\lp Jungen,
und so häutig bei ThPlatt. — b) bei appell. Orts-
bestimmungen, zunächst wie nhd. und mitunter sach-
lich richtiger als dort z. B. , Einem an den Kopf
stossen' B = nhd. (allerdings bildl.) .vor d. K.'; ,dass
sie har [in die Stadt] ziechen und min herren an die
köpf wellten schlacheu.' 1528 Stkickl. ; aber hinwieder
auch oberflächlicher: , Kerzen an den lienden tragen.'
Bs XIV.; sodann bei Adverbien z. B. vor am Dorf, vor
dem D.; er ist vor avt-mer (zuej (j'sesse", vor mir;
meist aber ^ auf, in. Obwohl die Volksspr. sich der
eigentlichen Bed. von ,an' im Ggs. zu ,in' usw. wohl
bewusst ist und gut unterscheidet: nie" cha" wol d
d'Lüt g'seh", aber nüd in-si, genügt ihr in den folgen-
den Fällen die ungefähre Bezeichnung des Verhält-
nisse.'C Die Schweine ,an der Welt' spazieren lassen
:= frei laufen 1. Bs XIV. ,Ein Schloss an der Insel.'
1522 Absch. ,An der einige', in der Einsamkeit. Salat.
Am Bery sV, sich auf der Alp aufhalten, alpen B
(aber ebd. auch bildl. wie nhd. = auf ein Hinderniss
stossen, in Verlegenheit sein). A [d. i. an den] Berg
si", auf den B. gegangen sein BO. ,Das Vieh an der
.Alp haben' BHa. (Doch ist in diesen Fällen urspr.
genauer an die seitliche Abdachung des Berges ge-
dacht, wo die Weideplätze und Sennhütten sich be-
finden, nicht an die eig. Höhe, den Gipfel.) ,An die
Frönibde ziehen, kommen, schicken; an der Fr. sin.'
durchgängig so im XVI. und noch 1793. Am Rüggen
sin, auf dem Bücken liegen BHa. , Legend sich ann
rugken.' Vogelb. 1557. A Bett gä", si", zu B. gehen,
im B. sein GrV., ohne Art. wie nhd. ,zu B.' ,So einer
an sinem todtbett ligt.' LLav. 1578. ,Das Bett dorann
sy glägen sind.' Z 1558; aber auch in der selben
Bechtsq. ,daruff'. ,Wer unwüssend an sein Bett harnet.'
VoGELB. 1557. ,Da3s nit ein yeder alles, das in guot
bedunkt, ann der Canzel predige.' Zwingli, und so
immer im XVI. XVII. , Stund der pfarrer an die
Canzel und sagt . . .' LL.av. 1569 = ,der Pf. beredete
das Volk ab der K.' ebd. 1670. ,Dass ich an einer
Comedi habe hören singen dise Vers.' Schobinrer 1695.
Der Narr am Spil W, vom alten Volksschauspiel her-
genommen. Auch von Schriftstücken wurde früher
,an', nicht ,in' oder ,auf' gesagt; vgl. mhd. an den
buochen lesen. ,D6 ich dis materi an kaiser Julien
coronica las.' 1336/1446 Z Chr. ,Der person, die an
dem zedel geschriben ist.' 1472 Z. ,Das er mir ettwas
an ein zedell verzeichne.' XVI. B.Amerbach. ,Wie du
dem veter iez znechst [neulich] an die brief geschrieben
hast.' Z M. XVI. ,Die fragstuck, die jm der Läsmeister
vorhin an einem brieff geben hat.' LLav. 1569 = ,in'
ebd. 1670. .Briefe an bermende, an Papire.' Z 1348.
,Was von beiden teilen [auf der Disputation] an die
feder goredt', zu Protokoll gegeben [worden]. .Absch.
1526. Wie 's am Sprüchwort heisst BRi. Mit an
citierte man und citiert altvaterische Sprache noch
heute die Abschnitte einer Schrift; daher noch allg.
gebräuchlich: Maithei am letste" [sc. Capitel], sprichw.
für: Ende überh. So steht an statt anderer Präpos.
noch in vielen einzelnen Verbindungen der ä. und
heutigen Spr., wo die Ortsbestimmung teilw. in ab-
straktere, mehr innere, causale Bed. oder in Zeit-
bestimmung übergeht. ,Am Härd ligen', auf dem
Boden. Vogelb. 1557. ,.\in geschrai an der gassen
§51
An, eil, 111, 011. Uli
2.iä
füereir. auf der G. Lärm machen. Absch. 1529. ,Vil
lilt haiid an der gassen gspunnen und gwoben.' UMey.
Chron. ,Nit vil win ist an etlichen wiugarten worden.'
1544 ebd. ,Zuo obrist im Durgöw ligt die stat Sant-
gallen, an der wir anfangen wellend.' Vad. ,Von den
vöglen, welcher namen am [mit dem] buchstaben I
anhebend.' Vogelb. 1557. Er ist dö [damals] na [noch]
nilä a der Welt g'sl Z. ,An die Welt kommen: nasci.'
Hospin. A dr Stell, auf der Stelle, sofort Z. A d'Aiige
chO", sich zeigen, sich sehen lassen Z; i mag-etn nüd
a d'Auye gä, nicht mich ihm zeigen, ebd. Jmdn nicht
a den Auge ha (lide") möge, ansehen, leiden mögen
U; Z; vgl. ah Sp. 25. ,Am Rechten erschinen', vor
Gericht. 1801 Z Kanzl. ,Wer nit an das Recht kommt.'
1611 BsRq. Jetzt heisst a d' Recht cho": für Schulden
gerichtlich betrieben werden; ähnlich .Tmdn a d'Iiecht
gi". ,Am G'richt hocken', im G. sitzen. Gotth. .Die
so an den Unzuchten sitzen, das si die unzüchte
richten', also die sonst ,Unzüchter' genannte Polizei-
behörde. Bs Rq. ,Sövli [so sehr] dumm Manne wird
man doch nie an Gemeindrat wählen.' Gotth. 4'»
einte — am andere, einerseits , — andrerseits Öchw. ,Am
einen — am andern Teil', von gerichtlichen Parteien.
1710 Z Kanzl. ,Er soll auch kein gewer [Gewehr]
mer an im [bei sich] tragen' [zur Strafe], Sch 1535.
,Nam an sich den orden und die Regel Sancti Bene-
dicty.' RCvs. ,Den von Leyden an ihn gebrachten
Beruf [Ruf] zu gleicher Profession [Professur].' Tur.
sep. 1778; vgl. .anbringen'. Von einer unehlichen
Mutter heisst es etwa: si muess das Chind an-ere
seiher ha, d. i. die Last der Erziehung allein tragen.
De Schaden an-im [sich] seiher ha" Z. Nüt an im
selber, an sich, im Grunde Nichts, nichts Besonderes.
Gotth. ,Das ist an im selbs', versteht sich von selbst.
LLav. 1584, aber 1670 ersetzt durch ,zwar ist nicht
minder, dann dass . . .' Er hat an im Ntt, keinen
nennenswerten Widerstand, er beraeistert ihn leicht
W. Es ist Nu me an im, er ist abgemagert W. Es
isch Oppis an in chö, er ist auf einmal krank ge-
worden G; Z. Es ist g'sclin-ind Oppis a-me Ma^, es
kann Einen leicht ein Unfall tretten L. Am Stich
/ft" Ar; Gl. I bi drl Wuche a dr Segeze [Sense]
g'stande, habe als Mäder gearbeitet Gl. Am Iure Strau
drösche Gl. I irill Niemere [Niemandem] am [im] Weg
si, hinderlich (sonst: gelegen) B. ,Öppis z'schnurpfen
[ein wenig zu flicken] war manchmal kommod, aber
das dolders (verfluchte) Fädmen sei ihnen am Weg',
unerwünscht. Gotth. Sich a Weg machen, sich auf
den Weg machen, eine Reise antreten Grü. ,An weg
fahren (riten).' Mey. Chron., jetzt eweg, weg. Not am
Wasser, Wassermangel; Überschwemmung; Urinbe-
schwerde Z. ,Verkünder am Wort Gottes', im Kirchen-
dienst Angestellte, Geistliche. Bs 1779. ,Er zalt a
Silher, in, mit.' Id. B. ,Der Vater soll sine Kinder an
allem ihrem guot erben.' Rothenbirg. 1490. ,Pfänder
an einem würt ligen heissen', bei einem Wirt hinter-
legen. S 1530. , Desselben pfand soll er an einen wirt
stellen.' 1535 Mumpf. ,I<'oedera partita lecti: sy hat
zween an iren gehebt.' Fris. ,Wie si in nünz'ger
Jahren en Chasseur an-ere g'ha heb', ein Liebesver-
hältniss mit einem Ch. MUsteri. Aber: er het sin
Vetter an-em, als Helfer in der Not Z. ,Dass Gott
so wül an iren was', es so gut mit ihr meinte. LLav.
1569. ,Valckenstein wz [war] vast wol an den von
bnigk' |don Bruggern geneigt]. (iEni.ni. Er het 's a>t
de Lüta, ist beliebt, populär GW. ; . . . ,a-de Göttere',
steht in Gunst bei den Magnaten. Togg. Anzeig. 1872.
An eim äke B, sl Aa; L; Sch; Z, mit (ermüdenden)
Bitten anliegen, zu überreden suchen. Und wir müessen
um geleit an sy [bei ihnen] werben.' 1521 Strukl.
,Diss [dass sie länger geblieben wären] band wir nit
mögen an inen erlangen.' 1521 Absch. ,0b er es
möchte an inen ghaben [von ihnen erlangen], dass
sie sich an einer Wuchenpredig vernuegen liessind.'
1555 Mey. Wetzik. .Die Tochter habe an sinen Kämer-
ligen vermögen, dass sy das liecht habind gelöscht.'
LLav. 1569. ,Hand wir uns erinneret, auch an [von]
etlichen alten Amptslüten erfahren, das...' 1554
WiLLisAi'. ,Und (haben) an sy [von ihnen] erfordert
ein geschribnen abscheid.' 1521 Strickl. ,Desse be-
gärt er an den kämerling, er wölte jin das selbig ge-
statten.' 1531/1667 Dan. ,Dass nüt merers an ihn
begert worden.' 1651 Si:himpfr. ,Üb neusswer [irgend
Jemand] an disen predicanten ze sprechen hätte', einen
rechtlichen Anspruch gegen ihn zu erheben. Etwas
von ihm zu verlangen. Absch. 1530. ,])u hast an mich
nichts zu sprechen.' 1569 LLav. — eine Konstruktion,
welche dem nhd. .Jemanden um Etwas ansprechen'
zu Grunde liegt. ,Daz uns nieman sprechen sölt an
unser puntnus' [das Bündniss anfechten, bestreiten].
Z Chr. 1336/1446. .Wellicher dem andern an sin Ere
ret [redet] und das nit uf in bringen mag.' Rechtg.
Stammh. ,An Jmdm (Etw.) sein' kann auch andere
Bed. annehmen als die oberwähnte: an enandere si',
hn Streit mit einander, hinter einander; vgl. ,an ein.
geraten'; an enand üf, im Begriff handgemein zu
werden. ,Der herzog was an uns, stiez und reiset all
tag uf uns', bedrängte uns mit Angritfen. 1336/1446
ZChr. ,An Etw., Jmdm sein', im Sinne haben; am
Lätze sl", nicht das Rechte (den Rechten) meinen.
An Etw., Jmdm starch si", sehr begehren, lieben GrD.
An Einen, Etwas nüd clw" chönne, nicht finden Ap,
sich nicht darauf besinnen können Ap; B; Gl; L;
GG.; Ndw; aber in Z an Oppis cho, darauf zu sprechen
kommen, und in B; L: me" cha" nid an in cho, sich
nicht auf ihn verlassen. ,Dr Käufer [der zugleich
Pfandgläubiger an dem zur gerichtlichen Steigerung
gebrachten Heiinwesen ist] muss selbst kommen und
es erklären, dass er sein Bott [Angebot] abtrete und
an dich kommen [sich an dich, den Debitor, halten]
wolle.' Gotth. Wem-mu mid dum Eppis verabredt,
so cham-mu glich nie dra chon BRi. ^VcHn-i-ma [ich
ihm] schon Eppis sägen, su mag är nie draehon u
geid geng Epper anders ga fragen, ebd. I lö-mi ati
eil, verlasse mich auf euch SouSt. I lön-es an eu,
überlasse es euch, z, B, die Zeit zu bestimmen AABb.
,Das lass ich an die gelerten-, lasse es auf ihr Urteil
ankommen, RCvs. .Wann ihr müesstet anderen den
schweif nachtragen und an ihre erbarmung kommen.'
AKlingl. 1688, ,Der Sünder weist die gerechtigkcit
Gottes an den Bürgen Jesum und sagt: an diesen bist
du kommen [auf diesen hast du abgestellt], an mich
hast keine anforderung mehr.' ebd. 1691. An-en Ttihter
ane mücsse, sich an den Arzt wenden müssen Z.
,9 personen, die muesscnd an [au den] scherer gan',
den Wundarzt zu Hülfe nehmen, UMey, Chr, ,Er hal
grusamlich an die Statt gestürmt,' Bossh,-Goldschm.
,Die knecht wären lustig an sy zuo ziechen', gegen,
auf sie los, Strickl. Akt, Eim a 's Obst gä" [um ZK
stehlen], .Wo ein Amtsmann einen findet bei sinen
253
An, eil, in.
254
ulilii-lu'ii ^rriiaclirl, Schwester oder clneliler, und an
sein scliandt und laster ergritfet' [ilin auf der für ilin,
den Hauslierni, schimpflichen Handlung ertappt]. 1190
RoTiiKMU'Rii. ^4» Eint lose, seine Gesinnung zu er-
forschen suchen U. An Eim fraye', Juidn fragen,
aller cig. bei ihm anfragen (gleichsam anklopfen) Ap;
,iiihI Jiqtft de Hitet: „ Wenn-i'''' au dar [darf] an-i
[euch] fröi/e.'' Merz 18.36; vgl. frz. deinander ä...
's G'spiitt an Eim ha, seinen Spott mit Einem treiben
Aa. ,Es tuot mir am herzen we, dass man üch also
verachtet.' Ötkickl. Akt. 1529. So schon mhd. Öppis,
null am Herz ha, nicht über sich bringen können,
nicht tun mögen B. Neids a ds Hers ni", eine Magen-
stärkung zu sich nehmen; da ist 02>pis a ds Herz!
Gl. Eim a d'Sel grife, einen empfindlichen Punkt
' berühren. Sulg. ; syn. Eim i 's Hers ine lange. Wenn
's am Wetter ist, wenn das W. es erlaubt BBe. ,Er-
, findt es sich hernach an der thaat', in der Wirklichkeit.
LLav. 1569. Ich bin am Geld üschö, das G. ist mir
i ausgegangen G; Z. ,Ein Haus, so sye vom Gottshuss
! am Zinss [zur Miete] haftend.' RCys. .Nachdem wir
einmal eine Liebe an den Boden, auf welchen uns die
Schickung ausgeworfen hat, geleget haben.' 1739 Beitr.
Lauf. Verla ferel, vernarret an Eine, verliebt in ihn
.\!'. ,7 Mark Silbers jahrlich gült soll an der brüe-
deren kleidung dienen- [zur Bestreitung der Kosten
der Kl.]. RCvs. , Heischen an ein kelch, an ein gotz-
hus', Gaben sammeln für . . . Gengenbach. So noch
, jetzt: Etwas geben an Etwas, als Beitrag zur An-
' Schaffung eines Gegenstandes oder zur Vergütung eines
i Schadens (allg.); in Gr; G als Preis bezahlen. Das
' g'hürt-em, a'n Hah, das verdient er als Strafe Z. ,Das
'. [neugeborne] kind wirt im [dem Vater] gen an sinen
arm' [auf den A. gelegt]. Meinradslegende. ,Ir werdind
!' an sy treffen am Rhormeer', mit ihnen zusammen-
j stossen. 1531/48 II. Chron. ; vgl. , antreffen'. Heb an
di! ziehe das Ruder, den Hebel, den Arm (beim
Schwingen) an dich! B {an ist hier prägnant, betont
und darum auch nicht verkürzt). Er treit, was-me
's chu [kann] a-n-es Seil legge, vermag die ganze Bürde
( Heu, so viel das Heuseil zusammen fasst, zu tragen
Gl; vgl. an-tragen, a irWiil legge", bei der Getreide-
ernte. ,Die Hintersassen, welche an das Almosen an-
zunehmen würdig.' XVII. JJBreitixger. ,Es sei, si
bizügi's a Gott, irahr!' sie rufe G. zum Zeugen dafür
.! an. MUsTERi. ,Züg ich an minen Gott', wofür ich G.
zum Zeugen anrufe. 1527 HBull. .Es mögent auch
alle Dienstknecht ihren Meisteren, wann dise an sie
zeugent [sich auf sie als Zeugen berufen], wohl Kundt-
schaft geben [Zeugniss ablegen].' Stadtr. L 1706/65.
• Zuo gott und an die helgen schwören.' GEdlib. ,An
helgen schweren.' L 1469. A d'Freud säge, eine Ge-
burt den Freunden anzeigen (Sijtermstr), gew. d'F.
\ a'säge" Z; der erstere Ausdruck wahrsch. nach Ana-
; logie von a 's Leid s., zum Leichengeleite einladen Z.
,Er Hess an in gon', Hess ihm zu Ohren kommen. Vab.
[ Ä d'Lugi stellen, der Lüge beschuldigen BRi. A d' Urte
seliicke, einem Hochzeitsgaste ein Geschenk an die
. Mahlzeit schicken; gew. i" d'Ü. ,Swas ein buman
[Bauer, Lehensmann] einem burger [seinem Creditor]
; kornes an sin gelt bringet [auf Abrechnung des Pacht-
zinses].' Z Richtebr. ,Ein Amptmann sol gepieten
Efaten [Zäune] zuo machen an dry Schilling' [bei Busse
von . . .]. Offn. BuRGAu 1472. .Die von Roschach habend
an 8 p. d. verbotten. dass niemand' usw. Absch. 15'29.
.Wer irem gheiss iiit ghorsani weri, dem mögen sy
an zwen Schilling gebieten.' Elgg 153.'i. .Heute wird
geölt, der Druck an 1 ß.' Dies allg. übliche, zur Preis-
bestimmung (nach dem Stück oder Mal) dienende an
ist wohl nur aus dem frz. ä entlehnt. Zur Bestim-
mung des Zieles; , Ledig und eigen bis an Zehenden.'
Z Kanzl. 1818. Es gat bis an e Möl (in (hier exclus.).
.Bis an wytern bescheid.' 1531 Strickl. ,Hatt jm von
einem an das ander erzelt [von Anfang bis zu Ende],
wie es ergangen.' LLav. 1569. — Sind die Rektions-
verhältnisse im Allgemeinen in Übereinstimmung mit
der nhd. Grammatik, so verdienen sie auf folgenden
Punkten besomhi.' K.arliiung. Es heisst mit Acc.-Obj.
i friere a d'Hiiml. Ziiniet 's nüd a m.i''' Ap. ,Er
meint, man zürne an in nit.' LLav. 1584; anders
GoTTH.: ,Mein Meister würde es an ihm zürnen....
er möchte nicht, dass er [der Meister] Etwas gegen
ihn zu z. hätte.' Ein Mal steht: ,Wer einem Amt-
mann an sinen Ehren redt.' 1490 Rothenb., sonst und
in der gleichen Quelle ,an sin Ehre'; s. o. Ebenso
wechselt im Z Richtebr. 1304 ,an disem buoche ge-
schriben' mit ,an dis b. g.' Es kommt eben auf den
Gesichtspunkt an. Dagegen dürfte die Stelle bei
JHoFST. 1865: ,Er het dr Huf wider annem selber
g'no', an sich gezogen, einen Druckfehler enthalten.
— ■ 2. zeitlich, a) Jahreszeit: am Winter usw. Aa;
GO.; ScHW; U; W; Zf u. SO im XV.~XVn. - b) Tag
und Tageszeit: am Wienecht aScnw; am eis, zwei, drä,
fieri usw. allg., doch in Aa dafür um; am Viertel
ilher Sechsi, 1 V. nach 6 Uhr Z. 3fornrmorge (morn-
e(m)-morge), morgen früh Z. ,Uf hüt am morgen
früey.' 1525 Strickl. ,Hodierno mane: beut am morgen,
disen morgen.' Fris. ,An dem Sonntag am Morgen.'
Z 1762/79. — c) unbestimmtere und z. T. räumliche
Angaben, besonders auch mit Adj.: ,am ersten Anblick,
prirao aspectu; am ersten zuogang, primo accessu.'
Mal. ,2 tag an einanderen.' UMev. Chron. 1542. ,Zwei
jar an einanderen.' Bossh.-Gold.schm. Gelegenheit, An-
lass, oben obwaltende Beschäftigung, also zusammen-
treffend mit dem engl. Sprachgebrauch (bti): ,Die um-
kumen sind an der schlacht zuo Kapel.' 1531 Strickl.
,Am Widerkehr', bei der Rückkehr. 1636 Inschrift.
,Syen im an dem widerker etlich entgegen kommen.'
1522 Strickl. ,Am widerkomen.' Vad. Es ist no nüd
a dem,' noch nicht an der Zeit, handelt sich noch nicht
darum. , Jetzt war es an dem, dass wir selten . . . .'
1661 JMüLL. ,Sich nit ze sumen, dann es an der not
ist.' 1531 Strickl. ,Diewyl es uns an aller not ligt.'
ebd. ,Umb sein Baargeld wider zu haben an der Noth
sein', Not haben, es wieder zu bekommen. L 1706/65.
— 3. zur Bildung des Superlativs von Adv.; allg.;
syn. ze. ,Er sei grusam schläfrig und neue [gewisser-
massen] nit am Besten', nicht recht wohl. Gotth.
,Doch wurdent sy [die Gefangenen] erbetten [los ge-
beten], dz man sy am hindersten [zuletzt] ledig Hess.'
GEiiLiB. ,Wer Gott fürchtet, dem wird wohl sein am
letzten', zuletzt. 1707 Sir. ,Am ersten', zuerst. I. Macc.
1707. — 4. causal, zur Bezeichnung eines Grundes
oder Merkmals, aus welchem Etwas geschlossen, an
welchem Etwas erkannt wird; vgl. engl. by. Unsere
Abweichung vom nhd. Sprachgebrauch besteht darin,
dass wir der Verba des Erkennens, Schliessens nicht
bedürfen, dagegen uns nicht gerne der blossen Präp.
bedienen, sondern sie als Adv. hinten angefügt wieder-
holen. A dem ä, dem nach, daraus zu schliessen Z.
255
An.
eil. 111, 011, 1111
2.56
Am Schi II, dem Aii.seliciii iiaoli Zu. Am Wetter ä Z.
Er nimmt 's a sine Bire-n-fi, wie andrer Lüte (sc.
Birnen) teiggeä. A dir ä, so viel aus deinem Ver-
halten zu entnehmen ist; vollständig: i nimm es a
dir ä, ich nehme es von dir ab, urteile nach deinem
Verhalten. Am Belle-n-ä ist das nüd äiisere Hund Z.
Am Bede-n-ü han-i e" (/kennt, an der Sjirache habe
ich ihn erkannt Aa. ,.S'i kenn mich a dr Mueter ä',
aus der Ähnlichkeit mit d. M. Stutz. — 5. Verstärkend
zum Ausdruck des Dativs Gl u. aaO.; vgl. in. .Da
lauf-er a Sebem [Jenem] nah.' Wolf Bei. Gesjir.
I. Die von JBreit. 1640 gebrauchte VeibimUmg: ,wer
■\volte nit gern umh sy und an sy sich befinden?' mag aus
der üblichen adv. Verbindung um und an sin abstrahiert
sein. — 2. Bei anderen Tagesabschnitten als ,Morgen, Vor-,
Nachmittag' ist die Präp. ze üblicher, bei ,Naeht' die einzig
angewendete, blosse adv. Casus aber gänzlich von der Volks-
sprache ausgeschlossen, ausser de Monje, das sich wahrsch.
aus hütemorije herausgeschält hat, und Subst. in Verbindung
mit Pronomina z. B. die [diese] Tage, neulich, weUc Tag? an
welchem T. V — .5. Aus am (,du solltest am 1. Gott danken.'
Gotth.), ame, blosser Lautverstärkung für (in, nne, den Ver-
stümmelungen der Art. ,dem, einem', irrtümlich entwickelt,
wozu das nämliche Prinzip, das bei der roman. Dativbezeich-
uung waltet, mag fördernd mitgewirkt haben. — Berührung
mit in zeigt sich auch beim Ausdruck des adv. Superl. (oben 3).
II. Adv. (meist ebenf. ohne «, aber mit unorganisch
verlängertem Voc, in Gebirgsmundarten an, ä und an)
1. verbunden mit der Präpos., dem Subst. nach-
gesetzt. 1) örtlich; zur Bezeichnung unmittelbarer
Nähe Aa; B; Z. 's Hüs steit a'r Fliie ä, ganz nahe
an der Felswand, 's Hüs ist a dr Sträss ä, steht dicht
an der Strasse. Am Wald ä, ganz nahe am Walde.
An enand ä, hart an einander. Bis a d'Schafmatt ä,
bis an den Fuss des so genannten Berges. Er chunnt
an-en ä, berührt ihn Aa. Am Hag (Berg) ä sl Aa;
B, s. u. 3, d, a. — 2) causal, s. I 4. — "2. verbunden
mit der Präp. von, zur Bezeichnung eines räumlichen
od. zeitlichen Ausgangspunktes, wie in der Schriftspr.
Von eben ä; vo dem ä, seither; ron erst ä, vo s'roderist
ä, von Anfang an. — 3. allein stehend, a) Wo
gast ä? wo gehst du hin? AALeugg., sonst allg. ane,
anhin. Bing ü, ring ab, sprichw. leicht gewonnen
und verloren B. — b) mit vorgesetztem Dativ causal
wie bei I 4. Allem ä, nach Allem (zu schliessen),
allem Anschein nach Aa; Ap; Z. Dem ä irol, dem
nach allerdings. So auch nach dem Dativ betonter
Pron. und Substantiva. Mir-d, nach mir zu urteilen
(s. d. Comp.); dir-ä usw. Aa; Z. - c) (( (am ZLunn.)
ha", Kleider, angezogen haben, tragen. — d) an sin.
a) = am Berg (Hag), d. h. in Verlegenheit, vor einem
Hinderniss (Aiistos.s) stehen; zuweilen noch verstärkt
durch vorgesetztes und betontes ironisches schön. Jez
bin-i .^chön ä (oder ann) B. .Wie? fragte der Major
kurz. Wie? Da war Jacot an.' Gotth. .Wenn Alle
an waren, so wusste Vreneli noch den besten Kat und
fand den Ausweg.' ebd. \'gl. an-laiifen, anrennen, auf
Hindernisse stossen. — ß) ,'s Spinne sig-i siist r^id ä',
sei euch nicht angenehm, ihr seid es nicht gewohnt.
HXfl. 1813. Mit Dat. P. , Einem wol (übel) an sein',
gün.stig (feindlich) gesinnt Schw; Z, wie nhd. Ebenso:
will, idiel an kommen, an gän, aufgenommen werden,
Eindruck inacheii. — e) ;in mögen, a) mit Dat. P.
zusagen, sympatisch sein, anmuten; z. B. si mag-mer
nid d Aa. Es hed-mer nid mögen ä, ich mochte nicht,
habe es nicht iihor mich bringen können, ebd. .Ich
bin mit dem Götti zufrieden, nur mag es mir nicht
an, ihn zu fragen.' XHerzog 1862. — ß) ,Mängc wird
de no [dann noch, vor dem jüngsten- Tag] 's Hochsig
[die Hochzeit] b'stelle, wenn 's scho" nid me ä mag',
Platz findet, Statt haben kann, Zeit dazu ist. Häfl.
1813. — f) an werden, zu Teil werden (lassen) Ap.
— 4. ä und ä 1) nach und nach, z. B. von einem
allmählich ansteigenden Wege: es gät ä und d GRh.;
Z, syn. es ist a"läg. 2) anhaltend, z. B. ä und ä het 's
g'ivetteret, fiel Gewitterregen GRh. — 5. mit vorge-
• setzten andern Advv. durch ,und' verbunden (vgl. die
Comp, ohne .und'), a) iis und an. a) Es gilt mcr
üs und ä, beim Kegelspielen und Schiessen, wenn man
mit einem Wurf oder Schuss eine Partie endigen und
zugleich eine neue anheben will BHk. ; Z. .Priester,
die allda on underlass uss und an singend den latini-
schen psalter.' Kessler. Vgl. u. an in der Zss. mit
Vbn 1. — ß) J weiss nüd tco üs und ä, vor vielen
Geschäften oder Verlegenheit (aus dem Wirrsal hinaus
und an einen Euhepunkt) Gl; Z. — b) für und an:
fortwährend, anhaltend. ,So vil elend flr und an mit
angst und not erlitten han.' Comedia Beati. und pleo-
nastisch ,ura welches sy stets für und an so grosse
sorg band miessen han.' ebd. Vgl. u. fiir-an.
An als erster Teil von Compositen: 1. Anfaag der l)etr.
Tätigkeit, z. B. an-/uren, anfangen zu fahren (mit c. Schiff),
d. h. = vom Land abstossen, abfahren; an-teiygeti, anf. zu
kneten; ari-klänken, anf. zu läuten; dagegen an-hlasen, durch
Blasen des Hernes anzeigen. Modifikationen .jener Grundbod.
sind a) Fälle wie: an-lismeti, einen Strickstrumpf auf.; on-
füreii, Feuer anmachen, b) an-zähn, ein Kinderspiel einleiten;
an-hd/cn, zu einem Anfang verhelfen, c) an-riknn, den ersten
Vfurf tun, im Kegelspiel; an-gehen, -nemen, im Kartenspiel;
an-raten; im Rat ein erstes Votum abgeben, eine Beratung
eröffnen (dagegen in der Formel rät-mer i, rat-mtr a, am
Sehluss von Bätsein, wol eher; raten helfen; s. auch a III
Sp. 2). Substantiva: An-streich, der erste Schlag; An-käa,
der erste K.; An-icnri, das erste W. (in einem Wortwechsel);
An-hot, erstes Angebot; An-trinket, Eröffnung einer Sclienk-
wirtschaft. d) ein geringer Grad, dgl. oft mit dem Anfang
einer Tätigkeit verbunden, z. B. an-trlicknen, ein wenig räu-
chern (Fleisch); an-netzen, ein wenig reguen. e) bei Verben
der Bewegung: an-gän, in Bewegung, in Brand geraten; on-
schäuken, in schaukelnde Bewegung setzen; dagegen an-tnhen,
In die Enge treiben. — 2. vor WW. der Sinneswahrnehmung:
Ähnlichkeit eines Eindruckes (da ja .ähnlich' selber von
,an' abgeleitet ist) : an-tinlcekn, wie Butter riechen; an-heimden,
heimatlich anmuten. Vgl. ^I7i6i(ü, Beigeschmack. — 3. schiefe
Richtung, und bildlich: Verkehrtheit: an-treten, schief auf-
treten; an-blicken, scheel ansehen; an-rcdrn, irre reden; ««-
tagen, ungeschickt anordnen. Vgl. an-läg, schief liegend;
syn. ah-Jaij. S. auch an-iächt. — 4. wo Vcrba durch vor-
gesetztes an erst aus Subst. oder Adj. neu gebildet
sind: an-Bchwämen, ein Füllen, au den Schwanz der Stute
binden; an-winen, ein Fass, zur Fnlluiig mit Wein zubereiten;
an-gbifen, mit Stecknadeln anheften. So auch an-halhen, -half-
teren, -hrrde», -kunkkn, -latschen, -flutschen; an-giinzvn, etwas
Ganzes angreifen; nn-fmnden, als fremd behandeln. — An
vertritt oft andere Präfixe: an-getcinncn, abgewinnen;
an-ziehen, ein Messer, schleifen, wofür auch ah- gilt: ««-
fremden, befremden: an-mlchen, beschmutzen; an-zälen, auf-
zählen; an-bilden, nachbilden; an-ligen, obliegen; an-dinge«,
ausbedingen; an-sehrihen, ausschreiben; un-seifen, einseifen;
««-»(all, eintreten (vom Wettei"), aber auch: beistehen; «n-
i/ibrachl, hergebracht (von Sitten): ansagen, zusagen (Gogs.
iih-)\ nn-slmmm, zustosseu (von UnglücksfiiUen); an-helminch,
einheimisch; anständig, bevorstehend (InstAns). An-iiiuet,
Zuneigung: An-nanie, Über-, Spottname. — An verbunden
mit tonlosen Präfixen: an-er-aterben, durch Erbschaft zufallen;
an-be-hihiu (den Sieg Einem), abgewinnen; un-rer-daehl, in
257
All.
en. 111, 011. Uli
25K
(iüdauki)ii lAiuliifht) vcitiuft. — Au plcuaustiscli: an-
achämctt, <■» sehUml mi a, ii'h schäuie mich; en fumjt a a-bmnere,
vgl. ijä tjoye . . ., gehen um zu . . . — In ä. Schriften zuweilen
,an' geschrieben für das alte Prilfix a-, ilcni .jenes in der
Volksspr. gleich lautete, z. B. ,An-kust'. S'iili.'litL-l,. it. ,An-
histiT', Schimpf, Fehler. Umgekehrt ist .1-,»,,;, Mutirrmal,
= dem alten ,An-iiiäl'. — An ist (teilwi is.' lllt^t.|ll) ent-
halten in Am-bäK, neben A-bäd,-, Haublock für Hulz; a-<7i«r,
halb ntfen (von Türen); >i/c für anfangs usw.; arträch, er-
picht (?). — Betr. die Berührungen mit itnn u. nne (anbin) s. d.
cben-an: eljon liiii. auf gk'icliur Fläche Z. S. auch
elim I 1 Sp. 43.
ussen-: am äussern Ende.
vor- 1. tilv-a: an der vordem Seite. Ein zu Boden
gefallenes Gebetbuch inuss man rnr a und kinne-n-a
chmse, dass de l. Gott nit hö" n-erd ZO. — 2. vur-ä.
Es llt [liegt] vorä, bei der Hand, ist leicht zu finden Z.
V. cho", vorwärts kommen, ökonomisch Bs. Vgl. obenuff.
für- /it'r-ä: 1. meistens B. ,D'Joggeni [die den
Namen Jakob tragenden Leute] seien doch Iura etwas
wunderlich, es wohne dem Namen an.' Gorni. —
2. = für und an, s. o. II 5 b. ,Du wollest mich allein
flran Zuo diner ehelichen frauwen han.' Comeuia Bkati.
fort-: weiter Bs; Zu. jUnd au fortan' = utiw.
hie-. .Hie an, in unserii Tagen auch', in gegen-
wärtiger Zeit [V]. Ansh.
zaehin- zuechcnä: ganz nahe 1. mit Dat. ,M^enn-
me dem Sterbe zueche a ist.' (jottii. 2. mit a)i u. Acc.
Es klagt Einer, dass die Arzte ihre Patienten a d'G'aund-
hell ziieclie ä führen, und sie dann doch wieder zurück-
fallen lassen, ebd.
liar-: hieran, daran. ,I.st unser bitt, haraii zu
sind', dafür besorgt zu .sein, da.s.s . . . 1.521 Stkhm.,,
s. daran. ,Als ich haran habe gele.sen', darin, in dem
betr. Buch. KvAmmenii.
mir- mirö GA. (ineist mit Betonung des Pron.):
meinetwegen, als Ausdruck der Gleichgültigkeit, des
Nachgebens; oft mit dem Neben.sinn von Ungeduld
oder Unwillen, allg. Zu erklären i.st er nach an II 3h;
jedoch ist diese Verbindung so stehend und fest ge-
worden, dass der ursjir. Sinn verdunkelt und verändert
werden konnte. Statt der Bed. .nach mir (meinem
Zustand) zu urteilen' gilt nun die Modifikation ,was
mich betrifft, so viel an mir (meinem Willen) liegt',
womit zusammen hängt, dass die Verbindung in diesem
Sinn eben nur mit der ersten Person stattfinden
kann. Kommt teils alleinstehend vor, etwa mit bei-
gefügtem betonten vol, als Antwort auf eine Aussage
oder Bitte, teils in Satzform z. B. yany du m, dem
Tüfel zue! Mira ehann er gä, cho. Syn. weye mmc
vol! Die Thurgauer machen das Wortspiel, dass.
wenn A sagt: mira! B antw^ortet: mira ö [auch], demi
[dann] yit 's e Tohcl [eine Kluft], wobei mira in mi
Bä, mein Eain, Abhang, umgedeutet und unter dem
Tobel eine gründliche Trennung oder Scheidung ver-
standen wird. In B kommt m. auch als Ausdruck der
Bereitwilligkeit z. B. zur .\nnahine einer Gabe vor =
recht gern. ,E chöycs Mira', ein trotziges: Meinet-
wegen! MUsTEKi; bei dieser Bed. auch etwa mit Be-
tonung des Adv.
mit-: 1. daneben, nebenbei, zugleich. ,Muess
warlich der Stadt Bern Friheit svn entsprossen zuvor
uss des allmächtigen Gotts Gab, und mitan wyser und
mannhafter Oberkeit.' Axsn. — 2. damit. .Nachdem
Schw. Idiotikon. I. 2.
Gott Pestilenz [usw.] die unsinnige, boshaftige Welt
m. zu strafen und zu bessern usssendt.' ebd.
nienen-: 1. in der Verbindung: oben-üs (hoch üf)
und n. ä, zur Bezeichnung eines Menschen, der hoch
aufstrebt und gleichsam nirgends über sich eine
Schranke erkennen will; Prahler, Grosshans B; Soh;
Scuw; S; W; Z. Man erzählt noch, dass ,dur 's
Chämmi üf und niene ä' der Wahlspruch der Hexen
gewesen sei, wenn sie zum Hexentanz fuhren GWe.
- 2. Juhvhci und niene ä si, sorglos lustig sein U.
/Jraduse yäny [immer geradaus] und niene-n-ä!' Wahl-
spruch eines ott'enen Charakters. Schild. — 3. niener ä,
an Nichts L. Das y'hört niener ä, das ist unpassend,
ungereimt BHk. ,Vacare animo: niener an gedencken.'
Fris. ,Es habe jnen ouch nieneran gmanglet' LLav.
1584. ,Wie man gmeinlich spricht, so verlüret man
niener an mehr, dann an den ratschlegen.' RWalth.
1584.
dar-, dran. 1. mit bestimmter Beziehung.
a) räumlich, z. T. mit Wiederholung von an oder mit
ane (anhin). Bra-n-ä, dicht daneben s. an IIb. Me
y'seht [man sieht] de Lüte nur drän ane, nüd drin
ine, ins Gesicht, nicht ins Herz. Mer loend iez drä
hi", wir wollen jetzt an die Arbeit gehn. I yanye-
H-iez drä B. ,Dran geraalet', darauf gemalt. UMey.
Chron. G'rad dura chunnt 's nit, gerad soweit kommt
es nicht W. ,Es wird geschruwen [geschrieen]: drani
dran!' HBull. 1571. Vgl. ,drauf und dran!' Buf zum
Angriff. Relativ: ,Lectulus: Bettle daran einer allein
ligt.' Fkis., und getrennt: ,Bett da ledige personen
an ligend , cslebs torus.' Mal. Vgl. an IIb. —
I)) zeitlich: darauf, dann. Er ist umimiilitiii [.ihn-
iiiächtig] y'si, drä hat men-en under der jVcm ifLni-^rhi
[gekitzelt] ScuSchl. Viell. verk. ans dcnin, danunli?
— c) causal. ,üas du mich denn lobist dran.' 15.35
Eckst. — 2. mit halb oder ganz unbestimmter Be-
ziehung und mit Übergang von Ortsbestimmung in
Objektsallgabe. Dr. sin: 1) der Reihe nach folgen.
Dil bist drä, die Reihe i.st an dir Bs; Z. — 2) an der
Arbeit sein Bs; GF., G., meist mit dem Nebenbegriff
des Fleisses; rastlos -arbeiten G; Z; es mues Eine
i/'wüss drä .si, wenn er Oppis %m,U verdiene dein. Drüf
und drä Gk; G, drüff und drä Z: a) dasselbe G; Z.
b) im Begriffe sein, auf dem Punkte .stehn (pers. u.
unpers.) Aa; Ap; Gl; Gb; G; Z. ,i)ra ä?, in procinctu
.Stare.' Id. B. ; syn. uf-em Triff. — 3) darauf bedacht,
dafür besorgt sein; darauf halten, dringen, dass Etw.
geschehe. ,Das der Convent daran sein [sölte], das
dieselben in .straf geben werdend.' 1.501 Th Urbar.
,[Er habe] sy gebätten, dass sy daran wärind, dass
man den Tag fyren wölte.' LLav. 1569. — 4) der
Meinung (gewesen) sein, dass... G; Z. — 5) yuet
(wolj drä sl a) wohlgenährt, gesund, beleibt sein Bs;
G; Z. b) ,Du bist wol daran', du beliebst zu scherzen.
Hosr. (cig. wol: du bist munter, gut aufgelegt.) c) ,Er
ist wol dran', gut angeschrieben. Hosp. ; vgl. an 113 d^.
Bös (übel) drä sl, in übler Lage sein G; S; Z. ,Lötz
dran sin', im Irrtum sein. Hosp. ,Nachwerts verstond
sy, dass .sy unrecht dran gsin sind.' LLav. 1584. Ebenso
1(395 ScHOBiNG. — Dr. han: 1) Anteil haben B. —
2) I hä yrad Nüd drä, vermag die Last (Aufgabe) nicht
zu bewältigen OnHe. — 3) die Folgen von Etwas zu
tragen, zu leiden haben Gl; Gk. — 4) sich begnügen,
gefallen lassen. Gad so drä hä, icic 's stät und yät
kv. — Dr. gän: 1) auf einen Handel eingehen S. —
259
An.
en, 111. Oll. un
260
2) ab.sU'lieii. von 'J'ieri'ii Gu I^clniclor.s; v,l,4. dnif (jä,
zu Grunde fachen; .liran schhur, zu Hoden .schlagen V
Manuel. — dr. chon: 1) an die Reihe kommen Bs; Z.
— 2) sich begnügen Ar ; .acquiescere'. Id. B. ; als wahr
anerkennen, zugestehn Gl. — 3) drä chü niüe^se, sich
dem Spruche des Richters unterziehen müssen ürHc.
— dr. (glauben) müssen: herhalten, leiden, zu
Grunde gehen müssen Z. — dr. bringen: zu Etwas
bewegen S. - dr. tuen. Wenn Jemand recht wohl-
genährt aussieht, sagt man: er wird au''' drä tue, er
wird eben brav essen und trinken SchwE. Z'ril drä
tue, eine Sache übertreiben Z und schon bei UMev.
Chron.; LLav. 1581. — dr. denken, in Dankbarkeit
oder Groll Bs; s. Denk-dran. — dr. triben, drä ume
drtbe: Etwas beabsichtigen Bs.
Hans-oben-dran. Er u-iU H. si", der Erste.
Oberste, Vornehmste GA.
gross-dran: prahlerisch, hocliniütig, stolz G oT.
da-dran: verstärktes daran BSi.
Denk- dran m. Wenn Kinder ungeduldig nach
Geschenken fragen, so wird ihnen zur Abfertigung
etwa versprochen: es guJdiya Nüteli [kleines Nichts]
und e länge Denl:dra S.
des-dran; deshalb, deswegen, darum S; vgl.
dran 1 c.
an 11, anne Adv., gleiclibed. mit an, aber nur in
Verbindung mit .sein- und .haben', also nur von Ver-
hältnissen der Ruhe, entsprechend der Präp. in. Dat.
B. Der Tisch ist ann, steht fest an der Wand, stösst
daran. Eis Hus ist am andere anne, dicht daneben;
vgl. an II 1 a) an Etic. ä". Ann sl, vor einem Hinder-
niss stehn, keinen Ausweg finden; vgl. an. II 3 d a.
Es Chleid ann (anne) hä", anne h'hä, b'lialtc, an be-
halten; vgl. an II 3 c. — dar-, dranne = daran mit
obiger Beschränkung B.
Anne" mit der Verkürzung «71/1 verdankt seine Entstehung
dem Bestreljcn, die Verhältnisse von Bewegung und Ruhe,
Linie und Punkt, auch sprachlich zu unterscheiden, und da
die das Ziel bezeichnenden in, m» zur Bezeichnung des Spiel-
raumes der Tätigkeit ihre innen, umen und inn, uss (jene aus
ahd. innana, nzana, diese aus ahd. inne, iize) znr Seite haben,
so lag die Analogiebildung nahe. Ableitung von der ahd.
Verdoppelung anan (wie i'iim) ist nicht anzunehmen, weil
diese letzteren Bildungen nur für die Präp. gelten. Der
Bed. nach verhält sich ann zu dem Adv. an (a) ähnlich wie
uff : uf (s. Sp. 118), inn : ift, uss : ns, indem die Formen
mit kurzem Voc. nur auf die Frage Wo? stehen; aber in
uff ist der kurze Voc. erst durch Verkürzung entstanden, in
unn ist er ursprünglich. — Im Ggs. zu obigem mit gemin. 11
gesprochenem anne bezeichnet das ans ,anhin' verstümmelte
ane die Bewegung.
än-lich .enilliXw; Z: wie nhd. Oft in der Formel
üf und ätdi, von auffallender, sprechender Ähnlichkeit
des Äussern zwischen Blutsverwandten, bes. Kindern
und Eltern ; er ist üf und ä. sin Vater, das Ebenbild
seines Vaters Z; er glichet-em üf n. ä. Gl, wofür ebd.
auch kürzer: er ist der änli Vater. In S auch üf-
änlich. Vgl. üf B 1 1) Sp. 119. Syn. har, ahgesehnetzlet.
— lib-: = «/ und änlich, eig. : leibhaftig ähnl. Bas
Chind ist slr [seiner] Mueter hbänlig S; TiiErmat.
Dann auch allgemeiner, von Sachen: ganz ähnlich S.
In S auch die nahe liegende Entstellung liehänKg.
Die Herkunft von ii. ans ahd. anatißtich verrät sich noch
in dem Ausdruck l'schudi's: ,der alte brief ist dem nüwcn
angelii-h' |aiigleif-li|.
aii-leclit. -ig i'i-Lirlii, -!ij: schmächtig, schwäch-
lich, mager, liager, unansehnlich von Gestalt, vou
unschöner Gesichtsfarbe; dann auch: von geringem
Stande. En äläclitigs Mannli Uw.
A'on an, in der unter den Comp. 3. angegebenen Bed.,
mit der adj. Bildungssilbe -hcht, welcher noch plenuastisch
das allbcliebte -jg angehängt wird. Vgl. das scheiubar ent-
gegengesetzte, aber faktisch synonyme aUächllij, kraftlos, fade.
Schmell. 1* 1428. Da neben diesem auch ahlUg, -iij besteht,
und schwz. anl&ij, schief ansteigend, vorkommt, so ist es
möglich, dass dieses bei der Bildung von an-läcjtt zur An-
lehnung gedient hat, weil sonst an in jener Bed. nur vor
selbständige Begriffsw. tritt.
an s. and. Heb-Ann(e) s. Hch-Ainm Sj!. 212'.3.
Anna Anne ZS., Ann Ar; G; Z (derb), Anni .»Va; B
(derb); F; L; Schw; Uw; W, Antsehi Gl (derb), A)iniß
kv; F;Gl;Gr;6;Scii; VOrte; Z, ,Andli'. 1570 Wetz.,
ebenso u. ,Endli'. GHdschr., Annel und Agel (111.)
ZO. (derb), Anne ZO., Änni Aa; BM.; L; ZO., ÄnneU
Aa; B, Nann Ai>; L, Nanni Ap; 6r; U; Z, Nänne Z,
Nänni Aa; BsL.; Gl; L; Uw; U, Xänneli Ap; Uw; Zg;
Z, Ndnefte Ap; Z, Nette, -i, -li Z: 1. w. Taufn. wie nhd.
Anni, Anneli .^aHoM. = Johanna. In Kinderreimen:
Anneii I'fanneli Sechastil: Wenn d' das niid merkst,
so chast nüd ril Ap. Anneli Pfanncli (Anni l'fanni hj
ChcsselilKida: Was du säst (seist D ist alls cihiga Ap.
Anni l'fanni Chesselhoge, Sihe Jor am Lulli g'suge L.
In dem entstellten Bettelspruch: Annn Laffc Chrnmb-
bei", Gib-mer e Wurst, so chumm-i hei'" Z soll .Anna'
anspielen auf Hamme, Schinken, Laffe, Läff'li für
Schulterblatt des Schlachtviehs. — 2. Da der Name
sehr beliebt und verbreitet ist, so gewinnt dieses W.
in gewissen Verbindungen fast appellative Bed. =
Mädchen, Frau übh. Annali rotsch, rutsche, rücke!
ein Kinderspiel ähnlich dem Vögeli flüg üs! wobei die
Plätze vertauscht werden Ap. Heden, wie 's Anneli
bim Brunne, Alles durch einander, unzuverlässig
ScuwMa. B'reihe [bereichen, treffen] wie 's Anni go
Eisele [Einsiedeln], gerade zur dortigen Beichtstunde
eintreffen, also nicht warten müssen L. Aller {alh; Ap)
Buebe Anneli heisst ein Mädchen, das mit allen Bur-
schen Umgang pflegt Ap; B. 's brün Anneli, das in
Begleit eines Knaben umziehende Mädchen, welches
den Frühling ansingt Aa, vgl. Marieli. Anneli heisst
auch die Heldin mehrerer alter Volksballaden, hinter
welcher eine alte Göttin stecken kann, aber nicht der
Name der altn. ,Kanna', vgl. Ltx. Sag. S. 74/5. Es
(rechts) Nänni, weibischer Mensch L; zu Grunde liegt
der Begriff der Dummheit, es dumms N. = es d. Babi,
ebd. — 3. da der Anna-Tag in die Erntezeit fällt,
auf den 26. Juli, Jakobs-Tag auf den 25., so heisst
es: dr Jakob und 's Anneli gö [gehen] mit enangere
[einander] s'Ern S. -Auf den (tessinischen) Alpen ist
St. Jakob und St. Anna der Zeitpunkt, wo die Milch
der Kühe gemessen wird, wonach der Anteil ihrer
Besitzer an den Milchprodukten bestimmt wird. Jakob
und Anne — sotted [sollten] d'Trübe hange, nicht
mehr aufwärts gerichtet sein Z. Da übrigens , Jakob',
Joggeli, unter den männlichen Namen eben so häufig
ist, wie ,Anna' unter den weiblichen, so finden sich
die beiden Namen auch sonst formelhaft verbunden,
so dass z. B. ein Joggeli und ein Anneli (d. li. ein
Bursche und sein Mädchen) schon in der Sage von
der Einnahme des Schlosses Rotzberg (1808) als Haupt-
personen vorkommen. JCWEissENBAnr 1702. Während
äei
An,
lMi, in. oll, Uli
262
dies auf den appell. Begriff (2) zurückweist, erscheint
die Heilige Anna als Helferin gegen Heuschrecken-
plage, indem eine Procession zu ihr veranstaltet wird,
der die schädlichen Insekten folgen müssen, um dann
auf einen Gletscher gehannt zu werden. Alpenpost
II öl. Ob diese Verehrung der h. Anna sich nur auf
die Stelle ihres Namens im Kalender (eben in der
Erntezeit) gründet, oder ob diese Stellung selbst einen
mythologischen Grund hat, bleibt fraglich.
.Xuha' urk. Hi Z Gau, .Aniiali' Z Wiut. 1593, neuestens
in liiiliern Kreisen wieder Anna aus der Schriftspr. Ännr
sonst nur in Verbindung mit andern Namen. Die Formen
auf einf. -i und -tschi sind weniger Terkleinernd als ver-
gröbernd, immerhin vorwiegend n., seltener (die erstem) f.
nach Analogie der Feminina auf -». In Antjel steht ng rein
I lautlich für »n, wie nd in Andli. Per Umlaut ist in den
I Formen auf -i aufgekommen und von da auch in die Grund-
formen [Ännc usw.) eingedrungen. In den Formen mit anl. n
ist dieser Laut reduplicierend vorgesetzt wie m, b, d, t in
! Kosewörtern der Kinderspr. JVeUe verk. aus frz. Annette.
,Enne' bei HPest. 1781 wird als frz. Übersetzung von Anneli
■ gegeben. — S. noch ^ Anni. ~ 2. Da A. gelegentlich die
' BSuerin, die Hausmutter meint {.Und 's Anni rüstet 's Oaffe
ncho', schliesst der Bcrgbesteiger, da er aus den Hütten
Ranch aufsteigen sieht. Schweizerb. 1820), so lässt sich das
später folgende jyaHm? = Mutter usw. erwägen. -
Schiess- schüss-niie: voreilige, unvorsichtig zu-
fahrende Person Z.
, Schiessen' im S. von .stürzen', ,Anne' appell. (s. 2) wie
. Fürehgrel, furchtsame Person n. ä. Oder ane = anbin, drauf
I los? Dann wäre der Name imperativ, gebildet nnd nicht
hieher gehörig. Der Accent spricht für die er.stc Auffassung,
die zweite mag mitspielen.
ana (äna ApM.): Interj. der Verwunderung und
.\bwehr. Äiia, ana, ei, ei! Ana b'hiiet-is trüli, be-
, wahre uns Gott davor Ap. — Viell. zsgs. mit m, das
f freilich selten gehört wird; vgl. aber aucli an-Iiin.
I Anares: m. Taufn., Andreas GRh.
i Annagle, Annäglctc, Haue im Mühlstein, s. ^1«(-
!J (rägli.
äne äni BO. (nach Zvro (hii)f; F; GaValz.; ZS.,
;| sonst meist öni (fmi AALeer.), tVni A^Bb.; Gl; GO. ;
'; ScH, nni Bodensee; ZW., ,on Xk\ Id. B., ä (in ge-
[ wissen formelhaften Verbindungen) BO.; GW.; Z,
; ,onet'. XVI., ,anent' B Handv. XIV., önist Ap; Gr,
I ü'nist GWsst.: ohne. 1. a) Präp. wie nhd., aber
: eigentümlich in den Formeln: ä Not [ohne Nötigung,
Zwang] lä"; ä feie", unfehlbar BO.; öni hören, unauf-
hörlich Gr; öne — Ap; « G'för GW.; öni G'fär ZK.,
ungeführ. ,Den andern ohne Schaden han', schadlos
halten', vor Schaden bewahren oder nachher ent-
schädigen. 1490 Rothenburg. ,Der fall geschihet ohn-
ver-sehens und gähling, und oft gar ohn zeit.' JRHop-
MSTR. 1645. — b) Adv. äne st' m. Gen., entbehren,
frei sein von . . . ,0b caplanyen da wärend, dero man
; mit der zit an sin möchte.' 1525 Eon Act. ,Er ist der
Anfechtungen des fleischs nit on.- Zwincli. NU ä. sl",
. nicht ohne Grund (zur Beachtung, Wertschätzung,
, Vermutung, Befürchtung); ex ist nüd ä B, öni Z, es
) hat seine Gründe, non e re est, syn. nit us Weg. Im
'i XVI. häufig zur Einleitung eines Antwortschreibens,
' z. B. ,wir haben gosechen üwer schriben und ist nit
ane . . .', nicht aus dem Leeren. ,So ist nit on, es
muoss zu grossem schaden der Christenheit erwachsen.'
ZwiNGLi. ,I)och ist nit on.' LLav. 1578 = ,kan nicht
geläugnet werden.- ebd. lilTll. .Nun ist zwor nit onne.
wir sind gewarnet worden.' ARvff 1600. — ,I)as ma-
iiiger arme handtwerker auff ain tag sovil onwirt und
verzert.' JStrauss (von Basel) 1522. ,Auf das wir der
Sünden on wurdind.' 1531 I. Petr. = ,sunden loss'.
ebd. 1548. .Damit ein Anderer [Bäcker] ouch möge
synes Brots ohn werden.' Z 1617. — 2. a) ausser,
ausgenommen, nach ,all, wenig, kein, Nichts' oder
Superlativ. 1) ÄUi uni mv* GA. All oni eine, nicht
zweideutig wie der schriftd. Ausdruck ,bis auf einen'.
Id. B. ,Er mag verkaufen [Alles], was er will, anent
das hus, da er in ist.' B Handv. XIV. ,Ire federen
sind allenthalben schwarz on an dem hals.' 1557 Vogelb.
2) Uni was d'Fabrike sind [ohne den Verdienst, den
die F. darbieten], cha'-me Niit verdiene ZW. ,Kein
panner onet allein die einig bluttig [einzige blosse]
Zürich panner.' HBull. ,Wen achtet er ungehorsam
und nfrü.'iin- sin, onet die sich siner Tyranny ... nit
uiidrrHiiif.'iidy- HBull. 1551. ,Wir haben hie uss
Fraiikryrii wenig onet ungwüsse Geschrey [Gerüchte]
und Reden.' Lind. Wint. Chr. ,I)er nichts tauget ohn
zum brennen.' R. u. CMey. 1650. 3) Die änderest o
ene, die zweitunterste Ap. Der altist oni eine, der
Zweitälteste U. ,Sein jüngster Sohn ohne einen', der
zweitjüngste. 1722 Mise. Tig. ,Der klinst [sc. Buob]
oh Sachs.' 1701 JCWeissenb. ,Das best houpt an (on)
eins', das zweitbeste Stück Vieh, als Abgabe beim
Tod eines Hörigen, häufig in Oifn. Einmal mit Dat.:
,Der lezt Tag des Merzen aun [d. i. an'] Einem', der
vorletzte. B Urk. Selten bei Grundzahlen : ,hat geben
an eis vierzig pfunt', 39 Pfund. Winterth. 1330. —
b) Conjunction vor neg. Bedingungs- und Folge-
sätzen: es sei denn, dass . . ., ohne dass ... Es suecht
keine der ander hinder-em Ofe, uni er slg [sei] selber
dehinde g'sl GA. We geng 's echt [wie gienge es wol]
de Lille uni g'strälet und g'luset? wenn sie nicht ge-
kämmt würden GSa. (uni streift hier teils an 2 a,
teils an das Präfix ,un-'). ,Nichts ist unrein an im selbs
[an sich selbst], on der es rechnet für unrein', ausser
wenn Einer es ... = sondern nur was . . . 1548/60 Rom.
— 3. Conj. aber. Jez, wo-mer d'Chind i der Fahrigge
schü [schön] verdiened, chäm-i vorwärts. Uni iez ver-
langt der Pfarer, i miiess d'Chind vnder i d'Schuel
schicke Gl.
Mhd. und noch ä.-nhd. ane. Die Verdunkelung des Voc.
schreitet zunächst von a nach s (wie in nhd. .Argwohn' aus
Argwän], dann von 5 nach ü; die hUcherd. Form (gespr. öui)
ist aber im Begriffe die einheimischen Formen allenthalben
zu verdrängen. Die Verkürzung des W. zu an ist von den
Lautgesetzen der MA. gefordert und konnte weiter zn blossem
a fortschreiten (das sich dann mit a = ,an' lautlich mehr
oder weniger deckt). ,An' XV. XVI. häufig, ,ann' 1.54.5
Ndw Landb., noch 1619 bei VFriedr. ,ahn alles geschrei.'
,Ohn' 1G50 R. u. KMey. Dazwischen bei HBnll. 1551: ,üch
onet und iissert der H. Gschrift allein durch Menschen-
satziingen regieren lassen.' In der Formel a Not war Abfall
des n noch durch den folgenden Anlaut begünstigt. Anet,
önet, scheinen das selbe t angenommen zu haben, wie manche
nhd. Advv. (,,ietzt, sonst, einst') und das Schweiz, nebet (neben-t).
Onüt (das nicht als Präp. zur Verwendung kommt) hat den
Schein einer Superlativbildung bekommen, vgl. nhd. , selbst,
nebst, einst, sonst' und die Schweiz, einist, änderst usw. Der
Schlussvoc. 5 ist der selbe, welcher immer dem schriftd.
Auslaute r entspricht, wo voc. Auslaut (gegen den Geist der
MA.) beibehalten werden will; die Bücherspr. seheint dem-
nach seit lange in diesem W. den Ton angegeben zu haben
auf Kosten des einzig konsequenten a(n) bezw. on. un. wel-
ches in doui lolprendon Comp, als Adv. sicli fest behauptete,
26S
An, eil, in, on. un
264
während es als Präpos. wegen der ihm erwachsenden No1^
wendigkeit zu lautlichen Anbequeiiiungen wenig geeignet war.
— Nicht bloss dem Laut, sondern auch der Bed. nach gränzt
das aus cme verkürzte s an das alte Präf. a- s. Sp. 1/2;
vgl. uhd. , Ohnmacht', mhd. ämaht. Es ist daher schwer zu
cutscheiden, mit welchem a- das Adj. afädig, ohne Fäden,
zsgs. sei. Auch Berührung mit un- (welches z. B. in Ap ö-
lantet) liegt nahe; s. o. 1 a die Stelle aus Hofmeist. — Die
Bed. 2 erklärt sich aus 1 leicht, dann aber auch 3 aus 2;
vgl. ahd. ümr (ausser), welches auch ,aber' bedeutete; mhd.
wan, nur, als (nach Negation); aber. — 2 a. Für die Vor-
anstellung der abzuziehenden Einheiten vor die runde Zahl
(2 a Schluss) s. auch ein I 1 h und Schmell. 1^ 84; vgl.
auch lat. unde-, duode-viijinti etc.
dar-äne drä^ GrV., Obr'.; L; Zg; Z, drä GRSav.,
Sculm, drön Bs; GRLangw., drö Ax (trö Staufen); Ai>;
Bs; Th; ZB., 0., drü' ApK.; GTa., Sa.; SoHSt: (dar-
ohne) ohne dasselbe. Drön gän, ohne Etw. fortgehen
Gr (Langw.?) ,Was sött-i da Bündel scho üf-ne?
gät-nie doch ringer [leichter] drö.' MUsteri. I cha 's
drä mache Z. ,Er halt nüt uf das saerament des
jüngsten toufs [der letzten Ölung]; desshalb hat er
einen daron lassen sterben.' 152'2 Egli, Act. ,Ein
yeder handel wirt ab verwendten [durch künstliche]
reden schöner weder [als] dron.' Zwixrli. Bes. ver-
breitet ist die RA. dr. sin, es entbehren, freiwillig
oder notgedrungen, meist verbunden mit ,können',
bes. von leibl. Bedürfnissen wie Speise und Trank,
auch von Gewohnheiten. Me mites d'Lüt ha [nehmen].
wie s' sind oder drö sl, ihres Umganges ganz ent-
behren ZG. ,Wenn-me 's nit so g'set, so tcird-me au
nit g'lustig [lüstern] dernö und cha gar ordeli drön si.'
Breitenst. 1863. I rauche scho mängs Jor Back und
chönnt nüd drö sl Ar. ,Kann kurn sin dran.' Salat.
,Wend ir in [ihn, den Ablass] nit lösen, so sind doran.'
Mandel. ,Aliqua re facile carere: wol mögen dron
seyn, ring mögen nianglen.' Fris.
Während einige MAA. daränc und dordit in drä zusammen
rinnen lassen, vermögen andere die beiden WW. gut im Voc.
von einander abzuheben. — S. auch das syn. dar-um.
onist: 1. ^= äne Conj. Sp. 262. — 2. Adv. ohne dies,
sonst GrHc. ,Den schiffman bad ich, er solte mich
umb gotte.s willen über see fieren. die will er doch
annest villicht lär heim miesste faren.' 1572 Platt.
änig: frei, ledig. ,Dass unser land von allen er-
diensten entbrosten und änig sie.' 1497 Herkommen.
,Dass sy des bettlens ä. und dest bass der geschrifft
obligen niöchtend.' Bossil-Goldsmim. ,Laster, deren
Christen billich ä. sin sollend.' 1530 Egli, Act. ,r)as
jr aller frömbden herren und schaden ä. werden möch-
tind und verhüet[et].' Zwingli. ,Der des geyts ä. i.st.'
1531 Prov. = ,der den gyt hasset.' ebd. 1548.
Mhd. acncc, unmittelbar von änc gebildet, ,ohne seiend'.
Später auch entstellt in einig, s. d.
ent-änen rofl.: sich entäussern. ,Wil der Vatter
sich des hofs entänen sechs wuchen und dryg tag, so
mag er das Kind enterben.' Oft'n. Altorp. — Mlul.
entanen, entacncn. — S. auch das syu. ent-rinifjcn.
ane s. an-hin.
anne: Zusammenrückung der Prüp. an mit tonlosem
Pron. pers. 1) der 3. P. m. Acc. Sg. = an ihn. 'J) der
3. P. PI. Dat. = an ihnen.
Annebadadi =: jldrfftrttrtrfei Sp. 85.
AiKMilone A'nijnöndli Z seit., A'lemoiidll Aa; Z.
Sii friiidiidli 7, n.: 1. GartcnanemoiH', anemuno
hortensis Z. — 2. sternblütiger Winterling, eranthis
hiemalis Salisb. AABb.
Aus dem lat. W. mit Vertauschung des erstem n an das
vrwdte \ dem Wohllaut zu lieb, wie in it. Dial. das zweite »i
weichen musste (anemolo). Das vorgesetzte s vom Art. Iier.
.Animoni ist ein Bluemen.' JCWeissenb. 1702. — Bed. 2
beruht auf der äussern Ähnlichkeit beider Blumen.
änen: ahnen. Mit Acc. P., es änid-mi''' Ndw. —
Vgl. nnden.
an bar „änhrr~ : .strafwürdig. ,.Ein ahnberes Wört-
chen S." — Von änen im S. von .ahnden'.
aner üner s. an-her. anner, annerig s.
ander usw.
Anneres, dim. A'nnerschli: m. Taufn. Andreas
GSev.
Wechsel von nd und im, « und i-li in gewissen MA,\.
häufig, noch häufiger die Eiuschiebuug eines furtiven r .als
Übergang von einer Liq. zu anderen Conson.
Anes s. Agnes Sp. 128. ani s. an-hin.
Alini n.: Narden-, Burstgras, nardus stricta BSa.
Schatjimanns Schreibung ,Äni' führt viell. auf die richtige
etymol. ,Spnr, indem für unser Gras, das in Büscheln wächst,
welche vom Vieli ausgerissen und von der Sonne gebleicht
auf der Weide herum liegen, die Vergleichung mit Gross-
mUtterchen (s. Ane Sp. 2ßl), bezw. dessen welkem, strup-
pigem Haar nahe liegt.
Aiiiiiiia f.: w. Taufn., angeblich Anna Katharina
GRLdq., wahrsch. aber nichts Andres als das it. Dim.
Anis B tw., Anis allg., «emV Bs; Z, enis Gr tw.,
eiiis Gr. enes Ap, Vnis (nasal.) GG., Rh. — Ton auf
1. Silbe — m. : 1. Anis, pimpinella anisum, allg.
,Aniss'. B Kai. 1745. ,Anicetum, anisum: eniss oder
äniss.' Fris.; Mal. Enesli (dim.), Anissamen Ap. —
2. Fenchel, foeniculum offic. G.
„Stern- f.: Bergwohlverlei, ariiica montana Gr."
Aus dem lat. W. umgedeutet; di.' Zss, luit .Stern' h.'zielit
sich auf die stralileiitiinuig um den Uliitiiiboden stebemleri
Randbluten.
aniwicren: sich ereignen S<'HwE. - Vciilcrlit, aus
.arrivieren', frz. itn-ivrr.
anno «»»■_. • im Jahre (so und so). - Aus di'ui l,at.
— S. riil„d:
äne, äni s. an-hin.
Änecher m. : eine süsse Apfelsorte SSeliw. Snr-:
saurer Apfel ebd. — Zsgs. mit A,li,r Sp. 0."i/ß.
Änikli s. lineUi. änen s. ämdcn Sp. 213/4.
ünese änrSa: Interj. der Verwunderung, des Ekels.
Anesa pf'utter Tüfel! GG. — Zusammenrücknng von « »«"
so, den selben Bestandteilen wie in dem unter ä V Sp. 4
mitgeteilten äsenv.
Änete ,*«c''J f-: Ente PPo. - Alid. »««(. lai. „mt-,
it. (inilm.
änigc s. einige. änisch s. jiinisch.
änuliar unohar: Interj., lasst sehen, micli wundert,
was meinst du? ,A.! was chunnt da vam Widics?'
W Hauskai. 1843. A. chunnt 's leid? üb es niclit
schlechtes Wetter gibt? W. — Von dia- alid. Fragepart.
CTio, inu und mit har, her, zsgs.
6n s. el Sp. 10. 11. on s. 1. in Präp. 2. und.
enauwen s. neisswa. eni'bet s. iiilicn.
cnciwcl s. Dcissweh-h.
All, eil. in
2G6
li ene'; -i; -es «'»j, -/, -w, zsgez. <*»s Zg, sonst (iis
(ScHwMuo. Jene, rfs), PI. äni — ä noch vorwiegeiul kurz
— .\aZ.; Gl; (iRÜ. (änna); GA.. Eh.; Schvv; UwE.; U;
Z (am See t), «'«? — «'»«« oder e's ApK.; GRh. It T..
F»f usw. GO., d^ne; -i; -es AaF.; Zö; ZKn. {^, ntr.
-«u. -crs): Pron. demonstr. 1. jener, fast allg. ,Wie
enni Frau s'spri>i(/e ehurmtl' gesprungen kommt. Stutz.
,Eni Wuche', die letztvergangene Woche, ebd. (all-
gemeiner gebräuchlich die comparative Form die euer'
W.). Iiiem han-i 's g'maclit! Jenem (dem) hab ich
den Meister gezeigt! GO. Inerc ist recht g'schi! Jener
[Frau] ist r. geschehen, ebd. ,Dem für die stat ge-
hotten wird [der vor das städtische Gericht geladen
wird] von geltes schulden [weil er Schulden bezahlen
soll], kumt der harin [herein], den soll enne [der-
jenige] an rechen [verfolgen? oder 1. ,anvechen', be-
fehden?], dem er denne gelten sei, und han [er soll
ihn festhalten].' Stadtr. Baden 1290, ,Des Wägers
buosse stat an [steht bei] des rates bescheidenheit
[Gutfinden] und ir eide [die Eide, welche Kläger und
Beklagter zu schwören haben] nach ens schaden [ge-
, niäss dem Schaden Jenes, des Klägers] und nach an-
derro gelegenheit [nach dem übrigen' Sachverhalt].'
Z Kichtbr. 1304. .Einer diss, der ander ens ' Edlib.
.Disers oder ens.' ThPlatt. ,Wolte ein teil disen,
der ander teil enn [Jenen, als Obmann].' Edlib.
.Folgend etlich dem, der ander em' [zsgez. aus ,enem'].
ebd. ,Dert in ener Welt', im Jenseits. Faeri, Pilgerb.
1 Der Fährmann soll den Flüchtling über den See
fuhren, ,so er baldest mag und sol in in enem land
[jetzt am enere" L., am jenseitigen Ufer] hinus lassen.'
Hofr. Wangen. — 2. dieser ApK. u. GRh. It T. In
U bekommt ä. diese Bed. erst durch beigefügtes da.
Mild, tner, jener, ijener, auch geiner, yiener, ahd. ener (bes.
bei imserm Notker), got. jaim. Auffallend ist der Übertritt
in e' Ap. 8. uoch einer (Pron.) Die hochdeutsche und rich-
i tigere Form begegnet nur in der Verbindung diw und Jene
(neben d. u. di'ne ZO.), meist zur Umschreibung des W.
I .Teufel' oder eines Schimpfw. Potz dise v. j. I Du d. u. j. J
Doch aucli sonst im Wechsel mit den übrigen Demonstrativ-
pron. : Ea iat ä [auch] nüd Alles, rieh a'si"; rf(( chunnt de,
dUe und Jene und meint, me aött-em sini Schulde zaie.'' Z
(Tgl. engl, thia, that and the other). ,Der dieser und jener
' hat mir das und das getan, Gott wolle ihn strafen.' Ulr.
1727. In diesen Verbindungen steht nicht nur /ftie'' der
Form nach, sondern auch dise'' der Bed. nach von dem son-
stigen Sprachgebrauche der MA. ab. In ä. Lit. läuft aller-
■ dings die Form mit j- auch mit, .Das und jheniges'. Kessl.,
das ist aber eben Schriftspr. Übrigens ist wolil in der eben
besprochenen Berührung mit ,dieser' der Ursprung der Form
rf-ene'' zu suchen, welcher auch die mit demonstr, d- (di-, du)
gebildeten oder zsgesetzten Advv. (s, Sp. 51 o. u. d-ünen, dei)
, Vorschub leisteten. — Der Übergang zu Bed. 2 ist nur das
ücgoustück dazu, dass dise'' bei uns fast durchgängig .jener'
"idor ,der andere' bed. — Syn. 1 eelb.
ünerig: von jener Sorte SchwE. I icott [will]
niid vo" dem da, i ivott Ennerigs.
enor allg., ender BO.; W, -e''; -i; -s: jenseitig.
,Uf der änere Site.' Spreng. Die äner Matte, die
• zweitnächste UwE. D'Geisse toei [wollen] allewil 's
Äner, das Entferntere AaF., Frl. Dr Äner, der Nach-
bar, drüben im nächsten Haus oder in der anstossenden
■ Wohnung des selben Hauses L; ZKn,; 's Änere, des
Nachbars [Haus oder Leute] ; die Änere, die Nachbars-
leute L. ,Am eueren Theil des Seews.' ECvs. (der aber
auch ,uff der jheneren syten' schreibt). ,Erst um das
i, jarl270 ist sie (die Kleine Stadt Basel] zu einer statt
worden, Enruii Basel geheisson.' Wukstis. (.enrun-,
die Form des Cas. obl., hier in den Nomin. übertragen).
-- Enerst, iinerist Aa; Bs; B; G; S; Uw; Z, enderst
ZO. : äusserst. Die änerst 3Iatte. die fernste UwE.
jZ'änerist, ad extremum.' lu. B., am fernsten drüben,
allg., häufig mit dem Zusatz ene. — Steigerungsfurmen
zu ene'',
ene" allg., mit gedehntem Voc. AAFri.; Bs; BS.;
Ndw; Zg; ZKn., e'nn Ar; G oT., Hn vor Voc. S u. in
Zss., jic^ua GO., oEh., z'ehierst Jen GO.: 1. jenseits,
drüben, bzw. diesseits, hüben; immer mit vorgesetzten
oder nachfolgenden näheren Ortsbestimmungen, bes.
anderen Advv. Do e., diesseits, dei e., dort drüben
ScH, Als Steigerung bas <£., weiter drüben GA. Uf-e
[den] Gottert ufe und ««w ahe in ItaJie, jenseits hin-
unter nach 1. S. Über mir e., mir gegenüber Z/Sch,
sonst vor mir übere. Verbindet sich mit an zum Aus-
druck der Präp. .jenseits': ^enen am U^n.s.ser lieisst
dem Leberberger das Amt Kriegstetten S. ^n a der
Aare S. ,Es dunneret ehnen am Rlilstriim.' Hebel.
.Enen dem Rhodan.' FPlatt. In W für sich allein,
mit Dat., ««wj» dum Wasser. Dafür sonst enent.
E. abe, ab, auf der andern Seite abwärts, hinunter,
meist bildlich von Altersschwäche und ökonomischem
Ruin: es göt e. abe mit-em. E. a. clio, ökonomisch
rückwärts kommen. E. ume chö, umkehren, auch
moralisch B. ,E. u. hü, se convertere.' In. B. ,E. u.
gä, hintergehen.' Spreng. E. u. ne, bekehren (zu einer
andern Ansicht oder Absicht) B; Z. Bis i}. use, bis
über das Ziel hinaus, aufs Ausserste, hartnäckig über-
trieben (sich wehren, Etwas rühmen, beteuern) B; S;
Z = bis dort use. E. füre [fürhin], auf der andern
Seite hervor. E. dure [durchhin, hindurch], auf einem
Umweg zum Ziel S; e. d. g' gange, von einem ver-
fehlten Unternehmen Z; dei ena döri, drüben hin-
durch, d. e. zueni, hinzu Ap. E. naclie, nahi B,
näe Z, auf der andern Seite eine Strecke weit, in B
mit abgeschwächter Bed. des Zusatzes überh. nur =
jenseits, auf der andern Seite, rf. n. htege, die Kehr-
seite betrachten. E. drä [daran], auf der andern
Seite davon Z. E. har, [von] jenseits her BsL. —
2. hinüber AaF.; L; aScHw; Zg.
Enen blosse Nbf. zu iiitent, aus welchem es verkürzt ist.
Über Quant, u. Q,ual. des Voc. s. b. gne''. Die einsilbigen
Formen (z. B. auch in enkalh; ensit; zu Endorf, Ental vgl.
Encd-Aa (Enneda), Ennetbaden) beruhen auf Verstümmelung
wie ob Sp. .50, ann Sp. 259, inn, uss aus oben usw. J ist
nicht eins mit dem in der hochd. Form .jener' vorkommenden
Anlaut, sondern entwickelte sich hier wie in anderen Advv.
der Ruhe zunächst aus der Verbindung mit dei, dort, oder
di-, da; vgl. (fejoi Sp. 50, djoba Sp. 51. — Bed. 2 Hesse
sich daraus erklären, dass die MA. auch in einigen anderen
Fällen, doch vorwiegend in roman. Nachbarschaft, die Ranni-
verhältuisse ,wo' und , wohin' verwechselt. Doch muss sehr
auffallen, dass z. B, Zg .hinüber' mit Jene von ,drüben' ^ne
scheidet; es legt sich daher die Annahme nahe, dass unser 2
eig. das selbe W. mit äne, der eben in den betr. MAA. üb-
lichen Form für Üne, ,anhin' sei; s. jedoch u. über-f.ne. In
jedem Falle haben in unserem 2 zwei WW. ihre Begriffe
(.drüben' und ,hin') vermischt.
über-e«« (-e^rwe TuTäg., -.;e*« 60.): verstärktes
iine. 1. drüben, jenseits, auch im Sinne von: in der
andern Welt L; Uw. D' Wuche ü., die zweitfolgendc
Gl. Ü. sin, gewisse Schwierigkeiten überwunden, das
Ziel erreicht haben Z. — 2. hinüber h. Über^ne
(fit, ins Jenseits, also = sterben Uw.
•267
An. eil, in. oii, tili
2GH
Zur Erklärung von ine S fallt ii. 2 ins Gewicht, weil in
Uw cene immer das alte ,i;ncn' ist, nie für ane, ,anluu', eintritt.
hie-'enen hene (he'nn Av): tUesseits ApH. Hentie-
n-und denne, hier und dort ScnSt. Reimend und
scherzhaft: döt jenn vor der Nase henn GWe. Daher
nannten die Einwohner von Gross- nnd Klein-Basel
sich selbst nach ihrem Standpunkt zum Ehein Hä-
nemer. Spreng.; vgl. d-ene.
selb- seb- Aa, siild- Z Müiich., seit- ZKii.: dort
drüben.
da-, deiir Mg., der)ir TnTäg., ?danii W: drüben,
jenseits. Dänntirr, Gegenstück des obigen Häiiriiirr.
Was übere-n-ist, ist d., Sprw., Geschehenes ist nicht
zu ändern; Tautologie wie in dem Kinderreim: über-e
[den] Gdtfcrd ilih/ed d'Brime [Bremsen], und wenn si
übere sind, m suiil-si d. Gl. Abstract: ,über das, u-u
[das] d. isi-h. Onis !o wachse.' Schild. Das vem-mer
[wollen wir] iez d. hl, beiseite, unberührt lassen Z.
D. .st, berauscht sein. Suterm. Als Präp. in. Dat. z. B.
d. dum Rotten, jenseits der Khone W.
Fällt lautlich ganz oder beinahe zusammen mit dänne,
dannen; in W MA., welche für letzteres Adv. zu der reinen
Form zurückgekehrt ist, scheint das vorliegende d., welchem
a, ii gebührte, mitgerissen worden zu sein; doch ist fraglich,
ob daim übcrh. hieher gehöre und nicht violm. in da-nnrli
zu zerlegen sei, da hkna den Gegensatz dazu bildet.
über-d.: Verstärkung des einfachen d. GrD.
di-L'ue Z, dijen GW., djennr GlK.; GSev.:
drüben.
Über da'i aus da abgeschwächte di- vgl. Sp. 51 o. und
das Adv. dei. Das j in dijenn ist wol erst aus dem vorher-
gehenden i vor abermaligem Voc. entwickelt; in den Formen
mit dj ist es statt des i selbst eingetreten.
dei-iinig G, d%ji-nig GO.: jenseits, drüben; all-
dort, daselbst. — Mit der beliebten F.nduug -»/ aligeh^itet.
ünene" Aniina: jenseits, auch als Priip. (mit Dat.):
üC. dum Wasser W.
Die W Lautverhältnisse lassen uns im Zweifel, ob wir
eine pleonastische Weiterbildung mit cn (vgl. amw Sp. 26()
aus ,auana', usw.), dgl. die dortige MA. entschieden besitzt,
oder eine Zss. mit n«'''' annehmen sollen; vgl. o. dana.
Eni^gc": Lückenbüsser für einen Ortsn. L.
,Z' Annige derl roU hinde.' Ineich. 1859.
enent enet, med Aa; BO. ; Gl; Gr; L; G; P; Uw;
W; Z, e'net Ar; inert, enerd Ak; Ap; Siu; Z, ccnder
U, ecnderl BL. — Voc. kurz verbürgt Aa; Gl; G;
SciiSt. ; Z, lang PPo.; ^, u. e* wie bei i-ne": jenseits.
.«. na'''hi" B wO. Vgl. enen. — 1. Präp. m. Dat.
(früher m. Gen.). E. dem Bach sind (iroiicd) au"'' LxU,
Sprw., nicht alle Menschen sind von gleicher Art;
andere Leute können auch Etw. lei.sten. E. dem Bach
kann auch scherzhaft Amerika bezeichnen. ,Ennenl
der Aren.' 1320 Klingn. ,Ennet dem mer.' 1330/1446
ZChr. ,Enneiul dem graben.' 1433 Eüedlgn. ,Enel
Ryns.' Lenz ca. 1.500. ,lenet dem see.' Kessl. ,Ene(
Birs.' Bs Chr. ,Ennert der Thur.' UMev. Chr. ,Ennet
Rins.' 1551 S(Mi. ,Enend Bodensee' neben ,endert dem
see.' Vai). ,Enet dem Jordan.' 1549 Aal. ,Ennert
dem iiicer.' 1557 Vogelb. ,Yenseit dem meer, yennert
dem in. här.' Fuis; Mal. ,Ennet der Iser.' Platt.
157'2. ,Ehnct Rheins.' 1765 Wurstis. G a. Hdschr.
unterscheidet ,cnnent dem Jordan' und ,hie disent
d. J.', Ansii. ,änot Rhyns' und ,disent Eh.' Aus solchen
Verbindungen sind viele Ortsn. entstanden, sämmt-
lich.' mit d.'iii T.in auf d^'m '2. W.: Fiiiiedä (s. Sp. 64
u. Äch), Enedberg, -Uni, -egge, -märch, Enesebe (eig.
Jens, des Sees), sänimtl. Gl, Ennetmos, -bürgen Uw,
Enetilfis L, mit den Abll. Enetberger, enetbirgisch,
Enetu-ässler = Däiiemer Sp. '267, ,ihenetsee'sch.' Kessl.;
anders Ennetbaden, das jenseits der Ijimniat liegende
Baden. — 2. Adv. BEL; Gr; P; W; ,e. d. i. im Wallis
PPo. E. na'''hi" BwO. Vgl. iinen.
Über das Verhältniss von eucnt zu emn s. d. In cncrl ist
r blosses Einschiebse) oder es ist Liquida (n) an Liquida (r)
vertauscht; vgl. Niemerd, Niemand. Hinter re steigt in den
Gebirgs-MAA. leicht d auf; wenn aber in ZFisch. ebenfalls
gehört wird .xnderm Zu", so wollten wir an diesem Orte
eher Umstellung (für cenerd-dcm) annehmen; freilich zeigte
auch schon eine Z Urk. 1573 und die ZChr. 1336/1447
,ändert, endert'. Ender hat die nnorg. Elemente (d, r) be-
halten, aber den gehörigen Auslaut t preisgegeben. Eine zur
Einsilbigkeit zsgerückte Form findet sich in der Zss. mit
-hidh, -värfa s. d.; dieses cnt lässt sich auch in dem Gl Ortsn.
Emiiluirlil! . rkruiien. Formen mit anlautendem j nur in ä.
Qu.'IIdi; .i.iinitlialb'. 1522 Strickl. — Einige MAA. ent-
halti'Ti sirli iliosiT Präp. und buhelfen sich der Umschreibung
enen an . . . Die alte Genetivkonstruktion ist bis heute be-
wahrt in dem Gl Ortsn. EnedbMs. Kessler konstruiert (la-
teinischer Analogie folgend?) auch etwa mit Acc. : .ihenct
die Sanromatas.'
Iiie- hjänet GRKübl., hauet Bs: diesseits. ,H.
dem Ehin.' Spreng.; auch als Adv. Gr.
Das j in hjänet ist aus i (iV; in ,hie-r') vor folgendem
Voc. entwickelt wie in den Formen mit anl. dj bei rnen.
da- dienet: drüben BRi. ; Gr.
enefer(t) s. enen- für, drüben.
ijnezen: auf der andern Seite. .Zwei Jucharten
stossen änetzen an . . ., oben an . . .' 1520 Kriess.
Ein genetiv. weiter gebildetes enenis mit der adv. Kudiing
-eil oder zsgs. mit an.
Ennetä s. Hennendarm, stellaria.
Enekli CMÄ^j, änekli, änikli Gn, Anechli „(ii.";
GRUVatz; GO., „Enichli". Satzg. VDörf. Gr. Änrgli
GrS., ,Eniglichen (PI.)'. Satzg. Ortenst. Gr, EnTcelti
GrV., ,Enkly'. r713/18'27 Ob. Bund Gr, rf»i</i Gl, En-
ketli GrA.: I.Enkel, Enkelin „Gl"; Gr; GO. ,Nahe
und auch weiter[e] Kinds-Kinder, die dann Enikli und
Urenikli genamset werden.' 1633 Satzg. Zehnger. Gr.
— '2. Urenkel, des Enkels Sohn Bs XV. und noch zur
Zeit von Spreng; Zg 1566 (Änickli), s. Sp. 247 Äni 2.
— 3. Neffe. ,Drei auss seinen geschwüstertigen er-
boren Jüngling' werden gleich darauf , seine enkel'
genannt. Vad. I 150.
Mhd. eni(n)M, enenkel, ohne Zweifel von Äni (nacli der
auf Sp. '248 besprochenen Vorstellung) mit der dopp. dimin.
Endung i(n)l,-lln gebildet (vgl. lat. av-unc-ulu« und ähnliche
Bildungen bei Gr. Gr. 3, 681. 697). ,Enikli' schon 1469
Zehnger. Gr. — 2. Sonst bezeichnet man etwa des Enkels
Sohn mit .Gross-', den Sohn von diesem mit .Ur-Enkel'. —
Zu 3 vgl. lat. «(7)0.1, welclies ebenfalls die Hcd. Neffe und
Enkel vereinigt.
enengget s. ciii-ciiiig.
euer s. e Sj!. 10/ 11. uu-ciier, cneroclitig
s. ebd. 11.
enei'C I '„■»(■)>: einer, unbost. Art. f. Dat. Sg.
encrc II c'-iirirr<-: ihr, corum, Icur, il loro, Pron.
poss. der 3. P. PI. ApI.
Von dem Dat. des pers. Pron. [cne, ihnen), «.■Iclur mit
,von' zur Umsclireibung des Gen. dient, abgeleitet iiarh Aua-
logi(i von .unsere'*'.
2ti9
All. eil. ein. in.
270
Eniierli. E-, Scnnerli, Sibcrii, sa, Aiiraii^' eines
Abzählsijruches GiStdt.
cnest s. einist; dennest. eneuer s. iieissver,
Jind. enig s. 1. eiiiii/. 2. (■/'»cinrc;/. gleiclnvohl.
eniiiiie" s. iinwit. eiiu .s. itnii.
ein 1 Zalilw. alleinstehend ein^ fast allg., ei im,
liiiii, rtj») Ai-; GaL.; Seil; eini (äni, enij; eis (äs, es);
Gen. ni. n. eisse B; Bat. eim; einer feire B; ZÜ.^;
verbunden ein Z, ei Aa; Bs; B; Gl; ei; eis, ei. Gen.
eis in adv. Zss. ; Dat. eim; einer allg., eir B. — 1. Ein-
lu'it der Zahl, a) für sich allein. Eis macht 's,
/ireii hei (fnueü z'tue", drü werde" nie fertig, Sprw.
der Frauen in Bern. ,Eis lä g'rad sl, connivere, in-
dulgere.' In. B. I sägen Eis, ich will nur dies Eine
bemerken L. .Wegen derselben jr .stöss [Streitig-
keiten] si nun uf uns bald als uf ain man ze cnt^
scheiden komen sind.' Senn. Kirch. Urk. Anno eis,
iro de Tüfel no''' jung g'sl ist L. .Nach Essens umb
das Ein.' GBrdnn. 1522. .Samstag um das j nach
mittag.' 1531 Striukl. ,Das nachtmal hat gewäret bis
nach dem einen nach mittnacht.' 1576 GKeller. Jetzt
pluralisch nach Analogie der übrigen Zahlen: na'''
den Eise" Z; in ä. Spr. ,umb das ein'. 1532 Z Schul-
ordn., aber auch schon .die ander [Unterrichtsstunde]
von den einen bis zu den IL' ebd. , Von eim Streich
failt kei Eich.' Stutz. Ein Weg, auf Dampfschiffen
und Eisenbahnen, im Ggs. zu Eetour (anders einnceg,
s. d.) — b) verbunden mit anderen Zahlbegriffen. In
eim Schutz zwe Vögel schiesse, mit einer Handlung
zwei Zwecke erreichen. Schild. ,Undecentum: on eins
Imndert, neun und neunzig, eins minder dann hundert.'
Fkis. ; Mal. .Proximus a postremo: der letst on einen',
der vorletzte, ebd. (s. äne Sp. 261). .Dann sy wol
eins zwei dünken, dass . . .' [Beteurung, sie wollen
1 für 2 halten]. Strickl. 1529. .Ein tag und all tag.'
ebd.; jetzt: ein und all T. oder all und ein T., Tag
für Tag, immerfort, alle Zeit. .Er stilt ein stund und
all stund.' Fkis. All bi Eim, Alle bis auf Einen [den
Letzten incL], ad unum omnes. So halb und ei, halb
und halb, beinahe Gl (Schüler). Weder Eis no''' Kcis,
gar Nichts BRi. Ein Ma"" ist kein Ma"". Ei ZU
ist nüd alli ZU 7iW. Daran schliessen sich folgende
Fälle, welche schon mehr pronominalen Charakter
besitzen. Eis wie 's Ander; Eis um 's Ander; es iiber
ds ander sc. Mal BHk. Eis i 's Ander rechne. Er
chunnt eis wie 's ander, jedenfalls ZG. ,Es werden
gegen die 70 sein, eis ol ds ander, eines oder das
andere ab- oder hinzugerechnet, also: ungefähr PPo.
.Eine und andere [diese und jene] sachen aufgezeichnet.'
Z 1666. ,Dass nit ein ungeschickters folge dann das
ander.' LLav. 1584. Mit dem best. Art. verbunden
nnnnit ,ein' (in der Volksspr. fast durchweg) die Form
eint an (nach Analogie der Ordinalzahlwörter). ,J]s
sind zweierley galioten, die einten heisset man . . .,
andere aber . . .' König 1695. ,Im Eint und Andern
den Respekt vergessen.' Z 1700. .Die einden.' 1707
I. Makk. ,Der Einte und Andere.' HPest. Der Eint
häd de Seckcl, der Ander ',< Geld Z. (Eint s. auch
noch u. 2.) Der E u-ill hott, der Ander Mist, der
Eine will rechts, d. A. links Ap. Einer [Einige oder
die Einen] diömmen. Ander gangen BRi. Die selbe
Form auch ohne den Art., wenn einem ,ander' gegen-
iiber.steliend. Eint und Anderes. .Eint und andere.'
vMoos 177L .Eint oder anderer.' JDübs 1879. Cor-
rclativ doiipelt, mit und oline best. Art., im S. vcni:
der eine (einer) — der andere (ein anderer), woraus
zuletzt der Gebrauch entspringt, dass es auch allein
stehend ,ander' oder ,jener' bedeutet (wie umgekehrt
lat. aller, der andere, in Correlation auch = der eine);
so in Ap und Nachbarschaft. Der ä ond der ä, der
eine und der andere; das ond 'sä, dies und jenes Ap.
,Me brückt halt aller Gattig Lüt; was En will, g' fallt
dem Änen niU.' Merz. ,Säg, was för cn Onderschäd
i'n Epfel cor em änen het.' ebd. ,Lit adcii. En zom
Äne cho.' ebd. Ä Gottere om die ä, eine Flasche um
die andere; äs om 's ä, eins um 's andere, nach und
nach ; ä Mol um 's ä, ein Mal um 's andere A". Es
ist ein Tag wie der ä GStdt. Der Ä (oder: der ander)
het das g'sät [gesagt], der Ä (oder: der Ander) das.
ebd.; oTh. Die Ana hend das wöle, die Ana 's A Ap.
Der ei, die ei, 's ei, der, die, das andere; die eine, die
andern ApSchönengrd. Es ist nüd der do, es ist der ä,
nicht dieser, sondern jener, der andere Ap. Die roder
Woche? Nei, die ä (Woche) oder no die ä, die vor-
dere, letzt vergangene W.V Nein, die vorletzte oder
die noch frühere Ap. Die äne Lüt, die andern Leute
GTa. D'Frau ist uf Herisau ine g'fare, too de Ma
zom äne [andern] Loch usi ist Ap. Der öa hat alli
Schuld uf nii"'' g'schupft und (>'' natürlich alli uf an
öana G Berneck. Dieser Gehrauch reicht in schwä-
cheren Spuren bis Sch. — 2. Einheit des Wesens
(ein und der selbe). ,Kament eins Jahrs wider heim',
noch in dem selben Jahre. Ans. ,An einem Faden
laufen', von gleichmässig gesponnener Seide, die daher
auch leicht zu verarbeiten ist Z. Es ist nid immer
in eim Ohäppeli [Kapellchen] Chilbi [Kirchweih] S.
Eifn) Ding, „edig F", eding Ap, einerlei, gleichviel,
allg. Es ist ei' tue", gleichgültig (in Uw aber auch:
gleichwol, dennoch, was sonst einewe ghehst; i tue 's
eitüe nid); s. u. tuen. Es ist ein Tüfel, auch noch
mit dem Zusatz: de Tcatolisch und de refermiert (eusere
[der unsrige] und de Icat.), gleich schlecht; ebenso:
iiin Hund. Sulg., ,ei Bettel.' Id. B. 's isch Eis, einerlei,
gleichgültig Bs; Uw (aber auch 1 Uhr, s. o. 1.; daher
das Wortspiel: c Stund na''' zwölf isch-es Eis, was
me tüei L). Es chunnt uf Eis nse, es kommt auf das
selbe hinaus Z. ,Zum Tüfel oder zu dir käme mir
in Eins', wäre mir einerlei. Gotth. 's gät in eim
[Gang] (zue), es lässt sich zugleich mit einem andern
Geschäft abtun Aa; B; Z. Eis Wegs, bald, sogleich
Uw; Z. ,Eis Mals, ex improviso.' In. B. En enne(r)sch-
[einers-] mol, auf einmal; auch enncrsch eniga Mol Ap.
Des einte werde, sich mit einander verständigen Gl.
Mer sind des Märts [Handels] des e. worde. ebd.
.Wan sie nicht mit einander desseintcn werden.' ApI.
Ldb. 1585/1828. ,Die erste christliche Kirch und un-
sere jetzige seyen des einen', stimmen überein. 1617
JBreit. ; ,des einten', ders. 1634. ,Wer ist gern ver-
hassty Wer ist nit lieber mit den leuten des einen':"
1655 FWyss. ,Des einen werden, de re eonvenire.'
Denzl. 1716. ,0b einer mit dem Jenigen nit könte
freuntlich dess eindten werden.' 1756 Ldb. March.
.\uch mit Präp. statt des Genet. : z' einte sl", tcerde" L ;
Z; und verk. für , dessen des': ,wie sie dessen einten
worden.' 1735 ApA. ,Ist euch, dass einer oder me
stössig werdent, kunt da Jeinan zuo und sy darumb in
ein bringend und richtend [schlichten] . . .' 1435 Offn.
BiNz. ,ln ein komen', überein kommen. Scn Stdtb.
1.S90. Eis, handelseins, einverstanden; eis werde.
271
An. eil. ein. in.
übiTeinkiiniiiien. Kis ist hesser ireäcr iineis, Wortspiel
als Trost, wenn man sich mit Einem begnügen muss.
MrT sind-schen [sin, Gen. v. esj eis, wir sind darüber
einverstanden Gu. Mer vend wider eis sl, zufrieden
mit einander; s. noch überein, -s, und nneins; einsen,
veruneinsen. — 3. Einheit der Bewegung, Eichtung;
Coiitinuität. Geng in Eim, in oder an Einem fort,
immerfort B. ,Murrte er in einem.' HPestal. 1790.
,/ hett 's iez ober dem eine [immerwährenden, fort
gesetzten] Blaudere bald wider vergesse.' 1825 Ap.
.Ich füer euch eins farens in die Hell', in einer Fahrt,
geraden Wegs, ohne Aufenthalt. Ziely. Der ä. Spr..
bes. der asketischen Schriftsteller des XVII. eigen ist
im selben Sinn die Verbindung eines Vb. mit dem Gen.
seines substantivierten Infinitivs. ,Luifend [liefen] eins
loufen[s].' Edlib. .Acceptare (frequentativum) : nemnien
eins nemmens. Aditare (frequ.): gon eins gon, oft gon.'
Fris. ,Gott wartet eines Wartens auf die Buoss. Lang
warten ist nicht geschenkt.' 1Ö61 JMüll. ,Die straf
näheret sich eins näherens.' ders. 1665. .Halte darum
an, geine [gähne] eines geinens.' Klingl. 1688. ,Flehet
eines Flehens; bätet eines Bätens; schreyet euch
müde.' 1733 Ulr. Vgl. Schmell. 1^87. Vor Sub.st. im
Sinne von ,all' (s. d.) oder ,voll', zur Bezeichnung
eines hohen Grades, allg. ,Sedulo dicere, in einem
ernst sagen.' Fris. In einer Angst, Täiibi, Freud; in
einer Früei Gl; ei Wuet nslä; 's ist Alles ei Gülle,
von einer einzigen Lache bedeckt Aa. Am Ahed
bringt me-ne [man ihn] ei Längi nüd i ds Bett, mit.
trotz allem langen Zureden Gl.
II. Unbest. Fron. 1. Irgend eine Person, aliquis.
quidam. irgend ein Ding. Eine, ein lediger Bursch oder
ein Mann. Eini, ein Mädchen od. eine Frau, bes. wenn
Personen verschiedenen Geschlechtes in einem Liebcs-
verhältniss von mehr oder weniger sittlicher Art ge-
dacht werden Ap. Si hed Enn, sie hat Einen [Lieb-
haber]; er hed Eni le 'tue", er hat ein Mädchen (als
Frau) heimgeführt. Si hed Es 'hrocht, ein Kind zur
Welt gebracht Ap. Sonst kann das Neutr. Eis, wie
beim betonten Zahlw., auch eine erwachsene Person,
bes. weibl. Geschlechtes, bezeichnen; vgl. es; z. B.
Es hed Eis g'nueg z'tue". ,Was eins [Einer] in dz
schiff getragen mag.' Hofr. Wanken. Sonst von Sachen
= Etwas: das isch Eis, das tvahrisch! eine Wahrheit
B. ,Selb sei Eines [das sei Etwas], iro leahr sei.'
Breitenst. 1860. ,Tuon ich dann eins und loufen hin.'
Manuel 1522. Eisse Chnecht sl". Jemandes Kn. sein B.
,I)ass [du] ö})}}e o [etwa auch, doch wenigstens] Eiert
[Bliner] ghjchist, die us-eme Burehiis chiiiiiit', einer
rechten Bauerntochter. Gotth. Prägnant und oft be-
tont: Dil bist (glich) au Eine! ein wunderlicher oder
schelmischer Mensch; du bist doch afcEinel du treibst
es doch zu arg! das ist Eine', ein au.sgc/eichnet tüch-
tiger oder gefährlicher Mensch B; Z; iiüd gar Eine,
ein nicht eben Hervorragender, ein Mittelmässigcr BKi.
Esö Eine, ein Mensch von solchen Eigenschaften.
,Wenn ich zurückdenke, wie ich Eins gewesen bin'
[was für ein dummes Geschöpf]. Gotth. — 2. mit
Einschluss der ersten Person: man, bes. in den Gas.
olil.. doch auch im Nomin. Es chief 's Eine für ds
Halbe, man konnte es um die Hälfte kaufen B. Wer
wott-si''' Eisse än'e? Wer wollte sich Unsereines an-
nehmen V B. Er seil Eim Nüt [uns oder Andern].
,Da welle er Eim [einem Jeden] des Rächten sin', vor
(iericht Rede stehen. UMev. Chron. Es nimmt Eine
Wunder B; Z. Es meinti Eine ('s sott Eine meinej,
man könnte meinen B; Z. ,Es meint Einem.' Gotth.
Der Dat. überh. oft für den Accus, z. B. ,Selligi Wort
rhönne" Eym Tag und Nacht verfolge".' Gotth., welcher
diesem auch in den übrigen Kantonen beliebten Pro-
vincialismus auch in verhochdeutschter Rede treu
bleibt: ,Da mache Niemand Einem höhn [böse].' ,Es
komme darauf an, wer um Eim sei.' ,So freu es
Einem auch.' ,Es würde Einem zuletzt versprengen.'
Auch ein Mal für den Nom. : ,Üser eim [Unsereiner]
muss Zinsen geben.' Umgek. Acc. für Dat. 3Ic viues
Ein [sich, sibi] icüsse z'helfe Aa.
ni. Unbest. Artikel, m. j» Z, r Aa; B; Gl, p, me
Bs; Uw, f u. en W, Gen. cs, nrs B; Uw; W, Dat. .«f»i,
W, „ijii-mcm BGrind.", riiune, jtoj B; Z, humi- Aa; Uw,
imrtlr, inir AA; Bs; Uw n. fS, MgS, f, nr — f. rn Aa;
W, c Aa; Bs; B; Gl; Uw; W; Z, «g Bs; Uw^ Dat.
iMf-r W, enij'e, (Tj B; Z, inp> Aa; Bs; Uw; Acc. an
Präp. angehängt m. f. auch -jWf, n. -jMjS.- 1. Scheinbar
pronominal gesetzt, aber mit deutlicher Ergänzung
best. Sachsubstantive. ,Tanz': mer iceiä eine mit eiiand
fare Gl; er liet eine mit-ere, er tanzt mit ihr. Spterm.
,Er fragte das Mädchen, ob sie einen mit einander
haben wollten.' Gotth. Eine" iw", einen Trunk.
Schoppen; ebenso eini, eine Flasche, halbe oder ganze
Mass B; Z; eis, ein Glas oder irgend ein Mass, z. B.
chumni, trinlc eis! chumm, tue eis B'scheid! ,Rausch':
er hat eine! Bs; Schw; Z; auch: er het wider eine
g'füert BBrisl. Weniger bestimmt: eis, ein wenig, ein
Mal, ein Weilchen usw.; vgl. eins als Adv. Eis lebe,
sich wohl sein lassen, gütlich tun S. ,Seye heut eines
mit uns lustig.' Mey. 1692. Es g'lnstet-vii''' eis ;'spa-
ziere. 1 mnes eis ga luege, ob ds Hue eis [ein Ei]
g'leit het B. Witt eis i d' Wlti? willst du ausreisen V
Ndw. Si händ eis mid enandere g'churzwllet, Karten
gespielt Ndw. Das ist wider eis mm em! = es Mii-
sterli, eine Probe von seinem Charakter, einer von
seinen Streichen Z. ,Das wäre aber eins! Das wäre
mir eins!' Ausrufe der Verwunderung. Siml. Urk. 1760.
Dagegen ^i's, ein Schlag, z.B. gib-em Eis! — 2. Die
ä. Spr. setzt in gewissen Fällen den unbest. Art. statt
des bestimmten oder auch wo heute das blosse Subst.
steht. ,Modum facere: ein mass halten. Naufragiuni
f.: ein schitl'bruch leyden. Spiritus f.: Einem ein muot
machen.' Fris. ,Ein lär strouw tröschen.' UMev. Chr.
,Wann du ein notdurft geessen und trunken hast.'
1670 Werii.-u. .Durch ein flcissiges Lesen.' 1778/80
vMoos. Die Kanzleispr. setzte vor Titeln von Be-
hörden ,ein' im S. von .der jeweilen im Amt stehende',
weil bei der regelmässigen Ordnung des Staates die
Person des jeweiligen Inhabers eines Amtes im Grunde
gleichgültig und insofern unbestimmt ist. Daher: ,eir
hoehweiser Rat hat beschlossen' udgl. ; ,vor eim Schult-
hess', vor dem Schultheiss. UMey. Chr. Dann freilicl
auch von einer ganzen Stadtgemeinde: ,Anno llOt
liand wir, ein stat Basel, uns verbunden' usw. Aucl
die heutige Spr. setzt zuweilen ein in bestimmtem
Sinne, z.B.: ,Wie du denn doch e Sach a"z'hrintji
weist!' Stutz. ,By Verliebte überlauft e Ding gar gli'
was sie tun, wird leicht übersehwänglich. Hexüelei
1836. Für e Fürsorg, zur Fürsorge B. Si hdiid m
welle zu-me Fancträger mache Z; vgl. nihd. z'cim<
lierren hän, zum Herren haben. — 3. vor den
Ntr. eines Adj.. welches dadurch substantivier
wird: es Anders, etwas Anderes FJ.; uf-c Neits, auf
273
Ai
•II. ein, in. nii. im
■274
Neue Z; CS B'xtcllls tiiadtc. oiii .Stelliliclit.'iii veralirodeii
BE. .Damit wir harin ein luters [Klarheit hieriiberj
haben.' 1525 Strrkl. ,Es war ein Selzanis', etwas
.Seltenes. Bossh.-Goldsihm. ,Lass dich benüegen an
eini zininiliehcn, das man dir fürstellt: ne appetas
ilelicias.' HBill. 1570. .Accepto ferre: für ein empfan-
(jens haben.' Fris. ,Auf ein newes.' JMüll. IGOl.
.Bis dass er solches Geld bezahlt oder von dem An-
spreeher ein bessers [billigere Bedingungen? Nach-
lassV] erlangen mag.' L Stadtr. 1706. — 4. vor Stoff-
substantiven, meistens wenn nicht eine allgemeine
Kigenschaft des Stoffes, sondern irgend ein, nicht
genau gemessenes, aber zu bestimmten Zwecken als
bekannt vorausgesetztes Quantum desselben gemeint
ist. ,Bitterer dann ein gall.' LLav. 1569 (,als gallen'.
ebd. 1670). ,Ein sehaffleisch oder dergleichen; etwas
kalts in einem essid [Essig-]; ein prättes [Gebratenes];
ein pfeffer; ein Reben [eine Tracht weisse Rüben],
fisch, baches [Gebackenes] und ein Haberkern.' G
Küehenordn. 1495. Es Wasser, ein Zuber voll; e Milch,
eine Mass Aa. ,'s EUasse Chind ist do; es möclit e
Milch. Wo niuess em eini ge?' Stütz. ,Wenn ihm
ein Nachbar eine Milch oder sonst Etwas gab.' HPest.
1790. — 5. bei Zahlangabon, die nur ungefähr,
nicht genau zu nehmen sind. ,En Giildi zeit bis filfzeh.'
Stütz. .Ein capitel 4 oder 5.' 1525 Egli, Akt. ,Uf ein
jar acht.' 1525 Absch. ,Nit lenger dann ein tag zwen
drey.' Vogelb. 1557. ,Unus et alter dies intercesserat:
e.s hatt sich ein tag zwen darzwüschend verlaufen.'
Fkis. Stockar, Jerus. setzt die Zahlen unmittelbar
nach ,ein' vor das Subst. : ,ain 5 oder 6 oder 7 oder 8
oder 9 oder 10 nitt mer'; ,ain 3 dugatten'. Hieher
gehört auch das ,cin' vor .Stück' in der Formel:
e Stiick-cr mit folgender Zahl. Das mit ,ein' vor-
geschobene Subst. i.st die Masseinheit, welche so und
so viel Mal genommen werden soll; oder es bedeuten
,cin' und die anderen Zahlen die beiden äussersten
Grenzen der Zählung. — eis Järsch, vor einer An-
zahl Jahre GA., ist offenbar nach eis Tags gebildet.
— 6. pleonast. vorgesetzt, oft vor mäng, manch;
iede (eniede); s. noch o. Sp. 12 e 3. (Dagegen in ekein
ist e die alte Negationspartikel en = ne, obwohl un-
geschickte Verhochdeutschung es als den Artikel dar-
stellt; s. kein.) Beliebt ist Wiederholung des ,ein'
vor einem durch ein Adv. bestimmten Adj. und bei
,so' z. B. en b'sotiderig en frla Ma"", ein besonders
freundlicher Mann Ap; e recht e schöni; es recht es
grosses Schw; S; Z; eso e . . ., solch ein Gl; Z.
Die Deklination ist die selbe für I u. II. Für Nom.-Acc.
Dl. ist in Aa; S die Form ein beliebt, wenn es partitiv
steht: ein ro dene Buehe ; und in den Verbindimgen ,Unser-
einoi" usw. wechseln die beiden Formen allgemein. Ein für
Einen schon bei Stock. 1519: ,do hatt unser batron ain im
schiff, der . . .' Übrigens ist der Unterschied zwischen eine
und ciii ein ganz nebensächlicher. Beides sind Accusativ-
formen. jenes eine", dieses ein'n; sie konkurrieren in säinrat-
lichcn MAA. in Fällen wie ein Weg und adv. eineweg (jeden-
falls), uud in der Bed. ,man' so, dass Eine dem Noni., Ein
dem Acc. zugeteilt ist. Das flektierte Ntr. ei(n)» auch in
adj. Stellung schon in ä. Lit. Der Gen. einesae", ein-s-e"
Ceinse' = alicujus, schon 1556 Z) beruht auf pleonastischer
Flexion; wie hd. ,dcssen' aus ,des'; vgl. ali Sj). 169; ebenso
der Dat. f. eire aus ,einer-e"'. Die Synk. im Dat. schon mhd.
leime). Die Form des Nom. PI. mit er erklärt sieb entw.
ans Analogie mit amler. d. i. andere, und den Possessiven
iinan; euer, unsere = die unserigcn u. s. w.. deren er ja aiicli
i" gebildeten Kreisen häufig als adj. Flexion aufgefasst wird,
Schw. Idiotikon I. 2.
oder als erstarrter und dami nach Art des frz. Teiluugsartikels
gebrauchter Geuet. PI. in partit. Bedeutiiug; vgl. Hchm. I" 3'.
So weit läuft die Deklination teilweise parallel mit derjenigen
der |iossess. Pron. ml« usw. Was die Form Eiiii. beim Prou.
betrifft, so licsse sich zu ,iueineu' freilich der Dat. begreifen,
da ,uieinen' nach Analogie von ,scheinen' konstruiert wäre;
allein die Freiheit, welche die MA. sich mit der Form Eim
nimmt, zeigt deutlich, dass der Vorgang nicht ein bloss syn-
taktischer, sondern auch ein lautlicher ist; er bezweckt, den
Cas. obl. (Acc.) von dem Nom. durch eine ausgeprägtere Flexion
abzuheben. — Sonderbar bei Stockar 1519 die Zsziehuug
,ar' d. i. Eir, Einer (,das Ar sin Lcbeulaug numen [nicht
mehr] frölichen wiirdi'), da der Nom. auf r doch nur aus
der Schriftspr. konnte hergeholt werden. — Eint lässt sich,
wie überhaupt das erste Glied in kopulativen Vorbindungen,
gerne an der Flexion des zweiten genug sein. ,Iiu Eint- und
Andern.' 1706 Dien. ObGl. — Die Erörterung der Formen des
Artikels rauss der Gramm, anheimgestellt werden; hier nur
zur Ergänzung der oben aufgezählten Formen noch ein Gen. :
,eis kusters'. 1:327 Gfr. und die Erwähnung der an italieu.
und lat. Sprachgebrauch erinnernden Konstruktionen: en
minige Briieder, un mio fratello AP; „«ue diner eme Tagliiiu-r
Gr; W, ad unum tuorum mercenarioruui, engl, to a work-
man of yours. — Der Bedeutungsunterschied zw. I, 11 u. III
ist natürlich stellenweise ein fliessender, da es sich ja nur
um stufenweise Abschwächung des Begriffs eines und des
selben W. handelt. Über die Entwic.kelung der Bed. ,ander'
und ,jener' aus , einer' und das teilweise Ineinanderttiessen
des hier besprochenen W. mit dem Pron. einer, äiner, jener,
s. d. ; vgl. auch Schni. I^ 88 o. Die Bed. 4 beim Numerale
erklärt sich aus innerer Vwdtsch. und öfterer Verbindung
der Begriffe ,ein' und ,aU'; s. I b. und all Sp. 167. 168.
üb er- ein Adv.: 1. durchaus. Überei de ganze
Tag.' Heng. 1836. ,Ü. veracht", gänzlich verachtet,
ebd. Im XVI. bes. in Verbindung mit , wollen', z. B.
,Wenn man die disputation über ein ze Baden haben
wil.' ZwiNGLi 1526. ,Wilt du aber ü. iiit binauss gon.'
1531/48 Jerem. (1667: ,gar nicht'). Auch bei Manuel.
— 2. überall, allenthalben, allgemein Schw; Uw; U.
Uberei g'hert-me [hört man] das Ndw. Es heisst
überei . . ., es »ist ein allgemeines Gerede Schw. ,Tm
Land uberein' heisst es im Sc-inv Steuerrodel v. 1503.
da die Quoten der einzelnen Bezirke zusammen gewählt
werden. — 3. beisammen. Me g'sH [man sieht] die
zicei nie iiherei SchwE. — 4. .Immittere rudcntes: die
Schiffseiler nachlassen, übereyn lassen und rüsten ze
faren.' Fris.
1. erklärt sich aus dem Begriff der Übereinstimmung
mit sich selbst oder Andern, beharrlicher gleichmässiger
Willensrichtung; vgl. ,über einen Leisten schlagen.' — Bei 2.
zeigt sich die schon mehrfach bemerkte Berührung zwischen
.ein' und ,all'. — 3. ist wohl nur eine äussere Erscheiuung
innerer Übereinstimmung. S. auch ühcrcim.
after- afterei Kay.: überall, durchweg UwH; W;
a. nass, durch und durch n.
Eig. , einer Kichtung nach', s. a/ter Sp. 124. Syu. after-
,all', wo wieder ,all' für ,ein' eintritt. Mhd. n/terein, nach
einander. Vgl. auch a/terlands.
all- elei Z, alä Th, anderswo auch bloss lei. Er
ist nüd elei, hat einen Rausch ZKn. EUei ml" oder
lass gar .s'j", ich will Alles (allein) haben oder gar
Nichts. SüLGER. Ellei singe und drösche ist die lang-
wlligst Arbet. ebd.
all-eini eleini: allein, als Adv. Bs; BM.; S.
Aus mhd. «feine, ahd. 'aleino mit Übergang von tief-
touigem e in i, wie im Conjunctiv und bei der Femin. auf -i,
mhd. -e, nicht etwa verk. aus .alleinig', da das g dieser
Rndnng nie abfällt. Hofstätter schreibt abwerhselnd -e u. -i.
275
An.
276
alleinig 1) aleinig, ^le'miy B; Uw; W; Z, 2) all-
cinggen, allenggen BO., Unggr. LE., 3) fleigge Aa,
rWgge .S'cHBuch, 4) fleige S; Z, nläge, eUige ScHStdt;
ZSth., 5) alleiged, 'Jeiget Z: 1. allein. Si ist nid
ßümmej a. BSi; L; W, mulier gravida. Eend ir en
länige Herrgott? einen besondern, für euch allein?
Th. ,E. ist alleinig zuo dem M. gefaren.' 1531 Absch.
Adr. : ,niclit alleinig — sondern auch.' Bs 1655. —
2. einzig. Er ist eleinege Sun Uw, lengge Erbe LE.
Syn. eigen 4 Sp. 146.
Die Formen i und 5 scheinen zsgs. aus ,all-eigen', was
dem Sinne nach wohl möglich wäre, da .eigen' sich oft, hes.
in Zssetzungeu, schon in der a. Spr. mit ,ein' berührt; den
Zusatz eines rf, ( hei i zeigt auch das einfache eiyen, s. d.
Aber 3 lässt sich nur durch Assimilation von nr/ zu ijtj er-
klären. Die Endung -t" ist die in der ä. Spr. häufige adv.
Form. Dass bei 2 ein gg auch nach beibehaltenem n er-
scheint, erklärt sich aus der Neigung jener MAA. zu Bei-
behaltung des n übh., auch im Auslaut, und zu Verdopplung
anderer Consopanten. Immerhin kann und muss wol teilweise
Beimischung von ,eigen' angenommen werden, wenigstens
bei 5, wo der Zusatz von d, t sonst nicht zu erklären ist.
müs-entig-allein: ganz allein GrD.
£71(13 dient auch sonst zur Verstärkung, s. d. W. —
ilüi abstrakt verstärkend vorgesetzt, entnommen aus con-
creteren Verbindungen wie: müsstill, -tüd, -iias«.
niüs-bein-, müs-sel-: dass. Gr.
Auch hier sind die beiden vorgesetzten VVW. nur getrennt,
also als gehäufte Verstärkung, und ohne Begriffszusammen-
hang mit dem Grundw. aufzufassen, abstrakt übertragen aus
andern Verbindungen, in welchen die Verstärkung auf con-
creter Anschauung beruht, s. das vorige und vgl. ,bein-
dürr, -hart'.
muetcrs- muetersch-elei : dass. GA., ,muttersalein'.
FPlatt.
Eig. ^ (sogar) von der Mutter verlassen. — Das « viell.
nach Analogie des mhd. alterseine, vom ganzen Zeitalter, von
der zeitgenössischen Welt verlassen ; vgl. .Nachts' nach Anal,
von ,Tags'.
raueter-sel(en)-, in Ap -sels- und -seligs-. bei
Hengeler auch mueter-se-: dass.
liPueterse mit Abstossung des / wie in Muetine für Miu:tis-hef
(die wilde Jagd) r abgestossen ist. In -«c?iV/« ist -ig das
beliebte, aber oft sinnlos angewandte Mittel der Worterwei-
tcrung, -» adv. Endung. — Die urspr. Bed. war entw.: ver-
lassen von jedem von einer Mutter geborenen Menschen
(Seele = Mensch), oder — da ein Compos. ,Mutterseele" in
jenem Sinn nicht vorkommt — die beiden Begriffe waren
coordiniert, der eine den andern verstärkend; vgl. hrand-
erde~»chwarz u. a.
muetersengg- müetersänggeläi UwE.: dass.
Entw. blosse euphem. Entstellung von muetcrecl-, wie
mitex udgl. statt der Beteuruug ,meiner Seel'; oder eher
abzuteilen mueters-engg-, das letztere aus einig im Sinne von
, einzig'; s. all-einig.
müeterlichs-: dass. 1405 Ap Krieg.
Wenn die Schreibung ,mütterlichs' richtig ist, so kann
nur an das Adj. gedacht worden, etwa im S. von ,mütter-
lichen Teils'. Sonst könnte zu Grunde liegen Muvicr-hch,
Mutterleib, oder die Coordination Mitcter u. itcJ ^ Leichnam
(Christi), welches letztere W. auch als Beteuruug und Vor-
stärkung vorkommt z. B. Iichnamvil.
selig-: dass. Z. — Verkürztaus mueteraelig-, s. 0., oder
aus einem daneben selbständig üblich gewesenen «elcn-allein,
von jeder Seele verlassen.
dri-. Das sog. ,DreialIcintanzeir ist in einem L
i>ittonmandat von 1806 streng untcrsacrt.
Ver-ein 1. n. B; S: wie nhd., speziell Gesell-
schaft, worin beide Geschlechter vertreten sind, z. B.
ein gemischter Chor. Dim. Vereinli: gesellige Ver-
einigung von sog. Gespielen, d. i. Jugendfreundinnen
Z Stdt, Winterth. — 2. f. Vertrag, Büudniss. Absch.
XVI. ,Nach lut der verein.' 1521 Strickl.
Abgekürzt aus vereine, f. , Vereinigung, wie das Geschlecht
von 2 zeigt. Das von 1, welches sich übrigens jetzt an den
meisten Orten dem nhd. Sprachgebrauche anbequemt hat,
viell. übertragen von dem des begriffsverwandten ,Buud';
auch ,Chor' und , Gesang' sind in der Volksspr. meist n.
Jär-gänger-v. m.: Gesellschaft v. Männern, welche
im gleichen Jahrgang geboren sind, eine von St. Gallen
aus auch auf andere Orte übertragene Institution; s.
PScHEiTL. 1829. In V^'interthur sogar ein ,Kaltjar-
gängerverein' mit Bezug auf den kalten Winter 1829/30.
Ge-sang-v. n. Bs; Zf: wie nhd.
ver-un-einen verüeinn: vergiften, v. Tieren Ar.
Die Einheit des gesunden Organismus durch Beimischung
fremdartiger Elemente stören.
ver -einen: 1. vereinzeln, vereinsamen. Nur
im Partie. , veraint', verödet. 1408 Ap Krieg. Vgl.
Einet, Einöde. — 2. versöhnen, schlichten. Strei-
tende Parteien , richten [vergleichen] und vereinen'.
G 1485. ,Sich der zwytracht v.', aus Zwietracht zu
Einigkeit kommen, über streitige Punkte sich ver-
ständigen. 1525 Absch.
Vereini^g f.: A'ereinbarung, Übereinkunft, Fest-
setzung. ,Lut der Vereinung und ordinanz.' 1521
Strickl. ,Des küngs vereinig', der mit dem König
geschlossene Vertrag. Absch. 1521.
ge-einen. Die streitenden Parteien .gcrichten,
geeinen und betragen'; ,ger., schlichten und geeinen',
zu einem Vertrag bringen ZWetzik. 1480.
Einer m. : 1. was den Wert einer Zahleinheit hat,
z. B. ein Ein-Rappenstück. Einerli" n.: Brot oder
Kuchen, zu welchen ein einziges .Stück' Teig (s. Stiiclc)
verwendet worden ist. Solche Gebäcke heissen daher
auch einstiickig ; Eineru-eggen, -wäjen. — 2. nur in
1 Exemplar vorhanden. Lt Gr Samml. 1804 wurde
damals, um den Milchertrag des verschiedenen Be-
sitzern gehörigen Viehes einer Alp und danach die
Anteilsquoten am Ertrag der betr. Sennerei zu messen,
,8 Tage nach der Alpfahrt von den Kühen eines jeden
Besitzers zu gleicher Zeit eine gemolken; diese heissen
die Einer [von denen je 1 das ganze Besitztum eines
Genossen auf der betr. Alp ausmacht], dann folgen
ebenso die Zweier, Dreier usw. Dies heisst z'Einer
oder z'Wechsel [s. d.] melken'.
Einer-ling e-«e)7«/ m.: Einer. Bei den Webern:
nur ein Faden in dem Zahne, wo zwei sein sollten Ar.
einest, -ist einist Ca-, ä-J allg., Fst ApI., einisch
oAa; Bs; BE.; G; SB.; U, einitsch WVisp.: Adv. ein-
mal. 1. multiplikativ. Ein. me, länger, nocli einmal
so viel, so lang; e. minder, um die Hälfte weniger
L; Z. , Wol noch ainest also w.ytt.- G a.Hdschr. ,Umb
einist mehr Wert schätzen.' ApI. Landb. 1585/18"28.
,Gleichen lohn mit dem. der einist mehr schneide.'
1651 ScHiMPFR. ,Noch einist so vil.- 1671 Kadelbürg.
— 2. zeitlich, a) ein einzelnes, einziges, erstes oder
weiteres Mal Aa; Bs; B; L; G; Si-nw; Zf. Xonime
einisch, nur einmal; amel , amig au einisch, doch
wenigstens ein einziges Mal G. We-me dr 's [wenn
man dir es) c seit [sagt], so sott 's g'nue si [sollte es
m
An,
eil, ein, in, 011, Uli
278
genug sein] B. Wenn d'Wiher i Strlt chömid, se
ehrählid s' [kratzen sie] enand gll [bald] e. Schw.
Aber e., wieder einmal, schon wieder B ; s. aber Sp. 40.
Es (jöd zwei Möl übel, ob e. recht L. ,Wenn si 's noh
einist probiert.' Müsteri. ,We-er-ne [wenn er ihn] es
[eines] Tags zwure [2 Mal] cha" schräpfe, su lät er 's
nit bi einist gitet sy', so lässt er es nicht hei einem
Mal bewendet sein. Gotth. ,Ki)iel einist brüch-i Nilt
ml', wenigstens für einmal, einstweilen, ehd. ,Ds erst
Mal ist einist.' ebd. Wer e. stilt, ist slner Lebtig e
Schelm L (gegenüber dem sonstigen ,ein Mal ist kein
Mal'). Der fraged-is neiime vil of eineste, ihr fraget
uns ziemlich viel auf ein Mal aScuw. Uf e. Aa, uf
einistmol, z'änistmol GStdt, plötzlich. ,Gat järlieh nun
[nur] einest in das Heyligtum.' Bibel 1531. ,Wenn
Donati grammatica einist us ist, soll sie widerum an-
gehept werden.' 153'2 Egli Act. ,By dem das eynest
gsprochen ist, Soll es blyben zu aller früst [Fi'ist].'
HßuLL. 1533. ,A11 monat ainest' 1535 Sch, daneben:
,Da bat si Hensli noch ainst.' ,Denuo, iterum: noch
einist (einest), zum anderen mal.' Fris. ,Nur einst,
nicht öfter.' E. u. CMey. 1650. Dagegen: ,nit einist'
= nicht nur ein Mal, sondern öfter. Rcef; vgl. ,nit
einist, wan dicke' [sondern oft]. Mone Fhidol. , Einist
akl zwirunt ald dristunt', 1, 2 oder 3 Mal. ZEichtebr.
und noch spät in der Kanzleispr. : ,einist oder zwürent.
einist, änderst, dristund'; in Bs jetzt einiat, ztreinist,
drünist. .Yederman sol dem andern furfal [Spielraum
auf der Ackergrenze] geben, zuo dem brächet [zum
Pflügen des Brachfeldes] zwürent und zuo dem habret
[zum .Anbau der Sommerzeige] ainest.' 1433 Offn.
BüL'HB. ,Ze Sunngichten eini.st. und ze sant Andrestag
ze dem andren male.' 1400 Kollikon. ,Manend üch,
einist, anderist und zum dritten mal.' Z 1531. , Einist
und anderist und zum dritten.' 1634 Kyburg. Einist
(HnischJ über anderist (anderisch, änderst), ein Mal
über das andere, schnell nach einander Aa; B; Uw;
auch schon bei ÄTschitdi. E. xm änderst (anderisch),
ein Mal um das andere, fast unablässig Aa ; BM. E.
oder anderist, etwa einmal, zuweilen aScHW. ,E. und
anderisch', fast unaufhörlich. Gotth. „E. und andrist,
ein und das andere Mal." — b) ^ nhd. einst, a) in
der Vergangenheit Uw; U. Diemal e., neulich
einmal. Han einist e Schatz g'ha, iez han-i e Wuest
[ein Scheusal]. L Liedchen. , Einest wärest du un-
sichtbar.' ZwiNGLi 1527. ,01im: einist, vor alten zeyten.'
Fris.; Mal. ,I)ie Wiiitertaurer hattend einist einen
Herren [Pfarrer].' 1651 Schimpfr. ,Dieses Schloss hat
einist geheissen . . .' HEEsch. 1692. — ß) in der Zu-
kunft BSi.; F; S; Uw; U. Gli e., bald einmal Uw.
Er wird Inist de Lö" ubercho BSi. Es geit bis einisch,
es geht bis es einmal aufhört; der Krug geht zum
Brunnen usw. FMu. — c) mit dem Nebenbegrilf ,end-
lich einmal', der auf die Gegenwart bezogen Ausdruck
der Ungeduld sein kann Aa; Bs; B; aScHW; W. Einist
chunt dr Tod W. Er wird doch einist g'nue übercho B.
Chiimm doch- einist! Aa. Heit-er 's au einist g'irogt?
habt ihr 's auch einmal gewagt sc. uns zu besuchen,
Anrede an einen seltenen Gast Bs. I gan einist, end-
lich aScHW. — 3. abstrakt, a) (betont) nun doch
einmal, dennoch; mit folg. Negation: ja doch nicht
BGr.; Gr; Schw; W. Es ist ä„ist [d6ch] jsö SchwE.
Was welle-wer iez d' Wasch nfhciclui [aufhenken], es
nird e. nid hübsch, es gibt docli kein gutes Wetter GrD.
Doch eiiiist, gleichwol. ebd. , Wenn 's au. g'riiiiipkl
[gedonnert] het tind se yrüsUg g'schüttet [geregnet],
's isch einist sclwn und lustig g'sL' Breitenst. Wir
wä [wären] z'friden mit so vH; esn-as Rabsch blibt-
schisch einest mit, etwas Erhebliches bleibt uns ja
jedenfalls nicht W. ,Der Tod ist der Peyrabend ihrer
Arbeit; doch bleibet er einest ihr Feynd dem Leyb
nach.' JUlr. 1733. E. wie änderst: so oder so, jeden-
falls B; ZO. EA. ,Er hält einest u'ie änderst sterbe
müesse: nihilo secius.' Id. B. ,Ein wahrer Christ bleibet
einest wie änderst ein geistlich reicher Christ, ob er
gleich in der Welt am Hungertuch nagen muss.' JUlr.
1727. Syn. eineiceg. — b) (nicht betont) doch, ohne
Gegensatz, nur verstärkend und hervorhebend, im S.
von wahrlich. Das ist-mer iez e. e Lärme! Aa. 's ist
e. au grüsli! es ist doch schrecklich Schw. .Es ist
enest en Sommer! das ist einmal ein (schöner) Sommer!
er ist enest en Füle! er ist doch ein rechter Faulenzer!
es ist enest au wüest Wetter! Ap; ,der Bueh hed est
(enest au; amig o) möga lacha.' T. S. XXX (vgl. XXXI.
XXXIV). Das fröut-mi e. au! doch recht sehr G.
Das isch e. öppis [etwas] Schöns! S.
Mhd. eines, adv. Gen., mit angehängtem ( wie in nhd.
,sonst' (mhd. sus, schwz. mst) u. a. Vgl. eins. In der Form
auf -isch ist das ( scheinbar wieder abgefallen, aber im Grund
in dem sch-L&at noch enthalten. — Die Bed. ,doch' ent-
wickelt sich bei 2 c) und 'i aus hinzugedachtem Gegensatz
zu bisherigem Verhalten, wie bei nhd. , einmal' in den
Formeln: ,das ist, das heisst, das nenn ich einmal' in Aus-
rufsätzen, welche lebhafte Befriedigung oder sogar Bewun-
derung ausdrücken, und In einigen unter 3 b) angeführten
Beispielen kann noch der tempor.ile Begriil' von 2 a) durch-
gefühlt werden; aber in den übrigen ist er verblasst.
über-: nächstens ZDietik. — S. uher Sp. 58; und
vgl. ,über kurz oder lang'.
alwen- cdmefn)-, albefn)- {albeinis BSi.), albets-,
amefn)-, allefn)-: 1. = ahven 2, zuweilen Aa; B; L;
S; Zf. Alleneinist Vögel und a. Fisch und a. Chüechli,
wenn 's scho nüd Chilbi isch L. Syn. <•s^e eiws. Cor-
relativ: bald — bald B. — 2. ^ ahven 3, ehmals AAAarb.
- S. Sp. 208 ff.
under-: auf ein Mal 1. zugleich Aa; B; L; S; Zg.
Alles ungereinisch cha-me nit äschaffe. Geng numme
[nur] eis u. Er hett Alls u. fürt 'treit [auf ein Mal
fortgetragen]. ,Hür [dies Jahr] isch e Wunsch u. sövel
[so viel] wert as fern [voriges Jahr] unger zioöti Mole.'
Schild. 1873, S. 62. ,En. eigeni Herd isch Goldes wert!
het selbe Ma g'seit, wo [der] u. het müesse 13 Ching
früsch lo b'chleide.' BWvss. — 2. plötzlich, unerwartet
B; S. U. ändere chann-i-mi nit. Was chunnt-ech
[kommt euch] ä" so it.? ,U. fort e schwarzi Wulche
us-em Gade [Gemach] use' [bei einem Feuerausbruch].
HofstStt.
Vgl. nnder Präp. 2 a. ; nhd. .unter diesen Umständen,
unterdessen, unterwegs"; mhd. underzlten, -stunden, zuweilen;
vgl. Schmell. 1^ 87 unten.
Einet äwji n.'? f.?: Ortsn. Th.
Nicht verk. aus einem Compos. ,Ein-öde' (dessen Tiefton
auf der zweiten Silbe schwerlich Verkürzung bis zu j zu-
gelassen hätte), sondern aus der Ableitung ,ein-öt', welche
nur Vereinsamung, Einsamkeit, nichts von ,Öde' aussagt.
einet, ,eineten', ,von einet', Adv. : fortwährend.
,Die knaben , so etwas des latins gefasset habend,
sollend gehalten werden, dass si von einet latin
redind.' 1532 Egli Act. ,Homerus und O^idius sollend
von einet in der schuol blyben.' ebd. ,üie pfarrer
sollen V. ei. ernianen. dass man gctrüwlich mit dem
279
All, en, ein, in, on, Uli
Kilcheiiguot umbgange.' ebd. ,Der Pfarrer soll v. ei.
erraanen, dass man getrüwlich darmit umgange.' Z
Mand. 1628. Jhr Sprechens [sprechet es] zwar aineten
schon in das sechste Jahr an ohn einigen Erfolg.'
GesprXch t?CHW 1708.
,Von' seheint beigesetzt wie in ,von je, von Alters her';
in eineicn künnte «i aus ,an' abgestumpft sein, vgl. .fortan,
von nun an'; oder die alte Form adv. Cas., vgl. bair. cimten
= einst (nhd. einstcn-s). Aber die Torni einet selbst ist
lätselhaft. Sollte das obige alte Subst. Einet hier mit dem
Begriff der zeitlichen Einheit, Continuität, zu Grunde liegen
(vgl. ein I .S.)? Lautlich könnte einet auch aus , Einheit'
abgestumpft sein, vgl. Arbet, Arbeit, Fülhit, Faulheit.
einen t Adv.: von der einen Seite. ,Dass da zwü-
schent nit wyter sy einent denne anderen!' Alem.
G, 277. - Wahrsch. mit angeschobenem t aus einem adv.
Casus von ,ein', oder nach Analogie von ,dannen, wannen',
einig I änig Av; ScnSt; in Gl auch einech: Adj.
u. Adv. "l. einzig. En einigs Mal Z, einig u. elei,
nur, bloss, ebd. Kei einrchi Hoffnig; kei einigs Leche,
gar Nichts; en einigs Chindli Gl. Ken enzigs enigs
"FlfigH ki: ,Kein äniges.' Suloer. ,Ein einiges Bienlein
ist besser als ein Schwärm Fliegen.' Sprw. 18'24. .Ane
einig den Lütpriester, prseter sacerdotem' [einzig aus-
genommen]. XIV. B Handf. .Zur einigen Hand kom-
men', einziger Erbe werden (nach Absterben der
nächsten Blutsverwandten). ,Wenn ein Mensch abgat,
das zu einer aynigen band komen ist und sin gut nit
verschaffet [testamentarisch vermacht] hat, so sol einem
herrn werden die farend hab und der fall [die Gebühr
bei Todesfall] voruss.' Offn. ,Quod unum: welches
das enig ist.' Fkis. .Einiger sun, einig kind, ein ein-
geborner sun, der weder schwöster noch brüeder ge-
hebt hat.' Mal. ,So ihm semlicher [solche] ufligender
Last einig wolle zu schwer sin.' Ansh. ,Sölte es mir
einigem verderblich sin?' Kessl. ,5 panner [zogen]
über das einig fendlin [Fähnchen] von Zürich.' HBull.
1532. ,Wann ein Fürst Gesätze stellt, so sol einig
Gottes wort deren richtschnuer seyn.' GMüll. 1657 ;
.einig dahin zielen.' ders. 1674. ,Der erst und einig.'
Hott. 1666. ,I)en Darium, der in siben malen IdOOOd
man stark gewesen, hat er mit 30000 eiuiy-en Soldaten
angegriffen.' AKlingl. G. B. 1688. ,Er ist ein einiges
Kind', einziger Erbe. Hospin. ,Die Raben einig nur
der todten Körper Augen aushacken.' Siml. 1652. ,Ein
einiger Mann.' 1707 Ezech. ,Unser Glück bestehet
einig in dem Frieden mit Gott.' Tim. sep. ,Herr Jörg
einiger mit keinem Bystand.' GBrunn. 1522. ,Dass er
der einige eigentums besitzer von diseni brunnen seye.'
Z 1741. .Eine einige Juchart Wiesen.' Z 1776. ,In
allen 6 Jahren bin [ich] an zwölf einigen Ausrich-
tungen gewesen.' JCEsch. 1723. — 2. einzig wohnend
Z; einsam; allein, einsiedlerisch lebend. ,Ach wie
sitzt die statt, die etwan voller volks war, so gar
cynig!' 1531 Thres. (1667: ,einsam'). .Dasselb end
[jene Gegend] ist einig und wüest worden!' Stkätl.
Chron. 1464. ,Und man irenthalb [wegen der Land-
streicher] insonders uf den einigen Höfen in grossen
sorgen stahn muoss.' Z Mand. XV.— XVI. ,Monachus:
ein einsidler. oder der einig labt und wonet.' Fris.
.Einig wonend von der Welt' [abgeschieden]. 1509
Siml. Urk. ,Ainig leben: vita solitaria.' G Hdschr.
,Sy blibe einig [ledig. Wittwe[ oder manne [heirate]
widerum.' UMey. Chr.
Zu .alles Zwifcls einig'. Zitglöggl. vgl. mlul. einec m.
den., frei v.iu. Dncli passt iVu- Vfidi.-hlurig .- in) aus ri
nicht zu Seh MA. ; wahrsch. ist es daher = änig, s. Sp. 263.
Das Selbe gilt noch sicherer von dem Vb. sich enteinigen,
s. unten.
ein-einig eiiengget ™<Ä< = einig 1 in verstärktem
Sinn GT.
Die Adv.-Bildung mit -en (ein-rinirjen), der Zusatz (, die
Verhärtung k für »13, V9 nach Entfernung des dazwischen
liegenden i, die Verdichtung des Diphthongs zu e wie bei
alleinig Sp. 275; hier kommt noch die Verstümmelung des
vorgesetzten Zahlw. (wenn nicht ein beieits aus einig verk.
ist) in Folge des Tonverlustes dazu. Encngget Hesse sich
freilich auch als bloss lautliche Abweichung aus elemjget mit
Vertauschung von l mit n verstehen.
ent-einigen: (refl.) sich enthalten. ,Es sol dhein
[kein] scliultheis dheinen satz [schiedsrichterliche
Tätigkeit] an sich nemen, sunder sich der [der Sätze]
genzlich e.' 1457 Bs Rq. — Durch Erweiterung aus <»(-
äntn Sp. 263 mit Anlehnung an einig.
ver-: vereinzeln, einsam machen. Nur im Partie,
„vereinigt, ganz allein BO."
Einigi f.: Einzigkeit. Verlassenheit. .Erlös von
den hundcn mein einige.' 1531 Psalm (1667: .Einsam-
keit'). .[Bruder Claus] gieng an einige', in die Ein-
samkeit. Salat. Daher der Ortsn. Einigen BO.
Einigkeit: Einsamkeit, Einsiedlerleben. ,Das
wort munch ald ainsidel bedüt ainikeit; einikoit. dass
der mensch gern alleine sye.' GHdschr.
.einig, einich' II: Pron., irgend ein, auch als
Sg. .Obschon alte kirchenrecht einichen mönch zu
einicher cura gar nit zuliessend.' Vad. .Ane einich
schand.' 1531 Sirukl. .Einigen weg', auf irgend
eine Weise. Zwingli, sonst ,in ein. w.', z. B. XVI.
Kloster Muri; RCys. ,Er soll einig isin geschir nit
machen lassen, er habe dann vorhin darumb gefragt.'
XVI. Muri. .Er noch einiger anderer.' ebd. .Einichen
schaden leiden', in negat. Zusammenhang i. S. v. gar
keinen. ApI. 1585/1828. ,Ussert einichen pflichten
[ohne irgend welche Verptiichtungen], uss luteren
gnaden.' 1544 Z. .Dass ich kein ruow hab einige
stundt.' Com. Beati. .Wann aber sy derglychen einiche
mittel ganz und gar nit habend.' Z 1660. ,Wol fundierte
Gelehrte [gründliche Gelehrsamkeit] riecht weiter alss
einicher Balsam.' Hott. 1666. ,Ehe ihr einigen Stein
auf den andern leget.' 1707 Haggai (1811: ,ein(en)').
,MIt einicher Sichel oder Sägesen dareyn zugehen ist
verbotten.' Baden 1752. ,Soll der Schuldner dem
Botten nichts zu lieferen, auch einige [keinerlei] Un-
kosten zu bezahlen nicht schuldig sein.' Bs 1757.
,Ohne einige Abgabe.' HPest. 1790.
Das Pron. in Verbindung mit Negation berührt sich mit
dem Adj. im S. v. .einzig': .einig nicht' oder .nicht einig'
^ kein einzig.
einigist, nur in der Verbindung: der einigist, der
und der, ein gewisser, dessen Namen man nicht kennt-
dessen Worte man aber anzuführen weiss Uw. , Uclwm
[Unkraut] verdirbt nid', hed der Einigist g'seid. Auc|
adj. z. B. der einigist Bettler. '
Das Pron. einig hat hier die Form eines Ordinalzahlv«
angenommen, urspr. also viell. i. S. v. ,der so und so vielte,
dann: irgend einer in einer unbegränzten Reihe, aus einsH
unbestimmten Menge; frz. «n tcl. In apolngischen Sprww.-"
wird syu. gebraucht: de Sl:b (der Selbige = Jener), (/')(•"•■'',
tl) leine''.
Eini"g einig BO. m.; Vereinigung und Verein-
barung freier Gemeinds- oder Gewerbsgenossen zur
Festsetzung und Wahrung der gemeinsamen Interessen.
m
An.
en. ein. in, nn. un
282
1. vereinbartes Gesetz. Rechtsonlnung eines ganzen
Landes, doch meist einer (Land- oder Stadt-) Gemeinde,
auch nur einer einzelnen Berufsgenossenschaft, haupt-
sächlich enthaltend polizeiliche Bestimmungen über
die Grenzen des zuständigen Gebietes und Gebrauches
und über Strafen für Übertretung; Stadtrecht: Hof-
recht; Statut. ,Was die dorflüt einunge ufsetzend
u?nb iren frid und nutz.' Ofpn. Höngg. ,Wir setzen
nf unsere Burger und die hie wonhaft sind, dass si
die Torgeschriben einunge und gesetzeden [Satzungen]
von dien müliuon [den Mühlen] und von nialennc
stete haben.' Z Eichtebr. .Des einunges von malenne
und von mülinon ze hüetenne.' ebd. .Den Einung
brechen, meren und niindren.' Z 1396. ,Die Zile [Be-
I Stimmungen] des grossen Einungs.' Gl Landb. .Mag
' er die Busse nicht verbürgen, so lige er als [so] lano'e
30 der Einung wert.' Z XIV. ,Dass ein jeder fischer
trachte, den übrigen in Haltung des Einungs mit einem
guten Exempel vorzugehen.' Z 1710/57. ,Wir ver-
;; bieten alle Neuerung wider den Einung.' ebd. 1779.
(I — 2. ,m. Versammlung sämmtlicher Anteilhaber
einer Gemeinalpe zum Behuf der Kechnungsablage.
BHk.' Anon. — 3. Grenzbestimmung, Bann, Gemar-
kung. Bezirk einer Stadt oder Dorfschaft BS.; S. So
Aarau Stadib. 159'2. , Anstände wegen dem Weidgang,
gescheid [Grenzordnung] und einungen.' 1500 Bruckn.
,Ein einig [Grenzhag oder -weg] facht an by . . . und
gat...' [mit Ortsbestimmungen]. Z Steinmaur 15«1;
.Einigen' werden das. von .efaden' und .brachwegen'
' unterschieden.- 4. die auf Übertretung des Gemeinde-
statuts, bes. betr. Flurgrenzen, Holzhau und Weid-
gang, gesetzte Geldbusse. , Ader öss [seitdem dass]
er [der Bannwart] keini Einig me z'zieh het.' Hebel.
.Einungen und Strafen.' Rheinad 1464. , Einung und
buss.' 1524 ScHw Landb. , Einung und Besserung.'
Bs Rq. , Einung geben, nemen [einziehen], bestan
' [schuldig werden], des einungs fellig werden, den e.
nit geweren mögen, den e. uf jemand kuntlich machen
[Jemand als bussfällig verzeigen].' 15'24 Schw Landb.
, Einung verschulden.' Schw 1339. ,So die hirten mit
dem Vieh in die ess [Saatfeld] faren und schaden
, thuend, so ist ein tag-einig XVIII haller [Heller] und
ein nacht-einig ein Batzen.' Gem. Aroh. Z Wiedikon,
.Ist erkent, das die hirten nit in die höw [Haue,
Wälder] faren, und ist ain aynung, naniblich 3 pfd. h.,
daruff gesetzt, welche ain jeder verfallen sin soll.'
. Scu 1544. ,Die von Läufelfingen sollen die bannhäg
machen, solche auf und zu thun, schniden und einung
nemen.' Brücks. .Was Einingen falt von Efaden.'
HoPB. V. Z Albisriedcn XV. ,Won [ma,n] sol euch alle
einunge einem Herren gebessrun [büssen] an [ohne]
allein die velt einunge, die uf gesetzt werdent so daz
veld gebannen wirf.' kx Weist. , Welcher tannelatten
hüwe [hiebe], so sönd [sollen] die Vier [eine Behörde.
Tgl. Miieteini''g und Eininger] von einer Hagtannen
ein Einung anschlachen und von fünf tannestecken
«uch ein einung.' ebd. ,Dan soll der also den schaden
gcthan. den banwarten den einig, ouch schaden ab-
tragen.' BsRq. 1534. ,Wer frevelt in Holz, Feld,
Säten oder in der Almende, des Einung stat in Gewalt
der Gemeinde.' Hüningeü 1450. ,Hat aber der da ge-
schnldiget und beklegt wird, nicht guotes, daz er den
einung nicht richten [entrichten] mag, so sol man in
vürschrigen [verschreien], das in nieman huse noch
hofe [bei sich aufnehme].' 133!» Schw Landb. Noch
1786 bei JRGkimm .Einung: Züchtigung oder Straf':
und 1797 bei HZschokke.
Die Zeugnisse aus der ä. Spr. setzeu uin Mask. 'einunrj
voraus; Jas w. Geschlecht trafen wir nur l Mal im .Sclnv
Mb. V. .1. 1339 i. S. v. 4 und 1 Mal in der Z Gesetze-
samui!. 1776/9 i. S. v. 1, in beiden Quellen neben vorherr-
schendem m., in einer Urk. v. Uürs. 1363 aber das weibl.
Gesclilecht vorherrschend. Jetzt allerdings ist das W. (im
S. V. 3) an das bekannte Fem. (nihd. einunge) vertauscht
und auch iji den folgenden Zssen ist es bald d.as eine, bald
das andere. Da aber im Ahd. Mhd. Bildungen auf -iwij m.
für Sachuauien fast unerhört sind und da bei uns wie in
auderen deutschen MAA. und gernian. Dialekten die Fem.-
Endung -unt; an -!?ig vertauscht ist, so liesse sich etwa an-
nehmen, dass auch unser W. ursprünglich ,die E.' geheissen
habe, später aber in die Analogie von .Pfenning, Schilling'
u. a. übergetreten sei, wobei man bes. an die vorherrschende
Bed. 4 denken mochte, welche den Begriff eines Geldstückes
mit sich führte. Ins Frz.-Lat. aufgenommen heisst es ,tale
bannum seu tale Enon'. 1304 Werro Recueil. Einnwl findet
sich , Einigung' gleichbed. mit Eiuung (,Was für Einigung
verfallend.' 1670 AaNesslenb.), aber dies ist erst eine spätere
Bildung. Umgekehrt steht , Einung' ein Mal für .Einigung' :
,des Rychs Einung suechen und fürderen.' Ansh. — Bed.
4 u. 1 im Wechsel: ,Wär aber, das dekain [irgend ein]
ainuuge wäri von sus [so] verbottene aynunge [XB. der Rat
allein, nicht die einzelnen Gewerke dürfen Einunge setzen]
genomen, den sol man wider gen.' ca 1400 Diessenh.
Erb- f.: Staatsvertrag, der sich auf alle Nachfolger
der Contrahenten vererbt, Uga hereditaria, insbes. der
Vertrag zwischen dem Haus Oesterreich und den Eid-
genossen 1477 u. 1511.
Feld-: festgesetzte Strafe für Feldfrevel. .Das
dorf hat die veldeinung ze strafen und ze bezüchen.'
1585 AABöttst.
Fisch(er)- m., Pisch-eine f.: Fischerciordnung
und betr. Busse. ,Der lütpriester zuo Meila hat bi
minen Herren, so den flschereinung zuo Meila inge-
nommen, ob dem tisch gessen.' 1527 Egli Act.; .am
fischeinung[tag] zuo Meila.- ebd. ,Die Fischeine durch-
gehen.' Z Ges. 1776.
Hag-: Straf bestimm ung betr. mangelhafte Ein-
friedigung von Gütern oder Verletzung derselben.
1585 AABöttst.
Jär- m.: Sühngeld, mit welchem ein wegen Frie-
densbruch oder Meineid auf ein Jahr aus der Stadt
Verwiesener den Wiedereintritt in dieselbe erkaufen
musste; er niusste ,ein jar und ein mile (oder auch
,zwey jor und zwo mile') vor der stette krüzen [den
Stadtgränzen] leisten [Strafe aushalten] und den jar-
einung geben, ee er wider in die statt komet.' BsRq.
XV. XVI.
Muet-: die auf Übertretungeines Verbotes gesetzte
Strafe, auch Muothann genannt. ,Die muteynung, so
die Dorfvierer und der ündervogt ussetzen.' Opfn.
ZFlaach.
Muet wahrsch. in der selben Bed. zu nehmen wie in dem
begrifTsvwdten mhd. muoteclutr, Teilung von Gesammteigentum
durch Übereinkunft, also muot i. S. v. Gesinnung. Verlang™,
Wille.
Berg-: Assoziation zum Betrieb der Milchwirt-
schaft auf einer Alpe BO.; s. Eining 3.
Teiler-: Ordnung d. Säumergesellschaften in U 1429.
Dorf- m. : Flurordnung eines Dorfes und Busse
von 3 Schilling, die einer bezahlen musste. der einem
Andern Schaden an seinen tjütern getan hatte. BsRq,
14SS n. 1534.
m
All, eil. ein, in, oii, iiii
eini"gen einigen: Eiiiung halten, im Sinne von
Eini'g 2 BO.
„ab-einigen: Geschäfte rechtlich abtun. Kanzlei-
sprache Zg."
Einleger, Einiger m.: 1. ein Polizeibeaniter,
der über die Rechtsordnung zu wachen, Vergehen
gegen dieselbe zu verzeigen und Bussen dafür ein-
zuziehen hatte, ,0b ein burger sidun wil koufen von
eim gaste [Fremden], das da der einunger eirae [1.
.einer'] ali zwene [oder 2] zegegeni sun [sollen] sin.'
Z Richtebr. ,Von dien vier einunger, die man ierlich
hier über [über den Verkauf von Seide] ze huetenne
nemen sol.' ebd. ,Wenne man einunger ze dem einunge
von lualenne neinen sol.' ebd. ; s. EinV'g 1. ,Ober- u.
Unter-Einiger', als Beamte des XVI. XVII. aufgeführt
in Ölhafens Aar. Chr. ,Unsere Einunger und Gricht-
schryber.' B 16'28. Nach Durheim hatten die Einunger
in BTh. die Geldbussen einzutreiben. , Einunger:
Friedensrichter BTh., BStdtfr HZschokke 1798. —
2. Ausgewiesener. ,Begehrtent etlich Eininger mit
dem fähnli ynzeziechen.' Ansh.; vgl. Ächter ebf. in
passivem Sinn.
Die auch von St. angegebene Erklärung ,E. = Friedens-
richter, der bei Schlaghändelu Friede zu gebieten hatte',
beruht auf der nahe liegenden Ausdeutung, als ob Einiger
von einiyen i. S. v. .versöhnen' gebildet wäre, während es
vielmehr von Eini"g abzuleiten ist, wie die obigen Belege
aus der ä. Zeit beweisen.
einisch: eigenartig, sonderbar. ,In mancher Be-
ziehung war er sehr e.' GSa. — Ein und cigtn berübren
sich; vgl. alli'inig.
einlich: einzig, ungepaart GrD., Pr.
„einlif" ainlif Bsf (Spreng), enlif, ntr. enlefi B;
F; SBb., einl^f BsL., eindlef Aa; GlH.; L; S; Uw;
U; ZS.f, eindlöf aScHW, endlif ZWl., endlif AaF.,
endh;f B, englrf, englf BM., eintUJ BsL.; Gl; U;
ZO., e«<?</BsL., einhift ZO., Stdtf, eindJ.ft, eimhh-ft
ZWyla, eintkft Z, selten, e'lf allg., ölf kx; Bs; Gl;
GS.; SciiwE.; S; alf ScH u. angrenz. Z, oalf GRh.:
elf. Substantiv, zunächst mit Ergänzung von , Stück,
Uhr' usw. erhält es wie die anderen Zahlww. von 4
an die ntr. Pluralflexion -i (F u); diese Form dann
auch als Ntr. Sg. zumal im S. der Ziffer 11 überh.
behandelt. Die Angabe der Tagesstunde kann auch
mit dein Art. verbunden werden: es gät uf die elfi,
und der Dat. wird nur in diesem Falle flektiert: ab
den Elfe», nach 11 Uhr, sonst ah Elfi. Z'Nmd ne"
[am Neunebrot sitzen] bis am Elfi., d. i. bis zum Mittag-
essen, das ehemals (und z. T. noch jetzt) auf diese
Stunde fiel. Vkh Elfe bis z'Mittag, sprichw. für eine
sehr kurze Dauer, weil auf dem Lande schon um elf
Uhr zum Mittagessen geläutet wird. Vgl. das ebf.
tautol. : das isch e Vüspei- und e Eürobe = Feierabend
S. Eaz hat der Tüfd öalfi g'worfe, jetzt ist das Spiel
verloren, die Sache verspielt GRh. Hafner Schaupl.
2, 48 bestreitet, dass die Zahl 11 Unglück bedeute.
Mhd. cinli/[ä. i. eins über 10, lif—Ub in b-liben, bleiben),
ciU/. ,Einlif(f)' u. A. noch bei Friind 144G; Tierb. 1563;
Jerem. 1531 (,e.vlf.' 1548); LLav. 1576; GMand. ICH (wech-
selnd mit ,cilf); ,cinlof in G u. Seh Urk. XVI. Die Ein-
schiebuug eines d oder ( zwischen n und l ist fast unver-
meidlich, ganz wie in ffüen-d-li, Htlhnchen u. v. a. ; sodann
n.7 statt nd wie durchgängig in dem betr. Gebiete. O für r,
wie in .zwülP; « (aü dagegen nicht aus Wechsel mit e zu
Verstehen, sondern zunächst aus a cnrrigiert. welches in den
betr. MAA. der stehende Vcrtrctci- von iiilid. <i ist. Die
seltene Z Form mit ( ist offenbar von der Ördnungs- auf die
Grundzahl übergegangen. In ein und der selben Urk. wechseln
Form und Ausdruck: ,umb einliff uhreu — nachdem es eilffe
geschlagen.' G 1611. — Die zweisilbigen Formen allenthalben
im Aussterben.
.einlift', eindleft, elft, in Uw auch eindlefist : der
elfte. Als 11. Gebot wird dem Dekalog scherzhaft an-
gehängt, dass man sich nicht solle erwischen lassen Z.
Der ,einliste tag' bei GEdlib. S. 267 wohl ein Versehen
seiner nicht geschickten Feder, oder verkürzt aus der Super-
lativbildung einlefist.
,Einlifer', Eindl-frr, Elfer, ÖIfcr m. : 1. Wein
vom Jahrg. 1811. — 2. im Jahr 1811 Geborener.
3. je 11 Vorsteher von jeder der 6 Zünfte in St. Galleni
XVIII. Mitglied des Geschwornengerichtes und
Wochenrates , der im Geschwornengericlit sitzende
Landrat Ndw. — An letzterem Orte aus der Zeit fortj
gepflanzt, da die Mitgliederzahl eben 11 betrug.
Elftel (ScH Älftf^l) m.: elfter Teil - Seh a wi
beim Grnndzahlw.
einbaren: refl., sich vereinigen, verständigen
,Und sich da auf jegliche Artikel einhelliglich ein
bahrten und sich darauf unterredten.' 1439 Beitr. Lauf
eins eis I: einig (sein oder werden); s. ein I H
un- I: uneinig, allg. ,Discordias cum hostibu
exercere: mit dem feynd u. und spänig seyn.' Fris
Substant. ,da ward in der gmeind ein u. und murineh
und Zwietracht' 1527 Mey., Wetzik.
einsen: eins, einig werden; sich versöhnen GRPr
un- uneise B; LE., -eisse W: uneins werden, ha
dern, streiten; in BSi. etwas milder als , zanken',
sich ver-: in Zwiespalt geraten B.
eins eis II; Adv. 1. einmal. Eppe eis, etwa ein-
mal BO. ; esie eis, jeweilen einmal, dann und wann^
ebd.; s. Sp. 21; Syn. allen eis. O'rad eis, geradezu
gleich jetzt BO. Säg 's noch es BHk. ,Für [um] di\
dy Hochmiiet eis z'vertrybe', endlich einmal? oder eil
für alle Mal? HsOtt. ,Der tagen eins', dieser Tage
einmal. 152ö Absch.; 1533 HBull.; 1560 Rom. (1667
,der malen eins'). ,Der tag eins.' 1560 Bibel Vorr. ,F
eins kommen wir zu ruh.' R. u. CMev. 1650. Pleonast.
.versäumst diss einmal eins, traur ewig.' ebd. Vg!j
auch ein Ib. III 1. — 2. immer. Eis und alli Tc^
W. Vgl. ein und all Tag, ein IIb.
Das alleinstehende Adv. eins 1 ist der mhd. adv. Gen;
einet, bei dem man malen ergänzen kann, «nd aus dem dureb
Zusatz von t einest entsprungen ist; s. d. In der Verbindui^
,der tagen eins' kann ,eins' nicht wohl regierender Geis
sein i. S. v. ,an einem dieser Tage', weil ,der tagen'
ohne beigefügtes ,eins' adv. = , dieser Tage, in diesen Tagen'*
vorkommt, und weil die Verkürzung ,eins' nur vor t
Subst. vorkommt. So erklärt auch Schmeller 1* 87, w«
übrigens auch ,eins der tag' als schweizerisch angeführt wird.
— 2 ist der mhd. adv. Accus, eine«, in einem fort.
über-: ,Ü. kommen' 1) = nhd. überein k., d. L'
überein stimmen. .Mit den Leuten nicht ü. kommen',!
nicht friedlich auskommen Uw. ,In vil stucken kom^
mend sy ü.' Fischb. 1563. 2) ins Klare kommen, zu-i
recht k. S. ,Kit emöl mit de Prattigzeiche [Kalender-?
zeichen] bin-i recht ü. cho.' Joach. 1881. Es ist Alles
ilbereis g'gange, mit Einstimmigkeit ausgemacht worden
Z. Vgl. .eins sein, werden'; überein Sp. 274.
alles- allscis: ununterbrochen Gl H.
S. ring If i'. .1/^- ist adv. Acc, mhd. atlez, welches
auch l'ni- sii-li allfiii scbnn .ininiei' bed. kcinute, s. fiH« Sji. 17fti
285
An,
286
UM- 11: neulich, letzthin BKi. — Walus.-,h. uiii^'cstcllt
oiUt mit Abwerfiing des ersten h aus nu"-r-i«.
Einser eiser m. : 1. die Zahl Eins Aa, auch die
Zahlen bis 9 im Gegs. zu Zehner usw. B. — 2. ein
im Jahrgang 1 Geborener Aa.
eine/;-!; „eins BE. ; LE.", eis B, düine;-i; däis
Aa (ohne F.); oBs; LH.; ScuMerish. (deune; deui;
deiis); S äi-, Gen. äisse, äiesse; ain^re [eini^i-ra BEi.),
äirc. Dat. äinetn, uim, PI. Noni. Acc. äiwi BM., einer
Ki. — adj. ein; ein; eis BEi., (djäi; (d)äi; (djäis
Aa; BU.; S, Gen. eis; ein' Ei., Dat. eimm ebd.: jener;
der andere, in letzt. Bed. auch mit best. Art. „Eis
Meitschi dcrt", u. noch mehr pleonast. gehäuft: däine
■ dertige dert L. Das Messer isch Äisse, gehört Jenem.
■ / ha 's Aim g'g'c. I wott vo äim, ich will von jenem.
■ Einer [jene] g'falkn-mer besser ivan diser [diese] BEi.
Bäinere, von jener Art; i u-ott nit d'ere, i wott däinere
Aa; L; auch adj. (indeklinabel), z. B. däinere Lüt,
; Wi", Brod. Mit äir Hand, mit der andern; äi Weg,
\ anf jene Weise. Ais Jar, das andere, nächste; eis
Jars, in jenem J. BBe. De äi Tag, am andern, fol-
genden; äis ist war (etwas früher oder von einem
. Andern Gesagtes); isch-ne Ais? ist es Jener V (eig. ist
. Jenes ihnV) Ichnimine das und dii cliast eis ne. Wei
[wollen] si das, so wott [will] i äis. ,Das und deis'
und ,deis und das'. Hebel, ebenso Bs; S neben syn.
das und selb (s. auch diilb) Bs, das und disers; diss
und däis S. Den manigfaltigsten Wechsel von Syn.
für das Demonstrativum sucht der Kinderreim: Ich
und du und de'' händ enandere g'ge; ich und du %md
Dise händ enandere 'bisse; ich und du und Däine
(DeneJ dert händ enandere d'Haar (d'Chiipf) uszert.
Dise und Aine! euphemistische Fluchforniel statt: ein
Verwünschter. ,Bei Diesem und Äynem! Wo diese
■ und äyne [wo zum Teufel] hat man mir doch das hin
getan?' Gotth. Du Dise und Däine! Bs. De'' Däin
und Selbe! ebd. Auch wie die syn. de Selb, der
Einiyist Sp. 280 u. a. im S. von Jemand, ein Gewisser,
quidam. So zur Einleitung von Sprww.: Aine häd
g'seit usw.
Die auf diesem Punkte einmal Nichts zu wüDschcn übrig:
,' lassende Bestimmtheit der Charakteristik des Lautes, wie
: solche aus Aa; Bs; BM. vorliegt, enthebt uns alles Herum-
tastens nach dem Ursprung dieser beiden eigentümlichen
WW. oder vielmehr Wortformen. Danach hebt sich unser
Diphthong entschieden ab von mhd. ei, welches z. B. im
I Zahlw. eine'' Sp. 268 enthalten ist; es ist der nur in einer
kleinen Gruppe von WW. gehörte Laut, in den WW., in
welchen die Lautverbindung en vor Spirans (/, z, ach, ch)
; verkommt; in dieser Lage entwickeln die genannten MAA.
I das e (ä) zu einem eigentümlichen Diphthong, wobei n sich
■ verflüchtigt; s. H. LH u. Fromm. VII 333/4. 344. 346.
Damit erhält auch der auffällige Parallelismus und lautliche
Anklang mit ine'', dgne'' (Sp. 26.5) und die Tatsache, dass
alle diese WW. einander geographisch ausschliesscn, ihr
' Licht: sie sind ein und das selbe W. in provincieller Tracht.
' Entgegen der in Fromm. 355 aufgestellten Behauptung be-
' gegneten wir o. Sp. 265 der Tatsache, dass ins, obwohl «
1 nicht stammhaft ist, in ei'« (äta) übergehen kann, wobei viell.
das Zahlw. eis, mit welchem sich das Demonstrativpron. ja
\ auch bcgritflich auf einigen Punkten berührt, mitwirkt. Jeden-
, falls hat nun von diesem Ntr. aus rückwärts die Erstellung
einer Mask. -Fem. -Bildung aine; -i (deui, deune) nach Analogie
von eis, unum, alqd: eine; -i unus, una, aliquis. Statt ge-
funden. Äis knüpft die Reihe aine'' an i'ne'', indem es als
Ntr. für beide gilt; eine Form aineJi, welche von äine aus
für das Ntr. zu erwarten wäre, kommt nicht vor; wenn
Stalders spätere Angabe aina Richtigkeit hat, so ist sie eine
Bildung dritten Ranges, d. h. nur dem neugeschaffenen Msc.
äine zu lieb gebildet. In dcns ist statt des i der ü-Laut auf-
gestiegen, wie sonst vorm häufig (Eumcj- Sp. 221). Lt St."»
war einst äin auch in Zg zu hören; und Tatsache ist, dass
Jas aus dem Pron. abstrahierte Adv. d-ei eine weit über
das für obige Pronominalform angegebene geographische Gebiet
hinausgehende Verbreitung hat. In der ä. Lit. sind wir nur
einem Beispiele begegnet und zwar bei einem unsichern
Schreiber: ,uf eim teil', auf der andern Seite. Edlib. S. 69,
der sonst ,em' (s. Sp. 265 M.) schreibt. Zss. einhulb, .jen-
seits. Zu erwägen bleibt, ob das syn. fränk. den, dener
unserem däin, däine'' auch lautlich entspreche. — Über das
vorgesetzte d s. denc'' Sp. 265. Zur Dekl. vgl. ein Sp. 268
u. 273; Nom. m. dein neben deine Bs.
einige beinige Ap; GStdt, änige 6. Aa; B; L (auch
änegi); GT.; ScH; ScHW (änegi); S, ä. dän. Aa; BStdt;
ZSth., ä. man. Th; ZWint., ane b. AaF., anede b. L,
aneti b. ScHwMa., äneti b. L, äni m. ZStdt, S., ene b.
BSi., e. d. ZG., one d. AAEh., Endeli Bändeli Eouhh.,
endi b. W, antis b. GG., binige beinige Zg: Anfang
eines Anzählspruches.
Wie bestimmt sich behaupten lässt, dass dieser in un-
zähligen gleich sinnlosen Variationen über alle deutschen
Lande verbreitete Spruch auf ein undeutsches Idiom zurück
gehe, so schwer, ja unmöglich ist es, dieses Idiom zu nennen
und die Wörter zu deuten. Wohl bieten sich etwa frz. ,un
deux' oder ,une main' an, oder hebr. ani, anoki, ich, dessen
Anlaut Veranlassung gegeben hätte in die Abwickelung der
Laute des Alphabetes überzuspringen.
in I. Präp. mit Dat. u. Acc, in vor Voc. (in uBs;
B; Gr; W auch vor Cons.), sonst i; in Verbindung
mit dem Art. ,den' t Aa; B, sonst in (W in-nu Acc.
Sg. m., iw-reg Dat. PI.); ,der' ir B, inner W; ,die' it,
bzw. int; ,das' is, bzw. ins; , einen' ine/n), ing)irfnj;
, einem' hi-am W, sonst iwjwig, mh^otj, imj; ,einer' ire
Gr: im Allg. wie nhd., aber (bes. in räumlichem S.)
gerne verstärkt durch Beifügung der entsprechenden
Advv. inne, drin. Ine, hin-, herein, z. B. i-der Stuben
itine, i-d'St. ine. 1. räumlich (mit unmerklichem
Übergänge in innere Beziehungen), a) vor Ländern.
1) m. Acc. = nach ß; Gl; LE.; P; S; W. ,In Egypten
fliehen.' Gotth. ,/ u-iU-mi dinge i Flanderen l', mich
nach Fl. anwerben lassen. S Volksl. / Aletsch fare
W (man sagt das A.). Früher durchweg so. ,In Italiam
eilen.' Mal. ,Wie nun der brach in Eidgnossen ist,
dass sy priester mit inen fuerend in die reis [ins
Feld], ist auch Zwingli mit dem land Glaris in Mey-
land [die Lombardei] gereiset. 1572 HB^ll. , Zügen
heim in Walles.' 1572 Platt., jetzt mit dem Art. i 's W.
.Attigit Britanniam: er ist in Engelland kommen.' Fris.
,Zum beweistumb ist unnotwendig, dass wir in Italien
laufen.' 1665 JMüll. ,Ihn [Juvenal] bracht in Lybien
das Gift der scharfen Feder.' AHall. 1732. ,Er ist
mit seiner Haushaltung in Carolina gezogen.' 1774
Moos. ,Begab sich in Holland.' Holzhalb 1791. Die
Schreiber scheinen die Zweideutigkeit des Ausdruckes
nicht gefühlt zu haben, wenigstens scheuten sie sich
nicht vor Angaben wie: ,Lachen, ein grosser Pass in
Pündten.' JEEsch. 1692 (Lachen am Zürichsee); ,in
Indien reisen.' 1741 Goliath; ,eine Eeise in Hol-
land.' TüRicDM Sep. 1778; gemeint ist .nach Grau-
bünden usw.' Selten und nur in ä. Spr. vor Ortsn.
statt des üblichen ,gen', go. ,Bis das er in Gasen
[Gassen, die volkstümliche Benennung von S. Nicolaus
W] kam.' 1572 Platt. ,In London zu gan.' 1575
287
An.
288
WiNT. Cliroii. ,Iii Zürich koimiieii.' 1741 Goliath.
.Hat die Juden in Babel geschickt.' JKHofmeist. 1744.
2) ni. Dat. ,In Eidgno.ssen', in der Eidgenossenschaft.
Edlib.; HBull. u. a.; vgl. lat. in mit Völkern, und
,in Franken, Baiern' usw. — b) vor Appellativen, bes.
Stoffuamen. mit Verben der Bewegung zur Angabe
des Zweckes, Etwas von jenem Stoffe zu holen,
kaufen, sammeln. I 's Holz f/ä", in den Wald, um
dort Holz zu sammeln. I d'Upperi yä oder schiclce.
um Erdbeeren zu pflücken; und dem entsprechend:
sl sind i den Epperene. I niiies i d'Schue, i 's Ol.
gehen Schuhe usw. zu kaufen. Giind i 's Fleisch, geht
Fleisch zu holen. St scliidi tri Cltind i'n Mist, den
Viehkot auf der Strasse zu sammeln Z. I'n Tei/j
springe'', beim Bäcker Teig zum Kuekenbacken zu
holen Bs. — c) in einigen besondern Verbindungen
und Redensarten. / 's End schlä, sich dem Ende
(Tode) nähern L. Si"'' i d'Sel ine schäme, in die tiefste
Seele hinein. Es gat i'n Herbst (es wird eingerechnet
in die Freiheit der Weinlese) zur Entschuldigung von
allerlei Mutwillen, der um jene Zeit begangen wird.
Es gät immer im. Gliche, z. B. von einer langwierigen
Krankheit. Im G'wonte, für gewöhnlich B; vgl. frz.
ffl l'ordinaire. ,Mutat terra vices: die erd verenderet
sich, ist nit allwäg in eim.' Fris. In-si"'' ha", es mit
sich bringen, von Natur so beschaffen sein; de Hor-
ning het 's so in-si, er bringt meist rauhe Witterung.
SuLGER; es het 's in-si, es liegt in der Natur der Sache
Aa; ,in sihä, solere.' In. B. ; dagegen: es hed ril in-si,
die Sache ist von hoher Bedeutung Ap. Im Berg obe,
in den an oder auf dem Berg gelegenen Gütern oder
Häusern Z ; Gegs. im Bode. Was git 's Nüs [Neues]
im B.? fragt der Alpler. I de Berge" (ine), in der
Hochgebirg.sregion. .Vychhirten so in bergen wonend'
[nicht gerade: auf den Bergen, sondern auch in den
Hochtälern]. ECys. — 2. bei ungefähren Zahl-
angaben. ,Von 5 in 0 gbln.' ECvs. ,Von 10 in die
11 und 12 Gl.' ebd. ,J. Maag [der Schulmeister] hat
ghan in die 60 Schulkinder.' 16.51 OGlatt. ,18 firsten
yngeäschoret worden, darunder in 36 Hausshaltungen
gewohnet.' ebd. 1670. ,Von 6 in 7 cronen kosten.'
1686 B. ,ln siben malen hunderttausend mann stark.'
an die 700,000. AKlingl. G. B. 1688. ,Ab Obs in die
100 Taler erlösen.' JEEsch. 1692. ,Dass die noch
Minderjährige dess Tags zwo in drey Stund baden
können.' 1702 Hott. ,Es waren allhier 5, 6, in 7
Kinder.' Mise. T. 1722. .Oberglatt hat Eäbbögen zu
2 in 3 Eynier.' 1746 OGlatt. In der lebenden Spr.
dagegen mit dem Dativ: i de Vierzge, über 40; i'n
Hunderte, über 100. allg. — 3. zeitlich a) mit dem
Dativ: In einem Zeitpunkt oder während eines kürzern
Zeitraums. I disem Mal, das andere, näch.ste Mal Z;
•j dem, in dem Augenblicke, gerade Bs (vgl. nhd. indem
als Conj.). .Haben den tatsch versteckt und in disem
ist er unigewendt worden.' 1.576 GKeller. .In sol-
chem', unterdessen. Mev.vKn. Vgl. (u. vären) .in
währender Schlacht' und .währendes Krieges' udgl.
Ausdrücke, aus welchen die nhd. Konstruktion .während
des Kr. usw.' herausgewachsen ist. Es u-ird regnen
im Tag, im Laufe des T. BHa. Im Nomittag B; S.
,Im tag ist er auf erden, zenacht im wasser'. Mal.;
ebenso HBull. 1533. .Samstag im tag umb Zwölfe,
nieridie.' Z ä. Prozessakt. ,Das Danzen in dem Baden.'
1792 Hott., = während der Badccur. ,Ini besten seiner
.lalnen'. in der Blüte. Kraft, im schönsten Mannes-
alter. KvBi-Kz 17.53. .Robur a;tatis, so der men.sch
im besten ist.' Fris. ,Do der Strit in dem besten was',
auf dem Höhepunkt. 1336/1446 Z Chr. Etwas ist im
Werde", im Tue", in allem Tkc" Z. In eim Fueter,
ohne ein Zwischenfutter, einen Halt (fahren) Z. I"
hange"de licehte, eig. während der Process noch vor
Gericht schwebt, die Sache noch unentschieden i.st;
dann übh. = ungewiss Aa; BO. ,In rechten hangen',
noch schweben, unentschieden sein. 1521 Absch. ,In
ergangenem und noch hangendem krieg.' Ansh. ..lez
in hangendem bericht, wo man [täglich oder stündlich]
bericht erwartet.' Bossh.-Goldsciim. .Wann der Winter
im kältesten gewesen.' Cvs. Im Taubste, im Moment
oder Zustand des höchsten Zorns. Statt ,wir sind im
essen gsin.' UMey. Chron. sagen wir jetzt: am, aber:
in allem Esse [mitten im E.] nf de gri'ist Löffel luege
seinen Vorteil zu keiner Zeit aus den Augen lasse
ZLunn.; s. all Sp. 167. — b) mit Accus, zur Angab
bestimmter Zeiträume, für welche Etwas, z. B. el
Vertrag, gelten soll. ,Dic Brautwerbung oder da
Dingen in das lange Jahr.' Z; i 's lang Jär dingi
heiraten B; L. ,Uf d' Wienecht i'sJör dinge', eine
Mietvertrag von Weihnacht bis W. schliessen. Schili
.Eine Verstandnuss [Staatsvertrag] in die Ewigke:
machen.' Ansh. — 4. distributiv. .Geschwi-sterteii
kinder. deren seyen viel oder wenig, sollen erben i
die Häubter', auf die Köpfe, jedes gleich viel. Bs 175'
,Das Almosen nicht auf ein mahl gänzlich aussteilei
sonder in dies singulos, ein Tag in den andern.' 169
AKlingl. Vgl. dagegen: ein Schrei i dr ander tw
einen Schrei nach dem andern ausstossen B. De gan.
Tag ei Schnarz [Schelte] i der ander g'höre Seiiwffl
In Drittel degge, ein Haus mit Ziegeln ohne Schindel
decken, während ei fach degge bedeutet : mit unter di
Ziegel geschobenen Schindeln decken STh.; vgl. in
declen. — 5. in ad v. Ausdrücken mit einem subst
Adj. neutr. In übel ne". allg. ,ln übel ufnemen un
vermerken.' 1-3.36/1446 ZChr., entw. accus. ,nach der
Übeln Seite' oder dativ. ,in übelm Sinne'. Für letztere
.Auffassung sprechen Konstruktionen wie: ,In argeöt
vermerken', übel aufnehmen. Klingl. 1688. ,Im besteii
aufnehmen.' Absch. 1521. .Verstond [versteht] diss myn
ylends schryben mit fugend im allerbesten.' Zwingli
,Im besten beschehen', in bester Meinung, Absicht,
ders. Und so häufig, auch bei Fris.; Mal. .Den Weg
zeigen, wo es im Geraden durch müsse.' Gotth. ,In
gemein', insgemein; vgl. ,in teil und gemein stan.
ÜKK. 1540. ,In geheinid', insgeheim. ,In samt und
sonder', sammt und sonders, insgesammt. Absch. 1522,
— 6. andern nhd. Präp. entsprechend, über. .Hart-'
manns Bemerkungen in ein Paar Appenzeller Alpen,
1804 Steinmüll. — auf. ,Su chömm es eim g'rad i's
Ghjche use', auf dasselbe heraus. B Kalender 1840. Jnl
Eis, auf Eines hinaus kommen B. .Studie oder Stüdelil
kommt in Eins.' Gotth. I de Stocksände lache, sich
heimlieh freuen UwE. = nf (lünder) de Stocl;zäne Z,
I'n Bode (abe) falle; i'n B. nsc ligge Z. .Die aber, diel^
dreyn hoffend, sind des tods wirdig.' 1531/48 Sapientia.
.In ein Kaiss fahren', auf einen Kriegszug gehen. BiEt
1352. ,In mengen weg', auf mancherlei Weise. 1519
Stulz; ,in den weg', auf diese Weise. AgTschudi 1531:
.in kein wäg.' Fris.; Mal.; .in zween wäg.' LLav. 1569
= .auf eine zweifache weise.' ders. 1670; ,in keinen
weg [Etwas] gestatten.' SHochholz 1591. ,Die sich
alle gründend in der kirchen'. die gegründe' sind aul
289
An. eil. in.
290
die I.f'lirc vnii .Icr Kirclir. ZwiMii.i. .In ilor tiiu-lil.-
BossH.-GoLuscii.M. ; KCvs. 10,^1. .Diu Gia.sniuck gleljt
[ernälirt sicli] der ■nüniiliiien, die in den böumeii
wachsend' [in der Laubkroiie derselben]. Vouelb. 15">7.
.Daruf liiess man in [d"] trnnnnen fTrunnneln] .selilan.-
157(i HiKSBKEiK.iHRT. .IMe fehlbarcii gleich im tn.sz-
stapfen rügen', auf der Stelle, in. o ve.stigio. Bs Kq.
liUO. .Ein Ehemann soll in .seiner chlichen frauweii
Ivlcidern kein Elirecht [Erbrecht] haben.- L Rothbg.
lliKl. (Statt = .auf' c. A. kann hier .iir auch nacli
älterer Weise =^ .an' c. D. erklärt werden. | .In seinem
todtbett.' 1(352 Sohimpfr. und häuHg in den alten
Rcchtsq. ,In einer groahlten tafelen [auf einem Ge-
mälde] die histori Josejdis gsehen.' ebd. — um. .Im
höchsten Pfenning verkaufen', um den höchsten Preis.
Z 171.'). — an (wie sonst unigek. ((«== in. s. Sp. "249).
••l»- steid imiiir, lieiiit'iclii, es stellt an einem Eainchen
Gr; vgl. 1. c (Hl Berf). Eine" im Xareseil fitere"
ÜSchäch. Jemanden im StrickJi ha", ihn sich zii
Willen haben, ebd.: vgl. Jemanden «/' ein Spi.fa ha".
In )>i liier Statt, an meiner Stelle, ebd. .Das Zunft-
gericht erkennt: es solle ein Jeder in [an] das Ge-
richt bezahlen 2 Franken.' Wolf. Rel. Gespr. .In
sin inesser grifen.' L 1308. .Wer gegen dem anderen
svn band in sj'n messer schlecht.' This 1.539. .Ob d/
also in im selber were'. ob es sich so verhalte, an
sich. Edlib. .Der sein fröud hat im gerten [Ochsen-
stachel] und stäcken.' 1531 Sir. (.in' auch 1-548. Iö67;
.später .an'). .Xoch in leben syn.' LLav. 1569. .Sich
mit wyb und kinden in bättelstab richten-, an den B.
bringen. M.^xn. Z 158(;. .Der 8. oder l. teil in der
buos.s'. Anteil .an' oder Teil .von'. B 11328. .Glauben
in die Dreifaltigkeit.- Hott. I(i66; .in den Sohn Gottes
glauben.' JMüli.. I(i73. ,Haar in Zäiien haben.' Hospin,
.Ins Herz wachsen.- ebd. Derselbe hat auch : .im liag
sin-, in Verlegenheit, was aber nicht = .am H.- (vgl.
.am Berg- unter an) erklärt zu werden braucht. Aus
Fällen wie: .Wann der Winter im kältisten [in seiner
k. Periode] gewesen.' 1661 Cvs. und ,»'»> Taubste' (o. 3)
entwickelt sich der Gebrauch von in für jenes an,
mit welchem der Superl. des .\dv. gebildet wird: im
frlhtste. am Ehesten; es irär im Allerbeste Z. — unter.
•Im Lnte-n-inne.' Sti'tz. .Ein Gebäude anfangs im
Dach haben-, wenn die Baute so weit gediehen ist.
dass sie unter Dach gebracht ist U. .In Tacht brin-
gen', unter Dach. Eni.iB. .Es sigen ouch derselben
kind über sy gefaren. und in sy geschlagen und ge-
rouft.' Z M. XVI. .Einem daiifer in [unter] die zän
stan.' 1569 LL.w. — von. .Der mensch wirf nit in
dem brot allein laben, sunder in einem yetlichen wort.'
1531/18 Matth. — vor. .Im reclit. im recliteir. vor
Gericht; in einer Menge von Formeln, s. Hecht. —
gegen. .Die der sünd in lieiligen Gei.st nach [nahe!
verwandt.' JMüi.l. 1665. .Und der Sünde in den h.
Geist nahe kommt.' Goliath 17tl. Noch jetzt: das
ixt inii h. Geist ine [hinein] ifsitndif/et Z. — mit.
AV macht Alls i linyg, mit der linken Hand B. .Die
spillut, die machent [Musik] in häfen, mit tellern.
oder in ander weg zuo tanz.' Ecsli Act. 1521. .Mein
lieber sun in dem ich zuofrideii bin', an dem ich
Wohlgefallen habe. 1531/48 .Makc. — nach. .In mym
bedunken-. nach meinem Dafürhalten. Eulib. Vom
Ungläubigen: , Alles so er tut im schin guot, ist sünd'.
ob.schon es auch dem Scheine nach gut sein kann.
KtssL. — durch. .Unz [bis] er burgrecht kouft oder
Schw. Idiotikon I. 3.
rs in rei.^e [durch Teiliialiiiie an eiiicin Kriegszug]
gewint.- BsKii. 145(1. - zu. Im-cue Teil, zum Teile Z.
.In der Er des liailgen crutz gebuwt', dem li. K. zu
Ehren. .Gewidit [geweiht] in der ere sant Aurellyen.'
GHdschr. .In die gegenwer gerüst', zur Gegenwehr
gerüstet. 15-24 Absch. .In das recht sitzen', zu Ge-
richt. 1530 ebd. ,Im rechten sitzen-, zu Gericht sitzen.
WiNTKKTH. 1570. .Wier kleinen buchen sassen nüm-
merg ztisch in dsmall [nirgends an den T. zum Male].'
1573 ThPlatt. .Den zimlichen und gewolmten Bruch,
da man eiiiandern das Vych in halbem gibt und zuo-
stellt', d. h. zur Fütterung, wo dann der Nutzen zwi-
schen Eigentümer und Besitzer gleich geteilt wird.
B 1628. .Ich will gern mit dir hn halben bezahlen', die
Hälfte der Auslagen auf mich nehmen. HPest. 1783.
,Die künftig Zit in Bat nehmen', zu Kate ziehen, be-
denken, berücksichtigen. Felner 1803. — 7. in Fällen,
wo sonst keine Präp. steht: im bare Chopf, barliaupt
(nach Analogie von ,im blossen Hemd' udgl.) GlK.
, Bliebe zuletzt im stecken', blieb stecken. 15'25 It Mev.
W'etzik. ,Es sagt Mutianus, dass der Äff auch lerne
im Sehach spilen.' Tierb. 1563; vgl. frz. aiix echecs.
,Talos jacere: im bret spilen.' Fris. ,Eine Coniedi und
Narrenspil anzusehen oder in der Karten und im Brett
zu machen, ist ihnen die Zeit nie zu lang.' Ulr. 1727.
.Im rechten studieren', Jurisprudenz. Fris. ,In der
arzny studieren', Medizin st. Platt. 157'2. .Sie hatten
im Befehl, alle getreue Truppen an sich zu ziehen.'
1760. SiML. Urk. ,In Baumwolle weben oder in Rei.sten.'
1822. Mev., Wetzik. — 8. pleonastisch vor dem
Dativ Aa; Gl; VOrte; Sch; S; Z tw. / mir, mir;
i Eim, Einem. Mit Art. i'm. dem; i-d'r (in-d'r AiFri.),
der; i-de (in-de AAFri.), den; i'me, einem. — 9. Ac-
cusativ statt Dat. ,In das gägenteih' LLav. 1578
(= .hingegen-, ders. 1670); so auch noch Ende XVII.
Vgl. auch 0. 2.
Zu den durch die Verbiudung mit dem Art. cntstcheuden
Formen vgl. an Sp. 249. In einem Teil von Aa nimmt die
Präp. wieder ihren vollen Leib an, wenn sie eine Enclitiea
zu tragen bekommt: in-dn-, in dir, dag. i dir, dir; s. auch
n. 8. In Geschlechtsun., welche vom urspriinglicheu Wohu-
ijrtc hergeholt sind, wie Imichai, Jnidbun, mag die Synk.
in'n für in de», welche auch in der Lit. früh auftaucht,
stecken, Abschwächung zu jii mit Anlehnung au den uubest.
Art. s. u. Acht Sp. 179; zu blossem <■ in den Formeln:
i; (tolts Kami; (vgl. die engl. Verstümmelung «' (Ind's name) ;
f de Weij, auf diese Weise; eiceij (nihd. eamx) aus in W«/,
auf den Weg (nhd. hiu-weg), woneben i'n Wey, in den
Weg, hindernd, besteht; und .enzwischeu'. inzwischen. B 16'28.
Umgekehrt ist i'»» ^ dem, twc = einem (o. 8) lautliche Ver-
stärkung für 'etil und rmr leime) und nur durcli Missdeutung
als i'in, i'me verstanden, so dass ein förmliches in heraus-
geschält wurde; vgl. an Sp. '25.j. Ebenso beruht auf Miss-
verständniss die sinnlose A'erbindung .in keinswegs'. ÜMey.
Chron., welche sich anlehnt an die Konstruktion ,iu keinen
weg' (s. 0. 6), in der Tat aber auf diu vollere Form des
l'ron. (eidein) zurückzuführen ist. ,Iu hinderrucks'. Winterth.
Katsb. Iü7:j. mag als Ellipse (in H.-Weisc) verstanden worden
sein. — Zu I. Vor Ortsn. im Dat. (auf die Frage wo'/) ohne
Art. ist in ganz und gar uicht gebräuchlich, dafiir z' (sc;.
— '2. Zwischen zwei Zahlen, durch welche die Unbe-
stinuntheit eingeschränkt wird, setzt die lebende Spr. <i, das
sich als .all' oder als frz. a deuten lässt.
II. Adv. inn: in, darin; innen. 1. Ortsangaben zu
näherer Bestimmung od. Verstärkung nacliges. Aa; Bs;
B; Gr; S; nw Z; dafür anderw. inne. Im G'hürst [Ge-
sträuch] inu. ,Bis endli;/ Biieih in der Cliiiche inn g'si/
Isch.' Breitexst. /(( de Bergen inn. .Im Geld inn sitze'.
291
An. en. in. on. un
•292
viel Geld besitzen. KdMev. In der Drucken [ScliaL-htel],
im Hüs inn S. Im Kanton inn, innerhalb des Kan-
tons. Z'Langnaii inn [das weiter talein wärt s liegt]
BE. Bis a'n Tsdmijgen inn, bis an den Berg T. tal-
einwärts und dort drin GkD. Dort inn, dort drinnen S.
Undeii inn ZW. Auch bei abstr. Verhältnissen: in-ere
Täitbi inn sl" S. ,Mcdium rcs])onsum: zwej-felhaftig.
halb auss, halb inn. Fides clauda: ein hinkender
glaub, d. i. unstät, h. a. h. i., wie man spricht. Dubiis
pennis volat victoria: der sig stat im zweyfel od. h. a.
h. i.' Fris. — 2. ohne andere Ortsangabe. Inn sl"
(wechselnd mit i', s. d.): a) im Haft oder Knopfloch
Bs; Z. b) im Stall Bs; B; Z. c) im Zimmer oder
Bett, das Z. oder B. hüten B; Z. d) im Gefängnis«
Aa; B; Z. ,I>a du inn [gefangen] wärest.' HPest.
1783. Inn ha', gefangen halten Aa. Inn b'Jmlte":
a) zurück behalten, z. B. eine sonst schuldige Sunuue
B; Z. b) eine Person im Haus oder Zimmer, nicht
ausgehen lassen, Schüler nach beendigter Schulstunde
zurück behalten. Inn stä", gleich stehen, zunächst
von der Wage, übergetragen auf Abstimmungen B.
har-in: hierin, darin. , Welcher sich h. übersehen',
verfehlt. XVTI. Muri (neben ,hierinnen').
niener-: nirgends in, in Nichts. ,N. zuo ver-
glychen.' JBreit. 1619.
dei- drjin: drinnen, da innen G().
dar- dri Gl; Sciiw; U, sonst drinn: wie nhd.
Verstärkt und näher bestinnnt drinn inne", unde",
iime usw. ,Nit darin sin wellen', von Etwas Nichts
wissen, keinen Anteil daran haben wollen. Absch.
Die Römer verlangten Keichsfreiheit vom Kaiser, ,dar-
zuo, dass die umligeiiden stett tribut geben soltind.
Darin der bapst gar nit sin wolt.' Vad. .Woltend sj'
gar nit darinn sj'n [die Beschuldigung nicht gelten
lassen] und schruwend [schrieen] umb recht.' Kessl.
Syn. d'innen. Zu unterscheiden von drl".
war-: worin. 106(5 JHHott.
zwischen- simischenin B. — Vgl. emwiscJien, in-
zwischen.
in l'n BO.; Gk tw.; [P; W, sonst l': ein; in
Gk; P; W auch her- oder hinein (wofür sonst ine,
inliiu). Dur d'Tür i; dur 's Dorf i; zum Tor l Aa.
I("J d'Stuhen if") clMf"J W. t-yügyele, (durchs Fenster)
hinein gucken GitV. Ich hau g'meint, es chömi es Un-
g'hür l ebd. I gän l ebd. D'Sträss i chö", auf der
Str. heran, daher Ar; Sch; Z. In der einfachen Bed.
selbständig ist es ausserhalb der drei oben genannten
MAA. ziemlich selten, nur etwa in Verbindungen wie:
Jar t Jar üs; wohl aber z. B. in Gr in, talein wärts;
I« und üf, bis hinten ins Tal und auf (über) den
Berg. Dagegen zuw. prägnant mit Ergänzung eines
Verbalbegritts z. B. d'Schihen isch 1, eingeschlagen.
Ml Ureglas isch j, zerbrochen Bs. Ds Veh isch i, in
den Stall getrieben (neben i«M, drinnen). Es tnU-mer
niid i, in den Kopf, ich kann es nicht begreifen Z.
Ah and t [abgemälit und eingebracht] ist au g'heuet
Ai'. D'Predig ist in, hat begonnen B. Sonst nur in
Co III Position. 1. in auch iu Noiniiialconii). uebeii in-,
welches hier allein zu erwarten wäre, was z. T. darauf be-
ruhen kann, dass das aus in verkürzte i {dri, darin, s. d.)
durch Verlängerung des Voe. dem i", ein, nahe kommt. Wie
nhd. .Eingeweide' für .Ingew.' steht, so schwanken die An-
gaben bei unseren WW. Insic/tl. Fni/mchlächl zwischen 1 u. i;
dem nhd. .inbrünstig' steht bei uns tnbr. gegenüber: un36rm
Inburijir hinwieder schon nihd. tni/ome, Insasse: '"- und iiisfPM
schwanken seit alter Zeit. Man kann sich das m- vor Subst.
z. T. aus entsprechenden Verbalcompositen erklären (z. B.
tn-siizin. sich niederlassen; sesshaft, ansässig werden), während
innerhalb der Verbalsphäre selbst in-haben, in Gewahrsam
halten, neben dem gewöhnlichen in-Jmben nur etwa auf An-
lehnung au in-iui-n, ins Gefangniss stecken, beruhen kaun.
In den Vb. tn-futlenn, -hiilen, -tränken (das Vieh im Stall
fütteru usw., statt es im Freien weiden und am Brunnen
trinken zn lassen) st«ht m- offenbar für in-. Vor Ad.jj.
erscheint mhd. wie ags. und altn. ein vcrstärkeudes in- i. S.
von das Innere durchdringender, also hochgradiger Eigen-
schaft; wir haben aber nur noch luijrüen (Siungrün, Immer-
grün); dem mhd. inhitzn- entspricht dagegen in-Aei«« (vgl. iii-
tümjtjii/, schwül); und ebenso steht in- vor ->oi, -achicmi,
-recht, -Uir, -i/'nOI. Bei solchem Verhältnisse zw. (n und 4»
ist es in Fällen aus der Lit. oft schwer zu enischeideu,
welches gemeint sei. — 2. Begreiflicher und auch der
Schriftspr. nicht fremd ist bei Yerbalcomp. Wechsel zwischen
in- und inhin, z. B. bei -wp'ttf.H, -tüten s. d.; neben inJnn-
rfinien (vom Getreide) steht in-ämilcn (vom GrummetI und
von der selben Arbeit gilt in- und inliintucn; in-uiuinji/in,
den Mund voll stopfen, neben inhin-mullen, gierig verschlingen.
— :j. Vielseitige, z. T. dem Nhd. fremde Bed. entfalten di«
Comp, in-ßhicn, -ijän, -kuuimen, -let/ycn, -ncmcn, -eehiisKH.
selilaijen, -nitzen, -titän, -ntelten, -tntyen, -ziehen. Vom Nhd.
abweichende Bed. zeigen die Subst. In-/ull, -ijatuj, -luy. -brueh,
-bii, -scliin. Eigen- und altertümlich ist das Partie, tn-ycirei/en.
— 4. Andern Präp. oder Präfixei. entspricht fii- in Fällen
wie: tn-lilapjjen-n, aufschwatzen; -brnhen, ausbrechen, vuu
Krankheiten; -wunen, bewohnen, inhabitare; -fücren, ver-,
anführen; -ralt«, anraten; -titchtn. (Feuer) zudecken.
Das Adv. lim verhält sich der Bed. nach zu f« wie aß zu
üf, d. h. es bezeichnet Kühe gegenüber der Bewegung, steht
auf die Frage woV gegenüber wohin? Es entspricht also der
Präp. in mit Dat. gegenüber Acc. Aber eben daraus folgt,
dass es, so weit es nicht das mhd. i«nc (alid. inni, /nun)
repräsentiert, mit der Präp. (wenigstens in den Zss.) das
selbe W. ist, also ui-spr. beiden Anwendungen derselben
entsprochen haben muss, wie denn die älteste Spr. noch kein
in neben ik kennt und in Zss. In- und in- wechseln. Vgl.
das zn «n« Sp. '259 Gesagte.
aber- abrlfnj W, rhriCnJ BO.; Obw; W. umhri(n)
P; W, emhri(n) BO., inbrin P — Ton auf 2. Silbe -:
1. taleinwärts BO. — 2. hinunter, hinab. Amhri gii",
lotsu, schauen BSi. ; P; W. — 3. unten W. S. aljer
Sp. 40/1; und vgl. berg-in, rain-in. — Der 2. Teil des
W. wird auch zu t abgeschwächt.
Über-. .Li dir, meinem Gott, spring icli über ein.-
1531 PsAL.M = ,über die niaur evn (hinein 1667).' 1548;
,überspring ich Mauern.' 1860. — dar- über- drüben
B: darüber hinaus, obendrein, als Zugabe z. B. über
einen bedingten Preis oder Lohn Aa; B. .Dridier i ge.
auctuarium adderc.' In. B.
hin- nur in ä. Lit.: fehlt der lebenden MA; s.
dafür inhin.
da-nebcn-. Dnüben't chö". entbehren müssen.
nicht erlangen. Syn. dernebet cho".
berg-, rain- rei-l: berg-ab, -unter ZWäd.
dar- dri(n). 's ist Öppis drl cho, es ist ein Hinder-
niss eingetreten, dazwischen gekommen GStdt. J irett-
der nüd pftfe drl, ich gebe dir Nichts dafür, es ist
mir ganz gleichgültig Z. Drnss und dri [draus und
drein], ohne Ordnung und Regel, aufs Geratewol .\i'.
Oft verstärkt durch nachgesetztes In od. ine, hinein Z.
Das gut dri. geht als Gratiszugabe in den Kauf. ebj.
Drl ge", gratis dazu geben, ebd. .Machtend ain grossin
Dürin [Türe] drin ju.' 1519 Stoikak. Drl und dernehe
got cd, ironische Entschuldigung, wenn Jemand neben
An.
294
!J das Got'iiss ^'iesst lis. Zsges. mit Verben : drl g'seli,
liief/e, ilreiii sehen, ausselien Bs; B; Z. Drl stä, in
die Lücke treten, für Jem. einstehen B. — hinden-.
liinder- hiiicr-dri BM. Hinde drin sin, mit Arbeit
im Rückstände sein BHk. Hinne dri clin, liiiiterher,
zuletzt, zu s])iit konnncn; in Eückstand geraten Z. —
Trampi-: (ein scliwerfällig einhergelienih-r) lang-
samer Mensch S.
durch- dui'i, (lur'i: 1. den Weg hinein Ap; einem
Centrum zu. z. B. in der Richtung gegen die Stadt,
• die innere Schweiz. Vgl. d'Strass t. — 2. durchaus,
■ durch und durch. Oft wiederholt: ditrl und i, bes.:
i d. und l nass, bis auf die Haut Z. Es ist-mer na'''
' nü durl, sc. besser, ich bin noch nicht ganz wohl Z.
Es ist nw'' nikl d., hat noch nicht genug geregnet
(der Regen ist noch nicht tief genug eingedrungen) Z.
! D. und i ron Oppis rede, eine Sache gründlich ver-
I handeln Z. — di;(r)-durt'': dass. aber stärker deik-
\ tisch. — Vgl. durch-äb Sp. 32.
i' innen «i«'j und iMf- {i-ne Ar; ZRafz): Adv. inner-
halb, im Innern, darin, inwendig. 1. meistens vorher-
gehenden Ortsbestimmungen verstärkend bei-
gefügt: z'Bern inne, in der Stadt B. drin. Es ist
(ülethaltie Welt, in Amerika inne [im Innern von A.]
u-ie da hi-n-eus [bei uns]. Immene Sack inne. Im
ganze J'agmen [Gemeindebezirk] inne kei ernieri Hus-
haltig. ,Cava lumina: Augen, die tief im haupt innen
stond.' Fris. ,In den hüsern inen.' Z 1611. — 2.' selten
alleinstehend: inwendig, auf der Innenseite, imGegs.
zn tisse ScHw; Z. üsse fix und inne nix [Nichts], von
einem auswendig schönen Hause (Menschen), dessen
' Haushalt oder Finanzen zerrüttet sind Z. Öfter be-
I gleitet von andern Raumadv., womit zugleich Schat-
tierungen des Begriffs entstehen: inne- für, -nache,
; -zueche usw.; innerä Ap. — 3. mit dem Gen. des
demonstr. Pron., während dessen. ,Die Usseren
I [Hofleute] sond da sin, e das man anvahe offenen oder
i si son aber komen innendes so man offenet.' XV. Z.
I — 4. mit Verben: sielt inne halte", zu Hause bleiben;
, Tgl.»'««*". 7iM(e" B; Z, inn^iryi^t. werden, empfinden,
I vernehmen, erfahren, zu fühlen bekommen. Er wird's
no inne w., später schmerzlich empfinden z. B. früher
, begangenes Unrecht BBi. Dass dieses jetzt wohl als
; Acc. verstandene 's (es) eig. Genetiv ist, wird deut-
licher aus der ä. Lit. : ,Bist du dess erst yetz innen
. worden?' Mal. Nicht anders verhält es sich mit der
scheinbar refiex. Konstruktion: Er isch-si inne worde,
\ hat es zu merken bekommen ZKn., da si aus sm. Gen.
; von es, verkürzt ist; s. sin. Mit fehlgegrift'ener Ver-
hochdeutschung schreibt JHHott. 1666: ,lass die-
selbigen ihnen werden, dass . . .' S. en-innen, inneren.
Mild. i/i,ic;i, ahil. i'jraan aus alt. innmm. Eine Verstüm-
raelung tritt etwa ein in der Verbindung iim-iisr, von innen
heraus (Gottli.). I1as Hiniilierspielen des » (i^) in e- in ge-
wissen MAA. hängt wolil mit näselnder Aussprache zusammen.
I Einige MAA. vermögen obiges inne von ine (inhin) zu unter-
I scheiden, die einen durch die Quant, und durch die Qual, des
r Voc. (s. iii-hin), andere wie z. B. Gl durch die geminierte und
' die einfache Aussprache des »i. Fris. ; Mal. gehen ueben .innen'
■ die Form ,inden', nach einem leicht begreiflichen Lautilber-
gang; vgl. o. Sp. 268 Sndert ; nhd. ,uberwiudeu' aus .iiber-
winnen' .minder' aus , minner'. — S. noch dn-iumm. — Zu 2.
fnnerä aus innen dran oder inner = innai ; vgl. »her = ulm
Sp. 52; nach .\nalngie von nimer- für die neuere Form nientn-
in der Zss.; vel. auch innrr für .innert'; s. d.
Über-: verstärktes innen, mit Hervorhebung des
Kindringens von aussen nach innen (s. Sji. .59), dort
innen Gl; Sch; U; Z. Ggs. üherusse".
in- 1. i-inn^: drinnen, immene Mir i-inne SKriegst.
— 2. rtWHj; nur in der Verbindung e. werden ■== inne"
werden. ,Wenn 's nw ml Mueter nüd e. wird.' Sthtz.
Du wirst-ne [ihn] sclio na [noch] e. werde! erfahren,
kennen lernen ; gewahr werden Aa ; ßs. — Diese pleonast.
Bildung schon mhd.
hie- hijinnrf, lijinnn, hinna, j^hinne, äjinnn GrD.,
I'r., hinne BO.; Sch; Uw; U: 1. hier innen, bes.
hie zu Lande Id. B; Gr; G 1799; U; vgl. unten ein
Innere''. ,So wir [Sendboten] nit hinnen [hier in Italien]
wären gesin.' 1.521 Strickl. ,(Von) hinnen üs', von
hier innen [Luzern] aus [nach Zürich]. Ahsch. 1658.
— 2. drinnen, inwendig (ohne die Beziehung auf
den Sprechenden) BBe.; Sch m. angr. Z. 's Brod ist
i-der Tisehtrxicke hinne Sch. ,Lag die erst nacht hinn-,
darin. Salat. — 3. herein UwE.
Die Reduktion des hi(e) auf h wie in hoben Sp. 50 (nhd.
,hiibeu'), hinen Sp. '267 ; in den Vorsilben je-, ei- lassen sich
Verstümmeluugeu oder Ausätze eines zum zweiten Mal vor-
gesetztou hii- erkennen. Das zwischeugeschobene_/ aus dem i
je dos erstem W. entwickelt. A'gl. hir-en.:! Sp. 268: ///-;-
«nden.
har-: hierin, darin (ä. Spr.).
da(r)- d'm«e Bs; Gl; Th; Z, djinne (ii.K.. drinne
BM. Was nid d'innen ist, cha nid wssen [hinaus],
zur Entschuldigung eines Schwachkopfes Tu. Dinne
sl fmüesej, Strafarrest in der Schule aushalten Z (auch
d. bll.be); in ein Amt glücklich hineingeschlüpft sein.
Spreng. D. ha", vollständig d'Beiti d. ha", dasjenige
Stück Zettel, welches jeweilen die Strecke zwischen
beiden Webebäumen ausfüllend zum Verweben vor-
bereitet wurde, fertig gewebt haben Z.
Fris.; Mal. haben: ,intro. inhin, daindcn ; intus, daiuden
aussbin.' Die erstere .\ngabe beruht wabrsch. auf Verwechs-
lung mit inen = inhin, hineiu; in der zweiten ist entw. das
lat. W. oder der Zusatz ,anssbiu" irrig. — Über die Form
nd. s. die Anm. zu innen.
inne na innana ^ innen WL.
Schwerlich durch Zss. mit -an oder -iintA entstanden,
sondern wie unnnna, unten, umne, ümrtnn, aussen, ennna
(Sp. 267) als eine Art redupl. Weiterbildung zu verstebeu ;
S. «lenen S]). 51!
innenklich: inniglich. Zwimu.i. .l)as allen in-
nenklichen leid wäre.' Obw 1469. — Mit eingesilinbeueiu n
aus mhd. innccHch.
er-innen. ,Sich e. mit gloub und rüweii [Reue]
vor dem Opfer' [in sich gehen?]. Ruef 1550, 3735.
Ähnlich gebildet wie .erinnern', aber vom Adv. inne oder
dem einfachen im«.
inner, im Geb. inder: Adj. wie nhd. Vielfach
Substantiv. 1. von Personen: Einheimischer, Orts-
burger. , Bedarf der inner von dem ussern [Fremden]
des rechten [Gerichtes], so sol der usser dem Innern
vertrce.sten [zusichern], das recht da ze lassen [am
Wohnort des Erstem anzunehmen].' 1439 Hofr. Altorp.
,0b ein ussrer mit einem so in den Gerichten sitzet,
in stöss kerne, so soll der indrer frid geben und der
ussrer vertrösten.' Otfn. Stallik. , Keiner soll zum
landmann [von BEschi] ufgenommen werden, er sye
dann ein inderer, namblich das er sye us unser statt
Bern und unsren gebieten geboren.' B 1469. ,Die
inren', ilio Belagerten (vgl. lat. oppidani); .die usseren'.
205
An,
.'11. 111. Uli. Uli
'l'M
die Bi'laffcrcr. ]ioNKR. — 2. vnii Suchen : (his Indri,
der Kern, z. B. einer Nuss W. Dim. ^Inuerli : Weste,
Wam.s B. " — Ü1)C1 ilie Form mit nd s. die Aniii. zu innr.n.
innerst. Z'indrist inha, im innersten Teile BHk.
— Inliu sonst: her- oder liineiu, liier für imm.
inner(t), innet BO.; GlK.; Z: 1. l'rii]!. in. Tiat.
(in ä. Spr, aueli mit Gen.) nnd m. Acc.: innerhalb,
a) räumlich. Innert dem Kantmi. Iivnet Tschingelhery
zueche BO, Jnrent diu selben zil nüt komen,' 1449 L.
,Ussrcnt ettern [Grenzzäunen] oder indret etters ge-
legen', um 1480, Eechtung Dübend, .Innert un.seren
Gränzen,' TiRie, Sep, ,Inner (innert) den Grenzen,-
Steinm, 1802. — b) meist zeitlich, allg, ,Indrent den
nächsten 8 tagen.' ISKi B, ,lnrunt den nächsten vier-
zehen tagen.' Wvi. 1344. ,Inrent acht tagen.- 'A 1403,
.Die Zügen innerthalb der Eidgnoschaft söllent indrunt
dryer wuchen gestellt werden,- 152li Absoh, .Indert
5 Wochen,' 1589 Salat, ,Indart (indert) 10 jaren,-
Kessl, - 2, Adv, a) innerhalb, .Ausser sind dise
nmschelen fältlecht, inner ganz glatt, äussert in der
circumferenz gesäget,' Fischb. 15ü3, b) taleinwärts;
Gegs, ilsset, talauswärts BHa.
Mild, inner, inie, inrenl, iiirunl. Das I ist wahrsch, nach
.\nal, von i'nert, .jenseits, angeschoben, wo es begründet war;
s, eilen« Sp, 267. In lebender Spr, r vor ( ausgefallen wie
in »i««e(, aiisser(t) u, a,. Die Endung kann gespart werden in
der Verbindung ,in und äussert'. Tur. Sep, — 2. Auch die
.innere' Seite des Hauses bezeichnet in BHa. die taleinwärts
gekehrte. Es scheint hier die im Gebirge öfter vorkommende
Verwechslung oder Zsfassung des Wo und Wohin vorzuliegen;
vgl. Sp. 2i)2 Schluss der Anm.
innerlich, .Inderlicher rat des t'iirsten-. ver-
trauter, geheimer Ratgeber, Vau,
inneren: 1, refl, m, Gen, gewahr werden. Haih.oub.
— 2, ,ge-inret werden-: inne w,. gewahr w.; s. innen.
.Wenn sin nachgeburen sin geinrot werden,- XIV,
Überling, Stadtr, — 3. ,ge-inret sin-, eingedenk oder
überzeugt, bewussty sein. ..Ms wir des wol geinret
sigen.' Urk, 1381,
er-: erinnern, refi, ,r)an er sich des erindern
möcht,- Vad. — In der lebenden MA. dafür lieber »iV*
benmien, dmii (drüß hon udgl. H. noch ir-indh,,. — ail-er-:
verstärktes erinnere». ..\. lassen durch seinen jiro-
curatoren,- XVII, G Oberried,
in 11 in s. ine".
iiine. /. machen: V'crbergens und Suchens spielen
GrI). — Syn. giuii/its. Ks ist kaum an hebr. himieh. siehe,
zu denken, welches durch (ieistliche eingeführt worden sein
milsste,
ine" (Wf BHk.; Gl. irut G, ini; \V: ilin, Acc. des
Pron. .3. P. Sg. m, GLÖchwand,; W. In Aakaii; BsStdt;
G aL, und Tu tw. nur noch i. Sinne der 2, P. als höf-
lich.ste Anrede = nhd, Sie, [Ich] rjriie.ta Ina! 1 Itan
Ina erwartet.
Mhd, inen, ahd, !m,u (neben in). Auch di.' sonst allg.
übliche Form in, in angehängter Stellung -ijn). redupl. rii-jn)
niuss wohl aus iu'n erklärt werden, da aleiii. MA, einfaches n
im Auslaute schwinden lässt, — Die (1 Anwendung ist ein
Überrest aus der Zopfzeit, da das Pron, 3. Pers. (er, sie)
für htifliche .\nredc verwendet wurde: s. er.
in es Ines Gl, ins allg.: es. als Acc, des Pron,
3, P. n., betont, doch nur von einem persönliclien
We.sen. .Mit auf ihns gelieftetem Auge.' Darstell. 18(i2.
Nach Analogie des Acc. masc. Inen, hi'n gebildet. Unbetont
aufehäugt «inl nur' ., ( ,, .,,, unil uiit ri'diipl. Form <.,i.
inere": 1. Gen. d. Pron. 3. P. I'l.. ihrer z. li.
/. swe Aa um Z. — 2, Pron, poss, der 3. P. PI. und
3, P. Sg, f,. ihnen oder ihr gehörend; nur in Ver-
bindung mit dem unbest, Art.. also partitiv. 1^'n inijn
Fründ, ein Verwandter von ihr. von ihnen, un siio,
Uli loro cognato G al., — S. enere II S]i. 2Ci8,
Mit Beziehung auf das Prou. Sg. uiuss ruistelhuig aus
Irene, einer Ableitung oder Weitelbildung aus lit", ihi(eul,
angenommen werden.
Inneleii: Birnenname GW.
in er s. r>i-]ier. Innerig s. Enfiericli. Enger-
ling, ineracht s. Acht Sp. 79,
infam im- Bs. i- Gr. i- Z, i-fäm Av. G; Tu: 1. Adj,
.\dv. schlimm, gottlos, En ifüme Kerli. Er hat
'tue, abscheulich gelärmt oder gezankt GG, — 2. Adv.1
zur Steigerung des Begriffs und zwar nicht bloss in
übelni. sondern auch in gutem Sinne. I. wüeat, höch^
f/uet. Es chU [tönt] i. stdier. Wie-n-ei' ,s-o i. g'springit- ;
chunnt. Du sellist-)iier doch nffini/e [allbereits] i. alt'
sl? Stutz,
ini s, in-hiii.
Inspektor Inip^kx'er hiess 1. in Z seit 1030 und
bis E. XVIII. der geistliche Vorsteher nnd Verwalter
des sog, Zuchthofes, eines Alumnates für Thcologie-
.studierende ; vgl. Xuchtherr. — 2. in ArA. vormals
so lange es in kirchlichen Dingen mit G verbunden
war. der .ober.ste- Pfarrer, von <ler Sviioile über
.Landcäpitel Ar- gesetzt.
Instanz: sofort, auf der Stelle FMu.
.\us dem lat. (in) instünli, im .Augenblick (von Im
bevorstehen, nahe sein) mit Beseitigung der zugehilrigeii
Präp. und Acceiituierung nach ,4rt der deutschen Wnrtt^
bildung; s viell. von dem eiitsprecli enden Snbst. InHiantiA
hergenommen, oder in f-« zu zerlegen, mit dem .Vdvv, bil-
denden ».
leneli s. I-eiieli Sp. '20.
fienen. ien(d)ert. ienders: irgendwo. .lendertj
liin.- Z ItBr. .Louf bald, ob du ycnert ein froweiv'
fündest' 1521 Zielv. .Ob ir ienan ver.schwigen lechen'.
wisstind.' Vad. Bei ÄfiTscmni .iena-, .Kein maulescl'
yenders in der wält,- Tierb. 1503. .U.spiani: yenen,'
etwan an einem ort.- Fris. ; Mal. .Man wolt uns kum
ienert inlassen.' 1572 Platt, .Wo jendert alte Für.sten
Gotzhüser gebuwen.' 1572 ÄGTsi-Hini, Mit alhnäh-
lichem Übergange zur modalen Bed, irgendwie;
irgend, .Were ouch dass unser dekeiner jendert ge-
war wurde,' XIV. Lauf, .In dero hand das guot .jend
komt,' 14'20 G, .Als ich's ienan ver.standen hab,' 1440'
HFründ, .Und ob er jendert by der zerwürfnuss wäre,
CS wäre mit Worten ald mit werken.- Hofr. GrytfenbgJ
1475. .Alle, so uns jendert befundend wider gott ge-
irret haben.- Zwincli, .E dann yenen ein steudliii
was,' 1530,00 I, Mos,; dafür 1007 .irgend ein-, .Die'
Sonn oder yenen ein hitz.- 1531/00 Apokal, ; dafür -
1007 .einige hitze-, .Soferr uns Jena müglich ist.'
1530 Absch.. im Wechsel mit .iemer". ,0b etwas korns'
by üch wäre, dess ir jenan empären möchten.' 1531
Strickl. ,0b man indert ainich weg finden möcht,
damit sieh die partien ver.stuendind,' Vad, .Und er-
.sticktend der herren vil. ee si ienen wund wärind.'
ders. .Auf das aller demüetigist als man yenen mag.'
Fris. .Ist unter euch yenen ein trost.' 1500 Philipp.'
.Gott hat sich unser, ee und [als] wir yenen warend, '
.•rbarnict.' PWaltii. 15S4.
'iitT
i'ii. III. Uli. ml
2!)S
.Mh.l. um, (aus aliil. m //. .,„, ir-cua auf KrUcnl, kmi,;; -i,
mit ciiigesohnlicTiftiii d zwischen ii und r wie iu unsciiii inder,
iiiiior, s.d., und mit angcseholienem « wie an andern Advv.,
viell. zunächst nacli Analogie von i-nerl, s. enent Sp. 2G7,
wek-hi's auch den Übergang zwischen n und i- zeigt, nur iu
uiugeliolirter Richtung. Die in unsern Quellen vorwiegende
Form ,ieiu'ii' entspricht dem encn, .jenseits. Die einzig rich-
tige Form erscheint in unserer Lit. nur in der Zss. z. Ii.
,yenerair. IIBull., ,.jenarmit". 1."):10 Ahsch., au, mit irgend-
was. - S. ,i/./i./i.
on-, .oliii--. eine Aiilelimiiio- an das vwilte .oliiu-,
s. Ill>-.
(Ine o'ih f.: ffcmeiner Scliilf. iilii-a.i,niiites euiiini.
.\.*Bb.
Scheiut durch Wegfall einer Liquida im .\nlaute eut-
' standen zu sein; s. die in nächster Nachharscliaft gehriuich-
liche Form -Vroic und kärnt. Lün.
oiiet. oni s. äiie S|i. lilil. Oiiii;- s. Ortliii"!/.
j, Oniuius: m. Taufn. Hiuronymus >Si'n.
1 Onuos s. l'ii-iiiuesti, Beschwerlichkoit.
tj im-, n-, Ai" 0-, Ü-: untreniibare.s Prüf., im Ganzen
I' wie nhd., aber so, dass einzelne Coiiipp. dem Nhd.
ganz fremd .sind oder eine dem entsprechenden nhd.
W. fremde Bed. liaben. 1. einfach negativ: iinf/e-
lioriy, taub; unyerimt, zur Unzeit kalbend; unberdig,
. unbändig; inii/eniten, unreinlich; ?,■■//(«(«•(, Mutlosigkeit;
i Unzucht, Polizeivergehen. ,Dass wir mit etlichen Orten
' der Eidsgeiios.senschaft in Widerwillen und Unfreund-
schal't kiiiiien.- l-l:'>9 Bkivr. L.iUFK. ,l>or Herzog het
uns noch kein unfrüiidschaft erzöiigt.' 15H1 Stkiokl.
Hieher gehurt auch das uh- vor Partie. Perf. in act.
Bed. = ohne .. . zuhaben: tmi/'esse, ohne gegessen zu
haben; uny'reii/iet. ohne dass es regnet(e). ,lmpransus,
Uiizinibiss geessen, der nit zeinibiss geessen liat.'
i Pkis. ; Mal. ,lnci-enatus: unzenacht gässen.- ebd. Un-
(/»paunet, uny' spamie" , ohne gespannt, den Wagen mit
j! iloin Hadschuh gehemmt z. h. Di' cha" nüd ung'fluechet
' si, i.st ein unverbesserlicher Flucher. .Ungosegnet
[ohne sich besegnet z. h.] und ungebetet zu Bett ge-
legen.' 17?i4 Ulr. ,Unbereit ussgan', ohne bezahlt
I z. h. das Wirtshaus verlassen. Oifn. Diktikon. .Was
nian 10 jar ze Zürich ungesungen | ohne Messgesang]
' und an allen gntte.sdicn.st.- 1:^36/1440 Z Chr. ,Unge-
blhizt: unverwenkt, on zwitzeren oder on nicken der
äugen, inconnivens.- Mal. Verbunden mit .haben':
. .Er sol ungefrevelt han-, nicht gefrevelt haben. Offn.
üiKTiK. ,Wir wollend uns ungerüemt h.' 15'21 ABsr:H.
I [Mit .werden- s. Sp. 300 u.] Das Part, in gewöhnl. Bed.
. wird verwendet zu den Yexierbescheiden: Öpjiis mi-
H'machU, ung'luetjetx, iiny'lacliets auf die Fragen : Was
machst? hieyist? lucMst? Aa; Z. — '2. neuen, posi-
, t i V e n Begriff erzeugend : Unmuess, Besehwerde, Mühe ;
l'nrat, Schaden, Gefahr, Trug, Mangel; mujerecht,
' fehlerhaft; unijichtiy, ungeständig, streitig; unnätiy
s. öp. 90; unerlcaiirtt, rücksichtslos, roh, grob; nnender
■ [-eher], weniger leicht; vgl. Sp. 10. — 3. mit dem Be-
griff von übel, schlecht; Hemmung. Mangel, Irrung,
, Entstellung, a) Subst. rnmeinimg, schlechte M. ;
rntätii, Fehlerchen; UnwiJrtU, böses Wort — diese 3
immer mit vorgesetztem .kein'. Unlei, üble Art;
l'nmann, grober, harter M.; aber auch nur: ein
überaus grosser; Unarheit, niedrigster Dienst; Un-
. ! fliehe, schlimiiie; Irnholz, Wucher-; J'iistand, Übel-;
I I Unheimetli. ;irniseliges Bauerngut; Tiihalli. iiiircclile
Seite; l'nhu, mangelhafte Bebauung; Uiii/eicächs, Mh^-
vachs; U'nxpunni, Vorwerg, Abfall von Hanf; Unln-üch,
li-ss-; Unhandel, Rauf-; Unbol, zu niedriges Angebot;
Unkosten, ungenannte, ausserordentliclie Kosten; Uni,
ir, Concubinat. ,Dic von Scliwyz iiand uns ein un-
lienst [schlechten Dienst] getan.' 1529 Strickl. ,Der
[ensch sei durch die Sünde uss Gottes bildnuss in
.in ungstalt verkehrt worden.' Kessl. ,Unprobst', ein
um Fasnachtscherz, also missbräuchlich, gewählter
.'robst. L iri8."i. .Zorn und Grimm ist der leidige Un-
aamen zu allein Mord.' Ulr. 1727. — b) Adj. un-
rtiy, schwer zu pflügen, zu lenken; unfüriy, schwer
leizbar; unyeniriy, langsam heilend; tinyeschaffen,
lissgestalt; ttidinyly, langwierig; unyemerkiy, schwer
lerkend; uiiziiVuj, nicht gerne zahlend. - 4. vor WW..
äe bereits negative, resp. üble Bed. haben oder hatten,
■ ur zur Verstärkung resp. Wiederauffrischung, ähn-
icli wie an Wortstämme von lieg. Begriff zuweilen
■in pleonast. -hm gehängt wird (s. d.). a) Subst.
"iiiiilk, Kkel (von TUt//e = nausea) ; Unirniny, arge
törung; Unschcr, unnötige Mühe, Plage; Untüss,
Tücke; Unanter, Spottwort; Unhund, -tüf'el, roher
■.lensch. — b) Adj. unyehit, ärgerlich, mürrisch, un-
.irtig; tiiiliif'cli/i, teufelniässig; imtäppisch, tölpelhaft;
iiiiabscliiilieiilich', abscheulich? Cvsat. — c) Verba:
vidi. Kiiiyk'H s. Sp. 151. — 5. Übermass, auch ohne
üble Nebenbedeutung, oft nur ungewöhnliche Grösse
von Naturgegenständen, a) Subst. Unmensch [also
.ib weichend vom Nhd.], -kiie, -schaf, -nase, -mCil, -stuck,
-huet, -tief), grosse Tiefe, also das Gegenteil des nhd..
-lünyi, selir lange Zeit, -last, schwere Menge, -schiii,
-wind. — b) Ai}. ungross, ungeheuer gross; unschön,
ehr schön. — c) Adv. unding(sj, übermässig, sehr.
- d) Sogar ohne Zss. vor Partie, im Vb. finit. : es
hed-mi u y'freut, un- oder übermässig GT. Es hed n
/'schnit und u y' -windet. Dial. 228; vgl. uniy.
Die volle Form nur vor Voc, doch gibt es MAA. (z. B. Ap),
welche den Hiatus vorziehen. Vor Cons. schwindet ;i in der
;;ewöhnlichen Rede, nur behalten die Gutturale den Nasal,
natürlich als y. vor sich — eine Verstärkung, welche der
Vorsilbe sogar das Übergewicht vor der Stammsilbe ver-
chaffen kann; vm/n; vyri; ungern. 8tatt (r„- .rs.li.-int zu-
weilen I««-, was mit Umdeutung auf die ul.irhl.nit. iidu Prä]>.
(s. d.) verbunden sein kann. Umfeld {^y.itrr (hu.j.ld) aus
b'nijelt; l'mkoiten, vicU. mit Anlehnung an , Umtriebe, Um-
schweife'; dagegen C'w-//iaiA(, Ohnmacht, rein lautliche Assi-
uiilation; Umtagt [an denen die Fischerei verboten warj ans
IIa- oder wirklich mit in«- im Sinn periodischer Wiederkehr':'
S. auch Umliija (uu-ijheh). In einigen Fällen wechselt es
mit ur- und es ist die Frage, welche Form die urspr. ist:
Un-holz, -sjmiin, -selditt neben Vr-. Beidemal kann die Mischung
rein lautlichen oder zugleich begrifflichen Grund haben. —
Statt un- findet sich auch ohn-, eine Anlehnung an das vwdte
.ohne', wie umgekehrt nhd. .ungefähr' aus ,ohne Gefahr';
s. ane Sp. '261. ,Ein onunderworfne statt.' Zwingli. ,0n-
.mgesehen, onerschrocken.' BsChron. ,Ohnnütz. Ohnordnuug.'
1717 ZObergl. und überh. im XVIII. üppig wuchernd. —
Kin und das selbe W. kann je nach dem Gesichtspunkt der
verschiedenen MAA. zu mehreren der obigen Rubriken ge-
hören, wodurch Widersprüche entstehen wie zwisclien MA.
und Schriftspr. S. z. B. ««(«/■ 1. wertlos, i. ungeschlacht;
stark; unempfindlich; wild, gespensterhaft. ". über die
Massen teuer.
unig (ö»u^ Ai'tw.; Th), nünig ApK.; 1. Adj.
ungeheuer, ungemein, ausserordentlich, übermässig;
meist: überaus gross Ar; Gl; G; ScuSt.; SchwPj.;
Tu; 7,. a) mit Subst. eii iiiiiye Ma"" : eii iniiyi Freud;
'299
All. eil, in, 011. nii. Ancli uiuli. km\
en u. llid; en ii. Gileti; cn iinigs Tier. Von mo-
ralischen Eigenschaften: arg: en unige Fluecher GA.
— h) selb.st subst. er ist en Unige, ein feiner Kauz
Th. — 2. Adv.: überaus, sehr, a) vor Adj. u. scliü
[.schön] GG., recht miig schö Ai-Schönengr.; u. fri'mtli
[freundlich] ZDättl.; «. gro^s, utarch, grob GEh., A.;
ScHwE.; en onig hrare Ma Tu; imig ril GTa., A.;
u. [ö. Th) guet, .sm«s.s ZStaniinh. Du bist u. e Bueb!
GTa. — b) vor Verben : es hed-mer ii. we Hä GEh.
Es hed-mi «. g' freut ZDättl. Er het u. g'scltaffet [ge-
arbeitet] Gl; GWe. Si [die Bremsen] chümmed recht
u., unverschämt GT. Es gut u. .lue, arg, wild, un-
ordentlich. DiAL.
Unmittelbar und in eigentiimiielier Weiso von dem sonst
unselbständigen un- in der Bed. 5 abgeleitet, mit welcher
es mehrfach zusannncn trifft: en nniije M» = V" ma; n tf/reul
= unlij ij'fr. — Das "W. auch noch iu ZO., aber nur selten.
— Die iirspr. Kürze bezeugt für AiiScliönengr., während
sonst in diesem Kt. Dehnung vorwiegt wie in (il ; (■ ; SchSt. ;
Th: lind zwar wird es allenthalben rt- sein, wie aus (J ver-
bürgt ist.
un II s. und. uno. uiui. uni s. uf-hin. iiini,
nn(n)e, (yn(n)a a. undeii. unädig i^. uii-ädig i>\>. 9U.
Unagel, uncglen. unegglen s. mi-igh» Sp. 1.51
und Kue-NageJ.
illie üne: Interj. der Freude. Vorwuiiderniig, bei
Kindern; ei, wie schön! AABb.
une. uni s. üf-her, nf-Uin. uniie". uniiene"
.s. linden. Uneise s. Ameise iSp. 21(i. uni II
s. äne Sp. 201.
Ulli"g, nur in der Verbindung f'. stifte: Uncinig-
keit .stiften, Unheil sinnen GO.
Anscheinend eine Ableitung von einem aus dem Präf. «;i-
(s. Sp. 2971 gebildeten Vb. ' iinm, dnidi schwer zu trennen
von l'mlig usw. |s. vn-ijliKh); also wohl nur angelehnt an
den Stamm vn.
ver-unieren s. runieren.
Unot, ,Aniiot'. IJnord, Münöt: Name verschie-
dener Befestigungswerke und .sonstiger Anhöhen.
1. .Der Annot' 1392, ,der Unnot' XVI., ,der Uii-Nott-
Durm' Stoi'kar 1523, jetzt Mi'inöt: ein Turm, seit
Ende XVI. ein Festungswerk über Schaffh. — 2. ,(Die)
ünnoth.' 1786/1822 Balthas.; 1792 Schdmach.: kleiner
Turm an der Einginauer von Luz. Kleinere Stdt; aber
.die Munoth' im XVIll. Name des Spitalmagazins da-
selb.st. — 3. Unord f.: der sog. Stein zu Baden ZW.
— 4. Unöt f.: steile Anhöhe im ,Berg' von ZMeilcn.
Annot, Name eines Huthäuslcins bei Wurmlingen. .Unuot'
1) eine der Befestigungen der Klause bei Bregeuz. 2) Weiler
bei Sulgen im Schwarzw. Ks liegt durchweg der Begritt
eines festen Turuics zu Grunde (welcher dem W. dann auch
tw. das mänul. (icschl. aufdrückte); auch wo jetzt wirklich
kein Turm mehr steht (wie bei Wurmlingen), oder wo eine
blosse Vergleichung der Örtliehkeiten vorliegt. Die alt über-
lieferte Schreibung mit t und dopp. n scheint auf Zss. mit
dem .Subst. ,Not' zu weisen, welche im XVI., XVII. mit
Bezug auf den in Schaffh. damals vorgenommenen, die Bürger-
schaft schwer bedrückenden Umbau als unzweifelhaft ange-
nommen und in spöttischem Sinuc gedeutet wurde (Haider
185'.), 40, und noch 18.')6 ausgesponueu: ,Da kam uns in
die Wochen die Unnoth mit der Notlr — ein leeres Wort-
spiel, da bloss gesagt werden will, dass damals schwere Not
über Schaffh. eingebrochen sei); auch in Luz., wo der betr.
Turm 157'J ,Lueg-in-d'Statt' hiess, gegenüber dein als eine
Notwendigkeit erkannten ,liueg-ins-haud', mag diese nämliche
Deutung Stiitt gefnuden haben: aber wenn aueb wirklich
mit .Xcif zsges., wuUtc der Niime wohl wie ,der Undurft'
iu Si'h. der Name eines andern, nahe verbundenen Turmes,
anders (Ende der Noty) verstanden sein. Auch Vnmd. falls
es eine selbständige Bezeichnung ist und nicht bloss auf rein
lautlicher Einseliiebung von r nach langem Voc. beruht, son-
dern als ,lln-0rt' verstanden sein will, kommt auf Ähnliches
hinaus. Das gilt auch, wenn in.an An-ot als die richtigere
Schreibung ansetzen und das W. ^ , Unheil sc. den Feinden'
deuten wollte (ahd. oi, Out, (ilück). Das m in der iu Scli
schon zu J.TRüegger's Zeit populären Form Minmi ist ans
dem Dat. dis Art. angeschweisst. Zu der Vevtauschiiug der
syn. Partikeln uii(e) nnd vn- s. Sp. 21!:! o.
ancliari. halboffen, s. Kar.
tAncher, An eher m.: Schitfsanker. ,Die schiff leufc i
werfend ire encher. Heftet sich an die felsen als iniM
einem encher oder hagken.' Pischb. 1563, wo danebe
als Sg. auch ,ein ancher'. — .äncheren, anckerer
den anker eynwerfen.' Fris.; Mal. — er-: mit dei
A. erreichen. ,Den abgrund des zornmeers gottes kan
kein mensch erankern.- 1688 AKlingl., g. B.
Diese Formen, neben welchen sonst gleichzeitig da.'
vermittelte Fremdw. .anker, ancker' her geht, rejiräseutiereri
falls sie nicht etwa blosse, von dem lat. Vorbild (nin-hnn
kopierte Schreibungen sind, die regelrechte Übertragung i
alemann. Lautgebung. Der Umlaut des PI. scheint tw. in de
Sg. eingedrungen zu sein.
anchseii üchse kv, (i (mit nasal. Voc. GW.), äss
ApK. : ächzen, .stöhnen; auch von der Nachteule.
Nachtüla ässid, 's ged [gibt] l;e gued Zitn. — Dimii
uchile: von Kindern, hastig und kurz atmen; mit einei
Schmerzenslaut ausatmen. — Anchs Ächs, Ass iti
- PI. Ächs, Äss: ein solcher Laut.
Mild. UHchxen, Schwab, annchze, Verstärkuugeu von ächz
(s. Sp. 84) durch n(i/); vgl. JSchmidt. Vocal. I; Fromm. VI
60 ff. 77 ff. Über die Dehnung des Voc, den Ausfall von
s. Fromm. 34, über den Ausfall von cA ebd. 383 f. — D«
Grundform uchsyen (Sp. 84) entspricht afarje GrTschapR
Furna mit Wechsel von vh und /' wie in Fofe (s. f'unia
.Schlittkufe' aus Kun-hr. Üt.'s Angabe „.achsen Ap; Gl
Scliw' vermengt zwei versc.hiedcue WW., da wenigstens fü
Schw. wo aus <i)i vor Spiranten niemals h wird (Fromili
VII 33), ii,hH,:n, eine N'bf. zu nrhzm, muss gelesen werdeiT.'
S. noch antt(/en.
Aud - und vgl.
■l
Heb- And s. Hehnmm Sp. 212.
And, Ant, ü" AAPri.; Seil (neben And): nur ilt
(meist unpersönl.) Verbindung mit .sein, werden, tun'.
Es tuet-eiii nit gar Ant, er fühlt keinen starken Triell
dazu, z. B. zur Arbeit Bsf. Es tfit-em And, er wür^a
es ungern missen Zf. Es häd-mer Ant (ü) 'tue 1) ?S
hat mir weh getan, z. B. bei einem Abschied. 2) icll
habe eine Ahnung gehabt, z. B. vom baldigen Tode
einer Person Sch. ,Meng fromm mann ward er.stoeheni
das tat den Glarnern and.' Schlacht b. Näfels. ,Hetl
ich ein sölich .spil [wäre ich in solcher Lage],
war and [bange, leid].' Man. ,Wenn si des bunds innen
werden, es mues inen worden and.' JLenz. ,Der Woll
tuet den schafen andt.' Lied des XVI. ,Mir ist anf
ich bin zornig. Schade 1863. ,Noch tuet mir and^
das unerkannt soll werden syn getriiwc tat.' HBiill'
l.").'!3. .Der <ilanz wird im zum ersten and und wef
301
And— miil
302
tuiiM.' Kkssl. ,Das tut mir and; in<ivi'i>r. otlViicIm
hiijiis insdlentiii.' Denzl. 1<J77. 1710.
Mhil. im.l,; iji. (aliil. iiiiwln. vi.n gnt. ,„ „„, liiiii.-lmii.
sthuaulpcu), auch silioii uni. Zniii, Eil'ur, Uiiiiiiit; daiiii alier
auch von iiiildurcu Schiiicrijgefiihleu veisclücdeuir Art. Hiehcr
gehört auch das bei Schni. 1* 99 augeführtc aiuliij läniit.
unwillig, uniiuitip;. — Die zweite Bed. des Seh and lue"
beruht wo) auf einer Vorttechslung mit dem Vb. nnik».
welches allerdings in beiden Bedd. zum vorliegenden Subst.
gehört und von demselben al^geleitet ist. Bei a tuf ist Ver-
mischung uiit dem Adv. «m anzuuehmeu; vgl. Jioid autuu'.
auch .antun' = verzaubern; s. «a Sp. 256 und (uta. — Syu.
Kiiicui iKirliiinii, iiifhmirhin. S. auch unij. — S. auch und».
aiuicii 1 <i- V.. (i- AaIw., a»»(e AaKuIiii: 1. leicht
tadeln, rügen, zu merken geben; sich beleidigt zeigei:
Aa; U; Z. ,I)a.ss er das Stür-wesen geandet und ge-
tadlet.' Wadischwvl 1640. , Anden: nioncre, .egro
ferre,' Denzl. 1077/1716. ,Anden, eines dings gedenken.
tadlen: molestius ferre. mentionem facere, conqueri.'
Hosi'iN. — 2. anzeigen, ankündigen. .Icli geloub.
dass der gottes sun geandet wart von dem li. engel
tiabricl.' Vad. (Übersetzung des ahd. Ghmbeusbekennt-
nisses bei Müllh. Üchever 93, wo ,gekundot' steht.)
.Anten: melden f.' 1797 Zschokke, nach (jrimm 1786.
Kefi. von Verstorbenen: als Geist erscheinen, ,sich
künden'. .Die Verstorbene soll sich ihrem Vater ge-
ahndet haben, dass sie so lange büssen müsse.' Ruppkn
1861. — 3. selnnerzlicli beklagen, sohnlich begehren.
,Re4uircre: sich etwas reuwen lassen, ein ding fast
anden und klagen oder wider wünschen.' Fhis.; Mal.
,Wir habend derglychen Kranken exemiiel die iliren
Pfarrer geandet ein ganze nacht', schmerzlich ver-
langt, um ihm vor dem Tode noch Bekenntnisse zu
machen. lö'26 JBreit.
anden II ä-: ahnen Aa; SonSt. ; Z. 's ist-mei
icie vor [ich habe Etw. wie ein Vorgefühl], es ändei
mir, animus pritsagit.' Sulu. ,./« uiiger, es aiidet-iiiei
sdiier.' SruTZ. ,Die arme Mutter ahndete dies nun
auch selbst.' ebd. ,Der Menscli wünscht, hofft, suclit.
ahndet.' Huber 1787. , Ungeahndet und ungesucht.'
HBossH. 1810. — yyn. schivänen.
I und II sind das selbe W. Die ä. Spr. kennt das Vb.
(ndid. uiidiii, ahd. mmdii«, aiiiOn) fast nur in der Bed. .Zorn
bezeigen, rügen, rächen': doch findet sich mlid. (bei den
Mystikern) auch: iindi umlet, mich kränkt, schmerzt. — Die
liruudbed. ist die eines tief inaern schmerzlichen Gefühls,
welches ebenso gut Vorgefühl eines drcjhenden Unheils als
Nachgefühl einer erlitteneu persönlichen Kränkung oder einei
■Störung der Kechtsordnung .sein kann. — 12 eutspringl
aus 1, weil die Bemerkung oder Empfindung eines llurechtf
leicht zur Anzeige desselben an höherer Stelle führt, welchen
Sinn auch ,melden' in der ä. Spr. hatte. — 1 :3 verhall
sieh zu 2 wii', Klage zu Anklage. ,Sich ahnden' von Geistern
ist svu. mit ,sich melden, sich künden', erinnert aber auch
daran, dass (Jeistcr von Verstorbenen oft mahnend unö
klagend erscheinen. Von hier aus eröffnet sich dann Zshang
von I mit II, weil Geistererscheinungen auch durch innere
Stimmen ersetzt werden können und oft nur krankhafte Ob-
jcctivierung solcher sind. So erklärt sich dann auch das
Seh e« liäd-mer and 'tui: 2). — Da a. II durchweg mit <i
gesprochen wird, so ist niiiglich, dass es ;!unächst aus dei
nhd. Form ,ahnen' hcrvorgieng; diese, wie schon mhd. nnev
neben iimh-n. auf rein lautlichem Wege aus dem letztern
cDtstjmdeu, entw, durch Reduction von ml auf », da sons1
umgekehrt « (nn) zu nd erweitert wird, oder indem man die
3. P. Sg. f<«(, verk. aus andt, tmdrt. als aii-t deutete.
Andägle s. Anlrfii/li, Haue im Mühlstein.
aildt' (tuT.; ^Th-*, .andig' UStdt IT'.iii; immer;
früher allemal. - Die nächste Grundform zu tid> s. Sp. 85.
ander; Neutr. Hg. nnden üA., Kiiderst (Ik; W.
1. Ürdinalzahlw.: der zweite in der Reihe. Ohne
den Art. bei Spielen, wo es heisst: I''' bi" erst, du
bist ander 'L, oder bei einer Preisvcrfcilung: er ist
ander L. Dagegen: der erst — der amlerl S. iiSt. oder
's erst — 's ander! Z, Drohung augenblicklicher Er-
widerung eines Angriffs. Bei Versteigerungen: (zum
erste,) zum andere (und zum dritte) [Mal] sc. au.s-
geboten. AU ander Tay, je den 2. Tag; all a. Zilete,
abwechselnd je die 2. Zeik'; dag. der ander Tay, Tags
darauf Z ; am andere Tay = morndriys, morndes, mor-
gen; am nächsten Morgen Aa. Z'anuer ubermm-u, in
3 Tagen W. Die ander Wache, nächste Woche Ap;
Bs; Seil Uw; Z. Ellipt. : in der andern Uu. Die a.
Wuche, aber nüd y'rail am Mändiy [Montag] L; Z,
die a. W. hinne [hinten] dri Z, unbest. Vertröstung,
verblümte Abweisung. En andets Jor, künftiges Jahr
Ap. ,Über 's Jar im andere Summer.' Vor.Ksi.. Gend-is
[gebt uns] d'Er en anders 3Ial.' Formel zur Ver-
abschiedung eines Kunden oder seltenen Besuches.
Mach's 's ander 3[al besser! das nächste oder ein
nächstes Mal. Das ist ei Sau, u-o chunnt die ander
her? versteckte Beschimpfung Z. D'G'tvonet [(lewohn-
heit] ist die ander Katur. Einem zur andere Natur
worde. ,Blitz, Strahl, Hagel, Teufel waren sein anderes
[je das zweite] Wort.' UBrXgger. 's ander Fär Auye,
die Brille. / die ander Welt (Wuche) dure y'seh,
schielen Z. ,Gedenk, was über den andern Mund au.ss
kommt, bleib nicht verschwiegen.' Sprw. bei HBüll.
1527. .Järlich uff den andern donstag im abereilen
[April].' Näfels. Fahrtbrief 1389. 's Ander Ute" Z,
ändert l. LG., das zweite Zeichen mit der Glocke vor
dem Gottesdienst bezw. Begräbniss. Es het-em '»
Avyere g'lüte, bildl., es geht mit ihm zu Ende. Schild.
Es het-em 's Anyer y'lütet — 's lätet-em ylih z'sämme
[bald zusammen, d. i. das dritte und letzte Mal],
Vgl. noch änderst. Jedes ander, ie ds ander, iedes
anders, ieianders, jedes oder je das zweite, zum zw.
Mal, alle Augenblicke; so in der Verbindung i finde
ie. a. d'Wort nit (aber auch anders gewendet ie das
ander W.), ich bin verlegen um den jjassenden Aus-
druck, die Worte versagen mir Gr. Eim um ds Ander,
Einem nach dem Andern GSa.; s. ein. Z'andere ühinde
(Chind Bs) verwandt sind Kinder von Geschwister-
kindern VOrte; S; Z; auch schon bei BGletting XVI.;
syn. uf-em dritte G' schlecht (stä"); z' dritte" Chinde";
immerhin eine unsichere, zweideutige Bezeichnung,
da sie auch etwa identifiziert wird mit Geschtvi.sterti
Kind. Z'ander, zu zweit Aa. ,Der ander Herbst', Oc-
tober. Vad, ,Der ander Äugst', September; s. Schmell.
V 54; Grimm G. d. d. Spr. ' 58. Ol. 78. Der ander-
underst, der zweitunterste Z. ,/ hin i-der Schuel allitvll
eh der linderst als der Anderunderst y'sesse.' MUsteki
1854. Das icär iez na [noch] 's Anderärtiyist ! ironisch,
fast das Unartigste Z. Ebenso: er ist der Anderbrärst!
nicht eben der Beste GA. - 2. unbest. Pron. Der
ander — der ander, der eine — der andere GStdt, T.;
oTii. Vgl. ein IIb und lat. alius ~ alias, alter — alter.
Die ander Stadt heisst je nach dem Standpunkt die
eine oder die andere Hälfte der Stadt Z, die ,Grosse'
oder die .Kleine St.' Hieher gehört der. wahrsch.
nach ein, unus oder ille (vgl. auch der selb), gebildete.
303
AikI - mifl
aus BO.; F; Gk; W bezeugte, Gebrauch vom der andei
= ein gewisser, bei Anführung von Sprww.. bes. apo-
logischen, in den Formeln: i ha 's wie der A.; et
i/eit-me.r u-ie dem Andere; i mues-eK ha", wie der A.
f/.teit hed, wobei .der Andere' immer einen sonst un-
belv-annten Menschen bezeiclinet. von dem man einen
Schwank usw. erzählt, z. B. es f/eid-mer wie dem An-
dere: rvas via" nid im Cliopf hei [habe], hei ma" in de
Beine! Gr. Es ist an allen Orte üppis [Etwas sc.
mangelhatt], het 's ander Meitli (/'seit, jenes Mädchen
sc, welches in einem ähnlichen Falle war FI. In
WLötsch. auch : 's Anneri. das [der] Andere. — '■'>. einen
Übergang von prononi. zu adj. Bed. macht a) ander
i. S. von übrig. Kr ifliört .:iim andere Veh [Vieh] L.
,Dii lügst wie ne aiir/ere Schelm' (sonst auch ohne
ander). N. B Kai. 1843. ,/)• atidere Stadthit.' B Hist.
Kai. 1775. Im letzten Fall steht aber ander aus-
schliessend und ist zugleich qualitativ, das folgende
Subst. prädikativ : Ihr andern, die ihr Ätadtleute um!
als solche von uns verschieden seid; vgl. frz. rnva
untres. Dagegen wird gleiche Beschaffenheit, nur Ver-
schiedenheit der Person, ausgesagt in Sprww. wie
jTuesch [tust du] wie anyer Lüt, so hesch 's [hast di;
es, geht es dir] wie a. L. Schild. Wer-si iif Aiideri
rerlvt, der ist rerlö L. Er fliclt Andere d'Schneh wn<
f/ot selber barfness. Sulg. fs ander Lüte Leder is'
giiet Rieme schnlde (auch schon in einem hist. Volks!.
XV.). — b) andere und andere i. S. von diese um'
jene, aber zuweilen fast s. v. a. immer neue, etwa.'^
mehr als ein und ander. .Andere und andere be
schwerden.' Th 1530. .Und geschachend all tag Pro-
cessen [Prozessionen] in ander und ander kirchen.'
Vau. .Kein Aberglauben ist es. wann wir uns auf dii
erscheinung der Conieten vor pestilenz und .sterben
vor teure und hungersnot, vor anderen und andere)
schweren gerichten förchten.' JMüll. 1665. .Von an-
deren und anderen notwendigen Waren.' Hott. 1702.
— 4. Adject.: von verschiedener Beschaffen-
heit, a) einfache Verschiedenheit aussagend. Es (ji,
gäny üppis Anders, immer etwas Neues B. En ändert
Platz, en andere Schatz G = nhd. .andre Städtclien
andre Mädchen.' Was annerst [Anderes]? warum nicht':
WLiitsch. .De Herr Gott wöll-der's am Andre fawe-
n-A.) (je'.' Stutz, entw. i. S. des Neuen Testaments: ({utt
möge dir von einem Andern eine ebenso grosse Wohltal
zu Teil werden lassen, oder G. möge deinen übrigei
Besitz segnen, Formel des Danks, sonst amen andrei
Ort ersetze, ,'s ist Xüt nie Anders: si stirbt!' ebd.
,Andri Jör, ander Hör', der Mensch ändert sich mit
den .Jahren. Sulg. .Andere jar. andere mär.' Sprichw.
bei Manukl. i. S. von : mit der Zeit kommts besser :
konnnt Zeit, kommt Rat. .Quianam sententia vobi.'
versa retro'r' Warum sind ir eins anderen, oder habend
ir euwere meinung verenderetV" Fuis. — b) prägnant
nach der guten oder schlimmen Seite; im letzterei
Fall z. T. euphemistisch. Das ist en andere Köbi
[Kerl]! viel tüchtiger; auch nur: das ist en andere! B.
Das j.sf en anders Esse! en andere Bränz, vorzüg-
licher. Der chann eswas Änderst! mehr als Brot essen:
hexen W. I seiti [sagte] lieber ujipris [etwas] Andersl
I nämlich das Gegenteil], höfliche .\ndcutung entgegen-
stehender Ansicht W. Das int en anderi (iattiy Hilener!
liildl. von Sachen. Das ist ander Wetter! die Sache
hat sich geändert. ,Abcr sobald ich in die Audienz-
.stubc trat, sah ich, dass da ander Wetter sei als sonst.'
Gotth. Tue das oder es (jit iipfiis Anders, Drohung
von Strafe Z. Überhaupt dient das W. zur Verhüllung,
daher schneidet man vor unberufenen Ohren eine Er-
örterung ab mit es ist Oppis A nders. In allen diesen
Fällen ist ander betont; dagegen nicht in: es r/it ander
Wetter, wenn damit bevorstehende Änderung (Ver-
schlimmerung) des Wetters gemeint wird, auch nicht
in der bildl. Verwendung des selben Ausdrucks für
die Katamenien Ar; Bs; Si'h. Niederkunft Siteum..
und in dem vwdten: im (W, in-eme Uw; U) andere
Stand si. gravidam esse. — Neutr. mit dem unbest.
Art. statt des Adv. ,Es ist ein anders mit mir worden:
Ich bin ein Mahl [endlich] vom Bättier Orden.- Com.
Beati. .So bald sy gemerkt, dass Gott ein anders mit
jnen machen welle, sich zum tod und grab gerüstet.'
RWalth. 1584. .Es werde bald mit den sichtbaren
himmlen ein anders werden', eine Änderung vorgehen.
JMüll. 1665. Mer wend 's Best hoffe, 's Ander [das
Schlimme] chn)mt snst [sn.it betont: son.st. von selbst,
ohne unser Zutun] Z. Niit Anders l)^nur. zur
Verstärkung des positiven Begriffs. .Sie meint nichts
Anders als furttahre.' Gotth. EUipt. : Die Schaf hent
au niid änderst [sc. zu tun] as z'hläre, diese Schafe
blöken unaufhörlich Gr. 2) prägnant: nichts Be-
sonderes. Ausserordentliches. Wichtiges Bs; B; Z.
Was maclied-er [macht ihr] V Nät Anders, Grussformel
Aa. .Du könntest zaubern. Scheerer. aber das ist
nichts anders: Leute von deinem Handwerk müssen
auch Zauberkünste verstehen.' HPest. 1790. .Ich weiss
wohl, dass ich immer an Allem Schuld sein soll; das
ist mir nichts mehr Anders [Neues].' Gotth. .Das ist
nichts .\nders und ich wollte das nicht für eine böse
Bedeutung nehmen.' ebd. .Es dünkt mich nichts an-
ders' und: .nicht anders', ebd.. otfenbar gleichbed.,
obwol a. im letztern Fall das Adv. ist.
Wo „nder unflektiert steht (e« drmit lilrolil | /«- i.l.'iri|
(inder--W,a,r S It .Joacli. 1881), ist es eine Art Zss. mit d.'ui
Snlist. ciugegangcn: eig. aber ist es luu' iler Vf'i-strimite
Noin. — Anderi Intcn, mit Flexion nai'h .\nalojrie iler ei?.
Z,ahlww. z. B. Vieri iMä'.
ein- 1) .einander(e)n'. XVI.— XVIII., ..«(uh/.i'. Aa;
BG.; KMu.: Gu; Zf. v""9'.'"f l^U.; S, t^nandn- BSi. ; W,
i.naiidrr Gl; S, rnannrr Vi , cnand GnHe.; Z, nander
S. deniindcr Gl, denand GlK.: Gr; Z. 2) es anders
BHk.: 1. wie nhd. D's Hantercht [das Handwerk.
Leute vom gleichen H.] hasset (djenand Gl. Ich und
du und de händ enandere g'ife. Schläge gegeben Z
Kinderspr. .Kinanderen verletzen.' VFripek. 1619.
.Alle einanderen förderen.' KdMev. 1657. .Dns Ab-
sehen (lottes ist. dass alle einandcrn dienen.' ebd.
1674. — 2. zuweilen nicht reciprok, sondern nur von
einer, aber unbestimmten Person. Da^ macht
enandere sls Sächli i\mmmeha"! das lelirt Einen Spar-
samkeit! FMu. Das b'richtet magere scho" ! das Iclirt
Einen! ebd. Ebenso BSi. - 3. unpersönlicli und in
der lebenden Spr. völlig abstr. in der Verbindung ein-
ander-nach enandere- \i (enayere-): Gk; L; P; ScHSt.;
Uw; U; Z, d- Gl; Z. <inanniir<i- BSchw.. enandre-
ZO.. d- GT.. enander- Aa; Ai'°; Bs; B; G; Z; Hebel.
d- Ar; <i, <inanniir- W. nander-, nager- S, cnand- nZ,
d- GWsst.. (d)enand(e)rigs- Z nä ("nöj: (rasch) hinter
einander; alsbald, auf der Stelle; jetzt s\n. mit ei's-
iret/s und bestimmt unterschieden von mr'' cnand.
Eis um's Ander. Chnmm e.! Z. M'oisch [willst ilu]
das mache" enam/ere nah, oder i säge 's 'em Vater! Gotth.
305
Aurt— Ulli]
306
Jiii |ilt'iM| Hill- iscli 's iHiiiihi-iiii ^'Siiiii cldi. Aiut'Tilrc
ihihiwl scliloh, 's irinl n. iifyoh.' BWvss lsü3. Dcicli
in ii. Siir. = micheinaiider. ,E.s wird allen Christglou-
bigeu bcilsaiu sin, dass sy diso ganze history ein
anderen nach erwägind.' Gualth. 1584. ,Zura vorder-
sten stände der Name des Hausvaters; darnach ein
anderen nach die nanien der kinJen.' 1(J2G JJBrkit.
.Bade ulme Underbrechen ein anderen nach.' .SHott.
1702. Audi substant. im EiiaiidrhjsnO, oder i'ine [in
einem] Nanclr., in einem Augenblick, bald Z. ,Iriitsche
hühscheU zum Tiach und im enamlriijsno Ist sclio en
Svlwppen um 4 Schilliij do.' Stütz.
lue Vcrküiziinff -und erklärt sich aus ilcr einlieitlicheu
iiiiil uft abstrakten Beil. des Compos., an dosscu Bestaniltcilo
dann nicht mehr getiacht wird, da ja auch der erste Teil
»US lictoutcui .uiu' tw. bis zu blossem n verkürzt ist; minder
Qbriguus zunächst iu Verbindungen wie hinander, münander
(durch Ausstossung des e) entstanden; bei den Verbindungen
gfijenandcr, nlbenander ist schwer zu sagen, ob es die Präj).
sei, welche ihre Nachsilbe, oder das Prou., welches seinen
ersten Teil (ein) eingebüsst habe. Das Gegenstück dazu
sind die tlectierten Formen, die in Schriften des XVI. bis
XVIII. vorkonnncn, früher aber nicht. Die Form den<ind(er)
erklärt sich kicht aus Herüberziehen des d- oder (-Auslautes
eines vorhergehenden Yb. in 3. P. PI. oder Sg., welcher Zulaut
dann auch in andern Fällen blieb. — Zu 2. Statt obiger
Auffassung, welche die der einheimischen Einsender ist, wird
nach unserem Dafürhalten der erstere Fall richtiger aufgelöst
in eil Andere, so dass also dem einfachen Pron. die Bed.
de"" .unbestimmten Person' zufiele; vgl. der ander Sp. 303, o.
Dan hrichtei e. hinwieder lässt sich als ein Beis]). der ordinären
Bcd. von ein. verstehen, wenn man sicli nur .als den eigentl.
Sinn desselben denkt: die Gegensätze und VTidersprüche kor-
rigieren sich Einem von selbst und führen zu der richtigen
Diagonale der Kräfte. — 3. Die abstr. Bed. von einander-
nach = ,süfort' ist natürlich in Fällen entstanden, wo per-
sönliche Subjekte standen z. B. »i chömmed c. urspr. ■ sie
konnncn Einer nach dem Andern, d. h. rasch hinter einander.
Sächlich-abstr. Bed. von einander tritt in mehrern der fol-
genden Zssen mit Präp. ebenso deutlich hervor.
ab- (cq)- Ai'): 1. von Körpern, a) enzwei. Das
Glas ist a., zerbroclien. Spülte [grosse Scheiter] tut
emäl a. tue, nochmals spalten. Schaffe, his-me schier
a. ist, sich halb todt, todmüde arbeiten Z. Ml Schueh
sind a., zerrissen Gl (Syn. i-erhit). E Tütschi [Block]
a. saye [sägen]; eii Ast a. haue Gr. De Vater schUid-
vii''' a.! wird mich aufs Derbste prügeln B. >S'i'''
z'chrunk a. lache, sich halb todt lachen, vor Lachen
fast bersten Aa. A. r/'heit, aus einander gefallen, zer-
brochen Tn. Es hiit-nii''' fast a. rjnö! G. A. hriiu/e,
zu trennen vermögen Seil. Hieher geliören aucli die
vom Bild eines gewaltsamen Bruches entnommenen
Schwurfornieln als Ausdruck der Verwunderung oder
Drohung: potz Wetter a.! Donder [Donner] «..' BEi.;
potz Tüsig «..' B; him Düfel a.! S. Dolder [euphem.
für Donner] ahenawje! Gotth. — b) Eins vom Andern
herunter. Tue die Bi'iecher a. [wenn sie aufeinander
liegen] Z. Schiter a. tue, aufgehüufte Scheiter einzeln
verlegen (sonst aber auch: spalten) Xv. .Böuin in
einem wald. die der wind zehauften gewortfen hat, ab
einandern walen [wälzen].' Fris. Wenn von vier
Nüssen die vierte nicht mehr auf den drei andern
sitzt, so sind d' Noss a. Ap. A. hrinrje, versöhnen.
zwei Streitende, die hitzig an oder auf einander waren ;
stärker als ronenand, aus einander bringen Sini. Je:
:<in''-mer a. abe, sind einander Niclits mehr schuldig
(bei einer Abrechnung. Erbteilung) Z. — c) Eins
genau nach dem Muster (gleichsam der Unterlage)
Schw. Idiotikon I. J.
eines Andern, in der Verbindung a. <j'sehnittc, von
zwei Personen oder Gegenständen, die einander zum
Verwechseln ähnlich sehen. Doch in diesem Kinn
meistens abenand abe g. Scn; Z, da sonst der Aus-
druck auch ,enzwei geschnitten' bedeuten kann; Syn.
US eim Model use. — '2. geistig; a. chö, auseinander
konnnen, uneins werden, sich enzweien Z ; vgl. a.
brinye in beiden angef. Bedd.
Der Unterschied von voneinander ist oft gering. .Diiluco,
von einanderen oder ab einanderen ziehen.' Fris. A. m
[nehmen], /atte (Gl) ist: auseinander und könnte wol auch
heissen von en. Ein Unterschied kann darin bestehen, dass
bei ab die Trennung mehr in vertikaler Richtung erfolgt
(so dass dabei ein Stück vom andern herunterfällt), bei
von mehr in horizontaler, und damit mag zshangen, dass bei
ab die Trennung etwas gewaltsamer und plötzlicher geschieht
als bei von. Klar ist der Unterschied: JSüeeher von e. Ine,
so dass sie einander nicht mehr berühren (Z), SehUirr von
e. tue, beim Spalten ganz von einander lösen, wenn sie etwa
noch an Fasern zshangen (Ap), Beides verglichen mit den
im Te.xt angef. Verbindungen der selben WW. mit id,rnnud.
Vgl. voneinander.
Über-. Zwo Belzchappe ühernander S. ,Zwen
hotten überainandren', rasch nacheinander. GHdschr.
über enander use cho = hinder enander cho, in Streit
geraten Bs; Z.
u f-. Uf enandere sl, einander aufsätzig, verfeindet
sein Uw. Zeitl. rasch nach einander Bs. 'sisch dril BIol
ufe. cho, die kirchliche Verkündung einer Ehe ist (aus-
nahmsweise) an einem Sonntag für alle drei (sonst auf
drei Sonntage verteilten) Male zugleich erfolgt STh.
um-: 1. von Personen, selten, etwa mit folgendem
ume, z. B. itm e. ume gä, um einander herum gehen,
und in der Verbindung: um e. mache, Kehrum machen,
abwechseln G. — 2. sächlich abstrakt: a) hin und
her, herum. So zieht das Mannli umenand, kromt
[verkauft] Besen überall im Land Bs. Fifaltre züttied
Hiiiciiiiiiilrr. Sclimetterlinge flattern herum Schw. I dr
fliiii.c (liilhii II. ScHW; Z, wlt itmenager bikatmt S.
,1)0 ifsrhl-iiie irit umenand', hier hat man eine weite
Aussiclit. Stutz. ,Dasselbige Büchlein schickten die
von Zürich in ihrer ganzen Lantschaift um einander.'
Sai.at. ,Ich hah umenander zu schaffen gehebt', da
und dort zu tun. XVI. ARechbur«. .Umeinander fieren',
herumfuhren. FPlatt. 1572. ,Sie sind auf das Papier
nicht gebracht worden, dass sie weit umeinander kora-
mind.' Auf. XVU. JJBreit. .Geschirr umb einanderen
ligen lassen', herum liegen, unordentlich zerstreut.
Argov. — b) irgendwo in der näheren oder weiteren
Umgebung, meist mit vorgesetzten andern Ortsadv.
Do umenand, in der Umgegend dieses Ortes G; Z.
Asivo u., irgendwo in der Nähe; niene wnenanäere,
nirgends Gr. ,Do hinne umciiiiiiih'rr', liier im Iliiiler-
land da und dort. Stutz. D'< 'hm . ist ,m,,,n „// nuinnind,
die Katze ist sonst immer in dei- Naln' Ar. / . Imiic,
umherblicken. ,Ummenandere, alicubi locorum.' Iu. B.
an- (an<marnn neben annnannara W): 1. von Per-
sonen: a. Sl, cho, hintereinander, im Kampfe mit ein-
ander begriften sein; in Streit geraten Ap; Bs. Si
hanyed ouenandferej wie Harz GA. Si sönd wie an.
ane 'bacha Ar. — 2. von Körpern. Teilen eines Ganzen :
an. sl, zshangen Ap; Z. Ah. ha, zshalten; er hat chüm
me an., von einem gebrechl. Menschen. Zwo Jurte
an., 2 Jucharten. die aneinander gränzen, zshangen
Bs; Z. 's ist no''' Alles anenander Bs. Anenander Bs,
iinenand ane Ap cho, sich berühren. Anenander ä,
307
And— unil
m
hart neben einander lis. D'Suhlate stä» anenanneren ä,
dicht aufgestellt, Mann an Mann BSchw. Schwinigs an.,
Schweinefleisch mit Speck Ap. Jez ist der Teller wider
an., zsgeheftet (nachdem er abenand, zerbrochen, war).
,Änenandere, contiguus.' Id.B. An. tue, versch. Sorten.
z. B. von Korn, Wein, vermischen. Sulg. — 3. von
der Zeit: a) unaufhörlich, anhaltend, ununterbro-
chen, an Einem fort. allg. 5 Stwul an., 3 volle St.
Bs; Z; verstärkt als (s. Sp. 170) an. Bs. ,Ich musste
fast an einander antworten von 2 bis 5 Uhr.' TJBRXGfi.
Los doch an.! hör doch ohne Unterbrechung zu! Bs.
's Chind sehnt an. GG. Onenand ch'ibe [schelten,
zanken] GA. Er ist an. dö, immerfort hier Ap, oft
noch verstärkt durch vorgesetztes all. An. chö, häufig,
ein Mal ums andere Schw. ,Die nech.sten [letzten]
hundert jar har anenandern.' GHdschr. ,Dö was es
XII wuchen an ainander schcen.' 1336/1440 ZChr.
,Drü jar ananandren.' Vad. ,Er schlief an einanderen
bis gegen Tag.' JBreit. 1611. — b) sofort, auf der
Stelle W ; ,continuo'. Id. B.
in-einander: 1. zusammen. Jh. ftire, .juelic.
heftig erschrecken. Sulg. — 2. im Durchschnitt.
In. ifralimi all Tag en Franke verdiene Z. In. sönd's
scIkiiii Chi-ir^i Ap. Die chllne und grossen Eier, 's
Stuck in. für en Feufer [Fünfer] Z.
under-: 1. einer oder einen unter den andern, von
räumlicher Lage, z. B. si hl [sie haben] nnannrrf un-
ner^nannQTi- tmnerhi" g'hit [geworfen] BSchw. (Sprech-
übung). — 2. in Unordnung, durcheinander, vermischt.
U. cho, in U. geraten Bs; Z. 's llt «., icie Sulye-n-
und Bürgte [zwei Th Gemeinden, deren Grenzen in-
einanderlaufen]; Syn. durch-. — 3. abwechselnd. Es
gat II., das Befinden (eines Kranken) ist bald besser,
bald schlinnner GTa.
US-: 1. voneinander. Zwei gleichlautende, neben-
einander geschriebene Exemplare einer Vertrags-
urkunde wurden ,uss einandern geschnitten' und jedem
Teil eins gegeben. S 1463. — 2. Us enand si" a) ver-
renkt, ausgerenkt sein, von Gliedern, Gelenken Ap;
Tu; Z. b) zerfallen, in Zwietracht sein Ap. — 3. ms.
mache, verwirrte streitige Bechtsverhältnisse, Besitz-
ansprüche ausscheiden und feststellen Z, daher m. si"
auch = mit einander abgerechnet, die Geschäftsver-
bindung aufgelöst haben; syn. von e. — 4. us. ne
a) einen Mechanismus in seine Bestandteile zerlegen,
z. B. eine Uhr. Flinte, b) einvernehmen, ausholen.
,Er nahm mich genau auseinander über meine Um-
stände und meinen Gemütszu,stand.' Gotth.
von-. V. gä" 1) von Personen: auseinandergehen,
scheiden Z. 2) von Körpern: einen Riss bekommen,
sich spalten ScnSt. ,V. tue, aufsperren, öffnen, den
Mund, einen Sack.' Id. B. Vgl. ab-.
vor-. V. chün, neben einander vorbeikommen,
beim Begegnen GuD.
für-: aneinander vorbei. Verstärkt /'. äne (fürhl,
mne-n-und äne, durej, vor einander vorbei, hin und
her Aa. Das gät f. dure, bildlich, das ist gar nicht
gleich, da ist ein grosser Unterschied Z.
hinder-: 1. hinter, nach einander; eins ums andere
BSi. JRöt [rate]: wo chömmed d'Lüt allewil [immer]
hinder enand? Antw. i der Chille, Vexierfrage, wort-
spielend mit — 2. in Streit (sein, geraten, bringen)
Bs; G; Z. H. richte, (Leute) gegen einander auf-
bringen, -reizen, -hetzen GG.; Z. Syn. für c. ushin;
z'Hinderlegi.
mit- mitnander S. .Die Schrift streitet mitein-
anderen', mit sicli selbst, enthält widersprechende
Aussagen. Schimpfe.
neben- nebefnjayerc BU., nebenand GlK. ,Es sei
ihm noch so nebeneinander, sagte Uli', noch schwan-
kend zw. .\nnahme und Verwerfung des Vorschlages.
GOTTH.
nach-, nahen andern'. LLav. 1.569, nmienandere Aa,
nä-fnö-Jenand Scn; Z: 1. nachein. allg. — 2. sogleich.
Chumm n.! ScuSt. Syn. mit dem umgestellten emtn-
dcrenöh, s. einander.
bi- binandp\, hinayri; S, hinenand 2., -j)v B. .B.
ha, sammeln; es ist Alls h. 'blibe, mulier frfituni eniti
non potuit.' Id. B. — Die Eiuschielnin^ von ii wie bei zut-.
zesamm- tse^nunand: miteinander. G 1799. - Eine
plconast. Verinndnng.
dur(ch)-: 1. Adv. a) wie nhd. allg. Alh durcnand
wie Sulgen und Bürglcn Tn; s. under-. „D. hnsplen,
verwirren." — b) abwechselnd im Kehrum, der Reihe
nach; oder auf allgemeine Kosten, insgemein, insge-
sammt? ,Wöllind sie ihn durcheinanderen z'gast halten.'
ScHiMPFK. — 2. Subst. a) sächlich, n. und m. GG.; Z,
n. Bs: Wirrwarr, Unordnung, Mischmasch. — b) per-
sönlich: unordentlicher Mensch, der Alles verwirrt,
Strudelkopf Tn. — durcheinanderen dürenÜHdere
BE., meist dirain. -len Bs; B; Z: unpers., nach ver-
schiedenen Stoffen (alten Kleidern, Betten, Speisen)
riechen, die in einem verschlossenen Zimmer sich be-
finden. ,Es het grüsam dürenändert vo Pastetlene [Pa-
stetchen], Gänseschmuts [-fett], Tuding und Schnupf-
tabaJc.' GoTTH. Wenn-nien in-e Zimmer chunnt, ivo
me g'spist het, so durenänderlet 's ganz grisli [gräulich]
Bs. — durch einänderlich durenändcrUg B. .Ehe
die Stubenmagd frische Luft eingelassen hat in die
durenänderlige Unaussprechlichkeit, in die nnau.s-
sprechliche Durenänderlichkeit.' Gotth.
zue- zuenenand Aa, zunenand Z: wie nhd.
bi-ander(en) hander(e). Z'bander, Arm in Arm
Th. Zum bandere GRh.. zom. pandera Ap; GTa.,
z'pandere SchKI.: selbander. Zorn pandei'a Mul, zum
zweiten Mal Ap.
Das vorgesetzte 2m, ztmi ist aus der syn. Verbindung ,zu
zwei(cn)' und andern adverbialen Ausdrücken entnommen;
in aom ji. Mal ist das p mechanisch aus der sonst geläufigen
Form pandei; welche aber nur persönliche Bed. hat, herüber-
gezogen. S. noch 2>andermä,dli:, beim Mähen übertreffen.
selb-, seb-: Einer in Gesellschaft eines Andern,
eig. aber so, dass er sich selbst als Zweiten bezeichnet,
allg. .Dem vogt selbander [wenn er in Begleitung
eines Andern kommt] essen und trinken geben.' Gfpn.
XV. /S. si« 1) berauscht sein Scnw; Zg. 2) gravidam
esse BSi.; Gl; Gr fselbanderij ; L; ScH; Uw; U; Zg;
= s. gä' B. Z's. tsalbander: zu zwei Th. — Viell.
denkt sich der Thurgauer den ersten Teil aus s'Jiitlli ent-
standen; doch auch bei Edlibach ,salb tritt'. — Selb-
ander. Subst. m. : ein in B ehemals beliebter Tanz,
von einem einzigen Paar bestellt, bezahlt und so aus-
geführt, dass der Tänzer, stark auf den Boden stam-
pfend, mit den Fingern schnalzend und aufjauchzend
seine Gefährtin umtanzte, welche graziös sich drehte;
auch Verschlingungen und Lösungen Beider scheinen
üblich gewesen zu sein. .Er befiehlt S.' Gotth.
A 11(1— und
810
. änderen ägni-a BU.: 1. intr. Us ('s Wetter) will
ä., es droht Regen B; Z; doch auch: es änderet, der
Regen lässt nach 'l'ii. l'Js äiuleret denn öppe bcdd
bl-n-em, er wird wol nicht mehr lange leben B. ,Sic
hatten nie daran gedacht, dass das bestehende Ver-
I hältniss ändern konnte.' Gotth. Auch moral.: andere
Gesinnung und Lebensweise annehmen B. Ä. und
bessere sind zireierlei L. Es änderet güny iind besseret
nüd BRi., Sprichw. betr. politische Neuerungen. —
2. trans. D' Färb ä., in Folge von Uemütsaufregung
die Gesichtsfarbe verlieren, erblassen B. Meitli n.,
Dienstinägde wechseln. De Stand ä., heiraten; vgl. 3.
'. — 3. refl. D'Xatiir hät-mn-schi [ihm sich] vellifi
g'ündrot; mii [man] g'seht, dass 's stim End (jeit W;
vgl. Anderi"g. — Sich umkleiden B. Sich verheiraten.
' ,0b aber die selb person sich anderwert [ein zweites
Mal] endert und [sie, das neue Paar] aber [wieder]
Kind übcrkement.' G Hdschr. ,Dass sich ire kind
endertind [ändern würden] in elichen stät.' Diessex-
. HOPEN 1481. ,Ist aber, das ein wib abgat und wyl
sich denn ein man endern, so sol den kinden werden
' ir niuoter guot.' 1-501 Regensb. ,0b sy sich nach
synem Tod endert und einen andern man nimpt.' 1511
; FiscHENT. Hofr.
! ab-: 1. „Tauschgegenstände auswechseln Schw;
; Zg." Beamte, Dienstboten durch neue Anstellungen
' ersetzen. ,Wann ein Schulniei.ster alle Jahr die Ab-
' enderung besorgen [fürchten] müsste.' 1737 Schulordn.
Heiden. ,Die Diensten a.' 1770 Waisenh. Z. .Rudolph
änderte den Reichsvogt je nach zwei Jahren ab.'
JvMüLL. Schw. -Gesch. ,Gut gewüssen milteret die
traurigkeit der abgeänderten', z. B. der Geistlichen,
welche die Pfarrei zu wechseln genötigt werden.
JMüLL. 1673. — 2. intr. ,Der Bund soll heilig sein,
aber die besondern Regimenter [Regierungen] ändern
immer ab.' JvMüll. — Abänderi''g: 1. Versetzung
eines Pfarrers an eine andere Gemeinde. ,Dise meine
abenderung, diser mein abscheid.' JMüll. 1673. ,Bis
auf des Hrn. Pfarrers Abänderung.' 1704 Wetzik. —
2. die Involution-spcriode der I'rauen, die kliinakteri-
' sehen Jahre. A-dr A. ume mache, an dieser Verände-
rung leiden Ap; GA.; Z.
voll-: verändern. , Satzungen der alten, die liar-
nach volendert und sunst nit gehalten.' Zwinöli.
Wahrscheinlich nach Analogie von ,voll-endeu, -führen,
-bringen, -ziehen' gehildot.
f vor-: 1. 's Bluet v., Aderlassen (in geringerem
I Masse) AaZ.; GTa. Die Katamenien bekommen ZO
i — 2. den Stand (des Vermögens, Lebens, Bekennt-
I nisses) v. ,Ihr Religion verenderen.' 1651 Schimpfr.
Mit persönlichem Objekt: ,In diesem Hus werdend die
Waysen, nachdem sy erzogen, wieder verändert und
US dem Hus gelassen.' 1657 Z. ,Lass dich keinen
■ Menschen v.' Sirach 1707; dafür 1860 ,verkaufe dich
' keinem Menschen', d. h. gib dein Recht und Vermögen
nicht vorzeitig aus der Hand, z. B. den Kindern. ,Sich
. verändern zu Gott', sterben, aus der Welt abscheiden;
,zu der Welt', wieder heiraten. Alte Klettg. Statuten.
,Sich verenderen: heuraten.' Denzl. 1677/1716 und so
• nochallg.; Syn. si'''' verengeren, ,0b eim man sin wib
abgat, so nimpt er ein bett von iro, das nutzet er
diewil er sich nit verändert.' Aa Weist. 1495. ,Die
fron soll [bei des Mannes Tod] den dritten teil farender
hab erben und einen winkel in ilem hus, diewil si
sich nüt verändert.' 1525 E(!Li Act. ,Ub glych wol
ein frouw, also nebent der Ee. ein kind überkeme.
So solle sy sich doch damitt nitt verändert noch Ir
verordnet lybding verwürckt haben.' Z Ratsverordn.
1534, 1604. ,0b der krank teil [Gatte] dem gesunden
sich anderwert zuo verendern gönnen wolto.' BsKq.
1548. , Hotte sich aber [die] Muter ehelichen mit
einem andern Mann verändert.' 1617. ,Soll sich auch
keiner verenderen zu Unehren.' Hausordn. St Jacob
A.D.S. 1693. Unverändert, unverheiratet, ohne zu
heiraten. ,Min Husfrow sol mit spis und trank ent-
halten werden, so lang si unveränderet belipt.' B 1519.
,So sol die person, so daheim sitzend verlassen wurd
[von ihrem Gatten], sins abgewichenen gemahels 2 jar
unverendert warten, sich nit verhiroten.' BsRq. 15.82.
,Benannte zeit über [3 Monate lang] im witwenstand
sich unverendert halten.' ebd. 1611. Trans. ,Wer dem
andren sini kind zuo der e berieft und verendert an
[ohne] sin vatters und muoter willen.' Hofr. Wangen.
— 3. in andere Hand bringen, entwenden, ent-
fremden; entstellen, verderben. ,Vil wins uss den
vassen getrunken und verendert werde.' G Hdschr.
,Und was uns unser Zug [Reisegepäck] verendret und
verruckt.' 1519 Stülz. ,Vil armer freuen habend uns
geklagt, dass inen die savoyschen amptlut das ir ge-
nommen, zum teil gessen und sunst verändret.' B 1-526.
,Wie des gotshus ding entfüert und verändert worden.'
Absch. 1529. ,Dass er [der Klosterkoch] alles das, so
ihm übergeben wirt, in guoten ehren behalte, darvon
nutzig [nichts] verendere, ausliche.' Argov. 1861. —
Veränderi"g. ,Verenderung der geburt und unstand-
hafte der Ee.' 1530/1707 Weisht, nach Luther: Blut^
schände. — Bluets-: Aderlass, bes. im Frühling, wie
es z. T. noch jetzt üblich ist L.
Wetter-. Es will u: BBe.
Wetter ivill ändere
Änderi^g f.: 1. en Ä. vor em Tod, eine auffallende
Änderung in den Grundsätzen oder Gewohnheiten eines
Menschen, dgl. man sonst nach altem und weit ver-
breitetem (auch bei Göthe und Shakspeare bezeugtem)
Glauben nur bei nahe bevorstehendem Tode beobachtet.
— 2. euphemistisch für: (nahe bevorstehender oder
walirscheinlicher) Todesfall B; Sch; Z. Es cliönnt
bald en Ä. ge; Kenn 's en A.- g'e sott [sollte] udgl.
, Michels Mutter hatte auf dem Sterbebett zu Anni
gesagt: Gelt, du luegst, dass er nit unterdrückt wird,
wenn es hier eine Änderig [und in Folge davon eine
Sticfinutter] geben sollte.' Gotth. ,Der arme Alte
sagte mit gebeugtem Haujtt zu ihnen: es hat in Gottes
Namen eine Änderung gegeben.' Pest. 1785. — 3. in
L bedeutet Surse-Ä. seit alter Zeit das Kirchweihfest
von Sursee, ein viel besuchtes Volksfest mit allerlei
weltlicher Lustbarkeit. Nur sekundär bedeutet diese
Benennung die Kirchweih; urspr. war damit die Neu-
bestellung der städtischen Obrigkeit gemeint, welche
bis zur grossen Revolution je auf den ersten Sonntag
im Herbstmonat, den Tag der Kirchweih, fiel. S.
JStafkelbach 1882, 18.
Hand-, PI. Handünderge" Gr: 1. Änderung des
Besitzes von liegenden Gütern, durch Erbschaft oder
Verkauf B; Gr; Z. — 2. Taxe (,Handänderungsgebühr'),
welche dafür gew. an die Gemeinde, auf deren Gebiet
sich der Besitz befand, zu entrichten ist Bs; Gr.
anderent: von der andern Seite. S. einent.
311
Atul - und
U2
anderig auneri;/: iUnliT. iJi d. MihJi. aus oiiieui
andern Kruge GTa.
Änderli ni. I: „beim Scheibenschiesseii der Zweite
in der Rangordnung Scnw; Zg." — Diiii. von ander i.
anders, -st anders BHa., aycrs BM., andersch
ZO., änderst Ap; Gl; 6r (auch anderist); GA.; Sch;
W; Z, anderster Z (am See aucli anderscher); Hebel,
ander(ijsch, agerfijsclt, ai/erist B; S: 1. Adv. zu ander 1:
zum zweiten Mal, wieder. Z'audrisch B. Es lüt't
änderst, das zweite Zeichen zum Gottesdienst [s. ander),
auch mit dem scherzhaften Zusatz: si hei ds erst Mal
nüd recht g'lilt't, wobei änderst in der 2. Bed. ge-
nommen wird GA. ,Angerist und angerist [immer
wieder], i glaub emmel es Dotze [Dutzend] Mal.' Gotth.
I ha 's geng angers wider [immer wieder von Neuem]
müesse aluege B. Am änderst, 'm änderst, nochmals,
abermals, aufs Neue W (am, 'm = aber, s. d.). Einist
(-sch) wie änderst (-sch), ein Mal wie das andere, ein
für alle Mal ZO. Einisch über anderisch cho", rüefe"
= ein Mal um das andere, schnell wiederholt B. ,Ver-
bannend 's g'rieht einist, andrist, zum dritten Mal,
wie recht hie ist.' EMan. , Einest, andrest, drystod
[zum 3. Mal].' Zwinsll ,Er hett änderst gewybet',
zum zweiten Mal geheiratet. UMey. C'hron. , Fahrt
darin für [vorwärts, fort] einist wie änderst.' Schimpfr.
,Ein. als and.', d. i. sowohl Morgens als Abends, ebd.
— '2. Adv. zu ander 2: auf andere Weise, in
höherem Grade. Für ds Anderstirerde chänn-me Nüd,
säged-si albed Gl, doppelsinnig: 1) Sinnesänderung,
2) Katamenien Gl; Sch; Z; sonst bed. a. sin auch
gravidam esse Ap; GA. Mängi Ur zeiget änderst und
Schlot änderst. Sulg. B'Glogge het änderst g'schlage,
die Sache hat sich geändert, ebd., vgl. ander Wetter
Sp. 30.3. 's Lebe im Dorf isch halt doch ganz angerisch,
as so iif-eme Höfli usse. BWyss. Wie wett 's chönne
angerisch sy? S. Das isch jiz an anders gueti Zupfe!
nämlich als man sie gewöhnlich bekommt, somit eine
vorzüglidi gute B. ,1 ha .g'ivüss au nu [noch] grossi
Auge g'ha: da hed-me 's aber andri.st wgt ufg'sperrt.'
Schweiz. Erzähler 185.5. Das tönt änderst! 1) das
klingt viel schöner! 2) das ist eine ganz andere Nach-
richt! GA. ,Man sehe wohl, dass das der Schneider
nicht gemacht habe, der mache es anders bravs; es
werde öppe nit lang ha [halten].' Gotth. Schön ist
änderst = das ist unschön Z. .Das dünke sie nicht
anders', komme ihr nicht auffallend vor. Gotth. =
.nichts Anders', ders., s. ander 3. Wie gut 's.^ Antw.
Nid änderst! (wie gewöhnlich). Es wird-mer niiinme
änderst [besser]! ich kann micli vom Erstaunen nicht
mehr erholen! hyperbol. Ausdruck höchster Verwun-
derung. Syn. iez tvird 's-mer nämme be.-<-ser! Bs; Z.
- 3. nur, doch [?] Uw 1781. ,Sind Sy onders da nid
so bes!' Talhochz. 1781. .Bessers Lebe will [ich]
onders afä".' ebd. — 4. conjunctional. a) mit Con-
junctiv des Vb.: ausser dass, — wenn, es sei denn
dass ~; ohne dass — ; nur. Si gät nid fürt, änderst
es bhbi Upper deheim Z. Tanze chann-i (Ap tuen-i)
nüd ellei, änderst du lupfiat aw'' es Bei Z. ,Er mäht,
ohne ein einziges Mal zu wetzen, anders die Sägis
wolle aucli gar nicht mehr hauen.' Ap. ,Man sieht
die Fehler nicht, anders man halte das Tuch gegen
das Licht.' ,Hand zu gast g'laden alle Eidgnossen
und ander Herren, änderst vom Hus üsterich niemand
g'laden.' UMev. Chron. .Das Si.il [von der Urstendi
Christi] ist wol von statt gangen, a. die Tüfel hcml
die Hell mit dem Bulfer anzündt.' ders. , Hänge dich
an keine Gesellen, anders unterweilen' [ausgenommen
bisweilen, ausnahmsweise]. HBpll. ,Ein hun dem
Kloster Eeinauw als ohnablosliches, ander.st Creditoren
bewilligen es.' 1704 Z Proc.-Act. — b) mit Indicativ :
sonst. ,Man fasset nit den most in alte schleuch,
anders die schleuch zerreissend.' 1531/60 Matth.
Anders ist adv. Genetiv, dem Sinn nach verschieden vnn
dem gleiclilantenden Neutr. des Adj. ; es gibt aber Fälle, in
welchen man über die Auffassung schwanken kann. ,Dz sy
[die operierte Blinde] ein jetlich ting uff dem tisch und
andersch [sonst? Anderes?] wol erkennen mocht.' Edlib.
Änderst (so auch Heut. 1658; JHott. 16fi6: Wurstis. 1765,
in der 1. Bearbeitung ,anderist', wie auch Walther 1584;
bei Fris.; Mal. .anders' und .änderst") aus nnAi-» entwickelt
wie einist (s. d.l aus eines; in andirsrh ist das angehängte (
wieder abgeworfen, die durch ( bewirkte Vergröberung des »
aber geblieben, oder es hat sich (so bei HKram. 1478 ,an-
derschwar', anderswohin) « nach r vergröbert; anderster (schon
bei Kessler) comiiarativisch gebildet wie alder (oder), echter,
hedter (s. dd.). ,Iemants anderster', Jemand anders, (bei Kessl.)
kann adjectivisch, und dann gleichsam superlat., aufgefasst
werden; auch ,anderts (woher)'. UMey. Chr. ist eine Super-
lativbildnng; vgl. u. andertens. Eine entschiedene Flexions-
form ist enthalten in ,von jemand anderseu wegen.' Absch.
1G71; vgl. die Genetivformen edlsen, einessen; auch im nhd,
.jemand anders' ist das Letztere ursp. weder Adv. noch Ap-
position, sondern partitivcr Genetiv. — Der conjunctionale
Gebrauch (4) entspricht dem des ä. nhd. .anders', nur dass
dieses den Nebensatz nicht eröffnen kann. Übrigens ist klar,
dass es, wie andere Conjunctionen, urspr. dem Hauptsatz
angehört und erst später in den Nebensatz herüber gezogen
worden ist, der eigtl. mit einem vergleichenden .als, denn'
(vgl. nhd. .denn' = anders, mit Conjunctiv) beginnen sollte.
Dieses Mittelglied ist erhalten in der Formel: ,anders dann',
ausser dass. 1521 Absch.; .Jeder Teil soll seine Kosten selbst
tragen, anders dann jede Stadt den Murtnern 10 Kronen
geben soll'; während bei Justinger und Frickart umgekehrt,
mit Auslassung von ,anders' vorkommt: .danne, dann dass'
= ausser dass. Hieher gehört auch noch anders wann = nur,
Conjunktion fUr einschränkende Sätze BHa., mit pleonast.
anders, da mhd. ican urspr. und für sich allein schon ,nur'
bedeutet. Es ist nachlässige Rede, wenn im Falle von 3 a
der Ind. gebraucht wird: ,Das Lesen rechne ich mir nicht
zur Sünde, änderst du nennst mir die schlimmen Bücher.'
UBrägg. 1777.
ander ist: Ordinalzahlw. Der A., der zweite,
nächstfolgende B.
Statt des einfachen ander superlativisch weiter gcbililot
nach .\nal. von erst und den Ordinalzahlen von 20 an.
andertens: ordinales Adv., zweitens, entsprechcml
einem vorangehenden .erstens'. G 1757.
Gebildet von einer bei Gr. WB. bezeugten, nach Anal.
von .zwei-te' usw. gebildeten, Form ,anderte', und entsprechciul
einer ebd. bezeugteu richtigen adv. Form .anderns".
Allllive Aa. A'ntif'i Bs; S; Z — m.: Endivie. Ci-
chorie. (Jichorium Endivia. .Endivien sind zweyerlcy.
die ein in den gärten, die ander Wildvvegluog genannt.'
Fris.; Mal. .Uhre.ston. zahme endivien, sonnenwirbcl;
Condrillum, gänsdistel. wilde e.' Denzl.
Andlet s. Antlit. Andli s. Anna Sp. 200.
a n d ö , 0 n d 6 a^ndr, in der Verbindung Jeses (Jegersch)
((..': Ausruf der Verwunderung und des Schmerzes G.
Viell. das o. Sp. .300 erwähnte Subst. And, Schmerz, zu
welchem ,Jesus' als Gen. gehörte; oder and verderbt aus
und ((md)f In beiden Fällen ist -6 nur die angefügte lutorj..
wie die Formel ondo und o bestätigt.
.\ndorn s. An-dnrn.
•M-^
Ami 11 11.1
814
Aiidrt'S A'Hdir)n''s Aa; üs; W; Z, Aitdrcics li
Eorsi-Ii., Ändreiii (luA'al., Andris ebd., „Andrist BUr.",
i»f?)-( W. „Aiidcrii liGr.", Änderli BöO.; GiiPr.,
Ändi, diiii. it)((/j;/(' GrD., Dresfi, -lij BGr., Sa., JJes
AAEndf.; BO.; L; G; Zg; Z, Äese? SchwE., „Nanzi
GrHc.": Andreas; im Kalender der 30. November.
.Andresensulmee tuet den Bäumen weh.' S. Jener Tag
war frülier (bis ins XVIII. hinein) auch Termin für
die Entrichtung von Zinsen und Zehnten. ,Von jeder
Fürstatt [Herd] auf Johannis ein junges und auf
■ Andreas ein altes Hun.' B Scnw. , Einem Amptmann
järlich uf St .\ndresen Tag 10 Pfd entrichten.' ebd.
,Man [die Loheiileute] sol den haberen [Haferzehnten]
zu Saut Andress Tult [Fest] gegeben han.' Th 1300.
, In.sbes. aber ist der Vorabend des Andreastages, resp.
j die Nacht und noch genauer die Mitternachtsstunde
zw. dem '29. und 30. Nov., eine der durch alten und
weitverbreiteten Glauben verbürgten Zeiten, wo unter
allerlei Bräuchen Orakel über künftige Schicksale,
; bes. von Jungfrauen in Bez. auf den ihnen bestimmten
j Gatten, empfangen werden können. Der h. Andreas,
f der in einer alten Quelle ,sanctorum mitissimus', also
bes. freundlich, freigebig und mildtätig genannt wird
und mit diesen Eigenschaften wahrsch. an die Stelle
eines Gottes getreten war, wurde angerufen, glück-
■ liehe Ehe, zuweilen auch Schätze zu verleihen. In
ZfiMenz. stellte man in jener Nacht (auf welche wie
; gesagt ein Zinstermin folgte) eine ,Mutte' voll Wasser
j in die oberste Kammer des Hauses und betete dabei,
; in der Erwartung, am Morgen Geld in dem Wasser
'• zu finden. Der Mann, der am Morgen einem Mädchen
zuerst begegnet, hat das Aussehen ihres künftigen
Bräutigams ZSchottikon. Gwerb 1040 und noch das
\ in Z 1704 gedruckte Buch ,Entlarvte Zauberey' spre-
f eben von , fürwitzigen Leuten, die Gott dem Herrn in
\ .seine Kunstkanmier greifen und ehezeit erfahren wollen,
wer ihnen zum Ehegemahel bestimmt sei. und zu dem
Ende an St Johannis Abend oder an St Andresen Nacht
'. allerhand gottlose Gaugelspiel und Zauberstucklein
j brauchen.' Einer Magd, die ,an A. Nacht um 12 Uhren
) nackend hinder sich die Stuben gewüscht' [einer jener
\ Bräuche, wobei man den Zukünftigen zu erblicken hofft
I>; Z], habe der böse Geist einen Streich versetzt,
\ von dem sie ein Merkmal am Leibe behielt. Zaubkrei
l! 1704. Der selbe Brauch wird noch aus neuerer Zeit
'•. für Z und ScH bezeugt; aus dem selben Gebiet und
Tu der andere. Eier in ein rücklings und stumm ge-
lioltes Glas Wasser zu schlagen und aus den sich
■ bildenden Formen die Gestalt des zukünftigen Mannes
il oder sein Handwerkszeug zu erkennen; aus AALeugg.;
f B; Sen; Z das selbe Verfahren mit in Wasser ge-
gossenem Blei oder Kaffeesatz; in GT. sucht man das
Bild des oder iler Zukünftigen in einem Wasserspiegel.
' Unmittelbarer wandte man sicli an den Heiligen, indem
man, rückwärts das Bett besteigend, den Spruch sagte:
,Wie ich diesen Bettladen betritt. Heiliger A. ich dich
bitt, Sag du mir gewisslich a. Was ich für-ne Ma
ward ha' B. Oder in ZO.: ,Hier uf der Bettstatt sitz-i,
0 Andreas ich bitt-di, Zeig-mer hinecht i der Nacht,
Weh Schatz mich denn biivacht. Ist er rieh, so chunnt
er g'ritte, Ist er arm, so chunnt er g'schritte.' Der
Zukunftige soll hier im Traum geschaut werden. Aus
B Werden noch folgende Bräuche berichtet, welche
beim Läuten Abends 8 Uhr geübt werden: 1) Wasser
zum Gefrieren stellen und iHe ontstandenen Eisfiguren
ausdeuten. 2) den Schafen kbipfen, wobei das ant-
worteiule Blöken eines alten oder jungen Schafes das
Alter des Mannes anzeigen soll. 3) rücklings aus
einer Schtterhig ein gerades oder krummes Stück
(Glück oder Hinderniss) herausziehen. 4) rücklings
von der Hau.streppe den rechten Schuh über die linke
Sdiulter hinunter werfen ; fällt er mit der Spitze gegen
die Treppe, so bleibt das Mädchen noch ledig; fällt
er auswärts, so wird es bald an Mann kommen.
, Änderli' als Taufu. l.")04 Jenatz. ,Kndens' imd ,Endcrli'
Geschlechtsnn. — Die Form olme -« ist dem Churwelsch oder
Itiilienisclien entuommen.
andreslen dnd(e)rhk Scii; Z: 1. in der Andreas-
nacht einen von den o. angegebenen abergläubischen
Gebräuchen ausüben Aa; B; L; G; Sch; S; Th; Z,
„u. A. auch Schätze ausgraben". ,Es hat mir ein
glaubhaft weyb erzeilet, dass auf ein zeit ihr magt
die fürwitz gestochen, dass sie auch gcandereslet habe
(also nennts diss gsindle).' Gwerb 1646. — "2. an
StA.-Abend lärmendes Wesen treiben, mit Schellen,
Hörnern, Trommeln udgl. in den Dörfern herumziehen
LG.; in OiiH cliciiialM: in der letzten Nacht des Jahres
mit Ketfi'ii la—clnd vor den Häusern herumziehen;
s. Stiipfcniiiilit : svn. clirunyelen.
Die in duu zwei letzten Angaben enthaltene Verschieden-
lieit des Brauches und tw. der Zeit erklärt sich daraus, dass
liherhaupt später bei den Überresten heidnischer Bräuche
die Handlungen und die Termine in einander geschoben und
vermischt wurden, wie denn insbcs. das Suchen von Liebes-
orakeln auch in der Weihnacht- und .Johannisnacht stattfindet.
Änd s. Ainad Sp. 213. Änderli II, Ändri,
Ändi s. Andres Sp. 313.
End I c-, «e- n. 1. räumlich: Ort; Punkt; Eand;
Ende. ,Dass sie nachts in die stall, unter die metzg, oder
derglich offne e. gähnt.' Z 1408. ,Ein zolner gesetzt
an ein e., so vormals nie sye gewesen.' 1523 Absch.
,Das bluot, das ir vergossen hend, Lag es yetz frisch
an einem e. [beisammen], Ir mochtend all darinn er-
trinken.' Man. ,Ich bin unschuldig am selben e.', in
diesem Stück, Punkt, ebd. ,Alle, so durch dise e.
ziehent.' 1521 Absch. ,An vil enden', in vielen Ge-
genden. Bs Chr. .Und verbüt uns Christus, dass wir
in nit an enden noch stetten suechen.' Vad. ,Den
geschicktisten by den enden', in jener Gegend. Bull.
,An etlichen enden.' L 1484. ,Geg toeUe-n-Ende-n-ist
aw'' d' Stadt?' in welcher Richtung? Stutz. Der Ende",
in dieser Gegend Th; Z. ,Notariat Höngg u. d. E.' Z.
An alle-n-Egge-n-und Ende Z. Alles uf's End, auf's
Äusserste, Genaueste; .syn. Alles nfsNegeli; vgl. ,bös
auf ein End.' Schm. I''' 102. Eine" nf alli End tiise
rieme, übermässig rühmen Nnw. ,Das setz ich uf ein e.',
das will ich (als endgültig) behaupten. Lied v. 1446.
Me miies Alls bim rechte E. fasse L. Z' Ort und
(z'J Ende, an einzelnen Orten, da und dort L. ,An
ort' und end' ze züchen, da [wo] . . . .' 1531 Strickl.
Auch ohne Präp., aber ebenfalls adv. Ort- und Ende'
ScHwMuo. ,Das Endesstehende Datum.' Z Kanzleispr.
1818 (am Ende, unten). , Endsunterzeichneter' (adv.
Gen.). E. zuweilen statt des sonst üblichen Endi
(s. d.) i. S. v. Eand eines Stückes Tuch Ar; Sch; Th.
,E. der Welt' heissen abgelegene, ringsum eingeschlos-
sene Orte, z.B.- in UwE.; U. Der Welt en E. chö,
an 's Ende der Dinge kommen U {en für an ein; vgl.
dem G'wwnder an E. chö, 2.). ,Diser wallfisch hat
an statt der zäu in yodem kiff' [Kiefer] liürnino bläeh.
315
And — und
yi6
welche bey end ausswachsend als seiiwburst', zu äus-
serst sich ausspitzen wie Schweinsborsten. Fischb. 1563.
^Sy verböserend mit iren ratschlegen die sach mer,
dann dass sy irein guoten fürnennnen an ein e. kom-
men [den Zweck erreichen] mögind.' RWalther l.'iSB.
— 2. zeitlich. Eiuh Maie", am B. oder gegen E.
des Monats Mai (adv. Gen.). Am K., vielleicht, wie
nhd.; z'ktst am E. Z; jmt am E. a. jmtcment. Am
E. (oder z'E.) aller Ende, zu allerletzt Gl; Seit; Z.
Du stOrst-mi oni E., unaufhörlich ZO. ,Die sach
dapfer angrifen und kurz e. geben.' 15'29 Absch. ,Wär
unscrs willens, dass ir e. gähind und dapferlich für-
füerind [fortführet], dann es ist an der zyt, dass man
uf da.ss heiss ysen schlach.' 1528 Strickl. , Waren
sehr begirig, die sachon mit dem Franzosen an ein e.
zu machen.' Cys. ,Dor Nabal wusst, also zuo reden,
sines guots kein end.' LLav. 1584; vgl. ich weiss mls
Leids fcei E., bin von Kummer überhäuft Z. ,Dem
Wunder an ein E. konnnen', für seine Neugierde ein
Ende finden (oder mehr räumlieh gedacht: den Grund,
Ausgangspunkt einer auffallenden Erscheinung er-
kennen?) GwERB 1604. ,Dannt du dem Wunder an
ein E. kommest, will ich dir daraus helfen.' Tomann
1708. Bern G'wunder nn E. chö B (s. 1 am Schluss);
syn. iis-em Wunder chö. — Er chiinnt, u-enn alli Er
en E. hat, zu spät. Sulger. 's E. nnii (romj Lied,
Ausgang der Sache, der Kern, Grund, Endzweck Sch;
S; Z. Am A fang ist eil g'lege, aber 's E. nmes d' Last
träge, auf das Ende kommt es an. Sülqer. Alles het
sis E., nu d' Wurst het zwei L; Scn (Wortspiel mit 1).
Am Afang g'seht-me nit a's E. L. Insbes. bed. E.
prägn. das Ende des Lebens, Todeskampf, Tod. ,In
der stund ewers lotsten end Bevehlend d'seel in seine
[Gottes] hend.' 1579 Bigandus. ,Ich nim's uf myn
letstes e.', ich beteure es bei meinem Leben, so wahr
ich selig zu sterben hoffe. HBull. 1533. In einigen
Teilen des K. L geht, wenn Jemand ans Sterben kommt,
ein Glied der Familie vor das Haus und ruft an jeder
Ecke desselben mit lauter Stinmie: Huwi [eig. =:Uhu,
Eule] .'«MW E.! Für den Todeskampf, den Eintritt und
die Dauer desselben, gelten die RAA. i 's E. schlä' L ;
Uw, i 's Eng falle S, i 's E. chö B, im E. liggc AaZ.;
Bs; S; Uw. Für Zugegensein beim Tode: am E. sl
Nuw, Eim i 's E. laufe Z, i 's E. gö AaZ., sum E.
chö Ar, Eim zum E., uf 's E. warte Z, zum E. rüefe,
die Nachbarn herbeirufen L. Bei den Katholiken wird
während des Todeskampfes (oder unmittelbar nachher
Ar; UwE.) die Sterbeglocke (das Endzeichen) geläutet:
Eim i 's E. lüte Bs; Sch; S (t 's Eng, was man leicht
für: ,in 's Enge, in 's Grab' missdeuten könnte); Uw,
zuem E. lüte Av; Dettl. Chron., Einem 's E. l. Ar.
Bildlich: icenn-me 's erst Mül Icürt [hört] trusche, so
lütet 's 'em Chummer [der Nahrungssorge] i 's Eng.
Vgl. i 's Elend l. I wünschen-ecli es guets u glück-
haftigs neus Jär, n z'letsch es seligs End, Neujahrs-
gruss Bf. Das ,Ende der Welt' wird nach dem Volk.s-
glauben durch mancherlei Zeichen voraus bedeutet,
bes. durch eine grosse Schlacht, in welcher die Bosse
bis an die Bäuche im Blute waten, die Türken ihre
Rosse im Rheine tränken werden, und welche ein-
treten soll, wenn ein gewisser Baum (eine Linde oder
Buche auf dem Rafzerfeld Z, auf dem Eramenfeld L,
ein Dornstrauch auf dem Birrfeld Aa usw.) ausge-
wachsen, ,,sackesdick' sein wird, nach der aus den Si-
byllinisclion Biicheni ^'cschö]iftiMi rro]ilii'zoiung. wolclio
in Deutschland mit dem Glauben an das Erwachen
des verzauberten Kaisers verbunden ist und mit der
altnord. Sage vom Endkampf der Götter und dem
Weltbrand zshängt. Vgl. Stutz, Gem. 3, 54; Rochh.,
A. S. 1, 60/1. Sieben Jahre vor Ende der Welt wird
das letzte Knäblein geboren; dann nur noch der Anti-
christ L (LliroLP, Sagen, Nr. 533). — 3. Endzweck,
Gesichtspunkt. ,Dieselben vier [fürsprechen] sülent
dien Lüten irü wort tuon mit guoten trüwen als si
ir Ende und ir Er wise, daz das gerechtest sy.' Z
Gerichtsordn. E. XIV. ,Diewyl die Gefätteren [Tauf-
paten] auch uf das e. angesehen [sind], dass dieselben
Zügen werind.' Z 1650.
ze End zänd Bs It Hebel, POchs, zündet AaB.,
zänt Bs; Gl; L; GW.; Sch; S; Z, zäntfejr, znntert
ZO.. z'inter Tu, sunt Aa: (bis) ans Ende, völlig; fast
durchweg mit einem Adv., seltener mit einer andern
adv. Ortsbestimmung oder einem Casus verbunden.
,Sudor existit toto corpore, der schweiss gat mir zeend
dem leyb auss. Inerrat ignis sdibus, das feür [gat] zend
dem hauss hinweg, ist allenthalben im hauss.' Fkis.
.Zenter dur die stat basel hinweg.' Edlib. ,Die efaden
gand [vom] himberhag ze end uf unz an die straass; uf
der bachtallen zendab uf dem rein ; zend inhar unz under
die hubhalden; den bach zend ufhin; also zend ushin,
als der Volkheininor weid gät.' Offn. Flaach. ,Zennt
dem ganzen land hin.' 1601 Z Mand. Wie 's gruenet
zent nf alle Plätze! JHofst. 1865. Zänt Cd (uij, fort
und fort ab(auf-)wärts, z. duri, ganz durch GW.; z. ume
allg., z. ane Bs; Z: 1) allenthalben hin, 2) allentlialben.
Zänt der Welt ume, in der ganzen W. herum ZO.
I alle Unsere zent im Eevier ume. JHofst. Das wird
iez zenter der G'meind ume 'trait. Stutz. I"'' weiss wol,
ivem-men Öppis sait. Es wird g'rad zenterume 'trait.
ebd. Wo er ag'fange hat niitrechts tue, göt 's zenter
der G'meind ume-n-a". ebd. 's ist zentume Öppis, nur
i" mvm Geldseckel ist Niid. Ineichen. S. auch z. um
Sp. 232. Alles haiter und hei [hell] und blau zänt-
ummen und ane, kai Widchli am Himmel. Breitenst.
Es glitzeret zendane [wo man nur hinschaut]. Hebel.
Auch subst. : im ganze Zäntumme, ringsherum S.
Zu der Herleituug von ,zesammt' (vgl. ssätnmc und sant)
oder von mhd. sent, Gericht, Versamuilung, oder von ,um-
senden', welche durch die Abweichung sent und Hebels ä.
Schreibung n'scnd befürwortet zu werden scheint, passen t.
der Voc.ll und die aussorschweiz. Formen, t. die Bedeutung
nicht. Die Verhärtung des Auslautes von End zu 1 wird
wol urspr. in stehenden Verbindungen vor folgendem d oder (
oder auch vor anderen Cons. durch Angleichung eingetreten
und dann auch vor Voc. stehen geblieben sein. Zündet ist
nach .Analogie von enet (Sp. '267) «. ähnl. gebildet; ziiniir
aus der Verbindung z' End der (Will) versteinert.
Endi n., PI. Endini BSi.; W in der Bed. 2, sonst
= Sg.: Endstück, Abschnitt eines Raumes od. Körpers.
1. Es E. Wegs = eine Strecke Weges ZRichtersw.
Er chimnt nie der Endi, in diese Gegend SenSt. =
der Ende", 's Endi von-ere Schnuer L. — 2. insbes.
der Rand (zu beiden Seiten der Länge nach) an einem
Stücke gewobenen Zeuges, urspr. das Ende des Zettels,
nhd. Ecke, Sahlband, -leiste, Anschrot. Endstreifen,
frz. lisiere, gewöhnlich etwas stärker gewoben und
anders gefärbt als der dazwischen liegende Stoff (der
,Boden')AA; BSi.; L; Sch; UwE.; W; Z. Man. unter-
scheidet gespitzlete, angestreckte (auch strenge oder
dränge) und (im Gegs. zu den letztern) higge Endi
(s. il. WW.). Junge, lueg ufs Endi! ruft lier Weber
318
dem ]>i'lir,iuii;;-i'!i zweideutig, denn es soll damit aucli
gesagt sein: HiMlcnkc das Ende deiner Arbeit! L. Eben
so düiiiiolsinnig das .Sprw. am Endi kennt me 's Tuech
SfiiSt., 's Wupi) [Webstück] L. ,Ein Ende als von
dem tuech, orse.' Mal. ,Man sei zu jeglichem Stuke
beide Ende und beide Listen die Richte [gerade]
durch ab zorsniden oder schrenzen.' Beitr. Lauf. —
3. der andersfarbige Saum eines Kleides. ,Dass
enkein eliclio Wip noch Witwa noch mit Namen enkein
Frow, weder Begin noch ander Frowen an enkein
Tuoch, weder Sleyer noch ander Tuoch, weder sidin
noch gärnin, enhein [irgend ein] E. setzen sol.' Beitr.
Lauf. ,0r», Belege oder soum an einem kleid, ein
Ende, bort oder ortband.' Fris.; Mal. Syn. B'leyi.
Der Form nach ist Endi verschieden von End: deim es
ist uicht etwa die verbliebene alte Form des letztern (die
iiiau höchstens in alten oder in erstarrten Ortsnn. wie Endi,
Name eines Berggutes Gl, ,Eudivelt' um 1300. jetzt End-
fcUltii hei Aarau, .Entegassen' bei Eschenz, um 1.300, viell.
auch Enübiichd, .Grenzhügel' zwischen ZZollikon und Ries-
bach, wiederzufinden sich getrauen darf), sondern eine neue
dini. Bildung auf -i von dem aus mhd. endi, rndc (ahd. enti)
verkürzten End; vgl. Topf : Tüpfi (Stuck : Stuck i) u. a. Auch
in der Bed. bestellt ein Unterschied, indem Endi nicht in
.^b8tr., End nicht in dem eigentlichst concr. Slnnc^gebraucht
wird. Doch kommt tw. Berührung nnd Mischung der beiden
Formen vor, zumal die nhd. zweisilbige Form für End im
Mnudo dos Ungebildeten, wenn er Bücherdeutsch liest oder
kopiert, ebenfalls Endi lauten muss, z. B. Endi (juet. Alles
ijuet (aus dem Nhd.). Me müem alli Strick a"zich, wenn nit
der Waffen am Endi doch no h'steeke soll.' Breitenst. End
fanden wir auch in der Bed. von Endi S, und umgekehrt
entspricht der Endi, in dieser Gegend, dem sonstigen der
Ende". Auch das Wortspiel in dem Ruf des Webers beruht
auf Schwanken der Form und Bed. zw. End und Endi.
Faden-. ,Das Fadenende meines Lebens.' Eeith.
1846.
endlich äntlich, -lig, -U AAj. und Adv.: 1. eifrig,
eilig, tüchtig, rüstig, gewandt, schnell B 1440; häufig
bei Fründ und Edlib. ,Wäre daz dckcin [irgendeine]
Sacli als cndelich [eilig, dringend] unser Burger de-
keineni [irgendeinem unserer B.] uflüffe.' Z 1315. ,Herr
V. Montfort nebt sich gar e.', bemühte sich eifrig, war
sehr tätig, bei Wahlintriguen. Vad. — 2. endgültig,
be.stimnit, förmlich, zuverlässig, gänzlich. ,So ist ge-
wonlich unde recht, daz 'man mit schrift bestäte, swas
man endclicher dinge in disen tagen zeschaffcn hat.'
1282 Gfkd. .Die sol er künden und bitten endlich
[förmlich].' 1399 Abtei Eins. ,Was entlicher urteilen
hinfür an dem gericht mit merer folge | Stimmenmehr-
heit] geben werdent.' BsEq. 1457. .Entlichen warten,'
m. Gen. d. S., sorgfältig bewahren, ebd. 1520. .Etwas
endliches beschliessen', etw. Endgültiges, Definitives.
1522 Abscu. ,Nüt endlichs zuosagen.' 1524 ebd. .Da-
mit wir unser Bottschaft habint und aller .sachen
halb grundlich und endlich mit üch handien mögint.'
' Aksh. ,Die Landlüt habend den adel endtlich ver-
' triben.' Stumpf. ,In medio relinquere, im zweyfel las-
; »en, nüt endtlichs von einem ding handien.' Fris.
: .Und ist das ouch gar entlich [gänzlich] gwüss: so
, fings uf erd kein wa.sser flüs.st.' 1576 Lob.sprui:ii. ,Das
' ist mein entlicher will, ita fert corde voluntas.' Hosr.
< .Sie haben sich endlich verbunden und gschworen.'
Lied v. 1712. — 3. (auch end- B; S, i-nt-luje" B, -liehe
Uw) wie nhd., zuletzt. Endlich hltht nid ehitj us,
von versiiätetem Eintreffen von Personen oder Sachen
!'; Seil; Th; Z. EtidU ist nid ebig AAFri.; L.
Bed. 1, schon mhd., entspringt aus dem Hegriff: zu einem
Ende führend, treibend, dienend. In einzelnen Fällen ist
die Bed. nicht ganz sicher. So; ,lch nicht glob, das ain
mensch sinor ondtlichen handnerung so stif und gänzlich
oblige, der nit von etwas kurzwil angefochten werde.' Kessl.
(zweckmässig, bestimmt, nötig, flcissig?) ,Als endelich dass . .',
so gänzlich, in dem Grade? 1282 Gfr. ,Sicht menklich [män-
niglich sieht], woruf des Papsts Ratschleg gand, und wohin
sich sin endelich Beginnen landet.' HBulI. 1551.
un- unentli: 1. von Sachen: was zu keinem Ende
(Zwecke) dient; unnütz, unnötig, unzuträglich. ,Die
rechtsprocher bedunkt, dz es ein liederliche, unend-
liche und unbilliche sach sye.' c. 1470 Gl. .Mit dem
strengen, wytschweifigen, unentlichen geistlichen Ge-
richtszwang.' 1524 Absch. ,Dass sölich Zweyung und
unendlich Gesellschaft hinnenhin niemer mer uf ge-
standen.' Beitr. Lauf. — 2. von Personen : (unnütz in
der menschl. Gesellschaft) liederlich, schlecht. ,Buoben
und ander unendlich volk.' Z Richtebr. .Wurde aber
dehein [irgend ein] uiirinb'li.lirr man also meineidc.'
BsRq. — 3. Adv. über dii' Ma.^i u, dass es nicht zu
sagen ist. De Hund ^priiKjt iniiiiitli Z. — Bed. 2 hat
auch schon mhd. unendelich meistens.
Endschaft i. = End 3, nur etw. nachdrücklicher
und nur noch in einigen Formeln der ä. Kanzleispr. :
endgültige Erledigung einer Rechtssache, Ablauf eines
Vertrages. ,Was sachen nach des gerichts ordenungen,
ir entschafft und ussträge haben mogent.' Bs 1457.
.Wir haben den schidlüten zuogeschriben und sy trun-
genlich [dringend] ankert [angekehrt = angegangen],
kurz entschaft zu geben.' Absch. 1530. Vgl. .kurz End
geben' Sp. 315. ,Wann alles zur endschaft gebracht
syn wirt.' Z 1639. ,Der Vertrag hat hiemit seine E.
erreicht.' Neuere Gerichtsakt. Z. Dem Strit en E.
mache W.
obenende: Adv.. Präp.. oberhalb. .Obenendi der
berge.' Wsi. I 6. .Als der schnee von ebnende der
bergen gegen disera tal schmilzet.' Vad.
Obwol u. A. die ahd. Nbf. ohanontüj (AdJ.) für die auf
S]i. 51 aufgestellte Etymologie spricht, so soll dennoch die
Müglichküit zugegeben werden, dass man im Laufe der Zeit
an Zss. mit End dachte.
enden: 1. trans. vollbringen. , Es ist bald geendet
was lange schändet.' Sprw. (Sülger). — 2. intr. zu
Ende gehen. Es endet (mit im), er liegt am Sterben
AaZ.; pers. sterben UwE. — ver-: 1. trans. a) voll-
enden. ,Die werke(n), die wir uss fryem willen er-
wellend und nach unsern kreften verendend.' Zwingli.
— b) ausrichten, bestellen (einen Auftrag, eine Bot-
schaft). Der Weibel hat die ihm übergebenen Briefe
nicht ,verendet', bestellt. Absch. 1530. ,Brieft' verenden
oder überantwurten, und dem sy gehörend zuestellen,
literas perferre.' Mal. ,Ich han min einpfelch [das mir
Anempfohlene] verendet.' Ziely. ,Die sach verenden',
eine Botschaft ausrichten. Lenz. — 2. intr. sterben
UwE.; Z. — ,Der Gsichteuder, horizon.' Mal.
endig entig Entig chlei, sehr klein; vil entigi
Mal, sehr oft GrD. — inüs-: ganz allein, ebd. —
bar-: verstärktes ,bar', rein, offenbar, leibhaftig. Er
ist a barentiga Tiifal; es ist der harentig Drück, nichts
als Dr. ebd.
Weuu die Differenz zwischen d und ( nach n im Gebirgs-
dialekt nicht in Anschlag gebracht, resp. das ( dem in ahd.
cKr; = uinhd. ende gleichgesetzt werden darf, >.o ist die eigtl.
Bed. des obigen Adj. : durchgehend (durch das Ranze bis ans
Ende) ; vgl. Alles ufs End, uf alli End und das syn. üsendiij.
319
Ami — 1111(1
rV20
In mV c. Mal wäru die licil. zu rtlistr. Verstäi-kuug abge-
schwächt; in wiSs-c. wäre das Gnindw. ,alleiu' (s. d. uiit s.
Zss.) hinzuzudenken, viel), weil cntU/, au ,einzig' anklingend,
dasselbe mit zu enthalten oder zu ersetzen schien, und weil
in verstärkenden Zss. dieser Art übh. die Begriffe der Be-
standteile nicht mehr klar gedacht werden. Doch s. u. cntig.
üs- endig AaF.; B; S (auch usentig); Vw; Z,
si'ndig BM., üsicendifj ebd., Hrischl^ndig SciiwMuo.:
1. Adj. ,aus bis ans Ende', Yollstäudig, unausgesetzt.
andauernd, syn. g'schlage", gottseiidig, v. d. Zeit, aber
nur in den ^Verbindungen: dr usemlige Tag BSi. ; de
ganz uscndig (wj(Sc/i?(«i(Zf(7 SciiwMuo.) Tag AaF.; BS.;
S; Z; e ganze(n) usendige Tag BM., S.; de ganz us-
endig Nämittag S; e ganze sendige Näm. BM.; die
ganz üsendig (ganzi sendigi B) Nacht Z. ^ 2. Adv.
a) „beständig, unablässig, immerfort, z. B. u. Eim
z'Leid tue; ii. hl Eim si B; Vw." — b) übermässig,
durch und durch z. B. u. schicitze L.
In iiuarhl. lässt sich das angeschobene )i aus Heriiber-
nahme des Auslauts eines vorangehenden .ein' (cii) leicht
erklären; im Übrigen aber liegt gänzliches Vergessen der
Grundform nud grobe Missdeutung oder Anlehnung an das
Ptc. Impf, von scMan (vgl. ,den geschlagenen Tag') vor.
Uswendiij versucht die Deutung auf ,den T. bis da, wo er
sich zum Ende wendet' oder geht auf mhd. imulc, tirenze,
zurück.
gottsendig, nur in der Verbindung: der gutts-
endig Tag, den ganzen langen Tag U.
Guti- in verstärkenden Zss. ist häufig; vgl. kci i/vlziije.
Es bleibt nur die Frage, ob mau das s zu Gott oder zu aulii/
(s. us-endig) nehmen soll, so dass eine doppelte Verstärkung
vorläge.
End n. LI, enden s. Ämad, amateu Sp. '213.
Endecll ^nd^x Uw, Antech, Äntech B; L m.:
Indigo. ,Indicuin: Endich, ein blaue färb.' Denzl.
11)77/1716. .Die Tuechschärer, so von Gästen [Frem-
den] Lynöl, Endich, Weid, Tuechschären oder anders
kaufent.' Z 1040/1757. — Mhd. ImllcJi aus lat. <;irf«V«m,
(cohrjindicus.
ender s. t I (Sp. lü). ünder s. cner Sp. '2ü5 f.
eiider(t) s. äient Sp. '2ü7 f.
eiuler: einer, Zahlw., in der Verbindung eii c'-ndei')!
Möl Ap = e« ennersch 3Iül Sp. '27U.
Xach n ist d aufgestiegen wie in den 3 vorhergehenden
W\V. — Konstruktion uud Flexion, urspr. .eines Mals', in
Unordnung geraten.
-Enderccll", Endrecli 111.: Ki'itel. rote Kreide
„BSa."; FJ. — Regelrecht verschoben aus lat. unflira,-.
Menuigerde.
Endli s. ^1))«« Sp. '2iJ(i. endlif s. ciiilifi^i<. 2i<».
Hinder-Endlike": fingierter Ort, von wo die
kleiuen Kinder kommen ZWint.
Gleichsam noch hinter dem äusserston Endo der Welt.
Der Name nach Analogie der in Z so häufigen Ortsnamen
auf -(l)ll.r (-buj-hufcn) gebildet.
t'IKlreellft) cndritch(t): eher als nicht (modal). ~
Sjii. vmkr, s. Sp. II, aus dem es weiter geliildut ist.
Eindli; eindlef; inden usw.; indrunt = £'m?i
Sp. 1:5; ei>dif ^(1. 28:); innen Sp. '203; innert Sp. 295.
luiiistllt: im :\[iHi.le der Ungebildeten für Institut.
Erzieliungsaiistalt.
indjtä. iHf?iViGR, indit, i ha-di g'seh! ZStdt: Au.sruf
der Kinder beim Verbergespiel, sowohl zum Zeiclien.
dass das Sudien nun beginnen könne, als das.s das
Suchende das Verborgene nun entdeckt habe od. dieses
ans Ziel gekommen sei Gr.
Vgl. ackit; erlöst; fjeiiivhi»am; zilö, und viuil. wie dieses
Ictütere eine Zss. mit einer Interj. (je, . i .■ iinl=init.
er-indlen: erinnern. Durch richterlichen Spruch
1465 in Sursee wurden die Ansprüche zweier Surseer
an den Abt von Eins, für einmal abgewiesen. ,Muge
aber Cl. oder H. unsern Herren von Einsidlen etwas
e., des sie truw'cn ze geniessen [was sie ansprechen
zu können glauben], guiid [gönnt] man inen wol.'
nd für IUI wie in den ob. WW. und wie in crindcrn Sp. 'J!)ö;
/ im Wechsel mit r. S. auch er-intjen.
iender(t) s. icnen Sp. 290. ondig s. äundig.
und. in B oft, bes. vor Voc, >in, noch öfter, auch
vor Voe.. h: u)i (auch vor Cons.) bei Hebel; zwischen
eng verbundenen WW. zuweilen abgeschwächt zu .;«,
iß, t, <•: 1. einfach copulativ in formelhaften Ver-
bindungen, a) bei verstärkender Wiederholung des
selben W. Bur-e-dur, durch und durch; nö-t-nö,
nach und nach; fergiciisu ii. f., ganz gewiss BG.; ein-
ed-einzig, ganz einzig Z. Mehr s. Sp. 12, 6. ,Dz gauz
schiessen uss und uss all tag', immerfort. Edub. ,A11
und all', alle zusammen. Vad. .Änderst und änderst',
immer a. 1707 Sir. — b) bei paarweiser Verbindung
von Syn. od. Antonymen. Stei-e-Bei g' fröre S; Vhuiif-
e-Lanf; ab-c-zue; Lüt-e-Veh L. — 2. iu einigen For-
meln der Umgangsspr. elliptisch: mit vorgesetztem
ja od. ohne dies: (ja) und en Tüfel CCliabis, Dreck) !
derbe Abweisung einer Ansicht od. Bitte Z. Und diimi
(au)l ironisch = und wenn auch! gleichviel! hat Nichts
zu .sagen! Z. — 3. verbunden mit aber, dieses ver-
stärkend. ,Und a. auch wol.' Z Mand. 1650. .Und a.,
weil . . .' Müll. 1673. Schön «. a. chll Z. Vgl. oder
aber Sp. 40. Dagegen in : ,so vil und aber . . .' Bs Rq.
1530 gehört itnd als relat. Conj. zu so; s. u. 10. Einige
andere Fälle des relat. Gebrauches von und aber s. u.
- 4. und doch. ,Es schlnt, er sei ivider besser und
hed-e" eso hert g'ha-, obwohl er so schwer krank war.
Baurengespu. XVni. ,Keis Wöretli [nicht die geringste
Wahrheit] sait-si und hat [doch] eisig [immer] 's 3/«/
off'.' Stutz. I hl n-aul [wohl] ait zue Mittle [Vermögen]
clio and ha Nüts [Nichts] g'lta Ap. En Stich und
hli'tetet nid, ein Stichelwort ZLunn. Wo ne [nehmen |
«. nüd Stele? ohne zu stehlen. Alle diese Fälle lassen
.sieh leicht in Nebensätze verwandeln und zu 14 ziehen.
— 5. auch, sogar, vor condition., resj!. eoncess.
Sätzen. I gä", und wenn 's Chatze regnetl! auch beim
schlechten Wetter oder trotz andern starken Hinder-
nissen Z. Es n'ott en ledere afange [nachgerade] e
Sackfir ha, und sett [sollte] er-si bim Salirnicnt nr
[stehlen]. Bai'rengespr. XVHI. Er ist ke Batze wert,
and trenn, er en Guldi im Mal hätt! L. En Eelcr ist
allweg [jedenfalls], und sei er denn . . . Stutz. — 6. in
einfachen Sätzen ein vorangestelltes W. mit einem
Demonstr. wieder aufnehmend, sonst pleonastisch.
Gester und so bin-i fürt g'sl (tG. .Scheiden und das
tut weh.' VoLKSL. b. Stutz, 's Sechslläte ii. das ist da,
es grucnet Alles i" Laub und Gras. a. Lied Z. .Die
Glocke und die hat 2 Uhr geschlagen.- HPest. 1790.
— 7. einen Nachsatz einleitend, ein so vertretend
oder demselben noch vorgesetzt. Wenn d' niid rhust
chö, und sc süg's denn Z. .M'^enn-i g'seh. dass er...,
und so will-i . . .' Stutz. .Kaum war der Held um-
gebracht, und Franken und Alemannen zogen über
321
AiiJ— und
322
den ria'in.' .IJliLi.. Scli\v.-G. — S. dem I'rdii. iiiturv.
oder deiiioiistr. iileonastiscli vorgesetz t. ,Ks
sijilten drei (iesellen auf einem .schmalen Hrett, Und
welle dass [welcher] . . . schlafen sott.' Volksl. , Vetter
Kiiede, vmd wer ist aber der gross KeiserV Man. Auch
sonst im Anfang von Sätzen, nicht verbindend, sondern
nur einleitend oder ausfüllend. .An einem Mäntag es
beschach. dass man die Osterr3'cher ziehen sach, und
Doriieck wollten sie beschowen; und Dorneck, du vil
Iiöchcs hus, du tuost inen wee in den ougen.' Lied
V. l'ornach 1499. Ebenso vor einem Nebensatz: ,Do
sandt inen gott der herr das herz und nianneskraft
und [so] dass si tapfer kartend [kehrten, sich wandten]
jetz gegen der ritterschaft.' Lied v. Sempach. Auch
ganz elliptisch: u. ies? was weiter'? ii. denn au! gleich-
viel! Mit der Frage u. was ivottst du? oder auch
bloss und? ladet man einen Eintretenden ein, sein An-
liegen vorzubringen. — 9. pleoii astisch vor relat.
Fron, oder Adv. (Coiijunctionen). I mues-schen [sein,
dessen] entijelten (und) descli [dessen] -t su treniy ver-
mag [woran ich doch s. w. Schuld bin] GrD. ,Man
solt jm schicken ander gschütz, und das da war an
türmen nütz [das man gegen Türme brauchen könnte,
also Belagerungsgeschütz], und dass [damit] sy 's möch-
ten brechen.' B Lied 1-556. ,üo nun die Walchen
[Welschen] sahend das, und wie das sehloss erstigen
was.' LiEU aus d. Burg. Krg. — 10. das Pron. (Conj.)
rel. selbst vertretend, nach einem vorhergehenden
Demonstr. mit oder ohne Subst., auch nach Adv. .Der
hilf und [die] ich dir getan han.- 1330/1446 Z Chr.
,ln aller mass und sie tuend', ganz in dem Masse, der
Weise wie . . . ZObergl. 1482. ,Sidmals und ich be-
trachtet hab', sintemal, da, weil, eig. seit dem Male,
Zeitpunkte, wo . . ., dass . . . ebd. ,Die Zit und die
werent', die Zeit über, wo die [Schützenfeste] währen.
G 148.5. Vgl. unt. fdiej tvil und. ,Und wolt im sölichs
durch die sinen erwert han und Ach [welche Aachen]
ingnommen hattend.' V.iii. ,Sy [die jungen Esel] gwän-
ncn [gewöhnen] darzue und [wozu] man sy brauchen
wil.' TiERH. 1.503. Nach dem und: 1) nach Mass-
gabe dessen, was . . ., wie ... ,N. d. u. der apostel
sprichet.' Z Hdschr. 1393. ,Er wirt nit n. dem u. seinen
angen wirt zue sehen geben, richten: noch n. dem u.
seinen oren wirt fürgehalten, straafen.- 1.531/45 Jes.
,N. dem u. [gemäss dem wie] es der künig verordnet
hat.' 1581/48 III. EsRA. ,N. d. u. im buech Mosis ge-
schriben ist.' ebd. ,Metiri suo se pede, sich strecken
n. d. u. er Decke hat.' Fris. 2) zeitlich = nhd. nach-
dem, post(iuam. ,N. d. u. aber der Landsherr ein wit-
ling ward.' Zwingli. ,N. d. u. ich aber mithilfen
funden hab.' Gyrr. 1523. ,N. d. u. die stat gwonnon
ward.' Vau. ,Unlang n. d. u. Zwinglin umbkommen.'
HBuLL. ; dafür auch die Umstellung: ,dem nach und.'
,D. n. u. die von Schwyz und Glaris Utznach einge-
nommen.' Edlib. Damit und: damit dass. ,D. u. sy
auch innen werdind.' 1531 Ezech. ,D. u. sy dest ruo-
biger schlafend.' Kessl. ,Wo1 vermachen [schliessen],
d. u. weder lüt noch vych darein gang.' Fris. ,Darmit
u. [dass] Gott allein die ehr hab.' Eckl. 1575. 1667.
Als (so) und: so wie (als). .A. vil u. ich des bericht'
bin.' Edlib. .Vergib uns unser schuld, a. u. wir ver-
gebend.' 1525 Z Catech. ,A. wyt u. [so weit als] ire
luarchen gand.' 1538 Rdef. ,A1s vil u. die krankheit
antrifft so stat es wol.' Fris. 1574. .So verre u. er
iiia','-, so weit [als] er vermag. 149(1 Urbar Baden.
Si-liw. liliutikuu. i. J.
j ,S(i IVrr u. ich mich der g.scliritft ver.ston.' /wi\(;i.i.
,So dick [oft] n. jnsinsünd [Sünden | gerüwen.' Man.
,So vil u. aber die Apostel antrifft . . .' IiWaltuek
1553. .Sobald u. [als].' 1576 Z. ,So vil u. aber ich
in erfahrung bringen mögen.' Küegeu 1605. Sider
und: seitdem dass. ,S. u.', i. S. v. weil, sintemal.
Ansii. Vgl. 0. .sidmals'. .Siderhar u. [seit dem dass]
man hatt fallen lassen.' LLav. 1569. Die wil und:
1) temporal. ,Die wyl u. [so lange als] sy nit andre
bericht darvon habend.' Zwingli. .Vitae meie acta, zuo
meiner zeyt oder dieweyl u. ich gelabt hab.' Fris.
2) causal. ,Die wil u. der Schwäbische bundt in diseiii
jar geendet.' Kessl. ,Dieweil u. aber [weil aber] von
alter her ein brauch gewesen.' Eckl. 1575, 1667. ,Die-
vveyl u. aber dise sach wichtig ist.' SHochh. 1591.
Auch: ,Wiel [1. weil] u. aber jhme die leibs nahrung
anfleng zumanglen.' Cys. 1661. ,Weil u. aber wir von
uns selbs weder den willen zur buoss, nach das voll-
bringen derselbigen haben.' ,TMüll. 1665. Vor dem
und: bevor, ehe. ,V. d. u. er S. Othmars leben zu
beschreiben furgenommen.' Vad. ,üry tag vor dem u.
er erstochen ward.' LLav. 1569. Auch: ,Vor u. üwer
brief mir worden [zugekommen].' 1486, Geschf. Ges.
Mit copulativem ,und' (welches aber wahrsch. aus
Missverständniss des alten relat. erwachsen ist): ,Vor
u. ehe wir es erfahren müssen.' Müll. 1673. (Früher
.vor und' oder ,ehe und', jetzt beide Formeln zu einer
neuen tautologischen zsgeschoben.) E und, ehe.",Ehu.
ers empfangen hat.- 1420 Kempt. Im XVI. häufig, doch
bemerkenswert in der Bibel von 1.548 nur noch ,ec'
an der Stelle von ,ee und' 1531 und im XVII. ,Emolen
und.' Elgg 1535. — 11. relativen Adverbien pleo-
nastisch nachgesetzt. .Nun füegt sich, dz graf
Fr. starb vor der frowen, damit u. [womit d. h. worauf,
in Folge wovon] die frow den man erpt.' Edlib.
.Wiewol u. der Herzig zuo uns redt ernstlich.' 15'22
Strickl. Act. ,Dass man im nachsingt wie u. er an-
dere gemeinden zu singen anbracht [angeleitet] hat.'
Vad. — 12. einen Conditionalsatz einleitend,
also fast = wenn. / gab en Finger ab der Hand and
hätt-es wider, wenn ich es wieder bekommen könnte
Ai'. ,L'nd er deheinen win mer schenkte, dennoch
müeste er die 5 Schilling geben.' Arüov. — 13. als
ob. ,Die grossen bansen bochen [prahlen] u. wettends
alls erschlachen.' Strickl. Act. — 14. Concessivsätze
einleitend, also i. S. v. da doch, während, ob-
gleich, aber z. T. in copul. und beiordnender Satz-
form. Vgl. 4. yChimnst irider e Mol mit [sprichst du
wieder von] dene verftuechte Schulde und kei hml', da
du doch . . ., deren du doch . . . Stutz. ,Es wäre fatal,
wenn er einen Regenschirm nehmen würd u. der Stock
täte es auch', während d. ht. ausreichen würde. Gottii.
,Er meint, er mües euse Pfarrer lere, und er [da doch
dieser] tausig Mal me kennt weder er!' Baukenuespr.
XVIIT. Was brüclit er mir esö z' sägen und 's denn
im Brief eso stät [ganz anders lautet] Z. ,Es für
gsundt gegeben u. aber nit also ist.' 1585 ApLdb. —
15. scheinbar copulativ beiordnend, aber su, dass
das zweite Vb. eigtl. nur den Inhalt des ersten angibt
und der Satz auch in einen Nebensatz mit ,dass' oder
eine Construktion mit ,zu' u. Intin. verwandelt werden
kann. ,G'irär-di''' u. lue mlne Chindlene Oppis!- hüte
dich, meinen Kindlein Etwas anzutun! JKdMe\'. 1844.
Ximm-di''' in Acht u. sclilay-mer na-mäl Opfel ahe! Z.
.Bis [sei] niid so tiimm u. zal Niul [Nichts zu zahlen].-
323
Aiiil- und
:>24
Baukengesi'r. XVIll. , Wenn 's Gotts Will int u. an
Niemed chunnt', dass Niemand kommt. Stutz. WeCnnJ
d'Herdöpfel afä u. si zupfen, wenn die Kartoffeln an-
fangen zusammen zu sciirumpfen BRi. ,Din guoter
Will uns wohl gefalt. luog und den.selben alzeit bhalt',
sieh zu, dass du . . . behaltest. Com. Beati. ,Der Erz-
bischof von Mainz gebot unserm abt, dass er dächte
u. von dem Kling züche', darauf bedacht sein sollte,
von der Partei des Königs abzulassen. Vad. — 16. un-
regelmässig, mit veränderter Satzwendung: ,0b-
gleich man einen rechten Mann [zu der Stelle] nimmt
u. aber fda man aber] zuerst ihn verleitet [dass er
die Stelle teuer bezahlen muss], hat es schon gefehlt',
hat die Wahl zuweilen üble Folgen gehabt. JCEsc'h.
1723.
Ein Gegenstück zii der Verkürzung von und in ed, en, <
(s. Sp. 12, 6) ist die Herstellung eines und statt gewisser
Endungen, welche der Verkürzung des und lautlich nahe
kommen und eine Umdeutung auf dasselbe gestatten. So
G' schwUalerig und Chind Schw statt des sonstigen G'echimi-
sliiget-, G'achwiuterti-Ckind, Geschwisterkinder; der Tag und
mines Lehes Z für da- Tage" m. L., mein Lehen lang. Auch
,weil und aber' 10 könnte aus .weilen aber' entstellt sein;
vgl. nhd. , weiland', einst, aus .weilen', vor Zeiten. — ,Jetz-
nnd' (s. ica) ist bekanntlich entstellt aus iesuo (.jetzo), aber
wahrsch. mit Anlehnung an ,weil und' und andere oben an-
geführte temporale Formeln der ä. Spr. — ,Mit und allem
dem.' Brief um 1570, ist viell. i. S. v. ,mit sammt allem
dem' gedacht, weil das copul. ,und' oft einem , sammt' ent-
spricht. — In gottegnucg ist Sp. 12 der Dat. von Gott ver-
mutet; die Dativendung müsste sich aber aus alter Zeit in
dieser Formel erhalten haben, was in der gleich alten Forme]
Gottwilfhe, willkommen, nicht der Fall ist; das -e- ist wahrsch.
nur unorganischer Bindevoc. nach Analogie vieler ähnlicher
Zss., und Gott hat abstr.-verstärkende Bed. wie in den hei
Fromm. .5, 10/11 aufgezählten Compos., wo das « von Gottn-
eben auch nur Bindelaut, nicht wirkliche Geuet.-Endg ist.
— Nhd. Analogien zu der Verwandlung von und in eine
Endung des ersten W. einer häufigen Verbindung bietet
Griumi WB. 5, 256 u. , Käsenbrot'. — Über den weit aus-
gedehnten, bes. allgemein rel. Gebrauch des mhd. vndi- s.
Pfeiffer Germ. 13, 91/104. 17, 257/S.
linden «»(/» Aa; Bs; B; Gl; GSa.; Sciiw; S; ZKn.,
,unden'. Eülib.; JEEscher 1692; Lied v. 1712, unfnjc
BGr.; ür; GT.; Sfii (Kirchhoper); U; Z, onfnja Ar;
ScH, ,unnan'. 1458 Bludenz. .unnen'. GnJcnatz 1.510:
Ndw 1540; UMey., Chron.; ScnSt. 1576, mm FrJ.:
Adv. unten. .Biss unnen an die langquart.' 1510
Akch. Jen. , Welcher teyl im Käehtcn unnen g'lid".
vor Gericht unterliegt. Ndw 1540. .Der sich muess
eine Zeit lang schmiegen, wird darum nicht stäts unten
liegen.' Ap 1790. Mit nachgesetzten andern Ortsadvv.,
welche aber z. T. nur die Angabe der Lage unten od.
der Richtung nach unten noch weiter erstrecken, nicht
mndificieren. ,Subeuntes, die so unden aufliin fächtend
oder tringend.' Fris. Er ist nndülie, von unten her-
auf, aus dem tiefern Landesteile ZW.; es chunnt xinne-
«-«/le ZO. auch: im Westen herauf. Unna inhi, unten
herein BGr. 3Ier woned une-n-ine, zu ebner Erde Z.
Vnde ine fare, eine tiefe Richtung annehmen, resji.
eine niedrige Besoldung ansetzen Bs. Unde-n-us «e,
Einen, von unten (bei den Beinen anpackend) um-
werfen. In. B. D' Fiiess sin im it. üs gange, er ist
au.sgeglitten. ebd. Umlefür Srnw, unefür Z, undrfij-
Bs; wditer unten, an der untern Seite, unterhalb.
Onna füra schuiiiza, obscön reden Ai-. Unne füre
ehrüche, von unten hervor kriechen ScnSt.; Z. U. f.
lucge, (heimlich) unter einem deckenden Gegenstand,
z. B. den gesenkten Augeuliedern, hervor blicken Bs;
ZO. U. f. gränne, von einem nur halb versteckten
Gegenstand Bs. In der Underroch chunnt u. f., ist
länger als das Oberkleid Z, gehört füre näher zum
Vb. als zu ti. Unneher, unten ScnSt.; davon nnde-
harig, unterhalb Bs. U. hindere, unten (auch westlich)
nach hinten (Norden) ZO. U. na'% unten = nnnefür,
-diir. De Bnclc ist u. n. chötig, dem Saume nach,
SuLG. U. dur'''' Z, u. diir GT., unten (hin). IT. diire
[durchbin] müese, sich ducken, demütigen müssen Bs;
B; Z. U. dure yn [gehn]. sachte, bescheiden tun G.
U. zue, u. dran Z.
Schon mhd. durchweg unden, und diese Form von schwiiz.
Schriftstellern noch im XVIII. festgehalten. Die Assimilation
von nd in nn ebenso bei hinde" : hinne", hinten; nicht aber
in den entsprechenden Präp. und Adj. (under, hinder). Für
Ap ist genau zu unterscheiden zw. o^n(n)a u. una (s. )//-// in).
Die Verkürzung inm lehnt sich viell. an ann u. inn, s. dd.
— Die folgenden Zss. haben den Hauptton auf dem 2. W.
Über-: drunten, z.B. im untern Stockwerk; in 'A
auch: unten vor dem Hause.
vor-, für-: vor dem Haus drunten Aa; Z. — Vgl.
vordb-hin. — hie- hinnna, hjune, heiune, hunne, je-
hunne, äjunne GnPr., D. : hier unten, drunten. Vgl. hie-
innen Sp. 294. — d(a)- di- G; Z, djunna G oRh., d-
allg. : drunten, unten. Dun{d)e sl, in niedrigem Preise
stehen, z. B. von Häusern Z ; von Menschen : a) öko-
nomisch ruiniert s. Aa; b) niedergeschlagen, mutlos
sein Aa; Z. ,Wurdent die .stüel zum Grossen münster
da unden uss der kilchen getan.' Edlib. ,Mit köst-
lichem sammet da oben und unnen.' ders. — J)i- wahrsrh.
nach Anal, von lii-, hier, s. o. Vgl. da-ohcn Sp. 51.
undenen imnrnn,--^ni}, -annW: 1. unten. ,Undni'n
an [an den] graben.' Senn. Kirch. — 2. underhalb.
,Es sol ein hurd ston undnan des Ertzingers bunt.'
Rüedl. 1433.
Amhd. undenän, verk. aus uudamnm, einer Doppelbililiiiig
nach Art vou obenan Sp. 51. In dem zweiten Beleg isl n.
viell. iu , unden an' aufzulösen.
under I A. Präp. m. Dat. n. Acc. 1. räumlich,
a) unterhalb. U. 'cm Hüs kann in wirklich ver-
tikalem S. verstanden sein, kann aber auch bedeuten:
vor dem H., mit Beziehung auf die höher liegende
Wohnstube oder spec. auf derjenigen Seite des H.,
deren Terrain niedriger liegt. Bis u. d' Chanzle stu-
diere, Theologie studieren, aber das Staatsexamen nicht
machen Z. Jmdn .under dach führen.' 1G57 JHAmm.
U. Tach sl, geborgen sein Z; u. 's Hüs stä", unter
den schützenden Dachvorsprung desselben. D'Händ
u.-etn Fass ha, Syn. 'hundni Hand. Svlg. U.-em
Strich, schlecht GW.; u.-em. Hund, u. aller Kritik Z.
Wenn d' Geissen underm Hirt sl, seiner Obhut be-
fohlen sind BBe. Deich au [denke doch] u. Giitt!
um 's Himmelswillen! eig. = ist Solches unter Gottes
Weltorduung (unter dem Hinunel) möglich! Gr (doch
s. die Anm.). U. Kim, im Beisein Jemandes, vor seinen
Augen Z. Eint n. d' Zä'"' stö. Trotz bieten Z. U. de
Järe, underjdrig, minderjährig, nicht confiriniert Gl;
vgl. ob Sp. 50 0. Vgl. nnder-sich; Aug Sp. 133 o.
— b) zwischen. ,So ist u. jm und einem knecht
kein underscheyd.' 1531/48 Gal. (1667: .zwüschen'.)
,Ein faden, der hat die mittelst gstalt u. der runde
und viereckete.' Vogels. 1557. .Etwas mittles [Jlitt-
leres] u. dem fleisch und feisste [Fett], als das Uter
32S
Aiiil -uu([
32ü
an lU'i- Kue.- Tierh. 15(13. S. noch imdei- eiiiaiul
Sp. 3U7. ,Unter die saclien reden', vennittlen. Edlib.
V. Bede, in beiderlei Weise; es git 's ti.. B., Beides
kommt vor BHk. Namen von Orten, die zwischen
zwei Wassern liegen, sind; Under-Schächen U, am
Zsfiuss zweier Bäche gelegen; Undersem BO., zw.
Thuner- und Brienzersee, .sjn. mit dem Namen des
angrenzenden (Klosters) Interlaken. UndcrbächfenJ,
Ortschaften in Aa; B; W, im gleiclien S. benannt wie
Zwischen fdenjbäch(eiij, B Ortschaften; Underwasser
GT.; W (vgl. Entracque in Piemont); viell. aucli
Uiulerwalden (versch. von Nidwaiden); vgl. die mit
.zwischen' gebildeten Namen. Hieher gehört auch
u.-em Loch, eig. zwischen den Rändern des L.; u.-em
Feilster üyye, im F. liegen; u. 's Hüs gä", sich in die
Haustüre stellen. — 2. zeitlich, a) innerhalb einer
Frist. U.-eme Jai; binnen Jahresfrist Z; u. e par
Jare, vor Ablauf einiger Jahre Z. Das nmes it. drei
Tage g'scheh, innerhalb 3 Tagen Z. Öppe-n-en Monet
u. 'ein Jor, vor Ablauf des Jahres, also ungefähr An-
fangs Dezember L. ,0b H Tagen und under 3 Wo-
chen', gerichtliche Terminbestiminung zwischen 2 und
3 Wochen. Offn. Binzikon. .Geschehen under den
Jaaren . . . tausent fünfhundert siben acht iind nun.'
XVI. HEiuEGr.ER, Spieler z. Willisow. — b) während
eines Zeitraums od. der denselben füllenden Tätig-
keit. ,l)a sy under tagen [bei Tage] von denen starken
bättleren vil unruowen gehebt, und demnach [nachher]
ZUG nacht mit beherbergen vor denen strichlingen
[Landstreichern] jres lej'bs und guots nit sich&i- ge-
wäsen.' SHocHHOLz. 1591. U. Tage" Gl; Z, ii. Tags
Ap; Bs; Gl; Z, u. Tag Ai'; Z. 1) bei Tageslicht;
2) under Tags, nach Mittag VO.; vgl. lat. interdiu.
U. ('ein SuLU.) Lieclit, in der Abenddämmerung, bei
Einbruch der Nacht, wenn man die Lichter anzündet
Ap; ScuSt.; Z; syn. zwilsche Für und Liecht. U.
Fuetren, während des Fütterns GnLangw. V. der
CliiUe [Kirche], während des Gottesdienstes Aa. U.
der Vesper Schw. U. 'ein Tag, Jär, während des
Tages, J., den Tag, das J. hindurch zuweilen S; Z.
Unger der Stuny, w. d. Schulstunde S. U. der Wuche,
im Lauf der Woche. Underdhii, inzwischen, unter-
dessen, welches letztere in ZO. auch underesse lautet;
,nnder diesem', während dessen. Wcrstisen. ,U. der
predig in wirtshüsern sitzen.' Absch. 1530. ,Nach, vor
oder u. der predig.' ebd. ,Er ist unter währendem
Läuten in die Morgenpredigt . . . gestorben.' Tun. Sei'.
,Aus der Kirche laufen unter dem Gesang.' Z Mand.
1744. Under bedeutet auch die Zeit, da der Betr.
regierte, waltete, und abgeschwächt, bei Lebzeiten des-
selben: u.-em Vater hett-iue das'nüd törfe [dürfen]
tue", als der V. noch lobte. Bas Becld ist u. der Grite
a'g'schaß't uorde, als Margaretha Magd bei uns war.
U.-em Hans isch-es e Freud g'si, so lange H. unser
Nachbar war, waren die Verhältnisse angenehm. —
c) distributiv. ,Mir, wo 8 Sack Zehntechorn u. 's
Möl in 's Chornhüs trait', auf ein Mal. BWyss 1863.
Under eiiiist s. Sp. 278. ,I)ie Purgaz, die gib ihm
unter zwei Malen', auf 2 Male verteilt. Gottb. ,Uer
Stallknecht pressierte und fragte unter zweien Malen,
ob er abspannen sollte', 2 Male bald nach einander.
B Kai. 1840. Under ziviret, in 2 Malen.
Nebeu n. Gott wird ebeiif. in GrPr. (Seew.) gesproclien
Wunder G., and es lässt sicli fragen, welclie EA. die lu-
»liviinjilielip sei, da ir zwisclicn zwei « eljen so widil iintiT-
gelien, als miorgaiiisch aiiftiUH'licii kann. 7,u 1. a oder 2
seliört aucli die adv. Verbindung umlerhümU, s. Hand; under-
wcge", s. Weg; zu 2. 1) oder c mulerwile", s. Wil. Under
f.tcciu ursprünglich der Mittclzustand zwi seilen dem natür-
lichen Tageslicht und dem künstlichen Hausliclit; daher an-
gemessen pluralisch under Hechten in Baieru wie ahd. under
zwuken lichten, entsprechend dem nhd. , Zwielicht', lat. ,di-
luculnm'; dass es früher auch bei uns so geheissen habe,
ist zu vermuten aus dem sonst rätselhaften PI. under Tagen,
als Gogs. zu jenem gebildet. Dass der urspr. Sinn auch
anderswo verkannt wurde, zeigt die bair. Form , under der
Liechten' und die vorarlb. under Liechla, entsprechend un-
serm un^ler Tay«.
B. Adv. 1. hinunter, im Allg. nur in Verbin-
dung mit Vbb. z.B. u. ha, ein Gefäss zum Auffangen
darunter halten; in Gr; P (unner) aber auch selb-
ständig: undar d's Bett undar schlüfa. Kleidungs-
stucke under a" han, a'leggen, d. i. unter den Ober-
kleidern; Gegs. über Sp. 59. In diesem Sinne sonst
iitiderhin; doch auch in S die RA. unger t" [in den]
Arm trerfe, s. Arm. — 2. unten. I)a unger BM.;
g'rad unger dra BS. S. auch fz'J under obe Sp. 50;
r.' under ob (über) sich (u. sich). ■ — 3. substant. in
der Verbindung u. und über (s. Sp. 59) zur Bezeich-
nung aller leiblichen Bedürfnisse und deren aus-
reichender oder reichlicher Befriedigung. Under u.
Über g&n, alle Genüge tun GRPr. Er hat U. u. Ü.
,;' esse, völlig genug zu essen ZO. ,Mit Kammer, Stu-
ben, Essen und Trinken, kalt und warm, unter u. ü.,
mit ttissiger und gedeihlicher Pfleg . . . getruwlich ver-
sehen.' ScH 15"24. ,Da mir mit essen und trinken,
under u. ü., auch mit . . . allen anderen notwendigen
Sachen alles guets besehehen.' BurkLeemann 1531/1613.
.Denen sollte an statt des Gelts mit under u. ü. Vor-
schub getan werden.' 1693 Klingl. ,Kostgänger, denen
er Unter u. Ü., Hülle und Fülle geben muss.' Ulr.
1727.
Under- in Compos. erzeugt bes. in der Bed. ,zwischen
eine Eeihe von WW. oder Bedd., die dem Nhd. fremd sind ■
z. B. undergan, die Flurgrenzen begehen; -näusen, die Taschen
durchsuchen; -achlan, eine Zwischenwand machen; -spicl-en,
mit verteilten Stücken Speck besetzen; -tragen, hindern;
-ziehn, das Geläute unterbrechen, -'zogen, gestreift; -rüereti,
-schodien, durch einander rühren, schütteln. Das Vb. erst
von einem Subst. gebildet: -garnen, verhindern; -säelclen, den
.Sack durchsuchen; -steinen, mit Steinen besetzen (die Grenze).
Subst. U.-schlacht, Zwischenwand, Schublade; -husjxl, -risjxl,
Verwicklung des Garns; -sätelc, unbesäet gebliebene Streifen
Landes; -kau/, Kaufvermittlung; -etuck, Zwischenstück, Be-
standteil einer Kette. — Die gewöhnl. Bed. erscheint prägnant
in: u.-hmfen, erschleichen; u.-reden, beschwatzen; u.-neblen,
berauschen. S. noch u.-Juren, -brennen. Für den Unterschied
zwischen under- und undere, uuterhiu, vgl. guggen.
da r - ü n d e r : 1. entsprechend under A 1 a. ,Drunder
rliö, gc' (unter e. gewissen Preis), wohlfeiler zu stehen
kommen, verkaufen. Id. B. Oft verstärkt oder ergänzt
durch nachfolgende weitere Ortsbestimmungen: dr.
nnne auf die Frage Wo? z.B. En ivarme Hock und
dr. u. e chalts Herz heisst es von dem hartherzigen
Reichen. Dr. (/HrZere, auf die Frage Wohin? Dr. dar,
dure, darunter hindurch z. B. unter dem Regen ohne
.Schirm gehen Z. ,Es chünnt villicht öppis dr'unger
ine gö', etwas wohlfeiler zu stehen kommen. Schild.
Es göt Milngs dr. u. drüber, es sind damit allerlei
unvorhergesehene Ausgaben verbunden Z; da gut 's
dr. u. dr., in diesem Hause herrscht Verschwendung Z.
— 2. dazwischen (s. midcr A 7 h). 1) .Darunter
B2l
And— uikI. Auf— unf. Aiig— micf
riten, reden', vermittelnd einschreiten. Edlib. "J) unter
eine Masse sreniiseht z. B. ea Imd Giisel [Keliriclit] (h: Z.
nnder II: Adj. der untere, wie nhd. Im nndere
Pnrliment, scherzhaft = im Unterleib Z. Substant.
1. Neutr. 's Umlere für 's Oher, das Untere nach oben
gekehrt, s. Sp. 50; ds Under ist-em nfe cho, er hat
sich erbrochen BBe. — 2. Masc. En, die Undere(n),
Bewohner des Unterlandes, im Gegs. zu denen des
Oberlandes BO.
Under m.: im Kartenspiel = fz. garQon. — Schel-
len-: 1. diese Karte in der Farbe .Schellen'. — 2. Spitz-
name für einen schief gewachsenen, krummbeinigen
Menschen, weil die Figur auf der Spielkarte diese
Gestalt trägst L.
undere s. under-hin, -her.
„ünderlen: herabwürdigen, von oben lierab be-
handeln L."
underne: unten BK. — Von «7i<;.r (Adv.) jotiililot
Win ohimi Sp. .JI.
under lU s. iimmeder Sp. 2:!2.
iinderent -<*- BBi., „unteränd": ungefähr BO.
Aus nilrl. Kriegsdienst zu uns gekommen. Hnjl. nm-,
niilrnit, ndrs. umtmnl, ostfries. vmh den TrrnI, von Tmiit,
Kreis; vgl. lat. circa und circvn.
undeschi s. iinder-sich.
Anfcntür s. Aroitür Sp. U".
infam s. Sp. 29ü.
Infeien ifele Gl; L; GO.; Schw, UwE. (e'ipele),
Htfele Uw, NiPele AxBh.; L: 1. ,Mitra, bischofs-
huet, ynfel (yffel).' Fris.; Mal. ,Die infel, pfaffen-
mütz, infula.' Reu. 1662. ,In disem jar [1481] was
ein grosse prozess [Procession], es war der bischof,
der apt, deren der mertol [die Mehrzahl] under iren
yfflen giengent.' Edlib. ,100 guldin costet die nüw
yffel zuo machen.' a. Hdschr. G. .Die bildnussen der
bischofen mit den eifeln und der äpten one eifel.'
Vau. ,Mit mantel. stab. eiffel und anderer äbtlicben
zierJ.- ebd. Kopfbedeckung der katholischen Prälaten
bei kirchlichen Funktionen VOrte. — 2. übertr. auf
ähnlich gestaltete Kopfbedeckungen zu weltlichem Ge-
brauch, a) aus Pappdeckel angefertigte, mit ausge-
schnittenen, farbiy transparenten Figuren gezierte und
von innen erbnu-htote Kopfbedeckung der den St.
Nikiaus vorstellenden Bursche Aa; SenwMa. (Liecht-
iffelej; Z rS. Syn. Klamkappe, Klausgesicht, Narren-
antlit. b) zugespitzter Hut der Fastnachtsuarren
LG. c) Mütze für Verbrecher am Pranger. Bs
XIV. Das L Ratsb. 1421 bestimmt über einen Ver-
brecher, dass man ihn ,an Fischmarkt stellen und ein
Iffelen uflegen und daran schriben sol, was er tan hat' ;
vgl. Infehedel. ,[Die Flucher] soll man in offne Hals-
ysen schlahen und mit Ufsetzen der Infel die Ver-
fluchung und Misshandel offnen.' Ansh. zu 1481'? —
inflen: mit der Infel ausstatten. ,Geiflet'. 1441 Con-
stanz. Chr. ,'s ginflet gsind', Übersetzung von ,mitrati
proceres.' Kessl. ,Der abt hat sich inflen und bestäten
lassen.' 1530, Strickl.
Über die Umwandlungen der Form und die besondere
Bed. dieses W. für die Geschichte des Überganges von In
zu i uud v.m j zu li s. Fromm. 7, '21. 206. :»)>) f., wo
:il"T die Vml.'srbo Form Hliersehen wurde.
Ang — ung. V;;!. ;uuh die (ircippe Aud — und.
ang in der R.\. Einem a. tue: wehe tun; ungewohnt
vorkommen Scii, seltener als and (ä) Sp. 300.
Mhd. itntje (a. und ande tuoit) die adv. (Trnndforut zu ilrui
Adj. enge wie räsn, fast, schon zu räm,fc«l, mhön. V^l. -1«;/'-
«tein, Burg an einem Engpasse in BsL.
angelen: 1. „stöhnen, tief und schwer oder laut
seufzend atmen LE." — 2. schmerzlich empfinden,
syn. anden BLf.
Seufzen, stöhnen entsteht durch eine Verengung des At-
mnngs- und Sprachorgans: vgl. gr. OTSVÖJ, eng, auch: l;iiiiiip.
l<arg, zu OTEVO), seufzen, zu dem auch , stöhnen' gehört.
Übrigens könnte a. 2 aus 'andclcn umgedeutet sein.
Angell m. (PI. Angel); AngU^Ii. GrV.: I.Sta-
chel der Insekten, besonders Bienen Ap; ßs, {Ängeli,
dim.); GRHe., Pr.; L; Ndw; GSa.; Z. ,Schädliche
Angel der Ymmen, noxia spieula apis.' Mal. .Gleich
einem Wespen, das seinen A. verlohren.' Ulr. 17'27.
Syn. Dorn. Bildl. : ,Du empfindest also die Frucht
der Sünden, da der leidige Satan alles zuckersüss
machet, nur das angenehme Aas sehen lasset, aber den
spitzigen, tödlichen A. verdecket.' JMev. 1694. ,Dic
Stadt musste von den Edeln zu Wurp Verdruss er-
dulden. Um sich diesen A. wegzuschaffen, belagerte
sie das fchloss.' JKdFXsi 1768''. (Vgl. ,der .\rmut A.'
HSachs; Tahd.jamers, leides, schänden a.) Syn. Dorn. -
2. ,Das ausser Thcil an dem A., d. i. was in den Stock
[beim Pfropfen] eingesteckt wird.' Rhagor. 1639. -
3. Fischangel, allg. .Mit dem A. fischen.' RiEnEN
1700. , Seinen hals wie ein a. herumbbucke.' 1531,
Jesa.i. Bildl.: Mit guldige Angle ist guet fische L.
Den A. g'schlückte [geschluckt] han, in peinlicher
Angst sein BRi. Allewil würf [immer wirf] Angel, so
lidst kei Mangel. 'Sülg. ,Im krieg ist selten mangel,
Der Houptman gibt mir gölt. Dem Buren leg ich den
a.. Wenn es sunst alles feit.' Klaglied ü. Pemond.
— 4. Türangel Ndw; Z, Fensterhaken Z. ,Fores ex-
passa;, am a. offen.' Fhis; vgl. oß'en Sp. 113. , Christus
hat die eisene porten auss dem a. geworfen.' FWvss
XX, 1650. Bildl.: ziciische Tür und A. stecke" Sch;
syn. zu: Boxs niid Wand. Ztnisse Tür u. A. cho, es
mit Allen verderben, nirgends gut ankommen BHk.
,Des Bapstes züg auch nit zwüschen für und a. bleib.'
1521, Strickl. ,Hie ligend wir nun zwüschen t. u. a.'
Zwingli 1526. (Lat. Hie inter malleum et incudein
positi). ,Sy dannen triben, damit wir nit zwüschen
t. u. a. züchen [ziehen].' 1531, Strickl.; s. noch u.
verstecken. Syn. Angen I (s. d.); Dorn; Kloben. —
5. das Angelt: das Ringlein von Drat, an welchem der
Knopf angenäht wird Z. — Mlul. 'oi;/. / ui.. f. Als r. ist
J'iir-n. au.s GrGIar. angegeben.
Feder-: eine künstlich aus Vogelfedern bereitete
,Mücke' zum Fang der Forelle Th. , Fäderangel' auch
schon bei Cys.
Fri-. ,Das Fischen mit freiänglen.' L 1758.
Nacht-: eine für die Dauer der Nacht gelegte ;
Fischangel Bs.
Pol-. .Mit dem P. darf man solche [Fische se.i
die Ascher] bey uns nit fahen.' Fischii. 1563. — bol-|I
anglen. Bei dieser Art zu fischen fährt man in einemt|
Kahn und wirft die an langer Schnur und Rute han-i
gende, bis nahe an die Spitze mit Federchen
hinten mit einem schwarzen Kügelchen von Filz be-^l
deckte Angel liäuflg gegen das Ufer. Man lässt .SM
329
AiiK— nun-
330
nicht in die Tiefe sinken, sondern zieht sie Lald wieder
heraus. Es gehen an diese einem geflügelten Insekt
gleichende Angel nur P'ischo, die sich z. T. von über
dem Wasser schwebenden Insekten nähren, z. B. Fo-
rellen, Alet, Hasel. Sitlg.
Biit wahrscli. das an der A. aujcbrai-lito Küj^clclieii; vgl.
Il„ll-Au;, Sil. 137; BoII-K; S]i. 17: v^-l. alicr' aiiHi 'h.len,
ttcrfon.
.Brunnen-angel oder hacken, harpago.' Denzl.
I(i77. 1710. Es ist wohl der wie der Wassereimer an
einem Wagebalken spielende Enterhaken gemeint.
Schurpf-: A. die nicht bloss festhält, sondern
verletzt, .schürft'? ,Mit Schurpfanglen geschürpft.'
Cvs. Vgl. das folg.
Seh ranz-. .Die Alet werden [u. A.] mit Schrenz-
ünglen geschrenzt [gerissen].' JEEscher 1092.
Schweb-. , Solle jederem Burger erlaubt seyn,
mit dem Sehwäbangel, der Fedorsehnur und mit dem
Gceren zu fischen, änderst aber nicht.' Z Fischorordg
1710/79.
Mild, sweh heisst auch ufuiloso Wasscrticfc, Stelle in der
Mitte eines Stromes oder Sees.
anglen: 1. stechen, von Insekten, tr. und intr.
Aa; ßSi.; Gr; L; GO., T.; ScH>V; S; Uw; U. Syn.
hecken, stüpfen. Bildlich: g'anglet sl": gravidam
esse Ap. In Scherz oder Ernst necken mit ,Sticli-
worten'; si händ enander (f anglet UwE. — 2. mit der
Angel fischen L; ZO., tran.s. fangen Th; bildlich
Menschen mit List zu fangen suchen SchwE., von
einer Coquette L. Er het derna [darnach] (/'anglet.
ebd. Gewinn suchen, v. e. Geizhals BSi. „Schmerz-
lich nach Etw. trachten." — 3. Not leiden, mit Not
kämpfen, mit schwerer Mühe arbeiten, die Familie
kaum durchbringen L; mühsam pflügen AAFri. — Vgl.
das Adv. angd Sclim. 1. 105.
Angler m. : Fischer, der nur die Angel, keine
Netze gebraucht. Gotth.
Angel II m.: Ecke, Winkel, aus \a,t. angiihia {Yg\.
Angle); nur in den Conipp. Vier-: Viereck. ,In Form
eines Vierangels.' 1734 Carolina. Dri- Bs. tri- Gl;
Z (auch drei-) : dreieck- oder übh. winkelförmiger Riss
in einem Kleide. Syn. Fi'mfi. - In iH- ist l nicht das
altd., sondern d.as lat. in ti-iauriuhi«.
Angel III. IV s. Anna Sp. 200; ÄJige" II.
Angelik ''. : eine Pflanze. .Costus niger, Angelica.'
Denzl. 1710. ,Der meerteil der geleerten achtend,
unsere wolriechend Angelick seye Laserpitium Galli-
cum.' Fris. .Angelica, ein edelwurz.' Mal. Die Z
Obrigkeit empfiehlt 1779 .Angeliken oder Meisterwurz'
gegen den .fliegenden Zungenkrebs' des Viehs. —
Garten-: echte Engelwurz, angelica archangelica B.
,Allgelin [m.? n.?], der schönest fisch auss den
Albulen, wirf in dem Bieler See gefangen, ganz weiss
wie der Schnee.' Fischb. 1563. Nach Hartmanns Ver-
mutung = Kilchen, salmo marsena media.
Angelas m.: das Gebet des englischen Grusses.
Der A. bi'te" W. — Von dem lat. W. angdus, mit welchem
I.iif. 1. 28 die Erzählung von diesem Grusse anhebt.
Angc" I ni. BSi.; Gr tw.; „W", f. Gr vorw.:
1. Türangel BSi.; W. „Zwischen Tür und A. sein
= in misslicher Lage W"; vgl. Angel 1 4. Es G'läff
mi Tür ii. A.. ein ungezügeltes Maul W. .Teil wil
den himmel erschütten, das sich die erd auss den
angen entwegen muoss.- 1531 Jksa.i., dafür .ihrem ort'
1067. — 2. das Beschlag an der Seite der Tür, mit
welchem diese an dem Angel hängt,; sonst li'henl:
Die ,Ange' läuft auf dem ,Dorn' Gr.
Die Crundf. zu Avr/d /, mit dem es auch in der Zss.
mit offen (Sp. HS) wechselt.
„Angc" II ScH, Range" GRh"; ScuSt., Angel „L'-;
ScuSt. — m.: Bräune, eine Krankheit der Schweine,
angina, porrigo; im GnRh, zu Stkixm. Zeit .der kalte
oder hcisse Bangen- genannt. ,Der rangen ist ein
gefarlichc krankheit der Seüwen: sölichs begägnet,
so man inen ire trenke zuo warm fürschütt.' Tiere.
1563. ,Cynanche, ein krankheit, die einen würgt, hals-
strenge, das vvulken oder der rangen.' Fris. ,Ein
prästen der seüwen.' Mal. Daher auch .der süw-rang".
RüEP, E. H. .Inwendig an dem Kifer entstehen runde
oder ablange drusenartige Blattern oder Bluteissen,
welche man gemeiniglich das Zäpflein oder Angel
nennet.' Z Mandat 1732/79. Als Verwünschung: ,Gott
geh dem B. den rangen.' Man.
Für die Ableitung dieses W. aus lat. aiyma spricht die
Vermengung mit Aiigd, durch welche es dem Antjen I sich
an die Seite stellt; die Umdeutung lag nahe, weil die Krank-
heit eine stechende oder erstickende Wirkung hat; Knmjni
ist in diesem Falle aus der Angen entstanden, wie Itür/erte.
Sp. 129 aus der Ä. und Nast aus den A. Allein da schon
mhd. die Namen ränge, rankorn (d. i. wahrsch. ranr/-tum, mit
Bez. auf die erbsengrossen Blattern, welche den ,Raugen'
begleiten) usw. und für eine Krankheit der Kühe ndrl. ,der
wmiig' vorkommen, so ist sehr fraglich, ob nicht uuigekelirt
die Form mit Jl- die echte sei und die übrigen auf irrtüm-
licher Anlehnung beruhen.
angengig s. Nanggeng.
Angeri, Angi ay- m.: Heinrich Bs. — Für Hiwgeri
(s. d.) aus frz. Henri.
Angläs(e) -c^.« BG., -HsGl; S, -ess Bs, -e AAHoldb.
— m.. -e-V Z — f., Glasli n. B: Rock von langem,
städtischem Schnitt, Sonntagsrock im Unterschied von
Chutte, Chittel, Frack. ,Am Samstig z' Ohe iscli dr
Scliuelmeister cho und het dr Sunntigangles a'g'ha".'
BWvss 1803. .Der nrchig [ursprüngliche, altherkömm-
liche] Zwilclie-Chittel wird [von der heutigen Genera-
tion auch auf dem Lande] an e fyne guet tüechige
Angles i^ertüschet.' Schild. ,Wenn Eine zum Frack
gibore iscli, so üherchunnt-er kei Angless.' ebd.
Urspr. ein nach englischer Mode (u l'Anijlaim) geschnit-
tener Rock. Das vorwiegende männl. Geschlecht, des W.
ist dem Geschlecht des deutschen ,Rock' oder C'liitid ont-
uommen.
Angle" f. 1. = Angel I GrV. — 2. = Agle" s. Agnc
Sp. 127; daher auch Dörner, Spitzen gewisser Pflanzen
GRFurna. Ingle, die Abfälle des Hanfes beim Brechen
BBe.
Angli(g) s. Antut. Angne.« s. Agnes .Sp. 128.
Angus s. Agnusdei Sp. 128.
Ängeli Gl; Zg; Z, Ängelinc Z: weibl. Taufn..
Angelica oder Angeline.
eng, engg c resp. «e, e^ {e' GWsst), egl/ BS.;
FMu.; Gl mit GA.; GbD., Pr.; ScHW; SL.; W, eng
GWsst.. sonst et/: 1. in eigentlichem S.: schmal,
z. B. ein Pfad, eine Türe. allg. E. ig'hüset, im Wohn-
raum beschränkt B. I 's Eng li'Ue, zu Grabe läuten,
s. End Sp. 315. Engg laufe, von Pferden, mit den
331
Aiig— ung'
382
Hufen einwärts gehen, Gags, französisch l. L; vgl.
eng-ächs !-p. 75. .Arctissime sorere, vast [sein] eng
und dick in einanderen.' Fris. Scliweratmig GA., enge
(enggej Ate Aa; UwE.; W; Z, e. ha' engljrüstig .sein
Ak; Xp; Bs; Gk; G; Th; Z, 's ist (irirclj-iiier e. z.B.
beim Steigen Aa; Z. auch psychi.sch: ich bin beklom-
men Bs, i han e., mir ist bang Gr. Es ist im i-dr
mte Hut inne z' e. Aa; ScnSt.; Z. ,Es wird einem in
der weiten Welt zu enge', von innerer Unruhe. Klingl.
1C91. Von äusserer Notlage, Bedrängniss, im Haus-
halt: e. dra" sl", in enge' Hose" stecke" B. In enge
Schuehne [Schuhen] stä" UwE. In engge Räte stä"
Gl (vgl. ,Hausrat, Vorrat'). ,Die frommen sollend
enge ding leyden und weyte hoffen.' 1531/1667 IV. Esra.
,Klemnie und enge Zeiten.' Klingl. 1691. — 2. un-
eigentlich: engherzig, karg, geizig FMu. Es ist en
etigge, engg hinder den Ore" Gr. Bas ist en enggi
(Sclieri, eig. Scheere), ein geiziges Weib W. „Unver-
träglich, undienstfertig. " St,*» ,Wann etwan unguete
leut in der Kirchen selbs [sogar in der K.] einandern
schelb ansehen, einandern zu äng tuen.' Wyss 1653.
Vgl. eng-üchs 2.
Alld. aiit/i, engt, iiilul. enye; ZH mii/ Sp. 328. Die Ausspr.
-i)k geht viell. auf got. at/yvuH zurück in der Weise, dass
das 10 bei seinem Wegfall den vorliergcheiiden haut verstärkt
liätte, res]). nacliJein es alid. in -j übergegangen war.
engen, enggen: 1. trans. a) drücken, , spannen',
von zu engen Kleidern und Schuhen AAKais. ; B; L;
Nnw; W. DefrJ Bock, Schiieh, d' Cracatte engt (enged
Nnw, enggot W) mi. Es tüet-mi enge iher d' Brust
diire, icli fühle einen Druck über die Brust hin ü.
,Das mich mein weite Kutten engt' (von innerem Un-
behagen, Bangen). RudMev. 1050. Auch von Atmungs-
beschwerdc: der Sidestaih enged-mi Ndiv. ,Coarctare,
einzwengen, engen, zesamen brysen [schnüren].' Fris.
, Augen, würgen, nöten.' 1656 Ked. Eng einschliessen,
eine belagerte Stadt: ,So man nit stürmen wurd, so
wirt man si engen, als fast [so stark] man mag; dann
si hand raangel an mel und brot.' Absch. 15'23. —
b) plagen, quälen. ,Es thuot inen wee und ängt
sy übel.' Bull. 1531. ,Uro hominem, ich mach in
zemüegen [bemühen], ich eng u. plag in. Scrupulus qui
me male habet, der mich vast irrt und übel engt.'
Fris. — 2. intr. eng(er) werden. Das Loch i [in
den] Berg innen [hinein] enged Ndw. Der Ate enged-
mer UwE.
engeren. ,Si wollend die gschrift [h. Schrift]
wyteren oder e., wie jneu gfelt.' Zwinhli. Die gleiche
Gegenüberstellung bei Kkssl. — ver-: refl., sich ver-
heiraten BsL. (Si'RKNii). Syn. mit sich veränderen
(Sp. 200). Die Ehe als eine Verengung, Einschrän-
kung der persönlichen Freiheit aufgefasst; vgl. waldens.
etre embarrasse.
Engeti f.: enges Beisammenstehn der Häuser in
einer Stadt. I so erc [in einer solchen] E. inne möcht-i
nüd sl kl'.
Gebildet wie Xamti, Narrbeit u. a., nut der augeliiingten
ronian. Endung -I, nhd. ,-ei', statt Emj^t^.
Engl f., ei]}c{ Gl (appell.); GA.; Schw; W, sonst
Ctji (auch in Gl, alsOrtsn,): 1. räuml.: enger Durch-
pas s, Schlucht. Angene", schmale Stellen in Strassen
oder Flüssen U. Hohlwege, Engjjässe. 1707 Judith.
Als Ortsn. in Ap; B; Gl; LE.; U; Z. Enger Raum:
Du bist au gern i dr Engi wie d'Flöh Tu. Mer tvoned
hidl i-dr Engi! Wortspi.-l mit dein Ortsn. Z. —
'2. Engbrüstigkeit, schwerer Atem Ar; Gl; GA.;
ScnSt; Z, einzelner Anfall Z. ,Enge, schwerer Atem,
Kelchen, Husten.' Fischb. ,Änge im Hals, angina.' Reu.
Vgl. Angen. — 3. bildl., Not, Verlegenheit. I Nöte
und Engge Gl. I d' Enggi bringe W. I d' Angi trihe
Uw. ,Gott will dich durch die Enge zum Gepränge,
durch die Schmach zur Ehre führen.' Mkv. 1694.
Mer-, auch , Angst und Not' hiess ein Quartier
im alten Glarus, wo die Hauptstrasse sich eng zwischen
den Häusern durch wand und einem Lastwagen kaum
Durchpass gestattete.
Engel eyel m.: 1. wie nhd. ,Genius comes, unser
<ler guot E.' Fris.; Mal. Der hed e guete E. g'ha,
ist einer Gefahr glücklich entgangen L. E schöne E.,
hed aber rur [vorn] eB [ist vielmehr ein Bengel] L;
vgl. u. Holzengel. Jung E., alt Tafel L. ,Sie ist wie
ein gemahleter Engel' = von wunderbarer Schönheit.
Mey. Hort. 1692. E. öni FMK [die nur nii'; Kopf
und Flügeln abgebildeten] chömid de rot Schade [die
Ruhr] nid über L. Das irürd en E. roiii Himmel
tauh mache [erzürnen] Z. ,lr dichtend wort, die weder
ir noch ghein [irgend ein] e. also verstat, als [wie]
ir die wort zäinen wättend [zusammen verbindet].'
Zwinhli. Si hend en E. im Himmel äberchu [bekom-
men], es ist ihnen ein Kind gestorben G. Schlafe
u-ie d' E. GT. Er n-ott Hecht ha", und wenn en E.
rom Himmel mit-eme Schwert vor-em ziie stiend Z.
Euphemistisch: I tvett, er ivur-en 'hrätne E., er ist
mir im Weg [eig. ich wollte, er würde ein E. von
derjenigen Art, welche in der Hölle gebraten werden,
ein Höllenbraten, ich wollte, der T. wurde ihn holen].
Singe wie d' E. im Himmel Z. Er g'hört d' E. im
Himmel singe, er ist seiner Auflösung nahe, es öflnet
sich ihm der Himmel L. D' E. singed, wenn Nachts
der Wind in den Bäumen rauscht Th. Wenn bei
schönem Wetter der Wind im blühenden Kornfeld
Wellen schlug, sagte man: die E. fahren über das
Feld und segnen es G; Z. Es göd en E. dur d' Stube
.VABb.. es ist en E. dur d' St. g' flöge L; SeaSt., es
/lägt en E. über 's Hüs Gl, wenn in einer Gesellschaft
das Gespräch einen Augenblick stockt(e). Wenn ein
Kind seine Hände vor das Gesicht hält und sie be-
trachtet, so freut sich die Mutter, weil das Kind in
den Händen sein Engelein sehe. Auch wenn es .schon
frühe nach dem Lichte, besonders dem himmlischen,
schaut, sieht es Engelein. Wenn es im Sdilafe lacht,
erscheinen ihm E. B It Rothenbach. Im Nachtgebet
bitten Kinder E. an das Bettchen: lez icem-mer [wollen
wir] e Gotts Name i 's Bett gä und IG E. mit-is [mit
uns] lü: zwe z' HauptHr, 3 z' FuessAii, Ü das-is [die
uns] legged, ■ U das-is decked, ä das-is n-ecked, 2 das-is
u-lsed, 2 das-is sptsed, 2 das-is i 's Paradls ufe ziend
ZZoll. Eine Art Parodie von Gebet lautet: Engeli,
E., Zitli! Weck-mi'''' am Marge zltli (Var. hi Zite),
Nüd se früe and nüd se spat, Wenn das Gliiggli achti
^chlat. Ein in GBuchs, Scv. übliches Kinderspiel be-
steht darin, dass ein einzeln stehendes Kind mit aus-
gebreiteten Armen den ferner stehenden kleineren
zuruft: Engeli, Engeli, chomm zu mir! worauf die
letztern nach dem erstem springen. Das selbe Spiel,
mit dem Namen Engeli ufzücha [aufziehen] in Ar:
ein stehendes Kind fragt das erste der sitzenden,
welches Maria Mueter Gottes hcisst: Tar-i [darf ich]
en Engeli uf~ücha? Nai-tidcni die weitere Frage, ob
Ana' 11 nn
■r,'M
es tanzen kiniiu', bejalit ist. wird ilas Kind aufgehobeii
und tanzt mit dem abholenden. Wenn es dabei lacht,
kommt CS unter die Teufel, sonst unter die Engel.
(So aufli in dem Kinderspiel Frau Hose, s. d. und
KoeHH. S. 437.) Der Schluss ist ein Kampf zwischen
Beiden. Beim Eiigulti trägu [Engelchen tragen] W
verabreden 2 Kinder (EngeJ), in alle 4 Winkel de.s
Zimmers gehend, welcher von diesen den Himmel, das
Fegfener, die Vorhölle und die Hölle bedeuten solle.
Zu den andern Kindern tretend, fragen sie der Reihe
nach ein jedes, wohin es wolle. Antw.: in den Himmel.
In welchen Winkel? Dann schliessen die Zwei ihre
Hände fest zusammen und tragen das Kind auf den
Armen an den von ihm gewünschten Platz. Erst
bei einer zweiten Umfrage stellt sich dann heraus,
dass die Mehrzahl der Kinder an die weniger wün-
schenswerten Orte gekommen sind; sie werden aus-
gelacht und brechen in Klagen aus, während die in
den Himmel gekommenen jauchzen und singen. Ähn-
lich bei RocHH. 441. In einem von Rochh. S. 438
beschriebenen Kinder.spiel kommt ein E. mit einem
goldenen Stab die als Farben bezeichneten Kinder
abzuholen ; die er errät, führt er mit sich in den
Hinnnel. Nachdem auf anderm Weg auch der Teufel
seine Schaar gewonnen hat, entsteht ein Wettkampt
zwischen beiden Parteien ; s. 3IiUxche. — 2. Eiigeli.
Batt-, Bntt-, Bart-. Matt-, Mutt-, Mi(sl;et-; Berg-]
Sammet-: Pflanzennamen, s. Badoiiikli.
Über-: ein die E. (an Güte) übertreffendes Wesen.
.Der Pabst zeigt sich in seiner Bulle im Schyn eines
Engels, ja Über-Engels!' Ansh.
Flieg-. Flügengeli(s) mache: Spiel mit einem
kleinen Kinde, das zwei Personen, unter seinen Armen
aufhebend oder auch auf ihre eigenen verschlungenen
Hände setzend, schaukeln oder vorwärts tragen B.
; Davon das Vb. Ilügengelcn AiFr.; L; Si'uwMa. ; s. auch
' engeleti.
I Flug-: päpstlicher Gesandter, Nuntius. .Schickt
der pabst sine flvigengel.' Vad.
Bassgigen-: ein Bassgeige spielender Engel aul
Bildern. — Vgl. .Posaunenengel'.
i! Gassen-: Person, die öffentlich sich gut beträgt,
ij insgeheim aber schlecht. Daher das Sprw. : Gasne)!-
engel — Hünhengcl od. umgek. ,Dass sein [des Tabaks]
Gebrauch unter die Üppigkeiten gezehlet, und von
einigen Gassen-Engeln mit theologischen Anathematen
angefochten wird.' (iHkid. 1732 (hier wohl Geistliche
als strafende Engel?).
<i utschen-E ngeli: kleines Kind in ilcr Wiege
((inlschlij L.
Glorie-Engel: ein gar zu sehr aufgeputztei
Mensch, bes. Geistlicher AAZurz. ISlö. Glöri-engeli,
. Schimpfname für Mädchen SB.
li Holz-: WaldgeLstV Teufel? tind.ian?
Vom grol.cu Stoff oder vom AiifcuHialt im Wald? Y^l.
'■ «w rf.T Il.jlzehamimr, Bengel; rii E. uul-tm,- fl.
Küchen-. I'füsbaggc ha" wie cn Cliircheii-E.
\gl. I'f'ixi-.
*Korn-. Im Aa herrschte der (ilaube. dass man in
blühenden Kleefeldern zuweilen ein engelschönes Kind
liegen finde, das, wenn man es aufnehme, immer
■ schwerer werde und dann plötzlich verschwinde. Es
sollte den Tod des Finders bedeuten, aber auch einen
besonders fruchtbaren .Tahrgang. Üder es war der
Kinder ein Pärchen, das über die blühenden Saaten
hinsehwebte. Rocuii. 1856, 1, 273. Kohlrusch S. 322.
Am 8. Juni lOSCi sahen zwei Edelleute auf dem Wege
nach Chur an einem Busch ein kleines Kind liegen.
Der eine von ihnen befahl seinem Diener, es aufzu-
heben; aber dieser vermochte es nicht, auch als ihm
der Diener des andern zu Hülfe kam. Das Kind selbst
sagte endlich: „Lasst mich nur liegen; dieses Jahr
wird ein köstliches und fruchtbares sein, aber Wenige
werden es erleben." Darauf verschwand es. Grimm,
deutsche Sagen Nr. 14. Nach Flugi, Volkssagen aus
Graubünden S. 122, war es ein Bauer, der in einem
wonnigen Frühling bei einem Gang durch die blühende
Flur unter Ähren ein Kind fand, das er nicht aufzu-
heben vermochte; es erglänzte auf einmal von lauter
Gold, und sang, als Engelein entschwebend, einen
Segensspruch.
Später ist die Sage, mit Abstreifung ihrer symbolischen
Bed., ins Historische gezogen worden, indem der Ahnherr
des Geschlechtes der Salis als Kind unter einem Weiden-
husch (Säle, salix) gefunden worden sein soll, und ein Ritter
Rüdiger von Limpach, der im Jahr 1194 Vergabungen an
das Kloster St. Lucius bei Chur machte, dies darum getan
haben soll, weil er seinen in der Ernte unter einer Garbe
eingeschlafenen und erstickten Sohn am Tage des h. Lucius
gefunden hatte. Hinwieder hat Reithard aus dem Kornengel
zwei in einem Ährenfeld verlorene Kinder gemacht. Die
wesentlichsten Züge, von der Schwere und von der Vor-
bedeutung des Kindes für Fruchtbarkeit, sind in diesen spä-
tem Fassungen verloren gegangen. Die Schwere des Find-
lings erinnert auffallend an das zunehmende Gewicht des von
dem h. Christophorus über die Flut getragenen Christuskindes,
eine Legende, die in ihrer jetzigen Fassung natürlich auf den
geistigen Segen des Christentums zu beziehen ist. In den
Sagen von den Kornenr/eln ist die Halmfrucht als Kind dem
Mutterschoss der Erde entsteigend gedacht. Uralte Sage
erzählt von einem jungen, aus göttlichem Geschlechte stam-
menden Helden, der auf einer Garbe in einem Schiffe schla-
fend ans Land getragen, der Stifter des Ackerbaus wurde.
Vgl. Mauuhardt, die Korndämonen S. 28/9. Simrock, Myth. *
Sp. 292.5, und bes. Dr. FVetter, Progr. der bündnerischen
Kantonsschule 1872.
Kr ÖS- Cltrös-: Liebling Z.
Das Gekrüsc als Innerstes, Sitz der Seele gedacht. Vgl.
das syu. Ha-zlafir.
Pfusi-: Engel mit Pausbacken, wie sie oft gemalt
werden. Farbe hend a' [die reifen Äpfel] wie g'mölet
Pf.-E. Henu. 1836. Vgl. Kilcheii-.
Siden-: It Breitenst. einer der spöttischen Titel,
die den oberen Angestellten und Aussendlingen der
Seidenbandfabrikanten erteilt werden Bs.
Schutz-. Schäm-di! 's Schiitzengeli (■Iiiond mit
dr fürige Knete! zu einem schamlosen Kinde gesagt
ScHW.
Ansiiiehmg auf den Engel mit dem Iciirigim Schwerte,
ili;i- den sündigen Ureltern das Paradies vcrschloss. 1. Mos.
:>, "Jl. S. auch Schutzcnf/d-Stinntay.
Wark-: Würger, als Name des mörderischen Raub-
vogels Lantus. ,Die Warkengel oder Tornträer [Dorn-
drelicr] nemmenddie Spatzen auss iren nestern.' Vogelb.
l.").')7. ,Der Warchengel hat einen krumben Schnabel.'
ebd. , Warkengel, lanius raaior.' Mal.
Aus mild, warc-gengd, Neuntfldtcr, der als mav iiany),
Bösewicht (Würger), herumgeht, lautlich vereinfacht und, da
das W. Gfnt/el früh veraltete, an die biblische Vorstellung
eines .Wiirg-Engels' (2. Mos. 11. 12) angelehnt.
335
Anjj-un;j
336
Zucker-Engel: Kosewort für ein Kind. — Süss,
geliebt wie Zucker, scliwcrl. den Zucker liebender E.
Kiigelew = flief/eiiycleii, s. o. Gl; L; Sciiw; Uw;
'Ar,; ZKn.; dann übh. eine kleine Person am Arme
führen, nmen-ent/ele" Gl. In Z syn. hänyelcn.
Ohne Zweifel ist eig. gemeint: ein Kind als (scb webenden)
Engel tragen oder dazu macheu, sei es min, dass unter E.
ein wirklicher vom Himmel gesandter oder eine zum H. auf-
schwebendo verklärte Kindesseele gedacht werde; schwerl.
dachte man umgek. aji zwei Engel, welche eine Menschen-
seele auf jene Weise empor tragen. Das anmutige Bild eines
fliegenden Kinderengels tritt dem Beschauer in katholischen
Kirchen häufig entgegen.
büt-: ein Kind auf den Armen wiegen; in die
Hölie heben und schnell wieder hinablassen S?.
Von püten, Kinder wiegen, in dem bekannten Liedcheu:
Htie püte, Wieijeli stö^s usw.
englisch I e>j-: auf Engel Bezug habend. Der
englisch Gruess, das Ave Maria. ,Es sprechen zween
Engelsch man [Engel] Act, 1, 11 zue den jüngeren.'
ZwiNGLi. .Lieplich Englisch gesang gehört.' Cys. ,Auf
einem Englischen wagen' [fuhr Elias gen Himmel].
HOFMSTR 1Ü4-5.
Engeländer m.: 1. eine Sorte Erdäpfel, irissi E.
SuHw ; Z ; syn. Bodeiisiirciifici-. Hute E. Scnw. — '2. eine
Birnensorte, graue Butterbirne ZZoll. ,Eiigeläiider, die
heh-si sclw g'csse, doch eiiylischi Bire sei-ere öppis
Netts.' UsTERi. — Von der Herkunft, oder der einfache
Name viell. ursprünglich von der roten Art, mit Be-
ziehung auf die Farbe der Uniformen engl. Söldner.
Vgl. Afrikaner Sp. 106; Amerikaner Sj). 210; blaui
UoUäiider.
Engelleser : Engländer, bei Vad., den roniaii. Na-
mensformen nachgebildet, neben , Engelländer'.
Enger, -ich Ärjer ÜO., Ljer B; GuPr.; GT.; Schw
(schon im Landb.); Uw; U; Z, Lßcer GRVal., Ljeri
Gl; GO., W.; S, Ljele, Ljeli G oT., üi/eric/i AALeugg.,
Zein.; Ar; Gr 1780; Sch, Eyrr^ch ÄASeetal; Bs; S;
Tu, Ljcrech, Igerig GhH., Innerig Gu Äyerlig Bs,
E-iierli (in.) Ar — Ingeri, Ingeli n., die übr. Formen
ni.: 1. a) Engerling, Larve des Maikäfers, allg. —
b) , Maikäfer Gr", Käfer BS. Die meisten nähern
Angaben, auch aus der ä. Zeit, bezieben sich auf a)
und betreffen inshes. die Schädlichkeit der Enger-
linge. Bekanntlicli wurden sie dafür im J. 1479 vor
das Gericht des Bischofs von Lausanne geladen und
durch Beschwörung aus dem Lande vertrieben. .Die
schadhaften, räubischen Inger. Käfer und Wurm.'
A.ssH. ,Dem körn was von kroten und ingeri vil
Schadens widerfaren.' Vao. Nach dem Fischb. werden
,die würm, Engerich genannt', in Reusen gebunden;
sonst ,ira Meyen [Mai] in Käfer verwandlet.' Fris.,
in Verlegenheit, lat. ,bruchus, species locustaj parum
nota' zu übersetzen, erlaubt sich die Zusammenstellung
,graswurm oder raup, inger'. ,Von den Ligeren sei
grosser schad geschehen an guet.' Scnw Urbar 1582.
.Der Inger, enger, käfer, bruchus. campe.' 1662 Ked.
.Heuschräcken und Inger.' Hott. 1666. .Haben die
üaupen oder Engerich an dem Grass zimblichen Scha-
den gethan.' Hakn. 1666. ,Spondylus, Inger sive
Enger.' 16S(I Wagx. ,Die Evangelisclie[n] wie das
Unziffer oder Angcrich auss dem Land zubeschwecren
wie jener Lausannische Bischulf vormahls gethan.'
C'lSchob. 16i'">. Bei der Verfassuncrsänderung von 1830
sagte ein Sarganscr: ,Es ist sit Anno (17)98 ei Tiifel
I gleichgültig], wer regiert : das ei Jor Chäfer und das
ander Ingeri.' — '2. der /leugend Inger: Schmetter-
ling, im Gegs. zu Bodeninger GnPr. — 3. Vieh-
zecke, „Wurm zwischen Fell und Fleisch gewisser
Tiere" S. Engerech, schwärzliche Würmer, die sich
in der Haut bes. des Weideviehs ansetzen S. Inger
oder Werrfiir, Engerlinge unter der Haut des Rind-
viehs ZS. — 4. Sprinkel, Flecken im Gesicht. .Seur-
lin, engerlin, bläderlin.' Paracels. Syn. Gitwurm.
.Engerlin under dem angesicht vertriben: wasche dich
wo du ängerlin hast.' XYH., B Arzn. — 5. Nasen-
rotz, Rotznase S. — 6. Ingerli", ein kleiner Fisch,
oben bläulich, unten weiss, mit grossen Augen Scnw.
Syn. Äzeli, Lnendi. — „engerig: von Engerlingen
gewühlt Gr."
Ahd. aniiar(i), ciiiiiiiiif ; mhd. unrjer, eni/cr, eiigirriiu-, mjcr-
liiK-, Koruwurm. Die einfache Form anyar macht es unwahr-
scheinlich, dass das W. von dem gleichlautenden, in der
Schweiz nicht vorkommenden <tn;inr, nhd. Änyer, Wiese, ab-
geleitet sei ; eher ist Vwdtsch. mit gr. äxapt, Milbe, möglich,
— Als dim. Form gilt InijerU ZO. ; ob aber auch Jnyeli G oT.
dim. Bed. hat, ist unsicher; es könnte, statt aus Ingiiii verk.,
direkt = Ingeri sein. Das i dieser Form kann nicht unch
das von ahd. angari sein, sondern verk. aus der Endung -kh,
ahd. -ine, od. neue Neutralbildung (vgl. das Chrie»i, Kirsche),
viell. mit coli, statt dim. Bed. Das C in der Stannnsilbu
scheint spezifisch schwz. und ist wohl nur aus Verdi'iuuuug
von c zu erklären. — Bed. 4 kann aus dem Glauben erklärt
werden, dass solche Würmer sich wirklich auch in die
menschliche Gesichtshaut einnisten. — Zu 5 vgl. den nhd.
Ausdruck .die Würmer aus der Nase'. 6 wird auf scherz-
hafter Vergleichung der kleinen Gestalt beruhen.
Engeral verderbt aus General. Denn ifäged s"
rom-e Ammeral, War of'-em Wasser E. JMeui; 1836.
Engine: Kriegsmaschine. ,Engenen' aus Zotingen
in der 2. Hälfte des XIV. erwähnt von JvMüll.
Aus frz. cHj™ und dieses aus lat. Ingeiiiiim. A'gl. ,(ieni(i-'
korps'.
Engishofei". Apfelsorte. Kronenreinette Tn. — Vu
Ortsu. En;iisIio/u,.
englef s. einlif Sp. 283.
englisieren: mit besondern Schnüren und Angeln
tischen. Englisieri"g f.: das Angelgeräte Z. -j
Diese WW. mögen von Anyel ausgegangen sein, spielmt
aber jedenfalls auf englische Passion an.
englisch II <•/;-.• auf England Bezug habend. Eng-
lische'' ScMü^seh ein zangenartiges eisernes Instrument
mit Schraube zum Offnen der Fasshülsen usw. Z, Syn.
Schnlbeschliissel. Englischi Nüt, eine Art von N«t
(Dojipelnat), die aber auch Bariser N. genannt wird.
Englisch Grits = amerika))isch Gr., s. Sp. 219. ,I)er
englische Schweiss', eine It JJHott. (1666) u. A. zum
ersten Male im J. 1529 bei uns aufgetretene Krank-
heit. .Liess spizhuben machen, den man noch gewon-
lich spricht engelsch hüben.' Z Chron. 1336/1446.
Inglischer -»'- m. : Engländer P. — Aus Emßüh
(spr. I-). aber nach .\ual. von ,Italiäner' gebildet,
Ingeli n. : die beiden häutigen, behaarten Fortsätze,
Zäpfchen am Halse ungehörnter Ziegen Ar.
Das durch unrichtige Worttrennung ('s- Iinjcli st. 'nSiiu/di)
verstümmelte Dim. zu SingrU, welches zwar bei uns nur JTJ
der Bed. ,Ohrfeige' vorkommt, urspr. aber ohne Zweifel s)?Bi
u. vwdt ist mit der Sim/eese, Klingel, der bair.-flstr. NachbÄr'
Schaft; vgl. Maulschelle. Es wären also jene Zäpfchen mit
angehäuften (ilöckchcn verglichen. — Svn. X'itirli.
337
Angst— unsst
338
iii};j er s. lii-licr.
ei-iilj;lei1, refl.: sich erinneni, besinnen und ilarauf-
liiu besohliessen. ,E.s haben sieh ouch alUla min Herren
|.lio Oia-ig-lieit] erynglet, das es ein alter brüch und
landsret-bt sye... Habent sieh ein Aniniann und jje-
sessiior Kat der sach halb eringlet und under inen
selbs erkundet und band funden ein alter brueh und
für ein landsrecht ghalten sin . . . Hand wier uns er-
ynglot und vindent . . . Hand sich ein A. u. g. R. cr-
inglot und erlütert, das unsers Landsrecht sye . . . Ein
Landamnian u. e. g. R. zu Schwyz habent sich under
einandern erynglet und erfunden . . .' XVI., Scnw LB.
— Aus ei-indicn (Sp. 320) entstellt unter gleichzeitiger Ver-
i'nircruug des Bogriffs.
Unger tnjrr ni.: 1. Ungar. — 2. eine Goldmünze
L 1435, in der eidgen. Münzconvention von 142.5 , un-
garischer Gulden' genannt. — Ungeren u>)rre: Un-
garn. ,Zuo Ungern.' Z Chr. 1336/1440. ,In uVgeren.'
LLav. 1.578. — ungarisch. ,Frömbde pflaumen oder
kriechen aus Damasc, an welcher statt man bey uns
braucht die Ungerschen Zwetschgen genannt oder die
S]iangischen.' Fris. ,Sind vil Soldaten vom Haujit-
wehe oder ungarisch suclit gestorben.' S l<i35.
unger tiijffij' s. loi-f/crii.
Ungle" pl.: die Nägel an den Fingern iiml Zeilen
L. — Das frz. miißen, walirsch. ilurch Söldner liuiiugclnacht.
Unglet, Unglit, Unglix s. tin-gltch.
Angst, All fit Aa; BsL. (Spreng) — PI. Dat. i-äcn
Ängste Aa; Z, Aco. ,Ang.sten' Gottii. — f.: 1. wie nhd.
„Die Angst oder unsers Herrn Todesangst läuten, d. h.
an den Donnerstagen nach dem gewöhnlichen Bet-
glnckenklang noch mit einer grössern Glocke läuten,
um an die Angst Christi am Oelberg kräftig zu er-
innern. Kath. Schweiz." A. bete, während dieses Läu-
tens ein besonderes Gebet verrichten L. ,Wer zu
disen Eiden [Beteuerungen bei den Wunden usw.
Christi] das ferch [Leben], das bitterlich und das An-
gest leit [hinzufügt], der git Buesse.' Z 1348. Z'Tod
A. hfl, sich zu Tode ängstigen, tödtliche A. empfinden
Bs. Eine" i" d'A. jage Z. Der schüchternen Patin
macht 's A. nf 's Tanfe' hi". Adject. : Es ist im
[ihm] so a. vie an-ere [einer] Cliats im Sach SonSt. ;
daher das Comp. l;atz-a.. s. d. Es ist mer a. und hang
Aa; Z; daher auch mit Steigerungsformeln: engster Gl;
Z. Es wird-mer ängster allimi, immer mehr a. Stütz.
.So angst, dass es einer Katz im Sack nicht ängster
sein könnte.' HPest. ,Das jhme noch äng.ster macht.'
ECts. .Was [war] mier aller ängstest.' 1572 Platt.
— 2. Mühe. Mit A., mit Mühe, kaum, höchstens
L; Id. B. Mit A. und Not, mit grosser Mühe z.B.
Platz finden L. ,Angst und Not' hiess ein schmales
Gässchen in Gl (s. Engl); auch ein (wahrsch. entspre-
chend gelegener) Hof in ZBub. Es wird im [ihm]
A. tue z'diene, schwer fallen BSi. Es tvet-mcr A.,
ii'h bin nicht daran gewöhnt, ebd. — 3. Hast, Eile,
aucli ohne begleitendes Angstgefühl B; L. EU net
[habt nicht] so A., beeilt euch nicht so sehr BSi.
Wolii" Jaufed dir [ihr] so i dr A.? so eilig BHerzogb.
Vgl. ängstlich. — 4. Drang nach, Lust zu Etw.
, Einem A. machen Etw. zu tun' BHa. Es ist-em, nid
Schweiz. Idiotikon I. 3.
.1. dniiii. niclit darum zu tun \,\, Vgl. luigsliii i
.Weiberangst', Sebnsnclit nacli W. ((jrimm WB.)
Mild, «iifint, alul. amjuKt, von amji, enge. Vgl. \:\i. on-
fjuxtuH. — Üboi' die Entstehung des Diphth. im aus im;/ s.
Fromm. 7, 334. — Wenn in Dial. '211 ui.'lil ein liiiick-
fchlcr vorliegt, so kam zu St. 's Zeit auidi uorh d;is iiiHtiiiI.
(ieschl. vor wie im Mhd.
Hellen-, Höllen-: grosse Angst; sehr angst.
Himmel- und ge.steigert Himmel-Erden-, Him-
mel-Todes-: dass.
In allen drei Fällen sind die vorgcsutztou Wilrti'r (aus-
genomnicu Tuden-) nicht in concret licsoudiTi in Sinn, sninh-rn
nur als abstracto Verstärkung aufzufassi'u wir Sluilicla' vor
ailein, s. d.
katz-: sehr angst. Eim cli. iiiaclic. Es ist-mer
eil. u-orde Scn; Z.
Erklärt sich am Einfaelisten ans den ii. A. J angeführten
KAA. Vgl. Kulz.
boden-: ebenfalls nur abstr. verstärkend, eig.
,gründlich'; s. Boden. ,Dass inen allen b. darby wurde.'
15.30, Striokl.
himmel-solig-: wie das v<irige B. — S,li^ für
.Seelen-' ; s. muetcr-scUg-allfin.
schiss-: so angst, dass man (in die Hosen) seil,
möchte Aa; Bs; Z. — A'gl. engl. ,lirl-fnir und .angst-
srhi'issigo Not'. Grimm WB.
angst en, aitste Aa: 1. Angst, Kummer haben
und zeigen, allg. Angsted doch nüd cso! Das git
[geht] «C'" Alls am Beste, wird noch Alles ein gutes
Ende nehmen B. ,Gönnt euch Ruhe; angstet nicht
mutwillig, das Ängsten kömmt von selbst.' Gotth.
,Allitri/l [immer] a. und sorge.' Usteri. Unpers. es
het-em g'austet, er hat A. bekommen Aa. .Christus
fleug an bekümberet zu werden und heftig zu a. am
Olberg.' 1655 FWvss. .Die Evangelische Kirch hat
nicht Ursach zu a. oder zu zweiflen, ob sie irre.' Cl
Schob. 1695. — 2. sich beeilen, bes. mit Arbeit;
hastig, und darum wohl auch unordentlich, arbeiten
B; L; im letztern Sinn syn. j^fudlen, strudlen. Hut
[heute] lian-i recht müesse a., sust liütt-i nüd möge
g'cho [sonst hätte ich nicht fertig werden können] B.
In Angst und Hast sein Gl. ,Angste und räble', an-
gestrengt arbeiten. Usteri. Vgl. Angst 3. — 3. sich
schmerzlich sehnen. ,Matrera suspirat, er seufzet
oder angstet der mueter nach.' Fris.; Mal. ,Wer
nach dem glauben angstet und jahmeret, der hat den
glauben.' 1655 FWtss. Vgl. Angst 4. — Mhd. nnijiMcn,
in Sorgen sein. S. noch pfnimjsifn. — er-: „eine vor-
genommene Arbeit hastig zu Ende bringen."
ängsten, e'- Gl, sonst ä-: 1. trans. äng.stigen,
Angst machen Gl; GnChur. ,Urgere, treiben, engsten,
trengcn, trucken.' Fris.; Mal. .Sollicitudinuni aculei,
die müey [Mühe] und verdruss, die uns yemerdar stä-
chend und ängstend.' Fris. — 2. intr. = anysten, ängst-
lich sein und sorgen. .Ang.sten und bekümmern sich.'
Stutz. ,31en ist na tiimm, dass-me .so änrjste mag.'
ebd. Er hat e schillis [schreckliches] Ängste Z. —
Mild, iinrjcüten anch trans.
Angster I m. Der Angstcr im Bliese hä, in
grosser Angst sein BsLd It Spreni;. Der Geist der
Angst. — Zugleich Wortspiel mit vl/i,(/«(ec^Münzcod. Flasche.
.\ngsti m.: der bei allen seinen Arbeiten Angst
hat (nicht bei Zeiten fertige zu werden); der schnell
arbeitet; der ängstlich hin und her geht B; Z.
339
An^st— ungst. Anftg— 1111??
340
Allgsti f.: Alipst 7,. - (;,>l,ilcia wie snnsl, w,il,l.
Siilist. von Atlj., alsr. vcni :\il,j. '..iy«(.
ängstig, enstijf (TRScuolins: ängstlich UEckstein;
sorgsam, emsig auf Ökonomie bedacht W; furclitsam
GrSc. — Ahd. uHijustic neben awjuHtUch.
Ängstigi f.: Ängstlichkeit; bes. übcrtriiOjene .Spar-
samkeit, Geiz W.
angstlich, ängstlich, ohne Uml. B vorzugsw.;
GRChur, Pr. (wßtU), D. (cujiHy): 1. Angst habend,
a) von A. erfüllt, leicht zu A. geneigt = nhd. äng.stlich
B; Gr. En angstlivhe Ma", der mit seinen Feld-
arbeiten frühe anfängt, um nicht zurückzubleiben; er
hct en a.-i Natur BSi. ,Engstiklich anruefcn.' Zwingli.
,Mit angstlicher ejl.' 1.531 Bbut. — b) eilfertig B;
,.L." ,Stüdi kam daher fast im Galopp. Je aber,
)5tüdi, sagte ich, wo us [wohin] so angstlig:" B Kai.
,Der Herr wartet nicht lange, er ist gar e Angstlige.'
GoTTH. — 2. Angst erregend, beängstigend, a) im
eig. S. z. B. von Krankheiten und gewissen Symptomen.
Ä. Wetter, im Sommer, wenn Gewitter drohen SciiSt.
Es ist a. bi-me fjriiseliye Donnerwetter z' Nacht uf dr
Strtiss sl B. In Gr bes. Beiwort des 'l'eufels: dr
(Wf/stU Tüfel. Dann auch: en angschliga Lug, eine
höllische Lüge GrD. — b) abstr. verstärkend. , Angst-
lichen übel wirt sich Sin förchten.' 1.531/48 Ezei'ii.
(.sich heftig ängstigen.' 1607). ,Wie es im land so
übel gat, so angstlich jenierlichen stat.' 1.588 Rüef.
,Er ist jren [ihr] angstlichen hold, er hat sy über alle
maass lieb, eam niisere, perdite aniat.' Mal.
Mhd. arnji-HilUh, eiuj-. Crl'r, lir.uo-ht "ii;/,//; in der .ilistr.
Bed. 2 1)), sonst i:
Angster 11, Auster AALengg., ni.: alte Scheide-
münze = 2 Heller (oder 2 Pfennige L, 2 Stehler Bs).
der 6. Teil eines Schillings, durch das neue eidg.
Münzsystem antiquiert, aber noch in einzelnen] RAA.
üblich Aa; Ar; Gl; L; Zg; Z. Kein A. wert, nicht
das Geringste, gar Nichts w. Aa. Wer zinn A. giliore-
n-ist, chunnt nit zum Guldi Ij. Der A. gilt am nierste,
wo er g'scMage wird. Dini. Angsterli als Spiel-
pfennig hei Kindern. A. üsteile", ein Spiel, bei wel-
chem ein kleiner Gegenstand in den Händen der Kinder
versteckt herumgeboten wird und bei einem erraten
oder gefunden werden soll Z. A. verteile'^, ein anderes
Spiel, wobei jedem Kind angeblich ein A. in die Hand
gedrückt wird, über dessen Verwendung es dann l'e-
chenschaft geben muss; vgl. Mäppli gi".
Mhd. miytiter, nur in Schweiz. Quellen, wahrseh. aus lat.
anijvgius, eng, i. S. v. schmal, klein, dünn. Vgl. Ani/nter III.
Krstes Vorkommen von A. und Untier s. 6fr. 21, 241; in
Us seit ]3()2 bezeugt. ,ltem wird geschroten 39 A. uf ein
lot.' Absch. XV. Der Wert des A. !. J. 1335 entspricht
It Mey. V. Knon. in die heutigen Verhältnisse übersetzt dem
von 15 Ct., 1425 nur noch dem von 3 Ct. 1410 machten
in L 3 A. einen EcUiw<r (s. ,Sp. 83). 1456 soll ein Zürcher
A. an einem Kopf (WciumassJ gewonnen werden. ,Das es
von alter har gsin sy dry liandtschillig, d. i. der yetzigun
werschaft viorzocheuthalben a.' 1520; 44, Schw LB., also
1 L.-Sch. = 4'/2 A. Nach einem Z Sittenmandat von 1530
war bisher um 1 A. zu spielen erlaubt gewesen. ,1 Bern-
angster 2 Pfennig, sonst 2 A. 3 pfenuig.' St«ttler, Chron. ;
s. auch AnijHlerpfrMÜii. Möglich ist, dass der Name der
Münze von dem gleichnamigen Weinm.ass (s. 111) übertragen
war oder demselbeu sachlich parallel sfcmd, wenn nämlich
yliii/dto- auch = .Kopf gebraucht wurde, welcher 2 Mass hielt.
Haupt-: eine Kopfsteuer, zur Deckung von Kriegs-
kosten im XV., XVI. in B erhoben.
Büggeli-: A. in Form einer Hohlmünze. .B.-.\.
gand 41 uf ein lot.' L 11-50. Er war also ein wenig
geringer als der gew. A. und enthielt nicht 2 volle
Heller, ■ deren 4'/is auf 1 QuintU giengen, während
1 Q. 2*/i7 B.-A. gab. Wegen fortgeschrittener Ver-
schlechterung i. J. 1451 von der Tagsatzung zu bloss
1 Haller taxiert. — Von Hv'i<iri, Erhöhung, Wölbung.
Wuchen- = i/ffl«pJfi«j/.sicr und Angstergeid; s.d.
Dri-Angstler, neben andern kleinen Münzsorten
genannt in einem Müiiz-Mandat L 17(j(.i. Wahrseh.
also = Echtitver.
Angster III, bei Sprung auch Engster, m.: ein
Weingefäss, Flasche mit engem Hals „B; U." .Eng-
hälsige Flasche, Bottcl.' Spreng. Syn. Schlegel. .A.
mit eim langen halss daruss man trinkt, ampulla.'
Mal. ,A1s wir kein trinkgschir hatten dann ein a..
giengen wir mit dem a. in keller.' 1572 Platv. .Boin-
bylius, gülchglass, angster.' Denzl. 1G77. 171(). Nmli
im S Kai. 1753.
Mhd. amiHti-r; aus mbH. itminttnun, ital. iiitjuintdru., loi-
fliiiilani; von der engen Hat. "»;/n«(i/«| Gestalt des Halses.
Vgl. Auynter II. — Jämjiitii entw. die Plur.-Forin mit Umlaut
in den Sg. gedrungeu oder näher an die ital. Form imj- oder
direkt an ,eng' gelehnt. — Die Angabe Konr. v. Megenb.
1349: .vier secbsteil weins das sind vier gar gro.ss angstär'
zeigt, dass das Hohlniass A. ein Sechstel eines andern Masses
war, wie die Münze Vb des Schillings, bestätigt also den
Zshang zwischen 11 und III.
Wald-Engste" s. Wald-lfoigst.
engstig: allein. Engstigs Cliind sl" GT.
Weiterbildung aus inhd. ihiiiiUl . vorarlb. fiiiiiisl, der
Superlativ!, zu rlnl.j I (8|i. 27«!.' Zu der Synkope vgl. ■■IL
iiiijuen ans -ciiii<jiii (Sp. 'JT.'.I und scbnu iiibd. •iiiyiih'i(j aus
Anc
d. i. ai/k-
auch Ang usw.. .\nk
AllggPl m.: woibl. Vorn., Anna, in derber Rede
ZO. ,Heiggel und A.' ein Dialog bei Stptz.
Die Vergi-ölierung des lyautes aus Ayd (Sp. 21', 1| ili-r-
jenigen des Sinnes entsprechend.
Anggli. Bäs-: kosende Benennung für Kinder Seil
(KiRCHll.).
Viell. Dim. zn dem vorhergehenden W. : ,Anna' einst der
allgemoinstc J'ranenn., s. Sp. 2(50. />Vm ^ Base.
Änggeli n. 1. tCnkcli AaüoIA.; Z, Änggel ScnNnk.,
in., Mänggcli AAKlingn., Mänggel Scn: die Stelle
am Brote, welche durch Zusammenbacken besonders
reich an Knuppern ist, Auswuchs, Bug am Brot, -
2. Schaden, Sehlappe, Nachwehen. Er hiid aa es
A. übercho {dervo" 'traid, getragen) Z. — 3. Blunu'u-
iiame, gemeine und geruchlose Schlüsselblume, primula
off. u. elatior ZW.. s. Badonikli.
1. M. blosse Afterform, durch Anschweissung des m vom
Dat. des Art. und mit Anlehnung an mämjijden, bedächtig
kauen. — Das A'orwiegen von gijii neben dem einzig aus
ZGlattf. bezeugten ylx scheint zur Herleitung des W. aus od.
wenigstens Anlehnung an Anifrl II, Winkel, Bug (Sp. 329),
zu nötigen, da unser yk sonst immer aus y(j hervorgeht;
sonst würde allerdings das mhd. bei uns sonst ganz ausge-
storbene r.nhd, Knöchel, (relenk, einen hübschen Sinn ergeben,
da der Brotlaib vielfach mit dem menschlichen Leihe und
gerade die fragliche Stelle (Mündli) auch mit den Lippen
verglichen wird (s. ,das Brot'. S. 40 ff. Synn. s. ebd. S. 42
'Ml
Ang
iliig
Ank— unk
342
u. vgl. das Sachs. ,Muuilbiödeheu', Semmel mit zwei schwiil-
stigeu Lippen). — Bed. '2 viell. = 1 bildlich gewendet. Syn.
,Va»»i. Gegen die Eukstehung aus VciJccIi (Andenken) spricht
auch hier die Ausspr. jjj/. — Zu 3 vgl. Emjdi Sp. 333.
lloeh legen sich auch DcnkxU und Ankcnlhiait uahe.
Enggeisle s. Ameise Sp. 21(j.
engge" <ri,k^ GT., c-gk,, P8al., engget GT.: Adv.
;ilkin, einsam; auch adj. gewendet: i''< gO" engije(t)
und en eiiggete Brüedei; es engges Chi»d.
Verk. aus aileittiyen, allenyyen Sp. 275; vgl. mtictcrevnnti-
tttliin ebd. -( augeschubeu wie in eifjent Sp. 146.
,Uoseilggen m. : Wassernymphe, libellula BSa."
Her 1. Teil des W. wie in deui Syn. liosenechieaser ist
Koss, Hos, Teich. Als 2. Teil würde für das geschäftige
Insekt das als Siraplo.\ allerdings bei uns nicht mehr er-
' halteue mhd. enke, Knecht, dem Begriffe nach trefflich passen
iTgl. Weberknecht, ebenfalls ein Insekt); doch macht auch
hier die Ausspr. gg (statt k]() Schwierigkeit. Teilt man ab
Roi»-«cngtjen, so setat dies eine sonst nicht belegte Abi. von
' ,seugeu' i. S. v. stechen voraus; vgl. das Syn. Augenstecher.
Inggis m. : 1. Versteck zunächst für heimliche Vor-
räte (s. 2Iutech); gelegentlieh auch ein Sehlupfwinkel
• Aa. / chUderen [klettere] uf ml Hulzhige noch [nahe]
under 's Straudach ue-n, aber si g'icaret-mi''' i mim
I. obe. AGysi. 1" slm I. hinde Iure", ebd. — 2. das
Grübchen, in welchem sich beim Spiele die Schussern
, oder die Bohnen sammeln, ebd.
! In Folge unrichtiger Abteilung verderbt aus (im) MinggU,
Vorrat, Durcheinander (und Winkel, wu dgl. aufbewahrt wird).
Güll-Üngge s. ß.-Unke.
L'iiggle, o))k)rle G, xii/k/el ScHW — m. : Oheim, in den
sog. gebildeten Kreisen st. der volkst. ÖcM, Vetter.
Die Ausspr. mit yk geht direkte auf das frz. unele, die
mit !/<■/ auf das germanisierte ,Uukel' zurück. — S. S/iurha/e.
.\nk (d. i. gk]() usw. s. auch Angg usw.
Auke" I Aa; BsLd; BU.; GuHe.; P (-uj; GG.; S
sJura; Vw; Z, Angge aykf^ ßsStdt; BBrisL; Gl; GA.,
ü., We.; SnJma, Ache, Ahe a/'e BÜ., ahe, aha BO.
(ä nasal. Si.);GRBh.,V.; PP.; WKar., Auche, Äuhc
aux'e BÜ.; GnChurW., «ü/'j, -u, -.< W, r.uhe, -n, vuhe
BSchw., G.; F; W — m. : Butter, allg. mit Ausn. von
Kr; liKChur; G aLd.; Scii; Tu. Nüe, süesse A., frische
B. Gl; GA., Syn. Nuschmulz. ,Chrumet [kauft] süesse
Anke!' Hebel, Kuf der Marktweiber in BsStdt. Alte
(Gl), usg'lönte [ausgelassener] (GA.) A., ausgesottene,
Schmelzbutter (zum Kochen). Andere techn. Ausdrücke
sind heren, kneten, üsrüeren, üsstössen; Berete, Anke-
bulte, -stock, -bock, Zolle, s. dd. Het 's dr A. gUje^
ist die B. geraten? auch bildl. : ist die Sache gelungen?
U. ,Den Anken thuent s' [die ,grempler' in Paris]
byni gwicht verkuufeii, ongsotten, ist der sit [Brauch],
denn gsotten essent sy in nit.- 1530 ZBletz. ,0 Mensch,
fass in Gedanke: Zxci Batze chosl d's Pfund Anke!'
B in der Teurung von 1810/7. Er tceisst, uas dr A.
gilt, kennt den Lauf der Welt ZKn. Da stä" wie der
A. a der Sttnn, verlegen dastehen Z. ,3Ii A. us Brot
verspreche', melir v. als man halten kann. Schild. Da^
wc/i nit Alles A., nicht lauter Gold, nicht ganz zu-
verlässig LG.; S. ,Es ist nid Alls A.', jedes Ding
hat auch seine Schwierigkeiten. Inek'hen. ICs isch
doch nit Alles A. drbl, nicht reiner Gewinn Bs. Es
isch nid Alls A., mis d'Bttre scht^sid, den Bauern ist
nicht innner zu trauen Scuw. Der meint an, si" Dreck
slg A., er ist stolz, ebd. A. «.sfö [auslassen, schmelzen].
Winde lassen S. Mis Füdli bisst-mi'>-, ml Sehwigeri
südt A. Z. Er ist so g'schld, wie .liib [jenes] Hiindli:
das het 's Becki g'fresse und der A. lo si [liegen
lassen] L. ,Es gieng Alles wie gewünscht, sozusagen
dür''' en A.', d. h. glatt, geschmeidig, oline Anstoss
BS.; freilich gab es einst Fälle, da die B. sich zu
diesem Bilde nicht eignete: ,Es sind etlich der kunst
so wol bericht, dass sie auch ein Ankenballen also
verhärten können, dass man mit keinem messer, schwert
oder achs dieselbig anschneiden möge.' EGwerb 1040.
,Er will au mich der A. drüber brünne, über das Ge-
sagte auch noch seine Meinung äussern, sicli unnötig
in das Gespräch mischen Gl. Die g'schldist Frau
cha dr A. verbrenne Z. Als Leuchtstoif verwendet
erscheint^, in alter Zeit: ,ein küpfrin gesehir, darin
der Anken brünnt in dem kor zu St. Oswald.' Zu. Als
Wagenschmiere'? vgl. Hameranken. Auch Familienn. B.
Mhd. «nA-e, ahd. ajicho, zu skr. anj, schmieren, wovon
ägija, fiüss. Butter z. Opfer, lat. ungere, wovon «n<;ii«i, Fett.
Das W. scheint sich auf das alam. Gebiet beschränkt oder
zurückgezogen zu haben und ist doch auch auf diesem nicht
mehr in unbeschränkter Geltung. Ein B Sprechspiel macht
sich über die alam. Brüder im Elsass lustig: z' Straaaburg
him Münster het 's Buttenneitschi [-mädchen] Anknoeggli [-bröt-
chen) _/«i7. Nach Gr. Gesch. * 696 wäre im u Elsass ,-liui<ä =
geschmolzene Butter. Auch die nordöstlichen Grenzkan-
tone der Schweiz haben statt A. das W. Sehmalz. Die gott-
lose Büntner süged dem heilige A. Schmalz. In einigen Kant,
kommt (oder kam wenigstens früher) Beides neben einander
vor; 1566 werden in Gl ,Schmäl2ler' erwähnt, ,so [die] A.
aus dem Land fiieren'. .Schmalzküufer, Schuiälzler, Grerapler
mit A. und Salz.' Mal. ,Butyrum, A., butter, schmalz.' Fris. ;
Mal. Ebenso Dasyp. ,Butyrum, Butter, anken.' Denzl. Gessn.
gibt , Anken' als Schweiz, im Gegs. zu schwäb. .Schmalz'.
.Das Schmalz oder, wie wir es nennen, ein ankenballeu.'
1646 Gwerh. ,A. und milch.' 153I/G0 Genes, (dag. 1667:
,butter', obwohl noch die Z ZoUurdn. 1692 unbedenklich von
,A., ziger, käs' redet). ,,4. oder butter.' Cosmogr. 1546.
(Dafür 1628 bloss ,B.') ,A. oder schmalz.' Wagenbusen 1552.
,A. oder Butter.' Cys. 1661. Wenn gebildet sein wollende
Rede sich des W. ,Butter" bedient, so ist wenigstens das
Geschlecht von A. herüber genommen (wie das mhd. u. nhd.
.die Butter' viell. auf ahd. ankä f. zurückgeht) und so schon
1666 Hott. ,vou frischestem Butttir'. — Betr. die Ausspr.
besteht zwischen k)r und reinem k die geogr. Grenze, die
auch sonst für diese Laute gilt. Auffallender ist das Tb.
iniken neben dem Subst. Avhu W und umgek. Anke neben
dem Vb. ache, uuhe Gr. tjher die Verlängerung oder Diph-
thongierung des Voc. mit Ausstossung des n und Verwand-
lung von i/ in blosses / oder h s. Fromm. 7, 334, 366;
vgl. auch i'eeh Sp. 74, mhd. «<*<, Nbf. von tinke; und Oggle
Sp. 160.
Eier-in-Anken s. Sp. 1:5.
As-. .Agsanke: karnsalb; axungia.' Eed. — Vgl.
ahd. ancsmero, axungia.
Umgang-. ,Jeder Sentenbauer ist schuldig, auf
jede Milchkuh 8 Pfd. U. zu liefern.' Gl Landb. 1807.
,U. : der Teil, welcher in die Tagwenwaagen abgeliefert
werden musste zum Verkauf im Lande' [um billigen
Preis für die Armen]. Steinm. 1802. Vgl. Pf'ünder-,
Zu'ing-A.
Gras-: Butter aus der iMilch von Kühen, die mit
Gras (nicht Heu) gefüttert werden oder im Freien
weiden B; Uw; Z. Solche Butter ist gelber und gilt
für kräftiger. .Sein Herz hätte weich werden sollen
wie Gr.' Gotth. S vn. .s'hhohc)-. Xnt. Heu-, Winter-,
343
Ank— unk
m
Halb-Ankeii: die mehr oder weniger fest ge-
wordene geballte Buttermasse, welche im Butterfass
noch ferfig zubereitet wird. Steinmüll. 1802.
Hamer-: scherzhafte und verhüllende Bezeich-
nung des Geldes, sofern es zu Bestechung verwendet
wird. Dr. Faber gieng nach Luzern ,den Wagen zue
schmirwen [schmieren] mit h.' HBull. 1572. .Die
jungen kriegslüt sagtend [mit Beziehung auf den frem-
den Kriegsdienst], es were inen guet mel und h. und
gebe inen guet höw, verstüendent, es were inen guet
gelt, darus sy koufen möchtend gueten wyn und wol
leben. [Darüber schilt der Prediger und sagt] Ir er-
denkend uss muetwillen ein nüwe sprach und heisst
üch miil oder h. gelt, das ich üch nit me verstau kan.'
ebd. ,Mit h. oder gelt zue weg bringen.' Kessl.
Es dürfte .das als Schmierstoff (Anken) verwendete Er-
zeuguiss des Münz -Hammers' gememt sein. Doch lässt sieb
auch au die Goldauimer, welche mitunter auch Hammer ge-
uauut wird (Sp. '218), denken (vgl. ,Goldvögel' = Gold-
niüuzcn) und endlich au die ,Steiubutter', ein strohgelbes
(iemcnge aus Alaun usw., nur wären wir damit zu der An-
nahme genötigt, unser "W. stamme aus dem eisgrauen Alter-
tum, da der Hammer noch aus Stein verfertigt war. Dass
an sämmtlicheu Stellen das W. bloss mit 1 m geschrieben
ist, deutet viell. an, dass die Schreiber nicht au , Hammer'
im gewöhnl. S. gedacht haben wullteu.
Hütten-: B. welche man aus der Sennerei bezieht.
Gegs. Püren-A., der von den Bauersleuten zu Hause
bereitet wird.
Kübel-: gesottene B. geringerer Qualität, in Chüble
[Tonnen] versandt Z. Sj'n. StändU-A.
Küechli"-: B., die nach dem Chüechle [Kuchen-
backen] in der Pfanne zurückbleibt SB.; s. d. folg.
Küel-: beim Backen von Kuchen, Fischen u. a.
zurück gebliebene B. Aa; „B; Vw; Zg;" Z.
So gcheissen, weil die zurüclf gebliebene Butter auch
:ibgelcülilt ist, während sie zum Backen heiss genommen
wird. Vgl. Bach-A.
Kilbi-. Früher war der Pächter einer Gemeindealp
im Kt. Gl gehalten, eine gewisse Zahl Zentner A. an
die Gemeinde zu einem bestimmten Preise zu liefern,
namentlich auf die Kirchweih. Den konnten dann die
Genieindsgenossen zu einem billigern Preise bekommen.
Der.K.-A. war eine grosse Berühmtheit. (Becker.)
Maien-: B. aus Milch von Kühen, die das erste
frische Gras im Mai gefressen haben; vgl. Gra$-A.
,Grundlen [eine Art Fische] sol man in Meyenanken
sieden und den grind damit schmieren.' Fiscub. 1.503.
Mödcli-: in einem mit Blumen, den Namons-
chiifern des Sennen udgl. verzierten Modell gepresste
B. in viertel- und halbpfündigcn Stücken Z.
Mos-: gemeines Fettkraut, pinguicula vulg. B; LE.
Wegen der fettigen, schleimigen Blätter und wegen ihres
Staudortes in Sümpfen so benannt Syn. Änkeli, Afd-aMüemU,
,Butterkraut, Schmalztaschc', üchmutzkrai.
Bach-: ,braune B., welche in der Pfanne, darinnen
man Etw. gebacken oder geröstet hat, zurückgeblieben
ist und zu weiterem Gebrauche für das Gesinde auf-
gehoben wird.' Spreng. Syn. Küechli"-, Küel-A.
Bifer-= Vorhrucll-A. — Ä/cr, geronnene Milch mit
Blasen.
Ballen-: geballte Butter B. Vgl. Stock- A.
HiM-g-: 1!. aus Alpniilch. also vorzügliche B.
Pfünder-: B. in kleinen Pfund- ('PfÜHdcc-^ Ballen V
, Aller Anken (äussert dem sog. Pf.-A., so bey den Häu-
sern der Burgerschaft verkauft wird) soll zu der Anken-
Waag getragen und allda öffentlich verkauft werden.'
B 1754. Vgl. Uinyang-, Ziciny-A.
Vorbruch-: B. aus dem Stoff, der nach Heraus-
hebung des Käses aus dem Kessel zurückgeblieben,
durch nochmaliges Feuern mit Zusatz des am Morgen
von einem Teil der Milch des Vorabends abgenom-
menen süssen Eahms bereitet wird; also eine Ar
Nachbutter von geringerer Qualität B; Zg.
Sü- Söi-: Schweineschmalz, schxclni Schmal- Z.
Gegs. Chile-; vgl. Grub und Liire.
Senn(en)-: von einem wirklichen Sennen gemacht
Ndw; Z. Syn. t. Bery-A., t. Hütten- A.
Schngggen-: mit Kräutern und Spezereien ver-
mischte B., mit der die Schneckenhäuschen ausgestri-
chen und in der die Schnecken gekocht werden UwE.
Stock-, Stöckli-: in geradlinige Form gebrachte
B. von grösserem und kleinerem Gewicht Z. Vgl.
Ballen-, Mödeli-A.
Ständli- = Kübel-A. Bs.
Zwing- ,heisst der Drittel, welcher von aller
Butter, die durch Basel geführt wird und über 10 Pfd;
beträgt, im Kaufhaus zurückbehalten und auf Rech-
nung des Eigentümers durch den Wagmeister um einen
Vierer oder zween Eapjjen unter dem marktläutigen
Preis verkauft wird.' Spreng. Vgl. Ffünder-, Um-
(jang-A. — Zk'uuj i. S. von Zwaugspreis.
anken,anggen,ächen,ähen,auchen,auhen:
1. a) Butter machen Aa; BG., Si.; Gl; Gr; L; Ndw;
GA., 0.; W; Zg. Syn. anklen, anknen, ^dütschen,
rüeren, fitzen, schmähen, 's A. ist-mer y'nö [benom-
men] sagt man, wenn die Bereitung der Butter aus
dem Piahm nicht gelingen will. Das Buttern kann
durch Zauber gehindert, solcher Zauber aber auch
gehoben werden z.B. indem man Salz und Brot ins
Butterfass tut Vw. (Lütolp 225.) Das Buttern ge-
schieht entw. indem man das Achij'reis im cylindri-
schen Ank- oder Stösschilbel (Tutel) auf und ab bewegt
oder indem man den kreisförmigen Motkhübel (Anken-
fass, die Lire, TröliJ umdreht. ,Butyrum conficerc,
anken machen, anken.' Denzl. — b) Butter geben,
zu B. werden. Es unket, der Kahm fängt an zu B.
zu gerinnen; es tuet lang nüd a., man muss den
Rahm lange rühren, bis er gerinnt GA. De Nidel
[Rahm] anlcct nüd Z. — c) mit B. würzen B; L.
G'ü('cjhets Brod, feines Weissbrod mit eingekneteter
Butter BO. Syn. 'säget, g'ächig. „ Umfanket, nicht
mit Butter gewürzt z. B. Brühe." — 2. a) pumpen,
Wasser aus einem Sod- oder Ziehbrunnen (weil bei
der altern und gewöhnlichem Art der Butterbereitung
eine ähnliche Bewegung stattfindet) Aa; „B"; GuHe.;
GÜ.; „S; Vw"; W; Zg; Z. Syn. ankJm. Diese Bed.
schon in einer Königsfelder Urk. v. 1348. — b) übcr-
getr. auf ähnl. Bewegungen: a) Für äclie, scherzh.,
Feuer mit dem Blasbalg anfachen Gr. — ß) von der
Bewegung des Sägens Aa. — y) von dem hin und
her Ziehen oder Stossen zweier kämpfender Parteien
bei Spielen, z. B. Knaben anken miteinander auf einer
Bank L, oder mit einem Seile, und zwar unpers. es
lui lang hin und her g'anket, der Sieg schwankte A.i;
in S( iiSt. = Chiis drucken, wobei Kiiuler einander in
345
Ank — link. Alis
346
eiigeiii Kaum zlisamuioliiires.son. Geistig: e.s ixiiket in
im, er kämpft mit Zweifeln B. — 8) schwer atmen.
ächzen, stöhnen, röcheln, meist von Tieren „Gl*-, doch
auch von Menschen, wenn ülut oder Schleim in der
Brust ist: er anket oder es anket in im „L"; W. —
s) ubsc. und gemein: coire Aa; ZKn. — Über die L.aut-
fDi-iiien s. beim Subst.
US-, use-: ausschlagen, ein Ende nehmen. Kiid
lliiet us-a. Z. Vgl. aiiken :i h y.
Anker I: die Pumpe an einem Sodhrunneii, der
Hebel Aa; B; S; VOrte; Z. Auch Geschlechtsn. BS.
Sjii. Ankere, Anklere, Gamper.
Güllen-: die Pumpe, mit der man die Jauche
pumpt Aa.
Ankere, Ankrri- f.: 1. drehbares Fass zur Butter-
bereitung „BO." — 2. = Anker I.
Ankete, AchrU f.: das gebräuchliche Quantum
Rahm zum Butter machen GRNufenen; der einmalige
Ertrag des Butterns GT.
AnkiL; Z, Anke AaZ. — f. = ,'l»ito-J. — Gülle n-
= Güllen-Anker L.
anklen: l. = an]cenlaJ'Uw'E.;U. —2. = an];en3u)
Ndw. — „Anklere f.: = Anker I."
anknen: l. = ankeH 1 a) Bs; Gl; aScuw; U. Auch
bei Denzl. — 2. = anken 1 b). ,Bie Milch anknet yar
wol.' Si'RENG. Eefl. Allerlei Dreck anknet-si''' nid, aus
allerlei Unrat kann keine Butter werden; in bildl.
Sinn: aus Schlechtem nichts Gutes L; S. — us-. die
Milch: die sämmtlichen Butterteile aus der Milch
entfernen BE.
ankig: was mit Butter bestrichen oder beschmiert
ist, z.B. ein Teller, Messer B. — ge- (fähig BSa. =
ge-anket, s. anken 1 cj.
änkelen, üheleBSi.: nach Butter, bes. alter, ver-
dorbener, riechen oder schmecken Bs; BSi. ; U; Z.
,D' Suppe, das Chind änkelet.' Spreng. — „an-: mit
Bnttergeruch oder -geschniack afflzieren. Es änkelet
mi a"' Gr; Z. — änkelig, g'änkelig: ,was einen
widerlichen Geschmack oder Geruch wie Butter und
Fett hat.' Spreng. „Nach Butter übel riechend oder
schmeckend, entw. dass an Speisen zu viel Butter
oder dass sie ,anbrüchig' ist."
Anke H: S Nbf. zu Acka Sp. 163. ,Aijkxc!' ruft
beim Verbergespiel Jedes , welches früher als das
Suchende das Ziel erreicht. Syn. ang' schlagen!
Entweder eine auf lautlichem Wege erweiterte Furui, oder
mit irgend einer Anlehnung an A. I.
.Vnkcr U, (er-)ankeren s. Ancher Sp. 300.
Ankeii n.: \. = Mösanken Sp. 343. „LE. So ge-
nannt wegen des Wahnes, als werde die Butter be-
sonders schön gelb, wenn die Kühe davon fressen."
Vgl. aber auch das zu M.-A. Gesagte. — 2. dreifarbiges
Veilchen, viola tricolor Z. — 3. Garteuschlüsselblume,
primula auricula Z.
2 verderbt aus Vmkdi, s. d. ; 3 hat Ähnlichkeit mit
den beiden andern Blumen aufzuweisen.
Enkeli, Enkly, Enkelti, Enketli s. Enckli
Sp. 268.
l'nke nur in wenigen verdeckten Spuren erhalten :
Güll-Ünggu f.: die in den nas.sen Wiesen des
'^ NMranites sich aufhaltende Unke, Feuerkröte, bufo
bonibina.
Dur Uuilaut aus einer stiirkeu l'lunUl'orm in den Sg.
gedrungen. — ffii/fe = trUbe, stehende Flüssigkeit; vgl. die
Syun. GüUen-Güyycr, -Glmjtji-rll, -Grüiujijel, -Miiijijer, -Jinijijer.
S. auch Gütje-, Gügcr-, Giirji/c-Mül, -MannU, -Moiili.
Lätt-'Ucch(e) f., meist dim. -Uechi, Uechji,
-Ueclili: 1. Eidechse, die graue, kleinere Ge; W. —
2. Wassermolch GrV.
Zu dem Übergang von unk zu h<.7j und von diesem zu
un-h s. Fromm. 7, 351 f. 3.57. 376. Der erste Teil der Zss.
kaum aus lat. kiccrta, Eidechse, sondern das deutsche ,Latte',
was eig. das Hervorgesprossene, uoch jetzt bei uns Zweig,
Kute bedeutet. Die Bezeichnung als ,gesehw!lnzte Unke' passt
vortrefflich zu 2, da Färbung, Grosse und Aufenthalt sehr
an die Unke erinnern. — Die Aufzeichnung im ,Ausland'
aus P ,lettJoch m.' ist nicht zuverlässig.
unken I: jammern, stöhnen in Folge mürrischer
Gemütsart, bes. von Kindern. Unk-mer doch nit gäny !
I cha" doch die Chinder hasse, wo [die] NtU cheu
weder allbott [Nichts können als alle Augenblicke] u.
BAarb. — Von dem kläglichen und zugleich unkräftigon
(iesaug der Unken hergenommen.
unken 11: „kälbern, tändeln (Kdrspr.) B".
einse s. ein Sp. 269. ins s. 1) ines Sp. 20.'J.
2) MKS und unser.
Insle, Isel, Eisel f.: Insel B; Gr; Jsel auch
Name eines Klosters, seit der Reformation Spitals in
der Stadt Bern. ,Eissel, ensel: insula.' Id. B. .,Eisel
Bü." Isel, Name eines durch Bäche isolierten Viertels
der B Gemeinde Hutwyl; in Bern versteht man unter
diesem Namen die Petersinsel des Bielersees. Iselt-
wald, Dorf am Brienzersee, hat seinen Namen von
dem Iselti, welchem es gegenüber liegt. ,Iselgouw'
hiess vormals das B Seeland, als von Gewässern überall
umgeben. Iselallme heisst noch heute eine Allmeine
im B Amt Erlach. ,Waide und isel, die gelegen sind
zwüschent dem Gelengen [Fluss Glenner] und der stat
ze lulanz.' 1344 Ilanz.
Bemerkenswert, dass dieses Fremdwort nur in roman.
Nachbarschaft aufzukommen vermochte, während die übrige
Schweiz an deutschem Au festhält (s. Au II, Sp. 5), welches
sogar auf jenem beschränkten Gebiet mit Inad konkurriert.
Aus Gr scheint das Fremdw. noch weiter rheinabwärts ge-
tlosscn zu sein: im J. 1491 verkauft K. F. von Bernang,
,uf der Yssel gesässen', sein Eigen, ,mit namen das Bus uud
die Hofstatt und die Hofraiti und die Yssel mit irem infang',
ferner das ,Öweli'. — Über die Formen ohne « s. Fromm.
7, 21. 200. Dass die einfache Länge (ij in Gegenden, welche
in solchen Fällen sonst zum Diphthong (e'i) übergegangen
sind, fortdauert, deutet darauf, dass das W. mehr als Eigenn.
denn als Appell, gefühlt wird und darum sich versteinern
konnte. Wenn St. sein d aus dem eig. Oberland schöpfte,
so kann es nur als e'i verstanden werden und sein Eimi
wäre dann wie der gleichwertige WDorfu. Eiachul eine Ab-
leitung von Ei II (Sp. 18); das betr. W Tal mündet auf
eine Ei aus.
(Inscler) Iseler m.: in B bis E. XVIU. eine Be-
amtung, mit welcher das jüngste Mitglied des Grossen
Rates betraut wurde; Aufseher über die Weinberge
dos Staates, zugleich Eichmeister.
Diese Beamtung bezog sich viell. urspr. auf die Eiukünfte
für den Inselspital.
uns, bis- s. imz.
Uns BsStdtf, Spreng; Zwingli, ünsch (inschj (ja-,
I'Ph.; W, ils ßsj AAuFri.; Aell., K. iß's \.. M.. St.);
.547
Ans— uns. Aiisg— tinsg'. Aiisch— iinscli
848
BsL. It Si'REN«; Hebel; B (Is Gr., ös uasal. Si.); F (os);
Gl; G; P silv.; Scu u. angr. Z; ScHw; S; Th; Uw u. U
ßs); W (ii'J, öi*' Aa übeiw.; BsL. (z. T. e'is); Z u. angr.
Zg, lins BsStdt modern — enklit. -is (W -ii; PGr. -nü).
-schisch'W: uns sowohl Dat. als Acc. iV ist vonös
usa, ist von Innerrhoden, sagt der Ausscrrhoder mit
spottender Anspielung auf die provincielle Aussprache.
Genetiv: 's ist Alles üse! wir sind wieder die besten
Freunde GStdt; vgl. Sp. 108 M.
Der Umlaut ii, welcher iii unseren uiuliuimischen Ur-
kunden mit Beginn XIV. allgemein durchgedrungen ist, er-
klärt sich aus der noch K. XIII. vorkommenden Acc. -Form
umich. Schon JCWeissenh. 1702 gibt als Volksspr. «««. —
Betr. die abgeleiteten Lautformen s. Fromm. 7, 350. — Der
üen. begnügt sich meist mit Anhäugung von blossem i-, i,
doch hört mau auch die volle richtige Flexion iser und sogar
doppelt flektierte Form tieru W. — iH beruht auf Redupli-
kation wie W «r« für enklit. es.
Unser"'' Z 1301 1) i«»vrj", öi'svjv/', -i, -s (Ap -»),
itJistr"' ßsStdt — 2) uns"'' insr" P silv., mjhj», inir"
Gr; PPc; W (ntr. inies, lies oder ins, ins, %s), üsf
B; G fMSj«, üsi, ÜSi^sj; ScHW; S, iiij,", -i, -,j (Mse.,
Ntr. auch w) W, öise BsL.: unser. Gang numme;
wenn fürt bisch [wenn du weg bist], sl-mer denn üsi,
unsere eigenen Herren. Schild. Alls üses! s. Sp. 1G8.
Subst. Üse = der Pfarrer. Gotth. Eusere, unser
Sühn Z. Euser(i), die Unsrigen, unsere Familie. Partei,
Landsleute; die Eltern Z. Üsersch, Eusers, unser Be-
sitztum, Haus. Chomm i Ösersch Ap, chönnd au [kommt
doch] in Eiisers Z, Einladung ins Haus zu treten,
's ist j\7('(Her (lilieim in Euserem, Niemand bei Hause
Zu. l)ö rhöiiniici- [können wir] iez geg Eusrem abe
luege. Srurz.
Über die zwei verschiedenen Flexionen vgl. ieder Sp. 95.
Ap MA. lässt im Ntr. beide zu (uteri und ii«<). Im XVII.
Hess man sich's an einem einmaligen -er für die Bilduugs-
silbe und für die CasusHexion des Dat. f. oder des Gen. PI.
genügen, wodurch das Pron. das Ansehen erhielt, als sei die
ciusilbige Form zu Grunde gelegt. ,Iu unser Uussstund.'
JMüll. 166Ö; ,in unser Religion.' JHott. 1666; ,aus der
praxi unser Alten.' ebd. Im Gegs. zum Nhd. wird von den
meisten schwz. MAA. der Nomin. auch im Masc. und Ntr.
flektiert: ii«»«,:'' Valer, iinso-« Clrind. ,Unsers ianlin.' Salat.
,ünsers frolockeu.' Z Liturgie 1644. Noch 1772 schrieb
AvHaller: , Unseres Jahrhundert'. Der Nom.-Acc. m. üaen
sety.t verdoppelte Flexion voraus (-enn). — Durch Synkope
muss nach W Lautgesetz aus iseh'» werden i» (vgl. ii = ifa,
ist es). — In unbctnnter Stelluug kann di-r Vuc. Küizung
erleiden GIK.; G.
Vaterunser. 1. ,V. U. oder U. V.y Jenes pflegen
durchgehends zu thun die ]'api.sten; aber auch die der
Augspurg. Confession durch ganz Teutschland. Dieses
liingegeu alle lleformierte, au.sgenommeu vielleicht
(warum? weiss ich selber nicht) unsere einige Züri-
cherische und die einte und andere kleinere Eyd-
gnössische Kirche.' Ulk. 17'27. Und so noch heute
im Munde der ii. Generation, während die Jungen mit
der neuern Liturgie zu U. V. übergetreten sind. ,Fünf
vatterunser hernach.' GKönig 1ü95. Uni Saft und
Chraft, wie 's latholisch V. (diesem fehlt die Doxo-
lügie: ,denn dein i.st das Keich' usw.). Sulg. 's ist
nid guet, wenn-me eiveierlei V. linder einer Uecki bitet
(ebd.), d. i. gemischte Ehe. VU China ■— ril V.,
also Kinder-Segen, weil die Kinder beten helfen.
Es ist iiiid ehalt |ni;ui darf nicht von emiiHiullicliei-
Wiiiterkiilte spreflieii|, bis de liilllcr sis V. [die BettliT
pflegten (iobcte her/nsagen, deren Wirkung dem Geber
zu gute kommen sollte] tanzet, bis er vor Frost sich
nicht mehr stille auf den Beinen zu halten vermag
ScHwMa. Einander ds V. beten, auszanken W. (Beides
geschieht mit eifrigen, ununterbrochenen Worten; vgh
den Text lesen; abe kapitlen usw.). Es V. lang, eine
kleine Weile. D'Eier muess-me" es V. lang la süde'
(alte Regel für das Eiersieden) Z. — 2. Vateramerli
n.: ein im Getreide wachsendes Blümchen, schattiger
Steinbrech, saxifraga umbrosa GWe. Syn. Herrgotts-,
Jelwra-, Jesus-, Christi Llden-Bliiemli.
(ge-)ansgen äsge Gr (nasal,); GÜ., häsge nasal.
GRChur: schwer atmen, ächzen. ~ Duich Umstellung
aus uncliKfii, s. Sp. äüO.
Ansch — unsch. Vgl, die Gruppe Aus usw,
ünsclilicht 1) umlecht GRPr., ümlicht D., l'r.
'2) Unschlit GrS.; Lit. vom XIV. an, umle-t AaKöW.,
unihit GrD., S., V., uniled BsStdt, Unschlit, -et Gr,
,Unschelt' Gr 1780. 3) Unschlig Gr; U, -ik Bs
Stdt; GWe. 4) Üschlech TuFr., Üilig B; VOrte; GO.,
oEh.; ScH {-ik Kirchh.) u. angr. Z; Tu, Liilet Gl; S,
Ouschlit AaL., -et, -ed Bs, -ig GW.; Z u. angr. Aa.
5) Üschtlig, Üstlig ApI. (öHligJ, K. (üitli); BM.;
LStdt; ThHw. (-ech), Ousth-t aAA, -ig AASeet; LG.; Z.
6) Urschlech, Orschlig GStdt, G., -rt Gl, Urstlig
ApH., M. — m. Aa; Z«; Z tw., sonst (in der ä. Spr.
ausschliesslich) ii.: Unschlitt, Tierfett. Gitzi-, Chiie-
Unschlet Gr. 's Chüeousehilig gibt die besten, 's Sch((f-
ouschtlig die schlechtesten Kerzen. In Z im Gegs, zu
Schmalz, Schmutz, Feissi nur solches Tierfett, welches
nicht zum Essen benutzt wird. Bei Stutz streiten
Zwei, ob die Hunde U. oder Schmutz haben. .Unschlitt,
Smer oder Smalz.' IStiO Beitr. Laif. ,l)ie greiupler
[Kleinkrämer] band das unschlit gen [gegeben] um
."i krüzer.' UMev. Chr. ,Anken und unsschlet.' Bs Chr.
Alid. nimlilit, mhd. unslit u. Aus -clit wurde zuuäehst
-(( ((, d) durch Assimilation, -iy konnte unmittelbar aus -it
werden wie in Abiy aus AOed, wobei die allgemeine Beliebtheit
der Endung -iij mitspielte (vgl. Jmbiij aus JmOine!); es konnte
aber auch das y aus cA entstehen nach Abfall des (-Auslautes.
Die Veränderungen des Präf. erfolgten nach den hei Fruiiiiii.
VII (vgl. bes. 361) entwickelten Gesetzen, «ist wohl dunli-
weg als fortis zu nehmen, da diu Vocalisierung des n vor »
meist mit Schärfung des letztern verbunden ist. Einschiebung
eines r endlich, vor « oder it, geschieht häuflg nach langen
Voc, Ü- (sporadisch auch schon nihd.) durch das i der
2. Silbe bewirkt, welche auch, damit u««t7i zu m«cA werden
konnte, als blosse Ableitungsendung betrachtet werden musste.
— Sachlich und lautlich berührt sich unser W. mit Un-
ijeschlecht. — In BSi. gilt dafür Sehmalz, Sclnmr, welche
auch in der ii, Spr, fast syn. mit demselben verbunden vor-
koniuien.
Brand-: U, als Brennstoff für Lichter, In einem
Z Mandat 1040 (und noch 1757) neben ,rauweni (und
au.sgelassenem [geschmolzenem]) U.' und andern Tier-
.stoft'en, die von Schlächtern verkauft werden,
unschlichten ..tischligenXv", itschelc Sou, üusch-
tele Z, dim, iinschligla GfiChur: nach Unsclil, riechen
oder schmecken.
. 349
Anst— unst. Auf— nnt
änstig, e- s. iimisliti S|i. M30.
011 st s. c I S]i. In. Eilst, eil st ig s. Ernst.
Illst(e)l'oinedi f.: eine etwas drollige oder schliiiiiiie
Geschichte; Streithandel Nuw.
Scheint ans hutcmicnl, Iiistiumeiit, Saclii-, iiml Kiuiifili,
rdinöilio, verquickt zu soiu.
hxMrumfnt In fi/jsf er mävf ^l; S, In^lercmcnt Bs:
I. Werkzeug von künstlicherer Art z. l'>. Musikinstru-
ment, allg. BWvss 1SG3 braucht das W. auch von der
Bewaffnung des Landsturms. — 2. Ausweissclirii't S ;
gerichtliche Urkunde. Dokument, allg. ,Alle acta, in-
■struiiiont und schritten in latinischer sprach bescliri-
ben.' Cvs. — Schuld-: Scliuldbrief. DWyss 179ö.
Ant-unt s. auch ilit- (inippf A iicl
Aiit
. 310.
Antecli, Antecli s. Enderh
\ A'ntere nnfgi-j f.: Höhle BNdrhipp, .Si.
\ Es ist das untre der frz. Nachhaieu (lat. nntrum), ahcr
\ mit Terämlerteni GcsiOiloi'ht.
i »ntereii antp\ B; GitSclianf.; Vw, nntreu Bü.;
i GrAv., Rh.; W: 1. die Geherdeii oder Reden eines
Andei'n, zumal das Aiittalleiide in denselben, spöt-
j tisch nachmachen; mit Acc. d. V. In BSi. be-
[ schränkt auf die Redeweise (Worte und Ton, fremden
\ Dialekt), und bes. den Kindern verboten; syn. üs-
richten, f^/iotten, speien m. Acc. P. In W aucli st.
■ zänncn, Jnidm Gesichter schneiden, Grimassen machen.
Dann übli. liosliaft nachahmen, äffen. Ben Tüfel a.,
die Erreichung eines Zweckes verhindern, d. h. den
T. in seiner Eigenschaft boshaften Verderbens nacli-
ahmen, z. B. es timd einmel hiU aber Alls ä'n T. a. :
i bringen afen eis Niki s'wegen, heute will wieder
einmal Alles fehl schlagen: ich bringe Nichts zu
Stande BRi. In milderem Sinne: scherzen (nur zum
Scherze nachahmen). 1797 Zschokke. ,Exprimero et
reddere alqm. Einen andteren, tuen wie er tuet. Pin-
gere se rhetora, eim rcdner gleych tuen, ein r. anteren.
Exprimebat omnes vultus, er antäret alle angsicht.
Hypocrisis, anmassung [Nachahmung] und anterung
frönibder person. Effingere verba alicuius. Einen an-
tären, reden wie ein anderer. Vocum simulantior ales,
der bi'iss könnte alle .stimmen gleychssnen, die wort
anteren.' Fris.; Mal. - 2. von Etw. wiederholt
reden, immer wieder dai'auf zurückkommen. Erhet
- eister [immer] dervo" r/'anteret U. Vgl. eiferen. — ü s -
• =a. 1 B; Gr; Vw; W. Usanterer m., -teri f.: Person,
die das tut Gr. — ver- B; GW.; Scnw, frantere
BRi.; G oRh.; ScHwMuo., auch üs-ver-a., üs-fr. aScnw,
. ««-/"/ariicre ScHwlberg. ver-fr. SchwMuo. : dass. Das
i(rt doch eti irüeste JSiieb, wo d'Lüt eister verfranterct.
■' '- an-frantere": Jmdn ins Gesicht höhnen SchwMuo.
• Syn. ansännen.
i Ahd. iinim-im. mhd. riiilcren, riilirn, liaclialllili-U. Ycnilut-
t lieh mit der liliiifigcn Bildungssill)o -«)■- von dem Präf. ant
I (niibctdiit iiit-) allgeleitet, welches einst selbständig war und
: den Begriff ,gegenüber, entgegen' enthielt, aus dem sich der
■ von ,nachahmen' erklären lässt als urspr. ,gegenUberstellen'.
Vgl. .entgegnen, erwidern'. — Bed. 2 ist wohl aus 1 ab-
strahiert, unter Einwirkung des syn. ä/eren. — Dass die
Form fmntcrm nachgerade als Simplex verstanden wurde.
erhi-lll ans di-r Verliiuduug. wcl.-h.' .s zum zweiten
mit i-ci- eingeht, und aus der Fiinn des \'U\ ;i'fninirr,-t.
aus dorn Übergang zu flanieren.
„TIn-antcr, -ander n.: veraclitliches Spott-
Schmähwort, meist nur in verneinenden Sätzen.
hed-mer ekeis U. (/'seit LE."
Uli- verstärkend oder plconastiseh ; s. ?i/i Sp. 'J'.i".
auch l'iiiiiitirort (Unanlerl).
Antivi s. Andive Sp. 312.
Male
sowie
oder
Er
Vgl.
ailtiqilitiitiscll : altertümlic
buclistaben.' 1749 Sereisu.
.Mit antii|uitätsclien
A'ntlit XIV.— XVI. und iH,cli l'.Iie., Anth,t GuOhs.,
Andirt GlS.; GoT., Antliy ,1.E."; Z, -Irij Uw; U,
AdUh Ja", Antlits BO.; F;"GrR1iw. — n'.: 1. An-
gesicht und zwar It In. B streng unterschieden von
G'sicht, Visus, während dieses letztere in der übrigen
Scliweiz jenes ganz verdrängt und Antlits z. B. in
G Rtdt; Z nur noch als Häusern, sich erhalten Iiat.
[Am Hirzel vor der Letze] ,.schruwend die eignossen
[als sie lange nicht Herr zu werden schienen]: mord,
reiner nie mord, dz wir nüt die lüt mit den wiss aiit-
litten [Stadtgesichter, Hcrrenvolk] band angriffen uff
dem Albis, wz wolten wir ye an dise frommen lüt'?'
EoLiii. Auf dem A. lag das Hauptbanner, am H., wie
OS scheint, Leute vom See, Bauern. ,Sy .stöubend den
staub ab jren antliten.' 1531 BARUfii. ,Er kund weinen,
dass im die zacher durch das aiitlit luffend.' Vap.
,Ein glat angsicht oder antlit' Fnis. — 2. künstlich
erstelltes Angesicht, Maske. ,W'er in tüfels wise
loufet, [wird gebusst] und will man den Wachtmeistern
enipfelhen die antlit abzezcrren.' Bs 1420. .Haftend
silhrine antlitt vor.' Edi.ib.
Eig. zwei grundverschiedene WW., das eine = ahd. nni-
lutti, mhd. nnllüUe, -lit, das andere = got. [imdn-J vlil», ags.
and'vlite, mhd. ant-litze. Im Volksmuude hat das Präf. die
Rolle der Stammsilbe beknminen, die eig. Stammsilbe aber
ist zur blossen Ableitungssilbe geworden.
Uren-: Name eines der Strafinstruraente der ,Ge-
sellen des törichten Lebens' in Zug XV. — XVIII. Es
wurde Leuten, die auf ihre vermeintliche Schönheit
eitel, in Wii-klichkeit aber .unflätig wüest' waren, vor
das Haus gestellt.
Trotz der überlieferten Schreibung ,Urren-' wirdes die
Maske eines Stierkopfes {Ur, Auerochse) gewesen sein.
Narren- Närenät)gli(t) n.: Maske mit Hut für
die ,Kläuse' (s. Infeie 2 Sp. 327) ZO.
Dass Antlit zu Grunde liegt, erhellt durch das am gleic'hen
Ort übliche, geradezu die Übersctznng des obigen Ausdruckes
bildende Syn. Chlavmj' sieht.
Böggen-, Butzen- Antliy „Sch; Vw; Z": Maske
der Vermummten. ,Larva, persona, ein böggenantlit,
butzen-a. , oder schönbart, gemacht antlit.' Fris.
,Böckenantlitter.' 1420 Bs. ,Bög(g)enantlitz.' Denzl.
1677, 1716 und Id. B. ,l)ie Butzen-Antlitz hei.ssen
leisten [aus der Stadt verbannen].' Ansii. ,I)as Butzen-
antlitzspiel der niaskarierten rotten von frommer Obrig-
keit ist zwar mit ernst verbotten, wo zucht noch oben
schwebt.' 1657 JHAmm.
AlltOTl(ius) jl)!to«i Scn; Simw; S; Tii;W, -«--Gl;
W, „Ante F, Anti BO.", Toni, D-. allg. (Tiini Gl;
GRBhw.; W), Toni, „allg." Tönel, D- VOrte; S,
,Antscho.' ThPlatt., Tiintsch GKRhw. — in., dhii.
Toneli, D- Aa; BE.; F; Uw; U, -ö- S: ni. Taufn.
351
Ant. onf. int, mit. mit
3r,2
Wenn 's a" Antoni [17. Jan.] regnet, so göd 's Grundis
tw''' AABb. ■ — sc iffrürt de Zürise no'''' ZW. Dem h. A.
schreibt das Volk mehrerlei Wirkungen zu: a) er soll
Verlornes wiederbringen. St. Antoni von radua, Siteclt
(gibj-mer, was i'"'' verlöre ha' L ; S. ,Für 's Finde-n-
isch liei bessere Ma, ('s soll Iceine g'schulte [herabgesetzt]
sy) Als Santi Toni vo Padua.' JIneichen 1859. b) er
beschützt das Vieh. In dieser Eigenschaft wird er im
Alpsegen für die Nacht neben andern Patronen ange-
rufen L ; auch für den Schutz des Viehs auf dem Stafel
während des Winters U. Wenn-i'^' denn einist mit
mwi Veli nit well ril Arhet ha", Se müess-i"'' nur znm
Sant Anton und zum Sant Wandel gä". Tryner 184 (t.
Im Kt. Tessin lässt man am St-A.-Tag kleine Lichter
vor dem Bild oder Altar des h. A. anzünden, für die
Gesundheit des Viehs; in Lugano lässt man die Pferde
segnen. Als Patron der Metzgor wird er in P gefeiert.
In einem von Gwerb 104(5 angeführten Segen um Ge-
sundheit für Mensch und Vieh wird er neben S. Michael
angerufen. ,Der Bär was der Diana zuogeoignet, wie zu
unseren Zeiten etliche färlin, so man S. Antoni schenkt
und umlaufen lasst.' Pischb. 1563. In einer U Anek-
dote verspricht der Bauer dem Heiligen einen Tribut
an Nüssen, wenn er ihn heil vom Nussbaum herunter
kommen lasse, c) ,S. A. wirt von denen, so ire Glider
entzundt sind, angerucft.' Kessl. Sabb. .Anthrax, Bluot-
geschwär, der Carfunkel, S. Antonisfeur.' Denzl. 1677.
1716. ,Der fünfte Siechtag [der 5. Grad des Aussatzes]
ist S. Antoniens Rah [Rache].' L Ratsbücher. St-A.
war Schutzpatron des Siechenhauses zu Ghur. Zu Mel-
lingen ein Sieehonhaus nächst der S. Antons-Kirche.
(ANüscHEL.) .Zittermal. Ein böser umfrässcnder schad
mit vil bläterlinen. Etlich nennends S. Antonis fheur
oder plag.' Mal. — 2. appellativ, z. T. als sinn-
loses PuUw. in Zssen, welche als Spottnamen dienen.
Wctter-Antoni: ein Tausendkünstler, pfiffiger durch-
triebener Bursche, der sich in Leistungen wie Tanzen.
Singen, Springen, Unterhaltung auszeichnet GTa.
— Wetter zur Steigerung des Begriffs vor Subst. gesetzt. —
Chnppetöni SchwE.. -toni Zg: 1) Caspar Anton.
2) Einer der immer eine Mütze trägt. 3) leichte
Schelte für eine begangene Dummheit. Muestoni:
der viel Brei isst Z. — 3. wisse Anton S, Antoni L:
Name einer Pflanze, deren Absud gegen Harnbeschwer-
den gebraucht wird.
,Doni'. ZOGl. ,Diini'. l.-)l:l .loiiatz. .Toni'. 1.570 ZWotzik.
— 01) die unter 1 augeführten Heilwirkungen sicli alle auf den
selben Heiligen beziehen oder auf mehrere und warnni. ist
nicht klar. Nach Wolf Beitr. z. d. Myth. 2, 86 ist A. als Be-
schützer des Viehs nicht der von Padua, sondern eiu älterer,
der in Rom als Fleischer gelebt hatte und durch den An-
hlick der Standhaftigkeit christlicher Märtyrer bekehrt ihrem
Beispiel folgte. Dagegen könnte A. als Finder (1 a) und
Tausendkünstler (2) der Franziskaner sein, der seine hin-
reissende Beredsamkeit sogar an den Fischen versuchte.
1 c) kann sich auf den ägyptischen Einsiedler beziehen, der
nicht bloss um Hülfe gegen jenen Leihschaden, sondern auch
um Schutz gegen Feuorshrünste angerufen wurde. — 3. Ob-
wohl es eine Pflanze (cpilohium angustifoHum) gibt, welche
St-Antonienkraut, herbe de St-Antoine, auch Feuerkraut
(vgl. 1 c) und Hejcclirüi hcisst. oder die weisse Braunelle,
prunella vulg., vormals unter dem Namen Antonienkraut ge-
braucht wurde, so ist obiger Name nur. als Anlehnung zu
betrachten für eig. Avini-n. weisser Andorn, marrubium vulg.,
dessen Absud It den alten Kräuterbüchern ,die Harnwinde,
tröpflich Harnen und den kalten Seich leget'. — Abi. Tiitijer
und die Ortsn. Tninuini, Tcujcn. S. nncli Toni m. ; Tini i.
Antonia Tmie Siiiw; W, Tondje P silv.. dim.
Töncli Ai'; Scinv: w. Taufn. To»a heisst auch die
grosse Glocke zu Naters zu Ehren ihrer Taufpatin,
einer Gräfin von Blandra; s. Walliser Sagen S. 34.
— S. auch Dunjc.
Antonianer: Anhänger des Antonius Uiiternäbror
von LSchüpfen, welcher Irrlehren, ähnlich denen der
Wiedertäufer, predigte und auch im BO. Jünger fand
BO. Vgl. Schnägf/kr.
Antonike brfini Antonclce: ein Kraut SciiwMuo.;
S, nach Angabe aus letzterem Kanton Wiesensalbei.
Antorf: Antwerpen. XVI. f. Nach Antörfer-Gewicht
wurde noch bis M. unseres Jhdts in Bs das Seiden-
gewicht berechnet. Man reduzierte aus Mailänder-
durch Antörfer- in Schweizer-Gewicht.
-/den Lautgesetzen entsprechend für ndrd. p: im Übrigen
aber Anlehnung au das W. ,Dorf" und den ähnlii-hen zsgs.
Ortsn. .Altdorr.
eilt-, meist et-, und dieses oft mit Assimilation des (
an nachfolgende Lippenlaute, nicht bloss an f wie nlid.
(epfinde, empfinden), sondern auch b od. j), z. B. epperc,
entbehren : untrennb. Präf., im Ganzen wie mhd. und
nhd., zur Bezeichnung des Heraustretens oder Heraus-
versetzens aus einem Zustand, aber 1. in vielen Zss.,
welche dem Nhd. und z. T. auch dem Mhd. fremd
sind; darunter Fälle, wo das Vb. erst für die Ver-
bindung mit dem Präf. aus einem Sub.st. oder Adj.
gebildet ist, und solche, wo schon das einfache Vb.
unserer Spr. eigen ist. Beis]iielo : ent-alperi, -brauen,
-kleiben, -nachten, -hüesmcn, -bi'llcn, -ri/len, -schüelien,
-schieben, -wänen, -frören, -gneten, -nauren, -räiien,
-seien. — 2. in Zss., welche das Mhd. und Nhd. nicht
in unserer Bed. kennt, z. B. ent-sehen, vorauss., er-
warten; empfangen, ein Kind, v. d. Hebamme: ent-
setzen, einen Nerv, lähmen ; -stän, anheimfallen ; -stellen,
refi. sich unartig benehmen; -stiften, eine Stiftung auf-
heben; -werfen, eine Brache, zum zweiten Mal pflügen;
refi. sich krümmen, v. Holz. — 3. entsprechend andern
Präf. od. Präp. ßeisp. davon schon bei 1 u. 2, ausserdem
noch : a) = v er-: ent-fallen, in Busse; -leren, verlernen;
-strämnien, verstrecken, e. Sehne = entsetzen; -zihen,
refl. verzichten; -lieissen. b) = er-: ent-getzen, ent-
schädigen = eri/et^ew, vergessen machen; -lüpfen, er-
heben, V. Nebel; -manglen; -marflen, erstarren, aber
auch: aus der Erstarrung lösen; -retten; -bieten, refl.,
sich anheischig machen ; -klilpfen, erschre'cken; -nies-
sen, refl., st.ark niesen; -hützen, erzürnen =(>r-; -wachen;
-heben, rühmen. (,Enttrenkt.' Sch 1637, viell. bloss
lautliche Entstellung.) c) = er- u. ver-: ent-briiiien,
refl., sich rühren, mucksen. d) = he-: cnt-ranben.
e) = verschied. Präp.: ent-ginnen, anschneiden; -halten,
auf-, aufrecht-, unter-, vorent-; -haben, aushalten,
-reichen; -.sc7ieif?c>?, unter-; , entscheiden' (altes Ptc.) =
verschieden; -helfen, ab-; -schlafen, einschläfern, aber
auch: aus dem Schlaf bringen; -machen, auf-, öffnen.
— 4. pleonas tisch, resp. verstärkend: ent-änen,
refl., sich entäussern, entschlagen; -fidken, flüditen
(trans.); -armen, arm machen; -köpfen; -fangen. Feuer
f.; sich -färben, von reifenden Trauben, Farbe an-
nehmen; -fremden, scheu sein, von ICindern, auch:
fremd vorkommen = be-; -mi'iessigen, refl., sich ent-
halten; -schlagen, Feuer schl. ; -stiirflen = stürchlcn,
straucheln; -troiucn; -schu-äclien; -nncren (ebenso
353
Aiit, t'ilt. int. iiiit. mit
354
|ili/(iii. wif iilid. .ver-'l; -.stiireii, Veiwniiileniiig mäs-
sijL,'en, sicli ziueeht finden. (Dagegen: ciit-plündcren,
ur.spr. des Plunders berauben.)
Die Assimilation des ( in der Schrift niclit immer aus-
gedrückt z.B. .entböriing'. Lind. Wint. Chr.; zuweilen aber
auch mit Beibehaltung des ( verbunden z. B. .entpfunden'.
Walther 1584. Eigentünilieh entstellt ist die Schreibung
bei Edlib. : ,enewichtcn', entweihten; ,enendactend', ent-
deckten; wahrsch. mit Anlehnung an das mhd. en- für int-.
Vgl. umgekehrt etirf-g B für enttreg, dieses mit eingeschob. (
(für ernffr), etrer/, hinweg, aus in-weg); ,entiwischen'. 1666
Hafn. (für ,inzw.'), wie nhd. ,ent-zwei, ent-gegen'. Verschie-
denen Ursprungs ist auch das et- in ctimckr, entweder, neben
eitweder (aus eindeweder), und ent- statt des neg. Präf. en-
in Schreibungen wie: ,wir entsöllent', wir sollen nicht. 1502
Absch. ; ,es entsol', soll nicht. 1524 ebd. Doch sieht man
auch aus dieser Entstellung, dass die Einschiebung eines (
(wie sonst eines d nach n übh.) nach en- eben so nahe lag
wie die Ausstossung des t der wirklichen Vorsilbe ent- im
Mhd. vor b und «. Fraglich bleibt, ob in taehuuehe, scheu-
chen; tschuderc, schaudern, das vorgeschobene t eine Ver-
kürzung aus ent- oder nur eine rein lautliche Verstärkung
sei, welche in manchen andern VfW. ohne Zweifel anzunehmen
und aus verschiedenen Ursachen zu erklären ist (s. tach-).
Dagegen scheint ent- wirklich zu ( verkürzt in tü/en, öffnen.
Aus der Combination ent-be- musste emj>- entstehen, das mit
Ausstossung des folgenden Stammanlautes h vorliegt in empützt,
erzürnt = einf. cnthützt (3 b). Mit Ausstossung des «i in
tmp- entstand ep-elio (ent-be-kommen), begegnen, vergelten,
sich erholen, neben einf. ct-chö (el-^o); ep-chime, sich er-
holen; ep-aich (ent-be-ziehcn, mit Vereinfachung von z in s
wie in b'mh, bezahlen), einholen; ejj-hä, auf-, aushalten;
ep-urhürHiii , iiffuen.
uf-: jdecinast. für einfaches oit-: .ufenniören'; für
einf. fif- uder ent-: ,uf-ent-halten', aufrechtbalten.
er- .scheint vorzuliegen in ert-nucl;e, einnicken;
■leae, untersuchen, durchprüfen, mit Auswahl Bs;
-riinne, entrinnen; -laufe; -flieh; -<jä L; -hcrc; -brinne,
entbrennen; -lade; -lene; -setzlig; erpfä, empfangen;
erpfele, empfehlen; erpfinde.
Pa die simultane A'erbiuduug zweier unbetonter und
coordiniertcr Präf. sonst selten, auch in der ä. Spr. nicht
nachzuweisen ist, da ferner die Ausspr. .jenes ert- von tw.
daneben bestehendem et- oder en(- wenig verschieden zu sein
scheint, überdies er- geradezu statt ent- vorkommt (s. er-;
auch in ergeben, entgegen), wie wir umgek. oben ('.i b) cnt-
auch statt er- fanden, so lässt sich ert- auch als blosse laut-
liche Variante von ent-, et- ansehen, wofür die wechselnden
Forineu enent, enert, enet; innent, innert, innet (s. Sp. 267)
willkommene Parallelen darbieten. Vgl. noch das Folg.
ver- scheinbar vorliegend in cert-tcenne, ent-
wöhnen; -wache, erwachen; -leide, verleiden; -lü, ent^
lassen; -schwere, schwären, eitern; -lie, -lene, leihen,
entlehnen; -clio, begegnen (alle diese inGoT.); dazu
noch anderwärts: rert-schlafe, ein-; -nnrc, einschlum-
mern; -wtclie, einnicken; -riinne, entrinnen; -wütsche,
entwischen; -treffe, fehlgebären; -schlafe, sich ver-
kriechen; -näpfe, schlechtes Aussehen bekommen;
-schnupfe, sich im Sprechen verfehlen; -wile, ver-
weilen; -schiengfje, schieftreten; -scWiMc, erschüttern,
schütteln; -ha, zu-, zurückhalten; -läffe, laffenstützig
werden; -lere, verlernen; -löchere, wasserdicht werden;
-hielte, ausziehen (Pflanzen aus dem Boden).
I'as principielle Bedeuken gegen A'erbinduug zweier un-
betonter Präf. gilt natürlich auch hier; ferner kouiuit in
Betracht, dass statt oder neben rert- bei mehrern der auf-
gezählten Comp, nicht bloss das selbst zweifelhafte ert-, son-
dern auch einf. er-, ver- und ent- (et-) vorkommen, und dass
- (s. d.), übh. sehr beliebt, bes. auch für er- eintritt.
S.-hweiz. Idiotikon I. 3.
KfW- ist also möglicherweise nur lautliihe Verstärkung di:s
einfachen vcr-, indem der Zusatz ( zunächst von ert- licrübi;r
genommen wurde. Eher als ein ursprünglicher Trieb zu
begrifflicher Verbindung zweier Präf. ist wohl anzunebuien
ein Schwankon der Wahl zwischen zwei ähnlich lautenden
Syn., welches dazu führeu kounte, dass Elemente von beiden
an oder in einander geschmolzen wurden, wie dgl. in rein
physiologisch-mechanischer Weise auch sonst vorkommt. Dass
Produkte solcher Verschmelzung im vorliegenden Fall nicht
nur vorübergehend, individuell zufällig, geschaffen wurden,
sondern bleibendes Dasein und Nachfolge erlebten, musste
allerdings einen Grund haben, und zwar eben darin, dass
sie jener Deutung aus verkürzter Zss. tSbig schienen.
Ent e- f.: Ente. .Die Ent(en), Entvogel, anas.'
Fris.; Mal. In der lebenden MA. nicht recht volks-
tümlich, dafür lieher die Kosenamen Wudle, Wtiri
(s. d.). ,Ent' und ,Grans' waren zwei grosse Flösse
getauft, welche die Zürcher im XV. zu Kriegszwecken
ausrüsteten. Sack voll Ente! Verhüllung des Fluches
,beim Sakrament' L, schon 164ü B unter den straf-
würdigen Schwüren aufgezählt. ,Blaue E.', blauer
Dun.st, Lüge. , Darum Eugenius' fürschlag nünt anders
dan ain blauwe ent was, damit man achten sölt, er
hett ouch etwas zuoweg bracht.' Vau. .Dass es list-
fündig uszüg [Ausflüchte] und blauw cuten warend.'
ebd. Daher bei Paracelsus : ,hlaw enten arbeit', ver-
gebliche A. ,B1. E.' auch als Wirtshausschild z. B. in
z Aitst. xvm.
Mhd. ante, ent, ahd. anut. Die altertümliche Form , Anten'
auffallenderweise bis ins XVII. fortgeerbt in der Gesindc-
orduung von Muri; s. auch Antvogcl. Da schon das Vogelb.
1557 die gemeine Wild-E. .blauwe E.' nennt, so kann dieser
Ausdruck im Tropus nicht wohl etw. in Wirklichkeit übh.
nicht Vorkommendes meinen, sondern wird sich auf die
Prahlerei der Jägerzunft beziehen.
Is-: 1. ,Ein Merchengeschlächt. so die unsern yss-
entle nennend, etwas kleiner dann die [gemeine] Ent,
am köpf dunkelrot, gegen der brüst äschenfarb, der
rugken schwarz, der bauch weiss. Bei uns allein in
grosser kelte gefangen, dannenhär es den namen über-
kommen.' Vogelb. 1557. Nach der selben Quelle etwa
mit Ehln- verwechselt. Lt JEEscher 1692 die Kriek-E.,
anas crecca. — 2. Grössi I., die grosse Tauchgans,
mergus merganser Bodensee; Syn. Äsch-.
Isen-. .Das Eysenentle. mergus (major).' Fris.;
Mal.
Asch-. ,A. von wegen der fischen so sy issot.'
Vogelb. 1557. ,In dem Bodensee ist ein geschlecht
der enten, welche auss dem, dass sy insonderheit die
äscher fressend, von inen äschenten genennt werdend,'
PisoHB. 1563. Von Hartmann 1827 in allen Teilen in
Abrede gestellt. — Der Name bezog sich viell. eher auf
die Farbe.
,Voll-Enten nennend die unseren anatem cirrha-
tam von wegen der grosse jres leibs.' Vogelb. 1557.
,Poll-Ente,' JEEscher 1ü9'2.
Grau-Entli: ,Kleine ent, Kriekente, anas crecca.'
Vogelb. 1557.
Grab-Ent: die gemeine wilde E.. anas boschas L.
(iross-, Hag- = i?fifsc/i-. Vogelb. 1557.
Halden-: „Scharbe, pelecanus gracnlus G; Tn."
Nach Hartji. 1808 = Kormoran, pelecanus carbo; so
genannt, weil dieser Vogel sich in kalten Wintern
noch einzeln in den Seerevieren aufhält, wo es an
der Halde heisst.
:;:)
355
Ant, eilt. int. ont. unt
856
,Käfer-Eiitli: Duclientlin, pygoscelis minor.' Mal.
— K. (s. d.) l)eziüht sich viell. auf die Lebhaltigliuit.
.Kriuli-, Kiuck-entlin, Krig-cnto': Kriek-E., a.
crecca, cjuerquedula. Vogelb. 1557.
Aus ndrd. krikke, das viell. die kriecheuilc d. li. kurz-
beinige bed., viell. aber auf dem lat. lyiwny. beruht.
Krüt-: Sonimerhalbente, a. circia Bodensek. Aiuh
dem VoGELii. 1557 aus dieser Gegend bekannt.
Krüz-: der weisse Säger, niergus albellus.' Ht^^•Hl^■z
1842. — Der Name, wie das Syn. Nunnownt, schuiut sieh
auf die Farbe derselben zu beziehen.
Lett-Entli: 1. Kriok-E., „anas ereeca ü." —
'i. Zwerg-E., anas minuta. Hautm. 1808.
Mugg-Ent: anas niuscaria. Mal. ,A1sij genannt
darunib dass sy muggen fabet.' Vogeld. 1557.
Muer-: Kriek-E., anas crecca. JEEsihek 1C)9'2.
Nach Fris. und Mal. = .Sorent. kleine grauwe eiitle,
querriuedula.'
Von Mucr, Schlamm, iu welchem sie wühlen, als« gleich-
bed. mit Leu-, Mos-, Sor-, Hchlkf-E.
März-: Wild-E. und zwar ,anas fera torquata
maior.' Mal., aber nach Vogelb. 1557 a. f. t. minor.
Mos-: die gemeine wilde Ente, anas boschas (fera).
Hartm. 1808. Denzl. 1677. 1716 ,Mooscnt'. Im Vogelb.
1557 ,Massent' mit der Kriek-E. identificiert.
Nunnen- = Krüs-E. Schinz 1842.
So genannt wegen des Wechsels von schwarzer und weisser
Farbe. — Syn. Aunnentauchcr.
ßisam-Entli: 1. Knäck-E., a. querquedula. Öoiiinh
1842. — 2. Kriek-E., a. crecca. ebd. — 3. „Bismatt-
Ent: a. rufina Bodensee." Kolbenente. — Die Benennung
bezieht sich auf den Geschuiaclt des Fleisches.
Blass-Ent: die gemeine wilde E., anas boscbas
(fera). Hartm. 1808. A. fera torquata minor. Vogelb.
1557.
Hartuianns Schreibung ,Blas-" darf wohl als ,Blass-' ver-
stjiudea werden, und letztere Bezeichnung bezieht sieh auf
den weissen Ring um den Hals.
Euech-: die Gattung Taucher, colynibus. Hartm.
1808. — S. Muecli.
Ehin-. ,Eynent, mergus Eheni.' Mal. ,Von den
Merchen ist das Ehynentle der Enten [an Grösse]
gleich.' Vogelb. 1557. ,Eliein-Ente, die grosste under
den Enten.' JEEscher 1692.
Bot-: Tafel-E.. anas rufaV .Wird also genennet
von ihrem roten Kopf und Halse.' JEEscher 169'2.
Eätsch- = jSpiegelent, wilde blauwe ent, a. fera
torq. min.' Mal. Vogelb. 1557. JEEscher 1692. —
Der Name bezieht sich wohl auf die Stiniuic; s. rütuclien.
)Sor-: ,kleine grauw entle, querquedula.' Mal.
Nach JEEscher 1692 = Kriek-E., a. crecca. — ,SV hier
ohne Zweifel i. S. von Muer (s. o.).
Schell-: 1. Quakente, „a. clangula Boüensee."
Hartm. 1808. — 2. Spatelente, a. glaucion. ebd. —
8. Braunkopf, weissäugige E., a. nyroca. ebd.
Das Vogelb., welches sowohl ,Schall-' als ,Schell-' erwähnt
(,Si'hal-' auch Cys. 16611, hat zu der erstem Form die richtige
Krklärung ,von sterko der tlüglen', mit welchen ein besonderer
Klang hervor gebracht wird.
Schilt-. ,Ein gschliJcht der breitschnäbligen En-
ten, Seh. genennt, item Täschenniul.' Vogelb. 1557.
Schlief- iläf-: 1. Eeiherente, a. fuligula. Schinz
1842. — 2. .Scbleufentlein. Kriek-E.' JEEscheu 1692.
Der Name deutet, wie die Syn. ,Muder-E.' für 1, Mnn-E.
usw. für '2, auf die Gewohnheit dieser Vögel, im Schlannue zu
wühlen.
Sehn ad er-: spöttische Bez. einer geschwätzigen
Person Bs; Scii.
Schwalben-: Spiess-E., Pfeilschwanz, a. acuta.
Hartm. 180S. — Vnn ihrem keilförmig gestalteten Scbwauz
so gcnauut.
Spiegel-: die gemeine wilde E., a. boschas (fera).
Hautm. 1808; Mal.
Spitz-: Gattungsname für Tauclicr, colynibus.
Hartm. 1808.
So genannt mit Beziehung auf den spitzen Schuiibcl. im
Gegensatz zu dem breiten Schnabel der Enten.
Storr-: Stör-E. ,Storent, die grössere wilde blawe
Ejit, darumb [so genannt] das sy mit dem Schnaliel
im erdtrich störet [wühlt].' Vogelb. 1557.
Storz- Sturz- Z, ,Störz-.' Cys. 1661: die grössere
Stock-, Störz-E., a. boschas. Schinz 1842; Vogelb.
1557; Mal.; JEEscher 1692.
Strüss-Entli: die europäische Haubenente, Eei-
herente, a. fuligula. Hartm. 1808. — Syn. ,S7mi«»wüi-.
,S'(;-!»s« = Federbusch.
Tuch-, Tuchel-Ent: Taucherente, mergus U;
Vogelb. 1.557; Fris.; Cys. 1661.
Syn. Tmhd. Der kurze Voc. weist auf den Plur. l'rät.
eines Vli. lutkni, viiri dessen Sg. Prät. das nhd. .Tauchen'
abgeleitet ist.
hus-enten: im Hause herum geschäftig sein B.
Die in Schlappschuhen im Hauso herum watschelnde,
uicht leicht in die Ferne schweifende Hausfrau der Ente
verglichen. Syn. Tixi><a»ten.
Enterich, dafür volkstümlicher Entcuyel, Eätsch.
, Indianische Entrach.' JÜWeber 1695. — Eätsch- =
Schnäder-Ent BsStdt. Vgl. Bätsch-Ent.
entlen: 1. wackelnd gehen, wie die Enten B. —
2. im Wasser mit den Händen rudern, wie Anfänger
im Schwimmen tun. ebd.
entlin -/?; von der Ente herrührend. Subst. EntHs,
Fleisch von einer E. Seit. — Zunitchst vom Dim. Entll
abgeleitet.
entig: Adj.. andern Adj. verstärkend vor- oder
nachgesetzt, i. S. v. sehr, ganz; nur in Gr. 1) Eiitigi
Mal, sehr oft Chur. Wohl nur verkürzt aus dem
häufigeren vil (riJ) e. M. 2) Es entig chleis Meitji,
ein ganz kleines ]\r;iilrlien Dav.; müs-entig-allein. ebd.;
s. Sp. 275. '■'■) hrir-nitii/, verstärktes ,baar', rein, offen-
bar, vollständig; Syn. har-lütig. ebd. En Tjareutige
Lügner, Lump, Narr; es barentigs Chalb (als grobes
Schimpfw. für einen dummen Menschen).
Bar-entiy auch um Bregenz. Fromm. 6, 121; daneben
vorarlb. bfircntig. 3, 531 (iör für püi; rein, also syii. mit
bar). — Zshang des «lit«; mit ,Ende' i. S. v. ,vollendct, voll-
kommen', Hesse sich, wie auf Sp. 318/19 versucht wurde,
soweit nur die Bed. in Frage kommt, wohl nachweisen; be-
grifflich würde auch üs-endiij, ununterbrochen, Schwab, fit-
endig, gar sehr, sich wohl zur Erklärung herbeiziehen lassen,
ebenso das bair. enz- (emh-) = erz-, mit dem Adj. naiech,
enzeruch. Allein das ! für d lässt sich nicht überzeugend
rechtfertigen. Nun stehen wir aber in Gr und Vorarlb. auf
urspr. ronum. Boden, nnd es werden in den mailändischen
Dialekten und im Dialekte des aus Italien nach dem Engadin
herüberführenden Puschlav die Adj. im S. der Verstärkung
mit der aus dem Lat. stammenden Endung ent(o) verbunden,
z. B. buntniu st. Intuiiinsi/iw, mvento st. imovmimo, in Puschl.
857
Ant mit. Antscli— niitscli. Aiix -unx. Äiiz— iiii2
358
noo nuvml, nagelrißu, culd caldenl, siedcMidlieiss, sei es dass
(licsolbo, wie in den ersteru Beispielen, aus dem Fülle oder
licihea Grad bezeichnenden lat. -entus in cru-cuiun u. ä. oder,
wie bei caldent, aus dem Part. Präs. eines Vb. entnommen
war. Aus solchen Verbindungen, in denen die Silbe cnt eine
verstärkende Kraft zu haben schien, konnte sie heraus gelöst,
aufs Deutsche übertragen und durch das zugesetzte -»/ selb-
ständig gcmaclit werden. So erklärt sich auch der auf entiij
nach mit«- und liar- liegende, der gewöhnlichen Betonung
deutscher Comp, widersprechende Accent. Eine Consequenz
(oder Voraussetzung) dieser Erklärung ist freilich auch, dass
nrspr. nur Verbindungen wie bar-, vil-entig bestanden, nach
welchen dann schon abstr. müs-e. gebildet wurde; uocli weiter
ab nibrte die Stellung c. chki statt rlihi-,., iituI euillicli wurde
gar entiij allein gewagt.
eint .s. ein Zahlw. Sp. 269. 274. Nach Analogie
von eint und ander auch in der Verbindung ,ihr Eint
,nid Alles' Bs. Mev.-Mer. 1860.
eintlef(t) s. einlif Sp. 288. niter du s. heiid.
Inträde f.: Einkünfte. ,Kentniei.ster, die allerlei
intraden einzogen.' Vad. ,Der Zoll, Unigelt und andere
Intraden.' 1666 Hafn. ,üie Uhr anbelangend [in der
kath. Kirche], soll selbe im Gemeinen dienen, nur soll
sie der kath. Messmer richten [aufziehen] und eine
Krone Intrade beziehen.' 1646 Trimmis. — Aus it. intmia.
Intresse intfejressi n.: Proccnte von Anleihen auf
blosse Handschrift ohne Unterpfand, im Ggs. von ,Zins'
oder ,Gesuech' [auf Hypothek]. ,Und nennt man sol-
ches: Interesse und nicht Zins, denn es sei eine fah-
rende Schuld. Ob man solchen [hohen] Interesszins
zu nehmen abstellen wolle.' 1557 Ausrn.
intressant: interessiert BsLd.
intressiert Gr, -e- Ai'; Bs, -e'- Z, l-tressiert L;
8: auf das eigene Interesse bedacht, eigennützig,
geizig.
Itie in L; S übliche Form beruht auf i.-Iitig.-r Ab-
teilung und Anlehnung an d.as deutsflie l'riil'. in-.
ver-interessieren: verzinsen. ,l)as Geld ent-
lehnen und V. müssen.' Z llbl.
Alltschi: dim. Form won Amxi (Sp. 260). „AntHclili
Bßr.", nochmals dim. gebildet.
Antscho s. Anton.
Untsche f.: Papierdüte BGr. Hy». Brief; Bulrer-,
Bapir-, Pfefferhüsli; Sharnuzz.
Provinciclle Ausspr. für ,Unze', cig. das lieivicht, bei
welchem man kauft, übertragen auf das Paket. S. auch Vnz.
Kwü. ,Unsers Anzis oder Grossvaters Vater.'
CPfypper 1571.
Eine Ableitung als Koseform von A». .1«/ |S|i. 'Jt?!. wii-
sie sonst nur bei wirkliclien PirsiounnanoMi, z. H. A'".«.-:aus
Kvenfrad), üblich ist.
änzen, enzcn: 1. tadeln, bekritteln, rügen, vor-
werfen, oft mit dem Nebenbegritlder Unverträglichkeit,
Bitterkeit und lästiger Wiederholung Gl; G; Slhw.
Lüt, wo [welche] eisder [immer] Öiipis z' änze händ,
ehann-i nid lide S( iiwMuo. Er hed em 's übel g'änzt.
ebd. An Öppis ume ä., an Etwas herum kritisieren,
ebd. ("tpjic bim Bolle» [(Jbst zu Most mahlen] es
Eimerli ztvei voll süberes }Vasscr id)er d' Stei" ine
[herein] z' schütte", dasselb ist recht, das chann-me
nid ä. ScHW Erzähler 1856. Du muesch-es [mnsst,
kannst es nicht unterlassen] eisdig ä. GG. In der ä.
Kechtsspr. bes. vom ,Rügen' eines gerichtl. Criminal-
Urteils. „Wer diese Urtol ä. oder äfern sollte, soll
in die Fussstapfen des Verurteilten gefallen sein*-, bei
Malefiz- Sentenzen Schw. Einen Richterspruch ,ä.,
äfern oder schmächcn.' Gl Blutgerichtsordn. XV.; syn.
.niemer [niemals] ze anden noch ze ätfern.' G 1395.
a.äferen Sp. 106/7. — 2. in beleidigender Art wieder-
holen, was Einer sagt, und ihn so reizen GlH.
— 3. verdriesslich klagen, mit Bitten beschwer-
lich fallen. Syn. kären, milcden G oT. — an-: an-
hetzen GO.
Zu abd. anazan, antreiben, reizen (direkte von der Präp.
:iii ;;iOjildet), würde wohl Bed. 2 unseres W. u. anänzen passen,
uirbt aber Bed. 1 und 3, während 2 und 3 sich leicht aus 1
i;ntwii-keln lassen. Es euipfiehlt sicli daher besser die Abi.
aus anden (Sp. 301), entweder mit der Intensivendung abd.
-itzan, auch -izan (daher der Umlaut, der sonst freilich bei
diesen Bildungen im Mhd. ausbleibt, weil das i nicht urspr.,
sondern nur aus a geschwächt ist, doch auch in nhd. ,ächzen,
krächzen' erscheint), oder mit », resp. abd. -inun, also für
and-s-en, vgl. das vereinzelte nhd. ,ahnsen'. Für diese Abi.
spricht auch der syn. Gebrauch von andtn neben ufenn in
der Rechtsspr.
Eilz I: m. Taufn. Lorenz Ap.
Enz II n.: Erz, das frisch aus den Minen gekonnnen
ist AAFri. Dazu Enzknapip, Bergknappe. — Mag zu
Enzi, Berg, gehören; vgl. Enzluch = EnzHoch.
Enzi I: w. Taufn. Emerentia L.
Enzi n „n.: oberste Kuppe eines Grenzberges. So
gibt es ein Entlebucher-, ein Berner-Enzi." Aber aucli
ein Bnmöser-, WiUisniter-Enzi, sämmtlich in LE.
Enziloch, am Napf, auf der Grenze zw. B u. L, ebd.
auch eine Enzi-flueh ; Enzi-wald hinter Hergisw. bei
Willisau. Am Enziloch erscheinen in der Sage die
Enzimanuen, Berggeister, welche dort, zeitweise durch
Getöse sich kund gebend, das Wetter machen. Es
sind nach der Sage die unseligen Geister von Men-
schen, welche zur Strafe einer begangenen Übeltat in
jene Wildniss gebannt wurden, wie Ahnliches von
andern Gcbirg.sgegenden erzählt wird. Das Enziloch
und seine Umgebung ist auch noch durch andere
Geistererscheinungen unheimlich. Vgl. Lütolf, Sagen
27. 393. 513. 519. Im Eomoser Enzi weilt eine ver-
wünschte schatzhütende und wettermachende Jungfrau,
ebd. 504.
Enzi hängt wohl zusammen mit dem Subst., das appel-
lativ mit der Bed. ,Riese' nur im Ags. (ent) vorkommt, aber
auch in ahd. Personen- und Ortsn. erhalten zu sein scheint:
bair. Eiaimann, Enzcmba, &!2™i<'m (Wiese); vgl. auch ,Enzen-
bcrg' und ,Enziungfrau'. Simrock ^ 391. 408. Die Wetter
machenden Enzimrmnen an nnserm Enziloch sind ohne Zweifel
urspr. Riesen, erst später in menschliche Geister verwandelt,
und auf mythologische Bed. weisen auch die übrigen Lokal-
sagen. — Das männl. Geschlecht erklärt sich durch hinzu-
gedachtes ,Berg'; das weibl. Geschlecht bei Cas. Pfyffer 1859
ist ganz vereinzelt. — St. 's Definition ist beeinflusst durch
die etymol. Deutung auf ,End'.
Enzian, Enze, Enzene, Enzele, Enzni s.
Jenze.
einzig, ('-/(^/^ AASeet.; Bs (SpREN(i); ß; SoH; Schw;
S; ZB., „//(,.-/(/ VUrte"; BHk., sonst e''i-: 1. wie nhd.
359
Anz. enz, inz. onz. unz
3Ö0
,Die grusligen [schrecklichen] Äst, wo ein enzig [toh
denen einer allein, ein einziger] scho so diel; isch, ine
nes Saghäiimli.' BWvss 18G3. Subst. ,D(ts wird notti
[doch] nil ds Enzige i dr Welt sl.' Gotth. I wollt-
ech viimmen es 1-nzigs säge, nur dieses Eine will ich
Eucli sagen BHk. — 2. irgend ein = einig Sp. 280;
in der ii. Sjjr. nach Negation. ,Ohnc einziges Melden.'
1585 Ap LB. — 3. allein, einsam, lär göt enzig go N.,
er geht allein nach N. Aa. ,Das Ching nie enzig lo,
weder t" der Stube, vo rorusse.' BWyss 1803. ,Man
hört auch etwan nachts in den Klöstern oder sunst
an einzigen orten klopfen.' LLav. 1569 (1670: , ein-
samen'.) Der Selbe spricht 1584 von Bettlern, die
,uf den einzigen höfen [einsamen Bauernhöfen]' von
den Frauen Almosen erpressen. Er h'chemit [kennt]
die hinderist und ei. Cime uf-der Alp Gl [eig. die am
äussersten Ende der Alp einsam weidende? oder:
alle, sogar die eine letzte'?], einzigist: alleinig Ndw.
Die Verengung des ei zu c ist wohl durch e hindurch
gegangen, wie nhd. , wenig', schwz. iri'nig, aus irciniy (eig.
liläglich, \g\. h./aible Ans Jlibilis); schwz. *?%</ aus ,heilig',
iri-liji; (Hciligen-)Bild. Die Ansspr. c* erklärt sich hier wohl
daraus, dass auf n noch ein Cons. folgt.
,über-enzig: übrig, überschüssig' Bs (Spreng).
all-einzig deinzig Aa; B; P; W, dlenzig B,
lenzig Zvro, alhizi FS.: ganz allein; muetersiJen-
(dleinzig BsStdt (BMeyer). S. cdlein, -ig.
ein-einzig „VOrte"; Z, ei-einzig Aa; B: ganz
einzig; auch nur ein einziger. „Sie ist die eininzige
Tochter V\v; Zg." Er ist der Eineinzig; Icen [kein]
Eineinzige sait [sagt] das; de eineinzig wett-i möge
g'seh [möchte ich sehen] Z. E eieinzige, einen ein-
zigen B. Er einedeinzig ist chö, einzig und allein.
ed Verkürzung von und wie in Zahlverhindungen z. B.
eitiedachzij.
gotts-: ganz allein Schw. Vgl. gotzig.
einzechtig: einzeln. .Es solle bey all disen
respective gemein-, halbteiligen und einzechtigcn be-
strafungen sein bewenden haben.' 1670.
Mhd. cinzeht, -i</, cinzdiJit. Die Anhäuguug des -f-ht an
Zahlliegriffe ist sonst unerhört; aher die fragliche Bildung
luuchte stattfinden, weil einzd schon uihd. selten und unserer
Spr. vollends fremd ist, welche dagegen viele Bildungen auf
-hcht (gemischt aus -lUh und -echl) aufweist.
inz s. iin.ser Sp. 347.
Unz f.: 1. das bekannte Gewicht = ,2 Lohte, oder
8 Quintlein, oder '/le Pfund.' JBEscher 1685. Auch
msc: ,Wer auch nur einen Unzen Christenthums hat.'
Ulr. 17'27. — 2. Längenmass. , Einer [sc. Capaun-
stein] gefunden worden, der ein unz lang und ein halbe
unz hoch gewesen: der undertcil ist etwas holächt
[leicht gehöhlt].- Voüelb. 1557. Vgl. VntHrhr Sp. -ihl.
unz ons ApL, nss BBe., Ei., iinze L; Zr.. usse
BBe., Ha., unzig L; Schw, „iissigW'', unzit ii. Spr.:
1. bis. a) Präp. ,unts'. 1405 Ap Krieg. ,Von der
obern Trenki hinab unz under Kadclburg.' 1443; clid.
in der selben Ortsangabe ,unzit'. ,Unzit'. Z Gerichtsakt.
1470. ,Unz biss uffs kind in der wiegen.' Absch. 1530.
,Eichten umb alle frevel unzet an die hocheu gricht.'
Aa Weist, c. 1539. ,Von anfang der Bibel unz zuo
end.' Bibel 1548/60. ,Die .^'clilaghändel zu strafen unz
oder bis an das Blut.' JCEsch. 1723. — b) Conj.
P silv. .Unzid, biss das, donec' Mal. , Unzig ieder-
man gefertiget ist' XVII. Muri. ,Der Franzos hat
mich [die Stadt Mailand] lang inghan, unz biss die
recht[e] Stund ist kan [gekommen].' Spiel v. 1514.
,Unz das er z'letst heime kam.' 1579 Bigandds. ,Und
soll derselb pfaff in niemants schirm sin, alle die wj'le
[so lange] unz er von den fremden Gerichten stat [ab-
steht].' 1779 BsChr. — 2. Adv. unterdessen (bisse
lange, bis dahin) BÖ.; L; Schw; W. ,Chömmid gen
essen und h'schlü,isid u. d' Schür [die i-'cheune].' Hafl.
,De"» glitzeret d' Sunne u. i d' Welt.' ebd. Du chönn-
tist uss warten BRi. Beit ussen! warte, bis ich wieder
komme oder fertig hin BO. ,Doch d' Schwyzer fallid
unz uf d' Chneu [Kniee]', während Hasenburg dem
Herzog seinen Rat erteilt. 1819 Sempacber ScuLAcnr.
-^ bis- hisuns Ap: 1. bisher. I ha h. nitd 'glüht
[geglaubt], dass ... — 2. bis dann. ('Mannst [kommst
du] h.?
Mhd. unzi:, unz, ans ahd. iiut, bis, u. 2f, zu, später auch
unzfii, aus unz an oder -in, mit angehängtem t (vgl. nhd.
,Nieman-d', scliwz. Nieme(rH) unzcnt, dieses verderbt in unzet,
-it, -ig. Unziy entw. aus unzid, wie AIng aus Ahed, oder
dir. aus unz mit dem auch zur Bildung von Adv. beliebten
-ig (vgl. bis-ig, unterdessen). Die Form unzen erklärt sich
entw. aus dem mhd. unzen oder aus "umhin. Der Übergang
von 2 in « (onn) findet sich auch in dem syn. bi», zunächst
aus blas, dieses aus bi ze (bei zu), wo ein urspr. anlautendes >
durch Zsfügung inlautend und zuletzt auslautend geworden
ist. Die Formen ohne ?i erklären sieh nach Fromm. 7, 196/7.
Die Kürzung des Voc, welche für BHa. u. Ri. konstatiert
ist, entspricht derjenigen in dem gleichlautenden, aber ganz
verschiedenen unsen aus üesen, aussen. Dass aber anderw.
in BO. die regelrechte Länge vorhanden ist oder war, be-
weist St. 's Verhochdeutsehung ,anssen'. Das W. scheint sich
übh. früh verdunkelt zu haben; daher die pleonast. Vir-
bindnngen mit dem syu. und ähnlich gebildeten ,bis': .unz
biss: unz oder bis; bis nnz'. In ,die wyle unz' kann auch
die lautlich uud begrifflich nahe stehende Verbindung ,die
wlle und' (so lange als, s. und) mitgewirkt haben.
unzig II s. munzig.
iinzit: irgendetwas. .Wenn jemand dem andern
ünzit vergäbet.' Bs Rq. 1457. — Aus uizii (Sp. S4) dmoh
Eiusehiebung von n gesi'hwellt.
Ap.
962
Ap, ep, ip, op, iip i>s|i. app usw.
ap s. ab Piiip. u. Adv. Sp. 2r>. 2'.K ap. apa
s. li I (Sp. 2) u. pa. appa, appas .s. etwa usw.
apiirt BsStdt, apdiii Ai<; BsStdt; Gk; L; G; Srn;
Z, tipdrdi Z, cepärdi Gl, ahärti LG.: 1. bei Seite
i. S. von ausgeschieden, abgesondert, be.sonders. allg.
Etw. u. tue [legen]. G'spass a.! Scherz beiseite! Dass.
scherzend zum Un.sinn ausgesponnen: G. a. und der
Ernst bisUe"! Bs. — 2. in besonderem Grade, gar
sehr, gar zu; als Steigerungsadv. z. B. n. schön, guet,
gern Gii; Z. .Apparti g'wundrig [neugierige] Leute.'
GoTTH. Und auch für sich: er y'fallt-mer nüd a. Si
händ nüd a. g'schmält, eigentlich gezankt haben sie
gerade nicht Gl. Er hät-mer a. Niit z' leid 'tä", und
doch . . . I weiss a. Nut, han a. mit Anders g'seh", nichts
besonders Bemerkenswertes, Aussergevvöhnliches.
Aus dem lat. a jxirte, mit der bei Lelinww. üblichen Er-
wiMi-hiiiig der Tennis (t) und Wiedergabe von <:' durch t*.
apartig, apardig, ccpardig: das Adj. zu Obigem.
Kr isch e ganz apartige Mansch, ein Sonderling B.
Öppi-t (Ettis) Apardigs (Apardis), etw. Ausserordent-
liches. ,Die Mutter wollte [behauptete] nichts Ap-
partes [zu] wissen.' Gotth. En Apardne, ein Sonder-
ling Z. En apardes Maidli sagt Stutz von einem
scheinheiligen Mädchen. ,Öpper Apartigs.' Gotth.
Auch als Adv., also mit dem Grundw. konkurrierend:
/ hin apartig darum cho, express L. Jedes schläft a.,
in seinem besondern Bette B; a. Wime". Im Wechsel
mit seinem Syn. : er het 's b'sunderig gern a. Aa. In
li tautologisch verstärkt: extra- exire-, elsiti-f-ap. -
Apartigi f.: Sonderbarkeit, Wunderlichkeit.
Die Nbf. des Ntr. ajMrtia ist wie nlid. .Aiiartes' unmittelbar
von dem Urundw. aus gebildet.
appe(r) s. ab-hin, -her.
Apel I ni.: Ekel. I han en A. d'rab g'esse Scn.
Für "Abwille = AberwilleV Vgl. i/nj,jA aus ,Gott; wiill'.
Kher dunOi ungeschickte Verteilung der Laute ans (hr Rnpial.
Appcl II s. AppeJe.
Appellane f.: eine Art bleichroter, sehr schöner,
aber unschmackhafter Pflaumen B It St.''
Verderbt aus it. mirobaUmo, lat. (j>niuui) mi/rfiliahimu,
Mirabelle; vgl. Mer-ÄppH.
Appellatz äpi-hiz m. : Berufung auf eine höhere Ge-
richtsinstanz Z. A. ne". ,Ich begehre der Abbalatz.'
Bauerngesi'r. XVIII. ,Provocatio, das appellieren oder
appellatz.' Fris.; Mal. Mehr Beispiele bei Tsch. 25.
Die mehr deutsch klingende Endung -alz für lat. -atio
beliebt in WW. mit conson. geschlossener Stammsilbe; vgl.
Vexalz udgl.
appellatzen: appellieren. .Alles trölcn [proces-
sieren], a. und unnötiges Rat halten an Sonntagen
verbotten.' BMand. 1628.
Appele I f.: Pappel Ai'Schwellbr.
Scheint auf einer Verquickung des hochd. W. mit Allm-e
i^p. 186) zu beruhen.
Appele II f.: 1. w. Taufn. Apollonia Aa It
KooHH.; Scuw (ÄpeliJ; Uw (ebenso); in frühern Jhdten
auch Z. - 2. ÄjieJe (seit. ^i>jv) Tu, Aple Sc«; TuHw..
Äpel m. Xxßh. m. angr. Z; "ScH; Th -- dim. Äpeli
Bs; Scn, Äpcli Tn; ZW.: närrische Person, bes.
auf Weibspersonen als leichte Schelte bezogen; dim.,
von Kindern, Närrchen. Lache rcie-n-en Appere Th.
— Mari-Appele: halb närrischer Mensch, welcher
dumm aufbraust LG. - Fasnacht-Appeli: Kose-
wort für possierliche Kinder Bs. — Bäs-Apple =
Appele Sin (Kikchh.).
Bed. 2 beruht auf appell. Verwendung des Eigeun. mit
Anlehnung an Lajijji. — Zu Biu-a. vgl. /I,iy-Ai„,,i; Sp. :Un.
äppelig: einfältig, kindisch Tu.
g'narrapplig: sich dumm geberdend ZFlurl. —
Zu dem vorauszusetzenden A'arrapjii:l(e) vgl. Fmimchl-A.
appclen: ein gewisses Kartenspiel, ähnlich dem
Kümmertshoferspiel, machen Ap It T. — Appell m.:
die Sau, der Zehner und Neuner in diesem Spiel.
Appelone (i/jj/S^nj Th, apalüne, ap%lane Schw — f.,
Apelun n., Apielilnnel, Apelüntschel m. Schw, Aj)-
lilnni L, ,Aplunje, Aplunneli.' Si-reng, Planne
Schw, ahn. Plunni, Pliinni, Plünneli L, Lunne, dim.
Lilnni, als m. Lunn, Lilnnel Schw: w. Taufn. Apol-
lonia. St-Apollonia hilft gegen Zahnweh. ,Sy rüefend
an in äugen- oder zanwee by S. Ottilia und Appo-
lonia.' Gi'ALTH. 1584. .Apelun.' Z 1G09. Vgl. noch
Api)ele II.
appelönisch Ap; GRh.; /i^jerl- GTa.. äpelänisch
TflTäg., äpelünig ZO.: 1. eigensinnig, launisch,
wetterwendisch GTa.; TnTäg.; ZO. — 2. schlau,
gewandt, verschmitzt Ap; GRh.; TuTäg.
Wahrsch. aus aherlünisch durch Beimiscluing von Äppeh,
Ajipelone umgestaltet. Vgl. auch bair. aperlm, wunderlich.
Apeinre: veränderliche Laune. — apelurig. -«-:
wetterwendisch gestimmt Z.
Wahrsch. aus Aherlune entstellt mit Anlehnung an Appdone.
Appenzeller Appe-, Appizäler: 1. Einer aus dem
Kt. Ap. Si lebed nö-n-em alte selig muchede Kalender,
icie d' A. [der gregoi-ian. Kalender wurde von ihnen
erst nach der Revolution angenommen]. Sulc;. Er
chunnt hinnedn, ine der A. [Anspielung darauf, dass
die A. erst spät in den Schweizerbund aufgenommen
wurden, oder eher darauf, dass die Rechnung nach
dem alten Kalender die Kalendertage um zwei Wochen
verzögerte]. — 2. Fehlschuss auf der Kegelbahn GStdt.
Syn. Pudel. — 3. ein Tanz. — Appenzellerin: Kuh
von einem gewissen Schlage des Rindviehes Z.
Aperi s. Heid-Beri.
Appetit -'.- fast allg., Apitlt Z, Apedlt Schw, Abedit
Bs, Apetlgg Ap zuw.; GlK.; Zg; Zf — m.: Esslu.st.
Der A. «•«;■ dö; wo ist aber der Brötis? L. Wusch
[wünsche] guete A.! Gruss beim Eintritt in eine Stube,
wo eben gegessen wird, aScHW. Lust, Eifer übh. :
/ han kei A. z' schribe Uw. Daher ist das Comp.
Ess- Ap möglich.
appetitlich: 1. Appetit habend Ai'; B; GG. —
2. Appetit, Esslust erweckend (vgl. zum Fressen artig);
reinlich, einladend Ap; Bs; ScuSt. En unappetitlige
Burst, en unappetitligi Magd Bs.
Appezc. Appize s. A-B-C Sp. 1. Appi s. Zappl.
Ap, ep, ip, op, up
304
Apiste n.: Eitergeschwür Sciiw. — Vorderlit aus
,Apost«m', gr. dn6aTr)(j.a.
Apitegg Uw; W; Z, Äpf- A^vBb.: L; G; S, Abideyg
Bs — f.: 1. Apotheke. ,In-ere Schmitte und in-eren
A. sell-me Nut a"rüere".' Schild. Er lueyet 's a", ivie
xcenn e Chue in-en A. ine lueget Z. Die Apotheker
sind übel angeschrieben wegen ihrer hohen Preise.
D' A. ist e türi Chuchi L. So [teuer] chönnt-me 's i
der A. ha. allg. lez miiess-me" d' Milch und d'r Anke
afen us d'r A. chaufe, sind so teuer wie die Apotheker-
waare UwE. — 2. euphem. für den Abtritt Bs; Z. —
3. (scherzhaft) die Blosse. — Mhd. ujioteke. jAppodokh.'
Cysat.
Apitegg er. Hundert A. nilnenünzy Narre. Sulg.
,Was einer by den Appotegkereu unib Fastenspyss und
derglychen Sachen, deren der Mentscli ontberen mag,
ufschlüege [auf Kredit bezöge] . . .' Z l(jll. ,Diese
Ordnungen sind bei uns zcithero under denen vielen
Apotheckern auss eigener Schuld vast in abgang kom-
men. Sie practicieren innerlich und äusserlich, gleich
denen Medicis. Die Medici aber geben Arzneyen selbst
auss wie die Apothecker.- JMurält 1097.
apiteggerlen: nach Arzneien oder Apothekcr-
waaren schmecken, z. B. die schwarzen St. Johannis-
beeren Z. Syn. dükterkn.
apjen s. üben I Sp. 34. apjenen s. ahjenen
Sp. 42. Ajjpliss s. Ab-lass.
applizieren: die Messe für Jnidn besonders lesen
Xiiw.
aploch s. ab Loch.
apulipo in ungeschicktem Munde für apropos Ap.
appollieren: appellieren. ,Urteil a. Es mag einer
frilich ziechen und a. gan Bern.- TnuN 1539. Syn.
ai)peUatze>i..
apüsta: besonders, express Gr. — Aus dem it. ajijjoatu.
Apostel: 1. Den Tüfel zum A. mache, den Bock
zum Gärtner setzen Gk. Under zwölf Apostlc ist Eis
[Einer] c Judas [Verräter] g'sl L. De 13. A. si, der
IT). Nothelfer L. Sprw. Es darf nid regne, wenn
d' A. [die Geistlichen] reise L. — 2. scherzend-spott-
hafte Bezeichnung: ein herumziehender Mensch, der
allerlei erzählt Nnw. En eigenen A., ein wunderlicher
Mensch S. Das ist mir en schönen A. (A. MerrettechJ,
ein dummer Mensch Sch ; Z. — 3. Name eines steilen
Vorberges bei Elm mit einem Schieferbergwerk.
Apostützler: 1. abergläubischer Mensch. Sülger.
,Du lydenloser a.' Uuep lö.iö. ,Religiosus, Aposteützler
(Apostützler), aberglöubig.' Fris. ; Mal. ,lez bist ein
gueter Schwyzer, Geboren uss Normandin, Ein grossen
Apostützler All din Tag bist nie gsin.' Lind. Wint. Chr.
— 2. Heuchler. HBi:ll. 1572. ,Es tuend aber dise
abenstützler glych denglychsnereu. die in ires nächsten
oug ein aglen suochend.- KWalther 1559.
Apostütz(l)eri: Aberglauben. ,Was ist sollich
zwyspeltig predig anders, dan ein deckmandel aller
Apostüzlery y Bs 1529. ,Sye hat sich ganz von den
apostützlerwerken gekert und ist rechtgloubig worden.'
Bs Carth. M. .Darumb auf solche Apostützlerey und
kindenwerk [d. h. gute oder böse Zeichen] achten
eiteler aberglauben i.st.' Gwerb 1U46. ,Wir sind von
der Religion zur Apcsteusslerey abgefallen.- ClSchob.
1095. .Apostutzon.- L 1577.
Nach Griuiiu und Diüz aus it. apo9ticcio, mlat. aponiizun,
falsch. Auffallen muss, dass wie der Reim auf iS'c/iw^zfc und
schlagender die Verhochdeutschuug in in beweisen, ii vornials
gedehnt lautete.
Apprenziö" f.: Abneigung Ap.
Aus frz. (ippnheniimn, Furcht, welches auch unter der
Form Appnhinaimi in BsStdt üblich ist.
Aprich s. Äbrich Sp. 42.
Api'ille Apr'ele S (""'); U, uprel FJ., Abrille,
Abril Gr, aberil Gl; TnTäg., aberel ZB., abfejrele Bs
("*"); BU.; GlK. (•"-); Gr; GA.; ZU., abrel BO.; Gr
— m.: April. Der A. ist au en Winterg'sell. Sulg.
Nimmt de Merz de Fflueg bim Sterz, so ehunnt der
A. und hebt-en wider still, ebd. De Merz im Schwanz,
der A. ganz, de Maie neu halted selte Treu. ebd. Der
A. tuet, was er will. ebd. Es ist kein A. to guet, er
macht (gitj noh iedem (Zün-jStUcke e Muet, oder: er
schneit im [dem] Bär (Hirt, Schäfer) uf-e Huet fem
Stecke nuh nen H.). allg. Abreletander [Donner], Maie-
schne GA. Donnert 's im A., so soll es keinen Keif
mehr geben. Ineicuen. Nasse A., trochne Brächet, ebd.
A. nass füllt Schüren und Eass. A.-Schne ist be-fsm'
weder Schafmist BU. A.-Bluest halb guet, Maiebluest
ganz g. S. Merzegrüe" nie guet, A.-Grüe" halbe g.,
Maiegrüe" ganz g. Sulg. Im Merze wie-ne Meis, im
A. wie-ne Geiss, im Maie wie-ne Chue, im Bröchet
hei [haben] alli Tierli gnue« Bs, die steigende Er-
gibigkeit der Vegetation malend. Der A. muess eni
Maie 's halb Laub und Gra^ bringe". Sulg., mues
d' Wise clwche. Tsch. Der Guckus [Kuckuck] chunnd
den 0. A., si der Erüelig, wä [wo] er will. ebd. Chömm
d' Ostere, ivenn-si icell, so chunnt-si doch in'n Aberell
— sonderbarer Volksspruch, weil nicht wahr. Sulg.; Z.
Der erst Tag Abrel ist de vürworfnist Tag im ganzen
Jär; wemmu [wenn man] an dem Tag ettes Wichtiges
fürnen will, so bringt 's Nud icann U'gfell; der Tüfel
ist a dem Tag us-em Himmel rürsiosse uorde BBe.
Ebenso der 21. A. Kinder am 1. A. geboren haben
ihr Leben lang Missgeschick, sterben auch wohl eines
unnatürlichen Todes Zf. Säen am ersten A. Verderbt
de Bür mit Stumpf und Stil Aa; Z. Er ist übh. ein
verworfener Tag, ,weil an ihm der Heiland von Judas
verraten wurde- Z. l'n A. schicke (springe) wird
nicht nur am 1., sondern in BsStdt auch am 3l). A.
getrieben. Dem Gefoppten ruft man an letzterem Orte
zu: [an die] Nase g' längt, (in'n) A. g' sprengt! nach
der N. gegritfen, um sich zu überzeugen, wie lange
sie geworden. Vgl. Ibidnm Sp. IS. Man gibt dem
Boten ein Briefchen mit, auf welchem geschrieben
steht: Am i. A. schickt-me' d' Nare [s. Aprillennarr],
wo-me" icill, am 1. Mai schickt-me »•' wider hei'" oder
mit weniger gelungenem Reime: Gend [gebet] dem
Nar es Stückli Brot und schicked-C an-e" anders Ort.
vMoos 1775 fügt bei: .Dieses Aprilschicken kann unter-
weilen zur Injurienklage Ursach geben, wenn es zwi-
schen ungleichen Personen vorgegangen.- Am 1. Ä.
— sagt man den Leichtgläubigen — werden zu Bern
die Mutzen [die Insassen des Bärenzwingers] frisch
gewaschen und gekämmt. Auch abgelöst von diesem
Brauche sagt man jetzt i'n A. laufe, einen unnützen
Gang tun Aa.
Mhä. aleriillc, ajirill,: ,Aprel-. Froschauer lüj-J. JEEscher
1692. ,Aprell'. Fris.; Mal. ,Aprel(l)eii-. Tierb. 1563. JMUll.
1673. ,Deu 6. tag abrell IIS'.I gericht.- Waldmanus (iisb-
stein. .Im Aprijleu.' lleuuir. Tig. 174-2. Has llernntersiuken
A)). p|i, i|i, o|).
A|if, ('iif. i|.l', (.[if, u]if
36«
von /. zu /. .■lKM..Iilriisi,'il, iliis W. ;ils l,rluiw. Siindiüliiir
ist. ,aiii '2. awt'i-ilen'. I(i71 Z Olilatt. Uiu drei- (bzw. vier-)
silbigo l'urni auf -t» hervorgegangen aus der sclnvachcn
Flexion des W., welcher wir auch iu gedruckter Ijit. be-
gegne», z. B. ,des Aprillcn'. Naturf. Ges. Z 1764. — Die
Bettinung des W. ist schwankend. — Der über ganz Europa
verbreitete Brauch am 1. Ap. {n!l fnoh' da;/. Engl., ,Ver-
üendinigstng', Vlaniingcn) reicht bis nach Indien, wo beim Früh-
lingsfeste (Huli) noch immer solcher Schabernak geübt wird.
iipprojiö Z, äpn-opo S. ("iij.vhö G, ah(e)reho
GoTTii.: (las frz. (I jiriipos. beiläufig gesagt. — Ap-
proiin A.v; B; Gr; Z, A/n-rpo B — f. B, sonst m.:
1. boaclitenswertor Umstand, Umstand der ins Gewicht
fallt, einen Unterschied macht, sich als Hinderniss in
den Weg stellt Aa; B; Z. Das ist en schüne A., macht
einen bedeutenden Unterschied. Syn. Item. — 2. der
entscheidoude Moment. Er verspricht, aher wenn 's
an-en A. Jctinnt (uf en A. ankKnnt, sobald es Ernst
gilt), so will er Nitt zale Gr.
Äperli s. Ahrich Sp. 42.
Mer-Äppli: Mirabelle, Pflaumunart Z. — Umge-
deutet aus it. mirnlnlann; s. ApiManu 8p. ;',(;i.
e p - = ent-he- s. ent- Sp. 3.52.
eppe. eppme, eppige"; epper; ep]>es, epp-
niis, öppe usw. s. etwa usw. Epper, E2)pere,
Äppcre s. Erd-Ber. Eppeu s. Eh- Heu.
Eppich Eppech ra. : Eplieu, hedera helix Sciiwlb.
Viell. nur aus dem Nhd. entlohnt, s. Ebii-h und Ebucrh
Sp. IT. .Eppich'. Vogelb. 1.5.57; Tur. sep. 1778/80.
.Berg-: oreoselinum, dem peterle oder eppicli
gleich.' Fris. ; Mal. ,Bergeppich, Bergpeterlein, oreos.,
apium montanum, petroselinum mont.' Zwinoeb 1696.
,Fygwarzen-, sardoa, ein kraut.' Mal. ,rig-
werzeu-, batrachiuni. Halinenf'uss.' Ems. ; Mal. ,Fig-
wirzeu-, b.' Mal.
Es wird Liune's ranunculus ficaria, das kleine ScliöMkraiit
sein. Zwinger 1696 führt einen ran. (batrach.) palustr. mit
oppich-ähnlichen Blättern an.
Eppir s. Eril-liir.
Epist: Pieti.st. Stmidkr ntid Episten .Scn. .Der
Pfaft' ist ein E., ein Herrenhuter, ein Aristokrat!' Scn
Pilg. 1860. — Yiell. aus .Pietist' durch Lautunistellung
gebildet.
Epistler: der Subdiakon, dem in der Kirche das
Lesen der (mit den Evangelien abwechselnden) Episteln
oblag; s. Erangelicr Sp. 108. So im Päbstl. Pefor-
raationsart. 1.580.
ab-epmen s. ah-ehnen Sp. 46.
Eipere s. Erd-Ber.
Fpper: eine Art Tuch. ,Das man von einer eine
von 1. sol geben 2 den. ze scheren, und von einer
eine von Schalun und von andrem tuoche 1 den.' A.
L Ratsb.
Nach dem Orte seiner Fabrikation, Ypcrn iu WestHandern,
benannt. .Sonst bedeutet das W. auch eine von dort stam-
mende Ulmenart.
Ipern s. Tod. l]ipokras s. Hippola-ns.
Ippolotte: w. Taufn. 1513 Arcu. .Jen. — Aus dem
ital. Ii,p,iliia.
lepo .<. .flippe.
opji s. oh Adv. Sp. ÖU. opp, oppe s. etwa.
"Plias.s .s. 7i-.
(ippeiiieroii: 1. rrtl. .,p]n,iiieroM i. S. v. sicli ver-
teidigen, mit Worten oiler mit Taten liSi. — 2. auch
a-: abonnieren Z.
Oper, öperlen s. Otmiir usw.
Opcre .5- f.: Geschichte, Umstand Tu; Z. Di- hed
e wücsli 0. Das ist iez en anderi'J)., jetzt ist's oder
kommt 's anders. Da' teiirt-mer e schdni 0. absetze,
das wird mir eine heitere Geschichte geben. Vgl. das
syn. Kumhli.
Opftrnient. .Auripigmentum. (>.. Arsenik.' Fris.;
Mal.; Denzl. 1677, 1716. ,Hr. Dr. Muralt lande, dass
sie [die Vergifteten] den Magen voll 0. liatten.' Pfarrb.
Zoll. 1693. Noch in der RA.: er isl-uier z' wider wie
Gallen und 0. Sulr. — Mlol. ■■>i/,)/,rri„hii. ■,,„,„„■111.
Opi n.: Opium üw. — ; in Vw helicblc Abkürzung
di^r lat. Endungen -mm, -/im.
Oppi Aa; Bs, Ö- Bs: 1. m. Taufn. .lakob, Hans-
Oppi Aa; Bs; vgl. Noppi. 2. Öppi: einfältiger
Mensch Bs.
Verstümmelt aus ./opju d. i. .Jakidi. 'J aiiprll. gewendet
wie iu der Nhf. Jotjyd.
Chachöpi -6- m.: einfältiger Mensch, Narr Z
Fehralt.
Zum 1. Teil vgl. das syn. Käihdrr (cacliiuuus). Der
Zsstellung mit obigem W. bereitet allerdings die veränderte
IJuantität des Voc. einige Schwierigkeit.
fir-opnen s. fir-ahnen Sp. .37. öppe, -er, -is
s. etwa usw.
l'ipali he: Ausruf des Vergnügcus, der Lust, z.B.
in Tanzreigen Gl; Z.
uppe(r) s. uher-hin, -her.
Ifpperech = Iherich 1. Sp. 48 ZFisch.
üppig: schwül, drückend heiss ZSf.
Für das sonst allg. gebrauchte lii/i/'i;/. in Fnlni. uurii-h-
tiger Abteilung der WW. c« ut-(l)äj,jjni. Das iilol. .üppig'
wenigstens im phys. S. unserer MA. frenol.
Upikraz s. HippoVras.
Apfeilt -<■"' m.: Advent. Apfikat s. Adnikat
Sp. 89.
Epfel W, e'- Ap; Bs; GRVal., e-'- PP., öpfel ArK.
f-ilj; B; Gr; L; GT., 0.; Sou; SnJ., G.; Z — m.:
1. Apfel. ,Malum, ein öpfel.' Fris.; Mal. ,0b er
meine, er könnte den Hof vielleicht bald erben '? Aber
er sei sich noch nicht Sinns, bald da dänne [von
dannen sc. abzuscheiden], und es hätte schon mancher
Alte mit jungen Beinen [Gebeinen jüngerer Leute]
Apfel ab den Bäumen geworfen.' Gotth. Es sind wf''
nüd alli Opfeli rlf, wir sind noch nicht am Ziele.
Stutz. Der A. als verfängliche Frucht s. Ei 0 (Sp. 14).
Me' muess d' Chind äo strofe, dass der 0. hi-der Buete
lit. SiiLG. ; vgh Hebel's .Mutter am Christabend'. I"
d' E. flüge" (joclce"), ein plumpes Spiel, wobei man
einen Tölpel veranlasst, von einer erhöhten Stelle aus
nach den auf der Erde liegenden Äpfeln, die sein Preis
sein sollen, hinunter zu springen; durch seine Ärmel
hat man einen Stab gesteckt, den zwei Bursclie fest-
halten, so dass Jener ohne Kleid unten anlangt A».
In-mi Suren Ö. bme", sich einer Unannehmlichkeit
unterziehn. Sprww. Dr 0. fallt nit iiit mm Baum,
oder er skj am-ene Bainli, a.9s [so dass] er troll [rolle] S.
367
Apf. if\){. ijiT. o|it'. Hilf
M'eiiii (/' |(lii] ('(( Churb ruU Ö. iif-cii Bai" schüttist,
so trolet keine f/Uch uit >S. De Born tmid [trägt] für-
si''' selber keini Ö. Sulg. En fule Ö. macht sehen
ander ful. ebd. En Ö. wo [welcher] z'sämmestriq)ft
[zsschrumpft], fidet nid bald. ebd. Der schönst Ö.
hed au"'' en Wurm. Ineicuen. Die rerbotene O. sind
die süessiste. ebd. Wenn der 0. rif ist, fallt-er vo
selber vom Baum. ebd. — Apfel bilden einen wesent-
lichen Teil der Kinderbescheerung an Weihnachten
bzw. Alt- oder Neujahr. Doch wer Äpfel in der heil.
Nacht isst, bekommt den ganzen Leib voll Eiterbeulen
BU. ; S. Für das hohe Alter der Kultur oder der
Wertschätzung des Apfelbaumes zeugen die vielen mit
Äff'el- zsgs. Ortsn. — 2. Exkrement vom Pferde; svn.
Rossboppele, -holdere. Vgl. .Ein Sprüchw., welches von
denen gesagt wirt, so sich ein ungelecrter under die
geleerten stäts gesellen wil. Wie wir Teutschen spre-
chend: den [sie] rossträck machet sich zum öpfel;
oder: der meussträek mengt sich zum pfefler.' Vogelb.
1557. — 3. Öpfeli: a) die Früchte von Zierpflan-
zen, welche durch Form und Färbung an Apfel er-
innern Z. - b) die Beere der Kartoffelstaude LViz.;
ayn. Bolle. — c) der Eidotter S. Glatt und z Und gel
[feuriggelb] icie es Öpfeli us-eme Osterei. BWvss 1863.
Ahd. aj.hul. „jißl, PI. vpßl. mM. aj,/d, später c-, XVI.,
XVII. öp/el. Die Form des PI. liat sich auch des Sg. be-
mächtigt wie in den WW. Ol (AI Sp. IGT), Briicder, ruchtcr.
Diese umgelautete Form erlauben sich nicht bloss Schrift-
steller wie Hafn. 1666, sondern sie entschlüpft sogar einem
JRWyss 1S15. Die Verdunkelung des c zu ;; tritt bes. vor
Spiranten ein; vgl. Löffel, Sdurüfiir. — In der Verwendung
des A. (und der Nuss) an Vfoibnacbten schimmert viell. noch
symbolische Beziehung auf Fruchtbarlccit und Segen durch (?).
— Syn. 1. Aclicr (Sp. 65). mit welchem es tsiutologischc
Zss. eingeht; s. noch PmiuiKdäpiirli ; Retuttcch. Vgl. Sliirkli
(Stuck).
Es folgen nun zunächst diejenigen Zusammen-
setzungen, welche eigentliche Apfelsorten be-
deuten. Diese werden näher bestimmt nach der Ort-
schaft, von wo her sie zunächst bezogen wurden oder
wo sie wachsen; nach dem Manne, der sie zuerst (in
der Umgegend) kultivierte; nach ihren besonderen
Eigenschaften; nach anderen Naturprodukten, mit
denen sie in Gestalt, Farbe, Geschmack oder Haut
irgend eine Ähnlichkeit besitzen; nach der Zeit der
Reife oder nach ihrer Dauer; oder nach der vorzüg-
lichen Verwendung bezw. Verwendbarkeit; nach der
.\rt ihres Wachstumes; in einigen Zss. blicken auch
religiöse bezw. mythologische Bezüge durch.
NB. Diejenigen Namen in der hier folgenden Liste, neben
denen kein Bindestrichlein steht, können auch selbständig,
ohne den Zusatz ,Epfel' gebraucht werdeu.
Eier- ZZoll. 1808. — Abrahams-: Parmain Drue
Aa; Tu. Von einem Abraham Zimmerli im Aa eingeführt.
— Oberrieder: Glanzreinette ZWoll. Syn. Hans-
T^eli. Von der Z Ortschaft Oberrieden. — Obholzer-
Tn. Nach einem Orts- oder Familienn. — Achackere r-
Tii. .\uf dem Eichacker gewachsen. — Adams- Th. Für
den anderwärts mit diesem Namen bezeichneten Knorpel der
Luftröhre bat unsere Spr. das W. Biiziji. — Agat-: eine
Goldreinettenart Tu ; Z. So genanut von der an Agat or-
innerndeu Färbung oder der Härte des Fleisches. — Augst-
Z, AiKjsten- (mh. (-Epfeli):'V\i; Z. Amistler "i^: ver-
schiedene Porten frühreifer Apfel. z.B. der Schmelzung.
Syn. Em-, Chilbi-E. ~ Egg-: Kantenapfel ScuSt.;
T»; Z. E(j(je>ier ZRicsbach. Ei/i/er- Ar; Th: in drei
Varietäten, weiss, rot und gestreift vorkommend Tu;
mala claudiana Sülg., gelbe Winter-Reinette ZPfäfif.
— Süess-Eggener: gelber Herrenapfel ZHirsland.
— Wiss-Egger GSa. — Hans-Üeli-: saurer A.,
ähnlich dem Spitz irissiker und wahrsch. ein Sämling
von diesem; sehr geschätzt am ZSee als eine der vor-
züglichsten Handelsfrüchte. Syn. HansiieJer, Ober-
rieder Edelrenette, Hans-Bitedi, Christenöpf'el, Winter-
Heiner. Hat den Namen von Hans Uliiih Staub in Ober-
riedeu, von dem diese Sorte zuerst c. 1810 gepflanzt wurde.
— Albisser: säuerlich, gelb, sehr geschätzt ZPfäff.
Syn. Streif acher, Grundacker, Schnideröpfel. — Ulmer-
Th. — Amliker- Th. Von der Th Ortschaft Amlik.m.
— Emd- Th: eine frühe, süsse Art, deren Reife mit
dem Eiiidet zusammen trifft. — Oppler- Tn. Von
Opjiel, d. i. Obbühl, Th Ortschaft. — Aarauer- Th. —
Erlanger ZZoll. 1808. — Ern(d)-, E-nd- Tn; Z
z.B. Zoll. 1760, Enten- Bs: englischer Kantapfel, eine
frühreife Sorte, in Bs sowohl eine süsse als eine saure;
Syn. Augsten-. — Isazecher Th. — Isen-: mehrere
saure Äpfelsorten Th ; Z z. B. Zoll. 1808. Wegen des
specif. Gewichtes und der Haltbarkeit so benannt. Svii.
Güsvlgrucla: — Isen-Öpfeli: der kleine Bohnapfel, gelb-
lich rot, säuerlich ZMeil. — Welsch Esper in-: klein,
spitz, sauer ZWoll. — Uster(i)-: die ertragreichste
und häutigste Sorte im Kt. Z, Vio — V* 'ill'-'r Apfel-
bäume betragend; süss, gelb, spitzig; so in Zoll, schon
1760. Entw. von dem Z Orts- oder von dem gleichlauteiideu
Geschlechtsn. Syn. tlold-, Knxijmi-, Sckiuhmavlicr-, Schlultn-,
Diener-, Citrvnen-iip/el; Ojrosscr) Ilansmillhr ; Kridaibüchatlrrl ;
Citriinhr. — Ätti- S. — G r ossätt cler S. — Ötten-
bacher: grüne Reinette ZWoll. ,0.' Z Ortsch. ^ Utt-
wyler- Th. ,U.' Th Ortsch. Syn. GMrcnelte, Sjmthud,,,:
— Feld- Gl. Felder- ZZoll. 1779: eine süsse Sorte. -
Langfuri- Th. /"un' = Furche. \g\. Lnmjfih-lfT-Bir. ^
Fürsten-. Grüener F. : grünlich, mit mattroter Wange,
wenig säuerlich ZTalw. Als Lieblingsapfel Friedrich des
Gr. so benannt. — Fasanen-: sehr feine Sorte mit
schöner, roter Farbe Th. — Fässler- GRh. It Steinm.
180-1. Nach einem Geschlechtsn. — Fässli-; langer,
walzenförmiger, säuerlicher Apfel Th; ZS. Vidi-:
oval, grüngelb, trocken ZWoll. Nach der Gestalt lienaunt.
— Welscher Fischer-: der sog. späte Usterapfel
ZHerrl. — Fest- Th. Vom festen Fleisch? vgl. fehihrud.
— Vater- Th. Vgl. Ätti-. — Flaschnecher- Th. —
F r a u e n - Th. Vgl. Fruum-Bir. Viell. ist .Unsere 1. Frau', die
Mutter Gottes, gemeint; vgl. Man/clar-E. — Jumpferon-:
eine Glanzreinette ZHirsl. Syn. Sttr Uster-E. — Fri-
burger- Th. Syn. Fribtiri/erli. — Früehar, Friich-
ärli: Gravensteiner, doch geringer ZUit., irelschvr F.
ZStäfa. — Frönd- Th. Syn. (fzwijet Uolzöpfel.
Guggenheimer- Th. — Gallwiler: 1. Glanzroi-
nette Z. ■ — 2. = Maryelar Z. — 3. Danziger Kantapfcl,
Schtfäben-, Erdberi-E. Z. — 4. roter G.: calvilleartiger
Winterrosenapfel Z IS. Der Name umgcdcntscht aus deui
Fremdw. Syn. Zrirelicr-, Zitrunen-üpfel; Guetenswiler; Winii/n:
— Gold- I: 1. eine zitrongelbe Reinettenart Tu;
ZHerrlib. Syn. Boslrcnette. — 2. = l'ster- ZRiclit..
Schlaft. — Goldacher, Goldecker GrHc. So gcnaunl
wegen ihrer gelben Farbe. — Gummi-: süsse Sorte L.
— Gumpisperger: französische Edelreinette ZWoll.
Syn. klini Benette. — Gümpli-: eine Reinettenart ^
ZStäfa. Syn. Marr/elar. — Giri- Th. — Garten-
frühe Sorte GRh.. W. 1804. — Gassaeker- Th. — i'
Gassen- Th. ■- Gatter- Tn. Gättcrli- Z = .9/Mte-jJ
Apf, epf, i|.r. i.|.f, iijif
3711
1BISsi1;er. Bei eiui-m Onllfr srewai'lisin. — Güldi-Oat-
tiker: bis in den Mai dauernder Süssapt'el, an grossem
liaunie waclisend Z. — Götter-: Doniinisca Tn. Natiir-
lirli oiii solir iiKiik'iner Niime. .Sju. /hrn-mijj/il. — Göttig-
luifer Tu^pross Ilohöpfd. — Herrgottner- ZStiiia.
- Guetenswiler: Glanzreinette. Calville Z liuss.
Syn. Zi'irclwr-, Zitranen-öjifel ; (riillirilcr; Wtiii(in-.
(i'iietikhüser: roter Horljstcalvillc ZFelir. - (i hui z-
Tii. — Glas-: 1. plattruiid, durclisielitig liellgellj Z rS.
Syn. Wachsöpfd. — 2. die Clianipagner Eeinette Tu.
Syn. Gla.srendtc. — Glessiker ZW. 177(1. — Glatt-
Tii. — Grau- Tu. Grauaelier Tu, Grauclicr Aa,
(rniiteclicr S, Grttiieh'cr Aa, Oraiiach, Cinutcch B.
Ihimacher, Gnniccher, Granil-er Z. Gröiuaiir ZB..
(ir<miker ZW. 1770, Gmnaher ZDubendf, Gränär Z
z. li. Zoll. 17ij0, Grönör ZO. : eine Art luildsaurcr. vor-
tretllicher Spätapfel. Woni F.iiic <lc Murrje und z' Obi<i
en G. issf, .vr, .^lirbt er iiiidcr Tu;/,' und ZWald. Chllne
G.: deutsi-her Kupferseliniid. lieiiiette; einer der ver-
breitetsten Z Äi)fel; bald rund, bald etwas spitz; bald
grösser, bald kleiner; weiss, grüngelb, rötlich gestreift;
Fleisch mürb, säuerlich. Syn. Ilans-Udi-, Joppen-,
Kiteddi-, Kilbi-, il/o.vf-, Sdimutz-, Sdijtider-, TöbeU-
öpf'el; Strimier; M'inii/ci: i«W(/-Cr. ZW. ITji). Siir-
Grauedi B, sure Gnindr 'L: Berner Winterstreifling,
Bayee grise de Berne; inittelgross; ruml oder hoch-
gebaut; rötlich gestreift, mit blassen Punkten und
grauem abwischbareui Duft; Fleisch sehr saftig, süss-
wcinsäuerlich. Syn. ynt-, lirdbcri-üpfd. Silesucr G.:
der beduftete Langstielapfel; Fleisch saftig, wenig
säuerlich; seine Rippen verlaufen über die Frucht;
grün, verwaschen rot Z. Syn. rot Grueniker, weladi
Ganipaner; vgl. irdsdi Griiuniar. Welsch G.: roter
Herbstcalville Z. V«« der urs|ir. so beuanntun auch auf
andere Sorten üliertr. und vci'nicugt luit i! i-ueiiacher. —
Spitz-Grauikcr ZW. 1770. — Güselgrucber Z rS.
z.B. Zoll. 17G0, Gitad- Z Bat: grün, schwach rot ge-
streift, säuerlich, sehr geschätzt. Syn. Inen-. Giuel
= Kcluidit. — Grafen-: der saure Paradiesapfel Th.
Syn, timvctisleiner und aus diesem W., welches auf das Schloss
Giuvcnstcin in Schlesien zurückgeht, abgekürzt. — Welscher
Granater: dem süssen Grauadier ähnlich, mit deut-
lichen Rippen ZStäfa; = (/rüener Fürsten- ZÜlikon.
— ,Ein gescheelter Grüenling-A., gegen den Bluest
[Blüte] oder Butzen geschabet und geessen laxiert,
schabet man ihn aber gegen den Stiel und isset den-
selbigen, so stopft er.' um 1690, JMurai.t. — Gruen-
ächer BsStdt It Zwinger 1696; ScnSt.; Tu; ZPfäff.,
Grueniker GBh. ; Tu; Z, 1770 aus ZW. erwähnt,
Grüenodier ScnSt. : ziemlich zahlreiche Sippschaft
unter den Plattäpfeln. Siiessgrueiiiker ZZoll. .Malum
orbiculatum, edel rundöpfel, gruenacher, wiewol sy
etlich Paradyssle teütschend.' Fris. .Melapida, vel
ponia Appiana, Öpfel mit grosse und geschmack den
küttinen änlich, ein gattung der öpüen die man Gruen-
acher nennt, Granwdetling, Stichöpfel.' ebd. ,Mela-
l'iiim, apfel wie ein bir gestaltet, grunnacher.' Denzl.
l'iTT. 1716. ,Inter poma, prasomela, die Grunicher.'
li;-<ll WaüN. Das Hauptuiurkmal aller (/. ist die mehr oder
wunifTcr grüne Tärbung. Syn. (Jniinuhn: — Welscher
Grundacker = ^/ftisscr ZAlt. — (jrat-: Leder-Rei-
nette, grauer Apfel, späte Winter-Reinette ZPfäft'. —
(jrüter- Tu. Nach einem Geschlechtsn. — Hayas- Tu.
— Heu-: frühreif, weissgelb, mürbe, säuerlich ZWoll.
\"i die Heuernte bezogen? er ist immerhin erst im Sept.
Schweiz. Idiotikon. I. 3.
r<'if. — Haben-: sauer Zllerrl. Nach i-ineni (ieschlechtsu.
S.vn. ßrU'iizr,: — Haber- ScnSt.; ZW., r/de H. Tu.
Weil zur Zeit der Haferernto reif. Vgl. {/„heriiuyHki: - -
Hübli- Tn. Hübli ein Th Geschlechtsn. — Heiden-:
1. weisse Wachsreinette ZS. Syn. Gold-, Frileh-, Wlss-,
Leder-, L'dd-Benette ; Marc/dar; Juden-, Leder-E. —
2. = Krdbir-epfd ZBauma.'— Hofwyler ZZoll. 1808.
^'on der bekannten landwirtschaftliidion Erziehungsanstalt aus
verbreitet. — Hofikcr- Tu. — Hag- (1) Tn; ZW. 1770.
— Hagcnwyler- Tu. Nach einer Th Ortschaft. —
Hocken- Th. Syn. ffrtY/öyjfrf. — Hellen- Tu. II, il
nicht selten Naiuo wirklicher Örtlichkeiten. — Holländer
Tn. - Halden- Tn. — Holz-: 1. die Frucht des
wilden Baumes, allg. Du madist e G'sidit, wie wenn
d' in-en H. 'bisse hettist So«, oder auch bloss we-nen
sürc H. Tu. .Hicmit verwarf Zwingli die h. Lutheri
fiuif dl T l)i.s|,a(;ifinn zu Marburg].' Grob, Chron. —
■J. J:',/, hin, Irr. ,ir,,ssc (Syn. Gdllii/hofer), blaue, rote,
N)« \M', ii-iss,', -.irciiir !{., verschiedene veredelte Sorten
Tu, Ülziker H., gelb, säuerlich, lange haltend ZStäfa.
— G r ü e n h 0 1 z 0 r : englische grüne Nordreinette ZWoll.
Syn. Gri'ini-Vuiirll,-. — Hön- Th. //. Geschlechtsn. —
Händsciirii- SinSt.; Tn. Hämhdüer- Tu: eine Art
mit raulicr liaul. IJauh wie wenn er in einem Handschuh
stiiko. Syn. X«fe)--_E.; Zwei-jUrler. — Hanf- Tn. Mit d.-m
Hanf reif. — Hans- Tu, Han,ien- ScuSt. Weil um
.lohanni reif. — Chriesi-hanscr ZZoll., -hansler
ZEnge: rot gestreift, gelb, süss, mehlig. Glirksi =
Kirsche. — Spitz-härecher Aa. Vgl. Spitzacher. —
Herren- Aa; Gr; S, die Champagner-Reinette Th;
ZS. ; Syn. Kapiziner-, Wunder-. Aarf/auer H. : mittel-
gross, hochgebaut, blassgelb, rötlich gestreift, süss.
Reift Ende Okt.; hält bis Jan. B. — Bürger-herren-
Th. — Hord- Tu. es gibt einen kleinen und einen
grossen. Ks ist wohl Huid gemeint, also Lager-, Keller-
.apfel. — Horgen- ZZoll. 1808. Von der Z Ortschaft.
— Hasen-: sehr klein, .spitz, gelb und rot gestreift,
säuerlich Z Wollish. Syn. wdsdi Esperinöpfel. —
Hessenrüti- Tu. — Hüs- Tu. Am oder in der Nähe
des Hauses gewachsen. — Husäne-: dem Fasanen-
ähnlich Th. Das W. wahrsch. aus diesem entstellt. —
Imben-hüsler: mittolgross, grün, sauer ZTalw. —
Juden-: Lederapfel ZStäfa. Syn. Heiden-E. — Jog-
ge be- ZStäfa. Nach einer Obstzüchterin Jakobäa? —
Gel(b)-joggecher- Th, Gd-jokeber 7j: vorzüglicher
Mostapfel; im Verschwinden begriffen. Nach einem
Bauern zu Engishofen, dessen Familie jetzt noch den Namen
ße(yo;/;/i'« führt. -ecAer = äcÄer, Apfel. -- Joggeb erger- :
englischer Kantapfel; frühe, gute, saure Sorte Z. Syn.
Sur Paradis-. — StJohannes- Th. St Johann be-
deutet wohl die Zeit der Keife. — Jakober GSa., Jakobi-
Gr; Th, Jokebs-: 1. der weisse Astrachan GSa.; eng-
lischer Kantapfel Z. Syn. Paradisapfel. Von der Keifezeit
um Jakobi. Syn. Enidöpfd; vgl. JalcoHner. — 2. ein am
ZSee sehr verbreiteter A., reift im Sept., mürbe, säuer-
lich. — 3. sjyate J., sauer, schmackhaft, reift Okt.
ZWoll. — J unker en- B. — Joppen- =kliner Gran-
acher ZUster, säuerlich, rundlich, grüngelb; gering. —
Jär-: süsser Champagnerapfel h, z= Isenöjifel, Ihrer
Tu; Z. So bemannt, weil er sich bis in den folgenden Sommer
hinein frisch erhält. Syn. Üheijärech, Zuöpfd. — Jeru-
salems-: roter Herbsttaubenapfel Z. Syn. Rotöpfd,
Tubeherz. — Kib- Th. — Kuchi- Tu. — Küechli-:
runder, säuerlicher Apfel, von hellgrüner Farbe ZHerrh
Zu Apfelkiiclieu sich eignend. Syn. Achueker, ,■-, Kilbi-, /.'/'n/tii-
371
Alif. ppf. iiif, (iiif. iqif
iilifd. — l'faiiu-kiiecliun- >STliiorst. - Kuder- (1)
Glih.; Tu. Syii. CampHnncrU. — Kugel- Tu. —
Keller-: zus'esjiitzt, schiiii gelb, rot gestreift, sauer,
schmackhaft ZMänn. Znin Einkelleni geciguet, da er sich
lauge hält? oder nach dem Geschlcchtsn.? Syn. Schimen-,
Sthnideropfel. — Kolibander: halbsaure Sorte GSa.
Vou Kuh'han d. i. Cohimlmn. — Kölliker-: der sog. rote
Herbsttaubenapfel; ziemlich klein, oval, gelb und rot
gestreift, süsslieh ZTalw. K., Geschlcchtsn. — Kalber-
Th. — Campann er Z, Cam2)a'>ijer Bs, Capanner ZZoll.
1779 u. 1808, Capännerli Sch; Z, ,Carpannier'. Zwinger
1696: verschiedene Sorten kleiner, saurer, rotbackiger
Äpfel mit kurzem Stiel, die über ein Jahr dauern.
Süess ü. ZZoll. 1808. Wehch C: bedufteter Lang-
stiel, edler Borsdorfer; einer der feinsten sauren A.
ZS. Von frz. (onrt-pcndu, mjtendu. — Konstanzer- Th.
— ■ Kapiziner- SnJ.; Tu: Champagner Reinette Tn.
Syn. Hcrrenöpfel. — Pfaffen-Käppier GSa. —
Käppli- Tu. — Kapfen-: eine Beinettenart ZHerrl.
Von Kuji/= Hügel oder vom gleiclilautcndeu Geschlcchtsn.
— Kopf-: gross, grün, sauer ZZoll. Syn. Pfaffen-. —
Kurroz-GRh. Viell. vou A'Kcjiimi, Clmcret, mit gcuet. -».
— Kurbsen- Th. — Kernacher Tu; ZPfiitf., Egg,
CliciHür ZMönchalt., Kerniker Tu: mittelgross, säuer-
licli, konisch, grün, rotgestreift. Keruhans sehr gross,
weit offen, mit zahlreichen kleinen Samen; vgl. Oni-Chcrne.
— Korn- Tu. Zur Zeit der Kurnurnto n-il'? — Käs- S.
— Kisel- Tn. — Kcstcncn-. Siic.fse ('lt.: klein, rund,
trüb braunrot, von fadem Geschmack ZTalw. — Ka-
tarinen- Tu. — Kutten-: 1. Chüttenen-: die eig.
Quitte in Apfelform ZZoll. — 2. ein dem gestreiften
Mu.skatencalville vwdter A., hollgelb Z rS. Syn. Po-
nii_'riinzona|ifrl, Zimmdöiifd. — 3. der kleine Zürcher
Natiipfd, .sü.sssäuerlich, licht zitronengelb, um Z. —
-1. weisser Wintercalville Z. — Klaffiker- Z z. B.
Zoll. 1760, Klaffkhcr, Klaffaclwr 'Tn: vortrettlich,
sauer, saftig, gelb, rotgestreift. Süess Kl. u. sio- Kl.
ZZoll. 1779. Von .klaffen', weil der Kelch in einer weiten
Einscukung sitzt. — Klefeli-: Klapperapfel B; S; Vw;
Zu. Fürzimdrote Santichlaiis-Chl. S, wahrsch. keine
bes. Abart, sondern nur wegen der Verwendung zur
Kinderbescheerung mit diesem Zusätze benannt. Klr-
j'fkn ^ Idrqqirnt. — K Ungar: glänzcud, trocken, gelb,
carmoisingestreift Z rS. Kleiner Kl. ZHerrl. — Klap-
per- Th. — Klopf- GW. — Klarsrüter- Tn. Nach
dem Th Ortsn. Ktararliii. — Klaus- Tn, Klausen- Ar;
GKh. ; Th: mehrere Sorten z.B. roter Herbstcalville.
Wie das Syn. StNildans-Tj. zeigt (wegen der schönen
Farbe, Syn. liul-E.) zur Kinderbescheerung verwendet.
— Kläusler, sfir, .süess; klein, aber von schönem
Aussehen und schmackhaft, daher zur Bescherung
verwendet Aa. — Klostor- Tu. — Knupen-: Sorten
von Äpfeln, welche in Gruppen (Knüpen) am selben
Zweige stehen z.B. Uster- Z. — Knüpenär = Sc/tin-
zenvpfel ZZoll. - Los-krieger-: Champagner Rei-
nette Th. — Krönli-: Name für den Ham-Ucli ZWoll.
Von den den Kelch umgehenden kleinen Höckern. — Kropf-
= Kai- AAlvlingnau. — Kressen- Th. — Krisjiler-
Th. V(in einem Orte 'KrieshüelV — Christen- = //cms-
Ueli Z. -- Lauer- GW. — Leuen-: 1. sauer, ziem-
lich gross ZZoll. — 2. (jrosse L., der rote Backapfel;
gross, glatt, rund, sehr rot, blau beduftet, fein, süss
ZStäfa, Erlonb. Leu, Geschlcchtsn. — Lyoner- Th. —
Garten-laubcr- Th. — Herbst-lanber- Tn; Spat-
lanber: zwei .\rten. die spät Laul) (und Blüten)
tragen und spät reifen (iivh.; Tn. Syn. Uttivi/Ici: Vgl.
Sdiläfler. — Laubi- Tel Lnuhi, Geschlcchtsn. — Läub-
1er-: der weisse Matapfel ZStäfa. Syn. rot Breitär.
— Breit-läubler ZW. 1770. — Schwarzlöchler
= Breitär ZNhasli. — Lauchsen- Th. Syn. Fässli-,
Win-. — Leder-: verschiedene Reinettenarten, mit
lederartiger Haut GRh.; S; Th; Z z.B. Zoll. 1779.
Syn. Heiden-, Händschen-, Juden-. — Li n dar: weiss-
gelb, säuerlich, mit mürbem Fleisch, saftig und sehr
angenehm ZStäfa. — Lindauer GRh.; Th. — Lang-
Th. — Linsi- Leisi-: rot, süss, ziemlich klein ZStäfa.
L., Geschlcchtsn. — Schuehmacher- Th; Z. Sch., Go-
schlechtsn. Syn. Uster-, IIiAz-E.; iceisch Knohkmcher; Jlmia-
miilhr; Kriilenhürhdi. — Mancher-: grün, der Reinette
im Geschmacke nahe kommend Bs. Viell. von der Neigiuig
zum mäuehitj werden. — Ma(r)gelar: weisse Waclis-
reinette; Schweizer Glanzreinetto; kleine grüne Rei-
nette ZS. z. B. Zoll. 1760. Syn. Zitrouniöpfd. (iaU-
iriler. Nach anderer Angabe der kleine Champagner.
Sure'' M. ZTalw. SüessC M., der weisse Schinzenapfel
ZS. Syn. Sehinzacher. Vgl. ,Margramai>fcr (Schmell.) "ik-r
Mnrißcn als Ortsn. Wahrscheinlicher ,der .Jungfrau Maria (alt
MmycH) geweiht'; vgl. Mareen; Fnium-E. — Mijl-: mittid-
gross, hoch; süss-säuerlich; Schale glänzend, trocken
Tu; Z. — Müller- GRh. It Steinm. 1804; Th. Ver-
schieden von — Hans-Müller: 1. .spitz, weissgelb,
süss, lange haltend, dem Uster- ähnlich, aber kleiner,
weniger saftig und mürbe; sonst vortreltlich zu ge-
trockneten Schnitzeln Z rS. z. B. Zoll. 1779. Syn.
Bebocher, öhridehüchsli, Schuehmacher-. — 2. = l^ster-
ZEgg, Wipk. — Melcher- Th. — Früeh-melclier:
.sauer, frühreif LT. — Milch-: Zürcher Transparent-
a]ifel; ein bekannter, mittelgrosser, saurer A., der sich
durch seine durch.siclitig weisse Farbe vor allen andern
Ä. auszeichnet Tn; Z. Syn. Transparent. ^ Milt-
acher GrHb. Wegen seiner Milde. — Malzächer
Malzecher Bs; Tn, Malzicher Bs, Malziger Bs: köst-
licher süsser A., welcher grün und getrocknet sehr
gut schmeckt Bs. Von mnk. saftig, weich. — Schibli-
Malzech Nnw. — Züri-Malzech, -Malzeker: zum
Kochen und zum Dörren verwendet L. — Oberanit-
manns- Tn. — Mönchs-: klein, trüb rot, fade ZStäfa.
Syn. Süesse'Chestcnen-. — Allmend- ZZoll. 177'.i u.
1808. p;ig. von Bäumen, die auf der Allmcine stehen. —
Moren-: mehlig mit glänzender, schwarzroter Schale
ZUster. Syn. Brumhiri-, Erdheriöpfel. — Mür- =
Breitär Vj. — Märgen-, Mägen-, Mäggen- Tn. Müiy
kann ^ Maria sein; vgl. Mari/clar-E. Ob Mägije als bloss
orthogr. Nbf. genonnnen werden dürfe, wissen wir nicht. —
M ä r k e n - Gr ; Th. — M e r k e n - GRh. Merk, Geschlechtsn.
— Kurzenmüser- Tu. — Katzcnmüser: grüne
Reinette ZHirsl. — Dürenmosler: schön, gelb und
rot, süss ZWoll. Syn. Kot Breitär; «t/.sc/ic'' Schiiicen-
öpfcl, Läidiler. Unrrmmni Finrn. z. B. in ZHirz. — M u e s - :
Sorten, die gekocht bald zu einem Brei werden Sch.
— Mist- B; SThierst. Urspr. .\. von einem in der Nähe
des Miststoekes geiiHanzten Baume. — Most-: Sorten, die
zum ,Mosten' verwendet werden Av; Tu. -- Gross
Muster-: die wahre weisse Herbstreinette Z. Soll
durch den Namen empfohlen werden. — Mettler- Tu.
Von U. Geschlcchtsn. oder Mcttlcn, Metlli, Ortsu. Syn.
Schiinitawhcr, .Sc7imrtfoy;/W. — Mettli-: ein Süssapfel.
bis Mitte Mai dauernd Z IS. — Mueter-: süsse Arl
L: Th. Vgl. Ätti-, Vater-E. - Grossmueter-: süss
schon im Augstm. reifend SThierst.; Z. Syn. Km-
m
Api', ,c]if, ipf, opf, upf
S74
Schinzeu-E., Knupenär. Etwa weil dieser vortreffliche A.
wegeu seiner Mürbe auch noch von (irossniiittern gegessen
werden kann. Doch vgl. auch Muelcr-, Vater-E. udgl. —
Meitschi- B. Nach seiner Schönheit so benannt; vgl.
Fntuen-.Junsfrauen-E. — MntscheUen-TB. itf. Ortsn.
— Matzär: gelber Herrenapfel; frühe, süsse Art
Z rS. — Wicnechts- Th. Erst «mW. geniessbar? —
Nägeli(s)-: 1. ein schöner gelber und roter, süsser
A. Ap; G; Th; ZStäfa. Vom Cieschlochtsu. Sju. /-««Wer,
rot Bmtar, welacker Schhizenöpjch — 2. ICelscll N.: die
grosse Casselerreinette Th; grosser Campaner Z. Wo)
von XSgcli, Gewiirznell^o: denn Syn. Zimmetüpfd. — St
Nikiaus- Th, ,S((iilirlilaus- S = Klaus-E. — Schäfs-
nase = SiiitzinasiJ.ercjifel Z. lioti Seh. Th. — Nuss-:
mittelgross, niattgelb, fast allenthalben mit streifigem
oder trübem Rot bedeckt, süsslich, mürbe Th; Z. —
Nät-: mehrere Sorten aus der Klasse der Calvillo,
bei welchen vom Kelch zum Stiel auftallend hervor-
tretende Rippen verlaufen ZS.; z. B. ^ gür Granär,
Kropf-E., Seh äfnase, Kütten-E., Stötzlicher. — Babeli-:
, ein saurer, saftiger Spitzapfel, reift Okt., bleibt bis
Febr. Th; ZHerrl. Syn. welscher SpilztvUser. — Bach-
Th. üyn. Leuen-. — Bächler: eine Goldreinettenart
• Th; ZHerrl. ÄVcA, Ortsu. — Chridebüchs(Li), -ftiiAs-
ler = Uster- Z. Nach Gestalt und Farbe so benannt. Syn.
Gold-, Sdiuelinmchcr-, Zitronen-E . ; Ham-Mülhr. — Bader-
• ZZoll. 1779. — Boden-: der grosse Grueniker ZHerrl.
— Büggli- ZHerrl.: 1. ein süsser A., dessen Kelch von
• Pleischbeulen. Bilr/yel, umgeben ist. — 2. = Schinzen-
üpt'el. So benannt, weil er kantig ist und Erhöhungen hat.
— Balinger-: Schweizer Glanzreinette ZStäfa. Syn.
Marfjehir, Grüenling. Von dem schwäh. Orte? — Beili-:
1 eine frühreife, saure Art, Schmelzung ZHirsl. Syn.
Augxteniipfel . A'on Bienen, Bcili (und Wespen) gerne an-
gebissen? — Bollen- Th. ßiHh = Zwiebel. — Palm- (I)
Th; Z, Bahnen- TiiHw.: welscher Campanner, auch
etwa die platte Granatreinette ; engl. Scharlachparmänc.
I Syn. Renette, Zimmel-, Nägeli-E. Die Benennung daher.
dass er wegen seiner Schönheit am Falmtagc an Tainiäste
[] befestigt wird, um die mangelnden wirklichen Palmen zu
;! ersetzen Th. — Pelz-: graue Herbstreinette Th. Nach
, der rauhen, lederartigen Haut benannt. Vgl. JIUmhchen-E. —
I Pommet-: der saure Vstenipfel ZHerrl. P. wohl =
Pommert d.i. Baunigartcn. - Bänkli-: dem roten Ros-
marinapfel vwdt, gelbgrün, mit roter Wange; süsslich
ZHerrl. — Papirler GSa. — Bär-: ein in Z IS.
verbreiteter, grosser, rotwangiger A. ; sauer, für Küche
. UJld Most. Stammt wohl von ZgBaar. — Paradis- Pitre-
(iisli, PiiredlsU ZZoll., Baredisler ZMönch. : englischer
Kantapfel, eine wegen ihrer Frühreife (Juli, August)
über ganz Europa verbreitete Sorte. .Ulf da.s dar hain
ic!i gehan zitig berdyser Epfel und Bluest by ain-
anderen.' 1519 Stockar. ,Von Paradeiss- und Zwerg-
Oepfelbäumen.' 1639 Rhag. ,Die Zwerg-Oepfelbäunilein
i vergleichen sich den kleinen Paradeiss-Oepfelbäumlinen
nicht übel, die Frucht ist ein gut Brat-opfelein.' ebd,
,Melimclum, süssapfel, paradeisslein (Paradyssle).'
. Denzi. 1677. 1716; Pris.; Mal. ,Poma orbiculala,
Paradyssle.' Fris.; Mal. ,Gregalia poma, früey ops wie
Paradyssle und Höuwbirle, die zum ersten seltzam
sind und vil gelten, ileren man nachwertz, so das ops
. angat, gar nit achtet.' Fris. Viell. weil es der früheste
A. ist, für den aus der Bibel bekannten genommen. Syn.
Krntd)-, (Jm/cn-, .Jvkehi-iipfil; .Joiiyohmjvr ; Jnlmhimr ; Gram-
'■■■'■■: ~ErA\i,-r\. E/ijieri- G; SniSt.; Z: 1. calvillc-
artigor Winterrosenapfol Z. Syn. Heiden-, Hosen-,
Schicaben-, Banziyer-, Zimmet-öpfel ; Herbst gitllu- Her;
Sommerer. — 2. roter Herbst-Calville. Syn. Imperi-,
Bhiet-, Bosen-öpfel. — Hindberi- Imperi-: roter
Herbst-Calville Th; Z. Von dem Himbeergeschmack. Syn.
Erdberi-, Jiluet-, Rosen-Opfd. — Brumberi-: dunkel
schwarzrot; mürbe, mehlig. Syn. Maren-, Erdheriöpfel
ZStäfa. Nach dem Gerüche benannt. — Schachtber-
GRh. 1804. -^ Wissberi-: Th. — Betbur- bäpür:
1. roter Herbsttaubcnapfcl; ziemlich kleiner, dick-
häutiger, ovaler, vortrefflicher süsser A. ; ungemein
fruchtbar Z z. B. Zoll, 1760. — 2. = Chriesihanser
ZStäfa. B. Ortsn. Syn. /«-iwafc;»«-, KiilUker-, Rut-E.; Tabe-
herz. — Burg- Th. — Burgunder- Th. — Birmens-
dorfer: 1. gestreifter Pfaffenapfel ZHerrl. — 2. später
Usterapfel ZBirm. — Basler-: grosse, rotgestreifte
Sorte Gr. — Kei" besser: vormals beliebte Sorte,
rot, sauer Z rS. — Bussnanger- Tu. /I. Th Ortsn.
— Busch- Th. — Batten-: rote, süsse ZZoll. 1779
(bis jetzt). Ää( = Beatus. Syn. ZoUikumer-E. — Peter-:
ein gelber, rotgestreifter, saurer Spitzapfel ZHirsl.
Syn. StreuUöpfel. — Kindbetter- Th. Gewiss eine
edle Sorte; wie man den edlen, milden, alten Wein Chind-
betlennl ncmit. Vgl. Grö«miuder-E . — Pfaffen- L; S; Th;
Z, Pf äff- B: Sauersteif kant L; = Sjritztclssiker ZHln,;
gross, grün, .sauer ZZoll., Syn, Chopföpfel; Reinettenart
ZStäfa. — Pfeffer- Th. — Pfullinger-: Luyken-
apfel Th. Von der schwäb. Ortschaft. — Pfyner- Th.
Nach einer Th Ortschaft henannt. — Pfund- Th; Z: die
grössten Sorten saurer Äpfel, frühreif Z. Syn. grosser
Murbächler; Bisenöpfeh — Pfersi- (!) = Margelar
ZWoll. P/e/»i ^ Pfirsich. — P fluni en-: kleiner früher
Schmalzapfel, rot, sauer Z rS., schon 1760, Zoll. Syn.
Erdberi-, Hindheri-, Augsten-E. — Pflaster(er)-
Th. — Blau- Z, Blauecher B: ein Streifling. Syn.
Bosenrenette. — Bleicher- Th. — Blatt-, PI- Th. —
Bluct- Tu; Z: roter Herb.stcalville Z. Syn. Hindberi-,
Erdberi-, Bosen-E. — Süesser Brach-: ein unserer
Gegend eigentümlicher A. ; keine edle Art; gelblich;
Fleisch trocken, fade ZWoll. — Brugger- Th. Vom
G Ortsn. Brufjrjcu. — Brand-öpfeli ZW. 1770. Br.
Flurn. — Brändli-öpfel: der grosse Winterfleiner ZS.
Bi: Geschlechtsn. — Bränz- Th. äi. ^ Branntwein. —
Sürer Brienzer: einer der grössten Spitzäpfel, von
stumpf kegelförmigem Bau; gelb; trocken, sauer; reift
Okt.. hält bis Frühjahr ZTalw. Syn. Haben-E. —
}ixM\>\'ä,x = Pfaff'enapfel ZHerrl. Nach dem dort eiu-
heimisclK^n Gesclileclitsn. Brup/mdm- oder dem dortigen Bnijj-
iKirh (Bach, den die Strasse schon in alter Zeit vermittelst
einer Brücke überschritt). — Brasselem-: der braune
.M.atapfel ZHerrl. Syn. Galhciler. — Schwizer-
Breitläclit: halbsaure Sorte GSa. — Breitling Th,
Breitaclior L; Th; Z f-öpfelj, Breitechcr Aa; L; S;
Th, Breiticher S, Breitocher ScnSt. ; Th, Breitech L;
Ni)W, Brcitiker Z, Breitur Th; Z z, B. Zoll. 1779:
pomeranzenartiger Borsdorferaijfel; breit, sauer, vor-
züglich beliebt L; Z; der poinme reinette ähnlich
.Kx; süsse Sorte S. Syn. Mür-, Tatsch-, Wald-üpfel;
Schu-arzlöchler ; Breitling; BreitscUibiker, Schtbler;
Sunnen'irbel. Dass es ein altschweiz. Apfel ist, beweist der
frz. Name pumnie large de Snisse. — E d el - Breiiocher Th.
— Bot-Breitiker Z, -Breitär ZWoll.: die Murer Rei-
nette, Pariser Ranibour; der weisse Matajifel. Ban sehr
flach und die Sonnenseite auffallend gerötet. Syn. wdsclie
S,lihi::r„r,i,fd, /.inibbr.jrumimmh,: —Breiten- GW, 1801,
37S
Apf, epf, ipf, opf, upf
— Eäb(en)-: saure Sorte, Stern-Eaiiibour B; Graii-
acher L. Nach Form uud Grösse der weissen lüiln' vrr-
glichcn. — Rebocher: spitz, schön gelb, süs-. tiuckru ;
reift Okt., liält bis Frühling Z rS. "Syn. Il,ii,s-Mi,ll,r.
Rilcbli-: Nürnberger-A. Th. — Eiedacher Tu. —
Hans-Kuedi- = i/fM)s-f/eM Z. — Eeigelär ZZoll.:
süss, grün-gelb. Der Baum ist antfällig durch seine langeu
,rcigligen' d. i. raukendeu Aste. — Roggen-öpf eli S.
— Relliker: rund, gelb, rot punktiert, ge.streift, sehr
süss, ziemlich trocken; dauert bis April. Wol eine
der ältesten und verbreitetsten Sorten um ZPfätf.
,Rellikon' Ortschaft bei ZEgg. — Renette A.i; GEh.; S;
Z z. B. Zoll. 1760, Benetter Aa; Th, Einetech L; Ndvv.
Benetecht GSa. : ponune reinette Aa; Th. , Renetten
rot und weiss, Eenetten von Buch.' ZZoll. 1808. Syn.
CarhäniUer. — Edel-E. Z. — Englisch-R. = Mitr-
Z. — Gold-R.: sehr schmackhafte Sorte Z. — Grat-R.
= Mür- Z. — Welsch-Heiden-R. Z Stäfa. Syn.
Gold-, Lederrenette. — Leder-R. ^ Mür- Z. —
Mür-R., Mürer-, Mür(e)mer- : Pariser Rambour-R. Z,
A. ersten Rangs.. Gedeiht am besten in ZMaur. Syn.
J^'J'J-J^-; Breitär; enr/Hscli, O'iäl-, luhr-, yel, spat Winter-r.
-— Uüsev-'R. = Margelar ZHerrl. — Stadt-R. =
Welsch Grueniker ZHerrl. — Wiber-R. : einfarbige
R. Th. — Wachs-R. Z. — Gel, spa« Winter-R. =
Mür- Z. — Ehinauer-öpfel Th. — Rhintaler- =
Epperi-E. Th. — ,Rund-: nialum orbiculatum.' Fris.;
Mal. — Renti- Th. — Eipp-: Gravensteiner oder
englischer Kantapfel Th. Syn. Paradis-E. — Eisen-:
pomme raenagere Th. Syn. Pfimd-E. — Roseiiker-
ZW. 1770. — Eosen- GW.; Z: 1. calvilleartiger
Winterrosenapfel Z. Syn. Heiden-, Erdberi-, Schtm-
hen-, Danziger-, Zimmet-E. ; Herbstgnlhriler ; Sommerer.
— 2. roter Herbstcalville Z. Syn. Erdberi-, Hindberi-,
Bluet-E. — Rosenberge r: grosser gerippter Herbst-
süssapfel ZTalw. — Garterösler: Meyringer Rosen-
apfel; rot, fein, schwachsäuerlich ZHerrl. Syn. Bosen-
epfel, rote Benette. — Rosmarin- Bosmeri-: Name
mehrerer Sorten schöner, säuerlicher Ä. von ange-
nehmem Geschmack ZS. — Rot- Th; Z : dem gestreiften
Muskatcalville vwdt; hellgelb, verwaschen rot ZStäfa.
Syn. Jerusalem-, Kutten-, lüaus-, Bomeranzen-, Bet-
bur-. Kindbetter- E.; Tüheherz. — Rotacher GkRc. ;
L; Th, Botecherli S, Botiker ZHerrl., Botär ZZoll.
17(50, Botärli ZHerrl.: saure Sorte Jj; ein kleiner,
vorzüglicher Tafel- und Wirtschaftsapfel, kugelig,
glatt, glänzend, carmoisinrot ZHerrl. ,Min rotacher
öpfelbaum stund vollen öptlen.' Bossh.-Goldsuhm. So
genannt nach seiner Farbe. — Frau-Rotacher G; Th,
Frauen- Th 1779; Z, Frau-Böticher Ap, -Botocher Th,
Frauen-BotechGh; GT., B'rau-Botiker ScHÜt; Z, Frau-
Bothacher Z; rotgestreifter Schletterapfel oder Ananas-
apfel, pomme de chätaigne ; .sauer, flach Z. Der Name
mag den roten oder rotgestreiften A., der wegen seiner vor-
zügliclicn Eigenscliaften entw. der Kran xax' IgoxTJv (Mutter
Gottes) oder dem weibl. Geschl. übli. zugeeignet wird (vgl.
Frauen-, ./uH'i/raucn-, Mtieter-E.) bedeuten. Syn. TiiUjxmm-
i^pj'd; IUI JircUui: — Spit z-R 0 tikc r : der weisse Som-
merrabau ZHerrl. Syn. Bosen-E. — Win-Rotceh:
Süssapfel Gl,. Syn. Kutzenmmech. - Rötler: cal-
villeartiger Schmelzung, rötlich, .sauer ZHerrl. Syn.
Erdheri-E. — Rüti-: gross, glänzend gelbgrün, rot-
gestreift, sauer ZEnge. ]t. ürtsn. — Neu-Rütlingor-:
Luykenapfel Tu. Eutschmer- Tu. — S6- (1) ZW.
17ili. Vi.m ZSee her eiugot'iibil. — Segässler: ein
Streifling ZElgg. — Segler- Tu. — Sügeli- Tu,
•V. = Zitzen. — Salomons- Tn. — Sammet-: kleiner,
früher Schmalzapfel, rot, sauer, mit glänzender Haut
ZHirsl. Syn. Erdheriüpf'el. — Sommerer-: der wür-
zige Erdbeerapfel, calvilleartiger Winterrosenapfel.
Von einem Bauer in ThSomnieri eingeführt und verbreitet.
— Sür- Z, Süracher Tu; Z, Sürocher GW.; ScnSt.;
Tn: stark .sauer, sehr dauerhaft Th; Z; jeder saure
Apfel ScuSt. Syn. Sür-, Späi-E.; Kirchliu/ter; Winx-
ücher. — Rot-Sürech: Danziger Kantaptel, rot, sauer
Ij. — Win-S. : Sauergrau, Weinsäuerling, vorzüglich
zu Most L. — Süess- GRh.; Th; ZZoll. 1700: eine
bestimmte Art ZZoll. 1700; gross S. ZW. 1770; Bächer
S. ZZoll. 1808; hart S. ZW. 1770; lind S. ZW. 177(1;
rot S. ZW. 1770. — Süess-acher GrHc.; GRh.;
Th, -är ZMünch.: 1. gefleckter Calville. — 2.=
Zuckeröpfel. Syn. Sümskr. — Zai-Süessecher: süsse
Apfelsorte SThierst. — Süesslor GuHe. — Breit-
schibiker = üreitacÄer L. — Schibier GW.; '/.:
gestreifte feine Apfelsorte GW.; plattrunder, zusam-
mengedrückter Breitar Z; gel Seh. Th. — Schibli-
ZRgnsdf. Schybli, Geschlechtsn. — Schachen- G; Tu:
saure und süsse Sorte GEh. Sek., Ortsn. Syn. LiünnerUpf,!.
— Schaf- S; Th. — Schäfer- Th. — Schöllen-:
gross, länglicht, sauer, meist zum Keltern verwendet
Ap. — Rotschiler: sauer, verwaschen carmoisinrot
mit grüngelben Streifen ZWoU. — Schanz 1er: die
englische rote Winterparmäne ZMänn. Syn. EdclrenelU;
welsch Graiiar. — Schinzacher ZUl., Schinzar ZEgg:
breitkugelig, grünlich rot, saftig, säuerlich ZKgg. ^
Schinzen-: kantig, breitrund; grünlich, gelbrot;
Fleisch weiss, saftig, angenehm säuerlich ZS. Syn.
Cheller-, Grossmueter-, Büggli-, Schnlder-, Streuli-E.;
ühnüpenär. Welsche Seh.: schön, gelb und rot, süss
ZWoU. Syn. Länbler, Dilrenmösler, rot Breitar. .sv/i ,
Geschlechtsn. — Scheradem- SThierst. Scheint nach
einem ,Adam Scher' benannt zu seiu. — Schlosser-:
xeine saure Sorte GSa. — Schlatter- = Uster- Z.
— Schläfler: Name für den Eraurotacher , weil
spät blühend Aa. — Schmid-: gross, grünlich, zart
bäuerlich Th; ZHirsl. Syn. später Transparent. —
Kupfer-schmid S; Z z.B. Zoll. 1740, -schmidech L,
-schmidecher S: kugelförmig, niittelgross, gelblK-lirut,
fem Eraurotacher ähnlich, doch weniger edel und mit
geschlossenem Kelch ZEgg; ein ähnlicher, rötlichyc-
itreifter A. ZHirsl.; saure Sorte L. Hyn. Bosmerlnöplil.
i/ro.is Campanner. — Schmalz- (1) Th; Z, Schmal z-
acher Ai-, Schmalzecher Tu: fettig anzufühlende Sor-
ten. Syn. Schmalz-E., Schmutziker. — Seh malz er;
goldgelbe Somnierreinetto; zart, mürbe; ein früher,
säuerlicher, zum Essen und Kochen guter A. ZHerrl.
Syn. wisse Ernd-E. — S c h m e 1 z 1 e r Th. — Schmutz-:
I. Schwfizerrosenapfel, gelb, darüber eine bräunliclie
mit (jrün gemischte Missfarbe; saftig, säuerlich ZS.
Syn. Erdberi-, Bosen-E. — 2. der saure Hans-Müll&
Z Herrl. — 3. = grüener Fürsten-E. — S c h m u t z a c h er
I'h, Schmutzecher GRli.; SThierst.. Sehmulzocher Th,
Schmutziker Tu, Schmutzär ZZoll. 170(1. Schmutzer
Tu: sauer S. Üyn. Schmalz-E., Schmahecher. — Sclini-
iler-: 1. gross, gelblich grün, mit festem, säuerlichem
Fleisch ZEgg. — 2. = Albisser; obigem ähnlich, nur
rötlicher; auch säuerlich ZRuss. Syn. trelsch Grund-
acker, Streifacher. — :5. ein säuerlicher A., dem vorber-
gehenden älinlich Z IS. — -4. eine süsse Sorte ZWi)ik.
Syn. Uuiix-V.ll-. .J„jqm,-. ChucMi-, VhM,r-, CInll.i-. Mml-,
37 ■;
Apf. epf, ipf. opf, upt'
378
.SV/iinzen-, Sduimlz-, rnUH-K.; Gmnnvher ; Slnml.r ; Winiytr.
— Schnorr eil-: breit, weiss Z Meilen. Der Form
wegen sogenannt. .SV/,«. ^grosses Maul. — Schnitz- =
Suessecher, Zucker-E. Th. Der A., der sich nicht verkochen
lässt, sondern nwx Schnitze (Stückli) gibt. • — Sehwaben-
Tii; Z: 1. Gravensteiner ZMänn. Syn. Fiiiehar. —
2. der sog. schwäb. Rosenapfel ZStäfa. — 3. Danzij^er
Kantapfel, calvilleartiger Winterro.senapfel Z. Syn.
Ileidai-, Erdhiri-, Rosen-, Dunziger-, Zimmet-E.; Ilerbst-Gall-
wiler; Sommerer. — Schwizer- Th. — Speck- Th. —
Späli-: süsse Sorte SThierst. — Spillmannacher
,Spilnieor'. ZZoll. 1808. — Spilicher: saure Sorte
ZFisch. — Spat- = ÄHrnc/jer ZB. — Herrenspütler
ZZoll. 1760. — Spitz-, süri Th; ZZoll. 1808. —
Klafiker-Spitz-: ein Spitzapfel, grüngelb, niürb,
angenehm süsssäuerlich ZHerrl. — Spitzachor Th;
ZO., Sjntzeker ZHirsl., Sjutzär Z, Spitzärli ZHerrl.
1. früeh: spitzer A., eine Sommer- od. Frühsorte Th;
Z. — 2. rot: der rote Herbsttaubenapfel; ziemlich
klein, oval, süss, vorzüglich Th; ZHerrl. Syn. Tübelterz.
SpitzärstiickU als Hüreiiheiss beim ührähanc ZWetz.
— 3. sure'' Sp. = Bethurapfel ZHirsl. Vgl. Sjntz-
härecher. — Spate Spitzer: ein saurer, gelbroter
Spitzapfel ZHirsl. Wohl e\g.Sjntzär (-acher). Syu. Strculi-E.
— Stachen- Th. ä := Eustachius. — , Stich-: mc-
lappia, vel ponia Appiana.' Fris.; Mal. — Stüdacher
GrHb. — Stegen- Th. — Stigeli- TnWeinf. Urspr.
von einem Baume, welcher neben einer kleinen Stii/de, Durch-
gang in einem Zaun, stand. — Stock- ZKapp. — Zucker-
stock- Th. Von der Kegelform. — Säuställer: der
kleine Bohnapfel, vortrefflicher, gelblichroter, säuer-
licher A. ZAlbisr. Hyn. Isenöpfeli. — Kurz-stil- Th.
Vgl. Kiirzstilertn. — Lang-stiler: Schweizer Glanz-
reinette ZStäfa. — Stumpen-: feine, frühreifende,
zum Kochen vortreffliche Art Ap. — Steiner- Th.
Stein, Stadt an der Grenze von Th. — Stein 1er: sauer
grüngelb, rotgestreift Th ; Z. Syn. früeh Gränär,
Chilbiepfel. — Stör-. ,Die runden Früchte des Meer-
kirschbaums (arbutus, 7i6|iapos) fast in der Grösse der
Storäpfeln.' ZvVinger 1696. — Storzen- GW. 1804.
— Stötzlicher = Nät-E. B. — Strübelen- ScHSt.,
Benkenier Strübler Z: saurer A., zum Verbacken
geeignet. Von etrüh, rauh? oder mit Beziehung auf den
Kuchenteig, weil er zu Strübli (einem Gebäck) verwendet wirdV
— Streifacher Th; Z, Strifucher Z, Strlfech B: mit
roten Streifen B; Z; säuerlich, gelb, sehr geschätzt
Z. Syn. Albisser; Schnider-E.; iceisch Grundacker. —
Süess-str(e)ifecher, -slrifiker L. — Streifer GW.
1804. — Sür-Str. ebd. 1804. — Streiffler ZW.
1770. — Kärenstrigel ZNer.: ähnlich dem Fass-
öpfel, der Scliafnase. — Streuli- Z rS., Streiilis-
ZWädensw. : ein gelber, rot gestreifter, saurer Spitz-
apfel ZS. ,S'(i-., Gesehlechtsn. Syn. Biiggli-, Schinzcn-E.; sjmIc
Spitzer. — Strimacher Gr. Von seinen roten Stnmen,
I Streifen. — Strimen- Tu. — Strimiker Th. Syn.
: Strilbeler. — Strimler: rund, säuerlich, weissgelb,
} auf der Soiiiicnseit.' iiiil dirlilm Carininstreifen, auf
: der S.'liuttrii>rit.> mit Ma^^rn SiLvir.'n ZWoll. Syn.
Uanx- 1 'rh-, .loppni-, ( InirvJili-, ( 'liilln-. Mi).it-, Schmutz-,
■■ Sehnider-, Tubeli-E.; Granacher ; Wi»ii)er. — Stro-
; mcr-: engl. Kantapfel, Gravensteiner Th. Wohl von
SlrättKn (^ Sirimcii), womit hier die Rippen gemeint sind. Syn.
liirömliwj, Itijij,.E. — Stründler: ziemlich klein, breit;
gelb; wenig saftig, mild sauer ZHirsl. Syn. ('hli
Grueniker, I.sen-E. — Töbeli- Th; ZHerrl.: säiierlicli
Z. Kig. in oder an einem Tvl«l, Schlucht, gewachsen. Syn.
'■?iliiic üranachrr. — Dübendorfer: kuglig, rot, saftig,
bäuerlich; zum Rohessen erst von Mitte Bez. an
brauchbar Z Pfäff. — Dach- Th. — Duft- Th. —
Decker- Th. — Tulipanen- Ap; GRli. 1779. Syn.
Frauenrotacher. — Diener-: der sog. Usterapfel Zt).
I)., Gesehlechtsn. Syn. Zilronc-t:., Chridchüchulcr. — (Welsch)
üünner- =: Schachen-, Schürli-öpfel Tn. /)., Ge-
ichlechtsn. — Dinten- SThierst. Wohl von dunkler
Farbe. — Thurgi-: der sog. Gravensteiner ZTalw.
iyn. Früeliar. — Torggel- Ap; GRh.; Th: spät rei-
fende Art Ap. Zum Mosten (loryylen) geeignet. — Tusch-
Th. — .Grau-detling: melappia, vel poma Appiana.'
j'ris.; Mal. — Tatsch- = Breitar Th. T., etwas breit
.leschlagenes. — Trüben- Th. Traubenförmig am Zweige
;tehcnd? vgl. Knüiien-E. — Drucker- Th. — Trans-
)arent B; ZS., Tranüiinranl Th: weisser Astrachan;
,'elblich weiss, zuweilen blassrötlich; Fleisch rein
■veiss B; ZS. Syn. Jl/(7c/t-, Wachs-E. Später T. =
'^chmidapfel ZMdf. — Truppel-: der grosse Gruen-
iker ZHerrl. Trvjtjtele = Schsar ; der Baum trägt reichlich.
— Trür- Th. Von dem einer Trauerweide ähulielien
Baum. — Weber- Th. — Kilch-wich-, Chillii- (ilMi.;
^ rS. : verschiedene Sorten, welche um die Zeit der
iürchweih, d. h. August (auch Sept.) reifen, z. B. eine
iäuerliche, grüngelbe, rotgestreifte Sorte Z rS. Syn.
Küechli-E.; früeh, chlv Graitacher. — Wach.s- Th;
i rS.: plattrund, durchsichtig, hellgelb Z. Syn. Gtas-E.,
Transporant. Kote W.: Schmelzung, Schale glän-
zend, durchscheinend gelb, etwas rot gestreift Z rS.
— Widen- Th. — Weg- Th. Eig. von einem am Wege
tehenden Baum. — Wald- = Ereitär ZW. und schon
1770. — Welsch-: dem ZS. eigentümliche, aus Kernen
.■rzogene Sorte, ziemlich verbreitet; ziemlich gross,
;elb, süsssäuerlich; gehört zu den besten einheimi-
schen Sorten ZHerrl. Syn. Nät-, Kütten-E. — Win-
I'h. Syn. Fässli-, Lauchsen-E. — Winiger Z: Glanz-
.■einette, rundlich, gelbgrün, rotgestreift, säuerlich Z.
-iyn. Kilbi-, Zürcher-, Zitronen-E.; Gallu-ller; Ouetensiciler; chll
ilmnacher. — Winiker: gross, plattrund, weiss, säuer-
lich, mit sehr dünner Schale und ganz weissem Fleisch
ZEgg. Stammt aus dem Th. Das Fleisch zeichnet sich durch
'icrvoi-stechenden Weingeschmack aus. — Wunder-: eine
^leinettenart, breit, ziemlich gross, hellgelb, von sehr
.ein weinsäuerlichem GeschniackZHerrl. Syn. Herren-E.
— Winterturer-: Citronen-Reinette Th. Syn. Gold-,
Uster-E. — Sunnenwirbel: schöner, grosser, hell-
,'elber, säuerlicher A. Z. Syn. Breitär. — Werd-
■iiüller-: ein dem Kt. Z eigentümlicher A., eine Art
Epperiöpfel, zart, säuerlich ZUster. W., Gesehlechtsn.
— Warten- Th. Tf. Th Ortsn. — Gewürz- G. —
Weisiker- ZW. 1770. W., Weuziker, Gesehlechtsn. —
Wiss- Th. Syn. Wlssacher. — Wissacher GW.;
Th, lf'»ssec7i(T Aa, TTissöc/jer ScnSt; ZWeissl., Wiss-
rker Gr: = Spitzwissiker Z; jeder saure A. ScnSt.
.Syn. Kirchhöfler, Süröcher. So genannt von seiner weissen
Karbc. . Voll-wissiker ZW. 1770. Mai-wissicher
I'h. Süess-wissech Gl. Spitz-wissiker, ,Spitze-'
.'■^ZoU. 1700: alte, im ganzen Kt. Z geschätzte saure
Sorte. Syn. Uailerli-, Pfaffen- E.; Sehafonme; Wimocher;
.-Ijiiizinmr. W eis c li Sp. ZRuss. Der A. ist sowohl spitzig
.ils weiss. — Spitz-wisser = Spitzunssiker. Wel-
scher Sp.: kleiner Fleiner ZHerrl. — Wettinger-:
(äne Art gestreifter Borsdorfcr Reinette Z rS. — Früeh
VVetziker: Mnskatreinette ZMänn. .Wetzikon' Z Ortseh,
S79
A|]f. cpf. iiif, oi)f. upf
— Zeien-Ai'K.; GRh.: eine saUre, mittclgrosse, zum
Überwintern sich eignende Art ApK. — Zuger- =
grüene'' Filrsten-E. • — Zucker- Th. Ton suinem Ge-
schmack. Syn. Äie«««;7iei-. — Z ollikumer- = 2Jot<ew-i^.
ZErlenb. — Zimmet- Th; Z: Danziger Kantapfel,
calvilleartiger Winterrosonapfel ZMönch. ; eine mittel-
grosse Sorte; grüngelb, trüb carminrot gestreift, mit
hellen Rostflecken; Fleisch süss weinig ZMiinn. Syn.
Kutten-, süesse'' Leder-, Niujeli-, Pomeranzen-, Erd-
heri-E.; Renette. — Zapfen-: ein mehr oder weniger
hoch gebauter Spitzapfel; grüngelb, süss säuerlich
ZHerrl. — Zürich- GW., Zürcher- ZBauma: Glanz-
reinette. Syn. Zitronen-E., GallwiJer, Guetensivlhr,
Winiger. — Zurzi- ZW. 1770. Zurzach, Stadt im be-
nachbarten Aa. — Zit- = /ä?'- L. — Zitron- ZSeuzach,
Zitrone:"- GEh.; Z: 1. = Uster-E. ZSeuz., Eichtersw. —
2. Glanzreinette ZAltorf. — 3. = Margelar ZHerrl.,
WoU. Von der schüngelben Farbe. Syn. Viaier-E., Chridc-
huchder, Winiger. — Zitrönler = Ustev-E. ZEgg.
Eich-Epfel: Gallapfel. ,Eychöpfel gestossen mit
ßärenschmalz' oder ,Stierunschlit, eychöpfel gepülfert'
empfohlen gegen das Ausfallen der Haare, im Tierb.
1563.
Obige Deutung wird bestätigt durch lebende MAA., aucli
durch Bock, Kräuterbuch 1577: ,das Eychenlaub bringet
etwann runde lucke öpfelein, darinn wachsen inaden.'
Alrünen-: Frucht des Alrauns (Sp. 174). ,Wo
der Bär etwan Allraunenöpfel verschluckt, dessen er
sterben müesst.' Tierb. 1568.
Bock 1577 nennt die Frucht ebenfalls ,Öpfel', diejenige
des , Weibleins' .Öpfelein, nicht grösser denn die Nespeln
[Mispeln]', Forer selber aber nur ,grosse beeri, davon so
yeniants isset, gleich entschlaft'. Aus letztereui Grunde heisst
diese Pflanze laut Bock auch ,Schlafopfcl'.
Erd- GBern., T.; ZO. zuw.. Er- GSev., Herd-
Aa; Ar; Bs; B; VOrte; Gl fe'J; GRÜbs.; GO., oRh. ;
Sch; Th (e'J; S; W; Z, Hörd- AABb., Hehl- Z, Hir-
Bs; BG.; GlK. (cy; PP.; GoRh.; ZO. (tw. ö% Rar-
ZWäd., He'rrpfil V^TiAch., Herpfel BG.; ÜrY.; G oEh.
(ü^), dim. ILrrpfi Ndw Kdrspr. : 1. Kartoffel, So-
lanum tuberosum, schon 1730 auffciuchend, aber erst
durch die Fehljahre 1770/71 und besonders durch die
die Zehntenpflicht wegräumende Revolution von 1798
zu allgemeiner Geltung gebracht; vgl. JFrei in Alpenp.
■t, 2Ö'2 ff. Mit Bez. auf die grosse Bed. dieses Nahrung.s-
mittels für das Volk heisst es, man solle zwei Male
[doppelt] über Tuch hcte", wenn man Kartoffeln habe,
und spottet man über Einen, der wohl das Gelüsten,
nicht aber die Mittel zur Befriedigung desselben hat:
de'' chann E. süde", wenn er e Pfanne hed GT. Hin-
wieder spricht sich die Klage über das ewige Einerlei
aus: Am Morge sür, z' Inilng i"-der Mundiir [mit der
Schale, also gesotten], z' Nacht g'schnrllt und ane
y'nteUt [aufgetragen]. Ineich.; Sulo. G'chochti (g'chn-
chetj E. GoRh.; ZO., 'hrdtlet E. ZS., gebratene, ge-
röstete E.; ayn. E.-bretisi, -rösti. Sür E., Gericht von
E. an einer sauren Brühe VOrte. Setz-mi'''' (d' II.)
tcemi d' (du) witt, V(n--em Brächet (Maie) chumm-i
(chiimme s'j nit. Wenn man mit Bez. auf eine Fcucrs-
brunst sagt, es sei him H.-uäsche wg'yange, so soll
absichtliche Brandstiftung angedeutet werden BSis.
./(/, 3 E. und c Liecht! Abweisung GBern. Ül)ertr.
die Null, welche beim Kartenspiel Jansen demjenigen
anfgckreidet wird, der zu wenig Punkte gemacht hat.
D' H. s'nid hin- giiet ifnile" ln^isst es dann, wenn
Einer mehrere solche Zeichen erhält. — 2. amcri-
kanm-he H. s. Sp. 219. Syn. Herdmandle. — 3. vor
Einführung der Kartoffel Name verschiedener in der
Erde oder nahe an ihrer Oberfläche wachsender kug-
liger Pflanzenprodukte. So eine Art Kürbis oder
Melone. ,Hüet dich sunderbar vor kürpsen und erd-
öpfel' warnt E. XV. der G Arzt ARickli. Erdscheibe,
cyclanien europajum, deren Wurzelknollcn geröstet ge-
nossen werden und wie Kastanien schmecken. .Zwacli
[wasche] dein haupt mit dem wasser oder saft vnn
dem kraut erdöpfel oder seuwbrot genennt; also wer-
dend von diesem die niss getödt.' Vogelb. 1557. .Erd-
öpfel, sewbrot, chelonium rapum terr».' Dasyp. Syn.
Gäziepfel, Haselgitmmeli. Eine L Urk. 1158 erwähnt
einen Kleinzehnt von ,erdäpfeln".
Ahd. erdiijjliul, mhd. crdapfd. llrrd die vorherrschende
Form für , Erde', üyn. za 1:' Erd-, Grund-, liode-bir; Clum-
mct ; besondere Arten: Jakohscpfd, lioth, Schetjg, Uodcnsjyrcnyr,
Weijgen. Teile des E. : Kopf, Köppd, Krön, Füdli. Die Beere :
Ep/di, Kugdi, Kluggere, Knallt:, Bolle, Bralle, Rollt. Maui-
pulationen: stecken, setzen, hecken, hü/clen, üstuen, {tt^igrahm ;
ah-, iiher-, verhalten; schinden: marteren; verhorren.
Die folgenden Artennamen können tw. als Zss. oder
für sich allein gebraucht werden; bei den letztern
lassen wir den Bindestrich weg.
Eier-: weisse Engländer-Kartoffel U; ZHorg. Die
Knollen sind oval oder eiförmig. — Wiss E b i k e r = A'i'f r-
Scnw. — Ob holzer: verlängerte Bodensprenger Kar-
toffel ZRafz. Nach Rafz soll sie ISIO von Oliholz, einem
Hofe bei Kloten, gekommen sein. — Afrikaner s. Sp. Ulli;
auch in L; Schw; U. — Ageri-: Gericht aus Kar-
toffeln, welche zuerst beschnitten und danach gesotten
wurden und (mit einer Tunke von sog. Birnenhonig
ZoÄgeri) ohne Salz und Butter verspeist werden 7,r,
Stdt. — Ängste"-. Augstier s. Sp. 1.54. — Elgger,
rote: glatthäutige, altrote Kartoffel ZAussers. — Al-
tenberger: Mohrcnkartoffel ZAft". — Amerikaner
s. Sp. 219. — Einsidler: rote Engländer Kartoffel Z.
— Engelländer s. Sp. 3.38. — Erstfelder: 1. rote
U. Syn. Hader. — 2. weisse U. Syn. Brienzer. —
Ottiker, rote ZMeilen. — Veh-: geringere, ausge-
schossene E., die man unter das Viehfutter mengt Tu.
— Verena-, Schillinger: sog. wilde K. Gl. — Fu-
riere"-: kleine Rollenkartoffel ZRittersw. Nach einer
Baiiernfamilie. welche den Beinameu Furier hatte, ben.iunt.
— Fischli-: Gurkenkartoft'el; Sorte von länglicher,
schmaler Form Z ; gefleckte F., eine Abart dieser Sorte
Z. — Fröble (PL): Eoliankartoffeln Z. Von einem
Handelsgärtuer, Namens Fröbel, verbreitet. — Glaruer:
gelbe Zapfenkartoffel GRh. — ,Häkli: rote Nieren-
kartoffel Z.' Heer u. Re«. 1845. — Holländer: lange
rote Kartoffel ZRafz. Blaui H. : Sorte mit bläu-
licher Schale. Vgl. AmcrUuinrr. llolliindische E.,
Zuckcrkartoftcl Z. — Halt 1er: rote Sorte, welche
zuerst am ,Haltli' in MoUis gepflanzt wurde Gl. —
Hansech-; die sog. gelbe Zapfenkartoff'el Gl. Nach
einem Manne Namens ,Haus-Uech'. — Herren-: Zuckcr-
kartoftcl Z. — Hasler oder Burgler: rote Sorte Gl.
.Aus GnHaslen von einer Frau, Burglen genannt, einge-
führt. — Jakobi •, Jakübler: Sorte, welche um Jakobi,
25. Juli, geerntet werden kann Th; Z. Üyn. Äng.stler.
— Jörcli-, Markgräfler, Bademer, Betschwan-
der. Zuger: rote Sorte Gl. — Kyburger: in ZW.
im XVIII. Name der ersten daselb.st gepflanzten K.;
glattliäutige altrote K. ZNdrbasli; weisse Engländer
Li
381
A|if. e|)l', i]ir. o|,f, 11], f
382
K. ZNdiwfii. Weisse A'., veredelte Boileiisiireiitier Z
Aussers. K i e n a s t c r Z (). A'. (iesehlu. — K o r s i k a ii e i' :
spät geniessbar wenleinle J^orte Z. Syii. Afrikaner. —
Kaiserstueler = Bodensprenr/er Z. — Kliisli-:
(iurkenkartoffel ZEiffersw. — Krüzlinger: die röt-
liehe peruviaiiische K. Gl. — Lunkhofer: Kohan-
kartoffel Zg. — Luterbrunner: hartnichliKO K. Gl;
(in. Stammt aus ilcm BO. — Luzerner, gelbe Ö(;iiw.
— ]\Ieyen- U. Wird in UMeyental allgemein augebaiit.
— Dri-Monet: die früheste, in 3 Monaten reife Sorte
Z. — Mandel, kleine: kleine Schottländerkartoftel Z.
Kuolleu sehr kleiu, kaum so breit wie Mandeln. — Mören
ZAtfoltern. — M. n sli - ^ FischU- Z. Weisse grosse
M., gelbe Zapfenkartoffel Z. Kleine M., kleine Schott-
liinderkartoffol Z. Blaue M., blaue Hornkartoffol Z.
Rote 31., rote Zapfenkartoffel ZKloten — Unniistler:
rote 8orte, welche wenig Dünger bedarf Gl. — Mueta-
taler: kleine Rollenkartotfel U. — Niederländer:
verlängerte Bodensprengerkartoffel ZSeeb. ; weisse Eng-
länderkartoft'el ZHöngg; rote Äugstlerkartott'el ZAft'.
— Nieren-: 1. rote N. Z, schon 1795 erwähnt. --
2. grosse weisse N.. Gurkenkartotiel Z. Knollen mässij:
gross und sehr stark gebogen, niercnformig. — Bankert-:
Ton selbst wachsende, verwilderte K. Gr. - — Peru-
vianische: weisse Pcruanorkartott'el ZS.; rötliehe J'.
Gl. — Burgler s. Hader. — Bern er Gl; Z, Br len-
zer BO.; Gl; .SuuwMa.; XJ; Z: 1. weisse, frühe, grosse.
kugelige Sorte; veredelte Bodensprenger BO.; Gl:
SiuwMa.; U; ZS. — 2. welsche JB., hartmehligo K. Z.
— 3. lange, rote ZS. Stenmit aus dem BO. — Basler:
Kohankartoffel ZIS.; := Äugstlerkartoflfel ZHettl. -
Boston, rote: rotblau marmorierte K. Z. — Patate:
lange altrote K. Gr. — Pfalz 1er: verlängerte Boden-
.sprengerkartoffel Z. — Eöt-, Wiss-bluestler Durh.:
neue Amerikaner-K. BTliun. Narh der Färbung der Blüten
benannt. — Brionzer- s. Beriicr. — Rüebli-: gelbe
Zapfenkarfcjffel ZEafz. — Eiedner: die wilde Kar-
toffel ZWallisellen. — Rollen-: 1. kleine, weisse«.
SfHwMu.; Züüti. — 2. rote iü., die wilde Kartoflel
ZRuti. — Bluest-Eollen: Kienasterkartoffel ZEüti.
— Boller, runde, grosse, weisse: grosse Eollenkar-
toffel Z. — .\lt-rote: die älteste schweizerische K.,
rot Gl; GEh.; Z. -- Sauen-, Sau-: 1. kleine Sonnen-
blume, helianthus tuberosus GWe.; syn. amerikanisch
E. — 2. die wilde K. ZEafz; kleine, geringe K., welche
zu Schweinefutter ausgeschossen wird Tu; Z. ,Üie
Schulstube hatte den Sommer über zur Grünipelkam-
mer 'gedient. In ihr war Obst aufgeschüttet worden
und die Säuerdäpfel aufbewahrt.' Gotth. Schimpf-
weise: es G'scMpf Gottes wie-ne S. — Sattler: rote
Engländerkartoffel Zg. Weisse S., Schmalzkartoffel
SoHw. — Saxer: verlängerte BiMb'nsprciinerkartoffel
ZVolketsw. — Scheggen = Afnl^iurr Smw. --- J'ri-
schäron-: von der Krankheit aiigr.tc.klc IC. Zc. 1»
Erinnerung au die Freisehaarenzüge im K. L, deren letztir
in dem selben Jahre (1845), in welchem die Kartoffelkalamitjit
zum ersten Male auftrat. Stattfand. — Schlarpen: weisse
Engländerkartoffel Z. ^ Schmucker: kleinere, rote,
vor der Kartoffelkrankheit (1845) sehr beliebte Sorte
L; Uw. Vom Geschlechtsn. Schnucki? od. von »i<'' nhmmhn,
sich klein machen? — Schmalz-: verlängerte Boden-
sprengerkartoffel ScHw; Z. — Schnäbeler: rote
Nieren-K. Gl. — Schwyzer = gelbe £»ier«er U. —
Boden Sprenger: die grosse Yiehkartoffel, Howard-
kartott'el, Surinaniische Kartoffel Gl; Schw; U; Z. —
Steger: weisse, länglichl K.. vorzüglicli zu Schweine-
mästung verwendet Gl. — Tschüf^gcn = Afrikaner
Z. — Walder: rote Sorte Gl. — Wöntaler: weisse
Engländer-K. ZNdrhasli. — Breitwiss: dass. ZHettl.
— Zucker- Z. — Zürich-: weisse Engländer-K. Z.
Zwetschon-: Äugstlerkartoffcl ZEüti. — erdepflen
ardop/le ThM., sonst fast durchweg h-, luerpfle BG.,
iMrIle ebd.: 1. die Kartoffeln ernten B; U; Z. —
2. die Kartoffelsaat bestellen Aa; B; Soh; Th. —
3. „nach Kartoffeln riechen oder schmecken." —
Herdöpflet m.: 1. Kartoffelernte Z. — 2. Aussaat
der Kartoffeln. — Erdepfler, Herdöpfler m.: 1. arme
Leute, die Land zur Anpflanzung von Kartoffeln ge-
liehen erhalten Z rS. — 2. Kartoffelbrauntwein BU.; S.
— 3. Bauer, der aus der Bereitung dieses Getränkes
ein Gewerbe macht; Schnapshändler. ,Käsluindler,
Herdöpfler und dere [solches] Zur/.' Gotth. — Herd-
öpflere f.: ein mit Kartoffeln bepflanztos Stück Land.
Über die Bildung des W. vgl. Dial. S. 220/1.
F ü 1 - ö p f e 1 i = Schlaf- Z.
Gall-Epfol: wie nhd. Eine eigentümliche Über-
tragung s. u. Agehternaufj Sp. 135.
Gold-: Türkenbund, Berglilie, liliuni niartagon
GSa. — Syn. GoldbUllc, -wUr^i: Nach der goldgelben, von
der Volksmedizin verwendeten Zwiebel benannt.
Gümpist- Aä; Bs; Vw; Z, Gumblst- SNieder.,
GKDipii.'ich- S, Gitiiipis- SRech.: Apfel, welche im Sauer-
kraut gelegen, mit demselben gegohren und davon eine
gelbliche Färbung und einen eigentümlichen Beige-
schmack bekommen haben. Vormals sehr beliebt, jetzt
noch in BsStdt auf den Markt gebracht. ,In Zürich
kauft ein päurli für 1 pfennig brot und für 1 pf.
schwefelhölzli und für 1 pf. gumpistöpfel.' 1651,
SCHIMPFR. — Vgl. auch ßumjHsUiffd.
Gäzi-: CyUame, = Erdepfel S. GO.
Der 1. Teil verkürzt aus Gr Pufjüzli, welches aus dem
Ciiurw. entlehnt ist.
Glücks-: A. welcher aus zwei z.sgewachsenen
Früchten be.steht und zwei Kerngehäuse enthält Z.
Dgl. seltene Naturgebilde (vgl. Gl'ih-lsnum, -liri, vier-
bliittriger Klee) bringen dem Finder Glück.
Granat-: als Hausn. in Z.
Hag-öpfeli 11: Frucht des gemeinen Hagedorns,
cratfflgus oxyacantha GSa.
Das W. kennen auch Collin, Mal., Dcnzl., übersetzen es
aber mit arbutus und coniarus, welche Namen exotische
Sträucher bedeuteten.
Harz-epfeli: Frucht des Zirbelnussbaumos, pinus
cembra U. — Schon ahd. erscheint der Name A. für Zapfen
der Nadelholzbäume.
Chüder-epfel H: Pfirsich Tu (Puimk.). - Der
Flaum der Haut mit Werg verglichen.
Uflös-: A. der von selbst vom Baum gefallen ist.
La.^ier-: die Frucht der Coloquinte, cucumis colo-
cyuthis B. — So genannt wegen ihrer heftig purgierenden
Wirkung.
Mäd-: Frucht der stengellosen Eberwurz, carlina
acaulis BSa., Si. — Mad = Heubezirk.
,Mos-: pannucea.' Mal.
Matt-: stengellose Kratzdistel, cirsiuni acaule BO.
Vgl. Miatwhartc, cirs. oleraceum. Unser '.'omp. sagt eig.
das Selbe, was das ob. Madepfd; beide Pflanzen sind einander
iihnlich.
383
Ajit'-niif. A|)s — ups. Apsch— u|]sch.
Aqu.
384
Wind-Polizei-: Frucli* der Ivnl.niuiiitL' (Uurke).
cucumis colocynthis B It Durli.
rolisti Verdeutschung von Colozi/nlh. WhitI uag sieh aul
die sich wiudendou lianlica beziehen.
Palm- 11: Steclii)aliuen udgl. Stiiiucher mit Cam-
]ianeriipfcln geziert, dgl. am Paliiisunntag von den
katliolikeu zur Kirche gebracht «erden Tu.
Bi.sam-: ein rundliches Behältniss für Bisam. Riech-
büchsehcn. .Olfactoriuni, etw. daran man sclimöckt.
Bysemöpfel oder meyen.' Fris.; Mal.
In der lutherischen Bibel unter den Zieraten der weibl.
Tracht erwähnt, wofür die zürch. bloss .Biseni- setzt.
Pfersich- II = Pfirsich. Fuis.
Blatten-: ein Gericht bestehend aus halben Äpfeln
mit Kosinen und Wein gekocht Z.
Ti{üss-=:Epfd2 Z.
.Seeapfel II = Meerygel (vgl. Stechapfel), echi-
nus.' Mal.
Schaben-: Quitte, cydonia vulg. GWe.
Weil gegen die Schaben in die Kästen gelegt; vgl. das
syn. SchiMolMrc.
Schueler-: Apfel, welcher durch Schnitte an be-
sonderen Stellen in 2 gleiche Hälften geteilt wird, die
schiin wieder ineinandergelegt werden können Z.
Yim Sflitivlir im alten Sinn ^ gelehrter, kunstfertiger
Mensch. Jetzt ein von den Schulkindern geübtes Kunststück.
Voruuils wurden solche Apfcd mit lat. Worten beschrieben
zu medizinischen Zwecken virnendet; s. Germ. 24, 311. —
Syn. Sthmkrbiet.
Sciilaf-; 1. ein durcli den Sticli der (iallwespe.
cynijis rosaruni. an den Zweigen der wilden oder
Hagrose oder an Brombeersträuchern verursachter
moosähnlicher Auswuchs, ein Fadengebilde von grüner
und riitlicher Farbe Aa; B; L; G; Uw; Z. ,Spongiola,
Scblafö]ifel. ilie an wilden roten dornen wachsend.'
Fkis.; Mal. I'nter das Kopfkissen (das Ohr) gelegt
bewirkt er nach dem Volksglauben, dass der Schläfer
von selb.st nicht mehr aufwacht, wenigstens nicht bis
der SchJ. weg genommen wird. Er wird daher auch
als Beruhigungsmittel für Kinder, wenn sie wegen
Krämpfen nicht einschlafen können, etwa angewendet,
.da er die Verhexung lost'; ferner gegen den .schla-
fenden Wurm', panariciuni, auf dem Leibe getragen.
— 2. Person, die gerne schläft oder sonst träge ist.
ebd. ,Er ist ein rechter sohl., hat ein gute stimm
zu schlafen, glire sonmolentior.' Mey. Hort. 1692.
Schmalz-epfeli II: die Früchte des Weissdorns,
crata'gus oxyacantha G; Z.
Wegen ihres weichen Fleisches nach der Butter, ScJimah.
benannt. Syn. Ankebälldi, MUh?,-!.
Stcch-cpfel: 1. Stechapfel, datura stramonium
Seil; S; Z. — 2. Kardendistel, dipsacus silv. Z.
Sternen-: eine Abart des Schiielerupfels, welche
darin besteht, dass die Schnitte eine gezahnte Linie
und die SchnittHächo die tiestalt eines Sternes dar-
bieten Z.
Tannen-: Tannzapfen. XV. Seuw Arzn.
Zangg-: zänkischer Mensch Nnw. — Tue Über-
tragung auf eine Person wie in Sililai'<jilil.
Epfi- ccpfi: verk. Dim. für Erdepfe! (Kdspr.) Nnw.
Vgl. Hnrpti Sp. S19.
epflen öp/le: .4]ifel herunter schütteln B. —
iföpllet: bloss mit Äpfeln genährt. Eii (jiip)lctc Ma"'
und ca Straiiriiid [bloss mit Stroh genährtes] .und
hcdi pltch g'schichid Z. E ffsprCiritis Ixims iitid en
fl'vpflete M(t sind im Früelig glich n-ul dra [daran] Z.
Es gibt Bauern, welche ihre Pferde zum Notbehelf
mit Spreuer und Kleie füttern.
Epf, Epfich: verschiedene Arten von Epjiidi,
apium. ,Eiu kraut .wie Epfich.' Tiekc. 1503. .WiM
Epfen, apium montanum petroselinum.' ebd. .Pulli
oleris radix, h. e., olusatri (hipposeliuum), die wurzeu
von schwarzen Epfen, von welieher man den schwar-
zen in Apoteken gemeinklich petroselinum Macedoiii-
cum nennt.' Fllis. 15G8. - In dieser Form, im ligs. zur
uhd., aus dem Lat. regelrecht verschoben.
,Wasser-, doch nit eigenllich, ein wolgeschmackt
kraut, laver.' Mal.
Opfur: das kirchliche Almosen, kath. Schweiz, in
Bs bei beiden Confessionen. ,Swer ze dem Altare mit
Kerzen ze Armen oder ze 0. gat' [bezahlt eine Busse].
XIV. Z. ,Er gehet, als wolte er zum O. gehen : gravi-
tätisch.' Mey. Hort. 1092. Die drei weissen Opfer:
eine in Mehl, Eiern und Milch bestehende, früher an
Ostern, Pfingsten und "Weihnacht abgelieferte Kircheu-
abgabe, kath. Schweiz. De l'f"lf' 'ßt ^'f' '•*• '""<" [zu-
rück]. SiiLG. Z' fri'teh (od. vor der Mess, vor-cm Ki/rie)
z' 0. gn", verblümte Ausdrucksweise L; Senw.
opferbar: befugt, zum kirchlichen Opfer zu gehen,
was man mit dem 12. Jahre wurde Bs XIV.
opferen: in die Kirchenbüchse einlegen SciiSclil.
üf-: ein Ojder darbringen. ,Ja sy habend den
tüflen und nit got ufgeo])fret.' Zwinhli. .Dem Closter
umb seiner Tochter willen, die er der Muter gottes
dahin ufgeoptert und ynbesclilossen.' PGys.
iipsT B, iiimchi B; „L; Z(i'': Interj. zur N;u-Ii-
ahniung des Niesens, z. B. scherzend vor kleinen Kin-
dern beimlüechen an einer Blume. — Syn. älsi, ätsM.
Ips, leps. ipsen s. Jijis:
ipsi 0|isi: damit zugleich Z. - Aus lat. <y ipm zu
einer reiadiaften Formel umgemodelt.
epsch s. cttriix, etwa.
Ö|iscli m.: geringschätzige Verunstaltung des Na-
■ns Oinr d. i. (»tmar GlH.
Acju.
.\(|m', Ai|ne: gemischte Kruclit. gleichviel Korn
und llal.rr. .Ein Viertel Aciiuee (Aijuc, Acgue).' L
Kantonsbl. z.B. 181ü. 1847.
Aus dem lat. Adv. «oyeii-, gleiclimässig. Pas nicht ver-
standene Freuulwort charakterisiert durch das Herumtasten
der Schi'eibung.
385
Ar,
er, ir, or, ur
386
Ar, er.
or, ur liy,\\. arr usw.
Ar-
ll,h-
-Ar s, Ächer I
■0. itni W
Diui. Ali
111.: ,1,'ro.s.srr luuilivoijfel,
(PI. Arini) aucli bildl.
Ar .s. Arhf.
Ar I. Aro". <.
Alller, Cieier. Hu
= Wucherer W.
Alui. iin,, nihil, arfc) mit sclnvacher Flexion, die sicli in
W MA. aiicli im Noinin. festgesetzt hat; vgl. auch Arucuyd,
Arohid (W) mlien Ano-i (Z). — Syn. ÄrUer Sp. 90; Gtr.
Fisch-. ,Haliacetus, Moeradier. Fischarn (-arnd).'
Denzl. 1677; 1716. — Am auch mhd.; -d eine müssige
nach n beliebte Erweiterung.
.Hüener-: hüenerdieb, wih, ruilvus.' Fkis.; Mal.
Stock-: Stockadler oder -falke. ,Gal) mir Han.s
Waldkilch ain grossen Fogal, was ain Stock-Aren.'
Stockar 1525.
Stocliar scheint diesen Vogel als Wappen mit seinem Na-
men in Beziehung gesetzt zu haben, obwolil dieser wohl nur
eine ältere Nbf. des verbreiteteren , Stocker' ist.
Stöss-: ein Raubvogel, wohl eine Art Falke.
1510 wurden bei Burgdorf gefangen .Reigel, Scharben,
Ar II, Aar, meist Aiv f.: Aare, Name des be-
I kannten Stromes, noch mit halb appell. Bed. in den
Namen der Quellbäche od. Zuflüsse: .Gadmer-, Grimsel-,
Urbach-Aar', und in dem Dini. Jireli, ein in der Tal-
fläche sich bildender Bach (GnNufenen). In Spruch-
i reimen: über d' Aare bin-i g'fare mit-eme Schimmel,
II die lustiffe Meitschi chömmen alli i Himmel. Über
d' A. bin-i cj. mit Schiff iinrl Ttiieder, zum Schätzeli
ijang-i tiümmc [nicht mehr|, rs ixrli es Lueder S. B'r
' Lting [Radnagel] inrh ilss und 's Bad isch ab, d' Schelme
i fare d' Aare ab.
|l Wahrsch. keltisch: vgl. den gali. -römischen Flussnamen
[ Ärar(w), Saone, in reduplic. Form.
i; Aarau: Name der Hauptstadt des K. A.\. l'otz
( (oder o) Hagel- A.! grober Ausruf der Verwunderung.
I Obwohl diese Darstellung der jetzt landläufigou Auffassung
|| entspricht, ist wohl abzuteilen Ar au'''; ,Cieier' = Ar in Ver-
\ wfinschungen ist bekannt, und ««'''' wird gerne in Si-hwur-
I; formcln augebracht.
!■ Ar in f.: das Gepflügte, die Furchen. E frisclü,
[ schihii Ar; de neu I'flueg macht e giieti Ar ZDättl.
I Frisch gepflügtes Feld. Suhiek.
Das W. findet sich sonst nur noch in den Zss. Ar-mtinn,
■weg, auch mhd. nur in arwartr-, Feldhut, gehört aber un-
zweifelhaft zum folg. Yb. ; nur ist die Frage, ob es nicht
ZDDächst aus Ared, Art (s. d.) verstümmelt sei; vgl. oru/ ans
artiij. Redinger 1656 stellt zusammen: ,Ar, ard, Furch'.
! aren Ai-H., M.; B; GrD,; GT.; Z — Ptc. g'aret
; Gr: ackern, pflügen; in GrI). übb. den Acker be-
! -stellen, also auch: säen usw. .Eine Jucharte P'eld zu
:a.; eine zu a.. säen und eggen.' Bs Ociis (jetzt f)-
; Eine ,.Allment uftuen. buwon, aareii und säyen.' Cvs.
I ,Dass die Buren das Land wider änderst gearen und
jgesäyt.' ebd. ,Are, ere: ackere, pflüge.- Reü. 1656.
; Mhd. nur als Ptc, (jear(e)n, während das Präs. nur die
Form erfcM zeigt, wie schon ahd. meist emin, mit Umlaut
' und Assimilation aus der schwachen Grundform 'arjan, ent-
sprechend dem lat. urare, gr. äpöeiv, so dass die starke
Flexion in diesem Fall viell. erst später eingetreten ist. Die
Schweiz. Idiotikon I. 3.
alte Kürze des Yoc. scheint sii-li tnilz der lüugenileu Kraft
des r in li hin und wieder erhalten zu haben; s. ,urm'.
Id. B; auch ,gearen'. 14C7, Samen. Häufiger ist auch bei
uns die Form cmi (s. d.). Das uralte und darum ehrwilrdige
W. ist am Aussterben.
über-: absol., beim Pflügen die Grenze verletzen;
m. Acc. P., einen Grenznachbar dadurch schädigen.
.Wer den anderen überarret oder überzünet.' Bs 1611.
,So einer dem andern einen Markstein verruckt oder
im Ackerpaw überahret.' ebd. 16'27.
üf-: aufpflügen, mit dem Pflug Erdreich aufbre-
chen. .Liessend ihr AUmend ufaareu.' Cvs.
um-: umackern, -pflügen Ar; GT.
dur(ch)-: alle Furchen durchpflügen (nicht nur
je die zweite, was bestrüchen heisst) Z.
araben s. herabhin.
arabisch: als Typus des Unverständlichen. , Der-
gleichen, so die teutsche Sprach verdunklet, und halb
arabisch gemacht.' GHeih. 1708. — Vgl. böhmisch,
spanisch.
Ariider GnSch., Trim., mit vorn angewachsenem
Art. Laräder GnCast. — PI. unver. : 1. eine Art ein-
facher Pflüge. — 2. Pflugschar Gast. — Aus dem räto-
rom. arader, lat. arntrum.
aranscli: sofort, gleich, schnell. A. dran! A. d>-r-
dürüf [bergauf, aufwärts] GrD. — Aus dem Kätorom.
arranseliicren : (Einen) durchprügeln W. — Aus
frz. arranrjer, herstellen, i. S. v. hernehmen, hart mitnehmen.
Arrass m. oder n.: Rasch, ein im spätem Mittel-
alter und bis ins XVI. oft genanntes leichtes Wollen-
gewebe, verfertigt in der belgischen (jetzt französ.)
Stadt Arras. ,Tuoch, arras' usw. Bs 1417. .Schwarz
arras tuoch.' S 1465. ,Sammat, Darha.st, Schamlot,
Atlass, Taifent, .Arrass.' Sch 1535. ,Etliche Stücke
Arris.' Abscu. 1557. .4 Brief [Päckchen] Arrassin
Bendelschnüer.' Z 1571. ,Grüener Ariss.' ' L 1578.
, Schwarz Arrass Tuch.' Hafn. 1666.
Mhd. arraz; mlat. anasium, -acium ; nhd. .Kasclr mit
Abwerfung des Aulautes und Übergang vou »» in »i7i.
Are s. Arm. Aref s. Arhe. Arelen s. Arien.
Lein-. Art"': ahornblättriger Massholder, acer pla-
tanoides (Dürii.).
Syn. Lcinhaum: Spiiznhnn. Der I. Teil stimmt zu nhd.
,Lehne', AFiorn, der 2. ohne Zw. zu Almru (Sp. 101 1, so
dass eine tautologische Zss. vorliegt.
ver-arrestieren: (Jmdn oder sein Gut) verhaften,
mit Beschlag belegen. Hosp. ,Sie iniigen verarrestiert
und verhaft werden.' 1756, Lehmann.
Mit pleonast. xer- nach Analogie des syn. .verhaften',
von frz. arreter ans adrestare.
Ari I: 1. m. Koseform des Namens Eduard LG.
— Zunächst verkürzt aus -<(rdi. — 2. n. Kusef. des weibl.
Namens Afra BGadm.
Ari U f. : 1. Weise, Melodie eines Liedes. Das
hed e schöni A. L. — 2. Singstimme, Gesangsorgan.
Er hcd IUI gar kc A. L.
387
Ar. er. ir. m-. ur
ari" {n- BsLd tw.-, BLf.), in B auch äri — Comp.
areflcr^und eh-<ßr Ndw; 8rinv. 8 up c rl. «riryisS Ndw;
ScHW, arigst, e'rgist, e'rgst Ndw: 1. hübsch, schon,
anmutig; artig. Es arigs BlüemeU BO., E. ,A. an-
zusehen.' B Landw. Wochenbl. 1857. - 2. sinnig,
sinnreich; naiv ,B; L;" Ndw. En arige Ifall em
witziger UwE. Vgl. 6. - 3. klug, gescheid, geschickt
gewandt VOrte. lez machsch-es doch fri a., recht
gescheid. ,Argutus.' Id. B. - 4. arg, schlau listig,
durchtrieben, heimtückisch, hinterlistig AaF.; BU.; 1.;
GG.; Uw; U; W; ZKn. A71 ariga Vogel! Es ist Keine
so arig, er findt wo en ärgere. Ineich. Si hmfid All um
d' Hütte mne [um dem Spuk auf die Spur zu kommen],
q'sehnd aber Niemer: der Grilen ist ärger as d' Alpler.
EkzXhler 1856. - 5. sonderbar, seltsam, wunder-
lich eigentümlich, oft mit dem Nehenhegriff von ko-
misch Aa; Bs; B; GnTals; L; S; Zg. ,D' Herrelüt
si" arig Litt, si essen alle Plunder [allerlei durchein-
ander].' GJKcHN 1819. ;s wär-mer doch es arigs 3ese,
tpenn-i loider hei« sott gä". ebd. 1806. ,Es angs
Schlössli [ironisch vom Armenhaus].' Schild. ,Lueget
auch wie a.. die hat die Nase über dem Mund!' Breit.
1860. ,Der Herr Gütterli [Fläschchen] müsse em gar
arider Herr sein, weil er so einen arigen Namen habe.'
ebd. ,Eso a. göt 's-nier, i cha" der Wl im Mul nit
tollen [dulden].' ebd. En arige Cime, ein kurioser Kerl.
,I-me Hus göt 's a. zue, wo Icei Tür drin iscli.' Schild.
'es nird-em so a. um 's Herz: er weiss nit, was er
denke selU ebd. En arige Burscli, den man nicht
recht begreifen kann BsLd. ,En a. Chopf.' Gotth.
,En arigi Chiist', ein eigentümlicher Geschmack, ebd.
Es arigs G'seluift, eine sonderbare und zugleich amü-
sante Sache BStdt. 's isch gar mängs arigs G'siUzh
[Verschen] dra", Worbi-me frölich lache »»a». GJKühn
1819. Syn. eigelig ; artig, artlig ; lurlig; seltsen;
g'spässig. - 6. drollig, spasshaft, närrisch. En arige
'Purst [Bursche] Aa. Scherzhaft, witzig, von Menschen,
Eeden BO. - 7. schwierig, verwickelt, heikel; es
arigs G'schäft UwE. - 8. unbehaglich, unwohl.
Es ist mir a. B oHa. Es ist im [ihm] ärger, sclilim-
iner. Ineicuen. Syn. artig, arm.
Die Steigerungsfornien erger, ergst und liio Bed. 4 (7. 8)
sclicinen darauf zu deuten, dass arig aus arg entstanden sein
könnte, welcher Vorgang aber in unserer Sprache wohl
ohne Beispiel wilre; und noch mehr spricht dagegen die
Mehrzahl der Bcdd., welche sich aus der von ,arg' schlechter-
dings nicht ableiten lassen. Es kann also höchstens stellen-
weise Berührung und Termiscluing mit arg angenommen
werden. Dagegen erklären sich sämmtliche Bedd. aus der
Grundf. artig, welche z. T. auf dem selben Gebiet und in
den selben Bcdd. (i, 8, anch 1) neben arig besteht, und
auch einmal (in Obw) die Nbf. avdig annimmt, aus der durch
Assimilation und durch fortschreitende Erweichung des d arig
werden konnte, wie viell. das ferig im Mund der Eisenbahn-
.uiulucteure durch gehäuften Gebrauch aus (/erdig) fertig;
\Sf\. auch Ar viell. aus ,.\rt'. — Die im Text angesetzten
Bnld. fliessen z. T. in einander über. Aus 5 flicsst 8 durch
den Mittelbegriff: seltsam zu Mnte. Bed. 1, 2 und 3 kom-
men auch dem nhd. ,artig' zu (2 und 3 wenigstens noch im
XVIII.), während die Anwendung auf sittsames Betragen
uuserm arig fremd ist. Die ganze Begriffsentwicklung lässt
sich auch unter folg. Hauptgesichtspunktc bringen: I. gute
Art: 1, 2, 3. II. schlimme Art: 4, 7, 8. III. seltene
Art: 5, 6. 4 kann allerdings auch als blosse Übertreibung
oder schlimme Anwendung von 3 gcfasst werden, oder II
iibh. nur als prägnant ironische Anwendung von I, wie nhd.
.schön, sauber' fast als Gegenteil gemeint werden können.
Vgl. «bh. artig. — Von den folgenden Compos. ist y'»^«««-
Miir eine deiitliclirie. f;ist pleimastiscbe Bezeicbniing von
„rig ß, die beiden andern bezeichnen nicht eine Art, son-
dern einen gesteigerten Grad von «. 1, 2 od. 3; in allen
dreien ist -arig verschieden von dem nhd. ,-artig' in Fällen
wie ,tierartig, traumartig' udgl. — Abi. ärglen.
schamper-, wunder-: lieblich, halb scherzhaft
und 'schelmisch. ,Es [das geliebte Mädchen] hiegt so
seh. dry, Gitmir viltusig Müntsclieni [Küsse].' G.IKuhn
1819 (Vungerarig.' ders. 1806).
Seh. aus sehandhar, dieses aber nicht im bösen Sinn,
sondern nur abstrakt verstärkend wie arg, grüselieh, hiiUiteh,
meineidig u. a. Für die Form vgl. mhd. eemper (-vrl) aus
scntha^re, sendbar (gerichtsfahig).
gespass-, gipass-: spasshaft, zu Spiissen auf-
gelegt L.
Arist s. Ernst.
arriwieren: begegnen, vorfallen Bs; S. — Von frz.
„Aroiliatik m.: eine Art Stroh wein aus überreifen
Trauben gemacht Gr. It. vino aromatico." - Von
dem eigentümlichen Duft (Bouquet).
Aron m.? Sch, Aröiie f. oder PI. BSa.; Z, dim.
Aröneli Zg: 1. gefleckter Aron, arum maculatum; sehr
beliebtes Volksheilmittel gegen Lungenkrankheiten
Sch; Zg; Z. — 2. Alpenhahnenfuss, ranunculus al-
pestris BSa.; vgl. Arunl-el.
Aus dem Lat. (Griech.). Syn. Ahone Sp. 174. Bed. 2
beruht auf Übertragung, da Arum im Gebirge nicht vor-
kommt, beide Pflanzen aber den scharfen, ätzenden Saft ge-
mein haben.
Arün(e) s. Alrun Sp. 174. - Erz-Arun: Name
einer Schätze hütenden Jungfrau Uw; s. Lür. Sagen
S. 507.
Arunkel Arunl;^ n.: Aster, Stornblume, ranun-
culus asiaticus Z. - Aus dem lat. (iattungsn. entstellt.
Vgl. Arone.
ärüt! Interj. auf! vorwärts! S. - Aus frz. «« /•'.««.
Arwolte s. -Wolle.
Ar e»rn.: Ansehen. Er cluf-si'-'' en Ar gi [geben]
ScuStdt. — Vou frz. «iV, Aussehen, Ansehen.
Ar, Ari s. Ächer Sp. 69.
Ärrach, Errach n.: Pfahlwerk im See zum Fisch-
fang angelegt Bodexsee It Birl. Vgl. Geivellstatt; Bis.
In Schwab. Urkunden ,der Erich, Erken', in bair.-östcrr.
,Arch, Ärch', Flechtwerk zu Fischfang und zu Dämmen. Ans
Arch', lat. arcu, i. S. von Verschlag, Einfassung, mit Ent-
wickeliing eines Voe. zwischen r und eh und Anlehnung an
die Collektiva bildende Endung -aeh. S. auch Are m., .4n f.
älTÜx! Interj., Hetzruf an Hunde Gl; GO. Ä. ('<■■'
oder ä. da-da! Gl. Ä. mache, anreizen, aufhetzen,
auch V. Menschen; das ist gad [gerade] wie ä. g'viacM,
das heisst nicht zurückhalten, sondern noch reizen GO.
Vgl. ärd-gU; woraus äräx viell. zsgez. ist; doch wird um
zu hetzen auch einfach x! gemacht; r aber (aus welduui
jenes ärä sich entwickelt hat) heisst geradezu die vo.x caniiia,
der Laut der oder für die Hunde.
Are, rf- in. Z, Äri f. Bodensee, .8« als PI. VwS.:
1. das obere und untere Ende eines Fischornetzcs,
wo das Garn au den Stricken befestigt ist Bodesskk.
- 2. die zwei Seile, zwischen welchen ein grosses
Netz befestigt ist; die beiden Schnüre, welche durcli
die äusser.sten Maschenreihen des obern und des un-
tern Saumes eines Netzes gehen und durch welche
Ar. er, ir, or, tu'
m
(las Netz vermittelst Sclncuiiiiievii, PHöckchen aus
Liiulenholz, am obcni, und Bleigewiolitcn und Steinen
am untern, aus Eosshaar geüochtenen. Strange au.s-
gcspannt und in der Schwebe erhalten wird Bodkns. ;
Vw. ,Dle Aeren, die seiler unden und oben am Jeger-
garn, darmit man das garn ausstreckt oder .spannet,
plagic.' Fitis.; Mal. NB. Nicht mehr in der Ausgabe
1541 und den Nachfolgern. — ?<. Arli n.: kleiner
Strick am Kemmstrick, an welchem der untere Teil
des Segels bei starkem Winde, wenn das Segel tiefer
gehängt werden soll, aufgezogen wird Bodens. Vgl.
Ar-seiL
Die einzige lautliche Vwdtschaft bietet das bes. iu Baieru
und Österr., aber auch Ubh. in der Weidmanusspr. vorkom-
niende Syn. ,die Arch', welches durch die umgelautete Nbf.
,Ärch' «nd die verstlininielte Nbf. ,das Ar' den Übergang
zn den Schweiz. Formen andeutet, bes. wenn noch das obige
Arrarh dazugehalten wird. Wir müssen unser Ari, Are durch
VcrHuchtigung des auslautenden di (vgl. die zahlreichen Ortsn.
auf -1 aus -uch; s. Sp. 63) aus Areli herleiten, und da alle
die hier erwähnten Formen dun beiden Bed. ,Strick' und
,Behälter' gelten, so werden wir kaum zwei «rspr. verschie-
dene WW. annehmen dürfen, obwohl sich AreJi, ÄH im S.
Tou ,Strick' durch den Mittelbegriff des Flechtworkes mit
ahd. om/i, Teppich, vereinigen Hesse. ,Arche', Behälter,
bedeutet auch eine Sarge, und als Einfassung smd die ge-
nannten Stricke an den beiden Arten von Netzen zunächst
aufgofasst. — Die Vermeugung aller drei grannnat. (ienera
hat dieses W. mit anderen alten WW. gemein.
Are m. s. Em.
Ares s. Erhis. Arisch, Ar ist, Erist s. Ernst.
Äri n. s. Acher Sp. 69.
Ober-Äri n.: Oberhaut; '.s O. dhiiiarhe", eine Haut-
schürfung erleiden L.
Zur Vergleichung bietet sieh das bair.-ijsterr. iler, tlm
Arich, Arvh, Irt-h, t. die feine Beinhaut, t. Koptausschlag,
Krätze, an ; es wäre wieder Verflüchtigung des auslautenden
cÄ anzunehmen. Vgl. auch das obige Are.
ärli s. vjärlicli.
Aurikle" f.: Aurikel, ju-imula aurieula A.\.
Anrln. ,Wildaurin' bei Denzl. 1G77. ITlti das eine
i! Mal mit ,centauroides', das andere Mal mit ,limnesium,
' klein Tausendguldenkraut' erklärt. Ahnlich bei Zwin-
' GER IGOU. Es sind hier gratiola offic., Gottesgnade,
|| und gentiana (erj^thraja) centaurium, Tausendgülden-
I kraut, vermengt. ~ Das W. i.st aus dem lat. centaurium
f abstrahiert.
; Er I, f.: Ehre, im Ganzen wie nhd., oft im Plur.
; auch bei Sing.-Begriff. 1. persönliche Ehre. Die
\ Anfangsworte des kirchlichen Gebetes: ,Ehre sei Gott
: dem Vater' usw. in ein Subst. n. Ersi zur Bezeichnung
eben dieses Hymnus verwandelt Ndw; s. auch Erisl.
, ,Dis closter sambt dem fronaltar gewicht in der Ehr
) [zu Ehren] der Heiligsten Jungfrauwen Maria.' Cys.
} ,Zu seiner Ehr und Lehr.' Z 1(3(36 ('?), ,Sy werdend
I nit anders gethon haben, dann das den eeren gezimpt.'
'I LLav. 1584. .Brot das nicht nach eeren und nutz
j gebachen wäre.' Z 1593, so dass es dem Bäcker Ehre
; macht oder den Vorschriften der Zunft entsprichtV
! Tgl. 4. ,Der Edelmann tragt^ ihn [den Habicht] uf
|i der hand, hat synen ein er.' Breit. 16.34. ,I)ise 3 stett
'; halt ich der eeren, macht und dapferkeit', traue ihnen
; so viel zu [?]. ZwixGLi. ,Wyl ihn der ander so ohn
, ehr halt', d.i. duze. Schimpfk.; s. Iren ä. Er und
* EespelU ror Eim han GBPani. Gend-is [gebt uns]
d' Er en anders Mal! = 'ki)umit wieder zu uns. sagen
Verkäufer zu ihren Kunden. Er mit Oji/iis ufhelie
(Nefuje, iif/e.ic), einernten. ,Ehre dem Ehre (jeliiihrt:
Herr J'farrer, putzet 's Liecht ." Kiui'un. Es f/öt den
Erenö [nach]: Vater, trag du d' Muite (BultcJ | Trag-
korb]! B; G. Es f/öt der Er nö: de Cher [die Reihe]
ist z'Utst fi» dir! Sülg. Es häd Eine vH e' lide, bis
er z' Ere chunnt. Ineioh.; Sulg. Wo ke Er, ist uuke
Schand. Ineich. Wo ke Scham ist, ist kei Er. Sulo.;
BkXgger 1780. Er macht Umcher [wechselt]. Ei" Er
ist die ander wert. Besser arm mit Ei'e als rieh mit
Schande. Was bringt zue Ere? Si"'' were. 's ist Keine
so arm, d' Er freut-en. D' Er tuet im gar wol im
Chropf. D' Er macht Eine zu-me-n-andere Ma". E
chlini Er ist au"'' en Er. I-m-enen Eimer Wl llt
vil Er [mit Bez. auf Wahlbestechungen]. Was z' Eren
[um der E. willen] üsgöt [ausgegeben wird], göt z' E.
[mit E.] u-ider i» [z. B. bei Hochzeiten, Kindstaufen].
Sulg. Er wont det [dort], ivo alli Er en End hat.
liegt im Grabe, in welchem Alle gleich sind und
Ehrentitel Nichts mehr gelten; vgl. cho", icenn alli Er
en End hat (Sp, 315). Wenn man vor oder von höher
stehenden Personen Etw. vorzubringen hat, was -den
Anstand verletzt, od. wenn man sich starke Ausdrücke,
auch sonst unpassende Vergleich ungen erlauben will,
entschuldigt man sich mit Formeln wie: ,Üiess alles
ist, üwcr eer vor (bevor), erstunken und erlogen.'
ZwiNGLi. ,Mit ehren zu melden, sit bonos auribus.'
Denzl. 1677; 1716. Jetzt syn, mit Eespekt z' melde",
salve reni. ,Man kömmt am ungebissensten davon
[im Umgang mit bösen Mensclien], wenn man es mit
ihnen gerade macht vfie mit den Hunden [d. h. ihnen
aus dem Wege geht], ihre Ehre vorbehalten [ironisch].'
GoTTH. Die Formel wird aber später so gewendet, dass
das W. die ehrenwerte Person selbst bezeichnet,
der man die Rücksicht schuldig zu sein glaubt; Euen
Ere" vorb'haUe" L kann allenfalls erklärt werden:
, Euerer Ehre unbeschadet', aber die Umdeutung ist
vollzogen in: ,mit Urlaub, mit züchten vor euweren
eeren zereden, honore dicto.' Fris. ; Mal. Vor Euen
Ere" g'seid [gesagt]. Ineich. 1859. Vor Eueren Ere"
z' rede G; Z. Auch mit ron statt vm' BsStdt; Z {vo,
was namentlich in ZO. freilich auch aus vor abge-
schwächt sein könnte). Und vollends in folgender
Verbindung: ,in Anwesenheit ihrer Ehren und Ver-
wandten.' 1750, Gl Jahrb. In ehrerbietiger Anrede
an Behörden und als Titel vor den Namen derselben
steht , Ehren' geradezu = ehrenwert (vgl. irend). ,Unser
eeren statt Basel Zeichen [Wappen].' 15'24 Absch.
, Ehren-Zunft.' ßs 1545. ,E. -Regiment, -Stand,' ebd.
In der Bs Kanzleispr. noch heute, mit abgekürzter
Schreibung, z. B. ,E. E. Kleiner Rat, Grosser Rat',
neben der ebenso üblichen und bequemen, aber noch
abstrakteren Formel ,Tit. !' (titulierte, oder Titel).
,E. E. Gesellschaften', zunftartige Corporationen in
Klein-Basel. Ebenso in Comp, wie: ,Der hochzyteren
ehrenfründschaft; die Ehren -Hochzyt.' Anf. XVII.
Wolf. ,Ehrengemeldter Herr.' Memor. 174'2. Vgl.
Erenhüs; Erenlön. — 2. bürgerliche Ehre, a) eines
Mannes. Eine" a" den Eren a"grifen Z. Eine" in
slnen alten Eren län gän, Satisfaction geben GRPr.
Er und guete Name sind bald verlöre", aber schtver
eru-orbe". Ineiciien. (Kei") Er im Lib ha" S. 3Ie soll
amene [einem] Mensch d' Er nü" Mol verdecke [in
Schutz nehmen]. Sulger. Öppis uf d' Er ne, als
Ehrensache auflassen BStdt. Bi Er und Eid (nudj!
391
Ar, er, ii'. Ol', ui'
392
uf Er! Beteuoiungon Z. ,Siben Man, die Jas uf cid.
sei uiiil ocr mit uferliabnen händen wölten behalten
lljL'statitccn].' 1394 Zg. , Welcher einen andern iimb
(;id niid eer wysen [des falschen Schwörens überweisen]
wil.' 1598 Saanen. ,So ist auch das nun »ar zuo ge-
mein worden, dass man den jungen hausshaben (Haus-
halteren) gelt und gelts wert anhenkt, auf ehr [Ehren-
wort, also = auf Kredit] und erb. welches billicher
auf ehr und seelvcrdcrb möchte genennt werden.'
SHocHiioLZ. 1591 (1G93). Sr und G'wei; bürgerliche
Khrenfähigkeit verbunden mit dem Recht Waffen zu
tragen; hi Er und G'wer sl"; ru [von] E. u. Cr. (if setzt)
fsi", um E. u. ü. cho", das Gegenteil Gl. .Welcher
über einen zuckt, mit dem er in Frid stat, sol von
Eer und Gwer entsetzt werden.' 1546 Gl. ,Ehr und
Gwchr ward ihm abgenommen.' Erzähler 1856. Vgl.
u. i'rhs. b) für weibl. Personen wird ,Ehre' fast
gleichbedeutend mit ,Ehe' nach vorau.sgegangenem
vertrautem Verkehr mit Mannspersonen: (eine Ge-
schwächte) s' Era füera Ar, ä' E. sieh BHk. ; Gr ; W
[durch Heirat] ; vgl. 4. ,Zun eren han.' Manuel. .Ich
begcr ir nit zu keinen eren', ich will sie nicht als
Frau. ebd. In einem alten Volkslied von 3 Jungfern
hcisst es: ,üie dritt hab ich genommen, zu Ehre will-
i-si ha.' Daher dann auch: ,dio er übertreffen' [über-
treten] = Ehebruch begehen. ,Wa die frow ir er
übertrifft, die sot gar und genzlich von ir gemächde
sin [das ihr von dem Ehemann zugesicherte Gut ver-
wirkt haben].' Opfn. Holderbank. ,Zur Trennung
vieler eeren [Ehen] Anlass geben.' Absch. 1531. Vgl.
Un-er, Hüs-er, im-erlich. Verbunden und mit ob-
jectiver Beziehung auf den Mann: ,Wie sy jn [ihn]
zuo der ee und eeren gnomen habe.' JLLav. 1584. —
3. concret: Ehrenzeichen, bürgerliche (Wappen)
und militärische (Banner). .Unser eer, wappen und
zeichen uss den fenstern schantlich zerschlagen.' 15'29
Anscii. .Die V Orter init iren eren. fendlin [Fähnchen]
und panieren.' Edlib. Auch von den nuiunlichcn Ge-
schlechtsteilen. ,An Ehren, Nasen, Barten gestümnielt.'
1653 Lauf. Beitr. — 4. übertragen auf Sachen: Güter,
Grundstücke, Bauwerke, Strassen; Haushalt. Guter
Zustand, Nutzbarkeit. In Ehren liegen: .Zue
einem Bauw sorg haben, das er in gueten eeren ligge,
cavere a;dificiis.' Mal. In Ehr(en) legen: .Welche
hofstätten der vogt wieder äfern und in eer leggen
wolle.' 1522 Strickl. Act. ,Den selben turn zue buwen
und in eer zue legen.' 1524 Strickl. Act.; Absch. ,Ist
hiemit unser will, dass alle Weg und Straassen in
Unseren Landen ohne Verzug in ehr gelegt und in
guetem wesen erhalten werden söUind.' Z 1646; 1707.
, Ausgebrauchte Äcker, die man nicht in ehr gelegt,
misten.' HosriN. .Ein verwarlostes Grundstück ,in
Ehren legen', Mattland daraus machen. UBrXoger.
Mit durch Allittoration hervorgehobenem Gegs. ver-
bunden : dadurch der erarmet gmeine Mann viel Häuser
widerumb in ehr leget, welche sonst in der Eschen
[Asche] blieben weren.' Wurstis. Zu E. bringen:
Öppis z' Ere bringe, gut anwenden Bs. Eigene Güter,
die ,zu Unehren gekommen', wieder ,zu Ehren bringen'.
1531 Absoii. ,Nebes [Etw.] in E. halte, in gutem Zu-
stand erhalten Ar. ,Wcr dem andern etzet [sein Vieh
auf dem Boden des Nachbar.s weiden lässt], su mag der.
so gcetzet ist, selb vech, so er in dem sinen findet, yn
thuen und in ehren han [unterhalten, bis der Eigentümer
es an.slöst].' Kotenr. Amtsr. .Die ]iredicanten sollen ire
pfruendhüser in fach, gemach und eren halten.' 15.30
Absch. ,Steg und Weg in ehren erhalten.' Ap 1681.
.Der Obmann des Barfüsser Kloster muss gewüsse
Pfarrhäuser in ehren halten.' JEEscher 1692. ,In-
ehrerhaltung des Bodens betreffend.' Z 1682/3. Zu E.
ziehen: ein Ding ausnutzen, geschickt zu benutzen
wissen. Es ist das Lob einer guten Haushälterin,
dass sie Alles z. E. ziehe, d. h. Nichts zu Grunde
gehen lasse B; S. Wi'"" ds Wetter no'''' c chl in hengti
[günstig bliebe], au irurd no Mengs z' Ere 'söge BRi.
,Sie wurden bei allem Geiz die kostbarsten [am mei-
.sten brauchenden] Hausfrauen, weil sie Nichts zu E.
z. konnten [zu z. ver.standen].' Gotth. Auch wieder
rückwärts auf Personen übergetragen: verwahrlosten
Kindern eine bessere Erziehung geben. Ds Wlh hat
du" Ma" z' Em gizogu, zu Ansehen gebracht oder
aus einem Verschwender zu einem Haushalter gemacht
W. Übrigens vgl. 2. — 5. Badhemd. Der Rat von
AaB. erklärte i. J. 1506 denjenigen bussfällig, der
ohne ein Niedergewand in ein anderes Bad gehe, des-
gleichen eine Frau ohne eine ,Eer'. S. übrigens Badere.
Bei ,iu Ehr legen' von Äckern könnte man an ein ' Er
^ Ar, PHUguug (s. eren, pflügen), (lenken, weil auch .bracli
legen' gesagt wird; dann müssten aber die übrigen Anwen-
dungen alle aus dieser entsprungen sein und mau kann docli
auch umgekehrt erklären : es gereicht dem Acker oder wenig-
stens dem Besitzer desselben eben zur Ebre und ist sein
Normalzustand, dass er gebaut wird. — ,Eliren und Ver-
wandten' dürfte aus der üblichen Ausdrucksweisc .Eliren-
verw.' (vgl. Erenfründechaft) oder .ehrenden V.' umgemndolt
sein. ,Er war nicht der ehren gewesen dass . . .' = er hat
mir diese E. nicht erweisen wollen (Hospin.) steht auch bei
Schm., aber neben der vollem Form: ,der E. wert', und so
erklärt, dass die E. auf Seite dessen fällt, der einer Rück-
sicht des Anstandcs genügt, indem er einem Andern Etwas
erweist, also damit sich selbst ehrt. — In der Stelle ,er
sol dasselb mit dryen eren manspersonen oder aber in [niifr"!
zwo froHwen für ein eren ufrichten [beweisen].' 1598, Sanon,
ist ,eren' natürlich elliptisch zu verstehen = ,eren maus-
pcrson'. — t]ber die Berührung mit E s. Sp. 7. — Zu
den vielen z. T. reimhaften und alliterierenden Amplifiliatinncu
(Kr uvd Eid; Er und Respekt; Er und Girer; Kr yn,l L.r:
E und Er) mochte z. T. die Magerkeit des WSrtchens Imkru;
vgl. nocli Er : End; Er : Eschen. — S. noch ir.
Un-er: Unehre. 1. Schande. Besner arm mit
Ere ah rieh mit Unere Z. Auch in abgeleiteter Bed.
Schaden, Verderbniss. ,Die Jemant das sin ver-
honty [1. verhonent], zergantent oder zue uneren brin-
gent' c. 1470 Gl. Alles syn. Ausdrücke; vgl. gc-
schänden. — 2. Unzucht, Notzucht. .Einer tochtcr
die uneer (der uneeren) zuemuetcn.' Mal. — 3. Un-
ehe, wilde Ehe, Concubinat, Gegs. z. Er 2 h. ,Ze
Uneren sitzen', im Concubinat leben. .Eebrecher und
die oftenlich zuo Uneren sitzen.' c. 1500 Z. .Welichc
offenlich zue den uneeren sitzen, sollen darzue ge-
halten werden, das sy einandern zuo der ee nemcn
und zue kilchen füeren.' Bs 1534. .Hielte einer eine
Weibsperson zue Unehren.' 1524 Absch. Syn. Uni Sp. 7.
un-cr ,'.->r Kv: 1. Adj. a) ehrlos ApK. — b) mür-
risch, unzufrieden, unwillig, ungehalten ApL, M. —
2jAdv. hastig und gierig (essen) GrD. Syn. schirittig.
Mit dem Subst. gleichlautende Ad.j. -Bildung ist siltiii,
doch in der ;l. Spr. nicht unerhört, vgl. auch nhd. nihmaek
und Srhmuek. — Bed. 1 b) muss entsprungen sein aus:
Anderen keine Ehre erweisend, den Anstand verletzend.
Dieser Begriff konnte auf das Verfahren des Menschen mit
der Speise Ulierg(!tragcn werden, indem snwnlil ein ühertrioben
m
Ar, or, ir, ur, ür
m
wählerisches Vevlialtcii (was anch mit ertot bezeichnet «inl),
als ein hastiges, gieriges, unordeutliches Essen auch der
Speise, als einer Gabe Gottes, nicht die geziemende Khrc
■antut oder die Rücksicht gegen Andere verletzt. Aber im«-
iu dieser letztern Bed. könnte aus der bei Schni. angetilhrten
Virhindung rn, an ä- = .tüchtig' (gleichs. so dass es eine
.,\rt* hat) entstellt sein; nx, an aus .in' oder ,eine'.
Hüs-iT: 1. Ordnung, »eordnetcr Zustand des Haus-
wesens und Haushaltes BO. Ironisch : das ist fi" e
HClU'mi II.! das sieht sauber aus! BHk. .Einem Christen
Staat zue, das er werke, nit das er sin huseer zergon
lasse, sunder das er sorgsam sye.' Bull. 15.31. ,Res
faniiliaris et doinestica, haushaltung oder haushab, die
hauseer.' Fris. ; Mal. Auch der gute Name des Hauses.
D' H. rette, für die Ehre des Hauses einstehen; die
Honneurs machen ; aber auch (scherzh.) er muess d' H.
r. = das Haus hüten. Sülger. -- 2. ,H. nennen unsre
alten Männer noch ein fromnis und liebes Eheweib.'
Spreng.
In Bed. 1 streift das W. nahe an das .oft zu üleichlaut
Tcrkiirzte t/üt-ern (s. d.), welches aber rein örtlichen und
rechtlichen, nicht moralischen Begriff hat. Bed. 2 beruht
darauf, dass 1 wesentlich auf der Hausfrau heruht und in
ihr gleichsam personifiziei't ist. Ygl. Luther zu Psalm G8, 13:
, Haussehre heisset auf Ebreisch ein Haussfrau', wo freilich
die Zürcher zur selben Zeit .Hauszierd' übersetzen, also
diese Bed. ablehnen.
Bad- s. Badere.
Zeiger-: das erste Accessit nach den Gaben auf
den Schiessplätzen Vw, oder die letzte geringste Gabe
für einen Schuss, der eben noch .gezeigt' werden
durfte; Gnadengabe Z.
llen ausserhalb des Trefferkreises fallenden Schüssen wird
vom Zeige!' nicht mehr die ,Ehre' des Weisens angetan. Vgl.
a. /er.
er-haft = ehaft Sp. 7. ,Das sol einer tuen in jars
frist, inn icrr [ihn hindere] dann erhafte not.' 1510
Ndw. .Jedoch vorbehalten ehrhafte Not und Gottes-
gewalt.' 1756 ScHw. ,Der seinen Nachbauren mit ehr-
haftem Zaun weiter, dann die March weis, übervorteilt.'
1659 B. Noch stärker entstellt: , ehrenhaft'. — Die
selbe Berührung s. bei E und Er; Urlich .;.
er-lich, meist erli, erlig Ap; BM. ; G; SBuchsg. :
1. wie in der heutigen Schriftspr. : ehrenhaft, -fest;
redlich, rechtschaffen, gewissenhaft, wahrhaft. En
irliche Tusch ist kei Schelmestuck. En erlichi Hand
chimnt dar 's ganz Land und tcider ume. Lieher en
irliche BMz [Flicklappen] als e schantU Loch. Bi
erliclie Lüte göt 's erli zue. Erli (ErlichkeitJ macht
rieh, aber langsam [auf langsamem Wege]. Sülger.
Erlich bete" hilft us Ängste. Ineichen. Er ist erlig:
er Sit [sagt] nu: fluch [flieh] oder i neam [nehme] -dj"*,
und denn flucht 's nild GBerneck. , Erlich bcgän [Amts-
geschäfteV gewissenhaft verrichten?].' Gfr. 17, 19.
, Ehrlich' hiessen ehedem polizeiwidrige Vergehen,
welche nicht gegen die Ehrlichkeit verstiessen. , Er-
liehe Frefel.' Sprüchbrief 1441 = Schlaghändel udgl.
In der Z Gerichtssatzung XVI., 2 wird unterschieden
.gmeiner und ehrlicher todschlag' und .gefaarlicher,
schandtlicher ald unredlicher T.'; letzterer ist der
Mord, tückische Nachstellung, Tödtung mit unerlaub-
ten Waffen. Dem gemäss bedeutet .erliche Sachen'
GRi'NiNGEN 1525 kleinere Vergehen. — 2. ehrenvoll,
ehrerbietig, ruhmlich, festlich; auszeichnend; v. Pcrs. :
hoch angesehen, berühmt. Trinkspruch einer Magd:
/ irill-ech'n bringe zu erliche Dinge, zu guete Sache
[usw.] LGunzw. ,Cantemus domino gloriose, wir sül-
lent crlich dem herren singen.' GHdschr. ,Was jr vor
[vordem] in zwen tagen sind 'zogen gegen uns har
gan Paf}', sind jhr in eim wider geflohen, wie ehrlich
üch das sy.' Mandel [iron.J. .[Die griechischen Prie-
ster] tragen ain erlich Kleidung lang bis uff die Füess.'
Stockar. ,ünd hat der Babst die 5000 Mann crlichen
[Adv.] begäbet mit Syden und Geld.' ebd.' .Hochzit-
lichs kleids sollen, wir nicht vergessen; dem brütigam
entgegen gan, die ccrlich bkleidung tragen.' Carh. Lied.
, Ehrlich [ehrerbietig, ehrenvoll] empfangen [eine Ge-
sandtschaft].' 1521 Aesch. .Dass man zu Hauptleuten
der Soldtruppen solche wählt, die dem König nützlich
und den Eidgenossen ehrlich seien.' ebd. 152'2. ,Dass
nur 1 Stuck [goldene Medaille als Taufpfennig] aber
ein desto erlicheres gemacht werde.' ebd. .Bestattetend
die leych treffenlich eerlich.' 1531, II. Chron. ,Wenn
mir yemants dienen wirf, den wirf min vatter ee. be-
gaben.' 1555 JoH. ,Tua laus, dir loblich und eerlich.
Dies celeberrimus, der aller eerlichest tag, daran einen
grosse eer anfallt. Stola, ein eerlich frauwenkleid.
Ornamento esse, eerlich seyn, Eer bringen. Amplis-
simo loco natus. von einem verrüempten und eerlichen
geschlecht.' Fris.; Mal. ,Er sey, wenn auch unehe-
lich, doch vom Vater her eines ehrlichen Geschlechts.'
[Worte eines Unehelichen, der seine Rechte verteidigt.]
Ndw. 1641. ,Die Züricher Predikanten lassen die Lu-
therische Dolmetschung auch gelten und reden ehrlich
[mit Anerkennung] von derselben.' Chlostergüogü. —
3. angesehen, ansehnlich, stattlich. ,Der gros
berg bernegk ist gesin ain gros erlich nutzlieh holz.'
G Hdschr. ,Mit reisigem züg und erlichem gschütz,
damit man gnuogsam bewart sye.' 1522 Absch. ,In
senftmüetigkeit mache dich ee. und gib dir die eer,
die dir zimpt.' 1531/1667 Sirach. , Erzeig dich freund-
lich gegen der gmeind und vor dem eerlichen beug
dein haupt.' ebd. ,Ein nüw ziemlich ehrlich hus bu-
wen.' 1534, Mey. Wetzik. ,Guet gesellen und von ehr-
licher freundschaft [Verwandtschaft].' RCvs. .Grosse
und eerliche fründtschaft: aniicitia ampla. Ein gross
und eerlich hausgesind: familia ampla et honesta.'
Mal. ,Mit etlichen eerlichen luten.' JLLav. 1569.
(1670: ,in begleit viler fürnemmer Männern.') ,Us
gnaden und fürbitt erenlüten und siner erlichen fründ-
schaft.' WiNTERTH. ,E.' ist offizielle Anrede der Bürger
an der Gl Landsgemeinde; vgl. Er und G'wiir, und
Er 1 2, Sp. 390. En erlige Burger vo Basel, einer
vom alten Schrot und Korn. ,De honestate delibaro,
eer etwas verkleineren, oder ein eerlich ding etwas
schwecheren.' Fris. .Ehrliche Mittel', Wohlstand. 1867
MRohn. — 4. anständig. Absch. 1525. ,Der Canzlei-
verwalter soll in allen Sachen, so ihm e. [der Ehre
seines Amtes angemessen] sind und zuestand, sich
willig brauchen lassen.' Mürj XVII. .Ehrliche kleider,
under und über.' BSpyri 1656. .Im Waisenhaus werden
die Kinder versehen mit aller nothwendigen und ge-
bührenden Speis und Trank und ehrlichen Kleidern.'
Z 1757. Es ist nicht e. viel zu trinken U. Dafür
sorgen, dass das Chind e. bllht: eine wiederhergestellte
Sache nicht neuerdings verderben, z. B. mit Beziehung
auf einen Reconvalescenten Gl. Adv. und in scherz-
hafter Anwendung: tüchtig, gehörig; Eine" erlichen
abwüschen, scharfen Verweis erteilen LG. — 5.^elich3
(Sp. 9) und wahrsch. aus diesem entstellt oder damit
vermischt wie Er mit E und irhaft mit ehaft. ,So
3Ö5
Ar, er, ir. or, in'
39C
einer mit Tod abgielige, erliche Kiuder hinder im ver-
liessc [sterbend hinterlies.se].' 150'2 Z. ,So einer mit
einem erlichen Weib hausheblichcn wonte.' ebd. .Kin-
der, so ehelich und ehrlich geboren sind.' 1617. ,Wann
Kinder, e. oder unehrlich geboren, abstürben und kein
ehrliche Leiberben hinterliessen. Wann ein Sohn ab-
stirbt ohne ohrliche Leiberben [im ital. Text sensu
proh legitimay Daneben .unehliche Kinder-, c. 1700
ü. Vgl. noch ärlich u. d. W. ivärlich.
un-erlich: 1. nicht zur Ehre gereichend. ,Dass
unser bitt Gott u., einer stat Basel schädlich.' Eyff Chr.
— 2. ö(n)-erK(j. ü- Ap: unehlich. En Oerligs Ap, en
Unerlis Z, ein unehliches Kind. Vgl. Er 2. — 3. ,Uh-
erlicher todschlag', heimlicher Mord. Gegs. zu ,er-
licher' s. d. 1.
haupt-. Uoiderlrche" hielte", herzlicli und laut, aber
bes. aus Schadenfreude oder Spott Übw.
Erlich scheint hier den Begriff der Offenheit (1.) zu
haben; doch lässfc sich fragen, ob die obige Furui ni.-.lit bloss
aus dem syn. liauplhöchligen (lioidhäcM.) umgedeutet sei; in
jedem Fall bat haupt- verstärkende Bed. und ist -en die adv.
Endung.
6r-bar crh.rr Ap; VOrtk; Gii; G; S; Tu, (hher
GWe., jerliri- uTn, eher ScnwW.: 1. wie nhd. mora-
lisch achtungswert, sittsam, anständig, wacker.
Gär erler trittke", nur wenig, bescheiden GSev. En
ärheri Simse, eine wackere Braut GWe. Ähnlich S
Buchsg. Erhari Lüt rede" nid schandhari Wort. Ineich.
Ironisch; du bist es erhers [sauberes] BürschU, dti!
GRJenatz. ,Das erherste und wegste [Beste] tuegent
[tuen].' 14-10 F. ,Die eltesten und erbesten.' 14.58,
Urk. ,Lebend züchtig und crbar.' Bib. 1560. ,Dunkt
dich das erber und billich seyn, dass du mich gewalt-
samest [mir Gewalt antuest] und verschupfest [ver-
stosscst, verächtlich behandlost]'?' ebd. — 2. in der
Gesellschaft angesehen, durch Stand od. Charakter,
oft als Titel. ,Und sol man ze deheins [sc. Richters]
kur [Wahl] ahten cnheinr wirdi [keinerlei Würde],
ald das eine[r] erberer [vornehmer] si danne der ander.'
Z Richtebr. ,Üas ward offenlich in unsen rat gesait
[gesagt] von erbern lüten.' Diessenh. Stadtr. ,Schidlüt
. . . nun erber man.' ÄgTschudi. ,Der erbre geistliche
Mann Bruder Heinrich.' ebd. .Erberer alter mann,
jiresbyter.' Fris.; Mal. ,Die frommen und crbren Toni
\uul Andres Spreeher.' GRjenatz 1-547. ,Die Elti.sten
und Ehrbaren in der Gmeind.' 1-596 Z. ,Erbar' einst
Anrede der Räte wie ,ersam' des Bürgermeisters.
Spreng. ,Erbare frau.' GBHartmann 1817. - 3. von
Sachen; angemessen, ansehnlich, beträchtlich.
Einen Gefangenen ,uf erber trostung [Bürgschaft,
Sicherheit] und gewonlich urfech [Urfehde, Friedens-
versicherung, Verzichtleistung] uslassen.' Fründ. ,Eine
erbere zal büchsen.' 1521, Sthukl. Act. ,Eine erberc
Summe Geldes.' 1523 Absch. ,Erber hezalung, be-
kerung und abtrag thuon.' 1539 Bs Rq. Vgl. erlich 3.
— 4. Adj. u. Adv. recht ordentlich, ziemlich. Er
het slni G'schäftU erber uf der Site fco [gehabt] Ap;
e. chlage; er löt-si'"'' e. g'höre; e. clialt. ebd. E. gross,
ptueg. ril usw., iiiiss, räss usw. G. Do göt 's neba c.
I.riiliii .:iii\ liier golit es, dünkt mich, ziemlich bunt
lier (iuKli. l>ie Sonne hat Wasser gezogen; da kann
man e. drttf Itiegen [mit ziemlicher Sicherheit daraus
schliessen, dass Regen bevorsteht] G uRh. Er hed e.
Geld L. Grad e. lang ist-er i-de'' Sttihe g'hocl;et; es
gii e. wol üs [die Ernte ist ziemlich ergiebig]; es git
e. gross Erdöpfel; er hat e. 'boset, ist ziemlich mager
o-eworden SenwW. 's liürig Jär ist wider jerber gtiet
"(/'si Th. 's ist e. tvarvi L; Zr.. ,Es ist hür ein gute
Ern gesin, erbor gut Korn und gut Wetter ze schni-
den.- Bossii.-GoLDScnM. Er ist e., ziemlich stark an-
getrunken ScuwE.
Er-bar-kcit: 1. wie nhd. Sittsamkeit. — 2. con-
cret coli.: die ehrbare Gesellschaft, der bessere
Teil der Bevölkerung eines Ortes oder Landes, die .■
anständigen Leute; die verfassungsmässige Obrigkeit S
gegenüber eigenmächtig auftretenden Gewalten "ier»
einzelnen Unzufriedenen, Unruhestiftern. ,Dz solicheÄ
geschieht, durch die jren begangen, aller e. leide sye.'^p
B an Bs 14G5. ,An der erberkoit und dem gmeinen '-
bidorman.' 1521. Sthickl. Act. .Wir mögend wol spüren
die falschen pratik von dem so hievor sölich unruow
und zwitracht ouch gestift, der selb abermalen ein
coniun [den gemeinen Mann] über die (ein) e. wisen
[gegen die Obrigkeit, die Regierungspartei aufwiegeln]
wöflt' 1521 Absch. ,Ober- und erbarkeit.' ebd. 1525.
,Sonilichs [Solches] haben liederlich lüt und nit die
erbevkeit im Turgöuw gethan.' ebd. 1526. .Ein obcr-
keit und erberkeit zuo Underwalden hat die von Bern .,'•
nie gescholten.' Absch. 15'29. ,Die erberkeit in jeder
gemeind soll zuovor umb das tanzen utt' den hochzyten
begrüesset [angefragt] und gebetten werden.' ebd. 1530
Th. Nach der Verbrennung von Wyl zogen alle Biirger
aus und ,blieb von der erborkait niemand denn ainer'.
ebd. ,Dass das Segnen [zauberhatte Beschwörung] ein
unehrlich ding seye und sie dessen bey der e. auch
schlechten rühm und dank beholen [ernten] wurden.'
Gwerb. 1646. ,Nit allein unsere oberkoitliche Be-
amptete, sonder auch ein gemeine Ehrbarkeit in,sge-
sammt.' Z Mand. 1650. .Auf der gassen, als vor den
äugen aller e.' 1673 JMüll. ,l>ass ihr vor aller E.
verachtet werden.' JMuralt 1697. ,Dennocht landend
sich ungeschirrige [ungcberdige] Leut, die dem, wor-
nach die ganz E. eifrig geschruwen, sich widersetzen
dorftend.' 1722, Mise. Tig. — 3. die Ge.sammtheit der
(ehrbaren) Bürger einer Gemeinde als solcher, 's ist
z' Schwargebitrg Märit g'sy'; als President jener lühl.
E. han-i Allz uherltiegt BG. ,Soll der E. vergünstiget
.sein, denjenigen so Böcke im Land zu sommern be-
gehren, die Erlaubniss zu erteilen.' Deutsch Spruchb.
von B 1798. — 4. Ausschuss, Vorsteherschaft
einer Kirchgemeinde, Kirchen vorstand, jetzt Ehe-,
Chor- oder Sittengericht genannt „B"f. .Denen, welclic
den Gottesdienst stören würden, drohte der Landyogt,
dass sie durch die E. von allem Genüsse der Gemeinde-
güter ausgeschlossen würden.' Th 1530, Pppik. ,Dass
solche Persohnen [Dienstboten, welche sich verheiraten
wollten], bevorderst für die E. beschickt und daselbsten
examiniert werden sollind, wie sie sich selbs erhalten
woUind.' B 1690. ,Vor Mhrn Castlan, dem Pfarrer und
der K. Rechnung ablegen.' B Kai. 1765. ^ Un-; Un-
sittlichkeit. ,0b micli glych etlich vil ungemässcr
dingen und unerbergheiten zyhen.' Zwingli.
Cr-bar-lich: 1. =erbar 1. Si"' erberlig ütfitere',
anständig, sittsam S. — 2. = erbar 4, ordentlicli viel.
,Ward erberlichen win und körn.' Edlib. -- IHo ndv.
Endung -en wie bei erlich S.
er-sam; achtbar. Titel für Personen, wenn sie
etwa zur Hochzeit oder als Verstorbene kirclilich
Ar, er, ii'. or.
voiküii(]et werden; ilalier auch auf (Trabsteineii; früher
auch Titel für Behörden, im Kanzleistil Ndw. ,Ein
ersanier Grosser Eath.' 18(57 MRohn. Als Subst. Ge-
schlcchtsn. in Aa; Ar; Z. \g\. erbar ü.
ftr-sami f.: Leumund. ,In Sachen, die allein in
und uf Muetmaszungen standen, sollen die Richtere
die Handveste, Ersame und Glauben [Glaubwürdigkeit]
beider Teilen, des Cläger und Antwurters mit
Fleisz bedenken.' 1627, Bs Eq. — Ge-, Eine Magd
hat ausser dem Lohn noch d' Gersami in'n Schuehne,
d. i. den Anspruch, dass man ihr Schuhwerk in Ehren
halte ZBenk.
eren: Ehre erweisen 1. bes. durch Geschenke.
Gewährung von Bitten; vgl. rereren und Ering. ,Also
eröt der Herzog die von Schwiz und liez den selben
zal ab.- 1336/1446 Z Chr. ,Eer und gewär mich diser
bitt.' Sal.^t. ,Ich will dich der bitt gctrülich eeren.'
ebd. , Eeren mit der bitt.' ebd. ,Er ward siner bet
geeret.' Eulib. ,Toppelsöldner können die houptlüt
nit eren usser irem gelt.' 1521 Strickl. ,Eer Gott
myn Fründ!' Grussformel. HBull. 1533. ,Das kripli
band wir geret.' Faber, Pilg. 1557. — 2. durch die
Form der Anrede: mit Ihr anreden, ihrzen im Gegs.
von duzen Aa; B; VÜrte; Gr. ,Wo-me" Hecht [einiger-
massen] vornehm ist, ehre" Ma" und Frau enandere.'
GoTTH. ,Anne Bäbi sollte ihm raten, ob es die junge
Meisterfrau e. müsse; „säg, Marei!" werde wohl zu
unhöflich sein für so ne Zimpferlige.' ders. .Darumb
ich meine frauw auch lange Zeit nit geduzt, sunder
geert, das mein vatter nit gern sach.' FPlatt. Vgl.
ir, du, er.
Nichts nötigt uns, eiun m-spr. Vermischung zwischen eren
nnd .ihren' anznnehmen, obwohl eine allmähliche Berührung
beider Ausdrücke zugegeben werden muss. Vgl. iren.
erend: Ptc. des vor. mit pass. Bed. ,zu ehrend,
ehrenwert' vor Titeln in der Kanzleispr. ,Meinen
gnedigen, ehrenden, lieben Herren und getreüwen vät-
teren.' SHochholz. 1591. .Mit Bewilligung beiderseits
ehrender 1. Eltern.' 1641 Wimerth. So noch: ,der
E. Stillstand [Kirchenvorstand].' S. rereren 1.
un-eren: „entehren, schänden; Einem mit Worten
zu nahe treten." — ent-un-: pleonast. = dem vor.
,Das hailtumb darus geschütt und grösslich entuneret.'
1530 Absch. ,Der nam, der über uns angerüeft ist, der
ist entunceret.' 1531/1667 Esra. ,Wie könndind ir ein
Stadt von Z gröblicher e.' 1532, Egli Act. Auch bei
Eckst. 1535. ,Schenden, geschendeu, entuneeren.' Mal.
.Gott wird entunehret.' 1673 JMüll. , Die Gaben Gottes
also entunehrt' [durch Mischung von Wein mit Wasser].
ScHiMi'FR. 1651. ,Der entunehret sie [die Götter].' Ulr.
1727. .E. sagen Unverständige für: verimehren oder
entehren.' Spreng. — ver-ent-un- verdunere: zer-
trümmern, zu Grund richten SB., Ndramt. — Doppelter
Plconasm.
ent-: in den Kirrlicnbanii tun Sihaihz.
ver-: 1. mit Acc. P. a) hochhalten. ,Yereerender
Luther [verehrungswürdiger, reverende].' ZwnfGLi. So
noch: de rerered StiUstand Ti-, vgl. erend. — b) Ehre
erweisen. Verehrung bezeugen, einen Gefallen tun
GG. .So bitten ich dich, dass du mich doch in diseni
kleinen Stuck verehrest und disen Brief niemand sehen
lassist.' Blll. 1527. ,Sy wellind auch die dryg Pündt
fcreret haben, gueter hoifnung, sy auch von inen eine
besoldung [erlangen] werden.' 1557, UMey. Wint. Chr.
,Man tet s' ouch mit dem sitz v.', zeichnete sie durch
einen Ehren.sitz bei der Tafel aus.- 1576. — c) be-
schenken. .Ich gedacht ich wülte dich hoch v. und
begaaben.' 1531/48, IV. Mos. ,Uf hütt habend M. g.
H. Hansen N., den gwardiknecht, vereoret und ime
15 krönen geschenket und ine zum Burger angenom-
men.' 1572, L Ratsprot. .Es ligt nit wenig an dem,
wenn man einen v. wil, dz man jm gaaben gäbe, die
jn fröuwind.' LLav. 1584. ,Dass gott der herr mich
thuot V. also sehr und mier ein Engel hat gegeben,
der bschitzen soll mein leib und leben.' Com. Beati.
Mit Angabe der Sache, welche meistens durch ,mit'
eingeführt wird. .So Jemand verehrt wird mit Holz
abzuhauwen [die Erlaubniss dazu bekommt].' Otfn.
ScHWAM. 1533. .Dass der Bisem ein schätz ist und
allein die höchsten personen darmit vereeret werden.'
TiERB. 1563. .Die frömbden und andere bekanten mit
wyn zu V.' ECys. .Üwre Büecher, damit ir mich ver-
eeret.' ATscHüDi 1565/72. ,Prämiis affectus. mit be-
lonungen vereeret oder begaabet.' Fris.; Mal. ,Er
mag in mit einem Drinkpfennig [Trinkgeld] wol v.'
1617 Z. ,0b nit ein Carmen könnte getruckt werden,
diejenigen, so ir Gutjahr dahin bringen, darmit zu v.'
1644, Z Stadtbibl. ,Die Römer waren gewohnt, auf
solchen tag einanderen zu v. mit gaaben.' FWyss 1650.
,Soliche notwendige [bedürftigen] Leuth mit einer Stür
vätterlich v.' 1652 Trogen. ,Wir wollen sie [die Bar-
füsser] mit dem Platz zu Ehren dem hl. Antonio ver-
ehrt haben.' L 1656. .Die Unsern mit einer ergi;b-
lichen [reichlichen] Bysteur zu y.' Z ÜGl. 1660.' .Den
könig mit gold v.' 1707, Makk. .Welchen der Kaiser
hievor mit Gaaben verehret.' Würstis. 1765. — 2. mit
(Dat. P. und) Acc. S., schenken, allg. 's ist nüt
Vererts, nicht eben wohlfeil Z. So Eiipis tcellt-i''' nüd
g'cererts [auch nicht, wenn ich es geschenkt bekäme]
BEi. V. und loschiere" (frage'), gesellschaftliche
Sprechspiele, wobei Gegenstände (nur in Worten) ge-
schenkt werden Z. ,Die Wappen, wie ir's seend an,
Habend wir v. duon Einem redlichen Erenmann.- 1610,
Inschrift. ,Man vererte uns 30 Kanten [Kannen] mit
wein.' FPlatt. ,Den Wein v.', Fremdlinge, besonders
vornehme, ehrenvoll bewirten. Dissert. de vino 1712.
Freiwillig überlassen, eine Schuld nachlassen: es
soll-em. rerert und g'schenJct sl" GG. Zu beliebigem
Preise überlassen: ehrbare Leute verehren ein-
ander, wenn sie nicht Handels einig worden können,
den Gegenstand, d. i. der Verkäufer überlässt es dem
Andern, den Preis nach Wissen und Gewissen zu be-
stimmen BSi.
Die Behauptung, dass im XVI. ,v.' (Einen mit Etw.) fast
durchgängig von ,schenken' so unterschieden werde, dass
jenes von niedriger Stehenden gegenüber Höhern gelte, dieses
umgek., würde zwar mit der urspr. Bed. übereinstimmen,
lässt sich aber nicht festhalten. Die Construktion 2 ist
offenbar aus 1 c) entstanden und beide begegnen sich bei
FPlattcr. Zu dem Begriffe vgl. die KA. Einem ,ein cerliche
schenke tun'.
Ver-ering, Vereng: Geschenk, = Ering 1. allg.
,Was er hätte erübrigen mögen von der Hrn. Staaten
Verehrungen u. Letzigeld [.Absehiedsgeschenk].' Breit.
.Solle selben ein guote Verehrung darfür gegeben
werden.- Zurgilg. 1656. — Ins Lat. übertragen: ,hono-
rantia'. 1327.
ver-erlich: l.v.Pers. ehrenwert. .Der verehrliche
Stillstand' = erend. s. d. — 2. v. Sachen: ehrenvoll.
399
Ar, er, ir, or, ur
400
Wohl hat er verdienet um mich die verehrliche Gabe.'
1815 JRWyss.
Eri"g: 1. Ehreno^eschenk, Schenkung. ,Uf das
kament die schitfknecht und amptlüt und hegijrten von
uns erung.' 1519 Stülz. ,Sind wol 40 im schifi'. denen
man e. duot und sy begäbet.' ders. ,Nach dem mol
[nachher] hat er jedem hotten gehen 50 krönen für
ein e.' 15'21 Strickl. , Statt des gewünschten Jahr-
gelds eine einmalige Ehrung.' 1521 Absch. .Dem herrn
wichbischof für sin arbait ein zimliche (gebührende]
erung tuon.' 1524 Gr Artikelbr. ,Wir habent em-
pfangen üwer brot und win und dankend üeh söm-
licher üwer e.' 1531 Absch. Ein im Krieg Verwundeter
bittet die Tagsatzung um ein .eerung' zu einer Baden-
fahrt, ebd. — 2. Ehrenerhöhung. Beförderung zu
einer höhern Würde. ,Otton von Wittlispach, uss
Keiser Fridrichen Ehrung Pfalzgraf.' Ansh.
Er n e'r n., B; VOrte; G; S, ni. BHk. (■(Ir): Erz.
spez. Metallmischung zu Fleischhäfen, zu Glocken,
Kanonen usw. ,Er und ysen.' G Hdschr. ,Gegozzen
von ere.' Boner. .Geschirre von guetera ehr.' 1531/48,
EsRA. ,Er, Erz: Kupfer.' Eed. .Kupfer und Öhr.' S
Mand. 1702.
Amhd. er, got. tili', lat. acs; auch mhd. (selten) m. Das
syn. ,Erz' (s. Erez und Erz) ist wahrsch. mit Er gar nicht
vwdt, indem sein z wahrsch. nicht Ahl., sonderu stammhaft
und sein Voc. urspr. kurz ist. — Mal. hat abweichend von
der ZBibel ,crtz', aber doch das Adj. ,eerin'.
erin, erig m"GR; GSa.; Sch; Th; Uw; Z, eheri
Th, m/7 Aa; BM., Si.; L; S; Uw, ärig BHk., earn,
earag GWa.: ehern, ,'s Sri ist mir lieber als 's Kupfer
[Wortspiel].' Kirchh. En erene, erige Hafe; en ereni
Pfanne; es erigs Tüpfi [Töpfchen]. Bes. von dem
grossen Hafen, der den Hauptbestandteil des Geschirrs
in der Küche (auch in der Sennhütte) ausmacht, nach
alter Sitte an einem Gehänge über dem Herde schwebt
{d'r erig Hafe a'-il'r Hole- S) und als das beste Stück
Hausrat gilt. Si flattiert-em [dem Erbonkel] ; si meint,
si iiberchömm denn der eri H., werde Haupterbin.
Bildl. sogar für die Tochter des Hauses selbst: er treit
d'r erig Hafen us-em Hüs, führt die T. heim. Schild.
,Ein erin haven.' Boner. ,Isy und eery stain und
kuglen.' G Hdschr. ,Ein örin hopt [haupt].' 1521 Ziely.
.Eerine (erine, erhine, ehrene) rören.' Bibel 1531/1607.
,Thubal Kain. der ward ein giesser in allen meister-
stucken, erins und eisens.' ebd. 1560. ,Erin stein,
darauss man mösch, crz oder kupfer machet, chalcitis.'
Mal. .Ein erhiner kessel.' Fris. .Aheneus, eerin oder
küpferin, von erz oder kupfer gemacht.' Fris.; Mal.
,An kupfer-, zinni und ehri Gschir.' 1600 Z. ,Erin,
was von Erz ist.' 1656 Eed. ,Chalceus, erin.' Penzl.
1077. 1716.- .Meine Stirn ist Ehm.' JMev. 1694.
,Ehrigs und Zinnigs, Kupfer und ander fahrende Hab-
schaft.' 1722 Enc.elberg. ,Mit der ehrenen Schlange.'
TuR. sep. — „erelen: nach Erz riechen.'-
£ r s. Em.
n-, erre. c'r, rrder BO.; W, erdrigBO.: Adj. zum
Adv. e, fr, ehe (Sp. 10). der ehere, frühere, vorher-
gehende oder -gegangene. /■"'' hi" dr er g'sl", bin
früher dort gewesen, zuerst angekommen; auch vom
Rang in der Schule: habe einen höhern Platz einge-
nommen BSa. Jh er Mal. ebd. „Am erren (erderen)
Tag, am vorhergehenden BniO." Ber erder Tag der
liehro, je elier. desto lieber W. Bie erdrig (B Abi.),
irder (W) Wuvlie , Stirbt der Vater, so erben die
erren und die nachgende [nachfolgenden] Kind geliche :
tam priores pueri quam posteriores.' B Handfeste, Auf
XIV. und danach 1404; dafür 1529: ,deu erren oder
[den] aftren.' .Der [dieser] schaden und der erre [frü-
here].' 1304 Z Richtehr. ,Ze dem dritten male git er
aber [wieder] ein Pfd. ze der erren buosse.' ebd. ,Zwei
jar nach einandern zu niessen umb 11 müt Habern,
des erren [jars] 6 Müt, des andern 5 Mut.' L 1324.
,Alle jar zwischen den zwei messen, unser frowen tag
der erren und unser frowen tag der Jüngern.' Bs 1333
d. i. Maria Himmelfahrt, 15. August, und M. Geburt.
,Des erren jares [im vorigen J.].' Bs 1337. ,Unser
frowen uftart, die nüwlich zu der erren hochziten wart
von dem babst gezelt.' Schachz. ,Wenn ein mönsch
hinder im verlasst eeliche kind und derselben kinden
zweierlei werind als erri und aftri.' 1598 Saxe.n. ,So
aber ein mönsch abstirbt und verlasst keine aftre
[aus 2. Ehe], sonder allein erre kinder.' ebd. Dafür
B 1535: ,die kind, ehend und nachgehend' und .erstere
und nachgeheudere'.
Mhd. trrc aus erere, ahd. eriro, Conipaiativl'orm zu er;
vgl. nhd. , mehrere' neben älterm , mehre', aus ,mehr'. Be-
merkenswert ist, dass die adj. Form sich von den Sp. 10
angegebenen Nbff. dos Adv. frei erhalten hat und dadurch
unterscheidet. In der Formel , unser Fr. T. der erren'
(versch. von ,U. Fr. T. der erende' oder ,zem Arnde' ; s.
diese WW.) sollte erre eig. auf den Tag, nicht auf Frau,
bezogen werden, also des, dem, den e. Das Fest Maria Himniel-
fahrt wurde früher eingeführt als das der Geburt und doch,
nach der Stelle aus dem Schachz., auch erst später den altern
Festen beigezählt. S. B Anz. 1881, 375 ff. 378 ff. Die
später aufkommende Umdeutung , Ehrentag' konnte dadurch
begünstigt werden, dass statt erren auch bloss eren geschrieben
wurde, wie mhd. mere neben merre.
er: Fron. 3. P. S. m. 1) betont: ^t B: VOrte;
W, e-r Aa; BsStdt; Z. Gen. slner und sine" Aa; Z,
sXnerr BHk., sine W. Dat. hnfmj Aa neben l-m., was
auch in BsStdt gilt, während in BsLd nur imm wie
in Z, (i)imm, nimm ScnNnk., imxi W. Acc. in(n) und
Vn kk, inn Bs; Sch; Z, enn nach Dial. in Tu?, ine
BHk. (tne); W, inu W. — 2) unbetont: er, nr, r.
Dat. -rm, -nm Aa; Z, -mr BHk., -mn Gr; W. Acc.
-rn Sch, -<■ Th; Z, in Aa und Bs auch nr, ebenso B;
L, -nu W: 1. der Dat. hat seit alter Zeit auch re-
flexive Bed. und er.st seit neuerer Zeit dringt da-
neben die urspr. nur dem Acc. gebührende Form si(t-}i)
ein. Uingek. kommt auch statt des rechtmässigen sich
etwa in vor. ,Daz selbe gelt behuob im künig Adolf
allain [behielt er für sich].' 1336/1446 Z Chr. ,Er
kond im selber usser not gehelfen nicht.' Boner. ,Be-
sintlich [nachdenklich] er ze im selber sprach.' ebd.
Er het 's mit-em g'nö, mit sich genommen. Er fiircht-
em, fürchtet sich. Auch in allgemeinen Sätzen als
Dat. zu ,man'. 's Bus lernt-me mm im selber; auch:
vor-em s. Er het 's reelle für in b'halte. — 2. das
betonte Pron. steht auch absolut d. h. ohne Rück-
beziehung auf ein Subst., selbst substantivisch, a) im
S. V. der Ehemann, Hausherr, jedoch nur im Munde
der Frau, so wie umgek. diese vom Mann gegenüber
Dritten einfach sl, es genannt wird Bs; Gr; G; Th;
W; Z. ,Es ist Gottloh Nüt mit dem Veh: nu Er M(
eso es Büchweh.' Stütz. ,Wenn nu au''' Er chäm!'
ebd. ,Hätt-i''' au nw 's halb vo dem, was Er verputzt
hat scho sl Bebetag.' ebd. Ar und As (Sei) zanggid
mit enand UwE. Auch das Männchen einer Tierfaniilie:
401
Ar, er, ir, or, ur
•102
.Dit'weyl zuo Heiii die jnn<ji'n. su ilie Itäriii braclit.,
er ziM stnmi erwürgt hat.' Tiehb. 15()o. Im der Haus-
lialtiiiii^ssiir. kann L'r im Munde der Eltern auch den
erwachsenen einzigen Sohn bezeichnen Z, hiiu% auch
irgend eine Mannsperson, welche aus den sachlichen
Verhältnissen .sich erraten liisst. — b) prädikativ:
männlichen Geschlechtes, zunächst von Vögeln, im
Ciegs. von .s/, ein Weibchen. „Ist 's ein Eher oder
eiue Sie? Ar." /.•> isch e Si, es ist Icei Er.' Hedel. —
Vgl. engl, he lind ahe, henueb. Aci, md, zur (jeschlechtsbezeich-
Duiig von Tieren. — 3. als Anrede, a) höflicher als
Ir z. B. gegenüber dem I'farrer Gii; PP. — b) an
Leute untergeordneten Standes, die man doch nicht
duzen will IJsStdt. — c) in dem fingierten Briefe eines
Schriftstellers an seinen Leser. S Woch. 180.5.
Der dem W. gebührende Yocallaut »e (mhd. c) wird aiicli
durrli die Schreibung .är' bei Salat u. A. angedeutet; die
FSrliiing f* ist durch r bewirkt. — Die W Form inm imu)
ist nicht das ahd. imu, inm, da auslautender Voc. sieli im
Alcm. nirgends gehalten hat, sondern das u ist der unbest.
Flcv.-Voc. jener MA. vor a))gefallenem n; also ist eine Grundf.
imcn anzunehmen, gebildet nach Anal, des Acc. inu, der aller-
dings dem ahd. innn entspricht. — Zu 2 a. In ,Er von
Ütjsingcn' (Cys.) und ähnlichen Titeln ist er wie mhd. u.
änhd. aus her, Herr, verkürzt; vgl. mhd. rcr aus vmuwe,
proveni;. En vor Namen aus dum (spau. tlon), ilominus. —
Zu S vgl. ine" Sp. 29.5.
Leb- le-he-r (*'') Kv (auch Lehler); Scn: scherz-
hafte Antw. auf die Frage: Wer? wenn man nichts
Anderes weiss oder sagen wilL Auch noch mit Zusatz:
Der L., sl Frau und du aw'' Ar.
Kirchhofer (Seh) schreibt LehhUr, was zur Lösung des
Rätsels Nichts beiträgt. Es ist immerhin die Frage, ob übh.
hb-tr ZU trennen und ob -er das Fron, sei; vgl. frz. hpire?
i'ren: Einen mit Er anreden Bs.
er-: untrennbares Präf., im Ganzen wie nhd., jedoch
nach einzelnen Richtungen stärker und eigentümlich
; angewandt. 1. zur Bildung von Intransitiven (auch
einigen Eeflexiven), welche das Eintreten eines Zu-
1 Standes oder einer Eigenschaft bezeichnen, a) von
Adj. z.B. er-äberen; -fülen; -galien, keine Milch, kein
Wasser, keine Eier mehr zu gi'lien anfangen, Gegs.
ernülken; -strammen; -slUlen; -irihlni : -silnti-hen, scheu
werden; -tusfejmen, still w. ; -tauben, böse w.; -blutten,
bloss w. ; -hröden, zu Bröd w. ; -vollen; -kecken, er-
' starken (nicht refl. in nhd. Bed.) ; sich ergeilen, freuen ;
sich ernueferen, erholen. — b) von Subst. z.B. er-
hasen, -häsmeii. erschrecken; -schetmeii, untreu werden;
. -gauchcn und sieh crf/äiteheii, närrisch w., s. närrisch
lustig machen; -hanen, ein Hahn werden, zu krähen
anfangen; -heuen, dürr werden; -nachten; -buderen,
verkrüppeln, verkümmern. — c) von Verben z. B.
er-lechnen, Risse bekommen; -ehiehiien, ein wenig ein-
trocknen; -schu-ercn, zu eitern anfangen; -schämen, anf.
' sich zu schämen ; -muffen, grau w. ; -tuslen, schwach w. ;
' -schnüfen, zu Atem kommen ; -stinken, faul w. ; -zäffen,
i ein wenig lachen ; -chtben, böse werden, verwildern.
. — 2. zur Bildung von Transitiven (und Reflexiven).
; a) von Adj., so dass das Vb. Herbeiführung des betr.
Zustandes, oder Versetzung in denselben bezeichnet,
z.B. er-vnllen, voll machen, ergänzen; -rrriren, von war,
TgL nhd. .bewähren'; -grämen: sidi ei-tiliideii. sich ein-
schüchtern lassen; -tümmen, dumm. iMwii.^^tlus machen.
— b) von Subst. a) so dass das Solist, i'in Obj. be-
zeichnet. Hieher gehört eine Gruppe von Vben. welche
Schweiz. Idiotikon I. 3.
körperliche Misshandhmg oder Ziic-btigung bezeichnen
z. B. cr-härcn; -ören; -grinden; -tschüpen, beim Kojif,
Schopf nehmen; -lüsen, -flöhen, eig. die I^äuse, Flöhe
austreiben; -flachsen, ausklopfen wie Flachs; -sumberen,
erschüttern wie eine llandtrommel, stimber. Ferner
bildl. Ausdrücke wie er-bütlen, erörtern, eig. durch
das Beutelsieb laufen lassen; -kernlen, dass., eig. den
Kern herausschälen; und eigentliche wie: er-tcasen,
Rasen abstreifen ; -bonelcn, Bohnen und Ähnliches aus-
hülsen ; -fündlen, ausförscheln ; -zwölferen, einen Aus-
schuss von oder aus 1'2 Männern wählen; -schclkcn,
unwillig machen, ermüden, eig. zum schalle, Knecht,
machen oder als solchen behandeln, abnutzen. — ß) so
dass das Subst. eine Adverbialbestimmung enthält,
meistens ein Mittel zur Erlangung eines Gegen-
standes z. B. er-gaufleii, -hampflen, -arflen, mit der
Hand, dem Arm umfassen; -grinden, mit dem Ko])f
aussinnen, durchsetzen; -pracken, erbeuten, mit der
Tatze ; -schwicken, mit schnellem Blick erfassen ; -tagen,
durch Rechtsurteil erlangen; -säuen, durch Schweine-
zucht gewinnen; -(jra&tereM, erschrecken, aufregen, eig.
durch Zauber; -ankeren, mit dem Anker ergründen. —
e) von Verben, a) eausativ z.B. er-gnappen, wanken
machen; -leellen, wallen, sieden machen; -schwingen,
in Schwung versetzen. — ß) das Präf. bed. Erreichung
eines Zweckes: er-tüslen, -tlchen, erschleichen; -küenz-
len, erschmeicheln; -mannen, -wiben, durch Heirat ge-
winnen; -rennen; -riten; -laufen; -strichen; -grätschen,
einholen; -strublen; -strütten; -gritten, eilfertig voll-
enden; -tr'iben, mit Gewalt durchsetzen; -habeti, durch
Zurückbehalten einer Waare Gewinn machen ; -fueren,
Vieh, durch gute Nahrung emporbringen ; -bächelen,
durch sorgfältige Pflege, bes. Warmhalten allmählich
wieder herstellen; -büßen dass.; -arbeiten, durch Arbeit
in guten Stand setzen und darin erhalten; -hunden,
-schelken u. a. durch harte Arbeit erlangen, mit Not
zu Stande bringen. — y) das Präf. bed. gründliche,
gänzliche Ausübung oder Vollziehung einer Tätig-
keit; Betreibung derselben in hohem Grad (bis zur
Sättigung); daher dann wol auch Übertreibung, resp.
Überanstrengung, Abnutzung: er-tätden, sorgfältig be-
tasten ; -butzen ; -troclinen ; -beizen ; -icäschen ; -heizen ;
-schiän; -hauen; -denken, -glauben, -sagen, ganz er-
fassen, aussprechen, meist in Verbindung mit negiertem
,mögen' oder ,können'; sich ermessen, stark niesen;
-Stoffen, vollstopfen; sich erbissen, sich fest bcissen,
satt werden usw.; sich erluegen, -springen, -klagen,
sich satt sehen usw.; -fueteren, satt füttern; -ste'cken,
überfüttern, bis zum Ersticken; -plagen; sich erablen,
überanstrengen; sich erfrctten, abmühen; sich erjauzen,
übermässig aufregen; ferner: er-fallen; -trölen; -tcer-
fen; -bissen, zu Tode, vgl. nhd. , ertrinken'; er-hungeren
ist nicht ganz = ,ver-', aber = ,aus-'. — 8) das Präf.
kann aber auch nur eine leise Verstärkung oder
anderweitige Modifikation der Tätigkeit andeuten
und bis zu fast pleonastischer Bedeutungslosigkeit
herab sinken: sich erleggen, sich endlich vollends
niederlegen, Jntr. erliggen; sich ersetzen, zur Ruhe
kommen, sich behaglich hinsetzen; sicherstellen, fest-
stellen und stehen bleiben; er-henken, unerreichbar
aufhängen, intr. er-hangen; er-fällen; -lämen; -basch-
gen ; -zucken; -lupfen; -treffen: -gnieten; -nötigen;
-träumen; -schmecken; -äferen; -üfnen; -reichen, herbei-
holen. — 3. gleichbedeutend mit andern Prä-
fixen: ver-. z. B. er-gOn: -öden: -slgen : -dorren;
403
Ar, er, ir, or. ur
-iMnlen, verderben; -sessen, versessen aut . . . ; ■stam-
men- -zagen: -längere»; -besseren; -böseren; -breiteren;
-tünneren, verdünnen; -brauen, sich regen; -leHden;
-gelten, ver- und entgelten; -werfen, missgebaren;
-setzen, Marksteine; -sperren; -jungen. — ent-, z.B.
er-län, entlassen; -bieten; -boren, empören; -brunnen,
entbrennen; -reinen, deflorieren; -beinen, die Knochen
aus dem Fleisch nehmen; nn-crgeltU": ö. d. Anm. und
ent-. — be-: sich er-klagen; s. -laufen; s. -trachten, be-
sinnen; s. -mächtigen; -sorgen, bang erwarten; -wegen;
-Zügen; -kannt. - ge-: erboren, Ptc. = geboren; steh
erliden, gedulden. - ab-: er-wenden; -hunden, ab-
quälen; -sehelen, abschälen; -zwacken. — an-: ersetzen,
ansetzen, flicken; -bissen. — auf-: er-hiitzen, auffahren;
-Zellen, aufzählen; -rinnen, aufspriessen. — aus-: er-
graben; -7»ete«, aushecken; -was?«», ausschnüffeln ; sich
-spräche», aussiireehen, unterreden; -jiellen, ausscliälen;
-hm feil : '-hrrrlien, Schosse an Reben ; -hauen. Bäume;
-schidiai, :ius.4(.pfen. — über-: er-zügen, überweisen.
^ nm-: er-artlen, -chläfteren, umfassen; -keren, -ivin-
den, umkehren. — ein-: er-tosen, einschlummern;
-schüchen, einschüchtern; -träglich, einträglich. — un-
ter-: er-spcrrai, unterstützen. — durch-: er-gerben;
-näusen, durclistübern; -waschen, durchnässen; -hutz-
len, durchrütteln, vgl. 2 c, y)- - vor-: er-findcn;
-klagen, klagend vorbringen. — nach-: cr-lcsen. ^
wider-: sichersetzen. — zurück-: erforderen, henn-
rufen. -- los-: erbitten. Zuw. entspricht das Präf.
mehreren Präpos.: ergeben, aus-, nach-, zu-; -saechen,
unter-, durch-; -winden, umkehren, ablassen, autliören.
— 4. Composita, welche eine vom Nhd. stark abwei-
chende Bed. zeigen: er- folgen, erlangen; -grimdcn,
urbar machen; -halten, bewei.sen; -holen, sich zuziehen,
gewinnen; -jagen, rechtlich betreiben; -trinken, auch
von Sachen: untergehen; -bütcen, durch Anbau von
Land gewinnen; -schiessen, ausschlagen, gedeihen,
übrig bleiben; -schrecken, auf die Seite springen; ge-
rinnen, erfrieren; -schre^cken, abkühlen; -zilgen, be-
weisen, herbei schaffen, aufbringen u. a. — 5. in Ver-
bindung mit andern Präf. oder Präpos. a) nach fif-,
pleonastisch : äf-er-g' frieren, auffrieren; vgl. nlid. ,auf-
erbauen'. — b) vor ge-, pleonast., wenn ,7e- mit dem
Vb. fest verbunden. ist (wie auch schon in g' frieren):
cr-g'winnen, gewinnen; oder wenn ge- vor den von
,mögen' od. ,können' abhängigen Inf. tritt: er-g'mungle
chönne, entbehren können. In diesem Fall tritt er-
sogar vor Vben, denen es sonst nie zukommt: (r-g'chö'
(nachkommen zur rechten Zeit), -g'si« (stehen bleiben,
sich aufrecht halten) möge". S. ge-.
Wenn Forer etwa ,crnider' für ,hcr-' schreibt, so liess
er sich wahrsch. durch ,criiiedereu' uiit veranlassen. — Von
der unmittelbaren begrifflicheu Berührung mit ent- (s. III b)
ist der Fall zu unterscheiden, dass das Präf. erl- aus er-eul
zsgez. sein kann (s. ent-). Dieser Fall findet viell. auch Statt
in cv-z!/eren, cntüiffevn ; Er-ziindi"!/, Entzündung; er-zorjen, ent-
ronnen u. il. — £r-jAUzl, erzürnt, ist zsgez. aus er-hc-hülzt,
wie das syn. cminitzt aus ent-be-hiUzt, beide neben den glcich-
hodentenden einfachen ent- und er-hützt. — In er-ijüilty, ver-
schwenderisch, kann er- iileonastisch scheinen, es kann aber
auch = rer- genommen wurden. — Er-trajipicren, eine Zwitter-
hihUing aus ,attraiiiiioren' und .ertappen'. — Zuweilen begibt
sich die MA. im Auschluss an das Mhd. des Präf.: bärnkli''',
erbärm(igllich. vgl. mlid. Vb. Im-mtr,; vmmjUn, persönl. =
er-mangeln.
Erckli, Hoden-
Tll PUI'IK.
■,K-i; n.: Hanben-. Wog-I.erclie
Scheint, durch ungerechtfertigte Zerlegung der amhd.
Fcirm leirrich uns der 2. Silbe entwickelt oder auch aus mhd.
liriclic durch Ahworfung von l entstanden zu sein.
Ereniiess, Ereraisel: m. Taufn., Jeremias SohwE.
ei-en GrV., e- BG.; Scuw, ,erre.' Id. B, e- Ar tw,;
BM., S.; GRIi., T.; Scn; Th tw.; Z, ei- AcH., et^je
GF.,' Ta.; Tntw. — Ptc. 'g'are" ApK.; BG.; Siiiw;
Tu (auch 'g'öre); Z: pflügen, ackern. Bist am Ere?
I ha mls Feld (fare. üa^ Feld ist frisch, schön g'are
ZDättl. I dr II ere git hös Furene [Furchen] ZB.
,Wer da buwet, es sye mit eren, schnidcn und höwen.'
Offn. XV. ,Wcr usserthalb dem kreis gesessen ist,
der sol in dem twing weder wunn noch weid haben,
denn die wil er da selbs 6rtt.' Aa Weist, nach 1408.
.Diewyl er da ert und buwt, so soll er wun und weid
da haben, als einer der da gesüssen ist.' 14'2(i, Ofn.
Dietlik. ,Die acher, die entwers [querüber] gearren
sind.' 1407, Sarnen. ,Einer halben ackerlengc velds,
das ein par ochsen einen tag eeren mag.' 1531, 1. Sah.
Si habend auf meinem rugken geeeret (gerret) und
furhen gemacht.' 1531/60, Psalm. .Wie ein acker, den
man eerhet.' 1531/48, Jerem. (,pfluget'. 1667). ,Wenn
ein hueber äret und es bricht im sein pflueg.' Twinghof
BöTziNGEN (JvMüLL.). .Wie anstössere ire agker gegen
einander erren söllent. Sie söllent dieselben einanderen
nach eeren.' Offn. Knonaii 1534/1601. .Die Esel smd
in ebnem veld und leichten boden auch zum ehren
guot.' TiERB. 1563. .Arare, zeackergon, eeren (erhen),
brachen, das vi^ld bauwen. Arati agri, die schon ge-
aren und bauwen sind.' Fris.; Mal. ,Sültend die zun
also stan, dass iedermann das syn usswendig geeren
möge.' 1609, Offn. Kloten. ,Wer über die raarch
zunet oder ehret.' 1615 B Stadtsatz. ,Ich knettet, kehrt,
ehrt, wijndt die Erden, Jetz deckt sie mich, nuiss ihr
glich werden.' KudMev. 1650. ,lterare agrum, einen
acker falgen, zum andern mal ährcn.' Denzl. 1677
(,ackern.' 1716, an anderen Stellen ,ehren'). Z' Said
ZElgg, z' Säet ZB.. .-' Säit AABb. e. (fare"), zum letzten
(2. oTer 3.) Mal pflügen, um gleich nachher zu säen.
Zue der saat e., tertiäre agrum.' Fris.; Mal.; Denzl.
1677. 1716. ,Säyen garren.' ZNdrgl. 1792. S. sät-ere».
Eren ist (durch Umlaut) von aren (Sp. 3S.5) abgeleitet,
also schwacher Conjug. ; gleichwohl braucht das starke Ptc.
gearen wenigstens für die MAA., welche das Grundw. nicht
kennen, nicht zu diesem gezogen zu werden: s. innnerhin
u. aren. Über die Schreibung ,erren' s. Anm. zu nnn; aber
eh.it seine urspr. Kürze in mehreru MAA. auch vor ein-
fachem r noch erhaltcu. Die Verläugerung des Voc. konnte
zu Missdeutung resp. Verwechslung mit ,ehren', honorare,
führen, wie denn Denzl. (obwol er auch einmal ,ären' schreibt),
,Ehrt*>gwan' (mhd. ertagintii, Tagwerk auf dem Acker, Froliii-
dienst) mit ,opus honorarium, Ehrendienst' erklärt! Auch
.lohWagn. 1581: ,Kein Pfluog, damit man 's Feld tuet
ehren. Sollt ir zerbrechen oder gschenden', erregt den Ver-
dacht, als habe er in ,e,' den Ggs. zu ,gesehändea' gesehen.
Die Formen mit ei beruhen auf einer einigen MAA. des
Nordostens eigenen Laut.<vffektion. Das i der Abi. scheint lu
den Stamm zurücktretend mit dem Voc. desselben einen
Diphthong erzeugt zu hal)en, also spe-i-re aus «perje, sperren,
ähnlich wie fz. i,loire aus .jlorui. während es sonst sich dem .■
assimiliert; doch kann ci auch nur eine nach . fortschrei-
tende Tonerböhung von e' sein, hervorgerufen durch den
in r steckenden Stimmlaut; vgl. auch die Ausspr. des c (a )
ühh. in engl. Munde. - Bezeichnungen besonderer Arten
vou eren sind: ijammen, griitai, struehn, Imelien, fahjm; s. AA.
ab-: 1. „das hei der Pflügung nach der Länge übrig
bleibende Stück Acker am Ende auch noch pflügen.
405
Ar, (»r, ir, or, ur
40(1
l)h} Abc ri !i : Pllugsrot-lit, d.i. ein bi.s zwei Fu.ss
breiter Rand, den der Besitzer eines bi.shcr auf oftenem
Feld gelegenen Ackers, wenn er denselben für sich
einzäunen will, ausserhalb des Zaunes stehen lassen
inuss. damit der Nachbar sein Land ungehindert um-
ackern kann." ~ 2. beim Pflügen dem Nachbar ein
.Stück von dessen Land abreissen. S. über-e.
In 1. hat iili die Bedeutung des Vollendens, in 2. ist es
räuinlichos , hinweg'.
üher-eren: = über-aren (Sp. 38G). ,Wer den an-
dern übererret, dz sol der sniden, der überarren ist
und sol der, so da uberaren hett. dem gericht 3 pfd
bessren [Busse bezahlen] von ieklich füren [jeder
Furche] als manig [so manche] er sinen nachgepuren
[Nachbarn] abgeären hett' Aa Weist, um 1300. .Wo
ainer den andern übermalt [-mäht], -zünt older -cert.'
Ai' Ldb. 1409. , Welcher den andern über offen marken
übererct, überraäet. überschnidt oder überzünet.' G
Hdschr. und ebenso 1474 Weinpeld. Offn. (.übereieret').
,Wcr uf dem veld den anderen übereheret umb drü
füren [3 Furchen] oder mer' usw. 1411, BsRq. (.über-
erret'. 14'27). ,Überehret'. 1490, Amtsr. Eotenuuru,
dafür in der Überschrift , überfahrt'. , Welcher unge-
ferlicher wis [ohne böse Absicht] den a. übermeyt,
überert und überschnidt.' Sch 1541. Auch mit Accus.
S.: ,Der einen andern uberehret, soll von ieder fuhren,
die er uberehret hette, dry Pfundt zu Buss entrichten.'
B lOlf). Abwechselnd ,-eren' und ,-aren' z. B. Bs Rcj.,
1611.
um-. 1. vin- ScnSt., ume- ZWl.: umackern, d.h.
mit dem Pflug aufbrechen, umkehren. D' Halm u.-e.
.Obarare, umb erben oder brachen.' Fuis. — 2. beim
Pflügen umreissen. .Wann einer einen markstein one
geverde umberte, der sol solichs sinem nachpuren, den
solicher umbgeerter stein berUert, anzoigen.' I.'j34,
Bs Rq.
in- s. f(s-.
linder-, inidcre-: durch Pflügen den Samen in ilie
Erde vertiefen; die Kartoft'elsaat bestellen, indem man
Furchen pflügt und die Saatkartoffeln in dieselben legt
G. .Segetem vertere, undereren, als wenn man honen
säyet und .sy darnach underert.' Fris. ; M.\l.
er-: durch Feldarbeit erwerben. Wer mi irill
rerzire, als sin Pflueff mag erere. . . Öuloer.
ÜS-: durch oder beim Pflügen ausrcissen. ,Wer
olfen marken usert oder usgrebt oder offen Strassen
inert [zum Pflugland .schlägt, in den Bereich des
Pfluges zieht]'. Offn. Burhau 1472.
ver-: ausebnen. Stei" i\, mit dem Rechen eben
machen L. — Der Rechen tut liiev die selbe Wirkung wie
siinst i'fliig oder Egge.
zesammen- = gräten.
sät- Tu; Z, säet- Z oGlatt, säul- Tu, seit- AAlJb.:
pflügen zur Saat (resp. im Frühherbst zur Winter-
saat). Die drei auf einander folgenden Pflügungen
heissen im Tu brachen, falgen und seideren. , Saatare,
tertio.' Ked. 1G62. — „Der Sdeteret: die Zeit des
letzten Pflügens unmittelbar vor dem Säen."
Sehr hübsch werden iu Sch nnd Gl die drei Stadien der
Feldarbeit auf die Arbeit des Predigers übertragen: die Pre-
digt schreiben und lesen, sie auswendig lernen, sie von der
Kanzel vortragen.
„Kri f.: Pflügung." — Tag-: so viel Land, als
man in 1 Tage mit 1 Gespann pflügen kann; ein Feld-
mass (Morgen od. Juchart) B; „Gl; L; GT.*- Tagire:
Mannwerk per Tag ZG.
Eri"g f.: Pflügung Z. Es gibt bei der Dreifelder-
wirtschaft drei Erige: bräche, falge (beide weniger
tief gehend) und Säet-Erig^ die tiefste unmittelbar
vor dem Säen.
ere" rr^: 1. unbest. Art. f. Dat. Sg., einer, s.
Sp. 272. — 2. pars. Pron. 3. f. Sg. Dat., ihr, unbe-
tont. — 3. pers. Pron. 3. PL Gen., ihrer, deren
B; W. Auch substant.: es git-ere, si fürchte" d' Müs,
es gibt Leute, welche usw.
'2. abgeschwächt aus der betouten Form in". — 3. ent-
spricht mit dem zugehörigen Sg. »cn, dessen, dem Gebrauche
des frz. en.
Ereildinger Ere-, in der RA.: WeiDi-der das nüd
g' fallt, so friss, was der E.! d. h. Dreck Z.
Bezieht sich darauf, dass die Bewohner von Ehrendingen
bei Baden aus den Mergel- und Gipsgruben der biigern einen
Broterwerb zieheu.
Eres: trockener Kopfgrind Glih. Judendeutsch.
— Von hebr. ärez, Erde, erdige Schlacken':'
Eres s. Erhis.
Eret ei'jt Z, Ered Bs: m. Taufn.. Erliart.
Erettiker s. Ettiken.
Erez n.: Erz Gr.
Zweisilbig nicht als Fortsetzung einer abd. Form ruizi,
sondern durch neue Entwicklung des Stimmlautes von r.
,Erzt' bei AvHallcr ist nicht Schweiz. S. übrigens Er II
Sp. 399 und Erz.
Schiff-eri e'ri f.: Abteilung eines Gebäudes, in
welche ein Kanal aus dem See geleitet ist, um ein
Schiff unter Dach beladen zu können LV., W. — Ab-
geleitet von Em, Ere", Hausflur.
Eri e'ri n. s. Acher Sp. 69. er ig, l'^rli"g
s. .järig, Järli"g.
El'isl eriseH n.: grosse Perle im Rosenkranz, dgl.
je eine zwischen den einzelnen ,Gelieimnissen', den
10 Avemaria, eingefügt ist GTa.
Das W. aus den Änfaugsworten des Gebetes ,Khre sei
dem Vater' usw. gebildet. Vgl. Erti u. Er I.
er ist s. erst; Ernst.
Erlikon: erfundener Ortsn. in dem Blumenn. Bös
von Erlihe, zahmes Geissblatt, lonicera caprifolium.
Durh. — Ans Jericho verderbt; s. d.
Erlibacher s. E.-Trübe.
eire s. 1) ein Sp. 269. — 2) eine'- Sp. 285.
eirin s. Ei Sp. 13. 15.
ir I: Pron. 2. P. PL, ihr. 1) betont: ir Tb, i^r
Aa; Bs; Z, ier B; Si:h; Sciivv, jier BRi., di^r Aa;
Bs; B; S, dier LE. 2) unbetont: er, r Aa; Z, der
Aa; Bs; B. — Von Interesse ist der Gebrauch des
,Ihr' zu vcrsch. Zeiten in einzelnen persönlichen oder
sozialen Verhältnissen gegenüber dem ,Du, Er, Sie'
(u. welchen WW. ebenfalls nachzusehen ist). Mit ,ir'
und ,lieber Herr und Bruder' redet 1485 MJi n seinen
geistlich gewordenen Bruder an, wie es noch heute
in der katholischen Schw. die Sitte fordert. Bei der
Beeidigung wurde (um die selbe Zeit) in Sch ein
Läufer mit .du', ein Bürgernleister mit ,ir' angeredet.
.Maria du edle Jungfr.anwkron. ich bitt land Euch
bevohlen syn ein Statt Lucern,' Cvs. JWSrMMLER
407
Ar, er, il', or, ur
■Ins
braucht 1652 in seinem Elirengediclit an Jen Bürger-
MR'ister .ihr-. I'ic Gattin des Generals WerJuiüUer
(XVII.) sclireibt an ihren Mann: ,Bit üch, min Schatz!'
JGEsciiKR (Anfg XVIII.) redet .seine Gattin in Briefen
mit .Ihr' an; ebenso in Z im ,Un.sichtb. Eeis.' 1793
die Frau Pfiirrerin (!) ihren Gatten. In diesem Tone
verkehrten die Ehegatten in jener Zeit auch in Bern
mit einander. Canonikus Erkitinoer (Mitte XVIII.)
bedient sieh in der Corresjiondenz mit seinem Freund
und Mitarbeiter JBodmer des ,Ihr'. ,Dort Eine ruft:
Ihr Damen! 0, kommen Sie! Sie nahmen Mir allemal
was ab.' Z Neuj. 1791, und noch jetzt, wo mit Sl an-
geredet wird, doch Ir unmittelbar vor dem Titel Z.
Bei der Trauung wurden die Verlobten bis 1709 mit
,Du' angeredet, seither mit ,Ihr. ,Ihr, Herr Verwalter,
sollt schweeren.' 1770, Z Waisenh. In der Anstellungs-
urkunde des Z Rates an den herzogl. Mein. Bau-
inspektor JFeer von Z 1805 wird Letzterer mit ,Ihr'
angeredet. Der Deutsche Lehmann 1799 stiJsst sich
daran, das.s in Gr die Fremden vom Adel zwar mit
grosser Gastfreundschaft aufgenommen werden, aber
es .sich müssen gefallen lassen, mit ,lhr' augeredet zu
werden. Das musste sich i. J. 1814 auch Kaiser Ale-
xander von Russland am Rheinfall gefallen lassen,
dem der Schiffer, als er in dem schwanken Kahn auf-
.stehen wollte, zurief: Hocked abe, Majestät! Noch
im ersten Quartal XIX. galt in Z .Ihr' als höflichste
Anrede, und bis gegen die Mitte des Jhdts redeten
Kinder ihre Eltern so an; Beides ist unter der länd-
lichen Bevölkerung noch vorherrschend und weicht
nur allmählich dem Sl bzw. Du. Wohl selten mehr
kommt /)• zwischen Eheleuten vor. Am Berner aber,
auch in den vornehmsten Kreisen, ist das Festhalten
au dem natürlichem (freilich auch durch den Sprach-
gebrauch der frz. Grenznachbaren gestützten) ,Ihr' und
das Abwehren des neumodischen ,Sie' charakteristisch.
,W(> icci/t-d'r hocke? frug die Eine Stüdeli. Mit wie
jMiiiKjeiH redst? frug dasselbe [welches mit Du wollte
augeredet sein]. He, war die Antwort, umme [nur] mit
Eirii, aber es 'wott-si'''-m'r neue nit angers schicke.'
GoTTH. Ein Bauer aus ScHSchl. sagt zum Pfarrer:
Wiissed-er, Herr Pfarer, mer iered halt Niemed i-der
G'mä [Gemeinde] als dich und de President; s. iren.
Mit ,Ihr' redet der Knecht den Herrn an. dieser jenen
mit ,Du' Th. Eigentümlich ist die RA.: das lieisst Ir!
von Sachen i. S. v. das ist etwas Ausgezeichnetes!
Di:'' het e Wlli [ein Weinchen], das heisst Ir (nicht
Du)\ ScHSt. De'' Chäs heisst Ir! ebd. De'' schafft,
dass 's hässt Ir, dass es eine Art hat; da" ist en Arbet,
d. 's h. Ir, eine sehr schöne A. Tu. Von persön-
licher Ehre: Das ist Eine, ivo na [welcher noch]
meint Ir, der sich noch Etwas einbildet Z Schottik.
Vgl. Kr.
Die diphtli. Ausspr. iV fiitwickelt sich leicht vor r (wie
vor t7i, s. ich Sp. H). Vorschlagendes j aus »' entwickelt.
Das d liat sich aus der Flexion des vorhergellenden Vb.
angeheftet; vgl. altn. Ilwr für ,r. — Vgl. ü Sp. 24; iivh
Sp. 71; uw,.
Iren I l^rc AeK.; G.\.; '/., i-re Bs, iere Üvu: mit Ihr
anreden, ihrzen Aa; Bs; „Gl"; GA.; „Sch"; SchwE.;
„Zg"; Z. Bei den Friedensverhandlungen zwischen
Sriiw und Z nach der Schlacht bei Ragatz (144(3)
sagte der Sinw Ammann Abyberg zum Z Gesandten
HvKechberg: .Hans, ich solte dich ihren (.irren'.
Kni.iii.): so |d,M-li| hat |i's| jetzu nit fuog. doch .■icha.let
es dir an deinem adel nüt und mir an meinen matten
zu Schwyz auch nüt' u.sw. Bull. Chron.
Vgl. «rn (Sp. 397) als Syn.; beide Ausdrücke begegnen
einander im Kt. Ap. Gewisse MAA., welclie i* und c' ganz
gleich aussprechen, lassen uns im Zweifel, welches der beiden
WW. gemeint sei. Neben diesen beiden Ausdrücken kennt
die MA. seit Altem auch irzen, mhd. irrzen, irzi-n, nhd. ihnen.
.Ich will dich nit irzen, sonder duzen, du g.Hst mit Intter-
werch iinib.' 1523, Egii Act.
ir II: Pron. poss., ihr. Auch subst. : Ire", z.B.
ihr Mann; Ires, ihr Besitztum, ihr Haus; Iri, Irni, ,
Irer, die Ihrigen, Leute von ihrer Familie. Partei.
,Wie sie es nicht geglaubt hätten, dass es Ihrer so
wohl könnten.- Gotth.
Betr. die Flexion s. ühhit Sp. 347. Auch hier ist in
den meisten MAA. die Flexion für den Nom. Sg. n. gefordert:
,Irs bott [Gebot].' 1522, Egli Act.; ,ires fleisch.' 1563,
Fischb. ; ,ires saft.' 1639, Rhagor. ; ,an ihres gebärendes
ort.' VFrider. 1619; .ihres zusammenlaufen.' Kriegsbüchl.
1644; , ihres wesen.' PCWeissenb. 1701. Während für das
Masc. jetzt die Accusativform (ire", u. G; Th iren, c.ren d. i.
iien'n) gilt, hält sich die ä. Litt, an die schulgerechte Form :
,Es ist jrer schirm von jnen gewichen.' 1531/48, IV. Mos.
,Gelag den buren irer trutz.' JWagn. 1581. Die Flexions-
silbe -en wurde in einigen MAA. als Bilduugssilbe aufgefasst
(der Revers zu der Auffassung, welche das -er in ifder, umrr
usw. z. T. erfahren hat) und daraufhin weiter flektiert
inie", -i, -<■«. ,Ihrne Weib und Kinder.' 1663, Ap Volksbl.
Zu der Form irer für den Nomin. Acc. PI. s. das bei tin
Sp. 273/4 Gesagte. Aus dem PI. ist dieselbe auch in den
Noniin. Sg. f., der ja Ubh. nüt der Pluralform Hand in Hand
geht, eingedrungen. , Wo emmel die Chiiuhr ufnmjc irer Stich
i/'hu" hei**.' Brcitenst. 1864. Noch spät begegnen wir der
scheinbar unflektierten Form ir, d. i. dem Gen. des pers.
Pron., welcher amhd. die Funktion des Poss. vertrat wie
lat. ejus. ,Von ir ufsatz und hass.' 1531, Egli Act. .D.is
selbig wärme sy [die Bärin] an ir brüst.' Tierb. 1563.
S. noch ire" II.
irigen: zu dem Ihrigen nuichen. ,Es ist nicht
bald ein Wort [Maxime], welches die Menschen so i.
wie dieses W.' Gotth. 18.54 (in späterer Bearbeitung
umschrieben). — Vgl. miiuijen, smigm, sich aneignen.
irr l-r A.t; L: irre. Ir gö", rede", sl", wie nhd.
Aa; in L aber ir sl", sich geirrt haben. ,Als wolt ich
in [ihn] irr machen.' 1.548, I. Mos. Adv. Gen. irr(e)s
in der ä. Spr. häufig, verbunden mit ,sin' und noch
öfter mit ,gän'. ,Noch eins ich dich frag, danu umb
dasselb bin ich noch irrs [ungewiss].' 1576, Sohirt >^|
und Schuoler. ,Als dehain ordenlich hofsrecht gewesen :.
ist und die insessen oft irs gangen sigen.' 1481, Hofr.
Oberbüren. ,Das unsere Predicanten ires gangind.'
1524 Z. ,Das er irrs gieng auf dem veld.' 15.31/60,
I. Mos. ,0b iemand mainte, dass si iers giengind.'
Vad. ,Irrs oder ab dem weg gon.' Fris.; Mal. ,Weun
unsers fj'ends esel irs gat.' LLav. 1584. Jetzt nur
noch selten. ,Du bist irrs.' Baurengespr. XVHI.
irren Ire Ap; Schw; TJ; Zö; Z. i-re Aa; Gl; Uw,
iere Scn; Th, jere Ap It Merz: 1. intr. a) herum-
irren, als Bettler. ,1. oder mangel 13'den tuet wee.'
ScHiMPFR. 1651. — b) sich irren ScHwE. - c) er-
mangeln, m. Gen. d. S. .Welichcr schindlen irret, der
sol zuo aineni vogt gaun und inn darumb pitten.' 1481.
Hofr. Oberbüren. — 2. trans. hindern, belästigen,
stören Aa; B; OrPt.; L; Sch; U; bes. die freie Be-
wegung der Glieder. Die hoch Ac]isle irrt-ne im Bücki
träf/c [im Tragen einer Bütte] ZWl. Das ühleid ird-mi
im <fn; d' Xihid irid-mi miingist im Cliiu-c [Kauen] Uw.
409
Ar, er, ir, or, ur
410
Mi hinfi [kranke] Hiiiul irrf-mi B. '.v Halsn-e irret
Killen im Schlucken Si'HW; Z(i. Üch der Sack z' trage
tute mich nit irre U. D' Ftissi irrt-mi nit, ich bin
iiiilit eben fett U. , Wottsch öjipe rite [auf den Wagen
steigen]-" ,Gar gern, we's-di riüt irrt.' Gott». Sel-
tener von geistigen Tätigkeiten oder Scolenzuständen.
/ ha jo nid usserede chönne; allcwil ist er du f/sefi.se
und da' hät-mi g'ieret Sch. ,H()l is iio''' Für [für die
Tabakpfeife]! so jeret's-mi nommen [nicht mehr] im
Früchte [erzählen].' Mkrz 183G. Der Lärme het-mi am
Schlafe g'iret BRi. .Die Tagcsheiteri irrte [zärtliche
Annäherung] nicht wehr.' GoTTri. ,Unrecht niinnär
[Liebhaber] irrent recht niinnäre; einer macht, dass
vieren rai.ssetriuwet wird.' Hadloub. ,Dur der deheines
[jurch Nichts von dem] dirre brief möchtin hernach
gesumet, geirret old gekrenket werden.' 1304 B. ,Der
probst und daz capittel sont die procession began, es
si danne, daz si von redelicher sache hier an geirret
werden.' 13'20j30 Z. ,Und sol si des der apt nit irren.'
Hofr. Engelb. ,A1so daz wir daz Chloster nit beswären
sullen noch ieren mit gerioht, noch an gericht.' 1831,
Abt KuDOLP. ,So sol in [ihn] der recht Vatermage
orben, der im [ihm] also nache geschaffen [vwdt], daz
es ein ee geirren [verhindern] mag.' 1340 Z. ,Inrent
din ziln ist ein Alment; do sol nüt i., kein zun noch
türli, unz in den hochwalt.' Ütfn. Malters. ,Das einer
mag machen uf der allmend einen garten mit dem
gedinge, dass er weder stege noch wege irre.' Gersau
143G. ,I)a wurden wir an der Lösung [Einlösung des
Unterpfandes] gesäumt und geirret von denen von
Schw und von Gl.' 1437, Beitr. z. Laüffer. ,Sumen
und irren.' 151.3, Arch. Jen. ,I)er hat sinen schütz
[Schuss] verlorn, in [ihn] ire dann est [Äste], listen
oder nagel.' 1504, Z Schiessplan. ,l)a.s sol gheinen
frunnnen Christen i.' Zwingli. ,Uass kain tail den
andern solte an sinen lütcn und landen beschedigen,
hindern noch ierren.' Vad. ,Wie es dise Lüt ser übel
jrrte, wo man jn der kuehe nit flyssig ufrumte.' ECys.
,Er sölte sich das nit irren lassen.' LLav. 1509 (,sich
darab nit entsetzen.- 1670). — 3. unpers. a) woran
gelegen sein. ,Non nuiltum refert, es ligt nit vil daran,
es irrt wenig.' Fris. ,Was irrt es, wo du sterbestV'
RudMey. 1650. Es iert-mi nüt drum. Pupik. — b) ge-
lüsten. Es irrt-mi nüd Ap.
Bed. 3 entspringt aus dem üruudbegriff ,irre machen,
vom Wege abbringen', insofern dazu ein besonderes Interesse
erforderlich ist; in einzelnen Fällen kann auch Bed. 2 zu
Grunde liegen, mit dem Nebenbegriff .schaden'. 3 b) ent-
springt hinwieder aus a), insofern eine der möglichen Formen
oder Folgen des Interesses eben das Gelüsten ist.'
un geirret: Ptc. pass. von irren 2 mit präfig. Neg.
.DaruiQ im [dem Abt] obgenannte lechenschaft von
den von Appenzell genzlich onbekömbert und ongeiert
bliben sölt.' Vad. ,Zuo danken den, die still sind
gsin, uns glan ungirt.' Com. Beati. Etw. anders bei
Anselm: ,ungeirret des grossen banns', ohne sich durch
denselben irre machen, stören, abhalten zu lassen;
also s. v. a. ,ungeachtet', und von der gewöhnl. Constr.
abweichend, welche den Gegenstand, nicht die Ursache
der Hinderung in den Genet. setzt.
ver-irren -ie- Ar; GRpr.; GTa.; Sch; Tu, -i--
GA.: 1. intr. a) den rechten Weg verlieren, allg. —
b) einen Fehler, Irrtum begehen, sich irren, z. B. im
Rechnen, in der Beurteilung der Menschen Sch; Th;
7i. ,Der Tod ist in ihm verirret', er ist noch lebens-
kräftig, -lustig. 169-2, Mev. Hort. ,Es ist das Elend
meines Lebens, dass ich immer an allen Menschen
verirre.' HPest. 1790. ,Bist du um keine Nulle ver-
irrt?' ebd. Er ist reriret, vie de Metzger i-der Cime.
SiiLGER. c) halb oder ganz geisteskrank werden;
irre reden, delirieren Ar; GTa. Ptc. rerirr(e)t als
.\dj.: irrsinnig, nicht ganz bei Sinnen Ap; B {verurrt
(it.); GTa. ,Anne Bäbi meinte, er sei verirrt, und
vielen Leuten kömmt das Verirren vor wie ein Vor-
bote des Todes.' Gotth. ,Sagt, es wäre im nie bass
gewesen, dann do er im haupt also verirret.' LLav.
1569 (1670 ,verwirret'). — 2. trans. in die Irre führen,
zu Irrtum veranlassen. HSulz. 1830, f.
Die Form verurrt beruht (wie das syn. verckorl, eig. ,ver-
kehrt') auf dem sog. Rückumlaut, indem in MAA., denen i
(und e) zugleich ii (und ö) vertritt, falsche Auffassung des
I^antwcrtes des Voc. nahe liegt.
ge-ver- kf(r)rire = rer- 1 Z. G' reriret, irrsinnig,
verrückt GW. — geverirrlich Iferirli: wo leicht
zu irren ist Z.
Ver-irrer: Abtrünniger. Von einem Ratsmit-
gliede, das gegen seinen Eid handelt, heisst es im ä.
Z Richtebr.: ,Denselben v. suln die andren des rats
von in [sieh] scheiden und ein andren an sin stat kiesen.'
ver-irrig -Fr- Uw, -ie- kv: verirrlich. leicht irre
führend Ap; UwE.
ver-irrlich -Vrlig Bs; Z (auch g'v.): 1. leicht irre
führend. V. und öd, von Wegen Bs; auch von Orten,
wo man sich leicht verirren kann BSi. ; Z. — 2. „=: rer-
irrt i. S. v. nicht bei Sinnen Z."
irrig Vr- Sch; UwE., ireg P: 1. von Personen,
a) in Irrtum begriffen, befangen. I. sin = sich irren
Scu; U; Z. ,Wir warend auch vor zeyten yrrig.'
1531/48, Epist. Tit. (.verirret'. 1667). — b) unwillig,
erzürnt P. — 2. von Sachen, a) unrichtig, bestritten.
,Es were denn, dasz vil beredung, vorbehebung [Vor-
behalt] oder irrige dinge darinn wärent.' 1457, Bs Rq.
— b) irre führend. ,Bei Volmon[d] sind ire [gewisser
Tiere] baan [Bahnen, Spuren] ganz i.' Tierb. 1563.
, Irrige' Ort, avia loca; irrige wäld, nemora avia; die
Strassen sind irrig, habend vil abwäg; irriger wBg,
der nit zu treffen ist.' Mal. — c) verwirrt. .Die un-
ordentlichen irrigen haar der augbrawen.' Tierb. 1563.
— Bed. 1 a) kommt auch dem mhd. im zu.
irrisch. .Irrische Secten', irrgläubig, von der
Kirchenlehre abweichend. Lind. Wint. Chr. .Janseny
Lehr als i. verworfen.' FrHaffner 1666.
Irri"g Vrig UwE.. ierig GW.: 1. Irrtum, Miss-
verständniss GW.; UwE. ,Der gerichtschriber [soll]
die wort derselben urteilen inschriben und vorlesen,
umb das dadurch i. der urteilen vermitten werden
möge.' 1457, Bs Rq. — 2. Hinderniss, Störung.
.Intrag und Irrung'. ,Doch solle solichs der stadt recht
und harkonnnen kein intrag noch i. bringen.' 1431,
Bs Rq. Auch: .i. und enderung', in Gesetzen oder Ver-
trägen, ebd. ,So nun Jemand wäre, der eine Irrung
oder Hinderung diser Ehe wüsste, der solle das zu
rechter Zeit und an gebürendem Orte anzeigen.' Z
Liturgie. — 3. Zwist. ,Irrung und spenne [Span-
nung]'; , spann und irrungen.' 1531. Strickl. .1. u.
Missordnung; I. u. Unrat; I. u. Misshäll; I. u. Wider-
wertigkeit.' Bs Rq.
Un-: Störung ScHW; Zg. Machid aw'' kei Unirig!
scliiänket euch um meinetwillen nicht ein. 1840, Trtner.
Vgl. Umstand. — Un- hier in pleouast. vorstjii-kender Bed,
411
Ar, er, ir, or, ur
412
Irr-nuss f.: Hindcrniss. titöniiiij. .Die uns daran
belvunibern oiler drliein Irniisso darzuo tuen wiiltcn.'
Beitr. Laif.
Irr-sal m. f.: 1. Irrtum. ,Min i. bekennen.'
ZwiNGi.i. ,Wo er irrete, abston, seinen i. enderen.'
Bibel 1.531. ,So ihr vergebend der menschen ire irsäl.'
1.531/48, Matth. ,Aus 1. oder Einfaltigkeit sündigen.'
17(17, EsEKiEL. — 2. Irrlehre. ,nesshalb das sy
offne irrsei wider die Gottheit Christi leeretend.' Bib.
1531. — 3. Störung, Streit. ,Das darnach mit krieges
anvaht iht stösse oder irresal darin yalle.' Twingr.
BoswYL. — irr-selig: Adv. irriger Weise. .Götzen,
durch die wir irrselich vermaint habent verzyhen der
Sünden erlangen.' Zwingli. — Mit UniLant wirkendem -i<j
al)geleitet vom Subst.
Irrtag BSa., JiTtij/ BM. - m., .Irtung-: 1. Irrung.
Irrtum. I bi" im L, habe mich verrechnet, od. habe
die Sache falsch angegriffen BSa. ,Hansli sagte, man
könnt 's vergessen, oder es könnte sonst e Irrtig r/e.'
GoTTH. ,Künftig irrtung zuo versehen, so erlütern wir
uns hiemit.' 1521, Aesch. ,Sy [die Schulkinder] der
letzgen verhören und irn geprust [Mängel] und irrtung
sagen.' Schulordn. Briigg. — 2. Hinderniss. Esliet
im [ihm] da cn Irrlag g'ge" BSa. ,ün intrag und
icrtung.' Vai>. = Irri'g 3. — 3. Streit. ,Irtung er-
wachsend, wo zwen gegen einandern spilent.' 1503,
Landb. Schw. ,Das in künftigem hierin Irtung ver-
mitten blib, ist gesetzt also.' 1518. ebd. ,Domit kein
irtung, klegt oder Unwillen in gebruch des rechtens
uferstande.' 1526, Absch. ,Biss zuo usstrag der irtung
und spännen.' 1530, ebd. ,Uns schwebender irtungen
halb güetlich mit einandern zuo betragen.' 1532,
Striokl. .Als tlann Spiin und Irtung gewgsen ist zwü-
schendt dem Hän.sj B. an einem, auch N. N. anders
teils.' 1532, Z Proc.-Act. ,ln allen spennen und ier-
tagen diser parten.' Vad. ,Span, ierrtäg und kriege.' ebd.
Mliii. irreiac und so, als Zss., nocli von Vadian verstanden,
der daneben aber auch der alem., auf Umwandhnig der Zss.
in eine Ableitungsbitdung beruhenden Afterform sich bedient.
Vgl. zu letzterer die Namen der Wochentage, auch Lebtig
u. a., Apliaa aus ,Ablass', Tnrr/i aus ,Turgau' u. v. a., wo
,Tag' und Ubli. das zweite W. die gleiche Degradation er-
fahren. Mit Irtuny ist die Verhochdeutschung von /rd'j
beabsichtigt, nach der Analogie Irrig : Irrung, indem ( mit
dem Stamme verbunden oder Irrtum und Irrung eombiniert
wurden. Zu Irrtag vgl. liiehlag = Itichtum.
Un- „Unirrtig f.: grosses Hindcrniss;'' = Uiiirri''g
L. „T'' chumme zuc-d'r,wenn-i''''kei Unirtig mache.'' St."».
Verirrtigi f.: Verirrtheit i. S. v. Delirium, Geistes-
störung BNeuenegg. — Nach Art der weibl. Abstractji auf
-i aus ■ Verirrtag weiter gebildut.
Irrtum f. u. n. ,Die in irer irrtumb verharrend.'
AnsfH. 1530 Th. ,Von siner irthumb zc .ston [abzu-
.stchen].' Kessl. ,Dic das iertum gsechen und doch
die Wahrheit wider die selb nit erhalten mögen.' Vad.
,I)ie päpstische Irrtum und die evangelische Wahrheit
gelehrnet erkennen.' XVII. Mise. T. PI. ,die Irr-
thumben.' l(ii;l. JMüli.. — Das wcibl. Gesdilecht scheint
vcui dem \V. /,(„„;/ entlehnt zu sein.
ire" II (/i-j BO.; W), ,iro': Fron. pers. 1. ero
P silv. f. Dat. Sg., ihr. allg. — 2. erjun l> silv. PI.
Gen., ihrer BO.; W. hier auch an der Stelle des poss.
Pron. D' ('lii)id srlliDid ini \',tlrr und int 3Iitetcr
folgen. Schi liciiid c Freid, das int (iclti und int
(rotte [Paten] xind chon. .Sclii Hiitiiiiid xrlio" htng in
int Bett. .Dann solle alles ir guet an iro vatter
fallen.' 1565, Landr. Hennkberg (Peterz.).
Ahd. irü, im, iru, mild, (ire), ir. Pas Alem. hat die
zweisilbige Form gerettet, indem es schon früh (s. Weinh.
A. Gr. S. 457) die voc. Endung an die conson. (schwache)
-en vertauschte. Sehr eigentümlich ist, dass P den Sg. und
den PI. dissimiliert. Dass das possess. Pron. PI. durch den
Gen. des pers. Pron. vertreten wird, ist alter deutscher
Sprachgebrauch und das Ursprünglichere ; es muss aber gesagt
werden, dass W sich auch des poss. Pron. daneben bedient
irene: pers. Pron. PI. Gen. in partitivem S., ihrer,
z. B. i. drei Bs. — Eine Bildung mit redupl. Fle.vion.
Hans-Ier(i) s. Jerg. lere s. Jere.
Or o")"GW. n.: 1. a) das Ohr als Teil des Kopfes.
,Item Einer und sein Weib, weil sich dieselbe bei
ihrer Copulation als ein reines Meitle mit dem Kranz
eingestellt, da doch die Erfahrung hernach bezeuget,
dass es eine Braut mit 4 Ohren gewesen, gebüsst.'
Gli'r 1835. Orc wie Chahisbletter, grosse S; Z. iSi"*
ttf's fitf-enesj Or legge, zum schlafen Bs; B; Z. D' Ore
lo latnpe [hangen lassen], verzagt, erschrocken sein
ScH; Z. Das Ohr als empfindliche Stelle für Züch-
tigung: Wart i will-dr (Mues-dr?) d' Ore Id, IC) fitö
(und 's Lebe schenkej! scherzhafte Drohung, an Kinder
gerichtet A'.'; Bs; G; Z; in Ar auch, noch scherz-
hafter: d' Haue-n-abore für: d' Ore-n-ahhaue. Ähnlich:
Eini. de Chopf ztriischrt d' Ore setze GrD. (vgl. nhd.
Einem den Kopf zuiin hi -ctz.'n). D' Orelire [drehen,
wickeln] (und 's Lihc scliml.-cj S. Eim d' Ore ilriije,
strafen B. Uf d' Ore yi, züchtigen B; ausschelten.
SuLGER. Ebenso: Eine" bi-den Ore nii" Aa; Scii; Z,
oder gröblich bim Söuörli Aa. D' Oren l"rlbe", streng
zurecht weisen Th. Es chitnnt-em itm d' Oren ume,
er muss die Polgen tragen; öfter syn. um de Chopf
ume Z. Eim, d' Hut iiber d' Oren abe zühe, Einem
das Seinige abzwingen. Sulger. De Wolf bi 'n Ore
ha^, in Verlegenheit sein. ebd. ,Dä Bur muess-me'
schlnt 's bi-me anderen Or packe, sunst redt er nit!'
BWyss 1863. Er lie.'is-em um-ene Krüzer dur'''' 's Or
dtire steche", um Geld ist er Alles zu erleiden bereit
L; S. Zur Bezeichnung hohen Grades: bis über d' Ore
in Schidde stecke" Bs; Sch; -dinne sl", im Pech B;
- z' tue" ha" B. Dem Tu fei es Or ab-laufe Bs, -renne
Z, -lüge, -schwöre, -schwätze, übermässig, unsinnig
laufen usw. Esse", bis d' Ore gnapped [wackeln], un-
mässig Sch Z. Fresse", dass Eim der Sehmutz [das
Fett] zu den Oren itsse flässt Gr. ,Er nimmt, bis ihm
die Ohren entfallen, Atticus moricus panem porrigit.'
HospiN. = unersättlich, gierig bis zum Tod. , Manns
in Aetolis habet, er ist ein Gabenfresser: er näme, biss
ihm die Ohren entfielen.' Denzl. 1677. 1716. Ohr als
wesentlicher Bestandteil eines Ganzen. ,Ein Ohr ab
haben', von einem Mädchen, die Unschuld verloren,
unehlich geboren haben L; Syn. ,ein Eisen ab haben'.
Er dräit [dreht] .itm ü' schüft es Or ab, schwächt es
durch grosse Verluste. Schild; Siterm. S. noch litzen.
- b) das Ohr als Organ des Gehörs und Sitz des
Verstandes. D' Ore lilte-mer [läuten, klingen mir],
ich ahne, dass man von mir spricht Bs; B; Sen; S; Z.
Das rechte Ohr läutet, wenn die Eede günstig oder
wahr ist, das linke im entgegenges. Fall B; Sen; S; Z.
.Sclion wieder h.abt ihr mich hinter meinem Bücken
verhandelt, nnd das linke 0. hat mir geläntet.' Gotth.
JJiir* d' Ore jiflfe, gä, durchdringenden Ton haben.
Es gillet-mer d' Ore roll. D' Oren alieiiaitdcre mache
413
Ar, er, ir, or, ur
414
[zersiireiipcn] B. , Ohren gelji'ir, (ioliiir Tu. Was mich
nit n"ijeit, (hm ijUien i >iid Orc — hcl ihr Ciriitilelindihr
g'seit. .SiTKKM. ,Üass gnieiner orten gesandte denen
unniehwigen lenten so vil oliren geben.' ISfiS, Ar
Landteilungswirren. Z' Ore lu, Gehör sehenken. Si'kkng.
D' Ore strecke Gk, sjiitse GW.; ScnSt., strüsse S, auf-
merken. ,T>ie Orcn cntsehiehen' [von Verstopfung be-
freien], offnen. liii.L, Kcis Or er-schiUtc", tun als ob
man nichts hörte (iuD. Am liii;/;ie, am bessere Or nild
(fhöre, nielit beachten wollen L. Er liet ä' Orcn am
li)i<l(ien FMeboge, ist unfolg.sam. Stii.G. ,Es hilft aber
doch nüt, wan in aller not alle Gottesforcht hinder
die obren gesebhvgen [unbeachtet gelassen] wirf.' Guon,
Wint. Ohr. ,Mit verachten wirt gfar nit verinitten.
Hette Abigail desse red lassen für oren [an den 0.
vorbei] gan und nichts zun Sachen than, so werend
sy alle mit einander umkommen.' LLav. 1584. liim
d' Ore bore, zum Gehorsam zwingen BSchw. !'>• han
d' Ore nit im Sack C)1ur. Für d' Ore eho, zu 0. kom-
men Z. Er und llsfij Ore, feine. Sülger. De Wahl
hat Ore, 's Fehl Aiiye. ebd. Me mnes nid (jen;/ überall
d' Ore :iieche ha, Alles wissen wollen, was die Leute
schwatzen B. Z' Ore träge, bringe, berichten. Sulüek,
In d' Ore chüschele [flüstern] B. De Staub ro den
Ore blase, eindringlich zureden, tüchtig ausschelten
Gr; Sch. / den Ore lige, mit Bitten belästigen B.
,In die 0. bläuen', oft vorsagen; zudringlich bitten.
fJi'LOER. Eim d' Ore melclie, den Fuchsschwanz strei-
chen, ebd. Eim d' Ore warm mache, in Harnisch brin-
gen, ebd. Chütiligi Ore ha, leicht zornig werden, ebd.
Vor Eueren Ore s' rede, mit Züchten, mit Respekt;
Formel der Entschuldigung, wie sonst auch : vor
Eueren Ercn. ebd. I 's Orli fasse, hinder 's Ö. stecke.
ebd.; KiRcnuoFKR. Hinder 's Or fd' Ore) u-e lue L; S.
Hinder d' Ore stecke Gl; GW.; S; Z, -schribe GW.;
SeiiSt. ; W, sich Etwas merken, daran denken (eine
Lehre für sich selbst daraus zu schöpfen oder um es
gegen Andere später irgendwie wieder geltend zu
machen). Er hat 's (dick, füstdick) hinder den ().,
ist .schlau Aa; Bs; L; GTa.; ScnSt. Troche hinder
den 0. sl", erwachsen, verständig Ap; GrD. ; nu nild
tr. (noch nassj usw., noch unreif am Verstand GW.;
ScnSt.; S; W; Z. Hinder den 0. füre ne, liinder d' 0.
grife, erdenken, ersinnen B. ,Diser Mann hat die
Wort genommen nicht auss Augustino. sonder hinder
Jen Ohren herfür.' ClSchob. 1695. ,Er nimmt hinder
den Ohren herfür so viel als er wil', ist ein Lügner.
1702, AKlingl. S. Mugg. Hinder den 0. cnyg sin,
geizig sein GrD. Hinder den O. chratze, bereuen.
Si'LGER. — 2. Teil von Gerätschaften, a) (undurch-
brochene) Handhabe an altmodischen Katfeetassen
GrO. — b) umgelegte Ecke eines Blattes Papier,
bcs, in einem Buche Z. — c) Ecke der Pflug-
schar, in welche die Kiester eingehängt wird Z.
.Beide Oren, das ist die riesteren am pfiuog, biiiiv
anres.' Mal. ,Bie Ohren oder Flügel des Wegeisens.'
1772, Z Anl. ,Stil und Oren des Feldgcschirrs.- ebd.
.Uli. nlimiin.
Orli n.: eig. Dim. zu Obigem. 8pcc. 1. ein in
der Gestalt einem Ohre ähnliches Gebäck, dünn aus-
gewalzt und in Butter gebacken, aus Eierteig GTa.;
Th. Am Funkensonntag traktiert der Wirt seine Gäste
gratis mit Örli G. Fasnachtküchlcin GW.; ZO. Runder
oder viereckiger Kuchen Ap. Pfannbrot, an welchem
eine Ecke aufgestülpt wird OnPr. S. u. Eier-, Hasen-,
Mihh-, Mfisijrli. — 2. eine .\rt essbarer Schwämme,
welche namentlich in magern Wiesen wachsen ZWyla.
— 3. Name einer hervorstehenden Felszacke am Sentis.
— 4. ,Ohrli machen, schänzlen, trätzlen', necken, fop-
pen, eig. indem man dem Andern .Eselsohren' vorhält.
1702, AKlingl.
Eier-: „kleine Kuchen aus dünn gewalztem Teig
mit Eiern, in Butter oder Ol gebacken VOrte;" AAFr. ;
in G und Z an der Fasnacht üblich, aber in Z ver-
schieden von den (flachen) sog. Fasnachtchüechli; ähn-
lich wie die sog. Chneublätz, aber feiner; auch grösser
als 'trolti li^i'Wiilztc] ChüechU. Si''' ü/la" [aufgehen,
bildl. sich urnss imirlicn] toie es E. L. Vgl. ,In Kloster-
schatteii und Xilwasser gehen die Weiber auf, wie das
Eierküchlein in Anken.' Klosters]). B 1841. hugymilch
[geschwungener Rahm] mit Eierörli gibt man in GRh.
den. Kindern am Frühlingsfeste (La'tare). ,Auss den
eiern machend die unseren küechle, eycr- oder milch-
örle genennt.' Vogelb. 1557. ,Eierörle, laganum, ein
gattung der küeehlinen.' Mal. — Oft Eia-rörli guspr.
und geschrieben; ,Ejerrcerli'. 1781. Balz.
Esel-or=Or.3 6; B; Zg.
Fisch-: 1. Mu.schelschaalo Nuw. ,Conclia\ liseh-
oren, darein die maier ir färb tuond.' P'ris. ; M\l. —
'2. ,Vischoren, branchiie [Kiemen].' Mal.
Herz -oren: die Vorkammern oder Ventrikel des
Herzens von Tieren; von den alten Metzgern und
Bauern seltsamerweise immer weggeworfen als unge-
niessbar Z.
Hasen-or, -örli: 1. ein (iebäck, eine .\rt dün-
ner Kuchen, in der Gestalt ähnlich einem Hasencdir
(je zwei fingorslange und zwei Finger breite Riemen
zsgebacken und eine Ecke eingebogen) Bs; Z. „Hasen-
öri, ein aufgeblasenes, hohles, in Butter gebackenes
Backwerk B." .Itrium, dünne Kuchen, Hasenöhrlein.'
Den/.l. 1710. — 2. Name versch. Pflanzen: a) Eier-
schwamm, gemeiner, gelber Ptift'erling, agaricus can-
tharellus B. — b) gemeine Haselwurz, asarum euro-
paium GW. — c) Hasenohr, bupleurum ranunculoides
It Denzl. 1677. 1716; Bauhin 1664; Zwinger 1696;
jetzt Miis(en)örli. — d) gemeine Flockenblume, cen-
taurea jacea ScnwMa. - e) gemeiner Taubenkvopf,
Pettel, cucubalus beben, silene tuberosa B; Gr; LE.
— f) Schweinsbrod, Erdscheibe, cyclamen europajuni,
spec. die Blüte B; Gl; Gr; GO. u. Eh.; aScnw; U. —
g) Katzenpfötchen, Ruhrkraut, gnaphalium dioicum
BO. — h) Bitterklee, dreiblättrige Zottenblunie, me-
nyanthes trifoliata Vw. — i) Rapunzel. Ragwurzel,
phyteuma spicatum GT. — k) Wiesensalbei, salvia
prat. Z (schwach bezeugt). — 1) Ackerscabiose, sca-
biosa arv. Dürh.
Bei den meisten dieser Pflanzen (<■, (/, ., </, /, l) passen
die spärlich am Stengel stehenden, schmalen und hochragen-
den Blätter, hei / die der Blüten wohl zu der Vcrgleichung;
h heisst auch frz. oreille d'hnmme, orolhUetta (Jura), l auch
Svhafofr, und darum erscheint Hatel in dem Namen Hitnrl-
iriin: für h und J als blosses Verderbniss aus Hoku. Der
Schwamm n heisst auch .Rehgeiss'; beide Namen werden auf
die Farbe des Gewächses anspielen, auf die Gestalt jedenfalls
nur, sufern man sich dasselbe nmgestürzt denkt.
Kappen-orcn: die an einer Mütze zum Schutz
der Ohren angebrachten seitlichen Klappen Z.
Kapuzen-örli: Mücke, müclveniörmigc Ragwurz,
ophrys myodes G. Auch Kapuxmerli.
415
Ar. er, ir. or. ur
416
Lab-or: 1. lang herunter hangendes, weit vom
Kopf abstehendes 0. GTa. Lnbui; Lahl, ein Pferd
von F Rasse mit breiter Stirn und weit aus einander
stehenden liangenden Ohren; auch als Schimpfw. =
Tölpel L. — 2. umgebogene Ecke eines Blattes in
einem Buch als Zeichen Tu. Syn. Litz. .Scherzh.
ören und lahören, Übers, v. ora et lahora! [bete und
arbeite] Th Pi;pik. — „Lab-öri", -öri Ap, Lapp-öri
St'irw m.: 1. „Tier mit herunterhängendem 0., z.B.
Hund, Scliwein; auch von Pferden, die ihre Ohren
schlecht tragen." In Ap auch von Menschen. — 2. ein-
fältiger Mensch Schw. — Hoch s. am-h Lappi. — lab-
örig, -örig: Adj. zu Lnbori 1. — Zu Lub-, Laiip- vrI.
lamjien, hcnintprhangcn ; .Lanipolir'.
Leg-: 1. n. in einem Buche gelegtes ,Ohr' als
Lesezeichen Tn; ZWint. Vgl. Ör ä h) u. Eselör. —
2. m. (auch Legori) a) maskierter Narr, Hanswurst,
an der Fastnacht Zr.Baar. In ZcÄgeri ein Maskierter,
der um Weihnachten und Dreikonigstag die Legoren-
siiigcr, zwei Knaben, welche einen Stern tragend Lieder
sangen und Gaben sammelten, begleitete (hgorenlaufen)
und seine Spässe machte, namentlich die Berufsarbeiten
des betr. Hausbewohners nachälfte, sobald jene Beiden
mit ihrer ernsten Aufgabe fertig waren. — b) Narr im
allg. S. Zc. — c) der Schellenunter Zc. — d) „Klatsch-
base, Zuträger LG."
Kig. muss auch bei 2. ein Ntr. zu Grunde liegen, welches
danu, gleich den possessiven Comp, aus Adj. und Subst. wie
,Langohr', persönliche Bed. annahm. Legor konnte ein Ohr
bezeichnen, welches man beliebig an- oder herunter ,legen'
konnte, wie dgl. an Narrenmasken vorkamen. Oder es war
geradezu = Lah-or, heruutergclegtes. hangendes Ohr ; dies
als Zeichen der Dummheit betrachtet und dann persönlich
wie Lahor. Die grossen Ohren mit kleinen Schellen an der
Spitze werden au der obigen Maske bes. erwähnt und cr-
scheiuen auch an dem .Leger', welcher auf dem Banner der
.licscllen vom tollen und torecliten Leben' gemalt ist.
leg-oren: 1. die Ohren legen. .So der Hirz seine
oren reckt, so sol er ein überauss scharpf gehörd
habi'u : wo sy aber leggorend. so sollend sy ganz
ilunini one gehörd sein.' Tierb. 1563. Syn. die 0.
litzen. — 2. „als Harlequin herumlaufen Zo." —
8. „ein Geräusch machen z. B. mit Plaudern, Sprin-
gen Z." — 1. -Neuigkeiten zutragen, um sieh
bei Andern einzuschmeicheln." — 5. „(unpers.) ins
Stocken geraten, hapern; fehlschlagen Z." 's Wetter
fad a" [fängt an] /. De Meie [Monat Mai] vill ganz 1.
,Es luit glegohret.' MUsteri. — 0. faseln, lügen Z.
— 7. trans. betrügen. Er ist g'legoret reoräe ZWint.
1. Legoren statt ,0. legen' setzt ein imperativ, gebildetes
pcrs. Legar voraus. — 5. 6. 7. beruhen auf dem Übergang
des Begriffes .Spässe machen' in den des Gaukeins, Schwan-
kens und des Truges. Freilich lässt namentlich ö auch an
bildliche Auffassung des Hinunterlegens der Ohren bei Tieren,
z. B. Pferden, welche ausreissen wollen, denken. Auffällig
bleibt immerhin beim Subst. und beim Vb. (.ausser 1), dass
in dieser Zss. von der im Alem. überwiegenden Form des
Vorhalstammes (mit </;/, aus ijj) Umgang genommen ist, so
dass für den Gedanken an Ableitung von , Allegorie', voraus-
gesetzt, dass in alter Zeit in Zug dem Schauspiel dieser
Name gegeben wurde, oder von ,persona allegorica', falls
der die Scenen connnentierendc und die Zwischenräume aus-
füllende Zwischenmann einmal so benannt wurde, einiger
H.iiim bleibt.
1/anip-or: 1. n. herab liangendes Ohr. z.B. von
.lagilluiiiden. Sclnveinen. Es said vi" San der andere:
Lampiirl - 2. ,l)er Lampor, Haccus. der lanipächtige
oren hat.- M.iL. — Vgl. UO,-, /.,iii,j-, s,l,l,,(i,r;n:
Lang-ürli: Kuhnanie.
Milch-: Kuchen ähnlich den Eicrurli L; Zg; ZB.
,Milchörle (oder eierörle), kiiechle die aufgond und
ein hole habend (wie küssele), laganum.' Fris. ; Mal,
,6 niilchöhrli, 11 Eieröhrli uml 1 Kanten mit Wein.'
Wintert. Stadtbuch.
Mungg-: eine kleine, schwarze, unansehnliche
Person. — munggörlig: schwärzlich Sen.
Muiiijijai ist: undeutlich sprechen, und ohne Zweifel vwdt
mit mninjtfd, dämmerig, trübe. Zwischen WW. für Gesichts-
und (ieliüiwahrnehnuingen findet vielfacher Übergang Statt;
man begreift nur nicht, wie gerade das Ohr ins Spiel kommt;
viell. weil mit Stummheit resp. undeutlicher Sprache auch
Taubheit resp. Schwerhörigkeit sich verbindet. Vgl. lat.
surdvs, taub, lautlich nahe kommend dem lat. sordidus und
dem damit vwdt. deutschen .schwarz'. Dass der Name Mungg
für das Murmeltier sich je der Seh Volksspr. mitgeteilt habe,
ist nicht denkbar. Vgl. auch das syn. munggetihrun.
Müs-or: 1. die grösste Fledermaus L (Feier-
abend). — 2. MfisÖrli: .eine Art kleiner Hohlküchlein,
die man anderswo in der Schweiz Milch- oder Eierörli
nennt.' Sprenu. Nach S. = Mnsli(-KiieeliH), Salbei-
blätter in Butter gebacken. — 3. Name v. Pflanzen,
a) Sumpfschafgarbe, weisser Eainfarn, achillea ptar-
mica AAMuhen — wahrsch. nur durch Verwechslung
mit gnaphaliuni. — b) Hasenohr, bupleurum ranunc.
et stellatum BO. (Müsenürli). — c) Ruhrkraut. Himmel-
fahrtsblume, gnaphalium dioicum B; LE. (Mi'isenöri).
Audi Hasenürli. — d) Nagelkraut, hieraciuin iiilosella
BO. ; G; .Musörlin, pilasella.' Schw Arzn. E. XV. Auch
frz. oreille de souris (ratsj, it. orecchio äi topo. —
Guldeni M.: pomeranzenfarbenes Habichtskraut, hie-
raciuin aurantiacum (Durh.). — e) echtes Vergissmein-
nicht, luyosotis pal. Aa. — f) Wegerich, plantago Aa
(MüHLB.), wahrsch. pl. lanceol., welche auch it. oreecldo
di lepre heisst.
„Mutz-: abgestutztes Ohr; Tier mit solchen
Ohren." Vgl. Sttiti:-.
Narren-: Versehen, als Zeichen von Torheit.
Zwingli dankt Gott, dass dem Z Gesandten beim Papst
.ein solch narrenor entfallen sei.' 1526. Egli Act.
— Von den Ohren an der Narrenkappe; vgl. Icgnr.
Bären-örli: 1. Gartenschlüsselbluine. priniula
auricula GRh. — 2. gemeine Schlüsselblume, jirini.
veris (oftic.) Aa. .Baluster, Bären-Ohrlciii. Auriklen
(Auricula ursi) sonsten Händschelein genannt.' JCSri.z.
1772. — Nach St. so genannt wegen der -Üiuliohkeit mit
Bärenobren. Auch it. orecchlu d' orso.
Pfaffen- s. Pf.-Börli.
Sü-ör. Ein'n hini Siiunr nr, verhaften, einstecken
Z. Ein'n am Söuörü ii('\ iluu den Meister zeigen Aa;
Bs; s. Or 1 «.
Schübel-m.: ein Ubelhörender L; Nnw. in ZStdt
auch Sehühel-örum, in Sch -öri.
Schaf-: scabiosa arvensis Aa; SB. Syn. Hasen-.
Schümel- = .Sie/««&e?ör und nur daraus entstellt
mit Anlehnung an ,Schimiuel' 'Ac.
Schlotter-. .Flaccidie aures. lampendo oren.
sclilotteroren.' Fris. ; Mal. Vgl. Lamp-, Lnli-.
Schneggen-. Wenn ein vorwitziges Kind fragt:
Wa' häm-mer z' L'nrmls? [was haben wir zu Mittag?]
so antwortet man: Chrehschiitth'ti ii. Schneggenöre. Sulc.
417
Ar, L'v. ii-, Ol", ur
418
SiiitZ"iL'c/hiT: (-■ine Art Äplol S uA. Vi,'!. Achcr
.Stil'el-iiri ii. : Kinfaltsiiiiisel W.
Ulis VV. :ils iliui. i;iMung tiulKulasst iiui}; ei!;, bucli'nt.iii
SU ilumiii wie das Ulir (ilur Zuüriiunirnl uirics StiDfolsy Hoch
lässt es sich ;iui^li als lilussi; Aljl. iiacli Amilugie gewisser
Lcliiiww. aus ileiii l-al. aiiffasseu.
Stutz-or 111.: ri'erd mit ijestutzten Ohren. .Kiii
teutsclier h!tutzohr, un courtaut d'Alk'iiiivijfne.' Du la
Colli 17:!U. Vj,'l. 3Iitli-.
VVi.ss-ur n. : Name von Kühen uii4 /ie^cii Av.
nren: bei den Olirou reisseii, als /üclitigunt;' Ii;
F; Sriiw; U. Einen hnrc [au den Haaren reis.sen]
und on: /■'' ore dich y'u'ils^, v:enu d' nid hörst [aul-
liiirstl ! Ds Vre mues-vw brüvhc hi de Oösc Bliebe BÖi.
Bildl. liart initiiehiuen z. B. ds Gelt o., viel ausgeben
BKi. Dini. örlen s. u. — ab- s. Vr 1 a. 8311. d' Ore
ab-itra Ar. — er-: beolirfeigen Gl. - „ver-geiss-:
aus Uiibedaclit verlieren, verscherzen, verderben, z. B.
you Quack.salbern )B." — Es uniss eine bilill. Meil. vdii
(lem-vr zu Grunde h'egeu; vidi, eine Beziehuii!,' auf den
Teure), der oft mit der Ziege eomliiiiiert wird. Vgl. miu/lni
= verderlMii.
„Ürenell =^ urcn W." — Vi.n der iirspr. srliwaeliell
Form des Solist, mlid. Onln) gebildet.
Ürele. Orle GiiuVatz; (iA.. oT.. O/vA I;I0., Si..
tf'irk Giil'r.. Örle LE. — f. — (h-eli" n. Blla.:
Ohrenwurni. Sjn. Oder; Oroi-miKjcjlcr, -nhjijeler.
Creler ZLaiign., ^Örler LE." 111.: dass. - Nhd.
.Ohrliug-.
Orete i'. l»as üeis.seu an den Ohren als Ziieli-
tigung. .Wie viel HaarrüpI'e, Stiisse, Olireten es da
absetzte, kann Niemand zählen.' Gottii.
üring, Orlig .s. Öring.
Öril m.: Geschl.-Naine Z. Walirscli. nrspr. (llier-
namc eines LangOhrigen oder Hartliorigen. Kin Ori
von Z war durch seinen Reichtum spriciiw., daher
mf vieiiiti, er war de rieh 0. Sulger. Ein Pfarrer
dieses Namens (ebd.) schloss seine Predigten mit dem
liebet: 0 Herr, crhöri diiicii Ort!
Halb-: Einl'alt.spinsel. Purin. - H. li. liall.linrig ==
stuoipfsiiiiiig.
Kue-: dass. Z.
Kalber- n.: dass. Z. — Das u. hier nur dun h t'ui-
deutuug auf Ori II oder mit Bezug auf ein Kind odii- W.ih.
Lall-: dass. Si'teumstk. — ,Der Icauiu sprei-lini N.iini.-
Ygl. Lau. Narr.
Lampen-: Unideutung und Entstellung von Ti^m-
percur, mit veräehtliclier Anlehnung an Lainp-nr Aa.
■Läpp-: einfältiger Mensch Sciivv Vgl. Liih-or.
" B0I-: Ülielliiiriger. 8uli.;ek. - Nach Anal. v. /!.,ll-a,„i
gfilnldet.
Buser-; 1. Ruhrkraut, Katzeiiplotcheii, giiaidia-
linin. — 2. Blumo übh. Heuel.
Von Iliu, Katze, weil der Sanieuhart der weil>l. liliiteii
an die Samiuetjifote der Katze erinnert (oder wegen der
nizig(ai Blätter). Auch //,«-•»-, Mu>,-iirU. Übrigens seheint
•Jan W. aus euplnmisehen Urüuden in die Zss. mit ,K(dire'
Übergesprungen zu sein.
Schübel-: Übclhöriger oder Taulier SruSt. Kr
isl cn Seh. SuTERM.
.\ls ob er einen Üch'übd, Pfropf, in den Ohren hätte':
^'lii(bd-or. Auch Srhübcl allein kann diese persüul. Bcd.
Schweiz. Idiutikuli. I 3.
Ori II II.: 1. Handhabe an Korben. Gelassen;
Henkel; von der einem Oiirläppchen ähnlichen Gestalt
Aa; B; Gl; L; Scu; Z«; ZDättl., 0. Gelte [Zuber]
mit eim [nur einem] Ö.! rief ein Botticher in einem
gewissen Dorfe seine Kübel [Eimer] aus, weil das Dorf
dieses W. zum Necknamen trug. ,Diota, geschirr mit
zweyeii ürenen oder handhaben.' Fris. ,Lingula edo-
lata, ein öre wie an einer gelten, ein klein handhäblc.'
Fris.; Mal. ,Das sol die .stang undenen rtiereu, so
man si in die [beiden] öri [des Zubers] stosset.' XIV.,
Scu Stadtr. — 2. an Werkzeugen wie Axt, Sense,
Hacke, die (der des Ohres ähnliche) Öffnung, in die
der Halm oder Griif eingefügt wird, und der betr. Teil
des Werkzeuges im Gegs. zur Schneide, z. B. an der
Axt der Bücken, mit dem geschlagen (nicht gehauen)
wird Aa ; B; S. Auch die oben an der .Gerte' des Flegels
mit Nägeln befestigte hölzerne Schlinge Aa (HijifiiiN).
Nadelöhr B^ Z. — 3. = Or 2 b) Scu.
Achs- Exdr GRuVatz, Agschenuri Vi\tli.: der glatte
obere Teil der Axt. Syn. Ägschenhübe, Hns.
Gelten-: Ohr eines Zubers Z. ,Lingula, gelten-
öhre.' Denzl. 1677; 171t>.
Schisshafen-: Öhr eines Nachttopfs. Seh. iiuiehe,
mit in die Seite gestützten Annen untätig da stehen Tu.
Biel-: Beilöhr; s. Ädere Sj). Sti.
ören, neu-: mit einem (neuen) Ohr versehen
z. 1!. Beil, Sense Aa; „B; L."
(•ring Öri() m.: 1. „der Henkel am ledernen lüe-
nieii. in welchen der eiserne Strang oder Zugstrick
eingreift, an dem die Pferde ziehen; auch jener IJiemen
selbst L." — '2. Henkel an einem Gefäss = Öri II 1.
.Giildine gschirr und fass mit iren Öhringen.' Tieeb.
1.^G;^. - - 3. Ohrfeige Ar; G, auch Örigs G. ,Orig'.
E^rLEll. 1.570. .Schweig, eb [ehe] dir ein örig werd!'
BMancel. .(Jolaphus, ein backenstreich, schlappen
oder ein öring.' Fuis. .Einem ein O. geben.' Mal.
,Orig'. AaL. 1604. ,Hey, wenn mir mein Weibchen
nochmalen so tut, Ich gib ihr ein Örig.' Bräuher 1779.
Auch bildl. = Schlag, Schlappe. ,Dise lüt .sind nüt
anders begirig, dann wo sy uns ein öring geben möch-
ten.' 1.5 '29, Anseu. ,Wie ungelegen es den beiden Orten
käme, wenn eines ein oring empfangen würde.' 1529,
Strickl.
Gebildet wie H(ä»i(n)<i, P/enni(n)ij. Oriy« entw. als Geu.-
Korm zu verstehen, welche bei Ausdrücken für Züchtigung
Indiebt ist (vgl. Pumpis, Filzin usw.), oder als Unideutung
in ein .\dj. ntr. mit -ö/ statt -in, -cn, gleiclisani etwas das
Ohr Betreffendes.
Öris m.: d'r Hiiet uff-ein Ji'/'/.s träije", schief auf
der Seite BsStdt.
Urspr. eine genetiv. Adverbialbildung (vgl. cii/eiis Sp. 116,
iibcmiy'i Sp. 158, im Sp. 4U8, «"lireris, quer usf.), dann
umgedeutet in ein Subst. von einer der MA. sehr (bes. für
einigermassen scherzhafte Benennung der Gegenstände) ge-
läufigen Bildung.
örlen: 1. (ein wenig) bei den Ohren reissen, Dim.
von ören B; GrD., Malans; GA., eine Ohrfeige geben
GuLandq., Chur, in die Ohren zwicken B; GnPr. ;
({ oT., W. In B heisst aber örlen auch eine Freund-
schaftsbezeugung. — '2. Örli, Kierörli backen Ar;
GoT., Ta.; ZO.
örlenen = ÖWen i OuVals. Vgl. örenen.
Orling „Örliy = Öring 3 Ar; GEh." - .Ohrling'
auch bei HsSachs.
419
Ar, er. ir. or, nr
Oranf: LoWL-nmavil, aiilinhliium. Bai'hin 16(i-4.
,Cynofephaluii, lierba, Huii<lsknpf. uraiit.- Denzi,. 1Ö77;
171(;. — Aus iiilat. uiyuniim, rflaiizuiiii. vun versolüeilenci-
Heil. Nlif. .iloiant'.
ü.s-per-ori ereil : Kinen scharf tadeln Ndw. - Aus
llcni lat. pcroiair.
Kiroh-Öri s. K.-Höri.
Ur 1 111.: „Urochsf". .1'» Sibciital und in dor
Eivicr daselbs werdend noch die stier Uren gcneniiit.-
ÄuTsuHUDi 1538. Vgl. Alp. 1800, 112. Ant. Z XU, (jl.
Mild, ur, un; lat. unu, nlul. Aucr-Oclise. — Nach 8t.
wäre der Name Uri von diesoiu W. gebildet, aber wenigstens
Beziehung auf das Wappen dieses Kantous wird abgeschnitten
durch ÄTschndi: ,Es sind ouch die wilden Uren nit glych
gemäss der gestalt des wappens des lands Uren, so eines
Stierkopfs form hat.' Uri ist wol eher mit dorn Adj. «r in
Bez. zu setzen; auch dass ein junger verschnittener Stier
Urncr heisst, kann für jene Etym. nichts bcj[cisen.
Ur II f.: 1. stunde. Daher bei Angabe der Tages-
zeit in der ä. Spr. der Plural, wie bei frz. lieure. ,Uni
drei uren nachmittag.' 15'24, Absch. ,Zu 8 uhron 22
niinuten noch mittag.' KDasyp. 1578. ,Um 5 uhren.'
AKvFF 1000. ,Umb einlif uhren.' G Mandat 1011 ;
(daneben : .nachdem es ei4fe geschlagen'.) ,Umb siben
uhren gegen der nacht.' B Mand. 1028. ,Umb vier
uhren.' Z Mand. 1050. ,Von 11 biss gegen 4 uhren.'
Hkut. 1058. .Zwischen 9 und 10 Uhren n. M.' JMüll.
1001. .Ich schlief diese Nacht von Zehen Uhren ge-
stern Abends bis um Sieben Uhren diesen Morgen.'
Mise. TiG. 1722. Daher dann auch wirklich: ,die ze-
hende Uhr.' 1552, Offn. Wagenh. Freilich auch mit
versteinerter Form: ,um Ein Uhren.' 1715, Z Stadtger.
.Welliche so lang verharren, dass die acht uhren sy
uff den Zünften erreichen wurde.' Z Mand. 1650. —
2. Uhr. In B Staatsrechnung zuerst 1575, früher das
ZU. Hafn. 1660 erwähnt ,zeigende und Schlaguhren'
auf einem Tor ,teils zur Zierd, teils zur Kombligkeit
[Beciueralichkeit] der Burgeren, so in den Sommer-
häusern sich aufhalten.' Sprichw. EAA. : .So gewiss
als die U. schlagt.- HPest. 1785. Wenn d' Uren all
glich schlacje"d, d. i. niemals. Sülg. Mängi Ur zeiget
änderst und schlöt änderst, ders. Da' ist wie en Ur!
so pünktlich, sicher wiederkehrend Z. — Mhd. üre =
vrr, höre, stunde. Aus lat. hora. Vgl. OrUL
Hals-: Uhr. die an einer Halskette getragen wurde.
,Meinem Beichtvater sollen die fürnembsten Dafelen
[Wandgemälde] sambt dem schlagendten Hals-Urlin
gegeben werden.' 1058. GFRn.
Sack-: Taschenuhr Z. Das Z Mandat 1793 ver-
bietet .das Tragen mehr als einer S. für Weibs- sowohl
als Mannspersonen.' — versacküren: 1. überlisten,
liintergehen UwE. Syn. rerhändlen. — 2. ruinieren
LW. VersacMreti Eier, in den Topf geschlagene, zu
Slicrenauycn (s. d.) LE.
Bed. 1 wahrsch. zu verbinden mit der nhd. RA. Einen
in die Tasche stecken i. S. v. leicht mit Einem fertig werden,
ein Spiel mit ihm treiben, ihn bomeistern. — Bed. 2 wahrsch.
cig. zerbredien wie Eier, welche in den Topf geschlagen ge-
wisserinassen aussehen wie Sackuhren; vgl. umgekehrt .Nürn-
berger Ei'.
Sumiswalder-: eine in BSunüswald verfertigte
Art Stockuhren von geschweifter Gestalt.
Sand-. .Damit der Prediger ein Zeitmass habe,
war ehedem der Gebrauch von S.. die auf Stunden
berechnet waren, auf Kanzeln fast allgemein,' FmcK..
Kirchengebr. Also entsprechend dem Gebrauch der
Wasseruhren auf der Kednerbühne des alten Athen.
,Wi)-si g'sunge hen, so chunt der Pfarr itf d' Chande
und dreit 's Stundeglas und rüttlet 's etcenig und chlopft ''
druf — 's het nit iveUe laufe.' Hebkl. Solche sind
noch an vielen Orten aus der frühern Zeit verbliehen
und werden jetzt etwa als Symbol der Vergänglichkeit
betrachtet. Auch in einem Schulzimmer des alten
Chorherrenstiftes Z befand sich bis zur Schleifung
des Gebäudes (1840) eine vierfache, welche auch die
Viertelstunden anzeigte. Eine erscheint auch im In-
ventar des Musikcollegiums Winterthur lOOO.
Senkel-: Wanduhr mit herabhängenden Gewich-
ten. ,St. Peter [Kirche] hat in dem Turn einen Per-
pendicul oder Senkeluhr.' JEEscher 1092.
Stock-: Stand-, Tisch- oder Federuhr im Gcgs.
zu '[Vund- (Schif(ir:u-ähh'r-) Ur, Gewichtuhr, Schcrzli,
I han c St. im Sud:, eine Taschenuhr, die stellen ge-
blieben ist, stuckt.
T6tcn-ür. -ürli: der Holzwurm, sphinx atrojHis,
anobium pertinax, dessen dein Ticken einer Uhr ähn-
liches Geräusch im Getäfer der Wand als Vorzeichen
eines nahen Todesfalles betrachtet wird Aa; Bs; L;
Tu; Z. — Syn. Totchickir. Nach Cys. aber sagte mau: ,ilas
Toggeli [elbischcr Zwerg] schmidet'.
Zit-: pleonastische Bildung, da auch Zil allein
Uhr bedeutet. .Wurde disputiert under zween zeit-
uhren, welche recht zeige und schlahe.' Wvss 1050.
.Die zeit-uhr gehet recht, die gericht ist nach der
sonn.' ders. 1053.
üren: (unpers.) Wie miings iird's? welche Stunde
zeigt die UhrV BE.
Urler m.: Uhrenmacher BS.
nr, -e(n), -ig: Adj. u. Adv. 1. wild, stürmisch
Uw. 's Wetter ivird ur, 's iriU urc werde. Im Winter,
ivenn 's ure macht. Es ist fuil [faul, arg] ure (Wetter),
trostloses Regenwetter. En urne Tay Nnw. -- 2. von
menschlichem Charakter od. Betragen : unwirsch, grob,
unartig, zornig. De'' Mensch hed ure 'tä, sich wild
geberdet Ndw. Dr Vater hed ure mid-mer g'schmäld
[gezankt], ebd. Das ist c Mjvwf.' Di"' hed-mi urc
a'g'redt Übw. In G ; SchwM. urig. Syn. tinmär, un-
artig. — Ürni f.: anhaltend schlechtes, nasses Wetter
UwE.
Vr Lautnacbalimuug des Wilden, Schaurigen, Kaulion
durch den dunkeln. trUhen Yoc. und den schnarrenden Oons.
Vgl, huriglcn Sp, 1.51 ff. An den einfachen Stamm konnte
en ans der Flexion sich .ansetzen, -iij ist für Adj. u. Adv.
allenthalben beliebt; vgl. «n-iy Sp. 298. Aus dieser Vci-
gleichung entspringt übrigens die Möglichkeit, dieses ur mit
dem glciclilautenden Präf. in Verbindung zu bringen, weldies
zuweilen verstärkende Bed. hat. "Von unserem nr vidi, der
Name Uri als der eines rauben Gebirgslandes, und CnV/i,
Drirh, Name einer wüsten sumpfigen Gegend.
nr-: betontes Präf. vor Subst. u. Adj., eutsprechcurt dem
daraus abgeschwächten unbetonten n-- vor den dazu gehBrendcu
Vben. Vgl. nhd. ,Urlaub, erlauben' u. a. Es gibt aber auch
Übergänge zwischen beiden Gestalten des Präf.; vgl. uhd.
,urteilen' als Abi. von .Urteil' statt des iilt. crtcihn, und so
kann auch statt Abi. von einem mit rr- zsgs. Vb Ableitung
von einem liegriffsvwdten Subst, mit ur- angenommen werden.
Von dieser Art scheint .urbiittig'. erbötig. bei Wurstiscn
(1765 .urbietig') u. Striekl. Act,, nicht von ,er-bieten', son-
dern von .urbot'. Anerbictung. So mag auch noch .ur-
springeu- statt ,cr-' oder ,eut-spr.' bei EudMey. Ifir.O als
I'il
n-, nr. - Arl). erb. irb. orb, urb
42ä
Abi. \mi iinjiriiir. Ursiiruug, jjodaclit sein; iuiliviJiiolli' Vcr-.
irniiig aber ist ,iirkonimen', zuliomincn, statt -oi-' oil. .über-'
b.>i Kdlibacli. — Zss. (AM.) Urbar, Urbi:
urech, -i|af s. iirchen. verurrt s. rcr-irreii
8|i. -110. Ui-i II. s. Hnri.
ni'ibcl: horribel. zum Entsetzen, zum Er.staunoii,
meist als Verstärkungsadv. ZWl.. S.
ii r s. üirer. uer s. nf-licr.
Uere n.: im XIV., Name eines Bezirkes voll alten
Cieinäuers oberhalb Klein-Basel. Und noch jetzt heissen
im benachbarten Wiesental Stein- Uere" längliche Hau-
fen Kcldstoine in fruchtbarem Ackerfeld.
Srhwoilicli stei-kt M'uir, n.inini, hinter dorn W. : rlnr
ri,(,;,(, Willi. S|l. 420.
Uerieh L; Tii. I'rrech GStilt: Z. Urrch Z. TV//;
m. Taufn., Ulrich. .Uorich' häutig im X\l. s. l'elericlt
Sp. 183.
Arbe BSi.; FJ.; GrD., Pr. (z. T. dim. Ärbcli); GSa.;
W (Arhi, dim.), Arvf B; GRRh.; Obw; U, nach Ditrh.
u. St. ,()rff W, Araf Gr und Arfle' - f.:_l. Arve,
pinus cenibra. ,Auch sol kein nachpur nit befuogt
sein, holz und schindla noch arbä aus unserm gericht
zuo verkaufen.' Oft'n. Klosters. .Desglichen sind ver-
bannet: Eichen, Arfen, Kriesbäura [usw.].' 1605, Ldb.
Gkrsau. ,Das wolriechende Holz des Baumes, wenn
er nicht auf zu feuchtem Grund erwachsen ist, gilt
für beinahe unverweslich. Es reisst unter dem Hobel
nicht wie dasjenige der übrigen einheimischen Pinus-
artcn. Seine Verarbeitung zu den niedlichen Milch-
gefässen unserer Hirten ist bekannt. Zu Schränken
angewendet hält es durch seinen eigentümlichen Ge-
ruch die Motten ab.' JRWyss 1817. Die aus der
Frucht gezogene Milch wird als ein balsamisches
Hülfsmittel wider die hektischen Krankheiten ange-
priesen. AH(iPFS. Syn. Krummholz, Zirhelhaum. Die
Frucht: Arhcn-, Ar-zapfen; Harzepfeli; Arren-, Zier-
nüssU. Der Samen: Biherli. — 2. Alpenzwerg-
kiefer, Legföhre. Krummholzfichte, pinus pumilio
oder p. niughus Uw; U (wo p. cemhra nur sehr selten
vorkommt). Syn. Arie. — 3. Kiefer, Föhre, pinus
silv. BE.; aScnw; Uw; U. Syn. Chienhaum, Fore,
Tüle. — arbi", arfi": Adj. dazu. E)i arhnnn (ar-
fntiu) Stiiel, es arhis Britt GrD. Das Ntr. auch subst.
= Arbenholz. — Arvi n.: Gegend an der B Sausalp.
die ehemals mit Arven besetzt war.
Arvr »ag mit engl, arroir aus ags. areire, earh, got. »rliriiinii.
Pfeil, zshangen. Mhd. findet sich arf, Wurfspiess. Zu dem
Wechsel zw. / und h vgl. m/er : aüher.
arben GT., .arjfew'P silv,, ärhe Tn: 1, (refl.) sich
mühen G; Tu, „Ich mag mich dessen nicht arben."
Syn, sich (g')ärbeten. ,Si arbete sich von ir vater und
mueter für glich fingerli [Fingerringe],' 1364, Gfrd.
— 2. (intr.) arbeiten P. / han lang gearwod far
dich. Schott. - ge-ärben, g'ärbr SchwE.; ,LE.;
Uw; Z' = (irhni 1. Er mag-si''' ni'ul g'ärbe ScnwE.
■Arben ist Rückbildung aus arbeten und zwar aus dessen
rxe. Pcif. ij'arbctct, zsgez. g'arbel(l), was dann von einem
einfachen arben zu kommen schien. Doch vgl. auch das syn.
varben, ije-vilrben, falls dieses nicht blosse Abweichung, son-
dern die urspi-nugliehere Form wSre. ~ Die Orthographie von
S.-hotfs Kiirrespondent (der aneh feijen für ir.y/rn srhreilitl
»■(•der khir ikm'Ii zuverlässig.
ärber s. über Sp. 39.
Arbeit ^Wi.« Aa; B&(ärpeß); B; Gl; Gb; L: Ndw
fiirbedj; Obw farbitj; ScnSt.; Tn; Z, ÄrbeJ Ar; (BHa.);
PPo. (auch -eit); GRefis, Ta.; Tn; (Z) — f.: 1. Mühe,
Not, Anstrengung, Leiden, Treiben. Er hihi A., er
wird es kaum zu Stande bringen. Er hat lang demit A.
g'ha", damit zu tun gehabt, namentlich auch, um sich
von einer Sache (Krankheit, Übel, Wunde) zu befreien.
Er hat scho schüli''' vil A. g'ha" demit, Umtriebe. Es
ist emol en A. g'si", es hat Alles i" das Amerika inne
u-elle" Z. Das ist aw'' en A.! Mühsal, Plage, z, B.
wenn von den Hunden die Maulkörbe sollen getragen
werden. Eine stehende Verbindung ist Mile und A.
(A. ZO.) (mit Jmdm haben). Refl, I'''' mikht-mi'''' nild
der Ä. ha" Ap, Magst-di''' iez au'''' Ä. ha? wie kannst
du dich nur darum quälen? ebd, H, Ä.ha" milenand,
mit einander prozessieren, sich herumschlagen, auch
bloss scherzend sich necken Z. I"'' gan {sen [dessen])
in Arbeten, gehe mit der Absicht um, , . . BHa. ,Des
[wovon, woran] min herze in a. lit [liegt].' HAm.. ,Unz
daz si von iren arbeiten kommt [entbunden ist].' 13.54,
Strafr. Baden. ,In hoifnung, es wurde frid und ruob
[Ruhe] bringen und künftig müeg [Mühe] und erbet
vermitten.' 1529, Strickl. — 2. Tätigkeit (wie nhd.).
allg. Der 1. Gott hät-is ds Arbetli g'segnet Gl. A.
und Spare" macht rieh Chnecht. Um A. sind all Ware"
feil. D' A. itf-em Eugge treit de Lön. Sulg. D' A'.
muess-es mache und nild 's Mul. Tsch. Das icär es
Arbetli für dich, eine leichte, angenehme A. Z. —
3. die Berufstätigkeit. Uf-der A. sl", seinem Beruf
nachgehend ausserhalb arbeiten Z. Die grossen Feld-
arbeiten Bs. — 4. Gegenstand der Arbeit, Ar-
beitszeug, Arbeitsstoff Ar. Nimm di" A. zur Hand!
Z. Weibliche Handarbeit und Unterricht darin. Iez
hai-mer A'rped. Arbetli, Strickzeug, Näharbeit Bs. —
5. Arbeitsprodukt, gefertigte Gegenstände. Gueti
A., tili Chunde". Ineich. Das ist kein A. ! eig. keine
befriedigende A., dann allg. = das geht nicht an Gr;
Syn. G' schüft. Iron. das ist en A.! ein Durcheinander.
Wie machst en A.! Unordnung durch Abfälle beim
Arbeiten, beim Essen usw, Sch; Z.
Mhd. ar(e)beit und auch schon erheit mit dem Unil.,
welcher durch die zu -it geschwächte Ableitungssilbe un-
gehöriger Weise bewirkt wurde. In B. Th, Z erscheinen
die Doppelformen mit und ohne Unil. neben einander, doch
mit leichter Differenzierung der Bed. ; s. d. Beispiele.
Un-: niedrige, verabscheute A, ,Zuc Thomys
muosten sy [die Christensklaven] alle Unarbeit tuen.'
NGdldy 1536.
Blauenten- s. Ent Sp. 354.
Fusel-. i^.-A i«ac7«', geringe Arbeiten verrichten,
das Aschenbrödel versehen Bs. — F. = Auskchricbt,
Etw. von geringer Qualität.
G'vättorli-: leichte A.; A. bei deren Ausführung
man keinen rechten Ernst hat walten lassen Z.
Vetterli-: Handeln aus vwdtschaftlicher Rück-
sicht Scn; scherzhaft auch: Bäsi-A. Pilger-KAL. 188'2.
„Die Handlungen eines Vctterli-Gcrichts, parteiische
Entscheidungen Tu.'- - Vgl. Viihriiii,-i.J!.
„Flauder-, Fläuder-: eine schlechte, nur ipben-
hin getane A, Gr; L; Z."
Flurlinger-: verkehrte A. Scu.
Von dem benachbarten Z Dürfe her ln-naunt, dessen Be-
wuhneru man in Seh allerlei verkehrte Streiehe naehsagt.
423
Arl). erb. irb, orb, urb
1-21
Gäugeli-Arbeit: einfältige A. .Scii. — (läuijij,!,
Gäui/el, närrischer, zu Possen aufgelegter Mensch.
Gänggeli-: leichtfertige A., bei der die Zeit ver-
trödelt wird. — Von gänggekn.
Güeter-: landwirtschaftliehe A. Z.
Steinhauer-: schwere, nur langsam einen Erfolg
zeigende A. Das ist iez aw'' f St. mit dem Mensche''!
er hört auf keine Ermahnungen oder Belehrungen Z.
Heiden-: gewaltige, höeh.st schwierige A. — ll,hh„-
in abstr. vcr.stürkcnJor Bcd.
Knie-, Chnü-: Beten Z.
Krutter-: widerwärtige BsTherw.
Viel), für Kmtlm-, das umi. weil eine Alt Fluch ihiriu
liegt, umgehen wollte, an;,'i'li-liTit an ('luuirr, alter Mann,
oft geringschätzig.
Li echt-: A. bei Licht, bes. im Ggs. zu der Arbeit
im Sommer, da alsdann Abends vielorts kein Liebt
angezündet wird Z. Anderw. Kilt-.
Lödeli- ScH, Lutter- Z: wenig solide A., die
nicht zshält. -^ LikMi Dim. zu loih", Luniiu-n. I.ikhh:,,.
lotteren, nicht recht zshangen, scliwanken.
Lumpen-: A. mit der Nichts anzufangen ist; auch
von verwickelten, widrigen Angelegenheiten Z.
Lüs-: A.. die viel Mühe, besonders Anstrengung
der Augen kostet, aber wenig Gewinn abwirft „L"; Z.
Syn. Lusetc.
StNikolaus- Santichlaus- S, StimicMaiis- 7,r,:
vergebliche oder unnötige A. .Während mancher
sauern Stunde hatten wir für den StN. gearbeitet.'
Haktmann 1803. Syn. Bögr/cn-A.
Vgl. .travaillcr pour le n.i de Trusse'. StN. liesorgt
seine Arbeiten selbst.
Bü-: A. bei Neubauten, im Gegs. zu ,Kundon-A.'.
die sich meist auf blosses Flicken beschränkt.
Bochsel-, Bossel-: geräuschvolle, müh.same A.;
rohe Handlanger-A., untergeordnete Dienste. Bei Man.
in obse. S. ,Von arbeitsamen lüten. da man sagt: Er
mag alles creslcn, oder so einer alle bossel-a. und was
im sein hcrrschaft zuomuotet, zetuon nit scheucht.'
TiERB. 150.'?. .Wann die Biber Nester wollen bawen.
so werfen sie einen under ihnen an Rucken, laden
zwischen seine Beine Holz, schleifen ihn damit [usw.];
wo ein frömbder under ihnen, der müesse herhalten
und ein solche Bochselarbeit aussstehen.' Oys. UiOl.
Über den nämlichen Gegenstand spricht das Tieho.
1503: ,Zuo diser bossel-a., als ob der ligend dardurch
geschmächt [würde].' ,A11 iiochsel-a. mustu treiben, do
[die] billich zugehört den weibern.' Wahksaher 107.5.
,Es sind lüten gnuog zc antwurten, er wird sich din
nit beladen, wir schlechten schnydcr und schuomacher
[wir gleich.sam seine Handlanger] wend im die bossel-
arbcit wol ussrichten [die gröbere A. für ihn tun].'
Gyrr. 1523. ,[Die Mönche] achtend das christcnlich
füri)itt aller heiligen für ein schlecht posselarbeit.'
Vab. — Von hnch^hn und hr.mkn, poltern, klopfen.
Böggen-: A., bei der man wie beim Bögyen (mas-
kiert hernm laufen) nur Possen treibt. Vgl. ßiiugeU-.
Haschet-, räscheli-: kleine Hand-A., bei der
wenig ausgerichtet wird Z. — Jtii„-I„h„, spieleuil arbeiten.
Büscheli-: das Her.stellen von Eeisigbündeln GR.
Pfoch- Ap, Pfüdis- Ar: Z: garstige, ekelhafte,
verwünschte A. - P/u.l,, ,,ß„li. Inter.ji. des Absehens.
Pridesrichter-: (scherzh.) eine Schlägerei Seil;
Z. Syn. StatthaUerwetter.
Ross-: übermässige A. Aa; Z.
Sou-, Söu- Z, Seh Win- Gr: schmutzige A. als
Tätigkeit od. liederlich ausgeführtes Produkt derselben.
Schiss-: sehr flüchtige od. sehr nnangonclniie A.,
als Tätigkeit wie als Resultat derselben Z.
Schlüderi-: nachlässige A. Ndw. — s,hhi,l,y,n,
schlecht und Lässig arbeiten.
Schnefel-. ,Sic zogen aus, er mit einem JCorbe
oder irgend einer Sch.-A.' Gottu. — .SV/m,/?, h, v.iiiiitzen.
Tag-: gewöhnliche Tage.s-A., im Gegs. zur WiJ-A.
Dur-: Naeht-A. Z.
Von ilü-i-, durch. In Fabriken wird bei Arbcitsauliäufuug
oder W.asseiinaugcl die ganze Nacht hindurch gearbeitet.
Dreckli-: unsaubere A., auch langsame A. Scn. —
Im letztern S. von Jnckhii, mit Dr. spielen; vgl. torggin.
Wil-: über den Feierabend hinaus sich erstreckende
oder in der sonstigen Ruhezeit gemachte A. Z. , Weil-
arbeit mache du nirgends keine, die Tagarbeit ist so
schon genug für dich; denke an deine Gesundheit und
greife dich nicht zu stark an.' (Vater an s. Sohn 1810).
So benannt, weil nach der darauf verwendeten Zeit (Weile)
bezahlt oder von Wil i. S. von Ruhe, Feierabend.
arbeitsclig GrD., arifi-Bs; L, ärhj-, erh,J- Ali;
ZW.: 1. voll Arbeit, Mühe, äusserer Not und Seclen-
schmerz (in subj. u. obj. S.); arm, armselig, ge]dagt.
unglücklich ZW. ,0 du erbentseliger künig!' Ziei.v
15'21. ,Plagen und .strafungen von gott und auch
mengerlei crbeiseligkeit [so !].• Strattl. Chr. XV. M.
.Was arbeitseligen tiers (dings) es sei nmb ein men-
schen, der nach reichtag [Reichtum] .stellt.' 1531/1007,
SiRACn. .Gro.ssen hunger und arbentseligkeit liden.'
1523, Egli, Act. ,0b etwar so arm und arbeitsälig
sin wurde, das [welcher, oder dass er] nützid zuc
gwünnen oder zu verlieren bette.' Z Mand. 15.30/10.50,
,In ein Unglück kommen, in arbeitsäligkeit fallen.'
Fris.; Mal. ,Diser falsch Samuel trost in [den Saul]
nit, sonder macht in noch arbeitseliger als er schon
was.' LLav. 1569. .Die blödigkeit und arbeitseligkeit,
die allen menschen anhanget.' HBrn,. 1507. ,Arbcnd-
seligkcit und ellendigkeit.' ebd. ,Wyl sy in der Be-
kleidung so a. g.syn, dass er keines Wegs glauben
können, dass einer unter inen solte dyn son .syn.'
JJBreit. 1010. ,Sie ist gar a. auf dem Rabenstein ge-
richtet worden.' ebd. 1031. ,Es ist dennocht ein a. ding
[für einen armen Pfarrer], das geistlich brot austeilen
und dornebend das irdisch br. kaufen müssen.' 1051.
SiniMPFR. ,0 me miseruni! 0 wie bin ich so a. !'
Denzl. 1077; 1710. .Es ist gar ein arbeitseliges leben
von haus zu h. zu gehen und wo man dann zu herberg
ist, seinen mund nicht dörfen auftun.' 1707. Sirach.
,Es habend die Uneinigkeiten den zustand im VeltHn
fast elendig und a. gemacht.' F Sprecher 1772. —
2. elend im moralischen und theologischen S., ver-
iliirben, verkommen, verblendet. .Arbeitselge' Leute
nennt Vaihax die nach hohen, einträglichen Stellen
strebenden Geistlichen und ihre Parteigänger, weil sie
statt hoher Aufgaben niedrige Ziele verfolgen. ,Deii
arbeitsäligen lüten, die sich selljs umbbringend.' JLLav.
1500 = , unglückhaften' 1670. .Da wir glycb an an-
deren sehen könnend, was inen übel anstat. so sind
wir doch so a.. das wir es an uns selbs nit sehend.'
125
Arl). erb, irb.
ui-b
I2G
(Uts. 1584. .Kill a.-er vei'Jurbeiier uiciisch.' Bi;ll.
1597. .Von .syiie.s lieilerliclien und arbeitsiiligen ver-
.sciffenen Lebens wegen.' Ratsman. Aarau 1C08. .Nabal
hatt dise ding [die das irdische Wolüsein ausmachen]
aUe, aber diewyl ihm an Gottsforoht manglet, so ist
er auch hie in zyt a. gsyn.' JLLav. 1584. ,So aber
einer so a. sein wollte, dass er seinen Lidlohn ver-
zechen und Wib und Kinder nur mit andern Leuten
essen lassen wollte . . .' JJBreit. 1623. ,Und der-
gleichen ding noch vil brauchen die arbeitsäligen
[dem Aberglauben ergebenen] Leüt, .sich vor gewalt,
streich und schüss zubowaren.' Gweru lGl(i. .Sind
(lerhalben blind die arbeitseligcn Juden, die nit sehen
wollen, dass der Messias schon langest kommen seie.'
Ml'i.i.. 106.5. ,Alle feinde deines volks sind unweis,
a. und torechter dann die kinder.' 1707, Weish. —
3. gebrechlich, verkrüppelt, krank, daher arbeits-
untauglich; auch in geistiger Beziehung, untüchtig
Aa; Bs; L. Er cha" Nut me verdiene", er iscli e ärbed-
selige Tropf ßs. ,Aegra respublica, ein schwach un
a. regiment, das nit in rechter Ordnung und wesen
ist.' Fris. ,Ein gar arbentseligs und doraehtigs mensch.'
Z Spitalact. 1563 (auch ,arben-s.'). , Diewyl sunst durch
arbeitseligkeit [Hinfälligkeit od. Gedächtnissschwiiche]
der menschen, die fürtreffenlicher Sachen bald ver-
gessen hat, herrliche Werke Gottes gar verbuchend.'
HBri.L. 1572. Lt L Schulprot. 1578 wird von einem
,knab, der etwas a. [ist] und etwas flusses hat', An-
steckung für die, so in der Schule neben ihm sitzen,
befürchtet. Mit Bez. auf den Lahmgeborenen (Apost.
3,2) redet JBrkit. 1642 ,von einem arbeitseligen mann'.
,Zu einem arbeitsöligen, räudigen gsellen'. Souimpfr.
1651. ,l)ic so ihr Vaterland erreichten, waren so a.,
dass man sie zu Freiburg und Bern mit Leiterwägen
krank, sterbend heimführen musste.' Müll. Schwz.-G.
.Bärbel Seh., eine zehus sitzend tochter, wegen eines
kurzen arms arbetselig.' 1G68, HoiinREcnT. ,In dem
StVcrenä-Bad seind den ganzen Sommer hindurch
Kranke anzutreffen, angeloffne, aussätzige und sonsten
ganz arbeitselige Personen.' 1702, Hott.
Selig hier nicht wie in (loni nilul. arbeiimcW mul gleiih
nhd. «f/ti/, sonilcru wio clif. iiihcl. {arhiuelii]) adj. BilJmig
auf -i(j zu einem vorauszusetzenden, nach Aual. von , Mühsal'
gebildeten Arhoitml.
arbcit-sam: 1. mühsam, beschwerlich. ,In der
wücste, dem arbeitsamen land.' 1531/48, Hosea (= ,ganz
dürren'. 1067). ,Aur einen arbeitsamen schlipferigen
weg gib dich nit.' 1531/1707, Siracii. ,Allerloy schwur
nnd a. Geschütz, darauss in die weite zeschiesson,
tormentum.' Mal. (Geschütz, dessen Handhabung und
Transport viel Arbeit verursacht.) ,Müeyselige und
arbeitsame Übungen.' ders. — 2. zur Arbeit taug-
lich, verwendet. ,lhnen helfen mit rösseren und
anderen arbeitsamen Tieren.' 1707, Esdra, d. i. mit
Zug- und Lastvieh. — Für a. i. mlid. S. ist der Vnlksspr.
.iiiKemessener tm-t-hlnn- n. n.
arbeiten arh-tr Ai-K.; GrD., ärheite PP.. nrh'Jr Ar
{Gais ürhede); GnHe., Churw.; G: 1. intr. a) arbeiten.
Di G'schlde und d' Nare arheited nüd, nur d' Htdli-
nare arheited Gl. Wer nid schwitzt, de" söll-ine" rlhe",
wer nid arbeitet, de" söll-me'' trtbe". Sülr. ,Bim A.
irird Alls schöner, nummc [nur] d' Lüt nit.' Schild
1873. Der Gletscher arlieitct, rückt vor; der Teig
arbeitet, wenn er gälirt; das Kapital mues-mer a.,
nicht zinslos im Kasten liegen B. Eine Last schle]ipoii
Gitb. — b) Mülisal erleiden. .Komenil lier zuu mir
alle, die ir arbeitend und beladen sind.' 1530, Mattua.
(jetzt ,die ir mühselig seid'). ,Alle beschwerten und
arbeitenden.' Zwingli. — 2. refl. sich mühen mit Etw.
Ar; Gr; GG., Ta. Er inag-si"'' ä., gibt sich Mühe Ar.
Als subst. Inf. : er ged [gibt]-si'^'' ien Ä. ebd. Bas ist-
mer doch en Ä.! ein unruhiges Treiben, ebd. Vor-
wiegend in verneinenden Sätzen: sich nicht dran
kehren, nicht der Mühe wert erachten. Um sürel
nwcht-i'''-mi'-''' nid ä. G. 8i hind-si nit emnl nriiessen
ä. az'chlojife GSa. Magst-di iez au ä.? Kv. Auch
unpcrs.: es mag-si nüd ä., lohnt sich nicht der Mühe
Ar. ,Sich in trüwen zue a. und zue erzögen, damit
die Sachen sollent zu gueten komoi.' 1462, S an Aarau.
.Die .Jäger, welche sich auch a. mit gcschutz wider
recht, sollen angezeigt werden.' 1492, Kind Urk. ,Das
du under einem berichten houptman in der zahl siner
jungen beiden dich arbeitest (quod sub Glareani signis
mores).' Zwingli. , Wellend [wollet] üch güetlichen a.,
damit üch der handel ab hals komm.' 1521, Abscii.
,Das aber der bapst sich a. wirt, das fest der em-
pfängnuss abzetuen.' Bossh.-Goldschm. ,Hat der küng
von fr. sich heftig gearbeitet, ob er die Eidtgnosseii
möchte vereinbaren.' ebd. ,Uns in semlichem spann
[Streit] zuo mueigen, zuo a. und zuo beflyssen, damit
derselb güetlieh hingelegt [werde].' 1530, Abscii. ,Ler
deinen sun und arbeit (.bearbeit'. 1067) dich mit im.'
1531, SiRACn. .An welchen [Höfen der Fürsten] man
sich alle tag erbeit um das meum et tuum.' Vad.
,Fablen und sprüchwörtcr, mit welchen man sich in
Latinscher nnd Griechischer spraach viel arbeitet'
[übt; vgl. umgekehrt ,sich üben' i. S. v. ,sich mühen'].
VoGELii. 1557. ,Dass einer einen grossen nutz dervon
[von Fasanenzucht] haben mög, wenn er sich allein
desse a. mag und sich dessen keinen ko.sten dauern
lasst.' ebd. ,lch meint nit, daz sich mein vatter der
dingen annäme, oder sich deren dingen arbeiten möchte.'
Pris. ,Sich eins dings a., laborcm capere; sich a.. mit
allem vermügen helfen, allen fleiss ankeeren, einem
ding obliegen, navare.' Mal. .Da hat sich BuUinger
treft'enlich [angelegentlich] gearbeitet und vorschaffet
by sinen Herren, dass .sy sich der Sach angenommen.'
LLav. 1576. Syn. sich arben, ärhen, geärbeten, ilrliigoi.
Ärheten aus der Form Ärhct des Subst.; s. die Aiiiii. dort,
- Für lied. la ist wen-lin, das ältere, vellisliiiiili.-lic \V. ;
s. auch schaffen.
ni-: (Holz) spalten und aufschichten Gl.
er-: 1. trans. durch vielen Fleiss zu Stande oder
in guten Stand bringen. „Du chaust das Guct nit e."
— 2. refl. a) sich bemühen. ,Wir wellen unsers teils
mit hochem flyss uns e.' 1527, Absch. — b) „sich durch
A. abmühen, entkräften, seine Gesundheit dadurch ge-
fährden." Auch bei Spreng.
go-ärbeten GrV., Untervatz; L; GG.. T., W.; „Uw;
Z", y'ärhigen GnSav.: (refl.) sich bemühen. I mag-
mi"'' nit g'ä. Er mag-si'''' nit g., as [dass] er das und
das tat. I han-mi"' lang g'ärbiget dermit.
Die Endung -uj im "Wechsel mit c^ wie in Ahiij (S]!. :)4)
und in sehr zahlreichen Beispielen.
abbin-, nftm-arbeiten: (refl.) sich durch A. von
Kräften, sich hinunter bringen B. Besser si'''' ahivcrchen.
hc- pärbete: (refl.) sich beschäftigen, .sich Mühe
geben, sich an.strengen Ap; Th. I miicht-mi''' ned
b'iirliric, nicht bemühen oder ärgern TiiBerg. .Ich hab
427
Arb. ei'li, ivb, orl», iirb
■II'^
mich ouch bearbeitet mit dem scbreinerwerk.' üvff
1592. .Welcher hatt ic wöler irrtumbe usszerüten
sich bearbeitet.' Kkssl. ,Hii.beii sich ernstlich be-
arbeitet und mit mye [Mühe] die Müli erhalten [ge-
rettet].' RCys. .Sollen sie allwegen dahin fürnehmlich
sich b., dass...' Dortrecht. Instr. 1718. ,Dass man
sich um eine saubere Übersetzung b. solte.' 1066,
JJHoTT. ,Icli will mich b., so yil ich kann, omnes
nervös explioabo.' Hospin. 168.3. .Der befleisse und
bearbeite sich der Weisheit.' 1707, Wkish.
Arbeiter m.: wie nlul.; spcc. Handwerksleute Gl:
i ha d' A. Eniphat. arbeitsamer Mensch. Em A. hilft
Gott. 8i;lgf.r.
Moderner Ausdruck für 1. Wt-i-hnumn, TttfjUiiur; liumi-
mrkmuinn, liütül, Prafvmomat; 0"Hell. S. flmiij, Werchiiilen.
Arte f.: Morgendämmerung. An der Arbo bin i
fort P (Schott.). — Walirsfh. mit Ülierganjr von / in ;•
.aus it. titltfi.
Arbis s. Erbis.
Arbogast: ,urspr. Name eines tajifern Kriegers,
aber auch in bäurischen Kreisen üblich als Benennung
eines kräftigen, strengen Arbeiters auf dorn Fehle.'
Si'REKG. — Ahd. Personenn.
Arbrest, Arbrist, Arbrisch s. Armbrust.
Erb 1 11. — Plur. ebenso: 1. Lehen, das zu erb-
lichem Besitz und Nutzung nach Hofrecht verliehen
ist; hofrechtliches Erblehen; ererbtes und vererbbares
Grundeigentum. .Dasselb Gut ist Erbe und höret nicht
in den Hof.' 1'296. Oifn. Eschenz. ,1 juchert reben,
die erb sint von unserm gotzhus jerlich umb zwen
j)fenning.' Zollikon 1377. ,Und versteht sich allwegen,
wo das Wort Erb stallt, dass es bedeuten soll ligende
Stuck und Güter, so von dem Gottshus von eigentumb-
licher Gerechtigkeit zu Erb oder Erblehen hailangend.'
1600, L. Über die stehende Formel ,E. und Eigen'
s. auch Sp. 146. ,Wär, das ir der man abgieng on lyb-
erben, hatt er eigen oder erbguet, das soll sy niessen
ze end ir wyl [bis ans Ende ihrer Lebenszeit].' Oifn.
Brütte.v. ,Des gotzhuses eigen und des mannes erb
mag niemant versetzen und verkoufen ane des gotz-
huses band [Bewilligung].' Offn. Tal>v. 1.572. .Umb
des gottshus eigen u. e. sol niemand richten dann ein
vogt an des gottshus .statt.' ebd. ,Wer eigen u. e.
ansprechen wil, der sol den burgern vertrösten für
10 Pf.' 1.501, Freih. Reukxsb. ,Was zwischen den vor-
gen. zilen ertrichs lit, das ist der [Leute] von Lucern
e. u. eigen, und was auch dazwischcnd gemeinwerchs
lyt, das ist des gottshus von Lueern eigen und hört
zuo der genossen eigen u. e.' Offn. Ki'sxacht. In dieser
Verbindung für liegendes Gut übh. ,Konipt die frow
verdingot zu dem man, das daz ir [ihr fahrendes Gut]
.sölli ligen an eigen und an erb [behandelt werden
solle wie liegendes Gut].' Offn. Altorf 1439. Daher
hie und da als Flurn. Gr z. B. Name einer Alp, an-
geblich weil dieselbe nach der Sage in einer Nacht
zur Zeit der Pest sieben Mal geerbt, also zu einem
E. y.ax" ejoxV wurde; W (Erbji); Z. — 2. Erbschaft
übh. Allg. ,Wo das nicht, da werden auch grosse
Erb vertan mit Schand und Leid.' Bull. 1527. ,Ex
acadomia vcnis, du bist hoffärtig: ich meyn es sey dir
ein erb worden.' Dexzl. 1677; 1716. Im S. v. , erben'
sagt das L Stadtr. 1700/6.5: .Kinder sollen neben der
Eiteren Geschwüsterten zu E. gehen. Es E. ixl-mn
g'fttUa. ihm zu Teil geworden Gr.
Mlul. trh,. lu Juni Kreikaufsbrief der Knjjollj. Tulloute
vuu 14'22 taucht auch eine dim. gebildete Abi. ' Eihi auf:
,Die erbe, die fallen möchtin [usw.]. Von der erbinen wegen',
durch welche eine zweckmässige Dissimilation gegen das gleich-
lautende Mase. sich erreichen Hess.
Erb II 111. — Plur. Erbe". Vil Erbe", wenig G'winn
FMu. D' Schulde sind der nächst E. Lacheti [-ende]
Erbe", stiUi Begrähnuss. Niemer stirbt one Erbe", als
wer Nüd kinderlöd [lässt]. Vil Erbe" mache" schmali
Teil. Wer u-iU ruejig sterbe, der lö [lasse] sls Guet
de" rechte" Erlie". Ineichen. Über die Bed. Erb =
Erbburger s. letzteres W. E. erscheint auch als Fa-
milienn., so in Z. — Mhd. erbe.
ge-erb: miterbend, erbberechtigt. ,Unsres [des
Fraumünsters] Gottshuslüt sint genoss und g. des
Gottshuss ze S. Gallen.' XY., Z. ,Sol ers [das Grund-
stück] bieten in die Witreiti [dem], der sin genoss
und g. sin.' ebd. .Die einandern genoss und g. sind.'
XV.. Oft'n. Brütten. .Wenn die, so den zins geben
müessent, als vil darumb erleggent, als der in kouft
hat, so söUent sy des g. sye.' Landr. Henxeb. 1.565.
Lehen- ni.: Erbe eines Erblehens. ,Und behan
[behalte ich] mir noch niinen lenerben haran [an
einem vergebenen Mannlehen] kein recht nie.' Weissenb.
1352.
Not-: pflichtteilberechtigter, gesetzlich nicht zu
übergehender E. ,So sich zutrüge, dass Jemand ohne
Hinterlassung ehelicher Leibs- oder Not-Erben mit
Tod abgehen wurde.' ßs LO. 1757. — Sui i. S. v. ,Nnt>
wendigkeit. Zwang'.
erb-lich er2)Ug Av; Bs; FMu., erpli Aa; G; Z:
Adj. 1. mit Bez. auf Gut. a) von Personen, erbfähig.
Ein Kind eli'''' und e. erchenne", dem Beklagten als
.ehe-, erb- und erliches K. zuerkennen' Z. — b) von
Sachen, erblich. ,Wir tallüten vermeinent, dass wir
keine erblinge guter haben und wir nicht ehrschätzig
[abgabepflichtig beim Wechsel der Personen] sigcnt.'
1619, Ouiv. — 2. mit Bez. auf Krankheiten, a) von
Personen : für Ansteckung empfänglich FMu. — b) vou
der Krankheit, ansteckend Bs; G;- Z. , Erbliche krank-
hcit durch anschouwung eines andern, contagio aspec-
tus.' Mal.
.Erbling- für -lig (-Uch) durch verfehlte Vorhocbacutsi-bung
nach Analogie der vielen Fälle, wo niuudart. -ig = lul. -(»;/.
Erb-schaft: wie nhd. EnE. tuen, eine E. machen
GrD.
erben erpen Gr: 1. mit Acc. P. Jemanden be-
erben, z. B. d' Chind erbed de" Vater Z. .Dazue sol
sich nieman partyen oder rotton, doch mit vorbehalt-
nuss, wo einer sin bruoder oder fründ (so er zu rächen
oder e. hätte) in libs nöten säche.' 1567. Kriegsord.
— 2. mit Acc. S. a) Etw. rechtlich erlangen. ,Der
vatter erbt des suns guot ohne abgang oder abzug.'
Mal. ,Wedrer teil [an dem angesetzten Eechtstage]
nit kerne, weltind wir dem andern lassen recht erpen',
d. i. wenn von zwei vorgeladenen Parteien die eine
auf den angesagten Eechtstag nicht erscheint, soll die
andere das Recht haben oder bekommen. — b) sich
(eine ansteckende Krankheit) zuziehen Ai"; L; G; Z.
— 3. neutr. Er wott go erbe, sagt man von Einem,
den man schnell laufen sieht BSis. Sprww.: 1'j. macht
kei Blötcre Gii; L. Wer büt nf's E., chunnt i 's Ver-
derbe Gl. Wer uf '.< E. baut vnd iif de Mö''schi"
gut, chunnt z' friieh oder s' spät. Stlu. Wc si''' nf's
429
Arb. erb. irb, orb, urb
E. rerltit, chiiiiiit z' fr. oder s' sp. G; Z. Mc (««ra.s
iiid itf 's -fc'- '"" hüae«. .SiiLii.
ge-erbt: erbberechtigt. 1.5U1, Wes. Stailtr. - Nii;hl
I'tc. Pei-f., soiuluni vou Subst. trebildut wie y.;(.:i/( (s. d.).
erb: anständig, von KleiiUnn. wek'be .•<icb iiirer
ilunkeln Farbe nach zu Halbtrauer eignen <1kI>. Bas
ist recht erbs Zug sunt Üslrure.
Aus erüef, crhcHt, den synk. Formen t'ür (.'niiiii. ii. Siip.
von fi-Uir, erbrr, abstrahiert; vgl. in-urücn aus Vrhui-,
erber, erbest s. er-bar. Erbet s. Arbeit.
Erbis Arbis GrS., Ärbcs FJ., Ärbis GuGlar., übS..
Ärpsc GuTschapp., Arps Aa; BM.; Gl; GKh.; Z,
E'rpse ThHw., Ares Ar — m. Ndw, sonst f.: 1. Erbse,
pisuni. ilie Tflanze und die Frucht. In ZZoU. diejenige
Porte von |ii.suni sativum, von welcher im Gegs. zu
den Chiifen nur die Samen, und zwar gedörrt, ver-
speist werden. — 2. Bohne, phaseolus GEh. S. auch
die Zssen. — Die Form des Sg. oft in coll.-plur. S.
Aa;Ai'; BM.; GlH.; S. ,In Schuhen, vollgestopft mit
Krb».' PcsTnEiKi. ,3 miltt erws.' 1831, Eueinau. ,Eot
und wiss örbis.' G Küchenordn. 1495. ,Erbs, honen,
linse' als Bestandteile des Grossen Zehntens aufgezählt.
Absch. 1.525. ,Die erbs also unzeuget [ungeschmalzt].'
VoiiELB. 1557. , Erbis, bonen, kicheren.' Tiekb. 15G3.
,Habcrn, erbiss, bonen, linsen, beiden.' Guler 1610. ,Le-
gumen, erbs, bonen.' Fris. ,Es sei Wein, Werch, Bonen,
Ärbs auf dem Feld.' 1585, Ap Ldb. ,Erbs'. lül.5, Egli
.\ct. ,Von seinem körn, haber, ärbs, bonen.' 1651,
ScHiMi'FR. , Erbiss oder kiefern.' GHeid. 1732. Die ein-
zelne E. wird etwa durch das Dini. bezeichnet: Äre.sJi
Ar. Er j.sJ de" Büren i d' Erbse y' falle, macht sich
verhasst. SuteUm. 's gcit i 's Heeren [des Pfarrers] Erbs,
wenn ein Schütze die Scheibe verfehlt, ebd. Von einem
Blatternarbigen heisst es: de Tüfel hed Erbs uf 'cm
'trüschet L, oder er ist i" d' Erbse g' falle Z. Aus der
Stimme der Wildtaube glaubt man zu vernehmen, dass
sie (nach Soloturn) auf den Markt will go Erbs chaufe".
Schild. Wie man sich durch Erbsen, welche in den
Augenhöhlen einer Eidechse gelegen haben, das Glück
beim Kegeln sichern kann, s. ebd. 3, 159. — Bildl. dient
die Erbse ihrer Kleinheit, tw. auch ihrer runden Form
wegen zur Bezeichnung geringer Grösse oder Menge.
/ ha nummen eren E. grö'is g'nö B. CMi icie E.
AABb. .Einer ärbiss gross zucker.' Vogelb. 1557.
.Einer erbss gross.' XVII., B Arzn.-B. Scherzweise
auf kleine Kinder angewandt: du chhniE. du, channsch
seimige! B; vgl. Bon. Syn. Fisel, Erbsenböncn. S.
auch Stupfen, stecken.
Mhd. unweiz, ennciz, erhiz, ahd. «iwicciz. .Erwesseu'.
l;!a6/144fi, ZChr. 1399, Lehenbr. OGlatt. ,Erwssen'. 4354,
B In^jcdsp. ,Erws'. 1331, Rheinau. — h für w eine Ver-
härtung, welche bes. gern nach I oder r eintritt; vgl. mui-b,
harh, clb Sp. 187. lu Ares ist u' ausgefallen. Die synk.
Form kämpft z. B. bei Heuslin noch mit der zweisilbigen.
Die Abi. auf -ciz (vgl. Ameise, Ämeiza Sp. 217) in einzelnen
MAA., .allerdings in geschwächter Form mit t, das un-
echten Umlaut bewirkte (vgl. Ärhet aus Arbit für Arbeil).
bis heute erhalten.
Ess-: Früh-E., Zucker-E., pisum sativum Gl; G
oT., We. — Die so bezeichueteu Sorteu kiinucn grün ge-
gessen werden und werden nicht gediiiit.
Allsesse"d Ares: dass. Ar. — Sn benannt, weil
auch die Schoten davon verspeist werden. Vgl. AHsrjuctniri.
Vogel- versch. Arten der Gattung vicia, Wicke.
1. vicia cracca, Vogelwicke U. — 2. v. sativa. angebaute
Wicke LE. — 3. v. sepium, Heckenwicke LE.; G oEh.,
T. " Man füttert mit den VoijderbsU Taulieii.
Feld-: 1. Acker-E., p. arvense B. — 2. die Saat-E.,
p. sat. Bs. — 3. Heckenwicke GWyl.
Fisol-: E. mit essbaren Hülsen wie die Eiscl,
pliaseolus BSi. Syn. Ess-E.
Früeh-: frühe Sorten, die mit den Hülsen vor der
Eeife der Samen gegessen werden Gr; L; GEh.; Z.
Fress- = J5ss-, Chifel-E. GlH.; L; GG., 0.
Gnet-: Sorte mit essbaron Hülsen Z. Syn. Chdfen.
AUsguet-: „die Kichererbsen, p. sat., weil daran
Alles gut zu essen ist LG." In AaF. tragen frühe
Zucker-E. diesen Namen.
Hodel-: pisum sat. GG.. S.
Hock- i/of/(/- GWe., 7/ot7,er- GrHc.: kiicclicMde.
Zwergbohne, phaseol. nanns. Syn. Uoclcercn, llöckerli,
Boden-E., Grüper.
St Johanns-Erbsli BBc. — Von der Zeit iluer
Keife benauut.
Choch-Erbs: mit den Hülsen als Gemüse ge-
kochte E. LE.; GWe.
Chifel-: pis. sat. GlH.; Uw. - E., deren ''/,(/,/,
Hülsen, gegessen werden.
Kapuziner-: rotblühemle Windenljoline, phas.
vulg., mit grossem Samenkern aSenw.
Chrönli-: Sorte von pis. sat. AABb.
Maien-: Zucker-E., pis. .sat. ZLunn. — A'ou der
Zeit ihrer Eeife oder Verwendbarkeit her benannt.
Monet-: Sorte, welche in 3 Monaten reif ist Z.
Grossniueter-: Feuerbohne, phas. multiHorus Z.
Boden-: Zwergbohne GW.
Plump-: die Saubohne, vicia faba GBuchs. —
Ihrer dicken Hülsen wegen so benauut.
Brockel-: Stangen-, Windenbohne, plias. vulg.
Bs; L; Z.
Eingcl-: die eigentliche B., pis. sat., im (igs. zu
E. schlechthin (s. o.) BSigr. — Den Namen hallen ilir
die Rauken zugezogen.
Eorschacher-: Sorte von pis. sat. Glili.
E oss- = Grossmueter-E. G oEh.
Die Zss. bedeutet eine geringere, gWiliere, uneclite .Vit
(vgl. z. B. Rosschümmi). die für Pferde, nicht für den Men-
schen, taugt.
Eüti-: Platt-E., lathyrus sativus BSi.; LE.; Uw.
So genannt, weil sie meistens auf Rüteneii (frisch ge-
reuteten Grundstücken) gesät wurde.
Schleck-: Zuekererbse, pis. sat. GEh.
Schwaben-Erbsli: getrocknete Erbsen, von hau-
sierenden Schwaben zu uns gebracht Bs; Z.
Speck-Erbs: pis. sat. GSa. Syn. Speck-Chifel.
— So benannt, weil sie als GiMuüse zum Speck zu dienen
haben.
Stiegel- -Ai'K.; Gn oHe., Stickel-GRHü.; GÜ.,
Eh., Stichel- S: 1. phas. vulg., an Stangen (Stiegele,
Sticket) gezogene Bohnen, im Ggs. zu Boden-E. Syn.
Stickelbone. — 2. eine bes. Art E. mit essbarer Hülse
S. .Stich cl-Erws' [gebraucht zur Bewirtung des Zin-
sers]. Offn. BuocHS.
Dräj- Dräi-, Treij- BöG.: Windenbohne, phas.
vulg. — Von den sich um die Stange windenden, .drehenden'
Stengeln benauut.
431
Alb. ei'b. ii'li. (irli. iirli
AViil.SL-li-Erb.s: !5tan!,'üiibuhue , plias. vulg. Av;
GKli.. T. .l'isuiii, crbs. wiilscherbs ; Tragus teutscht
es Kicheren. Siuilax horteiisis, walscliorbs, wiilscli-
boncii.' Fius.
Wind-; Staiig-eiibohue, phas. vulg. VOrte; Gl;
(iiJ'r. ; G; Z. Syn. SUckd-E. — \un wlmkn, raukcu.
Wiss-: pis. sat. GIMi. In coUekt. t>. : ,I)arnacli
ain wiiscrbs, abgesotten visch [etc.].' G Küchenordn.
ll'.l.i. Syn. Ess-E. — You Uur wcissuu l'arlic der Uliitcu
lioriannt.
Zucker-: 1. jii.s. sat. Aa; GneuT.; Z. .Zucker-
erwiss', Äpfel, Kirschen usw. zur Bcwirtliuiig Tor-
iiehincr Gaste. 15s XIV. — 2. Coufekt aus Mehl uml
Zucker in Gestalt und Grösse wie Erbsen Z. ,Der
Magen hat sein gewüsses Miiss, darüber iluu nüt wei-
ters einzubringen und sollten es gleich sein lauter
Zuckerorbsli und Binienzelten.' lüoS, JBkkit.
Züri^''-Erbsli: pis. sat. ScnwMa.
Ziser-Erbs. ,Hat kernlin, wie die cisererbiss
dick.' TiEKii. 1563. — Yun lat. <-ie<r.
erbsen: Erbsen pflanzen. ,Den ij. April hat man
auch geerbset.' M.\A(i 1787.
erbslen: ein Kinderspiel, bei welchem Erbsen
nach einem Grübchen, als Ziel, hingekugelt werden GA.
Erbscre f.: Stück Land, wo Erbsen angepHanzt
sind BöÜ.; ^LE." — St. sehreilit in ilcr 1. Aiill. A',-(.«.7r.
Über die AbleitHngsendung -m s. Hial. iii). 'J'Jl.
lerb s. Järb.
Orblig s. Urlatih. Urbe s. UrbC.
Urbau Urhe(U) Bs; ^n\; SenwE., VrU L: 1. Per-
sonenn. — 2. Käme und Tag (2ö. Mai) des Heiligen.
■StUrban, sagt- Agricola, setzten unsere Alten an die
.Stelle des Bacchus zum Pfleger des Weins. StU. ist
der Nitus- und der Wftay FMu. .Pankraz und U.
idme liegen, folgt ein grosser Weinsegen' SGr. (hrhujcd
ijerii iri".s(7/c. SuLd.). StU. ist du''' en Wdield. Suni.
M'eiin 's a StU. schön tsc/(, so (jit 's vil Wi". Schild
18üU. Die Ehre, bes. Weinheiliger zu sein, teilt StU.
mit den Heiligen Nikolaus, Medardus, Barnabas, Vitus,
10(1(1(1 lütter und Johannes, deren Gedenktage alle in
ilen Brachmonat fallen, d. h. in die wichtige Zeit der
Traubenblüte. Als Weiuheiliger ist StU. auch der
Schutzpatron der Winzer. Aber auch zum Getreide-
und lleusegen wird er in Beziehung gebracht, wenn
auch ■/.. T. nur in neg. Bed. Uf StU. ist d' Frucht
('s UhiiriiJ weder t/rute nu''' cerdorhe, d. h. man kann
über den Ausfall der Getreideernte daunzumal noch
nichts Entschiedenes sagen. Ineichen; Sul«. ,Danket
StU. dem Herrn, denn er gibt der Frucht den Kern.'
ZUliw. Wie 's Wetter um StU., so im Heuet. Ixeuh.
.Was Pankraz und Servaz (12. u. 13. Mai) übrig lässt,
dem gibt Urbanus gar den Rest,' Si'lg. Unanständig
aber trelVend sagt man: der Urbe het hit d' Nuse
ij'rumjift und het in die eigne Hose 'brunzt, d. i. hat
sich durch Beg'cn an seinem Festtage selber um den
Herb.stsegen gebracht Bs. — 3. als Ausruf der Un-
gliiubigkeit bei Übertreibung: o Urbe! Sc«.
VVemi im Sarg.mserland das Bild des h. U. am 25. Mai
in den Bnmuou getaucht wild, so geschah es urspr., wie
aiml"i;i' fiebiäuchc bei Kriihlingsfestcn an a. 0., um einen
Kcgcnzaubcr zu bewirken. In Bs wurde It Schweizci'b. ISli)
die l'rliansbildsänlc auf einem der Stadtbrunnen festlich ge-
kleidet, mit Blumen gcsflimückt. und ihr in jede Hand ein
Glas n(ti;n und weissen Weiues gegelieii; am Festnmlile
Abends winde dem Heiligen das Wachstuui für das laufende
Jahr emiifulilen. In Nürnberg wurde der StUfhanstag uoch
im XVII. durch eiuen Umzug gefeiert, in welchem StU. als
Betiunkener die Hanjitpersun spielte. Fromm. YI, 8 f. Regnete
es au eiucm Tage des Umzugs, so wurde der Repräsentant
des Heiligen in einen Wassertrog geworfen. ,StU.'s Plag' be-
deutete: Trunkenheit, durch übermässiges Trinken erzeugte
Podagra, und ein hitüigos Fieber. Daher dann auch die Yer- '
wunschung hei GvKaisersberg: ,dass dich StUihaus Plag!' i
Manche Spuren deuten auf einen alten Hott des Weins und i
der Früchte, wohl Wuotan. Andere hiefür sprechende lic- (
brauche bei Wolf, Beitr. II, HO f.
U'i'Lar, Urber, Über, Urbe" L (m.); Ndw, Orte"
in, ZZoll., Urbüri n. Scnw: 1. amtliches Verzeich-
niss von Gütern und Gebäuden der betr. Sehublner
und Beschreibung der ziiisptliclitigen Liegenschaften,
des Jahresertrages an Naturalien oder Geld. Auch .
die Aufzeichnung über andere herrschaftliche Rechte.
Im erstem S. noch in Kanzleispr. ,Die buossen, wie
die da je ertailt werdent und das urbarbuoch zuogibt.'
1101, üft'n. EuEiNAr. Ein Rechtspruch des selben
Klosters 149() wird ,in das klein urberli (in einer an-
dern Abschrift ,ubcrli') geschriben.' .Die kildiengüeter
und järlieh gefäll in ein urber zuosainnien verscliriben.'
1528. Z Mand. ,Sino [des Abts] urbar und rödel.' 1529,
Stuickl. ,Die Früclitzins, so in den Urbern begrift'en
siiit.' 1530, Z. ,I)er Urber der kilchen Hünwyl.' 1530.
.Der alte Urbar.' 1U02, Mey. Wetz. ; vgl. ebd. 1533: ,cincn
permcntin Urbar.' ,Auch soll man zwen urber lian.'
XVI./XVU., Bossn.-GoLDSi'iiM. ,In den Urben unserer
gn. Herren verzeichnet,' 1700, GBuclis. , Einen wol
gformirten nüwen Urben, und ist dieses nüw geniacliteu
urbers bestätigung.' ebd. -- 2. jirivatc Aufzeicli-
nungen des Gläubigers, in welchen der Kapitalwert
eines Grundstückes, das haftende Gut, die ,Vorstände'
(frühere Hypotheken), Datum usw. enthalten sind;
solchen wird vor Gericht Beweiskraft zugeschrieben
Ndw. — 3. amtliches Vcrzeichniss, Register üb h.
z. B. d' Chillcn-Orbc", Vcrzeichniss der Plätze in der
Kirche ZZoll.
Mhd. urb.ii- f. n. u., siiwehl das einen Ertrag ..iliärinde'
lir\iiidstiick, als dieser Krtrag; von hrmn, tragen. l>er Teu
liegt wie hei allen Nominalzuss. mit ur- (uud wie noch im
uhd. Ad.j. ,urhar', fruchtbar) auf dem Präf., und zwar su
stark, dass iu Folge davon die Stammsilbe ihren vollen Aue.
verlor: Urlicr, woraus dann Urbv werden konnte; vgl. trh
Sp. 429. Uilmii aber ist aus der latinisierten Form m-
liiirnim Verkürzt.
Gegen-: t'opie eines LTrbars zum iJehufe der C'on-
trolierung der Verwaltungsbeamtcii. .Item dass ouch
gegenurber gemacht werdint alles inkommeiis, damit
man von eiin sclialfncr gewisse rechnung haben iniige.'
1520, Aiiscn.
Schlaf-: vormals in B ein L'., welches im Ardiiv
der Zünfte deponiert blieb, während ein gleiclilautendes
Dojipel dem Seckelmcister zum Gebraueli diente. Lt
Absch. V. J. 1532 sollte auf der Jahrrechnung zu IJailen
das Urbar gegen dem Sclil.-U. verlesen werden. Vgl.
das Folg.
Das deponierte Urbar wird als ein ruhig liegendes, selila-
fendes bezeichnet. Dazu die sonderbare Glosse von .lliGrimiii
178G: ,Urbar bedeutet ein Schlafbuch.'
!-'ehlief-. .Sehlüff-Urbar' heisst ein U. der Stifts-
kamiiierei L v. J. 1050. — Yen sdilafm, sililüßn, sich
verbergen, oder eher nur Sehveibrebler für ,Schlaf-'.
433
Alb iirlt. Arbs-iirlis. ArcU-iircli
431
in-lirben: finverb^bon, tVstwurzelu hissen. Gottii.
.Man hat Zeit, eins naoli dem andern dem Hause
einzmirbon.' ,Wo der Glaube eingeurbet ist, dass die
Zeit gewonnen sei.' ,Den Leichtsinn kennte sie nicht
la.ssen, der war eingeurbet, die Liebe aber neu.'
Hoch wohl vom ob. Vrlic, Urliar, also cig. Etw. als feste
llnliiniig anfiiehiiieii, es ffleielisam in ein Urliar einti-agcn.
Urblet, Urblat, Urblig s. Urlaub.
l'h-bs, erbsen s. Erhis Sp. 429.
Erbsele" Aa; G, (■'rhsrjQ „Ap; VOrtk; S;" B; Nnw;
Z, rf- Aa; UwE.; Z(t, ■«- Bs; aSciiw, Ärhschele Aa,
EbselcAx, ÖrhselcLHa., Öbsele Z, Ürbsele SonSt.,
Üerbsele TiiTäg., Ihsele VOrte, Ibschele LB., W.;
Obw; U; obige Formen auch dim. gewendet -(' und
mit -Bir(i) zsgs., auch mit Sur-; ,Erbsich': Sauer-
dorn, berberis vulg., eine wegen der säuerlichen Blätter
und Früchte bei Kindern und Ziegen beliebte Pflanze.
deren Holz zu Rechenzähnen und Schuhzwecken dient.
Er macht es G'sicht, tvie irenn-er Urbsekberi i/'esse
hau ZWald. .Somen von erbseleukörnern.' Vocelb.
1557. ,Die Erbselen, Erbselcnstaud, oxyacairtha.' Mal.
,Saurach oder Erbsich.' Tierb. 1563. ,Disen dorn-
stauden mit seinen Beerlein nennet man Versing.
Erbsal und Saurach, seines Essiggeschmacks halben.'
Bock 1584. , Berberis, erbselenstaud; erbseien.' Denzl.
1677; 1716. , Erbselen, berberis. Erbselenstaud, oxya-
cantha.' Nov. Vestib. 1692. .Wer nur Schlechen, Erb-
selen und Hecken-Beeren isset.' SLutz 1732. ,Wie
sauer die E.' Herzbrech. Fred. 1759. Als Abt Kuno,
von den Appenzellem 1407 bezwungen, von seinem
Zufluchtsorte nach StGallen heimkehrte, spottete das
Volk: er habe in Wyl nur Erbselentrank getrunken;
nun werde man ihm in G Most oder Wein geben.
Obige Formen entstellt aus dem lat. hcrherU. tw. mit
Anlehnung an Erhuc und Ürhui Ihwlc (mit ausgei'alleneni r)
ist eig. ^ Ü(r)bsele. Die Endung -ich in .Erbsich' ist dii
iHii Pflanzen so häufige Abi,
Sür-Erbseler, -Öbseler: saurer Wein Z.
Spöttisch nach den .Erbselenbeeren' benannt, ans ivelclii ii
Essig gezogen wird. Vgl. Sür-rebis»er.
Ürbselen s. Erbsden. Ürbsi, Ürbseli. Irbsi
s. GiiHm.
Al'Cll f.: 1. ..die A'"ürbrücke samnit doiii .Tudi der-
selben LE." St.''. Brüekenjoch. Aus lis XIV.
wissen wir, dass Buden und eine Kapolle auf den
Archen der Rheinbrücke standen. — 2. Befestigung
der Ufer durch Wehren. ,Und vahet der twing an
by den Archen zuo dem estor.' 1363, Off'n. Birjiensd.
,So beschwert gniein hof [im Rheintal] grösslieh der
fachen und ärchen, euch wuerungen im Ein, also dass
etlicb herren im Rin ärch, fach und wüerungen ma-
chen.' Strickl. 1529. Unter Archen versteht man It
Vcrkommniss über den Bau der L Wolhauserbrücke
von 1576 ,Steinkrätten' zur Befestigung der Webren.
— 3. das Schiff Noä. Vij"-(le.r Arclt Noe her. Eine
(Öppis) iis-der A. N., alt; altfränkisch; Syn. iis-em Ä. T.
Über dieses W. s. Ire Sp. 38S. Viell. ist dasselbe in
der Beschwerde der Kheiiitaler nicht syn. mit 2, sondern
bedeutet wie im Bair. Einwand ungen zum Fischfang.
.\rchelei s. ArlccU.
Schweiz. Idiotikuu. I, 3.
Archiatcr: erster Stadtiirzt. wchhcr mit seinfin
Adjunkten, dem l'oUater, im Spital die innerliclie lie-
handlung aller, auch der chirurgischen. Kranken zu
besorgen hatte, während dem , Stadtschnittarzt' und
dem ,Spitalarzt' das rein Chirurgische oblag und zwar
bis zum Übergang des Kantonsspitals an die Pro-
fessoren der inzwischen gegründeten Hochschule Z.
Archier s. Arschier.
Archiv n. : kleine Nische in der Wand unter dem
Stubeiiofen. in welcher eine Truhe mit Wertsachen,
namentlich Wertschriften, aufbewahrt wird BS. — Der
Ausdruck auf rrivatverhältnisse angewendet wie Urtii-, Urbar
Sp. i-i-i.
irclliir. aus feinem Weissleder bestehend. ,I)as
kain frowenbild kainen wissen nach irchin Überschlag
über den rihon [Fussrücken] an den schuochen tragen
soll.' Kessl. ,Diss pfiaster uf ein yrchi löder gestrichen.'
Ruep 1.5.54.
Zu dem Snbst. InJi, nihd. Ircl,. rrd,, abd. inil, ; dies
von lat. kirous, Bock.
Orch s. Uelerich Sp. 183.
nrclieii 1) urchi" Aa («-'); BsStdt; Schw; Z (».' t. ",
t. -); ü'- SoH, ue- G; Th, 0- ZO. 2) urchi BsLd; Sc;n
Stdt; ScHwE., Jirjc/w' TnTägerw. 3) iirchiy BsLd; B;
Gl; GT., Ta.; Schw; S (Schild); Th; Zb; Z, o- ZO.
4) ürig Gr, m*- S, ue- S nJ., ü^- und urr- Bs, nrf;ch
oBs, urch Spremg — Comp, ürchner, Superl. ürchst
(scherzh.y) Z: 1. rein, un vermischt, unverfälscht;
von Stoffen, bes. Wasser, Wein, Milch, doch auch von
festen, wie Getreide und Mehl, Heu, Metall Aa; Bs;
BBrisl.; Gr; Seh; STh. ; Z. Syn. ldti(/, pur. Urirj
Wasser trinke Bs. 's Kafi urche trinke, ohne Milch
oder Zucker Z. Orche Zucker. Stutz. Nei, eusre Beck
macht doch efanr/e Brod: es ist ml Sei fast o. Gerste-
mel! ebd. Me" cha" de .jung Chle nid urche hirte [den
Kühen als Futter geben, weil er bläht]. I''' trinke
lieber urchni Milch oder d' Milch lieber urche. Urchne
Wl. iirrhes U'a.f.-icr Z. Die urche Milch, die Milch
isl iirrtie. aucli iirchigi Milch Z. En urige Wald, tcu
d' Siinn iiit cucchmmt [also dicht, von keinen lichten
Stellen unterbrochen]. LFDorn 1843. ,Und sol das brot
nit von urichera roggen sin; es sol von bederlei körn
sin.' Rheinau. Fisch. 1259. .Ein urich gülden crüz',
von lauterem Gold. 1357, Königspeld. Kirchenschatz.
.Vinum submerum, schier urche wein, darin wenig
Wasser ist. Columna solida, urche oder lauter guldin.
Crater auro solidus, urchin guldin.' Fbis.; Mal. ,Rein
und urche.' JJBreit. 1639. , Eitel, lauter, urche, ganz,
pur, rein, nierus, sincerus, purus, putus.' Red. 1662.
.\uch von geistigen Dingen: .Damit der bystand des
Herren in unserem herzen sich erzeige fyn urche; was
wir tuend, dass es der Herr getan habe fyn selbs....
dass Er uns trybe zu allem gueten mit urchenem hei-
ligem trib.' JJBreit. 1620. ,Die urchene und bare
Wahrheit.- Ulr. 1727. ,Si redend weder urche Tütsch
noch luter Keltisch.' 1656, Red. ,Wenn die qualit.
Bed. ,rein' in die quantit. von .lauter, bloss, aus-
schliesslich, gänzlich' übergeht, so wird das W. oft
adv. (unflektiert) gebraucht i. S. von ,Nichts als . . .,
nur'. Neben fV/fi-s ist) urchne Wi (dieser Wein ist
rein) gilt daher, wenig verschieden, doch nicht ganz
gleichbed., das ist urche (Adv.) Wl, dieser Stott' ist
Nichts als W.; neben urchni Milcli: urche gueti Milch
436
Arcli, ereil, irch, orch, urcll. — Anl. enl. inl. nr.l. iinl
Z. I)&' Wi int run iirchc röte Trübe Z. Urip Rots,
lauter blaue Trauben; urig Buebe, lauter männliche
Nachkommenschaft Bs. Urche Bire, Birnen ohne Zu-
satz von Äpfeln, zum Mosten. Vom Produkt kann
gesagt werden: Da ist urche Biremost, nichts An-
deres als Birnenmost, während urchne oder urchige
B. bedeuten würde: unverfälschter B. Der Unter-
schied tritt noch heller ins Licht in Fällen wie:
urche Weghtege [Cichorien] zum Kofi ne" Z, wo nicht
die Qualität der Cichorien [urchni oder urchigi), son-
dern die Ausschliesslichkeit ihrer Verwendung gegen-
über andern Kaft'eesurrogaten bezeichnet werden soll:
oder vollends: Er hät-mi'^'' mit urche Feufllbere [Fünf-
Uvretaler] 'zalt, wo nicht das Vollgewicht des Silbers,
sondern die Art des Geldes gegenüber andern Münz-
sorten betont wird. So wird dann auch, sogar mit
adj. Form, nicht bloss gesagt: urchigs Bluet, Nichts
als Bl., sondern auch urchige Schmutz, wo Reinheit
im gewöhnlichen Sinne ausgeschlossen ist. Da' Holz
ist urche Chä [Kien] ScuNk. Urige Phatest, reiner
Spass. Hebel. Unbestinnnt ist der Ausdruck: es ist
nid urig Gold, tvas glitzeret [nicht Alles, nicht lauter,
oder: lauteres?]. Auch die ä. Spr. kennt die abstraktere
Verwendung des W. ,Sie läge in ihrem weichen Bett,
als auf urchenen dornen.' 1733-1, Ulr. Und von nicht
körperliehen Dingen : , Berufsgeschäfte, die sein Leben
zu einer ununderbrochenen Ketten urchener Arbeiten
und Arbeiten gemachet haben.- 1722, Mise. Tig. ,Mengk-
lich [Jedermann] ist by uns ledig von allen wüssent^
haften [erkennbaren] urchenen menschensatzungen.'
Z Mand. 1639. ,So ich alle Wollüste versuchet und
mein ganzes Lehen gleichsam eine urchene Badenfart
[Lustbarkeit] gewesen.' 1733,4, Ulk. — 2. echt, ur-
sprünglich, urwüchsig, urkräftig, ausbündig,
kernhaft, eigentümlich, von menschlichem Charak'er
Aa; Bs; G; Th. Eine ro dciie urchige Manne, ico-me
[vor denen man] de Huet hätt solle" abzieh". Schild.
Vom urchige Mueterort usrtsse". ebd. Urchigi Husg'rät,
von urspr. Einfachheit, ebd. .Ein urcher Schweizer.'
Si'REXG. In G diente das W. eine Zeit lang zur Be-
zeichnung politischer Parteifarbe, z. B. en urchige
(Uölstrumpf) [Ultramontaner]. En urige Hund! als
Schimpfw. : ein hundsgemeiner Kerl BsLd. Seh ist e
ehll" en Urchne.' jener Mensch ist etw. seltsam, selb-
ständig; er besitzt mehr natürlichen Verstand als Bil-
dung ZO. — 3. lauter, sauber, sicher, meist mit
Neg., vom Wetter (zuverlässig), von Geisterspuk od.
anderer Gefahr (geheuer, traulich), von physischem
und psychischem Befinden (wohl), von ökonomischem
Stand und Euf (fest), vom Charakter (ehrlich) Bs.
's Wetter ist nüd urche, zweifelhaft Z. 's ist nie ganz
urig im Summer, tcenn der Blaue [ein Berg] e Chappe
het [bewölkt ist] Bs. Da isch es nüd urche, nicht
.geheuer BsStdt; Sch; S; Z; sjn. ung'hür. Es i-st-mer
nüd u., unheimlich, ich bekomme eine Anwandlung
von Furcht Z. '*• lingg Or het-em ivelle liite, u-o-n-er
das g'hört, und 's isch-cm nit recht urig rorcho. BWyss.
Es ist nit Alls urig, sauber S. 's isch nit ganz urig
mit-em, i glaube, er wird chraidc Bs. ,Ein wenig frische
Luft schöpfen, es sei ihm nicht recht urchen uf-em
Herz.' Stutz, 's isch nid ganz urclie mit (bi-nj-em,
er ist nicht in den besten Verhältnissen ZO. Bi dene"
Lüte" isch es no'''' ii., man fühlt sich bei ihnen wohl,
heimelig. De hat 's tw'' u. Ig'richt, er ist wohlhabend
ZWetz. De ist nüd »., unzuverlässig, nicht ehrlich
ScH; Z. Das ist kein Urchige! er siebt unheimlich,
verdächtig aus ZWetz. -Das ist nüd u., verdächtig
ScH; Z. E liebe Fründ, so urchig guet as eine [irgend
einer]. Hengeler.
Das W. fehlt mhd., gehört aber ohne Zweifel zu ahd.
erchan, erchen, echt, ausgezeichnet (auch als erster Teil von
Personenn.), got. airkni-s, rein, heilig, ags. eorcamtan, altn.
iaikiKMteln, Edelstein; vgl. irchinf Doch kann das e (ge-
brochen eo, ia) nicht unmittelbar nnserm u gleichgesetzt,
sondern es nniss ein starkes Yb. der c-Classe angenommen '
werden, das im Prät. PI. den Ablaut u ergeben konnte. Vgl.
icürlcrn (wurvhjaii) : werk. Das Vcrhältniss dos nominalen
betonten Präf. «/■- zu dem ihm z. T. entsprechenden verbalen
unbetonten er-, ahd. ar-, ir- (s. o. Sp. 420 und 401) ist
natürlich ein anderes, weil in erchan das e betont ist. Mög-
liih ist aber, dass das Präf. «<•- mitwirkte, weil es in einigen
Compos. einen vwdten Begriff ausdrückt. In Schwaben gilt
syn. erzig (von dem Piäf. erz- aus archi-). Aus den mangel-
haften Angaben unserer Quellen betr. Quant, und Qual, des u
scheint sich zu ergeben, dass u zwar vorherrschend lang,
aber trübe (u-), also die Kürze das Ursprünglichere ist; die
Dehnung leicht erklärlich durch Einfluss des r, resp. eines
vor oder hinter demselben aufsteigenden Nebenvoc. (u'rig,
ur'ch). Sch u' muss auf einer ungehörigen Anlehnung be-
ruhen. Die Schreibung uc (neben ii) beabsichtigt tw. viell.
nur, den einfachen Yoc. als trüben, keinen wirklichen Diph-
thong zu bezeichnen. 0 ist nur unbedeutende Tonerhöhung
von «*. — Zu der Grundform urchen lauten die flektierten
Formen urchne, urchni, das Neutr. aber nur urches (für
urchms; vgl. eine, -i, cii). Vrehi mag auf Verdünnung dos
e" zu i beruhen wie in Ableitungs- und Flexionsendungen,
viell. unter Mitwirkung des -i der Endung -in (nhd. -en) von
Stoffadj., denen unser W. insofern nahe kommt, als es zwar
nicht selbst einen bestimmten Stoff, aber Reinheit stofflicher
Beschaffenheit anzeigt. Da indessen die Erinnerung an eine
adj. Bildungssilbe nie ganz erloschen war, so konnte statt
-CTi, dessen n flexiv oder euphonisch scheinen konnte, das
festere und allbeliebte -ig eintreten, angebahnt durch urehi.
— Die Ausstossung des ch in der Form urig hatte ihren
Grund wahrscli. in der halb gutturalen Beschaffenheit des r
(bes. in Bs), viell. auch in Anlehnung an das Präf. ii;--; s. o.
Uerch s. Uelerich Sp. 183.
Ard, nach-arden s. Art.
Ärdjc: Borstenglas, rauhes Waldgras, nardus stricta
Gii. — Von dem lat. bzw. churw. Namen nach Abstussuug
des anlauteudeu n abgeleitet.
erder s. er(erj Sp. 399.
Erde" c^- und rf- nach den gewöhnlichen (irenzcn
dieser Laute, E'd GEh., Arte BsLd — f.: 1. Erde
als Weltkörper, im Gegs. zu Himmel, und als
Wohnort der Menschen, allg. Die Berghäuslibesitzer
zu LNottw. haben 1749 das Eecht. zur Winterszeit,
,wenn 's zwischen Himmel und Erden durchgeht',
über die N.-Weid in den Wald zu fahren, d. h. wenn
der Boden mit Schnee bedeckt ist, Fuss und Fuhr-
werk also die Erde so wenig als den Himmel berühren.
Uf Erde, in der Menschenwelt Aa. D' Erde verzert,
tvas si erncrt. Sülg. — 2. Erdreich, als Stoff, bes.
als Element der Pflanzen, doch auch der Menschen
nach bibl. Vorstellung (= Staub). Gucti E.; i" dr E.,
udgl. Aa; vgl. Erdlösi, aufgelöste Erde, Schlamm.
Das chost' Geld wie E. = wie Stci", so viel (iilul. ,wie
Heu') ZBauma. Vgl. 4. .Hauswüscheten [Kehricht].
Gassenkat, unrechte Erden.' 1738, JCNäg. Erde bist
du, ro"-der E. lebst du, E. wirst du. Iseichen. —
3. Grundstück, -besitz. ,Han geben und verkoft
437
Ard, erd, iril, «rd, nnl
438
min crda und min güot.' 1305, Interlakkn. — 4. ver-
stürkend Adj. und Subst. vorgesetzt, oft noch mit
einem andern vorgesetzten Verstärkungsw. ähnlicher
Art verbunden; qualitativ vergleichend viell. nur in
hmnderdeschwars ; erdemüed viell. so, dass man zur
Erde sinken möchte; erde-vil, -g'nueg viell. auch nocli
concr. von der Masse des Elementes oder der Vielheit
seiner Bestandteile (yg\. ohexi Gehl u-ic E.); sonst rein
abstr. quantit, so dass die Vorstellung von der Grösse
der Erde als Weltkörper zu Grunde liegt, oder dass
auf der (ganzen) Erde nichts Ähnliches zu finden sei;
Syn. himmel-. Ho i.B. ei-de-;/ross, -hübsch, -schön, -hüs,
-schleclit, -ühel h; 7j. Es cliiistct ijnr crdc-vil. De Salat
igt erde-sur. Schiiid-erdc-mayer. In L kann erde- vom
Adj. auch getrennt werden, z. B. gar erde-n-e wüeste
statt gar en erdewüeste; oder das Adj. rcsp. Adv. weg-
gelassen, z. B. er hed gar erde 'tö, er hat sich sehr
leidenschaftlich geberdet, statt erdeu-iXest, -wild, -bös.
Seltener vor Subst., z. B. es Erdechalb, grob = ein
kreuzdummer Mensch; en Erdespüzbueb, ein ausge-
machter, durchtriebener, vollendeter: Syn. Erz-. Eim
(tili Artelaster säge, ihn mit allen erdenklichen Schimpf-
wörtern überhäufen BsLd.
Has W. ist lii'i uns verliältuissmässig selten," recht ein-
gebürgert nur in Bed. 4; in Bed. 1 (u. 3) wird es meistens
durch ir.i(, in Bedeutung 2 u. 3 nebst den entsprechenden
Zss. und Ableitungen meistens durch Nerd vertreten, welchem
hinwieder die obigen Bedd. 1 und 4 fremd sind. Zum ganzen
Art. vgl. durchaus Herd mit dessen Zss. nnd Abi.
Ambeissi-Erde: „schwarze, mürbe Erde, d.h.
ein Gemisch von verfaulten Vogetabilien, Sand, oft
auch von etwas Ton; so genannt, weil die Anicisen-
liaufen aus solcher Erde bestehen B; L."
Hüper- s. Hubert.
Hasel- s. -Grund.
Brand-: Erde von gebranntem Basen (Gras-
■1 mutten), auch verk. Brand L.
1
i Schwaben-: ein Giftstoff.
Wurm-: die Erde, welche vom Regenwurm über
die Oberfläche empor gestossen wird. Trockene W.
trifft der Mäher in der Matte BSi. ,Was es ist durch
W. mähen, kennst du nicht.' Gotth. Sie gilt als Heil-
mittel gegen Insekten.stich Z.
erdelen, erdelig s. herdelen.
erden: (den Samen) mit Erde bedecken, säen. In
allitt. Formel verbunden mit ernen, ernten. ,Wer ouch
acher oder weiden het in den vorgenanten höf, wll er
die niessen, so sol ers zünen, wegen und stegen un-
schedUch ze erden und ze ernen.' XIV., L Adligenswyl.
Hofi. ,Item ein veweg ze e. und ze e., den sol ieder-
man farn uf dem sinen, so er unschedlichest mag.' ebd.
.Item ein weg ze e. und ze e. am wyezbüel, dafürhin
sol iederman farn uff das sin.' ebd.
In einem elsäss. Weist, finden sich formelhaft verbunden
,crren und erden'. — Vgl. noch herden.
erdin: irden Bs; L; Z. Erdis G'sclür Z. Erdeni
Häfen L. ,Arte G'schirr.' Spreng. ,Ein erdcnes Mariä-
büd.' Eins. Chr. 1752. - Vgl. herdin.
}\ irdisch: Bezug habend auf die Erde, das Land
im Ggs. zum Wasser. ,Der Meeradler den irdischen
Adlcren [die ihre Nahrung auf dem Lande suchen]
nit ungleich.' Vogelb. 1557. ,Grosse würtn, etliche
haben sie für inlisch Crocodylen geaclitet zum niider-
scheid deren, so ihre wohnung im wasser habent.'
RCys. 1600. — Das W. in seiner geistliehen Bed. der
Vollisspr. wenig vertraut; dafür wdtlk-li.
Er die s. Erle.
Ordele", ordelen s. Orgele.
„OimI m.: Dreck, Strassenkot. ordrig: dreckig BO."
Aus frz. ord, it. ordß, schmutzig, lat. Urridm, (v. Schmutz)
starrend. In ordrig wird das zweite »• nach Analogie zahl-
reicher deutscher Adj. auf -i-rirj zu erklären sein, welche
von intensiven mit -er gebildeten Vbn abgeleitet sind, wie:
.holperig, löcherig', oder von Subst., die ein ableitendes -er
haben wie , Wasser : wässerig'. Ein zugesetztes r hat auch
unser montdrig, bei welchem viell. das -er der Comparativ-
endung mitgewirkt hat.
Orde" ni.: Stand und Beruf, urspr. heiliger, dann
allg. auch v. weltlichem. War Hohschifen en Orde,
.se wärid nid so Vil Münch worde. Sulg. .Den orden
der h. E hat Gott selber ufgesetzet.' XIV., Kloster
Saknen. ,I)ie erste, der in der nüwen stift [Kloster]
der orden angeleit ward.' G Hdschr. XV. ,Ich bin
ungstaltig worden, dass ir nit kennend minen orden,
min form und gstalt, ouch min person.' 1550, Eiief.
Ein Lied vom Vogelgesang schlicsst: ,Min frouw ist
meister worden; das lan ich syn, so [da] ich nit bin
allein in disem orden.' — Mhd. orden, aus lat. ordo, ordin-.
Buchen-: liederliches Leben. ,So ist iez nun
der jungen bracht: täglich bim win und ouch bin
wiben und uf der gass vil muetwills triben, füeren
also den buebenorden.' 1516, Gengenbach.
Bettel-. ,Bim B. ist Mänge [Mancher] en Herr
icorde. Sülgeu.
Zatel-: Cisterzienser? 1888.
Für ,Zitel', von frz. ateh, Citeaui:' Khcr Zaie! = ^„i 1,1,
vom zottigen Stoff des Ordcnsgowandes, oder von einer daran
herabhangenden Zottel, Quaste V
ordenlich ordentlich W, ördetli''', örditli''' Ndw,
ördelich B oSL, -lech B; ThHw.. örteli BsLd, örtlig
BsLd; S, ördelig Ap; B; L, ördeli Ap; Bs; BHa.;'
GlH.; GT.; Sch; Uw (-ili'''); Zg; Z, ördlig Aa; Bs;
S (Hofst.), ördli AAtw.; L; Obw; GG.; SL.; aScHvv;
Uw {-''•, Engelb. -»); Z — Comp.-Pormen: ördliger,
ördligst B; S, ördlicher usw. Z: 1. Adj. a) artig im
Betragen, sittsam, bescheiden, anständig, brav Ap;
B; Ndw; S; Tu; Z. — b) gutartig, -mutig, freund-
lich, umgänglich, gefällig Aa; Bs; B; S; UwE. ,Isch
gar ne ordlige, fründlige Ma'.' J Hofst. 1865. —
c) artig von Aussehen. Was chli ist, ist o. Aa.
Hübsch (Haus, Weg, Vieh) L. Schön: en o. Chind
AABb.; S. Hübsch ond fi" ond o. b'hilet-iner Gott mi
Babali ! Ap. Prächtig, stattlich, von einem Baum Bs.
Zierlich z.B. von den Fingerchen eines Säuglings Ap;
nett Zg; niedlich: das n. Chilchli Bs; reinlich ZO.
Kleidsam, bequem Obw. Syn. gäbig. — d) ängstlich
g c n a u bis zur Wunderlichkeit W, Syn. eigelich, ebenlich.
— e) ziemlich gross, gut. Eno.Burdi ZO. Bedeutend,
beträchtlich: en o. Bechnig S. En ordlech Stuck Land
Tu oder subst. es eiges Hüsli und no''' ordlich Land
dersue. MWalden. En o. Bröckli, ziemliche Strecke
Weges Ap. — f) mittelmässig bis gering. Spreng.
— g) angemessen, hinreichend. ,Wie disen durch
ordenliche Mittel gehulfen [werde], damit sie nicht
erligen.' 1666, Hott. — h) rechtmässig, förmlich.
.Glich wie die jüdischen priester ordenlich brüett't
sigind, also sigind zum dienst der kilchen ordenlich
brücfft auch wir.' Breit. 1611. .Minderjälirig-e Kinder
4Sfi
Anl, erd, iril, oi'd, urd
440
mögen mit Hand und Gwalt ihres ordenlichen Vogts
ihren eignen Müeteren den 20sten Teil ihres Guots
verordnen.' L Stadtr. 1706/65. ,Zu ihrem ordenlichen
Pfiirrcr herufen.' 1711. Taufb. Heiden. ,Der ordent-
liche Rat in S war die Versammlung der Alt- und
Jungriite, die sich gegenseitig erwählten.' 1845, Krütter.
— 2. Adv. (in Ar ordeliga d. h. ordenlicheii). a) den
adj. Bedd. entsprechend: Er liet d' Sack o. (/'iiindit:
er het-si'''' o. g'Jialte; er cluinnt o. daher, anständig
gekleidet B. Das Meitli tuet gar o. S. Bas g'hcrd
[hört] men o. (stark) Ni>w. En o. grosse Born [Baum]
Tu. 's ist 0. ehalt UwE. Er hed 's ordeliga, er he-
findct sich wohl Ar; es geit-mer iez o. (physisch oder
ökünomiseh) B; er ist izt o. (von einem Kranken) Sch.
Eine o. zuerichte (ironisch), arg misshandeln. Spreng.
Orteli, Antwort auf die Frage: wie göt's? BsLd. ,Si
redt so ortlig.' Eaitracia 1862. ,Es GläsK über 's G'sats
[über das gewöhnliche Mass] het im o. 's Herz und
d'Xiinge g'löst.' Schild. ,Los [höre] -mer fri o. ztie!'
ebd. ,Uli hatte nun in der Kasse o. über 150 Kronen
[Taler].' Gotih. Es hed o. Härdejifel g'g'e Gl; Ndw.
I ha o. Gelt 'brücht. Er hät-ne [ihnen] o. usteilt B.
Er hiid o. g'nueg, ziemlich oder gerade [getrunken
oder zu tragen] ZO. 0. vil Aa; Ap. ,'s tcerd-eren
ordeli [ziemlich i. S. von ,wirklioh' oder ,geradezu']
hang.' Usterl — b) ausschliesslich und eigentümlich
adverbial, a) von Grad oder Art und Weise: gerade,
genau, übergehend in die Bed. sicher, gewiss,
richtig (d.h. genau entsprechend einem Sachverhalt
oder einer Erwartung), 's ist o. glich, ganz gleich-
giltig. Stl'tz. 0. ase, gerade und ganz so ZO. Hass
's iez au o. das hat müese gc"! ebd. ,'s ist halt ganz
o. tele die Miche hciul welle.' Baurengespr. XVIIL ,J<i
[Einwendung erhebend], mir gönd [wir gehen] linggs.'
„Ich ordli [eben] «iC''." Stütz. ,Das Crocodil hat
grosse lange zän o. wie ein sträl [Kamm].' Tierb. 1563.
Das chann ich nüd ordli [präcis] säge" Z. I"'' weiss
' iez niid ordeli, wie-n-er 's macht Z. Er chunnt o. nüd,
sicherlich nicht Z. Du fällst o. no'''! Z. Ja, ordeli!
ganz richtig GT. I hän o. [richtig] 'denkt, es chämm
eso! ZO. oder das Adv. aus dem Satz herausgehoben:
o., i hä" g'wiiss 'd. usw. Ordeli, eben e de- Weg [so]!
wie wetti 's änderst chönne" sl"? ebd. Jez hat er 's
0. iiiilese säge! er hat es also wirklich nicht verschwei-
gen können! ehd. — ß) von der Zeit: eben damals,
so eben. Er ist o. tod im Hus g'l'cge Siuiw. ,Es hed
0. Zwölft g'schlage, wo-n j""'' de" erst Tritt '(«" ha".'
Baurengespr. XVIII.
Mhd. nrilcnlich iiiiil SO (liirclnveg auch in unserer ä. Lit.
— Die Fonnen mit -(- sind iiiclir modern nnd dem Büelier-
dentscli entlelmt und dienen darum nur der eig. Bed. d. W.
un- unordeli: unsäuberlich BHa. ; Z. Syii. un-
eigenlich.
Ordenlich Ordeli n.: Liebkosung, zärtliches An-
schmiegen, bes. von Kindern ÄAZei. Syn. Ä, Ali.
Von dem in der Weise einer Interj. angewendeten Adv.
i. S. V. freuudlich, licl), nett, od. im gewühnl. S. (mach 's o.!).
(iar- Garofrjdeli m.: Mensch, der Alles gar ordent-
lich haben will, iron. aufs Gegenteil bezogen SchwE.
ordenlichen ordlige: ordentlicher, artig werden
B; Uw. Von Menschen: gesitteter w., Syn. wätlichen;
von Sachen: in bessere Ordnung kommen; es het ril
g'ordliget um di Hüs nme, die Umgebung deines Hauses
lint ein viel besseres Aussehen bekommen.
Orden lichi Ördligi f.: sittsames, freundliches
Wesen ß.
ördelen Sch; Z, örnele" Ar: in niedliche Ord-
nung bringen, mit dem Nebenbegriff einiger Gemäch-
lichkeit, aber erhöhter Sorgfalt im Kleinen. — Or-
deler m.: der diese Tätigkeit übt Z. Syn. Biischcler.
ordnen orne Ap; BsLd; B, urmn Snuw: 1. in
Ordnung bringen oder stellen, besorgen (Personen
oder Sachen); wie nhd. (allg.). ,Und do si den .strit
ganz geordneten', geschlichtet hatten. 1336/1446, ZChr.
Rohe Seide, in die Färb [zur Ablieferung in die Pär- ^
berei] o. oder ,rüsten', indem man den Stoff in ein-
zelne Stränge teilt, diese abzählt nnd bezeichnet Z.
Auch absol. Ordnung machen Schw. — 2. mit Dat. P.:
„Einem Etw. verschaffen; z.B. eine Frau Vw; Zo."
Verordnen, verschreiben, vom Arzt B. — 3. an-
ordnen, verfugen, beschliessen, festsetzen, besthnmen.
Von Gott: ,Was gornet ist von gott dem lierren, kan
niemand hinderen noch wehren.' Com. Beati. Mit Dat.
P.: zuteilen z.B. ein schweres Schicksal, Leiden: Das
isch mer halt vom l. Gott so g'ornet B. Mit Acc. P.
.Fluch [fliehe] von mir hin in die selb statt, dahin
dich gott geornet hat.' Com. Beati. Von Menschen:
.Was er verschuof [befahl] und orndnete.' Vad. ,Wic
bestimbt und geornet wirt.' Sarg. Landr. 1674. In
der ä. Rechtsspr. insbes. a) zur Leitung weiterer Ver-
handlungen oder zur nähern Untersuchung einer Streit-
sache besondere Beamte bestellen, die Sache einer
Commission überweisen. ,Dass alle Sachen mit Recht
usgesprochen [sofort abgeurteilt] und ohne not nit
(da es keine Erdurung wytlauflger Schriften betrifft,
zuo keinen Sachen) geordnet werden, und so man je
ordnen rauss. wie die Verordnung beschehen und was
für Belohnung sy zuo nemen befuegt syn sollen.' 1668,
Z Stadtger. Syn. verordnen, vgl. nhd. abordnen. ,Ein
gesetzter und geor(d)neter Richter.' Archiv Jenatz 1512. i
— b) testamentarisch vermachen. ,Für uns kam N. N.,
ordnet und machte da vor uns [dem Rat] 110 guldin
siner elichen wirtin ze lipding.' 1389 Z. , Ordnet,
macht und schafft sinen döchtren 50 gülden.' 1429 Z.
.Einander farendes guot vergaben, ordnen und machen.'
Bs Rq. 1481. ,Sin leisten willen, gmechnussen [Ver-
mächtnisse] oder Vergabungen ze setzen, ze ordnen.'
ebd. 1539. ,Ir hab und guot zuo vermachen, zu o.
oder zuo vertestieren.' ebd. 1567. ,Söniliche [solche]
gemecht [Vermächtnisse] tuen u. o.' L XV. — 4. or-
dinieren, zum geistlichen Amt weihen. ,Er Hess
sich 0., wie domals der bruch was, von dem bischoif.'
HBuLL. 1572.
Die erleichterte Form ornen, welche schon friili auftAuelit
(s. Mhd. WB.), dürfte auch als die allg. volkstiimlicho liii
uns angesehen werden, welche erst allmählicli von der liiu-
reliten Form wieder verdrängt wird; s. ancli die Zss. und
()rdni"g. — Vad. u. Kossl. (,orndnen, ondnen') lassen durch-
gängig, t. mit, t. ohne das r, >i aus der Endung audi in die
Hauptsilho vorschlagen.
■V er- = ordnen 3. ,Der hoptman, der in zuo ver-
hüeten [bewachen] vcrondt was.' Vad. ,Hand mich
gen Baden verorndt', abgeordnet. Kessl. ,Verornete
Ratsbotten.' Absch. 1598 (W). ,Die fürgesetzten und
verorneten der Gmeind.' Taufb. Zoll. 1612. ,Das
mengklich, es sy man oder frow, das sin mag ver-
schaffen, verordnen, vermachen und vergaben, war und
wem er wil.' 1 180, L. — Gelds-Vcrordneter. Pic
Gesellschaft von .Kauf leuton' in H.'rn iilit schon im
441
Axi\. cid. iid. ord. Hill
442
XVI. die Besorgung' der Geldstago [Kunkur.se] ihrer
Angehürigcn durch , Geldsverordnete' aus. B Taschenb.
vor-: zum Voraus verfügen. ,Dz uns onc sinen
willen und vorordnung gar nüt widerfaren mag.' 1.559,
GUALTII.
ürdni"g. meist ohne d, Orwi'i; Scir, Oc«»// P silv..
Önig ZO.f: 1. Ordnung, a) im Hause, in Privat-
geschäften. Dini. ÖrnigU, niedliche 0. Ap; Z. jAlleii
schön i-der 0. ha".' Stütz. D' O. ha, die Hausgesehäfto
besorgen UI. D' 0. ist 's Best in alle" Dinge'. Sülg.
J d' 0. mache, ins Eeine bringen Tu; Z. , Einem die
0. inadien', den Meister zeigen. ,Der Frühling macht
dem Sclniee 0.', schafft ihn weg Ar. Kritisieren und
Kim d' (). mache toelle", zeigen wie es sein sollte L.
(). schisse, unbefugt und ungeschickt 0. machen wollen
Ap; Z. K wüesti 0. mache, einen Ort verunreinigen,
■/.. B. cuphem. von tierischen Excrenienten Z. Oft hat
das W. auch oline Attribut ironische Bed. Es ist en
()., CS gab siro drus.' Z. Ks ist l;ei 0. i 's Hanse
G'meind (sprw.). Es ist do ne 0. wie z' Wange i-dr
Chefi [Gefängniss] S. E süberi 0.! Stütz. Auch von
natürlichen Dingen, die ihren regelmässigen Verlauf
liaben. 1 ha" ml 0., Katamenicu SriiwE. IJ' Sacli
hat ()., 's Mensch [die Geliebte] hat g'lachet, sprw.,
wenn Aussicht auf guten Erfolg (eig. der Werbung
um ein Mädchen) vorhanden ist G uRh. — b) in der
Schule. ,0. heisst insbes. der Zug der Schüler, wenn
sie nach geendigter Lehre eine Strecke aus der Schule
geführt werden : Er ist iis der 0. zue-n-eme Dienst ho.'
SpRKKG. — c) im Militär: Aufstellung. ,Si schussend
ob der 0. hin', über die Köpfe weg. Copie-B. Wvi,.
.Wir haben unser fiend mit gefärlicher 0. angegriffen.'
Geschichtsf. Ges. Man sei ,im Schachen in der o.
gestanden'. 15.31, Strickl. — d) im Staate. , Wider
ircn cid und ornig.' L Sondersiech. 1614. — e) in der
Welt. ,Die 0. Gottes' P. — 2. Anordnung, Befehl.
„Ordnig gen, Befehl geben, allg." ,Gang, Canzler, du
gen ornig giin, dass unsere statt werd angezündt.'
Com. Beati. ,Us [^uf] Ordnung unser gn. Herren.'
Cts. — 3. Vermächtnis s. ,Ist dass er vor sinem
vatter abstirbt, so sol dise o. und gemecht gänzlich
ab sin.' 1389, Z. ,Wie einer old eine ein gemecht
und 0. tuen mögen, dass es kraft hat.' 1480, L. ,Sölich
gemecht, o. old vergabung.' ebd. ,Wer ein o. machen
wil, das sol beschechen mit der nächsten fründen und
erben wüssen.' BHa. 1534. ,Wer Ordnungen machen
und testieren mag [dazu befugt sei].' 1572, Aa. —
4. ,Vorhältniss. Der 0. na''e, nach Verhältniss,
verhältnissniässig Z." — 5. billiger Preis. Eppis
in-ere 0. ge, lä, billig verkaufen. In ere 0. cho, zu
stehen kommen Ndw. — 6. Art, Geschlecht, Ver-
wandtschaft. Er g'seht i 's N.'s 0., er hat das Fa-
miliengepräge des N. ZLunn. — 7. Ordination,
Priesterweihe. XV., G Hdschr., Kegel Benedicti.
Für-: die gesammte Feuereinrichtung in einem
Hause, Öfen, Kochherd und die Eauchabzüge Z.
j Guntel-: Unordnung, Gepolter BEi. — liunilm.
\ «ehlcifcn, poltciu.
Hudel-: schlechte, liederliche 0. BO.; S. - //«*/,
l.iiiiijieu. ])ah. syn. anderw. Lumpen-0.
Heils-: die göttl. Eatschlüsse zur Erlösung der
Menschen, in kirchl. Lehrbüchern (Katechismus) dar-
' gestellt. , (Neben dem Katechismus] wird zuweilen auch
'lii' 11. iiiiswcnilig gelernt.' Sciiri,nnnii irr Heiden IXHli.
Küchen-: Liturgie. Sammlung der kirchl. \'cr-
ordnungen betr. den Gottesdienst Z.
Kleider-: obrigkeitliche Vorschriften betr. die
ICloidung resp. gegen Luxus in derselben, vom XVI.
bis XVIIL häufig, aber fruchtlos, erlassen, und darum
eher Gegenstand des Spottes als der Achtung. Das
ist gegen alli Chi.! nicht schicklich od. erlaubt (sprw.)
SCH It KiRCHH.
Bann-: Kirchendisciplin zur Bestrafung von Üppig-
keit und gegebenem Ärgerniss Bs; im XVI.,- XVII.
Ausschliessung von Ehrenämtern und besondere Kir-
chenstrafen verfügend; s. Bs Rip Vgl. /l'unilinnn,
Kivclicnvorstehcr.
Ge-schau- ,Gschau-': Verordnung betr. Unter-
suchung (,Goschau') armer Kranker vor ihrer Auf-
nahme in den SpitaL Z Ges. 1709/79.
Ge-sclieids-: Vorschriften betr. Sclilichtuug von
Grenzstreitigkeiten BsStdt bis 1875.
Be-schnitz-: Steuergesetz GrI>. — SiUnltz. Sk-uor;
hmclmüzen, mit St. belegen.
Still-stands-: Vorschriften betr. die durch den
.Stillstand', Kirchenvorstand einer Gemeinde, auszu-
übende Kirchenzucht Z.
Strich-: Flankenraarsch. 1575, Brief aus Fraukr.
~ Slnchen, in die Länge zielm.
Wurf-: Alpordnung, sofern sie durch das Losen
mit Würfeln bedingt ist; Verlosung der Alpen Obw.
.Laut Wurfordnung mag ein jeder auf eine Kuh Schad-
alp wieder eine lehnen, weil man die W. in Kräften
verbleiben last.' 1820, Obw.
Wasser-: obrigkeitliche Verordnung, wie es in
Wassernöten gehalten werden soll Bs 1531. 1686.
ordningen örnige: ordnen UwE. — ver-: ver-
ordnen, befehlen, ebd. — ver-uu- rcrüniirhc: aus
der Ordnung, in Unordnung bringen U.
Ordienz: Audienz S.
ordinilri, orden^ri: 1. Adj. und Adv. gewöhnlich
Bs; Z. Früher -äri: , Welches damals mein Ordinari-
Text war.' 1661, JMüll. ,Wann man ordinari an den
Sonntagen nach dem Rosenkranz in den Dörferen der
Tanzlauben zueilet.' 1695, ClSchob. ,Ich hab ordinari
dazu berufen beide Landschreiber.' JCEsch. 1723. —
2. Neutr. als Subst. {Ordinär! Bs): a) Gewohnheit
übh. Bs. — b) die Katamenien Bs. — c) bestimm-
tes Mass an Speise, alltägliche Kost Bs. Bi slm. 0.
bllbe" ScH; Z. Syn. Pfemmet. — d) die bestimmte
Mundportion der Soldaten Aa; Bs; Z. Das Mittag-
essen wohlhabender Bauersleute, Viehhändler u. Fuhr-
leute im Wirtshaus, an Markttagen oder auf Geschäfts-
reisen; table d'hOte Bs; B; L; S. Die rlchere Bure
gö [gehen] sogar i die erste Gasthof a 's Ordinari.
JHofst. ,Ein 0. besteht aus Suppe, Rindfleisch und
Speck mit Gemüse, Braten und Salat. Nachtisch.'
AHartmann. — e) das gewöhnliche Mass Futter in
Gasthöfen eingestellter Pferde, allg., wobei ,däs grosse
0. V^ Mass Hafer statt '/^ beträgt.' Gotth. - Vom
frz. „rdiniilr,-.
ordinieren: 1. verordnen, anordnen, veranstalten
UwB. (auch rer-). .Es Huttli Chris [einen Korb voll
Tannreis] zum Kür o. BO. Medizinen verschreiben S.
Ab sol. Befehle geben, Arbeiten leiten S, ,[D]ass die
JMidleri, trenn der Ma"" nf der Tiris gsl isi-li, Sliuidc
443
Ard, eril, ird, oi'd, urd. - Arf, erf, Irf, orf, iirf
411
Imui (forilitiierl hei und ff schaffet.' BWyss 1863. —
2. beauftragen, mit einem Auftrage aussenden.
,Woltc er seine Jünger o. und ausschicken, so betete
er.' 1753, Kyb. = ,befelchncn'. Zürch. Ausg. 1760. —
3. ordnen. ,Z' ringelmn Alls ordiniert.' 1859, Ineich.
Bfd. 1 und 2 beruhen auf frz. ordonner; in Bei. 3 hat
das W. nur die fremde Kndung angenommen statt des cin-
faclicn ordnen.
Ordonnanz Ordincmz, 0 r d e I a n z. ,In dem Staat
und Ordonnanz für dises Jar', in dem festgestellten
Jahresbüdgct. Aesch. 1528. ,Söllend die niesger schwe-
ren, die ordelanz [Gewerbeordnung] zue halten.' Ldb.
Nnw 1565. — Kriegs-. ,Er schreib dem houptmann
zuo, er solte in von nüwem die kricgsordinanz lassen
schweeren.' LLav. 1584.
orderen. .Alles da.s, was da verhandlet, geordert,
verordnet, beschlossen und beschechen.' RCvs.
Abi. auf eigene Faust von frz. ordre, Befehl, mit Umlaiit
nach Analogie anderer AbleitungenV oder ungeschickte Schrei-
bung-für [crlörhrtf
Ör dl ig er s. Nürdli"ycr.
Arf — urf resp. arv usw.
Arfel 1) Ar fei m. allg. {arfoll ZLunn., Arfal Gk
Chur, -ü ApK.; GKh., arfii- BM.) — PI. Ar fei Av;
B; GA.; Z, Arße ThHw. — Bim. Ärfeli. 2) Arfle f.
Bs (neben 1); Gl; Gr (neben 1); ZO. (neben 1): ein
Arm voll von irgend einer Masse, so viel man mit
dem einen Arm in den gebogenen andern legen oder
auch mit beiden umfassen und umfasst halten und
tragen kann, z.B. Holzscheiter, Reisig, Heu, Stroh;
dann auch von Menschen, bes. Kindern; frz. hrassec.
Z' Ärfel mache, das Heu zusammen fassen zum Auf-
laden GA. Heu ärfelwis laden, auf das Heuseil legen,
indem man es zsrecht und mit Rechen und Arm auf-
nimmt BHk. Laut einem Urbar von Atfoltern (BE.)
gehören zu einem Birlicj (s. d.) 12 geschlagene währ-
schafte Ärfel, was ein Mann mit dem Rechen und
Arm erarlkn und tragen mag. Arfleins fürt trage",
einen Arm voll um den andern Bs. Ebenso arfels-
Aa; UwE.. ärfel- BHk., Jirfelis-icis'' = A. um A. Bs.
Syn. arflige". An e" A. ne, zsratfen, aufpacken B;
New. Es gab en ganze A. KdMey. 1844, von Etw.,
das sich in verhältnissmässig grosser Masse vorfindet.
's isch besser en A. 3IissgHn.■^t, as es Hämpfeli [kleine
Hand voll] Mitlide S. Für de Wiieste [Husten] i^t
am beste es Arfeli Brustthe (iron.) Aa. Von einem
kleinen Kind, das verhältnissmässig gross und schwer
ist, sagt man: es ist en ganze A. Z. Bas China isch
wol drann, es ist grad en A. BRi. ,Gebar einen Buben.
Ja das war einer g'rad wie ein Prinz, ein ganzer A.,
hatte Baggen wie Rosen und eine Stimme wie ein
Husar.' Stutz. An en A. (es Ärfeli mit Bez. auf kleine
Personen) ne, umarmen aus Liebe B; LG.; S; Zg.
Chind, •chömmid g'rad eis [kommt einmal her], sii
rhatiH-urh [euch] an es ArfclU neu, jer sit-mer .sccc?
h)nbi [ihr seid mir gar so lieb], sagen etwa zärtliche
Eltern zu ihren Kindern BRi. D' Frau an e" A. nii
B. Selten in e A. ,Und nahm der [den] Jungehnab
in Arfel Sprung mit-em i" Bodesee.' Volksl.
n ist meist lang; / meist /'; p nur für Gl bezeugt, wo
die Verdopplung des / sich aus Assimilation des vorher-
gi-lu^rnbu m iikliirl. Ui,. l'liir.-F.inn .1,;//. (Th) 'fAwv\
wahrsch. zu dem weibl. Sing. (2). Die weibl. Form selbst
erklärt sich aus Analogie zu ffampße, Hand voll, Gauße (nihd.
(/oufe), wie auch neben Mv,wjifel (Mund voll) Mumpflr f. vor-
kommt. Die Entstehung der Verkürzung liegt in Arfal noch
deutlich vor, während das syn. Armrolk Gr noch nicht als
wirkliches Comp., sondern noch .ils syntakt. Construction
(mit starker Endung dos prädikativen Adj.) zu betrachten
ist. Mhd. armvol m. heisst eine umarmte Person (geliebte
Frau). Arm/d (mit beibehaltenem m) kennt die henneliergische •■ ■
MA. u. a., s. Fromm. 7, 138. Beispiele der Verkürzung , i
eines stammhaften, tieftonig gewordenen o im zweiten Teil
einer Zss. sind wohl selten, aber sie erklärt sich wie die-
jenige anderer Voc. durch die Umgestaltung einer Zss. in
ein einfaches W. von der Art einer Abi. ; vgl. nhd. ,Eimer'
aus rin-har; schwz. ÄVniifii/ ^ Sonntag; Nachher aus mhd.
nuchfi/clhür(i-), nhd. ,Xaehbar' (neben ,Nahbaner', Geschl.-N.).
— Die bern. RA. «i'''' zcm (ze 'mc, zu einem) A. sehla". sich
zum Wintorschlafe legen, w.ahrsch. aus e' Marfrl (s. d.) um-
gedeutet, weil anlautendes in beweglich ist, hier also als
Verkürzung eines vorhergehenden dem erscheinen konnte,
und weil die von manchen Tieren und Menschen zum Schlaf
angenommene Lage einer Selbstnmarmnng gleicht. Die RA.
wird aber gerade auf den Menschen nnr uneigentlich, scher-
zend angewendet. — In der RA. an en A. ne" steht an nach
ält. Weise statt in; s. an Sp. 249. — Syn. Ärfling, Arßeie,
Annete, TseliupiJen.
arflen ararallon P silv., ärflen S: 1. einen
Arm voll nehmen; mit einem oder beiden Armen
umfassen, z. B. Heu, Stroh B; UwE. E grosse Ma
mag me g'arfle, weder [als] e so e chline Chniider
[Knirps] Schw. Das gedörrte Gras so zurecht legen,
Jass man einen Haufen davon mit dem Rechen auf-
nehmen u. zur Hauptladung tragen kann Ap; Z. Auch:
umarmen und küssen P silv. — 2. sich einer Sache
annehmen, sie an die Hand nehmen, zur Ausführung
übernehmen, bes. von verwickelten schwierigen Ge-
schäften, zuweilen mit dem Nebenbegriflf von Unbe-
scheidenheit B. Daher auch: Etwas an sich ziehen,
sich zueignen, anmassen BRi. — Bed.. 2 hat anch
das frz. embrasner, welches viell. auf den B Sprachgebrauch
eingewirkt hat. — um-: umarmen, umspannen Aa (-«-
u. -ä-); Bs; UwE. Eine Person „-umarmen". — er-,
dim. -ärfelen: (mit den Annen) umfassen, umspannen
Aa. ,Heu erarflen' s. u. Arfel. „Umarmen", umfassen
und an sich ziehen BSi. Eine Sache bewältigen, ihr
gewachsen sein. ,/ chann 's mit alls e.' Ebel.
ärfelen: 1. so viel Heu zsrechen, als auf 1 Mal
mit den Armen umfasst werden kann Scnw. Kleine
Büschel machen UwE. — 2. liebkosend, zärtlich um-
armen.
Arflete f. = .4i/(>/. Fii Ar/Ua Hol: W.
Arfli"g Id. B, Är/lig A.k = Arfel. Arfligcn-is^
arfclwls UwE.
arflig: was sich mit den Armen umfassen lässt
.\aZu. En arflige Baum UwE. Dim. Jirfelig". ■—
Dazu als Adv. „arfligen, ä-: mit vollen Armen".
,Ärßge, per cumulos, haufenweise.' Id. B. Syn. arfeh-
wts usw. — Vgl. mhd. armvölkc, V. e. Kind, Speer.
gQ-ärßg = arflig. E g'ärflige Baum L (Inf.ich.).
Arve", Orve", Arvle" s. Arbe" Sp. 421.
Urferl BG., NurferF, UrfelBs; B; L; S, Turfel
B — m. — PI. Urfere BG.: verschnittenes männliches
Schaf, Hammel Bs; BE., M., S., Sigrisw.; F; L; S,
nach einer L Angabe auch : verschnittenes Mutterschaf
(auch Urfelschaf). ,Es sollend khein urvar [dafür
von viel spätrer Hand .Bock'] nocli Stier, so über ein
■II."
Ai-r. iTt', iif. Ulf, iii'C.
Ar;
446
jar alt siml, ut diu AUiiii'iidt tribfii werden.- 8tadtsatz.
Tiii'N 1530. ,l)er liauiel, scheps, urter, wider, vervex.
castratus aries, nias oviuni.' 16ö2, Red. — urferin:
von Haiimielfleisch. In der Küchenrechnung der Pfl-
stcrnzunft B 1570: ,16 Pfd urferis Fleisch zu 1 ß.'
,Urfris', subst. Neutr. (wie Schim)tis, Sehweinefleisch).
Ansh. — urficn: „einen Schafbock verschneiden B;
L;" S.
Ahd. iir/Cii; spado, Vorschuittener, mit dem Vb. arfürjan,
-ßuran, cr/üran, castrare, nahe vwdt arfurpan, pnrgare; s.
fiirlxn. Das ahd. für könnte dem lat. ^jMr-u» entsprechen,
da die Begriffe ,rein' und .ganz' ineinander übergehen; ur-
wäro privativ, also gleichsam ,eut-gänzen', d. h. der reinen
vollen Männlichkeit berauben; oder dem gr. Ttüp: des Feuers
berauben? vgl. mimaniun. Im Mhd. ist das W. nicht be-
zeugt, denn in dem ohnehin zweifelhaften urful scheint I
ursprünglich, das vorhergehende u kurz, und die Bed. ,un-
verschnittener Eber' widerspricht dem wesentlichen Begriff
unsers W., denn nur für l'ur/el lautet die Angabe einfach
.Schafbock, Widder'. Aus urfür wurde durch fortschreitende
Abschwächung des zweiten Voc. Ur/er, wie aus nmh(ge)lur
Nachher, während dem n in der Thuner Quelle das von
.Nachbar' entspricht. In Nur/er ist n aus vorangehendem
an, in Turfd t aus vorangehendem verkürztem die (Plur.)
angewachsen. In der Endung wechselt ;■ mit I, letzteres im
Vb. (urßm) ausschliesslich bezeugt. Wahrsch. geliört darum
hiehor auch der Ortsn. i-<lr Orfic, früher Orjlemeid ZFischent.
— Vr/er scheint jedenfalls sehr altertümlich ! — Syn. Stacken,
FrUehi'.j.
Urfer II: kleine Münze, neben Pfd und ß erwähnt.
B Strätl. 1441.
Dies W. gehört wahrsch. nicht zum vorigen, da die zürch.
Münze Bock = 10 Schilling im Geldwert zu weit absteht.
Viell. bedeutete es urspr. die kleine Münze, die man als
Fährgeld bezahlen nuisste und gehört zu mhd. urfur, Über-
fahrt. Fähre.
arg, crg Obw — Comp, eryer (c' n. e-), Superl. ergst,
.erffist'. Bull. 1530, ,ergerest, ergerst'. Fisohb. 1563.
In TuHw. kommt der Positiv nicht vor. 1. schlimm,
stark in schlimmem Sinn. Er ist es lewjers i [je
länger je sc. mehr] en ergra Safer BO. Er ist dr
ärger, der schlimmere (von Zweien) Z. Dr letst Bi-
trug ist erger as der erst Gh. — 2. schlecht, gering.
.Der ergern win danne unscrn lantwin under andern
win mischet, der ist des velsches schuldig.' Z Eichtebr.
Zu der i. J. 1530 angeordneten Mehlprobe nahm man
•Kernen bim besten, mittlisten und ergisten.' HBull.
1572. ,I)ise fisch haben das ergerest fleisch.' Fisohb.
1563. — 3. übel, bös, subst. Neutr. ,Dass solichs
uss vergesslichkeit und uss deheinem argen [in keiner
bösen Absicht] sye beschöchen.' Absch. 1521. ,Ze
argen uf ze nemen. Zu keinem argen wellind ge-
denken.' UMev. Chr. ,In argem vermerken.' AKlingl.
1691. — 4. schlau, pfiffig, listig GlH.; Obw; GA.,
Sa.; ScHW. De settist nu''' erger sV (du solltest noch
schlauer sein), ich habe deine List durchschaut Obw.
Du liest leider en arge Streich g'macht! GlH. Er ist
tiil der ärgst Scuw. ,Er ist wol arg [schlau] genug.'
Eliata 1762. Auch ironisch s. v. a. dumm. Das ist
au en Arge, ein Schlaukopf = Dummkopf GlH. In
besserm Sinn: fein, geschickt, gewandt, aufgeweckt
GA., Sa.; ScHW. En args Chind GlH. — 5. Adv.
sehr. ^)-(/ sc7i7ec/ti ZDübd. Das ist [heisst] Einen arg
hindergaiige ! Z. Er ist arg druff) sehr darauf erpicht
Aa (Hi-Nz.).
Jlhd. urr, ,-r,j,:r. Über die Herüliruns mit uri,j s. Sp. 387.
Der Positiv ist nur in der abgeleiteten Bed. 4 recht volks-
tümlich, die Anwendungen unter 5 daher wohl sehr modern.
S. auch ärgaükh.
ver-argen: 1. verringern, schmälern. ,Will
dardurch dem wolgeachteten herren E. syn ruom nit v.'
1538/60, AgTschüdi. — 2. anklagen, beschuldigen,
verdächtigen. ,Darum er auch verargt [wurde, er]
wäre Lutherisch.' 1574? Mise. T. ,Da die Stadt ihren
alten edlen Bürger und Schultheissen umb verargter
Miet willen [wegen Verdachts von Bestechung] uss-
stiess.' Ansu.
Ärgi f.: Arglieit, Schlauheit, Verschmitztheit VOrte
fe'J; Z fe').
ärgeren: 1. verschlimmern. ,Man sol das hus
besseren und nicht ergeren [verfallen lassen].' ZZoll.
1315. Dass die Feste von den Feindon ,gewüest [ver-
wüstet] und geergrot' werde. Kriess. 1420. — 2. (refl.)
sich beschädigen B oSi. Syn. icirsen von jcirs,
schlimmer.
a.\>-ergere: (refl.) sich zu Tode ä. Gr. — Vgl. nhd.
,sich abhärmen' u. ä.
ver-ärgeren: 1. verschlechtern, verderben.
,Wann jemands freie Strassen mit Wasserleitenen,
Wasserw Uhren, Gräben verärgerte und verderbte.'
1659, BE. Von Pers. : beschädigen, verletzen. .Den
Nächsten beschädigen oder v.' JMey. 1694. , Einen
etwarin [in irgend etwas] verergeren oder verletzen,
in aliquo aliqucm offendere.' Mal. Auch in subj. S. :
Ein Klagepunkt gegen die Rädelsführer des Aufstandes
am Z See 1646 war ,Verergerung der Oberkeit'. —
2. enzweien, verfeinden (Zwei gegen einander).
Abscu. 1524. — 3. ärgern, Ärgerniss geben in
bibl. Sinn, d. h. das moralische Gefühl eines Andern
verletzen, sein Urteil über sittliche Dinge irre leiten,
ihn durch schlechtes Beispiel verführen. ,Dainit hie-
durch niemand verärgert werde.' 1523, Strickl. ,Die
widerwertigen [Andersgläubigen] verärgeren [durch
unanständige Aufführung].' JMüll. 1673. ,Nit allein
für sich selbs ihrer Oberkeit sich unghorsam erzeigt,
sonder auch vill andere mit ihrem bösen exempel
hoch verergeret.' Z 1646. ,Duroh böse Exempel ver-
ärgert und verführet werden.' 1733/4, Ulr. ,Ich ver-
erger mit myner Musicam niemand.' Grob Chr. ,Die
rumörische [auffallende] Kleidung der Prädikanten
gebihrt nicht wenig Verärgerung.' Hess, Samml.
ärgerlich: Ärgerniss gebend. ,Indem wir ge-
fallen wollend einem ärgerlichen Brueder.' 1637, Breit.
.Das die frowen ain erbern [ehrbaren], züchtigen und
unergerlichen wandel fücrind.' Sch 1544.
Ärgernuss. ,Zue vermidung [von] ergernus.' Scu
1540. — S. auch Sp. 130, 11 (Ägerte).
„ärgernüssisch: voll Ärgerniss." St.'^
argelieren, argidieren s. arguieren.
Argemoni, -mönli, -mündel, -mündli, -wönli
s. Agermönli Sp. 127.
fArgetänt Ap, Argi- Aa. Argidant B öO., Arkcdant
Gr — m. : Adjutant, Gehülfe des Majors od. Obersten
eines Bataillons. Zunächst s,\xsAditant, wie das Fremd-
wort in mundartlicher Ausspr. lauten musste, durch
Einschiebung von r und Übertritt aus dem Ziingen-
in das Gaumenorgan (d in g).
Argiste" s. Agelstere" Sp. 125.
147
Al'S. «TJ
'ig, ergg, iro-g, ur^x. "i>
418
Arglo" s. Gwyle". arglig s. artUch.
ai'giiicren art/rw- ZZoll., argiä- ZKii. : rechten,
mit Gründen streiten, disputieren, räsonnieren Z. ,Ich
will nit arguieren, sunder gehorsam sin.' Zwingli.
,üer lantsfriden hat disputieren und a. hindan gsetzt
[verboten].' Vad. ,Sie wollen nichts darin [in dem
h'ijan] a., sondern begehren einzig, dass [Zürich eben-
falls zum Bundesrechte angehalten werde].' Abscu.
1.530 B. ,Bruninilen und a.' 1555, Gualth. ,Was die
bussen belanget, lasst mans bi ufgerichten briefen und
siglen vorblyben, one witers a.' 1603, Obw. .Argoliert.'
Madleni 1712. ,Wir sollend und wellind sy [bei ihrem
Glauben] ungearguwirt lassen', unangefochten. Bossh.-
(ioLiiscnji. , Einen ungearguiert und ungedisputiert
lassen.' Hott. lötlÖ. Auch: um Stimmen werben zu
einer Wahl. ,Das praticieren und a. umb das Amnian-
ambt [ist streng verboten].' 1588, Ursern.
Zu der Entwicklung eines ? aus w (u) wirkte wiiluscli.
Analogie von ,rcgHlieven' od. ii. mit. Zwisclien I uml d ist
rein lautlicher Übergang möglich, duch könnte nnjid. zunächst
auf lat. arijutitre beruhen.
Ärgel s. Err/i/eL Argent s. Ar/erte Sp. 130.
Ärge(r)st s. Agelsterc Sp. 1*25. Argeto s. Ät/erte
Sp. 1'29.
us-ärglen -.<;-: ausklügeln, sclilau ausdenken, syn.
usspintisieren UwE.
Von itn)f s. Sp. 387; Ableitnnii' von tfnj ausgeschlüsseu
diin-li d.'ii Laut „,: statt . '.
erg s. ary. ergolen, orgcn, irgelcn s. cry-
gelen, ergfjen.
Erg, Irg, Icrg s. Gcoir/.
Irgel s. Ergyel.
,ierglicll': irgendwie. — Vun mhd. ur.j,,, durch Ver-
iiuickuug mit dein adj. iei/lkli.
Organ n.: speziell das Geliörorgan. ^iiii 0. lidi".
übelhörig sein ZRümlg.
Orgele" vorw. (Bs Orkde), Dim. Ör<jeU (Aa ()-).
GoryeJi (dimin.) BsL. (Spreng), Ördrl^, Dim. Ordeli
GrV.; LG., Orla BG. — f.: 1. Orgel, Instrumenl
für Kirchenmusik. (D'J 0. schloh [schlagen], spielen
Aa; BsL. Örgeli (Dim.), Drehorgel, Leierkasten.
E iStivim tcie-n-es Ö., eine feine,, hohe, helle Sch; Z.
iS'i.s Ö. ist am Üslüte", es geht mit ihm zu Ende.
SuTERM. — 2. Bütte, Örgeli: Zuber, Kübel BsL.
,Situla, schöpfgschirr, oimcr, kübel, örgeli.' Fris. ; Mal.
— o. Handhabe an Gefässen, z. B. an einem Wasser-
züber, an einem Milchliafen, einer Kaffeekanne AAFri. ;
BsL. Die zwei nach oben verlängerten, einander gegen-
überstehenden, mit einem Loch zum Einfügen eines
Deckels versehenen Dauben einer ,Büttene' AaP. Vgl.
Handorgeh. — 4. Örgeli: (scherzh.) Buckel Bs, Kropl
Aa. — 5. Mädchen BsWiesent. Als Margrefler ErgeU
hänseln die Basler die Bewohnerinnen der benachbarten
(alten) Markgrafschaft Baden.
Mhd. in-grli: und oryune aus lat. PI. orijaim. Yicll. darl
KCysats Schreibung ,Orgalen' noch als ein Rest der Grund-
form betrachtet werden; vgl. auch Oi-i/aUki. Zu der Form
mit vorgesetztem (j, welches aus dem Prüf, dos Ptc. r/'/injelei
nnig zum Stanmie gezogen worden sein, vgl. den umgekehrten
Vorgang in Anjh: Es scheint mit jener Form zu Spreng's
Zeit in BsL. Dissimilation angestrebt worden zu sein: G. =
iMusikinstrument, Ö. = GcRlss und Handhabe. Ordclc beruht
auf Vertauschnng des Organs; von da aus ergibt sich Oi-Jr,
indem die weiche Dentiile (.i') vor der vwdten Liipüda (I) leicht
untergeht. — Bcd. 2 erklärt sich viujl. aus der .Vlnilichkeit
der verhältnissniässig schmalen und hohen, sauber in der
Reihe stehenden Dauben mit Orgelpfeifen, od. aus der kasten-
artigen öestalt namentlich der altern (Wasser-)Orgel. ßed. 3
ergibt sich aus 2 als pars pro toto; aber es mag das W.
Öri (Sp. 418) mitgewirkt haben; auch niuss ei innert werden
an Lire, welcher Ausdruck von dem mit Kurbel versehenen
Leierkasten auf den Begriff Kurbel tlbh. und von diesem
auf den des RUhrfasses übertragen wurde; so lässt sich
fragen, ob nicht unser 2 sich vielmehr aus 3 entwickelt
habe. 4 erinnert an Leierkasten udgl. Musikinstrument«,
welche man angeschnallt trilgt. Wenn 5 sich bloss auf die
Markgräflerinnen beschränkt, so bezieht es sich wohl auf
eigentümliche Tracht, also auf den auffälligen Kopfschmuck
oder möglicherweise auf die Röcke mit dichten, den Orgel-
jifeifen vergleichbaren Falten, vorausgesetzt, dass solche unter
ihnen länger im Schwang waren, als unter den Bs Land- i
mädchen. Sonst milsste etwa daran erinnert werden, dass
weibliche Personen nicht selten mit musikalischen Instru-
menten vorglichen werden, auf oder mit denen mau feiner
oder handgreiflicher ,spielt', d. h. kost, scherzt.
Hand-; 1. Handharmonika B; TuHw.; Z. — 2. eiser-
ner Bogen, an welchem ein Kübel, Eimer getragen wird
BsL. Syn. Hiene.
Mitl-: Maultrommel, Mundharmonika GlH.; Gk;
ScHW; Uw f-orgilij. Syn. Triimmi, Trmiipc, Mfdglge.
— »1 äl-orgele": auf einer Mundharmonika spielen
GrL.
örgelen, bzw. ordelen Aa; Bs; B; Nuw; S,
orgle G; Z: 1. Orgel spielen BHk.; G; S; Z. So
lang men orglet, ist d' Chirche nanig [noch nicht] üs
(sprw.) G. In Bs auch: die Handorgel spielen. --
2. heulen, vom Wind. De Wind orgelet eis i de
G'irettene [im Balkenwerk des Hauses]. Jauchzen Ndw;
weinen, namentlich stossweise Gr; Uw. — 3. sich er-
brechen AAZei. — Bed. 3 bezieht sich auf die tiefen,
dumpfen Töne einer 0., wenn nicht etwa vom Partie. Perf
aus eine Vermischung mit , Gurgel, gurglen' stattgefunden
hat. — 11 S-: zu Ende spielen. Bildl. übh. zu Ende
bringen. Es ist üsg'orgelet, es ist aus, vorüber UwE.
örgelen (jförjrc/e» BsL. Si-reng); auf einer kleinen
Orgel, bes. Drehorgel spielen Z. Es göt wie g' orgelet,
leicht und nett von Statten GG. ,Man wird derselben
[der Erbtante] zwar stets höbein, die allerliebsten
Sachen orgeln', bildL, allerlei Schönes, Schmeichel-
haftes vorschwatzen. HSulz. 1830, f.
Orgeler m.: Orgelspieler BHk.
Orgelist BEi.; L; Z, Orgalist GhV.: dass. ,Des
Orgenlists Ffruendhus in der Neustadt Züricli.' Z 1573.
,Dem Orgalisten.' B 1500.
Erggel GlK.; Z feV, •<^i¥ GnPr., ierl-l Tn, irl-l
ZSt., „Ärgel" «c- Aa; Bs; °BS., Irgl SeiiSt., Ncrgl
BRohrb. (-rf-); Zg, , Argger'. Diessenh. um 1400 — ni.:
1. Erker, Vorbau, Vorsprung an einem altertümlichen
Haus, Schloss, Turm, Tor, zur Ausschau oder Ver-
teidigung, oft verziert Aa; B; ScnSt. ; Tu; Zg; Z.
,Der ergel uf dem dor ze Baden.' 1384, Stadtr. Baden.
,Im andern erggel uf dem schloss Tübelstein.' 148S),
Waldm. Inv. ,Podium, meniana, Solarium, ein ärkel
oder lauben vornen am haus. Projecta. erkel oder
fürtächle [Vordächlein] an heuseren. gemach so für-
auss gond. Speculaj, ä. dardurch man luogt. wer
komme.' Fris.; Mai,. .Arcera. erkel an einem haus.'
Dknzl. 1077. 171Ö. Vgl. Übcrschuts. — '2. später
11(1
Ärgst— urgst. Ark urk. Arl-rUrl
450
angebauter Teil eines Hauses BRohrb. — 3. Haus,
das in Rieg gebaut ist. ebd. Syn. Nünjl. —
4. ^■citenwand, Widerlager einer Brücke GitPr.
Syn. Anstreh, Lene. — 5. scherzh. vergleichend : (stark
vorspringende, grosse) Nase Z. Syn. ühämi, Kamin.
Mhd. äfktr, aus lat. arca, kastenförmiger Vorbau an der
Kingiuauer, zunächst von den Byzantinern den Arabern nach-
geahmt. Mitth. d. Ant. Ges. Z XI. Die Aussprache mit </,
welche sich schon 1385 im Z Rat- und Richteb. findet, ist
olne spät4;re Erweichung oder ungenaue Bezeichnung des
Lautes; vgl. eryijen. Der ä-Laut steigt allmählich zu e' und i
»uf ; der Anlaut n ist aus vorhergehendem ein angewachsen.
erggcn I: 1. ekeln. ,Fastidire, erken, massleidig
sein. Facere nauseam, Unwillen, kotzen, erken, sich
erbrechen.' Fris. ; Mal. , Erken: ein Unwillen und
abscheuhen ab eim ding haben; im [sich] lassen erken.'
Mal. ,Erkten [1. -Icn?], erken: görbsen, kopen. uf-
stossen, eructare, exgurgitare.' Red. 1656. , Erken.
erkelen, ekelen, Unwillen: fastidire, nauseare.- ebd.
1662. — 2. wiederkäuen. ,Wenn ein Ochs sich ver-
engen (verstrickt) hat, so erket, kühlet oder ruminiert
er nicht.' Chür. Kai. 1712.
erggelen eM-j/g GlK.; Sch, ergifle LG.: dass. in
(liuL Form. 1. ekeln. ,Es erkelt irer seel vor aller
speis.' 15'2Ü/30, Psalm. — 2. verdriessen, m. Acc. P.
L; ScB. Vgl. if/len. — ge- „gerglen: ekeln; es ger-
gelet im B."
ge-erggelig g'e^rggelig BE., „gergeUg: ekelhaft,
ckelig B; Gr." Syn. gängerlig. Wer leicht Ekel hat,
vor etwas Fremdartigem in Speisen zurückscheut BE.
Krtigen usw. mhd. nicht bezeugt, auch im ä. Nhd. selten,
da schon im XVI. die Form ,ckeln' aufkommt, ohne Zweifel
ans erkeln entstanden. Das engl, irk kann wenigstens für
erggelen 2 in Anschlag gebracht werden, obwohl dem k in
unserem Dialekt ein ch entsprechen sollte. Ergrjeii S konnte
ans irggm (vgl. u. irijgekn) entstanden, dies aus mhd. itriidcen,
ahd. ilarnchjan, iliuchen, wiederkäuen, verk., und damit eine
Etymologie für das sonst einsame W. gewonnen sein. Es
spräche dafür bes. auch die obige Angabe von Rcdinger, da
rticlan, gr. 4peÖy(0, auch lautlich dem ahd. (ila-) ruchjmi
entspricht. Indessen kann Bed. 2 eher aus 1 erklärt werden
als umgekehrt und jedenfalls ist Vwdtsch., wenn nicht Iden-
tität, mit erggcn 11 anzunehmen.
crggen II: grimmen, stechen, schauern, d. h. ein
unangenehmes Gefühl haben oder verursachen. 1. beim
Knirschen und Bürsten der Zähne, beim Beissen in
wollenes Tuch, beim Hören des Ritzons mit einem
Messer auf Glas, beim Scharreu oder Feilen mit Eisen
auf Eisen, beim Kehren mit abgestumpftem Besen
adgl. W. — 2. zuckenden Schmerz verursachen bei
Eiterung z. B. in einem Finger. TSs ergget-mi W. Syn.
zocken.— 3. quälen, vexieren B oS. — un-: (unpers.)
vor Kälte steife Finger und prickelnden Schmerz darin
haben W. Syn. uniglcn Sp. 151.
Neben erggu W in der Bed. 2 soll auch eggu gelten.
welches wahrsch. mit dem Ap eggrJe (s. tinighii) und dem
dort üliergangenen Comp, i-eggde ApK. zsgehört. Das Letztere.
unpers. rcN., bedeutet die unangenehme Empfindung, welche
man hat, wenn man Jmden etwas Saures essen sieht, aber
auch. Wenn man mit den Zähnen knirschen hört, trifft also
mit dem folgenden irggehn in der Bed. zusammen, so dass
nur die Frage bleibt, ob egg- hier aus ergg- entstanden sei
oder ob es dorthin gehöre. Ob 3 hieher gehört, ist frag-
li'h. Es könnte auch eine Abi. aus arg sein. — Das Präf.
« ie in uniglcn zu erklären.
'Tggelen, irggelen: „vom Beissen unreifenKern-
"l'stes Schmerz in den Zähnen haben, unjiers. m. Dat.
Scliwelz. Idiotikon I. 4.
Tn.- Stunipfwerden der Zähne von Säure oder kirren-
dem Ton, z. B. eines Rades; Syn. es göt Eim dur
d' Z«> dure ScnSt. ; ZBenk. ,Die zän der kindern
erkelend.' 15S1,'48, Jerem. (= .werden stumpf'. 1667).
,Lach nit mit im [deinem verzärtelten Sohn], dass du
nit auch mit im weinen müessest, und das dir am
letsten deine zän erkelind.' 1531/48, Siu. (= .kirren'.
1667). .Fructus acerbus: ein grüene unzeitige frucht,
die einem die zän macht erggelen.' Fris. Vgl. Erggeli-
Zan(dJ.
erggelig. irggelig Scii Sulger; TuSteckb., erg-,
irg- AAZei.; Tu, g'irgeVg ZUhw. : stumpf, fieberhaft,
von den Zähnen in Folge von Genuss unreifen Obstes.
Auffallend stimmt in der Bed. zu irggchn das spät mhd.
und ä. nhd. ,i]gern', stumpf werden, von den Zähnen, welches
ohne Zweifel auf ahd. UM, fames vel Stridor dentium, zurück-
geht, aber allerdings auch von der Empfindung des Ge-
lüstens nach sauren Speisen gebraucht wurde, und die
einfache Form ilgcn neben sich hat, daneben wieder mit -er
das Adj. ,elger', stumpf, von den Zähnen. Aus ,ilgern'
könnte durch Umstellung irgeln entstanden sein. Da aber
in Laut u. Bed. unserm W. einfaches erggen (II) zu Grunde
liegt, welches, weil ihm l fehlt, nicht mehr mit ,ilgern' zu
vermitteln ist, so muss die Möglichkeit ursprünglicher Ver-
schiedenheit, viel], nur zufälliger späterer Berührung beider
VfW. und Zugehörigkeit von erggelen, irggelen zu erggen I
offen gelassen werden. Die Bedeutungen wären hier nicht
unvereinbar, denn Gefühls- und Geschmacksempfindung gehen
leicht in einander über, und insbesondere kann sich das
Gefühl des Stumpfwerdens der Zähne eben so gut mit einer
Anwandlung von Ekel wie von Gelüsten verbinden; das Ap
i-eggeh (s. Anm. zu erggen 11] ist auch nicht zu trennen von
eggelc = uniggle usw., welches wie unerggen (s. u. erggen II)
den stechenden Schmerz der Kälte in den Extremitäten be-
zeichnet. Lautlichen Zshang mit igten durch ilgen, iltjern,
sowie weitere mögliche Vwdtschafteu lassen wir bei Seite.
ver-un-n rggen s. rer-tm-nrdmngen Sp. 442.
äl'gstlicll c'rgitJi ZoStdt, ergilig ZoÄg. : unartig,
hässlich, ungeschlitfen. — Vom Sup. ärgste
Arkedant s. Argedant.
Arkoli Arclielei-\ ZscnoKKE 1797 f.: Artillerie, Ar-
tilleriekunst. .General über die Arkeley.' JKLav. 1644.
— Von lat. areuhaliata, Wurfmaschine.
Arkord s. Akkord Sp. 131.
Erker n.: Ertrag der Buchen für Schweinefutter.
,Wann die Achelen [Eicheln] und das E. wohl grat
[gerät].' Stockar 1521.
Mit Einschicbung von r aus lid. ,Ei:ker(nl' entlehnt.
Vgl. Aclicrcn S]!. 70, bes. in dir Auni.. w.. die Formen mit
-<■/.■- für das iiönliiehe Grenzgebiet nachgewiesen sind.
Arie, Arele, auch Buchs- Bii.c- f.: Alpen-, Berg-,
Leg-, Zwergföhre; Krumm-, Knieholz; Zwerg-, Alpen-
kiefer, pinus montana, pumilio, humilis, mughus Gr.
Syn. CliüeUiime, -höh; Fece; Tale. Nach St. nebst
Tross das letzte Gehölz auf denjenigen Alpen, wo
nicht die Arve (pinus cembra) wächst.
Name und Pflanze auch in Tirol und Vorarlberg. Das
W. scheint mit Arte (s. Arhe Sp. 421) zszuhangen, für das
auch Arfle vorkommt; der Lippenlaut konnte vor dem zu-
getretenen diniin. l ausfallen und dafür a verlängert werden.
Arre :* bezeichnet wirklich das Selbe was Arie, und wie die
29
151
Arl, ci'l. irl, orl, iii'l. — Ann, orni, iim, urm, uriii
452
Ijculüii üowäclise gcogi-aiiliisch, so st-lu-iiu-u ilio Namcu oiu-
audcr vertretea zu küriucu. Fcnior wird für Ärvc :i das
selbe Syu. angegcljun wie für AHc — Kambert setzt frz.
arolk = Arve.
arlört s. alert Sp. 172.
Erle e'- Ostschw., EierU Tu (ruriK.), Berle
BHa.; Oiiw, Eräle BLauterbr., Edle BSi. f.: alnus,
und zwar hier a. glutiaosa Tu, wofür g-enauer schimrzi
E. gilt, dort Weisserle, a. incana BSi.; Syn. Trosle.
Chlini oder Fehen-E., niedriger Wcgdorn, rliamnus
puinilus. Wildi E., Alpenerle, betula a. viridis W;
Syn. 'Trosle. Der PI. d' Erle", als Orts- oder Flurn.
z. B. Korporationsgüter in Scnwlbach; ttf E., ein
Quartier des alten ül. Vgl. das Erli, Erlach. — Erlen-
äste an einem Freitag früh zu Pflanzen gesteckt ver-
treiben den Mehltau. RoinENBAcn.
Alid. crila und elim. Ei- für c' vor r beliebt in den
n.-a. MAA., vgl. u. eren Sp. 404.
Brand-: alnus incana AiBb.
Kuess-: Alpenrosenstaudo SonwMuo. — Entstellt
aus Drues-, dessen d als Art. aufgefasst wurde. Vgl. Syu.
Druea~näyeli^ Hücncr-drusli.
Schwarz-: 1. alnus glutinosa (s. o.) Z. — 2. Faul-
baum, rhamnus frangula G oT. — Li^tzterer audi im It.
alno nero genannt.
Drues-: alnus viridis LE.; SciiwiMa. Syn. Trosm,
Trtiess, Trosle.
Erli n.: Erlengebüsch, -wald; Flurn. Aa; Z. .Die
sat in dem erly.' 1485, S Woch. Als fingierter Ortsn.
und Wortspiel mit erli, ehrlich, i. S. v. Ort, wo ehr-
liche Leute wohnen, z. B. : Im E. hat 's nüd eil Lüt,
CS ist schier üsg'storhe, d' Lüt yönd lieher yo Erlose Z.
Wahrscli. = ,Erlaeb', BOrtsn., oig. appellativ, uibd. erla<:h
(ahd. eiiuhi), Krleugcbüsch.
crlin eierle" GAndwil, sonst c'rliy, erli": erlen, aus
Erlenholz Aa; B; Sch; S; Z. Erlis ist nid Buechis.
SuLGER, mit verstecktem S.; vgl. Erli. Ebenso: Nimm
erligi Bletter, drück se-n-üs und wasch d%" Llh dermit.
Schild. Erlis ist 's hrsl IIiJ.. n-il 's am Länystc wärt
Z. Er ist nid rom ciiliir llnl.: ifmacht, nicht ehrlich
Aa. Erlis IIols im eig. Sinn gilt als das dauerhafteste
zu Wasserbauten.
Erli GKh., Irli Son: m. Taufn., nach G Angabe
^ Ulrich, nach KiRcuii. = Georg.
Erstere Bed. beruht anf willkürlic-lier ijbertragiing. da
namentlich der Voc. der wirklichen Abi. ans Ullrich im
Wege steht. Dagegen konnten diese Eornion leicht aus Jürli,
Georg (s. d.) entstehen, indem das cons. / im nachfolgenden
Voc. uutcrgieng.
Erlig, Erli" ni. s. Järli'Uj.
El'libiichcr m. : 1. Name einer Pferderace. —
2. blaue, sehr grosso und säuerliche Traubonsorte,
welche zur Erfrischung anderer Weine sehr beliebt ist Z.
1 von dem durch seine Pferdezucht und seinen l'fcrde-
markt bekannton Orte Erlenbach BSi., 2 (verstehe -Truhe m.)
von einer Ortschaft am ZS.
erlibacheren: zechen mit dem Nebenbogriff der
Behaglichkeit und Fröhlichkeit Z.
üyn. /ullaiulercn. Beide Ausdrücke schieben den genannten
Hang aus nachbarlicher Neckerei den Bewohnern der betr.
Z Ucmeinden zu.
Orleander m. = Aliander (Sp. 173) 6T., W.
Ol'lc": einen schrillen, pfeifenden Ton durch die
Nase ausstossen, wie die Ziegen und Gemsen tun G oT.
Syn. ■pfxiichsen. — Wabrscb. aus hurrlc (s. d.) durcdj Auf-
geben des h verderbt.
Orle" s. Oryele" Sp. 447.
Orli, Orlei n.: Uhr; das Uhrwerk. Das Jahrzeitb.
des TnKlosters Tänikon verzeichnet ,ain orlai' als
Geschenk. ,Als du das Urlei witt richten und das
gewege uf ziehen' [usw.]. 1885, Instruktion zu der in
L von einem Basler erstellten Turmuhr. ,Orlimacher'.
1455, Bs. ,Das Orley zu unserer Zügklocken [Zit-
glocke d. i. Schlaguhr].' Würstis. 1779.
Mhd. or(u)lei, urlei aus spätlat. liorologium, welc-bes W.
in dem obigen L Eintrage neben der umgedeutschten Furm
in lat. Texte vorkommt. S. auch Bs Taschcnb. 1S52, 244.
Hieher gebort viell. auch (falls nicht vielmehr zu lesen ist
,Örti' s. Vric) St. 's Angabe aus UUrs. „ÖWi f., Zeche"; zu-
nächst = Zeit, Stunde, welche den (Abend-jTrnnk beendigt,
oder das der Geselligkeit gewidmete , Stündchen'.
Örlig(er) s. Nördli"ger.
Urlet, Urlib s. Ur-laiib.
Urli s. Uelerich Sp. 183. Urlig s. Hurliy.
Urlig, -ieg, -ug, Ürl-, Üerlig s. Ur-lug.
Arm, Ära GuRh. ; W, Arme" Gl — PI. Arm Bs;
Z f-e-;, Arme^ Gl; Scn — m. : 1. Arm am mensch-
lichen Körper; im BO. Armli auch ohne dim. Bed.,
z. B. lieber e Vers Därmli as e müeds Armli; auch der
stärkste Mann spricht von seinen Armierten. ,Jactare
brachia, die ärm(e) zerwerfen', lebhaft gestikulieren.
Denzl. 1G77; 171(3. Bruch dr Arm und säg: 's valt
Gott! Ineichen. Wortspiel: er tuet den Arme Gneis,
schont faul seiner Arme, die er in einander verschlun-
gen hält Seil; Z. Sl" Sach oben i" A. trlhe" und syn.
Öppis 0. i" A. mache; o. i" A. drl" fare"; o. i" A.
ufne" s. oben Sp. 50, M. ; sämratlich beruhend auf der
RA. 0. i" A. (Stei^J werfe", wuchtig werfen, eig. mit
erhobenem, wie unger [unten] i" A., mit gesenktem
Oberarm SL.; s. Oberarm. ,Ich hab mich gerüst,
einem ein arm abzehowen' [Drohung]. 1525, Egli Act.
Bildl. : Crcosse l/fre [Herren] hend lange Arm. Si'kesg.
Einem en Are'" uberhan, ihn schützen W. Z' rechter
Zit d' Hand am A. ha", eingreifen. Hoksiätter. ,lcli
habe Fleisch für meinen Arm gehalten', menschliche
Hülfe gesucht. ATestam. 1091. — ■ 2. am tierischen
Körper: Vorderbein, Oberschenkel. ,Die Aft'en haben
arm wie der Mensch.' Tiehh. 15ü3. ,Der gekochte
arm von dem widder.' 1531/1007, IV. Mos. — 3. Teil
von Geräten und Werkzeugen. Ein Paar A. hat
das Spinnrad Ouw; die Säge, allg.; die Webcrlade (die
beiden Schienen, an welchen sie hängt), s. Lad; die
vordem und hintern Pfosten des Webstuhls halten in
je zwei , Armen' die beiden Webebäume; die ähnlicli
den Armen eines Gewässers verlaufenden Gänge für
den Rauch in den Mauerwänden. ,Die Reinigkeit der
Cammine und der darinn laufenden Armen.' Z Polizei-
ordn. 1770. Auch der einzelne Hebel, mit welchem
eine Schleuse regiert wird. .Die Schwelli zoinache|n|
mit einem a., das man sy künn ufzüchen, dass das
Wasser sin gang mög han.' 1570, Mev. Winterth. Chr.
S. noch die Compp.
Ahd. aram mit cingoschcibenem Nebenvoc. zw. /• und iii,
welch letzteres in den Gebirgsmundarten sich zu ii verdüuuen
kann und dann abfallen uiuss (wie in Jlorc", Hörn u, a. ; vgl.
auch llode" neben diui. nudcmli u. a.l. — l'l. .ärm' auch bei
JHott. 160(i; LLav. lliTO (,ärme'; dag. .arui' in den Ausgg.
453
Arm, crm, inii.
4f)l
des XVI.); Goliath 17 11 und iil)h. vorw. in il. hitt. — Im
BO. liuliiiiucli bezuichuet die dim. Form nur den eigenen
Körper als lieb; vgl. das horaer. (piXa ifuia usw. — 2 eut-
spriclit dem lat. armus, Vorderbug. — AI)1. Arvd Sp. 443.
Ober-: 1. Snbst. Mit dorn 0. (einen Stein) wer-
fen, mit grösstmöglicher Kraftau.strengung S, vgl. oben
I" Ann. ,Der Tochtermann machte sich zuerst sehr
anfbcgehrisch und wollte den Johannes von ohen
herab traktieren und ihn einscliüchtern, mit 0. drein
reden. Aber Johannes kannte als Wirt diese Sorte
von Leuten auch und redete noch mehr o. drein.'
GoTTH. — 2. adv. (auch oherarms) a) stark; stolz.
0. dri scMö", mit grösster Kraftanstrengung S. 0-s
Silin Grind treffe", auf den Kopf schlagen BRi. O. dri"
rede", s. o. 1. ,üa fluchte er, schlug den Rest der
wenigen Batzen auf den Tisch und sagte Oberarm
drein [mit Entschiedenheit, Nachdruck], er gebe keinen
Kreuzer mehr.' Gottu. ,Er wollte Eisi [Elisen] so
recht 0. wüst sagen', sie tüchtig ausschelten, ebd.
0. ine [hinein] tue", grosstun. ebd. - b) leichtfertig,
unvorsichtig, 's Geld o. iclie [hinein] verxchhnijije [ver-
schleudern]. GoTTH. 0-s i d' Schulden inhi [hinein]
waten BRi. — c) o. ine tu", ■ eine Person, ihr den
Arm über die Schulter legen, liebkosend, halb um-
armend B.
Die Bedd. von ohirarm(s) cnlsprerhen z. T. denen von mit
0. und ohen i" Arm, und es ist nur die Fr.ige, ob alle drei
Ausdruckswcisen aus der selben Grnndanscliaunng selbständig
aeben einander entsprungen seien, oder der adv. Gebranch ans
den subst. Constrnlttionen, oder diese aus jenem, gleichsam als
erklärende Auflösungen des nicht mehr recht verstandenen
obnarni. Vgl. , überhaupt', welches W. in der ä. Spr. ähnliche
Beil. wie olcrarm hatte; ,Oberhand' : ,iiberhand (nehmen)';
ferner ober für olcn Sp. 52 o. Die Anwendung c dagegen
beruht auf Verwechslung von ulu-r, über mit ober oder des
Ailv. oben in der sonst gebräuchlichen RA. Jnidn oben i. n.
mit dem in anderen Verbindungen beliebten nbcrarm.
über-ärms: ein Arm über den andern gelegt.
Arm in Arm, mit verschlungenen Armen (Geberde
vertrauter Freundschaft) S; s. Sp. .50.
Grätten-armc (PI.): an dem Gestell des Vorder-
wagens die zwei gebogenen Hölzer, welche hinten
zwischen Achse und Schemel hineingeschoben, vorn
die Deichsel am dickern Ende umschlicssen SNdramt.
Vgl. das Folg. Anderwärts bedeutet Oräiie die entspre-
iidc Vorrichtung am Hinterwagen.
H(-,n-arm SBb., -ärc B, Hö- AaF.; BsL.; S: dass.
%n. Mön, Höchli; Diechskn-arm, -hagge; Seher-arm.
Im ersten Teil kann nicht ,hoh, hoch' stecken, da dieses
sein ci nie verliert, und auch die Bod. nicht passen würde,
sondern es wird an eine Abi. von höhen, haugen, zu denken
sein. S. Jlön; Holebni Sp. 46 und Iloßi.
Chämi-: Seitenzug des Kamins Z.
Schiuen-: eingeschienter od. künstlicher Arm Z.
Scher- -i'- ^ Honarm TuHw. — Anderwärts hcissen
die Arme am Hinterwagen ,Scheere'.
iStump-: verstümmelter Arm, Armstumpf Gr.
Diechsel- SBb., Bicchsle"- AaF.; SSchwa. =
Sonarm.
Turn-: die drehbare Vorrichtung zum Aufliängen
des Kessels in Sennhütten GnPr. — Von turnen, drehen,
wenden, frz. tourner. Vgl. Turner.
ge-armct: mit Armen versehen. .Lysistrati di-
vitias habes, du bist lang gearmet aber kurz gereichet',
du liast lange Arme, vermagst aber wenig zu erreichen.
I»KN/i,. IGTT; 171(). — Direkte von yli-w, nicht von «nHcn,
gebildet.
armen: mit den Armen auslangen, lebhafte Ge-
berden machen BO.; Z IS. Dem isc/i iVis* [Ernst]
z'redc! er armet imel [einmal, wenigstens] grüsdich
BSi. Armen u fechte mit de Hände" BBe. „ Usi arme,
z.B. in heftiger Rede, im Wahnsinn BHk." — ,er- I:
(mit den Armen) erarbeiten, multo sudore ac laborc
comjiarare, mit Übelzeit erlangen.' Dexzl. 1677; 1716.
— Hat sich tw. mit er-amen vermischt; s. d. und s. auch
erarmeii unter arm. — US-, US hin-: mit den Armen aus-
recken, heftig gestikulieren B.
um-;irmlen: zärtlich umarmen, von Kindern ZWl.
Armcte" f.: so viel als man auf ein Mal mit den
Armen zu fassen und zu tragen vermag Gr. Syn.
Armvoll.
arm: 1. (von Personen) a) an Besitz. Eiehs
und Arms, Jedermann Gr. ä. wie Lazarus L ; SenSt. ;
S; Z, wie Hidb ScuSt., wie e Chil(ch)emüs [Kirchen-
maus] L; ScnSt.; S; Z. Er ist dem Herrgott en arme
Mn" srhiildig und muess-e" selber zale", trenn er im
Niemri- slrllc» cha", von Einem, der so lebt, dass er
notwendig mit den Jahren in Not und Elend geraten
muss. Ineichen; Sdlger. Sprww. : Gott hilft den Arme
(die Elche helfe" sich selber). Ineicuen. Arm si" ist
kr" Schand (ricli st" fce» Er), ebd. Die Arme liänd
die meste Chind. ebd. A. LiU händ Iceni Verwandte
(Fründ). ebd. Es ist l;e Mtietcr so arm, si gid dem
Chindli warm. Ineichen; Sulger. Den Arme" g'hnrt
's Himmelrieh (de" Elche" 's Erdrlch). Ineichen. Eh
arme Ma" ist wul gibore, hed er d' Ttiged nid verlöre.
Sm.GER. Dem Arme" stät iedes Chleid a". Der Arm
mues allethalbc" dihinne" strV. Sclgeu. Armi Lilt
träged armi Chrils. ebd. Der Arm mues i'n Sack
oder mues Hör lö [Haare lassen], ebd. Der Arm lebt
gern, hur wie fern [voriges Jahr], ebd. Der Tüfel
isch nit geng [immer] a" der Tür vo" de" Arme". ,ln
eins armen maus se.ckel lit vil witz verborgen.' UMey.
Chron. — b) an Körperkraft, Gesundheit: schwach,
gebrechlich, krank AaZ.; BO., Si. Schwächlich,
unansehnlich BRi. Es ist mir a. uf-em Herz, ich
fühle Schmerzen auf der Brust BHa. — c) an Glück:
elend, beklagenswert, unglücklich. En arme
Tropf Aa; Z (auch von körperlicher Gebrechlichkeit).
Du Arme z' Nacht! armer Teufel Bs; TnHw.; Z. —
d) an gei.stiger Leistungsfähigkeit: schwach, erbärm-
lich, schlecht. En arme Prediger BHk. ,Die Ab-
geschiedene sei Weintrinkens halb eine arme Haus-
hälterin gsin.' 1580, JMüll. — 2. (von Sachen)
armselig, kläglich, traurig, schlecht. Das isch en
armi Q'schicht (Sach); en arms Wettei'; es isch en
armi Not mit-em; es isch doch en arme Zug mit dene"
lAlt'" Gr. Es ist en armi Sach, wenn-me" Nüd g'selid
Z. En armi Patschig, ein unwürdiger Vergleich in
einem Rechtshandel GrD. Es arms Zitg'rcis, schlechte
Uhr W. ,Aber arms wetter und der berg [Gotthard]
verschütt ist gewesen.' 15.31, Strickl. ,Doch ist es
ein a. ding, dann sy niendort [nirgends] gelt band.'
ebd. ,Rem miseram! adverbium dolentis: ein arme
sach, arbeitsglig und erbermklich ding.' Pris. ,Tatend
dise arme Geschieht [die Mordnacht zu Brugg] den
Eidgnossen ze wüssen.' Tsohüdi. .Neiswas armen übel-
geryniten Bettellieds.' ebd. — 3. in stehender Ver-
bindung mit gewissen Subst., meist von Personen, in
455
Arm, erm, irm. orm, urra
allen 3 Bedd. vob 1. a) armi Kind: unheilbar Kranke,
bes. Geistesscbwache, Blödsinnige, welche im Spital
untergebracht, ,verpfründet' wurden; Syn. Hüslcind.
.Pfleger der armen kinden im Spital.' UMet. Chron.
— b) ,a. Lüt': Untertanen in den Vogteien. ,Wär
ouch sach, das ein Her der vogty [Eggen] zu Costanz
ligen wurde, so sol er die a. 1. bitten lassen umb holz
in siner herberg ze brennende, und sol man das holz
howen in der von Munsterlingcn [einem Dorfe der
Vogtei] holz, das man nempt das fronholz.' OiTn. Eggen
Anf. XV. ,Soll die Jahrrechnung Statt finden, was
der Vogt den a. 1. auch verkünden soll.' 152'2, Aesch.
Die rebellischen Untertanen von Lüpfen forderten die
,a. 1. und hintersässen' des Grafen von Sulz auf, ihnen
Beistand zu leisten. 1524, ebd. ,Wann ein Abt etwas
nüwer anfordrung zuo einem Gottshusman ald Hinder-
sässen vermeint ze haben, dess aber der a. man nit
geständig . . .' 1525, ebd. Doch auch in allg. S. von
Armen, die es erst durch Schicksale werden. A. Lüt
mache", z. B. durch Krieg, allg. ,Den[en d. i. den
kriegführenden Mächten] was so not über einanderen,
dass sy arm lüt machtend und das Kristenblut ver-
darbtend.' 1523,Stockar. — c) ,a. Mann'. UMet. Chr.;
,a. Mensch'. Winterth. Stdtb.; Kybürg. Malefizordn.
1G34; Obw Staatspr. XVI.— XVIL, ,a. Person.' Ndw
Landb. 1540, ,der a. Übeltäter (Sünder)', und schlecht-
hin ,der A.' L hiess der angeklagte und zum Tod
verurteilte Verbrecher. — ,A. Mann' übertragen auf
Sachen: Brodschnitten, syn. ,arme Ritter'. ,Ein
armen man gegilbt' [mit Butter od. Honig bestrichen ?].
G Stiftsarch. Armi Manne heissen zu Bs lange Schnit-
ten von Weissbrot, in rotem Weine eingeweicht, in
Butter gebacken, in Zucker und Zimnit umgekehrt
und mit einer Brühe von rotem Wein, Zucker, Zwie-
beln und Korinthen begossen.' Spreng; vgl. Chrii>ijieli.
Dahin gehört vielleicht auch: ,armeritter, malus ar-
meniaca, eine Art Äpfel', in einem Würzb. Koclib.
des XIV. — d) ,A. Burger' im Ggs. zu ,riche B.' im
alten L bezeichnet wol nur den Unterschied zwischen
rats- und regimentsfähigen Rittergeschlcchtern gegen-
über den Handwerkern. — e) a. Seele: nach kathol.
Sprachgebr. die Seele dos sündhaft verstorbenen und
noch nicht aus dem Fegfeuer befreiten Menschen, für
deren Erlösung daher die Überlebenden Gebete und
Opfer darbringen. A. Seelen erscheinen im Volks-
glauben u. A. als Irrwische; im W heissen Armesile-
G'seldchte Geistergeschichten. Bei den Reformierten
wird der Ausdruck nur von lebenden Menschen ge-
braucht, aber die ältere Vorstellung liegt doch noch
zu Grunde in RAA. wie: Tue das fgih-em das), dass
die a. S. line liäd! wobei urspr. an den unruhigen
Zustand der Seele eines Todten gedacht wurde; und
in der (bei beiden Konfessionen üblichen) Beteurungs-
formel: fuf) mV armi Sei usw., welche urspr. den
Sinn hatte: so wahr ich wünsche, dass meine a. S.
nach dem Tode erlö.st werde BsL. In B kann uf
weggelassen werden z. B. ml' a. S. iscli es u-är! oder
es wird Sei weggelassen, aber dafür turi, teure, zu-
gesetzt: ,Uf ml armi türi, es wäre schlechts von ihm.'
GoTTH. ,Aher ich darf 's uf die armi iüri nit säge.'
ebd. Oder man begnügt sich mit: uf ml armi! ,Ds
Augewasser ist ihm gekommen, vf my Arme wie ne
Hüsbrunne.' Gottu. — f) a. Tage = kxmyii, bes. in
der Verbindung: z' arme Tage cho", in Armut ge-
raten, verarmen L; SciiwMuo. Er vird slriur\\mUt\g
bleiben], bis er z' a. T. üs ehunnt. Stütz. Dann auch:
z' a. T. üs Chleider chaufe müese, sich arm kaufen Z;
und zuletzt abstr. nur zur Bezeichnung hohen Grades:
si"'' z' a. T. arbeit^, sich müde arbeiten ; %''• ha müese
z' a. T. Strumpf ume mache [flicken] B. In eig. Bed.
schon im XVIl. ,Dardurch sie [die von Alchymisten
verführten Leute] sich selbs und ihre Hushaltungen
zu a. t. bringend.' 1628 B. ,Wo ihre Grossmütteren
zu a. T. käment' 1637, Erbr. Baden.
Tarjc ist hier in abstr. Bed. gebraucht wie in den Comp.
Leblafi, Siechtay u. a. = Zustand, schon in der ä. Spr., und
oft in schwacher Form. Gr. Gr. 2* 490.
hüs-arm: wer arm ist, aber weder betteln geht
noch öffentliche Unterstützung in Anspruch nehmen
lässt, also seine Armut verbergen will und sich mit
Arbeit durchzuschlagen sucht, so dass die Wohltätig-
keit ihn zu Hause aufsuchen muss Gr; Ndw; S; Z.
,Das sie nit sigen recht bettler, sunder von Unglück
kumm 's in [ihnen] har. Etlich heischen eim hus-
armen man [d. i. unter diesem Titel] . . . Also sig er
in armuot kon.' Gengenb. Bettl. ,Si weltind das erlöst
gelt husarmen lüten, da es am basten angeleit war,
erschiessen [angedeihen] lassen.' 1523, Egli, Act.
,Dann sy es einem hausarmen menschen geben wol-
len.' SHocHH. 1591/1693. Vgl. still-. Es husarms
Mannli, Familienvater, der mit Not und Kümmerniss
zu kämpfen hat S.
Mhd. hümrm, wer kein Hans oder Obdach hat, und so
viel), noch in obigen Stellen aus der ä. Lit. Auch M.aler
orlilärt ,herberglos' und , dürftig' iibli.
bluet-: 1. sehr arm (arm bis aufs Blutl Z; .so
auch bei Mal. u. 1692 Mey. Hurt. ,V(in dem demü-
tigen und blutarmen Apostel Petrus.' SriiniiiNia:K 1695.
— 2. arm an Blut Z.
In der ersten Bed. wird der Ton meistens vorwiegend
auf das zweite W. gelegt, weil eben nicht eine Art, sondern
ein hoher Grad der Armut bezeichnet werden soll. Vgl.
tod-, NMan. sagt: ,bluetlichen arm', mit verstärlieiidom .\dv.
still-: wer Armut still erträgt. Stdtz. S. hüs-.
tod-: ganz arm. Völlig t. UwE.
Gleichsam: a. zum Sterben, so dass man Hungers sterben
kann oder muss, dann aber nur mit allg. verstärkeuder Hed.
des ersten W. wie in todmiied n. a.
armen: 1. intr. a) arm, ärmer werden, ver-
armen B; L; UwE., Ab-em Bettle armed-mu" [man]
nüd, aber es Bitzli «'würden [unwerter werden sc. tut
man; d. h. man wird von Andern als Last betrachtet]
BO. We" ds Bürli armet, su schleclitet 's BSi. ,Wan
zwei Ehementsch bey einander gearm(e)t wärend.'
Sarg. Landr. 1674. — b) , schwach werden, an
Leibeskräften abnehmen BO.' — '2. trans. arm ma-
chen. Almose' ye' armet nid. Ineicuen; Sulger. ,l>as
Kirchenbauen armet nicht.' Schweizerbote. , Kirchen-
gehen sauinet [versäumt] nicht und Almosen geben
armet nicht, haben die Alten gesprochen.' Ulr. 17"27.
er- II: 1. intr., (ganz) arm werden BBe.; Gr;
Denzl. 1677; 1716. ,Durch krieg und andere unfäl
erarmet.' SHochh. 1591/1693. — 2. trans. a) arm
machen. ,Gott hat sie solcher gestalten erarmet und
gestraft, dass sie in höchstem Elend gestorben ist.'
AKlingl. 1688. • — b) sauer (durch Darben) erwerben.
Das Güetli het er erarmet GrAv. — Letzteres lässt sieb
freilich auch als Verderbniss aus crailicf erklären oder auf
Arm Idiireli Händearbeit erwerbenl deuten; s. 0.
457
Ai'iii. erui, irm, orm, unu
ver-armon = armen 2. ,Wie AUmusen geben
nicht verarmet, also tut Kireliun icehen nicht ver-
säumen.' ItiOl, JMüLL.
iirnien: arm machen. Nach Dial. veraltet. ,Minn
[liebe] ich ainen menschen, der ermetmich; minn ich
got, der riebet mich.' G Hdschr. — ent-: dass. Hie
Chrankheite hend-is ijanz etermd Ndw. Ent- pleonast.
gedacht i. S. rou .(.-ntkräften'. — er-: dass. Pris. ; Mal.
,Pann Triphon bette das land übel erermbt und be-
raubet.- 1531/48, I. Macc. (,arm gemachet'. 1667).
„ärmeren: dass." — Tom Comp, gebildet.
Ärmi e'- Bs; B; Gr; Uw, F- Z — f. : Armut.
D' JE. ist Eim hei Schand. Id. B. In Gk ist die An-
wendung des W. beschränkt auf Verbindungen wie:
der E. z' lieb, ran E. tvege, E. halbe, aus A.
armklich: ärmlich, armselig (Adv.) Sch. ,I)o wart
der .selb küng ellenklich [elendiglich] und a. [auf
klägliche Weise] überwunden und erslagen.' Herk.
d. Schw. ,Der herzog Hess die gefangenen ermklichen
ertrinken.' PjOlib. ,Male vivere, armklich.' Fris. , Einer
so alleinig und a. haus hielt.' Schimppr. 1651. — Mlid.
armfdüh.
Arrauet, Armmuet Gr und dort an einigen Orten
n., sonst Armuet, Arnirt f. : wie nhd. 7?« A. steche
[stecken] Gr. Sprichww.: ,A. ist ein böser Gast in
einem alten Haus [Leib]. A. ist en Luchs, fangt en
Fuchs, 's füered vil Strasse i' d' A. ,A. wehe tut.'
A. ist SU vile Dinge guet. A. ist nicht für all Un-
glück gut.' SüUi. ,A. selten recht tut, paupertas ini-
niica bonis.' Denzl. 1716. ,A. ratet nichts guts, pro-
clivis sceleri egestas.' ebd. 1677; 1716. — I)im. Ar-
müetli", concr. 1. kleiner Besitz an Pahrhabe
oder Grundstücken, ärmliches Gütehen Senf; Sprkn«.
,Dise armen freuen mit irem a. in spital ncmen.'
1530 Z. Die Frauen von Gnadental hatten ,ir a.' nach
Meilingen geflüchtet. 1531, Absoh. ,Es war ihnen so
gach [eilig], dass sie den armen Sondersiochen [Aus-
sätzigen] nicht der Weil [Zeit] Hessen, ihr Annüetlein
Ton dannen zue flüchten.' DZwinoer 1562. ,Sie wollen
des N. sei. zwei Knaben in den Spital ufnehmen, doch
dass ihr Armuctli beschrihen [verzeichnet] werde.'
1637, Sch Eatspr. ,Was antrirt't min zitlich Guet und
min arnimuetli, das ist in guetcr Ordnung. Und min
üebi Husfrouw zue dem arnimuetli so wol gchulfen
als ich, und ihren von Gott und aller billigkeit gehört
so wol als mir.' 1646, Z Staatsarch. ,Ach wie mancher
armer Mensch ist bei seinem Annüetlein 1000 mal
vergnügter als der reicheste Crösus?' 1733, Ui.r. —
2. Schamteile, bes. eines kleinen Knaben BO.; LE.
Deck-di''; Bilehli! me sieht dir dl ganz Armiietli!
Spreng. Syn. Sächli.
Armueti „Bs"; GTa., -ei Z, auch Aruhjri Bs;
Seil, -ißei AaZ.; „Bs"; S — f.: grosse Armut, „elemles
hungriges Wesen AaZ.; Bs."
„armueten: in Armut leben." — armüctelen:
1. von Menschen: karg leben B. — 2. von Sachen:
armlieh aussehen. Es armüetelet grüseli"'' bi-n-em B.
armüetig, armm- Gr: arm, ärmlich, armselig,
elend ßs; B; Gr; LG. ,Im Stübchen sah es nicht a.
aus.!^ GoTTH. ,Diser armüedig [Arme] hat sich ver-
trritlen in etwas diebstelen.' XVIL, übw. Ein a. Kind,
krank, schwach GrAv. ,Ein a., wüstes, steinichtes
Land.' Gr 1719.
Gotth. sclireibt tw. ,armm-'. Die Schreiliung mit d be-
ruht viull. auf Umdeutung, da mhd. iniiedc, mitcdinij auch
, Elender bedeutet.
„armüetlich: ärmlich, Armut verratend."
armuetselig armet- B; TuSteckb.; ZKn.: arm,
ärmlich, armselig. ,¥» misero mihi: o wee mir armet-
seligen.' Pris.; Mal. ,Sie wollend der armutseligen
Frauwen wuchentlich 4 Brot [verab-] folgen lassen.'
1637, Scn Eatspr. — Armetseligi f.: Elend, grosse
Not und Dürftigkeit. I''' tveiss ror A. nid wie mi"''
chere' B.
Gebildet wie arheitsdig und zunächst niich dem eiufachern
armseUy, welches ebenfalls hieher gehört, da es nicht mit
selig zsgs., sondern von Armml ^ Armuet (vgl. , mühselig'
von ,Mühsal') abgeleitet ist und darum freilich auf e keinen
so starken Tiefton haben sollte.
Arniäde f.: Heer. ,Alle Musquetierer einer Ar-
maden Süllen einerlei lot schiessen.' JKLav. 1644.
— Schiff-: Flotte. ,Facere classem, eine schiftarmada
zuerüsten.' Denzl. 1716. — Die span.-it. Grundf. zh dem
frz. urmic.
Zundel-Arme: Spottname einer von einem ge-
wissen Ignaz Hunziker, beigenannt Zundel-Xazi, be-
fehligten Schaar von jungen Leuten, welche sich i. J.
1799 gegen das , Direktorium' auflehnten und wähnten,
die französische Besatzung aus Unterwaiden vertreiben
zu können.
Arnierie", Armerge", Armen': f. = AI märe
Sp. 189. .Ein gluet ist under die Armerien gsprun-
gen.' UMev. Chr. Bei Denzl. 1677; 1716 im deutsch-
lat. Teil: ,Armerei, Ärmere'; vgl. o. Sp. 189.
Letztcrc Form mit dem Ton auf der 2. Silbe zn ver-
stehen, also die volkstümliche, während ,.^rmerci' mit Be-
tonung der Endung auf einem gelehrten aber verkehrten
Versuche beruht.
Arnieiiiger : Armagnak s. MijLL. Schw.-Gesch. 3,
590 f. 4, 98. ,Die im A.-Krieg zu Basel übergebliebne
Eidgnossen wollen lieber sterben als leben.' 1702,
JCWeissenb.
Ariniiesen: Almosen Senf. ,Das armnesen.' 1470,
G Hdschr. Vgl. Sp. 192.
Erm s. Eni m.
Erillcl I e'- m.: Ärmel. 1. der den Arm bedeckende
Teil des Hemdes oder Kleides. ,Der Erinel, brachiale.
Ermel an einem kleid, nianica. Ein rock mit ermlen,
manicata tunica. Rock nut langen ermlen biss auf
die flnger. chiridota.' Mal. 's isch Alles guet a'-d'r,
nw icas zu den Ermlen us biegt nit, du hast lange
Finger, Diebsgelüste. Was machst du? E Nacht-
chappe und E. d'ra" Z. ,Hüte dich vor den Gesellen
mit den roten Ärmeln!' sprich w. Bezeichnung eines
gefährlichen oder verdächtigen Menschen, urspr. von
der Mordnaclit in Luzern. Sülger. , Einem den E.
zerreissen, nötigen zu bleiben, penulam seindere.'
Hey. Hort. 1692. Der E. wegen seiner Weite früher
oft als Behälter, Tasche gebraucht, um Etw. schnell
einzustecken und auch ebenso schnell wieder hervor-
zunehmen. , Welcher aber gefarlich [in schlimmer Ab-
sicht] in seck neme und in kratten oder zeinen [kleine
und grosse Körbe] oder in E. neme.' Landb. d. March.
Me cha' d' Such nid us-em E. use schütte (schüttlej,
sogleich herbeischatfen. Übertr. auf geistigen Besitz:
im E. haben, in promptu habere. ,Er hat etwas im e.'
159
Ana. erin, inii, orill, uriii.
Arn.
eni. ini. orii. uni
llW
vir fclici est ingenio.' Hospin. ,Er hat Nichts im E..
rudis est atque indoctus.' Mey., Hort. ,Eiii sophist,
der alle fallacias im e. hat.' AKlinsl., G. B. 1688.
Daher noch jetzt: er dm'" 's us-em E. (füre) schütte
G- L- ScH. ,Voii einer Sache den Schmutz auf dem
li haben', die üheln Folgen davon tragen müssen.
.Bis zuche a" [bis beinahe ans Ende], klagte sie, lasse
man -sie machen, zuletzt solle es nicht gut sein, und
sie alleine den Schmutz auf dem Ä. haben.' Gotth.
Auf Verschmelzung von zwei verschiedenen Anschau-
ungen beruht es, dass man (SülrEr) die RA. da(s)
(jii Schmutz uf dr E. auch deutet: das bringt Vorteil,
und siiec. auf einen Kuss, der mundet. — 2. PI. leichtes
kurzes Oberkleid mit (vormals sehr weiten) Ermein.
Jacke, bes. der Frauen auf dem Lande, hauptsächlich
nur zur Bedeckung der Arme, doch auch von Brust
und Rücken, je nach Bcdürfniss (gegen Kälte oder
zur Vervollständigung des Anzuges) leicht anzuziehen
und (bei zunehmender Wärme oder zu freierer Be-
wegung) auch wieder abzustreifen Ndw; ZW. In
Z OGlatt schwarz, aus Wolle oder Baumwolle, vorn
nur knapp schliessend, mit weiten Ärmeln. Nach
Stutz ehemals, von der Stadt aus eingeführt, ein
braunes Mieder, die Ärmel, vorn mit .Katzenköpfeii'
und ,Wägessenormeln', von anderem Stoft' als die mit
Fischbeinen gesteifte ,Gestalt'. Und macht üs hal''
d' Frau Stinnc warm., se chummc" d' Meidli zuen üs
rüs, si hrnl;e d' E. uf den Arm . . . Felnxu 180.3. ,5 Par
sidincr Ermly.' 1469, Z Invent. Im Kt. BMänner-
jackc, während das entsprechende Stück der weiblichen
Tracht Kutte heisst: G'schaul one E. cha" ies scho"
Hans z' Chilt zu-n-üser Jumpfrau cho", Ln Monschtjn
oni z' r/stabc [vor Kälte steif zu werden]; un'' imr
junge Neüleni erlide" 's one ChutÜcni vnm Marye sehn
bis z' Abc. (j.lKuim 1819. Kinderjacke : Legg 'cm China
d' Ä. a", es frürt GlH. ErmcH, Kinderschlüttli Aa.
Es scheint nach dem Chronisten Linhener, dass bei
Ehversprechen der Braut neben einer Geldgabe ,Ermel
und Umgurt' als Pfand (, Wortzeichen') gegeben wurden.
Ermcl in B auch Familienn.
Aohslcn-Ermel: Ärmel, die nur den obersten
Teil des Armes bedecken oder auf der Achsel eine auf-
gebauschte Erhöhung trugen? .Gleichwie es lächerlich
wäre, den H. Augustinum mahlen wollen mit einem
dicken Kragen und einem Herrenrock [Predigerrock ]
und seine Mutter in einem Tächlitüchlein mit Achsel-
ermoln.' 1722, Mise. Tic. S. auch u. Eichle Sp. 73.
Flaudor-: bauschige Ä. BS. — Fhmik-ren, flattern,
fliogiin, weit sein. Vgl. FUmdcr-hoae.n iinil Sclilutter-.
Glogg-: glockenförmig weite Ä. der Frauen BRi.
Hemd lins- Hemlis- Aa; B; S. Aufgestreifte
blendend weisse Hemdä. sind ein Hauptbestandteil
der weibl. B Landestracht. — hemd-ermelig hemp-
crmlig, auch mit adv. Form g'hcmptcrmligc" : in blossen
Hemdä., ohne Kock oder Jacke Z. VgL Bar-.
Katzenkopf-: Ä. mit kugligen Ausbauschungen.
,In G'staltröcken mit Katzenkopfärmeln [usw.] werden
die [durch das grosse Loos reich gewordenen] Jungfern
ein rcsiiektableres Aussehen kriegen, als jetzt in ihren
Jüppon.' Stutz.
„Naclit-: Nachtjaoke für Männer Bs."
I'uff-: bauschiger Ä. Bs; Z. Solche Ä. waren in
den Dreissiger- Jahren weibl. Mode. — Puffen, aufblasen.
Beiz-. ,Dass Luters sach uf beizermein stüendo
und fast noch [ganz nahe] wäre irein fall.' Salat (wol:
auf weichem, schwachem oder künstlichem GrundV).
Pump-: weiter Ä., bes. an altmodischen Fraucn-
kleidern Gii. Vgl. Puff-.
Bär-: Homdärmel ohne weitere Bedeckung (i.
Vgl. hemilermelig.
Pfüs-: kurze, nur den Oberarm bedeckende, in
der Mitte aufgebauschte Ä., dgl. vor einigen Jahr-
zehnden die Weiber an den Oberröcken trugen ZG.
._ Pfüecn, blasen.
Plag-: scherzende Schelte einer Mutter auf das
Kind, das ihr keine Ruhe lässt, oig. das sich zudring-
lich au ihren Ä. hängt B.
Scheint imporatlvisch von jJ'i^jm gebildet, oder vm ri.nj
St. 1, 178. Syn. Plag-yeist.
Schöpen-: weiter Ä. wie an einer .Lacke. Eh
Schluck wie en Seh., also: viel fassend.
Schlotter-: Rockärmcl mit unverhältnissmässig
weiter ÜtTuung vornen SThierst. Vgl. Flauder-.
Stoss-: Vorderä., die über die Hemdä. angestossen
wurden = Stöss(U), AiistössU (St. 2, 402). ,Weisse und
gefärbte Ärmel, auch weite und St.-Ä. mit Fältlein
sollen weder unter den Müedern noch sonsten getragen
werden von Frauen aus dem gemeinen Stand . . . Alles
guten Sammats, Atlas, Taffets, Damasts, es seie zn
Hauben, ßlätzen, Stoss-Ärniel, Kappen, Halstiieher.
Sehoossen u. a.' G Kleiderordn. 17-J7.
Stutz-: kurzer Ä. Ndw.
Streif-: eine Art leinener Stulpen. XVII. V *i
Waschrod.
Strupf-: kurze, bauschige Ä. an Frauenkleidern
ZKn.
Wegcssen-f: Ä., die in ihrem Zuscliiiitt eine
Ähnlichkeit mit einer Pilugschar (M^egesse) hatten?
crmlen: „(ein Kleid, eine Weste) mit Ä. ver-
sehen." Ä. in ein Hemd einsetzen B.
Eriliel U m. : Schrank in der Stube, Kleiderkasten F.
Das selbe W. wie Almare Sp. 189, nur dass bier das
zweite 1- der lat. Grundf. (armarium) an l vertausclit ist
und die zweite Silbe den Nolienton verloren hat, so dass sii'
das Ansehen blosser Ableitungssilbe erhielt.
Ermli s. Hermli. Ermose s. Ameise Sp. 21ii.
Oniiasin: ein feiner seidener Kleiderstoff. ,Sy |die
Weiber] wend hau Syden, darzuo Schamlot, Ormasin,
Damast.' Aal 1549. ,An Ormasyn von allerlei Farwen
254 Elen.' 1571, Z Invent.
Vom it. onmmm. wmr.um, ,n„:«um (frz. ,„;„ni.;,i), nilat.
,ininiKhiu8, dies wabrseh. von der Stadt Ormus am iiersis.dicii
iVIeerbuscn.
ariien: ernten BsL. (Spreng); s. crnen.
Ahd. anian, metere, amän, niereri (ags. rarnjan, engl,
to eurn), nihd. onien, ernten; verdienen; eutgelten, biissoii
(vgl. <jc-ai-nm und nhd. ,orntcn' auch in bildl. Sinn), von
ahd. »i;t, Ernte (s. Em). Viell. gehört hiezn der häufige
Ortsn. Arn und (Dimin:) Ami, Erni, doch vgl. Anm. zu
Er,, I Sp. 4G2.
er-, „auch erärnen" Gr: mühsam (aber ehrlieh)
erwerben, verdienen, z. B. von Wildheuern. Es erarncts
TFe.sc", eine mühsame Errungenschaft; es erarnets LÖnli.
.Was der Vater erarnet, vertuet der Sohn." .Alles
muss erarnet werden.' Sulger. In der ä. Spr. häufiger.
4U1
Arn, crii,
ini, Ulli, urn
,Es wirt ze ilt'Ui ersten sui- eniniet und winl aber io
lichter unil ie lichter.- Markus v LisuAr, XIV. ,Der
mich so hat erarnot mit siner bittren marter.' ti Hdschr.
1170. ,Man iiiöclit gedenken, das soliches lyden uns
billig zu banden gang und [wir es] nit on ursach
imiosten e.' Bs C'hron. 1522:33. ,Zuo verlierung unser
.sur erarnoten frigheiten.' Aiiscu. 1529. ,l)ass ein jeder
gliiubiger arbeiten und sein gwonne und erarntc na-
rung niessen solle.' Vad. ,Hert niüeud wir unsers
sunst e.' KuEF 1550. ,Mit ernstlicher bitt, wellest mit
mir als einem armen zaler gedult haben, die schuld
yczinalen halb nemmen und mir des übrigen teils,
biss er ouch erarnet, günstigklich borgen [schonen,
zuwarten].' JWolf 1561. ,Exantlare, erschwingen, e.,
mit übelzeit und grosser arbeit vollbringen.' Fkis.;
Mal. ,Vou unsern lieben frommen Altvordern so sur
crarnete oberlandsherrlikeit.' 1640, Schw LB.
Mild, erarnen, auch i. S. v. Strafe vcrdieneu, oder auch
iinverdicuter Weise entgelten. — Statt erarnen erscheint
mehrfach gleichbed. erarmen: Was dr Chapf tuet va-ijeaau,
miessun [mlisseu] d' Fiesa [Füsse] erarmu [eiubrinjeuj W,
ebenso GrAv. und schon in der ä. Spr. : ,erarbeiteu, eiarmeu.'
Hosp. ,Gar säur band wir's erarmet, zwen Sieg am selben
Tag.' Tclleulied 1C73, im Reime auf .gewarnet.' Wahrsch.
wurde diese Form untergeschoben, weil (er)ul-nen schon
üieuilich früh in Abnahme geriet und nicht mehr verstanden
wurde. Umdeutung i. S. von ,mit den Armen, mit Arbeit
erwerben' (eher als: in Armut, mit Entbehrung) lag nahe;
aiy:h lautlicher Übergang von n in m ist zwar selteu, doch
nicht ohne Beisjjiel; vgl. Erm aus Em I.
uiuher-(er-) umi^-rrärne: mühsam erwerben. Ach
Gott, ir Armen, Armen, wie müesst-er u. und umer-
erlicle und umerratz<jc [euch mühsam herumschleppen]
GllÄnt. — Ume(r), umher, oft zur Verstärkung Verbeu vor-
gesetzt, welche ein mühsames Treiben bezeichnen.
ge-arnen: entgelten, büssen. ,Die höf muestend
es garnen und widerum an Zürich kumen.' Fründ, von
ÄTscuTOi durch ,er-arnen' ersetzt. .Garnen' auch bei
EdlIü. — Mhd. ijcarnen, ijariwn. ernten, verdienen, büssen.
— ver-garnen: büssen BEi. — Vcr- wurde erst vor-
gesetzt, nachdem </ bereits festgewachsen war. V^'l. er- .5, b
8p. 10.3.
Arnet m.: männl. Taufn., Arnold. Auch als l''a-
milienn. U.
-Ariiikii f.: Bergwohlverlei, arnica mont. LK.
Ärni, Krnim.: miinnl. Taufn., Arnold B wO. A'rni
Familienn. L; Z.
Em I 1) iV« ZObf. 2) i?r.j" L; SnJ.; G; a.Si;n>v.
->j AAMuri. 3) Ernd HBühl 1834. 4) JErm Sen,
i'- Aa; BsL.; Z, e-- ZMünchalt. 5) Ermel AaHoIz.
-^ m. Z, „n. BsL.": 1. Hausflur, -gang, Vorhaus;
der zunächst hinter dem Eingang von Bauernhäusern
«w. Haus- und Stubentür liegende freie Kaum (bzw.
die Küche Schw), aus welchem man in die Stube
kommt; iler Raum innerhalb der Hauptliaustüre, Vor-
-*"bo Aa; Bs; L; ScH; Z. Der nach 2 Seiten mit
L'.ingen versehene Flur eines Hauses mit , Stock'
.Im Erm draussen, woher ich in der Küche jedes
Wort gut verstehen konnte.' Stdtz. Wusch au"''
d' Stube recht, der Erm und d' Kuchi. ebd. ,Sol man
'bi-i kol [die aus dem Backofen gezogenen Kohlen]
licn enmitten an den [dem] ern.- Diessexii. Stadtr.
XIV. Reuinger 16li2 erklärt: ,Der erm, ern, eer;
ii'illcin: area, atriuin', lü-5(j: , lediger platz, area.' Syn.
Oanfi, Laube, Summerhua. — 2. ein neben oder
liinter dem Hau.sgang befindlicher Raum zur Auf-
bewahrung von landwirtschaftlichen Geräten, Geschirr-
od. Rumpelkammer Aa; BsL., = Ermchammer. Gawj
due selb [jenen] Charst numme [nur] i 'n Erm hindere
BsL. Speisekammer, = Spicher SciiwMuo. — 3. der
durch das vorspringende Dach geschützte Raum vor
der Scheune. Rochu., laut welchem das W. auch
Dreschtenne bedeutet. — Vgl. Schiff-cri Sp. 4üü.
Hüs-erc GA. ß-J; S nJ. — f. GA.; Spreng; ,an
einigen Orten -er, n.' ders., -en» GT., -e'rm Aa; Z
~ m. Aa; Z, Hüsem GT. (W.): 1. = Ern i G; S; Z.
,Wandelplatz eines Hauses vor den Zimmern.' Spreng.
,Es ist en grosse, grosse Huserm g'si", en ganz für-
zündetröte Bode drin.' Stütz. (Der Raum ist oft mit
roten Ziegelsteinen gepflastert.) — 2. der ganze Um-
fangdesWohnhauses, mit der nächsten Umgebung.
,Wer den andern usser siner husere [aus dem Friedens-
bezirk seines Hauses heraus] frefentlich fordert.' Otfn.
WiEDiK. E. XV. ,Die tempel sind verordnet, das der
glöubig mensch da möge etwas rüewiger betten, dann
etwan daheim under syner unrüewigen huseer.' Bull.
1531. ,E3 sind wenig rechter grosser Huseercn noch
Höfen mar bi einanderen.' 1566 Z. .Die hausär des
wilsteins [Wohnhauses] sol der jüngste son besitzen.'
Landr. Mölinb. 1.594. Kinder erster Ehe sollen ,die
hausär und wilstein' besitzen, ebd. Kinder zweiter
Ehe sollen Vater oder Mutter ,nit an der husärbesitzung
oder wilstein vcrtriben' dürfen, ebd. ,Ein jede hus-
eere gibt järlich einem Lütiiriester 1 Fassnachtliuon.'
1596 L. (Hier überspielend in den Bcgrift' von Haus-
haltung, doch mit Bez. auf den von ihr allein be-
wohnten Raum und verschieden von Hüs-cr, nhd.
,Hausehre', s. d.)
Abd. arin, erin n., mhd. eren (einmal auch eren im Reim
auf leeren), ern m. : Fussboden, Tenne, n. : Erdboden, Grund.
(Ags. are, Tenne, ist unsicher ; ärn, ern bezeichnet das ganze
Haus, als zweiter Teil von Compp. ; in der Bed. .Behälter,
Gefäss' ist es viell. blosse Ableitungssilbe). Isl. arin, am,
Hausherd; altn. Sal, eryü, atrium; dän. arne, Herdstätte,
Heimat. Das W. findet sich noch in andern deutschen MAA.
Vwdt ist ohne Zweifel lat. area, frz. aire. In unsereu Formen
entspricht e nicht dem abd. t, sondern ist aus dem Stinim-
laut des r neu hereingekommen. Zu Anfang dieses Jhdts
scheint in Schw in der Stammsilbe noch kurzer Voc. ge-
sprochen worden zu sein, vgl. „Erren" bei St., in dessen
'2. Auö. diese Schreibung aber aufgegeben ist. Die Nbf.
Erm muss noch zu einer Zeit entstanden sein, wo auslau-
tendes n in unseren MAA. noch fest war; der umgekehrte
Übergang von »i in n ist sonst allerdings weit häufiger, doch
vgl. erarmen aus -amen und nhd. ,Pilgrim' aus jyerijjrinuH.
IIüHcm hat nach einem in den n.-ö. MAA. beliebten Vorgang
das r und danach die Selbständigkeit des '2. W. aufgegeben,
das man zu blosser Ableitungssilbe herunter sinken Hess.
Viell. steckt das Vf. noch in den Ortsn. (im) Emi und (ohne
Uml.) Ärni Gfr. 20, 254, doch s. auch die Anni. zu urnm
Sp. 400. — Das Geschlecht scheint schon früh geschwankt
und zum Vorherrschen des m. das syn. Ganij (,Flur' ist nicht
Schweiz.) beigetragen zu haben. In Hü»- ist in Folge der
Verkürzung auch weibl. Geschlecht aufgekommen, mit der
Bed. , Wohnhaus', während Bed. 2 und 3 des einfachen W.
dem Comp, fehlen.
Eni 11 f. - .^:- Aa; Bs; B; VUhte; S. c-- Tu; Z:
Ernte und Zeit derselben; auch das mit ihr verbun-
dene Ährenlesen armer Leute, allg. ,Es gil all Jor
en Früehlig und en E.' Stct.:. ,Ir niderländschen
herren, ir ziend ins oberland, in oberländsclier erne
463
Arn, em, iin, orn, nrn. — Arnd, ernd, irm
■liil
iiiijcht ücli wol wee beschcchen.' Halbsuter. ,Uiid kam
alle Werk uf aiii Hufen [gleichzeitig], das Eebwerk
und der Heuwct und die E.' Stockar. ,Ern' auch in
BossH. u. Mey. Wint. Chr. u. A. Zur Altersbestimmung:
,Si ist erst zicänzyi [20 Jahre alt] i" dr E.' Stütz. Zeit-
bestimmung: ,Dienstag vor Uns. Frauwen dult [Fest]
zu den Ernen.' Wint. Urk. ISül. (Maria Himmelfahrt
15. Aug.?) Vgl. c»-(^)-e^ Sp. 400 und iVwA ,Disiu reise
[Kriegszug] beschach in der em.' Z Chr. 133(5/1446.
Gut i" d' E. und sclmidt nüd yern, aus einem Spott-
liede Z ; sonst i" d' E. gä" auch : sich mit Ährenlesen
ernähren. Anneli Zusanneli, chumm mer ucnd i" d' E.,
Anfang eines Eeimspruches. ,Wenn man in der E.
die Öpfel mit dem Eechenstil kann zälen, so soll man
d' Hürden [die Obstgestelle] z'weg stellen.' Die Arbeit
und Feier der E. ist noch mit allerlei alten Bräuchen
verbunden. Die Schnitter, etwa ein lustiger Junge
mit einem losen Mädchen an der Hand, halten, Sichel
und Ährenbüschel vorweisend, die Vorübergehenden
an um ein Trinkgeld oder binden sie in ilie Halme,
bis sie sich loskaufen. Das Gebundenwerden droht
auch der lässigen Antragerin. ,Lueg dei, wie -n- er
d' Bähe so listig i d' Garhe wott binde"; Ist de Schnittere
Bruch, und b'sunders bi 'n ledige Lüte.' KdMev. 1844.
Im Übrigen vgl. Fül-acher Sp. 67, Acher Sp. 69, Fatsch,
Glüchsgarh, Halm, Glückshahn, -hämpfeli, -körn, laden,
Muchel, Bind-nagel, In-nemen, binden, Bmikert, Sich-
lete, Sammlete, SichJen-schit, schnellen, Ge-sclmitt, an-
tragen, Weiser. Eine Zsstellung Z Gebräuche von
SuTERM. in Senn Char. 1 103/13; und eine anmutige,
lebendige Schilderung eines S Erntetages gibt Joachim
1881, S. 1/89. Notarbeit au Feiertagen war bes. in
der Getreide- und Heuernte immer gestattet. ,Dass
niemans an flrtagen werche, noch sine dienst zuo wer-
chen zwinge, es syg dann in der ern, Iiöwet und im
herbst.' 1526, Egli Act. Auch mussten zu denselben
Zeiten die nötigen Wege über die Flurgrenzen ge-
öffnet werden. ,Och sol man wissen, däz die dorf-
lueier gewalt band, alle zeigen ze bannen und öch
uszelassen und öch alle hölzer und zuo den ernen
weg ze geben und zuo dem höwot' E. XIV., Aa Weist.
Spricliwörtlich und bildlich: Die Em istno'''iviwtte
Feld. Wer i" dr E. nit will schnidc, niuess im Winter
Hunger lide. Wenn i° dr E. Nüd abfallt, so füert-
men an"'' Niid ine. Ineichen, il/e muess schnule", wil
[während] ',s- A. isch, die Gelegenheit benutzen S. Er
het en giieti E. g'ha, hat grossen Gewinn gemacht Aa.
's gäd i" d' E. fi" d' Hahn), zur Entschuldigung von
Mutwillen (es wird eingerechnet in die Festfreude und
-freihcit jener Zeit; ebenso ( 'n Wümmet, Herbst, in
die Weinlese). Vgl. noch Ernd. — Mhd. cmc f., ahil.
Haber-ern: Haferornte. Da dieselbe den Schluss
der ganzen Erntezeit ausmacht, also lange nicht kommt,
so gelten die KAA. : ,eine H. währen', eine Ewigkeit
ZSt.; CS ti-ärt kei H. ScnSt. Es ist guet (Me- cha")
hclse [Patengeschenke machen] bis zur H., d. i. auch
verspätete Geschenke werden noch angenommen SciiSt.;
Z, dann übh. vom Zuspätkommen gesagt. Sutekm.
Kirsi- Chriesi-: Kirschenernte ÄAFri.
Schwaben-. Es war Sitte, dass Arbeiter aus der
Schweiz in der Ernte der schwäbischen Nachbaren
Dienst suchten. Vgl. SchKaben-Geschnitt. .Diewyl des
Kinds Vatter nienen im Land sonder in der Schwäben-
lOrnd was.' Taufb. Zoi.i.ik. 1603.
Zwischen- Zu-üschet-: die Zeit zwischen zwei
Ernten z.B. zw. der Korn- und der Weizen-e. ZAndelf.
ernen: ernten Aa; Bs; B; „VOrte; S; Z." —
über-: bei der Ernte durch Überschreitung der Grenze
schädigen. ,Zu strafen die, so einen Übersäyen, über-
mayen, überzünen, überernen.' Kirchenrecht Schöpfen
1534. — ver-: die Ernte vollenden Aa. — Zu der
Bed. s. ver-, z. B. vermelchcit.
Ernet, Ernt, Ern m. : Ernte L.
Diese neben dem häufigem Em f. gebrauchte Form aus
ahd. arnöt m., immerhin mit Anlehnung au Em, dessen Voe.
sie annahm, gehört zu den in unserer Spr. zahlreichen niänul.
Namen von Jahreszeitarbeiten, z. B. Heuet, Brächet, Kricnet;
Tgl. auch Emdet. In Ern m. ist die Anlehnung bis aufs
Äusserste vollzogen. S. auch Ernd.
erue" s. filber-Jenen Sp. 266.
Erni : Ochs mit weissem Stern auf der Stirn AAFri.
— Für Sterni (s. d.) an den Mannsn. (s. Ärni Sp. 461) ver-
tauscht.
Erni st s. Ernst.
Orn: jetzt (ohne Art.) Name eines Weilers ZHinw.,
aber urspr. wohl eins mit Ahorn (s. Sp. 161).
ornen, urnen; Orni^g s. ordnen Sp. 440.
Urner I PL: blaue Traubensorte ZS. ,Uva', ürner
dictaj.' Oenol. — Über Uri aus Italien importiert.
Urner II m.: als Kalb verschnittener einjähriger
(Gl) oder zweijähriger (BO.; F) Stier. ,Es sollend
kein urnar noch stier, so über ein jar alt sind, uf die
alnicnd tribcn werden.' 1.535, Handveste Tuux. Syn.
Ochs, (Milchheiler), liampun.
urnen: kastrieren W.
Wouu das W. vom Landnauien Vri gebildet sein snU,
so muss es u^ haben, was aus BSi. bezeugt ist; es wäre
dann ein zuerst nach Urneriseher Art behandelter Stier.
Das Vb. ohne Zweifel statt M™erc<i, indem man das -er deni-
.ienigen in Personenn. gleich setzte, die umgekehrt von Verben
gebildet sind, z. B. .Schneider' von .schneiden'.
Urni s. u. ur Sp. 420..
Arnd, Arend, Erend s. d. folg. Art. u, B Anz.
1S81, 377.
Ernd, Ernt Aa; L; Z — f.: = Ern II und mit
diesem wechselnd. I mues g'rueje [ausruhen] uf (/' E.
hi", sagt der Faule Aa; Sch; Z. I dr Ernt sind
d' Hüener feiss [übermütig]. Suluer. I dr E. clutnnt
de Bür nw mit eim Fuess i 's Bett. ebd. D' Trübe
söttid [sollten] mit de" Schnitteren i" d' Ernd gö [zur
Erntezeit Beeren ansetzen], ebd. ,Die vastetend mit
dem küng die ärnd', hielten die Erntefasten (eine der
4 Frohnfasten). Vad. ,Fritag nach unserer frowcn
dult [Fest] ze der Ärnde.' ZWint. 1321. (Maria Himmel-
fahrt 15. Aug.y s. Ern.)
Mhd. emde statt des gewülnil. mir und viell. bloss mit
nach n ein- oder angcscliobenem d wie häufig in spät. Zeit.
Auch unsere Form Ernd, welche sieh u. A. auch HO!) in
der Offn. Adorf, bei Fris. u. Mal., bei Jiüiill. 1665, JHott.
1606 findet, kann so erklärt werden, während die mit -I
(auch in Meyers Wint. Chron.), falls die Schreibung urgiert
werden darf, auf Annäherung an das uhd. .Ernte' beruhen
mag, welches auf abd. arimt zurückgebt, aber Endung und
Geschlecht von mhd. crne annahm. S. auch noch Ernet
Sp. 464, Emdet u. — In den alten Zeitjingabeu , Unser
Frauen Tag der eren' usw. scheint Vermischung zwischen
nl. Anist uriist. Anit uri;t. Arp -urp. Al'S-
400
irre (Sp. 400), Enn und Brend (And) eiDgetreten zu sein;
in .Donnerstag nach U. Fr. ernde' (Urk. ZTöss 1284) kann .e.'
niolit wohl etwas Anderes sein als mhd. ercnrf = alid. ärant,
liiitsehaft (Maria Verkündigung, 25. März). S. B Anz. 1881,
S. :!TG ff.
er D den: ernten, Ernte halten 7.0. — Erndet m. :
Ernte L. — „Erudete f.: Erntefeier.-'
Ernst e-S rf- Bs; GT.; Z, Emist Gl (e'-J; GG.-
Allst AALenzb.. Stauf., ^trnsch BStdt, ^rsch BU"
(bäur.). Erst BG., U.; FMu.; „LE.", ^rist BO.; Gr
((•- Churw., uVatz); „LE."; SchwE.; U, rfre«* AALenzb. ;
\V, tcrisch, teresch BU., „Frutt." — m.: 1. Ernst im
Gegs. zu Seherz; ernsthafte Stimmung, ernstliche Ab-
sicht, Massregel, wie nhd. Allg. Ist d'r [dir] Erst?
Es nird dir öppe [hoffentlich] nit E. st"! Gotth. !<■''
miies dr Erist brüchen BHk. Me mues emal Erst
zeige FMu. Wo eine mit E. ane will, do tuet 's Glück
d' Tür uf. Sdlger. Fa" E., fiir E. : im Ernst, z' Gül-
tigem, für immer, für überall BO., aber auch i. S. v.
.eigentlich, streng genommen', z. B. hie r/H [geht] von
JE. Ice [kein] Weg BHk. B' Sach im E. nc', gravidam
esse W; syn. nit G'spass verstnn. Uberget-r. auf das
Wetter: es iscli im nit recht Erist z' regne, das Wetter
will sich nicht entschieden zu Kegen wenden B. Mit
nnbest. Art.: amen Erist, im Ernst GrD. .In einem
ernst, on spott-, serio; ernst in schimpf keren. vertere
seria ludo.' Mal. .Agelastus, der nit lachet, ernsthaft,
Bruoder Ernst.' Fris. und ihm nach Dexzl. 1677;
171li. .Trico, häderig, müeysSlig, dem man kein lachen
mag angwünnen. Bruoderernst.' Fris.; Mal. .Animum,
frontem remittere, den Bruoder E. von im [.sich] tuen,
nebend sich [bei Seite] setzen, sich ergetzen und er-
fröuwen.' ebd. ,Ein ernsthafter mensch, ein bruoder-
ernst, homo severus, gravis.' Hosp. (,Bruder' personi-
fizierend im Sinn von , steter Begleiter'; vgl. auch
.Bruder Liederlich' u. ä.) ,In ernst aufnehmen.' Hosp.
kann Dat. des Subst. ohne Art. oder Acc. des Adj.
Neutr. sein; vgl. in übel, rerguet. — 2. Fleiss, Eifer,
Emsigkeit bei der Arbeit, allg. E. ha, fleissig arbeiten,
sich anstrengen Aa; Bs; G; Z. E. ha wie en Häftli-
macher Z (sonst: Acht gc). Heb nüd z' E., sei nicht
gar zu eifrig. Stütz, (ze = allzusehr, -viel.) Heb E.
mit Schreibe"! GG. ,Man sei die halbe Zeit nicht beim
Spinnen, und wenn man schon dabei sei, so habe man
keinen E.' Gotth. Hut is [ist es] mit [ihm] Erest,
heute arbeitet er fleissig W. Es ist dr bür Erest,
lauter Emsigkeit, offenbare Bemühung W. Er het kin
Erist drbl BSi. Es ist in im dr heilig Erest, er wird
von heil. Eifer getrieben W. ,Fliss und ärenst.' U
lö'iiö (Abscb.). ,Lass dir e. sein.' Hosp. .Sie bsinnt
sich lang, lasst ihro gar e. syn.' Schimpfu. 1651. —
Rechts-: strenges Kechtsverfahren. .[Der ungetreue
Vogt] erschwerte den Geschwängerton den K. gegen
den Schwängerer.' HPest. 1790.
Ahd. eniust, enicst, mhd. crnrat, eniMi. — Die Ansstossung
lies » ist beim Zstreffen von 4 Consonantcu begreiUich ; gegen
das Zahlw. e'ret hebt sich diese Tcrstiiramelte Form durch
die Vocalverschiedenheit ab. Es kann sich dazu noch Ab-
stossung des ( gesellen, welche bei der allg. herrschenden
Ausspr. von st = it auch sonst häufig ist, z. B. isch, ist.
kätich, hast.
ernst, cerst: Adj.. echt volkstümlich nur in der
adv. Verwendung des subst. Neutr. mit ^e, zu. welche
.'Schweiz, laiotikou. I 4.
in B beliebt ist: z' Ernstem, ernstlich, im Ernst. z.B.
z' E. gloube. Soll 's z' Ernstem gelte? (Spiel um Geld).
.z' Erstem-. Gotth. Vgl. z' rollern, völlig, £' g'rechtem,
recht. Ohne ,zu' ['?]: ,Wenn es die Auszehrig sei, so
müess-me" drhinger [dagegen einsehreiten] und zwar
Erstem.' Gotth. — Das Adj. ist auch der ä. Spr. (amhd.)
noch fremd.
ernsten: Ernst machen, zeigen. ,Du hast glych
als die purenknaben erst angehept e., so die sach schon
ufgehept ward.' Gtrr. 1523.
ernstig ^.rstig kkBh.; BM., wO.; FMu.; LE.;
SBb., .enstig BBe.: 1. emsig, eifrig, fleissig z. B.
werchen [arbeiten] AABb.; BSi.; FMu.; „LE." Ir slt
e.! Sit nid z' e.! Gruss an Arbeitende B. Mls Liseli
sitzt c. da, ds Näichüssi [Nähkissen] uf dr Schöss,
und slicht-ech [euch] da enanderna"'' [unablässig] gar
tünersbrac druf los. Kühn. ,Warum bist du hierauf
so ö. ?' erpicht, versessen? B. — 2. schnell, eilig B;
„LE."; SBb. z.B. „laufen so viel man kann." ühumm
('. .' Syn. enandernali, g'schwind, g'leitig, schidig. —
3. ernsthaft BBe.; streng, hart; dringend. .Unser
ernstig und geflissen beggre[n].' S 1525, Strickl
.Unser trungenlich und ernstigs begijren.' 1525 Z, ebd.
.Sollend sy das erst mal vor Rat darumb ernstig be-
scholten werden.' B Mand. 1628. ,Zu ernstiger ab-
strafung.' ebd. — Ernstigi ^rstigi f.: Emsigkeit.
D' E. ellci" tuet 's nid, mi [man] mues o''' no''' der
Verstand derbl bräche B. — .Ernstikeit ecrst-: Ernst
B; LE."
ernstlich: 1. ernsthaft, gefährlich, 's hei en
ernstli Wetter [Gewitter] g'ha. Sülger. — 2. ange-
legen. Es isch 'em Atti ernstlig dntm. VTalchner.
^ 3. schnell, flink W.
E r n t s. Ernet Sp. 464 und Ernd Sp. 464.
Erpele s. Erdberi.
Erpfi oc-: Kartoffel (Kdrspr.) Nnw; vgl. Erd-epfel
Sp. 379.
Ars, Arsch an z. T. n- und t. i', t. i- — PI. Ar»
— m.: der Hintere von Tieren; von Menschen nur in
gemeiner, roher oder derber Spr. Allg. E A. Uf den
A. betatschen, Schläge auf den A. geben Gr. E Tritt
i 'n A. gi" Bs. Von einem vergesslichen oder unge-
schickten Menschen: er verlor der A., wenn er-em nid
a'g'wachse war. Ixeichen. DafsJ chast-dr [kannst dir]
am A. abfingerle! derb statt: an den Fingern abzählen.
Sulger. Von ganz Unpassendem: es rimt-si''' tvie A.
und Fridrich. ebd.; das 2}asset wie en A. in e Schöss
GrPt. Du muost-mu [ihm] nit ebu Alls in A. blasu",
nicht Alles tun. was er will W. Blas-, lick-mer im
A. '. oder : du chast-mer (de'' chw-merj i 'n A. blase",
im A. lecki-", Ausdruck gänzlicher Vorachtung, derber
Abfertigung. Noch gesteigert: L'eck-mer im A. ist
gester g'si" und bläs-mer im Füdli ist hüt Z. .Ich
hör wol an diner red, dz dir noch der fedren eine
vom pfawenschwanz im ars stecket', d. h. dass du 's
mit Zürich -Osterreich hältst. Edlib. .Fünf guldin
ärss.' 1531, I. Sam. 6, 4. .Podex, der hinder, der arss.'
Fris.; Mal. ,Dem Spitalhof von Z soll werden das
zechend Gensli. das soll er einem abnemen. wenn es
=50
4(57
-l(;s
Gras abrupfet und nit an den arss fallt.' Opfn. Würenlos.
,i-'o bist du allzit glich verzagt Und wilt zum ars in
grad ertriiiken, So bald 's ein wenig anfacht hinken.'
Com. Bkati. ,Der flnger wolt lehren den arss schyssen.'
Lind. Wint. Chr. ,[Der Schnee] ist also düf g'sin,
das [es] eim ist bis in ars ufhin gangen.' Mkv., Wint.
Chr. — Mhd. ars, Plur. erse.
Jiüen er -Arsch: Wurm, cul de poule, farcin, eine
Krankheit der Pferde. Gr Samml. 1779.
Lam- Aa; GRSplüg.; GStdt; Z (läm-), Lainascli
Bs; GO., Lämäsclii Sch: fauler od. langsamer Mensch;
auch von Tieren, welche zur Arbeit verwendet werden.
— lamar sehen: träge sein, langsam arbeiten, fau-
lenzen Gr; Sch. — lama(r)schig: langsam, träge
Bs. Das göt l.! Aa.
Das Comp, ist in possessivem S. gcbüilct wie .Langbein,
Krauskopf u. a. — In der Z Form hat sich die urspr. Kürze
des Adj. erhalten. — In Lamasch ist das derhe zweite W.
entstellt, ebenso das Ganze in der frz. Form La Marche als
Geschlechtsn. B ; vgl. den Namen Schütt-den-A. S. auch
X a matsch.
Schütt-den-Ars: als Zuname. Urk. 1331.
Imperativisch gebildet wie ,Hassen-pflug', Schind-den-
Hcngst u. a. und gleichsam als Zuruf an einen Lamarsch.
Trog-Arsch: der hinterste, nicht au.sgehöhlte
Teil eines Brunnenbettes W.
Ärsch-ling .««h';/ GrD., Pr., Trimm., Arst- Gr
Val.: das hinterste, dem Strunk zunächst liegende, also
dickste Stück eines gefallenen oder gefällten Baum-
stammes; die untere Hiebfläche eines solchen.
ärschli(n)gen: Adv., rücklings, -wärts. ,l)er
Weg in das Dorf soll als wyt syn, das man mög ein
buechen howen und die ärsslingen den weg herab-
füeren, und als wyt die äst begrytfend, als wyt [breit]
soll der weg syn.' Ofpn. Dictikon; = ,hindersich'. Offn.
des angrenzenden Dorfes Spreitenb. Z' ärschlige, auf
dem Hintern sitzend Aa. — Mhd. ms-, erslimjcn.
ärschen: gehen (roh) Gr oHe.
fuess-: Fusstritte in den Hintern geben W.
gig- I und i, s und sch B, gigartsche BE., „gig-
arzen BL.", glgärsen BEi., giggärse WGräch.: einen
drehbaren Gegenstand, z. B. einen (alten) Stuhl oder
einen Drehsitz bewegen und dadurch knarrende oder
kreischende Töne verursachen; mit stumpfem Messer
feilen; bei regelmässig wiederkehrender Bewegung
widrig tönen B; schaukeln BE.; WGräch.; „sich un-
ruhig und klagend hin und her bewegen BL."
Die Nbforuien mit «, tsch und z machen zweifelhaft, ob
dies W. übh. hieher gehöre, da das Subst. in der lebenden
MA. sonst allenthalben sch hat; jedenfalls müssto die Et}'m.
früh verdunkelt und im Zshang damit jene Consonanten-
änderungeu eingetreten sein. Zu der reduplikativen Bildung
hat offenbar das z. T. syn. r/iyamp/en mitgewirkt, denn auch
die Schaukel erzeugt jene girrenden Töne; nur ist dort die
Reduplikation (gi-) eine wirkliche, hier bloss eine scheinbare,
da vielmehr abzuteilen ist gig- (von mhd. gigen = gagcn,
letzteres ^ Schweiz, gägcn, schaukeln). Die Grundbed. könnte
gewesen sein: mit dem Hintern auf einem Stuhl heriim-
rutsähend girrende Tüue des Letztem verursachen.
Ersi s. Er I, 1 (Sp. 389).
Urs: l'ersonn. 1. männlich, auch Durs Bs; S,
,Turs' L It Salat, Dh-^s S, dhn. Dursli, Dürsli,
Ursus. So heisst z. B. der eine der beiden Lokal-
heiligen von S und nach ihm (und Vikterdm's nach
den beiden, Vilvtor und U.) viele Mannspersonen dieses
Kts. — 2. weiblich, verkürzt aus Urse, Ursula Sch.
Zu 1. Das vorgesetzte d wahrsch. aus t des dem Namen
des Heiligen vorgesetzten Sunt.
Ursele 1. Urselc AABb., Urslc Scu, Ursel ScnSt.;
Z (ü^J, ,Urssel'. Edlib., dim. Urseli „allg.", Ürseli L,
Ursi „L"; W, Ürsi L; W, Urschle Gl; GrD., Pr.,
Ursch(el)(jo'i.; ScHwE.; Z, Ürsch ZO., dim. Urscheli
„allg." {-s^- Th; Z), Urschi SchwE.; U, Ürschi Gl,
Urzle, dim. Ureüi ScuSchl., Uschi Gr, Niischi,
Nuscheli GnHe., Ehw., Üti, Tutti, D- Gr: der weibl.
Taufn. Ursula, auch Name einer Heiligen. An Ursel
(21. Oct.] sammlet-me" 's Chrüt l", sunst schneit Simon
und Judä ['28. Oct.] drl". Sülger. StUrsele risst |
d' Rahen iis und StLukas treit 's Holz zum Hüs
AABb. UrseleioV^ — süre Wl" ZUhw. ; so anderwärts
GalU-Win; vgl. dagegen Micheli-Wln. ,StUrsula
Wind im Ost und Nord, deutet auf heitere, trockne
Fasnacht, in Süd und West, auf Regen und nassen
Winter.' Ineicu. — 2. Urseli AAStauf.; Bs; BU.; FMu.;
L (s^); Zg, Ürseli ßs; L; S, Örseli Aa; L, Örseli L,
Orscheli Aa, „Ursi B; LE.", Niirtschli BO., Si. —
n.: kleines Geschwür am Augenlid, Gerstenkorn.
Syn. Gretli; Töchterli; Dreckstüssel (Gersten-, Hagel-
kornj.
Die Vergröberung von s zu srh wie in Arsch; wirschen,
nhd. , unwirsch' aus mtid. «itVs, schlimmer; , herrschen, feil-
scheu' aus mhd. hersen, feihen. Sowohl s als sch kommen in
einfacher und geschärfter Ausspr. vor ; das geschärfte « konnte
bis zu 2 aufsteigen. Uschi usw. mit Ausstossung von r; Uti,
Dilti (falls sie nicht aus einem ganz andern Namen ent-
sprungen sind) wahrsch. aus Kindermund. Die Vorsetzung
eines ( (d) erklärt sich leicht aus dem Art., schwerer die
von «, da in der betr. MA. das Ntr. des unbest. Art. cS
lautet. Der Voc, urspr. kurz, scheint durch Einfluss des r
schon früh und wohl allg. gedehnt worden zu sein. —
Die einsilbigen Formen, sowie die auf -el können in grobem
Tone auch als Msc. behandelt werden. — Ob 2 wirklich
hieher gehört, bleibt fraglich. Es spricht dafür die Analogie
von Greta, Töchterli, wenn diese nicht selbst erst auf Nach-
ahmung des aus dem Personn. gedeuteten Urseli beruhen.
Übrigens ist die Auffassung eines kleinen Auswuchses an
diesem Körperteil als eines ,Töchtorchens' um so weniger
auffallend, da im Auge selbst , Pupille' auch schon das Selbe
und ,Auge' auch , Pflanzenkeim, Knospe' bedeutet. Aber diese
ganze Auffassung wird doch erschüttert durch die ausdrück-
liche und unmittelbar verständliche Benennung des .selben
Dinges als , Gerstenkorn' im Auge verbunden mit ital. orzo,
frz. orge, Gerste, orge(o)let, Gerstenkorn im Auge. Wahrsch.
ist diese Etym. nur auf den Eigenn. umgedeutet worden,
weil dieser lautlich nahe lag, während das romanische Ap-
pellativ eben undurchsichtig war. — S. Schild HI 174, 189.
— Appellativ verwendet ist der Name in den folgenden Zssen;
vgl. 0. Gret u. viele a.
B. ans -Urscheli: ungeschickte Weibsperson GWa.
— Syn. Huns-Joggel.
Schmutz- IVsrf, -Urscheli: unreinliche Weibs-
person Z.
Strumpf-Z7r.s?e; Person, welche die Strumpfe her-
unterhangen lässt Sch (Kirchh.).
urser s. usser.
Ursi BRi. (-s-^-), „Si.; LE."; W, Urse (PI.) Gk,
„Urschi BSi.; U"; UwE. (iF-), Urze (PI.) Gr —
PI. -i, -ini W, -en BD.; „U" — n.: 1. Speisereste.
„Was Tiere aus Instinkt, Menschen aus Ekel oder
Leckerhaftigkeit, zuweilen aus Übersättigung von
Speise übrig lassen BSi." Heuüberbleibsel, ebd.; Gr.
Das Futter, das das Vieh in der Krippe liegen lässt
m
Ars
Arsch — ui'scli. Arst urst
4TÖ
ßSi. ; Gr, uiul das man ihm dann streut UwE. Hiir
[dies Jahr], iro ds Heu so türs ist, muus ds Veh üf-
fressen, mii" cerimiy iiiid Ursi z' machen BEi. „Slb-
[Sau-] Urscha, Schweinefutter U" (Dial.). „PI. Über-
reste, Abhub einer Malilzeit BO. ; U." Er ist bi-n-er
Herrschaft im Dienst, aber er überchöm Nüd watm
[als] eppis Urssen z' essen BEi. In W heissen Ursini
Überreste von Fleisch, dgl. u. A. an der Fasnacht für
die Armen aufgehoben werden, während die von Brod
Grummele, Grummlete, Bitzlete heissen. — Syn. Ab-
zug, Abwerd, Abgent, Söuzüg, Soderich, Schüenete,
Bruschge, Rümete. — 2. „Kerngehäuse des Obstes
W' (meist als unessbar weggeworfen). — 3. „etwas
Verwerfliches, Schlechtes UwE." Auswurf, Aus-
schuss, geringe Waare. Dim. Urscheli. ebd.
„Ursen: 1. mit Futter nicht wirtschaftlich um-
gehen BO. — 2. foppen, zum Besten haben LE."
ürzelen: necken Tb.
Der Wechsel zwischen den Lauten s, ««, seh und z hier
ähnlich wie bei Ursde, aber s« resp. z hier ursprünglicher
als s, denn die Grundf. des W. ist höchst wahrsch. eiu (aus
den lebenden Dialekten zu erschliessendes) ahd. 'ur-az oder
'ur-äzi, mhd. 'uraeze, unser Ur-äes (s. d.), aus welchem durch
fortschreitende Abschwächung des Voc. der tieftonigen zweiten
Silbe uress und zuletzt urss werden konnte. Die Bed. jenes
W. musste sein: Aus-essen i. S. von Ende, Aufhören des
Essens, was in den Begriff von Überdruss an demselben und
von Überresten desselben leicht übergehen konnte. Die
Formen des W. in den gerni. Dial. s. bei Schm. !'■' IS^i — .5:
Fromm. III 338 f. Von Schriftspr. hat nur die engl, (in
ort, oi(») das W. erhalten. Den Übergang des ss in si-h
zeigen auch andere Dialekte, z. B. schles. urechen, im Futter
herumwühlen, es ungenutzt zerstreuen. Aus dieser Vor-
stellung des Herumzerrens, verächtlicher Behandlung wird'
auch die 2. Bed. uusers ursen, dim. ürzelen (wenn dieses
wirklich hiehur gehört) zu erklären sein.
Arsch — Ursch. V^^l. auch die Gruppen Ars usw., Arst usw.
„Arscll m.: Scheune BoSi."
Schwerlich mit bair. die As, Ass, Scheunenrauui, vwdt.
Vn.r auch dass die Scheune als , Hinterteil' des Hauses be-
liaet sei, trifft für die Landesverhältnisse nicht zu.
..\rschier', Harschier B; UBragger 1787, Har-
schierer L; S; Uw, Hartschierer ßsStdt f, Hatschier
ScHStdt; Z, Haschier Aa 1815; L; Brägger 1787,
Haschierer Aa 181.5; Hebel; Uw — m.: 1. Bogen-
schütze. Im Schwabonkrieg (1499) schickte der
König von Frankreich den Schweizern .acht schöner
büchsen in ir land, darzue artschirren wolgemuet, ouch
vier büchsenmeister guet.' JLekz. Die selbe Macht
versprach, dass die .Gardeknechte' in Zukunft pen-
sioniert werden sollten wie ,die Schotten und Archier'.
1521, Absch. NManüel zählt neben den mit ,Glenen'
bewaffneten ,50ö Kürissern' auf: ,1000 ertschier wol
beritten, Alles uf Burgunsch und Naplitaner sitten.'
.An der schlacht zuom Spicher haftend die von Appen-
zell 100 (200) hartscher uf ain siten verorndt, die den
angriff tuon soltend, sam der huf [als ob die Haupt-
macht der Appenzeller] daselbs läge.' Vad. — 2. Tra-
bant, Diener eines Berittenen. , Landknecht, Eeisige
•tambt ihren Artscliieren, Hechte Pferd und Schützen.'
RCys. — 3. Polizeisoldat in kantonalem Dienst B;
L; ScH; S; Uw. JE'*- chümm-em g'wüss kei Haischierer
numme [nur] ro" Witem cha" dra" schmöcl-e" . BWvss
18(33. Isch 's der Landcogt oder en Harschierer? ebd.
,Den Wächtern und Harschirercn.' Bs Mand. 1794.
Das Z Gesetz von 1787/93 unterscheidet als ,Land-
Harschirs' diejenigen, welche nicht in der Hauptstadt
stationiert sind. Der Ausdruck ist übrigens im Rück-
gänge begriffen, an einigen Orten längst ausgestorben
und durch andere ersetzt; in Z zuletzt noch spec. von
den die Sträflinge begleitenden Wächtern gebraucht.
•An die Stelle der bisherigen Harschiers sollen 7 Land-
jäger treten.' Gl LB. 1807. .Die Harschiere oder Land-
jäger,' Gr 1814. Selten bedeutet das W. einen bloss
communalen Angestellten, Büttel, wie in LG. sogar
einen bloss für die Erntezeit zur Beaufsichtigung der
Ährenleser bestellten Feldhüter.
Mhd. harschier, (h)artschierer von it. arciero, frz. archer,
Bogenschütze; Satellit; nhd. ,Hatschier'. Das vorgesetzte i
hat hier viell. seinen besondern Grund in einer Anlehnung
au ,Harsch', Kriegshaufe.
Ärsoh, Ersch s. Ernst Sp. 405.
Orsehlig, Urschlech(t) s. Unschlicht Sp. .348.
Orschner s. Ostner.
Urschlacht s. Ur-schlacht.
Arst — ursf. Vgl. die Gruppcu Arsch usw. bezw. Ars usw.
Ärst. Erst s. Ernst Sp. 465.
erst: Zahlw. 1. Adj. a) wie nhd., zunächst von
räuml. und zeitl. Reihenfolge, dann mit Übergang in
den Begriff des W^ertes. Der E. i"-der Müll malt
z'erst. Sclger. Der E. bi-der Suppe richt't a" G. De
E. debi steckt d' Nase dri" Z. Dr Erst, de(r) Best
L; Z. Der E. de Best (de Letst de FülstJ Z. Dr
E. de Best hockt i 's Nest. Sulger. S. noch ander 1.
(Sp. 302). Erst g'wunne — de Bach ab g'schwumme,
erster Gewinn zerrinnt leicht. .Erst Gewinner gibt
ein armer Stüdenklimmer.' Kirchh. Der e. Mensch,
von Einem, der Alles er.staunt oder verblüfft anschaut
ScHwE. Das ist mis E., das höre ich jetzt zum ersten
Mal Z. Da' ist-mer 's erst 1) [sc. Wort] ebenso.
2) es ist mir wichtiger als alles Andere Z. .Erster
dingen die Lidlöhn', in erster Linie. Ap LB. 158.5/1828.
Erst, vorzüglich P silv. Ds e. Chleid = das fürnemst,
schönste. ,Erst, vorderest oder fürnemst, primarius.'
Mal. Vielfach wirft sich der Aberglaube auf das zuerst
zur Erscheinung Kommende, ihm besondere Kräfte
zuschreibend, z. B. : Wer am Weihnachtmorgeu der
Erste ist, sein Vieh beim Brunnen zu tränken, wird
das ganze folgende Jahr Glück im Stalle haben ZO.,
Zoll. Wenn man barfuss in den erstgefallenen Schnee
hinaus geht und die Füsse mit demselben reibt, so
bekommt man den Winter hindurch keine Frostbeulen
an den Füssen ZO. — b) adv. Verbindungen.
Z' ersten Bot 's [auf das erste Gebot, Aufgebot hin],
vorerst, vor der Hand; zuerst ZB., 0. Z' erst Würch
[oder eher d's e. W. als adv. Acc.?], zunächst, zuvor,
von Anfang an GrD. Adv. Genetiv: ersts, zuerst.
.Erwutschten stab und stangen, was si ersts ergriffen.'
Tierb. 1503. ,Diss kraut ist ersts von einem verdorb-
lichen buobcn erfunden worden.' ebd. Adv. Dativ:
ersten noch, damals noch. .Und sassen die Schwe-
stern [die Dominikanerinnen zu Töss] ersten noch by
der bürg in einem kleinen Eusli', eig. zuerst, von
Anfang an mich. G Hdschr. Anf XV. Mit Präpos.:
471
Arst, erst, irst. orst, urst
,Am ersten, anfenklich, primo.' Mal. „Urnen ersten,
in der Ersti, im Anfang Vw; Zg." ,So der wolf zuo
ersten den menschen ersieht, so erstaunet der mensch
davon; so aher der m. den w. zuo ersten ersieht, so
erstaunet der w.' Tierb. 1563. Von erst, zuerst; an-
fangs B; FMu. ,Das die Gallier in obgedachter reis
Tarquinij zyten v. e. die weg über die Alpen funden.'
ÄgTsi'ucdi 1538. ■ .Etlicirmeinend. Hannibalera v. e.
ufgebrochen haben.' ebd. ,Üis Mittelbuech v. e. ze ma-
chen.' ebd. 1565." ,Wie [die Schweizer] v. e. ihre Häuser
und Wohnung gemacht.' Grimm 1786. Vo" e. a', von
Anfang~an G; Z. , .Mandatis rebus praevorti volo, ich
wil von ersten an tuon, das mir befolchen ist.' Fris.
,Von erst uf', von Anfang an. 1523, Strickl. —
'2. Adv. erse/» Aa tw. ; U. 1) temporal, a) ehestens,
haldig.st. So erst, so bald als. ,So si e. gesturben',
sobald sie gestorben waren. Z Chr. 1336/1446. .So e.
das gesin mag', quam primum, bald möglichst. Urk.
ObGlatt; Absch. 15'23. ,So e. ir mögent', sobald ihr
könnt. Anselm. — b) eben jetzt = vor Kurzem, un-
längst GWa. ; Z. Erst no''', vor Kurzem noch ; er ist
e. na da g'sl" und iez ist-er fürt Z. Sid e., ganz
neulich. AugCorrodi. E. bin i iine Dörfli g'si", 0
chönnt-i hüt au''' wider hl" ! Stütz. ,I hungere wäger
[wahrlich]!' „/ hä-der doch e. Birestückli [Birnen-
schnitze] g'ge".' ebd. Er hat, bigost! es Hüs, 's ist wie-
n-es Schloss, und hat erst no l;ein eigne Scliillig g'ha".
ebd. ,E. erborn', vor Kurzem erst geboren. Zwixrli.
,E., gleych, modo, demuni, nunc' Mal. ,Da diesem
e. noch die Erde so klein wäre.' Tür. sep. — c) erst
jetzt (auch .damals' od. .dannzumal'). Wo 's a"g' fange"
hei heitere'', so g'sehn i''' ersch, dass [usw.]. AGtsi.
,Erst yetz, als ob einer sprach: fast [sehr] spat, nunc
demum.' Mal. .Das ist e. ein grosser Wollust, ea
demura magna voluptas.' ebd. — 2) modal, Gegen-
satz (a) oder Grad (b, c) anzeigend; immer betont,
a) mit nachfolgender Negation : erst recht nicht, trotz-
dem, doch nicht, nur um so weniger. .Ich habe ihn
gebeten: jetzt tut er es erst nicht. Wenn du trotzest,
so bekommst du es e. n.' Es ist erst nüd 7vär g'sl!
Stutz. Mer miiend weder hüt no morn ge' heusche
[betteln], und denn [wenn es sein müsste] gieng ih
erst nüd vor sl' Tür. Stutz. Seltener positiv = den-
noch. Es ist e. eso! Iez mach i"* 's e. /= z' leid] cso.
— b) gar, vollends. .Der Unflat, soll er auch erst
[am Ende gar] meinen [meiner] spotten'?' Mal. ,Damno
auctus, erst [sogar noch] weyter geschediget.' Fuis.
— c) in obligater Verbindung mit folgendem .noch',
a) noch obendrein. Er ist erst noch dumm [zur
Schlechtigkeit hinzu]. Er rüemt-sich denn erst nueh!
Gl. Si muend Sture zäle und törfed [dürfen] denn
erst nuch keis Mül uftue". ebd. — P) sogar im Gegen-
teil, vielmehr. ,Die Lebenskraft liegt nicht in den
Knochen und Muskeln : Man sagt erst noch, wer lange
kränkle, werde alt.' Scheitlin. — y) Ausdruck von
Überraschung oder lebhafter Zustimmung: fürwahr!
ganz richtig! es sei! recht gern! Zg. Du hast e. no'''
Hecht! Z. Der Toni ehrt" ersch ««■"'' gilet melchc"!
über Erwartung gut U. Wem-mer [wollen wir] e Spil
mache? Jo, erst no! Scii. Mit vorgesetztem .aber':
aber erst no! ja freilich! Aa.
In von (irnt ist wie in zuent (s. u.) der absolute adv.
Acc. erst nach Analogie der dativischen präpos. Verbindungen
noch pleonastiseh und mechanisch mit einer Präp. verbunden.
Ilic Fiirni uiiifii irxicn kann, wenn sip illih. auf richtiger
Angabe beruht, wohl nur auf einer Vermischung von um-,
cm-trst (s. u.) mit am, von, zu ersten beruhen oder, wegen der
Bed., auf einer Ellipse von , Anfang' (um den ersten A.). —
Der Übergang von der (auch schriftd.) temporalen Bed. des
Adv. erst zu der (unserem Dialekt eigenen) modalen beruht
natürlich auf Mitwirkung temporaler Vorstellungen, z. B. bei
2) a) waltet die Grundvorstellung: erst jetzt (resp. dann)
beginnen die Verneinung, der Widerstand rocht in Wirk-
samkeit zu treten ; bei b) : erst jetzt kömmt die Bosheit, der
Schaden ganz zum Vorschein usw. Auch noch c) ist so zn
erklären; bei y) waltet in verkürztem Ausdruck die Vor-
stellung: erst jetzt sehe ich die Richtigkeit, Annehmbarkeit
usw. ein.
aller-erst, „allrest": I.Verstärkung von ersi .3, iö.
,Er ist allrest gekommen, jetzt eben, vor wenigen
Augenblicken." — 2. , zuerst". — 3. Verstärkung von
erst 3, 1 a. ,Zum allerersten als es ienen [irgend]
möglich ist, primo c|uoque tempore.' Mal. — Mhd.
aUer-erst, alre(r)st.
em-, um-: so eben, vor Kurzem; vorhin B öü.
I han-e" doch no''' emerst g'sehn g'ha". G'rad e. —
cm-erstig merstig: der, die, das so eben da Ge-
wesene. Wele" Psalm ucm-mer [wollen wir] singe"?
G'rad dr m., den so eben gesungenen BHk. Wer
chunnt dert? G'rad dr m., der so eben da war oder
vorübergieng. ,Das merstig Kind ist schon wieder
hier.' ,Das m. Spiel', das so eben gespielt wurde B öO.
S. am-, an- III Sp. 211 u. '221, welches Präfix zuweilen
mit abgeblasster oder ohne alle ersichtliche Bed. vorgesetzt
erscheint. Einen guten Sinn ergäbe es, wenn man im vor-
liegenden Falle em aus ehen herleiten dürfte, allein solche
Lautwandlung ist unserem Dial. ungewohnt.
un-: nicht am ersten oder ehesten, am wenigsten
leicht, zuletzt von Allem. Dr u., am unliebsten. —
— Ifr für den i. .S. vnn ,ani'.
er-: Verstärkung von erst 3, 1 b, vor Kurzem.
,Da man dann [nach einer Nachtmahlzeit zu Ehren
neugewählter Zunftvor.steher] e. einen neuen Prass
[Schmaus] angerichtet.' Bs Eatserk. 1.542. .Burger-
meister und Räte haben von [vor'?] ungeraumer Zeit,
bevorab e. bei wenig Jahren hero verspüren müssen'
usw. ebd. 1697.
z e- z'erst. allg., z'ersch S, z'erste" Z, z'ifrster Aa;
L, z'erstist, -isch B: 1. zuerst. Wer z'erst ist, nimmt
ds Best. GoTTH. 's icott Jedes z'erste si". KdMey. 1844.
Gib-is [uns] nii'' z'erste [vorher] Brod. Stctz. ,Dass
man 's z'ersten recht sollt hissen ankommen [in Brand
geraten], so säch man auch, wo man löschen solte.'
Si'HiMi'FR. 1651. — 2. z'erst n-enn fdassj: sobald als...
ZBenk. — Z'erster, z'erstist pleonast. Steigerungsformon wie
echter, -st; änderst; .selber, selbst'.
Erstele" f., Ersteh' I(dim.): Kuh. die zum ersten
Mal (Aa; BHk.; LE.; SG.) oder erst vor kurzer Zeit
(BD.; LE.) gekalbt hat.
Erstell n n.: 1. die erste Frucht einer Kuh,
Schafmutter, Ziege Bs (Spreng); B; LRigi. — 2. die
Kuh oder Schafmutter, welche zum ersten Mal ge-
worfen hat Aa; Spre.vg; BHk. Scherzhaft: keusche
Jungfrau, in der RA. daCs) isch au''' hei Ersteh mi!
Bs. Wenn Jemand etwas Ungewohntes tut, sagt man:
das ist es Erstell ! kk.
Ersti f.: erste Zeit, Anfang; nur in der Formel:
i" dr E. Gl; Gr; Z. Syn. wnen ersten; z'er.ite Bots.
,ln der Ersten.' Ulrich, Bergprcd. 1727, kann schwerlich
als Adj. mit Ergänzung von .Zeit' erklärt werden, eher als
schwache Flexion des hochd. .Erste' (= Ersti). Vgl. Lctsti.
473
Arst, erst, irst. orst, ni'sf. — Art. ort, irt, ort, iirt
474
erstlich: Adv. zum ersten Mal; vorläufig. .Ein-
tunken, in ein färb stossen, erstli befeuchten.' Mal.
Erstens, für 's Erste: ,er.stlich — letstlich.' Tuu. scp.
Erstling n. ,Das erstliug von den ersten fruchten
(K'ins ackers.' 1531/48, Exod. {= ,T)ie erstlinge.' lüGT).
erstig s. enistig S\i. 460.
Urstlig s. Uiischhcht Sp. 348.
Art A.\; Bs; B; Gr; L; G; S; W, Ära, PI. Ärcle
Ap; St-H; Th; U; Z — f.: 1. Pflügung und ge-
pflügtes Land; bes. frische Pflügung; doch auch
netti und alti A. AaZcI. „üas Gepflügte Th", frisch
gepflügtes Land BsLd; ThHw. ; Z, Erdreich Sch, die
Furchen zusammen Aa, die beim Ackern aufgeworfene
Erde ZRümlg, die Furchengräte des gepflügten Ackers.
Lauf uf dr A.i. L. Über d' Ä. laufe" BsLd. Es git
e schöni A. Z. Der Säemann streut in die A. Die
8. Pflügung, auf welche dann das Ansäen folgt, heisst
z' A. eiere Tn. wohl verwechselt mit z' Sät ei., denn
A. ist jede Pflügung. daher z. B. .die erste Art tun.'
Si'RENn (= streichen). In die A. hinein säen Z. Das
eben gepflügte Feld hat entw. eine schöne oder eine
ungleiche A. Du hasch ne schöni A. y'macht Aa.
Wenn Eine's Manne |dii' Fiihrüng der Zugtiere] niid
rerstöt, se clitr de I'/hn ^ilmller ke [keine] sclioni A.
mache" Z. Brücld-nir" c Iiölieni oder en tseni Egge
zu deren A.? [für dieses Erdreich] Sch. Bildl. : Wenn
Zvei [Eheleute] am gliche" Seil zieh [den selben
Fehler haben], .so ist d' Sach [das Hauswesen] Imld
(dl A. [aus dem Geleise, verdorben, verloren]. Scnn.i).
— 2. bebautes oder baufähiges Land nach seiner
Beschaffenheit; Gegend, Landschaft nach ihrer geo-
graphischen Lage. ,So vernemen euch wir, das zu
Jenf und in derselben art und hesunders zwüschen
Lyon und Jenf [usw.]. Und nit dester minder an
unser art [unseres Orts] sölicher raass haudien.' B
Missiven 1474. .Holland, Brabant und andere Land,
an der Art darrüerend.' ebd. 1478. .Die Herschafft
(iauis so ouch am Pihin lit in einer gunten ard.' TUrst
14H.i/1.5llO. ,Die Habsburg ist ein namhaftig Schloss
an einer lustigen art.' ebd. .Die Nortnienner sassend
in den inseln und an der ard. so man ieznial Norwegen
und Seeland nennet.' Vad. — 3. angeborne Natur
von Menschen und Tieren; besondere Beschaffenheit
der letztern. Er war von A. no mit .so bös B. ,Von
A. ein böser Mensch.' Guler. A. lad [lässt] nid von
A., drum hed das BöcMi e" Bart. Ineiche.v. / die A.
schlä, diese Natur annehmen, ebd. I si-bem [jeneml
üüs hän-i''' vo" rfi-r Art Hitener 's erst Möl g'seh".
Stutz (nicht buchstäblich zu verstehen). Tier vo"
allne Arde Tn. Insbes. gute Beschaffenheit, auch von
Oingen. Es isch nid von A. (-und nid vo Goldaii —
Wortspiel mit Ortsn.). Ineich. .Adhibere artem, kunst
brauchen, eini ding ein art geben.' Fris. Der Musketier
soll beim Anschlag die Muskete ,zierligkeit halben'
liart auf die Brust setzen, nicht wider die Schultern
usw., ,sonsten wirt es keine art haben'. VFrider.
llilO. ,Also die schmeichlerard [das Schmeichlerge-
lichter] die Herzeusaugen blendt.' JWSimler l(i.5'2. —
4. Art und Weise des Tuns und Benehmens, bes.
gute, oft verbunden mit Gatti"g. Das häd l;ei A.
(und kei Gattig), es ist ganz ungehörig, wider allen
Anstand, unstatthaft, ganz fehlerhaft beschaffen, alles
Mass überschreitend Ar; Bs; Gr; G; Th; Z. 's het
ekei A., was er macht, er liefert schlechte Arbeit Bs.
Das schickt - si''' — ,ja, das hat en A. Stutz. Es
G'.'itürm [stürmisches Wesen] oni A. B. En A. het
en A.! Kecht ist Rocht Ai"; Bs. Es isch ekei A. vo-me
so-ncm Ma"'. ein für einen solchen Mann ganz un-
passendes Benehmen Bs. 's isch kei A. und kei Gattig,
eso z' dae, ein solches Benehmen ist unerhört Bs.
/''■ hä" kei Art g'häbet, habe mich unartig benommen
W: syn. ung'schlacht sin (machen). ,Dass es eine A.
hat', teils von Güte, teils (öfter) von hohem Grad,
Stärke : tüchtig (nach Noten), allg. z. B. singe" as 's
en A. het, ausgezeichnet Bs. ,Drauf los singen und
tanzen, dass es nur so eine A. hatte!' Sch Kai. 1881.
,Er würde drauf los schustern, dass es eine A. hätte.'
Stutz. Ohne Prägnanz (irgend welche Beschaffenheit
einer Sache oder Weise des Handelns). Cliumm-mer
nümme vo deren A.! begegne mir, betrage dich nicht
mehr so Z. Es ist e Weltströf [schwere Not] uf die
Ard. Stütz. I''' darf Nut erzalen — uf kei Ard und
Wis. ebd. ,Uf einwelli [irgend welche] A.' GrPt. —
.5. Betrachtungsweise; Hinsicht, Mass, Teil. Uf
en A., in einer Hinsicht, gewissermassen, zum Teil Bs;
GuRh. ; GRh. Er het uf en A. Becht g'ha". D' Emeri
sind uf en A. ivie die tcälsche Chriesi [Kirschen] Gr.
/ bin uf en A. frö Z. Das ist en A. en Lineal, ebd.
En A. es Uchrvt, eine Art Unkraut. Stutz. Er sei
en A. schicermüetig. ebd. Das ist en A. g'stole, fast
so viel als Diebstahl Z. Er hät-si''' en A. schenierl.
ebd. Er häd en A. niid welle, nicht recht wollen,
ebd. Mer sind-eren en A. z' icenig, wir sind ihr ge-
wissermassen zu gering, ebd. I ha 's en A. niid gern,
eigentlich, streng genommen GT. Es ist en A. wör,
z. T. wahr Ap. Of e A. wol, aber of e A. nüd, z. T.
richtig, aber nicht ganz. ebd. En A. wie verieret,
fast wie, gleichsam verrückt, ebd. Er ist wf en A.
e G'Urte, ein halber Gelehrter U. — 6. bestimmte Art
von Kleidung und Verkleidung. Man habe er-
fahren, ,wie dass etlich arden söllint vorhanden sin
und iez dise dry fassnachten [an diesen 3 F.-Tagen]
wollen umbgön. Darum wir gebieten, nicmcs solle
in arden umbgon, so Bäpstlich Heligkeit, Kaiserl.
Majestät, die Cardinal, unser Eidgenossen, die lands-
knecht, münch, pfaffen, klosterfrowen, noch ander
fünsten, herren, gmein noch sonder personen, frömbd
hoch heirasch, geistlich noch weltlich, mügent be-
rüeren , bedüten , schmähen , reizen' usw. Z Mand.
1523/4. ,Gesellenspil und arden machen oder offen-
lichen spilen und kurzweilen sich einmengen.' Vad.
.Meniglich sol sich unsrer gewonlichen arden, formen
und gattungen der bekleidungen gebrauchen.' G Mand.
1611.
Mild, all 111. iiuJ f. (iulauteud auch ard-), Ackeib;iii und
dessen Ertrag; Ackerland; Herkunft; Natur; Beschaffenheit;
ahd. art, Pfiüjnng; alts. orrf, Wuhnung; ags. eard, Heimat;
Natur; nind. Gebiet, Steimmland; von arm, pflügen (s. Sp. 385).
Der Übergang von dem Grundbegriff .PflUgung' zu dem von
,Natiiranlage' und dem noch abstrakteren von ,Art und Weise'
erklärt sich aus der centralen Bed. des Ackerbaus als Grund-
kge aller Kultur, und findet eine Pa-iallele in dem nihd.
l'/tuof/, welches auch ganz allg. , Gewerbe, Beruf, Geschäft,
Lebensunterhalt' bedeuten kann (viell. an , pflegen' angelehnt).
Die Bed. 6 findet eine Parallele an dem frz. cuHtume aus lat.
ronaucludo, Gewohnheit (dies letztere zu .wohnen'). Auch
das lat. haintua, Haltung, Beschaffenheit. Befinden (neben
475
Art, ert, irt, ort, urt
■I7i
hulntarc, woLdi'II) hat sich im frz. linbU {halnihr, klcideu) auf
Kleidung eingesdu-änkt; uucl diyuiiicr, vcrlclciilen, stammt von
fjuise = ahd. wisu, Weise. Übrigens ist Bed. 6 eig. nur eine
besondere Anwendung von 4 und dieses könnte auch direkt
Ton 1 abgeleitet werden, da dort der Begriif ,Art des PtlU-
gens' deutlich vorkommt; es wäre dann der Begriff ,Art'
von der wichtigsten Tätigkeit, dem Plliigcn, auf alle andern
übergetragen, und Bed. 2 und 3 hätten sich, in sachlicher
Richtung, ebenso aus dem Grundbegriff , Ackerland' entwickelt.
Landes-art: 1. Laiidesteil, Gegend. 7i\\ Art 3.
.Dann wo wir dise landsart verlassen, wurden sy dar-
durch luft erapfachen.' 1531, Strickl. ,Ein armer
arbeiter, allenthalben dieser landsart wol erkannt
[bekannt].' KCys. .Fielen in diser Lands Art. nämlich
in Helvetien und Brysgow strenge Kriegsläuf yn.' ebd.
.Dörfer und Hööf diser Landsart herumb gelegen.'
1600 L; gemeint ist L und Umgegend. .Die bei der
Jugend in diser Landesart üblichen Kurzwellen.'
JHAmm. 1657. — 2. Natur und Sitten eines Lan-
des. .So ist auch das ausssprechen selbst, allein von
wegen bergächter landsart, viel sterker, männlicher
und reuher worden.' JGdler 1616. .Unangesehen der
rauhen, steinächten und bergischen landsart.' ebd.
,Die landsart des ganzen hochgerichts [Bergün] be-
treffende ist selbige etwas wildlecht.' NSererh. 1749.
Bös-, Bös-, BÖsch-art, -ard Gr — 1. f.: Bosheit,
oft aber nur Neigung zu necken und scherzen; Un-
tugend ; auch ein einzelner boshafter Streich und dann
auch im PI. — 2. m. : boshafter Mensch. Du bist,
en rechte B.! - bös-arten hÖsc/ja;"fZm; Spott treiben,
zu verkleinern, zu schaden suchen GrL. Syn. hösgen.
Strüch-: ein zum ersten Mal gepflügtes Feld.
,Den 18. säyte ich in das Hanfland Eäbsamen, darzu
in die Strauchart; es gab noch schön Bäben.' Tagb.
ZZoll. 1747. - S. »(n-.c7,™.
vier-: gründlich, vollendet, ausgemachty ,Dass
du ein rechter vierarter luterischer ketzor bist.' 1531,
Absoii. .Dass du ein vierarter von einem luterischen
buren bist.' 1531, Strickl.
Im zweiton Fall ist das W. Subst. ; vgl. Ghir-, Boclmiutj
u. ä., welche ebenfalls zwischen subst. und adj. (resp. pos-
sessiver) und zwischen sächl. und personl. Bed. schwanken.
Yiell. dachte man an die i Elemente oder an das lat. qua-
dratus; vgl. vierei/net Sp. 159.
,bluotes-: vol bluot, sanguineus.' Mal.
Vgl. nhd. .vollblütig', welches eig. auch nur aJ.j. Er-
weiterung eines urspr. adj. und dann subst. .A'ollblut' ist.
ge-artet: nach einer Art beschaifen. .Clöster,
die mer weltlich dan geistlich goardet warend.' Vad.
,Wie ist diser Nabal goardet gsyn'?' LLav. 1584. .Also
sind wir geardet in geistlichen Sachen, dass wir mehr
sorgfeltig sind für andere leut, als aber für uns selbs.'
JMüLL. 1665. — Nicht Partie, von arten, sondern direkt
von Art gebildet.
arten: in die Art schlagen Schw. — ab-: aus der
Art schlagen Schw. — nach- nö-artn G, nachhin-
nöin-arde Z oTö.: nachschlagen, im Wesen und Tun
gleiche Art zeigen. ,Wir sollen den Tieren nacharten
in denen Stucken, welche uns die H. Schrift zur Nach-
folg fürstellt.' 1661, JMüll. ,Weil den ersten men-
schen nacharden all ire natürliche nachkommende.'
ebd. 1666. ,Wie die söhn den väteren nacharden, so
[usw.].' AKlingl.. Gn. — „nach-ärtclen: Dim. hiezu
Z." .Tnütari, nachmachen, nachärtlen.' Fris., ,nach-
ärtelen.' Mal.
ärtelen: ein wenig nacharten, die Art von Etwas
oder Jmdem annehmen. .Midas hatt auch etwas ge-
ärtelet mit disen Geissmännlinen. das spurt [spürte]
man an seinen oren.' Tierb. 1563.
artig ä- Aa; BHL, Si.; Gl; Schw; S; W; Z vorw.,
ärdiy Obw; ZW., artig Bs; BHa.; Gr (neben o-); L;
Ndw; G; ScuwMuo. (neben a-); WLötsch. — Comp.
e'^rtiger Gl, fertiger VOrte, e^- Z: 1. v. Boden: mürbe,
leicht zu pflügen; wohl bearbeitet BsLd; ärligs
Land; en artige Baum, fruchtbar. Übertr.V von Zug-
tieren: lenksam, fügsam, ebd. Zu Art 1. — 2. nied-
lich, zierlich, schön anzusehen Aa; G 1790; Z. Chl'i"
ist a. L; Z. Dene" ist d' Ernd e Zit, mer [man]
ctia^s nüd glaube wie a. ! JKMey. 1844 (angenehm, er-
wünscht?). — 3. sittsam, anständig, höflich; seltener
und nicht recht volkstümlich, ausgenommen in der
RA. 's artig Händli ge' (von Kindern): das rechte
Aa; Gr; UwE.; W; Z; syn.ordlig; schün. , Wie er 's
gemacht so artig und frei' (iron. ; viell. i. S. v. listig,
schlau, s. 5, d.). Erzähler 1856. ,Dise warend edler
und artiger dann [als] die zuo Thessalonich.' Apostels.
1548 (=, adelicher'. 1667; der Sinn ist: von besserer
Art. Anlage des Geistes). — 4. ziemlich, recht.
Alleinstehend oder als Adv. Adjectiven positiven Be-
griffs vorgesetzt: a. %il grösser Z. Scho" a. lang, seit
geraumer Zeit. ebd. 's hat a. [nämlich ril\ Lüt g'lia".
ebd. (anders adj.: artigi, wofür aber auch unflektiert
gesagt werden kann: artig). EfsJ ganz es (en) artigs
Plöchli, ein ziemlich schwerer Block, ebd. Das chost't
a. [viel Geld] Z. Er hat a. z' tue" Z. Es hed huir
[heuer, dies Jahr] wW'' a. Heu g'ge' [ordentlich viel]
UwE. Gross U. Das ist schon en ärtege Bueb, ein
ziemlich grosser Ndw. Es hed-is [uns] artig Herd-
epfel g'ge", viele (oder grosse), ebd. De hed ä. z' träge".
ebd. De best 's ä. chenne, du hast deine Arbeit ziem-
lich gut gemacht oder deine Aufgabe gewusst. ebd.
A. (= frt) vil GnVals. „Es ist mir artig ^ ziemlich
wohl L." 3Ier [wir] sind g'rad a. hei"' cho", e 's
g'rcgnet häd [noch eben zu rechter Zeit] Z. Bald
sind s' a. diheime [vor dem Regen]. JKMey. 1844.
Mer chönnted iez so a. g'si, leidlich gut ökonomisch
bestehen. Stutz. Selten vor Adj. negativen Begriffes:
a. hüssigs Wetter, recht widriges U. — 5. a) eigen-
tümlich, sonderbar, seltsam, wunderlich; syn. eigen-
(lich), g'spässig; kurlig, kttrios; arig, artlig BO. ; Gl;
Gr; L; P; GA., G., UBrXgger 1780; ScHW; SBb.; T;
Th; Uw; W. Es artigs Wesen isch-es dert [Uhrwerk
am Zeitglockenturm in Bern]; es geit usi it inhi,
dass-mu [man] ßn g'rad nimma weiss, wa Eim d'r
Grind [Kopf] steit BGr. Das het-mi"'' eso artigs 'dieeht
[dünkte mich seltsam], ebd. Er truej, sinen Örne
bloss, so artig isch-me [ihm] Alls fiircho' BHk. Die
Glugge hed eso ne artige Tun L. ,Die Entlibuchcr
wurden wegen ihrem sonderbaren artigen Aufzuge mit
Verwunderung betrachtet' JXSchnyu. 1781. En artige
Gü, ein unangenehmer Geschmack GlH. Das war a.!
GrHc. Df li'tegst ardig drl, hast etw. Aussergewöhn-
liches in deinem Aussehen Obw. Das ist neivwe en
Ardcge, es ist ihm nicht recht zu trauen, ebd. Das
ist mer a., kommt mir sonderbar vor GG. Das ist
doch en artegi G'reisig, kuriose Einrichtung SchwMuo.
,An den sandechten Gestaden machen sie [die Lachse]
Gruoben a. und wunderbarlich in die Stad herein.'
JLCys. 1661. — b) seltsam zu Mute; unwohl. übeL
Vgl. 4 am Schluss. Es ist-mer ganz a. wurde BBe.
■177
Art, ert, irt, ort, urt
478
Eim ((. im ('hnjif ircrrle U. Und irie 's Eiiii. u. icerdi.
und icie 's Eim [Einen] ohsi [aufwärts] zieh. Ander-
MNTii, nachher von der gleichen Sache dem Reime
zu lieb verhochdeutscht: doch u-enn si litte" ij'liijred,
CS u-erd-ne irunderhar. Es ist-mer a., etwas unwohl
Ndw. Mal [einmal] sinnet si und sait de"" mir: ,Mir
isch se-n-a.; wie isch dir?' S'oHW. — c) „launisch.
Biti mit Süll [so] artiga! BO." — d) „tückisch.
schlau, listig; von Sachen: unbegreiflich, schlecht,
biislich L."
Mild, crtic «trliij) nur i. S. von .edel'; vgl. .S. Unsere
Form ürliij scheint an keine besondere Bed. gebunden (docli
vgl. Aa ijuetärtig neben «r(i(/); ob sie älter oder jünger (resp.
mehr oder weniger richtig) als artig, hängt davon ab, ob die
Grundf. ahd. 'artaij oder 'artirj war; die inhd. deutet auf
Letzteres, weil sonst ihr Umlaut nicht erklärt wäre. —
Betr. die Bcdd. vgl. arig (aus artig) und artlich, welche sich
7,. T. mit artig decken. Man kann die 3 Hauptunterschiode
aufstellen: I gute, II besondere, III schlimme Art. Zu I
kann 1, 2, 3 gerechnet werden; 4 geht mehr auf Quantität
als auf Qualität. Dem II entspricht 5 a, welches aber leicht
in b- d und damit in III übergeht; 5 d lässt sich aber auch
aus dem Begriff ,fein' entwickeln, der in 2 und. 3 enthalten
ist, in ,artlich' (ä. Spr.) hervortritt, und dem nhd. ,artig'
noch im vorigen Jhdt zukam. 5 c erklärt sich leicht aus a.
2 und 3 sind am wenigsten volkstümlich und mehr aus der
modernen Schriftspr. entlehnt; gleichwohl erklärt sich die
Anwendung auf das Zugvieh ungezwungener aus 3 als aus 1.
— Syn. neben den Zssen mit -artig gehen solche mit -(Dochtig,
-(Dachtig, -iDtchtig.
nn-artig Z, -artig Aa; Bs; GRPr.; Scnw; Uw:
I. vom Boden a) unangebaut, unwirtlich, unfreund-
lich. ,Ein ungestaltes, kaltes, rauches und unartiges
land.' Tsc.'HUDi Gallia nach Tacitus: .inforniem terris,
asperam ccelo, tristem cultu adspectuque.' — b) schwer
zu pflügen, zu bearbeiten Aa; BsLd. ,Berg und
Tal ganz rauch, steinig und unartig.' DEcklin 1.575
(.unartig'. 1731)). — 2. (von Personen) wie nhd. Z.
Ungesittet, roh. , Seite es dann ein wunder sein,
wenn heutigs tags vil sind der unartigen, ungeratnen
und boshaften leuten.' Gwerb 1646. Schwer zu leiten,
widerspenstig, störrisch, mürrisch Aa; BsL.; SchwE.;
Syn. cdwar, itrig, unmär; weinerlich (von Kindern)
UwE.; nit u., versöhnlich GiiPr. ,So fallend wir nit
ab und werdent nit unartig oder ungeschlacht.' 1531,
II. Cor. Ungebildet: ,Kein unärtigers und unkönnen-
ders Volk.' DEcklin 1575 (.unächtigers.' 1736). —
3. unwohl .\AEhrendgn. Vgl. artig 4. — 4. un-
kräftig. ,Enervata oratio, die kein kraft oder nach-
truck hat, unartig. Versus inertes, unartig, die nit
frei daher laufend.' Fris. — Mhd. miartic, -crtic, unedel,
ausgeartet, bösartig.
inl-ärtig: von fauler Art, etwas faul, dies i. S. v.
,träge' UwE. oder in moralischem S. .schlimm': listig,
schlau, verschlagen, schalkhaft Bs; BO.; L. De ful-
ärtig BiirsK, de schlimm Bttrst [Bursche]. Breitenst.
Syn. ful-hcht, -ig.
frost-artig. , Frostartige Weinberge', durch ihre
Lage Frösten ausgesetzt. Steinm. 1804. — Zu Art s.
guet-ärtig: 1. vom Boden: fruchtbar Aa. — 2. von
Menschen, bes. Kindern : gutmütig, wohlgezogen Bs.
,Ein gutartiges kind achtet auf seines vatters wort.'
FWvss 1653. ,Bon<B indolis puer, gutartig (-artig),
knab guter art.' Denzl. 1716.
grob-. , Alles, so nit in ihren grobärtigen Kram
dienet, ladlen.' Hafn. 1666.
lioh-artig, -artig: von sanften Sitten uml Cha-
rakter; liebenswürdig, liebreich. Auch von Tieren:
sanft, fromm. Gegs. un- Gr.
nett-: nett und artig Z.
bös-, bös-, bösch-ärtig: boshaft, neckisch, laster-
haft, verschlagen, heimtückisch Gr. ,Bösärtig, von
einer bösen art oder würzen, ubelgeraten, malitiosus.'
Mal. ,Bösärtig, degener.' Denzl. 1677; 1716. — Bös-
ärtigi, Bös-, Bosch- f.: Bosheit, oft nur Neigung zu
necken und scherzen Gr.
ruch-aV%.- von rauher Art (Land). .An einem
so grohsteinigen , rauchärtigen Ort.' Guleu. Koh
(Menschen) Gr.
besunder-arti(if.- eigentümlich GMels.
Der Unterschied zwischen artig und artig ist auch in
den Comp, schwankend und nur zuflllig. Übr. ist nur un-
nüt dem selbständigen artig (artig) zsges., die andern alle
aus dem betr. Adj. verbunden mit dem Subst. Art durch
das Suffix -ig neu gebildet resp. zsges. mit dem unselbstän-
digen -artig, welches nur den unbestimmten Begriff irgend
einer Beschaffenheit enthält. Nettartig ist eig. gar kein
Comp, und viell. auch Uehartig nicht.
artlich „L"; GT., ärtlig kk; Ai-Schöngrd; FMu.;
GO., T., Rh., ärtli L, är eilig Ap (Comp. e'rdli<ier)\
FS.; L; GoT., ärdlich ArH., ärdli G'V., ärdl.rh ii.
ädlech GTa. (Comp, ädlrger), adlig ApGais, adlig GRli.,
ärglig ApL, nardlich GAndw.: 1. artig, sittsam
.\a; Ineichen. — 2. schön, zierlich Aa; Ineichen. En
ädlechs Tütli [Schächtelchen] G. — 3. ziemlich viel.
Es gid artli Obs. Ineiohen. — 4. wohl, gesund. Es
ist-mer artli L. — 5. a) seltsam, sonderbar, wunder-
lich Ap; FS.; Gl; GAndw., Rh., Sevel., Ta., oT. Bas
chond-mer ardlig cor Ap. Du bist en ardliga Lür
[Schelm], ebd. En ädlega Reilega GTa. En artliga
Mensch, Sonderling GT. En adligs Tue" [Gebaren]
GRh. En adlige G'ruch. ebd. Man scheut sogar nicht
die Verbindung uf en artligi Art Ap. Schön. ,Die
kleidung ganz und so artlich an iren leib gemacht,
dass dieselbig kein offnung hat.' Tierb. 1563. ,Und
hab sich darbei ein artlicher Boss zugetragen, dessen
sie alle zu lachen gehabt.' Heut. 1658. , Wundersame
steingewächs, artlich abgesetzte bergmuschelen.' Hott.
1666. ,Den Berufenen führt Gott seine diener [Seelen-
hirten] so artlich und oft so wunderlich zu steg und
weg, dass kein mensch hette daran gedenken können.'
AKlingl. Gn. ,Es haben die Fischer eine artliche und
seltsame Manier, Fische zu fangen.' JEEscuer 1692.
,Es gibt deren, die härine Kleider tragen und sich
mit artlich gemachten Mönchs-Kappen bedecken.' Cl
Sciioii. 1695. — b) launenhaft, weinerlich; en äd-
lechs seltses Chind G. Unmanierlich Ap Gais. Unzu-
gänglich, schwer zu behandeln FMu. Unheimlich,
unzuverlässig, heimtückisch; er isch en Adlecha, man
weiss nicht wie man mit ilim dran ist GTa. — 6. fein,
sinnreich, kunstreich, geschickt. ,Der alle ding so
kluoglich, so artlich geordnet hat.' ZwixnLi 1526, lat.
,qui tanta solertia cuncta disposuit.' ,Sein verlangen
stat auf mancherlei artlicher dingen, und sein herz
trachtet, wie er artliche bild entwerfe.' 1531/48, Sirach.
,L)io kunst, die artlich und geschicktlich reden leert
(lehret).' Bin. 1560,96. .Musik ist die kunst artlich
ze singen.' Kessl. , Flachwerk ganz schon vergult
[vergoldet] und ärtlich gemalet.' ebd. ,Ein nüwe und
gar artliche beschreibung.' Leemann 1531/1613. .Nun
479
Ai'l. i'i'l. ir(. ort. urt
gar artlichen ist er worden mit der pfyffen und
trurameten.- 1550, Eüef. .Acutum opus, ein kunst-
reich, sinnreich oder artlieh werk. Subtiliter connes»
res, artlich zuosamengefüegt. Affahre, fast artlich.
wöäenUeh. künstlich, werklich. Ingenio praestare, vil
Tcrstendiger und artlicher sein. Astns callidi, ein
gschwinder artlicher list. Argutus, subtyl, gschwind,
spitzfündig, listig, artlich. Mechanicus, ein artlicher
und kunstlicher hsndwerksmann.' Fris. .Kluoger
mensch, artlich, zierlich, hurtig in allen dingen, ele-
gans homo.' Mal. ,Er könnt alle Ceremonien dabei
also artlich und geschicklich.- Wcrstis. ,Hüser, so
künstlich, artlich, auch so köstlich, zierlich und wohl
erbuwen.' Cts. .Also uf den 21. Tag Horuung mit
artlichem Anschlag brachent harus ob 300 Mann.'
AxsH. .[Eine künstliche Figur] wendet den Kopf art-
lich hin und wider.- 1666. Hafs. .Uise Kirch hat
ein schönen hochen Chor gar artlich gewölbt.- ebd.
.Welcher mit seinen Füssen das Glas a. [hat] nemmen,
darauss trinken können.' ebd. ,Anjetzo aber mit einer
artlichen Capell umbgeben.' ebd. ,Sich der kaiser-
lichen Gnad a. gebrauchen.' Gi'ler. ,Sieh a. in possen
stellen.- ebd. .Die wokedenheit Basilii, die so a. als
Kanzianzeni. so fliessend als Lactantii. so schriftmässig
als Hicronymi.- AKlisgl. G. B. .Ein artliches Vorbild.'
1733, Ulr. .Inimicum lepide esballistare, a. den feind
betriegen. Ingeniöse, sinnreichlich, a.' I>exzl. 1677:
1716. .Mit denen Orten auch, die nächst am See
gelegen, sehr a. er beschreibt.' JEEscher 169-2.
Mhd. fehlt das W. (nur unerilich, widerlich, schlecht),
dasregen ist es im ä. Nhd. häufig, entsprechend unserer ä. Spr.
in Bed. 6. — Die Erweichung des f zu d wie bei Arl, artig:
daran schlitsst sich leicht .iusstossnng des r. Bei arglig
mag neben dem nicht seltenen Übergang von d in ij teilweise
Umdeutung oder Anlehnung an arg mitwirken. Das n in
nardlich aus Torhergehendem ,ein' herübergezogen. — Die
meisten Bedd. hat artlich mit artig gemein, 5 anch mit arig.
un-artlich: unordentlich. ,U. durch und über
einander liegen.' Goliath 1741. — Mhd. nnertlich s. o.
Artlichi ErtUgi ApSchöngrd, Eidligc GT. f.:
Seltsamkeit. Jez trird 's - mer doch eii Erdlige [so
seltsam zu Mute; adv. Acc. in der Bed. von artig 5 b];
's ist g'icüss 's Reuweh [Heimweh]! JJEitl.
Artefifi Aa; Z, -fü^fi B — m.: I.Schwarzwurz,
scorzonerahispanica B; .S-; Z. .Es gibt Stadtmädchen,
denen mau Meerrettig für Aitefüfi und Sillery für
Muskatnuss verkaufen könnte.- Gottu. — 2. Endivie.
Cichorium endivia BSi.
Viell. für Andifi (s. Sp. 312). mit Vertauschung von n
an r und Anlehnung an ein anderes W.
Artellerl, ArtoTleri Z^ — f.: Artillerie, früher z. T.
noch mit weniger enger Bed. ,Darzuo notwendig gc-
schiltz sampt aller zuogehörd und artellary, onch pro-
vand.- .\i!scn. 1529. .Doch möcht derselben [der Ln-
zerner] rüstung dero von Bern artellari nienan ver-
glychcn [keineswegs gleich kommen].' Vad. .Einen
Vorteil hatten die alten Helvetier auch: sie niüssten
anf keine Artollerie, Kraut und Lot [Pulver und Blei]
warten, dann man kriegete damalen nur mit ein paar
Pfeilen und einem Spiess.' Kriegsrecht 1704.
Artikel -h/- m.: I.Abschnitt einer Reihe, Para-
graph einer Verordnung, eines Vertrages, einzelnes
Gesetz, einzelne Vertragsbestimmung. So schon i. XV.,
XVI. und noch allg. Dns" wie" zu 'n Chitide" hiegi
[schaue], ist en wichtigen A. Prägn.: das ist en A.,
eine wichtige Sache. Syn. Item. ,Die mailandisch
botschaft seit [sagte] beden partyen, sy weiten a. [zu
einem Friedensvertrag] stellen und sy lassen hören.
Uf sömlichs [darauf] liess die m. b. bricf [sc. machen]
und darin die a. eigenlichen setzen ein nach dem
andren.' Edlib. — 2. Abteilung, einzelne Art von
Waaren, auch von Obliegenheiten, allg. 's Schueh-
iterch ist afe" [allbereits] en tfiren A. für en Hüs-
rater. — 3. Titel. .Behalte du [als Sohn] nur die
gewönlichen A. von Ir und Euch bei, so wie du immer
mit uns redtest.' Z 1811.
...irtische", J^rti7sc7ie B (Freudenb.), Artitschoch Z
— f.: Artischock-Cardon, cynara carduncnlus. ,Cactos.
Cinara. arti.schoek (artistock). wältsche (garten-) distel.'
Fris.; Mal. .Cinara. strobilus. ein Artischau.' Rhag.
— I^Ti-Artischo: knollige Sonnenblume, heUanthas
tuberosum var. B. — Die B Form aus frz. artichaud, die
Z aus it. articioccQ.
-irtje f. : langes Waldgras, zu Streue verwendet Gr.
Tiell. ans rem. nardo verderbt, welches ein Gras bedeutet,
das ebenfalls, wenn man es reif werden lässt, nur zu Streue
dient. ■
ert- s. er-ent- Sp. 353. Erti s. Erd-Beri.
Irtig, Irtung s. Irrtag Sp. 411.
Ort — PI. ebenso und (in bes. Bed.) Örter — n.:
1. in allg. S. : irgend ein Punkt oder grösserer Teil
des Raumes. ,Je höher 0., je grösser Fall.' Splger.
Am oberen 0. sin, hoch oben auf Bergen, z. B. die
Alp ist am o. 0. BRi. An ds ober ()., bergan, auf-
wärts, z. B. eine Last an ds o. 0. zu tragen ist noch
schwerer als sonst B oSi. J/e [man] g'spilrt, dass 's a'
ds 0. 0. geit BKand. A* ds ander 0. </«", abwärts gehn
BO., Sa. Büdl. am stärchercn 0. sin, stärker sein als
ein Anderer GrD. Eppes [Etwas] <i« en O. tue", auf-
bewahren Ap. Ein Schuldpfand .in ein unparteiisches
sichres 0. verwahren.' 1715. Z Stadtger. En 0. ha'
für Öppis, wissen, wo man die Sache aufbewahren
kann ThHw. .Wiewol die [Figuren] an einem ort
blibend [fest auf ihrem Platze standen], jedoch mit
dem obren teil schwanktend sy hin und wider.- Hüldr.
Cajipell 157'2. Mit unterdrückter Präp. ,an': Allen
Orten, allenthalben S. Di" muesch alienorte irüsche,
darnach musst du allenthalben [wo es notwendig ist]
kehren. Joach. .SV hei" a. 0. [in mehreren Wirts-
häusern] 'tanzet. Hofst. Mit unterdrücktem Art. (s. ab
u. vgl. über Ort 3 d) : ab Ort, von der Stelle gerückt,
vorwärts gegangen. Ein gefallenes Tier ab 0. tuen,
beseitigen, verscharren B. .Noch immer war die Sache
nicht ab 0. [von einer schweren Entbindung].- Mit
adv. -.s: .Etwas ab Orts, einsam sein.- Denxler. .Der
hals ist binden und vornen schwarz, an orten [stellen-
weise] rot.' Vogelb. 1557. .Der Delphin hat ein flei-
schechte Zungen, zuo orten herumb zeysert [gefaseret].'
FiscHB. 1563. .Wirdt ein fülle bereitet, der dann damit
beschoben, zuo orten verstrickt.' Tierb. 1563. Ver-
bunden mit syn. End (vgl. nhd. .Ort und Stelle'. ..\rt
und Weise-). Es blöstet [es geht Wind und tällt
Regen] n" 0. und Ende, da und dort in der Ferne;
n" O. M. E. hat 's no"" Sehne ZO. Auch bloss: an
[gewissen, einigen] Orte Z. ..\n o. und e. angryffen.'
ZWäd. I(j46. S.Sp. 314; s. aber auch unten 4. Örtli»:
De Profit ist amene [an einem] chline Ö-, macht wenig
aus Z. S'm Verstand ist a. chl. Ö.. reicht nicht weit.
181
Art, ert, irt, ort, urt
482
ebd. Sis SacJili | Vurmöfjonl lict tippen a. chl. 0. Platz
B. IT'ns ir<itlf:rli [warum willst du] 's (TmcingüeÜi
rerriijifc? J\Iiu-h z'erst 's (). z'u-'egl sorge zuerst für
das Nötige, elic du Geld für Unnützes ausgibst. Schild.
Es chost't ja nW es Ö. ! scherzh. Antw. auf Einladung
zum Sitzen, Wortspiel mit Bed. 7. — 2. in eng. S.
1) concret. a) Stuhl, Sitz in der Kirche als Privat-
eigentum einer bestimmten Person oder Familie Cr;
ScH; Z. ,Druf [nach der wandelnden Communion] gat
ein iedes widerum in sein c' 1637, Dien. üGlatt.
.Daher bleiben aus Mangel an Orten Viele zu Haus.'
/, Talw. 1687. Vgl. Küchen-, Mannen-, Wiher-. —
b) verschämte Benennung des Abtrittes, meist Örtli
und mit dem unbest. Art. / nnies an es Ö. Bs; B; Z.
— c) Platz eines Schülers, für bestimmte Zeit
angewiesen. In Ap meist Örtli. D' Probe" gönd [gehen]
om 's Ö; nach den österlichen Probeschriften wird der
Rang bestimmt. — d) übh. bestimmter persönlicher
Platz. Jedes Familienglied hat am Tische ,sein be-
sonderes 0.' und bei gemeinschaftlichen Feldarbeiten
jede Person ,ihr bestimmtes O.' mit der entsprechen-
den Aufgabe. Blih a dim 0.! wärst [du wirst] doch
nid öppe wellen en Drecl'stossel [s. d.] sl"! TnHvv.
Er [der Mann] Itel 's Wort [hat zu befehlen] und Sl
[die Frau] het 's 0., hat sich dahin zu verfügen, wohin
sie vom Mann beordert wird. Schild. Hock am 0.!
bleib an deinem Platz sitzen. Stutz. Ich a" mim 0.,
ich meinerseits. Örtli sueche", ein Spiel Ap = Vögeli
flüg üs! — e) daher auch von f-'achen 0. mit dem
best, Art. oder Pron. poss. s. v. a. der gehörige,
rechte, passende. Öppis a 's 0. tue" ThHw., z. B.
gebrauchte Werkzeuge wider a" (d)s O. t. B; Z; in
Ndw: zum Aufbewahren hinlegen, versch. v. a" sis 0.
Si häd de Brief halt wider a 's Ort 'treit. Usteri.
D' Gass afnjs 0. stellen, die Kegel hübsch gerade in
die gehörigen Linien .stellen SDorn. Am O. sl", pas-
send, ratsam sein ; sich geziemen, schicken B. Gleich-
bedeutend es ist nid ab 0. ebd. ,Selb [jenes, das]
wäre ihm nicht am Orte', gelegen. Gotth. ,Den Glau-
bensstreit stellt an sein 0. [setzt ihn bei Seite oder
lasst davon ab], Umb Glaub tut man nicht kriegen.'
Eid«. Dam; vgl. ,an ein 0.' 4. ,An ihr o. gehen', von
den Gottlosen: in die Hölle, Verdammniss kommen.
Klingl. 1691. — f) Stelle in Schriften. ,In den
gschriften der heil. Vätteren flndst auch von den ge-
spensten etliche ort hin und bar.' Lav. 1569. ,Das
erstanzogen o. des wysen Salomons',. d. h. die erst-
angezogene Stelle in den Sprüchen, ebd. (1670: ,den
obenangezogenen Spruch'.) .Nach geschechnem Ge-
bett verlist der Diener [Geistliche] ein o. uss Altem
oder Neuwem Testament.' Z Kirchenordn. 1603. ,Das
eine und andere o. auss unseren Theologis.' Hott.
1666. — g) Platz. Spielraum. De»" erst im Bett hat
's wlter 0., mehr Raum, bildl. = wer bei einer Sache
zuerst ist, hat den Vorteil ZO. , [Laban] machet ort
dreier tagreis weit, zwüschend im und Jacob.' IbSljGO,
Gkn. — h) Wohnort, Ortschaft. An anderen Orten
iet au guet Brod esse. Sülger. ,Sedem mntare, ab
einem o. an das ander ziehen.' Fris. ,Das 0. Ren-
burg.' 1658, Heut. ,Das 0. ist ganz ungebauen ge-
wesen', nie bepflanzt. Carolina 1734. In der Bed.
.Ortschaft' ist das W. nach Zvro auch m., aber seltener,
und dieser Gebrauch scheint weniger volkstümlich,
moderner. — 2) abstrakt, a) Gesichtspunkt. Da
Orts, an dieser Stelle, in dieser Hinsicht, was dies
Schweiz. Idiotikon. I. 4.
betrifft, z. B. da Ortn wüsst v'' Nüt z' säge' B Zyro.
Vgl. daörtig. (Orts kann auch partit. Gen., abhängig
von da sein, vgl. ubi terrarum; doch, ist es wahrsch.
nur stellvertretend für des, absol. Gen.) ,Aber die
Mädchen wussten die kurzen Wörtchen an 's rechte 0.
zu tun' [richtig zu deuten].- Sch Pilger; vgl. heim
wtsen; h. tuen. ,Si feien an dem 0.', in dem Punkt.
Manuel. ,Wess wir uns des orts entschlossen.' 1525,
Absch. ,Dcr frömbden halber soll man luegen [schauen],
wie sy des orts die unseren by innen haltend.' XVII.,
U. ,Auch diss orts rede ich auss erfahrenheit.' Hott.
1666. — b) Zielpunkt, Zweck, gegenüber Wort,
Vorwand. A 'n Mart [Markt] ge chaiife ist er [ihr]
's Wort, aber mit dem Liebste z'sämmechö ist er 's 0.
(fse [gewesen] Ap. ,Der angebliche Nebenbuhler sei
[das] W., dass er eine Summe unterschreiben sollte,
sei das 0.' Z Eglis. Prozessakt. 1878. Eine andere
Anwendung oder Dentung dieser RA. s. Sp. 2()5, c und
hier unter 5. — 3. äusserster Punkt oder Teil eines
Raumes, Körpers: a)Ecke, Ende, Rand, Saum.
Das 0. (auch Ortstück) eines Weckens [spitzigen
Brotes] Bs. ,Es glaub, das ander 0. [der Cigarre]
schick sich besser ins MuL' Gotth. 's scharpf 0., die
Schneide; Mm 's sch. 0. äneha" [hinhalten], schneidig
begegnen, die Spitze bieten Aa. Örter, Schusterahlen
S. Vgl. Fünf-, Mül-, Spann-. Am 0. ligge", am Rand
der Bettstatt Sch; Z. Am 0. usse" .sitze', am Ende
einer Bank ScnSt.; ZFehr. Am 0. (Bort) usse, zu
äusserst übh. ZZoll. Am 0., dem Rand entlang GePt.,
z. B. eines Waldes Z. Gönd, hocked an-en O.! [in
einen Winkel] ruft die Mutter strafend ungoberdigen
Kindern zu. Stutz. .Dann si [die zu ScnSt.] am o.
und am anstoss lägind.' 1521, Bgli. ,Und leinet sich
uf das ander o. [des Speeres].' Ziely 1521. ,Es sollen
in des fleckens vier orten allwegen [immer] ein grosse
leiter und ein fürhagk daby mit seilern gerüst't han-
gen.' Elgg Herrschaftsr. 1535. ,Die stein [Bau.steine]
sollen an keinem o. oder egken abgebrochen noch ge-
schleipft, sonders völlig syn.' 1539, B. ,[Die Päb.ste
haben] mit sölichen [Kunst] griffen die Obrigkeiten
auf ein o. gehalten', in den Winkel gedrückt. Vad.
,Ich hueb an zue laufen bald, Ob ich möcht kommen
aus dem wald; Ich könnt nit finden dos waldes o.'
HWiRRi 1556. ,An beiden orten des Schnabels.' Vogelb.
1557. ,Leg die eier aufrecht darein, also, dass die
spitzeren ort ob sich sehind.' ebd. ,Wenn er auf
ein eck oder o. des nestes stüend, wurd er leichter
hinabgestürzt.' ebd. ,Plena jam margine libri, das
buoch umb die örter umbhin voll.' Fris. ,Das end
oder äusserst o. eines dings, das bort.' ebd. .Das o.
oder end eines yetliohen dings, es seie was es wolle,
das äusserest, es seie davornen oder binden oder
nebendsich.' Mal. ,Das man sie an ein 0. [in einen
Winkel] setzen und wol usnüchtercn lassen wird.' G
Mand. 1657. .Leinwattuch, so auf den Orten ein 20er
und in der Mitte ein 18er.' Trogen RatsiJrot. 1731.
Örtli: Ende eines .Steges' im Weinberg Z rS. Der
rechte oder linke untere Zipfel des Segels; 's Ö. a"
ne", an sich ziehen (näher an das Hinterteil des
Schiffes), lugg [locker] lö", minder straff anziehen, rä»
lö", loslassen, so dass es keinen Wind mehr fasst
Bodensee. S. noch in den Zssen. Über (über) 6.
oder als Adv. üb er ort: 1) „über eine Ecke, Kante
hinaus, auf die, auf der Seite, z. B. ü. 0. use falle'
oder Jmdn ü. 0. use g'heie" = über Bord B." .Die
483
Art, ert, irt. ort. urt
■is-l
Kachelbank fiel ü. 0.' B Kai. 1844. ,Die Neumonde und
Vollmonde schaffe- ii. 0. in deinem Aderlassbericht',
Aufforderung an. den Kalendermacher, ebd. 1826. Über
0. sm, vorbei sein BBe. — 2) auf zwei, beiden Seiten.
Einem Lasttiere t«. uflade" Nnw. — 3) quer, schief,
in eig. u. uneig. S. ßU.;- U; Z. Syn. übereggs. Er ist
■ü. g'gange. Scterm. (irre?) Aus dem Geleise (geraten,
stürzen) B Ztro. ,Das Ställi hanget in der Luft und
hat keinen Boden mehr und das Hüsli ist ü. 0. [nach
einem Wolkenbruche].' Gotth. Er ist über 'en 0.
g'lade, berauscht Scuöchl. ,Wenn ein Bär unterhalb
gefangen würde, so gehörte das Haupt nach Neuen-
burg; wäre er oberhalb gefangen, so gehörte es nach
Burgund, und würde er ü. 0. gegen Savoyen gefangen,
so gehörte er dorthin.' 1.521, Absch. , Spreche er: ä,
wiss und blaw ü. o. inhin [das schräg abgeteilte
Wappenschild des Standes Zürich] ist noch das oberst
Ort [der Eidgenossenschaft].' 1530, Strickl. ,Wiss
und blaw ü. o. nit veracht!' Manuel. ,Von rechter
Üppigkeit schilet er [der Ziegenbock] ü.' Tierb. 1563.
jDie wilden Ochsen weiden mit gekrümptera gnick ü.,
von wegen der gstalt irer hörnen.' ebd. ,I)er Wolf
hat scharpfe äugen, sieht schelb ü.' ebd. ,Die Krebs
sehen alle schlim über ein 0. hinaus.' Cys. 1661.
Bildl. : ,Das bringe uns ü. 0.', um Hab und Gut. Gottii.
Ü. 0. lupfen [heben], ein Bein unterschlagen, betrügen,
ebd. Es ist-em [ihm] ü. g' gange, schlimm (und zwar
mit Unrecht) LE. (St."). ,Die Niederkunft traf nicht
so ganz ü. ein [ungelegen].' Gotth. Es isch zimsclien
üs vie starch ü. g'yangc, wir sind immer leidlich mit
einander ausgekommen, unser Verkehr hat nie eine be-
deutende Störung erlitten BKi. Vgl. einörtig. — b) b e i
Ortsbestimmungen, Grenzangabon, daher auch
selbständiger Ortsname. ('AmJ Ort (auch avi Örtli)
heissen vor.springende Stellen am VwSee, bes. eine
unterhalb Morschach, wo Schiffe landen können. ,(Am)
Ort', Weiler am Ende des Dorfes ZWädensw. ,lnneres
0.', Weichbild der Stadt AAKaiserstuhl. Örtli, eine
schön gelegene Gegend am Thunersee (zwischen Ober-
hof^n und Gunten). Ein Haus ,ara 0.' war ein Eck-
haus im alten Zürich. ,Unz an den Ort', bis an das
Eckhaus einer Strasse B; S. , Mitten durch den grat
von eim orte unz an das ander uss.' Z RBr. 1304.
,Ein efaden gat in Schwarzen o. und von demselben
0. in des Marschalks o.' ebd. ,Der efrid [Grenzzaun]
gät an der [des?] landtvogets o.' Offn. Buchbg.
,Ein kilchweg zwüschen des Peters acker und des
Bülers an dem o.' ebd. ,Von Uolr. Benzen obern o.
gen des Wanners hus, von Clausen und Walthers
örtern gen dem Eine.' Diesseniiofen St.-E. E. XIV.
.Eines Abts Hof sol gau von dos kilchoves o. an das
0. der frowen chloster.' XV., Hofrod. E.ngelb. ,Au das
kilchof-o. bi dem obren gasthus.' ebd. — c) Teil,
Stück, oft durch Adj. näher bestimmt in sprich w.
EAA. „Etw. am leichten (schweren) 0. nehmen, d. i.
leicht (schwer) aufnehmen, allg." D' Such am liechtren
0. nun, sich darüber wegsetzen B öO. ,Sie sollten
von der Bürde das schwerere 0. auf ihre Achseln
nehmen.' Gotth. Bass d' Bure nit numme uf's Feld
Kse chömme" clio" hnmldiere", nei", mit de" Dienste"
[Dienstboten] schdjfi" und d' Sach ender wo'"'' am
schwerere O. )i('ihine". Hofstatter. Am gröberen 0. ab-
g'sagete [abgesägt] sin, ein grober Mensch sein BRi.
De" Stecke" am dreckige(r)n O. (miiesse^J a'^grife' (ne"),
ein unangenehmes, schwieriges Geschäft an die Hand
nehmen; den Kürzeren ziehen, Schaden nehmen B. ■
Du verstösch [verstehst] den Dreck am dicken 0. S
Ndramt. Umgekehrt: de" Bengel am tickere 0. ha" (in i
einem Geschäft oder Wettstreit), den Vorteil haben Z. ,
Er chu [kann] -si''' iez hebe [halten] am timnere 0., j
hat den Vorteil verscherzt Gl. (Die EA. scheint ent-
lehnt von dem wirklichen Wettkampf des Ziehens
zweier Gegner an einem Stock.) ,Das Isen am heissen
0. angreifen.' Denzl. 1716 (viell. noch von den alten
Feuerproben her). Ohne bildliche Bed. : ,Ein Stück
Holz, am dünnen 0. 9" breit.' Z Gerichtsakt. 1S72. —
4. Ende in zeitlichem S. (doch mit räumlichem
Grundbegriff). Am O. si", zu Ende, erledigt, abgetan
sein B; Z. Ist es no"'' nüd am 0. (^ ama Bort)? kr. '
Wenn es es fry eso recht g'tcüsst hätt, d' Sach war
längst am 0. Gotth. ,Darzu muss man das mäss nit
nemen bei der Vernunft, dann da wären wir bald
am 0., sondern bei der kraft Gottes.' Wyss 1650. ,Die
sach ist an ein 0. [sc. gebracht, gekommen], salva,
composita, decisa est res.' Hospin. Mit-ere [einer]
Sach an en O. chu, an ein E. kommen, sie fertig, ins
Eeine bringen. Sülger. Er chunnt a" kes [kein] 0.,
richtet Nichts aus Aa. ,Kummst allem wollust an
ein 0.' Salat! ,Dz man doch etwan zu eim o. kam.'
ZwiNGLi. ,Myn herr würt schlechts nit z'friden syn,
Biss er der sach kumpt an ein o.' 1535, Birk. ,Damit
wir komment an ein o. Und unsere Sachen machen
fort.' Com. Beati. ,Mit einer Sach an einen 0. kom-
men, ad exitum pervenire.' Mey. Hort. 1692. ,Noch
hat 's mit in [ihnen] kein o.' Lied aus dem XVL
.Firnemiich mechte ich hiezwischende die sach an ein
0. machen.' Platt. 1581. ,Das Haubtgeschäft an ein
0. machen.' Zurgilg. 1656. ,Solte er sich des Eeichs
Geschäften nichts beladen, bis seine Sach verhöret
und an einen 0. gemacht wurde.' Wurstis. 1765.
,Mach deine Sache an ein 0., sonst rede ich änderst,
mit dir.' Nachtl. 1790. ,Si söUind die spännigen Ar- ,
tikel der Leer mit der Geschrift, nit mit dem Schwert
an ein 0. bringen.' LLav. 1576. Nahe vwdt, aber zu
unterscheiden ist: ,an ein 0. setzen, stellen'; s. 5.
Als Gegs. zu End ist es natürlich = Anfang. ,Also
erzalt die jungkfrow iren handel von o. zu e.' 1521,
ZiELY. Über 0. u. E. in amplificierendem S. s. oben 1.
— 5. Seite (vgl. überort 2). Am letzen 0. gleiten,
ein Stück Wäsche auf der verkehrten Seite plätten B.
,Jede schib ist vom zweck [Mittelpunkt] uf alle o.
dritthalben werkschuech wyt.' Z Schiessplan 1504. ,An
yedem o. des bachs.' 15'24, Schw LB. , [Münzen] an
ainem o. mit sineni angesicht, an dem andern o. mit
dem adler [Avers und Revers].' Vad. ,An beiden
orten', auf beiden Seiten. Vogelb. 1557. ,Dise gestalt
[gemeint sind 2 Abbildungen] zeigt das letz und recht
0., d. i. dz ober und under o. [eines Kuttelfisches].'
FiscHB. 1563. ,Nam mich an ein o.', auf die Seite,
zu einer geheimen, vertraulichen Mitteilung. Platt.
1572. ,Und auf ein o. die wag zu sehr tut neigen,
d"un coste fait pancher la balance.' PvBR.-Stettler 1642.
, Hierorts', unsrerseits B Zvro (Kanzleispr.). 3Iich zum
Wort und d' Sach an en 0. Sülger mit der Erläu-
terung: ,er tut, als sorgte er für mich, denkt aber an
sich, weiss die Sache für sich beiseite zu bringen';
doch s. auch o. Sp. 480 u. 482. Sonst ,an ein 0. setzen'
oder .stellen', bei Seite setzen, nicht achten, fahret
lassen, dahin gestellt sein lassen. ,Das ich 's schiei
als [Alles] setz uf ein o., und lass die leut schwetzen
485
Art, ert, irt, ort, urt
4SG
und sagen.' Gengenb. GM. ,Häy lieber, b'sicli bass
(iine wort Und setz din zorn hie uf ain o.' Birk 1-535.
JJer Zins sei denen von B nicht verabfolgt, sondern
damals ,an ein ort gestellt worden'. 1541, Absch.
,Wenn es glych die yenigen lesen werdend, so unser
religion nit sind, so sy die anfechtung [den Confessions-
hass] ein wenig an ein o. stellend, werdind sy be-
kennen müssen, dass ich ire gründ trüwlich dargeton
habe.' LLav. 1509/lt)70. ,Avertere aniiuum ab assiduo
nia-rore, alles trauren hindan setzen, trauren oder
kumber an ein o. stellen.' Fris. ,[Du] achtist uns für
grobe lüt [usw.], das wir nun an ein o. wend stellen
[auf sich beruhen, unerOrtcrt lassen].' Antw. betr.
Hirsbreifahrt 1576. ,Uf ein o. setzen', missachten.
Manuel. ,üf o. stellen', übergehen. ,Da wurden ge-
brucht vil wort, die ich ufs kürzest stell uf o.' Lenz,
Schwabenkr. ,Uf ein o. stän', bei Seite treten. ,Den
bitt ich, dass er uns well lan ungeirrt und uf ein o.
stan.' ebd. ,Wie 's hie [auf Erden] gang, gilt mir
gleich, Nimpt bald ein o., Allein dyn wort, Herr Gott,
blybt fest.' Gdalth. 1542. ,Die o.strömischen Kaiser
wurden von den Päbsten verachtet und uf ein 0. ge-
balten', ihr Ansehen bei Seite gesetzt, missachtet, ebd.
— 0. Himmelsgegend. Von Jemandem, der gerne
zn Hause sitzt, z. B. von einer übereifrigen Hauswirtin
oder einem ängstlichen Menschen, sagt man, er gehe
nicht aus, es sei denn glänz [hell, heiterer Himmel]
an allen vier Orten Z. 's tväit [der Wind weht] van
0. [Nord] (Schitferspr.). Sulger. ,An dem rechten o.
gegen abend.' HuldrCampell 1572. ,Und den richten
in die vier Ort.' Th 1742. — 7. Bestandteil der alten
Eidgenossenschaft, syn. mit , Stand' und dem spätem
(urspr. ebenfalls ,Ecke', vgl. , Kante', bedeutenden)
Namen , Kanton'. , Zugewandte Orte', die nur in wei-
terem Verband mit der Eidgenossenschaft stehenden
Städte oder Länder. ,Appenzell lasst sich nicht pochen
üb es gleich das letzte 0.' Z Ofeninschr. Bülach 1685.
,Das eint oder andere Eidgnossische 0.' B Mand. 1700.
— 8. vierter Teil, a) Münze (z. T. nur imaginär),
meist Örtli, seit dem neuen Münz.system (1850) ver-
altet. Meistens der 4. Teil eines alten Z Guldens, =
15 Kreuzer Ap; Gl; Ndw; G; Schw; Z. Syn. Bock.
,Vierbätzler oder Zehnschillingstücke, früher Orts-
gulden, jetzt Örtli genannt, Hess der ZRat im J. 1656,
um die im Felde stehenden Truppen damit zu be-
solden, zum ersten Male prägen. Die letzten sind von
1811.' Gem. Z 1844. Nach einer Angabe aus L =
10 Kr. Sclger hat neben einander die RA.: ,Merk,
Marx, drei Batzen ist ein Ort' und die Erklärung:
,0., eine Silbermünze von vier Batzen.' ,Zwen Gulden
und ein 0.' Lied v. Bauernstand 1806. Eine wort-
spielende RA. s. u. 1. ,So wil ih zwenzig Schillinge,
des enläze ih niht ein o.' Anf. XIII. AAMuri. ,Zwen
guldin und drü ort ains guldin.' G Stiftsarchiv. ,40
rinsch guldin minder eins orts.' 1486, Jhrztb. Willisau.
Eine Convention der VIT Orte vom J. 1487 wertete
,2 Freiburger ort mit dem f = 5 Häller.' ,672 gldn
und 2 ort.' Edlib. Die Bs Ausg. von Luthers Bibel
1523 erklärt ,Scherflin' durch ,örtlin, halber heller'.
,Biss du das aller letst örtlin bezalest.' 1531/48, Lucas
(= ,scherflein'. 1667). ,Ein ort eins guldins, das ist
15 krüzer Costenzer werung.' 1530, Absch. ,Denarius,
ein halb ort, acht creüzer.' Fris. ,Ein o. wirt auch
für den vierten teil eins dings genommen, als so man
spricht ein o. eins guldins.' Mal. .Eine [Meerkatz]
umb vier Cassis, welche münz ein ort eins Ducaten
tuot, also das umb yeden Ducaten ein meerkatzen
kouft wirf Tierb. 1563. ,15 crüzer oder ein ort des
guldins.' Z Mand. 1622. ,Wann er mir einen Eimer
wyn zu kaufen gebe um ein ort und einlif guldi.'
JJBreit. 1614. S. Blclis-, Blfen-, Schaffhüser-ort;
Halb-örtler. — b) Viertel bei Procenten G oT. —
c) ein Mass Salz. ,Dass die Salzlüte, die salz veil
haut, messen sont ein halbes o. in drin [3] gritfen,
ein ganzes o. in sechs gr. und ein ganz viertal in
zwelf gr.' XIV., Sch Stdtb. ,Swer salz verköifet, der
git von ietlichem o. 2 ß an die statt.' Diessenh. Stadtr.
ca 1400. — 9. Örtli, Geschlechtsn. Ap; Gl.
Mhd. ort n. und m., PI. ort, -e, orter. Die Grundbed.
war ,Spitze, Ecke'. Im ä. Engl, findet sich noch arih and
enda, daneben (in nord. Form ; vgl. altn. odd-r, Spitze, Schwert)
das Adj. odd, ungrad, ungleich; Subst. odda, Ungleichheit,
Übermass usw., entsprechend unserm über Ort. Die Bed.
.Viertel' lebt auch im Holland, und mit bes. Anwendung auf
Münzen (urspr. viereckige oder wenigstens vierteilige, s. ort-
aclit) noch in niederd. MAA. (s. auch Hieha-). Das Geschlecht
war urspr. m., dann geteilt zwischen m. und n., worauf im
Nhd. das m., in unserer Spr. das n. den Sieg davon trug,
auch schon in unserer ä. Lit. ,Die Bresche ist das 0.,
welches. ..' JKLav. 1644. ,Das Ort, dahin er begert.' Heut.
1658. ,In der Tiefe der Erden oder wo das 0. der Höllen
seie.' JMUll. 1661. ,An dem 0., das noch heutigstags die
Engelburg genennet wird.' ebd. 1673. ,Die täler sind hin-
under gestigen an das 0., das du ihnen gegründet hast.'
KdMey. 1674. , Zeigte es [den Fund] andern Leuten, worauf
sie an das 0. kamen [sich verfügten].' Memor. 1742. Sonder-
barer Weise wechselt bei Mey. Hort. 1692: ,Etw. an ein
0. machen' und ,mit einer Sache au einen 0. kommen.'
LLav. 1670 in mehr nhd. Weise , dieser 0. helliger Schrift',
aber 1578 dafür noch ,das o.' Als m. kenneu wir das W.
nur etwa in der Bed. , Ortschaft' und ,'Viertelsgulden', beidemal
nicht sicher bezeugt. Die PI. -Form Örter ist bezeugt für die
Bedd. ,Rand des Buches' (Fris.), und einmal in allg. Sinn :
,dass die Element wiederum ihrer örteren, da sie Gott ge-
ordnet, bcgeron.' Ziegl. 1647. Heute kommt sie noch von
Kirchenstühlen, von Ahlen und etwa i. S. v. Aufbewahrungsort,
Versteck vor.
Ab-ort „m." : 1. abgelegener Ort (fern von der
Heerstrasse) B Zyho; L (St.''). ,Es sollend fürthin
nicht mehr Spysen, noch Wyn us den Wirts- und sun-
deren Hüseren, da die hochzytlichen Mähler gehalten,
in andere sunderbare und Abort geschickt w^den.' B
Mand. 1628. .Die Pfersichbäum sollen an sonderbare
Abort in Reben oder Gärten gepflanzet werden.' 1639,
Rhau. ,Darumb die Statt ein herrlichs Ansehen, auch
nit mehr als ein einziges hölzin Häuslein an einem
A. hat.' 1666, Hafn. — 2. „unsauberer Ort" [Ab-
trittV]. St.''
Us- m. u. n.: 1. (auch Neben-us- B) abgelegener
Ort, auch mit dem Nebenbegriff eines die Öffent-
lichkeit scheuenden Treibens; abgelegene Gegend Gr;
G; W. We'^-m'r sclw a-mene Nebe'usort u-one.
Gotth. — 2. magerer Grasboden, ungedungtes
Wiesenland GrD. Usörter, magere Heubezirke am
Talabhang GRKh. — 3. Hauptort eines ,Zehnden'
[Bezirkes] W. — Bed. 2 fliesst aus 1, als bes. Anwendung,
da solche Wiesen wol immer weiter vom Wohnhaus abliegen
als bessere Grundstücke. In 3 scheint us- Auswahl und
Auszeichnung zu bedeuten. — usörtig: auf der Weide
sich absondernd von der Herde GrD.
Fünf-: 1. Fünfeck, Pentagramm. — 2. Fünf-örtli
als Schn.ähwort der Zürcher gegen die Katholiken
487
Art. eit, irt.'ort. iirt
■1-^
1522. — 1 von der Grundbed. von Ort 3 a u. Aum. ; vgl.
Vierort-tlavh lind vlenJriiy. Über seiue allg. germauiscbe Be-
deutung als zauberkräftiges Zeichen und Hausmarke s. Rochh.
Gl. 2, 154. — 2 wabrsch. Wortspiel mit der üblichen Be-
nennung der alten 5 kathol. Kantone: ,die fünf Orte', aber
viell. zugleich mit Bez. auf Hausmarken oder Kleidungs-
merkmale; vgl. Bürcnfüvfit — fünf-örtig: zu den mit
dem Namen der V Orte bezeichneten Kantonen gehörig.
Vor-ort n.: 1. bevorzugter Platz in der Kirche.
Dem Umbau der Kirche zu Z Talw. waren Einige ab-
geneigt, ,weil sie die Vororte haben.' 1687. — 2. in
der Verfassung der Eidgenossenschaft 1815 — 48
abwechselnd einer der 3 Kantone Z; B; L. In den
Hauptstädten dieser Kantone Yersammelte sich alle
2 Jahre die , Tagsatzung'; die Gesandten des betr.
Kant, führten den Vorsitz und die Regierung, auch in
der Zwischenzeit die laufenden Geschäfte des Bundes.
In der neueren Kanzleispr. schrieb man in Bed. 2 ,der
V.', aber JKrtFäsi 176.5/8 hat noch ,das'.
Küchen- Chillen-, Chirchen- n. (m.): fester eigener
oder gemieteter Platz in der Kirche Ap; Gl; L; G;
Scn; Z. ,Ferndrigs jahrs an disem tag hat mancher
noch sein kirchenort besessen, der jetz nit mehr vor-
handen ist.' Wtss 1650. Vgl. Mannen-, Wiber-.
Krampf-: Geschlechtsn. W.
Urspr. als imperat. Bildung Einer, der einen Ort i. S.
von 3 a oder c fest ergreift und festhält; rahd. h-iiiq)frn,
krampfhaft zsziehen.
Länder-: einer derjenigen Kantone der alten Eid-
genossenschaft, welche nicht eine Stadt als Ursprung
und Mittelpunkt haben; sonst meist einfach ,die Länder'
gegenüber den , Städten' genannt, bes. die 3 LTrkantone.
,Es ist ein starker Pass über diesen Berg in die eid-
gnössische Länder-Orte.' Mem. 1742. ""
Malefiz-. ,'Weil die X Orte in diesen Besitzungen
nur das Blutgericht auszuüben hatten, nannte man
sie der Kürze wegen Malefizorte.' XVI., Pupik.
„Mül-Orfli: Maulwinkel, -ecke Schw; Zn." — Zu
Ort 3 a.
Mannen-o?'<; Kirchenstuhl einer Mannsperson Z.
Vgl. Wlher-, Küchen-.
B 0 1 J e r -örtZt ; angeblich Züricli-OrtU, welche von
einem Falschmünzer am ZSee aus vollgewichtigem
Silber angefertigt wurden; vgl. Mifen-Ö.
Kichs-ort: vierter Teil eines Eeichsguldens? ,Alle
und jede Eeichs-Munz, es sej'en Kreuzer, Halbbätzler,
Groschen, Doppel-Groschen, Drey-Gutbätzler, Reichs-
Ort oder ander Reichs-Sorten.' Mand. Z 1706; 1710.
Eifen-örrt»; alt-zürch. Silberraünze. It einer Sage
so geheissen nach dem Ryffentobel (Gemeinde Stalli-
kon), indem daselbst ein Mann gewesen sei, der sie
von vollgewichtigem Silber geprägt habe, bis er als
Falschmünzer in Zürich enthauptet worden sei. Er
behauptete, eine Silberader zu kennen und versprach,
eine silberne Kette um die ganze Stadt herum zu
legen, wenn man ihn freilasse.
Schid-ort; in der ä. Bundesverfassung ein Kanton,
der im Streit zwischen andern zur Entscheidung resp.
Vermittlung angerufen wurde.
Schaffhuser-. ,Die Schaifhuser-Örtli oder Vier-
bätzler sind zu ringhältig.' Z Mand. 1658.
Spann-öi"iec, das grosse und das kleine: zwei
spitzige Berge zwischen U und Uw.
Viell. weil diese Kantone einst lilier den Besitz der dor-
tigen Alpen Streit (, Spann') hatten?
Wlber-ort: Kirchenstuhl einer weibl. Person Z.
Won-: Wohnung, Haus. ,Die Wonort der Herren
des Kleinen Rats.' Z Wochenbl. 1807.
örteren: 1. Dinge (Geräte) an ihren Ort resp.
ihre .Orter' stellen BO.; „GRh." Ir müesst gcing Älhe
örtren BSi. — 2. ins Reine bringen BSi., Zvro. —
er-: erklären. ,Das er alles, so er list oder hört, wol
ver.ston und erörtern möge.' Tiere. 1563. Eig. die
einzelnen Gesichtspunkte, Seiten, Teile hervorheben.
Vgl. Ort S, 2 a; 3 c; 5. — us-. ,Metari, ausszilen,
aussmessen, angeben als ein bauw, aussörteren.' Fris.;
Mal. Syn. üseggen.
örtlen: nach den Ortschaften berechnen, auf die-
selben verteilen BO. — Viell. urspr. aus Ort S i. S. v.
Mass', also = aus-, abmessen.
Örtler: Bewohner der ,V Orte, Länder'. Wi
cV Zürer den Ortlere 's Hasepanner erwütscht [haben].
Maüleni 1712.
Halb-: eine Münze, Achtelsguldenstück? ,0b
gleich 1000 rSben umb 1000 halbörtler erkauft sind.'
1531/48, Jesa.t. (= .silbcrlinge'. 1667). — Statt H.-OrtH
nach Analogie von Vierhätzicr udgl. gebildet.
ortacht: eckig, viereckig, z. B. v. Münzen. ,Ouch
mugen wir unser pfening ortdaeht oder sinwel [rund]
machen.' Münzkonv. 1387.
ein-örtig: auf eine Seite sich neigend, schief,
verschoben, unsymmetrisch, schief gewachsen, geladen.
Ds Hemli [Hemd] e. an hnn. En e-e Eügg. Das
Flieder ist e. g'lades, i fürchte, es chönnt no"'' icelpe
[umschlagen]. Der Tisch steit e. Man liegt e. im Bett,
wenn e. gebettet ist B öO. Vgl. überort (Ort 3 a u. 5).
vier-: viereckig. Als Abgabe beim Tode eines
Hofmanns konnte in Ermanglung eines , Besthauptes'
auch das Beste von dem was 4 Zöpfe und 4 Zipfel
hat oder was vierörtig oder vierbeinig ist, verlangt
werden. Burkhard, Dinghöfe.
da-: diesen Punkt, Fall betreffend B Kanzleispr.
Syn. desfallsig. Vgl. Sp. 482 o.
fünf-örtisch: den ,V Orten' politisch gleichge-
sinnt, ihrer Partei zugeneigt. ,Der [französ.] General
ist nit sunders guot fünförtisch.' 1580, Aiisch.
örtlich: aus den .V Orten' Schw. Vgl. fiiiif-örtig,
-ürtisch.
Urtel, urtlen s. Urteil.
Urtille ScHwE., ,Turtille'. aVoLKSLiED — f:
Taufn., Ottilie.
EinSchiebung wie Ausmerzung von r ist den MA.\. ge-
läufig. In ,Turtille' ist das d' (spr. () des Art. angeschoben.
ÜrtCÄ^rti AAZei.; Bs; B; SoH, Örti LG.; S; ZO
Irti Uw; U, Ürt^, ApK.; Bs (i-); B; „Gr"; G; SchScW.
ScHwE.; Z, Üerti Sulger; TnTäg., Orte ApH., L, M,
ZO. — PI. Ürte", in Ndw auch Irtene, bes. in Bed. 5
— f.: 1. Anteil, Beitrag einzelner Mitglieder zu
einer gemeinschaftlichen Kasse und Ausgabe, bes. für
Essen und Trinken. ,Gratis (conviva recumbis), on
ürten geben.' Fris. .Symbolum dedit, er hat sein ürten
oder zech geben oder sein schütz [Beitrag].' ebd.;
Mal.; vgl. ,zuosamenschutz in einer ürten, collccta.'
489
Art, ort. irt, ort, nrt
el/il. .CoUectam a ooiivivis exigere, die ürten forderen
und aufueinmen.' ebd. ,r)ie ürte, ürten, irche [1. .irthe'].
orten, zecli, synibolum. collecta, collatio.' 1G62, Eed.
— 2. (auch Diin. Ürteli Gl) Rechnung, bes. die an
einen Wirt zu bezahlende Zeche, auch von ein-
zelnen Gästen als solchen, allg. Mached d' Ürte,
Frau Wirti"! ,vVirt, mach mir d' Urti, ich niuoss
gän.' EMandel. Seherzh. höflich beim Abschied aus
einem gastfreundlichen Privathause: Er [ihr] chönned-
mer iez d' Ü. m., und wenn der Hausherr dies ab-
lehnt: so chümmed 's bald cho-gen i"zieh'' [um einen
Gegenbesuch zu machen]! Z. .Plötzlich mitten im
Lärm schrie er nach seiner Ü. und wollte fort.' Gotth.
E grossi Ö. rerlue, viel verzehren Ap. D' Ü. usmadie",
mit Karten- oder Würfelspiel Ap; Z. Es gilt en tlrti!
Bs. ,Ürten üfschlahen', aufschreiben lassen GStdtf.
TsL'UUDi sagt von Waldmann: ,er war in der Jugend
gar arm, liederlich und unhuslich, dass ihn die wirf
nit gern haftend von wegen Ufschlahens der Ürten.'
TscnuDi, Chr. Us dr Tl. laufe", das Wirtshaus verlassen.
ohne bezahlt zu haben Aa; Ap; ßsLd; Z; auch bildl. :
sich einer Strafe entziehen. !''• will sclio" helfe" trinke",
aber d' Ürte gend ir. Baurengespr. XVIII. Du, Bappe-
wirt, iez los e clily. Was mücht icol eusi_ Urti sy"?
Mir Kei-si [wir wollen sie] gly'' bizale! BWyss 1865.
's ist en elende Wärt, iro [der] nid en Ürte borge cha"".
SoLGER. ,Er ist ein armer wirte, der nit gebeiten
mag einem ein einig irte bis uf einen tag.' Lied 1443.
Gott cha"" tcol en Ü. borge". Sülger. le schöner
d' Würti", ie schlimmer d' Ü. ebd. ,Ins Wirtshaus
habe er sie nicht mögen kommen lassen, es gebe gleich
eine Ü., die er wieder bezahlen müsste.' Gotth. ,Die
wirte söllent leiden [von Polizeivergehen Anzeige
machen] in iro hus und husmatten und wo man ir
win zuo ü. trinkt.' 1409/1.544. l-rnw LB. Der Gerichts-
frieden soll gelten ,darzue in allen gewychten kilch-
höfen und ouch wo man wyn ze ü. trinket.' ebd. ,Umb
mal, ürten, fuoter und stallmiet.' G Stiftsarch. ,Vor-
behalten das Schach und Brettspiel um ein schlechte
[einfache] Ürten.' Z Mand. 1485. ,Und ward dhein
Urti gemacht und von Niemas nützit genommen' im
Waldmannsehen Aullauf. ThFrickart. In L wurde
1504 verboten, ,dass dheiner Min Herrn des Rats by
dheiner Partei essen soll, er gebe dann ein Ürten.'
»Herzog von Lutringen: „Mues ich giin wie in diso
ürten, So mag ich bald nümmen wirten." Herzog von
Saffoy: „Man hat mir ein ürten g'niacht. Das ich sin
nüt han g'lacht." Polit. Kartensp. ca 1514. ,Um kein
mal, noch um kein urten, noch sunst dings spilen.'
1518/1544, ScHw LB. Vgl. gästlen. Die Soldaten
nmssten schwören, im Freundesland ,umb essen und
trinken zimliche [geziemende, billige] ürten erberlich
[in ehrenhafter Weise] ze bezalen.' 1521, Absch. ,Der
würt von üch kein gelt soll nen; Wir wellen d'ürten
für üch gen.' HBull. 1533. ,Es ist die ürthen umb
das mol.' ebd. [So wird die Bestechung, welche die
königlichen Legaten an der Mahlzeit ihrem Gastfreunde
gaben, bemäntelt]. ,Diewyl die frouw in abwesen irs
mans uf den [Trink-] stuben etwa die ürten mache.'
Z Gerichtssatz. XVL .Der Vogt hat für die [zu Gast
geladenen Beamten] und sich 34 Gld. Örti bezahlt.'
1565, MEsTERM. ,ltem so soll kein Wirt keinem Gast
keiner ürten, uf was wys und mass die beschehen,
warten.' Z Mand. 1568. ,Ich solle im den sechser
liehen, er weite mit der frowen z'nacht essen und
manglete im an der irti.' Platt. 1572. ,Wiewoll sy
[die Wirtsleute] (betrunken waren), konden sy am
morgen die irtin woll machen, das wir alls miessten
zalen.' ebd. ,Müeterlin, ir niüessend mir d'ürtin gen;
Ich wolt jez gähn hin zuo dem wein.' Schertweg
1579. ,Die ürten an d' wand kleiben.' ebd. Lt LB.
Ap 1585/1828 müssen die Wirte bekennen, ,ob sie
haben lassen um orten spilen'. ,Uf den nüwjarstag
17 pfd 12 ß 6 hlr an der Morgensuppen, Imbis, Abid,
dann niemants keiii ürt geben [weil Niemand Etwas
bezahlte].- Z Schnegg. 1595. , Allwegen abends umb
fünfe soll [in den Wirtshäusern] die ürten gemacht
und gerueft und kein wein weiter geholet noch auf-
gestellet werden.' G Mand. 1611. Die Mahlzeiten an
Hochzeiten , sollen angohn umb 10 uhren und sich
enden umb die zwei, und sobald es 2 geschlagen, sol
der Wirt die ürten rüeifen.' G Mand. 1611. ,Die ürten
rüeifen', die Zeche verkündigen (Polizeistunde!), dem
Trinken ein Ende machen. Z Ratserk. v. 1627. ,Dess-
glychen lassen wir zu als ein Manns- und Lybsübung
das Kuglenwerfen, Ballen- und Kuglenschlagen auch
Blattenschiessen und das Brettspil, doch allein von
kurzwyl wegen oder nit höcher dann zum tag umb
ein einzige Urti und das keiner mit wyterem Spilen
die verlorne Urti uf einen Andern tryben möge.' B
Mand. 1628. ,Die Ordnung, schlag und tax der Ur-
tenen soll in ein Tafelen geschriben und in jedem
Wirtshus ufgehenkt werden.' ebd. ,Und so einer syn
Hochzyt ussert synem hus haltet, soll er nit gaaben
lassen, sonder mänigklicher syn ürten, wie wir dieselb
den W^irten taxieren werdend und sy darumb mit spys
und trank ehrlich tractieren sollend, zu bezahlen
schuldig syn: da dann über das kein Bräutigam dem
Wirt uf jetzt bestimbte ürten usserthalb drü pfunden
in die Kuchi weder wenig noch vil us synem seckel
bezahlen mögen.' Z Mand. 1650. ,Als Einer bei einer
Mahlzeit d' Ürten suchte, schütt't er 's Geld auss 'm
Seckel ufF 'n Tisch [usw.].' Schimpfr. 1651. ,Es soll
in Wirt- und Schenk-Häuseren mehr nit als um ein
Urti geborget werden.' L Stadtr. 1706;i65. Bildlich:
3I((clisrh-dr d' Ü. und isch-dr 's Lebe verleidet? Hebel.
Etiim d' Ö. mache. Einen hart bestrafen Ap. Emm e
türi [teure] Ö. mache, schröpfen, ausbeuten, ebd. Er
ehunnd e süberi Ü. über, sein Verfahren wird üble
Folgen nach sich ziehen Z. I ivill-em d' Ü. sehe
mache! er soll mir dafür büssen. ebd. ,Bi dem him-
lischen nachtmal lebt man wol und gibt nieman nüts,
die ürten hat er [Christu.s] selbs bezalt am krüz.'
NMan. ,Was band wir armen lüt mit dir zuo Rom
zuo schaffen? Orias brief wurd [zu Teil] dem, der
mit dir gan Rom lief. Ich sitzen nit so tür in die
ürten', gebe nicht so viel Geld dafür aus. ebd. ,Das
Volk muoss uns die ürten gen.' HBull. 1533. ,Beit
mit der irten, frag auch den wirf, mach die Rech-
nung [hier bildl.] nicht ohne den Wirt. Salat. ,A1so
hat Brandifer die yrte gmacht on den wyrt.' Zielv
1521. ,Ich macht' mein ürt Zu fiapperschweyl ohn
Würt', hatte mich verrechnet. Vilm. Lied 1653. ,Er
hat die Ürten hinder [ohne] dem Wirt gemacht.' Hosp.
,Wann mit der Mass wir wollten messen. Wie du uns
gmessen, niüsst dein Leben Die Zech und rechte Ürten
geben.' 1702, JCWeissenb. — 3. Trinkgesellschaft,
-gelegenheit, -gelage in einem W^irtshaus; Essen und
Trinken daselbst; „Gasterei, Gastmahl Gr". Er het
en Ü. g'hän, an einem Gelage Teil genommen, tüchtig
491
Art, ert, irt. ort. urt
gezecht BSi. l)ie gemeinsam zechenden Personen
(Pärchen): ,Benz stopfete [gieng] in der Gaststube
herum und fluchte vor jeder Ü. über das Schelmen-
haus.' B Kai. 1843. ,Das entweder teil [der beiden
Eigentümer] in der vesti nit win schenken soll by der
mass, noch kein zech und nrten darin nit haben, denn
mit iren knechten, es beschecli denn mit ir beider
■willen.' G Schiedspruch 1419. Ein der Teilnahme an
einem Mord verdächtiger und flüchtig gewordener
Mann durfte nach seiner Kückkehr mit den Freunden
des Erschlagenen ,an keine Urti sitzen oder [es sei
denn] sie ruefen im, aber auch, wenn sie kommen,
nicht aus der Ü.' Zg Hünenb. 1420. ,Kein geistlicher
darf auf keine zunft in keine urten gan, ausgenommen
an offenen schenldnen.' Z Mand. 1485. ,An ainem
firtag zum wyn gän, aber nit mer dann ain ürten
tuon.' G Stiftsarch. ,Dass er in einer ürten sich siner
laster rüemt.' Ansh. ,Uf den jarziten, kilchwyhinen
und ander urtinen.' GBrusner 15'2'2. ,Uf den gassen
und by den ürten.' Z Ratsver. 1523. .Sollt ich nit in
myner fryen ürten [in offenem Wirtshaus] guoter
dingen syn?' 1525, Absch. ,In gemeiner öffentlicher
ürte.' Z Kegensd. Geistl. 1525. ,Die döchteren band
iri sonntäglichen ürten mit knaben vermischt, dess die
ättinen [Väter] kein acht band.' 1529, Eon Act. ,Der
nun in einer ürti in bysyn des kilchherren daselbs
unverholen harusgeredt.' 1531, Stuickl. ,In welcher
ürten harpfen und lauten und wein sind.' 1531/48.
Jesa.j. (= ,in deren zechen.' 1667). ,Sy werdend wie
die dorn, die in einander geflochten sind, und wie die,
die in einer ürten bei einandern sitzend und trinkend,
wie das strouw verzeert werden.' 1531 48, Nahi'm
(= ,Zech'. 1667). ,Der stubenknecht [der Trinkstube
auf dem Rathaus] sol euch zue den ürten wyn tragen,
und wenn er ob 30 mannen in der ürten hat, soll im
der weibel oder wachter helfen tragen und ynschenken;
darumb gend [geben] sy kein ürten.' Elgg. Herrschftsr.
1535. ,N. N. ist gestraft und soll in kein urten mer
gan weder tag noch nacht, sondern solle ime die ge-
sellschaften und all urten verboten sin.' Sch Eatsprot.
1535. ,An sontagen und gcbanneten firtagen mag er
wol mittag urtenen tuon, doch sind im die Schlaftrunk
und das kartenspil allerding verbotten.' ebd. 1536.
,Es sol sich ein eerenwyb hinder und one iren eemann
nienan in kein gsellschaften, ürten oder schlaaftrünk
ynlassen.' HBull. 1540. ,Welche almuossen innem-
mend, der sol in kain urten gon, och kain spil tuon.'
Kessl. ,Abt Eglolf was ain gesellig man, der sich
mermals bei den burgern in gemeinen ürten und mal-
zeitungen finden liess.' Vad. ,In ürtinen bym wyn.'
HBull. 1572. ,Inter vina, beim wein, in der ürten
oder zech.' Fris. ,Ein lange urten oder zech tuon,
pocula ducere.' Mal. ,Von solicher werten wegen sol
er hinfür in dhein [keine] urten gan bis uf myner
herren gnad.' Z Stdtsatz. XVI. .Mänklicher soll es by
einer ürten belyben und sich derselben settigen lassen.'
Z Eatserk. 1572. .Hinfüro soll man disere Ordnung
halten, dass man by einem Abendtrunk ald ürten, es
syge an einem ^'onntag oder in der Wuchen nit lenger
by einanderen blyben solle, dann Abends biss umb die
sechse, da alwegen umb fünfe die ürten gemacht und
gerüeflit werden.' Z Mand. 1616. .Wann sich aber un-
nütze liederliche Gest über [ohne, gegen] des Wirts
Willen in die Urti lassen [in die Wirtsstube eintreten]
wurdend.' B Mand. 1628. Es soll Jedem, der öffent-
liche Unterstützung in Anspruch nimmt, ,verbotten
seyn, äussert seiner Herberg, oder wohin er auss
christlichem Mitleiden zu Gast geladen wird, keine
Urten und Zechen nirgends zutun.' Klingl. 1693. ,So
wollen unser gn. Herrn, wann der Malzeit ürten auss
[sind], dass dann alsbald das Tischtuch aufgebebt
werden solle, damit die Gest, das die ürten ihr end-
schaft erlangt, wissen mögen.' [Später Genossenes
solle der Wirt ,specifice', was es kostet, vorrechnen.]
Bs Chr. 1779. ,Uf das höw mögend die Dorfmeyger
ein gmein ürten tuon.' Offn. Weningen. Auch Ort
des Zechens: ,Alle die so in offne ürten und trink-
stuben gand.' Z Ratserk. 1564. Das mit einem Trink-
gelage verbundene Aufgebot, die Verhandlungen des
Handwerks scheinen gemeint zu sein, wenn das Statut
von B Ndrgerbern M. XV. denjenigen mit Busse be-
droht, welcher ,in die Ürte redet', ohne dazu Auftrag
zu haben — ein Ausdruck, welcher an dieser Stelle
gewiss noch buchstäblich zu verstehen ist, obwohl in
neuerer MA. (z. B. der Lausitz) , Einem in die Orte
fallen' zur blossen RA. i. S. von .unhöflicherweise ins
Wort fallen' abgeblasst ist. — 4. Hochzeitgeschenk.
a) welches Hochzeitgäste von (nicht anwesenden oder
auch anwesenden) Verwandten oder Freunden be-
kommen ScH; Z. Solche Geschenke werden zum
Hochzeitsmahl gegeben (i' cV Ü. ge' Z), geschickt
(j", a" ScLGER, d' Ü. schicice" Sch ; Z), oder (etwa von
verkleideten Kindern, welche dabei eine gereimte
Widmung sprechen) getragen [i" d' Ü. träge' Z).
,Als dann die zyt har under dem jungen volk discr
missbrauch fürgeloffen [vorgekommen], dass sy ein-
anderen nit allein spöttliche, sonder auch ärgerliche
Sachen zur ürten geschickt, so tuend wir hiemit so-
liches ürtenschicken als ein unnötig ding gänzlich
verbieten; wofehr aber jemands dem anderen umb
ehren und fründschaft [Verwandtschaft] willen die
ürten an einer hochzyt verehren wollte, soll dasselbe
vor ald nach der mahlzyt in aller stille beschehen.'
Z Ratsver. 1650. Li Z werden die Überbringer solcher
Geschenke, Ürtenträger, an einem eigenen Tische be-
wirtet. ,Den Wirten wirt durch das Ürtenschicken
bei Hochzeiten an Speis und Trank gar vil verzogen
und verschleikt [verschleppt].' Z Mand. XVII. Für
das Empfangen gilt die RA. i' d' Ü. überchö" Z. —
b) welches dem Brautpaar von den Gästen darge-
bracht wird: i" d' Ü. ge" ZO. — 5. Civilgemeinde,
jetzt nur Allmendgenossenschaft, früher auch politi-
scher Wahlkreis. Ndw ist bei 6 Pfarreien in 13
(früher 11), Engelbg in 4 .Ürtenen' (das übrige Obw
nur in , Kirchgänge') geteilt. ,Und soll kein Usserer
[Auswärtiger], der nit mit Für und Liecht in der Irti
gesessen ist, in das Ried nit [nämlich sein Vieh] try-
ben.' 1389. Archiv Stans. ,Wa first u. soll [Schwelle]
geleit wird und man zimmret in unser ürte.' Offs.
Buochs 1433. ,Wer in ira ürti ein zeit haushäblich
[gewesen] und da gestorben syg.' 1496, Uw.
Grundf. ürlin ('urttn), alld. 'urti, mhd. uric, iirle; in
unserer ä. Lit. noch häufig (durch Einfluss der vollen Plural-
form -i'neii) mit beibehaltenem n. S. hierüber Gr. Gr. 1'
6'28 f. 2' 163, bes. aber Haupt's Ztschr. 19, 4'25 ff. Dei
Stammvoc. erscheint jetzt durch Einfluss des r gedehnt, auch
einmal diphthongiert (Üerte); ü", «^ t* sind nur lokale Va-
riauten. Betr. die zu der Grundf. stimmende Pluralform aul
-inca, -aicn s. Dial. S. 206 f. Die vorherrschende Form Ürl(
weist darauf, dass die urspr. Bildung auf -•' (-Ja) schon frül
in die a-Reihe übertrat Das W. ist regelrecht gebildet vor
■193
Art, ert, irt, ort, nrt
,ürt', da in allen solchen Stämmen u statt o eintritt, sobald
die Endung ein i enthält; vgl. ä. nhd. ,gülden' von ,Gold',
nhd. , hübsch' d. i. Iiüvisch neben , höfisch'. — Die Bedd.
dürften sich von ,Ort' in dessen Bcd. .Bruchteil' ungefähr
entsprechend unserer Anordnung entwickelt haben. Treffende
Parallele zu den Übergängen zwischen 2 — 5 bietet das W.
,Zeche', welches aus dem Grundbegriff .Reihenfolge, reihen-
weise Verrichtung und Anordnung' im Mhd. die Bedd. .Ge-
sellschaft, Genossenschaft, Zunft, Verein, Gemeinde; Ort der
Zusammenkunft; Geldbeitrag zu gemeinsamer Zehrung, Ver-
einskasse; Gelage, Schmaus; Wirtsrechnung' entwickelt hat.
Toilw. stimmt auch zu Ürle und , Zeche' das Verhältniss von
.Börse' zu .Bursch', Purst f., welches auch bei uns noch die
Genossenschaft der .Burschen' bedeutet. Ürte 5 entspricht
der Bed. von Ort (Ürtli) als Bruchteil einer Münze; daran
mag sich denn auch das u. folgende Irtung knüpfen. Mit
dieser Bed. mag unser V7. auch ins Churw. aufgenommen
worden sein, da der älteste der 3 Teile der Gr Gemeinde
Lugnez orta heisst. — Zu 4. Ob das Verbot des Ürten-
schickens im Gl Landb. 1807 und 1835 und in den Z Ge-
setzen XVII. XVIII. (s. Sp. 15 Ei) sich auf a od. b beziehe,
ist unklar. Das Verhältniss dieser Ürten betreffend ist be-
achtenswert, dass noch heute in AaBb. .Ürtenhochzeit' eine
solche heisst, an der die Gäste auf eigene Kosten zechen,
und dass auch in Th noch bald die Gäste, bald der Bräu-
tigam die Kosten des Hochzeitmahles tragen. Das Gegenteil,
,ein unverdingtes Hochzeit" zu veranstalten, war nach dem
G Mand. IGll an den Besitz von 3000 Gulden Heiratsgut
gekniipft. Danach ergibt sich als mutmassliche Entwicklung
der Sitte Folgendes. 1) Urspr. hatte (wenigstens in den
mittleren und unteren Ständen) bei Hochzeiten jeder Gast
seinen Auteil an der gemeinsamen Zeche (Ürte 1) zu tragen,
resp. an den Wirt zu entrichten. .Der Hochzeiter kommt
mit dem Koch und Kellermeister Uberein, dass ein Mann
jahle 6 Batzen, eine Frauensperson 14 Schilling.' JKeller
1661. Das nannte man auch .das Hochzyt (mit) dem Wirt
verdingen.' In Ap war im XVII. die Zeche an Hochzeit-
inahleu per Kopf obrigkeitlich festgestellt. .Die Ürte wird,
nach altem, loblichem Bruch und Gewonheit, von etlichen
guten Landleuten gerechnet und überschlagen, und kommt
ein Mann- und Wybsperson um 11 batzen. ein Jungfrau um
4 batzen. Die Eheleute nehmen aber einem Jeden ab seiner
Orten 2 batzen'; am Schluss ladet der Wirt die. welche
etwa noch nicht ganz satt wären, ein .zu bleiben und zu
harren, so will er einem Jeden umb synen Pfennig lassen
werden, so wyt der allmächtig Gott Gnad gibt'. Werb.-B.
1670. Beides, das Zechen hinterher und die Bezahlung der
Zeche durch das Brautpaar, wurde anderwärts von der Obrig-
keit verboten. .Wann die ürten gerüeft worden, so soll
dieselbig von einem jeden hochzeitgast also bar eingezogen
werden, und ein jeder hochzeitgast für sich selbs also bar
bezahlen, und der bräutigam noch braut, noch jemands von
ihre wegen, nit gewalt haben, für jemand zu bezahlen oder
gastfrei zu halten.' G Mand. 1611. Auch die obige Z Eats-
vcrordn. 1650 drückt sich noch so aus (.die ürten verehren'),
dass Ü. als die Zeche des Gastes erscheint. Oder der Ein-
zelne konnte (und dies war wohl der primitivere Brauch)
einen Beitrag an Speise und Trank in natura mitbringen.
8) Später kam die Sitte auf. dass der Bräutigam die Ge-
sammtkosten trug, aber dafür durch Gaben der Gäste teil-
weise entschädigt wurde. 3) Wo der ä. Brauch fortbestand,
wurden die Gäste für ihre Beiträge entschädigt durch Ge-
schenke ihrer Verwandten und Freunde, welche sie an der
Hochzeit mit zu vertreten hatten. Vgl. Giieläni. 4) Dieser
Brauch dauerte dann (ohne Sinn und Zweck) fort, auch
nachdem (besonders in den höhern Ständen) 2 herrschend ge-
worden war. Die altern dem Bräutigam nach 2 geleisteten
Beitrage der Gäste konnten z. T. mit den Geschenken zu-
sammenfallen, die man dem Brautpaar aus Anlass seiner Ver-
bindugg ohnehin machen wollte, aber diese letztern werden
sonst nicht Ürten, sondern (iahen oder (Hlusst'ur genannt,
und in den Städten (Bs; Z) nicht am Hochzeitstage, sondern
v"r oder nnch demselben dargebracht; so dass b nur auf
einer Ungenauigkeit des Ausdruckes und Verwechslung mit a
beruhen dürfte.
Abend-ürten: Be.such des Wirtshauses und Trunk
daselbst am Abend. Syn. Abendsech. ,Da gabind min
heran den schützen zur abindürton wyn zu trinken.'
Edlib. ,Um abendürtenzyt.' Salat. .Vergangner tagen
syge er zuo Zug an einem hochzit gesyn und [zwar]
in der abendürti.' Z Verhöracten 1522. .Dass mer
dann ein abentürti ouch mer dann ein Schlaftrunk
ze tuon verbotten.' 1529, Egli, Act. .Kein wirt soll
des tags niemants mer dann ein abentürten und ein
Schlaftrunk geben, ouch keiner mer dann ein a. und
ein schl. tuon.' Absch. 1530. ,Es soll in einer abent-
ürten nit meer wyns dann uf dryg personon ein köpf
geholet und ufgetragen werden.' Z Ratserk. 1572. ,An
den Sonntagen solle meniglichen (aussgenommen die
stockleut [Almosengenössigen]) ein abend ürten, es soye
bym wein oder most, zetun nicht abgestrickt sein.' G
Mand. 1611; an Werktagen war nur die .Tagürte',
d. i. zw. 2 — 6 U., gestattet; nur .Regimentspersonen,
die von geschälten wegen bei einandern sind, ist
underweilen ein abendürten zu tun nit abgestrickt.'
Näch-i nachträgliches Zechen, nach Schluss der
eigentlichen Wirtschaft, über das Bedürfniss und die
Zeit hinaus. Vgl. Schupf-. ,Ieh wil nit. dass die
wirt jemants zuo nachürtinen oder schlaftrunken wyn
in ander hüser ze tragen understanden.' Th Mand.
1530. Bei Hochzeiten pflegte in ApA. der Pfarrer um
9 — 10 Uhr Abends in der Gaststube die .Abdankung'
zu halten. Hierauf wurde die Hochzeitgabe einge-
nommen und die Nacharte nahm den Anfang, wobei
Ledige und Verheiratete sich zu Paaren zusammentaten.
Nacht-: Nachtmahlzeit zu Ehren eines Braut-
paars am Hochzeitstag von den ledigen Altersgenossen
gehalten, und wozu der Bräutigam Geld oder Wein
und Brot liefern muss ZW. In Z Weiningen u. Urd.
halten auch die Mädchen mit, nachdem sie mit den
Burschen das Brautpaar zur Kirche und wieder nach
Haus begleitet haben. Im Wirtshaus haben sie Essen,
Tanz und Trunk bis am Morgen und am folgenden
Nachmittag nochmals bis in die Nacht. Früher galt
statt dieser Nachfeier am 2. Tag das .Eiereinziehen'
(s. Sp. 14). In Urdorf heisst Nacht-Ü. sowohl das
vom Bräutigam den Burschen seines Heimat- und
Wohnortes verabfolgte Geldgeschenk als der daraus
veranstaltete Trunk und Tanz. Auch die Hochzeit-
musik wird daraus bestellt und bestritten, und an
dem Tanz nimmt auch das Brautpaar mit den Gästen
Teil. Wenn ein Bräutigam nur wenig gibt, .so lässt
man die Nacht-Ü. von mehreren Hochzeiten zusammen-
kommen. Vgl. Hanss.
Schupf-: nachträgliche Fortsetzung eines Zech-
gelages. Vgl. Nach-. .Dann unser Herren [von Z]
dises unmässigs zeeren. desglychen die schabeten,
loubröckin, spicketen, schleglen, bynelin oder schupf-
ürten und schmätzmässli. wie die bisshar gebrucht.
gänzlich hiemit abgestellt und verboten.' Th Mand.
1530. nach dem gleichzeitigen Z Mand. .Längst so
die glogg abents viere schlaf [soll man mit Zechen
enden] und kein wytere schupf- ald nach-ürten machen.'
Z Ratserk. 157'2. — Schupf vwdt mit .schieben', gleichs.
.Nachschub'.
Tag-: 1. Wirtshausbesuch oder Wirtschaft
während de.s Tages und das dabei geschehende
495
Art- iii't. Arfscli— urtsch. Arw— urw. Arx- inx. Arz
496
Essen und Trinken im Unterschied von Abend- und
Nachtürte. Syn. Tagtrmik. ,Weil man dem jungen
ledigen Volk zulasst, den ersten Sonntag in einem jeden
Monat ein Tag-Urten in einem öffentlichen Wirtshaus
mit einanderen zu tun.' ApA. Eheger.- Ordn. ,Wir
liessend si [die Gesandten] bitten, dass si disen tag
hie hliben und die tagürten mit uns tuen und darnach
das nachtmal mit uns halten weitend.' Vad. ,Wann
sie [die Wirte] in offner tagürten, schupfürten, schlaf-
trunken oder anderen zechen wein holen.' Offn. ZSth.
1562. ,Perpotatio, das yemerwärend trinken und zuo
dem weingon, tagürten.' Fris. ; Mal. .Das die kilchen-
und schueldiener zue keinen tagürten oder schlaf-
trunken uf die trinkstuben gangind.' Z Mand. 1581.
,Und so solle bei disen tagürten zu dem trunk anders
nichts aufgestellt werden als brot, käs, ziger, schmalz,
nuss und andere obsfrücht. keinerlei gekochte speisen.'
6 Mand. 1611. Bei den Appenzellem ist It Verordnung
von 1612 alle 4 Wochen, am Fasnacht-Sonntag und
-Dienstag und am 0.stermontag eine Tagürte erlaubt;
das ledige Volk muss aber Abends um 4 Uhr in aller
Stille heimziehen und kein Wirt darf einem Paar
etwas Anders als Brot und Wein geben, noch mehr
denn 10 Kreuzer Ürte machen. — 2. Hauptmahl-
zeit oder die Mittagszeit. ,Hand den tanz ghalten
an 2 Orten, nämlich am Fischmark(t) zum ersten vor
der tagürten [Vormittag], nach der tagürten vor der
Oberstuben.' UMey. Chron. — 3. Unterhalt an Speise
und Trank während des Tages ausserhalb des
Wirtshauses. .Die [Gesellschaft] empfieng man erlich
[ehrenvoll] und warend zwen tag hie; sehankt inen die
stat die tagürten.' Vad. — 4. Taggeld zur Verkösti-
gung von Beamten. ,Und hed ein amptman die tagürti
und soll sonst nit wyter uf myne Herren zeren.' 1552,
Nuw LB.
Berchtoldstags-ürte : Zeche untergeordneter
Beamter am Berchtoldstag (2. Jan.) aus der Gemeinde-
kasse bestritten. ZNdrgl. 1789.
Win-: Gastmahl. , Wie der Karfunkelstein in gold
eingefasst leuchtet, also ist das Musicspil in der wein-
ürten [Weinurten].' 1531/1707, Sirach.
Zech- übersetzt TscBUDi, Gallia, das lat. convivia
bei Tacit. Germ. 22.
ürtnen: zechen. ,Der portner sol in der port
kain gesellschaft noch gebrächt [Lärm] haben noch
ü., och nit spilen noch karten [mit Karten spielen]
lassen onerlobt [ohne Erlaubniss].' Wylkr Copie-B.
Es mag Einer, wenn ein guter Freund ihn besucht,
mit ihm wohl ,ü. und trinken.' Krikss. 1419.
Ürtner ni.: Mitglied, Teilhaber, Bürger einer Ürte
(Bed. 5), bes. i. S. v. Alpgenossenschaft Ndw. Syn.
Kilcher, Teiler, Genoss. ,Erklagend sich, dass ihnen
die Urtner enet dem mos ir rieter geetzt; daruf machten
die Urtner kundlich, dass sy das riet järlich etzen
sollen.' Ndw 1389. ,Im Namen der Urtnern ab Stans-
stad.' ebd. 1496. ,Zu der Ürtnern band.' ebd. .Ge-
meine U. hend erkennt, dass ein geborner Ü., so ussert
der Urti huset und begerte, dass seine Kinder Ü. sein
solnt, sich bei dem Urtivogt anmelde, dass ers in das
Ürtibuoch schreibe.' ebd. XVII.
Urtung ,Irtung' f.: Wertung einer Münze. ,1486
bott man ein Pfund Anken um 20 haller; dz macht
die i. der obgenannten münz.' Em.iii.
Artsch S.Adam Sp. 85. Artschier s. Arschier
Sp. 469.
— !
arwen s. arben Sp. 421. Arwolte s. Ar-icolte. i
in-ärwen. ,Es sol ein ieklich keller sich selben ■.
des ersten inerwen, darnach myner frowen lüte ze s
Elvingen.' Offn. Elflngen ca 1322. Eochh. erklärt: (i
.durch Kauf sich einbürgern als Erbgenosse', allein -h
es fällt schwer, sich das sachliche Verhältniss darauf
hin klar zu machen. S. auch ärben Sp. 421.
Arxle" s. Ärze^
Arzet m. : Arzt. So noch in dem Comp. Stadarzet,
s. d. Auch SüLGER hat noch das Comp. Arzetkunte
[Conto, Rechnung]. Sonst scheint das W. fast allg.
durch ,Doktor' (Tokter, s. d.) ersetzt, während das Vb.
arznen im Munde des Volkes fortlebt. — Im XVIII.
trugen die Ärzte (in Städten) noch allg. rote Mäntel
als Amtstracht. — ,Gott macht genesen, der A. holt
die Spesen.' WVisp.
Mhd. arzät, arzet, aus gr.-lat. archiater (s. Sp. 434). ,Dann
ich bin der Herr dein a.' Exod. 1531/1667. ,Hippocrates
der verrUemptest a.' Fischb. 1563. ,Des Arzets'. Schimpfr.
1651. .Arzet', Plur. LLav. 1569 ii. 1670. ,Aniiiias nostras
negotlantur medici, die arzet treibend kaufmannschatz mit
unserem leben.' Fris. ,Defectu medicorum, durch mangel
der arzet.' ebd. ,Gute arzet'. 1 666, Hott. .Nach aller arzten
meinung.' ebd. ,Gott fragt nicht nach den leiblichen arzeten.'
•IMiill. 1673. ,Verstendige Arzet.' 1645, Hofmstr. ,Dass
sie beid Arzney Doctores, Gleicher Künsten Professores, Beid
Stadt-Arzet [usw.].' Tur. Sep.
Kalber-: Tierarzt, der auch Menschen behandelt;
Quacksalber. ,Dise kalberarzet und leutbscheisser.'
TiERB. 1563; vorher ,Landfarer' genannt. , Besonder
etlich Burenknebel, welche etwan solchen Kälber-
arzend gedient, die nemment es [das Quacksalbern]
dann auch zu Händen.' RCvs. ,Eine höchst verdamm-
liche Gewohnheit der Kalberarzet, welche, wann die
Patienten verderbt, damit sie derselben mit Ehren ab-
kommen, in ein Bad zu schicken pflegen.' Hott. 1702.
Müli-: Mühlenmacher Zof C3IÜI-J; Z Müllerbrief
1767.
Stadt-Schnitt-: der erste Wundarzt am städ-
tischen Spital Z {bis 1830). Ihm lagen der Bruchschnitt,
Steinschnitt und die Staaroperationen ob. während dem
2. Wundarzt, Spittelarzet, die Behandlung der Wun-
den,* Knochenbrüche, Verrenkungen, Amputationen,
Trepanationen usw. übertragen waren. Vgl. Arcliiater
Sp. 434.
Stadt- Städ-: der erste Arzt.
Krankheiten Z bis 1830.
Arzotin f.: Ärztin. ,Frau Dor
zetin. ü XVI. .Frau Barb. v. Koll.
- Mhd. ar!:ai;n„e.
arznen: 1. intr. a) den ärztlichen Beruf aus-
üben, Arzneien geben Ndw. 's Tokters Sii" hat iez
au äg'fa [angefangen] arzne" Z. Quacksayjern
GrD. (B.) — b) einen Arzt gebrauchen, Arzneien
nehmen Gr (nach TscH.f); Ndw; U. I ha" sehn' e
Jär n'arznet und hiil-mer Küt ri'hidfe 7j. — c) heilen.
für innere
V. Mentlen. Ar-
Arzetin.' S XVL
l:>T
Arz, crz, irz, oiz, urz. — As, es, is, os, us
498
Sprw. ,Ein fröhlich Herz arznet wohl [leicht].' Kmcn-
hofer; Süloer, froher Mut trägt zur Heilung bei. —
2. (trans.) ärztlich behandeln, kurieren; Men.scheu
Ndw, mehr nur Tiere GrD. .Die geschwornen Marker
sollen den frömbden schmidknecht besechen, ob er
recht gearznet syg oder nit. Und sei maister N. den
schmidknecht tvoI a.' ScuRatsprotok. 1535. ,Allwo
alle arme Personen von dem Statt- und Spitalarzet aus
oberkeitlichem Kosten gearznet werden.' JEEscher
UiP'2. ,Das Ross, so er gearznet,' ZGrün. 1668. Wein
künstlich yerbessern, resp. fälschen L [Ineich.]. Diese
Kunst wurde schon früh geübt: ,die gearzneton Weine.'
Bs XIV. — 3. refl. ,Also müesst er sich lang a.'
1519, Stulz.
Mhd. erzenen (erzen, arzen) TOn dem entsprechenden Suljst.,
aber mit Anlehnung der Ableitungsform an älteres (syn.)
lahhinon. Die weiter gehenden Verkürzungen erscheinen bei
gns nur in den folgenden Ableitungen.
Arzner Ndw, Arzer P silv. m.: Arzt P. ,Mit
libs krankhaiten so tödtenklichen behaft, das die
arzner kainen trost ferner haben wellen zuosagen.'
Kessl. Einer der nicht eigentlicher Arzt ist, aber
doch mit Krankheitsheilungen sich abgibt Ndw.
Arznet m. : ärztliche Behandlung. ,Wer den an-
griff getan hat, sol dem andren [dem Verwundeten]
würt [Wirt] und a. abtragen.' BSi. 1627. — Gebildet
nach Dial. S. 214/5.
Arz(n)i°g f.: 1. ärztliche Behandlung. ,Er
sol unsern Knecht umb die Arzung und turnlösi us-
richten [bezahlen].' Sch Eatsprot. 1537. — 2. Aus-
besserung, Reparatur. ,Für arznung der karren.'
G Stiftsarch. Vgl. Müli-arzet.
Arzni, -e'i (Gr tw. A'rzni) f.: 1. Arznei (seiton).
,Den todten arznoi geben ist zu spat, mcdicina mor-
tuorum sera est.' Denzl. 1677; 1716. Syn. Mixtur,
Riinting, War. — 2. Arzneiwisssenschaft. ,In der
arzny studieren.' Platt. 1572.
Mhd. nrztnie, Heilkunst, -mittel. Dieser Form mit rom.
Endung steht diejenige mit zurückgezogenem Accent als eine
Bilduug nach Analogie der deutschen Feuiin. auf -»' gegenüber.
Ärzele", selten Ärxele", meist dim. Ärzeli: ein
kleiner Fisch in der Rcuss und im See bei Luzern,
„cyprinus alburnus", nach Habtmann Risling, Spier-
ling, eine Karpfenart, cyprinus aphya, nach neueren
Mitteilungen telestes Agasizzi oder alburnus bipunc-
tatus. Vgl. Älzele, Älzer Sp. 212, welches lautlich
mit unserem W. eins sein kann; dass verschiedene
Arten von der Spr. vermengt werden, kann bei so
kleinen, unruhigen Fischchen nicht befremden. ~ Bei
St. „Ärzelen" (in 2. Ausg. übergangen) mit der An-
gabe „m.", also wohl als PI. mit einer Sg.-Form Ärzel
verstanden. ,Das Älzele'. JLCts. 1661.
ärzen s. äzen.
erz-: verstärkend vor Subst. u. Adj. (resp. Adv.)
gesetzt, wie nhd. Vgl. Fromm. 5, 9. Z. B. en ErzkerK,
der tollsten oder schlimmsten Streiche fähig Z. Erz-
groh u. a. Vgl. entig. — Aus gr.-lat. archi-, arri-; vgl.
Ärchiäter.
aller-erzest: allerärgst. ,Als ein allererzesten
gottlosen erzketzer.' TscHrDi's Cappelerkrieg.
er zisch. E. -eil, sehr viel LG.
In diesen beiden Verbindungen ist erz-, ähnlich wie eniig,
als selbständiges Adj. behandelt.
Erz <serz S, Arz und gewiihnlicher Erez, Erez,
mehr nur individ. EJez Gr — m. GrS., sonst n. : wie
nhd., neben dem gemeineren Er (s. Sp. 399). Auf
einem Tage 1522 wird beraten, wie man es ,der ärz
[Bergwerke] halb' im Oberland halten wolle. Absch.
.Aus Erzt gegossen.' Tcr. sep. — Das männl. Geschlecht
erscheint in ausländischen Urkunden. — erzin: ehern. ,Ein
erzen hafen.' Güler.
irzen s. die Anm. zu iren I (Sp. 408).
Urzen s. Ursi Sp. 468. ürzelen s. ursen
(Sp. 469). ürzle s. Ursele Sp. 468.
Arzt s. Arzet Sp. 496.
Ä_s, es, is, OS, US bzw. ass usw.
äs s. ein I Sp. 269.
J As n.: Aas, doch selten und nur als Schirapfn.:
!« schlechtes Weibsbild GRRh. Stinkig Os! BsL.
Ähd. mhd. a«. Für den Begriff Aas im eig. S. sind
Kcib, Kog, Schalm, Schelm gebräuchlich, welche wie auch
Lueder, Köder, ebenfalls als Schimpfn. verwendet werden.
— S. auch Ass.
i Reiben-: todter Körper, Leichnam. ,Die stinken-
ij den Käiben- und Todtenäser.' LTlr. 1727. , Krank-
heiten, die einen Menschen bei lebendigem Leib zum
I stinkenden Keiben-Aas machen.' ebd. 1733. ,Der Rabe
j; weidet sich an den stinkendsten K. -Äsern.' ebd. 1727.
1 1 — Eine tautologische Zss.
Ass I (sachl.) Äs (Ös) n. (m. BöO.): 1. Essen,
Mahlzeit. E guete Äs tue'', eine gute Mahlzeit ein-
nehmen, sich 's wohl schmecken lassen BO., multum
cibi sumere. Id. B. S. Astrog; Äser; äzen. ,Diss ass
vor anderer speis zu essen.' Vogelb. 1557. ,Ein ass
auss den bonen mach also.' ebd. — 2. Futter, spec.
Schweiz. Idiotikon I. 4.
der zu Putter verwendete Abgang in der Mühle. ,Ein
muller sol nit mer haben denn ein ross, das mag er
etzen us der müli von dem asz und sprüwer.' Aar.
Müllerordn., XV. 2. Hlfte. ,Die müller sollend hinfür
kein nachkorn us der wannen in die fuoterstanden mer
schwingen; sy sollen das nachkorn zuo den kleinen
sprüwern wannen und von demselbigen äss von einem
rnalter ein immi nemen.' ebd. Vgl. die Atz. - - 3. K ö d e r.
,Do er Sache, das sy [seine Pfarrkinder] nit bald anbissen
Wolfen, macht er an [ein] sollich äss', Hess er näm-
lich verbreiten, er wolle wegziehen. Kessl. Sabb. ,Das
aass, anbiss, das den vöglen oder fischen gemacht wirf,
esca, fallaces cibi.' Mal. ; vgl. Gangmirnach. — 4. das
womit man die im Ofen gebackenen grossen Kuchen
(Dünnen, Wäjen; s. d.) belegt, um sie schmackhafter
zu machen ZKn. — 5. Fleischseite des Leders Z.
Ggs. Närb. — 6. Speiseröhre im tierischen Leib?
.Die oren, ass und ander lempcn [des Rindviehs dient]
zuo dem lym.' Tiere. 1563. — 7. Unordnung, Durch-
einander oBs. Da 'sch e schöns Os in der Stube.
499
As, es, is, OS, US
Mhd. öz, Speise für Menschen und Tiere, zu i'zan, essen.
Betr. unsere Ansspr. des W. (h') ist zu bemerlcen, dass die
MA. häufig urspr. s* (mhd. z) erweicht; s. Sp. 500 u. 7 er-
klärt sich aus dem Mischmasch eines für Haustiere und Ge-
flügel zuhereiteten Futters, Hesse sich aber auch mit As ver-
einigen, welches eben in BsL. vorkommt.
.Urasse: unreifes Obst, das vor der Zeit ausfällt'
Gl? AaZ.? (Schüler.)
Ist wahrsch. als PI. mit Beziehung auf die einzelnen
Stücke zu verstehen. Betr. die Etym. s. Vrsi Sp. 469.
Hund-äss: Hundefutter. .Den hunden hundäss.'
G Stiftsarch. .Da sol man den hunden hundeäss und
dem herren und den knechten essen und trinken gnuog
gen.' Oppn. Somnieri 1451.
Mhd. huntäz. — Die Lieferung von M. gehörte im Mittel-
alter zu den Lasten der Leibeigenen.
Herren-: vornehme Speise. Dem Domprobst und
seinem Gefolge soll man .nach zimlichen eeren ein
mal essen und trinken [für die Leute], fuoter und mal
[für die Pferde], dem federspil ein herren- und den
hunden ein hund-ass' geben. XVI., Offn. Pfyn.
Lock-: Lockspeise. ,Melancholei ist des Teufels
Lock-Aass.' Klingl. 1G91. — Gehört viell. zu As.
Schwin-: Schweinefutter. ,Die sprüwer, stob
[Staubmehl] und schwine-äss.' G Stiftsarch. — Mhd.
stciiiäz.
Wäjen- s. Äss 4.
Vor-äss s. Vor-essen 2.
Gc-äss J-rfs« W, J-ocs Uw; W — n.: 1. Essen,
Nahrung; die Speisen, die man auftischet GO.; W;
in geringschätzigem S. TJw. — 2. Lockspeise. , Sobald
die Krebse das Geässe verspüren.- Gr Samml. 1780.
— Aus ahd. 'ge-äzi, n. coli.
Gisel-os; 1. „n." Beitrag zum Hochzeitmahle,
nach anderer Angabe Geschenke, dgl. am Abend der
Hochzeit unter den Gästen ausgeteilt wurden, meist
aus komischen, neckischen Gegenständen bestehend
BHa.f; Hochzeitgeschenk BBr. „und zwar für die
Braut BO." — 2. m. Luxusgegenstand, z.B. ein
für die ökonomischen Verhältnisse des Eigentümers
zu grossartiges Haus; eine schöne aber nicht einträg-
liche Kuh BEi. Zwei Ougen sin nummen [nur] en
Giseläss, hingegen eis hed-mu" bhiotsübel [höchst] t7ötig.
Zyro's Schreibungen GiseNämi und G.-i-ss, -est dürfen uns
nicht irren; einzig die mit t fortgebildete Form mag auf
wirklicher Ausspr. beruhen. Auch St.'s ,6'i8e/öf, -et' neben
„Oudäg" wird, da die Ab), mit -et nicht zum sächl. Ge-
schlechte stimmt, in G.-äast verbessert werden müssen. —
ürspr. syn. mit Guelmal (Verköstigung des ins "Wirtshaus
gebannten Schuldners, dann Ubertr. und fast ins Gegenteil
des urspr. Terhältnisses verkehrt; Schmauserei ; s. d. W. u.
Omehehaß), mag unser W. die selbe Begriffswandhmg mit-
gemacht und von der spec. Bed. ,HocbzeitschmanR' aus dann
die obigen weiteren Entwickelungen erfahren haben, tw.
entsprechend denjenigen von Ürte Sp. 488.
Küe-, Küen-, Kien-äss s. Kue-Essen.
Ass U m. nur in der Zusammensetzung Bröm-
äss: 1. Blaumeise, parus coeruleus, cinciarella Ap
(JGSchläpfer). — 2. ^Brom-äs m. Ap (1. Ausg.), Brtim-
ase f. G (2. Ausg.): Blutfink, Gimpel, loxia pirrhula, so
genannt, weil er im Winter und Frühjahr häufig die
Brämen, Blütenzweige. Knospen, zernagt Ap (1. Ausg).
G (2. Ausg)." Syn. Brömhisscr. — 3. „Bromäsja.: Kern-
beisser, Kirschfink, loxia coccothraustes A?" It2. Ausg.
Akh hat sich als Ntr. und als Msc, mit sachlicher und
mit persönlicher Bed. gestaltet wie das syn. ,Frass'. Die
von St. angegebenen Formen werden wohl (wie der Art. ,die')
Plurale sein, also auf Ungeschicklichkeit des Einsenders und
auf Missverständniss beruhen.
ässen, äsen, ässen, äsen: jI&s verzehren. Kur
in dem Comp, ge-äsen; essen, sich nähren. ,Diewyl
sy [die Eheleute] doch einmal müessend byeinandren
wonen, geäsen und stürben.' HBüll. 1540.
ässen: (tr.) ,Pascere, weiden, ässen.' Fuis. — Tgl.
die Nbf. äzen.
ässig eS eS -e- Ap; BS.; Gl; Gr; G; S; Th; Z,
äsig e'-, e'-, rf- Aa; Bs; B öO.; VOrte; GRChur. Obs.,
Valz. ; W: 1. im obj. S. a) esshar, zur Nahrung
dienend, allg. Ä-i War (Bustig, Mittel), Esswaare,
Lehensmittel, Nahrungsmittel. P* lian liüt no'''' Icein
ä-e Brosme (kei ä-s Bingeli) im Mul g'häben BEi.
Es ä-s Brösi [Brosame], Etw. zum Essen BHk. ,lch
erhielt viele Präsente, ässigs Zug und Husrat.' Gotth.
So ässigs Zug: Chüs, Brot, Opfel. BWyss 1863. Ilia"
lang nüt Ä-s im Hüs g'lw B. ,Swer dekcin [irgendein]
floss mit holze ald dekein essich guot hinnan füeret.'
XIV., Z Eatserk. ,Es sye gewand, och dienstlou, essige
dinge.' Bs Gerichtsordu. 1457. ,"Wäre der artikel [betr.
freien Kauf] nüt wyter ze verstand [verstehen], denn
um ässig ding.' Edlib. ,Ture [Teui'ung] an allen
ässigen dingen.' 1501, Aksh. ,Essig, guot zuo essen,
escalis, ediUa; essige tier, esculenta animalia.' Fris. ;
Mal. ,Nichts ässigs.' Wcrstis. 1580 (.Essiges.' 1765).
Als Subst. n. Asigs: Speise, Lebensmittel B; VOrte ;
Gr; W. Schi heind d's Äsig [das Erbe soweit es in
Nahrungsmitteln bestand] giteilt W. Gewissermassen
die Negation verstärkend: Kein ä-i Närig GRPr.
Ebenso pleonast. : ,Esigy spis, es sig körn oder ander
esig ding.' Schw XV. ,Syn Husblunder [Hausrat],
äsinge spys oder ander ding.' Schw Steuerges. 1503.
,Win, körn und ander essige spis.' 1522, Strickl.
,Profiand und essige spys.' 1531. ebd. .Heissend einen
essige spys in mund nemmen, darnach dieselbig uss-
hin spouzen.' LLav. 1569. ,Die alten Griechen hatten
anfangs ihre handlungen [Handel] nur um essige
speisen und notwendige lebensmittel angesehen [ein-
gerichtet].' Hott. 1666. — b) schmackhaft, appetit-
lich, den Appetit reizend, allg. Ässigs Brod. Das ist
gad en ä-i SiqU'^i nian isst diese S. ziemlich gern Gl.
JS järigi Sü hed es ä-s Fleischli ScnwMuo. ,Ein
Stucklein Käse gienge gut zum Brod und mache es
äsiger.' Gotth. 's ist äsiger, wenn Alls [XWe] i 's Beclci
[Schüssel] greift, die Esslust wird mehr geweckt in
Gesellschaft, als wenn man allein isst UwE. Syn.
günig. — 2. im subj. S., esslustig, Appetit habend
Aa; Ap; Bs; B; Gl; Gr; L; Uw. ,Er ist nit fast
äsig, parum cihi consumit.' Id. B. En äsigs Chiiiil
Uw. Nes d-s Mül Aa. D' Cime ist ä., hat Fresslust
Ar; GnChur. Hut bin-i''' garnüd ä. GlH. We""-»!'"
streng iverchet, se-n-ist-W'^" grad fri äsig, so hat man
ziemlich guten Appetit SchwMuo. ,A1so wirf der vogel
dester ässiger behalten und töuwet [verdauet] dester
bass.' VoGELB. 1557. .Dis Bad macht ässig Leut.'
JWSiMML. 1688. Mit Negation = wählerisch, Syn.
eigenlich (Sp. 147) Gr. — Syn. geäss(ig), gefrä,fs,
schtiiltig. — Assigi f.: Essharkeit; Esslust.
Mhd. aezee, gut zum Essen. Nach langem Vnc. trat wie
bei Ann tw. Erweichung des »* ein, wie z. B. in Mcisd. Der
Umlaut wurde tw. zu e' gesteigert, wofür gerade vor » be-
sondere Neigung geherrscht zu haben scheint. — Vg). noch
i'»«i'(/; und zu den folg. Zsscn vgl. diejenigen mit -fmtni'j.
5ül
As, es, is, OS
502
Uli-, r/-a«,v/;/ ,\i': 1. uuschmackhaft, nicht wohl
essbav Bs; Gr; Uw. ,Dadurch das liöw nidergctruckt,
vcrwüest und ganz unässig wirt.' G Stiftsarch. ,Es
seic Essigs oder Uncssigs.' Nag, 1738. — 2. wenig
Appetit habend; wählerisch in den Speisen Av;
Gk; Uw. ,I)as bockfleisch machet einen wasserächten
magcn und macht u.' Vogelb. 1557. Mit emphatischem
Pleonasmus: das ist en unässige cliöge Choije GrD.
Syn. s. die folgenden Conipp. und eiyenlich, ahcär,
exakt, sklf. — Mlid. unaezec, nngeniessbar.
ge- ki^ssig Z, -c'- ThHw., hädg Aa; BO.; ZKn.f,
geäss ie'ss, -e'- AaIü.; G; Z: 1. schmackhaft Aa;
Th; Z. — 2. esslustig, nicht wählerisch im Essen
Aa; GStdt. W. ; Z. Er ist eimmel i« [auch] g'gäsege,
es ist im Älh guct, u-ic 's äahar chunnd BKi. Syn.
gefräss.
un-, ui/l-e'ss ZFi., öykässig GiiChur: nicht ess-
lustig, lecker, heikel im Essen AaE. ; GRChur; GEh.;
Z. Syn. ungefrdss, seltsen.
grätuh-fgre'ib-Jdsig: 1. wählerisch im Essen
VOrte. Dj bist doch es [so] gräubäsege ive-n-e Geiss im
Summer, wie eine Ziege im S., wann sie volle Auswahl
hat ScHwMuo. — 2. ekelhaft, unsauber B. ,Eine
Wirtin brauche keine Unschlittgräubi für Erdäpfelrösti,
8ie dulde überhaupt nichts Gräubäsiges im Hause!'
Neu. B Kai. 1841. Doch viell. in übertr. S. (sittlich
unlauter) gemeint wie: .öppis gr-s, occulti fiagitil alqd.'
Id. B.
Von Gräubi, Speckstücklein, die mit Spciseu gekocht
werden, um sie leckerer zu machen. Unser Adj. i. S. Ton 1
wird vom Volke verstanden als ,die Gräubi d. i. das Beste
vorweg nehmend'. Doch sind die Begriffe ,Ekel erregend'
und ,K. empfindend' correlat., die Gräubi können auch als
Unsauberkeit in den Speisen aufgefasst werden. Die Er-
mahnung an die Wirtin sucht, falls der Ausdruck bildlich
i yerstanden sein will, ein etymologisierendes Wortspiel.
.Judässig pfinnig flaisch.' Seil Richtebr.
Die Judi'n galten als unreinliche Leute, die auch mit
gtringer, sohlechter Nahrung vorlieb nehmen, wenn sie nur
M vohlfeil zu haben war.
I kog-ds« „Ap"; Gr; G; Z, -s' „Aa"; Soh; Th; Z
, Auss., ge-kog- Ic/og- ScnStdt; ZSth.: wählerisch,
ij wunderlich, zunächst im Essen, leckerhaft. E Geiss
f ist doch e ehogäs Tier, da' frisst lang nid Alles Sch.
'i Dann auch: wählerisch, wunderlich, launenhaft im
i moralischen S. 's g'schieht der Jumpfere ganz recht,
das si sitze" 'blibe" ist, imnoii isch-si so ehogäs g'sV
Scn. ,Es gebe doch vuUiiniisch [über die Massen]
logässe LfiTitü auf der Welt.- Si ii Kai. 1881.
Von dem unumgelauteten Stamm des Adj. liuj, wählerisch.
Vgl. schwarzw. kow-.
mader-, „matter-äsi^f": wurmstichig, bes. vom
i-'bst LE. Syn. m,urw-, wurin-ässig.
nie Hinweisung auf ,Made' passt wenigstens lautlich nicht,
Wühl aber ist mader-, zu St. 's Zeit noch die weniger ge-
läufige Ausspr., als abgeschwächte Form anzunehmen, matter-
•■'lifr wird das selbe sein wie in matter-teilig, altersschwach,
' I Ulk, vwdt mit ,matt' und Matten, Klauenseuche; vgl. schwäb.
'luichtiij, halb faul, von Holz.
mur W-: ebenso B oO. — Verkehrtes wurm-äs«iij. Murw,
mürbe, wird mitgewirkt haben; vgl. noch burm-äsaig.
nach- nä- Gl; GWe., nö-äss GG., W., nö"-es GMs.:
1. Nichts zurück lassend, beiTU Essen oder Weiden.
Er liet frl nääss g'etzt, hat das Gras sehr nahe [am
Boden] abweiden lassen Gl; GWe. — 2. übh. scharf.
genau auf seinen Vorteil sehend, kleinlich,
eigennützig, so bei Abrechnungen; geizig „Gl"; GG.,
W. Syn. exalit, (nach-Jsüechig. — 3. wählerisch im
Essen GMs. — A'aek i. S. v. nahe, genan. — Vgl. näch-wäsig.
dürrbiren-ässijr; mager ausgestattet. , Chorherren-
massige und türbiren-essige Pfrüenden.' Z Pfründenb.
1740.
Dem sprichw. Überfluss der Chorherren [in Zürich] werden
hier solche Pfarrpfründen gegenüber gestellt, deren Inhaber
sich statt der Fleischnahrung mit gedörrten Birnen behelfen
muss. Letztere gelten auch als Mittel gegen Fettleibigkeit.
burni- s. ivurm-ä.
schab-: von den Schaben, Motten, zerfressen.
.Obwolen in der Nota stehet: diser [Teppich] vast
neu, soll er ganz schabässig und übel verderbt sein.'
Inv. Altenklingen 1675.
schmäder- B; LE.; ZS., „schmader-dssig B; L":
wählerisch, heikel im Essen. ,Wyl6n die Bärenniueter
schmädrässig und nit von dem Brod us irem gewon-
lichen Mel gebachen fressen will.' B Venner-Man. 1657
(It Howald).
Vgl. achmaderen, in Flüssigem herumsudeln, oder »ehmä-
deren, ohne Appetit fressen, oder da d und ( oft wechseln,
Gesckmätter, Durcheinander; Grünes in der Suppe; u. vgl.
hiezu gräuhäseig.
wurm- Aa; Bs; Ndw; GG., Ta.; S; Z, -e'ssig ZP.,
-e'sig Bs, -massig B; „Gr; L; Scu"; Tu; „Z", -bäsig
Th; Z oS., -iväsig Th (Püpik.], burmässig LEciden:
1. wurmstichig, vom Obste, allg.; seltener vom
Holze Z. ,Nux vitiosa, presthaftig, wurmässig, nichts
sollend.' Fris. ,Söllend die öpfel nit faulen noch
wurmässig werden.' Tierb. 1563. — 2. von krankem
Vieh, viell. in allg. (übertr.) S. oder wie mhd. wurin-
bizic spec. ,mit der Wurmkranklieit behaftet.' ,Wurm-
essig unsuber vich von anderm vich zuo tuond, das
dhein [kein] vich schaden darvon empfache.' Ofpn.
Neer. 1442/1538. ,Wär ouch, das jemands wurmessig
und unsuber vich oder ns orten und enden, da der
vichtod ist, hefte.' Wädensw. Herrschaftsr. — 3. fig.
und scherzhaft: a) von Militärdienstfreien, also mit
Gebrechen Behafteten Th; Z. Auch von Gebrechlichen
überh. — b) verdorben, falsch, von Menschen: Mer
händ me as ein Wurmässige in öuser G'sellschaft AaB.
Vgl. wurmstichig. ,Er hoffe [= glaube] nicht, dass
Meine Herren [die Obrigkeit] durch die Werber etw.
würden innen werden, dann ein wurmässigs nest da
[in Worb] wäre.' Thür.Frickart.
Mhd. n'urmaeze, -aezic. Der Umlaut ü im ersten Teil
(so auch bei Mal.) deutet auf Zss. mit der Pluralform. —
Das W. hat bedeutende Umgestaltungen durch fremde An-
lehnungen erfahren, an -mäsaig (vgl. z. B. küfcr-mUjisig), an
Wurmbttshi, -inaale, Ameise; s. auch murw-äatig. Zu Bed. 1
vgl. md. ,wolfässig', vom Wolf angefressen.
Ass III, ässen s. anchsen Sp. 300.
as zsgez. aus an das.
as- s. es-. as, ass s. 1. als Sp. 197. 2. dass.
asvilas, asvilis s. (alsj ril.
asig, -lig, -ligs, -te, -tig, -tlig s. bei ose.
ass, ä s in der Verbindung ass und ass ZKn., äs äs
ZFehr., äs und äs Z, as/^däs L; Schw; Zg, -ig Zg,
äaigedas Zg: 1. beinahe, SO ziemlich L; Schw; Zg; Z.
Uf üse" Matte" wachst es Gras — es g'lustet Mänge
asedas. Hildebkand. Er hat äs und äs umg'rüert [mit
üOä
VS, es, IS, OS, US
Ii04 I
dem Wagen umgeworfen], 's Giltterli [Fläsclichen] ist
äsäs foU. — 2. allmählich ZW.
Die Länge des Voc. ist bloss sekundär, durch die Be-
tonung hervorgerufen, das W. selber aus ab 1. = so (vgl.
,so so' = ziemlich) verk. Asedanij ist mit adj. Endung er-
weitert wie oUg Sp. 54 u. a. ; asigedas beruht auf Umstellung
oder auf Vertauschung der irrtümlich aufgefassten Silben asc
mit der Nbf. des Adv. ase. Wegen ed s. e 6 Sp. 12.
asig I: beinahe GfiNuf. — Aus dem einfachen as
erweitert wie asedaslg aus dem mit sich seihst zsgesetzten.
as, ass, es: eben das, eben so, eine Aussage zur
Beki-äftigung wiederholend ApWalz. fe'sj It T. 418 a.
Sehr beliebt in der mundartlichen Lit. zu Anf. XVIII.
Der Trüffi Beiz hed das Bhinni y'noo [Apollonia ge-
heiratet], as hedcrä, jetzt isch [ist es] de" Nare wider
g'rince [gereut]. Aufnem. Helvetia 1702, richtiger in
der Ausg. von 1701 : ashederdä d. i. ,das hat er denn
[= wirklich]'. Si hulfind ger", ass tätind 's. Göldi
1712, der sieh daneben auch der Form das bedient.
Er liett my Bantli könne" ufladen und heim filehre',
es hett-er. Bantli 1712. Si hend [haben] öppe Hänge
[da-] mit erschröcl-t, es hend s' de"', ebd. Si händ mym
Chnecht Boss und Wage g'nö und-e' nah darzue er-
würgt, äs hend s' de" de"". Madleni 1712. ö. noch T.
a. a. 0. Der Gebrauch dehnte sich sogar auf Be-
dingungssätze aus : Wenn si wider wöttind Clirieg ha",
as wöttind s'. Göldi 1712. WenH-si''' die dinne [in
der i-tadt] nie g'wehrt hetted, es hetted s'. Bantli 1712.
Vgl. das in gleicher Anwendung und siilb teenn. Nach
verneinenden Sätzen wird der Sinn zweideutig, was
der Komik gerade passen mochte : Si icäred nid g' flöhe,
es iväred s'. Bantli.
Das "W. lässt sich lautlich und begrifflich eben so wohl
zurückfuhren auf demoastr. ah = so (vgl. am ist er c Ma"",
o«-!s(-c)-. Bantli 1712), wie auf das Fron, da» (schwäb. den):
s. diese WW. Ygl. noch «j (so); seih.
as, es, is s. als Sp. 198, 3 b u. Anm.
Ass allg., ,Ess' — n. — PI. Äss u. Asser: 1. die
Eins beim Würfelspiel, canis. Fris.; Mal. — 2. die
Eins im Kartenspiel, allg., doch nur in feineren Kreisen,
zunächst bei Spielen mit französischen Kai-ten, für das
volkstümliche Sil, Soic. ,König, Königinnen und Äser.'
GoTTH. Ässer umsclüah", ein Hasardspiel, bei welchem
die verdeckten Karten eine um die andere au die
Spielenden ausgeteilt werden und ein Ass je einen
Teil des Kassarestes gewinnt. Vgl. ässlen. — 3. klein-
stes Gewicht, 1 Gran. ,Daricus, hält zwo sonnen-
kronen und siben ess oder gränli.' Fris.
Die Form Ass haben wir vom frz. ae entlehnt, Ess ist
die verdeutschte Form des lat. a«, ahd. esso, mhd. esse, ä. nhd.
Es, Äs, Esse. Vgl. noch Esel. — Zu 3 vgl. ,nit um ein äss
frommer.' Frank.
Franzosen-: Schimpfwort. Du. terfluecltte Fr.!
Wolf, Kelig. Bauerngespr.
Viell. drückt sich in dieser Zss. die Reaktion bäurischer
Sprache und Sitte gegen das in feineren Kreisen importierte
Spiel und Wort aus. Doch bleibt fraglich, ob nicht zu leseu
sei As(s) i. S. von ,Aas von Franzose'. Das ungewohnte
Genus lässt sich für beide Bedd. ertragen, doch dürfte man
wohl auch die Hdschr. korrigieren mit verßuechlS.
ässlen: ein in Z Sittenmandaten des XVI. er-
wähntes Hasardspiel; vielh^ würfeln. ,Umb ein haller
geöuglet ald geesslet [udgl.] under dem schyn, als ob
maus nit für gespilt achten wollte.' Z Mand. 1.545.
,I'a ein zwyfel worden, ob sölichs eesslen und kurz-
wylen wie andere rechte spil, so man umb gelt tuot,
under unserem verbott vergriifen syn sollte.' ebd. —
Vgl. äeser umscUahn. Aug 10.
äse s. also Sp. 200.
asig n AaF.; Ap; Gr; Sch; aScHW; Zg; Z, assig
Ai'M. It T., eisig Ay; GlK. — östlich Avf; Gf, äslig
Ar; GT.; ScHW, äslig G oT. — asste ApI., M., äsrdig
„Th", asstig ApL, M.; G, ässtig ApSchöngr. — asstlig,
ässtlig Ai'K.. M.: 1. Adj. solch, und zwar von jener
llescluitl'enlieit, im Untersch. von derig, serig, sonig,
sittig, .^olich, welche sich auf Näheres, Gegenwärtiges
beziehen Aa; Ap; G; Sch; Schw; Th; Zg; Z. Der
Her g'seht derigs nüd, das ist vil z' fin für asig Lüt.
Stutz. Wer Liebi weiss z' verdiene" — Mer wend
[wir wollen] 7>ur aslig [solche Leute] hä". Hengel.
En asligs Werchli [Hanf] Tl'n'r doch es subers Spinne"
g'sy". ebd. En derigen Epfel will-i"'' nüd, aber en
asstige, nicht einen von diesen, sondern von jenen Ap.
Auch wie , solch' dem Art. vorgesetzt: asig en udgl.
— '2. „Adv., so Tu. Mach 's asedig wJe-n-i'''-d'r
g'said ha"."
Der Umlaut (ä) konnte eintreten, indem das Grundw.
CMC als ein einfaches angesehen wurde. Auf die Schreibung
assig und auf die mit a, welche als Übergangsstufe, in der
die Assimilation des l von also an s noch deutlich erschiene,
allerdings willkommen wären, dürfen wir t. wegen Unzuver-
lässigkeit der Quellen, t. wegen entgegenstehender Angaben
kein Gewicht legen. Die 3. und 4. Gruppe sind nicht wie
die 2. wirkliche Abll., sondern urspr. Zss. mit dem Prtc.
(ge)tan i. S. V. ,beschaffen'; 'as(e)tan wurde in Folge der
kräftigen Accentuierung des Bestimmungsw. zu asste, und
unter Vertanschung der scheinbaren Endung an eine be-
liebtere, asedig, asstig wie sStig, solch, aus (ä. nhd.) sv(ge)tun.
— Betr. die Begriffsbestimmung vgl. den Gegs. von ase zu
(e)sö. — S. auch äsleweg.
ässe: genug, als Interj. W. — .Vus dem Franz. (asacz)
entlehnt.
Asen f.: hölzernes Gestell über dem Ofen oder
dem Herde zum Trocknen von Brennholz udgl. ,Swa
[wo] ein asen ist ob dem kachelofen, da sol ain slät
[Schlot] eutzwüschent sin.' Stadtr. Diessenh.
Mhd. äse swf. und noch in deutschen MAA. die -4»tu,
Asem, As, Osse, Düsen, Ess, Esen, Düsen, Dtise, welche
Formen sammt den hierunten folgenden (auch nicht ausge-
schlossen die Weiterbildungen Ast(el), Est, Test, Eist, Barst)
sich sämmtlich leicht nach den in Fromm. Zeitsclir. VII, 19.
33. 333 erörterten hautvorgäugen vereinigen lassen, wenn
man sie von ahd. ans, ense, Balken, ableitet.
Asne BRi., ,-i BD.; LB.", Asme B oSi.; Gr
(TscH.); Obw, Hasme GrV., Asle ZPfäii'., Glatt.,
Bauma, Asli LG.; ZBopp., Hasle ZWei., Mönch.,
.,Hasli m. Scnw", Basle AAWiggert; Gl; G oT.,
Ea.'ili ScuwMuo., Bassle Gr; ZO., Bäsi L vE., G.,
H. (z. T. 111.), Bassler m. GRh. — f.: 1. horizontales
Balkenwerk über dem Herde in den Küchen
der noch hie und da vorkommenden schornsteinlosen
Bauernhäuser, benützt um an quer darüber gelegten
Stäben (Asmilatten, -Stangen, Fleischsteckcn) Fleisch
zum Dörren aufzuhängen (BO.; LE.; Z), ehemals wohl
auch, wie noch in den Alphütten (GT.; LE.; Scnw)
zum Trocknen und Dörren von Holz, Zieger u. a. ; in den
Sennhütten von G oT. eine oberhalb der Feuerstätte
über Mannshöhe horizonfcil angebrachte Steinplatte zu
den gleichen Zwecken. ,Es was ein altvater in einem
Walde, der hat einen jünger, den hies er zuo einem
505
As, es, is, OS, US
500
male schiter ab einer asnu werfen.' XIV., Sarnek
Predigten. .Der sattlerin tochter hat klagt, N. heig
ir dz holz ab der asne gestollen.' L Bussenrodel 1466.
.und obglych einer, so es umb süwhirtenlon ze tuon
ist, die süw gemetzget hette, so mag es ein hirt uss-
tragcn [so darf der nicht bezahlte Hirt das Fleisch
wegnehmen], er finde es im salz ald under der asslin,
so lang unz [bis] er bezalt ist.' Andelf. Herrschaftsr.
1534. Ein Elsass. Weist, ermächtigt den Baunwart,
dem Holzfrevel nachzugehen und ihn zu rügen, wo
immer er ihn findet, ,dem zimpermann under der axe,
dem decker xiS dem fache oder uff der asenen.' ,Die
asel, rauchstecken, baculi in fumario, assarium.' Eed.
166'2. — 2. ein aus zwei runden Latten bestehendes
Gestell in der Sennhütte, auf welchem die Milch-
geschirre zum Trocknen aufgestellt werden Gr. —
3. Gerüst an der äussern Stallwand, auf welchem
a) die Heimen aufbewahrt werden od. welches b) Korn
bis zum völligen Ausreifen zu tragen hat GrV. ; vgl.
Histe. — 4. Bassle, eine Art Gestell, metallene oder
gläserne Stäbchen, auf welche man bei Mahlzeiten
die angebrauchten Messer und Gabeln stützt, damit
das Tischtuch nicht beschmutzt werde Z Stdt f. —
5. der entweder mehr oder weniger geschlossene und
verschalte oder offene Ea um oberhalb der Feuer-
stätte der Küche, in welchem sich die unter 1 ge-
nannte Einrichtung meistenteils angebracht findet, und
welcher anstatt des Schornsteins dient, wo auch Holz
und Fleisch gedörrt werden Gl; L; GT.; aScnw; Z.
Ob der Hurt (s. Hiird) ist d' Basi L. Man geht i t' A.
ue-e, um Speck abzuschneiden, 's Holz, 's Ritess i"
der Basti obe" ist ächo" [in Brand geraten]. Diener,
Gesch. V. OGlatt erzählt, dass Einer durch die , sogen.
Asien' in die Küche herunterfiel. In diesen Raum
hieng man t. als Präservativ gegen Seuchen, t. zu
Arzneizwecken Pferdeköpfe und lebende Kröten. —
6. in Gl und Z findet sich das W. auch beibehalten
für modernere Einrichtung: Kaminschooss. —
7. „Der Bassli, Fallklappe auf dem Dache eines
»chornsteinlosen Hauses Schw." — 8. En elendi Bassle,
verächtliche Bezeichnung eines Hauses mit primitiver
Einrichtung, eine Hütte ohne Schornstein Z. —
9. Der Bassler, Gefängniss GRh., eigentlich wohl der
dunkle Dachraum. Syn. Kicke. Vgl. Siiecklcämmerli.
Abbildungen und techuische Erläuterung der unter 1.4 — 6
leschriebeneu Einrichtungen s. bei Grafenried et Stnrler,
Arch. Suisse pl. II. XTII; EGladbach, Schweiz. Holzstil,
Taf. H, V 2. Fig. II. III. V. und S. 1.3 h, Fig. 35; S. 16 b.
S. 23 b. Es läge nahe, Asne, die ältest bezeugte unter den
obigen Formen, unmittelbar aus ans herzuleiten durch An-
nahme einer Umstellung des n; aber solche Metathesis wird
dnrcU unseren Dialekt nicht unterstützt; man muss also wohl
unser n vielm. als Ableitungscons. betrachten, für welchen
bald m, hald l spielend nach Analogie zahlreicher anderer
Fälle eintreten; vgl. LutVler von losen; Buslige, das Dorf
,BasMang'. Unsere Schweiz. Formen scheiden sich von mhd.
und allg. -deutschem ose, asel usw. durch die Kürze des Voc,
welche jenseits des Rheins die seltneren Fälle bildet. Es
muss wohl in Folge der Ableitung Verkürzung der Stamm-
silbe eingetreten sein oder es müssen unsere Formen auf das
dem W. an« viell. zu Grunde liegende ahd. asön, stützen,
zurückzuführen sein; vgl. die unter sich identischen Nbff.
Ans-, Äsen-, Asnibaum. Von den beiden konkurrierenden
weiblichen Endungen -e und -i erlitt die letztere mehrfach
Verwechselung mit der gleichlautenden männlichen Endung;
daher z. T. das männliche Geschlecht. Der Vorschlag H-
uiag Anspielung auf Haselzweige bezwecken, kann aber auch
ganz niüssig sein. A'- (auch bair. Hasen) rührt von dem
.\rt. {der. Dat.) her, loste übrigens das W. von seinem etymol.
Zshang ab, so dass die Neubildung Hasi und die Anlehnungen
au den durch das sachliche Verhältniss nahe gelegten Begriff
.rasseln' entstanden.
Vor-Asne°: über den Ofen vorragendes oder vor
dem Einfeuerungsloch angebrachtes Tröckenge.stell?
.Alle die bachöfen sun [sollen] blatten ald ysen fenster
[einen steinernen oder eisernen Verschluss für das
Feuerloch] han und nit vor asnan.' Z Richtebr. 1.305.
Allerdings liegt nicht eben eine absolute Nötigung vor,
die beiden WVy. zu einem Comp, zu vereinigen, da ,vor'
auch als selbständiges Adv. vorn (vor der Einfeuerung) he-
deuten kann.
Fleisch-Asle" = Asne 1 4. ,Carnarium, ein
fleischkammer oder ein ort, da man fleisch aufhenkt
und deert oder digen macht, fleischasslen, fleisch-
gaden.' Fris.; Mal. ,Die töufer [Wiedertäufer] ma-
chend der einfaltigen lüten fleischasslen unsichtbar
[=leer].' HBüll. 1531.
Asnet ,.Asnit'. Id. B — m.: 1. = Asne 1. ,Suspen-
siva, cratis super ignem, laquear supra focum.' aaO.
— '2. ,die im Rauche aufgehängten Speisen.' ebd.
A s 1 e t e " , (Fleisch-) AsmeteGR — L: 1 . = Asne 1. 4.
,Wenn der zwing besetzt ist, send die geschwornen
des dorfs umbgon, die fürstetten, ässleten, rauchlöcher,
Stuben- und bachöfen flissigbeschouwen.' Dorfr. Bött-
stein 1585. ,Wenn Untervogt oder Förster es inne
werden, haben .si ihn [den Holzfrevler] zu pfänden,
auch wenn die Sclieiter schon unter der Asleten liegen.'
166'2, Aa Weist. Hölzernes, entw. im Kamine oder in
einem luftigen Lokale angebrachtes Gerüst, um Fleisch
daran aufzuhängen und zu trocknen Gr. — 2. die zu
dem Zwecke des Trocknens oder Dörrens aufgehängte
Partie Fleisch selbst, ebd. Vgl. Asnet 2. Schi
hei-mer en ganzi Asmete Fleisch g'stole". Syn. Hang,
Henki, Hist. Vgl. Steckete. — 3. Menge, Haufen
übh., z. B. von Menschen, Tieren, Obst, Steinen usw.
GRKlosters.
asennse: Nbf. zu ä- Sp. A (ä V). — Lässt sich
auch zerlegen in ase (also = wohlan) nun so.
Äser (Öser) Ap; Bs; B; L; G; Sch; S; Th; Uw;
W; Z, Höser Aa oEnd. u. Lengn. (neben 0-), Zein.,
Nöser G oT., Böser (neben Ö-) S (Schild) — m. :
1. Anhängetasche für Mundvorrat jon Jägern, Wan-
derern, Arbeitern auf dem Felde; Speise-, Brottasohe,
Schnapp-, Weidsack Ap; Bs (Spreng); Th; Uw. ,Aaser,
darin man etwas ässigs gehalt [aufbewahrt], lineus
fiscus.' Mal. ,Fiscus lineus, aaser darein man brot und
dgl. tut.' Denzl. 1677; 1716. .Schnyder mugent us
rowem lynim tuoch und Zwilchen hempter, äser, juppen
und gewand schnyden.' 1431, Z Stdtbuch. ,Hette ein
webor ein wyp, die row lyni hempter oder äser könnte
machen.' ebd. ,lch [fahrender Schuler auf der Wan-
derung] zoch myn testament us mym äserUn.' ThPlatt.
,Nach dem gmeinen Sprichwort, es sye dem nit fast
nutzlich, der die müs in seinem aser oder täschen
erhaltet oder erziecht.' RCvsat. (Leinene) Proviant-
tasche für den Soldaten. ,2 dotzen Äser, so in das
Züghus ghörend, mit dem Bären ze zeichnen.' 1570,
B Staatsrechn. Ebensolcher für Schüler ZKn. 1832.
JCScHWEiz. 1820. Bettelsack, zunächst zum Einsam-
meln von Brot. ,Bettelsak, oser, tasche, mantica, pera.'
Red. 1662. ,Ein Phantast kommt zum Abt zu StG.,
507
As, OS, is, OS. HS
508
bitt ihn, soll ihm ein Oser voll Korn schenken; als
er ihn gheissen den 0. bringen, macht er einen ganzen
Laubsack zum 0.' Schimpfr. 1651. ,Cum sacco adire,
den unverschämten aaser anhenken, unverschämt heu-
schen.' Denzl. 1677; 1716. (Bäurische, leinene) Eeise-
tasche übh. ; Marktsäcklein S. Der Ätti ehunnt vom
Märet hei'", het 's Oserli am Stecke". FJSchild. Kleiner
Sack zu unbestimmtem Gebrauch. ,Ligt in einem äser
allerlei silber.' G Stiftsarch. ,Ein ledrin aser.' XVI.,
L Vogtkinderrechn. — 2. Tasche, in oder unter dem
Kleid, zunächst ein unter dem mit einem entspre-
chenden Schlitze versehenen Oberkleide der Frauen
umgebundenes Säcklein Vw (aus Leder) ; Z f ; dann
das W. beibehalten für die in modernerer Weise fest-
genähte Tasche und auch übertr. auf die männliche
Kleidung, Rock-, Westen-, Hosentasche Ap; GoT.; S;
Uw; W; „Z bäur." Syn. Pumper. — 3. Sack für
Schulbedürfnisse AiEndgu, Lengn., Zein.; Ap; Bs
(auch Oserli n.); GRh.; TnSee. Und ies gönt [gehet]
in t' Schuel, dort hangt der 0. am Simse. Hebel.
S. Schuel-äser. — 4. Mund verrat für ein Mahl im
Freien bes. der Jäger oder bei Landpartieen. 3Ier
müend-is [wir müssen uns] zu iisem [unserem] Usflug
viit-rrnr rechte^ Oser versehe" Sch. ,Indessen gebühret
dem Magen auch was: Man setzet sich nieder ins
kühlende Gras. Willkommener [als nach der Berg-
besteigung] könnte der Milchtopf nicht sein; Da fliegen
die Brocken recht lustig hinein. Im Augenblick wurde
die Schüssel geleert Und ebenso hurtig der Aser ver-
zehrt.' Z Neuj. Mus.
Von äsen, d.i. Äk, Äes verzehren; vgl. Äset. Mhd. vor-
wiegend mit Uml., euer, neser. Mit i ist der Name des Be-
hälters auf dessen Inhalt übertr. Zu 2 vgl. die im Mittel-
alter von beiden Geschleclitern auswendig getragenen Taschen.
Lüg- Ltig-öser Sch; SciiwE.: 1. Lügensack in
sachlichem S. Maler d. Sitt. 1746 gibt aus dem Ktn
By den Brauch an, ,dass einem Menschen, der in den
Ruf eines Windmachers und Aufschneiders gekommen,
der Lügenascr, wie es in der Landesspr. heisst, d. i.
der Lügenbeutel gebracht wird, welches mit feierlichen
und komischen Ceremonien geschieht. Man sagt, dass
durch diese schimpfreichen Aufzüge mancher rumori-
scher Mann gebessert worden sei.' — 2. Lügner
Sch ; ScHwE., am erstem Ort mit den Abll. Lfigöseri",
Lügnerin, liigösig, lügnerisch.
Der Bed. 1 lag wohl urspr. die Yorstellnng eines mit
Lügen statt mit Speise gefüllten Sackes vor ; vgl. nhd. ,Lügen-
sack, Windbeutel'. Dass das W. ,Aser' an die Stolle trat,
bezieht sich auf den Leumund der Jägerzunft, welche oft
den Mangel an wirklicher Beute in der Weidtasche durch
Aufschneidereien gnt macht, an denen gleichsam diese nn-
urschfipflich ist. — 2. Die Übertragung auf die Person wie
in ,Fräss' und in den obgenannten nhd. WW., in westph.
ImjmMit, schwz. Wuheitsbündcl udgl. — Die Movierung zu
einem Fem. beruht auf der irrtümlichen Auffassung, als ob
L.-Aser ein Nomen agentis m. wäre.
Bettel-: Bettelsack. ,Bettelasser.' ApL Urk. 1584.
,I>en Bettelaaser anhenken, ad saccum Ire.' Denzl.
1077; 1716, 2, dafür im 1. Teil: ,böttelsack'.
Schuel-, Schueler-, -äscr Gl u. GWes.: Schul-
tasche aus Zwilch, quadratisch, mit zwei eingenähten
Stäbchen am Saume der Oll'nung; mit schwarzen Fi-
guren, für die Knaben namentlich einem Hirsch und
einigen Schweinen (Wildschweinen?) bemalt; von den
Knaben an einer Schnur über die Achsel, von den
Mädchen an einer Schlaufe am Arm getragen Ap; Gl;
L; G; ScH; Th; Z. Die beschriebene primitive Forift
und auch das W. in starkem Rückgang begriffe]^
,1 Schuolasser uf der oberen Louben.' Z Staatsarcl^ ;
1571. ,Mein Grossvatter hat mir einen Schuloser vö
der Kirchen [von seinem Kirchenbesuch] heimgebracht
darob ich als ein kind übel erschrocken.' MRohn. 1629.
Fig. En Schueloser ist bald g'lert, das in der Schule
erworbene Wissen reicht nicht weit, wenn man ins
praktische Leben tritt. Sülg. , Junge Burger habend
Selbsten gestudiert, nicht bloss, dass man sagen könne,
sy habind einen halben schuelaaser geessen, sondern
solide.' JJBreit. 1633; vgl. ,die Weisheit mit Löfieln
geessen haben.'
Abbildungen z. B. im Z Kai. 150S (Neu), d. Stdtbibl. Z
1868) und von beiden Arten in KdMey., Zeitspiegel 1675.
Die oben erwähnten Verzierungen gestatten die Behauptung,
dass der .Jägersmann es war, welcher den ,Aser' aufbrachte;
vgl. dazu den ,Weid-Aser' (folg. Art.) als Hirtentaschc.
Die Kürze des ä in Gl rührt davon her, dass das 2. W. in
Zss. immer in Gefahr ist, als blosses Ableitungselement be-
handelt zu werden.
Weid-: Jägertasche. ,Verbirg es [das erbeutete
Rebhuhn] in den w.' Vogelb. 1557. In allgemeinerem
S.: .Darumb auch die hirten Ire weidäser oder brot-
säcklin mit demselbigen [einem Dachsbalg] überziehen.'
Tierb. 1563. ,Dz bütgelt den bütmeistern in einem
werdäser [1. weid-?] ungezalt geantwnrtt [ungezählt
überantwortet].' S Staatsman. 1476.
Der Verf. der Heutelia scheint unser W. mit dessen
Verhochdcutschung kombiniert zu haben, da er in sonilor-
barer Weise schrieb: .Brot aus der Weidt-Aschen'.
äseren, ö-: 1. im Freien den mitgenomnieucn
Mundvorrat verzehren, zunächst vom Frühstück
oder vom Mittagessen der Jäger, dann übh. im Freien
Mahlzeit halten, z. B. bei Feldarbeit, Weinlese, Land-
partieen Aa; Bs; ScH; Z. ,Der Forst ist eines Jägers
Wonne, Die schönste Freud die Aser-Stund.' HSulzeu.
Beichtstuhl. — 2. mit gemütlicher Langsamkeit essen,
es sich schmecken lassen TuSteckb. — ab-: den
Nachtisch einnehmen Z. — Os^^rrtr f.: Rast im Freien
mit Mahlzeit verbunden Scn.
„asert: zuweilen, hin und wieder AaF."
Von aUs 2 b (Sp. 170; vgl. äs Sp. 502 und ,i»c = also
Sp. 200) abgeleitet nach Analogie anderer Advv. der Zrit
wie sidcrt, eisdert.
assessieren assrss-, asscess- Z, assisiere S, gewöhn-
licher ver-: (refl.) sich associieren, in Geschäftsgemein-
schaft treten.
Äset n. : Name der an der Muota gelegenen A11-
meind der Leute von Schwyz. ,Die strass uf dem
Aaset. Vom öisteg hinus über das Aaset.' Scnw Ldb.
— Eig. = Weideplatz, von 'amen, 'äsen, weiden; vgl. das
tr. ässen.
asi s. sich (an-sich).
asianiscli: asiatisch. Assh.
Wurm-Asle s. Ameise Sp. 216.
Assle, Nassel f.: Tausendfuss. ,Von der Nassel.
welche ein grosse menge der füessen hat.' Fische. 1563.
,Centipeda, nassel, kellerwurm.' Denzl. 1677; 1716.
Aus lat. aseUus, vgl. Keller-esel. Prothet. n wie in Nibsche
Sp. 48, Niwchtland Sp. 84, Nauderis Sp. 91 u. a.
Äsiliodäns: der Geist der Eifersucht, ,Wir haben
gelobt ausszuspeien den alten gast, der neiil und hass
509
As, es, is, OS,
510
heisset, den Amadeuin, den Elicteufel.' AKlixgl. 1088.
.Asmodi ihm sein Herz betört.' WHiber 1787. ,Auch
plagt sie [die Leibeigenen, die nicht nach eigener
Wahl lieiraten dürfen] der biise Asmodäus eben nicht
gewaltig.' ebd.
Im Biieh Toli. .'S, 8. ist ,1. der böse Geist, der die
7 Mäuner der Sara getiidtet. Bei Kiingl. scheint sich (wenn
nicht ein blosser Druckfehler vorliegt) der biblische Name
verwechselt zu haben.
äs s. als Sp. 197. Noh-Äseli s. Näch-Wiseli.
äslen, er- s. eslen (Esel).
ais s. ine'' Sp. 265.
Ansin. : Kot; etvv. Ekelhaftes. Ansi mache", ca,ca,x(i
AaF., Tri. (Kdrspr.) — Nbf. zu Äu,j,ji, Äurri/o Sp. 155
and Aut>ichi.
e s lokale Aus.spr. für eis d. i. eins (Sp. 269).
es: Pron. 3. P. n. Allein stehend oder im Satz
betont ^s, e's (nur t. Personen, Nora. u. Acc), sonst
proklitisch im Kom. ,^s, js, 's, enklitisch im Acc. fast
ausschliesslich 's ('» Gr tw. ; W, doch auch mit repe-
tierender Form 'srs, 'sus BSi. ; W), v. Personen in(e)s.
— Gen. sine" neben es, enklit. spi BO. ; Gr, «gn Gr;
W. — Dat. betont im, enklit. j»j, mu. — 1. von wirk-
lich sächlichen Wesen, a) als Nominativ a) des
Subjektes in unpers. EAA. von Vorgängen und Zu-
ständen in der Natur und im Menschen, wie nhd.
Dazu noch Fälle wie: ,Zu Schlanders starb es heftig
an der Bestalenz', es herrschte dort ein Sterben.
t'TOCKAK. Und sogar mit Vb. im Plur. : ,Saitend uns,
; das es in unser landen fast [zahlreich] stürbin um
Zürich.' ebd. Mit Acc. P. z. B. von Krankheiten, die
' den Menschen ergreifen. Es häd-en a"g'griffe, eine
, Krankheit hat ihn ergriffen. Es häd-en (am Bei"),
I er ist gefangen, verloren. Es häd-e^ möge", er ist
I überwältigt, unterlegen. Es wird-em um de" Chopf
I ume cho", er wird .sein Tun büssen. Pleonastisch vor-
1^ geschoben oder durch eine nachfolgende Apposition
■ ergänzt. .Wenn es in dem Ehestand alles recht her-
t, gehen würde.' JMüll. 1601. Es filert (treu) h, in
1 den Bächen, Flüssen treibt Eis, ein Zeichen starken
. Frostes W. — ß) als Nomin. des Prädikates bei
■ ,sein' und ,werden'. Sit er 's? seid ihr bereit? W.
■ Mit Dat.: Er ist-mii 's, ihm gewachsen W. Er ist-
j mer 's, mir gewogen GG., F. Bei Kinderspielen meint
es sin dasjenige Kind, welches in einem Sjiiel vorzugs-
i weise tätig oder leidend sein, in Spielen um Geld die
Person, welche bezahlen muss. Er meint, er seig 's,
- sei eine wichtige Person, der erste in der Gesellschaft
7i. Und 's meint en ied^^, er seig 's, wer neb-rri^ [der
hübschen Jungfrau] stö" darf. HBühl 1834. Er mues-es
werde, er soll (das Spiel) verlieren, vgl. muess Schmder
Jc; daneben mit Acc, 'z. B. er ist e Halbi vorde",
schuldig, eine halbe Flasche zu bezahlen. — b) als
; .\ccus. des Obj., aber ohne bestimmte Beziehung, bei
• einzelnen Verben von allg. Bed. Me" wird 's denn
: fseh' [die Folgen eines Tuns]. I mag 's fast nümme
erlide", kann den Schmerz, die Ungeduld nicht mehr
ertragen. De"" cha"" 's! versteht das Spiel, seinen
Beruf, leistet Tüchtiges. Er cha 's guet ge, weiss
'sich geschickt auszudrücken. Ir händ 's guet! seid
gut gestellt; habt gut reden. Von Leibesübeln, ganz
entsprechend dem ,es' als Subj. bei a a: er hat 's im
' Hugge", im Hals, i-me Bei", es fehlt ihm in jenen
Körperteilen, er hat dort Schmerzen, Beschwerden.
Es abessen, sich übersättigen, s. unter abessen. ,Er
hat 's [den Ekel] am Brot abgeessen.' ,Woran wir 's
[unsere Verschuldung] geessen hetten'; s. u. essen.
Es Eim a"tue", ihn bezaubern, verhexen, wie nhd.
Er tribt 's mit-em [sich] selber (Onanie). Verbunden
mit unpers. Subj. ,es'. Es git 's, gibt es; es mag 's
g'ge", die Sache gelingt. Es hat 's, es ist fertig,
richtig, genügend. ,Im Namen des Gesetzes: so, iez
hät's-es!' Parodie der Formel der Civiltrauung. Mit
Dat. P. : er chann-em 's (treffen, b'reichen), seinen Ge-
schmack befriedigen. Bas cha-mer 's, passt, behagt
mir. Es Eim bringe", zutrinken ; zeige", den Meister z.,
strafen; säge", den Test lesen; mache", ihn behandeln,
z. B. icüest m., ungerecht. Es Einer mache", obsc.
Es mit Eim verschütte, Jmds Gunst verscherzen. Als
übj. vorgeschoben, entsprechend dem als Subj.
vorgeschobenen ,es'. Gib 's mier, was mir g'Jiört. Er
hät-ne 's 'teilt ds Güot BGt. — 2. von Personen und
zwar nicht bloss Kindern und erwachsenen Mädchen,
sondern auch von Frauen; früher wohl allg. und selbst
in städtischen Kreisen, übereinstimmend mit der be-
liebten dimin. Gestaltung der Taufnamen; vgl. auch
.das Mensch' und er, sl. Und wie-n-i''' über lueg.
So g'sehn-i"'- in de schönen Auge Träne; Ganz still
isch 's g'sl" . . ., Bis dass Es [die Frau] sait: lis witer.
JJBuRKH. 1853. Jetzt noch die Frau (im Munde des
Mannes) in VOrten. Er und es, Mann und Frau. s.
Sp. 400 u. In SB. kann es die Frau oder die Tochter
(das Meitschi) bezeichnen. In GRSchanf. hat solches
es eine verächtliche Nebenbed. In W soll es (im
Munde der Frau) sogar auch den Mann bezeichnen.
Zu diesem es als Nomin. gehört dann der Acc. inrs
Gl, ins Bs; L; Z, bes. in betonter Stellung, s. Sp. 29.5;
in BsStdt früher auch als Nomin. Vereinzelt von einer
Sache und unbetont: .Ich hasse dises Laster, ich de-
testiere ihns in den Abgrund der Höllen.' Ulr. 1727.
— 3. der Genetiv in seiner urspr. Form es (versch.
von dem alten Nom. u. Acc. ez) ist in der lebenden
Spr. ausgestorben und durch sc(n), enklit. abgeschwächt
aus sin, ersetzt. Dies nicht bloss in partit. Bed., son-
dern wie das ältere sin, verk. sl, auch in obj. und
causaler, in allen 3 Bed. entsprechend fz. en. I ha"-se"
g'nueg BHk. Rest du dies [Käse] ? Ja, i ha"-se" B oSi.
Wenn er-sen wollet [si vous en voulez avoir] BO.
Wenn de'' Gaffe [Kaffee] ii'f [aufgebraucht] ist, so
tuet-me"-sen umhi" reichen [wieder holen] BO. Mer
si-sen g'icanet, wir sind dessen gewohnt BHa. Sitz
nider un häh-sen ! ruft man unwillig Kindern, die Etw.
verlangen, was man ihnen erst nicht geben wollte
BEi. Acht-sen we"" d' mid Hudellüten [Gesindel] z'
tuon liest! gib Acht darauf, ebd. Wenn-i'^-sen achten,
SU ubergihen-i-mi nüd bah' [verzähle ich mich nicht
leicht], ebd. 3Ier sind-schen eins, darüber einig GnPr.
I weiss-dr-schen. kein Bach, weiss dir dafür keinen
Dank. ebd. Er isch-si [damit] z'fride. Schild. ,Las
mich den münch schlahen ; du kaust sin nit', verstehst
dich nicht darauf. StMeinrad 1464. ,Sol mit dheinem
vich da hüeten, man gunne [erlaube] ihm sy dann.'
Offn. Aadorf 1469. ,Und ist ain fyn salz; ich han
sy öch mit mir herus bracht in disin land.' Stockau
1519. ,Wir kämen sin [dadurch] an bettelstab.' NMan.
,Wie sy dz werk einem, der sy wirdig sye, zuoeignen
wöllind.' ZwiNGLi 1526. ,Ich bin sy wol zefriden.'
HBcLL. 1531. ,Los zue, so wirstu sy ouch bericht
[davon unterrichtet].' ebd. .Heb si kain acht; bis
511
As, es, is, OS, US
[sei] ruewig.' 1533, Kribssern. ,Er hat syii [dazu] kein
befelcli ghan.' Salat. ,Hat sich ain todtlich krankhait
in im emvegt und ist sy [daran] gestorben.' Kessler.
Sabb. ,QuiJ attinet? Was darf es sy [bedarf es dessen],
was ist es von nöten? Nee abnuitur ita fuisse, man
ist sy gichtig [geständig], man kan sy nit abred sein.
Pors viderit, walt sy das glück. Excidit memoria
hujus rei, man gedenkt sy nit mer, man hat sy kein
gedächtnuss mer. Ipsius jus atque arbitrium est, es
stät an im, er hat sy [darüber, dazu] macht und gwalt.
Age, ich bin sy wol zefriden. Levior jiluma est gratia,
er weisst dir sy [dafür] gar kein dank.' Fris. .Das
feber [Fieber] ist im abgangen, er ist sy abkommen.'
Ich besorg mich sy, ir wcrdinds nit bim besten auf-
nemmen.' Mal. , [Christus] muost doch leiden jämmer-
lich, Und war sy gar nit schuldig gsein.' Com. Beati.
,Tuo nur dein best, du wirst sy gniessen [Frucht
davon haben].' ebd. ,Das man sy im gebe, als [so]
vil er sy nottürftig syge.' Mey., Wint. Chr. — 4. der
Dativ steht oft fast pleonastisch, indem ein Sein oder
Tun auf etwas Erwähntes oder Bekanntes bezogen
wird; m = mit Beziehung darauf. ,Tuen im t(yie-de
Witt! fac pro tuo arbitrio. Wie sott-i'''-n-im tue"?
quid suades?' Id. B. (Aber: es tueä-em Nüd, die Sache
leidet keinen Schaden Z). Tüend-em au''' rsö! Er-
wiederung eines Grusses, der eigentlich besehen einen
Wunsch, eine Aufforderung enthält, z. B. bllbed (j'sund!
chömmed me sue-n-is [uns]. ,Also ist im recht', so
ist 's r. ZwiNGLi. ,Wie im sy z' tuen mit disem punkt.'
HBuLL. 1533. ,Myn Sun, nun schwyg, wie man im
tuot.' ebd. ,Über ein stund leg einen andern darüber
und tuo im also den ganzen tag' [setze dies Verfahren
fort]. VoGELE. 1557. ,Wie wend ier im denn tuon,
wenn so vil Doctores werdend wider üch stän'r" Th
Platt. ,Eecte non credis, du thuost im recht, dass du
nit glaubst.' Fris. ,Hettend im die alten also geton.'
LLav. 1578, = ,wann die alten ein gleiches getan.'
1670. Mit Beziehung auf einen folgenden Satz: ,Wie
ist ihme zu tun?' Hott. 1666. ,Wie du ihm tetest,
wann einer . . .' Mev. 1694. ,Wie ist im [wie geht es
zu, was ist der Grund], das ier nit frölich sind wie
vormal?' TuPlatt. ,Si ita est, wenn im also ist.'
Fris. ,Ist im also? Ist es war?' Mal., wie nhd.: ,Ist
dem so?' ,Sige dem, wie im welk' Mey., Wint. Chr.
,Oder ist ihm nicht also?' Müll., Bussuhr 1665. Vor-
mals auch im S. des Zweckes = dazu, zu diesem
Ende. ,Du bist im zuo fül, dass ich dir eins rechten
werde', zu schlecht, als dass ich mit dir vor Gericht
gehe. 1522, Egli, Act. ,I)a ir meinend, mine herren
söltind mich abgestellt haben, sag ich, dass sy im ze
fromm sind.' Zwingli 1526. ,Du bist im ze jung [um
dein Leben im Kloster zu verbringen].' HBull. 1527.
,lr sind iram wys gnuog.' ebd. 1533. Der Dativ steht
ferner in EAA. wie: Es ist-em nüd Ernst z' regne",
wo em, genau der Dat. zu dem es in ,es regnet- ist.
Es chunnd-em, die Sache fängt an sich zu machen. Es
riid-t fnächet) -,m, das Ziel der Reise, das En>],.- der
Arbeit ist bald erreicht, da; syn. {'■'•han's fincr hinnl 'si
bald. Mer ireml-em scho' defür tue! wir wulleii dein 1 liiig
(Übelstand) wohl abhelfen! Z. Dann in Verbindungen
wie: ,Ich habe es dir hundertmal gesagt, aber du
fragtest ihm [meinen Worten] Nichts nach.' HPest.
1790. Endlicli, wie im als Dat. von er, auch reflexiv.
Allg. Es chunnt nüd vun-<;m selber, die Sache kommt
nicht von selbst Gl. ,'s wird schon von ihm selber
gehen.' HPest. 1785. Auch versteinert, so dass das
Genus des Subj. ohne Einfluss ist: die Tür gut vor-^m
selber üf Z. Sogar: ,Diewyl aber die sach üwer und
unserthalb je lenger je mer sorg uf im tregt.' 1.527,
Absch. ,Vil mer kosten druf gangen, dann die schuld
an im selbs ist.' Mev., Wint. Chr.
Über die dem mhd. ez, got. ita entsprechende, von den
Gebirgsmiindarteu noch festgehaltene Ausspr. vgl. er Sp. 400.
401, dessen Aualogie unser W. zu dem Laute e^ mit hinüber-
gezogen hat. Aus ,ist es', ii 's wird in Gr und W ig', aus
,hat es uns' in Gr -hetiis. Sonst kann ie' auch zsgerückt
sein aus i''' e», i" es oder tt [euch] ca. Zuweilen verwenden
die Bergdialekte die unverkürzte Form : snst gab es Nüd (für
gew. gab 's) und Hofstätter (S) setzt in der Anwendung auf
Personen (Mädchen) ein etw. stärkeres is: ,ünd d' Frau die
jKickt is wie ne Draelc' ,Mänge Buresun kct sys Aug uf ie
g'richtet g'ha".' Es steht gewissermassen in der Mitte zw.
es, 's und ins (welche Form auch für es in prädikat.
Stellung gilt, z. B. wtnn ich ins war). Diese merkwürdige
Form (die allerdings auch in der Wetterau vorkommt, aber
dort auch für den Nomin. und sogar von männlichen Pers. ;
Gr. WB. 3, 1104/5) ist bei uns ohne Zweifel eine Com-
bination des Acc. m. in [ihn] mit dem s des Neutr., welches
Letztere ja übh. in der Flexion dem Masc. nahe steht. Zu
der iterat. Form 'ses vgl. 's!s, uns, Sp. 347. Der Genet.
wird, wenn von Sachen die Bede ist, von der Mehrzahl
unserer MAA. umschrieben. Beim l)at. taucht in Gr der
sonderbare Fall auf, dass die Flexion, viell. um einen Ab-
stand gegen das Msc. zu gewinnen, unterbleibt: luo^^ma' mid
csl = le voilä. — Der Gebrauch des es für Frauen mag
t. aus dem für Mädchen, t. aus dem zu Grund liegenden
und mitgedachten Neutralbegriff ,Weib', t. aus der häufigen
Diminutivform weiblicher Eigenn. zu erklären sein, welche
vom Mädchen- auch auf den verheirateten Stand übergiengen.
Wenn gelegentlich sogar eine Mannsperson mit ,es' bezeichnet
wird, so ist zu erinnern an die Vorliebe der Bergleute für
dimin. Ausdrücke. — Es gibt Fälle, wo es sich fragt, ob
wirklich unser W. vorliegt oder ein anderes Pron. und wenn
,es', welcher Casus desselben anzunehmen sei; auch kommen
Fälle vor, wo ein ,es' noch mit einem andern Pron. pleo-
nastisch verbunden ist. Von dieser letzten Art ist die Stelle:
.Dann ichs sy gar wohl möchte glachen [ich möchte darüber
lachen] Wann uns der pur ein schimpf wurd machen.' Com.
Beati, wo ,'s' od. ,sy' (sin) genügen würde und ,sy' wahrsch.
nur zugesetzt ist, weil der gleichbedeutende alte Geuot. ,es'
als solcher nicht mehr verstanden wurde. Ähnlich könnte
jileonastisches ,sy(n)' neben ,des' zu verstehen sein : ,Sy haben
uns hilf und rat zuogesagt, wo wir sy des bedörfend.' 1529,
Absch., denn ,sy' für verk. ,sich' zu nehmen widerspricht
dem damaligen Schriftgebrauch, wenn auch der Gebrauch
des Reflex, bei der 1. Pers. nicht unerhört und die RA. a
bediirf-si''' oder es brücht-si''' desse nüd noch heute üblich ist.
In Fällen wie: ,Zuo Schwyz ist er 's gesessen.' XIV. od. XY,
Volkslied. ,Es spiltens drei Gesellen Auf einem schmalen
Brett ... Er gieng und klopft es an.' BO. Volkslied, kann
das s als es nach Analogie des prädikativen (oben laß und
Gr. WB. 3, 1115/6) erklärt werden. Als umgestelltes Scliein-
subjokt statt des sonst vorgeschobenen ist es zu nehmen in
Fällen aus der lebenden Spr. wie die folgenden: Zweiirui;/
slön es parat. Lied von 1830 = es stehen usw. .S'^ 's Sor<ic
clio, so han-i d' P/i/fe g'stopß (Hofstätter), conditionaler Satz
mit Herübernahuie des ,es' aus der kategorischen Form: ,es
sind S. gekommen.' iwc", »c/io" bade 's Chinder. ebd. = siehe,
es baden usw. Vor Jore isck-cs dort es Vglück jxissiert; du
sin-es [damals sind] 4 Persone" um 's Lebe cho" B. In Fälleu
wie: Wenn 's vil Gast da sind L (conditionale Form von: Es
sind vil 0. da] kann eine Vermischung mit der syn. Formel:
,es hat' mitgespielt haben. Anderer Art ist: / gib-cs nid nache
[nicht nach] Schw, wo es entw. noch ein Rest des alten
Geuet. ist, i. S. von: ich lasse davon nicht ab, gebe darin
Nichts nach, oder zu erklären als Acc. durch Mitwirkung der
Cnustruktiou: L-h lasse es nicht fahren. Auch in: I ihumme
t
i
es. IS, OS, US
514
I ab, werde es uk-Iit iiiohr los, hat sich der alte Goiict.
für das Sprachgefühl iu deu Acc. verwandelt, wie iu alleu
entsprechenden nhd. Konstruktionen mit ,es'; s. Gr. WB. 3,
1127 ff. So auch: ,Der Herr kann 's lustig sein', sich
damit (mit vorgesetztem Essen und Trinken im Wirtshaus)
vergnügen. XVII., Volkslied. — Zur Erhärtung unserer Er-
klärung des ,si' ni.ig auch die hei Fris. sich findende Va-
riante dienen: .Faciemus, alia cura, hab sy kein sorg', nehen:
.uon curat, er hat sein kein sorg, er fragt nichts darnach.'
Immerhin kann mau in einzelnen Fällen zw. ,sln' und ,sich'
schwanken ; so z. B. ,Guet sorg mau han sol zu dem vych,
dass mag sy geniesscn arm und rych.' Beromiinster, VVächter-
ordu. 1581. Wenn der BHasIitaler auch sagt: i''' bi'-ai
^canet [gewohnt], so liegt darin kein Beweis für die Richtigkeit
der von uns im Texte gegebenen Auffassung, da iu der dor-
tigen MA. 8! das Fron. refl. auch bei 1. u. 2. P. sein kann.
Auch haben gewisse Verhochdeutschungen aus alter und neuer
Zeit das si der lebenden Spr. anders verstanden als wir.
So: ,Wer sich wellt bevogten lassen, das [zu entscheiden]
soll stän au einem undervogt, ob er sich nottUrftig syge
oder nit.' 1527, AaWst. ,Der Sohn sei sich gar nicht zu-
frieden.' Gotth. S. darum auch u. «m7i. — Über die RA.
es iat-n dr Wert s. u. letzterem W. ; dass die RA. hieher
gehört, erhellt aus Wendungen wie: i<^'' bin-si nümme wert,
ilj)' Sun z heisse' BSigr. ,Wer sy wert seie, dass man im
guots beweise.' Fris. Fraglich bleibt endlich auch noch,
ob in der RA. e« iHt-nter-si, es kommt mir vor, als ob...;
ich glaube mich zu erinnern, dass . . . , das »t aus ,sich' od.
aus ,sin' verkürzt sei. — Die am Schluss von 1 b ange-
nommene Vorschiebung eines obj. es bestätigt sich durch
den selben Gebrauch beim Nomin. uud Dat. nicht bloss in
der selben MA., sondern in der Umgangsspr. übh.. z. B. :
H'iY er aber clion ist — din Büob, weil aber dein Sohn ge-
kommen ist BGt. Und hat Im sin Tai [Teil] f^e" — ''cm
jüngste So' Th.
es s. aZsSp. 197(es-gar 198.3a. ja-n-e.s 198,3b).
Ss, .es s. enes Sp. 205.
es-, as- GRtw.: Präf. vor dem Adv. ie (Sp. 21)
und vor Frageww. resp. indefin. Pron., dort zur Be-
schränkung, hier (s. auch et-, etes-ica, -wie u.sw.) zur
Verallgemeinerung de.s Begriffes. Gebirgs-MAA. —
Verk. aus ahd., mhd. ii. Schweiz, etes-, der altern Nbf. von
Ute-, unserm et-.
Ess I aes\ eV — m. bzw. n.: 1. der Buchstabe S.
allg. — 2. Gegenstand, welcher mehr oder weniger die
Gestalt der lat. Majuskel S darbietet, z.B. a) eisernes
Gerät zur Verkleinerung von Futter für Feder- und
Rindvieh, b) zwei in stumpfem Winkel gegen ein-
ander gerichtete Furchen, welche zur Ablenkung
des Piegenwassers quer über die Strasse gezogen wer-
den Z. Syn. Bös. — Wegen des Genus s. A Sp. 1.
Ess II f. in der BA. : en E. mit Etw. han, machen.
es tüchtig bearbeiten, grosse Mühe daran wenden BSi.
Vgl. nhd. ,Etw. in Esse bringen, in vollem Esse erhalten',
auch als Fem., aus dem lat. Inf. esse, sein; vgl. .Wesen'.
Allerdings setzt diese Erklärung voraus, dass das e' der
2. Silbe (in nngewohnter Weise) vorerst zu f abgeblasst sei.
,Ksso' = Schmiede ist unserer MA. durchaus fremd.
Ess m f. s. Esch II.
Ess IV n. s. Ass.
<<e-i?ss, essacht s. bei essen.
Esau. Enrüche E.: Wildfang; Mensch von rauhen
Sitten ZKn.
Lehnt sich an 1. Mos. 25, 25 mit Übertragung des Be-
griffes von der körperlichen Rauhheit (, rauch wie ein fi-I")
»af die Gemütsart.
Esauit. .Eure Professores in Mönchschar und
Esauiten verwandelt.' Klinül. 1088.
Schweiz. Idiotikon. I 4.
Iren, an ,Esau' angelehnt für Esiun'ter, d. i. Jesuiteu,
wie schon Discoiirse 1721, 12. Stück, es erklären.
esegist, Oser, esigst s. e I (Sp. 10).
Esel, Esch^l ürAv.; PPo., Eiul W, Esel GnTle.,
sonstig allg. — m. — PI. Esel' nnä Esle«: 1. das
bekannte Haustier; in BO. schimpfweise auch von
einem Pferde. Auf stärkere Verbreitung und Ver-
wendung des Tieres auch in der nördlichen Schweiz
in früherer Zeit deuten, von historischen Nachrichten
abgesehen, zahlreiche Namen von Lokalitäten, z. B.
Eselgass, -stall, -hrunnen, -fürt, ferner PÖanzennamen
udgl., und wenigstens Vertrautheit mit seiner Natur
erhellt aus den folgenden Anwendungen des W. —
RAA. betr. a) das Eeit-, Last- und Zugtier. Er suecht
dr E. tind rlt't druff, hat, was er sucht, bei der Hand.
Me" muess nit eisder ujf-em gliche E. z' Märet rite' S.
,Das ist ein so bekannter E. [Steckenpferd], auf dem
sie [die Herrenlente] reiten, und musste ich mich
daran verfehlen!- HPest. 1790. ,Dera frechen, gewalt-
samen und ungeduldigen Tröler [jirozesslustigen Men-
schen] war Arners Steifigkeit kein Heu für seinen E.'
ebd. 1787. Wer-si"'' zum E. macht, muess Sack träge".
SüL«. ,Den E. übergurten' s. u. letzterem W. Der
E. hindefür [verkehrt] a'spanne" S. Den E. him
Hingere zäume'. Glür 1835. b) Geduld, Dienstwillig-
keit, Anspruchslosigkeit. ,Wann sich Einer zum E.
machet, will ihn Jedermann reiten.' JMey. 1092. ,Ich
muss als der E. sein, omnes mihi molestia: devorandae.'
ebd. Eim d'r E. machen, Jmdm um schlechten Lohn
dienen, sich einfältig-gutmutig ausnützen lassen 6r;
vgl. Kue, Hund. De E. muess Haber trüge" und Sprür
fresse' Scu ; Z. Brav ist en E. (wenn er wacker zücht
GEh.); brav — wie-n-en E. (allg.), womit ,brav' zu
einem zweideutigen Lobe gestempelt wird. Ufladc
wie-n-en [statt emm, einem] E., schwer beladen. ,Der
Merishauser hat gesagt, wenn es bergab gienge wie
bergauf, so wollte er den besten E. vorsetzen.' Kirchh.
(In ScuMcr. waren Eselzüchtereien.) c) die Farbe.
Der E. grauet schw im Mueterllb Soh; S. Der E.
chunnt use, wenn Jmd ergraut, allg. Daher bezeichnet
man mit einem grüenen E. eine grosse Seltenheit AaF.
d) hässliches Aussehen und plumpen Gang. Der E.
kennt-men a" den Ore" und a" de" Worte die Tore".
Ineichen. Es G'fräs [Gesicht, Miene] mache" ivie-n-en
E. S. Wenn-ma' nid scharf b'schlagen ist, se ist-ma"
xcie der E. uf-em Ii GRPr. e) die Stimme und daraus
erschlossenen Mangel von musikalischem Gehör: Wenn
ei' E. a'föhd schreie', so stimme" die anderen l'.
Ineich. Das Geschrei selbst heisst gigagen, gigatzgen;
(scherzh.) sagenfilen. Es paust, wie für en E. e Sack-
pßfe. Inek'hen. ,Vom gückel zum e. springen [beide
Tiere singen gleich schlecht], ut Galli dicunt, d. i.
von eim fürnemmen oder von eim Unglück in das
ander fallen, de calcaria In carbonariam.' Fris.; Mal.
.Urteil du nit höher, dann dich verstandist, dass dir
nit gange wie dem e., der urteilet, der gugger sunge
bass weder [als] die nachtgall.' Zwingli. f) den
Übermut. Der E. verlürt d' Hör, ico-n-er g'legen ist
Aa. Wo-si'''' der E. tvalet [wälzt], da verlürt-er aw''
d' Här ScH; Schw, das Verbrechen wird an dem Orte
bestraft, wo es begangen wurde. Wenn 's dem E.
z' wol ist, so scharret-er Uw, so göt-er uf 's Is und
tanzet, bis-er 's Bei" bricht. Ineichen ; Sulger. g) den
störrischen Sinn. ,Die E. wollen geschlagen sein.'
As, es, is, OS, US
51«
JMey. 1692. Er het 's wie 's Ankema'"'s [Butterhändlers]
E.: 100 Streich tue' 's nümme, das [alte] Tier gibt
Nichts mehr um Schläge. Er macht-si''' stettig [stör-
risch] tcie 's A-s E. Sbterm. Stettig wie 's Popsts
griene E. Bs. Daher E. auch geradezu = die unfreund-
liche, schmollende Laune selbst; dr Eiulhä", schmollen
W. Und diese Begriffswendung kombiniert mit der
Vorstellung vom Reittiere: (gli, baldj uf-em E. äi",
(leicht, schnell) ins Schmollen, in Zorn geraten, stör-
risch sein Aa; Bs; BS.; S; Z; syn. uf-em Orötzli,
us-em Hüsli, oben use sin; küpen, Schalken, umsehen,
mutschen, poffen, den Batz han. ,Er ist bald auf dem
e., proclivis est ad iram.' Hospin. 1683. .Leichtlich
erzürnt werden, bald auf dem e. sitzen.' Fris.; JMey.
1692; Denzl. 1677; 1716. ,Wenn er [der zornmütige
Kaiser] ufsitzt und dem e. d'muoter ryt't, Denn tuot
myn [des Hofnarren] gyg in [ihn] wider hurtig machen.
Bis er hat yerwuetet.' JWagn. 1581. Trans, gewendet:
Jmdn iif dr E. setze", erzürnen Aa; Bs. De'' ist gli"'' uf
der E. g' setzt! ,Illi facile fit quod doleat, es ist im gleich
geschehen, das er hön oder erzürnt wirt, er ist bald
auf den e. gesetzt.' Fris.; Mal.; ähnlich bei JMey.
1692. In BHk., Ei. uf-''en E. lade". Vgl. übr. noch
u. 4. Mit Ausdruck der Wechselbeziehung: Einen
uf-em E. han, ihn ganz im Unwillen, in der Wider-
spenstigkeit gegen sich haben BHa. h) die Dummheit.
G'rueje" [ausruhen] ivie -n-en E., d. i. beladen, mit
samrat der Last. Sulger. Er het Forcht wie en E.,
wenn er d' Burdi abg'heit [abwirft], fürchtet Strafe und
kann sich darum der Erleichterung nicht freuen Aa.
,Wann zween E. einander unterrichten, wird keiner
kein Doctor.' JMey. 1692. Bede" wie-n-en E., dumm.
Er hat 's, nöd z'sämmeg' rechnet [sit venia verbo], icie
en E. GBern. Einen filr-en E. ha", zum Besten halten,
allg. En E. wurd 's bigrlfe". Der E. stöd am Berg
= nhd. der Ochse. Ineichen. E. ist E. und blibt E.
ebd. Es cha"" 's en E. merke", wenn der Charre das
Boss zieht, ebd. Der E. weiss erst, icas der Schwanz
wert ist, wenn er-e" verlöre hed. ebd. S. auch u. 3.
i) den geringen Wert. .Vom Pferd auf den E. kommen,
in einen schlimmeren Stand [und umgekehrt].' JMey.
, 1692. ,Was hast du vom Junker und was geht dich
der Narr an? Sie werden ihn gewiss noch auf den
E. setzen, wie 's recht ist [ihn herunterstimmen, seine
Utopien zu Schanden machen].' HPest. 1790; s. auch 3.
,Es ist Vilen ein frömder E. vil lieber als ein gut
teutsches Pferd, servitia peregrina placent.' JMey.
1692. Us-emen E. wird nie kei" Bltross. Ineichen. En
E. schick, wohi" d' tvitt, 's würd kei Hengst drüs. Sülg.
Wenn Einer sitzend mit den Füssen baumelt, so sagt
man, er läute dem E. z' Grab. Sülg.; vgl. Hund. —
2. a) eine Gestalt, welche den Esel des StNiklaus
vorstellen soll und den gabenspendenden Bischof auf
seinen Hausbesuchen am 6. Dezember oder in den
Tagen des Jahreswechsels begleitet (daher auch Klaus-
esel genannt ZWL), angeblich entw. von seinem Herren
selber geritten oder mit dem ,Klausbaum' und den
übrigen Gaben beladen. Die Kinder in Schw u. ZO.
legen ihm an dem Abend, da sie ihn erwarten, Heu
auf das vor den Fenstern aufgeschichtete Brennholz
bereit. Auch in denjenigen Gegenden, wo der alte
Nikiaus dem Wiehnachtskindli weichen musste, blieb
tw. die Vorstellung von dem mitgehenden Saumtiere
fortbestehen. Dasselbe heisst je nach der Zeit seines
Umgehens auch Wiehnachts-, AUjär-, Neujär-E. ,Der
Neujahresel hat den Kindern Klausbäumli, Platten
und Zainen voll Zeug und Sachen gebracht.' Stütz.
Wo er in wirklicher Gestalt auftritt, wird er von
einem oder zwei (ZWl.) mit einem Laken verdeckten
Bursehen vorgestellt, von denen der vordere am einen
Arm einen a-us Holz geschnitzten klappernden (vgl.
Klapperbock) und nach der Geldgabe, auch nach den
Leuten schnappenden Eselskopf emporhält (ZG.); oder
auf den beiden Burschen, welche mit Holzscheitern
auf dem Boden herumtrampeln und von denen der
vordere ein Ziegenfell (vgl. V Haber-, Schnabel g ei ss)
über Kopf und Nacken trägt, reitet ein dritter (Tu
Affeltr.f), oder Einer, der einen Reitenden vorstellt,
trägt nach Art des engl, .hobby-horse' die geschnitzte
Figur eines Esels unter sich. Die Volksphantasie er-
nüchtert sich gewissermassen, wenn in WOberwld der-
jenige unter der an den Abenden vor dem Festtage
herumstürmenden Knabenschaar, welcher als E. ver-
kleidet ist, angeblich dem StNiklaus begegnen möchte,
um sich ihm zur Ablösung für sein eigenes, von der
Reise ermüdetes Saumtier anzubieten. Aber der Glaube
an den heil. Bischof ist hier noch lebendig und das
Auftreten desselben noch dramatisch gedacht, während
in andern katholischen Kantonen StNiklaus ohne das
Tier erscheint, bei den Reformierten aber zwar die
Namen und Gestalten, welche die katholische Kirche
der hl. Geschichte (der Esel der hl. Familie) und der
Heiligenlegende entnahm, geblieben, die ursprüng-
lichere, heidnische Vorstellung aber wieder durchge-
brochen ist. Den kirchlichen Gestalten gieng nämlich
die Wilde Jagd, d. i. Wuotan auf seinem Schimmel
mit seinem Gefolge, wie er zur Zeit der Wintersonnen-
wende seinen Umzug auf Erden hält (s. Wuetis Her),
voraus. In reformierten Gegenden spielt der ,Esel'
die Rolle des Knechtes Rupprecht, der die Kinder
mehr erschreckt als der Nikiaus sie erfreut. Nament-
lich die bewegliche dritte der oben skizzierten Ge-
stalten ist es, welche sich hiezu eignet. Wart, der
E. (de Gurri) ninimt-di! ist in ZO. eine Drohung für
unartige Kinder. Der B Kai. 182.5 rügt, dass es Eltern
gebe, welche die jungen Bursche ermuntern, den Wieh-
nachtsesel recht furchtbar zu gestalten. Wo-mer so
[gemütlich] z'sämmesitze", stürmt ds Mädeli [die Dienst-
magd] ine [herein] wie der Neujäresel u brüelt [schreit
usw.] B It Postheiri. B'hiiet-is Gott, wie stöst du dö!
pmikt wie en Neujöresel! Wottst [willst du] gc" chhiusc
[maskiert umgehen]? lässt Stütz einen Mann zu seiner
Frau sagen, welche sich beim Ankleiden verwickelt
hat und phantastisch aus dem Rockschlitz herauslugt.
So wurde der E. leicht zum Mittelpunkt besonderer
Aufführungen, bei welchen die .Klause' zur Folie
herabsinken, und bildeten sich dafür die Benennungen
eslen, eine Eslft^ Z. In ZStäfa pflegte solche Wilde
Jagd schon vor dem eigentlichen Festabend (Silve.ster)
einmal in vollständigem Aufzuge heruinzuschwäniion,
angeblich um den E. am Dorfbrunnen zu tränken.
Dass Hebel '*• Wiehnechtchmdlis E. auf ein Sternbild
deutet, ist wohl seine poetische Erfindung. — Vgl.
Schnabelgeiss u. s. bes. u. Klaus. — b) Eseli, ein Spiel-
zeug, das die Kinder sich aus einer Röhre von Löwen-
zahn und einem mit seinem langen Stiele hindurch-
gesteckten Gänseblümchen erstellen. Die nickende
Bewegung, welche die geknickte Röhre mit dem
Blümchenkopfe macht, erinnert an das Schnappen
des Nenjahresels ZO.; s. eslen. Syn. Her. — 8. ein
517
As, es, is, OS, US
518
ursprünglich in üestalt eines Esels konstruierter ehren-
rühriger Strafsitz für Erwachsene auf öffentlichen
Plätzen, für Soldaten und (am längsten erhalten) für
Schüler. In Gr oHe. wurden strafbare Schüler noch
in den ersten Dezennien unseres Jhdts auf einen drei-
kantigen Block unter diesem Namen gesetzt. ,Im
vierten [nämlich Bank] geht 's der Krebse Gang und
weiterhin [in den folgenden Bänken] ist 's Nichts!
Den E. reiten lebenslang nur träge Taugenichts.' Z
Ncuj. Mus. Auch nachdem die Tiergestalt einer Bank
im Winkel des Schulzimniers Platz gemacht hatte,
dauerte der alte Name noch bis in unser Jhdt fort Z.
Syn. Esehtuel, Scliaudbai^l;. In höheren Schulen des
XVI. wurde dafür ein Symbol eingeführt, welches ein
fehlbarer Schüler dem andern abnehmen rausste. ,Damit
sy dester flyssiger zuom latinreden gehalten werden,
sol ein jede letzgen [Klasse] ihren eigenen asinum han
und welicher den zuoletzt us der schuol tragt, sol
gestraft werden.' Alte Schulordn. Brügg. Nach der
Z Schulordn. 1576 sollen die Schüler ,den as. ein-
anderen verkaufen, und jeder professor zuo syner
stund solle fragen, wer den as. habe.' Diejenige von
1559 beruft sich darauf als auf einen alten Brauch.
Als Strafmittel für die Garnison stand im XVI.
zu Bern vor der Wachtstube ein hölzerner Esel mit
scharfer Rückenkante, und ein gleiches Instrument
mit der gleichen Bestimmung ist abgebildet in dem
Z Neuj. d. Pförtn. 1748. .Jener satyrische Geist, der
diese Mode [der hohen Frauenziramer-Coiffuren] vor
mehr als einem Halbdutzend Jahren auf eine so possier-
liche Weise öffentlich prostituieret hat, indem er den
hölzernen E., der in währendem letzten Schweizer-
krieg nächst bei der Hauptwacht auf der undern
Brücken gestanden hat, mit einer solchen Kappe aus-
staffieret hat, auf welcher ein '2 Schuhe langer ge-
maleter Pusch von Papeir gepflanzet war.' Discoürse
172'2, 196. In Bern dauerte die Einrichtung fort
unter verändertem Namen : ,Die Saumsellgen [zur Be-
ziehung der Wache] sollen mit dem hölzernen Pferd
oder Pfahl gestraft werden.' Artic. Brief 1711. Auf
diese Gebräuche wird die RA. Einen uf der E. setze"
im S. von Einen foppen, zum Besten halten, speziell
Einem durch unwahre Angaben Furcht einflössen Gr;
Z zurückgehen; doch s. auch o. 1 g; i. — 4. eine
Figur in dem Spiel [.Auf den] Eseljucka", wobei Einer
mit verbundenen Augen sich bückt und den Namen
desjenigen erraten soll, welcher ihm auf den Rücken
springt Ap. Eseli rite" oder Eseliträgis, eine Be-
lustigung der Knaben, von denen je einer sich von
einem andern Huckepack tragen lässt, z. B. zum Kriegs-
spiel ZO. Fig., Esel laden, eine Art Brettspiel, bei wel-
chem dem Verlierenden die noch übrigen Steine als
,Eselsohren' angerechnet und gleichsam aufgeladen
werden B. — 5. übertr. a) andre Tiere wegen
Ähnlichkeit der Farbe, a) Name für Ziegen BO.
P) grawu Eija: eine Art der Bremsen W. y) Kellerassel.
jOniscus, ein e. oder holzwentel; ist ein tierle mit vil
fiiessen, graw und eselfarb.' Fris. .Asellus, e., holz-
wentel' Denzl. 1677; 1716. Syn. Keller-, Mülleresel,
Kellcrscliu-m. — b) Dummkopf als Schimpfn. allg.
,0 was grosse schand ist es, wann einer ein grober und
unwüssender e. heim kommt!' HBull. 1553. ,Das „Ich
weiss es nicht" seie die Antwort der Eseln.' Discoürse
1721. Indem grosse und kleine Kinder an die Mauern
schreiben: ,Wer das liest, ist ein E.', glauben sie einen
Witz zu verüben; ebenso mit der Vexierrede an die
Unverständigen: Gelt, i''' bin en rechte' Bist-cn-Esel?
Mehr od. w. versteckt und verblümt ist der Sinn in
folgenden RAA.: Wie grösser der E., wie grösser 's
Glück. Ineichen. E. händ ml Glück iveder g'Urt Lüt.
ebd. Es laufid nid all E. uf vier Beine", ebd. Es
ijid ril E., wo nit Sack träge'd. ebd. Und als Gegen-
stück hiezu : der E. treid (es tr. en E.J, er weiss 's nid,
spottet man hinter demjenigen her, welcher nicht
merkt, dass ihm etwas Ungehöriges anklebt oder an-
gehängt worden ist; so am ,Bündelitag' (s. d.) in Z,
in der Weinlese, da die Mädchen den , Trägern' Pu])pen
hinten an die Bütten heften Gr. Der Brief, welchen
man dem Aprilnarren mitgibt, enthält die Aufforderung,
den ,E.' weiter zu schicken Gr. Und der E. vara"
fügt man spottweise dazwischen, wenn Einer in der
Aufzählung von Personen sich selber zuerst nennt.
Auch viele der unter 1 aufgeführten Aussprüche sind
nicht so harmlos, wie der Wortlaut es an und für
sich bedingt, sondern das W. E. soll sich nach dem
Sinne des Sprechenden auf die betr. Person beziehen
mit spöttischem Nebenbegriff. Ebenso wird es gemeint
sein, wenn die Einwohner gewisser Ortschaften den
Übernamen E. tragen. Hinwieder lässt der Humor
den E. die Stelle des Menschen einnehmen : De Herr-
gott häd allerlei für Lüt, häd de seb g'seid, wo-n-en
E. zum Feister üs g'lueget häd Z. — Syn. Eselskopf.
S. auch Ib. — c) die Eins auf W^ürfeln BE., öO.
Die Esten, die Ein-All im Tricktrack BHk. Vgl. Alle;
eslen. — d) Eiterbeule BM. Syn. Eiss. — e) ge-
wisse Gerätschaften und Vorrichtungen, die na-
mentlich als Träger und Unterlagen zu dienen haben.
a) Träger unter einer Bank BHk. — ß) Querholz, auf
welchem das Ende des wagrecht liegenden Kelter-
baumes zwischen zwei Pfeilern ruht Z. Syn. Bue-rigel.
— Y) ^wei kreuzweise in die Erde gerammte Pfähle
oder Stecken im Weinberg, auf welchen den Winter
über die ausgehobenen Rebpfähle bündelweise mit dem
einen Ende ruhen Aa. Syn. Bock; vgl. üfeslen. Auch
je ein Bündel der in dieser Weise aufgeschichteten
Rebstecken selbst, ebd. Syn. Boss. — 8) beim Web-
stuhl ein gezahnter Stab, der an dem .Geschirr, Blatt'
angehängt wird und vermittelst einer Schnur mit der
.Trete' in Verbindung steht BHa. — e) Stab, an wel-
chem das Ende des Zettels befestigt wird und welcher
selber durch Stricke mit dem Zettelbaum zusammen-
hängt, angewendet, um auch das letzte Ende des Zettels
ausweben zu können Aa. Syn. Schnüerschit, Nach-
träger. — 5) eine Art Bank, auf welche Küfer, Wagner
u. A. sich rittlings setzen, um das namentlich mit dem
Zug-, Ziehmesser oder dem Schniitzer, Schnitzmesser,
zu bearbeitende Holz vermittelst einer mit dem Fusse
lenkbaren kopfähnlichen Klappe festzuklemmen „F";
L; ScHwMa., Schnulesel Gr; G, B'schnid- Gr; LG.;
ZWald, SchniHz- Gl; aScuw; Uw; U; Zg, Zug- FS.
Syn. Beschnld-, Eselstuel; Huttenesel. Er häd en
eigne" Chopf, wie-n-en B.-E., ist eigensinnig, hochmütig
Z. - 6. ein Faden, der sich nicht auf alle Arme des
Haspels glatt aufgewunden hat, sondern stellenweise
herunter hängt BHk. Syn. Häspli'g. — 7. Eigenn.
a) eines Belagerungswerkzeuges, einer Wurfmaschine;
so der Berner vor Wimmis 1303; s. auch Wurstis.
Chr. 148. b) ,Zum E.' hiess 1506 das Rathaus S.
c) die höchste Spitze des Pilatusberges; Hügel bei
BHuttwyl; verschiedene Höfe in G.
519
As, es, is, OS, US
I. jE. Ton Pferden gebraucht wie iimgck. (hr Gurri vom
(Neiijabrs-)Esel; Tgl. dazu rfte Gurre, Mähre. — 1 c. Wahrsch.
eine Erinnerung an Gellerts Fabel vom ,grüneu E.' — 1 e. Die
den Franzosen abgehörte RA. ist wohl die Tom coq-a l'äne
(ungereimte Rede). Es wird ihr schwerlich ein Märchen
ähnlich demjenigen ,von den Bremer Stadtmusikanten' zu
Grunde liegen, obwohl die eine der Fries'schen Übersetzungen
darauf deutet. Viell. hat sie auch keinen Bezug auf die
Stimme. — 1 i. Eine Angabe aus Z Wettschw. : «/-em E.
sj", in ökonomischer Verlegenheit, muss wegen ihrer Ver-
einzelung wohl eher als eine Verquickung der gleichlautenden
RA. (s. oben g) mit der bekannten vom ,Hund' angesehen
werden. Vgl. aber 3. — 3. Eine auf den Kopf gestülpte
Mütze mit Eselsohren, wie solche auf französischen Bildern
zu sehen ist, kann in der Z Schulordnung nicht gemeint
sein,da eine solche ja hätte von selbst in die Augen fallen
müssen. Die Abbildung aus Z zeigt zwar einen öffentlichen
Platz und sehr begangenen Durchpass, der E. gilt aber doch
der dortigen Garnison, da für das civile Publikum durch
das in dei- Nähe angebrachte Halseisen gesorgt war. Zu
der ehrenrührigen Strafe erinnere man sich auch an Bür-
gers .Kaiser und Abf. — 5 b. Zum Bütemad vgl. Ihidum
Sp. 48. Wenn die ital. Strassenjugend in der Fastenzeit
den Vorübergehenden ein in Papier ausgeschnittenes Esels-
köpfchen anheftet, spricht dieses für sich selbst; gleichwohl
schreien sie Reime dazu, welche unserm deutschen Spruche
älinlich sind; s. üsener in Rhein. Mus. N. F. 30. — 5 c. Vgl.
lat. canw, Hund, ebenfalls für die Würfel-Eins. Beide Aus-
drücke scheinen auf den geringen Wert hinzudeuten, womit
die Darstellung bei Fris. stimmt: ,facies una talorum, qua
unum dumtaxat punctum continebat, ideo damuosa [nachteilig].'
Man dürfte freilich auch an Umdeutung aus Ena Sp. 513
denken. — 5 d. Viell. dachte man sich die Kellerassel
(s. h a y) als Ursache des Übels, wie den Wurm, das böa
Tier (s. d.) als diejenige des panaricium, wie Grillen, Muggen
(s. d.) als die eines launenhaften Sinnes. Oder die Anschwel-
lung wurde dem beladeuen Saumtiere verglichen. — 5 e. Vgl.
frz. chevalet. — 5 e ß. ,Säue' heissen andere Teile der alten
Kelter. — b e y. Schon gr. Svoj, 6v£axo;, lat. aeellus, Esel-
(chen) genannt. — 5 e ?. Viell. hat speziell an den störrigen
E. erinnert, dass der Schneidstuhl sich so steif, mit aus-
gespreizten Beinen postiert. An das störrische Wesen gemahnt
jedenfalls Bed. 6. — 7. Vgl. Etzel, Bergn., eig. Väterchen V
Halb -Esel: Halbnarr. ,Und war der billig; für
einen Lützenburger (habe wollen sagen für einen
halb-e.) zu halten, welcher sagte, dass Finsternuss in
der Sonne sei.' Klosterguggu 1687. [Lützenburger
hiess der, gegen welchen die Polemik gerichtet ist.]
Hütten- = Esel 5 e t, BHk. — Hütte = Rücken-
korb, dessen Gestell und Boden auf der Schneidebank ver-
fertigt werden. Syn. Hulteminten.
Altjär-, Nüjär- s. Esel 2. — Ähjar, der letzte
Tag des Jahres.
'KeUer- = Esel 5 a 9.
Kinden-: Kindernarr Gr.
Küp-: ein Schmollender S. — Von Hqwu, schmollen;
Tgl. Eael 1 ij. Syn. Kxqikupf.
Klaus- s. Esel 2.
Krotten-: einfältiger Mensch. Si'richw. 1869. —
Krott wird in wegwerfendem Tone zur Verstärkung des
Schimpfes verwendet.
„Kruz-: Stcinesel LE."
Er mag wie das Männchen des gemeinen Esels ein
schwarzes Kreuz über Rücken und Schultern haben. Viell.
ist CS eben nur der (vorzugsweise als Lasttier verwendete)
männliche E.
Mül-: 1. Maulesel; Maultier. .So mag ye das
(fold. das wir an des babsts m. Idie Kirche, die den
Ablass empfängt] henkend, für unser sünd nit gnuog
ton.' ZwiNGLi. — '2. Schinipfn., als Wortspiel, auf
schwatzhafte Leute, die reden, was ihnen gerade ,ins
Maul' kommt.
Müller- B.S, Muli- 6r: 1. wie nhd., bes. aber
scherzhaft und spöttisch von Personen, welche sich
zu schweren und undankbaren Dienstleistungen miss-
brauchen lassen. Eim der M. mache" müesse". Spottn.
für einen dumm gutmütigen Menschen übh. GrHo. —
2. (auch dim.) Kellerassel Bs. Vgl. Esel 5 a y.
Mumm-: Maulesel. ,Uf die Zyt kutf [kaufte] ich
ein Mumesel.' Stockar.
Hängt, wenn man übh. auf die Schreibung des sonder-
baren Kauzes eingehen darf, mit Muuuinl, Mund, mummlai,
(undeutlich) reden, zs.
StMartins-: ein Spiel, wobei Jeder einen Tier-
namen führt und Alle im Einge um Denjenigen, welcher
StMartu Eiel vorstellt, tanzen, bis sie alle der Reihe
nach von diesem bei ihren Tiernamen in die Mitte
abgerufen sind W. Wenn an Martinstag (11. Nov.)
die Sonne scheint, woraus man auf einen Nachsommer
schliesst, sagt man in S: der Marti will sim Esel
heue". Schild.
Auf den h. Martin sind auch Züge von Wuotan über-
gegangen, so hier mit Beziehung auf das Wetter.
Wich-Nacht- s. Esel 3.
Baier-. Pfuckt [vor Zorn schnaubend] wie ne B.
B. — Eine Übertragung, auf die Derbheit des Baicrst.immes
anspielend.
Palm-: der am Palmsonntag herumgeführte höl-
zerne Esel, auf welchem ein Darsteller Christi oder
eine entsprechende Holzfigur sass; vgl. Matth. 21,
1—9; JoH. r2, 1'2— 15. ,Uf sontag den palratag 15'28
wie der pfarrer zuo Someri im Turgöw nach altem
bruch den escl ziechen und zuo im das volk mit
palmen schiessen liess' usw. Vad. Das satyrische
.Testament' von NManuel vermacht ,dem balmesel das
heidnisch werk [Stickerei] im tuoch vor'm altar zuo
einem mantel, dass er nit erfriere.' ,Am palmtag gät
man uf die hofmatten mit herrlicher pression [Proces-
sion] mit crüz und fanen und dem p. voranhin.' Schw
1588. Die Synode von ApA. klagt i. J. 1609, vil jung
Volk laufe am Palmsonntag ins Kloster zu StGallen,
daselbst den Esel zu sehen. In Z, wo die Procession
das Lied ,In Gottes Namen faren wir, syner Hilf be-
geren wir [usw.]' zu singen pflegte, erhielten sich Er-
innerungen an den P. und Nachwirkungen desselben
noch bis spät in die reformierte Zeit herein: nicht
bloss wissen die Chronisten des XVIII. zu berichten,
dass vormals der Pfarrer zu StPeter am Aschermitt-
woch der Metzgerzunft eine Schüssel mit 101 ,Fasnacht-
küechli' zu verehren hatte, ,wie man vorgibt aus der
Ursach, weil die Metzger, da es noch im Pabstuni wäre,
ihme den Palmesel auf den Palratag in die Capellen auf
den Hof gezogen haben. Dissmahl gibt der Pfarrer
jährlich das gelt darfür' (Moos 1774), sondern noch zu
Ende des vorigen Jhdts begründete man den Brauch,
auf Palmtag den Kindern neue Kleider anzuziehen
(vgl. Osterkalh) mit der EA. .damit sie nicht von dem
Esel gestossen würden'. In AaB. ist der Kopf eines
Palmesels noch heute zu sehen, vielleicht des selben,
welcher unter dem Titel ,der E. zu Baden' eine literar.
Berühmtheit wurde, indem in der Zeit der Eeformation
521
PS. IS, OS, US
529
bei Aiilass der Anfertiffung- eines neuen P. mit (Jliristus-
bild ,ain lustig lieil a," 1535 uf den Palmentag vom
Esel und Christo zuo Baden' und andere von Zürich
aus giengen, die dann einer Antwort ,an den Esel in Z'
vielen. Wer in einer Familie am Palmsonntag zuletzt
aufsteht, heisst der Palmesel L; vgl. Osterchalb, Kar-
frUagsrasshr ; auch Pflegel-e. ,Ein rechter P.-E., ein
grober, ungeschickter Mensch,' Mey. Hort. 1692. Brüele"
irie-n-en P.-E. Sülg.
Die RA. vom Gebrüll geht auf eine Zeit und Orte zurück,
dii man sich lebender Esel bediente; die Tiere mögen sich
im Gedränge unbehaglich gefühlt nnd daher gestört haben.
Vgl. übrigens auch Kikhicih-, Schlosihund.
Bast-, Bai(/- LH.: ein Lastesel, auchhildl.: Jmds
B. sein B. ,Uli [war] ein hübscher Knecht, ein guter
B., der die Arbeit verstund.' Gotth. ,Weil in den
Köpfen der jungen Leute etwas Anderes steckt als
Freude an der Arbeit, so gibt es zuletzt aus ihnen
entweder missvergnügte, stättige B. oder Schweine,
die in jedem Kote sich wälzen.' ebd. — 5a««, Saumsattel.
Pflegel-: wer beim Dreschen den letzten Schlag
tut, nachher die Andern zechfrei halten muss oder in
Stroh eingewickelt als Vogelscheuche an einen Baum
gebunden wird ZU. — Der Esel gilt als träge und langsam.
Syn, DrPKher-Muchd.
Brügi-: der unter dem Getreideboden oberhalb
der Tenne sich quer hinziehende und denselben tra-
gende Balken ZO.f Vgl. Esel fl e a u. ß. — Moderner
Brüiji-Ti-iUjer,
Riet-: Esel aus Eieti im alten Sabinerland. ,Ein
Springer in grossem werd [Wert] geachtet worden bei
den alten, vorab so es ein E., wie wir sprechen, aus
Reatc [war].' Tierb. 156.3.
,Im Ducat Spolet zuo Riete, sunst Reata geheissen, da
siud der esel allwegen [ehemals] vil gefallen [geworfen wor-
iien| und hat man sy hoch geschetzt.' ebd.
Schüch-: scheuer, furchtsamer Mensch Tu; ZO.
— Der Esel gilt als furchtsam.
Schuld-, Beschnid-, Schnetz- s. Esel 5 e t,.
Stabi-: ein steifer, unbeholfener Mensch GlH. —
— Verstärkende tautol. Zss.
Stei"-: eig. eine Art kleiner und dauerhafter,
bes, in der Mühle verwendeter E. Daher noch : müed
ivie-n-en St. Z. ,Alt werden, wie die Steineseln.'
Gotth. Tue" irie-n-en St., ungeberdig wild sein ZF.
Abgelöst von seiner eig. Bed. und bloss als Steigerung
des fig. Begriffes von Esel gefühlt: e" gottlose St.,
schrecklich dumm U. Huere wie en St. Ap; ZWl.
Der Esel ist seit Altem ein Typus der Geilheit. Die RA.
Tom Alter beruht viell. bloss auf dem Ausdrucke ,steinalf.
,Wald- oder wilder esel, onager. Ein junger w.,
lalisio.' Mal.
Zug- s. Esel 5 e Z-
cselecht: grob. ,Asini homincs, eslächt, düppol,
grob, unverstendig.' Fris.
esele: 1. nach dem E. riechen. Dial. S. 195. —
2. die Grannen an der Gerste abdreschen ZRafz.
Die Grannen mit dem Haar des Esels verglichen, welcher
dasselbe leicht verliert; s. d. Sprw. Sp. 514, f.
esleu, eschju W: 1. intr., tun nach Art des
Esels, a) streng arbeiten BO., E. — b) dumm han-
deln, z.B. einen nachteiligen Kauf abschliessen L;,
Uw. — c) übler Laune sein und daher den Andern
kein Wort gönnen mögen, schmollen W. S. o. der
Eiiil hä". Syn. bei E. lg. — d) den .Klausesel'
(s E. 2) spielen ZO. Davon Eslete. — e) die u. E. 2 h
erwähnte Belustigung treiben ; ?i.Vic\\ Eselis mache' ZO.
— f) ein Brettspiel, bei welchem nur die Einer auf
den Würfeln gelten; s. o. E. 5 c. — g) beim Karten-
spiel keinen Stich machen L; „VOrte". Syn. Schnider
werden. — 2. tr.. Einen zum E. machen, a) zum
Besten halten AaFt!.; BE., 0. — b) Esel schelten
Gr. Vgl. diehen usw. ,Die frommen müessen allwegen
geeslet sein.' Tierb. 1563. — c) ärgern AAFri. —
d) Einen gleichsam auf den E. (s. E. .3) setzen, indem
man ihm unversehens einen Stecken zwischen die
Füsse streckt, worauf Einer hinten, Einer vorn ihn
empor heben und rütteln, ein Scherz, der bes. beun
Dreschen dem ungeschickten Anfänger mit dein Flegel-
stiele gespielt wird Z.
üf-: die Rebpfähle sammeln und auf den sog. E.
(s. 5 e y) legen Aa.
er-: durch harte Arbeit erworben, ,iinprübo labore
vincere.' Id. B; „L". Auch refl. : ,sich abarbeiten,
udings schaffe und sich ereseln.' Spreng. .Weil das
[Maul-]tier ze sonieu [säumen] so .stark, ist ein sprüch-
wort entstanden von arbeitsamen leuten, da man sagt.
Er mag alles ereslen.' Tierb. 15G3.
ver-: Etw. durch LTnvcrstand oder Dummheit ver-
derben, vereiteln TJw.
Eslete f.: Gesellschaft von ,Kläusen', welche
,eslet', d. i. einen ,Esel' (s. E. 2) herumführt und be-
gleitet. Sie lässt sich durch einen vorausgeschickten
.Herold' in solchen Häusern, wo sie eine Geldgabe er-
warten kann, als auf der Durchreiso aus Ägypten (!)
ankündigen. Der Reiter trägt einen geschnittenen Hut
und einen langen Mantel; ein Harlequin führt den
Esel am Zaume und lässt sich von ihm etwa die Mütze
wegschnappen. Die Gruppe wird von einer Anzahl
von schellenbehangenen , Klausen' mit transparenten
Infeln (s. Sp. 327) auf dem Kopfe umschwärmt Z rS.
esselächtig, esselen, esselig s. bei Essig.
essen (Imp. is'; Ind. Präs. Sg. is'e, is'ist; Cond.
ds' Aa; Z tw., sonst s^; Ptc. l-esse, in W l-essi^t): essen,
wie nhd.; von Tieren PSal. und prüde auch anderw. ;
sobald der Löffel gebraucht wird, werden auch Milch,
Molken und Kaffee .gegessen' Gl; Gr. ,Wer hirtet
das vych und isset von der milch nitV [verschmäht
die Frucht seiner Arbeit zu geniessen].' HBull. 1531.
Nach der Tageszeit unterscheidet man : z' Morge",
z' Nüiii, z' Zechni, z' Mittag, z' AbefdJ, z' Nacht e.;
s. d. WW. u. die folgenden Zss. — RAA. und Sprww. :
Mi" isst, we""-me" 's het [entschuldigt tapferes Zu-
greifen] B. Me chann esse", wenn-men Öppis hed, aber
nniess nid rede", icenn-men Oppis iveiss. Ineichen. Es
ist besser Alles e., als A. säge" Z. Umgekehrt: Es ist
ron Allem z' redid, aber nild von A. z' essid Ap. Me:"
chönnt ab 'ein [Fuss-] Bode" iisse" bezeichnet das
grüsste Lob der Reinlichkeit eines Hauses. Iss, was
d' liest und denk, was d' witt. Ineichen. Essed, was-^
[ihr] finded und denked, ums-^r ic'end, begnügt euch
mit dem, was ihr habt; Zuruf an unerwartete Gäste,
die man nicht besser bedienen kann. Sulger. Me"
muess g'esse" ha" und [wenn auch] söttid all Böm
[Bäume] Gälge sy". ebd. 's E. wird nüd vergesse.
523
As, es, is, OS, US
524
Ineichen. Selber esse" macht feiss. allg. Es trird NM
so heiss g'csse", class [als] 's a"g'richtet (g'lochet) worden
ist, mancher hastig betriebene Plan stockt, wo es
an die Ausführung gehen soll. Ineichen; s. u. z' heiss
essen. Esse' und trinlce" halt' Lth und Sei z'säme
Z. 's Esse" erhalt' t d' Lüt Z. De"- Tod isst us-em use,
von rasch abzehrenilen Schwindsüchtigen gesagt Aa.
^Vo sechs esscil, [/'spürt-me" de sibet nid. Sülger. Es
wird Alls g'achaffet und Alls g'esse", aber nid Alls 'zalt.
Ineichen; s. u. ,essen und vergessen 2'. "Wer nit chiinnt
zur rechte" ZU, der muess üsse" (ha"), was übrig blibt,
oft mit dem spottenden Zusätze: more [morgen] isst-
ma" wider Gr. Vgl. die alte Regel: ,Es steht ge-
.schrieben, dass 6 oder 7 nicht sollen harren auf einen
Narren. Sie sollen essen und sein vergessen.' Iss,
trink und hüs [spare], mit dem Tod isch 's üs. Ineich.
Von einem Zänker heisst es: Wenn er nit Strlt het,
sohet-er nit g'esse B. 's göt-em vor-em E., er vergisst
das E. darüber, allg. Esse wie-n-en Tröscher, tvie-n-e
Wöscheri, tapfer zulangen; Ggs. wie-n-es Vögeli. allg.
,Er ist kein Esser, isset nur wie ein Kätzlein.' Mey.
Hort. Essen und Arbeiten gegenübergestellt: Ig
isse mls Brot, du hesch-mer Nüd z' hifele" B, der
Arbeiter kann seinen Lohn beliebig verbrauchen.
,Wes Brod ich iss, des Lied ich sing.' Wer nüd zum
E. g'rüst't ist, ist aw'' nüd zum Werche g'r. Ap. Wer
Küt z. E. ist, ist aW- N. z. W. allg. Tl^er nid ZU
hat zum E., hat au'''' nid ZU zum Aibeite". Sülger.
Wie-m^ isst, se schafft-m^n aW''. ebd. Was si"'' nid
cha'" schicke" zum E., cha"" si''' aW' nid schicke" zum
Schaffe". Ineichen. Hurtig zum E. und langsam zur
Arbet ist halbi Eülket [Faulheit], ebd. Essen und
Vergessen: l) Iss und rergiss! Me" muess e. und v.,
man muss versöhnlich sein, über dem E. vorher ge-
habten Groll vergessen, allg. Ineichen fügt noch hinzu:
Und nid spinne" und dra" sinne". 2) zu zahlen ver-
gessen, was man gegessen hat, sog. Essschulden aus-
stehen lassen, sich nicht mehr an empfangene Ge-
schenke erinnern. Mer lieind 's g'esse" und vergesse"
ÜRSchiers. G'esses ist bald Vergesses BRi.; vgl. vor-
g'esse", e-g'esse". Zu heiss essen: bildl., sich über-
eilen; auch mit Dat., Einem zu nahe treten. Er het
im z' heiss g'esse, Etw. zu viel geredet, etw. Leides
zugefügt Gl. Was hän ich dir z' h. g.? Z. .Weil
des Hofrats Grossmamma ihm was zu h. gegessen, so
habe er seit dem einen Groll im Herzen.' Gol. 1741.
Vgl. Sp. 522/3. Zu gut essen. Betr. einen von seiner
Wahlbehördc beseitigten Beamten wundert man, was
er ihnen wol z' guet g'esse" habe Z. Es essen: sich
durch Essen einen Schaden zuziehen, a) eig. .Warend
vil Bilger krank, und die es gesen haftend in Ziperen
[die in der dortigen Nahrung sich den Tod angegessen
hatten].' Stock.ir. ,Die Puren wurdent jehen [be-
gannen auszusagen], es [1. er] het 's an Fischen gessen.'
Ap Krieg 1405. b) bildl. ,[Sie] dröwtind, dass wir 's
wol hören wurden, als got man spricht, waran wir 's
geessen betten [= womit wir es verschuldet hätten].'
1529, Strickl. ; vgl. zu heiss e. und [die Täufer mei-
den das Abendmahl] .mancher könnte sich dabei ein
urteil e.' EEgli 1878. (Vgl. Cor. XI 27. 29.) Mit
Einem essen: sich bei ihm einquartieren? ihn brand-
schatzen? .Die Appenzeller wurdent [fiengen an] mit
in [ihnen] e. und nament in, was si betten.' Ap Krieg
1405. ,Si woUtend mit im e.' ebd. — Das Pte. Imperf.
a) akt. in der Rechtsformel: .essendes Pfand' im Ggs.
zu ,todten' oder .farenden' Pfändern, bes. vom Vieh.
.Und sind es essende pfender, so sol der meyer dem
vich ze e. geben.' Opfn. Birm. 1347. ,[Dcr Schuldner]
sol den zinsherren geben essende pfand, und ob nit
e. pf. da sind, süss farend guot.' Bremgartn. Urb.
1490. ,Es syend farende oder liggende oder essende
pfand.' ca 1500, Z. ,Und die essenden pfand sol der
knecht in die statt füeren u. verkoufen.' ebd. b) pass.
oder Gerund, in der stehenden Verbindung: „Essedi
War, Esswaare Gl." ,Anno 1359 erschiene wegen
langwährender Kälte grosser Mangel an essender Speis.'
Hafn. 1666. AllfsJ essed s. bei Erbis Sp. 429. — Das
Ptc. Perf. mit der Verneinungspart, un- (ukesse
ScfiSt. ; Z. u-, ün-, ükessen Gr, ö- Ap) in akt. S.: wer
nicht gegessen hat. ohne gegessen zu haben. Es
Chind ug'esse i 's Bett schicke". Ug'esse rum Tisch
gö". .Trinken ungessen ist zwischen zwei Stühlen
abg'sessen. Essen untrunken ist vom Stuhl g'sunken.'
Inschrift. .Ungessen schlafen gan.' Genoenb. Bettl.
.Die kleinen buoben ungeessen im rossstall lagen.' Th
Platt. , Sasse der Rät von Morgen an biss umb 5 uhr
n. M. ungeessen.' Wurstis. 1765. .Giengend heim un-
geessen und ungetrunken.' Bossh.-Goldsch. .Ungeessen,
nüchter, sobrius.' Red. 1662. Sogar die Zss. ö"z'nacht-
g'esse Ap. Zor Straf mos der Gof [Kind] ö. i 's Bett.
Die Ausspr. s' wird ausgegiingen sein von dem Coaj.-
Prät. ä«, da die Erweichung eigentlich nur nach laugen Voc.
(2. B. Ai, ««) und in Partikeln (das, lea») häufiger vorkommt.
— Ob dem Ptc. Perf. die Form .gegessen', mit unorganischer
Verdoppelung des Präf., zu Grunde liege, lässt sich nicht
entscheiden, da die Sjnk. auch eines einfachen ge- schon die
harte Ausspr. k bewirkt; doch ist es nicht wahrscheinlich,
da uns aus keiner der Gebirgs-MAA.. welche die Synk. von
sich abweisen, jene unorganische Bildung entgegentritt; auch
nicht aus unserer Lit.. aus welcher uns einzig .geessen' be-
kannt ist. — Vngi'zzen schon mhd.. neben ungäz; s. übr.
un- 1 (Sp. 297).
e-g'esse": Ptc. früher, zum Voraus, vor der Be-
zahlung geessen Ap, s u. vor-'essen.
ab-6ssen: 1. wie nhd. ,Inzünen vor dem vech
[Vieh], das es nüt abesse.' Mey.. Wint. Chron. —
2. (Einem Etw.) a) essen, was einem^ Andern gehört,
ihm wegnehmen GpHe. .Ich konnte essen, wenn ich
mochte, aber viel ass ich ihnen nicht ab.' Gotth.
.Einem das seinig a.. bona alicujus attondere.' Hosp. —
b) e. was von einem Andern herrührt, was ein Anderer
gibt, aus dessen Hand annehmen ; aus dessen Mund, was
er angebissen hat Aa; ScnSt. ; Z. Dem chönnt-i''' Nüt
a., 's grüset-nhr. Syn. nachhin e. — 3. verzehren.
..^.bessende war [Vieh], darauf täglich Unkosten er-
giengen.' LB Klosters. .Dass um abessende pfand aut
ersten tag soll gericht[et] werden.' ebd. ; vgl. .essendes
Pfand' (u. essen), .fressender Schaden'. -- 4. es a.:
sich an Etw. bis zum Ekel satt essen. ,Er hat 's am
brot abgeessen. panis edendi tsedium cepit eum.' Denzl.
1677. — 5. durch Sattessen an einer bestimmten Speise,
nach welcher ein Kranker ein Gelüste trägt, das Übel
verlieren, z. B. das Fieber an geronnener Milch.
Sülg., das kalte Fieber mittelst Speisen übh., nach denen
man gelüstet L. Ein (krankhaftes) Gelüste befriedigen;
Der G'lust nä Fleisch ab-i;. Gr, d's Mageice an (midi
schivarze Chriesi GrD. ,Er hat am brot abgeessen das
kaltweh, panis satietate febre liberatus est.' Denzl.
1716. Der Aberglaube hält dafür, eine höhere Macht
zeige auf übernatürliche Weise im Gelüsten das an-
zuwendende Heilmittel. — 6. (refl.) ,Mit der zyt abei
525
As, es, is, OS, US
520
ässenil sich die niisshell ab und sturbend ab, etwaii
wurdend sy verricht[et] und vertragen [friedlich aus-
getragen].' HBuLL. 1561, d. i. die Misshelligkeiten
zehrten sich in sich selbst auf, oder der refl. Ausdruck
als UmschreiMing dos Pass. genommen, man ,ass und
vergass'; vgF »le" c7ia""-sr'' nider n" dem Brod guet
cssC, uo me'-si''' bös g'esse" häd.
über-: (refl.) wie nhd. Ü. auf den Zunftstuben
wird im XVI. bestraft.
an-: sich ein Übel oder eine Krankheit durch eine
gewisse Speise zuziehen Gr; Z. Gegs. ab-essen 5.
in-: mit der Nahrung etwas Ungesundes, Schäd-
liches verschlucken und sich dadurch Krankheiten
oder andern Schaden zuziehen Gr. D' Chint essen
allerlei l". I ha" etsches Giftigs l"g'esse.
ÜS-: eig., eine Schüssel leeren; bildl. a) (trans.)
büssen für Etwas, den Schaden davon haben. Die
, Grosse" richted d' Suppe-n a» und die Chlme" müend-si
u. ScifiER. b) (intr.) seine Hülfsmittel erschöpfen Z;
I brodlos werden. Da hett-i'^ bald üsg'esse, ich käme
I anfs Trockne.
vor-, für-: entlehnte oder auf Kredit gekaufte
] Speise essen Gu. Allg. als Ptc. Perf. : vorg'esses Brod,
■ oder subst. Vor-, Fürg'esses, Brot oder Nahrungsmittel
übh., die man bezieht und verzehrt auf den erwarteten
Erwerb hin. V. Br. ha"; er häd eisder [immer] I'.
Vorg'esse Brod macht ttlri Arbet. Ikeich. ,Gar selten
' wirt verdient der Ion, der vor verzert ist und verton;
'■ das werk gar langsam näher [von Statten] gät, das
man macht uf vorgessen bröt.' Manuel nach SBrant.
Vgl. e-g'esse.
'. ge-: mit Essen zu Ende kommen, also inPerf.-Bed.
! ,Und da sy gasend, huob an der techen [Dekan] zuo
\ reden.' 15'29, Absch. .Sobald ich giss [gegessen habe].
;' SO wil ich gän.' JMurer, Naboth, c. 1556. Im L alt.
: Ratsb. steht ,gisset' nur für ,isst'. — Ober die temporale
Bed. des Präf. ge- auch am Vb. flait. s. d.
; mit-: wie nhd. Mitesse"? Nei? sagt man in GA.
scherzend, wenn man von einem guten Bekannten
■: beim Mahle überrascht wird, indem man die zu erwar-
j tende Ablehnung dem Eintretenden vorwegnimmt und
die Einladung ironisiert.
nachhin- nähe-: (ni. Dat. P.) aus der gleichen
: Schüssel, welche ein Anderer gebrauchte, essen B.
Vgl. ab-essen 1 b.
[ Essen n.: (subst. Inf.) wie nhd. 1. die Tätigkeit
; des Essens. Das E. wird nid vergesse. Ineichen. —
' 2. Mahlzeit, 's ivirt Nut g'redt über [während] 's
Esse. allg. 's E. ist recht, die Kost ist befriedigend.
allg. Esses ZU. allg. Noch <'em E. sell-me" 's Pßfli
nid vergesse". Ineichen. ,Das sol sin gemainlich also
, über Jar [täglich] drü 6.' G Küchenordn. 1495. —
; 3. Tracht, aufgetragene Schüssel. G'wärmti E.
g'schmüclied nid tcol, im eig. und bildl. S. = man lässt
sich nicht gern den alten Kohl wieder aufwärmen.
SuLGER. E verdeckt Esse, Sache, von der man nicht
weiss, wie sie gemeint ist. ebd. Als Mass mit Angabe
■ des Stoffes: ,ein E. Kalbsmilchen' ist eine der Bade-
, schenken, welche 1665 Bürgermstr W. erhält.
Aben(d)-, Äbig-, ZabenßJ-: 1. Vesperbrot
j bzw. Nachtessen ; s. Abend 1 (Sp. 35). — '2. Mahlzeit
, um die Mittagsstunde, s. ebd. 2; so auch in TB.
i Syn. Imbiss-e.; Morgen-e. S. Abend Anni.
Iiubiss-: Mittagessen, s. Imbiss (Sp. '236).
Vor-: 1. ein Gericht, das an grössern Mahlzeiten,
wie Tauf- und Leichenmahlen, den Hauptgerichten
vorausgeht, gleich nach der Suppe aufgetragen wird
und aus zerschnittenem (meist Schaf-) Fleisch, Lunge,
Leber usw. an einer gewürzhaften Brühe besteht. ,Ain
V., was das sig.' G Küchenordn. 1495. .Das gewicht
[geweihte] salz, öl, ostertouf, gesegnet fürkerzen und
palmen, die orcnbieht, 4 fronfasten und andere zit
der bäpstlichen hungergeboten sol min kuchenmeister
[Küchenmeister] wol hacken, sampt allen jüdischen
ceremonien und ein v. uf min bogrebt darus machen.'
Man. .Aus dem krös der kelbern und gitzinen ge-
sotten und gewürz wirt bei uns gemacht ein v.' Tierb.
1563. — 2. ein selbständig aufgetischtes, mit
Zwiebeln oder Gewürz bereitetes, bei den Landleuten
beliebtes Gericht von Fleischstücken mit den Knochen
(oder aus Schafgedärm F) an einer Brühe; Ragout,
Fricassee Aa; Ap; B; F (Vor-äss); Z. Es gibt grobs
und reins [aus kleineren Stücken bestehendes] V. Syn.
verdämpf ts Fleisch; Büchsenfleisch.
Hof-: Anteil von einer Festmahlzeit, den man
einem am persönlichen Erscheinen verhinderten Mit-
gliede von der Tafel nach Hause schickte ZStdt f.
.De mensa mittere, ein essen ab tisch schicken, ein
h. schicken.' Fris.; Mal. Wenn Bürgermstr W. 1665
unter den erhaltenen Badschenken verzeichnet: ,ein
schönes H., nämlich 1 Kapaun, 1 Quart von einem
indischen Hahn, 1 Hase, 1 Rebhuen, Brigniolen, 1 Stück
von einer Mandeltorte, 1 Stück von einer Zwetschgen-
torte und 1 überzuckerte Zitrone', so hat das W. vielL
einen allgemeinern Sinn angenommen.
Der Ausdruck nach Analogie der Versorgung der keine
eigene Haushaltung führenden Dienerschaft aus der Hofküche.
— Vgl. Bfschetd-E.
Herren-: ein delikates E.
Ju'nkeren-: Fleisch, Brot und Eier zusammen
gekocht Z.
Kue-, Chile-, „in GrA. Chan-", -Esset aScnw; U,
-Essets Ap; U. Chienäss U: 1. „Portion Heu, die eine
Kuh in einem Jahr braucht GrA." ,Der Kuhessens
ist die für eine Kuh während einer bestimmten Frist,
bzw. der Sommerszeit, auf der Gemeinweide erforder-
liche Nahrung, die bei Festsetzung der Viehtriebrechte
als Grundeinheit dient.' FlLusser v. U. Die Alpweide
für eine Kuh auf der Allmeinde. Zum Behuf der Aus-
markung dieses Rechtes niuss nach der Scaw Allmeind-
verordnung 1849 der Winterungsertrag des Heimwesens
eines Allmeindgenossen in Kuhessen ausgedrückt wer-
den: so viel K. Winterung das Heimwesen hat, für so
viele Kühe kann Sommerung auf der Allmeinde an-
gesprochen werden Schw; Obw; U. — 2. je 1 Kuh
oder ihre gleichwertigen Stellvertreter mit Beziehung
auf die Benutzung der Gemeinalpen und Allmeinden.
aaO. .Jeder Landmann darf auf jeden Küehesset zwei
Spaltlattcn hauen.' 1516, ScnwMa. ,Dass niemandt
der Landtlüten mehr dan 40 Küöhesendts wintern
solle.' 1524 ff., Schw LB. ,Dass man das schwäntgelt
[Beitrag an die Kosten des Reutens] soll einziechen,
narablich von jeder kuoh cssents 1 krüzer und von
jeder haushaab 5 kr.' 1576, U. .Keiner sol mer uf
die alinent tuen dann 4 küe essens.' 1596, UwE. ,Von
jeder kuo essens 1 krüzer.' 1607, U. , Welcher sich
in die gmeinen Alpen will einschreiben lassen, der
527
As, es, is, OS, US
soll von jeder Kuh Essends geben 2 Kreuzer.' Ar
AlpB. 1G08. .Der vierte pfennig solle dem Gottshus
[Ellgelberg] erfolgen, so ein oder der andere in not-
fällen die ähnelnden abetzte, welcher von einer kuo
essetz für ein tag und nacht V2 batzen zuo bezahlen
schuldig sein wurde. Item wegen Besetzung der al-
meinden ist uf und angenommen worden, dass ein jeder
hausshaltender Talnian eine kuo-essetz auftreiben, das
Gottshus aber ein Pferd daruf haben möge.' 1691, UwE.
— 3. ideelles Mass, die Einheit, aufweiche die ver-
schiedenen Vieharten betr. die Benutzung der Allmeind
bezogen werden. Je nach Ort und Zeit wechselnd
werden oder wurden z. B. ein jähriges Rind für '/a.
ein Kalb für '/'s oder 'Ai eine Mastkuh, ein Werkochs
für l'/ü, ein Schaf für '/s — '/'> eine Ziege für '/t — 'jn,
ein Pferd für 2 — 6 K. gerechnet. — 4. ungefähres
Landniass, so viel Alpland, als je nach der Be-
schaifenheit desselben zum Unterhalt einer Kuh er-
forderlich ist, durchschnittlich 5 Juehart. Vgl. 0. 1,
ScBw Allmeindvcrordn.
Syn. Kue- (Chic-n-) Äss, -Schweri, -'Teil, -Weid; Aös»;
Rinderen; Grau. Über das Sachliche s. Blum., KG. II 1.
362. 366. 370. — Im 2. Teil des Comp, tritt neben der
Inf.- auch die Gerundiumsform auf, für welche im ä. Nhd.
und noch in Ap; G MA., auch in der nhd. partic. Bildung
,zu essend' aus nn sich nd entwickelte; und da die MÄ.
sich in der unbetonten Nachsilbe des w vor d (t) entledigt,
so lag Verwechselung mit der (ni.) Suhstantivbildung auf -et
dem Sprachgefühle nahe; daher dann das Schwanken zw. m.
u. sÄchl. Geschlechte. Nur scheinbar ist das w. Geschlecht,
denn in dem Ausdrucke .von einer K. Esse(n)ts' ist die Zss.
zerstört und der Art. nach dem 1. W. konstruiert, ,E.' als
partit. Gen. abhängig von ,Kuh' statt umgekehrt , Essen einer
K.' (Gen. poss.) . — Kän- ist wie in dem syn. Kän- (auch
Kon-) Heu eine Ausweichung von Kiicn- (U Chicn-), dessen n
entw. ein bloss euphonischer Behelf (vgl. icie-n er; i" de"
Scliuenc", in den Schuhen) oder der einigen MAA. eigentüm-
lichen schwachen Pluralform des W. Kuc entnommen ist.
Morgen-Essen Aa;Ap; Bs; B; F; VOrte; PP.;
W; Z, Morged- Gl; Gr: 1. Frühstück Gl; GrD.;
„ScH; Vw"; Z. Sprw.: etwas Schwieriges vor dem M.
(syn. ase nüeehter) zu Stande bringen = mit Leichtigkeit.
Der ist verchauft vor cm M., übertölpelt, ehe er sich 's
versieht Gl. — 2. Mittagessen. Hauptmahlzeit zw.
10^12 Uhr B (städtisch); F; „Gl; L" ; Obw; PP.;
„S"; W; „Zg." Dial. gibt aus F in der Parabel vom
verlornen Sohn dem Mahle, das der Vater anstellen
lässt, den Namen as Z'morgenesse, und aus Scuw be-
klagt sich der zu Hause gebliebene Sohn, dass er nie
mit seinen Freunden js Z'morgedesseli hätte halten
können. ,Nachdem erloubt ein Burgermeister von Z
jedermann an syn herberg zue gon zue morgen zue
essen, dann es was nachent mittentag.' Zwingli.
S. die Anm. zu Abend Sp. 36; fmbiss Sp. 238. Das
Mittagsmahl wurde ehemals und wird im Gebirge tw. noch
schon um 1 1 Uhr und früher eingenommen (vgl. das Läuten
um 11 Uhr), föllt also noch auf den , Morgen'. Vgl. Für-
nüeehier.
Nach-: Abendbrod. Die Schneider sollen nach
der Gesindeordn. Muri aus XVII. , sommers auch nach
dem n. arbeiten.'
Mit Bez. auf die vorausgegangene Hauptmahlzeit so be-
nannt, wenn es anders nicht ein Schreibfehler ist.
(Z)Nacht-: wie nhd.; s. auch u. Nacht.
(Z)Nüni-: die Zwischenmahlzeit am Vormittag,
Syn. Imhiss 3 (Sp. 237). Und eh 's am Oiilchturn
zechmi iscli, geh 's %n. a". Sciiii.i) 1860.
Bl'rteli-: Jahresfestessen der Gesellschaft, vor-
mals Zunft zu Safran L, am Sonntag nach Dreikönigen,
offiziell das , Safran-' oder ,Fritsehi-E.' genannt. — S.
Berchteli.
Brusca-: Nachschmaus. Die (seit 1840 aufgeho-
benen) Churer Zünfte hatten Tags nach dem Crispini-
Schneckenessen noch ein Br. — Von churw. hruscm,
Überbleibsel einer Mahlzeit.
Sür-: Fleisch mit saurer Brühe, bei grösseren
z. B. Taufe-Mahlzeiten zur Einleitung aufgestellt Bs.
(Ge-)Schau-: Essen bloss für 's Auge aufgestellt,
plat de parade. ,Eiu hochmütiger reiclier Herr hat
eiuist von seinen Räten begehrt, jeder solle ihm ein
bsonder Schauwessen ufstellen.' Schimpfr. 16.51. ,Nit
ein geringe anzal schöner sehawessen ufgestellt.' 1779,
WüRSTIS.
Bescheid-: 1. (auch diin. -Esseli) Essen, das Fest-
feiernde, bes. Hochzeitsleute, nahen Verwandten oder
den zum Mitgenuss Berechtigten schicken, die
an dem Mahle nicht Teil nehmen können Gf; Sch.
,Man truog inen bescheidessen für von seinem tisch.'
I. Mos. 1531/60 [=, trachten'. 1667]. ,Es soll einem
Glied, welches an der Musikmahlzeit ausbleiben müsste,
ein B. zugesandt werden von jeder Art Fleischspeisen,
so bei dem Nachtessen aufgestellt worden.' 1751, Musik-
coll. WiNTERTH. Vgl. Hof-E. — 2. die Gabe der
Hochzeitgäste an das Brautpaar, eine Art Gegen-
gabe für die genossene Gasterei TuSteckb. — Von
, bescheiden', einen Anteil zuweisen.
Schneggen-: festliche Mahlzeit, bei welcher ge-
backene Schnecken verspeist werden. Ein solches
(auch Crispini-E. genannt) vereinigte vormals z. B.
die Churer Zünfte je am 25. Okt. a. St. nach Beendi-
gung der obrigkeitlichen Wahlen; s. Brusca-E.
Tag-: eine Portion Essen, die für den Unterhalt
während eines Tages ausreicht? oder je 1 Mahlzeit
auf 1 TagV ,Ist ietlichein [Experten] ein t. und trinken
und darzue 2 ß zue lohn schuldig.' Offn. Eppish. 1447.
Vi'uer-: jährliche Mahlzeit der über die Wasser-
bauten [Wuere] gesetzten Commission BsStdt.
Ge-6ss Gess, l-Jes^ Z: 1. das Essen, die aufgetra-
gene Mahlzeit, spez. das Mittagessen W. — 2. die Art
zu essen, in tadelndem S. Das ist mir au es G.! Z.
essacht: zum Essen tauglich. E-i War, Ess-
waare ZWint.
essele": Dini. zu essen (Kdspr.). Schatieli, miicsch
au c. Bs.
Esser: mit gutem Appetit Begabter, bes. in der
R.\.: Er ist l:en (grossen) E. Z.
Engesteng-: Geizhals, Knauser GRh.
Von enfi-ächa, ,ängstlich in Sachen der Ökonomie' (Sp. 75),
ausgegangen, mit Anlehnung an .Esser' und Verstärkung des
Begriffes durch Vorsetzung des Sup. von ,eng' ; oder auch
geradezu Einer, der sich das Essen nicht gönnt, sich im
E. einengt.
Gisel-: Geldeinzieher, in verächtlichem S. Bei
Aal 1549 spricht der .Gyselesser: Wir schindent und
schabent den gnieinen man.' 1592 erlässt der L Rat
eine Ordnung für die .Gyselesser' oder ,Geldinzücher'.
Syn. Guel-Frlsscr, -Tnber. Die Form ,Güsel-E.' bei NMan.
(,Die kerzenstjingen hab ich verlassen [vermacht] des bischofs
g., wenn er den zins inzücht') wird wohl absichtliche Ent-
stellung des W. (iitel, Pfand, in Gmd, Abfall beim Säubern
des Getreides, sein.
529
As, es. is. OS, US
530
Mit-: 1. wie nhd. — 2. der Hunds- od. Kühhunger
Gr; Syn. Ettikeii. ,Den Kindern, wann sie den Ettig
liabon, wie wir es nennen, oder den Mitesser.' Sererii.
17-10. — 3. (PI.) , Würmer' [verhärtete Talgdrüsen] in
der Haut, die nach altem Aberglauben durch Elbe
(die ihren Sitz etwa in den Ki-anken nehmen) in die
Haut gezaubert werden, und ihm seine Kraft und
Nahrung rauben, so dass er schnell abmagert. .Die
kleinen Hautwürmlein oder Mitesser bei denen Kin-
dern, so nicht zuonemmen können; sie langen zur
Haut aus wie kurze schwarze Haar und werden auch
Zehrwürmer geheissen.' JMuralt.
Brot-: Haus- und Tischgenossen, die von ihrem
Hrodherrn persönlich abhängig und ihm verpflichtet
sind, in seinem Lohn und Dienst stehen. ,Für uns,
unser wib und kinder, brotesser, dochtermannen, ii'o
wiber und kindr, unser erben.' 1489, Juden in ScnSt.
,So geben wir im und synen brotessern guot, sicher
frid und gelait.' G Stiftsarch.
Vgl. .Brotling, gebrütet'; engl, lord, eig. der , Brotherr'.
In der citierten Urfehde der Juden scheint das W. ein in-
timeres, vwdtschaftliches Verhältniss zu hezeichnen.
Suppen-: Schmarotzer, Schmeichler. ,Es hat och
B. über den Apt, dess amptlüt etwas wort etlicher
brucht, und die s. under inen bim Apt inkerend, red-
lich antastet.' 1532, Strickl. ,Der fürsten und herren
ard und gwonhait ist, vil zuo gebieten und wenig ze
halten, besonder wo die s. sagen gdörend [dürfen] an
[ein] fürst sei über das gsatz, das er mach.' V.\d.
esser s. un-äscher.
Essete f.: 1. die zu einer Mahlzeit erforderliche
Portion, z.B. en E. Fisch ScnSt. — 2. Grasterei
ScHSt.; ScHwMuo. (auch Esset m.). Ein Z Mand. von
1570 verweist den Zünften, dass sie ,Esseten und
Schlaftrunk anrichtind.' — Tgl. Kue-emet Sp. 526.
Weggli-Esset m.: Wettkampf, bei welchem es
darauf ankommt, die meisten Wecken zu essen, ohne
sie mit den Händen zu berühren und ohne zu trinken
B: S.
,Essi m. : Vielesser. " — Syn. Freasi.
l'ssig, g'essig: essbar ZO. ,lch bin in grosser
Not, ich habe müssen Schulden machen für essige
Waar.' Stütz. , Essiger spysen für- und ufkauf.' Z
Mand. 1650. — esng, vom Terbalstamm fts- aus gebildet,
unterscheidet sich auch der Bed. nacli von ässig, ge-äm(i(j).
Essi"g f.: 1. das Essen als Handlung; Appetit.
/ hi' nid recht gesund; d' E. ist es wie Nüd, ich esse so
viel als Nichts GRHe. — 2. festliche Mahlzeit, ebd.
eser, esigist s. e / (Sp. 10). esserlen s.
egsiglen. esie, asie, esienig s. es-ie Sp. 21.
Essicil ScnStdt, Essech AA.t-w.; Bs; Nnw; Schw;
Tii; Z, Essuch AkLenzh., Essi Af — m.: Essig. Wo 's
e büsi Frau im Hüs ist, händ si 's gam Jör scharpfe
E. Aa. Scharfer E. gibt daher Gelegenheit zu Necke-
reien gegen die Hausfrau. fSür) driluege", tcie icemmer
[wenn man] E. g'schluckt hält Z. Mit-^nu Tropfe''
Hioig [Honig] richtet-m^" vie üs as mit-rre Mass Essach
L (Ineichen). .Wer ist aber so frisch gewesen bissher,
der im [dem Papst] hah bedürfen [dürfen] reden dryn,
[bat müssen] des Bischofs dreck aus essich essen', ist
der unangenehmsten, entwürdigendsten Plackerei ver-
fallen. NManuel. Um gut zu worden, muss der E. am
Charfreitag von der Mutter abgezogen werden; denn
dieser Tag ist für den E. durch Jesus am Kreuze
Schweiz. Idlotikou, I. 4.
geheiligt; s. Matth. 27; oder er muss übh. an einem
Freitag angesetzt werden.
Ahd. mhd. ezzich; die nhd. Form auf -üj, die auch bei
uns überhand nimmt, ist fehlerhafte Analogiebildung nacli
, Honig' udgl. Schon Mal. hat .Essig' neben ,-ich'; das Vogelb.
nur .Essich'. Die Form Aaci V silv. (Clement) lehnt sich
dir. an lat. acetum an, während in Ennch eine Umstellung
(aus Echis, s. Sp. 71) Statt gefunden hat; aber Asei ist nicht
deutsch, sondern von der Spr. der rom. Umwohner (anchait,
cuchicu) entlehnt.
Putz- Butz- : geringer E., der rein oder mit einem
Pulver vermengt zum Scheuern des Kupfergeschirrcs
gebraucht wird.
essiglen, essrglr Gr t-w . ; Uw (e-), esseU Aa; Ar;
ßs; B; Sch; Z, esserle Gr tw. : nach Essig schmecken
oder riechen. ,Coacescit vetustate vinum, wirt zu
essich oder esselet.' Fris. ; Mal. .Peracescere, ess-'
ächtig seyn, esselen.' ebd. ,Aceo, säur seyn, esselen.'
Denzl. 1716.
Die Abi. -Form mselen hat zur Erleichterung der Ausspr.
den Kehllaut vor dem l ganz fallen lassen, esserlen hat ihn
durch ein eingeschobenes r ersetzt; Letzteres in Nachahmung
organischer Bildungen wie nochhaien, messerlen, jMuderlen usw.
esselig: nach Essig riechend od. schmeckend, allg.
essich-lechtig „(esselächtig) essiglochtig" : an
Geschmack dem Essig ähnlich, etw. säuerlich. ,Saur,
saurlächt, esselächtig, acidus.' Mal.
Die Nbf. .essächtig' (Fris.) bietet die ursprünglichere
Form der Endung, hat aber ans euphonischen Gründen das
Hauptw. verkürzt.
Esis esis, Sls: m. Taufn., Esajas Gl.
Esiwiter: Jesuit S. — Vgl. Esmatt,-.
Essle s. Nessle. Wurm-Essle s. Ameise
Sp. 216. es 6 s. also Sp. 200.
Estragon: artemisia dracunculus, Salat-Beifuss B;
Sch. In Gärten, ihres aromatisch-scharfen Geschmacks
wegen, etwa als Gewürz gezogen. — Ein frz. W., dies
aus lat. dracunculus, Drachenwnrz. Syn. Drachant.
eis s. ein Sp. 269 ; eins I u. II Sp. 284 ; einer
Sp. 285. uneis, uneisen s. uneins, uneinsen
Sp. 284.
Eiss eHs^ m. AaZ.; BSi.; Gr vorw.; Sch, n. Z selten,
f. BU.; GnObs.; S; Z tw., Eisse m. Aa uAare; Ap (äs-a,
•es-aj; „B"; GnValz. fs'J; L vorw.; GRh. (tw. s' und
tw. oassa), T.; Sch St.; Schw; S; Th (tw. ä-, PI. ä-);
Uw; „Zg"; Z, f. AAuFri.; Bs; Gl; GnChur [s'). He.;
U; ZWl., m. u. f. BHk.; GrV., Splüg. — Dim. Eischi
GRFan., Valz. — PI. Eisse", Asse": Eiterbeule, Abscess,
Karfunkel, allg. ,Ulcus, suppuratum, geschwär, der
eiss.' Fris.; Mal. ,Der äisen, eissen, geschwär, ulcus,
furunculus.' Red. 1662. EnChopfha wie n'en zitigan
Ässa, einen heftigen, klopfenden Schmerz im Kopfe
haben Ap. .Heilend alle eissen und offne schaden.'
Vogelb. 1557. .Eescindere summum os ulceris, ein
gschwär aufhauwen, einen eissen ausslassen.' Fris.
,Do hatt ich ein eiss an eim bein.' ThPlat. Volksgl.
Man darf an Weihnachten oder Ostern kein ,grünes'
Kernobst essen, sonst bekommt man E. B (Eothen-
bach). Segensspruch dagegen mit Beziehung auf den
Ursprung von Krankheiten aus unmittelbarer Wirkung
Gottes: Dö han-i"'' en Eisse, Gott hed-mer-e" (si) ver-
heisse, Und göd-er (si) nid üs. So icird er (si) wie
nes Hüs L, und mit dem Zusatz: Gät er nid fweg,
So wird er so gross wie de Lägrreherg ZW. Auf eine
:)4
531
As, es, is, OS, US
Besegnung deutet auch NMan. S. 128. Ö. noch üissen-
mannli. Sprw. Es göt Icei Eiss iif, oder [es sei
denn] si slg rif S. Bildl. BAA. , Einem sein Bissen
ausslassen, d. i. seine laster und anfechtungen herfür
ziehen, ulcus tangere.' Mal. Einem de" Eissen füf-J
drucke' (ufsteche"J, einen ¥erstockten Sünder zum Ge-
ständniss bringen Soh. ,Den Klatschweibern ward
[vom Prediger] der Eissen wacker gedrückt.' UBrägg.
1787. Eim der Eissen a^riiere", ihm (an der empfind-
lichsten Stelle) weh tun Sch. ,Die grossen hansen,
Bäpst, Bischoif, München und Prelaten haben sölichs
anrüeren der eissen nit lyden mögen.- Zwingli. ,Martin
Luter grift dir und dinen verwanten üweri pestilen-
zische eyssen und gschwer zuo ruch an, das ir's nit
wol lyden mogent.' Gyrekrtpfen. ,Disen aisen dorst
, [wagte, durfte] man nit trucken und muosst man hof-
lich überfaren.' Vad. ,Eim sein geschwär oder eissen
berüeren, d. i., eim etwas fürhalten und sagen das in
verdreüsst und nit gern hört, tangere ulcus.' Mal.
,Man lasset ihm [sich] den Eissen nicht gern anrühren.-
JMet. 1692. .Den eissen anrühren: einem seine laster
undersagen, das er aber nicht gern hört.' Denzl. 1716.
,Vile leidige Tröster, welche den Eissen verbinden
wollten, bevor er aufgeschnitten war' [mit Bez. auf
einen unbussfertigen Sünder]. Sch Pilg.-Kal. S. noch
Sündeneiss.
Abd. mhd. der eiz; lautlich entsprechend gr. o!8oj, Ge-
schwulst; (,Oedipus'); aufs Nächste, auch begrifflich, vwdt mit
ahd. eil, Feuer, eitar, Eiter. Erweichung von «s zu » ist bes.
nach Yocalläuge häufig; vgl. äs:äss; ü-h we, esse. Übergang
von s in I vor und nach hellen Toc. ist den MAA. von Gr
und W eigen. Auch Geiler schreibt: ,e!n kind, das einen
eischen oder geschwer hat, bittet die muoter, dass sy im
das geschwijr nit auslass.' Tgl. 7s, Eis. — Das w. Geschlecht
und die zweisilbige Form sind wohl der Plnralform ent-
sprungen; in der ä. Lit. gilt noch durchweg das Masc. —
Syn. Esel; Südreck. S. auch KutUn, Eiterbein; enthürzen. —
In der Besegnung hat christliche Resignation Gott an die
Stelle der hosen Geister gesetzt.
,Jareisen: geschwär, so ein ganz jar wäret, und
nit heilet, bis er verjaret.' Mal.
Kät- Chödässli (diniin.): oberflächlich liegender
kleiner Abscess, kleiner als der Muchel- od. Bluet-E.
ApK. — Syn. Kätbläterli.
Müchel-Eiss: Furunkel, eine örtliche, äussere
Krankheit. Syn. Müchler, Ap (T.). „Geschwür an den
Händen vor und nach der Krätze Ap; GKh."
Vgl. mhd. die mucite, bair. Manche, udrd.-nhd. , Mauke",
eine Ausschlagkrankheit bei Pferden und Rindvieh; etwa
von lat. mücu«, Rotz, Schleim, mücor, Schimmel; krankhafter
Fluss des Weinstockes? Eher von machen, verborgen han-
tieren, also = verborgener Schaden.
Mörder-Eisse ^ j^iss ZLunn. — Nach den .mörder-
lichen' Schmerzen benannt.
Bluet-Eiss: Beule, in deren Eiter Blut aus den
feinen Gefässen durchsickert Ap; Bs; BHk.; Tu; Z.
,Qui tmnores si ex calido et humido sanguine gene-
raiitur, Latinis inflammationes, Germanis Bluoteissen
oder Bluotgschwür appellantur.' Rüefp 1556. ,Furun-
culus, bluteissen (-eisen).' Denzl. 1677; 1716. ,In disem
jar ward mir ein grosser blutassen.' HsStockar 1523.
Sünden-: ein unter altern Theologen noch fort-
lebender Ausdruck der ä. asketischen Lit. ,Es ist
uns so wenig als euch lieb, dem süuder seinen sünden-
eissen ausszutrucken.' Müller, Bussuhr 1665. ,So kann
man ctwan zuletzt auch den sünden-eissen so hart
trucken, dass er durch gnädige würkung Gottes auss-
gehen und geheilet werden könnte.' ebd. 1673. ,Wer
dir die AVahrheit sagt, dir deine Sünden-Eissen recht-
schaffen trucket, der tauget bei dir nicht.' JUlr. 1733.
Spitz-: eine .\rt kleiner, spitziger , Eissen', in denen
sich weniger Eiter bildet, die aber gerade deshalb
schmerzhafter sind als gewöhnliche , Eissen- Gr.
vereisset: mit , Eissen' bedeckt, , Das eselschmalz
heilet das vereisste od. erschworne [Glied].' Tierb. 156.3.
Eisa, Eise, dim. Eisi e'i-: w. Taufn., Elisa(bet)
BBe., E., M., S.; F; SBb.; ZLunn. In B zuweilen
fast appellativ wie andere Frauennamen. Hosch-o,
Eisi, lä-mi''' ine! GJKubn, Kilterlied.
Entw. aus , Elisa' mit einfacher Unterdrückung der Liquida
zwischen Voc, oder aus ,Elsa' s. Sp. 202 und dann ein fast
einzig dastehendes Beispiel von Tocalisierung des l; s. Fromm.
Ztsehr. VII 385.
Eisel e'i- s. Inste Sp. 346.
Eisele e^isrl-, allg.. Eisigle e^- Ap: Einsiedeln,
Kloster u. Flocken im Kt. Scnw. Wallfahrtsort. Wäret
der Bredig hat a Biieh d' Chappazinerchriesi tcellen
inspiziere; aber der ist Tags [noch bei Tage] grn Eisele
diu" = die Strafe liess nicht auf sich wai-ten. Dir.
Albrecht v. GSa.
Verstümmelt, indem die scharfe Betonung der 1. Silbe
den zweiten Teil der Zss. aller eigenen Geltung beraubte.
Un-, U-, Wurm-Eise", -Eisse", -Eisle° s.
Ameise'. eise", eisse" s. ein Sp. 269; einer
Sp. 285.
eissen, Eisse ner s. jenzen, Jenzener.
Eiser m. ^ Einser Sp. 285. — Dim. Eiserli: eine
Art kleiner Bohnen Bs; Z. — Abgeleitet mit Verkürzung
aus der syn. Benennung Hundert-und-eis (s. u. hundert), oder
davon benannt, dass eine einzige Bohne genügt, um einen
Stock zu erzeugen.
eisser, eissert, eissig s. eisster.
elsster, eisstig, eissig 1. a) eisster AABb., F.,
Seet.; BsLd (schon bei Sprenh); BHa., S.; Gl; Gr;
L; PP.; GA.; ScuSt.; ScHwMa. ; S; Uw; U; W; ZKn.,
0. t, S., Wh, Stdtf. b) einster GRValz. c) eiiter
AAErlisb. d) eisser LE., eissert Aa (H.; neben eisster).
e) eis-tert Bs (Spreng; auch eisdret); LG.; Soh (äs-
terd, -t); Z. f) eis-terig ScHwMa. 2. eis-tig AaF.;
Gl; LG.; GA., G.; ZKn., S., 0., eLi-ti A.iBb.; LG.
3. eissig Sch (ä-J; ZB., S., Wl., eisig TnBerg; ZO.
(nicht -SS-, wie Stütz oft schreibt): Adv., in Einem
fort, ohne Unterlass, immer, allg.; zuw. auch nur
hyperb. f. oft, öfter GnNuf.; W. ,Ein gutes Wort
findt eisder seinen Mann.- Kirchh. ,Weit g'griffcn.
eisder b'schissen.' ebd. = wer in der Ferne (z. ß. eine
Frau) sucht, wird leicht getäuscht. 0 chönnt-i''' flüge'
so wie sl [die Zugvögel]! Denn eisder soll's, Jör üs
Jör i" Dort tcie bi eus [uns] im Früelig sl' Bs. So
ziehnd sie eisder, Hand in Hand, am gliche Seil.
Hengeler. Und eisder e Bitzeli hislig sl", Anfang
eines Reimspruchs Z. Eisder bin-i lustig g'si'; und
eisder bi de' Lute', ebs. Lneichen. 3Ie' chann nüd
eissig lustig sl' ZB. „De bist ei. de glich." Es göt
nid eisder ei" Wind L. 's cha'" nid eisdert Chilbi
[Kirchweih] sl". Haffl. 1801. En rechte Herdöpfel-
esser isset eissig drei Herdöpfel mit enand: eine' hät-er
im Mül, eine' i" der Hand und eine" im Aug ZB.
Das ist eisder ..fo g'sl GA. 's göt ei.-<der dcrgll. die
533
es, IS, OS, US
S34
Welt geht immer den gleichen Gang BsLd (Sprenc;).
ünz'frideni Chi>stgti)Uj(r fres.tid eiKili'r iiinl ncliiin'ilid ei.
UwE. KMer chrache" löd iiid, das Zerbrechliche
hält länger als man meint; kränkliche Leute werden
oft alt LG. Eisder wie eisder! immer gleich; Antw.
auf die Frage: Wie geht's? syn. gän(/ wie gäng.
Kisder wie besser, je länger desto b. S. Eisder icie
ndcher, immer näher, ebd. Die Wöschere [Wasch-
frauen] spredie"d flissig l" und treffe'd 's eisder zum
Kaffi. MUsTERi, und auf der selben Seite: Wenn si
zue-n-ere chunnd, so weisst si eisdert en guete Grwid.
Tüeg-me", was-me" tcell, se mues eisig au en Orsach
d^zue si". HSexn 18d4. Nei, nei, ämig aw'' eisig, eisig
f.so ellei" ! schreit der Kater, ebd.
Das W. lässt sich aus ä. Lit. nur spärlich belegen. ,Der
esel wird sich einsdar speren, bis dass d' narren last von
dir bschwereu.' RMauuel. ,Alzeits, stetig, immer, eisster:
semper, continuo.' Red. 1662. ,Äistern: immer, gäng; aeterno,
seniper.' ebd. 1656. (Der Zusat« -ii nach Analogie von ,gestern,
morgen'). Wie-n-er i/'jlohe", se sei-em eissdarig de hinderst Fuea«
der u'wertest g'sy". Madleni 1712. Den MAA. Deutschlands
scheint es fremd zu sein. Das Festbalten an der reinen
Ausspr. des 8, welche im Laufe der Zeit nur in einem sehr
ongeu Bezirke der Verbindung mit t erlegen ist (cister), zeigt,
dass eine Zss. vorliegt, deren erstes Glied nichts anderes
sein kann als der Gen. (wovon ,einst') oder eher der Acc.
des Zahlw. ,ein', worauf auch die Schreibung ,eins-dar' bei
Manuel weist. Der adv. Gebrauch des Acc, zwar im Mhd.
nicht bezeugt, konnte nach Analogie von allez, unserm alh
[immer, jeweilen], leicht üblich werden, da ,ein' und ,all'
vielfach parallel gehen (s. diese WW.). ,Eins' (mhd. eina]
hätte also schon für sich allein bedeutet: ,in' od. ,an Einem
fort', aber es wurde ihm für diese Funktion noch ein an-
deres Adv. enklitisch angehängt und dieses -der kann nichts
Anderes sein als das (nur lautlich abgeschwächte) ,dar', das
in Manuels .einsdar' geschrieben steht und das seit dem XVI.
an .immer' angehängt wird, ebenf. pleonastisch verstärkend,
so dass unser eisder formell und begrifflich durchaus dem
iihd. .immerdar' entspricht, das auch Maler als syn. mit
.allweg' bezeugt. In eisderdar (lasier-) BSi., welchem eisder-ie
(Sp. 22) parallel läuft, ist das selbe Wortchen doppelt, zuerst
in der abgeschwächten und dann noch einmal in der vollen
Gestalt, angehängt. Die Abschwächung des ,dar' zeigt auch
das abermals zugleich synonyme ummeder Sp. 232. Die
Schreibung eisdari des S V^^ochenbl. 1811 (es ist eisdari so
g'st/')' ist, wie der dortige Zshang verrät, eine etymologi-
sierende und nicht in der lebenden Spr. begründet. Betr.
den Begriff ist noch zu erinnern, dass auch mhd. einecUchcn
die Bedd. , einzig' und ,in Einem fort' vereinigt, und ebenso
unser eiyei, gemäss der Begriffsvwdtsch. von ,ein' mit , eigen'
wie mit ,all'. — Als die Verbindung eis-der festgeworden
und ihr Ursprung vergessen war, so dass man eisst-er abteilte
und dieses -er dann etwa mit dem von ,achter, echter, halter'
u. a. als Adverbialbilduug auffasste, konnte man es ebenso
wnlil auch ablösen und durch die noch beliebtere Adverbial-
bilduug -if] ersetzen, ähnlich wie aus wnz dar [bis dahin],
(i«lj/' ein üs-tig, üsst-ig gebildet wurde (vgl. Sp. 360). So
entstand die zweite Hauptform: eisst-ig, zu welcher das mit
der selben Endung erweiterte eisst-er-ig den Übergang machen
konnte. Aus eisstig konnte durch Assimilation oder auch
nur undeutliche Ausspr. des t nach s eiasig entstehen (wie
aus dem obigen rüstig : üsaig und so auch ciaaer aus eisaler),
und aus diesem mit Schwächung des «-Lautes (vgl. Bisse : Eise)
CTMJ. Die Formen eiader-t, eisser-t erklären sich nach Anal.
von echten, und Abverbialbildungen mit nach « angehängtem (
(,einst, sonst, nebst, jetzt, selbst'). Eine ganz andere und
einfachere etymolngische Erklärung würde sich anbieten,
wenn bloss die Formen eissig, eisig vorlägen. Nach den bei
Fromm. VII 31. 3:33. 386 dargestellten Lauterscheinungen
könnten sie durch Vocalisierung des Nasals aus .emsig' ent-
standen sein, welches in der ä. Spr., bes. als Adv., auch die
Bcd. ,bestäudig, fortwährend, häufig' hatte; aber eisstig Hesse
sich aus eissig weniger leicht erklären als umgekehrt, und
noch schwieriger eisster aus eisstig statt umgekehrt, da die
Adv.-Endung -er weniger geläufig war als -ig. Dass aber
uobeu eissig aus , emsig' ein eiader ans , eines dar' bestanden
und nur ganz zufällig in Laut und Begriff mit jenem zsge-
troffen sei, ist höchst unwahrscheinlich. — Syn. (statt oder
neben ei. gebräuchlich) adt, ciget, all, <iUa(-/urt), iemerat,
ummeder, gäng, alliwil.
aus, euse'' s. uns Sp. 346/7.
Is, Isch Aä ohne Bb. u. Fri.; BsL.; B; P; GrD.,
Pr.; L (neben Is); GT.; aScnw; S; Uw; U; W — n.;
doch m. und n. Ndw; SchwMuo., m. U — PI. ,Iser':
Bis. 's het I. g' regnet S; Z. Wenn 's vor Martini
g'frürt, '^ass 's Isch e Gans treit, so isch dr Winter
verfrore", gibt es einen kurzen oder milden Winter.
Schild. Mathls, brich 's Is; hesch keis, so mach eis!
AAZei. ffindt er Je., se macht-er eis Z). ,Yscher [Eis-
stücke, -klotze, -schollen?] brechen und houwen' als
Arbeit an Gebirgsstrassen. U Urk. 1429. ,Dicke läger
von ysch und gletschern.' Cts. 's Is breche, bildl.,
eine nötige Vorarbeit machen, eine Sache in Gang
bringen; eine .schweigsame Person zum Reden bringen
B. Me mues z'erst 's Is breche. Es ist guet schiffe'^,
wenn 's Is 'brochen ist. Ineiohen. ,Das Eis brechen
müssen', die schwerste Arbeit verrichten. Sulger.
,Gesnerus habe die Ehr, dass er der erste under den
newen Authoribus das Eis brochen.' Heut. 1(558. Under
ds Isch schlöufe" [schlüpfen] {gä" Bs; B, laufe" B),
verloren, zu Grunde gehen BRi. D' Sach unger 's
Isch bringe", (sein Vermögen) durchbringen, zu Grunde
richten. Schild. ,Dass keiner [der anvertrauten , Briefe'
d. i. Urkunden] hinderschlagen würd und under das
ys gwüscht.' Mey., Wint. Chr. Jmdn uf 's Isch füere",
ihm eine Falle legen S ; syn. uf d' Schilfere f. Sulger.
's isch nit guet z' gö", wo 's Isch glatt isch, man soll
sich nicht in Gefahr wagen. Schild. S. Esel 1.
Der Übergang von auslautendem « in S findet sich auch
in Miesch neben Mies, Moos; in W (z. T. ^uch Gr) ist er
vor und nach e, i u. r regelmässig. — Das m. Geschlecht
ist viell. durch das syn. Gletscher an unser W. gekommen,
kommt übrigens auch in andern germ. Dial. (anord.) vor.
Frauen-. ,Aphroselenus (lapis lunaris), Spiessglas
(phengites, Glasstein), unser Praueneis.' Denzl. 1677;
1716. ,Phengites, der glanzstein, unser fraueneis.'
Vestib. 1692. jüer mit Praueneis und Crystall be-
schwängerte Kamor.' Wildkirchl. 1786.
Wer mit .unserer Frau' zunächst gemeint sei, erhellt
aus der lat. Übersetzung ,glacies Marife'; im Hintergrunde
aber steht die Weltmutter unserer Altvordern, Frowa (Hulda,
Berchta), welcher auch der Schnee zugeschrieben wurde. Vgl.
, Maria zum Schnee'. Es ist ein zarter Sinn, welcher der
,1. Frau' statt des gemeinen Eises unser kostbareres Natur-
gebilde beigelegt hat.
Glar- Glär- G; ThHw.; Z, Glär- Aa; Bs; G; S;
Z, Chlor-, Chlär- ZHörnli: helles, durchsichtiges
Eis, Glatteis, welches entsteht, wenn der Schnee teil-
weise schmilzt und die geschmolzene Masse wieder ge-
friert, oder wenn Regenwasser an Bäumen und Boden
gefriert Aa; Bs; G; S; Th; Z. — glarisen, unpers.:
Glatteis bilden ZKn. ,Den 30. Christmonat 1784 regnete
es und glareisste, man könnte fast nicht wandlen.'
ZZoll. 1784.
Von mhd. glarren, glänzen. Vgl. Glar-Auij. In GT., W.
sagt man auch iilarig (glarrig) Is; 'a gl. Is glänzt. Tw. Glär-,
weil n vor rr in unseren MAA. meist gedehnt wird (z. B.
535
As, es, is, OS, US
^V(</-, Chöre); das sekundäre ö konnte sogar ö werden ZO.
Damit lag die ümdentung in ,klar' nahe, zumal da anlautendes
k (ch) auch in g übergeht. UBrägger schreibt: ,Klahreyss'.
Die Vwdtsch. von glar- mit ,Glas' erhellt aus der Form
jGlasseiss' iu einer Strassb. Chron.
Grund-Is: Grundeis, Treibeis. Bei grosser Kälte
sagt man : 's Grunglsch göt S NA. In W u. Z heisst
Gr. aucli älteres, mit Schnee nur scliwach bedecktes
Eis auf Strassen. ,Der Hintere geht ihm mit Grundeis',
von einem sehr Erschrockenen. Sprexg. — grund-
isen: 1. ,unpers. Grundeis mit sich führen, von
Flüssen L; Zg." Bis auf den Grund gefrieren, von
Bächen. Wenn 's im Merze grundiset, se chost 's Rebe"
[die Weinreben empfinden solchen Frost oder gehen
daran zu Grunde] ZZoll. — 2. ,bei einer kalten Winter-
nacht das Eis zerschlagen, damit z.B. die Mühle-
räder nicht einfrieren. Der Müller hat grundisen
müssen Vw; Zg; Z."
Klär- s. Glar-.
Zib- BM., „Zibel- S", Ziber- BSchw.; S: Eis-
bahn. ,Ich erhielt von ihm einen Mupf [Stoss], dass
ich weit hinfuhr, wie auf einem Zybereis.' N. B Kai.
1842. — Zihen, zihden, auf dem Eise gleiten; Ziher, Einer,
der sich damit belustigt.
Isli n. : Schmeerwurz, grosse Fetthenne, sedum
telephium ZMönch.
Syn. In-Krüt; beide Xamen mit Beziehung darauf, dass
die Blätter sich sehr kalt anfühlen.
Isele Isch^lr: Klumpen Eis. Eiszapfen BHa.
(Id. B.)
ise" SCH; SCHWE.; Th; Z, ische Bs; Gk; L; S,
e'iie UwE., U-e B (Zyro): 1. Eis ansetzen, zu Eis
werden; mit Eis belegt sein UwE.; meist unpers.
£■.« ischet, es setzt sich Eis am Boden an STh., auf
dem See L, auf der Strasse B, der Bach führt Eis B.
's Wasser hed g'lschet Gr. — 2. Eis brechen, auf-
hacken, sei es nur um wegzuräumen, Bahn zu machen,
oder zu sammeln, auf Mühlebächen, Flüssen, Seen
Bs; Gr; L; Sch; SchwE.; Th; Zg; Z. Vgl. Isnen;
tseren. Insbes. auch: die Bildung von Eis verhindern,
Bahn offen halten L {go" üche"J.
über-: von Eis ,überschossen' werden, (sich) mit
einer dünnen Eiskruste überziehen Ap; L.
Ise" Ische „BO."; Ndw (i^J, eHie UwE. — f., in
Ndw auch m. : 1. Eis. !''• li' uf dr Eische etschlipft
[ausgeglitten] UwE. ,Man sol das wasser uss der
strass richten, damit menlicher gewandlen [möge] und
[es] ouch nit ysche gün möge.' ca 1600, Obw. —
2. .Klumpen Eis, bes. in Kegelgestalt, dgl. sich von
herabtriefendem Wasser an Felsen bilden und bei
Tauwetter herabfallen BD." Syn. Is-Zapfen.
1 seheint speziell Eisfläche zu bedeuten, 2 ein einzelnes
Stück, beide also concretere Gestalten des neutralen Stoffes.
— Das m. findet sich in Ndw auch beim Grundw. Vgl.
I«i u. laele. — Die Yerdo])iilung des i mag auf Assimilation
eines j (ahd. ableitenden 'w/a) beruhen, welches sonst spurlos
ausgefallen ist; vgl. ,Weizeu', dessen z &v.& ß -\- j erklärt
werden kann, denn mundartl. Weisse; Tgl. Uen.
Iser m.: Gerät (Korb), das dazu dient, das Eis
aus einem Wasserbehälter zu schöpfen Ap.
Gebildet mit der Silbe -er, die auch zur Bildung von
Gerätnamen aus Ybn dient z. B. .Schöpfer, Klopfer'.
Iseren iscliKr^", ent-: am Eis arbeiten, Eis auf-
hacken Gr. Syn. }sen 2, entschlän.
Isere Ischrrr S, ,Isnere' XIV., jetzt /.sZjJv- Z f :
Ortsn.
ürspr. ein Ort, wo Eis gehäuft liegt, lange nicht schmilzt?
Vgl. Dial. S. 221. Der Z Ortsn. Isler dagegen rührt eher
vom gleichlautenden Geschlechtsn. (des ursprünglichen Be-
sitzers) her.
Isi Ischi: Eiszapfen BHa. (In. B.) — Wohl als n.
zu verstehen, also eig. Diminutivbildung.
Isig I ischig B, ischnig Obw, g'lschig STh.,
g'tschnig Obw: 1. mit Eis belegt, z. B. ein Brunnen-
trog B, ein Weg Obw. — 2. eiskalt B (Zyro).
Ge- oft vor Adj., welche Stoff oder äussere Beschaffenheit
bezeichnen. N vor -ig von starken Partie, die adj. gebraucht
wurden; vgl. ,lebend-ig' vom Part. Präs.
isnen iine: das Eis abschöpfen, z. B. wemme [wenn
man] Mit will [das Vieh] tränke", se muess-me z'erst
tschne ScnwMuo.
is: en- oder proklit. Partikel oder Verschmelzung
zweier Partikeln. 1. uns. allg. Zunächst aus der
Zwischenform ms; s. ütis Sp. 347. — 2. als, Con-
junktion, angehängt an e-n, hö-n, jä-n, nein, wol;
s. als 3 h (Sp. 198). — 3. ist es; s. e*- Sp. 512 Anm.
— 4. ich es; s. ich Sp. 74. — 5. euch es; s. ü
Sp. 24. — 6. in es, in dasselbe (in den MAA., wo
die Präp. auf i reduciert wird). — 7. in das (in den-
jenigen MAA., in denen der Art. auf s reduciert ist).
Isach, Dun. -achli u. -ächli: m. Taufn., Isak Aa; Z.
Isazecher s. Epfel Sp. 308. Isel s. Insel
Sp. 346.
Isele r I s. BisUng.
Iseler II m.: Ackerehrenpreis, veronica agrestis
u. polita ScHwSchönenb. — Syn. Isen-Krut, -Bläemli,
-Schlegel.
Isen Wj CiseJ — Dat. P 1. Isnen BEi. — n. : Eisen.
1. das Metall als Stoff. E G'sundhrit von Ise B
(Ztro). Findst I. so gross irie-n-e Lüs [ein noch so
kleines Stück], so trag 's (bring 's) hei"' (od. dem HerreJ
i 's Hüs Bs; Ineic'hex; Sdlger; S. Not bricht L, das
chönne" mini alte Schueh biicise". Ineichen. Blei und
I. mues de" Chupferschmid sjnse", auf den Zutaten
aus Blei und Eisen, welche als Kupfer bezahlt werden,
muss er seinen Gewinn herausschlagen. Sclger. Clialts
I. schmide, etwas Unfruchtbares, Mühsames tun. Er
IM Nut ligge" weder Millistei" und färigs L, von
einem Diebe gesagt Z. Er g'hürt (no nid) iinder 's
alt I, ist nicht mehr (ist noch) leistungsfähig, lebens-
kräftig B; G; S; SuLGER; Z. Öppis under 's a. I.
g'heie", zum a. I. tue", als unbrauchbar wegwerfen
B; GW.; Z. Z'sämme schlä" (haue") wie 's a. I. Bs;
Ineiohen; Sulger. Eina" vnrschlän tcie ds ehalt I.,
tüchtig durchbläuen GrD. In Isen hangen, zuverlässig
sein (in eisernen Angeln befestigt), z. B. es hanget nüd
Alls in I, teas er rerspricht BEi. L'f I laufen, kost-
spielig sein, viel Aufwand erfordern, z. B. von Ein-
richtung und Betrieb eines Geschäftes, ebd. (eig. wohl
von vollkoramnerem Mechanismus gegenüber einer
blossen Holzkonstruktion). Wenn der Hobel zu wenig
Eisen hat [zu wenig tief ins Holz eingreift], so muss
man ,ihm Eisen geben' Aa. die Schneide weiter nach-
schieben; syn. dem H. nie Spif ge". Dem H. wol vil,
z' vil I. ge", etwas Unglaubliches, Übertriebenes sagen
(aufschneiden); zu viel Aufwand, Ansprüche machen;
zu viel vornehmen und sich zutrauen Gr; auch: den H.
i
537
As, es, is, OS, US
538
Kol Isen lä". ebd.; s. Isen. BilJl. bed. /. auch ,üeld'
Z (Spillm.) (viell. aus der Gauiiorspr.); vgl. Blech,
31öS, Schifere und andere scherzhafte Umschreibungen
für Geld. Wer beim Hacken im Acker auf Eisen
stösst, bes. wenn er es mit dem Streiche trifft, an den
denkt sein Schatz AABb. — 2. einzelnes bearbeitetes
Stück; auch in dim. Form und mit PI. a) das in
der Esse, auf dem Amboss in Arbeit befindliche. ,Das
eisen am heissen ort angreiffen' s. Ort Sp. 484. Eim
'n I. ha", ihm das Gleichgewicht halten; Widerstand
leisten Gr ; syn. 's Bögli hebe", Einen in Egi han. —
b) als Stänglein, z.B. Messstab. Mit ,Isenli' wurden
die Kannen gemessen. Bs XIV. — c) als Blech, z. B.
Schieber oder Türchen am Ofen Z. — d) Sense oder
Sichel, bes. bei den Wildheuern, Iseli Schw. Überh.
schneidendes Werkzeug. Ei" I. tvetzt 's ander.
SoLGER. — e) F US s eisen zum Gehen auf Eis Gl;
Gr; Schw; Z, auch Iseli. Syn. Gräppli; Issporren.
Er ist [so schnell] g'loffe": de'' Tilf'el mitsammt den
I. hätt-en nid erwitscht U scheint auf der Vorstellung
zu beruhen, dass der T. auch mit Fusseisen über Eis
gehe. Daraus die Fluchformel: de'' T. mits. den L!
-- f) das eiserne Beschlag der Schlittenkufen; das
Eisen am Schlittschuh. — g) Hufeisen; s. Bossisen.
,Ja wenn er sitzt bim küelen win Und hoflich redt
von Sachen, So muoss syn rössli in dem stal Sinr
halben ysen lachen', er tut in der Wirtsstube gross,
während sein Pferd nicht einmal recht beschlagen
ist? Der Klosterhaujitmann zu StGallen soll stehen
,in des gottshus kosten, fuoter und mal, nagel und
isen und darzuo ainen järlichen sold' empfangen. 1479,
Vad. RAA., z. T. dir. auf Menschen übertr. Er frisst
es Boss sammt den L, ist ein Prahlhans GrD. (Büiiler).
Viell. missverständlich umgedeutet auf grossen Appetit:
I möcht e Boss fresse" mitsammt den I. GTa. Alles
I üfesse" bis iif d' I. Z. ,Du frässest ein Boss biss an
I die Eisen, etiam baetylum devorares.' Benzl. D' I.
abrlten, sehr schnell reiten? (durch schnelles Reiten
stark abnutzen oder ganz abfallen machen?) Er het
kei Zu, es Zu-ischefueter z' ge", teil er denke" mues,
der Belzibueb [Teufel] chönnt nahe che [nachkommen]
und d' I. abrlte. Schild. Ein I. abrennen Aa, ab-
i sprengen S, verlieren GW., bildlich, einen Fehler be-
' gehen, der dem guten Rufe schadet, von Personen
. beider Geschlechter; d' I. abr. auch bloss den Übermut
der Jugend austoben Bs; meist im Perfekt, 's ivird
Keine Landjäger [Polizeisoldat], oder er heig [er habe
denn] a««* scho" es I. abg'rennt Aa. Er het es I. ah-
g'sprengt, er hat ein unehliches Kind. Schild. Er het
scho' en I. rerlore", seine Unschuld verwirkt GW.
,üie in irer Jugend in offnen schänden gelebt haben,
hernach in irem alter, wann sy dem teufel alle eisen
abgerennt [alle Üppigkeit ausgekostet haben].' SHoch-
' BOLZ 1591. Bes. aber von Jungfrauen: die weibliche
; Ehre einbüssen Aa; Bs (schon bei Spreng); Sulger.
Die dumpfere hed es I. verlöre. Ineiohen. Ohne con-
cretes Vb. es I. ab hä", einen grossen (Gl), einen ge-
heimen (GTa.) Fehler an sich haben; vgl. ab. Er het
es I. ab, es hängt ihm ein Makel an Ap; Gr; G oT.
Die het es I. ab, sie hat ein unehliches Kind B. Einem
die Eisen abbrechen, über ihn absprechen. ,Sie
brachen ihm die Eisen ab, rechneten aus, wie bald
er geldstagen [Bankerott machen] müsse.' Gotth. Eim
d' I. abzere 1) rohe Bezeichnung des Begrabens, ent-
lehnt vom Pferde, dem man die Hufeisen abreisst.
bevor man es verscharrt. Me" wird-em bald d' I. a.,
er wird bald sterben L. 2) Einem das Letzte von
Wert vom Leibe nehmen, ebd. Uf de letsten I. gö",
dem Ruin nahe sein, ebd.; vgl. ,auf dem letzten Loch
pfeifen'. „Einem nf den I. sl" B, uf d' I. gä" Bs;
L; Sch; Z, ihn verfolgen, ihm keine Ruhe lassen, eig.
so nahe sein, dass die Hufeisen des verfolgenden
Pferdes in die des fliehenden schlagen." Ein scharfes
Auge auf Jmdn haben ScuSt., ihn überwachen Bs; ihm
nachspüren L; ZLunn.; ihn in strenger Zucht halten,
immer tadeln BRi.; zu nahe treten Gr. ,Ceberg gieng
dem Stadler stark auf d' Eisen, Wollte gern auf ihn
erweisen, Dass er wider Gott und das Land getan.'
Erzähler 1856. Uf d' I. chö", hinter seine Schliche
kommen. lez ist-men-em einist uf d' I. chö", Si hend-e"
wie Butter a" der Sunne lö stö". Häfl. 1801. Be Bise
chunnt-is nüd nf d' I., erreicht uns nicht. Stütz. Uf
d' I. luege, aufpassen, streng halten B; S; vgl. nhd.
,auf die Finger sehen'. ,Under den einfalten sind
[die Wiedertäufer] redrycher dann die schwalmen im
suramer, dann niemants luogt inen uff die ysen.' HBüll.
1531. ,,Der nachlässige Pfarrer zu B. soll in die Stadt
ziehen, ,damit man im uf die ysen luoge.' 1533, Egli,
Act. Etwas anders: Me" mues de" g'schenkte" Bosse"
nid uf d' I. biege" ZWint. (sonst: i 's Mül).
Kürzung des Voc. lieben einige MAA. vor weichen Den-
talen. Die in BO. vorkommende Form Jenen hat die Endung
des Stammes nicht, wie es in andern MAA. und im Nhd. der
Fall ist, als genügend angesehen, nni auch die Flexion des
Dat. zu vertreten. — 2 a. Eim '» /. han könnte auch wie
Bi)r/U auf den Steigbügel gedeutet werden, doch verlangt das
Zuschlagen auf dem Amboss einen festen Widerstand von
Seite des Haltenden. — g. , Fuoter, nagel und i.' bilden die
Erfordernisse zum Unterhalt eines Pferdes; doch Hesse sich das
Eisen auch auf einen weitern oder andern Bedarf (z. B. die
Rüstung) beziehen. — In der weitverbreiteten RS. vom Ver-
lieren eines Eisens im S. von ,Ehre' ist der Lebenswandel
eines Menschen mit dem Gang eines Pferdes verglichen,
welcher mangelhaft wird, wenn ein Hufeisen abgegangen ist.
.Dem Teufel alle Eisen abrennen' aber ist eine unorganische
Verbindung und ,dem T.' in die Konstruktion verflochten
nur um eine Steigerung des Ausdruckes zu gewinnen. Vgl.
übrigens auch dein Tü/el es Or abrenne Sp. 41'2. , Einem
auf den Eisen sein [usw.]' ist wahrscheinlicher ebenfalls vom
Bilde des Nachreitens abgenommen, als dass Eisen hier den
eisernen Beschlag von Schuhen bedeute, der in der Tat bei
Bauersleuten zuweilen einem Hufeisen gleicht. Vgl. ,Jmdm
auf den Fersen sein', was aber engere Bed. hat. Die G r
Angabe ,zu nahe treten' beruht zwar auf einer nahe ver-
wandten Anschauung, aber hier viell. auf Missverständniss
oder ungeschicktem Ausdruck. Gewiss bezieht sich ,auf die
Eisen luegen' urspr. auf das Pferd, dessen Beschlag ja der
sorgfaltigsten Aufmerksamkeit bedarf.
Oblaten-, Offleten-: eisernes Modell, zum Druck
von Figuren (Wappen) oder Schrift auf Wafi'eln Z
(s. 0. 1). ,Oblatenysen'. 1576, Z Invent.
Ofen-: Ofentüre Z (Spillm.); blecherner Schieber
zum Schliessen des Ofens Gr. Syn. Ofenblech.
Aug-. L Vogtkinderrechn. XV., also wohl ein
Hausgerät. Vgl. ? Glarisen.
Arm-: 1. angeblich ebenso. aaO. — 2. Armfessel.
,Ein Wagen [voll] armbeisen.' Zürgilg. 1656. — Auch
im Urbar Waidenburg XV. Jhdt.
Erz-: eisenhaltiges Erz. Güler.
Esel-: kleines Hufeisen für Esel. Auch die aus
der Erde gegrabenen kleinen Germanen-Hufeisen ohne
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As, es, is, OS, US
r,.l(l
Gi-irt" und Aufzug an den Stollenondcn. Eooun. (der
sie in Argüv. IStll, 50 wohl ülme Not auf den Esel
des h. Nikiaus bezieht).
Is-Isen Isch-: Fuss-, Schuheisen, zum Gehen auf
Eis B (Zyro).
Fei- s. Felis.
Pul-. ,Das Foul- oder Stürisch [steyrisch] Iseu.'
Z Mand. 1640 und so noch in den Z Zollordn. von
1711/57. S. auch Land-.
„Furch-: ein sehr einfacher Pflug, der anstatt
der Schar ein spitziges Eisen hat und zum ersten
Aufreissen des Bodens dient OnPr."
Fuess-: 1. Vorrichtung zum Gehen auf Eis, meist
an den Absatz des Schuhs geschnallte Eisenplatte mit
Spitzen, Eissporen Ar; Bs; Gr. Syn. GräiJiM; Träp-
peli; Schär; Griff-, Kücli-, Kledcr-, Schiieh-, Steg-Isen.
— 2. s. Läm-Isen.
Gol- s. Golisen.
Glar- Glör-: Brille P (Schott). — Mon r/laren, glän-
zen, starr schauen. Vgl. Glar-is; Auy-lsen.
Glett-: Plätteisen, zum Glätten, Plätten, des ge-
waschenen, getrockneten und gestärkten Leinzeugs od.
anderer Kleider Aa; B; Gr; Uw; Z. Vgl. Bügel-.
Griff- PL: Fusseisen mit 3 langen Zacken, welche
auf die Absätze der Bergschuhe aufgenagelt werden
ScHwMuo. Syn. Griff.
Gropp(en)-: Gerät zum Fischfang, insbes. eine Art
Gabel zum Fang der Groppen Bodensee; Z. ,Fischer-
geeren, gabel, gropeisen, tridens, vari.' 1662, Eed.
,Vil Groppen werden mit den Groppeisen gestochen.'
JEEseHER 1692. ,Dass das Groppeneisen, wie auf
denen Landfestenen, also auch auf denen Wöschstegen,
gebraucht werden mag.' Z Fischerordn. 1757/79.
Heu- Haiicise: Werkzeug zum Abschroten von
Heu am , Stock' Ndw. Syn. 3Ieiss-Iseri ; Heu-, Schrot-
Messer.
Heb-: 1. starke, als Hebel gebrauchte Eisen-
stange B; ScH; Z. — 2. eigensinniger Mensch Ap.
2. Tgl. beheben, behaupten, beharren; oder nur wegen
der Starrheit der Stange.
Hobel-: die Schneide des Hobels und dieser
selb.st Z.
Huef-: I.Hufeisen (doch nicht recht volkstüm-
lich); Syn. Boss-, Tschägg-. Wer eines oder einen
Nagel davon findet, hat Glück. Ineichen; Eochh. in
Arg. 1861, 56, der beifügt, dass man es schweigend
aufnehmen und ob der Stubentüre annageln müsse
zum Schutz gegen böse Geister. Lehenzinse von
Klöstern oder a n Kloster werden im Mittelalter oft in
Form von Hufeisen entrichtet; s. Eochh. aaO. S. 54 if.;
LüTOLF S. 336; z. B. das Nonnenkloster StJoseph in
ScHwMuo. erhält 1322 seine Lehensbestätigung ,um
ein rossisen einest in dem jar'. — 2. Gebäck, Bröd-
chen mit Kümmel und Salz, urspr. wohl in Gestalt
eines Hufeisens, nach Eochh. aaO. in Form eines ge-
hörnten Ticrschädels an der Sch Kirchweih gebacken.
Sowohl der Glaube, dass ein gefundenes H. Glück bringe,
als die Sitte, an gewissen Festtagen Gebiicke in jener Form
zu bereiten, beruht auf der Verehrung des meistens zu Pferde
erscheinenden heidnischen Gottes Wuotan, dem alle guten
Gaben zugeschrieben wurden und an dessen Stelle später
gelegentlich anch berittene Heilige der Kirche traten. Auch
der Rechtsbrauch, Lehenzinse in jener Furni zu entrichten.
kann darauf zurückgeführt werden, dass Gott (resp. der alte
heidnische) auch als oberster Lehensherr gedacht wurde.
Doch konnte das H. zunächst auch nur Symbol des irdischen
Lehensherrn sein, der zu Pferde kam, seine Güter zu be-
suchen und seine Ziuse einzuziehen.
Hagel-, nur in der Schwurformel: pots H.! G; Z.
— Viell. eig. nicht ein Comp.; vgl. p. Harjel in^l Haijel
Aaraul Sp. 385.
Hack-: breites Eisen mit Holzgrift', um Fleisch,
Ampfer udgl. zu hacken Gr.
Hol-: halbrunder oder hohler Stechbeutel AAFri.
Syn. Hulmeissel.
Halm-: Schlosserwerkzeug, eine Form, welche
beim Schmieden dazu dient, das Ohr an Äxten, Karsten
udgl. für den Stiel, Salm, zu machen Z.
Hals-: eiserne, an einer Kette befestigte Cravatte,
auch der damit versehene Schandpfahl, bes. als Strafe
für Diebstahl und Unzucht, z. T. verbunden mit Aus-
peitsehung, bis 1830 in B; Z; in Zg noch 1870 vor-
handen und noch um 1800 für einen Pferdedieb an-
gewendet; auch bei Spreng. In Z trug der Ort, wo
ein solcher Pfahl stand (resp. die von dort ansteigende
Strasse), noch bis auf die neueste Zeit den Namen,
um 1742 noch als das .kleine H.' (dem Chorherrenstift
zustehend) von demjenigen der Obrigkeit unterschieden.
Eim 's H. a"tue", ihn in Zucht nehmen. Schild. ,Sein
Urteil ist an das H., wegen seiner Krankheit aber
nicht abgepeitscht, 4 Jare an Karren und hernach in
seine Heimat bannisiert.' Z 1810. ,An das Halseisen
oder brangen gestellt, numellis publicis insertus.' Mal.
,Ward ins h. gestelt.' Genöenb. Bettl. ,So hab ich ge-
schworen uf nächstkommenden Sambstag in das h. ze
Thun ze stan und semliche profecy vor allermenk-
lichem zu widerrufen.' Urk. 1502. ,Niemands in das
h. stellen one eines vogts wissen.' 1526, Strickl.
,0b dieben sollen in den diebenturn gefüert ' oder an
das h. gestellt werden.' 1607, U. , Welcher aber zum
anderen mal eidbrüchig erfunden wirf, der soll glyche
straf usszestahn gehalten und darzuo angentz [sofort]
an das H. gestellt werden.' B Ger.-Satz. 1015. Den
fahrenden Dirnen soll ,ein offene schmaach mit dem
H. oder schwemmen angetan werden.' Z Mand. 1650.
,NumeIla, das halseisen (pranger).' Vestib. 1692. Vgl.
Hals-slud. Eine Abbildung im Ar Kai. 1878.
Hang-: eiserner Haken, ein Hausgerät XV., z.B.
in L; G Stiftsarch., in Verbindung mit ,häl', Kette
über dem Feuerherd.
Hupen-: Zange mit scheibenartigen Löffeln, zwi-
schen denen der Teig der Hupen, WaiTeln, zu einem
dünnen Fladen gepresst wird Ap; Zg; Z. Altere solche
Eisen tragen die Wappen und Namen der Herrschaft
und etwa einen Sinnspruch, die auf dem Teige aus-
geprägt werden. Vgl. Oblaten-.
Küe- Cime-: Hufeisen für Kühe, welche als Zug^
vieh verwendet werden Zg.
Kel- Chel-: Kehleisen. 1. gebogenes, unter dem
Halse durchgehendes Eisenstück, durch welches das
Joch des Rindviehs festgehalten wird Aa; Th; Z«; Z.
— 2. ein Schusterwerkzeug zum Glätten des Keils
am Schuhe S. — Verderbt aus ,Keileisen' y
Kolen-: Plätteisen, das mit Kohlen gefüllt und
heiss gemacht werden kann.
Känel- Aa, Chägel- Z: ein Ziiiimermannswerkzeug
zur Aushöhluncr von Rinnhölzeru.
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As, es, is, OS, US
542
Kessel-: düiiiies, langes Stangeneiseii, welches in
Vuschlc", Bunden, in den Handel kommt. — Vim htmlvn,
klirren.
Klimm- Chlümmiseli : Fusseisen, welche man an-
schnallt, um besser klettern fchlimmenj zu können
ZSt. — Vgl. Klett-, Kletter-.
K 1 ü ]j f e 1 - : Werkzeug der Steinhauer (zum Klopfen)
S. ,Scalprum fabrile, kl. wie die Steinmetz brauchend.-
Fkis.; Mal.
Klütt- ChlMt-, auch -Iseli = Klimm- LE.; Zg.
Kletter- Chleeder- = 1. dem vor. L; Z. — 2. Fuss-
eisen, unter die Schuhsohlen geschnallt, wenn es gilt
beeiste steile Abhänge hinan zu klimmen ZO.
Krüs-: Gerät zum Kräuseln der Haare. .C'ala-
mistrum, haareisen, krauseisen.' Denzl. 1677; 1716.
Kratz- Chr.: Reibeisen P silv.
Kratz- Chretz-: Stange mit eisernem Bolzen am
unteren Ende, welche am hintern Teile eines Fuhr-
werkes angebracht ist, um das Eückwärtsrutschen
desselben zu verhüten Z. — Syn. Krätzer.
Loch-: dicke Eisenstange mit keulenartiger, doch
am Ende sich zuspitzender Verdickung, um zum Ein-
stecken von Heinsen, Heugestellen, vorzubohren GrD.
Lad-: Ladstock in Schiessgewehren. , Welcher
onch dem andren sin pulver, klotze, ladbüchsen oder
1. neme one syn wissen und willen.' Würstis.
Leg-: 1. Eisenstab unter der Spindel eines grossen
Wagens bis gegen die Mitte der Achse durchgehend,
um der letztern mehr Festigkeit zu geben AaF.; S; Z.
- 2. Fussangel? ,Brech-, Heb- und Legeysen' unter
den zu verladenden Kriegsrequisiten aufgezählt von
HCLav. 1644. — 2. Es ist freilich zu bemerken, dass Lav.
als Syn. zu Fussangel sich sonst immer der Ausdrücke ,Fuss-,
Lähmeiseu' bedient.
Läm-: eine Art Fussangel, welche im Kriege dazu
diente, gewisse damit belegte Passagen ungangbar
zu machen (die Füsse zu ,lähmen'). ,Es hat auch der
Hauptmann etlich fussisen oder läbmisen, so man
kegel nempt in den graben, da die find stürment,
heimlich geleit, darmit die find geletzt und verwüest
wurdent.' AgTschddi. ,Die Fussangel oder Lämcisen
machet man mit 4 spitzen, 3 ligen auf dem boden,
und stehet allzeit einer in die höhe, geb wie [wie
inmier] man sie wirft.' HCLav. 1644.
Land-: Eisen von einheimischem Ursprung? Die
Z Zollordn. 1725 legt auf ,das Foul- oder Stürisch
Eisen, item das Loufenburger und Landeisen, so auf
die Zahl gemacht wird', einen geringern Zoll als auf
die übrigen Arten. .Lantisen, tüchelisen und stahel.'
G Chron. XV.
Läss-: Lanzette zum Aderlassen. ,Phlebotomon,
ein fliedmen oder lasseisen.' Fris.; Mal.; Denzl. 1677.
, Lasseisen, -eisele, scalprum chirurgicum, (scalpellus),
phlebotomon.' Mal. , Scalprum chirurgicum, ein lass-
eisen wie es die Franzosen brauchend, ein länzle i. e.
lanceola.' Fris. ,Die blättern soll man mit einem 1.
öffnen.' BMiss. 1529. — MM.laz-tKn. Schröpfkopf (Lexer).
Lott-: ein keilförmiges Eisenstück, hinten mit
einem Loch, in Gebirgsgegenden von den Holzfuhr-
leuten gebraucht, um in den Kopf eines Holzblockes
getrieben zu werden. Durch das Loch des ,Lottisens'
wird dann eine Kette oder ein Strick gezogen und
der Block damit an den Hinterwagen gebunden, so
dass der am Boden hinrutschende Block den Wagen
beim Bergabfahren bremst BS.; S. — Wahrsch. von hie,
Baumstamm. Vgl. O'unteluai.
Mal-: Münzstempel Bs XIV. Vgl. Münz-.
Müli-: in der alten Mühle die eiserne Achse des
Kolbens (s. d.), die auf dem Eisemteg (s. d.) aufrecht
steht und durch den Buchs (s. d.) des Bodensteins
hindurchgehend mit ihrem Dorn (s. d.) in das Anträgli
(s. d.) des Läufersteines passt und diesen somit zu be-
wegen vermag, allg. ,Die müli-ysen sun [sollen] ouch
guot syn und fertig der müli.' Z Urk. 1801. ,Für
Bütelgschirr, Dillinägel, 2 Müllieisen 2 fl. 8 btz.'
Schloss RiTED 1743.
Muelt-: das eiserne Gerät, mit welchem der
Bäcker die Mulde auskratzt LG. .Das Muolteisen,
radula.' Mal.
Münz-: Münzstempel. B 1554. Vgl. Mal-.
Meiss-: Messer z. Schroten des Heus GrD., L. VgL
Heu-. — Mhd. meizen, schneiden, hauen. Tgl. nhd. ,Meissel'.
Meissel-: chirurgische Sonde. ,Meisseleisen der
Wundärzten, specium, specillum, scalprum chirurgicum.'
Mal. — Von meüshn, mit Charpie verbinden.
Nagel-: ein Eisen mit Löchern, durch welche
Nägel gesteckt und so geformt werden.
Bügel-, vorw. Böget-: Bügeleisen, allg.; bes. od.
ausschliesslich das der Schneider, während dasjenige
für die Wäsche Glättisen heisst Bs; Gr; „Sch; Vw"; Z.
Piggier-: Werkzeug der Schuster S. — Von frz.
jtiqutr, stechen.
Bai-: eine Art Meissel ohne hölzernen Stiel.
IxEicHEN. Flaches Dreheisen, dem Stechbeutel ähn-
lich, jedoch mit Gerspitz Aa. , [Statt] Byellen, als mit
welchen es manchen schädlichen Streich gibt, Bai-
eisen, wie die Schreiner haben; mit diesen kann man
Ast also säuberlich abhawen, als wann sie mit einem
Hobel abgestossen.' Bhagor. — Meissel, der sich im
Unterschied zu anderen mit den blossen Ballen der Hand
regieren lässt? Vgl. frz. haiüe. Schränkeisen V
Pass-pol- h-l}-: Schusterwerkzeug S. Zum An-
setzen von Borten oder Streifen, frz. passepoil. Vgl.
Bordur-.
„Balg-: Person, die in Einem fort balgt [zankt]."
— Gebildet nach Ell-, Zank-; s. dd.
Bolz-: Spitze eines Bolzes, ,spiculum'. Denzl.
1677; 1716.
Bind-: eiserner Stab, an welchen in der Glashütte
ein Glasfaden genommen wird, um die Walze zu
schneiden S.
Bordur-: Schusterwerkzeug. Vgl. Pass-pol-.
Pflueg- s. Wegens.
Pflanz-: eine Art Messer oder Spaten, mit wel-
chem junge Bäume zum Zwecke des Versetzens mit
sammt ihrem Erdreich ausgehoben werden, einen nicht
völlig geschlossenen Cylinder bildend, der mit einem
Spatenstiele versehen ist.
Blatt-: kleines, meisselartig geformtes Messer mit
breitem Rücken und stark abfallender Schneide. ,Der
Vogt tat dergleichen, als ob er über mich zucken [den
Degen zücken] wollte; nun hatt ich Nüt dann ein
welsch kurz Blatysli.' GStäheli 1559.
Brem-. ,Postomis, maulkorb, bremeisen, so man
den pferden an die nasen legt.' Denzl. 1677; 1716. —
Von mhd. hrimen, knirschen; vgl. hremia ; brrm^ett.
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As, es, is, OS, US
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Brenn-Isen: Eisen zum Aufbrennen eines Zei-
chens. .Das br. uft' der Chorherrn-stuben.' Z 1572. —
Mild, bnnnwen, cauteriuin, ignimen. Syn. Brand u. das folg.
Brand-: eine zum Aufbrennen von Hauszeichen
dienende Patrize GRPr.
Brust-: ehemals ein Artiliel der Eisenhandlung. —
Mhd. hiess brutt-iscn = brust-Uech, loginui, und ähnlich nhd.
Bretzlen-, Bretzel-: I.Modell zum Backen von
Bretzeln. B Kochb. 1756. Vgl. Hupen-. — 2. finsteres
Gesicht mit gerümpfter Stirne BBe. — Die Ähnlichkeit
von 2 mit 1 heriiht in den verschlungenen Zügen.
Eäb-, Mab- AäZcI-: 1. Rübenhechel Schw. —
2. Weib, böse Alte; unermüdlich arbeitsame Weibs-
person von männlich strengem Charalvter; aber auch
übertrieben arbeitsame, geizige Alte Aa; „B; VOrte;"
L; „S"; Frauensperson mit schlagfertiger, scharfer
Zunge L.
Bed. 2 leicht aus 1 abzuleiten (vgl. Bih-). Mb, Rab
=: weisse Rübe. Diese Frucht wird mit einem raffel- oder
hobelähnlicheu Messer auch eingeschnitten und als Torrat
für den Winter eingesalzen. Hier kommt bloss die Schärfe
des Messers in Betracht. Wo das W. aber wie tw. in Äa
mit kurzem Toc. gesprochen wird, gehört es eher mit einem
der folg. zusammen. Die Quantität und Qualität der Voc,
und dann auch die Begriffe, scheinen z. T. ineinander ge-
flossen zu sein.
Beb-: Haken, den der Weingärtner an den Fuss
schnallt, um damit die Pfähle in die Erde zu stossen LG.
Rubel-: sehr geschäftiges und herrschsüchtiges
Weib UwE. — Von reblen, mühsam arbeiten.
Rib-: 1. eine aus Weissblech verfertigte, mit
durchlöcherten Buckeln versehene Raffel zum Rei-
ben von Zucker, Muskatnüssen, Meerrettig usw. Ap;
Bs; B. Nach Stockar 1519 musste ein Pilger jener
Zeit auf die Meerreise u. A. auch ein ,Eibiseliu' mit
sich nehmen. — 2. böses, zänkisches, tadelsüchtiges
Weib; strenge Hausfrau Bs (schon b. Spreng); B;
G; ScH; S; Z. Alt Jumpfere'' — büsi R. Sulger.
,Er ist e guete Herr g'sy", aber sy" Frau es verfluechts
R.' GoTTH. ,Wenn er gewusst hätte, was sie für ein
wüstes Reibeisen, eine hässige Krot sei.' ebd. — ,Da
ich nahm das alte Riffeleiseii . . . Ach Herr, lass sterben das
alte Weib ! ' Altes Volkslied. Vgl. Hob-, Baffel-, Hapg-.
Ruch-: Fusseisen (Eisen mit .rauher- Oberfläche)
L. — Vgl. Rüchchetti; rücken.
Raffel-: geiziges Weib S. — Vgl. Rib-ism: R„ß;i-
Umu, typischer Name für eiueu allzu sparsamen Mann.
Ruck-: kurzes Hebeisen für Maurer und Zininier-
leute Z. — Zum .Rücken' von Lasten.
Renn-: die eiserne Ausflussrinne an der Kelter
ZWäd.
Ring-: liufeisenartiges Beschlag an Schuhen BSi.
Raps-: Geizhals Bs. — Syn. Rai>n m. ; v(]n rnpmi.
zsraffen, -scharren. Vgl. Rib-, Schab-uen.
Eoss-: 1. Hufeisen, auch (meist dimin.) für
Ochsen usw. Aa; Bs; Gr; Z. Es R. verlieren L s.
I.sen 2 g. Es het en Blinde es R. g'funde: a) ein
dummer Mensch hat einen guten Einfall gehabt S.
b) die Sache i.st unwahrscheinlich, unglaubwürdig. Sulg.
!'■'' hält chönnc" R. ablaufe" [mich aufs Äusserste an-
strengen, beeilen], es hält doch NiU g'hulfe". — 2. ein
(hufeisenförmiges) Gebäck Bs (-IseliJ; Gr; Sch (Kirch-
weihbretzel'l. Syn. Kämbe. Vgl. Huef-Isen. — 3. ein
am Kaufhaus in Bs angeschriebener Reim nennt das
lat. Zahlzeichen C [100] so.
Rosen-: Modell zu sog. , Rosenküchlein'; Syn.
Stern-. B Kochb. 1756; 1796.
Reist-: 1. eiserne Stange zum Herunterschleifen,
reisten, v. gefälltem Holz W. Syn. Sperr-. — 2. Feuer-
haken B. .Undhettent das warttürmli ouch gern umb-
geworfen ; da hatt man weder pickel, hämmer, r. noch
andern züg.' Fründ 1446.
Sech-: das Eisen der Pflugschar (Sech). ,Eiu
sächysen, so am pfluog vornen das erdtrich uffschnydt.'
UCampell 1572.
Säg-: Umdeutung aus Segisse, Sense, s. Segense.
Vgl. Gol-, Toll-, Weg-.
Salis-: Schusterwerkzeug S. — Wahrsch. aus dae
Alls, s. Ahme.
Schab-: Geizhals Aa. „Karge Haushälterin L;
Zg." Vgl. Raps-.
,(T)schägg-: Hufeisen für Rindvieh, zu besserer
Befestigung vorn über die Wölbung des Fusses um-
gebogen ScHW; W; Zfi." — Tschägij, Bindshuf.
Schueh-: 1. Gerät zum Anziehen der Schuhe
Gr. Syn. Schueh- Löffel, -Bein, Schüeker. — 2. (dini.)
Fusseisen Th (Püpik.). — 3. eiserne Klinge, vor
den Häusern angebracht für die Eintretenden zur
Reinigung der Fusshekleidung von Erde. Syn. Scharr-.
Schin-: Schien-, Reifeisen Z 1871.
Schindel-: Werkzeug zum Spalten des Holzes
für Dachschindeln.
Scharr-: Eisen vor der Hau,stüre zum Abputzen
der Schuhe S. Das isch es nobels Wirtshus, es sy
zweu Sch. i'or der Tür, und wer d' Schueh nit dra"
abputzt, a" dem bhjbt gern Öppis hange". BWyss 1863.
Vgl. Schorr- 1.
Scher-: ein Hausgerät. L 1488. Wahrsch. ähnlich
der Scheere oder diese selbst.
Schorr-: 1. = Scharr- Bs (ö); Sch. , Stimulus
cuspidatus rulla, ein gespitzter gart, der ein schor-
eisen hat [zum Reinigen der Pflugschar]'. Fris. —
2. jSchoreisen, schorschaufel, scalprum.' Mal. — Mhd.
Hchor f., Schaufel, Hacke: gehören, zsscharren, kehren.
Schür- {„Schur-" 2. Aufl.): „Feuerhaken Seil; Z.«
Eisernes Gerät zum Schüren des Feuers im Herd.
, Hölzernes Sch.', bildl. = ein unmögliches Ding, ein
offenbarer Widerspruch, contradictio in adjecto. ,lr
hütend uns das hülzin schüryselin und sprechend:
Man isset in wesenlich lyplich, doch geistlich.' Zwixgli
1527. ,Als wenig du weist, was ein hülzin schüryselin
sye, wiewol du die zsämengesetzten wort [die Bestand-
teile des Comp.] verstäst, noch ist es holz, kanns ye
nit ysin syn.' ebd. ,Chrysostomi opera in duas partes
ligentur, Erasmica in cartaceos asseres (hültzi Schur-
iseli).' ebd. 1519 [das Buch soll in ,Bretter von Papp-
deckel' gebunden werden]. Vgl. das folg.
Schürg-: 1. = demvor. ,Ein liölzis Sch.' MusErM
1793 und so noch heute in Z. — 2. ein die Leute
hinter einander hetzendes (das Feuer des Streites
schürendes) Weib Sch. Vgl. Rib-. — Von schürten,
si:hüren.
Schorn-: ein Stück der Bewaffnung. ,Liessent
die vigend ligen schilten, armbrosten und ir schorn-
ysen und werinen.' L Urk. 1425.
545
54 ö
Schürpf-: Werkzeug zum Schürfen, zur ersten
Bearbeitung von Kohstofi'en, Holz, Erde usw. z. B. das
Eisen im Hobel Z.
Schiess-, Schihs-, „Scltuss-'' St.*": Schiessgewehr,
Flinte Arl. ,Scheussysä und Karrebüxe', Flinten und
Kanonen. Madleni 1712.
Schlif-: Schlittschuh Bs r'-lÄrfO; Uw. — schlif-
iselen: Schlittschuhlaufen Bs.
Schrot- „Aa"; BO.: Gr; „W", -o- Aa; S; ZAff.:
1. spatenartiges Gerät zum Schroten von Heu Gr.
Syn. Heu-. — 2. grösserer Holz- (oder Stein-) Meissel
Aa; BO.; S; „W"; Z. Syn. Meiss-. ,Etliche ysine
Schrodtysen.' Z ca 1600. ,Excisorius scalper, schröt-
eisen.' Denzl. 1716.
Schwingen- oder -Nägel halten die Sclin-iiir/en,
Hebel, des Seidenwcbstuhles an ihren Drehpunktun
fest Z.
Spuel-: 1. Eisen zum Festhalten der vollen
Spulen beim Haspeln Gr. — 2. das ganze Spul- oder
Spinnrad. .Rhombus, garnwinde, spuolrad, spuol-
eisen, spinnrad.' Fris. ; Mal.
Sperr- = Eeist- 1 W.
Spitz-: Werkzeug der Steinmetze zur ersten, ober-
flächlichen Bearbeitung des Steines Z.
Stab- .s. Stabise.
Stech-: breiter Meissel zum Ausstemmen (der
Breitseite) von Löchern Z.
Steg-: „Fusseisen B."
Stig-: 1. der zum Einsteigen in eine Kutsche die-
nende Tritt ZBül. Vgl. Stiglsenlöser. — 2. = Klett- 1 Z.
Steck- -«e- B; Ndw; S; U; ZKn.: 1. Eisenstange
zum Bohren von Löchern für Eeben-, Bohnen-.
Baumpfähle Bs; B; „L"; S; Z. Vgl. Ste'ckholz. —
2. eiserne Hebelstange Ndw; Schw; U. ,Wann
Stadler im Hals hätt ein Steckeisen, So müsse er doch
ins Gras beissen [enthauptet werden].' Erzähler 1856.
VoQ liteckcn, Stab, vgl. nhiä. .Stacken". Übrigens kommt
für 1 auch die Ausspr. mit e^ vor, welche Anluhuimg an
das trans. Vb. .stecken' bedeutet.
Stick- Aa; Bs; S, Stickel- ZS.: ein von den
Winzern an den Fuss geschnalltes Gerät zum Ein-
stecken der Eebpfähle Aa; BsLd; S. Syn. Stöss-,
Tret- 3. — Die erstere Form von sticken, die Pfähle eintreten.
Stemm- -,,€- Aa; Z: Meissel, Stechbentel zum Ab-
stossen oder Aushöhlen von Holz (auch Stein) Aa;
Bs; Z.
Stampf-: Gerät zum Zerstampfen weisser Eüben
udgl. Z.
atetn- = Bösen- Isen. B Kochb. 1756; 1796.
Stöss-: 1. Gerät zum Einstossen von Eebpfählen
ArK.; „Gr; GEh."; Sch; Th. Syn. Stick-, Tret-. —
2. Gerät der Kaminfeger zum Lösen des Pechs Z
(Spillm.).
Strich-: zwei Eisen unterhalb der beiden Mahl-
steine der Obstmühle angebracht, um die Traber von
diesen abzustreifen Z IS.
Streck-: Geschlechtsn. in Bs. — Eig. ein Gerät der
Weissgerber.
Dechs- Te^'x-: Gerät zum Durchklopfen des ge-
schwungenen Hanfes oder Flachses Ap. — Mhd. dehsen,
Flachs schwingen.
Schweiz, laiotikou I. 4.
Dacht-. .Dachteiselin der anipeln, mergulus, das
scheiblin oder rörlin, darin der dachte stecket.' Dasvp.
1537.
Teller-: Falle zum Fang von Fischottern L.
Tüll- s. Colisse.
Dümel- (-: Daumenschraube für Verbrecher auf
dem Transport Z. Als Folterwerkzeug: ,des Geizers
maitli mit dem D. brüchen.' Sch Eatsprot. 1547.
turnten, die Daumenschraube anlegen. Das syn. Dum-,
nhd. ,Daumenschraube' noch als Geschlechtsn. ,Thumeisen',
gespr. tum-.
Tengel-: der Stock (Amboss) zum Dengeln der
Sense Z. Syn. Tangel.
Doppel-: das Hobeleisen, wenn es aus zwei
Stücken besteht.
Stubentür-: das Schloss der Stubentüre. Ein
Kinderspiel beginnt mit der Anrede an das Türschloss:
Stuhu'tir-IsU, Mir liehet [ist bange], der rot Sund
blss-mi''' W.
Tribulier-, Tribilier- Gr: Sporn GrD. - tribu-
KercM sonst: quälen, plagen, hier angelehnt an tnhen, antreiben.
Tret- -£-: 1. auch Trettnagel, Bestandteil des
Webstuhls, runder, dünner Eisenstab, der, durch das
.Tretenböckli' und die dazwischen liegenden durch-
bohrten , Treten' gestossen, diese festhält, ohne ihre
Bewegung zu hindern Z. — 2. breites, scharfes Eisen
in Gestalt einer Schaufel, um das Heu von dem Stock
zum Füttern abzuschneiden; oder, weil es an seinem
Stiel ein rechtwinklicht herausstehendes Eisen hat,
abzutreten ZAflfolt. Syn. Heu-, Schrot-. „Auch zum
Verschneiden der festen Masse ausgepresster Trauben
auf dem Trottbette in viereckige Stücke gebraucht Z."
— 3. Gerät zum Eintreten der Eebpfähle Z. Syn. Stick-.
Weg- s. Wegense.
Weif-: Fuchs- oder Wolfsfalle. ,Uf Dieben soll
es erloubt sein, zue hauwen, zue schlagen, W. zue legen
und alle Mittel zue gebrauchen.' ca 1690, Engelbg. —
Mhd. icdf, junges wildes Tier.
Wind-: 1. Werkzeug des Drechslers zum Um-
treiben des Gewindkolbens, mit dem er das Gewind der
Mutterschraube ausbohrt Aa. — 2. drehbarer Eiegel
zum Befestigen des Fensterladens; Syn. Vorriber Z.
,Ein fenster mit schyben, hornaffen, haften, w., bhenk.'
1582, B Staatsrechn.
Winkel-: I.Gerät der Maurer und Zimmerleute
zum Abmessen rechter Winkel Aa; Z. Syn. Winkel-
mess, (-häggenj. — 2. eiserner Winkel zum Stützen
eines liegenden oder Pesthalten eines aufgerichteten
Gegenstandes, allg. — 3. Schieneneisen, dessen
eine Längskante rechtwinklig umgebogen ist. allg.
Wurst-: urspr. wohl ein Gerät zur Bereitung von
Würsten. Geschlechtsn. in Bs.
Zein-: Eisen in Stabform.
Mhd.
n, Stab; vgl.
Zeine.
Zank- Zangg-: 1. ein Spielzeug, aus zwei Eisen-
stäbchen mit Eingen, welche von dem einen gelöst
und an das andere gebracht werden sollten, allg. —
2. ein Backwerk bei Festschmäusen AaZcIu. — 3. Gegen-
stand des Zankes. ,Das [dass] menschlicher Vernunft
zuosätz, uss dem fridlichen Nachtmal Christi ein zangg-
ysen gemacht.' HBüll. ,Pomum Eridis, ein Z., materi
zu zweitracht.' Dexzl. 1677; 1716. — 4. zänkische
547
As, es, is, OS, US
:,l,s
Person Ai"; Bs; L; Uw; U; Z. ,Weil Jiser Pater ein
rechtes Z. ist.' Schob. 1695. — 1 so genannt, well es
ein Voxicrsplel ist; vgl. 3. — 2 wahrsch. nach der Gestalt
von 1. — Zu 4 vgl. Itih- usw.
Zwack-Isen: dient in der Glashütte dazu, einen
Glasfaden anzufassen und um die Walze zu schlingen
STh. — , Zwacken', fein und schnell berühren.
Zwing-JÄeH: Scheltname für ein Kind, welches
mit Weinen Etwas erzwingen will Th. Vgl. Rih-,
Zank- 4.
Isen: mit dem Eisen eingreifen, nur in der schon
u. Isen angeführten, aber viell. auf Missverständniss
beruhenden Verbindung: den Hobel i. län Gr. Müsste
für isnen stehen.
Isnen: bügeln, plätten (mit dem Glettlsen, s.d.) FJ.
isin, isene, -i, isis, mit dem best. Art. (u. prädik.)
isi, PI. isjMj SuHwE.; Z, isende, -i, -ends GRVals,
isig B; ScHwE. (neben isi"); S: eisern. En isige
Vater, e schmutzigi Mueter, es wulligs [wollenes] Ching
[Kind] mit f»ij fürige Gring [Kopf], Volksrätsel (bren-
nende Unschlittkerze auf eisernem Stock). Schild.
Wenn d' en När iritt [wenn du einen Narren willst],
sr chauf en isigc; er hebet [hält] länger GA. = ich lass
mich von dir nicht zum Narren halten. Bildl., stark
an Gesundheit, fest an Willenskraft B.
Verk. aus mhd. isenin, weil Verdopplung der Endung
(suhst. + *dj.) vermieden werden wollte. Eig. würde isen
bed. : von Eis, nicht: von Eisen. In jenem Sinn gilt isig,
welches aber auch ,von Eisen' bedeutet, da die Endung -ig
auch in andern StofFadj. statt -in, -en eintritt und ilberh.
beliebt ist. Die Form ,ysig' auch schon in einem Brief von
1574 ZWint. ; sonst gilt in der ä. Lit. , eisin, eisen'. ,Ferreus,
cysin.' Fris. , Eisin.' Klingl. 1691. ,Busswerk, als da sind
Wahlfahrten gehen, ein härines oder eisenes Cilicien [Buss-
kleid] auf dem blossen Leib tragen.' Schob. 1695. Die voll-
ständige urspr. Form nur in der ä. Z Chron. : ,in ein Isnin
pfannen.'
Isei' m., auch dim. „Iserli" : 1. Äsche, salmo thy-
mallus, im zweiten Lebensjahre Bodensee; Vw; Z.
Nach einem Schiedsspruch von 1564, wiederholt 1603,
müssen die Eeussfischer dem Kloster Muri liefern
,30 Isler und 20 Äschen'; viell. die selben, welche
bei der Inventarisation von 1596 erscheinen: ,an Issern-
fischen 30, an Äschenfischen 20.' ,Thymallus, umbra,
umbella, ascia, ein Asch, Eschcr, sin minor adhuc sit,
ein Eschling, Iser.' Wagn. 1680. Syn. Knab, Knäbli;
vgl. Kressling; Aschling, Mittler; Äsch. — 2. (auch
Ischer) a) Ukelei, cyprinus alburnus, im zweiten
Jahre BS. S. Agone Sp. 129. — b)Alantbleke,
cyprinus bipunctatus „B". S. Bambeli. — 3. Ischer,
Geschlechtsn. B; vgl.? Escher.
Ygl. Iseltr, Juling unter Kmliiig, ein kleiner Flussfisch.
Dieser heisst in Deutschland ,Spierling', die Franzosen aber
nennen spirlin den cypr. bip. ; beide Fische werden etwa
4 Zoll lang; Jscr 1 ist 7 Zoll lang und so lang kann auch
cypr. alb. werden; dieser Ist aber ein Seefisch. Welcher
bei FrUafn. 1G60: ,cin Mass gemischt Fisch als Grundein,
Groppen, Butzli, Yscherig oder dergleichen unJer eiuauderi'n
3 Batzen', gemeint sei, ist uugewiss.
Ises s. Jesus.
issiparissi: Ausruf der Überraschung, wenn man
unerwartet einen Bekannten erblickt; bes. bei jungen
Burschen beliebt, welche sich damit ein Air geben
ZWyla. — Frz. ici par ici, hier, hier her.
Isler s. her.
Blatt-Ise, -Isli .s. Flattise. Isli-g s. Eit<li"g.
Isop s. Hisop.
Israeler: Israelit. .Die Moabiter von den Israelern
geschlagen.' LLav. 1569 (,Israeliten.' 1670).
leses iesrs s. Jesus.
Os in der Verbindung: «s Ös! Piuf auf der Schlitt-
bahn = macht Platz SB., NA. — Vgl.? die syn. Kufe
hos! und Msser Äsa! aus der Gass?
Ösen — nach St.^ m., nach St.' f.: Fleiss, Eifer,
Achtsamkeit; „einen Ösen haben, Fleiss anwenden,
sich befleissen. Hab 0.! gib Achtung!" sei fleissig.'
B öO. Eh 0. hän, Etw. mit Sorgfalt und Eifer be-
treiben. Wemniu g'sehd [wenn man sieht], dass d' iM
en 0. hein, su ist-mu z'friden BRi.
Ob das Geschlecht m. oder f. sei, lässt sich aus dem
vorgesetzten en (kein) der BO. MA. nicht erkennen. Be-
merkenswert ist, dass das W., ausgenommen in der impcrat.
RA., mit dem uubest. Art. verbunden ist. Die aus BBe.
stammende Angabe eines Verbums öscn, Fleiss haben, scheint
auf Missdeutung zu beruhen. — Das W. steht durchaus ver-
einzelt und rätselhaft da. Ist es eines von den nur dem
BO., sonst etwa noch dem W und Gr eigenen WW., welche
altburgundisch sein mögen? An Vwdtsch. mit ahd. aaön,
bair. ansäen, sich anstrengen, kann unseres Voc. (o) wegen
nicht gedacht werden. Auch Entlehnung aus dem Juden-
deutsch der Gaunerspr. ist nicht eben wahrscheinlich; sonst
böte sich allerdings das hebr. ösen, Ohr, dar, nur müsste
dann die Grundbed. unseres W. Aufmerksamkeit des Gehörs
gewesen sein.
Ösen ^ Ptc. g'oset: 1. hassen; ungünstig sein. Er
oset-mi"'' GrS. Eltern osen das eine oder andere ihrer
Kinder [setzen es zurück] OnVal. „Der Markt hat mich
g'oset [ist mir ungünstiggewesen] GRRh." — 2. Schmerz
spüren, schmerzlich empfinden. Er öset 's, z. B. er em-
pfindet Berührung einer Wunde schmerzlich, zuckt
GeHc. — 3. „ahnen, befürchten GfiPr.," Schanf.
Die 3 Bedd. gehen auf einen Grundbegriff zurück, wie
bei andcn J u. // (s. d.). 1 u. 2 insbes. haben den von
, nicht leiden mögen' mit einander gemein ; aber auch die
Furcht enthält das Moment der Abwehr von etwas Unzu-
träglichem, Widrigem. Da das W. ausschliesslich in Gr vor-
kommt und sich keine Vwdtsch. mit deutschen WW. dar-
bietet, so wird man auf romanischen Ursprung schliessen
dürfen und müssen. Obwohl ein rätorom. Vb. osar nicht lie-
zeugt ist, kann es bestanden haben und zwar als Abi. vom
lat. Adj. USUS, verhasst, eig. Partie, v. odiise.
ösi(ch), Osig s. ob-sich.
Ossi n.: Papierdüte F.
Diminutivform aus ünz (U7iteehe) Sp. :!Ö7. 359. Die
lautliche Umwandlung nach Fromm. VIT. 31. 196/7. 386,
wozu noch zu bemerken, dass in F MÄ. durch die A^ocali-
sierung des ii das u getrübt wird bis zur Verwechselung
mit o; vgl. Fofi aus , Funke'.
Osli Zg, Öschli GO. — m.: m. Taufn., Oswald.
,Ein Zegeiner, den man nur den SeideniJssli nenne.'
Monatl. Nachr. 1754.
Eig. Diminutivform zu der Verkürzung "O«. Auch als
Flurn. ,1)11 Osli' nach einem frühern Besitzer Z. — Syn. (i«cl.
Osöri u: Beinhaus U. — Vom lat. uamrium.
Ösel m.: m. Taufn., Oswald (im Knabenalter) Gl.
— Vgl. Osli.
osen: leeren, ausschöpfen. .Ich hab das Schiff
geösst, gezogen hart.' Todtexsohifpl. 1575, It Sülger.
.Leren, ledigen, össen, vacuare.' Eed. 1662. (Einem
sein Gut) aufzehren. .Und ist er des ungehorsam, so
sin
As, es, iä, OS, US
550
sol in der Probst in dem hus besitzun, und sol im
alls syn guot tilggon und ösun.' Wittnau 1344.
Mhd. o€8eii, ahd. otjan, leer machen, erschöpfen, verwüsten,
vwdt mit oede. Hadloul) braucht es auch i. S. v. ,frei machen,
lüsen'; mit dem letztern W. wird es auch in reimhafter
Formel verbunden.
er-: 1. entleeren, erschöpfen, einen Vorrat, die
Kräfte; mit an, ron oder mit Gen. S. (berauben) Bs
It Spreng. ,[Wir sind des Wuhrholzes] allenklich
erijzt und entblüsst.' Winterth. Stdtb. .So wurde die
Liudraag an fischen ganz eröst.' Urb. Baden 1490.
.Dadurch das wasser an fischen eröst wirf und die
fisch ZUG ganzem abgang werden kommen.' 1524, Absch.
und so wieder 1652. Vom Gewässer auf seinen Inlialt
übertr. : ,Die Fische e. und verderben.' Aarau. Stdtb.
1526. ,Sy sprach: die kindbett hat micli ganz eröst.'
NMan. ,Ja dass er damit synen nutz schaffete und
wir mit disen eren erschöpft und erösst wurdend.'
Vad. ,Do erfand sich, dass die statt an spiss und
trank ger [gar, ganz] erösst was.' ebd. ,Exhaurire
icrariura, den gemeinen seckel leren, den gemeinen
nutz e.' Fris.; Mal. ,Infestatur ager quibusdara se-
ininibus, er [der Acker] wird erösst und alle kraft
darauss zogen.' Fris. ,Das Holz [der Wald] ist gar
eröst und zue grund gangen.' Bertischwyl 1577. ,Dar-
durch sy dann dermassen geschunden und erösst wer-
dend, dz sy ir feld nit mer bauwen.' SHochholz. 1591.
,Zu der nachkommenden schaden werdend die hölzer
[Wälder] eröset und cntblösst' Mand. Z 1663. ,Wylen
diser zeit fast aller orten die hölzer erösst und in
abgang kommen.' Winterth. Stdtb. ,l)er Milchsack
dehnt sich auss, der allererst eröset und eingestrupfet
ward.' (Von Lösung des Milchzaubers der Hexen.)
RGwERB 1646. ,Sicli täglich ein mal oder zwei in die
Darm erösst.' JZiegl. 1647. ,Ler, ledig, eitel, erösset,
öd, vacuus, inanis.' Red. 1662. ,Wer Bäche abschlagt
[auf die Seite leitet] und eröset (erschöpft)', wird
gebüsst. 1662, Aa Weist. ,Wird die kirehen Gottes
erösst durch grassierende seuchten und krankheiten.'
Klingl. 1688. ,Von allen guten Qualitäten eröset und
entblösset.' Ulr. 1727. ,Andre urteilen, dass die aus-
gebrauchte Erde [der Acker nach mehreren Ernten]
an wässericht- und irdischen zähen Teilen eröst werden
kann.' JScheuchz. 1746. — 2. erschöpfen in gutem
Sinn: einen Vorrat yollständig einsammeln. Mer
hei [wir haben] so vil Obs, mer chiinne 's nit e. BsL.
— 3. ausrotten, vertilgen. ,Mit solchem kriechen
und fladern nimmt dieses Gewächs ein grossen Platz
ein, dass es schwerlich zu e. ist.' Zwinger 1696. —
4. verwüsten, zerstören, eine Stadt oder ein Land.
,So ist dieselb kilch niderfellig und hat si das wasser
eröset und schwerlich geschediget.' Bs Urk. v. 1420.
,Opes frangere inimicorum, zerstören, e.' Fris. ,Vastare,
verwüesten, zerstören, e.' Fris.; Mal. ,Wyl ward
erösst und verbrennt.' Vad. ,Agros vastare et ex-
inanire, das Land verwüesten und e.' Denzl. 1677;
1716. ,Wüst, öd, erösset, vastus, desolatus, desertus.'
1W2, Red. — 5. befreien Bs (POchs).
er-ösigen = eröse»i4. ,Expopulari, e., verwüesten,
rhergen, zerschleizen, öd machen, geschenden, es
seie leut oder vych.' Fris. ; Mal. — Weiterbildung von
erÖsen wie nhd. ,peinigen' aus dem einfachen mhd. plnen u. a.
Öserli n.: Hohlmass, der 10. Teil des Viertels
AAZof. Syn. Itmni. — Diminutivform. Eigentl. ,Schöpf-
geftss', welche Bed. das Schwab. o«e wirklich hat.
ns I Präp., üh{osAv) vorwiegend, «ssBU.; FS.;
GlH., M.: aus. 1. räumlich, mit tw. Übergang auf
innere Verhältnisse. Us Weg gä", ms Weg! ohne Art.,
wie ab in einigen Verbindungen; vgl. us Os! Dagegen
es war nid us-em W., nicht unzweckmässig. Sülger;
auch mit beigefügtem ms£ ZO. Us-em l'latz zieh", eine
Dienststelle verlassen B. Wo-mer ussenander [ge-
gangen] sind, als wir uns trennten Gl. Us enandferj
chö", sich entzweien Bs; Z. Us enand sl", uneins Ap;
Z. Ds-j)»g Buech lese" Gr (sonst ,in' und früher ,an').
Si wöred au"'' müessen us-^m Wasser choche', werden
sich behelfen müssen, wie sie können. Sclger. ,Man
ass simlen uss malfensiger', in Malvasier getunkte
Semmeln. Edlib. Mit dem Vch [Vieh] us-em. Berg
fare", von der Alp herunter (weil man auch sagt: im
B. = auf der A.) U. Wie lustig göt 's us-em Heu!
auf der Heimkehr von der Heuernte Sohw. Scherz-
haft, hyperbolisch prägnant: Du frässist Ein'n na"''
us-em Land! du wärest im Stande, als Gast so viel
zu essen, dass man verarmen und das Land verlassen
müsste. Vgl. z' arme" Tagen üs cho" Sp. 455/6. Ver-
bunden mit dem (meist nachgesetzten) Adv. use [us-hin,
-her^hin-, her-aus]; vgl.ara — ane, uf — ufeusvr. Us-pn
Ermel usq schütte" s. Ermel Sp. 458. Es ist us-^m usr,
(aus der Sache heraus), der Vorrat ist erschöpft. lez
isch 's us-em use mit de" Güetsrn^, unser Confekt ist alle
ZStdt; vgl. es 4 (Sp. 511). Us Allem ms« sin, 1) jeg-
lichen Zshang (Übung, Gewohnheit) verloren, 2) Alles,
alle Geschäfte im Stiche gelassen haben Z. Si schrlbed
innen use (us Amerika), aus dem Innern von A. heraus
oder bloss ,aus A.' übh. Z. I hin uss de" Chöste", der
Kosten ledig, nicht daran beteiligt Aa; Bs. Ibinüss
der Sach, ich habe damit Nichts weiter zu tun, bin
auch frei von Verdacht von Mitschuld Z ; Syn. drüs
sl" s. dar-us. Es ist mer üs em Schimpf, ich nehme
es nicht mehr als Spass. Us-em Zwlfel sl", von Zweifel
befreit Bs. Us-em Wunder sl", nicht mehr wundern,
indem die Neugier befriedigt worden ist Z. Er ist
US der Wache chö", hat sich in den Wochentagen
geirrt, z. B. Donnerstag für Freitag genommen (gleich-
sam aus dem Geleise) W. Uss-em Kalender (Mänet)
chon (sin), die Zeitrechnung verlieren (verloren haben)
Gr. Er isch us d'r Gnad Gottes [ausgeschlossen oder
gefallen], kann nicht recht tun L; syn. d' Gnad nüd
han, recht z' tuen. ,Er hett [hatte] uss der Christen-
heit g'wibet', Sodomie getrieben. UMet. thron. Us
em Winkel st", aus dem rechten Winkel verschoben Z.
.Excidunt ossa, [die Knochen] verrenkend sich oder
gond [gehen] auss glid.' Fris. Us-em Hüsli si", ver-
ruckt Bs (ebenso nordd. ,aus dem Häuschen', von
Sinnen); Syn. zum Hüs üs. ,Den wiger [Fischteich]
besetzen mit Setzlingen [jungen Fischen], die uss der
band gewachsen syend' [so gross geworden, dass man
sie nicht mehr in der Hand halten kann?]. XVI., G
Stiftsarch. Me" chunnt nüd us-em, man wird nicht
klug aus ihm, kommt mit ihm nicht ins Klare G; Z.
Us är Sach (= d'ere Musig, eig. dieser Musik) chö",
die Sache durchschauen, begreifen Bs; Z; vgl. drus.
,Man lernet den vogel kennen auss den federen.' Hott.
1666. ,Wie manche wurden erschrecken, wann sie
auss ihrem Gewissen antworten sollten, ob . . .', aus
gewissenhafter, aufrichtiger Selbstprüfung. JMüll.
1661. Us-em Verstand üfsäge, in der , Kinderlehre'
[Religionsunterricht] Fragen des Katechismus frei be-
antworten, im Unterschiede von blossem Aufsagen von
551
As, OS, is, OS, HS
auswendig Gelerntem Z, syn. iiskijycn. Us im. selber,
aus sich selbst, aus eigenem Vermögen oder Antrieb
Bs. Das Chind häd us sich 'danket Z. Es gut its
im fuse), auf seine Kosten Z. En Bueb us mir kleiden
und schneie, aus meinem Vermögen oder Verdienst Z.
,üas [damit] nit dise unbesclinittne treibind einen
spott auss mir.' 1531/48, I. Sah. (,nüt m.' 1667); viell.
eine Verquickung der Ausdrücke : ,sein Gespött (Spiel-
zeug) aus Einem machen' und ,das Spiel mit Einem
treiben'; doch vgl. auch ,sich lustig machen auf
Kosten Eines', so dass die Mittel aus ihm kommen.
— 2. eausal = zufolge, gemäss. Us Allem tisc, aus
allsm Gesagten folgernd. ,Fröwt uns, dass wir uss
üwerrn heissen [auf euern Befehl] söllent heimkommen.'
Striokl. ,Uss befelch und gwalt unser[er] Herren.'
1529, Absch. ,Wo sy das us pitt nüt abstaltind', falls
sie den fremden Fürstendienst nicht freiwillig ab-
stellten [so werde man mit Gewalt einschreiten], ebd.
,Auss Regierung der Fürsehung Gottes.' JMüll. 1661.
,Winterthur ward wider uss des richs verschriben [auf
schriftlichen Befehl des Kaisers] dem herzogen ghor-
sam.' BossH.-GoLDSciiM. ,Den stattknecliten [werden
am Hohendonnerstag Semmeln ausgeteilt] und das nit
uss schuld [sondern freiwillig].' L 1604. ,Aus Befehl
[der französischen Regierung].' Brief 1810. Us dr
Bise regne, hübsche, regnen, sich aufhellen durch Ein-
wirkung, unter Einfluss des Nordwinds BBe. ; Syn.
t'ow, in Folge von.
Die Präpos. tis, mlid. r«, in unseren ä. Quellen noch
,uss, auss' geschrieben, verhält sich zum Adv. üs und uss
genau wie iJ/ zu üf und uß\ vgl. auch an : an : anne, in :
in : inn; s. dd. Der scharfe «-Laut hat sich stehend nur
in dem Adv. ms« erhalten, in der Präp. (wio/^ hei uf) nur
tw., hes. vor Consonanten; vor Voc. in Fällen wie uaa-em
Wald AaFri. ; Gl ; S — kann s« aus s u. d des Art. ("cm für
dem) erklärt werden. Der Yoc. ist in der Präp. verk. in
Folge ihrer Tonlosigkcit und bleibt so, auch wenn der Satzton
wieder auf dasselbe fällt, z. B. i bin 4ss der Snah; das ist-mer
lU-em Sehimpf; immerhin haben einige Gr MAA. die Länge
bewahrt, andere MAA. wenigstens reines n'. Begriffliche
Unterscheidung hat auch das Adv. in uss und «« gespalten,
s. d. In den letzten Fällen vou 1 geht die räumlich innere
Bed. leicht in die causale (2) über.
üs II Adv. iiss Gr, h's GW., üss GrAv., üss U,
ü's PF.: aus; hinaus; in der letztern Bed. allein-
stehend in Gr (im Ggs. zu üsser, heraus); PP.; W,
sonst nur in gewissen Verbindungen, während meist
use (us-hin) eintritt; vgl. ab III, über II Ib, üf IIB 1.
Gang üs! geh hinaus GrL. Wo üs? wohin (aus) geht
dein Weg? Aa; Bs. En Weg üs gä" L; Z. He, er
isch nit daheime g'si", er sig neue üs g'lüffe, irgend-
wohin gegangen BM. {üs näher zu Wi-g, neue, als zu
gä", laufe", jedenfalls mit den Letztern nicht zsgs.).
Bist neue üs g'si' [ausgegangen gewesen]? Gotth.
's Dorf üs, de Weg ms Aa ; Bs. Er tvell uff en angere
Meister üs, einen andern M. suchen. Schild. I"'' gä'
dielt [oft] ge" Chur üss und ab Gr. Uis und i türQ',
immerfort zur Tür hinaus gehn und wieder herein
konnnen GW. Zur Tür üs. Derzue üs, daraus her-
oder hinaus, z.B. es stinkt derzue üs, aus dieser Öff-
nung dringt Gestank Z; es git en Bläst d. i'is, aus
diesem Nebel wird sich ein Ungewitter entwickeln,
ebd. D' Amsle" singed dur''' all Stüde üs, aus allen
Büschen hervor. Stütz. Dag. d' Stüden üs [in die
Büsche hinaus, die Büsche absuchen], ga' Bäiidli
haue", Vexiorbesclieid auf die Frage .wohin- Z. Zum
Hüs üs si", ausser sich sein, die Besinnung verloren
haben BE.; vgl. us-em Hüsli. Über de' Chopf üs Bs;
ohne ,uber': Chopf-üs bürzle' = überbürzle", Purzel-
baum schlagen, ebd. Zur Stobnn üs Av. Zum Mül
üs lö", zum Hüs üs jage", ebd. Vgl. noch die Zss.
dur-üs usw. Über enand üs cho", uneinig werden L;
Z; vgl. Sp. 306 und us enand. Es göd über-e" üs,
das Gerede der Leute beschiiftig-t sich mit ihm L.
Es gad über in üs, er muss die Folgen tragen, her-
halten B; Z. Es geit über 's Brod üs, es wird auf-
gebraucht. Id. B. ,Es tut mir wehe für euch auss.'
1707, Edth (1860: ,es ist mir bitterer ergangen als
euch'). Er het 's über ''e" Tüfel üs ha" welle", durchaus
haben wollen Aa(H.). Über all Böden üs, über alles
Mass hinaus Z. Mit Acc. der Zeit, i. S. v. ,bis zu
Ende eines Zeitraums'; vgl. nhd. ,Jahr aus (Jahr ein)'.
De Monet üs, diesen Monat hindurch Aa. Der Tag
üs, den Tag über Obw'; S; ZK. D'r läng Tag üs.
JoAOH. 1881. Der Aben üs, den Abend hindurch Uw.
Die ganz Bredig üs geine, während der g. Predigt
gähnen. Spreng. ,Er wachet durch, wacht ganze nacht
auss, pervigilat noctes totas.' Mal. Etwas anders:
,Er mag dann die pfand nach den vierzehen tagen ver-
kouffen zuo dry tagen uss'. Offn. GTa. 1471 [wahrsch.
,bis nach Verfluss von 3 T.']. Die ZU üs, die Zeit
her Aa. Bei andern Massbestimmungen: Etw. nicht
bim Zoll üs [auf den Zoll hinaus] wissen, d. i. nicht
so ganz genau Z. ,Das fragstückli und den Catechisnii
ohne anstoss auss können.' Scbdlordn. Heiden 1737.
Verdoppelt: üs und üs, bis ganz zu Ende. ,Er habe
von Anfang bis zu Ende fass und uss) keine Mühe
gespart.' 1532, Absch. ,Per eos dies, die selbigen tag
auss und auss.' Fris. ; Mal.; s. allradüs. In räum-
licher Bed. formelhaft verbunden mit drüs. und andern
Adv.: üs und drüs, auf und davon, z.B. von einem
durchgehenden Pferde GTa. Er isch üs und dr. Gr.
Der Imb gät üs und dr., sucht das Weite; auch üf
und drüs s. drüs. „ Üs und a", Ende und Anfang
beim Kegelschieben oder Scheibenschiessen, wenn man
mit dem selben Wurf oder Schuss eine Partie endigt
und eine andere anfängt" Ar; BO.; Z. So: üs ond
ä" tue" Ar. Es gilt-m<^r üs mid-ä" B; Z. Etw. anders
vom Ende des Tanzes: ,.\us und an und Nichts mehr
dran, Geiger leg den Schöpen [Jacke] an.' Kircbh. ;
vgl. MS ist üs, häd de Giger g'giget Z. , Weder aus
noch an wissen', ratlos sein Bs; Z. , Krank an rät,
der weder auss noch an weisst.' Fris. ,Der arme
Landmann weisst weder aus noch an.' UBraog. 1788.
,Ich wusste oft [weder] Weg auss noch an.' ebd. 1777.
Doch aucli positiv: Er weisst wol üs und ä" z' cho",
weiss sich zu helfen ZFisch. Üs und änlich glich,
vollkommen gleich Bs; Syn. üf und ä.; auch üs und
dänne LSemp. Üs (und) amen, ganz zu Ende, vorbei,
fertig Bs; B; L; Z; Syn. üs und übere [vorüber] Z;
üs und vrrbi [vorbei] Bs. Doch dies auch i. S. von
,ausgcmacht, festbeschlossen'. ,Er will Husar werden,
da ist's aus und vorbei.' Stütz; und ,klar, einleuch-
tend' : Do isch 's us und vorbi, de'' chunnt halt wegem
Chind. ebd. Ebenso üs und vergebe", von einer aus-
gemachten Wahrheit, gegen die jeder Widerspruch
vergeblich ist. [DJass d' Sunne steit und d' Erde geit,
isch üs und v. Si'hild. Fertig, üs und dänne! ZO. ;
s. noch drüs. Verbunden mit abstr. Verben in präg-
nanter Bed. der Letztern: üs sl" 1) von Personen
a) ausgegangen, abwesend sein; vgl. o. ,Also seind
553
As, es, is, OS, tts
554
sve US g'sin', abwesend, nämlich auf der Reise nach
Jerusalem. Cts. b) z' Lumpe" i'<s st', bankrott Z.
e) an Öppisem üs sl", einen Vorrat aufgebraucht haben
z.B. von Geld Z. d) verrückt sein GRChur; Syn. us
em Hüsli, zum Hüs üs. 2) von Sachen a) bekannt,
ruchbar, entdeckt, z. B. von einem Betrug. Das ist
bald im Dorf umme üs g'sl". Was me als Einer" iceiss,
ist gll üs S. b) zu Ende; s. o. Üs ist üs — häd de
Giger g'giget. lez ist Alles üs und ömen und rorbl.
Stitz. Ond iez isch üs ond d' Chats hed d' Müs Ap.
Ond üs ist mit mir. ebd. Auch: ausgegossen, aus-
getrunken, ebd. ,Was auss ist, das schmirzt nicht.'
Met. Hort. 1692. .Es ist mir Alles auss'. mein Zorn
ist ganz verschwunden. Hospix. Ausgemacht, von
einer Ansicht oder Willensbestimmung GrD.; Z. Es
ist üs, ist üs, ist Nüts [Nichts] me dra", d' Frau
ist her [Meister] ond nild der Ma"" Ap. c) aus dem
Sinn geschwunden sein. ,Lass dir das auss sein', lass
das bleiben, fahren, schlag es aus dem Sinn. Hospin.
3) unpers. Mir ist üs, weh und ach Ap. Üs hän:
1) ausgetrunken haben Bs. 2) aus der Schule ent-
lassen sein, ebd.; Z. 3) ausgetragen haben, von einer
trächtigen Kuh (auch tri Zu üs ha) Z. 4) verrenkt
haben, ein Glied, Gelenk Z; verloren haben, einen
I Zahn B. Ein Glied üs machen, verrenken B; Z. Üs
mögen: zu vollenden vermögen. Üs miiesen: aus-
getrunken werden müssen. Die [Flasche] muess emmel
wo'*««, sc/i.' frejc/trt [trinket]! GoTTH. Üs iv ollen: ,Der
Herzog sähe bald, wie die Sach auss wollt.' Grasser
1625. Auch mit einigen concrcten Vben verbunden
(nicht eig. zsgs.) und selbst in eoncret räumlicher
Bed. steht üs prägnant: üs bringen, ausser Gefahr
bringen, ans Land, von einem Schilfer. ,Desglychen
i die schitf nit überlade gefährlicher wys, in kein wetter
I noch wind fahren, dass er biderbs lüt nit wusste uss
zne bringen.' Fischerordn. Schw/Zg 1479/1689. Us
, sitzen: fern von der Kirche, abgelegen wohnen, üs
ligen: die Nacht unter freiem Himmel zubringen; aber
auch: offen, brach liegen, von Fluren (Zeigen). Üs
bieten, mit Dat. P.: verbannen; aber auch: heraus-
fordern Ap; B. Üs schiceren: schwören, die Heimat
zu verlassen ; vgl. ,Einen eyd uss üwer gemeiner Ej'd-
' gnoschaft land und gebiet zc gande [zu gehen] und
niemer mer darin ze komen . . . also uss üwer gnaden
landschaft ze schweren.' 151G, DHess. In zeitlicher
I Bed. üs üeben: Streitsachen erledigen, beilegen. Us
I bringen, machen: zu Ende, fertig. — In wirklicher
• Znsammensetzung zeigt i7«- folgende Bedd. 1) rein
räumliche, vor Vben wie in der Schriftspr., aber
auch vor Subst., i. S. v. aussen, auswärts, wofür
sonst die Form uss, usse" gilt. Üs-frau, eine Frau,
die oft nicht zu Hause ist, Wortspiel mit Hüs-frau;
Üs-geländ, anstossendes Land; Üs-ort, abgelegener;
• Üs-burger, auswärts wohnender Bürger; Üs-pfrüender.
I der seine Pfründe auswärts verzehrt; üs-zlt, die
• Sommerzeit, die man draussen (im Freien) zubringt;
i dagegen Üs-tag (entstellt Eüs-tage, Frühjahr), Ter-
min; Üs-tceb, Ende eines Webstückes, von üs-tccben.
'■ 2) auf Grundlage der räumlichen Bed. entwickeln sich
abstraktere Bedd. von üs- vor Vben. a) durch fort-
: gesetzte Tätigkeit etwas herausbringen, gewinnen; aber
auch: zu Grunde richten, abnutzen: üs-ärglen, -fixen,
ausklügeln; -guggen, ausspähen; -gemeinden, durch
fortgesetzte Abstimmung erwählen; -mcren, durch
Stimmenmehrheit entscheiden; -glüren, die Augen,
durch scharfes Sehen überanstrengen; -gewerchet, durch
Arbeit abgenutzt {üs-tcerchen sonst: einen Acker von
Unkraut säubern), b) vor Vben, welche für Zss. mit
üs- erst von Subst. neu gebildet sind, bezeichnet üs-
a.) mit dem betr. Gegenstand vollständig versehen,
besonders besetzen: üs-pfälen, mit Pfählen eingren-
zen. Ahnlich üs-lächelen, -steinen, -zilen, abmarken.
Etwas anders: iis-riglen, Eiegelwork mit Mauerwerk
ausfüllen; üs-aTcten, -tolen, mit Abzugsgräben durch-
ziehen, entwässern, ß) von dem Gegenstand los-
machen: üs-gunten, von der Kette; -wirblen, ver-
renken; -chiflen, aus den Schoten nehmen, y) den
Gegenstand entfernen oder verlieren: üs-walden,
den Wald durch Holzschlag ausrotten; -schtcirren,
Pflöcke herausziehen, Baumwurzeln ausgraben; -asten,
einen Baumstamm entästen; -fädelen, aus gewobenem
Zeug den Eintrag herausziehen; -hangen, des Honigs
berauben, ausbeuten; -eggen, Schwierigkeiten bereini-
gen, ausgleichen. Intrans. : üs-geisfen, den Geist
aufgeben; -secklen, Geld ausgeben; -rdrlen, ausfliessen.
c) aus der zeitlichen Bed. des Endes entwickelt sich
der Begriif der Vollendung, ausdauernder oder sonst
gründlicher Vollziehung der Tätigkeit (zu Ende brin-
gen), a) bei Transitiven: üs-cerkünden, eine Ver-
lobung zum letzten Male promulgieren; -lüten, das
Jahr, das Ende desselben durch Geläut verkündigen;
-trösten, einem Verbrecher den letzten Trost spenden,
ihn zur Richtstätte begleiten; -zünden (mit Dat.),
einem Sterbenden geistliche Hülfe leisten; -gaumen,
ihn bis zu Ende pflegen; -beten, für seine Seligkeit
beten; -grlfen, greifend durchsuchen; -kennen, gründ-
lich kennen; -schnäuggen , vorwitzig durchwühlen;
-wunderen, neugierig ausfragen. Hieher gehören auch
viele Verba von den Bedd. .durchprügeln' und ,aus-
schelten', z. B. üs-sclnvarten, -hauen, -icalken; -schän-
den, -gänterlen, -keiben. Participien: üs-gebünt, voll-
gestopft; üs-'tenkt [-gedacht], auf Alles bedacht,
wohl unterrichtet. VonAdj.: üs-gräderen, vollends
grad machen; -rächen, voll, rauh machen, ß) bei In-
trans. auch der des Aufhörens (zu Ende gehen)
oder völligen Eintretens eines Zustandes: üs-alpen,
-sentmen, aufhören, Alpcnwirtschaft zutreiben; -hüsen,
das Vei'mögen verlieren; -amten, ein Amt niederlegen
oder verlieren; -firen, Trauerkleidung bis zu dem üb-
lichen Termin tragen; -trüren, die Trauer ablegen;
-warten, bis zu Ende warten; -käsen, übh. eine Arbeit
zu Ende bringen, zu einem Entschluss kommen;
-hröten, den Teig formen und in den Ofen schieben;
-u-eben, ein Stück zu Ende; üs-schicachen, -luggen, vor
Schwäche sterben; -lüten, ein Ende nehmen; -ginggen,
(die letzten Zuckungen machen), sterben; -plampen,
schaukelnd ausschwingen; -zellen, der Rede ein Ende
machen; -zanen, alle Zähne bekommen; -schnüfen,
zu Atem kommen; -göggen, aufhören, närrisch zu tun;
-chüjjen, aufhören zu schmollen; -stechen, -schicingen,
in Wettspielen den letzten Entscheid suchen; -toktere,
vollends heilen, aber auch: als unheilbar aufgeben Ap;
-g'kochet haben, die Gunst verloren haben; -'tanket
ha", nicht zu danken brauchen; es ist üs-'betet bi im,
er ist unerbittlich B; -tigenen, ganz dürr, trocken
werden; -äheren, völlig schneefrei werden. ,So er
aussgespaciert hat, walet er sich im staub.' Vogelb.
1557. Üs-Hackete, Trunk zum Schluss der Holzhauer-
arbeit; -Schiessen, letzte Schiessübung im Herbst.
3) üs- wechselt in einigen Fällen mit use- (u.s-hin,
As, es, is, OS, US
-her, hin-, her-aus), oder entspricht diesem.: üs- oder
use-stechen, ühertreffen; üs- und usen-anken, ein Ende
nehmen; sich iis- oder use-tuen, sich rühmen; üs-
forderen, herausfordern. Sonst aber sind beide ver-
scliieden von einander und Yon üss-, z. B. ns-län,
(Butter oder Blei) schmelzen : use-län, Tiere aus dem
!<tall entlassen: üss-län, bei Seite lassen, übergehen;
üs-g' spitzt, fein: use-g'sjiitzt, knapp; üs-meren, mit
Stimmenmehrheit erwählen: iise-meren, durch St. be-
seitigen (einen Beamten). 4) üs- steht zuweilen pleo-
n astisch, allein oder mit andern Präfixen combiniert:
üs-üsseren, eine Aussage machen ; -entlenen, aus-(ver-)
leihen; -erscheidenlicli, ausdrücklich. 5) es entspricht
oft andern Präpos. oder Präfixen: üs-fallen, ent-
fallen (aus dem Gedächtniss); -trennen, entrinnen Gr;
-Kuschen, entwischen; sich üs-siehcn, entziehen, ent-
fernen; -gibig, ergiebig; -Magen, verklagen; -ganten,
versteigern; -geisten s. c, auch üf-; -Idaffen, aufgähnen;
-brisen, aufschnüren; -wägen, aufwägen; -faren, los-
fahren; -ieiZe«, einteilen (im Haushalt); -schonen, be-
schönigen B; Us-gewicht, Bei-, Zulage von Knochen
zum Fleisch. 6) vom Nhd. abweichende Bedd.
haben u. a. üs-hauen, castrieren; -legen, aufbieten
(Truppen); -leeren, sich zornig geberden, zanken; -hre-
chen, geschwollen, ruchbar werden; -richten, durch-
hecheln; -leren, mit einem Fahrzeug umwerfen. 7) wie
in der Schriftspr. haben manche Comp, mehrfache
Bed.: üs-gän, -geben, -kommen, -län, -machen, -nemen,
-schlän, -stellen, -tragen, -tuen, -ziehen.
Mhd. ü2, von der Präpos. nicht verschieden; s. o. ms /.
Vou «8« unterscheidet es sich begrifflich so, dass us wesent-
lich ,hinaus' bedeutet, also Richtung einer Bewegung auf die
Frage , wohin?', während um = ,aussen, ausserhalb' Auf-
enthalt, Ruhe, auf die Frage ,wo?'
oben-üs. ,0. aus' logt man das Schönste, Beste;
wachsen die schönsten Früchte; setzt sich auch der
Rahm an. ,Das gebe einen Jurist o.', einen hervor-
ragenden, ausgezeichneten. Sch Pilger 1881. 0. schwin-
gen (machen), beim Wettkampf des , Schwingens' um
den höchsten Preis ringen, alle Gegner besiegen; dann
auch übertr. auf andere Kämpfe: die Oberhand haben
B. ,Mit Geld und Kraft mag den Keiner [sc. über-
treffen], der schwingt oben aus im Schweizerland.'
GoTTH. ,Für den Augenblick schwang wider die Liebe
obenaus [hatte die Oberhand].' B (Gotth. ?). ,Er wollte,
dass ein Ausfall gemacht werde; es gienge wie oben-
aus, im Nu wären die Franzosen [verjagt].' Gotth.
Bis 0. (voll), ganz voll; auch: bis auf den höchsten
Grad, mit aller Entschiedenheit z. B. Etwas behaupten.
0. und nienen a", übermütig lustig B, prahlerisch,
hochmütig L; Sulger; W; adj. od. subst. (en od. der
O.-u.-N.) mit ,sein': hoch streben und Nichts aus-
richten. SüLG. ; zornmütig, aufbrausend. Kmcnn. Auch
obenuse. Vgl. oben Sp. 258.
über-. Ü. laufen, falle}}, über den Rand (des
Weges, Berges) hinaus B; L. Auch etwa adj. en über-
üses Ding Z. Auch überuse.
embr-: aus dem Seitental ins Haupttal hinaus BO.
— Embr- s. aber Sp. 41.
enen-: jenseits hinaus. Öfter -iise s. d. Vgl.
ohen-üs.
under-: unten hinaus. ,Ein Würzligraber, der
die Schichten durchstöbert hat bis z'nächst ungerus
[ganz nahe an das untere Ende].' Gotth. — Under für
viiibn s. Sp. :!2fi.
vor-: 1. voran, z.B. v. gä". Der Esel v. und
d' Chue hinderdri", wenn ein Grobian Einem vortritt.
V. sl" mit Dat. P., einen Vorsprung vor Jradm haben,
ihn übertreff'en (an Talent, Vermögen) UwE. — 2. be-
sonders, zumal Bs; S. 's Muetterli briegget und v.
briegget der Manzi.' BWvss 18G3. ,Jewelten har und
V. zuo diser zyt.' 15'29, Absch. Im XVII. ,füraus':
,Fürauss stiendend diejenigen in Gefahr.' JJBreit.
XVn a. ,Fürus aber gott dem herren.' 163.5, BSrvRi.
— 3. substantivisch. Der V., erbrechtlicher Vorzug
(Voranteil) der Söhne in der väterlichen, der Töchter
in der mütterlichen Verlassenschaft Z. .Keiner soll
syn dochter usstüren ; doch ob einer sün hätte, der mag
inen woU in ziralikeit ein fürus old schenki tuon, doch
alwijgen p'scheidenlich farren [verfahren].' 1545, Ndw.
Ausnahmsweise 1) vorü'ss, draussen W = vorUss, -en; und
2) ,voruss führen', ausser Landes, exportieren, für voruse.
,So es im Land Niemand kaufen will, mag es dann Einer
wohl v. f.' LB. ApI. 1585/1828.
darfür-: über eine angegebene Summe hinaus,
obendrein. ,Von Gultbriefen soll ein Schryber folgende
Belohnung nemmen . . . und darfuruss im ufstygen von
jedem hundert pfund zehen schilUng.' B 1628.
Gar- m.: wie nhd., Ende, Verderben, Untergang.
.Dann es dissmal uns der gar us ist diss handeis halb.'
1528, Absch. ,Der garauss kumpt.' 1531, Ezech. (,das
ausreuten.' 1607). ,Ad extrema ventum foret, ni . . .
er were an die letst not gangen, der garauss were da
gewesen.' Fris. ,Den garauss sehen, ultima cernere.'
Mal. ,Gleichwol aber noch immerdar, an statt des
gar-auses, uns mit seinen woltaten reichlich über-
schüttet.' JMüLL. 1673.
hin-: hindurch, durch einen Zeitraum, bis zu
dessen Ende, wie das einfache üs s. d. ,Durch's Jahr
hinaus.' Muri XVII. — Sonst umgestellt ,ushiu', use in
räumlicher Bed.
dahin- fallen, ohnmächtig hinfallen BBe.
binden- allg., hinder- B: 1. Vo' z' vorderist bis
hingerus. Gottb. .Meinst, wir seien schon hingerus
[zu Ende]'?' ebd. Usfare bis hingerus, drauf los und
fortfahren bis zu Ende. ebd. H. schlän, v. Pferden,
dann übertr. auf Menschen: sich störrisch geberden,
ungehorsam sein. ,Die Jungen schlagen hindenaus
[tuend nöd recht] und das macht Verdruss.' UBrägg.
1785. — 2. zeitlich: hinterher, nachher. , Pressieren
könnte gut sein, hintenaus könnte es fehlen.' Gotth.
— 3. subst., ein Mensch ohne Wert. ,Die kommt
gewüss einem Hindenauss an"" Hals, die sich vorge-
setzt hat, einen Vorauss zu wählen.' UBrägg. 1780.
— Vgl. undcr-ÜH = unden-,
här- (hör-) Aa; L; SchwMuo.; S, här- ^-'chwE.:
Haar aus (raufen), Herausforderungsruf, bes. der nacht-
schwärmenden Bursche (Nachtbueben) verschiedener
Ortschaften gegen einander, zu einer Rauferei oder
zum Kampfe übh. Aa; L; SchwE., Muo.; S. Syn.
Bletzab! Hörüs riiefe AaHI., brüele [brüllen] S,-bute
[bieten] Z, zum Kampf herausfordern. Einzelne For-
men des Rufes sind etwa: Härüs und Gummeli g'mugl
Scuw. Härüs! ir verfluechte Chniidere [Knirpse]! H.
Alle" sämme"! Kampf ist euch Allen zusammen an-
geboten. Es ist i Alle mitenand H.! SohwMuo. Vgl.
He! chumm, wenn d' meinst, rfj mögist en Här rupf
verllde"! Z. Mer sind i» die Wälsche g'fare wie der
Hagel in es Haufland. Härüs! (Schlacht bei Giornico.)
557
558
ycuw Fasn. 1865. ,In einem Kriegsrat macht der
Führer der Bauern den Vorschlag zu einer Besetzung
von Japan und fordert die Bauern auf. Beschluss zu
fassen. Diese antworten: Haarus!' ehd. 1863. ,Be-
nebelt ist da keiner trag Mit Schimpfen, Pochen.
Schelten; Man ruft da gleich: Hellauf! Häraus!
i'lctzab! und fordert sich heraus.' Dietsch 1844.
Einige Angaben deuten auf Ausspr. här-, was dann nur
= .her' sein könnte und dem Sinn des Rufes auch entsprechen
würde. Auch findet sich (in den Satzungen der Zg Herrsch,
linonas) die positive Angabe, dass der Ruf: .bist du ein
lüiierinann, so komm herus!' als Herausforderung und Frie-
densbruch bestraft wurde. Er konnte auch neben dem andern
bestehen; nur ist sonst (wenigstens später) her- (har-) us in
,usher', nee, umgestellt, und keinenfalls konnte jenes kurze
Jär zu Här verlängert, eher umgekehrt ä in der Heftigkeit
des Rufes verkürzt werden; auch spricht für die Ursprüng-
llchkcit des Här die handgreifliche Anschaulichkeit und die
Parallele Blstzah!
Kopf- (MtrzleJ s. u. üs.
Ker-: 1. ein alter Tanz, 9.nch Eüttdreie genannt
ScHSt. Vgl. Läng-üs. — 2. Ahchiedsschmaus. En
Ch. hä' Ndw. Syn. Üskcrete, Üsherincj. — 3. de Cherüs
mache, Dienstboten den Abschied geben; bei einer
Schlägerei aufräumen. Sdlger.
Lang-, Läng-: 1. alter Tanz = Ker-? SG., L. —
Tom "Weitauslangen mit den Beinen. — 2. Langus mache,
das Schaukeln oder ein ähnliches Spiel auf die Spitze
treiben Th.
neben-. Einen n. iie>i, i ds Stühli, zu einem ge-
lieimen Gespräch bei Seite führen B. JV. gä', von
einem Ehemann, vertrauten Umgang mit einer fremden
Weibsperson haben Bs; S.
liapp-. Es ist Alles p.! oder: F., fertig isch 's!
der Brei ist aufgegessen- der Vorrat, die Sache ist
zu Endo! Tu.
putz-. P. mache", eig. ein Koch- oder Essgefäss
bis auf die Reste der Speise ausschöpfen (aufkratzen,
auslecken, üsimtzen), bildl. = völligen Schluss machen
GRChur.
Brüel- m.: Person, die herausbrüllt, laut schreit.
,Es tue, als ob es das Herz aus dem Leibe sprengen
wolle . . , e seilige BrüUus.' Gotth.
allrad- und üs: Alles und Jedes UwE. — Jlad
Terk. aus dem folg. g'rad-?
gerad- allg., gradusig ScnwE.: 1. gr. ivie-n-e Sichle!
absichtlicher Widerspruch, scherzh. ZGlattf. — 2. gr.
brüelen, laut aufschreien. Gotth. — 3. subst. m. sich
aufsträubender Haarbüschel Th. — Die Erweiterung
'jmiivuig wie luiij.
Riss-. ,Man bleibt zu Hauss, [oder] man spielt
trern das Reiss auss, man tut sich der Ehren bedanken.'
Hott. 1702 [von einem unangenehmen Vorfall].
staub-. St. mache" mit Jmdm. ihn ausschelten,
(eig. ausklopfen wie ein Kleid) S.
dar- drüs; drüss Gu ObS., dröss Av: daraus, t.
mit bestimmter, t. mit unbestimmter Beziehung, Letz-
teres bes. in der Bed. räumlicher Entfernung = fort.
Z'letst im Sacl, z'erst dr. L. Er will drüs, sterben;
tst dr. ScHwMa. I macht ein 's gönne", dass er dr.
[sterben] chönnt. Gotth. Dr. sl", aus einer Verbin-
dung getreten sein Ar, bei einer Sache unbeteiligt
sein Bs; Syn. ms der Sach. Dr. laufen, eine Stelle
vertragswidrig verlassen Bs. Dr. stellen, davon laufen
B. Si''' dr. mache", Reissaus nehmen Bs; Z. Dr.
ehö' 1) den Zshang verlieren, z. B. in einer Rede
stecken bleiben Bs; Gr; L. 2) den Verstand ver-
lieren; Etwas nicht verstehen GaVals. 3) eine ver-
wickelte Sache durchschauen, sich zurecht finden,
klug daraus werden Bs; Z. Ler dr. scMüfen, ohne
Schaden oder Strafe davon kommen. Id. B. Epjns
dr. bringen, bei einer Arbeit Etwas gewinnen BRi.
Dr. lä' gä", von einem verhmgten Kaufpreis Etwas
nachlassen oder ihn ohne Markten bezahlen. Id. B; in
einem Streit dem Gegner Etwas zugestehen, ebd.
Eim Nüd drüs gö" lö", durchaus Recht haben wollen
GTa. ,Ich Hess Nichts daraus gehen', ich nutzte die
Gelegenheit aus. Gotth. .Nichts drauss gehen lassen,
explodere, rejicere alqd.' Hospin. .Obgleich sich Jere-
mias wegen seiner Jugend entschuldigt, so hat ihm
dannoch Gott nichts darauss gehen lassen [hat ihm
Nichts nachgelassen].' AKlingl. G. B. 1688. Drüs rede",
darüber reden Ap; aScnw. Hannes, du chast abtrete",
wer [wir, die Richter] wend dross rede". Ar Volksbl.
1832. Dross ond dre [drein], ohne Ordnung, z. B.
Einen dr. o. dre b'hüre [abhören] Ap. Er ist üf und
dr. [syn. derro] g'gange", hat sich aus dem Staub ge-
macht G. Dr. und fürt, auf und davon, bes. schnell
und heimlich verschwunden Z; vgl. üs. Dr. und
dänne, aus einer verwickelten Sache, schwierigen Lage
entronnen. Gotth. Dr. und dänne rerchaufe, ohne
irgend welche Garantie A_i.
In Ap MA. hat sich druss (s. ms»), welches eig. der Frage
wo':' entspricht, an die Stelle von drüs gedrängt, da jenes
durch duss(cn) überflüssig gemacht war.
durch- dtir- {d^r- G); dür- B: 1. räumlich: in
der Richtung oder auf dem Wege hinaus; vorwärts;
ins oifene Feld Bs; Z. Durüs und üs, immer weiter.
Aus dem Gebirg ins oiFnere Land z. B. ist dem oToggen-
burger doi-üs = ins Rheintal. ,Unz durus', bis an das
Ende einer Reihe. .Stirbet da der eltste bruoder, den
sol das gottshus falln [den Erbfall von ihm beziehen]
und darnach den eltsten unz dur us.' Ofpn. Birmensd.
1347. — 2. zeitlich: beständig BHk. ,lst g'syn ein
trochner Merz, wann er ist g'syn ganz schön mit
Sonnenschyn durch uss.' UMey. Chr. — 3. graduell:
in jeder Beziehung, vollständig, gänzlich, wie nhd.
Bs; B; syn. dürl". Er ist d. e g'rcchte Ma"" Schw.
Er ist nid d. just [ehrlich]. Sprenc;. — dardurch-
drdur- {-dür- B) : durch ein Ganzes hindurch. Id. B.
D. sin, das Vaterland verlassen haben, ebd. Derdürüs
und derdüri", ganz und gar, von Grund aus, durch
und durch. Her icei [wir wollen] drr durüs u"'' der
dürl" Alli bravi Schtvizer sl". GJKchn 1806. D. gä"
1) entfliehen, bes. Schulden halber. 2) gradaus vor-
wärts gehen. Id. B. Nit d. witzig sl", nicht ganz bei
Sinnen sein. ebd. — desdurch- desdürüs: von hier
oder dort weiter hinaus, vorwärts BSi.
des-: von einer bestimmten (dieser) Stelle grad,
platt hinaus. D. falle", auf den Boden hinaus, vor
Schreck, Ohnmacht B. Es het im [dem Mädchen]
tvelle" g'sclimuecht [ohnmächtig] iverde"; wie m'r hei"'
sl", fallt es d. i" d'r Chuchi BM. .Manchmal kriege
es einen so stürmen Kopf, dass es ins dueche [ihm
vorkomme], es müsse desaus fallen.' Gotth.
witsch- icütschüs. W. ehü [kommen], entwischen
SCH (KiRCHH.).
559
As, es, is, OS, us
560^
Zil-üs: ein Hasardspiel. .Uli' den triiikstuben
mag man wol das vorgenannt zil us im brett spilen.'
Z Rat 1421.
Zwischen- n.: Nebengewinn. ,Es wäre im Vieb-
stand ein ordentliches Zwischenaus zu macheu.' Gotth.
— Könnte viell. auch: , Ordentliches zwischen-' verstanden
und geschrieben werden.
üsig: 1. ausgegangen, herausgetreten. Er ist
usige Gr. Die Blüemli werdeil lanij nüd usiij, gehen
nicht auf, aus den Knospen hervor ZNerach. • — '2. voll-
endet, ganz. Den usige Tag. In. B.
"V'gl. obiij, oben befindlich, Sp. 54, nur dass dieses von
oben mit Verkürzung gebildet ist. Zu '2 vgl. das syn. aber
deutlichere usemliij Sp. 319.
üsnig: fertig, zu Ende gebracht. En üsnigs Schrib-
lieft, vollgeschrieben AaL.
Mit eingeschobenem n nach Analogie von Bildungen auf
-ig von adj. starken Participien.
uss üss (oss Ap): Adv. aussen, z. T. = nsse" und
mit diesem wechselnd, aber daneben auch nhd. aus
entsprechend und von üs nur darin verschieden, dass
es auf die Frage Wo? stehend ruhiges Sein ausser-
halb eines Raumes, nicht Bewegung hinaus bezeichnet,
also sich zu üs verhält wie uff : iif Sp. 118 (s. Anm.
zu US I u. II). 1. aussen, draussen ß; L; S; ZNA.
(neben usse'). Vor dr Cliilhn, im Hof uss L. I"-ine
Dörfli uss SL. I"-dr CliucM uss; im Feld uss S.
Uss ttme, aussen herum B. Uss sV\ in Spielen 1) aus-
geschlossen sein, eine Partie nicht mitmachen. 2) durch
das Anzählen (z. B. piff, paff, puff und du bist uss!)
frei werden Z. Uss! Ruf, Aufforderung, die (Schlitt-)
Bahn frei zu machen B; FS. Ausserhalb des Hauses
oder unmittelbaren Besitzes: Geld uss fdusse") ha",
ausgeliehen, ausstehend, einzuziehen haben Z. Ausser-
halb des Landes, im Feld, Krieg. ,Indem diser zug
uss was, kam ein geschreig [Gerücht sc. es gehe übel].'
Edlib. ,Dass niemand uif diese knecht diewyl sy also
in gehorsami [iin Kriegsdienst] uss sind [procedieren
dürfe].' ca 1507, Bs Rq. f"*s län, auslassen, aus der
Reihe, überspringen, omittere; verschieden von ms- und
uselün, emittere. — 2. aus einer Umfassung heraus, in
der Etwas sein sollte, aufgeknöpft, offen. Es ist es
Hiiftli uss, an einem Kleid Z. De Bock ist uss, nicht
eingeknöpft. ,Halb auss halb inn' s. inn Sp. 291.
Ilass ««« aus ume" verkürzt sei, ist nicht anzunehmen,
weil die letztern Formen z. T. neben der erstem in ver-
schiedener Bed. bestehen. Wohl aber kann es .aus" mhd. uze
erklärt werden, wie es denn in der Yerhochdeutschung immer
den Diphth. (au) erhält. Sonst schliesst es sich lautlieh
näher an die Präp. m», welche ja auch zuweilen noch im»
lautet. Unter den Zss. sind allerdings einzelne Formen mit
-uss und -usae" gleichbedeutend, weshalb wir sie unter dem
Letztern zsfassen. — Als erstes Glied von Zss. erscheint es
in uss-wendig und in usi-la" s. o. In Ap in Zss. oss- für
osser- und o8«a"-; oadermi, auswendig 1. ; Ossdor/er, Bewohner
des äussern Bezirks von Herisau ; Osaroda, Ausserroden (hier
viell. zsgezogen). — Zu 1. Der Warnruf meint: bleibet
aussen, ausserhalb der Bahn!
ussen tisse' {ossa Ap; GaL.): 1. räumlich: aussen,
auswendig, auf der Aussenseite. U. fix [hübsch] und
inne' nix. Vor em Hus usse; vgl. vor-ussen. Ussen
am Tor, ausserhalb des Tores, draussen vor dem T.
Z. S. noch ussen-für, -durchhin, -umhin usw. Z' usserst
usse, am äussersten Rand; z' u. u. ha«, (ein Wort) auf
der Zunge haben Bs; z' u. u. si", auch von ökonomi-
scher Notlage, dem Kuin nahe Ar; Z; und von gefähr-
licher Krankheit, dem Tode nahe; ebenso tvU usse, am;'
Rand des Grabes, auch: nahe an Erschöpfung eines
Vorrats Z. Bi de" Lütun ossn, unter den Menschen,
im Weltverkehr, Ggs. ,zu Haus' Ap. — 2. zeit lieh:
am Ende oder gegen das Ende eines Zeitraums. Im
Suynmer usse, wenn der Sommer angefangen hat oder
vorgerückt ist (vom Staudpunkt im Frühling aus) Z.
„Im Tag, in der Nacht ussen", gegen Ende des T.,
der N. — 3. geistig: auswendig, im Gedächtniss,
U. chiinne [wissen], lere [lernen], säge
,Si lertend der münchen predigen ussen.'
I
par Coeur,
[hersagen].
HBCLL.
Mhd. üze
ahd. uz(ma. In Ap oaslerna für *
.Aussen
lassen, emittere.' Denzl. (nur im deutsch-lat. T. so), fehler-
haft verhochdeutscht für ,ausshin', hinaus, wenn nicht zu
lesen ist , omittere'. Usse sta", für us-, ausstehen v. Zinsen.
oben- uss: vor der Stadt oben ß.
über-ussen: 1. draussen vor der Tür, im Haus-
gang oder vor dem Hause Sch; Z. — 2. auf der
Aussenseite, von aussen. Mängs Hüs ist ü. schüli'''
[hässlich] a'z'lucge" und überinne" isch es no''' recht
artig Z.
vor- (rar-, rur- Z, für- Aa) ussen (in LG. auch
-uss): eig. vorn aussen, aber meistens nur = draussen,
vor der Tür (im Flur) od. vor dem Hause, im Freien
Aa; Ap; Bs; Gl; LSemp. ; UwE.; Z. J" dr Stube und v.
Stutz. 'sHüs [welchem ihr nachfraget] stät v., scherzh.
Wegweisung Z. Vgl. ror-''em Hüs usse. V. isch 's
lostig Ap. Es ist so lostig wie im Himmel r. ebd.;
Gl; Z. Da ist es mit Tanzen und Singen zueg' gange",
ah wie im Himmel v. Gl Volksgespr. In der ä. Lit.
auch: vor dem Tor, vor der Stadt, im Ausland. Der
Markt in Beilenz soll gefreit werden, weil die Eid-
genossen gemeinlieh ihre Lande ,vor ussen' [ausser-
halb der Landesgrenze] haben. 1522, Absch. ,Ire engel
schreiend vor aussen.' 1531/48, Jesaj. (= , draussen'.
1667). ,Die maur vorussen.' 1531, Ezech. (,von aussen.'
1667). .Extra ostium, voraussen.' Fris. ; Mal. .Dz
Petrus vorussen (voraussen) stände.' LLav. 1578/69
(= ,vor dem Tore.' 1670). ,Es soll kein wirt Wirt-
schaft brachen, er habe dann den schilt vorussen
hangen.' ca 1630, U. ,Dass sie [die Bäcker] die Brot-
lauben bei Zeiten öffnend, dass sie [die Kunden] nit
lang vorussen warten müessind.' Z Ra sv. 1636. .Die-
jenigen, welche dem christl. lobgesang nit ausswarten
mögen, sondern ehzeit hinauss eilen, als ob nirgend
besser luft were, als vor aussen.' FWyss 1653. ,Es
sind hie vil lüt krank in der statt und vorussen.'
AmbrBläarer. ,Vor aussen auf der Gass' [im Wechsel
mit: ,draussen']. Gespr. Zg 1747. ,Voraussen und in
meinem Busen.' UBrägger. — Vgl. auch vor-iu Sp. 558.
hie-. Ä!<s.sGRh., husse'-B; GrHb.; G 1799: 1. hier
draussen BO.. Id. B; GuHe. (syn. hiussne); G. Im
Inland gegenüber Ausland. ,Zuo diser zyt was ain
legat hussen [in der Schweiz].' Vad. — 2. aussen,
draussen BO. (syn. duss); GnHe. Vor der Tör ist
huss GBern. ,So blib ich wol niyn lebtag huss, und
käme an syn predig nüt.' NMan. ,Weun es husan
[in Europa] Winter ist, so ist es da inen [im h. Land]
Sumer.' Stockah 1519. ,Ich bleib hussen [blieb vor
der Ratsstube].' 1525, Strk'kl. (Bs). — 3. auswendig
BBc. — Mhd. hiize. Die Zsziehung wie in nhd. ,hüben' aus
,hie-übcn'.
hiiidi'ii- hiniicuussc: hinter dem Hause Sch; Z.
ötil
As, es, is, OS
har-uss: draussen. ,I)o sind etlich in den chor
g'gangen, aber der grösser hüf h. 'bliben.' 1529, Absch.
neben-, »?e6et-ussen: abgelegen (wohnen) L; Z.
da-, dussBO., sonst dusse {täs'e ZWl.): da oder
dort aussen, draussen. ,Die da ussen in den emptern
und vogtyen [im Ggs. zur Stadt].' 1480, L. ,Daheiniend
und nit da ussen [ausserhalb seines Hauses].' 15'22, Egli
Akt. (Z). ,Unser Obervögt, die sigend daussen oder
hie in unser Statt gesessen.' 1529, Z. .Sagt ers seinen
beiden brüederen da aussen.' 1531/48, 1. Mos. (,draussen.'
1067). ,üang mir nit in niyn huss, blyb mir dussen.'
ca 1540, Gl. ,Er fand sy daussen bym brunnen allein.'
UBüLL. 1540.
ussenen ussne Gr; W, nsna ÜGr., üsnen K'.smi
\VV., u'minnn WL. : aussen, draussen. Usna im Bedeli
(die Gegend von Interlaken, von Grindelwald aus be-
zeichnet). Im W wird damit die (übrige) Schweiz
bezeichnet, wie die Genfer sagen: aller en Suisse.
,üssna.' 1529, Strickl.
Eine durch z. T. dreimalige Wiederholung der Enduug
gebildete Erweiterung von ««»en, wie ohenen(en) von oben
Sp. 51, undenen von undeii Sp. 324. Unten beruht auf der
Vertauschung von um mit ü».
hie- hi-, je-, äi-ussna, jehussiui : hier aussen,
aussen GrD., Pr. Syn. husse". ~ Über hi-, je-, ui-
s. bei hmen Sp. 294.
bar-: hier draussen. ,So sy [die Nonnen] betindent,
Gott mer harussna [hier im Rheintal] zuo dienen.'
1529, Strickl.
„Ussner= Usserer, Fremder, Auswärtiger, sogar
Einer aus einem andern Dorf od. Bezirk des Kantons."
i'isser s. iis-hcr.
usser I: 1. l'räijus. a) aus. Usser Ass.' Kuf
auf der Schlittbahn GRSchiers; s. Os. ,Die Eptischin
soll geben u. des klosters kästen den bruodern [so und
so viel].' Königsfeld. 1332. ,Das wasser, das u. dem
Paradis rinnet' 1336/1446, Z Chron. ,Soll u. dem
dinkel ein brot machen.' 1400, Köllikon. ,üsserm
Wittenbach', aus dem W. Ap Krieg 1405. ,Die losunge,
so sy u. erbern lüten wyn lösent.' Bs Rq. 1441. ,Das
denn u. synem farenden guot die Schuldner bezalt
sollen werden.' 1483, Stadtr. Bülach. ,Die vermelten
u. der grafschaft Kyburg.' 1489, Waldm. Spruchbr.
.So die Eidgenossen u. kraft und gnaden des allmäch-
tigen Gottes erobert habend.' 1501, Pupik. .Einen so
gelerten mann u. der eidgnoschaft ze lassen, sonder
bedunkte uns besser ze syn, ime [1. V ,ine', ihn] harin
ze kouffen.' Bittschk. Baden 1516 (DHess). ,U. denen
[diesen] Ursachen und tröwungen vermeint er daran
nit unrecht getan haben.' 1529, Absch. — b) ausser-
halb. ,Das Beinhaus ausser Murten.' 1790. — 2. Adv.
ausserhalb S; W. Osser-ä", aussen dran, auf der Aussen-
seite Ar. Vgl. Osser-loft, Ostwind Ai>. — 3. Conj. aus-
genommen, ausser dass, wenn. ,Der Jüngling ehliohte
sie nicht, ausser er musste.' HPest. 1790.
usserti Z, usset GlK., üsset B oHa. = usser.
Adv. und Präp. m. Dat. oder Gen. 1. ausserhalb;
jenseits B; Z, talauswärts B oHa. Ussert Wegs (dem
Weg), unpassend, überflüssig Z, syn. ah, us Weg.
.Es ist nicht äussert dem W., dass wir' u. s. f. JMüll.
1665. Ussert Lands, in die Fremde. ,Garn ussert
Land zu verkaufen.' UBrägg. 1788. ,Meinen die lüt,
es syge syn magen g'syn, ist aber usset dem lyb
Schweiz. Idiotikou I. i.
g'hanget.' UMey. Chr. ,Dass der lyb Christi usset
aller umbzilung allenthalbig gemachet worden.' HBull.
1571. ,Bei StJost ussert Littaw.' Cvs. 1661. ,In und
äussert der Eidgenossschaft.' Tur. sep. — 2. ausser,
ausgenommen, auch als Conj. i. S. v. es sei denn dass.
Si sind teörschmli g'storbe; ussert si müestid an en
ander Ort hl" 'zöge" si" Sch. Ma" suecht Niemad hin-
trjr'm Ofnn, ussart ma" slji selbart dinnn. [im Ofen-
winkel] g'sin GrD. ,Wir sind meist fertig, ussert
noch einigen Verbesserungen.' UBrägg. 1788. ,Und
fielend die mauren usset [ausgenommen] dem chor
des niün.sters von sterke wegen der brunst.' Vad. —
3. ohne. ,Ussert einichen [irgend welche] pflichten,
uss luteren gnaden.' Z Kat 1544.
Vssert nicht wesentlich verschieden vou unser, und aus
diesem erweitert durch zugesetztes ( nach Analogie von enert,
innert, s. dd., worauf dann r ausgestossen werden konnte
wie bei jenen beiden. Manche Schriftsteller wechseln ohne
Wahl: .ausser Gott' und ,aussert Christum'. KdMej. 1674.
, Ausser Lands' und ,aussert L.' 1791 Gl. UMey. Chron.
schreibt neben ,usset' einmal ,ussit dem gatter [Gittertor]
pliben', was eine Ausdeutung i. S. v. ,Ausseuseite' zu ver-
raten scheint. Im Z EicUtebr. findet sich ,usserunt sin' im
S. V. verbannt sein (ans der Stadt). Diese Form auch in
andern Quellen des spätem Mittelalters, daneben ,uzerent'
und, ebenfalls im Z Eichtebr., ,ussernt', mit Einschiebung
von n nach Analogie von ,enent, innent' (im Z Eichtebr.
,inrunt'); ,ussernt' scheint die ältere Form, in welche ein
Hülfsvoc. zwischen r und n erst eingeschoben wurde; vgl.
noch ä. nhd. ,jetzund' aus ,iezuo, iezet, iezeut'.
vor-. ,Die undere Hard, so voraussert St Johann
Tor ligt.' WüHSTis. 1779. Vgl. vor-ussen.
ussert n s. us-her.
usser II, üsser: ausser. 1. auswärts gelegen,
wohnhaft. ,Das äussere Amt', der zwischen Thur und
Rhein gelegene Teil der alten Grafschaft Kyburg Z.
,Die äussern Pfründen', die vierteljährlichen Unter-
stützungen, welche der ßurgerspital in Bern Personen,
welche für sich wohnen, leistet. ,Sich mit einer äus-
seren [nicht aus der Heimatgemeinde des Bräutigams
stammenden] Weibsperson verehlichen.' BRatsv. 1751;
daher ,sein äusseres Eheweib.' ebd. ,Enhein [kein]
usser man (extraneus)'. Auswärtiger, Ggs. zu .Bürger'.
B Handv. Anf. XIV. .Die äusseren und landsfrömden
Bettler.' B 1690. Subsfaiitivisdi : en Ussere, auch
„ Ussner", ein Auswärtiger (Nicht-Ortsbürger) aus einer
andern Gemeinde oder einem andern Bezirk, auch des
gleichen Kantons AAf; BSi.; SchwMuo. In W heissen
auch Schweizer aus andern Kantonen so. ,Ein inge-
sessner mag ein usseren unib gichtige schuld pfenden.'
1489, L. ,So ein innerer einem gast oder usseren
pfänder gelobte.' 1535, Thun. , Keine Güeter einem
ussern ze kouffen gen.' 1566, Ze. ,Ein äusserer',
ein nicht in der Gemeinde Wohnender. 1674, Mey.
Wetzik. .Damit die Äussern nit Anlass habend, den
Berg ze behalten und also nach und nach die Innern
um denselben kommind.' 1675, BSigr. ,Ein Beisäss
oder Äusserer.' 1731, Obw. ,Die Usseren' hiessen
auch die 1336 aus Zürich vei'bannten Bürger, auch
.Banditen' genannt; vgl. ,usseruiit' im Z Richtebr.
Daher ,das Usser' auch: Fremde, Verbannung. ,Der
kriegsmann hat das ausser oder ist ausshin gestossen.'
Fris. ,Das ausser zeigen (haben): vertreiben (ver-
trieben sein).' Hospin. ,Der äussere Stand' im alten
Bern, die Gesellschaft der jungen Patrizier, welche
ihrv; eigenen Ordnungen, Übungen und einen jährlichen
563
As, es, is, OS, ns. — Ascli, esch, isch, osch, usch
5G1
Umzug hatten. — 2. von Himmelsgegenden je nach
der Ortslage : dr usser Luft [Nordostwind] macht chüel
ScHwE. Es dicket [sammelt sich Regen] vom ussren
Wind [West] nahe [her] BEi. — 3. fremdartig, un-
freundlich, zurüclihaltend Ai>. Vgl. üsseren und
iisserlich 1.
Der , äussere Stand' zu B war eine Nachbildung der Ke-
gierung, gewissermassen ein ,äusseres', nebenaus stehendes
Parlament.
Gemeinds-Üsserer: Einer, der nicht zu der
betr. Gemeinde gehört. ,Nie an einen Gemeindsäussern
verkauft werden dürfe.' 1733, BSigr.
usserst, üsserst: äusserst. Z' usserst usse s.
ussen. Z' üsserist use, bis an den äussersten Eand
hinaus B. Z' urserst drä, am äussersten Ende TJ.
Alles uf 's Usserst ha", im Hause sehr vornehm und
zierlich eingerichtet sein Z. ,Eusserist ihres Ver-
mögens', so viel sie nur irgend vermochten. Wurstis.
— Urserst dissim. aus usserst.
näch-üsserist: der zweitäusserste ZW.
usserig. ,Dass wir üch mit unser macht zuo-
ziechen, ist unsers Vermögens nüt, [aus dem Grunde],
dass man uns, sobald wir uns u. machen [unser Gebiet
verlassen], anzegryfen understän [will].' 1531, Absch.
usserlich: 1. fremd im Benehmen. ,Si tatend
gar u. ab der Eidgenossen Boten, schier als ob sy 's
niclits anhürtind.' ÄgTschudi. — 2. äusserlich; welt-
lich. ,I)es gloubens halb wollen wir nit. dass jemands
darumb gestraft werde; sunst in iisserlichen Sachen,
in bezalung [von] zins, renten und anderer usserlicheu
liflichten, soll jederman gehorsam syn.' 15'29, Absch.
,Was das mer unter uns wird in iisserlichen sachen,
den glouben nit berüerend.' ebd. ,Das usserlich re-
giment', die weltliche Obrigkeit, ebd. , Mögen sy die
gemeind halten in sachen, so das göttlich wort an-
treffend, aber ir gemeinden [Gemeindsverhandlung]
soll der weltlichen oberkeit in zytlichen iisserlichen
dingen, was weltlich reginient belangt, unvergriffenlich
sin.' ebd. 1530. ,Nit in Ansehung des Stands, der
göttlich [ist], sonder in A. der usserlichen Ordnung.'
JMüLL. 1661. ,Aller ausserlicher Schein.' Hott. 1666.
ussler = M«ser II. Die Usslere, die Äussern Tu.
— Gebildet nach , mittler'.
Üsseren: 1. trans., fern halten, abwenden (Scha-
den). ,G'meinen Nutz ze fürdereu, aber Schaden und
die Widerwärtigen [Gegner] ze ü. und ze hinderen.'
Ansh. M. Acc. P. zurücksetzen, in der Behand-
lung Ap; BEi. (syn. verusi hän), Si. (syn. verüsseren),
auch von einem Tiere in der Herde BEi. Vgl. usser,
usaerlich. — 2. refl., sich entfernen, fern halten, ab-
sondern; sich entäussern, entschlagen, enthalten, wei-
gern (absol. oder mit Gen. S. oder mit von, us). ,Des
herzens sich von im geüsseret band.' Zwingli. ,Ist
unser hitt, dass ir üch nit von uns sündren noch
üssren, sonder zuo uns ston.' 1524. Absch. ,Der prie-
stern halb, so ussert dem Thurgöw sich an uss-
ländische ort geüssert.' 15.30, Absch. ,Zuo dem
gottsdienst gän und sich nit weigern und üsseren.'
ebd. ,Dass einer oder mer sich uss synem land üsserte
und in des anderen land käme.' 1531, Strickl. ,Sy
eüsserend und verbergend sich.' 1531 (SO, Psalm. ,Sich
ü. und hinwegziechen.' 1533, Z. ,Bald darnach aber
huob er [der Abt] sich an unserer statt zuo üsseren
und verharret zuo Wyl.' Vad. .[Falls] einer krank
gewesen, alsdann mag er wol ain zyt lang sich des
rats ü.' 1552, Sch Eatsprot. ,Se removere ab aliquo,
sich von einem eüsseren, mit eim nichts mer handien.'
Fris. ; Mal. ,Der sich von viler todschlegen wegen
der statt geüsseret.' LLav. 1569 (= , statt- und land-
fiüchtig worden.' 1670). ,Alienus, entfrömbdt oder
geüssert.' Fris. ,Muosst sich die Gesellschaft der
Edlen der Statt Basel eüsseren.' Wurstis. 1580. ,Dass
er sich des Tabernakels üsseren muosst und mit an-
deren glöubigen by den opferen nit erschynen dorft.'
Gualth. 1581. .Daher es [Kind, das nicht weiss, wann
es in der Kinderlehre aufsagen muss] not halben zur
kilchen kombt mit angst und sorgen, wol auch von
desswegen sich genzlichen üsseret.' JJBreit. 1626, b.
,Sich der Predig üsseren', sie versäumen. Lindener;
,von der Pr.' Z Mand. 1650. ,Sich von einem eüsseren,
eines müssig gehen, alienare se ab aliquo.' Hospin.;
Denzl. 1677; 1716. ,Da sich sein Ehewyb von ihme
geüsseret.' LAnsechenb. S. flöken.
ent-: refl., sich entfernen, fern halten. ,Der abt
habe sich usser land entüssert.' 1529, Absch. ,Die
Gasterleute gemeindeten zu Schennis; alle (Wesen
entäusserte sich) schwuren.' JvMüll. Schw. Gesch.
II S-: pleonast. = äussern, eine Aussage machen Z.
ver-: hintansetzen BSi., Syn. üsseren; i. B. eine
Mutter .verüsserf die Kinder, wenn sie selbst besser
isst, als sie es ihnen gibt.
uss II, usse III s. unz Sp. 360.
Usagien: gewisse Abgaben. ,Wenn dieselben [waadt-
länd. Edelleute] Güter bekämen, welche vormals Usagia
und Bruch gegeben, so will man solche vorbehalten
haben.' 1524, Absch.
Aus mlat. usaijium, frz. usui/e. Her eine der o. verbun-
denen Ausdrücke ist die wörtliche Übersetzung des andern.
üse, use, usi s. us-hin.
ussefer(t) s. nssen-für. üs, üser s. üiis,
unser Sp. 346/7.
üss: Lockruf für Schweine ZRml. — Vgl. häs; sugg.
Üsel Aa (n. u. „m."); BsLd (m.), Eüsel G: .Ab-
fall, zunächst vom Getreide beim Eenneln (Gärben.
Entbälgen) und Schwingen, Getreidestaub Aa; Bs;
auch verallgemeinert, Etw. von geringerer Qualität G
(Götz.); vgl. Üsel-Geld.
Nach Form (Geschlecht) und Bed. eine Verquickung aus
inhd. die usele, ilsele, Funkenasche, mit der, das Gü«d, üe-
treidestaub, s. d. ; viell. auch einfach aus Letzterem ver-
stümmelt. — In Riisel ist das r des Art. angeschweisst wie
n des accusat. Art. in Nusd, Nüsel deutscher M.\A.
Asch — usch s. aiii-li die Grupiie As -us.
Aschil GrAv., Eh., Kaschil GRSchiers — m. —
PI. ebenso: Wagenachse. — Aus churw. «sc/ny (lat. 'nxi-
vulus) m. U- aus dem Art. angeheftet.
Äsch m. B; BoDENSEE; Gl; S; RCvs., Asche f. I
Bs; Bodensee; S; Z (m^{); G Hdschr. XIV. XV.; Reu.
1692: Asche, Alpenforelle, salmo thymallus. im aus-
gewachsenen Zustande, l'/s — 2 Pfd schwer. ,Von
seiner güete und köstligkeit wegen ist das sprüchwort
kommen: der äsch ist ein Eheingraf.' Fischb. 1563.
,Esclili werden us Hürlingen.' ECvs.
56S
ÄScll, csch, iscli, osch, uscli
50(i
Mhd. atche m., alid. cuco, bei uns mit Umlaut durch
Einfluss des ach, doch bedient sich noch Spreng der Form
,Asch'. Zuweilen tritt die Schreibung mit e auf: , Frische
Fisch als ein Esch und Forellen, das Pfd um 15 Kreuzer.'
ca 1700 U. ,Escheulaich.' Z Fischerordn. 1776. — Vgl.
KiemKng; BdläKijli; Knah, her; Äitcliliiig, Mittler — Alters-
stufen des selben Fisches.
„Brand- i.^Äsch, grösste Art BThun."
Ascher ni. = Asch. .Der Eseher.' RCvs. ,Ein
asch, äscher, iser, thymallus, umbra.' Fische. 1563.
,r>ie äscher seind sehr gesunde Fische.' JBEscher 169'2.
Äschli°g ni.: Asche im 2. Jahre Bodensee.
Äsche" n M^i (e^-) — f- : Asche, allg. Wenn men
erlifj teilt, so seil me d' Ä. im Ofeloch teile, d. h. Alles,
auch das Geringste. Schild. ,3 böse [schlechte] Fässli,
in eim [= einem derselben sc. befindet sich] Esch.' 1571,
Z Inv. Mit Holz und Ä. cha'^-me" wasche" Z, H. u. Ä.
helfend de' füle' Wäschere [Wäscherinnen] w. AAKais.;
s. u. Äscher. ,Zoch mit im [einem Seifensieder] in die
dörfer gan äschen koufen.' ThPlatt. Es ist z' pflanze"
(%' achere") une-n-i" der A. Z, Lob eines leichten Erd-
reichs; syn. uHe-n-ini Anke. Gebäude sind sprich w. ,ein
Viertel A.', d. h. ihr Wert ist unsicher (wenn sie nicht
gegen Brand versichert sind). ,Viel Kirchen und Clöster
legten sie in die Eschen.' Wurstis. ,Dadurch der
erarmet gmeine Mann viel Häuser widerumb in Ehr
leget, welche sonst in der Eschen blieben wären.' ebd.
Z' A. falle", aus einander fallen, zu nichte werden L.
.Hiemit giengen alle anschläg herzog Luitfrieds zu
äschen.' Guler 1616; auch von Personen: So hübsch
und früsch ist Eine [Jener] dert — Der fällt-is no'''
nid z' A. JIneicben 1859. .Ungebrannte A.', bildl. s.
V. a. Holz zu Knütteln, Prügelstrafe. Eine" mit im-
'brennter A. wüsche, mit Prügeln traktieren. Ineichen.
,Uli hatte schon die Geisel [Peitsche] am dünnern
Orte gelässt, um zu versuchen, was ungebrannte Asche
vermöge.' Gotth. ,Es waren büeche [v. Buchenholz]
Knüttel, die man auch Brügel heisst, ein ungebrannte
Eschen, wie man im Schimpf es sait.' Gr Lied 1622.
.Verspielet ihr oder veräusseret dasselbige, so machet
ihr euch der ungebrannten Aschen fähig.' Kriegsrecht
1704. ,Ir keiner, der ihn sähe gern; tatond die köpf
in d' äschen henken [senken, beugen, verlegen vor
sieh hin, zu Boden blicken]. Jeder forcht, ihm etwas
mücssen schenken.' Salat. ,Verwirft der Tod mein
hohen Stamm, Schreibt in die Eschen meinen Nam.'
RddMet. 1650. ,Der verlobte Jungfraustand ist ins-
gemein mit der stinkenden Aschen von Sodoma und
der Weichligkeit angesteckt.' ClSchob. 1699. Wer nit
geit vs der Ä. [vom Herde, Hause weg in die Fremde],
'hnchiiimt NU [bekommt Nichts] in d' Täscliu W.
Er het ke" warmi A. ml, von männlicher Impotenz,
aber auch von allgemeiner Vermögenslosigkeit S. Bios
mer (in d') Ä. Bs; GTa.; Sch; Z. Du chast mer Ä.
hlöse G; Sch, Formel der Abfertigung; syn. de Hobel
usWäse, im Füdli blase. Blösed-is [uns] d' Liit Ä.!
die Leute mögen sagen was sie wollen! (wir kümmern
uns darum nicht). Stutz. Bläs-mer Ä., se chann-i"''
sichte [die Wäsche laugen]! Z. ,Kutz auss der ä.!'
8. kutz. ,Wenn sich die Asche ballt und schwarz wird,
oder wenn es darin kleine runde Löcher gibt, so stirbt
bald Jemand aus dem Hause.' Eotenb.
Mhd. aaelie, PI. -in, ahd. atcä, aagä, got. azgö (nicht
vwdt mit n»J-, Esche), ä.nhd. auch ,Äsche, Esche', wie auch
schun mhd. enhe. Der Umlaut (mit welchem das W. in
unserer ä. Lit. immer auftritt) entweder aus einer ä. Nbform
mit ableitendem -i Caakja) oder nur aus Einfluss des fol-
genden aeh. — In einer Z Grabschrift 1696 wird auch der
PI. gebraucht: ,Anherr, Grossvatter, Vatter, Sohn Von edler
Luchsen-Escher-Stammen — Vier Äschen halten hier zusam-
men', ein Wortspie! mit dem Geschlechtsn. — In der Ab-
weisungsformel mag Ä. das W. Arach verhüllen.
Felw- s. Felwesch.
Für-, Fir-: Herd, Kamin PAger; T.
Syn. Firjüatte; also elg. die Stelle, wo die Herdasche
liegt, nicht diese selbst. Das Comp, bleibt aber seltsam und
viell. ist -mche hier ein anderes W.
Bei"-: Asche aus Knochen (von Geflügel, Kälbern),
zum Scheuern von Messing verwendet Z.
Reckholder-: bildl, Geld Z (Spillm.).
Der EecHohler [Wachholder] dient zu allerlei Segen und
Zauber, u. a. vicll. auch zu Räucherungen bei SchatzgräbereiV
Haupt- Haup m. En H. ha": nach einem
gewissen Zeitraum den Aschermittwoch mit vermehr-
tem Aufwände begehen ZWint.
Verstümmelt aus Haupt- Äache"mittwuche m. ; vgl. den
ebenf. von den Wint. Terstiimmelten Gruss : gjiete" [sc. Tag] !
S. auch Päache.
Bächt-. ,Ein grünlichtes versteinertes Holz mit
Pektiniten [Kammstein, versteinerte Kammmuschel]
vermischt, welches die Bergleute Fechtesche nennen,
befindet sich ebendaselbst [sc. am Aubrig in ScbwW.].'
Grüner 1760.
Jedenf. ümdeutschung aus dem lat. peeten, Kamm ; fraglich
ist nur, ob. das (gewiss In ziemlich willkürlicher Schreibung
überlieferte W. zsgesetzt sei mit ,Pech', .also zu lesen ,Pech-
Täsche' oder, was mehr Innere Wahrscheinlichkeit hat, mit
.Asche', da dann als erster Teil nur das in .jener Nachbar-
schaft noch gebräuchliche Bäckt, Kehricht, sich anbietet.
Pot- Bod- Z, Bild- GA. : Potasche, Laugensalz.
Der 1. Teil, elg. das ndrd. pot, Topf, mit der den
Fremdww. zu Teil werdenden Erweichung der Conson. und
Verdunkelung des Voc.
Beb-: Asche von verbrannten Eebschossen. ,Räb-
äschen, cinis armentitius.' Mal.
Tüfels-: Wolfsrauch, lycoperdon bovista, ein
Schwamm G oT.
Syn. Tü/ela Tuhakaack, T. Mdaack; Stühere, welche alle
auf das in der reifen Kugel reichlich enthaltene Sporenpulver
deuten. Die Beziehung auf den Teufel verdankt die Pflanze
wohl dem verderblichen Einflüsse auf das Gesicht und auf
den Milchertrag der Ziegen ; elgentl. auch der sanitarischen
Verwendbarkelt bei Rissen in der Haut, bei Blutungen.
Aschele f.: aschfarbige Katze Gr. Vgl. Äscheri.
äschen: mit Asche bestreuen z.B. eine Wiese ZWl.
Ascher I m.: 1. ein grobes Stück Zwilch, das
man über die in einer Bütte befindliche, zum ,Sechten'
bestimmte Wäsche spannt und mit Asche belegt, die
dann mit aufgegossenem heissen Wasser zur Lauge
wird Gl; W; Z. Wer unbefugter Weise ins Wasch-
haus geht und den Ä. von der Sechtstande hebt, muss
den Wäscherinnen Wein bezahlen. Syn. Äschentuech,
-Wache. — 2. zur Wäsche ausgelaugte Asche, Aschen-
haufe Aa; Bs; GnPr.; L; Sch; Z. Der Ä. abhebe", iif d'
Matte fixere". Spreng. Me" muess dr A. süde", wenn-me"
sichte" will Sch. Dr A. ist guet uf d' Wise. ebd. ,Wer
dehein [wer irgend einen] escher oder lou [Gerberlohe]
usschuttet in das wasser, von frue unz ze nacht, der
git [Busse].' L ä. Katsb. ,Es ensol ouch nieman weder
I escher, noch stein [usw.] über die Rüssbrugg ab
567
Asch, escli, isch. oscli, usch
schütten.' ebd. — 3. G-rubc. in der beim Gerben die
Häute mit Asche bestreut werden Zf. ,Swer [welcher
sc. Gerber] dehein hut iisser dem escher ziet und si
tages in dem [öffentlichen] wasser weschet, der git
[Busse].' L ä.Katsb. — 4. der befeuchtete und an eine
Stange gehängte Lappen, mit dem man vor dem
Backen die Asche aus dem üfen wischt GSa.
Das W. in der ä. Spr. nicht, dagegen nihd. einige Zss.
mit ascher- statt aaclien-. Vgl. , Ascher-Mittwoch'. Die Bil-
dung ist aber auffallend. Sollte das W. urspr. der PI. eines
Neutr. 'asch sein, der dann in einen Sg. m. umgeprägt wurde,
wie Sprui-, Spreu (ahd. sjrriu-ic-ir), in einen Sg. f., oder ist
es verkürzt aus dem syn. Äacherich, dessen -<■>- aber die Frage
erneuert? Wenn es direkt mit der Ahl. -er gebildet ist.
welche an Gerätnanien vorkommt, so wird die von uns als 1
angesetzte Bed. allerdings die urspr. sein, so dass man vom
Tuch auf den Inhalt desselben übergieng. Auch die Bed.
3 u. 4 sprechen eher für diese Auffassung als für die um-
gekehrte. Eine letzte Möglichkeit wäre Abi. von dem Tb.
äscheren, welches mit der sonst für Verba frequent. dienenden
Silbe -er dir. von Äsche gebildet sein mUsste. S. Äacherich.
Ascherech Ap; „VOrte"; G, -ncli B (Zyro), -;c7(
Aa; B; FM.; UwE. ; Zg; Z, Äscliricli BEi., Äscherir/
Aa; Ap; B; S; Zg, Äschert ApK, Ästrich BSi. —
m.: 1. ausgelaugte, ausgesottene Asche, Bodensatz
der Waschlauge beim Waschen, auch beim Sieden des
Garnes Ap; dienlich zur Düngung steiniger Wiesen
Aa; Ap; B; FM.; G; S; Vw; Z. Sjn. Äscher 2.
, Weilen das Erdreich ganz zart und wie ein Ascherich.'
Carolina 1V34. — "2. ^ Aschertuch, Äscher 1 „Ap;
Gl;" Zg; Z.
Fehlt der ä. Spr., aber etwa gebildet wie mhd. buierich,
hüterich, Schlauch, Geßss, im Verhältniss zu botech, Bottich.
Doch erklärt sich das -er- wie bei Äscher am Leichtesten aus
dem Vb. äncheren (weuu nicht umgek. dieses erst von Äscher
abgeleitet ist). Das -ich wäre dann das selbe wie in ,Bott-ich'
(zu nhd. ,Bütte'),. , Eppich, Fittich'; ahd. -ah.
äscheren: mit Asche umgehen, resp. Stoffe damit
bestreuen und laugen. ,Es gebrauchen die Asche die
Hausmütter bei dem Garnkochen und Aschern.' Gr
Samml. 1780.
ver-. ,Swer ze Zürich gerwen wil, sei das leder
nüt verweschen noch vereschern.' Z Richtebr.
Ascheri f. — PI. Ascherne: aschfarbige Katze
Gr oHe. Vgl. Aschele und äscherig 2.
äscherig: 1. in der alten Verbindung: ,äschrige
Mittwuche' = Aschermittwoch. ,Uft" der äschringen
mitwuchen.' Obw 1519. ,Die äschrigon mitwochen.'
1521, Ofpn. Göttlich. — '2. aschfarbig, von Katzen
GrAv. Vgl. Ascheri.
aschige äscherig 1. Edlib.
Äsche ni f.: Asch, oben weiter, unten sich ver-
engender Napf Bs (Sprexg) f.
Mhd. usch m., tiefe Schüssel, urspr. aus dem Holz der
Esche (s. d.). Unser W. (wenn wir es so nennen dürfen)
ist aus dem PI. von ,Asch' in einen weibl. Sg. umgeprägt,
nur dass der Voc. (ü für e) spätere Bildung verrät. Eine
unumgelautete Form des W., ,daschen' (1. d' aschen), scheint
bei JFunkelin 1550, V. 220, vorzuliegen; vgl. V. ITT, wo
von einem .Geschirr' voll köstlichen Trankes die Rede ist,
V. 198 allerdings auch von einem Krämerkasten.
Wald-Aschcr m.: gemeiner, weisser, unechter
Ahorn, acer pseudoplatanus. (Dürh.) — Aus dem Itol.
(acero) oder Churw. (aschiero) entlehnt. — Syn. Jicnjahorn.
(nil-)äsclier -«'-; ungeberdig, z. B. unbescheiden
beim Essen GkI).
Die syn. unschlündig, mäaslcidig, deren eigentliche Bi-il.
ist ,uicht (mehr) essen wollend', legen Zshang unseres W.
mit ,essen' nahe; freilich bieten zu dem Übergang von s in »
in solcher Umgebung die Lautgesetze der betr. M.\. keine
Unterstützung; vgl. essig, ässig GrD. Eher ist Yerderbniss
aus un-äiper (s. u.) anzunehmen. Das Präf. «»-, von Bülil.
angegeben, von Anderen in Abrede gestellt, lässt sich recht-
fertigen wie in letzterem W. Die Anderen behaupten auch,
der Ausdruck sei nur im Munde geborner Churwälschen.
Äscher 11 m. : Wein von Äsch im L Hitzkilchertal,
sprichw. wegen seines Säuregehaltes. Der Ä. butzt
i" Süs und Brüs Ei'"m d' Chriesistei" [die Steine ge-
nossener Kirschen] zum Güdel [Bauch] üs. L Hildebr.
Auschlet, Ouschlet, Ouschlig s. UtischUcht
Sp: 348.
Esch I BHa.; Gr; aScHW Cii'J; Uw (ebenso); Z
tw. (e'i'J, Ösch AiBb., Holderb.; Bs; B (Si. o); W;
Z tw. CÖi^J — m. (f. Bs), Esche GRRh. ; Sch, Ösche .U.
It H. föi^e) u. MüHLB.; S — f. — Fl. Esch Uw: Esche,
fraxinus escelsior. Imrjie [in einem] Garte itnder-ciii;r^
Laube ro" ÖschleHr Aa (Schwizerd.). .Fraxinus, ein
Eschbaum.' Fris.; Mal. .Eschbäumen halb zehauwcn
oder verderben.' L Ansechenbuch. Die ,Esche in Engel-
berg' als Gerichtsstätte vielfach in Öffnungen erwähnt:
,Wär dass in disem hof dehein [irgendein] urteil stössig
wurd, die soll man des ersten ziehn gan Buochholz
unter die affoltern; wirt si da nüt berichtet, so solls
man ziehn gan Engelberg under die Esch.' Offn.
Buochs.
Amhd. asch m., mhd. auch esch(e) f. Es lässt sich fragen,
ob die Angaben über das weibl. Geschlecht des W. bei uns
nicht durch das Bücherdeutsch beeinflusst seien. St. setzt
in Dial. „m.", im WB." sodann ,f." Der Flurn. ,das Eschi'
z. B. Giswyl 1429 und noch mehrfach im Ktn B mag aus
'Eschach, Eschengruppe, entstanden sein. ,Eschcut;il' ist
wahrsch. nur Umdeutung von 0»»o((i (Ursula?): vgl. Eschel-
bach = Eschenbach.
Vogel-: Eberesche, wilder Vogelbeerbaum, sorbus
aucuparia (Durh.). — Die Früchte, Vogel-, Kroten-Beri,
dienen den Vögeln zur Nahrung.
Mos-: dass. GEh., We.
Mos = Moor, Sumpfland, hier i. S. v. bloss feuchtem,
schattigem Boden. Diese Benennung muss auffallen, da die
gemeine Esche viel mehr nassen Boden liebt.
Niel-: dass. ScHwGalg. — Aus Wiel-E. angelehnt an
Siele, clematis vit.
„Büehl-Äsch m.: Ulme B." - BUehl. Hügel.
Schwi"-Esch: Eberesche G oT.
Da eine Beziehung der Erzeugnisse dieses Baumes zur
Schweinezucht nicht besteht, so müssen wir wohl Srhwin
auf den heiligen Eber der german. Mythologie beziehen; vgl.
Kuhn, Herabk. '201.
Stink-: dass. GWe. — Wegen des scharfen Geruches
der Binde so benannt.
Wüel-GSa.; UUrs., Wiel- Gl; GSa.; Scnw; Uw;
ü; Zg, Well- ScHwlb.: dass. ,Wielesch.' Vogelb.
1557. ,Ornus, ein wieläsch, ein stand, tregt rote beere,
sind nit ze essen; etlich nennend in melbaum.' Fris.;
Mal. — Von wiielen, üppig vegetieren.
Wild-: dass. ScHwSchübelb.
Eher eine Umdeutung aus dem vorhergehenden, als mit
Beziehung auf die zahme Eberesche benannt.
eschin, -ig: von der Esche herrührend. Eschii
Laub als Ziegenfutter gesucht. .Das eschin (äschin)
gert- wird v. Schw LB. 1442/1544 durch Bann geschützt.
5G9
Asch —lisch. As" -usg. Ask— usk
570
Esch II iV SoHSt. ; TiiHw., Äsch Gr, Ösch AABb.
— ni. Gr, f. AABb.; Sch; Th — PI. Esch (auch Esche"
für m. u. f.?): das gemäss der alten Dreifehlerwivt-
schaft aus der Sommer- und Winterzeige bestehende,
auch Wiesen umschliessende, eingezäunte, gewöhnlich
vom Weidrecht ausgeschlossene Saatfeld einer Dorf-
gemeinde. Zeige, Flur, meist im Gegs. zn Brach und
Ägerte (s. dd.). ,Ager, ein esch oder bann, die ganz
umligende [Umgegend], felder, matten, wähl, um ein
statt, dorf oder -fleck.' Dasyp.- 1537. ,Acker, Feld,
Esch oder Ösch.' Denzl. 1677; 1716. Auch einzelne
Abteilung der Flur: Häher-, Chorn-E., Ackercomplex,
der mit H.. mit Dinkel bepflanzt ist ScnSt. Jetzt an
den meisten Orten veraltet oder au.sgestorben und nur
noch erhalten als Orts- und Flurn., auch in den EAA. :
um d' Esch gö", von der feierUchen Procession, mit
welcher die katholische Bevölkerung alljährlich am
1. Mai auf die Kornzeige hinauszieht, um dieselbe vom
Priester segnen zu lassen; syn. uf d' Ghurnzelrj gö"
ThHw. Etw. ah Ösch (ahÖ's'-J tuen, beseitigen BRi.
M^ii" die Chue nüd besser ist, wann [als] dass 's icz
d'n Anschm hed, su gän-i''' denn mid-ra a. (Vgl. ab-
faren). Bis [sei] still, sust di''' rumen-i''' denn a.!
BRi. Syn. s. ab Sp. ih, b a. In Gr noch: -Wiese (im
Tal) und : Gras, das nach dem Grummet noch wächst.
Der lebendigere und genauere Begriff des Wortes er-
gibt sich aus zahlreichen Stellen der alten Dorfrechte.
,Ain guot, das in allen eschen hat 44 juch akker.' G
Stiftsarch. ,Hat aber jeman frömdes vich, der soll
es weiden in der brach und nicht in dem esche.'
BiRMENSD. 1347. ,Die Muli ze Rieden nid dem dorf
in der ess gelegen.' Z XV. ,Wo die lüt getrett und
traib zesamen haind, da soll man tryben in esch rinder
gegen rindren, und an die brach küe gegen küegen,
und in die hälm soll niemand küe tryben.' Magdenau
XV. ,So band die von Honberg recht gegen den höfen
von Eeckenwiler, in der zeig, es sy in der brach,
esch und egerten, zuo hüeten und triben [usw.].'
Klinsenberg 1449. .Die von Burgou band trett gen
Flawyl uft' die zeig, in esch und in die brach.' Bdrgac
1469. ,Daz yedermann zun machen soll zwüschent
der brach und dem esch.' Adorf. ,Dz Türli zuo [bei]
der Ess.' Wetzikon 1475. ,Und mag der widmer [Ver-
walter des Kirchengutes] den stier zuo den meyen
[jeden Mai] für die fallentor [zufallende Tore] in die
esch treiben; doch mag einer den stier usser synem
torn tryben.' Mülheim 1475. ,Welicher wisen oder
Waiden in den eschen hat, der soll die zünen, und
bricht im da vich herus und tuet schaden . . .' Tobel
149"2. .Der forster soll schweeren, den esch zuo ver-
sechent.' Güttingen. ,Es soll ouch niemandt kain ross
in die esch schlachen [auf die Weide treiben], anders
dann die ross, so ainer desselben tags vor dem pfluog
bracht hat, ungefarlich.' Kilchbero 1515. .Wenn ein
hirt in der ess bim vich schlaft, und dz vich schaden
tnot.' ZWiedikon ca 1540. , Damit körn- und haber-
äscTien, desgleichen auch die brachwisen zue iren ge-
bürlichen zelten in guetera schirm liget.' TuHüttw.
1Ö94. Abstr. gewendet: ,Wenn die zeig über lewren
[die Anhöhe] us gebuwen und esch [angebaut, Gegs.
zu ,brach'] ist und man da schnydt, so mag der an
der huob syn hälm usweiden als fer syn ackron gand
und nit fürbaz.' Oberi'zwil vor 1436. ,Wenn iro zeig
in esch litt.' Oberbi'ren 1481. ,Die wisen im hof zu
Tätnow sond [sollen] ze inittem merzen ingeschlagen
[eingezäunt] werden und also, bis das embd darus
kompt, in ess [Bann] ligen.' Töss 1536. ,0b man aber
die embdwisen geiueinlich vor disem tag uf täte, als-
dann sond die ruchen [sc. wisen] och ufgetan, nüt
lenger in ess ligen.' ebd.
Mhd. czziach, c-zesch, aUd. eazisc, got. atisk 111. oder n.,
Saatfeld, Flur. Esch also zsgczogen aus cz(c)»cli. Der Voc.
ist danach eig. das aus a umgelautete e (d. h. c'), welches
aber oft mit dem urspr. e fe*, ii) sich vermischt hat. Beide e
gehen bes. vor Zischlauten leicht in ö über, vgl. Mösch,
Messing; trUachen, dreschen; nhd. .löschen' aus Icachcn. Be-
achtenswert ist, dass z. B. in AaBb. neben Ösch f. für das
Appellativ, (älteres) Asch n. als Ortsn. besteht. Auch in
den Ortsn. kommen c, s und ü vor, die beiden erstem kurz,
ü in der einsilbigen Form auch lang. Für die Feststellung
des urspr. Begriffs ist es nicht ganz gleichgültig, ob man
das W. von ,essen' oder ,ätzen' ableite, denn im letzteren
Fall könnte es urspr. wohl nur ,Wiese' (für Viehfutter)
bezeichnet haben, während es im erstem Fall eher auf
menschliche Nahrung (Getreide) zu beziehen wäre. Jeden-
falls ist auch später, wie bes. die Angaben aus Gr zeigen,
die Beziehung auf Graswuchs nicht ausgeschlossen (resp. aus-
gestorben), und gemäss dem allg. Gang der Cultur von Vieh-
zucht zu Ackerbau ist es sogar wahrscheinlich, dass jene Bed.
die älteste war. Im Eätorom. steht asc e jmsc, angebautes
(doch z. T. oder zu Zeiten auch zur Viehnahrung dienendes)
Feld, dem ausschliesslichen gemeinen Weideland (Atjerte,
Allmcind) gegenüber. — Als Ortsn. resp. Flurn. erscheint:
,Esch' ZFi., (,1m Esch', Geschlechtsn. W), ,Äsch' AaBb.;
BsLd; L; G; ü; Z, ,Äschi' BO. ; Th (ä-) ; Uw, ,Öschinen' BO.
(Dat. PI. auf den WiesenV). Dazu die Ableitungen ,Öschingen'
(Klettgau, Tgl. ,Donau-eschingen'), .Öschgen' (Eschikon. d. h.
Eschinghofen) Aa und die Zss. Öschacher BsLd, Chdteau d'Oex-
(Ösch) Kt. .Waadt. Der Z Geschlechtsn. Escher wird eher
hieher als zu Äsche oder Ascher gehören. Übrigens ist in
den Ortsn. Vermischung mit oder geradezu Herkunft von
Esch I möglich. — S. noch Esch-Bann; Esch-Tor.
Eschel, eschjon s. Esel, eslen. Esc her
s. Esch-Tor.
escMen <£s-le: die Zischlaute nicht rein, sondern
mit Beimischung eines l sprechen Z. -- Vgl. „ew Name
des Buchstabens ».
eschplizieren s. explicieren.
Eusch s. Aust. bi- OS eben s. hi-.
Osch(i) a. Esch I. Hasch. ösch ig s. 1. eschin.
2. möschig, mäusch. Ousch-, Usch-lech, -lig,
-lat s. Unschlicht Sp. 348.
iische(li) (h)üs\(li) Bätz Bätz Bätz: Ruf der Ver-
mummten in der Fasnacht, welche um eine Gabe bitten
Z. S. u. Bätz.
Uscheni {'""') m.: männl. Taufn., Eugenius W^.
Uschi: w. Taufn. 1. = TJrsele Sp. 468. — '2. Eugenie
BsStdt.
üschelen s. iDiscIüichtelen Sp. 348.
Uschi m. : m- Taufn., Eugen BsStdt.
äsgen s. ansyen Sp. 348.
Osgi m.. diiii. Ösgerli: m. Taufn.. Oskar Aa.
asketiscli. .Asketische Gesellschaft' : Titel eines
i. J. 1768 anfänglich unter dem Namen , Theologisch-
kasuistisches Kollegium' gegründeten Vereines von
Z Geistlichen. — Eig. .Übungsgesellschaft'.
57i
Asp, esp, isp, osp, usp. — Ast, est, ist, ost, ust
Asp(e) -f- Mg., Espe ÄASins; G (Sa. rf-); Uw (e'-)
— f. (auch m. IJw, Matthys) — Dim. As2ili: 1. Espe,
Zitterpappel, populus tremula. allg. Im Kindevrätsel
werden die Sclienkel des Menschen bezeichnet als siPO
Aspe, ,sind bed glü-h g'wachse". Das beständige Zit-
tern der Blätter wird zurückgeführt auf den Fluch,
welcher den Baum getroffen habe, weil in der ganzen
Natur er allein beim Sterben Christi unempfindlich
geblieben sei. In W verquickt sich damit der Glaube,
dass das Kreuz des Heilands aus diesem Holz ge-
zimmert gewesen sei. Asjm, du Oalguhuls! habe der
Sterbende gerufen, so lang a Baum van dlin G'schlecM
stä" viird, soll dis Laub zittrif wie ml" Llb in-^er
dristimnigu" Todsangst und immer rüscfixi" und mls
Slfzgif verchintu [verkünden]. Holz von der Espe
gehört zu einem Zaubertranke gegen Rippsucht und
Rhachitis oder unterwachsenen Leib. — 2. Schwarz-
])appel, populus nigra ThHw. ,Aspenbauni.' Denzl.
1G77; 1716. — Amhd. ««/)«, mpe.
Asp m., Aspli, Aspi, Espi n.: häufiger ürts-
und Flurn., eig. Gruppe oder Gehölz von Espen. Die
appell. Bed. noch erhalten in der RA.: ein Gesumme.
Wirrwarr, eine Unruhe wie ivi-me Espi THSteckb.
Afpi, das jetzt die Form einer Dimin. -Bildung trägt,
wird wohl ans dem Collektiv 'Asjjach gekürzt sein.
Aspele TJ, Asple AaP.; liRigi ^ Aspe 1.
Aspere f.: Espenpfianzung, Stelle wo Espen
■stehen; nur als Flurn. belegt.
aspig, aspi", allg., äsing S: von der Espe her-
rührend, zur E. gehörend. Zittere" wie-n-en aspis Laub.
Aspan, Espan s. Esch-Bann.
un-asper Gr, -äiper GRPr., -geasper n^l-aiprr
GnPr. : 1. roh, barsch im Benehmen, von Erwach-
senen; wild, ungeberdig, von Kindern; böse, ungestüm,
von Tieren; Syn. rüch, rüclihärig, unwürsch, imtüen-
lich, ungewerlich, umvallig, unäscher; Gegs. Uebärtig.
— 2. unansehnlich, unerheblich GnChur. ,Es syge
nuraedi [nur] ei unaspers, magers Mändli [Männchen]
g'sy".' GöLDi 1712.
Bed. 1 viel), aus dem rätorom. asjier (it. aspro, lat. atper),
rauli, lierzuleiten, wobei un- steigernde Bed. haben niüsste,
s. UH- 4 (Sp. 294); übrigens besitzt das angrenzende Mon-
tafuu das einfache W. (äsper) mit der Bed. ,numtcr'. Das ä
kann nicht Umlaut sein, sondern nur die vor Zischlauten
häufige Trübung wie in Äsche u. a. S. auch das syn. un-
äscher. In Bed. 2 scheint eine Vermischung mit un-achthar
(s. d.) Statt gefunden zu haben, welches die selben zwei
Bedd. zeigt, aber erklärbar aus dem verbalen Grundbegriff.
Espele, Esple f. s. Mcsple.
Esper m. : eine Münze. ,Also dass ich zu der zeit
50 [Pomeranzen] umb ein Esper oder Kreuzer gekauft
hab.' Amm. 1630.
Verderbt (wahrsch. in Folge unrichtigen Hörens) aus
'Elacher d. i. Etachkrüzer, s. d.
Espersette «/)£m((e f. B; Bs; L; ScHW, Sparsette
(DiiRH.), Esper III efper m. Aa; Bs (p^-); L; G; Sch;
Th; Z («€-), Ösper LE.: 1. Esparsette, Schweizer-
klee, onobrychis vulg. (sat.). allg. Wie schmöcM
[duftet] de'' E. und de'' Chle — Es ZuckerbrötU für
mls Veh! KdMey. 1844. De E. henkt sls Chöjjfli dei.
ebd. ,üer Esper.' Z Naturf. 1764. Gr Samml. 1780.
Syn. EsperUe. — 2. falschi Sparsette, Espersette:
Vogelwicke, bunte Peitsche, coronilla varia, eine
Giftpflanze (Durh.). — 3. wilde'' Esper a) gemeiner
Wundkle.e, Wollblume, anthyllis vulneraria AARain.
— b) Mengelkraut, gemeine Becherblume, poterium
sanguisorba AARemig.
Aus frz. eaparcette, dies aus lat. apaiijanium, Igelskolbe,
mit welcher Pflanze die E. der stachlichten Früchte wegen
verglichen wurde, wie hinwieder die unter 2 u. 3 genannten
Pflanzen mit der E. wegen der Ähnlichkeit der Blüten,
Blätter oder des ganzen Habitus.
espere": den Samen obiger Pflanze einsammeln ZB.
Espesse ess^je^Av; Art; auch adv. = auf eine Art,
gewissermassen B. — Eines der zahlreichen frz. Lehnww.
(espice) der Bstädtischeu MA.
Espi s. Esch-Bann. esplizicre"; espress
s. expliziere"; express. Ispe s. Ibisch Sp. 48.
Ast allg., daneben Nast Aa; Ar; Bs (auch bei
Hebel u. Si>reng); GTa., T. ; S; Sch; Schw; Th; ZNA.,
Dnast ZRafz — PI. (Nje'st allg., Äst Grü., Klo.?t.
— m. : wie nhd. 1. Kei Vögeli sitzet uf-''em Nast.
Minnich. Er nimmt es Nestli uf d' Chappe. KnMEv.
1844. D' Vögeli luege verstünt [erstaunt] ro" de hüche
Nä.ite durabe Bs. ,Du bist ein rechter Tannenbaum
Auf deinem Nästlein ruht Die weiss und rote Ritter-
schaft.' ToBL. VL. De Baum lit no''' in'n Este, ist
no''' ni'id us den Este = no'''' nüd usg'astet, von einem
gefällten Baumstamm Z. De Baum ist i" d' Est
g'wachse, 's ist Alles [an diesem Baume] a'n Este, auf
Kosten seiner Fruchtbarkeit Z. Er schlöt uf d' Stüden,
''ass d' Nest zittere", er bringt sein Begehren ohne Um-
schweife vor. Schild. Gang doch a" e" Ast [geh dich
hängen] ! i''' mag-di'''' nimme [nicht mehr] a" de" Auge"
ha"! U. Ast als Symbol: Stechpalmen mit Beeren,
auch Tannäste aufgesteckt vor Wirtshäusern, wenn
sonst kein Aushängschild angebracht ist. Er hat en
Ast dusse, er schenkt Wein Z. Syn. Taiiiibiischli.
Das Zeichen verliert seine Bedeutung nicht, auch
wenn es im Laufe der Zeit verdorrt; vgl. Di'irrenast.
,Mein Vater hatt ein spil componiert, darin solt ich
wirf g'syn sein, genannt: der wirf zum tieren ast.'
PPlatt. 1612. Doch lag, nachdem einmal Schilder
eingeführt worden, die Vorstellung der Ärmlichkeit
nahe und der Volkswitz wendet den Ausdruck ethisch:
Da heisst 's ,zum dürren Ast!' helft, Gott dem Gast!
in diesem Hause herrscht Kargheit, Hartherzigkeit.
Sülger. Der Wirt zum dürren Ast bettlet 's Brod
und git 's dem Gast. Sutermstr. Sprichw.: 1) Uf
en zähen Ast g'hört e herti Bisse. Sülger; vgl. ,auf
einen groben Klotz gehört ein grober Keil'. Der Ast
ist hart z' spalte, diese Arbeit ist mühsam. Sülger.
's ist kein Bum [Baum] so glatt, er hat Ast, unter
gefälligem Aussehen verbergen sich widrige Eigen-
schaften, ebd. 2) Wer si"'' z' stark uf d' Äst nse
löt [lässt], muess gumpie [springen], wenn man 's auf 's
Äusserste kommen lässt, muss man sich durch ver-
zweifelte Mittel retten. Ineichen. Bildliche RAA.:
1) Von eim Ast iif en andere" springe", zusammen-
hanglos sprechen B; auch: ron eim Ast uf dr ander
cho", von Allerlei reden ; Syn. uf den Ästen nmefare",
ohne Grundsätze reden und handeln (Inbichen); un-
beständig (Sülger), unzuverlässig sein S. 2) 8i''' uf
d' Äst use lä", sich in Gefahr begeben. Er löt-si'''
573
Ast, est, ist, Ost, ust
574
)iü(I s' wU iif cV Est use, er lässt sich nicht in zweifel-
hafte Unternehmungen ein Gl; Z; auch schon in einem
Lied V. 1712. Si''' z' osserst of de Nast use lö", das
Äusserste versuchen, wagen Ap. ,Er lasst sich zu
weit auf den a. hinaus.' Hosp. Wend-is [wir wollen
uns] frisch uf d' Nestli la". Lied v. 1798. Auch: sich
in Specialitäten einlassen, hinauswagen, in einem Exa-
men B; si uf en Ast use lä, in specialia descendere.
Id. B; vgl. ührigens auch: d' Sach uf es Ästli use
tribe', aufs Äusserste. Id. B, Zyro ; Ein'n uf d' Est
u. tr., in Verlegenheit setzen Gl, u. u. H. (Z' usserst)
uf den Aste fussej, uf den üssersten A. sl", ökonomisch
bedrängt, ganz nahe dem Bankrott; nahe dem Verlust
eines Amtes Aa; B; L; Uw. .Auf dem Ast sein', auf
dem Aussersten. Scn Pilg. Kai. ,So für Nichts und
wieder Nichts gebe er seine Meitscheni nit weg; so
zu äusserst an den Ästen als D'r-Gottswille-Söhnis-
wyber [aus Mitleid angenommene Schwiegertöchter]
wolle er sie nicht hangen sehen.' Gotth. St^'' a-me
EstH liebe, au einem Strohhalm halten Ap. 3) Um
(?' Est ume (uf d' Est Aa) scldä", Gedanken, Wünsche,
Absichten in Worten andeuten, aber nicht offen aus-
.sprechen Aa; B; syn. uf d' Stüde; nhd. .auf den Busch
klopfen', Bild vom Jäger, der in einem Gebüsch nach
einem Wilde spürt. 4) „Jmdn unter die Ä. nehmen:
scharf ausforschen, examinieren BO.;" auch: einen
Verweis geben, streng anbefehlen. 5) ,Das [was zur
Kriegführung dient] ist alles da zum allerbesten. Nun
wcnd wir dran von fryen esten.' NMan. = frisch dran;
vgl. 0. das Lied v. 1798? ,ausfliegen frei wie der Vogel
von einem Baum'? — 2. die harte Spur eines Astes
in dem zu verarbeitenden Holze, allg. , Welcher schütz
[Schuss] gölt oder brölt [bloss spielt oder abprallt]
und nit fry durchgät, in irre dann .spän, nagel oder
Ost, der gilt nit' G Gesellenschiess. 1485; vgl. auch
irr«! 2 (Sp. 409). Bildliche RAA.: In-en (i den,
in'n, i Aa; Ap; L) Ast {i d' Est Uw) fl"-) sage [sägen]:
1) auf Hindernisse stossen. allg. Es tuet i d' Ä. s.,
geht schwer vorwärts Gr; es gät in d' Est, man stösst
auf Hindernisse GnNuf. 2) etwas Gefährliches unter-
nehmen. Id. B. 3) Anstoss erregen, verletzen; durch
ankluge Handlungsweise sich Schaden zuziehen; Etw.
reden oder tun, das übel angeht, aufgenommen wird;
durch Reden verletzen; sich verschwatzen; etwas Ge-
wagtes sagen, das zu Widerspruch reizt, allg. I de
Nast s., vor den Kopf stossen Ap; ebenso: in en Ast
haue' ScHwMa. ; vgl. ,in ein Wespennest stechen'. Er
het wüest i" A. ly'sagt, arg beleidigt L. ,Sie sah, dass
.sie in einen doppelten Ast gesägt [in zweifacher Be-
ziehung Argerniss gegeben hatte].' Gotth. ,.^ber da
scheinet es, fange man an in einen Ast zu sogen.' L
Predigt l(i95. Est ha", von Sachen und Menschen:
.schwer zu behandeln sein, Schwierigkeiten haben Gr;
ScaSt. Da' Ding hat Est. Solger; Syn. Chnöpf; e
Meinig, e Gsicht, e Nase. Do het 's en Ast — hock
dei, seit de Bnechstabieri [A-B-C-Schütze]. Sutermstr.
.Die übrigen Orte, die in der Sache „an einem Ast"
[angekommen sind], darin nicht weiter kommen.' 1530,
Absch. ,üiss ist ein harter ast [Widerstand], dadurch
man die hoche notwendigkeit der Reformation under-
stehet zweifelhaftig zu machen.' ,Wann die sachen
[der Bau einer Kirche] nicht wiederum neue Äste
[Anstö-sse, Hemmnisse] gewinnen.' Sererhard 1749. —
3. (übertr.) Abzweigung. Uf all Ä. use gä", einen
Dnterrichtsgegenstand nach allen Seiten und bis auf
Einzelheiten verfolgen B. Vgl. auch RAA. 2, 2. Aus-
läufer eines Gebirgsstockes: ,Aus dem Grirasel, wo
ein Ast der Furka ist.' Sererh. 1749.
Die Vorsetzung eines aus dem Auslaut des vorliurgehendeu
,eia' lierübergezogenen n ist bei diesem W. bes. stark be-
zeugt; auch schon bei Ruef 1550, S. 57 neben ,ast'. Bei
der Ausspr. e« oder «e (im PI.) lautet das W. dann = ,Nest',
uidus, und Icann mit diesem verwechselt werden; aber in
der Formel ,Hurst und Nest', Alles zusammen, ist offenbar
eig. ,nidus' gemeint: das Gebüsch und das darin steckende
Vogelnest, und es ist Hebels eigene Korabiuation, wenn er
diese RA. umgestaltet: aingt 's Tierli nit in H. und Nast?
— Der Zweig einer immergrünen Pflanze wie das ebenfalls
zur Bezeichnung der Schenke dienende Rad in älterer, der
Reif in jetziger Zeit deuten auf germanische Verehrung der
Sonne, die auch Trank und Speise reift; der blosse Zweig
ist viell. ein Überrest des ganzen Tannenbaumes, welcher
aeben das Wirtshaus z. T. noch heutiges Tages gepfl.anzt wird.
Die unter 1, i zsgefassten Bcdd. haben den goiueinsamen
Begriff: scharf hernehmen, und können etwa aus der An-
schauung von Ästen abgeleitet werden, die durch Zerhacken
zu Brennstoff hergerichtet werden.
Ab-, nur PI. Abäst: Abfall von Ästen; Syn. Ab-
holz Aa. S. ab-asten. Vgl. Abkabis.
Fleug-: Zweig mit Laub, der dazu dient, von
einem eingespannten Zugtiere das Ungeziefer wegzu-
scheuchen B. — fleugasten: (im weit. S.) „Jmdn
schlagen, prügeln B;" herumtreiben UwE.
Gold-: Goldader in einem Fluss. ,[Bei Rinken-
berg] ist auch ein kleiner Fluss, welcher Goldästlin
führt, und sind zum öftern allda kleine goldkügelein
gefunden worden.' FSprech. 1772. Auch Geschlechtsn.,
u. A. des bedeutenden Gelehrten von G XVI.
Hexen-: Verknotung eines Astes mit Auswüchsen
Aa, z. B. verkümmernder Nehenast eines Kirschbaumes
Z. , Erblickte bei einem Schober Tannästen einen sog.
H., ganz und gar zur Keule geformt.' Stutz.
Wahrsch. von dem Glauben,, dass Hexen durch ihnii
Zauber Bäume so verderben, oder dass sie beim Blickeu
durch Löcher eines solchen Astes erkannt werden können.
S. auch Narren-Äat ; HlxenhSsen.
Kleb-: 1. Tannenast, der nicht tief im Stamme,
sondern nur an der Oberfläche sitzt (gleichsam bloss
.klebt') und darum tief herunterhängt Schw; Zg. —
2. Ast einer gestutzten Tanne, der 1 — 2' weit vom
Stamme abgeschnitten ist und daher im Sommer Harz
ausschwitzt (also , klebrig' ist) Zg. — 3. Ast, der
mehr od. weniger parallel mit dem Stamme empor-
steigt ZDüb. — Weisstannen mit Klebästeu und eingeris-
seneu Kreuzen werden in einem Landmarchbr. zwischen Schw
und Zg von 1545/60 erwähnt.
Kris-, Kres-, Gris-: Ast eines Nadelholzbaumes,
bes. wenn die grünen Nadeln (das Chris) noch daran
sind, Ast mit Reisern, Tannreisig, allg. / han en
Hals, tvie wenn i"* Chrisnest drin hett [so rauh].
Narren-: unfruchtbarer, weder Blüten noch Frucht
tragender Ast eines Baumes oder Strauches. 1. wildes
Schoss; Syn. Wasserschoss.. — 2. Ast, bes. am Kirsch-
baum, von abnormer Gestalt, in ein krankhaftes,
kropfartiges Gestrüppe endigend wie ein Besen GO. ;
Syn. He.ren-. Am Vorabend des Mai pflegten die
jungen Bursche in GO. spröden oder sonst missfälligen
Mädchen einen N., das Symbol der Unfruchtbarkeit,
hier des angewünschten Cölibats, vor das Fenster der
Schlaf kammer zu hängen. — Narr wird übh. vou tippigen,
leeren, trügerischen Pflanzentrieben gebraucht.
575
Ast, est, ist, ost, ust
57(1
Bi-Ast Binestli: kleiner Nebenast AABrugg; Z.
Palm-: am Palmsonntag in der Kirche geweihter
Zweig oder Ast von Stechpalmen, Sahlweiden udgl.
Einmal humoristisch auf Knüttel gewendet, welche
am Palmsonntag gebraucht wurden: ,Da habend die
Prettigäwer sich entschlossen, den 12. April 1622 (war
Freitag vor dem Palmtag) sich zu widersetzen; und
weilen sie disarmirt gwesen, haben sie zu grünen
Brüglen gegriffen . . . Am Palmsonntag haben sie den
Feinden die siegreichen Palmäst um die Ohren ge-
geben also, dass in die 495 todt geblieben.' Gk Handl.
1622. — In GrD., Pr. wird die Sahhveidc zu .Palmen' ver-
wendet.
Baum-: A.st von einem Obstbaum im Gegs. zuui
Kris- Z.
Ber- (Z .« u. e-), meist dim.: Blüte und Frucht
tragender Ast, Fruchtzweig GT.; Th; Z; bes. von
Kirschbäumen. Vgl. Trtili-. Solche Zweige abzubre-
chen gilt für eine ,Sünde am Baum' Z.
Mhd. beni (nhd. ,ge-bären'), tragen, insbes. von Früchten
der Erde imd der Bäume.
Brand-: Verzweigung der vena iliaca. ,I>ie Nabel-
pulsadern kommen an Seiten der Blase von beiden
Brandästen des Kindes.' JMuralt 1697, S. 68.
Rag-: ein stark und weit vom Stamm heraus-
tretender, etwas isolierter Ast; nicht gerne gesehen
und möglichst beseitigt ZZoll. Gegs. \Kfc6-.
Kunn-: grosser Tannast, welcher als Unterlage
dient, um eine Bimne, eine Last Reisig, aus dem
Walde nach Hause zu schleifen GrL.
Tann-. Ein Tannenast war im Reformationskrieg
Symbol der kathol. Partei; vgl. Salats Spruch .der
Tanngrotz [-wijjfel]', woraus der Neckruf: ,Hie Tann-
ast! die Zürcher fliehen fast!' welcher während der
Reformationsstreitigkeiten viel gebraucht wurde. , Ha-
bend sy ein nüwe rott ufgericht, die tragend zuo eim
zeichen einen dannast im huot; da hat ein redlicher
gsell uss unserem fryen Ampt, unwissend dass sy ein
sülhe conspiration und rotturig habend, ein Stechpalmen
estlin ongefärd im huot gen Zug ze merkt tragen; also
sind über in gefallen die mit den tannesten und in
jämmerlich übel geschlagen, und alle, die von der
rott nit gefridet.' Aesch. 1529. Wären auch sie zu
schwach, so soll in Lucern die grosse Glocke gezogen
und überall Sturm geläutet werden, wobei jeder Aus-
züger eine Feder mit einem Tannästchen aufstecken
soll. ebd. .Als dann etlich diss zyt dahar dannäst
getragen, daruss dann lychtlich zweitracht und unruew
in ir statt mochte gefolgen, das hinfür niemand, es
syen heimsch oder frömbd, kein dannästen uf iren
baretten oder in ander w6g solle tragen; dessgelychen
sol keiner dem andern einich dannast gewaltiger wyse
abzüchcn.' S Ratsv. 1582. Daher wohl noch die Be-
teurung: him Tainiast'. AAStauf., und: Nem-mi der T.,
hol mich der Teufel! Suteum. In W auch Familienn.;
vgl. jGoldast. Kienast'.
Dürren-: althergebrachter Name gewisser Wein-
schenken bzw. Weiler B; S. — S. o. Am l als Symbol.
Trub-Estli: Zweig eines Kirschbaumes mit reifen
Früchten Aa.
Trvh gehört, weil w als kurz angegeben wird, zunächst
zu Ti-üpjxli, Häufchen, aber doch auch zu Trülie, Traube,
zumal da 'irühlet voll gerade auch von Kirschbäumen gesagt
Trauf-: Ast, der von andern überdacht ist und
deren Traufe empfängt. ,Die unfruchtbaren Traufäst,
das sind die, so unden an den fürnehmen Asten standen
und undersich hangen.' Ehah. 1639.
Geäst, Genast n.: Astwerk AABb.; L.
astachtig: voll Aste, Verzweigungen, Knorreu.
,Estachtige stock [Wurzelstöcke, Strünke], die von
krümbe und grobe wegen nit mehr könnend gebrucht
und zerspalten werden.' Z Stifts-Prot. 1619.
asten, auch naste Ap; SnJ.: 1. trans. a) einen
stehenden oder gefällten Baum seiner Äste bzw. eines
Teiles derselben berauben, ihn behauen Ae; B; Gr;
LE.; ScHW; S; Th; U; ZO. — b) prügeln BO.; „F";
im Krieg schlagen (besiegen); hart mitnehmen, züch-
tigen. D' Luzerner hi [haben] d' Freischäre g'astet
BSigr. — 2. intr. a) Aste treiben. ,Der Baum
astet stark', wächst mehr in die Breite als in die
Höhe B. — b) die Aste von einem Baume abhauen,
Aste (zu Ziegenfutter, zum Brennen) sammeln B; Gr;
S; U. — c) streben, trachten nach einem Ort oder
Ziel. Etu-ahin a., irgend wohin zu gehen im Begriff
sein. Wä astist hin? Ich aste obschieh [aufwärts].
^4. z' hüräten. Auch von Tieren Gr. ,Das volk [in
der Wüste] astet wider in [nach] Egypten.' 1548, IL
u. IV. Mos. .Küng Hilfrich astet und eilet nach Paris.'
Vad. ,Die bischof astetend nach land und leuten.'
ebd. .,Nach ämpter und titlen a. und werben.' ebd.
,Dass ain abt bi sölichem rechten bliben und nit witer
a. weit.' ebd. Vgl. >mchaste>i. — d) zu einer Partei
halten. ,Die edlen astetend auo den von Zürich,
ein [anderer] teil an die eidgenossen.' Frünh.
Bei 1 b könnte an ,Ast' als das Werkzeug gedacht seiu;
wahrscheinlicher liegt der Baum, der eine Behandlung er-
fahrt, dem Bilde zu Grunde; vgl. die syn. nh-, wostoi;
erjäleii ; nhzimmercn udgl. 2 c, d entspringen aus a: der aus
dem Stamm heraus wachsende Ast strebt, treibt nach einer
Richtung. Zu d vgl. , wachsen an Jmdn', an ihn gelangen
mit einem Gesuch.
ab-, -nasten: 1. die Aste von einem Baum ab-
schneiden, ihn behauen Ar; BS.; Gr. — 2. ab-
prügeln BO.; F.
abhin- aben-, ühcn-, abher- aper-, iiher-: an
einer stehenden Tanne die Aste von oben herunter-
hauen Ap; Gr. Uneig. : heruntermachen, abkanzeln Ap.
uf-, -naste: 1. an Bäumen bis zu einer Höhe
von ca 20 Fuss die Äste von unten an abhauen
Aa. Syn. ufstüel'en. — 2. die Äste von einem ge-
fällten Baum schneiden SGrindel.
ent-ästen: refl. hässliclier werden, an ^ chönheit
abnehmen. Sitdem si f/'hürötet ist, hat si sicli starl;
entästet U.
Von einem Baum, dum man die Aste abgeschnitten, übertr.
auf weibl. Personen. Wohl .aber Missdeutung von ait-gästcn,
verunstalten, wofür bes. auch der Umlaut spricht, der uns
sonst bei den Zss. von , asten' fehlt.
üs-asten, -nasten: 1. einen Baum behauen Gr;
LE.; ScHW; W. — 2. einem Baum alle Äste aushauen,
z. B. einer Eiche, bevor man sie fällt; auch von einem
gefällten Baum AABb.; B; ZW. Vgl. schneitlen. —
3. flg. a) ausspotten W. — b) ein geschlachtetes
Tier ausweiden ZW.
ver-: 1. verastet heisst ein Baum, dessen Äste
dicht durch einander gewachsen sind, weil man ver-
säumt hat, ihn zu schneiden B. — 2. abprügeln.
auskliijifen AAFri.
Ast, est, ist, ost, u.st
578
lius-: im Hause lioiuiii geschäftig sein B. ^yn.
hiisräteii.
nach-: nachtrachteii, -streben. .[Mönche.] die dem
iiachastend und nachstellend, das si zuo fliechen ver-
boten [gelobt] habend.' Vad.
ge-astet (/'(is/ef Ar; GW.;U, (/'nastet AkBh.; ApK.:
ästig, d. h. mit Ästen versehen, astreich, -förmig. ~
Abgeleitet vom Siibst.
un- ut'asted HHi., ii;jl- U: 1. nicht von den Ästen
befreit BRi. — 2. übertr. grob, ungezogen, unfreund-
lich BEi. ; U. — Partie, von mten, also eig. unbehauen,
'inknltiviert; vgl. .ungeschliffen*.
Astete f.: Astwerk, Geäste.
astig, ne'ütig Bs: 1. ästig, d.h. mit vielen und
breiten Ästen Bs. — 2. knotig (vom Holz), von Ästen
durchzogen Gr. Syn. knüderig, yel'nopfet. — ge-
(fastig, g'estig: mit vielen Ästen Uw.
laub-. .Caput foliis evinctus, der ein loubastig
sehäppele oder krenzle auf hat.' Fris. — Viel]. Druckf.
für .loubachtig'.
ästlen (nje'sthn: I. kleine Äste abschneiden
AABb. — 2. durchprügeln " AABb.; Bs. — üs-:
kleine Äste abschneiden Gr.
asst, asster s. (dasder) dester. aste, astig.
Sstig, astlig, ästlig s. asig Sp. 504. Asten z
s.' Astrenz.
Alpen-Astere f.: .\lpensternblnine, aster alpinus
GW.
Wisen-Astere f.: schwarze Flockenblume, cen-
tanrea Jacea AAWctt. — Der .Ähnlichkeit wegen mit der
Sternblume verwechselt.
Winter- Aster: eine Gartenblume, Chrysanthemum
indicum.
.astnien: tief und schwer atmen VOrte; Gl."
Wohl aus der Sprache der .^rzte in die Volksspr. über-
• '.'äugen: vgl. , Asthma', Engbrüstigkeit, aus dem Griech.
astrant: halsstarrig GRKlost.
Ein roman. Lehnw. ; viell. von 'astrare, mondsüchtig sein;
vgl. it. attrom, von den Gestirnen beherrscht, mondsüchtig,
irrsinnig.
Astrenze Ästräme BD.; Gr; L; Uw, Oxtrenze
Grü.; GO.; Montafun, Abstränze B; Gl (D.); „L"
{St.'>); U (D.). Härstränze GWe., Stränze Gl; L
(D.); GG., 0., oT.; Schw; UwE.; U — f., Astränz Gl;
Gr (auch 0-, Ö-); GW.; U(D.): Imperatoria o.sthrut.
GrD. ; GÜ. Gilt der Volksmedicin als wirksames Prä-
servativ gegen Erkältungen und gegen böse Ein-
flüsse auf Wunden Gr. Meisterwurz, sowohl die ge-
meine, echte, imperatoria osthrutium (astrantia alpina
riiinor), als die falsche, astrantia maj., etwa durch die
-Attribute iviss und schwarz (gross) unterschieden. Die
Wurzeln dieser t. auf den Alpen wild wachsenden,
t. in Gärten gezogenen, jetzt ziemlich in Abgang ge-
konmienen Pflanzen spielten einst eine der grössten
ItüUen in der Volksmedicin, daher auch der Name
.Meisterwurz'. Noch jetzt wird sie in Gr geschätzt
zur Heilung innerer und äusserer Schäden, und um
den Einfluss der Hexen abzuwehren in der StJohannis-
nacht ausgegraben, über der Stalltüre aufbewahrt und
der Wäsche beigemischt. ,Sie ziehet auch Kuglen
und Pfeile auss dem Leib herauss.' JMuralt 1715.
Schweiz. Idiotikon. I 4.
,Abstrenzenwurzeln' von dem B Stadtarzt DKökiu
1721 gegen die Pest empfohlen. ,Essid Strunzen
(sclm-arzi Asiränze) und Bibernelle, se sterbed-er nid
alle!' soll in der grossen Pest ein Bergniännchen ge-
rufen haben Schw; Uw. Bibernelle und Stränze Sind
guet für Pestilenze! It der Sage in Gl. Die von der
B Obrigkeit für pestartige Epidemien verölfentlichten
Vorsichtsmassregeln wiederholen ebenfalls 1721 aus
der Publikation von 1667 die Empfehlung: ,Abstrenzen
werden nicht ohne Nutz im Mund gekeuet.' Es ist
daher nicht zu verwundern, dass von Stockar 1519
unter den Erfordernissen zu einer Meerfahrt ,Strenzen'
namentlich hervorgehoben werden, und wir begreifen
die grosse Ehre, welche Zwinuli unserer Pflanze antut,
wo er die Vorzüge seines Heimatlandes ins Licht stellt:
,Ein guot erdrych — treit es nit zimmet, imber, so
treit es anken, astrenzen, milch, pferd, schaaf, veh.'
— astränzen stränze: Meisterwurz sammeln.
Ahd. astrenza, amhd. aslriza ; frz. W autruha. Unsere
MA. hat es zu einem Comp, mit ab- (vgl. Syn. Ahkrut), Här-
und mit an- (denn das steckt in a-) umgemodelt; daher dann
auch die einfache Form Str. Kafeth. 1829 hat die Form
Aitramrnen, gebildet nach Analogie von Enzemn, gentiana. '
Über sachliche Berührung mit dieser letztern Pflanze s. u.
Strenze. ,.\stenz, ein kraut oder angelica, petroselium.' Mal.
wird ein Druckfehler sein.
Ä strich s. Äscherech Sp. 567.
ästimieren, e'sti-, estpniere: wert schätzen, in
Ehren halten Bs; Gl; G; Tb; Z. [Leute, welchel
Recht und Unrecht glich eil estemiere"d. Stutz. Ks
ist e Straf, wie das e Cliranket [Krankheit] ist, Und
estemieret 's d' Lfd noh nüd Sf vil. ebd. — Beliebtes
Lehnw. aus dem Lat. (aestiniarv).
Ästemi f.: Hochachtung ZO. lez häd-me" bald
nie Estemih vor-^em Wächter und ''eni Chämißgcr [als
vor mir, dem Gemeindevorsteher]. Stütz.
Nach Analogie von .fantasieren: Fantasr udgl. ronran.
Lehnww.. weibl. Abstracten, gebildet.
Aust, austen; Auster s. Angst usw.
Anstere" f.: 1. missbräuchliche, wohl erst aus der
Bücherspr. eingedrungene Benennung unserer ein-
heimischen Wassermuscheln, der Entenmies- und
der Malermuschel. — 2. schwarze Meisterwurz,
astrantia maj. Gl. S. Astrenze. — ,Ostra: ostermuscheJ,
öster. Limnostrea : ein pfütz- oder seeosteren,' Fischb. 1.363.
Anst Gl. Äusch aScHw (»'); Zg — m. : (meist iu
dimin. Form) kleiner, hinter dem Viehstall angebauter
Schuppen zur Aufbewahrung der Streue Gl; kleine
Scheune, Hütte (bes. im Gebirg) zum Aufspeiehern
von Streue und Wildheu aScuw; Zg.
OiHt bei Walth. II. v. Engelberg, XIII. Jhdt, noch i. S. v.
Schafstall. Über die Abi. des W. s. zu Auijst Sp. 154. Etialtr
f.Öwster.' XVI.) U Geschlechtsn. Wie unser W. in einigen
Ortsn. steckt, zeigen Gatschet 12, Meyer. Z Ortsn. 8.
est: eigensinnig, starrköpfig GrD., Pr. — Vgl. ahd.
heitt, heftig, und it. aetm, Groll, Neid.
est s. 1) c I (Sp. 10). 2) einest Sp. 276.
Ester(i) m. s. Estrich; ii. s. Esch-Tor.
Ester oe- Z f.: weibl. Taufn., Esther Z f. Appel-
lativ gewendet i. S. v. Liebchen (V) oder mit Bez. auf
EsTH. 9. 13 als Typus weiblicher Grausamkeit (?). ,Du
unbarmherzigs Esterli, willst immer nicht glauben,
dass ich dir gut sei.' Stutz.
579
Ast, est, ist, ost. ust
Estrich «'- AaBL., Lenzb.; B; Gr; L; Sch; S; Th;
U; W; Z, Esti-ech Aa; Ai', Esterech Aä; L; ZO.
(auch -ach), Estrig BsStdt; B; GRChur; S, Esterig
BsSt.; Id. B; S. Esteri AaZ., Ester Aa, Estrich
ZO. — m.: 1. Pflasterguss zu Böden in Haüsgängen,
Tennen und vor dem Hause ZO. Steinboden im Ofen,
im Hause; früher auch: Strassenpflaster L (Ineichen).
,Lithostrotos, ein besetze oder csterich.' Fkis. ,La-
cunar, der estrich zwüschend den tylbdumen.' Fris. ;
Mal Als Unterlage für Positionsgeschütz ,wäre gar
gut, einen esterich machen und grosse quaderstück
darauf tun.' JKLav. 1644. , Korngehalter von Mauren,
Pflaster oder Esterich.' JCNXgeli 1738. Auch von
den Kömern herrührender Gussboden. Zoller, Mise.
1724. — 2. der oberste Boden eines Hauses zu-
nächst unter dem Dach, Dachboden, auch der Dach-
raum Aa; BsSt.; B; VOrte; Gr; Sch ; Th; W; ZBär.
Syn. Höberi; Filrbüni; Schütti; Schiulf; Underdach;
Tili, Ober-, Buess-, Schitertili; Winde; Ufzug. ,Pavi-
mentum ex laterculis supra domum.' Id. B. De Hoilz-
scMegel chalberet-em uf-em Esterig obe [einem Glück-
lichen]. Schild. ,Cheller, Sjnschammer, Estrig.' S.
,Pavimentum, ein esterich, gepflasterte büne, besetzte
tile.' Fris.; Mal. ,Der von Lunkhofen estrich' hiess
um 1.387 in Z ein Gebäude an der Stelle des jetzigen
Zunfthauses zu Zimmerleuten. Für sich abgeschlossene
einzelne Abteilung des Dachraumes: ,Eine Kammer für
den Grümpel [altes Geräte] nebst einem Estrig.' S
Wochenbl. 1808. ~ 3. verwitterter Lehmfels, wasser-
dichte Erde, auch ,Leborfelsen' genannt, rot-gelblich
schimmernd; zu 1 und 2 dienend ZO. — 4. Unrat,
Auskehricht, z. B. Trester ApH.
St. schreibt auch: Ä-, ebenso eine Angabe ans W. Der
Laut scheint aber vorherrschend e'. Der Übergang von -ich
in -iij wie bei den Adj. auf -lieh in den betr. MAA. Tschudi
schreibt ,Österrich'. In ZBär. wird das W. für die das.
wahrsch. nur -importierte Bed. 2 in Estrirh umgedeutet und
von der sonstigen Z Form Eatt-rrch (Bed. M) differenziert. —
Ahd. KutMrih, mhd. cat(e)rich. miat. aitrueum, <iairi<us, aber
auch, und älter, oatracus, von gr. SoTpaxa, Scherben, weil
Fussböden aus Scherben oder Ziegeln gemacht, resp. damit
ausgelegt wurden. Anders Hüfer in German. XIV, 212 ff.
Da ein solcher Boden aus Lehm oder Mörtel gegen Feuers-
gefahr auch auf dem obersten Stock gelegt wurde (und noch
wird Th; U), so konnte das W. Bezeichnuug des obersten
Bodens, Dachiaumes Ubh. werden und bleiben, auch nachdem
.jene ältere Construktion, wegen ihrer Schwere, aufgegeben
und durch einfache Holzdielen ersetzt war. Spreng teilt mit,
dass ausserhalb Bs der unterste in der angegebenen Weise
gepflasterte oder belegte Boden des Hauses E. heisse. —
Bed. 4 lehnt sich wohl au 1 an oder ist aus Tn-Hter ver-
stümmelt.
esteren: den Blind- oder Schiebboden mit Tutt'-
erde oder Mauerschutt belegen SL.
eister(t), eisterig, eistig s. eisste.r Sp. 53'2.
cnstelen s. tmschlichfelen Sp. 348.
Elistett: Nabelkraut, kletterndes Löwenmaul, linaria
cymbalaria (Durh.).
istanti: sogleich BHk. — Aus lat. in iu^Kmii. im
Aiigenlilii-,k. Zu der Unterdrrickung des n vgl. das folg.
Isterment mrrm^nt n.: Instrument, bes. musikali-
sches SiHwE.. Ma. Lönd d' Istermente stimme'. Heng.
1830. Früher in allg. S.: ,Üu solt ouch neraen ein
isterment, das sol sin ein isenträt, mit dem soltu in
die wunden gryfen.' XVI.. LiEBE.vAu'sehes Mscr.
Oster Ar; GBodens., Ostner GTa.; Tu, Orschiier
ZSth. — m. : (Nord-)Ostwind. Der Oster mag 3Ieister
[gewinnt die Oberhand]: es [das Wetter] chunnt guet
G. .Oster heisst der winde, Er wehet uss Österrych.'
Lied v. 1443. ,Gegen dem Ostner.' KTürst 1489. ,Der
Ostner.' JörgVögeli 1531. ,Ain 10. tag abrel fiel ain
Schnee mit ainer rüchi und ainem gar kalten ostner.'
Vad. — Mhd. ostener, üHtner, unter. In Orschner r nach langem
Voc. eingeschoben wie oft, ( nach « ausgestossen, ebeuf.
häufig. — S y n. Bise.
Ostere" I: 1. das Osterfest, die Osterzeit. Der
Ostere, adv. i. S. von ,auf, zu 0.', wahrsch. verkürzt
aus n" der 0. ThHw. D' Ostere nniess de" Summer
bringe'. Schild. Lang mit O., lang nit Summer, ebd.
Daher begreift der Ausdruck ,von 0. bis Michaelis'
die Sommerszeit. ,Ich wünsche den Herr'n einen
gueten Tag Von 0. bis zum Michelstag' (aus dem
Spruch zum Spiele mit dem glühenden Schwefelhölz-
chen ZW.). Uf d' Faste folget d' 0. bald Und die
erfreut so Jung als Alt. Sulger. Bildlich: Nä''' der
Gharwuche chunnt d' 0., nach Trauer Freude, ebd.
Es ist-em (oder -mer) wie dem (oder rm^) Pfaff z' 0.
i. S. V. Müdigkeit S, i. S. v. Wohlsein Z. Es ist im
nid (se wolj wie-n-em Pf. z' 0. Sülger. Es ist-mer
nüd wol und nüd ire, wie de Pfaffe z' 0. Z. Die RA.
es ist mer icie de" Tiftef [Teufeln] z' 0., d. h. sehr
unwohl, oder ich bin in grosser Verlegenheit Obw,
bezieht sich auf ein altes Osterspiel, in welchem die
Teufel, welche die Kirche besetzt und verrammelt
halten, von der christlichen Gemeinde unter Anführung
der Geistlichkeit belagert und überwunden werden;
so noch in UAlt. und vormals auch in Schw (s. u. d)
und in Uw, wie aus der Klage bei Ineichen 1859, 51
erhellt: Icei Tu fei ine a" der Osternacht! — Volks-
glauben: Am Ostertag geht die Sonne hüpfend auf.
Frick; Rothenbach. (Vgl. u. Üffart.) 0. gehört zu
den bedeutungsvollen Tagen der Volksmedizin, s. Eich
Sp. 72; Eiss Sp. 530, und zu den sog. Lostagen für das
Wetter. Regen am Ostertag Bringt alle Plag. Sulger.
, Regnet es am O.-Sonntag (Montag), so wird es an allen
Sonntagen bis Pfingsten (an den 7 nächstfolgenden Sonn-
tagen) ebenfalls regnen, ebd. D' Ostereier hinder-em
Ofen esse" und d' Fasnechtchüechli a" der Sunne Z.
Trockne Fasten und heitre 0. deuten auf ein gutes
Jahr. Ineichen. ßrüeni Wdnuichte, tnssi <>. oder u-lssi
W., grüeni 0. ZSth. Z' Wihnachte bic de" Wände",
z' Ostre hie de" Brände", d. i. wenn es um Weihnachten
warm ist, dass man die Kuchen gern ferne vom Feuer
genlesst, so wird man auf 0. dieselben lieber behn
Feuer essen BSi. Liechtmess im Chle, O. im Sehne.
Sclger. Chömm d' 0., teenn si well, Se chunnt si doch
in'n Äberell. ebd. Der 0. -Sonntag ist einer der Tage,
an welchen den zuletzt Aufstehenden besonderer Spott
trifft; s. O.-Kalb. — Gebräuche: a) Geschenke.
Am Ostertag (resp. Weissen Sonntag) beschenkt die
Schuljugend den Pfarrer mit Eiern, jedes Kind nach
seinem Vermögen S. Nach der alten Schulordnung
von Brugg im XV. gab jeder Schüler dem Schulmeister
zu 0. 10 Eier. In dem selben Zeitalter wurden in L
die Ratsherren mit Ostereiern regaliert. Vgl. noch u. 3.
— b) Speisen. Fleisch am Ostersonntag auch bei
ärmern Leuten. ,Als einist uf Osteren das Fleisch
sehr wert [rar] war und gmeinen Leuten nit wol
werden möchte.' Schimpfr. 1652; liauptsäclilieh Rind-
ÄSl
Ast, est, ist, ost, vist
r)82
tieisch (der vorher festlich bekränzt herumgeführte
Osterstier), daneben Schaffleisch (der Braten des Oster-
laninis) und Schweinefleisch (auf dem Lande) L; Kalb-
fleisch It ScHiMPFR. 1652, vgl. auch Osterialb. , Kost-
spielig ist die Mästung der Kälber mit Senimelbrot in
der besten Milch erweicht, womit sie zum Schlachten
auf 0. gemästet werden.' ULHärtmann, aG Landseh.
1817; Fleisch junger Ziegen in Eiern gebacken Ai';
G; Fladen (bei den Katholiken vorher kirchlich ge-
segnet) Bs; GW.; Uw; (s. Osterfladen) ; solche mit
einem Gebäck von jungem Kraut belegt, Chrütchueche
B; Eier (s. Oster-Ei Sp. 15 f). ,Gesottene Eier werden,
dotter und klar, jedes für sich, klein zerhackt, mit
rotem geräuktem fleisch in eine schüssel gelegt und
nach röm. gebrauch am hl. üstertag dem ])fatfen zuo
segnen gebracht.' Vogelb. 1557. ,Vor Altem wurden [in
Zürich] an dem O.-Montag hin und wieder Mahlzeiten
gehalten, welche meistens aus Eiern, süssen Fladen
und Kuchen bestunden.' Moos 1775. — c) Spiele,
bes. mit Eiern (s. Sp. 16 und Nach-Osteren). Im Gr
Mün.stertal erhalten die Knaben, welche am Palm-
sonntag die Palmen in den Häusern austeilen, am
Ostermontag für jede Palme 2 Eier, welche sie dann
zu dem bekannten Glücksspiele verwenden. ,Am Sonn-
tag nach 0. las man hinter dem Wirtshaus Eier auf.'
GoTTH. ; anderwärts am Ostermontag; vgl. Eier-Leset.
An der 0. wurden auch die ersten Frühlingsspazier-
gängc aufs Land gemacht (s. emausen) und zwar bildete
der Brauch gerne feststehende Zielpunkte dafür aus.
In Z, wo die Geistlichkeit strenge über die Heilig-
haltung der Kirchenfeste wachte, war es der Oster-
dienstag, wo im XVIII. gesellige Zusanmienkünfte und
Lustpartieen angestellt wurden. Moos 1775. Vgl. u.
öderen, österlen. An 0. muss man sich der Welt in
einem neuen Anzüge zeigen — ein Brauch, der wenig-
stens für die Kinder noch gerne innegehalten wird;
vgl. O.-Kälbli ; -Küeli, -Mncliel. Die jungen Mädchen
paradieren, wenn immer die Witterung es gestattet,
in weissen Kleidern ZS. Am O.-Montag zeigen sich
Neuverlobte zum ersten Male mit einander vor der
Ürt'entlichkeit G oT. An dem gleichen Tage beginnt
das .Tätschschiessen' der noch nicht confirmierten
männlichen Jugend und wird eine Reihe von Sonn-
tagen fortgesetzt bis am Pfingstmontag. Dann gehen
die Knaben zu guter Letzt im Dorfe in den Häusern
herum und sammeln Gaben ZW. In ZSth. tut sich
die Schuljugend zu kameradschaftlichen Kreisen zu-
sammen, wozu Jedes seinen Beitrag an Wein und
Eiern mitbringt; es wird dann entw. im Freien ge-
sungen und Spiele gemacht oder besonders auf den
für diesen Anlass in den Tennen erstellten Schaukeln
geschwungen. In Ap findet am O.-Montag ein Kinder-
fest Statt. Nachdem die Schulkinder Probeschriften
gemacht haben, ziehen sie an jenem Tage festlich ge-
schmückt, paarweise geordnet, von den Schulmeistern
geführt, in die Kirche zu einer Art Examen mit Auf-
sagen von Sprüchen und Singen von Liedern. Nachher
bekommen sie einen ,0. -Batzen' und ziehen nach Hause,
wo je 2 Gespanen mit einander zu Mittag essen. Am
Nachmittag werden auf einer Wiese Eier aufgeworfen
oder aneinander geschlagen, auch andere Spiele ge-
macht. Auch Erwachsene machen Spiele oder Aus-
flüge. Flüher wurden festliche Umzüge mit Trommeln
und Pfeifen gemacht, wie aus einer Verordnung von
1612 zu ersehen i.st. Besonders lebhaft wurde der
O.-Montag in Bern geleiert (z. B. in den 20er Jahren,
s. Hink. Bot. 18'20; 1823). Die Zünfte der Metzger
und Küfer machten Umzüge durch die Stadt und vor
das Kegierungsgebäude, wo den Behörden Aufwartung
gemacht und Gesundheiten ausgebracht wurden. Die
Zünfte übh. versammelten .sich auf ihren Stuben zu
festlicher Mahlzeit. Auf der Schützenraatt fand das
Spiel des Eierlaufens und ein Schwingfest Statt. Aus
benachbarten Dörfern kam die junge Mannschaft co-
stümiert in die Stadt und führte das Tellenspiel auf.
Unter den komischen Figuren durfte der Hanswurst
oder Uri- [Eulen-] Spiegel nicht fehlen. Auch wurden
Tänze unter Blumengewinden aufgeführt und zum
Schluss schwang ein Tänzer einen Reifen mit gefüllten
Gläsern. Der Umzug der Küfer war auch verbunden
mit dem Umzug des ,Äussern Standes' bei der sog. Re-
giments- od. Burgerbesatzung (Neuwahl der Beamten).
Auf dem Lande fand die ,Tannenfuer' statt, s. d. - -
d) kirchliche Feier. ,Am h. Abend [Vorabend]
taflet [1. ,rafilet''!' Jedenfalls ist der Ersatz des vom
grünen Donnerstag an unterbrochenen Glockengeläutes
durch ein hölzernes Lärminstrument gemeint] man zur
kilchen, pettend angends die priester die 7 zeit [usw.];
man löscht alle liechter ab in der kilchen, schlacht
ein nüws für uf einem fürstein [jetzt wird das neue
Feuer unter der Vorkirche in einer Pfanne gemacht
und darin die alten Hostien usw. verbrannt] und gabt
mit der pression [Procession] mit unangezündten kerzen
für das gross kilchentor das für zu segnen |s. Osterßr]
und gat der kilchherr 3 mal umb das für mit krüz
und fan, darnach procediert der pfarrherr mit rauch
und wychwasser, vom nüwen für die kerzen anzünden.
. . . Von stund an lüt't man mit allen gloggen der
fasten auss. In der h. nacht zu Osteren um die 2 uhr
taflet man zur mettin, gat mit krüz, fan und stangen
umb die Kilchen ussen herumb, versperrt man diewyl
alle tür und tor an der kilchen. So man widerura
kompt mit dem heiligen Sacrament für das gross under
kilchentor, so stoss[t] der Herr mit dem fuess an die
beschlossnen türen und sprich[t] also: Attollite portas,
principes, vestras et introibit Rex glorise. Der tüfel
Lucifer gibt antwurt in der kilch: Quis est iste rex
gloriffi? Der Herr antwurtet dem tüfel: Dominus vir-
tutum ipse est Rex glori». Zum dritten mal spricht
er: Tollite portas. So stosst der pastor die tür uf, so
flucht der tüfel hinweg. Darnach gat man in silentio
pressionaliter zum grab, und wann der pfarrer zum
grab kompt und sieht, das er erstanden ist, so spricht
er mit den Engeln: Venite et videte locum ubi positus
erat, Jesum Nazarenum erucifixum quaeritis. Non est
hie, surrexit vere sicut pradixit [usw.]. Am h. tag
zu 0. soll man zu rechter zeit wysi lüten, ein lang
herrlich zeichen, so das volk zemen [zusammen] kompt,
die osterfladen und anders segnen. Demnach soll man
herrlichen umbgan mit allen krüz, fanen, stangen der
bruoderschaft.' Sohw Kirchenordn. 1588. Aus solchem
Kern entwickelten sich kirchliche Dramen, s. O.-Lied,
-Sjjil. Jetzt sind (in Schw; Zg) diese kirchlichen
Handlungen zeitlich mehr zusammengedrängt und ent-
behren der dramatischen Darstellung; dagegen gewährt
es ein lebendiges Bild, dass der Flor vom gekreuzigten
Heiland weggenommen und ihm die Siegesfahne in die
Hand gegeben wird. .Man segnet die Fladen und das
Gehackt und ander ding.' Stockar 1520/29. S. auch
unter b. Zu der Einsegnung des Feuers s. O.-Filr,
583
Ast, est, ist, ost, iist. — At, et. it, ot. ut
hx\
-Kerz, -Sehlt. — 2. die den Katholiken für die O.-Zeit
vorgeschriebene Beichte und'Comniunion; cV 0.
mache", diese Pflicht erfüllen S; Uw. — 3. Oster-
geschenke der Paten an ihre Taufkinder Ap; oTh;
von L aus Anf. XVI. bezeugt durch Collinus (Mise.
Tig. 1 1 3). D' 0. gii" [geben] Ap; oTh. D' 0. Me"
Ap; G (GLHartmann 1807). 7" d' 0. gä", von den
Kindern, welche die bes. in grossen Eierringen be-
stehenden Geschenke bei den Paten (zu denen sie
eingeladen sind) abholen oTh; s. österlen. Syn.
Zimpeltag. ,Noch heut zu Tag speisen die Kinder
ab dem Land und in der Stadt an Ostersonntag und
-Montag bei ihren Taufzeugen oder Grosseltern zu
Mittag.' Moos 1775. E' G'sicht mache", als ob er wött
[wollte] gö" ge' [gehen zu] d' 0. hola, ein vergnügtes,
aber iron. i. S. des Gegenteils Ap.
Mhd. uater und öaleni (PI., weil das Fest mehrere Tage
dauerte; vgl. .Weihnachten, Pfingsten'), bei uns durch-
gehend nur Sing, und mit Art. Daher: ,bis zur Osteren'
schon 1685 (Marktordn. Heiden). In der Zss. schwankt die
MA. zw. der Sg.- und der Pl.-Form. Die Existenz einer
alten Göttin des Frühlingslichtes, 'Ostara, ist zweifelhaft,
aber der in einem Jahrzeitbuch von Engelbg (in Z freilich
erst im XV.) vorkommende weibl. Eigenn. ,Ostcrhild' (später:
,Österlin') könnte doch auf eine mit dem Namen der Zeit
verbundene mytholog. Vorstellung zurückgehen. — Das Spiel
mit und das Verspeisen von Eiern hat ursprünglich einen
mythologischen Grund, s. Sp. 16/17, doch mag das Verbot
derselben während der Fastenzeit mit zu einem Faktor ge-
worden sein; ähnlich beim Fleisch und Schlachten. — Die
weissen Kleider der Mädchen sollen viell. die ,neue' Be-
kleidung ersetzen, sind aber wohl eher eine katholische Tra-
dition von der Sitte des Weissen Sonntags, der sich auch
sonst mit Ostern berührt, indem z. B. in Schw das Spielen
mit gefärbten Eiern und die Bewirtung der Kinder von Paten
und Verwandten, in BM. der Eierleset, auf ihn verlegt sind.
— Von der 0. tragen viele Blumen und Kräuter, auch
manche Gerichte ihre Namen. — Über Berührung mit dem
andern FrUhlingsfeste, der Pfingsten, s. das letztere W.
S. noch u. Kar-Wuche.
Maien-Osteren, -Östru W: Ostern, die in den
Monat Mai fallen würden, also eine Zeit, die niemals
eintreten kann; daher bei iron. Vertröstungen auf eine
ferne Zukunft: z' 3I.-0., sprichw. für niemals Gr;
GW.; W; in L noch mit dem Zusatz: wenn d' Ägerste
chalbere'd. , Nicht kommen, nicht zahlen bis M.-O.'
Kirchhofer.
Nach-: der Sonntag nach 0., gefeiert mit Tanz
im Wirtshaus. Die Mädchen beschenken die jungen
Bursche mit farbigen, mit Sprüchen versehenen Eiern
BsBuckten. Vgl. Nach- Uff art. Syn. mss Sunntag.
Obiger Brauch hängt wohl noch damit zusammen, dass
bis zum Schlüsse des vorigen Jhdts der Landvogt je im
Frühjahr die jungen Leute nach Bückten berief und vor ver-
sammelter Landsgemeinde die Paare zur Ehe auswählte.
osteren: Ostern feiern mit Lustbarkeiten. Li
LG. veranstalten Frauen und Mädchen Zusammen-
künfte, bei welchen Most (das Landesgetränke) und
Eierkuchen geschmaust werden. Auch ziehen die
Leute in Gesellschaft in den Wald, kochen daselbst
und machen Spiele; dabei gilt e.s wie in anderen Fest-
/.eiten als Spass, einer andern Partie Speisen insgeheim
zu entwenden. Lt Absch. v. 1535 hatten die L'nter-
■valdner die Fasnachtlustbarkeiten, weil ein Überfall
von den Bernern drohte, abgestellt und auf Ostern
verschoben, auch wollten sie den zum Gesandten ins
Ausland bezeichneten Weissenbach unter solchen Um-
itänden nicht entbehren, da die Berner gewiss bald
mit ihnen ,ostren' werden [iron.]. ,Wie [obgleich] H.
■nyner herren land sott [sollte] myden, kam er am
Ostermontag gen Hochreyn, wott [wollte] da ostern.'
Salat. — ver-: an Ostern verprassen. Die L Ohm-
geldbücher enthalten einzelne Posten, wie viel die
Herren auf dem Luginsland oder sonstwo .verosteret'
'laben. Liebenao.
österlen: (Dim. des vorigen) 1. „zur Osterzeit sich
,'ütlich tun Vw; Zg.'' ,Es sind verboten die nächt-
lichen Zusammenkünfte von Manns- und Weibsper-
sonen, als da sind: das Osterlen, die Kunkelstuben
[usw.].' 1627, Bs Rq. ,Da bin ich [von meinem Posten]
heim gegangen und will an einem Ort ö. ; da kommen
zwei Knaben [mit dem Auftrag], ich soll geschwind
kommen; da bin ich geschwind von dem Essen ge-
loffen.' 1653, Mohr Arch. 2. ein paar Tage Oster-
ferien halten UwE. — 3. von Burschen: das Mädchen
an 0. ins Wirtshaus führen Gr. — 4. von Kin-
dern: aus geschenkten Eiern zu Hause oder im Walde
einen geselligen Schmaus bereiten SchwMuo. f
Ift AABb. führten nach Ostern die Schulmeister ihre
Jugend in den davon genannten Osterliwald, wo sie
sich mit Speise, Trank und Spiel belustigte. Schulordn.
1699. S. auch Osterei Sp. 16 o. — 5. ,Am Osterdienstag
pflegen Alte und Junge in und ausser der Stadt Zu-
sammenkünfte und Lustparteien anzustellen, um
sich mit essen, trinken, spielen usw. unter einander
zu ergötzen, welches man österlen heisst.' Moos 1775.
— 6. das Spiel des Eierlaufens BsLd, weil es am
O.-Montag stattfindet. — Betr. die Bildung des W. vgl.
iicujärlen, bechtelen, äbtiulUu,
,ÖsterrIcher m.': eine österreichische Münze, Sechs-
kreuzerstück, Sechser. .Herzog Sigmund satzt sich an
der Etsch und schluog die guoten Österreicher, zechen
für ein guldin, denen man noch vast hold ist.' Vad.
Oustlig. Ustlig, -let s. UnscMicht Sp. 348.
Ustig s. Üs-Tag.
At, et, it, ot, ut bzw. att usw.
Att „F"; B ö u. wO., Atta FSs., Atta „F; W";
PP.t; Tf, Atter „BSa.". Ätti (^ u. e^) Aa (Bb.f,
Z.f); Ai'M. (Kinderspr.); Bs (auch Hebel); BS., U.,
Schw. (neben Att), G.; GlH. (Kinderspr.); Gr; LG.;
S; Uw; USchäch.t; W; Zcf; ZB., 0., Ette \x Israel.,
Dätti Aa; Ap; Bs; GlH. (Kinderspr.), Traft B (Zyro);
FJ., Tratto, Trätti FJ., Drätti Aa; BE.; L, ,Nätti.'
JCWeissenb. 1702: 1. Vater. Nur in der ländlichen
Bevölkerung und auch hier abnehmend, früher aber
so herrschend, dass es z. B. in ZStallik. als ,gottloser
Tatte, -i, Tiitte, -i GrD., He.. Gast. (Kinderspr.). Hochmut- ausgelegt wurde, als in einer Bauernfaniili
585
At, et, it, ot. ut
586
(iitf Kinder den ,Atti' mit ,Vatter' titulieren mussten,
,«■!> 's Here [des Pfarrers] Chinde'. In Gr gilt an
einzelnen Orten (z. B. Vals) nur .Vater'. An vielen
anderen Orten ist das W. auf die Kinderspr. beschränkt.
Hinger-em Hüs und ror-em Hüs lian-i''' köre [gehört]
niiiipk", dr Ätti mit dr Ofegahle, d' Muelter mit dr
Cliiinkle, vom Hausstreit S. In B ist es nach Id. B
ehrende Anrede an alte Männer übh., in W Ätti
Bischof solche an den Bischof. Der Ätti het 's i'''brocket
lind der Sun cha"" 's fisfresse" GRRh. (bildl.) Er het
's Ättis Sehueh a'g'leit [angezogen], ist Vater geworden
Aa. Wie der Acher, so d' Ruebe", Wie der Ätti, so
d' Bliebe". Ineichen. /'■'' gö" nid hei'" bis 's Morgen
ist, bis das Trtiti z' Morgen isst; und isst-er Alles üs,
so gon-i nid i 's Hüs Aa(H.). ,Vertluecht sygist du,
aller ketzer ätti, Zwinglü' Salat. ,Und kunipst aber
mit dynen ättinen [Kirchenvätern] und Coneilien und
sind vil fröschen im baeh.' Gyrr. 15'23. ,Hiess den-
nocht der heilig Ätti, Küng Ludwig von Frankrych.'
Ansh. ,Das er mich zum gspött einen Meister schrybt,
der doch mich selb mit gheineni andren tittel, dann
Uly Zwinglin dem ätty nach, gekrönet hab.' Zwingli
1527. ,Vatter, ätte.' Fris. ; Mal. ,Dem ätty Baccho
ergeben.' Wcrstis. Mehrfach erscheint das W. in
Volksrätseln bildl. von Teilen eines Gerätes, z. B. :
Drei isiyi [eiserne] Brüeder und en höhige Ätti, d. i.
Heugabel. A chrummnn Ätti und a holi Muetiir und
dri spitzi Chind, d. i. Hamlgritf, Höhlung und Füsse
eines Kessels GrD. Ehäli [glatte, sch\ü\)tnge] Mueter,
en dürren Ätti, es feisses Chind: seil [das] säg-mer
g'schwind! d. i. Butterfass, Stössel, Butter. — '2. Vetter
GhD. (Amstein). — .3. Schwiegervater. ,Ätty B.'
1587, FlSprecher (allerdings in einem Briefe an seine
Frau, eine geborne B.). — 4. „Ätti, Etti: Rad an
einem Wagen, Karren ScHwIngenb."
Mild, alle, ahd. alio, got. alhi, ein durch alle Sprachen
gehender (daher auch in den benachbarten rem. Dial. [churw.,
tessin.] vorkommender) Naturlaut aus Kindermund, darum
auch ohne Verschiebung des (-Lautes (ausgenommen in der
Koseform Etzel, got. aiiila, Väterchen); vgl. Fris. und Mal.:
.pappare, ätte machen, seim ätte od. vatter rUeffen, wie die
kiod, so noch nüt reden könnend.' Weit verbreitet ist auch
die Vorsetzung eines d oder t (Dätli), wenn, nicht umgekehrt
f, von dieser redupl. Grundform das d oder ( abgestreift ist
I' (Tgl. Da-dä). Unzweifelhaft vorgesetzt und dann versteinert
festgewachsen ist der Art. in Trati, ürätti (aus d'r All, d'r
Atti), so dass dann in BE. z. B. auch gesagt wird : zu mim
Veräiti und diese Form in B auch als Voc. gilt. Die sonst
, (in BGadm. ; FSs.) übliche Vocat.-Form Atta (welche It Stald.
; Dial. in F auch als Nomin. und Dat. neben Att vorkommt)
und (verdunkelt) Aitu Böu. wO.; F, Alle BGu. hat ein
interjectionales -öj -e! (s. d.), abgeblasst -e B angehängt.
Aus der amhd. zweisilbigen Grundform ist All regelrecht
verk., Äiti (mit unorganischem Umlaut oder mit kindlichem
ä st. o) aus dem ahd. Gas. obl. atiin (dessen auslautendes n
abfallen musste) gebildet wie viele persönliche Appellativa
(bes. auch t)bernamen) auf -i aus alten schwachen, von
Vben abgeleiteten Masc.-Formeu. Nälti (wenn es jemals für
sich allein so lautete; denn die betr. Stelle ,ussä [1. üse",
unser] Kätti' kann ungeschickte Schreibung statt ü»en Ä. sein)
erklärt sich aus vorangehendem dm oder ein. Alter beruht
wahr.sch. auf Eiufiuss des vwdten Eiter. — Der PI. soll
(nach Tsch.) in Gr nicht vorkommen, anderswo lautet er
mit (ucspr. verdoiipeltem) n Ättene" von Alli" ; die von St.
(wahrsch. aus BO.) bezeugte Form Attiye" beruht auf einer
dort üblichen Veruiischung der Formen auf -i mit Ableitungen
auf -i'jr. — Das W. kann im Nomin. auch ohne Art. ge-
braucht werden wie ein Eigenn. B. - Bed. 2 und 3 sii.d
schwach bezeugt, aber die letztere leicht zu begreifen, da
der Schwiegervater ja immer der leibliche Vater des
einen Gatten ist. — Wenn 4 zu dem vorliegenden W. ge-
liört, so mag das Bild am ei urädrigen Karren seinen Ur-
sprung haben.
Alt-Ji«i GRFläsch, -Atto P silv.: Grossvater.
„Äni-^H: dos Grossvaters Vater F." — Syu. .\ni,
Ul-; s. d.
Gegen- heissen die Väter der Ehegatten gegen
einander B; F. - Syn. Geijemchwäher.
Gross- BO.; F, -Ätti Bs; BU.; Ndw: Grossvater.
Uf Orossättis Bänkli iilui [hinauf] luege, sclierzh. =
schielen BJägist. ,Der grossätte, grossvätter : pappus,
avus.' Mal. — Syn. Ali-Att; Ani. Ali-,- Gros»;.
Hüs-ÜHi: Hausvater BsLd. .Paterfamilias. ein
haussvatter, ein haussätti.' Fris.; Mal.
Kilchen-: Pfarrer L.
liäiii-Att: der Stock, mit dem bei dem Knaben-
spiel ,Nöpperlen' das Stäbclien (NöpperliJ geschlagen
wird BsLd.
Laffi = Läffli. Dim. von Laffe, Schulterblatt der Tiere.
Vgl. das Folg. und .hli in Rätseln als Name eines Gerätes.
^u-Älti: das Kind, welches bei dem Spiel ,d'-Sü
i 's Chessi trlbe"- verliert Ap. Vgl. Tatsch-.
Schwäher-: Schwiegervater B (Gotth.).
Spittel-: Spitalverwalter B Hink. Bote 1791. —
VgL ,Waisenvater'.
Stie {-Att S, Stüf-Ätti Gr; Sclger, Steif- L (In-
eichen), Stau f- GhD.: Stiefvater. Stüfätti — Wett
[ich wollte], dass de' Tüfel hätti. Sulger. Steifmuetter
und Steifätti, Wett, ''ass-si der T. h. Ineidhen. ,Stietf-
ätte, Stieffvatter, vitricus.' Mal.
Stink-Ü«i = Stink-Äni (s. d.) Z.
Tatsch-! ruft man schadenfroh dem zu, welcher
einen Schlag bekommen hat Aa. — Nach Analogie von
Sü-Aiti: gleichsam der Schläge zu tragen hat.
Gross-Ätteler: eine Art Äpfel S; s. Sp. .308. —
Urspr. wohl Äpfel, die ein Grossätti gepflanzt hatte oiler
besonders liebte.
Ätter .BSa.»; F; „W", Etter Gk ObS., Attro
Psilv., Ettro W, E-e GrV., Ättere, E- GrV.; PP.
(e*-): 1. Oheim FJ.; GrV.; P. ,Keine nähere freund
als etter und bäsinen.' ApI. LB. 1585/1828. Mit der
genauem Angabe: 0. von väterlicher Seite „F"; P;
W. — 2. Vetter „BSa." In der ä. Spr. auch i. weit.
S. = Gevatter, Freund in vertraulicher Anrede an
Standesgenossen. So bei Manuel, Funkelin und in
.fKüEFS , Etter Heini' betiteltem Schauspiel.
In der ä. Spr. nicht bezeugt. Von Att, -o, Ätti mit Ein-
schaltung von -er gebildet nach Analogie von , Vetter : Vater",
uur dass dort e' herrscht, hier e^, «e. Aus dieser Parallele
folgt daun auch, dass die schwachen, auf -c" ausgehenden
Formen die älteru sind, aus denen die auf -r ausgehenden
durch Abwerfung des -c" entstauden wie nhd. , Vetter' aus
mhd. vetere, ahd. fatareo (fatarjo). Endlich folgt aus dieser
Etymologie, dass das W. urspr. einen Verwandten des Vaters
bezeichnet und zwar, wie , Vetter' in der ä. Spr., den Bruder
ilesselben (lat. patruus im Unterschiede von avunculun, dem
mütterlichen Oheim, dem unser Öchi entspricht), erst später
den Sohn des Vatersbruders. Auch Vetter hat bei uns
neben dieser letztern Bed. noch jene erstere, dann freilich
auch die allgemeinere eines entfernten Verwandten. Bei
NMan. nennen Bauern einander bald , Etter', bald , Vetter'.
Auch das ApI. LB. 1585/1828, die Kaufbriefe betr. ZgHun.
587
At, et. it, ot, ut
vuu 1 + 14 und von 1416 wechseln mit beiden Ausdrücken
ab. Bei RudMan. sagt ein Kriegsknecht zum andern: ,Ett
Gsell !' Ett verk. aus Euer, entsprechend Au, wofür in BSa.
auch Atter, offenbar aus Euer construiert wie ,Yater : Vetter'.
Attach s. Äb-Dach.
Atalleri, Atilleri = Artillerie Bs.
Atem, Otem Ap; Gr; Sch; Z, ^l^ew GRKlost., Ate,
Ote Aa; B; Gl; Gr; Ndw; Schw; S; W (Äto); ZO.,
Nöte Bs; STh. — PI. Ate" Ndw — Diiu. Nöteli Bs,
Ötemh ScH — m.: 1. Atem lebender Wesen, Menschen
und Tiere. De Mensch liet (iner hend Alli, wir Alle
haben) der 0. i" der Nase, ist (sind) sterblich Sch; Z.
Er ist nüd teert, dass-em euse Herrgott en Otem g'g'e
lied. Baükengespr. XVIII. Eh churze, en lange A. Z.
En enge, en schwere, en ringen Ö. Ap (Syn. Chich).
Di engen Ate hlagid vili Mensche Ndw. Kei" Ä. ha",
nicht genug Luft schöpfen können. Voll A., schwer
atmend, z.B. bei schnellem Gehen W; Z. Voll A.
werde", schweren A. bekommen Z. F'' hi" so voll Ate,
dass i"'' meine, i''' müess ersticie", oder dass i"'' gar
nid rede" cha"" B. Es verhebt [hemmt] -mer der 0.
Gr. Es hät-mi vu" A. g'nu [genommen], ausser A.
gebracht GnMalans. I überchumme der A. nid, ich
kann nicht A. schöpfen Aa; Ndw; der A. fast nümnie
übercho" Z. Der 0. bllbt-em dehindi; [zurück, stecken]
Aa. Es hät-em schier der O. versteckt [erstickt] Z.
,Es war, wie wenn Jakobli den Aten verlieren wollte.'
HPest. 1790. Si''' fast uff-ff' Ö. springe, sich ausser
A. laufen. Schild. (Vgl. voll A., und sich uf's Mal
sitzen.) Er schnüft, cha"" chüm der A. zieh". Kuhn.
Der A. zieh", verenden, v. geschlachtetem Vieh ZZoll.
Kei (He (Öteli) vo" Eppis zieh Bs, verzieh ZO., etwas
Geheimes z. B. einen Kummer gar nicht laut werden
lassen. !''• ha 's scho" Monet und Jör lang bl-mer
b'halte" und Niem Nüt g'chlagt und lei Nöteli 'zuge.
Breit. 1803. Er het 's im Stille rerwerchet und kei
Nöteli zage derro" und 's kei" Möntsch lo" vermerke".
ebd. 1864. ,Er hat mir von Allem keinen A. gezogen.'
JSenn. Eim für (vor) ''en A. chö, (auch unpcrs.) den
A. beklemmen ; den A. abschneiden bis zu wirklichem
Ersticken B; Schw; Z. Er hud müesse" sterbe", wil-em
e Bon vor der Ö. cho" ist. Bildl. : unbequem werden.
3Ie" seit, 's chömm Mängem vor en Ate, we"" d' Frau
im Hus d's Szepter fiiert B. ,Es wollte der Bäurin
fa.st vor den A. kommen, wenn der Johannes die zweite
Lampe anzündete, damit ein Knecht im Kalender lesen
könnte.' Gotth. ,Drumb spartend ir wol den aten- und
sungend Sanct Jacobs lied.' NMan. ,Wie er solchen
fürtrag, da er wol hett mögen den atem sparen, ge-
.stellt habe.' 1537, Assrn, .Ich war schier im feld
nider gesunken, ich hatt schier weder Vernunft noch
aten.' NMan. .[Beim Komma müsse] ein wenig still
gehalten oder aaten gereicht [geholt] werden.' Salat.
,I)o Pacollet dise wort geredt hat. do bracht er zuo
wegen mit synem aten, das im der Soldan ganz syner
Worten gelopt.' 1521, Ziely. ,Er hett 's geredt und
wollt 's geredt haben, diewyl im der adt gieng.' 1522,
Strickl. Einem ,den Atem lassen', ihm freies Spiel,
ihn gewähren lassen. 1520, Absch. .Anhelatio, das
keichen oder schwerer aten.' Fris.; Mal. ,So lang
du atem halten kannst, lasse mit deinem gebett nicht
ab.' AKlingl. G. B. .Bis an den letsten Atem', bis
zum letzten Atemzug. Lindener. — 2. (bewegte) Luft
in liohlcn Kiirperii, Röhren, bes. Weinhahnen,
Tabakpfeifen. Die Pfife het ekei" A., ist verstopft
B; Ndw; Z; het falsche" A., hat irgendwo eine Neben-
öflfnung B (Zyro). , Seine Pfeife, an der er trotz ihres
schweren Atems so wohl lebte.' Gottb. Z>fw Börli
hed kei Aten GRKlost. Die Butelle [Flasche] hed Ate,
ist nicht fest verkorkt Ndw. Viell. hat auch das
,Atenmoos' bei ZGräslikon den Namen von aufsteigen-
den Gasen. — 3. das Organ des Atems, Luftröhre,
Hals. In'n A. steche", ein Tier beim Schlachten in
die Luftröhre statt in die Ader, wodurch der Tod ver-
zögert wird B; bildl. 1) empfindlieh beleidigen, ebd.
2) für: in die Nase, in die Augen stechen: locken,
reizen, gefallen S (Hopst.). In einem Volksrätsel wird
dem Mohn (wegen seines langgestreckten Halses d. i.
Stengels) ein .langer 0.' zugeschrieben. — 4. bildl. f.
Geruch, Leumund. , Damit ich dester baas ettwan
ein widerwilligen aaten [stinkenden A.] erstecken und
temmen inög und myn abzug eerlich von inen han.'
Salat.
Ahd. ätam, ätuin, uihd. atem, aten. Das auslautende m
hat sich da und dort gehalten; Mal. schreibt mehr schriftd.
tw. ,Atera', Fris. der Volksspr. folgend ,Aten'; wenn es zu
II geworden war (wie in nhd. .Boden, Faden, Besen', woneben
wir inlautend nodi Bodmer, infudmen, betmen haben), so
musste es in den meisten MAA. abfallen. — A' vorgesetzt
wie in Nmt usw. In Zss. mit -los ist r statt n eingetreten,
wie ,^»cier-' neben .Aschen-'; vgl. auch Hncrt aus eiienl. —
S. noch u. enthalten; verhau; gcutän.
„eng-ätig, -ätig: engbrüstig, einen kurzen A.
habend VOrte." Das neblige Wetter ist engötig, er-
schwert das Atmen AABb.
kurz- churz-ätig, -Ötig: engbrüstig AAFri.; BsLd.
Sur-Atler: eine Art Birnen (mit säuei'licheni
Beigeschmack? den Atem des Essenden versauernd'?)
(Däniker).
atmen ötme GRSeew., Ziz.; ZBauma, ödme GSa.
(Henne), nötme STh., ätne, ötne Schw; ZO. Stand
still! [ich] mag nümme z' otne g'kö", zu A. kommen.
Stutz. .Atmen zue dem afteren' [Winde lassen, far-
zenV] als unan.ständig in der Ratsstube verboten. B
Nidau 1485.
.Einatnung.' Muralt 1697. — Her wirklichen Ausspr.
des ( vor m würde besser die Schreibung Ojime entsprechen.
er-. ,So dise tier [die Schiltkröten] oben auf dem
wasser sich belustigend und eratmend.' Tierb. 1563.
ätmelen ötnele: schwach atmen, von einem kranken
Kinde Z.
Atenäsi (''""): Athanasius ThHw.
Atere, Otere ÄABb.; Ap; Gl; Gr; GA., Rh.; Th
Hw.; Z, Ottere GStdt — Dim. Äterli GA., Ö- GSa. —
f.: Natter, Ringelnatter, coluber natrix. Das gut {so
g'schwind G; Kirchh., als g'nöt Ap) wie ('s, e) Otere
töde". Sulger; ZSth. Si häd e Zilngli tcie-n-en 0.,
eine geläufige, eine spitze Z. Sulger. Auch Schlange
übh. GA.;Z; &. anch Heck-, Schiess-. Volksglaube:
die N. kann nur mit einer Haselgerte getödtet werden,
von dieser aber genügt ein leichter Schlag; immerhin
wird sie wieder lebendig, sobald die Sonne unterge-
gangen ist.
Mhd. natere oder na«-, got. nailr(s), lat natrii. Durch
Abstreifung des Anlauts (wie in engl. hol!, adder) und Ver-
dunklung des Voc. ist aus .Natter' nhd. , Otter' entstanden
(entspr. unserm Otere, nur mit verkürztem Voc). Die Ver-
dunklung von a in o spricht dafür, dass u urspr. lang ge-
wesen oder CS sclion früh geworden war; unser Dialekt
580
At, et, it, ut, ut
lioliaudolt CS als echte Längo, wogegeu die U Verkürzung Nichts
beweist. Eine Entlehnung aus deutsch ,(Kreu2-)0tter' scheint
in der sprw. RA. minlx" wie neu (Söu)-Otter SchSt. ; Z vor-
zuliegen, da die Natter es ist, welche t. wenn sie geängstigt
wird, t. in der Begattungszeit einen äusserst widerlichen und
scharfen Geruch verbreitet. Zu der Abwertung des n kann
das W. Ailirc beigetragen haben, weil die Adern kleinen
Schlangen gleichen. Darum wird wohl auch in Z Rieht.
AitrezUnijli st. Alen- gesagt.
.Heck-Nater': dass. ,Die 8corpioneii, die Heck-
natcren.' 1531/1707, Sira('h. ,Sein gall guot für gUt
der scorpionen, schlangen, auch grossen Hecknateren.'
VoGELB. 1557. ,yipera, nater, hecknater.' Fris.; Mal.
,Natrix torquata G., Nater, Hecknater.' Wagn. 1680.
Per Name [hecicm = giftig stechen], so wie die lat. Über-
setzung bei Fris.; Mal. und das Comp. Schien- (s. u.) beruhen
anf irrtümlichen Ansichten und Vermengungen mit giftigen
Schlangen, zunächst wohl der Kreuzotter.
.Hus-': dass., da die Ringelnatter sich gerne die
tierische Wärme in Ställen und sogar in Betten zu
Nutze macht, auch sich zähmen lässt. ,Der frommen
tütschen nation den schlangen [die Schlange] zeigen
in dem gras und den hussnater ryssen uss dem loch.'
GvRR. 15'23.
Das männl. Geschlecht viell. durch eiu .Schruibversehen
aus dem vorangegangenen .schlang', welchem jenes allerdings
gebührte, auf unser W. übertr.
Schiess- Schüss-Z, ScMs-OtereTu: Viper, Kreuz-
. otter. Wenn sie baden will, legt sie ihr Gift auf
einen Stein; wird es ihr unterdessen gestohlen, so
schiesst sie in der Verzweiflung hoch in die Lüfte
. empor, so dass sie beim Herunterfallen zerschmettert
wird, sofern sie nicht auf den Dieb trifft Th.
Der Name bezieht sich darauf, dass das gew. spiralförmig
aufgewickelte Tier, wenn es fliehen oder beissen will, sich
mit dem halben Leibe vorwärts wirft.
S c h n e 1 1 - = Schiess- Z .
Wasser- heis.st die Ringelnatter, weil sie oft im
, Wasser oder in dessen Nähe sich aufhält Th; Z.
t Attich, Attig s. Akten IV (Sp. 166). Atore
5 8. An-Dorn.
\ Ät e"t: Unkraut GSevelen. — Aus Jat, Gejäte, mit
Dehnung des Voc.
Attecher s. Ettike". unätig s. imädi(j 8p. 90.
äter ä- BBe., Hk., 'e- BoSi.: 1. munter, lebhaft;
wohlauf, gesund, heiter, hellauf blickend, bes. von
Kindern BO., Si. Syn. biischiif, iiftig. — '2. „behende,
hurtig, geschickt BO."
Dass das W. durch Abfall von h sich au« .heiter' dif-
ferenziert habe, etwa wie ariij aus artiy, ist uawahrsch., weil
die Bed. 2 sich aus 1 weniger leicht erklärt als umgekehrt.
Für den .\bfall von h und Verengung von ei in e. wäre aller-
dings das Gr M( (Sp. 578) zu vergleichen. Für urspr. Kürze
dea Voc. spricht aber das in der Bed. (bes. i) genau ent-
. sprechende ahd. utar, acer, saga.x, celer, nur ist dann der
' Ibergang von a in ü', e schwer zu erklären.
Kilcher-Äti s. K.-Etter.
autentisch Bs (aud-); Gr; Uw, haupt- Bs; BM.
(GoTTH.), haut- L. /ioKfZ- Bs; L; S, haitptendiscU'A.
hautendisch Aa, haiidendisch S: zuverlässig. .Verboten
über den See zu gehen, bis es von Obrigkeit, wenn
, einmal das Eis authentisch (stark genug) ist, erlaubt
werden wird.' 1750, GrI). LB. Übh. tüchtig, vorzüg-
lich, wacker, und bes. als Adv. zur allg. Verstärkung
des betr. Begriffes. En auteiitesche Rechner, Bredegc:
Ndw; e hmit'entischi Chüchi" S. Das ist ii(r'- e haii-
dlntischi Bürefrau, die ihrem Hauswesen nach allen
Richtungen gut vorsteht L. ,Er hatte einen haupttän-
tischen Staatsblick trotz einem Sekretari.' N. B Kal.
1845. ,Ich mochte einen Meisterknecht, aber recht
einen hauptäntischen (vorzüglichen), der Alles wohl
verstünde und dem ich trauen dürfte.' Gotth. Su ne
liehe haudendische Chnab [Jüngling], ne (f schaff' rige,
husUge Kerli. Joach. 1881. ledi Burefrau het-mr l)im
Bache iic rrrhlr liaiideiitisrhr Wefiqe ifiiiaclil. BWvss
1863; Syn. imrsrhhafl. Ifdiirl iurci trihr" tmiuhntisrh.
ebd. B' Miiflln- hrt d' Hu^hulli"ij mim ullcrc ^üiwesterli
üherlö' und das het-is haudentisch in der Ornig g'ha".
ebd. Einen autentisch straffe" Bs. / han-em haud.
üseg'ge, habe ihm tüchtig die Meinung gesagt L.
Hautentisch arbeite" L. Es chrüselet-ene haupfendisch
überinne, kitzelt ihre Erwartung sehr stark. JSenn
1864. Hauptendisch gueti Rusti"g, sehr wirksame
Arznei ZZoll. Es hauptäntisch bravs Fraueli. Gotth.
Aus lat./gr. authenticus, rechtskräftig, mit der, für einen
Verstärkung bezweckenden Ausdruck, nahe liegenden An-
lehnung an ,Haupt', mundartlich vorwiegend Haut gespr.,
wie in dem Folg.; z.T. mit noch weiterer Anlehnung an
.Ende' (Endzweck od. Vollendung), -vgl. ,endlich' = gänzlich.
Antor Hauptd'r m.: der Vornehmste, Hervor-
ragende ZB. Euere Hans ist bim G'sang eisster de'' H.
D' Vre [Verena] macht mit irem Läff allewil de' H.,
dominiert immer mit ihrem Maul. — Vgl. ,Hauptmann'.
Das -ör mag sich aus frz. auteur erklären.
autoritätisch: würdevoll Uw. Aüturitetisch der-
her gä".
et-lich B ö u. wO.; GrL.; G; W, etl,-ch, n. etlis U,
etlig, etlich, etigG, etle'' W, etslich GrD.: 1. irgend
ein. Uf etliche Weg, auf die eine oder andere Weise
BHk. Z' etlicher ZU, einmal, bei gelegener Zeit. ebd.
Gangid ier nummen vorab [gehet ihr nur voraus], mier
chommen z' etlicher Z. nälia [nach] BRi. Etlich^im
tiiuess er allzit üfsitzv", es gibt Leute, denen er nicht
anders als aufsätzig sein kann W. ,In etlich weg,
aliquo modo.' Mal. — 2. manch, einig, etwelch.
a) Sing. Das het mier scho" Etleche'' (fem.: Etlichi,
ntr.: Etlis) g'sett U. An ettk-in Ort W. Etlichs Ma^s
Chrankheit chunnd da iikJiii [ilavun her] BKi. EtUfchJs
Jär BBe., Si., manches ,Iahr. Etlis Med, mehrere Male
GrL. ,Lren etlicher', mancher, der eine und andere
von ihnen. 1529, Absch. , Etlich gelt', etwas, einiges.
RCys. Zur Bezeichnung einer unbestimmten kleinen
Zahl, ein paar BHk. — b) Flur, etlech(i) U, etlegi,
etegi G, etslichi GrD., etli W, etler Z bäur. Etlich
und etlich, eine grosse Anzahl G oT. ,In etlich weg',
auf manche Weise. 1531, Absch.
Mhd. et-, ete-, etedich, irgend ein; PI. einige, manche.
-lieh wird in manchen MAA. -hch und -liy (-legi; in eteyi
ist gar eine Vertauschung mit der Ableitungseudung -iij ein-
getreten. — Betr. etler als Nom. PI. s. das o. Sp. 273/4 zur
Flexion von ein Bemerkte; hier kommt dazu, dass die Silbe
-ich dabei ausgestossen ist. Die Ableitung von der Form
((»•»- findet sich schon früh in synk. und unreiner Gestalt,
z.B. ,ezlichu' (PI. n.). Copialb. KBnigsf. 1:332; ,etschlich
gnad und fryheit.' 1:377, Z; u. noch spät: ,etzliche Monate'.
Discourse 1721; jetzt ausserhalb Gr nur etwa scherzhaft.
— S. noch tetlich j et-welch.
etwa 1. ettr (etU,) ApL, K., M.; GlH.; Gr UVatz,
ätt-, Gr tw., üHte GlK. 2. äpp.- (a-, e--) Gr tw. ; PP. ; T
(äppoj; W. öppe (öppii, e'ppe) Aa ; Ap; Bs; ß; F; VOrte;
591
At, et, it, iit, ut
GlM., U. ; GRtw. ; L; G; Sch; Ö; Tu; Z, api)r, appn
GrS. ; W, opp^, ojtjjn BviO.; GlH.; W, ojip BG., oppme
ScH, öppme fvilj ZBenk.. öppene F. 3. etscha ApI. :
„Gl"; GRÜVatz; GO., Rh., ötsch,. G oRh. 4. öpsch
('e/jsc/i;^ Hebel (neben öjjjje), Wälchner: 1. räumlich:
irgendwo B; Ndw; W. Oppe mues-me" st" Aa. Du
wirst ö. g'sl' sl". Gotth. Es mues emmel [einmal,
doch] ö. [zu finden] sl" Z.- Und schrltet öbsch e trunkne
Ma (hir''' (V yacht. Hebel. (Häufiger neisswo u<lgl.)
Verbunden mit nachfolgenden Ortsadv.: öppe-hi",
irgendwohin Aa; B; G; SBb.; Uw; Z; verblümt =
auf den Abtritt (allg.), und so auch als Subst. m.
und n. B. Es öppe fettej hi" bringe", durch Fleiss zu
Etwa.s (Ansehen, Vermögen) kommen Gl; Z; ö.-her,
irgendwoher B; ö.-rfMce, hindurch; öppen-a", -ane, wo-
hin; -ilie, hinein; -ume, herum Aa; Z; ö. ume si",
irgendwo in der Nähe zu finden sein Uw; Z; ö.-für,
wofür, für Etw. B. In solchen Verbindungen steht,
bes. vor Voc, auch epper-, Upper- (s. etwar). Vgl.
auch etirn und etrrann. — 2. zeitlich: zuweilen,
manchmal, hie und da, dann und wann; betont auch
i. S. von ziemlich oft Aa; Bs; GRÜb^. ; Silger; Tu;
W; Z. Si liänd ö. g'lost, horchten von Zeit zu Zeit
auf Aa(H.). Es git 's ö., ereignet sich etwa Z. Wenn
's eppeti ist, vielleicht ein ander Mal. Spreng. Syn.
esie Sp. 21. 513; öpped-ie Sp. 21; öppigen 2. , Vor-
mals' (von dauernden Zuständen): ,etschwa.' CTürst
1489. Syn. ahcen (Sp. 209). S. übrigens auch ettcann.
.— 3. modal, a) = nhd. etwa, vielleicht, wohl.
Isch'sö.das? B. Meinst ü.? Z. Merksch's 0.? allg.
Trink e Schlückli Brenz, er chuelt-der öppe dl" Jast
ab. Hebel. Du hasch ü. nid recht g'hiegt, nicht genau
nachgesehen B. Er meint 's eppa nit so bös. Spreng.
Das ist er öppe gar nit, gar nicht etwa S. Öpjje gar.
wohl gar. Gotth. ÖpjJe [wohl, wahrscheinlich] noch
nie. ebd. ,Bist du allein öpen die Nacht?' JCWeissenb.
1701. Die Volksspr. scheut sieh nicht vor Wieder-
holungen wie: nend-er [wollet ihr] ette ette-hi"? Gl.
Wo si im öbbedie Öbbis g'schickt het. Breitenst. Sonst
bietet der Stamm «eiss- (s. d.) Abwechselung; aber
beliebt ist die Zusammenkuppelung der raanigfachen
Zssen des et- scherzweise und zum Sprechspiele: hät-
der öppen Öpper Oppis 'tu" fg'gi'", g'seitj? oder het
eppen Epper Eppem Eppes 'tö"? — b) = nhd. etwa
i. S. von ungefähr. Wie viel »»»■' 's ö. sl"? welche
Stunde des Tages? B. Vor Zahlangaben, allg. Er
hätti 's Zimmere bigost [bei Gott] o''' g'lert [gelernt].
icenn er opp C'' d'rzue cho" ire'' [wenn er nur irgend
Gelegenheit dazu gefunden hätte] BG. — c) etwa,
vor ein. Etschen eina GSa. ,Öppen Eine, aliquis.
Öppen Eise, alicujus.' Id. B. Vor Adj., besonders
deryuant. : wohl, ziemlich. Oppe mänge, wohl man-
clier, unbestinnnt viele Z. Er häd öpä dick [oft]
luider cuser Saldate iise g'schosse". Madleni 1712.
Eppidick s. etwie. Öpme ril, etwelche, einige ZBenk.
,Etwa menig statt.' 1336/1446, Z Chr. ,Das üwer etwa
menger den lötfei wirt fallen lan.' Sempach. Lied. ,ln
etzwe mengem stuck', in verschiedenen Punkten. 1402.
B. .Ettwe manig Jare.' 1451/1544, Schw LB. ,Etwe
niänger unser lantlüten.' ebd. ,Der selben etwa menger
ist', ihrer sind ziemlich viele. 1523, Absch. ,A1s sich
dann biss har ettwe vil zytcs [oft] gefüegt hat.'
1451/1544. Schw LB. ,Der[en] ich etwe vil hinus ge-
schickt.' 1531. Strukl. ,A1s der turn angfangen und
etwa hoch |auf eine gewisse Höhe] gfüert was. buwt
man in in alle höche.' Vad. ,ln etwo vil höche', in
ziemliche Höhe. ebd. .Etwa lang nahen', in kürzerer
oder längerer Frist. Vogelb. 1557. ,[Notker liat das
Leben des h. Gallus] angefangen und etwa ferr voll-
streckt', bis auf einen gewissen Punkt vollendet. Vad.
Gerade, eben: Nid öppe grüsli vil. Schild. Du hast
di ö. tracker g'halte. ebd. Das ist ö. nüt Witzigs von
euch [nicht eben verständig]. Gotth. — d) wohl,
doch, gewiss, hoffentlich; zuversichtliche Be-
jahung oder Verneinung (resp. Verwunderung,
starker Zweifel); Erwartung od. Behauptung, wobei
man meist Anwesende gleichsam als Zeugen zur Be-
stätigung der Behauptung anruft, also mit dem hinein-
gelegten Sinn: .Ihr niüsst es gewiss selbst sagen und
bejahen;' meist betont und in S mit Dehnung des
Voc. Obbe bringsch-mer doch nt)''' Freud und heitert
.S"fHW(?e. Hebel. Öyjj^e wo?.' hotfentlich doch! Z. Ö.ja!
Th. Wül ö.! freilich wohl! BHk. Wol ö. nid, doch
wohl nicht, kaum BBo. ,.\. : Öppen nicht [das wird
wohl nicht so sicher sein]! B. : Öppen wohl [doch]!'
HPest. Ö. nit, hotfentlieh nicht Bs. (Es irirdj ö.
nid fsl"J! Aa; B. ,Das sei öppe noch nie erhört
worden, dass so Etwas einem Kinde in den Sinn ge-
kommen wäre.' Gotth. ledere Nar g'seht ö. [usw.],
sieht doch. Stutz. Allein .stehend, stark betont: öpije!
gewiss! B; S. Betont und verstärkt durch nachfolgen-
des ,auch': öppen-att! Aa; Bs; Th; Z. — Es irürd
[wird] ätta bald schnta", rechn-i, ich vermute, dass
es bald schneien wird GrD. I ha ml" Sach ö.
g' macht! doch gewiss wacker gearbeitet Bs. Ö. häm-
mer [haben wir] Schöchli [Heuhäufchen] g'macht!
Hebel. Si chömme [sie kommen]! si bolderen ö., man
hört sie ja deutlich genug lärmen Bs. Er wird eppa
kö! Spreng, 's i.sch e. g'nueg, ich dächte, es wäre g.
Bs; B; S; Z. I han-em 's e. g'seit, ich glaube ihm
die Wahrheit deutlich genug gesagt zu haben. Spreng.
ISr hät-en [ihn] ö". g'rüemt! Sclg. Er hat ö'. g'sporet,
sich lang genug oder freilich stark gesträubt S. Es
het in ö'. g'heit, freilich selir geärgert. 0'. isch 's mer
übel g' gange! freilich! das will ich meinen! B. Es ist
ö'. guet g'gange", gut genug, über Erwarten Aa; Bs. "
Ö'. mäng Mol, oft genug Aa; Bs; versch. von dem
unbetonten ö. m. M. Ö'. mängist. nur zu oft Aa. —
Hilf-is öppen au''' e ehli [uns doch ein wenig] ! Stutz.
.\us ahd. eddenear, mhd. ele(s)wä, wozu ,etwo' (Vailiaii)
uur spätere (nhd.) Nbf. ist mit dem Unterschied, dass au
ihr die ausschliesslich räumliche Bed. haften geblieben ist
.\ber neben obiger Ableitung kommt diejenige von eiwann in
Betracht, da schwer zu entscheiden ist, ob das « der vor Voc.
eintretenden Form etten, eppeti nur ein euphonischer Zusatz
oder stammhaft sei ; in letzterem Falle wäre die oben unter '2
augesetzte Bed. die ursprüngliche. — Unsere Formen zer-
fallen in 3 Hauptgruppen: in der ersten ist tw zu il assi-
miliert, in der zweiten zunächst zu j»" (vergröbert in npiuc,
auch in Öjimer, etwer, erhalten) und dies zu pp, indem hier
der Lippenlaut siegte, aber auf die dem t entsprechende
Stufe erhoben wurde. Kbenso verhalten sich die Tormeu
ijnppd und rjottcl aus Gott well. 3 (und 4) beruht auf der
altern Form eiea- (s. bei etlich), deren « nach Elision des
Voc. zu eck verdickt wurde, wie aus «»■ auch im Anlaut
schw, aus tu oder tz im Inlaut Isch geworden ist. Der Uutei-
schied zw. der dentalen und labialen Bildung (1 u. 2) bleibt
auch iu diesen Nbfen ausgeprägt; die erstere ist aber auf
den Osten beschränkt und auch dort nicht allein herrschend.
Das alte des- hat sich daneben verkürzt in es- erhalten;
vgl. es-ie Sp. '21 und die hier folg. Zssen; ,etzwa.' ThPlatt.
Der anlautende Voc, war urspr. e (gespr. *-- od. «<•!, woraus
593
At, ri. it. ot, iit
591
sich die Schreibung « erklärt und der Übergang in a, der
übrigens auch durch den Laut der 2. Silbe befördert wird,
wie deutlich aus der W Form Äppm, Etwas, neben dem syn.
E/tpis und neben Epper, Jemand, erhellt. Er ist aber, wie
im nhd. ,ctw-', an vielen Orten in e' übergegangen, denn
der Übergang in ü. der zwar wesentlich durch die folgende
Labiale Lautverbindung begünstigt ist, scheint ein e' voraus-
zusetzen, wie in nhd. , Löffel, schöpfen' usw. In ütte konnte
<v aus ii]i]>e eindringen, weil beide Assimilationsformcn in GIK.
einander begegnen. Die Nbfen epi^er-, etter- Hessen sich allen-
falls durch Vertauschung von n mit r wie in aterlos (s. o.
Sp. 588), über, iinder für vbai, unden udgl. erklären, werden
aber einfacher unter etwar, ijppcne F unter elminn augebracht,
es sei denn, dass man letzteres als eine Bilduug mit repe-
tierter Endung wie obmenen (Sp. 51) udgl. auffassen wolle.
— Zwischen den 3 Bedd. ist die Grenze sehr unsicher und
bestehen Übergänge; das Zeitliche ist immer auch räumlich
und aus beiden Anschauungen entspringt die Abstraktion (3),
deren einzelne Arten wieder nicht streng von einander, ge-
schieden werden können, da meistens nur der Zshang und
die Betonung die feinem Unterschiede anzeigt. Es ist sogar
fraglich, ob mit Fug die Bed. 2 aufgestellt sei, da wohl-
gemerkt der modale Begriff in allen Fällen mitspielt, wenn
nicht vorherrscht und die zeitliche Erscheinung immer an
Bedingungen geknüpft gedacht wird. — Ete-vil usw. auch
nihd., ahd. elesvih, aliquantisper; -mihhil, aliquantus, mo-
dicns; -manage, aliquant!. Epjjidtck kann aus epjie- oder aus
tlwif- erklärt werden; es findet sich aber in diesen Ver-
bindungen auch ettrann, s. d. — Unser W. ist z. T. syn,
mit neue, neime (s. neisawe), welches aber in Fragen nicht
gebraucht wird.
ctwa-igen öppiyen (e-): 1. vor Zeiten, früher,
sonst, ehedem B. Ö. sy"'' d' Schu-i/zer Manne niän-
(jiseh fründlig z'sämme cho'. B Musikfreunde 1824.
Älb-o. BM. s. ahven Sp. 208. — Adject. : en öppige
Mage", ein gesunder, wie ihn frühere Generationen
hatten B (Zyro). — 2. zuweilen, jedoch nur mit
nachfolgendem eins, einist B. ,So könne ja keiner
0'* öppige einist einen Buchstaben machen.' Gotth.
Auch: ö. wilen einisch B (Zyro). Also ^ etwa 2.
Mit der beliebten Silbe -ii) gebildet als adv. Casus eines
Adj., entsprechend den mhd. Adv. auf -liehen von Adj. auf
4ich oder (viell. noch eher) nach Analogie des gleichbed.
aUng aus alweg, -en s. Sp. 208/210.
et-wie öppeivie Schw, e^swie GRChur, D., Landq.,
elschuie Gr Landq. ; GW., Sa.: irgendwie. Es isch
äppan nswie g'ganga, es gieng, wie es mochte GEChur.
Eppidick, ziemlich häufig BGr. Aswiecil, asivierAo,
ein Quantum, ein wenig GeD., Pr. , [Einen Lohn
geben] als etteswie dick g'gi^n ist', wie ziemlich oft
gegeben wurde, wie zu geben der Brauch ist. 1311,
Gfr. (vgl. u. etivann). ,Verbrunnen etwie vil hüsern.'
XIV., Bs Katsb. ,Etzwievil Volkes.' Z Urk. 1416.
,Etwie vil zytes', eine Zeit lang. 1424, Gfr. ,Sy
betten aber die matten ettwi lang har für etzweide
ingehan.' 1437, Obw. ,A1s sich die sach also etwilang
verzogen hat.' G Stifts-A., wofür ÄgTschüdi ,etwa
lang'. ,Etwiemänger.' Diessenh. Stadtr.
Vgl. etwa 3 e und etwann. Betr. eppi- vgl. die Anm. zu
'im. Ein ganz verschiedenes emcie s. Sp. 199, -t a.
e t- etsch- w o Gr UVatz ; GÜ., We., ^swa, esicö GhI>.,
UVatz : 1. irgendwo. Etschivo lii" gö". ,Nüt so schäd-
hch, das nit etwo nütze.' Ansh. — 2. = etiva 2 resp.
^wann. ,Ich bin auch etwo ze herberg gewesen beim
Gabelo.' 1531/48, Tobias, wofür ,etwann'. 1667. Wech-
selnd mit etwann: ,Etwo sind der abgestorbnen lych-
nam ganz erschinen, etwan allein wie ein schatten.'
LLäv. 1569, dag. 1578 ausschliessl. ,etwan'. — S. etva.
Schweiz. Idiotikou. I, 4.
etwann 1. etschwenn \}r UVatz; GWa., ^sivenn
GrD., UVatz: irgend wann, einmal; zuweilen. ,Ich
mag mich denken, dass ich etwen im schnee bestecket
[stecken blieb].' Platt. 1572. ,Wie den° etzwen bo-
sehicht.' ebd. ,Die kommt etwen einest, etzwen nüt'
ebd. — 2. einst, ehedem. ,Sol man von dem sigrist-
ampte gen garben, als etesswen gön wart jerlich.'
1324, Gfed. ,Uie dann etwend ouch da gesessen sind
gesyn.' 1484, Offn. Suhr. ,'Item ist des Bapst Palast
noch do, darin etwan die Päbst residieret.' Platt.
1612. — 3. (üppene F) etwa. ,Als wir Brisach er-
sehen, sind wir sorgfeltig gewesen, ob uns nüt ötwen
die selbigen stierlüt [Steuerleute] wurdint sumen.'
GeKell. 1576. ,0b es von etwan eim gehört bette.'
TiEEB. 1563. ,Das nit etwan, ne quando. So etwan, si
quando.' Mal. — 4. ziemlich, vor Massbestimmungen.
, Etwan lang, vil.' Mal. ,Wenn [die Wolke] aber zwen
tag oder einen monat oder etwan lang auf der wonung
bleyb.' 1531/48. IV. Mos.; dafür .eine Zeitlang.' 1667.
,Ward uns geschenkt epschen fil brot.' Stülz 1519.
,0b ir [ihrer] joeh [auch] etwann menge sind.' Lied
v. Novara. Vor Zahlen: ungefähr. ,Ettwen vier oder
fünf.' 1610, Bat Willisau. — 5. irgendwo. ,Etwan
her, hin.' Mal. ,Viam facere, etwanhin wandlen.'
Pris. ,So einer das ei nimpt und etwan hin streicht.'
VofiELB. 1557.
Der zeitliche Grundbegriff ist stufenweise abgeschwächt
und verflüchtigt, wie der räumliche bei etwa, mit dessen
Bed. 3 a — c hier 3 u. 4 zstreffen, und zwar so genau, dass
Vermengung der Formen durch Schriftsteller, welche die
MA. zu korrigieren glaubten, muss angenommen werden.
Zwar lässt sich die Bed. 5 auch aus der Form ,etwannen'
herleiten unter der Annahme, dass die Verbindung mit ,her'
auf die mit ,hin' übertr. worden sei. Die Bedd. ,ehmals'
und , vielleicht' hat auch etewenne im spätem Mhd.; ebenso
findet sich schon dort die Verbindung mit Massangaben, in
welcher ,etwann' offenbar , etwie' vertritt; für die Bed. ,eh-
mals' vgl. auch öppUjen 1; , etwan' = ,etwa' auch nhd. bis
auf neuere Zeit.
etwan ig: vonnalig. ,Und wurdend gfangen Graf
Hans V. Hapsburg und Uolr. v. Bonstetten, etwaneger
des grafen diener.' Vad.
etwar: 1. selbständig: irgend wohin W (auch:
f-sicdr). — 2. Upper (e-), nur vor andern Ortsadv.:
irgend wo, zur Umschreibung von: irgend Etwas:
e.-6b, an (über) irgend Etw. ; e.-näch, -üf, -mit W;
ö.-mn, und sogar mit , wegen' kombiniert, weg öppenim,
wegen Etw. L ; e.-zue Ndw ; ö.-db, -bl, -für, -üs; auch
ö.-dwrtwille, von wegen Etw. Aa; ö.-dür, durch Etw.;
ö.-gege, ö.-hinder, ö.-l", -in, -üf Z (Spillm.); ö.-mit.
Ii). B. Eim öpper-in, -mit diene"; Etwas ö.-uf stelle^,
auf etw. Anderes; ö.-a" denke"; er het si''' ö.-db ver-
sündiget; i''' möcht di''' ö.-fiir 'bete' ha"; er isch ö.-
hinder, mit Etw. beschäftigt; er toird ifol ö.-zue guet
st" B. So auch schon in der ä. Spr. ,Wer sich setzet
etwarauf, darauf [ein Unreiner] gesessen ist.' 1548,
Levit. ,[Wer einen Heiligen] etwarmit eret, welches
allein gott zue gehört.' Zwingli. .Etwaran gefallen
haben.' Fris. , Einen fründ etwarmit beschmeissen.'
JJBreit. 1638.
1 ist wtlr, wohin, im Unterschiede von wä(r), wo. 2 ist
das nhd. ,war-, wor-', in welchen sich das alte r wenigstens
vor Voc. erhalten hat. Zu der Anwendung vgl. wo. Über
die Berührung mit etwa s. d. 1'2 c u. Anm.
Etw er 1. Etter GlH., Otter GlK. (neben Öpper).
1. Äpper'BsBirs.; GrD., Epper K?; BHa., Si.; GlH.,
595
At, et, it, ot, ut
5'.''
Opper (E-) Aa; Bs; BU.; F; VOrte; Gl; Gr tw.; GA.;
S; Th; W; Z, Öpmer ScuHa., Opper Sch, Apper W
Nat. 3. Etsclnver GO., Wa., Weisst.. Etschmer GWa.,
Efscher „Ap; Gl; Gr; GSax", Sa., Wa., Esirer, nsirer
Gr. 4. Öjipert Gl; GTa. (auch Öpperte), Stdt; Th;
Z, Eppert Ap; Gr tw. (auch Ä-); GStdt 1799, Öppcrter
GWa.; Z. Etschert „Ap; Gl; Gr; GSax", £'Hert „GEh." :
Jemand; Syn. Neimer, Näher Vis\f., s. Neisswer. De
Herr Öppert, Jemand, dessen Namen man nicht an-
geben kann oder will Z (vgl. Dinc/, Dingeier). Öpper
wott [möchte] dur 's Täli gä', Öpjier Öpper chüsse":
Gät das 02)2>er Oppis a", Brücht das Opper s' teüsse"?
AügCorrodi.
,Etwer' in der Lit. dos XV., XVI. (.ötliwer'. Mcy. Wiiit.
Chr.), daneben ,etwar', z. B. Zwingli; Salat: Vad.; Sch Rats-
prot. 1546. 1553: Vogelb. 1557; Fabri 1557; HBuU. 1572;
JJBreit. 1638; JMüU. 1661. ,Dass etwar etwas finde.'
Schimpfr. 1651 zeigt uns viell. den Weg, auf welchem das a
in das niännl. Pron. gelangte. Auch in Apier neben E. (W)
muss a aus ojtjm. Äpjms, wo es durch Ängleichung entstehen
konnte, erst herübergenommen sein. E vor den Lippen-
lauten bedarf keiner besondern Beachtung bei denjenigen
MAA., welche übh. immer o durch e ersetzen; es sind darum
oben zu Epfer nur diejenigen Bezirke angegeben, bei welchen
diese Erklärung nicht ausreicht. In Euchmer, Üpmer ist «■
zu m vergröbert, in Etscher ganz ausgefallen wie in Etter.
Im Übrigen s. die Formen und ihre Erläuterungen bei eiiea.
In Öpjiert, Etschert ist t angehängt nach Analogie des Gegen-
teils Niemert, Niemand (s. u. Nieman). Die Nominativform
Ö2ij)eiter (GTa. Ojypertn) hat die Nbbed. des Wichtig-, des
Geheimtuns und enthält nach dem angehängten ( nochmals
das selbe -er wie das einfache Öpper. — Die Flexion voll-
zieht sich entweder so, dass der zweite Teil des W. noch
in seiner ursprünglichen Bed. gefühlt wird : Dat. EtsAvem,
Acc. EtschiDi", Etschc' GSa. ; oder so, dass das W. als ein
einfaches gefasst wird: Gen. Eppem, Dat. Eppere BSi., sonst
Dat. Öpivrem B; Bs; L; Z, Öppertem Sch («j händ-si''' 0.
fi";/jm", haben sich Jmdes angenommen); ThHw., Acc. Opjxre
(wmn er nur Ö. g'säehti, sähe). Gotth. Ja sogar bei deutlich
erhaltenem ,wer (war)': ,One sterkerung [Unterstützung]
ctwars.' Salat. ,So si etwarn syn brot verderben.' Sch Rats-
prot. 1553. ,Wenn yeman etwerm so guets gan [gönnte].'
1537/44, Schw LB., wofür in der ofliciellen Ausg. ,etwan eim
so g. gont.' ,0b er etwarn wüsse, der uns gelt geben hab.'
1526, Absch. Die durch Assimilation umgestalteten Formen
werden aber häufig auch als Indeclinabilia angesehen und es
unterbleibt namentlich für den Acc. alle Flc.tion. Auch diese
Erscheinung schon früh. ,So ihr etwer treffen an.' Com.
Beati. ,Ich wil ettwar zuo uns reichen [Jmden holen].' Mey.,
Wint. Chr. ; und sogar der Dat. : ,Ein gift, etwar damit zc
schaden.' Vogelb. 1557.
Etwas 1. Attas GRChur, D., Sch.. Ettes (-isj Gl
Grosst. ; Gr; ^GRh.", Öttis GlK. 2. Öpmis ScnHa. ;
ZRfz, Wl., Äppas (-isJ GRChur, D., Vals, Val., Ejijies
f-isj Ap fc'); BBe., Si.; GlH.; GrP.. Mal.; GO., T.,
Ü2jpis (E-) Aa; Bs; BM., S., U.; F; VOrte ; Gl; Gr
Chur; GA..G., Stdt, T.; S; Th; W; Z, Op2ns ScnBarg.,
yljjjws WLötsch. 'i. Etestcas Qi'W., Etschwas GSa,.,
Vf., Ötschwes GBuchs, Grabs, Etschis „Ap; Gl"; Gr
Chur, UVatz, Valz.; „GSax", 0., Ötschis GBuchs, We.
■i.Eswds, As- Gh; P; T; W: Etwas; Syn. Neiwes,
Neufmjis, Näbis usw. (s. Neissw-as). Mit der schon be-
sprochenen Häufung : Wenn Öp2^er Öpperem Öppis a'i^er-
traut, so isch er b'schifse' [betrogen] B (Zyro). Ö. ron
Eiere, eine Eierspeise Bs. Ö. tiimms eso! Abfertigung
einer geäusserten Ansicht. Gotth. So Ö.! Ausruf der
Befriedigung Bs (Sprenu). Ö. mache, Notdurft verrich-
ten, bes. V. Kindern Bs; B; Sch; Z. Prägn. Ö. .n', zu
bedeuten haben, etwas Rechtes sein; ein Amt bekleiden
L; Z. Chumm, trenn d' Ö. bist! Herausforderung G; Z.
Ja, selb ist Ö. g'si', schrecklich, verwunderlich. ,So
lass einer das auch etwas sein.' Tierb. 1563. 's isch
im E^j^jjs worde, er hat Gift bekommen. Spreng, ,0b
in [ihnen] mit Worten Etwas [ein Unrecht] beschicht.'
Schachzabel. Betont: Ö. hed-em g'hört, eine kleine
Strafe hat er verdient S. 0. ist besser als Nüt! etwas
Weniges besser als gar Nichts Z. Isch 's nid vil,
se-n-isch 's doch Ö. t-'DLOER. Es ist allethalben, an
allen Orten, zentume, überall 0., irgend ein Mangel Z,
etwa noch mit dem Zusatz: und niene [nirgends] nüd
Vidlkummes GlK., oder mit der humoristischen Um-
deutung: nw i' mim Chuchihäfeli (i mmer AlmäriJ
inne" ist Nüd Z. Es ist aUlml Ö., allezeit ein Hinder-
niss Z. Zur Bezeichnung eines unbestimmten Quan-
tums: ,Hat etwas geweint' GRTschiertschen. Öp2iis
und 30^, Ö. in'n 30'" inne stö", zwischen 30 und 40
Jahren alt sein Z. ,Ein Jahr oder Etwas.' BSchwarzin
(Sch XVII.). Mit partit. Genet. a) mit Subst. Ö.
G'schäft, Ö2>fel Bs. Vor Ö. Wnche", Tage» Z. Esu-as
S2)riich Gr. Er het Ö. Eids 'tä", etwas beschworen
B (Zyro). Ö. Chnebels, etwas Knebelartiges Aa. Ö.
Hagels, Tunners, irgend etwas Verwünschtes Aa; Z.
Ö. Drecks von Eiere,' eine Eierspeise von irgend wel-
cher Form (und gleiche sie auch der Farbe nach dem
Dr.) Z. Schu' vor 0. Ztts, schon vor geraumer Zeit
Gl. Es rergünd [vergehen] etis Tage", ebd. So bes.
in derä. Spr.: , [Zusendung von] etwas briefen.' 1581,
Strickl. ,Lass doch die magdt etwas tagen, zum
minsten zehen, bei uns bleiben.' 1531/48, I. Mos. ,E.
gelts zins.' RCys. ,Richtend ihre Badenfart [Besuch
eines Bades] uss anderen Bäderen, die auch etwas
Namens [einigen Ruf] und gute Wasser habent.' ebd.
,Vor etwas Jahren.' JJBreit. , Etwas Tucks verrich-
ten', irgend eine Tücke, ebd. .Darnach zugen wir bei
etwz Behausungen [einigen Wohnungen] hin.' Ahm.
1630. ,Wann gleich die warheit etwas zeit getruckt
wird, so wirdt sie doch nit gar undergetruckt.' 1645,
HoFMSTR. .Versähe etwas Zeits die alten Herren
Pfarrer.' Tür. sep. Mit weggelassener Flexion, also
appositionell gedacht: , Daran wir etwas beduren ge-
hebt.' 15'28, Absch. b) mit Adj. Ebenfalls urspr.
partitiv, jetzt appositioneil aufgefasst: Es het g'chlepft
ö. Elends! es gab einen schrecklichen Knall Gl. Es
het ö. Schröcklichs g' macht! ein schreckliches Gewitter
hat stattgefunden B. .[Ge-] trunken sei worden ö.
schröckligs.' Gotth. Ohne Genet. aber partitiv ge-
dacht: ein Teil. z. B. der Leute. Es häd Ö. [z. B.
Äpfel] fill d'runder. Es ist kei" Schlacht so gross, es
chunnt aw'' Ö. dervo" (mit dem Leben). Auch mit
Präd. im Plur. GT.; Z. Disjunctiv: Ö^yris — Öp2ns,
die Einen — die Andern aSoHw; Z; vgl. Sum — Sum.
Die Haupt- und Nebenformen zu erklären wie bei etwa,
etwer. .Ötmass'. 1525, Egli Act. (vgl. iijmie, etwa). Schon
früh mit durchgedrungener Assimilation: ,öpes.' XV., OfFn.
ZgHün. ,Ö2ie» z' laehen.' JCWeissenb. 1702. ,Eteswaz.' äZ
Chr. .Etswas.' 1372, L. ,Etzwas.' ThPlatt. ,Etschwa.s.'
CTürst 1489. ,Eppsches.' Stulz 1519. - Der Dat. (wo er
flektiert wird) lautet Ü2)pu(s)riii f«;-'' mit 0. nrwik"), der
Gen. Öpjiuse" Th; Z.
Vgl.
Ol.
ittt
etiiar
Ettüchsli n.: Eidechse ZSth.
ette s. etwa; etivo; etiriinn.
(auch in der Anra.).
Etter I s. Sp. 586. Etter II, Ettert s. Etwer.
Etter III s. Letter.
597
At, et, it, ot, ut
598
Etter IV (tc- bzw. e^-), ,Nätter.' Id. B — m.
(in Aa auch n.): 1. Geflecht von Gerten oben an
einem Zaun; die Tannzweige, welche zur Befestigung
der Zaunlatten in Form von Ringen oder Kränzen
um die Pfähle geschlungen oder aber der Länge nach
30 — 10 cm breit um die Zaunstecken geflochten werden
Gr. Ein solcher Zaun heisst Etter-zün; vgl. Etter-
ruete. ,Hette jeman da gens, findet die jeman an
synem schaden, der sol inen das haupt stossen durch
den etter des zunes synenthalb und ihr den ars über
den zun werfen und si lassen hangen.' Ofpn. Jonen.
.Der äter, flechtung des setzhages, flexio sudiuni.'
Ren. 10(i'2. , Einen Etter machen', dem Zaun eine
Krone von geflochtenen Gerten aulsetzen LG. Bildl.:
,Jmden in einen E. werchen, in die Enge treiben, in
grosse Angst bringen BO. ; LE.;" yg\. Etterich. Us-em
Ä. cho", aus der Ordnung kommen, in die Brüche
gehen AaL., Kulm; us-em Ä. sl" 1) nicht mehr ordent-
lich zshangen. 2) verrückt sein AaZ. Der gefloch-
tene Zaun selbst BsLd; „B; GRChur"; L; „Z"; Syn.
Freihag. Sonst besteht zwischen E. und Hag der
Unterschied, dass der letztere meist aus lebendigem
Holz besteht (als Grünhag, Hecke), der E. eben aus
gehauenem Holz (Pfählen, Stecken, Latten) mit ein-
geflochtenen Euten oder Tannzweigen. .Natter, sepes
ex spinis intortis.' Id. B. Den zum Hofe gehörenden
Brühl muss der Meier jederzeit in einem ,E.' halten,
um ihn vor dem Eindringen des Viehs zu schützen.
1.3.50, AAKlingn. ,Die wynreben zu Wülflingen sollend
also in guotem frid sein und ligen als ein guot in
nun ettern.' Üpfn. Wülfl. Auch diente der Hag we-
sentlich zur Abgrenzung von Privatgütern, während
Zäune von jener Art ursprünglich zur Umhegung des
gesaramten Culturlandes (der Zeigen) einer Dorfge-
meinde, gegenüber dem unangebauten und nicht aus-
geteilten, zu gemeinsamer Benutzung von Holz und
Weide bestimmten Gemeindeland (Allmend) und zur
Abgrenzung gegen andere Gemeinden; daher: 2. Ge-
meindebezirk, Dorfmark, -bann, d. h. nicht nur
der Zaun selbst, sondern das innerhalb desselben
liegende, von demselben umschlossene od. eingefasste,
angebaute Dorfgebiet L (Ineichen); Sch (Kirchh.); „Z."
Vgl. Dorfetter. ,E.' hiess ein mit Kreuzen bezeichneter
Bezirk um die Stadt Basel, das Weichbild derselben;
in BsLd ,der äussere E.' die Allmend. ,Die Geding
sei man haben in dem Fronhof oder inwendig Etters
wa es ist' Üffn. Bubend. ,Hienach folget der ätter
und efaden zu Hege mit allen anstössen, und des
ersten die zeig utf Grützen genampt.' Offn. Hege.
,Alle frevel, huessen und gebott in des dorfs e., zwing
und benn.' Offx. OWinterth. ,Alle die hie ze buwen
[Ackerbau treiben] hend, die mögen ross haben, sovil
inen zue dem buw in etter gelegen notturftig ist.' ebd.
jSprechent die hofjünger, das sy habind das recht,
dass nieman sol husen nsserthalb etters.' Offn. Fäl-
landen. ,Das niemant zue weid genoss syn sol, so usser
ätter sitzet.' Offn. Wetzik. 1472. ,Der so über ätter
hinin wirbt, soll sollichs tuen mit gcwettnem veech
und mit verbundnem sack.' ebd. 1475. .Eommishorn
inn und nsserthalb dem E.' 1501, Pupik. .Wellicher
güeter ererbt oder kouft, die nit innert etters sind,
und er ein ehehofstatt innert etters wüsste, so soll
man in utf die ehehofstatt lassen husen und bauwen.
Wellicher ein hus will buwen ussert etters, der soll
weder holzhouw noch wunn und weid zuo aiiieren
Inten han. W^ellicher ussert etters güeter hetti, dem
soll man das zünholz nit abschlon, und wann er wollt
ein schür buwen uf die güeter, so soll man im ouch
holz gen.' 1527, Amts«. Meienberg. ,Alle gericht ze
Giebenach in des steins Rinfelden oberkeit, wie dann
der etter oder zirk daselbs luter und eigenlich under-
steinet ist.' Kaufbrief v. 1531. ,Güeter die nit innert
ädters sind und ein ehhofstatt innert ädters.' 152Ö,
.\.A. ,So und aber dieselbigen wider in des dorfts eter
ziechen.' Offn. Niederstetten 1559. ,So ein dorft'man
ein dochter nssorhalb dess dorfl's etter neme.' ebd.
.Es sollen jetzt und könftig innert dem Etter older
Dorfgränze und auf die freie Zeigen keine neuwen
Häuser erbauwet werden.' Spküchbrief Schneisingen
1562. , Äussert dem E., doch in keinem Hohwald,
ward es dem Burger erlaubt, einen Haasen und eine
Ente zu schiessen.' Würstis. 1799. Bildlich aus-
gedehnt auf den Begriff a) der Landes- (zunächst
Kantons-) grenze. ,Das amt hat inen [den Aposteln]
Christus zum ersten, do er sy allein im Jüdischen
land herum schickt ze predgen, also empfolen: Gond
nit uf den weg der Heiden. Zum andern hat inen
Christus eben das selb empfelch g'geben, aber das
ätter wyter gemacht, do er zu inen sprach: Predgend
das evangelium aller geschöpfde [Welt].' Zwinuli.
Zürich vermerkte 15'24 übel, dass die katholischen
Eidgenossen Bat und Hülfe ,ussert ätters', nämlich
bei Österreich suchten. 15'24, Absch. ,Weliche ussert-
halb ätters und flüchtig [werden].' 1530, ebd. ,Die
gerichtsherren mögent gar nüt ussert ätters flöchnen.'
ebd. b) Schranke der Begierden. ,Wo sie [die Mönche]
bei der leere irer väter und bei der schnuor iror
reglen inderhalb dem etter onmässiger begierden sich
enthalten bettend.' Vad. ,Der oben dargestellte Be-
griff des W., im Allgemeinen ausgestorben, lebt nur
noch gleichsam in Trümmern oder verschleiert fort.
In Z Bauma bezeichnet E. das Quellgebiet der
Brunnen des Dorfes; in ZStäfa das Gebiet, innerhalb
dessen Häuser gebaut werden durften. Auch auf die
Einzäunung einzelner kleinerer Grundstücke von Pri-
vaten übertragen: eingezäunte Flur, Eebberg „Sch";
Th. — 3. Torgatter, etwa aus Flechtwerk, an ein-
gehegtem Land Aa (m. u. n.); „BGerzensee"; L. Syn.
Esch-Tor. — 4. Flechtwerk zum Schutze des Erd-
bodens z.B. an Ufern „B-'; L, an Halden zur Verhin-
derung von Rutschungen TaHw.f (n.). — 5. Schichte
oder Lage von (2x12) Garben (in ZB. auch von
Reisigbündeln) auf einem Leiterwagen und zwar über
den , Leitern' [Seitenwänden], nachdem das Gestell
gefüllt ist, quer mit den Köpfen gegen einander gelegt
Aa; BsLd; ScuSchl.; ZB., W., Kn. Man sagt also: ein
Fueder mit 2, 3, 4, 5 Atteren. In BsLd werden ge-
wöhnlich 2 ',2 Ä. geladen, 2 — 6 Äter AAFri. ; Z. Man
unterscheidet ganze und halbe, d. h. zwei- und ein-
seitige Ä., und fragt etwa: Wie mänge Ä. häschi'
Ein sibenätterig Fueder Garben AaZ. En E. schnule",
so viel als für eine Schicht erforderlich ist ZB. Syn.
Legi. — 6. Saum am Kleide, der die Fältelung zu-
sammenhält Aa; Bs. De Bock het us-em A. g'lö.
Ahd. etitr, mbd. eter m., ags. eodor, altn. iadar. In Natter,
,Netter' (Gr. Wst.) n vorgeschoben wie in JV-a«( u. a. — Das
Geschlecht uur ausnahmsweise ius n. verirrt. — Die Grund-
bedeutung ,Fiechtwerk' liegt, obwohl verdunkelt, auch der
(schon mhd.) Bed. 6 zu Grunde. Nach einer (nicht weiter
bewährten) .\ngalje würde das W. auch Flechtwerk zwischen
599
At. et, it, ot. ut
COO
den Ständern der Hauswände bezeichnen (oder bezeichnet
haben?), vgl. Etterkämi". Die u. 1 angeführten bildlichen'
RAA. würden sich auch leicht aus Bed. 5 oder aus 6 er-
klären lassen. Der o. (1) aufgestellten Unterscheidung zw.
E. und (Gnum-)Hiig scheint die Erinnerung alter Lente in
Z zu widersprechen, doch diese mag Ungleiches vermengen,
da Beides längst verschwunden ist. In einer Ndw Rq. von
1480 scheint ,Hag' das Abstr., ,E.' das Konkrete zu be-
deuten: ,Wer in synen güeteren hagen wil, der sei gegen
den Strassen den hag machen, also dz einer das e. uif das
syn keren [das Zaunwerk auf seinem eigenen Grund und
Boden anbringen] und nit an die strass und soll ein jeglicher
in synen güeteren in synen hegen das e. uff das syn kereu
als fer [so weit] syn hag gat.'
Hag-Etter. ,Si giengen uf den liagetür ob
hergiswyle nidern.' 1308. Segess. KG.
ii weist auf Deutung aus ,Tür', die Bed. wird also die
von Euer 3 sein; doch kommt ii (und andere Buchstabeul
in gleichzeitigen UrkiuulcMi der V\v nicht selten für das un-
betonte «■ vor.
Dori- = Euer 2; ,Uorf:narli. -bezirk Z"; Inekii.
Etterech in.: 1. = Etter 1. Bildl. „Jraden im
Ätterech liaben (in die Enge getrieben); im A. sein,
in der Klemme BO. ; LE." — 2. „eine mit Euten ein-
geflochtene u. ausgekleibte Decke LE." Vgl. Esterich.
— Das W. scheint gebildet wie Äschemli iSp. .5671 von
ÄDcher.
etteren: 1. „Gerten für das Geflecht einer Ver-
zäunung zurüsten, indem man dieselben ein wenig
anbrennt, um sie biegsamer zu machen LG." —
2. „zäunen, flechten LG." Zaungeflecht machen L
(Ineichen); ThHw. ,Und sollen die zun [um die Reb-
berge] mit zweien ättern geättert syn.' 1475, Offs.
Müllheim (d. i. wohl mit doppeltem Geflecht, oben u.
unten). — 3. Flussufer od. Berghalden durch Efter (4)
befestigen. Kaufbrief von 1534 bei Brückner. —
Mhd. etertn, umzäunen.
in- i-eHtere: Etw. mit einem Flechtwerk umgeben
ThHw.
ver-. ScuwEizERB. 1813 berichtet von ,veräteten'
[so] Kaminen (Kaminschössen) im Th und deren Ge-
fährlichkeit. Vgl. Etterkämi". , Vereiterung kleinerer
Schlipfe [Rutsehhalden].' Schatzmann.
Etterich II s. £«ii-e«. Ettes, Ettis s. Etzvas.
etesienig s. es-ie-n-ig Sp. 21. etes-lich; -wa;
-wie; -WO; -wann; -war; -wer; -was s. et-.
Etti, Ettich(en), -er. Ettig s. das folg.
Ettike" 1. Ettike" Sch (-« Kirchh., e- Sülger),
Ettikiim Spreng, ,Retikon.- ZHorg. Msc. 2. Ettik
Bs (Spreng), Ettig Aa {a-); ApM. (e'-); Gr ((■'-), Ettich
ApH., Ettech GTa., Etti ArK. (e'-); GRMaienf.; Th
SMarg. 3. Ettiker AaZ. («e-); Gl; Sch; SchwE.; Z
Lunn., Ediker ZO., Rettiker ZGlattf., EtticUer ZKn.,
ÄttecherBs, Ettiger GhUoW.; G, Bettiger ZS. 4. Et-
terich GSa.; aScHW; U (rf-) — m.: Schwindsucht,
Lungenfieber, febris hectica (Spreng); Krankheit, die
sich durch unnaturlichen Appetit äussert, Fresssucht;
Atrophie; Darrsucht. ,Retikon (Magensäure).' ZHorg.
Msc. Bes. als Kinderkrankheit beobachtet; Diarrhcee
der kleinen Kinder (a. Z Arzneibuch). Du issist wie
wenn d' der E. hettist Gl. Diese unnatürliche Ess-
lust der Kinder, bei schwacher Verdauung, wird einer
Geschwulst bei der Herzgrube (Gr), einer Geschwulst
des Schwertknorpels fEttig-G'nfigeli), weil dieser bei
Abmagerung hervortritt (Ap), zugeschrieben. ,Müessen
sich hüeten, dz si nüt in ettig fall. Dir were guot,
möchtest du dich vor ettig hüeten.' Predigt, in Samen.
,Voii der krankheit Ptisis oder ethica.' SMünster 1546.
,Plithisis . . . Hectica.' ebd. 1628. ,Soll den ahsl-rbenden
leib widerbringen oder die lungensüchtigen, den ettiken
heilen.' Tierb. 1563. ,Den ausszerenden febren hectica
genannt, den etdicken.' Fischb. 1563. , Tabes, cachexia,
der schwjnend siechtag oder die schwjnend sucht, der
ettik. Extabescere , verschwynen, aussserben, den
schwynenden ettiken haben.' Fkis. ; Mal. (auch .Ettig").
.Hectica, ein fleber oder hitz mit abneramen des leibs.
der ettiken.' Fris. ,Etik, etichen : swynsucht, darbe an
kindern, hectica, tabes.' Red. 1656. ,Hectica, ettich,
hcrzfleber mit abnemmen des leibs. Cachexia, uiige-
sundheit. ettich.- Denzl. 1677; 1716. ,Die Mutter soll
sich vor starkem Wein hüten, so lang sie schwanger,
dann sie ziehen denen Kindern den Ettiken an den
Hals.' Muralt, Heb.-B. 1697. Die Z Gesetze 1779
warnen auch davor, dass man Säuglingen Branntwein
in den Brei mische, weil dadurch u. a. Gehrechen .die
Rippsucht oder Rhetiken' erzeugt werde. Bildlich:
,den fressenden Ethiken, wie wir reden, der Welt-
sucht.' 1733, Ulr. Die Vorstellung gesteigert bis zum
Begrifl' eines gespenstischen persönlichen Etwas {Ät-
techer Bs, de f'ressig Etti Th SMargr.), s. u. Anderseits
abgeblasst zu demjenigen von Heisshunger, krankhafter
Esslust übh., welche bes. nach langem Hungerleiden,
z. B. in Teurungszeiten beobachtet wird oder wurde
ZO.f. ,Von einem grossen Frass sagt man: er hat
den fressenden Etiken.- Schihpfr. 1651. Man unter-
scheidet den hungrigen und den durstigen E.;
der letztere wird durch Zehrfieber angezeigt Gr; der
esse'd, fressCder — der ttirste'd, Durster-Ettiker ZKn.
Das W. erscheint überh. gerne mit verstärkendem
Attribut: de n'essed Ettig Ap; de fressig (Sch; Th),
fresse'd (Z) E. ,Der fressid Ettikum, Hunds- od. Kuh-
hunger.' Spreng. Vgl. Ess(er)-, Fressfer)-, Hunger-E.
Syn. Mit-Esser; der fresse'd, hungrig Serbe"; Berr-
sucht. Kinder, die diese Krankheit auf die Welt
bringen, lege man am Morgen vor Sonnenaufgang in
die Krippe [weil das Jesuskind in einer solchen lag]
und spreche einen Segen über sie. In Th SMargr.
legt man, um die Krankheit zu heilen, gewisse Kräuter
vom Felde unter besondern zauberischen Manipula-
tionen auf den Magen des Heisshungrigen. Sind die
Kräuter verdorrt, so heisst 's, der Etil habe sie ge-
fressen, es sei bloss die Haut davon geblieben. Nach
einem alten von Rochh. aus AABrugg mitgeteilten
Recept füllt man 2 Nussschalen mit ungesalzenem
Mehlbrei und bindet sie vor Sonnenaufgang dem
Kranken auf das .Bluttmuseli- [^die blosse Herzgrube],
auf der des Kindes ,Musueli' [Geiferläppchen] hängt;
oder man schatt't einen Kreuzvogel an und lässt das
Kind aus dem Geschirr desselben trinken. In der
Kapelle der Insel Werd bei Stein aRh. befindet sich
ein sog. Etikengräblein. worein Mütter ihre kleinen
Kinder legten, davon die Heilung der Auszehrung
hoffend. In Schw legt man auf den Bauch des Kindes
gewisse Fische (Bammeli), welche vorher ganz zernagt
werden. ,Dise fisclilein [die Bammeln] sind sehr gut
den Kindern, wenn sie den ettig haben, wie wir es
nennen, oder den mitesser, morgens in aller frühe
lebendig auf das herzgrüblein zu binden.' Sekerh. 1749.
Als Helfer wird in SchwE. besonders .der h. Bischof
At, et. it, ot, nt
602
ohne Namen' in Cham bei Zug angerufen. ,Pür den
ettich werdend die lerchen zur speis gelobt.' Vogklb.
1.5.57. ,I.st bei einem grossen teil der Weibern kein
gebräuchlicherer Segen, als der Segen für den Edtiken
(ist ein aussdeerende oder serwende krankheit an den
Kindern). Wenn eine Mutter ein Kind hat, das den
E. hat oder sonst ein Serwlig ist und nicht drüehen
[gedeihen] will, da muss des kinds Mutter ihr Kind
3 Sonntag nach einandren und an jedem Sonntag drümai
äussert das Haus tragen under den freien Himmel,
wenn der tag anbricht und die Sonn aufgehen will,
und alsdann gewüsse abgöttische wort sprechen : Komm
ilii heiliger Sonntag (u.sw.).' RGwerb 1646. Bildl. -
scherzhaft: De" essrdn Ettig und de süfi-dn Gärüs
hä", viel essen und trinken mögen Ap.
Mild, etica f., etihe m., bei Keisersberg ,Etkiim' = Eifer,
•sucht. Durch Assimilation von ht in tt aus lat.-gr. (h)ectica,
ital. febbre itifa, frz. ßevre etique, Schwindsucht, Zchrfieber.
Das Freuidw. aus dem Kreise der Ärzte ins Volk gedrungen,
aber hier allerdings mit der bemerkenswerten Umdcutnng
und Umgestaltung (-er und -rü'h) in ein Masc, weil man sieb
Kr.inkheiten iibh. als in den Körper eingedrungene Tiere
(bes. Würmer) oder böse Geister dacbte. Die Bed. von
.Ktkum' macht keine Schwierigkeit, da Kifer und Eifersucht
eben auch am Körper ,zehren' wie die Schwindsucht, und
aiicli Gram, Reue, Sorge am Herzen ,nagcn' wie Würmer.
Vgl. das syn. , Geizwurm' in Süddeutsch]. Die lat. Endung
-um, griech. -on, bei uns nur schwach bezeugt {der fre«w"d
Eitikon Bs It Fechter), konnte aus einer lat. -griech. neutralen
Nbf. kei:tieum in die Volksspr. übergehen, wie z. B. in Ami-
ilum Sp. 219 aus amylum. Eine Spur weibl. Geschlechts
findet sich nur für , Ettig' in einer Sarn. Hdschr. des XIV.
EUerich kann nach Anal, von , Wegerich, Wüterich, Ämheriek'
erklärt werden, oder als Umstellung aus Elliker, -icher. Die
Endungen -ich und -iy wechseln wie bei dem ebf. aus dem
hat. entlehnten Ensig und bei den Adj. auf -lieh. Das r-
in licttiker angeschweisst aus vorhergebendem ,der' oder aus
der Endung des oft vorgesetzten ,(rr)esser', welche Ver-
bindung ihrerseits viell. zunächst nur eine lautliche Um-
wandlung von (fr)essed war, weil das Ptc. Präs. überh. in
unserer Spr. nicht fest ausgeprägt ist, daher auch oft in die
Form eines Adj. auf -ig übergeht: fremig, nach Analogie von
.hungrig' und ,durstig', welche umgek. wieder nach Analogie
von , Fresser' die unorganischen Formen fremtcder, durster an-
nehmen konnten. Diese Verbindungen schwanken zwischen
attrib. Construktion und Composition; doch spricht der meist
auf dem zweiten W. liegende Accent gegen die letztere Auf-
fassung; s. die Comp. Zu der Form Ettiker mögen auch
die von den häufigen Ortsn. auf -ikon abgeleiteten Personenn.
auf -iker beigetragen haben.
i^ss-Edicher, -eclier Zu., Esser-Ettiyer ZHöngg,
Mssertrediker ZB.: dass.
Fr e SS (er)- Ettiker kkZ. (»«-); Gl (f-); Th (am
See -Etlicher); Z {z.T. -Ediker, in Glattf. -Rettiker):
l. = dem vorigen. — 2. ein viel essender Mensch,
Vielfrass Z.
Hüng ev-Ettiger Gl, -Ettiker ZFlurl., -Ettig GfiPr.:
1. unnatürlicher Appetit, Heisshunger Gl; Gr; Z.
.Den H. ersinnet haben', so essen wie noch kein Mensch
ZFlurl. — 2. gefrässiger Mensch, Nimmersatt Gl.
nn-etlen, -etjen = unigglen Sp. 151. — Mit Ver-
tauschung der gutturalen Tennis an die dentale.
ettler s. etlich Sp. 590.
Etoff: seidener Kleider.stofF. ,Im Fall aber ein
Bürger aus gefärbter Floret Etoffen, Strümpfe usw.
fabriziert.' ZZoll-0. 1711/57. — Aus frz. (toffe.
Etzetera: und so weiter, allg. Als Subst. m. ein
Schimpfw. WLötsch. — Eig. Etwas, das mau nicht mit
Namen aussprechen will.
Eiter n. L; Sch; SchwE.: 1. wie nhd., doch dafür
volkstümlicher Materi. ~ 2. Augenbuttcr GlJh. —
Als n. auch Tierb. 1563.
eiter: disjunctiv, „ei.— ei.", entweder — oder BSa.
Synk. aus eilweiler (s. eindeweder). Vgl. oder — oder.
Eutachs s. Eidechs Sp. 94.
it: nicht ÄAFri.; BsL. tw.; GRh. tw.
Es ist die Frage, ob diese aus der deutschen und österr.
Nachbarschaft zu uns hereinragende Form, wie das bei dem
im Binnenland vorkommenden üd angenommen werden muss,
bloss durch Aphäresis von n aus nit verstümmelt oder ob sie
dir. aus altem (w)iht, eig. irgend Etw. ; Nichts, verdünnt sei.
In letzterem Sinne in alten Urkunden von der Nordgronze
z. B. ,mit allem, ganz it [gar Nichts) usgeschlossen.' 1451,
Kadelburg.
Ita, /ie: Juditha Th; Zf, nach anderer Annahme
Guta Zg. Ein Kindergebet beginnt: () heiliyi StJte,
Weck mi''' morn bi Zite"!
Die Gräfin Ida, Idda, Ile, v. Toggenburg, deren Legende
auch zu einem Volksspiel gestaltet worden ist und wohl urspr.
auf den Mythus von der verkannten und verfolgten Göttin
zurückgeht; viell. klingt ahd. ilia, die göttliche Frau, nach.
ita he! Eingang zu öffentlichen Ausrufen. Itnlie,
tvas han-i"'' g'seh". Anfang eines Liedchens L.
Jtal, Itel: m. Taufn., Eleutherius." ,Eytel Be-
ding von Schweiz.' Grasser 1625.
Itäli: Italien. Gl Volksgespr. 1834.
Itel: 1. töricht Ap. Du Itle Mensch! Gl. Du
bist i., wenn d' das nüd tuest GTa. ; Siilgf.r. Das
tunkt-mi''' i. viin-em [sc. gehandelt] Z. , Daran tätest
du eitel.' JSenn. E Hiröt [Heirat] mit im war nit l.
Bs. — 2. lauter, gänzlich. ,[Es werden] itel Männli
[Spiegelfechtereien angestellt].' 1529, Absch. ,Das
garnferben hat guoten nutz und i. baargelt geben
[eingetragen].' ARyfp. ,By iteler [dunkler] nacht.'
FPlatt. ,Itel: in allen teilen ganz, leer, ledig. Die
Heldfeter [Helveter] redend meist i. Geltisch [keltisch].-
Red. 1656. — 3. eitel, eingebildet. Enitle Fratz Z.
Mhd. Uel, leer, ledig; eitel; ganz, rein. Unsere Bed. 1
ist aus dem Grundbegriff ,leer' (nichtig) entsprungen, 2 aus
dem Mittelbegriff ,leer von fremder Zutat, ausschliesslich'.
itel-lich, ittVig = itel 2. ,Genger und guoter
ytelliger haller.' 1395. G Urk. (,italiger'. 1397). ,Das
die stat ittenlich roch was [eitel Rauch war].' GDacher,
Konst. Chr. XV. ,Dass der se ganz rotfarw ward von
itligeni bluot.' Edlib. .Herzog L. fuort mit im [sich]
ettlich karren mit yteUchen stricken.' Etterlin 1507.
Auch mhd. Uel von Münzen: echt. — Betr. die Form
vgl. nhd. , adelich, adelig' aus ,adel-lich'.
ver-itlen: moralisch eitel machen, mit Eitelkeit
anstecken. .Seine jungen Söhne und Töchteren zu
einer weltförmigen Conversation angewähnen, wor-
durch meistens junge Gemüter vereitelet, alle Tugend
in ihnen erstecket wird.' 1733, Ulr. ,Auch wurde man-
cher Vereitlung der Beisassen und Dienstboten da-
durch gesteurt. dass sie sich nicht über ihren Stand
hinaus kleiden durften.' JJSchalch 1836.
iteni: 1. Adv. gleichviel, kurz, wenn man eine
längere Rede. über einen Gegenstand als unnötig ab-
bricht Aa; Bs; Z. Item, er chunnt iez halt mi' nüd!
603
At, et, it, ot. ut
604
er kommt, nun einmal nicht, was auch der Grund
seines Ausbleibens sein oder so unangenehm es uns
sein mag. — 2. S üb st. a) m. wichtiger aber meist
widriger^Gesichtspunkt an einer Sache, Gegenstand
des Streites oder der Frage; Umstand, Unterschied,
Hinderniss. Das ist halt en I., eine schwierige Sache,
ein Haken Z. Eine unheilbare Krankheit ist en bösen
I. ebd. Bas ist en grussmächtige' L, ein gewaltiger
Unterschied, ebd. Das ist der I., das wird das Hinder-
niss, der Weigerungsgrund sein. ebd. Selb ist en ander
I. (hier mit sächlichem Geschlecht), eine andere Frage,
ein anderer Punkt, etw. ganz Anderes Bs. Es macht
en I., es macht Etw. aus, einen Unterschied, ebd.
— b) Posten in der Buchhaltung. .Jesus hat durch
den ungeheuren I. eurer Schulden mit seinem Blute
einen Strich gemachet.- JUlr. 1733. ,Es ist durch
diesen Items-Item ein Strich gemacht', d. h. die Schul-
den sind bezahlt, ebd. 1727; vgl. Sünden: — c) n., die
einzelnen zinspflichtigen Grundstücke, die in den
amtlichen ,Berainen' [Verzeichnissen] mit Angabe ihrer
Grösse, Culturart und ihres Zinsbetrages verzeichnet
waren. ,Bei Vornemmung einer Bereinigung sollen
alle Träger und Einzinser die Güter mit ihren An-
.stössen getreulich angeben; auch wann es zur gericht-
lichen Fertigung kommet. Alsdann sollen die Zins
allda ein I. nach dem anderen lang.sam abgelesen
werden.' Bs Landesordn. 1757. ,Wann ein solches [in
den Registern verloren gegangene] I. wieder gefunden
wurde, soll selbiges, ohngeacht aller eingewendeten
Verjährung, wieder in das Berain gehören.' ebd. Daher
noch jetzt: ein I. = ein Stück Land.
Lat. ittm, ebenso. Der subst. Gebrauch entstaad daraus,
dass seit dem XIV. ia Rechtsurk., amtlichen Verzeichnissen
und Gesetzen die einzelnen Artikel, Titel des Inhaltes solcher
Schriftstücke mit der Formel ,item' hinter einander aufge-
zählt wurden. ,Capitulatim, durch capitel und underscheid,
durch i. oder artikel.' Fris. ; Mal. In Bs scheint dies insbes.
von den sog. ,Berainen', Verzeichnissen der zinspflichtigen
Grundstücke (etwa den älteren ,Urbaren', den modernen ,Ca-
tastern' entsprechend) üblich geblieben zu sein.
Sünden-Item: vomjuristischen (wie ,Sündeneiss'
vom medizinischen) auf das theologische Gebiet über-
getr., der Punkt oder Schuldbetrag der Sünden. ,I)ie
roll der verdammten, darin alle gottlosen mit namen
genennet, ihre sündenitem nach rechter form registriert
und was sie den tag ihres lebens verschuldet, in ge-
wüsse rubriken und titul verfasset' AKlingl., G. B.
,Jesus machet durch ihren ganzen S.-I. einen roten
Strich.' JUlr. 1727.
Itrnck Ai- (e'tro^ck); „W", Ertrocl; Ai>l., Druck
Ai', Nietruck ApK. — ni.: das Wiederkauen des
Piindviehs. D' Chue hed grad den Etrock, ist eben
am Wiederkauen Ap. Ma mos [man muss] der Cime
ge [Arznei geben] för den E. [damit sie gehörig
wiederkaue], ebd. Daher auch aufgefasst als fehler-
haftes Wiederkauen „Ap; GEh." , Ehrdruck, Krank-
heit der Kuh. wenn sie nicht natürlich wiederkaut.'
Steinm. 1804. Vgl. noch Druck. — itrucken ertrocht,
Dim. freq. ertröckla ApI., Intrücke GRGlar. : wieder-
käuen. Syn. müuen, erggen 3 (Sp. 449, nebst Anm.).
Mhd. itle)r'ücken, idruckcn, umged. indruckenj iteroche f.,
umged. indruclt, Schlund; ahd. itanichjan, itrucken, üdrukken;
ags. codoroan; hoU. ederickcn; bair. itrucken (auch itkauen)\
kilrnt. iterachen; östr. irdrucken, itric'cen; hess. niederrecken.
Aus dem veralteten Präfix ite-, wieder (vgl. lat. it-em, iterumf),
nnil diT im (iiiccli. i-pE'jfm, lat. mriurf. aiifstussen. orbvocbiMi,
enthaltenen Wz. ru(j. Bas uralte W. ist frühe entstellt und
dann umgedeutet worden, indem man an ,rucken, rücken'
dachte, oder, den Dental des Präf. zum Stamm ziehend, aa
m-drucken, eindrücken (Ap Etrock ist Indruck), und Ähn-
liches. Eine andere Anlehnung oder Umdeutung konnte statt-
finden, indem man das r des Stammes auch in das Präf.
einschob und das so entstandene ert- mit dem aus der Ver-
bindung er-eiit- (s. Sp. 353) entstandenen combinierte od. ver-
mengte, was der sinnlosen Umdeutung in Erdruck nuiss
vorangegangen sein. In der Nbf. Niet- scheint n aus voran-
gehendem den angeschweisst. Das syn. enjrjen (Sp. 419) ist
viell. aus ertrucken zsgez.
ietigC: jeder Gl; GSa. — Aus altem ,ietlicli' dun-li
Vertauschung der Ableitungsendung.
ietlich s. iedlich Sp. 95. ietweder s. ie-de-
tceder.
Ottava O'ttova, -uva GrD. (Bühl.); W, ÄHtavan,
Ottn-an GrL. — f. (auch n.): 1. die Zeit zum Melken
am Abend, 3 Uhr W, 4 Uhr GrL. (aber nur, wenn
die Kühe am milchreichsten sind, da sonst erst später
gemolken wird), 5 Uhr GkD. (Bühl.). — 2. die Zeit,
wo man das Vieh nach dem (ersten) Abendmelken auf
die Weide treibt; in GrL. von 4 Uhr an, in Grü.
It B. Abends 8—9 (d. h. wohl in gewöhnlicher Zeit,
wo Abends nur 1 Mal und erst später gemolken wird).
Auch die hiezu benützte, in der Nähe der Ställe lie-
gende Weide selbst GrD., L.; Syn. Ottavaiceid. —
3. die Frist von einer Melkzeit zur andern W. —
4. (n.) die Zeit am Abend 4—5 Uhr übh. Z' 0. mäjen,
am Nachmittag m. GnArosa. Insbes. das Vesper-
brod, die Nachmittagsmahlzeit, Spätmarend, für die
Menschen, 's, ds, z' 0. essen, 4 Uhr GrL., Seh.
Von lat. octäm, it.<il. ottava, achte sc. Stunde des Tages.
Auf roman. Boden, zu dem Gr urspr. ganz gehörte und dem
auch W nahe genug steht, galt die Zählung von Morgens
6 Uhr an; es würde also die 0. auf 2 Uhr fallen. Aber
man darf diese Zahl, wie bei ,Nöne' 9, nicht so genau nehmen;
Beide bezeichnen eine Nachmittagsstunde übh., wobei prak-
tische Kücksichten und lokale Besonderheiten die Zählung
modifizieren. Wesentlich scheint, dass 0. eine ausnahmsweise
Melkzeit am früheren Abend bedeutete, ungefähr um die selbe
Zeit, wo für die Menschen die Nebeumahlzeit zwischen Mittag-
uud Nachtessen fallt, also etwa um 4 Uhr, was die Mitte
zwischen den obigen Angaben hält. Vgl. Abend-, Imh'm-
Eamn. Bed. 3 erklärt sich aus jenen lokalen Schwankungen
des Gebrauches, deutet aber bestimmt auf (zeitweise) doppeltes
Melken am Abend. — Die nach germanischem Prinzip ein-
getretene Verschiebung des Accentes auf die Stammsilbe hat
Verkürzung des Voc. der Ableitungssilbe zur Folge. Auf die
Schreibung Ottoffa bei B. wird kein Gewicht zu legen sein.
„Ote f.: Splitter eines vom Bast abgezogenen
Flachsstengels W." - Von frz. üter/
Otteiiberger: der zu Ottenberg bei TuWeinfelden
gezogene Wein It Wagn. 1680, der ihn .saluberrinium'
nennt.
Ottenb acher s. -Epfel Sp. 386.
Otter L; Z, Utt er lv>.B — m. B; L; Z, f. (Ottere)
GrD.; GWe.: Otter, Fischotter, lutra, mustela lutreola,
foetorius lutr. Schläfe" wie-n-en ()., fest Zt>.; Syn.
me en Rats [Ratte]. Feiss [fett] u-ie en 0. Stotz.
Mit Eim de U. jage, Jmdn zum Narren halten. Id. B.
Name des einen der Z Kriegsschiffe. JEEscher 1692
(vgl. Biber). — Fisch-: auch bildl. von Menschen,
die F'ische stehlen Aa. Vgl. ,Post-, Briefmarder'.
Ahd. ottar, mhd. otter, nur m., nhd. auch f. ,Der Otter.'
JEEscher 169'2. Mit dem Dimin. Ötterli, glaubt FrTschudi
1867, 1'23, sei eine besondere Art am Brienzersee gemeint;
^
(jO.5
At, et, it, ot, llt
OOö
Jiicli siriil DiminutivforDica im BO. iibli. beliebt. — liutr.
die KA. vom Gestank s. Aam. zu Ätcre Sp. 589. Das Tieib.
1.563: JianBctluT es in ein sprüchwort liommen in ein übel-
riechcuilfn moiisi-ben: Du stinkst wie ein 0.' meint, sie von
den faulenden Fiscbvorräten des Tieres herleiten zu können.
Zu dem Spiel U. jagen vgl. EUgriesK.
0 te rill ä 1111 ig s. Odermännig Sp. 97.
Ottiker: 1. früeli 0., Apfelsorte Tu. — 2. s. Krd-
epfel Sp. 380.
Ottilia s. Appelone Sp. .362.
Otli m. : mäniil. Taufn., Otmar ZLuim. ,Ottli."
1520, Aarau, viell. = Otto.
Otmar: 1. Oper „LG."; G, Dim. Öiierli (i. Otli
ZLunii., Ö^j.seÄ (geringschätzig) GlH.: iii. Person enn.
Von den Trägern desselben aus älterer Zeit ist in
der Ostschweiz besonders bekannt der später h. ge-
sprochene Abt des Klosters StGallen, gestorben 7.59.
Er kam mit den Gaugrafen von Alemannien in Streit
wegen Güterbesitz, wurde wegen angeblicher Ver-
brechen vor ihr Gerieht geladen, und als er sich nicht
stellen wollte, eingekerkert, daher später als Märtyrer
gefeiert und von der Sage mit Wundern umgeben. Als
10 Jahre nach seinem Tode seine Leiche von der Insel
bei Stein a/B. nach StGallen übergeführt wurde und auf
dem Bodensee ein Sturm losbrach, der die Ruderer er-
müdete, fanden sie in einem mitgenoiiinienenFläschchen
Wein reichliche Erquickung, welche der Wunderkraft
des Todten zugeschrieben wurde. Seither wurde jenes
unerschüpfliche Fläschchen (ähnlich dem Ölkrüglein
der Wittwe in der Bibel) unter dem Namen ,Otmars
Lägelin' sprichw. ,Cornu copise, ein überfluss alles
guten: Ohtmars Lögelen.' Denzl. 1677; 1716. Das Volk
der a. Landsch. G versetzte 0. (ähnlich wie anderswo
mit dem h. Ulrich geschah, s. d.) unter die Weinheiligen
und feiert seinen Tag, s. otmärlen. Otmar kann in
dieser Bed. an die Stelle eines alten Stammgottes oder
geradezu Wuotans getreten sein. — 2. Opmer ArH..
ÖperApK., M.; ,Gl«; G, PI. Ö-m.: (wollenes) Kleid,
Leibrock, welcher vom weibl. Geschlecht im Winter
unmittelbar über dem Hemd getragen wird ^Gl" ; G
1790 mit der Bemerkung , ehedem v. Scharlach', und
so auch in Ap bis E. des vorigen Jhdts, mit einem
Brusttuch verschlossen. Vgl. WuUhemmli.
Oper aus Otmcr entstanden wie Ejjer (Öjxr) aus Etmr,
indem die Lippenlaute m und lo den Zahnlaut sich assimiliert
Ilaben und dann in demselben aufgegangen sind. In den
Koseformen wird der 2. Teil des Namens meist weggeworfen
und in roherer Weise statt dim. l ein dim. seh (eig. identisch
mit dem Koseformen bildenden -z) angehängt; vgl. Jiiietsch
statt Ruedi, Rudolf, Betseh, Peter. — 2. Dass Kleidungs-
stücke nach Personen benannt wurden, ist nicht unerhört;
doch ist ein sachlicher historischer Grund, diese Bezeichnung
auf den h. Othmar zurückzuführen, nicht bekannt. Aber es
darf kaum an Verkürzung eines lat., von operire, decken,
abgeleiteten W. gedacht werden.
otmärlen opmerle, öperle G: den Otmarstag (16.
Nuv.) feiern und zwar hauptsächlich so, dass man die
Keller besucht und den neuen Most anzapft und vor-
kostet, auch von allen vorhandenen Sorten Wein trinkt
(Hart.m. 1817), womit am Abend ein geselliger Schmaus
verbunden wird. Hut [heute] mues an alle Fässere
g'chlofiyet sl" [geklopft werden]: es ist Öperlistacj! GTa.
Am O.-Tag mit Nüssen spielen GWa.
Der Umlaut der ersten Silbe aus der dim. form des
Namens. — Vgl. he-ehtelen zu ,Berchtuld'.
ötte; Otter; Ottes. Ottis s. ptica, ctwann;
FAn-er; Etwas.
Ötti: nüinnl. Taufn., Otto AaL. - Vgl. Nutt.
hirs-ntt: Ruf, mit dem die am Hirsmontag Ver-
mummten bei den Häusern die Aufmerksamkeit der
Bewohner zu erregen und Gaben zu erhalten suchen
F ; auch von anderen Besuchern gebraucht (Schweizer-
bote 1818, 123). — Hirsutter ni.: Vermummter am
Hirsmontag F. AaO. geschildert als .mit geschwärzten
t-Tesichtorn, ein weisses Hemd über die Kleider ange-
zogen, einen Tragkorb am Rücken'; letztern wohl zum
Einsammeln von Gaben. — Zu dem 1. Teil des W. vgl.
Ilirsmantag ; der 2. ist viclI. aus w tä, Ute zsgez.
Uta, ute s. ü Sp. 24. uttan s. ungetan (tuen).
Ute s. Ursele 1 (Sp. 468). Utel s. Uedel Sp. 98.
Uter (allg.), Silter ZZoll.f - n.: Euter der Kuh.
im TiERB. 1563 ,ein auter' auch von der Eselin; in
grober Rede auch von grosser Brust einer Frauens-
person Ap. Es vierschrots U., ein mit gleichmässigen,
nicht zu langen Zitzen versehenes Gr. Es ist der
Chue in 's U. chö", sie ist krank am E. ebd. Bim
U. bllbe", fortwährend Milch geben. Schild. U. (es
grosses U.J mache" Gr, es bravs U. z'w'eg m. Z, volleres
E. bekommen, vor dem Werfen; Syn. entlän. keren;
bildl.: guten Gewinn eintragen, aber meist mit Ne-
gation: nüd es gr. U. m. BRi. D.? U. werfen, dass.,
gegen die Mitte der Trächtigkeit und sicheres Zeichen
der letztern BSi. S. noch handien. Bi\i\.: der Grind
im U. unde" ha", den Kopf hangen lassen, ein ge-
schlagener Mensch sein; eig. von Kälbern, die eine
abnorme Lage hatten und darum nicht gedeihen Schw.
Am Stätsüter sügunt cili Chalber, es gibt viele schlechte
Staatsbeamte; Älli wellunt am St. melchw, alle Bürger
wollen sich auf Kosten des Staates bereichern W.
Als Dim. auch das als Speise gebratene Fleisch des E.
Bs. ,Kuttlen, ütterli und derglichen.' G Küchenordn.
1495. Der Schultheiss zu Walenstatt tut 1525 im
Wirtshaus bei einem ,gebratenen Uterlin' gegen die
Schwyzer eine schimpfliche Äusserung. Absch. ,Der
gmein mann ist merklichen beschwert der zungen und
üterlinen halb.' 1528, Egli, Act. , Unser H. wellent,
dass die metzger dhein zungen türer verkoufint dann
umb 2 batzen und ein üterli umb 1 batzen.' ebd.
,Bring 's ütterli von einer feissten kue. stell uns ein
suren senff darzue. So wend wir by dir wouen.' B Lied.
Ahd. mar, inhd. uter, iuter (daher nhd. .Euter' neben ä.
,Autcr'). In Süter ist « aus vorangehendem ,das' od. ,e[ine]s'
angewachsen.
Fleisch-: ein E., das auch nach dem Melken
ziemlich gross bleibt, dag. Milch-: ein solches, das
durch das- Melken klein wird Ar.
Küe-: Herbstzeitlose, Colchicum autuuinale AABb.;
B; Z. Die Zwiebel wird im Sacke oder als .\mulet
getragen gegen Pest, Gleichsucht, Podagra, Zahn-
schmerzen (Pflanzenk. 1774), gegen Pocken (TTobl.
1844), gegen Ruhr G.
Der Name l.ezitht siili auf die Gestalt der Frucht wie
die Syn. Kn< j.xi'i" - Mmmi-, IhunUhinlen; Hunds-, Munni-,
Stieren-, Ku.ls.ln-. S. Imp. .1. 1 : K.'/h.r-. Rinderaehisse ; Skitzkn;
vgl. aucll l;:u,/.rl.l,„m; K ,„ t „ lt,,'lu .
Schlamp-: grosses, tief herunter hangendes E.,
an besonders milchreichen oder alten Kühen Z.
607
At-ut. Ats- uis. Atsch— ntsch. Aw uw
608
i
ütere": anschwellendes Euter bekommen, natur-
gemäss ungefähr von der dritten Woche vor dem
Werfen an Ap; BSi.; Uw. Syn. Uter machen (n-erfen).
ge-üteret: „mit vollem Euter; auch: mit voller
Brust." Es g'üterets Meitschi W.
üterig: mit viel Euter Uw.
Uterne f.: Hartriegel, cornus sanguinea Gr. —
Eriuucrt an das syn. ahd. tirn-jxmm.
Utilität f.: Gefäll an die Obrigkeit. Im J. 1731
legte die Z Gem. Hirzel bei der Eegierung die Bitte
ein, dass der Bergvogt aus den in seinem Bezirk ver-
fallenden ,Utilitäten' mit etwelcher Besoldung bedacht
werden möchte. — Vom lat. utiliiat-, Nutzen.
Üt: irgend Etw., auch adv.: irgendwie, und mit
(etwa bloss hinzu gedachter) Negation: Nichts. ,Er
habe harnesch verlihen ald üt anders getan.' Z Richtebr.
(neben ,icht'). ,Wer üt neme von eim inren (si acce-
perit aliquid de burgluti).' B Handfeste. ,Wer mit
steinen oder mit üty anders frevenlich wirft.' 1384/1544.
ScHw LB. (neben ,ütte'). ,Hett myn her ütt ze klagen.'
1427, ScHW. ,Wer üt wildes fienge.' XV., ebd. ,Da
was yederman enweg, wer ütt [irgendwie] mocht.'
1499, S. ,0 reden [redet] fry, wir sind nit lüt. Vor
denen solches schade üt.' HBrLL. 1.533. ,Nit drumb,
das ich den eid üt schelt.' ebd. ,Ut irer dingen.' Ag
TscHüDi 1538; ,eut.' ebd. 1560. ,0b ütt von nöten
were ze schryben.' Kessl. ,Udt', Nichts. Bosshard,
Wint. Chr.
Nbf. zu icht Sp. 83, entstanden unter Vorwiegen des in
der Grundf. enthaltenen w-Lautes. daher der Voc. ii, der
wenigstens urspr. und in betonter Stellung als Länge anzu-
setzen ist. Vgl. Nüt. Bemerkenswert ist, dass in den selben
Quellen, denen das substant. ,tJt' ohne das n auch für den
uegat. Sinn genügt, die abstrahierte Negationspart, bereits
nicht anders als mit n- (d. i. ne) erscheint. , Darin iit buwen
in dehein [keinen] weg.' 1340, Bs Bq., neben: ,die man nüt
machen soll.' ,Er wüsse nit, dz er inen ütt zueg'redt
habi.' 1541, Uw Urk. ,Er dörf Widerreden üt. Wenn 's
schon von herzen im g'fallt nüt.' Aal 1549. Wo die Ne-
gierung als Gegensatz hervorzuheben ist, tritt n selbstver-
ständlich auch dem Pron. vor. ,Denn stet es an uns, was
wir geben, üt oder mit.' h Zollordn. 1426. ,0b man eim
des ütt oder nütt lasse.' 1470, Obw. Vgl. it Sp. 602.
Üttlingen. Zwilsche Üttlige u Wole si", sich zwi-
schen zwei streitenden Parteien befinden BS. — Ü.
eine Nebengemeinde des B Pfarrdorfes Wohleu.
netl'iscli: die Stadt Utrecht betreft'end. Ansh.
Üeterich s. Wüeterich.
Ats — uts s. Az (AtzJ- iiz.
ätscll W, ätsch B; L: pfui (Kdspr.). - Atschi,
Ätschi n. : Menschenkot, übh. etwas Ekelhaftes, ebd.
Durch Wechsel des Organs aus &<jy»ch (Sp. 160) eut-
standene, auch in Deutschland verbreitete Nbf. — Aiechi
Dim.-Bildung.
atschi, ätschi. ätschu s. (ätsij ätzi.
antschi, äutschi B; LG.; „S" = ätsc/(, auch als
Subst. — Betr. den Voc. vgl. die Syn. Avtjfji Sp. 15.5,
Uggi Sp. 160, Ausi Sp. 509.
Autschi, Autschli, Äutschli s. Au I (Sp. 5).
Etsch m.? n.? in der KA. uf-<<m E. sin, die Frau
im Wochenbett haben, Strohwittwer sein GrD. (Bühl.).
Falls gedehnt gesprochen könnte es Nbf. zu obigem äisch
sein und einen Schimpf ausdrücken.
etsche, etscha; Etscher(t)l; Etsch es s. ehva,
etwann; Etwer; Etwas Sp. 595.
Etsclier II e'- (GlK. e'-) — m.: saure Schotte oder
Molke, Milchsäure, Schottenessig, dazu dienend, nach
der Käsbereitung die Käsmilch durch Zusatz von Säure
nochmals zu scheiden zur Bereitung von ,Ziger' Gl;
GRPr., Sav.; GA. Syn. Acliis, Echis (Sp. 71); Sür n.
Der Etsclier wird in E.-Tansen aufbewahrt.
Eine Ableitung v. lat. ano (acidus, sauer), vgl. (HelsclKer) :
frz. ylacter; also nahe vwdt mit Echt», Essüj aus lat. »retvm,
ebenfalls von acere, sauer sein.
Etscher III s. Eschtor.
Etschländer heissen in GT. die Grabser u. Buchser,
weil sie sagen etsche statt ö/jjj« (etwa). — Vgl. AtUijer
Sp. 210.
Etschmer, Et seh wer s. Etiver Sp. 594.
itsch: l.! i..' Au.sruf, mit welchem man kleine
Kinder auf etwas Glänzendes, Schönes aufmerksam
macht BRi. — Weiterbildung von i Sp. 19; vgl. i-e und
I-aKle Sp. 20, ilich Sp. 179.
Otschi s. Öz. ötsche s. etwa; etwann.
utscli: Ausruf der Überraschung, wenn ein Glas
bis zum Überlaufen voll geschenkt wird; dann geradezu
iitsch mache': das Glas zum Überlaufen voll giessen.
Will Jemand seinen Becher recht voll haben, so sagt
er zum Schenken: mach mir ütsch! Bs It Spreng.
Vgl.':' ,Hni, hem, adversus eos quibus irascimur: Spott-
wort, hä, utsch.' Fris. ; Mal.
Aw, ew, iw, ow, uw.
S. auch die Gruppen A; .\ch; Ah: Aj.
Aweisse, Uweisse s. Ameise Sp. '216.
awertieren awärtiere Bs, awätiere S: 1. = frz.
avertir, benacluiclitigen Bs. — '2. drohend anzeigen,
befehlen. / han-em 's .scharf g'awätiert S.
Awis s. Anwis. Awerch s. Werch.
ewen: dauerhaft machen (das Andenken durch
awänti: vorwärts, zumeist als Treiberuf Aa; U. j Schrift). ,Elich getät [Rechtshandlungen] und all
Aus dem Ital. zunächst an der Gotthardroute eingebürgert j redlich .Sachen ewent wis lüte mit briefes handvesti.'
und von hier aus gelegentlich weiter hinaus getragen. | Eingang einer Winterth. Urk. v. 1394. — Syn. emujen.
.\wangse" (hv('iijs'^r Z, Awanze Bs: (PI.) Schritte,
die man zum Entgegenkommen von sich aus zuerst
tut. So ein itels Ding sei so süess und zärtli, mach
Arances zum Ekel. MLTsteri. — Vormals in städtischen
Kreisen aus dem Französischen (uvancesj gebürgt, jetzt wieder [
aufgegeben.
(iOO
Aw, cw. iw.
610
ver-: vcrchlichcn. ,Vereheii, anheften, niaiitare.'
Das. 1537. ,So man sich vereet. vil minder eebruchs
wurde.' ZwiN(;li. — Mhd. piren. Bei uus jetzt fi-<;r)Airä(<;n.
ewig- Av vorw.; BRi.; Gr; SchwMuo.; S tw.; Uw,
(iiiig öüwig BM., ebig Aa; Bs; Gl; I,; G; Sch; SG.;
Tu; Z: 1. wie nhd., ohne (Anfang und) Ende, immer
(ider wenigstens sehr lange dauernd. ,Da geht es zu
wie im ewigen Leben', lustig, z. B. auf dem Tanzboden.
S Wochenbl. 184.5; in diesem Sinn des .Jenseits auch
substant. : wie-n im Ebige" dernchet, theologisch um-
gedeutet = in gottvergessender .Ausgelassenheit, wo
man nicht an die Ewigkeit denlit; auch von luxuriösem
Haushalt ScnSt.; TnSee; Syn. wie-n im Himmel vor-
iisse {Sp. 506). Er hat e. [für immer] rerschnüfet,
sein Loben ausgehaucht. Sütermstr. Du ebeg^ all-
mächtege Gott .' Ausruf des Erstaunens oder Schreckens
Gl. Potz ewige! Z. Fechte [eilen] wie-n en etvige
Brnnd, wie das unauslöschliche Feuer der Hölle Z.
.Die ewige Ewigkeit, das ewige Wehe und e. Ach,
mit welchem Gassert begehrt mich zu erschrecken.'
ClSchob. 1699. Der e. {laiifund W) .lud ist auch in
der Schweiz. Sage bekannt und soll mehrere Orte,
besonders auch das Hochgebirg des Aare- und Rhone-
gebietes zu verschiedenen Zeiten besucht haben; der
, Grimselsee ist aus seinen Tränen entstanden; seine
angeblichen Schuhe wurden auf der Bibliothek zu
' Bern gezeigt; s. Lütolf S. 58; Rochh. 1856, 2, 306;
W Sagen S. 95. Er int (het 's) wie der e. ./., hat nir-
gends weder Rast noch Ruhe. allg. Df e. Jeger, der
Wilde Jäger Sch. Der e. Hwnd, das (ewig keine Ruhe
findende) Dorfgespenst in LEscholzm. Der e. Umgang,
endlose Schraube B. Si' oder es ha" wie der e. U.,
tadelnd, von einer Schraube mit ausgelaufenem Ge-
winde, auch (übertr.) von Jemand oder Etw. Ruhe-
biscm Z. 's e. Werch, Perpetuum mobile. / hi" g'sV
irie am (oder im) ebige' W., stark angebunden an der
.\rbcit Z, eig. angestrengt wie mit dem Probleme des
F. m. Ewige Chle, medicago .sat., weil seine Wurzel
' 8—10 Jahre treibt, während der gemeine Klee bloss
' 1-2 Jahre. Immer und e. Aä. Sprw. Lang ist nid e.
] Tj. Tag und Nacht wärt etiig, man findet zu Allem
\ Zeit B. Entli"'' blibt nid e. ils (oder iiss). wenn nach
langem Warten Etw. oder Jmd eintrifft Z. E. wärt
am Längste Gr. Wortspiel zu .ehrlich w. a. L.' In
ernsthaftem und strengem Sinn bes. in der Sprache
des Rechtes, auch hier natürlich menschlich gemessen:
zeitlich unbegränzt gültig, unveräusserlich, unauf- od.
unablöslich. Das ist e. [für immer gültig] g'mncht,
abgemacht ! Formel der Zusicherung und Behaftung Z.
.Die ewigen Bünde sollen dauern, so lange Grund und
Grat stehen.' Urk. ,Graf Rudolf hat den Armbrost-
sohßtzen auf ein eewiges ein Ochsen vergäbet, der
noch jährlichen mit dem bogen verschossen wird.'
GuLER 1616. .Zue offem Urkunde und ganzer ewiger
stätigkeit.' Moor. Urk. ,H. W. hett gesetzt [gestiftet]
den bifang an ein e. mess.' E. XV., Gpr. ,Für sich
und seine ewige Nachkommen.' RCys., d. i. so lange
er solche haben wird. .Eines ewigen koufs gekouft.'
: 1387, L. .Zuo einen\ ewigen erblehen.' .Alpen oder
ewige stuck darf keiner einem fremden verkaufen.'
ca 1470, Gl. ,Das von dishin nieman me enkein
ewigen gülden gelts noch enkein ewig pfunt geltes
kouffen soll.' 1389, Schw. .Wer dekeinen [einen] ewigen
gnldin gelts uf synen güetern hat, das der soll für
jeclichen guldin geben 24 pfunt pfeningen.' 1389/15-;4,
Schweiz. Idiotikou I. 5.
ebd. .Einen ewigen niutten kernen gelts'. d.i. inuiicr-
fort und unaufkündbar den Wert eines Müttes K. .\V..
1. H., Gfrd. Häufig finden sich ,ewig' und ,ablösig
Zins' einander gegenüber gestellt, z. B. in Offn. Wildh.
,1 Mltr Korn ewig gült.' RCvs., das Selbe, was im
XVII. ebenfalls in L .ewiger Brief genannt wurde.
.Ewige Zinsgülten, so benamset, weilen der Anspreclier
zu keinen Zeiten den Schuldner zum Ablösen des
Hauptguots halten und treiben mag.' L Stadtr. 1706/65.
Im Sinne einer unauflöslichen Verordnung wurde i. J.
1326 zu Beromünster bestimmt, die Stiftswaldungen
sollen auf die Pfründen verteilt ,und ieklicher pfruond
ir teil mit ewigem knöpf [unveränderlich, festgeknüpft]
zugeordnet werden.' Seit 1418 hatte die W Gemeinde
Blitzingen gegen Ulrichen einen sog. ewigen Dienst
(perpctuum servitium) zu entrichten, der in Korn-
lieferung bestand. .Wann Einer bei dem Verkauf oder
Vertauschung eines Hauss oder Guots für sich und
seine Nachkommen den ewigen Zug [nie erlöschendes
Zugsrecht] vorbehaltet.' L Stadtr. 1706/65. Nichts
-Anderes wird gemeint sein mit dem im Rheint. er-
wähnten .ewigen Verspruch'. .Verzeichniss der Güter,
die von dem ewigen V. teils befreit, teils demselben
unterworfen sind.' 1738, Steinm. 1804, 302; s. auch u.
Ewigkeit. .Die ewigen Einsassen' in AxFri. hatten
Heimatrecht, aber keinen Anteil am Gemeindegut. In
Bern (u. ähnlich in den Städten des von B beherrsch-
ten Aa) waren seit 1643 u. bis 1798 .ewige Einwohner'
eine zwischen den eigentlichen .Bürgern' und den In-
sassen stehende Klasse, welche alle bürgerlichen Frei-
heiten und Rechte, ausgenommen die des Weingewerbes,
genossen, aber nicht regimentsfähig waren; sie waren
entweder die Nachkommen von urspr. Fremden, welche
lange in der Stadt gewohnt, oder von Ausbürgern,
welche ihr Bürgerrecht verloren hatten. In Z , be-
dingte Burger- geheissen. Noch i. J. 1872 kamen die
Schweiz. Räte in den Fall, die Einbürgerung von
.ewigen Einwohnern' von W StMoritz und Port ab-
zuweisen. .N. von L Hess sich als ewiger Bewohner
in einer Wildniss nieder.' W. Der Stadtrat von Sch
beriet in neuerer Zeit, ob nicht das Kübelsystem auch
in Privathäusern eingeführt werden solle, wo sog.
, ewige Cisternen- bestehen (Syn. Egraben). ,Was an
Kornfeldern in der Nähe des Dorfes [GnSeew.] liegt,
wird meistens mit Gerste bepflanzt, und zwar fast
ohne irgend eine Abwechslung; diese Äcker heissen
ewiges Bauland.- Gr Samml. 1805. — Sonst sehr häufig
nur hyperbolisch. E. und e. unz'fride". Das tuet
er e. nie, wird er nie und nimmer tun. ,Wir lassen
uns e. nicht aus dem Geleise bringen.' Stütz B. 1852.
Das tvärt doch e. lang oder en e.-i Längi (Zu)! Er
ist das Geld schon en e.-i ZU schuldig. Die e. g' feget
Laube. ACorrodi. En Bletz ab, wie wenn er en scharfe"
PfnAsel [Schnupfen] hett und 's vom ebige" Schnüze"
chäm. ebd. Der e. Student, Jmd, der seinen Beruf
nicht ausgelernt hat ßStdt. — 2. immer, d. h. oft
wiederkehrend, wiederholt, und dadurch lästig. Die
ebige" ZUige"! Z. Es euigs G'llr und G'fress B. En
eilige Brnnzi, der immerfort murrt od. streitet. Gotth.
En euigs G'stiirm und G'jast. ebd. Das ist doch en
ewegi Grannete, Trinschete, Tlrete [Klagen und Be-
gehren]! Gr. En ebigs Türle* [Türe öffnen und
schliessen]. — 3. ohne zeitlichen Nebenbegriff bloss
verstärkend und zwar so, dass die ganze Skala von
Empfindungen, vom Innigen, Herzlichen bis t. zum
•311
A», cw. iw.
in 2
Sarkasmus, t. zum Ärger, Zorn, Abscheu, darein ge-
legt werden kann, erstaunlich ; vollendet, ausgemacht,
erz-; euphemistisch für einen derbem Ausdruck, ver-
dammt. En e.-e'' Tätschi kann noch ein unermüdlicher
Schwätzer sein, en e.-s Chalb. ein Dummkopf sein Leben
lang, von jeher und unvL'rbesserlich so. i. S. v. 1; auch
wenn der ungeduldig werdende Besteller hei'auspoltert:
.Ich wollt, dass die ewige" Eier bald g'kocht wärind.'
GoL»! 1712, bewegt sich der Begriff an der Grenze zw.
concr. u. übertr. Bed.; ebenso in dem Trostspruch am
Sarge: es ist im iez e. wol oder es ist im e. w. g'scheh';
aber en e.-e'' Kerli ist ein gefährlicher, dem man Alles
zutrauen kann; und so drückt auch in den folg. Ver-
bindungen das Adj. nur den Affekt aus: en e.-e'' LÖli,
ein erzdummer Mensch; en e.-e'' Lug, eine unverschämte
Lüge; es ist doch en ehiyi Straf, ein unerträglicher
Übelstand Z; du ebir/e'- Hagel, Schelte und Verwün-
schung Aa; Z; de'' e. dis- und jene''! Stütz B. [mit
Unterdrückung des Schimpf w.]; en ebege"' meineide''
Siech Gl; GA.; bim ebige" Strom, Tunner, Hammer
(Strahl, Donner, Hagel]! Stutz; die ebige" Ström.'^-
hammere". ebd.; bim (oder jMz) e.-e" Wetter! laufe"
wie-n-en e.-e'' Wetter [rase, persönl.]; oft elliptisch jjof^
e.-C! du e.-e''! Letzteres etwa mit fingierter Apostrophe
zum blossen Ausdruck der Verwunderung. Si händ.
en ebigi Sach mit dem Bi'iebli, eine unendliche Freude
und viel Auf hebens Z. Häufig adv. verstärkend an-
deren Adj. vorgesetzt. Noch concr. in ("•. lang (vgl. 1),
viell. auch in e. tumm, unendlicli d., und Da han-i'''
ührätte", sind e. starch, unzerbrüchlich. Abstr. : e. guet,
schön, gern, flissig udgl. ; e. eige", höchst merkwürdig,
sonderbar, wunderlich, öpjiis e. Eigcs, G'spässigs.
Mit auffälligen Erscheinungen vor den unbestimmten
Zahlw. mänge'', vil, wo gerne Umstellung und damit
Wechsel der Wortart eintritt, nämlich e. adj. (flektiert)
nachgesetzt wird : vil ewig Mol Gr, vil ebigi Jär. Stutz.
,Als bisshar vil ewige jar brucht worden [der Brauch
war].' Z Mand. 1539; und subst. VileUgs GStdt 1799;
ril ebezger, ungemein viele GTa., mängs ebezgw Mala",
sehr oft. ebd.. ril ebigeri Chriesi Ar; r. ebigerlei, von
unzähligen Arten Z ; auch mit gehäufter Flexion e chli's
(:bigs Bitzeli Th, langes ebiges ZU nie 10., und neuer-
dings umgestellt: wie ebiger ril Lüt. Stütz. Danach
in cumulierenden Zssen in die Mitte genommen: wun-
dcr-itcig(s)-schön\j; Zg; über-e.-s-lut; für-e.-rot;bluet-
c.-nackdig. Bei was muss f. ohne anders sich adj. an
das Subst. anschliessen: ,Ein einzig Fisch auf ein
einzig Mahl — was ewigen Eogens gibt er von sich!'
JBreit. 1625 = .wie ewig vil'.
h aus (0 verhärtet wie in rueien, ruhen, grab, grau, lab,
lau, nhd. .albern, gerben, Milbe, Farbe, Schwalbe.' In euig
ist w hinwieder vocalisiert wie in ,grau, la\i', neue, (aus 'newe,
dies aus nc-weiss-ieie) ; in öuiruj nach u nochmals zugetreten
od. M vor K entwickelt; vgl. mhd. »tiir aus iic, ouw aus oir. —
Eigentümlich ist die durch Emphase bedingte Auffrischung
alter, voller Flexion /aiije« ebiges anstatt der in landläufiger
Weise synkopierten. Die flektierte Form ebiger, ebezger ist
ein halb erstarrter alter Gen. PI., abhängig von dem subst.
Neutr. .viel'. Die Flexion ist also vom Snbst., weil an diesem
die Flexion sich nicht vollziehen lässt, oder von vil, dem
sie eigentlich gebührte, auf m-ig übertragen, wie auch die
Stellung umgekehrt ist. Nachgerade aber versteinerte sich
die bloss syntaktische Form zu einer neuen Wortbildung,
welche ihrerseits weiter adj. flektiert werden konnte, und
zwar zunächst in Fällen wie: Ma" tror mena [würde meinen],
ica« ewigersch es war. Er ment, u-ais ebigench er ekSnn Ap.
Daraus adv. viliwigemeh, sehr viel, sehr oft. Ein Gewirre
von syntaktischen und lantlichen Vorgängen steckt in dem
G Ausdrucke vilebezgermol ; er wurde nur möglich durch t'nrt-
gesetzte Verknöcherung der Flexionsform ewtgn, an welcher
nochmals jene Weiterbildung mit -er vollzogen wurde; nun-
mehr stellte sich Metathesis ein (ebezger), ähnlich wie in
gatzgen, blitzgen, Letzge für gaj:en, blixen (blickzen), Lekze (leeliol.
— Zwischen Bed. 1 — 2, 2 — 3 ist stetiger Übergang möglich:
doch kann 3 auch direkt t. aus dem Grundbegriff .ewiger
Bestimmung', also ursprünglicher eingewurzelter Natur, ab-
geleitet werden, t. aus dem abstr. Begriff des Hohen, All-
mächtigen, Allgemeinen; vgl. Fromm. V 183. 246. II 29
(das judendeutsche ulem, hebr. nlsm, Ewigkeit, i. S. v. .sehr
viel' abstr. verstärkend).
Ewigkeit, Euik/eit B (Gotth.), Ef- Aa. Eb-
Z: 1. wie nhd., die Zeitlosigkeit des himmlischen
(oder höllischen) Daseins. Wenn man Etw. unerträg-
lich lang findet, sagt man: das ist [heisst] der E. es
End [Endstück] a"g'setzt oder tele wenn d' E. [ein
Stück oder sich] a"g'setzt hätt Z. Ttie" wie wenn-mc"
i" d' E. iehe [hinein] 'dünge" hätt, als ob man seines
Lebens, seiner Gesundheit kein Ende zu gewärtigen
hätte Z. Das Jenseits; die .untere E.' = die Hölle.
,Uber ihn wird kommen Gerechtigkeit, Die ihn stürzt
in die u. E.' ca 1708, Schweiz. Erzähl. 185(3. —
2. lange Zeit, bes. unerträglich lange. En E. (oder
e halhi E.) n-äre"; en E. nümme cho", lange ausbleiben,
= ewig lang. allg. Syn. Haber -Em Sp. 4(33. —
3. rechtliche Gültigkeit für alle Zeit. .[Zins] in E.
oder auf ablösung.' XV., Z. , [Güter kaufen] in e. oder
[aber] auf ablösung.' 1576, Absch. ,[Ein Abkommen]
in die e. machen.' Ansh. ,Wo Güeter feil sind in dem
Land, wend sie [die Klöster] dieselb erlaufen; Das
ist gwiss der Baursame leid. Lauft wider Badischen
Abscheid, An d' E. z' erkaufen.' Eidg. Dam. .Der
kauff an die e.' bildete im 1. Vilmergerkrieg einen Be-
schwerdepunkt der Züricher. Der Begriff auch per-
sönlich gefasst: G bittet 1582 um Erläuterung eines
dunkeln Artikels im Vertrag von 1551 über das Zug-
recht und den , ewigen Verspruch' der Güter, welche
von Gotteshäusern, Spitälern und anderen .Ewigkeiten'
[geistlichen Stiftungen] angekauft werden. Absch. .An
die Frömbde oder an eine E. und in todtne Hand soll
Niemand einig ligende Güeter verkaufen.' L Stadtr.
1706/65. — 4. Name eines Gütchens bei LMeggen.
ewiglich(en), ewenklich(en). .Das Gott
ewenklich wenden welle.' 1531. Strukl. und häufig.
— Etrettclivh mit eingeschobenem ti auch sclinn mhd. ; vgl.
innenklieh.
ewigen: dauerhaft machen (das Andenken durch
Schrift), = eicen, .verewigen'.
Iwe". i'ri^eVORTE;GL, E'i(j)e Aa; Bs; BM.. U.;
LG.; G; S; UwE.; ZoBaar; Z, I B; L; U, E'i B; Z.
E'ile Aa (Mühlb.), IbCeJ AABb., Leer.; Gr; L; GS.,
We.; SchSI; Th — f. — Iw lll. „Gr; L; Scu", Ei
Btw. — Dim. I-eli, lli (11) Schw, EH(e)n Z: 1. Eibe,
taxus baccata L. allg. , Taxus, sniilax, ein eiben, ein
ybenbaum.' Fris. ; Mal. .So die hüener die frücht von
dem ybenbaum in Italia essend, werdend sy schwarz
darvon.' Vogelb. 1557. .In ihrem gepirg haben sye
[die Solothurner] treffenlich vil ybenböüm, daruss man
die flitschbögen macht in kriegen zu bruchen.- KCvs.
.Taxus, ein Eibe.' Wagn. 1680. Das Holz von den
Schnitzlern gesucht auch wegen seines Farbenspiels.
— 2. Armbrust mit Bogen aus Eibenholz ScnSt. ;
Th. ,Die ybe. yf, eibe, eje, 1. taxus, smilax. 2. arm-
brust, arcus arcuballista.' Ked, 1662,
Aw, üw, nv, ow. iMv
til4
Ahd. um, mild. urc. — In der Ausspr. verflüchtigte sidi
(l:>s ursprüngliche ic zunächst in einen blossen Hauch, der
sich aber eben so wenig zu halten vermochte; s. auch Icln-
Sp. 74, lye Sp. 149. e'i für i ist Consequenz der offenen
Silbe, b Vergröberung des ic, vgl. eiriij. Eile aber beruht
auf der abgeleiteten Form 'Im-le. — Für 1 ist die pleona-
stische Zss. mit ,Bauni' beliebt. Nach der geschätzten Pflanze
finden sich zahlreiche Örtlichkeiten benannt. — Zu 2 vgl.
UinjU als Antonym. In dem Bs Ratsbeschluss von 1531;
,dass, wann die von Liestel ein Schiessen halten mit stäh-
lernen Bogen oder Armbrüsten von Hörn, so solle ihnen
jährlich ein SchUrletz [Stück Tuch] zu verschiessen gegeben
werden. Und diewcil sie diesen Sommer mit Yben allein
geschusswi, so solle ihnen ein Barchettuch gegeben, und die
Jugend, so unter 18 Jahren ist, mit Bögen und Ybenholz
zu schiessen verursacht werden', darf Ihe nicht geradezu mit
Armbrust identificiert werden. Vgl. auch frz. arbalcstes d'i/f.
Hag-Eie Aa (MOhlb.) = Iwe 1. — So genannt, weil
sie hin und wieder in Hecken gepflanzt und verflochten
wurde.
Bölleli-Eies; dass., ebd. — £diWi bezieht sich auf
die Früchte; zu eies, d. i. iwins, ergänze Holz.
iwin, iwig, l-i' Ndw; Schw, ei-i" UwE.; Z, i-ig
VOrte, ei-ig Bs: aus Eibenholz verfertigt oder be-
stehend. , Sollen kein iis zue verkolen hauen.' 1571,
Gl Berg\verk.scüne.
owa ("*): Ausruf der Verneinung B oSi. - Aus der
frz. Nachbarschaft, wo o r<i! im gleichen S. Vgl. o träiidi.
Uwei.sse s. Ameise Sp. 21(j.
Üwel 1. Ü-el GA., Öüel ZTurb., Noüel L, Aüel,
Aül Th. 2. Hüwel Hiicel Ndw; U, Hiiwel Obw {Uöüel
Engelb.), Hil-el 1 Schw; UwE. (neben *Hii-el); Zg,
Höüel Aa; Bs (auch Haijel d. i. *näüel); LG.; ScH;
S; Th; Z — m., Öüle Sch, Öüele ZEfz, Höüle BsPratt.
— f.: 1. Eule übh. Aa; Bs; G; Tu; Z. ,Noctua,
hüwel.' CoLLiN. Sobald der Wächter z' Lache rueft,
Der Hüel üfhört chlage", Se-n ist der [Kuckuck] scho"
so guet Und rüeft: Gugii! 's ivill tage". Hengeler.
,Man müsste oft auss anderen Zünften anstatt der
Falken mit Eulen beizen fd. i. sich mit geringeren
Capacitäten begnügen].' Heut. 1658. ,Es dunkt einen
Jeden seine Eul einen Falk sein.' JMev. 1692, aber
,es heckt keine E. kein Zeisslein aus.' ebd. ,Wo die
Eulen und Katzen eiuandern gut Nacht sagen, ubi
cervi cornua deponunt.' ebd. An die Stelle der Füchse
und Hasen treten hier die zwei Geschöpfe, welche uns
wegen der vielen äusseren und inneren Berührungs-
punkte wie die Übersetzung vom einen Tiergeschlecht
ins andere anmuten, und welche sich ebenfalls auf un-
gesehenen Wegen besuchen. De'' H. (irie en H.) under
de' Vögle" si", sich durch absonderlichen, dem der-
zeitigen Geschmack zuwiderlaufenden Aufputz oder
durch vernachlässigte Kleidung in der Gesellschaft
auffällig machen; die Zielscheibe der Neckereien sein
Z. ,Ein Eul unter den Krähen, ein Ungelehrter unter
den Gelehrten, asinus inter siraias.' JMey. 1692, wofür
bei Denzl. 1716 : ,ein einfaltiger unter den weltkindern.'
Liecht icie es Heueli fHitreliJ L; U (wo das W. sonst
nicht verstanden wird) bezieht sich auf die im Ver-
liältniss zu dem scheinbaren Volumen ungemeine
Leichtigkeit des Vogels. Er ist drü Pfund liechter
!■■ eti Heuel AABb.; vgl. hüwel-, hülichen-llcht. ,Dass
du eim Euwel gleich darvon Bei Nacht der straaf
entkommen.- An Eüegg 1676. Auf die gespenstische
Natur dos Vogels wird im Volksliedchcn gedeutet;
I"'' hau emol e Schätzen g'ha", Der Heuel hät-mer 's
g'no", wo andere Varianten den ebenfalls dämonischen
Kuckuck zum Entfuhrer machen AApri. 's hült trurig
öhben e Heuel dur''' de" Regen und Wind, as war 's
umßuirig im Holz inn. Breitenst. 1864. Man schwört
auch bim Heuel L. Die Eulen, welche vor die Fenster
kommen, sind Hexen GO. ; s. auch Totenvogel, Welclag,
Huri, Wiggle. Über einen Huivel als verwunschenen
Menschen s. Lütolf S. 123. Eine Eule an die Pappel
gehängt oder an Scheune und Haus ausgespannt schützt
gegen den Blitz L. Spezieller bezeichnet unser W.
den Uhu, strix bubo und strix otus und zwar als das
Männchen zu der Wiggle, Ule udgl. gedacht. ,Der
Eul jolet überlaut, des Eulen frauwe ihr „wiggen,
wigge" heult.' RGwerb 1646. Übrigens viel häufiger
die Zss. Nacht-. — 2. Person, bes. weibliche, mit
verworrenen Haaren Aa; Bs; LG.; S; Th; Uw; Z.
Als Nusshaumer Hüel werden die Weiber von ThN-h
von den Nachbaren tituliert. Den Übergang zu dieser
Übertragung veranschaulicht MUsteri: Und chäm-i'''
wie-n-en H., 's Müeierli tuet schmäle [tadeln]: .Das
Büste' und das Sträle' [Kämmen], es trärt de" ganze"
Tag!' Syn. Här-, Schuder-; Här-Tschül; Kuz; Hotzle-
bahe ; Strubli. Vgl. verüwlen. Rauhe Weibsperson,
welche Mannesarbeit tut Sch, — 3. das ,verkauzte',
struppige, ungekämmte Haupthaar selbst; das Haar
der Frauen in aufgelöstem Zustand Aa; Bs; LG. (in
diesem S. mit der Nbf. Nöüel); S; Tu; Uw; Zg; Z.
En H. ha'. Einem in'n H. fare, in die Haare ge-
raten. Hesch [hast du] dl" Hör no''' nit i" d' Ornig
g'macht, de chunnsch enimel au"'' mit dim Heuel, ass
wenn d' hintertsi"'' dur'''-e" Hag wärsch, sagt die Mutter
zur saumseligen Tochter, 's fliegt im [dem Wasch-
weib] ^l■ild sl" H. um 's G'sicht. Breitenst. 1864. En
alte Chruter mit-ime graue Heuel. ebd. 1863. Syn.
Tschüp, Pudel, Tschü-el. Vgl. Hüu-el-Gret u. d. Abi.
hüu-elen, hüwelig. — 4. alte Tanne mit vielen weit-
ausgebreiteten Ästen, die auf den Erdboden herunter-
rcichen und somit den Stamm verbergen wie die Haare
das Antlitz „BO. ; LE." Syn. Huwlere. \'g\. Huwele;
Küzenforch. — 5. kleiner, mit Gras bewachsener Erd-
haufen, Ameisenhaufen Schw; mit Heidelbeeren,
Farrenkraut, Haidekraut bewachsener Erdhöcker auf
schlechten Weiden „Schw; Zg". Syn. Üivel-, Ho-,
Hui-hüfen. Vgl. das Huri III?
Diese Maskulinbildung fehlt den älteren german. Dialekten
wie der nhd. Schriftspr., nur ans Mhd. besitzt sie, aber nicht
ohne den gehauchten Vorschlag (hiuwcl), durch welche er-
weiterte Form das echtere Üu-el bei uns fast ganz verdrängt
wurde wie V" (Sp. 23) durch Hü'", z. T. (vgl. Öüdhüfo"
neben HiJüel, noctua ZTurb.) nur in Zss. und verdunkelter
Bed. noch sich erhaltend. Ein ,1jwelberg' in der Gegend
von Rheinau findet sich um 1.515 erwähnt. Die Schriftsteller
des XVI. und spätere bedienen sich in der Regel der Form
ohne den Hauchlaut und zwar wohlverstanden als masc. ,Uwel'.
Ruef 1538. ,Den Eul, so D. Gessner gesehen.' Vogelb. 1557.
,Der nachteul schreiet.' Mal. ,Die Euel mausen lieber zu
Nacht als under Tagen.' ClSchob. 1695. ,0b ein Euel oder
was sonst im Haus ist.' Sch-wz. Museum 1793. Da aber hin
und wieder auch die Form ,H-' mitunterläuft, so ist ein
sicherer Schluss auf die gleichzeitige Volksspr. nicht ge-
stattet und werden wir in den Formen ohne h eher eine
Concession au das Sohriftd. erblicken müssen, dessen weibl,
,Eule' von allem Anfang an (s. bei Üle Sp. 183) ausser bei
unserm Landsniann Notker den Hauchlaut ablehnte. (Unser
fem. Heul'' Bs schlicsst sich an das ennet-rhein. ,EuIe', kom-
biniert aber damit das //- der masc. Form, mit welcher die
615
Aw. ew. i\v, (i\v. n\V
fem. auf Bs Boden zsstüsst.) Den Schritt, welchen die Bibel
von 1Ö96 halb tut (,die euwe! werdend wigglen [schreien].'
Jesaj. — niasc), tut diejenige von 1683 ganz (,die Eulen'
— fem.); Mal. aber setzt männl. und weibl. Form neben
einander: ,die eulen, der eul', ja sogar (wicderholtj : ,das
cul oder euwel', weil ihm, während er hochdeutsch schrieb,
ein landläufiges Dim. [KüzH, Gwujyli, Huri usw.) vorschwebte.
Zu dem Anlaut X- vgl. Nast bei Ast. (H)üwd ist nicht wie
.Eule', uwila, dir. von ( //J l"" abzuleiten, als ob es etwa den
kleinern Uhu bedeutete, U"' und Üird sind vielmehr syn.
und lösen einander zeitlich ab. Das letztere niuss aus dem
Bedürfnisse hervorgegangen sein, der als Weibchen gedachten
Eule, Wiijtjh usw. gegenüber für das allmählich fast gänzlich
ausser Curs gekommene Masculin V. Tiiro, eine neue Be-
zeichnung des Männchens, wie man sich vorstellte, zu schaffen,
welche dann auch die Gattung Ubh. zu vertreten hatte und
nachgerade die weibliche Form, aus welcher sie in Folge
einer begrifflichen Abstraction gewonnen worden war, ver-
drängt«. S. f 1 Sp. '23 f., ÜU Sp. 1S3, und vgl. die Gegen-
überstellung bei Ruef 1550: ,Uwel und kutz du g'heissen
bist, der wigglen glych so grob du singst', und (verkehrt)
in der Magiologia 1674: ,die Nachteul und der Wick.'
Die unilautslosen Formen Huu-el (auch mhd.), ,Uwel' bei Euef,
,von dem Ul oder nachteul.' Vogelb. (wenn letztere nicht auf
blossen Mängeln der damaligen Typographie beruhen) nähern
sich dem Maskul. (H)ü. — Die Diphthongierung (welche
regelrecht ö'ii für « setzt) konnte nur statt finden, nachdem
IC gänzlich erstorben war, ii also iu den Auslaut zu stehen
kam. Euh, abweichend von Vle nur möglich, weun ihm die
nicht syuk. Form Etuk vorangieng. Der Diphthong üu ist
als Ausweichung von öii zu taxieren, welche erklärlich wird,
wenn Här-Oüel in Här-räud umgedeutet wurde, s. d. — Syn.
(ausser den o. genannten) Hui-, Pui-VogeL Fülenz. Frank.
Mords-, Mm-GeisH. Geinter. Urhaub. Hui, Hauri. Hüruf.
Huip(el)er. Jopi. Küz. Geisabegeaer, -bJigger. Furo. Schuhu.
Schiu'ik. Taehul. Tschauette. Tachawigge. Wichser. Wigweg.
Witjger. Herzog. Seine Stimme heisst jicij/jen; holen; jolen;
Juchzen; klepfen; brüelen; riiefen; 8chuchlen; ttchrien; wiggen;
wigglen. — Die Verwendung des W. im Schwur könnte auch
als blosse Verhüllung des ähnlich lautenden gemeinen Hügel!
aufgcfasst werden. Sonst liegt die Beziehung des Vogels mit
dem blitzenden Auge (YXauxiBmg) und dem rötlichen, ge-
dämmten Gefieder zu dem Schleuderer der Donnerkeile nahe;
vgl. auch die lat. Ableitung utriga, Hexe, von »trix, Eule. —
Für die Bedd. 2 — 5 darf nicht an Umdeutung aus dem
Namen der Göttin Holle, welche den faulen Spinnerinnen die
Haare zerzaust, gedacht werden, obwohl die deutschen Aus-
drücke , Hollerkopf, verhollert' eben das besagen, was unser
2 und 3, und ,Vyichtelzopf an Wiggle (Eule) gemahnt, ja
sogar, obwol unser W. mit den Bedd. 2 und 3 an manchen
Orten üblich ist, wo mau den Vogel anders benennt; die
Alemannen kennen Frau Holle gar nicht; auch ist die den
genannten Bildern zu Grunde liegende Anschauung so natur-
wahr, der buschige Kopf so charakteristisch für das Eulen-
geschlecht; vgl. überdies H't, Weih, mit der selben Über-
tragung. Dass das Bild 5 mit Recht zu unserm W. gestellt
ist, beweisen die Schweiz. Syn. Durch das ndrsächs. Syn.
hülle, gran-hull und dessen lateiu. Übersetzung, welche mit
coUieuluH anhebt, Hessen frühere Lexikographen sich auf
falsche Fährtc leiten, ohne sich daran zu stossen, dass Hü-el
unmöglich aus dem, zudem nicht einmal Schweiz.. .Hügel'
werdeu konnte. Das ndrs. ist das selbe wie schrftd. , Hülle',
bedeutet aber eine Pelzmütze, welche eben so gut wie der
Kopf der Eule zur Vurgleichung mit dem üppig bewachsenen
oder struppigen Wiesenhügelchen dienen konnte.
Ave-Üwel. £()« ^rc/(e»e?.' Beteurung L It Suterm.
Vgl. i'icd 7. Das Ganze eine Verkleidung des Schwures
bei |V| .Ave Maria' oder ,Ave (Maria)' im S. der Zeit der
Dämmerung genommen.
Ameisen- Ampeissi-hüel = Hüirel 5 SciiwMuo.
Or-Heiu'l: mittlere Ohreule, strix otus Luz. —
Svn. (Ir-hu, -kuz.
Här- (Hör-J Heuel Aa; Bs (-Heiel); B, Üel Gl, i;4 I
-Öüel Bs (Höre'iet, auch b. Spreng); Z, -Aüd (Raüel) i'
Bs(HöraieV; TaTäg.; Z (Äräuel) — m., -Ük, Ulf.
GRtw.; GW.: 1.= Üivel 3 Aa; Bs; B; Gl; Gr;
GWa.; Z. — 2. == Üwel 3 Bs; Gl; Th; Z. Mach din
H. e chll" z'weg. Wie chunnst au''' imenc H.! —
3. Harheiijeli n.: türkischer Schwarzkümmel, iii-
gella damascena Bs.
Das h sprang in der tonlos gewordenen Worthälfte leicht
ab, während das begrifflich hieher gehörende Vb. ihüiceleii,
heulen), weil die Silbe betont ist, nie ohne A erscheint. Das
Umkippen des Diphthongs oii in aü und die uns vorliegenden
Schreibungen verraten, dass die Volksetymologie aus dem
Geleise geraten ist und neue Anlehnungen sucht; es hat eine
solche nicht ungeschickt gefunden in Jiäud, Kater (s. das
bei Üicd I Bemerkte und Katzen- Üirel); klingt ja auch sprach-
lich Km, Eule, an , Katze' an; vgl. chuiz, Scheucheruf an
die Katze. — Auch die Syn. zu 3, sowohl .S/<im;i als Ilrüi
im Griiene", Gretli im Strüss, ,Jungfer in Haaren', it. daiiii-
ijella (vgl. auch frz. cheveux de Vemm ; bnrbe - de - eapuc in)
nmlen die in verworrenem, haarähnlichem Blätterwerk sitzende
Blume; beachtenswert ist ihr ital. Name Htrcgn; vgl, Srhitder-
hemli.
Kilch-Ul: Schleiereule, strix flammeaB. ,Sehleier-
eul, kircheul, ulula flammeata.' Mal. — Nach ihrem Auf-
enthaltsorte benannt.
Katzen-: die Eule als katzenähnliches Geschöpf.
,Die Katzenüllchens Weiber!' schimpft Brägger 1780.
Doch sind die beiden WW. viell. zu trennen und jedes
für sich auf .Weiber' zu beziehen.
Naeht-Heiiel Aa; Bs; Gl; L; S; Z, -Ü-el GA.,
-Öüel ZO., -üle GrD.: 1. die gemeine Nachteule,
strix aluco Gl (so im Winter, im Sommer dagegen
Wiggisser, Wichser); L. — 2. Nacht eule übh., die
gemeinste Bezeiclmung des ganzen Geschlechtes, be-
liebter als das einfache W. Es G'sicht mache" itie-
n-en N. = to look like an owl in an ivy-bush. ,Hie-
ronymus hat die Capuzinerische Nachteuel mit den
verstellten Angesichtcren, artlich [wunderlich] ge-
machten Kappen, langen Geissbärten gar zu lebhaft
beschriben.' ClSchob. 1699. ,Das Wyb wird zu eini
Nachteul: zerkretzt dem Mann 's Gsicht.' Schimpfu.
16.M. ,üass under uns derjenigen Leuten gefunden wer-
den, welche festiglich glauben, wo herum der Nacht-Eul
und der Wikerlin schreien, da werde bahl ein Mensch
sterben.' Zauberei 1704. Kindern, die Abends spät
noch sich hernmtunnneln, drolit man, der Nachtheuel
werde sie nehmen. Das frisch geworfene Kälbchen,
gibt man den forschenden Kindern an, hat der N. ge-
bracht ZO. — 3. auch etwa Finsterling, ü'.s' hüset
dert es Mändli [v. Wessenberg], das l'citii N. y' fallt.
Häfl. 1813. ,Aus der Höllen schwarz Nachtheuel ha-
ben aufgsetzt diss Gebott.' Lied v. Toggenburgerkrieg.
Betr. die Formen und speziell das Verhalten der ä. Schrif-
steller s. die Anm. zu Üwd. ,Die [Krähe] und der Nachteul
sind feind.' Vogelb. 1557. .Nachtüwel oder huw, der en-
twerch flügt, devia avis.' Mal. .Nachteul oder huw, bubo.'
Fris. JLCys. 1661 (,Nacht eilen') muss speziell süddeutsche
Vorlage gehabt oder sich an die MA. des benachbarten Uw
gehalten haben. Beachtenswert ist, wie die Bibelübersetzung,
anfangs der ennetrhein. Bücherspr. folgend, in späteren, selb-
ständigeren Überarbeitungen wieder die Nationalsprache ge-
währen Hess: ,die nachteul.' 1596; ,der nachtheuel.' 1683:
,den nachthenl.' 1707. — Zu dem Storch als dem Bringer
der kleinen Kinder ist die Eule das Gegenbild im Viehstallc:
vgl. 0. die Eule als Menschen raubendes Gespenst. — Syn.
.\a,hl-ll„. -H.uiri. -Huri. -Küz.
617
Aw,
cw. iw, ow, n\v.
Äx,
ex. IX. ox, ux
618
Scliuiler- Aa; Bs, Schilder- Sch; ThHw.; Z,
Gschiider- ZO., B., Tschuder- THHomb.; ZS. (-!"(-),
Schur- ZRfz (neben Schüder-) -Heuel Bs; Z. -Euel Z,
-i'Me/e ZRfz, -Eule StH: 1. Nachteule, Uhu BsL.;
ScnSt.; Th; Z. Gang hei'", sust nimmt-di"'' de'' Sch.
zum Kinde, das sich .spät auf der Gasse herum treibt.
— 2. vermeintlich das Eulenmännchen, entsprechend
dem Gu-igyli AaZ. — 3. = Üicel ä. ,Sie sieht aus wie
eine Schudcreule.' Kirciihofer. Auch als Neckname
zw. benachbarten Dörfern angeblich wegen des un-
ordentlichen Aussehens der Weiber und des flnstern
Blickes der Männer Z. -^ 4. = Üwel 3. En Gschuder-
euel ha". Strdl dln G.! Z. — 5. SchudereuiU : Kar-
thäusernelke. dianthus Carthus. ScnSt.
Der Name hebt das struppige Aussehen des Vogels hervor;
s. der (Gtuchuder, Tschuder, Tschudi, Schudel, SchudM-opf,
i'lnujtchüder, welchen Ausdrücken allen die Vorstellung des
Zusammengeb.iUten, Struppigen zu Grunde liegt; vgl. noch
Seil-, Tnchvdcri-Hü ; Tschüwel. Tsch entwickelt sieh gerne aus
«cÄ, und ksch ist hinwieder in der betr. Gegend ein beliebter
Stellvertreter für das erstere. — Euel auch hier nicht als
erhalteue ältere Form zu achten, sondern vielmehr aus der
aspirierten Form zur Erleichterung der Ausspr. entstanden.
— Die Blume mag den Titel den auffällig begrannten Kelch-
■^diuppen oder dem faserreichen Wurzelstocke oder dem ge-
häuften BlumenbUschel verdanken; vgl. o. Häiheueli.
Schnarch „fSchnächJ - Üle : Schleiereule, strix
flanmiea Ap" (St.''). — So benannt, weil sie dem Men-
schen ähnlich schnarcht; daher auch hoU. rannulle.
Stock-. .Stocküwlen und Kränch.' 1531/48, Ze-
rniNiA. Heusslin 1557 weist diesen Namen f. .ulula,
Nachteul.' nach Deutschland.
Stein-: Uhuohreule, bubo max. Ai'; Gn. nach
NAi-i'ENPOST 1, 4G1 aber in (ii, die o-enieinc WaMeule,
I strix aluco. — Der Name bezieht sich auf den Aufenthalt
in Felsen.
üwlen: rufen wie die Eule. ,Noctua cucubat, der
nachteul schreiet oder euwlet.' Fris.; Mal.
Der Verdacht einer tendenziösen Wortbildung, einer mo-
mentanen Schöpfung ad hoc erhält einen Stoss durch das
tatsächliche syn. huwhn, welches auf Huwel. die Nf von
Ümel, zurückgeht. Üwlen zeigt uns das ului. .houlfii' in
seiner ältesten nachweisbaren Gestalt.
Uwlich m. ,So ist dire [dieser] adler gelich worden
der uwlich' neben: ,Dire uwlen ogen.' XV., G Er-
bauungsbuch.
Viell. nachgebildet anderen Vogelnamen auf -ich, z. B.
,Habich, Sittich', und denen auf -rieh, welche freilich alle
Masc. sind.
Uwe" I Uwe (lu-ej, ü-e VOrte, öüwe „Aa; L tw.";
W (e'iwej, „ewe W", eaje, iiije Aa; Bs, öiie Sch; Z,
„öwere, öwesse B": euer, Genct. des persönl. Pron.
2. PI. (selten).
Statt mhd. iuicer mit schwacher Flexion wie in den
übrigen Personen; öwere setzt dieselbe an die bereits flektierte,
aber als Stamm genommene Form (euwer) ; ebenso ist öweHsr
doppelt flektiert, vgl. ei'nj«»; Sp. 273, Anm. Über die Diph-
thongierung s. zu ü Sp. 24.
üwere" I öüfjjere", -i, -s Bs; Z, -s Aa; Ap (-i),
Uw u. U (IwersJ, üwe" II Mce», -i Uw; U, äüwn, -i,
öüftt'Js GrD., öüje, -i Aa; Bs; S: euer, Pron. poss.
2. PI. Auch subst. wie unsere" Sp. 347 (s. d.). Grüezed-
mer Euer, grüsset mir euere Leute! — Betr. die Flexion
und die substant. Anweudung s. unmre" Sp. .347.
üwere" II öüjere: (unveränderl. Adj.) von euerer
Art; zu euerem Besitztum gehörend Aa. — Nie mit
dem liest. Art, verbunden. Vgl. mimre", icW''. ;■." usw.
Ax, ex, ix, ox, ux.
Ax, Achs 1. ,4.(AaZ.; ApK.; Bs tw.; GoT.; Sch;
SThierst.; ThHw.; ZG. (Dim. ÄchsH), Dättl., Bül.,
Agsch (-HJ GrD., hPr., Churw., ObS., Splüg., V., Val.;
W, Äx Ap; GnThus. bis Mai. (j&.c UVatz); G oRh.;
V. Ägsch (-ki) GnAros., Nuf., ObS.. S., Tschapp., V.
'2. Achs «;f-V Aa; Bs; B; L; SNdramt; UwE.; Z, Ächs
Gl; GA. — PL Axe ThHw., ij- Ap; Bs tw., i.«e Gr
tw., Agsche Gr hPr., Achse Aa; Bs tw. — Dim. ÄxK
Ap; Bs (Spreng); Gr tw., Ä.rtU SSchwa., Agschi GRPr. ;
W, Agschli GrAv., Rh., Tschapp., Achsli Aa, Ächsli
Aa; Bs, [Sächsli BsL.; BBrisL; S] — f.: 1. Axt.
Nach einzelnen Angaben = ,Beil' GSev., oder Beides
Bs. ,Securis. ein ax oder achs, biel.' Fris.; Mal.
.Securis, Axt, Bcyel.' Denzl. 1716; s. noch Blei Aber
mei.stens wird unterschieden: die Axt hat längern
Halm, aber schmalere Schneide und dient besonders
auch zum Schlagen mit dem Rücken, beim Hauen mehr
iu erstmaliger Bearbeitung. Abschneiden; doch vgl.
Breita.v. Es ist weder A. na [noch] Biel ZFlaach
(Tgl. .weder Fisch noch Vogel'). Bildl. EAA.: .Die
achs, die i.st schon gschlift'en wol.' Aal, nach Matthä.
■'. lli. .Wann Gott will, so krähet auch ein axt
linder dem Bank.' Denzl. 1677; 1716; vgl. Ähnliches
H. kalberen. .Die axt stracks hinwerfen, desperare.'
ebd.; vgl. .die Flinte ins Korn werfen.' Mi [man]
mues mit dr Achs drhindr, es ist grosse Gewaltanstrcn-
gung nötig B. De' Föster [Förster] het-ene d'A. g'nu
[genommen], sie haben ihre Freiheit missbraucht und
darum verloren; von mutwilligen Holzfrevlern übertr.
auf Personen, Haushaltungen und Gemeinwesen, die
Übermut durch Verlust ihrer Rechte büssten Sch
(Kircbh.; Sulger). A" d' A.i- ge [geben], zur Strafe
überliefern, preisgeben, anklagen, verraten. .Mach,
was du willst; aber gib mich dann zuletzt nicht an
die Axt, ich will nicht schuld sein.' Gotth. .Leute,
bei welchen man nicht sehe, dass Gott sie apart strafe,
und welche jedenfalls zuerst an die Axt müssten. wenn
Gott sövli ein scharfer [ein so strenger Richter] wäre.'
ebd. iSi'* (selber) a" d' A. ge", sich schuldig erklären,
(sich selber) verraten B; S; Z. .Sich an die Axt geben:
prodere semetipsum.' Denzl. ,[Die Reformierten] ga-
ben sich domit selbs an die axt, das der lutherisch
gloub war ein ungloub.' Bs Chron. 1522/32. .Weil
wir uns selbs nicht an die axt geben und bekennen,
weil uns die [Mitschuldigen] auch nicht verraten.'
JMüLL. 1673. .Besorgende, er wurde zu geistlichen
Ämtern untüchtig geachtet werden, weil er Einen an
die Axt gegeben.' Würstis. 1765. ~ 2. das Achsli Bs
Birs., Äxtli SSchwa., Sächsli BsL.; BBrisl. ; S: ein
nur mit einer Hand geführtes, etwas gekrümmtes
Schneidewerkzeug; grosses Messer, welches bes. zur
Zubereitung von Reisigbündeln dient. Syn. Gertel.
(Jl9
Ax,
ex, IX, ox, ux
(J2o
Mhd. aches, aks, ax, später mit angehängtem « (wie in
nhd. , Habicht, jetzt, einst'); PI. akcsen, exe; abd. akun, aehus;
got. aqizi. Die Form Acht (aus ahd. achus) triift lautlich,
z. T. in ein und der selben MA., zusammen mit Achs. Achse
des Wagens, Sp. 74. x (kg) bezw. ki gilt im Gebirg übh.
für chf der äussern Schwz; im Torliegenden W. aber zeigt
es sich (z. T. neben chs) auch dem ganzen Laufe des Rheins
entlang; deutscher EinilussV Ä aus dem PI. in den Sg. ge-
drungen oder aus Einüuss des lat. nwia. Die Form mit
augehängtem t ist nicht volkstümlich: sie tritt zwar schon
in den Bibeln 1530 ; 1596 usw. neben ,ax'. bei Denzl. 1677;
171G auf. aber Mey. Wint. Chr. schreibt: ,das ys zerschlagen
mit den axen'. und HBulI. 1572 folgt vollends der MA. mit
,achsen'. Der schwache PI. ,axten' z. B. 1596, Psalm 74
und zugleich mit dem Umlaut der starken Flexion ,äxten'
1707, allerdings neben ,axteu.' 5. Mos. 20. — Nicht A. im
S. von Beil, sondern die Wageuachse im S. von Rad muss in
folgender Stelle gemeint sein : ,Dem schultheiss von B. wart
das houpt abgeslagen; wiewol er zur ax verurteilt und erkant
wart, bewisen im doch mine herren gnadt und namen das
houpt von im.' 1585, Bs Chr. Auch bei der RA. ,an die
A. geben' ist niclit an die Axt als Werkzeug der Hinrichtung,
sondern an Streit- oder Morda.xt in Schlachten oder an das
Werkzeug der Schlächter zu denken ; im letzteren Falle wäre
die RA. vom Schlachtvieh auf Menschen übertragen; vgl.
Mord-, Sehlaij-Ax. — Wahrsch. ist Saehsl! = Gertel nicht
Dim. von Achn mit vorn (aus vorangehenäem Artikel) au-
geschweisstem «, sondern es ist mhd. aehaelin, das Dim. des
alten aaeha, Messer, z. B. eiti akes und ein aehaelin; mittel-
rhein. tiewl, Rebmesser. Achali, Äxlli im S. von Gertel be-
weist nur spätere Vermischung der dim. Formen von Acha
und •Sachs.
Ast- Nast-A.c: A. mit kantio-er, Ijreiter Öse S
Thierst.
Fäll- Fei!-: die vom Zimmeriiuinn zur ersten
Arbeit (a6/'ä?/eM s. d.) g-ebrauchte A. Aa; Gr; Z. 8yn.
Hau-; Ztcer-.
Feig-: A. zur Bearbeitung der Felgen von Eädern.
,Felgax oder wagnerax, ascia.' Mal.
Flüzer-. ,Alldorten laden sie [die Flözer] aus,
zerstucken ihr flözerholz, verkaufen und kommen
wieder mit ihren flözeraxten an den achslen heim.'
Sek. 1749.
6unt-^-l.c, Guntel-Jf.c Gii: .schwere A. mit stäh-
lerner Ose zum Spalten gröberen Holzes und .An-
guntlen' [befestigen] von Blöcken zum Schleifen Gr
Trimm., Valz., Jen.; Syn. Hüben-, Spalt-. .Guntäxt
und Schlegel.' Alt. Hadsratbrief Vw.
Grab-: halbmondförmiges, rechtwinklig an einen
langen Stiel befestigtes Messer zur Anlegung von
Wassergräben, einer Hacke ähnlich L.
Syn. Friet-Axt (Elsass, Schwarzwald); Wiaen-Slel. An-
lehnung an unser W. ist Grabehicha B, welches in der Spiel-
t'ormel rjriba r/raha yrawaba für letztere Form (eine sinnlose
Lautsteigerung) eintritt.
Hau- = iiY(7/- Aa. Vgl. Hau-Blel.
Hüben-^.r, -Agsch = Guntel- Gk. — Nach der Öse
(Habe) benannt, weil sie an dieser A. stühlern ist.
Holz-Ac: A. des Holzfällers Z. WU und hreit
uf Firsil und Halde hör i'* kei H. Heiiel.
Hand-Ü.c, -Agsch, auch dim. -Agschi: Beil Gr. —
So benannt, weil mit einer Hand zu führen. Vgl. Himd-Bict.
Krumb-^r: A. mit schiefgestellter Schneide zum
Au.shöhlen von Dachrinnen udgl. Z.
Kriiz-: eine mit einer Süthaiie verbundene A.
zum Ausreuten von Baumstrünken Zühw.
Mord-: Streitaxt der alten Eidgenossen, z. B. in
der Schlacht bei Dornach (1499). Eine ,Mordachs'
noch erwähnt Z 1571, ,Mordax' als Zubehör einer
Canonikatswohnung L 1637. Auch dim. .Mordächsli',
zum Kampf im Handgemenge.
Vgl. Schn-izer-, Stril-A.; Mordäufli Sp. 108 (wo viell.
unser W. zu lesen ist); ,ein Wehr und Äxle dran.' 1675, G.
Nuet-Äc; A. mit 2 ungefähr l'/a Zoll breiten
Sehneiden zum Aushauen von .Nüeten' [Fugen] Gr
Castiel.
Büffel- J..I'; „plumpe k. mit stumpfer Schneide
zum Eintreiben von Keilen beim Holzspalten LG."
Nach neuerer Angabe selbst als Keil gebraucht. —
Syn. Scldeyd- oder Scheid-.
Bund- Aa, Bimt- SThierst., Viint- ZDättl.: Zim-
mermannswerkzeug, A. ohne Halm, aber doch mit Öse
zum Anfassen, mehr zum Stossen gebraucht wie vom
Schreiner der Stechbeutel, daher syn. Stöss-A. Aa; S;
Z. — So benannt, weil die Bundseite des Holzes damit glatt
gestochen wird.
Breit-: A. mit breiter Schneide (und nur unge-
fähr l'/a' langem Stiel) zum .Abflachen' [glatt hauen]
des schon einmal behauenen Balkenholzes. Mit der
B. chö" oder drl" haue", bildl., grob dreinfahren, mit
Wort oder Tat Gl. .Er fluchet ihme, fahret mit der
Breitaxt über ihne aus mit Worten.' Ulrich 17'27.
Vgl. Schunzer-A.; Breit-Blel. — breitaxen, -achsen:
1. .mit der Breitaxt behauen B: F; L" (St.''). —
2. nur von Geistlichen im Spott gebraucht: vom
schmalen Heilswcge der Orthodoxie abweichen Gr.
(Offenbar missdeutet.)
Schit-: A. zum Holzscheiten. ,So soll ine" da
finden ein schitachs, ein houraesser [usw.]' 1301, Z Urk.
Schlag-: „Schlacht-, Schlächterbeil LE." ~ Vgl.
Ifuiul-Biel. Syn. Schhicht-Biel.
Schlegel-: 1. schwere A. mit starker Öse, womit
man die Keile ins Holz treibt Aa; Bs; S; Z, od. auch
direkt zum Spalten AaF. Syn. Mürsel. — 2. Schlacht-
beil der Fleischer B.
Schwizer-: eig. wohl Hallebarte oder Streitaxt.
Er haut d' Sach mit der Seh. ahenand, fährt grob
drein. Suterm. (mit .\nspielung auf nationale Derbheit).
Vgl. Breit-.
Spalt-: \. = Guntel-, Hüben- GrKI. — 2. die ge-
wöhnliche A., z. B. zur Zubereitung von Brennholz
Aa; SThierst. Syn. Spalt-B^el.
Stöss-: zum Ausputzen von gestemmten Löchern
Z. Syn. Bund:
Strit-. 1489, Waldm. Invent. Vgl Mord-.
,D echselax, breitax, zimmerax, biel: ascia.' Fris.;
Mal. ,Dechselaxt, dolabra.' Denzl. 171ö. — Eine ziem-
lich tautol. Zss., da Dgchael an und für sich schon ein Beil
bedeutet.
Twer- Aa, Zwer- BsL.; Gr; S; ZDättl.: Queraxt,
Werkzeug der Zimnierleute. 1. zum Aushauen von
Zapfenlöchern. Die beiden äussern Hauseiten stehen
verkehrt zu einander; die eine durchschneidet die
Längenfaser und ist daher breiter als die andere,
welche quer durchhaut Aa. — 2. = Fäll- Gr. So be-
nannt, weil mit ihr Einschnitte quer über den Baum-
stamm gemacht werden. ,Also zerschlahend sy alles
geschnitzt werk des heiligtuoms mit zweraxten und
mit grossen harten.' l."i:il/)S, Psalm.
Ax, «X,
Zimmer- = Twer-, Fäll- Git.
ab-axen: mit der A. abhauen, wie ein Zininier-
iriann tut U\v. — ver-: mit Hauen ein Holzstück ver-
derben, ebd. — vor-: mit der A. die grobe Vorarbeit
uiaclien Ndw.
A X II .s. Acha Sp. 74.
äx X x! e^.r Ar: Ruf zur Anreizung für einen Stier
Ar; Gr.
Sfliciat niclits Auilcres zu sein als der allgemein übliche
Hctzlaut x mit voc. Vorschlage; vgl. ärriU- Sp. 388. Syn.
jiiiu: Vgl. ux und bair. oix als Lockrufe.
ex = är/gs (Sp. 160) in der Aus.spr. von Gr.
äggsen exefnj: necken, reizen und täuschen, zum
Besten halten Gr. Ex-di''' ruft man dem Gefoppten
zu. Auch unpers. das ext-mi''', ärgert mich.
Aus der Interj. äggs abgeleitet wie fi'jgen, «/(/™ (eben-
falls Gr) aus dem syn. äyg Sp. 1.55, der Begriff ausgehend
von dem in den genannten Interj. stockenden Begriff des
Spottes übh. £x dich lässt sich als Imp. auffassen, wohl
richtiger aber als Ellipse des Pron. .ich'.
Sxakt: 1. genau, pünktlich (Adj. u. Adv.). E. wie
en Ur Bs; G; Z. — 2. charakterfest, von strengen
Sitten, auch .streng und kurz gegen Andere Ap; BHk.
Usen Ämtsma"" ist en e.-e Herr. — 3. pedantisch
genau, wunderlich Gr; W; Z. ,Die einen [Leute in
der Stadt] deuchten mich entsetzlich roh und rasch,
die andern so überaus zimperlich und e.' Stutz. —
4. wählerisch, schwer zu befriedigen BO. ; Z.
D" Chatze' sind gar e. im Fresse". Die Jumpfer ist
halt z' e. g'si".
Aus dem frz. cvactc. Betonung schwankend, doch scheint
(jcaht die volkstUnilichure zu sein. Syn. S. i. ehculich (S]i. ih),
eigenlüh (Sp. 146), ebeiigebissen.
Exakter: in den Klassen der Z Lateinschulen ein
mit dem Klassendienst beehrter Schüler, der dem
Lehrer die Türe zu öffnen, in den Pausen Aufsicht
m führen, die für den Unterricht erforderlichen Gegen-
stände zur Stelle zu schaffen und auch die Bussen
einzuziehen hatte. So bis etwa 1840. — Aus lat. ix<uior,
Steuereinzügor ; Aufseher.
Exäme" -ä- ZO., Sth., sonst fast durchweg mit
gedehntem a, m. Bs; BU.; Z, f. BU.. n. Bs; B; Z,
Exämi f. Ztw., n. GRVal.: öffentliche Schulprü-
fung, in Gr auch Prüfung bei Anlass eines Besuches
des Schulinspektors, auch dieser Besuch an und für
sich. — 2. kirchliche Prüfung der Konfirmanden
Gr. ,Bis 1788 war jeden Montag Morgens eine kurze
Predigt und Unterweisung, die man das E. der Alten
nannte, indem erwachsene Leute dem Pfarrer antworten
nmssten.' Glur 1835.
Aus lat. exämen, daher unser ä auffällig. Das weibliche
Ui^si-hl. (selten) ist wohl vom deutschen Syn. ,PrUfung' bewirkt.
Bückli-: die öffentliche Prüfung der Arbeits-
.schule Gf-
So benannt, weil die Schüleriniieu ihre Probearbeiten den
\ orstcheriunen mit einer Verbeugung darzubringen hatten.
Examinator. Das Kollegium der Examinatoren,
"■stehend zu Zwingiis Zeit aus den drei Stadtpfarrern
und drei Ratsgliedern, von 1532 bis E. XVIU. aus
zwei Ratsgliedern, zwei Stadtpfarrern und den beiden
Professoren der Theologie, hatte die für eine Pfründe
sich Anmeldenden zu prüfen und dem Rate oder an-
dern Kollatoren Wahlvorschläge zu machen Z.
üs-cx aminieren: ausforschen Ndw. - exami-
nierig: gern ausforschend Ndw.
Exehomo s. Eccehomo Sp. 63.
exelent: vorzüglich in seiner Art, zumeist mit Be-
ziehung auf Genüsse des Gaumens G; Z. Als Subst.
(männl.): bösartiger, lasterhafter Mensch BBrienzersee
(Preudenbg.).
Aus frz. excellent. Die letztere Übertragung durch Ironie
oder einseitige Beziehung auf Böses, gleichsam ein Meister.
Muster in diesem Fach.
Exelenzm.: Titel für Arzte. HerrE.HJ. Früher
allgemeiner; so hörte der Züricher JJLeü es i. J. 1700
zu Bs. ,Ihro Excellenz Hr. Docteur L. Zellweger."
1765, Waisenhausstiftg Trogen. Anderwärts (Nnw)
nur noch scherzweise oder spöttisch zum Ausdruck
affektierten Respektes gegen irgend Jmdn.
Exempel a.r^mpel VOrte; Z — n. : 1. Beispiel,
allg. Mit dem deutschen Ausdrucke etwa verknüpft:
, Obgleich man viele Beispiele von Exempeln der Art
hätte.' Gotth. Für den adv. Ausdruck zum E. kann
das frz. Vorbild noch weiter kopiert werden: pdr
Ixempel Z und in Folge missverständlicher Auffassung
dieser Wortverbindung gesagt werden: zum Barex. Gl;
S. — 2. Erzählung, Geschichtchen Uw; U.
Aus frz. exmiple, Während rf für frz. e' eine Art Um-
deutschung vorstellt, will imr'ixempd der fremden Spr. gerecht
werden, wie auch bar das W. als Fremdw. charakterisiert. —
Bed. 2 meint eig. die beispielsweise Erzählung und gibt also
den amhd. S. des deutschen W.
Exemplar n.: das Originalmanuscript einer zum
Druck bestimmten Schrift. 152.3. Absch. — Entsprechend
der Bed. des W. im Lat. : Muster, Vorbild.
Bxerzieren exesiera Ai-, exi- Bs; Zg; Z, cxli- BHk.;
ScHw: 1. wie nhd.; auch übertr. auf Verhältnisse,
welche den militärischen bloss ähnlich sind : Im tieue
Jär, da wem-mer [wollen wir] denn sclw" wider c.,
sagt der Lehrer zu den Schülern. Im Für e., ernst-
liche Arbeit tun, im Gegs. zu bloss vorbereitender,
probeweise zu leistender, leichterer. — 2. fim Für)
c. mit Einem: ihn ins Gebet nehmen, auszanken
Th; Uw; Z. — ab- (subst.): Manöver. Scheinkampf
zum Schlüsse militärischer Übungen Zf.~L (fxli-)
im Wechsel mit r.
exgüsi eexgüsV: Formel der Entschuldigung zum
Voraus Bs ; Z. Kinderreim : e. sechs Susi — g'end dril
Pär Chatze". Auch subst.: Etw. zum E. Im", zum
Vorwand. Die Weiber nehmen zum E. ein Körbchen
an den Arm, als ob sie ausserhalb des Hauses Etw.
zu besorgen hätten.
Aus frz. excusez, entschuldiget! mit der den Lidiuww.
eigenen Konsonantenerweichung (g) und Zuspitzung viui r' zu (.
ver-exgüsiere" Bs; Sch; Z, -gus- Ai': entschul-
digen. — Mit pleonastischem ver-.
("xistieren: wie nhd. (stark verbreitet). — Aus liz.
f,Cl«((l-.
exlizieren s. exerzieren.
expedit ScnwE., -petit AaZcIu.: aufgeweckt, auf-
merksam, pünktlich, ordnungsliebend. — Aus l.at. rx-
pedllui.
Expens: Auslage. .Merklich E. gebept.' 1510.
Absch. — Von lat. expennm bzw. dessen PI, -a, wovon auch
.die Spese',
623
Ax — ux. Axt — uxt. Az, -uz
121
explizieren, volkstümlicher egrpliz., eipliz.: er-
klären, auseinandersetzen. Dazu das Subst. Eipli-
kaziön. — ver-: das.s. Da händ-er die ganz Ver-
explizierig. äcgCorbodi.
üxpress B; G; Z, egs- B, esch- BG.: (Adv.) 1. aus-
drücklich; mit besonderer Absicht, bes. zum Trotz.
— 2. momentan notwendig. I seit 's e. hä, sollte
es jetzt notwendig haben ZO. — Aus lat. e-cpresne. —
Acceut schwankend.
Exspektant: ordinierter Kandidat der Theologie
Z, bis zu den Dreissigerjahren unseres Jhdts. Wie die
übrige Geistlichkeit des Kantons in (geographische)
.Kapitel' abgeteilt war, so bildeten die Exspektanten
ein solches, dem ein Präses und ein Dekan gesetzt
waren; sie mussten t. Hülfsdienste leisten, t. regel-
mässige Übungspredigten halten. Die Sittenmandate
des XVII. hatten Anlass. ihnen besondere Aufmerk-
samkeit zu widmen. Früher (XVI.) in ähnlichem S.
in den Tagsatzungsverhandlungen über Tessin. — Von
dem lat. Ptc. ejHpectmü-, erwartend.
Exspektanz f.: Anwartschaft, speciell diejenige
auf geistliche Pfründen. XVI., Absch., betr. Tessin.
Im J. 15.58 wird auf den Handel mit Exspektanzen auf
Chorherrenpfründen Strafe gesetzt. Syn. Spektation;
Wart.
Ix: Ausruf des Spottes gegen kleine Kinder, ver-
bunden mit gabelförmiger Ausstreckung zweier Finger
BsStdt. — Wühl von t (Sp. 191 weitergelnldet wie das syn.
äx (Sp. 621) von ä / (Sp. 3). Vgl. aber auch rju (Androhung
des Stechens).
Oxikrozi(um), Oxegrozium s. O.-Pflaster.
Oxwentinm: Vexierwort, scheinbar Name eines
Stoffes, den der Aprilnarr in der Apotheke verlangen
soll ZS. — Lautlich = Oehs xeend di''' um. Dem Namen des
eben genannten Pflasters nachgebildet. Vgl. Ibidum Sp. 48.
ux: Interj. der Verachtung für Dummheit. Ux,
du Stier! W.
A x t s. Ax.
exteren extra Gr Schanf., egüere Nuf. : plagen.
1. durch eindringliche Strafrede; strafen Nuf. —
2. mit Ei"'!!! c, ihm beständig in den Ohren liegen,
um ihn zu überreden Schanf. Schi lieiml lang mit
iinander g'extrad, unterhandelten lange mit einander.
Das W. auch in manchen dentschen MAA. und in der
ndnhein. Form rxcra als Nbf. zu dem syn. ,espern' (s/j im
Wechsel mit nk, ks) und weiterhin zu .eschern' begreiflich.
extra Bs; Gr; L; Sch; S; Zg; Z, exlrra Ap; Gl
(egitere); GnNuf. (e.i:tp-c); Ndw C^gitereJ; G; TiiHw.
fe.i;ti^r^, hegitre B: I. Adv. 1. ausschliesslich,
eigens, besonders, absichtlich, express Bs; L. Bist e.
tvege dem clw? Th. Er ist e. cho", einzig deswegen
Gr; Ndw, = apposta. I han em 's na''' e. g'seid, noch
ausdrücklich eingeprägt, anempfohlen, einbedungen Z.
— 2. absichtlich, express, einem Andern zu Leid,
einem Verbot zum Trotz Ndw. Er het 's gad [gerade]
e. 'tue [getan] Th. — 3. besonders. Etwas f. ha,
a) für sich allein, als Auszeichnung, Vorzug; b) ge-
trennt halten Ap; „Gr; L; Zg" (St."-). E. gä' =
nebenüs g. (Sp. .557) Sch. — 4. vor Adj. verstärkend:
besonders, ausgezeichnet Ap; Gl; G; Z. — IL Adject.
ausgezeichnet, vorzüglich; besonder. 1. unflektiert.
a) prädik. Da' ist nid e. Th. Das Tiiech ist e. Ndw.
b) attrib. Da' ist ka" e. Wl' Th. En H. Gang, ein
expresser Besuch Ap. Me" mues en e. Hüs mache' für
dich Th. — 2. flektiert, bes. im Ntr. Öppis Extras,
etwas Besonderes Ap; Bs; Z. En extras Winli, ein
vortrefflicher, köstlicher Wein Z; hier (selten) auch
für die übrigen Geschlechter, z. B. en extrane Wl; in
ThHw. nur im Fem.: da' ist nid en Exteri, eine Frau,
die keiner besondern Achtung geniesst. — 3. mit an-
gehängter adj. Bildungssilbe -ig: cegitirigs Tuech Ndw.
Ml e.rtranigi Fraid, besondere Freude, Liebhaberei
Bs. — III. substant. n. 1. Trunk auf eigene Rech-
nung, gegenüber dem Mittagessen auf Gesellschafts-
kosten, bei Schlittenpartien GrD. — '2. Portion Milch
über das regelmässige abonnierte Mass hinaus, das
der Milchmann ins Haus bringt GrD. — 3. Zugabe
zu einem fixen Pfrundeinkonimen Sch (Kirchh.). —
4. Extrait d'Absynthe SBb.
Lat. extra, ausserhalb, angewandt auf Etw., was über die
Grenzen des Gewöhnlichen oder Selbstverständlichen hinaus-
geht. Vgl. apart (Sp. :361), welches ebcnf. adj. gebraucht
wird. Das in extera eingeschobene e ist nur der vor ;• sich
oft entwickelnde Halbvoc. Der «-Bestandteil von ,c bleibt
in der Ausspr. nicht allerorten von ( getrennt. Der Unter-
schied zw. .adv. u. adj. Gebrauch lässt sich formell und be-
grifflich nicht streng festhalten; bei II 1 könnte anch Ellipse
eines Adj. und vor Subst. Zssetzung angenommen werden.
In der adj. Form extrane für extra-en ist n urspr., wie in
en grä-n-e, friie-n-e, ein grauer, früher, Endung des Acc, die
auch für den Nom. gilt, und den Voc. nebst euphonischem
(resp. flexivcm) n nochmals nach sich zieht. Das so ent-
standene exträn kann dann nochmals durch zugesetztes -iij
deutlicher als Adj. ausgeprägt werden. — Das Subst. wird
von Bühl, als fem. angegeben (V). III 4 beruht auf An-
lehnung des frz. W.
Az, ez, iz, oz, uz.
Alz m.V: 1. Speise, Futter für Tiere, aus dem
Abfall in der Mühle. .Die Müller sollen jedem, der
das begert, sein Krüsch [Kleie] und Atz geben.' Bs
Mull.-Ordn. 1471. , Krüsch und Atze.' ebd. , Krüsch,
Asse und Spreuer.' Bs i. XVI. — 2. Nahrung eines
Gefangenen, Kosten seines Unterhaltes. .Kette ein
solich persone nit so vil, dass si atz. vachgelt noch
turnlöse geben möchte.' 1417, Bs Rq. .Daz der atze,
so mit den gefangenen ufgegangen ist, von solcher
schatzunge zu voruss bezalt werden solle.' 1441, Absch.
Syn. Atzing.
Mild, alz, utzc ni., Speise, Futter; Bewirtung. Auf sog.
Ruckumlant beruhende Substautivform zu rtzni. Vgl. .1'--
/ueler, ~(feld, -weid.
Stall- s. Stallaz.
atzen (,atzte'; g'atzt) s. elzen.
Atzi f., PI. Atzin.^' = d. folg. ArK.
Atzi(n)g f.: 1. Nahrung. Lebensunterhalt
von Menschen, Speise und Trank Zg; ZBenk. Ins-
bes. der Unterhalt von Leuten, die in Untersuehungs-
verhaft liegen L. .So sollend sölliche gefangne be-
zalen. jederman für sich selbs. den costen, so über
Az. ez, iz, oz, uz
626
im ijiin^eii ist von ilor atziiiij:; wcgoii in der gel'angcn-
srliaft.' 111:1. Absch. .Dio Toggeiiburger sollen die
Atzungskosten der Gefangenen bezahlen.' IhSi. Atiscn.
Auch i. S. V. , Atzgeld-; in den Absch. des XV. ist oft
die Rede davon, einen Gefangenen ohne Lösegeld gegen
billige ,A.' frei zu lassen. — 2. Weide und Putter
für das Vieh, resp. der Ertrag eines Grundstücks daran
1.. Benutzung desselben zum Abweiden Gr; 8yn. Atsi.
Die Matte hed vil A., Gras L. Ein Grundstück tuet
[bietet] e grosd (od. chUni) A. BSi. E schlechti A. ha",
nicht viel Gras z. Weiden Ar. Man unterscheidet Früh-
lings- u. Herbstatzung U\v. , Niemand soll die weiden,
anstagen- und herbstgras od. -atzig den fremden lassen.'
liiTil. l'wE. Die Benützung eines Stuckes Land zum
Abweiden: .Das Grüenwaldgüctli, Mattland und Wald
und Atzig im Grossbüelwald.' L Kantonsblatt 18.50.
.\uf den Bericht des Landvogts, dass Einige ihre Güter
über die Marchsteine hinaus nutzen, wird ihm be-
fcd\len, alle diese Stücke und deren Ertrag verzeichnen
zu lassen, damit die dorthin kommenden Boten die
Fehlbaren bestrafen und ihnen verbieten, die Atzung
und Nutzung der betr. Stücke sich anzueignen. 1-567,
Absch. Früher auch: der durch Weide von fremdem
Vieh verursachte Schaden. SchwLB. — 3. zu Weide
gebrauchtes Stück Land GrD. Ds Ve chann uf dr
A. gän ivä 's will. ebd. Atziga: Alpwiesen, Berg-
weiden, ebd. Es gibt Gemeinde-, Gemein- Gr und
Privatatzungen, Manche Gegenden werden nur als A.
benutzt; einzelne Wiesen nur im Frühling vor und
im Herbst nach der Alpfahrt, in der Zwischenzeit ein
Mal gemäht. Das Atzungsrecht ist durch die neuere
Landwirtschaft und Gesetzgebung eingeschränkt wor-
den Gk. .Kein frömbdes Vieh solle in unserem Land
in den Atzigen gegraset, noch in den Weiden gesum-
niert werden.' 1756, Schw Eq. ,Dass je eine Atzung
mit der andern nächst angränzenden schuldig sei, [ihr
Vieh] einzuzellen, um zu verhüten, dass keine der-
selben überstellt werde.' 1747 (1770), GrD. LB. —
4. Streit. .Alle fyndschaft und alte a., so yemand
üu dem andern hett.' Wyi, C. B. ,Das an kilwihenen
und an tanzen nieman dhainen uflouf mache, noch
dehain zerwürfnusz noch dehain alte a. nit äfre.' Ofpn.
Gebhardsw. 1466. ,Das kainer kain alte a. fürher
suoche zerächen.' Offx. Sulgen 147'2. .Verbietten das
nieman dehain alt atzunge fürrer sueche noch dehain
nüwe mache[n] täte.' Hofr. Oberbüren 1481.
Mhd. atzuMjij, Speise, Futter f= atz, -e) ; Streit; vou atzen,
Nlif. zu etzen (s. d.). Die letztere Bed. beruht walivsch. auf
der von Schädigung, welche durch Weiden von Vieh über
die Grenze eines Gebietes hinaus dem Nachbar geschieht und
leicht Urs.ache von Streit wird (s. elzen S c, übcrelzm), oder
arerndczu auf dem Begriff von gewaltsamer Verköstigung von
Kriegslenten in Feindesland. Ao 1294 wurde K. G. ver-
urteilt, ,fiir die Atzung und die frefli, die er Mhn getan
hat' ein Mark Silbers, zu leisten, al.so als Schadenersatz.
Azingge s. A-Zingge".
Atzle" f.: I.Elster Aa (seit.). .Azcl (Atzel). pica.'
\ (HiKLB. 1557; Fris.; Mal. ,Pica, eine Ägersten. Atzel.
Elster.' Denzl. 1677; 1716. ,Der atzlen wurden wenig
federn blyben, sonders [sie w'ürde] blutt und bloss
bestan [wenn von dem Betreffenden das Geraubte
zurückerstattet würde].' 1537, Abscu. ,Die da haben
äugen der sperberen, zungen der atzlen, stinnn der
.schlangen, zän der katzen. klauen der raubvoglen und
bossheit der fuchsen.' Ki,ixr.L. 1688. — 2. „Hotgle,
Schweiz. Idiotikon. I 5.
Häher, corvus glandularius B." Üomt Hätzle (s.d.).
— 3. Hutzle, Porrüke Scu (Kirchh.), „meist nur
scherzh." — 4. Peuerlilic, lilium bulbiferum GG.
Mhd. utzd. Abf. Uätzli;. — Zu der Übertragung in :3
vgl. die von HxUcel (Hcud) auf wirre Kopfhmire (Sp. 613).
Viell. sind auch die zerstreut stehenden Blätti-r der Fcuer-
lilie mit solchen Haaren verglichen.
A'tznm in der Verbindung ,A. auf Etwas geben':
darauf eingehen ZStdt (seit.).
Missverständliche Anwendung des lat. Sätzchens ailium,
ich bin dabei, stehe zu, nach Analogie von Verbindungen wie
,Spatzig (SiMtium) geben' udgl.
Az n.: Köder. Bodensee. .Fischen mit Kugelin
und Geeczt.' 1526, Schnell Rcj.
Subst. zum folgenden Vb. Xbf. Gc-äsa Sp. 499. ,Geäzt'
die beliebte Weiterbildung mit t; doch kann in der obigen
Stelle auch das Ptc. von ,äzen' als adv. Bestimmung zu dem
Vb. ,fischen' gemeint sein.
äzen (ärze GTa.): L tr. 1. mit Acc. P. a) zu
essen geben. Syn. hirten. a) Menschen, bes.
Kindern. Speise zum Mund führen oder hineinstecken
GRChur, oHe. .Lieber lass mein schwcster kommen,
das sy mich ätze und mache vor mir ein essen, das
ich zuosehe, und von irer band esse.' 1531/48, IL Sasi.
— ß) Tieren; sie sorgfältig füttern, bes. von jungen
Vögeln, denen ihre Alten Nahrung ins Nest tragen
und in den Schnabel stecken AAKlingn.; Ap; B; GTa.;
ScH; ZSt. Nach St."" auch von Vieh. VgL noch ge-
äsen. — b) Fische durch Köder locken GrD.. He.
,Inescare: verleckeren, reizen, betriegen, ätzen, an
sich ziehen, nabln nemmen.' Fris.; Mal. S. an-; vgl.
Azi. — 2. m. Acc. S.: abweiden, aufzehren. Gras
oder Heu. 3Iit dem Ve'' e. BHk. — IL intr.: weiden
Gr; USil.; essen B. Die von P. bitten, man möchte
sie bei der Äzung und Waide in den Wäldern der
Herrschaft, ,wan daran gebresten des Achrams er-
schint', bleiben lassen. 1563, Absch. Nbf. ge-w^sen
Sp. 500. — ab-: fertig weiden U. ,Wo man noch
das Gras auf den Wiesen im Tal abäzt.' Steinm. 1804.
— an- = äzen J 6 Gr; nach anderer Angabe: den
Köder an die Angel stecken, ebd. — ver-: überab[y]
weiden GnChur. ,Alles Heu und Emd, das auf dem
Pfrundgut gewachsen, darf nicht davon veräussert,
sondern muss dem Nachfahr um einen billigen Ver-
äzungspreis zum Kauf angeboten werden. Können
sie des Handels nicht einig werden, so darf der Vor-
fahr einen anderen Veräzer suchen.' B Pfrundkaufs-
regL 1791.
Mhd. uezen, Uzen, auch acaen, e»en, speisen, ätzen ; vgl.
unsere Nbf. ätsen Sp. 500. Von dz n., Speise für Menschen
und Tiere (s. ^4«» Sp. 497), und von ätzen, eizea zu unter-
scheiden, obwohl in der Bed. 2 mit demselben zusammen-
treffend und gelegentlich vermischt, weil man früher auch
nach langem Voe. iz schrieb. Für die Bed. 1, bes. von
Vögeln, scheint bei uns die Form öz- allein herrschend und
wesentlich. Bed. I 2 ist schwach bezeugt. Vgl. ätzen, elzcn.
Azi f.: Lockspeise. ,Abt Uolrichen [da man ihm
die Kardinalswürde antrug] wollt gedunken: man wellt
im ein ätzi legen.' Vad. — Von äzen und vorschieden
von Ätzi (von ätzen, etzen) ; doch zu Voräzi vgl. Mannmtzi.
Vor-: gleichs. Vorspeisung, das Zwischeninahl
(Trunk mit Brod) der Tagelöhner um 10 ühr Vorm.
Ap. — Syn. VurmäJ. Vortmjn-an ; z Zeehn, z Xn,u.
Su- Sini-: der Gang, der bei den Schweinställen
vorbeiführt (resp. bei den dortigen Futtertrögen), wo
man also den Schweinen ihr Fressen hineinschüttet SBb.
40
627
Xz, ez, iz, Liz, uz
Äzeli = higerli (Sp. 336), Fisclicliuu in dov Beuss
L. — Wahl-scheinlich eins mit Äneh Sp. t'JS, viull. mit
Aiilühuiing an äzen, ködern.
ätzi (««-) GG.; Z, ätschi ZEüml.. ätschu L, atxchi
ScH (KiRCHH.), liätzi, hatschi Zg f-tj; ZBül., hätschü
aScuw, hatschti üw : Naturlaut, mit welchem das Niesen
nachgemacht und z. B. einem kleinen Kinde der starke
Geruch einer Bluine veranschaulicht wird G; Schw;
Zg; Z. Ä. mache", niesen Z; substant. 's Hatschi
ha", wiederholt niesen müssen ZBul. Auch als Gruss
an den Niesenden = zur Gesundheit! hclf dir Gott!
L; ScH; Uw; Z. — Grundf. zu äpsi Sp. 384. Zn den mit h
aiilautendeu Formen vgl. 's Hitziß (hau).
Ätzi n. s. Gätzi.
etzen e'-: 1. speisen, ernähren. ..Jnidn e., ihm
den Unterhalt geben Th;" vgl. um-. Ein Kind auf-
erziehen. .Eintönige [eigensinnige] Kinder lassent
sich kuni on d' Buoten ä.' Ansh. ,Des andern find nit
enthalten [beherbergen], ald denen deheins under-
schubs oder hilf gestatten oder sy husen, hofen, ä.
oder trenken.' 1469, Absch. u. ähnlich 1518, Z. .Be-
herbergt, geetzt, getränkt worden.' Würstis. 1779. —
2. eine Wiese abweiden lassen oder ihr Gras grün
einfüttern B. Man etzt auch die Weiden. E Weid
(mit-em VchJ e. Gr. D' Bcrga si hür scho'^ früei g'etzt,
abgeweidet BSi. ,Die Alpen werden mit Schaf, Geiss
oder Rindvieh geetzt.' Steinmüll. ,Man soll euch vor
Saut Michels mess 14 tagen daruif [sc. auf die ,Ge-
meinmerkty', Allmeinde] faren, wer es gerne tuot, und
die gmeinmerkty e.' 1339/1544, Schw LB. ,Wer syne
güeter e. will, der soll si e. dem andren unschädlich.'
1427, Schw. ,So mag er 's einem andern verbieten,
so im syne pfand e. wellte.' 1572, SuhwE. ,Wer dem
andern das synige, es wäre körn, heu oder gras, fre-
ventlich atzti.' LB. ApI. 1585/1828. ,Uie undere All-
mend soll in dem Frühjahr mit galtem Vieh ohne
grosse Not nit geetzet werden.' 1713, Obw. Durch
Übertragung heisst der Heuraub, der auf Land nach-
wächst, wo das erste Gras frühzeitig abgeweidet wurde,
g'atzts Heu oder ds G'atzte BHk.. Ri. Sonst ist nach
einfachem Sprachgebrauch (BE.) eine solche Wiese
selbst, von welcher das Gras, sei es an Ort und Stelle
oder grün im Stalle verfüttert wird, eine geetzte.
Auch das Gras kann als das Obj. aufgefasst werden :
u-er etzt ds Gras i" der Wisen uiide':' Gl. Absolut:
Wie lang hit-er [habet ihr] obna [auf der Alp] z' etze"?
BSi. ,Wo man an einem Ort etzt, am andern aber
höuwet, soll der da etzt, auch die Zäune machen.'
1650, Sanen. ,Es sint 8 höf um Adelgaschwyl, die
söllent ligen in stecken [Einfriedigung] und sönd
weder treten [mit dem Zugvieh strecken beim Pflügen]
noch e. in disem hof [sc. Adelgaschw.].' Hofr. L Ad-
ligenschw. Es kommt hier die Benutzung der Brache
und der von Pruchtzelgen eingeschlossenen Wiesen
als Triften in der ehemaligen Dreifelderwirtschaft ins
Spiel und damit ist auch der Nebenbegriff des Ab-
nutzens, Beschädigens gegeben. ,Wo einer das [ver-
pfändete] guot e. und schleipfen wellte, das er [der
Gläubigei'] im besorgen müesste, so mag er das an-
gryfcn, das den bluomen isset [also das Vieh].' LB
(lERSAr 1605. — 3. einen Nachbar schädigen durch
Weidenlassen des Viehs, sei es über die gesetzliche
(irenze hinaus oder durch Anniassung des freien Trieb-
rechtes. ,Es sind ouch sundor hove, die uns weder.
treten noch e. süUen, wann dz si süllen noch inrenl
ir stecken bliben.' Hokr. Malters XIV., 1. H. ; ähnlich
HoFR. ScHwKusn. 1561. ,Und ob dweder teil den an-
deren frevenlich ätzti und der, so da geetzt wurdi, das
nit vorkiesen möchti.' 1474, Spruchb. UEngelb. .Wer
den andern etzet. so mag der so geetzet ist selb veeli
so er in dem seinen findet, intuon.' L Rotenb. Amtsr.
1490. ,So Einer den Anderen durch sin Haag atzti.'
LB. Gersau 1605. .Wo aber Einer den Andern atzte
Winterszyt.' ebd. — 4. verfüttern, als Futter ver-
brauchen BO.; GlK. ; Gr. I)s Heu mit dem Vech e.
BSi. ,Höw und strow nüt verkoufen. in sunder uf
dem hof bruchen und e.' Lehnbr. Gnadental 1509.
,0b einer so gfarlich höuw wolte e., damit er syn
acher sparen und dem andern uf dem synen schaden
tuen möcht.' 1535. Gl. In Gr spec. den Heuertrag
eines Gutes an Ort und Stelle verfüttern, indem man
mit dem Vieh auf dasselbe aufzieht. ,Wär ouch dass
die von Dannusen dehein heustatt deheines jares kouf-
tind, das sond [mögen sc. sie] mayen. höwen und e.,
der [den] nachburen von Jenatz an ir weiden un-
schädlich.' 1515, Arch. Jenatz. ,Mit welcherlei vech
der Valentin das höw am winter atzti zuo Jenatz an
den zweien höfen, der selberlei vech sollt er Ionen
[für solches Vieh sein Betreffniss an den Hirtenlohn
bezahlen].' 1538, ebd. ,Es mag einer, so Heuw [an
Zahlungsstatt] empfacht, dasselbig zuchen. wohin er
will; so aber einer [der Schuldner] nit uf seinen
[eignen] Güetern Heuw [als Bezahlung zu geben]
hette. sondern uf einer Loschung [Pachtgut] oder
andcrstwo, so muoss man solches an Statt e.' LB.
Davos 1646/95.
Mhd. etzen, speisen; abweiden, Causativ von ,essen', nhn
eig. , essen (fressen) machen, lassen'. Hiezu die tSuhsit. Alz,
Ätzini/. Die Formen atzli (Condit.) und y'ulzt heruhen auf
dem sog. Bückuml., da das (mhd.) Vb. atzm bei uns nicht
belegt werden kann. — Bed. 4 in ihrer Gr Anwendung kehrt
zurück zu Bed. 2. Die aus F; Gr; S; Uw; V; W .angegebene
Erklärung ,grasen; weiden' ist undeutlich. — Etzmnit, häu-
figer Flurn. in Bs.
ab-: abweiden GSa. ; W; von weidendem Vieh ab-
fressen lassen. Er het N.'s [sc. Wiese] abg'etzt Ai'.
,Wann jemand im Frühling in einem ungefreiten Gut
a. wollte, mag selbiges beschechen, jedoch dass einer
Steg und Weg auf sein Gut habe.' 1666, BSa. ,Dass
ihr die guote weid abetzet.' HBüll. 1597. Ahg'etzls
als Subst.: das Gras, welches wächst, wo im Frühling
eine Wiese ,abgeetzt' wurde; er hed A. z' heua, Heu
von solchem Gras zu machen Ap = G'atzts, s. o. ,Der
Boden einer nicht ganz besetzt gewesenen Alp wird
durch das nicht abgeätzte Gras für das nächste Jahr
gleichsam gedüngt.' Steinm.
über-: 1. (eine Wiese oder ihr Gras): das Vieh
eine Zeit lang darauf weiden lassen GT. (gleichs. nur
flüchtig, oberflächlicli darüber hin treiben und ab-
fressen lassen). — 2. (mit Acc. P.): durch Etzen
über die Grenzen übervorteilen, schädigen; = etzen 3.
Vgl. über-eren, -mäjen, -zünen udgl.
üf-: eine Wiese: fertig abweiden: 's Veh heil Alls
nfg'ätzt L; autfressen lassen Ap. ,0b so vil ackrat
(s. Sp. 70) wäre, dz die waidgenossen das nit möch-
tind u. mit irem vich.' Eheixader Fischerrechtung ca
1415. ,Die wyl das winterhö ufgeetzct.' Kessl. Das
in Kuh- und Rinderweiden gesammelte Heu soll man
dem vich. so allda gesommert wird, aufzuätzeii geben
G20
Az. ez, Iz. oz, uz
OSO
unil nicht ab iler alp fcrken.' Gl LB. In hämischem
.Sinn auch von Menschen : ,Da dann dise Brüder die
zubereiteten Speisen mit grosser Begird aufätzen ; im
Fressen schwitzen sie, sie frieren im Arbeiten.' Cl
SCHOBINGER 1699.
um- ScH; Th; ZSth.. umhin- ume- ZO.: der Reihe
nach .speisen, unterhalten, z. B. Waisenkinder bei Ver-
wandten oder Wohltätern, so dass z. B. von Vieren
ein jeder ein Kind für 3 Monate übernimmt; ebenso
Eltern und Grosseltern bei Kindern und Enkeln Tu;
so bis in dieses Jhdt herein auch die Schulmeister
Th; Z. Arme, meist zugleich arbeitsunfähige Leute
werden auf Beschluss der Gemeinde tag- oder wochen-
weise bei den Haushaltungen -umg'ätzt oder iinu/'hä
[gehalten] Sch (,umgeazt.' Amtsbl. 1879); ZSth. Syn.
im Umgang han.
US- = «/■-: 1. eine Matte, auf welcher das Gras kurz
abgefressen wird L. — 2. das Heu als Futter im Stall
aufbrauchen Gl {use-J; GRÜbS. — Ühertr.: [Eine
Kriegsschaar hat sich eine Provision von Mehl u. a.
Nahrungsmitteln angelegt] ,da nun das Land den
Strassen nach üsgeetzt seie.' 1515, Absch.
ver-: 1. a) als Viehfutter verbrauchen B.
,Sie [die Engadiner] verätzen das stroh mit ihrem
viech.' Sererh. 1749. — b) abweiden, aufzehren.
.Veretzet pfand.' Lied v. 1480. ,13 immen genommen,
ferner bei 15 schafen veretzt, ohne selbe zu bezahlen.'
1500, Absch. Ubertr. : .Einen Curtisanen, der das
verezt (Var. , verzehrt') Eieggensperg mit Römschen
Permenten und Bly. wider alle Bitt [der Berner] be-
ständig anfacht [und wirklich Prior daselbst ward].'
Ansh. — 2. im Krieg beschädigen, zerstören. .Dass
kein party der andren ersetzen solle das, so in dem-
selben krieg veratzt worden.' 1532, Strickl. — Vgl.
fretzen.
ge- g'etse" ^ dzen, von Vögeln Bs.
Etzi, Ätzi f.: 1. Weide, insbes. als Massbe-
zeichnung ein Stück Weide, das in einem Tag ab-
geätzt werden kann W. Grasfütterung B. G'nueg E.
ha" W. — 2. Unterhalt, Beköstigung von Arbeitern.
,Für ätzi.' 1793, Hop Kriess. — Mhd. etzc f., Weideplatz.
Manns-: Unterhalt eines Manns (Arbeiters) bei
Gemeindewerken, resp. Geldentschädigung dafür. ,Wä-
rend der Mannsätze.' 1789, Hof Kriess.
etzlen (ätzelen. Svreng): im Herbst Nachlese
halten an Weinreben und Obstbäumen, auch etwa
auf Kartotfelfeldern, und nachträgliche Viehweide auf
fremdem Land, Kindern und armen Leuten zeitweise
erlaubt oder verboten BsL. ,Wie man nach voll-
brachtem Herpst zu etzlen pfleget.' Wurstis. 1580.
Der Form nach Dim. zu etzen, von der Viehweide auf
andere Nutzungen übertragen. Syn. süechlen.
üs-etznen: ausnutzen; = üsetzen. ,Ist erkennt,
das die metzger mit iren schafen nit die weid uss-
etznet.' Sch Ratsprot. 1537. — Etzmn tadisolie Nlif. zu
clzhn.
etzlich s. etlich Sp. 590.
iez 1. iez Ap; Gl; GA.; ScnSt; ThHw. (allein-
stehend oder betont); Z, jitz B (Zyro), iz GMarb..
ez Sch; ThHw. (enklit.). 2. ieze P. jetze L (Sepp
Ineichen), iezi, Ap; GTa., jüze B (Zyro), jezen Bs
(SpREN(i). 3. iez^d ScuSt.; Z (bei MUsteri ,jetzed'),
iezet Ap; Z. 4. iezig Z. jetzig L (Haflioer); Z (Stmtz),
JitzigB (Zyro). 5. iezunäer Sf: jetzt. 1. rein zeit-
lich, wie nhd.: im gegenwärtigen od. nächstfolgenden
Zeitpunkt (resp. -räum). Iez isch 's üs und d' Chatz
hed d' Müs Ap. Ich hän im 's gad [gerade] i' ds
G'sicht ina [hinein] g'sait: iez chann er dra" schmogge
[riechen] Gl. Best egoppil iz grea''; (du) bist hoffent-
lich jetzt fertig GMarb. Iezet chinint 's ander Wetter
ge". Stutz. I glaube 's jetzig noh. ebd. ,In disen ietz
gcschribnen [vorbenannten] Jarzalen.' 1451/1544, Schw
LB. ,Die hat er uns zuogesagt ze bezalen uf jetz
[nächstkünftige] Liechtmess.' (Schreiben v. Dezember.)
1521, Strickl. Disjunctiv = bald - bald: ,Örbis
[Erbsen], jetz durchgeschlagen, jetz ganz.' G Küchen-
ordn. 1495. ,Jetz da, bald dort' JHAmm. 1657. Mit
nachfolgendem dann: iez (iezet) denn: nun bald, näch-
stens GTa.; Z. I säg der 's [dir es] iez dünn, ich
werde dir die Neuigkeit oder das Geheimniss näch-
stens mitteilen ; aber auch : ich werde bald in anderni
Tone mit dir reden, dir ,die Meinung sagen' GA.; Z.
,Jez dann', nun bald. Ruep 1550. Mit da: Hör iez
do! hör doch bald einmal auf! GA.; iezde Gl. Mit
vorausgehenden Advv.: gad iez, gerade jetzt, in
diesem Augenblick Gl; Syn. immersiez. ebd. Aniezu,
vom heutigen Tag an F ; sonst nur im Kanzleistil. —
2. abstrakt, a) in Ausdrücken des Erstaunens,
der Verwunderung gleichsam über eine neu (erst jetzt)
gewonnene Erkenntniss; Syn. aber, nhd. , einmal'. Du
bist iez staich! (wie ich dir es bisher gar nicht zu-
getraut habe) Z. Dür Bueb cho [kann] iez springa"!
G. ./«, das ist iez war! ironisch: das lass ich mir
nicht aufbinden GTa. — b) einschränkend: einmal,
wenigstens. Iez ich glaub 's nit [ich für meinen Teil]
oder das glaub i''' iez n. — c) Bejahung verstär-
kend: jetz wol! allerdings, freilich! GA. — d) mit
nachfolgendem da Frage verstärkend. Wist iezdo au
g'schribe? hast du aber auch wirklich geschrieben'? GA.
Mhd. ic-zuo (immer zu, fort, eig. also: vom gegenwärtigen
Zeitpunkt an fortdauernd, vgl. ie-mer, immer, aus te mcr) und
abgeschwächt ieze (ze als Präp. entsprechend dem Adv. zuo],
dies unser iez, iz, ez. Unser ieze konnte durch das euphonische
bewegliche 7^ oder durch zugesetztes und dann abgeschwächtes
an (vgl. umgek. an-iez und mhd. allez an, an einem fort) zu
iezen erweitert werden fjetzen', den Schreibern des XV!. sehr
geläufig; ,ietzen'. Gyrr. 152.3; Com. Beati), an dessen n dann,
wie oft, ein d oder ( sich anfügte: ,yetzint.' XIV., Sfadtb.
Sch, und das e vor n zu « gesteigert, so dass eine scheinbare
Zss. mit ,und' entstand, welche durch den relat. Gebrauch des
.und' (vgl. tlie iniUiund, SO lange als, während) einigermasseu
befördert werden mochte: ,yetzund'. HBull. 1540; Gualther
1559, ,ietzund'. JHott. 1666 und noch lange so in Kanzleispr.
Dies seinerseits weiter gebildet (wenn wir nicht Heber Zss.
zweier Adv. annehmen wollen) teils in ,iezundan (yetz-)'.
JKuef um l.j-tO; HBull. 1583 (vgl. icz-<m und an-iezo. ,an-
jetzt'); t. in .jezunder'. Landr. MSIinbach 1594; AKIingl.
1691; Pfrundaufsatz Heiden 1766 (entw. Comparativform od.
linder als Xbf. zu unden, wobei man viell. an die Präp. in
zeitlichem S. dachte, s. under Sp. 325) und endlich mit adv.
genet. s (wie in immeraiez), ,yetz-sunders, nun fürhin, jam'.
Fris. ; Mal. In der MA. fiel das n von iezenl aus (wie in
enet aus enent). Aus -et, -ed wurde dann -ig wie in Ahi;/
aus Älje(n}d, Ilöchsig aus HöcJizit. Es ist aber möglich, dass
man bei iezet zugleich an eine Verkürzung aus ie-zu daclite
(vgl. .jetzterzeit'. Wurstis. 1779). und dass -ig nicht rein
lautlich entstand, sondern als'adj. Bildungssilbe autrat. — ie
ist urspr. und noch meistens der Diphthong, also i rciu
vocalisch ; die Schreibung u. z. T. auch Ausspr. mit /, woliei
dann e deutliches e' wird, und vollends die Form .jetzt'
(R u. CMey. 1650; .izt.' Moos 1775) ist aus der Schriftspi.
631
Az— uz.
B-. C-. Ch-, I)-. Pa-Fu
632
eingeclniugcn. Die Form ,jutzcml' ii;ii_-li Aiiülu^'io von , mor-
gend' als Participiall'orm aufgefasst iiiid ailj. vurweudet: ,ab
dem jetzcnden nächsten tag", von der jetzt bevorstehenden
Tagsatzung. 1521, Absch. Ebenso einmal auch die Form
Jetzt' mit adj. Flexion; ..jetztcrzeit', znr jetzigen, gegenwär-
tigen Zeit. Wurstis. 1770. (Vgl. oben iiurtektiort: ,uf jetz
Liechtmess.')
iezliclier: jeder. Ansh. — Mhd. cfltslieh (aus ie etes-
Ucli). Vgl. Sp. 9.5.
Oz I in. : „Mensch oder Tier von sdilechtem Aus-
sehen W." IMra. Özji: Kälblcin oder Schätiein, das
nicht gedeihen will, klein bleibt, Krüppel W.
Ozi Ötschi m.: Maskierter W. Syn. Bufzi; Fudi;
Bfrjö()(j.
„üz: ungesund, siech W."
„ver-üzen: verkümmern, hinschwinden, bes. von
Menschen und Tieren, die, lange schlecht genährt,
nachher auch bessere Nahrung niclit mehr ertragen.
Ein verozetes Geschöpf W."
Viell. wie ose« mit ,öde', ahd. öili, vwdt od. sogar davon
abgeleitet, wenn uzen aus 'Otlam, ahd. 'wlimn, gebildet war
und davon erst das Nomen abstrahiert wurde. Die Begriffe
.verkrüppelt' und , maskiert' sind leicht zu vermitteln, da ja
die meisten Masken Entstellungen einer natürlichen Gestalt
sind; vgl. auch , Larve', Maske u. unreife Tiergestalt, Puppe.
Oz II m. : ein roter Farbstoff? ,Welcher roten
wyn hat und der selb nit ein guot farvf hat, mag
einer dem wol ein farw geben, doch mit söllichem üz,
der niemants, so den driukt, keine krankheit zuefüegen
mag.' 1492, Sch Eatsprotok.
ÖZ (indecl.) : leibhaft GrD. It Bühl. — Möglicherweise
adv. Genit. v. oede in der Bed. : leer, eitel = rein, ganz.
ozen BSa., uzen Aa; Ap; GStdt; Sch; TnDiessenh. :
foppen, necken, plagen, verspotten, zum Besten halten,
sein Spiel treiben mit..,., durch Stichelreden reizen;
mit säe hl. Subj.: ärgern. Das häd mig'uzt Z (Spillm.).
— Wahrsch. aus dem .ludendeutsch (hebr. Sz, drängen).
ütz, ützit, ützig s. ichts Sp. 83. Die seltenere
Form , ützig' auch 1572, SchwE. Wald.stattb. u. 1600, L.
Uez: m. Taufn., Ulrich. ,Uoz.- 1410. Anscn. Vgl.
Ueh-ich Sp. 183.
IIZX, iisyi: Hetzruf für (Seliäfcr-)Hunde tiu.
III. Abteilung.
Wörtei', (leren Hauptsilbe consonantisch anlautet.
B-
P-.
C- s. (je
der Aussiir.) t. K-, f. Z-.
€h-
n-
F- resiJ. V-, Ph-.
Fa (Va, Plia). Fe, Fi. Fo, Fn.
Vgl. auch die Gruppen Fach, Fag, Fah, Faj, Fan, Faw.
F ef n. (m.): hoher Grad. Seine Sache us-em F
versUi'. Sehläge, eine Ohrfeige us-em F. Das gät
tis-em (oder i» 's) F, geht scharf her. Auch verdoppelt
FF ef^'ef. allg. ,Dass die Leute Preise stellten aus
dem FF.' Gotth. Auf Personen gewendet: Eine'' us-em
F, der seine Sache vorzüglich versteht, Pfiffikus.
Hergenommen von den musikalisclien Zeichen /, //' für
,forte, fortissimo', stark, sehr stark.
Fä s. Farn. va s. roji. fa s. tin-fnnrßing.
fä s. fiili. fiihii.
Vau: Name de.^ Buchstabens ,v'. - Betr. das Ge-
schlccht s. bei .1.
Ve s. Vieh. Vc-eli s. Viöle II.
Fei fai f. — PI. -a" : lioruni- und ausschweifende
Weibsperson Ar.
Schwerlich mhd. /«", feie, Fee, da dies romanische W.
in der deutschen Schweiz nie heimisch gewesen ist und der
Begriff zu tief gesunken sein mUsste: eher zu frien.
fei s. fin. Feiel s. Fijel.
feien faia, feje, feije BSi.: 1. .sliielen. im Scherz
mit einander kämpfen, bes. von jungen Hunden und
Katzen Gu; Syn. f/dlen, göpen, gaiigglcti, galfen; doch
auoli von Lämmern (GrD.) und von Kinilern (GKPr.).
633
Fa. fe, (i, iV.. fu
634
B' Chats fajet mit dr 3Iiis Gr. Von erwachsenen
Menschen: mit Kindern, auch mit Tieren spielen GWa.
— 2. die Hände zerwerfen, sich lebhaft geberden
UrPf. — 3. herum seh wärmen. Urne f. BRi. .Hin
und wider feyen, ultra citrave pervolare.' Mal. —
I. oline Zweck bespringen, wie die Kühe eine
andere Kuh, welche brünstig ist BSi.
Lässt sich nicht auf nihd. /efcn, hefeinden, zurückführen,
ubwolil dieses einmal (bei JLenz) in der Schreibung ,feyen'
vorkommt. Die Schwab. Form unseres W., fair/en, berechtigt
uns auch nicht, auf ahd. fai/itiön, sich (innerlich) freuen, zu
greifen, zumal r/ blosse Vergröberung aus j sein kann. Laut-
lich und begrifflich empfiehlt sich am besten, unser W. für
eine Form von f ahm, fäje", fe^-e", d.i. fangen, zu nehmen:
vgl. «rAtce'iV**, schwe^-e, achwäje^, ein Tucli schwingen. 4 cha-
rakterisiert sich als zweckloses Spiel. — Abi. y /'Vi im
Sinne von 3.
Ge-fei G'fei, Umhag'fei n. : Hinundherlaufen,
Herunischwärnien BEi.; z.B. wenn man eine wider-
spenstige Kuh treiben soll, die immer ausreissen will,
so dass man ihr nachlaufen muss. Das het es G'fei
abg'setzt! Vgl. aber auch Ge-ßch.
Feier Faier m.: ein Wilder Mann. Dr F. lat
(V Fuchs üs! droht man Kindern, welche nach dem
Betglockengeläut Abends spät sich noch im Freien
herumtreiben Gl. F. (PL): Waldgeister, Erdmänn-
clien Gr; vgl. Fänggen.
F. wird in der Gl R.\. der Wilde Mann sein, der nach
altem Glauben eine Herde von Tieren des Waldes hütet wie
der Hirt zahme Tiere: später mag er. wie viele andere Ge-
stalten, in Zshang mit dem Wilden Heer gebracht worden
sein. Aber an Abi. von Fee, lat. /a(a, ist nicht zu denken,
da auf rilto-rom. Boden lat. -ata nicht wie im Franz, zu fV,
resp. ei geworden ist.
V e i e 1 , V e i e 1 i , V e i e 1 1 i , V e i e n ö n 1 i , V i - e 1 i .
Vi-elette s. Viöle II.
veiolen ume-veiöh: herumfahren BsStdt.
Wenn die Angabe e^i zuverlässig ist, von Viöli I mit
Bez. auf wandernde Musikanten. Doch s. auch j'uijnlni und
oben feien.
fi s. fhi. fi s. pfi. vi a. ml.
Fiangse: Fayence Bs. — fiangsig: das entspre-
chende Adj.
vi-elen, vijelen s. bei Viöle IL Fi-end,
fientsch s. Find. Viöhili s. Viöle IL
Viole I f. : Musikinstrument, Altgeige. ,Dass Mstr
Jörg, der tischmacher [in Bern] üch [Zwingli] 4 fiolen
ud. gross gygen, zuosammen gestimpt, wellte machen.'
1528, Egli Act. ,Uie krümme der hörnen sind also
gestaltet, als ob die weite zwüschend den hörnen mit
einer vielen möcht aussgefüllt werden.' Tierb. 1563
(mit entsprechender Abbildung). ,ltem violen, eiteren,
so domolen erst ufgiengen.' FPlait. 1612. — Aus dem
Ital. (vitlta). Vgl. veiolen.
Viöle n f. — 1. a)FiöZeAASins; GoKh.; JCNäg.
1738, Viöle Ap tw.; G Vocab. 1799, mit Diminutivform
Viöli Ap; G; ScH (ö^), ViÖkli GSa., We., Wsst. C'"').
b) Viöhili GSa. e) Viöne L, ViÖndli Aa; Bs; B;
Gl (Viü'ndlij; VOrte (LRigi Viöndeli; U Vi-entli); Z.
d) Vihöndli GT.; ZO., Vijonli SThierst. e) Vinöli
GRh., Vinöndli AaKI. ,Viniönlin.' Mev.. Wint. Chr..
Vinenömlli ZNer., ViyenÖndli ZW., Vinehmidli ZBül..
Hättl., Ve'ienönli Z Wyl b. Rafz. f) VisenÖndli Aa
Kis. ; ZHünt., Viserenimdli '/iWast. g) Vi dnle GoHh..
Viadeli GSa. — 2. a) Vieji, Fy^t B ö. u. wO. ; F;
Gl; VOrte (Ndw Vijili, Engelb. Ve'ijeli); Gr; GG.;
S; W; ZKn. b) Ve'iel Sch, Ve'Hli Aa; Bs; BM.,
U.; GRHe.; G; Sch; S; Zotw.; Z, VeM GSa.; USpir.
c) Vlle W. d) Vigeli Ai>, Ve'ig<Ji G; Scu. e) Ve'ietli,
Ve'iedli Bs, Vientli U: 1. Veilchen, viola, zunächst
a) das wohlriechende, v. odorata (Viole AaSIus;
GoRh., Viöle Kr, Viö flijli Ap; G; ScH(-öä-); SohwE.,
Viönli Aa; Bs; Gl; L; G; Schw; Uw; U; Z, Vinönli
Aa, Vinehönli ZBül., Dättl., Vigenönli ZW., Vidole G
oRh., Vieli, Veieli, Vile, Vientli Aa; Ap; Bs; B; Gl; G;
ScHwE.; S; Uw; U; Zg); etwa mit dem Zusatz zams L
od. g'schmöckets LE.; Schw; U. Blätvi AügW wie Vile
W. Über 's Jar, über 's -lar, wenn-me" Veigeli zupft,
komm-i"'' widerum zne dir. Volkslied. .Ich han ein
finiönlin in minen henden g'hept.' Mey., Wint. Chr.
,Das geringste Viönlein.' JUlr. 1727. Man gibt den
Kindern zur Erleichterung des Zahnens eine Veilchen-
wurzel, bzw. ein Bündelchen mit solchen in den Mund.
— b) Vieli: Bergveilchen, v. alpestris GrD. —
c) Viönli Schw, uilds Vieli ScHwKüsn.: Ackerveil-
chen. V. arvens. (auct.). — d) gel'-s, wilds Viönli: v.
biflora et grandiüora BO.; LE. (Durh.). — e) Viöhili
GSa., fg'Jstinknigs (wilds) Veieftjli Aa; Bs, g'stinkigs
Viöhili S, wilds Vifnjöli G, Visenönli AaFIs. : v. ca-
nina. — f) ung'schmöckets LE.; Schw, g'stinkets U,
wilds Viönli Z: haariges V., v. hirta. ~ g) Veieli
ZNer.. Viadeli GSa., icelsches Viönli GT.: Stief-
mütterchen. V. tricolor. ,Freissamkraut, so man
denkenblüemle nennet oder andere viönle.' Tierb.
1563. — '2. Goldlack, cheiranthus Cheiri [Vicme L,
Viönli B; Gr, Vlgeli Ap, Veieli GO. u. oEh.). etwa mit
dem Attribut gel"', hriin, auch als Zss. Gelveieli Bs. ^
3. Levkoje, matthiola (Fitm/i Aa; Bs; B; Gl; GSa.,
Viöhili S. Vieli, Veiel{iJ AAAa,r.; BE.; Gl;GO.;Sch).
— 4. Veiel: Nachtviolo, hesperis raatronalis Sch.
Aus lat. viola, sowohl Veilchen als Levkoje. Auf der
rechtmässigen Betonung, aber mit Dehnung bzw. Diphthon-
gierung des Stammvoc. i beruhen mhd. viole nebst einer
Masculinform rio( und die Gruppe 2 unserer Formen sowie
das nhd. .Veilchen'; in Vile sind 2 Silben in 1 zsgez.. während
umgekehrt durch ein aus i entwickeltes j, bzw. dessen Ver-
gröberung y, der Fortbestand derselben geschützt ist. Das
Dim. gab in seiner vereinfachten Form Vieli f. Viel-H Ver-
anlassung, dass bloss Vi als der Stamm angesehen wurde;
dies ermöglichte die Bildung Vei-et-. Gruppe 1 setzt Ver-
schiebung des Tones auf die 2. Silbe unter gleichzeitiger
Dehnung ihres Voc. nach ital. Weise (viola) voraus: gleich-
wohl kehrte der Ton, nachdem die Form gebildet war, tw.
wieder auf die 1. Silbe zurück, was, wie die wunderlichen
Ausgestaltungen der genannten Silbe, auf der Auffassung des
W. als einer Zss. beruht; s. noch Aviönli usw. (Sp. lOö),
Adeli Sp. 85 (aus Viadeli, dies aus Vidole, Viöle); FrUleli.
Gruppe 1 ist schon im XVL vertreten: ,Fy8nli(n).' 1.531/60,
Psalm. , Viönle, viclbluom: viola. Violgart: violarium.' Fris. :
Mal. , Veiel, veilgen, viönlein, viol: viola, beneolens flosculus
veris.' Red. 1662. In Viöle ist der Umlaut durch die Dim.-
Furm eingedrungen. — Die männl. Form ist aus dem Mhd.
noch (auf engem Gebiete) erhalten in Feiel, auf weiterem in
der Zss. ; sonst herrscht das weibl. Geschlecht vor : die
Formen auf (Oi sind dim. — Die unter 2, 3. 4 aufgezählten
Blumen haben nüt dem Veilchen den Geruch gemeiu.
Acher-, Acker-F»eK Zg, -Veieli, -Viimli (Dirk.):
Ackerveilchen, v. arvensis.
Ottere"-T'ieK: Hundsveilchen, v. caniiia GG. —
Vgl. das Syn. i/\linl.els Viimli und die RA. •liu/.m nie n, O.
(Sp. 589).
(i35
Fa— fu. Fal)--Fub
ü36
Uunds- Veiell: Huiidsvoilcheu, v. caiüna. silv.
Aa; GT.
,Merzen-Violen, Viönle: nigra; viola?.' Fris.
d. i. V. odorata.
Bone^-Vleli Ap, -Veieli Ap; G: 1. Goldlack,
cheiranthus Cheiri Ap. — 2. bunte Feigbohne, lu-
[jinus varius G.
Für 1 rührt der Name davon her, dass die Pflanze Schoten
bildet; bei 2 hat Umstellung und Umdeutung des uihd. mc-
Ißij-) hone Statt gefunden.
Berg-„F4oZeBÜ.; LE.", -VleliB ö.u.viO., -Viönli
(Ddrh.) : V. alpestris BSi. und nach der Farbe unter-
schieden, gel"'i B., v. grandiflora „Bü. ; LE.", hrüniH.,
V. calcarata, coenisia „BO."
Pfingst- Fej'eK; I.Levkoje, matthiola GWyl. —
2. Nachtviole, hesperis GWe.
Sammet-Vt«K, -Veieli: Stiefmütterchen, t. tri-
color GG.; Zg. Man unterscheidet wildi und zami.
— Syn. Sammd-Adeli, -Blücmli.
Toten- Dote"-VeieU: Immergrün, vinca minor Bs
Birseck.
Teils wegen einiger Ähnlichkeit der Blüte mit dem Veil-
chen, t. weil Immergrün auf den Gräbern gepflanzt wird, so
benannt. Syn. TotenbliiemU.
, Wunder- Viole: flos Mexicanus, Jalapa.' JCSulz.
1772, d. i. gemeine, zweifarbige Wunderblume, la mer-
veille de Perou.
veielett: violet Bs. — Aus frz. viulet.
„Vijelette- BO.", Vieläte" BRi. = Viole II 1 a.
— Aus dem Frz. (molette). ,Violetens.' Fris.
viönlen viendle U, ve'iele Aa: 1. Veilchen sam-
meln U. — 2. stinken AAStauf. — 2 iron. ; vgl. Fijel.
F n s. Füll. V 0 , V u s. von. F ö , P ü s. Fön.
f u s. pfit.
Fal) (val)j, feb, fib, fob, fub.
Fabi, Fabsch m., dim. Fabeli: m. Taufn., Fabian
Gl. — Fahach in verächtlichem S. — ,Fahe, Falbe F" wird
als Ftihi verstanden werden müssen.
,Fal)iaii, Meerkatz, cercopithecus.' Denzl. 1Ü77;
1716. — Umgestellt aus .Pavian'. Das Tierb. 1563 an-
erkennt nur diese Form (,pavyon').
Karfritag-FaMUa f.: hölzernes Instrument, wel-
ches in der Zeit, wo in der katholischen Kirche von
allem Glockengeläute Umgang genommen wird, die
Klingel bei der h. Messe ersetzt; es besteht aus einem
mit doppelarmigem Schlägel versehenen Brettchen, das
hin und her geschwungen wird W.
Syn. KleJ'ele; Jiaffle; Käteche. Viell. nach dem ßuh,Uum
(lat.), Wedel, benannt.
fablon /■«'''« örL., fapple Ji'';GR^.: 1. Unnützes
oder unnütz reden, a) leere Versprechungen ma-
chen B. — b) Schnurren vorbringen, Spässe er-
zählen „LE."; GA., T.; Z; du chast Nüd weder spotten
und f. ZO. , Zoten, foppen, fahlen.' UBnifiGER 1788.
— c) sinnlos, ungeordnet schwatzen, unverständ-
lich sprechen, wie z. B. ein kleines Kind, ein Träu-
mender, eilfertig und ver.ständnisslos lesen Gr; Uw;
Z, unnötig roden: Fs hrücht sr'' da Nüd s' fable,
sagti' der Präsident, (/(»id iise. >•'• hi"-mv'' nüd (/'iriint.
e Diiijj ziceimal z' nage.' XVIII., Baurengespr. — 2. ume
f.: mit den Gedanken umherschweifen, flatterhaft,
zerstreut sein BÜ.; „LE."
we-: wimmern, klagen, jammern GF.; Tu (mit dem
Nebenbegriff der Übertreibung oder Verstellung). —
Syn. wewelen.
Fahler, Fabli m.: 1. Schwätzer GWa.; ZO.
— 2. Spassmacher, lustiger Erzähler GA.; Z. —
3. flatterhafter Mensch BHk.
Fablete Fapplife f.: das Vorbringen, Lesen von
unnützem oder unverständlichem Zeug GrV.
fabelhaft „LE.", fablig „B; LE.", g'fablig Uw:
1. gern und viel , fabelnd' „LE."; Usv. — 2. flatter-
haft „B; LE."
fabulieren: Lügen erzählen. Schimppr. lOfil.
Fabrik, FahrUjge Bs; BStdt, Faherigge Gl, sonst
Fabfejrik/ — f.: 1. (abstr.) a) Erstellung eines Ge-
bäudes, spec. der der Erstellung und der Unter-
haltung eines kirchlichen Gebäudes dienende Fond.
,Die fabrik und die pfruondon betreffend.' Vad. III 5'24.
,Dise strafen [Bussen] kommend der stift [des Chor-
herrenstiftes] fabric und buwampt zuo guotem.' 1573,
Z Staatsarch. — b) textile Fabrikation. Zu aller-
hand fabriquen geordnete stuben und gemache.' 1056,
JSpyri 1871. ,Wylen die F. im Waisenhaus der meiste
Teil US dem Weben bestände.' 166'2, Waisenh. Z. —
2. (concr.) a) Produkt der Fabrikation, Fabrikat.
,In Welschland führ ich hin die Waaren diser Statt,
die F. unsers Volks von Seiden und Borat.' JEEsch.
1692. — b) Machwerk, in verächtlichem S. Uw. —
c) Gebäude, in welchem viele Hände und Maschinen
zur Erstellung von Industrieprodukten im Grossen ver-
wendet werden, bes. Baumwollspinnerei (Syn. Ma-
schine); Cotonnedruckerei.
Für B erklärt sich die Ausspr. mit k- nur durcli moderne
Entlehnung aus dem Frz. (Jalriquc). — Bed. 1 a gilt auch
im Frz.
Fabrikant, Fab^rikxant LG., Fabli- kk — m.:
Einer, der im Grossen Baumwoll- oder Seidentücher
weben lässt; doch werden ausser den Weher- (Ap)
auch Stich-, Zündhölzli- und sogar S'cMejjm[Schin-
(Lshil-Fabrikanten genannt.
Fabrikler m., Fabrikleri", -ere f.: Fabrik-
arbeiter(in) Aa; Ap; L; Z.
fabrizieren, /abcJiiere T, fabliziere kk\7jO.: wie
nhd., doch bes. mit Bez. auf die Textilindustrie.
Die (auch in Tirol übliche) Form mit ( geht auf Fabril,
die auf Wechsel des Organs beruhende Nbf. zu Fabrik, zurück.
Febep Bs, sonst Fieber n. : wie nhd. En Busch ist
hesser [erwünschter] iveder [als] es F. Z. Dim. Feberli
mit Beziehung auf ein Kind, abgesehen vom Grade Bs
(auch Spreng). Das Meideli het Fieberli g'ha" und
leidigi Gichter. Hebel. B's hitzig F. B. ,Das viertägig
feber.' Vogelb. 15.57. Bildl.: Bausch Z.
Mhd. fielet-, selten frber aus lat febris. Die Form mit
dem unveränderten Voc. des Lat. einst bei uns allg., so
z. B. 1527, Absch.; 1531/48, Matthä. (1548 in V. Mos. unser
W. ersetzt durch , brennende sucht'); ,kam mich ein feber
an'. FPlatter; ,kalt und warm, als ob er das feber hott.'
Vogelb. 1557; .das feber oder das kaltwee.' Fris. = ,den
frörer'. Mal., welchen Eedinger noch .ritt' als Syn. beifügt;
,mit einem hitzigen feber entzündt.' KGnalth. 1584; JZiegl.
1C47; ClSchob. 1C99. Völlig an die gelehrte Spr. scliliessl
sich liEdlili. : .krank von febris.'
I
637
Fiib— fub. Kiich — t'iHli
tiS8
Kiil-: 1. Fleckty iilnis, eine schwerere Form
lies Typhus, f. — 'A b'iUll. srlierzhaft = Faulheit Z.
Vf,'l. Schuel-, Stangen-.
1 durch Übersetzung des miat. Xasdrackus /eln-i« j>iUii(la,
welcher sich auf die gewühnlich erfolgende Blutzersetzung
liezieht.
Glider- Glcä-: rlieuinatisches F. Ar.
Kalber-: 1. Fieber, welches die Kühe nach dem
Kalbern etwa bekommen Z. — 2. „Ochsen fi eher, das
Frösteln nach dem Mittagessen Z." Syn. Kalber frost.
Knüsel- Chnisel-: Flussfieber, Katarrh BHa. —
KniMl. Schnupfen.
Brust-: jede entzündliche, mit Fieber verbundene,
acute Brustkrankheit GTa.
Kisel-: Friesel, miliaria, rubeola AABb.; Ap;
GSev.; U; Z. — Aus .Friesel' umgedeutet, mit Rücksicht
auf die Knötchen, welche auf der Haut erzeugt werden.
Sucht-. ,In dem Ao 1771 grassierte unter den
Menschen die Ruhr und S., so dass viele Menschen
daran haben sterben müssen.' Schumi 1869.
Schuel-: bildl., scherzh., Abneigung eines Kindes
gegen den Schulbesuch Z.
Schlich-, Schlim-: ein leichterer Grad von
Typhus Z.
Schwülen-: Schwielen erzeugendes F., Nessel-
Heber, Urticaria Z.
Stich-: Aufregung, in welche ein Schütze gerät,
wenn er die Schüsse in die .Stichscheibe' tun soll.
Stangen-: scherzh. bildl., Erektion; syn. afstlgedi
Gidanke' Ap; Z.
Zer-: Schleichfieber, Typhus Z.
fieberen: phantasieren, irre reden Bs; Z.
fieberig; wie nhd. , Glich einem febriguu men-
schen.' 1;)'27, Absch.
Fabsch s. Fabi.
Fach (vach), fecli, iich, lodi, fucli.
Vgl. auch die Gruppe Fah usw.
Fach f.; Fang. ,Der abt ist lantrümig [landes-
. flüchtig] worden und ist in aller fach [mag von Jeder-
mann gefangen werden], ist brys.' Zwingli 1529.
Streifzug. ,Am donnstag morgen, da die fachen an-
; gestellt wurden.' G Stiftsarch.
Mhd. vadi. Zu fähen. — Im Fischb. 156:5 {.dass auss
dein häring faach 2000 menschen sich erhalten habind') als
Masc. oder Ntr. ; entw. jenes nach Analogie des auf der
nimlichen Buchseite verwendeten Syn. ,häringfang', oder
I dieses durch Vermengung mit Fäi:h, im genannten Buche
. (C8 ist die Rede eben von der Häringfischerei) ebenf. ,faach'
' geschrieben.
II fach, fach s. fallen.
' Fach (Facht), z.T. Ffwli — PL Fach (Faehtj,
• seltener i^rtcÄer — n.: 1. Teil von verschiedenen
' körperlichen Gegenständen, a) Fach Aa; W.
Facht und dim. Fächfli Aa; Ap; Bs; Gl; L (auch
Fächteli); Z. Fachtli Sch (Kirchh.), G'fächtU Z: Be-
standteil eines zsgedrehten Fadens, eines Stranges
von Garn, einer Schnur, eines Seiles, Syn. Trum.
,Mit einem, zwei Fach lismen: mit ein- oder zwei-
fachem Faden .stricken." ,Ein Fächtli ist gebrochen':
einer von zsgenommenen Fäden. 3 Fächtli, 2 zsge-
nommene Fäden Gl. Int '.s Garn rein g'spunne", so
mness-mer [man] bim Zwirn ei's bis zwei Fach nie
ne" Aa. Eine Bäuerin verschloss ihren Faden in die
Tischschublade und Hess für den Schneider nur ein
Stück heraushangen; da Hess dieser das ,Fach' hineiii-
wischen und gieng spazieren. Fadensträhne Z; Syn.
Trümli. Eine einfache Schnur Scn. Insbes. ein Fach
Garn (bzw. ein kleiner Knäuel, zu welchem aufgewickelt
ein solches beim Krämer zu haben ist), beim Stricken
zum gewöhnlichen Mass hinzugenommen, um einzelne
Teile des Strumpfes, bes. die Ferse, fester zu machen
Bs; L; Z, in AaKöII. Nä-e- [i^achhin-] Fächtli. —
As Fach Betuchorlini, eine Reihe Körner an einem
Rosenkranz (Betli) W. Ein Fach od. Fächtli Chrälleli,
(zum Verkauf) aufgereihte kleine Glaskorallen Ap; Bs;
„B; F; Scn; Vw; Zg;" Z. .Zu verkaufen: eine drei-
fache güldene Kette, ganz oder fachtweis.' 1732, Bs.
— b) Falte eines Schleiers oder aus Falten be-
stehender Schleier. „Fächtli: Trauerschleier, den die
Frauen bei Begräbnissen tragen GT." f. ,Wo jeman
kein [irgend einen] sleier vachet, dass er von jedem
vach [Falte] zwen Schilling geben soll und soll man
den sleier in sine rechten vach legen.' Z Ratserk. 1342.
— c) Fach am Mühlrad, pinna. Sulöer. — d) ,Ex-
cipnlus, ein fach oder feimer, gutteren [Flasche],
darein das roswasser oder dergleichen empfangen wirt,
wenn man distilliert' Fris.; Mal. — e) Facht G, in
Aa auch G' facht, dim. Fächli und Fächtli Bs: Teil
eines Kastens, Schrankes, Gestells, einer Schublade;
Syn. Tat, TÖtli. 's Brieggeli nnä 's Lächeli [die weiner-
liche und die lachende Miene] sind heidi in rim luithcU
(Var. Chächeli) BBe. Vum chhnslr F,iih ist AUrs mllr
bis a" 's Tach. KMev. — f) Teil eines Hauses. ,\Veini
es seinen Schopf [Schuppen] in ein sogenanntes Fach
[eine Wohnung] einrichtet.' Z Gerichtsakt. .Übernehme
auch Reparaturen jeder Art in Dach und Fach.' Sinw.
's Hus under Bach und Fach bringe AAEhrend. .Den
Chor [der Kirche] in vach und gemach halten, so dick
es die notdurft erfordert.' L 1531. — g) Zwischen-
raum zwischen den Balken eines Eigbaues AABb.;
L. .Dieselbige Wand bis an das F.' LE. — h) mar-
kierter Teil eines Grundstückes von Kulturland,
eines Weinberges, Gemüsegartens. As Fach Riebleni
[Rübchen] in einem Garten W. Ein F. Reben ist ein
zshangendes, abgegrenztes Besitztum ohne Beziehung
auf die Grösse; vgl. dag. Kammer. ,Reben genannt
das alt fach.' Urk. ZZoll. 1416. .Reben genempt das
Langvachh zu Küssnach.' Jahrzeitbuoh Rappersw.
— 2. Fach, Fach. Facht: Vorrichtung zum Fisch-
fang, wesentlich bestehend aus Flechtwerk. Hürde,
ein Verschlag, Gehege in Seen und Flüsse (selten
auch in Bäche) hinaus gebaut, im fliessenden Wasser
einfache Wände zur Herstellung von ruhigem Hinter-
wasser, in den Seen im seichten Wasser je 2 Wände,
aus halbmondförmig in den Boden gesteckten Tann-
ästen einen sich verengenden Gang bildend, dessen
Schlund durch eine Reuse, einen Bären (Sacknetz)
abgeschlossen wird. allg. .Fach, machina ad capiendos
pisces parata.' Id. B. .Fache' aus Gerten geflochten,
an der Halde gegen die Tiefe des Rheines aufgestellt,
so dass die Wände nach oben sich nähern Tu. bes.
zur Winterfischerei. Fachen, aus Weiden und Ästen
geflochten, Syn. Krieze Z«. .Die Anwohner des Rheines
639
Fach, fech, tich, focli, fuch
640
uud ik-r lU stellen, sobald die Grundforelle den Bo-
densee im Frühling verlässt, von beiden Ufern her
gegen die Mitte des Flusses ihre .Fachten' aus, d. i.
ö — 7' hohe Wände von Weidengeflecht, die durch ein-
gerammte Pfähle befestigt werden und in der Mitte
zum Durchzug des Wassers eine wenige Fviss breite
Öffnung lassen, vor welche die .Bären' gesetzt werden.'
Hamm. 18'27. Ähnlich in GrD. (B. II 48). ,l)ie Fächer
alle Jahr uf StJakobs Tag und nit darvor machen,
xy auch auf StMartins T. widrumb schlyssen und
rumen, damit Niemand Sehaden bescheche; die F. aber
im Seewasser mögen uf StAndreas T. geschlissen
werden.' LB. Davos. ,Riser, Fache od. G'wellstetten':
die mit Reisern ausgefüllten Verpfählungen von 250
bis .300 Quadratfuss im Umfange, in welchen bei stür-
mischer Witterung die Fische eine Ruhestätte suchen
Tn. Die Z Fischenzenpächter werden von Zeit zu Zeit
aufgefordert, die ihnen gemäss der Fischerordnung zur
Herstellung obliegenden ,Ferri und Faach' bis zur
nächsten Bannzeit vollständig auszurüsten und sich
zu diesem Ende mit Tannreisern zu versehen. Ein
,Fach', ein ganzes System sackförmig in Spitzen aus-
laufendes Flechtwerkes befindet sich z. B. neben der
Rapperswyler Brücke im ZSee. Das Kloster Inter-
laken hatte im .Fächlein', einem kleinen steinernen
Gebäude oberhalb des Städtleins, wo ein grossartiger
Reusenbau in der Aare angelegt war, seinen eigenen
wohlbestellten Fischfang. JRWtss 1816. Die ä.Rechts-
ijuellen sind reich an Bestimmungen über Fache, bes.
auch weil durch dieselben oft die Schiiffahrt auf
Flüssen gehemmt wurde; vgl. üherfachen. .Piscatura
in Lindemaco [Limniat] quse dicitur vach.' Z ca 1210.
,Swer [wer immer] dehein nawen [grosses Schiff] ma-
chet, der sol den n. henken [befestigen] in die Stat
ans vach ald an die swiren [Pfähle].' 1323, Z Ratserk.
.Die (iottlieber vächer.' 133.5, Constanz. Lehenbr. ,Die
Lindmag sol och an dheinen enden mit fachen über-
schlagen werden.' XV.. Z. .Was brest sich begipt von
fachung wegen, so den schiffweg irren möcht.' ebd.
,Gerten, darniit sy die fach bessren niugent.' Opfn.
Gottlieb. 1521. Auf dem Tag zu Baden 1522 klagt
Einer, dass der Genuss seiner Fischenzen im Rhein
durch Zerbrechung seiner ,Fach' geschmälert werde.
.Dass die fischer ihnen mit den vesern [L ,vechern']
grossen schaden zuefüegen.' 1532, t-'xRicKL. ,Ira früh-
ling und herbst ein klafter lang vom laiid in das
Wasser [den Rhein bei Felsberg] fach zue machen
und reuschen am cingange drei finger weit zue legen.'
Urk. 1532. ,Das nieman in unserni land in kein
Wasser, noch zue keinem waaser kein fach schlachen
noch machen soll, euch nit schwiren.' l.')42, Schw LB.
,Die Häring werdend von den fischeren zuo dem faach
gereizt.' Fischb. 1563. .Ehe die bruggen hinüber ge-
macht, sind an diser dünne vil bürden und fach ge-
sein zum fischen gerüst.' HBull., Tigur. ,Die fach,
darinnen die reuschen gesetzt und die lachsfisch ge-
fangen werden.' Allg. Fischerordn. 1652. ,Deren haben
wir ein Menge fangen sehen in den Rechen oder Fachen
bei dem Auslauf des Flusses.' JLCys. 1661. Einzelne
Arten solcher .Fache' s. Comp.; s. auch facliferjen.
Vgl. Fischeraug Sp. 136; Arch Sp. 433. Bisweilen ein
den Fachen der Fischer ähnlicher, aus Faschinen ge-
bildeter Querriogel, den man zur Brechung der Strö-
mung, also zum Schutz eines Ufers gegen Abschwem-
nnmg in den Fluss hinaus baut. - 3. zugeteilter
oder selbsterwählter Beruf. Handwerk AAEhrend.;
Lebensweise, Gewohnheit. Wirluhlsle [Besuch des
Wirtshauses] ist sust nid sis F. Ndw. Das ist mls,
dis F., geht mich, dich an. Ischers F., unsere Pflicht
W. Abstrakter: i dem F., in dieser Hinsicht, Be-
ziehung Z.
Mhd. vach n. Grundbed. ist Umfassung, Abteilung (ags.
fäc, Zeitraum; Mts. jui,-JaX; Zaun), und es besteht kein un-
mittelbarer Zshaug mii fahcn, fangen, denn der Voc. ist kurz
(nur in Folge der Einsilbigkeit z. T. verlängert) uud ch ist
/^, verschoben aus got.-sächs. k. Das W. berührt sich lautlich
uud begrifflich mit dem aus mhd. phaht entstandenen Facht
(s. d.), indem man den Anlaut }'/ aus rf" Facht deutete. Su
erscheint für d.is Dini. in Bed. 1 nur die Form mit -t, welche
dagegen für 2 nur einmal bezeugt ist; sie findet sich auch
beim Adj. einfach-t usw. (s. dd.); vgl. (Ge-) ficht, Yieh, und
die nhd. Neutra auf ,-icht' aus ,-ich, -ech'. — Zu 1 b [Fach
= Falte) Tgl. das adj. -fach = -falt(ig). 1 d hat mit n den
Begriff .Behälter' gemein. In der Stelle : .Warumb ist umb
deinentwillen ein fach zerrissen?' 1531, I. Mos. 38, 29 (= ,'W.
hast du dir eiu lucken (einen solchen riss) aussgebrochen V
1.54S/166T) [Worte, mit welchen die Hebamme den kleineu
Esau empfangt] scheint die mhd. Übertragung des W. im S.
von .Behälter' oder von .Falte' auf den Mutterschoss sich
fortvererbt zu haben; vgl. auch bei Schm. I 685; .ein Gefach
des mütterlichen Leibes zerrissen.' Aber eine andere An-
schauung muss bei I. Chron. 13, 11; ,Do ward David uu-
niuotig, das der Herr ein fach (,riss'. 1548) gerissÄi hatt
an [dem Wagenlenker] Usa.' zu Grunde liegen; vgl. dazu
cap. 15, 13.
Herbst-Fach: im Herbst für den Winter ange-
legtes F. .Antreffend die netzen und herpstfach in
der Lint, da man bishar in der Lint gsetzt.' 1570. Gl.
Krüt-. Die Z Fischerordn. 1710/57 gebietet, dass
,alle Rohr-, Land-, Kraut- und Staub-Fiiacli' aus dem
Wasser getan werden sollen.
Land-: ein hart am Lande zur Laiclizcit ange-
legtes F. zum Fang der Hechte (von uufs).
Rör-; ein im Schilfe, .Röhricht', angelegtes F.
Im ZSee sollen alle .Färinen. Fach und Schwirren'
bis spätestens Martini, alle ,Rorfächer' binnen 8 Tagen
beseitigt werden. Stadtb. Z 1436.
Ris-: ein aus Reisig geflochtenes F.? s. Elscr als
Syn. zu Fach 2. .Das nieman kein reissfach (.ryss-
fach.' 1507) schlahen noch machen soll unz uf die
gwellstatt' [ausser wenn das Wasser so steigt, dass
die Allmeind davon bedeckt wird].' Offn. Triboltingen
1417.
Schieb-. In der Conferenz der Stände Z. Z<i, L
wegen der Reusswuhrung bei Maschwanden 1662 er-
klären die Merischwander das Fach der Mascliwander
als ein verbotenes .Schübfach', während diese es nur
als Streichwuhr bezeichnet wissen wollen. Z Staatsarch.
Schnell(en)-. ,Daz die vier Mülinen daz snellen
vach gemeinelich machen süUent, wenn es notdürftig
ist' 1361, Z Ratsb. Wahrsch. Fach bei einer Strom-
schnelle.
Staub-; F. zum Fang der ganz jungen Fischchen
(Hürlinfj, Nödeli, Staub-Egli), mit einem feinen Stimh-
Bären statt der gewöhnlichen Reuse abgeschlossen ZS.
(von RUFS).
ein- fach eifnch {ei facht Bs Spreng; Z tw.); 1. von
Beschaffenheit von Körpern, z. B. nur aus einem Faden
be.stehend. Ein Dach eifach decken, d. i. mit Ziegeln
und untergelegten Scliindeln im (igs. zu in 'ii Drittel
d.. ohne Schindeln S. .Einfache Zedel' hcissen in Af
041
Fat'h, IVcli. lieh, fii
liiuh
(342
fjiuiidversiclierte Scliuldscheiiio, deren Kapitalsiinmie
nicht grösser ist als der Bodenwert der betreuenden
Liegenschaft, die Gebäulichkeiten nicht eingerechnet.
.Dise Muschel hat einfachte strich.' Fischb. 1-503. - -
li. abstrakt: nun einmal, geradezu, ohne weiteres
Bedenken, trotz Schwierigkeiten. Geh 's- es [gelinge
es] oder geh 's-esnüd, 's mues iez halt eifach probiert
•si" ZO.
Diu Anhäogung uiues -( erklärt sich zunächst aus iIit
li(ip|ieIform des Subst. Fach und Facht, wahrsch. aber auch
aus Anlehnung au die adj. Bildungssilbe -acht, -ovhi, -l-tcht
= nhd. ,-icht, (l)ich(t)'.
dri- drl- Z. Drifach 'zwirnet. ToppJet und dri-
faeh, in hohem Grade. .Drifach.' ZMand. 1650. .Trey-
t'acht.' GKöNiii 1093. ,Wie man gemeinlich sagt: Alles
dreifache ist vollkommen.' Müll. 1073.
zwei- Ar (zwä-, zu'ä-fach, -facht); S (zu-eii facht);
Z. ziel- fach, -t Aa ; Z : 1. eig. z. B. von doppelt ge-
nommenem Faden. E zwäfachts Hfts, zwei aneinander-
gebaute Häuser unter einem Dach Ar; syn. e topplets.
Die Verfassung der Landsgemeinde -Kantone kennt
einen , zweifachen' (auch .dreifachen) Landrat', d. i.
eine bei bedeutenderen und folgereicheren Angelegen-
heiten die Landsgemeinde selbst vertretende Erwei-
terung des (einfachen) Rates zu einem zwei- oder
dreifachen, entw. von dem Volke oder von den Räten
gewählt; s. JJBlumer 1850, 286 ff. 1858, 169 ff. , Zwei-
fache Zedel' heissen grundversicherte Schuldscheine,
deren Kapitalsummen die Hälfte des Bodenwertes (den
der Gebäude nicht mitgerechnet) nicht übersteigen.
.Duplicare, zweifach oder zwürig machen. Duplicato,
zwürig, zweifaltigklich.' Pris.; Mal. ,Die doppleten
oder zwyfache mäler (wie man es zu nennen pflegt,
d. i. wo so vil trachten fürgetragen werden, dass ilirer
noch 2 oder 3 mal so vil personen darniit ersettiget
werden könnten) sind verbotten.' G Mand. 1611. .Die
Urtel mag Einer von einem einfachen Gericht für ein
zweifaches, oder neuw und alt Gricht ziechen.' L Stadtr.
1706/65. — 2. bildl.: a) (schier) zw. gä', sehr gebückt
gehen (vor Alter) Aa; Ap (anagö, einhergehen); „L;
Si'H"; S; W; Z; syn. 'toge". — b) zw. in der Welt
herum laufen: verehelicht sein (vgl. nhd. ,die an-
dere Hälfte' = die Ehefrau) „Sch; Vw; Zg"; Z. —
c) doppelzüngig, falsch. ,Warumb er sich Hesse
die zwyfachen Savoyer, die Herzogin und den von
Romond, vorfüerenV Ansh. — A) ^ sclbander.
fachen: 1. fachte", ver-, mehrere Fächer (Fach 1 a)
von Garn zsdrehen ZHed. — 2. Kleidungsstoffe be-
arbeiten, falten. ,Wo jeman kein [irgend einen] sleier
vachet, [anders] denn er von recht haben solt, dass
er von jedem vach zwen Schilling geben sol, und sol
mau den sleier in syn rechten vach legen.' 1342, Z.
Zu Fach 1 h. — 3. „einen Fluss eindämmen oder
den Damm ausbessern Z. .Fächer' (s. Fach 3) anlegen
GkD. ,Es solle weder im Landwasser [Flusse] noch
Seewasser Niemand über mittes Wasser hinein f.' LB.
Davos. ,Was brest sich begipt von fachung wegen,
so den schiffweg irren möcht.' XV., Z. .Niemen soll
in unseren rünnenden wasseren vachen noch setzen.'
Obw ca 1500. .Fischen und fachen im See.' 150'2,
Absch. ,In der Rüss soll niemand f. noch ouch schwir-
ren schlachen bei verlierung des fischerzügs.' 1607, U.
— über-: ein fliessendes Wasser mit Fachen be-
setzen, aber mit dem Nebenbegrift' von t'bermass und
Schweiz. Idiotikon I. 5.
Schaden (an benachbarten Gütern oder an der Schiff-
fahrt), daher verboten. ,Dem Meyer ist befohlen, den
Bach nicht zu u., damit die Leute nicht an ihren Gü-
tern geschädigt werden.' 1521, Absch. ,So11 nieman
in unserm land kein wasser ü. me, dann den dritten
teil.' 1542, ScHW LB. ,0b einer giessen [Bäche] in
synem eigen hette, die er ynhaget, da mag er ein
dritt teil inschlachen oder ü. und soll zwen teil offen
stan lassen.' 1607, U. — in-: einzäunen, umhegen.
.Bald hat er des clausters becirc widerumb i. und ver-
muren lassen.' Kessl. .Wollte jeman in brachzeigen
ichzit [Etwas] buwen oder säyen, der soll doch nit
mer i. dann das, so er gesäyt hett.' Offn. Tättw. 1456.
,Wer unser alment ynvacht, der soll buess giin.' 1480,
L. ,Liessend M. H. 1582 einen sonderbaren platz zu
einem künftigen eichwald y.' RCvs. — ver-: l.^über-.
,Wie die von Bremgarten und Meilingen das wasser
und Rüss V., nit ane unser leren und niderwässern
[Fährleute und Flussschiffleute] merkliche beschwerd.'
1532, Strickl. Der R. habe das Flussbett dermassen
, verfachet' und mit Steinen verlegt, dass er [der
Kläger] Schiffbruch gelitten und seine Fische ver-
loren habe. 1475, Absch. ,Durch solche wüerung oder
verfaehung des wassers [im Rhein] den armen lüten
grosser nachteil entspringen möcht.' 1529. Strickl. —
2. = in-, aber bildlich. ,Den bund band ir verlachet,
gar hert darin vorfachet den küng von Frankenrych.'
Lied um 1490. , Seine Güter so viel möglich vor
Schaden verzäunen und verfachen.' Offn. ÄARotenschw.
1691. — nach-. Kein Weidmann soll weder ob noch
unter 9 Klafter weit n., damit Niemand gestört werde.
FiscHERORDN. der Städte F, B, S 1546, d. i. soll sich
von schon errichteten Fachen 9 Kl. weit sowohl ober-
als unterhalb fern halten.
fächeren: Fache zum Fischfang aufstellen Th.
ein-fächig äfächtig: einfädig Th.
fächlen: 1. tr. (das Haar) kämmen FJ. 'AwFachla.
— 2. intr. „splittern, auseinanderfallen BO." — zer-
fächelen: Holz in Splitter spalten BRi.
um-fachig. ,Ein u. tuech', im Testament eines
geistlichen Herrn in B, XIV., einer Magd vermacht.
— Es käme für die Etymologie und die Eikläiung darauf
an, ob rfjf* oder ä/' zu lesen sei.
Paehle» S; üw; ZO. (x'), -P«/V'.' BöO.; Gk,
Fackele Faggele Bs — f. — Dim. Fächeli ZO.:
Fackel, bestehend aus zsgebundenen langen u. dünnen
Holzstäben, dünngespaltenem Tannenholz, vormals auf
nächtlichen Gängen z. B. von Wildheuern gebraucht
a. a. 0. Syn. Buchele. Büschel Stauden Gr^ pl. .Schei-
nende äugen als ein fachlen.' Vogelb. 1557. ,Tortschen
und Fachlen' (syn.). Salat. — Für- Fir-F. Uw. Syn.
Tschugge.
Mhd. rwhel(e), ahd. facclmla. aus lat. /acu(a.> Unser ./,.
entsprechend dem <■ der got.-sächs. Stufe (ags. /«twA), weist
viell. auf eine andere Abi., viell. auf /"ac/i als ZsgebundenesV
oder zu .Fächer, fächeln', wehen':' immerhin so, dass das
Lat. eingewirkt hätte. — Es gibt auch Hurz-F. Uw.
fachlen, fackle": 1. ..fackle: Fackeln hin u. her
tragen od. scliwingen VOrte." — 2. fächle: flackernd
hin und her fahren L; S; fackle (faggle): mit einem
Licht unvorsichtig hin und her laufen Bs; ScHSt.
Syn. fachten, fitchtlen, schünzen, zihislen. Und husch,
do fächle" Liechtli uf dr Weid [bei der Erscheinung
eines unseligen Geistes]. Schild. — 3. fackle (m. .sein') :
643
Piich. feeli. ticli. fuch. fuch
ii44
lieninischli'iiik'iii. lifiuiiisrlnvänncii Aa; .,L (auch
fackele)-. — I. iiaiimien L. llätt '■■< aiC'' es Bitzli
[/'facklet, 's war doch nit cho' zum Brand. HXpligek.
, Seine Wagen faeklen wie Feuer.' 1707. Nahum; dafür
1.530; 159ti: ,sein reisiger zeug ist als die feurfacklen.'
— FuclUen mit Bed. 2, 3 kanu auch als Abi. zu /aeken
gcuommcn weideu.
fächclen: mit einem (iey-onstand. z. IJ. einem
Messer, in der Luft liin und lier fucliteln BG. —
fiicklen: Hackern S. Vgl. fecklen.
fech: 1. (.Adj.) bunt. Der Toggenburger zieht an
Festtagen fechs G'häs [Gewand] an. .L'f aineni jdan.
den man die fechen wisen haisst.' V.4d. — 2. (Subst.)
Dim. Fcchli: a) ,eine gewisse schöne graue Pelzart
VÜRTK." .Väch nennen die Schweizer seltenes Pelz-
werk.' JyMüller. — • b) ein Tier, von dem solches
Pelzwerk bes. gewonnen wurde, nach Oken's Dafür-
lialten das geineine Ziesel, arctomys citillus. ,Das
Veeh. mus Ponticus sive Venetus, ist ein tier an aller
gstalt dem aicliorn gleich, und wirt sein balg für ein
kostlich fuotcr gehalten; werden gmeinlich den wei-
beren ire beiz darmit verbrämbt; die Chorherren
machen und tragen korkappen darauss. In Poln.
Preussen, in Demmärkischem wald wird der häuf diser
tier gefangen; die Polacken nennen es Popielitza.'
TiERii. 1563. .Gewild und gfüll [Pelzwerk], als vech,
marder, füchs.' Z Mand. 1621.
Mhd. vech 1) bunt, bes. von Pelzwerk ^ gr. JXO'.xiüofl ;
vgl. auch hcrrUftidi. 2) buntes Pelzwerk. Bei Aush. ist es
vielleicht tantologisch, wo er von einer ,vechen beizkappen'
spricht. — 2 b: die Beziehung auf ein bestimmtes Tier findet
sich mhd. noch nicht und scheint auf späterem Missverstäud-
iiiss zu beruhen, da umgck. Namen von Tieren auch für ihren
l'elz gebraucht werden. Deuzl. schreibt 1677 ein Mal .vichu'.
sonst 1{)77 und l'lü ,veh(e)'.
Kuck-, Schin-Fech. ,l)as gcfiil verbrenit mit
guotem r. und seh.' Edleb.
R. wird (wenn ,ruck' nicht etwa au^ nu-l,, rauh. vgl.
nhd. .Kauchwerk', verderbt ist) VA/, v, 1,'ii.krii il.s Tieres
beziMehneu; .S'e/i. entw. gliinzendes. mler kiiiistlielies. uueebtes
l'.-1/werk.
fecliin: 1. von buntem Pelzwerk gemacht. .Die
vcliinen Futter probiert man mit einem schwarzen
'l'ueli. üb sie mit Kryden besprengt seind oder nicht.'
JI.Cys. 1601. Hieher wohl: .Kürsin [Pelzrock], feichv.'
1385, Z Eatsb. Betr. ei s. herrlifeicli. — 2. bildlich:
berauscht. .Vehen sein: den Wein empfinden, be-
rauscht sein, ganz lind und weich wie vom Weine,
wie Vieh.' Spreng.
Spreng's Angabe lautet unklar und verrät eine falsche
Nebenbeziehung auf Vrh = Vieh (.viehisch- betrunken). Die
Vergleichung der Trunkenheit mit Pelzwerk kann sich auf
Buntheit (der Vorstellungen) oder Weichheit (des Willens)
beziehen. Wir haben aber .auch die RA.: Er hat m Pilz
•(/•uiiAc» (fiii,-«;i de Xarr nid tj/rurt). .Sutermstr. Viell. niein't
Spreng (als zweite Bed.) ,mit Bez. auf den Wein: kahmig'.
Gc-fScli G'fdchh; UwE.; Z (kfe'x'h G'färchft)
ZF., G'fächt AABb.; B; Gr ObS.. V.; aScHW; Z: 1. ge-
räuschvolle Bewegung, Hinundhertreiben, bes. der
Kinder, z. B. wenn sie sich im Zinmier herum haschen;
l.iirm. lautes, wild ausgelassenes Betragen. (K-<) G'fiich
mache', ha'; üyn. Lchtaij L; Uw; Z. Biiehe .•<iiid .■ilill
and händ kei eso e G'f., er icecked-mer sust 's Chindli!
ZU. Unruhige Geschäftigkeit ZO. Geräuschvolle un-
ruhige Bewegung auch in der leblosen Natur: das
G'fächt [des Windes] mit Birrliiiaiir" und lainiC
ScHW. Heftiges .Verwerfen' der Arme Gu. Ein Bauer,
der gefangen werden soll, sagt: ,Was darfs des gfächtsV-
HBuLL. 1533. ,Was für ein G'läuf draussen ist, ein
Gefach hin und her.' Mi'sei'm 1793. — 2. ,Eile. Hast,
Emsigkeit bei einer Arbeit" ; Drängen, Eilen, sich
über.stürzendes. hastiges Hinundherfahren Z. lis r/id
eso e G'fäch, es wird eine Überstürzung daraus ZRünil.
Herumsuchen und Betreiben einer Sache B (Zvko).
.Omni festinatione, mit grossen gfächt und eil.' Fnis.
— 3. grosse Liebe zu.... Mühe mit Jemand oder
Etivas; leidenschaftliche schmerzliche od. freudige Auf-
regung; viel Wesens. Aufhebens; Wichtigtun. Prahlen.
D' Miieter hat e G'f. mit irem Chindli ZO. Heb aw''
kei" eso e G'f. icege" dem Chind, es wird wol wider
hei'" cho". ebd. Oiinde, händ kei eso e G'fäch wegen
eso eme chline Hündli! Die händ cliönnc' es G'färch
ha' mit enand [in Freundlichkeit oder Streit, Syn.
Arhet^ ZF. Du bist en Gögcl [Narr], dass d' eso e G.
hast w'cgcn-ere Wcrre [kleinen Geschwürs] Z. Du
hast es G'färch: es war [würde] Eine'' meine', was
das war! ZF. Kiid ril G'färchs mache", nicht viele
Umstände ZF. 's mag-si''' doch au''' vertrage [lohnt
sich nicht], denccge" so-ncs G'fäch z' mache" (derber:
es G'schlss z' ha") L. Du tuest doch ril G'fächt mache",
du prahlst Soiiw.
Bed. 2 rührt am nächsten an .leeliten' in der Bed. .eilen'
und jedenfalls hat dieses W. eingewirkt; vgl. (Itfeeht, Clejiela
in syn. S. Allein der direkten Abi. von demselben steht vor
.\llem entgegen, dass der Voc. unseres W. nicht f, £, sondern
lang mit der Qual, c^ und (seltener) c' ist, rf nur in den-
.jenigen MAA.. welche t' übh. nicht besitzen. Auch zu Frvh,
Gefechd, Fehde, stimmen Bed. und Ausspr. nicht wohl. —
In G'jürch ist r eingeschoben wie oft nach langen Voc. Hie
Beisp. vom Treiben des Windes und von der Ciestikulatiuii
könnten elten so gut zu Ge/eeht gehören.
fachen s. fachten (bei I'hcht).
feclieil, fehen: hassen, verfolgen (auch gericht-
lich), befeinden. Meist in formelhafter Verbindung
mit Syn. und im Ptc. oft mit dem negat. Präfix. .Unser
forster unbekünibert lassen und ungevechet.' 1335, Z
Eatsb. Wollte ein Frevler verbürgen, dem Recht ge-
nug zu tun, so ,soll man in nit vehen.' Weggis. Opf.v.
1414. , Wollt er [ein bevogteter Ehemann] darunib
syn wyb vechen und hassen oder mit unfrüntlichen
Worten dester herter hau.' 1465, Gl. .Nif velicn und
hassen, auch unfreuntlich nichts üeben. Ungcfäclit.
ungehasset und gänzlich unbekümbert.' Urk. v. 1490.
,Oder iemand darumb fächti, hassti oder schmächti.'
Gl Blutger.-Ordn. .Und band och Rüden Roncr von
Marpach so vil gevecbt, das er ir lantmann och werden
must.' 1428, tJ Urk. .Yemants ze durächten noch vehen
um des gloubens willen.' Z Kriegsprokl. 1528/9. ,Sy
habend biderb lüt duräcbtet. gefechd und von huss
und heim 'triben.' 1531, Absch. .Die 5 Ort siillend
das alt und nüw testament in iren landen ungfecht
und ungestraft lesen lassen.' ebd. ,[Dass ir] die bi-
derben lüt by ufgerichtem friden ungefecht uiul un-
getrengt blyben lassind.' 1532, ebd. .Ungefecht und
unbezwungen.' ebd. .Desshalb sy in hoft'nung. ir vetter
hab sovil g!im]if und recht, das er dieser sach nütze
[Nichts] entgölten, sunders ungefecht zue wyb und
kinden widerum gelassen werde.' 1547 (Schinbein
Tageb.). MEstermann, Rick-. .Dass die von Ar ge-
dachten alit liinfuvo unbeknndicrt. ungcfeclit und
645
Facli, fi'cli. li.li. foch. riK-h
646
Hiijielaidigot soltend lassen.' Vad. ,Ano suiiJerii trutz
uml vechung.' Salat. , Wolle er niemants von.s ty-
rannischen anliangs wegen uslassen, ustriben, fohen
noch strafen.' Axsh. .Fehung, Sehelkung, so einer den
anderen anklagt oder veracht und im vast übel zuo-
redt, insectatio.' Mal. ,Wär och, daz einer gefecht
wiir. daz er gern bald über war [an der Fähre].' Opfn.
8ciiw Wangen. Auch mit sächlichem Übj.: .Die
V Ort habend Zwingiis 1er und glouben für ketzerisch
usgeschruwen. verbrennt und gevecht.' 15'2(J. Z Missiv.
,l>ass sy iren glouben weder vehen noch strafen sol-
lend.' Kessl.
Mild. rcAcn. Die Vcrdichtuug des h zu cA (](') wurde
licfördert durch das Ptc. (.gefcchf). In letztcrem spielt
iil)i-igens das a-jn. fehdtn. fichdcii herein; s. die Schreibungen
.gcfechd.' 1531; .gevehd' neben ,gevecht.' Kessler. — Im
L Rotenburg. Amtsr. 1490 ist (mit irrtümlicher Anlehnung?)
geschrieben: .gefeckht'; doch s. auch /ecten.
Fech, Fechd: Hass, Feindschaft, Streit. ,Darus
die von Ure ein krieglich vecht und uszug wider Mai-
land tatend.' 1495, Ansh. .Mit uns zu offen vecht old
krieg old vindschaft kämen.' 1501, Absch. ,Sy sind
zue fechd und fyndschaft angenommen.' Z Verantwortg
l."i'25. ,Und hat das closter kein urlung (wie man es
nannt) das ist fecht oder kriegsche oinbörungnit g'han.'
Vad. .Abschlahung der proviand wol ein focht uff ir
[auf sich] treit.' HBull. 157-2. — Mhd. \) mhc, 2) vehctk,-
nhd. ,Fchde'. ,Väch.' HBuIl. 1572.
I Ur-Fech, auch -Fechi, -Fechd — f. u. n.: Ver-
> zieht auf Rache für erlittene Feindschaft, auch durch
Eid bekräftigtes Gelübde übh., bes. in der Verbindung:
.V. .schwören.' ,[Sie] sölltint ihme ze lohn syn Ur-
fcclit harös geben.' Ansh. ,Samt einer urfecht, solches
nimmer me ze tuen.' Zwingli 1529. ,Wenn sy ir
irrtumb widerrüefend, denn will ich sy mit einer ur-
i fach, sölichen secten müessig ze gond, der gefangen-
ti Schaft ledig lassen.' 1530, Absch. ,Er hat 10 krönen
(■ von dem dieben genommen und im die urfcche wider
s ushin 'geben.' 1531, Strickl. ,Ein urphiidi schweren,
dass er der gfangenschaft nit äferen, allen kosten, so
in der gfangenschaft druft' gloffen, innert monatsfrist
zahlen, zum anderen ein jähr lang seiner ehren ent-
setzt und niemand weder schad noch guet sein, soll
auch innert dem jähr nit umb ehr und waffen bitten.'
1541. ApI. LB. .Verschriben urfechen über sich geben
und urfechen schweren lassen nach gmainem bruch.'
\ AD. ,Nach etwalanger gefenknuss Hess er in uss uf
urfech mit wissen der orten, die sich in die urfech
stellen liessend.' ebd. ,Hand im [ihm] das urfech us
dem dorf 'gen.' XVI., MEstekm. ,Supplicatz, ein ur-
fecht in geschrift.' Fris. .Das alles hat er in die
Urvech genommen, war und stät zu halten.' 1607,
Ai' .lahrb. ,Auf den Brangen [Pranger] gestellt, her-
nach die urphedi angelegt.' 1696, ApI. LB. .Welcher
' denen, welche bannisiert werden, das Urphed gibt.'
JCEsch. 1723. — Mhd. I) nrveJw, 2) un-ehede, nhd. ,Ur-
fchdi;'. ,Urfech.' Fründ 144C; Kessl. (.urföch' neben ,ur-
; fechi'); 1552, LB. Ndw (neben .urfecht'). ,ürfeche.' Vad.
l ,Das nrffi.' UMey. I540;73. .Urfecht.' 1353, Argov. 3, 167.
' 1476, SRatsman.; 1531, Strickl.; 1539 B; FPlatter 161'2.
,f>as Urphed.' 1725, Schw Gerichtsprot. — Lands- m.:
die landesübliche oder die dem ganzen Lande gebotene
Urfehde? das Gelübde, eine Zeit lang das Land meiden
zu wollen? ,Es sollen alle gefangen[en] nit wyter
haft syen, den gemeinen landsurfecht ertragen [usw.].'
1501, Absch.; es handelt sich um eine Generalamncstic
für die von den deutschen und den schweizerischen
Grenznachbaren einander zugefügten Schädigungen.
ur-fech(d): frei von Feindschaft, unangefochten.
,Swaz [was immer] man dien [denjenigen] täte, die do
geschadiget hättin, daruinb soll man v<in uns urfe und
gänzlich fry und lidig syn und soll enkein klagde
nachgän [erfolgen].' 134«, Absch. E. v. Erlach über-
nahm den Oberbefehl im Laupenkrieg unter der Be-
dingung, ,ob er deheinen ungehorsamen slüege, darumb
sollt er urfech syn von der statt.' XV., Just. ,Wenn
der, so sich [bei Notwehr] hat mttessen erweren, ledig
und urfecht ze sind erkennt wurt, so soll der ander
für in lei.sten.' 1539. B. ,So sol er [der Angegriffene |
im [dem Angreifer] nützit besseren [keinen Ersatz
leisten], sonders von menglichem ledig und urfech
syn.' ebd.
ver-ur-fecht: wer Urfech geschv.-oren hat. ,Hcr-
nacher gebietet der Grossweibel allen denjenigen Per-
sonen auss der Versamblung zuo trotten: ... 5. Wer
verurfecht ist.' Hafn. 1666. — Ton einem Vb. ,sich *ver-
urfechen', mhd. «it-/» m-nnehedcn = U. schworen. Vgl. dio
knm. zu fe.clun.
Ge-fechd = Fech. ,Wäre. daz zwen geväht gen
enander hettind.' ca 1400, Diessenh. Stadtr. .Dass
dehain burger vigentschaft oder geveht hat gen ainen
ussmann.' ebd. ,Item und ob sich in einer sach oder
in einem gfecht begeh, das sich die buessen steigerten.'
Bussenrodel Wollerau 1524. ,So wir jemands vim
redlicher ursach krieg und gefecht ansagen wurden.'
1532, Absch. — Tod-: Todfeindschaft, Blutrache.
,0b zwene burger mit den andern kriegent äne umbe
totgevehte, das die der Eat scheiden soll.- Z Richtebr.
.[Während des Kriegszuges] soll keiner dem andren
kein alt todtvecht noch viendschaft ufheben noch
rächen.' 1540, Absch. — gefcchdet. „Einem gefehdet
d. i. aufsätzig, gehässig sein Gr."
fechden ^ fechen. ,Und ob jemants uss inen ge-
fechtet, vergwaltiget oder überzogen wurdi umb des
wort gottos willen.' 1529, Absch.; ,angegriffen, be-
vechtet oder überzogen.' ebd.; ,dem angegriffnen oder
befechten.' ebd. ,Nit gesinnet sind, üch darob zu
vechden.' 1531, Strickl. .Die Chorherren zu zwingen
noch fechten.' HBüll. 157'2. ,Des anderen glouben
vechten noch strafen.' ebd.; wiederholt von Hott. 1666.
,Die Meister von Kaufleuten sollen alle, die sich un-
gerechter, falscher eilen bedienen würden, veechten,
pfänden, strafen.' B Ratsordn. 1575. ,Dieselben sollcnt
auch wyter nit gestraft noch gevechdet werden.' Bossh.
Wint. Chr. ,Wüssend in kraft diss briefs, wir ob-
bemeldten gcbrüeder gefehdet und gelobt, üch ze
halten.' StB. Wint.; = yeurf.? — Mhd. vaheikn. Die
beiden Formen ,fechen' und , fechden' wechseln bei ein und
dem selben Schriftsteller; so bei Kessl. ,vehen : vchdeu'.
fechtlich: feindlich. ,Unsere nachburen, die bis-
har zuo uns hoch vertruwens getragen, also fechtlich
ze überziechcn.' 1525, Strickl. .Keiner soll in diser
fechtlichen handlung kein alt lüt, frouwcn oder kind
mit gwaffneter band nit stechen.' 1540, Absch.
Fech, Fe ich s. Fcnch.
Herrli-Keich m.: Einer, der vornehmer tut. als
nach seinen iikononiischen Mitteln zu erwarten ist,
namentlich sich schön kleidet ZO. — Fe'idi wahrsch.
(547
Fach, fecli, fich, vich, focli, fueh
(ll>
eig. Adj. und blosse Nbf. zu fech, da e' leicht in e^i über-
geht; vgl. ,f'eichy°' tj'echin) Sp. G43.
Vieh Vix' AARueJ.; Bs (so als Schelte); U Gösch.
Alp, V^ch (hzw.e-') ApH., K.; Th; ZAuss., Walt., V^ch
(bzw. e^J Aa (als Schelte); AfL, M.; GA., Eh. u. T.;
Scu; Stw.; ZO., B., Wl.. Rafz, Fe Aa; Bs; B; VOrte;
Gl; Gr; PP.; GO.; Sch (e'); S; THTäg. (eV; Z (Sth. e«)
— Dim. Veclüi Ap; G; Th; Z (ZB. auch V^clieli),
Vili Uw; ZSth. — PI. Vicher Bf. (i) ; Vecher Aa (e'J;
Th ß^J — n.: Vieh. 1. die unvernünftige Kreatur,
(loch meist nur von den (vierfüssigen) Säugetieren.
Siehe 1. Mos. 1, wo die ,tiere' nach Ausscheidung des
.gevügels' und der ,lische' speciflciert werden in ,ge-
würra, das auf erden kreuchet' und ,vych'. , Wie grossen
schaden tun zun Zeiten die wasser den menschen und
dem veihe zufügen'?' JMüll. 1665. , Hirschen, Bären
und allerhand Veich.' Carolina 1734. Vorzugsweise
aber das Nutzvieh, Stallvieh. ,Von dem fihe sol man
geben [etc.] = de pecoribus.' Auf. XIV., B Handv. ,Mit
wes [wessen] vich derselben dri dieren [Beschäler,
Stier und Eber] deheis [eines] ieman[dem] ze hus
kommt, der soll si denn empflegcn [= pflegen].' 1400,
HoFR. UwBuochs. ,So er [der Wachtposten der Murmel-
tiere] ein menschen, ein vech oder ander gewild er-
sieht.' TiERB. 1563. , Wegen dem wörtlin Vich ist ein
crleuterung beschecben, also dass fürohin under dem
wörtlin Vich rinder, pfert, schal", geiss, kalber udgl., wie
man es nennen kann, begriffen sein solle.' 1664, Ein-
siEUL. Hofr. .Die Hochwälder werden vor dem Rind-,
Weid-, Acker- auch anderem Viehe beschlossen und be-
schirmt bleiben.' Bs Waldordn. 1697. ,Der st?lb schnee
uff dem gebirg i.st so gross g'syn, dass die sennen mit
dem fech und kueen hand müessen wider ab den alpen
faren.' Mey., Wint. Chr. Vorherrschend aber mit noch
engerer Beschränkung: das Rindvieh. Kei" Veh, nw
e pär Geisse" Z. 3Ie" cha"" mit dem Veh rede", ire""-me"
Meiiscliecerstand hed. ,Swer [= wer] dekein vich von
rintHcisch feil hat.' 13.39, Z Ratserk. ,Bis Martini gieng
's vech noh in [die] matten.' Salat. Oft bleibt un-
bestimmt, wie enge die Begriffsumgrenzung gezogen
sei. ,Wellicher einem schaden täti mit sinem vech.'
15'27, Aa Wst. ,Das täglich uns die nutzung gyt an
heüw, g'wächst, vech, käs, ziger, anken.' RtiEP 1538.
,Wie sy um das väch und um alles, das sy gehebt,
kunnnen .syend.' HBill. 1572. ,üen walt inzünen vor
dem fach.' Mev., Wint. Chr. ,Wie einfaltige leut mehr
sorg tragen für ihr vich, als für ihre seelen.' JHott.
1C66. , Atzungsrecht mit seinem Viech in den Wäl-
deren.' 1756, ScHwMa. LB. Gewöhnlich mit coli. S.;
das einzelne Tier (Rind) wird bezeichnet mit Hmip(t),
Iläupßßi, mit und ohne den Zusatz V. ,Die tausent
haupt viehe.' HBull. 1597; doch gilt von einem jungen
Rinde auch das Dim., VecIifeJH, womit aber auch in
geringschätzigem Sinn Jemandes gesammte Viehhabe
gemeint sein kann GT. Sonst wird das einfache W.
(mit entsprechendem PI.) auf Individuen nur in mehr
oder weniger übertr. S. angewendet. — 2. (scherzh.):
Ungeziefer UUrs.; Z. — 3. übertr. aufMenschen,
vergleichend oder scheltend, mit Plur., z. T. dimin.
Zu lärmenden Kindern: Ir tuend grad tcie 's it"i-er-
nüuftig Veh A\, wie Vicher. Siilger. Rohe Menschen:
Er tued u-ie-n-es Veh UwE.; Z. Dumme BsStdt. Er
sind es Veh! sagte Lavater einmal zu einer Magd,
welche ihm das Dintenfas« über die Predigt ausgoss.
's Vich mache, sicli lappisch benehmen, faire la bete
Bs (vgl. Kue). Wie 's Veh sin, abgehärtet GnPr. Es
Vehli, ein grober, roher, widersetzlicher, hartnäckiger
Mensch W. Die Wiedertäufer ,unchristliches Vich'
genannt. 1530, Aesch. Ein Krüppel , unnützes V.' ge-
scholten. Aa Lenzb. 1548. , Unverständiger als das
veihe.' JMüll. 1673.
Mhd. vUu, vehe (vkch, vech, vi); &\ii. fihu, feho usw.:
lat. jjecu. Verlängerung des A'oc. trat erst in Folge der
entstandenen Einsilbigkeit ein und auch dann nicht durch-
weg. Die Voc. i und e streiten sich früh und lauge um
den Vorrang: .vich' z. B. 1339 Z Ratserk.; 1459, Offii. Fhiut.
(,viche'); JGul. 1616; Schimpfr. 16.51; Einsiedl. Hofr. 1664;
RCys.; Z Stadtgerichtssatz. 1715; FSprecb. 1772. Dag. /iv/r
bei Zwingli; Bossh. Wint. Chr. 15'25; Vadian; Tierb. 1563;
1548, Absch. ; HBull.; 1611, Bs Rq. Auch kommen Schwan-
kungen vor, z. B. ,ve' neben dem Gen. ,vichs'. XIV., Hofr.
L Adlig. Der Diphth. ei aber beruht nur auf unrichtiger
Vcrhochdeutschung. Die Qualität des Voc. e war urspr. <■-
(resp. oc), gieng dann aber im Zshang mit dem Schwinden
des -ch z. T. in e' über. Das Zstreifeu dieser vorherrschenden
Form (Ve) mit der altn. ist auffalleud, um so mehr, da auch
der lautlich ganz gleich stehenden Form (j'aiih, sehen, udgl.,
aus mhd. ((je-)sthen, altn. ek se entspricht; s. noch Ze'limle
neben steche, zehn u. a. — Stald. erinnert noch au pieumut.
n. hing, fei, Schaf. — Syn. zu 1: Hah: War: LlbmJi:
Un-: Ungeziefer. ,Man muoss das umtich stöiben,
So blybt das essen rein.' Lied v. 1443.
Feder-: Spottn. auf die in Kanzleien oder Comp-
toiren angestellten Schreiber Z. , Schlechte Schreiber,
schreibsüchtige Schmalgelehrte.' Spreng.
Fei-: fehlerhaftes, mit .Mängeln' behaftetes Vieh.
.Rindervich, so hirnmüctig, soll wie finnig und fehl-
vich wider hinder sich genommen werden.' 1645, 'Ar,.
Fasel-: I.Zuchtvieh im Ggs. zu Mast-'? ,Pecus
generans.' Schulze. — 2. junges Vieh und Schmal-
vieh UwE. ,Dass die Wältschen by den Stälen [kein]
geniest [gemästetes] oder Faselvych (,-vech.' 1568)
kaufen; doch mögend die unseren, Metzger, Burger
ald Landlüt, Mast- und Faselvych by den Stälen zu
ihrer notdurtt kaufen.' Z Mand. 1650. — 3. mageres
Vieh Gl.
Ge- s. Ge- ficht.
Galf- = Galt-, durch Assimil.
Galt-: V., das keine Milch gibt, z. B. Kälber,
Ochsen, oder das nur zeitweise nicht gemolken wird,
z.B. trächtige Kühe Gl; Gr; GRh.; UwE. Auf Galt-
vehweiden werden auch Pferde getrieben, wenn sie
keine besonderen Weiden haben. .Zue mitten Aprellen
mit dem khue und galtveech, darnach zue usgendem
Mayen mit Rossen uf dise Allment fahren.' 15HS, Z
ObGlatt. ,In die 30 Kühe ohne [nicht gezählt | die
Pferde, [jungen] Rinder und anderes Galfvieh.' JEEscii.
1692. ,Bei dem Gälteviech und solchem, das weit uni-
herstreift.' Gr Samml. 1779. — Von ijali, unfruchtbar. —
Syn. Gust-.
Geiss- Geisse"veh im Ggs. zu Chiie-Veh, Rindvieh
ZO. Sonst gehören die Ziegen nicht zum Begriff von
V. ,Und ist die Satzung umb Rindervech und Ross;
aber umb Geissveech und Schaf soll der Schad an
klag abtragen werden.' 1605, SchwG. LB.
Gust- Aa; B; L. Gusch- (*-°) Z, Gusti- Uw:
1. = Gn7(-, z. B. jüngeres Rindvieh Aa; BsL.; L. ,Auf
die Brachzeig trieb man Schafe und G.' MEstermann.
Halb scherzliafte Sclielte an mutwillige Kinder: du
Giischreh ! '//AöW. f — Gvki — ijali.
I
I
(ili)
Fach, fecli, ticli. vidi, focli, tue
650
Halb-; 1. nicht ganz eigenes, sondern bei einein
andern Besitzer unter gewissen Bedingungen zeitweise
eingestelltes. Einstellung ,zu Halbvieh' = Eisernrieh-
vertrag. Z Privatr. § 1547. 1553. Blcsier, St. u. RG. I'
470 f. .Hinnenhin soll kein landtmann von keim us-
seren keins halbve nenien und was halbvechs in unsreni
grieht ist. dz soll man zue dem nechsten SMichelstag
sich teilen und vom land tuen." 1474, New. ,Welicher
halbveeh bei einem hette, es seige ochsen, küeh, kälber
oder ross.' XVI., Z. ,Es beschwert sy, dass man die
fäll wider Inhalt irs briefs von inen neme: wo einer
halbvich hab und sust [= daneben] eigens, wann dann
das h. besser ist, so neme man dasselb onangeseehen
des gmeinders teil.' 1525, Absch. ,Vile burger von
Sehalfhausen besitzen da höfe und halbvich.' 15'25.
Strk'kl. ,Wäre es sach, dass einer by dem andern
halb vey hätte, es sygeud rinder oder küe und wann
dann der, so das vey ist, teilen will . . .' 1556/62, Offn.
ZDielsd. ,Es soll Keiner kein halb Feech uf Eigen
noch uf der Almi han one Erloubtnuss der Kilch-
genossen.' 1605, LB. SchwG. Syn. Gemeind-. S. auch
Dim/-; halb, verhalben, Halber. — 2. halbge wach-
sen c Rinder. ,Die huober habend angelialten, diewyl
inen verndriges jar vil veech abgangen und hardurch
grossen schaden lyden müessen, man wellte inen ver-
gunnen, das halbveech. damit söliches desto besser
möge erzogen, aufkommen, ingespannen und zum acher-
bouw befürderet werden, in den verndrigen winter-
houw ze schlagen und allda etzen ze lassen.' 1644,
Hotz, Urk.
Heim-: Vieh, das daheim bleibt, niiht mit dem
übrigen auf die Alp geht. Gr Samml. 1780. Vgl.
Ihiiii-Kue.
Hörn- HOrnri: nur als Schelte auf einen rohen
Menschen Gl.
Kue- Cime-: Rindvieh im Ggs. zum Schmalvieh.
allg. ,Ein .stadel, darin das kiiefech gestanden ist.'
G Stiftsarchiv. ,Daz man allweg kuevich gegen kue-
vich tryben .soll ungefarlich.' Offn. Kilchberg. ,We-
licher kain kuefech hat, der mag ain gaiss han.' Soh
Ratsprot. 1533. Chuevechli : älteres Kuhkalb, so lange
'•< noch keine Milch gibt Tn. Syn. Galteren.
Leb-: V. das man aufzieht, um es leben zu lassen,
im Gegs. zu Schlachtv. GnPr.; UwE.
Mäd-: Vieh, das man der Milch wegen in die z.T.
Wochen und Monate lang andauernde und fern von
der Winterwohnung abliegende Heuernte (in die\Mä-
der') mit sich führt; vgl. Madijeiss. ,Dann sy wurdent
jetz von inen überladen mit allem, das sy bettend,
mit oxen. mit madvech, mit kalber und mit geis.sen.'
1544, Arch. Jenatz. Vgl. Heimlich.
Mfil- .Mula-, Muli-, Mulen-, MüBi-, Urala-Vich,
-Ve, -F'ee, -Vech, -Vihc: 1. verlaufenes Vieh, das
auf fremdem Boden weidet und wenn es innerhalb
einer bestimmten Frist von seinem Eigentümer nicht
reklamiert und ausgelöst wird, dem Grundherrn an-
heimfällt. ,Ein vich, das 6 wuchen und 3 tag umb-
gieng unansprechig, das sollt dann heissen und syn
ein mulefe; dasselb .sölt einem lantgraven geantwurt
werden.' Offn. Tättw. 1456. .War [wo] der von Baden
wueeher [-Stier] gienge und wie lang, so sölt kein
mulefe daruss werden.' ebd. ,Der Vogt habe ein Ross
verkouft, wäre ein Mulafee.' 1447, Tschudi. ,Das
mulveh ist verfallen vech, so einer herrschaft ver-
fallt, so das 6 wuchen und etlich tag in der herrschaft
sich weidet, darinnen syn herr oder meister nit sitzet
oder zue demselbigen weidgang nit ghört.' Solches
Vieh soll der Herrschaft verfallen sein, weil anzu-
nehmen sei. der Eigentümer würde es nicht so lange
ungesucht lassen, wenn er nicht die strafbare eigen-
nützige Absicht hätte, es auf anderer Leute Weide zu
sommern. ThFrukh. Vor dem Rat zu Bern wurde
i. J. 1470 geklagt, ,der fryweibel habe uf dem mos ein
jung ross genommen, so mulve sollte syn, da man
zuvor erfaren sollen, ob es mulguet und demnach der
herrschaft verfallen wäre.' ebd. Herr Johann v. Man-
dach empfieng 1326 von Herzog Leopold das sog.
.Mulafe- und Veihirrgangsrecht' zu Lehen. ,Wo ein
mulafe oder irgang in ir gericht käme, das sol gon
und blyben 6 Wochen und 3 tag, dann mag es ein
vogt beheben jar und tag, und kunnt jeman in dem
zyt, der recht darzuo hat, so soll dem selben ein vogt
das mulafe wider geben, doch dass man im synen
kosten ablege.' E. XV., Rechtung Dübendf ,Wie ein
armer Gesell ein Stierle in eine Scheune eingestellt,
bei seiner Wiederkehr es nicht mehr gefunden und
zuletzt vernommen habe, dass der Landvogt es als
Mulvech geschlachtet habe.' 1534, Absch. Nach Spreng
auch das Vieh, das von Jmdem, der ohne Erben stirbt,
hinterlassen und dem Herrn des Orts zugeeignet wird,
ebd. — 2. herrenlos gewordenes Gut übh., ein
solches Grundstück, auch Fund stück, mit dem selben
Rechte des Heimfalls wie bei 1. ,Als nun diss Gotts-
haus all herrlichkeit hat, [u. A.] müllifäch, lebendig,
todt, abständiges, auf dem erdrych. auf dem wasser,
verrunnen, sehwebend oder versunken, auch das, das
leben nie gehabt, aufzeheben und als eigen guot, wie
dann ein landherr das pflegt ze tuen, ze fassen.' XV.,
GvWyss, Abtei Z. Dazu die Erläuterung in der selben
Urk.: ,Mullj-väch, wird genannt väch klein oder gross,
gehörnts oder ungehörnts, holz oder anders auf dem
erdrych oder in wasser, das von manigklichen 3 tag
und 6 wuchen ohnansprechig gewesen ist.' ,Anno 1543
gefiele ein acker auf dem geheid bei Ölten zu Mulefe.'
Hafner 16G6, dazu die ,Nota : Mulefe, oder mulfe und
Mulafe ist ein altes Wort und Recht, dass wann ein
stuck Viche, Wein etc. ein lange Zeit unangesprochen
bleibt, oder ein unbeweglich ding, aber in 6 oder mehr
Jahren von dem rechtmässigen be.sitzer nicht nach-
gefragt wird, so fallet dasselb einem Amptmann eigen-
tumblich zu.' , Mulafe: die entdeckten Schätze und
das bei Dieben gefundene Gut, verlassenes Land.'
JvAkx 1819. ,In einer schür 53 gl. verborgen funden
und für Mulen Veh achten wollen.' L Ansechen-B. —
3. nach Spreng auch; ein Reit- oder Streitpferd,
welches ehmals ein Dienstmann auf eigene Ko.sten
seinem Herrn zu einem Feldzug stellen musste. —
4. bildlich mit Unideutung: Freitisch, Leckerei.
Syn. .gefundenes Fressen'. ,Parasitus, tellerschlecker,
schmorotzer, der gern mulefe macht ob eines anderen
tisch, der eim in allen dingen recht gibt, allein dz er
mulauf mache und zefressen habe.' Fris. , Schleck
und guot niulfee.' Ruef 1550.
Mild, mulafitih, mulefe, mulvike, mulve usw. Das W. schon
früh verdiiukelt, daher die manigfaltigen Umgestaltungeu und
Umdeutungen. ,Alle mulaife.' 1367, Sisgau It Ochs ; ,inula-'
und ,mulen-fee' 1447 It Tschudi ueben eioauder; ,muleBfe.'
1448, Absch.; ,-veh.' 1520, ebd.; ,-fäch.' 1544, ebd.; .niulife.'
<i51
Fach, fech, licll, vidi, focli,
652
1151, ubil.; ,iiiulvrcli.' 103:3, ebil.; sogar ,Umlafeh.' Offu.
B Seit, {umgestellt aus Mvln-, mit Deutung auf um u. lä",
her um schweifen lassen?). Indessen scheint der 2. Teil des
W., wenn er auch urspr. viell. nicht = Vieh war, doch schon
früh auf diesen Begriff gedeutet worden zu sein ; die Ausspr.
<ler Silbe fc in ,mulfe' ^fe, Vieh, ist durch den Reim bei
Ruef gesichert und gerade die Verdopplung .Mulefevich.'
Vertr. zw. Z u. Bremg. 1.527, beweist wenigstens, dass man
selbst bei dem verdunkelten ,-efe-' doch wieder zuerst oder
immer noch an Vieh dachte. Die Schreibung ,Mulafe' konnte
mit verändertem Accente auf ,Maulaffe' umgedeutet werden,
aber der RA. .Maulaffen feil haben' könnte noch eine dunkle
Erinnerung an Feilbieten herrenlosen Viehes zu Grunde
liegen: die wirkliche Etym. v. .Maulaffe' s. Sp. 101. (Viell.
hat sich auch ,Laffe' eingemischt.) Bemerkenswert ist noch
die Notiz, dass ,mulve' in ä. Schriften auch = Lürind vor-
komme, denn dies hed. urspr. ein im Wald verirrtes und
darum laut brüllendes Rind. — Noch weniger sicher ist, ob
der erste Teil des W. Mül, nhd. Maul, sei ; er müsste jeden-
falls prägnant erklärt werden: Vieh, das nur sein Maul hat
d. h. nur frisst und dadurch schadet (vgl. ,fressender Schaden'),
nicht (seinem rechtmässigen Eigentümer) zum Melken und
Ziehen dient: es könnte, immerhin in der selben Bed., mit
Spreng auch an das Vb. .niullen', kauen, gedacht werden.
Bed. i ist zweifelhaft und beruht viell. auf Missverständniss.
.5 konnte nur in einer Zeit aufkommen, wo die ä. Bed. fast
erloschen war und allerlei Umdeutungen versucht werden
durften.
Mulefe-fecli = Mnlfech, s. 0. — Pleonast. auf-
gefrischte Zss.
Melch-Vich: Milclivic^li, Kühe und Ziegen UwE.
Menn-: Zugvieh Z. — Mätnen, treiben.
Mein.sch-. Das Kloster Ittingen hatte 1.5?>1 in
seinem Viehbestand u. a. ,3 houpt meinschvech.' —
, Meinsch' = Jtfünse, weibl. Kalb von 1—2 Jahren.
Gemeind- = Halb-.
Mast-: Mastvieh. .Mostvich.' IT).".!/!«. I. Uec.
Syn. dem folg.
Metzg-: Schlachtvieh UwE. , [Ernstlich zu ver-
ordnen, dass während der Fa.sten kein] Metzgtvech
[aus dem Land getrieben werde].' 1548, Absch. ,Des
Metzgveeehs halber, im faal es ful funden wurde, soll
CS der verköufer wider nemen.' XVII., U. Syn. Sclileg-.
Nutze"- Z, Nutz- Si'iiw: Milchertrag lieferndes
Vieh, im Gegs. zu Galt-.
Bruch-: Zugvieh, im Gegs. zu ,nuiessiggängig
vieh.' Offn. Kadelb. 1(371.
Binder-: 1. aus Rindern (d.i. jungen Kühen)
bestehendes Vieh Uw. — 2. Eindvieli. ,An den
rossen, rindervych und anderem zanien und heinischen.'
GiiALTH. 1584. .Geld oder Pfand. Bindorvech vorab.'
1U05, LB. ScHwG.
Boss-: aus Pferden bestehendes Vieh. ,Küe oder
Rossvich.' 1756, Scnw Rq.
Geschänder-: auf der Weide Schaden tuendes
Vieh. Dim. scherzhaft v. Ungeziefer, das die Pflanzen
zernagt Schw (Hkngeleu). — Von (j'schumku = schädigen.
Schind-: Vieh, das abgetan werden muss. ,Der
hirt sol kein schindvc ut die weide tryben.' XV., Offn.
Fluni.
Schleg-: Mastvieh Gu D. Syn. Metz;/-. Vgl.
,Schley-()chx.
Schmal-: Kleinvicli; Schafe. Ziegen, Kiilbi'r Gl;
UwE.; U. ,Alles unsaubere [;uigestockte| gei.ss- oder
schmalvich soll jedermann ausmusteren.' 1645, Engelb.
.Weder gross noch kleines schmalficht.' Gürin. Statut
1747.
Schnabel- nennt GHeideggek 17.3'2 die Vögel.
Noch jetzt in scherzhafter Drohung gegen Kinder,
wenn sie ihre Beinchen entblüssen: wart, 's Schnahel-
veh nimmt-di'''', die Hühner werden dich picken ZO.
Seh nid er-: Ziegen. .Schwindsüchtigen ist die
Milch von den Kameelen tüchtig und vom Schneider-
vieh.' GHeidegger 173'2.
Strich-: Melkvieh, Milchkühe, allg. .Solle alles
Strichvieh (Milchkühe) äussert unser Land zu fertigen
verboten sein ; einzig ausgenommen solle auf 20 Haupt-
vieh eine Melchkuh denen Welschländern zu Erhal-
tung ihrer Knechte mitzunehmen, erlaubt sein.' 1787,
Gl (Steinm.). — Strich = Zitze.
Ding-: Lehenvieh, das einem Küher gegen Zins
für die Zeit, die er auf der Alp zubringt, zur Be-
nutzung übergeben wird BRi. Vgl. Halb-, Gemeind-,
Trib-: Vieh, das auf die italienischen Märkte ge-
trieben wird Gr; Ndw. Syn. Trih-Hab.
Zug-: 1. zum Ziehen geeignetes u. verwendetes
V. allg. — 2. Zuchtvieh. Katholische Orte erneuer-
ten 1526 das Verbot, während der Fastenzeit Schlacht-
vieh zu kaufen. ,Doch wer Zugveeh koufen [wollte],
so man ziehen und nit metzgen wellt, der mag das
tuon.' Aescu.
Zit-: ein zum ersten Mal trächtiges Rind Sch.
vechlen i'e-'cWrt ApH., I.. M., rc-'/irf« ApK. : l.pers.
a) Vieh halten. - b) den Hirten spielen od. verraten,
in Geruch, Kleidung, Sprache, Benehmen. — 2. un-
pers. a) nach Viehwirtschaft aussehen od. riechen.
— b) roh zugehen. — ver-: durch Halten von Vieh
verbrauchen Ap. Vgl. rer-rösslen.
Vechler ni.: Kuhhirte, bes. wer nur wenige Kühe
hat od. sich mit Besorgung v. Kühen gern abgibt Ai'.
vechlich: viehisch, tierisch, sinnlich. ,Si lebend
vichlich.' Kessl.
über-veehnen -rene: (refl.) zu viel Vieh halten
ZZoll. 3Ier wend-is [wir_ wollen uns] de" [diesen]
Winter nüd ü.
Fichi -/-- m.: Schelte für ein Kind, das viel lacht
ZZoll. — Von dem Namen eines viel lachenden Mannes
iibertr.
,*Föclienze'. Z 1331; 1463; 1538, ,voekenze.' L
1418, ,*vogkeze.' Z 1537; HBull. 157'2, Fogenze
,*Voggenze.' Fris.; Mal.; Z XVL, XVU.; Denzl. 1716.
*Fö(jeze „GG." ; SeHwE., Ma. ; ZS., Stdt, Wint. u. XVIIl..
*Fö(/rssr, *I<Y)gisse übr. Z — f.. jetzt nur in der Zss.
mit -Brod, -BrOtli, oder als Dim. FogessU ZB. : 1. Brot,
das man sich aus eigenem Gut vom Bäcker backen
lässt ZStdtf. — 2. Brotlaib, den man beim Bäcker
kauft, von weisserem Mehl als das Hüsbrod oder
Buch- und Mittelbrod ZB.; übh. Weissbrot Z rS.;
als etwas Leckeres betrachtet: i''' wett [wollte] niu
um es F. ,Es F. macht-mi g'sund' heisst es in der
Parodie eines Kirchenliedes. Fs häd e Maitli z' Mur
im Dorf, me" said-em [heisst es] nif 's VroneygU: es
isst all Tag U Fogessebrod und z' Obig no"'' e VeggU.
In der Regel kleiner, nur halb so schwer als das ge-
wöhnliche (4— 5pfundige) Brot. Daher halbes Br.
übh., dgl. zur offiziellen Armenspende verwendet wurde
ZBül.; 2 '/j pfundiges Br. „GG.;" Si'uwMa., wo es weder
böB
Fach, ferh, tkh. t'iicll. Ivu'li
654
in Jer Gestalt noch in der Qualität vom grossen
Laibe verscliieilen ist. Magst es F.-Brötli 'träpe"
(oiler p'lupf'c")'^ trafst man ein Kind, indem man es
(in grobem und getahrlicliem .Scherzo) bei den Ohren
zspresst und in die Höhe hebt. In der Regel von
.aufgesetzter' Form, d. h. mit einem .Kopf- versehen.
■i. T. im Unterschiede zu dem mehr platt gedrückten
uder ganz scheibenförmigen Haus- oder Schwarzbrot;
ibnh hiess z. B. in ZGlattf. auch das walzenförmige
Hr., das man aus der Stadt bezog, so; auch in ScnwMa.
hat es zufällig die letztere Form. Übrigens ist der
Name allerorten im Aussterben begriffen.
Von ilcr Volksetymologio auf dun ,Yogt, dem, wenn er
zum Gericht kam, Weissbrod vorgesetzt werden nuisste', ge-
deutet, daher viell. die schon alte Schreibung .Vogentzer' und
iiiR'li die Vertauschung des richtigen -t/t- an -3 ('jn)-. Demi
das \V. hiutet nihd. voihenzc, ahd. Juclianza und mit ch auch
in sämmtlichcn obd. MAA., richtig entsprechend dem miat.
vocitntki, dies mit eingeschobenem n aus focacia (it. fucaccia,
frz. Jouacc, churw. fityam-hit, fuaUeha ; s. Farjunvlil-Pitte und
vS^.foca<jc, Herdstattzins, in den Öffnungen der frz. Schweiz,
und ,fockatzen', Bezeichnung von Häusern in L 1.501: ,syn
guot genannt die f., so zwischen der [Chor-]Herren im Hof
beder f. golegeu'), eig. auf dem Herd, focue, (in der Asche,
ohne Hefe) Gebackenes. Also das Hausbrot im- Gegs. zum
gekauften, bei uns in städtischen Verhältnissen (L; Z), so
weit unsere Kenntnisse zurückgehen, zuerst das durch
eine besondere Klasse von Bäckern verarbeitete
Hausgut der Bürger. ,Swele ptister [welcher Bäcker]
feiles bachet, der sol einen tisch han in der brotlanlien;
sweler al)er vochenzius bachet, die sulln niemau enkein brot
gol)en, wann [ausser sc. Demjenigen] der in [ihnen] kernen
vorhin git.' Z Ratserk. 1331. ,Die pfister, die v. bachent,
snlln sweren, dass si menglichem, der in zc bachenne git,
dem soll man syn körn an brot wider geben by dem eide.'
ebd. , Weiher pf. vockenzen bachet, der soll anders kein
wyssbrot noch kernc"s nit bachen noch feil hau.' L Ratserk.
1418. Es konnte solche Bestellung auch von Korporationen
und Anstalten ausgehen : ,Dass man am Berchtoltage uss dem
gn\eiudsseckel nüt me verzereu solle denn ein mütt vochenzer
brot und ein feissten ziger.' 1533, ZV?icd. .Demnach wollen
wir uns mit sollichem gebächt [nämlich für den Spital usw.]
gar gern ein höcher gewicht, weder aber [als] das voggentzer
brot, von urchen kernen gebachen, hat, nach unserer Gn.
Herren gfallen uffsetzen [vorschreiben j lassen.' Snppl. d. Z
Fogenzer 1544. ,Zuo den predigern ordnet mau zwen grosse
häfen, darinn man muoss kochet, und daruach alle tag den
armen ein grosse kellen voll sampt einem fierteil vocketzer
brots ussteilt.' HBuU. 1572. Es war nämlich von diesen
Bäckern der Gebrauch eingeschmuggelt worden, das Brot in
verschiedenen Qualitäten herzustellen. Schon 1537 konnten
sie sich daraufstemmen, ,dass man von yewBlten her zweierlei
bttttel [Beutel am Mchlkasten, demnach zweierlei Sorten
Mehl], dessglychen ein wenigli honen zum vogketzer brot
nach zimmligkeit, damit der teig dest gerner byeinander
belybe', verwendet habe, und der Bat erteilte ihnen damals
die Erlaubniss, so fortzufahren, ,diewyl von altemhar zweierlei
lirut, ein wyssers und ein rüchers, für den gemeinen armen
mann, by den vogketzeren 'bachen und darzuo allweg ein
kleine)! [wenig] honen im vogketzer teig (als man dennacht
inen pfligt allerlei korns, das etwa nit zum besten, ynze-
schütten) 'brucht worden.' Allein nach der Ratserkenntniss
von 1593 sollen sie ,einem wie dem andern glyches brot
geben und also wyssers und rüchers brot von einerlei mel
zebachen inen abgeschlagen syn.' Das F.-Br. sollte von
Rechtes wegen die Mitte halten zwischen dem Gebäcke der
Feiler (ans Sennnelniehl) und dem Küchhrod. Damit stimmen
die Angaben von Fris., Mal., Denzl. 1556 — 1716: ,Panis
seCHnd(arihis, civilis, autopyros [!] : Bnrgerbrot. haussbr..
Voggentzerbrot by nns genannt, das nächst nach dem weiss-
brot.' In eiuer Erwägung des Rates von 1572 wird aus-
drücklicli gesagt, ilass ,der mentsch mit dem voggentzerbrot
vil bass und s;itter dann mit dem feilerbrot gespyst werden
mag.' Auf der andern Seite .sehen wir dem Spitalmeister
i. .1. 15'J4 die Vollmacht erteilt, da Spital uiul Alnuisenainl
das Bereiten ihres Bedarfes, der natürlich im Allgemeinen
iu liuchbrod bestivnd, selber an Hand nehmen, den öffent-
lichen Pfistern , Kernen zu wyssem voggeutzerbrnt, etwann
krankenen lüten ald sust zebruchen, uss dem almuosenamt
ynzuoschutten.' Ein Jhdt später (1699), da Teuerungen die
Bürger veranlasst hatten, wieder im eigenen Hause Brot von
gröberer tjualität zu bereiten, vernehmen wir die Behauptung,
dass ,.Iedermännigk!ich Reiche und Arme das Voggenzorhr.,
ob es auch gleich iu böcherem Preis, dem anderen vorgezogen,
und also lieber mit einem kleineren und guten, .als aber
grösserem und räucheren! Stuck Brot sich vergnüegen wollen.'
Den genauem Nachweis über die Bestandteile des Foggenzer-
brotes erhalten wir durch die Pfisterordnung von 1417 (re-
petiert 1448): .Dass dieselben Vockcntzer söllent gerecht
guot brot bachen von guotem kernen j Dinkel], als dass sy
darnnder weder roggen noch gersten mischen. Item dass
die egenaunten von den lüten, so sy dann bacbend, je unter
40 mütt kernen einen mütt honen für einen mütt kernen
nemmen söllent.' Nur für Weijijm (halbe Laibcy) durfte zu
gleichen Teilen Roggen unter den Dinkel gemischt werden.
Um die Abrechnung zwischen Bäcker und Kunden zu ermög-
lichen, musste auch das Gewicht der Laibe normiert sein.
Nach der Z Verordnung von 1417 ,süI1 derselben broten
jetlichs wägen 2 kleine pfund und 4 lot.' Dies betrifft das
Zvmragi-Br., d. i. je 20 Laibe aus 1 Viertel (des MUttes)
Dinkel. Es durften aber auch Zi'chni-, Drinsiji- und Vicrzgi-
Laibe ausgewirkt werden. Später (1693. 1700. 1757) wurden
(auf obrigkeitliche Backproben hin) sorgfältigere Unterschei-
dungen gemacht und konstatiert, dass ,von 6 Viertel des
besten Kernenniehls [entsprechend einem Mütt d. i. 4 Vierteln
Kernen] 50, von 5 '/2 Viertel des mittelmässigen Mehls 4 7
und von 5 Viertel 1 Vieriig des geringeren Mehls 44 Vogezer-
brot, jedes 2 Pfund 1 Vieriig schwer, gebachen worden."
Aus der Herrschaft Eglisau wird 1698 das Gewicht eines
,Voggentzerbrotes' zu 2 Pfd angegeben. Als ein Brotlaib
von bestimmter (Jrösse wird das F.-Br. auch in der bis
1S2'J gültigen Z Waisenhausordn. von 1771 erwähnt: ,ein
Fogenzer Brod [je] Mittag, Abend und Nachts wird vor die
Dienste in 8, vor die Kinder in 12 Stück verschnitten.' —
Das Aufhören der Naturalgültzinse war auch dasjenige der
.Focbenzer'; der Bäcker war nur noch , Feiler' und die ,Fo-
cheuze' war fortan feiles Brot, der Name dehnte sich nun
auch auf die Landschaft aus und zwar indem die anfänglich
bloss sekundären Vorstellungen einer bestimmten Qualität,
Gestalt oder Schwere die alleinigen geworden sind. So ward
in Winterthur ,ao 1630 das Vogenzerbrod, ein neu Gebäck
(leichter als das andre Br., aber von feinerem Mehle), an-
gefangen', und dasselbe erscheint noch 1751 in den Satzungen
des Musikcollegiums, indem an der fronfastlichen Musik-
mahlzeit den abwesendiii MitL'li.d.in u. A. je ein halbes
,V.-Br.' ins Haus gesclii. kt «,Mlrii soll. In ZStdt selbst
aber lauten am Ende d^•^ XVIll. ilie .\ndeutungen über die
Qualität eher geringschätzig (s. JHWas., Geld S. 48 f.; Mu-
seum 1789 S. 469). Noch in den ersten Jahrzehnden unseres
Jhdts Hess man in ZStdt F.-Br. aus eigenem Kernen backen,
welches derber war als das gekaufte .Herrenbrod'. — S.
übrigens Das Brot 1868 S. 123 — 130.
*Fochenzer: 1. Bäcker, welcher das von seinen
Kunden ihm , eingeschüttete' Korn mahlen Hess und
davon eine bestimmte Anzahl gesetzlich normierter
Brotlaibe für dieselben buk, auch etwa das Mehl als
solches oder zu blossem Teig verarbeitet zurück-
erstatten musste Z XIV. —XVII. Die F. durften auch
den Auftrag, das Korn für den Bürger zu kaufen, an-
nehmen, in beschränktem Masse Korn vorstrecken und
in Zeiten der Teurung Brot verkaufen. Sie buken t.
.Brote' aus lauter Dinkel zu '2 Pfd 4 Lot, t. Weygen
(355
Fach- flieh. FachK fuchs
656
aus l>iiik«l mit IJo^'gen zn 2 Pfd 8 Lot. Sie waren
scliuldig, ,von einem mütt kernen 90 pfund zegeben
I die Feiler nur 80] und das überig, so am mütt über
die 90 pfund fürschüsst, [sollte] dem v. für syn arbeit,
holz, salz, für und belonung belyben, doch inen ir
alter lohn, als von einem mütt 1 Schilling zuosarabt
dem grüsch [Kleie], hiemit nit benommen syn.' Z
Pfisterordn. 1530; 1593. Vgl. Feiler, Kllnbäck (anton.)
und Hüsfürer, Hüsbäck. ■— 2. Bäcker, welcher Weiss-
brot (,Fochenzen') und zwar auf den Verkauf backt
ZWint. 1630 bis An f. XIX. .\ntonym Hüdnid;. -
3. „Brotlaib von halbem Normalgewicht GG."
Mhd. fochinzer. Die einheimischen Formen des W. s. u.
FoKhenze. — Vgl. Das Brot S. 130—147.
fochenzin: so wie es durch den ,Fochenzer' be-
reitet wird. ,Dass die vochentzer vochentzis brot
bachen söllent.' Z Phsterordn. 1463. ,Vochenzis' subst.
Ntr. = Fochenzer Brot. S. u. Focheme.
Focher m.: Fächer ÄARued. — 'MM./udur aus lat.
/uvarius, Instrument zum Anfachen des Feuers. Syn. Wäjer.
Fncllle f.: nichtsnutzige Weibsperson LG. — Vgl.
J-'lH-hlle.
Fcchd, Ur-, Ge-; fechden s. Fich.
Fachs— fuchs.
Vgl.
ch diu (irupiM
Fachs Fa.r m., F(ue" (PI.) BO.; Gr; Uw; U; W:
1. glattes, kurzes, borstenartiges Gras, nie recht
grün, das an Abhängen, etwa auch aus Felsenritzen
hervor büschelweise und um Sennhütten wächst; bes.
Borstengras, nardus stricta, oder Knäuelgras, dactylis
glomerata B; Gr; U; W. — 2. Heugras, bes. dürre
Liesche, phleum GnNuf. ; Berg- und Wildheu, das spät
zeitig wird und seiner schlechten Qualität wegen auch
etwa bloss zur Streue dient UUrs., daher hier von
einem alten Junggesellen spottend gesagt wird, er
könne jetzt auf die F. gehen, d.h. er habe keine Aus-
sicht mehr auf Verehelichung. Me berchiiiiiit [be-
kommt] du chüm F., so viel wie kein Hen W. Auch
etwa Farnkraut, das zu Streue verwendet wird BBe.
— 3. als PI.: die Rasenbänder an felsigen Halden,
wo das (immerhin keinen geschlossenen Rasen bildende)
Gras gemäht wird GrV., Spl. ; in de" F. mäjen.
Mhd. n«7)« m. und u., Haar, bes. Hajirschoiif. — Syn.
zu 1 und 2 : Anni (Sp. 264), Bur^t, Fwj,j, Grui:-,, hinyrrn,
HumUhar, Näincli, SopjK, Vlulf.
Gemsch-: Borstengras, nardus W.
fachsen faxen: 1. Fachs od. das von den Fachsen
gewonnene Wildheu fressen, in Fachs weiden, wie
die Schweine tun GrV., Pani. — 2. „den Fachs schnei-
den und zur Streue des Viehes einsammeln BO.; U; W."
fechsen: eine Manipulation mit dem Flachs und
Hanf. Nach der Frauenf. Stadtordn. v. 1331 wird ge-
büsst, wer gerösteten Flachs oder Hanf in ein Haus
legt und da zurüstet, ,schwingt, bleuelt oder lichset.'
Es könnte das Hecheln gemeint sein, wobei die zerteilten
Fasern, die sich allerdings einem Haarbusch vergleichen
lassen, geschlichtet werden. Allein wahrsclieinlicher ist obige
Lesung zu verbessern in ,dichset' von dechb-en.
Fuchs, Fii.x — PI. Fügsch Gr — Dim. Fügschi
Gr: 1. das Raubtier. Auf seine rote Farbe spielt
ilic L K.\. vom ,F., der durch dieKuche gelaufen sei'
(wenn eine Speise angebrannt ist) an. Ähnlich in
AAEhr., wo man, wenn das Sauerkraut od. die weissen
Rüben während des Kochens rot geworden, singt: de
F. ist drüber g' gange'. Und eine Z Kochregel lautet:
de'' F. mues de" Schwanz dtir''' d' Bäbe'' 'zöge" ha",
d. h. die weissen Rüben sind erst dann gut, wenn sie
ein bischen angebrannt (rötlich) sind. Vgl. 2. 3 und
das Spiel mit dem glinunenden Hölzchen, auch die
mythol. Beziehung des Tieres. Auch andere äusser-
lichen Eigenschaften des Tieres spiegeln sich in der
Volksspr. : ,So viel Tag im Jahr, so viel der F. am
Schwanz hat Haar' ZWl. (Schnellsprechübung). F., F.,
de hättst e" guete" Schuester g'g'e", de hast de" Borst
im Mül (Aa Kinderlied). Luege" wie-n-e" F., mit
kleinen, schlauen Augen lauernd beobachten S. Er
wird zum Wetterpropheten, indem er vor dem Eintritt
kalter Witterung billt. I'"* hän en F. g'höre" belle":
es ipird no'hnol rüch ZO. Billt er im Dez. oder Jan.,
so tritt, sagen die Jäger, grosse Kälte ein. FrTschudi,
Tierl. Man hält ihn darum für empfindlich und lässt
ihn sagen: ,Wenn die Sonne im Winter 7 Mal auf-
stände, müsste ich 7 Mal erfrieren' [indem es beim
Sonnenaufgang am kältesten ist] ZKn. Vor Allem
aber ist er der Typus der Schlauheit, daher man einen
hinterlistigen Schlaukopf F. nennt. Und diese Eigen-
schaft ist unzertrennbar mit ihm verbunden: ,der F.
lasst wol seine Haar, aber nicht seine Art.' JMey. 1692.
Wenn dC F. prediget, so muess-me" d' Gans i'tiie"
[einsperren]. Sulger. Man fürchtet den schleichenden
Räuber, wie sonst seinen Vetter, den reissenden Wolf:
Wcm-me" com F. redt, so ist er noch [nahe] oder reit
[iron.] AABb. In der Tiersage übertölpelt er den
Hasen, der durch Einfalt sein Gegenbild abgibt. Noch
das TiERB. 1563 erzählt: ,den hasen betriegt er mit
schimpf, mit im ze gopen [mit Spass, indem er mit
ihm spielt].' Daher noch die Gl KA. : F., blss-nii'''
nüd, ich bi" e" Has [eig. = ich fürchte mich, aber
jetzt in übertr. S. : mach mir Nichts weis]. ,Ha, F.,
byss mich nicht!' lässt UBragg. (1780) ein Mädchen
zu einer neckenden Kameradin sagen. Auf den ver-
schiedenen Charakter der beiden Tiere bezieht sich
auch: ,Du musst ¥. und H. sein, dich in alle Sättel
richten und schicken.' JMey. 1692. ,Du kannst nicht
F. und H. zugleich sein, auf beid Seiten hinken.' ebd.
Man sucht dem diebischen Tiere mit Fallen und mit
Hunden beizukommen. ,Ratsherr zu werden fehle ihm
nicht und auch seinem Bruder nicht, sie hätten aber
auch dafür getan [die erforderlichen Mittel angewendet]
und dem Fuchse gerichtet.' Gotth. Aber Fuchs muess-
me" mit Füchse" fange" [d. i. List wider List anwen-
den]. Sülger; ursprünglich wörtlich gemeint; so bei
Boner: ,Swer [wer] fuchs mit fuchse fahen sol, der
bedarf guoter listen wol.' Vgl. Gr., WB. IV 1 a 333.
Die Hunde wagen sich nicht gerne an ihn, weil er
äusserst lieftig um sich beisst (vgl. fiichstvild, -taub).
Daher wird in dem Spiele ,F. us-em Loch (od. iis-der
HüUy dem F. neckisch zugerufen F., F., blss-mi-''
nit! RocHH. 1857, 29 u. S. 95. ,Dann si ouch den F.
nit hand wollen byssen [weil es ihnen auch nicht so
Ernst war, anzugreifen].' 1521, Anscii. .Aber er [Herr
von Neuenburg] wollte den f. nicht bissen, sonder
wiche widerunib zurück.' Wurstis. 1580. .Die da Feur
speuwen sollen, wollen den f. nicht bissen.' ebd. Man
freue sich seines warmen Pelzes nicht, bis das Tier
wirklich todt ist. Im Spiele mit dem glimmenden
657
Faclis, IV
lirlis, forhs. flichs
658
S]iaii (lii;., \Vl;. IV 1 a :l:ll/-")) liris.st es .liihor: .Slirbt
der /•'., so ,'/'/' der Bidij, Ja'IiI er huifi, so wird er iilt,
Lebt er, so lebt er, Slirbt er, so st. er, Ist er tod, so
sei er t., Denn isst er tceder Chäs na Brod ZW. Das
Tier sucht den Schutz vor den Menschen in weiter
Abgelegenlioit. Wo ('d') Fuchs und fd'J Hasen e.n-
luidiere") guet Nacht säi/efnjd (oder nend Av It T.)
bedeutet wie ü ('SOJ Stund hinder Gotterbarm eine
{Tleichsani von Gott und Menschen verlassene Einöde.
I>cr F. ist auch sorgfältig und Jvlug in der Wahl und
Kinriehtung seines Baues. , Lange überlegte und stu-
dierte er [wie machen]; endlich hatte er dem F. ein
Nest gefunden.' Schweiz. Volksfr. 1848. De'' F. weisst
me als ei" Loch [Ausweg]. Sulger. Und aus seiner
Burg lässt er sich nicht leicht heraus locken noch
schrecken; aber de'' Hunger tr'ibt [sogar] de" F. us-em
Locli. ebd. Allein obwohl .alte Püchs bös [schwer] be-
triegen sind.' JMev. Iti9'2, heisst es doch wieder die
alte" Fuchs sind no''' all g'fange" cho" [worden] BS.,
und ,wcnn der F. zytig wird, so treit [trägt] er syn balg
sSlb hinzue.' Bossh. Wint. Chr. — Dämonisches Wesen
des F. und viell. Beziehung auf Donar (der Farbe
wegen V) tritt mannigfach hervor. Ungern hat man es,
wenn Kiuem Morgens zuerst ein F. über den Weg
läuft, denn in ihm, bes. wenn er dreibeinig erscheint.
steckt der verkappte Teufel; s. Lux. Sag. 186 und
ebd. 350 die Erzählung vom Fuchse, der nicht ge-
schossen werden kann. Von verzauberten Füchsen
erzählt man eine Sage in (jRPr. ; obschon geschossen,
hiufen sie dem .Jäger, der sie heim trägt, vor seinem
Hause davon und rufen ihm höhnend seine ihm ge-
läutige Verwünschung: ,dass dich die Hexen ritten'
zu. Ali'kni'. Nach Rochh. jagt ein dreibeiniger F. im
Geftdge des 7'nrst an Stelle des Hundes. Über den
feuerschnaubenden, doppelten F. s. ebd. 1856, '2, 333
und ebd. S. 393. Dem Glarner heissen, It Rochh., auch
die Alpengeister Füchse; als feldhütende Grenzgeister
dienen sie dem Ackergotte Douar oder sie tragen.
wenn ,F.' so viel als ,der Haarige' heisst. ihren Namen
direkt darum. — '2. (FttX'i GRPr.): rotes oder braun-
rotes Pferd, allg. ; auch eine solche Kuh, Schaf,
Ziege; und zwar als Gattungs- wie als Eigenn. Aa; ßO. ;
Gr; L; W. ,Im vierten wagen stuondend schümmel
und füchs.' 1531/48. Zachar. .Equus rufus, Fuchs.'
Denzl. 1677; 1716. Rothaariger Mensch, der dann als
verschmitzt gilt Aa; BO.; Gr; L; S; Z. Syn. Flachs.
Vgl. noch Miir-f. — 3. Name der Feuerglocke
BsLie. — 4. Gewinn durch List, heimlich auf die
Seite Geschafftes S. D' Ghnechte mit ire Chornchäste-
füchse. JScHiLD. Mit Chorn, Eiere, Anken oder dürre"
Schnitze" Füchsli mache", ebd. ,Es sagt keine [der
S|iinnerweiber] dem Mann, was sie wirklich verdiene,
alle sagen ihm einige Batzen minder und heissen dann
das hinter dem Mann also Ersparte ihren F., mit dem
sich jede Etwas zu gute tat; jetzt fürchteten sie, das
Hatzensparen der Kinder möchte ihnen ihren F. aus-
liringen und kleiner machen.' HPest. 1790. — 5. Die
letzte Garbe, in welcher eine schützende und seg-
nende Kraft verborgen ist; Etwas davon in die Krippe
gelegt fördert das Gedeihen des Viehs, welches bes.
niilchreich wird, wenn es am Weihnachtsabend während
des Einlaufens mit den Ähren der letzten Garbe ge-
füttert wird. Diese wird oder wurde auch gemeinsam
mit der ersten unter dem Vordach der Scheune be-
festigt, den Vögeln zur Speise. Syn. Rätsch''ogel,
Schweiz. Idiotikon. I. 5.
Qi'iggel, (Hiiclsgarb, Glückshämijfeli, Has, Grussmüe-
terli. — 6. Fax, Fügschi: der Brotanschnitt Gk.
Syn. Ögschi (Sp. 132, 8), Hubel, Scherh, Anhau. —
7. Lederige F. in der RA. sänne" tvie-n-e l. F., vor
Schmerz oder Zorn das Gesicht verzerren S nj. —
8. Name eines Kriegsschiffes der Urncr im XIV.
Vgl. Gans; Bär.
Die zweisilbige Form bei 2 ist augolohnt an lirum''. —
Die Verwendung \m S. von 3 wohl mit Beziehung auf das
,rote' Feuer. .5 ist als tiergestaltiger Vegetations-Däiuon auf-
gefasst. der wälireud des Schneidens sich endlich in die letzte
Garbe flüchtet. (> scheint den Gegs. zu 5 zu bilden; doch
vgl. auch Ausdrücke wie Stubenfuclu, der Erste in der
Stube: auch könnte die Benennung von der Farbe herge-
nommen sein. 7 : der Ausdruck .lederner F.' kommt in dem
.Fuchslied' der Studenten vor: ,So wird der lederue F. eiu
Burscli.' Das Verzerren des Gesichts erinnert au die Quä-
lereien, denen die , Füchse', jungen Studenten, bes. bei der
.\ufuahnie ausgesetzt waren. — S. noch Fohe.
Edel-. ,In verschiedenen Gegenden der Schweiz
hat man für F. nach ihrer unterschiedenen Färbung
eine Anzahl eigentümlicher Namen, so: Brand-, Gelb-,
Edel-, Sonnen-, Bisam-, Kreuzf., die als mehr nur zu-
fällige Spielarten zu betrachten sind.' FTscnrni, Tierl.
Ofen-: wer am Sylvester zuerst an den Ofen geht
Z. Syn. Ofenfhider, Ofenkatz; vgl. Kuchi- u. Stubenf.
Gel"- G'el-: 1. eine Spielai't des Fuchses, s. Edelf.
— 2. das Spiel F. zum Loch B.
Gold-, Rappe"-: ein (betrüglich) auf Erwerb
Bedachter G. F'' sig en G. dar''' und di'ir"'', en Chnorzi.
Feitrer 1881.
Kuchi-: wer am Neujahrstag zuerst ilie Küclie
betritt Aa.
Krüz-. .Werdend in unseren landen nit gefunden,
sonder aus frömden nationen gebracht, sind seer kost-
lich an der gstalt; habend überzwerch einen strymen
wie ein kreuz durch beide vorderen füess.' Tierb. 1563.
Dagegen behauptet Wagn. 1680, dass sie in der Schweiz
zuweilen sich finden und beschreibt diese .vulpis cruci-
gera' als mit einer vom Kopf über den Rücken bis
zur Schwanzspitze laufenden schwarzen Linie, welche
durch eine zweite über die Vorderfüsse laufende ge-
kreuzt werde, ausgezeichnet.
Lämmer-: grösserer Brandfuchs, weil den jungen
Schafen sehr aufsätzig. JXSchnyb. 1782.
Mür-: Schwingelgrasfalter, pai'arge megsera,
ein Schmetterling von braunroter Farbe, der u. A.
gern an Mauern sitzt Z.
Blau-. ,Der Füchsen behndt man dreierlei ge-
schlecht, nämlich Brandfuchs, Kreuzfüchs und Blauw-
füchs.' Tierb. 1563.
„Bluem-: mit weissen Haaren gefleckter F."
Säug-: eig. die Füchsin in der Zeit, da sie Junge
hat; übertr. eine zänkische Frauensperson. Sprhhw.
1869. ,Die Köchin ist wie ein S.; wenn man unter
der Türe steht, riskiert man, dass sie Einem in die
Beine schiesst.' Gotth.
Schuel-: Schüler, der von seinen Kameraden Alles
ausspäht, um es den Lehrern zu hinterbringen Z.
Stuben-: wer am Sylvestermorgen zuerst die
Stube betritt Ap; Sch; Schw; Zg; Z. Wer z' erste" -
botts [zuerst] i" 's Schuelhüs schlicht, kriegt Stubefuchs
zum Titel Z.
42
059
Faehs-fiichs. Facht -facht
660
Mail k.limtc den .SV.- (iiiiil ili'ii "./«/.-) F. vum Bi'gi-iff dqs
huinilidicn Sehlcidiürs aus erklären, wie ilur obige Vers es
uffenbar auch meint: allein der ,Pfiugstfuehs' ist ,(ler Letzte
an Pfingsten' u. F. ö die letzte Garbe.
Katzen-Gefux n.: Durcheinander Bs.
fuchsen (-.<-); I. intr. 1. dem F. Fallen legen,
Füchse fangen oder scliiessen B; Z. — 2. wie
ein , Schulfuchs' durch Angeherei, freiwillige Ar-
beiten, devotes Benehmen das Wohlwollen der Lehrer
zu erlangen suchen Z. — 3. fuxe: „den Mädchen
nachjagen" und Unzucht treiben Sch; W. —
4. „angebrannt riechen LG." Vgl. Fuchs 1. —
.5. um die Wette nähen oder stricken, so dass
z. B. eine gewisse Zahl Maschen, Stiche, Nadeln als
Ziel gesetzt werden Th. Syn. Häsli jage"; fechten.
— IL tr. L mit Sach-Obj.: „Kleinigkeiten, wie
z. B. Naschwerk listig entwenden LG.- Etw. etceg f.
G. — 2. persönlich, a) fuxe": necken, reizen,
zum Besten halten, überlisten, betrügen ; plagen, quä-
len, durch Spott. Nergeleien, allerlei Zumutungen,
Schelten Aa; Bs (.r auch BsLd); B (.c); Gr; L; G; Sch;
SiHwE.; S; Tb; Uw ; W; Zg; Z. I^'' dm" d' Bliebe"
(fern e Bitzeli f. dermit Bs. En Hund f. Zg. Einem
in der Schule, an einer Prüfung mit Fragen zusetzen
GSt. In Versuchung bringen GnVal. Auch unpers. :
es faxt (fuxet ScnNnk.) >«/''', es ärgert mich, ich
schäme mich Aa; Bs; Sch; S; Uw; Z. — b) (durch
Quälereien) herumtreiben, verjagen. .Mit tröwung,
sy in kurzem uss dem kloster Mury zue fuchsen.' HBull.
1.572. ,.\ls der Grav an die Letze zogen was, ward er
unsuber von dem Landvolk dannen gefuchset.' ebd.
Bcd. I 3 erklärt sich aus der Hitze, mit welcher die
inäuulichen Füchse die Weibchen verfolgen, so dass sie sich
darüber sogar fangen lassen, h ist der Jagd entnommen.
Zu II 1 vgl. Fuchs 4. 2 a wird zwar fast durchweg mit j-
gesprochen, auch wo sonst die Lautverbindung /» gäng und
gäbe ist; diese Ausspr. führt von der Abi. von Fuchs ab,
doch in UwE. hört man fii/se und die Begriffe lassen sich
Wühl auf den F. zurückführen, der unmenschlichen Quälereien
vcin Seite der Jäger ausgesetzt ist. Die Bed. des Betruges
cutwickelt sich aus derjenigen des Vexierens, kann aber auch
selbständig auf der Vorstellung vom listigen Raubtiere be-
ruhen. St. 's Angabe ,das Geschäft eines Pädagogen treiben
(Burschenspr.) Aa; B' wird, weil er dieselbe unter die trans.
Bedd. setzt, heissen: die Schüler mit übertriebener Strenge
behandeln. Jedenfalls bezieht sich die Bed. 2 h auf den F.
und seinen Bau. — S. noch /uxeu.
ab-: obstuprare L (Ineichen). Vgl. fuchsen I 3.
US- in dem Ptc. usg' fuchset, usg'fuxt, von einer
gemeinen Dirne „Ar; L;" W.
Puchser (-.r-) ni. : 1. ..Jagdhund für Füchse
VOrte." — 2. „Mädchenjäger Ap; L."
Knollen-: dicker, runder Tölpel L. - VhiiotU- Imt
die gleiche Bed.
Burrli-: schlechter Wein Z rS.
Der Wein als Quäler des Gaumens, und Magens; Bunli
dient zur Verstärkung des Begriffs, vgl. bimii-muntei: Der
Ausdruck ist aber eig. nach dem syn. I'uirli- (TiirU-) Gujer
gebildet.
Pfennig-. Kappe"-Fu xer: Geizhals G;Th;W.
Vom \h. fuchsen in der Bed. II 2 a abgeleitet, Kiuer, der
schon um eines Pfennigs willen Andre quält, od. der Pfennige
zsrafft, wie der F. überflüssige Beute, welche er irgeiulwn
verscharrt. Vgl. /■'»cA« i.
Geselle"-: der grösste .Nutliobel' .\a.
Als unbequemes Werkzeug, das die Arbeiter ,fuxt', indem
es leicht aus der Kinne springt oder an einem Ast anstösst
und stecken bleibt, auch mühsam zu handhaben ist, indem
es 4 — 6 Hände erfordert.
ge-fuchset (-.c-): fuchsfarben. rötlich GWe.; U.
fuchsig: L schlau Uw. — 2. „auf den F. er-
picht; von Jagdhunden, welche lieber den Füchsen
als den Hasen nachgehen." — 3. „angebrannt, von
Gemüse LG." — 4. ärgerlich, verdriesslich (obj.)
Bs. — Zu 3 vgl. F. 1. 4 v.iui Vb. (II 2 a) abgeleitet.
füch seien: nach dein F. riechen. Dial. 19.5.
füchsin: vom F. herrülirend, von Fuchspelz ge-
macht. .Ein f. teckli [Decke]. F. füeterli [Futter].'
XIV., L Vo.gtrechn.
Facht l s. Fach Sp. 637. An-Faclit s. b. an-
fechten.
Päcllt II AfH., M.; GStdt, T.; Tu; Z. Pflicht
AfK. tw.; „B"; Gl; Gr; GA., 0., Wa., Fach Sch; Z
— f.; „n.": I.Vertrag, Satzung. So diejenigen von
Alpgenossenschaften, die im XIII. dem Kloster Muri
zinspflichtig waren. Argov. II 38. — 2. die amtliche
Kontrolierung von Mass und Gewicht; das
konkrete gesetzliche Mass selbst Ap; „Gr"; GStdt
(nur mit Bez. auf das Brotgewicht). .Gemeinden,
welche eigene F. haben.' ApA. Verfass. 1854. .Die
Jahrzahl der vorgenommenen F.' ebd. , Sowohl für
die trockene als nasse F.', d. i. für feste Stoffe und für
Flüssigkeiten, ebd. ,Ehyntaler niijss und vac]it(e).'
1463, Abtei G. , Sollen die vacht und onien in kupfer
machen.' Bheint. Rebbrief 1471. Syn. s. Ich Sp. 73/4.
FächtU n. auch das Eich zeichen Ap. — 3. das
rechte, gehörige Mass. a) (subj.) „die Fertigkeit
richtig abzumessen. Von einer Köchin, welche bald zu
viel, bald zu wenig nimmt od. gibt, sagt man, sie habe
keine Pfacht Gr." Du hast «W'' gär kei Pf., bist ein
Nimmersatt, hast kein Mass im Genüsse Gr UVatz.
Es hat l-ei Pf., hat kein Mass GG. Syn. Fecht. —
b) der zugemessene Anteil an Speise und Getränk
Ap; „B;" GA., T., W. Er trinkt sl F. nüd G. Gerne
in dimin. Form. Er hed g'rad asa 's FächtU möga., ver-
mochte knapp die ihm zugeteilte Portion zu bewältigen
Ap. .Deinensum, porz oder pfrüendle oder bestimpt
mess, so man yedem knecht für sein narung all monat
gab, die vacht (vaacht).' Dasyp. 1537; Fris. ; Mal. und
darnach Denzl. 1677. — c) (auch Fach Scn; ZStdt
neben Diin. FächtU) das zugeteilte Pensum, Tage-
werk, auch selbst bestimmtes Ap; „B; L;" G (f. u. n.);
Sch ; Th ; Z (f. u. n.). P'' han es F. z' mache' G. / muess
mache [mich sputen], i ha" e grössi F. oder i ha" d' F.
TnTäg. /''• han iez mf F. fd' F.) Z. Nüd me tue'
as 's FächtU, als Einem obliegt; aber auch: als seine
Kräfte erlauben Ap. Es nachtet under de" Bänke',
Die Buebe" müend go' tränke", Und wenn die MeiiU
's P'ach nüd händ, Se müend -s' a" d' Buete denke".
,.\bsolvere pensum, die vacht spinnen.' Dasyp. 1537.
.Die facht, werkstuck, lernstuck: pensum. prasscriptuni.
So du morn dein facht nicht kannst, si cras pensum
tuura nescis.' Red. 1662. .Vacht, tagwerk, pensum.'
Denzl. 1716. .Gebet ihm von Tag zu Tag grössere
Fache auf und gewöhnet es so, luicli und nach sich
Htil
Pacllt, l'echt. licht, loclit. fuolit
662
anzustrengen.' Hirtenbriefe 1777. Syn. Acht Sp. 80;
Hast; Tagwan. — 4. das in bestimmten Fristen Wie-
lierkehrende; die Katamenien. .Einer wirt gfraget,
wann sein Frauw gstorben sei; der antwortet: eben
umb die Zeit, da die weiber d' f. glian band.' Schimpfr.
1052 (Vexierbescheid). — 5. Abwägung von zwei
einander entgegenstehenden Möglichkeiten, ix hed
d' F., ged 's [ob es gebe] morn gurt Wetter; dnss der
Zug e Brosttüechli ged, zu einem Gilet hinreiche Ar.
Vgl. föchten. Syn. e.s- muess uellen. Vgl. .auf der
Wage stehen', fraglich, zweifelhaft sein ; .einander die
Wage halten', an Kräften gleich stehen.
Mild, phahl f. (m.), alid. jihahta f., Gesetz; Vertrag;
Zius. nhd. .Pacht', ausjxicto, dem P!. des \a,t. jiactum . F für
iinil neben pf wie in Flüme, Fürachi (Pfirsich), oder aus
[leutung von Pfacht als d' F. und aus Anlehnung an Fach.
Has sächl. Geschlecht, welches mitunter gebraucht wird, ist
dem Facht I resj). Fach abgeborgt. — Für die Bed. ,Zins'
bildet Redinger die Verbindung zw. AMhd. und Nhd. mit:
.lue pfocht, facht, giilte, pensuni, demensum. tributum.'
- Vgl. auch noch Fechl; Ficht; Fa,!,: -— Syn. mit :i h. c
i-it l'ßmmet.
Ge- G facht = Facht 3 h u. c GStdt. F. AlU Tag
«»"« Gfächtli trinke".
Mueter-: Originalmass. .Nach den in den Ar-
chivenliegenden Mutterfachten reguliert werden.' ApA.
Verfass. 18.'J4. — Nach nhd. .Muttermass' gebildet.
ßrod- f.: Kontrolierung des zum Verkauf kom-
menden Brotes nach Gewicht und Güte. ApA. LB. 1837;
Verfass. 1854.
,Fäeht, Focht', Ficht f., Pfächtn.: 1. gesetz-
liches Mass GlH.; G Ratssatz. 1504/32. ,Ficht und
Gewicht', obrigkeitliche Bestimmung von Mass und
Gewicht S 18o8. ,Die sond den ztjchenden [zur Mes-
sung] in des kellers hus füeren und mit verbunden)
sack dannen farn und was vecht und wannen lät
[durch- oder zurücklassen], das ist eins kellers.' Hofr.
Lunkofen. — 2. a) obj. der einer Person rechtmässig
zukommende Anteil. HestduPf.? Bis[se\\ z'fride,
du hest dls Pf. Gl. — b) subj. die Fähigkeit, Mass
zu halten. Du hest aw'' gar keis Pf., kannst nie
Mass halten Gl. Eine Köchin, die mit Butter usw.
geudet, hat keis Pf. ebd.
Abgeleitet vom folgenden Vb. Über die Form Ficht s.
ebd. ,Das vicht und gewicht besichtigen.' Sulz c. Zurzach
lilTO. BrauchB. Kadelb. 1671. — Syn. Facht.
Ge-fächt n. : 1. ,Das Aichen oder ,E echtfertigen"
der Masse' Es (Spreng), 's Gfecht ist richtig. Hebel.
Das gesetzlich festgesetzte Gewicht für das Brod Gl.
,Dem Pauli Goldschmid sollen die waagen und das
gfecht überantwurt werden, so er werschaft macht.'
ScH Ratsprot. 1536. ,Verkoufte jemands salz anders
dann mit dem rechten möss und geveehte.' Stadtsatz.
Thun 1539. — 2. rechtes Mass im persönlichen Ge-
brauch. J«* ha" mis Gfächt, genug, z. B. getrunken
Gl. Syn. Pfemmet.
fachte" Aa; Ap; Bs; Sch; S; „Th; U;" Z, 2' fachte"
ApK. tw.; „B;" GlH.; Gr, fichte" A?K.tw.; Gl; G; S
— Ptc. g' facht, Pflicht Ap, pfächtet Gr; GA., g' ficht
kv; S, g' föchte" Aa; Bs; B; Sch; Z -- 3. P. Sg. /äc7i«
Ar: 1. Gefässe mit den obrigkeitlichen Massen in Über-
einstimmung bringen, bezw. sie danach bezeichnen
OlH. ; G; S; und zwar insbes. mit Bez. auf a) Trocken-
inass und Gewicht Aa; Ap; Bs; Gr; „Sni; Th; Z."
.Vom Fichten der Masse und Gewichte.' .\pA. Verfass.
1854; ,gefichtet.' ebd. neben .fachten'. ,Das Reglicren
und Fechten der trockenen Maasse.' Z Gesetze 1806.
Syn. eichen, ichlen. — b) nasses Mass Aa; Gr; Sch;
„U." Syn. , ahmen', «mwe«, heilen. In Ap j} fachten yon
kleinen Gläsern, dag. von hölzernen Trankgefässen
meist teilten; in Bs fachte nach Seiler: Weinfässer
ausmessen und bezeichnen (nach Spreng dafür sinne,
f. dag. nur von Trockenmass, z. B. auch von der Elle).
,Die Zunft zu Weinlcuten focht das Sinngeschirr
des Rats.' POchs. ,Das Fechten der trockenen Masse.'
Z 1806. .Die Frucht- und Weinmasse zu eichen, zu
sinnen, zu fechten.' Hebel. ,Die wynmes sollen ge-
füchtet werden.' Umgoldtarif Z 1376. ,Die selben
mess, so dann einer brucht. alle jar zwei mal zu
fachten by des lands mess.' 1501/44, Scbw LB. ,Es
soll kain wynschenk kainen wyn schenken dann mit
ainem becher, der in jars frist gefacht sy.' Offn. Gott-
lieben 1521. .Ysene stein [Gewichte], so bi uns ge-
fechtet und verzeichnet, bruchen.' 1530, Eon, Act.
.Wer hat die wasser mit seiner gouffen gfochten'?'
1531. Jesa.i. = ,m. s. holen hande gemessen.' 1667.
.Sein sinn oder fächung soll nach dem Homer sein.'
1531/48, Ezech. = ,sein mess.' 1667. ,Die viertel, vier-
ling und messlin und das wyngeschier fechten.' Sfii
Ratsprot. 1547. ,Von jeder ungevechten mass od. ge-
wicht.' 1548, B. .Eichen, sinnen, fechten: mensurare.'
Red. 1662. ,Gefächtete (ao 1530. .gefochtene.' 1583)
und geschworne Wagen.' Z Pfisterzunft. En g'foch-
tene Schoppe, voll gemessener Z. E" Trinker ist nöd
g'fnchte" AaZ. Ung'fochte", wie ne Pfaffesack, unge-
messen, unersättlich Bs; vgl. u. Boden. — 2. „prüfen,
vergleichend untersuchen, phys. und moral.; Comp, er-
fechten Sch; Th; Z." ,Ist die Milch auf diese Weise
gefacht, d. h. gewogen.' Steinm. 1804. — 3. den Unter-
gebenen (Dienstleuten, Kindern) ihre Speise und
Trank zumessen „B".- Ich bi" p facht, ich bin satt
GA. Vgl. Facht. — 4. das rechte Mass treffen, bei
Speisen. I ha'sgrad chönne f. Ap. — 5. reciprok:
im Wettstreit einander die Wage halten. Si fächtid
grad denand [einander] Ap. — 6. unpers. refl. Es
facht si''' = es hed d' Facht, steht auf der Wage, ist
die Frage, zweifelhaft, z. B. ob er wider chunnd Ar.
Dazu das Ptc. g' ficht adv. = kaum (knapp gemessen)
.\p; Üyn. g'schmoge"; b'schnotten. — 7. bildl. sprichw.
Anwendung viell. von f. = obrigkeitlich messen ist die
RA.: um das ist nit (vii) g' föchte = das wird nicht so
genau genommen, darauf soll es nicht ankommen, es
liegt nicht viel daran B; FMu. ; S. '« isch um-enes
Schnüerli nid yfochte, es liegt Nichts dran, ob man es
ganz behalten kann oder aber zerschneiden muss B.
Um es par Krone" ist 's de"" nit g' föchte, ti-e"'-me"-se
het. GoTTH. ,Um 's Hüsli und die paar Bohnenstauden
i.st nicht viel gfochte.' ebd.
Mhd. ]>/echten, prüfen, messen, eichen, und p/achten, ge-
setzlich bestimmen, ermessen; beide Vba ahgel. von p/acht.
Unsere Nbf. /icAten beruht auf Verwechslung des umgelauteten
fachten mit dem starken _/('c4(en, daher auch das starke Partie,
.gefochten', gemessen, häufiger als das richtigere , gefachtet'
(,gefichtet'). S. noch Ficht und Facht. Neben fachten gilt
auch das daraus gebildete fecken (s. d.). , Fachen' aber ent-
stand aus nnrichtiger Auflösung des sync. Ptc. .gefacht',
d. i. ,gefacht't'. ~ , Bed. 5 n. 7 berühren sich mit fechten,
kämpfen, und diese Nummern gehören viell. dorthin.
ge-: das Gefacht bestimmen od. vollziehen. ,Bcim
Gefachten und Sinnen der Fässer und Maasses.' Gl
LB. 1835.
(5g3
t'aclif, feclit, ticlit, focht, fiu-lit
001
Fächtor Ai'; „8cii; Tii;" Z. Fichtcr »_u. in.:
Jer Vüii der Übrigkeit zur Prüfung und Zeichnung von
Mass (bes. Trocken-) und Gewicht bestellte Beamte.
.Fächter oder Eichmeister.- Ai'A. Verfass. 1854. In Z
gibt es neben dem Sinner für das nasse einen 1''. für
das Trockenmass, auch einen .F. der Holzkloben.' Für
den Wein hatte das Kloster G einen Jchter oder
Fächter.' Vad. .Der Fechter oder Sibmacher soll die
Kornmess erdauren [i)rüfen| und mit dem Stadtzeichen
bezeichnen.' Mem. Tig. 1742. ,In den stetten haltet
man gewicht- und mass- und elnstabschouwer und
fächter.' Vau. Geschlechtsn. in Bs wie ,Sinner' in B.
Viertel-: der das Trockenmass (eig. .das Viertel'
usw.) zu bestimmen hatte Z XVIII.
Landes-: der von der Landesobrigkeit für das
ganze Land bestellte F. ApA.
„Fächti f.: Eiclnnass Sch; Th; Z." Syn. Fechi.
fächtlen: eine erhaltene Aufgabe au.sführen (beim
Stricken) TaSteckb.
An-Facht, Spiegel-Facht <i.aii-f7'('hfe)i, spiet/eJ-
f echten.
ein -facht udgl.; fachten s. -fach; fachen.
fachten: mit einem Licht unvorsichtig hin und
her fahren Bs (Seil.). Syn. fuchtlen; faclden.
Gefacht s. Gefach, ein-fächtig usw. s. -fächiy
(Fach).
feellteil (lichten) — 3. P. Sg. meist ficht (et), doch
fechtet W — Ptc. meist g' föchte' (s. Anm.): 1. sieh
ängstlich bemühen; eifrig arbeiten; sich beeilen
Etwas fertig zu bringen, zu erreichen B; Ndw; Z.
.Er flehtet früeh und si>at, ist ohne Unterlass den
ganzen Tag geschäftig." ,Du ficlites fruo und spate-,
sagt die Fliege zur Ameise. Boner. F'' hnn iez afe
[bereits] lang dran g'foclite'' BSi. Ir werded s' fechte"
ha', wenn -er fertig werde" wlH [wollt], ebd. Mer
nniend [müssen] fechte', we""-i»er 's Heu wfud [wollen]
ror-em Regen le [hinein, unter Dach] bringe" Z. Mer
händ g" föchte", so vil-mer händ möge", ebd. Du fichtist
au''' mit Lese", du liesest eilig Z. Und .si li.imet driif
los und ficht, als hätt si 's verdünge". MUsteri. .Einmal
kam der Nachbar zu mir mit der Bitte. Nachts nicht
so lange zu f., sein Güggel [Hahn] möge es nicht er-
leiden.' GoTTH. ; gemeint war eifriges Geigenspielen.
.Mancher hat mich wollen und grausam [gar sehr]
gefochten mit Zärtlichkeit.' ebd. ,Wenn Abends die
Knechte schon lange im Nest sind, so fichten-i''' noch
in der Küche und wasche ab oder helfe der Mutter
■/,' Morgen rüsten.' ebd. ,Do ich in disem vehtende
was', mich damit abmühte. Nicl. v. Bas. ,Manibus
tendit vellere nodos, er zerrt, ficht, arbeitet sich.'
Fris. Von den unwillkürlichen, zuckenden Bewe-
gungen Sterbender: , Focht er schon mit erstorbenen
(jliedern.' UBragger. Lebhaft gestikulieren beim Pre-
digen oder Selbstgespräch W. D' Händli fechtid öni
■ liue. UsTERi. Mit Etwas f.: sich berufsmässig oder
sonst eifrig mit Etwas abgeben, zu tun machen oder
liaben; eine Arbeit, ein Gewerbe betreiben B; FMu.;
Sc'HiLu. Er hat mit Tubak g'fochte FMu. D'r Vetter
het. hij-n-is [bei uns] g'wont: er het mit der Müli
g'fochte", d. i. unsere Mühle verwaltet B (MWalden).
/"■'' ha" noni [noch nicht] ril mit-em Spiegel gfochte",
mich mit ihm abgegeben B. .Die Wirtin sunnete eben
ihre Betten und focht [haiil irrte | mit Schlichti.- N.
1! Kai. l'S40. .Im (iarten Hess man es mit dem Maien-
zeug f. [die Blumen warten] und zur Not Kraut säen;
aber auf "s Feld wollte man es nicht nehmen.- Gotth.
,Mit diesen [Schulkindern] Hess mich der Schulmeister
f.' ebd. .Liseli focht ganz ungeniert mit ihres Mannes
Geld.' ebd. Auch: Medizinen oder chirurgische In-
strumente anwenden. ,Anne Bäbi focht mit Melisse-
thee, so streng es mochte, aber es half Nichts.' Gotth.
(Mit einem Instrument in einem erblindeten Auge)
Öppis fechte, irgend eine Operation versuchen, Etw.
vornehmen. Schild. Zuweilen statt ,mit' ein Adv.
Ussefert [auswendig] chönn-me" nit helfe", mi" müe.'is
innefert fechte". Gotth. , Eltern vermeinen, es sei wul
gefochten, wann sie nur vil in sie [die Kinder] schoppen
[stopfen] und .stossen mögen.' FWvss, Weyhn. 1(550.
Mit einander f.: um die Wette arbeiten, bes. v.
Mädchen beim Stricken, Strohflechten u. ä. Arbeiten Sch ;
Th; Z. .Und iltainer nach dem andern dar und vächten,
dass si zue dem tod kämind.' Z Chi-. Formelhaft ver-
stärkend verbunden mit der Form fichten: „Man kommt
mit dem Fichten und Fechten nicht weit, d. i. mit
übermässiger Eile." Er flehtet und fechtet, bemüht
und beeilt sich aufs eifrigste. Schild. Refl. absolut:
sich anstrengen. Tue-di''' nüd asii f. Ap. — 2. sich
lebhaft bewegen; mit Ortsbestimmung : wohin eilen;
mit Angabe eines Gegenstandes: nach Etwas .streben.
.Die fachten nach keinem andren end, dann dass sy
üwer verderbung verfolgen [= erlangen].' 1537, Absch.
,Wir fechtend und zahlend unib das zytlich.' Güalth.
1555. ,Tendere: reisen, gestrackts etwanhin fechten
oder eilen.' Fris. .Ficht an das selbig ort, so fast
[schnell] du magst' Vogelb. 1557. .Darein [in die
Kürbis] wirt ein grosser käfer geworfen, welcher, die-
weil er stäts herauss ficht, ein wild getön haben wirt.'
ebd. .Interdictis aquis imminet seger: das im verbotten
ist, darnach ficht er.' Fris. .Dyn fleischlich herz ir
[einem wyb] nach ficht.' UtzEckst. ,Und dieweil etliche
nach solchen Pfründen sehr fechteten.' Wurstis. ,Hatt
ain ersame oberkait zuo Zürich nach sprachenrychen
männer[n] gefochten.' Kessler. ,Und sich oft küiner-
lich [kaum] lassen durch Leybs Schwachheiten von
denselbigcn [den Predigten] abhalten : ja sie haben auch
im Todbet in die selbigen gefochten.' RSchwarzenb.
1607. , Fechten, eilen, fretten, .strütten: festinare, pro-
perare.' Red. 166'2. .Er flehtet und sahnet sich nach
solchen Anläsen.' LTlr. 17'27. Auch mit Abblassen des
Begriffs der Eilfertigkeit, übh. Richtung auf einen
Punkt hin nehmen ZG. Von Naturkräften: ,Sy fech-
tend obsich wie das für', streben immer weiter. HBull.
1533. ,So bald die Element äussert ihrem natürlichen
ort sind, fechten sie wiederumb an ihre örter.' .IZieol.
1(347. ,Die HöU mag ihren Schlund noch so auf-
spehren; das Feuer derselben noch so gegen ihm
gleichsam hinauf fechten.' Ulr. 1733. ,Die Flamme
flehtet aus einem Gemach in das andere.' ebd. ,Die
Flammen h.iben denen Stegen zugefochten.' Monatl.
Nachr. 1755. Unpers. obsi''' f., v. Atembeschwerden:
Es het-em lestig obsi g' fechtet U (Syn. Es ist im starch
uf 's Herz cho"). — 3. streiten, zanken. Si fechtid
e chll" gegen enandere Nnw. Ringen (jnObS. ; Syn.
stechen. I)isputie ren: .Viele Katholiken dürfen sich
auch zum F. [mit Protestanten] frisch präsentieren.'
JJBreit. X' fechte" cho", vorwärts kommen, im Kampf
ums Dasein, in der ("oncurrenz; Syn. s' Schlag oder
s' faren cho". eig. zum Schlagen an die Reihe kommen.
i
6(iö
Karht. fedif, lii-lii, lorht. i'iiclit
eiiii'ii \Mituil cn-eicheii Aa. Uiipers. : iV flehtet mit
im. er kiiiiipft mit sich, ist unentschieden B (auch
In. B). Es fechtet mi''' [es ficht mich an, ich bin
versucht |. C* n-ell-d'r Ei's ge" [dir einen Splüag zu
versetzen] Ndw; hautiger anfechten, s.d. — i. betteln
AaV.; Gr; Z. Ach du wm Gott in sliiem Eich, Wie
(/seht das Fechte" dem Bettle' so (flieh! sagte hinterher
das Bettelweib, welches der Handvverksbursche bei
Seite geschoben hatte mit den Worten : ,Geh sie weg,
Bottelweib, ich will f.!- Von einem , walzenden' Ge-
sellen sagt man scherzweise: die halbi ZU ficht er
und die atidri duet er bettle AAZein. ,l)ie handwerks-
liiirseh haben sich des fechtens zu enthalten.' B Mand.
17iH). ,I)ie Handwerksgesellen, abgedankte Soldaten
I usw.] soll man anhalten, dass sie des zudringlichen
und unverschämten Fechtens sich müssigen.' Z Mand.
17S7.
Mhil. veliten, in bustäudiger eifriger Bewegung nach einem
Ziele sein, streben, ringen. — Zu der (klingenden) Verbindung
ficiten und fechten Tgl. nhd. .mit Sing und Sang' u. ä., nihd.
tri^n und watjtn, hin und her schwanken. Das schwache
Ptc. (/'fechtet Gr Val. in der Bed. .gebettelt'. Diese letztere
Bed. ist nrspr. vuu herumziehenden Soldaten (bes. nach dem
SOjährigeu Kriege) ausgegangen, welche ihre Fechtkunst um
Geld sehen Hessen : dann auf die ihnen nahe steifenden wan-
dernden Handwerksbursche übertr. Die Bed. ,mit Waffen
fechten' ist sonst nicht volkstümlich. Vgl. noch Fechiü;
fichllirueder, -schuel. Vgl. auch /ät-Atoi Sp. 661 und /ec*d«i
Sp. 646, mit denen es sich in Formen und Bedd. berührt.
ab-: (refl.) sich bis zur Ermüdung anstrengen,
abmühen Ap (Ebel). ,Daz sy über statt an den berg
yltend und sich abfachtend, insonders die nit wol zuo
fuoäs und mit harnesch beschwaret warend.' HBull.
1572. Auch bei ÄgTschudi.
über-: (refl.) sich vermessen Ar. Sich übereifern:
,So voll flammender Begierd zu predigen, dass er sich
ttberficht, überstrudelt.' UBrXgger 1782.
an-: 1. mit pers. Subj. a) mit pers. Obj., an-
greifen, kriegerisch. ,Su facht der Kaiser das Küng-
rych Ungeren an.' Ansh. Angehen, mit Bitten. .Durch
bitt ward ich gefochten an.' Gengenb. GM. .Couflictare:
anfechten, plagen.' Denzl. 1077; 171ö. ,Also soll ein
christlicher eeman syn wyb ouch nit fuossen, südlen
und nienerfür haben [geringschätzen], darumb das sy
etwan unbcricht oder sust angefochten und verjänieret
ist.' HBull. 1540. — b) mit sachl. Obj.: einen An-
spruch auf Etw. machen. .Wir wellind niemer-me a..
das wir die pfruonden, so wir besitzen, unseren kinden
iibergtjbind.' Zwingli. — '2. mit sachl. Subj. resp.
unbest. es: a) Einen gelüsten; in Versuchung bringen.
Es ficht mi"'' a", dies od. jenes zu tun: ich spüre Lust,
Reiz; es juckt mich Aa; „B; VOtre; S; Z." Das
fichtet mi"'' nit a" W. Die Chriesi [Kirschen] Jiänd-
mi''' a'g' fechtet, ebd. Es facht [fach Aa) -mi''' {Hecht,
leicht) a", i gäh-dr en Orßg, ich hätte nicht übel
Lust, könnte leicht zu dem Entschlüsse kommen, dir
eine Ohrfeige zu geben ZHirzel, Kn. ,Es mag ouch
ein jetlicher waldtnian gremplen [Handel treiben], wor-
mit er will, welichen solichs anfleht und er 's vermag.'
1572, SenwE. Waldstattbuch. Syn. versännen. — b) an-
gehen, berühren, botreifen. Das ficht-mi nüd a", läs.st
mich gleichgültig, mir ist daran Nichts gelegen GF.
Syn. flggen. — angefochten: eifrig, parteiisch. ,So
ist Gott ouch nit vorteilig und angefochten, wie wir
armen menschen, das er unbedachter wys uss gunst
oder Ungunst handle.' Gl'ALTIi. 1559. ,Syne reden
warend nit ein ordenlichs disputieren, sonder ein an-
gefochtes schryen.' Grob 1599. — Angefochtni f.:
Eifer. ,Vor Nyd. Hass, Angefochtne und anderen
Lastern.' LLav. 157ö. .Es redind die prediger us an-
gefochtne mer, dann Gott inen befolhen habe.' Gualth.
1584. — An-Facht .1/'. f.: Anfechtung, heftiges Ge-
lüsten. Das Jagen, Spielen ist eine A. B öO. — Be-
wahrt dem nhd. Prät. .focht gegenüber den richtigem Voc.
— a"fechtig: 1. neckisch, händelsüchtig, wie junge
Leute es oft sind Aa. ,Mit anfechtigeni Maul begabt.'
GoTTH. — '2. unternehmend, tätig, arbeitsam B;
ZKn. ,Ein klein, aber anfechtig Bürschchen.' Gotth.
Syn. angriffig. — 3. unzufrieden, den leicht Etw.
anfleht, dem immer Etw. mangelt Z. — Anfechtung:
1. sinnliche Begierde. ,Das sy nit nach dem wort des
Herren sich vereelichetend, sunder iro anfechtungen
folgtend: dann die anfeehtung und nit Gott hatt sy
zuosammengefüegt.' HBoll. 1540. ,Dass sie aus eitler
a. eigens geniesses den habenden clöstern nit wenig
übertrangs antuon [angetan] habend.' Vau. ,Ubi libido
veniet nauseae: wenn in [ihn] ein a. zeerbrechen an-
kumjit.' Fris. Anderweitiger innerer Antrieb. .Weder
fründschaft, gunst, noch andere sondere anfechtungen.'
1571, S Woch. .Nit us eigner a. oder us ime selber.'
GüALTH. 1584. — 2. Parteileidenschaft. .Damit
niemand vermeine, ich schrybe us a.' LLav. 1509,
= .Verbunst und Religionshass.' 1670.
er-: 1. Etwas durch .Fichten und Fechten' früher
vollenden, als sonst geschehen wäre Z. — 2. erobern.
.Die stat Jericho gruntlichen e. und zerstören.' XIV.,
Marcus von Lindau. (Übersetzung von expugnare.) —
3. erbetteln, von Soldaten. ,Die Soldaten hatten
ihr Tractament nicht, einige von ihnen hatten den
Hrn. Hauptmann uuib Erlaubnuss gebetten, auf die
nächsten Baurenhöf zu gehen, umb ein Stuck Brot
zu e.' Kriegsrecht 1704. — unerfochten. .Bis [sei]
im wie ein unerfochtner spiegel und wüss, das er nit
bis ins end rosten wirf.' 1531/48, Sirach. — un-
erfochtlich. ,Ineluctabilis: unerfochtlich, unüber-
windtlich.' Fris. 1568/74. — Bei Mal. .unerforchtlich'.
ÜS-: 1. mit Acc. S., einen Handel i(., zu Ende
führen und die Folgen tragen B. — 2. mit Acc. P.,
enand u., mit einander in der Arbeit wetteifern Ap
Schöngr. Di''' will-i''' usepfächte" [beim Rätselaufgeben
überwinden]. EFeürer 1881. — 3. (intr.) heraus drin-
gen, streben. .Geschieht gern, dass was eingeht zum
einen ohr, alsbald widcrumb aussficht zum anderen.'
F Wyss, Neujahrspred. 1650. Uisefechte, vom Auf-
stossen aus dem Magen Ndw. — 4. .Aussgefochtne
jar, alter da einer nit mer werken mag, emeriti anni.'
Mal. — In 2 spielt Berührung mit fachten herein.
feder-: kunstgerecht fechten. ,Der Zweck ist nit,
jemanden mit hartem oder unzimmendem F. zu be-
schweren.' Hott. 1606. .Ihre Waaffen waren weder
wagen noch reuter, sondern zweier oder dreier per-
sonen ausgepressetes und gleichsam abgezwungenes,
jedoch ernsthaftes F.* ebd. S. Feder fechter.
vor-: vorgreifen. .Wir wollend niemand vorge-
fochten han.' Zwingli. — Urspr. wohl im Zweikampf los-
schlagen, bevor die Erlaubniss dazn gegeben worden ist.
Spiegel- Fechten, -Gefecht, „-Facht L"
n., -Fechtung f.: scheinbar ernsthaftes Fechten.
1. Scheinangrifi". Wurstis. — 2. (übertr.) unwahres,
6(i1
Facht, fecht. ficlit, focht, fucht
prahlerisches, scheinheiliges Gebaren. ,HabenJ allein
ein spiegelfechten geniachet' LLav. 1569. ,Dass sy
nur vor den lauten ein spiegelgefecht (,-fechten.' 1(593)
machen können, und sich von nienigklichem sehen
lassen, wie barmherzig sy gegen den armen seien.'
SHOCHHOLZ. 1591. — „Si>.-Facht'' bei St.'' war «nh! als
fein, anzusetzen; vgl. Äji-Facht.
wider-: 1. (absol.) Widerstand, Gegenwehr lei-
sten. ,Dass ihn auch die, die ihm hilf schuldig, nit
nur verlassint. sonder auch mit widerfechtung schwe-
chint und hinderint.' Ansh. ,Das syge wyt [fern] von
uns, dass wir dem h. evangelio ungehorsame oder mit
dem minsten buochstaben wollten w.' 1529, Bs Cartäus.
,Wir lydend kein, der widerfecht' Aal 1.549. ,Con-
travenire: widerstreben, widerfechten.' Fris. ; Mal. —
2. (niitAcc.) angreifen, bestreiten. ,Gerüst[et], alle
ze w.' ZwiNGLi. ,Ich bin nit kumnien, evangelische
oder apostolische leeren ze w.' ebd. ,Hiemit werdend
zwei gschlecht der menschen widerfochten.' Gualth.
1559. .Welches exempel der h. Tertullianus anzücht
und dise irrig meinung widerfichtet.' LLav. 1569, =
,und diser Wahn den armen Heiden widerwiesen wird.'
1670. ,Den Artikel von der Allenthalbigkeit, welchen
vil [Viele] in Sachsen selbs widerfachtend.' LLav.
1576. ,Sy wurdend sy und ire junger widerfechten.'
Kessl. ,I)ie, so diesen Rat widerfechteten.' Wurstis.
1580. — .Widerfächung und ableinung etlicher reden.' löT6
(Segess., Pfyffer), viell. mit Anlehnung an /f <■*««, befehden. --
Wider-Fechter: Widersacher. .Weil unter diesen
Widerfechtern keine Ruhe mehr wäre.' 1529, A von
MüLiNEN. .Wider unsere Widerfechter.' Wurstis. 1580.
zue-: dem Herzen z., zustreben, angreifen. .An-
dere aber, als der ICräuteren und Tieren Gift, haben
ein Art zum Herzen zuzufechten von wegen der an-
mut. so sie zum herzen haben.' JZiegl. 1647. .Seelen-
krankheiten, welche dem herzen z.' Hott. 1666.
Blinden-ge-fecht: Scheingefecht. .Hinder rugks
und bi'm Unverstand [vor den Unkundigen] füerend
die blinden schryer ein blinden gfecht, gend 's ein-
ander [gegen die von ihnen Verleumdeten] gwonnen.'
Salat.
Fechter: 1. Landstreicher, eig. herumziehender
F., der seine Künste auf Jahrmärkten sehen lässt.
Die Gesandten sollen 1535 vorstellen, wie gewisse
Banditen einen Priester auf offener Strasse entmannt,
und daher die Orte bitten, sich der Eidgenossenschaft
wegen solcher ,Vechter' zu entsehlagen. Absch. .Daher
kommt, wann etwan ein neuer marktschreier. gaukler
oder spiler angelanget, dass man den mit grossem Zulauf
zu sehen und zu hören sucht: insonderheit lauft die
menge zusammen, wann neue zweikämpfer und fechter
ankommen, um zu sehen, wie dieselben auf einanderen
loss gehen, einanderen parieren, hieb, stich und schlag
versetzen.' AKlingl., G. B. 1688. Vgl. F.-Possen. —
2. lebhaft gestikulierender Redner. Das ist e scharpfe
Fechter bim Predigw W.
Fechtis. Fichtis Fcchtis mache": die beim Fechten
üblichen Bewegungen machen, tun als ob man föchte
SchH. — Aus .l'echtens'. Gen. des subst. Intiu. wie FaluK
«i<n7ii'", Fans,'c-'ns spielen.
fechtbar: zum Fechten geschickt; wehrhaft,
kampffähig. ,\il unnützer bürlinen, die nüt f. sind.'
Eblib,
Picht f., flehten s. Facht, fachten Sp. 661.
Ge-vicht kf- n.: 1. Vieh überh., ohne Unter-
schied (doch vorzugsweise Rindvieh BRi.); Viehstand, i
Viehbesitz; die gesammte Habe, so weit sie in Vieh i .i
besteht BO. Beim Aufzug auf die Alpen heisst es '■. i >;
etwa: Ganyet afe [geht vorläufig] viit dem G., wir
wi [wollen] mit dem Zügel [Hausrat] nahi" chon BSi.
.Mit keinerlei Gefleht dasselbig abetzen.' 1598, Sanen.
, Selbiges Geficht, es seie Ross oder Rind.' 1650. ebd.
.Aber übrig Pflcht als galts Veich. Geiss, Schaf und
Ross.' ebd. — 2. mit Nebenbegriffen, a) ver-
hältnissmässig kleine Herde. Er het so für nes •>!.
gäbigs G'dchtli Sümmerig und Winterig [Nahrung für fl,
Sommer und Winter] g'nueg BSi. -- b) Schmal vieh
(Schafe. Ziegen, Kälber) BSi.; W, auch Schmalg'richt,
Syn. Gesehmeiss, Trüeeht, Gefisel — c) alle Haus-
tiere, also auch inbegriffen Geflügel, Federvieh BBe.;
auch von diesem allein BU. ~ d) ubertr. auf Men-
schen, aber etw. verächtlich; v. Kindern, die Einem
im Wege stehen oder von jungem Leuten geringen
Standes B. Jungs Gficht ist nid vil da g'sl", aber
dest me ro' dene' alte" Bürgere". Postheiri 1865. —
3. G'vichtli, kleiner Grundbesitz, kleines Gut (auf
welchem nur wenig Rindvieh oder nur Schmalvieh
ernährt werden kann) BRi., Si. ; einmal auch verächt-
lich von Kartoftclpflanzungen (gegenüber Wiesen oder
Getreideland?). Gotth. — Collectivbildung zu IV-A mit
angehängtem (.
Flechte, in L File cht e f.: Fichte, aber nicht hn
S. von Rottanne, pinus abies. sondern von Föhre,
pinus .silvestris Bs; S nJ. Wurstis. erwähnt Fussböden
und Getäfer aus ,riechtenholz'. Sonst nur noch in
Eigenn. erhalten : /" der Fiechte u. Fiechteberg BHuttw.,
Fiechtehof BBrisl.. i" der Füechte LButt. u. Luth.
Mhd. iiieiie, ahd. fiuhta. Unsere Form mit üc ist An-
lehnung an ßiecht, feucht, oder pflanzt die älteste deutsche
Form fort, doch mit der durch t-k hervorgerufenen Diph-
thongierung des ü. Den Fris. u. Mal. bedeutete die .('iieclitcu'
die .Weisstanne, abies' ; ebenso ,Fichten-. Fiechten-. Feuchten-
baum, Fliehten' bei Denzl. 1677; 1716, aber auch .pinus'.
*Tann- zu erschliessen aus dem Adj. ,tann-
füechtin'. .Tannfuchtine köpfli [Trinkgefässe].' 1492,
Z Invent.
Becher aus ,Fichtenholz', d. i. wohl dem H. der harzigen
Rottanne, waren im Mittelalter beliebt: doch deutete die
obige Zss., sowie die Angaben der Z Lexikographen (unter
fiechte) eher auf die Weisstanne.
Fiecht m.? n.?: Fichtengehölz = mhd. riehtach;
nur in L Ortsn. ,im F.', ,auf dem F.' überliefert, —
Vgl. .der Tanu', Tannenwald, udgl.
ge-fochten s. 1) fechten, 2) fachten.
Flicht f.: 1. hastige oder wilde Bewegung in
ernstlichem oder scherzhaftem Streit z. B. in Knaben-
spielen oder im Kampfe mit widerspänstigen Tieren
B; S. Eh, ivas hei" mir für e F. g'ha' mit dene"
Hüener: Er het e rechti F. g'ha", Mühe. Umtriebe.
— 2. PI. Fücht: Bewegungen. Benehmen, bes. Listen,
Ausflüchte. F'' kenna dlni F. sclio" ! Bus Mol hen-em
[haben ihm] .smi F. Nüt g'holfn"! Gr.
fuchten: zanken, schelten, derb zurechtweisen W.
Mueter hat mit de" Chindru" streng g'fiichtot. Oft
verbunden: /". und murren. Syn. muelen.
6tiP
Facht -fudit. Kad lii.l
670
F lichtete f.: 1. Zank, Wortwechsel W. - 2. c F.
mit Jemand haben, viel Wesens machen U. Syii.
G'jäitk, Gefach.
Fiichti f. = Fiichtete 1 W.
„(ie flicht n. = Gefecht. Geficht: Kile bei einer
Ail)eit.''
Fuchtle" f.: 1. Hieb. Streich, Olirfeige Aa; L.
— 2. tatkräftige, entschlossene Weibsperson von
miinnlichera Geist GRChur.
fuchtlen = /(ic/jtew, facklen, mit einem Licht un-
vorsichtig hin und her laufen BsLd.
fucht von /eckten in der Grundbed. .Iiiu und her fahren'
(vgl. bes. auch Gefücht = Gefecht); nhd. findet es sich nur
in der Bed. .Fächer'. Fuchten bezieht sieh wohl urspr. auf
Ueberdcn od. Schläge, welche das Zanken begleiten. .Fuchtel'
ist auch nhd., doch bezeichnet es dort einen Schlag nicht
mit der Hand, sondern mit einer Klinge, in Baiern ein leicht-
fertiges, herumschweifendes Weib. Zu fuchttcn vgl. kärut.
fliehtet, Fackel.
an-fnchten: (unpers.) zum Lachen reizen. Es het-
mi''' lestig a'g'fuchtet z' lache' U. — Aus dem Ptc. an-
ij'J'oehten (s. an-fechten Sp. 665), an pfuchen angelehnt.
fücht ScH, sonst füecht (fiecht): 1. feucht. Füchti
Hand bidüt't Liehi. Sulger. No"'' f. hinder den Ore'
s. Ör Sp. 413 ni. — 2. bildl. a) bezecht Bs (Spreng).
Den Wein liebend. ,Die Hebammen sollen ein nüch-
ternes, ehrbares und gottsförchtiges Leben führen und
nicht schnatteren oder eine feuchte Schwester sein.'
JMiRALT 1697. — b) .<i''' /'. mache", sich wichtig ma-
chen, gross tun, prahlen Z. ,Du [Christus] haltst
dich selber raer dann fiecht! Und gibst dir selbs so
grosse nammen. Als ob du syest glych alls saraen.
Nempst dich das liecht der ganzen weit.' Aal 1.549.
Basel hielt sich fücht für und für, trutzliehs han-
ilelns.' Salat.
Mhd. viuhte; demnach ist u die richtige Ausspr.. die auch
in der ä. Litt, noch vorwiegend überliefert scheint, z. B.
Fischb. 1563; Fris. ; Mal.; Vad. : aber vor eh haben bei uns
schon in alter Zeit einfache lange Voc. sich diphthongiert.
Tgl. liecht aus tiht, leicht, Wie''''neeht aus wth-nacht. Die
bildl. Bed. =^ vornehm, stolz, auch im ä. Nhd. bezeugt, kann
aas dem vornehmen Gebrauch von Pomade erklärt werden:
aber viell. eher aus bildl. Bed. von .feucht' = saftig, voll-
kräftig, vgl. .üppig' von Wachstum und Charakter.
Win-: berauscht. .Wynfüechte, toubschellige [cho-
lerische] Personen.' 1584/1626, Schw LB. — Win-
füechti: Zustand der Berauschtheit, Trunkenheit
ZWl. ,Hat sich in aller fülli [Völlerei] und wyn-
füechti in ein kalt wasser geworfen.' 1.5.i9, Mise. T.
,Wie sich oft findt, dass einer in einer wynfüechte
(= ,füllerei.' 1670) wyber und töchtern anstrengt
(= , unverschämt anredet.' 1670), welches er nit dörfte
in sinn neramen, wenn er nüechter und 1er wäre.'
LLav. 1.569. .Als seine Frau wegen argen Schwerens
in einer Weinfüechte in Rorschach hätte sollen das
Ivruzitix küssen.' Ap Jahrb. z.J. 1627. ,Wann einer
des Nachts in der Weinfeuchte eine Pistolen abschiessen
wurde.' AKlingl. 1702. ,lndeni so vil lierrliche Psalmen
mit vollem Magen und in der Weinfeuchte gesungen
werden.' JCNaoeli 1738.
füechten: 1. feucht machen, begiessen oAa.
"^yii. beschütten. Nebel und Wiilke flechte" '.s Land.
ÜREiTENST. — 2. feucht werden, Feuchtigkeit ziehen
*i; Z. — in-: besprengen. Wäsche zum Glätten B;
Gr. üyn. Inaprütgen, iribeizen. — er-: feucht werden
Gk. Bildl.: tniiikoii werden. .Mein scinvert wirf im
himmel erfüechten.- 1531, Jesa.i.; dafür 1667: .ist
trunken worden.'
Füechti (F^echti), in GRScliud.. Tschiertsch.
Fiiechti — f.: 1. Feuchtigkeit, a) abstr.. feuchte
liescliaft'enlieit z. B. eines Hauses G; Z. — b)concr.,
ein geringes Quantum, ein Tropfen eines Nasses, Saftes
Gr; U (als n. Gesch.-Alp). Syn. Nässeli n. Die Chuc
gid bloss e F., kaum etwas Milch. Bildl. Der hat e
F.! ziemlich getrunken Uürs. — 2. bildl. Rausch Bs
(Spreng). ,Obschon sölichs in einer hitz oder füchte
geschehen wäre.' Vad.
Die Ausscheidung des concr. Begriffes aus dem alistr. ist
vollzogen, wo die Form F-i als Ntr., also als Dim. -Bildung
aufgefasst wird.
Wider-; Feuchtigkeit des Bodens, die nach einem
im Zeichen des Widders erfolgten Regen stattfindet.
D' Bärsette [Esparsette] sell-men i d' W. tue [säen].
ScHlLIl.
inechtig ^ füecht Bs. — fuechtelig: ein wenig
feucht, ebd.
füechtigeu; befeuchten. .Besprengt und ge-
fuochtiget.' Kessl. - be-: befeuchten. ,Das ghürn,
das im wein lang befeuchtiget ist.' Tierb. 1563.
Winter-füechti"g f.: vom Winter her rührende
Nässe des Bodens? Siggt. Chr. 1795.
Fad (Vad), fed, fld, fod. fud.
Vgl. auch die Gruppe Fat usw.
Fad 1 Fatt, Fad BO.. Fad GlK.; PP., Fed GA..
Pfad BL., F\ide (PI. Fäde) Gl — PI. Fäder Gl,
Pf^der BL.. Fad Gl. F.ed (neben dem Ortsn. i" de"
Fe-'de obe) GlK. — m. BO.; W, n. Gl: GA. : (schwie-
riger, schwindliger) Fusspfad Gl; PP. G'schlosses F\
heisst eine Stelle auf dem Gl Wiggis, wo selbst ein
Jäger nicht mehr weiter gelangen kann. Speciell
1. Rasenstreifen am schmalen Absatz eines .steilen
Felsens hinlaufend, nur Ziegen und Wildheuern zu-
gänglich BD.; Gl; W. Syn. Gel'egni, Band. In den
Pfäderen ohne, an den Felswänden BL. Das ist e
g'färliche Fad W. Mängs Gemschi [manche Gerase]
hat in dischen [diesen] schüehlichen Fäden schls [sein]
Leben län miessen [müssen], ebd. — 2. Rasenplatz,
der schwer und nur von einer Seite zugänglich, sonst
von Felsen , W^asser oder auch durch Zäune ver-
schlossen ist, bes. für Schaf- und Ziegenweide oder
für Bergheu benutzt BO. ; Gl (e g'schlosses F.); GA.;
U. — Milch-Fäde" (PI.): die nur Ziegen und Gem-
sen zugänglichen, mit trefflichen Milchkräutern be-
wachsenen obersten , Bänder' an den Bergstöcken Gl.
Wohl eins mit mhd. nhd. ,i;fad', aber tw. vermengt mit
.Faden', filum (vgl. das syn. Band) und mit prägnanter Ein-
schränkung des Begriffs auf gewisse schwierige Wege, da
das W. .Pfad' sonst bei uns wenig und nur in engerem S.
gebräuchlich ist. Schon in der ä. Spr, erscheinen die Formen
mit pf-, p-; auch der hart« Auslaut, der in einigen Angaben
auftaucht, mag ein Rest des mhd. Gesetzes sein. Ebenso
kommt auch beim alten ,pfad' das sächl. Geschlecht neben
dem männlichen vor. Nehmen wir übrigens Fad als die
ursi)r. Form an. so würde unser W. regelrecht verschoben
dem gr. iiaTOj entsprechen, während die nhd. Form (= nd.
jKid) wie ein blosses Lehnw. aussieht, — per Umlaut ist.
(371
Fad. fed. Hd. loil, Ivul
672
wu VI- im Hg. aultiiU. aus ilfiii l'l. .■iiij.'iilniiigi'ii. Uns
W. tritt bes. in Lokaluanieu aul; .FaJalp. -hoin' l'JIac. ;
,Fail- (Pfad- BG., Si.) fliieh' BO., uud (z. T. Plur. mit cuU.
S.l die .Macugnagafäde', der alte Saumweg vom W Saastal
nacli Mac; .Stellifad', Wildheiiplatz bei OlHätzingen: der
.Tidlcnfad- (1767 .Talefod') am Pilatus; das .Stocksfed' GA.;
.Bärfadteu', Yoralp bei der Bäregg im Gadniental; .Steigell'at-
Bahir an derRigi; ,Schine-' und .Blanggelad' am Glärnisch,
.Hnhfad' UwNicderbaneu, ringsher zugänglich, aber durchaus
.abhaldig".
Fad II, Fado" r. und m. IM. .Faden' neben
.Fatten': Grenzzaun zw. Grundstücken, von Zeit zu
Zeit aintlicli besichtigt. ,Ua.ss man im [ihm] holz
geben' sollte ze sj'nen vaden, so er syn bedürfte.' Z
Schiedspr. 1332. ,Die züne, die man nempt vaden,
die man macht die sät ze verhuetend.' Offn. Hüngg
1338. ,Unz an das estertürli zer vad.' Aa Wst. XV.
,Dass er die faden niena zünen wollt' Offn. Bors.
141'2. ,Es soll deheiner dehein glegen guot nit kou-
feii, er erfar dann, ob das guot fatten hab.' Offn.
Güttingen. .Zeunschowor. die die zeun und phaten
schawen.' Offn. Tribolt. 1417. .Die gebursame söiid
ir vaden gemacht und ir körn ingezünet han.' Offn.
Bosw. 1421. ,Dz die faden frid sond han vom Meyen
abent unz an sant Michels [29. Sept.] abent.' Offn.
.ScHwPfiitf. 1427. .Welche faden nit fridbar sind, die
soll man niedertreten.' ebd. ,Die vaden soll man
zwürent [zweimal] in dem jar gebieten.' Offn. Plunt.
1480. ,Wer mit der vade verleidet [verklagt] wird.'
ebd. , Sollen die sommerfaden gräch [= bereit] sein
an StWalpurgen abend und die herbstfaden an StMar-
tinus abend, und welche fad nit gräch ist...' Offn.
Schwamend. 1533. ,Uf der Fad ushin.' L 1555. , Weller
die faden und friden uf StMartins tag nit gemachet
hätte.' Offn. Kloten 1()09. Seltener auch von der
Grenze eines Stadtgebietes: .[In der Stadt und davor,
soweit ihr] Faden [gieng].' 1522, Absch. Jetzt nur
noch in Flurn. erhalten z. B. .Fadacker' ZEob.
Mhd. mrl,- f., got. falha f. Die Schreibung mit II be-
zeichnet wohl nur die Kilrze des Toc. ; daher z. B. in der
Offn. Romishorn 1469 beide Formen abwechselnd. Da der
PI. des urspr. Fem. auf -en ausgieng, so war Vermischung
mit , Faden' m. u. tw. Übergang in ni. unvermeidlich. ,Dass
Toruauw fad soll han vor einem jetlichen vech und soll
mau auch den fad beschauwen, ob er guet seig.' Offn. Kl.
Fahr 1749 bzw. E. XV. Dazu konnte von sachlicher Seite
beitragen, dass gebannte Grundstücke mit Seidenfaden um-
hegt wurden; s. Grimm, RA. S. 183. Auch sind beide WW.
wahrsch. von der gleichen Wz. mit der Grundbed. , umfassen'
gebildet, vgl. nhd. , Faden' als Mass = Klafter.
„E-Fad Z", -Fade" AAKais.; Stald., ,-Fat',
-Pfad Aa (H.); ,Z", .-Fahlen' — f. (m. Aa; „Z"):
die von der Dorfordnung gesetzlich (s. E) vorgeschrie-
bene Umzäunung zw. den Zeigen der Dreifelderwirt-
schaft. ,Serva pricdia, eefaden, sind die zäun, welche
die zeigen von einanderen scheidend, als die kornzeig
von der haberzeig und die haberzeig von der braach
(sie sollend summer und winter beschlossen syn, si
gangind durch wisen oder äeker) ; damit der zijlg, die
gesäyetist, kein schaden geschehe.' Fris. ; Mai. Zäune
und Abgrenzungen von Herrschaftswäldern. LMey.
1S2(). ,Es soll ouch ein efoden syn umb des pfaifen
bunt [Hau.sacker].' Offn. Rüedl. 1433, welche wegen
der darin vorkommenden Unterscheidung zw. ,Efaden',
.Feldzün' und ,Hurd' nachsehenswert ist (s. Unot S. 1(3,
Art. 20). .Von . . . soll ein e. stun unz an . . .' ebd.
.Welller ein elrid oder efatt ze zyten oder über jar
wüest [verheert]. • Uffn. Gebliardsw. 14(ili. ,Es soll
ain amptmann jerlich zuo zyten, so das billich ist,
gepieten, Efrid und Efaten zuo machen.' Offn. Burgau
1472. .Welcher einem ein Ehfade ushauet oder offen I
marche ushauet oder usgräbt.' Offn. Weinf. 1474.
.Welichc zeig körn hat, da soll StMartins tag der efad '
vermacht [geschlossen] syn, und da [wo] der haber
gestant [steht], da soll der e. ze Ostern v. s.' Offn.
Flaach. ,Sidtmalen diss riedt ein oft'ne allment, so
mit dheinen graben, sonder mit rechten Eefalden und
underschidlichen offnen marchcn von [den] der enden
[= da herum] liggenden güetern abgesondert und uss-
zilet [ist].' 1590, ObGlatt. ,Welieher die Efäden nit
verhaget.' 1(304. Aa Wst. .Dem Hag oder Ehfäd nach
in die Reuss.' 16(3(3, ebd. , Ehefaden.' 1671. Hotz, Urk.
Grenzgraben Aa It H. Umzäunung einer Gemeinde
(eines Hofes); Gemeindsbann AAKais. f ,Von genann-
tem marchstein [geht .die eefad'] gegen zweien eichen,
under welichen die ober ussert die e. in [den] zehnden
dienet, die under aber innert die e.' MARKBEseuu.
Ottenb. 1585. ,Die Ehfad, so diese Gemeinwerk unter-
schlagt, soll von beiden Gemeinden gemacht werden.-
1666. Aa Wst. .Innert seinen Gemeindsmarken d. i.
in allen in dem sog. Ehefaden seiner Gemeinde ge-
legenen Gütern.' DWyss 1796. — Gemeind-. ,Den
schlechten Hag, welchen der Dorfmeier an den Ge-
nieindefaden findet.' 1662. Aa Wst. — c faden; die
Grenzen und Marken des Gemeindebanns jährlich be-
reisen und besichtigen AAKais. — Efädin (Offn. Sulir
1484) f. — PI. ,eefädincn' (ebd.) = Efad in coli. S.
.Dass N. N. den undcrcn zun machen und in eren
haben soll, desglychen die von Meilingen die eefädi.'
Mellingen 1530.
.Epfad' ist Umdeutuiig, erklärlich aus dem Umstand, dass
die Feldwege urspr. zw. Zäunen liefen oder umgek. ndt der
Setzung und Begehung eines Grenzzauns von selbst auch ein
Fussweg gebahnt wurde. .Efad' noch fem. z. B. in .\a Offu.
Staretswyl; Wettingen; Oberwyl 1606; so auch .Kfahbri-;
,Efaden' nisc. z. B. in Offn. Rüedl. (u. danach auch .Efad.'
Offn. Flaach), und sogar ntr. Hofr. Lunkh. |Ari;üv. ISKI,
134, 14). Syn. Ehmj; Eß-iden.
Haber-: die zum Schutz der Hafersaat dienende
Umzäunung, sonst ,Summerf.' genannt. ,Die herpst-
faden sond frid han uf StMichels tag [29. Sept.] und
habesfaden [so!] uf SanJörgen tag ['23. .'^pril].' Offn.
ScHwPfäff. 1427. Vgl. u. ,E-Faden' die Offn. Flaach.
Herbst-; die zum Schutz des Kornes hergestellte
Umzäunung. , Sollen die sunnnerfaden gräch sein an
dem meyenabend und die h. an StMartinsabend.' 1671,
Hotz. Urk. Vgl. Fail Offn. Flunt., Schwamend.; E-Fad,
Fris. /Mal.; Oli'n. Flaach.
faden: umzäunen. .So er bedarf holzes dz gnot
ze vadenne.' 1332, ä. Urb. Z Grossm. Davon:
Fädi f.: Umzäunung, .\ckergrenze. .Und sollend
die usseren acker den weg tragen und die inneren
acker die fädi machen.' Offn. Spreitenb. .Es sollen
die Fädinen winter und somnier ganz sein um die
Matten.' 1420/1749, Aa.
fad, fatt: fade i. S. von ungesalzen (_in. — Hafür
sonst «./, ItK, Uikl.
Padein Gu noch tw. neben Faden und Fade, letz-
tere Form allg. (P u. W Fadn. Fadu) - m. — PI.
Fädem. Fäden Gk tw.. sonst Fiiih (W Fchhi] — Dira. «
J
673
Fad. fed. fid, fod. hu\
Fädemli Aa f. Födemji Gr, Fädi (PL Fädini) W,
sonst Fädeli: 1. Bestandteil von Gespinnst und Ge-
webe, Zwirn; nach >Si'RENr, nur: hänfenes oder fläch-
senes Garn. Isege F., P^isendrat P silv. An Hm F.
laufe", gwi zu verarbeiten sein (nicht verwickelt), von
Seide Z. Als Rechtssy nibol: ,Wär, das ain gotts-
husniensch von tods wegen abgieng und keinen ge-
boren fründ hinder im verliess, so soll und mag man
ainen faden binden an des abgegangen menschen her-
bergtürnagel und den .strecken an des nesten [nächsten]
gottshusnienschen hus, der selb gottshusmensch soll
und mag dieselben gottshusgüeter erben.' Offn. Petersh.
RAA. Kei" trockne F. an im (am Lih) lia", ganz
durchnässt, von Regen od. Schweiss. allg. Kein guete'
F. an Firn hl", gar nichts Gutes an Einem gelten
lassen, ihn ganz herunter machen, ausschimpfen, ver-
leumden Aa; Bs; Z. Fs ist kein guete F. me a" mir,
ich bin ganz sündhaft. Stutz. E lange F. spinne",
von der Katze: anhaltend schnurren Bs. F. zieh":
1) ruhig hörbar atmen Bs. 2) vom Wein, wenn er
schal wird Bs; Z; .syn. faden. Z' F. zieh", vor Gericht
ziehen Bs. .Einem etwas zu Faden ziehen, actiones
alicujus ad calculos vocare.' Mey. Hort. 1692; vgl.
.zur Rechenschaft ziehen'. Wenn d' Sach recht z' F.
Zuge' wird, sii chunnt 's guet. Gotth. Es ist am-ene
Fädeli g'hanget, der Entscheid hieng von einem ge-
ringen Umstand ab, es fehlte wenig S; vgl. bi-me Här.
Sis Lebe hanget am-ene Fade. Sulger. 's Herz hangt
am-e Fädeli, von einem Ohnmacht ähnlichen Schwäche-
zustand \v. Am Fädeli ha", in der Ordnung, in der
Hand, Gewalt haben (eig. vom Gespinnst) B. ,Wenn
einem Schulmeister, der Alles am Fädeli zu haben
glaubt, am Examen nur eine Floh über den Weg
springt.' Gotth. Er cha"" nu [braucht nur] am Fädeli
zieh", er beherrscht Leute oder Dinge vollständig (wie
der Marionettenspieler seine Puppen) Z. Z' Fade
schlä': a) eine Näharbeit vorläufig mit weiten Stichen
heften, um sie nachher sorgtältig auszuführen Bs; B;
GlK. ; L; Z; Z.B. bei Anfertigung eines neuen Kleides,
oder auch beim Ausbessern mit Flicklappen BRi.; W.
b) übertr. auf Bauten : ein Haus aufführen ohne die
innere Einrichtung Gl; eine Strasse ab.stecken und
die ersten Einschnitte machen W. c) alJg. irgend eine
Arbeit anfangen, entwerfen; ein Geschäft einleiten,
vorbereiten Ap; Bs; B; Gl; L; Sulger; S; W; Z;
vgl. in-füdmen, -fädlen. Z' F. schrote', vorläufig zu-
recht schneiden L. Er ist des Fades fvo" dem F.),
von der selben Art, meist in schlimmem S., verächt-
lich L (Ineichen); vgl. //((;■ Si'ifM. 1-'1146. Sprichw.:
Wie länger Tag, wie chiir:cr der F. Ineichen. Nur
dem F. nah, so chunnd-me" zum Chlungeli [Knäuel],
ebd. Me" cha"" d' Litt am-ene Fädeli füere", aber nid
am-ene Seil. ebd. — 2. Staubfaden der Blumen.
.Pastillicantibus barbulis; mit kleinen kurzen fädem-
linen, innerthalb der bluomen, die überzwerche gipfele
habend, glychwie ein hammer oder hauwen, pastinum
genannt.' Fris. — 3. überaus dünnes Blättchen, das
sich bei ungeschicktem Schleifen der Werkzeuge an
der Schneide bildet und durch das .Abziehen' wegge-
nommen werden muss Bs; L; Uw; Z. En F. schllfe",
beim Schleifen einen solchen hervorbringen; de" F.
nhwetze". Darauf bezieht sich wohl ,Eim der F. ne",
arrogantiam alicujus reprimere.' Id. B. — 4. in schlecht
gebackenem Brod der dichte graue Niedersatz über
der untern Kruste L. — 5. das Zungenbändchen Aa.
Schweiz. Idiotikon. I 5.
— 6. raue F., gebranntes Wasser L. Mit rotem
F. näje, Wein trinken B (Ott). — 7. Fädemli S; Z,
Fädungeli S — n., Fädumel S: ein kleines Sing-
Tögelchen, Girlitz, fringilla serinus. ,Das fedemlin
syn stimm darleit.' Lenz.
Ahd. fadnm, -um; nihd. ixuleiii, -en, vatime. Der urspr.
kurze Stammvoc. in einigen MAA. verlängert. Das m lassen
gewisse MAA., in denen es im Auslaute sich nicht halten
kann, in abgeleiteten Formen wieder eintreten. — Bei der
RA. ,zu F. ziehen' ist wohl nicht daran zu denken, dass
die Schranken des Gerichtes im Mittelalter durch einen ge-
spannten Faden abgesteckt wurden (das Gericht hegen), son-
dern der Sinn wird nur sein : Etwas genau untersuchen,
zerlegen, ermessen. — Verstärkend erscheint das W. in der
Zss. mit den Adj. -grad, -nackig, -nü. — 7. , Fädemli' auch
von Mal.: Vogelb. 1557; JEEscher 1692 erwähnt, hat diesen
Namen viell. von seiner Kleinheit.
Oni-Fäde" A-F.: eine Art Bohnen Z. Syn.
Schmalz-, Welsch-, Wildbönen. — Eig. adj. luit Er-
gänzung des Subst. .Bohnen' ; s. anfädig.
Fräuli"-Fade'': sog. Dorkasfaden aus englischer
Fabrik Z.
Nach der auf der Fabrikmarke augebrachten Figur einer
nähenden Frau (der wohltätigen ,I)orkas' der Apostelgesch.)
benannt.
Glücks-Fäde° (PL): Spinngewebe an Hecken Aa.
— Solchen scheint gute Vorbedeutung zugeschrieben worden
zu sein.
Harz-Fade": ein durch Harz gezogener Faden,
an welchem die Schlaufen des , Webergeschirrs' be-
festigt sind Z.
Klüngeli- B, Krüngeli- Z: auf Knäuclchen
gewickelter Faden, im Unterschiede von Schüblig-,
Spiieli-, Strängli-F.
Lebens-: 1. die Linie, welche quer über die
innere Fläche der Hand nahe an der Wurzel derselben
läuft und von der man annimmt, wenn sie bis zum
Rande der Hand auswachse, müsse der Mensch sterben
Z. — 2. (bildl.) Lebenskraft, -länge. De L. ab-
schnide".
Harlauf- Härleft-: die am Endo des Gewebe-
stückes noch im ,Haarlauf' steckenden kurzen Fäden,
die abgeschnitten werden Uw.
Längsi-: der Länge nach (um eine Erdkugel)
gespannter F., Gegs. zu Vrumsi- (s. d.). FJScbild. —
-Hl umgestellt aus der genet. Endung -in; vgl. Zwüris-, s. d.
Re-: Umdeutung des it. re/fe, Zwirn. Helvet. Ver-
ORDN. 1801 für den Ktn Lugano.
Rost-: in den Z ZoUordn. 1040—1757 unter den
Mercerieartikeln aufgezählt. Vgl. Bostgarn.
Siden-. Einen Seidenfaden bindet man um den
blossen Arm, um in dem Spiel dräjen (s. d.) Glück
zu haben UwHergisw. ,Sidcfädeli' heisst ein Land-
haus bei Zürich, vielL früher einmal mit S. umhegt,
nach altem Rechtsbrauch.
Setz-: in der Weberei 1. ein Stück F., das an-
gesetzt wird, um einen zerrissenen zu ergänzen Ai».
— 2. der kurze Faden im Weberblatt, an welchen
der Zettel angedreht wird; Einsetzfaden Ni>w; Syn.
Trumm.
Schau-: der äussere Rand eines Gegenstandes,
der zur Schau (resp. zum Kauf) ausgelegt und darum
besonders verziert wird; auch von Äckern, deren Rand
43
Ö75
Fi
ftd, fid, fod, fud
676
bes. leichlicli f,a'diingt. winl, damit die dort eiit.siiro-
cheiid reichlitdi stehende Frucht einen Käufer aiüocke
Bs (Spreng). Vgl. Schau-Fall.
Geschirr- G'schVr-Faden: leinener ungebleichter
F. zu dem sog. Webergeschirr, der wegen seiner Stärke
auch zum Nähen beliebt ist Z. Das ist goppel mit
G.-F. z'sämme" (finacht. von Etwas, das fest an ein-
ander hält.
Sehne-: Siiinnweben, die sich in Winkeln bilden,
aber gewöhnlich erst bemerkt werden, wenn sich etwas
Staub daran setzt ÄABb.; Z. Man jirophezeit aus
ihi'eni Vorhandensein Schnee und Fortdauer winter-
licher Witterung.
Strängli-: F., der nicht aufgewickelt ist, sondern
einen Strang bildet Z.
Toiss-: ein Teil der Forellenschnur. ,Die Fo-
rellenschnur lassen wir erlaubt bleiben, doch dass der
Schnarch [die eigentliche Angelschnur] sei l'/s Elle
und der T. 1 Elle.' Z Fischerordn. 1710/79. - Von
dem frz. loite, ein Längeiiniass. Wohl sachlic;h das Selbe was
Tötzli-: Schnüre, durch welche die Schwimmer
(Tötzli) mit der wagrecht liegenden Forellenschnur
verbunden sind Z.
Trumsi-: Querfaden; s. Längsi-F. — Tiu„i«i, Nljf.
von tnimiK.
T rutsch- Tratsch-: mit Wolle ausgepul.sterter
Strang, welclier in der alten F Tracht mit den Haaren
oingeflochtcn wurde. — Trüisvln; Haarflechte.
Zeichner-: F. (weisser oder roter), mit dem auf
Zeugen Zeichen, Namen eingestickt werden S.
Anzieh-: der lose, in grossen Stichen ein- und
zsgezogene F., mit welchem die Falten eines neuen
Hemdes gebildet werden, bevor man sie festnäht Z.
Zwüris- BRi.. Zwirnis- Ndw: Zwirn. — Zu-ür
= zwir, 2 Mal.
fädelen: 1. den Faden durch das Nadelöhr ziehen
W. Syn. nadclen. — 2. Etw. fein wie Faden machen
Ni)w. Da tuet-me' nit Slde f.! es gilt hier derb
dreinzufahren. Addrich 1877. — in-: eine Sache fein
einleiten Bs. Dini. zu infädmen. — üs-: aus einem
Stück Zeug den Einschlag Fädchen um Fädchen
herausziehen Aa.
fädemen fädme (resp. fäbmc) Aa; B; Gr; S; Uw;
W; Z, fadneL; GO., oEh.; ScuNnk., f ägne ScaStdt:
1. den Faden durch das Nadelöhr ziehen B; W; syn.
fädehn, nadelcn. Mit Acc: 1) d' Nadle f. Sch; Uw.
,Ein nadlen fädmen (fädemen. Denzl. 1677; 1716).'
Mal. Als Spiel: Nadle fädme: ein mit verschränkten
Beinen auf einem liegenden Krug sitzendes Mädchen
(in Aa ein Knabe, in B ein solcher in einem ge-
schaukelten Korbe sitzend) soll den Faden durch die
Nadel ziehen ZUhwiesen. 2) Beinchen, die man durch
ein Nadelöhr fädmen könnte.' Gotth. — 2. die Fäden
durch das .Geschirr' ziehen, beim Weben GRÖbS.,
V. — 3. die überflüssigen od. nicht gut eingewobenen
Fäden am Gewebe ausschneiden GrI)., Pr. — 4. die
Fäden von Bohnen und Erbsen abziehen GRPr. —
5. Fäden ziehn. von schalem Wein. Geifern, von
zahnenden Kindern L; Syn. fädlcn. — 6. eine Strasse
anlegen W; v^l z' Fade schlan. — 7. fein anrichten,
anstellen BO. \Vi ni-mer [wie wollen wir] das acht f.?
Syn. mfadmcn. hrittleti, küechlen. — Mhd. vedemcu. an-
ruilicn, cinfiUluln. Vgl. fallen.
ah- fädme Gr; Zu. Bohnen a.: die Schoten von
den Fäden befreien. Syn. abmachen. — üf- fädmen.
,l)as geweben [Gewobene] widerumb auffädnien: das
wupp wider auftrennen oder auflösen, retexerc.' Fris.;
Mal.; Denzl. 1677; 1716. — in-fädmc Gr; Uw; Z«,
-fämmc GlH. ; ZF., -fadne, -fädne GO. u. oRh., und
dimin. -fämmele ZF.: 1. Faden in die Nadel fassen
Id. B; GkD.: Ndw; W; Zg; Z. — 2. beim Weben:
in den Kamm einknüpfen GnPr. — 3. (bildl.) ein
Geschäft einleiten Id. B; GRPr.; Z. M. Acc. P.: Einen
in Etwas hinein ziehen Ndw. — ns- fädmen: 1. die
Fäden aus einem Gewebe herausziehen Gr ObS. Syn.
üsfransen. — 2. = üf-. Denzl. 1677; 1716.
fäden: Fäden ziehen, vom Wein Aa; ZKn. —
ab-: Fäden abziehen, von den Bohnen. Bonen abf.
ThHw.; ZG. — York, das ßiden-en.
fädig (Aa auch fädnig): 1. mit Faden behaftet,
von Bohnenhülsen Aa. — 2. gerad wie ein gespannter
Faden, auch fädig yrad, z. B. vom Wuchs eines Bau-
mes, von der Körperlialtung Gl. Syn. fadenyerad. —
3. adv., auch fädigs (adv. Gen.): a) senkrecht steil
Gl. Wo Felsewänd ganz fädigs abestlged. Anderlinth.
— b) zeitlich: schnell, eilig, ohne Aufenthalt Gl; vgl.
nhd. ,jäh': , steil' und ,plötzlich'. — ¥ür fäilcnig, fädemig;
s. yr„i-.
an- ä-, v'-: 1. ohne Fäden, von Bohnen ZKn. —
2. von Hülsenfrüchten, deren F. sich leicht ablösen
lassen ZThalw. — groh-fädmig: aus grobem Faden,
von Garn, Tuch GrD. — lang- läny-fädig: 1. was
lange F. hat BBe. — 2. langwierig, umständlich;
von Personen: wer im Reden weit ausholt, Umschweife
macht B (Zvro). Von Sachen: e längfädigs I'brisen
[Einnesteln] BBe. Es geit l., z. B. mit der Beförderung
von Briefen B.
fädin, -en: Adj. aus Faden bestehend. .Fedin
gewand.' L 113.5 u. noch 1777. In Z Mandaten des
XVni. werden ,fädene Spitzen' den seidenen gegen-
übergestellt. — Verk. für fädcnin.
fädlen: 1. „Faden ziehen, vom Wein; geifern,
von zahnenden Kindern L." — 2. = infädmen, in eig.
u. bildl. S. Aa; L; S. — in- ^ Infädmen 1 (Aa; G;
Sch; Z) u. .3 (L; G; Sch; UwE.; Z). Auch mit Acc.
P. : verlocken, hintergehen UwE.
N adle- F adle r: Spottn. für Sclmeider Aa (in
einem Volksliedchen).
Fädli"g m.: Abfall von einem Nähfaden Z. —
Verk. aus FäJemli"g.
Fadüne s. Fortune.
fa(liisch(gel) "^': bracli. unbenutzt öGk. Eine
Wiese, einen Rasenplatz /'. la", auf das .abmähen der-
selben verzichten, was z. B. bei mageren Bergwiesen
je das andere Jahr oder auch während 2 von 3 .lahren
vorkonmit; dafür auch das einf. Vb.: mer [wir] fa-
duschen's. Auch subst. eine solche Wiese; Gras, das
seit 2 (3) Jahren steht. Fadnschß) han, solches Gras
stehen haben. F. gan Cgü-J 1) ungeraäht bleiben.
2) verloren gehen. Syn. Bock.
Jedenf. churw. Ursprunges; -vgl. vadrunkel, verküuimert«
Tännchen; viell. vwdt mit ,t'ade' (engl. /arfy, welk, hell, rarf«,
träge), mit einem dem it. -uccm entsprechenden Suff.
a"-fädig s. an- fangig. Fädli s. F erlin (Fer-
chelinj. Fädummel, Fädungel s. Fädemli (Fa-
dem) Sp. 672.
Fad, fed, fid, fod, lud
678
Fed s. 1) Fad I Sp. 670. 2) Fechd Sp. 64b.
ge-fedet s. ye-ßchdet Sp. 646.
Federe" (e z.T. gedehnt) f.: 1. Bestandteil der
HautLekleidung und der Flugorgane der Vögel. Eine
F. auf dem Hut zu tragen war noch im vorigen Jhdt
Raufbolden von aus.sergewöhnlichcr Körperstärke ge-
boten, damit Jedermann sich vor ihnen hüten könne
Gl; Z; vgl. Hii-F. Davon viell. die RA. 's Federli
Im, den Vorrang haben; von Etw. das Beste besitzen;
der Beste sein Gl (Scuulek). RAA. Er vuiess öni
F. fliige, eine Arbeit unternehmen ohne die nötigen
Mittel, aus der Not eine Tugend machen ZElsau.
.Du musst F. haben, ehe du fliegen kannst.' Mey. Hort.
16H2. ,Mit fröraden F. fliegen.' ebd.; vgl. ,sich mit
f. F. schmücken.' Me" sieht 's 'em Narr an'n F. a".
Si'LGER. ,So man in zuo den F. kummen [zu Kräften,
eig. zu den Schwingen kommen, erstarken] lassen.'
HBdll. 157'2. ,Die federen fahend an mir widerumb
wachsen, ich heb widerumb an mein ansehen ge-
wännen, pennai renaseuntur.' Mal. 3fe" striqjft [rupft],
Ko F. sind, nimmt, wo man findet. Ineichen. Usse,
Federli! hei der Tu fei g'seit, wo-n-er e" Mülistei''
g'sehnüzt het (zur Selbstermunterung gesprochen, wenn
man eine schwere Last zu bewältigen hat) L. ,Giebt
er ihn nicht gern, so kann er mir F. blasen.' Gotth.
= ich lasse ihn gehen, kümmere mich nicht um sein
Tun. Blos-mer F. BHk. Syn. blas-iner i" d' Schueh.
,Oib ihm ein kurzen bscheid und heiss ihn bald ein
F. blosen [abreisen].' PGengenb., von der alten Sitte,
dass man in Unschlüssigkeit, welchen Weg man ein-
schlagen sollte, ein Federchen (etwa vom Reisehut)
aufblies und der Richtung folgte, in welcher der Wind
die F. trieb (Rest eines Vogelorakels). ,Ich will ein
Federlein aufblasen, dem will ich folgen.' Mey. Hort.
16rt2. In dem von Rochh. angeführten Kinderspiel:
F., fliig hoch! scheint F. s. v. a. Vogel zu bedeuten;
vgl. Gr. WB. 3, 1395, 31. Viell. gehört hieher auch:
.Iindm d' F. lüpfen, als der moralische Urheber hinter
Einem stehen, ihn zu Etwas antreiben, urspr. von
einem Vogel, den man zum Fluge reizen will. D' F.
us-''eni G'sicht blase", die Verstellung ablegen S. ,Fe-
dern lecken', zsgesetzt , federlecken'. Mfy. Hort. 1692,
schmeicheln; Syn. ,F. lesen', s. lecken. — 2. Bett-
feder, PI. = Federbett. Vil Federli machen es Bett.
Ineichen. Federli zu F. gid z'letst es Bechli. ebd. Es
Meitli soll no-n-ere [nach einer] F. über 9 Zun (3 Häg)
springe', ebd.; Sulg. Ufde" F. si", eig. weich gebettet.
,Alle Abend ward der [wieder hergestellte Haus-] Friede
inniger und es hat uns Allen geschienen, wir seien
auf den F.' Gotth. Einen i<s de' F. jage", aus dem
Bett. Uf de" lange" F. ligge", auf dem Stroh. —
3. Schreibfeder. ,An die F. reden', diktieren, zu
Protokoll geben. ,Begerte, ir rede dem schryber an
die federn ze reden.' Bs Rq. 1520. ,Wo ir selbs hie by
mir wärind, möcht ich etwas underreden, das nit in
die federn ghört.' 1548, Absch. ,Die [ungehorsamen]
Schryber sollen ihrer diensten und der Federen still
gestellt [ihnen das Schreiben verboten] werden.' B
Ref. Satz. 1628. ,Seine f. dem Teufel in Eugenen dar-
leihen.' JMüll. 1665. Wer nid will lere [lernen] mit
der F. schrlbe" , muess mit der Mistgable" högge".
Ineiohex. Er brächt weder F. tio''' Mül, tut gar Nichts
für die Sache. FJSchild. Guet uf dr F. sl", gewandt
im Schreiben Z. ~ 4. Samenhaare an Pflanzen.
.Bocksbart ist ein krüt, das lange f. hat.' XVIL. B
Arzn.-B. — 5. Federli: gemeine Siegwurz, gladiolus
communis; vgl. Federich, Fideri. nhd. ,Federgras'. —
0. Rippen- od. Schwanzstück des Fleisches von vier-
füssigen Tieren Z. Syn. Federenstuck. Vgl. Schwanz-.
— 7. Spannholz auf der Mauer, über welches die
Balken gelegt werden, allg. Vgl. Mür-. — 8. der
mit dem Hobel erstellte Grat an der Längsseite von
Brettern, welcher je in die Nut emes angefügten
andern Brettes passt. allg.
Jilhil.ßdere(e). Bed. 6 beruht wohl auf der Veieleichung
des Rückgrates sammt den von ihm seitlich auslaufenden
Rippen mit dem Kiel und den Fasern einer F. Ähnlich wird
Bed. 7 zu erklären sein. Vgl. noch ähnliche technische Bedd.
des W. in MAA. hei Gr. WB. 3, 139:}, a und 1397, 7.
Äeke"-: die F. des Nackens. Do isch-em d' Galle
g'stiye, wie ime taube" [einem zornigen] Güggel d' Ä.
BWyss 1863.
Fech-: Pelze. S. Beitr. d. ant. V. Sch II, 8 f.
, Feder' früher auch von Haarbekleidnug der Tiere und
inshes. von Pelzen gehraucht. Gr. WB. 3, 1392, 1) a.
Vogel-, ,Wann ein Krankner auf Vogelfederen
lige, könne er nicht sterben.' Zauberei 1704.
Fisch-: Flosse. Mal. Vgh Gr. WB. 3, 1.393, 1) b.
In der Tat entsprechen die Flossen anatomisch genau Jeu
Flügeln und lat. pinna ist nächstvwdt mit j/enna.
Flug-: fliegende F. .Einem flugfijderlein, weliches
vom wind verwäet wird.' Hopmstr 1645. — Vgl. .Fedtv
aufblasen'.
Gauch-: I.Flaum. Mal. — 2. Narren fed er, F.
als Zeichen der Narrheit. Gengenb. GM.
Mhd. gouch, Kukuk; auch: junger Vngul iibh. (daher
Bed. ]); Narr. Gr. WB. 4, 1, 15,34 ohen.
Güggel- = TfaMe»-. Zwinc.li 1527.
Hu-: (weisse) Feder auf. dem Hut als Zeichen der
Herausforderung. Hu Federli! ent.sprechender Ruf.
XVIL — Hui! Aufruf zu raschem Handeln; auch Ausruf
des Widerspruchs. Syn. Ifttnen-.
Hüben-: Löwenzalin, taraxacum offic. W. —
Wegen des mit Samenhaaren dicht hesetzten Fruchthodeus.
Hauen- = Hu-. ,Es soll ouch niemand kein dann-
ast, hanenfedern, paterno.stor in liosen oder sunst kein
andere tratzliche zeichen nit tragen.' 1510, Absoh.
S. Gh. WB. 3, 1395, 4.
Hart-. ,Pinna: ein hartleder, das gross gefider
eines vogcls.' Fris.; Mal.
Mür-: 1. der grosse unterste Balken, die Schwelle
auf Hausmauern, als Unterlage für die Köpfe des wag-
rechten Balkenlagers eines Stockwerkes Uw; U; Z.
.Dem N. N. zwei aiche Stumpen zu ^Maurledern durch
die holzherren werden lassen.' Di^T. Srn IJatspnit.
'2. Wurmfarn, cystopteris fragilis Sl:llw(ial^^ W.giii
der ticderschuittigeu Blätter und des Vorkmiiiui/ns au Mautru.
Pflüm-: Flaum-. XVIL, B Arzn.
Ramsch-: 1. Kerbel W und zwar It St. chiero-
phyllum silv., nach direkter Angabe anthriscus silv.
— 2. Löwenzahn, tarax. off.
liamn, Itämscheh bedeuten sonst Bärenlauch, allium ur-
sinum, aber die Blutenstände dieser Pflanzen haben etwelche
Ähnlichkeit, auch ist diu (laxierende) Wirkung dieser Pflanze
und des Kerbels auf das Vieh allen gemeinsam. .Federe' wegen
der z. T. doppelt gefiederten, z. T. gezaliuteri Blätter.
Rappen-: Raben- zum Einiiinseln von Augen-
flecken It B Arzn. XVIL
679
Fad, fed, M, fod, fu,l
680
Sü-Federe". Der Handel stöt uf Söuf., d. i.
schlecht Aa. ,Sein Sach stehet auf Säufederen, ficul-
neis utitur rationibus.' Mey. Hort. 1692.
Spreug u. H. erklären S. = Stroh ; vgl. o. hnije F. Sonst
könnten S. auch Borsten bedeuten (s. Gr. WB. 3, 1393, a)
und dieses könnte bildl. Gegs. zu .glatt' bezeichnen, welches
auch ,leicht, glücklich' bed.
Schwane"-: gebogene, stählerne F., z. B. an
Kutschen. Sulger.
Schwanz-: 1. Schwanzwurzel, Steissbein der Kuh
Ap; Gr; GA. Wart, V'' mach-di''' d' Schw. lupfe! =
den Hintern GRChur. — 2. Stück Kindfleisch über
dem Schwanz „Gl"; Sch; „Z". Syn. Federe G.
Ge-feder n.: 1. Gefieder. Vogelb. 1557, 126, b.
— 2. eine Art Netz. .Gratius beschreibt ein gattung
eines netzes, so man Gfeder nennt, darumb dass man
federen darein fliehtet.' Vogelu. 1557.
ge-feder: 1. gefiedert, mit Federn bedeckt,
von Vögeln. ,Die bein warend ganz g.' Vogelb. 1557,
neben: ,mit gefederten fuessen'. ,Die zung an den
enten bedunkt einen an beiden orten gefeder sein.'
ebd. ,Die jungen schwalmen, dieweil sy noch blutt
und ungefeder sind.' ebd. .Ungfeder, unflugbar, iii-
volucris.' Fris.; Mal. — 2. bildl. in der ä. Eechtsspr.
von flüchtigen Verbrechern, welche ,also g.' ausge-
liefert werden sollen, d. h. gerade so, wie man .sie auf
der Flucht, im Flug, frisch ertappt hat, ohne Weiteres.
,Wer dheinen schädlichen mann vachet, der soll in
[ihn] einem landgrafen antworten als g. und in all
wis und mäss, als er in gefangen hett.' Bechtüng d.
Freiamts Aff'oltern. .Und soll im also den als geveder
antwurten.' Offn. Albisrieden. — Der Verbrecher als
Raubvogel gedacht (vgl. .loser Vogel, Galgenvogel, vogelfrei').
Vgl. Gr. WB. 4, 1, 1, 2135.
„ge-fedcret: ohne Hinderniss, wie im Fluge,
ohne den Boden zu berühren B; LG."
federen: 1. (intr.) sich in Schwingungen be-
wegen wie eine Feder Ndw. — 2. (refl.) sich biegen,
elastisch sein, z.B. Holz Gl; Z. — 3. (tr.) eig. mit
Federn, Schwingen versehen, bildl. geschickt machen.
, [Schwierigere Dogmen] nit herfür bringen, bis das
Volk in minderen artiklen underricht und gefederet.
darnach mocht zuo hocheren dingen uffliegen.' KessI.
Federete Federta f.: Einfassung der Bettfedern.
Bettzieche. Wi!" mii" d' Federte" nit b'strlcht, so lä"
si Federe gä" F.
Scheinbar vom Vb. /erfercn mit der Endung -rie gebildet
und so gedeutet, aber wahrsch. mit Verk. aus dem Plur. von
Fi'ilerit, Fi'derii-ht, Fi'derivh in., Leinwand zu Bettziechen.
Schm. 1" 691; Gr. WB. 3, 1401; s. tfe/i,fcr.
Federich m. : Wegerich, plantago, und zwar
breite"' = media ScHwKüsn.; spitze'' F. oder Spitz-F.
= lanceolata AABühl; SimKl.; breite'' S/iite-i''. = major
AAKadelb.
Mit Anlehnung an .Wegerich' (das auch Umdeutung in
Wikkre, Wägdittovk erfahren hat) gebildet und entw. nach
den gerippten mit einem Fittich vergleichbaren Blättern od.
nach den Blütchen so benannt.
sporr-fed(e)rig: lustig, munter, vom Vieh, über-
tragen auch von Menschen W. — Von Hjionn, mit den
Füssen ausschlagen.
federlen: die Federn od. Flügel leicht bewegen.
Und 's Finkli ßderlet, als wett's i" d' Riie. JKMever
1844. — ver-: schriftlich abfassen, festsetzen.
Fijderli m. : Name des Teufels in Hexenakten; vgl.
Federli-Tüfel. — Von der Hahnenfeder, die der T.trägf:' (Gr.
WB. 4, 2, 166 u.) Doch s. auch WWackern. Kl. Sehr. III 233.
Ge-fider n.: I.Federvieh, eine Anzahl Hühner
Ap. — 2. Federbett, Bettstück Ap; Gl. Nachtlager
übh. (scherzh.); ■(■''' wott i" 's G. Z; sogar mit Bez.
auf schlafende Hühner Ap. ,Des gottshus g. und bett-
gwand süberen und in cren han.' 1452, Mey. Wetz.
,Die Brautbettstatt mit aller zugehörd , es seie g.
[usw.].' G Mand. 1611. , Schadlos, von zerschlagnem
Ti.sch, warf er [der Blitzschlag, welcher i. J. 1652 zu
Zürich eine Pulverexplosion verursachte] Einen ins G.'
JWSiMLER 1652. — 3. übertr. auf Etw., das dem Ge-
fieder eines Vogels vergleichbar ist. , Schutt das Gflder
der Kunkel!' d. i. spinne fleissig. HBdll., Niklaus-
sprueh 1549. — Mhd. yevideie n. — Un- Ugfider n. :
roher Mensch Gl. — S. unyeßderet. — Bett- = Ge-
fider ä. ,Ein geringer husrat von französischem B. und
Kuchigeschir.' 1667, Z. ,Der Badwirt sei mit weissem
Plunder, B. usw. bestermassen versehen.' 1668, ZHinw.
ge-fider := gefeder. ..allerlei gfiders gefügel.'
1531/1548, Genes. = ,gefidertes Gevögel.' 1667. ,G.
werden = fSderen gewünnen als wenn die jungen vögel
anfahend federen haben, plumare, plumescere.' Mal.
Röt-Fider: Name eines Fisches mit roten Flossen,
Rotforelle ZW. Syn. RÖteli.
Fidere" f.: Federbart am Bolzen ScnSt. ; ZKn.;
auch Stück einer Feder am Pfeil ScHSt.
fideren: 1. trans. a) mit einer Feder versehen
z. B. einen Bolz. — b) in einander fügen z. B. Bretter,
Nut und Kamm an denselben anbringen BD.; Gl; Gr
(s. Fidere H Sp. 678). — c) ,Die Schuhmacher sollen
die Hinderstöss nicht mit kälberigem oder schäfinem
Leder f.' Stadtb. ZWint. — d) entwenden ZKn. —
e) Etwas erdichten; bes. von Kindern Z. Eine Er-
dichtung glaubwürdig machen. ,Wer lügen will, soll's
nicht krumm drehen, damit er's auch f. kann.' Kirc^hh.
,Superdicere = mer sagen, mer darzuo tuon dann ge-
redt ist, ein ding wol f.' Fris.; Mal. — f) Jmdn zum
Besten haben ZStdtf; «"-, anlügen B. - 2. intr.
(haben) a) von Bolzen: durch die Luft schwirren;
auch: im Fluge zstrefi'en, einander streifen. Si'lger,
- b) in der Rede: durch Verschweigen oder Hinzu-
dichten einen Sachverhalt, Tatbestand verändern, mei-
stens: aufstutzen, ausschmücken, aufschneiden, über-
treiben, oft geradezu, nur etwas milder: lügen Aa;
BU.; G; ScH; Z. De [du] würst im doch nit glaube"!
dif' fideret am Taglö" [als ob das sein Beruf wäre] Sch.
„Fiderete f.: Erdichtung B; L; Sch; Z." Fideri m.:
der es mit der Wahrheit nicht genau nimmt Z. ,Der
liat sich gewänt bei Zeiten zum Liegen, Fideret, dass
sich die Baken [1. Balken] biegen.' Wahrsager 1675.
,Ich sage nur, wie [der] Kapuziner fidere, indem er
schreibt [usw.].' FXsi 1696.
Mhd. videren, mit Federn versehen; erdichten, lügen.
Bed. 1 e bzw. 2 b lässt sich leicht aus der allg. ,(mit Federn)
ausstaffieren' ableiten, so dass wir nicht auf das ,lliegende
Mähre' des Mittelalters und die geflfigelte Fama des Alter-
tums zurückzugehen brauchen, obwohl die Vorstellung von
,zum Fluge, resp. zur Verbreitung, geschickt machen' an jene
halb mythische streifen würde. 1 f wird auf dem Begriff
,anlUgen' beruhen. Zu 1 d vgl. frz. mirr 1) fliegen, 2) stehlen
(im Fluge erhaschen 'i').
ab-: 1. (intr.) in Fasern gehen, z.B. von einem
Leintuch Aa. Vgl. fiseren. — 2. (trans.) züchtigen
681
t'a.l, loil, fi.l, f(Hi. hui
682
GMels. — Vgl. , Feder-, Flederwisch', Kehrbesen, auch =
Prügel ; vgl. aber auch ahlideren.
Bolz-Fidcrer: bo.shafter, streitsüchtiger Gegner.
,k\:io hat Zwingli geredt und diser bolzfidrer [der
Generalvicar Faber] verkert es also.' Gyrr. 1523.
ge-fideret. Gefiederte Kugeln zu schiessen wird
in G und Z Keglementen von E. XV. als eine Über-
vorteilung verboten. — un-: missgestaltet, unförra-
licli, unsymmetrisch Gl; G oT.; fig.: roh Gl. Vgl.
Umjetider.
fiderig: faserig. Man schnitzt z.B. die Kanten
eines Scheites f., damit es leichter Feuer fange GrPf.
Vgl. Votjd 12. ,Fider, Feder' : Fiaer = , Faden : Faser'.
Also sind auch , Faden' und , Feder' vwdt.
fiderlen: fein regnen GlK.
Sj'U. fi»trJen; vgl. abßderen 1 und fideritj; aber 1 für i
ISsst sich nur durch AnlehnuDg an fi. fein, erklären.
Pide: weibl. Taufn., Fides Soh.
fidehi: Interj. Fulehi und deuiyg [weg]. Ruf beim
Barrenfülzi-Spiel. wenn der Ball im Loche angelangt
i.st und es gilt sich zu flüchten Bs.
lidelen: eine Art Kartenspiel Z.
Fidelett aScBW, Fideletes Now, Fideli n. :
Fadennudel Ap; Gl; Gr; G; Z. — Aus it. fidelim; die
Formen mit -et viell. aus einer it. Pini.-Form auf -eito.
Fidfli m.: männl. Taufn., Fidelis. Gel, wenn 's
nur dem F. Nüd tuet — vorwurfsvoller Spott gegen
den Selbstsüchtigen L. — Letztere RA. wohl mit An-
spielung auf die eig. Bed. des W. im Lat., weil Jeder zuletzt
au sich selbst am ,treusten' hängt y
Fidelität f : Gelübde gegen die Obrigkeit oder die
Ijehensherrschaft. .Kommen die aufgerufenen Re-
bellen zurück und tun „fidelität". so wird man ihnen
ihr Gut lassen.' 1417, Absch. ,üm Huldigung und
, fidelität" zu Gunsten der Herren v. Ch. angesprochen.'
1581, ebd. — Aus der rem. Schweiz; lat. ßdelitm feudaii«.
Fideri n.: eine Art Stauden mit feinen, zerteilten
Astchen; Gestrüpp, wie die Cornicularien und Cladonia
rangiferina Gl. Ds Mutteri in der Hiiclii ohe verlüret
[verdorrt] und es het F. drüs g'ge" Gl. M. irerd F.!
hiess es in der Verwünschung der Blüemlisalp. Vgl.
Feder 4.
Pideritsch m. BSa.; GfiChur, Fiderst SonwMa.,
Fiderste aScHw, Fidertsche f. BO.; „LE.":
1. weisser Hahnenfuss, ranunculus aconitifolius.
aaO. — 2. Alpen hahnenfuss, ran. platanifolius
BSi. — 3. Bocksbart, tragopogon pratens. BSa.
I u. 2 wahrscli. nach den gefiederten Blättern benannt.
i'if Nbff. durch Umstellung entstanden; vgl. diejenigen zu
A.jHUere Sp. 125. Zu 3 vgl. Fadere 4.
Fiderix, Fidirix und Fidirax, Fiderunggung-
gänscli: sinnlose Füllwörter in scherzh. Liedern L.
Pidi s. 1) Fido. 2) Fridi.
FTdö L; Z, Fidi B m.: Name für kleinere Hunde.
- Aus it. fido, treu.
Vidolc s. Viole II (Sp. 633).
Fidüz f (auch m. Z): Lust, Eifer. Mut zu Etwas
Aa; G; Z. — Aus M. fiducia, Zutrauen.
Fiduzi: Name für Hunde L. — Vgl. Fido.
Pod, gefödsch s. Fud. voder a. tvirder.
loderen .s. forderen. fiiilelen, FiJdeli s.
füdeleii.
Föd Ap; Gl (m«); GRh.; W; Z (auch Pfud)f,
Föd ApL, M., St., Futt BSi. — f.: 1. vulva BSi.;
ZKn. t S. auch Absch. IV 1 a 359. ,Vox obscceiia in
alpibus Helvetiffi.' Bonstetten U 131. — 2. unartiges,
verwünschtes Mädchenod. Weib, oft als Schinipfn.
Ap (tüsiglF.); „GRh.;" W fverliexeti F.J. — 3. Feig-
ling, Memme Ap; Syn. Fudi m. — 4. das abge-
rundete hintere Ende einer Gans Z (Spillm.).
Mhd. ful, fud, Vulva. Das « der Ap Form entspricht
dem in nhd. , Hundsfott'; der Voc. ist nur durch die Ein-
silbigkeit verlängert. In Bed. 1 gilt sonst die Form mit -z;
die in 4 hervortretende Bed. erscheint auch in der Abi.
Füdli und im Breg. Wald bed. fud: anus. St.' gibt aus Ap;
GRh. für Bed. 3 das männl. Geschl. an. — Vgl. p/ud.
Hunds-Fud Ap; Gl; W^; Z, -FuttGR; L: 1. (m.
u. f) boshafter Bube, bosh. Mädchen W. Feigling,
der Beschimpfungen hinninmit, Mensch ohne Ehr-
gefühl, allg. — 2. (f ) -Fud, -Fod, -Fude ZO., -Fuda
GG.: Herbstzeitlose. Colchicum autumnale, bes. zu der
Zeit, wo die Samenkapseln gereift sind. — Für 2 sonst
allgemeiner Hunds- Hode oder -Se<:kel (auch Munni-, Schaf-
Stckd, Uaye-MoHn) genannt. — Die urspr. Bedeutung blickt
noch durch in der RA. ,kein Huudsfut wert.' um 1708,
Schwz. Erz. 1856. Wird andern WW. vorgesetzt, um sie zu
WW. des Schimpfes zu stempeln, z. B. Ilnudafudn-, Hundn/fdii-
Kerli, -Ketzer, -Zug. — hundsfudeu: 1. Hundsfud
schelten, übh. gemein ausschelten Ap; L: Zg. —
2. Name eines Kartenspiels, bei dem der seine
Karten zuletzt anbringende Spieler Hundsfud ge-
nanntwird Ap; Z f. — ver-: verderben (UBräcjser).
Xgl.verpfuden.— hundsfüdelen /jo«ds/'örfe/a: einem
Hundsfott gleich sein od. tun Ap. — hundsfüdisch:
ehrlos Z.
Harz-: der Teil (gleichsam der unappetitliche
Hintere) des Pfirsichs, welcher eine Art Gummi aus-
schwitzt. D' Pfersi'-'' händ Har-füd 7,7m\\. Vgl.
H.-Fudi.
Kue-: F. einer Kuh. ,Es wäre wäger, er prediget!
einer kuofud.' 1522, Egli Act.
Mären-: F. einer Stute. ,Wer nit daran glouben
well, der gloube an ein merchenfud.' 1529, Strickl.
Matz-: feiger, niederträchtiger Mensch AaZ.
Durch eigene Schuld in Not geratener Mensch. Dö
stö" wie-n-e M.-F. vo" Träse" ZGossau f.
,Matz' Koseform von , Matthäus" oder von ,Mechthild' in
appell. S. Syn. ,Matz-Fotz', wie es auch in obiger R.K., die
an eine Anekdote von dem Baumeister M. Votzius in Dresden
erinnert, heissen sollte, während sie so an das Femin. Fud
angelehnt ist.
Plipp-Futt: imaginäres Gewächs am Gesicht,
welches demjenigen angedroht wird, welcher puppet,
d. i. ein Geheimniss ausschwatzt BSi.
„luden: ohne Eifer, nur spielend arbeiten F.
Syn. füdelen." — fudelen: geschäftig sein und doch
Nichts ausrichten, nur von Weibspersonen Bs (Spreng).
„F uttere, Hunds-F.: schlechte Dirne Aa; B; L."
fuderen I: schnell, aber nicht gut arbeiten BE.
Fudi I Aa; G, Fütti Schw — m.: 1. Memme,
Weichling GT.; SchwE. — '2. schlechter Arbeiter AaZ.
1 gleichs. die niasc. F'orm zu dem syn. Fem. Fude. —
2 von Fud i. S. v. anus; vgl. füdelen und nchuaen i. S. v.
schlechte, verächtliche Arbeit machen. Oder von obigem /ii<fcn.
683
Fad, feil, fid, fod, fnd
684
Fudi ('") U, Füdi n.: 1. der Hintere, bes. in, der
Kinderspr. und als Milderung des Ausdrucks Füdli
Bs; Gl; S; Z. Daher auch adv. fudi, äggi fudi Bs,
füdi kk = pfui; schmutzig, und wieder subst. gewendet
's Äggi fudi, der Hintere Bs. — 2. „{(.) cunnus." —
3. Vermummter W.
1. Die Form fuJi aucli m. Zu dem Adv. vgl. aiKtli
pfudi, pfüdi. — 3. eig. allgemeiue Bezeichuuüg von etwas
Hässliehem; vgl. die Syn. Buizi: Bügij. St. schreibt übrigens
Fude ijän, maskiert umherlaufen, und scheint daraus das
abstr. Fem. Fude, Vermunnnung, erschlossen zu haben.
Harz-: schrundartige. Harz ausschwitzende Ein-
kerbung an Tannen (NSenn). Syn. H.-Täsche.
Fudle {'") f.: 1. grosser, breiter, fetter Hinterer
Z. — 2. fette, watschelnde Weihsperson, mit dem
Nebcnbegriff der Triigheit und Unordentlichkeit Zu.
— Aus dem als Dim. verstandenen Fiidli erschlossen.
gefüdisch gfötsch: feig, furchtsam Ap. — Vgl,
Fud S.
F ü d 1 0 , F ü d li n., f ü d 1 e n , f ü d e 1 e n s. Fud-JjKh.
Piide («') I ni. (,f.'): Gussstein, Gosse G oT. ,Das
sudelwasser usser [aus] mynem hüs und fuden [abzu-
leiten] den nächsten [Weg] usser g'nannt myner fuden
by der mür herab.' 1535, Z Urk. .Vermeldte f., tuchel,
ror oder kännel widerumb danne ztuond.' ebd.
Pride II f.: s. Fudi n. (Sp. 683).
fnder: ein Fluch. Fuder blö! Schw. Potz nun-
derdi fuderdi! oder sakerdi n. f.! Z.
Aus franz. Kriegsdienste heimgebracht; /ojk/jv, Blitzstrahl ;
bleu, blau; foudi-e de Dieu, Gottes Bl.
fudere» ('■~'") H: polternd fluchen FS.; Z.
Für beide WW, kommen aber auch futter, fuHinn in
Betracht, zu denen sie eine blosse Senkung der Ausspr, sein
kfinnten.
fudi s. fulu.
„Flldli, Futli ni,: heinitückischer Mensch LE."
Vgl, .futteln', betriegen, od. aber Fml, der Hintere (dazu
hescliisiini, betrügen).
f'iidi füdi: Losungswort an Eidesstatt bei einem
Tauscliliandel, der nicht mehr rückgängig gemacht
werden kann TnTäg. f — Ans lat, ßdci»), Treue?
Fuede.r n. — Dim. Fuadarli GRMaienf., FüederU
Ap; Z. — PI. Füederer Ap, sonst = Sg.: 1. Wagen-
ladung. Chrummi F. gend gross Heustöck. Suloeb.
Das lud 's F. 'Ixmdn', hat der Sache noch den Aus-
schlag gegeben Ap. Als besthnmtes Mass mit Be-
ziehung auf Wein = lu Zürcher Eimer. 1531, Absih.
,Carros, fodras (Fuder) ipsi appellant, unaqua^que
autem 10 cados (Eymer) continet.' Wagn. 1680. Mass
und Wert von Wiesen wird nach Fudern, d. h. nach
dem Ertrag bestimmt Gr. Eine ,Bcige' [von Schindeln]
ist 1 F., wenn sie 24 .Kreuze' [= 48 Schichten] ent-
hält Gk. Als Längenmass: ,4 F. lang.' Offn. ScHwPfäiT.
1427. Name einer Waldparzelle und der betr. Cor-
poration, welche durch einen Fuedervogt zur Arbeit
aufgeboten wird, und aus dem Erlös verkauften Holzes
einen Fuedertrunk hält ZSth. — 2. (bildl.) Rausch
Bs; L; Dim. Z; vgl. laden. ,Er hat das F. umgeworfen',
ist in Folge seines Rausches zu Boden gefallen, übw
1608. — Mhd. i^uodcr, wahrsch. vwdt mit .Faden', welches
ebenfalls ein Mass bed. kann.
Er-. ,Dem Schultheissen die Ehrfuder Holz jedes .
Jahr auszurichten.' B Thun. Handf. — Er wahrsch. im
S. V. Ertaywan, Frohndienst.
Lumpen-: schlechte Ladung. Es L. mache" : mit
dem beladenen Wagen oder Schlitten um.stürzen Z.
Not-. ,Im Winter soll es einem Jeden zugelassen
sein, mit einem N. über des anderen Gut zu fahren,
jedoch mit Abtrag des Schadens.' 1747, BSi.
Büren-. ,Uen puren [zu A.] hörend fueder, so
man p.-f. nempt, und sol jedes p.-f. syn 2 klafter holz,
und sollen zijchen ochsen an einem jeden zue ziechen
haben.' Hotz, Urk. v. XVL/XVU.
Brut-: „die Mitgift, welche, mei.st auf einem
Wagen liübsch aufgerüstet, aus dem elterlichen Hause
der Braut in ihr neues Heim zugeführt wird; auch übh.
Mitgift Gl; L; Sch; Zg; Z. Syn. Brüt-Fuer, -Wagen."
,Dass von keinem Kind das empfangene Brautfüeder
niemahl verzinset werden solle.' 1678, LB. ApI. Sie
besteht hauptsächlich und durchschnittlich in einem
(zweischläfigen)Bett, Kinderbett (vormals einer Wiege),
Tischchen, 2 Sesseln, 1 Schemel, einem mit Kleidern
gefüllten (früher auch wie das Dach des Bettes mit
den Namen und mit Figuren bemalten) Kasten und
zu hinterst auf dem Wagen einer mit Reiste wohl-
versehenen Kunkel am Spinnrad. Dieselbe wird am
Donnerstag nach der (letzten) , Verkündung' der Ehe
auf einen festlich bespannten Wagen geladen, der vom
Bräutigam bestellt ist. aber nur von dem Schreiner
begleitet wird. Der Fuhrmann trägt auf dem Hut ein
von der Braut angeheftetes neues Nastuch mit einem
Sträusschen, ebenso der Schreiner auf der linken Seite
des Rockes. Vor der Abfahrt niuss der Bräutigam den
herbeigeströmten Kindern und armem Leuten des
Urtes kleine Geldgeschenke machen. Dann geht er,
begleitet von einer Schwester od. i'reundin der Braut,
auf einem nähern Wege seiner Heimat zu, wo er die
Einfahrt des Wagens durch abermalige Geldspenden
an die dortige Dorfjugend, welche den Weg mit Stan-
gen versperrt, erkaufen muss ZPfäff. In Münchaltorf
fährt <ler Bräutigam, hinten auf dem F. stehend, mit
und wirft von dort Geld aus. Anderswo in Z geht
die Schwester des Bräutigams od. der Braut, in einem
Korbe Lebensmittel oder Geschirr tragend, hinter dem
Wagen her. Der Brauch, dem B.-F. die Abfahrt in
ein fremdes Dorf zu versperren, herrschte auch in der
Landsch. G. In Aa wird auf dem Wagen, der audi
Brüt-trossel heisst, die Braut selbst mitgeführt. .Das
B.-F. führen' : .spöttische Nachahmung, welche statt-
tindet, wenn der Bräutigam den Burschen des Dorfes
keinen sog. Hauss (Einkauf oder Loskauf j gegeben
hat, und darin besteht, dass sie an der Brautnacht
vor dem Hause der Braut und des Bräutigams ein
Charivari aulführen ZO. S. Stutz 1850, 111.
Die Sitte, dass der Brautwageu von der Jugend des
Dorfes aufgehalten wird nnd vom Bräutigam losgekauft werden
mnss, beruht ohne Zweifel auf dem alten Bestreben, die Ehe
auf die Gemeinschaft des Dorfes einzuschränken. Das Chari-
vari entspricht einzelnen Fällen des bair. , Haberfeldtreibens'.
— Dass urspr. die Braut selbst auf dem Wagen mitgefuhrt
wurde, entspräche auch der vermutlichen Etymologie des W.
.Braut' selbst: skr. pra-udha, die davon geführte. S. noch
Spachen-. ,Ein spachenfuoder prepositure dant
bona subscripta. Item ein spachfuoder recijiit celle-
rarius,' Z Stiftsurb. 1350. — Mhd. xpavhe, dürres Reisliolz.
685
Fad— fnd. Faf-fiif. Kaff— fug
686
Stein-Fueder s. Stein- Fiieter.
Derr-. ,Ligna: recipit preijositus 1 t'uoder, vocatur
Derrefuoder. Eeeipit cellerarius, vocatur Terrefuoder.'
7. Stiftsurb. C. 1350. — Von nihd. dem, Taglohn; vgl. E,-
fiinler, woraus es mit angeschweissteni Art. und Aidehnung
au 'hrmi, dörren, entstanden sein Iconnte.
Drossel-: l.^Brütfueder B; S. Syn. Droaxel, lir.-
Fiier. — '/. Charivari, bes. bei ungleichen Ehen S.
Zieh-: Wagen voll Hausrat, bei Wohnungs-
änderung (Ziehen) Z. Sjn. Züglete.
I'uederen: 1. einen Wagen (stark) beladen Ndw;
ZWäd. ; in Fudern führen Ndw. Bildl., stark essen.
ebd. G'f'uedera möga, zu ertragen, verdauen (eig. ein
F. fortzuschaffen) vermögen Ap. — um-: mit einem
F. umwerfen SchwE.
fuederig: was ein F. ausmacht, z. B. eine Tanne.
Steine B. ,Von jetlicheni Stumpen [Stück eines Baum-
stammes], der fuederig ist, 1 Pf. Stunipenlösen geben.'
Ofkn. Schwamendingen 1533.
Faf (vaf, fav), fef, flf, fof, fuf.
Bzw. faff usw.
Fäfcl m.: Gegenstand des Gespöttes BG.
Viell. von mhd./at'cfc f., Fabel, also eig. wer im Munde
4er Leute ist. Oder assinuliert aus Ba/d, Auswurf.
Veve f. — Ilini. Veci, Veieli: weibl. Taufn., Geno-
veva VOrte.
fif, feuf, föf, füf, fiferen s. fünf.
Viva: Begrüssung des Niesenden Gr. ^ Aus dem
lt. oder Churw.
Fifaltere, Fifnlter, Fifolder, Fifholtere
-. Fi-Falter.
nfene" (.haben' und ,sein') : hastig dreinfahren,
voll Geschäftigkeit sein ohne entsprechenden Erfolg.
Uine-f. (,sein'): geschäftig hin und her eilen Uw.
• Arte-Fifi, -Füfi s. Sp. 47!».
Vivis m.: 1. Vorrat, bes. geheimer, v. Esswaaren.
Me mues alliwil 0. im V. ha" (h'halte") t'cH; Suterm.
-^ 2. Aussicht. Was hast im V., dass d' so lustig
Hst? Z.
Vcrk. aus frz. vivns, Lebensmittel, mit der bei Namen
von Speisen häufigen Endung -;'»; vgl. BnchU, etwas Ge-
backenes; aber auch Mürjgi», geheimer Speisevorrat. Bed. 2
beruht auf Vcrraengnng mit Vtsi (s. d.).
Fifle f., Dim. Flfti: Feifei, Darmgicht der Pferde
..li; LE.; Z.- .Der von dem fuoter essen wird, der
aberkumpt den tifel.' UEckst. 15'26.
Mhd. ßvel f., aus mlat. vivrAae, it. vivOk. ,Die fyfel ud.
leiliel.' Tierb. 1563. Bei Steinm. 1804 ,das Feivel'.
F 0 f e s. Funke.
ffiferle": mit spitzigen Worten necken Ar. — Viell.
vuii/ö/Ap = fünf, also eig. Spottgebenle mit den fünf Fingern y
füfzg s. fünf (zig).
Fag (^vagj, feg, lig, fog, fng.
Vgl. auch die Gru]ipe Fagg usw.
Fagäuggel = Gäuggel ZWint. — Scheinbar eine Zss.
mit letzterem W., in der Tat aber abstrahiert aus dem Folg.
— S. auch Bagäuggel.
Fagäugge". Fagügge", Fagöse", Fagüne":
(PI.) komische Geberden, Possen Z. — Vgl. Fadüne
(unter F„i-t„m).
vagöle": zwecklos herunischwärmen „AaF."
Scheint aus ,vagieren' und ,gölen', gaffen, zsgeschweissf
zu sein. Vgl. das vorhergehende W. n. vciokn Sp. 63.3.
Fagü'ngger m.: verächtliche Schelte auf einen
erbärmlichen Menschen B. — Nbf. zu Fagäuggel, aber
an äna syu. Güiiggel, -er angelehnt. — fagüngglerisch :
liederlich S.
fägnen s. fädmen Sp. 675.
fegen: 1. reiben, scheuern; mit Sand oder anderer
körniger Masse (auch Tuff) und Wasser, mit Lappen,
Bürste oder Besen den Fussboden. Wände. Gefässe
reinigen, allg. Butzen und f. gid kes Brod i 's Hüs.
Ineiciien. Syn. mit Wüschen und Wäsche häd-me"
Hüd g'csse. — 2. ausräumen, plündern. ,Das Feg-
feur, damit sie einfaltige leute vexieren und ihnen
ihre geltseckel dapfer f.' .IMIill. 1666. — 3. an-
streichen, beschmieren, das Gesicht mit Russ L
(ZvRo). — 4. tüchtig an Etwas arbeiten Ndw. -
5. rumoren, geräuschvoll hin und her fahren Gr
Landq. — >i. mit enand f.: zanken, streiten (sich an
einander reiben) Ap; BRi. (auch im Handgemenge); Zu.
, Zanken und f.' JJScHLiPFER, Pred. 1805. Syn. fecken.
— 7. heimsuchen, strafen, von Gott. Wenn Gott es
Land will f., so icird er u-ol Bese' finde". Inekhen.
Von einem menschliehen Herrn: ,Er Hess die Bauren
für sich kommen und sagte da in einer Summen, wie
er sie erst recht f. wollt.' ChrMurer, Schwzrgesch.
1580. — 8. „(refl.) sich aus dem Staub machen, eilig
wegbewegen." — iyihd. vegen (nach Gr. WB. 111, 1413
nnt e'), reibend reinigen ; sich rasch bewegen. — Bed. 2
i. S. des vormals landläufigen Ausdruckes ,kistenfegen'. —
ab-: 1. abreiben, abnutzen. Äbg'fegeli Ermel. Syn.
verripset, verschorret. — "2. (Schulden) durch all-
mähliche Abzahlung tilgen LG. — 3. einen Gegner
im Gespräch zum Schweigen bringen S. — abe-:
(m. D. P.) Verweise geben A.\; Sch. Syn. ahebutzen.
— üf-: (den Boden) gründlich reinigen Z. — ume-,
um enand-: sich unruhig verhalten, z.B. v. Kindern
auf einer Bank hin und her rutschen ; herumstreichen
Ap; Uw; U; Z. Umefeger, -i: unruhige Person, ebd.
Urne und ane f., verlegen hin und her rutschen Bs.
Vgl. F'egnest. — er-: mit Aufbietung aller Kräfte be-
kämpfen BRi. — use-: den Leib von schädlichen,
krankhaften Stoffen befreien, durch medizinische Mittel.
B' Dükter climmed Ein scho" u. Z. — ver-: durch
Scheuern verderben Ap, — Not-: notgedrungene Ab-
wehr, Entschuldigung? ,Sömliche red [die Predigt
Zwingiis zu Pfingsten 1531 nach Abschlag des Pro-
viantes an die VOrteJ achtetend ettlich ufrüerig und ein
anhetzen syn zum krieg, die andern ein nodträgen [so]
.syn.' HBuLL. 1572. .Sömliche predig [M. Franz Kolbs
nach der Schlacht am Gubel im reformierten Lager]
verdross vil in dem läger gar übel. Dorum wäre des
predicanten red ein nodtvägen.' ebd. — teil er-: ein
Spiel, wobei 2 Mädchen sich bei den Händen fassen
und herumdrehen, bis sie schwindlig werden Bs. Ein
anderes in Z()., wobei man sich ein kleines Kind auf
die Kniee setzt und mit seinen Händchen manipuliert,
als ob man Geschirr zu fegen hätte; die Geberden
begleitet man mit den Reimen: T. ßge", G'schir ab-
wüsche", De'' Guggel hocket uf der Stege"; Niemerem
«87
Fag. feg, lig, fog, fug
Nüd säge; G'schinvatsser üs-, iis-, üslere"! und hiebei
beugt man das Kind über die Kiiiee rückwärts hin-
unter.
Feger in.: 1. persönl. a) tüchtiger Kämpfer,
Schläger, Eaufbold; starker Mann B; Gr-, Z. Ubertr.
auf Tiere: starker Stier, Hengst, ebd. — b) (auch
dimin.) Kerl, Bursche, Mann, der sich in irgend einer
Richtung durch Leistungsfähigkeit auszeichnet BRi.;
Gr; ob im Guten oder Schlimmen, wird im einzelnen
Fall meist durch vorgesetzte Adj. bezeichnet, allg.
Zu en riche F. vgl. Fuger. Synon. Füllwörter sind:
Vogel, Fink, Zeisig, Kerli, Götti. — 2. sachl. a) Gerät
zum Fegen, Wischlappen BHk., Ri. Der F. i dr
Hand iach no''' nüd 's G'wand BHk. Vgl. die Sprw.
zu fegen 1. — b) Rausch Aa; Bs; Ndw; Schw; Z.
2 b beruht wohl auf 2 a. Vgl. ,Hieb, Stich, Sanas' u. ä.
auch i. S. V. .Rausch'.
Kamin- Chämi-: 1. Essenkehrer, a) in eig. Bed.
l>en Kindern ist er Gegenstand der Lust und Furcht
zugleich; sie rufen ihm Reime nach wie: Ch., schwarze
Ma, liäd e schwarzes fgrüsigsj HempU a"; alli Wöschere"
CO" Barts chöiinrd 's iiümiiic iriische" iriss oder nimmt
de Besc}i und de Lumpe (mit-dcm B.. mit-dcm L. oder
Stumpe oder einfach Cli., Chuchilumpc), macht die alte
Wiber z' gumpe" (Letzteres wolil urspr. mit Bezug auf
Hexen, welche aus dem Schornstein ausfahren) Z. De
Ch. chunnt! Schreckruf aScuw. .Die K. meinten, ihre
Arbeit wäre nicht fertig, wenn sie nicht das Lied oben
zum Dach hinaus sängen.' HPest. 1783. Es ist dies
ein eigentümlicher, langatmiger Jodler, der übrigens
nicht bloss aus persönlicher Lust hervorgeht, sondern
urspr. der Controlierung wegen geboten gewesen zu
sein scheint. ,Er muss sich in jedem Kaminhut mit ver-
nehmlicher Stimme hören lassen.' Ar Trog. Feuerordn.
1813. Der K.-F. erscheint auch in BMey. Todtentanz
1(550. — b) bildl. 1) ,ein Gewissen wie ein K.', d.i.
ein unsauberes, schwarzes. Gl Jahrb. 2) Beichtväter
und Missionsprediger, sofern sie den Leuten die Hölle
heiss machen, aber auch den Brand löschen W. Vgl.
Sünd-F. 3) de Ch. ha' a) in der Nase grübeln (welche
oft einem Kamin verglichen wird) Z. ß) Abführmittel
nehmen, laxieren Ar; ScHwMa.; Z. — 2. im XVIL,
XVIII. eine Art Krämer, welche ihre Waaren (Ju-
welen) feil trugen. .Die K. betreffend, welche ihre
Waaren in Truckcn [Truhen] und Laden tragend und
mit denselben in Wirtshüser inkehrend.' B 1628. ,Von
den Waaren, so unsere Burger von den Jubiliereren,
Kämifegeren und anderen frömbden Krämeren abkau-
fent, es sygen guldin Kettenen, Ring, Kleinodien etc.'
Z Mand. 1640 und noch 1757. — 3. Silhouette Z.
— 4. Unke ScuSt. , — 5. Chävrifegerli : a) frühe
Segge, carex prascox (Durh.). — b) Bachnelken-
wurz, geum rivale Z.
1. Syu. Kämi'*j>utzcr. — 2 bezieht sich auf die aus deu
Tälern am Südabhang der Alpen kommenden Hausierer und
Handwerker, viell. indem man totum pro parte alle wandernden
Italiener schlechtweg Kaminfeger nannte (s. ÄgTschudi 1538
0 IV b u. ASchott 1842, 92 3'.). -.5 b wegen des schwärz-
lichen Ährenkolbens.
Panzer-Fegerin: Bezeichnung eines bösen Wei-
bes. GwERB 1646. Vgl. fegen 6 und Rih-isen.
Sünd-Feger ,Sundväger, -in': eine Art gauneri-
scher Bettler; die Männer gaben vor, sie müssen Geld
haben, um einen Mord zu sühnen; die Weiber, sie
seien in grossen Sünden gelegen und wollen nun ein
besseres Leben anfangen. Gengf.nb. Bettl. Vgl. Kamin-
feger 1 b.
Fegeri": Putzfrau Ar.
Feget m.: Fegezeit, Zeit des Laubsammeins Uw.
Fegete f.: 1. das Geschäft des Fegens Ap; auch:
Ausfegsei Bs (Spreng). — 2. Reibung, Zank Ar.
Figi-Fegi n.: 1. die Mitte des Brettes auf der
Schaukel, Punkt des Gleichgewichts. Syn. Wigi-Wägi.
Er ist uf-em F., unschlüssig Gr. — 2. freier Spiel-
raum beim Neunesteinspiel GRPani. Syn. Figgi. —
3. unruhige Person Gr. Syn. Fegnest. — Bed. I viell.
aus dem syn. Wigi-Wägi entstellt oder daran angelehnt.
feig: 1. dehnbar. ,Aes ductile, bügig, feyg.' Fris.
— 2. faul i. S. V. unsittlich. ,Als nu ein feiger sit
[Sitte] usgät.' ScHACHzAB. — 3. mutwillig, frech;
von Knaben. ,Wie die feigen knaben, die mit benglen
in die böum werfind.' Vad.
Die obigen Bedd. entwickeln sich aus der ursprünglichen
von ,faul, morsch'. Der lebenden Volksspr. ist das W. nicht
geläufig, weshalb auch der Diphthong als e'i gelesen und
demgcmäss bei mundartlicher Verwendung iu t umgesetzt
wird. Auffallender Weise schreibt aber schon Mey. iu seiner
Wiut. Chr. .figheit' und zwar in der nhd. Bed.
Feigel ni.: Rausch GRh.
Veigeli, Vigeli n. s. Viole II Sp. 633.
Flg(e) f: 1. die Frucht des Feigenbaumes, allg.
Hiit ist Hung [Honig] und Fige, uf 's Jär Chrüz und
Lide Z. , Zwetschgen sind nicht Feigen.' HPest. 1781
i. S. V. ,man soll Nichts überschätzen'. — 2. Auswuchs
am Hals des Rindviehs Gr. „Feige, Feigge: Verhär-
tung einer Drüse, besonders an den Schenkeln der
Pferde B; L; Uw." Feigwarze. — 3. stercus. Er nimmt
's vo" Hand [mit blosser H.], wie de'' Pur d' Fige",
greift derb zu, macht keine Um.stände ZW. ,Muesste
dem Esel eine Feigen aus dem Hindern ziehen.' Hafn.
1666, 1, 201. — 4. , Einem die Feigen zeigen, medium
digitum porrigere alicui.' Mey., Hort. 1692. Geberde
der Verhöhnung, des Trotzes. Hafn. a. a. gibt einen
Ursprung des ,Sprüchw. : [ich] zeig die F.' an.
Mhd., änhd. das /ig (fich, feig, /eich), Blutgeschwär im
Darm, am After. St.'s Schreibung beweist Nichts für ein
anderes W. od. eine andere Lautstüfe unseres W. — 3 auch
mhd., änhd. Vgl. Jions- und Figel. — 4. Im Mittelalter aus
dem ital. /ar le /che ins Deutsche übergegangen. In dem
von Hafn. erzählten Vorfalle (s. aaO.) scheinen die Deutschen
von 1150 das ital. W. nicht in seiner eig. Bed. erfasst,
sondern in (ebenfalls derbes, aber unverfänglicheres) Deutsch
übersetzt zu haben. S. noch Figge.
Or-: wie nhd. Am-enen erliche Ma'" tuet Nünt
so we wie-n-en O. Sdlger. 'em Dreck en 0. ge', ver-
kehrt handeln, allg. De"" Handel hat im en 0. g'ge',
Schaden gebracht. Sulger. Wer en 0. überchunnt und
weiss nit, vu' wem, de'' muess-si b'halte'. ebd. Eine 0.
wurde nach alt deutschem Brauch bei Grenzumgängen
einem Knaben gegeben als mnemonisches Hülfsmittel.
Umged. aus ndri. rrueg. Schlag; vgl. .Kopfnuss', wo ,Nuss',
verschieden von der Frucht, ebenf. eig. .Schlag' bedeutet.
Fasten-. ,Carica: dürr feigen oder fastenfeigen.'
Fris.; Mal. — Wohl einst als Fastenspeise üblich.
Lett-: Scheltwort: Tropf, Memme. ,Wann wir
da sollten stillschweigen als recht zaghafte lättfeigen.'
Passionsspiel 1757.
So noch in Schwaben, Baiern, Ostreich. Litt: weiche
Erde, Leim, Kot. , Feige' hier wahrsch. ^ Excrement.
Ross-: Pferdekot Gn. Syn. Boss-Äptfel.
Fag, feg, fig, vij;. fw^. \os, fug
690
Fig;aleil. ,Figak'ii, das ist bluuimveik, wie es die
tisiliniaclier auf taflen zur zieid machend, umgewelzt
schier wie Jacobsmuschelen: voluta.' Fris.; Mal. —
Für , Fiale' mit ;/ als VergröbeniDg eines ans i entwickelten y.
Figalo'ri, Figelö'ri in.: Duninilvopf a.SfHW. —
Vgl. Figel und Galöri.
Kigelm.: 1. „harter zusammengeballter Kot, z.B.
von Ziegen, Mäusen L." — 2. unbedeutende Sache.
Kleinigkeit. Das Chind briegijet [weint] wege" ieäem
F. L. — 3. schwächlich gebautes Kind, von Erwacli-
senen nur im Scherz Zg.
Wahrsch. zu Fuj in der Bed. S, denn auch das syn.
.Dreck' wird verächtlich von Kleini{fkeitcn und kleinen Per-
sonen gebraucht. Der Voc, für dessen ehemalige Länge die
bei St. nebenhur gehende Schreibung sprechen dürfte, kann
in Folge der Zweisilbigkeit und der Anlehnung an das auch
begrifflich nahe liegende ,Ige]' verk. worden sein. — Die
Begriffe 1 u. 3 vereinigt auch das W. Kegel.
Vigele'gi f.: lustiges Treiben. Das ist e V. <j'si
LBeid. — Eine Kombinierung aus dem Stamm vig- (s. z. B.
vigilant) und hallegerni.
Vigelet: Veilchen.syrup. Zu den Requisiten des
l'ilger.s für die Meerfahrt gehörte ,ain büchsen mit
ligelott.- Stockar 1519. — Von Vioir II abgeleitet; vgl.
mhd. i-idat, veilchenfarbiger Stoff.
Jigele": (vom Hahn) die Henne treten ScuSt. —
EDtw. für migekn, rögelen oder für figgckn voafiggen, reiben.
Pigend, figenden, figentlich s. Find.
Figer: Hundename U. — Aus , Figaro'.
vigilänt fir/elant Sch; Z, vigulant ZKn., y'cig. ZO.,
Ii/tefielant ZGlattf. : lebhaft, gewandt. — Aus lat. i-igihni-,
warlisam.
vigiliere": waclicn. Aclit geben BsStdt.
V'igilg f.: Gottesdienst am Vorabend eines Festes;
Todtenanit. NManueL. — Aus lat. vigUiue (frz. veilla,),
indem das i vor A'oc. konsonantisch gesprochen wurde.
figle": putzen, reinigen GlH. , Alles [Jedermann]
putzt und strigelt blank wie neu gefigelt.' Schw Fasn.
1869. — Von , fegen' oder für älteres /t<//en von -Ftyfc, Feile,
»Iso eig. feilen. Vgl. auch figehn; figgen.
Piglerl (J%/frr GrI)., Pr.) m.: 1. Schweinstall
BHa. ; W, insbes. auf den Alpen Gl. ,Unum sed restat
prae cunctis schönere Zimmer; Est, ubi porcorum grex
grunit, nomine Vigler (Schwein.stall).' Uw Älplergedicht
XVIU. S. noch die Comp. — 2. das Schlafgemach
der Hirten in einem Teil des obern Eaumes unter
dem Dach der Sennhütten ScHwMa., W. Syn. Nistere;
Dril; Gastere; Dasfcre; Deichle. — 3. Sehutzhütt-
chen für die Schaf- und Ziegenhirten auf hohen, ab-
gelegeneu Alpen, nur aus einer Steinplatte oder rohen
Steinen, seltener aus Holz erstellt Gl; GrI)., Pr. —
4. ürtsn., z. B. ein Wildhouplatz bei GLHätz.; eine
Figlerfliieh bei Morgarten.
St. 's Schreibung gg HO. soll wohl nur die Kürze des
Voc. andeuten. Das W. ist wahrsch. auf lat. rigilia. Wache,
(vgl. d.-vs Folgeude) zui-ückziifiihrcn. mit zurückgezogenem
Accent.
Kin-: Wachthiitte auf den Alpen. — Wahrsch. so
benannt, weil sie nur cini-m Hirten Obdach gewährt (oder
iranz einsam stehfJ).
Schweiz. Wiutikuu I. 5.
Süw- W, Site- B oHa., ,S'ö«- B, Seh w in- W
kleiner Stall, wenigstens Zufluchtsstätte, für die
Schweine auf den Alpen. Syn. Sclnvln-Gädi, -Stlje.
Figler II: schlechter Musikant Gl. — Für ,Fidler'.
Vigliotäte": Ausflüchte, Ziererei; Faxen, Scherze
*"W. — Mag von .Velleität' ausgegangen sein.
Vigoli: Ruf zum Stillhalten bei einem Ballspiel,
resp. Name des letztern Aa (Rochh.).
ab-ligiiren: abbilden, abkonterfeien Sch; Z.
\'ögcl m. — PI. Vugle B tw. ; W, sonst Vögel —
Dim. Vogelti GrD.; W, Vögi, Vugetsli Kdrspr.. sonst
Vögeli: 1. mit der allg. Bed. Ein Kind, das gefragt
wird: wesse" bist? antwortet etwa: Dem Ätti und der
3Iuer [Mutter] und 's Vögelis iif-em Mist ZStall. V.
als leckeres Gericht: Alleneinist Vögeli und allen-
einist Fisch [usw.] L Liedchen. Auf die neugierige
Frage: was häm-mer z' Mittag? wird geantwortet:
Chllni Fisch und Vögel. Brötnig [gebratene] Vögel L.
Me' tiiet-em Vögel uf-em Buggel bröte' [von Einem,
der sich Alles gefallen lässt] S. Daher als Gegen-
stand der Nachstellung: ,meinen, Vögeli (es F. L,
's V. Bs) gefangen zu haben', d. i. einen bedeutenden
Geft-inn gemacht zu haben, immer iron. (allg.) ,Ich
hab vermeint, ich hab Vöglein [,ein Vögelein.' Denzl.
1710] gefangen.' Mev., Hort. 1692. Nit Vögel fah"
chönne", nicht sehr gescheid sein Aa. Er hat den V.
US der Hand g'lö'. Sulher. Den Kindern rät man,
dem V. Salz auf den Schwanz zu streuen, so werde
er sich leicht fangen lassen. Der V. im Schlag ha",
Jmdn in der Gewalt haben BHk. D" Chats hat de"
Vogil, das Geheimniss ist verraten GBerneck. J"'' hä"
g'sch, icu de'' V. ist, syn. u-o d' Chats im Heu llt Z.
Mit dem [damit] tuet-me' licini Vögel schüsse" = die
Sache braucht nicht so exakt gemacht, behandelt zu
werden Z. Me schüsst da ke Vögel, ebd. Aber auch
persönlich gewendet: 3Iit dem chann-me" keini Vö.
sch. = er ist nicht der Gescheideste. ebd. Zive Vögel
in eini Schuss = zwei Fliegen auf einen Schlag S.
F., friss oder stirb fverdirb) .'■ Bezeichnung eines ver-
zweifelten Wagnisses oder einer harten Alternative.
,Da heisst es nicht: Iss, Vögelein, iss! sondern da
[gegenüber so schlimmen Gesellen] mag es wohl
heissen: Friss, Vogel! Apokal. 2, 17.' Goliath 1741,
'247. Der V. in der Freiheit: ein Leben führen
(lustig) wie d' Vögel im Haufsäme S; Z, im Hirs.
GoTTH. ; vgl. üögeliwol. , Jeder Lustbarkeit nachfahren,
wie die Vögel dem Hirs.' Gotth. 's (guetj Vögeli la"
sorge", sorglos dahin leben (nach Matth. 6, 26). ioss
(d'J Vögili sorge", si hend dünni (oder chllni) Beinli.
Si'LGER; Ineicuen. ,Nun lassend vogel s.! 1470, Tobl.
Vli. ,0n ang.st und sorg sein, (das) vögele lassen
sorgen.' Fris.; Mal. ,Ich kann es wol underwegen
und also das gut V. s. 1.' JMüller 1661. ,In den
Tag hineinleben und, wie man im Sprüchwort sagt,
gute (auch ,gut') V. s. 1.' Ulrich. Bergpred. IL 781.
1727. S. noch Walde. De" Vögle" si", von einem
in den Bergen Todtgefallenen, der voraussichtlicli
von den Vögeln wird aufgezehrt werden; auch über-
tragen auf unwiederbringlich verlorene Gegenstände,
z. B. einen vom Winde fortgetragenen Hut Vw. D'n
Vöglen in d'r Luft erlaubt sin, jedem Mutwillen, jeder
Bosheit ausgesetzt sein BRi. Ehemals ein Rechts-
ausdruck = für. vogelfrei erklärt. ,Wo nit, so söllent
691
Pag, feg. tig, fog, vog, fug
s" syn erlaubt dem v. im luft und 's lebeus b'raubt.' Com.
Beati. .Verbandisiorung Zweyers, ja die sogar dem V.
im L. Erlaubung.' ZitrGilg. 1656. .Der ist hiemit dem
V. im L. erlaubt, dass, welcher solchen entleibet, hat
wol getan.' Schw Kastenordn. 1664/71. Die Behendig-
keit des V.: .geschwind wie ein V., Lada iiornicior.'
Mey., Hort. 1692. F. über Dach: a) schnell. Das
gäd niid V. ü. Tach, nicht so schnell ZWald. Syn.
Schlegel a' Wegge. b) oberflächlich, flüchtig, ohne
Nachdenken Ap ; ZO. Mach 's nW V. ü. T. Der Buch
i"-dr Schnei ist all [immer] wie V. ii. D. GBerneck.
V. ü. T. schwätza', kopflos Ap. Mir mached nid V.
ü. D., entschliessen uns nicht leichtfertig B. c) im
Kaufen : en bloc, in Bausch und Bogen ; ohne Garantie.
V. ü. T. chaiifa" Ap. Er macht V. ü. D., schliesst
einen Handel ohne Vorbehalt und Nachwähr L; Th;
vgl. half'ierlang. Mir mached V. ü. (ds) D. (ine), wir
machen nur einen allgemeinen Überschlag, ohne Detail-
berechnung Gl. Gesang: D' Vögel pßfe' dert an-
gersch, dort sind die Verhältnisse anders, besonders in
ungünstigem S. PMu. Von einem talentvollen , Spott-
vogel' sagt man, er könne den V. auf dem Dach vor-
spotten. ,Das war so ein lustiger Nachtbub, der, wie
man zu sagen pflegt, den V. in der Luft v. konnte.'
Stutz. Get [gebet] dem Vögeliaii''' es Würmli! B, wenn
man einen Pfeifenden zum Schweigen bringen will.
Kleinheit, Zartheit: So wenig esse" wie-n-es Vögeli.
So chlmi Bröckli wie für es V. Er hat 's wie 's Heiri
Näfe Vögeli: seb ist z' mitts i" der Em verfrore" Z.
Vom Weibchen ist das Bild entlehnt Vögeli stä",
niederkauern, bes. bei Kinderspielen GA. ; auch mit
Dat. P.: (in solcher Stellung GA.. oder übh. Ndw)
Einem (Werfenden, Angreifer) .stille halten, trotzen.
In alliter. Verbindung mit f'ül zur Bildung von Ver-
stärkungsadvy. vorgesetzt: f.-v.-b'sesse", z. B. lamen-
tieren aScHW. — Sprichww.: .Böse Vögel fliegen mit
einanderen und ist das Nest nicht besser als die V.,
die man darin speiset.' JMey. 1694. D's Argeru" ist
ns zams Vogolti, blosse äusserliche Reue nützt Nichts,
indem man bald wieder in den nämlichen Fehler ver-
fallen wird W. Das ist e" subere V., wo i" sis eige"
Nest hofiert L. Die Vögel, tro me' mit der Axt tod
schlät, b'schüssen am. beste' [geben die reichste Beute].
Der Vogel g'fallt, aber 's Nest nüd, heisst es etwa,
wenn man aufs Freien ausgeht. Ineichen. En füla
V., e füls G'sang. Tobl. En seltsnn V., e siiltses Nest.
ebd. = icunderligi V. hei [haben] w. Nester B. Einerlei
Vögel hocken tif einerlei Ästli Aa; L, Ne'st [Äste] S.
Glichig Vögel strlchid gern mitenand. Sdterm. Hed
der Tüfel der V., so nem er an''' 's Chäfi. Ineichen.
Chlini Vögeli chönne" d' Schnäbeli o''* tint üftue" B.
Mit böse Vögle g'floge", mit b. V. g' fange" Scii. Wenn-
me" mit b. V. fhlgt, wird-me" mit [ihnen] g'f. Z. Wer
mit füla" V. fl., wird mit füla" g'f. Ap. No''' dem
da" de Ma"" ist, so bröt't-men im de" V. Sch. TFn.«
de" Vögle" g'hört, chunnt nid uf de" Gottesacker. Sülger.
chömmid d' Fisch nid über. Ineichen. Wenn-mn" will
Vogla" fall", muess-mu" nit mit dpn Stecko" an d' Stada"
schla" W. Wenn-me" nummen l [nur einen] V. g'hört,
g'hört-mc" nummen is G'sang, nur einseitigen Bericht
BHk. Zarti Vögeli liänd zarti Schnäbel. Suterm. —
Spiele: aj Vögeli, Vögeli, flüg üs, flilg in en anders
Hüs! Auch: Vö. ab-em Baum! Plätze [an Bäumen]
wechseln Ar; Z. Syn. Bäumli tfischen. Mit Über-
tragung auf Sitzplätze: IVi., ruck de" Sluel ! L; S;
KocHH. Nr. — lo. h) Vögeli raten S, auch V. kaufen
oder verkaufen, üsjagen. Rochh. Nr. 72. Die Kinder
nehmen die Namen von Vögeln an, bis auf 2, von
denen eines den Verkäufer (oder die Mutter), das
andere einen Käufei vorstellt. Dieser kommt, fragt
nach der vorhandenen Auswahl und nennt den Namen
einer Art. Der betreffende V. fliegt aus und der
Käufer sucht ihn zu erhaschen. Zwischen den er-
haschten und den frei gebliebenen entsteht am Ende
ein Kampf ähnlich dem unter .Engel' Sp. .333 be-
schriebenen. — Glauben, a) Warnende Schicksals-
stiwiuen nehmen die Gestalt eines Vogels an. 's Sprüch-
wort seit: Es chunnt gli nes Vögeli und pflft no''' lüter!
HoFSTÄTTER. Die Zlt ist schlecht: ich aber hän es Vö.
g'hört pßfe", rind tcenn das irär ist, so miiend-mer frö
si", wenn 's nu deweg blibt [nicht noch schlimmer wird].
Stutz. Gewisse Vögel sind Todesboten; s. .Leichen-',
Toten-V. Als Antistes JJBreitinger am Abend vor
einem Unglücksfall durch Ertrinken mit dem betr.
Knaben sich im Garten befand, kam ein unbekannter
V., machte sonderbare Bewegungen und erhob ein
seltsames Geschrei, und der erleuchtete Mann erkannte
nachher die Vorbedeutung an. Fremd Vögel, fremdi
Völker! Sülg., d. i. das Erscheinen ungewohnter Vögel
kündigt an. dass fremde Kriegsschaaren über das Land
kommen werden; vgl. Kriegs-; Imb. — b) ,Auf Vogel-
federn ligen könne ein Kranker nit sterben.' Gwerb
1646. - 2. Raubvogel insbes. Syn. (Hüenli-) Wei,
-Dieb und viele der u. folg. Zss. In der Aufzählung
von Abgaben bei Mev., Wint. Chr.: ,eier, hüener, gül
[Hähne], fogel, gens und enten' wird ,f.' den Jagd-
falken bed. — 3. geflügeltes Insekt, bes. Schmetter-
ling (s. die u. folgenden Zssen) und Biene. ,Und
hernach widerumb ein Wurm oder V.' JZiegl. 1647.
Von einem Bienenschwarm oder -Stock sagt man: der
Imb häd vil (oder wenig) Vögel; zuweilen heisst aber
auch der ganze Schwärm der V. (Menzel). Scherzhaft
zur Bezeichnung der Einfalt: er kennt kei Vögel weder
d' ührotte" Z. Ebenfalls nur in Vexierrede Vögel —
Läuse. Hast Vö.? zu einem Kind, wenn es in den
Haaren kratzt. — 4. Vogel aus Papier, als Spiel-
zeug über der Wiege eines Kindes schwebend Ap, in
der katholischen Schweiz heiliger Geist (s. d.) genannt.
— 5. Kuhnaine B. — 6. schlauer Mensch, loser
Schalk, allg. Vgl. u. die Zssen. Als im J. 1529 das
Gerücht gieng. es seien Kaiserliche in den 4 Stätten
am Rhein eingezogen, verlangte Bern, man solle ,die
schädlichen bösen vögel nit im land sitzen lassen.'
Vgl. dazu die .fremden Vögel' oben 1 (Glaube). Vogel;
Vögeli": Geschlechtsn. Schw; Z. — 7. der Hahnen-
fleck. .Das weiss im dutter, daraus die jungen güggele
geboren werdend, nias vicellus.' Mal. — 8. ein Stück
aus dem Kessel genommenen gebrühten Käsestoffes
BHk., Ri. Syn. Käs-; Gans, Gugger, Wigger. —
9. Vögeli: Semmel aus feinerm Teig in Gestalt eines
Vögelchens mit Augen aus Reckholderbeeren G: ZO.;
ein ähnliches Gebäck an Kirchweih AaZ. ; solche Bröt-
chen, die der Bäcker aus dem Rest des Brotteiges für
die Kinder seiner Kunden anfertigt L. — 10. ein
Fleischgericht, kleine Stücke von Kalbfleisch un-
gefähr in der Gestalt eines Vogelleibes. (Viätlierni
Vögeli Aa; s. Kalber-, Fleisch-. — 11. gcl"i Vögel:
Goldstücke Bs. ,Gelwi Vögeli.' Salat. — 12. (PI.)
Späne rings um ein Scheit, gefiederähnlich hervor-
stehend Gr. — 13. zsgeballte Federn in Bett-
Fag, foff, fis, fo2
kissen Z. — 14. kleiner Sitz hinten am sog. Wurst-
schlitten wie ein Löffelstiolende (Vogelschwanz?)
hervorragend, für einen Knaben oder Diener (Yoqcl-
huebj GrI). — 15. Brett mit zwei auf den >Schultern
getragenen Armen, auf welchem der Handlanger dem
Maurer den Mörtel zuträgt Z ; hölzernes Gefäss zum
selben Dien.st Ap; Syn. Pflaster-. Ähnliche Vorrich-
tung der Sennen in BSi. u. FJ., aber das (runde)
Brett, auf welches der Käse zu liegen kommt, über
dem Kopf des Trägers durch 4 Stützen auf den Trag-
armen ruhend; s. Laden-. — 16. eine Vorrichtung am
Weh stuhl: ausgehöhltes Holzstück oder Brettchen
mit einer ledernen Schlaufe, je eines an jedem Ende
iler Schnelllade, dazu dienend, das Schlichen aufzu-
fangen und wieder zurück zu schnellen Aa; Ap; Bs; Z.
Zu 1 (Glauben) s. ! JMüller, Bussspiegel 1673, S. 158.
— 2 Tgl. das Tier = ein Raubtier. — Die Ausdeutung von 8
s. u. Gxtgger. — 1.5. Die beiden Arme mit den Flügeln od. dem
gegabelten Schwänze eines Vogels verglichen. — Ifi. bcziulit
sich auf die flugähnliche Bewegung.
Ülen-Vogel: Eule. Wer mit Eukröyla" flwjt,
wird, mit Eula' g'fanga" Ap.
,0n-: Meergans, Kropfgans, onocrotalus.' Mal.;
Wagner. — Wahrseh. aus dem lat. W. abstrahiert. Das
W. auch von Meisn. u. Seh. 1815 noch wiederholt für den
I'i'Iikaii, pel. onoer.
.Ant-, Ent- Fris.; Mal.: Ente. .Antvögel ze
fohen nimm setzangel und steck lungenstüklein dran.'
XIV., Medic. Hdschr. jDass der Zürichsee ganz über-
froren und die Ant- auch andere Vögel zu Schaaren
weis in die Statt kamen.' Hafn. 1666. Auch bei
WuRSTis. 1580. Vgl. Ent Sp. 354.
Aro- = Ar W. — Wegen der F.uni s. Sp. :!S.5.
Is-, hell-: Eisvogel, alcedo ispida B; Vürie.
Syn. Isengart.
Patz-: Spassmacher, Spötter Gl; G 1799; Scu.
Vgl. Spei-, Spott-, Spate-. — Von ,fatzen', spotten.
Fleisch-: gebratenes Kalbfleisch mit Speckfüllung,
nm die es gerollt ist Aa; Z. Vgl. Kalber- u. Vo(iel 10.
„Gäbeli-: Gabelweihe, falco milvus Ap." — Von
der Gabelgestalt der Flügel.
Gade"-: Alpenbachstelze, motacilla alpina oder
Alpenflühlerche, accentor alpinus Gl. — Vom Nisten an
6»den? Vgl. Gaden-RoleU.
Gold-Vögeli: 1. gelber Schmetterling B. --
2. reiche Tochter (im heiratsfähigen Alter). —
3. Goldstück.
Galgen-Vogel: I.Rabe, weil er die Eichtstätten
besucht. ScHiNz; auch übh. ein schwarzer Vogel aus
dem Krähengeschlecht. Tschudi. — 2. Scheit w. für
einen Menschen, der für seine Bosheit den Galgen
verdiente (hyperb.). allg. Auch in Anzählsprüchen
als Schluss: Das fule Oalgevögeli isch duss. Schild.
Geren-: Häher, corvus gland. Gl. — Syn. Gertsche.
Wahrsch. verwechselt mit Heren- (s. d.).
Gersten-: Goldammer, emberiza citrinella Aa;
Ap; L; ZO. Syn. Gelammer, Gerstenfresser, Gilber.
Muetergottes-Vogelti: Tagschmetterling W.
Syn. -Henni.
Glücks- Vogel: vom Glücke begünstigter Mensch
I.; Z.
Hui-: Uhu Gl.
Eeckholder-: Wachholderdrossel, Krametsvogel,
turdus pilaris 6r; Sch (St.''); Z. Auge wie-n-en B.,
kleine aber lebhafte Ap. Vorsichtig wie-n-en E. Sulg.
Studiere irie en E. G. Es G'vüsse ha' tvie en R.
Ap; Z. ,[1478 war es sehr teuer;] ein frischen reck-
holtervogel galt gern 2 ß.' Edlib. , Pilaris, trichada,
bei uns ein Reckoltervogel, Wachholtervogel, Wach-
olterziemer, anderschwo aber ein Krametvogel genennt,
von den beerinen her, deren er gelebt.' Vogelb. 1557.
.Trutilare, schreien wie ein R.' Denzl. 1716.
Holz-: Schwarzspecht ZW.
Hennen-: Hühnerweih, Busar, falco buteo Ap;
Turmfalke, Wannenweher, falco tinunculus W. —
Syn. s. Vogel 2.
Hüener-, Hüender-: 1. Hühnerhabicht, -geier
B; Z. — 2. Huhn U.
Har-: Rohrdommel, von ihrem Rufe: Imrl Sclger.
Here"- GG.. Rh.; U; Zg; Z, Herre- BSi.; F;
ScHW; Uw; GoTTH.; VoGELB. 1557; Mal.: Eichelhäher,
corvus glandar.. cornix glandaria BSi.; Nussknacker
GG. Syn. Gagsch, Heregägger, Her, Hätzle, Hätzler,
Hereliätzler, bei St. auch -hexle. Der Vogel wird bes.
wegen seiner lauten und unangenehmen Stimme oft
genannt. Singe wie-n-en Junge H. Stütz. Weil er
immer hüpft, gibt man seinen Namen auch lebhaften,
unruhigen Kindern ZO. ,Der glarige Herrenvogel.'
Gotth., wegen seines bunten Gefieders. Weil Herr
resp. Her bes. den geistlichen Herrn bedeutet, so
heissen Herevögel scherzhaft auch die Geistlichen Z;
dag. in allg. Sinn: die Sapperments Herevögel, die ver-
dammten Herrenleute. Stutz.
Her ist zsgez. aus .Heber', mhd. heher, so dass -Voijel
eig. ein" pleonastischer Zusatz. Nachdem aber die Ausspr.
von f- auf e' geraten war, fiel die zsges. Form mit dem
gleichlautenden Stammwort Her = Herr zusammen, und da
Her und Herr selbst schwanken, so konnte auch im Comp,
die Form , Herren-' eintreten.
Herd-Vögeli: 1. eine Bachstelzenart, wahrsch.
motacilla sulphurea, deren Weibchen eine rötliche
Kehle hat BO.; Schw; Uw. Nach Tschudi 1860 der
Wasserpieper, anthus aquaticus Schw. -- 2. kleine
Heckenbraunelle, Prunellgrasmücke, sylvia (accentor)
modularis.
Nach dem Herd, d. i. Erde benannt, 1. weil es in Ufer-
lüchern nistet; St. nennt es zwar ,Rotkehlchen' aber i. S.
von , motacilla modularis rubetta"; 2. wegen des t. schiefer-
blauen, t. rostfarbenen und braunen Gefieders.
Kabis- L, K61-Vogel Schweizerb. 1817: Kohl-
weissling, weisser Schmetterling, dessen Raupen bes.
auf dem Kohl leben. Vgl. noch Krüt-.
K a 1 b e r - = Fleisch-.
Kanäli- S; Uw, Karnä'ri- Z, Karinälje- G
(Götz.), Kardinal- Ap; G; ScHW; Zg, KardinäUrögeli
ScHwBrunn., Kardinarife')- Z: Canarienvogel.
Korn- Chore-: Goldammer Gr.
Käs- = Vogel 8 BO. Syn. Käsmues, Britschen.
Kriegs-: der Seidenschwanz, bombycilla (ampelis)
garrula, sonst auch Pest-, Böhviervogel, Böhmerli ge-
nannt. Da er nur in langen Zwischenräumen und
unerwartet, auch in grossen Schaaren bei uns erscheint,
glajibte man von ihm, er verkünde Krieg, Pest und Tod.
6Ö5
Pag, feg, fig, fog, vog, fug
Ö96
Krammets-Vogel Chrammis- Aa, Gniminis- Bs,
,Kranet-' Fris., ,Kranat-' Mal.: \. = lieckhokler-. —
2. (PI.) unleserliche Buchstaben Bs.
Aus mhd. kraneirit, Wachholder. In der MA. glu-ichsam
nur als Lehnwort, daher die lautlichen Verderhnisse.
Krüt-Vögeli: Braunkehlchen, saxioola rubotra B.
— "Weil es sich gerne auf Doldenpflanzen und Disteln setzt;
daher auch GrasriiyijU.
Krüz-Vogel: Kreuzschnabel, loxia curvirostra S;
Z; und so auch bei Mal. u. Denzl. Scherzh. spöttisch
übertr. auf Chorherren Aa.
Laub-: grosser Weidenzeisig, .sylvia fitis. Meisn.
ü. SCHINZ 1815.
Laden-: Traggestell für Bretter u. A., auf die
Achseln gesetzt BL. S. Vogel 15.
Lueder-: Raubvogel, ä. Zg Mand. — So genannt,
weil er sich von Aas nährt oder damit als Lockspeise ge-
fangen wird.
Lulle-: Fandlicnn. XIV., B.
Mel-: ein Nachtfalter 6Rh. - Wegen der dicht
bestaubten Flügel. Vgl. Mel-Htäuler.
Martis-Vügeli: Marienkäfer, coccinella septem-
punctata. Die Kinder rufen ihm zu: Marti-, Märti-
Vöcjeli, flüg über eis Tübili, säg, Vater niiä Miieter
sollend guet Wetter scMcka"! GSa.
Muse-: Zaunkönig, sylvia regulus S. - Klein wie
eine Maus ?
Nacht-Vogel: 1. Fledermaus (iaPr. Kindern,
die am spätem Abend noch im Freien bleiben wollen,
wird gedroht: de N. nimmt - di''> , wobei an ein un-
bestimmtes mythisches Wesen gedacht wird ZO. —
2. Nachtfalter L. — 3. nachtschwärmender Bursche
OnPr.; Z. ,Wie manche sünd wird in der finsteren
nacht begangen! Ach, dass solche gottlose Nachtvögel
betrachten wurden die Wort Davids.' JMüll. 1666.
,Der Nachtwächter soll alle böse unnütz Nachtvögel
angeben und verklagen.' 1670, Glur.
Nachtigals- = JVac/tf- .?. ,Alle Nachtigalsvögel,
so die Strassen unsicher machen und berauben und
darneben keinen Herren haben, sollt du lienkcn lassen.'
JKLav. 1644.
Nusse"-Vogelti: Zaunschlüpfer. sylvia troglo-
dytes W.
Haselnuss-Vogel Hase-: Nusshähcr (iuObS.
„Pü- BO.; LE.", Bä-S, PiU- L: grosse ühreule,
strix bubo. — Von seinem Ruf so genannt.
Bibi-: Huhn, in der Kinderspr. Z.
Bären-: ein Schmetterling, chelonia caja Gl, wo
es der gemeinste Spinner ist.
.Purper-: ein frombder vogel mit rotem Schnabel
und roten füessen und blauwen fijderen, porphyrio.' Mal.
Pest- s. Kriegs-.
Pflaster- = Vogel 15 Aa; Z. — /v'"»'"- = Mörtel.
B11-: Vogel von Blei, nur in der bildl. RA.
schwimma" wia an M^etsstein oder an IIL, hllnrna
Vogal GrD. (Bühl.).
Plag-: der Rabe Uw. AU wie de MörU-Blag-V.
ÜBwGiswil. — rimj, Aas. Vgl. Lueder-. Alter Volksglaube
schrieb den Kaben hohes Alter zu.
Bluemd-, Blüemd-: Alpen-Bachstelze, raotacilla
alpina, oder AlpenHühvogel, accentor alpinus BSi.
Syn. Bluem-, Blüemli-Tiirli'g, -Jutteli, -Tritlli.
Brach-: grosse Sichelschnepfo, inimcuius arcuata.
HScHiNz 1842. Auch bei Fris.; Mal.
R e b - : Rot- oder Weindrossel , turdus iliacus.
HScHiNZ 1842. ,12 Rebvögel' (neben ,0:! Rebhühnern') i
als Badgeschenk. Z 166.5.
Regen-: 1. „eine Art Schnepfe, welche Regen
verkündigt. Syn. Immenfresser.'' St.''. -- 2. Rege-
Vögeli: Stelle am Leib, z. B. am Kreuz, an welcher
man bei nahendem Regenwetter (iichtsehmorzen em-
pfindet Z (KMey.). Vgl Wetter-.
Ratsch-: 1. „Wachtelkönig, rallus crex BE.;
VOrte. Syn. Grasrätsch." — 2. Holzblock, auf
welchem die Hanfabfälle geschlichtet werden. Rochh.
— 3. der Haufe von Hanfahnen, der nach be-
endigtem Brechen verbrannt wird Aa (Rochh.). —
4. die letzte Garbe oder der letzte Ahrenbüschel, an
welchen sich bes. Vorstellungen und Bräuche knüpfen.
5. d. Syn. Fuchs, Güggel, Glücltshämpfeli, Has, Gross-
müeterli.
1. von ratschen i. S. v. ,schnarrend schreien' (daher auch
Knarrer und crex genannt). 2. von r. im eig. S. ,Hanf
brechen'.
Rauz-: Schelte für einen barschon Mensclien S.
— Von rauzen, rauh sprechen.
Summer-: 1. Schmetterling Aa; Bs; FU.; Gl;
Gr; L; G; Sch; ScHwMa., H., Küsn.; S; Uw ; Z. Er
lueget, wo d' Summerrügel ane flüged, sein Blick ist
zerstreut ZO. .Zweifalter, Somniervogel, papilio.' Rrd.
1662. ,Butter- oder Sommervögel.' JJScheuchz. 169il
,Die Sommervögel, so von Anderen Fletterschen oder
Pfiffholteren genannt wei'den.' Lucian 1702. .Gleich
den Kinderen den gefarbeten Sommervögelein nach-
lautfen.' Ulr. 1733. — 2. sommerlich und bunt ge-
kleidete Person Z. — 3. wandernder Arbeiter aus
Italien U.
„Satz-: ein vom Vogelfänger zur Lockung auf den
,Herd' gesetzter Vogel; auch einfach Satz L; Zg."
Schabe"-Vögeli: Kleidermotte Z. Syn. Schaben-
Müggli.
Schin-Vogel: Lockvogel, Vorwand, ,l>er Türken-
zug was bim kaiscr [nur] der sch,, etwas bi einer Eid-
gnoschaft zuo erwerben.' Vad.
Schatten-: kleiner Nachtscbmetterliiig. der um
das Licht flattert ZWasterk. Syn. Liechtsteler.
Sclimach-: Lästerer. ,Es sind solche unver-
schämte Schmach- und Lästerwort eben das alte Teu-
felsleid [1. -lied], mit welchem dergleichen Schniacli-
vögel die Lehr der Wahrheit beschmutzen.' ClSoiiob.
1699. VgL Spott-.
Sehne-: 1. -Vögeli: Citronenlink, fringilla citri-
nella BD.; Gr (Tschudi 1860). So genannt, weil er
sich erst zu Anfang des Winters ins Tal herablässt
— 2. Schnee fink, fringilla nivalis Gl. — 3. Stein-
schmätzer (eine Art motacilla) GitObS. — 4. Schnee-
huhn, weisses Bebhuhn. ,Der Vogel lagopus wirf von
unseren bergleuten ein Schneehuon, Schneevogel, weiss
Rebhuon [usw.] genennt.' Vogelb. 1557.
Spei-: Spassvogel, Spötter „Gr"; Z. ,Calophanta.
irrisor, facetus, scurra: speiv., spottv., fatzmann.' Fms. ;
Mal.; Denzl. ,Ein vexierer und sp.' 1629, Hotz. -
Von mhd. änhd. ejxum, bespeien, spotten. Vgl. Speiwlrrli.
Spott-: Spötter GG.; Z. ,Der sp. hat den uit
lieb, der in straft.- 1531/48, Prov. .Und in dem stuul
Hfl'
Pag. feg. flg. fog. VOR. fug
698
iler spottvöglen nit sitzt.' 1548, Psalm. — spott-
vogle": (tr. u. intr.) Jmdn zum Besten halten, blossen
Spa-ss treiben ZO. Spottvogli ni.: Einer, der dies
zu tun liebt, ebd.
Spatz-: Spassvogel. .Sti'tz. — .Mit Anlehming au
Irr Uuideutung auf Sjttttz, Sperling.
StSch- = Vogel 3 BBe.; „L." ,Die schädliche
^tech- und Raubvögel.' 1785, Mand. Grfsch. Baden.
Von .stechen' = ,stossen', auf die Beute hernuterfaliren.
."^turin-: Seeschwalbe, sterna hirundo. HSchi.nz
l^l'J.
Stüss-= Vnyel 2 XfK. Unfolgsamen Kindern wird
gedroht: Wart! de'' St. nimmt-di''- ! L. J'* icM, dass
(tff St. de' g'no' hätt. Stütz.
Strau-: Goldammer Gr ObS. — Wegen der Farbe.
Strich-: Vogel, der im Sommer auf den Alpen
lebt, im Winter im Tale L.
', Tube"-, D-: Taubenhabicht, falco palumbarius
.\a; .Kf; S.
I'stag-: 1. Üsti(j-Ve()el : die Lawinen, welche das
lumen des Frühlings anzeigen BGt. — 1. Hüstage-
I iigeli: kleine Vögel, die sich im Frühling zuerst
regen, wie Finlien.
• Distel- Ap; Gr; Fris.; Mal.; Vocklb. 1557; Tiekb.
Ij 1503; ÜENZL. 1G77; 1716, Disle-, Tinte- Z, Binter- Aa
j Holdb.: Distelfink. Er gilt als klug, daher die RA.:
, kein D. [nicht sehr gescheid] si" Z. Wenn t"* scho'
kein T. bi', hin-i''' doch kein Spatz; wenn i"* scho"
^ A'ew Bernermeitli ha', han-i''' doch en Schatz.
I Toten-: 1. Zwergeule, „.strix passerinaAp." Kleine
I Ohrenlc, strix scops Gr, so genannt wegen ihres Rufes
. töd! töd! oder kiit-tod-tnd-tod! oder wegen sonstiger
Heziehung seines Rufes auf bevorstehende Todesfälle.
Sjn. Wigiceg. Die mittlere ühreule GrD. (B.) Bei
i Spbeng = Wiggerli, also der gemeine Waldkauz, strix
: alnco, ,ein Naclitvögelchen, welches etwa vor einem
Fenster einen wilden Gesang zwitschert, der bedeuten
soll, dass nächstens Jemand aus dem Hause sterben
werde.' Für ein T.-Vögeli resp. einen Seuchenboten
hielt man auch den Seidenschwanz, ampelis garrula
Aa; s. Meisn. u. Sch. 1815 S. 96 ff.! und oben Krieg.^-
pögeli. — 2. Töte-Vögeli: Fliegenschnäpper, musci-
capa atricapilla (luctuo.sa) B. ,Mu.scipeta [also Schnapp-
hähnchen]. Es wirt etwa ein kleins vögelin umb unsere
statt gefangen : unsere weidleut heissend uiss ein todten-
vögelin, villieht darumb, dass es zu zeit der pestilenz
i'li bei der .statt gesehen wirt.' Vogelb. 1557.
J erscheint allerdings sehr uuregelmässig bei uns; doch
int ihm obiger Name wie auch .Trauervogel, Mohren-,
(.•nköpfchen', nlat. todun, eher wegen des schwarzen und
-tn liefieders gegeben zu sein.
Treib-': eine Art wilder Enten im Bodensee.
KLB. l.=)57, 4'2. Syn. KätzU.
\\ ald-. ,Denn wendt wier prassen bis am llor-
jgeii, guot Waldvögeli lassen sorgen.' Com. Beati. Vgl.
' Vogel 1. Auch als Geschlechtsn. Sch.
Welt-: weltliebender Mensch An.
Wandel- = nhd. , Wander-'. Fris.; Mal.
Wind-: leichtfertiger Mensch. ,Truet nit denen
i'lvöglen.' Ryff 1594. — Vgl. Luji-.
Wijtter-: 1. krankes Glied (mit einer alten Wunde
Mer mit einem Leichdorn, Hühnerauge. Gicht be-
haftet), welches bevorstehende Wetteränderung durch
Schmerzen ankündigt Ap; ßs; .Gl"; L; .Zg"; Z-
Sdlg. , Einen W. am Fuss usw. haben.' Vgl. Regen- 2.
,Ich habe vor 9 Jahren ein Bein gebrochen — noch
itzt, puh! sitzt der W. drin.' UBrXgger. .Niemals
hatte er von den Wunden die geringste Nachweh,
selbst nicht einmal einen sogen. W.' Scheitlin. —
2. Barometer L. Sonst Wetterglas. — 3. Wetter-
prophet Ndw; insbes. ein Mensch, der einen W. im
S. von 1 hat W. — l mit Bez. darauf, dass unversehens
erscheinenden Vögeln prophetische Bed. zugeschrieben wurde.
•2 Übertragung v. 1. Im nämlichen S. Wetterlmne Breg.-Wald.
Schönwijtter-: Buchfink ZWl. Bibihi, Schön-
ti-ettervögili!
gevogel: (von Eiern) befruchtet. ,[Die Störche]
legend den stein lychniten in ir nest, damit die eier
gvogel seiend.' Vogelb. 1557. .[Die Eier von Tauben
ohne Kuter] sind ganz uugevogel und unnütz.' ebd.
— Syn. yijügght.
Gevögel, Gevügel n.: Geflügel. , Allerlei ge-
fügel als gens, rappen, kräyen, hüener, enten.' Mal.
.Wassergefügel und krebs.' Vogelb. 1557. ,Tier und
gfögcl' neben .gfügel', .geflügel'. 1607, U. Bildl. .Das
man sich der münchen, des unseligen gefügeis, nüt
sollte beladen.' HBüll., Tigur.
Mhd. tjccügtl und so fast durchweg in unserer Lit. Di«
Form mit ü ist die ältere Bildungsweise.
vögelen: 1. herumschweifen; im Land ume v.:
umenand v. Aa. — 2. coire Ndw. Bei Fris. .fügelen-.
gevögelet: mit eingewobenen Vogelfiguren ge-
ziert. ,Ein g— er schurlitz.' L 1422.
Vögi: 1. m. a) schlauer Mensch Z. Vgl. Vogel 6.
b) Hurer Z. — 2. n. a) Dim. zu , Vogel' Z (Kdr.spr.).
b) Spottn. für eine liederliche Weihsperson L. c) penis
eines Knäbleins.
voglen: 1. Vögeln nachstellen Ndw; PPo.; T;
ZO.f .Das v. ist in [den Bauern] allen erloubt.- 1525.
Absi'h. ,V. und jagen.' Kessl. ,Aves fallere visco,
foglen.' CoLLiN. ,V., den vöglen richten, aucupari.'
Fris.; Mal.; Dexzl. 1677; 1716. .Pirsen. v. und
krcp.sen.' L Ansechenb. Der Henker durfte It L Mand.
1588 ,weder jagen, v., birsen, noch fischen.' .An den
Sonntagen sich alles Jagens, voglens, birsens, flsehens
udgl. enthalten.' Z Mand. 1650. .Wann man v. will,
muss man nicht mit benglen darein werfen.' Hosp.
1683. Bildl. vom Stehlen aus dem Opferstock: ,Hat
einer im stock mit lym gevoglet.' 1459, Willisav.
Vgl. ge.ld-. — 2. Streifzüge macheu. .Den feinden
in das land fallen, auf die feind laufen, hin und wider
V.' Fris.; Mal. .Decursiones equitum: das scharmütz-
len, oder schnell umbhin v. der reisigen mit ringen
[leichten, hurtigen] pferden auf der feiend boden.-
Fris. — 3. (auch mit ö, Heüslin 1557 ,vo-' und .fü-'.
letzteres auch bei Fris.) coire; obstuprare (allg.); zu-
nächst (bei Hecslis, Fris.) von den Vögeln. — Bed. 2
entw. von der flugartigea Schnelligkeit, der unruhigen Be-
weglichkeit oder von der Absicht auf Beute. — üf-: auf-
fangen (wie einen Vogel), auflieben. .Feind waren
vorhanden, die eydgnossische Bottschaft aufzuvoglen.'
WuRSTis. (Beute) aufbringen. ,Die Kriegsknechte
vögelten auf. was in der Stadt verborgen lag.' DZwin-
GER 1.586. — geld-: Geld in habgieriger Weise zu
gewinnen suchen. Mit Bez. auf den .\b lasskram bei
HBcLL.. Ref.-G. I 14. Vgl. voglen 1. — gassen-:
sich auf den Gassen herumtreiben, gleichsam ein
009
Fag, feg, fig, fog, vog, fng
700
,Gassenvogel' sein. ,Da.s nächtliche umbschweifen und
g. uf unser Landschaft.' Z Mand. 1658. — nacht-
voglen: Nachts herumschweifen. .Obambulatio noc-
turna: das n., das gassatuin gehen.' Denzl. — Von
Nachtvogel.
Vogler ni.: 1. Vogelsteller ZO. f .Fischer und v.'
ZwiNGLi. .Unsere Seele ist entrunnen wie ein Fogel
dem Strick der Fogleren.' 1707, Psalm. ,Die vog-
lerei, weidwerk: aucupium.' Mal. Auch Geschlechtsn.
Th. — 2. der Vogelberg, Adula. RCys.
ungevoglet= un-gevogel. Vogelb. 1557.
Fogez, Fogisse s. Fochenz. Vogitivus
s. Vokativ.
Fögi: (PI.) Feuerstätten, Haushaltungen T.
Aus dem it.fuoelii (lat. /oci). Die Erweichung der Tenuis
schon in den oberit. Dialekten eingetreten. Ygl. das folg. W.
„Foglere f.: Vertiefung in der Erde für das
Feuer unter dem Käsekessel, Feuerherd in der Senn-
hütte BO." — Von it. fovolarc, dessen Endung an eine
deutsche vertauscht wurde.
Füge] m.: 1. der Seh eile nkaiser in dem , Kaiser-'
oder ,Karnüffelspiel' genannten deutschen Kartenspiel,
wo jene Karte der geringste der 4 , Kaiser' ist. Daher:
mit dem F. steche", bildl. = alte Schulden mit neuen
bezahlen; mit geringem Aufwand viel gewinnen wollen.
Wo clr F. iscli, isch d' Sach (der Inhaber jener Karte
ist Gegenstand des Spottes) L. — '2. liederlicher,
leichtfertiger Spieler L. — 3. unbedeutender
Mensch. Er ist nur e F. L. — 4. Schalk, Possen-
macber L; daher füglen: Spass machen, nichts-
nutziges Zeug treiben. Er füllet niimme" [nur] L.
.Zwingli und synen verdampfen fuglenten predikanten.'
Salat.
Füge" (PI.): „Sprünge, Querstreiche, Ränke Aa;
B; VOrte; S." 1. Spässe, Possen, Ungezogenheiten.
F. im Cliöpfli (im Gring) ha"; F. mache" Aa; Bs; B.
Grillen Aa. Syn. Mugge". — 2. Witz, Scharfsinn;
kleine Bosheit; Hintergedanken B; S. , Freilieh ent-
faltet sich [dem beobachtenden Seelsorger] hie und
da ein Fug, den man verbergen wollte.' 1795, Dien.
18G.3, 360."— 3. in Wind Gesprochenes SchwE.
Wahrsch. ein importiertes W.; vgl. frz. faugue, Auf-
wallung, oder den bekannten musikalischen Ausdruck (ital.
fiigft), so dass das Künstliche der Hauptbegriff wäre; oder
nlid. ,Fuck' m., schnelle Bewegung, Fertigkeit, List.
Füger, en riche F.: Einer, der grossen Reichtum
besitzt L.
Anderswo en r. Feger. Der vorliegenden Form liegt wohl
die Erinnerung an das Augsburger Kaufmannsgeschlecht der
, Fugger' zu Grunde (vgl. MiMeli], nur wurde sie lautlieh au
ein zu Fügen, Ränke, passendes Vb. angelehnt.
Füge] Flgel m.: grösserer Hautausschlag U. —
Vgl. das syn. obd. Vog:t.
Faeg m. (f.): 1. glückliche Fügung, erwünschte
Gelegenheit. Es ist-em en F. g'se" [gewesen]. I cha""
's denn mit F. [gelegentlich] richte" Ap. ,Aber ich in
einer andren f. den mynen wol ein andres sag.' Eckst.
1535. ,[Der Landvogt] suchte Fug, wo und wie er
konnte den Schaden rächen.' Mise. Tig. H, 16. —
•2. Befngniss, Recht zu Etw., m. G. S. ,l>ass sölich
beger f. und gestalt haben', rechtlich wohl begründet
seien. 1522, Abscii. ,Sam [als ob] sy irer durchechtung
guoten f. und glimpf haben.' Kessl. .Dass vogt und
gericht ein fall abgesprochen, des si nit f. geliept, der
hohen oberkeit zuogehörig.' Sch Ratsprot. 1553. .Gott
hat f. und macht, die Kinder um der Eltern willen
zu strafen.' AKlingl., G. B. ,Ihr Spieler könnt mit
guten Fugen unter die Dieben gerechnet werden.'
JMev. 1694. Rechtmässiges Eigentum, Untertan.
.Du wirst Frau Venus F.', Untertan, Diener. (iEN(;ENu.
GM. Mass, im Essen. Z' Morgct mit F., z' Mittag
recht g'nueg, s' Nacht gar Nilt, das macht hübsch Litt
GrD. (Bühler). — 3. Gegenstand, der passt, ge-
fällt, behagt, beliebt, mit Gen. der betr. Person oder
mit Pron. poss. ,Die statt [deren Tore offen standen]
wird wol dyn f.', bietet dir gelegenes Unterkommen.
JLenz. ,Wie es ein elend leben ist, wo zwei nit wol
mit einandern ziehend, wo nicht jedes allzeit sein f.
findt.' HBull. .Diser leutpriester sei ir f. nit', nicht
nach ihrem Sinn. 1529, Absoh. .Jedermanns f., nie-
niants zewider' = Allen angenehm. Fris. ,Euer ge-
sellschaft ist min f.'. behagt mir. Salat. ,Der gast ist
unser f.' ebd. ,Werchlüt, die myner herren f. nit
werint, dieselbigen soll der buwmaister urloben.' Scn
Ratsprot. 1544. ,Der niemants f., ist stolz und kluog.
Lied um 1560. Von rechtlich freistehenden Hand-
lungen: ,Ein jeklicli lantmann oder lantfrow mag uss
dem land züchen, wenn es ir f. ist.' 1427. ScnwMa.
LB. ,Das einer alls syn guot von im geben mag, oder
er mag es einem hund an schwänz binden, ob es sin
f. ist' ebd. — 4. Art. Gestalt, Beschaffenheit, urspr.
anständige, gebührende, passende i. S. v. 1 u. 2, dann
übh., auch im Gen. und mit Pron. poss. Si ist nit des
Fitegs g'si", nicht von dieser (leichtfertigen) Art Bs.
,Der ist nicht unsers fugs', nicht von unserer Partei.
KiRCHH. .Chri.stus und Belial sind nit eines f-s, lassen
sich nit vergleichen.' FWvss 1653. ,Ratschlagen, mit
was fuogen das zum allerfridlichsten gschehen raög.'
ZwiNGLi. Mit adj. Beifügungen: In den Abscii. von
1530 wird eine Reihe von Sjuelen mit Namen an-
geführt, und dann hinzugefügt ,und andre fuogen'.
,So g'wunn die sach ein bessern f.', eine bessere Ge-
stalt, es würden bessere Zustände hergestellt. Salat.
.Zuo anderen gelegenem zyten und fuogen.' IIBull.
1572. ,Wie der bi.Htel mit komnilichen mittlen und
guoten fuogen möge abgestellt werden.' SHochh. 1591.
— 5. „.\nstand, Artigkeit; Geschicklichkeit, Kunst
L." St.^. — 6. „Fueg= Gugelfueg B; L; Schw."
Mhd. fuog ni., fuoge f. Dass aber St.* für die Bed. G
.fem.' ansetzt, beruht auf Verwechslung oder Vermischung
mit Fucr, die Bed. selbst zugleich auf der von , Unfug'.
Un- ni.. LTnfuege f.: Unrecht, unrechtmässige
Handlung. Schädigung. ,Den, der die unfuoge hat
getan.' ZRichtebr. ; gewöhnlich verbunden mit , die
vreveli', z. B. .einem burger vr. und u. tuon'; daneben
die Formen: ,vrevel ald unfuog.' ,Dem anderen teil
zu u.' WuRSTis. 1580. — Meist deutlich als fem. — un-
fuegen: Ausschreitungen begehen. ,Sy hofften, das
syg unschädlich, da sy nach gestalt der löufen ge-
unfuoget hätten.' 1489, JHFüssli 1780.
Gegen-. .Proportio: gebürliche maass zweier din-
gen gegen einanderen, Gegenfuog, ein vergleichung.'
Fris.; Mal.
Gugel- m. u. f.: „^ Ougelfart, lustiger, lächer-
licher .\ufzug zu Wagen Aa; B; VOrte; S; Z." Übh.
lustiges, unordentliches, lärmendes Treiben od. Spiel,
bes. junger Leute Aa; B; L; S. .Die Buben treiben
allerlei G.', Unfug L. .Lachen und G. treiben.' Gottii.
701
Fag. feg. tiof, fog, fiij
702
.(t. uiitor eiiiander haben.' ebd. .S}'!!. (Gii(iel-) Fiter.
f\ieri.
Ougrl = mM. yoijel, ausgelassener Scherz; vgl. Schweiz.
ycijlen, uärrisch spielen, gaukeln. Mhd. gogeivuore, Possen,
bestärkt die Vermutung, dass unser Fiieg in dieser Bed. aus
ftur entstellt oder umgedeutet sei.
I Klein- s. Klein füegi.
.Bein-Fuogen (PL), als an der ban]its(liiidlen
|ychädel), einer naat gleich, sutura-.' Mai.. — ,Hein'
i. S. von Kuucheu.
un-fueg: ungeziemend. ,N. und N. sind umb das
[darum dass] sie mit A. 0. nnfuoge wort an offnem
fischniarkt geprucht, buosswürdig erkennt.' 1.5:5.'), 8cii
Ratsprot.
ge-füeg: klein. .Gefüege Jucharten' im Gegs.
zu .gueten' in den Urbarien von Beromünster, XIV.
,ü gefüege clyn tischlaehen über schyben [Tische].'
Z Staatsarch. ,In einem gefuegen Glutge-schirrlein.'
I LOrdn. 1.591/1611.
So schou mhd. gejüege. Unigek. bed. mhd. Idfinc urspr.
zierlich, niedlich; s. engl. cUan. Vgl. auch das Folgende.
klein-: gering an Ansehen, Bedeutung B Itid. B.
Ba^ ist im z' chleifüeg. Vormals sowohl von Gestalt
und Umfang, als auf das Intellektuelle und Ethische
iibertr. ,I)cr allmächtig gott durch mich kleinfüegcn.'
ZwLNijLi. ,Iu gar vil mindren u. kleinfüegeren Sachen.'
Z Staatsarch. .Unser vordren die [Ostreicher] nit mit
kleinfüegem darstrecken irs bluots und guots us dem
land vertribeu.' 1529, Absch. ,A1s Gott zuo zyten die
Wahrheit den klainfuogen nit verhalt.' Vad. ,Wir
wellend die, den es gebürt, urteilen lassen; dann wir
I disen Sachen zuo kleinfuog sind.' ebd. ,Es ist nüt
so ring und so kleinfüeg, das er versume.' 1559,
i GüALTH. ,Ich bin im ze kleinfüeg.' Bib. 1560, = ,zu
gering.' 1667. ,Plebejus, kleinfüeg, nidertrachtig, un-
I achtbar.' Fris. ; Mal. .Klein, kleinfüeg. ran. dünn.'
Mal. ,Dass die Pfister das Brot ze gering und klein-
, füeg rü.stind.' Z Batserkenntn. 1577. ,Um ein klein-
füeg gelt' als Gegs. zu: ,um ein gross guet.' Bossh.,
Wint. Chr. Auch .kleinfüegsam': .Gewalt haben umb
kl. Sachen.' 1525, Absch.; uud .kleinfüegend.' WrRsiis.
1779. Als Adv.: .Uns bewegt nit kleinfüeg darzuo
der gross schad.' 1525, Strickl. Dazu das Subst. die
Kleinfüegi: Kleinheit, Kleinigkeit. ,Dass ich von
wegen meiner Kleinfüege einer sölichen sachen zu ge-
ring gehalten werden müssen.' Hochh. 1591. .Mit einer
kleinfüegcn des abenttrunks', mit der Kleinigkeit eines
k. RCvs. ,Disere Vogtei ward um ihrer kleinfüge wegen
zu der Vogtei Morgen geordnet.' JEEsoher 1692.
Kleinfüeg m.: ebenso. ,So wird auch der Eid
fast für Nichts gerechnet, an einigen Orten nur gar
1 nicht mehr gegeben [auferlegt], oder sonst Kleinfug
dazu getan [wenig daraus gemacht].' Hess, Samml. —
i Doch könnte ,kl.' auch das Adv. und der Sinn sein: gering-
schätzig dabei zu Werke gegangen. — verklein füeg en:
verkleinern (moral.). Scu Pilger 1883. — Mhd. /deinmieije.
Vgl. nhd. .geringfügig'.
ring-, gering- gringfueij BO.: geringfügig, un-
bedeutend. ,Umb r. summen.' 1530. Absch. ,Umb r.
und klein feler strafen.' 1548, B. .Nicht geringfüge
Adelspersonen.' Wcrstis. 1580. Schlicht, einfach. ,Von
den Altvorderen hargebrachter Künsten und ringfügcr
[Heil-] Mittlen.' ECys. Dazu das Subst.: .Von ring-
füege wegen.' 1578, Z Staatsarch.
wider-: unfügsam, widerspenstig, streitsüchtig.
,Ein gar heftiger, w-er Bäpstler.' Bull. .Etliche wyber
sind also w., das wenn der mann frölich ist, so trurend
sy.' ebd. ,Mit w-en, .strytigen reden.' ebd. mit den
Syn. .letzköpfig, widerwärtig, unwysig.'
füegen: 1. (trans.) a) mit Sachobj. Bretter od.
Dauben aneinanderpassen; das Holz nach der Schnur
hobeln, allg. ; vgl. Fücghamn, -hohel. — b) verfügen,
scheinbar mit pers. Obj., beordern. .Es fügten auch
die von Schweiz die fürnehmsten, so sie ausreiten
wollten, dass .sie dahin zuo kirchen kämen.' GStShel.
c. 1560. T— c) ein Testament machen. ,Soll solcher,
so f.. ordnen und machen [vermachen] will, ohne
stecken, führen old tragen von ihme selbst für die
tachtrauffen gehen.' L Neud. Probsteibuch. — d) mit
Infin.: ,ze wissen, ze vernemen f.', Nachricht von
Etw. geben. Beliebt als Eingangsformel von Briefen
im XVI. u. Anf. XVH. ,Uwer schryben han ich ver-
standen und füegen üch daruf ze wüssen, dass [etc.].'
1529, Strickl. ,Und füeg e. w. [Eurer Weisheit] ich
sölichs im besten zuo vernemen.' 1531, ebd. Vgl. .ze
wissen schicken.' — 2. (intr.) passen, genehm, ge-
legen sein. Es füegt mir [das zu tun] GT. .Mag
ieglicher verkoufen als im das füeget.' 14.57, Wf.ttinc.
,Sidinal mir nit f. welle gen B. kuiiiinen.' Zwixgli.
.Es füegt nit für iedermann.' NMan. Auch persönl. :
,Er soll einen käufer geben, der dem gottshus füegt
und eben ist.' ca 1515, Fischerrecht Rheinad. .Dir
füegt ein schüsselbletz.' Gengenb. GM. .Er füegt wol
in [den] bettlerorden.' ebd. .Sind sy wild worden
und schüch, desshalb füegt inen die einiide.' 1531/48,
HosEA; dafür .gefallet.' 1667. ,Diser [generöse] edel-
mann füegt uns [Prassern] gar eben.' Salat 1537.
jDorum han ich üch die [Hemden] geschickt, das ich
mein, die füegen üch weger [besser].' XVI., Bs Briefe.
,Der Wein füget des Menschen Leben [Dat.] wohl.'
1707, Sir. = .füget sich für [usw.]' in späteren Ausg.
— 3. (refl.) sich an einen Ort begeben. .Bitten
wir, üch zu uns zuo solichem schiessen guotlich ze-
fuegen.' (Z Einladungsschreibon 1472. .Diewyl dem
also, so ist unser will und meinung, dass ir den
handel lassen also an.stän und üch harheim füegen.'
1521, Absch. ,Sich dahin fügen.' Aa Ratsm. 1603. —
ab-: absenden. .Damit si ir botschaft zuo uns ab-
füegen mögend.' 1529, Absch. — ent-: scheiden (Ehe-
gatten). ,Vatter und mueter muesste entfüegt werden.'
ZwixGLi. ,Was gott zsemmen füegt, soll ghein mensch
e.' ebd. — ge-: refl. 1. (sächlich) sich zutragen.
.Ob (wenn) sich gefuegte (gefuogti), dass . . .' Schw
Rq. XV. — 2. (pers.) sich verfügen, begeben. ,Als
[so] lang ungelütet belyb, das sich einer usser sinen
güetern g. muge und zue dem gericht kommen.' Offn.
Neftenb. — be-: (veü.) = geßiegen 3. ,Woruf ich mich
in unser Gartenhüsli befugt.' Z 1662. — befüegt:
1. (persönL) befugt. JMüll. 1661; Hott. 1666. -^
2. (sächlich) a) erlaubt. .Keinem meister soll in
einer Wochen mehr dann 4 St. bratis zu metzgen be-
fuogt syn.' Stadtb. Winterthur. — b) rechtmässig,
rechtlich begründet. 1586. Absch. .Dessen sye auch
kein befügte ursach ghept.' RCvs. — zue-: 1. (mit
Acc. S. n. Dat. P.) zukommen lassen, zustellen, zu-
teilen, ohne Übeln Nebenbegriff. .Gott hat es üch
zuogefüegt.' Zwingli. ,Die aufgefangenen Briefe sollen
dem Beraubten wieder zuegefüegt w.' 1522, Absch.
,Dass nieman jenen syne güeter weder umb pfrüenden
703
Füg -fllR. B'agt - fugt
704
noch umb lybding zuefüegen noch verschryben soll.'
1523, ebd. ,Aber ime einich hilf mit der tat zuoze-
füegen [Kriegsmannschaft zu schicken], will uns ganz
und gar nit gelegen syn.' 1530, Strickl. — 2. (mit
Aec. P.) WQZU bestimmen, bewegen, veranlassen.
,üarumb wir bewegt und zuegfüegt und verursachet
sind, mit inen in solich burgrecht ze gan.' 1473, Absch.
Lim-füeger m.: eine Art langer Hobel Ai'.
ge-füeglet, chll"- oder fi'-ij'fiieght: von einem
fein gebauten Kinde Gl.
füeglich: 1. (v. Personen) wohlgefällig, ange-
nehm. ,Sy wollten keinen zum tedingsniann [Unter-
händler] lieber haben und war inen auch keiner füeg-
licher.' 1499, Ratia 1869, 85. Ähnlich nennt HBull.
1597 Christus als Mittler für Gott und Menschen f.,
weil er beide Naturen an sich hatte. ,So [Christus]
allein Gott gewesen wäre, wäre er dem menschen er-
schrecklich und unfüeglich gewesen.' ebd. .Dann sy
suocht die, die iro fuoglich (fuogklich 1548, füglich
1(367) sind.' 1531, Weish. ,Die Frommen sind Gott f.'
1707, ebd. Subst.: angenehme Person, bei Werbung
Ap; G = engl. Mr. Right. De Herr Füegli {bzw.
's Füeglis Töchter) chmint sjja*, der geeignete, pas-
sende Freier (oder die Braut) kommt spät zum Vor-
schein G. Vgl. aber auch J<'Me_(;?()!r/. — 2. (v. Sachen)
passend, angemessen; hübsch. Von einem Schlosse
heisst es 15'24, es sei für die umliegende Landschaft
ganz und gar nicht f. Absih. ,Begegne dann ihm
füegliche Antwurt, solle er fründlich abziechen.' Ansh.
Für den Fall, dass alles Vermitteln Nichts helfe, ver-
sehe man sich, ,dass man einem unfüegklichen ynfall
begegnen könnte.' 15'29, Absch. ,I)oeh mag Einer syn
legen rucken, da er [1. es] in fuoklich tunkt', d. h.
ohne dass er hieniit den Frieden verletzt haben soll.
1540. LB. Nnw. ,Der vogel habe einen gansfuoss, der
im luegklich ze schwümmen.- Vohelb. 1557. ,Eine
fügliche Wohnung.' 1707, Weish. Nach Fris. u. Mau
.füegkliclr sowohl ,commodus' als ,concinnns, fein,
hübsch, mit guoten lidmässcn'. — 3. Adv. gehörig.
,Wie man die .sach fuogklich angryfen möchte.' LLav.
1569 (= .am besten.' 1670). .Wann man f. in die
Höhe kommen will.' Schulordn. Heiden 1737.
Füegling lueglig: Personifikation gunstiger Ge-
legenheit. Warte, bis dr F. chunnt k\\
Be-fuegsami f.: rechtliche Befugniss. ,Uer Statt
Winterthur Befuegsame in Ehesachen.' Z Mand. 1750.
Der Mann hat .die befuegsame', Häuser und Güter
seiner Frau zu verkaufen. Stdtb. Wintertii.
Vogt - Gen. Vugs Z; PI. Vügt — m.: Vertreter;
Verwalter, Beamter. 1. Vormund Ap; Bs; B; GrD.,
Pr. ; L ; ScH ; Uw ; Z. Einem einen V. ,setzon' Bs. Nebes
[Etwas] rugtsins lue", in der Eigenschaft als V. Ar.
In B; Gu; Z wird mit versuchter Anlehnung an das
röni. Kecht der F., tutor. unterschieden vom Blslaiui.
luratnr. indem der V. mehr Gewalt hat als der B..
d. h. er hat zu .verfügen' und zu .erlauben', nicht
bloss zu .beraten' und zu .beschirmen'. Häufig am-
plificierend verbunden cn V. und B. Z. Dagegen It
St.'' r. auch der Berater von Wittwen „Aa; Gl; Gk;
L; Zc" — als Abschwächung der vormaligen Ge-
schlechtsvormundschaft über alle volljährigen unver-
ehlichten Frauensiiersonon. Massencurator, Vertreter
der Gläubiger bei Concursen. ,Uf wen ein uffahl
[Concurs] kommen, dass dann ein Herr v. Kyburg das
guot durch ein kommliche person bevogten lassen und
dass die schuldforderen auch einen v. nemmen [dür-
fen], weliche dann die sach mit recht verfertigen.'
1573, Ukbar Kyb.; vgl. Teil-. — 2. Gerichts- und
Verwaltungsbeamter für einen kleinern od. grös-
sern Bezirk. So gab es in der Grafschaft Kyburg für
jedes der 6 Ämter je einen Untervogt und unter diesem
wieder Unterbeamte, Weibel (an einigen Orten Vogt,
Untervogt) genannt, welche vom Landvogt gesetzt,
hauptsächlich den Rechtstrieb zu besorgen und nie-
deren Gerichten vorzustehen hatten. In der Grafschaft
Baden hiessen ,V.' oder ,Untervogt' (auch .Amtmann')
die Vorsteher eines .Amtes', d. h. eines kleinern Kreises
von Gemeinden; über ihnen allen stand der Landvogt
zu Baden. In GRPr. hatte im XVl. der Vogt v. Castels
für die östreichischen Fürsten den Lehenzins einzu-
cassieren ; auch hatte er (mit Beisitzern) das Blut-
gericht zu verwalten und konnte begnadigen; Bussen
und Contiscationen fielen ihm zu (B. 1. 199). Vgl.
Ober-, Uiider-, Land-. — Gemeindevorsteher Gr
Pr. ; jetzt an den meisten Orten .Gemeindspräsident'
oder , Ammann' genannt, = , Schulze' in Deutschland.
In älterer Zeit auch in Z in der Formel: .Pfarrer,
V. und Seckelmeister', die 3 höchsten Personen einer
Gemeinde; z. B. er hat die ganz G'meind bischinijift ,
Pf., V. u. S. In SchKI. hiess bis 1850 V. der von
der Regierung gewählte Präsident des Gemeinderats
(dann auch der Vorsitzende des sog. ,Rossbubeii-
gerichts', s. d.). Unter der alten Verfassung von H
hiess ,V.' oder .Untervogt' der erste Gemeindsbeamte
als direkter erster Subaltern des Landvogts. — 3. Ver-
walter einzelner Zweige des Gemeindehaushalts.
So hiessen in GSev. seit alter Zeit V. die Pfleger von
Fonds, Aufseher über Gemeindewerko und bes. über
das Alpwesen, Vorsteher von Corporationeii; ebensu
in GrD. u. anderswo. Jedoch gelten dafür meistens
die Compos., s. dd., in denen - Vogt z. T. mit -Meister,
-I'/Ieger, -Venralter wechselt. — 4. Vogtgerichts-
herr, Inhaber der niedern Vogtgerichtsbarkeit zu
eigenem Recht; so bis XVL, später ,Gerichtsherr' ge-
heissen. Vgl. i^ogtbar 2. — 5. R A A. . meist i. S. v. 2.
De" V. lä" geifere", geufere [sich ereifern, bemüliciil
= sich um eine Sache nicht kümmern Aa. Lass du
nur de" V. la" g.! Süterm. Lönd [lasst] de" V. g.:
er geuferet für die ganz G'meind (für Alli). ,Ein
Kedhaus [Mund] wie 's dem V. bescheert i.st.' Srii
l'ilger 1882, d. h. grosse Beredsamkeit; s. Landrogt.
We"" d' Chue drüf [draufgegangen, crepiert] ist, -lu
r/ij [geben] si dr Scdi [dem Strick] e" V. BHc (Sorg-
falt kommt oft zu spät). Du bist iez au cn liösr V.
[Aufseher, Wächter]! zu einem bissigen Hninle ge-
sagt Z. F'' bi" numen en unschuldige \'., liei der
Sache nicht persönlich beteiligt Bs.
Mlui. vor/el, roijl, von lat. (ad-)rocatuK. Bi'il. I walii-
sclicinlich aus Belehnuug: von Vasallen dtr (iialVii mimI nm-li
:uis Unterkirchouvogtei outstanden.
Ober-: 1. Gemeindeaufseher über üevormuu-
dete Ap. — 2. einer der von der Landsgeineinde ge-
wählten Beamten, vormals Präsident des Waisenanites,
jetzt Aufseher über die Liquidation nnd alle gericht-
lichen Verkäufe Nnw. — 3. Vorsteher einer Alp-
genossenschaft Ndw. — 4. ein von den Kantonen
in die Gemeine Herrschaft Thurgau zur Aufsicht über
705
Fagt, fegt, figt, f(igt, VHS». t""Rt
die Verwaltniig der Klöster gesetzter Beamter.
15;n, Ahsiii. Svii. Klosterrogf, s. d. — 5. Statthalter
der Regierung in einer Vogtoi. So im Ktn Z bis 1831
die Oberbeamten der 18 .inneren Vogteien-, entspre-
chend den .Landvögten' der ,äusseren Vogteien'. Vgl.
(Inder- u. Landmiit. .Umfressen wie des ü-s Geiss:
von einem Tisch zum andern schmarotzen gehen, als
ob man das Recht dazu hätte.' Spreng. Der Vogt
liatte das Recht, sein Vieh auf den Gütern, welche
vormals Allmeine gewesen waren, weiden zu lassen.
Egg-: Kannwart, welcher die Horgeregg ver-
waltete Z.
Alp-: Aufseher über eine Alp (nach Schatzmann
nur Privatalp einer Genossenschaft, nach Tsch. auch
öffentliche) Gr; übw; GSev. (Syn. Alpmeister); W.
.Kin Jeder soll werchen in der Alp, wo ihne der A.
lieisset.' 1700, Obw (hier schon Anf. XVII. erwähnt).
\g\. Ürti-, Berg-, Sei-, Sjiend- 2.
Under-: 1. der unter einem Land- oder Obervogt
' stehende Unterbeamte eines Bezirks oder einer Ge-
' meinde; der höchste Beamte einer Gemeinde, oft auch
einfach ,Vogt' genannt; s. d. 2. ,I)er untervogt ist
' Steuer- und tauengeld- und des futterhabers frei und
bezieht von jeder haushaltung eine korngarbe und hat
neben sich zween geschworne.' Bruckn. Im J. 1.5.31
wurde den reformierten Freien Ämtern das Recht ent-
zogen, ihre Untervögte selbst zu wählen, welche nun
von den Landvögten gesetzt wurden. — '2. scherzh.
entstellt: der Unterrock der weiblichen Kleidung,
I wenn er unter dem Saum des Oberrocks hervorguckt
fi ZNerach. S. noch Gerichts-.
I Ürti-: Aufseher über das Land einer Urte (All-
I mendgenossenschaft) ; auch über die Waldvügte und
S Frevler. Er hat auch die Auflage für das .auffahrende'
Vieh unter die Genossen einer Alp zu verteilen Ndw.
Syn. Teilenvogt.
Vieh- s. Allmender Sp. IP'2 und AUmend-V.
Fueder- s. Fiieder.
p Vogel-: Aufseher über die Vogeljagd, Schutz-
f massregeln gegen Raubvögel':' In GSev. gab es \.-
Vögte, von der Gemeinde angestellt und besoldet.
Furchen-: Aufseher über das Ackerfeld? oder
über eine Weide dieses Namens? ,Item wellichcr ein
rytross oder sonst etwas veechs uf die füren über-
nacht tat, der soll den Ion, was ime ein furenvogt
i nfleit, geben.' 1.57'2, SchwE. Waldstattbuch.
t: Gugger-: ein scherzhaftes Ehrenamt an der Alpler-
kirchweih in UwBeckenried. Er trägt auf einem Stocke
einen Gugger [Kukuk] herum und stellt diejenigen
.\lpler vor, welche Gugger, d. i. schlechten Käse, be-
reiten.
Gelte"- Uw, , Gülten-', Gölta- Ar: Verwalter
■ einer Concursmasse, Stellvertreter der Gläubiger Ap;
Uw; im Plur. die grössten Gläubiger eines Concursiten.
welche, ehe es dafür eine besondere Behörde gab, die
Ma.sse verteilten Uw. .Die gült, so den geltenvögten
ist yngesetzt worden, wird verplyben. wann nit in ge-
bärender zyt die gült gelöst wird.' 1HI.)9, Enoelb. —
ili'ltr = Gläubiger.
Gassen-: Aufseher über die Gassen und Wege (?).
.Welcher ein ross uf die alment tuet, nachdem man
nf die gemeinen alpen ist gefaren, sei einer darfür
Schweiz. Idiutikon. I. 5.
dry tagwen tuen uf der alnicndt (nier wo in's der g.
heisst.' ca L^ÖO, Engelb.
Griss-: das Haupt der Ziegenbesitzer, welcher
einen Hirten zu bestellen und zu beaufsichtigen hat,
meistens auch beherbergt GSev.
Gästling-: Aufseher über ,Gäste', d. h. arme
Fremde, fahrende Leute, Pilger? ,Ein Gestling- und
ein Spitalvogt.' SchwE. 157'2.
Glatt-: Aufseher über den Fluss Glatt, Ktn Z
XVIII. Es gab 2 Glattvögte, Glieder des Kleinen
Rates.
Grafschafts-: Statthalter des Landvogts im Aa
Amt (früher Grafschaft) Lenzburg, XVUI.
Helgen-: Beamter einer Sohützenbruderschaft,
bes. zur Besorgung der kirchlichen Angelegenheiten
derselben, z. B. der Leichenbegängnisse. Bei Umzügen
hat er das Bild des Schutzpatrons der Gesellschaft,
des h. Sebastian, voranzutragen. — Nelije = Heiliger;
Heiligenbild. Vgl. Kerzeji-.
Hard-: Porstaufseher, Holzbannwart, der das An-
schlagbeil führt Bs (Spreng). — ,Hard', Nume eines
städtischen Waldes.
Hirten-: Aufseher über den Hirten (woiil der
Ziegen) Schw. Vgl. Geiss-.
Käfer-: Aufseher über das von der Obrigkeit an-
geordnete Sammeln von Maikäfern Ndw; Schw. Vgl.
Schären-.
Kallen-: Aufseher über die Glocken. L 1741. —
Kalltn, Glockenscliwengel.
Kilchen-: 1. Verwalter des Kirchengutes Gl;
GrD., Pr. ; LE.; SoHW; Z. Syn. Kilchmeier, Kilchen-
pfleger. Auch Aufseher über Kirche und Pfarrhaus
GrD. — 2. Vorsteher der Kirchgemeinde Obw.
Kappelen- Chappele-: Aufseher über eine Ka-
pelle Ndw; Schw; U. ,Wir habend geordnet der
panner ein ewig Hecht an Jagmatt und soll der cap-
pellvogt das fertigen.' ca 1C20, U.
Kerzen-: Amt bei den Sennenbruderschaften
aScHW u. Muo., bes. zur Besorgung der Kerzen an
der , Kilbe' der Gesellschaft. Vgl. Helgen-.
Kast(en)-: 1. Schirmherr und Verwalter der
Strafgerichtsbarkeit eines Klosters oder geistlichen
Stiftes, ein Amt, welches im Mittelalter gewöhnlich
hohen Adelichen oder sogar Fürsten zustand. ,Wann
dann von Alter hero ein Gottshaus Einsidlen den Ab-
gesandten unsers Lands Schwyz als des Gottshauses
natürlichen Scliirmherrn und Castenvögten ihres Haus-
haltens ein durchüss spezificierte vollkommne rech-
nung erscheint und vorgewisen.' 1640, Schw LB. In
Ndw Verwalter des Prauenklosters S. Clara. Vgl.
Kloster-. — 2. Steuereinnehmer Zg. Syn. Seckel-
meister. — Der Name in Bed. 1 wohl hergenommen von
dem Schutz für das kirchliche Gut.
Kloster- = Obervogt 4. ,Dass sy [die Eidgenossen]
einen einzigen oberisten vogt oder ptleger (so der kl.
genenipt werden soll) ins Thurgöw setzen, der uf die
klöster ufsechen haben und sich derselben Verwaltung
beladen soll.' 1.530, Absch.
Knaben-: der über die armbrustschiessenden
Knaben gesetzte Aufseher Ndw.
Land-: Verwaltungs- und GorirlitslHMintrr einer
kantonalen Regierung in einem Uiili ii:iiii'iiL;(l.ii't. un-
gefähr = dem heutigen Statthalter u.tic rieht spr;isidenten
45
Fagt, fegt, iigt., fogt. Vügt, fugt
eines Bezirke». Vgl. Oberi-oiß; V(Mjt :.'. In B war
Junker L.' = Oberamtmann. Ln Volks leuniunil
genossen die Landvögte teils des Kredites geistiger
Überlegenheit (.rechnen könne er wie ein L.' Stutz.
.Buchstaben, die kein L. könn lesen.' ebd.; grosse
Beredtheit bezeichnet man mit: rede" chönne" wie e L.
Sprww. 1824), teils aber desjenigen des Eigennutzes,
der Gewalttätigkeit, des Wohllebens usw., nicht ohne
Grund mit Beziehung auf die .Gemeinen Herrschaften':
,Die Landvögte haben der Schweiz die Freiheit ge-
bracht und werden sie wieder darum bringen.' Sprww.
18'24. Land ir de" L. geufere" Z (vgl. Vogt 4). E
grossi Gloggl si brummlet jo ttie-n-en alte L. Stutz.
JSr hrüclit en Platz wie en L. Spkww. 1824. .Mach
Mist, dieweil du L. bist', benutze die günstige Gelegen-
heit, dich zu bereichern, ebd. ,Tue pfad d. i. gemach,
vorsichtig [y], der L. kommt!' = lass nicht sehen, dass
du Vermögen hast, sonst bringt dich der L. darum
Th (Sprww. 1824). Ach Gott! loär i''' Landvogt! Wie
weit i"'' d' Lüt strofe ZWyla, .wie wollt ich die Bauern
strafen!' Sprww. 18'24; oder Ghönnt i''' d' Lüt zwinge",
Dass si-mer müesstid Gelt hringe" ZWl. Ach myn
Gott! I''' wett, i''' war Landvogt, So chönnt »'■'' d' Bure"
strafe", Und bi de" dumpfere" fWibere") schlafe" [das
vermeintliche jus prima; noctis], oder Bis si nümme
chönnted schlafe". ,Er lügt wie ein L.' Sprww. 1824.
S. noch Üfritt. — landvögtelen : den Landvogt
spielen, despöteln (von Beamten) B.
AUraend-Vogt: Aufseher über die Benutzung
der A. BSi. Rechtung 15.58, = Vichv.
Gemeinds-: ein Fojif genannter Gemeindebeamter
GkVv.
Massa-Vügte: von den Gläubigern im Falle eines
Concurses aus ihrer Mitte bestellte Curatoren zur Li-
quidation und Verteilung der Concursmasse Gl; s. Gl
LB. 1807 § 154. Vgl. Geltenv.
Meitli-Vogt: Verwalter, welcher von der Knaben-
suhaft in ScHwBr. der Zunft der alten Jungfern zur
Verwaltung ihres fingierten Gesellschaftsfonds im
Scherze, aber förmlich gesetzt wurde, und welcher
jeweilen an der Alten Fasnacht auf öffentlichem Platze
seine komische Rechnungsablage zum Besten gab f.
Genossen-: Vorsteher und Verwalter irgendeiner
Genossenschaft (G'nosssami), z. B. = Urticogt Ndw.
Bach-: Aufseher über die Bäche Ndw.
Bann-: Aufseher über den gebannten Wald. .Die
gebannten wäld in schirm und huot zuo halten sind
gestimbt und gesetzt worden zwen ban- old waldvögt.'
1645, UwE.
Büren-: ein Landvogt, der es (ausnahmsweise!)
mit den Bauern statt mit der Regierung hält. 1528,
EEhli 1878.
Berg-: 1. Aufseher über die Benutzung der ge-
meinen Alpen. ,Ein Landmann soll den Bergvögten
gotrüwlich angeben, was er für Hab [= Vieh] auf die
Berg treiben wolle.' 1(J75, BEschi. Vgl. Alp-, Sei-.
— 2. .\ufseher über das ab- und in der Höhe ge-
legene Gebiet einer Gemeinde. So hies,s z. ß. der
im sog. .Berg' waltende Stellvertreter des Vogtes in
Horgen seit Ende XVI.
Bettel-: 1. Aufseher über herumschweifendes Ge-
sindel Sciiw, schon 1572 (dafür moderner: Wacht-
meister); Uw (Bettlerr. nahtin HarschicrJ : Polizeidiener,
der bes. die Bettler zu überwachen hat. Aa ItilO. —
2. Seckehneister der armbru.stschiessenden Knaben,
der von Vorübergehenden Gaben erbitten muss ZRüml.
— 3. B.-Vügtli (scherzh.), begehrliches Kind Z.
Batzen-: Verwalter des Ertrages einer besondern
Einkaufsgebühr. Horukn- Vorderberg seit 1685.
Pfruend-: Verwalter der Pfrundeinkünfte Ga
Seewis; Ndw; Schw.
Brunnen-: Aufseher über die (öffentlichen) Brun-
nen einer Gemeinde G; Z. Syn. Brunnenmeister.
Richs-: der Kaiser und Reich vertretende Beamte
in einer von den gewöhnlichen Gerichten eximierten
Reichsvogtei; später in Z Bezeichnung des von dem
Rate (an den die Reichsvogtei übergegangen war) mit
dem Blutbann belehnten Vorsitzers im Blutgericht;
noch später des die Exekution der Todesurteile lei-
tenden Batsgliedes. ,Latrunculator, prictor : reichs-
vogt, der übers bluot richtet, oberster richter über
das malefitz.' Fris. ; Mal. Er wohnte zu Pferde, be-
gleitet vom in den Standesfarben gekleideten Weibel,
den Hinrichtungen bei Ap; Uw; Z. In G hiess so der
dritte Bürgermeister; in ApI. das letzte der 11 Mit-
glieder der Regierung, welches zugleich als öffent-
licher Ankläger fungiert.
Gerichts-V., Unterv.- hiess' unter der alten
Verfassung im Aa der er.ste Gemeindsbeamte als Prä-
sident des geistlichen und weltlichen Gerichts.
Regel-, ,Rägul-' hiess der Verwalter des Stifts
Grossmünster in Z, zu dessen Schutzheiligen S. Regula
gehörte.
Se-: Aufseher über einen See. bes. den Fischfang
und regelmässige Schifffahrt auf demselben. In Z
hatten 2 Glieder des Rates als Seevögte die Gerichts-
barkeit über den See. .Sullent die von Surse einem
S.. den die von Luzern dar setzent. gehorsam syn.'
1389, Absch. ,So sind jetz zu Wesen erweit seevögt.'
1532, ebd. ,Der Schultheiss von Murten berichtet,
dass Leute im Murtnersee während des Laichs fischen
und nicht betreten werden können, weil sie, sobald
sie seine oder der Seevögte Ankunft merken, sich
aufs Land zurückziehen.' 1581, ebd.
Sei-: wohl ziemlich = Alp-. Gotth. — Von «ciV»,
eine Alp schätzen und verteileu.
Siechen-: Verwalter im .Sondersiechen- u. Blat-
ternhaus' bei Bern, XVUI.
Selen-: Verwalter der für Seelenmessen gestifteten
Vermächtnisse. , Alldieweilen zue Zeiten gewüsse Ge-
schlechter ihre Gestifter und Jahrzeitscapitalia in den
Händen behalten und selbige nit, wie gebräuchlich, in
den Seelensack hinder den jeweiligen Hm S. legen.'
17Ü1, Schw LB.
Schuel-: 1. Verwalter eines Schulfuiuls rcsp. auch
Einzieher von Schulgeldern Gr; Ndw; vormals auch
Ap; Gl; Z z.B. in Horgen schon 1710 ein solcher,
da sonst die Schule unter der Kirche stand. Syn.
Schuelcerwalter^ — 2. im Jahr 1882 nannte man spöt-
tisch Seh. den in einem neuen Bunde.sgesctz vorge-
sehenen, aber in der Volksabstinmiung verworfenen
Sekretär für Bundesaufsicht über das Primarschul-
wesen, wobei der Seh. als eine neue Auflage der alten
Landvögte aufgefasst wurde.
Scheren-: ein zur Vertilgung der Scheren, Maul-
würfe, bestellter Dorf beamter. .Damit dem schädlichen
7(iO
Fagt, fegt, figt, fogt, vogt. fugt
710
Unzifer, Mäusen und Scheren desto besser nachgesetzt
und das Land geseübert werde, so solle auf jeder Bür-
s:iine der Landschaft Äschi ein Seh. gesetzt sein, der
d;iiin von einer Küewinterung '/» Batzen und von
einer Küeweid ein Kreuzer järlich züchen soll.' 1G7.5.
\gl. Käfer-.
Schirm-: von der Gemeinde bestellter Aufseher
über die Verwaltung der Vormundschaft. ,Wo kind
vorhanden sygen, so weder vater noch rauoter band.
oder witfrowen, die nit wol husent. und zu besorgen,
dass die fründ nit notwendig ynsehen tüegind. dass
sie, die Schirmvögt, dieselben personen beschicken,
rechnung von ihnen erfordern, der kinden hab und
gnot uf der stadt schirmbuch beschryben lassen und
also getrüwe und väterliche fürsorg für witwen und
Waisen haben.' Z 1549. Vgl. Schutz-. — Schirm-
Vogt i: das Amt und Lokal eines Schirrnvogts Z,
schon 1513 erwähnt.
Schatz-: Verwalter eines Kirchenschatzes'? oder
des Staatsschatzes? ScHwüers. 1761.
Schutz-: Schirmvogt (einer Wittwe) GWallenst.
Schmalz-. In GrD. bestanden noch bis 1806 zwei
Schni.-Vögte, welche den ,Hausarmen' ihren Butter-
bedarf zu erraässigtem Preise durch eine Abgabe der
Wohlhabenden verschaft'ten.
Spicher-: Gemeindsbeamter in B Amsoldingen.
Wahrsch. Verwalter eines von der Gemeinde gehal-
tenen Magazins von Lebensmitteln.
Spend-, Spenn- Gl, Spey- Schw: 1. Verwalter
des Armengutes einer Gemeinde Gl; Gr; Sihw. Syn.
Armenpfleger. Auch aus Gr Jenaz 1540, Obw 1629
erwähnt. ,Item 4 elln graws landtuoch soll alle jar
ein sp.-v. den hüsarmen usteilen.' BSigr. 1566. —
"2. ein dem Alpvogt zur Seite stehender, mit ihm
alljährlich wechselnder Beamter, der das für das Alp-
' vich angekaufte und vom Pfarrer gesegnete Salz in
die Alp trägt und dem Pfarrer für die Alpsegnung
}• 2 Stöcke Zieger zu überbringen hat W.
! Spittel-: Aufseher über das Armenhaus der Ge-
' meinde, B. Spitalverwalter (V) Schw.
' Täufer-: Verwalter der confiscierten Güter der
Wiedertäufer. Z XVL— XVIU.
Tal-: 1. ein von den Schirmorten des Klosters
Kngelberg über das Tal gesetzter Beamter. XVL,
Absch. — 2. = Ohervogt 2 Obw, auch Waisen- genannt.
— 3. der von Grafenort her in jenes Tal einziehende
Nebel.
Teile"-, Friteile"-: 1. Verwalter (der Anteile)
eines C'orporationsgutes, Seckelmeister der Bürger-
corporation, Obw. — 2. Tal-: ein zu Erbteilungen
amtlich bestellter Aufseher Ap.
Dorf-: Vorsteher der Bürgergemeinde Schw; Ndw.
Weg-: Strassenaufseher GrD.; ZHorgen f.
VVölbi-: scherzhafte Benennung der Zuchtrute,
welche in den Bauernstuben in dem Tragebalken der
Stubenwelbi [Decke] steckt, so dass die Kinder sie
allezeit vor Augen haben können W.
Wald-: Waldaufseher Ndw. — Bannwald-. ,Es
.sollen immer 2 Bannwaldvegte sein, die sind ver-
pflichtet, für die Bann- und Howälde zu sorgen.' 1821,
OswLung.
Tagwan- Tagnie-: Vorsteher des Tagme, d.i. der
Gemeinde Gl; GG.
Wr-ri- = Wasser- Schw.
Wuer-: Aufseher über Rheindänniie GSev.
Werch-: Aufseher über die Frohnarbeiten für
Strassen? ,Die zuo Werkvögten gebraucht werden,
sollent Pleiss ankehren, dass die Straassen erhalten
werdent.' Landr. Avers 1622.
Wasser-: Aufseher über Wasserbauten, besonders
Schutzwehren gegen wilde Wasser Grü. ; Uw. Ein
solcher heisst dort speziell Aawasservogt und wird
von der Landsgemeinde erwählt. ,Die tallüt [von
Engelberg] sönd ein mann und w. dargen, der soll bi
dem cid verbunden syn, [dem Aawasser] zu wehren
old werchen.' 1514, Obw.
Waisen-: 1. Direktor des Armenhauses in BThun.
— 2. Vorsteher des Waisenamtes Schw; Uw. ,Der
Vater soll synen Kinderen ir müeterlich Gut vor den
Weisenvögten zeigen und in das Weisenbuch yn-
schryben lassen.' 1623, Aa.
Zun-: Aufseher über Zäune am Gofl'ersberg Aa
Lenzb. f
Järzit-: Verwalter von Stiftungen für Seelen-
messen Schw.
vogten: 1. (trans.) unter Vormundschaft stellen
(Waisen oder verschwenderische Erwachsene) Ap; S;
Uw ; Z. Wenn de Tiefe! g'cogtet war, so chäm er um
d' HnU Aa; Schild; Stütz. Me" scU [sollte] -mi''' (bzw.
di''') ('., sagt man im Hinblick auf eine unüberlegte,
unvorsichtige Handlung. — 2. (intr.) das Amt eines
Vogtes verwalten. ,Ein jeder vogt soll alle jar rech-
nung geben: hat er gevogtet, dass erenleut dunkt,
dass den eren gemäss seie, so lasst man den vogt
wyter blyben.' 1563, BSi.
ent-: der Vormundschaft entlassen. ,Dass nicman
anders denn ein Abt v. Pf. wittwen und waisen, die
des gottshus sind, bevogten und e. soll.' Offn. He-
dingen, Anf. XV.
ver-: (refl.) einen Vogt nehmen. .Wann zwei ehe-
leut der ehe halb einandern rechtfertigen [vor Gericht
ziehen], so sollen sie sich irer vogtei [vögtlichen Ge-
walt über einander] gegen einandern verzeichen [ent-
schlagen], die frauw aber sich gleich anderwärt wider-
umb vervögten und soll nit zuogelassen werden, dass
ein frauw für sich selbs ohne einen vogt am ehegericht
handle.' 1533, ßs Rq.
miss-: das Amt eines Vogtes schlecht verwalten.
,Vögt sollent blyben, es fundi sich dann, das einer
missvogtet bette.' ca 1480, Ndw.
be-: 1. (m. Acc. P.) Jmdn bevormunden Ap; Gr.
,Ffi>gte, tutorem dare.' Id. B. Jmdm Vogt sein. LB.
Ndw 1545. — 2. (m. Acc. S.) a) unter Aufsicht stellen;
überwachen. ,Seowasser und Landwasser sollen mit
zweien Ehrenmannen bevogtet werden, welche ein
flyssig ufsechen haben sollen.' LB. Daves. .Alle 4 Kir-
chen sollend bevogtet werden, jede mit 2 Ehrenmannen,
die verschaffen sollen, dass die Gebuw in subern Ehrn
erhalten werdend.' ebd. ,Eine Landschaft bevogten.'
1529, Absch. — b) in Schutz, Verwahrung nehmen,
mit Beschlag belegen. ,Als uf genannten H. ein
uffahl kommen, sygen etliche syner schuldforderen
ihm nachgeloffen und gepetten, das guot ze b. und
ihnen umb ihre Sachen bott [gerichtliche Beschlag-
nahme] ze erlauben.' 1573, Urbar Kyburg.
711
FaL't—fuKt. Paeü;— fuo
Vogti, -ei: 1. Vormundschaft, Amt eines Vogtes
i. 8. V. 1 Ap; Bs; UwE. ,Wer notturftig ist zuo be-
Togten, den soll man bevogten und soll kainer lueer
dann vier vogtyen haben.' Landr. Henneb.-Peterz.
16(55. — 2. Herrschaftsbezirk. Zu Vogt 3. —
Geissen-Vogtei: Spottn. für die bis z. helvetischen
Umwälzung als solche bestehenJe winzige Landvogtei
Gilgenberg.' — Burg-: Hof ehemals der Markgrafen
von Baden in Basel, jetzt eine grosse Bierwirtschaft.
— Dolen-. Die S Vogtci Flumental wurde auch die
D. genannt, weil zahlreiche Dohlen die Löcher und
Ritzen der dortigen Balmfluh bewohnen.
Vögtin: Frau eines Vogtes {als Blutrichters).
.Dass kein v. nit meer keinen Übeltäter dem nach-
richter ab der band schnyden solle.' 1541, Absch.
Das angedeutete Vorrecht vornehmer Frauen wurde durch
die zu jener Zeit sieh ausbreitende .Carolina' immer mehr
bescli rankt.
Vögtli"g, in B auch Vi'HjtU: Pflegbefohlener,
Mündel B; Z.
VügtH könnte eher Verl;, des dim. ,A'ögtlin' sein, welches
reciproken Begriff haben kann wie ,Pate'. .Vögtlin: Un-
mündiger.' Zschokke 1797. Vr„itU auch Familienn.
vogtbar, -ig, -lieh: 1. (v. Personen) a) eines
Vogtes i. S. von 1 bedürftig, ihm unterworfen, un-
mündig. , Kleinen kinden, die vogtber sind.' Z Eats-
ordn. 1434. ,Wer vogtber ist und ein vogt hat, es
sy frouw oder mann.' 1465, Gl. ,Wer vogtberig ist,
es syend kinden, die under tagen sind, frouwen oder
ander lüt.' ca 1500, Obw. ,Sölichen vogtberingen
lüten.' ebd. ,Mit vogtbärigen lüten, die bevogtet sind.'
ebd. ca 1560. .Vogtbare und eigne lüte.' Edlib. .Wie
man vogtbarlich bcvogten soll.' 1545, Absch. ,Bis
herzog C. auss seinen vogtbaren jaren kam.' Wurstis.
— b) keines Vogtes mehr bedürftig, mündig. .Der
vogtbar und zue synen tagen kommen wäre.' 1457.
Bs Eq. — 2. (von Personen und Sachen, Gütern)
einem Vogt i. S. von 2 oder 4 unterworfen, steuer-
pflichtig, mit Lasten zu Gunsten des V. beschwert.
Der Boden in den freien Dörfern war , vogtbar'. In
einer Sch Urk. 1350 heisst es von einem verkauften
Gute, es sei ,vervogtbär'. .Welcher ein guot kouft
in dem hof ze Steten, vogtbär guot, der soll es em-
pfachen von einem vogt, er sy inder alder usser,
in jars frist umb dry Schilling haller; tuot er das
nit, so mag ein vogt das guot ziechen zuo synen
banden umb die dry Schilling.' Offn. Stäfa. ,Es soll
och die frygen vogtbarlichen güeter nieman verkoufen.
er Solls vor offnem jargricht under der Thürlinden
feil bieten sechs wochen dry tag und ein jar.' Offn.
Thürlinden. ,Die gnossen, die in den twingen . . .
Rüssegg sitzen und darin vogtbarig sind.' 1423, Aa
Wst. ,Wöller ain hus hat uf aim vogtbar guot.' Offn.
G Zuozwil 1488. ,Dass der Amtmann des Abts um
vogtbares Eigen nicht zu richten habe.' 1548, Absch.
Vgl. Vngtmann.
J(hd. i'uijßtlMin:, -hm; ijeriij auch schon = mündig. Diese
Bed. bcrulit auf" Verwechslung mit: eines Vogtes ,baar'. ledig.
Fagg ffak), fegg, figg, fogg, fiigg.
Vgl. aUL-h die Gruiipeu F — g; F — k.
Fiigg nur im Dim. FäggeU n.: schlecht geklei-
detes Mädchen B (Gottii.); Suterm. Auch ein Mäd-
chen, das Alles mit sich machen lässt. Gotth.
Faijij für >«'■;/;/, mhd. mrch, Schwein (wovon nhd. .Ferkel'),
lat. pun-ue; vgl. /'äj/jr. Mhd. vake m., Schwein, wahrseh, Jas
selbe W., tirol. Fack. S. noch unten Fack.
Fagg m., faggen = Fachs, fnchsen (Sp. 655) Gr
Pr., Tschiertsch.
faggen: leise herumtappen, im Finstern tasten;
wiederholt über einen Gegenstand hin oder daran
herumstreichen BE. Kleider verschieben, in Unord-
nung bringen. .Vestimenta modo indecenti complicare.-
Id. B. Fägg nid a' mine' Clihideren ume mit diiie"
schmutzige^ Hände"! B; vgl. Gefägg. Unruhig, in
Andere belästigender Weise, hin und her gehen, ohne
Etwas auszurichten. M^as fOgyist geng umennndere?
bist nit glv'' fertig':' B. Ume fägge, herum fahren,
streichen B.
Scheint vwdt mitßerjijiii = /lyyen, reiben. Der lange Voc.
malt die langsam an einer Fläche gleitende Bewegung : Be-
rührung mit Fäyg (Schwein, unordentliche Person) also nur
zufallig.
Ge-fägg n.: unordentliclier Anzug B. -(rfäg,
inconcinna vestinientorum complicatio.' Id. B. Vgl.
Gefugg.
Faggete f.: Tasche in den Kleidern, Rock- oder
Hosentasche BG.; FSens. Gugg, r'' ha'>-dr Ep})is t*
dr F. sc. mitgebracht BG. — Ablautend vwdt mit F!,jije,
Tasche.
Faggune f.: leichtes Feldgeschütz. RMax.; 1532,
G Ratsatz. , Starke faggunen und halbschlangen.' 1548,
Absch. ,2 halbe schlangen und 2 faggünli.' 1535, ebd.
,Fagunen oder halbschlangen.' 1531,Strickl. ,Fakunen
(vagkunen).' EManukl; 15'24, Absch.; 15'28, Strickl.;
Hafner 1666. ,Fakonen.' Vad. ,Fackünli.' 1531, BsChr.
,Fackunli.' Kessl.
Aus it. faUone, Falke. Schon gegen Ende des Mittel-
alters kommt vulke, wie andere Vogelnamen, als Benennung
von Geschützen vor, indem der schwirrende Flug der Kugel
mit dem eines Vogels verglichen wurde. Ebenso (a. fmu-on, -et.
Fägg m. „Ap"; Gl; Gr; GA.; „W" — Dim. Fäggli
„Ap"; Gl; „W", FaggiG'n'&ä.Y.; , W", i^djrjrsc/ti GRSav.,
Vals: 1. Ferkel Ap; Gl; Gr; G; W. Verschnittenes
einjähriges Schwein Gl. Auch Schwein übh. Gl; G.\.
Feisst ii-ie ne F. (Syn. speckfeiss) ; triiee' [fett werden]
u-ie ne F. Gl. — 2. schmutziges Kind Ap; Gl; Gr
Pan., ObS.; W; auch: unordentliches Gl. Mi [man]
mites nw ds Trögli g'schaue", ve""-me" iriU u-ilssc",
u-ie ds Fäggli ist Gl. Unreinlicher Mensch Gl; GA.;.
auch: der unzüchtige Reden führt GX.
Aus Fäi-ijij, s. Anm. zu Fai/y. Der Umlaut ist aus dem
Dim. auch in das Stammw. gedrungen. S. auch Färli (Ferli).
Lanzig- m.: junges Schwein, das im vergangenen
Frühling geworfen wurde GA. — Lanziy = ,Lcnz'.
Maien-: 1. -Fäggli, ein im Mai geworfenes Ferkel.
M., Löffelstil, i''' cha'" di"' für en Narr ha', uemi i'''
will, Kiuderspruch GA. — 2. M.-Fäggeli: Unke TbM.
Figge 1, in Bed. 1 u. 2 auch Figgi — f.: 1. i"
dem unter dem Namen Nünistein oder Niiiiiziehn
bekannten und besonders auch bei der ländlichen
713
Fagg. fegg-, flgg, fogg, fugg
lU
Bevölkerung sehr beliebten Brettspiel diejenige Stel-
lung der , Steine', vermöge welcher zwei .Mühlen' (je 3
neben einander liegende Steine) so verbunden sind,
dass mit .Auftun' der einen die andere geschlossen
wird, wodurch der Gegner beständig bedroht und
geschlagen (aufgerieben) werden kann, also eine
sehr vorteilhafte Stellung; Zwickmühle (iinhd. ,Fick-
niühle-). allg. Noch vorteilhafter wird die Stellung,
wenn neben der F. noch eine Mühle besteht, weil
dann der Gegner, der nicht zugleich an beide Orte
einspringen kann, rettungslos verloren ist. Daher die
KA. (e) F. und (e) Müli ha", allg.. F. und Falle BBe.,
oft bildlieh i. S. v. doppelten Vorteil, zwei Wege zu
sicherer Erlangung eines Zieles, gewonnenes Spiel
haben, z. B. zwei Bräute zur Auswahl oder für den
Notfall; aber auch von polygamistischem Verhältnisse
eines Mannes; Alles aufs Beste eingerichtet haben;
auch Raum zum Ausweichen haben; mit 4 Händen
gewinnen; 2 Paten zu einem Kind haben; 2 Geschäfte
zugleich betreiben. Mit umgek. Stellung: ,Er hat ein
mühle und ein figgen.' Hospin. Hieher gehört auch
der Spruch: Berligye herlagge, berlagye berligge: tued
d' Müli nüd male, so malet-mer d' F., wobei man mit
2 gestreckten Fingern in abwechselnder Stellung auf
dem Tisch an einem Messerrücken vorbei tupft Z. —
2. Vorteil, Glück in Unternehmungen, unvermutetes
grosses Glück, freie Stellung, die der Schlaue auszu-
nutzen weiss AiZei.; BÜ. (Ztro); TuTäg. Das ist e
F. für in. Spreng. ,[Er möge wählen, bei welchem
Haus er bleiben wolle, da man ihm diese [Pigge] nicht
zu lassen gedenke].' 1531, Absch. „Fein ausgedachte
List. Kniff, Schlinge, einen Andern zu fangen B; L." —
3. schwankendes Verhalten. Hinundhertreiben,
Aufundabsteigen des Nebels. Im Hetxiy obe" isch 's
iez, mein-i''', ehalt, der Nefel ist det ordli''' i der Figgi
aScHW. — 4. „Streich. Schlag. Einem eine Figge
geben L." Vgl. Nacht-. — 5. Tasche Sch. ,Mar-
supium [Geldbeutel].' Id. B. Schubsack. Sulg. .Hatte
keinen Heller in der Fiegge.' UBrägger. Bildl.: zwei
Figgen führen = 2 Titel, Namen, und daraus Vorteil
ziehen. ,Fuort also zwo figgen [als römischer König
und Herzog von Ostreich].' Fründ.
Das W. ist der ä. Spr. fremd; nlid. nur in den Bedd.
4 u. h bezeugt, 5 auch niederd.. dän. u. schwed. Dieser
Bed. mag ein besonderes W. zu Grunde liegen (mlat. /cneium,
Tgl. ital. ßccare, hineinstecken, einheften, einstossen. Diez,
Wtb. 1^ 180), aber sie lässt sich doch auch auf den Begriff
.reiben' (ßijyen) zurückführen wie 1 u. (davon abgeleitet) 2,
weil beim Einstecken und Herausnehmen die Öffnung .ge-
rieben' wird. Die yiijye im Muhlespiel ist ganz eig. ein
Hinundherreiben auf einer Stelle, zugleich ein Aufreiben des
Gegners. 4 ist streifende Bewegung. Die bei 1 u. 2 wech-
selnden Formen auf -e u. -» unterscheiden sich grammatisch
so, dass die letztere die regelmässige Endung von wcibl.
Verbalbildungen ist i. S. einer Vorrichtung zur Ausübung der
betr. Tätigkeit. Sie kam an das vorliegende W. wohl aus
der Verbindung desselben mit Müli.
Nacht-Figgi n. : der letzte Schlag, den Kinder
einander Abends am Sehluss des Spieions im Freien
geben ZLunn. Sonst 's Letst, Nachtstücldi. Ziggi, und
wahrsch. als n. diesem letztern nachgebildet.
figge": 1. reiben, Etwas oder sich an Etwas,
meistens von einem Teil des Leibes gegenüber einem
änsscrn Körper, und zwar, im Gegs. von riben, meist
unwillkürlich, allg. .Fricare, kratzen, ryben, jucken,
ticken.' Fris.; Mal.; Red. 1662; Denzl. 1677; 1716.
,An etwas reiben oder ticken, affricare.' Mal. Von
Kühen, welche den Hals an Bäumen reiben. .Zuraalen
das Vieh auch dadurch schadet, dass es mit F. die
Rinde verletzt.' Anl., Z 1773. Von Kleidungsstücken
oder Schuhen, welche zu eng anliegen, mit und ohne
Acc. P. .SchmtJr wirf gelobt [empfohlen] zuo den
orten, so gefigget sind.' Tierb. 1.563. ,Wo einen die
schuoch geficket.' ebd. .Neue Schuhe flcken Blotern.'
Keisersbg. Es figget-mi Öppis Z. Wenn 's di"'' bisst,
so figg! kratze! Schnujifen und f. Tued 's Herg er-
quicke" L. Aber auch : Wenn 's di"'' figget {figgt Bs)
[juckt], so chratz! Es blsst-mi''' e Flöh, es figget-mi'''
zwo, es steched-mi"'' drei: röt [rate], wie vil das sei!
Sch. Am G'uand umha f., Kleidungsstücke durch
Beiben beschädigen Gr; W. An Etw. herumarbeiten,
um es los zu machen GrV. Obsc. (trans. u. intr.)
Ap; Bs. Auch von Reibung todtcr Körper aneinander.
Bilecher fest z'sämebinde", dass si nüd figged Z. Feilen :
,[Der Gefangene machte sich] ein loch in die bodentile
und figget und filet so lang, bis er das loch zu wegen
bracht.' Vad. F. und grigge", mühselig, mit schlech-
tem Werkzeug eine Arbeit verrichten ZO. — "2. un-
ruhig sein, hin und her rutschen Bs; U; bes. auf
einem Sitz, doch auch mit den Armen, bes. v. Kindern
üwE.; meist verbunden mit ume (umer, umenand) Gr.
Uf em Baich [Bank] ume f. W. In U auch : hin und
her ziehen, den Wohnsitz öfter ändern. Der Nebel
figget ume Uw. Vgl. Figgi. Daher auch: Anstellung
häufig wechseln. Es ist für e Bur besser, utulrnii
Jör [im Lauf des Jahres] mit de Lüte [Dienstleuten]
nid z' f. L. — 3. „schlecht fidein U." V^\. kratzen.
— 4. (moralisch) angehen, berühren, anfechten Aa
Stauf.; Bs; Gl; G; Sch; S; UwE. Was figget dich
das? Figget 's-di'''? geht es dich Etwas an? Das
figget-mi''' nüd (nüd räss Gl^. Was figget 's mich?
Mira"! Häfl. 1813. Was überen [vergangen] j.s«, das
figget-mi"'' nid L. Doppelsinnig: i''' glaub, es figget-
di"''; wart, i''' will-der chratzen! Sch [gemeint ist:
Prügel geben]. Gelüsten: Der Wt' fegget-mi'''' nüd
Ap. Es figget-mi''', juckt mir (Etwas zu tun) Uw.
Verdriessen, ärgern, kränken: Das het-mi''' y'figget.
Si hein-e [haben ihn] g' figget S. Refl. : A" dem wird-
si''' wol Niemer f. Heng. 1836.
Das W. fehlt der ä. Spr., ist aber wahrsch. als Intens,
von .fegen' gebildet, wenn diesem ein älteres starkes ßsgen
zu Grunde liegt. Zu unterscheiden ist es von ßijijen, der
lokalen Nbf. v.ßcken (s. d.). Vgl. auch ßegyen ; Abi. /itecAeji.
ab-: 1. abreiben, -stossen, -nutzen Ap; Bs; Gl;
GrD.; G; U; Z; z.B. Kleider durch Reiben abnutzen,
verderben Bs. I'* han en Blätz abg'figget. .Defricare.'
Denzl. 1677; 1716. — 2. (refh) durch häufigen Coitus
sich ruinieren Bs. - uf-: 1. Gewebe durch Kratzen
wollig machen. .Refricare, wider aufkratzen, auf-
ficken, wider erfrischen.' Fris.; Mal. — 2. wund
reiben, .verseeren.' Fris.; Mal. ,Die verseerung, so
einen die schuoch aufgeflcket.' Tierb. 1563. — ent-
et-: schadlos halten, entschädigen BoHa. (Zvro). —
Eig. Verwundung abwehren oder heilen. — ver- (zer-
Gutw.; W): durch Reiben verderben, abnutzen, zer-
reiben; z.B. Bücher, Kleider, Seil, Kette Ap; Bs; Gl;
Sch; UwE.; W; Z. .Confricare.' Mal. ,Pie nüwen
schuo z. einem die füess.' Keisersbg.
Figg f.: Lustdirne Ap.
G'figg n. Bs, Figgete f. Uw: das Reiben, Kratzen,
Rutschen.
715
Pagg— fugg. Fall- -füll
7ir>
figgelen: l. = figi/en im gew. S. Aa; B; S; Vw;
Zg; Z. — 2. die Henne treten Obw.
Figger, Figgi I m.: der hin und her rutscht;
wer nicht lang auf dem gleichen Posten bleibt Gl;
Uw; U. Isere Kaplan well scho* wider fort; er isch
nur [geradezu] e Figgi U. En Figgi und en Griggi
ZO., s. figgen 1.
figglen: zänkeln GWe. — Dim. zu _/ij</eii ia Bed. 4 ;
vgl. ,Eeibung, sich reiben' i. S. v. Streit, streiten.
Figge II in der RA.: Eim (d'J Firjga hüten: die
Feige weisen, Trotz bieten, drohen, herausfordern Gr.
Auch Figgai allein als Zuruf zw. Kindern i. S. t. es
gilt die Wette! versuch es, wenn du den Mut hast!
wir wollen's darauf ankommen lassen ! z. B. F. ! darfst
du? soll ich kommen? Antw. i<'..' ja komm, wenn du
es wagst BSi. F.! beziehst mi"''? lass sehen, ob du
mich einholen kannst! GrD. So ruft auch die Katze
dem sie verfolgenden Hunde vom Baum herunter zu:
F.! hrizüch mi'''' [beziehe, d. h. hole mich]! F.! tuon 's!
ebd. Daher auch spottend : F. ! du häst-nii"'' nit [nicht
erwischt] Gr. Wenn zwei Rotten nachtschwärmende
Burschen zstreften, so ruft die eine: Holla Püssi
[heraus mit der Katze]! die andere entgegnet: Figga
Püssi! und es folgt dann wohl noch der Kampfruf:
Truts dir, Figga! B.^delb. Im W wird der ausbie-
tende Zuruf Figga! mit der Geberde des Finger-
schnellens od. -schnalzens verbunden. Dem einfachen
F. wird zur Verstärkung, mit oder ohne ,bieten', noch
das adj. Ptc. nsg'hUi oder g'hitigi, üslcrämleti vorge-
setzt GRPr., Seh., Schud., Tschiertsch., z. B. (F'' hüta
dr) üsg'hiti F.! Zuweilen auch nur im S. einer Be-
teurung, ohne feindliche Herausforderung, z. B. Scliü-
nui" tuot 's-mer mit Melchn", Figga! ich kann melken
(dabei Schaum erzeugen) so gut als irgend Einer,
,trotz Einem!' GaMastrils.
Aus it. fuu (s. 0. Fiy 4) mit urspr. obscöner Bed. (auf
die sich auch der verstärkende Zusatz (m-) gehit und viell.
auch üay' h-änzlet bezieht) und entsprechender Handgeberde.
Auf roman. Ursprung weist auch die auf den Süd, Südost
unsers Landes eingeschränkte Verbreitung des W. in dieser
Bed. ; nach BSi. konnte es aus W kommen.
Figge III: Flügel, Fittig B (Ztro). - Aus ,Fittig'
zsgez. durch Assimilation des ( an g, während in der gewühn-
lichern Nbf. Frcke die Assimilation eine Aifrikata (/./) ergebeu
hat. — g'figget: beschwingt, ebd.
Figge IV f. — Dim. Figgi: weibl. Taufn., Sophie B.
Figgeli, Figgi II in Anzählsprüchen. Figgeli,
Fäggeli Beminus, der ist drl" und der ist drüs! Gl.
Äni, niäni, Figgi, Fäggi [usw.] Z.
Vgl. änhd. ,rickfack', Rutenschlng; ,fickfackou', hiu und
her fahren, und uuser Jiggen.
Viggi III m. — Dim. Viggeli: männl. Taufn.
1. Viktor „B"; Gr; S; vgl. Viele. — 2. Theophil
BsStdt. — Für 2 liegt bloss die verstümmelte Silbe phi zu
Grunde, indem ggi sich in der dortigen MA. zu einer Art
Diminutivsuffix für Personenn. ausgeprägt hat, viell. entlehnt
aus dem ndrd. Suffi.K -/.in. — Lüs-: Schelte für einen un-
reinlichen Menschen S. — Wohl mit Aulehuung an/ii/jeii.
fieggcn: reiben, sich reiben B, z.B. mit den Händen
an einem Körper; (im Finstern) tappen; mit dem Glätt-
eisen auf einem Stück Zeug herum fahren; mit dem
Nebenbegritf schlechter, energieloser, langsamer Ar-
beit; schlecht geigen (vgl. figgen 3); Walzer tanzen
(verächtlich); doch auch unverfänglich: plätten. Gotth.
Sträle f., Kämme fabrizieren B 80. Mit Reiben oder
Rutschen die Kleider verderben, bes. v. Kindern ; mit
dem Hintern auf einer Bank rutschen.
Firggin, von St. ohne weitere Unterscheidung mit /ii/j/oi
verbunden, ist eine besondere Nbf. des letztern, nur iu B
vorkommend und mit dem breiten Voc. lautlich ein breites,
langsames oder mühsames Reiben, Streichen, Rutschen noch
deutlicher darstellend (vgl. schietiggen, Uihknggcn, mit den
Füssen schief treten), gegenüber einem rascheren, aber mehr
nur streifenden Hinundherfahren, welches durch den kurzen
und dünnen Voc. von figgen bezeichnet werden mag.
umhin- ume-: herumreiben, -rutschen, sich herum-
treiben B, am Boden; uf eine Hemli, schlecht glätten.
ver-, zer-: durch Beiben, Rutschen verderben;
zerreiben B.
Ge-fiegg n.: unruhiges Verhalten. Herumrutschen;
das durch Fieggen verursachte Geräusch; ermüdendes
Geschwätz B.
Fi egge f.: eine unruhige Person BM.
Fieggel m.: Kammmacher (etw. verächtlich) B öO.
Fieggi m.: wer stets hin und her rutscht, zu-
nächst auf einem Stuhl, dann allg., wer sich keinen
.\ugenblick ruhig verhalten kann (v. Kindern); wer
häufig seinen Wohnsitz wechselt B. Vgl. Figgi.
Fall (vah), feh, fili, fob, fuli.
Vgl. die Gruppen Fa usw., Fach usw.
fähen 1) ,,fahen BD.; Z", fö'ha, fö'ha Ap; Gr;
GSa., T., Stdt, fü'je GLf, nfoche Ap; GRh.", fäfnj
bzw. fö, fü' Aa; Bs; B; VOrte; Gl; Gr; GA., Ms;
S; W; ZStdt. 2) fäha ApI. («e), H. {e'), fe'i^ ZF. t,
fe'-e ZO., fe^ AAZei.; BsRotenfl.; GG., T.; SchwW.;
ZS. .3) fagr (neuer). — Präs. Ind. Sg. fän (fön);
fast; fäd ffät) Aa; PPo.; GSa.; Uw; W; Z tw., fän,
fast BR.; Z neben fa' (fäne) — PI. fand Uw, fe'n(d)
PPo.; W; Z, fä-e(n)d W; Z, fand Aa; Z, fou B; L.
— Präs. Conj. f'e-ji, fäiji BR.; PPo., fe'-i Ztw.,
föj Aa; fä WLö., fayfi) B; GT.; Uw; Z, fö,, Z, fach
GlK. ^ Imp. fä Uw; W, fd Z, fach \a; Gl; PPo.;
Uw; ZStdt t, fang G; W; Z. — Cond. fiey (fäti) —
Ptc. meist (ffatjf; in Ap g'foHia, fo'x'a: I- trans.
1. fangen, a) Tiere, auch auf der Weide schweifende
Haustiere, z. B. Schafe, Ziegen (zstreiben) SchwW. —
b) V. Menschen: in Kinderspielen (s. Fahens); auch
absol. : Fangens spielen Gr ObS.; mit enand fä-e Z
Hedingen; Buli fah BG. (wohl aus frz. poulet, indem
die Kinder Hühner vorstellen, die vom Fuchs gefangen
werden? vgl. Hüenli-Briie). Chette fäh, Fangens sjae-
len, bis alle Kinder an einer Kette sind G. Bildl.
Eine" tco-mc [mit welchem man] di^e Andere" mit fangt
Cfälid), Schlaukopf; übertr. auf Überlegenheit übh.,
z.B. Körperstärke, doch auch iron.: Dummkopf Z.
Überlisten, daran kriegen Bs; B. Wie der Meister
der Diirsli suecht z' foh und der D. der M. Breit. ,Ir
wellind mich nit verschmähen noch in mynen werten
fahen [bei verfänglichen Worten fassen].' NMan. .Ehr-
geizige menschen fehet man mit solchen diensten.'
Bull. 1.5ö7. Ehemals ein Gerichtsausdruck: gefangen
nehmen. .Fachen (fahen)' erklärt im Text mit: .ge-
fänglichen vnzüchen.' GrD. LB. ,Söllent vollen gwalt
Fall, teil, tili. In
liaii, wen sy argwenig habeiit, zu tragen, zu gichten
[verhören] oder zu vaalien.' 141ii/1544, Schw LB.
.Item wäre, das jeman verschuldtu, das man in vaclien
sollte, den soll der Probst vachen und behalten.'
Uffn. Fluntern ca 1459. ,Dass man niemas [Nieman-
den] fachen noch turnen solle, der trostung [Bürg-
schaft] ze geben hab.' 1525, Egli, Act. ,Dann er sie
mit fahen, arrestieren [usw.] unlydenlich beschwart.'
RCys. — 2. bekommen, in übler Bed. E Spiss
(c SchineJ f., einen Splitter in die Haut Gr. Syn. nen.
— II. (intr.) gerinnen, Ton der Milch, welche in
der Sennerei durch Käselab zur Scheidung gebracht
wird Ap; W. D' Milch hat g' fange, ist geronnen, ge-
schieden. Auch uiipers.: es hat g'f. Steinm. 1802.
S. noch gefangen und Fangele.
Mhd. vähcn, van. Unsere Formen haben eines Teils statt
des verdünnten li (,fahen.' Z Fischerordn. 1776) ein silben-
trennendes j eingeschoben, resp. dasselbe vocalisiert (vgl.
unigek. mäjen, nhd. , mähen'); oder dasselbe zu cA vergröbert
(in der Lit. des XVI. vorwiegend so; ,faacbt.' 1531, Matthä.),
andern Teils alle Spur eines Cons. verwischt und schliess-
lich Einsilbigkeit und damit Anschluss an die unthematischen
Yerba {s. fan in 1. P. Präs.) erreicht. Der Umlaut (.vächen'
schon im Einsiedl. Hofr.) hat aus der 2. 3. P. Präs. od. dem
Conj. tw. um sich gegriffen. — Auffallend ist die schwache
Flexion ,vathint' (Cond.) im Waldmann. Spruchbr. 1489. —
Die intr. Bed. beruht auf trans., entw.: die Milch hat den
Einfluss des Labs empfangen, in sich aufgenommen, oder:
die Teilchen derselben haben einander angezogen.
ge-fangen: Part, als Adj. 1. von Vieh, das am
Stricke geführt wird, nicht frei läuft; es gibt Weg-
rechte, bei denen ausbedungen ist, dass man mit
keinem andern als .gefangnem' Vieh durchpassieren
dürfe B. ,Mit gefangnem und ungefangnem vieh.' L
1698. , Eigenweide i.st erlaubt mit gefangener Waar.'
Glur 1835. — 2. von jungem Wein: verkorkt. ,Aig-
leuces, semper mustum, yerschlagener, gefangener,
süsser Wein.' Denzl. 1677; 1716. — .3. von der Milch:
geronnen, .geschieden'; s. fahen II. Ist d' 3Iilch
g'fangni? BO. Auch subst. G'fanges n. Ap; Syn.
Schluck, Pfangile : churw. cuyliada [coagulata]. —
4. von der Luft in geschlossenen Wohnräumen, oder
auch von diesen selbst: dumpf B; Z. Auch von Men-
schen, die solche Räume bewohnen, von frischer Luft
abgeschlossen sind Z. — (Ge-)rangenschaft f.
1. der Zustand des Gefangenen als Strafe. ,Bei der
fangenschaft oder andern strafen.' G Mand. 1611. —
2. (coli.) Gesammtheit der Gefangenen. .Sie ver-
samlen die g. wie das sand.' 17Ü7, Habak. — 3. Ge-
fängniss, als Gebäude Z. -- Die Vorsilbe i;c- fehlt auch
in dem syn. alten ,Fanknuss' = Gefängniss, s. Famj.
üher-fahen, -fangen: fremden (iriiiul und Bo-
llen durch Einzäunung sich aneignen. .Wann ainor
freye landstrassen im selb eignete, die veränderte oder
iiberfienge.' 1555, Landger. Th.
um-: 1. annehmen, anhangen. ,l)ic evangelisch
leer u.' Zwingli. Übersetzung von ,amplecti', vgl. frz.
emhrasser un parti. — 2. (refl.) sich mit Etwas be-
fassen, beschäftigen? anfangen, Vorbereitung treffen?
,Haben die würni [Drachen] sich umfangen zur ussfart
rüsten.' RCvs. Vgl. auch anfallend. — 3. Ptc. Perf.
adj. .Unumfangen' = unbefangen. ,Gleich ein jeder
unumfangenor Leser gestehen wird.' Mise. T. 1722.
an-: 1. anfangen, a) absolut. ,Wohl anfangen
ist nicht genug, sondern wohl ausmachen.' Sdlger.
Wol ag' fangen ist halb g'w'erchet. ebd. Äföh ist scho"
recht, aher fifhöre" no''' heiser. Ineichen. Wer gross
afäht.hürl rhlr i,f!<. — b) mit Subst.-Ohj. ,Buebe",
Buelie", liehi B., find doch aw'' kei Händel «».'' Z.
— c) mit Inf., wobei das Ptc. des Perfects sich dem
folgenilon Inf. gerne assimiliert und selber Infinitiv-
forin annimmt: er het aföh lache ; ,von Urseren [an]
haben wir anfangen die bäum zu verlieren.' (iKönig
1693;7, und von hier aus etwa wieder halbwegs zur
Participialform zurück kehrt: er häd a'g'fäh l. Z;
doch auch regelrecht: er het Wg'fohe baue" Ap. Mei-
stens ohne ,zu': We" d' Amschli [Amseln] af'e singe",
chunnt dr Ustag [Frühling] PJ. ,Der Geistlichen
Sachen habend anfahen hinken.' Lav. 1569. ,Es facht
mir erst an z' herzen gän.' 1579, Bigandüs. Häutig
mit pleonastisch vorgesetztem Inf. a'fäh selbst (aber
nur nach dem Präs. Imp.). Es faht a'fah bliiete".
I)' Böse' fand afah blüeje'. Ahorne föh' sclw afe
grilenc" S (Schild). Mit Verkürzung und blosser An-
deutung des Inf.: Es fangt ffohdj a' a' bessere" Ap
(auch f. an a 6.); L. Der focht mi a" e foppe" Ap
(Merz). — 2. fangen, empfangen. ,Ignem concipere
[bildl. V. Liebe]: hold werden.' Fbis. Von weiblicher
Empfängniss: ,anfahen oder empfahen.' ebd. , Anfahen,
für empfahen, concipere.' Mal. — 3. Etw. als Eigen-
tum ansprechen. G Hdschr. — 4. .das Recht anf.':
Recht suchen (vor Gericht) ScnwMa. 1538.
Die landschaftlichen Formen des einfachen Vb. wieder-
holen sich in dem Comp, mit Ausnahme der zweisilbigen
fähe, fäe; wohl bei HBull. 1567 : ,febet an'. Bei Bigandüs
1-579 wechselt ,ich fah au' mit ,es facht an.' Das seltene
Ptc. a'y'fäh schon bei Zwingli: ,angefehne gespräcli.' Die
in 1 c vorliegende Wiederholung findet Parallelen bei lau,
lassen, und bei yäii, gehen, nur dass bei diesen der Inf.
den Voc. verkürzt; eine Spur davon zeigt auch das S afe
statt aföh. Daher spielt dieser Gebrauch auch in den des
adverbialen dfe(n) (s. aiifohenda) über. So erklärt sich viell.
auch: Mer «j afoh »pringe S (BWyss 1863). wir haben an-
gefangen (zu) springen ; vgl. mer »l äfi [anfahend] ifi/irumj):
Bed. 2 beruht viell. auf Analogie mit ani/än, in Braud ge-
raten. Auch umgekehrt findet sich ,empfahn' für ,aufahn'.
Bed. 3 stimmt mit mhd. anvälien, als rechtliches Eigentum
ansprechen, nicht mit mhd. anvangcn, -vengen, gestohlenes
Gut in Beschlag nehmen.
Fahvilan: Einer, der wohl Vielerlei anfängt,
aber nicht zu Ende führt. ,Fahe-vil-an bachet wenig.'
Mev. Hort. 1692. — Eine imperat. Substantivbildung.
anfahend(s), anfangig 1) mit dem Ton auf
der 1. Silbe amfa P .sylv., afnn, afen BöO.; Gr,
afa, afe, affa Aa; BsStdt; BM„ i'l, Id. B; Gr; L;
PP.; GO., W.; Sch; S; T»; Uw; U; W, ^f^ ZF.,
Gossau, ^frs Aa Bez. Z.; äfed, äfet Gl; GA., G.; Uw,
äffj't ZStdtf, ('ifits Z t, „afr^dig"; äfigfsj Aa; B;
L; Schw; S; Uw; V; Zg. — 2) mit dem Ton auf der
2. Silbe, a) a fanget, efanged Ap; ZBül., rfönd Tn
Erm.; ZTurb., nfmden St.*', nfentig, eföntig ZWmt.f,
a fädig, afettig Aa selten, h) efangig ZO., rfannig,
ife'nnig, rfe^nnig, i-fönnig B; 6F.; Z, afenni ZLunn.,
fönnig 7i, afennigs GF. ; ZF. c) afähe, pjöhe, afähe,
aföcha, f;fah, ij'oh, t^fäh Ap; BU.; Gr; SceSt.; G
Marb.; ZO., S., Wl., aföcha Gr, a fange, rfange Aa
Fri. u. städt. ; Ap; Bs (auch Hebel); BM., öO., Id. B;
Gr; GRh., Ta., Stdt; Sch städt; S; Th; ZWl., afenge
Ap; ZO., S., afenne Ap; G oT., fange, fenne G oT.,
fa ZO. d) afang AaZ.; Sch, efäng kkZ. e) efangis
ZBül., e/arar/Ä AAFri. ; Ap; Z, efängs kk?ri.; Z, fanges
119
Fall, feh, tih. fnh. fuh
(LENr.GENHAG. 1830), fancjs, fä- Z, fänsig Th, efengse
AaZ.: 1. für den Anfang, für einmal, vorerst, vor-
läufig, zunächst, ein.stweilen. allg. Nimm afe das:
du üherchunnst de" no"'' ine'\ P* idll a fange gö"
(Andern vorau.s). /''' chomni af. (ebenso, aber auch:
endlich, Andern nach; s. 3). Ebenso zweideutig: Du
chuniidist [könntest] iezt cfange gö". — Das ist afa
fl'lofia' lind 's Ander isch nid war B. Emmel af'an i
[ich einmal] hin nid drhl g'sl". ebd. Auch im Gleich-
klang verbunden: mcr ii-end afig afoh". Es u-ett-mer
afe afoh' i' erleide". — 2. bis jetzt, bisher; bei
Zahlangaben sowohl i. S. v. ,erst' als .schon', allg.
I hau a. drü Chind. 's ist erst ef. ein [einer] dö.
Er ist ofed sechsi [6 Jahr alt]. Wie mit bist afed?
GlH. A fädig es Chrättli voll Aa. — 3. bereits,
schon, seit einiger Zeit; nachgerade, bald. allg. Wo
's afe ril ist, treit der Tu fei no''' nie derzue S. Wie
alt Ust afed? Affen alt (scherzhaft gedeutet) BsLd;
UwE. Er altet afe aW- afang B (pleonast.). Er
chönnt fange du sl". I''' bi-mech a" das f. g'ivonet.
's war iezt a. gli (j'nueg! Oft weniger zeitlich als mit
dem Nebenbegriff von Ungeduld, Unmut, Verwunde-
rung, Drohung: denn doch, aber einmal! 's ist e Meinig
[ernstliche Besorgniss erweckend] «ne 's ef. göt [in der
Welt liergeht]! Stütz. Das tvär-mer ef. lustig! das
werd ich mir verbitten, zu verhindern wissen AABrugg.
ScUig Litt chann »<■'' afe hasse". Gotth. Aber ilass es
sich (jrad so liet miltse b'reiche [eintreffen], da^ duecht-
mV'' afe! ebd. Das tvill efanged Öppis heisse'. JKMev.
1860. — 4. (doch) endlich (einmal), allg. Chunnst
afange? Wenn nu dr Ätti aw'' fa chdm! Stutz. Hei
z'letzt afe tcelle" 'zalt si". BWtss 1863. Afa chunnd
er, oder jetz chunnd er äfen GRLangw. Vgl. aber 1.
Zu dem adv. und absei. Gebrauch des Gen. eines Ptc.
\'g\. (uKji-nds langehendes], sogleich, nhd. .eilends' udgl. .S' und
il konnten successiv abfallen, sowie vorn das an (aj in ein-
zelnen Formen apok. wurde. Durch jenen Abfall entstand
die scheinbare Form eines Inf., die denn auch in der ä.
Schriftspr. deutlich bezeugt ist, aber nicht ursprünglich sein
kann, da der Inf. solchen adv. Gebrauches unfähig ist. Immer-
hin bleibt das Vorherrschen dieser Form (afan, afe", a/amje,
i-famje) etwas auffallend. Die bei der 2. Hauptgruppe der
Formen vorkommende Verschiebung des Accentes von der
Vorsilbe auf die Stammsilbe, womit auch Verkürzung des ä
in a (dann <■) verbunden war, kann nur darin ihren Grund
haben, dass gerade die auf die Form des Inf. reduzierte Ge-
stalt des W. nicht mehr verstanden und dann die verbale
Composition in eine nominale Construktion umgedeutet wurde
nach Analogie substantiver Verbindungen mit an. Als das
(als Präp. natürlich unbetonte) n auf diesem Vfege zu e ver-
dünnt war. stellte man e/a"!!'' "ä^- ™'t ähnl. Bildungen zs.,
deren vorschlagendes e verschiedenen Ursprung hat (s. Sp. 12).
Zu der Nbf. -iij vgl. Ähii/ aus Ahed udgl. und erwäge die
Abneigung der Volksspr. gegen das Ptc. Imp., welches, auch
wo es ad.ject. verwendet wird, fast durchweg in ein schein-
bares Adj. auf -ig übergegangen ist {glüe-ig, glühend). Das-
.icnigc -Ig aber, welches noch hinter einer Form auf -d an-
gehängt ist, ist wie in mhd. glüendig, nhd. , lebendig' die bei
Adj. «. Adv. so beliebte Weiterbildung; vgl. adig Sp. 85.
iederiij Sp. 95, eignig Sp. 14(5, atmig Sp. 208 ff., eisnig Sp. 533.
Betr. den Umlaut s. das einfache Vb. Efcngte scheint eine
Zwitterbildung aus efangs und o/ange; efes aus e/engae ver-
kürzt oder von «/ü genetivisch gebildet. In aferi ist r ein-
geschoben wie in i'ncrl, innert (s. dd.); viell. der Analogie
von elwdurt (Sp. 533) nach gebildet. — Vom einfachen ge-
wöhnlichen .schon' unterscheidet sich das z. T. syn. a/angt
so, d.ass jenes mehr eine unerwartete Frühzeitigkeit, ein
plötzliches Eintreten, dieses ein nach längerer Fortdauer einer
Tätigkeit erwartetes, nllmählicbes F-intreten eines Erfolges
bezeichnet. Vgl. e« ist aeho Tag. wenn der Tagesanbruch uns
überrascht; es ist a. T., wenn die Zeit in langsamem Verfluss
so weit vorgerückt ist; mer sind scho de" halbe" W^g [gegangen],
d. h. weiter oder schneller, als wir meinten; mer sind af.
d. h. W. = erst so weit, so dass die zweite Hälfte noch in
ihrer ganzen Länge vor uns liegt. Doch ist in einzelnen
Fällen der Unterschied fliessend (s. bei 2 den Satz aus S) und
es können auch beide WW. verbunden werden : sfho a/angi,
z. B. d' Berg sind sehn e. grüen. Da auch das Ende wiertiT
seinen besondern .Anfang' hat (vgl. sprichw. .der Anfans
vom Ende'), so kann die ursprüngliche Bed. zuletzt sogar in
ihr scheinbares Gegenteil übergehen; vgl. einest Sp. 270/8.
Vom Vb. (in. ,anfangen' unterscheidet sich die Anwendung
des Adv. (auch abgesehen von der teilweisen Accentverschie-
bung des letjttern) im Sinn merklich. Vgl. es fangt a" regne"
mit: CS regnet afänge; Letzteres bezeichnet nicht die einfaclie
Tatsache, dass Kegen eintritt., sondern vielmehr, dass Ein-
tritt schlechten Wetters erwartet war, und dass dasselbe
wahrsch. noch zunehmen werde. / wdl äfdngen eme" (schon
lautlich verschieden von: / %oUl äfangen e.) bedeutet aller-
dings faktisch auch: Ich will anfangen (zu) essen, aber mit
dem Nebeusinn, dass weiteres Tun bereits vorschwebt, oder
dass noch andere Esser kommen sollen usw. Einen Pleonas-
mus ergibt die (bei 1 u. 3 häufige) Verbindung des Adv. mit
dem Vb. fin. .anfangen' selbst (z. B. me" ehUnnt efangen afäli)
noch nicht, sondern erst die Verbindung verschiedener For-
men des Adv. mit einander, z. B. er altet afa au''' afang (wenn
man hier nicht auch verschiedene Bed., etwa: .bereits' und
.endlich', annehmen will). Der ä. Sprache ist der ganze Ge-
brauch fremd, und er scheint auch auf den alemannischen
Dialekt (mit Einschluss des schwäbischen) beschränkt; in
Vorarlberg afoh, ajanga entsprechend dem schwz. Adv. —
Beisp. aus schwz. Lit. : ,Dass ich 's gern anderen übergiben.
dann ich mich äffen g'nietet han [es satt bin]'. Com. Beati.
.Wann sich die Blätter anfangen sehen lassen.' Ehagor. 163'.l.
,Er ist anfangen der alten Welt, gehöret unter das alt Eisen,'
Mey. Hort. 1677. ,Wann einer afen 20 jähr einerlei fleisch
geessen.' Schimpfr. 1652. .Also kann dir anfangen Hoffnung
gemacht werden.' JMey. 1694. .Wann 3 oder mehr Kinder
einen Mutwillen begangen und der Vater nimniet aufaugen
das erste und andere under die Ruten, so ahnet dem dritten
nichts Gutes.' Ulr. 1733. ,Es will unter den Gelehrten an-
fangen ein jeder grösser sein als der ander.' Gespräch zw.
Landm. u. Schiffm. Z 1769.
in-fahen: einhegen, umzäunen. .Ein Gut ein-
fangen, circumcludere praedium sepe.' Denzl. 1677;
1716. Als im XIV. die Klosterfrauen im Ötenbacli
vor dem Z Rate angeklagt wurden, dass sie .ein all-
meinde yngevangen' hätten, bedrohte dieser mit Strafe,
,swer das iemer wider yngevahe.' ,Holz und feld, das
gebannen, yngevangen und geschirmet ist.' XV., Z.
,Sy soUent auch dise Hofstatt nit fürer wyteren. dann
wie sy jetz yngefangen ist' ECvs. Syn. in.tchlän.
Gegs. fislän, -tuen. Vgl. Infang.
under-: unternehmen, mit dem Nbbcgriff des Ver-
botenen, Frechen. , Welche underfahend, lüt und vich
zno segnen.' Z Mand. 1650. ,Ein oft underfangener und
endtlieh verricliteter Kindsmord.' LB. Arl. 1.585/1828.
Vgl. nhd. ,sich unter.stehen'.
ent-. emp- empfän BRi.; GRCalfr., epfii B, cpfiiha
GaValz. ; GSa. (auch epfiV), enipfö Bs; S. empfange
Bs; BSi.; G: 1. von körperlichen Einwirkungen.
a) trächtig werden GSa. Vgl. Empfängniss. — b) (von
Stoffen) z.B. Feuer fangen. De Schvumm [Zünd-
schwamm] u-ollt nit e., Feuer fangen BHa. .Itürrholz.
dass das feür bald empfacht.' Fris. 1568. .Uf ein
reine subere tafel kann man so ein klein .stüpfiin
[Stoss] nit tuon: sy empfaacht [ohne dass sie eine Spur
davon zeigt].- HBn,i.. 1540. — 2. von innerlichen
i-21
Fall, foli, tih, lull. Inl
722
Kmpfindungen als Missfallen, Verwundern und Be-
dauern; Leiden, .Strafe, Schaden. ,Vor dem strengen
Gericht Christi emiifohen, wie er gehandlet hab im
Lybe [in dieser Welt].' BsCartäus. ,Es wurt uns an-
zöigt, das ir ein misfallen enphonen.' ebd. ,In sölichcr
Ivblicher gefenknüss muossten wir uns Ijden, wa wir
iiit inwendig in unser conscienz vil ein schwerere
ciilihönen hatten.' ebd. ,Wir haben ab sölichem für-
nünien verwundern und beduren empfangen.' 1580,
AiiscH. .Dem geschädigoten um syu empfangnen scha-
den billichen abtrag tuon.' 1531/1544, Schw LB. —
3. annehmen. I wiU's für epfange (a'-Jne" (ha" oder
hnlte-J B; Gr (auch ellipt. ,für e.!'); Z, Formel dan-
kender Ablehnung. ,Sy brachtend im ein hostia, die
wollt er nit empfiihen.' LLat. löüD. Einnehmen:
.Enipfahenbuch', Controlbuch über die Staatseinnah-
men. Bs XVU. (Einen Eid) schwören müssen (eig.
vorgesprochen bekonnnen). ,Und der Vogt wird von
dem Übervogt den Eid empfachen und schwören.' L
Ansehenbuch. — 4. mieten, in Pacht nehmen, ein
Stück Land, Vieh, eine Wohnung, ein Zimmer Bs (auch
schon bei Platt. 1572); BU. (auch ab-epfali); Gr; G;
S. ,Empfahen. Ün demande a louer', stehende Über-
schrift im B Inseratenblatt. , Wählet ihr ein Heim-
wesen zum Kaufen oder Empfangen.' Gotth. Syn.
dingen. Auch mit Dat. einer Person, für die man
Etw. mietet. ,Er hatte für mich gesorgt, diess Stüb-
chen hatte er mir empfangen.' Gotth, Früher auch:
kaul'weise übernehmen. .Der soll die reben von einem
lütpriester enpfahen und soll im ze erschaz [Hand-
änderungsgebühr] geben zwen köpf lantwyns.' Urk.
ZZoll. 1.315. ,Dry sh. pf., die gibt die empfahend
band [Person].' Offn. Tablat 1471. .Samstag R.'s hus
emilfangen, Mentag angfangen schuol halten.' Salat.
Der Vogt von Neuenburg berichtet, die von Neuen-
burg möchten das Kaufhaus daselbst , empfachen';
man soll sich beraten, ob man es ihnen leihen wolle.
1530, Assen. ,Die Amptlüt sollend sich überheben, uf
die Zeenden, so in offnen ruof kommend und verliehen
werdend, zu bieten und derselben einen zu empfahen.'
BMand. 10'28. Dazu auch noch: ,in Empfang nehmen',
eine Miete antreten. Z 1787. ,Die Güter werden ge-
schwiret [eingehegt] , wenn die Erben die Lehen
nicht binnen 8 Tagen empfangen.' 1530, Absch, —
5. in Empfang nehmen: (die Hebamme) ein neu-
gebornes Kind BHa.; Z; hohe Personen bei Besuchen.
,Do dann herr burgermeister kais. majestät empfunge.'
Bs Chron. — 6. auffangen: einen Ball, einen ins
Wasser gefallenen Gegenstand B öO., das Blut eines
geschlachteten Tieres BHa. , Zerfeilt uns der aller-
beste kübel, darob wir der rychen und armen säckel
genietzget und das bluot empfangen habend.' Zwingli.
— 7. anfangen: Krieg. ,Als nun der frankrychisch
Küng den burgundschen Krieg hatt empfangen,' Ansn.
Biiil. 7 (auc-h iiihd.) zeigt die schon unter anfallen be-
iiurkte BerUhruDg dieser 2 Comp.; indessen konnte bei dem
i'b.j. , Krieg' iirspr. die Annahme einer empfangenen Heraus-
forderung gemeint sein, — Ein Lied des XVII. zeigt die
»pokop. Form ,pfieng'. Abi. eni/Umjcn.
cr-ent- (erpfä): empfangen Ndw. — ah-erp fangen:
in Pacht nehmen GSennwald. — ver-ent-fahen:
enqifangen. Het mich der Senn mit Freud verp fange" .
J.TRüTL. — Über die Präfi.xe s. Sp. .353'4.
üs-fuh: das Fangspiel machen Gl. Abi. Us-
fuheisi s. Fahens.
Schweiz. Idiotikon. I 5.
ver-faben: 1. a) mit Sach-Snli.j. hcHfn, nützen,
fruchten. J)' Bliebe betund [beten]. (i<(n nit rerfaht W.
,Das erbieten, so wir bisher allweg getan, will nützit
erschiessen noch verfachen.' 1531, Absch. .Wysheit
und Stärke verfahent nüt on einander.' Ansh. ,Darumb
hettind ire reden wenig mögen verfachen.' LLav. 1584.
,Dass gleichwol alles so gar nichts verfahen will.' Hott.
Iö66. Mit Acc. P.: ,Das verfät in nüt (nihil ei pro-
derit).' XIV., B Handveste. ,Es mocht sy klein ver-
fahen.'Lied v. Granson 1600. — b) (mit Per,s.-Subj.)
Etw, ausrichten, gewinnen, ,Nihil promoves, du vei'-
fachst nüt, es gät wenig von statt, du gast aber nit
für dich.' Fris, 1568. — 2. a) (das Kecht) anrufen
(dazu greifen). .Vergangener Tagen seien vor dem
Richter ins Recht gewachsen der Abt als Kläger und
J. B. als Antworter, und darin so weit gekommen,
dass beide das Recht verfangen, und jeder auf die
Artikel des andern Antwort geben sollte.' 1524, Aasen.
Vgl, 3 c. — b) (eine Streitsache) der Entscheidung
eines Richters anheim stellen, ,Dz ir spen ver-
fangen werden söUenduf bischof H,' Edlib. — c) durch
schriftliche Fassung sicher stellen, , [Bischof R,
habe eine Stiftung] mit ewigen rechten verfangen,'
Vad. Vgl. verfangen, Adj. 2. — 3. refl. a) sich ver-
stricken, von einem Ochsen. Chur. Kai. 1712. —
b) erbrechtlicb zukommen. ,Den kinden gemeinlich
verfahend sich alle guter.' Stadtr. Baden. .Gewinnend
si lyberben, den[en] soll sich die eigenschaft [das
Eigentumsrecht] an den güetcrn verfahen ob ir de-
tweders [eines von den Eltern] vor dem andern abgät.'
ebd. .Sind aber da eliche kindskind, die sond [sollen]
euch belyben by dem [sich] verfahen der eigenschaft,'
ebd, — c) sich , des Rechten' [Rechtes] v.: gericht-
licher Entscheidung anheim geben, ,lr wellen in daran
wysen, unser urteil, so er sich doch des rechten ver-
fangen gehept hat, nachzekommende.' S 1457. Vgl, 2 a,
— d) (sich mit Jradm einer Sache v.) sich verpflichten
oder verständigen, verabreden, ,Ehe ihre Antwort
kam, da hatten wir uns eines Tags [meiner gemeinsamen
Beratung] verfangen mit den ehrbaren Leuten ob und
nider dem See, denselben Tag wollten wir geleisten und
schickten also gen Peldkirch unsere Boten.' Z Instrukt.
1437, — Partic-Adj.: verfangen: 1. rechtlich be-
haftet, zum Voraus für gewisse Fälle einer Person zu-
kommend, bes. Kindern vorläufig zugesichert zum
Besitz nach dem Tode der Eltern (jedoch zunächst
noch in der Nutzniessung der letztern), also ander-
weitiger Verfügung entzogen, Syn. verhaftet, ver-
fallen. ,Es soll das guot den ersten kinderen, ob das
überbliebene ehegemächt [Gatte] auss nachgehender
ehe auch kind überkommen, ein verfangen guot heissen
und sein.' 154'2. Th Erbr. ,Hat ein frouw by irera ab-
gestorbnen mann eeliche kind, so soll man iro die
morgengab setzen und davon zins geben, das ist dar-
umb das die morgengab derselben kinder verfangen
guot ist.' Z Gerichtsb. 1553. ,Nit allein das ver-
fangene vertun, sondern auch gar vil auf künftige
Erbteil.' LB, ApI, 1585/1828, ,Dass die Eiteren in den
Heuratsabredungen den Kinderen ihr Gut künftig nicht
mehr v, setzen sollen, weilen allein bei der Oberkeit
stehet, ein Gut v, und verhaft zu machen.' 1721, GErbr.
jUnehelichen Kindern ist zu testieren nicht erlaubt,
massen solcher Leuten Gut der h. übrigkeit ein v.
Gut sein solle.' Bs Landesordn. 1757. ,Mit verfan-
genem Gut, d. h, mit solchem, wovon das Eigentum
723
Fall — fuh. Faj — fiij. Fak — Fuk
724
Jemaiiileii zwar wirklich angefallen, die Nutzniessung
aber zur Zeit noch einem Andern zusteht; Ggs. freies,
lediges.' 1793, Z Ges. Doch auch: Vermögen, welches
zur Tilgung der Schulden haften muss, nicht als
Wai.seii>>-ut angesehen wird. Sulrer. — 2: sicher,
zuverlässig? ,Die art Hebräischer spraach ist ein so
notwendig ding, das man on die nüt verfanges ge-
schaffen mag.' ZwiNGLi. Vgl. verfallen ^ c. — 3. kurz
gefasst, eingeschränkt. , [Wolle sich der Verfasser]
de.ster kurzer und verfangener halten.' Kessl. — Ver-
fangenschaft f.: 1. der Begriff und Inbegriff .ver-
fangenen Gutes'. ,Obglich einer umb syn Anteil [an
einem Erbe] und v. verkäme.' Bs Bq. 1529. ,In all-
wcg ist den Kindern zu den ligendon Gülten und
Gütern eine rechte V. vorbehalten, dass der Vater
solche Güter weder versetzen noch verkaufen mag.-
Erhr. DiESSENU. 1617. — 2. Zusammengehörigkeit,
solidarische Gemeinschaft von Personen. ,Dic wir in
einem glouben und cristenlicher v. mit einander ver-
fasst sind.' 1530, Absch.
Fahens Fahis (Fohia) ArK.; Gr; GStdt, Wa.,
Fä-is ZLunn., FäMs, Fe--is GT.; Z, Fe~s ZS., Fälis
B, Fö-n-is AAÜFlachs, Fangis kk\ Ap; Gl; GTa.,
-s' ZG., Fangisse ZRafz, Fänglis, Fängeriis Bs, Fo-
hetis GSa., (Üs-J Fü'-hetsi Gl, Fangetsi, Fangeze
ScuSt., Fe-melis ZTalw.: das Fangespiel der Kinder;
meistens nur in der Verbindung: F. mache'' (tö" ArK.).
Syn. TschiggUs, Ziggi, bischen.
Zu Gruiule liegt der Gen. des Inf., bzw. Gerundiums,
nihd. vahen(n)es, abhängig von dem Begriff ,spielen'; vgl.
uhd. .Versteckens spielen'. Durch Zsziehung (-is) gewann die
Endung Gleichförmigkeit nüt dem Ntr. der Stoff-Adj. auf
•in, -iH; vgl. Brätiss, Gebratenes, Schitnnis, Schweinefleisch.
Au die Stelle des meisteus verstummten inlautenden h ist
euphonisches und zugleich Silben tifniiciidf'; ,i, bzw. vi (Fä-
melis) getreten; doch wird Letztirr^ , Ini ans dem Ruf /ü/t-
mi''''.' abzuleiten sein. Fänglis, Fuli-, sind Hini. (aus 'Fahclens),
Fängedia mit frequcntativem -er. Die Forinca mit -(- könuten
aus der 2. PI. Imp. mit -is = ,uns' erklärt werden. Die
Endung -si statt -is könnte aber auch (wie in längst, trumsif)
das Pron. ,sich' sein, welches auch für die 1. u. '2. P. ein-
treten kann, oder in reciprokem Sinn = , einander' genommen
werden könnte.
Isen- Isefähis: diejenige Form des Fangespiels,
hei der die Kinder durch Berührung des ersten besten
Stückes Eisen vor Verfolgung geschützt sind Z. Syn.
Isenziggi. Rochh. 1857, 405.
Ein merkwürdiges Zeugniss fiir die Schätzung jenes Me-
talls, wobei aber nicht an göttliche Zauberkraft, sondern nur
an symbolisches Surrogat von Wehr und Waffen gedacht zu
werden braucht. Vgl. Huf-Ieen.
Helfer-, Helfe''- Z, Hülf- G: Fangespiel, wobei
jedes neu gefangene Kind, den bereits gefangenen die
Hand bietend, die noch übrigen fangen hilft Z; inG
etwas anders, paarweise.
Holz-: entsprechend dem /«ew-, nur dass hier die
Berührung von Holz die selbe Wirkung tut Z.
Hüren-: wobei man sich durch Niederkauern
(hürenj vor dem Gefangenwerden schützen kann Z.
Auch Hur ige-, Hürede-F.
Wegli"-: das Spiel findet in Gartenwegen Statt
und besteht darin, dass wer dem Fangenden auf einem
solchen Wege entgegen kommt (statt in gleicher Rich-
tung mit ihm zu gehen) gefangen ist Z. Syn. Be-
gegnerlis.
Fälii f.: Fassungskraft. ,Captus, vähe (tähe)
oder vermügenheit des Verstands.' Fris. ; Mal.
fällig, fä)fHg Ndw; S: 1. von Ge fassen: fassend.
,Becherle, eines schlucks fällig, cyathus.' Mal. —
2. fähig einer Leistung. ,Des ryohs vächig', von einem
jungen König, der Aufgabe der Regierung gewachsen.
Vad. ,Einsi [Jmdes] freundschaft fähig oder begirig,
capax amiciti».' Mal. — 3. wahlfähig. ,Dass wann
ein Brueder zuo der Ratsstell befürderct ist, seine
übrige Bruederen der Ratsstell nit fächig werden, ge-
stalten [= da] nit zwen Bruederen zuosamenhaft in Rat
gebraucht werden sollen.' 1674, Schw LB. Berechtigt
zu einem Erbe: ,Die [Caplaneipfründe] gestiftet wor-
den mit der Bedingung, dass die Nachkommen bis ins
4. Geschlecht derselben vechig sein sollten.' 1530,
.\bsch. — 4. (passiv) zum Gefängniss bestimmt, von
einem Schuldner: ,Wenn einer von schulden wegen
so wyt, dass er fähig worden, erobert [sye], dass dann
ein vogt denselbigen fahen soll.' 1525, Anscn. Fang-
bar : ,Nimmt er 's nit in demselben ougenblick, vergät
es, als die fischer und vogler gewont sind: dann die
fisch und vogel haben ir gewüssc zyt und sind nit
alle zyt vähig.' Zwingli.
bü™-. ,Ein acker, alle jar bauw(buw-)fäliig, der
alle jar ein bauw und saat erleiden mag, den man
alle jar säiet, restihilis.' Mal.
hart-. ,I)er bartfähig, mannbar, dem der hart
anfacht wachsen oder fürhinstechen, vesticeps.' Mal.
Spiegel-. .Sein Privilegium ohne spiegelfähigen
Ceremonien zu gebrauchen.' Wurstis. 1779. — Ver-
wechselt mit -ßchtig.
Fahi°g f.: Gefangennehniung. ,Dass man ihnen
für des Möhren [Lod. Moro] Fachung ein Monatsold
sollt usrichten.' Urk. 1500. ,Mit fachung genielter
erenlüten begangen.' 1531, Stbickl.
Füh: Fuchs Aa Bez. Brugg. — Mhd.
Kiichsin.
iiliv f., Fnclis,
Faj (vaj), fej, flj, foj, Inj.
S. die Gruppen Fa usw., Fah usw.
Fak (vakj, fek, flk, fok, fuk lizw. fack usw.
Vgl. auch die Gruppen Fach usw., Fagg us
„Fack I f.: leichtsinnige Dirne, Fahrum G.
Zu
furlccn oder fei-kcn, lierumschweifen. Viell. aber ^ Fugg.
Vgl. auch Fek II.
Fack n ra.: I.Kampf, Probe, zunächst vom Wett-
kampf im Nationalspiel des Schwingens, dann auf
ernsthaften Streit übertragen. Die Schwinger hciii
aber f'm e" F. z'sämen g'häben BRi. En F. mit Ei" in
hn"; Syn. üsgeschirren B. Dr Meister hcd mit dm
Lirjung e F. g'häben BRi. ,Da müsse nocli ein V.
gehen [geschehen], ehe sie sich ganz untere tun
[unterwerfen] Hessen.' Gotth. — 2. Lustbarkeit
mit Schwank B (Ztro).
Bed. 1 weist auf Zshang mit fccLcii, messen, eriiroben,
das sich teilweise mit fechten vermischt hat (s. fächhii) und
dann viell., als starkes Vb. gedacht, einen .Ablaut n erzeugen
konnte, der an Fach und Fnrhi, Mass, eine Stütze fand. —
725
Fak, fek, tik, fok, fuk
726
Bi'il. 2 ist etwas mangelhaft bezeugt, lässt sicli aber wobl
ilcnki'ii, wcuu 1 mehr in scherzbaftem S. genommen wiinle,
wie Jenn /•c/en auch ,nei-ken' bedeutet.
lacken: 1. „unnützer Weise hin uiul her knien
VOkte. Daher i'VicA- und fackelen." — 2. flackern,
vom Licht L.
Wahrsch. eine Ablautliildiins' zu ßcl.-m II (s. d.) mit An-
leimung an fai-kkn, ßiMen, Sp. 642 unten, welelies auch
die Bed. von fachen S bat. Vgl. auch das gleichbedeutende
Jiuhlh-n Sp. 669.
Lander-Fackete s. L.-Flackete.
Fakiner. .Bajulus, trager oder fackiner, karren-
zieher.' Fris. — Aus ital. fatrhino, Lastträger.
Väckere s. Vättere.
Fauk Bs; ScHw; Z, Fäuk Z. Pfäuk Pföik S m.:
1. auflodernde Flamme, in Feuer aufgehendes Häuf-
chen Schiesspulver, das Pulver auf der Zündjifanne,
wenn es verflackert ohne die Ladung zu entzünden,
leichter Schuss ohne Knall Schw; Z. (Bildlich zur
Ver.stärkung der Negat.) nichtige, wirkungslose Er-
scheinung: das nützt l'en Fauk Z. Vgl. pfeggen. —
•2. Wind aus dem After S; Z. — 3. VfäuUi n. :
kleines Quantum zunächst von Unrat, aber auch von
Schnee udgl. ScbwE. — 4. nichtiger, windiger Mensch,
Geck Bs. — S. auch Flank.
Zu .fauchen', schnauben, blasen, mit /.• statt ih als In-
tensivbildung spec. zur Bezeichuung des Mümentaneu der Ex-
plosion gegenüber der dem spiraut. Laut (ch) entsprechenden
Sauer. — Der Umlaut äu viell. aus dem Vb. fäuken, viell.
aber nur direkte symbolisch für den hohem Ton des betr.
Geräusches.
Für- Schw; Z, Für- Z = Fauk 1.
Bolle "-Fäuk: verächtliche Schelte auf einen
ohnmächtigen Menschen Z. — Eig. ein durch Genuss
Ton BiHkn, Zwiebeln, verursachter F. i. S. v. 2.
fauk si": vernichtet sein, von Sachen und von
Pers., in physischem und in moralischem S. ; auch
bloss ermattet sein; f. fjä", zu Grunde gehen (auch
ökonomisch: fallieren). In allitter. Formel f. imd
fertig: aus, zu Ende, todt Z. Syn. futsch, futti.
Gefäuk n.: ein Treiben und Jagen, viel Wesens,
Lärms von Etw. Der Assonanz zu lieb tautologisch
verbunden es G'jäuk und es G'fäuk Z.
fanke", pfauke", fäuke^, pfchikC: 1. intr.
a) fauke, Ptc. g'fauket, flackern, lodern SchwMuo.
— b) fäuke, fehlen, wie ein unglücklicher Schütze.
Spreng (wahrsch. unpers. mit Dat. P.); vom Schiess-
gewehre selbst: versagen, wenn bloss das Pulver auf
der Pfanne abbrennt Z; fauke": übh. fehlschlagen,
missglucken. ,Der Streich hat g'faukt.' BsLd It Spreng.
— c) fäuke AaZ.; Z, p fäuke -A.A; Bs (pfaigge); S
CpföikeJ: heimlichen Wind streichen lassen. Syn.
pfüsen. — d) pfäuke AaFvi.; Bs; ScHwE.; S: cacare,
doch mehr nur von kleinen Kindern und von Insekten.
— e) „fäuke, rotbraun glänzen, glühen AaF." —
2. frans, a) fauke Z, fäuke Th: verjagen. Er ist
g'faukt worde". Meist mit Ortsangabe: zum Hüs üs
g'faukt, Fauk au''' 's Hüenli use! Warted, i^'' will-i
[euch] ies denn det [dort] ew'eg f.! Dass s' aw'' näd
die Hund zur Stadt üs feukid! Bauerngespr. XVIII.
— h) pfauke AAFri. ; Bs; S, fäuke „LG.'; Oow, pföike
S, listig entwenden (Sachen von nicht bedeutendem
Werte). .Batzen fauken.' UBräüger 1789. - S. auch
llauken.
Fäukm kann durch Umlaut (nach Analogie älterer Bil-
dungen mit -i) aus Fauk gebildet sein; doch s. die Anni.
zum Subst — Bed. 2 a beruht auf der das Verjagen, 2 b
auf der das Weghaschen begleitenden Lnftbewegung; vgl.
frz. Vota; fliegen und stehlen. — Übrigens Ist die Frage,
ob wir nicht wenigstens für einen Teil der obigen WW. und
Bedd. von der Abi. von ,faucben' ab und auf diejenige von
mhd. vankt, mmke, Funke, gewiesen seien, da auch ans diesem
Begriff diejenigen der schnellen Bewegung und von jmla-e
I, funken' in deutschen MAA.) sich entwickeln lassen und ouci
aus ank im Alemann. regelrecht entsteht. Vgl. noch p/ukcn.
Hunds-Fauker: Hundefänger, niedrig geachteter
Beamter, der die Polizei über herrenlose oder wut-
verdächtige Hunde übt Z. Be' hett hi eus nüd emäl
H. g'gc, wäre bei uns n. e. H. geworden. ,Lieber H.
sein als ein Schuster.' Stutz.
faukisch: geckenhaft BsStdt.
„Fäuk (Feik) f.: schlechte Dirne L; U." - Vgl.
Fauk= Geck, od. /anfen ^ herumtreiben; viell. Vermischung
mit Feutsch, Hündin. Vgl. noch die Syn. Fägy; Fack.
Fek L F ekel, Feggel m.: männl. Taufn., Felix Z;
gilt jetzt nur noch in bäurischer oder in grober Rede.
Der Name muss früher in Z häufig gewesen sein, da
der Zürcher sogar sprichw. Züri-Fekel heisst und in
einem Spottlied (nach 1784) die Z Truppen mit ,Uf,
uf, ir Fekels Chetzere!' angerufen werden.
Zunächst von dem Schutzpatron der Stadt, dem Märtyrer
Felix. — Mit -d werden Verkleinerungsformen gebildet; vgl.
Vechel Sp. 74.
Fek n f.: 1. (Dim.) Fekli: weibl. Taufn., ver-
kürzt aus Veronika, Ludovika? L. — 2. verdächtige,
liederliche Weibsperson L; Z. Auch: Diebin L.
— Zu 2, wenn nicht der appellat. gewendete Eigenn., vgl.
die Syn. Fack, Fäuk und das Vb. feken.
Fekle f.: 1. = Fek II ZWettsw. — 2. breit-
spurig einher gehende Weibsperson Z (Schneebeli).
feken — Ptc. g'fekt: 1. (Kleinigkeiten) heimlich
entwenden Aa; L; UwE. — 2. (m. Acc. P.) einem
Fälscher seine Waare abnehmen B. — 3. herum-
streichen U. — ab-: Einem listig Etw. abzwacken,
ablocken UwE. — Viell. blosse Nbf. zu Jh-kci, hcnini-
schweifen (vgl. nhd. ,Beet' ans ,Bett').
G'fek n. : hastige Geschäftigkeit U. — Vgl. aber
auch Gefach Sp. 643.
Feker: kleiner Schelm L.
fekle n: kleine Dinge stehlen L; heimlich ein-
stecken , verschleppen Uw E. — u m e - : heruni-
schweifen L.
fecken I -e'- BBe.; Uw, -^e- AaF.; Z, pf ecken
pfeken GrD., L., Pr. — Ptc. g'feckt: 1. die Masse
obrigkeitlich prüfen, bestimmen u. bezeichnen, eichen
= fachten Sp. GOl mit Bez. auf Hohl-, Längenmass
und Gewicht Uw. Von Trockenmass BSi. (doch meist:
sinnen), Trinkgeschirr GrD., Mass und Gewicht Aa;
L; Kdw; W; 1579, Absch. — 2. übh. prüfen, ver-
suchen (die Eigenschaften von Personen u. Sachen
im Privatleben), a) m. Acc. S. Bße., Interl., Langn. ;
Uw. „Feck 's nume! versuch es nur!" I"'' will f.,
üb i"'' 's cha"" BoSi. ; F. Feek du! versuche du es!
BGut. F'' ha" lang g'feckt z' schribe", das Schreiben zu
lernen, ebd. Und endlich düpft mit mtmtre" Hände"
Alls Alls, und feckt sy" Buebelist; mängs Eierschäli
clirachet, beim Glücksspiel mit den Ostereiern BStdt
(RWyss). Feck, magst du das [sc. tragen]? BSi. Fs
727
i'ak, fek, ük, fok, fuk
'728
isch (friid [nur] um nes [ein] F. z' tue", es handelt
sich um, braucht nur einen Versuch BHk. Probieren
(von Geräten): ,Alle Teilnehmer (an dem Burnussen)
mussten sich rüsten, Schaufeln probiren. Stecken
fecken.' Gottu. Musikalische Instrumente (stimmen):
,Wenn nicht in ihre Ohren das F. und Prüfen der
Geigen und Klarinetten gedrungen wäre.' Gotth. , Einer
[Weibsperson] das Gesicht [den wahren Charakter] f.
und füre" mache" [ans Licht ziehen].' ebd. ,In der
Ernte wird die Tüchtigkeit des Landmannes gefeckt.'
ebd. -— b) m. Acc. P. Einen Menschen auf seine
Kräfte und seine Gesinnung: .Werdet mich bloss f.
wollen, was ich dazu sage.' Gotth. ,Versprich meinem
Knecht einen Neuentaler, wenn er mache, dass du
das Korn um den und den Preis kaufen könnest. . . .
Darauf erzählte er, wie er ihn habe f. sollen, und
wie Uli es aufgenommen und den Meister erraten.'
ebd. ,Und der Karrer trat zu Uli: Wei m'r [wollen
wir] Ö2ipe Eis mit enangere maclie", %ve''"-d' darfst?
Es kochte Uli in den Adern und er sah, dass das ein
angelegtes Spiel sei, dem er sich nicht wohl eiitziehen
könne. Früher oder später, das wusste er wohl, musste
er ihnen stehen und sich f. lassen.' ebd. ,Da redeten
die Bursche mit einander ab, den Schulmeister zu f.,
wie weit sie es wohl treiben können mit ihm.' ebd. ,Es
muss Einer erst so recht gefeckt und gewogen sein.'
ebd. ,Er soll selbst kommen und versprechen, dass er
dich künftig mit Beizen [Locken] und F. ruhig lassen
will.' ebd. Wo Albrecht Züri hed rj'feckt [mit Be-
lagerung heimgesucht u. erprobt]. Inkicu. 1859. 's häd
nur d' Patriote g'f'ecM,, die Not der Zeit hat nur die
wahren Bürger, die Vaterlandsliebe auf die Probe ge-
stellt. Hapl. 1813. Reciprok: einander f., mit ein-
ander wetteifern BHk.; F. Anstrengen, z.B. wie ein
Meister seine Dienstboten; erproben, heimsuchen, wie
eine Krankheit, ein Schicksal es tun, von Tieren mit
Bez. auf Zug- oder Tragkraft BGut. Zuweilen nur:
necken B; S. Urne [nuv] für si z' f. JoAcum. Foppen
L (auch fechten). Einem einen Streich versetzen AaZ.
1815. Mit Einem /■., zanken Z. Auch ohne Obj.: ,Dass
die Zürcher sich immer noch darüber zanken, immer
aufs Neue f.' N. B Kai. 1844. Flöget und necket und
schnüfflet und f ecket! S. ~ 3. sieh anstrengen,
seine Kräfte aufbieten BöO. ; VOrte; S. Mer müösse
f., bis-mer enander fcrstä" [verstehen], von mühsamem
Gespräch mit einer alten Frau FJ. Hieher viell. auch
icenn-ech 's weit der Blasbalg f., den Atem benehmen.
JCOtt. Ohne Sachobj., mit Gesellschaft angebendem
.mit', in friedlicher Beziehung; mit einander f., zu-
sammen ein Geschäft betreiben W. Aber auch : mit
einander tanzend oder kosend sich belustigen , von
Liebenden W. Sich ungeberdig stellen B oHa. Refl.:
SV'' f. mit Öppis, suchen Etwas durchzusetzen BG.,
Ha. Sv''' f. [sich Gewalt antun] g' lache" BHk. „Sich
gegen Jmdn feindlich stellen, verteidigend oder an-
greifend. ,Er hat sich gegen mir gefeckt', mich derb
angegritl'en BO." — 4. unpersönl. a) mit Acc. P.,
gelüsten W. — b) es feckt si''', es fragt sich, z. B. ob
er chönn cho" GT. — c) es trifft sich (schlecht), z. B.
das feckt sr'' eimel g'rad! wenn man Leute, die man
besuchen wollte, nicht antrifft B oHa. Vgl. .3. — er-:
(gemiu) untersuchen. ,Sie sollen die Finten und Masse
e. und verschaffen, dass sie gezeichnet werden.' 1527,
Absch. , [Briefe], so wir üwer wysheit gezöugt und
zuo c. geben liaben.' 1530. ohd. .Nach orfcekung
beider partyen rechtsame.' 1535, ebd. ,[Die Gefan-
genen] mit pynlicher gichtung e.' 1532, Strickl. ,[Die
von F werden die Briefe beider Teile wohl] erfeggen.'
Absoh. (F). ,[Wenn sie dahin kommen, den Zins zu|
erfeggen.' ebd. ,Wir wend den keiben [d. i. den ver-
wünscliten Ablasskrämor] strecken [auf die Folter
spannen] und mit dem seil syn g'werb e.' NManuei..
,Ir müessend schritt und kuntschaft zeigen; damit wird
man all ding e.' ebd. ,Erfeckung der gewicht und
mass.' 1548, B. — üs-: ausforschen UwE.
Bed. 1, 2 trifft zs. mit fachten I, 2 u. 5; Bed. 4 '■ mit
ßk-htai 6; sodann /ecken, zanken, mit fechten 3; fecLrn .1 mit
feehten 1. Auch die Bed. ,wetteifern (im Kampfe;)' rülirt an
fechten i. S. V. ,um die Wette arbeiten' ; fecken 4 a = an-
fechten S. Fecken ist geradezu aus den beiden genannten
Vben entstanden durch Metathesis, für welche zunächst das
Subst. Fecke [Flügel] durch Assimilation aus Fett(e)cli, nhd.
,Fittig' und das davon abgel. Vb. fecken II als Anhalt diente.
Dazu noch Metathesen wie BUtzg aus Blickz (nhd. ,Blitz'),
plutzijen aus plackzen (T) u. ä., s. zu ebezg Sp. 612 ob. — Die
Ausspr. =€ weist das W. in der Bed. ,zauken' viell. nach
fecken II. — Vermengung \on feehen, fechden (Sp. 644, 64C)
zeigt das L Rotenb. Amtsb. 1490: ,Darnnib soll er [der einen
Kindvingling in sein Eherecht ums Leben bringt] nit gefeekht
werden.'
Feckerl „Aa;B"; F; ,VOrte; S», Pfecker Gr:
Eichmeister, ^ Pächter. ,Sind die rechten F. und
Prüfer, wie es mit dem Frieden stehe.' Gotth. —
Fass-: Fassmcsser BS. — Milch-: Milehschauer in
Sennhütten B. — Mi?ss-: Aufseher über die Masse.
,l)ie Pünten-, Mass-, Mess-, Gewicht- und Waagfecker.'
Hapn. 166G.
Fecki f.: obrigkeitliche Prüfung der Masse, =
Fächti „Aa; B; VOrte; S"; W. ,Es soll auch ein
kilchherr ye am 5. jar ein fecki haben, und soll alle
mäss fäckcn, tnit unser G. H. von Lucern f. oder mess.'
KiLCHENREcuT LSchüpfcu 1584.
Fecke", Feckte", Fettchen -ce- bzw.-e-- \)Fettge
Gr. 2) Fekxe bzw. Feke Aa; Ap; Bs (Hebel); B; P;
VOrte; Gl; GRÜhurtw.; GG., T.; S; W; Z, Fe'cke
ScHwMuo. 3) Feckt GrL., Pr., Feckte bzw. Fe^te
AaZcI.; BsLd, Spreng; B; GnChur, Sav.; Sch; SThierst.,
BWvss;U; Z Ausseramt, Sth., MUsTERi, 2<>'A/« ThHw.,
Feckete Sch (im eig. S.); ZB. u. 0. — m.: 1. Fittig,
Flügel, von Vögeln (und Engeln), allg. Bei Forer
15tl3 auch; Flosse (vgl. Federe Sp. 077). Wo liest die
xihwarze Fegge" g'nö"? [vom Storch]. Hebel. Die
Vögeli händ schö" F. De'' Vogel hat en läme" F.
Katrlnli, wenn du flüge ivitt, Gang nüd i 's ParadlsK,
Wo die Engeli Fecke" händ As wie die FledermiiiU.
Ineichen. Bildl. ,Es schien mir fast, als hätte ich P.
bekommen, so leicht ward mir.' Gotth. F. ha", flüchtig,
vergänglich sein. G'stolnigs [gestohlenes] und crsjnlts
[im Spiel gewonnenes] Geld hat F. Schild. ,Das Buch
hatte F.', wurde gestohlen Aa; Syn. Bei" überkon. F.
übercho", gestohlen werden Aa; Bs. D' F. laiiipc [han-
gen] lä", in demütiger Geberde dastehen [.animo frangi.'
Id. B] VOrte; Z. ,Er wirdt d' Fäcken lossen hangen
nider.' GGotth. 1019. D' F. lö" hange, mutlos sein,
nicht mehr gross tun, ermatten Aa ; Bs ; Sülger, aber
auch: nachlässig gekleidet sein S (viell. zu 2). ,Iro
fliegender geist die fäcken verloren hat.' HBiill. 1530.
Fr wott [möchte] //«ife», ob er F. hat LG. Me" mtiess
nit welle" flüge", eb d' F. g'wachse" sl" S. Fi"in d' F.
schrote" {,b'scliröte, potentiam atterere.' Id. B), die Frei-
heit nehmen S. — 2. Flügel. Schooss des Kleides,
?2§
Fak, fek, fik, fok. fuk
7ä0
bes. des Männerrockes, oder der Jacke, des Frackes,
bes. spitz zugeschnittene, sog. , Schwalbenschwänze'
(s. die Comp.), zuweilen auch nur Zipfel, allg. Vor
iiltC ZUe' händ d' Bock ebiy lanr/i F. g'ha" Scii. Eine*
bim F. ne' Gr; U; Z, bi de" F. packe' U auch im S.
von festhalten übh. Heh-en am F. od. Frack! halt ihn
fest! Z. D' Frau hat de" Ma" a' de" F. us-em TFi)-(s-
hiis'ioye" Si-H. D' F. schlingge" [Aiegen lassen], stolz
einhergehen, wichtig tun BG.; vgl. f ecken II. Auch
von weiblichen Gewändern : ,Dass sy inen läpplin
(zütteli. ir)48) machind an den fättichen (geeren. 1548;
Hüglen. 1(>(J7) irer kleidern.' IV. Mos. 15. — 3. der
ganze Rock von Mannspersonen P (Eicuhorn). —
4. die in den Seitenlappen des Rockes oder Wamses
befindliche Tasche, auch Feckli „Vw"; W. Vgl.
Faggete. — 5. Klappe zur Bedeckung solcher Seiten-
tasehen Uw. — tj. Flatterndes an der Kleidung,
z.B. Bänder an Fraueukleidern Aa; B. Ao 1832 lässt
Stutz sein Landmädchen bei der Beschreibung .städti-
scher Damenkleidung sagen : si händ wie Fäckete g'ha
bi'n Achsle". Herabhangender Fetzen, Lappen am
Kleid G oT. ; New ; S. D' Fecke hange" (an) allen
Orte" abe" ZO. Stuck Tuch übh. AaZcI. Ken [kein]
F. G'wand. Fs FeclcU G'wand Z. Aufs Ethische
iibertr. : en F. von Ei'ni ha", eine Spur (wie einen
anhangenden Lappen) eines erblichen Übels od. Fehlers.
— 7. irgend ein Stück oder Teil, z. B. ein grosses
Stück Brod AAZei.; LG. Fn schöne F. Land LG. En
F. ram Tach'ist abe [heruntergefallen] ZKn. 's hat e'
F. ghi" [gelassen, nachgegeben, ist gebrochen], es ist
etwas vorwärts gegangen Aa. — 8. Schneeflocken
AAEhr. 's git F. S. — 9. paarweise vorhandener Teil
von Gebäuden. Fensterflügel Nnw. Vgl. Dach- F.
,Valva!, tor mit zweien fäcken, oder das zuo beiden
Seiten aufgät.' Fris. — 10. Flügel eines Heeres. Im
XVL wurde es üblich, den Schlachthaufen aus Büchsen-
schützen gebildete Flügel, sog. ,Fecken', anzuhängen.
Elgger Kriegskunst. — 11. Feckte f. (?) . Riester,
Streichbrett am Pfluge Gr ObS.
Die beiden Foniien (k u. kt) bestehen seit ä. Zeit uebeii
einander, doch scheint die mit blossem /.• etwas stärker ver-
breitet und sie kommt auch der Grundform ahd. foddah.
nihd. vrttefh (,Fättich, Fettich' in Bib. XVI., bei Wurstis.
und Denzl. 1677; 1716; bei Fris. einmal ,fätek', bei Forer
,fetli', Bib. XVI., Mal. und Fris., Tierb. 1.568 ,fetcben, fät-
chen, fatken'), nhd. .Fittig' näher, indem sie unmittelbar
durch Assimilation von t an k aus jener eutstandeu ist,
während die mit kt durch Umstellung (s. Anm. zu /ecken II
umi Akte IV Sp. 166). Diese letztere ist von Feckete zu
iintiTsi.'lii'iden, welches wohl der Bed. nach nur eine Nbf.
vcpii Fivkii- m. ist, der Form nach aber zu den weibl. Verbal-
subst. auf -ete gehört, indem es bei der UmstelluDg aus
.Feltech' das e der Bildungssilbe beibehielt und dann auch
ein fle.xives hinzunahm; immerhin behielt es wenigstens tw.
das männl. Geschlecht bei. , Fäcken' bei Fris. ; Riief : HBull. ;
JlA'ys. 1661; ,Fäkte' bei Fris.; Fischb. 1563 (auch das
Dim. .faktlin'); Vogelb. 1557; Denzl. 1677; bei Mal. einmal
die seltsame Häufung .filtchten'. Auch in der neu. Volksspr.
finden sich z. T. beide Formen am selben Ort neben einander.
Bei Feckte" kann man das e der Endung aus der Umstellung
erklären, bei Fecke" muss es aus dem Plur. in den Sing.
gedrungen sein. Das a der Form .F.ake' bei Red. 166'2
(uebeu .Fakte, Fitich, Flügel') kann nicht echt sein, erinnert
aber an Fack (das wir mit /ecken I u. // vwdt gefunden
haben) uud Faygete, dessen Bed. .Tasche' wir auch bei Fecke"
finden. Bei der Bed. .Stück' z. B. Tuch, wird nicht an das
gleichbed. Fleck zu denken sein; auffallender, aber doch wohl
auch nur zufällig, ist die Berührung von Fecken mit Pocken
(nhd. ,Flocke'), als ob ein ablautendes starkes Vb. '/ecken,
ßick, ge/ocken, entsprechend ,fechten', zu Grunde läge. Endlich
rührt F. in der Bed. .Fetten' auch nahe an dieses W., so
wie neben /ecken, mit Einem streiten, gleichbed. auch /etzen
vorkommt, beide = nhd. ,hadern', vou uihd. hader, Luujpen,
Lappeu; vgl. auch nhd. ,ficken', mit der Rute streichen =
Schweiz, ßizcn. In der Lit. des XVI. beginnt unser VF.
immer mehr dem , allgemeiner verständlichen .Flügel' zu
weichen; s. d.
Fisch-: Floisse. ,Disem fisch streckt sich sein
flossfeder oder flschfäckten biss auf den schwänz.'
Fische. 1563. — Häneli-: Flügelstück eines gebra-
tenen Hähnchens. ,Ein H. war das Gemeinste, an dem
sie schleckete.' Gotth. — Kittel- S, Kutten- B,
Rock- Aa; GG.; U; W; Z: Rockschooss. Ah d' Jude"
kann-' tiilf Kiiiittd und Stecke Und wollte" ,1,- llrilniiä
fall". Knnilxrhl Eine'- de" Peter bim Kiltilfnlr. Die
Äiidrrc Itiu/'c" dccu". SrunENTENLiEU. ,Icli wisclitc ilie
Kachcli mit meiner Kuttenfecke aus.' Gotth. Er
g'waret hinden am Rockfeeke" Öppis hübschli'''' zopfe"
L. — Sack-: der die Tasche enthaltende Flügel des
Rockes oder geradezu umgek. = Feckensttck, Rock-
tasche L. Es MutschU [Semmel] us-cm S. stihitze".
— (T)schöpe-: 1. Flügel der Jacke, des Wamses
Uw; W; Z. - 2. einfältig guter Mensch Now. —
Geschirr-: Flügel des .Wehergeschirrs', je aus einem
,Geschirr.stecken- mit den daran befestigten Zwirn t'äden
bestehend, und durch das Treten mit dem Zettelfaden
auf und ab bewegt Aa; Z. — Dach-Feckt: die eine
Hälfte des Daches GnPr.
Wi- We'i- Aa; BsLd; S, Weie- Bs; S, Weü- S,
Weier- S, HaweifeJ- BS., Biji- SStarrkirch, Beie-
L, -Föcke Aa; BsLd; B; L; S, -Feckte Bs — mei.st
PI.: 1. die Blätter der vielnamigen. zu allerlei Spielen
und als Heilmittel gebrauchten Pflanze Leontodon
tarax., Löwenzahn, so benannt wegen der Ähnlichkeit
der gezackten Blätter mit den Flügeln des Weihs.
Die Blüte wird zu Orakeln gebraucht, der Stengel zu
allerlei Spielzeug, das Kraut zu üsterkuchen. Vgl.
RocHH. 1857, 174/75. — 2.' spitzwinkliger Balken-
schnitt Z. — Bei-, jBiyi- mit Übergang von anlautendem w
in h unter Anlehnung an Beii, Biji, Biene. Syn. Vf.-.^clnmnz.
Zieh-Föck(t)e"'. 1. herumschweifende Person,
bes. Mädchen; auch mit dem Nebenbegriff des Zuges
zum andern Geschlecht; scherzhaft wohl auch von
einem Knaben: kleiner Landstreicher Bs. Syn. Ume-
zug; Biesch. Wenn 's-evi dehaim z' langtvilig worden
isch, .so isch de'' Ziehfeggde in der Nochberschaft iim-
enander rolliert goge dampe" [um zu plaudern]. —
2. träge, schwerfällig einhergehender, langsamer, un-
behülfl icher Mensch, gleichsam mit lahmen Flü-
geln (Spreng), oder „den man gleichsam ziehen muss"
Aa; Bs; B; L; „S; VOrte." Syn. Ziittel, Zäggi,
Schlampi. ,Er müsste wohl viel Zeit versäumen,
wenn er jedem Z. abwarten wolle, bis es ihm sich
schicke.' Gotth.
Das erste VF. wird nicht Imperativisch aufzufassen sein,
weil dann meist der Artikel steht; die Bed. bei 1 = herum-
ziehen i. S. V. ,herumschweifeu' oder (beim Nebenbegriff)
trans. , herumzerren', bei 2 i. S. v. , schleppen' oder , nach-
helfen'. 1 könnte auch geradezu =^ , Zugvogel' sciu,
Gefeck n.: flügelartiges, loses Kleidungsstück
AARued. Von einem weibl. Unterrock. AGysi.
fecken II -ee- Scnw; Uw; Z, fecknen'ßK\., feckte"
Gr, fechte" GRSplüg. — Ptc. g'fecket: 1. die Flügel
731
Fak, fek. fik. fok. fuk
im
bewegen, mit den Flügeln schlagen, flattern BEi.; Gr;
Uw. — 2. fechten, die Flügel abreissen z.B. ein Huhn
rupfen GrD. — 3. eilfertig laufen, gleichs. so, dass
die Rockfecken fliegen VOrte; herumgehen, wobei die
Flügel der Kleider sich schwingen GRPani; New.
Z' f. cho, in eiligem Gange daher kommen. Nägeli
1842. — 4. unruhig herumfahren (gleichsam herum-
flattern), unstät müssig herumstreifen Aa; Gr;
ScHW; UwE. (auch: -/'ecfcfe); Z. (Trans.) berumzerren
ZRussik. — 5. heimlich entwenden, bes. Kleinig-
keiten B; VOrte. Syn. ficken. — ver-, zer-: zer-
zausen W; Z. Alt verfecket Hose". Stutz.
Die Abi. von FUcken, Fechten sollte eig. /eci-(Üiien lauten,
aber das eine n wurde gespart wie in üben II (Sp. 34),
faden (Sp. 676) udgl. — Syn. zu 1, 3, 4 ist /cc7rfen. s. d.
— Bed. 5 erklärt sich aus der dabei stattfindenden raschen
Bewegung, gleichs. im Flug erhaschen; vgl. fz. voler 1) fliegen,
2) stehlen, und Feelxte' iihercho" = gestohlen werden. Für
Bed. 3 und 5 besteht die Nbf. felce" (s. d.) so wie fikle" =
mne-fecHen =: fachen 4. Für die Conipos. ist ^uch eine trans.
Bed. (zausen) des einf. W. anzunehmen, welche ebenf. auf
das Subst. Fecke zurückzuführen ist, sei es in der Bed. Flügel
von Vögeln, die einander kämpfend die Federn ausreissen,
oder in der von abgerissenen Fetzen der Kleider. Übrigens
kann verfecket auch direkt (nicht erst als Ptc. v. verfecken)
vom Subst. Fecke" gebildet sein.
g'fecket Z, (ffecknet B: 1. zerlumpt Z. Kei"
ganzes Hemp — Alls g^ fetzet, g'fecket und versclinurpft.
Stütz. — 2. geflügelt, z. B. von Ameisen BRi. —
Vom Subst. gebildet und zwar die letztere Form mit Ein-
verleibung des n.
fecklen f^ek/le: 1. flattern, die Flügel schwingen
ohne noch fliegen zu können, von jungen Vögeln Bs;
B. Bei Gotth. auch bildl. (flatterhaft sein?). — 2. mit
flatternden Rückflügeln einhergehen Aa, „stolz ein-
hergehen L; Zg" (St.''), laufen als wenn man Flügel
hätte B. , Daher fecklen.- Gotth. — ume-: sich ge-
schäftig hin und her bewegen. Wie sy" die Chor-
herre" um de" 3Ia"" ume g' facklet! Schild. Heruin-
vagieren L. — Dim. zu fecken II l—S, mit dem es auch
diese Bcdd. gemein hat.
Herre"-rsckler: Stutzer (der mit Herren und
selbst wie ein Herr gekleidet einherstolziert). Was
stellt-is d' Schicel für Lüt i" d' Welt? So Bonners H.,
so Tinteschleclcer, füles Zug und g'hörig Höggest'eckler.
Schild.
ge-fecknon: etwas Schwieriges auf kluge Art zu
Stande bringen, die zweckmässigsten Mittel ergreifen
BO. Oppis z' g. tvüsse", sich von Befriedigung einer
Lust zu enthalten vermögen, sich ruhig, still ver-
halten BRi. Zu der Bed. vgl. fideren, fertig bringen,
aber in der angef. Bed. hauptsächlich auf Selbstüber-
windung angewandt. Vgl. auch fecken I 3.
Feckerll m.: Gauner, Landstreicher; früher eine
eigene Zunft mit Jahresversammlung in Gersau; s.
Fecker-Kilchicih.
Der Name ist \on/eckm II 4 (vgl. Ziehfeeke") od. auch ö
gebildet, da die Ijandstreicher sich auch von Diebstahl er-
uähren.
feiken in der 1!.\. im" so feik 's! Ausruf der Ver-
wunderung UrL. — Syn. iix so st 's (-isch, uns^,- nii
sl 's yehlüggt.
Vickm.: männl. Taufn. I.Viktor S. Vgl. Viggi.
• 2. Ludwig ScHwK. - 3. (auch Fickel) Felix ZF.
— 2 beruht offenbar auf der (durch das Kloster in Umlauf
gebrachten) lat. Form Lvilovhm.
Vikdri m.: Vicar, Stellvertreter. 1. den Pfarrer
vertretender, ihm zur Hülfe beigegebener Geistlicher.
— 2. oberster Kriminalricliter im Veltlin, Gr zur
Zeit seiner dortigen Herrschaft (Sprecher). — 3. Un-
terrichter in den gemeinen Herrschaften im Tes.sin.
,Dass der Richter vormals schuldig gewesen sei, einen
studierten Vicarius oder Unterrichter in seinen Kosten
zu halten.' 1513, Absch.
Vike f., dim. Viki, Vikli n.: weibl. Personenn.
1. Viktoria L. — 2. Ludovika L; Schw.
ficken: Kleinigkeiten entwenden Gr; Sch; Tn; Z.
,Don Eltern über ihre Kisten und Kästen bei Nacht
und Nebel brechen, da ficken, mausen, hinaustragen.'
AKlingl. 1702.
Die Abi. von ,Ficke' (s. oben Figge) i. S. v. ,in die Tasche
stecken' würde begrifflich gut stimmen, dagegen macht die
Verschiedenheit des Gutturals (k : k) Schwierigkeit. Vwdtsch.
mit unserem /wr/^eren (s. d.), nhd. ,fuckeln', betrügen u. ähul.
mundartl. WVT. ist wahrsch. ; da übrigens auch fecken II ö
die Bed. .entwenden' zeigt, so werden wir wieder auf die
schon mehrfach berührte Verbindung der Begriffe .fliegen'
und ,stehlen' (im Fluge erhaschen) geführt. Vgl. noch alt-
eng), yi/.-efe, flattern, neuengl. /eWc, flatterhaft, mundartl. yiie,
sich unstät bewegen, müssig herumgehen; begrifflich ent-
sprechend unserm fecken II 4, umc-fecklen.
Vokdnz f.: Schulferien G. Sonst Vakanz, doch
allgemeiner Ferie" (Urlaub).
Vökativus BsStdt, Vo(jiticus ZStdt, Vuketiv ZGlattf.
— ra. : schlimmer Bursche. Er isch alliwil e V. und
e" ffdc Kuz g'sV Bs; Z. Zu liebkosender Neckerei
für kleine Knaben ZGlattf.
Aus der Grammatik hergenommen, da man vormals dekli-
nierte , Nomin. : Hans ; Vokativ : o du H. !' und diese Formel
auch zu vorwurfsvoller Anrede verwendet wird.
Pocke" m., PI. -Ü-; Flocke, Büschel, Bündel, Häuf-
ehen und Haufen, z. B. von Haaren, Wolle, Baumwolle,
Papier, Heu, Schnee Gl; G; Z. Insbes. geringere
Sorte Flacbsreiste SchwE.; geki'atzte und zsgeroUte
Fasern von Leinwand und Wolle Z. „Fockli: länglich
zsgerolltes Stückchen Baumwolle zum Spinnen am
Rade zubereitet Aa. Syn. Löckli." In Gl bes. en
Fogge Heu, ein grösserer Bündel Heu, so viel ein
Mann in einem Tuch zsgepackt tragen kann und deren
3 die Ladung eines zweirädrigen Karrens ausmachen;
Syn. Schocken; dann auch: ziemlich grosser Haufe
von andern Dingen, z. B. Geldstücken, Schlüsseln, so
viel man mit einer Hand fassen kann: e" ganze F.
Geld, Taler. Es git hilr Fögye Herdöpfel. Es schult
ganz Fögye; und von Menschen: e F. Lüt.
Das W. fehlt der ä. Spr. und ist wahrsch. erst dui'di
Ausstossung von l aus dem unserer Volksspr. sonst abhanden
gekommenen , Flocke' entstellt; altn.ßock'', auch , Haufe', engl.
ßock, auch Herde, Sehaar, Trupp. , Flocke' selbst aber entw.
aus dem Lat. (fluccus) entlehnt oder Abi. von .fliegen'; I wird
wie r nach Cons. bald ausgestossen, bald eingeschoben. Vgl.
Fecke".
Här-: Locke Zg. — Bauwel-Föckli: Flöckchen
Baumwolle. Das Chind ist so lieht wie e B. Th.
- Schne-Focke". Chaiserlich [Ostreich. Soldaten]
chiimmed Sr vil as Schneföcke. Stütz.
focke": stark (in grossen Flocken) schneien Gl;
ZO. — er-, ver-: tüchtig zausen Z. Syn. erhären,
erhürstcn.
f o c k n c n : Heuhaufen machen G LNäf. Üyn. sclwchlen.
733
Fak-fuk. Fakt Fiikt. Fal — ful
734
riikeii: 1. stehlen, entwenden. veisilili'ii|n'ii 1,.
•i. zum Hesten haben, narren BBe.
In Bi'il. 1, wofür auch /<■/,<• h vorkoniiiit (s. d.), ist das
W. wahrscli. ans Jluken, Habe flüchten, entstellt; Tgl. Fnnki-
aus .Flocke'. Zu Bed. 2 vgl. ,fucken', h^ww ((ir. WH. :i,
1865) Hud unser /moWck; die Quant, würde sich verhallin
wie zwischen unscrin Jnhn und felcen.
Fök f.: heruni.schweifenile, auch diebisclie Wrihs-
person L = Fi'I;.
Fiiek 111. (PI. Fück) ...^i';" GG. (Fuijg); /. Fiicke
FiKjyc f. G: 1. junge Henne, „die zum ersten Mal
Eier legt." Fückli, Küchlein. — 2. (Dini.) Fi'ujiß,
Kosewort GlK. — Wahrsch. zu .fncken', schlUiifeu,
behend sein; Gr. WB. -1, 1, 362.
Fncker 1 m.: grosse Scheere, die scharf schlicsst
LBeroni. — Ein ebd. vorkommender Znnamo ( Wullefudi-er'sJ
deutet darauf, dass /'. cig. den Wollscherer bedeutet habe.
fnckeren „Gl (f'ukere)" ; L, furkere L (Br.^ndst.):
„geringe Diebesgrifte versuchen, heimlich entwenden
Off; handeln, tauschen, mit dem Nebenbegritl' un-
redlichen Gewinnsuchens L. — Vgl. /ccl.m JI,- fujjn:
F ucker Fugger Hrn.: Dieb im Kleinen Gl f.
fucklen, fuckelen: auslachen, verspotten LKeid.
Scheint zu f&ken S und dem dort angeführten ,focken'
zu gehören, aber anch zu fuckeren, da .spotten' mit .stehlen
betrügen' das Merkmal der Heimlichkeit gemein haben kann.
Pückcler ra.: 1. Mensch von kleiner Statur mit
immer lächelnder Miene L. — '2. einfältig gutmütiger
Mensch L.
Fuket s. Fül-ket.
fueklich, füeklich ». füeyUch.
Faktiöll f.: Kleidcrschnitt, frz. /afo«. .Mit kost-
baren Kleidern und ausländischen Factionen und for-
men.' Abt G Mand. 1(557.
Faktor m.: 1. amtlich bestellter Spediteur. Einen
solchen gab es noch bis Mitte d. Jhdts zu Wallenstad,
wo die aus Italien kommenden oder dorthin gehenden
Kanfmannsgüter von der Achse auf das Schilf und
nmgek. verladen wurden. ,Es solle von Zürich aus
kein Kaufmannsgut änderst als in der oberkeitl. Su.st
[in Morgen] ausgeladen und durch keinen andern als
durch den oberkeitl. geordneten F. weiter gefertiget
werden.' Übereinkunft zw. Schw, Zg u. Z 1774. ,OperiB:
factoren od. lägerherren, Verwalter, die den kaufleuten
ire güeter fergkend.' Fris. ; Mal. — 2. beauftragter
Unterhändler, Stellvertreter eines auswärtigen Ge-
schäftes. .Wäre , dass Fremde oder ihre Factoren
Waaren allhier erkauften oder verkauften. . .' Z Zoll-
ordn. 1711. ,Diejenigen unsere Einwohner, so fac-
torieren, d. i. für fremde Personen um gebührende Be-
soldung und Provision sich unternehmen, ihre Waaren
zn verhandeln und dagegen um das erlöste Geld andere
Waaren einzukaufen und also mit fremdem Gut um-
:-''.'hen.' ebd.
F eckte" s. Fecke".
Vikter L, Viktöri Schw: 1. in. — mä)inl. Taufn..
Viktor. — '2. f. — Vilner, dini. -7t, woibl. Taufn.,
Viktoria „U".
Viktor! f.: Sieg; Siegesehre; Siegeslärra. ,L)ass
die er, lob und victory, so die unsern yngeleit. sich
i'ndeni und wiiler durc-h unser fyend geschwechert
werden.' 1.M2. Abscmi. .Wenn aber die sache sich zuo
V. und glück schicke.' 1522, Strickl. .Victori schreien.'
1587, Absch.
Fal (val), fei, fil, fol, ful re,sp. fall usw.
Fal ni.: Fehler. ,Wiewol ouch ein fal in disiMn
ist. dass sie den tod [Ottos I.] in das jar 977 stellend.'
Vau. — Zu mhd. valen neben werfen, fehlen.
fal s. falle.
Fall, meistenorts Fal — m.: 1. sinnlich, a) wie
nhd. das Fallen. ,Faal, lapsio ; faal des tauws,
roratio.' Fuis. ; Mal. ,Wenn grosse ding bcschehen
sollend, so hört man merteils vorhin fäl und andere
selzame ding.' Lav. 1578 = .nachdenkliche Wunder
und Vorbotten, man höret geschwinde Fälle, Knallen
udgl.' 1670. ,Dz man fäl hört, nit ander.st, dann es falle
etwas schwörs.' ebd. — b) Gefälle eines (fliessenden)
Gewässers. Dem Wasser (dem Channel) me F. rß", das
es chann ablaufe" Z. Absturz, Querwand in einem
,Graben' BO. — c) Leitung des Wassers auf ein (ober-
schlächtiges) Mühlrad. Kinne dazu. ,Wenn er je noch
einen i'al und Rad zuo syner Müli buwen und rüsten
lassen welle.' ZNerach 1(511. ,r)iewyl syn Müli von
alterhar zuo drygen Fälen und Räderen Gerechtigkeit
habe.' ebd. — 2. bildl. a) Sturz. Niedergang, Ver-
fall. ,Nach dem was gottes will und b'ger, dass er
ir'n [der gestürzten Engel] faal ersetzen wett, und
schuof den menschen.' Ruep 1550. ,Zu allem tahl
seiner sachen'. zu seinem sonstigen Unglück. Vao.
.In Fahl geraten.' Wurstis. 1580. — b) Anfall eines
Erbes. ,Wenn es gott geacht hat, das sölicher lyb-
dinggüetcr Inhaber von zyt scheiden würden und seni-
lich guot widerum an die rechten erben zuo val
korapt.' 1431/1544, Scnw LB. — c) möglicher Weise
eintretendes Ereigniss, besonderer Umstand, Zufall.
.Weil die Fahl geschwind sind', d. i. die Zufälle, welche
die Anwesenheit eines Seelsorgers erfordern.' JMüll.
1(5(51. In formelhaften Verbindungen, wie: ,zu F.
kommen.' ,Sy ermanen, dass sy, so es zuo fal käme
[wenn der Fall einträte], einander retten.' 1530, Aescn.
,So will ich, wo es zum fal kompt, gnuogsame zügnus
syn.' Grob 1599. .Also wann es zum Fahl konibt.'
L Stadtr. 1705. ,Was bei fahlszeiten ze tun seie.'
Hott. 1666. .Bei Fallszeiten.' Schuldbr. Z Adlikon
1843. ,Im fahl es je gesein mag.' JKLav. 1644. Oft
mit syntaxwidriger Verschiebung des Ausdruckes aus
dem Haupt- in den Nebensatz: wenn im F. = im F.
dass . . . F'' bi' nit im F., oft als höfliche Ablehnung.
G'setzt de" F., den F. gesetzt. G'setet de" F., es u-är
(■so und der F. g'heiti um, wird einem stockenden Er-
zähler zugerufen Z. MVs Falls, was mich botriHt
Ndw. ,In disen verbottenen fehlen und graden', mit
Bez. auf Ehe-Licenz. 1533, Bs Rq. Was ein vor-
liegender Fall, die Sachlage verlangt; daher die RAA.
„7^. und Hecht a"tue L", F. und Hat tue frerschaffe
Obw) BSi., das Nötige, bes. an Lebensmitteln, ver-
abfolgen, Menschen und Vieh zukommen lassen, .sie
besorgen, pflegen, ihnen Hülfe und Beistand leisten.
Er soll dem Kinde oder dem Kranken für F. und R.
luege"; es ist F. und B. g'nueg Ouw. Lt Ehtagsrodel
BSigrisw. XVI. sollen sich die Heiratenden verpflichten,
735
Fal, fei. til. fol, ful
736
daii abtretenden Eltern ,F. und R. ze tunn an spy*
und trank, und was sie zuo nutturl't manglen.' Die
Frau soll das (neugeborne) Kind ,niit F. und K. ver-
sehen.' 1577, Aa. „f. u. B. a"scliaffe", d. i. Lebens-
mittel." (St.''). ,A1s der herzog den°" von Bern hilf
angeseit, do hat er besorget [dafür gesorgt], dass die
von B. [auf ihrem Durchzuge durch sein Gebiet] gross
gemach, v. und rat haben sollten.' Justinger. Spez.:
a) Krankheitsfall. Er het e böse" F. g'ha" Aa. —
ß) Glücksfall, Glück Ap; GnPr. Syn. Gefall; G.gs. Un-
fall. Er het gueten F. zur Milch, er melkt viel GrPt.
,Uif morendes ist das schiessen angangen, habend die
unseren guoten f. gehebt, das best gewunnen.' Kessl.
,Küng Hainrich hat grossen fal zuo [in] der weit.'
Vad. , Damit gibt Gott zuo verstau, dass fal und unfal
in syner band stände.' LLav. 1569, = .Glück und Un-
glück.' 1670. In pleon. Verbindung mit .Glück' und
,Segen': ,ln aller weit ist ach und we, kein glück
noch fal an keinem ort.' Bdef 1538. ,Nit vil fals noch
glucks.' Vad. .Bist du gottsförchtig, wirst erfahren
guot Glück und Fahl.' HBüll. 1558. ,Sprw.: wo glück
und guoter faal ist, da ist noch me zuofals, by dem
Unglück aber ist aller abfal.' HBüll. 1572. ,Fromm-
sein bringt ins haus glück, fahl und segen.' FWtss
1650. — y) = Unfall i. S. von Konkurs, Bankerott.
De F. ist em g'yange" Z. .Wann ein frauw zu irem
mann guet zuebringt und der f. kundt und was sy
mit der Wahrheit mag an tag bringen, das soll iren
vorab widerunib werden.' XV., Gesetzb. Zg Hünenberg,
— d) das dem Grund- oder Halsherrn von der fah-
renden Habe des erwachsenen Hörigen oder Leib-
eigenen zufallende Stück. Es wurde das beste Stück
Vieh oder das beste Stuck der Kleidung oder des
Bettes (auch das beste Bett) entrichtet. .Stirbt ein
gottshusniann, so soll er zuo fal geben das best hopt,
so er hat; hat er aber keins, so git er keins. Item er
soll geben kleider, als er an den dryen hoclizyten zuo
kirchen gät, und lät er nit ainen knaben, so soll ein
herre 3'ederlei waffen eins nemen. Item stirbt ain frow,
so soll si zu fal geben ir best gewand.' Offn. Petersh.
,Wann ein frauw in witwenstat abgabt, so gefallt einem
heri'n ein gewandfahl und ir beste pet und alles ir ge-
spunen garn und alles ir unerschroten tuch, was nit
gehoptlachet ist.' Offn. Mülh. ,Und das ist der fahl:
das beste haubt ohne eines mit einem gespaltnen fuss,
ob aber einer khein veech hette, so ist dann der fahl
das beste kleid, darinnen er zuo kilchen gangen ist.'
Offn. Höngg 1646; ,oder synen hämisch oder wäfen
und syne beste kleider.' Offn. Tuggen. ,Wenn ouch
ain frouw von tod abgat, so soll ainem bischof ze val
werden das best bett, das si denn tod lät, an die obern
ziech, und ainem keller das best obergewand und
undergewand, als si an hochzytlichen tagen ze kilchen
gät, und das best houpttuoeh, das si denn nach tod
lät; darzuo wirt ainem forster von ainer frowen ze
val 2 schuoch, 1 hüll [Haube], und die gurtel und
das gurtelgwand, als si es denn getragen hat, uss-
genommen die Schlüssel.' Offn. Laufen. .Wenn och
ein mensch, der gottshusguot het, erstirbet. so soll er
das beste hobt ze vall geben, dz er het, dem Probst
und soll dz antwurten dem keiner, so er ab dem grabe
gät; wie er aber dz beste verseit, so het er dz erre
[frühere] verloren und muoss aber [nochmals] dz beste
geben ze valle.' Hofu. Malters XIV., 1. ,Wer syn erb
verkouft, dass er nit nie gottshusguet in dem hof het.
(.11
11 geben ze gelyeher wys, als ob er tod
wäre.' HoFH. Weggis. ,Da der eltest [Sohn] stirbet,
so soll dem gottshus das best houbt ze valle werden;
stirbt aber der jünger, so wirt dem gottshus enhein
V., ist dass si nüt von enander geteilt hant.' Offn.
Engelberg, Auf. XV. ,Dieselben feil die stand ouch
also, ist's das ein mann vech hett, das soll man my-
nem herren oder synen amptlüten fürschlachen, die
sond ungevarlich nemen, unbegrifet, nach den ougen,
weders sy wellent, das best oder das schwechst, und
was er benamset ze nemen, das soll er nemen, und
soll nit hinder sich gryfen, ob [falls] er ein bessers
sech. War aber, das sy ütz verseitind oder hinder
sich hüebend, so ist die nachfrag mynes herrn. War
aber, dass myn herr ut erfragete, das ist mynes herrn
one gnad.' Offn. Brütten. Ursprünglich beanspruchte
der Herr, da der Hörige kein wirkliches Eigentums-
recht besass, die ganze fahrende Habe oder einen
grossen Teil derselben und der F. war demnach ein
Loskauf des Erblassers von dieser Verptiichtung; vgl.
fallen II. Der F. war ein Zeichen der persönlichen
Abhängigkeit vom Grundherrn, wie der Erschatz das-
jenige der dinglichen. ,Die [Hörigen] sind schuldig
ze geben unserm closter die rechte der eigenschaft
und dienstes, genannt ein vall, d. i. das aller peste
von synem viche.' Offn. Tuggen. .Och ist mynes
herren recht, ob ein mann sturbi, der ein gottshus-
raann gewesen war und nützit hinder im Hesse von
farendem guot, so ist doch derselb verfallen den
rechten schuoch zuo einem val, so er nichts anders
hett zum Wortzeichen und urkund, dz er ein gotts-
husmann gewesen sye.' Offn. Eeichenburg 1464. Es
kam aber auch vor, dass die Fallpflicht auf dem
Gute lastete und der Besitzer desselben kein Eigen-
mann war. ,In dem hüsc, das myn erblehen ist
umb ein järlichen zins, 1 pfunt zinses gewonlicher
münze und 1 pf. valles der münz, so in Ure geng
und geh ist.' 1388, Gfrd. 20, 316. Der F. konnte
später mit Geld entrichtet od. abgelöst werden. ,Wenn
der abgestorbnen erben mit dem landvogt überkumpt
[1. ,-kommen', übereinkommen] um den fall, so mäng
pfund haller denn dieselben erben einem 1. für den
f. gebeut, dass sy dann eim undervogt so mängen
Schilling geben sollend.' Urb. Grafsch. Baden 1512.
Zwar lässt HiFL. 1813 den Toggenburger jauchzen,
wil er kei Fol me zalt, aber noch 1831 war die Aa
Staatsverf. veranlasst zu erklären: .der Fall [usw.]
sind für immer abgeschafft.' Vgl. Lms; Erschatz;
Besthaupt.
2 d auch ntr. (1501, Vertrag zw. G u. X Orten), was
sich durch den Gedanken an ,Besthanpt' od. .fällbares Stück'
erklärt.
E-Fall: Gebühr an den Herrn bei Elien unter
Ungenossen. 1525, Absch.
Ab-: 1. (auch PL) Abfallstoff z.B. von zuge-
rüstetem Gemüse. ,Aus dem A. der Fabriken Tut der
Bürger Häuser flicken.' HBrandenb. Du cha"'st iez
mit-em A. z'fride sl", worum bist nüd zur rechte' ZU
c/iö" Z. Syn. Abgang. — 2. die Losung (Excremente)
der (Weide-) Tiere. Lt Rothenbach muss nach dem
Tode als brönnigs Mannli umgehen, wer den A. von
einer Viehweide wegnimmt. — 3. Verfall, Abnahme.
,Dass wo ir üch sölichs nit lassend leid syn, ir müesent
zuo merklichem nachteil und abfal kommen und für
nütsöllent Kit gezellt werden.' 1521, Strickl. ,Es
:!:
737
Fal. t'el. til. fol, fiil
hat steh in allen geistlichen abfallen [beim Verfall
der Geistlichkeit] alle gcilheit sechen lassen.' Vad.
,Da das Land in unerhörten A. gekommen.' 152.5,
ÄBSCH. — 4. die Reformation, von katholischem
Standpunkt aus. Wo d'r [ihr] hi/m A. de Selzechere,
tco'-n-au^'' hei" welle" refermiert werden und ame [an
einem] Frltig Fleisch (/'kochet hei", der Chessel tcer/-
g^no" heit. Schild 187(5. ,Sydt dem leidigen Abfahl und
Religionszertrennung unsers geliebten Vatterlands.'
RCys. ,Die Schaffuser und Diesenhotfer streiteten umb
diss closter im abfahl.' GKönig 1715. ,Stadclraatt war
nach Maschwanden pfärrig bis 'xum .Abfall.' Stadlin.
Über-: 1. Obst, das über die Grenze fällt B.
Syn. Herd-F., Anris; vgl. Landgarbe. .Welcher Bäum
hat, die an der March stehen und dann das Obs im
Herbst geschüttet wird, so soll der Uberfal in gleiche
Teil geteilt werden und dem Anstösser ein Teil zu-
kommen.' 1747, BSi. Mhd. überval. — 2. durch ein
Wehr in einem Flusse kün.stlich erzeugte Erhöhung
desselben, um das Wasser zu fassen und auf ein
Wasserrad zu leiten Z. — 3. Vorrichtung in der ,Nuss'
eines mit Stecher versehenen Gewehres, um zu ver-
hüten, dass die Stange beim Losschlagen des Stechers
wieder in die erste Rast eintreten konnte Z. Syn.
Kegel. — 4. der Einfall der Franzosen in Ndw i. J.
1798. Vgl. Übergang. — 5. Concurs, Bankerott.
,Waun ein üf- oder überval uf einen, der in der statt
gesessen wäre, viele.' 156Ö, Zg. Syn. Üf-. — 6. Zu-
drang. ,Die merklich vile und grosser ü. {■= überlast.
1693) der bettleren.' SHochh. 1591. ,Von wegen des
grossen überfals mit gastung.' Cys.
Uf-: 1. Unfall. ,Dass dir der wyn nicht seiger
werd, leg ein kisstein uf den punten, so bewart es
den wyn für allerhand uftal.' Arzneibuch ZZoll. 1710.
— 2. gerichtlicher Concurs Af; VOrte; Lf; G; Sch;
Th; Z. In ü. cho". Der U. ist iiher-en g'gange Z.
,0b ein u. uf eines manns guot by synem leben be-
schicht.' Z Verordnung 1498. .Begab sich, dass ein
u. beschäche und die gelten [Gläubiger] uf die güeter
tringen.' 1545, Absch. ,Gott hat uns alle rechte an-
getan, er hat uns gleichsam biss auf den auffahl ge-
triben.' Müll. 1673. ,Der auffahl ist ihm gegangen,
publice ejus bona proscripta sunt.' Hospin. 1683. ,Wann
eines Schuldners Übels Haushalten erforderte den Uf-
fahl über seine Mittel ergehen zu lassen.' Z Mand.
1694. Bildl. u. iron. Dem Bolmepardli [Bonaparte]
werd' der U. goh. Stütz. Hyu. Fall. — v er üf fallen:
1. (v. Personen) Jmden bankerott erklären; verüffalet
werde', bankerott erklärt werden VOrte ; Sch; Z. ,Viler
hussbaltungen, die veruffahlet werden, gänzlicher
undergang.' Z Mand. 1663. ,l)ie Falliten und Ver-
auffahleten.' Z 1669. ,Dass er kein Burger zu Ober-
glatt seie, weilen sein Vater verauffahlet worden.'
1747, Diener OGlatt. — 2. <von Gütern) in den
Concurs ziehen, eventuell gerichtlich verkaufen. , We-
gen des kaufs derjenigen güeteren zu Schw., weliche
Terauffalet werden sollen.' 1694, Hotz, Urk.
Bei UffaU 1 ist fraj^^lich, ob wir es nicht mit ungeschickter
Schreibung für mundartl. U"/al zu tun haben; sonst liesse
sich an nhfidhn als correlaten Begriff erinnern. — 2 entw.
als Drttberherfallen von Seite der Gläubiger gedacht (vgl.
.Concurs' u. o. das Belege v. 1545, auch Z Gerichtsb. 1553:
,wann einer hinweg gienge und die gelter ynfielend, bezalt
wSlItind syn') oder als ein .Auffallen' des Gutes ,auf (an)
die Gläubiger: vgl. ein Lehen ,aufla.ssen', d. i. abtreten.
Schweiz. Idiotikon I. 5.
An-: 1. Obst, das auf des Nachbarn Boden fällt
und ihm nach altem Recht ganz oder tw. zu Teil
wurde. Syn. Über-, Herd-F.; Anris. ,Wo nussbäume
sind, da jemand sanfel oder anfall hätte, und solche
geschüttelt werden, dem mag er [der bannwart] sagen,
dass er seinen anfall hole.' 1426, Twann. — 2. der
Pfahl oder Pfosten, an welchen der zurückfallende
Weidgatter heim Schliessen aufprallt. ,An Koufmanns
weg soll ein türli hangen, das selb t. soll der Blaiter
guot machen und henken und soll des Widerkers guot
die stud [s. d.] machen und soll des Gigers guot den a.
machen.' Opfn. Spreitenbach. — .3. Erde, welche beim
Ziehen der ersten Furche, beim Bearbeiten des Bodens
mit der Hacke, durch Kutschung oder Schwemmen am
einen Ende eines ansteigenden Grundstücks sich ansam-
melt, und welche gewöhnlich wieder zur Ausgleichung
an den andern Saum desselben geschafft werden muss
(A. träge"); auch der Ort am Rande des Grundstücks,
wo sich diese Erde ansammelt AaB.; ApK.; Z. Syn.
Vorfelli, Herdträgi. Vgl. Schlag. — 4. Zapfenlager
für den Wendelbaum einer Mühle OrScuIhis; auch PI.
Syn. Anris. — 5. Erbe, Erbteil. ,Die u.sgerichten kind
sond fürbas ankein ansprach zuo ir vatterguot haben
unz an ein rechten a.' Schw, XV. ,Die Mönche pre-
digen, dass Gott inen so glücklichen a. in diser zeit
versprochen, weil si alles von seinen wegen verlassen
habind.' Vad. , [Judas] hatt überkommen den a. (= das-
los. 1667) dises (apostel-) ampts.' 1531/48, Act. .Du
wirst weder teil noch a. (= los. 1667) haben an disem
ort.' ebd. Der ,ledige A.' war das Recht ursprünglich
des Grundherrn, später der Genossen oder der nächsten
Nachbaren, das Gut eines ohne Leibeserben Abgestor-
benen an sich zu ziehen. ,[Mit dieser Summe sei K.
für seinen Anteil gelöst,] der lidig anfal und das zugs-
recht [bei alllälligem Verkauf vorbehalten].' 1556, L.
,Was zwei eementschen von iren geschwüstergiten
erarbtend oder sonst durch ledige anfäl antielend.'
Landr. Henneberg 1565. .Hienebent solle es ouch by
allen natürlichen frygen ledigen anfälen nach gmeinen
rechten blyben.' RGdalth. 1566.
Aus der Nbf. Sanfel (zu der Verkümmerung des 2. Teiles
der Zss. vgl. Ehis Sp. 202, alzet Sp. 212)- muss geschlossen
werden, dass unser W. früher einmal als Ntr. gebraucht
worden sei ('s An/el).
In-: 1. Einsturz. Wortspiel: Fr het Ifäl wie-n-en
alt ÜMS = dumme Einfälle Th. — 2. Eintritt eines
Ereignisses, des Alters, bes. unerwarteter schädlicher
Vorfälle; Widerwärtigkeit. ,0b uns deheinerlei ynfäll
oder Unlust herin zuogezogen wurde.' 1425, Absch.
,Bedunkt uns, solich unser ufenthalt [Verzögerung]
bring uns grossen y., kumber und abgang, darumb
uns zuo gefallen wäre, gestracks an den herzogen zuo
ziechen.' B an Bs 1476. ,üf allen lächenen [Grenzen]
markstein setzen für künftig ynfälle.' L Spruchbr.
1424. ,Dise ynfäll und sachen lassen wir uns zuo
herzen gän.' 1527, .^bsch. ,Für all krieg, landspresten,
für acht, bann auch für all ander gepresten und ynfäl.'
1530, Absch. ,Zuoletzt und am y. seines alters ist er
verdrossen worden.' Vad. , Hagel, wind, ryffen, miss-
gewechs, nach [noch] einleben anderen y.' ZStäfa 1555.
,0b dann bescheche, das ynfäl kommen wurd[en], es
wäre stürm, brunst, tod, ald anders.' Landr. Henneb.
1565. — 3. Eingriff in Jmds Rechte. ,Dass sem-
lichcr y. umb kouf heryn ze füerenne [solcher Ein-
griff, welcher darauf ausgeht, den Markt mit Umgehung
47
739
Fal. fei, fil, fol, ful
740
der städtischen Krämer zu befahrenl an den rat ,!j;e-
forderet wirt, davon missehellunge kommen, möchte.'
Beitk. Lauf. Z 1336. ,By der vorgeschribnen urteil
schirmen und handhaben, also daz nieman fürbass
dhein y. daran beschech.' 1403, Argovia. ,Den köu-
fern kein schaden, irrsal noch ynfäll bringen.' 14.56,
Kind, Urk.
TJn-Fall: Unglück. ,lngerissne Unfehl, es sygen
Fehljahr, Veechsterbent' etc. Z OGlatt 1640.
Erb-: 1. Anfall einer Erbschaft, auch diese selbst;
Erbrecht. ,Erbfal, teilung.' ca 1520, Bs Rq. ,0b aber
ir eins abstürbe, ee die mechnis [testamentarische
Übereinkunft] ernüwert worden war, alsdann fallt der
e. an die rechten erben.' ebd. ,Dass enkle in den
erbfälen, so von iren grossvatter und grossmüetcren
fellig werden, zuo erb kommen sollen.' 15'2'2, ebd.
,0b yenian dem andern etwas von dem synen anders,
dann der recht natürlich e. zuolasst, [ver-] machen
wellt.' 1537/44, Schw LB. ,Ratserkanntnusse wegen
der erbfällen und teilung der erbschaft, allerhand
irrung künftig zu verhüten.' 1631, Bs Ri]. ,Freier E.'.
ein solcher nach Erbrecht. ,l)emnach [falls] des nach-
richters guot nit mit frygem e., sonder durch male-
iizische verwürkung zuo faal kommen, der oberkeit
zuoerkannt sye.' 1541, Bs Rq. ,So auch sonst ein E.
ledig bescheche, dass nit Kind sondern Geschwisterte
od. nächste Verwandte vor Augen sind.' Erbr. Diessenh.
1617. Vgl. .lediger Anfall'. — 2. Erbschaftstaxe.
.In Sachen erbväl, frid und frevel betreffend, darinn
sich lantsbrnch und stattrecht am höchsten teilen.'
1534, Bs Rq. — 3. = Fall 2 d, doch mit Ausdehnung
des Begriffes auf Erblehen. ,Dz man semlich e. for-
dern und ziehen soll nach der statt recht und fryheit,
da derselb erbteil denn gefallen ist.' 1406, Absch.
Bern beantragt, ,dem Prädicanten zu N. den E. zu
erlassen, jedoch dem Lehen in anderer Beziehung un-
schädlich.' 1539, ebd. ,Dass sie den Hof 40 Jahre
besessen und dafür den E. entrichtet habe, in der
Meinung, dass er ein Erblehen sei.' 1544, ebd. —
4. Krankheit od. Gebrechen, welche ererbt sind Z.
Vieh-: 1. Erkrankung des Viehes, so dass es rasch
verendet oder abgeschlachtet werden muss. ,Der an
etlichen orten erfolgete vichfahl.' AKlingl. 6n. Vgl.
FaU/lciach. — 2. = Fall 2 d, in Vieh entrichtet. ,Wie
man den Vichfaal währen Xleisten] solle: man soll
den Fahl geben von dem Halbvich, dcsglychen von
dem tragenten Vieh.' 1600, L.
Vor-, Für-: Spielraum, den der Besitzer des
Anthauptackers (Sp. 67) den Besitzern der Stossäcker
(Sp. 68) beim Pflügen gewähren musste. ,yedermann
dem andern furval geben soll zuo dem brächet zwürent
und zuo dem bahret ainest; welcher aber das nit tat.
so mag einer selber f. nemen und soll dann nit ge-
frefelt haben.' Meierrodkl Rüdl. 1433. Vgl. FürfälU.
Gegen-: der entgegengesetzte Fall. ,[Uri soll an
Luzern eine Erklärung abgeben,] ob die iren [von
Luzern], so ansprachen zuo Ury [haben], allso ire
Sachen vor den gemeinden erörtern müesscnt oder nit,
damit .sy sich im g. gegen iren [denen von Uri] euch
ze halten wüssen mögen.' 158'2, Absch.
Güeter-: Fall, der als Rcallast auf dem Gute
haftete. ,Die husgenossen und besitzer der pfruond-
lehen sollen, wenn sy die verändern [veräussern]
wellen, [dieselben] an der chorherrn band ufgeben
und darzuo den g. bezalen.' 1538, Rathueb, Urk. Vgl.
Hoffall.
Glück-: glücklicher Zufall. ,l)ass dises alles an
gelegenheit und gl. (= Zeit und Zufal. 1667) stät.'
1531/48, Pred. Sal.
Grund-: Verfall, Untergang. .Der Grundfahl der
Stadt Äugst.' TscHuui, Gallia. — Vgl. ,zu Grunde gehen'.
Hof-: Fall, der als Reallast auf dem Gute lag.
,Wenn ainer mit lyb abstirbt, so muoss ainer dem
abt ain todfall gen. das best houpt vech on den h.'
1529, Strickl.
Der Charakter der Abgabe hatte sich mit der Zeit so
verändert, d;iss sie von den Gütern statt von der Person
erlioben wurde und dadurch mit dem , Ehrschatz' sich mischte
(s. d.). Vgl. Güeter/ull und s. Segess. RG. I 159.
Holz-: durch Sturmwind gefälltes Holz, Holzbruch.
,Damit sie bei diesem h. auch einen nutzen hätten.'
1739, Hotz, Urk. Syn. Selb-, Wind-Fall; Wind-Gefäll;
Wind fall- Holz.
Hin-: Hinfälligkeit. .Des Lebens Hinfahl.' Wcrstis.
1580.
Hinder-: Rückfall eines Erbes aus unbeerbter
Familie an die rechten Erben, nachdem es von dem
überlebenden Ehegatten leibdingsweise bis zu seinem
Absterben besessen worden; das so zurückfallende
Gut selbst. Syn. Wider-. Vgl. hinder- fällig. .Boten
erschienen vor den Räten wegen des H-s. Fast alle
Gemeinden meinten, es solle der Erbfall wie früher
fallen, nämlich so: wenn von zwei Ehegatten der eine
stirbt, ohne eheliche Kinder zu hinterlassen, so soll
der überlebende Teil des andern liegendes und fahren-
des Gut gänzlich erben, so dass Nichts an die rechten
Erben falle.' 1537, Absch. ,Die von Arbon wollen
Erbschaften und Hinterfälle in die Stadt ziehen und
Nichts hinaus erben [an die ausserhalb wohnenden
Erben verabfolgen].' 1540, ebd.
(Best)Haupt- = Fall 2 d, spec. bald mit Rück-
sicht auf den Ausdruck Haupt = Stück Grossvieh die
aus dem Viehstall geholte Abgabe im Gegs. zu Ge-
wand-F.; bald wo mehrere , Fälle' neben einander
entrichtet werden mussten, der bedeutendere, aus
Wertvollerem bestehende und dem Grundherrn zu-
kommende gegenüber dem geringeren, den niedrigeren
Beamten. z.B. Keller. Forster. Weibel, zustehenden;
bald auch mit Bez. auf das ,Haupt' der Familie.
a) ,üersclben zyt hat der abt mit denen von B. ain
span von des gwandfals und geläss wegen, das si zo
geben gar unwillig warend. Und huoben si sich an,
euch des hoptvalls ze sperren. Brachtend den abt
dahin, dass er sich bewilget, den gwandfal und das
gläss naehzelassen, doch dass si sich verschribend,
den hoptval on widerred ze bezalen.' 1441, Vad. ,We-
liche in der statt Kl. sitzend, gebend weder vall nocli
gläss, dann einen houbtvall und ungenossamy.' Urii.
Baden 1490. ,Ein hoptfal und ain gewandfal.' Recii-
TüNG Rheinau ca 1515; Absch. v. J. 1568; 1578. .Die
houptfäll, als die so nämlich unz bis ufs kind in der
wiegen gangep sind.' (Sie wurden sonst nur von Kr-
waclisenen bezogen). 1529, Absch. ,Der Abt hatte von
einem verstorbenen Leibeigenen den ganzen Haui)tfal!,
nämlich das beste Stück Vieh bezogen.' 157(i, ebd.
,Und soll ein äptissin ein schlechten [einfachen] hoptval
da nemmen und soll auch fürbass da nichts ze bieten
haben, sonders das best lebend houpt ze val nennncn
Fal, fei. fil. fol. M
742
und nit mehr.' Hofrodel ZWalil 1585. — b) .Uniler-
ständ sich [überniihniej ain aigeiimann des.selben gotts-
lius <fuot. so sollt un.serm gnädigen herrn der be.st-
liojitfal werden vor desselben abgegangenen [frühern]
halslierrn.' Offn. Zuzwyl 1488. .Wenn ein hofjünger
von todeswegen .stirbt und abgeht, das da einem herrn
von Xnvi von ihm werden soll das best haubt vich.
das er hat. zu haubtfal; und soll einem keller werden
das best kleid, als er am sonntag hat.' Offn. Well-
hausen. .Dass jeder hinziehen könne, wohin er wolle.
dem H. des Landesherrn unbeschadet.' 1540, Absch.
Vgl. auch Gr., Wst. I 106. 262. — c) ,Wenn euch des
Torgenannten huses eigen lüt von todes wegen abgend,
dass denn dem vorgenannten hus Buebikon von je dem
eltisten mann ein houptfal und syn kleid das best
werden soll, und von einer frowen, so die eltist in
dem hus, das best bett und ir festgewand.' H.-vusbrief
Bubikon 1483.
Herd- 1. ^Haerclfd BBrienz" = Überf. od. Auf. 1.
,I>er halbige Teil dessen, was dem, des die Bäum nit
sind, auf sein Herd [Erdreich] fallt, soll für den Herd-
fahl gehören.' 1650, BSa. — 2. Verwundung, welche
bewirkt, dass der Getroffene zur Erde fällt; Todt-
scblag; vgl. herdfälJig. Der ,H.' gehörte als .schwerer
Frevel' vor die hohe Gerichtsbarkeit. .Diepstal, stein-
üswerfen, schuldung der eren, slachen, v.-undat, hert-
vall, fridbruch und dgl. sachen.' 1469, Bs Rq. ,.TH.
soll selb dritt ein h. abtragen, bringt syn teil IX pfd.'
1558, MEsTERM. 1882. ,So aber ein h. oder Scheltwort
und zuoredungen [Schmähungen] zwischen Frauwen
vcrluft'end. das soll ein vogt ze strafen haben.' Offn.
Marthalen 1580. ,So zween mit einanderen hauwen
oder schlachen und darus ein h. folget, solle der h.
dem vogt zuo K. alleinig zuo büessen zuostahn.' ebd.
— 3. Knie fall a) als Ausdruck des Dankes. Im .1.
1653 nach dem Bauernaufstand erschienen vor dem
Stiftskapitel Beromünster zwei durch dessen Fürbitte
gerettete Rädelsführer und taten einen ,H.' (MEsterm.
1875.) — b) kniefällige Abbitte vor der versammelten
Gemeinde, eine auf Lästerungen u. a. Vergehen ge-
setzte Kirchenbusse (bes. im XVI.— XVIII.) B. ,Die
aber, so die vermahnung nit achten, sonders darüber
mit schnödem bscheid begegnen wurdend, zum härdfal
vermahnen.' B Mand. 1628. Syn. Herdkuss. — 4. Erd-
rutsch. ,Von einem Erdfall. Ao 1678 ist ein Teil
des stotzachtigen Gebirgs abgerissen; gleichwohl sind
von diesem Bergfall weder Menschen noch Vieh be-
schädiget worden.' Mem. Tig. 1742. — Mhd. ert-val.
Harnisch-: = Fall 2 d, sofern die Abgabe mit
dem Harnisch oder Waffen übh. entrichtet wurde.
.Ao 1.397 was ein span zwüschend dem closter Aller
Heiligen und Hallow von wegen des harneschfals.'
JJKüEGER. Vgl. ,0b es aber wäre, das er kain fiech
oder tier hette, der ist schuldig ze geben synen har-
nisfh oder wafen, und syne peste klaider.' Offn. Tuggen.
Häss-{"): in Kleidern entrichteter Fall. Syn. Ge-
wand-F. .Es syge dann sach, dass sy [eine abge-
storbene Frau] hett unberaten [unverheiratete] döch-
tern, den sollt nit mer genommen werden [als] der
h. oder lybfal und nicht das bett.- Hacsbr. Bubikon
1483. ,Wo der waibel den hessfal nimpt, so soll er
nünts nemen, dann das gwer und die gürtelgwand als
er [der Pflichtige] zue kilchen und hangarten gät.'
Oppn. Sulgen. Vgl. ,Sind aber die lyberben tochtran,
so nimmt der ammann zue dem val des abgangnen
häss, als er ze kilchen und haingarten gangen i.st.'
Offn. Appenzell 1379?
Kinder-: Fall, der sogar aus der Hinterlassen-
schaft von Kindern, welche fälliges Hofgut unzerteilt
in Gemeinschaft (der sog. Zusammenteilung) besassen.
erhoben wurde und zwar beim Tode eines Jeden der-
selben. 1574/1607, L. Seh. RG. I 158/60.
Lib-: \. z= Fall 2 d. ,So soll man vorab davon
usrichten und bezalen bodenzins, huszinse und lyb-
felle.' 1457, Bs Bq. Vgl. ,So mag der herr den vall
von synes eignen mannes lyb nemen, wie diir gevallen
ist.' Urbar Baden 1490. ,Sy habend sich dann vor
und ee irer eigenschaft mit abtrag des lybfals mit
einem herren zuo StBlasien vertragen und irer ledigung
gloubwürdigen schyn erlangt.' 1548, Bs Rq. ,0b man
den Priestern den Leib- oder Todfall erlassen wolle.'
1584, Absch. — 2. Begräbniss; Begräbnissmahl. ,Uf
lybfäll, sibend, dryssigst und jarzyt, Do was mir noch
nie kein myl wegs zuo wyt', lässt NMancel die Begine
sagen, welche gerne guten Mahlzeiten nachzieht. ,Bei
seinem Leibfall erschiene das ganze königliche Frauen-
zimmer [weibliche Hofgesinde].' Wurstis. 1765.
1. Der Fall wurde vom .Leibe' des Hörigen erhoben,
war ein Zeichen der persönlichen Abhängigkeit vom Hals-
lierrn. — Zu 2 Tgl. Gr. WB. VI 598 b.
Land-: die abschüssige Lage des Bodens. Jl/e"
muess d' Mesdatte im Blei Wha", nildnah-em L. ZWäd.
Müll)-: Abgabe, welche dem Grundherrn für die
Benützung einer Wasserkraft zu Mühlenbetrieb ent-
richtet werden musste. .Die mulli-fel zu entpfangen,
haben M. G. H. für das künftig nachgelassen und auf-
gehept; iedoch mit vorbehält, dass ihnen solcher nach-
lass an ihren habenten röchten der wässern, oder
wasser-fällen kein nachteil [sein] solle.' Vorschla« zu
Ruswyl 1653.
Miss-: 1. „Unglück durch Zufall L; Schw." -
2. das Miss fallen, sehr häufig in der altern Lit.
.Werdend einen m. ab euch selbs haben.' 1531/48.
Ezech. = ,oin missfallen.' 1667. — Mhd. misneml
Nach-: nach vollzogener Ausrichtung später noch
zu erwartender Erbteil. .Niemands soll Gewalt haben,
sein N. oder andere Erbschaft, so er zu erwarten
hätte, zu versetzen.' 1666, BSa.
Not-: Unglück, s. d. Comp. N.-Stube. — W\i.nüt-val.
Pen-: 1. Straffälligkeit. ,In sorgen stön, dass er
gegen k. majestet in ungnad und peenfal kommen
möchte.' Vad. — 2. Busse; Strafgeld. ,Uf den ebruch
sind härte straf und penfäl gesetzt.' 1526, Ei;li, Act.
— Abi. penfällig (s. d.).
Bett- = Fall 2 d, sofern er mit einem Bette be-
zogen wurde, was häufig bei verstorbenen Frauen
vorkam. ,Da die Hiltin eine Gotteshausfrau ist und
keine unberatene Tochter hinterlässt, so soll der Abt
beide Fälle, den Bett- und Gewandfall nehmen.' 1494,
Absch. Vgl. Offn. Laufen bei Fall 2 d.
Rü"-: 1. „Reue über einen geschlossenen Ver-
trag, Kauf. — 2. Busse, Entschädigung wegen nicht
gehaltenen Vertrages VOrte." — Syn. Rü^-Kauf.
Rück-: rechtlicher Termin, bis zu welchem ein
Kauf rückgängig gemacht werden kann. ,Zu Verhütung
gegenseitiger Benachteilungen wird der B. od. das so
betitelte Zihl und Tag ferners beibehalten.' S 1807.
743
Fal. fei, til. f"l, ful
744
Selb -Fall: durch Wind verursachter Fall des
Holzes; solches Holz selbst. Syn. Holz-F., Wind-
Bruch. ,Es send ouch alle Windbruch und selbval
in den hölzren eines vogtes syn.' Hofr. Lunkhofen.
Schau-: 1. der äussere Rand eines Gegenstandes,
hes. eines StückesTuch Bs; Gl; Z, eines Ackers ZBenk.,
eines Getreidehaufens ZSth., der den Vorübergehenden
oder Prüfenden in die Augen fällt und sie zur Be-
sichtigung oder zum Kaufe lockt, indem er. auch etwa
in betrügerischer Absicht, schöner ausgestattet ist;
Schau-Ende. ,Aller pammeren obertilinen am schau-
fäl schürpfen oder rüch behoblen.' 1554. Hotz, Urk.
.Specimen, seh., ein prob, probstuck.' Denzl. 1G77;
171G. Syn. Schaufaden. — 2. das äussere Ansehen,
der Schein. ,Das Tuch ist auf den Seh. gemacht.'
SuLGER. .Etwas an den Seh. stellen.' ebd. ,Uppige
kleider tragen, stäts uf den schowfaal ufzieren.' Bdll.
1540. .Das ein hübschen schauwfal hat, das köuflich
ist.' Fris.; M.\l. .Componi ostentationi, zum seh. ge-
ordnet werden.' ebd. .Gelegenheit zu einer trefflichen
Stadt mit schönem Aussehen und Schaufahl.' Tschudi.
Gallia. — S. augenfälliger Platz. ,In jedermanns
schawfahl und zuvorderst im spil sich erzeigen.' FWtss
1G50. — 4. Besichtigung der Wohnung und der Be-
sitzungen des Freiers von Seiten der Geliebten, wenn
sie den Heiratsantrag erhalten hat Zg. Syn. Geschaut.
Tod-: 1. = Fall 2 d. .Sollend alle todfäll nach-
glassen syn.' 15'25, Absch. — 2. Todesfall. Es gid
Todfäl, es kommt zum Blutvergiessen S.
Wider-: 1. Rückfall des abhängigen Gutes an
den Grundherrn. ,'Doch soll der artikel des wider-
fals halb, dass man die güeter nit erben soll denn
unz in das ander glid, hin und ab syn, also dass sy
ye einer von dem andern erben und die güeter von
eini an den andern fallen sollen wie ander güeter.'
1538, Ratugeb, ürk. — 2. der meist nur teilweise
Ruckfall des von dem absterbenden Ehegatten in die
Ehe gebrachten Gutes an die rechten Erben des-
selben, unter Ausschluss des überlebenden Gatten.
.Wann ein erber guot fallen wurd in frömbd bände
und uss der linien, da das guot har kommen ist, da
soll dann der w. an einer herrschaft und biderben
lüten stän [in ihre Entscheidung gelegt werden].'
1507, B. ,Wo zwei eliche gemächlten an elich lyb-
erbcn absterben, dann soll es w. gen und sonst nit.'
15'29, B. .Wenn durch sömlich teilung das guot in
frömbd händ fiele, da soll der dritteil angends wider-
fallen des toten nächsten erben und sünst kein wider-
fal.' ebd. ,Mächnussen [= Vermächtnisse] beschuhen
uf ein w,' 1539, Bs Rij., also auf blosse Nutzniessung.
— 3. was der Frau in Ansehung ihres Brautschatzes
und zu dessen Sicherstellung von dem Manne aus-
gesetzt wird; Gegenvermächtniss B; Syn. Widerlaij.
Dann auch das von den Ehegatten auf Ableben hin
einander gegenseitig ausgesetzte Erbgut; Ver7nächt-
niss, wodurch der Ruckfall des Erbes an die rechten
Erben verhindert wurde. .Zwei ehemöntschen mögen
einanderen die widerfähl mehren, besseren, ordnen
und all ir guet geben und vermachen.' 1541, B. —
4. Glücksumschlag. .Der Abt [hätte gerne nach
König Albrechts Tod J^roberungen gemacht, allein er]
entsass [fürchtete] den w.' Vad. — Vgl. >cidcr/aUen.
Gewand-: 1. der Fall (2 d), sofern er in Kleidern
(auch im besten Bett oder in Kleinvieh) entrichtet
wurde. ,Üb ain gottshusmaun lyberben verliess, das
nit knaben wärind, und der erb fal an frowen fiel
oder an töchteren, so ist der gwandfal des waibels.'
ÜFFN. Sulgen. Syn. Hässfall. Vgl. : ,Hat er aber nit
vichs,. so soll er geben das best gewand, als er am
sunnentag ze kilchen gät.' Üffn. Schwamendingen XV.
— 2. der neben dem , Hauptfall', welcher dem
Landvogt zufiel, dem Untervogt oder anderen Unter-
beamten zukommende , Todfall' an der genannten min-
derwertigen Habe. .Desshalb die unsren sich dreffen-
lich klagt, wie sy von den undervögten des gwandfalls
halb fast beschwert werden der niäss, dass sich zum
dickern mal begeh, dass sy eim undervogt mer geben
müessend, denn unserm landvogt worden war [= sei].'
Baden 1512. ,Hat es hinfür die meinung, dass die
Thurgöwer für den houptfal nit meer dann ein guldin
in münz und für den gewandfal ein ort eins guldins
und nit wyter noch ferer und das allein zuo einer
bekanritniss schuldig syn und also mit diem fal das
geläss ouch bezalt syn soll. Es möchte aber einer
des gewandfalls halb so gar arm syn, weisst sich ein
jeder gerichtsherr denn im selben wol zuo halten.'
1530, Absch.
Wind-: vom Winde umgeworfener oder schief
gedrückter Baum, abgewehtes Holz Bs; B; E. Wie
früher dasselbe auch Nichteigentümern etwa zur Nutz-
niessung überlassen wurde, so darf noch heute da und
dort der Pfarrer aus dem Pfrundholz ungefragt davon
nehmen. ,Sy söllind selber umb laden luogen, in-
sonderheit dieweil sy das holz vom w, und winterhouw
anderswohin verkauft und hinweg geben habend,' 1562,-
Hotz, Urk. ,Dem, dess der bäum an der march nit
ist, soll, was auf sein ertreich fallt, als der w., wie
von alter har werden.' 1563, BSi. ,Die Ziegler sollen
sich hinfort der Windfahls-Dölderen [Wipfel] und ge-
meiner Afterschlägen behelfen,' 1697, Bs Waldordn.
(Die Ziegler hatten an den Holznutzungen der Ge-
meindswaldungen nur bedingten Anteil.) .Der Wind-
fahl, so zu nichts Anders als zu Brennholz taugend-
lich.' 1747, BSi. Syn. WindgefälL - Mhd. wintml.
Wasser-: das Gefälle des Wassers. S. hci.Müli-F.
Zue-: 1. Zufälliges, bes. ein Ereigniss von nach-
teiligen Folgen, wie Krankheitsanfälle u. ä. En Z.
überchö' oder g'ha' ha" Z. Es Zuefäli, eupheni. bes.
Schlagfluss, es Schlegli Z. ,Ee Adam in d' sünd gfallen,
ist er in alle weg vollkommen und aller gepre.sten
oder zuefälen ledig gsyn.' Güaltu. 1555. .Dass üwer
macht zuo allen unsern zuofällen [bei Allem, was uns
zustossen sollte] .schnell bereit syn werden.' 1521,
Absch. — 2. was Einem zu Teil wird, a) erbrecht-
licher Vermögenszuwachs = Fall ä h. ,Als ob-
vermeldte Satzung [von den Pflichten eines Falliten]
keinen erblichen zuofal begryft [ins Auge gefasst
hat].' 1597. Z Erbr. — b) zufällige Einnahmen,
Accidentien. Sportein. ,Das in semlichem wesen [da
der Stadt durch den Vogt Hagenbuch alle Märkte
und Gewerbe abgeschlagen worden] alle und ietliche
nutzungen und zuefäli der Statt [Mühlhausen] also
abgangen, das sy zu nüt worden sind,' 1474, .\bsch.
.Habend wir doch wenig ingends noch zuofalls, es
syge an wuchenmärkt noch jarmärkt, dann dass wir
uns uss dem erdrych nerend,' 1525, ebd. ,Dass der
nüw vogt der wittwe des alten gelangen solle lassen
den jarlon bis Wychenachten, doch die zuofäll dem
745
Pal, fei, lil, toi. ful
7-16
jetzigen vogte vorbehalten, so er liinfür verdienen
würt' 1528, Strickl. — 3. Einfall. ,Mir ist ein
guoter z. kommen; das mittel würt helfen!' lässt
NMan. den Arzt am Krankenlager sagen. — 4. Zu-
strömen einer Menge. ,In disem Dorf ist ain grosser
Z. von Wagen und Karren.' Stockar 1519. ,.A.ls grosser
Z. war zu unser Frouwen gan Büren.' Ansh. ,Affluens
studiis locus, ein ort, in welchem wol ze lernen ist
und darvon ein grossen z. hat.' Fris, — 5. Beitritt;
Zustimmung, Beifall. ,Wa ist aber meer zuofals zuo
Christlichem glouben, meer ufwachses Christenlicher
Unschuld gewesen?' Zwingli. ,Der z. des gemeinen
niannes ist unser.' 1529. Absch. ,Von der frucht seiner
predig und z. der glöubigen.' 1531, Apostels. Vgl,
zuefaUen. — '2 b eotspriclit wörtlich dem aus dem Lat.
abgeleiteten .Accidenz'.
allen-falls all^fäJs: wie nhd.; auch .beispiels-
weise'. ,Gott dankend ass sie mit ihrer Haushaltung,
was der Tisch raitbracht, allefalls Erdiiptel und Ge-
mäss, das sie selbst gepflanzt hatte.' Merkw, d. XVIU.
glich-: 1. ebenso. Als Antwort bei Glückwün-
scben, bes. auch beim Abschiede gebräuchlich. A: Gott
h'hüet-i''; schlofed wol! B: Glichfäls (ir au'''J! Z. —
— 2. gleichviel ob, als Conj.; vgl. umgestellt .ob-
gleich'. , Weiss woll, dass ich kein ruow nit hab. Es
ayge glychfals nacht old tag.' Com, Bkati,
fall-bar: von Gütern, mit der Pflicht des Falles
behaftet. ,Ouch soll man wisun, dass die schupposen
vallber sint, also wer die seh. inne hat, gät der ab
von todes wögen, also mang seh. er inne hat, ist dem
gottshus von jeklicher seh. ein höpt gevallen.' Offx.
Tettingen. Syn. fall-los.
„Fäsch-Päll -F.d: mit .Fäschgras' bewachsene
Trift oder Bergweide BE.; LE." — S. Gefall i c. d.
Gefäll kfe'n. kfäl (kfölj: 1. concr. a) Abfälle,
z. B. diejenigen Teile des Schlachtviehes, welche man
nicht auswägen, sondern nur als Zugabe verwenden
darf Aä. I''' u'änsch-ech am Wurstmcil 's Allerbest : im
därmige Säckli 'hräglet [gebratene] 8 Ell von alle" Sorte'
und settigem [solchem] G'fäll, wie zum Exempel tw''
Schnörrli [= Schnauze, eine Delikatesse] driiff iiehe
[= hinauf], init andrem G'rümpel \^= Durcheinander],
Wurstlied AAStauf. — b) G'fell, steiler, steiniger Ab-
hang, Trümmerhalde W. — c) G'fäl, Abteilung der
Alpweide, welche gedüngt, eventuell gemäht und darum
eingezäunt wird, bes. der zunächst um die Sennhütte
gelegene ebene Platz, der seine Düngung von selbst
durch das dort zum Melken und zur Nachtruhe sich
lagernde Vieh empfängt BE., öO.; LE. Ggs. Magere;
^yn. Läger, Heuplatz; vgl. gefallen. .Sonst bleibt's
[das Vieh] in dem Gefleld (Gefähl), das gleichet einer
Matten.' Lied v. den Handlungen des Hirten. Daher
,g'fäle", Dünger auf ein ,Gefäll' .streuen", — d) G'fäl,
Weideplatz mit Sennhütte. Der Senn zieht mit vor-
rückender Jahreszeit aus den ,Vorsässen', Vorweiden,
zuerst auf das untere, dann auf das obere G. BHa.
Syn. Bochfäl; Stüfel. Vgl. fälen. — e) im G'fe'll BO.
0. ü.; LHergisw. (auch -ö-); Z, G'fäl BTrueb, als
Eigenn. von Örtlichkeiten. — f) G'fäl, Vieh BHk.
— g) PI., Einkünfte, Abgaben (Kanzleispr.). ,Deni
Weibcl von Kilchlerauw [als Sold für] die Gfällenen all-
dorten einzuziehen.' 1742. Schloss Rued. — 2. abstr.
a) G'fe'll, Neigung einer Strasse, einer Wasserleitung.
Syn. Fall. — b) G'fe'll Aa; Ar {e'); Bs; BE.; Gr; L;
G; S; Th; W; Zu., WL, G'fel B (Id. B; ZvRo); L;
SchwMuo.; S; Uw; Z(;, G'fSH ZS., G'f^l BRi., Si.,
G'fül LH., äusseres Glück durch Zufall, sowohl ein-
zelner Glücksfall als fortdauerndes Geschick, a) mit
dem best. Art. '.5 G. hä", vom Glück begünstigt sein
L; Z. Wortspiel: Wenn Eine'' 's ganz Sterneberg hett,
SU hett er 's G. [so heisst nämlich auch ein Weiler
der sonst als arm geltenden ZGemeinde St.] Me mos
[man muss sc. zum Wollen und Fleiss hinzu] aw'' '.s
G. ha' Av. ,Ist das blinde Glück, der Zufall, das
sog. G. schuld daran? Die Leute .sagen immer: ich
habe das G. nicht, es ist heut zu Tage Nichts mehr
zu machen.' Gotth. ,Es kam auf das G. ab; es gab
Tage, wo Einer von uns Nichts erhielt, ein Anderer
viel.' ebd. Es hanget vil [= sehr] vom G. ab. Dem
G. underworfe". Je b'schissner [betrügerischer] d' Lüt,
um so grösser 's G. Schild, ß) ohne den best. Art.
Juhe, icer G. hed g'ha' mit Finde" [von Ostereiern].
RWvss. Mir G. ha' als Verstand S. Mer hin [wir
haben] ditz Jär vil G. g'han, z. B. u. bes. in der Vieh-
zucht BSi. Guets (es grosses, es b'sundersj G. Es ist
es G. [blosser Glückszufall], wenn Eine d' Sehibe trifft.
Mhd. rjereUe, Fall; Abgrund; Abgabe; Glück. Die Scbwan-
kungea des Voc. erklären sich daraus, dass die Ableitung
von ,Fall' mehr oder weniger deutlich gefühlt, dazu der Um-
laut in älterer (c') oder neuerer Färbung (•,€) angeschlagen
wurde. Beides verbunden mit dem Umstände, dass ,Fall' mit
langem Voc, gesprochen wird, daneben , fallen' und ,gefällig'
mit kurzem. Die Färbung e* mag sich von .Ungefäll' aus,
das sicli begrifflich mit ,fe''hlen' berührt, auf , Gefäll' über-
getragen haben, — Zu 1 b vgl. die syn. (J'hi und Rini von
riehijen, risen, fallen. — 1 c mag sich auf die Lage der Senn-
hütten beziehen, indem dieselben meistens in einer Einsenkung
errichtet werden, gegen welche die Umgebung abfällt, od.
auf den Mist, den das Vieh dort fallen lässt, wozu das
Präf. mit coli. Sinu gut passen würde; vgl. indess auch Fi'l
bei Fdd, welcher Zshang .jedenfalls dem Verf. des oben ange-
führten Hirtenliedes bei seiner versuchten Verhochdeutschung
vorschwebte, c u. d dürften wohl unter einen Begriff zsgefasst
werden. — Zu e lassen sich verschiedene Grundanschauungen
denken, indem die Deutung als haldige Örtlichkeit nicht auf
alle passt; mit Bez. auf andere ist der Ansdruck viell. syn.
mit Rüti, Schwand (durch Fällen des Waldes urbar und
wohnlich gemachter Boden). — g. .Gefällinen' setzt einen
»veibl. Sg. ,GefaHi' voraus. — Abi. geßälen; rjefulliij.
Un- Uy-, U"-, 0 Dim. Okfelleli Ap: Miss-
geschick, Unfall, das Gegenteil von Gefäll 2; Unglück.
Er ist iez au recht i" 's U. i-e [= hinein] cho". 's Un-
g'fell ritet-e [ihn] oW* recht! S. Ung'feler [wieder-
holtes Missgeschick] im Stall mit-em Veh Z. Wer 's
U. het, bricht uf-em ebne Boden e Bei'. Sclger. Es
ist Tceis Ug'fäl, ivan es ist noh es G'fäl derbl BRi.
Das ist mys U. g'si", war mein Unglück. .Das war
aber unser ungfell.' Schürpf 1497. .Krieg, türe, ster-
bend, hagel, ryf. missgewechs und ander derglych
ungefell.' ßs Rq. .Gross ungefal was dazuomal uf
der V, Zürich teil.' Edlib. .So kommen wir aus un-
gefäll.' RuEP 1545. .Arm das grössest ungefehl.' Rüd.
Mey. 1650. ,ln vielgedachts Erdbidems ungefell un-
wonhaft worden.' Würstis. Spec, Ansteckung mit
Krankheit GrD. ; U; in Gr werden zum Schutz da-
gegen Halsschnüre von den Früchten des Spindel-
baumes getragen. Euphem. und verhüllend z. B. für
Todschlag (vgl. .kam zu schaden und ungefell, dass
er ein burger erschlug.' BWaldis IV Fab. 67). , Damit
böser ungefell und unrat verhüet werden.' 153u, Absch.
ist eine versteckte Krjegsandrohung.
747
Pal, fei. fil, t'ol, ful
748
Mild, unijrnilr = vnijiml m.. D. In unserer Volksspr.
hat es den Aiisdrnck .Unglück' lieuiabo ganz verdrängt. —
PI. auch ohne Endung: ,die künftigen ungefell.' 1531, Lucas.
Miss-Gefäll: dasselbe, Bs.
Sü'"'- SÖU-: unerhörtes, unverdientes Glück L.
Welt-: Glück in der Welt. Vil W. ha" BSi. --
Ahl. wehtjeJiJlUij.
Boch-Fäl n.: „der Bezirk der Alpweide zunächst
um die Sennhütte und zwar der gedüngte, fetteste
Fleck derselben, wo man das Vieh gewöhnlich zum
Melken lagern liisst Ap." Sjn. Gefäll 1 c. d; Ferrig.
gefäll: fällig, verfallen. , Wegen versessenen und
gevelnen zins.' Urk. 1405 (Arg.).
Falle" f. — Dira. Fälleli: 1. Türklinke Aa; Ap;
Bs; B; VOrte; Gl; G; S; Z. D' Tür ist uf (l'r F.,
nur angelehnt, nicht im Schloss Z. ,Die Türe [einer
Freistatt] in der F. stehen lassen', nicht schliessen.
BsLie., XVU. Syn. Ginschet; Klinge. — 2. Fall-
türe, Klappe Gr; „VOrte"; Z. Liegende Türe,
welche die Öffnung eines Bodens sch]ies.st Ap. t>yn.
(Fäll-)Balchc", -Lade''. Der Laden oder die Öffnung,
durch welche man auf einer Treppe in einen untern
Raum hinabsteigen kann Sch. Vorrichtung, den Keller
zu schliessen, indem man von der Stube aus einen
an der Kellerdecke befestigten Sparren an einem Seil
etwas hinunterlässt BSi. Falltüre, welche in den
Keller, auf den Estrich führt GrD. Falltüre an einem
Gefängniss; der Deckel der Chiche, des Gefängnisses,
im Rathaus GrD. .Einen auf die F. legen', um ihn
dort hinunterzusenken. ,üer ward uf der f. gehalten'
[im Gefängniss]. Bgssh.-Goldschm. Klappe GRPr., an
einem Ofen Gl; Z. Wasserschleuse Gl (z. B. an
einem Kanal); GrD. Ventil SG., NA. S. noch die
Compp. --- 3. beweglicher Teil verschiedener Ge-
rätschaften, a) der Haken, der in das Zahnrad an
dem vordem ,Baum' des Webstuhls eingreift Z. —
b) an einer Uhr. ,Wie wenn einer das Fällelein lupft
an einer Uhr und sie fängt an zu schnattern, bis das
Gewicht am Boden ist, so war es, wenn man bei Bäbi
das F. lupfte [= ihr Anlass bot, über einen ihr sehr
angelegenen Gegenstand sich auszusprechen] : da
schnatterten auch alle Rädlein ihres Gemüts und der
Mund klapperte, dass er nicht wieder aufhören konnte.'
Brettenst. 1860. 's Schnüerli 'zöge, 's F. g'liipft, De''
und de'' isch wsepfüpft [entwischt], Anzählspruch bei
Kinderspielen Aa; Bs. Er het 's F. g'liipft, einen
Wind gelassen Bs; Z. — c) ,die welsche Falle', das
Fallbeil. XVI., L (der Vorläufer der Guillotine). —
Messerartiges, zwischen zwei schweren Klötzen, welche
eine auf- und niedersteigende Bewegung haben, be-
festigtes Eisen der Ratiere (s. Matzenfalle) eines Web-
stuhles, durch welche nach bestimmter Reihenfolge
die Gcschirrflügel an ihren Haken in die Höhe ge-
zogen werden Z. — 4. automatische Vorrichtung
zum Fange von Tieren, allg. Eim e F. lege" BSi.
(richte" Aa), auch in bildl. S. Teil eines Fischernetzes
(Bären): wenn der in den B. gegangene Fisch eine
am einen Ende eines Balkens (Wäg) befestigte Schnur
streift, so zieht diese eine am andern Ende befindliche
Falle, wodurch der B. über das Wasser geschnellt wird
Rhein. Figgen und F. BBe. = Figgen und Midi, s.
Figge". - 5. unvollkommene Ähre, wenn durch Frost
udgl. einzelne Körner zu Grunde gegangen sind ZRafz.
— G. betrübtes Gesicht. E F. mache" Bs.
Mhd. mtte f., Falle; Klinke. — Bed. 5 viell. vom Ab-
oder Ausfallen der Körner. 6 von schief gezogenen Mienen
r« Mül henK-e,i): vgl. Syn. MMßillewjrsirht. — Abi. ßiUn I ,
fidlnen.
Ofen -Falle: Klappe zum Öffnen u. Schliessen des
Zuges im Ofen Z. — Hurd- = Falle 4 aus Flechtwerk.
Die G Landsatzgn des XV./XVL verbieten .hürdfallen,
schupfreitel u. derglych, damit dheiner dem andern
syn hund oder katzen fahe.' — Kichen- s. Falle 2.
.Sollend alle, so die Buoss nit zuo geben habend [ver-
mögen], auf der Kirchenfallen [so!] gelegt und alldorten
bei 8 Tagen mit Wasser und Brot erhalten werden.'
GrD. LB. — Keller- Ch&ler- fast allg.. Glüirn- ZRfz:
die Falltüre, durch die man in den Keller („Neben-
kellcr." St.'') hinabsteigt Ap; Sch; Z. — Kämin-
Che°mi-: Kaminklappe, d. h. Klappe zur Öffnung und
Schliessung des Rauchfangs, Schornsteins Ap. Syn.
Bassli (s. Asne 7 Sp. 505); Kämi''deckel. — Kapu-
ziner-: hölzerne Klinke, wie z.B. die aus der Wohn-
stube in die Nebenstube führende Türe eine hat.
RocHH. 1867, 2, 122. — Klotz-: Falle für Mäuse und
Ratten, bestehend aus einem schmalen Brettchen, wel-
ches über den Rand eines mit verdecktem Wasser ge-
füllten Kübels oder Topfes hineinragt und auf dessen
innerer Hälfte ein Klotz ruht, der, wenn die Schwere
des vorwärts .spazierenden Tieres dazu konunt, das
Brettchen mit Allem zum Sturz ins Wasser bringt ZO.
— Lös-: eine Art Schleuse an einem Schwellenwerk
(zum .Loslassen' des Wassers). — Lüs-: (scherzh.)
Kamm ZStdt. — Lotter-: L ein von Kindern ge-
machtes und vei'decktes Loch im Boden, in welches
ein damit unbekanntes Kind beim Spielen hineinfallen
soll L; trügerischer, unfester Boden, der den unvor-
sichtigen Betreter leicht zu Fall bringt B (Zyro);
vgl. Falle 4. — 2. baufälliges Gebäude, altes Haus,
schlecht gebaute Hütte Bs; Gr; L; S; ZKn. Syn.
Klüttere, Gelütter, Gelötter. Altes verlottertes Gerät
Bs. Lockere Türklinke Bs (vgl. Falle 1). — Mus-,
Mus- (Mise- Ndw): 1. Mausfalle. Bildlich „eine M.'
machen: beim Grüssen den Hut nur ein wenig heben
Gr; L; Z." — 2. eine Art unterirdischer Abzugs-
graben für Wasser. .Alle mäusfallen oder wo das
Wasser under und ob dem ertrych heimlich eingeführt
wirt, sollen hinweg getan und vermacht werden.' Stdtb.
Wint. ,Das Wasser in der Eulach ist mit vilen grossen
Nebendgräben und heimliehen Au.sgängen oder Müs-
fallen verschweineret [vermindert].' ebd. — Schär-
müs-: eine bes. Art unterirdischer, zangenartiger
Maulwurfsfallen Z. — Niggeli-: Mausfalle, bei wel-
cher das Tier durch ein Brett erschlagen wird, dessen
Stütze weicht, sobald jenes an einem gewissen Holz-
klötzchen (Niggeli) rüttelt Gl. — Bären-: Name
einiger Häuser in BHk. (wo viell. früher Bären ge-
fangen wurden). — Ratzen-: Vorrichtung zu kün.st-
licheren Seidengeweben (Atlas oder Satin), oben auf
dem Webstuhl, zum .aufhängen des .Geschirre?' und
zum Ersatz der .Trotten', frz. ratiere (aus dem es
umgedeutet ist), die Vorläuferin der Jacquardmaschine
Z. — Schütti-: Falltüre oder -laden, die auf den
Estrich führt Z. — Stuben-: Klinke der Stubentüre.
— Stell-: eine Art Schleuse au einem Wässerungs-
graben, welche sich mit blosser Hand richten lässt Bs.
— Dach- = A'ämiw-i''. ZWyla. Durch dieselbe wird
namentlich das Tageslicht in die sonst dunkle Küche
eingelassen. - Tür-: Klinke G; Sch; Z; Redinher,
749
Fal. fei. til, fol. t'ul
750
Wenn i''' g'uüsst hett, dass du chämist, so hett-i''' d' T.
(f feget! sagt man sclierzh. zu einem werten Gast GF.
Allerhand ist e T. (Wortspiel) Z. Syn. Schliinyge. —
Tiitsch-: Klaiipfalle für Mäuse GkD. Syn. Ni<ii/eli-l''.
— Wasser-: 1. „bewegliches Fallbrett über dem
Wasser L; Z." — 2. Wasser ventil. , Unten in
jedem Stiefel [der Pumpe] ist eine W., welche Ventill
genennt wird.' Feuerspr. 1790. — 3. Stelle, wo ein
Wasser von einem Berge fällt. So heisst eine Stelle
an der Limmat im A.\Bb., eine am Schimberg L, ein
Bergrücken zw. Bs und S. Wehr: ,Drei auf einander
folgende Wasserfallen, ca 7 — 8 Schuh hoch, sind im
Brühltobel angelegt, können geschlossen und zu Auf-
schwellung des Wassers gebraucht werden.' Herisaü.
Avisbl. 1813.
fallen I, dim. fällelen: wiederholt an der Tür-
klinke drücken, mit derselben spielen BU.; VOrte; Z.
S. noch fallnen.
ab-fallen I: (Irans, u. schwach) Tiere in Fallen
fangen. ,Das Murmeltier wird in Saas nicht abge-
schossen, sondern abgefallt. Auch die Gemse ward in
der Vorzeit abgefallt, zu dessen Begründung man noch
beutigen Tages hoch in den Gebirgen deutliche Spuren
grossartiger Fallwerke bemerkt.' PJEuppen, Saas.
falle" U (/'eZ/e ScH; ZBenk.): 1. von Naturgegen-
ständen und Sachen. ,Die Sterne, die freilich oft auch
fallen, nach der Sprachweise des Volkes.' XHerzog
, 1862. 's isch en grosse Sehne g" falle". ,Es fielend zwen
gross ryffen.' Bossh.-Goldschm. 's Gras, d' Frucht [das
. Getreide] ist g'falle, hat sich gelegt (von Wind und
Regen) A.tBb.; Z. ,0b bei ihnen das Korn auch schon
; gefallen wäre, ihres [das ihrige] hätte der erste Luft
[ gestüssen.' Gotth. Vo" d'r g'fallne" Frucht wird eken
: [kein] Pur en Lump [weil der Schaden des Fallens
durch die , Schwere' der Frucht ausgeglichen wird] Z.
\ ,Man wählt sich [um Kleesamen zu bekommen] den
wenigst fetten Boden aus, weil, wenn der Klee von
[wegen] der Fette fallt, er ein Beträchtliches weniger
[ an Samen abwirft.' Z Ges., 1793. ,Der fallende Bach'
f heisst ein Wasserfall in GrS. ; daher viell. auch der
\ Pamilienn.: .Berchta von Vallenden wäg [Flut].' Jähr-
ZEITB. Sins, XV.; s. auch Brunnen. Sonst indem der
Grundbegriff der vertikalen Bewegung mehr zurück-
tritt, auch von der blossen Richtung übh., welche das
. Wasser einschlägt. ,Wann die wasser von iren alten
yngängen fallend und ander ronsen [Einnsale] gwön-
■ nend.' Vad. ,Gott geb an welcher selten die töss
. immer rünne ald falle.' Stdtb. Winterth. Und danach
; in allgemeinerem Sinn: .Von erbinen wegen, so von
. landt vallend, wie man die ussern darin halten soll.'
153'2/44, ScHvv LB. ,So aber einicher erbfal von und
. uss unsern landgerichten und gebieten viele.' ebd.
! ,Hinder sich f.' zurückgehen. , Was jedes dem andern
■ [in die Ehe] zuegebracht hätte, dieselben güeter f.
, wiederum hinder sich auf ihr jedes nächste erben,
'r daher solche güeter kommen sind.' 1617, Erbr. Diessenh.
: (vgl. Hinterfall) ; einfallen, zssinken und so abnehmen :
• .Die geschwulst fallt, residet tumor.' Hospin. 1683.
Von Tieren: zu Grunde gehen, crepieren „Gr; L;
■ Zg" (St.""); Z. Was fallt, ist dem Schinder GRh.
Aber auch: geworfen werden. ,Der Esel ist nit gross,
fallt auch nit gross, von wegen der kelte der lands-
' orten, da sy gmeinlich fallen.' Tiere. 1563. ,[Ein-
sidlens] Land ist reich an aussbündigem Weidgang,
dahero fallent bei ihnen die schönsten und besten Pferd,
so in der Eidgnossschaft mögen gefunden werden.'
JLCvs. 1661. ,Ein Ochs, so an dem Wädenschweiler
Berg gefallen.' JEEscher 1692. Von Produkten
menschlicher Gewerbstätigkeit: erzeugt werden. ,Wz
in der eignoschaft gefallen und gemacht, es sye leder,
fei, anken, ziger, käs, ross und anders, dass denn die-
selb koufmanschatz zollsfryg gan Mailand gän soll.'
Edlib. ,Von dem sonderbaren Zoll etlicher Waaren,
so im Lande f., wachsen u. zubereitet werden.' Z Ges.,
1757. Vom Ertrag einer Steuer: Es sind 10 Frlcn
g'falle bi der Stür Z, eig. viell. ,in die Büchse hinein-
geworfen worden'; vgl. aber auch ,fallen' von Würfeln
und Loüsen. Vom Fallen des Looses: Ein Mädchen,
um seine Hand gefragt, antwortete dem Bewerber:
Wie 's fallt! je nachdem die Nachfrage nach ihm aus-
falle Z(SpiLLM.). Von zustossenden Krankhcitsanfälleu:
,Es ist dem N. ein Schlag |Schlagflu.ss] gefallen.' Ndw
Kai. 1868. Von einem Kin.le, «las pliitzlich stirbt: es
ist im es Flüssli [Stecktiuss] ij falle BHk. ,Es ist mir
abgeflossen, ist mir ein Fluss gefallen, humorum de-
stillatione laboro.' Hospin. 1683. Zur Last fallen, ge-
legt werden: Die Boten von Zürich entschuldigten
sich ,der Rede halb, so uf sie gefallen'. 1533, Absch.
, Welches hier auszuführen, gar zu weitläufig fiele.'
JMey. 1694; vgl. nhd. .schwer fallen'. Bildlich.
a) in stehender Verbindung mit Subst. ,Der Baum-
woUengewerb fiel fast gänzlich ins Kot.' BRiooER.
S. auch (in den) Brunnen, b) mit län: 1) preisgeben,
aufgeben, darauf verzichten: dr Chaufschillig la' f.,
dahinten lassen aScHw. E' Wingert (en Aclcer) f. lön,
aus einem Weinberg einen Acker (aus einem A. Wiese)
machen Gr. 'i) ein Erbe hinterlassen : ,des Ver-
storbnen, der das Erb hat f. lassen.' LB. Ndw; vgl. 3.
— 2. von Menschen. F. ist liechter, als üfstö".
IsEicHES. Von einem Mädchen : zu Falle kommen, die
Unschuld verlieren Uw. Us de" Chleidere" (Uw), us
'em Häs (Gr). ns 'em G'n-and (W; Z), vom Fleisch
(BHk.), i" d' Chleider (AABb.) f.: abmagern. A"
d' Stange f., bekennen, frei heraussagen BHk. (eig.
sich herbeilassen, ergeben; vgl. ,bei der Stange blei-
ben', im Gespräch nicht abschweifen, ursprünglich
von angespannten Zugtieren). I" d' Zug f., die letzton
Atemzüge tun (vom Todesröcheln) BHk. , Wollt die
[1. .wöllti'V] jeman darüber f. [= diese Verordnung
übertreten] und das nit halten.' Opfn. GottL In Ver-
bindung mit enzwei u. Acc. : ,Oft geht einer seines
wegs, entschlipft und fallt seinen hals, g'nick, arm, bein
entzwei.' Klingl. Gn. 1688. In Etwas f.. darüber
herfallen, wie im Sturme Etwas anfangen, ergreifen,
z. B. i d' Chriesi [Kirschen] f., sie alle aufkaufen
wollen; sie gierig essen Ndw. ,Dass die müller und die
pflster in die merkt fallint, vil ufkouflnt' Z Ratserk.
1573. ,Eim in kauf f., prajmercari.' Fris., ,intercedere
emtioni.' Hospin. 1683. ,Es soll euch dheiner dem
andern in keinen kouf weder heimlich noch offenlich
f., damit der, dem der kouf erstlich angebracht [an-
getragen wurde], dardurch nit beschwert, sondern un-
geirrt und fryg koufen lassen.' 1545, Absch. Vgl. nhd.
.Einem ins Wort f.' Ei'm i" Weg f., in den Weg
treten BHk.; rechtlich Etwas ansprechen: ,Wann der
Manu vor syner Frawen abstirbt, so hat diese die
Wahl, das Ihrige mit sammt der Morgengab ze nemen
oder in den dritten Teil alles fahrenden Hab und
Guts zu f.' Gesetze Gr Ob. Bund. ,Alle sollen fortan
751
Fal, fei, til. fol, fvil
752
gefreiet sein, dass niemaii an dheinen liainesch f.
soll, es seien Klöster, Herren oder der Eidgenossen
Vögte.' Baden 1422. ,W.er dem andern an syn aigen
oder an syn lehen fallt und anspricht.' üffn. Gottl.
1-521. Einen feindlichen Angriff, Einfall machen :
.Welcher auch in zewürfnussen oder sonst dem anderen
in hart fallt, er raupfe ihn denn glych uss oder nit.'
L Ansehenb. ,Von sömlichs Schadens wegen fiel die
landsehaft Zürych für die Statt durch ein merklichen
uflouf.' HBcLL. 1572; rasch hinziehen: ,Zugend un-
sere fygend über Ryn [auf Garns] und fielend da wider
über Ryn [zurück].' Edlib. Von einer Partei abfallen
oder zu einer andern übergehen: ,Die gottshuslüt
waren von dem abt gefallen.' Edlib. Syn. .sich ab-
werfen.' .Es war dann sach, dass zwo glych urtel
wurden, dass der houptman [Vorsitzer des Gerichtes],
welche in göttlicher dunk, erkenn zuo dem einen teil
f. [StichentscheidJ.' 1529, Absch. ,Der obman fiel zuo
denen von SGallen.' Vad. ,Dass es uns erlich [ehren-
haft] syge, also von einem herren zuo dem andern
zuo f.' 1522. Strickl. ,Zu dem feind über f.' Hospin.
16»3. Auf Etwas verfallen, geraten, dazu übergehen,
darauf zu sprechen kommen: ,Jetzund so wir
fällend in betrachtung diser unser wunderbarlichen
zyt.' Kessl. — 3. in der Rechts spräche, a) mit
pers. Subj., schuldig werden, einer Busse, Strafe.
,Wann ein Burger einen Frevel begienge und dem
Landvogt in die Buss fiele.' 1712, Vertrag B/Z. ,Ge-
fallen syn', schuldig, verfallen sein. ,Wer swüere
unwönliche bi gott oder syner rauoter sagt, der ist an
gnade gef. der kilchen an den bü ein phunt pfennige.'
BSigr. Jahrzeitb. ,Wer darüber [gegen das Verbot]
tüte, der ist der Statt gef. den zehenden pfenning.' L
1399. .[Wenn ein Wirt in seinem Hause spielen Hesse],
so wäri er gef. des vorgenannten einunges.' Stadtr.
Diesscnh., um 1400. — b) mit Sach subj., fällig
werden, von Busse, Zins, Erbschaft (mit Dat. P., erb-
rechtlich zufallen, zu Teil werden). Es Erb ist-mn
{-ejn Z) g' falle' Gr; Z. .Darunibe der statt besserunge
[Busse] f. soll.' 1411, Bs Rq. .Besserungen, die fallen!
und darrüerent von . . .' ebd. ,Da der zins zu StMartis
tag fiel und aber er.st zu StMichels tag sich ynzoch.'
1521/1544, ScHW LB. ,Ir mulken, das sie koufcnt od.
inen von zinse gevallet in dem lande ze Ure.' 1336.
Gfr. ,Gienge da die frouw ab, so wäre dem man ge-
fallen, was sy farendts guot hetti.' Ofpn. ScHwPfäff.
1427. ,Fuegti es sich, das der mann erschlagen wurd,
so war der frowen ir erbrecht als gefallen.' LB. Schw
Ma. 1427. Das Ptc. adjectivisch gefasst: ,in den Erb-
fällen, so von grossvätteren oder grossmüeteren gef.
werden.' 1611/31, Bs Rq., wofür , fellig w.' 1522. S. noch
fallend Tor. — 4. Inf in. subst., ds Falle": Fallsucht.
Epilepsie W. Syn. Hinfallen; das We, u. s. hier-
unten 6 u. Valentin. — 5. Ptc. Perf. adj. a) g' fallen
Cg'falles) Obs, von den Bäumen vor der Ernte ab-
gefallenes ScH; Z. — b) erblich zugefallen; g'fallni
ilfi«e; = geerbtes Gut Ap; GWa. .Wann ein solcher
profess würklich gefalles guot hat vor der profession.'
LB. ApL 1585/1828. — 6. Ptc. Imp. adj. (subst.):
fdjs falle fnjd (fällig F, g' fallet GX.) We Ap; BSi.; S;
W, der falled Siech W, ds Fallende Gr = das Fallen.
,Fallende Sucht, Wehtätigkeit, Epilepsie.' Tu Gesetz
üb. Viehhauptmängel 1811. .Tmdm dieses schreckliche
Übel anzuwünschen, war in den alten Rechtsbüchern
argen Beschimpfungen gleichgestellt: ,Wer einem das
fallend übel wünst, der sollte es büessen.' 14'27, Schw.
.Derdeheinen swuortuot, dazuo er gott neinpt [^ nennt]
oder das fallent übel fluecht.' L 1430. ,Gott geb dem
leben 's fallent übel!' Aal. ,Ich wellt, dz dich das
fallend übel angieng!' LB. Ap 1409. ,Dis sind die
frefnen Wort: des ersten, das einer den andern heisst
liegen, oder er hab's erlogen, oder einem das f. Ü.
wünscht, oder er syg ein schelm oder ein keib.' A. LB.
ScBwMa. .Der vallend und frölich [s. d.] siechtag
werd dir ouch!' NMan.
Die Seh Form (ä), welche auch der StGaller Kessl. (s. o. 2)
1 Mal bietet, findet viell. eine Stütze an der Stelle der alten
G Rhetorili, wo es von dem verwundetea Eber heisst: stn
bald ellin [seine grosse Kraft] iie läzet in rellin, was von
Haupt als ,fallen', nicht ,fällen' erlilärt und durch die in
der Keimchronik des Ap Krieges vorkomnieude Form .raisse-
vellen' bestätigt wird; s. M.-Sch. Denlim. zu der Stelle.
Dass der Umlaut aus dem Präs. Sg. in den Infin. gedrungen
sei, ist darum nicht wahrsch., weil er sonst in unseren MAA.
gerade bei dieser Conjug. gar nicht eintritt. Eher ist zu
erinnern, dass auch nhd. .hängen' missbräuchlich iutr. neben
.hangen' vorkommt, wahrsch. weil dieses auch trans. vor-
kommt. — Die Formen fallend, falled (fallet BSi.), fulli;/
zeigen die drei Endungen, welche übh. das Ptc. in unseren
MAA. annimmt. — Der Ausdruck .fallend Weh' steht für
,Weh des Fallens' und gehört zu anderen Fällen von Ver-
schiebung attributiver Bestimmungen. — Über das Yeibsltuiss
zu dem Syn. gehijen s. d.
ab-fallen H: 1. vom Wetter: sich ändern, um-
schlagen, schlecht werden Ap; Gl; Obw; GA.; aScHW;
Zg. — 2. vom Wein: abstehen, schal werden. Syn.
um-. .Es mögent aber disere wyn über das jar nit
wohl behalten werden, geschieht ihnen auch bald von
Tonder, Sommerhitz oder der glychen, das syo ab-
fallent und brSchent.' RCvs. , Fällt einem Wirte der
Wein ab, so ist geboten, ihn zuzuschlagen bis zur
neuen Abschätzung.' 1662, Aa Wst. — 3. an körper-
lichem Wohlsein, Corpulenz, sichtlich abnehmen,
von Menschen und Tieren B; L. ,Es ist ewig Schade
um die Kuh; bei einem armen Mann wird sie a. ; sie
wird mager und hässlich werden.' HPest. 1781; 1790.
Von Kühen auch = ergalten, am Milchertrag abnehmen
BSi. ,A., gemächlich abnemmen und hinsinken, nach
und nach hinfallen und zum fal kommen, sublabi,
contabescere, decidere; decrescere, Schweinen als die
waldwasser.' Mal. — 4. einem Glauben, d. i. einer
Confessiou, untreu werden L; en Abg'fallne, Apostat
Ap. — 5. (scheinbar trans., prägnant) durch einen
Fall ein Glied brechen, sich verwunden, auch:
eine geistige Fähigkeit verlieren. Fall-mer nw i'en
Biets ab. mach nur, dass du nicht fällst und dir ein
Stück Haut abschürfst Z. Das arm Kind hat si'''
d' Eed abg'falla Gr, ironisch, wenn es aus Blödigkeit
keine Antwort gibt; Syn. '.« Müli funder Hvgs) verlöre'
oder diheime' g'lä". .Da es sich oft begibt, dass ein
solcher darob den hals abfallet.' BGualth. 1584. Es
hat Einer ,ein arm abgfallen'. Mey., Wint. Chr. Mit
Hülfsvb. ,sein': ,Ich bin ein bein abgfallen.' Schimpfr.
1651.
ab hin- ah.^- : hiiiunterfallen. .Die trällern fallend
abhin.' Fkis. , Abbin f.-, deruerc, ruere, delabi, deci-
dere.' Mal.
über-: 1. intr. mit Ton auf über, über die Grenze
f., von Obst B. Überfliessen B; Gl. 1)' Milch ist
ilberg' falle [beim Sieden] B. — 2. trans. mit Ton
I auf dem Vb. a) von einem Bergsturz. .Der Flecken
753
Pal, fei. lil, I..1, l'ul
754
Plurs von einem Berg ü.' JMüller 1ö65. Ubertr.
von Verdunklung: überfalle Adj., schattig Gl. —
li| überladen. .Ein armer gsell, mit vil kleinen
kindeii ü.' 1523, Absch. — c) feindlieh angreifen.
,Graf Hans wollt Zürich ü. han.' Z Chr. 133(3. —
d) ein Kleidung.sstück überfalten, umkrämpen. ,In
Scena 10 kommen die junge Helvetier in 2 mal über-
fallnen Hosen, Wame.s verhauen.' JCWeissenb. 1701.
ilf-: 1. zur Last fallen, als Aufgabe zufallen.
'*• isch-iiiir e ticltweri Burdi ufg' falle B. ,Es war fast
sinnlos, nahm an Nichts Teil; daher alle dessen Ge-
schäfte Mej-eli auffielen.' Gotth. .Eine Sünde, welche
namentlich den Juristen auffällt' ebd. ,Deren viel
mit Weib und Kinden den Gemeinden auffallend.' B
Bettler-Ordn. Iü90. .Indem mancher sich an Bettel-
stab bringt und dann folgends den Gemeinden zu
höchster ßeschwerd auffallt.' ebd. — 2. eintreten.
sich ereignen, vorkommen. ,Wäre aber, dass solich
missehell uffiele.' 1348, Absch.
um-: 1. umschlagen, abstehen, trüb, schal, kahnig
werden, vom Wein, Essig ScnSt. Syn. ah-f., dusel
iverden. — 2. absterben, von Tieren. ,Fische f.
alsbald umb und sterben.' JLCys. 1661. — 3. nieder-
kommen, von Frauen Z (Spillm.). Ebenso bremisch.
an-: 1. an einen andern, festen Körper hin fallen.
Von Falltoren: ,Wo turlin sind gegen Felderen. die
soll man machen, dass sie gern zuogangint, anfallint
und Wärschaft sygint.' 1527, A.\ Wst. Vgl. Anfall.
Mit Acc. P. : in die Arme fallen. Der verlorne Sohn
.fallt [bei seiner Rückkehr] den Vater an'. Salat. —
'J. eintreten (von Unwetter). ,Und was semlichs un-
gewitter [schlechtes Wetter] angefallen am donrstag.'
WvLER Copieb. ,Es ist ein grosse Kälte angefallen
oder eingefallen.' Hospin. 1683. — 3. (mit Acc. P.)
zufallen, zu Teil werden, als Gewinn, bes. durch Erbe,
oder Last. ,Er alt swen [oder wen immer] die reben
anvallent.' 1315, Urk. Z Zoll. ,Swele ze Z müline
hant, die sun enhein müli furo [darüber hinaus] han.
si Valien si danne an von erbe ald von gemechde
[Vermächtniss].' Z Richtebr. ,Hett einer kind, die
über 7 Jar wären, die soll und mag Dorfrecht niemer
angefallen, weder von Vatter noch von Mutter, old
sy koufen's von den Dorflüten.' Dorfr. üwBuochs
1433. ,Ererbt oder angefallen guet.' 1566, Erbr.
Frauenf. ,Das Eigen, das er geerbt hat von synem
Vater oder welichen weg es in angefallen ist.' 1531, Z.
jGloria te manet, es wirt dich ein eer a.' Fris. ; Mal.
jSampt allem, so sy inkünftigen erbswyse ald sonst
mag a.' 1566. Mise. Tig. .Als mich anfiengen Kinder a.'
Frickart 1470. .Der unglöubig furcht, in fallind kind
an, vertrüwet Gott nit.- HBull. 1540. Mit Dat. P.
'siseh im es Erb fes Heimat) ag' falle B. — 4. trans. mit
pers. Subj. a) mit Sachobj., rechtlich ansprechen.
,Wie die Cortisanen für und für in Üebung syen, die
ptrüenden anzuofallen und denen, so die lihung zuostät,
ir gerechtigkeit [= Recht] abzuobrechen.' 1521, Absch.
,Er understät, ein alte schuoppis hofstatt anzefallen,
welche aber irer huob wider zuogetan, dass sy ganz
syge: dess er gar kein fuog hat, diewyl er das ver-
kouft [hat. Er] woll die von Schwamendingen drum a.'
1593, Hotz. Urk. ,So ainer ein pfruonj mit kainem
rechten mocht a. nach [= noch] besitzen.' Kessl. .Er
war in des Papsts Gwardi gsyn, darin er die Pfruond an-
gefallen hat.' GStäheli 1559. Verbunden mit Dat. P.
Schweiz. Idiotikon. I. 6.
(streitig machen): ,Dr. Ludw. fiel dem von Sunnenberg
das bistura an, doch behuob das bistum der v. S.'
Edlib. ,1524 fiel N. N. den frowen zuo StCatrinen
ainen wyngarten an.' Vau. — b) mit Pers. -Obj., vor
Gericht ziehen; verhaften. .[Die Beamten] söUent die,
so die todsieg getan band, a., vahen, beheben.' 1420,
Bs Rq. ,Von behebung wegen, so einer den andern
umb geltschulden mit recht [= gerichtlich] anfallet.'
1457, ebd. ,Welicher ouch den andern mit dem stabe
[vor dem Richter] anfallet oder behept, es sye umb
geltschuld oder umb frefel.' ca 1520, ebd. ,Dass
ein statt StGallen keines ächters [Flüchtlings, der
dort Zuflucht suchte] entgelten sollte, der bi inen
funden wurd, doch dass den anfallenden rechtens ge-
stattet würd.' Vad. — 5. angreifen, von Krankheit;
anfahren, mit Worten. ,Es hat ihn ein Krankheit
angefallen. Mit Worten Einen anfallen = anfahren.'
HospiN. 1683. — 6. unternehmen. ,Sind so ring-
sinnig und frefen, dass sie Sachen dörfen a., under-
stehen, denen sie nit gewachsen.' FWyss 1650.
in-: 1. einsinken, zsschrumpfen , z.B. vom
menschlichen Leib, i'g' falle", mager geworden G; Z;
vom Ofen, s. d. W. (Sp. 110 u.). — 2. eintreten,
von Wetter und Ereignissen in der Menschenwelt.
Syn. an-f. ,Die nacht fallet ein.' Hospin. 1683. Es
wird bald wider schlecht Wetter reellen i. Z. Schne-
cliridewiss, wie der ingfallu Sehne W, frisch gefallener?
,Wann unter währender Zeit äbern Boden wäre und
einfiele [so darf man fremde Privatgüter nicht mehr
als Winterweg benützen].' 1702, ScHwReichenb. Hofr.
,So am morgen ein grosser wind einfiel.' ValTschüdi,
Chron. ,Wo [= wenn] ir den krieg liessend y.' 1531,
Absch. .Wann Vehesterben y., es treffe Rinder- oder
Ross-Vech an.' L Ansehenhuch. ,Was ynfallt, lass
mich allweg wissen.' 1538. Bs Briefe. , König Heinrich
blieb am Bodensee, damit, was inviel, dass er an der
nächi syn möcht.' Vad. ,Es fallen gefahren ein, dirum
fatum imminet.' Hospin. 1683. — 3. a) feindlichen
Einfall machen. ,Dä wollt der graf yngefallen syn.'
Z Chr. 1336 1 1446. — b) unberechtigt, eigenmächtig
eindringen. ,Es soll Niemand für sich selbst und
eigenen Gewalts in das [sc. sein eigenes] Feld mit
Schneiden einzufallen befügt sein.' Z Mand. wider
frühzeit. Ernten 1757. Auf dem Markt überbieten;
vorzeitig den Markt benützen; vorkaufen, fallen 3 {,m
den Markt, Kauf'). .Wer auch uf dem Merkt dem
anderen ynfallt und mer hütet.' L Ansehenb. ,Dass
die unsern vor jedermann den vorkouf haben und kein
fremder vor inen y., markten, feilsen, vorkouf oder
geding machen solle.' 1529, Egli, Act. ,Wenn nach
9 Uhr die Ankengremplor [Butterhändler] einfallen
und ein Burger sich verspätet habe, so sei ein Ankeu-
käufer nur dann gehalten, von seinem Anken einen
halben Ruhen zu verkaufen, wie er ihn gekauft, wenn
derselbe noch nicht eingeschlagen [eingewickelt] sei.'
1515, Absch. — c) rechtliche Ansprüche geltend
machen. ,Wenn Einer abstürbe und die Gelter [Gläu-
biger] ynflelend, bezalt wölltindsyn.' Z Gerichtsb. 1553.
— 4. (unpers. mit Dat. P.) sich als Einfall (Gedanken)
darbieten. Mit Wortspiel: Dem fallt au''' 's ganz Jar
Nüd l', als öppen e verVicheti Gelte [ein vertrocknetes
Gefäss] Z; vgl. Infall.
ent-: 1. abfallen, resp. abgeschlagen werden.
Probst und Capitel legen für N. N. Fürbitte ein, ,sonst
48
755
Fal. fei, til, fdl, ful
756
wiir im alsbald der köpf e.' MEsterm. 1875. Vjrl. -1. - -
2. (mit Dat. S.) aus einem Gemütszustände heraus
versetzt werden. ,Wann aber die Partei ihrer ge-
fassten guten Hoffnung entfallt.' 1618, Z Geistlichkt.
— 3. verleiden, nicht mehr gefallen Gl; Schw;
Niiw. ,ln Zeit von 8 Tagen entfiel der Person ihr
Geliebter so sehr.. .' Inderbitzi 1826. — 4. schuldig
werden. 8yn. verfallen. ,So sullen der selb her B.
und syn erben enphallen und gebunden syn umbe
(it) march ze gebenne.' 1.301, B Urk. .Der ist enphallen
umb drü phunt: condempnabitur in [etc.].' B Handfeste,
Anf. XIV. .Welcher schuldig wäre g'lihen gelt, em-
pfallet oder g'sprochen gelt [Bussen] oder lidlohn.'
LB. ApI. 1585/1828.
er-fallen: 1. todt fallen Ap; Gl; GA.; Uw; W. ,0b
das Vieh nicht Gefahr läuft, in der Alp zu e.' Steinm.
1804. ,Erfallenes oder unter Schneelauinen gekom-
menes Vieh darf genutzt werden, wenn selbes noch
ganz fi'isch ist.' LB. Gl 1835. ,Beinbrüchig und er-
fallen Vieh.' 1470, L Metzgerordn. Syn. ertrölen. -
2. einfallen, abmagern. ,Weliches vech darab [von
dem schlechten Futter] nicht starb, erflel doch übel.'
HBdll., Tigur. Auch refl. und von Menschen: ,Söll-
tend sy für und für also schlechtlich leben, so wurdend
sy sich häftig e.' HBull. 1540.
ÜS-: 1. aus dem Gedächtniss entschwinden BHa.
,Mir wäre beinahend ausgefallen, so doch gedenk-
würdig, dass . . .' JLCys. 1661. Sy" Natna ist mir uss-
gfalla. Göldi 1712. — 2. aus einem Zustand heraus
geraten: ,Bis [= sei] eingedenk, worvon du auss-
gefallen [= ,gefallen' in den frühern Ausgg.] bist und
tue buss und tue die ersten werke.' Apocal. 2, 5. ,Der
Gnad, Liebe und Huld Gottes aussfallen.' AKlinrl.
1691. Abfallen (vom wahren Glauben). , Wendest du
aber dein herz und fällst auss {= .fallest ab.' 1667),
dass du andere Götter anbettest.' 1531/48, V. Mos.
herüs-, usher- (use-J: 1. einen Ausfall machen.
,Daruf der Kaiser für Florenz gezogen, die aber h.
gefallen und im 800 Spanier erwürgt.' 1529, Absch.
-Mit Worten heftige Angriffe machen. ,Es muoss der
Prediger darumb nit uf's erschrockenlichist heruss f'
GuÄLTu. 1584. — 2. aus der Wahl fallen B.
ver-: 1. einsinken. ,Vorfielen uns die Boss [im
Schnee].' Stockar 1519. Stürzen, durch Sturz um-
kommen, todt fallen, von Tieren und Menschen. ,Es
verfiel etwa vil liutes dar inne.' Z Chr. 1336/1446.
,Wann ein Kuo verunglücket, verfiele und unnutz
gieng.' 1769, Schw Küsn. LB. ,Diser Berg Rige ist
ganz ohne gfarliche Abschlüpf, da Lüt oder Vych v.
möchten.' RCys. ,Zween Wildschützen, deren der eine,
dem Gwild nachsteigende, v. ist.' JLCys. 1661. ,Wenn
Tiere durch einen äussern Zufall, wie z. B. durch
Sturz od. V. zu Grunde gegangen sind.' G Wasenordn.
1849. Durch Ein.sturz einer Wohnung verschüttet
worden. ,Fiel zuo Basel die herberg yn, darinn zvven
mann verfuolen.' Ryff, Chr. — 2. verloren gehen.
,Der [ein gewisser Zeddel] ist zwar nit mer zu finden
und villicht v.' RCys. — 3. abfallen vom wahren
Glauben. ,Wie gar vil sind gestorben, welche verfallend
vom Schöpfer zum Gschöpf.' JBreit. 1623. — 4. sich
vergehen, mit einer Person. .Mit ir ze vervallent.'
XllI./XlV., Marc v. Lindau. , Weiher mann oder frowe
mit anander vervielin.' 1391, Sch Richtebr. — 5. in der
Rechtsspr. a) t. mit Acc, t. mit .von', den .Anspruch
auf Etw. verwirken. ,lr band im Uwer pfruond wider
gen, die er [als Todschläger] v. hat.' 1517. Z Criniinal-
akt. .Dass, wenn dieser 3 Jahre den Zins nicht be-
zahlte, er dann von dem Gut v. gewesen.' 1557, Abscii.
Mit Sach-Subj.: Geltung verlieren. .Soll der totenfall
v. sein.' 1525. Mey. Wetzik. — b) in Kraft treten,
gültig werden. Wenn der Schuldner der Citation vor
Gericht nicht Folge leistet, .so .soll dem kleger syn
ansprach gen synem Schuldner v. syn.' Gl Landessatzg
1387. — c) mit Acc. S., schuldig werden. ,Wann
ein burger ein buess gegen ein gast [Auswärtigen]
verfallt.' 1480, L. ,üer gross einung wird v. an allen
Kilchwinen und Landsgemeinden.' 1560, Gl. ,Was
buossen angeschlagen sygend und wie die ein jetlicher
V. und verschult hab.' 1580, Aa Wst. ,Bedunkt's aber
die Vier, das einer minder geh, dann er v. heig.' ebd.
.Ein bettler hat v. ein friden [prägn. ^ Busse für Frie-
densbruch] mit der band.' MEsterm. 1875. .So habe
B. M. ein Friden gegen den G. gebrochen und v.'
1520. MEsterm., Rick. Partie, adj.: Verfalhngs, ver-
fallene Gelder. Gotth. Syn. gefallen.
für-: 1. vorfallen, vorkommen. .Was not sein wirt
zum haus deins Gottes, das dir für fall(e)t auszegeben.
das lass geben aus der kammer des Künigs.' 1531/1667.
Esra. — 2. in Gedanken vorkommen, dünken: .Für
das dritte, so fallt uns das auch schwer und hoch-
bedenklich für.' ScH Gutachten 1618. ,Dahero dann
nit unbillich zu bedenken fürgefallen, wie den wais-
linen ze helfen [sei].' 1635, Bittschr. der Z Geistl.
,Wann einich sachen zuofallen, die ein ersamer rat
an dem stattgericht zuo berechtigen fürfallt.' 1513.
Bs Rq. (persönl., trans. = für gut finden? od. Wechsel
der Construction?)
ge- (g' feile Sch): 1. = fallen i. S. v. Ergebniss,
Ertrag von Steuern, Bussen und andern Einkünften
einer Gemeinde, einer Herrschaft. ,Von dem Allmosen,
so wuchentenlich in das Seckli [= Kirchenbeutel] g.
tut.' 1656, Z Waisenhausordn. .Wenn ein opfer ge-
fiele.' 1408, Spruch d. Abtei Eins. ,Was darüber von
zehenden, zinsen und gülten gfallt. soll den dürftigen
zuo hilf reichen.' Z Mand. 15'23. .Was [von den
Bussen] gefeilt, soll alles zuo der Kilchen Buw ge-
wendt werden.' Ansh. .Was euch buossen gevallet.'
1420, Probsteirod. Berom. Vom Erfolg einer Frage:
,Was allda für antwurt gefällt.' 1525, Absch. — 2. auf
einen Termin eintreten, treffen, auch: an einem Orte
regelmässig stattfinden, bes. von Märkten. ,Es vallent
jarniercht zuo kilchgass [Schwyz] der erst am mentag
vor unser frowen tag. Item zwen schafmerkt gefallent
in muotochtal.' 1501/1544, Schw LB. ,Gefallt dise
kircliweih uf sunntag zuo mitterfasten.' Edlib. ,Ba.san
ist ain hübschin Statt und gefallend gross Merk da.'
Stockar 1519. .Gross jarmärkt zuo Wyl g'fallend und
vil durchgangs alda ist.' Vad. .Die Immenschwärme.
welche vor Johann! g.. sind die besten.' Bacernreoel
aus dem Kai. — 3. regelmässig zufallen, zu Teil
werden, bes. von Erbschaften und Einkünften. .So
gefeilt dem mann das ligend guot halb dar ze niessen.'
Hofr. Mönchalt. .Wann ein Person sich selbs entlybt.
gfallt ihr Guot der Oberkait.' 1555. Th Landgerichts-
ordn. .Auch gefiel inen der zehend ze Stadel.' Bossh.,
Wint. Chr. .Seelämter und jarzyt, so eins gefiel [je
nachdem eines eintraf].' ebd. — 4. fällig werden,
von Zinsen. .So der zins zuo StMartis tag gfallt. mag
7S7
Pal, fei, til, ibl, l'ul
758
I einer den angends ynziechcn.' 1521/1544, Schw LB.
11' — 5. gefallen im nhd. Sinn. Wer Alle" will g' falle,
»ii/f.ss friich tifstö". Ineichen. G' fallst-mer? (scherzli.)
= j^'ofalle ii;li dirV '/,. — (j. sich gefallen las.sen, sich
unterziehen(V) ,Mit früntliehor venuanung. ir wel-
liiid üch dem gottswort und den bidcrwen lüten, bi
denen ir wonen müessend. g. und meren.' 15'29, Absch.
— - 7. gutdünken. beschlossen werden. ,Do geviel
[ihnen] mit gesanimter urteil, dass . . .' 1.370, ül Urk.
— 8. es (j'faUt-mer derfür (BHi.), dözue Ap, es kommt
mir wahrscheinlich vor, dünkt mich. Auch bei Un-
angenehmem: Es g.-mer d., dass 's Medll d' Uszeri'g
hed Ar. I''' seiti gern [ich glaube], es sig more umhi"
[wieder] /t«6«c7i, mir g' fallt 's drfür BEi. — 9. nicht
g. = bedenklich vorkommen, bes. vom Zustand eines
Kranken Z. — Die umgelautete Form ,gefelleQ' auch 1707,
Sirach 15, 17.
Gefallen n. B; L, m. Z: 1. Gefallen, Gefälligkeit.
— 2. Wohlgefallen.
, Wolgefallerin WnuhffaUere f.: Name einer
[Ij Kuh Ap.
!il heim-fallen: 1. zu Teil werden. Hospin. 1ö83;
[ als Pfand einem Gläubiger Aa. — 2. ,heimbfallender
; siechtag.' Katsprot. Sch 1673, entstellt aus ,hinfallen-
ji der' (s. d.).
|i; hin-: 1. .hinfallender Siechtag.- Z Spitalact. z.B.
'' lä&i — falhndes We {s. fallen IJ). ,Der h. s., dz bös
we, StVältins plag, sonticus morbus, morbus caducus.'
M.1L. Subst. (Inf.): ds H. BSi., (Ptc.) ds Hinfalled
GKh. — 2. vom christl. Glauben abfallen. Kungl.
1(191. — 3. sich zu einer An. sieht neigen, dafür
I entscheiden ; beschliessen. ,Wo dann der mehrteil
hinfallt, soll der minder folgen.' Gr Gesetze d. Ob.
!i Bundes. ,Vallen wir hin, ain ander closter zu buwen.'
G Hdschr. Vgl. mhd. an einen rat Valien.
nider-: einstürzen. .Kam diu gröz erdbidem, daz
|, vil stett niderfielent.' Z Chr. 1.3;50,'1446.
[; bi-: beipflichten, Glauben schenken. ,Ich falle
II dem Olao gern bei, was betreifen tut die schwarzen
Storken.' JLCvs. 1(161, vgl. .Beifall-. .Darum halten
sich die Evangelischen nicht verbunden, solchen schrift-
losen Offenbarungen beizufallen.' ClSchob. 1699.
zesammen- (zäme-J : 1. zsbrechen, von einer
Baute; vom menschlichen Leibe und seinen Kräften.
■ Übertr., von der Milch, gerinnen Z. — 2. zshalten,
; sich verbünden. ,Die 5 Ort sind herren der Eid-
gnoschaft mit irem zcnienfallen und zemenrunen, da-
heim und in frömden Sachen.' 1531, Absch.
zue-: 1. zueilen (zu Hülfe): ,Dass je die zunächst
wohnenden den bedrohten Plätzen und Pässen zuo-
J'allen und dieselben besetzen sollen.' 1530, Absch. —
2. unerwartet kommen (von Personen); sich er-
eignen. ,Das einem [Wirte] gest käment und zuo-
'■ ficlent, der mag wol ein oder zwen köpf wyn schenken,
bis im der wyn von eins herren amman ufgetan wirt.'
ScHwE. Hofr. ,Wo schwere händel zuofielen.' Kessl.
,Das was [wurde] ains tags zuofallender dingen [= zu-
fällig] an die rät bracht' Vad. ,Dass jede Nacht in
jedem Stall wenigstens ein Knecht liege, damit, so
dem Vieh Etw. zufiele, er vorhanden [zur Stelle] sei.i
XVII., Gesindeurdn. Mmi. Euphemist. : ,Ich förcht,
es seie ihm etwas zugefallen, vereor ne quid humani
ei acciderit.' Hospin. 1683. — 3. zu-, beistimmen.
' .StAugustin fallt denen zuo, die darfür haltend, dz
[usw.].' LLav. 1569 = ,stimmet bei.' 1670. ,Andere
wollen [behaupten], denen ich zufall, dass . . .' GKöni«
1715. — 4. einfallen, in den Sinn kommen. ,Mir
ist zugefallen, ein spil zu halten.' Punkelin 1550.
zer-: aus einander fallen, sich parteien; nicht
einig werden im Urteil, von Mitgliedern eines Schieds-
gerichtes. .Nachdem die 4 verordneten in ir urteil ge-
lychlich z., deshalb sy ungeschaffet verryten niüessen.'
1531, Absch. ,Wo sie [die Schiedleute] in irem spruch
zerfielen, einen obmann erwelen.' ebd. , Damit si dester
minder z. möchten, noch einen zuo den 6 mannen
zc neraen. damit in der handlung ein obmann syn
möcht.' ebd.
fallen UI (sw.) fäle Sruf, gefallen: 1. den
.Fall' entrichten, a) intr. ,Wo lüt ungeteilt sind,
da vallet ye der eltst, teilent aber sy, .so fallet yet-
licher für sich selb.' 1427, Schw. ,Jeklicher [von
mehreren Brüdern] sollt disen fal geben, bis sy alle
gefalletind.' 1449, Scnw. ,Wir sin och also herkommen,
das nieman dem gottshus v. soll, won der des gottshus
eigen ist, und vallent von dem lybe, und nicht von
dem guote.' Offn. Neuheim, ,0b jemand einen be-
trogenen fall fürtriben, sich aber folgends kundlich
erfunde, daz er nit recht gefallet hette, ist der erst
hin und verloren.' Offn. Bünzen 1568. — b) trans.
a) mit sachl. Obj. .Stirbet ein frow, so soll sy f. ir
best gewand.' Offn. Thayngen 1444. ,Gottshuslüt
sollen [dem Kloster] f. disen obgenannten fal.' 1449,
Schw. — ß) mit Acc. der Person, für welche man den
F. entrichtet. Mir dörid [dürfen] de todt Ma"" nit
wegtrage", bis er g'fälet sei Sch f (APletscher). —
2. mit Acc. P., von .Imdm den ,Fall' beziehen.
,Die lüte in dem ampte soll kein ir herre weder v.
noch erben.' Amtsr. Eigen, vor 1313. ,Wer [welches
Gotteshaus] den andern behüset oder behovet, der soll
in ouch V.' Ofpn. Elfingen, um 1322. ,Man soll kein
frowen vaalen.' Opfn. Pfyn 150'2/72. ,Kein herr soll
synen mann f., es wäre dann, dass derselb mann keinen
erben hette gelassen.' 1531 (u. früher), Z. ,Ein herr
zu Kyburg vallet und erbet die lüte, so von eigen-
schaft wegen zue dem hus K. gehörent.' Kyb. Herrsch.-K.
S. noch fällen. — Fallin g f. = Fall 2 d. Do chunnd-i
[könnte ich euch] d' Fäling vor d' Füess g'heie [wer-
fen], aber i mag nit, i erchenne da' Becht nit a" Sch
(APletscher).
Abi. von Fall., daher sw. u. z. T. mit dem gedehnten Toc.
des Subst. — Bed. 1 u. 2 begegnen einander in der Offn.
Erlenbach : ,Spricht m. A. v. Eins., das er dz recht hab, was
knabeu uf dem zinsland geboren wirt, dz er den fallen soll ;
da sprechent die hofjünger, hette ein man sün, so vallet
eukeiner dann der vatter.'
ver-: 1. = fallen 1 b a. ,Dass man kein tragend
Vieh, wann es schon das beste verfallen Haubt wäre,
V. solle.' 1600, L. ,Damit sy das beste Haubt nit v.
müssten.' ebd. — 2. = fallen i ft ß. ,Waiin ein felliger
Mann in Kriegen umkäme, dass man dann solche Per-
sonen zu verfaalen nit schuldig sein solle.' 1600, L. —
3. (ein Grundstück) den Fall davon entrichten;
vgl. Güeter-, Hof-Fall. ,Wird eine fällige Schuposse
geteilt, so soll si der eltLst, der der schuposs gewalt
hat, V.' 1379, Stiftsarch. Münster.
fällen I fe'lle: 1. zu Falle bringen, fallen
machen in sinnlicher Bed. a) mit Sachobj., z. B.
Holz, Bäume usw. ZO. Auch ohne Angabe eines Obj.
= Holzhau vornehmen ZWl., Zoll. Uüt Vormittag
759
Pal. fei, fil. ful, Inl
760
wem-mer f., mer chönnd denn am Nalimittag fifmache' Z.
D' Flirrt f., die Furche aufpflügen und die Erde auf
das nebenan liegende Erdreich umlegen AaBIj.; Syn.
(V VorfäUi machen. ,Ich will im das schwürt aus
seiner hand feilen.' 1.531/1667, Ezech. ,Arborem eruere.
ein bäum abhauwen oder f.' Fris. ; Mal. ,In den ge-
bannten wälden solle niemand was f.' 1645, UwE.
.Der Baum ja ligt. wie ich ihn feil.' RudMey. 1650.
,Ir Amt ist, im Notfal die Schutzporten hinabzuf.'
Kriegsbüi'hl. 1644. ,War der Mantel an der Gezelt
also zugerichtet, dass man ihn zucken [ziehen] und
hinunder f. konnte.' Wurstis. Über das Spiel ChrüzU
(Spissli, Tötzli) f. s. u. diesem W. Auch fallen
lassen Ap; Ndw; Z, u. hier sogar mit pleonastischem
jlassen' verbunden: Du häsch-es lo" f., das-es verheit
ist Z. — b) mit Pers.-Obj., z.B. beim Ringen und
Schwingen zu Boden werfen BRi. ; Gr. JSr hed mir
ds Schwingen an'böte u mi grad gschwind tcellen feilen,
aber dem han-i 's sauft mögen g'han. ,Die gottlosen
heimlich strick mir stellen mit listigkeit durch tück;
darumb lass sie in"s fewr eyn feilen!' Guldin 1630.
,Sein Pferd feilte ihn [= warf ihn ab]; das erschoss
er.' ScHiMPPR. 1652. Übertr. : JDas hät-e" g' feilt, gab
vor Gericht den Ausschlag, um ihn zu überführen und
zu verurteilen Z. Heiden errichtet i. J. 1685 eignen
Markt, weil ,die Rorschacher begehrt, die Unsrigen in
Unkosten zu f., wann, wie und wo sie hätten mögen.'
— 2. tödten, umbringen, von Gewild und Menschen.
,Nieraand soll in disem hof kein tier f. noch kein hörn
erschellen [Jagdhorn blasen], denn ein yngesessener
genoss,' Offn. Weggis 1414. .Wann sy beren oder
wilde schwyn vachen oder vellen.' WALDMANN'schor
Spruch 1489. ,Der König wird sein herz erheben und
vil 10.000 f.' 1707, Dan. — 3. (Pferde oder Stiere)
kastrieren B; VOrte; W; ,Z", eig. (binden und) zu
Boden werfen, was der Operation vorangeht. Syn.
urnen; heilen; brennen; piggen. .Zwischen dem ersten
und zweiten Jahr werden die Pferde gefallt.' Steinm.
1804. — 4. einen Ertrag sinken machen, verringern.
Beri feile Milch, wenn das Vieh Beeren frisst. so gibt
es weniger M. GRSpl. — 5. schriftlich niederlegen,
eine schriftliche Urkunde ausfertigen. , Einen
Schein f. zu lassen zur Aufnahme von Geld tut man
sonst nicht gern.' Gotth. Wo d'r [ilir] de' Schln heit
[habet] lä f. ebd. ,Eine Urkunde gevellt.' 1538, Absch.
,Was die Urkunde betreffe, glauben die von S., dass
sie eben so wohl als der Freiweibel eine solche v.
mögen.' ebd. — 6. einen richterlichen Entscheid fällen,
verurteilen. .So einer umb ein Buoss gleit wird.'
ApI. LB. 1.585/18'28. — 7. (mit Acc. P.) den ,Fall'
von Einem beziehen. ,Er soll auch den [ältesten
Bruder] fahlen also, er soll nemen das best hopt.'
Oppn. Engwyl. ,Die amtlüt send nemen, weders sy
wellent. und des armen mannes erben damit gefellet
han.' Offn. Brütten. Syn. fallen III. — 8. ent-
scheiden; bestimmen. Ds Mer f., bei Stimmen-
gleichheit den Ausschlag geben „B"; VOrte. D'r
VnllmW feilt d' Ostere [nach der Regel über die Oster-
berechnung] Gl.. .Der Bartholomä fällt den Hünen-
berger Markt.' Z(i Kai. 1883. Abi. CKilbi-jFäUer. -^
9. herabwürdigen, entehren. ,Ich hett mich nit
zu reden gstellt, Wann ich nit sah, das all tag gfellt
Wurd unser seel, lyb, er und guot.' HBull. 1553. —
10. zu moralischem Falle bringen; s. rer-. .Ein
wyb ist vim natni- liliid iiml Ijpgirig niiwer und hüpscher
dingen, zierden, kleidren; und so im denn sölichs vor-
gespieglet oder geboten wird, meinstu nit, sy wirt zum
minsten etw. bewegt, ob joch nit gar gefeilt':" Zwingli.
— Ygl. noch feilen II.
ab-fällen: 1. mit der .Fällaxt' (Sp. 619) durch
Querschnitte in den Stamm das eig. Behauen einleiten
Gr; Z. - 2. entscheiden. ,Des Leutpriesters halb
ist mit Mehrheit abgefällt, dass er Urlaub haben soll.'
1529, Absch. — Vgl. noch (abjfelkn II.
über-: 1. ein Geschirr zum Überfliessen bringen,
indem man es schief hält oder überfüllt Ndw. —
2. (Garn) zwirnen L. — 1. vgl. iiberfnUen. — 2. gleichsam
den einen Faden über (ura) den andern werfen.
um-: zu Falle bringen, zu Boden stürzen. ,Der
Specht g'lebt der [lebt von] holzwürmen, welchen er
also nachhalt, dz er die böum aussgehölt umbfelt.'
VoGELB. 1557. .[Die Huber sollen] in dem wegführen
[ihres Holzes] kein jung holz damit u. und mitzühen.'
1671, Hotz, Urk.
in-. Ig'fellti Eier: eingeschlagene GO. ^jn. Eier
in Anke, Sp. 13; Stieren- Auge", Sp. 138.
er-: 1. zu Falle bringen od. kommen lassen, z. B.
Vieh an gefährlichen Stellen Gr. Ihan mts Glück uf
d' Stega g'stellt, da chunnd a Müs und hed 's erfellt
Gr (B.). — 2. durch fallende Bäume Einen tödten
Ndw. — Mhd. sich erteilen, durch einen Fall umkommen.
ÜS-: einen Richterspruch erteilen. ,Der 4 catho-
lischen orten ihres usgefelten sentenzes zuo verfeilen',
wegen des getanen Richterspruchs für schuldig zu
erklären. ZcrGilg. 1656.
ver-»I: 1. (Holz) auf die unrechte Seite fällen
ScHwE. — 2. durch Fallenlassen verlieren; so fallen
lassen, dass man es kaum mehr findet, verschleppen,
vertragen GnPr. Vgl. verfallen u. rericerfen; aber auch
Verfällen II. — 3. durch Fallenlassen ruinieren. De'
Chopf V., sich im Fallen den Kopf arg beschädigen Z ;
durch Untergraben usw. zum (Auseinander-) Fallen,
Zusammenbruch bringen, zerstören. .Die Eidgnossen
hattend dz schloss undergraben und verfalltend das.'
Edlib. — 4. in sittl. Bez. zu Fall bringen, verführen,
entehren; stärker als /'«7/eM iO. .Sy habend eebrochen.
jungfrowen verfeit.' Zwingli. ,Wenn einer wöll wyben,
hab er eini beschissen [betrogen] oder verfeit, der soll
dieselb haben und kein anderi nemen.' 1527. Hittwvl.
,Rapere pudorem puells, ein meitle verfellen. (be)-
schwechen. entmägten, den bluemen neininen, um das
kränzle bringen.' Fris.; Mal. .Ob glych Gott alle
ding müglich, so kann er doch nit verschaffen, dass
eine, die verfeilt ist, eine reine tochter seie." LLav.
1569. ,Die verfeilte.' 1747, Bs Rq. — 5. mit Erde,
Schnee und anderen herabfallenden Gegenständen ver-
schütten. ,An disem berg verderben vil menschen, die
von dem schnee verfeilt worden.' SMünster 1.546; 16*28.
.Man solle auch alle hohe Turn und sonderlich die
Caniin abheben, dann durch das stäte schiessen die
Weg und Platz verteilet werden.' Kriegsbüchl. 1644;
durch gefällte Bäume (einen Weg) versperren; Ver-
haue anlegen, durch Verhaue schützen. Me' het der
Grabe-Weg mit Tanne' verfällt. Schild 1873. ,Darunib
nu die von Swyz all Strassen zwüschent R. und Grüe-
ningen vervalltend und verletzetend [mit Letsenen,
Schutzwehren, befestigten].' Fründ 1446. ,Sy haben
den wald darzwüschen verteilt, dass wir besorgen, es
werde mit not zuogön,' 1.531, Stricki., ,Kein graben
761
Fal. fei. fil. r.,1. lul
762
band si nie ufgeworfen. kein munition [Schutzwehre]
verfellen oder verschlahen nie gehept.' HBull. 1532.
.Tatend den angriff durch ein holz, das doch die
Züricher nie gedacht haftend, sonst heftend sy es
verfeit.' 1574, JJud. .Es ist verbotten, Wege, Schleif
u. Holzläss zu V., bei 5 Batzen Buss von jedem Baum.'
18"20, Obw. — 6. abstellen, hemmen. D' Milch v.,
die M. der Wöchnerin, welche das Kind nicht selbst
stillt, abführen Gl. Vgl. fiiUen i. — 7. (das Recht)
unterdrücken. Lied v. 1712. — 8. verurteilen, a) mit
pcrs. Obj. En'n i" Strof ond Buess v. Ap. Wie's-mer
schlnt, Sit dir [ihr] im Feier und muess-ech v. Schild
187(5. .Erscheint nach gesetzlicher Verkündung eine
Partei nicht vor Gericht, so tritt Verfällung ein. d. h.
wenn der Beklagte ausbleibt, so wird dem Klager un-
bedingt entsprochen; bleibt dagegen der Kläger aus,
so wird er mit seiner Klage abgewiesen.' Gl Prozess-
ordn. 1837. — b) mit Sachobj., verhängen. .Feuer,
ich beschwöre dich, du legest deine Glut! Feuer, das
sei dir um ein Buss [bei Busse] verteilt.' Feuersegen
bei Schild.
für-: vorn herunterlassen zum Schutze vor Etw.
.Habend 200 pferd yngelassen, demnach [darauf] die
schutzgätter fürgefällt, die übrigen duss beschlossen
[au.sgeschlossen].' 15'28, Absch.
■ ge-: Glück haben. ,Das böchisch und muotwillig
stellen, das macht nie kein mannschaft gfellen.' Ecef
1538. — Von Gefält. Glück.
dar-: fällen und an einen bestimmten Platz hin-
legen, z. B. Bäume als Wehr gegen den Austritt des
Wassers Ndw.
zue-: zuteilen, durchs Loos. .Soll die gineind,
wann es eichlen hat, der herr.sohaft darvon ihren anteil
nach gebühr auch erteilen, den holzhauw aber ihre
dnrcli das loos z.' Stadtb. ZWint.
Faller m. : Familienn. Aa, eig. wie Fallmann
(s. d.), Zinsbauer, von dem der .Fall' bezogen wird.
Sn in elsäss. Wstt.
Kilbi-Fäller m.; der Heilige, bzw. der Festtag,
von dessen Datum die Zeit der Abhaltung der Kirch-
weih bestimmt wird Gl. ~ Zu ßüleii h.
Pallere f.: Name eines Waldes S. -- Wcijc-ii iler
Ableitungsondung s. Erhstrc Sp. 4:il.
Fälli" Fe'lli f.: 1. das Fallen. Es hed ei's
[einmal] flu en F. g'gen [wenn etwa Mehrere zugleich
gefallen sind]. Die durch Sturmwind oder andere
Naturgewalt herbeigeführte Verheerung im Walde;
auch concr. die so umgestürzten Waldbäume selbst
BRi. Vgl. Holz-FaU. — '2. gefährliche Stelle auf
den Alpen, wo das Vieh leicht fällt GA. .Soll man
nit vergessen, die Feehlinen zu zäunen, damit der
Haab [= Vieh] kein Schaden widerfahre.' GW. Alpordn.
lo49. ,rellinen' (PI.), Flurn. U. Vgl. erfüllen.
Vor- Aa; S, ,rür-'. Für- AiEhr.; Baden Wies.,
.Grund-': 1. = Anfall 3, Vorfall (Sp. 7.39). jetzt nur
bezogen auf das gepflügte Ackerland: die durch die
erste Furche aufgeworfene Erde, welche von geizigen
Bauern dem eigenen Felde zugewendet wird, indem
sie zur ersten Furche .obsich' pflügen, obwohl dies
für die Zugtiere schwerer ist. I)' V. mache" S. .Das
Schädliche der Nachriese oder Fürfälle: Dieses alte
Übel flndet besonders in den Feldern, die bergan liegen,
statt; nach dem Zeigrecht ist Übung, dass Einer vom
Andern beim Pflüjjen mit .Anführen" des obern Ackers
mehrmals zum Überfluss sich zueignet; so werden die
weiter hinauf liegenden Äcker vom Grunde entblösst.'
ScBWEizERBOTE 1824 (BsL.). Un'' tuet dernoh Furfälli
trage", dans-me" der Kebberg nit am End gar ahe in 's
Tal schafft. Allemanxia 1843. .Sprach, wie dz die
obgcnannten furfelli oder gruntfelli von rechts wegen
zuo synem acker gehöre.' 1420. Aaracer Urk. ,Es soll
ouch ein yeder in ackern und reben die vorfeile recht
fallen län.' Offn. Riehen 1548. .Die forfälli in den
Schlossreben zu tragen.' Schlossrechn. Rued 1732. ~
2. Raum zwischen 2 Äckern, auf welchen ungehindert
die erste Furche je der 2 benachbarten Acker aufge-
worfen werden konnte. .Anstössere söUent ire acker
einandern nach eren und nit einandern furfelli geben.'
Offx. Knonau 1534/1601. ,Wo ackeren aneandern
ligend, da soll och ye ainer dem andern anwandt und
radwende und fürfellig geben, welicher aber dem an-
dern nit fürfellig git. der [sc. der Andere] mag dasselb
nemen.' Offn. Kilchberg 1515. ,[Es] klegt die priorin
uf in, wie dz er [sie] hindreti an ira gruntfelli, so
gelegen wäre oben an irem rebacker.' 14'20, Aaracer
ürk. ,[Er] sprach, wie dz die furfelli oder gruntfelli
von rechts wegen zuo synem acker gehöre.- ebd.
.Damit die Acker ohne Hinderniss bepflüget werden
können, so .sollen die Besitzere jenigen, deren Acker
von vornen oder binden her an ihre Einschläge stössen,
zu einem Anthaupt 20 Schuhe, jenen aber, so unten
daran liegen, statt der Fürfälle eine Eadbreite von
5 Schuhen äussert dem Graben liegen lassen.' 1764.
Bs Rq. .Dass ihme der untere Besitzer statt der in
der Ordnung bestimmten 5 Schuhe 15 Schuhe für
Furfälle und Radbreite liegen lassen solle.' 1783, ebd.
.Vor- (für-)' lässt sich leicht auf das Fallen ,vor' die
Grenzlinie beziehen: für erscheint in Zssen als Nbf. zu ,für'.
Doch dürfte diese Form auf Ableitung von oder wenigstens
Anlehnung an Fur (Furre, Furri), Furche, deuten, da die
obeugen. Tätigkeit auch heisst d' Furri /die" (AaEhr.); in
diesem S. würde sich Fur-F. decken mit ,Grund-F.' {Grund
= Erde).
Rüti-: beim Buten, Ausroden, gefälltes, kreuz und
quer durch einander liegendes Holz. E Tschupjile
[= Schaar] Bergstiger sind uf-em Heu chrüzwls und
etwerist über enandere g'lege wie ne B. Gr UVatz.
fallig: müde zum Umfallen. ,ünd warend die
knecht ganz f., lass, müed und hungrig.' Kessl.
fällig fe'llig allg., -ä- Ap. -ä- ApH. : 1. was leicht
fällt, umkippt E, steil, abschüssig, gefährlich, von
Stellen, bes. im Gebirge Gr; L; GW. F. gä", an
solchen Stellen' gehen Gr. A felligi Alp, wo Vieh
leicht stürzt Gr. Ggs. zürn. .Wir stossend an an den
velligen orten gleich wie die todnähigen.' 1531, Jesa.i.
Fälligi f., fallgefährliche Stelle Gr. Syn. FUm.
— 2. (Adv.) plötzlich; auch fäliga" Zugs, esfdligs
(eines Falles, auf ein Mal) Ap; vgl. nhd. .jäh' = , steil'
und .plötzlich'. — 3. verfallen zur Zahlung, allg.
Scherzh. von einem Mädchen: heiratsfähig, alt genug
zum Heiraten L. — 4. a) einer Busse oder Strafe
verfallen. .Wäre, das yenian um disen einung beklagt
und V. wurd.' 1409/1544, Schw LB. .Der soll für sein
belonung von des felligen und gestraften gueteren be-
lonet werden.' 1531/48. UI. Maccab., dafür .fehlbarcn.'
1667. .Wenn einer ein mit der füst .Schlacht, wird er
f. um 3 Pfd.' 1533. B. — b) schuldig den .Fall' zu
entrichten. Syn. fallpflichtig. Ebel. ,Wer guot hat,
das in den hof hört, der ist v., und so der stirbt, der
7(i3
Pal, fei, til, fol, ful
764
soll dem truchsessen gefallen syn ze vall das best
houpt.' HoFR. AAHolderb. 1424. ,Fählig.' 1525, Mey.,
Wetzik. — c) von Gütern, die beim Tod ihres Be-
sitzers od. bei anderweitiger Handänderung dem Grund-
herrn neu verzinst werden müssen; vgl. un-f. ,Wer
schupposs hat. die f. sind, der git das best houpt ze
fale.- 1350/1538, Z. Oft verbunden mit ,erschätzig'.
,Von, auf und ab meinem Heimwesen, ist fählig und
erschätzig der probstey.' 1G89, L Gültbr.
ab-fällig: 1. „was abfällt, z.B. Laub." ,Abfellig,
deciduus, das schier fallen will.' Mal. — 2. „an einem
Abhang, schief gelegen, von Grundstücken;" auf der
einen Seite niedriger werdend ZW. Vgl. ^unncn-. —
3. „an Leibesfülle und Kraft abnehmend, schwächlich."
— 4. vom Glauben oder Gehorsam abfallend, resp. ab-
gefallen. ,Das wir nit rechte kinder Gottes, sunder
widerspännige und abfellige buchen sind.' Gdalth.
1559. ,Darob nit zag und kleinmüetig oder a. wer-
dind.' BiB. 1560. ,Abfellig{er), transfuga, dcfector,
apostata.' Mal. — über-: plötzlich überfallend, un-
vorgesehen. ,Von unversechner und überfälliger straaf
der gottlosen.' Bib. 1548. — äugen-: was in die
Augen fällt; angenehm B. — in-: viele Einfälle
habend, launig, gedankenreich Gl. — un-: 1. nicht
fallpflichtig; vgl. fälliy i c. .Wer der obgenannteu
[fallpfiichtigen] güeter hat und aber uf einer un-
fälligen hofstat stirbt.' Dorfr. Aa Bos.w. 1421. —
2. unglücklich. ,Sylla rüefet die Götter an, dass
[sie] söliche stimm im nichts böses noch unfelligs
deuten lassen wollten.' Tierb. 1563. .Eichtung des
unfelligen Kriegs in der Eidgnossschaft.' Witrstis. Von
,Unfell'. Sonst ungefällig. - für-: geneigt zu Etw.,
voreilig. ,Er was gar hitziger reden und mit schmutzen
oder Schalken fürfellig.' Vau.
ge-fgfelligj: 1. vorwärts gebeugt. Er gut g. U.
Syn. getogen. — 2. schuldig. ,Swelcher des einungs
g. wird.' 1473, Scuw LB. — 3. angemessen. ,Ein
g. er, congruus honor.' XV., G Hdschr. — 4. wohl-
gefällig. ,Man redt gmeinlichen: was do den lüten
gefellig ist in den ougen. das ist halb verkouft.' Ziely.
,Wann uns aber solich misshell und zweitracht leid
und nit lieb noch g. gewesen ist.' Bs Rq. — 5. dienst-
beflissen. " 6. [g'föllig LH.) glücklich, vom Zufall
begünstigt Aa; Ap; B; VOrte; Gr; G; S; Z. Du
bist doch g. g'sl', ''ass d' no ne riche Ma'" ühercho"
Iiesclt S. Kern Ching [keine Kinder] u"' sOvli rieh!
e g'felUgere Hting [Kerl] weder dir [als ihr] git 's nid
g'rad BE. Von Gefall. — un-g. : 1. unzutreffend,
unangemessen. ,An den ungfelligen stunden, horis
incompetentibus.' XV., G Hdschr. — 2. undienstfertig.
— 3. unglücklich, vom Missgeschick verfolgt, wer
Unfall hat z. B. (ung'f. im Stall) mit dem Vieh, das
ihm zu Grunde geht Aa; .Kv; Bs; B; Gr; VOkte; Z.
U. werde", sich körperlich schwer verletzen; um-
kommen. Uf-dr ungfelUge Site sl, ein Pechvogel
sein L. ,Er was ganz siglos und u.' G Hdschr. ,Pa-
rum ielix, nit gefellig, wenig glückhaftig. ungfällig.'
Fris. Euphem., von Mädchen, die ein uneheliches
Kind bekommen Bs; B; Z. U. i' d'r Warheit si",
niclit genau bei der Wahrheit bleiben GStdt. Auch
von Sachen, Unglück bringend. ,Der ungefällige Rat
Kistlers.' Frickart 1470. ,Au ungefelliger schlacht
ganz unglückhaft umbkommen.' Kessl. ,Ein unge-
felliger = verworfener Tag.' Fris. .Durch ungefellig
feur enzündet.' BHuttw. Chron. — weit- g' fellig, i
-fellig: wer in der Welt Glück hat L; sehr glücklicli
Ndw.
hueb-: von einer Hube zinspflichtig. ,Diewyl si
alle uf des gstifts güeteren sitzind und des gstifts |
zinslüt und ouch darzue h. sygind.' Hotz, Urk. — '
heim-: an einen frühern Besitzer zurück oder übh. an
einen Erben fallend ScnSt. S. Heimfall. — hinder-:
von in die Ehe zugebrachten Gütern, für welche nach
dem Tode der beiden Gatten der Hinäerfall (s. d.,
Sp. 740, und hinder sich fallen, Sp. 749) in Anwendung
kommt. .Auf ihr jedes nächste Erben, daher solche
Güeter kommen sind, sollen die zuegebrachten hinder-
fällige Güeter ordentlich aufgeschrieben werden.' 1617,
Erbr. Diessenh. — herd- (,erd-.' Ofpn. Tabl. 1471):
zur Erde fallend 1. in Folge eines empfangenen
Schlages. Syn. ,boden-f.' H. mache": zu Boden schla-
gen oder werfen BGerzensee; Sdlger. Syn. hodigen;
frz. terrasser, engl, to floor. In den alten Rechtsb.,
wo auch der passive Ausdruck ,h. werden' (und einmal
,h. syn') vorkommt, häufig mit Strafe gleich blutiger
Verwundung bedroht. , Machet aber einer den andern
hertfellig, da ist der einung ein pfunt, ob er nit bluot ht,
runs wird.' Stadtb. Badea 1348. , Weiher den andern fl
härttallig macht zornlich und frevenlich mit stechen i '
oder schlachen.' Offn. GZuozw. 1488. ,So eine' die
ander roufti oder schlüegi und do h. wurd, sind sy
dheiu buoss verfallen, es wäre dann, das sy einandern
mit messeren ald sunst waffen latzten, stächen oder
schluogend und h. machtend.' 1572, ScuwE. ,Ain frefli,
die h. ist', gleichsam transitiv (als ob von ,fällen').
Offn. Wengi 1475. — 2. zur Strafe des Erdkusses (z. B.
für verbotenes Schwören). Z Statut 1628 It Schuhe.
Vgl. Herd-Fall. — Herdfälligi f.: ,Von bluotruns
und herdfal. Es sagend die alten undervögt, dass by
iren zyten ein bluotrunse und herdfellige. nämlich so
einer den andern bluotruns oder herdfellig machte,
syge mit 9 pfunden gebüesst worden.' Offn. Knon. 1534.
nider- fällig: baufällig. Vgl. das folg. ,So i.st
dieselb ir kilch n. und hat si das wasser eröset und
schwerlich geschediget.' 142'2, BsLd Urk. - hü"-:
1. wie nhd., baufällig, von Gebäuden. — 2. übertr.
auf den Leib: gebrechlich, kränklich, schwächlich W.
, Damit und aber BulUnger, der gar alt und buwfellig
was, verschont und im ein arbeit abgenommen wurde'
LLav. 1576. ,Ein bauwfelliger, blöder leib, caducuni
et infirmum corpus.' Mal. — 3. baufähig, von einem
Acker. .Acker zuo allen jaren b. = der alle jar ein
bauw und saat erleiden mag.' Mal. — boden- =
herd- 1. ,N. hat den H. b. und blutruns geschlagen.'
168'2/3, ZKüsn. Prot. — pen-: strafbar, busspflichtig.
Vgl. .Pen-Fall' und buessfällig. .Welicher umb einung
gefertiget und peenfellig wirf.- 1539, B. ,Er wirt straf-
wirdig oder p. erkennt.' HBull. 1561. — buess-:
einer Geldstrafe verfallen Ar. ,Dass alle die, so mSsser
tragent, b. syn söllent.' Srnw LB. — rü"-: „reuig
über einen geschlossenen Kauf oder Vertrag VOrte."
,0b einer des kaufs rewfellig und wendschatz geben.'
HopR. Einsied. 1699. — ring-: 1. dem es leicht von
Statten geht (nicht schwer .fällt') Schw; U. — '2. von
Land: leicht zu bewirtschaften AaF. — „sunneu-:
gegen die Sonne, gegen Mittag geneigt, von einem
Landgute." Vgl. ab-f. — schlag-: z. Schlagen reif,
von Holz Ai". — weit-: 1. irdisch gesinnt, eitel ü;
W; ZO. — 2. wer sich in alle Umstände zu schicken
765
Kill. Viil, Id. fil. fol, Till
weiss W; „ZOttenb." — 3. mit äussern Glücksgüteni
gesegnet Aa. Dem Alles nach Wunsch g-eht, höchst
glücklich Gl.. Syn. u-cü<jefällig. - wind-: vom Wind
gefallen, von Waldbäumen. ,W. tannen.' 1559, Ratugeh
Urk. — zue-: 1. leiblichen Zufällen unterworfen.
,Honio sum, ich bin ein mensch, das ist presthaft, z.'
Fris. , Blöder leib, der z. ist, aftectum corpus.' Mal.
— 2. a) stark besucht, von Märkten. ,Die statt
|!<t(iallen] hat ouch gar zuofällig grosse wochenmärkt
und vil zuokers allerlei naclipurschaft.' Vad. — b) ge-
sprächig. ,Vil gesprächer und beredter und zuofälliger
durchs lesen in einer kunst werden.' Fris.; Mal.
Wahrsch. von zuefallen i. S. v. einfallen, in den Sinn
kommen. — 3. von Dingen: zustossend, widerfahrend.
■ ,In synen glücklichen und guoten zuofälligen dingen.'
1521, Absch. — Vgl. Zuefall, zuefallen. — zins-: zins-
pflichtig. 1351, Aa Wst. (RocuH. 41). Vgl. fällig 4h c.
f a 1 1 n e " : an der Türklinke drücken 6. Syn. fallen I.
Faläder in der RA. F. ne", ausgelassen lustig
sein GnSpl.
i; Wenn sich nicht ein roman. W. darunter hirgt, ist es
\ wohl nichts Andres als eine Variation der hekannten RA,
i ,Ton Leder ziehen'.
j Falander s. Larander.
l Valant m.: Teufel, teufel- oder riesenälinliches
[ Wesen, Untier. Ir Saker-Valentsch-Buebe"! AAFri.
i ,Als die Risen den Göttern den himmel ablaufen
1 wollen, do seien Vulcanus, Liber etc. auf eslen daher
; geritten, [do] seien die osel ab den vollanden er-
schrocken.' TiERB. 1563. ,Pythagoras hatt ein gar
grausame bärin im land umblaufen sehen, die grossen
, schaden tat. Er beruoft den vollaiul [die Bärin] zuo
( im, machet sye mit speis satt, boschwuor sy hernach,
j dass sy in wald gön sollte.' ebd.
i Mhd. välant, Ptc, der Betrügende. Zu der Aa Scliinipf-
f rede vgl. ir boesen välcnde« vutn! im nilid. Yir^'il.
Falleis: Valentin? Edlib. 198.
Wenn das dortige Datum auf den 7. Jan. darf gedeutet
werden, so steclft StValentin, Bischof zu Passau, in ohiger
i Bezeichnung, welche genetivisch (mit Ergänzung von ,Tag')'
i also = ,StVaIent's' zu fassen wäre, dessen en(t)s nach dem
! in Fromm. VII 333 ff. dargelegten Gesetze zu ein werden
!| konnte, sobald das » nicht mehr als flexiv. empfunden wurde.
I
H Valentin, VäledlG^iAt (neben Valdi); SchwE.;
j Z, Valedtk?; L, „FeZiiGR", Yäli ZO. (als Zuname,
's Väli's), Väleli (Dim.) G oT. : 1. ruännl. Eigenn.
I' 's Väledine Margret. Stutz. Und 's FridU's Hans im
Mätteli Hat gester Hauptme g'ge", Und ich hi' ntc de
Väledi! Stütz. — 2. StV.-s Krankheit = Epilepsie;
s. fallen II 4. 6. ,Er fluochote dem priester und seite,
er wollte, dass in Sant Valentins siechtag ankäme.'
1522, EßLi, Act. ,Epilepsia, sonticus (caducus oder
, comitialis) morbus ; quidam S. Joannis et S. Lupi vocant,
, der (hin-) fallend siechtag, StValentins krankheit, St-
' Vältis (.Veltins.- Denzl. 1077; 1710) plag, das bös
wee.' Fris.; Mal. Auch der blosse Name in Ver-
. wünschungen: ,Wett den pfälty, qu£e, malum! est ista
jjtanta audacia?' Mscr. Ende XVII. — S.Popanz, der
I am .'Aschermittwoch als Väledi vergraben wird GA.
^ Der verstärkte Anlaut in P/älti durch das ( des gewöhnlich
j vorgesetzten ,SV<«( bewirkt; vgl. TuWc'' = StAlban Bs. In '2
' liegt eine verdeutschende Anlehnung an fallend vor, vgl.
liaumgrazi, Pankratius; Bohnefazi, Bonifacius. Zn 3 vgl.
t'mmachtveriirahen. Die vergrahenen Puppen sind Repräsen-
' tauten des Winters, der verwünscht wird; also Zshang mit 2.
Valerini: Baldrian, Valeriana oflic. GWe.
Valßt, -li (ValcttU UwE.) n.: 1. Abschied. ,Was
ich Euch zu einem Valete, zu einer Letze-Predigt
hindorlassen wollte.' JMüller 1673. ,Valet-Predigt,
'Valet-Kinderlehr.' ebd. — 2. Eim es Valetli spUe,
mache, Einem einen Streich spielen, Etw. in den Weg
legen, ihn zum Be.sten halten Ndw; Schw; Zg; Z.
Zum V. müend s' das [sc. eine Zwinglifeier] luv, die
Catholische. XVUL, Bauerngespr. I han y'meint, me
chönn de Catholische jetzt ati"'' es V. spile". ebd. ,Doch
allweg [so], dass die altglöubigen kein fallet dadurch
annemen, sonders wie bisher irem glouben an schaden
gehandelt word.' 1533, Assen. — 3. Schein, Ausrede
ZKn., S. D' Nachheri" hed zum V. e chli" Salz g'holt,
dass si g'sech, was i''' z' Imbig chochi ZS.
Aus lat. vttUte, lehet wohl. — 2 urspr. in der engeru
Bed. ,zum Ahschied, zur Letze einen Streich spielen, einen
Schaden antun', da solches Tun am liebsten auf jenen Mo-
ment verlegt wird, wie auch Kinder Abends zum neckischen
Abschied einander einen Schlag (Ziggi; 's Lctst) geben. Aus
der Bed. ,Streich' scheint sich dann die von ,Schein' (3)
entwickelt zu haben.
Valleti: Begehren. ,In allen zimlichen, billichen
und rechtmässigen Valleteyen guot und gnuog ze
tuend.' XVI., G Stiftsarch. — Von frz. rnhmif:'
Fall6tsche {-£-) Gr; Z, „-tschgc Z", .Faleschge' Z
It Schweizerb. 1819, ,Vellentschen.' ükfn. ZBors. 1412
— f., Fallätsch m. ZHörnli: Name von Rutschhalden,
zerklüfteten Abstürzen, so am Z Albis (Leimbach),
welchem sich bei dem jenseits gelegenen Äugst ,Öisten
vellontschen.' 1412 gegenüber stellt; am Z Hörnli; im
Hintergrund von GnSa.
Möglicherweise gehört auch der Ortsn. Fällii'lic Aa; BO.
dazu. S. Arg. I 98; Gatschet I 243'4. Der Ableitung von
:\]xi. fdllnzan, fdUizan, einer Intensivbildung von .fallen' (vgl.
das syn. liisi, von riaen, fallen), steht die Accentuierung (mit
dem Ton auf der 2. Silbe) entgegen. Diese würde wohl zu
churw, valldtHch etc. stimmen, aber dieses bedeutet bloss
,vSeitentälchen', auch ist schwer nachzuweiseu, dass churw.
Sprache sich .jemals so weit nach Westen erstreckt habe.
Falliment n.: 1. Bankerott, allg. — 2. Fall, Sturz
(scherzh.) Ar; Z. Wenn ein Kind fällt, sagt man:
Hed 's es F. g'ge"? — lt. fidUmmto, Bankerott. — 2 ist
an , fallen' angelehnt.
fallieren: Bankerott machen, allg. — 2. miss-
raten, schlecht ausfallen. Bas G'schäfl hed (mir)
g' falliert UwE. Bald nach-em Hochsig hed si falliert,
angefangen sich übel zu betragen Z (Spillm.). De''
Burst [Bursche] het ganz falliert ZLunn. Fiillierig,
leicht fehlend Ndw. — 3. zeitweise aufhören. De''
Bolz [Puls] falliert Ap; Syn. underziehen.
It. fallirc, fehlen, misslingen; bankerott werdeu. Bedd.
2 u. 3 erinnern an ,fehlen', mit welchem fallieren in letzter
Linie auf lat. faUere zurückgeht.
fallit: zahlungsunfähig, bankerott. F. sin, gän,
machen. Auch als männl. Subst. In L ist das Gesetz,
dass Bankerottiercr an Markttagen auf einem Altane
am Kornhausplatze öttentlich ausgestellt und mit Trom-
petenschall als ehrlos verrufen wurden, in neuerer
Zeit abgeschafft worden. — „ver-falli ten: zum Ban-
kerott bringen VOrte; Z."
Fällander: ein schlechter, gemeiner Tanz, scherzw.
Z. — fällandere: beim Trinken öfters anstossen;
767
Fal, M. lil U'
7G8
behaglich u. viol ti-iiiken Z. Syn. erlibacheren (Sp. 451),
brösden. — Von dem Z Dorfe Fällanden, lies, bei den Nach-
baren aufgekommen und dann weiter verbreitet.
Väledi, Väleli s. Valentin.
fällen U (feilen I) fäle BE.; Obw, fälle B ö u.wO^
— Vit:. <i'f-et: 1. mit enandere oder g'särne f., ringend
die Kräfte an einander messen, einander hin und her
stosscn, bes. mit den Ellbogen, sich herumbalgen nach
Art junger Tiere, nur scherzweise und von dem ernst-
haften Spiel des , Schwingens' auch dadurch verschieden,
dass dabei Angriffspunkte und Art des zu Boden Wer-
fens (auf den Rücken) durch keine Regeln bestimmt
sind BE., öO., Si. ,So an einer rechten Küherin hätte
er Freude, die müsste ihn z' g'rechtem lehren schwin-
gen, er wollte sie dann b'richten, wie man fahle.' Gotth.
Syn. rützen, pelggen, kälberen, rnmen, narren, galpen,
galfen, golen, gürten. Davon übertr. auf das- hin und
her Markten zw. Käufer und Verkäufer: weigga" inul
fäla" B. — 2. (intr.) mit Kraftanstrengung eine Arbeit
verrichten BBe. Auch von geistiger Arbeit, z. B.
beim Lesen eines Buches sich abmühen, von Kindern
BE. .Insudare operi.' Id. B. — 3. (trans.) einen schweren
Körper mit viel Kraftan.strengung bewegen, reissen,
schleppen BO.; „Obw, ume-. ebd." Syn. weiggen (säg-
ggn)_ _ ab-^/'a/e": (refl.) sich sehr ermüden durch
strenges Arbeiten, Laufen BO. Er ist abg'fällete, abge-
mattet BHk. — v er- fälle II: verschleppen, vertragen.
Ir liU-mcr aber tnist das ver feilet! das habet ihr mir
wieder einmal v., — schilt die Mutter BSi. — Ge-
fäll II (r'fäl n.: Hin- und Herrutschen auf einer
Bank; mutwilliges Bingen von Knaben B.
Zwar scheint Bed. 1 auf Identität mit ,fällen 1' zu Jouteu,
aber derselben stehen die Ausspr. (-«<;-) und die tw. vor-
kommende Dehnung des Voc, sowie die Form des Ptc. ent-
gegen. Wahrsch. haben wir es hier mit einer Abi. von
,Fell' (vorwiegend F,^l gespr.) zutun; vgl. das syn. , bälgen',
pclgge, von ,Balg', Inm Fell mn. Bedd. 2 u. 3 beruhen jeden-
falls auf Übertragung.
fälen: weiden. D' Eos, Giss und Schuf darf-mo"
nit i' de" Hölzer la f. F. Ubertr., umhi feie BHk.,
f allere BM., sich wild herumtummeln, ungebunden
herumschweifen, bes. von Kindern. - Zu Gp/uU I i tl.
ge-fälen s. bei Gefäll I 1 c.
Fäule Gr; GSa., Fdle GW., We. — f.: 1. die beim
Buttersieden zurück bleibende Hefe. Syn. Grübe, Ge-
liire, Grihise, Gesig, Truesfmje, Trimzig. — 2. Eisen-
schlacke L, Feilenstaub, Feilspäne. ,Strictur£e, fou-
len, das sind die gneist, die vom glüeyenden eisen
springend, wenn man auf dem araboss schmidet.' Fris.;
Mal. (Denzl. 1677; 1716 ,schüepen oder gnei.st' usw.)
.üass nieman soll föllan brennen in unser stadt.' Sch
Riohtebr. ,I>a man noch gmür under der erden soll
finden, wie auch foulen an den wegen, in den wisen,
anzeigungen, dass allda foulen- oder ysenschmitten
gewesen.' Büegeu 1606. ,Feulen, feilenstaub, limatura.'
Uenzl. 1677; 1716. — „Für-: glühende Eisenschlacken,
Sinter LE." — ,Schlosser-Fölen': Feilenstaub aus
Schlosserwerkstätten ; werden als Präservativmittel
gegen Viehkrankheiten genannt. Imthürn, Mem.
Aus lat. ßwillti mit versetzter Betonung und Vocalisierung
des 11 vor /, nachdem d,is umlaut- wirkende i ausgefallen.
Denzl. denkt wohl an .Feile".
Fe'l Z (Ftel Nnw). m.: 1. Fehler. Schuld. .Keins
fäls mai: in niomaihl boschuldij,'en.' Bibel 1."v>1. ,Das
heisst mir aber alles „Beel", Das eben hat den selben
fäl.' Birk 1535. ,Noxia, ein fäl oder Verletzung. Cul-
pam contrahere, einen f. tuen.' Fris.; Mal. ,Man soll
uf den span gän [den Streit untersuchen] und niäss
und unmäss gegen einanderen bsichtigen, wo der feil
syge.' 1570, Mev., Wint. Chr. ,Habend die Rät ihnie
seinen fehlen noch nit Verzügen [verziehen].' FrHafner
1666. — 2. Irrtum; Mangel. Oni F. Nnw. F. mache,
unterschlagen, in Kassageschäften, einen Manco, ein
Deficit verursachen ZO. .Menda, ein fäl, irrtumb.
Memoriter, auswendig, on allen f.' Fris.; Mal.
Mhd. rne;, -c, f. Vgl. auch Faf Sp. 734. welche Form
auch in dem Lied von den Guglern 1375 vorkommt: ,Dass
Bern sy der beiden sal und ein Spiegel uberal, der sich
bildet äne val.'
fe^l: 1. irrig. Besser umchere" als f. gö". Sdlger.
.Desshalben ist es wyt fäL' Zwingll — 2. feli Jär,
Fehljahre ZDüb.
fe''l-haft: fehlbar, wer sich gegen ein Gebot ver-
fehlt hat. B Mand. 16'28.
un-fe^l-lich : unfehlbar. .Wir haben hie un-
fälich und unpartysch richter.' Zwinuli.
fe"l-bar, meist /W%r: 1. kränklich (dem oft oder
seit längerer Zeit , Etwas fehlt'), unpässlich; gebrech-
lich B ; FS. D' Base ist geng ßlberi und muss doktern
ds Jahr aus und ds Jahr ein. Gotth. — 2. von Boden-
erzeugnissen, die häufig missraten BRi. Von ein-
zelnen Jahren des Misswachses: ,Von wegen der kleinen
herbsten und feibaren jaren' [muss eine frühere Lust-
barkeit eingestellt werden, welche ,in den grossen
herbsten' gestattet war]. 1577, Hotz, Urk.
feien (c-, rf): 1. mit Sachsubj. resp. unpers. es.
a) mangeln, wie nhd. z.B. es felt-em am Geld, Ver-
stand G; Z. — b) von körperlichem Übelbetinden wie
nhd. Was felt-d'r? Wo felt's-d'rY ebd. Mit Angabe
des leidenden Körperteils: ,Es fleug Lise an im Kopfe
zu fehlen', geistig, am Verstand. Gotth. Ohne ,es':
, Essen mochte er nicht. Da fragte ihn der Vater:
Fehlt d'r? ,Apparti nicht', sagte Jakobli.' ebd. —
c) von Mangel an Genauigkeit einer Angabe,
Richtigkeit einer Ansicht; auch vom Ausbleiben eines
Erfolges; aber immer mit Negation oder ,wenig' ver-
bunden: 80 oder Sl, es udrd nüd stareh f. Z. Ohne
.es': feit fnjüd! ja freilich; allerdings! ganz richtig!
(iTa.; Th. Da' feit iez scho' nüd, die Sache verhält
sich gewiss so. XVIIL, Bacrengespr. ,Er komme darin
so stadisch [sei d. so stattlich gekleidet], nit viel gfehlt
[beinahe] wie der Landvogt.' Gotth. ,Und wenig feit,
er wäre durchgefallen.' Vad. Refl.: ,Es fehlte sich
nicht [= es konnte nicht anders kommen], er wurde
trübselig.' Stutz, 's ist-e' [= er ist es] — 's felt-si
nüd! ebd. Es mues-si nüd f.! es soll nicht ausbleiben,
von etwas Versprochenem Z. ,Es fält si nüd: non
dubium est.' Id. B. Auch bei Hebel. ,Es wurd sich
nicht f.' Worstis. Bei Mass- und Zahlangaben formel-
haft adverbial: zum F., wenigstens Aa; Bs; Z (sogar
wenn es zum Fehlen, übel gehen sollte; den schlimni-
•sten Fall in Rechnung gezogen). ,Die Ochsen werden
mir zum F. 50 Taler gelten.' Ap Volksbl. 1833. Man
zeigt mit Fingern ,uf es Buremeitschi, das am Uerbst-
märct vo keim Chnab zum F. zu 3 Tänze Ig'lade wird.'
ScHiLU. I" zwenzg Minute zum F. MUsteri. Vgl.
.Vom Wirt muss jetzt gewonnen sein, wenn "s fehlt,
die Hälfte von dem Wein.' HSulzer 1830. Doch auch:
769
Fal, f(>L lil, iVil, ful
für den Notfall (wenn es , fehlen' sollte, i. S. v. d).
ICs ist (loch gäng giiet, wenn me" zkiii V. na-'' Öi>pis
im Vorrat het wie iiimo 17. FhJSciiili). Oni (ö: ä)
/•'. s. änc. - d) a) iiiissraten. von Erzeugnissen des
I.aiidbaues, der Viehzucht, der Koch- und Schneider-
kunst udgl. Bs; Z. Es hat (ist) g' feit Gr. , Die Rosse
|FIachsr().ste| fehlte.' Gotth. .Die Ernd hat gefehlt [ist
iiiilit oriricliif,'- gewesen]. Der Wein hat gefehlt [ist
iinssiLiton|.' IlosriN. und so noch heute. Wevti er xwo
Cluie IUI .S7((// het, so feit im eini [hat er Missgeschick
mit einer derselben]. Wenn si [die Kuchen] /'., iss ig
si .•telber noclie [nachher]. JJoach. 1881. / hä" scho"
mi'iiigs Jini, iiriiiiiirr Öii/iis ,/'fiH ifha Jiiif im (Imche,
laassrlbcl im-- hiirlni , iV S<i n-^l nmlni „!„• ,fhr,l. Stut/.
Kr hat \v (/»■'■. irie \-< hcisst : rs if rnt iiiiil rll und feit
.■<cliicr Ail.-i |er macht selten etwas Rechtes | Z. —
P) niisslingen. Es hat g' feit, ein Anschlag, Versuch
ist niisslmigen, hat fehlgeschlagen. Die beste Streich
händ g'f. G. Auch mit Dat. P. Es het-dr g'f., deine
Hoffnungen sind zu Wasser geworden. Gotth. , Sollte
die schanze [= frz. chance] dort f., so wäre grosser
schaden zu befürchten.' 1.531, Strickl. ,Der mordt-
liche Anschlag fehlet ihm.' Wurstis. .In selbigem
Jahr hat meinem Herrn Vater das Seckelmeisteramt
gefehlet [er wurde bei der Wahl übergangen, also:
seine Bewerbung schlug fehl].' JCEscuer um 1710.
Uni)ers. : .Es will fehlen: inclinata res est.' Hosimx.
F.t hiitt-d'r chönne' f.! bei einem Wagniss. Von einem
lcl)cu.sgcfiilirlichen Unfall oder Krankheitsanfall, auch
mit Dat. 1'.; oft euphem. für den Tod. ,Hanse's Frau
ward Von einem heftigen Fieber ergriffen. Es werde
f. wollen, sagte Hans.' Gotth. ,Über Nacht kann es
mir ja f.' ebd. ,Es will mit im fäle, res ejus ruinam
iiiinitant.' Id. B, wie noch heute. — 2. mit persönl.
Subj. a) einen Fehler begehen, wie nhd. Wer nie
O'felt, hed nu''' nid g'leht. Ineicuen. Ein Ziel verfehlen:
I>e'' Schütz het g'felt G; mit Gen.: d'r Schlhe f. Uw.
,Ich will aber daby der meinung nit fälen [sondern
sie richtig treffen].' Zwinrli. — b) Mit Dat. P. den
Dienst versagen; ein Versprechen nicht halten; Jmdn
im Stiche lassen. ,Ach nit, mein herr, du mann
Gottes, fäl deiner magd nit.' 1548, II. Reg. .Pfui dich,
du schantliche böse weit! Wie hast du mir so gar
gefällt (gefeit).' Sal.it 1.537, 1135. 2231. ,Wenn lüt,
zuo denen wir uns vil guots versehend, uns fälend.
wenn sy uns unser bitt abschlahend.' LLav. 1584.
.Seinem freund fälen und im nit zewillen werden, eines
freünds beger nit genuog tuon, deesse voluntati araici.'
.Mal. ,Sein kunst habe ihm noch nie gefehlet.' RGwekb
l'JlU. ,Er hat mir gefehlt', sein Versprechen nicht ge-
halten. Hosi'iN. 1683. Ptc. Perf. adj.: verfehlt, miss-
raten. Es g' felis Tiiech od. c g'felti Hut, ein Lump S.
En g' feite Pfarer. Adv., auf fehlerhafte, boshafte
Weise: ,So recht gfehlt und mutwillig kitzern.' Stutz.
In einzelnen Fällen berühren sich das Adj. und das
wirkliche Ptc. (passiv i. S. v. ,verfehlt'). lez isch 's
g'felt! Bs; Gr; Z. Die Boten von Bern eröffnen, in
dem Abschied von Zürich sei in Betr. ihres neuge-
wonnenen Landes Etw. .gefehlt'. 1-548. Absch.
Feier m.: 1. = Fei 1, Fehler des Charakters.
ly F. tun Finde soll mc" kenne, aber nüd nenne.
SiiLGER. Es hed Jeden en F. und ich ha" zwe".
I.NEicHEN. Wer ke F. macht, lld uf-em Chilchhof. ebd.
— 2. Fehler des Verfahrens, 's isch ka [kein] F.,
Schweiz. Idiotikon. I 6.
es i,st ganz am Platz G'l'a. — 3. öni F., unfehlbar.
,Bäbi erklärte, da.ss morgen es müsse gegangen sein,
ohne F.' Gottu.
Malefiz-: .Wegen diebstälilen und anderen ma-
leiizfehlern in oberkeitliche Ungnad gefallen ' 173y
Sciiw LB.
G'schau-: in die Augen springender F., -für wel-
chen man darum (beim Viehhandel) keine Nachwähr-
schaft leisten muss wie für die verborgenen F. Z.
Trett-: F. bei mehrtretigen Bildgeweben, welcher
dadurch entsteht, dass man eine unrechte Trete in
Bewegung setzt Z.
Feli f.: Wendung zum Übeln S. Het-mer [man]
■s//" Freud amene Boss — g'toüss clmnnt 's i d' Fähli.
Joachim 1883.
feiig: mangelhaft. Eiiel; irrig; trügerisch. .Das-
selb hast du von mir nit ghort, drunib ist es fälig,
dass du werdist gwärt.' UtzEckstein. ,Wie alles das
so ungwüss und fälig ist, das die weit hoch und tür
schetzet.' Gualth. 1551. ,Aiu feiiger und irrender
weg.' Kessl. ,Fälig guot. das nit so vil frucht bringt,
als es aber erzeigt hat, fundus menda.t. Ein fälige
sach haben, periclitari causa.' Mal.
Fei s. 1, Feld. 2. Felwe.
VvW F.il GLStdt, FA (Fe'lJ Aa; .\p; Bs; (Ju; G;
Th; Uw; Z, Fe'l, Fc'l GlH. u. K. — Dim. Fäli Av;
Z, Fdlti Uw — PI. -er Ap; Z (neben Fäl) — n. :
1. Fell von Tieren, z.B. von Schafen und Ziegen,
allg.; auch von Mäusen Gr. .Der Fürkauf in Häuten,
Fählern [usw.].' 1734, Aid. .Ein sum [= Saum] velli.'
L Schiffmeisterlibell, Anf. XV. .Braun wie die fäl
[Teppiche] Salomons.' 1548/00, C'antic. ,Ein guetes
Fell ziehen', gute Beute machen. Haut v. Menschen :
.Das fei hieng [den Leuten] am daisch, 1er, los, ge-
runzlet über die blossen bain [vor grossem Hunger].'
Kessl. Sonst nur in bildl. RAA.: Eine" bim F. ne",
packen Z. Eim 's F. gerbe, durchprügeln UwE. Bs
F. wüsche, prügeln und in den Brunnen tauchen
(Lauscher und Nebenbuhler beim Kiltgang) B. Gil-ll
[gelt], 's hät-di''' am F.! schadenfroher Spott Z. Es
dicks F. ha", unempfindlich sein, körperlich u. geistig
UwE.; Syn. Hut. — 2. Schimpfn. eines Menschen.
Du bist nes schlechts F. Aa; Syn. Tuech, Hut. En
unnützes F., ein Taugenichts GlH., bes. ein rohes,
unsittliches Weib Aa; Z. Die ist es F., si brüglet ire
Ma'" all Tag Gl. Es g'furigs F., böses Weib W.
Vgl. Leder und nhd. .Haut' (dieses aber auch in gutem
Sinn); Vdt. scortum, Hure, zu coriwwi, Haut. Vgl. auch
Jtatzen-F. — 3. Schmutzfleck an den Kleidern.
i)e hasch nes schüns F. vorabe [vorn hinunter] Aa. —
4. Hautwunde, Stelle, wo ein Stück Haut abgerissen
ist oder dieses selbst; e F. ab ha" ApI. ; Gl; Th. Syn.
en Blatz ab. Wortspiel: A. Was hüpfst [= hinkst]
risö? B. Ha, i ha a Fial. A. Gang toa 's i d' G'erbi
GBern. ,Die Lungen von dem Wider warm aufgelegt
heilt die fäl. so die schuoch abgetruckt habend.' Tieru.
1563. .Intertrigo, der wolf, d. i. ein abgeriben fäl oder
aufgeriben haut im gesäss oder sunst, als wenn einer
an füessen ein f. abstosst' Fris. 1568. ,Die Zahl der
Schlägen, Fahlen, Wunden, wie sie Christus . . .' Ign.
v. Rheinf — 5. Hautausschlag, Geschwür, bes.
chronisches, Quaddeln, an Mund und Gesicht L; GG.,
Rh.; Z. Er hat es F. am G'sicht 2.. D' Fei GT., Pf e-l
Th: Pocken; Syn. Urschlacht, Bläteren. Masern GT.
771
F;il, fol, lil, l'ol, l'ul
772
„Wisse y., Kinderpockeii; wilde F., wilde Pocken;
röte F., Botsuclit, Masern (iT.'- Vgl. i\oc\\ Bupfli-F.
und feilen. — (i. Schorf oder Kruste auf heilenden
Wunden, Geschwüren, Hautausschlägen Ap; Gl; L; Z.
Syn. Buf, Bif, Mose. In Ap unterscheidet sich F.
von Bofa nur dadurch, dass das letztere niedriger und
flacher ist und von ekelhaften Ausschlägen wie vom
Kopfgrind gilt; zuweilen beide pleonast. verbunden:
voll Feier ond Bofa. — 7. eine Krankheit der
Augen, auf denen sich eine Haut zu bilden scheint.
Vgl. Augen-F.; Stern-F. ,Loss den selben rouch in
die ougen gon, so entschelen sich die fei bald.' Bs
Arzneib., XIV. 2. ,Die gall des tiers soll die flecken,
feien oder starren der äugen vertreiben.' Tierb. 15lJo.
,Den Sternen oder das fäl im aug vertreib dise äsch.'
ebd. ,Das pulfer der gebrannten Schnecken verzeert
die fäler der äugen.' Pischb. 1563. .Gebrechen der
Augen, Fahl, Dunkle, Nagel.' ECys. — 8. Rausch L.
Mild, crf, Haut von Tieren uaiJ Menschen; Staar; düuiie
Eiskruste. — Bed. S mag sich ans 7 entwickelt haben .als
Beneblung der Augen. — Abi. ßUen, GcßU. — Vgl. aueli
fätkn II.
Augen-Fell. ,Tunicffi oculorum, augenfäl oder
augenschelfen, so das aug zuosamen haltend.' Fris. ;
Mal. .Aranei tela, Spinnweb, Augenfell.' Denzl. 1077;
1716. Vgl. , Finstere und schwäre der äugen, so einem
als ein spinwup vor den äugen schwebt.' Tierb.
Für- Für- (Fü^r-, För-, Fir-J Ap; Gl; Th; Uw;
W; Z, FiW- ZO., rS., Vor- Ap: Schurzfell, lederne
Arbeitsschürze, von Handwerkern über den Vorderleib
getragen zum Schutz der Kleider „Vw; Zß; Z." Syn.
Sclmrz-F.; Fürleder; Lederschöss. 's Arheitervolcli in.
grosse Städte sät: wenig Arbeitsstunde, de Tag dore
[durch] 's Für feil drülle' ond z' Ohed en grosse Lö"
Tu. Me" muess nüd am F. clilopfe", toenn-me" will
Vögel fange" Z. Die , sterbende Messe' vermacht dem
Dr. Hans ,Schmid' von Constanz ,myn leder, damit der
Altar bedeckt i.st, zuo einem fürfell in syn Schmitten.'
NMan. ,Leite ich an ein fürfäl, trüego ein zimmer-
achs: war ich darum ein Zimmermann'?' JJBreit. 161G.
, Bekleidet nach form der Bergknappen, in einem leinen
■zusammen gebundenen Rock, samt einem ledernen
Fürfell um ihre Lenden.' LLav. 1070. ,Die sich ihres
Fürfäls, ihres Schurzes, ihres Ziehmessers beschämen.'
Ulr. 1727. ,Leute, die sonst die Sonntagskleider an-
zogen, wenn sie an die Gemeind giengen, kamen jetzt
in Werktagshüsen und Fürfällen.' HPest. 1788.
Haber-: (PI.) Haferspreuer, als Füllsel für Kissen
verwendet S. — F. = Hülle, Hülse.
Hirn-: die das Hirn umgebende Haut, resp. Häute.
.Welcher wunden er aus Verletzung der Hirnfehlen
verschiede.' Wurstis. - Vgl. .Fehle', Gr. WB. IV, 1422.
Hirzen-: Hirschhaut. .Nebrides, ein hirzenfäl
oder gemsonfäl.' Fris.; Mal.
Kalh(s)-: Kalbshaut. Es si"^ me Ch. in der
Gerbi tua" [= als] Chüelmti, es sterben mehr junge
als alte Leute BBe. fDe" lange' Weg) uf 's Chalbfsjfel
use" g'heie", als Tor (,Kalb') zum Vorschein kommen,
bei einem Unternehmen zu Schanden werden, Schimpf
und Schaden davon tragen, statt vermeinter Schlauheit
eine Dummheit begehen, eig. (der ganzen Länge nach)
ungeschickterweise zu Falle kommen Z.
Lamm-: ,1 lybrock mit wyssen lambfclen.' 1489,
Walum. luv.
Lösch- wie Fliesspapier verwendet? ,!'2 p um ein
löschfei zum rätsbuoch.' 1523, L Umgeldsb.
„Milch-: Milchschorf Z."
Busel-: flockiges Fell, Pelz, z.B. das einer Katze Z.
Rupfli-: Nesselausschlag GT. — S. Iluß unter Fdl 5.
Ratzen-: Rattenfell; als Schimpfwort, s. Fell Ü.
Dil alts Batzef., du alti Hex! XVllL, Baurenuesi'u.
Schurz- = Filr-F. B; Ndw.
Schwänzel-: Tierfell sammt Schwanz? ,])ie Kür-
siner, weliche den Gästen allerhand Wildwaar, item
Romanisch- oder Schwenzelfähl verkaufent.' Z Mand.
1039; 1640; 169'2.
Sti fei-: Tierhaut zu Stiefeln (Pelzstiefeln)? .Stifel-
fäll, 28 Stuck.' 1571, Wegmann, Inv.
Stern- = Fell 7. , Wider die tunklen äugen, stern-
fäl und grawe flecken der selbigen.' A''ogelb. 1557.
.Augenwee und zuovor das sternfäl vertreibt Bären-
gall.' Tierb. 1563. ,Stärnfäl, das starren der äugen,
sufl'usio.' Mal.; Denzl. 1677; 1716.
Steiii- scheint entstellt aus staren, stieren und dann um-
gedeutet auf den , Stern' des Auges selbst.
Dachs- am Kummet der Pferde, des Handgauls,
wenn der Bauer zur Stadt fährt.
Der Gebrauch ist weit verbreitet und scheint auf Aber-
glauben zu beruhen: in Italien tragen die Ochsen, die man
auf den Markt bringt, Streifen von D. um die Hönier, an-
geblich zum Schutz gegen bösen Blick und Hexenwerk. Auch
werden aus Dachshaaren zierliche Amulete für den Hals
kleiner Kinder verfertigt. Mit üachsfellen wird der Hintere
von Pferden und Mauleseln auch in Sudfrankreich belegt.
Web-: Stück Leder, welches der Weber sich vor
den Leib bindet Ap.
Wamm(s)-: weisse, weite Schürze, welche die
Männer am Sonntag zur Verrichtung der Hausgeschäfte
tragen, um die Sonntagskleider zu schonen ScnNnk.f
Zund-: Zündschwamm. ,Dass ainer an [eine] ge-
ladne handbuchs an syn brüst satz, und wie er das
zundfal darhept, will ablassen [usw.].' Kessl.
feilen: 1. ß^bj, Ausschlag, Pocken bekommen
GG.; s. Fell 5. — 2. „Tuch mit einem Glattglase
weich und glatt machen G." — Vgl. noch fillen.
Emp-, Ent-Fel. Be-Fel, ent-felen ><. -Feleh.
Fellach s. Febcc.
Fi'llenberger: Zwetsche der grössten Art BsStdt.
lier Name geht wahrsch. auf den grossen Landökonomon
uuil Erzieher Fellenberg zurück.
Velliss ni. : Schultornister ZNer. Fellise n. allg.:
Felleisen. ,Mit ihren Vällis, Geräten, Kleinotern und
andern ihren Gütern (Vallisiis, arnesiis et jocalibus
rebus).' Wurstis. ,Der Gubernator der Statt besich-
tiget aller unsere Fellis.- TuPlatt. 159.''>. — Aus frz.
valise.
Felix, Felig GfiPr., Fi.c Z : Taufn., bes. in Z be-
liebt gewesen, weil Name eines der StaJtheiligen,
denen zu Ehren 879 die Abteikirche (Fraumünstcr)
geweiht wurde. S. Feh Sp. 726; Amsle Sp. 211.
feil (feH, fäl): käuflich. ,Feil und zuo dem k;iuf
gerü.st, venalis. Lassen f. aussrüefen, sub iir;econe
subijcere.' Mal. Feiles Brod (.Feilbrod-). solches,
welches der Bäcker aus seinem eigenen Mehl auf Ver-
kauf buk, im Gegs. zum Hüsbrod und zu dem aus
.Ingeschuttetein' für fremde Rechnung gebackenen;
s. Fochenze (Sp. 652 ff.) und Feila: .Die pfister, die
773
Fal. fei. lil. vil. lol, ful
feilens bachend.' IT)??, Z Ratserk. Es war Jas feiiiei-e.
weissere, etwa auf Festtage hin gebacken. .AU sanips-
tag und firabend [Tage vor Kirchenfesten] und so oft
.sy teils brot bachend.' 1535, Elrger Herrschaftsrecht.
.Brut f. füeren.' 141;?, B Stadtsatz.; vgl. Brotfüerer.
Einst spielte eine grosse Rolle in der Autonomie von
städtischen Genieindewesen und der Kantone in ihren
lii'ziohungen zu den Nachbaren der feile Kauf
(Markt), d. i. der freie Verkehr zumal mit Lebens-
mitteln. ,^0 wurd man uns feilen kauf abschlahen und
nüt lassen zuogön', den Markt verschliessen, verbieten.
l't'M. Absch, ,Das auf Karen und Wägen zu feilem
Jlarkte gebrachte Brod.' Wurstis. 1779. Auch in concr.
S.: .An die von Solotren, dass si daran syen [sich
bereit halten sollten], den lüten feilen kouf nach ze
füeren.' 1476, B Eatsman. ,Dass sie die Proviant und
den feilen K. frei ergehen lassen sollten.' MStettler
lii'27, — Das W. findet sich mit folgenden Vben ver-
bunden: a) sin; oft flg. gewendet. ,Wenn er noch
nicht genug habe, so sei noch mehr [v. der Züchtigung]
feil." Breit. 1860, als Drohung, 's ist-mer f. = ent-
leidet Bs; Z. Auf die Anfrage des Freiers ziemt sich,
dass der Vater des Mädchens vorerst bemerke: si ist
nöil flu GTa. Syn. ror, fürig. Den, welchen man
beim Weine frei halten will, ermuntert man mit der
Erklärung: du bist-mer nüd f. um-ene Schoppe Wl"
tiA. b) han, f. bieten, z.B. Mülaffe" f. ha; auch abs.
den Krämer, die Höckerin machen. Ubertr. : sich zur
Schau ausstellen, z. B. von Mädchen, welche ohne Be-
gleitung eines bestimmten Burschen auf den Tanz-
platz gehen G (si''' f. ha); Z. 's Hanse Frau het zu
ire' l'öchterle' g'seit : Tceis von-ech soll-si''' me erfreche',
hi dem Schienggel [Schlingel] stundelang go f. z' ha".
BWvss 1863. Er ist im Wirtshüs go" f. ha, sitzt
unter dem Vorwand von Geschäften im W. ZLimm.
Das hat nebet -enand f., Beides ist neben einander
möglich, schliesst einander nicht aus; ist gleichberech-
tigt Z. Von Mannspersonen: die Hosenklappe oft'en
haben \p fNehes fäl ha); U. Von Weibspersonen (auch
mit dem Zusatz Fleisch): die Brust stark entblösst
tragen Z. c) triben. Mer heind [wir haben] 's Vch
Niemertem f. 'tribe", zum Verkauf vor 's Haus gebracht
U. d) gen: preisgeben, hingeben U.
Mhd. veile, ahd. feüi. Unsere Formen mit a, ä, e be-
ruhen auf lokalen Lautgebungen und haben durchaus keinen
Bezug auf ags. fäle, ahd. J'ali, fdi. — Bod. d auch sclion
mild. — Abi. fiUsm.
Übel-: in misslicher Lage steckend, übel daran,
ratlos; spec, mit einem unheilbaren physischen oder
geistigen Gebrechen behaftet. Fn übelfeile Tropf
VOkte; „Z". ,Den Urnern tat sie [die von einem
Gespenst heimgesuchte Alp] eben so wenig gut und
sie waren ü. daran wie die früheren Besitzer.' Lütolf.
Sagen. ,[In der Hölle,] ivo sust 's ganz Jör le" Chilbitag
und Alles übelf. [ist].- Ineichen 1859. ,Nun sind wir
aber ü.f , kein anschlag mer uns g'raten will.' Euep 1538.
Hig. der Gegs. zu wolßil, also von knappen Lebensver-
hültuisscu; dann auf die Person, welche unter solchen zu
leiden hat, bezogen. Vgl. wirs-f.
bass- öäs-: 1. wohlfeil LEigi; Zg; im Comp.
(bässfeiler) Schw; U; altes LB. GrD. — '2. wohlfeiler
GlS. — Zsgs. mit mhd. lm%, das an und für sich (ohne -' /•)
Cnmparativ war. — Vgl. leirs-f.
wol- meist ^völfl — Comii. inüfcler Aa ; BM.;
I>: 8, tvülfler Bs (ireliler) ; G; Z, irolfner Ztw.: 1. wie
nlid. D' Isebane' mached, dass 's nie me w. unrd,
keine wohlfeile Zeit mehr kommt. !"'• gab 's nit n:,
es ist mir wert. I gab 's doch w., es ist mir sehr
entleidet Z. Er git 's w., ist nicht schwierig, lässt
mit sich reden Aa. Sprw. W. derzue, w. der im", wie
gewonnen, so zerronnen. — 2, bescheiden, den
eignen Wert nicht hoch anschlagend, , Buben, seit
doch nicht so w,; werft den Bengel nur ein Bisschen
hoch; er fällt von selbst wieder tief; in diesem Punkt
[wo es an Werbung und Heirat geht] darf sich Einer
alleweil was Rechts einbilden,- UBRiGOER. ,Sei doch
nicht so w. ; du kömmst noch alleweil früh genug zum
Schick [Glück).' ebd, — stei^-erde"-, spott-: Stei-
gerungen zu Bed, 1, — wolfeilen B; Uw; Z, wöl-
flera' Ap: wohlfeiler werden, meist unpers. ,[Wie
früher die Zohntfrüchte nach dem Gefallen des Abts
verkauft worden seien, was die Märkte] bewohlfeilet
habe.' 1544, Absch, — Wolfeili, meist Wölfli.
Wölfelit: Wohlfeilheit; wohlfeile Zeit, Ggs, zu Tnri.
allg. Er chauft 's der W. nä''<, je das Wohlfeilste.
,Da wir in höchster wohlfeile, in friden und wolstand
wohnen.' JMüll. 1665, ,Ein merkliche w, mensch-
licher narung ist diser zyt gewesen.' Wurstis, 1580,
,Hat euch nienian kein soliche fassdüre [hohen Preis
der Pässer] erlebt und ouoh kein mensch soliche
schnelle wynwölfle,' Bs Chr, Sprw, E Türig im Herbst
bringt im Früehlig e Wölfeli. Schild, .Gedenkend an
die gmeinen sprüchwörter: Gott kann bim lären ca.sten
machen ein wolfeile, und hingegen bim vollen casten
ein türung,' .TBbeit, 1641, Wortspiel: En Arme
hätt-mi''' gern und wünscht mi''' alli Jör; und war
i''' gross, i''> fräss-en üf mit Hut und Hör Scn. —
wol feilig «'0Z/K7 ^ wohlfeil Bs,
Die in Folge von Absorbierung des Tones des zweiten
Teiles durch den erstem eintretende Sync, zeigt sich schon
früh. ,Ouch fleisch was [war] in wolflem gölt,' Kyff, Bs
Chr,; ,wölfler,' ebd, ,D!is wölflist belzwerk,' Tiorb, IbGH.
,Das bringt dir kein wölfle in dyn land.' HsRManuel,
wirs- wirsch-: Steigerung zu übel-feil UwE. Vgl,
bass-f.
Feiler m, : Bäcker, welcher Brot aus seinem
eigenen Mehl zum Verkauf buk und solches an einem
vom Magistrate angewiesenen öffentlichen Lokale feil
bot Z, wo das W. von 1331-1770 belegt i.st (s, das
Brot, S, 123. 130 ff, 160 ff, ,Ein feiler, der brot feil
hat und simmelring u. dgl,, crustularius,' Mal, Syn.
Feil-, Kleinbeck, Kleinbrötler. Vgl, auch Fochenzer.
Buech-: hausierender Buchhändler; s, durchafter
Sp, 125, Syn, Buechfüerer.
Veilette s. Vijelette bei Viole II (Sp, 633/4),
vll (tw, »1% inFtiÄZ): viel, 1, adj, a) wie nhd,,
aber im Sg, durchweg und meist auch im PI, un-
flektiert, Vil 3Iuet; vil Lüt (Manne", Fraiie", Chind");
um vil Geld, mit vil Müe. Der siless 3Iost ged gaä [gibt
eben] vil Buch Ar, S, vil-zit. — b) substant, ver-
wendet, a) Sg, Ntr. , in rechter Volksspr. ebenfalls
immer ohne Flexion. Es chann ime Jär v. an Eine ge
od. cho [Einem zustossen] Z. Wo vil ist, chimnd vil
(vgl. unter anfallend). Ineichen. Z'v. ist ung'sund und
war 's [wäre es auch] g'nueg. ebd. G'nueg ist besser
leeder z' v. Sulger. ,Vil und z' wenig verderbt das
^ pil.' JCWeissenb. 1701/2 (vgl. u. lützel). ,Des Dings
geschah täglich mehr dann viel,' KuWirz 1653, Es hat
no''' V., tco das {de'' sc, Wein) g'si" ist, Einladung an
775
Fal. lel. fil, vil. fo
den Gast, sich die Bewirtung unLedenklich schmeclien
zu lassen Z. Es ist vil von-em, das' er selber cho' ist,
ist als ein Opfer von ihm zu schätzen Z; in dieser
Anwendung auch mit Art.: das ist e vils vorne so e
jtim/e" Purst [Burschen] = ein Grosses, eine bedeutende
Ijeistung Aa. !''• wett [wollte] nüd um vil, dass er
mi''' g'sdch. Mit vil chann e Sou /tlise" [die Haus-
haltung führen]. Hät-me" vil, se brücht-me" v. Vil
wilsse" macht Chojifwe. Sulgek. Wer z' vil will, dem
tvird s' xoeniy. Vil en Dreck, iron. = Nichts Z. ,Um so
vil desto mehr.' JHott. 1666, jetzt dess (desto) nie, nhd.
,uni so mehr'. Einem r. st" nwge" s. sin Vb. ,Han ich
dir zo V. tan, so verklag mich.' Salat = Unrecht getan,
zu nahe getreten. Das ist v. g'säid, das heisst v. ge-
sagt = ist eine Behauptung, welche schwerlich mit
der Wirklichkeit übereinstimmt Z. Ellipt. = so v. als.
Iss und trink, v. d' magst ZO. — ß) Plur. Msc, Viele
(Leute). Es sind nüd Vil, wo das scho" g'seh" händ.
Vil wend /la", Viele behaupten . . . ,Vil reiten [sc. ein
Stockenpferd], wann sie gehn zu fuss.' JHAmm. 1657.
Im Dat. mit Flexion: wie 's scho" (i) Vile" (]'ilnc")
g' gangen ist. — 2. adv. a) zur Steigerung eines adj.
(adv.) Begriffs, a) sehr. ,Vil dankbar.' Scnw LB.
15'24. S. auch vil-näch. ß) nach ze (zue) = allzu.
Z' V. guet ist bös. Ineichen. ,Zevil frei.' Fris. ,Ze v.
streng.' Ansh. ,Der in [ihn] zuo vil rüch und streng
hielte.' E Güalth. 1584. y) vor Comparativbegriffen
= weitaus. Er ist v. de'' schlechter. S. auch vil-e
Sp. 10 (2 a). ,Der grösser hüf und v. der merteil.'
1529, Absch. ,Vil ein andere zyt.' EGrALtn. 1553 =
eine ganz andere. .Viel ein andere Beschaffenheit.'
Ehagor. 1639. — b) oft. allg. ,Vil hat man nachts
gehört geist'-'' sunfzen.' LLav. 1569; dafür , oftmal.'
1670. ,Ich wird vil bei dir sein oder oft und dick.'
Mal. ,Quotiescunque: als v. und dick, so oft und v.'
Fris. Die selbe Häufung von Syn. noch jetzt üblich.
— 3. (Steigerungsfornien.) Am Fi7.s<c, am Meisten
B. ,Nur 3 Batzen auf ds Vielst.' Gotth. ,Wer aller
vilost darum git.' Offn. Oberutzw. 1436. ,Ufs vilist.'
HBiTLL. 1572. ,Ein Ducaten uf das aller vilst.' B
Mand. 16'28.
Vil ist in uuserer Volksspr. genau geuomiuea uie adj.
verwendet; auch in den Fällen von 1 a ist es eig. subst.
und das dabei stehende Subst. als Gen. zu verstehen, der
sich nur allmählich, wohl weil die Form des Gen. der MA.
nahezu abdorrte, dem regierenden Worte als Apposition acconi-
modierte. Die Bed. 2 a (auch mit ,vicllcicht' ins Nhd. hor-
übergenomnien) galt namentlich im Mhd., z. B. i-il dirkc, sehr
oft, aus welcher Verbindung (zunächst aus der copulativen
Wendung v. und d.) sich eben unser 2 b mag heraus ge-
schält haben; doch da v. auch prädik. i. S. v. ,zahlreich'
vorkommt, was sich mit der Bed. ,oft' berührt (,das rebhuon
ist vil in der insel Oallinari.a.' Vogelb. 1557), so ist auch
Kntwicklung durch ili.srii l.tzt.rn Begriff hindurch möglich.
- 3. Als Steigcniiij vi ii d all-'ruieiuer )hc»(, »new( verwendet.
Über die absol. Stfi^. niiiL- . „y ,-. und die formalen Wand-
lungen derselben s. ewi,/ Sp. (Sil/ 12. — S.noch riz.
als- vil, asfd, ,;sß, affd, nff'.J., äf'A, dfd: 1. (ab-
sol.) so viel. A. het 's g'kost't. Der hät-si"'- met de
('klauen om avel fest i" d' Felseblatten ini g'chlammerel
Av. d, i. sehr fest. — 2. (verbunden mit folgendem
relat. als (as, !sj oder das') eben so v. als. Es mag
i-iiH [ein] Sticker }»if»mj»i enzige Stickstuel as vil g'sticken
as 100 Jfandstickere. Tue" asvilas, tun wie wenn . . .,
der gleichen tun. Er tuet a.mlas ob er si möchti Gr.
Dein Anschein nach, gewissormassen. Er hat (i.'<n'his
fiXr'''tig [ausnehmend] früntli tue [getan], ehd. Es
hat a.-v.-a. c.vtra schii" st" sölla'. ebd. Er will as (so)
V. as rieh sl", den Eeicheii spielen Ap; Ndw. Er mät
asvilis mächtig, aber doch mät-er nid me as es Wibs-
bild GrD. Es ist nw s' r(7 as . . . GlS., wo diese
Formel auch absolute und also ellipt. dem S.itz.' im
S. V. ,es ist nur scheinbar, vorgeblich, i" der 3lriiW(i',
angehängt werden kann. Syn. Gott-mer-spridi. Zur
Hervorhebung eines Ausdruckes: 1 lian seile" a.-v.-a.
cliäse" W. ,Ist er einsinahls als vil als widerumh
lebendig worden.' LLav. 1576. Auch bejahende Be-
scheidenheitsphrase, indem man z. B. eine Ehre an sicli
kommen lässt. .\.. Sid ier der G'schwiirna? B. AsviU,-:
wnl GrD.
S. o. Sp. 197 u. 199 ah 1 a; i' u. Anm. A/'cl ist Al.-
schwächung aus aß'cl, wobei das syn. sovel m:ig mitgewirkt
haben: aß'd aber ist durch Assimilation des s an » (fl cnt-
stauden. ursprünglich wurde die Verbindung ui:i a. wohl
nur bei ausdrücklicher Verglcichung, viell. sogar vor ein.'iii
Comp, gebraucht, erst später dann auch absolut. Im Unter-
schiede zu dem sonst glcichbed. sovel (entsprechend engl, ■i.«
tnucJi : so much) ist a. ursprünglich vergleichend, s. einfach
hinweisend.
mords- Z. bode"- W, hegelsding- BBe.. wOlts-
Z: Steigerungen des Begriffes ,viel'. Es wird doch
mords eil G'schirr rerheit [zerbrochen]. Stütz.
so- 1) fi)soVil Ar; BLaut.; Z, (r)sövel (secel) \k;
BöO.; FMu.; Gr; L; GA.; S; Uw; U; W; Zg; Z,
(Jsövlig (sevlig) W; Zg, (rjsövlet Qt.; Zg, (qjsövli (seeli)
BM., ü.; FMu.; S; WLö.; ZHinw. 2) söli SciiBarg.,
sÖli Bst, Hebel; PPo.; GEh.; Sch; ZO., uTöss, Sth.,
seli AABb., F., Zurz. 1815; BLaut.; Schw; ZAuss.. B.,_
Limin., 0., Wl., esölcs SunwMuo. — diin. söveli, serilii-,,
1. so viel (quantitativ), allg. SO fei. Id. B. Es hei^
[habe] nach en anders Wesen [ausser Gott] «h^'' sörlet
s' regiere". Becker 1876. Seelig [Obst, Getreide udgl.]
git 's hir nit wie feru" [letztes Jahr] W. Da magst
nit halb esövli wie-n ih. Gotth. Dim. bloss söveli,
söveli, ein klein wenig GA. 's isch nesörel! EA., mit
welcher der Unzufriedene zur Euhe gewiesen wird =
es ist immerhin so viel und nicht zu verachten AaF.
Es ist iez esövel — häd der Anke"ma'"' [Butterhäiidler]
g'sait! = daran lasst euch genügen; dabei bleibt es.
Deiktisch: er hat nid esövel g'g'e" = blutwenig, gar
Nichts. Auch bei PI.: söcel Chind. Selber als Subst.
aufgefasst: e" ledrc gtd [gibt] es Sovel dran KKi.; es
Serili Milch, Lit [Leute] Ndw. - - 2. so sehr und (ohne
Hinweisung) sehr übh. ; so oft. allg. a) beim Vh.:
Das wird öppe nüd sövli pressiere. Gotth. /•■'' hau de.isen
sein geachtet nid BLaut. Es ist hür nit sölli g'räle".
Er het siiUi 'tue [sich arg geberdet], wie |als] sin Vater
g'storben ist ScnSt. Es irundret-mi''' gar söUi. Stutz.
p'^ verstä-mi"'' eserel nit of die niwi Schrift U. ll'ie
häm-mer-is selli vergaffet! KdMet. 1860. Z' Neisele
bin-i dick und vil und söcel z' Wertislei". Ineicmien
1859. — b) vor Adj. (Adv.) Esi'vel fin oder (dem
Begriffe angemessen) diinin.: söveli es fing z. B. Fräuli
GrD. Er hät-mer doch selli guet g'm'esse". Es ist
öppe nit Sovel wtt. Sovel guet tanze". Ineichen 1859.
Gar sülH tür ist Alles g'sl". Si sin'' rom Schaffe" her
und hi" gar .sölli müed und schlöfrig g's'i". Hebel.
, Sövli bös dran sei er noch nicht.' Gotth. ,l>cr Biir
soll syn einfältig, trurig und bekümmert, doch nit so
vil ung.schickt und pürisch.' HBull. 1533. Die Stelle
des uiiliest. .\rt. schwankt: er ist en sölli gueli'Ma"
■•1,
I
Fal, fcl, lil. vil, teil, tili
778
ZWl. .Ein sövli witziges Kinil.' Gotth. neben: Siirli
Ching und sövli jimy und sötU e lüftige Mueter. Söcel
es chli's isch es BBe. Säcj-mer's: du bisch sevH cn
Vsinntc [der viel weiss] BGydisd. Derselbe pleonastisoh
an beiden Stellen gesetzt: Es södi es schlechts hin
ih nit. GoTiH. Pleonastiseh werden auch die Be-
stundteile des W. s. selber, weil die Zss. nicht mehr
gefühlt wird, beigefügt: so selli übel AxBb.; sovel
(sorli, selli) ril B. — c) absol. und scheinbar prädik. :
es ist nid sölli, nicht besonders geraten ZSth. J?ä ist-
nier nüd s., nicht recht wohl GEh. A. Git 's-es qnel'^
B. Nid so sölli ZWl.
Die volle, nicht zsgezogeue Form kommt ebenfalls znr
Verwendung, aber nur im eig. S., wenn m auf ein folgendes
ah uder wie weist. — Zss. sijUis-ditig. — Über den Vorschlag
j- und über e der Stammsilbe im Wechsel mit « s. Sp. 12 u.
bei «u. Süvlig ist artj. 'Weiterbildung, eBvUt eine Spielart
dazu (vgl. Abal : Abifi : Antict : Atitlig ; Crht : UMiij, Urlaub;
ammcd : nrnmi;/ Sp. 209 u. 220) oder Umstellung einer mit (
erweiterten Form '«önlt. ,Vi/i mag v eliminiert oder dem ;
assimiliert haben; wahrscheinlicher ist Vermengung mit den
Nbff. von Bo-lich, solch. Emilei ist gen. Adv.-Form wie idlus
usw. Sp. 209, immem 222.
wie-, iciev^l Z, wövi^l Sch; Sciiw, iceiv? Sciiw;
Ndw, Kövlet Gl: wie nhd. — Ö nach Analogie von nüvd.
— Als Ordinalzahl wici-jZf, xcevi^h Gl. — Abi. wHvlen.
eswie-vil s. etwie Sp. .593.
vilc" rlla: Adv., beinahe Gr; GÜ. V. nit. Ver-
stärkt: vile rile; v. schier ; f. gär; r.gottsgär; r. potz-
gär. Er hat villa gär ei" Nama g'ha, wie min Atti.
GöLDi 1712. Vilan aw'', hoffentlich. Du hast v.-au
g'nueg, — Wahrsch. ist vile Sp. 1 1 nicht vil-e, sondern vil<;
zu lesen und gehurt in diesem Falle hieher. Eigentl. 'di7-o;i.'
vilen: 1. (intr.) viel werden, sich vermehren. ,Do
aber die eynwoner der erden anfiengend v. und grosse
Völker wurdend.' 1.5.S1;48, IV. Esra, = ,mehren.' 1G67.
— 2. (tr.) vermehren. ,Dieweil Gott dem Abrahamen
verheisst, sein geschlecht ze v. und ze nieeren.' Bibel
1531. .Durch Weisheit wird dir dein leben gelängeret
und die jar mit gesundheit gevilet.' 1.531(60, Prov. —
Mhd. villi intr.
er-. .Wann [da] sich die genossen einhilliglich er-
vilet, versinnt und ervaren band, dass der hof dieselben
rechtung je dahar gehebt hab und euch hinnethin
haben soll.- 1421, Hofk. Holdei-bank. — Syn. ermeren .^
he- jiflle" f-V-J: 1. unpors., (zu) viel dünken;
verdriessen AxFri.; Bs; BO. Es pfUt {iifllet Aa; BO.)
mich, ärgert mich, dttnkt mich unbillig; ich tue es
ungern, kann mich kaum dazu entschliessen. Wenn's-
di''' pfilet z' gö", SV hhb dö! ,Ab keiner fröud tuet
mich bevilcn.' Salat 1537. Auch (z. T. im Wechsel
mit dem Acc.) mit Dat. P. Bs. Da bevilt 's den Bene',
auf diesem (steilen) Wege werden die Beine .stark in
Anspruch genommen, wird es ihnen .zu viel' BBe. —
2. (pers. und rofl.) Anstand nehmen, sich sträuben.
D^ pfilsch-dv''' all Allem, ^cns-d^ mache' sottsch [solltest]
BsStdt. — pfilig: abgeneigt, träge Bs.
Mhd. Iieriln pers. u. unpers. In unserer ä. Lit. stark
belegt. Zu der Synk. vgl. j/mjic Sp. 710. In BU. scheint
das W. mit i' an I'fd gelehnt zu sein. — Vgl. noch hefilchen.
Vili, auch etwa Vilni, f.: 1. abstr., Vielheit.
allg. Es si/ge" d' Vili g'si', es seien Leute die Menge
(in M.) da gewesen. Gotth. Es hat hrr [= dieses
Jahr] d' V. Obs gige", Obst in Menge W; mit Ver-
stärkung des Begriffs: ds Tüfels KBE. D' V. gät
für d' Güeti. D' ]'. macht 's nüd üs, es kommt nicht
auf die Menge an. D' V. gid (macht) de" G'wünn —
meinte der Bote von Zug, da er die in Zürich zu 1
dortigen Schilling gekauften Semmeln daheim zu einem
(geringern) Zuger Schilling wieder verkaufte. ,Vil ge-
bieten und die Gebot nit halten, stärkt die Vile der
Lastren.' Ansh. ,Es erzeilet auch Moses nach der vile
und lenge.' HBüll. 1597. ,Der erlegende zedel [= die
zur Auslösung des Unterpfandes angebotene Schuld-
verschreibung] muss dem ins Falament gekommenen
an der v. gleichen.' LB. ApI. 158-5/1828. ,Er möge
nit wüssen, wie vil im entwendt worden, mutmässe
zwahren die v., wyl es lang müsse gewert haben.'
Z Stadtger. 1607. .Proportion der Viele oder der
Wenigkeit unserer schüler.' Sohülorün. Heiden 1737.
,Da die Milch einen herrlichen Nidel [Rahm] in grosser
vile von sich gibet' JJScheuchz. 1746. ,Die Viele
muss in kleinen Dingen wie Hürling [= junge Fisch-
chen] .sind, den Nutzen bringen.' Bs Ausrufb. ,In die
vile' hiess ein gewisses Hazardspiel im XVI. (Egli,
Act. 866). — 2. concr. , (grosse) Menge, Masse. Da
ist iez e Vili! ,Die barschaft teilen nach fille der
lüten und nüt nach den lendren.' Edlib. ,So der
richter die vile. die da zankt, umbringen wollt, so
wurdend in einer unzalbaren vile gar wenig heil.'
1531/1667, Esra. ,Die v. der büecheren verwirrt einen
Studenten.' HBcll. 1553. ,Confertum agmen, ein dicke
vile, in einanderen gesteckt' Fris. ,Habe die ganz
vile der geisteren als vil als mit einer stimm ge-
schrüwen.' LLav. 1569, = ,die ganze menge.' 1670.
.Im j. 1570 hat man diser vöglen eine v. gefangen.'
JMüll. 1673. .Eine grosse Viele der Erlesenen [Kir-
schen] aufgekauft.' Z Mand. 1689. ,Biss dann von
viele ganz umringt, Dannoch sie han durchschlagen.'
Lied vom Toggenb. Krieg, ,0b aber ein Wirt mit V.
des Volks überfallen wurde.' Z Metzgordn. 1770.
vilochtig= ((7 Adv., oft BHa.
(ie-fill, Gefüll n.: Pelzwerk, Untorfutter. ,Was
wildes gefilles hinnan gät, da git iedz pfd 4.' Z Um-
geldtarif 1376. ,1 arrissis schäppli mit wyssem gfüll.'
Z Invent. 1557. ,Die Geissfel gebend guot beiz und
gefüll.' TiERB. 15G3. ,Es soll weder burger noch bur-
gerin kein märderin ruggfueter, noch sonst kein ander
hoher gefüll oder fueter tragen.' G Mand. 1611. ,Als
dann etliche Fremde unsern Bürgern etwann Gewild
und Gefüll an die Schulden abnehmen.' Z Zollordn.
1711/57. — Pelz-. .Eine merkliche Vile Schaaf, dar-
von sie vil Beiz -Gefüll zu Bekleidungen machen.'
TscHDDi, Gallia.
Mhd. gevilh. Coli, zu Frlt. Gefall an .fiilk-n' angelehnt,
da die Pelze bes. zu Unterfutter verwendet wurden ; aber
zunächst aus MAA., die i und ii übh. verwechseln.
Filadi (Filladi): Seidengespinnst. Z Zollordn.
1725. — Aus ital. lHate, dem PI. von ßlaUi.
Vile s. Viöle'll (Sp. 633).
„Fille f.: Beule F." — Vgl. Fell s, «.?
Allen : mit Ruten, mit der Peitsche schlagen. ,Der
da kestigüt [= zuchtigt] die er minnot [= lieb hat]
und villet ein iegelich kint, dz er enpfahen will.'
1314/21, Statut, d. Lazariter. — Mhd. villen: vgl. Einem
,d.'is Fell gerben'.
Chneu-Fillcr: der im (icheii die Kniee nach-
lässig an einander schlägt und dabei gleichsam die
Haut (das Fell) an jenen Stellen wund reibt Av.
Twi^r-Fili (-Füli) s. Wm--Fiili.
779
Pal, fei, fll, pliil, fol, vol, fiil
PIlTli in.: Taufn., Theophil Bs.
Filialist m. : Geistlicher, welcher eine Nebenkirche,
Filiale, zu besorgen hat. So hiessen bis Ende XVllI.
in Zürich die Pfarrer am Sjätal, am Zuchthaus und
in den Ausgerneinden.
Piligräzie: Wurm.samen, ein Medikament BsStdt.
— Aus Jörn lat. fuenum llraccku-.
Philipp m.: 1. der Taufn., selten. Ztcilch u. Ph.!
Ruf des Sperlings während der Brütezeit A.\Ehr. —
2. eine ideelle Münze. '2 Gulden 20 Schillinge wert
U bis in die Neuzeit.
2. Eigent). eine spauische Münze, die von Mailand aus,
da Uri mit zum Borromäischen Bunde geliörte, sicli diesseits
des Gntthard einbürgerte.
Pllilisterin : Weib in verächtlichem S. ,Ein Muster
solchen Weibs ist die Ph., genennt Lausknisteriu.'
CMev. 1Ö57. — Die Anekdote s. Gr., Wß. s. v. ,Laus-
knicker'.
Philo m. : Hundename L.
Niclit von dem gr. Persoucnu. Philon, sondern eine Com-
liiuatiun aus den Hundenanieu Pki)lax und Fido.
Fiele fast allg., Füe Ap; GRPr. — f.: Feile.
Alid. fihala, fiki, mhd. fifc, feie!, viyd. Ob unser Fih',
das vielorts als individuelle Ausspr. neben Fiele vorkommt,
an die entsprechende altd. Form sich anschliesse oder bloss
auf Eintiuss der BUcherspr. beruhe, lässt sich kaum ent-
scheiden. Zu der spec. alemaun. Form vgl. Biet, Beil.
Einer-, Hand-: gewöhnliche, mittelgrosse F. Z.
— Arm-: die grosse F. der Schlosser Z. — Nid-
harts-: Ungeziefer? ,Dato im stinkenden leger zuo
Capel, das mit Nythartsfielen wol besetzt ist.' 1529,
Strickl. — Leder-, Strau-: scherzhaft ersonnene
Werkzeuge. Drüf mit der L. .' Far siie mit der Str. !
Autforderungen, Anfeuerungsrufe, denen die Herbigkeit
durch den humoristischen Beisatz benommen wird.
Vermutlich wird nach diesen Instrumenten auch am
1. April geschickt. — Rum-: kleine Feile der Schlosser
zum Verputzen, Üsrümen. — Sage"'-: F. zum Schärfen
der Sägen. — Schlicht-, Halbschlicht-: Feilen
von verschiedenen Graden der Feinheit.
fielen: feilen. Übertr.: Sage" f., vom Geschrei
des Esels. Geringschätzige Bezeichnung übel aus-
geführter Tätigkeiten, bei denen die Hand sich hin
und her zu bewegen hat, z. B. schlecht auf der Geige
spielen; plätten mit einem kaltgewordenen Eisen Z;
auch obsc. Die Landstürmer machten Strohsensen be-
reit; mit dene" chönn-me' recht f.! den Feind kratzen.
BWyss 1863. — Vgl. figgen. — Fielete», Ab- f.:
(coli.) Feilspäne, allg. ,Scobs, sagspän, abfeileten od.
feilstaub, sägmiJl.' Fris.; Mal. ,A. von eisen.' Vogelb.
1557. ,Eisenf.' ebd. ,Man feilet dise klawen und die
a. gibt man den presthaften in wein zuo trinken.'
TiERB. 1563. , Silber- und bleifeileten.' ebd.
Vieler s. Vierler. Vieläte. Vielette, Vieli,
Viele s. Vi-ole II (Sp. 633).
voll, flekt. m. vollne, f. voUni Gl; U; Z, n. volls —
Comp, völler Bs; S, völlner Aa (neben völler, voller);
Z: 1. an^adullt (mit Bez. auf das Gefäss), vollständig,
vüllzahliK (mit Bez. auf den füllenden Inhalt). Me"
rerbiiuU niiiiige" Sack, er ist nüd c, zur Beschwich-
tigung des Ungesättigten gesagt. ,Vor der predig, so
das Volk v. versammlet ist.' B Mand. 1548. E rölleri
Ilaiid iiftiic. freigebiger sein S (S, iuld). Älh cull,
in eig. S. und abs. = eine Menge; allsvull M7(rzen
a" der Hand ha". De'' Babel häd e Stimm, en yi''d
»üd a. r. so, eine Stimme wie es wenige gibt. Stütz.'
,Ein brut und ein brütigam, umb weliche alles voll'
lauft, narren, butzen [usw.].' HBull., Tigur. (Vgl.
die Zss. Alk'gaet.) Mit scheinbarem Mass gemessen
ist en ehige (oder ganze) Hagel r. Z. Dick r., dicht
gedrängt Bs; Z. S. die folgenden Compp. — 2. ge-
rundet. Es rolls G' sieht; vollni Bagge" Aa; Z. Vgl.
,Vollmond'. Syn. vollkommen. — 3. (über und über)
beschmutzt Bs; Z. Lueg, du machst -dt''' ganz v.
[die Hände, die Kleider voll Unrat, Farbe, Blut, Russ
usw.]. J'"'' hiti ganz v. luorde". — 4. von Zeitmass
B öO. I ha" 70 (Jar) v., habe 70 J. zurückgelegt.
Volli Jar ha", volljährig sein. Syn. oh Sp. 49/50. —
5. satt von Speise und Getränke bis zur Überfülle.
lez bin-i v. bis a" 's Halszäpfli ufe (oder bis z' obrist
ufe; dass i 's macht m,it-eme Finger erlange"), ver^
mag nicht weiter zu essen Z. Die Chue ist z' voUf
hat das Aufblähen Sch; vgl. Völli. Betrunken, allg.
und so schon mhd. E" Volle, ein Betrunkener Bs.
Syn. Buschmann; Vollzapf. Der Trunkenbold rühmt
sich, dass er alle Tage ,voll' sei, während dies beim
Monde nur je ein Mal in vier Wochen eintrete. Am-
ene rolle Bla"" muess en Wage mit Hcii iisn-lche". Süls.
.Drei volle Brüeder', Hausn. in ZStdt 17>H!/1S59. Ad-
verbial: roller Wls ScuSt. ,Noch euch yemands die
köuf in V. w. oder in den schlaftrunken, sonders zuo
rechter zyt fürhand nemme.' Z Mand. 1586. ,In einer
vollen wys.' LLav. 1569 = ,in der trunkenheit.' 1670.
.Einer lugete etlichen Pauren zu, wie sie v. w. immer-
dar ganz halbmössig Meicl [Gläser] in sich schluck-
tend." ScHiMPPR. 1651. Mit Steigerung des Begriffes:
c. und toll. allg. ,Der du alle tag v. und t. bist.'
JMüLL. 1665. jSich alle Tage v. u. t. saufen.' HPest.
1790. V. loie nes Pürehüs BU. Vgl. Völli; füllen;
zuedecken. Übertr. = überdrüssig. ,Ich bin sy [dessen]
V., distajdet.' Fris.; von Arger, Zorn erfüllt Z. —
6. gravida, von Menschen und Vieh Gr. , Eine volle
bräckin, fceta canis.' Fris.; Mal. — 7. incolumis, Va-
lens, substant. : en Volle, Hengst GrD. Vgl. ganz;
Voller; doch wahrscheinlicher zu Folcn. Anton.
Manch. — 8. z a h 1 r e i c h. Die Moser [Familienn.] si im
Jo [.laun] rt»( Vollste FJ. — 9. Flektierte Formen.
a) in prädik. Stellung. We'" d' Müs colli ist, su ist
ds Mä bitters (Sprw.) BRi. E Stola colli F. D' Stube
volle Chind fand kei Brod für s'J haben die Pfarrer
und die Armen Z. Es ist volls Straffle, wimmelt von
Heuschrecken W. ,Er sy voller tüflen.' NMan. De'
Cheller volle guete U-^i". allg. Bis de'' Chanel volle
lauft. HXfl. 1813. Diese letztere Form, auch als Aco.
= vollen, und verknöchert ohne Rücksiclit auf Ge-
schlecht, Zahl und Casus. E Chiste volle Büecher; es
Glas volle; bed Seck [beide Hosentaschen] rolle Geld;
alli Stildli volle Bluest; so schon früh. ,Das unsere
jugent sich vollen suft.' HBull. 1540. ,Der immerdar
will niües.siggängig und doch vollen syn.' ebd. 1561.
,H.: Doch lueg, dass z' ersten werdist voll. K.: Ob
ich dann schon wurd vollen wyn . . .' Rüef 1550.
,Üwere hend sind vollen bluot.' Gualth. 1559 (.bluots.'
1555). ,In diser weit, die so vollen irrtumbs ist.'
LLav. 1569/78. ,Dass sy ire hüser vollen huslüten
setzind.' 1578, Hotz, Urk. ,Vollen äderlinen.- FaiSi
,Die Küh vollen äglen worden.' 1734, Dien. üGlatt.
— h) adv. a) 'mit Genetivform, volls, vollends. .Den
781
Fal, fei, fil, fol, vol. ful
782
liainlfl V. zuo end l'üeren.' 1529, Aitsiii. — ß) mit
l'iiil.. .-' collem AAStaiif.; B öO., U.; L; S, z' rolltne
BHk., Si., z' voUmifi BHk.; L; ZO., z' vullmig BE.,
z' vollnig AaL.: L (Häfl.), z' völlig Gr; W; Z (auch
etwa z' völlig), z' vollmigs AASeet., z' völlmis S, z' voll-
iiiist LG., „volhnendig'', ,prorsus, penitus, niaxime.'
1(1. B.. vollends, völlig. Mach 's no''' z' v. fertig. Z' v.
z' vil , allzuviel BHk. Und die Wuche ist z' völlig
verstriche". MUsteui. Mer wend das na [noch] z' v.
mache', beendigen Z. Tres linggc Bei" het nit z' vollem
mögen a" Boden abe g'länge". BWyss 1863. Es isch
im z' V. Recht (j'scheh; er cha"" jiz gränne" tcie-n-er
trill BM. Du bist fi" z' v. e nüträtsiye [nichtsnutzer]
Biirst! BHk. .üu bist mir ein Guter gewesen und
jetzt z' V. gut.' GoTTH. Villycht cha"" dc°" d'r Ätti
a" vOlmig uche [hinauf], ebd. So ne z' vollem fromme''
Ma"". Alpenrosen 1811. ,Was Lucifer uns heisst und
gebüt't, darfyr hilft eben z' vollem nit [Nichts]: so
uiiend mier's tuo".' Com. Beati. — c) den vollen, im
vollen, s. d. Suhst.
Die Steigerungsform mit Umlaut (.völler') auch bei Ma-
nuel; ,fölleste.' HEEscher 169'2. Das in den Flexionsformen
aufsteigende n (schon bei Edlib. ,niit irem folnen gwalt.')
nach Analogie der Ptc. Adj., welche -en, -in schon in der
Grundform besitzen, in diesem Falle vielleicht gefördert durch
den unter 9 a erwähnten Sprachgehrauch, bei welchem volicn
als eine blosse Nbf. von vuU verstanden werden kann, wie
troch und trocken udgl. neben einander bestehen. — An der
oben angedeuteteu, von Schm. -Fromm. 1^, 838 ausführlicher
nachgewiesenen Entstehung dieses Sprachgebrauchs lässt sich
kaum zweifeln; das Zsfallen von Nom. und Aec. in der
Mundart (daher die Unsicherheit unserer Schriftsteller: ,Ci-
cuta hat ein stengel voller gleich wie Fenchel.' Tiorb. 1563)
und das Vorhandensein eines Adv. vollen im Mlid. mögen ihm
immerhin Vorschub geleistet, auch das Sprachgefühl eine
Zeit lang die Flexion auf das folgende Subst. im Gen. be-
zogen haben (wie auch Manuels , voller tütten" sich fassen
lässt). — 9 b ß. /C' vollme Umstellung aus der richtigen
Dativform; die überflüssige Bildungssilbe -ty ein beliebtes
Anhängsel, das in rollmendiij mit einem andern, der Parti-
cipialhildung, kombiniert ist. Statt z' vollem wurde im Mhd.
der Dat. PI. des Adj. oder des Subst. (s. u.) gebraucht und
auch in unserer ä. Lit. herrscht ,2' vollen' noch vor, z. B.
1529, Egli, Act.; HBull. 1531 (neben ,ze voll.' 1540); 1531,
Strickl.; LLav. 1569; Gualth. 1584; 1605, Z Katsver. ;
JJßrcit. 1640; Schimpfr. 1651; ,zu vollem' erst Wurstis.
1580; VFrider. 1619. — Abi. Arfd; Mumpfd; füllen. Vgl.
VoHe" m. — Bei den folgenden zsges. Adjj., welche sämmt-
lich (ausgen. hand-) Steigerung des Begriffes bedeuten, ist die
Häufung der Zss. meist copulativ zu verstehen.
platt-ei-: eig. v. wie ein Ei Uw; U. — (platt-,
topf-) ebe°-: flach v. bis zum Rand Gr; Z. —
plattig-erde°- Z. ,Erde', versch. von Herd (s. hier u.),
dient ohne bestimmten Begriff zur Verstärkung überhaupt
(8. Sp. 437). Wegen plattiij s. hier u. — g'graplet-:
dicht (eig. krabbelnd) v., z. B. von Ungeziefer aSenw.
— graslet- s. gelcraslet-. — gehüfet-, g'hüfnet- Gr,
(^f-J g'hüfedig- Bs, g'hüfftjig- Bs; S; Z: gehäuft v.
's Mes g. ge", voll messen. — blitz-hagel- (Spreng),
chatz-hagel- L. blind-stern(e")-h.- L; Soh; U:
arg besotfen.
hand-: die fassende Hand füllend. Z' h.-r. mel-
vhen, mit natürlicher Haltung der Hand, indem der
Daumen wie die übrigen Finger sich um die Zitze
legt GRPr., anton. tiimli"gen, wobei man mit einge-
knicktem Daumen die Zitze drückt. ,Das land gab
[ertrug] ganz hand voll.- 1531/60, I. Mos. .Manipula-
tim, handfollweise.' Vestib. 1692. — handvollen:
(tr.) Einen durchprügeln (eig. packen mit vollem Griffe)
GRPr. — Abi. \\a.uA- völlig {s. hier u.); Hampfle.
herd- W, hart- GRÜbS.: eig. v. wie Erde (vgl.
.steinreich'). Es ist herdvolls Straffte" [Heuschrecken].
ffärt kann auf lokaler Ausspr. beruhen; sonst müsste
es von dem VV^all. Ausdrucke getrennt und als ,hart-v.' auf-
gefasst werden. Vgl. erden-v.
kanone"-: betrunken Ap; Z. — chatz-: ebenso
B. Vgl. (?) ?ose-('. — ehnüpisch-: von einem Baume,
der mit ganzen Chnüpe, Klumpen, von Früchten be-
deckt ist. — chrugel-: betrunken BBe. (eig. v. wie
eine Kugel oder mit Bez. auf die .runden' Fusse des
Betrunkenen). — g'kraslet- Gl, g'kroslet- ScnSt.,
g'graslet- SchwE.: dicht voll, von Obstbäumen,
Reben (eig. so, dass es Einem vor den Augen wimmelt).
— löse"-: betrunken ZWl. — Wortspiel, da die frucht-
bare Los, das Mutterschwein, in .anderm S. ,voll' wird. —
g'niglet-: dicht besetzt mit Beeren, Früchten. Nar-
ben udgl. AABb.; Gr; L; UwE. Eig. so wie der Nigel,
Igel, voll Stacheln ist.
bi- W, beUe- Z, 'piet- ZZoll., platt-'p.- aScHW,
'plelet- Gl, 'pilet- ScnwMa.; ZF.: zunächst von
Gefässen mit nassem (Schw; Z), dann auch von sol-
chen mit trockenem Inhalt Gl (z.B. Korb voll Nüsse);
auch von Fülle der Früclite oder Blüten Z.
Das erstere könnte Zss. mit dem Adv. sein i. S. v. .bis
nahe an den Rand', doch steckt in den übrigen Formen ent-
schieden die Beziehung auf die Biene, Bi, Beie, Biß, Bcli,
und zwar entw. wie bei btjelen (s. d.) Bez. auf die Menge
und das Gewimmel, den dichten Klumpen des ansitzenden
Schwarmes oder auf die Subtilität und Kleinheit; um die
Uberstarke Belastung eines Schiffes, dessen Ränder fast auf
das Niveau des Wasserspiegels herab gedrückt sind, zu be-
zeichnen, sagt man am ZS. : c« ehöjmt rs Beili (auf dem Rande
stehend) trinke".
bunte°- (p-): zunächst nur von Fässern, v. bis
an den Spund G; Z.
geberet-, auch 'pisset-'pcret- : vollgestopft. Gl; Z.
— Von hercn, kneten, drücken.
„bort-" ST.^ „bor-" St.': v. bis an das Bort,
den Rand, oder übervoll, von bor-, empor „Ap".
borzet "p- AABb.; Ap; Bs (auch borzetig-. Spreng) ;
GlH.; GW.; ScuSt.; Z [borze- It JCSchweiz. 1820),
l"-burzet- ZLunn.: gestopft voll. En Sack 'porzet-v.
Herdöpfel. In weiterer Anwendung: 's Vit Alles b.-v.
Nuss. SuLGER; auch von Fülle von Früchten, Blüten
Z. Von borzen, hervorragen.
gebisset- pisset- BRi. ; Git; Sch; Uw; Z, 'pissnet-
GRChurw., 'pissmet^ GRChur, i"pisse- GRSpl., ebe"-
pisseftj- Z: dicht gedrängt v.
Von biss(n)en, verkeilen (so dicht, wie wenn der Keil
gänzlich eingetrieben ist und mit der Oberfläche des zu
spaltenden Holzes eine Ebne bildet), aber tw. mit Anlehnung
an ,beissen'.
bitt- s. plitt-v. — plummig- Z oTö., plonig-
Z uTö., blonct- ScnSt: .gebläht' v., geschwollen v.,
z.B. vom Bauch, dann übh. strotzend v.; auch von
hohem Grad der Trunkenheit.
pläpplet-: zum Überfliessen V. Gl. — \on jMpphn,
stossweise überfliessen.
platt- „P; L; Zg" ItSx."; ScHwMa.; Z, plattig-
Z, plattet- BO.; LG.: zunächst v. bis zum Über-
fliessen, doch auch (Z) de'' Baum hanget pl.-v.; vgl.
platz-v. ,Wie der doctor kam, sach er, dass er [der Abt]
blatvol was — wie er denn ein grosser trinker ist.'
783
Fal. fei. iil, ful. vol, ful
rs4
Vad. .Alieiiuia niidaiis, kussel, der ülierlauft, "der blatt
vol.' Fius. ,lJa.s bittoro triukg.-iL-lurr. das ihm Gott
eiiige.schenkt hat und zwahr blatvoll.' PWyss 1Ö50.
Da das Adj. , platt' uaseren MAA. sonst iiiaugelt, so ist
das voidicgeude Comp, wohl als Entlehnung zu betrachten,
die durch die Bildung mit -ig der MA. mehr accommodiert
wurde. Vgl. auch Jilatte", Schüssel.
plitt-Toll BS., bitt- W: zum Überfliessen v. —
Der durch Ablaut erweiterten Formel *plUt-iilatt-v. cntnonuiiun.
platsch- Aa (auch phil^rhet-); B; L; „Vürte;
t.iH:Scii", blut.scheilii;- iNSidi. platz- Ar; Gl; Gr,
phitzciul- GuSpL, platzft- (ir.riiur; GW.: ebenso, aber
auch (Gl) von gerütteltem Masse; auch von einem Be-
trunkenen. — Von jihitscheii (platzen), hreit und klatschend
auffallen.
bri- GÖtJt, prc''-Ai>; (iStdtf, pr(:'-m(e)- Ar: v.
von Flüssigkeit bis an Jen Band; in Av auch gehäutt v.
Uli- scheint Ausweichung von bi- (s. o.) zu sein, denn
für Bri, Brei, passt weder * für GStdt, noch e^ für Ap.
präglct- GuCliur; GRh., Stdt, prigelet- G 1799:
über und über besetzt mit Etw., z. B. mit Pockennarben.
Von jiräijkH, in grosser Monge fallen, Piäijrl, Hanfe;
Puckengesicht. Vgl. auch gcraght-, ijcriijict-.
gebrisen- (prise-J: gehäuft voll, z. B. ein Goschirr
mit Erbsen SeuSt. Eig. v. wie wenn es zsgeschnürt
wäre. — gobrotzet- (protzet-): eig. geschwollen v.
GW. — Von Ilrou, dicker Körper. — g'rKdet-: dicht
V., eig. so wie die Körner usw. durch das Sieb ge-
fallen kommen Si'invE. — g'raglet- L; S; Z rS.,
{j'raylig- Aa; Bs; Z fäj, g'riglet- Gl, g'rigclüj- Aa
Leugg. ; ZTu. : dicht v., von Menschenmenge, aber
bes. von reichlich mit Obst behangenen Bäumen; bei
Si'HEN(i auch übertr. auf Trunkenheit. Mit Ablaut-
spiel: (fri(jlel-nnd-ijruijlet-c. LG. Eig. = wimmelnd.
— SU- (Süll-): stark betrunken Ar; Scii St. Vgl.
lusm-v. — sigel-: spundvoll (so dass man das Pass
versiegeln könnte) Gr. — sü- (söü-J sack-: über-
mässig betrunken G; Sou; Z. , Sackvoll sein, sich
phüen. turgere.' Mal. — g'sackt-: so viel als Platz
hat Bs. Von «if/.cB, das Gefäss rütteln. — g'schlage"-:
mit Fruchten reichlich behangen AABb.; Sch; Z. Eig.
so dicht, wie es durch Schlagen zuwege gebracht wird.
— g'schwenkt-: zum Überlaufen v. ScnSt. — ge-
spickt- (hipiket-): dicht v. GG. Eig. voll besteckt.
— sjiunte"-: spundvoll Bs; Gl; Z. — g'stuhet-
F, g'ste'ck(e)t- Aa; Z, g'steckedig-, g'stecktig- Bs,
g'stacket- Aa (auch g'stackig-) B; LG., g'sticket-
GrV., g'stocket- Bs; B; Ndw; gedrängt v., namentl.
von Leuten ; hartgefüllt. D' Amfschrlberei sig ijeny
g'stuclcet voll UXt g'si". Gotth. .Meine stett werdend
noch gsteckt vollen glucks sein.' Zachar. 1531 /-IS.
, Turgere, gesteckt v. oder getrungcn v. sein, vor volle
sich bläjen.' Fris. ,üas Münster war gesteckt v. Leu-
ten.' Wurstis. — Die Formen mit i, «, o scheinen hlosse
Spielarten nach Art der Ablautsformen zu sein.
stock-: ganz betrunken BG.
g'stumpetig-: von einem Sacke, einer Tasche
gesagt AAZein. — Kig. so voll, dass es steht, wie der
Utiimpeu, Mehlsack, oder ühh. ein kurzer, dicker Körper.
g'stopfetig-: vollgestopft AAZein. — (blitz-)
Stern-: arg betrunken Aa; Ai'; L; „Gr; Sch; Vw".
— g'storzet-: gedrängt v. Ndw; „L; Zg" (St.""). Eig.
v. bis zur Starrheit. — g'stösse"-: ebenso Z. —
g'striche"-: von Trockenmass Gii; Scn; Z. &. Strtch-
Iwlz. — 'triblet- .\aZ., 'troblet-, 'trüblet-, 'trub-
let- Ndw, 'trüb(e)lct- VUrtk, 'trup]iiet-: dicht
behangen mit Obst- oder Blütenbüscheln. — AML.'cl.'liiit
an tnblcn, Brei stampfen; trubkn, polternd und in Meiifu
fallen; Tmb^, Trühd, Traube; TnippU-, Schaar.
'tschochnet-: gehäuft v. GA. — Von J'«./i. ../,.„,
Heuhäufcheu. — zapf-: berauscht BLf. Vgl. VoUsapf.
Volle" m.: Fülle, Uberiluss. Wer de" Eaggu"
midcrsiäuht [in staubige Erde säetj, ä' Gerste imdrr-
chleibt [in nasse E. s.], de" Weize säet i'n Scholle",
de'' het Alles im Volle. Bauernr. It Sdtermstr.
Mhd. ihr, ilic volle. ,Wirt! si |d. i. die Gäste] füll s,,.
dass si vollen han.' Hadl. .Sy butlen denen von Swyz rniil
für ein römschen künge: meinten also den vollen gchuttiii
haben.' Fründ 1440, .Dandt ich üch tue, den vollen", es
euch vollends antne. Funkel l-'i.")!. — Oben viell. das AilJ.
vollen: voll werden, allg. — er-: 1. tr., voll
machen, erfüllen. ,Den schaden e., widerkeren, uf-
richten und abtuen.' Archiv GRüti 1392. ,Inen [d. i.
den Richtern] einen zuosatz geben, dass das gericht
wider erfollet werd und besetzt.' Offn. Burgau 117L!.
.Sollen doch die schützen nit nie geben, sunder wellen
wir von Zürich das e.' Z Ausschreibon 1504. ,| Damit
ihnen ihr Wille auch hierin] erfollet [werde].' 15:lii,
Abscu. — '2. intr. , voll werden, in bildl. S. a) tüchtig
werden, sich ausbilden, z. B. von einem Arzte Z; doch
häufiger nach der Übeln Seite hin : t" der Fiill;ct [Faul-
heit], im Trinlce" [udgl.] errollet. Me" miiess viid
warte", bis er ganz crcollet ist, sust richt't-m.c" Xihl
me an-em üs Z. ,In solcher fröchheit ist der geist
erstarket und ervollet.' PWyss 1653. ,Aber nunnielir
sind wir ervollet und wirket die Stimme Gottes fast
nichts mehr an uns.' .TJUlrich 1733. — b) sich woran
gewöhnen Z. Er ist i° sire Such errollet. I" dem
Lärmen ervollet, desselben so gewohnt, dass man sicli
nicht mehr durch ihn stören lässt. ,Ein sömlichcr
Prediger erkaltet im eignen herzen, er ervollet syner
eignen Lehr.' 1033, JJBreit. ,Gott der Herr, mit
seinen gerichten und strafen, deren wir erfollet, in
denen wir erstarret' JMOll. Iti6(j. — Ervolling f.:
Erfüllung, Genüge. ,Dem wellend wir, so wyt lyb
und leben langet, statt und erfollung tuoii.' 1531,
Stric'KL. — Auch ndid. eirullcii sowohl tr. als intr.
vollon(d), volletst: vollends L. ,Tribend alle
pfaffheit |die Geistlichen] zuo der Statt hinüss, hot-
tend sy lieber zuo voUet zuo todt geschlagen.' HBull.,
Tigur. ,I>er Rhein wurde dir deine Schand nicht
feilend abwaschen.' JMey. 1694. .Hätte der Teufel
ihn nur vollends genommen, und der .Tunker ilni zu
vollends gehenkt.' HPest. 1790.
Aus mhd. Adv. vollen, z. T. not der nach ;i besonders
beliebten Auhüngung von d (t), vor welchem u verschwinden
kann, worauf sich dann noch eine supurlat. Form entwickelt.
Vgl. auch ooll 9 i ß; rrMig.
Voller m. = loll 7 als Subst. GRh.
Die Flexionsendung zur Bildungsendnng nnigedeutct wie
in der .Jiiii;/ir ii. ä. Doch wahrscheinlicher von Folcii ilbgel.
Vollung: Erfüllung, Genüge. ,Getrüwt, sy hab
im bishar .gnuog und den v. getan', glaubt, sie habe
alles Obliegende geleistet. L Urk. 1170. ,r)ass uns
um allen kosten und schaden v. und genueg besch(?heii
ist.' 1569, Z Staatsarch.
Mhd. roUumj f., doch wie das Genus in der L Urk. zeigt,
vermengt nnt dem Masc. rollin. Vgl. Einun'j m.
I
785
Fal, fei, fil. f(il, vol. Ciil
786
V Ulli f.: 1. Völlni, das Vollseiu Z. — 2. Fülle,
Ubeifluss. allg. il/e» (fselid tcol, dass do alli V. ist:
es häd me I'lcisch und Wärst i" der Säustande inne,
a's mänge I'fir im Chänii häd. Stdtz. Alli V. ha".
Sprw.: Wo alli V. ist, chann e Sou huse" [haushalten].
,Das uieer soll wüeten und sein volle', in der Pa-
rallele: , und alles, was darin ist.- 1531/1683, 1. Curon.
,An speis sich keiner g'niegen tuot. Es muoss g'rad
alle Völle syn.' Com. SBeati. .Habend bishar keinen
mangel gehebt und sind in aller vijlly gewesen.' HBull.
1510. .Hunger und volle.' Wurstis. 1580. .Fleisches
Lust und alle Völle Stürzen manchen in die Hölle.'
KdMey. 1674. ,Von fölli wyns wegen.' Mey., Wint.
Chr. ,üa man ihnen am ersten die volle gegeben, und
letstlich an der Proviant abbrechen wollte.' Kriegsb.
1644. ,Brots die Völle.' JUlrich 1733. — 3. Zustand
gänzlicher Trunkenheit, allg. Etwas tun {"der V.,
«s V. ,Von wegen der fölli nümmen künnen und
mögen gän.' Mey., Wint. Chr. — 4. Fülli AaF.; Bs;
LE., H., sonst Völli, Krankheit des Rindviehs, das
Blähen, Auflaufen, Trommelsucht, verursacht durch
übermässigen Genuss von jungem Gras oder Erkältung.
allg. Ich ha" nüd chönne schlafe, ich ha" mi"'' müesse
umetrüle wie-n-es Haupt Veh. trenn 's d' V. hed. XVIII.,
Bäuerngesi'r. !<■'' gih-ne" Habcrstrau iez undrem Chle;
Nüd orche (ß"; chönnt d' V. überchö. Stütz. Von der
.stillen' oder .ehalten V.' als chronischer Verdauungs-
störung mit Appetitlosigkeit, unterscheidet man die
Wind-V. von akutem Charakter, Kolik. — „Brand-:
eine langandauernde Unverdaulichkeit beim Rindvieh,
' wobei der erste Magen (Wanst, rumen) periodisch von
entwickelter Luft aufgetrieben wird, und das Futter
im Fettdarm (omasum) gewöhnlich mehr oder weniger
•' vertrocknet GRh.; Z." — TuV/iii stimmt zu der Flexions-
form mlltu:. — S. auch F'ulti f.
' völlig: 1. voll. .Was diser zuvor mit fölligem
Hals gerühmet hat.- ClSchob. 1695. .Die. so stark,
V. und blutreich sind, sollend eine Aderen öffnen
; lassen.' DKönig 17'21. — 2. weit, Gegs. zu enge,
knapp. Ein Kleid, eine Axt können z' v. sein B öO.
t - 8. (auch (;'re?Zt(/ U; W) vollständig, vollkommen.
i| allg. En völlige Torebueb, zum wirklichen Narren ge-
^ worden. Häufiger als- Ad v. Es tued i\ sütiimerle", ist
,: schon wie Sommer. Mc" su'tt v. wider V'heize", weil
I es wieder so kalt geworden ist. Der Vater hed uf
'\ de" Schneie fri v. Nüd g'ha". Schw Pasnachtspiel 1883.
Es het-m'r c. g'grüset d'rab BE. V. voll g'suffne, ganz
betrunken Uw. In genetiv. Form oder als prädik.
Adj. auf sächliches Subj. bezogen: es is 's [ist es]
lölligs, ist gutgemessen (gutgewogen) die fragliche
Zahl GrÜ. Zu blosser Steigerungs- (B öO.) oder Be-
, jahmigs- (Z) Partikel ahgeblasst: völlig vil. V. amu
a"ha", ihn eindringlich bitten. Isch-es erlaubt, da
' abs'sitzc"? Antw. Völlig []& wohl]. — Yg\. voll lOb^.
. — itel-. ,^att, eitelvöllig, solidus.' Mal. — Dazu das
Ailv. .fiilklichcn' = TöUiglich. Edlib.
band-: die Hand ausfüllend, faustgross Gl; GO.
.Wirft er in mit einem handvölligen stein, mit dem
jemants mag getödet werden.' 1548/1707, IV. Mos.
.Handvollige stein, saxa manualia.' Fris.; Mal. neben
'r..ss, handföllig piren.' - Geht zunächst auf Handvoll
i''k. S. noch häiiipßiij.
völlniig. vollmis. vollmist s. voll 10 b ß.
Foleu 1. m. -ö- GRPani. Föle Gl; GSa.. W.: Be-
naler. ,Gkauft ein follen, der nie geritten was; das
Schweiz. Idiotikon I. 6.
erst ysen warf er ei"m an stirnen. Uf die zyt hat
der fulen mich übel geschlagen.' 1525, HsStockar. —
2. „f.: Stute; Alpen-, Stute auf den Alpen Gl."
Wahrsch. dem dortigen LB. 1807 entnommen: .[Bei
der amtlichen Alpzählung] soll alles Vieh in die Zäh-
lung kommen, äussert die Alpfohlen und die Senten-
pfarren [Herdcstiere] nicht', wo das W. aber eher als
Msc. i. S. V. 1 zu verstehen ist.
Vgl. das von B. wahrsch. unrichtig angesetzte voll 7 und
Voller. Mhd. vtil. ahd. J'ülo, Füllen. Da für letatcrn Begriff
Fülli sich festgesetzt hat. so konnte ^otai, in ni. u. f. ge-
spalten, für das erwachsene Tier (mit Bez. auf das Geschlechts-
leben) verwendet werden.
„frtlen: ein Junges werfen (von der Stute) Gl."
Syn. füllenen. — fölig: brünstig; kirre, lüstern
übh. Gl. Grob scherzh.: heiratslüstorn.
be-folen s. beßlchen.
Volle" I m. : das gemähte Gras, bevor es aus-
gehreitet ist. Dl" Heugras ist noch a Volla. En
grosse V. Wenn die Worberinnen den Mädern nicht
nachkommen, sagt man: Schi hend Volle GrV. Syn.
Mäd; Schwaden.
Der letzte Satz könnte von dem Adj. voll aus erklärt
werden. Sonst dürfte das vorliegende Subst. churweischen
Ursprungs sein. Vgl. füllen.
Folie" n f.: trichterartiges (hölzernes) Gefäss.
durch welches die frischgemolkene Milch geseiht wird,
zu welchem Ende die untere Öffnung mit grünen Tann-
reisern udgl. (F.-Schübel) verstopft wird B; FJ. ; Gr;
LE.; S; Uw; U; W. .Ihr richtet selbige [die Milch]
durch ein Vollen, darinn sauber Tannkriss, in ein
Gepsen [Milchgelte].' SLirxz 1732. S. noch F.-Heber.
Auch wie eine Art Sprachrohr verwendet, z. B. zum
Abendsegen auf der Alp; zum Jodeln; s. WSenn 1871.
Syn. Milchrichter; Signa})/; Siene; (Trachter); Lere.
— „Flueh-, Wald-: Öffnung in einem Felsen. Zu-
gang in einen Wald, die am Anfange sich weit
auftun, allmählich aber sich verengern, auch ganz
schliessen LE." — volle": die Milch durch eine F.
seihen GrD.
Aus dem Syn. £i're scheint hervorzugehen, dass die Volks-
etymologie unser W. mit ,voll' in Beziehung bringt. Grimm
stellt es zu mundartl. .Folge', Gelte, Eimer. Viell. ist es
wie andere Ausdrücke der Alpwirtschaft rem. oder celt. Ur-
sprungs; Tgl. mlat. fdlis, folium, folia, eine Art Gefäss; ein
gewisses Weinmass.
Vollez: „Schnellkugel, womit die Kinder spielen F."
St. schreibt zwar „Folletz, V-', gleichwohl legt sich die
Frage nahe, ob nicht in seiner Vorlage Bolletj (s. o. 17) ge-
standen habe.
Folio n.: eig. grösstes Format für Papierbogen;
übertr. auf den höchsteu Grad einer Eigenschaft.
Dubak vom F. [beste Sorte]. Ineichen 1859. Er ist
es Chalb (e Chue, e Sou) im. F. (und wer 's nüd glaubt
ist an''' esö) Z. In alls F., vollständig, durchaus,
gänzlich, z. B. Etwas verpfuschen BRi.
Folinm n.: dünnes Blatt von Metall. Folie. .Das
F., so man in ein ring legt under das edelgestein, das
man einfasset, bracteola.' Mal. — Der Sg. zu dem Plural,
welcher der üblichem Form ,Folie' zu Grunde liegt.
fill — Comp, füler: 1. in chemischer Bed., wie
nhd. : in (fauler) Gährung, Auflösung, Verwesung be-
griffen, zunächst von organischen Stoffen, allg. Von
Ziger, den man in einem Gefäss gähren (fülen) Hess
787
Fal, fei, fil, fol, ful
Bs. ,Du [Lazarus] stinkest wie ein fauler Mist, Der
sieben Jahr gelegen ist/ Tobl., Volksl. Jetzt wird
f. wie 31. als Wortspiel gebraucht (f. in moralischem
Sinn) S; Z; vgl. aber u. 5. ßildl. Sürs und Füh,
Vorteil und Nachteil. 3Iier hein 's G'schäft z'sämmen
u S. M F. tüöm-mer brüederlich teilen BEi. Einen
Handel schliessen für S. u F., dehin u ewegg, ohne
Nachwährschaft BHk.; Syn. halfterlang; {sür, saftig,
grün, von Holz). S. auch Ei (i (Sp. 13); Fisch; Käs.
Von unorgan. Stoffen, Gestein, Felsen: verwittert,
meist von weichem Tonschiefer, der an der Luft bis
in die dünnsten Blätter sich spaltet und endlich in
Tonerde zerfällt; Syn. Flisch. Vgl. ,feig' (Sp. 688)
urspr. von morschem Gestein. Daher die Bergnameu
Fulhorn BO.; der Fule oder BiseÜstock Gl (dagegen
Fidense BO., urspr. ein stagnierender See, See ohne
sichtbaren Abfluss). Fuli Brugg s. u. 4. — 2. von
Metall, Münzen nur bildl. i. S. v. schlecht, gering,
wertlos, verrufen; vgl. 6 b. Nit e füle Bappe me ha'
B. ,Böse, füle, unwertschafte münze.' 1539, Absch.
,Predicanten sind verrüeft wie das f. gelt, ob sie gleich
ein guets präg habend.' ,Nit ein faulen haller umb
dich geben.' Schimpfr. 1652. — 3. von krankhafter
oder übh. mangelhafter Beschaffenheit einzelner Teile
des tierischen und menschlichen Körpers; einer der
sog. Hauptmängel an Pferden und Eindvieh S, oft
verbunden oder syn. mit finnig. ,Faul ist eine Mast-
kuh, wenn sie beim Metzgen finnig erfunden wird.'
Alp. 1806. ,'Wer ein hauptmürdig, büchstössig, spätig
oder ful ross verkauft, soll es widerumb zuo synen
banden nemmen.' B Gsatz. 1615. ,Die Haubtmängel
aber des Kindervichs seind erstlich faul, zweitens
finnig und drittens hirnmüetig.' 1769, ScHwKüsn. LB.
,Dass dises Pfcrdt mit folgenden niänglen behaftet
seie, als: erstlich stettig; 2. bauchstössig od. dämpfig;
3. räzig; 4. haubtmördig; 5. mänig, oder 6. ganz fauL'
ebd. Mit Lungentuberkulose (Fuli) behaftet; syn.
dämpfig; rerschwärt, von Tieren und (roh) auch von
Menschen GrD. Die f. Uszerig, Auszehrung in hö-
heren Graden GTa. — 4. wer in Spielen die Partie
z. T. oder ganz verloren, seine Spielrechte verwirkt
hat. Vgl. tot. Eis f. sl", (im Ballspiel) einen Punkt
abzählen müssen, verloren haben ZRafz. Ein Spieler
der einen Partei ruft einem von der andern zu, ihn
mit dem Ball zu treffen, mit dem Stichwort: fül ver-
rüert [der Verlierende verwirft]! der Andere erwiedert:
Stand-m'r f. «.! stehe unbeweglich, halte still! Bs. J^.
(oder füls Ei) heisst aber auch ein Pehlschlag oder
-wurf mit dem Ball; vgl. Fülball. (Rochh. 1857, 1,
390. 395. 399. 400. 401.) Wenn die Kinder einander
Rätsel aufgeben, so sagen die, welche die Lösung nicht
finden: ,Wir wollen f. sein [verloren haben, verzich-
ten].' N. ScHW. Kal. 1877. Wend-er f. sl? wollt ihr
bekennen, dass ihr es nicht erraten könnt? Bs. Urspr.
zu 1 oder 2 gehörig ist die Bed. in dem Spiel, wo
zwei Kinder mit gehobenen Armen eine Art gewölbte
Brücke darstellen und heimlich ausmachen, welche der
beiden Seiten ,die goldene oder die faule Brücke' (die
gute oder schlechte Seite) sein solle, wenn die übrigen
Kinder unten durchziehen und der Reihe nach der einen
oder andern Seite zugeteilt werden ; s. Rochh. 1857, 1
S. 373. Vgl. Ftdzi. — 5. träge, wie nhd., auch subst.:
de Fül ha, gleichsam faul gelaunt sein, nicht arbeiten
mögen AaF. Der Grosse Rat bestehe aus .faulen Bäu-
chen', proklamierten die Aa Revolutionsmänner der
30er Jahre. I v:ott cl'ei füh Fleisch träge oder i mag
ekei fülers Fl. tr., a's i selber bi", sagt, wer nicht
dulden will, dass ein Andrer sich auf ihn stütze Gl;
Z. Fül wie Mist oder wie d' Hund Bs. Uf dr füle
Hut ume rutsche", sich träge herumtreiben S. En
füle Hund, Schelte für einen faulen Menschen G; Z,
ebenso en füle Beiz, e füll Su" W. Er nüd f. und
git em 's ume, gibt ihm einen empfangenen Schlag
rasch, ohne Weiteres zurück G. Ich nüd f. und
mit-em uf de Bugge, ich benutze die Gelegenheit und
werfe ihn auf den Rücken Gl. Ebenso in Bs; Z; ins
Komische verdreht: und ich nüd f. und V haut-m'r
Ei"s Z. Zuweilen auch nur: müde, schläfrig Bs;
B; Z. Bildl. der f. Mänot, das letzte Mondsviertel
W; Syn. abgend. — 6. schlecht, schlimm, arg.
a) von Personen. E füle Schelm L. le nücher bi Born,
ie führ der Christ L. 's göd Fülem nie übel L. Je
füler d' Lüt, desto besser Glöck Ap. Der Ei' ist de
füler und dr Ander de^ schlimmer, Beide sind gleich
schlecht GA. 's ist Eine se f. as dr Ander ZO. Er
ist alliwtl der fülst Bs. I will e füll Hex sl, Be-
teurung in weiblichem Munde ZWl. Er [der Föhn]
sig im Grund e füle Heid U. ,Dise zügen sind merteil
f. tropfen', elende Kerle, deren Zeugniss ohne Wert
ist. 1629, Hotz, Urk. ,Wo einer also [um Amter]
praticierte, den soll man strafen als ein meineiden,
t'ülen und heilosen mann.' 1607, U Rq. Im Brauch-
buch von Kadelb. (1671) werden verboten: .alle und
jede unbeharrliche scheltungen, darunder alle zue-
namen, darby das Wort faul gedacht wird, oder auch
hunds etc. verstanden werden.' .Andere, welche ebenso
faul und bös als ich.' JMev. 1694. Ao 1712 wurde
N. N. überführt, geredt zu haben: ,Es sei bei Gott!
kein füler Städtli als Winterthur.' untauglich.
GoTTH. unnütz. ,Blinde oder faule Rotte nennt man
eine eingebildete Rotte gewisser Stadtwachten, welche
nur bezahlt aber nicht versehen werden.' Spren«. ,Ein
fuler, forchtsamer und verzagter kriegsmann sieht des
fyendts heerzug für sterker an dann er ist.' LLav.
1569/1670. Listig, schalkhaft, schlau, verschmitzt,
verschlagen. En füle Kerli, Purst [Bursche], Schelm,
Chetzer, es füls Meitli Aa; Ap; Bs; B; G; üw; Z.
.\uch etwa von Tieren: füli Tube', die nicht im Schlag
bleiben B. Sprw. : Wer mit füle Vögle flügt, wird
mit füle g' fange Ap. En füle Vogel — es füls G'sang.
ebd. S. noch 7. — b) von Sachen Uw; U. Das ist
f. g'nueg! Gl. Öppis Fülers chönnt 's nüd ge"! ZO.
De Schade ist hie am Fillste Bs. Es ist-em f. g'gange.
ebd. Füli Liedli, Zotenlieder Ap. En füle Lug Dw.
Die fülste Sottise. Schild. Alli füli erdenlcti Schand.
E füls Mül, Lästermaul, Widerrede Gl; ZO. Ei'm rf.v
f. Mül a'henka, Jmdm Widerreden, mit bösen Worten,
Beschimpfungen, Vorwürfen begegnen Gl; GG. Und
hesch [hast] der Mueter sogar im Chib [Zorn, Zank]
ds f. M. ag'henkt U. Potz füle Wetter! Stutz. ,Der
rechten redlifüerern einer, der vil lugen und fuler
pratiken under die üwern gesäit het.' 1531, Strickl.
Schwierig, verdriesslich, widerwärtig. En füle
Handel, e füli G'schicht Bs. ,Eauch [rauhe] und faule
weg.' TiERB. 1563. Unbrauchbar, untauglich, z.B.
von einer Waage Bs. Eii füle Spuel, eine unordent-
lich übersponnene Spule GT. Die fülen use, so händ's
die guete! (Selbst-)Aufforderung, die geringen Karten
zuerst auszugeben, um die bessern zu sparen L.
Wenn 's am Morga in da Tau regnat, git 's an füli
789
Fal. fei, fil. fül, fiil
790
Zetti, so wird man nur wenig Heu an diesem Tage
einheimsen Itünnen GrD. (B.) Unsicher, von zweifel-
haftem Wert, von Schuldforderungen, die schwer ein-
zutreiben sind BRi. ; GT. ,An faule schulden soll man
[sogar] haberstroh nemraen.' Hospin. 1U83. .[Einen
solchen Schuldbrief] soll er schuldig sein zu behalten,
oder er war so f., dass etwan das Underpfand ge-
schleizt [verringert] wurde.' 16.52, SchwE. Hofr. Fals
Geld, schon halb verlorenes; vgl. 2. 's guet Geld
zum füla legga, etwas Törichtes unternehmen; eine
schlechte Spekulation machen; um Verlornes zu retten
neue Opfer bringen Ap. 's guet G. dem füle nahe-
rüere, mit Gefahr neuen Verlustes verlornes Geld
wieder zu gewinnen suchen Z. Füle Pride, unzuver-
lässig, zweideutig, nicht dauerhaft. Falsch. F. tue"
(mache"), beim Spiel betrügen GT. F. mache", einen
argen Streich spielen, ebd. An Öpperem 1000 fl. f.
mache, durch Betrug ihn um so viel verkürzen Z.
F. und falsch Gl; L; Z, bes. von groben Lügen.
.Denn faul und falsch war es [das Gerücht] geben
aus.' vEuw 1708. — 7. stark in Etwas, geschickt,
tüchtig. Der Doktor [Zauberarzt] het g'säit, er wöll
vol öppe ds rechte [die schuldige Person] mache z' cho;
er ist de"" süst füle dm f. B Hist. Kai. 177-5. Das git
na [noch] de fillst Rehmen ah Z (doppelsinnig, daher
oft scherzhaft gesagt). Kräftig, gesund (vgl. toll in
der selben ßed.) oder übermütig? Das Chind, das
hat e Maidschi g'g'e, Me" hat l;ei fülers ctwnne g'seh.
Herdüpfelchost, nit Zuckerbrod Macht jungi Bagge
rund u. rot. Rochh. 1857. Adv. verstärkend. F. alt,
eifrig am Alten hangend, stark conservativ Ap. In
Beteurungen auch von Sachen: e fül-meineidi Angst
Gl. Heize uf 's Fülst AARued. — 8. sonderbar;
lustig B. Das diinlit mi''' nemne f. L. Was? i chömm
Nut über [ich sollte Nichts bekommen, leer ausgehen]?
das wär-mer f.! Bs. Es düecht-nii (es) Füls, dünkt
mich ein naiver, witziger Einfall B.
Zu Bed. 4 T|fl. mild. Jeit/e, zum Tode reif. Zu 6 vgl.
unser feig = faul i. S. v. unsittlich, mutwillig. Bed. 7 kann
ans 6 a mit Abstreifung der schlimmen Beziehung, also =
(durchtrieben' in lobendem S. erklärt werden (vgl. aiy iu
abstrakt verstärkendem S., adv. auch vor Ad.j. guter Bed.;
n. to»), viell. .aber direkt aus der Bed. von ,faul' mit Ver-
gleichung von ital./racirfo (faul) ituimoraio, sterblich verliebt,
Ist. perdite amare. Zu den BegriffsUbergängen .schlimm, mut-
willig, kerngesund' vgl. got. ijamaid, gebrechlich, ahd. kameit,
vergeblich, eitel, töricht, übermütig, mhd. gemeit, lebensfroh,
freudig, stattlich, tüchtig. Bei 8 ergibt sich die Bed. .son-
derbar' aus der von ,arg', , lustig' aus der vnn , sonderbar',
,vitzig' aus ,lustig' oder aus , schlimm, schalkhaft, neckisch'.
Vgl. arig und iirtig.
„äglen-ful: mit der Egelkrankheit (s.^(/?e Sp. 131)
in hohem Grade behaftet." — Knochen-: scherzh.
Name des Pferdes in einem Spruch vom Hausstand ;
■^. ToBL. Volksl. S. 152.
mül-: zu träge zum Reden Bs; Gl. — Wahrsch.
mit scherzh. Anspielung oder Auluhnung au die Krankheit
Mül/Üli.
mist-: f. wie Mist; durch und durch f.; in hohem
Grade tuberkulös. M. wie en alte Tüchel [Wasser-
leitungsröhre] GrD. — matsch-: durch Fäulniss
weich geworden, z. B. von einem Apfel Gr. Matsch,
breiartige Masse. Vgl. iiluder-f. — butzen-. ,Mit einer
Erbsucht od. ansteckenden Krankheit behaftet; übertr.
auf das Moralische: schelmisch durch und durch.'
Spreng. Buiz", das Kerngehäuse des Obstes. — p lud er-.
blöder- GRorsch.; Son; durch und durch faul, in
weiche Masse aufgelöst, von Obst, Spargeln udgl.,
dann auch von Menschen. — PluJcr, IHuder, weiche
Hasse. Vgl. maisch-/.
brand-: ganz faul, z.B. von Äpfeln Bs. Br. bis
uf d' Hut. Breitenst. Vgl. ,brand-schwarz'.
stock-: von Bäumen, die auf dem Stock und bis
auf die Wurzeln, also von Grund aus, angefault sind
Aa; Z. Ggs. zu Fäulniss geschlagenen Holzes.
dreck-: stinkend f. ZO.
Fulät, -d m.: fauler Mensch, Faulpelz Z. F.!
magst nüd ufstä"? wottst verfüle? pfeift die Schwalbe.
Wahrsch. dem nicht mehr verstandenen und meist nur
als Schelte f\ir einen moralisch verabscheuenswerten Menschen
gebrauchten Uflät (Un-fiat) nachgebildet. Vgl. ßät, -ig.
fulächt(ig) Bs; UwE., fulocht(ig) BSi.: etwas
faul, angefault, in Fäulniss übergehend (von Obst)
aaO.; von moralisch schlechter Art UwE., schalkhaft
BsStdt. Syn. ful-ärtig (Sp. 477). — Mhd. ful-Uch.
fülen: 1. intr. a) i. S. v. füll, faul werden, mo-
dern, verwesen AaF.; Gl; S; Uw; W; Z, eitern W.
— b) i. S. V. fal 5: träge sein, der Ruhe pflegen.
SüLUER, vor Trägheit gähnen GT., träge werden UwE.
,Wo er [der Ichneumon] den Crocodyl besieht an der
Sonn faulen, luogt er in schelb an [von der Seite],
bis er in vermerkt entschlaafen sein.' Tierb. 15G3.
,Ein wenig schlaafen, ein wenig faulen.' 1548/Ö0, Prov.
,Die Wächter ligen, faulen und schlafen.' 1707, .Iesaj.
— c) schlechter werden, v. Menschen und Dingen,
z. B. d' Zeite föulid äister me UwE. — 2. (trans.) aus-
lachen OsTSCHw. Ursp. = faul (i. S. v. 5) schelten?
um-: abfaulen und in Folge davon umfallen. Von
einem Galgen. 1531, Absch. — ume-: träge herum-
liegen oder sich herumtreiben Ap; GT., langsam an
Etwas herum machen Gl. — er-: 1. (ganz) faul wer-
den i. S. V. /'. 1. Das Holz erfulet keinist, wird nie
gänzlich faul BBe. ; vermodern GnPr. Wenn 's nid hört
[aufhört] regne, se erfule'd die Schöche [Heuhaufen]
ScHW. ,Der das selbe holz nit usvertiget [hinaus be-
fördert] ald es lat e.' Z Eichtebr. ,[Ein Söldner], der
nun langest in Meiland umbkommen und erfulet wäre.'
1529, Absch. ,Dass das alt hölzin käppeli erfult und
unnütz worden war.' Edlib. ,Ist och das hö [Heu]
erfulet.' Kessl. ,A1s etliche uss fürwitz mer gesammlet
habind, sye das selbig mornderigs erfulet und voller
wurmen g'syn.' Gualth. 1559. ,Exputresco, erfulen.'
Fris. ,Man soll das holz nit uss den hegen tragen,
sonders in den hegen e. lassen.' ca 1630, U Rq. —
2. träge werden B; Gl. Er erfulet ganz, mi" mues-ne
zur Arbeit ha [anhalten]. .Damit sie nicht mit müessig-
gang erfauleten und feig wurden.' Tschudi, Gallia. —
herüs-: (refl. prägn.) langsam und mühsam sich vom
Lager erheben. ,Viele, wann sie des Morgens ein
tiefes Loch in den Tag hineingeschlafen und sich
endlich ohne Gebet aus den Federen herausgefaulet.'
JUlr. 1733. — ver-: 1. (intr.) wie nhd. Er ist scho'
verfülte, verwest W. — 2. (trans.) in Faulheit hin-
bringen (die Zeit) ApSchönengr.
Pülenz, in W Fületsch m. : 1. = Fülenzer 1,
Müssiggänger. allg. Der F. hed eisder Firtig. Ineich.
Der F. frurt bi der Arbet und schwitzt bim Esse.
ebd. .Dich zu einem solchen faullentzen gemachet
hat.' Klingl. 1693. Adj.: ,Persegnis, sehr trag, fau-
lentz.' Denzl. 1677; 1716. — 2. Uhu GWe. Vgl. U"'
791
Ful. fei, fil, fol, l'nl
Sp.23. — fülenzen (/'«7e<«c/ie W): l.=/'M/e?e«. Spreng.
— 2. müssig gehen. — Fülenzer m.: 1. Müssig-
gänger. allg. — 2. a) eine Art Ruhebett, ahor ohne
Federn GBuchs, We. Syn. Gütsche. b) Schlum-
merrolle Z (modern), c) liniiertes Blatt, da.s der
Schreibende seinem (durchscheinenden) Papier unter-
legt, Eselsbrücke L. d) Buch, Tabelle, welche uns
Berechnungen von Zinsen, Preisen, Münzverhältnissen,
Flächen- oder Körperinhalt udgl. muhelos angeben.
Schon die teilweise Schreibung mit II zeigt, dass man
sich das W. nicht als Ableitung von dem einfachen Vb.
fuKnzen, eig. fanl riechen, dann: faule Art annehmen, son-
dern, mit Tiefton auf der zweiten Silbe, als Zss. aus fül und
dem (appellativ gebrauchten) Namen Lem dachte, daher auch
mit aufgelöster Form .fauler Lenz, faule Lenzen' gesagt wnrde.
— Der Vogel, schon bei dem Römer üvidius ,bubo ignam»'
genannt, trägt jenen Namen entweder von seinem langsamen
Flug oder (eher) von seinem Verhalten während des Tages.
Nach Steinmüller 1821 heisst er: ,Faulaus' (Imperat. von
üs/ulen, lang ausschlafen?), was nach Rochh. AS. II, 166 in
BsLd Name der Eule ist. — Die Form frdeUchen beruht auf
Ausstossung des n und Vertauschung von ts und ti.
Füler m.: Faulenzer, Schlaraffe Ap; GT. Jiing^
Füler, alti Bettler. — Füleri» f.: 1. Faulenzerin'
faules Mädchen, ebd. — 2. Name einer Kuh, die sich
gern legt Ap. — ume-fülere": faulenzend umher-
gehen GF.
fülertschig: faul B.
Eine Zwitterbildung ans fülärt iy (Sp. 477) und füUtschen,
wahrsch. aber auch mit Anlehnung an das syn. lamärscliiff
Sp. 467.
Fülkeit FülkeJ Aa; Ap; Bs; G; Schw; Th; Uw;
Z, Ffiket ZLunn.: Faulheit, meist i. S. v. Trägheit,
früher auch von moral. Schlechtigkeit. Es ist ka
[keine] F. spät üfstö, aber spät i 's Bett GTa. Arbet
briiKß Brod, F. bringt Nod. Ineichen. De magst doch
g'iviiss kein Werchstreich tue', vor F. g'heist schier um.
Stütz. Er [der Städter] schimpft-is immer d' Fulgget
üs, Sait: wenn der Bür nit muess [usw.]. Ai,i.em.4nnia
1843. ,Nüd bösers ist, denn fulkeit, ald trägi, wie
man 's nenimen [nennen] will.' Euep 1538. , Durch
trunkne und fulkait und spilen.' Kessl. ,Acedia, faul-
keit, hinlässigkeit, tragheit.' Fris.; Mal. ,Nequitia,
buoberei, f. eines menschen, der allem wollust ergeben
ist' ebd. Diese Form in ä.Lit. stark belegt; noch 1708
bei DToMANN. — fülken: faulenzen S. — Yer-fuke:
sich dem Müssiggang ergeben S. — fulklich = /■«/-
lecht, fulärtig, i. S. von träge, nachlässig, langsam.
,Darzuo man sich als fulklich bereift, darvon ent-
springt die fulkeit.' UtzEckst. 1525. ,Languide, ge-
machsamlich, faulklich.- Fris.; Mal. ,Der Esel gat
stäts faulgklich und trag einher.' Tierb. 1563. ,Tuon
so faulklich ir arbeit.' SHochh. 1591; 1693.
Die Abschwächung des Voc. der Endung wie in Wäret,
VTahrheit; ähnlich Armet, Armut; Hoffcrt , Hoffart u. a.
K statt iß, indem eine Form 'Fatig-heit (nihd. 'J'ükchiit),
'fuUglich (mhd. 'JuUclich) vorausgesetzt wurde. Vgl. ulid.
,Junker' aus ,Jungherr'.
fülelen: nach Fäulniss riechen oder schmecken
Aa; Ap; Bs; L; G; ScHW; Uw; Z. Was fulelet, stinkt
Schw. , Sentit cariem, es fülelet, hebt an ze faulen.'
Fris.; Mal. — fülelig: (ein wenig) faul riechend
oder schmeckend, ebd.
fülen: 1. [intr.) = ffilen 1, faul werden Bs. ,Ur-
sach des füllens an den trüblen [Trauben].' BsCartäus.
— 2. (trans.) faul machen, auflösen. B' Nässi fület
's Holz GF. Der Bege fült de Sehne und der nü Sehne
frisst den alte Gr (Tsch.). Von Geschwulsten: weich,
reif machen. FJach.fmuos fült guot. ebd. .Feuleu,
faul machen, verwüesten und verderben, putrefacere.'
Mal. ,Die Dachtropfen fallen auf den Schiagbaura
und feulen und verderbend ihn.' 1639. Sch Ratsprot.
.Ein Schenkel von einer Sau, welcher im Rauche ge-
fäulet worden,' Discurse 1721. - in-: in Folge von
faul (morsch) wei'den in sich zusammenbrechen. Es
wird verordnet, an der Stelle der .yngefülten' Heu-
häuschen ein anderes zu erbauen. 1592, .\bsch. —
er-: (ganz) faul machen Gr. — ver-: = dem vorigen.
De'' Mist verfült 's Holz [auf dem er liegt] Z. ,4 Kries-
bäum, von welchen die über die Tachung hangenden
Äst selbiges sehr verfaulen.' 1708, Z Staatsarch.
Fülerich, -ech m. : fauler, schläfriger Mensch _
Aa; L; Zg; Z. Der Fiilerech und der Liederli, Sint^ 1
bedi z'sämme Brüederli L. ^
Von dem intens, oder freq. Vb. /aleren nach Analogie
von , Wüterich' (zu ahd. leiiotaren).
Füll f.: 1. Fäulniss Uw. Eiter in Beulen oder
beim Knochenfrass W. Vereiterung der Lunge oder
Leber des Viehs, Tuberkulose; PI. ^i^itZara«^ Geschwüre
GrD. ,Feüle, Feülung, putredo, caries, marcor.' Mal.
.Die Füle oder sonst der 4 Anlasteren der Rossen
eins.' 1623, Aa Eq. — 2. Trägheit, Schläfrigkeit
B; Gl; W; Z. ,Desidia, träge und feüle.' Fris. —
3. Schlechtigkeit. ,Succedunt summis optima sispe
malis: es wird oft nach aller faule gut.' Stlloge B.
1676. Meist in Verbindung mit all und dann in concr.
Bed. : alle möglichen oder allerlei schlechte Dinge
(Streiche, Kniffe, Worte). Alli F. trlbe", alle mög-
lichen schlimmen Streiche spielen Gl; Z. Uf a. F.,
mit aller List, Anwendung aller Mittel, hartnäckig
(einen Zweck zu erreichen suchen) Bs; B. Eim a. F.
säge, Jmdn mit den ärgsten Schmähungen überhäufen
Ap; Bs; W (auch a. F. und Gottlosi); Z (Syn. aüi
Schand und Laster). Er ist a. F.. ganz schlecht in
seinem Betragen Z. Nur abstr., vom höchsten Grade,
aufs Äusserste z. B, heizen Aa. Mit Sturm und aller
F. [Unwetter, Unheil], Hexgeler.
Un-: Steigerung von Füli Gr.
Über das Präfix um- vor "Wörtern ungünstigen Begriffs
mit verstärkender Bedeutung s. Sp. 298.
Ur-: Mundfäule der kleinen Kinder.
Nach Sp. 420 könnte diese Bildung dem verbalen er/uUn
entsprechen; vielleicht ist sie aber nur durch Analogie mit
UncMacht (Ausschlag, Poeken) ent-standen, neben welchem
Dur(ch)scMaQht besteht, wie Dur/uli neben Cr/üli, oder die
letztere Form ist geradezu aus der ersteren. durch Deutung
des d als Art. entstanden.
Grüen- Griie-, Grue-: eine Krankheit, welche
die Weintrauben befällt, wenn es in der Zeit, wo sie
reifen sollten, häufig regnet, indem sie dann in un-
reifem (grünem) Zustand zu faulen anfangen. VgL
Bau-, Sür-F.
Heu-. Trf)!» '.s am Maitag regnet, so git's Heu-
türi oder e Heu füli Ö. — , Holz feüle: caries.' Mal. —
Lungen-, Lungge-: Lungenschwindsucht, als Krank-
heit des Rindviehs und der Schweine L 1706; Z. —
Mül- B; S; Uw, Mund- Bs; GSa.; Z: Krankheitim
Munde (Kiefer) von Kindern und auch beim Vieh,
Skorbut, Bildung von Schwämmchen (aphtha>) Bs; B
G; S; UwE. (nur beim Vieh). Vgl. Durch- 1. —
I
793
Fal, fol, fil, fol. ful
794
Nabel-: „Krankheit bei den Ochsen, da der Harn
einen Niederschlag bildet, und sich dadurch selbst den
Abfluss versperrt Ap; GRh.; Z." — Rau™- AABb.,
8ür- ZS.: Sauerwurm, Krankheit des Weinstocke.s,
welche eintritt, wenn die Trauben ausgewachsen, aber
nocli unreif sind und zu faulen anfangen; häufig ver-
bunden mit dem , Brenner- des Laubes. Syn. Gruen-
füU; Bräter. — Stamm-: Fäulniss des Stammes vom
Marke aus; entsteht bei Tannen auf morastigem Grund.
1762, Z Staatsarch.
Sträl-: Strahlgeschwür, Krankheit der Sohlen des
Pferdes. — .Strahl' (mhd. «Irak f., Pfeil) heisst auch der
eiuer Pfeilspitze ähnlitlio mittlere Teil des Pferdehutes.
Durch- Bur-: 1. Krankheit im Munde = il/flZ-,
skorbutartige Entzündung im Munde, Bildung von
Bläschen (Schwämmchen), Scharbock; bei Erwach-
senen stomacare, bei Kindern aphthse Bs; L; Sch; Z.
Syn. Hampeisseli s. Ameise 3 (Sp. 217). ,Für die
dürchfüle des munds.- Vocelb. 1557. ,Die füle des
munds, dürchfüle, soll man inen [den Rindern] wa-
schen mit essich und hepfen.' Tierb. 1-563. ,Aphthse,
Mundsversehrung, insonderheit der jungen Kinderen,
Durchfäule.' Denzl. 1677; 1716. Gegen die D. zieht
man dem Kinde eine ungerade Zahl Aterechrutstenge!
durch den Mund und hängt sie dann ins Kamin, da
dann mit ihrem Verdorren auch die D. weicht ZZoU.
— 2. a) Wundwerden der Haut zwischen den Zehen
der Kinder, bes. in Folge von Barfussgehen derselben
bei nassem Wetter, Unreinlichkeit, Fussschweiss L;
ZFehr. — b) Klauenseuche, Fäulniss zwischen den
Klanen des Rindviehs Aa; S; ZZoll. Faulen der
Hufe ZKn. ,Für die Durfüli an Rossen und Fich
nimm Holdermuess und Beiliträst und Essig und Lor-
m6l [etc.].' Arzneib. Zollik. 1710. — 3. (bildl.) Faul-
heit, Arbeitsscheu. ,Die starken mussig gehenden
Bettler, die die Durchfäule in Händen und im Ruggen
haben, nicht arbeiten mögen [etc.].' AKlinhl. 1702. —
S. Ur-ßUi.
Trochen-: von vermodertem Holz BHa., von Kar-
toffeln Z. — Vgl. Griifu-, Jluu"-, und crhru.U-n. Anton.:
,nass-f.'
Füligi f.: Faulheit B (Zvro).
fnlebiiiid: Steigerungsadv., sehr, ausserordentlich
LEttisw. — Aus ,furibund', lat. furibundm, rasend; vgl.
die gleich angewendeten .fräsend'; wüetig.
fnllen: das in die Scheune eingebrachte Heu mit
den Füssen feststampfen, damit es seinen guten Ge-
schmack behalte B; das Heu auf der Heubühne mit
der Gabel zerlegen BRi. — Füller m.: der, wolclier
dieses Geschäft besorgt.
Aus frz. fouler (mlat. folarc, fuUarc) oder dem gleich-
wertigen hüll, votten, walken, stampfen. Vgl. Volkn I {Sp. 786).
Ge-füll s. Gefill Sp. 778.
füllen I: im Allg. wie nhd.; hervorhebenswert sind
folgende Anwendungen: 1. polstern. , Sessel mit ge-
fällten Rucken.' Z Donnstag.sbl. 1787. — 2. füllen mit
Ersetzung od. Erhöhung der natürlichen Fülle durch
eine gekünstelte. G'füllti Eier, ein Gericht aus
hartgesottenen (halben od. auch 'ganzen) Eiern, deren
Dotter mit Gewürzen präpariert wurde, und einer Sauce.
XV., BiRLiNGER, Kochb.; B Kochb. (Ausgg. des XVIH.
n. XIX.); s. auch Ei 2 (Sp. 13). — 3. auf Blumen
bezogen hat Scnw die differenziierte Form (ffidlt. Von
einem Trinker sagt man verblümt: er liebe am meisten
die g' füllte Gläsli [Hyacinthen]. — 4. Jmdn betrunken
machen, refl.: sich betrinken Bs; B; L; Z. Vgl.
roll 5. ,Die so sich vor der predig füllend und in
die wynhuser sitzend.' Z Mand. 1530. ,Die so mit im
z' nacht gössen, haftend im 's bracht [zugetrunken],
g'füllt und [er] war z' nacht ab dem bett [zu Tod]
g'fallen.' Salat. Scheinbar intr. in reflex. S. : ,Die
mönche bruchen [brauchen auf] den 'zenden mit f.'
1526, Egu, Act. ,Me sterbent mit f. dann vom schwert.'
Salat, V. S. ,Man begieng den tag mit hoffart und f.'
BossH., Wint. Chr. — 5. füttern. ,Ein kleid mit sol-
chen feien gefüllt.' Tierb. 1563. ,Gab im ainen ge-
fulten rock umb.' Kessl. ,Muosst man inen filz, beiz,
kürschinen und was man gfülts mocht han, den söld-
neren in die schiff liehen.' Vab. Vgl. Gefill. —
6. d' Herdöpfel f.: die Erde an die Stauden heran-
ziehen, so dass Furchen entstehen FS. Syn. Imfelen.
er-: 1. trans., im Allg. wie nhd. Besondere An-
wendungen: a) einen Zeitabschnitt durchleben B
ö u. wO. D's Jär e., ein Jahr zurücklegen. !''■ han
ml Töfitag erfüllt, wieder einen Jahrestag meiner Taufe
erlebt. — b) eine Summe, eine Zahl voll machen,
ersetzen, ergänzen. , Solle das, so ime abzogen und
zuo verlieren gestanden, mit barem gelt ersetzt und
erfüllet werden.' L 1578. ,Dass wir die fendlin er-
frischend und wider erfüllend [wieder auf den ur-
sprünglichen Bestand bringen].' 1587, S Feldbericht.
.Wäre ouch guot, dass wir ein Regiment widerum e.
möchten.' 1591, L Hauptleute in Frankr. — c. sät-
tigen. ,Er ist nicht zu e. z.B. mit speiss, gelt, do-
liura est inexplebile.' Hospin. 1683. Bildl.: ,Dem König
die äugen e. [so dass er blind wird für Anderes, ihn
täuschen].' Wdrstis. 1580. — 2. (intr.) ,Man lasst
auch bald das wasser stark hinein [in das Bad] laufen,
also dass dieses wieder erfüllet.' HPantal. 1578. —
ü S-: ausfüllen; überschwemmen. ,Da die wysspfenning
schlecht sind und aber das land u. wellen.- 1483, Absch.
— ver-: 1. eine Höhlung, eine Lücke (auch im bildl.
S.) ausfüllen, allg. ,Alle tiefen Karrengeleisen und
andere Tiefenen in Strassen sollen mit kleinen stein-
linen verfüllt und verebnet werden.' Z Mand. 1640.
,In disem g'welb soll man etliche vögel haben, welche
der aussgenommnen statt verfüUind.' Vohelb. 1557.
— 2. durch Füllen (Völlerei) vertun. Gengexb. 1221.
— sprützengefüllt. Spritseg'filüs : Backwerk aus
Pfannkuchenteig, der in eine Spritze gefüllt und durch
diese in die gewünschte Grösse und Form gebracht
wird BsStdt. Vgl. Sßrütz-Bir. — zue- füllen: voll-
ends f., z. B. ein Fass, eine Flasche, und davon übertr.
auf den Menschen: betrunken machen Z; Syn. zue-
decken.
Füller m.: Säufer, Fresser. ,Wann nun der götz
ein f. war. So war er gwüss der tugent 1er.' Birk
1535. ,Der landvogt sye ein f.. spiler, huorer.' HBüli.
1572. — Fass-: Birnsorte Tu. — Füll er i f.: Völ-
lerei. , Öffentlich an dem kanzel ein wehe verlesen
über die füllerei by rychen und armen.' B Mand. 1567.
.Dehein gasterei, füllerei weder mit trinken noch essen.'
XVII., Muri. — Füllerich m.: Prasser, Trunken-
bold. Spreng. .Der füllerych [.frässig.' 1667] hat einen
schweren schlaaf, bauchwee und krymmen.' 1531/48,
Sirach.
795
Fal, fei, fil, fol. fiil
796
FüUi I f.: 1. Fülle in abstr. S., Vollsein, a) Uber-
fluss. ,Diewyl da syn wirt fülle gnuog.' Kessl. Jetzt
nur in der reimhaften Verbindung Hülli und F., i. B.
da ist U. u. F.; Geld i" H. u. F. allg. — b) Trun-
kenheit; s. voll Sp. 780. ,In aller Fülle und Wein-
feuchte hat er sich in ein kalt Wasser geworfen.'
1559, Mise. TiG. ,Wie mancher ist in einer Wein-
Fülle unglücklieh gestürzet und dahin gestorben.'
JJUlr. 1733. — c)= rölK4. — 2. (concr.) a) Füllsel
bei der Kuchen- und Confektbäckerei. allg. ,Fülle,
wurst, fartura, farcimcn, artocreas.' Mal. — b) Schutt.
,Swer deheinr slacht f. in den burggraben schüttet.'
alt. L Ratsb.
Das W. in den BeJci. 1 vnn ,voll", in den Bedd. 2 von
.füllen' abgel. — Über den urspr. concr. Begrijf von B.
u. F. s. Gr. "WB. 4, 1 a -492 f.; ebenda 484 über das Ter-
hältniss zw. F. und Völli.
Pülli U, -«-- Bs; GRtw.; GW.; S, -o- F — n.:
1. Füllen, Fohlen, das Junge des Pferdes, Esels, „Ka-
nieeles". allg. De' Kerli cha"' süfe wie-n-e F. t^cu.
Ufhaue [mit den Füssen ausschlagen, springen] wie-
n-es F. Zu. Er het wie ne Fühli so lustig möge gumpe
und springe. Breitenst. 1864. Sprichw. RA.4.; Dem
F. nahlaufe und d' Mära lä z' Grund gä", ob dem
Kleinen Jas Grössere fahren lassen B. Die chline
üössli hhbe(d) lang F., Menschen von kleiner Statur
scheinen lange jung B; Sdlger. .Weilen ich des Puss-
gehens und auf meiner Mutter Füllin zu reiten zimb-
lich gelernet.' Hectelia ; vgl. Schuehmachers Eapp.
Wenn d' bim erste Lug es F. g'ge" hättist, so wärist
schu" en alts Boss. Suterm.; oder: Wenn en iedere
Lug von im es F. g'ge' hält, so hätt er vil Itoss Z. —
2. (schcrzh.) Benennung eines mutwilligen, über-
mütigen, ungezogenen, unbesonnenen jungen Men-
schen Aa (von Mädchen); B; Th. Vgl. Hälli. ,Er
sei halt ein F. und tue kalberochtig.' Gotth. 31ädi
sei d'r ung'felligist Hung g'sl, dass es so-n-es F. [zum
Manne] übercho heig. N. B Kai. 1843. Du bist doch e
rechts F., we [wie] tu tumm tuest Th. — 3. junges
Schwein. ,Ein Schwein mit jungen Fühli.' 1669,
B Üok.-B. — 4. erbrochene Speise oder Getränk
Zg. Vgl. füllenen 2.
l in der Ausspr. nicht gemin. ; die (uni'eine) Dehnung
des Voc. nur zufällig, durch allgemeinen Zug der betr. MA.
bedingt. ilM./oUe>. fül(e) m., lat. ;W;u« (junges Tier übh.),
gr. JttöXog (aus uoFXoi). Die Endung -i aus der ahd. Dekl.
schwacher Mask. (-lu;; dann wurde aber -li mit der Dim.-
Enduug (-li') vermischt; vgl. die 3 Formen des Verb, für
,F. werfen' unten. S. noch /'»Wi. — Bed. 3 schliesst sich
an die allgemeinere Grundbod. des lat. Wortes. 4 wahrsch.
aus der Vorstellung , werfen' zu erklären: Geworfenes =
Auswurf (■:■).
Maie"-: 1. (F., das sich im Mai fröhlich herum-
tummelt) in der bildl. RA. umegumpe [umherhüpfen]
wie-7i-es M. L. — 2. wer am 1. Mai zuletzt aufsteht
LRottal.
Häugt viell. noch mit dem alten und weitverbreiteten
Krilhlingsfestbrauche des Mairitts zusammen. — Wer um
Pfingsten zu spat aufsteht, heisst .Pfingstlümniel' ; Lümmel
= FuU i. Vgl. Merzen-.
Mäns-: F. von 1—2 Jahren. ,So ein waldmann
[Bürger von Einsiedeln] veech uf der wakllüt almeind
het, der soll geben: von einem ross 15 angster, von
einem meisfüli 8 angster [usw.].' SchwE. 1572. Der
Valteuscheralpbrief setzte hinsichtlich der Bestossung
fest: ,für 1 Mässfüllen 5 Stöss.'
Mäm (Mein), weibl. Kalb von 1 — 2 Jahren, übertr. auf
die entsprechende Altersstufe von Pferden.
Merzen-: 1. (ein F. im März) in der RA.: So
starch tvie-n-es M., von einem gesunden Menschen
ZWint. — 2. der Grün- oder Schwarzspeeht, picus
viridis, in GT. der Eichelhabicht, Häher, so genannt
wegen ihrer dem Wiehern ähnlichen und im März
zum ersten Mal und am Häufigsten hörbaren Laute
Ap; Gl; Gr; ZG. 's M. lacht Ap Volkslied, 's M. lud
Sehne im Födlech [Hintern] Ap, wann diese Vögel sich
wieder hören lassen, niuss man doch noch immer
einen Rückfall in den Winter befürchten. Den Sommer
über zeigt ihr Geschrei stürmisches Wetter an. —
3. dummer Mensch BBe.
Bed. 1 syn. mit Maien- J, auch 3 ähnlich Maien- S : in
Montafun werden am 1. März geäffte Personen ,M.' genannt.
— Bed. 2 mag später auf die angegebene Weise verstanden
worden sein, beruht aber viell. auf dem Int. picus Martiu9,
da der Specht dem Gotte Mars (der allerdings auch Gott des
Frühlings war) heilig galt. Dass Vögel oder geflügelte In-
sekten nach Haustieren benannt wurden (vgl. .Habergeiss,
Donnerziege' = Schnepfe), wird auch nicht bloss auf Ähn-
lichkeit der Stimme, sondern auch anderer Eigenschaften
(vgl. Hen-gottechücli = Marienkäfer, .Heupferd' = Heuschrecke
und Libelle; Werrß'di) und viell. noch auf älterer mytho-
logischer Anschauung beruhen. Wenn nun Stutz von eilig
laufenden Leuten sagt: Die haued uf wie M. und Lokrind,
so hat er offenbar keine Ahnung mehr davon, dass L. die
Rohrdommel ist, und er stellt sich unter beiden WW. Vier-
fUsser vor; der nämliche Irrtum liegt viell. unserem M. J
zu Grunde, das mit Übertragung von der Stärke des Ge-
schreies auf kräftige Lebeusäusserungen überh. eine blosse
Fiktion sein dürfte.
Süg-: saugendes F. GrD. Syn. Suger.
Dutten-: 1. ,Pupus, ein tüttefüle oder junges
kind.' Mal. (Fris. hat nur ,tütti'). — 2. ,Ditt-, yer-
zärteltes Kind, das immer an der Mutter hängt (wie
ein F. an der Stute).' Spreng. Syn. Mueter-Ditti. —
Mhd. tüiie, ahd. tuiti, Mutterbrust.
Werr- Tr^jcr/w/i Gl; N. Eins. Kai. 1880, ..Werri-
füli ScuwMa.", Tw^rfuli Gl; GG., -Fili GA.: Maul-
wurfsgrille. Syn. Rossmörder; Kornferli.
Die Dehnung des ü und die Nbf. Wrr/ur(i) (s. d.| machen
zweifelhaft, ob das W. hieher gehört; jedenfalls ist es sachlich
= dem einfachen Werrc.
füllen n Aa; Gl; L; G; S, füllenen BG., Si.;
GrD.; SchwMuo.; UwE.. füll eleu Bs; Gr; GW.;
ScH; ScawE.; Th; Obw; Zg; 2: 1. ein Füllen werfen.
allg. — 2. sich erbrechen Gr; Schw; Zg; vgl.
Fiilli 4. — 3. (bildl. Anwendung von 1) vor Ungeduld
(auch vor Zorn Z) vergehen, ausser sich geraten
ScHwE. ; UwE.; Z. Di« icirst emmel iez no'''' nid fülene!
sagt man zu einem ungeduldig Drängenden. Syn.
(ver)gitzlen, vergihlen, eig. (tote) Zicklein werfen; ver-
strupfen. — ver-füllelen: ein totes Füllen zur Welt
bringen, missgebären GSa.
Füten statt fülenen, von der Form Füli gebildet, wie
dieses \on Fülai. Vgl./ärfcn aus/<«/eii«n, üben neben abeu(dlei<.
füele-: fühlen. -- G'füel: Gefühl Aa; Bs; B; Sch.
Mit richtiger Bewahrung des Diphthongs, denn mhd.
vüelin, ahd. fuolan. In anderen Kantonen hat die bilcherd.
Form für das selten gebrauchte W. Platz gegriffen.
797
Kall) full). Falch-fulch
798
Falb— fulb. ~ Vjl. aiu-h die Gnippe F„lw usw.
Falbel jn. : Epilepsie. — Syak. aus .Fallübel' (Dkr).
Fi'lb f.: Hülse, in welcher das Getreidekorn sitzt;
Felhe (PL): Spreu BG., U. ,üie wyber band rot
backen wie ein felb Und sechend uss den stüchen
[gelbgefärbten Kopftüchern] wie Ein stuck fleisch uss
einer gelwen brye.' UtzEckst., Conc. 1525. Bildlich
für Wertloses: ,[Der Mensch] nützt vil minder denn
ein felb.' ebd. 1525.
Eiue aus ,Fell' (s. Haler-Fell Sp. 771) und mhd. Iirhn
(ahd. helmca), Spreu, verquickte Form mit der nlid. Ver-
gröberung des w zu b (ygl. in der Folge die WW. auf -Iw,
-rw). S. noch Geßlm. — Zur Verstärkung der Negation
dienten mhd. die syn. Ausdrücke nkht ein y>riu, ndrd. 7i.
«n caf (engl, chaff, Spreu).
Fnlbe s. Pfuhce".
Falch— fulcb. — Vgl. auch die Gruppe Falk usw.
falch: falb LG.; S. Falchi Bübelihose'' gehörten
wxi alten Bauerntracht It Schild 1, 141. Bes. heisst
das hellbraune Bindvieh f.
Scheint aus einer Vermischung des mhd. Adj. falw mit
dem folgenden Subst. hervorgegangeu, von welch letzterem
auch eine Participialform abgeleitet ist: ,Ein gfalchete s. v.
Kuh.' 1796, Pfandb. ZZoll.
Falch {Fal'ch AaP.; L; ThHw.) m. — PI. Falche
Z (in Bed. 2 auch Falch) — Dim. Falchli u. FfVchli Z:
1. Falke Z (KdMet. 1844). Sprw. s. Üwel Sp. 613.
— 2. Kuh oder Pferd von fahler, weissgrauer oder
hellbrauner, gelblicher Farbe Aa; Bs; L; S; Sch; Zg;
Z. Gelbrotes Pferd, Isabelle Sch. Tier mit Flecken
und Streifen L. — 3. Schimpfn. für einen dummen
Menschen mit Haaren von jener Farbe AaF. — 4. un-
ehliches Kind LG.
Bed. 1 uur schwach belegt; seheint längst ausgestorben
:u sein, und mit Bez. auf das Wirtshausschild wird es durch
die Ausspr. mit i/ als Lehnw. charakterisiert. Vgl. jedoch
Faichenflueh B. — '2. , Falke' im heroischen Zeitalter als
Eigenn. für Pferde beruht auf der beliebten Übertragung
von Vogelnamen auf Haustiere; die oben angeführte Über-
tragung geht speciell von der Färbung des Vogels aus und
dürfte auch das Adj. (falch) erzengt haben. — 3. Zu der
Beziehung zw. Farbe und Charakter vgl. den Volksglauben
betr. die Eothaarigen. — 4. beruht auf Übertragung der
Mischfarbe auf gemischte Herkunft, unreine Abstammung.
— S. noch Falk.
Hoger-: Höcker-F. ,Disen nennend wir ein Hoger-
falken von kürze wegen seines halses: dann vor den
flügelbogen kann man im das haupt kaum sehen.'
VOOELB. 1557.
Kol-: Taubenhabicht. ,Falco carbonarius, niger
falco, accipiter palumbarius.' Mal.; Vogklb. 1557. —
Wegen der vorwiegend schwarzen und schwärzlichen Färbung
so genannt.
,Berg- (Birg-) Falk, falco niontanus.- Vogelis.
1557. Wander-F.
Reiger-: kaum eine besondere Art von F., sondern
F., der eigens zur Reiherjagd abgerichtet ist. ,Die
Falken, so von tanseren Reigelfalken genennt werdend,
fahend Reigel und Kriinch.' Vogelb. 1557.
,Saker-', auch .Kuppel, Saoker, Stockahr.' ebd.:
Würg-F., falco laniarius oder sacer. aus welch letz-
terer (lat.) Benennung das Vogelb. das W. geholt hat.
Falche," m. (übrigens meist PI.) : fahle dürre
Gräser, bes. an Waldrainen ZO. Vgl. Falchengras.
Häsch-mi''' tcelle" abhaue", du Chetzer! sagt der F.,
wenn er beim Mähen hinter der Sense wieder auf-
steht. SuTERM. — Subst. Gebrauch des Adj. (wie bei Falchf).
Falcheren: Ortsn. in BO. — Über die Endung s.
Uial. 220/1.
Felchli" n.: kleine runde Öffnung in der Mitte der
Stalltüren ZGÄgeri.
Viell. ein Überrest der Grundbed. von ahd. felahan (nhd.
,be-, empfehlen' s. d. folg. u. Anm. zu /a/</«ji, Feig).
Ent-fjilch Empf- m., f., n.: 1. Auftrag, BefehL
,Er hat von mir im Empfel gehan zu handeln.' 1526,
Stockar. ,Hie sehend wir, dass die apostel das gemein
e. gehebt habend, dass [etc.].' Zwingli. ,Nach gött-
licher e.' 15'29, Strickl. ,So ir wandlend in mynen
geboten und beschirmend myn e. und tuond die.' Salat.
,Du hast geboten, dass man deine e. halte.' 1548/60,
Psalm. = ,gebotte.' 1531. ,Nui>- los du wietrich, was
ich in enpfel hon dir zuo sagen.' Zielv 1521. In-
struktion von Gesandten: ,Sind wir [die Gesandten
von Bern] gan Murten zuo geritten, da uns uf der
strass unser" mitburger von Fryburg begegnet, und
allda gan Murten komen, daselbs si uns ir e. erscheint
[gezeigt], wölichs wir euch geton.' 1530, Absuh. ,Uff
das habe er wyter e. nit von synen herren und obren.'
1531, Strickl. — 2. Empfehlung in Schutz, Obhut.
.[N. bittet, seine Kinder] in gnädiger entpfelch zc
haben.' 1522, Egli, Act. ,Zuo üwerem bruoder, der
üch mir in entpfel geben hat.' Ziely 1521. — Alt. nhd.
.Enipfchl' m., .Empfehle' f. = Empfehlung.
Be-felch Bi-, Beßlch, moderner Sife'U, Bifäl —
m. (älter auch f.) : I.Befehl, allg. ,Dass ich uss sondrer
befelch des Vogts zuo gericht gesessen bin', sagt der
Untervogt von Grüningen 1488. ,Jussus, geheiss, be-
felch.' Fris. — 2. Auftrag, Botschaft. ,Gott tuot b.'
ZwiNGLL ,Mit der b.' 1524, Strickl. ,Dry ratsfründ
von Bern mit geschriftlicher b.' 1528, .^bsch. Ein
Ritter, der als Bote zum Papst kommt, beginnt: ,Vor
anfang myner b. du das wüssen sott', d. h. bevor ich
meinen Auftrag ausrichte. NMan. ,Si betten in b., ein
malzeit zuzuristen.' RCvs. ,Ohne sonderbaren B.' Hedt.
1658. ,Nachdem sie [eine Magd] den B. abgelegt.'
1662, Z. — 3. obrigkeitliches schriftliches Mandat.
,Die Puncten sollen in einen Befelch verfasst und in
die Stadtschreiberei Liechstal zu könftigem Verhalt
geschickt werden.' 1668, Bs Bq. ,I)er HH. XIII Rat-
schlag ist in Form eines Befehls in alle Ämbter ab-
gefasst worden.' 1692, ebd. — 4. Amt. ,Und sollen
si bei Antretung ires befelchs schwören.' 1627, BsRq.
,Kein Befehl solle ausser ihrem billigen Kehr in die
Burgschaft Leuk kommen.' 1732, W. — 5. die Obrig-
keit selbst. .Die h. Standes-Befehl soll alle 2 Jahre
verändert werden.' 1732, Leük. — 6. Obhut, Für-
sorge. ,So bitten wir üch, ir wellend uns betrachten
und in befelch haben; dann wir band fast uszert.'
1531, Strickl. ~ Mhd. befelch m. u. f., Verwaltung; Obsorge.
ent-felchen empf-, jetzt meist empßle {empfe'le
Z), in Ndw erpf,xle: 1. =: nhd. empfehlen (selten).
Einem, der zur Kirche geht, sagt man: F'' empß mi"''
aw''! [zur Fürbitte] aScHw. — 2. auftragen, be-
fehlen. ,Do entpfal der künig, dass man Olwier sötte
fieren zuo synem öbresten ritter.' Ziely 1521. , Setzend
aber, das glych also empfolht wäre cim engel ze reden.,
799
Falch. fclch, filch, fülch, fulch
800 t
ZwiNGLi. ,Wyter so haiid sie anbracht, wie inen der
herzig enpfolet hab . . .' 1531, Absch. ,A1s Gallus zucht
ze lernen enipfolchet.' Kessl. ,Ieh han dem vogt
enpfolt in namen inyner herren, dass [etc.].' 1525,
Strickl. — 3. übergeben, zur Verwahrung; über-
tragen (zur Verwaltung). .Die pfand verkoufen und
die Pfennig empfelhen und tuen an die statt, dahin
dass der bischoff und die statt zuo tuend empfelhent,
oder sust des iren gewiss syent.' 1297, Kind, Urk. ,Es
soll ein vogt selb ze gericht sitzen, oder [ein anderer],
dem er es enpfilchet.- Hofr. Lunkofen. , Denen der
gwalt der christlichen kilchengschäl't empfolet ist.'
ZwiNGLi. ,Als ob dir nüt von der sach empfolcht
sye.' GvHENR. 1523. .Unser herren liand enpfolet.'
1530, Strickl.
Das Ptc. ,enipfoI(ch)et' ist eine Mischung aus starker
und schwacher Form. Erpfelen aus er-cnt- oder direkt mit
er- statt ent-; s. Sp. 353. 403.
be-felchen, jetzt gewöhnlich hife'le — Imper.
hifilch, Cond. hifulch kk; Ptc. hifolche-f, hifule: 1. em-
pfehlen; jetzt nur vom Schutz Gottes, in der ver-
alteten Abschiedsgrussforrael: Gutt bifoifchje Aa; Z.
,Sich Gott befelchen: Gott begrüssen.' Mal.; früher
auch von menschlicher Gunst und Obsorge. ,Ward
verrüembt und befolhen.' Vad. ,Dann die ere eines
cristliches namen ist uns vil bäss bofollen und lieber,
dann das wir uns also Übersechen wollten.' Etfp, Chr.
, Alsdann wollt ich's bim leben län, Und si fürbass
befohlen han.' Com. Beati. ,Vom Herzog B. ist eine
Stadt Bern dem Sant Vinzenzen als Patron bevolchen
worden.' Ansh. ,Commendator, befeler, der einen eim
anderen befolet.' Fris.; dafür ,Befelcher, befilcht' bei
Mal. ,Die weisli, die uns gott in synem wort so
trüwlich bevolchen [hat].' 1635, Z Synode. — 2. be-
fehlen, anordnen, auftragen. Im Wirtshaus: be-
stellen; daher mit Wortspiel die Abweisungsformel :
1°* ha" dir en Drecli [gar Nichts] s' h. und du mir
en Eiertätsch [Kuchen]! Aa. ,Zuo tragen befolchet.'
Kessl. ,Eim etwas befolhen oder im befelch geben,
demandare.' Mal. — 3. (mit Acc. P.) befehligen, be-
ordern, beauftragen. ,Derowegen ihr von uns bevelcht
sygen.' Z Mand. 1(541. ,0b seie [sie] befelchet gewest.'
ZurGilg. 1656. ,Befelcht werden.' Z Exercier-Ordn.
1706. , Welche [Punkte] ihr bei Vermeidung von
straf zu halten befeloht werdet.' 1723, Kadelburg. —
4. übergeben; der Feder b. = in Schrift fassen.
,Der bott hat uns muntlich etwas angezeigt, welichs
dermasson uf im haben, dass es der federn nit zuo
befelchen sy.' 1531, Absch. — 5. [hefohn sin, mit
Dat. S.) zu bedeuten haben. Etwas heissen wollen
BRi. Es ist Epjiis Obses g'waxen, aber doch ist im
wenig b. — Er hed-m'r afen Eppis g'gen, aber mu'
cha"" sägen, dem slg. Nüd b. — 6. (mit Sachsubj.)
erfordern. Das befilt Öptpis, erfordert viele Kosten
(S);.das will Etwas heissen, ist eine schwere Auf-
gabe (BRi). Das befild, so ener grossen Hüshaltig
rorz'stän BRi. Da befild 's de Beine, werden die B.
müde gemacht, ebd.
Mhd. he/elchtn, übevguhcn, überlassen, anempfehlen, an-
vertrauen. Vgl. noch nhd. ,der Eide b.', begraben. — Die
oigentUml. Bed. h beruht jedenfalls zuuächst auf Übertragung
von Person auf Sache, im S. von ,einen Auftrag übergeben',
woraus sich der von .Bedeutung, Gewicht beilegen' ergab.
Merkwürdiger Weise entstand bei 6 die selbe Bed. aus der
Bed. ,bcfehlen, verlangen, erheischen'. — Die Laute und
Formen des W. sind schon im XVI. u. XVII. in Schwankung
begriffen. Dasyp. gibt die regelmässigen Formen: ,befelhen',
Imper. ,befilhe', Ind. ,ich befelhe, bevilch', Ptc. ,bevolhen'.
Auch Mal. hat das regelmässige ,befllc.ht', Fris. aber neben
,befelhen' das seltsame .tiefolen', wo o aus dem Ptc. in das
Präs. gedrungen zu sein scheint, wie schon mhd. bei l-omeii
{ahd. ijufmun), und schon früher erscheint ,bevolhet' ^ be-
fiehlt. Herrschaftsr. Elgg 1535. Später: ,Dass ein Studiosus
th. seiner Thcologia nachzugehen befelcht worden.' JHHott.
1666. Neben dem regelmässigen Ptc. ,befoIchen.' 1517, Bitt-
schrift d. Frauen v. Baden, die schwache Form: ,d.<is so er
befeit hat,' 1529, Strickl., und sn noch im XVII. und bis
ins XVIII. Vgl. empfdchm.
an-be-: zur Obhut übergeben. ,So die knecht
nit recht mit dem vich, so einem jedlichen anbefohlen,
umbgahent.' XVllI., Murl — für-be-: anempfehlen
(für weitere Zeit?). ,Uns den h. Glouben und Kilche
fürbefolhen haben wellint.' Ansb.
, Befehler': Vorsteher auf einer Zunft. XVII.,
Chur. Mohr, Archiv.
befelchig befeJig: zum Befehlen geneigt Gr.
befe lehnen bif zeichne Ndw: befehligen. „De
Vater bifelchnet sini Ghnechte. ,Die Bettelvögt sollen
befelchnet werden, Aufsicht ze haben.' B Mand. 1690.
,So wurden auf selbige Synodos zwei ehrliche Männer
aus den Gemeinden zu erscheinen befelchnet.' Mise.
TiG. 1722. ,Und soll die Canzley hochoberkeitlich
befelchnet sein, fürohin keine Schuldbrief weniger als
5 pro cento auszufertigen.' 1750, VIIIOrte zu Frauenf.
,Eine Feuerspritze oder zwei werden jedesmal be-
felchnet werden, noch einige Zeit bei der Brandstätte
zu verbleiben.' Peverspritze 1790.
Weiterbildung von befelchen mit n, viell. nach dem mhd.
Subst. befelhnmae. Bed. u. Construktion wie bei befelchen 3,
Felcli, -e" m.: ein zur Familie der Lachse gehöriger
Fisch, nach den widersprechenden Behauptungen dor
Naturforscher salmo lavaretus oder s. Wartmanni oder
s. maraena, im ausgewachsenen Alter. Bodensee. ,[In
Ermanglung von F. sollen die tributpflichtigen Fischer]
ie für ainen felchen geben vij gangfisch.' XIV., Offs.
Ermat. ,Felken (V-).' Offn. Gottl.; FrHafner 1666.
,Albula cffirulea: Felchen, Baichen. Blauling.' Wagn.
1680. .Die Felchen enderen ihre Namen nach dem
Land, nach dem Alter [usw.]; allerlei kleine .\lbulen
werden zu Zürich Migling genannt, zu Thun im Bern-
biet Buochfisch, bei den Pündtneren Stuben, im Lu-
zerner See leicheu die Baichen oder Blewling umb
StCatharina Tag. Zu Costanz umb den Bodensee nennt
man sie im ersten Jahr Seelen (auch Hürlig, Meidet.
Hartm. 1827), zu Lindaw Midelfisch, im andern .lahr
Stuben, im dritten Jahr Baien, Baichen oder Gang-
fisch, Watfisch, im vierten Keuchen, zu Lindaw im
fünften Halbfisch {,Halbfelch, Springer, im 6. Dreier.'
Hartm.), zuletst ganze Felchen oder Blewling.' JLCvs.
1661. Über die volkswirtschaftliche Bed. des Fisches
s. Hartm. 1827, 143 ft"., 158 ff. In GStdt wurde au.s-
gerufen: Wand -er Felche? ein Fremder vorstand:
Wend-er i d' Chilche? und pries darum die Frömmig-
keit der StGaller.
Mlat. velcho, bair. Ferch; vgl. auch Balch. Etwa von
Ftdch abgeleitet, wie auch andere Namen zugleich Vogel und
Fisch bedeuten';' Vgl. das Syn. Mieg-Adler.
Adel-, Wiss-: grosse Maräne, salmo mariena
(Hartm. 1827), albula nobilis (Oken). Bodensee. Syn.
Baichen; Adelfisch. , Sand-Gangfisch, die num Adel-
«Ol
Fakli, fclcli, MKli. folch. volch, tukh
802
felchen nennet.' JLCys. 1G61. Die Absch. von 1544
verbieten .im Adelwelchenlaich' vor Vesperzeit Netze
zu setzen. — Halb-: Blaufelch im halbausgewachsenen
Alter (5. Jahr). Bodensee. Syn. , Halbfisch'.
Kropf-: Küchen, salmo maraena media. Bodensee.
Lt Hartm. 1827.
So genannt wegen seines grossen, hangenden Bauches,
durch welchen er sich von seinen Gattungsgenossen merklich
unterscheidet. Vgl. Kropf-AWek.
Blau-: salmo Wai'tmanni im ausgewachsenen Zu-
stande (Hartm.); kleine Maräne, coregonus mar«nula
(Schinz 184'2), cor. caruleus (Oken). Bodensee. Vgl.
Albele.
Den Nanieu hat er von dei- schönen lilauglänzenden yarbo,
womit er grösstenteils hemalt ist, und in welcher ihn keiner
seiner Gattungsgenossen erreicht.
Sand-: eine Art der grossen Maräne, welche im
Unterschiede zum Miesadler an den Halden und auf
kiesigem Grunde laicht (Hartm.). Bodensee.
Der Name wegen der eben genannten Eigentümlichkeit
oder im unterschied zum ,Blau-r.' und zum blassgrünen
, Miesadler' wegen seines dunkelgrauen Rückens.
Tief- Tüf-: eine Art F. von breiter Gestalt und
die bis 2 kg schwer wird Th.
Volch n. — PI. Yölclier, Dim. Völchli [Volcliji W):
1. die Gesammtheit der stammverwandten und staat-
' lieh organisierten Einwohner eines Landes, wie nhd.,
mehr aus der Bücherspr. — 2. die an der Regierung
nicht unmittelbar beteiligte, aber in letzter Instanz
f entscheidende Mehrzahl der Bürger, unter der altern
aristokratischen Verfassung die .Untertanen' gegenüber
' der ,Oberkeit'. ,Wyl die land volklos, entblösst und
das Volk ihrem fürsten zugezogen.' ECvs. In sozialer
'■ Hinsicht die untere und mittlere Klasse der Bürger
gegenüber den vornehmern und reichern, ,der gemeine
Mann' im coli. S., 's gmei" V. — 3. gemischte Menge
, von Leuten, meistens der untern und mittlem Stände ;
: Tgl. Volchnerch und Geiölch. Es ist (eil) V. im Wirts-
f hüs, uf-em Märt. Hut git 's V. [strömen Leute zu-
' samraen], alli Eggli voll! Stutz. Bas tarf-me' säge,
' ICO 's V. am ticksten ist [vor aller Welt]! Z. Es ist
emmel na V. i der Stadt! L. Es V. het 's gka, me"
hätt kännc uf de Chöpfe giC Gl. Da Wgbi^s und da
Manni's, e grosses V. hat 's g'gi' [gegeben]. BBecker
i 187t). ,Nit bin ich daran, dass man dem Jüngling ver-
bäte zimliche frdud, als da ein volk, wyb und mann
gemeinlich gewon ist zuosamen ze kummen.' Zwingli
f 1526. ,Und war das Völkli [die Leute in Weiningen]
'■ fro, dass sie das Wort Gottes erlangt hatten.' GStäiieli
IS.'iO. S. bei Vili Sp. 778. — 4. Leute verschiedener
Art, meist durch Adj. qualitativ bestimmt. Hieher
die meisten Compp. (s. dd.). G'felt Lüt, e grusam
! lätzes V. Stütz. Böses V. = Nachtvolk (s. d.) W.
[ ,Frömbdem Volk frefner wys herberig nnd under-
.schlauf göben.' Z Mand. 1641. .Dem frönden volk
[Hochzcitgästen] z' gfalleu.' ScHiMPFR. 16.51. ,Dass nie-
mand an syn Hochzyt laden solle von jungem Volk
mehrers nit als 10 Knaben und 10 Töchteren.' Z Mand.
1650. — 5. Kriegsvolk, bewaffnete Mannschaft,
• Militär, allg. Früher auch Dim. ; s. Fuess-, Boss-. Es
mues V. fürt, es werden Truppen aufgeboten. Es ist
ril V. i" dr Stadt. Es chunnt g'wiss V. z'süme.
Frönds V., fremde Armeen. ,Die Winterturer haben
ein wolgerüst und gehorsam fölchli.' 1528, Absch.
Schweiz. Idiotikon. I, 6.
•Wo man das völkli [die Mannschaft eines Dorfes]
an einen guoten platz legen könnte.' 1531, Strickl.
,[Der Herzog habe verboten] Volk zno machen [zu
werben].' 1531, Absch. ,Mitler zyt warend die Aid-
gnossen ankommen mit ainem grossen volk.' Vad.
.Die allharo erforderten Völker und Compagneien.'
1646, Wadischwvler Handel. — 6. Dienstleute, Ge-
sinde (vgl. Werch-), oft mit Inbegriff der engern Fa-
milie die gesammte Hausgenossenschaft (s. Hus-V.),
auch jene allein, allg. ,Sie ass mit ihrem Volk Erd-
äpfelstöcke.' Gotth. Grüezet-mer 's V. daheimet! Gr.
Zu dem do stellest s* icäger Niemed a', Das chonntet
.s' g'mache" mit-em eigne V. Stutz, 's Völchli, 's jung
Volch, die jungen Glieder der Haushaltung BsLd; Z.
Eigentümlich, übrigens viell. zu 5 gehörend, ist ein
Spiel, wobei ein Kind, mit dem Rufe: Christo chunnt,
hett gern es V.! andere zu fangen sucht und die ge-
fangenen der Reihe nach die übrigen müssen fangen
helfen ZRafz f. ,Er und syn volk gät daryn.' HsSchürpp
1497. ,Grüezend mir myn schwöster und das folk alls.'
XVL, ARechbürgerin. , Etliche versäch dem volk die
better, dass die nit geschendt [verderbt] wurdind.'
BossH.-GoLBSCHM. ,An [ohne] myn willen, uf anrichten
mynes volks.' Salat. ,So er's mit sym volk in synem
hüs brüche.' UMey. 1540/73. .Dorab [worüber] das
volk, by denen ich dienet, übel erschrocken.' Platter
1572. ,Als er in synem hüs by synem völkli gsessen.'
1532, E(iLi, Act. ,So ein mann von Ew. Gn. statt mit
synem Völklein wollte baden.' 1540, Baden an Zur.
,Ein jeder burger oder hindersess mit synem hü.sgsindli
ald Volk.' Z Ratserk. 1575. ,Es sei ihme selbiges oder
seinem volk gesagt.' ApI. LB. 1585/1828. ,Er [der
Probst] hat auch sein eigne behusung, volk und gsind.'
RCvs. ,Wenn ein Tabnann droht, mit seinem Volk
aus dem Tal zu ziehen.' Statut. Pommat. ,Ein jeder,
der mit Volk versehen [ist], wird ein mehrers an Korn
haben müssen, als wann er mit Obs versehen.' Rhagor.
1639. Nach der Z Waisenh.-Ordn. von 1656 bildete
das ganze ,Volch' des Waisenhauses eine Haushaltung.
,Der Bruoder hinter dem Tischli sass und mit syra
Völkli z' Morgen ass.' Volksl. aus LE. .Vilmahlen
kann ein Völkli [Haushaltung] des Almosens am wür-
digsten sein, damit es sein herbergle und Kühli be-
halte.' 1626, JJBreit. ,Sing mit deinem völkle einen
psalmen nach dem essen.' JRHofmstr. 1645. — 7. ein
Fdrli V., ein Ehepaar, Brautpaar, s. E-V. iV [ihr]
irösset am Beste, wie 's om das Pärli Volk stöt Ap
Volksbl. 1832. In der W Sage kehrt der von den
wohlhabenden Leuten abgewiesene Bettler (od. Zwerg)
zuletzt bei einem armen Volchji, Ehepaar, ein. —
8. einzelne Person: nur in den Zss. Mannen-,
Wiber-, s. dd.
Mhd. vole auch: Kriegsvolk, Heer; Dienerschaft, Haus-
geuossenschaft; ein par volkea, Ehepaar. — Bed. 5 beruht
auf der altgerman. Anschauung des "Volkes als der waffen-
föhigen und meist (auch in der Volksversammlung, unserer
Landsgemeinde, zu der die Bürger in Ap noch mit Seiten-
gewehr erscheinen) bewaffneten Mannschaft. Diese Wehr-
verfassung hat sich, verbunden mit der republikanischen
Staatsform, in der Schweiz erhalten, bevor monarchische
Staaten zur allgemeinen Wehrpflicht und Volksbewaffnung
zurückkehrten. — Das unter 6 angeführte merkwürdige Spiel
(das doch wahrsch. erst in der Reformationszeit aufgekommen
ist) beruht auf der Vorstellung von der Gemeinschaft der
Gläubigen entw. als einer Familie oder Dienerschaft Christi
oder als eines Heeres desselben. Die kriegerische Auffassung,
,jl
Falcli, felch, tileh, folcli, volcli, fulch
804-
schon im Alten Testament (,Herr der Heerschaaren', freilich
dort der himmlischen) und im Neuen (Eph. VI, 11 ff.) be-
gründet, erscheint in Schweiz, volkstümlichen Liedern aus
der Reformationszeit, wo Christus als Kriegshauptmann die
Schaar der Gläubigen anwirbt. Auch das got. drauhtiyt, ahd.
truhtin, Herr, Gott, ist urspr. das Haupt der kriegerischen
Gefolgschaft. Eben darum bezeichnet , Dienst' bei uns vor-
zugsweise auch Kriegsdienst (got. driugan, Kriegsdienst tun).
— Im Übrigen ist in der gesammten Entwicklung der Bedd.
des W. die stufenweise Verengerung des Begriffs zu beachten,
von der weitesten Gemeinschaft einer Nation durch einzelne
StÄnde hindurch bis zu den elementaren Grundlagen des
Staates, der Gemeinschaft des Hauses und der Ehe, zuletzt
bis zur einzelnen Persönlichkeit (Schmell. l' 840 belegt ,Volc'
auch als zweites Glied von Pers. -Namen). Der Übergang des
collekt. Begriffes in persönlichen hat bekannte Parallelen
(Bursche. Kamerad, Frauenzimmer), behält aber immer etwas
Merkwürdiges und lässt sich nur mit dem Übergang von
Pluralformen in Sing.-Bed. vergleichen (s. LTobler in Ztschr.
f. Völkerpsych. XIV., Heft i). In den Compp. hat das W.
meist den mittleren Begriff einer unbestimmten Menge oder
Gesellschaft von (meist übel gearteten) Leuten (auch geister-
haft menschlichen Wesen: Litten-, Töten-, Hexen-). Halb pleo-
nastisch sind die Bildungen : Lüten-, Pöbel-, Ifatiotml-.
E-Volch: Ehepaar; Brautpaar; s. Voleh 7. En
E-völkU z'säme ge. copulieren. Spreng. ,Wann ein
Ehvolk mit einander hauset.' ApI. LB. 1585/1828.
,Hatten herberg by eim alten par ovolk.' Plätter
1572. ,Ein paar Ehevolk zu Wolhusen ge wohnet.'
ECvs. ,Von den Ehevölkern Kirchgang', d. i. dem den
Neuvermählten vorgeschriebenen Besuch des öffent-
lichen Gottesdienstes. Statut. OVatz. ,Dises ehvölkli
[ein Paar aus dem Augstal] han ich aus erlaubung
Herrn Burgermeisters H. eingesegnet' 1615, Taüfb.
Zollik. — Fuess-: wie nhd. .Fuoss- und rossvolk."
1530, Absch. .Gleichfalls haben un.sere Fussvölker
sarabt den Dragonern tapfer auf den Feind Feuer ge-
geben.' ViLMERGER Schlacht 1656. Aber auch indivi-
duell (wie Mannen-V.): ,100 Fussvölker und 100 Dra-
goner.' ebd.
Hu,del-: Gesindel Bs; Uw. ,Die Sektischen haf-
tend by den VOrten vil elends Hudelvolk gefunden,
die ihnen lostend [auf sie hörten].' Salat. ,Märk
Sittich habe unnützes hudelvolks, so im zuogeloufen,
nit über 1200 mann ufbracht.' 1531, Strickl. ,Das
wir nit also früsch und warm dem hudelvolk so lang
band gwert.' HBull. 1533. — Ifudel, Lumpen; vgl. .Lum-
penpack'.
Hof-: Hofgesinde. ,Der Keiser und syn hoffolk.'
BOSSH.-GOLDSCHM.
Hagel-: „Lumpengesindel L.'- Syn. Janhagel.
Eig. wol: wild zsgetrieben wie Hagel, oder schädliches
V., da mhd. Imgel auch ,Schaden' bedeutet.
Herren-: vornehme Leute, aus der Stadt, im Ggs.
zum Land. Wir si' nit Herecolch. W Lesebüchl. —
Hüs-: Familie Gr. ,Ein yeder [soll das gekaufte
Korn] allein mit synem husvolk bruchen und nit wider
uff meerschatz us dem land fertigen.' Z Mand. 1519.
.Die nicht- wehrhafte Bevölkerung eines Schlosses.'
1522. Absch. ,A1s der hoptman von Luzern mit sym
husvolk bar kam.' Copie-B. Wyl. .Mit bitte, üch myn
husvolkli allzyt befolhen lassen syn.' 1542, L Brief
,I)as ganz hausvolk (des pauren).' Schimpfr. 1561. —
Hexen-: ein Zug schädlicher Geister, der in gewissen
Berggegenden wie eine Todtenprozession vorüberzieht
W. Syn. das böse V. Vgl. Nacht-, Toten-V., welche
aber unschädlich sind.
Juheien-. ,Alles junge Juheienvolk.' HPest. 1783.
— Juheieii, sich lauter Lustbarkeit ergeben.
Kessel- Bs, Chessler- G; Scn; Uw; W; Z:
1. herumziehende Kesselflicker W. — 2. Landstrei-
cher, Vagabunden, Gesindel übh. Bs; W. — 3. Haus-
haltung, welche nach dem Sprw. ,Pack schlägt sich,
P. verträgt sich' mit einander lebt; übh. Leute von
unstätem, unzuverlässigem Charakter G; Uw; Z. —
Chrüz-: die Leute, die (mit Kreuz und Fahnen) eine
Prozession, einen Bittgang machen Ndw. — Leid-:
die Trauer tragenden Verwandten eines Verstorbenen
beim Leichenbegängniss. allg.
Lüte"-: Volk von Zwergen GSa. I.sch nit e Lüte-
volch? nw huset 's hoch in de Pirge.
Die Zwerge heissen da und dort auch iu Deutschland
einfach : Leute, Leutchen. Amhd. Uui, Volk. Vgl. ,Wi!d-leute'.
Mannen-: 1. die Gesammtheit der (erwachsenen)
männlichen Personen, a) als Teil der menschlichen
Gattung, allg. 's M. ist rücher als '.s Wibervolch. Es
git Iceis nütnützigers Volch (kei schlimmer Lüt) ah 's
M. und 's W. — b) als Teil einer kleinern Gemein-
schaft, z. B. einer Hausgenosseuschaft GrL., Pr. Alls
het gniie", wie 's 31. au''' 's W. FJSchild. — 2. Mann-
schaft BSi. — 3. einzelne Mannsperson, allg. Si
ist mit-eme M. g' gange. Zwei Mannevölcher. Es Manne-
vulclüi, ein kleiner Mann ZO. — mannen-volchig:
niannsüchtig. den Mannspersonen nachhängend, ver^
buhlt B; LE. Syn. mannig. Vgl. Mannenhein.
Nacht-: geisterhaftes Volk, das nach der Sage
Nachts sich regt und rumort und allerlei unheimlichen
Spuk treibt, das namentlich durch seine nächtlichen
Leichenzüge zum Friedhof einen nahen Todesfall im
Tale ankündigt, dessen Erscheinen vor einem Hause
des Tales als Vorzeichen eines nahen Sterbefalles in
diesem Hause angesehen wird BHk.; Gr; GA., Rh.,
wo der Glaube dazu kommt, dass die lebendige letzte
Person, die man im Zuge sehe (und zwar genau in
der Kleidung, die sie in Wirklichkeit trägt), bald
sterbe. Nach Henne ist es eine betende Prozession
aller im Orte Verstorbenen. Nach einer Angabe aus
GiNäfels bekommen neugierige Zuschauer geschwol-
lene Köpfe. Syn. Töten-V.; s. auch Töten-Tanz;
Volch-Gang; Gi-at-Zug; Simphony; Synagog. Aus-
führlich beschreibt u. erklärt die Erscheinung Vonbd«,
Beitr. S. 2—15. Von der vwdten Erscheinung des
Wilden Heers oder Wuotisheers (s. d.) unterscheidet
sie sich durch sanfteren Charakter und engere Bed.
— National-. .Die N.-Völker oder Landskinder.'
ß Mand. 1700, als Gegs. zu .frembde Soldaten und
nicht Landskinder.' — Pöbel-: gemeines, schlechtes
V. ,Die halsstarrigen Juden uamend zuo inen etlich
boshaftig menner büfel- (böfel- 1548) volks und macli-
tend ein rott.' 1531, Apostelg., = ,aus dem gemeinen
pöffel.' 1667. ,Das pubel- (pübel-. 1548) v. under inen.'
1531. IV. Mos. = .das gemein v.' 1667. ,Es sind etlich
trunken süw und büffelvolk by zwölfen nachts ge-
fallen in die pfarrkilchen.' 1532, Strickl. ,Turba,
ignobile vulgus, das schlecht büftel-v., das unachtbar
und gemein volk.' Fris. ,Fii?x civitatis, das schant-
lich hudelvolk oder büffelv.. leichtfertig und unnütz
leüt.' Fris.; Mal. — Bueben-: Rotte frecher Ge-
sellen, wilder Soldaten. Lt Absch. von 1530 besorgt
der Landvogt, dass , etwas ungehorsamen Bubenvolks',
wenn er allein gienge. ihm Ungemach zufügen könnte.
805
Palch-fnlch. Fald-fiild
,Bei dem andern Bubenvulch wusste man kein eigent-
liche Zal.' WüRSTis.
Bafel-: schlechtes V. ,Dass Egg allerlei bafel-
volks annehme'. 1531, Strickl. — Bafd: Auswurf,
scliliTlite Waare.
Büffel- s. Pöbel- V.
Koss-: Reiterei. , Büchsenschützen, fuoss- und
ross-v.' 1530, Absch. — Schand-: schändliches V.
Me' sott dere [dergleichen] Sclmndvolch a d' Sehandsül
stelle". MUsTEBil827. — „Strolch-: Lumpengesindel."
— Töten-: wesentlich = iV^nc/»«-, d.h. nächtlicher
Geisterzug, der nahen Todesfall verkündet; der Letzte
im Zug ist ein noch lebender, der nächstens sterben
muss Gr. Auch: Töten- Prozession, -Schar.
Wiber-, TFr&e- BHa.; FJ.; GRRhw., TFfö»- WVisp :
1. das weibliche Geschlecht in concret coli. Sinn, ent-
sprechend Mannen- 1; auch im engern Sinn, als Be-
standteil der Haushaltung, allg. 's W. chunnt tcijt
ume icie alt Chile AAWürenlos. Besser en Hdlbi g'soff'e
und vom W. eweg (flofj'e! AAStaufen. Ond 's W. luegt-
gjci, cherhühig ond chromm, ivenn öppemal spät i''' vom
Berg ahi choinm Ap. ,Weil er an seiner Frau Weiber-
volk genug im Hause hatte.' Gotth. Bs Wetter ist
lünischus old güntischus [neidisch] wie ds W. (Sprw.)
W. Emal im Tag g'seht-mw allzit, dass ds W. Geis
sind [den Ziegen ähnlich]. Ds W. si' icundrigi wie
d' Geis. ebd. Er mag ds W. nid [leiden] Uw. 's W.
g'hvrt dem Mannecolch und 's Gras de Chilene Z.
,Sonderlich die alten [Leute] und dz wybervolk [hiel-
tens für wahr].- ECys. ,Wybervolk.' LLav. 1578,
dafür , Weiber.' 1670. ,Landtstrycher, so wybervolk
mit inen [sich] führend.' Z Mand. 1616. ,Wie übel
der Türk hause, die kinder als junge hünd zu tod
schlahe, die alten als gäns niderseble, die junge manii-
schaft aber sambt dem weibervolk gefangen nemme.'
JMi)i,L. 1665. ,Ohne Weibervolk und Kinder.' Einsidl.
Chr. 17.5'2. — 2. einzelne weibliche Person, Weibs-
bild, allg. Es hat en ieders W. en List Z. We'"-mer
[man] a"me Marge' z' erst ame W. etchunnt [begegnet],
se göt 's Ei'm de' seb [an jenem] Tag nüd guet (Aber-
glaube) ZG. 's ist so e sübers, brars, bravs W. Stütz.
Ir Wtberrölcher ! .\nrede an zwei Mädchen. Dim.,
eine kleine Weibsperson oder in schmeichelnder oder
in geringschätziger Rede. Das ist e gritsam holdseligs
Wiber oölchli. HSenn 1864. Es nachpürlichs Wlber-
völchli, eine dienstfertige Nachbarin BBe. — wibe(r)-
volchig: weibersüchtig, verliebt BSi.; W. — wiber-
Tölchin: (scherzh.) aus dem weiblichen Geschlecht.
E Wibervölcheni, eine Frau. — Letzteres gebildet nacli
Analogie der Stoffadj., welche oft substant. gebraucht werden.
M'^erch-: Arbeitsleute, Taglöhner. ,Die tauner
und ander werkvolk.' XVII., Muri, Klosterordn. Auch
die eigene Familie, sofern sie an erwachsenen Kindern
Arbeitskräfte ohne Lohn besitzt GrD.
Zudel-: (meist dim.) eine arme, verlotterte, ver-
nachlässigte Familie W. — Zudel wohl = mhd. zadel,
Mangel, oder aus dt Hud«l-!
PSlch: 1. junges Pferd, das zum Geschlechtsleben
reif ist, älter als Fidli (s. d.) und zwar je nach dem
Geschlecht m. (GSa.) od. f. (Gl). — 2. Mutter pf er d
mit einem Jungen GWe. Syn. Fülligurre. — Mhd.
"üMi m.. mliche, vüllie f. ,Fulhin.' Tierb. 1563.
Fald(vald) — fuld. Vgl. audi die Gruiipe f'alt usw.
Valdi s. Valentin Sp. 765.
Ftfld (Fei BU.; FU.; STh., Dim. Fclli) — PL
Felder, auch Feld. Fei — v.: 1. zu Ackerbau be-
stimmtes Land, einzelnes Stück oder coli., im Unter-
schie<i oder Ggs. von Wiesen oder Weinbergen. Vgl.
,Dreifeld er Wirtschaft' u. die folgenden Compp. Drü
schöne Felli [Zeigen] umge' 's Dörfli uf drei Site
im'' uf der Site geg-en Morge .sl de" d' Matta B. —
2. Wiesen- oder Weideland. Y gl Acher 2. Z' F.
fare', das Vieh im Herbst auf die Weide führen; er
ist z' F., mit dem Vieh auf der Weide ScnNnk. Im
W noch als Eigenn. von mattenreichen Ebenen und
Talmulden, so z.B. das Ärner F.; das Ochsen-F. bei
Binn, nach der Sage eine verschüttete Alp; Imfeid.
ebd.; vgl. den Geschlechtsn. ImfeldferJ. ,Dann der
Stettenberg einer statt Beuren zuostuond, mit holz,
veld und achrem.' 1508, Sprücher. ~ 3. in allg. S.:
Niederung, Ebene. So als Orts- und Flurn. ,Im
Feld' Z. Vgl. Filderen und in Zss. auf -Felden. —
4. im Gegs. zu Haus oder Ortschaft die weite freie
Umgebung einer Wohnstätte. Im F. .n, vom Bett
aufgestanden sein; über F., ausgegangen Z. Ober F.
iveba, zur Webstätte über Feld gehen müssen, d. h.
an einen andern Ort als wo man wohnt Ap. So auch
in sprichw. RAA. .Gedenk, dass dir, als myner Herren
Ambtmann, nit zuostat zu antworten, wie ins F. [in
den Wald] geruoft wird.' 1558, HBüll. ,Das weite F.'
= die unbestimmte Zukunft, wie nhd. Das ist no"''
uf untern F., sehr ungewiss GF. = im w. F. Z {wit
betont). Das stöt no im w. F., Syn. bis denn wird
HO mängi Müs in en ander Loch schlafe' Sch; Z [vil
Wasser d' Aare" ah fliesse B) u. ä. Eine" i 's w. F.
sprenge, betören, zum Besten halten (?) Z. ,Es ist
noch im weiten F.' Mey. Hort. 1692. ,Auf eigne Schanz
will ich jetzt schauen, Aufs weite F. nicht Häusle
bauen. Hab ich genug, was ligt mir dran. Was An-
derer bekommen kann?' JCWbissevb. 1702. - 4. das
freie F. als Schauplatz des Krieges, auch geradezu
= Krieg, wie nhd. En Ma"" i 's F., tüchtig (eig.
zum Krieg) Schw; Z. Mit Wortspiel: Er ist en Ma
i 's F., wenn der Acher hinderem Ofe llt Z. Bildl. :
&■'■'' für Einen i 's F. lä", seine Partei ergreifen und
verfechten Z. Mit Jmdm z' F. ligge": im Streite mit
ihm liegen ZW. Eim 's F. a'ha", gegen ihn das F.
behaupten GT. Eine" us em F. sprenge, aus dem F.
schlagen, besiegen, überwinden Z. ,Syend die von
Zug uf dem f.' [es ist von einem Kriegszug über den
Gotthard die Rede]. 1419, Arch. f. schwz. G. ,Uf die
schlechten [blossen] wort unser f. zuo brechen [aus
dem Feld nach Hause zurückzukehren], des willens
syen wir nit.' 1503, Absch. .Sie könnint ouch wol
erkennen, dass mengerlei ungeschickligkeiten mit reden
und in ander weg by inen türgangen und etwo Iren
dry old vier dise ding zuo f. [zur Sprache, aufs Tapet]
gebracht und also grossen Unwillen gemachet.' 1524,
Absch. , Welcher in an kostung der mess halben
muossen [ihn zu Busse zwingen] wollt, den wollt er
bston ze wytem f. [eig. auf offenem F. den Kampf mit
ihm aufnehmen].' 1532, Absch.
Mhd. ßld auch schon i. S. v. Feldzug, -lager; ze velde
bringen, ZU Stande. — Fd(t) durch Assimilation von Id. Der
Plur. Feld noch nach der alt. Regel, wie bei Wald. ,In
den rauhen Waiden, Bergen und Felden.' Heut. 1658.
807
Fald-fuW. Falf-fulf. Falg-fulg
E - F e 1 d : ein Ackerfeld , das dem Zeigenrecht
nicht unterworfen war, so dass die Zäune desselben
auch zu den Brachzeiten geschlossen bleiben durften,
es also vom gemeinen Weidgang befreit war. ,Im
Walde ein byfang ob Xljucharten und ist ein eefeld,
hoc est, das er das mag inhaben in der brachzite.'
MEsTERM. Rick. 1882. — Acher- = Acker ApK. Vgl.
Bu-F.
Erech- e'rrch-: eine der drei Abteilungen, welche
der Grund und Boden von ZBülach umfasst.
Erech scheint eine Abi. von ercn, pflügen (Sp. 404), das
Comp, also = Ackerzeige in der Dreifelderwirtschaft.
Fes-: wahrsch. mit Spelt bepflanztes F. ,Ein vier-
ling hanfveld, ein vierling vessveld.' 1692, Waster-
KINGEN.
Gersten-. ,Er ist im G.-F\, ganz verirret, präsens
absens. quo terrarum raperis?' Mey. Hort. 1692. —
Vl,'l. ,in den Bohnen sein' = zerstreut sein.
Karren- Chare-: von tiefen Furchen durchzogener,
vegetationsloser Felsboden auf den Alpen Gl. ,Dass
er in einer erstaunlichen Höhe Kalchl'elsen, die wie
Schermesser senkelrecht lagen, und mit dem schnei-
denden Teile der Klinge empor stunden, ein ganzes
Feld erfüllet gesehen hat.' AvHaller, der den Namen
dieser Gebilde nicht kennt. Syn. Schrattenfeld, Stein-
waheti.
Die Vertiefungen sind t. durch ehemalige Gletseherbäche
ausgehöhlt, t. Folge von Verwitterung, gleichen aber den
üeleisen von Wagen. Dennoch ist wahrsch. nicht an .Karren'
oder , karren', mit K. fahren, zu denken, sondern an das kelt.
TO)T, Stein, Klippe, welches im Gl Karre f., Fels, fortleben
mag; vgl. lapis (Stein), Name für Karrenfeld in frz. Schweiz.
.Karrenalp' zw. Gl u. Schw. Nähere Beschreibung bei Rochh.
185Ü, 1, 358.
Liebi-. Er isch uf ds L., zur Liebsten gegangen
B (ZvRo). Wortspiel mit dem Namen einer Ortschaft
bei Bern, bezw. einer dortigen Wirtschaft.
Maien-. Das Gr Städtchen dieses Namens soll
von den dort einst im Mai gehaltenen Gcrichtsver-
sammlungen benannt sein.
Vgl. .Marsfeld', Gericht und Heersch.au im Miirz, vom
alten Rom nach Frankreich übertragen.
Melch-: Melkplatz. ,Der einem syn veech ab der
allmend tribe, usgenommen us einem ferrich oder us
dem m., der ist ze buoss verfallen.' 1607, U. — Bu-.
.Ackerfeld, worauf man Korn und Feldfrüchte pflanzt,
heisst Baufeld oder Brach.' Ar It Steinm. 1804. .Zeigen
und Baufeld.' 1807, G Urk. — Pünten-: zu besondern
Zwecken eingehegtes Pflanzland Th. — „Brüel-: Ort
mit trefflichen Wiesen."
Eigel-: Fachwerk an einem mit .Rigeln' gebauten
Hause Ap. G'rigelfeldet, so gebaut, ebd., Syn. f/'riglet.
— .Feld' auch = Fläche an Bauwerken und Geräten.
Stadt-: das zur Stadt gehörige Feld BUnterseen.
— Dorf-: Acker als Privateigentum im Ggs. zu All-
nieinde GRh. It Steinm. 1804.
Wit-: uneingezäunter Raum. .Ob einer das syn
wellte ynschlachen und ein anderer das syn wellte
w. blyben lassen, der soll iiit schuldig syn lialben
hag ze güben.' 1607, U.
felden: 1. Ackerbau treiben, das F. bestellen,
ackern, pflügen Ap (auch hn-felden); GP., Ta. ; oTh
(s. Feld 1). — 2. weiden, grasen, von den Kühen,
Ggs. zur Stallfütterung BSi. ; P (s. Feld 2). — 3. Lein-
wand zum Bleichen aufs Feld legen. , Wie mit den
blaicher ghandlet der walchen wegen, des büchens [in
der Lauge waschen], veldens und anderer sachen;
dann . . . lang im veld ligen und nit netzen fült die
lynwat.' Vau.
Peldi I n.: Name für eine Kuh mit weissem
Rücken W.
Wahrsch. von .Feld' i. S. v. Teil eines Schildes, da auch
.Schild' = , Fleck' von Tieren gebraucht wird. Vgl. das folfr.
Feldi"g f.: Einteilung eines Wappenschildes in
Felder und ein einzelnes von diesen. ,Aufgesetzt durch
den Mahler mit einer schönen Feidung und Lysten.' L
Ratserk. 1431. ,Der [Schild] was übersilbret die vcl-
dung und mit blower färb durchzogen.' Ziely 1.521. .In
der wyssen felduug zwo roter gefillter rosen.' Rvff.
Autob. , Brückenjoch mit Feidung und Dach weg-
geschwemmt.' Olh., Aar. Chron. — Mhd. ftldunt/r f.,
abgeteilte Fläche auf Wänden, Säuleu, Wappen.
Feldierung f.: Einteilung eines Wappenschildes
in ,Felder'. ,In schwarz und geler Feldierung.' JJin
1574.
Feldrich m. n.? ,Peldriche heissen die kleinen
eingefriedeten Landstücke in der Nähe der Alphütten,
auf denen die Pächter der Alpen bisweilen Korn, Kar-
toffeln oder Gartenkräuter für den Bedarf der Haus-
haltung während der Sommerzeit pflanzen.' Kästh.
1828. — Vieli. gebildet nach Anal, von .Wegerich'.
Fildere": Flurn. ,In der F.' L; Zg; ZBirm.
Peldi II ni. : Name für Jagdhunde. — Abgek. aus
.Feldniann' mit Anlehnung an die Masc. auf -i.
V i c 1 d e r s. Vier-ler.
„Fulf f.: Schimpfn. für eine Weibsperson L." f —
Aus lat. riilrri.
Falg 1 m. : Feuchte. Wenn das Erdreicli durch
den Winter stark angefeuchtet ist, so sagt man: es
hat F., und diese Feuchte selbst heisst Winterfalg
W. — falgig. g'falgig, g'falget: feucht, i. S. des
Subst. W. — Das W. gehört wahrsch. mit fnUjcn i. S. v.
,das Erdreich auflockern' zusammen.
Falg II f.: das zweite Aufhacken und Umgraben
im Weinberg; s. falgen 1 h. ,Ein ieclich huob soll
tuen in den wyngarten zwen ertagwan zuo der brach
und zwen zuo der falg.' Ofpn. Klingenberg 1449. —
Bair. Fnlcj auch = Brachland.
falge" (falhe Bs It Becker; Gr It Kil.), fälge ThM..
feige AaZ.; BsLd: Kulturland zum zweiten Mal im
Laufe des Jahres bearbeiten, und zwar nur die Ober-
fläche auflockernd (um der Luft und dem Regen Zutritt
zu vorsehaft'en und Unkraut zu beseitigen), kleinere
Pflanzungen und Weinberge mit der Hacke, .Ackerland
mit dem Pflug. Insbes. 1. Erdreich aufhacken a) bes.
Kartoffel- u. Maispflanzungen GRMaienf.; G oRh.,
Sa.; solches Land zum ersten Mal (vgl. liüflen) um-
arbeiten GRUVatz; kleine Pflanzen behäufeln GWe.
In G uRh. wird der Boden um die Pflanzen im Laufe
des Sommers 3 — 4 Mal .gefalgt'. d. h. mit der Hacke
gelockert (Steinm.). — b) in Weinbergen. Nachdem
der Boden im Frühjahr mit dem Karst aufgebrochen
worden, ihn zum zweiten Mal, mit der Hacke [.Haue'].
809
Falg, felff. Als. folg, ful?
81Ö
aul'lückeni ür (Mal.). Den Boden der Reben im Spät-
sommer leicht behacken, zur Entfernung des Un-
krautes, das seit der ersten Bearbeitung (.Hacken')
entstanden ist Th; mit der Zinkenliacke (,Kretze') die
Keben zum zweiten Mal hacken TnTäg.; ZRafz, Sth.;
in ZDiittl. mit der .Breithaue', etwa im Juni; in Z
Benken im Frühling mit dem Karst, nachdem die
Reben .erbrochen, geläublet und verzwickt', d. h. von
den üppigen Schossen befreit sind. Im Frühling das
Gras mit der Hacke ausreuten Sch; Th. Doch auch:
Z'irst tuet-me' d' Rebe hacke und sputer f. Th. Im
Maie' sött-me" d' Bebe" f., wenn-me' müesst e Wanne
über sj'* dure n'e [selbst wenn man sich mit einer W.
decken müsste (vor Unwetter)]. Sclger. In Gr ge-
schieht die Arbeit gewöhnlich 3 Mal im Jahr !und
heisst auch rüeren un<l schurpen. In G oRli. wird das
Bebland ungefähr Ende Mai mit der Spitzhaue ,ge-
falget'. (Steinm.) Vgl. hauen; scliorpen. ,Der Ion in
die reben : ainem knecht des tags von schnyden, hagken,
Talgen, gruoben 2 ß.' Sch Ratsprot. 1483. ,Ein hof
soll zwen tag eren und zwen tag graben in dem wyn-
garten und zwen tag falgen; und war sach, dass nach
disen diensten uns überblieb ze brachen und ze falgen
in dem wyngarten [usw.].' Ofpn. Klingenb. 1449. ,Ich
hatt myn wyngarten gefalget, erbrochen und geheft.'
BossH.-GoLDSCHM. — 2. mit dem Pflug zum zweiten Mal,
aber nur leicht, über das Brachfeld fahren AaZ.;
ScH; ThHw., Tag., über den Acker nach der Ernte
TuM.; den Acker im Sommer für die Wintersaat zum
zweiten Mal pflügen BsL. Vgl. eren Sp. 404; brachen;
sät-eren (Sp. 405); drei f'aren; u. s. JohMev. 1880, 33.
Daneben, doch nur selten, falgen für das erste Pflügen
des Brachfeldes ZElgg, 0., tw. neben strüchen für das
zweite. Mit ,falgen' als zweiter Pflügung verbindet
sich zuweilen die Bed. gleichzeitiger Düngung ZB..
und auch in Th bed. f. Mist untergraben, nachdem man
•das Brach geeiert' hat. ,F., iterare campum, subarare,
den Acker stürzen, stoppeln, leicht pflügen.' Spreng.
.Agrum novare (iterare), f , d. i. zum anderen mal
brachen (widerumb eeren).' Fris. ; Mal.; Denzl. ,F.,
gegenpflügen, ofi'ringere, iterare arationem.' Red. 1662.
,Auf Solches (Umackeren und Egen) kann man in
Brachmonat, wann [wenn] der Grund feucht ist, die
Acker f. lassen ; wann aber das Feld mager und dürr
ist, muss man erst im Herbstmonat f.' JCNic. 1738.
Mhil. fahjen, feigen, umackern, umgraben ; engl, fallow,
brachen, stürzen. Wahrsch. abgcl. von dem alten filhan
(3. felctien), das auch ,liegraben' bedeutete. Die Grundbed.
scheint aber .umwenden', woraus sich auch .Felge (des Rades)'
erklärt; vgl. ,relg', der Aufschwung am Reck beim Turnen.
Ahd. felya bed. auch eine Art Egge oder vielmehr Walze.
Schmeller hat: .den Mist einfalgen'. — 2. Die Ausdrücke
für das Pflügen scheinen z. T. verschoben und folgen in Ab-
sang geraten, seitdem die alte Dreifelderwirtschaft, resp.
reine Brachäcker, aus dem Gebrauch gekommen. Brachen
und falijm haben gemein den Begriff weniger tiefer Pflügung
gegenüber eäleren. Die Angabe von St.*»: ,f<dgen = tief
pflUgen, wobei man wo möglich die Furchen bergan legt",
wird also wohl tw. irrig sein.
Falger m.: der die Arbeit des Falgens 1 h ver-
richtet; Arbeiter im Weinberg. ,Ein Valger hat 2 ß
Ion.' Sch Ratsprot. 1506.
Palget m. : die Verrichtung des Falgens 1 b. die
auf den Hacket oder Grabet folgende und dem Schorpet
vorausgehende Bearbeitung des Bodens in den Wein-
bergen; Verkleinerung der Schollen und Ausrottung
des Unkrauts, auch die Zeit dieser Verrichtung: im
F., um de F. ume. Der Weinberg oder die Rebe
sagt: De magst-mi''' hacke, wie de witt, Nw vergiss-
mi"' im F. nit! Sülger.
Falgänes: Erdbeeren CrSccw.
Überrest aus der ehemaligen (churw.) Spr. der dortigen
Gegend fratjdns, it. fracjola.
Falgetz s. Flagetz.
Felg(e") f. (m. GRVal.): 1. wie nhd. eines der
krummen Holzstücke des Radkreises. ,Die Felgen an
ein rad oder der bogen, apsis, curvatura rota;.' Mal.
Vgl. Felg-Ax Sp. 619. — 2. Leiste, z.B. an der
Tür BSi. — 3. Ausschnitt; ausgebrochene Lücke
in Messern, Sensen GrL.; Quereinschnitt in einen
Baumstamm mit der Tueräx (s. Sp. 620) Gr; (ein-
geschnittenes) Zeichen in den Ohren der Schafe und
Ziegen GRMastr. — Wiegen-: geschweiftes Holz,
auf dgl. einem Paare die Wiege schaukelt Uw.
JIhd. feige, vom Rad, aber auch Name eines zum Wursten
dienenden Gerätes (Wiege); ahd. auch eine Art Egge oder
Walze, s. fahjen.
feigen: 1. ein Rad mit Felgen versehen ThHw.;
Z. — 2. sich herumbalgen BSi.
felglen: Falten machen, in geordnete Falten
legen; umwenden L (Ineichen). Syn. fäldlen.
Wegen des Begrifl'süberganges s. Anui. za folgen. Es liegt
aber auch die Möglichkeit nahe, dass felglen mit dem bes.
nach / (und n) häufigen Obergang von d in g aus fäldlen
entstellt, also von .falten' abgeleitet sei.
G'filg, seltener G'felg Z — n.: die Gesammtheit
der Felgen am Rade Aa; Z. Im ,G"fllg' des Spulrades
befindet sich die Kerbe, Rinne, in welcher die Saite
läuft. — Gebildet wie nhd. ,Gefild' von ,Feld'.
überfilgen, -feigen: ein Rad (teilw.) mit neuen
Felgen versehen Z (Spill.ai.).
Folg f., früher zuw. m.: 1. Leichengeleit Bs XIV.
,Er warf ire ceremonien und ander kilchenbruch um,
desglich volge, jarzit, selgret; er verwarf alle bruoder-
schaften, volge, sibend, drisgist und jorzyt [usw.].'
RvFF. Bs Chr. — 2. Folgsamkeit, (Gehorsam, Zu-
stimmung, Bereitwilligkeit. ,Und wo ir nit folg und
willen funden.' 1523, Absch. ,Dass wir an beiden
partyen folg erfunden.' ebd. = worin uns beide P.
Folge geleistet haben. Nachdem die Boten der Eid-
genossen bei keiner der streitenden Parteien so viel
Nachgiebigkeit (,Volg') gefunden, dass die Sache hätte
zu Ende gebracht werden mögen, ebd. 1533. ,So der
Froramen loblich [Taten] zu Dank und F., der Bösen
schmechlich zu Warnung und Flucht.' Axsh. ,So hat
er doch die selbigen [die rechten Mittel] von wegen
der vile widerwei-tiger meinungen, mit keiner f. er-
halten mögen.' SHochh. 1591. Objektiv: Ansehen,
Autorität, Geltung einer Person oder Sache, in Ge-
horsam, Beistimmung der Untergebenen usw. sich
äussernd. ,Vor alten zyten, da frommgheit und eer
vil me f. gehebt hat denn zuo unseren zyten.' Zwingli.
,Ein ansechlicher Mann, der guoten F. habe.' 1646,
LB. GbD. — 3. bes. die Zustimmung zur Meinung
eines Andern bei gerichtlichen Verhandlungen
Zg 14-32; daher auch die dabei stattfindende Umfrage;
die geäusserte Meinung selbst. ,Wär ouch, das under
den raten dheiner dehein urtel Sprech, züg oder war-
tend war, die [Urteil] mag er wol zühen und warten
und soll damit syn stimm an der volge nit verloren
811
Falg. feig, filg, folg, fulg
han.' Stadtb. Baden 1384. ,l)arut' er [der Obmann]
denn syn (,synen.' 1504) yolg oder erkanntnuss in der
sach tuon soll.' 1.500, Absch. ,üyn volg und rat', dein
Votum in der Umfrage. Ruep 1538. — 4. das bei der
Abstimmung sieb ergebende Verhältniss der Stim-
men oder Parteien, Mehrheit und Minderheit, ,mere
und minre P.' ,Und wer da die meren Volge under
inen gewönnet.' Ofkn. Flunt. 1489. ,Swa dehein urteilde
gezogen wirt für die mengi von der minren volge.'
L iilt. Ratsb. Der Weise gegenüber dem, der eine
grosse Verwandtschaft hat, vermag durch seine Rede
sich doch .kein volg noch nier zuo machen.' Ruef 1538.
Mhd. fohle f., Leichengeleit, Beistimmung, Abstimmung,
Stimmenverhältniss. An die l)ei der Umfrage stattfindende
Reihenfolge ist bei 3 u. i nicht zu denken. — Das männl.
Geschlecht wie bei , Einung' u. a. ; vgl. ,das Urteil' aus dem
altern ,die'.
Erfolg m. : das Eintreten, Geschehen (aber nicht
die Wirkung). ,Bis zum Erfolg des Urteils.' 15'21, Absch.
folgen: 1. (mit D. P. u. absol.) gehorchen, folgsam
sein. D' Chind niuend [müssen] f. ,Er rühmte, wie
gut ich es bei ihm haben werde, wenn ich folgen
wolle.' GoTTH. , Folget er, so soll im gnad geschehen;
wo er aber widerspännig syn wurd . . .' 1530, Absch.
— 2. beistimmen, dem Urteil eines andern Richters
oder Ratsmitgliedes. ,Und sond [sollen] dann [wenn
ein Richter persönlich beteiligt scheint] die rät einen
andern an syn statt setzen, der entweder urtel ge-
folget hat' Stadtb. Baden 1384, = der noch keiner
Ansicht beigepflichtet hat. ,Es soll nieman dawider
ertailen [urteilen] noch volgen, und wer dawider
ertailt oder urtail volget . . .' Stadtk. Diessenh. ,Es
syge [sei], dass er [der Obmann] den zuosätzen in
iren urteilen volge oder sie ihm.' 15 0, Absch. ,0b ein
richter in einer umfrag bedunken wellt, dass an
einem gricht mit ufheben [der Hände] oder f. etwas
getar [Unredlichkeit] fürgön wollte.' 1545, Absch.
,Wann man an dem Gericht die Urteil scheidet, da
soll niemand f. noch sein Hand aufheben, er seie dann
gefragt.' L Stadtr. 1706/65. So noch bis auf neuere
Zeit die Formel: Ich folge [stimme bei], absol. oder
mit D. P. Zg 1815. — .3. (mit Sachsubj.) rechtlich
zukommen, zu Teil werden. ,Soll im [= dem Vater
des Täuflings] f. und werden alles, was dem kind yn-
gebunden [= bei der Taufe geschenkt] wird.' 1478/1544,
ScHW LB. ,Von jetlichen [gestorbenen Hausvater] soll
einem heren einen fal f. und werden.' XV., SchwE.
Hofrodel. Oft verbunden mit , lassen': ,Den zins lassen
harvolgen', entrichten, verabfolgen (lassen). Bs Carth.
1532. ,Doch ohne ynkommen, dann die Berner ihme
nüt f lassen.' RCys. — -ULM. fahjen auch: gehorchen; bei-
stimmen; rechtlich zu Teil werden.
folgends: (adv. Gen. des Ptc.) hernach. , Erstlich
in cuweror Schuol zuo Cappel; f. bin ich geförderet
worden in M. Gn. Hrn CoUegium zuo dem Frauwen-
Münster.' BLeemann 1531/1613. ,An 3 Schilling ge-
pieten und euch volgunts die buossen ynzüchen.' Oppn.
Thalw. 1572. ,Nicht allein in seinem irdischen Vatter-
land lieb gehalten, sonder auch f. in das himmelisch
Vatterland aufgenommen werde.' JHHott. 1666.
fo-folgend: zweit-folgend. Die ro-folged Wuclie
Z. — Nii'ht eigtl. Redupl., sondern wahrsch. dem Gegenteil
vo(r)vorig nachgebildet.
ab- folgen: zu Teil werden = folgen 3. Vgl. nhd.
,verabfolgen lassen.' Kanzleispr. ,Dises solle ihme
ohne einichen Aufzug oder Verweigerung also bahr
und flüssig a.' Z Mand. 1694.
er-: 1. intr. a) wirklich werden, sich bewähren,
encären. ,Muoss auch das gemeine Sprichwort e.'
HPantal. 1578. — b) rechtl. zukommen = fulr/en 3
und ab-f. ,Das guot soll in 2 teil geteilt werden und
der halb teil dem mann gelangen und e.' 1.541, ABsch.
— 2. trans. a) befolgen. ,Du aber hast erfolget mein
leer.' 1531/48, II. Tim., dafür ,erreichet.' 1667, .bist
mir nachgefolgt in der Lehre.' 1860. — b) erstreben,
erlangen, erreichen, bes. auf dem Gebiet und Wege
des Rechtes. ,Die berge ze hoch sind ze ervolgene.'
XIV./XV., Mark. v. Lindau. ,Begirig ze e. [= ,assequi']
die vollkommenhait.' KSailer 1460. ,Wie sy ervolget
hett die arzeny irs siechtages.' ebd. ,Willt du voll-
kommelich erfulgen, das du vor dich hast genommen.'
FCöLN. ,Die das lob und ehre von dem allmächtigen
Gott und der weit erfolgt haben.' 1451, Absch. , Lassen
uns e. die ding, die sich zuo friden zühend.' Zwingli.
,Die herschaften durch krieg oder ander mittel wider-
unib ze e.' 1532, Absch. .Fechten nach keinem andern
end, denn dass sie üwer gänzliche verhergung e.' 1537,
ebd. ,[Der Schultheiss soll] dem kläger völlige pfand
syner erfolgten [mit Erfolg rechtlich anhängig ge-
machten] Sache heissen geben.' 150Ü, Bs Rq. ,l)ie wein-
saufer und prasser ervolgend zuoletzt armuot, zerrissne
kleider und schlafen.' 1.531/48, Prov. Unerfolgt des
Rechtes, absol. Ptc: ohne den Weg des Rechtes be-
treten zu haben, auf gewaltsame Weise. .Haben sie
im genommen syn husrat und synen plunder unervolgt
des rechten' = ,über [gegen] alles Recht.' 1419, Absch.
,Tet sich jemand mit selbs gwalt on erfolgt rechtens
ynsetzen.' Um 1520, Bs Rq. ~ Erfolgi"g: rechtliche
Erlangung oder Vollziehung. .Damit dem, so die urtel
erlangt hat, ervolgung und execucion möge erstattet
werden.' 1516, Bs Rq. ,Diewyl wir gegen den unsern
nichts dann e. unsers Stifts herkommen und gerechtig-
keit suochen.' 1521, Absch. .Dass sie mir zuo e. des
rechten verhelfen wellend.' 1537, Absch.
Mhd. erfolgen, durch richterlichen Ausspruch zu Teil
werden; trans., rechtlich erlangen. — Die Schreibung ,on e.'
beruht auf der nahe liegenden Vermischung von ,un-' mit
,ohne' und ,on erfolgd' z.B. 15'24, Absch. zugleich auf Uni-
deutung des Ptc. in ein Subst. , Erfolgd' = Erfolgung; vgl.
Kkyd, Klage; Urelt, Begräbniss.
ver-: 1. trans. a) übergeben, verabfolgen. ,Dass
jeder frevel derjenigen Obrigkeit, bei welcher derselbe
geschehen ist, verfolgt werden möge.' 1545, Absch.
,Soll das gras, so uf dem kilchhof wachset, eim jeden
todtengreber verfolgt syn und werden.' Stadtr. Diessen-
hüfen ca 1400. — b) leisten. ,Wiewol gemein eid-
gnossen die obere herschaft habent, so wöllent sy [die
von Bremgarten] doch dheiner geri^chtigkeit bekannt
syn den eidgnossen zuo v., dann mit reisen dienstlich
syn.' XV., Urb. Baden. ,Das sie mir ouch gegonnen
und verfolgt band.' 1449, Gpd. — 2. intr. a) rechtl.
zukommen, zu Teil werden; oft verbunden mit , lassen'.
.Dieselben zins sollen inen v., gelangen und werden.'
1527, Absch. ,Sie wider zuo gnaden annemen und
inen den merkt v. lassen [ottenen Markt erlauben].'
1531, ebd. — b) beistimmen = /o?_f/e« .3. ,Dass ich
einer urteil, die mich die besser bedunket syn, v. soll
und mag.' 1450, Absch. — Verfolgung: Betreibung
einer Sache, BestrebungV ,Mich by myner v. äne
entgeltnisse lassen.' 1450, Absch. — Mhd. mfuUjeu cbso,
I
• «18
Falfr— fulg. Falgg— fulfrg- Falk— fulk. Fahii— fulm. Fals-fuls
814
ge-: 1. folgen, einem Rate. jWeil d' mei'm rat
so gschwiiid gfolgest.' Com. Beati. — 2. zu Teil
werden, rechtlich zukommen. ,Ist myn will und
meinung, dass dem Dr. Eck gefolge das öl in den
amiielen.' NMantel. ,Dass sy obgemeldten personen
im teil g. zelassen und usszeniarchen.' 1.545, B Rats-
beschl. .Wem dieselben [Bussen] hoimbdienen und
g., da ist beschlossen, das soll den Gerichtsherren
zuegehören.' 159Ö, Z Gerichtsordn. ,Ah dann ilime
g. solle, was recht ist.' XVI., Muri. Klo.storurdn. ,r)ass
ein priester sülle uf denselben crüzgang ein predigt
orilcntlich tuen, davon soll im g. VIII seh., und so
die predig unterlassen, süllen die VUI seh. den armen
g.' 1.580, MEsTERM., Rickenb. .Es soll dem Schult-
heissen zur Belohnung jährlich g. und werden.' 1715.
Z ytadtger. — Mhd. ebenso.
nach-: nachahmen. ,Die amslen geleert des men-
schen stimm n.' Vogelb. 1557. .Nachfolgende' [1. ,-ends'],
Adv. = hernach. ,I)och so wäre soliche wal n. be-
stätigt.' 15'29, Absi-h. — Nachfolger: Angehöriger.
,Ietweders teils undertanen, anhänger. n. und niitteilcr.'
1426, Absch.
Folger: Anhänger einer Ansicht; Teilnehmer,
Mithelfer. ,Die v. und mitanträger [der Werber].'
1409, S Eatsbeschl. ,0b aber zwo oder mer urtelen
um ein sach erteilt wurden und eine wurd das mer,
und einer, so der andern urtelen eine, so nit das mer
worden war, bette nun ein oder me volgeren, alldann
so mag der, der die urtel verlorn hat, die sach ziechen
gan Schwyz.' Bussenr. Wollerau 1524. ,Er ist ein
F., pedarius Senator.' Mev. Hort. 1692, d. h. der nicht
selbst votieren, sondern nur andern beipflichten darf
,Wo der Obrist Richter zwar die Feder hinder dem
Ohr, aber wenig Witz darhinder stecken hat, die
Kichter aber lauter F. sind.' Schweiz. IvRiEosa. 1704.
— Mhd. /olger ebeusu.
Folgeri f.: Consequenz. .Zur verhüetung viler
geschehen könnenden volgereien.' LB. ApI. 1585.1828.
t'olgig BSL, y'f'^bh Bs. fölgig BE.; FMu.,
(fföhjiy Ap; B; Sch; Z: folgsam. ,Dem sollend alle
Christen gefölgig syn.' Zwingli. ,Wo ir der stimm
des Herrn nit gfölgig sind.' 1531/48, Bakuch. ,Wir
haben üch üwer ungehorsamen undertän geholfen ge-
wärtig und gefölgig machen.' 1531, Absch. ,Wo eins
oder mer [ihrer Kinder] ir muoter übersächend, nit
gfölgig und gehorsam .syn wölltend, dann soll es stän
an iren und der ganzen früntschaft.' ca 1544, Arch.
Hertenst. ,Sequax, völgig, das leichtlich volgt, zügig,
gehorsam.' Fris. ; Mal., neben ,gefölgig (gefolgig)'.
,Den Bäbsten als Gottes statthalteren gehorsam und
den geistlich genempten gefelgig und geneigt.' Ansh.
,Zuo allem diseni seinen Amt soll ihm [dem Ober-
pflster] ein UnderpSster allzeit behilflich, gefolgig und
gehorsamb sein.' XVI., Mi'ri, Klosterordn. , Seinen ge-
botten und verbotten bis [sei] gfölgig.' PWvss 1650.
,Dass Gott euch ein gefölgig Herz gebe!' JJUlrich
1727. ,Treu und gefölgig.' JKHofmstr 1744. — un-
uföhjUj FMu., u(n)gf. B; Scu; Z: ungehorsam.
folglich: in Folge davonV od. nur: nachher? ,Die
iSchul widerura in Stand stellen, in welcher f. vieler
I Burgers Söhn daselbst aufgeuohmen.' Led, Schw. Lex.
folgsam: (Adv.) folglich. ,Der von seinem vatter
\ Noe verflucht worden und f. von Gott gestraft.' Georg
' König 1715. ,Die zu dem reform. Glauben sich be-
kennen, f. hiesiger Kirche sich ottentlich einverleiben.'
1759/79, Z Gesetz. ,Weil die Anzahl der Armen durch
die betrübte Zeiten täglich vermehrt, folgsam das
Armleut-Säckelmeisteramt die anhäufende Ausgaben
nicht mehr zu bestreiten im Stande ist.' 1801, G Alpb.
Faigg— fulgg. Vgl. auch die Gruppen Falij usw., Falk usw.
Felgg: ni. Taufn., Felix (für Knaben) GlH. - -g,j
eine Art Dim. -Bildung; vgl. Fujije. IV; (An;/rjrl.').
Falk— fulk. Vgl. auch die Giuppe Fr,l,h usw.
Falkez, Falggez s. Flmjgez.
Falkonierer m.: Falkner, der die Jagdfalken zu
besorgen hat. ,Falconierer, der mit den vöglen umgät,
aviarius.' Mal. — Aus Uz. fauconier (/ah-.) mit deutscher
Endung.
„felken: Trockenmass aichen. Felker: der betr.
Beamte U." — Aas /ecken I (Sp. 726) verderbt, wenn nicht
verschrieben.
völklich s. röUig-lich in Anm. zu röltirj. ver-
fülken, Fülket, fiilklich ,s. bei fid-
Feime s. Felwe. Gefilni s. Gefihv.
volme, volmig, völmig, volmendig s.rullOb^.
„Volme f.: ein ungefähres Längenmass, so viel
man mit der Faust und dem ausgestreckten Daumen
zu erfassen vermag; z. B. das Kindlein ist 5 V. hoch
W." Spanne? — Ahd. Jhlmn f., lat. palma, H.mdttäche.
Vgl. Gem'ünd.
Volmer m. : geringer Arbeiter, der die zwischen
den Häuserreihen liegenden Kloaken zu reinigen hat.
,Die V., eegrabenraumer, fornicarii.' Mal.
falminiere" : (mit Jmdm, über Jmdn) heftig schelten,
tobend zanken B; ScnSt.
Aus \s.t. fulminare, blitzen, donnern, Jmda niederdonnern;
vgl. .wettern'; jmtz Uui.ner Ihujfd!
Felse" f. AABb.; B; Sch; UwE.; U; ZWäd., Benk.V
— m. Aa tw. ; Z tw. : Fels. /" dr F. ohe" B. 2i' gächi
F., jäher, schroff'er Felsabhang U. ,Zur Felsen'. Wirts-
haus in ScHwE. Nach Hdnziker gilt das m. für einen
einzelnen Block, das f. für anstehende Masse. In den
Alpen ist das W. fast ganz verdrängt durch Ausdrücke,
welche Gestalt oder Beschaffenheit bezeichnen. ,Uf
einer harten Felsen.' RCvs.
Mhd./cJ» und/e?« ni., ihd./c/«»ni. neben />:/i«<( f. Ks ist
bemerkenswert, dass dieses alt. Geschlecht bei uns vurwiegeud
geblieben ist.
Leber-: Mergelsandstein Ai';- Z.
Wahrsch. von Ähnlichkeit des (verhältnissmässig weichen,
zähen) Gesteins mit der Leber; Li'ben heisst auch Mergel.
Vgl. , Leber-Berg'.
Leder-, Lade-: harte Erde, weiches Gestein Z
(SPILLM.). — Wahrsch. aus dem selben Grund wie das vorige,
wenn nicht aus diesem entstellt, wie Lade jedenf. aus Leder.
Nagel-: Nagelfluh ZO.; Wagn. 1680, 319. ,Ein
statt zuo StGallen Hess ein steinin wassergang in den
n.-felsen houwen.' Vad.; Z 1781. — Neben-: gelehrt
815
Pals— fuls. Palseh — fulsch
81(J
sein wollende Deutung des wahrsch. rhätisehen Gl
Ortsn. ,Näfels', Ncefels, bei den Schriftstellern des
XVn. — Natur- = iefJe)--J^.
Bönen-Felse": Nagelfluh GEh. — Von der äussern
Gestalt des Gesteins, wie das syn. A'agel-F.
Stein-. .Unsere Herzen wären härter als ein St.'
AKlingl. 1702.
Das (in Z jetzt noch als Geschlechtsn. vorkommende)
Comp, scheint anzudeuten, d.iss ,Fels' urspr. von ,Stein' ver-
schieden, wohl nur Bezeichnung von harter Erde oder etwa
Sandstein war. Die alt. Spr. braucht ,stein' auch für das
übh. seltene ,fels'.
Tätsch-: Stelle eines Wasserfalls. Jetzt nur als
Ortsn. Zllln. — Vgl. .Tätschhaeh'. Von lälschen, breit
aufschlagen.
Felser. ,Den er Petruni, d. i. Jen F. oder Steiner
genennt hat.' Gualth. 1555.
feilsen Gr ; Ndw («' BG., e' BStdt. e' Aa ; L ; SchwE. ;
S. eu resp. e' BU.): 1. feilschen, markten, um Etwas
handeln BG.. Jegenst. ; L; Ndw; SchwE. — 2. zu
kaufen begehren, beschauen und nach dem Preise
fragen BE. ; S. Si hei" es Stück Matte g'ha", das er-ne'
scho" mängisch g'f eiset g'ha het; nie hein-em 's die welle
feil biete' [den Kaufpreis dafür angeben].' JHofst.
,Dass einer den Stein [einen Diamanten] gefeilset hab.'
1481, Absch. ,Praeraercari, ein ding kaufen, ee es ein
anderer felse.' Fris. = ,dieweil es ein andrer felset.'
Mal. ,Liceri, auf ein ding, das feil ist, bieten, etwas
feilsen.' ebd. u. Denzl. (.felsen' u. , feilsen', tr. u. abs.).
— 3. feil bieten. Er het-mer ds Eoss nit welle f. B.
— Mhd. feilsen, um etwas handeln.
ab-: (Einem Etw.) ihn zum Verkauf davon zu be-
reden suchen Aa; BHk., es ihm unter dem gehörigen
Preis abnötigen Gl.
an- äfeilse Gr, äfelse SchwE., äfeilftjsche Gr
Chur, Jen., äf älscha GnD., afeil zeV, af eise ökL..
Luz.: 1. auf Etwas bieten, nach dem Preise davon
fragen Gr; SchwE.; z. B. eine Kuh a. -- 2. feil
bieten Gr.
falsch falte (Ap tw. -ä-) — Comp. fe'ltseh(njer :
1) von Personen, a) treulos, wie nhd., z. B. in Liebe
und Freundschaft. En f. Hund, von einem Menschen
als Schimpf. Verstärkungen: /'. tcie Galgchoh Bs; S;
Z, uie Gigehars S. — b) unrichtig. F. im Schritt,
nicht gleichen Takt mit den Andern haltend Z. —
c) böse i. S. V. aufgebracht, zornig AAFri.; Ap; Bs;
B; L; GTa.; ScH; U; W; Z; syn. tauh. F. über Einen
oder Etw. Mach-mi''' nüd f.! lez wird-i"'' denn f.
- 2. von Sachen, a) unrichtig, verfehlt, z.B. von
einer Rechnung, wie nhd. F-i Chindbetti, Fehlgeburt,
Übersetzung von frz. fausse-couche Bs. — b) un-
regelmässig. Fältsches TTasse)-, gesund aussehender
Urin eines Kranken Apf (könnte auch ,täuschend' bed.).
,Eine Jagdhündin mit einem falschen Fleck an der
einten Seite vornen am Kopf [der, weil einseitig, die
Kegelmässigkeit der Zeichnung stört].' 1787. Z Inser.
— c) vorsteckt; von Luft (Ate") in Saugapparaten.
Blasinstrumenten. Tabakpfeifen, die durch eine un-
gehörige Öffnung eintreten od. entweichen kann BEi. ;
Z. — d) verstellt, von der Stimme. F. reden, mit
verstellter Stimme ZKn. Syn. d' Red verkeren. —
ei scheinbar, .!•'. Balken' im Bauwesen, Balken-
köpfe ohne wirkliche Fortsetzung Z. — Verstär-
kungen: gigen-f in Bed. 2 a (weil falsche Töne auf
der Geige bes. empfindlich sind) Z. — grund-erde-f
in Bed. 2 a ZO. Die Verstärkungsww. nur in abstrakt
beteurendem Sinn; vgl. -roll. — hunds-f. in Bed. 1 a,
von einem ausgemachten Heuchler AABb. ,Hund-' in
vergleichender oder nur abstrakt beteurender Bed.
Die Bed. 1 e entspringt daraus, dass der durch Belciili-
gung zu Zorn Gereizte leicht auch die Treue vergisst. Vgl.
Schalk- (urspr. Knecht) und höa. — ö in dem veralteten .\p
Gebrauch ein aus dem Subst. ,räläcbe' od. dem Vb. , falschen'
eingedrungener Umlaut.
Falsch m.: Falschheit in Gesinnung od. Handlungs-
weise, Betrug; auch Fälschung von Waaren, Massen
und Münzen. .Swa si [wage, eine und gelöte] unrehte
stant. dast der vals; unde sol der munzemeister den
vals anegrifen, an allen stetten, da ern vint.' Wack.,
D. E. 1260. ,Swer an dem falsche begriffen wird, es
sig an gewege, an messe oder an swes felsehes, das
felsch heisset, der git dem rate 1 pfd.' Stadtr. Aa
Rheinf. 1290. .Wird yeman gefangen umb ein f'
Strafr. AABaden 1384. ,Das ist ein ofiner f.' L 1417.
,Als etlich houptlüt am herzogen den valtsch begangen
und ir etlicher in umb 500 gl. in einer raustri be-
trogen [mit Angabe einer grössern Zahl von Soldaten
als vorhanden war, um mehr Sold zu beziehen].' 1501,
Absch. ,Mit des göttlichen Wortes kraft mag aller
falsch ires gwalts und missbruchs umgestossen wer-
den.' 15'24, ebd. ,Cmb den f. und umb den schyn,
den wir im tempel gfüert hond fyn [sagen die ,Götzen'
in ihrer . Klagrede']. • Manuel. ,Es ist ein f. und be-
trug, ja lötige buobentäding.' HBüll. 1531. .Welcher
eerenmann könnte es zuo guotem ufnemmen, wenn du
dynen öffentlichen f. und betrug under synem nanimen
verbergen wölltist'?' Gualth. 1559. ,Redliehe [Redlicli-
keit] füeret die frommen, untrüw aber und f. [Falsch-
heit] ist ein verderbnuss der schälken.' 1560, Prov.
,Der gefelscht bisem erzeigt an dem gschmack, farw
und anderm seinen f.' Tierb. 1563. ,Die bösen geister
bruchind disen f.. dass sy sich für die abgestorbnen
ussgebind.' Lav. 15G9. ,Impostura, ein betrug, falsch,
beschiss.' Fris.; Mal. ,Sine fuco, on allen f.' ebd.
,Accusare tabulas, anklagen eins falschs.' Fris. ,Mit
vil betrüglichen Erdichtungen, Verhcissungen und
Schmeichlereien, das doch alles ein F. war.' RCys.
.Welicher einicherlei faltsch bruchte, der uf freien
Schicsseten verbotten ist.' Z Mand. 1601. ,Behüet uns
vor allem f. und untrüw.' Z Kirchengebet 1603. ,Der
F., so etwa mit diesen [Mark-] steinen getriben wurde.'
1627, BsBirseck. — Mhd. falwh. fnh m., betrügerisches
Wesen, Betrug: Falschmünzerei.
falschen: 1. „falsch werden". — 2. fälschen,
falsch deuten. ,Diss ist der Inhalt der predig, die
mir von etlichen widerspännigen böslich usgerupft,
verkert und gefalschet ist worden.' 1534, Absch. —
Mhd. fulnehen, falsch sein.
Falschheit: Wenn d' F. hrennti tcic-n-c Für,
So war 'i Höh nid halb so tür! Sulger.
felschen: für falsch erklären, Lügen strafen.
,Swer dem andern an syn ere sprichet. oder dass er
im an synen eid sprichet und im den velschet.' Stadtr.
Frauenf. 1331. Die Klagen über den Statthalter
scheinen auf Verleumdung zu beruhen, denn sie gehen
auf N. N. zurück, der mit seiner Kundschaft sich selbst
.fälschet.' 1547. Absch. — Mhd. frhrhen, ebenso.
I
817
Kalsrh — fulsrh. Kall riill
818
Felschc „Fälsche f. Soiiw", Verfelschi"g f.
Ndw: ein Stück Zeug von geringerem Stoif oder un-
anselinliclierer Arbeit, welches an Stellen, die den
Bliolien entzogen sind, zwischen den bessern Zeug
eingesetzt ist, z. B. die untere Hälfte des Überzuges
einer Bettdecke; an den Röcken der Weiber der von
der Schürze bedeckte Teil.
Felsch(n)i f. : 1. Falschheit. — 2. zornige Stim-
mung. Das hat mi''' au''' e F. g'macht! mich doch
sehr zornig gemacht. I"'' bin au"'' e F. worde! Z.
Zu falsch 1 c. — Mlul. fehche, Falschheit. Das Subst. im
.\cc. adv. gehraucht von einem hohen Grad von Zorn.
felschlen,-elen, />-: betrügen, bes. beim Karten-
spiel, Knift'e brauchen VOrte; Gl; Z. — Felschler
Hl.: der beim Spiele betrügt Gl; Uw. — Pelschleri,
F eise biete f.: Betrügerei Uiv.
Fälsche f.: eine Art Beil, Hippe zum Abhauen der
Äste W. — Von lat. falcc(m), Sichel.
felschen s. an-feilsen.
Falt Aa; LE.; ZNA., FoUlBV.-. ScnwE.; ZO.pini.
Fiatli), Fäld, -t Ndw - PI. Feilt, Fäld — m. (n. i. S.
V. 3 Aa, i. S, V. 4 Z): 1. Falte in einem Kleid. ,Ein
jüpplin on feld' = ohne Falten. Platter 1572. ,Rug8e
vestium, die fält oder falt an kleideren.' Fris. ; Mal.
.Wann d' fält [vom Kleide] fry von einanderen tuost'
Com. Beati. 'Zoyni Fäldli, beim Nähen durch blosses
An- und Zuziehen gebildet, g'leiti, einzeln zurecht ge-
legte Z. Falte der Haut: ,Die Elephanten zerstreckend
die haut, ergreifends [die Fliegen] in ire fält und brin-
gend also die fliegen um ir leben.' Tierb. 1-563. Von
Muscheln: ,Die grät oder fält sind weiss.' Fischb.
15G3. Daher auch: ,ronde und gefaltete Schnecken.'
ebd. Vertiefung an einem Körper übh., verborgene
Stelle. Bildl. Wenn au''' d'r G'schldist chönnti bis
i 's hinderst Fäldli g'seh. Ochsn, v. Eins. — 2. das
untere, nicht geflochtene Ende der Peitschenschnur
(.Schlinge'), woran der .Zwick- befestigt ist ZDüb. Vgl.
Ztri-F. — 3. Bestandteil von Schnüren u. Seilen, ein-
zelner Anlegteil, Faser Aa (ntr.; PI. gleich). Vgl.
Fach 1 a. — 4. Scheidewand. Verschlag zw. den
Teilen eines Hauses; die durch solchen gewonnene Ab-
teilung. Vgl. Fach 1 f, g und drl-fältig. 's Hüs hat
4 Falt = ist 3 mal underschlage, d. i. hat Stube, Kam-
mer, Stall und Scheune ZN. ,N. N. ist berechtigt, aus
dem obern Schopfaubau für sich ein F. Haushöhe auf-
zubauen.' ZW. Prozessakten.
Mhd./i</(, P].fdte, m. und falte, faldi f., Falte (auch der
M inl|, Faltenwurf; Kleiderlade; Verschluss, Versteck. — PI.
' li.' JKLav. 1644; ,Fftlte.' fioli. 1741.
ein- eifalt (fem. Vfelti und -a- BSi.): I. Adj.
1. einfach; schlicht von Menschen (und Tieren), auch
i. S. V. , unschuldig, harmlos, unbefangen; ungebildet'.
,Ü6 sprach das einvalt schsefelin.' Boner. ,Ein einfalter
Rock.' 1489, Waldm. Inv. ,Und wiewol diser fürtrag
mit einfalten werten beschechen, sye doch einer statt
Rotwyl vil daran gelegen.' 1547, Absch. ,Vor 80 jaren
ist in der Eidgnoschaft gewesen ein schlecht einfalt
fromm volk.' HBüll. 1572. , Kurze, einfalte und wahr-
liafte Erzellung.' LLav.. der sich selber 1569 unter-
zeichnet als , einfalter diener der Küchen Zürich'. ,l)er
einfalt Leser, der sich ab solchem schryben derGleerten
stosst.' ebd. .Kurzer underricht für die jungen und ein-
Sc-hweiz. Idiotikon. I 0.
falten.' BLeemann 1606. ,Mit seinem g'werb der paur
einfalt Vast alle stand der weit erhalt.' Emblemata Z
1622. .Die ynbindpfenning sollend in luterm einfalteni
papyr überantwortet werden.' Z Hand. 1627. ,Die ein-
falten glatten kräglin habend wir erlaubt.' ebd. 1650.
.Ich bin ein einfalt mensch, kann weder schreiben noch
lesen.' FWvss 1658. , Bisweilen erforderen die fragen
eine einfalte antwort.' AKlingl. 1688. .Einfalte Schaaf
merken es.' JHFAsi 1696. Adv.: ohne Weiteres, ge-
radezu, bloss, nur. ,Dass auch wir ei. by der heiligen
geschrift belybind.' LLav. 1569. ,Uf dise klag gebend
wir ei. dise antwort.' HBüll. 1571. ,Eund und ei.
verholten.' SHochh. 1591. — 2. einfältig, töricht
B ; FS. Du ei falte Tropf! Gotth. Grüsani e schüche
[ein ausserordentlich schüchterner] « für e Hüsbriich
en eifalte [in praktischen Dingen unbehülflicher]. ebd.
,Er solle nichts Einfalles maohon.' ebd. ,Dann ein-
falt, forchtsam und abergläubig lüt beredind sich
selbs.' LLav. 1569 = .einfaltig.' 1670. ,Ach einfalter
Prinz!' JJUlu. 1733. Als Subst. m. : einfältiger
Mensch, Dummkopf, Tor Bs; F; Z. — Einfalti f.:
Einfachheit. ,lch habe mich der Einfalte und Wahr-
heit beflissen.' XVI XVn., Mise. Tig. — einfältelen:
etwas Einfältigem gleichsehen Sch. — ei"fältig, allg.,
„efaltig L" : I. Adj. 1. einfach. Eifältigs Tuech.
schlecht gewobenes L. ,Der einfaltig [Branntwein]
ist gebrannt von schlechtem [einfachem] wyn und der
zweifaltig von gesottenem wyn und mit gewürz ge-
beizet.' XV., L Hdschr. ,Indigesta ligni simplicitas,
ein glatt, einfaltig und schlecht [schlichtes] holz.'
Fris. ,Doch nur kurz und einfaltig beschreiben.'
JJRüEGER. , Einfeitiger Todtschläger' im Gegs. zu
.Mörder'. 1613, Absch. ,Die einfaltigen Schlagbuessen.'
1656, ScHw Eq. ,Weit einfältiger [als die Wasser-
fälle], aber nicht weniger verwunderlich sind die vielen
Brünnen, die man an den Bergen siebet.' JJScheuchz.
1706. Auch i. S. v. unbedeutend, geringfügig: Nit emöl
[einmal] e äfältig GässböcUi Sch. Wege" dem eifalte
Ding! einfach, geringfügig im Verhältniss zu dem
Wesen, das man davon macht Z (Spillm.). — 2. ein-
fältig, a) i. S. V. unbefangen, unschuldig, schlicht.
,So kompt der gute alte L. wie ein alter einfeltiger
Eidgnoss daher, wattet mit Stifel und Sporren durch
das Bad und beutet dem [badenden] Fürsten die Hand.'
HPantal. 1578. ,Wo der einfaltigest und gelehrtest
gleiche wüssenschaft haben werden.' JMüll. 1665.
, Andre urteilen einfältiger und der Wahrheit ähn-
licher.' JJScHEüCHz. 1749. — b) nachlässig, ober-
flächlich L. ,Dass die Dorfwachten nit nur einfaltig
mit den Halbarten uf der Achslen umbhin gangind.'
Z Mand. 1641. — c) töricht, allg. Eif. ist nü'" fältig
(wie eine Zwiebel), Wortspiel mit Bed. 1. Ufen cifeltigi
Ard um 's Lebe [es Äug udgl.) cho", durch blosse (eigene
oder fremde) Torheit. Eif. lache". Substant. sagt man
von Einem, der unbändig und ohne Grund lacht, der
Eifältig plage ihn (als ob ein neckischer Geist ihn
dazu triebe, wie man von Launen sagt: Er häd de
Guet, de Bös). — IL Adv. 1. kurzweg, schlechthin,
ohne Weiteres, nach St. i. S. v. „nun einmal L"; syn.
ni. einfaH. ,Turnerus nennt den [vielnamigen Vogel]
einfaltig ein Merchen.' Vogelb. 1557. ,Dass es ein-
fältig by der Urtel verblyben seile.' 1621, Obw Staatserk.
,Sie warend ihres begehrens einfaltig abgewisen.' 1663,
Z Weggenzunft. , Sonst hätte man es einfaltig bei der
gemeinen Catechisation lassen verbleiben.' JJHott.
819
Fall. tVlt, tilt. tolt, fult
820
löüö. ,Man hat ihm [einem Bestraften bei der Be-
erdigung] einfaltig ahgedankt.' 1700, Todtenb. ZGlattf.,
d. i. bloss die betr. Liturgie abgelesen ohne die übliche
Leichenrede. — 2. wenig. Jez bräiselet [brennt] 's-es
nit eif.! bezeichnet hohen Wärmegrad U. — ver-
einfaltigen: durch Dummheit verscherzen, verderben
BSi. — Mhd. einfult, eiufiich, arglos, einfältig, nur; linfallec.
-fehic, einfach, schlicht, arglos, leichtgläubig.
Eng-Falt, nur als PI. -Fält = ManigfaJt Tu.
Ker- Cherfäldli: aneinander gelegte kleine Falten
eines Kleidungsstoffes oder -Stückes, Röhren bildend,
deren Langseite abwechselnd nach der einen und der
andern Seite offen ist Z. — Magen- = il/(tH(V//((7(
Ai- It Steinm. 1804.
Manig- Aa; Bs; öcuÖt.; „Tii; Z", Mänuj- ZZoll.,
Miing- il/m(;-GSa., Manglet- GT., Mäntj-, Manijcl-
Fält (?\.'t) Ap, „Manigfal LE." — m. GSa.; SouSt.
n. Aa; Bs; Z: 1. der dritte Magen oder der Psalter,
Blätter-, Kuttelniagen des Rindviehs, wegen seiner
vielen Falten Aa; Ap; Bs; L; G; ScuSt.; Z. Bildet
den geringeren Teil der Kaidaunen, gewöhnlich Hun-
den und Katzen zukommend. Si-ren«. ,Die Hoden des
Hirzen [Hirsches] oder sein mänigfalt.' Tierb. 1563.
Syn. Mängfäsi, Lässi. — 2. runzlichte Vettel. Spreng.
Mhd. (aleniann.) manecfult m., Blättermagen des Viehs.
— Das Msc. wird auf hinzugedachtem , Magen' beruhen, das
Ntr. auf dem Begriff einer unbestiuimten, verwickelten Menge
(vgl. das Syn. 's Tüfels Nainenb'ueehli) \ übrigens schwankt ja
auch das Genus des einfachen W.
„Mangel- m.: Fieber von Kühen, denen nuin
bald nach dem Kalben zu viel oder zu kaltes Wasser
zu trinken gegeben hat, wodurch sie wild werden Ap."
Der Name scheint auf Umdeutung vun Maniijfalt, resp.
Übertragung von jenem Körperteil auf einen krankhaften
Zustand desselben zu beruhen.
Schau"- m.: der äussere Schein, Augenfälligkeit.
.Der pracht und schowfalt syner [des Abts] ceremonion.'
Kessl. ,Syn ard zuo reden war unfalsch, pur und nit
uf den seh. zuogebutzt.' ebd. Big. die zum Beschauen
(zur Lockung für Käufer) ausgelegte Falte eines Stückes
Tuch, die schöne Aussenseite. Vgl. Schaufall.
zi- BRi., zwi- „Gl (-i- K.); LE.", zwei- zivö-
BBe., zwü- BHk. : zweifach, doijpelt. Gegs. einleit.
Ztv. gä', gekrümmt Gl; Syn. zwifach. Mit zw. [über-
gelegter] Zunge rede", undeutlich sprechen, lallen, vom
Zungenschlag Kranker und Betrunkener GlK. ; „zwei-
deutig, wer anders redet, als er denkt LE." ,Dass der
probst und das capitcl ir yngesigel henken an disen
brief zwivalten.' 1315, Urk. Zoll. .Zwyfalte Mailänder
batzen', Zweibätzner. 1533, Absch. ,Winterthur . . .
mit guoten zwifalten gemürten hüseren', d. h. wohl
doppelten, aus Vorder- und Hinterhaus bestehenden.
Bossb.-Goldschm.; vgl. Falt3. ,Mit zweifaltigem Herze.'
1707, Sirach. — Zwi- m.: Teil der Geisel unmittelbar
vor der Schwippe, weil aus zwei Faserteilen gedreht.
Vgl. Fall 3. — zwifaltigen: ein Aktenstück in zwei
Exemplaren ausfertigen. ,Und ist oucli dirro brief ge-
zwivaltiget' Urk. v. 1-137.
IJ-Falde f.: Umdeutung von E-Fad i. S. v. Falt 4.
„Lach-Falte f.: Miene, die sich zum Lachen
verzieht." — Zwi- f.: Falte, die den betr. Gegenstand
gleichsam zu einem doppelten macht, z. B. eine Spalte
in einer Sense Ndw.
falten fühle GrS.. fiilde Gl; GrD., Pr., fälle
GuScliud., Tschiertsch.: Falten machen, in F. legen.
— in-. , Einfalten = cintiecliten, interplicare, in-
flectere.' Mal.
Fi-F_alter(e) in. (f.) 1) FifoUer BHk. ß); Gh;
„L", Fi'f auter B, Fifnltere HcnyfE.; UwE., Fifolterc
BBe., Fifolder ApH., Her., Pfipfolder ApGais,
Pfiffolter BU.; GuD., Pr., Rh., -e BG., Ri. (t), Si.;
GlS. (l), Plfoltere (wo?), Ifolterli GRVal., LV,-,
Trib-Folterli GrV., Pfiffolder ApM. 2) Pfifhalter.
-Hoher „W", Pßfholtre GLStdt; Gr; W, -Holder ArlL
(PI. -Holder); GRÜhurw., D.. Sa., -Holdere GrAv., Fif-
hollere BBe., Feigholdere U. 3) Pipolter „B«; Gr
Mal., „L", Bibolter Ap, Pipolder GRLandq.; GQuint.,
Pipolper GlK. (t'); GSev., We. (auch PilHÜjivrU): W:
Schmetterling. Syn. Summer rogel, Miietergoltesrogel,
-Henni; frz. Patois: roladze (volage). .[Wohlhabende
Weiber,] welche glitzerten wie Pfyfolter.' Gotth. ,Zur
Pfif heiter', Name eines Hauses in TuDiessenh.; Wirts-
hausschild in BG. Wem-man im Früelig .-' erxta Botts
[zum ersten Mal] cn gela [gelben] Pfifoldcr giet, so
hed man im seba [jenen] Jör irisses Brod Ap. Eini
icie en Pfifholder, ein stattlich geputztes Mädchen Gr
Churw. Bildlich geradezu: Mädchen, welches bunte
Kleider und Flitter trägt Ap; BSi.; vgl. u. alkmandren
Sp. 174. ,10. dag Merzen die ersten fygelin [Veilchen]
funden und die ersten Pflffholtaren.' 1526, Stockar.
,Anno 1543 sind im Augsten vil pfift'holteren gflogeu;
dieselben vögeli band gel [gelbe] ding geschissen,
darus sind dann worden würm, die band das krut ge-
fressen.' UMev. 1540/73. ,Flügel wie bei uns die
pfeifholter.' Vocelb. 1557. ,Der Wannenwäher gelebt
der pfeyholteren, mausen, wespinen.' ebd. ,Hepiolus:
ein lieclitmuck, pfeiffolter. Papilio: ein pfeiffholter,
zweifälter.' Dastp. 1537. , Papilio: ein pfytt'holter oder
summervogel.' jFris.; Mal. ,Die pfeifholter, papilio.'
Mal. ,Die Mucken, Pfeifholtern, Fröschen.' JZiegl.
1647. ,Pfiff heiteren.' Stanser Urk. 1663. ,Chrysalis:
Goldkäfer, Pfeif holder. Papilio: Sonunervogel, Pfeif-
holder (-holter), Molkendieb.' Denzl. 1677; 1716. .1724
war der Jenner so warm, dass zu Appenzell und zu
Huudwyl junge Vögeli und Eierli waren von Pfif-
holder.' Ap Chron. bei T. — Armeselw - Pfif-
hulterli W, nach der alten mythol. Beziehung zw.
Schmetterlingen und Seelen (resp. Eiben).
.\hd. Ji/nltm f., ß/atler m. u. f., änhd. .Feifalter' m. u. f.
Das W. geht mit Nbformen wie die unsern durch alle germaa.
.Sprachen und MAA. und entspricht der redupl. Bilduugsform
nach dem lat.-roman. papilio, nur dass hier die Vorsilbe, im
Gerniau. die Stammsilbe vollen Vocal hat. Die Bed. der
letztern ist offenbar ,falten', von der Bewegung der Flügel;
später in Folge der Verdunklung des « in o selbst verdunkelt,
dann mannigfach umgeformt und umgedeutet. Vgl. noch die
Entstellungen: Zwi/ult^r ; Fliikßmnler ; Pfifcn-, Flieyen-Tivr/i;
Fifentraijpr. Die Entstellung wurde wahrsch. dadurch be-
günstigt, dass die Vorsilbe, sei es nur zur Verstärkung, sei
es in Folge Anschweissung des Art., y/ statt / angenommen
hatte. Da aber doppeltes 2>f das W. zu schwer belastete,
so wurde es an beiden .Stellen auf y reduziert; fiohir konnte
dann durch Assimilation oder nochmalige Redupl. in pdjter
übergehen. Der Voc. der Vorsilbe scheint urspr. laug ge-
wesen und es auch bei uns meist geblieben zu sein. Un-
sicher sind die Angaben über die Form auf -mt, mit welcher
auch der Plur. gemeint sein köimtc.
Ge-falter. ,Zuo Zeiten .sagend die hirten, das
vych sei in ein bösen wind oder g. kommen, in chi
bösen anwaat; solchem helfend sy mit der astrcnzen-
wurzen.' Tierb. 1563.
8-21
Falt— fiilt. Fahv fnlw
Das sonst nirgends bezeugte W. kann wohl nur ilarmis
einige Aufklärung gewinnen, dass Winde mythologisch als
geflügelte Wesen vorgestellt wurden. Dass nun ein Name
für solche von .falten' gebildet werden konnte, zeigen Fi-
falter und /iwi/aUer, wobei noch zu erinnern ist, dass im
Volksglauben die Schmetterlinge wirklich zu den Tögeln ge-
zählt, daher .Sommervögel' genannt werden. Auch im Mär-
ehen vom Zaunkönig halten die geflügelten Insekten mit den
Vögeln.
Zwi-Falter m. „SciiwE.-f; U. -Faltere f. aScuw,
-FvltereVvE.: Sehiiiotterling. ,I)er pepel, zweifalter:
papilio, volatilis eruca.' Eedinger 1662. .Zweifalter
oder Sommervögel.' Monatl. Nachr. 1755. - Schon
mhd. diese naheliegende Umdeutnng von Fi/aliir.
siben-faltigen: versiebenfachen. ,Ich will myn
straaf wider üch s.' Z Mand. 1571.
sorg-fältig: ängstlich besorgt oder (v. Sachen)
Bcsorgniss erweckend. Syn. sorglich, besorysam; eny-
geächst (Sp. 75). .Für die ich allweg sorgveltig bin.'
ZwiNGLi 15'2-(. .In Anbetracht der schweren und sorg-
feltigen Läufe und Zeitungen.' 1534, Absch. ,So unsere
leicbnam gleich auf einmal sterben, sollen wir doch
nicht s. sein, denn die glaubigen werden dorumb be-
graben, dass sie mit Christo wider auferstehen.' Bull.
1597. ,Als der Küng dry Zil Bezahlung überseehen,
wurdent sie s., dass sie bezahlt würdint.' Ansh. ,An-
xius, angsthaft, sorgfeltig.' Fris.; Mal. ,Solicitudo ex
te afficit nie, ich bin s. von deinetwügen, ich trag sorg
für dich.' ebd. ,Es wurdent ouch ire fründ s. für sy,
dass sy nit etwan gfangen und getödt wurdind.' Kessl.
,Bekümmertc, sorgfeltige, angsthaftige Herzen.' 1633,
JBreit. - Sorgfältigkeit: ängstliche Sorge um
Etwas. ,Darus aber ein statt Bern und die iren in
merkliche s. gesatzt sind.' 1521, Strickl. , Christus
verhütet angst und sorgfaltigkeit der zeitlichen und
lyblichen dingen.' 1531/48, Matth. ,Wider s. aller
notturft leibs und secl.' Bibel 1548/1667. .Desshalben
wir dise bitt wider unsers fleischs s. bruchen sollend.'
Gualth. 1559.
dri-. E dnlfeltig.s Hüs: ein Haus mit 3 Stuben,
d.i. Wohnungen ZW. ^. Falt.3. — Dri-faltigkeit:
1. die Dreieinigkeit der göttlichen Personen, ,0b wir
mit unserm Volk sagen: Dreifaltigkeit, oder mit den
Theologen: Dreieinigkeit.' Ev. Wochenbl. 1882. —
2. Name einer Pflanze, auch: DnfaltigTceitsbluem.
,DryfaItigkeit oder Wellkraut.' XVII., B Arzn.
fältle" Bs, fäklle L; Z: in kleine Falten legen.
.Weite gefäldlete Casaquen.' Z Mand. 1703. S. auch
l'elgh'ii.
Vältin: m. Taufn., Valentin. NManuel. Wie Va-
lentin 2 in Verwünschungen. .Botz marter Küri [Qui-
rinu.s] Velti!' ebd. ,Hab frischen niuot und bis [sei]
guot mann ! Lass lunggen und leber sant Veitin
han!' HsRManuel. .Welcher Kurri, Velti, Tomis räch
schwuor, sollt gstraft werden.' Vad. ,Schweeren by
element und sacrament, by S. Välti und Küry.' HBull.
1561. — S. noch Valentin.
Volte f.: 1. Vorraum vor dem Keller, Kellerhals,
auch Cheller- V. Gr. — 2. d' V. schlä", betrügerischer
Kunstgriff beim Abheben der Karten B. — Aus roman.
rnltii (frz. Volte, voüte), Wendung; Gewölbe.
I-. Lib-, Trib-Folter s. Fi-FaUer.
Falw fulw. V-l. auch die Grujipe Full, usw.
fahv fdlh BÜ.; F. (Comp, fälher), fal"h W, fül
BHa.; L (Ineichen): 1. blond, von Haar BO.; F; W,
blassgelb, verblichen L. ,Bis des Abends falber Schein
durch die Espenwipfel dringet.' Salis. — 2. ,Falw, so
für [mehr als] andere Pferd glatt und schön, von
dannen das sprüchw. konipt. den falben hengst strei-
chen.' TiERB. 1563. ,üeschickt zum flattieren, der den
falben gaul wol reiten kann, eruditus ad assentationem.'
Mal. ,Den f. H. reiten: heuchlen, schmeichlen.' JMey.,
Hort. 1692; Denzl. 1677; 1716.
Mhd./a?fH.J, bleich, entfärbt, verwelkt; gelb, blond. Ahd.
falo (falam) ; vgl. /aM. — Die Deutung 2, welche das Tierb.
gibt, ist nur dem Versuche entsprungen, die betr. RA. zu
erklären.
falwen faJhe" ßSi. ; W: fahl oder falb werden.
Es falhel, wenn das Grün matt wird BSi. Alls fät
an i' falhu, die Farbe des Herbstes anzunehmen W.
Er fät sclw a' z' f., graue Haare zu bekommen, ebd.
— Mhd. fidiecn, falb werden, sich entfärben.
„felwen falben: falb machen."
Mhd. felwen. ,So felwent si [die Vorboten des Winters |
dem sumer syne schcene far [Farbe].' Hadloub.
Fehve Felbe GEh., We.; Sulger (auch Ffelbe),
Fe-lme ScHSt; ThHw.; ZBenk., Felach (m.) W —
f. (m. ThHw.): 1. Weide, Weidenstock, Salix alba
GRh,, We.; Sulher; ThHw. .Bäume und Feiben';
.Eichen und Feiben.' Steinm. 1804 (GRh.). .Soll die
stock, felwen und unnützen böum und ouch nämlich
die kriesböum genzlich abhouwen.' 14'29. Hotz, Urk.
,Die werdend wachsen wie die felwen bei den wasser-
tychen.' 1531/48, Jesa.j. = , weiden.' 1667. .Wer dem
andern syn brennholz oder felwen stumpf und ab-
hout.' 1552. ÜFFN. Wagenh. ,Es syge holz oder velben
mit abhouwen noch mit banden [Flechtruten ab-
nehmen] schädigen.' G Stiftsarch. ,Die widfelwen und
stock zu synen zyten orhouwen [erdünnern].' ebd.
.Ein felwenstuck ist im in das [Auge] gangen und in
gar verblendt.' Grob 1599. — 2. Pappel GMarb.
Mhd. fikce m. a. f., Weide, Weidenbaum, ahd. ßlmea,
wahrsch. zu fulw, also von der Fajbe. Auch in Ortsu., s.
Gfrd, Reg. 2, 338. ,Agrum dictum zum Velwe (zum velwen
bäum).' 1327 und 1330, S. .Feldbach' Z aus ,Felb-bach';
viell. auch im Felmis Z aus ,Felw-mos'. ,In Feiben' ZZoll.
.Feiben.' GRUti, Arch.; Dorf in Th. Verk. steckt das W.
in dem Compos. ,Fel-, Fälbaum." Fela<h wahrsch. urspr.
Weidengebüsch; ahd. 'felwahi.
Felber m.: 1. Weidenbaum Ap. ,Die böum, so
gern an wassern wachsen, als felber, weiden, sar-
weiden, erlen, auch aspen.' Tierb. 1563. .Die felbe,
felber, weide, salix.' Red. 1662. — 2. Geschlechtsn. S.
Mhd. fei wer m. ^ felwe. Vgl. noch .Felbinger'. Felber-
gerten, -Stauden, -stocke kommen im Aberglauben mehrfach
vor, besonders werden Kränkelten in FelberstScke gebohrt
und vernagelt ZZoll.
felwin: (Adj.) aus Weidenholz. Eine ,felwine
stüd' als Marke. 1521, Kriess.
Felwesch: heisse Asche. ,Wan [man] soll enhein
velwesch schütten wand [ausser] an die Strasse, unt
ouch dar nüt schütten, want so er wol erloeschen ist,
unt ouch nüt wan tages.' L ä. Ratsb.
Ein uraltes, merkwürdiges W. ! Mhd. falwinche, felwesche,
ahd. falawislca, wahrsch. abgeleitet von falw, später umged.
in eine Zss. mit ,.A.sche', zu welchem Subst. ,fahl' noch jetzt
ein stehendes Beiwort ist. Bair. .Falwisch' m. Loderasche,
833
Fahv— ful
Falz fiilz. Kiiiii — tum
die wollichte Bussflocke, die aus der Flamme auffliegt; sioben-
bürg.-sächs. .Falmasehen', die schwarze Strohasche. Die Er-
kJärnng des ahd. W. aus ital. ,falavesca', uragest. aus ,faYa-
lesca', von lat. ,favilla', Asche (s. Fäule), ist unwahrsch. und
eher umzukehren ; denn auch das altn. ,fölskvi', Asche, wird
zu ,föl-r', fahl, gehören und nicht aus dem Süden stammen.
Gefilin n.: staubartiger Abfall z. B. beim Beinigen
von Hanfsamen und Korn BRi.
Wahrsch. aus Ge/itw (wie Schimhn, Schwalbe, aus swalwe)
und dieses mit Felb (S\\. 797) zu ,Felwesch' und ßilu: Staub
und Asche sind in Farbe und übriger Beschaffenheit nahe
verwandt; auch Oiiscl vereinigt beide Bedd.
Falz m. (n. Gr ÜbS.): 1. eine Art Fuge, Einschnitt
zum Einlegen eines Brettes, Einpassen einer Türe,
eines Fensters Aa (Hürb.); Z. Eingehefteter Papier-
streifen, auf welchen ein Blatt aufgeklebt werden
kann. — 2. vorstehender Kamm an einem Brette zur
Zsfügung Gr; Syn. Chambe. — 3. FähU, horizontale
Leiste gleich unter dem Fenster auf der Innern Seite;
auch an Geräten, z.B. Büffet Ndw. — 4. Wandung
einer Tenne GRTschiertsch. — Mhd. /«fe, Fuge, Rinne.
falzen: 1. einen Falz machen; ein Brett miteinem
I<\ 1 (Aa fiiJze), Bretter oder Balken mit einem F. 2
(Gr; Z) versehen; dazu die Compp. ab-, in-, üs-f. —
y. Chöre f., Korn an den F. 4 schlagen, damit die
Körner herausfallen GRTschiertsch. — 3. tadeln,
beleidigen? .Ungetüme Worte, dadurch Gott im Him-
mel wegen seinen guten Früchten gefalzet wird.' 1U31,
Lenzb. Eheger., von unehrerbietiger Rede über Gaben
Gottes. — Mhd. fnhen, krümmen, biegen. — Zu 3 Tgl.
ilhcn, mit dem viell. eine Verwechslung Statt gefunden hat.
feilzen s. feilsen.
Filzni.: 1. verdichtete Wolle, wie nhd. Im Mittel-
alter wurde F. auch al.s Zins entrichtet. — 2. kurzes,
dicht verwachsenes Gras auf Bergwiesen LE.; Z; Syn.
Fäsch. Si [Spinnmaschinen] wachsed wie F. zum Bo-
den us. Stutz (wohl mit ,Pilz' verwechselt). — 3. „Ver-
weis, Strafrode, allg." Eini en F. ge Bs. Im XVI.
u. XVII. häufig. ,Und sind sy beid mit einem guten
Filz ermahnet worden.' Z Eatserk. V>9b. , Einen statt-
lichen filzen geben.' XVI., Obw Staatsprot. ,Morndess
verklagten sie den C, darüber ihm ein filz ward.'
Platt. 1612. ,Mit Worten hat der Herr denen, die ihn
gefongen, den ernst gezoiget, indem er ihnen einen
filz gegeben.' FWvss 1650. .Die Herren Seevögte
strafen denselbigen neben einem guten Filz mit höch-
stem Ernst ab.' JEEsl'her 1692. .Jede Partei neben
einem guten Filzen um 1 Pfd gebüsst.' 1696, Roggw.
(Glur.) — 4. grober Mensch; Geizhals Aa. .Grober
f., knörtschi, düppel, stipes, fungus.' Mal. ,Pu bist
doch auch der filzen einer Und anderer narrenbader
g'meinder.' Bigandus 1579. .Schlecht in mit dem kol-
ben, spricht: Filz, heb das, hast du's jetz'?' ebd. ,Du
bist ein Filz, grob Laur und karg.' Wahrs. 1675. —
Mhd. /fe auch: grober oder geiziger Mensch, weil der F.
grober und zäher Stoff Ist. — Bed. 3 aus filzen 3.
filzen: 1. die Haut oder das Fell eines Tieres
abziehen „L;" Sch; W; „Zg." — '2. Hut oder Mütze
abziehen, als Zeichen der Ehrerbietung Bs; UwE.; Z.
— 3. „derb ausschelten, allg.;" beschimpfen, ver-
leumden W. , [Viele gehen trotz des Verbotes zur
evangelischen Predigt,] dorumb sy etwan beschickt
und gofilzet werden.' Gkdb 1599. ,l)ass diso eeren-
frouw den mann gebalget, mit verbissnen Worten an
in gstanden und in gefilzet habe.' LLav. 15S4. ,Ke-
prehendo, schelten, strafen, filzen, ausfilzen, tadlon.'
Denzl. 1677; 1716.
Mhä. filzen, Etw.as aus oder zu Filz machen. Bed. 1 aus
,Filz' = Fell ; Bed. 2 aus der Studentenspr., F. i. S. v. , Filz-
hut'; 3 von der derben Behandlung, welche die Wolle uds;l.
bei der Umwandlung in Filz erleidet.
er-: ausschelten. ,Der Landvogt ist kommen, sy
[die im Wirtshaus Lärmenden] zu stauben und hat
die vollen Zapfen erfilzet.' 1649. Z Staatsarch. ,Si
erfilzet und palget ihren mann.' Schimpfh. 1652. —
US-: 1. = /ikera i W. — 2. ausschelten , -schimpfen,
arg schmähen BHk.; Sülger; UwE. Er hät-nu [ihn]
toüest üsg'fihet W. ,Ich wil im under d' nasen stän
und in üsf,, dass er wett, dass er 's vermiten [ver-
mieden] g'lassen hett.' HsR Manuel. ,Dass er die hotten
Davids anfart und sy usfilzet.' LLav. 1584.
vilz s. vis.
Fiilzi n.: ein Ballspiel, an dem sich niehi'ere Kna-
ben beteiligen, und das verschiedene Arten mit be-
sondern Namen hat (s. d. Compp.). Das einfache \V.
gilt auch = LikhU- und Bären-F. Bs.
Das Spiel ist wahrsch. benannt viui dem dabei viiikuiu-
uienden Stichwort /u/ (s. d. 4). Die Endung -zi wnhl zu
erklären nach Anal, von Fahet-si, s. Sp. 723, wenn luau nicht
ein von /ül abgel. Yb. 'falzen ansetzen will.
Egge"-: ungeiähr = Bären-. Die Spielenden be-
setzen gewisse Punkte (,Eggen'), z. B. 4 Bäume. Nä-
here Beschreibung s. Seil. S. 96''. — Kappen-. Dabei
wirft Einer den Ball in die Kappe eines .\ndern. -
Loch-. Löchli-. Ein ausserhalb oder gegenüber
der Reihe der Spieler stehender Knabe rollt seinen
Ball in eines der Löchlein, welche vor den Füssen
Jener in den Boden gegraben sind. Der, in dessen
Loch der Ball kommt, wirft ihn dann auf einen der
Fortfliehenden BsStdt. (Nach Seil. 193» springt der
Getroffene mit dem Ball zu seinem Löchli und wirft.)
Syn. Löchli; Ziesi. — Bare"-. Barren (Schranke)
heisst bei Spielen das ksj\, wo man nicht darf ge-
fangen oder getroffen -werden. Das Ballspiel wird
,ein-' oder .zweibärig' gespielt. Man teilt sich im
letztern Fall in 2 Parteien; die eine stellt sich an
.der Bare' in eine Reihe, die andere in einiger Ent-
fernung vor sie hin. Einer von der erstem Partei
schlägt den Ball; ein zunächst stehender von der
andern sucht ihn aufzufangen und den Schläger zu
treffen, bevor dieser fliehend ,die Bare' erreicht hat
BsLd; s. Seil. S. 21 u. 2'2. — Rössli-: Reiterballspiel.
Je ein Knabe sitzt dabei auf den Achseln eines andern.
Wenn der geworfene Ball nicht aufgefangen wurde,
springen alle Reiter ab und eines der , Rössli' wirft
nach einem der Fliehenden BsStdt. — Schlegel- =
Bären-F., wenn der Ball nicht mit der flachen Hand,
sondern mit einem Brettchen (,Ballenschlegel') ge-
schlagen wird.
Faiu (vam), fem, fiiii, fom, fnin, lesp. faiiim usw.
Fäm, Fviii s. Flaiii.
Famili f. (n. LG.) — PI. Fatmlene VOrte; Gl; Z:
Familie. — Glaser-: zunftartig geschlossene Ge-
nossenschaft der Glasbläser, welche nur ihre eigenen
J
825
Faiii, fem. lim. Uim. luiii
(männlichen) Nachkommen zum (iewerbe zulässt STli.
- - Die ronian. Euduug des Fremdw. wurde an deutsche
Kndungen (t. weil)]., t. sächl.) vertauscht.
in-familene": (refl.) sich in eine Familie ein-
heiraten; eine Haushaltung gründen Nnw.
Fämelis s. Fahens (Sp. 723).
Fäninie, Femmc Gl, ^Femena Sihw; Zo": weibl.
Taufn.. Euphemia.
l'ämnien = fikhncn (Sp. l)T5 f.) Z.
Fem s. Feim. Femiiiel. t'eminelen s. Fim-
mel usw.
ver-femen: (refl.) die Zuneigung der Leute ver-
lieren, sich mit aller Welt verfeinden. Er hät-si'''' rer-
' ßmt ZB. t — Uhä. verfemen, verurteilen. • S. noch /«»ich //.
Feim B (i^ e Sa., Si.), Fäurn aScHW, Fein BHa.
- ni.: dünner, z.T. mit Unreinigkeiten gemischter
Schaum, der sich beim Sieden von Flüssigkeiten, bes.
Milch (B 0. u. wO.; aSciiw; W) oder Butter (BHk.). auf
' der Überflüche bildet; auch die Haut, welche beim
; Erkalten auf Milch, Fleischbrühe udgl. obenauf ent-
■ steht Sc'HW; U. ,Spuma: Schaum, jast, feim.' Denzl.
1677; 171Ü. .Träume sind Fäume.' Sprww. 1824;
.IBWvss 181.5. — Anken- {Oich- BHa.): die beim
Schmelzen, Sieden frischer Butter erst obenauf schwim-
mende und dann sich niederschlagende Unreinigkeit
BHk., Ei. Sy n. Atiken-Rüme, -Rufenc, -Schüm, -Triiese;
Lürc; Süderech. — „Ziger-: Schaum, der auf dem
Zige)- [resp. der Eäsemilch] im Alpkessel hervorge-
bracht wird W."
Mhd, /tim in.; eitgl./oiim, Schaum. <iii eim- vnr Lippeu-
I lauten iu mehreren MAA. eintretende Verduuliluug vnu ci';
l im Sprw. hervorgelockt durch den Reim. Vgl. Flmu.
• fcimen I -äu- Gr vorw.; GA.; Z: 1. von einer
Flüssigkeit das Oberste, Feste oder den Schaum weg-
nehmen BRi.; Gk; Uw; Z; den zurückgebliebenen
Käsestott' im Kessel zsnehmen Gr; abschäumen GrI).
\ Er hed ds hinderst [letzte] Tröpfli Nidle ab der Milch
! g'feimt BO. .Etliche gedachtend, in disem rumor iren
fändcl [Gewinn] zu f.' HBull. 1572. ,Feimen, obenher
abnemcn, schäumen, despumare.' Ked. 1GU2. — 2. aus
' einer flüssigen Masse Etwas herausfangen, z. B.
Brocken aus einer Brühe, Fische aus einem Behälter;
Holz aus dem Wasser ziehen G; Z. ,Wir verbieten
das Fischfeimen.' Z Mand. 1757. Bildl. ,Lyb, guot
zuo inen [sich] feiment s' gar.' XVL, unter einem
Bilde, auf welchem Mönche die Netze nach Menschen
auswerfen. Auch intr., mit einem sog. ,Bäreu' [Schüpf-
netz an einer Stange] fischen Uw; U. ,Niemand soll
in der Eüss fischen, vorbehalten mit dem zugangel und
feiinen.' 1007, U. — 3. V (unpers.) Schaum machen
Z (Spillm.).
r a_b-: den Feim abheben Gr; Schw; Uw; Z. ,Dass
j die Äbte und der C'onvent die besten Pfründen ihrem
Tische incorporiert und den Piahm ab der Milch ab-
gefeimet. den Pfarrern kaum die blaue Milch ge-
lassen haben.' 1530, Strickl. ,Wird die feisste, so
auf schwümpt, abgefeimpt.' Tierb. 1563. — Ptc. adj.
{abg'fäumt Scuw; Z): wie nhd. B; Sch; Schw; UwE.;
Z. üy ti. abyeschümt, iisgefitzt. — Abfeimete f. ,Scoria,
schäum oder abfeimetcn des metalls.' Fris. — ,Ab-
.feimling: abgefeimeter, schandtlicher leckersbuob.
inequam.' Mal.
umhin- unie-: herumstreifen GO.
Feimer I {-äu- AASeeng.; ZS.) m.: 1. ,Gefäss od.
anderes Gerät, womit man Etwas auffängt, bes. ein
kleines Netz, mit einfassendem Bügel und Stiel, womit
Fische aus dem Behälter herausgenommen werden."
Trichterförmiges Sacknetz, oben mit eisernem Ring ge-
fasst, an welchem ein hölzerner Stiel befestigt ist, ge-
braucht, um Fische, Krebse und Köder sei es aus dem
Behälter od. aus dem offenen Wasser herauszunehmen
Aa; Gl; Vw; ZS. Auch dim. Fäumerh ZS. .Die Fo-
relle, der Asch usw. werden teils mit dem Angel, teils
mit Reuschen und Fäumern gefangen.' Steinm. 1802.
.üass sy [die Brachsmen] mit einem feimer gefangen
werdend.' Fische. 1563. ,Funda, ein zuggarn oder
feimer.' Fris.; Mal. , Feimer, koscher, excipulus, funda.'
Red. 166'2. ,Eine solche Menge Stichling wurden an
das Land getrieben, dass man derselben mit den Hän-
den, Feimeren, Zeinen [Körben] etc. über die drei
Centner gefangen hat.' HsEEsch. 1692. — 2. Häscher.
.Vor dem wier kament gan Venedig, wurdent wier
noch zwirent [zweimal] angerent von den feimeren
und rochtfertigeten uns und hattent wier unser guoten
gelitsbrief von der herrschaft, sust hett man uns alles
genumraen.' Stulz 1519.
Spät mhd. feimer, kleines Fischernetz. Die Benenuuug
rührt nicht daher, dass es Schaum erregt (Gr. WB.), son-
dern das W. ist gebildet vom Vb. feimen, oben abschöpfen,
herausfischen. Bed. 2 beruht auf der Vorstellung , fangen'.
Mucken-: ein Garn zum Fang von Mücken.
.Muggenfeimer, culeus muscarius.' Mal.
Feimete" -äu- f.: der zähflüssige Schaum, der
sich beim Käsen zuerst bildet; der Kästeig in der
Schotte; nach einer Angabe die Milch, bevor der fer-
tige Käse aus dem Kessel herausgenommen wird Gr1>.
Syn. Fürbruch, Schluck.
feiinen 11: fehmeu, hinrichten? ,Und wollten sy vom
land schlahen, henken und feimen.' Fründ 1446. —
Feim er H m.: Fohmer i. S.v. Wissender des Fehm-
gerichts. 1427, L Ratsprot. - - « für e vor Nasalen belielit
im XV., XVII. Vgl. verfemett.
Fimmel I (-e- BSi., -e'- ZRfz) m. AAZein.; Bs
(Spreng); GRPr.; LHabsb.; GRh.; S; ZB., Dättl., Rfz,
Fimmele {-e- GrHc.) f. BG., Ha.; FS.; Gr; LE., In-
eicuen; P; GSa.; Schw; SG., NA.; Uw; U; W (FimulaJ
— Plur. = Sing.: 1. männlicher Hanf, der nach
der Blüte zuerst ausgezogen wird, während der weib-
liche (Sämenhanf ; Hausset; Mäsch; Tregel) noch zum
Ausreifen stehen bleibt, fast allg. — 2. weiblicher
Hanf BsSchönenbuch (S.); LHabsb. (Scheurm.); GSa.
(Henne); Ndw (Mattys). Sprw. 'sist höse IJauf, wenn
dr F. drüs ist. Scheürm. .Der Fimel, cannabis femina.'
Red. 1662. — 3. Rispe von Hafer und Hanf SG., NA.
— 4. die männlichen Stöcke von Spinat Aa (Mühle.);
Z. 's ist nw Fimmel! — 5. (Fimmel) das aus männ-
lichem Hanf bereitete Garn GRPr. — 6. „(FimeleJ
lange, hagere Person L; Uw."
Uhi. ßmmel f., weibl. Hanf (nur aus einer späten Quelle).
Das W. ist aus lat. femella gebildet wie das Gegenteil Mäsclie!
aus mxiscului. Die Verkehrung der sachlichen Bed. erklärt
sich daraus, dass man die männlichen Stengel, weil sie kürzer
und zarter sind, für die weiblichen ansah, und umgek. —
Bed. 2. Diese Angabe rührt z. T. von des Lateins kundigen
Männern. S. aber auch fimmelen. — Bed. 6 erklärt sich
leicht aus der Ähnlichkeit der Gestalt einer solchen Person
mit einem Hanfstengel; auch ,Stange' wird scherzh. so ge-
braucht.
S27
Faiii— fiiin. Famp— fiimp. Famseli — fumscli. Fan- Fun
828
fimmelen BU.. Si.; Gr; Ndw; ZBül.. fimmle A.\:
Bs (Spreng); ,B; L-; GWe.; Z, fummele FS.; UwE.:
1. die männlichen Hanfstengel (s. Fimmel) ausziehen
Bs; B; GrPi-.. Sav., Sculins (Hanf übh.); „L;" Z (auch
weiter damit vei-fahren, zum Dörren ausbreiten). Auch
übertr. auf den Wald, pläntern, i. S. v. das Jungholz
von Ge.sträuch und Schlingpflanzen reinigen, den ersten
Reinigungshieb tun ÄAZein. — 2. den Samen vom
Hanf abstreifen GWe. De'' Hausset niues g'fimmelet
si" BHerz. Syn. lüchen. — 3. (intr.) in weibl. Hanf-
.stengel auswachsen Ndw; auch n's-f. — 4. bildl.
a) „mit vieler Mühe herausklauben, ausfindig ma-
chen, erlesen B.'' Ds Briid us der Suppe iise-f.
ScHwMuo. — b) durchprügeln. Syn. flachsen, doch
milder als dies BU. ; auch ah-f. Der N. N. u-ürd dich
de"" scho" eis f.! G'hächt tvürst [gehenkt wirst du].
Bern.i 1863. — c) kleine Dieberei begehen UwE.;
syn. fischen. Vgl. fummlen. — d) hin und her
fahren. Im Hausset ume f. BU. .Wann ein frömbder
dienstbott in die Landschaft kombt, und nur hin und
wider von einem bauren zu dem andern vimmlete und
die gedingete zeit nit ausdiente.' 1769, ScawKüsn.
Bed. 4 a u. c erklären sich leicht aus 1, viell. auch d;
1) ans der .ihulichkeit von Hanf mit , Flachs', auch in der
Behandlung. Indessen scheint sich an einigen Stellen fummlen,
hei + a feimen, eingemischt zu haben. Die Bed. , pläntern"
beruht auf Umdeutuus aus nhd. .fehmelu".
Fimmeler m.: der langsam und wählerisch isst
ScHwMuo.
Fimmel II, Heu- F. s. Finnel.
Fimmele 11 f.: Schelle beim katholischen Gottes-
dienst aScHW.
Wahrsch. aus dem bei uns nur uoch in bikll. Bed. er-
haltenen Sinyele umged. (viell. au ßiumthn 4 ./ augelelintl.
Vgl. aber auch ,bimmelu'.
voilie", vume": 1. auch romene, von einem (unbest.
Art.). — 2. in der Verbindung c. selber, von (ihm d. i.
sich) selbst; syn. vor-em s.
1 zsgez. aus i)on-jnigf njj ; s. ein Sp. i',2.. — 2 entweder
ebenso (man hört auch van enn «.) oder umgestellt aus xnm-
<■.« (im) H.
Fumniel in. — PI. ü Z: 1. wie nhd., Werkzeug
aus Buchsbaumhülz, womit die Schuster die Bänder
der Sohlen glatt reiben. — 2. f. (auch Fummle) kleine
weibl. Person, mit spöttischem, verächtlichem Neben-
sinn BRi.
fummle": 1. wie nhJ., mit dem Glättholz reiben;
übh. tüchtig abreiben, reinigen, putzen, polieren Aa ;
lisStilt. AV fuDitnlet e chlei" mit sim Lumpe" über
(/' SchueriiKjge [Schnallen]. BWvss 1863. ,Die Har-
nische sauber gefummelt und poliert.' Postheiui; auch:
waschen BHa. — 2. körperlich züchtigen, schlagen,
mit der Rute strafen; misshandeln, bewältigen B;
ScHwE. — 3. betrügen, überlisten, -fordern, -vor-
teilen AAFri. Mit sachl. Obj.: (iveg)f., auf feine Weise
bei Seite schaffen, entwenden L; vgl. fimmlen i c.
umhin (ume) -funimelen = -fuchtlen, mit einem
Gerät hin und her fahren Bs. Vgl. fimnuhn 4 d.
„füllljielen: unterdrückt weinen GR.Xnt."
Ob nicht viin St. verlesen für «-.' Hies dann
men" oder vnu sinnhi^Teii, dumpf tönen':'
fainsch: ohne Fresslust, ungefrässig Gr übS.
Zsgez. aus , famisch' (vgl. hömsch, hiieysch udgl.) und
eine deutsche Abi. von lat. ,fames', Hunger, mit Begr
Verdrehung wie in andern Lehnww.
F.au (vau), fen, fin, foii, fuu.
fän. fän s. fallen. Fän s. Farn.
Fiinfliile, Pf- f.: Stangenbohne, phaseolus vulg. F.l.
— Aus welsch facioula, auf .Fahne' gedeutet.
Pane" meist ä (ä Gl), Fä ZStdt f — PL << (n W)
— Dim. Fändli -- m.: 1. Fahne im Krieg, als Mittel-
punkt des Heeres od. einer Abteilung desselben. Nach
JJBlumer 1858, 191 unterschied man .Landesfane' vom
,Landespanner' in der Weise, dass jener zu kriegeri-
schen Auszügen, dieses bei der Verteidigung des eigenen
Landes gebraucht wurde. Nach altem Brauch tauchte
bei drohender Kriegsgefahr die ausziehende Mannschaft
ihre F. ins Wasser und schwur, nicht zurückzukehren,
bis der Feind geschlagen oder die F. an der Luft ge-
trocknet wäre (Glütz-Blotzh.). Dr F. über Oppis
schwinije. Frieden schliessen. zugefügte Unbilden ver-
zeihen und vergessen UwE. .Die Fänli lupfen', noch
jetzt: in die Bürgerversammlung gehen Grü., weil
man urspr. (wie zur Landsgemeinde in Ap) bewati'nct
und kriegerisch geordnet gieng. Vgl. Volcli. Denen
von Baden i.st erlaubt, ihr Fähnlein von Coblenz heim-
zunehmen ,und ein gemein venly, rot mit eini wyssen
crüz, daselbs hinzutuen.' 1499, Absch. Man soll .die
fendli ussher henken', damit die Bündner in Schreck
gejagt werden. 1607. Absch. Bildl.: ,lch hette wol ver-
dient des bettelordens fahnen.' R. u. CMey. 1650. ,Wenn
Pharao noch lebte, könnten wir nicht grösstenteils uns
under seinen fahnen aufschreiben lassen ?' JMüll. 1665.
, Sammle dir redlich Bauren under den Freien Fahn.'
Necer Tell 1712. — '2. kleinere Heeresabteilung
selbst; Compagnie. „Hauptmann über einen F. (W)."
„Ein Trupp Leute Scn." ,Das Fähnlein der 7 Aufrechten'
(an einem Schützenfest). GKeller. Vgl. Gaurn-, Us-
zug-F. In der ä. Zeit unterschied man genau Auszüge
mit dem , Panner', mit ganzer Heeresraacht. von Aus
Zügen mit dem .Fenlin', kleineren Contingenten oder
Freischaaren. (Vgl. Frl-F.) ,Die Appenzeller sollen
sich mit ihrem Landespanner rüsten, um uns im Not-
fall zuzuziehen. Wenn sie dies nicht täten und wider
mit dem Venly kämen, so würden wir es von ihnen
nicht zu Dank aufnehmen; denn wir werden auch mit
den Pannern ziehen.' 1476, Absch. Als i. J. 1477 zu
einem gemeinsamen Auszuge von Stadt und ,, •äusserem
Amte' Zg die Äussern ihr ,Venlin' mit einem der
Ihrigen besetzt hatten, behaupteten die Städter, was
für das Panner gelte, welches nach alter ürdnun;;
einem Stadtbürger zukam, gelte auch für das V., weil
alle V. ihren Ursprung im P. hätten. ,Wir haben zuoi
einem vendlin dyner Verwaltung unser herrschafte
Dorneck nfgelogt lim numn ; fürnebend ouch, wofern;
820
Kiiii. Il'h, liii. lull. iV
830
es Jiirzuo käme, dass iiiun mit dem veiulliii anziechen
iiiüesste, werden oueli wir die übrigen undertanen zuo
dem paiiner neminen, ül'manen und dem vendlin nach-
ylen." 1572, S Missiv. ,33 fendli tuot 11.0(10 mann.'
1582, Mohr, Arch. , Unsere Regiment werden gemein-
licli zu 3000 Mann geordnet, zu 10 Fänlinen (oder
Conipaneien).' VPrider. 1619. — 3. Fahne bei kircli-
liclien Pro cessio nen und Volksfesten. Ein
Fahnenschwingen fand am Jahresfest der Metzger in
Preiburg und findet noch heute an den Sennenkirch-
weihen in Uw ; ein Fänlizug in Basel beim Amtsantritt
eines neuen Oberstschiitzenmeisters Statt. Daher von
solchen Anlässen viell. die KA. : ,Er lasst das Fähn-
lein fliegen, macht sich lustig.' JMey. Hort. 1092, und
die Ausrufe der Verwunderung oder .des Schreckens:
Potz heitere F.! p. wüeste F.! Z. Vgl. Heiden-, Krüz-,
Milzi-F. — 4. Stück Zeug, von Betten od. Kleidern
(verächtlich). .Zwei p'änlein von Leintüchern' Bs.
Bes.: schlechtes, abgenutztes oder unordentlich flat-
terndes Kleidungsstück, z. B. ein Halstuch Z. ,Gute,
I haltbare Kleider und nicht lumpichte Fähnchen.' Gotth.
li — 5. (auch dini. Uw; W) Wetterfahne. Daher bildl.
Fänli als Bezeichnung einer wankelmütigen, flatter-
haften Weibsperson W. S. Wetter-F. — 6. Pflanzen-
nanie. ,Fan, herba a»stiva in agris secali consitis,
) colore luteo.' Gessner, Hort. Vgl. Mied-, Bain-, Tür-
I km-F. ,Wann von dem selbigen vych eins hinder
den würzen bhangete. hinder den vhanen [Schilf-
I röhren? Farnkräutern V] verfiele, in mösern besteckete.'
Elgg, Herrschaftsr. 1535. Daher viell. auch .Fanen'
t als Name eines Wildheuplatzes bei Hätzingen Gl. —
i 7. Rausch (in verschiedenen Graden) Ap; Bs; B; Gl;
•; G; ScHW; Uw; Z. Vgl. Heiden-F. Oft wortspielend
: mit Bed. 3. z. B. von einem Fest einen F. nach Hause
• bringen. Den Leberbergern wird nachgeredet, dass
I sie ehemals am Maitag mit Kreuz nach Solothurn ge-
kommen und mit Fahnen wieder heim gegangen seien.
1 .Bei Einweihung von Eisenbahnen Will Jeder haben
. seinen Fahnen: Drum, Ämtler! kehrt beim Hausheer
( ein. Da soll er Euch bescheeret sein.' ISü-l. Z Fest-
i Inschrift.
1 Mhd. /ane m. uur in Bcd. 1, aber alul. /nno, gut, funa
I auch in Bed. 4; vgl. das entsprechende Jat. punnm und
i! Iland-F.; frz. drapeuu, Windel. Bed. 6 wahrsch. von der
l| fahneuartigen Gestalt; nhd. .Fahne' bed. auch das oberste
li Blatt der Schmettcrlingsblume und die Fasern zu beiden
Seiten des Federkiels; s. auch Fani; doch könnte ,Fan' =
: ,Farn' auch entstellt sein aus diesem. Bed. 7 von der schwan-
kenden Bewegung der Tuch- oder Wetterfahnen oder als
.' einer der syn. Ausdrücke, welche eig. ein Anhängsel be-
, deuten, wie Said, Zojif aAg]. — Das männl. Geschlecht durch-
J gingig auch in der altern Litt. Der Flur. .Fahnen' auch in
I der B» Chronik 1779.
Alper-: Fahne der Alpgenossenschaft in Ndw, jnit
' dem Bilde des li. Wendelin. — Vor-Fänlin. ,Die
' Zunft mit ihren vorfenlinen [sollen auf das Sturrn-
[ läuten sich versammeln].' Bs XVI.
i Fri-: (meist dini.) eig. die Fahne einer Freischaar,
'i meistens aber diese selbst, im Unterschied von dem
'l regelmässigen Bundescontingent. Im März 1499 wur-
j den Freifahnen streng verboten. (JvMUller.) ,l)ie
\ von Eottwyl riclitend euch ain frj'gfendlin uf hie in
, lüser Statt, zugen zum Franzosen.' 1523, HsStockar.
, ,Uf zynstag zoch Jocab Meyger mit 200 knechten mit
1 eim frygen fenly.' Ryff, Bs Chr. .Also täten sich
etlich burger von Basel ouch zuosamen in mcinung,
denen im Loufental zuozuoziechen, Hessen ouch also
hinder ruck myner herren ein fry fenly machen, des-
glych houptlüt und fenrich on myner herren wissen
und willen.' ebd. A. 1582 fragten die Berner, welche
Hülfe, es sei an einer Anzahl Knechte [besoldeter
Kriegsleute] oder an Freifähnchen sie zu erwarten
hätten. Absch. .Diejenigen, so unter die 4 Freifahnen
verordnet sind, sollen mit erforderlichem Krüt und
Lot versehen sein.' Z Mand. 1007. .Freifahnen hiessen
im Verteidigungskriege der Waldstätte gegen die Fran-
zosen a. 1798 solche Banner, unter denen sich allerlei
Volks, so für die gleiche Sache kämpfen wollte, sam-
melte; diese Fahnen waren meistens mit Heiligen-
bildern geziert und mit Inschriften, die den kathol.
Landmann zum Kriege anfeuerten, z.B.: Wer unter
dieser Fahne streitet, hat vollkommene Absolution.'
ZsiHOKKE. Wer damals mit der Freifahne von Schwyz
zog. erwarb laut Beschlu.ss der Landsgemeinde das
Bürgerrecht. — F reif an 1er: die um Neujahr frisch
eingereihten Bekruten. Sie tragen Sträusschen (Frei-
fähnlersträusschen) auf den Hüten Sch.
Gau m -Fänli: Fähnchen, durch welches den .Gäu-
mern', den zum Polizeidienste beorderten Bürgern, die
Reihenfolge angekündigt und sie aufgeboten wurden,
indem wahrscheinlich dgl. den Betrett'enden ins Haus
geschickt wurden, wie noch jetzt in W der Nacht-
wächterspiess ; s. auch Tessle. — Ger-: keilförmiges.
,in'n Geren' geschnittenes Fähnlein. ,Zwei rechte bur-
gunsch syden panner und 2 gerfenlin.' 1474, Bs an Köln.
So hiessen in Bs im XIV.— XVI. die Kriegsfahiien der
Zünfte.
Heide" - F ane" : 1. gewaltiger Rausch Z. —
2. Fluchformel: Potz H.! Du H.! Z. Vgl. Fimc J
und KlilZ-F. — .Heiden-' oft nur abstr. verstärkend.
Hand-: Handtuch; auch ein Teil der Priester-
kleidung. .Zwo stolen, dri hantvann, viervärwig ge-
würket und undenan ein wenig mit berlen.- 1357.
Invent. Königsf. ,Vornen an der Alb [Chorhemd]
legten si [die Priester] köstlich Ermel an für Hand-
i'anen und bunden's mit seidenen Schnüren.' ÄgTschudi.
— Mhd. hant/ane, ahd. hantfanv, mantile. niappa.
Krüz-: nur in der Pluchformel: Potz Chrützfane!
auch: Chrüzfancsticke! Aa. In ' s Chrüz fani s Name!
Zg. Potz Chriizifane und Chriesistei' , d' Buche füere
d' Meitschi hei'"! Suterm.
Chvüiifanc wahrsch. aus .Ohr. und F.', vgl. e für .und'
Sp. 12. 6. also eigentlich von einer Prozession mit K. u. F.
Übrigens wird auch .Kreuz' vor andern WW. abstrakt ver-
stärkend gebraucht.
Lib-: Hauptfalme, s. Gh.. WB. .Der Leibfahne
wurde ausgestreckt und von Seiten des Feindes eine
Capitulation verlangt.' Monatl. Nachr. 1753. — Land-:
ebso. .Den Landlahnen abgeforderet.' Würsiis. 1779.
Verschieden vom .Landespanner', daher (übertr. auf
die Mannschaft) .Lands-Fahne (-Fähnli)' = der er.ste
Auszug.
Milde-: ein Fluch S. Vgl. Heiden-, Krüz-F'. —
Dem aus dem Frz. entlehnten mätdalie (millo de Dien)! nach-
gebildet.
Milzi-: Beteurung S; Z. Vgl. das vorhergehende
und andere Compp. f7)/t?Äi-if»wr7, -Keib). — Markt-:
F.. durch deren Aufstecken man den Beginn dos Marktes
anzeigte. 1085, MRohn.. Heiden.
831
Kau. feil, tiii, fon. tun
Kieii-Fäiili": breitblättri.ires Wollgras, eriopho-
ruiii latifol. Ünw. In Kietern (Sümpfen) wachsend,
mit wolleähnliclien Borsten an den schwebenden Ähr-
chen: daher auch die Syn. Bied- (oder Mos-, Federe-)
Basel; Benseli; Flümli; ChntzU: Baucli (-Gras) : Bü-
seligras; Biedchüz.
Rain-Fane f.: Rainfarn, am Rain wachsende
Stengelpflanze GsVal.
lllid. rehifane, -far(n), ahd. rcini/aiw, tnnacetum, urspr.
als GrcBzzeichen angesehen. Die Ähnlichkeit der Blätter mit
denen des Farnkrautes veranlasste die Umdeutun^ von /'aii
in Farn.
Renn-Filnli: Fahne der Vorhut? Schm. 'J-, 111.
.Sandten die von Zürich 200 Mann auf die Strasse gen
Feldkirch mit der Stadt .Rennfondlin-. 1417. Absch.
.Fünf grosse panner und 22 rennfenli' erbeuten die
SGaller bei Granson. Vad.
Selen-Fanen: Trauerfahne L. .Die Seelenfahnen
der Leiche vorzutragen' ist fakultativ gelassen in der
Begräbnissordnung für die Stadt Luzern 1818.
Dunners-. ,Die christenlichen Soldaten underdem
sogenenneten Donnersfahnen (Donner- und Blitz-F.).'
JMüLL. 1666; 1673.
Auf das Gebet der Christen im römischen Heere unter
Marcus Antoninus fiel auf dieses ein erquickender Kegen, auf
die Feinde aber Donner und Blitz; von da an trug die Fahije
der christlichen Abteilung obigen Namen.
Türken- Türggefän(e)U : die männlichen Ri.sj]en
am blühenden Türyyen, d. i. Mais. S. Fane G. —
Wetter-: wie nhd. allg. Bildlich: es Wetttrfändli.
Mensch von unstätem Charakter W; s. Fane 5. —
Uszug-: ehemals die (2) Infanteriekompagnien der
Stadt SGall. Miliz, zum Unterschiede von der Grena-
dierkompagnie. — Zehenden-Fändli": Fähnchen
eines Zehendens (Bezirks) in W.
fanen ume-fäne: müssig herumgehen, etwa mit
der Absicht, sich sehen zu lassen Ndw. — fänlen
fändJe L; Sonw; Ndw, fänele Gl: 1. die Fahne, ein
Fähnchen schwingen Gl; Scuw; Ndw. Mid-eme Fazze-
netli f., ein Nastuch schwingen Schw; Syn. schwelen.
-- 2. = fanen L; UwE. Das StadtmUh fändlet dick
[häufig] CO Hiis. Ineichen 18.59. Da mach es nieders
Tschudi [jede Dirne] d' Flangge u"' fänli dcsume
[herum] tvie e Narr. Gotth. Syn. ume-fänderen. Über-
tragen: unstät sein; den Mantel nach dem Winde
drehen, die politische Partei wechseln L. — fänline":
die Fähnrichstelle besetzen W. — Vgl. die Pluiall'urm
des Mimin. Fäullni.
Fani n. : Ackermohn, Korn-, Klatschrose, papaver
Rhoßas BHa. — Die purpurrote Blume auf hohem Stengel
uiilten aus der einfarbigen Saat wie eine Fahne sich erhebend.
Fänner .Venner- Bf, Fänder (I) W, Fänrrrch
ZKn., FänderechT'H, Fändfejri Ap; Gl; Uw. F^nderi
ScHW; Z — m. : 1. Fähn(d)rich, Fahnenträger, allg.
,l)es Fendrychs Eid: der Fenner soll dem Fendli.
so im befolhen ist, wai'ten, ouch das in gefechten
ortenbar und ufrecht halten.- Z Kriegsordin. 1531.
Erste, zireite Fändri, die beiden obersten Würden-
träger bei der Obw Alplergenossenschaft, von denen
der erstere den Festprediger an der Älplerkirchweih
mit einem Käse zu beschenken hat. — 2. .Venner',
in B seit 1295 das militärische Haupt eines der vier
Stadt(iuartierc d.T llaui.tstadt ; im \V1. auch Beirat
der Regierung in militärischen Angelegenheiten. ,Über
die Sachen der Mannschaft, über Steuer, Vormund-
schaften und Erbrechte wurde nachmals ein V. ver-
ordnet.' JvMf'LL. ,So einer wandelbar guet uf die
almend tribe und ime das von den venneren wurd
geboten, darab zu tryben . . .• 1535, Thi-n. .Welcher
begert. in der herschaft Mülenen landmann zu werden,
der soll das bringen an den tschachtlanen, den v. und
die landlüt' 1469. B. ,Der als V. der Obrigkeit Rechte
wider die Herrschaftsherren zu verteidigen über sich
genommen hatte.' Laupfer, Schweizergesch. — 3. in
W der (militärische) Vorsteher eines Zehntens (Be-
zirks). — 4. Venner, Name einer Kuh (die den andern
vorangeht?) B. — 5. Fänder, Gehülfe des Kuhhirten
auf der Alp GRPr. Syn. Statter.
Mhd. fcnre. Jener, aus ahd. /nnari'. fän(:l)rich hicTon ab-
geleitet, entw. nach Anal, der Namen auf -rieh (z. B. Fridcruk,
, Enterich'), also für 'Fän(d)cr-rich, oder mit -i'cA (vgl. .Gänser-
ich'), das aber jedenfalls von der Gelehrtheit des XVI. XV!I.
als .Fänd-rich' verstanden (s. o. HBull. u. .Fendreich.' JJHott.
1666); jenes -ich später durch Abschleifung mit der Endung
-i der Nomina agentis vermengt. Kürze des Voc. ist tw.
bewahrt neben und trotz der Ausspr. Fane, Fämlli. — , Fän-
derich.' VFrider. 1619. ,Fendrich.' HsKdLav. 1644. — Durch
zwischengeschobeues d erleichtert die Volksspr. sich den Über-
gang von 11 zu den (homorganen) Liquiden (vgl. hndli. ähnlich).
— 5. vergleicht das Verhältniss des GehUlfen zum Ober-
birten mit demjenigen des Fähnrichs zum Befehlshaber. (Oder
soll mau für 5 ein eigenes W. anuehnieu, eine Ableitung
von Jand, Ptc. zu ,fahen', also /'. der, welcher die Kiilic
zum Melken usw. herbeiholt ':")
Vor-: Adjutant des eig. Fähnrichs. Af XVII. ,Das
Amt des Vorfendrichs ist. dem Fendrich das Fendleni
im marchieren nachzutragen, doch nicht für [vor] den
Feind; er soll auch die Gefreiten connnandieren. die
Kranken besorgen, [die Gestorbenen] bestatten lassen.-
HsKdLaV. 1644. - Vgl. Xehend-F.
Fetze''-Fänder: der zerlumpt einhergeht BIta.
— f6tze°-fänderisch: zerlumpt ZBül.
Herunterhangende Lappen werden mit Fahnen verglichen.
so z. B. der Zipfel des Hemdes, welcher kleinen Knaben aus
dem hintern Hosenschlitz etwa hervorguckt.
Lands-Fänd(e)ri Ar; Gl; Uw, .-Venner' in
ä. Spr.: urspr. der Träger der Landesfahne in Feld-
zügen, verschieden von Panner-Herr, -3Ieister (s. d.
u. Land fane); im Laufe des XVI. mehr oder weniger
in ein politisches .\mt übergehend. So in BSa. .Land-
venner' im XVII.. XVIII. der Vorsteher der Laml-
schaft, der Archiv und Siegel verwahrt, die Oberauf-
sicht über den öffentlichen Schatz führt, der erste
Urteilsprecher. — Nebe"t- Fänder. Einen solchen
neben dem eig. ,Sennen-F.' gibt es in der Sennen-
bruderschaft Schwyz. — , Drittel- Fender' : ilcr
Fähnrich eines ,Drittels', d. i. der Unterabteilung eines
Zehntens W XVIII. — Zeh(e)nden-: der F. eines
der 7 Zehnten des Kt. W, XVIII.. nicht so hohen
Ranges als der ,Pannerherr'.
fänd(e)re": 1. die Stelle eines Fähnrichs neu be-
setzen W; daselbst auch als Kinderspiel. — 2. (auch
ume-f. und in äim. Xh\. fändcrle Aa; Bs; B) herum-
streifen, vagieren; bloss zum Vergnügen reisen 1!
ö. u. wO.; Gl; GG. Die Ziegen fähndern im Herb.st.
— „Fänderli m.: Mensch, welcher umherreist, an-
statt bei seiner Arbeit zu bleiben."
Da der .Fänder' im Kinderspiele der Fangende ist. so
scheint das Vb. in dieser .\uwendung zu Fiind,r II zu gehören.
833
Fan. IVii. v«ii. tili. lun. luii
834
Fanil s. FeniUc. Fiuii.s, Fonis .s. Fahctifi
Sp. 723.
Faniing f.: Fang. Das SciiwKüsn. LB. 17G9 ver-
biftot. eine gewisse Art von Netz anzuwenden ,in
Fahnung der kleinen Fischen'. — Unrichtig von der
hifiiiitivforiii ,fän' statt von dem Stamme ,fah' gebildet.
fänrie s. an-fahend Sp. 718. Panisch s. Fennich.
Kenn I. ,Fänn: hündin. bretkin, hundsbraut.' Fris.;
Mai,. — Mist-: eig. auf dein Misthaufen gelagerte
HüuJin, viell. mit dem Übeln Nebenbegrift", zu welchem
die Zss. mit ,Mist' Veranlassung gibt. ,Du tuost glj'ch
wie die bösen mistfennen, die bellend alle menschen.
' ouch die friind an, mögend inen doch nüts angewünnen.'
ZwiNGLl 1527. — Viell. aus dem lat. ,(canis) femiua'; ddch
s. Gr., WB. 3, 1.51S.
Fenn II (Fjeiie m. u. f. Gi.): Sumjjfland Gl (Schind-
1 ler). ,Ven, venne, weid: ijalustre pascuum, palus.'
I Red. 16(j2.
Wahrsch. nur nocb als Eigenu. erhalten, so .im GTänn'
|. ZDüb. = ,in venne.' 1287; ,Gefend.' .lahrzoitb. Eglisau.
G'/äng n.. sumpfiger Wald in ZZoll., Fannewls ebd. Mhd.
twine n., ahd./ciinn, /omi f., Sumpf. — Der Z Geschlechtsn.
- .Fenner' eher hieher gehörig als zu , Tenner' (Fähnrich).
Venedig in seinem alten Glänze schimmert noch
innner in der Phantasie des Volkes nach, 's isch uf-
drait [aufgetragen] ivorde so hrächtuj, wie z' V. im
I roten Oxe. LSieber. Hätt er de" Zoll avi Bhi/" Und
war V. sy", 's müesst Alls rerhmpet sy". Sulger.
! Vom Stolzen sagt man : Es u-ur'' Ein'n, meine", er icär
; ^ V. am Gatter (j'sy [der blosse Blick durch das Tor
5 lU V. genügt, ihn aufzublähen], ebd. ,Zum V.' Name
i eines Hauses in Basel, ,'s Venedigli' Z, Name eines von
' einem i. J. 1740 gestifteten Vereine junger Zürcher,
die sich in Italien, namentlich in der venezianischen
; Stadt Brescia, aufgehalten hatten, erbauten und rings
I mit Wassergräben umzogenen Klubhauses vor der
Stadt.
\ Venediger: Venetianer. 1. eine venetianische
Münze. A. 1487 wurde 1 V., der sonst 5 Schilling
galt, zu 20 Angster gewertet. Absch. ,Die nüwen
toppel V., so bissher lü ß gölten band, haben an der
march an fyneni silber 15 lot und 4 gran.' Münz-
; probe von 1503, Absch. — 2. Volkssagen, welche bis
' nach Süd- und Mitteldeutschland reichen, erzählen
von sog. V. (in Deutschland auch , Walchen' oder
, Walen', Welsche, in Ostreich , Venesleute' genannt)
I als Bergleuten, Schatzgräbern, Metallarbeitern, die
in geheimnissvoller Weise das Gebirge nach Gold
durchsuchen und dann wieder verschwinden, nachdem
sie Einheimische als Führer benutzt und reichlich
belohnt haben. Auch Zauberkünste, Heil- u. Wetter-
kunde und Weissagung werden ihnen gelegentlich zu-
I geschrieben. Schweizer, welche später zufällig einmal
nach Venedig kommen, finden dort ihre alten Bekann-
; ten als reiche Goldschmiede od. Juweliere und werden
: von ihnen durch einen Zauberschlag in ihre Heimat
, zurückversetzt. S. Lütolf, Sagen öS. 508 tt. ; Osenbr.,
1 N. kulturhist. Bilder 2, 12 f. In ihrem Wesen haben
;, sie, abgesehen von der Gestalt, Manches mit den Zwer-
j gen (Erdmännchen) gemein und es scheint, dass sich
Erinnerungen an tatsächliche Reisen venetianischer
Geschäftsleute in die Alpen und an Eeisen schwei-
! zerischer Pilger (nach dem h. Lande) und SRldner nach
Schweiz. Idiutikoii I. 6.
Venedig mit Zwergen-sagen vermischt haben. In GA'
heissen V. Tausendkünstler, dgh als fahrende Quack-
salber, Kräuterhändler, Klcinkrämer aus Italien ka-
men und noch jetzt mit scheuer Ehrfurcht genannt
werden; vgl. Veneziarwr. Näheres u. Weiteres s. ,111.
Schweiz' 1873, 182—184; 192—196; 283—284. Vad. I
224 erwähnt die V. als südliche Nachbarn der slavi-
schen Winden (Veneti) im Gebirge von Forviuli (Friaul)
und um Laibach (Krain).
veni'disch: 1. venetianisch. ,V. Supplic soll Gift
bedeuten. AHaffner, Chron. (suppliciumV nicht suppli-
catio?) ,Wiewol der Herzog um Absolution gebeten,
soll er jedoch [nicht?] ohne ein venedische S. hin-
gelassen svn, auch jez in schwerer Krankheit liggen.'
1572. WiNT. Chr. — 2. venerisch (wohl absichtlich
euphemistisch aus diesem entstellt) Ostschweiz.
Venen s. i^echnen Sp. 652. Venner s. Fänner
Sp. 831.
Venezianer ra. : I.Krämer aus dem Friaul u. d. E.,
welche mit Spezereien hausierten, die sie in hohen
hölzernen Kasten auf dem Rücken trugen. So noch
in den Dreissigerjahren Z -j-. Syn. Yenediger; Ma-
terialist. — 2. Apfelsorte Th.
Veni(e) f.: Geberde inbrünstigen Gebetes, Kniefall.
,Sy fiel au ir strak veni.' Anf. XV., Ita-Leh. Ausge-
spannte Arme : ,Mit schwebender Venien.' Grosses
Bett 1511. — Mhd. vaije, fussfälliges Gebet; aus lat. venia,
Gnade. — S. noch mlvaveni.
Fennicli AABb., Pfenncch ebd., Fench Aa; B;
GW., Pfench (Ddrh.), Feroh ZW., Pech AAEhr.,
Feich fVi; AaSIus; LRigi; Schw; Z. — 2) Fenisch
ScHwMa., Fensch LE. — in.: 1. Hühnerhirse, pani-
cum crus galli L; ScHwMa. ,Ain muoss von ryss,
fenk oder sust [ohne solche Zutaten] von milch ge-
kochet.' G Stiftsarch. ,Lynsat, hirs, fenk, linsi.' ebd.
,Ain müesli von fench oder hirs.' G Küchenordn. 1495.
,Liess ime das straw, hirs, fenck und räben [weisse
Rüben] an syn arbeit [zum Lohne].' L 16'23. ,5 jurten
an hirs, fenchen, honen [etc.].' L 1627. Vormals, vor
der Verbreitung des Kaffees, neben der gemeinen
Hirse als Nahrungsmittel in Breiform viel verwendet;
s. F.-Stampf. ,Veich' im Jährl. Hausrat 1767 unter
den allgemeinen Produkten der Grafschaft Kyburg auf-
gezählt. Nach ihm sind viele Örtlichkeiten benannt,
z.B. Feichrüti Z, ,Fenichlanda', jetzt Fällande" Z;
Feichriede" Aa, d' Fenchere B Kappelen (eig. Land-
strich, wo F. gepflanzt wird). Jetzt liefert unsere
Pflanze nur noch Vogelfutter. — 2. gemeine Hirse,
panicum miliaceum AAEhr.; GW. S. Ferch- Pappe.
— 3. gemeiner Fenchel, fceniculum off. Aa It H. —
4. tcilde F., wilde Hirse, panic. viride (Durh.).
Mhd. phenich, ven(i)ch, regelrecht verschoben aus dem
lat. W. ; in den Formen 2) ist die lat. Endung (-ic-) durch
die entsprechende deutsche (-itch) ersetzt; bei Tabern. 1664
im Texte , Fench, Penich [so!]', im Register , Fensch.' Wegen
Feifh s. Fromm. Zeitschr. VII 335. — Die Widersprüche in
den Angaben von Namensformen und Bedeutung betreffend
eine fast nur noch im Gedächtniss alter Leute lebende Pflanze
und Kultur sind begreiflich, aber um so weniger beachtenswert.
Auch schon Dasyp., Fris., Mal. vermengen panicum, das sie
mit , fench, heidel. butzweisse' übersetzen, mit polygonum
fagopyrum. — S. auch futsch.
Misti-Feich: eine Art von F. 1, welcher die
Nähe der Düngerhaufen liebt Schw.
835
Fan. feil, flu, fiin. fiiii
8156
Fenigrek l'Unif/re Z: ein Arzneimittel, die Erbsen
des Bockshornklees, trigonella tVenuni gra'cum. .Et-
liche gebend inen [den Fasanen] 5 oder ö tag fenigreck.
damit sy die purgierend.' Yogelb. 1557. ,Erbs, f. und
körn.' ebd. als Taubenfutter erwähnt. .Silicia, herba;
man nennt es teutsch Fcenogrecum.' Fris. — Aus dem
Lat. nntlehiit.
Fenille GuHe.. Pfei/ilc (Pr.), „FaiiiUe'\ Fa-
unlla (Chur). PfanilUi (Mal.), PfniHa (JO.. oRh.
— f., Fanll n. GkD., Pfnill m. GSax: 1. der neben
dem Stalle (zwischen diesem und der Tenne oder in
besonderm Anbau) befindliche, gewöhnlich vertiefte
Eaum für das Heu. das zunächst zur Verfütternng
kommt, oder für Streue Gr. .Dieses Heu muss wohl
getrocknet und auf einem luftigen Heuboden, nicht
aber in Fanüllen (Fönillen) aufbewahrt wei'deii.' Gr
Samml. 1779. In GO. ein an die Scheune angelehnter
Bretterverschlag z. Aushülfe. — 2. übertr. a) Pfnilla,
verächtliche Bezeichnung eines ärmlichen und bau-
fälligen Gebäudes GO.. Rh. — b) korinilenter, derb
gebauter Mensch, Pfnill vom männl.. Pfnilla vom
weibl. Geschlechte GG., W.
Ans churw. /(i«i7i m./n., dies aus \aX. Joniilr. u. S. auch
Find; P/iidler u. d. folg. Vgl. auch Legi. — Bed. 2 h beruht
auf der Yergleichuug der vorragenden Körperteile mit dem
Scheunenanbau. — Vgl. der ober und der under Fiin, Namen
für die beiden symmetrisch gebauten und placierten, ge-
mauerten Ükonomiegebände am Fusse des Klosterhügels zu
Muri, viell. abgek. aus lat. /o«niV<, wenn nicht /oe» um, Heu,
selbst.
Fenissa f. = Fenille l Gr (Klotz).
Auch-Fein s. Änl'en-Feim.
ge-fcint. ,Ein Paar gfeint Ring, die man braucht,
wenn man Pfyl [Pfähle] schlägt zum Stegen [Brücken-
bau].' ea 1650, Invent. Glattp.
Bucherdeutsch gewendete Form für .g'fynt'. fein gemacht':*
Eher von '.feinen' ^/ee'cn, also = durch Zauber fester gemacht.
fln /■» Ap; BsStdt: Gl; GA.. oRh.. sonst ßn {fe'in
GnSchanf.; UwE.) - neutr. flu GRSchud. ; W:
I. Adj. (resp. Adv.) 1. dünn, von Faden. Garn; syn.
rein; vgl. auch f in -her und das Adv. Auch von
einem Baum oder Menschen BG. Von der Stimme:
hoch. F fine Ton BG. F. singe, die obere, erste
Stimme, bei mehrstimmigem Gesang (Sopran oder
Tenor) GA.; doch auch: mit gebildeter Stimme, im
Gegs. zu naturwüchsigem Volksgesang; 's sl" Städter
da, die sinye f. F. Vgl. 5. — 2. lauter, von reinem
Metallgehalt der Münzen. .Verzeichnung ihres Halts
an Fin', von Münzen in den welschen Vogteien. 1587,
Absch. Bezüglich der Kreuzer wird Nichts abgeändert,
.weder Ringerung am Fin der Mark noch Mehrung der
Stucken an derselben.' 1590, ebd. ,Die mark dicken
[hat] einlif lot am fyn und 36 stuck an der ufzal.' Z
Mand. 1622. — 3. trefflich. ,Wylen die Gemeind
ein fyne Nutzung von dem Mooss [Allmend] hat'
1617, B. Scharf, genau, vom Schiessen: ,Und was
[war] das finnist schiessen zuo den, die die leiter uft'
stigend in turn.' Edlib. — 4. schön, von Natur-
erscheinungen und menschlicher Gestalt, 's ist Alles
safer, fin u rar B (Liecrti), von dem landschaftlichen
Charakter der Gegend. Vom Wetter: freundlich, an-
genehm GrD. Vgl. noch fln-her. Auch i. S. v. gross,
ganz: e fine Wusch schnlen BKander. Gesund, ge-
nesen. Er ist vider alle fme, ganz wohl BHa. —
5. gebildet, sittsam, artig im Benehmen; Syn.
frein. Ds Land lern mn Städtcre 's Fine! F. En
hiibschi, fini Meitja GrD. Er ist nit dr feinst, un-
gezogen, ohne Zartgefühl S. We" d' nit fina bist,
so bechiinnst Chldpf [Schläge] GRPr. Kinder, wenn
der [ihr] fi sl", so hemmen-er Eppis über [bekoumit
ihr Etwas] Bs. Auch: wacker, rechtschaffen. E fine
Ma"' FS. — 6. leutselig, umgänglich, freundlich,
liebenswürdig, gutmütig B; FS.; Gr; Syn. herz-fin,
frein, yemein. E grusig [überaus] fine Her GrD. —
7. gewogen. Er ist 'ra [ihr] fis. Si-nier fis! W.
Vgl. .Minne, werde mir noch fin.' Hadl. — 8. still,
zufrieden. Bis fl! sei fromm, halte dich wohl, gib
dich zufrieden Bs (Spreng). — 9. fromm, aber meist
i. S. V. frömmlerisch. Die Fine" heissen Pietisten,
.Stündler' Gr; GRh.; Syn. gefint. — 10. klug, ge-
scheid, listig, durchtrieben Gr; Z. Es ist Keine so f.,
er findt no e Finere. Ixeichen. — IL Adv. in abstr.
S. mit verstärkender Bed., vor Adj. und Verben; oft
aber nur, um der ganzen Rede oder einem Teil der-
selben einen leisen Nachdruck zu geben; kaum durch
ein einzelnes anderes W. zu übersetzen, etwa i. S. v.
recht, sehr, ziemlich, wohl, fast, geradezu, ganz, gar,
wirklich; zuweilen mit einem von diesen verbunden;
auch i. S, V. ,doch' zum Ausdruck der Verwunderung;
Syn. fri, gad, nauice, nadisch, geuiiss. Besonders be-
liebt in BO., selten auch in .Ap u. W; und zwar vor-
wiegend apokop. (/(, in BU. ländl. fe'i) ausser vor dem
unbest, Art., z. T. auch mit f. S. noch fiz. a) vor
Adj. (Adv.). Fl eil, schön udgl. Ap. üliüm da^s si (i
wol [so recht] entschlafe sitid W. Er ist f. erstig [emsig]
g'gange BM. Fei triirig BE. Ein e chll, ziemlich viel
BO. Fi (irdcli, ebenso BBe. Fi chll Öppis, ebenso B.
P'i Nilt, ganz und gar Nichts B. Du sollt fi z' tfisifi
Male DanJc ha! B. Druf g'schaut der Her en a" fij
streng BHk. TJ"^ hed-ne fy wiest [stark] 'packt bim
Chragen u g'schrfien fy as wie ne Leu. SLiechti.
.Damit er fein gnug für uns leide und sein leiden
gnug sei uns zu erlösen.' FWyss 1650. .Doch stund
man noch in grossen Schmerzen, betrachts, mein Christ,
fein recht von Herzen.' Vilm. Schlachtlied 1656. ,Den
Katechismus mit Fragen und Antworten fyn verständig
machen.' JJBreit. ,Rys [Reisig] darzetten fyn dick
wie strau,' Arzneib. Zollik. 1710. Vor ,ein': fei [fln
BSi.) es grosses Hüs B. Vor ,der' beim Superl.: er
ist nid fi der g'schldst B. Vor .ein' allein i. S. v.
Sp. 271: du bist fi Ine! ein Wunderlicher BSi. Auch
vor Subst.. welche einen adj. Begritt' (gross, schön,
wunderbar) mit enthalten od. hinzugedacht verlangen.
F. en Ornig, eine saubere Ordnung! (iron.) BRi. Fin
e Schutz (BHa.), es CherK (BBe.), es Pastli (BHk.).
eine ziemliche Weile. Ein es Dingeli, e Wetz, e BU:.
ein ziemliches (.schönes') Stück BBe.. Hk. Das ist f.
e Ma""! ein ausserordentlicher, nicht zu beschreilien
BSi. Er hat fi a Tross [eine schwere Last] z' trägii'
W. Ja, gege die [im Vergleich mit diesen] ist üse
Benz fei umme [nur] so-n-e Tscholi [einfältig] B. Das
sl" fin Tiitschega [Prachtexemplare von Kartoti'eln]
BRi. — b) absol.. bei Verben. Du hä.it fi [ganz]
Becht B (Ztro). Du machst-mer fei Angst B. Isch
es nit fei e Schang? eine rechte oder geradezu eine
Schande BE. 3läck fi wie d' will [du willst] B. Er
ist umg'falla und liet f.< Loch i Vhopf g'sehlaga, dass
ds Blnc.t fei so ist cho z' zuhala [heraus i(uellcn] SBelpb.
Die Oiige" hei" Eim fei eso a'blitzel. MWalhex. 's het
837
Fan. IVii, flu, tun. l'mi
838
Eim fei g'yrüKet. .SLiechti. Jl//" ist fy wider s'uvy
iivrde". ebd. Me sott fei gloube, man möchte fast
meinen B. Dräit-si''' fy z' rinysedum. GJKuhn 1800.
Die Frucht [Getreiile] fallt ja fei um. B Landw.
Wüchenbl. 1817. Mit Negation: Bass viu fyn g'rad
nimma tveiss, wa Eim dr Grind steit BGr. Me" cha''"-se
[sie] fei nit me la gä". JEWyss j. Das ist schön g'si,
me" chtt" fi niit säge tcie BSi. Pleonast. : Seiti er 's
im fi doch grad tise! B.
Mild, i'm, nur i. S. v. fein, seliiin. Die Diphthongierung
des streng-alamann. « ist in Jeiu .fein' der nördl. MAA. nur
gelegentlich und dann der Emphase, mit welcher das W.
gesprochen wird, und der Anlehnung .in die Bücherspr. bei-
zumessen; in fei (B) dagegen ist der Toc. irrtümlich (wohl
durch die Analogie yon fri : frei veranlasst) als Auslaut he-
handelt. Es fr.igt sich ja überh.. ob nicht das abstr. Adv.
aus dem syn. fri resp. frei entstanden oder wenigstens mit
ihm tw. zsgeftossen sei. Übrigens kommt dieser Gebrauch
von ,fein', nur nicht so ausgedehnt und vielseitig wie in BO.,
auch in andern deutschen MAA. vor. — ^ Bei /. sinye ist /.
adj. aufzufassen, vgl. frz. .parier bas, chanter fau.\.' — 7. Die
Form fiK erklärt sich aus der grossen Vorliehe der W MA.
fflr das sächl. Geschlecht.
herz-: gut, liebenswürdig GRChur.
iinelen: ein wenig fein sein oder werden; Fein-
heit affektieren ßs; s. Fineli (Finerli). — finelig:
zart, fein, z. B. v. Zeug ßs. Vg]. fimelig. — Finelle f.:
verzärteltes, eitles Mädchen; auch: Feinschmeckerin;
„FineUeli n., zuckersüsses, feine.^ Mädchen- S. Üs
g' falle" die Finelle und Trdih ilspiliinzli i dr Stadt nit.
JHoFST. 1865. Finelle und Wcspig' stalte", ebd. —
finen: fein werden, allg. Das Ptc. als Adj. ,Die
gfynten und die den namen haben wollen, sy sygind
nur fromm.' 1633, JBreit. Vgl. flu 9.
Finerli, Fineli n.: „Geschöpfchen v. schmäch-
tigem Körperbau Vw; Zg." Fein tuendes Mädchen
Aa. De Ma"" ist au'''' keis Fineli Z. — Von einem Freq.
u. Dim. ftnerlen neben dem einfachen Dim. finelen, s. d.
Finesse f.: Tücke, Li.st, Verschlagenheit; Ränke
Aa; GW.; Eigenheiten ZKn. (auch 2^mi'sse). — fines-
sisch AäZc!., finessig Bs: tückisch, listig. In Bs
auch Finess m.: listiger, pfiffiger Mensch = Fino. —
Finetti, -ettli: beliebter Name für kleine Hunde
L; S; Z. — Aus dem Ital. — Fini I f.: Feinheit ßs;
Gr; Z. — Fino m. : 1. Hundename S; Z. — 2. Schlau-
kopf Bs; S; Z. — Zunächst in Bcd. 1 aus dem Ital.. dann
i. S. des deutschen fin umgedeutet.
Finale, Final n.: Schaugefecht, mit welchem je im
Anfange des Herbstes die militärischen Übungen der
Z .Pförtner' (s. d.) für das betr. .Jahr abgeschlossen
wurden. XVIII.
Finanz f.: (meist PI.) List. Kunstgriff, Kniff, Be-
trug, bes. zum Zweck von Geldgewinn. ,Die Eiteren
stecktend voll falscher finanzen wider Susannah.' 1531,
Susanna, = falschen betrugs.' 1667. ,Mit fynanz und
argem list.' Birk 1535. ,Es [schlauer Gewinn] ist die
vinanz uf unsenn orden', sagt eine feile Dirne, also:
Mittel zu Geldgewinn. Salat 1537. ,Diese Äusserungen
haben ihm den Verdacht erweckt, es sei auf eine F.
abgesehen.' 1531, Strickl. , Liste und finanzen der
wuocherer.' HBfll. 1597. ,Was gwalt nit vermocht,
bracht der venanz zuo W(;gen.' Kessl. ,Pfäfers sei
durch arglistig vinanz und pratik von StGallen im
[dem Bistum Chur] entzogen worden.' Vad. ,Solertia.
geseheidigkeit oder f.' Fris. .Dolus malus, böse f..
ein arglister betrug.- Fris.; Mal. .Unbilliche Pacton,
List und Finanzen.' 1600, L. ,Wir haben alles Spilen.
es sye mit Karten. Würflen. Keiglen und ander der-
glychen finanzen verbotten.' B Mand. 16'28. ,Da man
im auszahlen allerlei gsuch, finanzen u. vörtel braucht.'
FWvss 1650.
Mhd. finamie, fiminze, f., unredliches Geldgeschäft, mlat.
ßimiilin, ital. ßnanza, frz. Jinance. urspr. = Zahlung.
Finanzeri f.: Gelderpressung, wesentlich = , Fi-
nanz.' .Was für grosse F., Bcschiss und Trug' mit
diesem Geld geübt werde. 1615, Absch. .Hienebenil
vil Finanzerei, Geltwechsel, Wuocher, Schinderei!'
Denzl. Zeichen 1631. .Sich vor vorteiligen Gesuchen,
Griffen und Finanzeroien hüten.' Z Mand. 1650. , Wider
den Zwang, Financery, Und auch des Adels Tyranny.'
Weissenb. 1701. — finanzieren: .Finanzen' anwen-
den, die Wahrheit verdrehen. ,Diescrii zuwider habe
Hr. v. D. lang remarkiert oder, wie er [sein Gegner]
sagte, financiert.' Frickart 1470.
flnäglen fim-iß-, /»„yc.- (tr.) Einen mit feiner List
betrügen ZStdt f.
Die Unsicherheit der Erinnerung an die Ausspr. macht
es schwierig, sich über die Abi., ob von eglea (Sp. 1.51 ff.
und vgl. unegkn, kuoneglen, horniglen, welche ebenf. doppelt
zerlegt werden können) oder von ,Nagel' (also eigentlich mit
Nägeln fein oder mit feinen Nägeln beschlagen) oder oh von
frz. .vinaigre', Essig (mit Beziehung auf das behutsame Be-
giessen des Salates) usw.. zu entscheiden.
Vinehönli, Vinenönli s. ]'i(ile II (Sp. 633).
Finel BFruttigtal m. (n., Adelb. It Zyro), Fimel
BSi.; FJ. (i) m., ..Fimele f. BGast." : 1. kleiner, leicht
gebauter Schoppen auf den entlegenen Bergen oder
auf Mooren, dort zur Versorgung des Heues, hier zur
Aufbewahrung der Streue BwO. ; FJ. .Von der Vor-
schrift, alle Gebäude mit Ziegeln einzudecken, sind
au.sgenommen alle Senn- und Melkhütten. Käsespeicher
und Gaden auf den Allmenden, Bergen und Vorweiden,
so wie auch die kleinen Moos- und Bergscheuerlein
(Finel).' B Verordn. 1828. .Eine Weide mit Stäffelein
und Heuflhnel.' B Amtsbl. 1882. — 2. „einzeln ste-
hende Alphütte auf Vorweiden B (seltener]." St.''
Syn. Weidgemach. .Fimele, Ziegenhütte BGast."
Aus dem gleichbed. /cmV» des angrenzenden Waadtlandes
(.Vingelz', Name des B Dorfes am Bielersee, der Heimat des
Minnesängers Rud. v. Neuenbürg, genannt ,der Penis') und
dieses = nfrz. finil (lat. focnile) mit auf die Stammsilbe
zurückgezogenem Accente, wogegen die Gr bezw. 6 Formen
(s. u. Fcnillc Sp. 8.35) die rom. Betonung beibehalten haben,
womit die ungleiche Behandlung der A'oc. nach Qualität und
Quantität zshängt und sich leicht erklärt. Das Geschl.. wo
es weibl. gewendet ist, richtet sich nach dem Oberbegriff
.Hütte" oder .Schür (Scheune)'.
Finne" Pfinne f.: 1. Finne, Pustel auf der Haut.
S. Bhiet-F. ,So derselben [Sau] eine pfinnen uft' der
Zungen wirf, soll dem säugeschauwer dieselbe heim-
fallen.' WiNTERTH. Stdtb. — 2. Würmchen im Fleisch
in (iestalt runder, weisser Körnchen. .Finnen oder
Pf- [PI.], eine niclit seltene Krankheit der Kühe.'
Steinh. 1802 (GRh.). Die Perlsucht beim Rindvieh
GrD. ,Und ist die Zeit, dass Einer währ stahn [gut
stehen] muss, was die Pfinen antrifft, 1 Jahr und
3 Tag.' LB. Gk VDörf. ,So ein Rind inwendig Fülina
[faule Stellen] hätte, es wäre an der Lunken oder
Lebren oder anderstwo, und darum das Rind umge-
fallen [krepiert] wäre und doch nit die lauter [nicht
83Ö
Fan, loa, fiii. foii. von. tun
840
geradezu] Pfinna erfunden wurden, so soll ein Vergleich
geschehen.' LB. GRKlost. Auch im Fisch: ,Hart [kaum]
ein egli gefunden wird, welches [dessen] leber nit
etliche pfynle hab.' Fischb. 1563. ,Nach dem Leich
werden die Treuschen schädlich geachtet, dann et-
lichen ihre Leberen voller Plinnen wachsend.' HsEEsch.
1692. — Bluet-. ,Die Bluttiunen oder die Blutge-
schwär, so man Carfunkel nämbt.' Abzneib. Zollik.
1710. — Mhd. lißnne, vinne 1) Nagel. Pflock, 2) Fäulniss.
finnig Aa; Gl; L; S; Z, pf- .\p; Gr: 1. mit der
Finnenkrankheit behaftet Aa; Ap; Gl; Gr; L; S; Z.
.Das man pinniges [so!] fleisch nit soll under das bergin
[Schweinefleisch] henken.' L ä. Eatsb. ,Die raetzger
sollen kein unsuber finnig oder sunst presthaftigs
veech verkoufen, allein finnigs schweinfleisch vor-
behalten, das mag man uf dem finbank vor der metzg
verkaufen.' 1543. B (It Kitbin). ,Es werdend die seuwen
pf., so ein gattung i.st des aussatzes.' Tierb. 1563.
,Wann darnach das s. h. Haupt Vieh pf. fiele, so soll
es der Käufer an ihme selbsten haben. Wann aber
ein Stuck Vieh böser dann pf. wäre oder gar faul
fiele, so muoss es der Verkäufer an ihme selbsten
haben.' LB. ApL 1585/18'28. ,So die Schwyn f. ge-
fallend.' L ä. Stadtr. Die Redaktion von 1705/85 unter-
scheidet bei den sog. Hauptmängeln des Rindviehes
,finig' von ,faul'. , Wurde das Schwein auf der Zungen
sauber und in dem Fleisch darnach pflnig erfunden . . .'
ebd. Übh. (von Naturerzeugnissen) fehlerhaft, krank-
haft, faul, giftig, stinkend L, Das Kinderlied: Hinder
myner Schwigeri" Hüs Schlot e finnif/e Nussbaum üs; eh
(wenn) de' N. Birli trait, träg-ech um mg Schwigeri Leid
(Rolhh.) kann den innerlich faulen Stamm, von dem
eben so wenig ein .\usschlagen als von einem Nuss-
baura übh. Birnen zu erwarten sind, oder sein mit
krankhaften Rostflecken angestecktes Laub meinen. —
2. übertr. , vom Cliarakter, verdächtig, pertid, be-
trügerisch Gl; L; Z. Wenn die Halbe von üserer
Partg f. sind, so häm-mer 's denn frtli cerspilt. Gl
Volksgespr. 18'24. — fül-pfinnig: an der Lunge mit
Fäulniss angesteckt (v. Rindvieh) Ap It Steinm. 1804.
— Pfinnigung: Finnenkrankheit. .Was hineinwärts
über die Bergen verkauft wurde, das solle kein Ver-
käufer der Pfinnigung halber zu währen schuldig sein.'
Ges. Gr OBund 1827.
Finester m.: spanische Wicke, lathyrus oder. ApK.
Aus ,Fimster' wegen desseu lautlicher Unbequemlichkeit
erleichtert und dieses, welches eig. den Erdrauch, funiaria
offtc, bedeutet, wegen der Ähnlichkeit der Blüten auf obige
Pflanze übertragen.
Finett(l)i s. u. /"in.
Fini II n.: weibl. Taufn., Josephine, in dim. S. Bs.
Viniönli, Vinö(n)li s. Viole II (Sp. 633).
Rose°-Pinirk s. Jericho. Fino s. u. fin.
von fün BHa.; GfiChur (wenn betont); Bad. 0.
fcun obej, f,V GlK.; GS.; ScnSt., Stdt; S; ZStdtf
u. n.-ü., fän BGr., Sa., Si.; PSilv.; WLö., fä' BG.;
F; Gr; PP.; Ztw., sonst fö": 1. a) räuinl. Ent-
fernung, Trennung; in einzelnen Fällen (betont) adv.
oder adj. prägnant i. S. v. entfernt von, getrennt von . . .
Es Chälbschi vam Hälsig [Stricke] lassen BSi.; vgl.
ab ä a (Sp. 26 f.). Es gut Alles (ganz) von-em, er [der
Patierit] lässt das Genossene unverdaut von sich Z.
Von Öppes cho. Etwas los werden GrS. ; ru Legga
cho, aufhören (Eier) zu legen GnPr. Von-enand, aus
einander; gä", klafi'en, z.B. von Sohlen; sich öffnen,
von Blumen Sch; Z; tue", zerstreuen, ausbreiten Z;
si", verschieden sein, z. B. im Alter; si sind ganz v.,
die Eheleute sind ganz geschieden Ap; BO. .Paulus
lasst oueh nach, das die eelüt (als von bettens wegen,
in grossem anligen oder wenn sunst gfaarliche zyt
sind) wol von einandren betten mögend.' HBull. 1540j
s. auch Sp. 307. Von Eim [sich] selber sin, in Ohn-
macht BRi. l'ue" wie t-om Verstand, sich unsinnig
geberden. Stütz. Bi 'n lÄtta und ro 'n Lüta ist eine
Wohnung, nahe an einem Dorfe und doch alleinstellend
GTa. (die Präp. betont). ,Das du mir machest ein
wonung von der weit.' Anf. XV., Italegexde. ,Dass
er da gott diene und v. den lüten sy.' StMeink. 1464.
, Sterken, welche nur in dem Gemöss [dem Sumpfe] v.
den Leuten und nicht auf die Häuser- nisten.- JLCys.
1661. Si tcär gern ron-em, von ihm [ihrem Manne]
geschieden. Spreng. Er isch rorra, der Mann hat sie
[seine Frau] verlassen, ist von ihr geschieden Bü.
.Wo aber die Frau vor ihrem Ehemann abstürbe, der-
weilen sie also v. ihme wäre.' L Stadtr. 1706/65. Gang
lom-mer [von mir weg]! BRi. ,Du wollest redlich
studieren, so du v. dem magister [entlassen oder aus-
getreten] sj'gest.' XVI., B.\merbaohin. ,Stond wir von
im [fallen wir von ihm. d. i. Christo, ab], wirf er
unser ouch verlouguen.' Zwingli. Oih 's ciin-der!
sprich dich aus! GRChur; Z (voj. ,Von iren arbeiten
kommen' s. bei Arbeit 1 (Sp. 422). Vom Ma"' (rdn-
demmä Aa, rondermä S, vund^mi- AAZein.) sl", fare",
d. i. rechts an der Deichsel, rechtshin, da der Fuhr-
mann auf der linken Seite geht oder sitzt. Er chiipplet
's Füchsli vonderma nebe'" Choli. JSchild; daher: de'
Vundem- (Vonder-J mä, das an der rechten Seite der
Deichsel befindliche Zugtier AAEhr. ; S; vgl. auch
vot-händig; ronawärts, rosi'^''wärts, auswärts Ap, und
Voneni-Moss; Ant. zuederma; an der Hand. ,Ist
er nun jar v. dem lande gewesen, also das er die
erbe nie angesprochen, der ist v. synen rechten [hat
seine Rechte verloren].' Offn. Birmensd. 1347. .Ge-
schieht des nicht, so soll er v. synem Burgrechte
[desselben verlustig] syn.' 1316, Z Ratsverordn. ,Von
dem amt kommen, desselben verlurstig werden.' Hosrm.
1683. ,Vom Bettlerorden' s. bei ander 4 b (Sp. 304).
, Erhenken oder sunst vom lyb tuon.' 1416/1544, Schw
LB.; ebenso ,vom leben tuen.' 1450, L. .Der Jesus,
der V. üch [weg] empfangen ist in himmel' = ävaXr)-
^S-eIj äcp' ö(ifi)v. Zwingli 1527. ,Es ist gar ein strow
vom für, geh man im ein wyb!' =: da heisst es recht:
fort mit dem Stroh vom Feuer weg! ebd. ,l)a es
gegen der Sonnen und etwas bass vom wind ist [ge-
schützt vor d. W.].- RCys. ,Die Redleinführer, die
V. den Steuren ledig ausgiongend.' XVIL, JJBreit.
,Von der Stür stahn', von der Steuer abstehn. 1646.
Wädenscbw. Handel. Vor gewissen Subst. ohne Art.:
Jetzde"' gät 's bald ru Land = zur Alpfahrt. Gl Volks-
gespr. 18'24. Es schnlt vu Alp, schneit auf den Alpen,
so dass man mit dem Vieh heimfahren muss Gl, also
prägnant verkürzt. Mg" Ma"" het afah" trinle', hei
vo" Hüs g'schlage' u'"' sg" B'ruef r'rsümt. MWalden
(BE.). Vo Hus {Heime" Z) gä BG. Vo ChiUe gä,
aus der Kirche aScHW. De Vogel löt-si [lässt sich]
ro Bode, fliegt auf Heng. 1836. ,Dem schuolmeister
S. soll der eid v. stadt und land gSben werden' = der
Eid auferlegt werden, sich von St. u. L. fern zu halten.
Wl
Fan, tVii. lin, l'(Mi. von. tun
8-12
l.MT. ÖALAT; vgl. ,in die statt schweren und nit darus',
d. i. sich nicht aus der St. entfernen zu wollen, ebd.
,Ist er dann ein Hindersäss, so soll er unsers Land
niyden und v. Land ije.sehickt werden.' 1605, ScawG.
LB. S. auch bei fluken. — b) von zeitlichem Ab-
stand. Vu Morge bis z' Ahid Z. Vu erst a', von
Anfang an. anfangs G. Vo letst, jüngst B (Zyro).
,Wir wellend von ersten von der kilchen ze reden an
die haiid nemnien.' Zwingli. .Von etwas Zeit har',
JMi'LL. l(3t)5. Jm jar von Christi geburt 1509.' LLav.
' 15(59 = ,in d. J. Christi.' 1670. — '2. Herkunft.
D' Bach chömmid rit 'n Berge her. KdMev. !''• bi vo
Züri''''; ivenn-i nüd ro Z. war, so ivär-i dert, Wort-
spiel mit Bed. 1. ,Die Mutter Bärbel, von dem Vater
eine Sonderegger und von der Mutter eine Benziger.'
BBisouoFB. ca 1695. — 3. Stoff, aus dem Etwas be-
steht. Öppis vo Eiere, eine Eierspeise. Vo Gold,
aus G. bestehend oder gemacht, aber wortspielend
(mit Bedeutung 1 und mit Betonung der Präp.) auch:
weit entfernt davon, Gold zu sein, von Gold ver-
schieden, z. B. aus Messing bestehend. Bas ist e
\ Sach g'macht vo Nut, das will gar Nichts heissen
FMu. ,Von edlem gestein und berlin koschlichen
versetzt.' Eulib. , Scaliger hat gesehen von Fröschen
; regnen.' JZiegler 1647; vgl. ,lapidibus pluere.' —
i 4. Ursache, Kraft, Mittel. Denn g'hört nie' vo
> dem G'rassel nw keis Vög'li me vorusse singe". Stdtz.
■ Er isch va Chlupf [Schrecken] g'storbtm W. Das
■ ist Nüt ah ro Eeclit, Nichts als recht BGümm. Vo
! Erist, im Ernst, ernstlich B. Es nimmt-mi vo Gott
i [im höchsten Grade] Wunder, wie si das mache" BBe.
> ,Wenn es [schon] Nichts sei, so hätten sie [die Arzte]
■ ein Brüll vom Tüfel [machten einen höllischen Lärm,
viel Wesens], dass man meinen sollte, was sie wären.'
GoTTH. ,Die Magd will der Frau, der Tochter des
[ Hauses es gleich tun; das soll glitzern und glänzen
l vom Tüfel.' ebd. Ohne Art.: Vo Hand, mit blosser
Hand, ohne Gerät, allg. ,Er wird von [in Folge] sj'ner
schulde von dannant Verstössen' = ,pro culpa sua.'
; Anf. XIV., B Handv. .Guot, das er behüeten soll v.
s synem ampte [von Amts wegen].' 1342, Hotz, Urk.
i ,Wenn denn die selbe person v. tode abgät.' 1418,
BSi. ,Wir [ver-]raochtend nit faren von dem unge-
stumten Wetter.- Skukar 1519. ,lch tieng an von
andacht schwitzen.' NManuel. ,A1s ich aber von klar-
■ heit dises Hechts nit sach.' 1531/48, Apostelg. = ,von
I wegen der kl.' 1667. ,Dass er nicht gichtig syge,
.solichs v. [aus] im selbs gesagt [zu haben], wol aber
[habe er es von Anderen sagen hören].' 1532, Egli,
-Act. ,l)iejenigen. die die büecher zu koufen v. armuot
nit habend.' Kessl. .Dann er v. kranchheit nit hett
mögen in das rathüs kummen.' UMey., Wint. Chr.
,0n alle leer v. iren selbs gelernet.' Vogelb. 1557. ,Die
: Hund, so sich v. beiwesen [Anwesenheit] ires herren
: nit dürfend zuo wer stellen.' Tierb. 1563. .Inflare
. ambas buccas, blasen was einer von Hals vermag.'
Pris. ,V. alter.' ebd. (s. bei Aberwitz). .Schlug die
hend in einanderen v. fröuden.' LLav. 1569 =: .vor.'
1670. ,V. leid-, vor L. 1707, I. Makk. ,Frid v. Hand
geben', Jmdm mit Handschlag Frieden geloben^Ap It
; Zellw. 1747. — 5. Eigenschaft. Vo Tue und La,
im Tun und Lassen BHk.; vo Mül, was den Mund
betrifft, ebd. Wettet Si vo der Güetikeit sV? wollten
Sie so freundlich sein? Z. Öppis vo der Höchi, drei
Schueh vom Bode, iron. = wenig hoch ZRafz. Vo
Körper [physisch] schwach B. Von-p-n Tümmi, un-
säglich dumm G; Z. — 6. Objekt. I will vo dir
hoffe, du chömmist G; Z. Mir hend von-ene g'ha,
wir haben von ihnen gesprochen (jenseit Kaiserstuhl).
Es Gruse v. [vor] Eppes ha' W. Si grüsed nit von
enand Sch; Z; syn. ab. .Stirbt er [der Verwundete],
so soll man von im richten [über den Täter Gericht
halten].' Strafr. Baden 1384; syn. ab (s. Sp. 27 M.).
,Der 5 orten unkönnende des regierens ist ein ursach,
dass man von [mit] inen teilen muoss [die gemein-
samen Vogteien, weil sie ungleich, z. T. schlecht ver-
waltet wurden].' 1531, Abscu. ,Damit Niemants v.
dem geist zweiflete.' Bossh., Wint. Chr.; vgl. ,dubitare
de.' .Wann wir fasten nur v. der leiblichen nahrung
und nicht vil mehr von der sünd.' JMüll. 1665. .Sich
entsetzen von einem.' AKlingl. 1691. — 7. Teil. Mir
[wir] sind ro'n Erste" g'si", unter den E. .Die Prowen,
so von ersten [aus der Clausur] hinusgangen warend.'
1525, Bossh.- GoLDScHM. Me" wird-em säge", ivas vo
der Ell ist, ihm sagen, was Trumpf ist, eig. ihm die
Keclinung stellen Z. Er het vo de" niesten übercho,
ist einer von denen, die am Meisten bekommen haben
Aa. Es ist-rre [ihr] nüt vom Beste g'gange" Bs. ,Ihr
Befinden ist nicht vom besten.' HDien. 1863. ,Da
wurdend inen von eidgenossen [ihnen, den E.':" oder
,v. ei.' mit dem folgenden Zahlwort zu verbinden?]
8 erschossen, dass [während] des grafen lüf^" nie nütz
[Nichts] beschach.' Edlib. ,40 personen von weih und
mannen.' HPantal. 1578. — 8. Umschreibung des
gewöhnlichen (attributiv posscssiven)Genetivs, wenn
er dem regierenden W. nachfolgt; wie rom. de, engl. of.
allg. E Bur [vo dem Land BHa. — 9. besondere
Verbindungen, a) mit ,zu'. ,Es warend vil, die
von und zuo giengend.' 1531/1667, Marc. VI; vgl. bei
vonen. Basel ermahnt 1545 die Eidgenossen ernstlich,
,zuo und von zuo geben, damit wir uns vereinbaren.'
Absch. ,Dass durch gassenschrei geschechnen dingen
oftmals von oder zuo gesetzt wirf Kessl. .Pragtend
sy, ob si den von Strassburg zuo oder von stundent
[von ihnen abhängig wären oder nicht].' Edlib. .Zuo
und von gehn', Aufsicht üben. KDasyp. 1578. —
b) mit wegen, a. d.
Die Formen mit a nnd u stehen ungefähr gleich weit
von o ab; a für o lässt sich in ZMA. aus unorg. Dehnung
(van z. B. als Adv. in Zss. ; vgl. z. B. Tar. das Tor, chä,
kommen), welche dann in der Präp. wieder Reducierung erfuhr,
erklären; in den ßebirgs-MAA. scheint darin die ursprüng-
lichere Form des W. fortzuleben. Über vo-m-ene, vo-me neben
und für vo-n-eme, von einem, von-ere, von einer, s. u. ein;
ebenso wegen uo-n-ere, co-re, von ihr, unter ir. — Bed. 4,
wie auch 1 u. 2, ist z. T. syn. mit «6, nach welchem eben-
falls einzelne Subst. ohne den best. Art. stehen können. Die
Anwendung 4 bei Stutz wird eher aus nachlässiger Ausspr.
(vo" für vor) zu erklären sein. Sonst wechselt von allerdings
syn. mit vor, wie mit anderen nhd. Präp.: ,iu' (5), ,an' (7),
,zu' (1 h), ,mlt' (4), ,über' (6); aber umgekehrt tritt irr-
tümlich auch vor für von ein. Da t-oii überh. den Genetiv
ersetzen kann, so entspricht auch der Gebrauch 5 dem lat.
Genet. qualitatis, der mit dem Abi. wechselt. Eigentümlich
und vereinzelt (dem Rhythmus und Reime zu lieb) steht ,von'
für .davon' : ,So lang mau nicht gewusst, dass er der Author
von.' Acerra 1708.
niener-: von Nichts; syn. meKeM-nn. ,Und wissend
die von Underwalden niener von nünts.' Kessl. ,0b sy
niener v. nichts wüsstind.' LLav. 1569. Häufig in Absch.
dannen-: davon. Gang dannuvan! W. Wir si"
d. z' Bed cho, darauf zu sprechen gekommen, ebd.
843
Fan. fi'ii. flu. foii. von. tun
Jar-vun Jri-vi Bs; B; L. dcrrd Gk ObS., tLrcu G,
rfjrö B; Z, d^vi' nwZ: 1. i. Ö. v. ron 1. Es ist guet
dezue und devo clw, leicht dazu zu gelangen, be-
queme Zu- und Abfuhr, z. B. von einem Acker Z.
D. chö, ohne Schaden davon kommen Bs; am Leben
bleiben {chunnst devo? scherzhafte Frage an Einen,
den man bei gutem Essen und Trinken triiftj Z; auch
von Pflanzen, die den Winter überstehen Z; um Etw.
kommen, es verlieren BBe. ,81"'' dervo hä, se amo-
vere.' Id. B. D. sl, davon geheilt sein B. Nächer de"
Sibezge' u-eder rf., den 70er Jahren eher nahe als von
denselben entfernt Z. Delün und d., Alles in einem
Abschluss, Pauschalabfindung Gl. Nüd d. und Näd
derzue, die Sache gerade so geben, wie sie ist, ohne
Schminke und ohne Tadel L. Bing [leicht] derzue,
ring derco! wie gewonnen, so zerronnen Z. .Enmag er
nicht [vermag er n.] ze sweren [seine Unschuld durch
Eid zu erhärten], so git er buosse; ist aber, dass er
sweret, so ist er davon [freigesprochen].' 1313, Ladf..
Beitr. ,Es ist des gnuog; woluf, darvan! Die ding
wend nit lang beitends han [leiden nicht langen Auf-
schub].' HBüLL. 1533. .Als syn tochtermann under-
standen die ganz huob, so sj'n schwäher sei. besessen,
zuo synen banden ze bringen und syne miterben davon
zo koufen . . .' 1560, Hotz, Urk. — 2. i. S. v. von 7.
Weit-der au d.? wollet ihr auch welches? Bs. We""
dr 's zwange' weit, so zwängit 's, aber ih u-ott Nut
d'rvo. Gotth. Was ist d.? was habe ich für die ge-
lieferte Arbeit, Dienstleistung zu bezahlen? Z. —
3. i. S. V. von 4. , [Rechttun aus Furcht ein niederer
Grad der Tugend.] Davon man nienian twingen soll.
Das er durch forhte tuege wol.' Sch.ichz.ib. Vgl. das
folg, — Nehfii ,v.an : Ii.in' reimt HBiiIl. au anderer Stelle:
,Ton : gün.'
wo-: warum? ZU. f Syn. rtm wcge'.
vone" I: hinweg SchwE. V. stä", sein Kapital
verloren geben, von Anspruch darauf abstehen Schw:
Zo. Syn. hinwegstän. — Aus einer alul. Gnindf. niiuma,
nach Analogie von oben, innen usw.
vonne" II s. vornen.
Pönigs = J'Wtetw (Sp. 7'23) Aa.
Fun Aa; „Gl (ü);' GRPr.; L; S; Uw; U (e); W,
FÖ GG.; ScH (ö^J; zw., Fu BHk.; Gl (ü^); GbAv.,
Föne BG.; GrS.; W; Z, Pfön GRPr., PfÖ Ar (t. ö\
t. ö'); GRh., Ta.. T.; ScHSt.; Th, Pfä-' GSa. — in.
Aa; Ap; BHk.; Gl; Gr; G; ScH; Uw; U; W; ZS.. W..
f. BG. ; L vorw.; ScnSt.; ZHörnli, Lunn., W.: eine
vorzugsweise süd-östl. bis südliche stürmische Wind-
strömung, welche die Temperatur bedeutend erhöht,
den Druck der Luft vermindert und diese austrocknet;
etwa auch der gewöhnliche Südwest (Äquatorialstrom).
,Die statt Zürich ligt gegen der pfön [gegen Süd] an
einem see.' KdTürst 1489; Gegs. ,gegen der bys'.
.Notns, der Sudwind oder Mittag-w., Regen-w.. die Fön
von mittag hiJr.' Fris.; Mal. , Welchen die Welsehen
Syrocum, wir Deutschen aber den Fönen nennen.'
MLussv 1590. ,Die Fön.' 1596, Hiob = .Mittagwind.'
1530. .Da kam ein starker Wind von Mittag her, den
wir Pfön oder Sudwind nennten.' LTschiidi 1606.
,Die fön, föh, sudwind, auster.' Red. 1662. ,Australis
ventus. die Fön.' Wagn. 1680. .Mittagwind, die Föhn
genennet.' HsEEscher 1692. ,In den Jahrgängen, die
nass und feucht sind, und in welchen die Föhn herr-
schet.' Z .Mand. 1771. Dnpjielsinnig: Tm AhrelJoi (17!>ti)
hend-is [uns, den liberalen Luzernern] d' Sclnvyzer gar
noJi d' Fön i" Buese g'jagt. JHXpl. 1801. Der F. heisst
, Schneefresser' ; in U (u. a.) ,der älteste Landsmann'.
P'' wett, der Pfö ndm die ganz G' Schicht! GBerneck,
Iicött lieber, das-nii''' der Pfö niem, a's . . ., wollte lieber
dahin, wo der Pfeffer wächst! Ap. Es ist, a's ob 's der
Pfö ned [nimmt, nähme] Ap, wenn Etw. rasch abnimmt,
spurlos verschwindet. Wem-mer das alls g'essa' hönd,
nemmt-is der Pfö numma, kann uns, weil unser Ge-
wicht zugenommen hat, nicht mehr forttragen GBern.;
vgl. u. Bettgatter. Lose" wie d' Sclmn' dem Fü, er-
staunt aufhorchen Gl. Der lieb Gott und die giddi
Sunn vermöge" Nüd [am Schnee im Frühling], k;?«»
de Fü nid chunnd Gr. De F. vermag i" 2 Tage mi,
ah der lieb Gott und d' Sunne i' zeehne' U. D' Fim
Macht schön; Wenn si vergöd. Prallt si i 's Chod.
Ineichen, übe" Fön, macht 's Wetter hön; Marge" F.,
macht 's Wetter schön, ebd. ,Us kraft einer ganzen
landsgemeind ausgehen [Beschluss] durch [wegen] l)e-
hütung vor fürsnöten und sonderlich, dass der all-
mächtig Gott den schädlichen fönen von uns nenimen
welle, ist solcher krüzgang järlich uf StPolegen |Po-
leien] tag bestimmt.' Jahrztb. UBürglen. Noch bis
zur Zeit der franzö.sischen Revolution war im Ivtn
Schw folgendes Gebet üblich: Fön! mach-mi''' nid
hön! schad-mi''' nid a" Fach und G'mach; du weiss!
ja, dass mer 's Niemert macht. Man unterscheidet
einen warmen und einen kalten F. Ap. Stübe'de Pfö.
ein besonders heftiger F., der das Wasser aufpeitscht
und Tropfen fortträgt Ap. Die flügcde Pfö, schnelle
Windstösse aus Süd Th. Die leild Pfö, der F.. falls
er sich gegen Nord gedreht hat, im Winter mit grosser
Kälte verbunden ScnSt. D' Pfö ist offe". ebd., d' Föne
ziinnet ZLunn., das Gewölk ist licht gegen Süd, die
Schneeberge hell und anscheinend nahe; der Pfö ist
in 'n Gänge" oder stösst, F. weht Ap; bricht aba, fällt
von den Höhen herunter, ebd. ; d' Pfö got zue, der
ganze Himmel bedeckt sich (bei Föhnwetter), ein Vor-
zeichen nahen Regens ScnSt. ; ist dusse, wenn bei
Föhnwetter ein greller gelber Schein sich über die
ganze Gegend verbreitet, ebd.; der Fi) lert tis, e.s
regnet in Folge von Föhnwetter Gl.
Aus churw. /opoui/«, favoign, fagugn, fuogn (Schweiz. -frz.
fo(., fufn, tess. /ogn) und dies aus lat. /avonius, Westwiud ;
Tgl.? SbhCL. fonno m., foima t. — Das weibl. Geschl., welches
iu ä. Lit. fast ausschliesslich gilt (auch bei Vad. ; Tierb.
1.56:3; üMey., Wint, Chr.; 1596, Hiob, in den früheren Ausg.
masc! 1634, JJBreit.: .IJScheuchz. 1708: JTobl. 1797),
scheint iu Folge mythologischer Anschauung als von der
Winds-Braut, welche .IRWyss in Alpenr. 1827, 338 («r
BHa. behauptet, eingetreten zu sein. Später wich diese
poetische Auffassung der nüchternen Substituierung des Be-
griffes .Wind' und gewann das inännl. Geschl. die Oberhand.
Aus .jeuer altern Periode rührt der Anlaut pf (schon bei
TUrst u. Vad.) als die mundgerechte Verschmelzung des Art
if mit /. ~ Syn. Sundertuft. — Unser W. auch als Qe-
schlechtsn. 1409 in SchwArth (.des Vönnen hus').
Hasli-: ein vom Westwind auf das Haslitaler
Hochgebirge zurückgetriebener Föhn. Südostwind L;
Uw. — „Heiter-: der helle Witterung herbeiführende
Nordostwind B; Gr; LE." — Heu-Birli-: F. zur
Zeit, da die Frühbirnen der Reife nahe sind, diesen
sehr verderblich; übertr. scherzh., die übelriechenden
Ausdünstungen von einem Menschen L. — Stei°-:
kalter Wind, der im Winter aus dem an kahlen Fels-
wänden reichen Wägitale webt SruwMa.. in anderer
I
845
Fii
Cum.
Kaiic/li ruiii-li. KiiihI rnn.I
846
Jahreszeit ebd. Tal- F. genannt. — Timm er-: Süd-
ostwind, der die Luft trübe {timmer) macht, indem er
gleichzeitig mit dem Eegen ins Tal herabfällt Gl; Uw;
U. Ggs. Heiter-F. — West-: Westwind ScHwMa.
föne", fü-nc, pfima — Ptc. (j'f&iiet: 1. (mit dem
dini. fönelc (in) vom Föhn wehen, allg. Auch tr. : ,Der
Wind fönt das Schneeli wider fort.' UBrägrek 1783.
— 2. schnell laufen; umha f., umherstürmen Ar; BRi.
— 3. „Diebsgritfe tun, heimlich entwenden LG.'
Zu 3 Tgl. bei Fön die Anspielungen auf den diebisi^hen
Wind. Man vgl. aber auch die Anm. zn/ecken Sp. 731, dessen
Bcdd. 3 u. 5 sich mit 2 u. 3 des vorliegenden W. decken.
US-: durch Föhn und Föhnregen den Schnee
schmelzen. lez het 's ei's recht iisg'fönet BHk.
fönig, pf-: zu Föhnwetter geneigt, von solchem
beherrscht, allg.
Fench s. Fennich Sp. 834.
Fenchel S; Z, Penkel F,e,ßx'J Aa, F^yM Gl; U
--m.: Fenchel, Dill, freniculum offlc. ,Marathrum,
fänchel. Hippomarathrum, wilder fänkel.' Fris. ; M^l.
Wird in den Gärten gepflanzt; die Früchte als Gewürz
den .Birnweggen', dem Branntwein usw. beigemengt,
auch zur Erlangung einer guten Stimme gegessen und
z.n Hustcnthee benutzt. — Mhd. venchd, ahd. ßmüchal.
Bären-: ebenf. eine Doldenpflanze. ,Seseli Massi-
liense ferulie folio; seu siler montanum officinarum,
Bärwurz, Bärenfenchel, Mutterwurzel.' Wagn. 1690.
,Daucus Cretieus, bärenfenchel, mutterwurz.' Denzl.
1677; 1716.
Der 1. Teil der Zss. uach .andereu Compp. mit dem Namen
des Tieres umgedeutet, da urspr. vielmehr Bezug auf die
.Bärmutter' gemeint war, für welche die Pflanzen officinell
verwendet wurden.
Sau-: .Haarstrang, Schwebelwurz, agriophyllum ;
pinastellum.' Denzl. 1677; 1716. Vgl. Fris. -Mal.:
.Pencedanum, ein kraut vulgo foMiiculum porcinum,
haarstrang.'
„Wasser-: Wasserhahnenfuss, ranunculus aquat.
BO." — Der Name entsprechend dem fanuu (l'nujue der
benachbarten W.^adt.
Fand (vand) fund. Vgl. auch die Gruppe Fiint usw.
Vandeli, Vand er. Vänderli s. Lavander.
Fandudeli n. : gutmütiges, einfältiges Mädchen B.
Syn. Trüdeli; Tnggeli.
Scheint eine Verquickung aus ital. J'anie f., Dieueiiu.
(oder frz. /anlocke m., Marlouettentigur) und l'rüihli. Traut-
chen, an sein.
ver-fand, mit der Negation verbunden: unver-
mögend, kraftlos, unpässlich, kränklich. Fr ist sclio"
lang nit verfände W. — Eig. Ptc. Impf, zu re.rfahm i.
S. v. 1 b.
Fändel m.: Rahm. .G'hört er [der Eigennützigel
etwan von eim muti [Schatz] sagen, da ist im seel
und leben feil, wie er syn band zum erst drin wasch,
den besten f. zuo im nasch.' Salat. S. noch u. feimen
Sp. 825. — Von mhd. ranf, A. i. ßind. Nutzen (Fund): vgl.
mhd. venden, eiueruten.
Ter-fänden s. verpfänden. F ander. F ä n d r i
8. Fänner Sp. 831.
ver-fän deren s. cer-pfünderen.
Fend m.: Fusssoldat; Bauer im Schachspiel. Bis
heute erhalten als Beiname des Geschlechtes Kopp in
LBerom. ,Des fendinen [Ko])pen] matten.' 1486, Jahr-
zEiTB. Neudorf
Mhd. mtie. Viell. spielt der Beiname bereits in den
schielenden Begriff über, welchen das nhd. .Fant' hat.
Venduri s. Venturi.
find. Find fient GRPani f, fiet GrS., Sjd. f,
find BHk. (V); GrS., Sculms (e'i), SpL, sonst find:
feind, Feind. En ieders Tierli häd sin F. Eusi Bebe»
händ kein F., haben eine vorteilhafte Lage, sind frei
von Wind und Schatten Aa. Fient, Geschlechtsn. Gr
Pani. ,Dass niemen synen figind spysen sollt als [wie]
synen fründ.' Eplib. ,Uf die zyt kam ich mit Hans
L. in finden und für [vor] gricht.' 1526, HsStockar;
vgl. ,in Fründen.' ,Ich nenn dich nun fürhin ein bös-
haftigen figend.' ZiELY 1521. Findio! Ruf über den
Feind; vgl. Sp. 20. .[Die Nachbarn sollten meinen,
das Sturmgeläute] wäre fürjo und nit fyndjo.' Grob
1599. Adj., mit Steigerung: ,0b du schon deinem
Volk feigend wärest, so soUtestu es mit deiner band
strafen.' 1531, IV. Esra = , feind.' 1548. ,[)a wurden
sy im noch feinder.' Bib. 1560. .Darumb der Adel
der Stadt Zürich noch vil finder und ufsätziger ward.'
HBull., Tigur.
Mhd. vint, vieiit, ahd. /inii(. Die zweisilbige Form (, Damit
uicht myue fyend sich Erfreuend allzyt über mich.' Birk
153.5. ,Vor synen vyend z' todt erschlagen.' BGlett. 1.557.
.Macht es den fyendt z'schanden.' 1558, Tobl., Volksl.), in
welcher sich etwa j bezw. <j als Silbentrenner entwickelte
(.vigind.' Ap Krieg 1405. ,fygend.' JLenz 1500; 1521.
Strick!.: Gualth. 1555 neben , fyend.' 1553. .figent' Bossh.,
Wint. Chr. .figend.' JJRüeger 1606), und die (nhd.) Diph-
thongierung aufkam (,feigent.' 1531, IV. Mos., neben .feindt.'
1548. ,feiend.' Tierb. 1563; Fris.; 1619. JJBreit.), erhielt
sich wenigstens in der Lit. noch lange neben der einsilbigen
(.fiend.' Salat, neben .vind: sünd.' .feind.' Mal.), deren Voc.
wie derjenige des Ant. Fründ schon frühe vom Diphthong
durch die einfache Länge (t) zur Kürze herunter sank.
Erb- hiess den Eidgenossen bis zur .ewigen Rich-
tung' Osterreich, indem die Feindschaft vorher nie
definitiv beseitigt, sondern mit temporären .Frieden'
von einer Generation auf die andere vererbt wurde.
spinne"- Gl; Z. spille"- ZWint.: feind in ver-
stärktem Grade. .Der Tüfel seie allen guoten werken
spinnfyend.' LLav. 1569. .Allem guten spinnfeyend.'
1619, JJBreit. Auch substant. : si sind Sp. Gl. ,Die
Bauern öfter Spilenfeind, Im Herbst sind allzeit gut
Freund.' HSulzer 1828.
Eig. = einander grimmig befehdend wie die Spinnen tun.
— Spille- viell. nicht bloss auf dem zwar nicht seltenen
Wandel zw. n und / beruhend (vgl. eben SpUmmjg für Spinn-),
sondern mit Anlehnung an Sjiille. Spindel, hier i. S. eines
grausamen Mordinstrumentes: vgl. auch die Spindel Dorn-
röschens.
finden: anfeinden, verfolgen. .Sy band all mit
eiiiandren gfündet. darumb werdend s' ouch all gfindet.'
Eckst. 1525. ,Es soll kein Ort das ander in sachen
den gelouben betreffend fygenden, fechten, nyden.
hassen, schenzlen, schelten.' 1529. Absoh.
an- äfinde: (tr.) Einen gerichtlich zu Schaden-
ersatz anhalten Aa. — Doch viell. zu finden in gericht-
lichem S.
findisch. .vyentsch.' Alb.v. Bonstett. : feindlich.
.Das findisch ia raördisch gefenknus.' G Handschr.
847
Faiiil, leii.l. liiiil. tr
fUlK
findlich (fintU): 1. feindlich. ,Fygentliclie läfzeii
[Lippen] und ein böses herz.' 1531, Prov. = ,giftige.'
1530. ,Wa ein burger swert trüege und dass ein rat
erkannte, dass es vientlich oder argwenlich wäri be-
schechen.' XIV., Bs Rq. — 2. heftig, schädlich, von
Naturerscheinungen, denen eine bewusste Gehässigkeit
angedichtet wird. ,rienge es an, fintlichen fast regnen.'
Edliu. ,So kuiupt ein Blitzg uss dem Luft und an-
gents darüf ein vigentlicher Donderklapf.' ÄgTschüm.
— S. noch /imllich. Zu '2 vgl. nlul. .feiiullich' = sehr,
aber auch kib(elU(i.
Findschaft: 1. wie nhd. , Ist dass dehein burger
vingentschaft oder gevecht hat gen einem ussmann.'
Stadtr. Diessenh. 1400. — 2. Absagebrief. Im J.
1492 wurde von den regierenden Orten im Thurgau
ein Untertan bestraft, weil derselbe einem andern
wegen Schmähung ,eine F.' geschickt hatte. (,\BsrH.)
f i u d s e lig, fitsAig SchwE. : unleidig, hektisch, z. B.
von Patienten SchwE. ,Melancholicus, voll schwarz
geblüets, feientselig.' Fris. ; Mal. ,Molestus, der eini
gar kein ruow nit lasst, niüesalig, feientselig.' ebd.
finden (figeWS.; S) — Cond. fund (fu,j) - Ptc.
fluide- Aa; BU.; Gl; L; S; Z f. (i'funna" P u. W tw.,
ij't'unnot ebd. tw., funned PIss.: 1. wie nhd. 's het
c hlhidi Sau en Eichle funde L. Me" findt Öppis und
bringt Öppis [beim Wechsel der Wohnung, der Herr-
schaft]. Ineichen. Es 'bauets Hus. es g'fundnigs Htts
S. E g'fundes Fresse' (Fresseli), ein unverhoffter
Zufall, Gewinn. G' funde', g'stole", g'l'auft! Spruch,
mit welchem man an den Knöpfen des Rockes oder
der Weste des Kameraden, der mit einem neuen Klei-
dungsstücke oder andern Besitztum auftritt, abzählt,
wobei man sich den Anschein gibt, als befrage man
das Orakel über die Rechtmässigkeit jenes Besitzes.
,Die Münz findt einandern [Gleich und Gleich gesellt
sich].' UBrIgg. 1780. Von einem der Trunksucht oder
einem andern Laster Ergebenen sagt man, wenn dieses
ererbt ist: er hat 's nüd g' funde. ,Wäre. dass das
deheiner übergienge, der soll eines aptes hulde ge-
wünen, als er es an im finden [erlangen] mag.' Offn.
Pfäffikon 1427. ,Si schämend sicli nit, wie dick si an
luginen funden [ertappt] werden, als verlogen lüt.'
1444, Absch. ,So ist funden und ergrundt.' 1498, Bs
Rq. .Diebstal, so er tan hat mit gelt finden, kernen,
habern, garn.' UMev. 1540/73. ,M. ist für diesmal
wegen des Guldens ledig gesprochen, mit dem Bei-
fügen, dass das, was künftig gefunden oder geschlagen
wird, dem Schultheiss überantwortet werden soll.'
1543, Absch. ,üiewyl by keinem authore von Juberis
funden wirf ÄgTschudi 1565/72. ,Nit billich zu sein
funden wirt.' 1(390, Hotz, Urk. , Leuten, die das An-
sehen von ehrlichen Stadthandwerkern hatten und die
ich nicht zu dem [flott und reich aussehenden] Fuhr-
werk f. [dazu reimen] konnte.' Unsichtb. 1793. ,Gefun-
denes und Ungef.', in der ä.Rechtssp. = Bekanntes und
Unbekanntes. ,r>ass die von Sigriswyle die vor geschri-
benen güeter mit gebuwenem und ungeb., fundenem
und unf. söllent hau.' 1347. Hagenb., Sigr. ,Hand myne
Herren gerechnet mit Meister P. umb alle, die wir
im je schuldig waren, fundes und unf., nützit us-
genommen.' L Ratsb. 1446. , Ehehaften, gewonheiten,
es seie fundens und unf., benembts oder unbenembts.'
1460, Zellw., Urk. .Ob der Auskauf für gefunden
und ohngcfundene schulden ergangen.' Bs Rq. 1757.
- 2. gerichtlich bei angen Aa. Icli will dich sdiu' f.!
Drohung Z. — 3. /'. gän (chunj, besuchen PP. Vgl.
Opper z' finge sueche (i"'' bi' g'gange go Öpper z' f. s.),
stehender Terminus von verliebten Rendezvous B.
Die Verzichtleistung auf das Präf. im Ptc. rührt aus iloui
.\mhd. und herrscht auch in unserer ä. liit. bis ins XVIII.
herein vor; vgl. Icommen. ,(Cie)funnet' verschmelzt (wie <in-
pfelchen Sp. 799) starke und schwache Abwandlung, wclrli
erstere in der Berührung mit den Welschen übh. zu kurz
kommt. — Bed. 1. In Thüringen heisst der Spruch: .gv-
stohlen, genommen, gekitt (== vertauscht), gekauft.' — 3. Dip
Umschreibung des einfachen Begriffes nach rom. A'orbild.
ent-, emp- ep-: 1. (refl.) sich befinden, a) an den
Tag kommen, sich herausstellen. ,Wäre, dass sich
enpfunde inwendig jaresfrist, dass der selb hof nicht
so vil gult.' 1367, Urk. Dübend. ,Wenne sich das
enpfindet.' 1404, B. Syn. sich erfinden. — b) .sich
wol empfinden, belle se habere, bene valere.' Denzl.
1677; 1710. — 2. wie nhd., doch nicht recht volks-
tümlich. Wer 's cpfindt, der glaubt 's. Sulger. Si
hat das Eeckholtcrekaffe gru.mm guet empfutidcn uf
der Brust BBe. ,So empfindend sy in irem herziMi des
fridens.' 1555, Güalth. ,Des hungers empfinden, hun-
gcr leiden, famem sentire.' Mal. Häufiger i. S. von
Empfindung im Gemüte : übel nehmen Z. ,Wo man
Gott umbsonst zur buss rufen lasst, das empfindt er
gar höh.' JMüll. 1665. — ver-ent-. !''• ha' hi zun,
drei Viertelstunda Du schw der Alpeluft verpfunda.
JJRüTL. 1824. — Empfindlichkeit: I.Erforschung.
Wahrnehmung, Erkundung. ,Durch entpfintlichait der
warhait.' G Stiftsarch. — 2. der die Empfindung ver-
mittelnde Sinn. .Eintweders durch innerlichs nach-
sinnen, oder durch die äusseren fünf empfindtligkeitcii.'
JRHoFFMSTR 1645. ,Das Gehör und andere Empfind-
lichkeiten.' LLav. 1670, = .enipfindnussen.- 1569. —
Empfindung: 1. Erfahrung. ,Underwiset durcli
menger band enpfindung (per multa experimenta) zc
fechten wider den tüfel: qui jam didicerant.' 14'2.'>,
Hertenst., Waldregel. — 2. wie nhd.; spec. das Er-
wachen des Geschlechtstriebes: .Bürschchen oder
Jüngferchon, das nächstens „in die Empfindung geht"
oder bereits darunter steht.' Spreng.
er-: 1. auffinden, entdecken. ,Wo dieselb unge-
horsame schwöster erfunden und ergritl'en wurd, so
möchten die hotten zuo ihr gryfen.' 1453, Zellw., Urk.
,Will disen gsellen suochen gschwind. Bis dass ich
gwisslich ihn erfind.' Com. Beati. , Jetzt sei durch das
Gotteswort so viel erfunden, dass man auf die päpst-
lichen Rechte Nichts mehr halte.' 1525, Absou. ,Uass
in India söliche Affen erfunden werden.' Tierb. 1563.
,ln der nüw erfundnen weit.' LLav. 1569 = ,ne'a-
gefundnen.' 1670. .Der herlich schön marmor, durch
ein welschen Steinmetz erfunden.' RCvs. Refl., zum
V'orschein kommen, sich erzeigen. ,Es erfint sich euch
ein alt Landrecht syn.' 1524, Schw LB. .Diejenige
Ort, wo selber glaubt, dass Creditoren oder Debitoren
sich e. möchten.' 1756, Schw Rq. — 2. Recht und
Unrecht durch Richtersprueh ergründen; das
Recht .schöpfen'. ,Dass er ein niarchstein verrückt,
das soll sich vor den hoflüten und irem gericht er-
finden mit recht.' Bussenr. Wollerau 1524. Mit der
Präp. uf zur Bezeichnung der Person, ,auf' welche
eine Schuld hinauskommt: ,Dass sy alle die, uf
wölich sich sölich ungeschickt reden erfunden, strafen
wollen.' 1531, Absck. .Von der zvt an, dass der
«48
Vgl-l
fi-l'.l
Kaiiil. rmil. liiiil. t'iHiil. I'iilld
Ehebruch uf ihiie [so!] erfunden und offenbar wird.'
Z Mand. 1650. Zu einem auf Rechtserkenntniss be-
ruhenden Schlüsse kommen. ,Ich kan in mir e. nit,
das man den küng g'wär sj-ner bitt.' HBull. 1533. —
be-: wahrnehmen, gewahr werden; empfinden. ,l)as
befant der künig Pharao.' XV., MvLindau. .Wann
gott in allen creaturen ist, warum befinde ich syn
denn nitV' XV., FrKölner. ,Die Enten erschüttlend
die I Flügel] darum, dass sy der feuchte des lufts be-
findend.' VoGELB. 1557. ,B., innen werden und wüssen,
pnvsentire. Minder ungunsts b. oder gespüren, invidia
minore uti. B. am versuochen, sapere. Befunden, per-
spectus.' Mal. ,So b. und gespüren niyn herren täg-
lich, dass irer Ordnung gar nit statt geton werde.' Z
Ratserk. 1573. ,Dann lege dises [im Badwasser ge-
tränkte Hemd] an, damit, so der Schweiss verbanden,
der Leib des Bads Art befinde und nicht bald ein
Änderung bekomme.' HPantal. 1578. ,Dass das Weiber-
volk sich bei hinrichtungen nit befinden lassen solle.'
Z Mand. Iö50. ,Die Frau befindet Schmerzen.' JMuralt
1697. Refl. = sich finden. ,Wie sich dann solches in
nach volgender verzeichniss b. wird.' RCys. ,Liechter
[hervorleuchtende Männer] haben sich befunden.' Z
Ofeninschr. , Diese Vorteile [der Holzzäune] befinden
sich eben so gut bei den Stein-Zäunen.' Z Naturf.
1764. JIhd. cbeusu. — er-be- erji-: empfinden Ndw.
— befindlich: .Befindtlich = das leichtlich hefindt,
und das man befindt. oder befunden wirt, sensibilis.'
Mal. — Befindlichkeit: Empfindung. ,Denn wird
alle befindtlicheit und verstand verborgen und abge-
sünderet in ire ginach.' 1531, IV.Esra. ,Sensus.' Mal.
findlich: was sich finden lässt, in die Augen
springt, an den Tag kommt. ,One redlich findelich
ursach.' 1176, B. ,Wer dem andern die synen ver-
kupplet und das vintlich wirf 1480, L. ,Deni ge-
schädigten sein findlichen kosten und schaden ab-
tragen.' 1.541, B. ,Wäre dass der hirt in dem moos
ützit verlure, beschrüwe aber dasselbig denne nit by
der tagzyt, das es findtlich wurde.' 1581, Berom. ,F.
werden', bewiesen werden. , Welcher den andern über-
grabt und das vintlich und klagt wird.' Amtsr. L
Rotenb.; neben ,wer den andern übereret und sich
das findt und das klagt wird', und ,ob einer, so an-
griffen wird, sich sins libs und leben weren muoss
und sich das mit kuntschaft vindet.' ebd.
In der Stelle: ,Sy essend die fast gern und nemmend
darron feindtlich zuo.' Vogelb. 1557, lassen wir dahingestellt,
ob wirklich , findlich' gemeint sei i. S. v. ,sehr', oder ol)
dem Yerf. eine unrichtige Verhoehdeutschiing von .findlich'
entwischt sei.
Findung: Erfindung. ,Du hast der verhassten
'..itt gleich sein wollen in allen iren werken und fln-
dungen.' 1531/48, IV. Esra = ,erfindungen.' 1667.
Findi: ni. Taufn., Vintan. ,Findin scherer', ein
Rheinauer 1496. ,Sant Findis tag.' Rhein. Lehenr. XV.
Fond m. : Kapital, aus dessen Erträgnissen gewisse
öffentliche Zwecke unterstützt werden. .Dass in wol-
bcstellten Repnbliquen öffentliche Bänke [Banken] und
'•'niide möchten angerichtet werden.' JJUlr. 1727. —
trz. fundn.
Hnnoranzen-, Kriegs-: F., aus welchem im
vorigen Jhdt die Unkosten der freiwilligen Militär-
manöver bestritten wurden Z.
Schweiz. Ifliutikou. I. 6.
Der erstere Name bezieht sich auf die Eutstehuug dos
F. aus den Vergabungen, welche bei Ehrenl)efarderungeu
(auch bei Entlassung aus dem Militärdienste) in diese Kasse
gemacht wurden.
Krämer-: eine im J. 1788 errichtete, aus den
Patentgebühren der fremden Krämer genährte und zu
Polizeizwecken verwendete Kasse der Stadt Zürich
bis zur Staatsumwälzung. — Krüt-: ehemals in Z
lllnau, Kyb. u. Lindau ein Gemeindefonds, angehäuft
aus den Geldgeschenken, welche seit 1556 als Ersatz
für die Schraauserei des sog. ,Krütmäles' bei der jähr-
lichen Versteigerung des dem Kloster Allerheiligen
zustehenden Zehntens von den Zehntherren verabreicht
wurden. — Patrouillen-: F. zur Bestreitung der
Unkosten für die im J. 1736 errichtete ,Patrouillen-
wacht', d. i. Vagabundenpolizei Z (bis zur Umwälzung).
— Pfruend-: F., aus welchem die Pfarrer besoldet
und die Pfarrhäuser, Pfruendhüser, unterhalten wer-
den Gr. — Brügger-: ein von dem Canon. JBrügger
1548 gestifteter und durch andere Legate vermehrter
F. zur Unterstützung studierender Jünglinge, jetzt
für Lehrknaben und jüngere Gymnasiasten der Stadt
Zürich. — Säckli-: eine aus den Gaben, welche an
den Kirchtüren mit den sog. Säckli gesammelt werden,
angelegte und bis 1781 besonders verwaltete Almoseu-
kasse der Stadt Zürich. — Direktorial-, kauf-
männischer F.: Kasse der seit M. XVII. bestehen-
den freiwilligen Vereinigung der Kaufleute der Stadt
Zürich, verwaltet von dem selbstgewählten ,Direk-
torium' und zur Unterstützung öftontlicher Bestre-
bungen, welche auf Handel und Gewerbe Bezug haben,
so s. Z. zur Verbesserung des Postwesens, verwendet.
Fnnd I m.; 1. wie nhd. (allg.). — 2. Ersonnen es,
Erdichtung, Li.st, Kunstgriff', Ausflüchte AaZ. 1815;
ScnSt. Und icas 's ersinnt, sind leri Fund. Sülger.
,Und soUent ouch darüber dakeinen f. suochen noch
finden.' Alt. Copialb. Königsf. ,Wir entziehn uns aller
fünden und uszügen und alle[r] geferden.' 1301, B.
.Mit keinen fünden noch artikeln, die nu" funden sint
oder noch funden mochten werden.' 1393, L. ,Wan
nu ein alt gesprochen wort i.st : fund, fand, fündli, ein
list ander list.' Fründ 1446. .Weder mit gerioht noch
an gericht, noch mit endheinen andern artikeln, listen,
funden noch geferden, so nu funden und erdacht sind.'
1461, Gpr. ,A1so erdochten gemein eidgnossen ein f.,
wie sy dise zwen menner möchten hindergon.' Bs
Chron. 1514/85. ,Und predigen das Evangelium fry
On alle eigen fünd und all trügery.' NMan. ,Und
verzychen sich aller fund, so durch menschen möchten
erfunden werden' = bloss erfundener, listig ersonnener
Ansprüche. Bs Carthäus. 1522/3'2. ,Es soll von beiden
partyen alles stät und fest gehalten werden, all fünd,
gesüech, gefärd und fürzug, so dem zewider syn möch-
tend. usbeschlossen.' 1532, Absch. ,Conflctio criminis,
ein falscher fund, ein laster, das einem falschlich und
boshaftigklich aufgetrochen [in die Schuhe geschoben]
wirt.' Fris. ; Mal. .Welcher auch G'fahr, List und
Neu-Fund hierin brauchen würde.' 1611, Ap. ,Und
sollen in disen Stucken alle Fündt und List ver-
meindt sein.' 1751, Schw G. Artikelb. — Juristen-.
,Dass .sy aber fürwelbent [vorschützen], wir gebruchind
uns nüwer juristenfündli.' 1531, Absch.
Spitz-: listiger Kunstgriff. , Dolus, ein list, betrug,
spitzfünde.' Fris. ,Das Recht durch List und Spitz-
851
Faiid-fiiml. Fan r fünf
«52
fünd oppriuiiercn uud truckou.- 1(J12, Aa. — Diu Fonii
bei Fris. ist wahrsch. als Sg. (.spitafiindi-. abstr. Fem.) zu
verstehen.
üs-fuud, -fündig: 1. klar in Folge von Unter-
suchung, allg. ,Wer das übert'uer [dawider handelte]
und das von im usfund wurde', an den Tag käme.
Khein. Fischerrecht 1515. .Damit dann die warheit
usfundig an den tag komme.' Bs Chron. 1514/85. —
'2. sich auswärts finden lassend; sich ausser dem
Hause herumtreibend. ,Wenn syn wyb unfrüntlich
mit im ist. so wirt er ustund, gat zuo guoten gsellen.
by denen er früud und kurzwyl suocht.' LLav. 1584.
.Ward sein Buch ausfündig [kam ins Publikum].-
WuRSTis. 1580.
fünd(e)len flndh U: 1. in kleinlicher Weise er-
forschen, ausspähen, grübeln. .Den [Glauben] wir one
allen zwyfel. grüsen noch gründen und füntelen sollend
halten.' Salat. ,Dass sy sich alles nachgrüblen und
iundlen müssigen.' 1600, L. ,Mit fürwitzigen fündelen
und fräglen umb verborgen ding und geheimnuss uber-
lestig syn.' RCvs. — 2. Lotterieloose ziehen U.
— e^r - : genau erforschen ; ausfragen. .Des erfragoten
und erfündloten die vorgenannten hotten etwievil
stucken [Punkte].' 1404, U. ,Mich wundert ser, das
man fromm lüt also uf das gnöust erfündlet und er-
suocht und dass si sollen jo oder nein sagen, nit
bedacht.' 1529, Bs Carthäus. .Lassend uns andächtigk-
lich und fleissig alle ding erkennen, erfüntelen und
ergründen.' 1531, Bibel. .Herr, du erfüntelest mich.'
1531/60, Psalm. ,Sölich urteil [Gottes mit Hiob] wird
mit mangerlei red und widerred erfüntelet.' 1560, Bibel.
.Der Papst hielt circatores [herumreisende Spione], die
clöster zuo erföntelen und zuo examinieren.' Vad. —
durch-: durchforschen. ,Ein weidenlicher stryter
Gottes, der mit grossem ernst die geschrift durch-
fündle.' 1526, Absch.
Fündel m. SchwE., dimin. ,Fündeli', z.B. Zielv
1.521; 1538, Absch.; SHochh. 1.591/1693: Findelkind.
Und eb ich es Fünderli sl wett [wollte], Weit sueche",
bis i''' mi's Müeterli hett. Aa Volksl. In SchwE. nur
noch als Bein, einer gewissen Frau. ,Diu fundeli, die
der Spital zühet. Swas kint in den Sp. komment ald
darin geleit werdent, diu der Sp. erzühet, sont des
Sp-s syn als ander syn eigen lüte; darumb dass man
in Sp. dest gerner fundeni kint ynneme.' 1343, Son
Ratsordn. ,1419 dem fündelin 12 ß umb ein röcklin
und windeln. 1410 geben 10 ß uff das fündelin. 1410
dem fündlinge 22 d. umb 2 schüehlin uud umb ein
wegelin.' Bs. ,Der jünger kesslerknab ist ein fündeli
gsyn, ist erzogen Zürich im Spital.' UMey. 1540/73.
,Infansprojecticius, ein fündele oder fündelkind.' Fris.;
Mal. ,Sie wollen das Fündelin, welches uf der Staig
gefunden worden, in den Spital ufnehinen.- Sch Eatspr.
1617. Syn. Fündelkind. -- Fündlerin f.: eine zur
Pflege von Findelkindern bestellte Frau. Bs im XIV.
Fund II s. Pfund.
Fnndeme'nt n. : 1. Grundlage, zu einer Baute.
Bildl. us-em F., von Grund aus, gründlich, allg.
,Ein Mann, welcher alle landwirtschaftlichen Arbeiten
vom Fundament versteht.' Sciiw Zeituiigsinser. Haupt-
sache, das Vorzuglichste. Schdiis Diiiga, das ist's F.!
Die lidiielerustig [Baumwollenzeug] ist bald vertrennt
. 'Aa (KCKeiser 1846). - 2. vulva raul. Ap. — Schon
ahd. /iinduiiii'nl. 8. noch P/ulmcnl.
V und eine s. cdh I.
er-fnndiere": durch Nachforschen finden Ndw. -
nachhin- nache-: nachforschen, ebd.
Eine Verquickung von deutschem fündelen (8p. 851) uud
lat. J'undus, Grund.
g'fundiert: geschickt, gewandt S. Lieber es ei"-
faclts, aber g'fundierts und g'schafferigs Biiremeitschi.
JScHiLD. Es g' schaffer ig.s, g'fundiertnigs Bürschteli.
ebd. — Von frz. fond i. S. v. geistiger Begabung.
Fundus m.: Grund, Ursache S. Das ist der F.!
hier liegt der Hase im Pfeffer. Joach. 1882.
fünf füf bezw. ßf Ar (ö'); BO. (Si. 6 nasal.);
VOrte (UwE. oi); PO. (ö); Gl (ü'); Gr; G (Stdt Ö't>;
Sch; S tw.; Th; W, föif Aa; Bs; BM., U.; LG.; S
tw.; Z, moderner fümf — mit Subst. unflektiert; dag.
absol. ntr. -i, allg., fem. -u FO.: 1. adj. Zahlwort
B'hiiet-mer Gott mini feuf Sinn, Das-ml''- kein böse
Geist überivind, aus einem alten Gebet L (Lötolf).
,Nodum in scirpo quaris : du machest ein ding schwSr,
das aber nit ist; suochst 5 füess an einem schaaf, da
eben 4 sind.' Fris.; vgl. ,das fünfte Piad am Wagen.'
,Fünf liden!' 1646 als gotteslästerlicher Fluch bestraft.
Egli, Act; gemeint sind (wie in dem elliiitischen und
verderbten Fluche: ,Getz [Gottes d.i. Christi] fünf
Herrgott!' 1540, Aesch.) die 5 Wunden, welche Christus
am Kreuze empfieng; davon sinnlos übertragen: .fünf
krüz! f. kr. im himrael!' ebd. Mit weggelassenem
Subst.: f-i g'rad sl» {gelte» GTo.) lä». es nicht genau
nehmen, zu leicht Glauben schenken und nachgeben,
allg. ,Es ist zwaren uns anerboren, dass wir niemands
gern erzürnend, und ist derjenig gern lieb gehalten,
der fünfe kann grad syn lassen.' 16'24, JBreit. ,Der
Urner Fränzli betet fünf und sibne für einen zum
Schatt'ot geführten Mitgefangenen.' 1819, Mscr., mit
Bez. auf die in gewissen Gebeten genannten 5 Wunden
Christi und die 7 Schmerzen Maria's ; vgl. 2 b 8. Nit
chönne Föifi, zele, dumm sein S ; vgl. drü. Z' F-e' üsge'
UwE., MS mache" L; Z (auch ab-) 1) beim Kamsen,
einem Kartenspiel, die Partie abkürzen, indem jedem
Mitspieler statt 7 oder 10 bloss 5 Striche angekreidet
werden L; Uw; Z. 2) ein Geschäft rasch und energisch,
auch oberflächlich abtun L; Uw. Es gät z' f-n M,
man lässt 5 gerade sein L. Wart, i''- butz-d'r f-i!
Drohung Bs, scheint, da das ,Putzen', Wischen, beim
Kartenspiel Gewinnst bedeutet, diesen Terminus hin-
über zu spielen auf die 5 Finger, mit denen eine Ohr-
feige erteilt wird. - 2. Subst. mit Art. a) masL
,Die Fünf, in Gl ehemals ein Gericht, zuerst 1457
erwähnt, welches wenigstens später bes. über SchuUl-
forderungen zu entscheiden hatte; vgl. fünfzehn; nii».
S. Fünfer; fünfen. — b) ntr., F-i 1) die Ziffer 5,
die Fünf. A'me" Fufl, zusammengekauert; er hät-eii
an es F. [über den Haufen] cf schlage Gl. 2) kleiner,
dreieckiger Riss in einem Kleidungsstück, ähnlich
der röm. Fünf GlH. Syn. Briangel. 3) fünf Uhr.
Guet Nacht am F-i (SechsiJ! Ausruf des Hohnes über
das Fehlschlagen eines Versuches Z ; wohl von allzu-
frühem Hereinbrechen der Nacht hergenommen. ,Mor-
gen um füfi.' Salat. 4) das (zweite) Vesperbrot
um 5 Uhr; z' F-i ne", und subst. d.i Zf-i L; Ndw.
5) Fünfer a) Fünfcentimesstück B. b) Mass f, Flüssig-
keiten. öDeciliter haltend AAStaut. 6) Schelte für
\
853
Kauf fiiiif. Pilus; luiiir
854
einen schlechten (G), hässlichen (Bad. bei Kaiserst.),
einfältigen, bäurischen (Aa; ßs; Gr) Menschen. Du
Kchlechts Föfi! G. Du furchig Fünft, (/abist fast e
Sexi, bei Kaiserst. — 7) lebhaftes Kind GkV. —
8) Gebet, das aus 5 Vaterunsern besteht VOrte; S.
Ei's F- i um 's ander bete". Vgl. u-o d' Leidlüt bim
Grab feufi [sc. Vaterunser] 'betet hei' (Schild) u. o. 1.
Als Zeitmass: es Füft [Feufis LG.) lany V, eine kurze
Weile. Ä«"s Füfi lang — .so chunnd-er. Heng. 1830.
Im'ne F.-hiHi/. im. Pfiff; i" minder ah im F.-l. ebd.
Kei< F.-L rirfiöd. su bringt si 's sehr. ebd. Vgl.
Vaterunser Sji. ::!47.
lihd. riuif; alid. funj, dessen Voc. in W MA. und in
weitcrem Kreise für die Abi. -zir/ erhalten ist. - .-Vusfnll
des Nasals nach Dehnung des Voc. einst allgemein alemann.
(wie ags., alts., ndrl. fif); s. am-h fufzrj. Zur Flexion vgl.
.die andern fUnfi (der Schiffe].' HsSuhürpf 1497. — 2 1) 6.
Das .schlechte F.' bezieht sich viell. zunächst auf die schlecht
geratene Ziffer, welche ja zu den schwierigsten gehört (vgl.
.lange Achte', ,krumme Neune', schles. Spottnamen), und
der Begriff wurde auf das moralische Gebiet hinüber gespielt;
im Sinne der Tölpelhaftigkeit ist es viell. verk. aus Bumi-F.
(s. d.) oder bezieht sich auf die zackige, unförmliche Gestalt
der römischen Ziffer (bes. im Gebrauch der Bauern) oder
auf die Ungeradheit der Zahl selber.
Erde"-F-i n.: 1. erzdummer Bursche ZStdt. Vgl.
fünf ä b 6. — 2. potz (oder du) E. ! scherzhafter
Schwur als Ausdruck der Verwunderung Z. — E. nur
in abstr. verstärkender Bed. s. Sp. 436/37.
Buren (Pure)-: 1. die alte, aus der lat. Schrift
herrührende und von den Bauern namentlich für Eech-
nung auf dem Kerbholz oder mit der Kreide bis in
unsere Zeit beibehaltene Form der Ziffer 5 (V, A, Y
oderO) Aa; Ap; BO.; L. .Schreiben und Geschriebenes
lesen konnten sie nicht, auch nicht rechnen; doch
machte der Grossvater wackere Bauernfünfe.' Gotth.
.Er soll gelehrter werden als die Bauern, die sich mit
Bauernfünfe (Römerzahlen) behelfen müssen.' Joachim.
Üssieh [aussehen] wie e P. Ap. Das ist so grad tvie-n-e
Burefüfi, das kann dir nicht fehlen. Sülg.; vgl. linglen.
— 2. auf den menschlichen Körper übertragen.
a) e P. mache', am Boden die Kniee ein wenig ge-
öffnet halten Ap. b) vulva BHk. — 3. Bauer. Bäuerin
mit dem Nbbegriff des Tölpelhaften, bes. von Weibs-
personen vom Lande, z. B. das zur Städterin gewordene
Landmädchen Aa; Bs; BM.; L; „Vw;" Zg; Z. Ubh.
einfältiger Mensch Gr.
Da P. i. S. der Ziffer einen zurückgebliebenen Kultur-
zustand bezeichnet, so heftete sich der verächtliche Neben-
begriff leicht an den ersten Teil des Comp., woraus Bed. 3
erwuchs. In Zg u. Z will man den Ausdruck von der am
Rücken des Frauenmieders in AaF. u. ZKn. aufgenähten, ans
Borten bestehenden Figur in der Gestalt V erklären.
Stigele"- = d. vor. 1 Aa. — Weil im Ggs. zur arab.
Ziffer gleichsam aus geraden Stäben, Stiyde, gebildet.
Stiere"- (Stierfüfi W): 1. Dummkopf, unbeson-
nener Mensch L; W. — '2. hartnäckiger Mensch ^V.
fünfen: 1. unter den wegen ihrer Kostspieligkeit
verpönten Glücksspielen aufgezählt. 1533, Egli, Act.
Vgl. (luenzten. — 2. als ,Fünferherr' (s. d. folg. 4)
funktionieren. ,Dass hinfüro nit mee dann 5 an das
fünferamt gesetzt [werden] und f. sollen.' 1500, Bs.
.So dick und vil sy f., soll man inen [den Fünfer-
herren] ihr urtelgelt usrichten.' ebd. — o. das Urteil
des Fünfergerichtes ansprechen, an dieses ge-
langen. .Sil jemand mit dem anderen fünfet. dass
dann derjen'«', so die fünferurtel vcrlürel. <leni o);-
ligenden teil synen kosten abtragen soll.' ebd.
Fünfer Füfer, Föifer m.: 1. die röm. Fünf, als
Nidsi'''- oder Obsi'-''-F. (mit abwärts oder aufwärts
geöffneten Schenkeln) auf Flössholz eingehauen Schw
Muo. — 2. „Krümmung Schw; Zg." Vgl. fünf 1. —
3. Münze, welche 5 Einheiten wert ist, jetzt ein
Fünfcentiinesstück. I gib-d'r en F., wenn d' mit-m'r
chunnst. Fünfhellerstück XV., XVL Ln J. 1483 wurde
beschlossen, da zu viel F. vorhanden seien, dieselben
abzuschätzen und keine mehr zu schlagen. Absch. —
4. Mitglied einer aus Fünfen bestehenden Behörde,
in BsStdt (bis zur Umwälzung) eines Baugerichts, das
schon vor 150(1 missbräuchlich mit 7 Mann besetzt
war. -- Buren-: spöttische Benennung des Land-
volkes S 1814. — Sack-: Trinkgeld, das der Müller
dem Bäckergesellen für das Abladen der Mchlsäcke
entrichtet. Li Z 1881 abgeschafft.
fünferen füfere (fi-, foi-): Zickzacklinien be-
schreiben, bes. vom Gange des Betrunkenen Schw;
Uw. Vgl. eimmdzwänzg ; Süseich; it. far Varma Vis-
conti, da diese eine Schlange im Wappen haben. Urne-,
umherstreichen. Er ist no''' lang verusse ume g'füferet,
ob er i" 's Hfis ine cho' ist. — G'füferet, gesclilängelt,
zickzackförmig Schw.
fünferlen füferle: 1. = d. vor. (G). — 2. sich ver-
geblich um ,Tmdes Gunst bewerben. Du hf'st-m'r
f. (bis 's Sechsi schläd, bis am Marge' um se.vi) Gr ; 6.
il/e" ivird-d'r f.!
2 meint viell. ,in Schlangenwindungen um Einen herum-
gehen'; oder ,beten für ihn' (vgl./iin/s h S), wie die Bettler
tun; oder zur Frühmesse läuten.
Fun fing Foifig f.: Spielkarte, welche 5 zählt.
z. B. d' ScUllefoiflg UwE.
fünft, -ist: fünft. — Zu der zweifachen Superlativ-
bildung vgl. acht.
fünfzig fufzig BHk., fufz(i)g BsStdt, füfzg
Aa; B; VOrte; F (ö); Gl; G; S; Z, fufzg ScH u.
angrenz. Z.
Betr. n und u s. d. Anm. zum einfachen Zahlw. Kürzung
des Voc. hält Schritt mit der Abschwächung des zweiten
Teiles der urspr. Zss. — Fle.\ion wie bei fünf.
ein -und- einefüfzg: in RAA. 1. Da hast iez de"
Dreck und 's E-i! da hast du das (selbstverschuldete)
Missgeschick in der ärgsten Gestalt, da hast du nun
die Bescheerung Z. — 2. E-i mache", hinken Z.
1. Dreck, Kot, bed. schon an sich schlimme Bescheerung;
die Zugabe '« E. scheint den Ausdrücken der Gewinn brin-
genden Zahl beim Kartenspiel nachgebildet zu sein; vgl. ein-
und-dnmUj, -zwa?izig. Dass die urspr. Bed. nicht mehr bewusst
und der Zehner weniger bedeutsam ist als der Einer, zeigen
die Varianten. — 2. =f»r cinquantuno in der Sprache von
Neapel und Sizilien, von wo der Ausdruck viell. direkte
(durch Söldner) zu uns kam. Der Ausdruck will wohl nur
etwas Ungerades bezeichnen.
Fang— fung. Vi-'l. auch die Gruppen Fand usw.; Famjij usw.
Fang m.: 1. Beute. Er hed en guete F. g'macht.
— 2. der Todcsstoss, urspr. von der Jagd, dann
auch von Menschen. ,l)en F. geben', den Garaus
machen; einen empfindlichen Stoss versetzen (phys.
und moral.). Sflger. ,Nit nur das ist blutgelt, das
einer nimpt und einem andern den f. gibt [d. h. ihn
Fans;, fensr. fino-, foiii;. fun»
umbriugtj.' FWyss 1650. Syii. Herz-, B(-F. — 3. „die
geronnene Milchmasse im Alpkessel od. der käsichte
Teil der geronnenen Milch, die sich oben auf setzt
BO."; L. Syn. Fangele, Fisch, Dickete, Biddere,
Schluckete. Vgl. fahen, gerinnen. — 4. eingefriedigtes
Land B; L. Syn. In-fang, Bl-fang. ,Es syge in
Matten, Fängen, Weidenen oder Bergen.' 1652, BSa.
Daher häufiger Ürtsn. in FO., VOrten. — 5. z' erst
Fangs, zuerst einmal B. — In 5 bat eine Anlehnnng des
Adv. an/aiiyen« (Sp. 719) an das Subst. Statt gefunden.
Über-Fang: Übergriff auf fremden Grundbesitz.
,Dass die burger unib unser rechtunge, die wir haben,
Stangen und übervenge, mit uns lieblichen virrichtet
haut.' 1290, Segess. RG. I 81. ,Hat zu richten über
alle frevlen ussgenommen umb übergrift' und über-
fang.' Okfn. Mühlehorn. — An- Ä-: wie nhd. Aller
Ä. ist Hecht. Ineichen. Bösen A. häd sehe guet End.
Wie der A., so das End. ebd. Alles icas en A. nimmt,
nimmt aw'' en End. Sulger. Kei A., Iceis End, was
keinen A. hat, hat auch kein E. Schild. Gen. adv.
von Raum u. Zeit: Afangs im Wald, Afangs Nacht.
BWyss. »Anfangs ihres Ehestands.' JMill. 1661. In
der Rechtsspr. die Veranlassung eines Streites: ,So
zwen mit einander frevlent, welcher dann den a. tan
hat...' Offn. Helfersw. ,Wo zwen einandren schlue-
geu, so ist es dem angfcnger [.Anfänger.' 1751] zechen
Schillig Buoss; und so Einer des Anfangs [.Anschlags.'
1751] wellte leugnen, so muos er sölchs mit dem Eid
erhalten, das er unschuldig mit dem Angriff.' 1605/1751,
ScHwG. — In-: 1. Einhegung. Es Heime" in Hm I.,
rings abgeschlossen, in sich zshangend, an einem
Stücke Z. — 2. wohl eingehegtes Stück Land, Wiese,
Weinberg Gr; GW.; ScnSt.; zu Sonderbenutzung aus-
geschiedenes Stück Allmend Z. , Einfang, verzäunt
Gut, conseptuni.' Denzl. Früher bes. ein gegen die
Weide eingefriedigtes Stück Land auf dem Brachfeld
oder im Wald. ,Ein infang uf der brach.' Offn.
Neftenb. ,Das nienian keinen i. noch keinen ruchen
wald mag inne han.' Hofr. Einsid. .Niemand soll dem
andren in sinen bomgärten und infengen, die einer
selbs umbzünt und befridet, hüeten noch weiden [son-
dern jeder soll das selbst tun].' Elgg. Herrsch.-R.
1535. Häutig als Flurn. Z z. B. Affoltern (zw. Strasse,
Bach und Fussweg); Ifängi f., Name einer Alp und
eines Landgütchens UwE. Syn. Bann. — 3. Umfang
des Gebietes einer Stadt, eines Klosters. Syn. Bi-F.
,Dass das Gottshus blyben solle by dem y., wie sy das
bishar besessen band.' 1525, Absch. ,[Das Schloss] hat
in seinem Einfang zwo Festungen gehept.' Wurstis.
,Vor y. der Statt gelegen.' KCvs. ,In dem y. des ge-
dachten Clusters.' ebd. ,I)er Hinterhof, dessen Ein-
fang an Wiesen und Waldung gegen -10 Jucharten
beträgt' DHess 1818. ,Den weitläufigen E.. der mit
mancherlei Gebäuden und Gärten besetzt ist.' ebd.
Under-, nur dini. -Fängli: ein kleines Gebinde
von Garn, etwa 2 Spulen voll. Sulger.
Von .iinderfangen'. d. h. in der Mitte (mit dem .Under-
r(lttel') unterbinden. Syn. Vnderhaml.
Ent- Epfang. In E. ne (gej: 1. ein Grundstück:
zu Lehen, in Pacht nehmen (geben) Ap; G. Syn.
Bestand. — 2. das Kind von einer Gebärenden, diese
entbinden (von der Hebamme) Ap. — Vogel-: die
Vogeljagd, resp. das Recht auf dieselbe in einem be-
stimmten Gebiet. ,Wir |das Kloster Wettingen] liaben
auch in diesem Uuibkreis V. zu besetzen, entsetzen,
zwingen und pannen.' XV., Offn. Schlieren.
Für-: Pfand (, Tröstung'), welches der Kläger zu
hinterlegen hatte. Osenbr., Stud.
Mhd. Bescblagnahme eines gestohlenen Gutes und die
dafür dem Richter zu zahlende Gebühr.
Fornen-: Forellenfang und die bestimmte Zeit
desselben. ,Ein vogt in Gryfensee mag zu herbst jär-
lichen im f. 14 tag baren [Netze] in den bach setzen.'
Weist. — G e - : Umfang. ,Dass alles in den g. bei
5000 schritten halte.' RCvs. Yg\. Infang .S. - Gegen-:
eine Gefangennehmung od. gefangene Person, die man
einer von der Gegenpartei entgegenhalten kann zur Aus-
gleichung, zum Austausch. 1524, Absch. — Guggeli-:
(vom Gesetz verpönter) Fischfang mit Anwendung von
Koekelskörnern Uw. — Geld-: Geldgewinn. .Dieses
Geltfangs, als einer begangenen Simonei, soll der
Kaiser grossen Reuen empfangen haben.' Wurstis.
1765. — Hürling-: Fang der .Heuerlinge', jungen
Fische. Derselbe ist in der Z Fischerordn. v. 1757/79
beschränkt. — Herz-: Todesstoss. Sjn. Fatig 3 und
Te-F. ,Gebet denen täglich überhand nehmenden
Gräueln und Lasteren einmal den H. und Todessticli.-
SLupicH. 1728. — Kugele"-: Wall, der beim Probe-
schiessen mit Kanonen die Kugeln auffängt Bs, aucli
-Fänger. — Nasen-: der Fang der .Nasen' genannten
Fische. 1535. Absch. An Sonn- und Festtagen war
das Fischen, ausgenommen Lachs- und Nasenfang.
verboten. Fischerordn. am Rhein 1652.
Bi- AAZei.; BsLd; B; L; S. Bi- AALeer.; BE.;
GlK.. Bc- G oT., Bcfig Ap, Büfig BG. — P 1. Bifüng
S: 1. „Einzäunung. ,Eln Bauerngut, Hof in cim B.',
an einem Stück oTh; Syn. Infang. Bes. die Umzäu-
nung eines auf einem Brachfeld angepflanzten Ackers,
zum Schutze gegen das von Andern auf die Weide
getriebene Vieli." Einschliessung dos besten Matt-
landes BsLd. .Diser aoher treit allweg [immer] die
hurd [Zaun] und den weg, wann byfang vor dem Iwrd
ist.' 1449, ZWied. — 2. „ein von Furchen oder Zaun
umgebenes, mit Bäumen besetztes, meist als Wiese be-
nutztes Stück Land; in die Allmende hineinragender
Acker" AaZcI.; BsLd; B; L. ,Disseptum prope do-
inum.' Id. B. Ein von der Gemeinweide nach obrig-
keitlicher Erlaubniss abgezäuntes Stück Land (Bs,
Spreng), eingezäunte Wiese in Bergweiden (Ap), einem
grössern Landgut angeschlossenes Gutchen (BG.). mit
Dünger belegtes Stück Graswuchs, im Ggs. zu ,Weid',
eingehegt (während ,Wunn' ein offenes bezeichnet)
Ap; G. Abweichend von der gewöhnlichen Bed.: Das
Bürstli [Bürschchen] chönnt z' Weid fare iif die grosse
irite Bifäng. Joach. .Wer den bifang [den in die All-
mende hereinragenden Acker] inn hat. soll och den
frid [die Umfriedigung desselben] machen.' Offn. EUik.
.Dieselbigen höf band 3 bifäng.' Offn. Wetting. .Dass
uf dem b. by dem krüz vor unser .stadt [Meilingen]
ein jährlicher zins hafte.' 1486. ,Zu verkaufen: ein
1 'j-i Jucharten starker Beifang mit vielen Nuss- und
andern fruchtbaren Obsbäumen angefüllt.' BsStdt 173'2.
,Ein B. von Reh- und Feldwerk über 2 Jucharten
gross.' ebd. Noch vielfach als Eigenn.: Bifang Aa;
bei Klein-Bs; Gl; eine Matte am Tobelbach Soaw; '/,
Niederurdorf; ,im Beifang' [jetzt Befang] GArbon 1589;
Büfig LE.; t?» Bcfang, Weiler bei ApTrogen, am Berg
gelegen; Bifig l^Hergisw.; Biffiger, Geschlechtsn. W.
i
857
Pan.«;. tViiif. fing-, fon?. fiiii.?
858
t; — 3. Umfang. Syn. Infang :i. .Iteben, ackern, inat-
I ten, die ligent in der gebiete, begriffen, bifengen,
■ kreisen, gevichten und zuogehörungen des closters.'
1400, Bs Rq. .Und rust .sicii ze buwen das gross
gasthu.s [zu Rorschach] und den bifang beider muren.
die tor hend und an den see gond.' Vad. Der B. der
, Johanniter in BsStdt war ein ummauerter Bezirk.
' — 4. Gefangennehmung; Gefangenschaft; vgl. bi-
fangen. ,An Geld oder init Beifang gestraft.' 1548.
Absch. ,Was si [die Täufer] in bifangen oder fry
verheissen. habend si nie gehalten.- 1528, Ecjli, Act.
~ 5. „Neben zahn Th."
Mhd. hhmw (i betont, aber kvirzV) in Bed. 1, 2. 3. Schon
:»Iid. neben bifang auch Ijef. und noch Frisch und Heuisch
haben diesen Laut neben i. Das verbale Präfix kann jenes
4c- nicht sein, eben weil es betont ist, wohl aber eine ältere
kurzvocalische Gestalt der Piäp., wie in neben in. Kurzes
; betontes i konnte in einzelnen Fällen und MAA. (bes. Ap) e
; werden, wie umgek. unbetontes e in Endungen i geworden ist.
[ Die Verkürzung -fig ist Folge der Betonung des Präf. (vgl. -tig
', ans -tag). In Büfig ü statt i durch Einfluss des folgenden/. —
f 4. ,Bifangen' 1528 könnte auch Inf. sein. — 5 wahrsch. i. S.
' V. Bizan, Kebenschoss an der Rebe, und mit diesem vermengt.
, bi-fangen (schw. Vb.): 1. a) „einen auf einem
I Brachfeld liegenden Acker zum Schutze vor weidendem
1 Vieh einzäunen AaF.; Z.- b) das von der Hauptzeig
, und dem Zeigenrecht durch Umzäunung abgesonderte
Land mit Sommerfrüchten bepflanzen Z. Von Bl-
fang 1. ;2. — 2. einschränken überh. ,Damit das
kloster. abt und münch byfanget, yngenommen und
in abgang gericht werd.' 1529. Absch. ,Wie Gott die
gwaltig macht der statt Rom beifanget und genidert
i hat.' Vad. — 3. gefangen nehmen, verhaften. ,Ze
i fahenne und ze byfangenne, swele [Alle, welche] buoss-
' wirdig sind.' Stadtr. Diessenh. 1400. ,Es sie uf den
; gassen oder in hüsern. da sy denn byfanget oder be-
gritlcn mögent werden.' 1420, Bs Rq. .Wäre aber das
ein solicher von unser statt entwiche, dass er nit
bivanget wurde, nach dem soll man stellen.' 1450,
Bs Rq. ,Uf das [nachdem] vil todsiegen bescheen
[geschehen] und die täter ungebyfangt hinkommen
sind.' 1494, ebd. ,So einer angenommen und byfanget
' wurd.' 1529, Absch. ,Fengklich angenommen und zum
' rechten byfanget werden.' 1530, Absch. ,Und die
; frömbden personen soll man b. und in gewarsamy
1 nemmen, damit die besserungen [Bussen] bezalt wer-
den.' 1557, Bs Rq. ,Der künig Hess ihn b. [,gefangen
setzen.' 1G70] und fragen, do bekannt er das mord.'
LLav. 1569. .Eingezogen, gebeifengt und so lang ent-
halten werden, bis er gehorsam würdet.' 1596, Bs Rq.
.Beifangen, capere.' Dknzl. 1677; 1710. ,Dass der
Fallit sollte beigefengt und abgestraft werden.- 1789,
Bs Rq. — 4. von Etwas gewalttätig Besitz ergreifen.
^ ,Dass die puren dem vogt das syn, by 300 fl. wert,
, im schloss bifangotend.' Vad.
Neben dem schwachen , bifangen' auch starkes ,bifahen'.
.' ,|Die Verschwornen waren entschlossen,] so einer [der Ihrigen]
; bygefangen wurde, alsbald zu dem Vogt zu gryfen.' 1646,
; Z Verhürakt. ,Die RedlifUhrer byfahn und gefänglich allher
' bringen.' 1646, Z Ratserk. .Lasterhafte leut beifahen, in
■ gefinknus werfen.' FWyss 1650. — .Bifengen' ist mit regel-
I ni&ssigem Umlaut ebenf. von , Bifang' gebildet. Zum starken
I \b. vgl. mhd. beväheii, umfangen; einfassen.
Streu-Fang: Sumpfstrecke auf den Alpen, welche
; erst im Herbst abgemäht wird und die Streue für den
Winter ergibt. Sihatzmanx.
l>c- BsStdt; .,L; Sni; Z(i" ltS•r.^ ZLd, Tc- ZStdt.
Ti- Z (Oberst Wolf): 1. Gnadcnstoss, Todesstoss,
Garaus, der letzte vernichtende Schlag in phys. und
moral. S. Einem (no''') de' D. ge". .Die Demokraten-
führer hätten uns niemals den D. geben können.'
FLocHER 1S69. Das häd-em no de' T. g'ge', ilin voll-
ends ruiniert. Lt Spren« eig. der Genickfang, welchen
man dem Gewilde versetzt. — '2. Reissaus; de" D.
ne" ZRüml.. Zoll.
2 beruht auf Vermengung mit Ihimng (s. Ihir-). aus frz.
dcvttyit. Letztere Ableitung würde auch für 1 i. S. v. Stoss
von vorn, mit dem man dem zum Stehen gebrachten Tiere
den Garaus (s. Herzfang) macht, im Regs. zu den dem flie-
lienden Tiere beigebrachten Verwundungen, trefflich passen,
allein franz. so wenig als deutsche .lägerspr. bedient sich
dieser Bezeichnung. Vielmehr sind .abfangen' (vgl. .Hirsch-
fänger'). .Fang. Genick-F.' die technischen deutschen Aus-
drücke. Der 1. Teil unseres Comp, scheint verderbt oder
bewahrt uraltes Sprachgut. entw. Die, Dieh aus mhd. diecli,
Schenkel (vgl. .Demut' aus diemuot), oder ahd. rhman (engl.
die), sterben. Syn. zu 1 Gi.r: Rml : ToMicIi; Bodenntom ;
■Jugstreich ; Tatsch; Treff.
Wild-: 1. Jagd. ,Die briof wysent, dass der w.
des gottshus eigen ist und der apt mag jagen nach
seinem willen.' UwE. 1599. .Der W. soll, damit der
Fasel [Nachwuchs] erhalten werde, länger nit als von
Bartholomei bis zum neüwen Jahrstag währen.' Z
Mand. 1649. .Der W., das Jagen und Fangen des
Gewilds und Federwildpräts.' Z 1757. — '2. gefangenes
Wild, Jagdbeute. ,Im wald luog umb dich, sorg, hab
acht, ob du ein w. sghist ston, in hölzern, feldern
umbhergon: verstäub es nit!' Rüep 1550, wo in der
Wiederholung des Auftrages statt ,w.' gesagt i.st .reech
[Reh]'. Bes. Falken, Habichte, die in wildem Zu-
stande gefangen werden. , Habicht, nistling genennt,
und auch die wildfeng magst du also neeren.' Vogelb.
1557. ,Ich hab etwa einen w. [von Krummschnabel]
gefangen [der sofort zutraulich war].' ebd. — 3. wild
gewachsener, junger Fruchtbaura, Wildling, der
dann versetzt und veredelt wird Aa; Bs; B; Z. .Plan-
tarium. une bastardiere. ein ort. da man die Wild-
fäng oder wilden Stämmen zu.sammensetzet. damit sie
nachwärts gezweiget werden.- Rhao. 1639. .Semina,
Wildfäng oder Pflanzstöck. Sauvageaux.' ebd. .Für
4 Dotzen Öpfel- und Birren-wildfäng 1 fl. 11 btz.'
Schloss RuED 1728. .Ein Baumgarten, in dem Nichts
als Wildfänge anzutreffen.' JUlr. 1733. — Mhd. milt-
fring, .lagdbezirk. Jagdrecht.
Wind- .Windfandt'i Mantel. Gengenb., Bettler-
orden. '- Ein frühes Beispiel von der Verwechslung von
ng und /((/.
zit-: zeitig, erwachsen. .Ein Stier, der zitvang
[zweijährig] ist.' XIU./XIV.. Gerd. — Mhd. zitvmigr.
Kar-Fangel m.: \. (K/arfanM 7Ä\\n.) „Rest im
Getreide Aa; Z." — 2. (A'ar/rtMf/c" PI. Bs) Schimmel,
schwarze oder graue Flecken in verlegener Wäsche
Bs; Z. Syn. Rastenmnsen. — 3. Stellen in der Garn-
strähne, im Fadenknäuol, wo der Faden sich spi-
ralisch aufgedreht (Z), sich zu Knoten verwickelt hat
(Sch). Hyn. Krangel. — g'karfänge" Aa; Bs; ZRfz
(neben -et), -f'angech, -fanech ZGlattf.. -fanglig Sch
(neben -let); Z. -fanktig AABb.. Kais.: 1. von Getreide
und Schotenfrüchten, krank, indem sie kurz vor der
Reife schwarz werden und verschrumpfen Aa; Bs.
.Die Schwarzdornhecken halten Luft. Regen und Tau
850
Fans. leui,'. tiiijj. fniiu-, lunt;
ab. ihiruni ist auch die Frucht [Getreide] um solche
Zäune schlecht und meistens carfanglicht (rostig).- Z
Naturf. 17Ö4. — 2. von Zeug, Garn. Holz, Stroh-
halmen, Samen udgl.. schimmlicht, mit Moderflecken
behaftet, stockfleckig Aa; Bs; Sch; Z. Syn. angelaufen;
(/emäuchig; versport; versHckt. — 3. von Fleisch, von
der Fäulniss angegriffen, übelriechend ZN. — kar-
fangle": 1. schimmlicht werden, anlaufen Z. —
2. „sich verwirren, von Garn udgl. Sch; Z."
Da die Bed. 1 des Subst., an welche 2 (auch Bed. 3 des
Adj.) sich leicht anschliesst. sonst auf das W. , Karfunkel'
föUt (s. Gr. WB. 5, 212), so ist nicht za zweifeln, dass wir
es hier mit einer blossen Nbf des letztern zu tun haben,
welche sich auf Schweiz. Boden durch die blosse Ablautsform
Karfanlid, g'kar/anklii/ (dies aus der Participialf g'l:arfanl-<l
abgeleitet und sync. wie nacktUj aus nilid. nacket\ hindurch
(vgl. rahd. /n/itc neben /iinfc) der Anlehnung an den Begriff
, fangen' zu lieb herausgebildet hat (s. das Participial-Adj.
g' karfamjen). Bed. 3 des Substantivs erklärt sich aus laut-
licher und begrifflicher Berührung mit dem Worte Krantjel.
— Dem Adj., bzw. Ptc, in Z auf der 1. Silbe, also als wirk-
liches Comp., in Aa; Bs auf 2. Silbe betont (als ob kur
blosses Präf. wäre), gebührt die aus y'ch oder y'k hervor-
gehende Affrikata, welche von hier aus oder als Merkmal
eines Lehnw. tw. auch im Subst. und Vb. gesprochen wird.
Fangele, PfangoJa, Pfangila f., Fangeli
(dimiu.V) = Fang j' W. fange(s) s. aii-fahend
Sp. 718. fangen s. fahen.
Fanger: Geschleclitsn. UwE.
Vielleicht verk. aus dem gleichbed. Imfanger, ebd..
welches, wahrsch. von Infang abgeleitet, den Besitzer eines
solchen Grundstückes bezeichnet.
Hunds-: Hundefänger Z. Syn. -Fauker.
Mond-: Spottn. auf die Einwohner einer gewissen
Z Gemeinde, von denen die bösen Zungen der Nach-
barn, neben andern Proben von Einfalt, erzählen, sie
haben einmal den Mond in Gestalt seines Spiegel-
bildes auf einem Wasserzüber fangen wollen.
In einer andern Gemeinde sprangen die Leute in eine
.lauchegrube, weil sie den sich dort spiegelnden Mond für
einen Käse hielten. Vgl. noch Brätlistup/er.
Schär- Z, Schäreföher GRHe.: Maulwurfstänger.
An vielen Orten noch ein besoldetes Amt! Syn. Scliär-
muser.
Yangete fF.mache'J ZSih., Fangetsc, Pangis,
Fangisse, Fäng(er)lis = Falitiis Sp. 723.
au-fangig s. an-faliend Sp. 718.
Sand-Fangle f.: eine Art kleines Wuhr. hinter
welchem sich Sand anschwemmt U.
Fangniss, -nuss, -nust f.: Gefangennehmung.
-Schaft; Gefängniss. ,Mit brande, mit roube, ald mit
vanknust.' 1291, Gfr. ,Mit vangnüst.' 1304, Z EBr.
,Umbe die vangnüst (gevangnust), in der ich ze Roten-
burg was.' 1307, Gfr. ,In fangniss.' 1349, ebd. ,Er
nam mich in vanknuss.' 1428, Arch. Baden. ,H'at mich
US T. gelassen.' ebd. ,St Peters tag der vanknuss
[1. August].' 1491, Z Urk. ,Er ist der fenknus er-
lassen.' 1535, Sch Ratsprot. ,Sölich person in die fenk-
nus ze leggen und die f. liggen [so!], so lang bis dass
sy ir gelten [Schulden] entrichten.' Z Gerichtsb. 1553.
,Die gfangncn widerum in die venknuss keren.' Vad.
— Ge- Gfniignuss Uw, Gfänknuss. Stdtz — f., mo-
derner n.: 1. = dem vor. .Wäre dass kein angrifi
ufstunde von totsiegen, von gefangnust, von brande
oder von roube. • IS.'jO. Anscn. ,Uss der gefängknuss.'
Bossii.-GoLDsi UM. - 2. rechtliche Verfaugenschaft.
.Zugehörigkeit. Anspruch'? ,Ich hau es gevertiget und
mich erzigen miues lybdinges, gevangnusse und alles
rechtes, so ich darzuo hatte.' 1365, L Fertigungsbrief
einer Ehefrau. — Mhd. /ancmW, -nüsse, -nu«; -niisl, -nust
(Letztere verk. aus \fa7icnü«aecU); ge/anc-, gefenc-.
Ent-. Empf-: Empfängniss. ,Ich will deine
schmerzen und empfanknuss vil machen.' 1548/60, Bib.
Kar-Fängel s. Kerbel.
an-fängen (schw.): 1. = an fahen, intr., trans. u.
refl. ,Die Evangelisten sollend wol gelert syn uud
nit nüwlich angefengt [nicht Neulinge].' Zwingli. ,Den
angefengten krieg erlich uszuoüeben.' 1527, Absch. ,Es
ist des Keisers pratik. dass diss .spil des euds ange-
fengt werden soll.' 1530, Absch. .Als sich die tag-
leistungen zuo Bremgarten angefengt.' 1531, ebd. ,In
anfang hat es vil ein andere gstalt umb die klöster
gehept; dann sy nit der gstalt angfängt wurdend, wie
.sy yetzund stond.' HBull. 1531. ,Will uns bedunken,
dass der kardinal von Sitten sölichs zuo habe wellen
rüsten; denn es was wol angefengt mit dem hotten
von Wallis.' 1521, Strickl. ,Die wyl aber sollich
treffenlieh gross werk angefengt sollt werden.' Kessl.
— 2. in e. S. : .das Recht anfengen'. eine Sache vor
Gericht bringen, einen Rechtsanspruch erheben. ,Von
angefengtem rechten steen [abstehn].' 1521, Absch.
,An unserm angef. r. verhindern.' ebd. ,Wo aber die
sach rechtlich angefengt und fürgetragen wurd.' 1523,
ebd. ,Das recht a.' 1525, ebd. — 3. äfänggu W,
äpfängge U: (ein Licht) anzünden. Syn. ent- f.
in-: einfassen, eine Stadt mit einer Mauer. ,St Jo-
hans Vorstadt, so damals mit der äussern Mauren und
Graben noch nicht eingefcngt war.' Wurtsis. 1580,
= .eingefangen.' 1765.
ent- epfäye, an-epf.: anzünden, ein Feuer, Licht
B öO. Es Liecht empf. Id. B. ,Wer in die vorge-
nannten zil züchet und er ein füre enphenget. Jen
soll man schirmen für ein gnossen, welicher herren
er S3'ge.' Üpfn. LSchwanden 1562; vgl. , eigenen Rauch
führen' und Für. — Causativ von emp/ahen i. S. v. I 1)
mit Uml. gebildet. — Syu. an-/.
Anfänger m. : I. pers. a) wie uhd. !•'' bin ««"*
en A. b) (Angefänger ,Angfenger.' 1605. SchwG.) in
der Rechtsspr.: der Anheber eines Streites; s. bei
Anfang. — 2. sachlich: die unter.ste, breiteste Stufe
einer Treppe BSi.
Kugelen-Fänger = K.-Fang.
anfängig: wer angefangen hat, z.B. einen Streit.
Zg 1432. — wit-: von grossem umfang. .Ein w-er
Hof.' L 1.574.
fänglich: 1. gefangen; nur in Verbindung m^t
Ausdrücken des Ergreifeus oder Festhaltens. ,Uf hQt
mittags sind uns dry missifen fänklichen von dem
commissari zuo Lowis überantwurt.' 1521, Strickl.
,Zuo citieren oder vänklichen anzuonemmen.' 152'2,
B Missiv. .Als wir dann etlich widertöufer by uns
fänklich enthalten [in Gewahrsam halten].' 15'28, ebd.
, Etliche, so von bemelten V Orten fänklich behandot
[sind].' 1531, Strickl. ,Venklich an ein Seil legen.'
B Mand. 1563. ,Hat er sy lassen fengklichen hand-
haben.' RCvs. S. auch ge-f. — 2. fähig, zu einem
Amte. .Zu Meistern der Zunft sollen die allerfengk-
lichsten gewählt wenlen.' Bs 1519. S. rer-f.
8til
FailK. ri'H-,', tiilK. Ii'iif;-, riiiit;-
862
iiii-; 1. begiiinencl. ,Anfenklich vuii dem Tauf
Joaunis Ins auf den tag, do er von uns geuoiiimen
ist.' 1587, Apostelg. Im Anfang. ,Anfengklic!ien.'
Edlib. — 2. nächstens? Vgl. mujends. ,Mit ge-
dingen, so ücli anfänklich sollen angezöigt werden.-
1531, Absch. — 3. neulich, vor Kurzem. .Hast du
die misstat erst yetz anfengklich (nunc primum) ge-
hört?' Fris.
ent-, emp-; angenehm, willkommen. ,I)ass er im
syn werk lass loblich und enphenklich syn.' ü Hdschr.
,.4in statt, die dir enpfenklich (acceptabilis) syg.' fi
Hausheil. 1460. ,Dass es gott empfengklieh, ouch uns
erbittlich syg.- XV., Processionsordn. ,Dann wir nit
angenem noch erapfänklich sind.' 1521, Absch. ~ Passiv,
wie lat. acceptm = rjratUH.
ver-: 1. wirksam, nützlich; s. verfahen. ,Ver-
vanklich.' HFründ. ,So aber das alles nit verfenklich
ist gewesen, begeren ir wyter gschriftlich antwort'
1529, Bs Carthäus. ,Das ir einen rat kiesen von den
burgern, die der statt die nutzlichsten und verfeng-
lichisten dünken sin.' Bs (Jhron. 1514/85. ,Ein meister,
der einem rat am verfenglichsten syge.' ebd. ,Weil
man besorgen muss, mit Schriften nichts Verfängliches
' ausrichten zu können.' 1531, Absch. .War alles nn-
■ vcrfängklich.' WuRSTis. 1580. — 2. empfänglich für
Lehre, fähig zu einer Leistung; s. fänglich 3. ,Vier
I bürgere, die der erre rat kiuset und denne allerver-
vanglichest sint' 1337, Wack. DR. , Sechs us denen
' [Knaben], so sy am geschicktisten und verfänklichesten
zur leer bedunken, erkiesen.' 1530, Absch. , Diejenigen
Personen, welche wir nach unserer Achtung die taug-
lichsten und verfenglichsten zu sein befinden.' Bs 1Ü88.
1 Zu 1 vgl. mhd. ez vervahct, es hilft, es uUtzt; und noch
i nhd. = wirksam sein.
ge- = fänglich 1. Einen g' fänglich l^zieh", i" g-i
I Haft, G'ioärsami iie" Uw. ,Als er gen Kyburg gfenk-
. lieh geführt worden.' Schimpfk. 1651.
Vingenönli s. Viole II (Sp. 633).
Finger -- PL Fingra F; W — Dim. Fingschi
ij Gh: 1. das Glied der Hand, nach seiner vielseitigen
i Anwendung und Bedeutsamkeit in zahlreichen Ver-
' bindungen und sprichw. RAA. a) der F. als der an-
tastende, anfassende; nehmende: ,Und kumpt der
amman und mag das scheff [Schiff] mit zwei f-n herüss
' ziehen, ist wol und guot.' 1454, Zellw. Urk. Einem
: diebischen Menschen soll man uf cV F. luege" {nid
uf 's Mül, d. h. sich nicht durch seine Rede betören
, lassen). Ineichen ; Sulcer. Langi F. ha', diebisch
j sein. allg. ; aber gleichbed. auch: churz F. ha" (ab-
, genutzt von vielem Steblen) S. Chrumbi F. ha", dass.
Si'LGER. Daher zur Geberde rechtlicher Besitz-
ergreifung verwendet: de F. druff ha", auf Etwas
zählen, mit Bestimmtheit rechnen. Da häb du num-
[ men [nur] de F. dr., das mW-dr gäng [immer] nitwi
; Chleider choufi! [iron.] Du brüchst nüd de F. dr.
■z^han, das d' das uberchijmmist BEi. — b) das am
'Meisten vorgestreckte (und gefährdete) Glied, der
\ zudringliche. D'' F. zwüschen ine (iche) ha", sich in
'ein gefährliches Geschäft einlassen; sich in fremde
»j Angelegenheiten einmischen B; L; S; Uw. Schi [sie]
wellunt in Allum d' F. hä" W. Er het sini F. gäng
iz' vorderisch, ist voreilig B (Zvro). D' F. use zieh,
•sich von einem gefährlichen Geschäfte losmachen B.
'ijy F. driis tue", sich von Etw. fernhalten Bs. D' F.
dnis! 's isch e liercncssc'! ebd. Er icellti gern d' F.
wider z'rwgg zieh W. D' F. verbrenne, unvermutet
bei einer Unternehmung Schaden leiden, allg. De"
F. under-em Fass ha", gebundene Hände liaben '/,.
Daher zum Lecken und zum Saugen geeignet. D' F.
na''' Öppis schlecke", sehr lustern darnach sein Sch; Z.
Oppis US de F-e" süge", leicht lernen. Sulgkr. Da'
het er nüd us de" F-e, nicht selbst erfunden, ebd.
\g\. Täpcn. Auch zum Auslöschen. Mit-em nasse"
F. derdur''' fare", seine Forderung an Einen streichen,
bezieht sich urspr. auf Kreiderechnung, wie umgekehrt
das syn. i" 's Chämi schribe" auf Dintenschrift. Daher
mit-em n. F. zale", seine Schulden gar nicht bezahlen
Aa ; aber auch mit-em n. F. chönne" zale", Gegen-
forderungen machen (Schulden des Andern gegen die
eigenen auswischen, ausgleichen) L. .Ich wollte wol
mit nassem f. gan, da das widerspil probiert wurd
[wenn das Gegenteil bewiesen würde].' 1526, Absch.
F'' wett de" chönne mit-eme nasse F. erlange", ico 's
g'stole het, der Dieb steht in meiner unmittelbarsten
Nähe. SrLGER. — c) Beweglichkeit, Biegsamkeit.
Kein F. chrümbe", sich nicht die geringste Mühe
geben Sch; Z. ,[Sich darüber weniger Bedenken ma-
chen] als einen f. zu verroden.' JMtJLL. 1665. Daher
zu Geberdenspiel verwendet. Me" brücht im nuinme
e chrttmme F. z' mache, eine leichte Geberde genügt
für ihn W. Noch gilt das Krümmen des Mittelfingers
(wenigstens in der Kuabenwelt) als Geberde der Heraus-
forderung (eig. wohl zum , Häkeln') ZF. Hinwieder
,war die F. spitzen noch zu unserer Mütter Zeiten
eine seltsame Gebärdung ehrbarer Weiber und Jung-
frauen, wenn sie sich vor Jemand zierten, indem sie
die Hände vorn in einander schlugen und die Zeig-
finger unter sich, die Daumen über sich zusammen-
spitzten. In Holzwarts Schauspiel ,Saul', welches 1571
in Bs aufgeführt wurde, gibt Sauls Weib ihrer Tochter
bei ihrer Trauung u. a. die Lehre für züchtiges Vor-
halten: Dein hend davorn zusammenleg, beim tisch
sollt du auch zuchtig sitzen, bei leib kein f. nit be-
weg, mit Zucht dein zarte f. sp.- Spreng. Auch ist
das Steifen (und Emporstrecken) der Mittelfinger
(s. Schwer-F.) Geberde des Schwures. D' F. ufliebe",
ufha", einen Eid schwören Bs; B. .Wann einer zuo
dem andern über [gegen] den friden spräche, ob er
[der Angeredete] syn gelten [Schulden] mit dry f-n
wollte bezalen, und mit andern glychcn Worten, so
schalkbar sind, bricht man den friden.' 1480, L. —
d) wegen seiner stabförmigen Gestalt und mit Bez.
auf seine Dicke zum Messen verwendbar. / hin so
voll [habe mich so voll gegessen], dass i 's mit dem F.
erlange" chönnt Z; Syn. s. Hdlszäpßi. Nicht einmal
es Fingers z" verbinde" ha", so viel Zeug, als es braucht,
einen F. zu verbinden, also: sehr arm sein. , Stückle
so lang als ein grosser F.' Bs Kochb. ; vgl. F. 2. Me"
chönnt-en um de F. ume ivickle", er ist zu Allem willig
(eig. so geschmeidig, dass er die engsten Windungen
eingeht) Bs; Z. Düss und so zürn, ass-men in uvi e
F. hau chönne wiggle. Breitbnst. 1864. , Demnach
wurdend sie [die Wiedertäufer] so geschlacht, dass
man sie um einen f. gwunden hettc.- Vad. .Wie er
das Volk wollte so weich und zam machen, dass man
sy möchte umb ein f. winden.' JosSiml. 172'2. Von
der Zeit: all FingerfsJ lang, nach jedem kurzen Zeit-
raum, jeden Augenblick (von Neuem) B; Gr; L. —
e) limpfindlichkeit, Nervosität. Si'"* i'n F.blsse,
Faiifi, rciii,'. liiiff, foiif;, hiiii;
sd-t
seiner Keue über eine Handlung Ausdruck geben; sich
selbst schädigen, allg. (Anders sich d' F. ab-h., s. u. f ).
,Es sei ihm in alle F. gekommen', die Empfindung
habe ihn lebhaft aufgeregt. Gotth. Es häd-nir i"
alle" F-e" (f juckt, ich konnte mich kaum enthalten,
Hand anzulegen, bes. eine Ohrfeige zu erteilen Z. —
f) Kostbarkeit, Wert und daherige Schonung. Er
tvnd-si"'' fi'wüss schier d' F. abbisse' Z. ,Er klagte
sich fast die Finger ab.' Gotth. F'' weit en F. (auch;
de chll F.) ab är Hand drum (ß, ich gäbe viel darum
Z. ,Wie er einen F. ab der Hand geben wollte, wenn
er Etwas gestudiert [hätte].' Hott. 1666. Si''' lieber
all F. lä" abstemme" |als Etw. tun oder zugeben] Z.
!''• möcht-e [ihn] mit kei"m F. a"räere"! Ausdruck
der Geringschätzung, des Ekels Sch; Z. ,Si wellend die
selben [Bürden] nit mit einem f. regen.' 1587, Matth.
— g) als Teil der Hand. 3Iach e Fust, wenn d' ke'"
F. hast! Gl; Z. Dur"'' d' F. (durch die Spalten zw.
den Fingern) hieije", nachsichtig sein. allg. Er brächt
eke" Spiegel [Brille], er liiegt diir''' d' F. Ineichen.
Wer cha" dar"'' d' F. luege", bracht ke Brille, ebd. ;
SüLGER. Vgl. u. .durch die F. lachen.' St sind wie
ei" F. am andere', so vertraut W; vgl. engl. ,to be
finger and thumb.' De Wirt und de Landjäger [Po-
lizist] sind wie stce F. an einer Hand, der eine zieht
den andern nach sich, vom Wirtshausbesuch als Quelle
von Armut oder Verbrechen. Gotth. , Baselstadt und
Baselland sind zwei F. an einer Hand', gehören zu-
sammen. Vgl. fünfzinggig. Nit d/r F. büte [geschweige
die ganze Hand], weit zurückstehn GWa. ; vgl. .nicht
(einmal) das Wasser reichen.' Wenn men-em de F. git.
SU will er d' Hand. Suluek. (In den 2 letzten Fällen
steht .der' = ,ein'.) De lets F. verbinde, verbünde ha,
Etwas Verkehrtes unternehmen, sich verrechnen Bs;
B; S; Z. Daher die primitivste Zahlenleiter. Da(s)
cha""-men a'n Fingere' abheile Sch; Z, Syn. abfingerlen ;
das han i uf de F-e Gr, das ist leicht zu berechnen.
— h) als Vertreter der ganzen Hand, a) der
fassenden. Eine' i' d' F. ne, hart mitnehmen, züch-
tigen B. ,Die Dienstboten zuweilen in die Finger
nehmen, das war d's best.' Gotth. Enand i" d' F.
ne', einamler prügeln B; S. Ei'm i'n Fingere' si",
in seiner Gewalt, seiner Misshandlung ausgesetzt sein
B. Was er a" d' F. nömmt [unternimmt, anfängt],
g'rät't-em F. 's Hefti i' d' F. ne, eine Saclie energisch
an die Hand nehmen B. .Ich wollte die Sache ganz
anders in die F. nehmen.' Gotth. Eppis gtiet um d' F.
winden, ein Geschäft gut einrichten, z. B. bei einem
Kechtshandel sich Garantie geben lassen, dass Be-
dingungen erfüllt werden, ehe man einem Abkommen
beitritt BKi. Da m.üeist-mr d' Such giiet um d' F.
g'ioundni sin, ob i mit dem [einem solchen Teilhaber]
Oppis afieng. ebd. (Das Bild hergenommen von einem
Strick, den man um die Hand windet, um einen daran
gebundenen Gegenstand sicherer festzuhalten.) —
ß) der züchtigenden. .5 F. Usg'wicht ge". Einem auf
eine unverschämte Forderung die Hand ins Gesicht
schlagen. Gotth.; das Bild hergenommen von dem
Brauche der Metzger, dem Fleische (hier der Backe)
noch Knochen (hier die Knöchel der F.; vgl. Totcn-F.)
udgl. beizulegen. — y) lier waschenden. ,Die F. in
Etwas waschen-, Etwas missbrauchen, z. B. davon
entwenden. De Vogt [Vormund] häd i' mim Ver-
möge" d' F. g'wäsche Bs. — 8) der bedeckenden
.Durch die Finger lachcir. licimlirhe Schadenfreude
empfinden. ,Daun [wenn unsere F'reiheit verliuoii
gienge] wurdend die durch d' f. 1., die uns jetz gimt
geschirr [freunjlliche Miene] machen.' HsKMan. .|lia
Manche über Zürichs Unfall] d. die f. 1.' 1531, Strukl.
Vgl. oben (g) diir d' F. luegen. — i) besonderer
F. De chll' F. hät-mer 's g'seit, i'g'gii [eingegeben],
Vexierbescheid auf die Frage, woher mau dies und
jenes wisse Sch; Z. Auch: de'' chll F. hätt-dr 's seile
säge"-, der einfachste Verstand hätte es dir eingelicii
sollen Z. ,Der Alte hätte am kleinen F. mehr \\-\-
stand als der Junge an der ganzen Hand.' Gotth.
— 2. fingerförmiges Gebäck Z. Syn. Selienkeli, Mün-
deli. — 3. Fingerli" Gr, Fingerji P: Fingerring.
.Guldine fingerli.' 1385, Z. Mhd. vingerlln. — 4. eine
Pflanze: Ziegenbart, Korallenschwamm , clavaria
botrytis Z.
Der A'orzug des .kleinen' Fingers als Wissers und Au-
gübers (als welcher er auch in dem bekannton Kinderspiel
und -sprach von den 5 Fingern erscheint) beruht wohl lab-
gesehen davon, dass man ihn zuweilen ins Ohr steckt) gerade
auf seiner Kleinheit, die ihn befähigt, Manches heimlich zu
beobachten und auszuüben, wie ein kleiner neckischer Hiius-
geist (engl, tlu littk hird); denn auch die andern Finger
werden in einzelnen EAA. und Bräuchen als selbstäuili;.'e
beseelte Wesen aufgefasst. Vgl. darüber Kuchh. 1857, S. ',l'J.
Kindersprüche zur Bezeichnung der einzelnen Finger uiicli
solcher Auffassung ebd. S. 109. 544. Spiele mit Ausstrecken
der Finger ebd. 434. — 4 entspricht wgrtlich it. dliiJn:
vgl. auch das syn. manetta, eig. Händchen.
Oren-I'inger. ,Auricularis digitus. der o. oder
klein finger.' Pris. ; Mal.
Viell. so genannt, weil er heimlich ins Ohr flüstert; luk.r
.auch nur, weil er im Ohre grübelt; s. die ahd. Stelle Ijri
Rochh. 1857, S. lOß.
Arzet-; der Ringfinger. ..\n dem (dm ein den
lotsten Finger, sonst der A. genauipt.' Arznkiii. Zullik.
1710. Syn. Lachsner.
Wegen ihm zugeschriebener Heilkraft hat dieser F. sclmu
im Altertum entsprechende Namen ; dUjitun incdk-un. ags. lärf-
fimjcr. Rochh. 1857, 105. Vgl. auch Sp. 467, 4.
Fünf-: Fünffingerkraut, pentaphyllum. E. XV.,
L Arzneib. — So genannt wegen seiner 5 Blätter.
Gross-; der Mittelfinger Gr.
Herren-: ein Gebäck von feinem Mehl mit Zucker;
2 Finger breit und 1 Schuh lang S.
Herz-: der Ringfinger. ,Digitus annularis, der
Gold-, Herzfinger.' Denzl. 1677; 1716.
Nach altem Glauben durch einen besondern Nerv mit
dem Herzen verbunden.
Knollen-: dicker F. Z. — Kniilpli-; breitM,'
vorn stumpfer V. Bs. — Leck-: der Zeigfinger Gr
Sculms. Vgl. Mues-, Schleck-F. — Lurtschi-: der'
Binger, an dem kleine Kinder saugen B. Chann-i''''
ml" L. ha", i"'' lebe herrewol dura'. FrHall. 1871. —
Mues-: der Zeigfinger GnSchud. Üyn. Siipiienschlapper,
Leck-F.
Nopperi-; dicker, ungeschickter Finger S. Vgl.
Knollen-, Kiiölpli-F. — Von imjjjMnu, laugsam, ungeschickt
arbeiten.
Schleck-; Zeigefinger GA.; Nnw. i>yn. Schlevkei:
Schwer-; die 3 ersten Finger, Daumen bis Mittelf.,
der rechten Hand. allg. .Den Eid sagen wärender auf-
hebung seiner 3 schw.' Ai-I. LB. 1585/18'28.
Die Dreizahl wird auf die h. Dreifaltigkeit gedeutet, diel
abwärts gebogenen F. auf I.eib nnJ Seele des Schwörenden,!
welche vcrdauniit sein snllcn iui Falle v. Meineid; s. aaO. S.8f. i
8(j5
Fan;; -fuiii;. Falles— riin<!
Viiutcg fiiii;
Kiilik Funk
86Ö
Tüfels-: Bek'iiinit JiitA; üw; Z. - Tüiiumi-
s. Tüme''.
TOten-Fingerli: (gekochte) Schwarzwurzen Bs.
In Märchen kommt vor, dass die in Ungehorsam gegen
die Mutter erhobene Hand eines Kindes zur Strafe aus dem
Grabe desselben empor ragte. Fingerähnliche Gestalt von
Wurzeln, bes. von so bleicher Farbe, konnte solchen Glauben
• veranlassen.
Twer'"'"- Z, Z wt-r eh- Finger G: ein P. quer ge-
' messen, die Breite eines Fingers, als Masseinheit. ,Die
rinden nit mer dann dry twerftnger über einandereu
lan gan.' 1480, Ndw. ,Uie dicke aber was 4 zwerch-
finger.' 1531/1667, Jerem. .Zweier zwerchfinger tick
nngevarlich.' Z Büchsenschützen 15.53. .Die dicke
3dwerchünger.' Tierb. 1563. ,Ab hac rcgula non licet
digitura discedere, nit urab einen zwijrchflnger.' Fris.
.Welcher etlich mit ihrer lenge zu 3 twerfingeren
kommen.' JLCvs. 1661. .Eines twerfingers breit.' Z
Mand. 1643. — Zeig-. Bei Denzl. 1677 , Zeiger-', in
GrV. Zekh-F.
fingeren fingre": in die F. nehmen, mit den F.
beta.sten, bes. was man nicht sollte, mit dem Neben-
begriff der Verunreinigung oder Schädigung, z. B. von
Knaben, die Alles antasten BRi., Si. Utnim f., in den
Händen herumziehen, oft berühren W. — ab-. Das
kaxch [kannst du] Ja am Arsch a.! das versteht sich
doch von selbst! derbe Steigerung und Verdrehung
der RA.: ,an den F. abzählen' Bs.
Finger(e)te f.: so viel (Flachs) mau mit einem
F. umfassen kann. Id. B. Syn. Fingerli"g 3.
fiugerlen: 1. die F. schnell bewegen, mit den
F. spielen AaH.; Gr; S; Z; z.B. zum Spiel auf einem
Musikinstrument Uw. — 2. mit den F. betasten.
daran herum tasten. .Eine Pflaume, welche eine
Grämplerin zum F. zurecht gelegt.' Gotth. Besonders
' aber weibl. Personen in unanständiger Weise Ai-; Bs;
], B; L; ScH; U. Si lät sich /'. SriERsi. ,So eine Tugend
i ist ein zartes Wesen; sie mag das F. nicht erleiden.'
Gotth. S. Fingerler. — 3. in die F. nehmen zur
Züchtigung BRi. Zu andern Zwecken, z.B. Geld-
, stücke aus dem Sparkästchen L. — ab-: an den F.
abzählen, leicht und sicher berechnen; auch nur: zu-
versichtlich sich einbilden Z. Mit Abgehen von der
' urspr. Anschauung: ,an der Nase, am Arsch, Füdle
abf.', nur in Verbindung mit ,können' wie bei ab-
' ßngeren und im selben S. Bs; Sl'lger. — „Fingerler:
der mit Mädchen unanständig spielt B; L; Sch." —
r Fingerli m. : der die Unart hat. Alles zu betasten B.
Fingerli"g m.: I.Finger eines Handschuhs, von
Tuch od. Leder, bes. als Überzug über einen (kranken)
Finger Ai': B; Gr; L; GSa.; Zg; ZKn. Syn. Tümli'g.
.Fingerliuot, tingerling. fingcrheuble, alles das den
] lingeren zu schirm gemacht ist, digitalia.' Mal. —
! 2. Ring GrL. Syn. FingerU". Mhd. fingerlinc. —
3. Büschel an den Fingern abgezogenen Hanfes od.
' Werges VOrte. So viel Werg, als man heim Beiteln
in einen F. hängen kann AABb. Syn. Fingerete.
fingerzen = fingerlen, bes. in Bed. '2 W. ümha
; /., in den Händen herumziehen, oft berühren, ebd. —
I ; t Ist Intensivbildung.
Fuiigc f.: Sjiass B It St'', u. Zyro. - Vgl. /''»nA-.
fangs, fängs s. aufuhends Sp. 71S. Fimg
Fungs, Föngsi s. Funs.
Fingschi s. Finger. Fengster s. Fenster.
Fangg fungg. Vgl. aucb die Gruiii>eii h\tn,j usw., fnnk usw.
lingge-fangge : mit Ablaut gebildete Form für .fünf'
im Anzählspruch Einli Beinli usw. Aa; s. Huxz. 85.
fienggen: an Etwas herumreiben, kratzen, fegen;
mühsam plätten AaFt.; BsLd; S; Uw; U; mit den
Füssen spielen UwE. — ver-: durch Reiben ver-
derben. z.B. Kleider. — Es ist das oh.ßeygen (Sp. 71.5)
mit durch Nasal verstärkter Stammsilbe. — Abi. /ie/u-en.
fiengglen: das Dimin. zum vor. S. Albe wo-n-i"''
jung g'si' bi", han i''' Söili g'hüetet, han es höhigs
Glgeli g'ha, ha" druff' ximme g'fiengglet.
Fnngg, Füngg m. — PI. Füngg : 1. Fusstritt,
Stoss mit Fuss oder Knie BRi., Schw.; F. S. auch
Flungg; Pfitngg. — 2. unordentliche Falte „B";
GrA. — Funggel, Pf- BSi. — m.: dicker und zu-
gleich kurzer Mensch B. S. auch Pfungg, Pfunggis;
Pflunggel; ? Pfluntsch. — fungge". füugge":
1. (pfungge BSi.) Etwas stossend in ein Behältniss,
z. B. in die Tasche, einen Sack, fest hinein stopfen,
häufig mit dem NebenbegrilY der Unordentlichkeit B.
,Farcio: einfunggen, einstossen.' Fris. Syn. stunggen.
— 2. (nur -«-) unordentlich zsdrücken, zerknittern,
z.B. Papier. Wäsche B, rer- Gr; W. die zerfungget
Brattig [Kalender], ebd. .Das Erste, was bei der
Hand lag. fungete, wuschte man den Kindern an und
Hess sie laufen.' Gotth. Pfunggete f. : etw. unordent-
lich Zusammengeballtes BSi. — 3. (pfungge BSi.;
„L") ,mit etwas Stumpfem stossen. stechen, wie
z.B. das Rindvieh mit den Hörnern;" mit Faust oder
Ellbogen Rippenstösse (BSi.; ..L"), Fusstrittc, Knie-
stösse geben B (m); F (m). Schuemister, der Christi
fnngget-mi gäng! Auch zue Ei'm BG. Du hün-i'''
tnihi cho [da kam ich hinauf] bis zur Türe des Hüm-
mels M""* lia" afen a Bützg [ein wenig] d'rW g'fungget
[mit den Füssen gepocht] F (HsNydegger). ,lch wart
gestossen und gepfunket, dass ich fiele. Psalt. Arg."
.Gepfunket' ^ lat. impidsus. GHdschr. — 4. (-«-) ob-
.stuprare B. — 5. (-M-) derb prügeln B, in gemeiner
Rede. — F unggi BS.; S. -ü- B — ni.: kleines Bürsch-
chen, Knirps B; pausbackiges, überh. dickes Kind S.
A'gl. anihd. pliunc (pfvmj), Beutel, Bündel; got. jr<«gy«
(\. jmni)), gleichs. Behälter zum Hineinstopfen; das Zsgestopfte :
daran schliesst sich die Bed. , dicke kleine Person'; vgl.
Bündel, von Kindern. Vwdtes unter dem Anl. Pf- imd dem
Ausl. -n(U«ch, welcher zuweilen die Verbindung nrjij ersetzt;
auch bei Fl-, Pfl-, allenthalben sich berührend mit andern
Wortfamilien. Vgl. auch hunggai (= funiiyen H). Zu /. 3. .5
vgl. obd. ymiifen, nndl. honten, prügeln; üstr. ;)/oc/r«ii, stupfen;
und lat. jumgcrc' — Abi. futu-cn.
Funggi n. s. Fl-.
Fank - funk. Vgl. auoh di.,- Gruppen /(r«^./ usw.. /•■»«;/ usw.
Kar-Fankel s. K.- Fangel Sp. M5S.
Fänk. Fank i- m., Fante m. u. f. — PI. Fänke":
wilder Mann, wildes Weib, mythische Wesen, in Berg
und Wald sich aufhaltend, urspr. dem Biesengeschlecht
8ti7
Fank. fenk, flnk. fmik. funk
868
nahe stehend, später mehr den Zwerafen sich an-
schliessend Gr; GSa. Auch Berg-, Wald-, Wild-F.
A Frau hat as un'taufts Kind g'ha", und da sind
wild Fangga l'cho" und händ-es verwechslet, und das
Kind ist gar nit g'jrachse, vil es as Wildfanggekind
g'sV ist. Mehr bei Vonbün 1862, S. 44—65; s. auch
Mannhardt, Baumk. 89 fF. 625, b. 644. a. Sie heissen
in einigen Teilen ihres Gebietes auch Vinetier (s. Ve-
nediger), die Weibchen im GfiPr. auch Waldmüeter.
Fänkestein heisst ein im Walde versteckter, von Volks-
sagen uniwobener Felsblock in GaPr,
Der Name wird als Verkürzung aus roni. mhunyi/ (frz.
miivage aus »ihalicvs) erklärt; es ist aber auffallend, dass er
nur in (.jetzt) deutsch redenden Gegenden vorkommt. Jeden-
falls entsprechen diese Wesen den Wildleuten, später den
Erdmänneheu und Hausgeistern des deutschen Volksglaubens.
Mit Eiben als Lichtwesen haben sie wenig Vwdtsch. ; darum
ist auch die ZurUckfUhrung des W. auf ,Fanke, Funke' (Gr.
WB. III, 1317/81 schwerlich annehmbar. Mit Fanket, Fiin-
hert, Teufel, haben unsere Fänggen in ihrem Wesen Nichts
gemein, mit den Zwergen dagegen Dienstverhältniss und
Kinderaustausch mit Menschen, Gemsenzucht mit Käse- und
Goldbereitung, Wetter- und Heilkunde; ihr Verkehr mit den
Menschen wird durch Mutwille der Letztern gestört.
fänkelen /.^gkele: den Zorn auslassen Gl,
Bezieht sieh viell. auf das reizbare, empfindliche Tem-
perament, welches dem Zwergvolke beigelegt wird.
„Fenk m.: Fenchel L." St.''
Fenkel: 1. Fenchel, fceniculum B; Gr (tjk). —
2. , wilde Hirse, panicum viride L,'* St.'' Syn. Fench.
— Siiess-: Gartenfcnchel, fceniculum officin. All, Aa.
Später als , Fenchel' aus dem Lat, i/oeni'-uluvi) entlehnt,
daher die Tennis k nicht verschoben. — Es hat den Anschein,
dass von St,'' die beiden WW. verwechselt worden seien.
(ge-fenklet: mit Fenchel gewürzt.) G'ßnMete",
Sdinaps Gr Gaunerspr. Vgl, Kümmel.
Fink 1 {Pfink Gl) — m,: 1, der Vogel fringilla.
Sich um Opper so ril chütiimere" ivie d' Sjjatzen um
d' F-e", d, i. wenig; der Fink aber ruft ,du Dieb! du
Dieb ! ' und meint den Spatz, So, F., hast du do di'
Nest? Ausruf bei einer unverhüft'ten Entdeckung G uRh,
— 2, {Funk AAFri,) übertr. auf pfiffige, schlimme,
lustige, auch boshafte Menschen AaFi'I.; Bs; B; G;
S; üw; Zg; Z, Meist mit Adj.: lustige, fule, schöne,
schlimme, sübere udgl. De'' schelmisch F.! scherzh.
vom Monde. FrJSchild. Rlchi F-e". reiche Leute,
ebd. Spilerf., passionierter oder pfiffiger Spieler, ebd.;
Syn. Spil-Ratz. Dim. i^ünWi, Dirnchen Z, Vgl. , Vogel'
übh, — Funk verhält sich zu F^iiik wie .S'cAun/.r" zu ,Schin-
ken'; vgl, auch Fink 11; Funk 5.
Pürli-: im Rätsel = Schnapskriimer Gr (B. 1, 318).
— Gold-, Goll-: ,Gollfink, Dompfatf, Goll, loxia
pyrrhula,' Bs Avisbl. 1732. ,Den Güger nennend etlich
Gold-, Lob-, Bluot-Fink, in Niderlanden Goutvink.'
VoGELB. 1557. ,Bluot- oder gold-f., rubrica,' Mal,
— Gel"-: scherzhafte Benennung eines Goldstückes.
FrJSchild. Syn. gel'" Vögel. — Grüen- L; Sch; Z.
Gruen- S, Gnie- Z oTüss: 1, Buchfink S; Z, ,Gr. F-en'
von HsEEscuER 1692 neben ,Buch-P.' unter den ge-
ringeren Speisevögeln genannt. — 2. Mensch von
blasser Gesichtsfarbe L; Sch; Z. Syn. Zigerbrüe;
Uilchsuppe; Bleichschnahel. — Hirs-: kleiner Kern-
beisser, loxia coccothraustes. .Ossifraga, ein gattung
der adlcren; villeicht ein steinbrüehel od. steinbeisser.
kernbeiss nnd h. bei uns genannt.' KoGessn. bei Fris.,
Mal. 226, Vielleicht ein Lesefehler für Kirs-, wie
.\LiL. 244 schreibt. ,K. F-en- fuhrt HsEEscher 1692
unter den geringeren Speisevögeln auf — Knolle")-:
plump gebauter, zugleich grober und dummer Mensch
Bs; L; „G"; W. ,Solchcr Suppenbäuche, Knolfinken
und Mnsikstürmer gibt's noch heutigstags, die mehr
der Kuchi als der Musik nachsinnen,' Stiftungscrk.
Musikcoll, Wint. 1629. Von einem .groben KnoUf,',
welcher sich auf seinen Klepper setzt und um es diesem
zu erleichtern die Egge an seinen eigenen Hals hängt,
3. ScHiMPFR. 1652. ,Ein grober knoll. knoUfink, honio
stolidus, rusticus.' Denzl, 1716 (nicht 1677). Das Bild
vom Vogel ausgemalt: ,Dass sein Pfeifen bloss aus dem
Hälslein eines idiotischen Knollflnkleins her zische.'
Goliath 1741. /iTuo/toi = Klumpen, Kloss. — Lob- s.u.
Gold-F. — Lin-: Meerzeisig, fringilla linaria, Syn.
BhietschössU Z It HSchinz 1842, ein dem Hänfling nahe
verwandter, nur nach längeren Zwischenräumen bei
uns erscheinender Vogel, ,= Hänfling.' Spreng, ,Lyn-F.
oder Schösslin [unterschieden vom Hänfling].' Vohelb.
1557,
Lanzig-: der F. im Frühling ScHwMa. Frö und
flink as u-ie-n-e L. Hengel.
Der Ausdruck wird vom Vogelb. 1557 illustriert; ,Uas
uiännlin singt im anfang des glenzes,'
Mist-: 1, Bergfink, fringilla montifringilla, nur
zeitweise hei uns, wo er seine Nahrung auch auf
Miststätten sucht. Tschudi. — 2. Mensch, der sich
(gerne) mit unsauberer Arbeit abgibt Gr; Sch. Syn.
Mist-Güggel. — Most- als Scheltw. bei HsRManuel,
— Buech- Bue- Aa; Z, Bü- Aa vorw., Po'- BRi.;
Gl; Sch: 1. der Vogel, allg. — 2. kleiner Junge
Gl; Mgl. F. 2. — Bluet-: Dompfaff Gl. S. Gold-F.
Bletzli-i Spottu. für Schneider Aa,
Weil man ihnen nachredet, dass sie die vom Tuche der
Kunden abfallenden ,Bletz', Lappen, für sich einstecken. Als
Vögeln, nicht ungeschickt erfunden, da das Kleid des Finken
aus bunten Flicken zsgesetzt scheint; vgl. BU'izU-Bötjij.
Schild-: Buchfink. HSchinz 184'2. — Schmir-
(Bs), Schmutz- (B; Z): unsäuberliche Person. —
T a n u - = Mist-F. 1. Vogelb, 1 557, — D i s t e r - : Distelf
ZGlattf. Syn. Disfelvogel Sp, 697 ; Disteli.
Zim- = Lin-F. It Vogelb. 1557, 53^
Wenn nicht ein Druckfehler (fol. 174'' nur ,l}n-f.'), su
nuiss diese Benennung sich auf die Färbung {Zime, Streifen)
beziehen,
„Zipper-: Mädchen, das köstlich [spröde] tut B,"
St,'' — S, Ziprlnli.
finken I: 1, auf Finken- und übh, Vogelfang aus-
gehen „B"; Sch (Kirchh.), — 2. Unzucht treiben ,8''.
finklen: sein Interesse mit Schlauheit verfolgen,
nicht übermässig ehrlich sein B. Finkler: Pfiffikus B.
Fink II, fast durchweg -e", in AAFri,; BsStdt; F so
und Funke — m, : 1. aus bunten Tuchenden (Tuch-
anschrot, daher auch Endi-F.), anderw. aus Ziegen-
oder Pferdehaaren geflochtener, in neuerer Zeit auch
aus Filz, Tuch, Pelz gemachter, mit Wolle, Stroh,
Werg gefütterter Winterhausschuh Aa; Ap; Bs; BU.;
Gl; GrHc,; L; G; Sch; S; Th; Uw; Z. Syn. Fötsche;
Gün{t)sch. F - en flechten eine Beschäftigung der
Waldbrüder s. BWyss 1863, 51. Vom Verzärtelten,
der wenig Kälte ertragen mag, heisst es, er leiti
d' F-e" zum Stösse [eine im Frühjahr vorzunehmende
Arbeit im Weinberge] a" Sch. .Der Gerichtschreiber
869
Fank, fenk. fink, t'onk, funk
870
sagte, es friere ihn an die Füsse, er sei an F-en
gewöhnt und möge die Lederschuhe auf d' Länge
nicht erleiden: er hülfe hinein [beantrage, dass man
sich ins Haus verfüge].' Gotth. />' Chappen ab und
d' F-en a"! d. i. den Kopf kühl und die Füsse warm
gehalten! D' F-c lüpfe, sich auf die Beine machen L.
D' F-e" chlopfe, den Reissaus nehmen, sich eilfertig
davon machen Aa; Bs; S; Z. So hend au''' die ver-
spätete Starre [StaareJ afo d' F-e chL, so dass i" churzer
Zu keis Federli nie ume und äne g'si' ist. I" de"
F-e' hei"'gu'', in aller Stille Hochzeit feiern ZLunn.
Hausschuhe übh.. Pantoifeln BsTerw.; BE.; GRMai.
Syn. Schlarpe (■Schnell). — 2. ,aus Wolle gestrickte
oder aus Leinwand verfertigte Socke, unter dem
Strumpfe getragen." Wollene oder Pelzsocken über
die Strümpfe angezogen BG.; F; L (Inerh.). ,Fünkli,
Socke, Leinschuh.' Spreng. .Fingge m., ein gestrickter
Schweissschuh, ein Strumpf, der nur den Fuss be-
deckt; auch: geflochtene Überschuh.' Zschokke 1799.
— 3. Überstrumpf, Kamasche, guetre Bö. u. wO.;
ScHwMuo.; W. Syn. Gefrjte; Pafrßine; Poss; Ba-
Hne; Tappi.
Eins mit F. 1 uud nach dem Vo^el benannt wegen der
Buutscheckigkeit? Die fast ausschliessliche Zwe'silbigkeit
erklärt sich leicht aus dem fast ausschliesslichen Gebrauch
lies W. im Plural. Der Ablautswechsel fi ; u) im Stamme
aber stimmt zu dem bei F. I. Allerdings bleibt aber auch
mlat. fico, eine Art Schuhe für Mönche und Priester, zu
erwägen, da Einschiebnng von >i oft begegnet. — - Folgende
litter. Belege ermangeln der genauem Begriffsbestimmung.
,Soccos pedibus adimere, die flnkle oder söckle ausziehen.'
Fris. ; Mal., welche anderw. ,Sock, Söckle' als , hohes Ge-
scbüech wie ein Sack'; leinernen Schuh, Sandale erklären.
,Der Wilde Mann [das Wappen des XGerichten-Bundes] acht't
weder Strumpf noch Finken', d. i. verschmäht jede Fuss-
bedeckung. 1601, Lied. .Finken, 12 par.' 1604, L Hausrodel.
Chalbs-: Winterhausschuhe von besonderer So-
lidität ZStdt. — Syn. ChuWer Schueli, d. i. von Calw im-
portierte. Die obige Form beruht auf Missverstand.
Schelmen-: Winterschuhe mit Filzsohlen üwE.
-^ So benannt, weil man in denselben so leise auftritt wie
die Diebe.
Finkel m. = Finken 1 UUrs. Es sclinlt wie F.,
schneit grosse Flocken ; vgl. Bettelbueb.
ab-finken = ,die Finken klopfen' ÄAZein.
j Finkete BG., -nete BSi. — f.: Mass für Schnee-
fall, so tiefer Schnee, dass er das Bein bis oben an
die Überstrumpfe bedeckt.
Vinkeli. ,Uf finkelly petri', Petri Kettenfeier,
' 1. Augstm. XVL, ARecuiiuRGERIN. — Aus dem lat. vincula.
tinken U = fäuken 1 c (Sp. 7'2.5) BHk.
steht im Ablautsverhältniss zu mhd. rank und dem syn.
.FuukB'; vgl. die Anm. Sp. 726.
Fank, -e», FöfeV, Funkte TuEy/.; Züth., sonst
Futjkxe (bzw. Fungge) — m.: 1. Funke; Glanz. ,Uns
zündt [leuchtet] ein nüwer sternc, Gar heiter ist syn
funk.' 1444, Krieöslied. ,Er braucht den list. dass
er allwi^gen den schwechisten beistand tat, erhielte
[unterhielt] damit den funken und zundel ihrer krie-
gen.' 1584, Zellw. Urk. Dafür in der Volksspr. Gluns;
Gneist; Spränge. — 2. Feuer, bes. Freudenfeuer
(Freude"-, Fasnacht-, Merzc-F.), welches am .Funken-
sunntag' (s. d.) oder übh. in der Fasuacht an weithin
sichtbaren Stellen noch immer angezündet wird, wie
sehr auch der Piealismus der Behörden und mancher
Volksökonomen dagegen eifert Ar; F; G; Th; ZWl.
Abbildung in der Februarvignette des Ap Kai. In
ApL werden gleichzeitig die Kirchenglocken geläutet
und läuft man mit Harzfackeln um das Feuer; in F
spielte etwa die Musik. ,In den katholischen Gegenden
ertönen mitten hinein geistliche Lieder. z.B.: , Maria,
du schönste Himmelskönigin', die wiederum von
Schnurren und Jauchzern unterbrochen werden.' G u.
Umg. 1859. .Die Fastnacht des J. 1571 wurde durch
grosse Funken auf dem hart zugefrornen Bodensee
gefeiert.' JCSchXfer 1813. Davon die Eigennamen
, Funkenplatz' ZRik., , Funkhalde' ZBauma. Syn. Fas-
uacht-, Fasten-, Merzen- (Johannis-, Jakobs-) Für.
S. auch funken; Schiben. ~ 3. Fackel GRh. —
4. gering geschätztes Mass. Nid es Fiinkli dervo'
verstä' B. Ekei' Funke uerd; nid e F. tue' Uw.
Syn. Flüche; Gluns; Klauch. - 5. Lüge, List; Spitz-
findigkeit. ,Der Sünden funk werd nicht nier b'herr-
schen mich.' Zwingli. ,Das hat er erlogen und er-
stunken, sind nur Zeberg's arige Funken.' vEuw 1708.
— 6. =^ Fink 1 3. — Vor-: Fastnachtfeuer von klei-
nerem Umfange, welches eine Dorfschaft anzündet,
um die anderen Gesellschaften zum Abbrennen der
ihrigen zu verlocken, so dass sie danach mit ihrcTii
Hauptfunken das Feld behaupten, d. h. glänzen kann,
nachdem die anderen Feuer bereits erloschen sind Th.
Vgl. FunIcJiart, Licht; Funkartol, Kachelofen; funkeln,
sieden, braten (Gaunerspr.). — Fnfe zunächst aus 'Fache (vgl.
mhüfter, Wiftm-li (B), CAii/?a (W) aus ,schUchtern, Wichtrach',
Chüchle, und umgek. nd. cAt = hd./0 und dieses für i^iie/ie,
Fu'che; im Übrigen vgl. Fromm. Ztschr. VII, 25, 29. :346.
5. noch Flüche; Klauch. — Zu Bed. 5 liesse sich allenfalls auch
an eine abgeleitete Nbf. zu Fink I S denken, abstr. gewendet
wie Fant u. a. ; Zwingli aber meint viell. , (Feuers-) Gefahr.'
Kar-Funkel m. : 1. roter Edelstein von strahlen-
dem Glänze. .Carbunculus, karfunkelstein oder ein
rubin.' Fris. Im Volksmunde ein Gebilde der Phan-
tasie. ,Ein grosser K. dessen Leuchtkraft das Gestein
durchdringt, sitzt im Schinberg des Wägitals. Alte
Leute wollen in später Nacht einen geisterhaften Schein
haben davon ausstrahlen sehen.' Osenbr. 1864. Auch
in Uw wähnt man das Innere von Bergen durch K.
erleuchtet; s. Lütolf, Sagen S. 256. In der von Hebel
mitgeteilten Sage schwatzt der Vitzli Butzli seinem
Opfer einen Fingerring mit K. an: es sin verhorgeni
Chräfte i dem rote Ch. 0 lueg doch, wie-n er Ein'n
wblitzt! Wenn der Bing am Finger steckt und wenn-de
in'n Sack längsch alli Tag e Mol, so hesch e bairische
Taler; nummen [nur] an ke"m Flrtig! — So schirn
ivie-n-e K. under-em (im) Ofeloch [iron., da der Glanz
des Steines in dieser Lage geschmälert ist?] ScHwMa.
— 2. von Fieber begleitete Entzündung, Geschwür;
roter .Ausschlag, besonders im Gesicht. Pack-di"'' vom
Ofen abe! G'lust 's-di wider no'''-n-em Gh.? Hebel.
.Der K. : Giftbeule, jede von Flüssen entstehende Ge-
schwulst oder Entzündung; laufender K. : uustätes
Gesuchte.' Spreng. ,I)er Carbunkel wirf damit [mit
Taubenkot] vertriben.' Vogelb. 1557. , Carbunkel, an-
thrax.' Jv Muralt 1692. ,Wo sich ein Carb. oder
etliche erzeigen (welche die Unsern nennen die Guten),
als nämlich eine kleine Blatteren dabei ist, soll man
den Guten bei Zeiten töden, dass er nicht hernach umb
sich fresse.' BKönig 1721. — 3. .Carfunkel oder ein
Tag währendes Fieber, febris ephemora.' JvMuralt
1692.
I
871
Faiik flink. Faiif?— fiins. Pansch fiinscli. Faust— funst
Alis lat. carhunvulus auf ,funkoln' umgedeutet. Wo im
Aul. ch gesprochen wird, hat die Verdeutschung das ganze
W. ergriffen. — S. auch Kar-Fangel; Kar/unl-elwaaaer.
funken: .Funken' anzünden. ,Die Ror.schacher
[haben] an obgedachtem Sonntag [Invocavit] gefunket
und ihre Fasnachtkurzweil gehalten.- BBisohofb. 1682.
.Verbot gegen das Motten, Funken und Reutebrennen
in der Nähe der Waldungen.' G 1808.
Fans — (uns. Vgl. auch die Grupiii'U /V/wc// usw., Fmiz usw.
Vanseli u.: Lavendel, lavandula ApK. — Entstellt
aus Fanddi der benachbarten G MA. ; s. Sp. 845.
fänsig s. anfahends Sp. 718. Fens s. Fenz.
finserlig s. finzelig.
Pinsler, FeHslerva.-. Grübler Z. ,Ein frommer Christ
lasse sich durch die si^ltsamen finsler und spiritöuser
nit in ein subtyle yn füeren.' HBull. 1-561. ,Darumb
wir des Schwenkfelds und synes gelychen subtylen
tinslern unartige Spitzfindigkeit weder anngmmend.
noch rüemend.' II. Helv. Conp. 1.566/1718. Noch als
Geschlechtsn. Z.
Vgl. mhd. vinsebcrn, Spiohverk, Tand [visel, Lüge, Aus-
llucht, Scherz). S. noch Gefia und flak-n. Möglicherweise
durch Einschiebung von n aus J'wlen.
Fans Fii'mi SchwE. ; SOlt., Funsel A.\Fri., FiiysCiJ
BsStdt, Füijsi ÄABrugg, Fitmchi SchwE., Fimz(i),
Funzel VOrte, Fonz W — m., Dini. Funzji: 1. Taufn..
Alfons. — 2. (dira.) Funseli fu^J, Schelte für ein
ungeratenes Schnellen Ap. — Vgl. nucli Fünzrl iL
Hinsehen: Leinwand zerfasern, zerzupfe»; Fän-
schete f.: Charpie GrV.
Von Fäavhe, Charpie, mit Kius.-liieliung von „, welche
durch die Nbf. •ßUrlnicu (s. /■Vw,-/, „„■(,.] gefordert wurde.
Vgl. Fn,z^(l).
Feilsch s. Fench; Fenz.
flnsch: von Persoiien, bliido (iRÜh. (li.) - Aus
•fin-iHch.' vgl. ji„ztl,.i.
Funschi a. Fiuis. fienscligen s. fienxen.
Fenster 1) e allg., Pf- Gr, Feyster L. 2) Fenster Ap,
1'fmM.er (nasal.) BSi. 3) Fester ApK., M.; GStdt, Pf-
U oT., Fäster Bs. Pf- AAFri.; Bs; GA., Flster (nasal.)
GRUVatz; GW., PfVsterGGi., We. (nasal.); Gl, FeHster
ApH.. L; BsLd; ScnSchl.: Z. Pf- Aa; BE., 0.; VOrte;
GG.; S; Th (auch «) — n., Fenstro f. P silv. :
1. Fenster. Eine'', u-o seiher nit wilss, wo diire [wo
hinaus] tindgeng [immer] d' F. hid'r Türe hinger suech.
tioTTii. I cha"" ml' Brod nüd under'm F. lerdiene" G
(s. linder, Sp. 32.5). Fi"m emtd en Stei" derfür i's F.
(in'n Garte) rüere. Einem Etw. vergelten Z. D' F. üf!
er [de< Lug] chmint sust d' Stube cersprenge" , od.: Mer
wend-e" zum F. iis lä" Z. ,Nirgends [als in Basel]
ist das Frauenzimmer einer strengern Etifjuctte unter-
worfen; ('s F. auf! — doch nein) es würde höchst
unanständig sein, wenn ein Mädchen von Stande das
F. öffnen und hinaus sehen wollte.' WHuber 1787.
Siner Chind luege' zue andere'' Lüte" F. use Bs; B;
S; Z. Auf die (zudringliche) Frage: was händ-er
z' Inihig? erfolgt der Vexierbescheid: Tiinkli [.Brod-
schnitten', aber auch .Dunkelheit'] oder Hammenix
[anklingend an Hammenschmtz , Schinkenschnitten,
aber auch an .Haben- wir -nichts'] oder Chänni [an-
klingend an Chämi-, aber auch an l'eni, keine] Wurst
und d' Feister zue [anklingend an Fleisch d<^rzue] Z.
3Iir händ all Tag drü Mal Suppe und d' F. zue Z.
BildL: ,Harwideruin [ist] den äbten erst das f. [Tür
und Tor] uftuon worden, durch welichs si Iren gyt
[Geiz] zuo ersettigen haftend.' Vad. In den ä. Tag-
satzungsabschieden ist das Gesuch um gemalte oder
.Wappenfenster' stehendes Traktandum. .Die Boteil
sollen heimbringen das Gesuch des H. Z. von V., es
möchte ihm jedes Ort ein F. in sein neu gebautos
Haus schenken.' 1521, Absch. Schon 1.517 war das
Betteln um F. abgestellt worden, ,da daraus grosse
Kosten entstehen; kein Vogt soll künftighin Gewalt
haben, in unserm [der Orte] Namen und ohne unser
Wissen F. zu geben, und anmit das Fensterbetteln,
ausgenommen für Kirchen. Katsstuben und Geselt-
Schaftshäuser, gänzlich verboten sein.' S. Wappen-F.
Zu BSigr. wurden im XVI. Armen Fenster aus dem
Spendgut angeschatft. um sie die Wohltat der Hellig-
keit auch geniessen zu lassen. Abergl. Wer aus
dem F. steigt, wächst nicht mehr Z. Vgl. Tagloch;
Beie. — "2. Verschluss einer Oftnuug am Ofen, des
Ofenlochs. ..Alle die bachöven, die in der statt sint,
suhl blattan ald isen venster hän und nüt vor offen
sin.' Seil u. Z Eichtebr. Vgl. Vor- Asm", Sp. 506.
— 3. scherzhaft für Auge. D' Feisterli sind z' chli",
wenn Anwesenheit von Kindern eine gewisse Mit-
teilung nicht gestattet ZO. Mues-mer-der [man dir]
F. mache" ("i'setze"), wenn etwas Augenfälliges nicht
gefunden wird ZO. ,Uie Prügelei hinterliess blaue
F. und Beulen.' Sch Volksfrd 1850. Vgl. Vor-F. 2.
Mhd. renstir, aus lat. /rncsd-a. P/., welches auch in der
ä. Litt, sehr hSiifig (neben F.) erscheint, z. B. Z 1S68, im
ä. R.atsb. L (,Swer ze der herren im hof pfenstern wirft.')';
Bs 1409 (.Kein Hecht, pf. oder gesiebt usser [ans] der hof-
statt haben.'); Liestal 1497; F 1512; B 15'22; in den Absch.
15 '2 6; Berom. 1567 usw., ist aus dem angetretenen t des
Art. entstanden, da das W. und die Sache meist in dsf
Mehrheit geliraucht wurden. Über die Wandlungen der In-
laute s. Fromm. Ztschr. VII 19. 35. 335. 345. 3G5. 373.
,Pfeister' im Kirchenr. Neudorf 1678, .fester' bei Ziely 1521.
— Von den papierenen Fensterscheiben der altern Zeiten
gieng man zu den gläsernen über, die man aber für ge-
wöhnlich etwa in einem Trog verwahrte; vgl. Härder, )Cau4.
Vgl. auch Hor'n-Aff. — S. Dr. HMeyer, Glasscheiben.
Über-: die (Innern) Doppelfenster ZO.. W. Syn.
Vor-F. — Vor- (Für-, Pfür-J: 1. Doppelfenster, ailg.
— 2. scherzhaft für Brille. D' V. t"schlä" Z. —
Flammen-: F. mit Waldglas [aus dem Schwarzwald |
versehen B, XVI. — Glas-: im Ggs. zu Papier- und
Horn-F. ,Man soll nienian kein schilt nach glaspfenstcr
göben bis zu meyeu, so man ein amman setzt.' Ndw
1482. — Gnaden-: aus Gefälligkeit [Gnade] gestat-
tetes F. ,Ich bekenne durch diesen Verzichtschein,
dass ich dieses sog. Gn. auf Verlangen auf der Stelle
zumauren lassen will.' L 1797.
Chatze"-: F. mit Butzenscheiben LBeroin.
Vorgesetztes Katze gibt dem W. einen geringschätzigen
Nebenbegriff. Übrigens mögen diese Scheibchen alter Häuser
auch an und für sieh mit Katzengesichtern verglichen werden.
Nebe"d-: (einzelnes) F. auf der Firstseite des
Hauses Ndw; Z. — B1I-: F. mit runden, in Blei ge-
fassten Scheil)en GA. (Glas-) ftüteii-: F. mit
873
Fanst — fmist. Kant t'unt
874
rautenförmigen Scheiben. .Den frouwen in Nüwen-
kileh ein ruttenfen.ster in ir kuche.* L Fabrikreelin.
1577. — Sehiben-: F. mit Scheiben, im Gegs. zu
F. ohne .solche. .Der chliin bickt stark, also dass er
etwan scheibenfenster durchbickt.' Vogelh. 1557. —
Schlitz-: eine so schmale Lichtöffnung in der Mauer,
dass man den Kopf nicht herausstrecken kann. Bs XIV.
' — StOss-: Schiebfenster ZO. Sjn. Gtußjerli; Läuf-
' terli. — Dach-: Giebelfenster ZO. — Wappen- s. o.
: ,Dem Einzieher Ph. B. werden für seine treuen Dienste
; W. verehrt.' 1581. Absch. — Pfaggetezitli-Fen-
1 sterli: Glas der Taschenuhr F.
fenster(l)en pf elftere BE.. 0.; übw, feisterle L,
' pfeisterle S; Ndw: gern am F. sein; mit demselben
spielen, indem man es auf und zu macht Ndw; bes.
„auf eine kleine Weile unter dem F. mit Jmdm plau-
dern BE., 0.; Uw." Sich Nachts so mit einem Mäd-
chen unterhalten BO.; L; S. Si [die Entlibucher]
ßnsterlid, bis d' Leitere bricht, und schätzid d' Meitschi
noch der G'wicht, noch alter G'wicht L (HsTheiler).
D" Meitschi hei" Freud d/ra", wenn e Nachtbueb uf dr
üchlterbigi steit und pfeisterlet S (FrJSchild). Auch:
bei einem Mädchen Naclits klopfend Einlass begehren
■ BO. Vgl. kilten. — ver-: mit Fenstern versehen.
I ,Die kilchen soll man verpfenstern, vorab mit glass,
! oder zum wenigisten mit tuoch.' 1567, Gfrd. .An-
suchen von Schultheiss und Rat um Schenkung von
Fenstern mit den Ehrenwappen der Orte in den Herren-
Garten, den sie v. lassen möchten.' 1585, Absch.
finster figSter Ai< (neben -n-), ß'ster (nasal.) B.Si.,
ßiter BM. (neben -et-); F; GSa.; Sch; TuHw.; Ndw,
ftiter Th Bisch., fe'iiter Aa; BsLd; S; UwE.; Z:
1. dunkel, als Ädj. und Adv. Es f-s Liecht. B's
Ampeli brünnt f. B (Zvro). 's macht f., ist trübes
Wetter Aa. Von Dämmerung und Nacht: 's ist af'; f.
's ist so f., me" chinint Ei'm i" ä' Auge i»-e lange'
AAEhr. Vgl. Kue; Sorl;. 's isch-em z' Nacht ebe" so
<fsi', 's sxg Ei's oder Zwei, wo 's en g'hert heig f. in 's
Bett gö' Bs (EKuon); Syn. dunkligen. Von dunkler
Schattierung einer Farbe, '/..B. fistergrüen L; f-e 111",
dunkelroter VV. F. Mun: Neumond BE. F. mache"
oder ge", Schatten werfen Aa; Bs. In Ortsn. dient es
zur Bezeichnung schattiger, düstrer Lokalitäten, z. B.
.Finstersee' Zg; ,i" der Finsterenau' ZF.; , Finsterbach'
/iWald. Die ,finstern Nächte', die Fronfaatennächte,
bes. vor Weihnachten , in welchen die Gespenster
Macht über den Menschen haben, vgl. Lütolf Sag.,
S. 159. Es wird Einem f., ohnmächtig BRi. ; Syn.
sehwarz, dunkel. Vom Gemütszustande und Blick: Er
liet sur und feister in ii' Loch ine g'luegt. Breitenst.
18(i4. Melancholisch Sch. — 2. verborgen. F-er
Stacliel, dornige Hauhechel, ononis spinosa, weil die
Stacheln verdeckt unter den Blattstielen sitzen. Vgl.
,blind'. — Über die Wandlungen des Inlautes s. Zeitsehr.
VII, 9, 22. 192. 201.
schüder-: f., um .Schauder' zu erregen Schw. —
stich- BHa., sticke"- AAEhr.: so finster, dass man
keinen Stich (Sticken) mehr sieht. ,Naclit und dunkel
und stichf.' Valentin (um 1800).
; Finster f.: Finsterniss, Dunkelheit. ,In der vinster
des Waldes.' G Hdschr.
(in-) finster(l)en: dunkel werden, z.B. beim
l'iiibrechen von Nacht od. Nebel Aa; GSa.; UwE.; W.
ver-: dunkel werden. ,Der Mon. welcher, obwohlen
er V.. ja gar unsichtbar werden kann, hat er doch
nicht gänzlich aufgehört zu sein.' ClSchob. 1695. —
be-: .fin.ster und dunkel machen, inobscurare.' Mal.
.Dessen gedächtnuss nit allein kein alter nit usstriben,
dann auch nit b. mag.' 1474, Absch.
Finsteri f.: Finsterniss Aa; Bs; L. ,So die
vinstrcn des bittren todes myne ougen verelendent.'
JSoHENKL., XIV. ,Die Frau entrann ihm in der Fin-
stere.' GStaheli 1560. ~ Abend- Äbefistri - PL
-reni: 1. .Abenddämmerung BO. — 2. Übername von
Mädchen mit auffallend dunkler Haut u. kohlschwarzen
Haaren BRi. — Tag-: Morgendämmerung. ,Daz die
tagmesse [Frühmesse] gesprochen sy in der tagvinstre,
e daz es volliklichen tag wirde.' S 1.370. — .finsterig:
voll flnsternuss, dunkel, tenebrosus.' Mal.
finsterlächt(ig) : von dunkebn Teint. Joach.
1883. ,F., subobscurus.' Mal.
finsterli"g /jsfer% B, /ei.sto-% S; UwE., -e" Aa;
B; L; S; Z: im Dunkeln. I''' ha d'r Weg fisterlige
g'funde, ohne Licht B. ,Also f. wirt die stuot ver-
wänt [zu der Meinung gebracht], als ob es [das unter-
geschobene Eselein] ein rossfüllin wäre.' Tierb. 156?>.
Syn. dunkli'ge".
Finsternuss f.: oft scherzweise der ä.Bücherspr.
entnommen Aa; UwE.; Z.
Funst s. Fast.
Fant — funt. Vgl. auch die Gruppe Fand usw.
Fant m.: l. Possenreisscr, Geck Aa. Stecken-:
Landstreicher , Bettler Gl. — 2. Fante' als P 1. :
Possen, mutwillige Grillen, Spässe; F. im Chopf ha"
Aa ; L. Was d' Zitig seid [sagt], sind mängist numme"
F. Häfl. 1801. Drum göd-me" zum Esse und g'rueiet
[ruht] e chll" und hed svni F. ebd. 1812. Sitz hi"
[ans Klavier], spil dlni F.! Heng. 1836. — „fante":
Possen treiben, Schnurren vorbringen L."
I eig. = Barsche übh., eines Ursprungs mit ahd. feiulu,
Fusssoldat, nihd. veiidc (.fent." Boner), Bauer im Schachspiel.
Füi- 2 sclieint ein ähnlicher Begrift'swandol Statt gefunden zu
haben wie hei Phantast und Fanz; vgl. auch Pom, Bursche, und
.Posse'. Doch dürfte auch das syn. Finte erwogen werden. Bei
Heng. spielt das W. .Phantasie' im musikalischen S. herein.
Phantasi : 1. etwas Unwirkliches, das unsere Ge-
danken und unser Trachten beschäftigt; Trugbild, z.T.
beängstigend, z. T. uns von unseren realen Pflichten
abziehend. ,Darus uns grosse unruowe und mancherlei
fantasy erwuochs.' Bs Carthäus. ,Du wollest alle fan-
tasei üsdriben und redlich studieren.' BAmerbachin,
XVI. .Incessit eum cupido, es ist in [ihn] ein begird
und fantisei ankommen. De eo nulla ratione pelli
potes: man mag dich in kein weg nit von der fantasei
bringen; du magst ganz und gar nit von diser meinung
abgetriben werden. Quid in ista revolvor: warumb
kumni ich auf dise fantasei oder betrachtungV Fris.
,Fantasei oder gesicht so einem für kompt, flgmentum.'
Mal. — 2. Faschine. ,Man wirft Fantaseien oder Bü-
schelein mit Reis u. französisch Saussysen, in den Gra-
ben, solchen zu füllen.' HsKdLav. 1644. — phan-
tisieren: irre reden, allg. Etwas vorspiegeln: ,Der
erst schlaaft, der zweit trinkt, der dritt singt, der
viert phantisiert sonst etwas' [von Jägern, welche ihre
Nachstellung durch simulierte gleichgültige Hand-
lungen zu verdecken suchen]. Tierb. 1563.
875
Fant funt. Fanx fnnx.
Phantast m. : 1. persönl. (Pfdntast BsStdt.
Fantasch BHk. — PI. -äst BsStdt, -aste» Uw), wer
phantasiert, im Reiche des Unwirklichen sich bewegt.
Unwahres vorbringt, a) Schwärmer. ,L)ie unverschäm-
ten Sternenseher — dise frefne fanta.sten.' Güalth.
1584. ,Seind deshalben alle die [-jenigen] grosse fan-
tasten und eitele menschen, die solches [sc. die Übel
in der Welt] den constellationen und gestirn zuogeben
dörfen.' HBl'll. 1597. — b) ,Philosophus, ein lieb-
haber der Weisheit, ein geleerter f.' Fris. — c) wer
sich verstellt; der Ph. mache", sich verstellen G; Uw;
Z. Schalksnarr (Scbimpfr. 1052); Schalk, boshafter
Mensch Gl; Sonderling Bs; Gl; G; Einfaltspinsel
(ScHiMPFR. 1652). Die curioseste Chöpf sind die tvider-
spchistic/ste Pfantäst. Breitenst. 1863; Witzling, Spass-
niacher BHk.; eingebildeter Kranker: 's cha"" inängc
Hiipocluinder und Brieggi [der leicht weint] vo" Ph.
ro" Doktersiig e Plunder [ein grosses Quantum von
Arznei] t'ni' — dem arme Tropf ßlt 's glich. PHeng.
1836. Ph. nennt die Mutter den lebhaft strappelnden
und sich rührenden Säugling Ap. — 2. abstr. Ver-
stellung Bs; B; GTo.; Mg].^Fant 3. ,Wer gruchse
[stöhne], trlb ume [nur] F.' Gotth. Was het er für e
Chrankheit? oder ist 's de"' z'letsch ume [nur] F.? ebd.
Syn. Männli. Mutwille: Drüfrüeft 's-m'r wider hinter
de" Bäume: Bot, tro hin-i iez! — und het sl urigt
Phatest. Hebel. Phantastischer Einfall: ,A. Ich mein,
du sj'est völler narren [Possen], dann der summer
mugken. — B. Ich mein, ir syend völler fantasten,
dann ein zotteter hund flöchen [von Flöhen] im oug-
sten, und unsinniger, dann die süw, die sich im meer
ertranktend.' NManüel. — phantaste" Z, -ästle"
BU. : sich verstellen, namentlich Kranksein simulieren
Z. — phantastisch: bloss vorgespiegelt, unwirklich.
, Christus beutet kein phantastisches, betrugliches, son-
dern sein wahres fleisch und blut an.' FWvss 1653.
, Welche [behaupten] wollten, dass der Leib Christi nur
fantastisch were gewesen.' FrHäffn. 1666. — phan-
tiistig, pf- kkZi'm.; Bs, /a)uZ- BsLd: verstellt, simu-
liert, z.B. mit Bez. auf Krankheit, Verrücktheit Bs;
G; wirklich beherrscht von verrückten Ideen: ,Dieselb
frow was fantästig und mit eim schwindelgeist be-
schwert.' BüsSH.-GoLDSCHM. ,Derselbig ein wenig bo-
steibt [betrunken], wie er on das vilmolen fantestig
ward, eröftnete mir, ich durte in, dass ich sein Schwe-
ster bekam.' FPlatt. 1612. Störrisch, von Menschen
und (Zug-) Tieren AAZein.; Bs. ,Cerebrosus, hirn-
wüetig, f., eigenrichtig, kybig.' Fris.; Mal. Launisch,
von Stimmungen beherrscht BsTerw. Eingebildet:
Sunt siw' die junge Burst mängmol e wenig phatestig,
tneine", si heigen clci" mit Löffle d' Glersemheit g' fresse.
Hebel. Launig, mutwillig BsLd; BHk.
Phantom: 1. gespenstisches Ungeheuer. Am F
Schönenberg befinden sich die Fantume"löcher, Höhlen,
ehemals von Unfug treibenden Stollenwürmern und
Gespenstern bewohnt. — 2. (dim.) Fantumli: leicht-
sinniges Mädchen F (Kuenl.); eigtl. Püppchen. S. auch
Fant-Dudel.
ver-fänt = ver-fänd.
Pentibert. ,Ein Bing von fentibert 30 Schill.'
Invent, aus L XVIU.
veiiteliere" r«;-; 1. sich selber rühmen, seine Vor-
züge ins Licht setzen Ndw. — 2. neckende Bemer-
kungen in tadolnilem Sinn gegen .\ndere machen.
ebd. — Beide Bedd. von .ventilieren' (frz. veiitiler) i. jj. v.
,ver)iaudeln; wiederholt betrachten und besprechen.'
Ventur(i) m.: Bonaventura L; S.
Ventiise Xr, Vi- Th — f. : 1. Schröpf köpf Ap;
,Diss nest seie als ein vintauss oder schräpfhörnlin
mit einem langen hals gstaltet.' Vogelb. 1557. ,T)ie
Vintuss. darmit man das bluot auszeucht, cucur-
bitula.' Mal. ,Ventosen oder schräpfhörnle.' Fischb.
1563. ,Wilt schräpfen? ist Liecht, Vintauss, Lanzett
hier?' Epigramme 1712. ventüse": schröpfen GRh.
— 2. kleines metallenes Gefäss, z. B. ein sog. Balsam-
büchsli, das in der Tasche getragen wird TnTäg.
Schon mhd. r/»-. ventüse, nilat. rentom, frz. ventnwte,
welches auch Saugunapf bedeutet, an welche Bed. vielleicht
unser 2 (wegen Ähnlichkeit der Form't") sich anlehnt, wenn
nicht etwa die Eiechdose direkten Bezug zum Schröpfen hatte.
Finte f.: Vorspiegelung. 1. als Fechterausdruck,
Scheinangriff. ,.\lso was er allweg in f. [immer in
Händel verwickelt, eig. kampfbereit].' Kuchimeister.
— 2. (im PI.) a) blosser Vorwand Gr. — b) Ein-
fälle, lose Streiche im Kopf SchwE. — Ans .finctnm'
statt .fictuni', Ptc. des lat. fingere (frz. feindre), erdichten.
Fontane f.: Quelle, reines Quellwasser, nur als
Eigenn. BHa. ; LE. (-Ö-); auch zur Bezeichnung von
Gegenden LE. (i" der F.); Uw. — So auch im Rätorom..
vgl. it. fiintiina, Springbrunnen.
Fontange f.: ein Kopfputz. .Erinnert euch bei
dieser Historie des gleichen Ursprungs der Fontangen,
die in einleben Cantons unserer Eidsgenossenschaft
bei dem Frauenzimmer in eben so grossem Credit
stehen, als bei euch die Püsche .... dass schon die
römischen Damen durch eine Art F. ihrer natürlichen
Grösse einen Zusatz gegeben haben.' Discourse 17'2'2.
— Wahisch. von der Ähnlichkeit mit einem Springbrunnen,
frz. fontaine (aus 'Jontania, 'fontanje).
fintsch = ßndisch (Sp. 846) und daraus .sync. ,Wol
ist mit inen beschechen ein red, aber niendert [keines-
wegs] für ein vintsch zuo achten.' 1489, Zellw., Urk.
I
fienxe" Schw; Uw; Zu, fuenxe Ndw (neben ie),
fienschge W: 1. heftig reiben. Man fienxet dem
Vieh mit einem Strick zwischen den Klauen. Rutschen
mit starker Reibung: 's G'wand ver-f. In wegwerfen-
dem S. auch vom Feilen. Schleifen (er fienxet doch
ive wild uf dem Schllfstei" ume!) und namentlich auch
vom Geigen; aaO. Und liest emöl es 'broches E, so
stimmt kei andri Saite me, dls Glgen ist nur g'fi^nxet.
Hengeler 1836. Fienxer, schlechter Fiedler. In W
sogar Orgele" f. — 2. hastig hin und her eilen, eil-
fertig Geschäfte verrichten Uw. — Intensivabi. von
/ienggrn.
Fuenx m. — PI. Fien.r und Fuen.re: kleines, ge-
ringes Kinderschlittchen ohne Eisenbeschläge, daher
mit stärkerer Reibung Ndw. — Viell. nur entstellt, resp.
missdeutet, aus 'Fienx, da dieses in Ndw = 'Fiu-rur sein
ki.innte.
I
fnnxe": mit der Rute züchtigen Uw-.
von fumi'i'-n mit Einmischung von ,fuxen'.
IntensivaM.
Panz- fiinz. Kap— fu|.. Par Im
FanZ -funz. Vgl. uuch die Gnii.iie Fuiu iisw.
Panz in.: 1. mutwilliger, toller Einfall. Der heil
doch alhirile sini Fänz TnTäg. — 2. P o s s e n m a c h e r ,
mutwilliger Men.sch Ar. .Hiemit liefe das toreclit volk
hinauf, die schönen fanzen [die Flagellanten] zuo
sehen.' WukSTIS. — Wie nihd. ranz, Betrug; Schalk, aus
, Akfanz (Sp. 171) verkürzt; doch vgl. auch l'ßnnz und für
1 die Doppdbed. Fant und Phanttml.
Fanzeri" f.; Kuhname, die ,Lustigtolle' Ar.
fänzele": foppen GWe. — Vgl. ahd. y-uiiu-iKiiziin,
cavill.iri.
fänzig: 1. zierlich, niedlich, wunderlich geputzt,
aber auch bloss als Spielzeug oder zur Augenweide
dienlich, nichtig GrD., Pr. ,Der knab [understät zuo
haben] die üppigen ussgestrichnen fenzigen mätzen.'
1 HBuLL. 154Ü. — 2. lustig, neckisch Ap.
i' Fenz Ap; Gl; GO., T., W., We.; Schw; Uw, Kens
aScHw, „Fetisch, -tsch'' — in., Feisi n. U (Ithen):
1. beliebtes Gericht auf den Alpen, aus reichlich zer-
lassener Butter, geröstetem Mehl, mit nachgego.ssener
Milch oder Sirte, ohne Salz. F. yid hert JUlpcje' und
I hfft ScJiiränz [macht die Nerven stark] Sciiw. Syn.
G'hium (Sp. 228), Büerum (Sp. 230), Feissmues, Spetsch;
vgl. Stiiiifii/ctnrcnii. — 2. , Rahmmus, d.i. eine Art
Suppe von Milchrahm und Weissbrot durch einander
' Ap." — 3. ein lustiger Schmaus U. — Nidel-:
I dass., mit Eahm statt mit Butter bereitet Gl.
Vgl. schles. Fauz- (Faunt-) muuke, Mehlklösse mit Butter
• begossen; wien. /(ii/zrfn, uaschen; ha\t. Fanzel, Brei, Pfanzel
' weiches, aufgedunsenes Gebäck.
„Fenzel m.: Hader, Fetzen F. Fenze"(Pl.): ge-
zupfte Leinwand zum Verband der Wunden BE."
Vgl. entw. Fiuchf, aus dem die WW. mit einem vor
t Dentalen sich entwickelnden n sich gebildet haben, das
. erstere unter Anlehnung an .Fetzen'; oder das syn. Fiiiiik,
i *JFmnze, 'Frenze. — Syn. .SV-ä/wsc.
' finzelig Bs; LG., -erlig Bs; S, pfinzerlig AAPri.,
' finselig Bs: 1. überfein, subtil, dünn, z. B. von Garu-
fäden Bs; L; S; „auch mit dem Nbbegriö' der Un-
ebenheit LG."; von Schriftzügen und Zeichnungen,
kaum sichtbar AAFri.; Bs; von Farn, fein gezackt.
Stecken uf ä' Vhäppli flnzerlig Fareehrut wie Federe-
hüsch. Breitenst. 1864. F-e Arbet mache, z. B. Flvh
nn-e Fuerwerk g'schirre" Bs. Syn. fiserlig, rein; vgl.
finelig. — 2. winzig, äusserst klein AAFri.
j y Oa 'fineeon, 'ßnezun {s. /eskn ^= ' /inalen/) untel" Einlluss
TOD finerUy abgeleitet, oder von Fenze.
Vincenz Zänzfi) B; „F"; LG.; Sch, „Zanz(i) B' :
Personenn. und Benennung des 22. Jan. ,Vincens hell
und klar bringet ein gut Weinjahr.' Z Kai., XVIII.
; Ymzenze Sunneschl'' füllt d' Fass mit Wi" ScnSt.
Fienz: Personenn., Faventia. ÄuTschudi 1538.
Vienzel s. Viernzel.
, fienze°: strafen AxFri. — Durcli Vermischung von
ißengsK' und ßizen gebildet.
Fonz(ji), Funz(i), Funzel I s. Fiins.
PÜHZel II ni.: kleines Kind G oT. Vgl. Funs Ü.
Pap, fep, fip, fop, liip, n'sp. fapp usw.
fapplen, Fapplete s. fahlen Sp. 63.">.
lippe": beständig hin und wieder gehen BLenk.
Vgl. Gr. Wtb. 3, 1671 und Lexer, kärnth. Wtb.: .fipperu',
beben, zittern; doch könnte es auch von ßijrjen ausgewichen
sein. — Vgl. Flpp-Bullc.
foppen, (lim. föpp(e)len: 1. durch schmeichelnde,
spitzfindige Reden bei Jmdm nach einem Geheimniss
spüren B. — 2. (auch ms-) tr. u. intr., in ironischer
Weise zum Besten halten, sticheln, Scherz treiben
auch mit ernsthaften Dingen, allg. Föpple umme
[nur] recht, es wird-d'r tvol no''' um d' Nase ume clio"
kk. Wend-is [wollen uns] frisch vf d' Nestli lä" itnd-is
nümme foppe* lä". Lied 1798. ,Als wenn der Herr
voppenweis gesprochen : tue das, wann du es kannst.'
Klingl. 1702. Einen ausschimpfen BMadisw. -- 3. er-
sinnen, lügen. ,So es gevoppt i.st, was si sagen.'
Gengenb. Yg\. Foppenwerch. — 4. (refl.) sich plagen,
a) sich kümmern, sich fruchtlos mühen? sich lächerlich
machen? ,Was willt der rettich? Wie magst dich num-
men also voppen, sie gend die aller sürsten koppen
[Rülpse].' NMan. — b) sich närrisch geberden. ,Ut
ludos facit: sich, wie göucht oder foppet er sich'?' Fris.
Fopper: Bettler, welcher Wahnsinn vorschützend
sich von einem Führer begleiten lässt, der für ihn
bettelt. Gengenb. — Föppler, -in: der (die) Andre
gern auszischt, allg. — Vgl. Gr. WB. S, 1H87. .Einen
locken mit der Absicht, ihn zu betrügen.' Schm. 1, 736.
Fips s. Pfiffi.
Far (var), fer, fir, for, fiir, resp. farr usw.
Far I, Ge- Gfär, Gför allg., Gefärd Gfärdi Gr
Schiers ~ f. (m., n.): 1. (snbj.) listige Nachstellung,
Untreue. Känke, Betrug, böse Nebenabsicht; Ofärde
[PI.] trihe" Bs (Geschäftsspr.). ,Über die Frage, auf
welche Weise man es einbringen könne, wenn Andere
Gefährden trieben. Es wollte nämlich Niemand eigent-
lich betrügen.' Gotth. ,Ist. das die nüne [von 12 Rats-
gliedern] bi dem eide dunkct, das die ilri ald ir deheinr
mit vare sich entseit [von den Andern losgesagt] ha-
ben, die sun [sollen] die nüne ze buosse setzen [in
Busse verfallen].' Z RBr. 1304. ,[Wenn der, welcher
den Zoll entrichten soll] mit geverde (scienter et
fraudulenter) enweg fiiere.' B Handv., Anf. XIV. ,Die
wirte, die mit geverden laut [lassen] ir barn [Pferde-
kripfen] lochrecht.' Schachzabel. ,Es sye mit un-
glychem mgss und mit anderer gefahr.' L Ansechenb.
,Beschowen den berg mit gefer [hinterlistiger Absieht,
bei einer Recognoscierung], ob er und wie er zu gwinnen
wer.' JLenz. ,Mit was grosser gfar der abt etlich ze
reden gelöcklet.' 1524, Absch. Es beklagt sich Einer,
dass ihm die Urfehde ,mit gferden' abgenötigt worden
sei. ebd. .Alsdann die kornköufler die frucht zuo
märkttagcn znosammen geschütt, da wollend wir, dass
sölich gefar abgestellt syn, sich dess hinfür keiner
nier gebruchen.' 1529, Egli, Act. ,Es sind die puren
bös, dass ir böser gfärd nit ist fttrgangen.' 1531, ebd.
,Darmit .sy uns mit betrüglichen gefärden vor dem
gemeinen man verleident [verläumden].' 1531, Absch.
,Ir practik und die grosse gfaar.' HBull. 1533. ,0b
S70
Far. fer. (ir. I'nr. I'iir
moi
glych wol das [sc. eine Verwechslung vou Arzneien]
nit mit gferden vom apoteker beschghen.' I,Lav. 1584.
.Vom gottsdienst soll sich niemand mit einicherlei
gferd [ersonneneni Vorwand] abzühen.- Z Mand. 1650.
.Sollen die Stiehscheiben alle Abend durch zwei Herren
des Eats verwahret und versiegelt w erden, damit kein
Gefahr möge unterlaufen.' Wixterth. Schiessplan 1741.
Beliebte Verbindungen sind: .(keine) G. brauchen- und
.äne G.' .Sy sollen bei ihren Gerechtigkeiten [Rechten]
über die Fischenzen bleiben, doch darin |in der Be-
hauptung ihres Monopols] gn.ndig verfahren und kein
Gfahr bruchen [nicht etwa die Unberechtigten zum
Freveln verlocken, ihnen eine Falle legen].' 15"24,
Absch. .Des roten gwilds sollend sy sich müessigen,
in keinerlei weg schiessen, und sollen hierin ganz
kein gfar hr.' 15'25. ebd. .Gegen den Kinderen soll
der Schulmeister kein Gefahr [Parteilichkeit] brau-
chen, nicht ansehen Liebe. Freundschaft, weder Reich-
tum noch Armut.' 1719. Z Landschulordn. .Were de-
heine der rihter alse krank ane geverde, das er bi
der klage nit syn möhte.' 1304. Z RBr. : vgl. die Anra.
.Es sollend an desselben abgangnen statt ander zunft-
maister. die si ongeverde aller nutzest und best be-
dunkend, erwället und gesetzt werden.' Sch Pfisterzunft
1535. Paher in der ä. Spr. als stehende Schlussformel
in Satzungen und Verträgen : .alles on gefärd', i. S. v.
.ohne hinterlistige .\uslcgung'. sehr häufig, auch nach
den verfänglichsten Verordnungen. Mit Syn. ver-
bunden: trüli und oni Gfar Sch; Z. .Trüwlich und
on alle gefSrd.' 1531. I. M.tcc. ^ .treulich und gut-
willig.' 16(57. Andre formelhafte Verbindungen sind:
.Kein gfar oder betrügnuss.' 1533, Es Eq. .Weder list
noch gefahr gebraucht.' 1648. ApI. LB. .Von un-
billichen gfehrden. bösen kaufen und gesüechen ab-
stahu.' Z Mand. 1650. ,Kein gfahr ald vorteil bruchen.'
ebd. ,üass zu höchercm Wert des Guots kein Vorteil
und Gefahr seie gebraucht worden.' L Stadtr. 1706/65;
vgl. .Ein V. und gefahrliches .\bsehen.' ebd. .Gefahr
und Betrug.' Z Satz. 1715; s. auch Fund. MitÜung.
Spec. in der ä. Rechts.spr. gilt G. = bewusste. rechts-
widrige Absicht, dolus; Rechtsverletzung. Eine Schä-
digung .mit geverden' wird mit der doppelten Busse
belegt^ 1411.^ Bs Rq. .Wer aber hierin gfar bruchte
und dem zuwider handlete.' .\xsehexb. .Wer im jar
boumstützen houwt und dieselbigen nit bhaltet über
jar und gfar damit brucht [d. i. sie etwa verkauft],
soll büessen.' 1569. Hotz, Urk. .Soll da kein gfar
brucht werden, sonder by dem artikel der offnung
blyben,' ebd, ,Der missbruch und gefahr. so durch
kostliche Schenkungen fürgangen.' Z Mand. 1650. .In
etlichen Läden [sind] zu dem täglichen Verkauf mit
scheinbarer Gefahr unter die eine Wagschalen hohe
Stöcklein gemachet. Selbigen [wird] solches für eine
vorsetzliehe Gefahr ausgedeutet.' Z Mand. 1699. .Wann
.lemainl um Baargclt marktet und das, so er kauft, auf
Gefahr hinweg tragt [gewissermassen = auf Borg].'
L Stadtr. 1706/65, ,Zur G. (,z" gferdt.' Fr.TsonERin,
Proz.) anrechnen', für gravierende Schuld erklären.
,Und irgend eine Verehrung dem Geber und dem
Nehmer zur Gefahr gerechnet werde.' Z 1784. —
•Z. object. , Gefahr. Risiko, allg. As ist a Gtmd va
Gott. rfrt,s.v nid )«)••* me U'gliicker arririerend, tca rfi
Gfcrdi sn auga.ichinli i*-t GRSchicrs. Vgl. Wag. ,Si
zugend hin on alls gefar ein ganze halbe myle. eb i
si ir [der Feinde] wurdend gcwar.' Tobl.. Volksl. I
.Wo sy [die Bildwerke] hettind die geferd der ab-
göttery mögen gebären.' Zwingli. ,Es ist frid und ■
hat kein gfard.' 1531/48, I. Sah. .Übschon grosse
gfarden einfallend.' 1531/60, Psalm, ,Daz um ein i
wenig nit gfar syge [Gefahr durch Hader entstünde].'
1535. Absch. .Er mag nit alle faar versehen [abi- >
wenden]: über in wirf kommen gottes ruot.' A.^l 1.549.
.Dorunib, wenn [die lüt] uf den bergen benachtend
und dise gfert [des ErfrierensJ wissend, sy einander
by den henden nemend.' Platter 157'2. Gefahr des
Irrtums, statt des Lebens, in der Formel: 's Ä«t
ekei' G'f.. ihr dürfet euch darauf verlassen; gewiss
(nicht). lez han i (/'meint — es hat kei G'for — dtT ■
Summer chümm mit Hut und Hör. JKdMey. Mehr
dem eig. Sinn des W. nahe, von bloss unangenehmar
Befürchtung: Vergessit-is nit! Antw.: 's het ekei CK •
[dass es geschehe] B; Z. Numme nit z' fllssig! Antw.c
".< het kei G'för (oder 's ist nit so g'fürlig, mein Fleisfe
ist nicht besorgnisserregend) Bs, Anders: 's wird H
G. sl" [ob man sich so oder so entschliesse ; ^ es ist >
gleichgültig] G; Z, Dann mit dem unbest. Art. statt'
des (bedeutungsvollen) Zahlw.: 's irär e G'for [Mögy-
lichkeit]. mer hetted jW* g'nueg Z. I jirobier-es, 's i^
e G'for [gleichgültig, wenn es auch scheitert, oder=:
es lässt sich wagen]. Stutz. Chnmm s'e [nimm] I i lui»
an Batze vor [übrig], i geb-nen dir, es ist a G'for
[liegt mir Nichts dran]. AHalper. Daher gelegentlich
in eine Formel der Beteurung übergehend. Viell. aber
in den letzteren Fällen G. mit ironischer Betonung
zu nehmen s. v. a. .keine ern.stliche G.' Ebenso mit
Ironie: 's ist e G'for, eb du rfa.v tüegest oder hlibf
löscht, d. h. es ist bei dir überhaupt Nichts zu er^
warten, oder = man kann es darauf ankommen lassen,
weil nicht viel daran liegt Z.
Mild. Fär 111.. rarr. vnfic f.. später ijcvärc, ij'iiui(J)c f.',
Betnif;. Hinterlist^ Bed. I iinJ 2 sind .\vers und Revers \
der sellicn linmdlied. und in nianohem Falle map die Ent-
scheidung zw. der einen und der andern AnfTassuu? schwtui- 1
ken. so z. B. .Ist aber, das der bcklasret wirt, vor sydts i
lybes vorlite gewerlicb [sicher] in das richthus nit kommen
majr. dem soll der rat das geleite gehen anc allen var.' Z
RBr. 1304. Ähnlich herflhren sich in dem .\usdruck .»lifi
0. hin' die Bedd. ,zn Betrug' und ,fiir einen möglichen Kall*, '
,liie Grafen sind ausgestorben und ein Kind führt den Titel,
vou dem die Rede geht, es sei ein auf Gefährde |anf den
Fall hin, dass der Graf keinen leiblichen Kachkommou ge-
wänne'/ aufs Geratewohl?] angenommenes Kind anderer PeiV '
soncn.' 151!), Absch. .Soll die zehende Garb zum Zehendeu
gestellt und nicht ctwaun auf G. hin, das was unter dep 1
Bännieu wachst, dafilr entrichtet [werden].' Z Zehcnden-Maod.
1717.
äne-(gc)fär 1) änifär Z f. änigfär L (Häfl.); Z
Stall., önegför Ar. ögför Ar; Th; ZÜ. (ö-J, aCi|J|r
gfärtd, t), -e- B; UGesch.; W. 2) ungfär (-ö-) kl^}
Bs; BO.; Gr; ZF., ungftirl BG., ungfärt Aa: Z, u-gfaf
Sch; Z — Accent schwankend: 1. unversehens, zu-
fällig, von LTngefähr. allg. 's uarhst doch alles Holt
ungfär [ohne dass man es merkt"? oder von selbst
(eig. ohne Absicht)'? oder wie es sich gerade trifft?]
Bs. Vmi ung'fär — irie d' Meitli zum Tanz uttd
d' Chrämer z' Märt. Sctermstr. .[Wenn Zug] on gferd
[bei Gelegenheit, eine Botschaft nach Zürich schickt].'
1534. Absch. .So der hund on gfaar des bibers nSst
antrifft.' Tierb. 1563. .Dass nichts ongefärd beschShe,
sonder unser leben, tod. fal und unfal in syner band
Stande.' LLav. 1569. .Die aber, die sunst ungefert
881
Far, t>r. lii-, for, fm-
882
l.iilmsjefehr.' 10701 il't^^t'lbst hin kommen, habind's
eij;cntlich gehört' cbil. ,Kincr fallt ungeferd.' Schimppr.
1051. ,Auch die Ding, welche geschehen ungefehrd.'
JMüLL. 1601. .Welche ungefehrd in dise Revier kom-
men, aber ihr stäte Wohnung da nicht haben,' Cvs.
1001. .Pelssteine, welche ungefehr einbrechen konn-
ten.' JJScHEucHz. 1707. Verbunden mit .all': ,So kurapt
on aller geferd dahar ein koufmann.' Zielv 1521. ,So
der fuchs one alle gefärd [ganz von Ungefähr] in ein
pfad des hasen kompt.' Tiekb. 1563. — 2. bei unbe-
stimmten Angaben, ungefähr, annähernd. Es sind.
denk [ich] öppen, oni Gf'or drü Dotset. Häfl. 1813.
,üa lieg ich ungefährt 14 Stunde lang.' W Grabschr.
1862. ,Bis uugefärd anno 1531.' JJRükoer (neben
.ungfar.'). ,Ohne Gefehrd (,ohngefähr.' 1811) in einer
halben juchart,' 1707. I. Sam. ,Hier aber siehst du
ungefehrd. wie man beim Rufen sich geberd.' Bs
Ansrnfb. [oder zu 1':"]. — 3. etwa einmal W. Di
Burti" nrllidit lieber in-ner Dummheit cerricku" [zu
Grunde gehen], als anijfert in us guets Lesebuech blicku".
Gauklersi'rucb. Verallgemeinernd: irgend einmal, od.
wohl: ,Ein so keisei'licher fugenden ein keiser, als ohn-
gefährd unter den tütschen je gesyn.' Ansh. I, 39. —
4. obenhin, oberflächlich, ohne Bedacht, in Bausch
und Bogen, im Ganzen genommen. Er nimmt 's ugfär,
wie de Tafel d' Bure. Sulger. Scherzend: Trüli und
iingför, tcie die Bure d' Pflume fresse". Spreng (vgl.
(refär 1). Er hei 's angfert anhi gsit [gesagt, hin-
geworfen] BSchw. Ägfärt p'reicht 0''', auch derjenige,
' der nur auf Geratewohl Etwas macht, trifft zuweilen
' (las Rechte BR. ,Sie hülfen [beantragten] afe angfähr
über 's Hausbuch luegen.' Gotth. — 5. beispiels-
weise, (wie) etwa. ,An esiger spys, ungfar digen
Heisch, kesen und zigern.' Z Invent. ca 1600. — 6. als
' Öubst.: Busse für einen unbewussten Frevel; s. o.
• Gefär :i. ,Wenu ein ungevärd verfallet, so gehört
j der dritt pfenning niyner gnädigen frawen.' Offn.
f Nieder-Rord.
|: Über die urspr. Beil, virl. o. (ie/ar I. Den Übergaug
ij von der eigeutlicheu zu der abgeblassteii Bed. zeigt eiue
\ Stelle in Jusua: ,Ein tudscUeger, der ein seel ongetar(d)
'; |,ohne gefehrd.' 1667/1707J nud unwüsseud schlecht |er-
'i schlägt].' lö'Jl/48; eiue andere aus I. Sam. 6, 9: ,Wir
wUssen, d,iss seine bände uns nicht gerühret hat [dass es
i nicht eine absichtliche Strafe von Gott war], sonder es ist
uns ohne gefehrd widerfahren.' 1707.
gefär, gefär g'fc'r Bs; BBrisl.; S, g'fart AaZ.:
, 1. feindlich nachstellend, gefährlich, drohend, zum
; Schaden geneigt, wie z.B. die K.atze den Mäusen, der
litis den Hühnern; mit Bez. auf Menschen: abgeneigt,
nicht gewogen Aa; Bs; B. ,Nu höret, wie es mir
' gicng so gfar.' Salat. , [Daher werde man das be-
treffende Geschütz, wenn es] ungefährer wys [geführt
werde, ungehindert passieren lassen].' 1545, Absch.
' ,üer bär ist dem esel auch gfar und aufsetzig.' Tierb.
: 1563. ,Dem esel ist er [der Bär] feind, dem löuwen
(; ghass, dem maültier gfaar.' ebd. ,Disen böumen sind
I die nieerkatzen gfaar, verwüsten den einwoneren vil
'f an disen boumen.' ebd. ,In disen elenden gefahren
' zyten verband sich Zürich mit ihren benachpurten.'
j! UBuLL., Tigur. ,Doch so möchten die reden als grob
:' und gefar syn, in wyter zuo strafen an eren oder
guot.' Obw LB. 1570. — 2. erpicht auf Etw., Lieb-
haber von Etw. Bs; S. G. uf Öppis sl". I bi" dem
sure Chrut g'fär. Spreng. Vgl. wf Sp. 117 o.; darufj'
Schweiz. Idiotikon. I. 6.
Sp. 110; «r. , Weiss baren, die dem honig gar gfaar
sind.' TiEiiu. 1503. .Beinebens seint die hiesige Weibs-
bilder mehr dann die männer dem wein gefähr, so bei
den woltschen Weibspersonen für das grösste laster
gehalten wird.' GKönig 1715. — Mhd. rjmwre, ebenso.
gefär en I gfcire (gförej : 1. mit wesentlich pers.
Obj., gefährden B; VÜrtk; Z. Wenn nid mgs Amtli
gforet war, si chiinnte' mim' [meinethalb] schelle" [ich
würde doch nicht zur Kirche gehen]. Lilr. u. Hall.
1845. ,Dass es daby blyben solle, von den andern,
so nit dar [zur Verhandlung] kommen sind, ganz un-
geforet und unbekimbret [nicht beanstandet].' 1469,
Gprd. ,Es soll dhein teil den andern hierin g., bis
sich die löuf widerumb in guote ruow schicken.' 1527,
Absi'h. ,Wie gefarlich der landvogt die gönner evan-
gelischer warheit gefaaren und undertrucken lasse,
aber die widerwärtigen [Gegner] embor und inen für-
hebe.' 1531, Strickl. ,Wyl wir in so wichtigen sachen
niemanden zuo überylen ald zuo gefahren begerend.'
Z Mand. 1639. ,Ich will dir aushelfen, aber gefahre
mich ja nicht' = bringe mich niclit in Schaden, indem
du mich um die Bezahlung prellst. Unsichtb. 1793.
.Fischfangen und Vogelstellen Gefahret alt und jung
Gesellen.' Wappen d. B Pfister. Im Besondern: Einen
beim Worte nehmen, behaften. I"'' lä"-mi''' um 100
Fuess nüd g., falls meine Angabe auch um 100 F.
irrt, verwahre ich mich gegen die Behaftung Z. Eine
Verordnung aufs Jota gegen Einen anwenden, ihn
für die geringste Übertretung verantwortlich machen :
,Das keiner mit einem Rohr schiessen, das syge dann
4 Werkschuoch lang; doch das einer nmb zwen
oder drei Zoll nit gefahret werden.' Z Mand. 1619.
Es wird den Maurern zwar verboten, sich als Stein-
metzen zu geberden, .glych avoI dieselben, wann sy uf
der Landschaft arbeitend, etwas alten Zuges widerumb
zu recht ze machen, nit so gar gnauw angesehen und
gefahret werden sollind.' 1653, Z Ratserk. ,Der ober
Müller ist schuldig, [Wasser] laufen ze lassen bis
.\bend umb 8 Uhren, umb 1 Stund nit gefahret.' 1669,
ZMeilen. Vgl. angefar. Mit hieraus verkümmerter
Konstruktion, refl.: i''' g'for-mi'''' nüd, lasse mich nicht
verantwortlich machen bei allfälliger Ungenauigkeit
meinerseits Ap (T.). — 2. mit Sach-Obj., riskieren,
besorgen, befürchten (s. Gefär 2) Bs; B; Gl; G; S; Z.
's isch Nüt z' g. derbi. D' Franzose" hebe" Geissfüess,
aber me" heig [habe] i» der Schtviz Nüt s' gfore. BWyss
1863. I lian gwüsst, ass m'r under dene" Bäume" Nüt
z' gfore" hei" vom Blitz, aber 's Herz het-m'r doch afo"
chlopfe". ebd. En gicaltige Burekerli sig uf Iri Maje-
stät loskallet [tölpelhaft losgegangen], me" heb für Irer
Majestät Lebe gforet und de" Ma"" weg gjagt. ebd.
.Nachbarn, ihr spielet gross Spiel. Die Erfahrung
sollte euch lehren, dass ihr zu Vieles gefahret.' HPest.
1790. — 3. intr., List (,Gefahr') anwenden Aa (H.).
Mhd. (ije)vären, vmren, getUhrden. — Wegen begrifflicher
Berührung mit faren s. d. — Die RA. ,sich nicht g. lassen'
rührt aus dem alten Rechtsleben her, in welchem , Gefahr'
im Besoudern sich auf den Fall bezog, da Einer vor Gericht
eiueii Fiiruifehler begieng, den der aufpassende Gegner sich
zu Nutze machte.
gefarlich gförli ZO., färlich, gförlifgj vorherr-
schend: 1. in gefährdender, böser Absicht, mit ab-
sichtliclier Missachtung bestehender Verordnungen,
dolos, frevelhaft. ,Die uns värlich gen im [bei ihm]
verklagt baten.' Z Chron. 1336/1446. ,Und einer möcht
883
Far. fer. lir, for, für
884
sich hierin so gefarlich übcrselien [sich darüber hin-
wegsetzen].' Bossu.-GoLDScHM. ,Was er dem amiuann
värlichs zuezogen und geredt habe, [sei] schantlich
und lasterlieh [erlogen].' Obw Urteil 1534. Jedermann
soll die Dienstagspredigt besuchen und Niemand sich
derselben ,gfaarlicher oder unnotweudiger wys üsseren.-
Z Ratsork. 1575. Ein Eheversprechen wird nicht an-
erkannt, ,diewyl es beschehen gefarlich und zwungen-
lich.' LiNDENER, Wint. Chr. , Weder überflüssig noch
gefarlich gasteryen halten.' 1586/lti26, Schw LB. ,Wo
er gsehe und erfuere einen gefarlich holzen.' Hausordn.
Muri, XVII. ,Viel aber brachend aus in gefarlicho
[drohende] Wort und redten unverholen.' Anf. XVII.,
JJBreit. ,Wann ein Lych furgät, soll derselben Gegne
Niemand gfahrlicher Wys [in der Absieht, die Ruhe
und gute Sitte zu stören] uf der Gassen, under den
Fensteren noch auch hernach uf dem Kikhhof sich
sehen lassen.' Z Mand. 1650. ,Guet hruchen und ge-
fahrlich vertuen, ohn Notdurft' Stadtr. Eglisau 1509.
,üie Gantmeister sollen nicht zu lang machen, damit
die Leute mit gefährlichem Verweilen nicht verzögeret
werden.' Bs Landesordn. 1757. Bes. durch Betrug oder
Unterschlagung, auf Kosten Anderer, sich ökonomische
Vorteile zu erwerben suchend; betrügerisch. ,Wenn
der schuldener das syn gevarlich verenderte [zum
Nachteil der Kreditoren veräusserte].' 1433, Bs Rq.
,Ganz on alle geverliche vorteile.' 1465, S Woch. .Und
ob einer meinte, die dry mann im gevarlich geben
oder im ze lützel [wenig] geben wollten.' Opfn. Bcrgac
1472. , Welcher gefarlich und unredlich schusse, der
soll ze stund um syn schütz kommen syn.' Z Schiessen
1504. Die Fähren keines Orts sollen am Gestade des
andern .gefarlich' auf Leute und Gut warten. 1544,
Absch. ,0b sich jemands gegen dem weibel gfarlich
erzeigen, sollen die herren des stift in by synem Ion
schirmen.' 1564, Hotz, Urk. ,In der restanz bis in
die 200 pfd haller gfarlicher wyse uskratzet, des ver-
meinens, so vil weniger in derselben schuldig ze sind.'
1587, WiNTERTH. ,So vil Guot auf einen Schirm, dass
es den Schuldgläubigeren zu Nachteil geschehe, also
gefährlich hinder sich genommen.' L Stadtr. 1706. In
syn. Verbindung: ,Ungewonlich, gevarlich und mit
nfsatz (fürsetzlich).' 1441, Bs Bq. ,Gefarlich und be-
trugenlich.' 1529, Absch. ,Im scheiden [eines Streil-
handels] gevarlich, parthysch und ungebürlich sich
halten.' 1539. Bs Rq. .Eigennützig, wuecherisch, gfahr-
lich und unehrbar.' ZMand. 1650. Das Adv. oft in
bes. ausgeprägter Form .gefärlichen'. In Anbetracht,
dass der Totschlag nicht ,gefarlichen'. sondern in
,scheidenswys' [um Streitende zu scheiden] geschehen,
wird der Schuldige bloss in die Kosten verurteilt.
1523, Absch. ,Die Herren mögen Kaufleute beher-
bergen, und ihnen zu essen und zu trinken geben,
doch nicht gfarlichen wirten. noch sich daraufrüsten.'
1541, ebd. ,Dass Niemand kein Obs und Trüben
nemmen und einer möchte das der Zyt [Nachts] und
so gfahrlichen tun, man wurde es für ein Diebstal
[nicht bloss als Frevel] rechnen.' Z Mand. 1650. —
2. gefährdet ZN. E g'forUs Chiiid, wegen schwacher
Gesundheit Besorgniss erregend. ,Des Bleikers Frau,
als sie gross schwanger, nehig [der Niederkunft nahe]
und gefahrlich war.' ZZoll. Pfarrprot. 169"2. Mit Neg.:
nicht so schlimm, inm., nicht so weit her. i'* yhiube
nie, dass 'a se ifforll sei, steU-der 's aW'' nüd su schüli
vor. Stutz. 3Iit dere" Fründschaft zwüsched mir und
im isch-cs nid so gar gf. Sch; Z. ,Es ist mit unsrer
Massigkeit weit nicht so gefährlich.' Herü. 1863. S. o.
Gef'ür 3. — 3. als Adv. g'färliclis BG., g^fdrligs FSs. :
wahrscheinlich. As nachtet schö", er icird g. nit
nie'' chö". Warum chümme" si echt nid? Si werde 's
g. nid leüsse". — (Ge-)färlichkeit f.: 1. Hinter-
list; böse, unlautere Absicht; Betrug. ,I)as menglicli
verstände, dass hierin dehein gef. gehandelt werden
solle.' Z Schiessen 1504. ,Brot das tenk [fest] und mit
gf. gepachen were.' Z Ratsordn. 1519. .Dass sy sü-
liche tat us unbedachter gferlikeit geton habind.'
ZwiNULi. Würde aber der Landvogt wahrnehmen,
dass hierin [in der Benutzung des Alprechts] , Ge-
fährlichkeit' getrieben würde, so . . . 1544, Absch. —
2. Gefahr. ,Grosse färlichkeit und schaden.' Kessl.
, Trübsal, angst, blössi. gfarligkeit.' Eckst. 1525.
llhd. (yc)merUi:h, hinterlistig; (ijelcaerlichkeit, Hinterlist,
(ieJ'ärUvhs entwickelt sich aus der Bed. des Risiko, des auf
der Wage Stehens, daher: unsicher, bloss möglich.
un-gefärlich: 1. ohne böse Absicht, Hinterlist,
bes. gern formelhaft, syn. mit ,äne (Ge-)fär', s. o. ,Ge-
treuw und ungefehrlich.' Eid der Z Forster. ,Wer
dem andern mit atzung. [an] säten und fruchten un-
geverlich schaden zuefüeget [zahlt nur die halbe Busse,
als wer .mit gefärden' handelt].' 1411, ßsRq. ,40Ü fl.
zue rechtem, ungevärlichem [gesetzlichem] pfandschil-
ling.' 1451, Arc. , Abends ufhören [mit Schiessen], so
die glogg fünfe schlecht, ungefarlich.' Z Schiessen
1504. — "2. sich n-icht gefährdet glaubend, furchtlos,
ohne Argwohn. Das anerbotene Geleit für die.
welche .ungefarlicher gestalt' mit ihm kämen, sei ihm
etwas befremdlich. 1524, Absch. - 3. ungefähr Bsf.
,Und soll man da eim ze kofen geben ein stein anken
oder ein halben oder ein lierling ungefarlich, so vil
er vergelten mag.' 1427, ScHwMa. LB. ,Syner under-
tanen ungefarlich by sibnen das sacrament |go-]giJben.'
15'24, Absch. ,Jeklichs ein ungefarlichen kindsteil,
eins so vil als des anderen [das andere] darvon nemen,'
1542, ebd. , Ungefarlich umb dise Zyt.' LLav. 1576/172'.'.
Mhd. ungemrlich, ohne Hinterlist, ungefähr. Wie hvS
(Je/är lässt sich wieder schwanken, ob Bed. '2 oder :! mehr
vorwiege, z. B. ,Dass was er auslehnt, er in zweien nioneteu
uugfarlich wüsse zu banden ze stellen.' a.LB. NJw löB'2.
fären I. fören, ge- II: 1. scharf zielen; es auf
Etw. absehen Gl; Gr; G (</'/". GG.); Th. Wilhelm
Teil sagt (in einem hdschr. Schauspiel von G): Wenn
i''' my" Chind troffa" hätt', so hätt' i grad o''' uf ('»•■''
gfuret oiid gwilss u'^ guet troffa". ,Wie mau nun zuo
im [auf ihn] schoss, huob er an iren ze spotten und
sait. si solltend synen foren, dass si in in den arsch
treffind.' Vad. .Tendere alii^uo arcum, etwarauf [auf
Etw.] foren.' Fkis. .CoUiniare, zylen oder aut das
schwarz sieben und faaren.' Fris.; Mal. Intr., behutsam
abwägen, dass man z. B. bei dem Sprung über eiuen
Abgrund die Richtung nicht verfehle TuTäg., vgl.
mhd. des iveges raren; bei einer Arbeit fieissig Acht
geben, sorgfältig sein GMarb. — 2. Jmdm aufpassen,
einen Hinterhalt legen. ,Ich furcht, man well üwer f.'
Ap Krieg 1405. Mit schwankender Konstruktion (Gen.
u. Dat.J: ,Catilina tet Se.xtorii f., ouch Ciceroni, dem
wysen mann.' Salat. In : , Werder wäre, der den an-
deren farete oder lagcte [ihm auf der Lauer läge]
und wartet oder nachlouf in holz oder in leid oder
uf dheiner strass in zornigem muet. der ist kommen
um 5 pfd.' ä. LB. Obw, ist gewiss der Dat. gemeint.
88!)
Par. fer. fir, for, fui'
8S6
— 3. auf Etw. achten, a) auf Zeit und Gologenheit;
die Zeitumstände beinicksichtigon. ,Sun. faar [.gcwalir.'
1667J derzeit!' 1531, Sir. ,Der ander seh wygt, dass
er einer füeglichen zeit fore.' ebd. .Bist du under
den un weisen, so fear der ffelegenheit [richte dich
nach den Umständen]: under den weisen aber red
frei.' ebd. ,Das aug des eebrechers faaret der finster-
nnss.' 1531/60, Biit. (jetzt: , nimmt der Finsterniss in
Acht.') ,Ein rechter vernünftiger husvatter haltet
mass, faaret rechter zyt, lasst nüt ungestraaft, das
strafwirdig ist, hingon.' HBull. 1540. , Entschüttend
euch und faarend kommlicher zeit, denn es sind böse
tag.' 1560, Ephks. (jetzt: , erkaufet die gelegene Zeit.')
,Edipus understuond sich eins lists, gefaret der zeit,
erstach sy [die Sphinx].' Tiebb. 1563. .Obedire tem-
pori, der zeit faren, sich nach der zeit schicken.
Tempus capere, der zeit und kommlicher gelegenheit
faren [k. g. nach f.' M.\l.] und acht haben. Oom-
pendia temporis sequi: ein ding auf das allerkürzist
machen oder der kürze und der zeit f. SceniE servire,
der zyt f.. sich in den weltlauf schicken. Itane at-
temperate venit hodie in ipsis nuptüsV Grad eben
recht, als ob er sy [dessen] gefaret hette.' Fris.
,David faaret der glegenheit der zyt, dann als er hört,
dass N. syne schaaf beschar, da schickt er syn bott-
schaft zuo im.' LLav. 1584. ,Als das der unrüewig
Ebcrwin Ternam, gfaret er der zyt und glegenheit
und schlouft sich us synem closter.' JJRüeger. , Judas
^efahrete auf ein zeit, da es nacht wäre.' FWyss 1650.
— b) auf Jmds Willen Eücksicht nehmen und dem-
selben entsprechen ; vgl. nhd. .willfahren- : ..Jacob
faaret ires willens und hat des [dafür] lob.- HBi;ll.
1540. ,Als er synes [des Abts] willen nit faren wollt.'
Vad. ,Sich nach einsi willen schicken und gestalten
seinem willen ze faaren.' Fkis.; Mal. (neben: ,Wenn
das glück unserem fürnenmien wol will od. willfaret').
,Dic wir uns allersyt gehorsam erzeiget und euers
willens gefaret' Z Acta Eccl. — c) auf Mass und
Gebühr achten ; schonend verfahren : ,Das wellen wir
gern halten, darumb dass nieman gedenk, dass wir
keines [irgendeines] ungelimpfes v. wellin.' 1395, Gl
an Z. ,Was glimpfs und fuogs wir allweg gefaret haben.'
1526, Absi-h. ,Man dörft gar wol euch foren glimpfs
[gegen die Vertriebenen], dass man nit sprach, zuo
vil ist Schimpfs.' HBull. 1533. ,Und also hast [siehst]
du auch, das in diser ee [Isaks] dos glauhens zum
höchsten gefaret [den Geboten des Gl. nachgelebt]
ist' ebd. 1540. ,Damit in disem hochwichtigen Ge-
schäft der erheuschenden Gebuhr gefahren, dass noch-
mahlen eine Zusammenkonft angestellt wurde.' 1618,
' Mise. TiG.
Zuweilen kann die Auffassung: sclnvankeu zvr./äirn und
füren: ,fDer städtische Auktionsbeamte soll das Pfand] ver-
I konfen noch synem werd, zum tttresten, sn er mag, ungfarlich
; und darin niemand« vareu mit lieb noch leid.' 1557, ßs R(|.
. = auf Niemanden Rücksicht nehmen, weder um ihm einen
, Vorteil, noch eiuen Nachteil zuzufügen (V), oder wenn ,Nie-
' mands' als unflektierte Form und als Dat. aufgefasst wird,
1= fahren (/'<freiij.' Berührung mit /rfce» schon mhd. bei der
i, RA. »Ulf» willen gnäri-n neben wUlenviirn (vgl. o. Fris.) ; so
, liesse sich .Glimpfs f.' allenfalls mit .glimpflich (ver)faliren'
I (d. i. fdmi) vereinigen; bei unzweideutigem Genet.- oder
pr&pasit. Ob), und der Ausspr. ö aber ist durchaus y« rcn
anzunehmen.
be-fären, -färon: 1. gefährden. .\. .Redet, helfet
mir doch.- B. .Ich befa'ire mich sclb.st dabei, wenn
ich dir rate.' Unsichtb. 1793. Rechtlich haftbar, ver-
antwortlich machon: Der Bischof soll mit seinen Unter-
tanen denen von Basel Hülfe leisten, wenn er aber
derselben nicht mächtig wäre, so will er darin ,un-
befärt' sein. 1547, Absch. , Besser, man zeige gleich
zum Voraus an, wessen man sich beschwere, als erst
zur Zeit, wann man begriffen [mit hinein gezogen]
und befert sei.' 1548, ebd.; vgl. erfdren. — 2. be-
fürchten, besorgen; riskieren. ,Sehet da einen
Mann, den ihr zu b. habet, er führet die Bosheit im
Schilde.- Discofrse 1721. ,I)ie sorgensvollon Gedanken,
welche unsere Töchtern wegen einer Tracht haben,
deren Vorbictung sie b.' ebd. 1722. ,T)er Sünder lobt
in den Tag hinein, ist ruhig und fröhlich, als wann
er nichts Böses zu h. hätte.' Ulr. 1733. ,Jede Ellipsis,
bei welcher keine Dunkelheit zu b. ist.' Mahl. d. Sitt.
1746. Refl. : ,Weil die Bündtner verspeureten, dass
man sich des Kriegs zu b. hette. machten sie ein
Bündtniss mit gemeinen Eidgnossen.' Helpenb. 1025.
,Wo man die rechte Zeit in Acht niramet, hat man
sich keines Schadens zu b.' Ulr. 1733. — Heßircn eig.
das Factitivum zu hcfaren.
fären fe'ra : (unpers.) auf der Wage stehen,
zweifelhaft sein. Es tued-em f., ob er . . ., er trägt
Bedenken Ap. — Vgl. eijm. Mhd. faeren, gefährden.
er-: überlisten , überraschen , erwischen , er-
schrecken. ,Was best ist, das soll ich tuen und mich
nit glych erfaren [1. -ä-] lön.' 1523, Stockar. ,Wenn
sich in solichem die Leute des Bischofs ungehorsam
erzeigen würden, dann sollen wir unscrs zusagens
unerfärt syn, und soll die Stadt Basel dem Bischof
die Seinigen helfen gehorsam machen.' 1542. Ausi-h.;
vgl. befären 1.
gefärig: feindselig. ,Den gfärigen bösen puren
ist gseit, dass si von ir ufsatz und hass abstandind.'
1531, Egli, Act. — Mhd. mercc, ebenso.
Fär Fär II n.: 1. concr. a) Fähre, Ort, wo man
über einen Pluss (oder See) gefahren wird; das hiezu
dienende Fahrzeug, allg. Auch als Eigenn., z. B. Für,
F^rli, Kloster an der Linimat. .Es gat ein weg von
Rüdlingen unz gen Ellikon an das var.' 1433, Offn.
Buchberg. ,Wäri aber, das yeman an ein far kämi,
so es unzimlich wetter war, mit wind, regen, schnyen
oder nachts, und doch nun faren wellti, unangsechen
die beschwert, die der sehiffman darin hetti, alldann
mag im [sich] der sehiffman woll ein zimliche hessorton
[Aufbesserung des Lohnes] geben lassen.' 1518/44,
ScHw LB. .Und soll ein ver [Fährmann] an dem
selben var männlichen [Je lermann] umb syn Ion über
füeren, was joch [auch] ein mann getan habe. Und
wenne er von land gestosset, käme denne jeman nach-
jagen und nachschryen, des er nicht achten und soll
fürsich faren an mänlichs strafen und soll aber denne
den nachjagenden ouch reichen [holen] und über füeren
umb synen Ion. Und kämend zwen [Flüchtling und
Verfolger] loufen an das var, denne soll er einen
hinder sich nemen und einen für sich und sy bcd
über füeren umb ir Ion.- Offn. Lunkh. Wegen an-
derer Verpflichtungen s. u. Nauen (Offn. ScnwWangen).
,Wier rittend zuo dem f. und fuorend von Wallonstatt
gan Wesen.' STOfKAR 1519. ,Es sygen im all f. am
see verleit [versperrt] worden, also hab ouch der
schiffmann, der in gefüert, 100 gülden müossen ver-
trösten [verbürgen |.- 15'29, Absoh. ,Gen Bnochenass
887
Par, fer, lir, for, für
[Buonas] an das f. und fuorend über gen Zug.' Salat
1529. ,Das die far [,Furt.- 1667] verlegt, die möser
[Moore] verbrennt sj'end.' 1531, Jerem. ,Trajectus,
überfart, das faar. Portorium, ein f. oder zoll.' Fris. ;
Mal. .Limenarcha, ein furgesetzter des meers. da die
far sind in fröinbde land.' Fris. ,Dass an den Pässen,
bei den Brücken und Fahren kein Bettelvolk in das
Land gelassen werde.' 1757, Z Satz. — b) Fahr-
strasse, rosp. Wasserstrasse. .Unser f. und wasser
[die Limmat als Kaufmannsstrasse] zuo bruehen.' 15.30,
Absch. — 2. abstr. a) das Eeeht, Privilegium, Per-
sonen und Waaren überzusetzen Uw. ,Item dictus
Kanderer de arca et de navigio vulgariter diclo var,
IX sol.' Bs Zehentrod. 13-tl. .Vermaint ain gemaind,
dass ain herr von Sant Gallen jedermann ufm see mit
dem iaren [überführen] nach ains jeden vermögen
faren und gewünnen lassen solle on alle beschwerd.
dann by dem schweren zins, damit ain herr den far
beschwert, hat man sich uf andre ort und end ge-
richt.' 1525, Absch. , Bitten umb das f. des nideren
Wassers [von Schaffhausen abwärts].' Sch Katsprot.
1553. ,Dass wenn eine ledige Weibsperson Land,
Häuser oder Fahr an sich kauft, jeder Landmann den
Zug dazu haben soll.' 1788, Obw. Auch die entspre-
chende Pflicht; s. Gefärt. — b) ein einmaliges solches
Überführen Uw. — c) Verkehr zu Wasser. ,Das er
zuo dieser zji; das f. gen Costanz allein versehe.' Sch
Ratsprot. 1552. ,l')amit dises Fhar [der Waarenzug
von Zürich nach Graubünden] nit in Abgang komme.'
1603, Absch.
Mh(i. riYr n. (masc. ein Mal in Absoh., s. o. 2 a, und
noch bei Wurstisen 1765: ,ilen F. im Sprung (Örtlichkeit in
Basel] zu verwahren.') — Vgl. auch Fart.
Die folgenden Conipp. enthalten z. T. den Voibalhogiitf
und sind Ableitungen von den betr. Verben.
Ab-far. ,Ir haus ist ein weg zuo der hellen und
ein a. zuo den gmachen des todes.' 1531/60. Prov. —
Über-: Überfahrt. .Sollend sy nit schuldig syn uf
dem Meer zu kriegen für ein L'berfhar.' 1603, Absch.,
ungeschickt übersetzt aus dem it. Texte: ,ne andar
in mare se non per transito.' — An- „n." G oEh., I"-
m. Aa; „L;' Th; Z rS., f. S, n. L; ZIS.: 1. Zugang
zum Scheunentor Aa; Tb; Z. bes. Damm, welcher
ermöglicht, den Heuwagen in das obere Stockwerk der
Scheune, auf den Heuboden einzuführen L; G oRh.; S;
Z IS. Bei GoTTH. verhochdeutscht: .Mächtige Bauern-
häuser mit gewaltigen Einfahrten.' Syn. Tennhrugg ;
Anstreh. — 2. Zufahrt zu einem Grundstücke Th; Z.
— Irr-, f.?: Irrfahrt. .Hand ein gross feler uns tan,
dass sy also ungegründt uns in irfaren gesclückt band.'
1590. Seoesser, Pfyffer.
Ur-. n.: Fähre. ,Des Urvars zc Fröudnowa [Xx
Freudenau].' 1355, Gfr. ,Das Nol [Dörfchen unter-
halb des Rheinfalls] würt ouch etwan U. d. i. Überfar
genannt.' JEüeger 1606. - llhd. ebenso. Vsrl. .das Ur-
werf bei Scliaffh.
Feld-, n.: Zugang zu der Flur, das Recht der
Benützung derselben. ,An irem f., wunn, weide und
einigung unschädlich.' 1534. Bs Kaufbr.
Vor-, m.: 1. Vorgänger im Amte. ,Der Land-
schreiber soll seine und seiner Vorfahren Bücher dem
Nachfahren zustellen.' 1694, Z. — 2. wie nhd. (allg.).
Syn. Voifarer; Vorder. — Hier wie in Xadi/ur ist F,,,-
aus dem srliw. Msk. /'..,■. verk.
Pergg-. n.; die den Verkehr mit Luzern vi_-i-.
mittelnde Schiffergesellschaft in .\lpnach. ,Das Verg-
var' auf einer von ihr geschenkten Glocke in Samen.
Eig. die Fähre, von welcher aus nach L .geferggef | ge-
fertiget d. i. spediert] wurde; die SchifFfahrt (nach I.).
Ge-, n.: das Hin- und Herfahren, hauptsächlich
mit dem Nebenbegriff der Belästigung, allg.
Gans-, n.: nur als Name einer Landungsstelle in
UFlüelen 1487. — ,Gans', eine Art der Schiffe des VwSces.
Müli-, f.: Fahrt (mit dem Getreide) zur Mühle.
,Dass niemand dem andern kainen konden abstellen,
sonder bi fryer m. belyben [solle].' Vad. — Nach-,
in.: 1. Nachfolger im Amte. Gotth. ,Papst Niclas, dar-
nach sein n. papst .\drian.' Vad. Der Mann, der eine
Wittwe heiratet, Nachfolger des ersten Mannes. 158ii.
B. Tronfolger. 1602, Absch. , Brief umb kauf sollen
jedem nachfahren zur nachricht [damit er sich dar-
nach richten könne] überantwortet werden.' Z 1653.
.Zwingiis N., Herr HBullinger.- JMüll. 1665. ,üer
Blitz, der insgemein zum N. hat einen Knall, welchen
wir heissen den Donner.' Nageli 1738. Vgl. Vor-F.
— 2. Nachkomme, allg. — Pilgri-, u.: die Über-
führung der (Einsiedeln-) Pilger den See hinunter
(nach Zürich); das Privilegium hiezu. ,Uns ze be-
l3'ben lassen by dem bilgry far, wie die von Zürich
mit uns überkommen sind.' 1484, Wollerau. Bussenr.
,Es söllent ouch die hofiüt blyben by dem bilgeryfar,
die bilgery zu füeren.' ebd.
Will-, f.: Gewährung, Erlaubniss, Zustimmung.
Gefallen. ,Uns zuo willfar.' 1530, Aescu. .Liberum
arbitrium, ein freier will oder willfor.' Fris.; Mal.
.Durch günstige W. uns ein Ehre erweisen.' 1661, Siii
Gevatterbr. .Ich bat sy [die Geliebte] by ihren Eltern
um die völlige W. anzuhalten.' 1662, Z Tasch. —
S. fären, auf welche Abi. auch die Form .willfOr' weist.
Wasser-, n. : der Fahrdienst auf dem Wasser;
das Privilegium dazu. ,Die Schilflüt sowol des ober-
als under Wasserfahrs.' Z 16-39.
.Ober- Wasser' ^ der See, , Under- (oder ,Nider-') W.' =
die Limmat. In der Publikation von 1757 unrichtig ge-
wendet: ,so wol des obern- als untern W.-Fahrs.'
fare" -ä- Gl, sonst fast allg. füre IT; Präs. Iml.
färst. färt; Cond. fuer L, fier Z: 1. im eig. S. a) sicli
von einem Ort an einen andern begeben a) mit dem
Nbbegriff grösserer Umständlichkeit od. Distanz, etwa
auch der Gewaltsamkeit. Fortziehen; daher als eine
.\rt Abschiedsformel: ,Far, far, strych, pack dich:
valeas! Far hin, gang, du bist ein redlicher mann:
abi, virura te judico.' Mal.; vgl. engl, fare well! Steine
[das Dorf] löm-mer [wir d. i. der Fluss und sein Be-
schreiber] ligen und fare' diiren [hinüber] in d' Malle.
Hebel. Vf-enand z' Dorf [eig. = auf Besuch] /.. auf
einander los gehen BBe. Es fart Keine für der Ander
z' Himmel. Ixeichen. .Müsste aber ein vogt von des
vogtkinds wegen ussert unsers land farn. denn soll
im das vogtkind zum tag 4 plaphart für kost und Ion
geben.' 1399/1544, Schw LB. .Wann einer von land
f. old landfluchtig werden sollt.' 1480. L. Dies sonst
ein technischer Ausdruck der Gerichtsspr., =: leisten, in
die Verbannung gehen. ,One verziechen von unserem
land f.' 1424/1544, SchwLB. .Wer ohne Lattärnen mit
Liechteren an sorgklichc ort gabt, der soll ein Monat
f. von unser Statt.' B Satz. 1615. Ziehen mit Kriegs-
mannschaft oder sonstiger Begleitung: .Die hotten
i
889
Par, fer, lir. foi-, für
wellen die soldner von frankenreich nit herus manen;
dann sy haben sy nit heissen hinyn f., sy wellen sy ouch
nit heissen herus f.- 1481, Absch. .Brutus war willens,
mit synem lieerzüg us Asia in Europani ze f.- LLav.
1509 = .seinen Heerzeug in E. hinüber zu bringen.'
1070. ,üie kräneh [Kraniche] farend beider hinweg.'
VoQF.LB. 1557. .Es führend etliche Jahr gen Baden
die Herren Burgermeister, eins Jahr umb das ander,
alle Jahr der ein. gleich als wenn es ein gesetzt Ord-
nung war.' XVII., JJBuEiT.; vgl. Baden-Fart. Mit
dem Verurteilten (zu Fuss) zur Richtstätte: ,Der
Schultheiss hat zum Nachrichter gesagt: Jörg, fahr
du fort mit ihm!' GHerm. 1008. Mit Vieh, z.B. (mit
de' Chiiene) tif d' Weid f. L. '*• Hans Martis Bueb
fart go(jc" [um zu] hücte" [weiden]. Stutz. B' Hüeter-
buebc f'ared scho" hei'", ebd. I" ds WelscMand f.,
Vieh auf die italienischen Märkte führen (vgl. Far-
schin); i" d' Atzi"g f., sein Vieh in eine Wiese treiben
Uw; use" f., das Vieh ins Freie treiben BHk. (vgl.
i«-, mfaren); z' Alp f. Gebirg. Syn. üftrlben; vgl.
Berg fart, Far-Tag, -Sclieile, -Trinkle, Farerin; ab
Ä. f. ebd. (vgl. auch Sp. 25); fürer(s) f. a) mit dem
Vieh auf eine neue Weide ziehen; xcic mengist chennet
ir fürer [weiter] /'..'' wie oft könnet ihr die Weide-
plätze wechseln V BSi. b) mit dem Vieh (im Winter)
aus einer Stallung, deren Heuvorrat aufgezehrt ist, in
eine andere ziehen BHk.; U. ,Uf die gmeinmärkti f.'
s. Sp. 0'27 unter etzen. In diesem S. auch ohne alle
näheren Angaben: wend wit-er f.? wann wollet ihr
die Alp beziehen? BSi. ,Und soll ouch vor im [dem
Oberherrn] nieman f. [auf die Weiden].' 14'27, Ofpn.
SoHwPfätf. Das Vieli als Subject: ,Zue selber zyt
fuore zuosaraen Möllschdorfer vech, Mölligker vech
und Wyssligker vech, das kein hag zwischent inen
wäre.' 1549, Klingn. u. Wislik. Ebenf. absolut: die
Kuh zum Stiere führen Ap; Bs; S. Mit der Hand einen
Zug tun bei gewissen Spielen, z.B. bei den Brett-
spielen, beim Nüsslen (wo es das Recht bedeutet, seine
Nüsse der Reihe nach je den Häutchen der Mitspielen-
den beizulegen, um möglicherweise mit der letzten
lu gewinnen); s. auch in d' Hell f. — ß) hin und
her gehen, vagieren, was sonst ume, umenand f.
B' Gis [Geissen] faren dr ganze Tag BSi. Vgl. Far-
Bock; Far-um Sp. 227. Einen .Gang' an den Zettel-
rahnien legen Z ; mit 40 [usw.] /'., einen Gang von
40 Fäden anlegen ; vgl. üs-f. B' Nebel fare", wenn
sie umher ziehen S. .Unbeständige und fahrende
Regen.' 1787, Tagkb. v. Ndrglatt. Daher in ä. Spr.
.farend' = unstät, heimatlos umher irrend oder zu
Berufszwecken in der Welt umher ziehend. .Farende
kriegsknecht' 1416 im Aa erwähnt. .Farende arme
lüt, umb Gotts Worts willen vertribne us Prankrych.'
Haoenb., Sigr. 1882. ,Dic gnieinen fahrenden Dirnen
und offnen Mätzen.' 1050, Z. Von g'farete Schuelere"
klingen noch jetzt Erzählungen nach VOrte; ZF.
(s. Seh.). .Farend lüt' im Mittelalter stehender Aus-
' druck für heimatloses Gesindel; doch begritt" dieser
Titel, in diesem Falle nicht ehrrührig, auch die Spiel-
loute, welche sich von hohen Herrschaften und Obrig-
keiten patronisieren und förmlich belehnen Hessen.
' ,Des Apts zuo den Einsidlen varend mann.' 1430.
I S. Osenbrüggen 1869, 135 S. Vgl. Landfarer. —
' Y) sich od. einen Gegen.stand rasch, heftig bewegen.
B' Wulche fare-d ffsclnciiid, woraus man Regenwetter
prophezeit Z. Im Hils timctiand f., z. B. von einer
eift-igen Hausfrau. 3Iit Ei'm über d' Stegen abi f.,
ihn über die Treppe hinunter werfen; auch bildl., ihn
abfertigen Gr. Sobald 's mit de Franzose emäl hinkt,
fart-me' mit-ne" und mit der nüe" Kuntersfuziu [Kon-
stitution] idder uf d' Site [beseitigt sie]. Gl Volks-
gespräche 1834. .Wann die Flausen in meinem Hirn
nisten wollten, bin ich wacker mit ihnen über 's Bort
gefahren.' UBrXgg. 1780. Auch ohne Ortsbestimmung,
im eig. S. (hinaus, über den Hänfen werfen) n. bildl,
sich Jmdn oder Etwas vom Halse schaffen, aus dem
Feld schlagen, den Garaus machen, einen unver-
schämten Schwätzer zur Ruhe bringen B; Gl; Gr;
sonst ab- f. ,Fare mit-ere Sach, rem tollere, oculia
snbducere, dilapidare opes; expedire.' Id. B. Fr isch
mit sifr Sach g'fare", hatte sein Gut bald aufgebraucht.
Br Fön fart mit dem Sehne, fegt ihn weg. J" den
eitere" Zite" wär-me" mit sättige [solchen] Bürste'
g'fare". Gl Volksgespr. 1834. Abe [hinunter] /'., tech-
nischer Ausdruck beim Keltern: den .Trottbaum' durch
Herumdrehen der Spindel dazu bringen, dass er sich
senkt Aa; Z. ,Segni fungebantur militia: sy giengend
langsam an die arbeit, sy fuorend faulklich daran.'
Fris. ,Im eins zum Gring [an den Kopf] zu geben,
dass es es dünke, es fahre z' ring um d' Welt.' Gotth.
Es [eig. das Blut] ist süttig heiss dur''' mi'>' üf g'fare,
Angst (oder Zorn) wallte in mir auf. Fs ist en Stern
g'fare, eine Sternschnuppe gefallen B; ZO.; Syn.
schiessen. .Sieht man einen Stern f. und nimmt wäh-
rend der Fahrt schnell einen Stein in die Tasche, so
sieht man in der Kirche die Hexen.' Rothenbach.
Fig.: Fi"m über 's 3Iül f.; us d'r Hut f., wie nhd.
,Die kilch Gottes müsse wychen und zuo grund f. [zu
Grunde gehen].' Güalth. 1559; vgl. .zur Hölle f,' —
8) tanzen. Eine" [Gang] /'. allg. Vgl. Heim-Fari.
— s) als Gegs. zu .still liegen, fest sein'. Faredi
Hab, bewegliches Gut, Fahrhabe im Ggs. zu Liegen-
schaft Z; ausgedeutet: 1) Er ist halt e f. H., de'' lät-
si''' nüd wbinde", zieht immer umher; ist so zu sagen
nirgends zu Hause. 2) Mensch od. Sache ohne grossen
Wert Z. .Fahrendes Gut.' Z Rechtsspr. ,Wer in
unsrem land guot versetzen will, es sy ligents oder
verents.' 1397/1544, Schw LB. .Sampt anderen des
gottshus güetern, ligender und farender.' 1531, HBull..
Ref.-G. .Farender hausrat. was nit nuet und nagel
begreift, stüel und bänk.' Mal.; auch subst. Fareds
Ap; L. ,Von jeglichem pfund haller in ligendem und
farendem 4 pfennig.' 1389. L. Zum fahrenden Gut
gehört nach alten Dorfrechten auch das (urspr. fahr-
bare) Haus von Holz. Rochh. Hinwieder wird zu-
weilen unterschieden ,varendes guot' und .barschaft',
z. B. 1400, Bs Rq. In W ds Farimda, Faradn vor-
zugsweise der Viehbesitz (Syn. Gevicht, War, Hab).
während sonst dieser als .essendes Pfand' von , farendem'
gerade unterschieden wurde, s. Sp. 524 o. .Farende
Schuld', nicht durch Unterpfand versicherte und kon-
solidierte L. ,Der farenden geltschuld, so die abge-
gangene person schuldig bliben.' 1560, Zn Stadtr.
.Wann Einer Einem schuldig ist umb eine gichtig-
und richtige fahrende Ansprach, der mag von dem
Ansprecher durch den Richter für Pfand angelangt
werden.' L Stadtr. 1700/65. Syn. .laufende'; s. Sp. 357
(Intresse) und dazu die Angabe, dass bei einer solchen
kein Unterpfand, sondern bloss eine Handschrift als
Sicherheit gegeben werde. — b) als Gegs. des Zu-
fussgchens gilt im Allg. der echten Volksspr. riten;
8Ö1
Par, fer, lir. for, für
faren nur in beschränktem S.: 1) spazieren fahren Ar.
2) reiten AAZof.; B. Be"" (V Büter sprenge" hüst u
hott, u faren uf de Schimmle". JEWvssä. 3) fuhr-
werken; kutschieren, ein Fuhrwerk lenken od. selbst
ziehen Ap; B; Z. .Ich war noch nie gefahren (hatte
noch kein Boss geleitet), fürchtete mich davor und
sprach nicht gerne einen Bauer um Boss und Wägeli
an, aber Mädeli [die Braut des Sprechenden] wäre
gerne geritten.' Gotth. ,F., Fuhrwerk treiben, auri-
gare; jumenta agere.' Hospin. 1ö83. Fn Chle f., auf
den Kleeacker fahren, um Klee zu holen Z. Z' Müh
f., sein Getreide zur Mühle fahren, mahlen lassen Z;
vgl. Müli-Far. Als trans. sich mit .führen' berührend:
,Wir haben niemant gewert, profant durch unser statt
zc faren, sunder jederraan lassen faren und füeren,
das [was] ein jeder getruwe ze verantwurten.' 1531.
Stkickl. 4) mit ,haben', (z' Acher, z' Acker) f., ackern,
pflügen s. Sp. 66; Syn. den Acker umcheren, ume"-
machen. Do hei" si g'spatet [mit der Spate gearbeitet],
dürt hei" si z' Acher g" faren im Fehl. JBreitenst.
Hand- er scho" g'fare"? Vom Pflügen viell. entlehnt
das Sprw. : Unig'kert ift an''' g'fare", mit welchem man
sich oder Andern die Umkehr von einem Irrtume er-
leichtert. Auch tr. : Mier händ scho" Alls g'fare. Es
heisst Öppis, bis nw d' Acher g' faren und a"g'säit
■sind. ,Also vSird dr Platz [Stück Acker für Hanf,
Erdäpfel] z'erst g'fare und de"" g'hacket und 'putzt.'
JoACH. ,Die Acker durch andere um den Lohn f.
lassen.' Bs Landesordn. 1757. Mist undere" f., durch
Pflügen unter den Boden bringen. Bildl. : ,darüber f.',
über die Bestimmungen einer Abrede, eines Vertrages,
eines Gesetzes, gleichsam über die gesetzten Grenz-
marken hinaus gehen, dieselben übertreten, ilmen zu-
wider handeln. ,Dass aber die Herdmännlin, wann die
jeger darüber gefaren [mehr Gemsen schössen, als die
Abrede gestattete], sie schwerlich geschediget.' RCys.
Vgl. überfaven u. unten 2 b. Mit Ei"m (z' Acher)
f., .s. Sp. Gy. 5) bei der Schiffahrt technischer
Ausdruck: das am Hinterteil des Schiftes befindliche
und das Schilt hauptsächlich leitende Ruder führen
Bodensee; Z (nähe" f., auch n. uerchen), Gegs. zu
ziehn, tverchen; vgl. Farhengst. — 2. in uneig. S.
a) sich an Etw. machen, darauf greifen (Rechtsspr.).
,Vart iemand uf der [Genannten] güeter mit gerichte
und die verhütet' = nimmt er sie auf gerichtlichem
Wege für sich als Pfand in Anspruch. 14'20, Bs Rq.
.Würde euch yeraand dem andern uf syn guet, es
wäre ligends oder varends, umb syn schulde v.' 1457,
ebd. ,Wer da ye ze erst heft oder recht darzuo suocht
umb schuld, der fert syneni ze erst umb syn schuld,
usgenommen ain vogt des gerichts, fert vor allen
haften und schulden.' 1472, Offn. Burgau. — b) mit
Bez. auf das Durchbrechen einer Schranke, das Ziel
überschreiten; z. B. beim Schreiben und Zeichnen;
beim Errichten von Bauten, allg. ; vgl. üf-f. , Jeder soll
seine Landveste [Uferbefestigung] in guetem Stand
erhalten, under keinem Vorwand aber in den Bach f.
[hinein bauen].' 1770, Bs Gescheidsordn. -- c) ent-
wischen, hingehen, in Verbindung mit ,lassen'.
,Vatter, lasse in [ihnen] es f., wann .sy wissent nit,
was sy tuend.' 1476, G Hdschr. ,Das si nieman dehein
Unzucht V. lassen, rät und meister heissent es denne.'
Bs Rq. ,Und was mangels da .sy noch inn getan [in
dem vorliegenden Schau.spiele vorhanden sei], docli
wollend im 's [dem ]>iclitrr| güetlich f. lau,' Salat
1537. — d) verfahren, sich verlialten, handeln, sich
benehmen, auftreten, leben. So ? chunnst iez di'<wiig
:' f.? kommst du so zum Vorsehein? Z. Fr fart guet, '
macht seine Sache gut. befriedigt die Leute B. ,Las8
uns an jedermann so frombklich. redlich und glück-
lich f., dass mängklicher gespüren möge, unser einigi
begird seie . . .' a. Eid der Z Richter. .| Die Wyler
haben] yewelten an eim gottshus wol gevarn.' Wvt.
•Jopieb. .Die oberherren farend mit gewalt.' 1530,
Matthä. .Auch haltend ire knaben mit gewalt gefarei»
über das volk.' 1531, Neuem. = ,herrscheten mit gewalt
über . . .' 1667. .Stond [stehet, bleibet] im glauben,
farend mannlich!' 1531, I. Cor. = ,seit männlich!'
1667. ,Das sy den Gott lieben, nienen fälschlich an
im f. wöllind.' 1531, Bin. ,Du wilt kostlicher f. mit
kleidung, essen und trinken, dann dyne g'vverb erlyden :
mögind.' HBull. 1531. .Wie 0. S. von uns gehalten
[worden sei], du derglychen an im [HSeeholzer| f.
wellest.' 1532. Strickl. ,Mit der straf zue f. u. zue
handien, nachdem uns billich sein dunkt.' 1533, Bs Rq.
.Ein schenki tuon und doch allwegen bscheidenlich
farren'. d, i. es nicht übertreiben. 1545, Ndw LB. .[Das
soll im Kaufschuldbrief bemerkt werden,] damit der.
so denselben brief koufte, dest gwarsamer [vorsich-
tiger] f. könne.' 1614, Z Engstring. Vgl. 1 a 3. —
e) sich befinden, (gutes oder schlechtes) Glück
haben. Guet f., Erfolg haben, prosperieren; ,mit Etw.',
sich gut dabei befinden, allg. Auch unpers.: .Wie es
um das kind gefaren was [mit ihm ergangen war],-
Anf. XV., G Hdschr. Prägnant: z' f. cho" AAEhr.; Z,
g'fare" möge', allg.. zurecht kommen. Gelingen haben;
auskommen, sich behelfen (vom Fuhrwerken unter
Schwierigkeiten hergenommen). Du chumi.it dise" Weg
[auf die andere Weise] besser z' f. Nit g'f. möge", in
Schwierigkeiten stecken bleiben. Du magst dnrmit
nit g'f., dies ist nicht zweckmässig, dient dir nicht
zur Erreichung deines Zweckes. .Er trieb undjastetc
sich fast zu Tode von früh bis spät, aber er fühlte,
er möge nicht g'f. und die Andern täten ihm Alles
zuwider.' Gotth. Chummeren und chlage. me" n-erdi
z' arme Tage g'essen und mög niimme g'f. FrJSciiild.
Mhd. vHrn. — 1 b 4. Die Conjug. mit .haben' ist zu-
nächst iu der trans. Coustruktion aufgekommen. — S. aucli
faren, mit dem unser W. sich berührt, — Abi. Fi'r:feriij!
Fuer; Fart; Färlet
ab-faren: 1. intr. mit ,sein' a) mit dem Vieh von
der Alp, vom Markte ziehen, allg. — b) sterben
(grob scherzh.) Th; vgl, , zur Grube fahren'; abreisen.
— c) bildl,. beseitigen. A. mit Öppi>:: z.B. mit
einem Handelsartikel rasch aufräumen, bevor er im
Preise noch weiter sinkt; far ab demit, packe dich
fort damit (weil es nicht taugt, oder um es unbe-
rufenen Blicken zu entziehen), allg.; bei Steigerungen
einen Verkaufsgegenstand eilfertig einem Bieter zu-
teilen. ,Die Gantmeister sollen an den Ganten nicht
zu geschwind a., aber auch nicht zu lang machen.'
Bs Landesordn. 1757 ; ein Traktandum abtun : ,Die
Städte haben sich bisher beflissen, so bescheiden ab-
zufahren, damit sie und die Gegenpartei nicht zu viel
bemüht würden; nun werde diese Kürze missdeutet.'
1548, AnsoH. Ganz absolut: mit langer Nase abziehn.
allg.; Syn. abstinken. Mit Öpperfem, ihn abfertigen;
überwinden. ,A. mit ei(ne)m. dimittere mala gratiä
alqm.' Hospin, 1683; Denzl, 1677; 1716, - 2, tr„ mit
,)iaben'. a) lieim Ackern (Faren) dem anstossendeii
893
Far, fer, fir. f»r. für
894
Felde ein .Stück eiitzieheii, lesp. sicli zinveiiilfii. zum
eignen Acker hinzupfiügen; vf?l. idicr-f. — b) durcli
F. abnutzen, z. B. die Kufen eines Schlittens Gr;
ein Ead vom Wagen verlieren, i'i"'») en Eijge (Egg-
stei"J ab-ciii Häs a., durch ungeschicktes Fahren die
Hausecke beschädigen Z. - c) Etw. uuigelien, sei
es, ilass man einen Umweg macht oder eine kürzere
Linie einschlägt, allg. ,Als der Fuhrmann ein Lachen
abgefahren uf ein >Syteu.' Schimpfr. 1G52. ,A. einen
Weg, declinare.' Uenzl. 1677; 1716. — über-: 1. Jmdn
beeinträchtigen, indem man ^eim Pflügen (Faren) übei
die Marken hinaus pflügt, Erde von seinem Acker dem
eigenen zulegt. , Welcher den andern übereret [,über-
tart' in der Über.schrift], büesst von jeglicher füren
[Furche].' L Rotenb. 1490. ,Welicher dem andern
gfarlichen über syne markstein inhyn in synen acker
ecret, oder den andern mit gefärden übermäyget [über-
niäht] usw., der soll den, so er überfaren und über-
nossen hat, von schaden wysen.' Offn. ZKnon. 1.534/16111.
Ebenso, indem man Vieh auf die Weide des Andern
treibt. ,Die parteien erklagen sich ab einander, wie
sie einander mit irem vieh überfueren und grossen
frevel an einander begiengen.' 1398, BSigrisw. ,0b
gross achrat wurde, und darumb ander lüt mit iren
schwynen zuo inen und uf sy ziehen wollten, oder
dass man sy süss [sonst] übervarn wollt...' Offn.
ZDüb. um 1485. — 2. einen Gegenstand überdecken,
mit einer Schicht von anderem Jfaterial überziehen,
z.B. eine Strasse mit Kies; ßleistiftzüge mit Dinte.
allg.; Holzwork udgl., ein Gemälde leichthin mit Farbe
überstreichen, allg., , frisch anstreichen.' Id. B; eine
Wunde mit Salbe. Sulger. ,Digitis extremis attingere.
ein ding nun ein wenig ü. und bloss anrüeren.' Fris.
— 3. bildl. a) mit pers. Obj., Einen anfahren, mit
Scheltworten über Einen her fahren. Hosp. 1683. —
b) mit Sachobj., eine Schranke missachteu. ,Wer
das gebot uberfert . . .• 1491, Sch Eatsprot. ,Die Zür-
cher haben sölich friden an uns und den unsern über-
farren mit worten und mit werken.' Edlib. um 1.500.
,Und habend sy ir eid, eer und geschworne pündt an
uns gröblich gebrochen und tätlicher findlicher wys ü.'
1531, Strickl. ,Wer das überfüere und nit hielte.'
Offn. ZSchwam. 1533. ,Wo sy sich diser gnädigen
nachlassung [Erlaubniss betr. Holznutzung] nit be-
nüegen, sonders die ü. wurden...' 1541, Bc. Laupen.
.Dass unsere gebott ü. und verbrochen werdend.'
HBui-L. 1572. ,Wer dise Zeit [des polizeilich ver-
ordneten Schlusses der Zeche] überfahrt, da solle
. jeder gast gestraft werden.' G Mand. 1611. \'on Unter-
lassungssünden: .Hat er's [der Landbe.sitzer die Auf-
1 forderung zur Säuberung der Flur] Übersechen, so ist
Ur 3 ß verfallen und soll man im denn bieten an 6 ß
und aber besechen. und uberfert er's aber [wieder],
,'io ist er die 6 ß verfallen.- 1488, Offn. Zuozwyl. Die
: Person, deren Rechte verletzt werden, als Obj. ge-
dacht (vgl. 1): ,Je länger sie gehorsam waren, je
[Strenger .sind sie überfahren [misshandelt worden, von
;den Vögten].' Lied v. 1669. Auch absolut (mit ,sein'
und mit .haben') Recht und Gesetz überschreiten, eine
Missetat begehen, unbillig handeln. .Die ze leiden
il verzeigen], die der obgenannten stucken keines über-
fueren, des herren, under die der überfarer hat gehört
und sesshatt ist; es solt auch ein jeglicher, der also
«beriahren hat [10 Pfd verfallen sein].' 1479. S.:nw-Zi:
Fischerbr. ,üf wedren dann kuntlich wurde, das er I
an ikni andern übertan und übervarn habe.' 1431/1544,
Snnv LB. , Welcher dermass überiärt und [dass er]
oin|cn] lyblos tuot [entleibt].' 1525, AiiscH. ,Do gnad,
junkfrow, ich bin warlich überfaren [habe mich über-
eilt]. Ich hab euch nit gwüsst, dass ir so edel waren.'
NManuel. ,Dass sie mit dem guten Mann ü. und mehr
Gewalts dann Recht an ihm geübt haben.' GHerm. 1608.
Das Mass überschreiten, zu weit gehen: ,So aber ein
Schuolmeister in der Straf ü. wurde, der soll gestraft
werden.' B Mand. 1628. Zu hohen Preis fordern. Id. B.
,Diewcilen die Meister mit ihrem Lohn ü.. sind m.
gn. H. veranlasset worden, denselben zu massigen.'
B Küferordn. 1691. Auch refl., sich verfehlen: ,Hette
sich syn bruoder ü., so soll man ihn strafen.' Vad.
,Dass der von Ützingen sich gröblich an dem gottshus
mit unrecht ü.' RCts. — uf-: 1. (von einem Fahr-
zeug oder von Schilfenden) sich auf dem Grunde fest
fahren, allg. .Aufgefahren', bildlich: verdutzt, ver-
blüfft, erstaunt (oig. übel angekommen, angerannt). ,Er
fuhr den Knecht an: Höre, Bürschchen [usw.]. Somit
fuhr er von dannen und hinterliess böse Eindrücke,
namentlich bei dem aufgefahrenen Knechte.' Gotth. —
2. die Alp beziehen B; L; Syn. i' Aly laden. —
3. seinen Posten beziehen; vom Wirte Aa; vormals
bes. von den Landvögten in den Untertanenländern.
Vgl. Ufritt. — 4. eine Baute in die Höhe führen, höher
machen, allg. Nw dem Nachher z'ehe" [gleich hoch] ü.
— 5. sich rasch emporrichten, aus der zusammen
gesunkenen Haltung des Schlummers, im Zorn usw.
allg. — lim-: 1. beim Fahren einen LTmweg machen,
allg. — 2. im Umkreise von Ort zu Ort ziehen.
,NJchts beschliessen, bevor die Schiedleute volls um-
gefaren [in allen Orten gewesen].' 1531, Absch. ,A1s
die von Zürich umbfuoren im Thurgöw. Ryntal [usw.]
und bildeten denen yn. wie wir an inen übel täten.'
ebd. ,Die Gemeinde und die Boten haben sich mit
einander verschrieben, Kosten und Schaden, in den
sie dieses Umfahrens [sie waren ,von Ort zuo Ort ge-
ritten'] wegen kommen, gemeinsam zu tragen.' 1-547,
ebd. AbL Farum (Sp. 227); Uin-Fari. — ume-:
1. intr., umher fahren; herumstreifen, allg.; vgl. Furz;
Tiifel. Abi. Ume-Farerin. — 2. tr., pflügen Sch; Syn.
füren. — a"-: 1. intr. a) heran fahren, auf den Plan
gefahren kommen. ,Wer einen Zug stellt [seine Netze
im Wasser anbringt], soll ihn in einer Stunde tun,
wo nicht, mag ein Anderer ungesäumt a.' 1.544, Absch.
— b) mit Fahren den Anfang machen, a) der Erste
sein, welcher fährt, bei Brettspielen, den ersten Zug
tun. allg. Syn. anziehn. — ß) das Fahren zum ersten
Mal, aufs Neue vornehmen, z. B. ein Fuhrwerk in
Gang bringen AAEhr., ,jumenta ex hibernis deducere.'
Id. B, d. i. wohl, das Vieh nach dem Winter wieder
auf die Weide zu treiben anfangen. ,A., vom land
faren, darvon schiffen, solvere.' Mal. ,A1so fuorent
wir am frytag an und kament in 4 tagen in ein statt.'
HsSchürpf 1497. — c) mit dem Fuhrwerk oder Fahr-
zeug anstossen, anprallen, allg.; ,curru impingere.'
Id. B. Bildl.: schlecht ankommen, die Rechnung ohne
den Wirt machen, allg.; Syn. an -laufen, -pilUchen,
-rennen. ,Quum multi s*pe otfenderint: habend unfäl
gehebt, sind übel angefaren.' Fris.; Mal. — 2. tr.
a) einen neuen Wagen durch Gebrauch gängig machen
B. — b) in feindlicher Absicht an .Imdn heran fahren;
ihn angreifen. ,Sy torffent uns aber nit a. u. fuorent
neben uns für.' HsSchürpf 1497. ,Adpugnare: a., be-
895
Ftir, t'er, fir, tor, lur
streiten, wiiler einen fechten.' Fuis. }iilill.. Kineni
mit harter, barscher Keile begegnen, allg. ; Syn. an-
rauen, -ranzen. Halb im übertragenen, halb im bild-
lichen Ö. Eine' a. wie d' Sü de" Bettelsack. Öülger.
— i"-faren: 1. intr., das Vieh von der Weide heim
treiben Z. ,Wenn der Abendnebel sich lei.se auf das
Tal hernieder legt und zum Aufbruch mahnt, so ertönt
hundertfaches: Ifare! ifare! Den Schlussrefrain dazu
bildet ein ohrenbetäubendes Peitschenknallen, fest
und sicher im Takt.' Girsb. ,Einfaren: ab der weid
füeren, eintreiben, dispescere.' Fkis.; Mal. .Einfahren
mit dem vieh, cogere domum pecus.' Denzl. 1(577; 171ö.
Mit dem Vieh von den Alpen ins Tal herunter ziehn
Bü.; vgl. «s-/'. — 2. tr. a) beim Fahren eindrücken,
z. B. einen Zaun B. — b) ein Zugtier an das Fahren
gewöhnen, dazu abrichten, allg. — dri"-: rücksichtslos
verfahren. ,Ich möchte nicht derjenige sein, der mit
seinem Weib drin führe und drin polterte.' Bragger
1777. Dri" f. me d' Sau i" d' Eichle" oder wie de
Tüfel i" d' Ffaff'e". — under-: 1. intr., unter ein
Obdach f. mit einer Sache, sie unterbringen. ,Deni
Abt überlassen, oh er Frevelgericht halten lassen od.
die Klagen, damit die Sachen nicht vergessen werden
oder verjähren, an die Muttgerichte bringen, d. i. mit
den Klagen u. wolle.' 1543, Absch. ; vgl. underhin
schliefen. — 2. tr. a) eine Baute neu untermauern,
ihre Unterlage verbessern Z; Syn. undersetzen. .Als
das hus sich gegen dem berg senkt und die seilen
I Grundschwellen] im herd [Erde] ligen und von dem
Wetter erfulet sind, das selbig hus sollen sy u. und
mit einem mürli und eichiuen seilen wol versechen.'
1511, Hotz, Urk. ,Als sy die tür ans tischmachers
keller ufrichtend und die selb nnir underfuorend.'
1534, / Grün. Amtsr. .Wenn einer ein alte uiur gegen
synem nachpuren nüwlich u. oder dryn brechen wellte,
soll er vorhin synem nachpuren das z' wüssen tuen.'
1539, B. — b) Einen beim Ringkampf packen,
indem man unter seinen Armen durchfährt, um ihn
vom Boden zu heben; einem Gegner mit dem Nacken
zwischen die Schenkel fahren ; Syn. underlaufen. —
underhin andere- : durch Pflügen, jpare«, Etw., z.B.
die Kartofieln, unter die Ackerkrume bringen B. ,Der
Wasen [Käsen] ist frisch untergefahren.' B Landw.
Wochenbl. 1847. — ent-: aus einem Behälter hinaus
f.. fortgetragen werden. ,Das wasser nam im koufhiis
alles hinweg und geschandt [verderbte] merklich vi!
guots on das dennest [das welches ohnehin] endfuor.'
KvPF, Chr.
er-faren: 1. mit Fahren erreichen, eine Strecke
in einer gewissen Frist zurücklegen; me" mag 's nit
e. i" zwo Stunde" Gr. ,Die schiff [Accus.] erfarent
sy [die schnell segelnden Seeräuber], es syg gegen
wind oder wieder [wie derV] wind.' HsSchüri'k 1497.
— "2. ein Gebiet durchziehen, um den Stand des-
selben kennen zu lernen Gr. ,Ein nunnenmacher
I Schweinverschneider] soll geloben, den kreis der her-
schaft alle jar zue syncr rechten zyt ze ersuoehen
und ze e.' Urb. Baden 1490. .Solche, welche Künsten
und Hanilwerken sich widmen und in den Fall kommen
mögen, in die Fremde zu gehen und die weite Welt zu e.'
.ISüHiii.TH. 1817. — 3. abstr. a) Besitz ergreifen,
ein Reclit durch abgegebene Erklärung in Anspruch
nehmen (eig. wohl = durch Falirt vor das Gericht
erlangen). .Welches von den 3 Erbrechten dem über-
lebenden Teil gefällig ist, das soll er e. innert den
2 ersten Monaten; sonst mögen die Erben des Ver-
storbenen das Eherecht auch auswählen und e. Das
Eherecht zu e. soll geschehen bei einem Herrn des
Rats, und dieser lässt es in das Eherechtsbuch ein-
tragen.' Gl LB. 1835; nach demjenigen v. Ende XV.:
,er soll syn erecht also e. in den nächsten 2 manoten
und soll das tnon vor dem rechten.' Vgl. 1. — b) e r-
forschen. nachforschen. .Unser botschaft soll acht
und erfarung haben, ob andern orten derglych oucb
zuokommen wäre.' 1522, Absch. .Haben euch uf et-
licher sundrigen personen fürtrag erfarung gehebt
[Nachforschung angestellt] und nützit funden.' 1523,
Strickl. .Erfarend [.bewähret.' 16t>7] alles und das
guot behaltend.' 1531/48, I. Thess. ,So11 der Decanus
ouch erfaaren und Bericht geben, wer der Lehenherr
sye.' 1532, Siml., Urk. ,Beruef auch vil zuo dir dyiie
Amtslüt; erfar, wie sy handlind.' HBull. 1558. , Vires
hereditatis excutere, e. und erdauren, was das erb
vermöge und ertrage.' Fris. ,Einsi [Eines] haab er-
suoehen und e., damit man wüsse, ob einer bezaleii
möge.' Mal. S. cir/enlich Sp. 147 o. Daher im alten
Rechtsleben, über einen streitigen Punkt sieh beim
Gerichte Rats erholen oder denselben feststellen:
.N. K. bat [vor dem Schultheissen] eins fürsprechen, ze
erfarende mit rechte, ob er wol syner efrowen einen
vogt erlouben möchte.' 1332, Königsf. Copialb. .Dass
von den alten erfarn [definiert] ist, was ein wundat
[Körperverletzung] ist und syn soll.- 1449, Bs Kii.
,Hat lassen an ein [1. .eim'y] urteil e.', hat auf einen
gerichtlichen Ausspruch abgestellt. 1490, S Wochenbl.
,SolI der richter dem anrüefenden teil syn recht mit
erfarungen. verkündungen, citationen ergän lassen und
lenger nit ufhalteu.- 1532, Bs Rij. In diesem S. auch
abs.: .[Um Verwundungen] sollent rate und meister
und nit die unzüchter [Polizeirichter] e.' 1450, ebd.
,Dass man hinfür ze stund, wenn ein todslag beschicht,
darnach e. und one einich Verzug darüber richten soll.'
1484, ebd.; refl. = sich erkundigen: ,Es syg inen
urab die sach nüt ze wüssen; sie wellend sich gern
darum e.' Edlib. ,Hiernebend sollen sich unsere betten
zuo dem geheimi,sten es syn mag, e., ob die 9 ort cin-
helling gsyn.' 15'24, Aüsch. .Wir band zwen von un-
seru Räten verordnot, die sich der sach eigentlich c
1525, Strickl. ,Wir möchten, dass sy sich des zuovor
e. und denn erst, das sy guot dunkt, getan hetten.'
1531, Absch.; und so auch in dem oberwähnten spec-
juridischen S. : mit den Schöffen = zu Rate gehen.
.[Wenn der Propst zu Gericht sitzt.] so soll der meier
üfgeben den meierhof in des probstes band [ihm den-
selben wieder anheimstellen]; so soll sich der pr. e.
mit den dorflüten bi gesworncn eiden, ob der meier
dem hof mug nütz syn, dass man im in wider lyche.'
1338, ÜFF.N. Höngg. — c) Jmdn ausforschen, prüfen.
.Beschick die Dienst[boten] und erfar sy, wie sy hand-
lind.' HBuLL. 1558; vgl. bei a). .Aber Stoufacher be-
sorget, er [der Freiherr von A.] redte villeicht sölichs
[gegen den Landvogt], dass er ihn [der Freiherr den
St.] e. möchte.' Siml. 1577. , Jedoch mit dem geding,
das man sy grundtlich erfare, wer sy seien.' SHochm.
1591. — d) wahrnehmen, inne werden, ohne eigenes
Dazutun, allg. - Das Pte. als Adj. wie nhd. ,Dic
Erfahrenen gehen über die Gelehrten.' Breitenst. 1860;
sonst: en Erfarne ist besser als 10 G'lerti. — nn-
orfare": 1. unwegsam, ungangbar. ,So die alpen und
weg so grusam, u. und ungemacht gsyn wärend.' 1538,
t
897
Far, fer, fii-, for. für
898
ÄgTsciiudi. S. erfuren 1. -~ 2. nicht in Erfahrung
gebracht, unbekannt, ,0b Caspar ein geistliche oder
weltliche person gewesen seie, ist mir u.' JJud 1574.
— 3. wie nhd.; s. ungesahen. — Erfarenheit: Er-
fahrung. Us E. rede' ZO. ,Diewyl die E. bezeuget.'
, HBoLL. 1553. ,Dass man hie siclit. wie so kunst-
reich er g'west, der Kunst e. vilfältig g'han [hat].' Z
Eniblemata 1622. ,Dass es ohne Reuen nicht abgeht,
hat man aus der E.' JHott. IGÜö. — Welt-Erfarer:
Einer, der die Erde bereist und erforscht. ,üass
. Euphemus, ein w., zuo etlichen inslen kommen.' Tierb.
1503. — Erfarnuss f.: Nachforschung, Erkundigung.
,Wir wellen deshalb unser flyssig e. haben.' 15'29,
Absch. — 2. Erfahrung. .Als die e. geleert hat.'
VoGELB. 1557. ,In täglicher e. acht ze haben, wie
Gott syn Ordnung so styf haltet.' Güalth. 1559. ,Us
mancherlei züguuss der historien, auch täglicher e.
[.Erfahrung.' 1670] mag bewärt werden, dass gspenst
syend.' LLav. 1569. — erfärlen: .erforschen, er-
fräglen, etwas heimlichs aus einem bringen, e-xpiscari,
r elicere arcana.' Fris. ; Mal. Syn. trotten.
■ In einzelneil Anwendungen Ton er/aren schwankt die Ent-
scheidung zw. der sinnlichen und der abgeleiteten Bed., ■/,. B.
,Wie sy uns besichtiget, was ich etwas frevener denn die
andren: ich hatt mer e. denn die andren [war als fahrender
I Schuler weiter herum verschlagen worden?].' ThPIatt. ,Wir
; wSIlten das Meer, dieweil und wir doch an demsclbigen jetz-
■ linder wären, auch umb etwas erkundigen und erfahren [darauf
herum fahren':'[.' DEckl. 1.575/1667. ,Die so jetzuuder in
gfangenschaft ligend oder noch e. [eingeholt 'i"! werden möoli-
, tend.' 1570, Ahsch. ,'Wo die e. werdend [wo man auf solche
, stössty], zu denen soll man gryfen und sy uns gefangklich
zubringen.' Z Mand. 1650; doch ,dieselben sollend, wo die
'■ e. werdend, by den eiden geleidet [angezeigt] werden.' XVI.,
i\ Z Christi. 0. — S. noch er/ären.
i ÜS-: 1. intr. ,evehi, proficisci, excurrere.' Denzl.
■ 1677; 1716. a) das Vieh auf die Weide treiben Bs;
jnmcnta ex hihernis deducere.' Id. B, wohl = mit dem
. Vieh die Alp beziehen. Die .^Ipordnung von BSigrisw.
■ 1650 verbietet, auszufahren vor dem von der Behörde
, jeweilen festgestellten Au.sfahrtstage. ,Mit den säuwen
; ausf., exigere sues pastum.' Denzl. 1677; 1716. —
I b) in den Krieg ziehen. ,Swer der ist, der mit den
burgern nicht usfert, so man das zeichen gibt, er hab
synen ganzen harnesch oder nicht. ..' XIV., Z Rats-
, ordn. ; vgl. üsfüeren. — c) ins Ausland, in die Ver-
, bannung ziehen. ,Swer niht swern [huldigen] wollte,
den soll der rat betwingen, üs ze varne von der
statt.' 1286, Bs Rq. — d) mit Wucht zu Boden
. stürzen. ,Wenn Eim ein Rad abgienge, so führe man
ja des US, es wüsste kein Mensch wie weit.' Gotth.
Sonst Mse-/'. — e) spazieren fahren, allg. — f) zu
Ende fahren; beim Zetteln die letzten Gänge am
Rahmen tun, was häufig mit Verminderung der Fäden
, geschehen muss, z. B. mit zwölfen n. Z. — g) mit
; einer Bewegung weit ausgreifen, z.B. beim Schrei-
• ben, Schlittschuhlaufen. — h) ausschlagen, ander
■ Uberfiäche, der Haut sich zeigen, von Unreinigkeiten
) im Organismus. Diese Bed. zu erschliessen aus dem
1 adj. Ptc. üsg'fare": mit einem .\usschlag behaftet Ap.
— i) bildl., der Unzufriedenheit, dem Ärger in hef-
tigen Worten gegen Einen Ausdruck geben B; «. mit
Ki'm, invehi in ahim. Id. B. Bei Gotth. ein Mal nach
Analogie von ,an-f.' tr.: .Alles fuhr die Bursche aus:
' war Etwas zerbrochen, sie hatten es getan.' .Sich
. nicht zu verwundern, wenn er auch ernsthaft in Worten
Schweiz. Idiotikon I. 6.
ausfahre.' XVII.. Dien. 1863. ,Da er mit so scharfen
Worten wider sie ausgefahren, dass er sie genennt
Kinder des Teufels.' AKlingl. 1691. — 2. tr. a) Etw.
durch F., d. i. Pflügen, aus dem Boden reissen. z. B.
einen Markstein, Erdäpfel Aa; Z. — b) in Erfahrung
bringen, genau erkunden. .Die reden waren ungewias;
des sind zuo mir kon guote fründ, band beten, ich soll
das ü. und mich hierinnen gar nit sparen, wie es
gruntlich und warhaft gangen; uf das band s' mich
erst gspannen yn, ich sollt 's in tütsche rymen stellen.'
1576. Reise n. Strassb. Vgl. cr-f. [er- oft = aus). —
Usfarete f.: 1. „Ausfahrt, Lustfahrt, -reise VOrte."
— 2. Ausschlag bes. mit Pusteln Ar.
ushin MÄ.-.- 1. bis ans Ende f. .Ob einer an einem
acker die zechend zal [beim Abzählen der Garben zur
Ermittlung des Zehntens] nit gar erfüllt, [soll man]
alsdenn am andern acker uf die vordrige zal anzelen
[mit dem Zählen sich anschliessen] und für und für
also hinü.s f.' 1530. Absch. — 2. auf den Boden hinaus
stürzen Bs; Z. — 3. eine Baute, Schriftzüge, eine
Zeichnung über gewisse Grenzen hinausführen,
allg. .Limites transsilire.' Id. B. — 4. handeln, sei-
nem Eigenwillen Ausdruck geben. .Auf seinem köpf
heraus f., arbitratu suo, ad libidinem facere, ingenio
suo vivere, suis consiliis uti.' Hosp. 1683.
ver-: 1. intr. a) fort ziehn; abreisen. ,Ir band
zuogeseit, ir wellind üch des pfaffen entschlachen und
in V. lassen.' 1523, Egli, Act. ,[Der Gefangene, ein
Ausländer,] begehrt, dass man ihn mit N. N. v. lasse.'
1526, Z Widertäuf. (Füssli, Beitr.). .Das wir in mit
synem geerbten guot v. lassen an ort u. end, do er
dann oueh wonhaft syn mög.' HBüll. 1533. .Also
Hessen die von Zürich nach disen 3 Tagen ihre Priester,
welche auf diser Disputatz erschinen waren, v. und
heimkehren.' Salat (Füssli, Beitr.). .Hat sy des nit
wellen gständig syn. harüber [wir] sy güetlich mit
dem iren lassen von statt v.' 1533. Absch. .Dann
jetzmal zuo L. niemand [von den Gesandten] dann vogt
H. und ich sind; die übrigen all v.' 1540, ebd. ,Die
wollend unsere herren mit irem ererbten guot von statt
und land one abzugsbeschwerde fryg erben und v. lan.'
1542, Bs Rq. ,Abigael hat irem mann nichts darvon
gsagt; dann er bette sy nit wellen v. lassen mit der
schenke [David entgegen].' LLav. 1584. Scheinbare Be-
rührung mit der nhd. Bed.: .Wenn man einen in synem
falschen wohn lasst v.' RGüalth. 1584. .Wann auch
fromme lüt sich darmit lassend befridigen. will ich sy
lassen v.' 1616, JBreit.. eig. = mit ihrem guten Glauben
dahin ziehen lassen, sich überlassen; abeant! .Wann
dise 8 Tag verflossen, sollen die Pfand dem Ansprecher
[Gläubiger] sein und selbiger darmit ohngehindert des
Schuldners v.' L Stadtr. 1706/65. — b) aus einander
gehn. zerfallen, zerlaufen, zerspringen. z.B. von Teig.
Gebäck, allg.; von Geschirr, das der Glühhitze aus-
gesetzt wird Aa. Die Herdöpfel verfare'd [im Sieden]
wie Chalch. — c) in die Irre fahren L; Z (refl.),
irre gehn. ,In dem kamen in™ die mär, wie Cur yn-
genommen war; da wandt man sich gon Cur hin; da
sy alsodar kommen waren, bald sy vernommen [haben],
dass sy v. [den Zug vergebens getan hatten].' JLenz
1500. .Kam ich in ein dicke hurst; Wie ich so
schüzlich bin v. Nun wohin?' Salat. .Ein kleiner
meerfisch, der den waalflsch leitet, darmit er nit ver-
fare.' Fris. .Wann ein Säumer Güter führet und
899
Far, fer, fir, for, für
Unglück da wäre, das er verführe [,che vadi fuori
della strada'] und das Gut sich geschändte oder ver-
löre.' 1700, U. Bildlich: ,Vorus aber soll Gott ge-
betten werden, dass er uns [bei der Wahl des Ehe-
gatten] nit V. lasse, sunder dass er uns zuo rechter ee
verhelfen wolle.' HBull. 1540. — d) unglücklich
fahren, stranden. ,Verfuerend an der brugg und er-
trunkend wol bin XXX personen.' Eulib. ,Dass wir
zuo dem [in einem Schilf bruche] verfarnen guot kein
gerechtigkeit [Anrecht, Strandrecht] haben.' 1502.
Absch. ,Wir funden 300 dürggen da, die v. warend
und was inen ier schiff zerbrochen.' Stockak 1519. —
e) sterben, die Seele aushauchen VOrte. V. wie es
lAecht, sanft verscheiden. ,Si hette Iren mann seligen
in gewär der selben güetern ungesumet funden und si
[er sei] ouch in der selben gewär v., darumb si zuo
den güetern recht hette.' 1386, Bs Eq. ,Von lengi des
wegs sind zwo personen unbewart ehristanlicher Ord-
nung [ohne Sakrament] v.' 1479, Zellw. ,0b dehein
burger stirbet old verfert und nach ime lat synen sun
ze einem erben.' Geschworn. Brief. , Sollten eliche
kind in wäreuder diser ehe tods v.' Erbr. AiKais.
— f) das Bewusstsein verlieren; ohnmächtig
werden L. V. si", bes. von Somnambulen im ekstati-
schen Zustand, im Scheintod Z. ,Es feiet wenig, er
wäre vor angst v.' Tierb. 1563. Von Zerstreutheit der
Gedanken, Geistesstörung Bs; Z. Der Apoplektische
verfart üppe, verspricht sich etwa, redet verworren.
— g) Einem aus dem Gedächtniss schwinden Bs;
L. — 2. tr. , umgehen. .Den zoll v.' 1532, Absch.
Mhd. verväm = 1 a. c. d. 2. Für die im N'lid. vorlierr-
schende Bed. bedient die echte Volksspr. sich des einfachen
Tbs oder anderer Ausdrücke (iimyän udgl.). Ob sie, prägnant
angewendet, in folgender Stelle anzunehmen ist':' ,Zuo eeren,
umb Gotts willen [zu wohltätigen Zwecken] und zur notturft
spaaren ist v.' HBull. 1540 L 6. — 1 e u. f lassen sich
im Anschluss an syn. Ausdrücke (veireiaen udgl.) aus 1 a
ableiten, e aber auch aus dem Begriffe des Verschwindens,
der Auflösung, welcher im Mhd. vorherrscht, g auch aus c.
Genis-Verfarcn n.: Inquirierung einer Kreissen-
den über Paternität Z Eechtsspr. ; Syn. G.- Verhör.
vor-faren: anderen Fuhrwerken od. Fahrzeugen
voran f.; auch sie überholen Z; in übertragenem S.
a) zuvorkommen. ,Mit dem wott [wollte] er das schwert
ab dem hals nemen [von Leder ziehn]; ist im Herr
Hans vorgefaren, in zuo der erden geschlagen.' 15'24,
Strickl. ,Im [ihm] vorgefaren und [ihn] um sein
leben bracht habe.' Vad. — b) den Vortritt haben.
,So sollend unser herren der bischof [usw.] v. und
bezalt werden vor allen hotten [angehobenen Rechts-
betreibungen], darnach die kirch; darnach wer der
erst wäre am hott.' Offn. ZWen. — c) zeitlich
voran gehen oder gegangen sein; vgl. Vor far. , Synen
vorfarenden äpten und pflegern.' G Stiftsarch. ,Syn
vorfaren [Ptc. Perf.V] apt.' Hermann. .Ihre habende
und von vorfahrenden Rom. Keiseren erlangte Fry-
heiten.' RCvs. — Vorfarer: 1. Vorfahr S. Der Vater
predigt dem Sohne, wie-n'r seil Sorg ha, ''ass 'r nit
um d' Sach chömm, ivo er und sini V. so sur z'sämc
hrucht helle". Joach. — 2. Vorgänger. ,Ist auch ein
Schlosser gsyn, des Bastians v.' UMey., Wiut. Chr.
für-: 1. vorwärts gehen, im Verfahren fortschreiten.
,Der apostel erfordert, dass sie mit heilgung furtfarind
und verraant alle glöubigen, dass sie nach einer regel
fürfarind.' Vau. .Schnell im bauwen f. strenue a'di-
4
ficare.' Mal. ,F., vollstrecken, grassari.' ebd. Fort-
schritte machen: ,Im studieren f., progressus facere.'
Hosp. 1683. Mit etwas Angefangenem fortfahren, es
fortsetzen Bs; B; Gl; Scb; Z. Far nw für! nur weiter 41
mit der Erzählung! .Ernstlich erraanen, furzeiären und
sich nit mer an den papst ze keren.' Kessl. ,Mit den
rechten f.', dem angehobenen Prozesse seinen Gang
lassen. 1562, Absch. und oft, wie auch noch heute.
,Nüt desto minder fuor der Herzog mit dem nüwen
Bund für.' Ansh. .Weliche aber in irer halsstarrige
fürführend [beharrten] und sich nit berichten lassen
wellten.' 1612, Z Mand. ,Gott fahrt mit strafen für.'
R u. CMev. 1650. ,Fahr für (perge), wie du angefangen
hast.' Hosp. 1683. — 2. = vor-f. im eig. S. Bs; Gi,. —
ge- im adj. Ptc. g'farend, g'faret s. füren la^. -
hei"°-: s. faren 1 a, bildlich, h. f. mit.. . = einheimsen,
in Sicherheit bringen; abziehen mit Etw. Z. Far hei
mit der Mos, denn Schilte' drüf lös! wohl Selbst-
gespräch eines Kartenspielers. HBrandenb. ; vgl. hei"'
tue", ebenfalls v. Karten. — hin-: 1.= rer-f. la und
mit diesem wechselnd. ,Dass der vogt ihn h. lasse.'
1526, Z Widertäufer. — 2. =: verf-. 1 e; vgl. Hinfart.
,So louf du schnell zuo CoUatin Und sag ihm, wie
die liebst faar hin.' HBdll. 1533.
fand-: im Lande umher, durch die Länder ziehn;
spec. eine Pilgerfart tun S. ,0b das L. zum zeitlichen
und ewigen Wohl erspriesslicher sei als andächtiges
Beten in der Pfarrkirche.' Sohweizerbote 1824. —
Landfarer: Fahrender, meist herumziehender Bettler,
Vagant, Landstreicher. ,Und so denn uns von wegen
der ougstaler, gryscheneieren, wälschen parretlis- und
andern frömbden krämern, wämlistrageren und land-
farern vilerlei klegten fürkommen.' 1530, Z Mand.
,Von den starken landfareren, stirnenstösslen, geng-
ieren, kriegsknechten, so merteils Ire dirnen mit ihnen
füerend.' ebd. ,Der gfangnen landfereri wegen.' 1533,
Z Grün. Amtsr. ,Ein 1., welcher söllich tier für ein
schouwspil urabher fuort.' Tierb. 1563. ,Eine arme
1-in.' HBull. 1572. ,Die Portner sollent die Tor be-
schlossen haben, deheine frömbde Krämer, Lantfarer
sambt Weib und Kinden einlassen.' XVII.. Muri, Ge-
sindeordn. ,Und sintemahlen auch viel Landfahrer in
das Land sich einzuschleifen understeheii iliirfcn, die
den Leuten nicht allein mit ihrem Müssiggang über-
legen sind, sonder oft ihre Jungen bei sich haben und
mit schandlichen Worten und Geberden, ja unver-
schämter Unzucht männiglichem, der Jugend sonder-
lich, ärgerlich seind . . .' 16-37, Bs Rq. ,Terram terra
mutans.' Denzl. 1677; 1716. .Liederliche L-in.' Gs
Samml. 1779. Ohne üble Nbbed. uud i. S. v. ,Pilger
meint vielleicht NMan. (Bächt. S. 55) den Ausdruck
da der Betr. von sich sagt: ,Ich bin iez fünfzehen jai
gangen allwegen uf Sant Jakobs strass [nach S. Gia-
como di Compostella].'
miss-: sich ungebührlich aufführen. ,Und sont sii
noch ihre helfer damit in dehain wyse wider uns nicht
getan, missvarn noch gefrevelt han.' 1392, GEheineck
,Überall nichts frevel verschuldend, noch missfarend.
1395, Zellw., Urk. — mos- s. Mös-Fart. — nach-
wä-, wo-, na.ch)\in- nacHe-,noche-,nä-e-, nö-e-: Lauf
merksam nachgehen, einer Norm. Spur folgen, sicli
davon leiten lassen, z. B. beim Buchstabioren, Lesen
mit der Fingerspitze udgl. der Zeile, beim Schreiben
Zeichnen, Malen einer durchscheinenden Unterlage
fini
Far, for, fir. for, fur
902
einer leichten Vorzokhnung folgen. Übertr., ein Bei-
spiel befolgen: .Derhalben ich demselbigen löblichen
Brauch auch nachgefahren und [nämlich] hiebei ein
Register angesetzt.' KCys. — 2. den Spuren eines
Vergehens, einer Gesetzesübertretung nachgehen, po-
lizeilich nachspüren. ,Dass der schultheiss der un-
gehorsamy n. soll.' ca 1520, Bs Rq. — 3. nachahmen,
nacheifern, es gleich tun Z. Dem chann ich nüd nähef.,
er ist en Herr. — -1. naehe-f., nachziehn, nachhalten,
z. B. einer Dirne B. — 5. Einem in einer Stelle, einem
Amte folgen. Hosp. 1683. Vgl. vor-f. — zesammen
zämme-: 1. intr., als Äusserung des Schreckens, wie
nhd. — 2. tr., einen Acker, ihn in der Weise pflügen,
dass von beiden Seiten her die Erde der Mitte zu-
gewendet wird Th; s. gräten. — dar-: 1. unver-
sehens dazu kommen; dazwischen fahren. ,Da kam
der raüller dargefaren und Hess den brnnnen ver-
bieten.' 1.561, MEsTERM., Pfäff. — 2, mit dem Vieh
einen ,Stafel' beziehen, sei es. um dort eine Zeit lang
zu weiden, sei es, um es das dort gesammelte Futter
I aufzehren zu lassen BHk. — durch-, durchhin-:
.Grad durch f.', von einem Pfarrer, der bei ,Verkun-
dung' eines Paares die übliche Titulatur ,der ehrbare',
.die ehr- und tugendreiche' weglässt, was als schlmpf-
; lieh gilt S (Joachim). -- da{r)durch-: Etw. in einer
gewissen Weise behandeln, abtun. .Ob sy schon etlich
gestraft, sind sy doch so law und ringfüeg [leicht]
dadurchgefaren. dass es bei keiner rechtmässigkeit
gnnogsam geachtet werden mag.' 1531, Absch. ,[Der
Teufel] Von syner reis ihn hinderen wott. Und mit
[damit] ich kürzlich dardurch far, Hat er im nach-
g'stellt immerdar.' Com. Beati.
i dri-, dre'i-: einen Acker, welcher den Sommer
i hindurch brach gelegen, zum zweiten und dritten Mal
; für die Wintersaat pflügen Bs; SThierst. — Zsges. mit
j demZahlw. ; nicht zu verwechseln mit dri", s.o. Syn./alyen.
Trossel- s. trosslen. — weid- s. Weidfart. —
' zeweg- zw'eg-: eifrig, erbost in die Rede fallen, auf-
' fahren, aufbrausen B. .Mein Landvogt, der anfangs
hören zu wollen schien, fuhr tüchtig z'weg, als das
\ Weib so redete: Wenn es nicht plötzlich schweige,
30 lasse er es acht Tage bei Wasser und Brod an
Schatten tun.' Gotth. Vgl. zeweg = gerüstet, weg-
fertig. — will- s. Will für und Anm. zu fären. —
zue-: 1. mit dem Fuhrwerk, dem Fahrzeug zum
Hause, ans Land f. allg. Es ist det nit guet [es lässt
sich dort nicht leicht] z. — 2. rasch zu Werke, rück-
sichtslos aufsein Ziel los gehn, zugreifen, rücksichtslos
nach amtlicher Vorschrift verfahren, allg. ,WiU du
des nicht, so far ich zuo und nimm die kuo.' Bonek.
.Alldann sollen die werimeister zuofarn und ab dem
selben guot, von deswegen man die weristür erfordert
hat, pfänden höw oder ströwi.' 15'23;44, Schw LB.
.Fuorend auch etlich uf dem land zuo und zerwarfend
die fenster. Also fuor die Obrigkeit zuo und hiess
< dieselbigen stillsten.' Zwingli. ,Uf das, wie es Mötteli
fürkommen [zu Ohren gekommen], ist er zuogfaren
und dem pflster für syn hus kommen und hat im syn
hüstüren üfgestossen.' 15.39, Absch. — 3. in der an-
! gefangenen Weise fortfahren Z. — zer-: aus einander
t. = ver-f.lb B. Auch bloss ideell: ,Sind gedachte
hnoben etliche von einanderen kommen und in vil
besonderbare güeter und stuck zerteilt worden, die-
■ selbigen ouch dermassen z., dass sie nie mehr zu
ganzen huoben wider zusammen gebracht worden.'
ca 1569, Hotz, Urk,
Baden-Farer: der eine .Badenfart' tut, s.d. —
Wol-: Wallfahrer VOrte. Vgl. Wolfart.
Fareri" f.: 1. bei der Alpfahrt die Leitkuh, welche
die grosse Schelle trägt Ar. — 2. Färer^, Weibsperson,
die nicht gerne zu Hause bleibt Ndw.
Krüz-Farete: Kreuzfahrt, kirchlicher Auszug,
Reise mit Kreuz und Fahne. ,An der Creuzfarete
[von U] nach [Scnw] Steina.' 1387, Gfrd.
Fari I -ä- Gl, sonst meist -ä-: 1. persönl. a) in.,
Einer, der gerne umher zieht Ndw, vgl. Farerin;
Mädchen, das den jungen Burschen nachläuft GRVals,
Syn. BoUi. — b) n., Person, die nirgends Ruhe hat,
gerne umherzieht; schlechte Dirne W. — 2. sachlich,
n. a) Lustfart, lustiger Ausflug, gesellige Lustbarkeit
übh. B; Gl; L; UwE. ,Ein Fahri, eine" Schiitteten,
ein Musikfest oder ein Schiesset.' Gotth. .Andere be-
gnügen sich mit weniger Gästen, Speisen, Flaschen,
Kutschen, aber ein F. muss sein.' B Sonntagsp. Es
F. [eine Spazierfahrt] mache" B. Eine Tour beim
Tanz; mer w'enä nuch es F. ni [nehmen] Gl = no'''
eine" fare". Abstr., Mutwille, Lust, '.s F. ha", das
Vergnügen ungehemmt und unbeschränkt geniessen L.
Dert isch's nit hauscher [geheuer]; mänger 31a"" het
dert scho oft sls F. g'ha" = gelumpt. B Dorfkai. 1879.
Dann nach Analogie sinnvwdter Ausdrücke: „'s F.
ablä", der Lust die Zügel schiessen lassen". — b) un-
versehens daher und vorüber fahrendes Unwetter, ein
Regenschauer, ein Schneegestöber Gl; ein heran-
ziehendes Gewitter, iez chunnd es rechts F. dethür!
aScHW. — c) ein ungewöhnlich starker Blutfluss bei
Weibern, auch eine allzu frühe Geburt ScHwMa. —
Um- m.: der Fuhrknecht der Mühle, der bei den
Bauern herumfährt, um das zum Mahlen bestimmte
Getreide abzuholen ZZoll.f Syn. Karrer, Karri. —
„Heim- in.: rascher Tanz, mit dem ein Tanzfe.st
beendigt zu werden pflegt W." — Buobe°- m.:
Mädchen, das den Knaben nachläuft GaVals.
In dem männl. W. ist -i die Endung, mit welcher No-
mina agentis gebildet werden, während es in dem sächl. nur
als Dimin. -Endung sich deuten lässt.
farig -ä- Gl, -ä- Soh; Uw; U, färig Bs; L:
1. gut zu befahren, z.B. von einem Wege, „auf wel-
chem man mit Vieh und Saumtieren durchkommen
kann LE."; Ndw. — 2. gerne umherfahrend Ndw;
unruhig, hastig Gl. — 3. färig, fertig, bereit, von
Personen und Sachen BsStdt. - 4. „brünstig BGr."
— 5. als Ersatz der Participialform fahrend. Täch-
tere" [Töchter] sind e farigi Hab ScnSt. En farige''
Schüeler U; vgl. gefarend Sp. 900.
Zu 3 vgl. jedoch auch fertiy und ferrig, da die Vokal-
debnung in der genannten MA. eine sekundäre sein kann.
— 4. eig. ^ bereit zum Fahren (i. S. v. fiirnn I a oc am
Schluss), wenn niciit Eins mit ßirriy; s. d.
hin-färig: im Abreisen begriffen. ,Sy sölltind
uns [ihren Bescheid] gan Stein überantwurten, dann
wir h. wärind gon Zell.' 1525, Absoh.
Farniss Ai'; Bs, -nuss Z, Fänuss ZHörnli, Fär-
nuss Ap — f. — PL -a" Ap: Fahrhabe. ,Eine Feuers-
brunst verzehrte alle Fahrnuss und Hausrat' Mem.
Tig. 1742. ,D;e Fahrnus, Wein etc., werden unter die
Söhne und Töchter gleich verteilt.' JCEscher 172.3.
Der l'ml., der auch in der G Gantordn. 1761 belegt ist
(,Färnus'), muss auf die Endung -nitn zurück geführt werden.
903
Far, fer, tir, for, für
'.II 1 1
füren: iu einem Nacheu übeiiuhreii. ,Das sy uns
umb mittenacht in die gale sölltent vären.' HsSchükpp
1497. — Wahrscli. eins ujit /trc«; docli vgl. auch got. /aiy<iii.
schiffen.
Farr PfarrGR; „GG.", Pfär Güi.; GA., oBh., T.,
„Plänen Gl; Obw" — PI. ,Pfarren' G oKh. It Steinm.
— m.: 1. Zuchtstier aaO. Er ist mit der Cime zum
Pf. ,Der meiger soll ouch haben einen pharren, einen
eher, einen wider und einen bock.' 1351, Aa Wst. ,Soll
ein keller einen pfarren, einen volen und ein eber-
swyn zuo der lüt vych haben.' 1400, Offn. AaKöII.
,Welicher ein pfarren hat, diewyl er im di'iten [Jahre VJ
ist, der git kein hirtenlon.' 1420, Offn. ZDietl. ,Der
farr oder stier, taurus.' Mal. .Taurus, ein stier, ein
wuocherstier, das wuocher, ein murainelstier, ein hagen,
etlich ein varren oder farr, ander ein boUen.' Tierb.
1563. ,Diö Farchen, wann sie Schaden tun.' 1050,
BSa. [im Gegs. zu: .Stieren, Galtvieh, Geiss, Schaf
und Boss.']. — 2. Schnecke in eingeileckeltem Zu-
stande GRSeew. — Kib-: eig. der Farre nach seiner
zornigen Gemütsart benannt; vgl. Kib-Eber; Kiber.
Nur im bildl. S. belegt: ,0b aber über alles [trotz
dem sc. dass ich für meine Streitschrift gute Gründe
habe] die genannten untrüwen kybpfarren sprechen
werdend: „Dennocht ist es [es ist denn doch] bös,
dass sy [die Evangelischen] wider einander schrybend!"
ZwiNGLi (vorher hat er von ,ufrüerischen gemüeten'
geredet). — Sennte"-: der das Senntum, d. i. die
Alpherde begleitende Zuchtstier Gl. ,So11 alles Vieh
in die Zählung kommen, ausser die Alpfohlen und
Senntenpfarren nicht.' Gl LB. 1835. — Stig-: der
F. nach seinem Zweck benannt; vgl. , Schellhengst'.
,Piinnig fleisch und stigpfarren (stigende pf.) niendert
anders denn uf dem pfinnbank verkoufcu.' Scu Eichtebr.
Das Fleisch dieser Tiere wird gering geschätzt.
Mhd. mm, var, &M. farre, far. Der Anlaut Pf, welcher
zunächst im Plur. durch Verschmelzung des Art. d' mit dem
Subst. entstand, verdankt seine fast ausschliessliche Herr-
schaft viell. einer Parallele zw. Herde im eig. und im geist-
lichen S. — Syn. ausser den oben genannten : Munni, Murrli,
Pfarr-, Schell-Stier. Ygl. die Zssen Pfurr-Eb,r, -Bork, -Widder
und Ochs. — Bed. '2 beruht viell. auf Vergleichung phy-
sischer Verschlossenheit mit derjenigen des Sinnes, welche
dem anscheinend in sich gekehrten Stier beigelegt wird:
s. Munni. — Die Form Farck eine unnütze und verfehlte
Rekonstruktion etwa nach Analogie von Fwli, Ferkel, llir
Fürcldi von Farch, Schwein.
Pari II u. Färi GLf - m. = Farr. — färrig,
färig: nach dem Parren verlangend, ,stierig' Bs
(Spreng). Vgl. färig Sp. 002.
Far III f. s.Farh. Far IV, Farre" ni., f.. n.
s. Farn. faren III s. farnen.
Farinate f.: aus Italien eingeführtes Mehl Gr. -
lt. farinata.
Farine f.: Mehl. Nur in der an das Churw. an-
gelehnten Formel: tutt ine, Mel oder F.! es ist Alles
eins Gr.
Pärre m.. Pari n. s. Pfcrrich.
Färet, Pfarre", Pfärret — m.: kleiner, schmack-
hafter Fisch. Trysche! Färet! Alböck! Färet! lässt
Kuhn 1819 das Bieler Fischweib ausrufen. Zyro aber,
ebenfalls ein Berner, gibt den Namen als syn. mit
Alboch, Blaufclchen. salmo Wartm., während er den
Färiy als junge Äsche, salnui thymallus, einen Fluss-
fisch, angibt. „Pfarren, sahuo terra, ein schmackhafter
Fisch im Genfersee (St.); = Hägling, albula minima
F. (St."")." Beide fussen wohl auf KdGessner 1558:
.Albulam m. hunc piscem voco, quem nostri [die
Zürcher] Hagele vel Hägling appellant, Friburgi Hel-
vetiorum, ut audio, Pfarren, Lucernie, Nachtfisch.'
,Pfcrret.' 154S, Absch. (FMurten). .Pfärrat.' 1549/68,
LStUrban. In einer Zusammenstellung der Lebensmittel-
preise, welche der Z Pfarrer Fries i. J. löS9 in Bicl ver-
anstaltete, compariert ,1 Vlg Pferret 10 kr. (1 Pfd Rind-
fleisch 2 kr.).' Die Schreibung .Pfarren (Adelfisch, Bläuliug,
Felchen, Gangfisch usw., alba cierulea, albula min., lavaretus,
halecula usw. F' It JLCys. 1661) ist viell. ein Druckfehler.
Sämmtlichen Formen scheint das mlat. /fi-a zu Grunde zu
liegen.
Ver I Veri m., Dim. Vereli, verk. aus Xaver L;
ScHW; Uw. Ein beliebtes Lied vom ,Vereli im Exame"'
abgedruckt in , Schwyzerdütsch' I 8, 42.
Per e' Aa; Ap; B; L; Ndw; Zg; Z, Fär LH. ^,
PI. Fere' — m.: Fährmann, und zwar zunächst ein
zur Haltung und Bedienung einer Fähre (s. Far n.)
berechtigter (wird mit hol! oä.iibere! gerufen), dann:
Schiffmann übh. Uw. Syn. Wardmann. Kei" Ilacder
f/sehn-V'' und kei"' Vcre" L (BMohr). Z' Ulwblc:
hät's vil Fere, de [die] (j'hürt-me" jluechen und .schwere".
Boouii. AK. (Auch am ZSee waren die Schiffleute für
dieselbe Eigenschaft bekannt). ,Ein Schiff mit zwei
Fähren.' Uw. ,Enhein wirt [kein Bürger] soll enheiii
ferren gegen Uren [nach Uri] mo ze lone geben deniic
XIIII den.' ä.L Eatsb. ,Welcher je ferr an der Thur
ist.' Oft'n. ZEhein. (Zwischen Flaach und Bheinau
befand sich ein bis auf neuere Zeit viel gebrauchtes
.Fahr'.) ,Von des fars wegen ze Widen, dz da ein
ferr soll haben ein weidling, der 16 mann müg ge-
tragen; er soll och hau ein nawen; aber soll er han
ein tannen; dieselben drü schiff soll er ze stätti han
über jar, und dannen hin all jarmärkt soll er haben
so vil schiffen, dz er lüt und guot wol gefertgen müg
gen Bappenswil und dannen.- Hofk. ScHwWangen.
Über andere Pflichten und Eechte s. o. Far II I. .Alle
Zinstag sond 5 ferren mit dem grossen nawen [nach
Luzern] faren.' 1474, Obw. .Lintrarius, der schift'niann
oder feer über das schiff. Porthmeus, ein feer oder
schiftraann, der die leut über das wasser füert.' Fuis.;
Mal.; Denzl. 1677; 1716 (,Fähr'). Auf einer Conferenz
zwischen L und U 1575 wurde beschlossen, dass die
Fehren von Flüelen, wenn sie an einem Mittwoch
nach Luzern kommen und ein .Gefährt' mit Personen
oder Waaren antreften, dasselbe mitnehmen dürten,
ebenso die Fehren und Pfisterleute von Luzern an
einem Freitag in Flüelen. .Haben den Feeren oder
Schiff'mann daselbs an dem Seegestad us synem Hüs
gefordert, sy über Seew ze füeren.' 1607, BCvs. ,Es
sollen alle und jede Besitzer des Fahrhofes [a.n der
Eeuss] dem Fehr zu seinem neuerbauenen Fahrhausc
jährlich 6 Klafter Brennholz geben.' 1666, Aa Wst.
,Den Fähren muess der Vogt das Fährenhäuslein ma-
chen lassen und erhalten, die Schalten desgleichen.'
1675, Hof Kriess. .Bei denen im Land befindlichen
Fahren über das Wasser sollen die Herren Amtleut
die Feer vor sich bescheiden.- B Mand. 1754. ,Fehr'
Geschlcchtsn. in Aa; L; Z; vgl. aber auch Ver. Über
das angesehene Geschlecht der F. in Luzern gieng der
Spruch: Mer müend-in wire", dass die Herre' Fire"
As nid Stadt und Land rerchire".
i
905
Far, fcr, vpr. fir, for. für
Mild, ver, vere, verje, veiije; ahd. auch ferro (aus 'ferjo).
Die Verlängerung des Voc. ist erst später (in Folge der Ein-
silbigkeit des W.) eingetreten, das doppelte r in ,ferr' aber
nicht nur Zeiclieu der urspr. VolcalkUrze, sondern Rest der
ahd. Assimilation.
Fere° f.: Fähre = JFVic n. TiiHw. — WaLrsch. nur
lokale Ausspr. des nhd. W.
Kerene I f.: Fehrin, d.h. Frau des Fährmanns,
die wol auch statt seiner Jen Dienst tut Ndw. — Uo-
bildct wie Wirtene, Wirtin; uihd. -inne, ahd. -miiu.
teren (in SchSI auch i"-): 1. rudern, im Gegs.
zn .segeln' und im Unterschied von schalten, dem
Stossen mit der Stange (vom Ufer oder vom Grund
ab) SoaSt. ; Th. 's chunnt Alles z'sämme", 's Schalten
und 's F., sagt man, wenn widrige Geschäfte zu glei-
cher Zeit einer Person zufallen. Sul«. Mm 's Schalte"
utul 's ifere" rerbüte", Einem alle Freundschaft auf-
knnden. ebd. — 2. (ein Lastschiff) steuern mit dem
langen Ruder. Suloer. — Vgl. auch Feri III.
Feri I f.: der Raum in einem Schiffe vor dem
Mast, wo die Schiffer rudern Th.
ver- neben .ge-' das häutigste und vielseitigste von
den untrennbaren Präff. I»ie Zahl der mit demselben
gebildeten Verbalcomposita (die scheinbar nominalen
sind von verbalen abgeleitet) beträgt über 1000. Die
Häufigkeit und Vielseitigkeit unsers ,vor-' rührt davon
her, dass es mit den Bedd., welche ihm ursiir. und auch
in der Schriftspr. zukommen, noch die von andern
Prälf. verbindet, entw. diese vertretend od. neben ihnen
gleichbedeutend. Auch kommen Combinationen von
,ver-' mit andern (bes. mit ,ent-' u. auch mit sich selber)
vor, wobei es immer voransteht. Es ist schwer, die
abstr., auf Raumanschauungen ruhenden Grundbedd.
zu fixieren, aus einander zu halten und die konkreten
spezielleren aus jenen oder aus einander abzuleiten,
' auch zu unterscheiden, wie viel von der Gesammtbed.
eines Comp, auf Rechnung des Präf. allein oder vor-
' zugsweiae falle. Da das Präf. ,ver-' etymologisch am
Nächsten mit den (unter sich selbst vwdten) Präpp.
' ,für' und ,vor' zshängt, so muss seine Grundbed. in
dieser Richtung gesucht werden. Es ist die bei ,für'
z. T. noch in unserer Volksspr. fortlebende räumliche
Anschauung des .vorwärts- und .vorbei', an welche
sich die von ,über Etw. hin' und .hinweg' leicht an-
' schliesst. Es entspringen daraus die abstrakteren
Bedd. des Präf.; der Begriff der Vertretung und Gel-
tung, auf den .für' in der Schriftspr. fast ausschliess-
lich eingeschränkt ist. fliesst ebenf. aus der räumlichen
Grundanschauung ,vor Etw. hin', kommt aber bei ,ver-'
wenig zum Vorschein, nur etwa in versprechen, ver-
teidigen, entschuldigen (vgl. .Fürsprech') ; -stellen, einen
Dienst versehen; -stäw, vertreten, beschützen; -uesen,
eine Stelle vertreten. Einen ersetzen. Die Anschauung
i.über Etwas hinaus' liegt in ver-bringen, über sich
bringen; -verteilen = über-; -uinclen = überwinden
'(einen Schmerz, Verlust). 1. die Grundbed. erscheint
zunächst in Zss., welche den Begriff räumlicher
Verbreitung und zeitlicher Fortsetzung ent-
halten; z.B. trans. : cer-küssen, mit Küssen bedecken;
-laufen, überziehen; -schlirggen, verschmieren; -stechen,
mit Stichwunden bedecken; -stellen, refl., sich gespreizt
hinstellen; -strecken, aus einander ziehen; -tuen, aus-
breiten; -trihen, in Umlauf bringen. Intr.: ver-faren,
fort-; -fliegen, bekannt werden; -zieheti, zögern. —
2. Fortsetzung kann zu Vollendung führen, und
diese kann den Begriff der Verstärkung ergeben: ver-
fallen, auf-, aus-; -rechtfertigen, vor Gericht fertig
verhandeln; -küsten, durchkosten; -kützlen, zu Tode
kitzeln; -bringen, voll-; -richten, beilegen (einen Streit);
-setzen, fest-; -strecken, voll-; -tuschen, gänzlich zum
Schweigen bringen. Bei Intransitiven geht der
Begriff der Vollendung (a) nicht selten in den der
Sättigung, Erschöpfung und des Aufhörens der betr.
Tätigkeit (b) od. des zu Grunde Gehens, Verderbens
durch das Übermass derselben (c) über (vgl. 5); z.B.
a) ver -nachten, völlig Nacht werden; -sören, ein-
trocknen; -sitzen, sich ganz setzen (von Speisen im
Magen); -schwinen, zsschwinden; -schwarzen, völlig
schwarz werden; -stän, stehen bleiben, zurück-, aus-
bleiben ; -ernen, die Ernte vollenden ; -heizen, das Heizen
beendigen. — b) ver-gumpen, den Jugendübermut ab-
legen; -jamslen, verzweifeln (aufhören zu jammern);
-jesen, ausgähren ; -klchen, ausser Atem kommen (aber
auch: zu A. kommen, d.h. aufhören stark zu atmen);
-klinken, aufhören zu läuten; -melchen, aufhören Milch
(auch Wasser, Eier) zu geben (aber auch : fertig mel-
ken); -rüchen, den Geruch verlieren; -recken, aufhören
die Glieder zu regen; -singen, das Singen beendigen;
-schämen, das Schamgefühl verlieren; -stüben, auf-
hören zu stieben; -täubelen, aufhören zu schmollen.
— c) ver-lällen, verschmachten; -bopperen, vor Herz-
klopfen oder Zittern fast sterben; -brüten, vor Hitze
vergehen; -zahlen, vor Ungeduld vergehen (aber auch:
aufhören zu zappeln). — 3. Verba mit ver- bezeichnen
als intrans. das Heraustreten aus einem Zustand, resp.
Eintreten oder Geraten in einen andern, als trans.
Versetzung in denselben, Bestimmung für einen
Zweck; das Gemeinsame ist Veränderung der Lage
oder Beschaffenheit, a) von einfachen Verben ge-
bildet, a) intr.: ver-langen, zu Teil werden (in eine
Hand gelangen) ; -hacken, hart werden ; -schivellen, an-,
auf-, ~ ß) trans. (bezw. refl.): ver-henken, (mit ein-
ander) verbinden (aber auch: aus einander hängen);
-lügen, durch Lügen verleumden ; -brücken, fortschicken ;
-schaffen, sich, in eine andere Lage versetzen ; -stellen,
(Kinder oder Vieh) bei fremden Leuten unterbringen;
-stOssen, irgendwo hineinstecken, auch: entwenden,
und: abtreten, übertragen (Schulden); -werfen, auf
eine andere Stelle werfen. — b) von Substantiven.
a) intr.: ver-iglen, struppig werden, ans Mangel an
Pflege verkommen ; -fcro/j/e«, ersticken; -lüften, an die
freie Luft kommen (trans. -lüften); -mauseren, zswachsen
(von Wunden); -nachten, von der Nacht überrascht
werden; -buderen, ein Krüppel werden oder bleiben;
-bocken, hart und saftlos werden, von Obst; -bäumen,
mürbe werden, von liegendem Holz; -plagen, ver-
modern, -faulen; -hrösmen, in Brosamen zerfallen;
-stäuben, sich in Staub auflösen; -tatschen, zu einem
flachen Klumpen werden; -wuchnen, eine Woche nach
der Begattung trächtig werden; -zipflen, ausser sich
geraten (vor Angst, Ungeduld). — ß) trans. 1) in
den betr. Zustand versetzen, mit dem Betreffenden
versehen, dazu machen: ver-gäuken, zum Narren
halten; -geren, schief zsfügen; -glimpfen, verhehlen,
beschönigen; -^Msiew, mit Glasur überziehen; -keiben,
Aas schelten; -kerzen, Unschlitt zu Kerzen machen;
-käsen, (Milch) zu Käse verwenden; -krapfen, zu Kra-
pfen verbacken; -locken, verscharren; -letzinen, ver-
schanzen; -mieten, be.steehen; -nisten, verlegen; -ndtet.
907
Far, fer, ver. flr, for, für
Piis
von Nähten durchzogen, entstellt; -nuten, zu Nichte
machen; -bändlen, mit Bändern versehen, bildl. auch:
bestricken; -sarren, mit Schutt überdecken; -schreiten,
in Verruf bringen; -stuefen, durch Fussstapfen uneben
machen (den Boden); -dieben, Dieb schelten; -törlen,
kindlieh unterhalten ; -dornen, (eine Wiese) mit Dornen
bestecken; -wursten, (Fleisch) zu Würsten verbrauchen,
in diese Gestalt verwandeln (dann auch : herumbalgen,
zerdrücken). — 2) das Subst. als dir. Objekt oder
Appos. zu einem solchen oder zum Subj., das Verbum
prägnant in entsprechender Bed., z.B.: ver-abgaben,
als Steuer entrichten; -kundschaften, Zeugniss ablegen;
-brauen, reti., (die Brauen bewegen) sich rühren; -In-
satzen, als Pfand einsetzen; -schümen, den Schaum
oben abnehmen; -erschatsen, -schnitzen, als Steuer ent-
richten; -bannivarten, (einen Wald) überwachen. —
3) das Subst. auf freiere Weise in adv. Verhältnissen
gedacht, das Verbum in der Bed.: behandeln, bewirken
mit dem betr. Ding, in entsprechende Gestalt bringen
usw., z. B. : ver-kostgelden, an die Kost geben ; -gntten,
bei Gott schwören; -winkaufen, einen Kauf mit Trunk
bestätigen; -kirnen, in die Luftröhre schlucken; -kirnen,
refl., sich an einem Kern verschlucken; -kostieren, an
die Kost geben; -klafteren, in Klafter abteilen; -krösp-
len, sich, verwachsen (Knorpel bilden); -kräsen, in
einem Tragkorb vertragen; -Ionen, verdingen; -naglen,
mit einem Nagel verzaubern; -rechten, verurteilen;
-tagen, vorladen; -geltstagen, zum Bankrott bringen;
-trümpelen, in kleinen Portionen ausgeben; -tvorten,
darlegen; -zedlen, hypothekarisch verschreiben. —
c) von Adjektiven, a) intrans.: ver-galten, keine
Milch mehr geben; -mulben, -mürben, morsch werden;
-rüchen, verwildern; -scMfte«, schief werden; -dignen,
durch Verdunstung austrocknen, zsschrumpfen. —
ß) trans.: ter-uneinen, vergiften; -einigen, vereinzeln;
-üsseren, hintansetzen, vernachlässigen; -itlen, zu Eitel-
keit verführen ; -fiilen, faul zubringen (Zeit); -gräden,
grad machen; -honen, verderben; -kiüegen, beschönigen,
verzieren; -leiden, anzeigen (ein Vergehen); -rüchlosen,
verwahrlosen; -gemeinen, verdeutlichen (gemeinver-
ständlich machen); -mutzen, verkürzen, verstümmeln;
-ringeren, erleichtern; -schie(n)ggen, schief treten
(Schuhe); -stäten, befestigen; -tiefen, sich, in etwas
Gefährliches einlassen; -wilden, scheu machen. —
4. ver- ergibt den Begriff der Entfernung, a) rein
räumlich, in die Weite od. auf die Seite, a) intrans.
meist mit dem Begrifl' des Vorübergehens. Entschwin-
dens; z. ß. ver-faren, fortziehen; -surren, vorüber-
schwirren; -schiessen, aus dem Sinn schwinden; -schlie-
fen, sich verkriechen; -springen, fort eilen, entlaufen,
sich verlaufen; -tichen, weg schleichen; -trölen, fort
rollen; -wlcli£n, wegrücken, verfliessen (von der Zeit);
-ziehen, weg ziehen. — ß) trans.: ver-ferggen, fort
schaffen; -müpfen, Verstössen, zurücksetzen (bes. arme
Kinder); -rüeren, refl., sich von der Stelle bewegen;
-schuggelen, -schupfen = vermüpfen; -schleiken, ver-
schleppen. — b) Entäusserung, Versagung: ver-
gessen, einschlafen, ohnmächtig w-erden (Besinnung
verlieren); -loben, geloben Etw. nicht zu tun; -reden,
ablehnen; -schweren, abschwören; -S2>rechen, bestreiten,
verweigern; -wegen, sich, verzichten. — c) Verhin-
dern, Verschliessen, Verbergen: rer-gaumen,
verhüten; -heben, verschliessen, zurückhalten, ver-
schweigen; -hagen, versperren; -hocken, sitzend Platz
einnehmen: -halten, vorenthalten; -Z-ohmhph, verhindern
(zuvorkommen); -gemeinsamen, ausschliessen (aus der
Gemeinschaft); -büezen, zunähen, flicken; -schlän, ■ver-
stopfen, verwahren, verbergen, unterschlagen; -schwel-
len, wasserdicht machen (bildl. einvrcihen); -stechen,
zunähen, flicken; -stellen, abwenden (Schaden); er-
sparen; refl. V. Sachen: sich der Besinnung entziehen,
nicht einfallen wollen; von Ziegen: sich versteigen;
-stän, stehend Platz einnehmen (also Andern w-eg-);
-strichen, bemänteln; -icerfen, werfend zudecken (ein
Loch). — 5. der Begrifl' der Entfernung kann, seine
räumliche Grundlage noch mehr verlassend, übergehen
in den 1) der Entstellung und Verkehrung, des
Verfehlens und Verderbens, zuletzt 2) in den
der Vern|einung, Aufhebung des ursprünglichen.
Die unter "1) genannten Begritfe mögen zwar z. T.
schon in der Bed. des einfachen Vbs enthalten und
durch das Präf. nur deutlicher ausgedrückt oder vor-
stärkt sein (auf dem Wege von 2); es kann aber auch
aus einem urspr. indifferenten Begrifl' ein ungünstiger
entstehen, indem das Präf. Übertreibung, Missbrauch,
Verfehlen von Mass und Ziel bedeutet (vgl. ebenf. 2).
a) von einfachen Verben, a) intrans. u. reflex.:
rer-ligen, durch zu langes Liegen zu Grunde gehen;
-räblen, -ratzgen, durch Arbeit und Not sich aufreiben;
-rlfen, überreif werden; -sitzen, -stän, durch zu langes
Sitzen usw. zu Grunde gehen ; -trunken, dem Trünke
ergeben und dadurch herunter gekommen. Hieher
gehören auch spezielle Benennungen der Fehlgeburten
einzelner Haustiere und fehlerhafter, nachteiliger Be-
treibung einzelner Geschäfte der Milch-, Haus- und
Landwirtschaft, z. B. : rer-fnren, mit dem Schift" oder
Wagen anstossen; -gitzlen, ein todtes Zicklein werfen;
-käsen, keinen rechten Käse zu Stande bringen. Refl.:
sich ver-hauen, zu tief eingreifen (urspr. mit Messer
oder Hacke); -jucken, sich zu hoch versteigen, von
Ziegen; -kaufen, dui'ch Kauf in Schaden kommen;
-luegen, in Staunen versinken ; -schämen, falsche Schani
empfinden oder zeigen; -schiessen, sich übereilen;
-schnäpfen, sich durch übereiltes Reden verraten;
-schwimmen, schwimmend verirren; -teilen, zu viel
verschenken; -wagen, tollkühn wagen. — ß) trans.:
ver-hüzen, durch wildes Leben durchbringen (das Ver-
mögen); -laufen, (Schuhe) abnutzen; -lämperlen, durch
kleine Ausgaben verbrauchen; -litzen, verschwenden;
-baden, für Bäder verbrauchen; -bölen, durch Würfe
beschädigen; -bletteren, durch Blättern die Lesestelle
verlieren; -sitzen, Wohnungsmiete verlieren; -schla/r-
pfen, durch nachlässigen Haushalt zu Grunde richten;
-schnäpperen, -schnätzlen, falsch zuschneiden ; -spannen,
(eine Sense) schief hämmern; -stellen, an einen un-
rechten Ort stellen; -strecken, (ein Glied) lähmen;
-tragen, an einen unrechten Ort tragen; -wlsen, irre
führen. — b) von Substantiven. Das Subst. be-
zeichnet meist den Gegenstand oder Zustand, in den
das Subj. oder Übj. des Vbs verwandelt oder versetzt
wird, aber auch das Mittel oder die Art und Weise
der zum Verderben führenden Veränderung; vgl. 3 b ß.
a) intrans.: rer-geisten, den Geist aufgeben (von
Menschen) oder verlieren (von Getränken); -gütterlen,
fast vergehen (vor Aff'ekten); -klben, in Zank und
Ärger sich verzehren; -kümmeren, vor Kummer ver-
gehen; -kräglen, zu Grunde gehen (eig. ersticken, von
Kragen =Hals':'); -krüglen, (sich zskrümmen) fast ver-
gehen (vor Affekten); -wuesten, in Unrat zu Grunde
gehen. — ß) trans.: rer-ganden, verschütten, ver-
«
909
Far, fer, vor, fir, for, für
910
wüsten (durch Bergstürze); -yurglen, vertrinken (durch
die Gurgel jagen); -fßüttei-len, verscherzen, verderben
(eig. Flaschen zerbrechen); -hwßen, verderben, zer-
stören; -hüeneren, verderben (wie die Hühner den
Boden durch Scharren?); -küenen, im Kuhhandel ver-
lieren; -Iceiben, verderben, zerstören; -kachlen, ver-
scherzen, verderben (eig. Gefässe zerbrechen); -kegkn,
um Etwas kegeln, durch Kegeln verlieren; -kilbenen.
auf Kirchweihen vertun; -landsknechten, nach Art der
Landsknechte durchbringen; -muren, durch Unreinlich-
keit. Unordnung entstellen und verderben; -bürgen,
durch Bürgschaft verlieren; -prächllen, an eitle Pracht
wenden; -rufentn, -runsen, verschütten, verwüsten
(durch Bergstürze); -sauen, durch ünreinlichkeit, Un-
ordnung entstellen und verderben; -solden, durch Sold
verlocken, bestechen, verderben; -sattlen, -sckmiden,
Arbeit des Sattlers usw. zu bezahlen haben; -sträh».
verderben, zerstören; -tokteren, für Arbeit des Arztes
zu bezahlen haben; -timneren, verderben, zerstören.
— 2) ver-(junnen, missgönnen (doch Venjunst auch:
Erlaubniss); -gesten, entstellen, verunstalten {gesten,
schmücken); -güeten, eine heilende (guetendej Wunde
verschlimmern; -heilen, castrieren (von heil, ganz);
-hüsen, vergeuden, verlieren (Gegs. hasen, sparen);
-kiesen, übersehen, nicht achten, verwerfen; -bücken.
Falten ausglätten (doch auch: eindrücken); -richten,
aus der Richtung bringen, verrücken; -rüsten, zer-
stören (etwas Zubereitetes); -scheHnen (Caus. zu rer-
schlnen, verschwinden), unscheinbar werden lassen,
vernachlässigen; -schätzen, -Zeilen (eig. nicht mehr
zählen), gering schätzen, für verloren achten. — 6. in
manchen einzelnen Compp., deren Gesammtbegritf dem
von 4 und 5 am Nächsten kommt, ist derselbe nicht
sowohl eine durch ver- angedeutete Modifikation des
Grundw., sondern ein neuer, zu dem das Letztere in
prägnanter Bed. eine untergeordnete Angabe des Mittels
oder der Art und Weise beiträgt (vgl. 5, 2 und 4 c);
z. B. : ver -fällen, durch gefälltes Holz versperren;
■schliefen, heimlich umgehen, versäumen (den Besuch
von Kirche oder Schule); -schwapplen, zitternd ver-
schütten; -schiceren, durch Schwören missbrauchen.
entweihen; -täuben, durch Beizung vertreiben; -tublen,
schmollend verschmähen; -trinken, mit Trinken feiern.
z.B. Geburt oder Taufe eines Kindes; -zv:inken, durch
Winken mit den Augen abmahnen. — 7. schon viele
I der bisher angeführten Compp. zeigen eine vom Nhd.
■ abweichende Bed., welche freilich nicht immer nur
auf anderer Anwendung des Präf. beruht. Weitere
, Beispiele dieser Erscheinung sind: verfassen, versehen
mit...; -hinderen, sich, zurückbleiben; -hängen, ein-
■ willigen, zulassen (vgl. nhd. .mit verhängtem Zügel-);
• -keren, verändern, abwechseln; -li'imden, anklagen, auch
mit Grund (cerlümdet, berüchtigt); -lan, hinterlassen;
.verabreden; -let.ren, eine Brautfuhr aufhalten und an-
' betteln; -merken, angeben, verraten (mhd. merker,
Aufpasser); -bannen, (einen Wald) verbieten, (das Ge-
richt) die Schranken desselben abstecken und die Ver-
, handlungcn feierlich eröö'nen ; -bergen, mit Sennerei
(Milchwirtschaft auf dem Berg) verlieren; -hiräten,
ilurch Heirat verlieren; -sargen, (Sachen) an ihren Ort
bringen; -abschiden, an einer Tagsatzung beschliessen;
■sehriben, verfassen; ächten (proscribere); -stechen, an-
schwärzen, verleumden, aber auch: stechend verletzen,
'flicken; -dingen, Einem Etwas, durch Bedingungen
verwehren; -trüren, verschmerzen; -irechslen, den
Milchertrag in die Sennerei abliefern; -weinen, aus-
weinen. Participien adjectivisch gebraucht: ver-
fänglich, förderlich; -hasst, von Hass erfüllt; -schroben,
verschlagen, schlau; -wendt, verdreht i. S. v. vertrackt,
verzwickt, und abstr. = sehr. Subst. Ver-mueting,
Willkür, Gutdünken. — 8. manche Compp. zeigen
eine bemerkenswerte Mehrheit von Bedd., die dem
Nhd. grösserenteils fremd und durch die vielseitige
Bedeutungskraft des Präf. mit bedingt sind; so z.B.
ver-füeren; -geben; -grifen; -hören; -kommen; -knüpfen;
-legen; -lan; -richten; -reden; -schaffen; -schiessen;
-schlahen; -sprechen; -stellen; -stan; -stossen; -tuen;
-denken; -tragen; -trinken; -ziehen; -zeren. — 9. die
Fruchtbarkeit des Präf. offenbart sich auch darin,
dass es sogar aus Partikeln Vba zu bilden vermag.
Von Interj ektionen: yer-/tM»iHieM, verstummen, von
hum als Ausdruck des Erstaunens und Bedenkens;
-hotten, in Unordnung bringen, von dem Fuhrmannsruf
hott; -juheien, in Lustbarkeit durchbringen (vgl. nhd.
.verjubeln-); -pfujen, mit Abscheu verwerfen; von dem
Adv. hin: ver-hinoi, hinschwinden, vergehen (vgl.
,hin sein' = verloren sein). — 10. aus der Vieldeutig-
keit von ver- ergibt sich von selbst, dass es in vielen
angeführten und noch weitern Fällen mit andern
Präf f. und mitPräpp. gleichbedeutend erscheint.
a) mit (ebenfalls untrennbaren) Prä ff. a) mit zer-,
also mit dem Begrift' der Trennung, der sich aus
dem der Entfernung (4) leicht entwickeln konnte. Der
Gebrauch von ver- statt zer- ist auf unserm Sprach-
gebiete fast allgemein (schon 1644: .verrissen.' Lav.);
nur in BÜ. ; Gr und W kommt neben ver- auch zer-
vor. Übrigens bezeichnet ver- nicht bloss gewaltsame
und zwecklose Trennung wie zer-, sondern es kann
auch den Nebenbegrifi' zweckmässiger Verwandlung
und Verwendung der getrennten Teile mit sich führen
(vgl. 3). So ist ter-zatteren das dem Zwecke der
Trocknung dienende Zerstreuen des Heus; -sclnten
nicht bloss übh. Holz spalten, sondern es in brauch-
bare Form (zum Brennen) verwandeln; -stücken nicht:
in beliebige Stücke zerhauen, sondern: in ordentliche
Stücke zerlegen, wie z. B. der Metzger mit dem Fleische
tut, um es zu verkaufen. Dagegen ver-bätzen, Holz
zerschnitzeln und dadurch für zweckmässige Verwen-
dung unbrauchbar machen, also verderben (vgl. 5).
— ß) mit er-, ebenfalls häufig (bes. in Bs), doch auch
hier mit feinen Unterschieden, z. B. ver-frieren aller-
dings = erfrieren, aber verfrorne Finger nicht wirklich
abgefrorene, sondern nur mit Frostbeulen behaftete.
Beispiele gleichgültiger Vertretung sind: ver-ledigen
(Haffn. Itj66); -liggen, erliegen (Hebel); -nüiceren
(Kessu); -raten; -schrecken; -dulden (Kkssl.) ; -tragen ;
-Zellen u. v. a. — y) mit be-, z. B. ver-geiferen ; -grifen;
-hüeten; -kommen, begegnen; -legen, mit Beschlag be-
legen; -mäntelen; -solden; -wachen; -willigen; -ant-
worten; -zeichnen; -zügen, bezeugen; sich -zügen, sich
berufen auf... (Kessl.); -fründt, befreundet, verwandt;
-nachbart (Z Mand. 1620); -rüemt; Ver-dank, Bedenk-
zeit, Aufschub. — 8) mit ent-, z. B. ver-naehten,
völlig Nacht werden (aber auch = benachten, von der
Nacht überrascht werden); -schlipfen (auch: zerfallen);
-stellen; -zucken, entziehen. — s) mit ge-, z. B. ver-
bieten, gebieten; aber ,versampt' bei Haffner 1660
vielleicht nicht = .gesammt', sondern .versammelt'. —
b) mit (trennbaren) Präpp. u. Advv.: ver-nützen, ab-
nutzen ; -tropfen, tropfenweise abfallen ; -zwicken, oben
911
Far, fer. vur, tir. I<i
ab-schneiden (Rebenschosse), kurz abbrechen (Rede);
-halten, anhalten zu...; -leiten, anleiten zu...; -stossen,
anstossen im Sprechen, stottern; -lullen, aus sangen,
erschöpfen; -sicclcen, einsinken; -winden, einwickeln;
-den, übereilen; -blasen, aufgeblasen; -drucken,
unterdrücken; -schlän, eine Zwischenwand machen;
-schmoren, -schnurren, zusammen schrumpfen ; -trüllen,
zsdrehen; -mi/Ze», zsflicken; -Zä«, hinter-, loslassen;
-heilen, zuheilen; -sehen, vor(aus)sehen; -grlf'en, in-
begreifen. — 11. fer- wird auch mit andern Präff.
combiniert, doch eig. nur mit ent- (s. Sp. 333) in der
Form cer-t-, wobei bald rer-, bald ent- der vorherr-
schende, für die Bed. massgebende Bestandteil ist;
z. ß. vert-hän, verhalten; -iiennen, entwöhnen. Bis-
weilen ergibt sich der Begritt' eines andern Präf., z. B.
rert-cho, begegnen (= eji-cho, entbekommen); -lüchen.
ausziehen (Pflanzen aus dem Boden); -noren, ein-
schlummern; -schütten, erschüttern. Im Grund ist
hier ver- doch meistens nur verstärkend vor ein be-
reits dagewesenes Comp, mit ent- getreten. Dagegen
ist es vor Compp. mit festgewachsenem ge- für die Bed.
meist wesentlich, z. B. ler-g'arnen, büssen ; -g'heien,
ver-, zerfallen; -g'leiten, geleiten; -g'näggelen, ver-
derben; -g'räten, missraten; von Adj. gebildet: rer-
g'meinen, verdeutlichen; -g'ringeren, verringern; vor
festgewachsenem be-: ver-b'unnen, missgönnen; -b'rei-
chen, verfehlen; -b'scheiden, Antwort geben, verab-
schieden. — 12. auch allein stehend hat ver- zuweilen
nur abgeschwächte Bed. oder steht geradezu pleo-
nastisch. a) vor deutschen WW., wie auch nhd.
.vermischen, verschwinden, verschliessen, verschonen'
u. a. von den einfachen Vbn wenig verschieden sind.
So in unserer Volks- und ä. Schriftspr. (bes. bei Kessl.).
z. B. cer-ärgeren; -liören; -hosten, gustare; -lupfen, von
der Stelle heben; -lesen; -anleiten = verleiten oder
anleiten; -leiten (auch zum Guten); -meint, besagt
(Absch. 1529); -merken; -namsen, nennen; -roden, be-
wegen; -rennen; -rüeren, bewegen (aber auch: aus-
einander-, wegwerfen); -schaffen, sorgen, dass Etwas
getan werde; -schmähen; -schmäleren; -schnabelieren.
gierig verzehren (vgl. ,fr-essen'); -schriben, schriftlich,
bes. amtlich mitteilen; -schwinen, abnehmen; -spen-
dieren ; -Stelen (vgl. nhd. .verstohlen-) ; -steinigen ;
-widmen ; sich -wagen ; -sälen. Adj.: ver-giftig. Subst.:
,Ver-sühnopfer' (Müller 1665); ,-kundschafter' (Bib.
1531/48) neben ,k.'; .-besserung' (Müller 1665); ,-zeug-
nuss' (Bibel 1531/48) = .Zeugnuss- (1667). — b) vor
Fremdww., wo sich der Zusatz z. T. aus mangel-
haftem Verständniss erklären mag, aber der Pleonasmus
als solcher oft noch störender ist; z. B. ver-arrestieren,
verhaften; -excüsieren , entschuldigen; -malestieren,
herabwürdigen, verleumden (gemischt aus .molestare'
und ,uialedicere'); -ruinieren (auch entstellt -unieren,
vgl. -uneinen, vergiften); -schameriert, verliebt (aus
scharmiert, frz. charme, welches bereits verzaubert
bedeutet); -tuschieren, verunglimpfen (vgl. Tusch, Be-
schimpfung). Weniger pleonastisch: ter-admodieren.
in bestimmter Weise (ad modum) verkaufen oder ver-
pachten; -strablizieren (aus strapazieren), abnutzen
(aber auch: durch Strapazen vertreiben, ein Leibes-
übel); ,-debaucliirt-, ausschweifend (Klingl. 1691). —
c) doppelt steht das Präf. in rer-franteren, ver-
spotten (vgl. , fressen' aus ,ver-esseu'. wovon ebenfalls
,ver-fressen' gebildet werden kann; vgl. noch v'rö-
reinigen, verunreinigen.
MhJ. rcr- abgeschwächt .aus ahci. /io-, pi-, seltener ßir-
uud fw-. Das Letztere leitet zu Juri, für hinüber, welches
mit rer- unzweifelhaft nahe verwandt ist, so dass wir oben
die Grundbed. unsers ,ver-' aus der von ,fUr' ableiten konnten.
Für diesen Zshang sprechen auch Formen wie furbröunen =
verbrennen (Gotth.); ,fufüeren [1. für-, fUr-J' im Wechsel mit
,verfüerea' (Edlib. 171); ,fürrennen, fürlaufen', den Weg,
eig. voraus laufen, aber zugleich im S. von .verrennen, ab-
schneiden' (NMan.): ,lass unverständiges Geschwätz ver Oren
gän', an den Ohren vorbei (für) gehen (Kessl.); ferner die
Tatsache, dass noch heute das Adv. ,für' in Verbindung mit
vor- und nachgesetzten andern Ortsadvv. in der abgeschwächten
Form frr- erscheint; z. B. /er- und für-ah, abwärts, tiefer
unten; fa-ahi, -uhi, -umbrüf, ab-, aufwärts, weiter hinauf;
-u»i', auswärts BLenk; -hinderschich, rückwärts W; unir-ßr,
auf der Aussenseite BsLd; vor-fer (vorn für) auf der Torder-
seite, .in derselben hin; för-fer, hervor B (Zyro); hinde-fer,
auf der Hiuterseit« u. a. ; s. /lir. Vgl. rer-ht, vorbei, und
,es Einem rerttien' = zuvortun, ihn übertreffen, da auch ,für'
und ,vor' sich berühren. Dahin gehört auch die altertüm-
liche und erstarrte Verbindung veri/uel (Aan, nemen), für gut
halten, i. S. v. nicht übel aufnehmen, zufrieden sein (daher
dauD verijucien, gestatten, gut sein-, gelten lassen); s. juei.
Ebenso rertieb ne", sich begnügen, auch ,vor-', urspr. aber
,für-' (s. d.). Zweifelhaft ist, ob in der ebenf. alten, daher
später nicht mehr recht verstandenen und z. T. enstellten
R.\. renjuldt-.ßir Gold gän, untergehen (urspr. von der Sonne),
,ver-' oder ,für' das Ursprüngliche sei; s. Gold. Ferner ent-
sprechen einigeu Verbalcompp. der ä. Spr. mit .für' (dieses
.allerdings betont und trennbar) solche mit ,ver-'; so .ver-
kommen', hindern (zuvorkommen), neben gleichbed. ,für-
konimen', und da auch zw. ,für' und ,vor' zahlreiche Über-
gänge stattfinden (s. o.), so kann noch ,sich fürsehen' ^
sich vorsehen ^ sich versehen (gefasst machen auf), und
,versetzen', sich fest vornehmen, nn"t , einen Vorsatz fassen'
zsgestellt werden. .Einen zu Recht verbieten' = ßir-liiiifii,
vor Gericht laden. Von den Formen des Subst. Für-, Vnr-
und Verniieihler, erstes Frühstück, Frühtrunk, ist die mittlere
wohl nur der ersten untergeschoben, zwischen dieser und
der dritten kann die Ursprünglichkeit fraglich, resp. \'er-
nüechter von einem Vb. vernüechteren, die Nüchternheit ab-
legen, abgel. sein. Für Verziuj, Zögerung, findet sich auch
Fiirzug, so dass ,für-' und ,ver-' sich verhalten würden wie
mhd. ur- : er, ant- : ent-, bi- : be- (vgl. Bifung), die volltnnige
betonte Form als nominale, die abgeschwächte unbetonte
Form als verbale Gestalt des selben Präf.
fer(r) P silv., fe'r Aa; Ap; BO.; „Gr; L;" U; „Zg;"
ZO., feren BSa.: Adj. und Adv. fern, weit, urspr.
rein räumlich, dann bei Bestimmungen des Grades
und bei Bedingungen. Er ist f. ossa, dem Tode nahe
Ap. Das ist mifsj ferest Tenka, meine fernste Er-
innerung, das Früheste, worauf ich mich besinnen kann
Ap; ZO. ,Rach und Spott sei Euch ewig f.!' Wunsch
an ein Hochzeitpaar. Stutz. .Drum hilf uns, Herr,
tryb von uns fehr des Krieges arge List!' alt. Kirchen-
lied, bei denis. Er ist f. in e frönds Land 'zöge'
GT. Sonst nur noch in der Verbindung wlt und f.
Bi wlt e [und] f., bei Weitem Aa; meist mit Ncg. :
IC. u f. Hüd BBe.; bi ult e f. nid so ril BHk. ; bi w.
und feren nüd, unter keinen Umständen BRi. ; das isch
bi w. e f. mit 's Gliche S (Hotstätter). En Dokter, dem«
bi w. u füren [hier i. S. v. weit und breit?] keina säst
hat suochi mögen [gleichkommen] BSa. .\bstr. : Sofer,
sofern GMelsf. So f. [so wahr] i leb oder dö stö! Be-
teurung AaZcIu. „Äse [also] fer. sofern (als), unter
der Bedingung." St." Wofern .\aF., wofdr AaFfj.,
wenn. — ,Farn nicht verrer von üwrcm liüse, wand
so verre [dass Heimkehr am selben Tag möglich].'
Anf. XIV.. B Haiidv. .Und ist onch ze wnssen. dass
913
Far, fer, tir, lor, fiir
914
ein iiieiger [Meier, Verwalter, Gerichtsherr] nit nie
gewalt hat denne als verr, so er mit dem stab sitzet'
= SU lange als. Hofr. ÄALunkh. ,Wie ver und war
[wohin].' Fründ 1446. ,War und wie verre.' ebd.
,Kein blyben ist in diser zyt, Wir farend all dahin
ferr und wyt' NMan. .Machend euch aber nit zuo
vast veer von der statt.' 1530, Josua. ,Diss volk nahet
sich zuo mir mit seinem mund, aber ir herz ist verr
von mir.' 1530, Matthä. .Wenn man die sach ver-
stand, wie fier uns die langt [angeht].' Edlib. .Davor
wir .syn wellend [was wir verhindern wollen], so her
uns lyb und guot gelangen mag.' ebd. ,Ieh wäre alt
und dem spital fer gesessen [weit davon wohnhaft].'
ebd., da er das Amt eines Spitalpflegers niederlegte.
,Dem verosten schützen 1 fl.', d. h. demjenigen, der
anter den Treffern der äusserste vom Zwecke war.
ebd. ,Der verr voranhin louft.' 1531, Bib. ,Bis uf
ferer unser bestätigung.' 1534, Mev., Wetzik. ,Mit
fererem Inhalt.' LLav. 1576. ,So er einen menschen
von verrem sieht.' Vogelb. 1557. .Söliche färben
sollend sy all haben, so verr müglich.' ebd. ,Darnach
weich [wich] Abram verrer und zoch aus gegen mittag.'
1560, Bib. ,So fcrr dass sölichs mit raaass und be-
scheidenheit beschehe.' ebd. ,Ein verren weg.' LLav.
1569, = ,weit.' 1670. .Avius, remotus: verr, weit. In
orbera diversum: in weiten oder verren landen.' Fris.
,Sy sollend iren schaden wenden, so verr sy ver-
mögend.' LLav. 1584. ,Als fehr [so weit als] ihne
sein gwüssen wyst.' LB. Arl. 1585/18'28. .Uerhalben
ich mit der hilf Gottes so verr kommen, dass es zuo
einer weitlöufigen beschreibung geraten.' SHochholz.
1591. .Dass Gott tu' wundersam bescheren brot den
seinen, so ihn lieben recht, Feer ausbin bis ins tausent
g'schlecht.' Z Emblem. 16'22. .Ins fehre Land.' 1635,
auf einer Glasscheibe. ,Fehr von der Statt. So f. ist's
[es fehlt so viel, dass]. Das seie f. = behüete Gott!'
Hesp. 1683. ,Fehre Reisen tun.- JHHott. 1666. ,Fehr
hat nicht Ehr: non sunt amici qui procul degunt.'
Mey., Hort. 1692. ,Wann ein Herr verreiten will, es
syge nach oder feer.' ca 1700, Muri, Gesindeordnung.
,Weit und fehr.' JCWeissenb. 1701. ,So fehr ist, dass
welcher einmal angehebet hat zu baden, die Badcuren
notwendig fortsetzen müsse.' Hott. 17ii2. ,So ferr ist
es, dass es uns Dank sagen könne.' DI'omann 1708.
Daneben ,forn' z. T. in den gleichen Quellen : ,Am
fernist abgelegen.' JZiegl. 1647. ,Fehrn entlegen.'
JHoTT. 1666. ,Fehrners.' AKlingl. 1691. ,Nicht fehrn
von der Limmat gelegen.' Hott. 1702. .Sie so fehrn zu
bringen, dass sie Christum bekennen.' 1720, Mise. Tig.
Mhil. fcrrr,, dessen kurzer Voc. sich in unserer ä. Spr.
noch deutlich erhalten hat. Die Verlängerung des e und
Vetumfachuug des r entstand hier nicht bloss in Folge ein-
getretener Verkürzung auf eine Silbe, sondern noch mehr in
Folge der Neigung unserer MAA., Silben mit kurzem Voc.
vor rr übli. so zu behandeln. Das Gegenstück dazu ist nhd.
(nnd schon mhd. htm] .Herr' aus hi-r(e)re, Schweiz. Her.
Die im Nhd. herrschende, nie recht volkstümlich gewordene
Form .fern' ist entstanden ans dem kAv. fernn, ahd. /errann,
von fern (vgl. ,von dannen, von hinn8n'). Die Bed. hat
sich von der räumlichen und gradbostimmenden in fort-
schreitender Abstraktion zu der conditionalen entwickelt,
welche durch Verbindung des VF. mit dem vorausgehenden
relativen Adv. ,als, so, wo, da' entsteht; s. d. folg. Zss.
eben-: gleich fern. Als Subst.: Parallele. ,Eben-
ferren: geleichstend kreiss oder linien, paralleli.' Mal.
— als-: wie weit, in wie fern. ,Als ver sie gelangen.'
Schweiz. Idiutikou. I 6.
1387, Geh. u n - : nicht weit. ,Unfeer von dem
Usslauf dos Soews.' RCvs. Zeitlich: unlängst, vor
Kurzem (V). .Wenn sie beide erstorben .sind, so soll
das vorge.schribon lybgeding und was sie lassent, es
sy ligendos oder varend guot. das sie unver geben
haut, an den spital fallen.' 1354, Argov. — so-:
sofern. ,l)enn ie so fer ir uns nit schirmen wellten,
wurden wir geursachet, uns mit andern Schirmherren
zuo versechen.' 1529, Absch. ,So veer und er aber
nit by der statt ist und zuo der wal nit kommen
mag.' 1535, Sih Pfisterzunft. .Sofehrne er gesund.'
Hott. 1666. — da-: wofern, wenn. ,Dafern er aber
den geringsten Fehler begehen würde.' XVII., Hotz,
Urk. ,Dafehrn.' AKlingl. 1691. — wo-: wenn. ,Wo
feer er nur scharpf schiessen wollte, soll er die Kugel
[etc.].' VFriderich 1619. ,Wofehr sie gut sind.' Hott.
1666. .Wofeer etwas versaumpt wurde, soll er solches
zu ersetzen verbunden sein.' ca 1700, Muri, Gesinde-
ordnung. ,Wafehr aber etwan Personen wären . . .'
Wdrstisen 1779.
fere°klich: weit gehend. ,Doch so gib ich im
nit ferrenklichen glouben.' 1532, Strickl. , Klein ring-
wüchtig Frefel, die unser Statt Lob, Ehr und Nutz
nit berührend noch z' ferrengklich wider der Statt
Satzung wärend.' 1615, B Satzung. — Aus mhd. vrrm,
entfernt, mit eingeschobenem n.
feren II: entfernen; verlängern. , Seine gesellen
verrend sich von ihm.' 1560, Prov. ,Wer sich vom
weg des verkerten feeret, bewart syn seel.' HBull.
1561. .[Da] hett er sy gebgtten, .sy wellind mit im
gan, .sy ferind den Vitg nit so vil [machen keinen
grossen Umweg].' 1561, Mev., Wint. Chr. — Mhd./eVreK,
in die Ferne sehweifen, entfernen, entfremden, entziehen.
ferele" Ar, fern- Ap; Z: von ferne schöner
scheinen als Etw. wirklich (in der Nähe) ist.
Feri II f.: Ferne (auch zeitliche); Weite. Wenn
(V Sunnasehtha fürhergugyi i' ra [in der] Feri dussna
GrPt. Za discher Zyt, in alli Feri und in Ewigkeit!
ebd. ,Da uns solches reisen nicht kommlich wäre
von fereri des lands.' 1430, Z Stadtb. ,ln der veere
ist guot lügen, es kumpt nit allweg der verlogen dar.-
Zwingli. ,Von unkumraligkeit und ferre wegen des
wegs.' 15'29, Absi'h. ,Verre oder verrnuss, distantia,
longinquitas, spatium.' Mal. .Feere des wegs halb gar
ungelegen.' JJEüeger 1606. ,In der nehe und fehre.'
1650. Z Mand. ,Daheim und an der fremde, in der
nähe und in der fehre.' JMüll. 1073. — Mhd. virrt-,
Fernuss f.: Ferne. Nur in der Verbindung ,von
vernus.' 1460. G Hdschr. ,Von vernis.' Etierlin, Chr.
,Petrus folget im nach von veernuss bis in den hof.'
1530, MatthX. ,Von vernuss, eminns; procul. Von
V. her kommen, ex longinquo venire. Die verrnuss,
longinquitas.' Fris ; Mal. ,Von fehrnus anzudüten.'
JJBreit., Kilbe 1639. ,Fehrnuss' noch 1741, Goliath.
fer (e"-, ed) s. fern.
Perreii(d): Tribut, Abgabe. ,Diss sint die ferren:
Item Kuonr. v. W. soll '/2 ferren von dern guot ob
dem hof. Item die von Eüssegg 1V> f-' ca 1400,
L Probstei Urbar. .Sunt adhuc certi census cum coriis
hircinis et caprinis, Gitz [Fellen von Böcken und
Zicklein], cum censibus, que vulgo ferrent nominantur.'
ebd. 1500. — Aus lat. fcrendum, das herbei zu Tragende.
915
Far, fer, ver, fir, for, für
916
Verene Vre'na GoT.; UwE., VrVne Gl, Vrehi
Bs (n.); Salat, Vre' L; G; Z, Vre' Sch; TuSteckb.
— Dim. Vre'ni Bs; B; VOrte; S, VreneH B; VOrte;
GT.; Sch; S; Th, Vri'neli Gl, Vrendli UwE., Vre'H
Sch, Vrentschi aScHW (spottend), VrVntschi Gl: weibl.
Taufn., zug'leich Name einer Heiligen, deren Tag
(1. Sept.) im Kalender der Bauern manigfache (nach-
gerade in Verwirrung geratene und sieh widerspre-
chende) Beziehung auf Wetterprognose und landwirt-
schaftliche Arbeiten hat. Ende August soll das Emden
beendigt sein, denn d' Vre dert [dörrt] nümme. Vor
Vrenetag g'emdet, noh Vr. g'emdelet AABb. D' Bäbe"
[weissen Rüben], wo g' Vrenetag hackig sind [welche
dann bereits so weit erstarkt sind, dass das Feld ge-
hackt werden kann], gend Rabe', ebd. .Wie [am Tag]
Verena die Witterung ist, so soll sie 4 Wochen blei-
ben.' S. Heiteri Vre Bringt gli [bald] Bife und ril
Sehne. Ineichen. Wenn d' Vrene schön chunnt, so
chunnt der Michel mit Bock u Huet, und umgekehrt:
Wenn d' Vr. wüest eh., so eh. der M. mit-emne gsterktc
Hemli [barermlig, zum Zeichen des milden Wetters]
BBe. Ist StVrene en heitere Tag, en guete Herbst
folge'' mag AABb. Am Vr.-Tag sett-me [sollte man]
chönne" de" Säsack a'henke" ZBaur. Am Vr.-T. settid
all Stil rif si" AAEhr.; ZWl. Vr.-T. günnt [pflückt]
d' Stil ab iedem Hag. Rocbh., Gaugött. Es ist nit guet,
ivenn d' Vre brünzlet [wenn es an diesem Tag regnet],
ebd. Wenn 's an StVrenatag regnet, so regnet 's
6 Sunntig noch enander S — umgekehrt It Fkei in
AAEhr. : so git 's e Tröchni (oder so lointeret 's früeh
t" L) und seil der Bur es Stückli Brod in Sack ne"
und z' Salt fare, so weidli as er mag Aa (oder 's Zobe-
seckli a" 's Chummetschlt henke" und Tag und Nacht
z' Acher fare". Schild ; oder bis z' Abig nümme ab-
sitze" L), d. i. soll seine Herbstarbeiten beschleunigen
und sich kaum Zeit zum Essen gönnen. Doch wieder
aus benachbarter Gegend: Wenn d' Vrene d' Hube
nüd cha"" wasche", cha"" de'' Galli d' Hose nüd tröchne".
's Vreneli hat 's Ghrüegli üsg'schiltt od. umg'lert, wenn
es am 1. Sept. regnet Z. D' Vrene muess 's Chrüegli
lere" und wenn 's numme drei Dröpf drin sy" S.
D' Vre sett Vormittag 's Chrüegli löse" und Nomittag
's Chitteli tröchne". Ineiohen. 's Vreneli sett a" sUii
Tag d' Jüppe wasche" und wider chönne" tröchne" Z.
Wenn 's Vreneli 's Chrüegli dräit, so git 's e nasse
Herbst. Schild, 's Vreneli nimmt 's Zimmischörbli
fürt und 's Mareieli [25. März] bringt 's. ebd. ,Vren
am Rain Trägt "s Abendbrod heim', dasselbe wird von
diesem Tag an nicht mehr aufs Feld hinaus getragen.
Rochh., Gaugött. D' Marie löscht üs un d' Verene
zündet 's wider a", d. h. nach Maria Verkünd. pflegt
man Abends kein Licht mehr anzuzünden, dies erst
wieder nach Verenontag, um Abends noch zu arbeiten
BBe. Jakob chunnt mit dem Brentli, ds Vreni mit
dem Tuttel und Michel mit dem Stecke", d. i. um
Jakobstag nimmt der Milchertrag der Bergkühe ein
wenig ab, um Verena noch viel mehr und zu Michaelis-
tag muss abgefahren werden BO. Wenn 's am Vrinetag
heiter ist, so schnU 's ru" Alp, so schneit es, dass man
mit dem Vieh heimfahren muss GlH. Am Verenen-
sonntag findet auf dem Urnerboden ein Älplerfest Statt.
Am Vr.-Tag göt der Chabis z' Bot. ob er well chöpflen
oder nit {eb er seil hlilic"'. Hiiuptli oder Salut ÄABb.),
darum soll man an diesem Tag die Pflanze unberührt
lassen. Schild. Verena - Herdepfel s. Sp. 380. —
Alljährlich am V.-Tage lassen die Müller im AASurbtal
die Mühlsteine schärfen und die Mühlbäche putzen;
denn die Heilige war nach der Legende einst auf einem
Mühlstein die Aare hinunter gefahren; darum ist sie
auch Patronin der Schiffer und Fischer. Die Mühle ist
Symbol der Fruchtbarkeit, zunächst des Ackers; darum
speist und tränkt die h. V. .Arme und Kranke mit un-
erschöpflichem Weinkrug und Brodkorb; die ihr ge-
weihten Heilquellen, z. B. die in Baden, erweisen ihre
Kraft bes. an Frauen ; darum ist sie auch Bringerin und
Pflegerin von Kindern und erscheint sie mit Wasch-
kanne und Kamm. Am V.-Tag werden in der alten Graf-
schaft Baden die Kinder festlich frisch gekleidet, ihnen
bes. auch die Köpfe gewaschen und die Haare ge-
kämmt, wobei sie zum Stillhalten ermahnt werden
mit dem Spruch: Chind, bis still und fin, oder es chunnt
Frau Vrin, Die het en grosse Strigel und zert di'^
chech am Bigel [Schopf]. Für erwachsene Mädchen
gilt der weitere Spruch: Ach, ml liebi Jumpfere Vre,
g'sehst, i''' ha" kes Schätzen ml; sträl und wäsch-mi'''
doch au nett, dass ml" Hansli Freud a"-mer het. Die
hl. V., ehemals Kirchenpatronin von ZStäfa, ist mit
Kanne und Kamm in das dortige Gemeindewappen
übergegangen. Verenas Sorge um Körperpflege äussert
sich u. A. auch darin, dass sie Warzen vertreibt, indem
man, über dieselben hauchend, dreimal spricht: Vrene,
Vrene, dorr eu-eg! Rochh., Gaugött. Noch dauert in
ZMdf, der Nachbargemeinde von Stäfa, die Benennung
eines Brunnens als Vrene-Br. und die besondere Wert^
Schätzung seines Wassers fort (vgl. das ,Fraubrünneli'
in ZHott.). Der Verenatag als Anfang des Herbstes
war im bürgerlichen Leben ein Termin für Allerlei.
Das LB. V. ScHw verbietet, vor demselben Murmeltiere
zu fangen; er eröä'net also die Jagd. In 5 Bezirken
des Aa begann an demselben ein Rechtsstillstand.
Die B Obrigkeit setzte 1595 auf den Verenensonntag
eine Communion; eine Ordnung von Aarau 1688 auf
Verena und Martini die obrigkeitliche Visitation der
Weinkeller. Rochh. aaO. Die ältere heidnische Natur-
grundlage all dieses Glaubens und Brauches verrät
sich schon darin, dass von V., wie von appellativen
Frauennamen (Frau, Jungfrau, Windgelle), Berge be-
nannt sind. , Vreneli', ein zerklüfteter Felsenkopf,
gleich einer verfallenen Ritterburg, oberhalb Isenfluh
BO. Vereina eine Alp am Silvretta mit Höhlen von
wunderbarer Eigenschaft. Rochh. aaO. 145. ,Vreneli8
Gärtli' (der Frau Vrene Garte ZO.f) das weithin sicht-
bare viereckige Schneefcld am Glärnisch, über dessen
Entstehung verschiedene Sagen gehen (s. Rochh. aaO.).
Daher die RA.: ,So dumm, als wenn Einer uf Frau
Vrenelis Gärtli hinauf Reben und Rosinli pflanzen
wollte.' Stutz. ,Frau Vrenes Berg', jetzt , Tiergarten'
genannt, ein Hügel zwischen Sargans und Ragatz,
an der alten Römerstrasse, wo die Sage vom Tann-
häuser in einem Liede sich erhalten hat (s. Tobl.,
Volksl. S. 102/4). Im ,Prau Vrcnenberg' sind nach dem
Volksglauben noch andere Männer, z. B. Spieler und
fahrende Schüler, eingekehrt. Lüt., Sagen S. 89. Die
RA.: Es göd wie im Frauvrenenberg L, bezieht sich
auf die Lust, welche bei der in einem Berg fort-
lebenden alten Göttin (Vrene = Venus) herrschen soll.
Die andere RA.: Ich bi" nW'' hinterm Vrenelisherg de
heime g'sl", ich war noch lange nicht geboren (GA.),
bezieht sich auf die selbe alte Göttin in ihrer Eigen-
schaft als Mutter alles Lebens, also auch des Kinder-
917
Far, fer, ver, fir, for, für
918
Segens; s. o. In einer B Sage erscheint ,Frau Vrena'
als Schwester von ,Prau Fasten'. Während aber diese
eine eifrige Spinnerin war (gleich der sagenliaften
Frau Bertha), war V. eine leidenschaftliche Tänzerin,
deren Wunsch, ewig tanzen zu dürfen, in Erfüllung
, gieng, indem sie in den Felsen des BO. tanzen muss,
, wo die von ihr bezauberten Tänzer in Steine ver-
wandelt werden.
Die Identität der mythologischen Verena mit der römischen
Ventil (romanisch Venen) und der altdeutschen Freia ist laut-
lich und sachlich unzweifelhaft; dagegen klingt das (übrigens
sonst gleichbedeutende) rätoroni. Vereina viell. nur zufallig
an, und das norddeutsche ,Fru Freu' (Kuhn, Nordd. Sagen
■ S. 414) ist nicht aus ,Yerene', sondern aus ,Freke (Frigg)'
zsgozogen. Die Umwandlung der altdeutschen Naturgöttin in
die christliche Heilige ist zwar stark, aber nicht beispiellos
. und nicht unbegreiflich, da von der Göttin eben nur ihre
milde, freundliche Seite in Betracht gezogen wurde, während
. die schreckhaft wilde (die in der deutschen ,Holda, Frau
Holle' und , Bertha' teilweise hervortritt) nur in der Sage
TOD ,Vrenelis Gärtli' (vgl. ,Maria zum Schnee' auf der Rigi)
und in der des BO. zum Vorschein kommt, wo die Tänzerin
mit der Herodias des Mittelalters, der stürmischen Winds-
braut, zstrifft. Das Gefass, aus dem die Göttin befruchtenden
Regen und Heilquelleu ergoss, konnte leicht in das KrUglein
der christlichen "Wohltäterin umgewandelt werden und er-
innert an das Fläschchen des h. Otmar (s. d.), der Kamm
; und die Sorge Verenas für Haarflechten an den stehenden
Zug, dass die ,Weissen Frauen' ihre eigenen Haare kämmend
erscheinen und dass die hohe Göttin selbst, wenn sie in
schreckhafter Gestalt erscheint, umgekehrt die Haare von
Menschen und Tieren verwirrt.
Verenacher Vren^chrr L ; Th, Vreneler L, Vrenach
'; B, auch Süess-Vr. : eine Sorte süsser Äpfel.
i Vgl. Acher Sp. 65. — Wahrsch. so benannt, weil sie
[; am den Verenatag zu reifen anfangen, oder weil ihr süsser
S Geschmack dem milden Wesen der V. entsprechend schien.
Verener hiessen die Eigenleute des Verenastiftes
■ in AaZ., einem Hauptschauplatz der Legende und des
• Cnltus der Heiligen. Arg. IV -110; Rochh., Gaugött. 10'2.
I Ferene s. Forene.
j Feri HI. ,Ein fery, der nagel, daran [.darauf.'
:: Mal.] man das ruoder welzt, scalraus [, ruderring.' Red.
; 1662].' Fris.; Mal.
Obwohl diese Vorrichtung auch Hemjst heisst, so darf
:, man doch das obige W. nicht mit Färri, Stier, zshalten, da
die Vokale nicht stimmen. Eher liegt eine Abi. von firen,
rudern, vor; vgl. Feri Sp. 905.
? FS^ri IV f.: unruhige Geschäftigkeit, Wichtig-
. tuerei. Du liest doch au''' e F.! ZRfz.
Nicht aus frz. affaire, sondern zu fären; s. das syn. Fuer,
GefUrt. Vgl. auch Gefach Sp. 643. "
FS'ri V f.: Ferie Gl; ZO. (e^).
-anderwärts hat die MA. diesem erst in neuerer Zeit
aufgenommenen W. (dafür älter Vakanz. Urlaub) seine Drei-
silbigkeit gelassen. — Wo die Schule auf die Landwirtschaft
; Rücksicht nimmt, unterscheidet man Heu-, Emd-, Herdepfel-,
Herlut-F. usw.
j Krri I f. — PI. -ine': im See unterhalb des
Wasserspiegels angebrachte etwa 10 ra. hohe Tannen,
. zwischen deren Ästen der Laich der Blaulinge vor
den bloss den Boden absuchenden Räubern geschützt
bleibt ZSee. Vgl. Fach Sp. 639. Im Gegs. zu der
dort erwähnten Vorschrift gebietet das Z Stadtb. 1436
die Wegräumung aller .Färinen, fach und schwirren',
da der See frei sein und Niemand Eigentum darin
haben solle. ,Die fischenz [ze] Zürich zwüschent der
obern und der nidern Brugg gelegen mit vachen, mit
värinen, mit gangen, nut dem hüttün.' Z Fischer-
rechtsbr. 1436. ,Die Nasen werden zwüschen den
Pallisaden in den Föhrinen (sind von Stauden und
Tannästen gemachete Einfänge, darein sie sich Winters-
zeit verbergen) in grosser Menge gefangen. Ich hab
selbs gesehen eine solche Föhrin mit Garneu um-
stellen und die Fische in Behren [Sacknetzen], so
man darein leget, heraus ziehen.' HsEEsch. 1692. Die
Z Fischerordnung 1710/76 verbietet das , Lupfen der
Ferrinen vor StVerenatag, mit dem Anhang, dass
solche mit keinem engen Geschirr [Netz] umsetzet,
auch des Jahrs nicht mehr als einmal gelupft werden',
und gebietet, ,dass alle die Burdenen und Ferrinen,
welche vor mitten Aprillen niclit zusammengelegt sind,
bis zu ausgehendem Maien still und unverruckt ge-
lassen werden sollen.' (Ebenso 1809.) ,Es soll Nie-
mand durch Faach oder Ferrinen einen Zug ver-
schlagen.' ebd. u. 1809 mit dem Zusatz: ,kein Hegener
dem Andern in seine Fach od. Ferrenen hegenen [eine
Schnur mit vielen Angeln senkrecht ins Wasser lassen].'
Es wird erlaubt, ,zu einer tiefen Ferri 2 Beeren zu
setzen, doch dass solche nicht vor eingehendem Herbst-
monat in den See getan und mit ausgehendem Hornung
wiederum heraus genommen werden.' ebd. Ebenso
1809, aber mit neuer Wendung: ,Eine tiefe Ferri solle
. . . getan werden, auch aus nicht mehr als 2 Beeren
bestehen.' , Keiner [der Fischer] soll befügt sein,
einig Faach oder Ferri, vielweniger seine ganze Fi-
schenzen auszulehnen.' ebd. So auch 1809. ,Für ein
Ferri' muss 1757 die obrigkeitliche Bewilligung mit
10 Schill., ,für ein Faach' mit 2 Seh. [mit 6 Btzn
bezw. 8 Rp. It Verordn. 1809] bezahlt werden. S. noch
F.-Netz. — AI-: Einrichtung zum Fang der Aale. In
den alt. Z Fischerordnungen mit , Aalstube' genannt.
Vorausgesetzt, dass die Schiffstellen Ubh. vormals , Fähren'
genannt und, wie noch zu unserer Zeit durch einen aus ein-
gerammten Pfählen gebildeten ,Habhäggen', vormals durch
wirkliche Tannen geschützt wurden, so könnte die solchen
Schutzwehren abgesehene Fischereinrichtung von jenen auch
den Namen bekommen haben. Doch erklärt sich unser W.
einfacher aus Ferri, der verstümmelten Nbf. von Ferrich
(s. P/errich), mit Umdeutung der Endung auf dasjenige -»'",
welches Feminina bildet. Mit der Schreibung ,8h' hat Escher
Anlehnung an , Führe' gesucht.
Ferri U — PI. -ene': Hemmkette, welche nötigen-
falls unter den Kufen des Schlittens angebracht wird
Gr UVatz.
Aus churw. fiero. Eisen, wozu namentlich die Nbf. Fierje
stimmt; od. mit stärkerer Verderbniss aus/ermare, hemmen'i'
,Feri"g f.: Waarentransport."
Die Knappheit von St. 's Angabe lässt ungewiss, ob spec.
Transport zu Wasser gemeint sei, in welchem Falle dieses
Subst. von feren (Sp. 905) abgeleitet wäre. Sonst müsste
man etwa an eine irrtümliche, nach Analogie der abstr. Fe-
minina auf -in(j (-ung) vollzogene und von '/erigen, d. i. fer-
tigen, spedieren, ausgehende Bildung mit einmaliger Unter-
drückung der Silbe iy denken.
Ferrich, -ig s. Pf-.
ferig I e' L. e' BöO.; Gl; Gr; Ndw, e' Bs; Obw,
e- BSchw., Je BSi.: I. von Sachen: leicht, bequem
beschaffen zur Bewegung oder Handhabung, z. B. von
Werkzeugen, Wagen „Aa;" Bs; BO.; „S;" Vw; W;
„Zg; Z." Auch von einer Strasse: gut fahrbar W;
3. färig. ,Damit ir [der Habichte] schwingen dester
91ft
Par, fer, fir. f'or, für
9201 ;
feriger zum Hug seiend.' Vogelü. 1557. .Meabilis,
gäng, ferig, das leichtlich alles durchstryclit u. durch-
fart. Via mollis, ein ringer, feriger vf'eg. Erat expeditum,
das was der aller nächst weg und der aller ferigist
ze tuon.' Fris. ,Die ander sträss ist vil ringer und
feriger zuo reisen.' JJRüeger 1606. — 2. von Per-
sonen: rüstig, hurtig, geläufig, gewandt, schnell, flink
BSi.; Gl; Gr; L; Ndw; von alt. Personen, die noch
gut gehen Obw; Syn. tvirig. Chumm (gang), mach f.!
BSi. ,Lernend also das handwerk ye lenger ye feriger.'
HBüLL. 1540. .Alter und geschält verhindrend mich
vil, ouch das zittern myner händen, das ich nit alweg
ferig geschriben.' AgTscuüdi an Simmler. ,Zwen ha-
liich, der ein zum weidwerk ganz f., der ander aber
fäuler und traager.' Vogelb. 1557. .Volucer, schnell,
behend, bering, ferig, hurtig. Expeditus, geräcli, ge-
rüst, f., ring. Librum aliqueni strictini attingere. ring
dardurch faren, gestrackt aus, f. durchlesen. Promptus
ingenio, eines geschwinden und ferigen Verstands.'
Fms. ; Mal., daneben aber auch , fertig'. , Schleift den
Spiess mit der linken Hand, welches geschwinder und
feriger geschieht, denn . . .' ValFriderich 1619. .Das
niederländische exercitium zu feriger anleitung der
kriegsleuten bequem, dienstlich und erforderlich.' ebd.
.Mit dem geschoss zuo fahlszyten [im Falle der Not]
in allweg feriger und abgerichter syn.' Z Mand. 1638.
,Der eine f. der andere langsam.' FWvss 1650. .Damit
er [der Schulmeister] aber desto besser fortkommen
möge, kann er die Fehrigeren auch zum Behören [Ab-
hören] gebrauchen.' 1684/1719, Z Landschulordn. —
3. vollendet, von Werken; zu Ende gegangen, von
Vorgängen oder Zuständen, z. B. d' Fraid [Freude]
ifich /'. Bs; erschöpft, von Vorräten, Lebenskraft
oder Vermögen; auch wie nhd. .fertig' activ von Per-
sonen: der vollendet oder erschöpft hat (Verbreitung
wie bei 1). Es ist mit im f. oder er ist f., es geht
oder ist mit ihm zu Ende, vom Tod oder ökonomi-
schem Ruin. DafsJ ist (emal) f., ausgemacht, unbe-
.streitbar Bs; Z.
Mild, feree (spät und selten), zur Ausfahrt bereit. So
weit uns die Ausspr. unsers W. liezeugt ist, uoigt der Voc.
luolir uach c als nach a, und die Lauge desselben ist erst
spätere Dehnung. Es ist also nicht aus/öi-ic/, vielmehr Beide
unabhängig von einander. Letzteres erst später, als das a
dos Vb. faren bereits gedehnt war, feriij noch von der urspr.
Kürze umgelautet, entstanden. Dass ,ferig' aus ,fertig' ent-
stand, wie ,arig' aus ,artig' (s. Sp. 387), durch fortschrei-
tende Erweichung und zuletzt Ausstossung des Dentals, wäre
lautlich nicht unmöglich; .illein die Bedd. decken einander
nicht vollständig, und ,ferig' ist zu früh schon als selb-
ständiges W. neben .fertig' bezeugt; gegenseitige Berührung
namentlich auch iu den Compp. soll immerhin nicht ge-
läugnet sein.
un-ferig: unbequem zum Fahren oder Tragen,
nicht leicht transportierbar, z. B. von grünem Holze
gegenüber dürrem BRi.
? glich-. .Linggetuss, der beid händ gleich -f.
braucht, ambidexter.' Mal. — Es ist fraglich, ob .gleich'
nicht als getrenntes Adv. aufzufassen sei.
höh- s. hoch-färtig.
licht- Jiech-ferig, -fertig B; LE.", Hccht-ferii/
BHk., -fertig W, Uch-fertig Z: 1. leicht beweglich
zum Ziehen, z.B. von Wagen, Schlitten ,B; LE.;"
W. — 2. in moral. S., leichtsinnig, unbeständig Z.
•Der apostel weert, dz wir's nit so lychtverig schätzind.
ein lerer syn.' Zwinhli. .Solicher liechtferiger per-»
sonen.' 1529, Strickl. ,Die lychtvcrigen widertöufer.'
HBuLL. 1531, neben ,-fertig.' 1533. .Dann er ein lich-
ferig mann und zuo nachtail allem gottshus erboren
was.' Vad., in der mehr schriftd. gehaltenen kleinern
Chronik umschrieben: ,er hielt sich zerhaft und leicht-
sinnig'. .Andere derglychen lychtferigkeiten.' Gdalth.
1553. .Funditare. leichtferigs gschwätz treiben. In-
stabilis homo. 1., unbstendig.' Fris. .Leichtferig,
-fertig, inconstans.' Mal. ,Wann die bettler das gebSt
leichtferig achtend.' SHochholz. 1591.
Hier ist die Form ,ferig' offenbar die ältere und abge-
leitet von ,faren' i. S. v. .leben' ; vgl. das neuere ,leichi^,'
lebig'. So wahrsch. auch in dem folgenden Comp. ''
bös-, bös-ferig, -fertig: bösartig, boshaft.
,Bösfehtige Leut.' Wurstis. 1580, wofür .bosfertige'.
1765, wie auch Mal. schwankt zw. .bösfätigklich. bos-,
bösfertigklich, tückisch, subdole.' ,Ein wenig bös-
fertig und ungeschickt, improbulus. Bosfertigkeit, im-
probitas, faeinus illiberale.' ebd. ,Bosferig.' JJBreit.,
Kilbe 1639. ,Die bosferigen und fridhässigen anstifter
disos Unwesens.' Z Mand. 1653. ,Wäre das nicht ein
bosferigcr mutwillenV' JMüll. 1666. , Bosfertige men-
schen.' LLav. 1670, = .muotwillig und bo.shaft lüt.'
1569.
( u n - ) r e c h t - s. rechtfertig. ^
ring-ferig Bs; „B; Gr; L;" G; „ScH; S;" üf?
-fertig Gr; Uw: 1. leicht beweglich, v. Geräten, z. 5^
Wagen „B; Gr; L; S;" UwE.; von einer Arbeit, die
leicht von Statten geht Uw. ,Aphractum, ein ringfertig
schiff.' Fris. ,Ringferigkeit der zungen, linguiE volu-
bilitas. Ringferigklich, ordenlich nach einanderen, als
wenn ein red wol fallt, volubiliter.' Mal. ,Es gehören
den Soldaten ringferige Musqueten.' HsKdLav. 1644.
— 2. bequem GrD.; von einer Aussicht: frei, weit,
schön; von einer Wohnung, einer Gegend: hell, luftig,
aussichtsreich GrD.; He. — 3. von Menschen und
Tieren, a) körperlich: schnell, behend, leichtfü.ssig,
gewandt, leicht Bs (Spreng); „L; Scii;" G; Uw. JR. im
Laufe"; er lauft r. ,Ich hab gesehen, dass im lauf
überwinden nit des ringferigen ist.' 1531/60, Pred.
Sal. = .dass das Laufen nicht immer dem Schnellen
gelinge' (spätere Übersetzung). ,Ein ringferig [,-fertig.'
1667 usw.; danach JUlr. 1733] Dromedary, der senft
daher gat.' 1531, Jerem. .Seine reuter ringfertiger
dann die adler.' 1530, ebd. , Ringferig, velox, levis,
celer.' Mal. ,Der Musquetier ergreift den Spiess ring-
ferig mit der rechten zu vorderst an seinem End.'
ValFriderich 1619; vgl. u. ferig 2. — b) moralisch:
leichtfertig, unbeständig; „leichtsinnig L; Sch." ,Sö-
lichen ringfertigen, unnützen werten lychtlich glouben
geben.' 1529. Absch. .Dem bischof Hatte von seines
ringferigen und feilen gemüets wegen niemand vil
guots verjach.' Vad. ,Das Herz ist noch so neidig,
das Gmüt noch so ringferig.' FWvss 1653. .Durch
ringferiges und unfürsichtiges Handien.' Z Mand. 1669.
— 4. geringfügig. .Umb kleiner und ringferiger
Ursachen willen in gefengnuss geworfen.' JosSiml. 1577.
Mhd. riiicverle, -vertic, leicht und schnell gehend oder
handelnd. — Zu Bed. 2 (eigtl. wohl = ,wo der Blicl» be-
fiuem, ungehemmt schweifen, fahreu kann') vgl. das Folg.
(Bed. 1) und das syn. fromüciig, von Wohuungeu.
schwer-nferig", -fertig B; FS.: „1. = ,schwer'
i. S. V. duster. von Wohnungen;" vom Gemüte: .Der
I
Par, fer, fir. vier, for, für
922
sy stet trost [stets tröstete] in irem widerrauot [Un-
mut], wann sy ganz und gar schwerfertig was.' Ziely
1521. — 2. seh wertällig (schwer zu ziolien), plump,
unbeliültiich, Üegs. licht-f. B; FS.; „L." Im B Frei-
tagsbl. 172Ü wird das Tanzen empfohlen, ,weil unsre
Nation bei Fremden um etwas dick und schwerfertig
angeschen wird.'
fer ig II f-erig s. fern-rig.
Pfrli" (e'J, mit den Nbtf. Ferkelt i W, F^dli BHa.,
Interl., Färtschi BHa., F^tschi BSIC); LE.; Übw
— n.: 1. junges Schwein, Ferkel AaZc!.; Bs; B; Gr;
PP.; G; Sch; S; Th; Uw ; W; Z. Syn. Häsi, Haschili.
In FJ. ausgewachsenes Schwein, während das junge
Oiisel heisst. Trüeje' wie-n-es F. GW. D' F. hent Icei
Buch, wenn seh' nit süfe" GrAv. .^Is Jemand klagte,
das» sein F. nicht trinken wolle, riet ein Anderer:
Mach ass 's [dass es] i'n G'meindrat chunnt! GA.
Du diost [tust] as taie-n-es F., zu einem unartigen
Kind Obw. Du dreckigs F., zu einem unreinlichen PP.
Wer 's F. ha" icill, muess de' Sack üfhehe". Sulger.
.Man muss das F. anschauen, nicht den Trog.' Kirchh.
.Ein schwyn mit siben färlin.' NMan. ,Nefrens, ein
cntwent [entwöhntes] oder abgesaugts färle.' Fris. ;
Mal. f. werden als Bestandteil des Kleinen Zehntens
neben Imben. Hühnern und Kälbern erwähnt. — 2. der
Inhalt des Magens, sofern er erbrochen wird; die
Kaldauneii. Der hat e schmie Hüfo Ferlini 'bercho',
hat viel erbrochen W. Firn d' F. iis em Buch schlan,
.scherzh. Drohung gegen einen Dickbauch GrD. Vgl.
ferl(in)en.
Mhd. verlin wie das auf Sp. 712 angeführte FOyij aus
verhelin, von vurch, Schwein; e, e* in der MA. ist also eine
I Ausweichung fUr e'. Länge des Voc. wohl allg., wie meist
' vor r; e* auch in Z wegen der Verhiuduiig rl; d statt r ist
< eine nicht seltene Lautaffektion. — S. auch Jayn-; Läufer.
j Korn-: 1. Maulwurfsgrille AABb., Fri.; ZW. Syn.
Kornfresser; Herdkrebs; Werre; Werrfär. — 2. Ham-
ster. ,Von dem hamester. Cricetus, hamester, korn-
färle.' Tier«. 1563. ,Der Iiam.ster, kornferklein, cri-
cerus.' Reu. 1662. — Beide Bedd. wahrsch. von der Eigen-
schaft des Wiihlens.
Meie"-: Unke; ganz junge Kröte Tu. Syn. Gügen-
molL S. auch M.-Fägg Sp. 712. — SQg-: junges
I Schwein, Milchschweinchen ÄAZein. Syn. Span-F.
, .Lacteus porcus, ein saugfärle.' Fris. ; Mal.
Span- Spä- AAStauf.; Ap; GRh.; S; UwE.; Z,
Spä- Ndw; Spanferkel, Saugsch weinchen. ,Umb ein
, spannferlin 5 g 4 d.' Bs 1562. ,Porcellus, färle, seuwle;
und so es noch sauget, ein spanfärle.' Tierb. 1563. —
•Vom alten Tb. tpanm, saugen, locken, ziehen: vgl. nhd. , Ge-
span', Milchgeschwister.
ferlen, in BSi.; GnRh.; W ferlene', ferlinu":
1. ferkeln, junge Schweine werfen, allg. .Die loosen
'färlend auf den sommer, dann sy tragend 4 monat.'
Tierb. 1563. ,Elidunt foetus sues. färlend oder brin-
gend ire färle.' Fris.; Mal. .Wo g'ferlet [geworfen
■ worden] syge dise moor.' 1576, Schwynhirt u. Schioler.
— 2. s. erbrechen Gr; W. Vgl. Füllt und füllen
Sp. 795/6. Ferner übertr. auf den Heubündel, der
nicht gut zsgefasst ist, so dass das Heu beim Tragen
ans dem Seile weicht GRPr.
Diese Form des Vb. (mit r) auch in Gl neben Fiig'j fUr
ils« Subst. — Die mehrsilbige Form des Vb. geht auf die
den betr. MAA. eig. Pluralform -eni, -ini des Subst. zurück.
Über-: refl., zu viel Junge werfen und dadurch
verderben Ndw. — umha-: herum schweifen (wie
Schweinchen) und sich dabei beschmutzen; von Kin-
dern BSi. — ver-: ein todtes Ferkel werfen GSa. —
,neben-für-: gar zu leichtsinnig und dumm handeln;
unsinnige Lustigkeit äussern LE."
Perliner: der sog. .Kotzergeist', der sich zu kirch-
lichen Festzeiten in der Dunkelheit erbrechend hören
Hess und als Weinprophet galt W.
Feire f.: Weibsperson von anrüchiger Moral UUrs.
— Vgl. Fei.
Fir f.: Feier. — Juge"d-: besonderer Kinder-
gottesdienst am sog. Bettage, am Charfreitag und ein
Mal im Laufe des Sommers GStdt. — Peter-Stuel-:
katholischer Festtag (22. Febr.). zugleich ,Loostag'
für Witterung. ,So manchen Tag die Störche nach
P.-St.-F. ankommen, so manchen Batzen schlägt der
Sack Korn auf; und so manchen Tag vorher, so man-
chen B. schlägt er ab.' S. .Petri Stuhlfeier kalt —
die Kalt noch länger anhält. Wenn 's friert auf P.
St.-F., friert es noch 14 Mal heuer.' Hebelkal.
fire": feiern. 1. festlich begehen oder ver-
ehren, wie nhd. Mit Acc. der gefeierten Person:
einen Heiligen /'. und fasten, am Tag vor seinem
Feste fasten, was ehemals gebräuchlich war L. Bildl.
von gewöhnlichen Menschen: Fr ist weder z' f. no'''
z' faste, gar nicht zu befriedigen, wunderlich, übel-
launisch L. ,Der alte Knecht [mit Arbeit überladen]
war nicht mehr zu feiern [äusserst ungehalten].' XHerz.
1863. Mit Dativ. ,Es fyret wenig lüt den heiligen
mer.' Edlib. — 2. einen Verstorbenen f., zu seinem
Gedächtniss Trauerkleidung tragen und in der Kirche
auf der Trauerbank sitzen; z.B. si lied crem Ma"'
nüd lang g'firet Av. — 3. schonen, m. Dat. P. Wehn-
me" de" ühinde" z' eil firet, so wäret [werden] si mäster-
losig [ungezogen, unverscliämt] Sch. ,Der schelinshals
uns gwüsslich uit fyrt' lässt HsRMan. einen Zecher zum
andern vom Wirt, von dem er die Rechnung verlangt
hat, sagen. ,[Dass] wir durch solich und ander mittel
disen frijvelern zuokommen, inen nit fyren, sonder sy
dermass strafen wellent, dass . . .' 1532, Strukl. —
4. ,Fire, deesse alicui.'] Id. B = im Stich lassen, Nichts
für Einen tun? — 5. absolut, a) fasten ApH. Vgl.
f. und fasten, b) ruhen, säumen, zögern. , Unser
Widersacher sind gschwinder pratica und fyrent nit
weder tag noch nacht' 1531, Strickl. ,Ü. g. pittende,
ylends darzuo ze tuend und nit f., dann es nit beit
[Verzug] will haben.' 1531, ebd. ,AIs der gemelt
Göldlin inen zuogeschriben, dass dhcin fyrens me da
wäre, dann dass die Länder sy angryfen wurden.' 1531,
ebd. Mit von: ablassen. ,Vom schreiben feiren, va-
care a scribendo. Der teufel feiret niemal von seinen
aufsätzen [Anschlägen].' Hospin. 1683.
Bed. 3 entspringt aus dein in , Feier' liegenden Begriff
, ruhen' und , ruhen lassen'. Bed. 4, wenn richtig angegeben
und erklärt, wäre gleichsam das Negative zu 3 ; auf Hülfe
warten lassen.
ü s - : die Trauerkleidung ablegen Ap.
Firre" m., Firri f. s. Firn.
vier: das Zahlw. 1. Adj. Zur Hushaltig g'höre"
4 Pfennig: e Zer-, en Fr-, e Wer- und e Notpfennig.
Inbicben. Der Hümege hed 4 Stuck: e gnädige Gott,
e g'suiide Lib, es fromms Wib und e selige Tod. ebd.
923
Far, fer, fir, vier, for, für
Alleinstehend als PI. n. flektiert mm. Vieri nid g'rad
sy"lo", Alles bestreiten ScuSt.; ygl. fünf. Alli Vieri:
alle 4 Beine; resp. von Menschen: Arme und Beine,
all". ,Sei zu boden gefallen und habe alle vieri von
ihm gestreckt.' 1610, Absch. Z' aUe" Viere", \euixck
terre, in gestrecktem Galopp, sehr eilig G; ScuSt.
Mit z' alle Viere g'sprengt (von einem Erntewagen,
der eilig nach Hause geführt wird). Hafl. 1813. ,[Mit
einem Schiffe] gang 's oft vil gschwinder als z' allen
Vieren.' Scbimpfr. 16.51 (scherzh.). Mit alle" Viere'
d' Wand uf chlettere", eine Vexieraufgabe bei Pfänder-
spielen, welche damit gelöst wird, dass man einen
Sessel mit allen 4 Beinen die Wand hinaufschiebt. Er
isch fast z' a. V. d' Wand uf, war der Verzweiflung
nahe Sch. Z' a. V. gö', vor Müdigkeit gebückt gehen S.
Von der Tageszeit: am Vieri, um 4 Uhr; z' Vieri, zum
Abendessen, Vesperbrod um 4 Uhr; auch subst. (wie
z' Abed, z' Imbiss udgl.) dieses Essen selbst BSi.; Z
(Syn. z' Vesper); zweites Abendbrot (wenn das Mittag-
essen z' Abend heisst), Arbeitern im Sommer verab-
reicht Obw. — 2. Subst. mit Art. ,die Vier', Dorf-
vorsteher, auch Vierer (s. d. u. Ztschr. f. Schwz. R.
Ta 45). ,I)er Twingherr setzt den Ammann und die
Vier; jährlich sollen zwei neue gesetzt werden. Sie
sollen darauf achten, dass ohne Bewilligung kein
Fremder sich einhause.' 1669, Twingr. BRoggw. und
so bis 1819. Von zufälliger Riehterzahl: ,Erflndet
sieh denn vor den fteren und dem fünften [ihrem Ob-
n^anne], dz der hof gan Grüeningen gehört.' Edlib.
— Abi. Vierdung; Viertel (s. Vier-Teil); vitnteiit [s. Stund);
V'ierfnjzrf.
6 in- vier: eigensinnig? .Man findt etwa so stolze
einfiere köpf.' ÄgTschüdi, Gallia.
Viel), nur verschrieben statt des syn. eintchier oder dann
.jedenf. diesem nachgebildet unter Einfluss von ,geviert', s. d.
Vierer: 1. Mitglied des Vorstandes städtischer
und ländlicher Gemeinden; vgl. die Vier. Ziemlich
syn. erscheinen , Anwalt, ewalt, geschworner'. ,Die v.,
so von aim vogt und den nachpuren erweit und ge-
ordnet sind.' 1495, Offn. Rickenb. ,Nach erkanntnuss
der geschwornen vierer, die die gemeind alle jähr be-
setzen sollen in beiwesenheit eines amtraanns.' 1506,
Oftn. ThKcssw. ,Das Recht, einen Ammann, die Vierer,
den Bannwart, die Wein-, Brot- und Fleischschätzer
zu setzen.' 1669, BRoggw. Auch von Unterbehörden;
,In Bern wurden von der Gemeinde zur direkten Auf-
sicht und Execution betr. die Stadtfelder nach dem
Beispiel beinahe aller Gemeinden, wo Rural-Angelegen-
heiten zu besorgen waren, V. bestellt.' BLMessmeb
1830. So bis 1798; der Name Viererlmsi aber ist dem
einen ihrer ehemaligen Sitzungs- und Archivgebäude
bis heute geblieben. ,Uf 16. maien 1536 ward ich
von mynen herren zue der armen lüten stock [Al-
mosenkasse] zu einem fierer verordnet.' Kessler. —
2. Scheidemünze im Wert von 4 Hellern od. Pfen-
nigen, '/a Kreuzer, vormals in Aa; B; L. ,4 vierer
für 1 blaphart.' 1383, L Bürgerb. „Ein bernischer
Vierer war (noch in der 2. Hälfte d. XVIU.) der dritte
Teil eines alten B Schillings." E Chrüzer un e V.
wurde gesagt statt l'/a Chr. BO. In Bs f = 2 Rappen
(4 Heller), aber schon zu Spreng's Zeit nur noch ideell,
im Rechnen gebraucht. Auch allg. i. S. v. geringem
Wert. I''' gebti [gäbe] kei V. derfür GaPr. ,Von den
Vierern sollen 293'/« Stück 1 Mk wiegen und 6 Lot
;1
fein halten.' 1565, Absch. Im J. 1573 wird gerügt,
dass eine Menge Zuger-Kreuzer oder Vierer ausgegeben
werden, die im Reich nicht angenommen werden, was
auf den Grenzverkehr hemmend wirke, ebd. — Mhd.
oierer in beiden Bedd.
Etsch-. ,Quadrans gilt als vil als 1 Basler hälb-
ling, 2 alt angster. 1 quatrin, etschvierer.' Fris.
Ober die Benennung s. ÖeterricAer Sp. 584. Vgl. auch
Etper Sp. 57 1 ; Etsch-Kriaer, -Plaphart.
Basel-. ,1 Baslervierer = 5 heller.' 1504, Absch.
,= 3 Angster.' 1533, ebd. ,1 Pfund = 10 Kreuzer =
10 Basler-V.' 2. H. XVI., ebd. ,As, ein kleiner Basel- ,
vierer, Schilling, blappart.' Fris. — Pfund-: ,(in \|'
BsStdt) die Gebühr des Stadtkäuflers bei den Ganten, '\
nämlich ein Vierer von jedem Pfund, den Käufer und
Verkäufer zu bezahlen haben.' Spreng. ,Gebühret ihm
nach der Ordnung der Pf., d. i. vom Pfund 4 D. und
weiter Nichts.' 1740, BsRq. — Bettelstuben-: vor-
mals einer der , Vierer' der Z Gmde Sth., Aufseher
über die Bettelstube. ,Hans Jagli, Bettelstubenfierer
uff dem gmeindhus zu Oberstammheim. 1630', auf
einer Glasscheibe. — Doppel-. ,Es soll 1 D. 7'/«
Angster gelten.' 1533, Absch. ,5 Doppler oder Doppel-
vierer = 2 gute Batzen.' 2. H. XVI. (ital. Vogt.), ebd.
.Dupondius, ein doppelvierer.' Fris. , Welcher in dises jJ
bad will, gibt zuo einzug zwen d. oder 1 angster und M,
3 crüzer.' HPantal. 1578. ,Doppelführer.' Wurstis. ^
1765, 176. — Dorf-: Dorfvorsteher; s. das einf. W.
In den alten Offnungen, z. B. von ZFlaach, Töss, auch
,D.-fyrer' geschrieben und mit ,Dorf-meier' wechselnd.
Dischli"-: 1. vormals ein Beamter der adelichen
Gesellschaft zum Distelzwang in Bern; s. B Taschenb.
1865. - 2. Geldstück, den Kindern in Bern am 0.ster-
montag ausgeteilt. — Disvhli = üi»ttU, Distelfink.
Vieri f.: viereckige Gestalt = Geaerf, -i. I' d' V.,
ins Geviert SchwE.
Ge Vieri f.: Vierheit, Vierzahl, Viergestalt? ,Des
!s] gstalt was auch nach der gfiere der tieren.'
1531, EzECH. 1, 15.
Vieri n.: 1. die Ziffer 4 (s. o.). — 2. Spielkarte
mit 4 Zeichen. — Rosen-: diese Karte in der ,Farbe-
der ,Rosen' ; im Kaiserspiel eine der wertlosesten Kar-
ten, daher die RA. flilge' wie 's B. Ineichen 1859.
Stuel-: einfältiger Mensch 6.
Wahrsch. gedacht: so dumm wie ein vierbeiniger Stuhl,
d. h. ein Stück Holz (vgl. .stockdumm'), aber viell. mit An-
lehnung an ( Büren-) Fiinfi.
Vieri°g f.: 1. die Zahl 4. - 2. die Karte oder
die Nummer 4 Ndw. — 3. viereckige Gestalt. ,Die
stein [Bausteine] sollen an keinem egken abgebrochen,
sonders völlig syn, dass sy in allwcg die vierungen
ergryfen (erlangen) mögent, damit da kein presten
erschyne.' 1539, B.
Vierliog „!_. der vierte Teil eines Massganzen
(z. T. wie ,Viertel', nur dass dieses den 4. Teil eines
grössern Ganzen bezeichnet und nur von Hohlraasseu
gebraucht wird; s. 5). 1. ein Viertelhundert, bes. von
Kohlköpfen, welche nach diesem Mass verkauft werden
B; GTa. — 2. der 4. Teil eines Pfundes. ,1 Vierling
haltet 4 Unzen, oder 8 Lote, oder 32 Quintlein, oder
>/« Pfund.' JBEscHER 1685. — 3. eine Viertel-Elle Z.
Scherzh.: en V. blatte Himmel, wenn nur wenig Blan
am bewölkten Himmel oder nur ein kleines Stück des
925
Far, fer, fir, vier, for, vor, für
926
(blauen) Himmels sichtbar ist; vgl. blaue U. [so viel
als Zeug erforderlich wäre) zu-n-ere Schöss (zumene
Par Hose"). Scherzh. (von einer Pockennarbigen):
si war recht, wenn si nw en V. anderi Hut hält'. —
4. '/» Juchart Z, z. B. von Weinbergen. ,Ein winzler,
der ein ganz lechen hat, mag 1 tag mit 4 personen
l?sen, ein fierling mit ainer person.' 1515, RHEiNAti.
Pisclierrecht. — 5. der 4. Teil eines Viertels, selbst
wieder in 4 Mässli eingeteilt (Hohlraass f. Trocknes)
Z. So auch bei JBEscher 1685. ,1 ferling öpfel galt
1 p [Schilling].' Edlib. Das entsprechende Mess-
geschirr: ,Die viertel, vierling und messlin und das
wyngeschier fechten.' 1547, Sch Ratsprot. Syn. Kopf.
— 6. Teil eines geschlachteten Tieres (?). .[Die
Metzger sollen] dehein fleisch nit waschen, denne so
das ingewaid herüs kunnt und das denn furo nit in
die kübel stössen und waschen an den fierlingen.' ca
1400, STAnxR. Diessenh. ,Wüss ein schäfenen f. zu
emphahen und leb woll drob und (gn)ag in suber ab.'
Anf. XVD., BScHWARziN.
Wuchen-: die (vierwöchentlichen) Katamenien.
Den W. ha" Z. — Verdreht aus 'VicrwücMi''<;.
viernist: 4 Mal Bs. — Wie zweu-n-ist, drü-n-ki mit
eingeschobenem n nach Anal, von ciniat.
viert: Ordn.-Zahlw. ,Zu Vierten verwandt' ist
man, wenn die Urgrosseltern Geschwister waren GlH.
Anderswo gleichbed. z' vierte' Chinde'. ,Da sich nun
aber ergibt, dass sie [die J^heleute] zu den vierten
Kinden sind, so ferne Verwandtschaft bisher zugelassen
worden, so möge man sie ehelich bei einander bleiben
lassen.' 1545, Absch. Ehemals konnte man in Gl in
den Fall kommen, auch ,zu Vierten' zu steuern, d. i.
im vierten Grade der Verwandtschaft zur Unterstützung
von Waisenkindern herangezogen zu werden.
geviert: 1. quadratisch viereckig, z. B. von den
4 Seiten eines behauenen Balkens Z; vgl. überlang-t.
.Geviert schüsslen'. als Requisit für das Heer. G Stifts-
archiv. .Gevierd töller, quadra.' Dastp. .Quadratus.
vierschröt, gflert.- Fris.; Mal. ,Die erste Proportion
[von viereckichter Schlachtordnung] ist geviert von
Mannschaft, d. i. wann so vil in ein Glid als in einen
Reien gestellt werden. Die andere ist, wann die Sol-
daten ein geviertcn Boden, auf welchem sie standen,
machen, welche geviert von Land oder Boden :ge-
nennet wird.' VFrider. 1619. ,Penster von geviertcn
Scheiben.' Z 1760. Von Zahlen: a) viermal genom-
men. .Überantwortet in vier gefierten kriegsknechten.'
1531/48, AposTELOEsrH. = ,4 mal 4.' 1667. — b) mit
, sich selbst multipliziert, mit 2 potenziert: .Neune ist
ein gevierte zahl, die da entspringt aus drei mahl
dreien.' FWtss 1650. Von Menschen: „vierschrötig,
stark und plump von Gliedern." — '2. geschickt
BHa.; listig, schlau. ,Er war geflert und böslistig.'
Zielt 1521. ,So wird das wyb, wie wol 's ist gvierdt,
j fry bschissen, trogen und verfüert.' Rüef 1550. ,Denn
! d' schlang listiger ist und gfierdt uf allem veld denn alle
tier.' ebd. ,Wie dann abt Uolrich uf sölichen verdackten
, anschlegen und pratikcn unseglig li.stig und gfiert was.'
Vad. .und ist kain abt so gfierd, geschwind, vorteilig
und fürsichtig gsyn.' ebd. ,Astutus, gescheid, listig,
gefiert, boshaftig, ausgefitzt. Pejor, böser, g^erter.'
Pris.; Mal. ,Die h. gschrift nennt torechtig lüt, die
glych [zwar] weltwys sind und gfiert, aber in denen
kein gottsforcht ist.' LLav. 1584. Vgl. dag. frz. tete
carree und .vierschrötig'. — ^ 8. Subst. .Gevierter' =
Vorsteher, einer der ,Vier', s. d. ,Waro daraal Seckel-
meister HJH. und Gefiertne LH. und HJR. [usw.].' 1726,
AAAbtwyl. _ ab- = geriert 3. ,Hab meine Sachen
wol g'studiert Und bin durchüss gar wol abgfiert. Ich
weiss ds geistlich und weltlich recht.' Com. Beati. —
schräg-: nach der Form eines verschobenen Recht-
eckes ; auch schräg im (i''sj G'viert, z. B. schneiden,
machen (Zimmermannsspr.). — G'viert Gvierd Bs n.:
(quadratisch) viereckige Gestalt; Quadrat, Viereck;
3 Sehueh i's Gr. Grundstock eines Hauses. Bis i 's
Gc. ufe (d. i. bis da, wo das Viereck sein Ende hat);
vom Gr. ufe bis i'n Gibel Z; vgl. das folg. Viereckiges
Gestell eines Webstuhls Bs. — Gevierti f.: 1. der
obere Teil eines Gebäudes, auf dem das Dach ruht L.
— 2. (quadratisch) viereckige Gestalt übh. ,Sie haben
allda das Läger geschlagen und ihre Hütten die Gvierte
[adv. Acc. = im Quadrate] eingeteilt.' Ghimm 1786. —
3. Abstractum zu geviert 3: Listigkeit, Schlauheit. ,Ich
will im [dem Teil] syner gvierte nit vergessen!' sagt
Gessler bei Ruef. ,Astutia, gescheidigkeit, geschwindig-
keit, li-stigkeit, geflerte, gefttzte, list.' Fris.; Mal.
Mhd. (jevieret, vierecliig, fest. — Bed. 2 des Adj. viel),
naoli dem lat. quadralus, eig. viereckig zugeschnitten und
dadurch passend, schicklich; dann: geschickt und dieses nach
der schlimmen Seite ausgedeutet.
halb-viert: S'/a Masseinheiten haltend? ,Ein
halbfiert kanne.' 1422, L Urk. Vgl. viert-halb.
vierzig vierzg. „Die Vierzig", eine Behörde, Volks-
vertretung. .Schultheiss, Rat und V. und andre ihre
Ämter und Gerichte besetzen.' 1450, Bad. Freih. ,Der
Geschwornen sind 38, welche sammt dem Landsweibel
und Landsschreiber die 40 oder Vierziger, auch ge-
meine Vierzger der Landschaft Entlibuch genannt
werden. Sie versammeln sich alle 2 Jahre, um sich
über das gemeine Beste zu beraten.' JXSchnvd. 1782.
— nünundvierzig: He z' Nünevierzgi! Ausruf des
Erstaunens Bs. Vgl. einundfünfzig.
Vierziger: 1. Mann von 40 Jahren (wie nhd.).
— 2. ein im Jahre 40 Geborener. Vgl. Järgänger. —
3. Plur. = ,die Vierzig'. — 4. Laib Hausbrot, deren
40 aus dem Viertel eines Müttes gemacht wurden, so
dass der Laib ';« Kilo, je nach dem Jahrgang mehr
und weniger, wog. XV. — XVIIL, Z; Syn. Vierzgi-,
Vierzger-Brod ; s. auch Drissger-, Zechner-, Zuänzger-
Brod. Um die Zunftschranken zwischen .Feilern' und
.Fochenzern' (s. Sp. 654 u. 774) aufrecht zu halten,
wurde 1463 den Feilern eingeschärft, ,dass sy dehein
vochenzis brot 20, 30, 40 oder 10 vom viertel oder
gottcl [in welchem Verhältniss das sei] nit bachen
süllent;' und mussten in der Folge auch die Fochenzer
auf das ,Vierzger-Gebäck' (wohl weil es zu nahe an
das Kleingebäck der Feiler streifte) verzichten; s. ,das
Brot' 1868. 76 f. 127. 1.34. 135. 139.
Pierje f.: Hemmkette unter den Schlittenkufen Gr;
Syn. Verheb-, Underlegketti. — Aus churwälscli fiarya;
vgl. fcrri 11 (Sp. 918).
vor. in Z far (o'): I. Präpos. A. mit Dativ.
1. räumlich, wie nhd., doch in einzelnen Verbindungen
mit besonderm Sinn. Vor-'evi Hus, auf der üstseite
desselben (hinder, westlich, ob, nördlich, under, süd-
lich; ebenso beim Adv. vor nse, nach der üstseite
heraus usw.) G, bei entsprechenden territorialen Ver-
hältnissen. Im Sinne von Ausschliessung: Vor der
927
Far, fer, tir. lor. vnr, für
Tür ist diisse! B (Zyru). ,In allen gerithteu und ge-
bieten derer Ton Schwj'z in und vor dem land.' 1545,
Absch. In Verbindung mit andern Raumbestiminungeu:
D'rnoh [darnach] nimmt 'r e Prise und lächelet so
g'hcimnissvoU vor anem ane [vor sich hin] S (Joachim).
Vor Eim ane gä", vor Einem her gehen Z. Ich cha""
d' Wassergelte nüd lor-m'r ane träge", i''' mues-si iif
de" Chopf ne" Z. Si ist vor-m'r ane [an mir vorbei
gegangen, sonst fiir-mi"'' ane] und hät-mi"'' nüd emal
g'griiezt Z. Müge"-mer vor enandferej ko? an einander
vorbei kommen (ausweichend, ohne störende Berührung)
Gr, anderwärts tor-en. dtire (duri) cho", in Z auch in
bildl. S. = einträchtig sein, ohne Streit mit einander
auskommen. Übergehend auf innere Verhältnisse,
Gegenstände des Bewusstseins und Willens: Etwas
vor st'''' ha", vorhaben, sich vornehmen (zu tun) B öO.
Etwas noch zu verrichten haben Si;HSt. ; etwas Ver-
gnügliches oder Beschwerliches in Aussicht haben Z.
,Als dick [so oft] sy vor inen [sich] hatten, die von
Zürich selb zu fragen.' Fküjjd 1447. .Damit sie uns
mit betrüglichen gefärden vor dem gemeinen mann
[bei ihm. in seinem Urteil] verleiden [anklagen].' 1531,
Absch. ,Landleut, so Geissen haben, sollen dieselben
jederzeit vor dem Hirt [in seinen Augen, unter seiner
Hut] haben oder in Stall tun. damit Bäum und Gärten
nit von ihnen verderbt werdend.' 11375, BEschi. Im
Sinn von Hinderung: Ei"m nüd vor Öppis si',
es ihm nicht verwehren Z ; vgl. vor si", Adv. .So
dann nun die C'reatur gleichsam keine Buh nicht hat.
wann ihro unser Undergang so viel zu schaffen gibt
und uns so gern vor demselben wäre.' JMüll. 1(J65.
— '2. zeitlich. D' Urte vor-em Wirt mache" AaKöII. ;
sonst: ,ohne den W.' Me 7niies de" Lo" vor-em Seckel
sueche, nicht zuerst den Beutel Z. Vor Järe", vor
etlichen (nicht , vielen', wie nhd.). ,Diser handel ist
v. langst [längst vorher, schon lange] offenlich ver-
antwurt.' 15'24, Absch. .Üass wir um unsere hotten
noch nit vernommen, dann wie sie von ihm [dem Kö-
nige] V. lengest seind wohl empfangen.' RCvs. —
3. causal, z.T. wechselnd oder vermischt mit von.
Dert f/rodlet 's r. Lite, dort wimmelt es von Leuten
Bs. Fast verbiiggle" v. Lache", sich fast buckelig
lachen G. Vor enandere, einer wegen des andern
Aa (H.). Vor-em selber, von (sich) selbst, aus eigenem
Antrieb, ohne äussere Ursache S; Z (auch von). Was
hesch am Finger? (irgend ein Geschwür). He, 's isdi
vor-em s. ko Bs. Göt 's Gatter [Gittertor] vor-em s.
uf. BWvss 1863. Bin Atto hed g'slagod [geschlachtet]
das Chalb, vor der Freido, da.ss er 's [das Söhnchen]
hed g'siehd g'sinds [gesund wieder gesehen] PRini.
,Als das schiff an zweien enden brann, das wir es nit
löschen konnden v. dem schiessen.' HsSchürpp 1497.
,Du weist schier v. alte gar nüt.' NMan. ,Dass der
sehne nit die dächer intrückti v. schweri wegen.'
UMev. 1540/73. ,Das volk, das morgens v. gschäften
zur predig nit kummen mag.' XVI., Z Ordn. .Under-
wylen plagend der mann und 's wyb einanderen, dass
die nachpauren v. ihnen z' eng habind.' Schimpfe. 1Ö51.
— 4. bei .kennen' i. S. v. .unterscheiden' = von. A"
tvaji tuet-mer [man] d' Hamperchslüt [Handwerker] v.
ejuind kemie? ZO. Mer kenned d' Hiind und d' Chatze
V. enand und 's Silber vor-em Blei. Stutz. Dert fült
der Arm und fült de Bych, Me kennt s' nüd v. enand.
ebd. — B. mit Accus. 1. vor Etwas hin, wie nhd.
Fi"m V. d' Sunn sta", das Licht verdecken Z. Ein
unartiges Kind v. d' Tür luse stelle" usw. Person.n,
Gegenstände, Geschäfte vor enand richta", eine Reihen-
folge darin herstellen Gr. Vor enand mache", wett-
eifern, wer mit einer Arbeit früher zu Ende komme,
aber urspr. vom Wettlaufe GG. Im S. v. ,zu': ,Diei
Rute vor die Hand genommen.' D Tomann 1708. —
2. statt ,für', in verschiedenen Bedd. dieser Präpi,i|
vom XVI.— XVm. u. noch in P (s. Schott 293. 294).
,V. immer und ewig.' LLav. 1576. ,So pflegest, wasJ
T. mich [den Tod], dem kranknen einzugeben.' Rüd.
Hey. 1650. ,Bist die rechte waar v. mich.' ebd. .Nicht
V. den rechten angesehen werden.' Hott. 1666. ,Er
arbeitete v. ihn.' Lec, Lex. , Wovor ich bitte.' Acerra
1708. ,V. einfältig passieren.' ebd. ,V. das Waisen-
hus.' 1730, BSpyhi 1871. .V. das Könftig.' 1731, Dien.
1863. ,Sie halten die goldene Ketten nicht v. so alt.'
JGSüLz. 1741. ,V. Dienst und auch für Kinder.' 1771,
BSpvri. ,Ein geräumiger Laden v. allerhand Hand-
werker oder Handtierungen.' Z Donnstagsbl. 1787.
,Was tat er nicht v. Sünde! Er hat v. das Neu ge-
stritten. Dass er sorgt für sein Intressen.' H(iWii'F
um 1805. — IL A d v. A. räumlich, concret und in
abstr. Anwendung. 1. vorn B; S; Z. Syn. vornen.
Im Lade" v. Vor am Wage. NicELi 1842. Brei Nolte
[Nullen], V. en Strich = 1000. Stütz. Er ist r., vorn
im Zuge (voran, voraus) B (Zyro). 3Ie as leh Löcher
hün-i V. im Chopf. Stotz. Du g'sehst [siehst] v. guet
üs, aber hinde wüest B (Zyro). Weder v. no"'' hinnen
BRi. Hinnen und r. a" dem G'säg [Gerede] sei keis
Wörtli war. Stutz. Hingenevor iceder Öppis z' bisse
no"'' z' g'nage". BWvss 1863. S. noch u. hinden und
vornen. ,Vor', vorn. 1534, Mey.. Wetz. Prägn.: ror
sl", vor Gericht stehen ; Audienz haben Z. — 2. vor-
aus, vorgerückt. V. sin, weiter sein als ein An-
derer, z. B. im Spiel oder Marsch B (Zyro). Eim vor
diu", ihn im Lauf überholen Z. Wlt r. sl", im Wachs-
tum, von Pflanzen im Frühling Z. — 3. vorhanden,
gegenwärtig. .Corrige prseteritum, prasens rege,
cerne futurum. Mach besser, was gefeit; was vor ist.
tu recht leiten. Und was zukünftig ist. vorsehe auch
bei Zeiten.' Sylloge 1676. Vor ha", verhandeln. ,Wenn
wir auch bei Tische die gleichgültigsten Sachen tot ••
haben, nie redt er ein Wort dazu.' — 4. übrig, übeir
schüssig, -flüssig; bildl. beschwerlich, lästig.
Syn. vorig; für, fürig. Subst. : im Vor, noch vollauf
(im Vorrat, Überfluss) GrD. Mit sin: s'eb [jenes]
Bröckli ist v. Ap (auch för, für). Es sind chum me
drü Mikkli [Bröcklein, Bissen] v. Stutz. Er ist v.,
man könnte ihn entbehren ZO. Er ist-m'r v., lästig
GF. Der Wage ist - m'r v., feil G Ta. Vgl. vorig.
V. ha", übrig haben Ap; L; G; Z. I«'' ha" Nüt i:,
kann Nichts entbehren GG. ,Ich hätte kein einziges
[meiner Kinder] v.' Stutz. F'' ha" na [noch] ;? Franke
V. g'ha Z. ,Das Stroh, das er v. hatte.' Z Processakt.
Er meinti sust, er müesst-is Öppis g'e und Mit jo leider
selber au''' Nüd v. Stutz. Hat es Chind es Mäppli «.,
so muess-'s-es dri [in die Sparkasse] tue", ebd. De
liest denn künftig 's Sträle" vor [du brauchst dich
nicht mehr zu kämmen], bist nümme 'ploget mit-em
Hör. EFeurer. D' Milch hat nöd vil c, die Milch
ist auf dem Punkt zu brechen (i. Es liet nüd vil v.,
es fehlt wenig, ist nahe daran G. Es hat Nüt v.,
man darf nicht pochen, es könnte leicht fehlen ZHörnli.
Es hed vil V., ist mehr als wahr Ap; GF., Ta.; Syn.
me n's eben. Vgl. .vor [iMehr] dann [als] einmal.' Edlib.
929
Fav, 1er, tir. für, vor. fiu-
930
und ,eben vil'. ,Syn barsclialt schetzen und syn gelt-
schuld, was er über geltschuld vorhat.- 1503, ERziHLEU
185"). Mit bliben : es int vom Esse' Nüt vor 'blibe° Z
Dättl. Ebenso ,vorsehiessen' in der ä. Sprache. Mit
machen: erübrigen, gewinnen. Er cha" bi dem G'schäft
Nüt V- mache Z. Ebenso vor löse», hiisen, ersparen;
vwgeinl, überflüssig, vorrätig (aber auch : vorher-
gehend); vorstand, vorrätig (aber auch: bevorstehend).
— 5. hinderlich. ,Vor stan, vor dem Lichte stehn,
visuni intercipere.' Id. B. Mit sin und Dat. P. und
z. T. Gen. S., in der ä. Spr. = verwehren, verhüten ; vgl.
vorgän. .Süllen wir inen des nüt v. syn.' Bundesbr.
1352. ,Soll uns das kein herr nit weren nach [noch]
v. sein.' Offn. ZBinz. 1435. ,[Sie] redten, sy wärend
dem M. rechtes nie v. g'syn'. hätten sich nie geweigert.
den Streit nüt ihm vor Gericht auszumachen. 1473,
Zellw., Urk. ,0b ir vermeintend etwas ansprach zuo
liaben, wellen min herren dem nit v. syn'. Nichts da-
gegen haben oder tun. 1530, Absch. , Solchem Betrug
V. zu syn.' 1502, Ndw LB. .Desnahen soll kein Fischer
dem andern vor sein [verwehren], in den Gransen zu
sehen [ob er etwa verbotene Fische darin habe].' 1757,
Z Ges. Auch in der Formel: ,da Gott vor si', was
Gott verhüten möge. .Beschäch ouch, da Gott vor sye,
' dass ein hofmann den andren ze tod erschluege.' 1484,
I ScBW. ,Üb einer ein'^" vom leben zum tod brächte
, (das gott vor sy).' 1582, Obw; spätere Redaktionen:
1) ,das gott lang wende', 2) , davor gott seie.' Mit
.kommen': .Solchem fortan vorzukommen, haben wir's
abgestellt.' 1540, B.\den. Hieran schliesst sich auch
' die Bed. von .Vorbehalt', mit ,haben': ,Wir haben
aber harunder v., das das vorgenannte antwerk die
brotschal nieman''"" fürer verkoufen [soll].' B Stadt-
satz. 1413. Ausnahmsweise erscheint einmal die ent-
> gegengesetzte Bed. ,behülflich-, mit ,sein': ,Dass sie
ihnen v. sein, als oft sie des notwendig seien.' 1352.
Olh. Vgl. Vorgängerin, Gehülfin. — 6. aus räum-
, lieber Bed. übergehend in geistige oder zeitliche: vor-
schwebend als bevorstehend, gleichsam vor dem
■(geistigen) Auge, in der unpers. Verbindung: Es ist-
imerv. L; ScnSt.; S; Z, wie v. Ap; Bs; Gl; GEh.; Z.
mir ahnt oder ich ahne. ,Vor si': augurari, prsesagire.'
Id. B. 's isch-mer g'si' wie c, er mach öppis Un-
■ g'schickts Bs. ,Es ist mir so schwer, ich kann nichts
, Anderes glauben, als dass ich meinem Unglück ent-
i gegenfahre; es ist mir, als wenn es mir v. wäre.'
GoTTH. 's Herz het-m'r doch afo' chlopfe" und d' Glider
litlere' us luter Angst für-''e Fridli; 's isch-m'r v. g'si",
fs mitess öppis Uny'sinnts ge". BWvss 1863. ,Es ist
mir wie v., es gebe Etwas.' HPest. Es isch-m'r allweg
tri« V., 's Schwizcrland chömm no''' i" G'för. Stütz.
i.Bs ist mynr Schwester g'wesen vor.' Birk 1535. ,Mir
■wasv.' Salat 1537. .Alles das mir v. ist g'syn.' Euef
;1538. ,Und wie im vor g'syn was, also gieng es.'
|Vad. ,Hos ego tum animo intuebar, die warend mir v.,
ich sach sy dozemal künftig sein.' Fris. ,Wann dem
Geschöpfte der Jammer, der über die Menschen ergehen
■Süll, gleichsam v. ist.' JMüll. 1065. ,Es ist mir v.,
aninius prasagit.' Hospin. Mit Bez. auf Vergangenes
:(statt auf Künftiges) von undeutlicher Erinnerung (statt
■Vorahnung), 's isch-m'r alls ici£ v., i heb de Name sclw"
emcU g'hOrt, ich glaube immer, mich zu erinnern Bs.
Es isch-m'r wie c, es schwebt mir deutlich vor (der
Erinnerung) Z. Etw. vor ha', beabsichtigen, im Schilde
führen Z; vgl. nhd. ,Vorhaben'. — 7. weiter oben
Schweiz. Idiotiiot I. 1.
(geschrieben), vorher (gesagt). .Möchtin sy [Eheleute]
einandren nit heimlicher [vertrauter] werden, denn
vor geschriben stat.' 1427, Offn. SciiwPfäff. — 8. ,vor
und nach.' V. und nä ge', Rechnung tragen, sich
dem Willen od. den Launen eines Andern anbequemen
Gl; GTa. V. und nahe, sein Verfahren od. Verhalten
den Umständen und Verhältnissen anpassen Z. —
B. zeitlich. 1. vorhin, vor Kurzem, so eben Ap; Z.
Troti allem dem Guete, das er [ihr] ebe vor vernö händ.
MUsTERi. Syn. vorhin. — 2. früher, eher. P* ha'
niid chönne" v. cho' Ap. — 3. vorher, zuvor. ,Er
zwang vil herren und stett, die v. kainem römschen
künge nie gehorsam wollten syn.' 1336/1446, Z Chr.
,Do giengent sy beider [rascher] won v.' KSailer
1460. ,Der was v. 15 mal by dem helgen grab gesyn.'
HsScHüRPF 1497. ,Das niemant kein eigen guot an
keinem zuo kofen geben soll, der nüt lantmann ist;
er soll V. koflüt suochen im land.' alt. LB. ScnwMa.
.Nüt [nicht] mer wie var zuo grab getragen.' Eölib.
.Und bat man nit mer für die statt der cristenheit
wie for.' ebd. ,Das ir for zuo uns kommend, ob ir
rittend in das welsch land.' 1521, Bs Brief. .Er hätte
vor den vordrigen gegloubt, jetz müesste er den jetzigen
glouben.' Zwingli. .Kychlicher dann v.' ebd. ,Es sy
d«nn V. das gelt in bänden.' NMan. ,Du söUtist wider
umbhin gan und dich aber [wiederum] zwicken lan
wie V.' ebd. ,So bald aber die straf aufhört, ist er
gottlos wie V.' 1531/48, Exod. , Erlab dein herz v.
mit einem bissen brots. darnach sollend ir ziehen.'
Eicht.; dafür an beiden Stellen , zuvor.' 1667. .Als
ich üch dann v. zweimal und jetz zuo dem dritten
geschriben.' 1531, Strickl. ,Dass kein zins mehr ver-
jaren soll wie v., sunder mag jetz einer uf syn under-
pfand gan.' 1543, ScHwMa. ,So g'sich ich nüt ligen
noch ston : V. müend wir's suochen, nachhin [nachher]
gon.' Euef 1555. ,Mag yetlicher teil dem andern ein
fronvasten [ein Vierteljahr] v. abkünden und wenn
er dann abscheidet, soll er v. schweren vor eim go-
sessnen rat.' alte Schulordn. Brügg. .Widerumb wie v.'
Hcldr.Campell 1572. ,V. war ich Prior, jetz Abt.'
Eud.Mey. 1650. ,Jetz wie v.' GMüll. 1657. ,Bricht
aber nur die dünne schnür, dardurch er v. so hohe
fuhr.' JHAmm. 1657. ,Vor mein feder wurd erligen.
Der tag vor wurd neigen sich, Ehe all wurden her
geschriben, die wie beiden g'halten sich.' 1712, Togg.
Lied. ,Die Früchte funkeln da, wo v. die Blüte stand.'
AHall. 173'2. ,V. war ich ganz krank, jetzt aber ge-
nesen.' LiEU 1792. — 4. bevorstehend, in Aussicht.
Freued-i''' [euch], Chinde, er händ 's [z.B. ein ver-
schobenes Vergnügen] iez na"'' v.! Z. — 5. voraus.
Vor ne, seinen Teil voraus nehmen. Id. B. Subst. :
im Vor, zum Voraus GrD. (vgl. II A 4). ,Ein frow
mag ir guot v. dannen nemen von des manns erben.'
alt. LB. ScHwMa. Vor un(d) e: ehmals W; vorher,
schon läng.st B. Vor und nach: \) v. und nah,
sonst, immer W. 2) vor-e-nah, nach und nach B. —
III. Conjunktion: bevor, ehe (früher z. T. mit dem
letztern W. formelhaft verbunden) Ap; Bs; Gr; UwE.;
Z. V. i''' das tat, war [würde] ;''' lieber sterbe! V. i"''
gang, will i''' z' Nüni ne". Da chönnt-men Ein"' ja
morden und töde', v.-men Ein" g'hörti um Hülf rüefe'.
I''' han-en g'seh' grad vor er chrank worden ist. Mit
nachgesetzter Conj., wobei vor selbst dann eigentlich
noch Adv. ist. Vgl. auch ob Sp. 53. Vor 'as [dass]
er cho" ist, ehe . . . Gh. ,Er was for, eb [ehe] er
I
931
Far, fer, fir, for, vor, für
ihn schneid, gar blind.- UMev. 15ö9. .Vor. ob ich dich
vom leben bring, muoss ich dich recht beschouwen.'
1576, Necj. Ant. ,Järlich by guter zyt, v. ob man
uffarc [zur Alp fahre].- ca 1Ü30, TJ. V. und c. ,V. und
0 er an syn arbeit gang.' Stiftungsurk. OGlatt 1482.
.V. und ee das Gottswort vollendet ist.' XVI., Z Ordn.
,V. und ehe er das almuosen ausgibt.' XVIL, Gesinde-
ordn. Muri. ,V. und ehe wir unsere ampelen werden
zugerüst haben.' JMüll. 1665. - IV. als erstes Glied
von Zss. 1. vor Subst. streift vor zuweilen an die
Bedd. a) vorder, z.B. Vor-achs; -schiieh; -geschiri:
b) voraus, erst, z.B. For-i wo, erster (vorausziehen-
der) Schwärm der Bienen (vgl. nhd. ,Vorhut, -trab');
Vorred, erster Vorschlag, Einleitung zu einem Ge-
spräche, c) vorn, z. B. Vor-für, Feuer vorn im Back-
ofen. In Vor-chile, Emporkirche, bedeutet es einen
hervorragenden, vorspringenden Teil. Bemerkenswerte
Zss., in welchen voi- z. T. ähnliche prägnante oder
sonst besondere Bedd. hat: Vor-essen, erstes Gericht,
Fleisch an Brühe, statt Suppe; -felli, Grenzfurche
(s. Vor-faU); -hrüyyem, Brautführer; -geiss; -gestätz,
leiterartige Aufstützung vorn am Heuwagen; -haupt;
-hCis; -knab; -lag; -lass; -lauf; -luft; -lüt; -mal; -nach;
-ort; -bett; -brot; -brtich; -brüt; -burt; -brugg; -bühel;
-riher; -sass; -sager, Gewährsmann; -sagerin, Wahr-
sagerin; -satz; -stafel; -tvinterv'g ; -urteil, Entscheid
einer gerichtlichen Vorfrage; -zug, Vorhut, -spann. —
2. vor Verben, in ähnlicher Weise prägnant wie
bei 1; z. B. vor-geisten ; -hegenen (im Fischfang); -Magen
(von Leichenklage); -scharen, in der Schar voranstellen;
-schnüeren, mit der Richtschnur vorzeichnen; -strupfen,
beim Melken die Zitzen vorläufig anziehen; -ziehen,
intr. den Vorzug haben; -reden, andeuten, verraten;
-Icommen, zu Ohren kommen; scheu werden, ausreissen,
von Zugtieren, = für-; -praMisieren, durch .Praktik',
Umtriebe, vorweg nehmen. — 3. vor andern Advv.
des Raumes steht es (z. T. syn. mit rer- und für-,
s. dd.) a) betont, in der Bed. vorn; z.B. vor-nalie,
nach vorn hin oder auf der Vorderseite: -dure, vorn
durch; -i-e, zur vordem Haustür herein; -ufe, vorn
hinauf; -ttse, vorn hinaus, dagegen b) mit Betonung
des zweiten W.: vor-use, ins Freie, vor das Haus
hinaus, an die Luft; -usse, draussen; -umie, unten vor
dem Hause; -ane, voran, -aus, -her; auch: auf dem
Herweg; -dure, aussen vorbei; -abe, hinunter, und: im
Heruntergehen; -abeluege, zur Erde blicken; -ine gä",
gebückt einher gehen (dagegen v&r ine gä", vorn ein-
treten, -dringen); -füre (laufen), voran, -aus; -üme
cho (mit Tiefton auf vor), zu einer andern Ansicht
kommen, eig. vorn angelangt umkehren. Eigentümlich
ist: eor-heim, heimwärts, auf dem Heimwege; vergleiche
vor-füre. Vor-ziie ist = vorweg, der Reihe nach, nach
einander; sjn. vor-eweg ; z.B. vorzue brüchen, Vorhan-
denes, z. B. Geld, immer sogleich verbrauchen, statt
zurückzulegen; doch auch, in Verbindung mit kommen:
im Vorbeigehen einkehren, vorsprechen; vorab ne",
(das Beste) vorweg nehmen. — A. gleichbed. mit für
oder vielmehr durch Entstellung statt desselben .steht
vor in den Subst.: Vornüechtcr, erstes Frühstück.
Frühtrunk; -Sprech, Advokat; -bitt; ferner in vorlieb
nemen. Vor-bündig, ausgezeichnet, scheint eine Um-
deutung des syn. usbündig. Neben vorkommen im S.
von zuvorkoninien, hindern; -halten, versjierren, ver-
weliren. verheimlichen; -hebe)i , vorenthalten (aber
auch: vorbehalten), bestehen gleichbed. Conipp. mit
ver-: in voniia)ien, vermahnen; -schliessen, verschliessen,
scheint cor- nur missbräuchlich statt ver- eingetreten
zu sein; s. d.
lu betonter Stellung gedehnt gesprochen, was in gewissen
MAA. notwendig die Trübung des Voc. zu o-', a zur Folga
hat; von hier aus teilte sich diese Klangfarbe dem W. Ubh.
mit. Kürze des Voc. unter gewissen Bedingungen in Z auch,
in der Tonsilbe einer Zssetzung bewahrt, z. B. VAiachute. —
I A 4 kann auch zu 1 gezogen werden, wenn mau die Vor-
stellung des Unterschiedes mehr räumlich fasst, so dass die
Gegenstände an einander vorbei gerückt werden oder einer
durch den sich vordrängenden andern gleichsam verdeckt
würde. Aber da schon bei 3 nihd. von galt, so wird wohl
auch hier vor aus von entstellt sein, viell. unter Mitwirkung
lautlicher Vermischung von n und r; vgl. enerl, inert aus
encnt, innsn(t). Kein lautliche Entstellung ist wohl vor für
von in: I"'' hoffe' rur dir, da«» du usw. GEbn. ; vgl. der fin-
de;» (wenn dabei nicht die prinzipielle Vermischung von Nonün.
und Acc. mitspielt). Die Setzung von vor statt für bei I B 2
beruht wohl zunächst darauf, dass umgek. für in der ä. Sjir.
z. T. den Begriff des nhd. ,vor' umfasst, weiterhin auf der
ursprünglichen nahen Vwdtschaft beider Präpp. ühh. — Diu
bei HAI und dann auch bei IV 1 u. 3 a erscheinende Bed.
,vorn' kann nicht aus lautlicher Abstumpfung erklärt werden,
denn ,vorn' lautet in unserer Spr. durchaus vorne". Vielmehr
ist die Bed. ,vorn' (auch in manchen Fällen der Schriftspr. I
nur eine spezielle schärfere Auffassung des räumlichen ,vcir'
selbst, kraft dessen ursprünglicher Bed. Der bei I A 1 nuO
auch bei IV 3 a vorkommenden speziellen Beziehung dir
Vorderseite anf die Ostseite widerspricht der Ap Lokaluamc
Vordorf, einen südlich gelegenen Weiler des Dorfes (Heiden!
bezeichnend, nur scheinbar, da jene Lage nur zufällig ist
und daneben der Unterschied von , Vorder-, Hintor-, Ober-'
und , Unterdorf- besteht, so dass vor dort nur einen Vor-
sprung, nicht die Himmelsgegend bedeutet. — Die bei III
vorkommende Verbindung vor vnd ii ist wahrsch. urspr. kein
blosser Pleonasmus, sondern beruht z. T. auf dem Sp. 322
besprochenen relativen Gebrauch von und. Da man sagen
konnte vor und und e und i. S. V. priusquam, so combinicrte
man daraus mechanisch ein tioi- und e, welchem dann ei?,
erst wieder ein relatives und i. S. v. ,als' oder ,dass' folgen
sollte, das aber wie bei nhd. ,ehe' und ,bevor' wegblieb,
nachdem man angefangen hatte, diese Advv. aus dem Haupt-
satz als Conjunctionen au die Spitze des Nebensatzes zu
rücken. — Was endlich die Berührung und tw. Vermengnng
des vor mit für und ver- (IV 3. i) betrifft, so ist auf dieso
zu verweisen, jedoch mit dem Unterschied, dass ver- 7W
Raumadvv. mit der Bed. ,vorn' allerdings aus vor- abg»-'
schwächt sein kann, während gegenüber /ili- diesem die Prift'
rität zukommt. — Abi. vorder; tornen.
hie- vor: 1. vorhin, weiter oben; in einem Schrift-
stück. .Die stuck alle wie sy hiel'ar geschriben stand.'
1521, Z Taschenb. ,Uf des pharisäers gebet, von wel-
chem wir glych hievor gehört habend.' Gualth. 1559.
— 2. früher, ehemals, bisher. ,So h. gsyn', wie
frülier Brauch gewesen ist. Scnw LB. 1521/44. •»■''
3. Präp. = vor, in zeitL Sinn. ,üuch die köif, so K.
disem gemächt geschechen sind.' 1521/44, Scuw LB.
b C-: 1. zuvor. Zg 1739. — 2. Conj. in der (kanzlei-
niässigen) Verbindung e und bevor Aa. — 3. = vor im
S. von Überschus.s, Vorzug in den verb. Verbindungen:
,b. haben', übrig behalten. ,Hat bin [an die] 30 GM.
b. gehan.' 1570, MEsterm., Rick. .Hat wenig b., das
ihm nicht das haupt entpiicle', es fehlte wenig, .so wäre
er ums Leben gekommen. Wtrstis. 1580. ,B. geben':
einen Vorzug einräumem nachgeben, nachsteh n. ,Und
hst das Teutschland mit solcher schönen Gelegenheit
gezieret gewesen, dass es keinem Lande etwas b. geben.'
.B. tun' = nhd. (es einem) zuvor tun = übertreffen.
.Denn die [Katholiken] haben uns das Handw-erk
933
Pill-, for, lii-, fiii'.
934
[Kinderlehren zu halten] nicht allein abgelernet, son-
! dem tun es uns eben weit b.' Breit. Itl3l. - ent-,
! empfor= bevor i. 8. v. zuvor, (zum) voraus. .Wird
' der Krieg vor 0 Monaten beendigt, so hat der Papst
soviel empfor.' 1.540, Absch. ,Inen hierin enpfor fry
usgedingt das letst pott.' Iti06, Offn. AAOberw. ,E. bc-
haben, behalten': zum Voraus ausbedingen, vorbe-
halten, bei Verträgen; öfter bei Vad., z.B.: ,I)ass er
mit dem rünischcn küng sich veraint und die aid-
gnossen in sölichem nit empfor bhalten hette. — In
disem aid bhieltend inen die puren ir alt landrecht
klarlich empfor, wie es oueh von denen von Schwiz
und Glaris empfor gihalton was.'
da(r)- (Irr-, de-, di-: 1. absolut, a) räumlich.
l}ivor = dirorne, im vorderen Zimmer Z. Veror si",
i sich ausserhalb des Bettes halten, aufbleiben UwE.
— b) zeitlich = zuvor, vorher. Scho lang d. BHk.
I !>. isch es nüd so g'sl; der Abed d. Gl. Bring das
Zem(d)li [Körbchen] icider 'deckt wie d. Stütz. Larve-
• g'sichler legged s' a" und händ doch d. scho' g'ha.
HNXg. 1842. les weiss-i was d. XVIII., Baferngespr.
.Wird man nicht meineidig wie darvor?' JMüll. 1665.
S. noch 3 unten. — 2. relativ, d.h. bezüglich auf
■ einen vorher genannten Gegenstand. D. s«*, es ver-
[ hindern, s. cor II A 5. I hä" nümme chönne d. si, es
verhüten oder verweigern Z. I hi (dir) iind d., will
' es (dir) nicht verwehren G; 8cH. Er hätt im chönne
< d. si", sich davor hüten, dagegen verwahren BHk.
' 's Babeli hätt chmine heirate, aber d'r Vater ist-em d.
rfsei" UwE. Gott b'hüet is d.! S; Z. ,Darunib so
sind darvor und luogen!' seht euch vor, gebt Acht!
; HsRMan. ,Cavere aliquem facere aliquid, eim weeren
: oder darvor sein etwas ze tuon.' Pris. ; Mal. ,Der
■ Teufel kann nicht darvor sein, dass . . .' JMüll. 1661.
I Etwas anders: jEine' dervor ha", distrahere alqm.'
i' Id. B, wohl im S. von davon ab-, zurückhalten. —
X ,davor oder danach': ungefähr, bei Zeitbestim-
, mniigen, die nicht ganz genau gelten sollen. .Wir
snllent auch je ze zechen jaren, d. o. d. ungevarlich,
j; sölich eid nüwern.' 14.52, Absch.
? ze-, zue-: 1. zuerst, zunächst, zuvörderst, vor
' Allem. So im alt. Kanzleistil zur Einleitung von
: Briefen in der Formel: ,Unsern Gruss zuvor.' , Jetzt
wünsch ich euch ein gutes Jahr, erstlich dem Herr
Pfarrer zuvar und allen Vorgesetzten.' (Wächterruf)
Z üGlatt. Mit besonderer adv. Bildung ,zuovoren'.
1472, Z Schiessen. — 2. Conj. = bevor. , Zuvor und
i ehe letster ufbruch geschehen.' 1585, Absch. , Jeder
; Schütz soll, zevor er anfacht scliiessen, bei Verlierung
'Ics Schutzes, den Toppel leggen.' Z Mand. 1601.
vore I s. vorn. vore II, -^ oxi ^ vorhin, s. d.
u. vgl. vorig IL vörede s. bei vorhin-denn.
ii vorig I ö Ap; Bs; G; Uw, ä fö^J Z, Ö BBe.;
! U tw. (ej: 1. übrig, überflüssig, -schüssig, vorrätig,
• entbehrlich. Syn. für II A 7 und in dieser Bed. wech-
' selnd mit /^«n(7 (Ap; BsLd; B; VOrte; Gl; Gr; GA.;
S; W). Fürig st", ha" Id. B. Es ist Nüd f., bleibt
Nichts übrig, 's r. Esse, was von der Mahlzeit übrig
geblieben ist. Und fraidig schenkt si dem Beppeli
' diw II. Kaffi in 's TässK. RHagenbach. Hind-er [habt
: ihr] nüt Vorigs? i"'' han e mächtige Hunger! GSa.
Das han-i f., kann ich entbehren. J'''' hä" kei vorigs
(reld. En Soldat het ril f-i Clmöpf. Vorigs Holz
[mehr als hinreichend] för de" Winter. !''• ha" keis
Hai [Heu] me v., aber mei" NachbOur hed na"'' vorigs
UwE. .Sollte der himmlische Brotvater nicht jeder-
zeit im Vorrat haben ein füriges Stücklein Brots?'
JJUlr. 1727; vgl. ,zur Decke des Leibes irgends
wissen ein übriges Schöplein [Röcklein].' ebd. Heit-er
keiiii ßrigi Schueh? fragt, ein Bettler Bs. Purigs Obs,
vorrätiges. Förigi Milch, die nach Bedienung der
regelmässigen Kunden übrig geblieben ist. Wie me"
de»" ordinäri nit fürig z' me het. Gotth. Wenn 's
a° Maria Empfängniss regnet, so hei-mer no f. Hüii-
vetter. Bkeitenst. Aus dem Begriff des unbenutzten
Vorrates entwickelt sich der des Abgelagerten: ,Ci-
barius panis, widergebachen brot, biscoten genannt
oder fürig brot, grob hausbrot' Pkis. In mehr bild-
lichem S. : Nüt Fürigs tue", kaum seine Pflicht tun,
sich nicht anstrengen Bs (Spreng). Es hed nüd Fü-
rigs, die Ernte ist nicht reichlich BRi. Förigs ha»,
in moralischer Bez.: vor der Kritik resp. dem gött-
lichen Gerichte gut bestehen, gleichsam über das ge-
forderte Mass hinaus tugendhaft sein Ap. Nüt Vorigs
ha", eig. keinen Überfluss an Etw. haben G; aber oft
in positivem und besonderm Sinn: a) keine Zeit zu
verlieren, ,hohe' Zeit haben Z. b) mit Gesundheit
oder Vermögen nicht glänzend bestellt sein, schwäch-
lich, dürftig sein G; Z. c) Er het mint V. g'ha, er
war fast i'n El g' falle, es fehlte wenig, so wäre er . . .
Sblger. d) Nüd vil V. ha", z. B. an Nüchternheit
vor einem völlig Betrunkenen nicht viel voraus, ihm
nicht viel vorzuwerfen haben Z. Daher der adv.
Gebrauch: inrig sciwn, guet usw., überflüssig, mehr
als nötig oder genug Z; Syn. guet und nie das [als]
guet; mit Negat. : nüd fürigs, nicht eben sehr. Er
ist n. f. g'schickta. D' Suppe ist n. f. g'salzen. 's Höu
ist n. f. zitigs, noch nicht ganz reif zur Ernte BRi.
— Vorigs ha", euphemist. für Ungeziefer auf dem
Kopf Z. Auch geradezu: unbequem, beschwerlich,
lästig, im Wege. Es ist-m'r f., ich habe es satt B
(St.''); bes. aber von Personen BO.; Gl; G; U; Z.
Er ist-m'r v. Zioei vörigi Stuck [Personen] BBe. Si
hätted d'r Alt [Vater] afig [bald] firege, er ist ihnen
zur liast U. Sich f. mache", durch Übermut. Hu
brüclist-di''' nid aso fürig z' macha B; Syn. hesch nid
so usa z'heuscha. — 2. (z. T. vorig, in Z -«-) vorher-
gehend, vergangen Bs; Gl; Gr; G; Z. 's v. Jar;
die V. Wache, Nacht. Syn. vorder, vordrig. Uf's V.
z'rugg cho" Gl. — e-: drittletzt Aa. — für- fm'-:
vorletzt Aa. — Von mr bzw. für gebildet. Der Umlaut
(mjriij) in BBe. ist auffallend. — Zu Bed. 1 s. vor II A 4.
vorig II Cq), -ä- Z, -ö- Bs: Adv., vorhin, so eben,
eben erst Aa; Bs; Gl; Gr; G; UwE.; U; Z (auch ror-
hinig); Syn. vori, vore (s. vorhin).
Erweitert aus vori, d. h. vorhin, weil -ir/ .auch zur Bildung
von Adw., gerade auch von Advv. der Zeit (ewd'y Sp. 532:
tiibig Sp. 208; hiairi, bisher) beliebt ist. Wegen der Zwei-
silbigkeit ist kurzes o beibehalten.
-vovisßj: vorwärts Ndw. Mer müend [wir müssen]
ja alli r. gä" und Keine'' wird dehinde' g'lä".
Mit der adv. Endung -t« (vgl. twlri», mhd. twifrlies, quer;
nchlrhi«, schief) aus vor gebildet. Vgl. /tin», föriges.
Vöri ö* — m.: vorn weisse, hinten schwarze Ziege,
auch V^o''wlss genannt Ap.
For, Forre f. s. Forch. Foretsch a. Burelsch.
vore II, vori s. vorhin.
forren: stehlen P. — Aus it. furare.
935
Far, fer, tir. tor. für
936
Forene" Forne Aa; B ßj; F; L; S; Ndw; „Z\
,Pör(h)ine' Eirene ApGais (e^); U, Förne Bodensee
(nacli Mörik. Fom. PL Förn); Z f, ,For(h)eii' Fora
BO. (Zyro), Före, Für Th; ZWyt, auch bei Stalder.
.Forhel, Förel'. Forell(e) modern — f. — Dim.
Fm-neli LStdt, Forndli L, Förndli BIT.; „L; Zr." It
St.''; Th, ,Forenlin, Fo-' Fwe^iU: Forelle. D' Forna
ribe' em Sand, laichen F. .Unvernünftige Zucht kann
bei den im Tierzeichen des Fisches Geborenen aus
einem FiJrnlein einen argen Hecht machen.' B Hist.
Kai. 1859. Wortspiel: ,Als einer anzeigte, wie under
allen fischen die förenen [s. forchin] am besten seiend,
antwortet ein anderer: Ja, sie sind sonst ein guts besser
als die rot-dännenen [aus Rottannenholz].' Öchimpfr.
1651.
Der Guttural der amhd. Form forliana, forhen, forln ist,
da die Schreibungen bei Fris.-Mal. Nichts beweisen, nur in
den Aufzeichnungen (forhel, eurchen) zweier G Mönche XIY.
und XV. erhalten. Die im Mhd. angebahnte Verkürzung des
Vf. ist z. T. regelrecht weiter geschritten bis zur Einsilbigkeit.
,CilTorene', F. ans der Zihl. 1180/90, Bs Statut. .Fornli.'
Justinger. ,Fornen.' NMan.; 1531, Strickl.; 1592, RCys.
Bei Fris. u. Mal. u. im gleichzeitigen Fischb. neben einander:
.forhenen, forhinen, förhinen, förene(n), forhen, fore(n)', bei
Jen Ersteren auch , förel', welches auf die richtige, im Fischb.
aber ,foreIl', welches auf die moderne Betonung der mhd.
Dimin.-Abl. fdrelle sich deuten lässt. ,Fürinen.' JJRüeger
1606. ,Förenen, Förnen, Forneu.' JLCys. 1661. .Forelle,
Foren.' Ked. 1662. ' ,Forell, Foren.' SWagn. 1680. ,Fö-
renen, Forellen; Forenlin.' HsEEsch. 1692. ,Fore.' Vestib.
1692. ,Förenen.' Wurstisen 1765. Auffallend ist » für «
in Ap. — Ein Mal (Fischb. 173 b) das männl. Geschl. : ,eiu
gelber förenon;' abwechselnd m. u. f. bei JLCys. 1661, 39 ff.
— S. noch Fonn: Furn; FurnieM.
„Alp-Forne: Bachfoi'elle, salmo fario", wie sie
in den Bächen und Seen auf den Alpen vorkommt;
s. Oken 6, 347. — Awasser-: die Grundforelle, salmo
lacustris, sofern sie den Vw-See verlassend um zu
laichen bei Alpnach in die Aa eintritt. — Grund-:
die Lachsforelle Bodensee ; Vw. ,Trutta magna vel
lacu.stris, ein grundförinen, ein seeförinen. In dem
Zürichsee facht man solche gemeinklich, die auf 20
pfund wägend.' Fischb. 15ö3. Vgl. Gr.-Fönnli. Syn.
Bhin-Lanl:. Eig. neben Schiceb-F. die eine Art der
Seeforelle. — Niderwässler-: nach Hartmann 18'27
(u. St.) = Bachforelle, salmo fario Z. Der Name deutet
spec. auf die Linimat (und deren Zuflüsse). — „Bach-
Forne, -Före: Bachforelle, salmo fario." — Rüss-:
I^achs, trutta salar L. — Kot-: Karpfenforelle, salmo
umbla Vw. Syn. Bot, Eotfe. , Grata, rot-förel oder
-förenen.' Fris.; Mal. ,Umbla major, rutilus. ein Root-
foren.' Wagn. 1680. — Schweb-: eine Art der See-
forelle Bodensee. , Trutta magna; in Lacu Podamico aliae
in fundo, aliffi ad superficiem lacus degunt, et victuin
quairunt; hinc illa; Grundföhrenen, ha; vero Schweb-
vel Springföhrenen vocantur.' Waon. Der letztere
Name auch bei RCys. — Wiss-: Bachforelle Bodensee.
Vorlander s. Lavander. Vöri s. bei vor.
Pnr(r)e" ü BRi.; Gr; GTa.; U; Zg; Z vorw., ue
ArK., n^ Aa; Bs; B; Gl; L; SG., NA.; GWa.; Ndw;
UUrs.; W; ZKn., ö AASeet.; L, Fnr Gl (ü'J; Z (bes.
als Eigenn.), Furi AAEhr.; Sch; Th; ZDättL, W., Fori
ApH., M.; Tu, Fueri ApH. — Dim. Färeli AABb.;
GTa.; TnHw., ^Fürli" — f.: Furche, Einschnitt in
der Oberfläche des Erdbodens und entsprechende Er-
höhung auf den Seiti-n. 1. die iluri'li den Prtiig'
gezogene, nachher etwa mit der Hacke vervollständigte
Faltung von Pflanzland zum Zwecke der Bebauung. .
D' F. fälle", s. Sp. 759 o. J" der F. nme stackk'
[herumtreten] ZKn. D' F. vertanse', zertreten ZO.
Herdöpfel i d' F. legge' Ij. Hü, Waldi [Ochsenname]!
mer wend no''' e F. zieh" ! De'' Bur, wo si''' nid bückt,
maclit keni grade" Füre". Ineichen. Chrumm wöred
[werden] d' Furenen und vereitert, wenn-me" mit Narre'
der Acker ert S<,h; vgl. Kirchh. 240. De' Donners
Schehii het-m'r hüt ivider e ganzi Füren abg'fare'
[s. übereren]. Gotth. Füre' hacke", dem Pflug nach-
gehend die aufgeworfenen Schollenreihen mit der Hacke
zerschlagen B (Zyro). , Das Jauchzen auf den Weiden
lustiger als Fuhren hacken.' Gotth. Lieber F. hacke"
[strengste Arbeit] als das! B. , Wollt einer ercn, der
soll je den einen stecken in der füren hau.' 1563,
Schw Rq. ,Item wellicher ein rjtross oder sonst etwas
veechs uf die füren [das Brachfeld] Übernacht tat, der
soll den Ion geben.' 1572, ebd. ,Sata iequant sulcos,
der saamen [Saat] gat bis an die furhon [d. i. bis an
die Kämme derselben]. Ein furhen oder lange gruob,
Weinreben oder bäume ze pflanzen. Deliraro, ein letze
furhen machen, aus der f. faren, wenn einer eeret
oder ackeret und die f. nit behaltet, sunder nebendtaus
fart über das erdtrych, so zwüschend zweien f. auf-
geworfen ist.' Fris.; Mal. Überh. auch: ein schmaler
Streifen Land BHk. Er häd eke [keine] F. Land ZW.
,Mängem, der der güetern, daruf der zins stät, gar
nit, ja (wie man spricht) nit einer band breit ald ein
furren hat.' 1566, Z. Mit Übertragung von dem Werke
des Pfluges auf das der Sichel und dann mit Jan sich
berührend: ,Er [der mit Futtermangel kämpfende Bauer]
grasete [mähte Grünfutter] und gieng [mit der Sense]
immer 2 Streiche hinter einander über die gleiche
Fuhre, welche er machte.' Gotth. ,Wer wissentlich
übereret oder überschneidet, büsst von jeder Füren
3 Pf.' 1533, Absch. Bildlich: de' Stier i d' Eure'
z' reise' [lenken] niisse", Ordnung zu schafl'en wissen.
Gewalt haben. Schild. 0 ßrossmueter, wie he^cli. du
nit e letzi Meinig g'ha', hesch der Pflueg i 's Ättis
Furre" g'füert [am alten Glauben gehangen] ; d' ZU
isch angersch uorde. ebd. Du [dann] isch der Schult-
hess Wengi cho' und het das ganze Zug du tvider i
die alti Furi [zum Festhalten am bisherigen Glauben]
'bröcht. ebd. ,Ich will mich hier nicht mehr lange
aufhalten, sondern um eine Furche weiter, wie der
Landmann sagt.' Herz. 1863; vgl. um es Hüs weiter.
Hieher gehört wahrsch. auch die RA. : es gut e F.,
es geht eine Arbeit oder ein Geschäft einen tüchtigen
Ruck vorwärts; dann auch i. S. v.: es geht lebhaft,
lustig zu Aa; Bs; BO.; L. Es muess e F. gä", Etwas
geschehen, gewagt sein BHk.; L. Hüt mues rw* e
F. gän, mer machen eis [einmal] fertig! Hüt ist im
Wirtshus aber eis [wieder einmal] e F. g' gangen; si
kein g'macht, tcie wenn der Tüfel los iciin! BRi.
.Wenn du dieses Mal einen Bub hast [gebierst], dann
muss e Fuhre gä"; ist's ein Maitschi, so machen
wir's nur wohlfeil [am Taufefest].' Gotth. Ähnlich:
e F. ne" F, und die Angabe St.'s: „F., Versuch, An-
fang. Er hat eine F., ein Fürrli gemacht B; LE. Es
Fürli, ein Mal;" vgl. Fart, Gang, Ker, Biing u.a.
— 2. insbes. die Furche am untern Ende des Feldes,
welche ausgeschöpft wird, um Anhäufung der Erde
daselbst zu verhindern, und von welcher aus die
Pflügung beginnt Gr. Vgl. 3 und Acker- F., auch
I
937
Far, fei-, tir. for, für
anfurren und Vorfelli. — 3. in Weinbergen und
steilen Äckern der herab geschwemmte, wieder hinauf
zu tragende Erdwall B (Zyro). Vgl. 2 und üffurren.
— 4. Vertiefung als tirenzscheide zwischen zwei
Äckeru AAEhr. ; ScnSt,; STh. Ber Erst, u-o cimnnt,
au d' Fttri rümt, der zuerst zum Schneiden kommt,
ninmit auch das in der F. gewachsene Korn ganz für
.sich. SuLGER. Der Raum zwischen zwei, verschiedenen
Besitzern gehörenden Stücken Rebland, nicht immer
eine Vertiefung oder zugleich ein Weg, sondern auch
nur eine schmale Linie AABb, Auch von anderm
Pflanzland; vgl. E-F. Der Schaffner des Klosters
Muri soll zusehen, dass im Herbst nach der Aussaat
,die Fussweg durch die Samenzeigen in guter Weite
gemacht werden, zu jeder Seiten ein Furre', mit Sag-
spänen belegt.. XVII. ,Die Abteilung eines Kraut-
gartens mit seinen Beten, item Füren, Gengen und
anderm.' Rhag. lt!39. ,Da wird durch die Furhenen als
durch breite Wege gegangen.' 1717, Pfarrber. Z OGlatt.
— 5. ausgewaschene Stelle (Runse) am Gebirge
UUrs. — 6. Graben, bes. zur Ableitung des Wassers
. Grü. ; s. Wasser-F. ,So hat ein jeder gewalt, zuo
dem selben bach einen Spatenstich oder pfluogsfuri
durch syn wisen zuo machen [zum Behüte der Be-
wässerung].' 1581, Ortn. ZSteinm. ,Wenn man dem
Wasser oftene Furren macht, fliesst es ohne Schaden
vorbei, wo aber keine F. sind, siget alles in die Erde
und verderbt die Saat.' JCEscher 1723. Grabenähn-
liche Vertiefung in sonst ebenem Land UwE. Hieher
1 viell. auch die bildl. RA.: er iM i'n der F., berauscht.
SuTERM. F. auch von Mäusen herrührend: ,Meus, so
im feld wonend, machend furinen und löcher under dem
wasen.' Tierb. 1563. — 7. „Tiefe mit Höhen zu beiden
Seiten, auch als Eigenn. von Gütern BO.; LE." Furre,
eine Gasse in LStdt; Lit furre, der obere Teil einer
Schlucht bei Zg (LU, Abhang); Nüfp-en Th aus Nü"^-
furen, novale? und noch andere Compp. auf -furren
s. Gfr. Andere (Jrtsn. lauten: ,in, an der F.'; bei
manchen ist zu erwägen, ob sie hieher oder zu 8 ge-
hören. Vgl. JVkM, eig. Einschnitt, auch Ortsn. Ab-
hang eines Hügels, Halde, Rain Bü. ; Gl; Gr; Ndw.
Stelle am Ufer eines Sees, wo der Grund anlängt
abschüssig zu werden Aa; B; Gr; L; Ndw; U; Zg.
An solchen Stellen nisten Aale (L) und werden für
(Badende, die nicht schwimmen können, Stangen zur
i Warnung aufgerichtet (Zg); die dort beginnende Tiefe;
'vgl. Grund-, Se-F.; Halde; Triechter. ,Was ausser-
lialb der Füren ist, triechterhalb, ist des Gottshauses.'
iHtil, L Fiächerordn. (Segess.) — 8. Erddamm oder
•wall, bes. die Braue eines Plateau BO.; Gl; Gr; Uw,
auch Felswand U; steiler Hügel GfiNuf. Vgl. Gand-F.
Ortän. ,uf der F,' B; Gl; GrD.; Z. — 9. lederner
Schlauch am Geschirr der Zugtiere, durch dgl. zwei
die Zug.stränge geschleift sind Aa; L; Z (so genannt
von der furchenähnlichen Höhlung; vgl. 0).
' Ahd./iini*, mM. furch r/urech, -ich), forch, zn lat. jjoren
(wie farah, farch [Schwein] zu porcun, also wahrsch. vom Auf-
iWUhlen benannt; engl, furrow. Unsere Formen gehen aber
wie die nhd. auf eine zweisilbige, schwache Form zurück
und zwar im Ggs. zur nhd. mit Ausstossung des inlautenden
.'■h oder Assimilation desselben an r (wie in Fvn, Föhre,
ans forche; vgl. auch loen-en, arbeiten, neben Werch). Tor
dem so entstandenen rr konnte auch in MAA., welche die
Tonsilbe nicht an und für sich dehnen, Verlängerung des
Voc. eintreten. Die Nbf. Fun (mit PI. Fume') setzt eine
iiihd. Nbf. 'furhin voraus, wie denn übh. Feminina beider
Formen neben einander bestehen und sich stellenweise ver-
mischen. — Der Unterschied von .Vertiefung' und .Erhöhung'
beruht auf natürlicher Relativität (wie nhd. ,Teich' nur die
Kehrseite des in der Form halb ndrd. ,Deich' ist); Ap unter-
scheidet etwa F. für Letzteres und F.-Gmla für Ersteres.
— In Elsass und Baiern lässt sich der Ortsn. ,NUfern' auf
Far, überfahrtsstello, zurUckfllhren; auf unsern Fall passtdies
kaum. Von F. als Flurn. der Gcschlechtsn. ,Furrcr' U; W; Z.
E-: 1. (Efurre) rechtsgültige Grenzfurchc zw.
Grundstücken; vgl. E-Faden, -Graben. , Sodann wer-
dent zwen viertmann gsctzt, die dann steg, weg, zun,
eegräben, eefuren und fridinen söUent beschowen.'
1562, MEsterm., Rick. — 2. (Efurri) Furche zur Ab-
leitung des Wassers in Robbergen AADött. — Acker-:
1. .Ackerfurhen : snlcus.' Fris.; Mal. Vgl. umgekehrt
.Fuhrenacker' bei Gotth. — '2. der steile Rand am
untern Ende des Ackers Gr.
An-Furi: Anfangs-, Grenzfurchc? ,Und gat der
äfuri ein [eine der A.-en] zwüschent den anthöupteren
ushin unz an [usw.].' XV., Offn. Spreitenb. — A- nicht
etwa .Wasser', denn es folgt nachher ,Wasser-F.', sondern an
wie in Anwand, zunächst aber gebildet vom Vb, anfuren.
Gand-Fure: mit Steingeröll bedeckter Abhang.
Moräne BHa. — Grund-: die Stelle, wo sich das
Ufer des Sees plötzlich zur Tiefe senkt B (Zyro), —
Nach- Nö-: die letzte Furche, wenn keine Erde zur
Ausfüllung derselben hinauf getragen wird und sie
also offen bleibt. Das sind hi'lässig BursJilt, si hünd
e iüfi Nohfurre" ZG. — Se- = Grundf. L; Uw; Z.
.Auch das Recht des Fischfangs auf dem betreffenden
Teile des Sees, über welches L mit Uw schon im XV,
Streit hatte. — Spalt-: die Mittelfurche, welche
gleichsam den Acker in 2 Hälften (Spalten) teilt
TuTäg. — Struch-: die vom oberflächlichen Pflügen
fStrüehenJ entstandene F. S. — Wasser-: quer durch
den Acker gezogene F. zur Ableitung angesammelten
Wassers L; Th; Zg. ,Ein wasserfuren, die man machet
mit zweien angeschlagnen riestern zwüschend zweien
ackeren, dass das wasser dardurch ein ausgang oder
auszug habe, sträng.' Fris. In eine andere Wortsippe
hinüber gespielt: ,Man soll haben im Brüel [feuchte
Wiese] wasserfuoren.' XV., Offn. Spreitenb.
furren AAEhr.; Gr; Soh; W, f'ören AASeet. :
1. allg. im Acker Furchen ziehen Aa; Gr ObS. ; Uw;
W; zu Acker fahren. Ebel. — 2. die unterste
Furche im Feld ziehen OnPani. — 3. die Erde des
Ackers zur Ausgleichung nach oben hin tragen GrAv..
Sav.. Vals. Syn. üf-furren, -herden. .Die steile Lage
der Äcker macht das Aufführen der Erde (Aufherden,
hier Fuhren) nötig, eine mühsame Arbeit.' Gr Samml.
1805. — 4. mit der .Haue' [Hacke] der Mark nach
zw. zwei Äckern eine kleine Furche ziehen AAEhr.;
ScHSchl. (nach der .Furschnuer'); längs der Äcker
Gräben ziehen GrD. — 5. mit dem Pflug (der dann
zwei Streichbretter hat) in einem Acker die Wasser-
graben öffnen AAEhr. .Lirare, füren, wasserfuren
machen.' Fris. — üf- = /ure«5 Gr. — a"-: die ersten
Furchen auf einem Acker ziehen, ihn zu pflügen an-
fangen AABb.; L; ThHw.; Z; durch Wegschaffen einer
Furche die Einleitung zum Pflügen treffen Aa(H.);
Bs. Überh. mit einer Arbeit anfangen L (Ineichen).
— dri- füren: zum dritten Mal pflügen SriiSchl. (i);
das seit dem .Unimachen' gewachsene Unkraut unter-
pflügen W. So ril Chöste" g'ha' mit dem Äcker:
'brächet, g'fnlget, (/mistet, 'drifuret, neu Sömechorn
939
Fai-, for, tir. for, für
940
(ß'kuaft. APlktsciikr 18S(). J" J"-'»' Ackerfeld, so vor
dem 12. Mai gebrächet worden ist, war darnach das
Falgen und das Ströehen oder anstatt striichen das
Drifurren gut [zweckmässig], wann es schon trocken
war.' 1793, Tageb. Z NGlatt. Vgl. dri-faren.
Fur(r)cze" ScflSt., -ätze ZAu.s.s., e^ze Sim; Th,
Furresi, PI. -inen Bs (Spreng) - f.: Querfurche durch
den Saatacker zur Ableitung des Wassers Bs; Sch;
Th; ZAuss. ,Furrezinen und Gräbli machen.' Spreno.
,Furctzy, die; furetzinen machen, das sind die tiefen
furhinen und grüble, so man machet auf dem feld,
wenn es sclion gesäyt und geegget ist, damit das
wasser dardurch geleitet und aufgehan werde, lira.
wasserfurhen.' Mal. — fur(r)eze", -azen: Wasser-
furchen ziehen ZAuss., Sth.; Doppelfurchen ziehen;
die Mittel-F. ziehen Th.
Ob das Vb. vom Subst. oder umyek. abgeleitet sei, wäre
au sich gleichgültig; aber da die Endung -eze hier nicht wie
z. B. in Foijeze auf eiu (in diesem Fall nirgends bezeugtes)
-eruLe.n zurückzuführen ist, und von urspr. Subst. auf -eze nur
etwa Himleze, Betthimmel, bei uns vorkommt, so wird wühl
ein Vb. intens., von fnr(ih)en gebildet, anzunehmen und das
Subst. von diesem abgeleitet sein. Auffallend bleibt nur die
Schreibung mit a, welches sogar lang und hochtonig ist. Es
niuss also eine mit Umdentuug verbundene Verschiebung des
Accentes angenommen werden, etwa uacli Anal, von .faulenze»',
dessen '2. Silbe urspr. auch nicht betont war.
für{r)elen I L; Z IS., fürlen AAStauf.; BE.; Z,
förle Aa(H.); L: kleine Furchen ziehen L; Z; Syn.
mädlen. a) zwischen zwei • angesäeten Ackern eine
ganz kleine F. mit der Hacke AAStauf. — b) im Kar-
toffelfeld mit dem Pfluge BE.; die Kartoffeln furchen-
weise setzen „B;" ZIS. ; syn. hüffeJJen.
Lang-Fürler: eine Art Birnen Th. Yg\. Lanr)-
furi-Apfel. ebd. — Lokal und nach einem zufälligen Stand-
orte benannt.
furi s. für-hin.
Fnrre f.: zornmütiges Weib, weibliclies Ungeheuer
GW. ~ Scheint aus dem folgendcu W. mit Aululiuung an
l'fuitc, Brummkreisel, gebildet zu sein.
Furi f. 1: Wut. Furie, auch bloss Hast, Eile Gr.
Ettefi in der F. tue". .Weil die Uneinigkeit in einer
F. u. Weinfeuchte entstanden ist.' 1610, Absch. ,Er
fangt an, die ev. Kirchen mit grosser V. anzustürmen.'
ClSciiob. 1695. ,Niemand grüssen. Niemand einen
Gruss abnemen, sonder als in einer F. hinlaufen.'
Zaüberki 1704.
Furri f. II: oinmalige schwere Not, Drangsal,
Anfall W. J)«.'* ist a härti F. g'.n", z. B. von einer
Krankheit. — Syn. .S'di/i'; SlUr; Tür. Gehört eher zu Furiv I
im bildl. S. als zu dem vorhergehenden.
Farier(er) m. : in älterer Zeit ein Militärbeamter,
welcher für den Unterhalt (Fourage) und die Unter-
kunft seiner Soldaten zu sorgen hatte, yuartienneister.
,Dass syn furier nit mcr dann uf 40 mann herberg
bestellt' l.'iSl, Absch. Bildl.: .Alle wallfisch habend
einen füercr, leiter, zeiger oder furier.- Fischb. l.'iOS.
,Metatores: lagerschlaher und herberg-besteller, die
.so den kriegsleuten ordnend, wie sy lusieren sollend,
furiercr.' Fris. Bildl.: Vorbote. ,Es kommend uns
alle tag nüwe gest. durch die wir geschwächt werdend,
dise sind des tods fnrriorer oder vorbotten.' Gifaith.
1584. .Jolianncs der Täufer ist in der Morgenröte
des h. Evangeliums als ein lieblicher Morgenstern und
Furier vor der Sonnen der Gerechtigkeit vorher ge-
gangen.' AKlingl. 1688. Jetzt ein Kontrolschreiber
bei der Kompagnie, der beim Fassen und Austeilen
der Lebensmittel und des Solde.s für die Kompagnie i
betätigt ist; dem , Quartiermeister' des Bataillons unter-
geordnet. — Von frz. fouri-Ki: ii i
f n r i e r c n : einquartieren. Quartier und Traktame'il
bereiten. ,I)ass ieder [Soldat] sich nss den wfirtff- 1
hüsern in die herberg mache, ja so er nit darin ge- 1
fuoriert ist.' 1553, Zellw., Urk. ,Aliqueni collocar'0 ■
apud hospitem: eim herberg bestellen oder furieren.'' '
Fris.; Mal. ,0b er wollt das rathaus, da man dein/
fürsten gefuriert hat [,da der F. traktiert werden
sollte.' 17'22]. aufrüsten.' Siml. 1577. — in-:
nur trans. ,Und ward in gemeldte höf die kais
und die übrigen [sein Gefolge] hin und wider by doli
bürgeren und in herbergen zum besten eingefuriertj'
Platt. 1612. "'■
Für (Fir, Foir) — PI. Ffir, Fürer — n.: Feufci'.
1. als wildes Naturelement, a) im Blitz. Der BUH
hat F. g'scMage', es hat geblitzt (nicht: der Elite
liat gezündet) W; vgl. füren 3. (Eig. bereits Über-
tragung vom Feuerschlagen der Menschen mit Stahl
und Stein; s. 3). — b) in Feuersbrünsten. F. /wi
Tach, Zorn, Eifer L; S. Es ist F. (Gl), d's F.
ist (Id. B), er hed 's F. (UwE.) im T. [bildlich für
.Schädel'], er ist in Zorn entbrannt; in GlM. auch: der
Meister treibt eifrig zur Arbeit. Bi-n-im ist grad 'x
F. im D., er wird leicht zornig. SiiLttER. Er hnl
g'schwind d's F. im B. GA. 's F. ist em sum T. use
g' gange ZWindl. Säge-n-i Oppis, isch 's F. im. I).
und er wüetet wie-n-e Leu. Breitenst. ,Wenn wir
von im die lauter Warheit schrybend, denn ist das F.
im T.' LLav. 1576. Vgl. 6 c. F. (,zem f.' Bs Feuer-
ordn. XIV.) laufen, laufen, um eine Fouersbrunst
löschen zu helfen (vgl. i''.-7y(i»/'= Löschmannschaft);
also: schnell, daher bildl.: laufen, die Hebamme zu
holen Z; dann auch, mit Verschiebung des Bildes,
Paten suchen Z (vgl. die .syn. RA. de' fürig Schöpen,
Rock, a"Jegge"; s. auch 3 b). Nüt im F. ha", Nichts
zu verlieren haben (vielleicht zu 3 c ß). Du heseh
chummlich [bequem, leicht] z' reden, du heseh Nilt
im F. GoTTH. Nüi us 'em F. bringe", trotz An-
strengung in der Ökonomie nicht vorwärts kommen
GTa. (urspr. keine Habe aus dem F. retten? kann
aber auch nach 3 erklärt werden: etwas fertig bringen,
von Handwerken, die mit Feuer arbeiten). Brand
als Mittel oder Art der Verheerung im Kriege. Mit
F. und Schwert dräue". Sulger. ,Trug F. u. Schw,
in den Gau und auf die Güter.' Wild, Eglis. ,Dass
syn hus zuo rotem f. [in Flammen] ufgieng.' 1522,
Strickl. S. auch fürio Sp. 20. -- 2. eine Krankheit,
verglichen mit einem nm sich greifenden, verzehrenden
Feuer oder wegen Röte der Haut, welche sie mit
sich bringt. ,Das laufende F., eine gefährliche Ent-
zündungskivinkheit, namentlich junger Kühe, während
welcher sie Blut misten.' Alp. 1806. ,Das fliegende
F., der fliegende Krebs, eine ansteckende Viehkrank-
heit.' ebd. Auch: ,das wilde, kalte F.' ,Erysipclas.
morbi genus, das heilig F., die rose, überröte.' Denzl.
Vgl. StÄntons-, Heid-, Heil-, Wild-F.; KarfunTcel:
Angriff; LendenUuet : Rot; Biisüch; StAutims-Mauch:
Vierteil. — :?. F. in der ILind dos Menschen als
1
ä-
941
Far, fer. fir. Inr, für
942
Mittel zu Kultuizwecken. a) als Signal in Kriegs-
zeiten. Vgl. Kridm-, Lärm-F. ,Welichs tags sy aber
den sti-yt tuon, so wellen sy an demselben ort die
jirossen für machen.' ß Ratsman. 147Ö. — b) als
Crirainalstrafe. Verbrennung, Scheiterhaufen. Vgl.
■ Zwang-F. .Jene Frau, welche mit dem F. gerichtet
worden ist.' 1570, Absch. Hieran schliesst sich viell.
der bildl. Begriff der Feuertaufe. ,Ein jetlioher mensch
muoss mit für gesalzen syn [getauft?].' 1.531, Absch.
(als eine der Bibelstellen angeführt, welche nicht
buchstäblich verstanden werden dürfen). — c) in
Handwerken, a) dem der Bäcker. ,P. Intuen', im
Backofen F. machen. ,Ze F. lüten', den Feilbäckern
mit der Glocke das Zeichen dazu geben. ,Swer hie
bachet veilbrot, der soll nit f. yntuen, e dass man ze
f. lüt.' Stadtr. Diessenh. ca 1400. — ß) der Schmiede.
Wer 's F. schlicht, muess nid Schmid tverde". Ineichen.
— d) im allg. Hausgebrauch, im Herd zum Ko-
chen, im Ofen zum Brodbacken und Heizen, auch
zum Anzünden von Licht. Vgl. füren 1. ,Üas f. lüten',
. Jas Einbrechen der Nacht durch Läuten der Bürger-
1 Schaft anzeigen. ,Die Wächter sond zuo sumerszyt
und zuo winterzyt, so man das f. lütet, uf das rathiis
iran und die 4, so an die gassen zuo wachen gehörent,
solleut zuo stund üsgan.' Sch Eichtebr. Ds F. treche",
\ s. tr. Ob 'em F. ha" s. ob. So wott ich für eui Re-
ligion nümme F. schlü, wollte nicht viel darum geben,
wohl mit Bez. auf Tabakrauchen. Klosterkräpflein
1841. .Diser [Magentrunk] lasst sich trinken, wann
schon kein feur im haus ist', d. h. wenn man noch
; keine warme Speise im Leibe hat. Schimpfe. 1651.
1 Jez iseh in-ere assa schulige [so schrecklichen] Armiiet
inne, dass 's F. no'' noinma [nicht mehr] u-arm git
ApI. Wer dem F. am Nächste^, der u-iirmt-sv'' am
Beste. Ineichen. Wer z'erst a's F. chunnt, de'' u-ärmt-
si''' ZWL F. und Bauch formelhaft verbunden zur
tBezeiehnung des Haushaltes, bes. mit dem Zusatz
eigen. Eigi F. u. B. hä" Gl. In diesem S. auch F.
allein: ,Die so in der dorfmarch sitzend mit eim i.
;|in ungetrennter Haushaltung] und [wenn] us dem
;zwei f. wurdend, also dass ein sun oder tochter von
ivater und mutter zuge.' 1476, B. (In Ap auch nur:
.ägna" Bauch füera"; vgl. ,Brot und Kauch.') Vgl.
dagegen F. n. R. in bildl. Bed. unter 4 e. Ebenso
F. und Lieeht Aa; Ap; Schw. F. ond Liecht b'sitza'
lAp. ,Zum Bezug des Holzteiles sind berechtiget,
:Welche eigenes Feuer und Licht besitzen.' Schw. ,Ein
jeder, so mit f. und 1. in dem gricht [Bezirk] sitzt
[wohnt].' 147H, B. ,l)o ich mit f. u. 1. g'sessen [an-
sässig, wohnhaft] bin.' NM.in. ,Wer ein Jar lang
allhie in dem Kilchgang [Kirchspiel] F. u. L. gehaii
hat.' 1629, Obw. Aber mit buchstäblichem Sinn im
Xachtwächterrufe : Lösched F. u. L.! , Unbehutsame
fürer oder liechter tragen.' 1535, ZElgg. Herrsch.-E.
'ZwüsclieftJ F. u. L., in der Abenddämmerung (zwischen
dem Anzünden des Herdfeuers zum Kodien des Abend-
lessens und dem Anzünden des Liciites in der Wohn-
stube oder wie under Liechten Sp. 3'25 n. Anm. ,zwi-
phen dem Tageslichte und dem künstlichen', dem Für)
iM'\ Gl; GWa.; ThHw.; Vw; Zg; Z. Ztvüschet F. u.
)L. g'siht 's Niemer Z OGlatt, scherzh. verk. und ent-
stellt: Zto. F. und g'seht 's Niemer Z. — e) als Über-
rest alten Naturgottesdienstes (F., Sinnbild der
Sonne), an Jahreszeit-, Kirchen- und Volksfesten. ,ln
len Gemeinden des GlH. besteht die uralte Sitte, dass
am StFridolinstag und den ihm vorangehenden Tagen
überall von der Jugend der Gemeinden auf den Höhen
Feuer angezündet werden.' Z Anz. 1859; s. Fridli-F.
Die Sitte solcher F. ist allgemein und einzelne solche
F. haben besondere Namen; s. d. Compp. — f) das
Schiessen mit Feuergewehren und die technische
Beschaffenheit der letztern. Im F. exerziere, mili-
tärische Übungen mit Schiessen machen; aber auch
bildl.: streng verfahren, ernsthaft Etwas botreiben,
z.B. den Unterricht in der Scliule L. Wit vom F.
(Syn. G'scimtz) git alt Lüt (auch Chri^gslilt) Gl; Z.
Wahrsch. gehört hieher auch: F. schmöcke'', Gefahr
wittern; nhd. .Lunte riechen'. Er het-si"'' 'packt:
i glaub, er het F. g'schmeckt. Breitenst. 1864. .Neues
F.' s. das Comp. Nü-F. — 4. F. rein bildlich.
a) ,Anfahen, fhür empfahen, concipere.' Mal., zszu-
ha,lten mit der Eedaktion von Pris. : .Concipere mu-
lieres dicuntur: anfahen oder empfahen.' und ,lgnem
concipere: hold [verliebt] werden.' — b) Schamröte.
,Notat ora pudor, das feur gat im vor schäm durch
das angsicht aufher. er wirt ganz rot von schäm.'
Fris. — c) Zorn. Vgl. F. (ivi VachJ Ib. Es geit-mer
es F. nf, ich werde unwillig, zornig. Es gähs F.
fassen, in jähen Zorn geraten W; Syn. g'fürigs cho,
ergrimmen. Er het 's F. im Chopf (Syn. Dach), ist
zornig UwE. /" 's F. cho", hitzig, zornig werden,
ebd. ; Syn. üfbrennen. Vgl. füren (i a. M''erden wie F.
und Büchsep'idver, d. h. von Zorn entbrannt. ESchXrer
1864. — d) Streit, Wortwechsel; auch dim. Fürli.
Es ist zu-ischun isch [uns] as Fir (Firli) üfg'gangii"
W. F. tragen, F. zutragen, aufhetzen. Schild. Es
git F., es entsteht Streit Z. Vgl. füren Ob. — e) v e r -
mischte b i 1 d 1. E A A. Öl i 's F. schütte*. Strau zum
F. träge". Ei"m dar"'' e F. dure laufe', ganz ergehen
sein. SuL«. Ich war im [ihm zu Liebe] dtir d's F. dure
g'sprunge Gl; Z. Si gienge"-mer dür''' zehe F., wenn
i wetti B. !''• will d' Hand i d's F. hä', 's iseh nid
war (Best eines F.-Ordals; vgl. Gift) B. 's F. fallt-em
com Chopf uf d' Füess, er fällt aus einem Unglück
ins andere. Schild. Zuiische zwei F. cho'. Sülgek.
, Einem F. in die Schuhe legen, in den Schuh machen':
Angst machen, zu Etw. antreiben. Vgl. .einen Floh
ins Ohr setzen; die Hölle heiss machen; die Katze
den Buckel hinauf jagen.' ,Ja, 's mag ihm Feur in'n
Schuh gniacht worden sein [darum hat er sich aus
dem Staub gemacht].' UBräih;. 178'2. ,Wart sie nur,
die hagelsüchtige Xantippe, ich will ihr Feur in die
Schuh legen.' ebd. 1777. ,F. in den Schuhen haben',
das Passiv zum vorigen. , Laufst, als wenn du Feur
in den Schuhen habest.' ebd. Ebenso: ,F. im Sack.'
,Er lauft, als wenn er Feur im Sack hätte — wann
er Geld hat.' ebd. 1780. ,F. un Hintern.' Er lauft,
wie wenn er F. im Hindere hält, wie ein Pferd, dem
mutwillige Jungen einen brennenden Zunder unter
den Schwanz gelegt haben. Silcjer. Ahnlich ferner:
Er lauft, ivie wenn-e [ihn] grad 's F. jage wor [würde].
Stutz. Es rennt und sjiringt do Alles, wie wenn s'
sicher 's F. wor jage. ebd. 's F. im Elsiss [Elsass]
(Aa; Bs; B; Schw; S; Zg; Z), i Holland ß), z' Basel
(Aa; L), iyn Schivarzwald (AaV SV Dietsch), z' Bade"
(ZWettschw.) g'seh, i. S. v. in Folge eines Schlages
od. Stosses an den Kopf subjektive Lichteraplindungen
haben ; meistens in Form der Angabe des Betroffenen :
F'' ha' g'meint, i«* g'sech 's F. usw., oder der Dro-
hung eines Andern, z. B. : Schtvlg, oder i''' hau di"'',
943
Far, fer, tir, kn\ für
dans d' 's F. z' Baden unnc g'selist! Oder: Du kriegst
e Mülschelle {es Chlefi L), dass d' Basel im F. g'sehst.
Rheinschnaken. Oder: Gend im Ei°s, dass er 's F.
im E. linde g'seht. FheiAmter 1841. Auch in anderer
Verbindung: ,Er kriegte einen Schlag auf 's Auge,
und wie hell ihm das Feuer im Elsass dabei zündete,
so konnte er doch nicht erkennen von wem.' Er hed
der Chopf a'g'schlage, dass er d's F. im E. unde g'seh
hed ScHw. ,Mädi hatte noch nicht ausgeredet, so
hatte es Eine im Gesicht, dass es das Feuer brennen
sah im Elsass.' Goith. Er [der Stier] giislet [stösst]
nit"'' mit 'em Uörnli i de Rüpjjene [Eippen] mne, ass
i 's F. im E. g'seh bis uf Strasburg abe. Joach. Wenn
i''' a' selbi Suete denke, 's isch mir, i g'sehi jetz no'''
's F. im E. BWvss. , Schlägt auf die Augen, dass es
sprüht, Dass man das Feur im Schwarzwald sieht'
ADiETScu 1844. Auch mit Bez. auf die tätige Person
als Subj.: Eim 's F. z' Basel (im Elsass) zeige", mit
Schlägen abstrafen L. Auch zur Schilderung grossen
Schreckens: i'* ha g'meint, i''' g'sech 's F. im E. S.
Mit Veränderung des Sinnes wird wohl auch etwa
gesagt: B'e'' het 's F. im E. au''' scho' g'seh! hat auch
schon einige Welterfahrung, z. B. in unsauberen Din-
gen Bs. F. u n d E a u c h sprich w. verbunden und ver-
glichen: De'' hed me M. als F., oder: vil B. aber wenig
F., zur Bezeichnung eines dummstolzen Menschen L.
Frönd F. ist nit so hell icie de B. diheim, man schätzt
das Eigene höher als das Fremde. Sulger. ,Unsern
Rauch heller dann friimbdes F. achten.' Wurstis. Es
ist kes [kein] Bäuchli öui es Fürli (od. es ist allimäl
au''' es Fürli derbi), oder umgek. kes F. öni es B.
(derbl), keine Erscheinung ohne Ursache, oder keine
Ursache ohne Wirkung. Wer 's F. will g'nüsse, de"
muess de'' B. nid verdrüsse". Sülger. F. und Wasser.
Wie F. und W. geg enand si" ZO. ,Die VOrte finden
für gut, das F. mit W. zu dämpfen.' 1585, Absi^h.
,[Der Verräter] trug W. in einer, F. aber in der andern
Hand.' Lade., Beitr. '2, 15'2. F. und W. sind ztce guet
Chnecht, aber büs Herre". Sülcer. F. und Strau sind
g'fvrligi [gefährliche] Nöchbere. Ineichen. F., Wueste
[Husten] und Bud [Krätze] sind bös [schwer] z' ver-
berge", ebd. — Aberglauben: Wenn men i 's F.
speuzt [spuckt], chunnt me" Bifeii über [bekommt mau
Hautausschlag] B; ZWl. Numme der Tüfel speut i 's
F. B. Wenn men i 's F. brünzlet [pisst], so chunnt
me" Blöteren [Blattern, Hautblasen] über. Sulger.
Wenn das F. knallt oder knistert, so schliesst man
auf Regen oder Wind.
Mhd. fiuirer. Üc-r Plur. mit zugesetzter Eiuliing -er audi
im Elgg. Herrsch.-Recht 1535 (,fürer'); bei HBull. 157-2
(,Da wuiilend waehteu gestellt und vil fhiiwrer gemacht.')
u. bei AKiiugl. G. B. (,Al]o feurer der weit.'). — 3 d. ,Für
lüten' bezieht sich auf die Tageszeit, da man Feuer, d. i.
Licht, anzündet. — 4 e. Die KA. vom F. im Elmua, in Hol-
land, historisch mit Bez. auf die Kriegsführung der Fran-
zosen unter Ludwig XIV. in jenen Gegenden zu erklären,
deren Schrecken durch das Gerücht den Rhein hinauf bis
in die Schweiz gedruugen wäre, ist nicht wahrscheinlich und
auch nicht notwendig (doch vgl. auch: ico m« »u anyatlig,
brönnt 's uppe im Elsiaf B); jedenf. wäre jene Erinnerung
später erloschen, da mau sich mit den nähern und damals
nicht betroffenen Orten Basel, Schwarzwald und zuletzt sogar
AaBaden begnügte, (Vgl. ähnlichen Wechsel z. B, in dem
Kinderliedc von den drei Marien usw.) Im Schwarzwald
selbst wird im selben Sinn abwechselnd mit t7»i» auch der
benachbarte Hegau (Heißl genannt. Ohue Ortsangabe sagt
man gleichbed. frz. i'nt cru rmr :ni vhtmddUs! it. vedere le
stelle, und es ist ja ganz natürlich, dass man in der deutselieu
Schweiz zur Bezeichnung der Ferne den einzigen einheimischen
Strom gewählt hat, auf dem man zu Schiffe ins Ausland
gelangen kann. Verwandte R.\A. sind: Hast y'eeh lüchte",
rücke" [rauchen], womit man auf eine überraschende Kund-
gebung aufmerksam macht; und er hat mi''' g'schiittkt, !''•
ha" gmcint, i''' miies min Chopf im Elsiss unna suechc' Z. —
In dem angeführten Aberglauben erblicken wir einen Rest
der alten Scheu vor dem Elemente als einer heiligen, aber
eben dämm auch furchtbaren Macht.
Aglen-Für: Feuer auf dem Felde, in dem Aglen
(s. Agne Sp. 127/8) verbrannt werden, bes. im Herbst,
eine Freude der Jugend ZDättl. Vgl. Herdöpfel-F.
— Alp-: am Abend vor der Alpfahrt auf einer weithin
sichtbaren Ecke eines .Maiensässes' an einer aufge-
steckten Tanne entzündetes F. GnPr. — In-: kleines
F. im Ofen, wenn man nur schwach heizen will. Nur
es I. machen BO. — Anton is-: eine verzehrende
Krankheit, gegen welche der h. Antonius (s. Sp. 351)
angerufen wurde, ,Eine sehr bedeutende Krankheit
unter den Sehweinen auf den Alpen des Gl Grosstals.
N. erklärt diese Krankheit für ein bösartiges Schar-
lachfieber (febris erysipelatosa maligna), auch Rotlauf,
Rose oder das StAntoniusfeuer genannt, welche mit
der sogenannten Plag oder mit dem Milzbrand sehr
nahe verwandt war.' Alp. 1821, 304. ,Ignis sacer,
SAntonis feur oder die brennend raach, Pusula, ein
böser umbfressender schad mit vil bläterlinen, wilde
und hitzige zittermal; etlich nennend's SAntonis feur
oder plag (raach).' Fris.; Mal. ,Es sollen Zeugen
verhört werden, welche schwören sollen, dass Gottes
Rache und das h. A.-F. sie verderben möge, wenn sie
falsch zeugen.' 1574, .\bsch. Vgl. Für ä. — Herd-
Öpfel-: von der .Tugend am Schluss der Kartotfelernte
aus den Stauden der Pflanze entzündet Sch; Z. Vgl.
Aglen-F. — Oster-: eines der vom Volke seit alter
Zeit veranstalteten Jahrzeitfeuer; s.FürSe (also ohne
Beziehung auf das christliche Fest, ausser so weit
diesem selbst ein um die selbe Zeit geübter heid-
nischer Brauch zu Grunde lag). In AaEIit. wird am
Ostermorgen zwischen 7—8 Uhr das auf dem Kirchhof
entzündete F. vom Pfarrer gesegnet; jede FaiuiUe
lässt dabei etwa ein Scheit anbrennen und bewahrt
es als segenskräftig. Im BAmt Delsb. verbrannte (nm
1822) der Pfarrer in dem O.-P. ein Neues Testament
(um das F. segenskräftig zu machen V), und sein Scheit
nicht anbrennen zu dürfen, galt als Strafe.
Feg-, Feck- AABb, (rf); LE.; S (rf). Meinst gäng
no [immer noch], dass e Hell und F. sind? LE. Vor
eile tüsig Jöre ist weder Hell nc'' F. g'si". Schild.
Us "em F. i'n Himmel AABb. 's ist e Sei us ''em F.
erlöst (auch : i"'" Himmel y'lüpft S) worde", wenn eine
alte Jungfer heiratet L (Egli), aber auch (mit Var.
en Sclmider), wenn zwei Personen im selben Augen-
blicke den selben Gedanken äussern Sch; Z.
Die Ausspr. mit k weist auf /ct-fon entw. i, S. v. .flackern',
sich hin und her bewogen (s. ffHen II Sp. 731) oder, so
weit es mit e' gesprochen wird, von ,prUfen' (s. Sp. 726).
da ja das F. ein Läuterungsprocess sein soll. S, auch Ftjc-F.
— Zu der obigen RA, vgl. Sd.
Vor- Bs, Für- ZZoll., Für- Aa: das nach be-
endigtem Heizen des Backofens aus den unter dem
Loch desselben (also vorn, s. cwr) zsgescharrten Kohlen
unterhaltene kleine F., das entfernt wird, sobald das
Brot eingeschoben ist und bevor der Ofen geschlossen
wird. Svn. Blas- (Blech-)F. Vgl. ,das Brof 28. 's hat
i
945
Fiu-, fer, lir. (nr, für
946
lustig e V. g'lället im Ofeluch, 'ass d' Hitz nit het
ehihme" ver/iiege". Breitenst. 1864. — Verfassi"gs-:
; zur Erinnerung an die Annalime der Verfassung des
Kts B am 31. Juli 1830. Auch Jakobs-F. genannt
(s. d.) und später auch auf die Verfassung vom Jahr
1846 bezogen. Die urspr. zur Feier des Hochsommers
■ üblichen Feuer (vgl. Johannen- F.) wurden um einen
Monat verschoben und auf Termine der politischen
Geschichte gerichtet. Die Kinder in den Dörfern
schaaren sich zu Umzügen mit Papierlaternen udgl.
' zusammen. — Mitte-Fasten-: Fastnachtfeuer in
' der Mitte statt im Anfang der Fastenzeit. So in Obw,
! wo man um eine grosse Tanne herum Schilfrohr band
1 und es anzündete. Auch in LG. wurden die Fast-
nacht-F. bisweilen erst um Mittefasten abgebrannt.
; LtiTOLF, 568/64. In Ndw auch einfach Faslen-F. ge-
nannt. Vgl. Öster-, Märzen-, Fasnacht-F.
I 'S&-L-: = Feg-F. ,[Dass man für die armen Seelen
Nichts zu tun brauche] dann liein f. nüt wäre, denn
Gott hat uns all mit sym tod erlöst!' Anhang zu
, EuLlB.. Chr. — Dieses Fex- viell. nicht von ,fegen', sondern
, ÜDiduutung von lat. vcxarc, vgl. bern. Fitr m., Verweis.
! Flöh-: ein neben dem eigentlichen Fascnacht-P.
( entzündetes kleineres BsPfetf.
Flack-: Strohfeuer. Nw so es F., dm git nild
: heiss Z. — Zu flackern, schnell aufflaiimien.
j Friden-. ,Flamma; pacales, fridenfeur, fröuden-
! fenr.' Fris.; Mal. — Fridli-: zu Ehren des Landes-
■ patrons StFridolin am 6. März auf den Höhen ent-
\ zündet Gl; s. Für 3 e.
I Heid-: 1. Feuer auf der Heide, aus verdorrtem
jGras. Käsen [?] ZLunn. — 2. Rotlauf, wandernde Ent-
i' Zündung Bs. Vgl. Für 3. — 3. = Heiden-F. i.
I Da das Fem. ,Heide' unserer Sprache sonst fremd ist
ji (»usgenommen Heidberi, entstellt Heu-peri, Heiti, Heidelbeere),
jSO beruht 1 viell. auf Irrtum oder ümdeutung, etwa aus
^dem folg.
I Heide»-, Heid- Zo; UwE. (in Bed. 4 neben Haut-):
\ 1. F., das Heiden anzünden, z. B. Zigeuner. ,Mit den
j Zigeunern und Bettlern im Wald bei gestohlenen und
sjebettelten Braten und Kuchen um ein H. herum-
tanzen.' HPest. 1787. F., das aus heidnischer Vorzeit
j stammt: Fastnachtfeuer Aa (Rochh.); s. Oster-F. —
2. grosses, gewaltiges F. Z. {Heiden- in abstr.
i verstärkender Bed.; vgl. Höllen-.) — 3. eine um sich
^fressende Hautkrankheit [V]. Y gl. Für 3. Wenn
[inir nw eini [Fabrik] ufclw lönd, se fresset s' noh
;[nach, um sich] wie 's H. Stutz. ,Macht doch, dass
[die G'rücht nicht weiter um sich fressen wie das H.-
rebd. Doch an beiden Stellen viell. i. S. v. 4. — 4. das
■iog. Windfeuer, d. h. die Erscheinung, dass bis-
weilen in dem am Boden und an den Seiten von
;Pfannen oder Kesseln, die über dem Feuer stehen,
■haftenden Russ zahlreiche kleine Funken entstehen.
die durch einander wimmeln; die Erscheinung wird
;meistens als Vorzeichen von Witterungswechsel, Ein-
treten von Wind od. Regen, betrachtet SchwE.; UwE.;
iK«; Z. Vgl. füren 3, heidfüren, fürig. 's hat Heide f.
y/to" a" der Pfanne, 's diit't ttf Sturm und Wind.
Btdtz. In GStdt sagt man von den wimmelnden Glüt-
-■hen: der Mesmer hisorget d' Lütli; ähnlich in Z beim
Verglimmen von Papier: d' Liit gönd iis dr Chile
Kirche].
St'hweiz. Idiutii 111 I. 7.
Bed. 3 kann, wie 4, auf der Ansicht beruhen, dass die
betr. Auffassung des F. eine heidnische Grundlage habe; doch
k.inn Heiden- bei 3 auch die Bed. von .verflucht, verderblich'
haben wie lat. ,sacer' in der Benennung ,ignis sacer' für
,Antonius-F.' Vgl. auch Heil-F. Die mit 4 verbundene Vor-
bedeutung stürmischen Wetters mag zunächst darin begründet
sein, dass die Seelen und die ihnen vwdtn elbischon Geistor
teils als Lichter, teils als Lufthauche gedacht wurden; es
konnte also die Lichterscheinung auch eine Luftströmung zur
Folge haben, ähnlich derjenigen, welche nach dem Volks-
glauben durch einen erhäugten Menschen bewirkt wird, dessen
unselige Seele, in das Luftreich zurückkehrend, demselben
ihre stürmische Bewegung mitteilt, und entsprechend der Be-
deutung des V?ilden Heeres als Sturmwind und Geisterschaar.
Heil-: Hautausschlag auf der Hand, den man
durch Zaubersprüche vertreiben zu können glaubt BO.
Gemäss der Aum. zu Heiden-F. kann Heil in dieser Ver-
bindung auch ,Unheil' bedeuten; aber viell. ist geradezu an
Heilbarkeit zu denken.
Hölle-: grosses F. Z. Vgl Heiden-F. 2. Ir sölled-
mer es H. in euerer Chuchi usse ha", so heiss ist die
Suppe. Es H, icie wenn er tcetted e Hex brate" Z.
Hengert-. ,Am Abend zünden die Älpler, wenn
es Nacht wird, mitten in der Hütte das Hengertfeuer
an.' Gb Kai. 1872. — Hemjat (Heimgart) = Abendbesuch,
-gesellschaft.
Hau(p)t- s. Heiden-F. — Rxiatev-Fürli": Feuer,
welches die das Vieh hütenden Knaben im Herbst auf
der Weide machen, zum Zeitvertreib oder um sich
dran zu wärmen Th. — Johannes-Pur, Santjohanns-
BS., Johanni- W : urspr. zur Feier der Sommersonnen-
wende, in allen deutschen Landen und noch weiter,
seit alter Zeit üblich; im Kt. B mit veränderter Zeit
und Bedeutung in Jalwbs- und Verfassungs-F. ver-
wandelt, s. dd. — Jakobs-: im Kt. Bern an die Stelle
der (mehr bei den Katholiken üblichen) Johannes-F.
gesetzt und auf das Andenken der siegreichen Schlacht
bei Vilmergen ('25. Juli 1712), später auch auf die
Annahme der neuen Verfassungen in den Jahren 1831
und 1846 (im letztern Fall mit halb scherzhafter
Nebenbeziehung auf den dabei hauptsächlich tätig ge-
wesenen Staatsmann Jakob Stämpfli) bezogen ; s. Ver-
fassungs-F. — Kuchi"-. ,Bei uns, wo das Feuer
auch, das wir brauchen, niclit elementisch, sonder
nur Kuchifeuer, ein angezündeter Flamme oder Luft
ist, kann es nicht änderst sein, dann dass die bei uns
scheinenden Element einen immerwährenden Streit
miteinanderen haben.' JZiegler 1647. — Kriden-:
Signalfeuer bei Ausbruch von Krieg; s. Für 3 a und
Lärm-F. ,Dass die wehrfähige Mannschaft, sobald
das Krydenfür und das Krydengeschütz angegangen,
bewaffnet an die bestimmten Plätze ziehe.' 1543, Absch.
- Mhd. knde f., Kriegsgeschrci, Losungswort; zu frz. crier.
Laub- in der R.\.: Es göd umme wie nes L., ent-
stellt aus dem gleichbed. Lauf-F., mit Ümdeutung auf
ein F., das etwa nach Art eines Waldbrandes in dürrem
Laub entstehen und um sich greifen könnte. — Lärm-:
Kriegssignal, s. Krlden-F. Und wenn de Find i' 's
Land l"fallt, Und 's L. uf de Firne wallt. Minn. 1836.
— Baumer-Märt-: F. am Tag vor dem Jahrmarkt,
der in ZBauma je am ersten Freitag des April Statt
findet. Auch diese Feuer, zunächst eine Fortsetzung
der Fastnacht-F., sind ein Rest der zur Feier des
Frühlings üblichen F. Vgl. Öster-, Märzen- F. —
Märzen-: einer der Namen für die Prühlings-F. ,By
den Passnacht- und Merzen füreren wirt vil wuols und
947
Far, fer, Hr. l'or. für
ergerliclic Sachen mit tanzen und in andere weg ge-
triben.' Z Mand. 1001.
„Mott-, Mutt-Für: Schmauchfeuer in ausge-
stochenem und aufgeschichtetem Basen." Syn. Mott-
Hüfen. — Motten, schwelen; Muite, ausgestochener Rasen.
Fasnacht-: bis auf heute in den meisten Kan-
tonen (also auch reformierten) üblich (nur an ver-
schiedenen Tagen, doch meist am Abend des ersten
Sonntags der Fastenzeit, in Ap am sog. Fiinkensonntafß,
s. d.) und bes. ein Fest für die Jugend. Mit dem
Abbrennen der Fasnachtfeuer sind d' LiechtK fiirt-
g'schickt, d. i. hört die .\rbeit bei Lichte für einmal
wieder auf ZO. Die Knaben haben Holz dazu von
Hause mitgebracht oder vorher herumziehend vor
andern Häusern gebettelt, wohl auch gestohlen. Das-
selbe wird auf einer Anhöhe um eine Stange oder
Tanne herum aufgeschichtet und bei Einbruch der
Nacht angezündet. Die Jugend tanzt unter Jubel-
geschrei um das F.; auch werden glühend gemachte
Scheiben (s. Schiben) unter Ausruf von Wünschen in
die Luft geschleudert (ZBachtel, Regensd.). Sind die
letzten Funken des Feuers verglüht, so kehrt die
Jugend, alte Lieder singend, ins Dorf zurück (ZSth.) ;
die altern Bursche und Mädchen schwärmen die Nacht
durch (S). In AABb. gilt der Spruch : Wenn 's F. vum
(htifinä zie''t, so häd me' 's Jör ditre vil Oberwind.
Im IjG. war die Jugend beim F. früher z. T. ver-
mummt und mit Kesseln, Peitschen und Schellen ver-
sehen. Auf dem Pfahl oder Baum war eine Stroh-
puppe (,Hexe') angebunden, welche mit verbrannt
wurde. Auch wurden mit Stroh umwickelte alte Räder
angezündet und bergab gerollt und sprang man über die
zssinkende Flamme des Holzstosses hinweg. In alter
Zeit wurde das Feuer auch in der Stadt entzündet,
auch nachdem in Folge davon im Jahr 1.508 eine
Feuersbrunst entstanden war. Im Jahr 1.596 wurden
die mit dem F. verbundenen Missbräuche auf dem
Lande verboten, ebenso wieder 1742 (natürlich ohne
Erfolg!). LüTOLF S. 563. Klagen über Verwüstung von
Wäldern durch Ausbeutung derselben für F. werden
in Z z. B. aus dem J. 157.3 laut. Der Weibel wurde
angewiesen, den Knaben für jenen Zweck Etw. ver-
abfolgen zu lassen. Im J. 1569 vergleicht LLäv.
schweifende Irrlichter mit den Fackeln, welche Kna-
ben bei den F. hin und her schwingen, und noch 1670
heisst es: .Gleichwie die jungen Gesellen zu Anfang
der sog. Fasten mit ihren angezündeten Fackeln bei
ihren F. etwann von allen Seiten her zusammen kom-
men, etwann sich wieder verstreuen, etwann auch
samtlich einen langen Reihen machen' usw. In einem
B Mandat von 1628 werden die F. sammt den Mum-
mereien .heidnisch' genannt und verboten; 1790 in
AASarm. das nicht immer ehrbar abgelaufene Ver-
gnügen abgestellt. Laut vMoos ,liefen unsere Alten,
wie die Kinder, den F. nach'. — Nu-: 1. zunächst
die neue Gestalt der Schiessgewehre, d. h. Percussions-
gewehre (mit Zündkapseln statt der frühern Feuer-
steinschlösser) Z; a. Für 3 f. — 2. scherzhaft bildl.:
die Hosenschlitze gegenüber den Lätzen der altern
Tracht Z; Syn. Geschirind-F. — Nacht-: F., das in
der Nacht (auf Feuerstätten, in Öfen) brennt, oder F..
das bei Nacht ausbrechen könnte, nächtliche Feuers-
gefahr.? .Haben .JGnH. angesehen [beschlossen] von
des Nachtfüers wegen: wann Nachts Wind gand, dass
die Geordneten sond üfstan by iren Eiden und uf die
Gassen gan, bis der Wind gestellt wirt.' 1497, JKdTholi,
1848. Ebenso ,und in jeklichem Hüs die Menschen;
wecken und inen bevelchen, jeglichs in sym Hns zum
Für ze luogen.' 1501. ebd. — Baichen-: das von
den Fischern zum nächtlichen Fang der Baichen an-
gewendete F. L.
Blech-Fürli: das F. vorn in grossem Backöfen
zu Beleuchtung derselben beim Einschiessen der Brote
ApK., M. Vgl. auch Vor-F. — Wahrsch. entstellt aus
Bliit- und nnigedeutet auf den blechernen Ofenlochverschluss.
Bläs-Für: 1. = Blechfürli ZO. Syn. Vorfür.
Nach anderen Angaben soll es das Entweichen der
Hitze während des Einschiessens verhindern. .Feuer
von leichtem Holz, welches man vor einem geschlos-
senen Backofen brennen lässt, um dem Brot eine
schöne Bräune zu geben.' Spreng; vgl. blasen. —
2. das grosse F. im Backofen ApK. — Blas, Feuerbraud.
Herd-Platten-: Feuer des Herdes, bildl.: .Aber
ach wie leicht mischet sich ignis foci, fremdes Herd-
blatten-Fcur und der kalte Brand eigener Passiouen,
under ignem arae, das Feur des göttlichen Heiligtums!'
Mise. T. 1722. — Schön-: Brand, der zur Ausreutung,
Säuberung (Schönen) des Bodens veranstaltet wird
aScHW. — Geschwind- s. Nil- Für. — Trott-: F..
das Nachts bei der Trotte [Kelter] unterhalten wird.
RnErNSCHNAKEN. — Wacht-. Im J. 1656 wurden in
dem Rapperswylerkrieg 73 Klafter Holz ,us Bevekh
m. gn. Herren zu den Wachtfüren in diseni Wald wet^-
genommen.' Hotz, Urk. — Wild-: 1. die unter J'i?/,:'
bezeichnete Krankheit. .Das wildfür ze löschen.' XV.,
L Hdschr. .[Spatzenkaat] mit seh weinsch malz aufge-
strichen benimpt die hauptsucht und bricht das wild-
feur.' VoGELB. 1557. ,Das schmalz des baren ist vast
guot zum wilden feur.' Tierb. 1563. — '2. Windfeuer
(s. Heiden-Für 4) und aus diesem Worte umgedeutet y
Irrwische V ,Er sei wandelbar wie Wildfeuer, von
einem Ort zum andern wie ein Hase.' UBrähg. 178'2.
Werr-Für n. Z, Werre-Füri ScHwMa., Twer-FiUi
n. GSa.. Werr-Fuli n. Gi. (neben -Färi), Twer-Fidi
GG., Tuer-Fili GA.: 1. Maulwurfsgrille, Erdkrebs Gl:
G; Z. Syn. Kornferli; Eossmörder. — 2. Engerlinsr
unter der Haut des Rindviehs ZWäd. Syn. Inyer.
Betr. den ersten Teil des W. s. das gleichbed. einfache
Werre. Dass der zweite Teil das W. .Feuer' sei, ist sehr
zweifelhaft, und die Form mit / vidi, nicht Umdeutung oder
Dissimilationsforni, .sondern das Ursprüngliche. Das vorge-
setzte t aus dem Art. angewachsen unter Anlehnung an lief/,
zwerch.
Zwang-: als Zaubermittel im Crinünalprocess.
,|Die Pfarrer verboten,] dass man keine zw. (sind
noch in 60 jaren gebraucht worden) anrüsten und
damit die misstäter an das liecht ze bringen under-
ston sollte, wie bei unserer vätter Zeiten noch vor
banden gwesen, da aberglöubig leut vermeinen wellen.
man könne über ein hell feur weiss was henken und
darzuo etliche wort sprechen und streich tuou, dar-
durch ein menseh etwas ze tuon oder ze lassen ge-
zwungen werde.' Vad.
füre": 1. Feuer machen (anzünden und unter-
halten) im Ofen (heizen, Syn. in-f.) oder Herd (vgl. ]■
an-f.). allg. D' Stube" ist heiss, er händ [ihr habt] j''
fjiiet (/'füret Z. Se wit-me" füret und chochet. auf der I '
ganzen bewohnten Erde. Sti'Tz. lüldl. : P'^'m undef'--
i
Far, f(>r, lir, lur. für
950
Loch f., ihn von seinem Platz vertreiben AxElir.
(wahrsch. hergenommen von der Fuchsjagd). — 2. mit
i Fcnergewehr schiessen Z. Bildl. : Uf Eine'' f., mit
Steinen nach Einem werfen; auch: mit Worten schmä-
hen. Id. B. — 3. Empfindung des Brennens ver-
ursachen: a) von geistigen Getränken. De'' 'H't"
füret im Hals Z. Der Branäivl" firot, we"'-mu''-nii
' [ihn] schlickt [schluckt] W. 's füret wie-n-en Sihe-
chet^er diir d' Halsröre" ab. Stutz. Geist liaben Ar f.
— b) von schmerzenden Körperteilen, jucken, zucken.
; Das hat y' füret! z.B. bei der Abnahme des ersten
' Verbandes einer Wunde „Vw; Zg;" Z. Das Sempf-
[ Pflaster firot, dass i-sus [es] nivime erlidw mag W.
Da' füret Ei''mt z.B. bei Schlägen auf die Finger-
spitzen. Sui-oER. Es füret doch verflnecht, sagt Einer,
I der mit dem Kopfe gegen einen Andern gestossen.
Stütz. Es füret-mer i" de" Fingere" Aa. Mini Füess
färed ganz, wil V'' vorher so g' fröre ha" dra" Z. Es
füret-mer, ich empfinde Hitze, Entzündung BSi. —
, I. (trans.) erhitzen. .Ein ysen, so es gefüret wird,
brennt.' Zwingli. — 5. glühen, vom Russ an der
■ Pfanne, i. S. v. Heiden-Für 4 und heid-füren. Di
Pfanne tuet /., es git schlechts Wetter W. — (j. (un-
• pers.l blitzen AAEhr.; W. Es hat die ganz Nacht
' (ffüret. Ahnlich von subj. Lichtempfindung i. S. v.
1 Für 4 e. I''' hä" dr Ghopf so ang'schlagu", dass 's-mer
\ vor den Augu" g'ßrot hat W. — 7. erhitzt sein.
■ a) ,von körperl. Anstrengung, z. B. laufen." Urne f.,
! hastig, ungestüm herum laufen G; ScuSt. De'' Letst
' ehunnt g'schnüfig [atemlos] ine z' f. Z (ESchünenb.).
l; — b) von Zorn: toben, heftig werden, in Zorn aus-
ji brechen. D'er hat g'flret .' Uw. Vgl. Für 4 c. d. —
j Mbd, fiureii, feurig sein, -werden, -machen.
Iüf-: in Zorn geraten Ai'. Vgl. üf -hrennen. —
a"-: 1. F. anzünden B; G; Z. S. «w Sp. 256, Anni.
I — 2. sich antrinken UwE. Er isch a"g'fürt, hat einen
(Rausch BBris). — 3. zum Zorn reizen L (Ineichen);
'jUwE. ; intr., Händel stiften L (Ineichen). Wenn 's
fa'g'füret isch, so brümit 's. Schild. — i"-: 1. ein-
heizen Ap; Bs; B; G; Uw; Z. Auch trans., z.B. Bü-
scheli [Eeisbündel] i. GA. — 2. (unpers.) von herr-
schender Sommerhitze. Es firot In W. — 3. sich durch
i Essen und Trinken erwärmen Uw; bes. aber: tüchtig
(und zu viel trinken, sich betrinken Bs; „L;" GA.;
^ ScB. — 4. ei"m l. : a) ernste Vorstellungen, Angst
'machen Bs; ZO. Hyn. d' Höllheiss mache; under-f.2;
jZue-f.2; zünden. — b) verklagen, Verlegenheiten be-
! reiten, indem man ungünstig über ihn bei Andern
• spricht GA. ; Z W3'la. Syn. z' bösfesjt reden. — u n d e r - ,
lUndere-: 1. Feuer unter Etwas legen B. — 2. mit
Dat. P., anreizen, antreiben, aus Trägheit aufjagen B.
Durch Verweis abhalten Etw. ferner zu tun B; FMu.
Vgl. IM-, ztie-f. — er-: erheizen, d.h. durch Heizung
) hinlänglich erwärmen. Ma" mag d' Stoba gad fast
\nüd e. Ap. — vor-: den Backofen einige Stunden vor
dem Einschiessen des Brotes halb heizen ZPisch. —
heid- heut-: 1. glühen, Funken sprühen im S. von
füren 3 und Heid-Für 4. D' Pfanne hed hined [diese
^Nacht] g'heutfüret Schw. — 2. wetterleuchten Schw.
liSyn. hitz-, wetter-leiehen. — hüs-: das Gewerbe des
■.Hnsfürers' betreiben; s. d. — mott-: 1. sog. Mott-
haufen verbrennen; s. M.-Hüfen. — 2. übertr. a) in
igrosscn Zügen rauchen S. b) ein Haus in Brand
(Stecken S. — zue-: eigtl. ein Peuer unterhalten,
schüren; Syn. xue-schürgen. Übertr., m.T>at.. ernstlich
zureden, zu Etw. crmahnen oder von Etw. abmahnen.
Schi heint-ra [haben ihr] tichtig zueg' firot, dass seht
nithiratiin selhi W. \g\. in-f. 4 a; under-f. 3. ,Ignera
ac nniteriam seditioni subdere, einem aufruor zuo-
schürgen, zuofheuren, fürderen. Barere soninuin alicui
mero, Eim mit trinken redlich zuof. oder zuoschürgcn,
dass er entschlaft.' Fris.; Mal.
Fürer: Geschlechtsn. Gl; GT. — MM.ßumm; der
ilas Fcner entzündet oder unterhält.
Hüs- nannte man ehedem diejenigen Bäcker in
Bs, welche in der Stadt selbst wohnten und den Bür-
gern ihr Hausbrot zu backen, dabei aber nur schwarzes
Brot zu verkaufen pflegten, im Unterschied von den-
jenigen, welche in den Vorstädten oder in der kleinen
Stadt wohnten u. nur weisses Brot verkauften. Spreng.
Im XIV. erscheinen daselbst und in Liestal die Bäcker
in ,Peilbäcker' und ,H.' geschieden. ,Die brotbecken,
es sygend husfürer oder andere [nämlich] weissbecken.'
1411, Stadtr. Liestal. Im XV. wurden die H., welche
sich angemasst hatten, auch auf Verkauf zu backen,
wiederholt in Bez. auf Quantum und Qualität in ge-
wisse Schranken, i. J. 1515 aber wieder durchaus auf
ihr ursprüngliches Gewerbe zurückgewiesen. Eine
ähnliche Einrichtung taucht im XVI. wiederholt und
gelegentlich (wegen Teurung) in Z auf, wo inzwischen
die ,Foggenzer' allmählich aufhörten, dem ursprüng-
lich gleichen Zwecke zu dienen; förmlich organisiert
aber und zwar nach dem Basler Muster, tw. mit dem
von dort entlehnten Namen (neben Hüsbeclc), wurde
sie 1622/3 und dauerte in dieser Form bis M. XVIII. ,
da es den ,Pfistern', d. i. den bisherigen ,Feilern'
und ,Foggenzern', gelang, durch freiwilliges ,Haus-
feuern' die neuen Zunftgenossen lahm zu legen. ,Die-
weil die gemeine Burgerschaft, rych und arm, sich
l)ei den Hausbecken die Zyt her nit übel befunden,
da sollend dieselben fürer belyben, also dass monk-
licher den Husfeureren das Brot nach wyters ze bachen
geben möge, von den Mstr Pfisteren unverhindert.
Welicher aber bei den Husfeureren bachen lassen
will, der solle das Mehl daheim knetten und den Teig
zurüsten, und erst alsdann denselben den Husbecken
bringen, da dann hiemit die Hausfeurer dheinen Kun-
den das Mehl wyters, wie etwa vor der Zyt be-
schechen, abnemmen sollen, inmassen ein soliches an
anderen Orten und Stätten auf die Formb auch ge-
brucht wird. Was aber die Würt belanget, was sie
für Brod ums Gelt verbruchend und den Gästen auf-
stellend, das sollend sie wie von Alter her by den
Pfistern nemmen und kaufen.' Z Ratsverordn. 1623.
.Diewil besagte boid [2 mit Namen genannte Bäcker]
mit Bachen der Burgerschaft und mit dem Husfüren
(wie man's nempt) anders Nützit [Nichts] getan dann
was MGnH. inen erlaubt, so sollint ire Schilt in die
Zunfttafelen widerumb recht getan werden, auch si
mit wyterem Bachen und Husfüren bis zu Ustrag der
Sach fürfaren und sie beide für ehrliche Meister und
Zünfter gehalten werden.' ebd. 1625. ,Dass ernannter
Grob sich eines Gebächs allein gebruchen und hiemit
nebent dem gemeinen Bachen und Hausfeuren kein
sonderbar Brod bachen und verkaufen oder aber hin-
gegen des Hausfeurens sich nit gebruchen mögen
solle.' ebd. 1631. ,Diewyl doch das Hausfeuren kein
Handwerch ist, diweil gemeinklichen die Leut den
Winter bachen daheimen.' 1631, Z Arch. z. Weggen.
(»51
Par, fer, fir, for, für
052
Vgl. noch Fochenzer Sp. 654; Hüsbeck; Ofenmann;
Hüsbrod; u. s. , Das Brot' S. 142/9. - ,Wiss-': Weiss-
bäcker Bs, s. den vorigen Art.
Fürete- ScnSt., l'-F. Ap f.: so viel Holz, als
man zu einmaliger Heizung braucht. En I. Holz.
Füri m.: rothaariger Mensch. Id. B.
Füri f.: Brennstoff, Holz für Herd und Ofen B
(Zyro). — A"-: kleines Holz, das man zum Anzünden
des F. braucht. D' A. ist cerläderet [verlodert], aber
'.9 Für ist (loch nid a'g'gange [aufgegangen] BStdt.
fürig: 1. brennend, glühend. E fürigs Sclilt, ein
Feuerbrand Gl; Z. En f-e^ ilfo»", es f-s Mannli Ap;
Bs; B; Scn (Männli); Z; en f-e Ma"' mit eme g'lam-
pete [herabhangenden] Huet GMels: Irrlicht, -wisch,
gedacht als die in Feuergestalt umgehende Seele eines
unseligen Menschen, bes. eines Markfrevlers. Syn.
hrinniger M.; Für-M.; Zünsler. F-i Männli aber
auch: Glut an der Pfanne Bs; -^gl. füren 3, heidfuren,
Heidenfür 4 (bes. der Mesmer und die kleinen Leut-
chen). Die fürigi Frau heisst ein Kinderspiel und
in demselben das in der Mitte des Kreises der übrigen
stehende Kind, über dessen Haupt jene den Saum
seines Kleides mit der Hand emporhalten, bis sie ihnen
von einem herumgehenden Kind heruntergeschlagen
wird, worauf zuletzt die f. F. allein steht und die
weggelaufenen andern Kinder suchen gehen muss Aa;
Syn. , Königs Töchterlein'. En /"-e"' Ma", ivo [der]
muess g'löscht si", heisst ein Ehemann, der für ein
neugebornes Kind Paten suchen muss ZWyla. Vgl.
Für laufen unter Für 1 b. Von einem solchen sagt
man auch: de f. Schöpe" [Jacke] a'^ha" G; Z (Stutz),
a'legge" Z, brüclie". XVHI., Bauerngespr., im fürige
Schöpe' laufe" Z. — 2. leicht heizbar, von einem Ofen
Ap. Gegs. un- (ö-) f. — 3. scharf, brennend auf der
Zunge oder im Hals, von Gewürzen, wie z. B. Pfeffer
Ap; vgl. füren, von geistigen Getränken. — 4. rot-
haarig B. — 5. zornig L (Ineichen). - 6. fürigi Liebi,
eine purpurrot blühende Pflanze, a) Gauchheil, Ana-
gallis phoenic. Z; Syn. Bluetströpfli, roti Hennenäugli.
b) Tag-Lichtnelke, Lychnis chalced. GSa., We.; U;
Syn. Für-Nägeli. — 7. fürige'' Busch, immergrüner
Weissdorn, CratKgus pyracantha (nach II. Mos. 3, 2).
Mhd. fiurec. — Der Glaube, (l.ass die Seele Licht- oder
Feuergestalt annehmen könne, ist alt »nd weit verbreitet;
das Feuer ist aber bei den /. Mannen, verbunden mit der
unstäten Bewegung, zugleich Element der Qual, statt des
hüllischen Feuers. — Der Grund der Benennung die f. Frau
ist nicht sicher zu erkennen. Viell. ist sie ebenfalls Sinn-
bild einer zu Unseligkeit verdammten Seele. Bei /. i^ehüpen
bezeichnet /. die Eilfertigkeit des Laufens oder die be-
drängte Lage.
ge-fürig g'ßrig U; W: 1. siedend heiss BBr.; U.
— 2. brennend; en g'flrige Liechtstock W. — 3. leb-
liaft. Es g'f-s Meitschi W. — 4. zornig. G'firigs cho,
zornig werden, in jähen Zorn -geraten W. Vgl. Für 4 c.
- - 5. bösartig. JEs g'f-s Fell, böses Weib W.
für in: feurig. ,Mit einem fürlnen schwort.' Hs
ScBüRPF 1497. ,Also do sy lagen geflochten in diser
marter und sy das fürin rad triben und dis gross für
hin und her gewendet ward.' Ende XV., Ant. Z. ,Mit
fürinen zungen oder flämmlinen.' HBull. 1561. ,Die
äugen glänzend, als ob sy feurin wärind.' Tierb. 1563.
.Cffilestes faces, feurine facklen.' Fris. , Fürin mannen',
Irrlichter. LLav. 1569; 1670 (neben .furig'). , Er flam-
met wie ein füriner schaub.' Bossn.-(iOLnsoHM. .Die
flammen flacken heraus, wie feurene Kunkeii.' 1707,
HiOB. — Mhd. fiunn.
fürle": kleine Feuer machen, mit solchen sich
vergnügen, wie viehhütende Knaben im Herbste tun B.
für (fiir Ar, für F; P It Schott): I. Präp. A. mit
.\ccus. 1. räumlich, a) vor Etwas hin. Der Ober-
länder stellt geng [immer] eis Bei" f. d's andere, geht
beim Bergsteigen stetig, abgemessen, ruhig BBe. I<*
mag nümme stige, es chunnt vier i" d' Bei" und f. en
Ate aSoHW. F'' göne nii f. d' Feister e ehli goge güggle
[um ein wenig zu gucken]. Stutz. Eim der Sack f.
d' Tür {de" Bese" f. d' Füess. Spreng) g'heie", den
Dienst aufkünden Bs. Kei" Blatt f. 's Mül ne'. ebd.
.Will er nicht mehr nach ihrer Pfeifen danzen, so
schnellen sie ihm f. die Nasen.' GoLi. 1741. ,F. den
köpf stossen.' Hospin. Eim f. 's Liecht stö", im Wege,-
hinderlich sein. Sulger. , Deshalben sy uns nit f. das
liecht stön müessent.' 1596, Zellw., Urk. ,Lä mich
sten f. dich.' Hadloub. ,Dö stuond der kaiser üf f.
die fürsten.' Z Chr. 1336/1446. Oft noch mit einem
auf das Subst. folgenden Adv. verbunden, welches
genauere Ortsbestimmung angibt. Dö stöt si asse [so]
f. in zue. Stütz. F. den Ofen ane stö Ap. De [du]
wirst f. mi''' ane chu"? im Vorbeigehen bei mir an-
kehren. Stptz. F. 's Hüs abe, vor das Haus hinunter;
-äne, hinaus; -nohe, bis vor das H. ; -ii-e, vor das H.
hinauf; -sue, bis dicht vor das H. Aa. F. st'''' <(iie,
vor sich hin Bs; Z. (Fürsich, vorwärts, s. sich.) Du
hast nüd f. di [vorwärts, geradaus] g'lueget. MUsteri
1827. ,Ins Kat fällst z'lest, drum f. dich lug.' Wahrs.
1675. Aber f. sich biegen: für sich selbst sorgen, s.u.
.So gang f. dich und hab wol acht.' Ruep 1555. .Rieht
f. dich [fahr fort in deinem Geschäft] und schwig
klaffen!' rief Reding in Greifensee dem Scharfrichter
zu. EnLiB. ,Swenne si f. die herberge gat, daz die
tragen soll ein rotes keppeli.' 1319, Z Ratserk. ,Wenn
pfant f. sie [die Schätzer] kämen, das sy die schätzten.'
1469, UwE. ,Knüwetend wir bcde f. den brief [Ab-
lassbrief].' NMan. ,Für und in der scheidlüt ampt
gehörend.' 1486, Bs Rq. ,Sy fuortend in f. rat.' 1530.
AposTELG. .Doch sollte solicher predikant [bevor er
zum Amte zugelassen wird] f. unsere gelerten ge-
fertiget und allda vor denselben erkennt [geprüft]
werden.' 1529, Absch. ,A1so namend si f. mich ir ker
[sie zogen an mir vorüber]; fuorend dahin, ich was
vast fro.' Salat. ,Mit dem vech f. iro mülle hin
gfahren.' 1603, Ap Jahrb. ,Wer dem ewigen das zeit-
liche vorziehet, der setzt den wagen für die ross.'
JMüLL. 1666. ,Er sihet, dass diser Ratschlag nichtig
ist und er seine Räte hinderfür angefangen, auch den
Wagen f. die Ross gespannet habe.' JHFXsi 1696.
Das Vieh kommt ,f. den Hirt', wenn es zum ersten
Male auf die Weide getrieben wird GrD. ,Im somnier
die schwyn lassen gän f. den hirten.' 1495, G Küchen-
ordn. ,Wann man das vych uslasst und f. den hirten
trybt.' Elgg. Herrsch.-R. 1535; ebd. auch gleichbed.
,f. d. h. schlän'. ,So wurd täglich [während der Be-
lagerung] dz vech von Zürich uss der statt f. den hirten
uf die almend getrieben zuo weiden.' Edlib. ,Zugent
f. die statt und lägent vor der statt.' Z Chr. 1336,1446.
.Sy schluogend meng hoch gezelte f Murten und f.
das schloss.' 1476, Mdrtenlied. ,Man würdi unsern
herrn f. ir statt fallen.' 1539, Amtsrechn. Grpn. ,Un(l
creh der Marsch auch noch so fern. Selbst f. den Feiml,
953
Kar, for. tiv. («r. l'iil'
954
so tun wir's gern.' Lied von 1798. ,P. (die) Hand
neinen': Etwas vornehmen, zur Behandlung, Be-
treibung. ,Er käme audi darunib gen Ernen, die sach
f. h. ze n., die aber daselbs nicht vollendet wurde.'
1419, Absch. .Daselbs sie und euch er kommen, aber
[abemials] die Sachen f. h. ze n.' ebd. ,So wollend
wir nun mer die selbig [Regel] f. d. h. n.' Güalth.
1555. .F. d. h. n., capessere aliquid; raanura admovere
alicui.' Hospin. .F. die Hand kommen-, begegnen.
,Nun kombt uns aber unser wasserturn widerumb f.
d, h.' ECts. Auch einfach: ,f. sich nemen'; vgl.
i\hd. ,sich Etw. vornehmen'. ,Der nara f. sich, von
der weit ze gän.' DSchilling. ,A1s wir aus bitt vil
guetherziger bewegt [bewogen], f. uns genommen
habend, beider testamenten alle bücher zesammen
in zwei teil ze trucken.' Bis. 1531. ,Hett sin ersti
predig hie tan und f. sich gnummen den evangelisten
Mattheum.' UMey. 1540/73. .Ich will zum ersten die
erschynung Samuels für mich nemmen [d. h. zur
Erörterung vornehmen].' LLäv. 1569 [.reden von der
E.' 1670). — b) an Etw. vorbei, darüber hinaus,
: ebenfalls oft mit beigefügtem Adv.; vgl. für-über, -ms.
F. enand(er) ane, an einander vorbei Bs; Z. Bildlich:
F. e. use dm, sich entzweien, ebd. I hi f. in ane
(fgange Z. F. 's Hiis äne, am H. vorbei Aa. Hand
' ir de' nüd y'lcennt, wo f. e«"* dure g' gangen ist? Stdtz.
! Wenn [du] im Fall [vielleiclit] f. e Platzg use clio
bisch [um die Stelle gekommen bist], so channsch zue
mir cho. Joach. 1881. F. e»dnd gä", bei einander
' vorbei gehen SchwMuo. ; z. B. die bede Brief sind f.
\ enand g'gange, haben sich gekreuzt. Wo sind ier f.
'■ enand g'gange? Ebenso f. enand dure gä", sich kreu-
zen Z. F. enand möge", bei einander vorbei mögen;
■ z. B. die zwei Fiieder hend schier nid f. enand möge";
und bildl. im Frieden fertig werden, auskommen; z. B.
j die zwe Nachbure mögid schier nid f. endnd (dure)
jiScBwMuo. J^. enand dure gä", von Handlungsweisen,
!' Grundsätzen : nicht zusammen troften. Gegensatz bilden ;
' es gilt f. e. d.. wenn Einer, anstatt dem Verdienste ob-
'zuliegen, lumpt und sein Geld vertut; das gut (wlt)
ff. e. d., macht einen (grossen) Unterschied, ist fast
' das Gegenteil ; 500 Fr. rerspile" oder günne [gewinnen]
]göt wit f. e. d. ZO. ,Das gehet f. obren, haec prfeter-
' Volant aures.' Hospin. ,Er muoss län red f. obren gän,
der weit g'spütt sich nicht [län| fechten an.' Emblem.
'• 1622. ,Wir müssen f. sie [die Todten auf den Kirch-
höfen] anhin', d. h. an ihnen vorbeigehen. JMüll.
lt>65. Bei geographischen und topographischen An-
gaben: ,Die Aren ab f. Hasli. f. Bern hin.' Bundesbr.
1351. ,In allem Zürichgau üf durch Glarus f. Wallen-
statt üf unz an den grünen Hag.' Z Urk. .Under
' Balgach, do man f. den nagelfelsen an die aichprugg
gät.' Vad. ,Der Berg hat f. das Eigental hinauf -gute
Weiden.' Cts. 1(361. .Fisch, die man f. Abläsch hin-
unter fachet, um 18 Kr., und die man f. Abi. hinauf
fachet, um 22.' ca 1700, U. ,[Tell sagte: die Euder-
knechte sollten recht ziehen,] bis man f. dieselb blatten
käme', d.h. darüber hinaus, daran vorbei gekommen
'Wäre. TscHCDi ; von Schiller missverstanden: .bis dass
'wir vor die Platte kämen.' ,F. das land aus ver-
'kaufen.' Ap LB. 1585. ,F. dasselb gässlin hin [über
— hinaus] hat man's [das Gespenst] nit gesehen wyter
ziehen.' RCvs. 1607. ,F. d' eidgnossschaft aus', über
das Gebiet der E. hinaus. Lied v. 1ö69. Bei Mass-
bestimmnngen : .Unsere Pflanzungen stunden ganz
prächtig, so dass wir f. das aus, was Mädeli zu spinnen
glaubte, noch ein Ordentliches zu verkaufen hatten.'
GoTTH. .Der hocho mastbouni gieng wol eins manns
hoch für das wasser uf.' HsSchürpk 1497. ,ltem von
einem langen mantel f. daz knü zwifalt', über das
Knie hinunter reichend. XIV., Scii Stadtb. .Ich üch
warnen will, dass ir nit laufend f. das zil', über das
Ziel hinaus schiessen. 1536, Absch. .Dass enkeiner
f füufe oder f. sechse und nicht mer zu einandern ze
Geselleschaft gan suln.' Laüp., Beitr. Eines f. das
Andere: zur Bezeichnung der Abwechslung und Aus-
gleichung innerhalb eines Bestandes. Es ist Eis f. 's
Ander: Licht- und Schattenseiten gleichen sich aus Z.
D' Büscheli [Reisbündel] sönd eso f. enand, im Ganzen,
im Durchschnitt leidlich G. Es ist an Tag f. den
äne", das Befinden (eines Kranken) ist den einen Tag
so, den andern anders G; vgL ein Sp. 270. „Einer f.
den Andern: hie und da einer Vw; Zg." — 2. zeitlich:
über einen Zeitpunkt hinaus, nach, seit, von — an.
In der neuern Spr. nur in Verbindung mit ,hin' Aa;
Ap; f. morn hi", von übermorgen an. F. die Wocha
hi, in der Woche, welche auf diese folgt ZZoll. F.
■3 Wuche" hi", nach Verfluss von . . . F. de" Tag hi",
nach Verfluss dieses Tages. ,Ein ingesigel, das wir
f. dishin haben wellen.' 1395, LE. ,Nu oder f. dishin',
jetzt oder in der Folge. 1416, Stadlin. ,P. das hin,
als sy. uns gefangen hatten, band sy uns dhein leid
nit me tan.' HsSchürpf 1497. .Treftlich guot wetter
gsyn f. höwet hin.' Salat. .Wer f. disen tag hin von
einichem frömden herren nämi pensionen, der soll
vom landrecht syn.' 1522, Absch. .Und hat sich die
ader gänzlich gesetzt [aufgehört zu bluten] und f. das
hin [von der Zeit an] also b.standen.' RCvs. ,F. das
mal hin bin ich nit mer über den Urner see gefaren',
seit diesem M. Platt. 1572. .Dass einer am Mitt-
wuchen darnach, wann er bestetiget wirt, einen Abent-
trunk halten möge, und aber f. disern Mittwuchen hin
keine wytern Malzyten haben solle.' 1627, Z Eatserk.
.So soll desselben Bürgschaft f. das Datum hin des
Zihls und Zeits. so lang sich einer verschriben hat,
nichts mehr gelten.' Stadtr. L 1706. ,F. dieses Jahr
hin in Zukunft auf den 12. Sept. gesetzt.' Wöch. Bei-
trage 1785. In der ä. Spr. häufig auch allein stehend:
,F. den tag als dirre brief geben ist', d. h. später.
1316, Gl Urk. ,Swer dehein stuben heizet v. vesper
zyt, der git iii ß.' alt. L ßatsb. .Und soll nieman
enheins holz f. ein nacht da län Uggen.' ebd.; Kopp
übersetzt: .länger als 1 nacht'; vgl. ebd. , lenger denn
über nacht'. ,Swer in der statt für complet zyt unz
mornande, das man dien pfistern lütet, smidet.' ebd.
.Swa euch [zu] Zürich eilende wyn f. das, so er üfgetan
ist, ab gelassen wirt.' 1342. Z Ratserk. Auch con-
junctionell (vgl. 7 u. oben die Stelle aus Schürpf):
.In einem halben jars frist f. das [nachdem] der kouf
beschechen.' 1565, Landr. Hexneb.-Peterz. ,F. das sie
einmal hinter dem Tisch, da ist kein Aufstahn.' JJBreit.
1631. — 3. i. S. V. Vorrang. Vorzug, Übertreffen.
Vgl. 1 b. ,Sy [die Schweizerbauern] tragend iez die
kröne f. ritter und f. knecht.' Lied v. 1443. ,F. ander
menschen [vor andern aus] lust hab in schonen gemäld
und stehenden bilden.' Zwingli. .Kein ort f. das ander
sondern [dem andern vorziehen].' 1530. Absch. .Ein
jede tuet sich fürhar spitzen, F. andere will sy gsehen
syn.' Aal 1549. ,F. alle gschöpft liebst [gefällst du]
mir.' Rdep 1550. .Sölichs gab uns allen im schitt" ein
Ö55
Far. fer. fir. for, für
ftse
herz, dass ie einer f. den andern us begert, dapferlich
ze zühen an den ruoderen.' GeKeller 1576. ,Damit
wir kein anlass habind, mit hoffart und pracht uns f.
andere unsere nebendraenschen zuo spieglen.' Gualtu.
1584. , Wiewohl die Chaldeer f. andere Völker aus
den Zaubereikünsten ergeben waren.' JMüll. Ititll.
.Man soll auf gott f. alles aus sehen.' Hospin. ,l)ass
er von seinen Praeeptoribus f. andere aus geliebet
worden.' Mise. T. 1723. Vgl. fürüs, überaus. — 4. i. S.
V. Stellvertretung; anstatt, 's Hinder f. 's Vorder
= verkehrt Z; vgl. hinderfür. !''• sott di''' era" f.
düza" Ap. ,[Pabst Leo bestätigte Karl den Gr.] f. den
griechischen zu Constantinopel zuo ainem römischen
kaiser.' Kessl. ,Mit menschensatzung und cereinonien
f. Gottes wort ze regieren.' ebd. — 5. i. S. v. Gel-
tung, Schätzung. F. Spls ond Lö", der Tagelohn,
ohne dass man dem Arbeiter die Kost gibt Ap. Scherzh.
f. Spls ond Hunger, ebd. Ba hast iez f. 's Lache!
da hast du nun den Lohn oder die Folgen deines
Lachens Z. Das gib i''' na [noch] lang nüd f. ver-
löre' (rerspilt) Z. F. 100 Fr. rerhirstig werde", ebd.
Wenn 's Recht f. Recht gät [gilt], so muess-es bim
Alte blibe" Gl. ,F. alle Gewalt Etw. haben wollen',
mit aller Gewalt, um jeden Preis. Gotth. Eine" f.
schlecht ha", halten, ansehen Ap. F. ne Narre ha,
zum Besten halten. Gotth. Einf" f. Ö})pis hä [halten],
hochschätzen, mit Achtung und Rücksicht behandeln
G; vgl. ,wol für han' II A 8. F. das kenn ich-ne
[ihn], das trau ich ihm zu Z. ,Dass man si nit f.
ort [als Kantone] darin [in künftigen Bündnissen]
vergryfen [inbegreifen] soll.' 1501, Absch. .Einen f.
einen obmann erkiesen.- ebd. ,F. eigen verfolgen', als
Eigentum zu Teil werden. 1529, ebd. ,So ist diss
myner herren antwort; [die] git mau inen [den Ge-
sandten] heimzefüeren und f. süessholz daran ze kuwen
[kauen].' 15S1, ebd. ,Wir kennend in vil bass dann
ir, ir band uns aber nit dafür [wollt uns das nicht
zugcstehn].' 1536, ebd. ,One allen yntrag und f. alle
recht [unbedingt].' XVI., Hotz. Urk. ,Wann es zu
tun ist, Christum zu verfolgen, da halten sie zusammen
f. einen Mann [wie ein M.].' ClSchob. 1695. Hieher
(oder zu 4?) gehört auch der (allg. nhd.) Gebrauch
des ,für' bei Aufzählungen, wie: ,für's erste' (,f. eins.'
1532, Absch.) und in der Verbindung , allerhand f.,
was f.' (s. d.). Ferner die ebenfalls fast bis zu Zss.
fortgeschrittene Verbindung des ,für' mit einigen Adj.
F. (ver BG.) g'wilss, ganz gewiss Z. Danach gebildet
auch: das rveiss «'* f. grunlli, das weiss ich gewiss
BHa. Syn., mit Subst.: !''• cha""-der 's f. e Woret
(Wort) säge' Z. ,F. treulichen', fürwahr. 1530, Ap
Urk. F. lieb ne', vorlieb nehmen Bs; anderw. zu rer-
verstümmelt oder an vor vertauscht (s. dd.). ,F. lieb
nehmen.' Hosp. Nüt f. {rer- W) ungiiet! nehmt Nichts
übel Z. ,Bona venia vestra liceat, habend nit f. übel,
lassend euch's gefallen, oder zürnend nüt.' Fris. ,F.
übel haben, übel aufncmmen, a-gre ferre.' Mal. ,Quod
adest, boni consule, hab f. lieb; vel: esset, was da
ist, und denket, was ihr wollt' Sylloge 1676. -
6. Angemessenheit. Das ist f. mi'*, gefällt, passt
mir; ist mir angenehm, wert B; U. Mit Schin isch
si nit f. di''''? sie scheint nicht nach deinem Geschmack
zu sein B. Er isch nid f. d' Liit, ist nicht beliebt B.
•Er und ihr Blass [Haushund] hätten es accurat gleich,
wenn es f. sie sei [ihnen schmecke], so nähmen sie
den ganzen Tag.' (iottii. Wh viele Ameisen sind:
D'r Bade schlnt f. si i' si", die Art Erde scheint ihnen
besondei's angenehm B. F. enand sl" , zusammen
passen Ap; Z. Die sind nüd f. enand, sind einander
nicht gewogen Z. A'hängli''' f. [an] die Bikannte" Z.
.[Er habe bisher einen Schaffner gehabt, müsse aber
ünden, dass] sie nit mehr f. einander syn wollen.'
1544, Absch. ,Der mag's versuchen, ob es f. in alhic
syn möchte', ob es ihm vorteilhaft sei. 1583, Aarai .
Ratserk. .Das ist ein ort f. dich.' RudMev. lil.'iU.
.Wol f. Jmdn sin': mit ihm befreundet, in freund-
lichem Verhältniss BHk., Ri. Die Jungfrau [Magd]
»mos icöl sin f. ire Meisterlüt [Herrschaft] : si hei"-r(i
[ihr] es schö's G'schenk g'macht BRi. Nüd recht wol
f. enandere sin, sich nicht wohl mit einander ver-
tragen, in Zwietracht leben, ebd. Öpjte aparti icöl
f. ml''' isch er nie g'sl. Gotth. Si si" gar tcöl f.
enandra, sie verstehen einander gut, gefallen einander
B; Syn. es guel z'säme' chönne". .Wäret ihr wohl f.
einander.' Gotth. Doch : Wol f. enand si", auch : ein-
ander gewachsen sein; z. B. die Zwe sind wöl f. enand
ScHwMuo. ; Syn. sind an enand z' wage'. — 7. Ab-
sonderung, Bestimmung für einen Zweck. F. si'''
selber sl', eigenen Haushalt führen B; UwE.; auch:
selbständig handeln. .Er ist f. sich selbs, 1) perpau-
corum hominum homo est. 2) suo sensu fruitur.' Hospin.
Lueg f. di''' ! gib Acht ScnSt. ; aber auch : sorge f. dich
selbst! Z; vgl. 1. F'' ha' so f. mi selber [bei mir
selbst] 'denkt Sch; Z. Er hat Sis [das Seinige] f. Sis.
lebt still f. sich. Suterm. ; Syn. er ist uf-em [ihm, sich]
selber. Es het gad Nfit am Handel g'macht Und Sis
f. Sis so g'ha'. JJRütl. F. de" Ofen biücht-me" vä
Höh Ap; Z. F. Dokter (Vikari, geistlig) studiere,
Medizin (den geistlichen Stand, das geistliche Amt)
S (wie im Engl.). / tvässt nit f. iras, zu welchem
Zweck; f. Nüt, um Nichts Bs; Z. Zangge" f. Nüt
und aber Nüt Z. F'. e [den] Nüechter, als Frühstück,
s. ver- (Aum.) und nüechter. Bes. häufig im S. der
Abwehr, Heilung eines Übels = nhd. .gegen'; vgl.
schützen, bewahren, sich hüten, fürchten ,vor'; urspr.
räuml. vom Bilde eines vorgehaltenen Schildes. Fer
Welpen han, entgegenstemmen, damit der Wagen nicht
umstürze (welpej BRi. Sorg ha" ist f. 's Trüre" guel.
Vorsicht bewahrt vor Schaden BGüm. Nüd ist guel
f. d' Äuge'. Wenn das nüd guet f. d' Wäntek'
[Wanzen] ist, was ist denn guet f. d' Flöh? Z. F. 's
(über 's, zum) Wetter lüten s. lüten. I chumma f. nan
Antivort, um eine Antwort zu holen B. Luege für . . .,
sich nach Etwas umsehen, dafür sorgen B. Zuweilen
pleonastisch mit Ortsbestimmungen verbunden; vgl.
frz. ^JOKJ'; nach, auf die Frage: Wohin? Er hätt fasi
wider verlangt f. fürt und dural) der M'^eg unter
d' Füess g'nö". Breitenst. 1864. I ha' pressiert f.
hei'" [nach Hause]. B Kai. 1840. Ebenf pleon. oder
dann mit verkürzter Construction: f. tif Basel, f. die
Reise nach B.. um nach B. zu kommen BsLd. .Mittag-
wärts geht der Fussweg f. in die Stadt.' JXSchnvd.
1782. Du hesch kei Zit f. zum Tor use, du hast hohe
Zeit, wenn du noch hinaus willst. Spreng. Bei einer
zeitlichen Zweckbestimmung: f. uf d' Fasnecht, auf
die Fastnacht hin Bs. F. immer, immer LE. Bei
reiner Zweckbestimmung: Wideherd hole" f. zu de
Majestöcke". BWyss 1863. Hieran schliesst sich der
Gebrauch von für zue = um zu, vor Infinitiven
Bs; B; Gl; S; W. Er hätt Muet iiherch« f. nes Ab-
schidslied z' singe. RWvss 1863. Es (i'schirr f. <w
957
Far, fer, Hr. for, für
958
Summer drin Wasser itf 'c" Berg kc z' schleipfe". ebd.
Wier si'"' nit hie f. über d' Liit z' arrachw [zu
' schwatzen] W. F. eeh d' Wäret z' säge, um euch die
Walirheit zu sag:en B. Fer uf die G'seUeni z'lotzen [um
zu lauern] BSa. Für bi-n-iru z' sjiinnen, um bei ihr
tn spinnen B oSi. /'* han ein g'sehribe" f.-nen l"z'lude
[ Gl. ,F. auf dem Meer gen R. zu faren.' 1572, Geilfus
1871. Wenn der Infin. nicht eine Zweckbestimmung,
' sondern ein Objekt angibt, steht ,für' pleon. (wie oben
vor ,zue' bei Subst.). / büti chrankna g's'm u (naht)
' f. z' sterbe F. Si hei-si''' gar nit g'wert /'. se-n a-z'ne".
HoKSTiTTER. Er slg z'letst frö f. 's z' ge. ebd. Si
hoffed f. «'"«' öppe desseinte [einig] z' werde" mit
enander Gl. Statt ,für zuc' mit Infin. bei Zweek-
angaben kann auch ein Nebensatz mit ,für dass' ein-
treten. I"'' ha" a'g' fange" englischi Wörter lere", ver
das i''' Öppis z' brichte" [pU\udernJ wüsst, trenn i'''
denne a"chäm. B Dorf kai. 1883. ,Dass lüt, die gewesen
■ vermöglich und reich, f. dass sie sich solcher künsten
underwunden, geraten in die äusserste armutei.' Gwerb
1646. Verschieden davon ist .für' mit weggelassenem
,dass', conjunctional gebraucht, i. S. v. ,da doch', eig.
aber: ,seit', s. 2 und vgl. fürthi" dass = da nun einmal.
' F. i'* iez do bi", da ich nun hier bin GWa. F. nien
\ emäl dobe" ist, da, wenn man einmal oben ist GT. Und
denn nimm gad, für-d' nohmöl hei" muest, d' Sackür
; au'" mit-der. JJRütl. 1824. F. doch d' Welt am
13. Ängste niid hct welle undere [sc. auf jenen Tag des
' J. 1872 war der Weltuntergang prophezeit], so sött-me'
ehe' lebe" GT. För d" den Ardliga hest [weil du übler
' Laune bist], so.. . Ap. Seltener noch zeitlich = .sobald
j (als)': Für 's lütet, chumm g'schwind Gl. Vgl. 2 u. dar-
l für 2. — B. mit Dativ =: vor, fast nur in der ä. Spr.
\ 1. räumlich. Es böckelel [stinkt] für 'em Stall Gr
' Klost. Hindarm Tisch und für-em [dem] Tisch GrD.
; ,Warent etliche f. uns, etliche nebent uns.' HsSchIrpf
1497. ,Vom krieg f. [vor] Waldshut.' Edlib. ,Dass
• die menschen aus gnaden f. Gott gerecht werden.'
' Bull. 1597. ,F. einem fürnemmen Herren furüber
; wandlet.' Hofmstr 1645. ,Sihet nicht, was f. den
ij füessen [ist].' RudMey. 1650. ,Er hält die wach f.
j deiner tür.' ebd. ,Eine reis f. sich haben.' Hott.
i' 1666. — 2. zur Angabe eines Objektes; i. S. v. gegen:
.F. für', feuerfest. G Hdschr. .Beschützen f. dem Tod.'
RcdMev. 1650. ,F. deren Zorn man bebt wie f. des
' Bapstes Bann.' ebd. ,Sich f. etwas förchten.' Hospin.
, F. Unheil warnen.' GMüll. 1657. ,Mit deinem Gnaden-
schutz behüt auch dieses Haus F. Unfahl und f. Leid,
die Spötter weis hinaus.' 1681, Inschrift. .Rettich
nüchterlingen gessen bewart f. Gift.' Arzneid. Zollik.
I 1710. — 3. causal. .Dainna compescere cantu, f.
nninuot singen.' Fris. ,Wie zittern deine geister f.
meiner gegenwartV' RudMey. 1650. .Dir billich f. mir
grausst.' ebd. ,F. forcht weiss ich nicht, was ich tue.'
' Hospin. — H. Adv. , betont und darum mit ge-
idehntemVoc. ü^ (för). Grundbed.: vorn hin, vor
I Etw. hin und darüber hinaus. A. allein stehend oder
I: in mehr und weniger freier Verbindung (nicht eig.
f Zss.) mit Verben (s. d. für genauere und weitere
'Belege). 1. vorwärts, a) räumlich. ,Ich bin für-
\ kommen.' Sir. 1707. F. tragen, frommen (fördern).
?- b) zeitlich: weiter, ferner, fort. F. faren, eine
Tätigkeit fortsetzen. Si''' wlt f. b'sinne, weit rück-
wärts erinnern. Gotth. ,Her Burgermeister, fragend
für [fahrt fort mit der Umfrage].' HBull. 1533. ,Er
aber hat nicht dester minder [trotz Verbot] f. ge-
prediget.' Kessl. ,Item f. ward bekennt [erkannt, be-
schlossen].' Edlib. , Fürdauernd', fort-. HPantal. 1578.
Vgl. auch für-an Sp. 257. Verdoppelt: .Hierum sollend
wir gheins wegs hinder sich [rückwärts] sehen, nüt
dann für tür [Nichts als immer vorwärts].' Zwingli.
Für und für: a) räumlich: immer vorwärts, weiter.
,Von dem bildstein f. u. f. unz in die alten landmark
[bei einer Grenzangabe].' 1530, Absch. b) zeitlich.
a) immerfort BHk. ,Bis zur Fasnacht ist f. und f.
ein kelti gewesen.' LTMey. 1544. ,Und damit er [der
Schulmeister] mag verneinen der schüleren wol und
übel tun. soll von im f. u. f. ein lupus heimlich ge-
setzt werden.' Schulordn. Brugg. ,Für und fürter.'
1523, Absch. ß) nach und nach BHk.; Ndw; Schw.
Es besseret f. u. f. ,Das Euter war warm, bald wurde
das Euter wärmer, f. u. f. wurde das Euter heiss.'
Ky'u 1860. ,Es wäre wünschenswert, wenn die reichen
Familien diese Hütten, die mitten auf ihrem Boden
stehen, f. u. f. kaufen würden.' Schweizerbote 1819.
Für und wider: hin und her. F'' gange bi euem
Hüs vil f. u. w. BHk. Ebenso umgek. w. u. f.: ,So
trib er's den ganzen tag, gieng w. u. f., unz er starb.'
Salat. , Treib syn vagieren, zoh w. u. f., jez in d' .statt,
dann in berg.' ebd. ,W. u. f. loufen ze streipfen und
verwüesten.' 1530, Strickl. ,I)ass die Unseren etlich
heimlich setzent, die w. u. f. [da und dort] syen, und
sölich Schwüer, so sie die hören, an unser Air.tlüt
bringen.' Ansh. Gleichbed. auch: hin und für. ,Stäts
h. u. f. ryten und posten.' 1532, Strickl. Vgl. ,für
und hin.' Grimm, WB. IV 1, 653 y. Für und an. ,Du
krätzist stätigs in dym har, zerwirfst die händ auch f.
u. a.' Com. Beati; vgL Sp. 256 u. Grimm aaO. ß. Für
und na'^'': früher oder später? TKe""-me" das öppe
f. II. näh z' gelte" mach. Gotth. Übergehend in den
Begriflf eines Quantums oder Grades (vgl. 8): mehr.
Ee für dann hinder, eher mehr als weniger (eher
über das Geforderte hinaus gehend als dahinter zurück
bleibend). ,Wir wellend alles das tuen, so unser
burgrecht wyset, ee f. dann h.' 1530, Absch. Fast
gleichbed. für und nit hinder, reichlich, nicht spär-
lich. ,Er hat inen alles zuosagen by eim wort, f. u.
n. h., gehalten.' 1529, Absch. ,Schwyz glaube, dass
es mit den vorigen Knechten der Vereinung f. u. n. h.
Statt getan [Genüge geleistet] habe.' 1542, ebd. ,Das
ich söllichs f., n. h. üsgeben hab.' LPpyffer 1569. —
2. voran, voraus. F. si" B; Gr. ,F. gän, ante-
vertere.' Id. B. F. gän, laufen Gl. Gang du f.!
BHk. 7''. faren. .F. geschickt.' GKeller 1576. F.
cito", ausreissen, scheu werden, von Zugtieren. —
3. vorüber, vorbei, a) räumlich. F. gän; f.län;
f. schnurre", unfreundlich rasch vorbei gehen. Id. B.
F. mögen, vorbei passieren können U. F. faren ZDättl.
G''ad iez sönd s' f., soeben sind sie vorbei (gegangen)
Ap. ,An dem fürwandern [Vorbeiweg] vor üweren
raten erschinen.' 1528, Absch. ,Zuo zjrteu des tags
zuo Baden sind etlich von Glarus am fürryten in unser
statt kommen.' ebd. ,Dass sy [die Jungen im Nest]
von fürfliegenden Muggen erhalten werdind.' Vogelb.
1557. ,Augustus, als er fürgegangen.' ebd. ,Die für-
reisenden [,fürüberreisenden.' 1693] anfallen.' SHochh.
1591. .Das Schiff kommt f.'. fährt vorbei. 1707, Weish.
— b) zeitlich; Syn. übere" B; FMu. Es ist f. Cho"
ivenn d' Fasnecht f. ist, (sprichw.) zu spät kommen.
Glür. Roggw. De'' Winter, de"" Regen ist f. Schmäle"
959
Far. fev, tii\ fur, für
'.m
[ausschelten] tuet nüil we und Schlag sl bald f. ,Es
duech's doch Laxieren minder hart als Werchen und
noch eines Tages für [vorhei in einem Tage], das
Werchen aber komme alle Tage wieder.' Gotth. Ist
ei"s Unglück f., so ist oft d's andra vor der Tür, selten
kommt ein Unglück allein W. F. stan = f. sin.
F. gän, auch von der Zeit selbst, vergehen. ,Wie
ihm jetzt der Nachmittag f. gegangen?' Gotth. ,Ec
dass die 20 jar vergangen und f. sint' 1412, Absch.
Von Menschen: sterben. Fr ist f. Ap; GTa. Un-
persönlich: Es ist f. mit-em, er stirbt B. Hieher
vielleicht auch: ,Es ist früh f., bis er kommt, ce-
lerius elephanti pariunt.' Mey., Hort. 1692. — 4. fort,
hinweg. ,Pack dich flux f.!' 1524, Stbickl. ,Für
wysen', ausweisen, verbannen. 1529, Absch. ,F. kom-
men', mit dem Leben davon kommen, fortkommen,
gedeihen; auch von Pflanzen und jungen Tieren. Wie
viänge Mulaff chunnt f. tind lauft g'sund umen und
stöt do tvie 's Uchrut, wo nit verdirbt S (Joachim).
Entsprechend trans. : ,F. bringen, vitam conservare.'
Id. B. — 5. hervor. ,Wenn er für bricht [in Zorn
ausbricht] ist er gar gäch.' Salat. F. gän, hervor-
ragen; s. auch f. scMessen. ,Trag es f.', setz es auf
den Tisch. Vogelb. 1557. — 6. vor. a) räumlich:
Wer ist hie f.? vor der Türe. Volksi.. F. cho". er-
scheinen (im Schlaf, Traum); vorkommen, dünken.
F. ge", dem Vieh Futter vorlegen; Kindern Aufgaben
geben; entspr. f. ne", empfangen; Syn. üfne". F. ha'',
vorhalten, -werfen. ,F. heben, oculis obtendere." Id. B.
F. sl", vor Gericht stehen; f. müesse", vor Gericht
erscheinen müssen Z; f. bieten und /'. tagen, vorladen;
f. forderen, f. nemen, vor Gericht ziehen; vgl. Grimm.
WB. IV, 1, 728. — b) i. S. v. Vorsprung, Vorrang: /'.
treffen, übertreffen; /'. ge", im Wettkampf einen Vorteil
gewähren. — c) zeitlich: zuvor. ,F. cho", prfevertere.'
Id. ß. F. katifen. — d) i. S. v. Hinderniss, Wider-
stand. F. si", verhüten. ,Da Gott f. sye', was Gott
verhüten möge. 1403, Absch. F. stän, entgegen treten.
(Feinden); f. legen, in den Weg; f. han, den Weg ver-
sperren; f. werfen, einen Einwurf machen; f. kommen,
zuvorkommend verhindern. Daher auch vom Ver-
schliessen von Türen durch Riegel oder Schlüssel.
De Eigel ist f., vorgeschoben GrD. So auch f. schiessen,
vorschieben. Ist de Schlüssel f. 'träit? vor- oder um-
gedreht B. F. machen, tuen, verschliessen. — 7. übrig,
überschüssig, -flüssig, vorrätig. Syn. fürig u. vor, -ig.
F. ufe, zu weit hinauf. Id. B. F. warm, überflüssig
warm BBe. F. g'nueg, übrig genug, plus satis. Id. B.
F. und g'nueg Gl. Es ist na [noch] /'., Vorrat BBe.
F. sl', auch: zu viel, überflüssig sein. Du bist f., in
unserer Gesellschaft entbehrlich od. lästig Bs (Spreng).
i>' Kaseshumser [Casuisten] sind iez för. Häpliher.
Zu spät konmien, einen Vorteil versäumen. Wenn
me" scho" meint, me" chömm nämne z' fechte" [man
komme zu ii'gend einem Vorteil], isch-me doch jelemol
[jedesmal] /'. AaZcI. Was an wirten verzert ist.
gät an den 21 pfd ab, und was da f. ist, das soll
er üssrichten.' L Eatsb. 14'28. ,Doch ob harnischs
f. war, me dann uf die güeter geleit war, denselben
hämisch mögen die erben wol teilen [d. h. wie fahren-
des Gut behandeln, sonst gehörte er zum liegenden].'
1491, Landr. LE. .Also nach abzug ist f. und blibe
ich schuldig 1 pfd 9 ß (j hlr.' 1583/7, Hotz. Urk.
.Erst sollen die gelten [Gläubiger] bezalt werden,
darnacli der kram und darnach, ist etwas f.. des
Manns Erben.' L Stadtr. F. blihen. Isch Nut f.
'blibe" vom z' Wittag'^ Best vom Mittagessen Bs. Do»
bltbt mir f. Ineichen. F. ha", mehr haben, als man
braucht Ap; Bs; L; S. Er het es neus grosses Hüs
lo" ufrichte, und het doch no vil Holz fürg'ha". Hof-
stXtter. Mit Näd schier hed-me" doch no''' f. Hafl.
,Vil Waffen f. haben', im Vorrat. EüEßER 1606. ,Das
trifft 40 für einen Gulden und sehiesst vor [,het für']
14 Va Denari.' 1451, Absch. Es häd dran nit vil f.,
fehlt nicht viel W. Vgl. vor han. .Hat dise sect
Waltshuot gar umkeert; zuo Wormbs hat es nit vil f.',
fehlte es nicht viel (an eben solcher Wirkung). Bull.
1530. F. län, übrig lassen B; S. 3Ier händ vom
Esse Küt f. g'lo" Aa. Iss nit mit de Blche Chriesi, si
limd-d'r d' Stil f. L. F. machen, gewinnen, vor-
schlagen; Syn. f. schlan, -bringen; ersparen; Syn. /'.
hüsen. Auch: vorarbeiten. F'' ha hit [heute] /'. g'macht
[so dass ich morgen desto weniger arbeiten muss].
F. lösen, bei Verkauf Etw. erübrigen. ,Die Pfand uf
dem Höchsten Märcht verkoufen und löst er f. [darüber
hinaus], das soll er im herus geben.' 1432, Zn. ,Löst
er f., so soll er ushin gen.' 1460, L. F. heischen,
Etw. über eine bestimmte Summe heraus, mehr be-
gehren. F. schiessen, übrig bleiben, als Gewinn oder
Rest. F. geben, mehr als nötig. Id. B; so viel geben,
dass Etwas übrig bleibt (?) Bs (Spreng), vorgeben.
,F. nemen, superfluum sumere.' Id. B. F. kochen, im
Vorrat Ndw. F. versehen, mit oder auf Vorrat. ,Oder
dass die pfistery mit mel nach notdurft uml f. nit
versehen wäi-e.' XVII., Muri. — 8. einige vereinzelte
Fälle, a) f. län, im Preise Etw. nachlassen (näher
dem Angebot entgegenkommen, zu 1? vgl. syn. en
Übrigs tuen). — b) /'. tuen, dergleichen tun (leeren
Schein vormachen?). — c) wol f. han, mit Acc. P.:
hoch achten, rücksichtsvoll behandeln G; Schw. Er
het si''' w. f., hat eine hohe Meinung von sich selbst
GWa. ; Syn. er ist wol g' meint. Der hed s'ini Gofe
[Mädchen] vil z' wöl f. Schw. ler müend die fröndc
Herren e chll bas f. ha. ebd. (Prägnanter Gebraucli
von ,für Etw. halten' s. 1, 5). — 9. die alt. Sprache
setzt in vielen Fällen, die neuere nur noch selten.
,für-' vor Verben gleichbed. mit dem später herrschend
gewordenen ,vor-' und zwar auch noch in andern Bedd.
dieses Adv. als in den unter 6 angeführten. So : fiir-
nemen; -halten; -bringen; -tragen; -legen; -kommen;
-schlän; -schrlben; -wenden; -geben; -schiessen; -schni-
den; -sehen; -setzen; -welben, vorschützen; -fressen.
Lolm zum voraus verzehren = iwe.sseH, s.d.; -schiessen.
vorstrecken (Geld), aber auch intrans. voreilig sein.
Stütz schreibt auch noch fürmölen, vormalen. In Ar
gilt förlese (vorlesen); sonst in vielen Fällen beide
Formen gleichbedeutend; dagegen mit Unterschied:
för-gö, neben Etw. hindurch gehen : vur-gö, vorgehen ;
fiyr-lö, vorbei lassen, vor-lö, vorlassen; för-fare, vorbei-,
vor-, voranfahren. Eigentümlich ist f.-äbere", früher
schneefrei werden, und ,für-' i. S. v. sehr, überaus, in
der Verbindung: ,fürgeliebte!' als Anrede in Predigten
bei Müller 1658/66; Ulrich 17'27. Vgl. für I, 3. —
10. ferner setzt die ä. Spr. zuweilen vor Verben .für-'
statt des son.st geltenden ,ver-' (s.d.), z. B. , fürschulden.'
1339, LB. SoHW; , fürbürgen.' Beitr. z. Lauf. So auch
noch fürschwige ! geschweige! Gotth. Vgl. umgekehrt
verlieb, verguet(ne"), verg'wüss statt für- s. I. — B. vor
Subst. und Adj. in untrennbarer Zss. steht häufig
auch noch in der neuern Spraclie .für-' .statt ,vor-',
961
Far, fer, tir, for. für
meist in der gewöhnlichen Bed. des letztevn, doch zu-
weilen auch noch in der dem altern ,für' eigenen.
Subst.: Fünjanij, Fortgang; Vorbeigehen; Rand des
Kleides; Vdis-aiig; Vorzug; -hang (Lav. 15(59 = .Vor-'
lö7ü); -zeichen, Vorhalle; -schwelte, Tritt vor oder
unter der Tür; -tiiech, -gürtli, -feil, -schuhe, -schoss.
alle i. S. T. Schurz, Schurze; -fleck, -fuess, Vorderstück
am Strunipf; -bild; -schuh; -wand; -spann; -altar;
-fall, Spielraum auf der Ackergrenze; -kauf; -nüechter
(neben Vor- und Ver-, s. dd.), Frühstück; -kappe, mit
vorstehenden Spitzen ; -leder, Klapjie an den Schuhen:
auch = -feil; -gestütz, Gestell vorn am Heuwagen, auch
Kor-; -haiipt, Ackergrenze; -hdngli, Geiferläppchen;
-6«//, Brustriomen am Pferdegeschirr; -satz, Geldvor-
schuss; -scherm, Vordach; -schöpf, kleines Vordach;
-scliiits, Vorbau; -sparz, Vorrat (auch Vor-); -sttech,
Förkauf; -tili, Vordiele; -rcerk, Landgut; -icitz; -wrt,
Vorwand, -behalt; -ziig. Mit Accent auf dem zweiten
W.: Fiir-i(s, Voranteil, eig. nur subst. Adv. Adj.
(von Verben oder Subst. abgeleitet): fürmm, vor-
trefflich, prächtig; -trächtig, vorsichtig; -setzlich, vor-
sätzlich; -sichtig; -trefflich . Hieran schliessen sich
auch von bereits zsgesetzten Subst. abgeleitete Verba:
fürmünden, Vormundschaft, Fürsprache leisten; -bilden,
vorbildlich bedeuten. — C. in Verbindung mit andern
.\dvv. 1. voran stehend, aber unbetont, daher z. T.
in der abgeschwächten Form fer- (s. ver-), bezeichnel
für in einer nicht sehr bedeutsamen, doch auch nicht
bedeutungslosen Weise die im zweiten W. enthaltene
Ort.sbestimmung als eine mit fortgesetzter, an einem
andern Orte (resp. dem Standpunkt des Sprechenden.
z. B. dem Hause) vorbei gehender Bewegung verbun-
dene. Vgl. über- in den selben Verbindungen. Das
iianze entspricht also urspr. der Frage .Wohin ?• indem
auf die Frage ,WoV' das erste Glied ,vor' lautet; jedoch
ist dieser Unterschied, wie überh. der zwischen den
beiden Advv., später meistens verwischt und zwar so.
Jass ,vor-- auch statt ,für-' eintritt; z.B. filr-una,
: -uni, auf dem Wege hin- oder herauf; -usa, -iisi.
lauf dem Wege dahin (her) -aus; -hindere, auf dem
Wege nach hinten ; -ahe (fer-ahi), abwärts, weiter od.
, tiefer hinab ; -füre, weiter hervor ; aber betont, mit
■ Abschwächung des zweiten W. (vor): für-fer, hervor;
-nahe, weiter nach, näher hinzu; aber (mit betontem
für-?) auch: vorbei; -H.se, aus dem Hause hinaus, vor
idie Türe hinaus, auch: auf dem Wege hinaus; für-
^nnd vor-usse", vor dem Hause draussen; für-annc
c/w", vorbei kommen, ankehren; auch -zue, -nahi gä',
vorbei gehen, auch: in Vergessenheit geraten; s. die
zweiten WW. resp. -her und -hin. Einzelne Fälle der
Verbindung anch schon in der ä. Spr. , Sollte diser
zng [dies Heer] fürabhin [abwärts], das ander für
hinuf zuhen.' 1531, Strickl. — 2. nachstehend be-
zeichnet -für Fortsetzung od. Verbreitung des Raumes
lin der vom ersten W. angegebenen Richtung, aber
immer nur auf die Frage ,Wo?' i. S. v. auf der betr.
'Seite oder an derselben hin; s. die folg. Oonipp. Auch
hier kommt die Abschwächung -fer vor, welche dann
iaber durch angesetztes t verstärkt worden kann ; z. B.
rar- fer, vorn für. an der Vorderseite, auch in der Ver-
'bindnng hinger- und rarfer, hinten und vorn.
Mhd./iii-, ahd. /i/ii', als Prüp. nur mit Aec, in den selben
Bedd. wie bei ims und auch noch im ä. Nhd. (.s. Grimm.
WB.). Die verhältnissniitssig seltene und nur iu (Jr in die
MA. eingedrungene Construction mit Dativ beruht auf Ver-
Schweiz. Idiütikou. I 7.
mischung von für mit dem vwdten, aber urspr. im Gebrauch
strenger geschiedenen tw (s. d.), ahd. /oia. Die Vertauschung
der beiden WW. übh. begaun schon im ä. Nhd. und führte
zuletzt zu fast gänzlicher Ersetzung von ß'ir in räumlicher
und zunächst davon abgeleiteter Bed. durch roi: Das Fest-
halten von für mit Acc. in weiterm Umfang als im Nhd. ist
einer der Vorzüge unserer Sprache, dessen sie sich leider
zu begeben anfängt (s. vor). Der scheinbar cnnjunctionalc
Gebrauch (I A 2. 7) ist doch eig. ein präpositionaler, denn er
beruht auf erst später ausgelassenem ,dass', wie auch nhd.
.seit, ehe, bis, indem, nachdem, weil, damit' nur auf diesem
Wege Cunjunctionen geworden sind; vgl. engl./or, denn, aus
augels. fw Iham the, aus dem Grunde, dass ... — Das Adv.
für zeigt im Mhd. die selben Bcdd. wie bei uns, ausgen. 8,
welche auf die Vorstellung ,über Etw. hinaus' (I 1 b) zurück-
geführt werden kann, übrigens durch Missbrauch auch bei
uns z. T. (im Nhd. ganz) auf vor übergegangen ist. Mit der
Bed. ,nach vorn' erscheint das Adv. in der Verbindung
hinderfür, nicht eig. Zss., schon weil/ür betont ist und bei
Fris. noch ,das hinder für keereu' neben ,hinderfür k.' (beides
= verkehren) vorkommt; s. hinder-f. — Die Setzung von
für vor andere Ortsadvv. stimmt merkwürdig mit dem Ge-
hrauch des altnord.y}/riV, z. B. /. ofim [oben), -mdhan [nieden],
ütan [aussen I usw. Eigentümlich bleibt dagegen der Ge-
branch nach andern Advv., wo für dem nhd. ,-seits' oder
,-halb' entspricht, z. B. ew-f, jenseits, obe-f., oberhalb. In
für-an (Sp. 257), meistens, aber auch ,fortan' BO. (vgL/iirfAm
= forthin) ist die räuml. Grundbed. von für noch ziemlich
zu erkennen. Mit vor wechselnd und gleichbedeutend erscheint
für in ßir-ah. vorweg (Sp. 31); -über (Sp. 6ü; aber in der
ä. Lit. anch räumlich u. einmal ^ , gegenüber'); -u«, überaus,
auch subst. , Voranteil' (Sp. 556); ,-aussen', draussen (Denzl.;
Sp. 560); -hi, vorbei; -zue, allmälig, aber in Verbindung mit
.kommen' i. S. v. im Vorbeigehen ankehren. Dagegen ist iu
für sich, vorwärts, ,für' das einzig richtige und herrschende:
nur ein Mal begegnet auch mr «ich. — In den unter II A 10
angeführten Fällen ist für- = ver- unbetont; zweifelhaft da-
gegen die Betonung in den schon unter ver- angeführten /iir-
reitnen, -laufen, einen Weg verrennen, versperren, indem man
zuvorkommt, z. B. ,du wärist gern entwichen, denn [nur]
dass man dir den Weg fürlief;' denn die Grundbed. .voraus
laufen' (und dadurch abschneiden) blickt hier noch deutlich
durch und scheint Betonung des Präf. zu verlangen. Das
Selbe gilt von filr-hommen, zuvor kommend verhindern, neben
ver-lmmmm und vielleicht auch von /'HnceBcr, Verwalter, neben
Ver: Zu II B ist bei Furfiiem, -feil, -für noch die Nbf. mit
Für- (und für übh.) in F u. It Schott in P zu bemerken,
als Beispiele von ausgebliebenem Umlaut. So auch ,fur-
ordnet' = .für-, ver-.' 1530, Cor. und Ähnliches bei Edlib.
u. AA. — Von* den folgenden Zss. besteht für diejenigen,
welche räumliche Verhältnisse bezeichnen, in Aa; BsLd; B;
„Ij;" S; .Zg' auch die Aussprache -frr, welche das Adv.
zur blossen Ableitungssilbe herabdrückt und mit Anhängung
von t und -i'y, beliebten Bildungselementen bei Advv., die
Nbff. -fertUV., -füriij B oSi. Betr. die Anwendung eben dieser
Compp. ist zu bemerken, dass sie in Verbindung mit «n oder
construiert mit Dat. (bzw. Acc.) auch als Präpp. dienen.
ob,e"-für: oberhalb, auf der obern Seite, am obern
Ende B; F; Scnw; S; Z. B's Hüs o., das Nachbar-
haus nach oben B. Der Anke isch obefer .so schön
a"z'hiege'' rfsl". BWvss 1808. .Brich im den schnabel
0., damit das under teil dester bass wachsen möge.'
VosELB. 1557. — cne°- (-für, -firj fenet- Übw^ —
e.-fürig als Adj.: jenseits, auf der andern Seite, drüben;
Syn. ene'-dra", über-ene"; Ant. hiehar. Enefür am
Züri'K^e und ufe bis go' Lache", Dert han-i en grosse
Walfisch g'seh', do hun-i müese' lache'. — Was übere"
ist, ist e. Inkichen. We"" Eine'' stirbt, su sott er geng
selber d' Schuld s%, innefert oder ussefert, u tve'" nie"
nit enefert war, si chämte' Ei"m na"'' cho" wüest säge',
dass nie' g'storbe war. Gottb.
963
Far, fer, fir. for. für
964
inne"-für: 1. innerhalb, inwendig, drinnen; ant
der innern Seite, im Innern, z. B. des Körpers, des
Munde-s. Es ist g'stacl'et t-oll g'sl" innefert, u'"' rw'''
vil si' ussefert y'si" u hei' {/'wartet. Gotth. Er si
mriisse g'stande und hei diiV'' die offene Türe iflaegl,
was innerer Vorgang. Bkeitenst. 1801. 3Ie mues de
Strumpfbändel nüd innefür am Bei" chnüpfe" (Volks-
glaube) Z. ,Des haselhuuns fleisch ist aussenfür schwarz,
innenfür weiss.' Vouelb. \hhl. ,Er werde innenfür von
dem h. Geist erleuchtet.' II. helv. Conk. 15(5t.) 1644. —
2. ins Innere, z. B. des Hauses, herein. ,üie Krämerin
emplieng sie recht freundlieh, hiess sie innefür cho".'
Gotth. — Der Gebraiicli '2 wie bei anderen Ortsadvv., weloln
der Frage ,wo':" und .wohin':" ziigluich entsprechen.
unde°-, mine-: unten, an der untern Seite, am
untern Teile. Undef'er HösJi, oben e' Schlutti [luse
.Tacke] und z' mitzet e' Gürtel BU. — nssen-: 1. ausser-
halb, an der Äussenseite. draussen Bs; B; Z. Feit '.s
innefert, su säge" si [die Ärzte], mi' clwnn nit Iche
luege'; u feit 's ussefert, su säge" si, ussefert chönn-mc"
nit helfe". Gotth. .Die ding, die uns von ussenfur
werdend angeton.' Zwingli. .Was ihr usseufür dem
kilchsiiell [.ausserhalb', nicht .aussen vor dem Kirch-
spiel'] wird, das soll sy mit den siechen teilen.' 1.560.
Ndw Siechenordn. — 2. aussenher, von aussen Schw.
,Ussen fürig, ab exteriore parte' B. — 3. nach aussen.
,Es soll onch ein jeder, der zu zünen hat, die latten
oder stecken also versorgen, dass das gespalten ussen-
fur gekert sye, damit niemanden am vech schad be-
scheche.' 1597, Amtsr. Malters. — vor-: 1. vorn Aa;
Bs; L. Het correr st" gross Chittelchnopf üsto". BWyss
1863. .Die Kappe sei wohl gross und falle dem Bub
über die Augen herab, aber de Gring [Kopf] wachse
alle Tag, und wenn man sie hingerache [hinten hinab]
stosse, so bessere es vorfer.' Gotth. .So ne Gäuggel
[Narr] mit Latsche" [Bandschleifen] hinger für, und
Latsche vorferftj. ebd. Von vorn Aa; BU. Fah xeider
e. a" di''' b'sinne". Gotth. — 2. zuvor, nur in Ver-
bindung mit .kommen' : D' Galle ist im jetzt üsg'runne,
und villicht schlät si im in es Bei", oder es cha"
d' Wa.'tsersucht ge", we"'-men im nit cha"" torfür cho".
Gotth. ,Dass so vieler Menschen Vergangenheit nichts
Anders ist als die Scheidewand zwischen ihnen und
ihrem Glück; dass was sie tun und sagen, immer v.
kommt und sich zwischen sie und ihre Wünsche
stellt.' ebd.
hin-: fortan, in Zukunft. .Allen den, so disen
brief jetz oder h. lösen oder hören lesen.' 1469, B.
,Ir machend h. wol ein suwtrog us im.' 1.53-5, Absc». —
binde"- (hiije- BsL. tw.; BU.): 1. auf (von) der hintern
Seite; weiter hinten Aa; Bs; B; Z. Hingefer im Mage.
Gotth, Nebe"3ue lit Wijl und h. g'seht ine" lo" LOrech
no"'' ne Stück. Breitenst. — 2. statt hinderfür, s. d.
hinder- (hender-, hönder- Av; Gtw., hinger- BU.)
Bs; L; G; ScH; S; Z, 's lt.- G. z' lt.- B; VOrte; Gl; Z.
s' hind(e)ra- Gr; W, z' hinnere- BSehw.. z' inner-
GBuchs. Wa., z' hindersich (z' hinderschij- GnPr. — mit
der Nbf. (z)hinde- Aa; Bs; B; L; S: I. Adv. und
Adj. (doch dies meist nur i)rädik.). 1. rückwärts.
Hinderf. gä" S (Schild). Z' lt., in umgekehrter Ord-
nung und Reihenfolge Gl. - '2. von vorn, von Neuem
B; vgl. Uferen. ,Wenn man nur so Eins um's Ander
kaufe, so müsse man immer hingerfür anfangen.' Gotth.
Man musste wieder h. mit dem Versuchen.' ebd.
Warum clia""-me" nit lt. ne", o, wie angers miech me'>B
doch! ebd. Wechselnd mit der Form hindefUr. Es
rechet so schlecht, dass me" geng hindefür [noch einmal
rechen] inties. Ühuinm doch nid geng lt.! wärme die
Sache nicht immer wieder auf B. ,Die Diensten klag-
ten, heute hätten sie l>as machen müssen und Jenes
noch und am Ende noch hintenfür müssen, es sei Alles
nicht gut genug gewesen.' Gotth. — 3. verkehrt,
von Sachen, Handlungen Aa; Ap; Bs; B; VÜrte; (iL;
Gr; G; Sch; S; Z; Üyri. z' letze-für. De hast de" Bock
h. a". Etwas (z'J h. a"fah", mache", a"luege". Er
sjiannt der Esel hindefür a" S. Hinder für {z' hindefür
Ineichen) ist atV'' g'fart". Sprww. 1824; d's Hindara
für geid au''' dardür''' Gr; Syn. umg'kert (s. farcn).
Der Loser | Horcher] a" der Tör oersiöd Alls hönder-
för G. Z' lt., fehlerhaft gestellt, gelegt U. Z' h. gö,
cho 1) Reis.saus nehmen, von Pferden U = für chon,
s. für II A 2. 2) sich entzweien W. Einem den Kupt
h. setze'-, zurecht setzen Bs. .Könntiud .sy die aller-
letziste wys. alle ding widerwerfig und h. ze tuou,
erdichten.' Bull. 1561. .Retro aliijuid agere, ein ding
h. keeren.' Fris. ; vgl. den Selben in der Anni. lu für.
.Machet Alles h.' RudMet. 1650. ,Erwig in ieder sach
auch selber die gebür, und was erraten ist, das acht
nicht h.' JWSiML. 1652. .Die Person hat getrauet. Alles
h. zu^sagen [zu widerrufen ":'].' JMev. 1694. .Alles ist letz
und h.' Ulk. 1727. ,Das Wesen macht mich halber zu
h.' Nachtl. 1790. — 4. irr-, wahnsinnig, verrückt,
verwirrt, vernarrt, albern, närrisch Aa; Ar; Bs; B;
Gr; G; Z; Syn. verhürschet, stigelsinnig, letz im Chopf,
z' underohsi''''. H. si", werde". Er ist, tuet [geberdet
sich] wie h. Eine" h. [='s Tüfels, Utz] mache", um den
Verstand bringen Bs. Mi'''' hätti 's mässleidegi [ver-
driesslich] und z' Itinderschifür g'machat. Scuwvzkkd. 19.
Adjectivisch ohne Flexion: h. Lüt Av. — Mit Flexion:
hinderf üri Gidanke Z. Mit Ableitungssilbe: s'hinder-
füregi Lüt BRi. E hinderfürigi Brut, die ihre Jung-
frauschaft nicht bewahrt hat. Scn Pilger 1869. —
II. Subst. m. 1. a) halb od. ganz verrückter Mensch,
der Alles verkehrt macht GTa.; Z; Syn. Letzhipf
,Er geigte drauf los wie ein Z"li.' Stitz. Als schein-
barer Gcschlechtsn. scherzh.: Hans H. Bs; GStdt; Z;
vgl. Hans Dampf u. a. unter Hans. — b) Unordnung
im Kopf und Geschäft, eig. die Laune, Gemütsver-
fassung eines Verrückten. Der H. hä' Scnw. — 2. vor-
mals eine Art Kopfbedeckung der Frauen aus dicht
an einander gesetzten schwarzen seidenen Bandschleif-
chen erstellt, den natürlichen Haarwuchs in vergrös.ser-
tem Masse darstellend, vom Luxus noch mit Pelz ver-
brämt Si^H; Th (,11."':'); Z. .Der Kopf der Frauen war
[nach der Reformation] mit einem Schnupftuch, einer
Haube oder einem H. geschützt' Strickl. Horg. .Des
Pfarrers Wyb sammt Kinderen sollend myden die
grossen Kröss, sanimatine H. [usw.].' Z Mand. 1658.
.Die Mägt sollend keine .samnietine H. mit Marter-
oder anderen Brenienen besetzt tragen.' ebd. 1636.
.Den Wyberen und Tochteren [sind untersagt] alle
H. von Zobel und sonsten von kostlichen Breniineii.
grossen Büschen [Wülsten], auch von Gold und Silber
und in ander Weg kostlich geziert, sampt den dar-
under herfür stehenden grossen Spitzen und kostlichen
Hüben.' ebd. 16.50. ,Die Tochteren, so oft sy zur
Kirchen gahnd, sollen die Stürmli und Spitz an Hüben
gänzlich under die H. tuen.' ebd. .Eine als sie Haupt-
wee hatte, verheisst. wann sie gsund werd. ihr Lebtag
i
fltiS
Fai\ fer, fir. tnr. (ur
kein H. mehr zu tragen.' Schimpfr. 1651. ,lö63 wurde
lue Frau des Quartiorhauptniaiins N. verklagt, sie be-
.sitze einen H. von Zobel im Werte von ungefähr
30 Gulden.- Gem. Z 18-ltJ. ,Es soll kein (Kürschner-1
(Jesell mit keinem H.- oder Kap]ienmaclier kein ge-
nieinschaft haben, auch keinem Nichts sagen weder
mit Lideren [betr. Lederarbeit] noch anderer Arbeit.'
ItIT"). Z ICürsn. Art. ,Wir verbietend die tragenden
iStirnen der erwachsenen Töchtercn undor den Hinder-
führen mit auch gar vilen Ncstlen.' XVIL, Z Mand.
,Bei den Kindhebeten [Taufen] sollen eintweders Haar-
band oder H. von den Töchtern getragen werden.' ebd.
.Die Zuchtmutter [Hausmutter im Waisenhaus] liess
sich aus unrechtmässigem Erliis Hochhüben uml H. zu
!l li. an Wert machen.' 1696, Winteuth. ,H., mutzen,
initra.' üenzl. 1716, Das W. noch spät (1821) von
dem Altertümler MUsteri aufgefrischt: ,Ist gut das
Herz und bieder, sind alle Kleider gut. Drum fort
mit dem Verbote! Tragt Tüll und Caschemir, Bergere
und Capotte, Ja selbst den Hinterfür!'
llie Form h'mde- beruht eiitw, auf Vermengung der zwoi
ilipilieh lautenden Coiiipp, oder auf dem aueli sonst iu Ku-
dungeu vorkommenden Wechsel von »• und n {i. B. nknen
»US nunei; unigek. i/nt-rt aus e;it/iO. — Ob das (nur bei Bcd.
:t und 4) etwa vorgesetzte z die l'rüp. zi- oder den verk. Art.
./'« enth.alte, i.st fraglich. Deutlii^h meint Fris. (,das hinder f,';
s. Anm. zu ßir) und meinen die Formen hiiidura, Jiimm-r-
,das Hintere voran' (vgl. auch uoTEpov npixspov). '« da-
gegen kflnnte eine blosse Abschiväcliuug für z sein, trägt
also Nichts zur Entscheidung bei. Wohl aber fällt für die
l'rilp. ins Gewicht, dass dieVerkürzung von ,das' in z (Jm
nicht (oder nicht mehrV) auf dem ganzen Gebiete der Form
2'A.-/, gilt. Es bestand also von Anfang an neben jeuer adj.
Forme) mit Art. eine adv., welcher nach Anal, von z' hinihmi,
z hlKt usw. die Präii. vorgesetzt werden konnte, und mög-
licherweise ist dieses der ursprünglichere Ausdruck, aus
welchem der adj. erst umgedeutet wurde. Vgl. die in Bil-
ilong und Bed. ganz ähnlichen zunderüf Sp. 121, zunderuhcn
Sp. 50, zundei-oh-sich und z'letze-für. Zu der Annahme einer
Adverbialform 'hindir neben hmden aber berechtigt u. A.
uwltr (Sp. S'iü) = uiidfH. — In der Nbf. h indernii-h-ßir ist
tick aus der geläutigen Verbindung hindcrskli, rückwärts,
hereingekommen, — Die Grundbed. u. urspr. Anwendung der
Formel war jedenf. (auch bei der Erklärung ,das Hintere
vor') ,idv. ; aber adj. Gebrauch (mit ,seiu' statt , machen')
Icounte wie bei andern Adv. (z. B. ,wohl') eintreten und aus
dem adj, auch substantivischer entspringen, persönlich und
sächlich. Die Kopfbedeckung war so genannt, weil sie vorn
lind hinten ganz gleich war und daher beliebig aufgesetzt
wt-rdeu konnte.
her-: hervor = ,für-her' ffiln) der lebenden MA.
,1'iewyl wir nit wüssend, in was gcstalt sy in dem
pnnd sygend, und uns der zuo hören noch nie hat
mögen h. werden.' 1529, Absch. ,H. kommen': zu
Ansehen gelangen. Hosh. ; vgl. nhd. ,sich hervortun'.
.Kamen Kriegshändel h.', zum Vorschein oder einfach
— ,vor'. WiLU, Eglis.
z' lütze- = z' hinderf., verkehrt, z.B. de." Hiiet
i'l. ufsetze'; auch: geistig vcr.stört, nicht ganz bei
freundem Verstand L.
X ^ da (das), also ,das Verkehrte, die Innenseite vor'V
"br bloss äusserliche Nachbildung von x'hiiide.rjur?
nebe"-: neben Etw, vorbei, auf die Seite, mci.st
I >>. V. nicht an den gehörigen Ort, nicht ans Ziel B;
•^'■u;' S; „Vw;" W. Bist n. trappet [fehlgetreten]?
tiOTTH. ,Es hatte heute noch Nichts gehabt [zu Essen
bekommen], es war allenthalben n. cho".' B Kai. 1843.
RA. N. ist oi [auch] es O'schir! wenn Jemand eine
Sache nicht an ihren Ort oder in das für sie bestimmte
Gefäss, sondern daneben wirft oder schüttet Obw; vgl.
de^r f/röss Kasten. Du hasch ivider einisch schön n.
fl'schosse, fehlgeschossen , mit einer Vermutung S
(Schild). Das ist n. (j'gangu W. ,Eren halb nit n.
[nicht umhin] kommen können.' 1.531, Strickl.
niene"- B, niener- B; Uw: für Nichts, zu Nichts B,
1, zu keinem Zwecke dienend. Das ist n.-ßr, taugt
zu Nichts, hat keine Art Uw. Das ist n. nie guet. Das
ist 11. als Eine' z' ärgere" B (Zyro). ,Was sy darmit
meinen, semlich fert zuo tuon, es sy n.' 15'24, Absch,
,Es war doch n,' NMan. — 2, aus keinerlei Ursache?
,Den eid soll man von im nemen [ihn schwören lassen]
und soll man in nienanf. umb die sach wysen,' XIV,,
Ära. 1861, 127. — 3. als Apposition zu einem Objekt
i. S, V, für 1 .5, in Verbindung mit ,halten, achten,
rechnen', ,Und [wir] könnend anders nit befinden,
es auch nienarf. änderst achten, denn dass . . .' 1531,
Absch. ,A1so soll ein christlicher eemann syn wyb
ouch nit fuossen [mit Füssen treten], südlen und
nienerf, haben [mit Verachtung behandeln].' HBull.
1540. ,N. halten, nüt schätzen, verachten, nihilifacere,
naucifacere.' Mal.
Nimi", nirgends, mhd. nlmer. Das r der Uw Form wird
iiber nicht mehr dieses alte, sondern statt n eingetreten sein :
vgl. zu hmder-f.
da(r)- rff-r-, rfj-; 1. räumlich. Deför ana, davor
hin. D. a. chu" = denebet oder dewider jdarwider]
a. cho", einen Zweck verfehlen Ai-. D. ti.^e chu", über
die Schnur hinauskommen Aa. ,D. use si, Judicium
vulgi spernere', über das Urteil der JVIcnge hinaus,
darüber erhaben sein, oder sich Nichts daraus machen.
Id. B, ,l)ass iro iekliches ziechen niugent, wa sy wel-
lent, es syg in die statt ze Sant Gallen oder d,', davor,
ausserhalb derselben od, darüber hinaus, weiter? 1401,
Zellw., ürk, ,Wir kament aber nit daryn, wir fuorent
d. [daran vorbei].' HsSchürpp 1497. — 2. zeitlich (vgl.
für 12, aber in unigek. Richtung; rückwärts). D'.rfir,
vor Diesem, früher als dies W. Erst grad d. [kurz
vorher?] endli''' fertig g' macht W. ,Da3s das gottshus
ze L. von alter bar also lang, dass nieman darfür ge-
denket [weiter hinauf, einer frühern Zeit sich erinnert]
also harkommen ist.' ca 1346, Gfr, Doch auch i. S, v.
, nachdem', als C'oiijunction: Dofi'ir er Alls rcrtue" g'ha
het, nachdem er Alles verschwendet hatte G oT, Vgl.
für I A am Schluss, — 3, i. S. v. für I A 6. 7 od. B 3.
Es ist d. und de(rju-ider, es sprechen Gründe dafür und
dagegen Z. In anderm Sinn: ,Ua für und da wider [als
Gegenleistung, Entschädigung für seine Ausgaben] soll
im der abt göben . , ,' G Stiftsarch. Gott h'hiet-isch derfir!
behüte uns davor W. Nüt d. chönne, gegen ein Übel
Nichts vermögen, auch : daran unschuldig sein. /<■'' cha'"
Nüt d. Z. ,Nicht d. können', nicht ändern können,
nicht anders können. 1531, Helv, D. tue", (aber-
gläubische, zauberische BHa.) Mittel gegen Etw. an-
wenden, es abzuwenden oder abzustellen suchen. Mit
Dat, P., Einem Etw. verleiden, ihn von Fortsetzung
oder Wiederholung eines Tuns abhalten Bs. Wart,
i will-der scho' d. tue'! Drohung '/,. ,Dorfür halten',
einer Meinung sein. Schimpfr. 1651. Eine' d. ha',
für Etw. halten, ihm Etw. zutrauen und ihn dem-
geniäss mit Achtung behandeln (dafür eig. entspre-
chend, angemessen dem, was man von dem Andern
erwartet oder wünscht). Vgl. tvol f. hau (für 118).
De muest-e' d. hä", de"' wird er guet gege dich si'
967
Par. fer, fir. for. für
968
Niiw. Daher auch: mit Bitten bei Jnidm um Etwas
anhalten. Er hed-en ä. g'ha', darum gebeten Z. Sich
d. ha", sioh Jen Anschein von Etw. geben, oder den
Sehein an sich kommen lassen wollen ; meist mit Ne-
gation. .Fängt man an, »Schulden zu machen, so hält
sich selten ein Mensch d., dass er nicht dings gebe
[borge]; merkt man aber, dass der Schuldner in der
Klemme sitzt, dann mangelt auf einmal Jeder Geld
und Jeder bestürmt ihn.' Gotth. ,Und doch hält sie
sich nicht d.. Jedermann gerade auszufragen.' ebd.
.Daneben denke sie, die andern Kinder täten an ihm
ein Exempel nehmen und keines sich d. halten, nicht
das Möglichste zu tun, um ihn so viel möglich zu
ersetzen.' ebd. So han i"'' mi''' nit d. g'ha z' briegge'
[zu weinen]. Waluen. i'c het-si''' nüt d., er macht
(das u. das) BBe. Bid l'arteie ungerschrlbe ; der [vom
Augenarzt glücklieh operierte] Hans het-si aber nit d.,
'ass er g'seht und schrlbe" cha""; drum muess der Sebis
für-en ungerschrlbe". Schild. Es d. ha", Etwas für
empfangen halten, als empf. betrachten, rechnen Z.
— dese-Zor; diesseits F. — wol-für s. für II S.
— wor- = wu- Z (Spillm.). ,Hebe [halte sc. dich]
sworfür [wofür immer] du willt, wand [ausser] für
guüt!' galt It L geschworn. Brief 1252 als Beschimpfung.
was-für s. für I A 5 am Ende. — was-fürig
Ap; Bs; Z (tw. wa-). -fürnig Gl, -fürtig L; Uw; U: wie
beschatten, von welcher Art. Wasfürige" Wl" wend-er
[wollet ihr]'? Wasfürigi Litt si's [sind es]? Eigen-
tümlich ist die Trennung der Bestandteile der Ver-
bindung in: Was wend-er fürige Wl"? Z. , Leibliches
(.'reuz, was ihnen auch immer füriges begegnen mag.'
Ulr. 1727, und die Verwendung für den Sg. i. S. v.
,was für ein': Wasfärtige Bock hasch du mache" la"? U.
Die beliebte Verstärkung mit ( hier uoch bes. durch die
.\nalogie des syn. ir^d'i/ gefördert; n aber ist eingeschoben
nach Analogie des in der Flexion imd Wortbildung auf-
tauchenden stanimhaften n. Mau hört auch etwa die pleo-
nastische Zss. icuaf^rßiriij.
füre, füri s. für-hin, -her.
fürelen II: die Grenzen eines Gutes auf Kosten
des Nachbars erweitern AaKI.
Eig. ein wenig, nnmerivlich vorwärts rücken : von ßire,
filrhin, nach vorn hin; viel!, mit beabsichtigtem Wortspiel
(s. fürrelen J Sp. 939).
„fürren: die Wohnung verändern, in ein anderes
Haus ziehen B." — Zsgez. aus ßmren; von fiinr; vgl.
dort (1) ßirei-(g) züyleH.
füren: Adv. mehr. , Keinem teil f. dann dem
andren anhangen.' 1.528, Gpr.
Entweder entstellt aus furer (da n und r bes. im Auslaut
leicht wechseln) i. .S. v. .weiter, mehr', oder aus fürhin,
welches später immer ßüre" ergibt. Grnndbed. .weiter vor".
fürene fürunn GaSpl., fürendo GnSav.: den-
noch, ohnedies, ohnehin; z.B.: F'< hätt de" Weg f.
müesse" mache".
Scheinen nach Analogie von nhinen, undeni-n; nhnmde ge-
bildet zu sein. Der in dem W. liegende Nebenbegriff ja
doch einmal' erinnert an das am Schluss von ßir I A an-
geführte con.JHnctionale ßür = da doch, -tnd könnte auch
durch das in den Uebirgs-MAA. leicht nach u aufsteigende 1/
erklärt werden.
fürcr B; L; VV, fürers Bs; B; FMu.; L; W,
fürersch BHerz., furesch BBurgd., füres, füris BBe.:
1. räumlich: weiter (uiich vorn BSi.) vorwärts; von
der Stelle, an einen andern Ort. Wo kei" Jäger fi'irrrs
cha"", eine unwegsame Stelle. JRW'yss. Er ma« nüt
me f., kann nicht mehr gehen, muss stets das Bett
hüten BHk. ,Nicht f. mögen', nicht von der Stelle
mögen, langsam sein. Gotth. F. gä", lä", chn". E,
trappele", trippeln, von Kindern BStdt. Eine" f. ge',
in Bewegung bringen, treiben B(Zv"ro). Eine" f. Iiringe"
BEi. F. stelle": a) tr., z. B. eine Leiter, an eine andere
Stelle rücken BRi. ; LG., auch f. tue" udgl. b) intr..
rasch laufen, ebd. (Vgl. drüs stellen, davon laufen.)
D's Vch f. stelle", von einem Stall in einen andern,
wenn dort kein Futter mehr ist „Bü.; LE.;" W;
/'. fare", mit dem Vieh auf eine andere Weide, ebd.
F. lege", einen Kranken in ein anderes Bett B (Zyro).
E. züglen, in eine andere Wohnung ziehen B. Arm
Lüt neste" geng f. B. .Sie wolle lieber Itbig i" Bode.
als sich von mancher Nachbarin auslachen lassen,
wenn sie alle Morgen mit dem Säckli f. müsst [zum
Freitisch von einem Haus ins andere, ,in die Kehr
gehen'].' Gotth. F. gä", den Dienstplatz wechseln
BBe. ,So soll man in [den l'beltäter] nienent furer
büessen wan ze W.' Amtsr. LWillisau. .Dass enhein
einiger kein urteild lurer ziehen [an eine höhere In-
stanz appellieren] mag.' L ä. Stadtb. , Streck dich f.!'
mach, dass du fortkommst! Salat. .Quicquid pro-
gredior, je weiter, f. ich gon.' Fris. ,Sy soUent
auch dise Hofstatt nit f. wyteren, dann wie sy jetz
yngefangen ist.' ECts. .Kumm, mir wend noch bass
f. gan.' Com. Beati. , Setze die 6 vor die 5 und das 1
fürer [d.i. 16.5].' VKrider. 1619. — ■ 2. räumlich-
zeitlich: ferner, sodann, bei Aufzählung der Reihen-
lolge nach. ,Öch soll man wüssen. dass die dorfmeier
f. gewalt band, dass si holz geben mögen.' XIV., Aa
Weist. ,P. sprechent si.' Hofrod. ZMönch. — 3. rein
zeitlich: von jetzt an, in Zukunft: .Besser sorg
haben wellind, damit f. übel und Schäden verhüetet
werden.' 1581, Strickl. ,Da ward man zuo rat. was
im f. zuo tuon war.' Edlib. ,Was er f. und wyter
ze machen willens wäre.' 1545, MEsterm., Rick. —
4. übergehend von Zeitbestimmung in Gradangabe,
oder schwankend zw. diesen beiden, wie nhd. ,eher';
so bes. in Verbindung mit ,desto'. ,Und doch üch
solichs anzöugen wellen, üch dest f. wüssen ze halten.'
15.31, Strickl. ,Dardurch zuo zyten vil unfrid ent-
sprungen, euch des vil unrüewiger lüt sich vertröst
und dester f. zank und hader angefangen.' 1545. Absch.
.Damit man des klapperns dester ee und f. abkomme.'
1568, Ndw LB. .Dorumb man mich denn ouch dester f
zuo der schuol tat.' Platt. 1572. .Damit sy dess f.
Zucht und lere brüchen . . .' alte Schulordn. Bru(5G.
Rein zeitlich (aber i. S. v. .später') viell. in: .Damit
unser Bund dester f. [länger'?] beharren.' Ansh. —
5. Mass bestimmend über eine Grenze hinaus; mehr;
z. T. noch mit zeitlichem Grund- oder Nebenbegritf.
,Da derselben dieren deheis [irgend eines] ieman an
synem schaden findet, der soll es ustryben mit sj-nes
rockes ermel und nut furer.' XIL. UwE. Hofr. .Soll
ze erschaz zwen kojif lantwyns geben und soll nicht
f. umb erschaz gemüet werden.' 1315. ZZollikon. .Wir
hätten wohl getraut, sie hätten daran ein Begnüegen
gehabt und uns f. nicht ersuocht.' 1437, Lai-f. Beitr.
Mit folgender Vergleichungspartikel rfeww [als]: ,Swer
wider die icht redet, die den schaff üfhant, das went
die burger f. richten danne ander ding.' L ä. Stadtb.
.[Dass der Zollner sie mit dem Umgeld] last f. be-
kümbere [belästige], denne vor zyten beschehen.' 1410,
969
Par, for, tir. for, Im', für
Ö70
Hauexb., Sigr. .Wenn stöss [Streitigkeiten] zwischen
inen erwüchsen, soll sich niemand partysch machen
einem teil f. zue helfen, dann dem anderen.' l.b4o.
Absch. ,Die darzue in den Versammlungen f. dann
ander Leut unruliig sind.' Z Mand. Ab.sulut i. S. v.
,ganz besonders-: Das ist f. en guete Chiiccht, f-s e
feissti Chuc W.
Mhil. füm- erst spät und fast nur in Schweiz. Quellen.
Pas W. ist regeluiässige Coniparativfurni zu yur (wie altn.
fj/rir, welches aber geradezu =_/i/i' gebraucht wird ; s. Anni.
zu ./üf); fiirera adv. Genet. davou (wie alt. nhd. , weiters,
feruers', vgl. auch ,anders'); ßh-ermh mit der durch r be-
wirkten Verdickung des » und davon /iir(«<7( mit Ausstossung
des r und so wohl auch ylav«, welches sich allerdings mit
fnria (s. d.) berührt.
fürig ii BsLd; BBe., Ki.; Ur tw., «-" (ö^, i'J Ap;
VOrte; Gl; GRtw.; GA.: l. =: vorig 1 1. — '2. eigen-
tümlich, sonderbar U. Jede Gemeinde hat firigi
Werter. Das ist e Firige!
furiges fü-: vorwärts LE. F. gO". J\7f/ f. cho'.
Syn. für-sich; fürer.
Adv. Gen. wie fürt», entw. von einer dem voriy II ana-
logen Adverbialbildung od. von einem vorauszusetzenden Inf.
'fiirigen (vgl. Fiihli aus Fahenn Sp. 72:i|.
füris (<]^) = fürer 1, vorwärts, von einem Platz
weg L. D' Margstei' üs und f. tue. F. zieh, die
Wohnung wechseln. F. cho", in einen andern Dienst.
Hüs [spare]! dass d' f. chumtst!
Mit der adv. Endung -i» nach Analogie von twgris, mhd.
twfrhe^, quer; schet-bis, schief, gebildet und durch die Länge
des Voc. geschieden von dem gleichbed. /iii i» Sp. 967. Da-
neben lautet eine Angabe aus Ndw vüri« (mer müend [wir
uiQssen] ja Alli vonin ijä" und Keim'' wird dthinde' y'lä"),
welche aber nicht zu obigem W. zu stellen, sondern aus ,vor-
wärts' oder aus vor-ig (i« = iin», uns) zu erklären sein wird.
fürlich: beförderlich, bald. ,Unib 5 Schilling ge-
straft, die auch f. von im bezallt werden sollent.'
' 1530, Z Pfisterordn.
j Fürli"g m.: 1. Vorteil; Voranteil; Profit. Syn.
[ Fürderling. E.-i ist-d'r ekei' Färlig, wenn d's tuest
BHk. ,Stubenraeister und Wirt sollen, wenn man die
L'rten anleit [die Zeche macht |, den F. glych in die
Buchs legen.' 1400, Wintekth. Herren.stube. ,Ein mann
mag synen sünen gijn ein bescheiden billichen füer-
ling.' XV., ScHwKüsn. ,Es sollen Alle in der Stadt
und ausserhalb in gleichen Rechten stehen; Niemand
soll mehr einen F. haben.' 14o3, Segess. RG. , Darum
sollend Zürich und Bern hiehar sehen, dass sy inen
den f. dermäss in die händ fassind, dass sy nit müessind
, folgen, so die 5 Ort etwas ze meren understandint.'
1531, Absch. ,Beder stetten heil und f.' ebd. .Eine
statt Soll verhelfen zuo f. und ufwachs der andern.'
ebd. — '2. Vorzug. ,Die Ebreischc sprach setz ich
darnmb zum letsten, dass [usw.], sunst hett ich der
. Ebreischen billich den f. g'geben (alioqui Hebraicae
merito primas tribuissemus).- Zwingli. — 3. „.'Aus-
bund, das Vornehmste; z.B. dieses Pferd ist der F.
LE." — 4. Überschuss, Überrest; z.B. von Tuch
■B; .VÜRTE;" S. Der Schnlder het de" F. h'halte".
\\\im seine eigenen Güter oder den F. seiner beiden
, Pfründen in Haft zu legen.' 1494, Ausch. (od. zu 1 V).
- Bed. 1-3 i. S. V. für I A :s; Bed. 4 i. S. v. /ii.- // A 7.
furo: fürderhin. von jetzt an, in Zukunft. Mit
angehängtem hin: F'' bi' f. hi' nüinme der teert, dass
^i'* din Buch heisse, sagt der verlorne Sohn G oT.
Alleinstehend: ,P. so wollen wir . . .' 1485, G Gescllen-
schiess. .Nichts nier geben, sonder f. warten, was
inen MGH. mit recht angewinn.' 15'25, Absch.
Erst in der Kanzleispr. des XV. XVI. aufgekommen,
viell. nach Anal, vou dem, der; im. ihre; vgl. auch die Zit
huro; gar-o und das auch begrifflich parallele mhd. nu-s,
iitir-ä. — In der Kanzleispr. des XVI. begegnen auch die
gleichbed. Compp. .hinfürn, fürohin' =yH/-(/(|-«, hinfiirl: s. hin.
fürrlen s. b. Furre, Sp. 939.
Fuer f.: 1. a) Beförderung von Waarcn und Per-
sonen auf der Achse od. zu Wasser, Fahrt, Spedition.
,Evectus, ein fuor zuo land oder zuo wasser. Vecturis
vivere, sich der fuor (sich mit fuoren) begon.' Fris.
Die Gr Kaufleute beklagen sich über das Auf- und
-abladen der Waaren; ,dann in keinem Land ein sö-
licher Bruch der Fuor halben syge.- 1002, Absch. ,Der
Glarner Ziger mag auch die I'uhr erlyden.' RCvs.
Onch ist derselb hof am schloss kein fuor ze füeren
[keine Frohnfuhre zu leisten sc. schuldig].' Hofr. Z
Wald 1586. Bildl. : e F. ha" mit Öpperein, sich viel
Muhe mit Jnidm geben oder geben müssen, ihm viel
Aufmerksamkeit erweisen Ap ; GBern. ; S ; Z ; vgl. aber
auch 5. — b) Fuhrlohn B.Si. — 2. Fracht, die
beförderte Waare. der bcladene Wagen Aa; BSi. ; Uw;
W; Z. Es llchts Fuerli Ndw. Fuder, als mehr oder
weniger bestimmtos Mass, z.B. e F. Höh ZSth.
.^cherzw.: volle Brust GfiChur; vgl. Höh ror-em Hils.
— 3. Ross und Wagen, Fuhrwerk. ,Mit ihrer Fuhr
zwei Ehrtagwen [Frohntagwerke] zu leisten.' 1557.
.■Vbsch. — 4. Führung. F'' uiU di''' lere" z' F.
(z' g'fuert) gä", will dich lehren, was sich gebührt,
schickt; will dich gehorchen lehren Gl; ScHwMa. ;
s. auch u. füeren 3. — 5. Aufführung, bes. lär-
mendes Treiben, Lustbarkeit. Kurzweil, Freude (viell.
eig. vom Schreien und Kufen, welches ehemals von der
Beförderung der Lastwagen unzertrennlich war. Vgl.
auch Fueg 6 Sp. 700) Aa; Ap; Bs; Gl; Sch; Z. Do [im
Wirtshaus] ist e F.! Me" hört sl" äge' [eigen] Wort
numme" [nicht mehr] Sch. Da ist e F. g'si", wo die
wider z'säme" cho' sind! ebd. Machet-mer ante" [nur
ja] keini Fuere me esö, ir Chinde! AAZein. D' Buebe'
hend ir F. in der Küche", dass me" der Pfarrer niit
reistöt Bs (Spreng). F'' ha" ml' F. und Kilbi mit-em
ff ha" Bs (Ochs). So het 's mengi Freud und F. 'ge".
Breitenst. 1864. Über Öppis d' F. ha", mit Öppis
d' F. tribe", darüber spotten und lachen Bs; Z. Nu''
für d' F., nild für Ernst Z. St hei" e häli F. g'hä"
mit im, sieh über ihn lustig gemacht Bs. Syn.
Gugel-F., Füfri, Gefärt und in verstärktem S. Erz-,
Heide"-F. — 6. a) Unterhalt, Nahrung, Futter für
das Vieh Aa; BSi.; L. Es Haupt Veh i" d' F. ne" L.
.Die rebhüener bei Cirrha habend nit ein ässig fleisch
von ir fuor wegen.' Vooelb. 1557. , Etliche entdacktend
ihre strowdächer und legtend dem vech das strow für
zur f.' HBüLL., Tigur. ,Der Schatfner soll zu allen
Schüren luogen. dass man rechte Fuore gSbe.' XVU.,
Gesindeordn. Mcri. — b) Nährkraft einer Speise
BBe.; Uw. Das Brod hed ekei" F. Feisse' Chäs hed
güeti F. UwE. Schlechtes Gras gibt minder Milch imd
minder F. B. — c) Sättigung Ap; G. Nei", danke,
t"* bin i der F., bin übersatt. — 7. das halbverdaute
Futter im Magen des Rindviehs, welches man ihm
bei der ,Völli' herausnehmen muss Aa; L. Kot eines
Tieres L; „Zg;" Z. D' F. gut nüd, gät recht. ,Man
habe menschliche f. oder töwung gott zuo schmach in
971
Kav. fer. tir. for. l'iir
97-2
die hangend ampel gelegt.' Zwingli. .Pas Führlein oder
pechschwarze Materi gehet in die Tücher/ JMcralt
1G97. Syn. Gefüer. — Mhd. vuort f.. Falut, Fuhre. Lebens-
weise; Futter, Vnterlialt.
Ab-Fuer: 1. die FortschafFung der Abfälle und
L'nreinigkeiten aus der Stadt mit Karren ZStdt. Das
polizeiliche Wegführen von Gesindel usw. aus einer
Gemeinde. XVI., H.\genb. Sigr. — 2. „Gebühr, die ein
fremder Schiffer oder Fuhrmann an dem Orte ent-
richten muss, der das Stapelrecht hat Sch; Th." —
,U f - : Streue u. Futter zur A'erbesserung des Wiesen-
landes, eigtl. Alles, was von einem .Stück Land an
Futter und .Streue, ohne demselben den Dünger davon
zu geben, auf anderen Grundstücken verfüttert wird
B; LE." Syn. Ufsiig; Yg]. uf-ßieren; ferggen 3ha.. —
In-: Auffahrt zur Scheune Bs. Vgl. In-far(t).
Un-: I.Verstoss gegen gute Lebensart und Sitte.
Unfug, Unordnung. Ungebühr, unrechtmässige Hand-
lung; s. F. 4. ,Von gros.ser notturft und u. wegen,
so zuo Chur beschicht." 1453, Kind. Urk. .Wer den
andern vor gericht bcschalkot mit bösen Worten und
semlich u. trib.' 1472, Offn. Bui'gau. .Nieman uf der
gassen soll klopfen, schryen und ganz kain u. haben.'
1494, Sch Eatsprot. .ßlündertent ouch das durf und
triben vil u.' Edlih. .Welcher u. und frevel begieng
mit gottslestrungen oder andrer Worten und werken.'
Strafe. Rheinau. ,Es soll all trumnien, pfyfen und
ander unzimlich u. und wesen abgetan syn.' Stadtb.
VVthur. ,Alle u.. so nachts beschicht. es syo schryen
oder anders.' G Eatssatz. 1.504/32. .FüUtend mir den
knecht und junkfrow voll wyn und driben vil grosser
u. in myra hüs bis um inittnacht.' Stockar, Tageb.
15'26. ,Als nun von beiden partyen vil u., röubery
und Unsicherheit in der Strassen entstanden war.'
Axsii. , Welche fast vil wider enander u. und unwort
brüchten.' ebd. ,Wir sind nie des willens gwesen,
mit jemand krieg und u. anzefachen.' 1530, Abscb.
Zu leerer Amplitikation mit dem positiven W. ver-
bunden. .Kein unfuor noch fuor [Streit, Hader] stiften.
sonder tnltmüetig [geduldig] sich gon lassen.- Vad. —
2. „übertriebene Lustbarkeit, Unmass." — 3. Mass-
bestimmung für einen unförmlich grossen, ungeschlach-
ten Gegenstan'i. JE" Unfuer rom-ene Brocke", Huet
udgl. GuCliur. — un-fueren: Unfug treiben. .Die
in der statt ze u. und den wirten ufzeschlaclien [Zeche
auf Rechnung auflaufen zu lassen] sich understuon-
dend.' Vad. ,N. N. ist gestraft, umb dass er nachts
uf der gassen geunfueret und nach den nünen trunken
hat.' 1544, ScH Katsprot. .Und so dann etlich den
friden mit einanderen uf die gfar abtrinkend, dass sy
glich angents mit einanderen u. und cinandcren sche-
rtigen.' 1585, ZWülfl. Herrschaftsr. — ver-: durch
.Unfuer- zu Grunde richten. ,Da habind si ein Un-
wesen mit trinken, gläser ze werfen gehept; er habe
mit verunfuorung der spys nit ungeschickter wesen
gesechen.' 1527, EtiLi, Act. — un-fuersani: voll
Missgeschick und Verwirrung. ,Von Unfuhr.sanic dis
Jahrs. Als nun dis Jahr mit Ungewitter. Türe [Teu-
rung], Mord und Ufruhr fa-st nnfuhrsam war.' Ansii.
Mhd. unouiin:, schlechte Lebeusweise. Unfug. lu Beil.
•2 und 3 des Snbst. hat im- viell. uiiht negative. »>udern
verstärkende Bed.
Fron-: Gespanndienst mit Ross und Wagen für
die Grundherrschaft, ang.iria. 1705. Gem. Aa. Gegs.
Lön-F. — Gabel-: leiciiter, zweirädriger Wagen mit
einer Gabel statt der Deichsel; Gegs. Diechsel-F.
.Weilen wir gewahren müssen, dass das enge Gleis
und die Gabelfuhren unsern Strassen den grössten
Schaden zufügen, als wollen wir, dass in Zuknnft
keine andere als Weitgleiswagen gebraucht, die G-cn
völlig abgekannt und hingegen die Deichselfuhr ein-
geführt werde.' 1774. Z Mand. — Gegen-: 1. Rück-
fracht. ,Gegenfuhren von Kaufmannsgütern aus den
Bünden fehlten diesmal gänzlich [klagen die Schiff-
meister des Oberwasserfahrs].' 10'22, Absch. — 2. Er-
wiederung. Gegengrund. ,Man muss aber mit G. aus
dem Luthero selbst verfasset [versehen] sein.' Hott.
1600. Vgl. Gegen- fueg Sp. 700.
Gugel- (Gauggel- ZBauma): „Posse L; Zr.;
geckisches Betragen L;" Scherz, Spass, Mutwille, Ge-
lächter, Lärm Aa; Ap; Bs; Sch; Schw; S; U; Zfi; Z.
,S'i«'' G. mit Ei'm ha', trlbe", Jmdn hänseln Bs; Z.
Das ist au''' e G. g'si" i der G'meinä [Gemeindsver-
sammlung]. D' Lüt händ derby iri G. 'trihe' und
wile.'iti MüJer g'ha" [der bösen Zunge den Lauf ge-
lassen] Aa (JKeller). '.s isch iiör, vier hend in der
.Tuged e lustigi ZU g'ha', mengt G. Bs (Hagenb.).
, Seltsam geschrei und gugenfuor si erhuoben, schaltend
einandren huoren und buoben.' Salat. Possenspiel.
z.B. bei der Zskuuft junger Leute UwE. ,[B. habe
geredet, wenn die Priester über dem Sakrament die
.\rnie ausbreiten, sei dies] ein luter g.' 1523, Absch.
,Zue wettingen habind etliche gesellen der mess be-
gert. dargegen andere gesagt, sy wöllind der gugelfuor
[possenhaften Aufzugs] nüt.' HBcll. 1572. — „gugel-
fueriseh: lächerlich, komisch, überaus spasshaft."
Mhd. 1) 'jri'jel- , ijurjel niore , Possen, Ausgelassenheit;
i) ijouktl-r., Zauberwerk. Vereinzelt gibt Piistheiri 18G5 das
Wort für B als m. an; vgl. G ugd-fuey Sp. 700, wo auelvdie
Erklärung des Comp, zu entnehmen ist, welche uns der Not-
wendigkeit überhebt, an Fasnachtsaufzüge zu Wagen mit
.Gugeln' [Spitz- od. Xairenhüten] zu denken. Rein äusserlirli
ist die Berührung in einem Beleg aus dem XVII.: ,\\\i\
der Major mit diesem (5' hohen] Hut ein Ci. und Oespiitt
;m2uric;hten versucht habe.' Bs T,aschenb. 1862.
Güsel-: die Abfuhr des Kehrichts aus den Häu-
sern und Gassen der Stadt L. Syn. Käticageu; auch
tigürl. — „Güeter-: Frachtwagen mit Kaufmanns-,
waaren." Vgl. G.-Schiff. ~ Holz-: 1. das Zuführen
von Brennholz, spec. als Leistung der Bauern an den
Pfarrer S. — 2. das Gastmahl, das der Pfarrer den
Bauern dafür zum Besten gibt S.
Hämpfeli-: Ernährungmit, der Genuss der Sauer-
ampfer (Siirhampfele, Hämpfelimtr). H. macht d'Meitli
«»r Z (Kdspr.); das Gegen.stück s. u. llahermarch. —
Aus ri;i,„j,f,li,ar uingcsfciltot für obigen Reiui.
Hand-: Fracht auf einem mit der Hand gezogenen
Schlitten GrPt.; Ggs. Jloss-F.
Herc-: Frohnfuhre. Si'LGER. — Her = Herr.
Hörn-: durch übermässiges Trinken verursachter
Durchfall des Rindviehes. Alp. 1806. — So geheisseu.
weil beim .Horn'-Vieh auftretend.
K u e - = Kue-Esset Sp. 526. ,Item [die | X. N. haut
fünft halb k. f. und 1 fuoss.' 14.54. UwHuochs It Z Anz.
1883. 436, wo die Specification zu berichtigen ist: ,das
git nidergaden 3 k. f. [1. ,fuoss-?] und das turniattlin Mt
und das bofstätti [verstehe ,je'?] 2 k. f. und die hof-
statt. da das steinhus uff [stät] 1 fuoss.' .Item E. v. U. Ut.
973
Far, t'er, fir, für, für
m
gid 8 k. f. von syner hofstatt und stad das tarmattli
3 fuoss.' 1500, ebd. — / fucm = der 4. Teil eines ganzen
Antcilus.
K:is-: die am bestiuiiiituii Tage .stattliiuleiide Ab-
lielViung der friscben Käse an den Kiiseherru [Käse-
händlerl durch die Produzenten, wobei diese mil
schüncni Fuhrwerk prunken, nachher regaliert wer-
den, .so dass sich ein lustiges Gelage entwickelt. Vgl.
GoTTH.. Vehfr. 239. — Ledi-: der Transport einer
vollen Schiflfsladung; vgl. Ledi-Schi/f. .Dass die Scliiff-
meister statt der bisherigen 40 Batzen für die L. mit
4 Batzen weniger sich begnügen möchten.' l(j.54, .\bsch.
— Neben-: das unbefugte Füliren von Kaufmanns-
gütern gegenüber den privilegierten Fuhren, .l'ie
Nebenfuhren, welche zuwider der 8cliirtsordnniig aul
der l.inth vorgenommen werden, werden abgestellt.
Die Schilfineister sind befugt, auf die Guter solcher
Ncbenf. Arrest zu legen, bis ihnen für erlittene Kin-
gritfe Ersatz geleistet ist.' lti"22, Absch. — Pilgrini-:
die Beförderung der Pilger nach Einsiedelu; Schiffe
und Wagen mit Pilgern. Die .Bilgerifuohren' an Fest-
tagen werden von dem Z Mand. 16-50 untersagt. .Auch
mögen neben den (immer befreiten) Posten die frömde
Land- und Pilgrini-Fuhren am Sonntag nach i'J Uhren
aus der Stadt fahren.' Z Verordn. 1704. — Bettel-:
Frohnfuhrc, durch welche des Gehens unfähige Bettler
auf polizeiliche Kosten von Gemeinde zu Gemeinde
transportiert wurden. Ineichen; Hebel. Bern besehwert
sich im J. 1743, dass ungeachtet des Mandates von
1739, wodurch alle Bettelfuhren unter gewissen Re-
strictionen abgestellt worden, dennoch dieselben immer
noch missbraucht würden, so dass sich allerhand frem-
des Gesindel auf Karren und Wagen seiner Bequem-
lichkeit nach von Dorf zu Dorf führen lasse, und
erklärt, dass es dergleichen auf B zugeführtes Ge-
sindel wieder zurückschicken werde, .\bsch. ,Die Über-
nahme von B-en ist den Grenzgemeinden ern.stlich
untersagt.' DWvss 1796. — Brut- s. Brüt-Fueder
Sp. 684. — Rod-: in einer gewissen Reihenfolge
[Rod], wie sie früher die Fuhrleute festgesetzt hatten,
wiederkehrende Fuhre. ,Die schweren Lastwagen aus
Schwaben, deren wöchentlich 13 bis 14 ankommen
und abgehn, ohne die vielen täglichen Rood- und
andere Fuhren zu rechnen, erschweren die pünkt-
liche Erhaltung des Pflasters.' Churer Beitr. 1792. —
Rnmpel-: elendes (rumpelndes) Fuhrwerk und die
darauf Fahrenden Z (Spillm.). — Ross-: Fracht auf
Schlitten, welche mit Pferden bespannt sind GrD. ;
i. Haml-V. Syn. Boss-Burdi. — Geschirr-: Wagen
herum ziehender Tonwaaren- uuii Lumpenhändler Z.
Am End {/'hörst du zu-n-ere Seiltänzerbande oder zii-
n-frc G'schirfuer, die chömmed eso cerhätschet delhar.
ACoRRODi 187.'). -~ Spuse-: Mitgift, die am Freitag
nach dem kirchlichen Aufgebot vom Bräutigam und
seinen Freunden auf Wagen, vor welche jeder sein
schönstes Rind mit der grössten Glocke gespannt hat,
unter Begleitung aus dem Haus der Braut abgeholt
wird. Zuerst fährt der Bräutigam mit dem .Trog'
(Koffer) und dem Brautbett, den Schluss bildet der
nächste Anverwandte der Braut mit dem Spinnrad.
■ dem Werg usw. Hinter den Wagen folgt die von der
.Brautjungfer' geführte Braut GRSch. Am e Frltig
fa}id tne" nid gern e ivichtir/s Werch a"; änderst ehe
kräd [gerade] d' Sp. fiiere" Gr (Walkm.). Vgl. noch
5>chwyzerdütsch 19, 22 f. und Brüt-Fueder Sp. 684.
— Spune, Braut. — Diechsel-: Wagen mit Deichsel;
Ggs. Gabel-F. Z Mand. 1791.
Tannen- (aucli -Fiierete): das häutig mit den
Fasnachtslustbarkeiten oder der Aufführung von Volks-
schauspielen verbundene Einholen einer stattlichen,
mit Bändern geschmückten Tanne, die auf einem Wa-
gen aus dem Walde geliolt und durch das Dorf ge-
zogen wird, um nachher, wann sie (von Gemeinden
oder Privaten) geschenkt war, an den Meistbietenden
verkauft zu werden. Der Erlös oder der durch den
Eigentümer bezahlte Fuhrlohn wird am Abend bei
Tanz und Lustbarkeit verjubelt. Dem Zuge gehen
Tänzer mit Tannreisern auf dem Barett und von
einer Hand zur andern sich spannenden Blumenbogen,
die mit Moos und Bändern geschmückt sind, vorauf;
Maskeraden, Bajazzokünste, militärische Begleitung
und die herkönnnlicben Typen des bernischen Volks-
humors, wie z. B. der .Bärenmutz', der , Wunderdoktor',
das ,Kuder-' und .Mieschmannli' und ein .Bajasshansli'
dürfen nicht fehlen B. Syn. Tannen- Karrete.
Vwdt ist ein Biauch in Z USth. Bevor bei der Feier des
Berchtoldstflges die , Knaben' zum Oemeindetnink kommen
durften, mussten sie von einer schwer zugänglichen Stelle
des Genieindewaides einen Tannblock holen, wobei sie ein
Tambour uud ein verkleideter Lnstigniacher begleitete. Lt
Iknnler 1817, S. 275, soll der Brauch im Kt. B erst im
XVIII. au die Stelle ,der niilitäriscbeu Evolutionen' getreten
sein; doch ist das Einholen des Christblockes und des Mai-
baunies als des Symbols des Vegetatiousdämons ein alter
Brauch. Vgl. Mannh., Baumk. S. 237; Illustr. Schweiz 1865,
S. IfiO, und Schweiz 1858, S. 65.
Drossel- s. Drossel-Fueder Sp. 685. — Wider-:
Rückfahrt, Rückfracht. ,Wie si etwas in der w. in ire
schiff geladen.' 1.531, Strickl. ,Wenn die Fähren von
Lucern Leute nach Uri führen und daselbst Leute und
Gut zu W. finden.' 1544, Absch. In bildl. S. F. it. W.
= Angriff und Widerrede, Hader: ,Wann Moses und
Aaron im Guten nicht recht zusammen setzen, sondern
es zwüschen ihnen etwan nur Fuhr und Widerfuhr
gibt, und sie dieselben nicht mit einanderen abladen.'
JMliLL. 1673. — Win-: Einholen des Weines mit
Ross und Wagen, in stattlichem Aufzug; die Wirte
schenken nach der Rückkehr aus dem Waadtlande
schon im Freien vom Fasse weg, was für das Dorf
zur Festlichkeit wird, die im Hause als Gelage sich
fortsetzt. Von Wirten auch etwa als Kniff benutzt,
um Gäste anzulocken BM. — Wasser-: Wasser-
leitung, t. aus an- und ineinander geschobenen Röhren
oder Känneln, t. als Kanal erstellt, um z. B. Wiesen
zu bewässern Ae; W; im W oft in schaudernder Höhe
geführt, fast in der Luft schwebend. In diesen lebens-
gefährlichen Orten haust die .Eisjungfrau', auf die
Männer Jagd machend. Vgl. Alpem-. 1871, 413 ff. , Die-
selben höf sond uns das wildwasser uffahen zuo dem
wyer; was wassers dahin nit mag kommen, das sond
si zwüschen den höfen hinab füeren mit iren wasser-
fuermen [1. -fuerenen].' 1433, Meierr. Buchb.-Rüdl.
S. auch Wasser-Furre. — Zue-: das Zufahren von
anderen Orten her. ,Das Strassenpflaster muss von
starker Zufuhr immer leiden.' Hess 1818. S. nocli
Zuefuer-Luch. — Zügel-: 1. „das Wegführen der
Fahrhabe nach der neuen Behausung." — 2.= Drusnel-
Fiieder B.
fueren: 1. fuhrwerken. ,An Festtagen niclit
fuhren, dreschen, metzgen usw.' 1638, Absch. Fuhr-
975
Far, fer, fir. for, fner
97(i
od. Gespanndienste in der Frohnde leisten (s. Fiter 3).
,Dann sollen sy zue dem schloss ze fronen und ze f.
schuldig syn.' 1525, Absch. — 2. trans. (Vieh) füttern,
speisen; selten mehr und nur im geraeinen oder iron.
S. von Menschen gebraucht Aa; Ai' (St.''); BE., Hk.,
M.; Gl; L; S (s. Fuer (i ; vgl. auch Fuer-Tenn). Wenn
er au''' Land hält und Veh f. müesst Aa. ,D' Sau
g'fuhret.' GoTTH. „ Wolg'fuert, gut genährt, beleibt
B; L." ,Ist es ein essend phand [ein Stück Vieh],
so soll er es f. uf du hüt [also verhungern lassen].'
1348, Offn. Berkon. ,Gott uns us luter gnaden spiset
und fuoret.' Kessl. .Alsdann soll man sy [die jungen
Hühner] mit gerstenmel f.' Vooelb. 1557. ,[Ini] Pry-
taneuni wurden enthalten, gespeiset und gefuoret aus
gmeinem seckel, die dem gmeinen nutz guots bewisen
hatten.' Tiekb. 1563. ,I)arumb gab er im's täglich
brot. Das selbig rauch, ein haberbrei. Damit niuosst
er gefuoret sein.' Schertw. 1579. ,Umb dass sy das
viich nit f. kennen [mit Gras], auch kein höw darzue
g'han.' RCvs. ,Dass der senn das vich ordentlich
fuore.' XVII., Gesindeordn. Muri. ,Was tuot die Speis
am Menschen? Sie führet ihn.' FWyss 1653. ,Fuo-
teren, fueren, hirten; pabulari, vesci, pascere.' Ked.
1662. , Weilen ein jeder Mann sein Frau schuldig syge
zuo f. und zuo fassen [kleiden].' Sriiw Eatsb. 1668.
wofür 1769, LB. SchwK. durch Vermischung .füeren'.
Abs. gebraucht: Um Vieri sott ?>* irider hei'" ga f.
[das Vieh füttern]. Gotth. .Erst um Fuhrenszeit heim-
kommen.' Glur 1835. ,Als er mit 1500 pferden gan
V. war kommen, da ze fuhren.' Ansh. Mit sachlichem
Übj., verfüttern Aa; Ap; B. !''• ha" higopp scho" der
halb Heustock ahe [bis zur halben Höhe herunter]
g'fueret. Mer fueren iez Gras [statt Heu]. — 3. schnell
sättigen, den Magen füllen (und belästigen, ohne
gerade nahrhaft zu sein) ; nachhaltig sein, etwa mit
dem Nbbegriif , Durst erzeugen' Aa; Bs; B (Id. B);
Gl; Gr; L; G; Schw; UwE. ; U; W; Zg; Z (s. Fuer ö).
Syn. Sensen, zünen, d' ^^urmlöcher verschoppen. So
leri Gummeli [Erdäpfel] fuerid nid gar leol Schw.
,Die Pastete fuhr' afe', damit wäre man für einmal
gesättigt. Gotth. Das häd iez emäl g'fueret ! ,Ein
guots und schleckerhaftigs fleisch habend die gitze.
speisend und fuorend auch nit wenig.' Tierb. 1563.
,F., guote narung geben, cibare flrmiter, nutrire.' Mal.
.Bonenköch fuoret bäss dann erbsen.' Mal.; Denzl.
Bildl. : Und Mängem b'schüsst 's und fueret 's nüd,
und regnet 's Glück zun Fistren i" [selbst wenn das
Glück durch die Fenster herein geregnet kommt] GT.
(JKuoni). Gottes Segen allein fueret und macht trüejen
[gedeihen]. Silesse Worte fueren nid Bs (Spreng).
Dos mag nüd f., kann nicht helfen Ai'. Weba' mag
Nüts geba", spuela' mag nüd fuera" [Nahrung geben],
sjiinna" mag Nüts bringa* Ap. Iron.: Einen sclilagen.
dass es fueret GrD. Mit Acc. P. : .Probier 's und friss
ein Mutten voll, ich glaub, es wird dich fuhren wohl.'
Ap Kuhreihen. Als iron. Wunsch: Es seil rfr'' f. GG.
— 4. fressen. .F., essen, fressen, edere, vesci.' Eed.
1656; s. Anm. — 5. cacare. vom Vieh Schw; Zu.
Alles bald wider use f. D' ühue fueret dünn; s. Fuer 7
und dünn-fuerig.
Mhd. vumen, Mh\. /„..„„„, z. li. lii'i Nutkur, uiilircn, speisen.
- Die imskliero Hcd. 4 erhält vidi. rntiTstiitzun:; durch
folgendn Stelle des Tierh. 15G3: ,So sy [diu spauischen
Wickeul nit zuo spaat gederrt, so fuoret sy anstatt des heus
das vych gar wol', wenn ,das vych' als Subj. zu verstehen ist,
„er-fueren: mit Füttern gewinnen, ein Stück
Vieh durch [reichliches] Futter in höhern Wert setzen
B; LE." Zu Fuer 5.
zeweg-: durch Nahrung, Futter in bessern Stand
und zu Kraft bringen B. .Kaum hätte man sie z'weg-
g'fuhret, so sei ihr Nichts mehr gut genug.' Gotth.
zue-: die geleerten Jauchetröge teilweise wieder
mit Wasser autfüllen. \g\. Fuer-Luch. — Zue-fueri
f.: das zu diesem Zwecke in besondern Gruben ge-
sammelte Wasser ZÜättl. Zu Fuer 7.
fuerhaftig: im fig. S., gesalzen. ,Eiu vuerhaftigs
verantwurten', Titel einer Murnerschen Streitschrift
(viell. anspielend an .wahrhaftig').
fuerig, ge-: 1. nahrhaft, den Hunger schnell und
für lange Zeit stillend, allg. F dick Habermues ist
e fuerig Esse Sch. ,Nutricius, fuorig [,füerig.' Mal.],
das wol speist und erneert.- Fris. ,Cibarius panis,
widcrgebachen brot, biscoten genannt, oder fuorig
brot, grob hausbrot' ebd. , Valens cibus, ein starke
fuhrige speis.' Denul. 1677; 1716. Den Magen be-
lästigend, drückend; schwer zu verdauen Bs; B (Id. B).
Auch figurl.: wirk.sam, erfolgreich GRh.; erwünscht
AABb., aber ebd. (u. an a. 0.) e fuerigi Arbet, e fuerigs
Fresse", ein schweres Stück Arbeit; und von geistiger
Nahrung: ,Fuerige Worte, schwer verdauliche.' Spreng.
E fuerigi Predig B. — 2. = fuerisch Bs Riehen. —
un-: wenig sättigend, nicht nahrhaft, allg. — Mhd.
miorec, nahrhaft.
dünn-fuerig. „-füer(ig)'' : an Durchfall leidend,
chronische Diarrhöe habend, vom Vieh gebraucht
,S(HW; Zg;" Z; s. fueren 4.
fuerisch: ergötzlich, komisch Bs. Und esö Das
und Selb hei 's Fuerisches g'g'e' uf de" Weide". Breitenst.
Zu Fuer .5.
Fuerung Fuerig: 1. = Fuer 1. ,Weun Steuer-
holz zu fällen gewesen sei bei schlechtem Wetter oder
an wüsten Orten, so hätte er der Erste und Letzte
dabei sein müssen, an die Fuhrungen seien dann seine
Brüder gefahren.' Gotth. ,Bot zu einem neuen Hause
den Boden unentgeltlich, nur sollte man ihm die
Fuhrungen schenken.- ebd. ,Fuerig, advectio lig-
norum.' Id. B. ,Die, so ir holz ergengt und eröst,
und deshalb bitten, ihnen die fuoruugen zu erlassen,
werden abgewiesen.' 1547, Absch. Zuweilen ist die
mit solchen verbundene Lustbarkeit, Trinkgelage,
gemeint: Sg' Grossätti heig einist d'r Tu fei selber '
g'seh", wo-n-er ron-ere Fuerig hei"' cho" si/g. Gotth.
— 2. Fuhrwerk, s. Fiter 3. .Uf das haben die '
frömbden kouflüt in dem dorf f. wollen bestellen, das
hat inen der vogt abgeschlagen und müessen sy erst
von unser .statt f. bestellen, das guot haryn zuo fer-
tigen.' 1526, Absiu. — 3. Umfahrt, Umzug. ,Es
gieng mir fast wie denen, die Fuhrig halten, d.h. wie
denen, die bei Bauten das Holz von Waldbesitzern
von Haus zu Haus sich erbitten.' Gottu. — 4. Füt-
terung AaZcIm. ,I)ie fuorung, narung, speis; nutritus.
victus. alimentnm.' Dasvp.; Mal. ,Heu. Embd. Strau,
zuo der F. des Viehs dienende.' XVII., Gesindeordn.
MuRL — Mhd. ruuniuijc, Nahrung, Speisung.
Go-füer = Fuer 7 ZLunn. .Dise tier gclgbend
der wol gesclnnacktisten bhiomcn. darumb auch ir g.
eines edlen geruclLs ist.' Tiekb. 1563. .Ketrimentuiu,
das g. und kaat oder schlymerächtig ding, das von
i
Fai-, IV'
luv. fiier
978
menschen gät.- P'ris.; Mai,. Us-: Ötiiiung zur Ent-
leerung der Excreniente. ,I>a.s vorder teil [der Mu-
schel], an welchem ort das maul und ausgefüer ge-
sehen wirf.' FiscHB. 1563.
dünn-füer s. -fuerig.
fUeren: 1. Etwas irgend wohin bewegen, wie nhd.
.Auf dem Grimselweg bis zum Spital sei die Führunge
[ilas Recht des Transportes] stets den Wallisern zu-
gestanden.' 1417, Absch. Spee.: die Kuh zum Stier,
die Stute zum Hengst Ap; Gr; Z, auch bloss d' Chue f.;
Syn. zuchiu län; auch absol. zuehe f. BHk. Ebenfalls
abs. : ,üfüert werden, sagt man von Huren und Ehe-
brechern, welche neben andern Strafen leiden müssen,
dass sie vom Ehegerichtsbüttel nut aufgehobenem Stabe
durch gewisse Strassen und sonderlich auf die Rhein-
brücke bis zur Kapelle, über deren Türe ehemals ein
schändliches Hurenwapen eingehauen gewesen, zu
öfTcntlichera Gcspötte herumgeführt werden. Diese
Strafe nennt man kurzweg füere.' Bs (Spreng); vgl.
««-/". In der Rspr.. im Wechsel mit , stellen' = vor-
führen: ,Das solle nicht von denen Zeugen, die Einer
selbst gestellt, verstanden werden, dann dem Pro-
, ducenten seiner selbst geführten Zeugen Person an-
zufechten billich nicht zugelassen wird.' 1719, Bs Rq.
, — 2. den Weg zeigen, allg. Auch abs.: als Führer
dienen, von Beruf Fremdenführer sein LE. Eine
Versammlung und ihr Tun (Verhandlungen) leiten.
If G'mend f., der Landesgemeinde präsidieren Ar.
,Dozemal swuoren der von W. by vierzigen, gemeine
; gericht zue f.' 1419, Absch. ,Scheidlüt schweren, dem
scheid gehorsam ze sind und den [Entscheid] recht
helfen f.- 1503, Bs Rq. , [Haller lud Zwingli dringend
ein,] damit er den Tanz [die Disputation] führe.' 15'27,
MEsTERM., Pfätf. , Das Gesang f. [als Vorsänger].' 1737,
iMKoHN. S. die Oompp. u. Abll. u. Stab. - 3. einen
': Menschen (Kind, Greis, Blinden) an der Hand, ein
Tier am Stricke, Halsband usw. führen; leiten, len-
ken; daher das adj. Ptc. g'fuert. lenksam, ruhig und
regelmässig gehend Nuw. Z' (j. gä", vom Rindvieh
I gebraucht, welches an einem Strick um die Hörner
i geführt wird, damit man es besser in der Gewalt habe
■ und es sich nicht ungeberdig benehmen könne; dere
sprützege Binderli chönnit schier nid z'g. gä" SchwMuo. ;
• auf Mensehen übertragen: gehorchen, recht tun; die
': Buche da wett-i''' scho' lere" z' g. gä". ebd. Auch ein-
I fach füere' = zurechtweisen, bemeistern. ebd. Du
füerst mi''' de*" nu [noch] nid! Bi''' u-ill-i'''' schu" f.!
I lieciprok, enand f., einander die Hand geben, mit ver-
schlungenen Armen oder Händen gehen. Vgl. Fuer 4.
■ — 4. tragen, ertragen; eig. eine Last fahren Ap; Z.
I Er mag Öppis g' füere", d. h. kann ziemlich viel trin-
ken, ohne berauscht zu werden Z. Er häd aW'' me''
'trunke' (g'lade"), ueder er mag g'f. ZS. E" Hochmuet
; hat er, er mag-e" nüd g' füere", so grossen, dass er
kaum damit zu fahren vermag GA. .Wa ein burger
harnesch trüege oder fuorti ane eines rates urloub.'
Bs Einungbr. — 5. ein Betragen zeigen, eine Tätig-
} keit ausüben. ,Wie er sonst mitten in der Nacht ein
• Geschrei geführt.' Hl. Schweiz 186'2. Sonst rer-f.
• ,Wellicher Nachts uf der gassen oder in wirtshüsern
; .juchzete, schruwe, und ein unrüwig wesen fuerte, es
were mit gschänden, Worten oder werken.' 157'2, Schw
- Rq. ,Es haben die landleut ein guoten muot, führen
^ mancherlei gosang.' HP.ixxAL. 1578. ,Wie ihro ge-
Schweiz. Idiotüiou. I. 7.
Wogen g'syn sygon die gmüetcr aller, die von ihro
und ihrem geführten wesen hören reden.' Anf. XVH.,
Mise. TiG. ,Soll ein grewlich Unwesen geführt worden
sein.' lOöO, Z Synodalbcricht. ,Nun jauchze, o du
Tochter Zion, führe ein Freudengeschrei!' 1707, Zeph.
,In einem spyl [Schauspiel] nennest den einen Saul,
den anderen Samuel, den dritten David, die ir person
[Rolle] allein füerend.' LLav. 1569 [1670: ,weil sie
derselbigen Personen vertreten']. Refl.: sich betragen,
sich aufführen GrD. Dia vor Ahg'gclimäckti nid wüs-
sand, wia schi sein''' füara" weiland. Bühl. Daher
Füeri"g, Betragen.
S. auch fueren. — (i'/ueri Ijemerkcnswert wegen des
altertümlichen EUckumlautes. Ze in z' g'/uerl gä" nur wegen
des adv. Charakters der RA. zugesetzt; vgl. z' Fuer yan.
ab-: 1. Steine aus dem Acker entfernen (mit weg-
gelassenem Obj.) S. (Heu) vom Stocke weg verkaufen,
anstatt es seinem Vieh verfüttern. Einen andern Fall
von Abführen s. u. üf-f. — 2. im Fahren Etwas be-
schädigen oder wegreissen, verlieren; z.B. es Stuck
Mür, es Rad am Wage' Z. Syn. abfaren, abkarren.
— 3. bezahlen, entrichten BHk. ,Die Aufforderung,
dass die Schuldner ihre Schuldigkeiten an ihn ab-
führen möchten.- L IntelligenzbL 1835. .Damit der
gebührende Zoll richtig abgeführt werde.' 1755, Z Ges.
,Die gewohnte Sterbkösten sollen allezeit aus dem ge-
meinen Erb des Manns abgefüert und abgerechnet
werden.' 1756, Scuw Rq. ,Dem Müller ist ein Vier-
ling vom Mütt zu nemmen bewilliget; daraus er dann
das Mülli-Umgeld abzuführen verbunden sein solle.'
1770, Z MüUerordn. ,Beruang soll aus seinem Ge-
meindsteil die bisherige Belohnung des Bannwaiten
alleinig a.' GRh. Verordn. 1771. Syn. abherrschen,
-stossen. — 4. mit treffender Antwort abfertigen Gr
Chur. ,Als Eisi mit dem Ansinnen kam, dass er
kaufen solle, führte er es ganz trocken ab.' Gotth.
Vgl. abfären Sp. 892, aber auch hier unten 6. —
5. Ptc. „abgeführt: erfahren, abgefeimt, doch nicht
immer im bösen Sinn. Eine abgeführte Person ist,
die schon viel in der Welt erfahren hat, in mancherlei
Lagen war, ohne dass man ihr durch diese Benennung
gerade Böses nachreden will Gr; L." En ahg'fueHi
Chatze, eine listige Gr. — 6. a) trans. (Unreinig-
keiten) aus dem Leibe schaffen; häufiger mit pers.
Obj.. purgieren. Als Subst. das A., Diarrhöe; Syn.
Buch-, Durchlauf. Daher dann: „Jnidn empfindlich
mitnehmen VOrte"; doch vgl. auch 4. — b) neutr.
ein purgierendes Mittel nehmen. — Abfüeri"g f.:
Purgiermittel Z.
Zu 'i Tgl. ,eine Schuld abtragen'. — Zu ö vgl. frz.
rouiicr: 1) wegkundiger Mensch, '2) alter Praktikus; louiine.
Mache; auch vgl. .durchtrieben' [von durchtreiben = durch-
streifen]; doch auch ahgeviert Sp. 926 und geviert 2.
über- I {""'"): 1. eine Fläche mit einein her-
geführten Materiale bedecken, bes. Kulturboden mit
Schutt bei einer Überschwemmung BO. Syn. in-be-
sinderen, ver-saren; vgl. über-faren. — 2. übervor-
teilen, betrügen. Syn. über-langen. ,Wenn du vil
gewännst und damit dynen nächsten nit überfüerst,
hast du es für einen sögen Gottes.' Bull. 153L
,Den andern betriegen, schädigen und ü.' 1539, B.
,Emptorem inducere hiantem: einen, der eins dings fast
köufig ist, überfüeren und im eins über das aug geben.'
Fris.; vgl. Aug g, Sp. 134. — 3. bestechen, verleiten,
verführen; vgl. über-färeii Sp. 893. ,Welicher dem
079
Far. fev, tir. tor, für. (Tier
aiuiorn die synen betrügt uiiJ ein jiiukfruwen über-
füert und verfellt.' 1489, L. ,Ist doch von wegen
der gefärden der unverschampten töchteren [Dirnen]
luanigem bidermann syn sun wider synen willen über-
iuert und ungehorsam worden.' 15S9. Z Eesatz. ,Ex-
pugnare pudicitiani puellie, ein nieitle mit gaben über-
tueren und denn verfellen oder bescheissen.' Fris.
Eig. mit Geschenken überdecken (vgl. Einen [mit
Wein] zuedecl-en, u. nhd. ,Jmdn [mit Schuldbeweisen]
überführen'). — 11. ('~'-'') den eines Todschlages Ver-
dächtigen zum Eeinigungseid über den (auf einer
Bahre ,im Gerichte' liegenden) Leichnam des Ge-
tödteten führen, das sog. Bahrrecht an ihm ausüben.
,Es kam in rechtfertigung, dass man sy überfüert uiider
der linden all dry, aber es fand sich kein zeichen [die
Wunde tieng nicht an zu bluten].' Palat. .Der ward
überg'füert; hie im hof schwuor er, aber es kam kein
zeichen.' ebd. — uf-: 1. „Streue oder grobes Heu zur
Verbesserung der Wiesen herbeischaffen. Uffverig f.:
solche Streue LE." — 2. „Jmdn feierlich in ein neue.s
Amt einführen, z. B. einen Pfarrer B; L; Sca." ,Wer
einen vogt uf- ald abfüeren soll. So der vogt mit
syner hüshab und varendem guet ufziehen wellte,
sölltend inen die von Egg mit iren rossen und karren
den vogt uf- und abzefüeren schuldig syn.' I?i20, Z
Arch. .Die Botten der ncw aufführenden [aufzu-
führenden] Landvögten.' 1Ö54, Absch. — 3. bei der
Weberei die Kette a) auf die Drille bringen, b) auf
den Zettelbaum aufwinden Aa. Syn. itf-, an-icinden.
■ — 4. aufziehen, gewöhnen. .Und sie also zu gar
vielem Essen aufgeführt und gewendt [gewöhnt] wer-
den.' 1689, BSptri 1871. - 5. Jmdn ausspotten L;
vgl. uf-ziehn.
umme"-füeren: Jmdn plagen, ihm viel Arbeit
verursachen. Das hed-en ummen g'füert. HIkl. 1813.
an-: 1. einen Gegenstand im ,Führou' beschädigen,
bes. vom Kande eines anstossenden Ackers mit dem
Pfluge etwas Erde mit in den eigenen Acker herüber
ziehen, s. Sp. 7öl; vgl. u. 4. — 2. die Geschäfte einer
Versammlung führen ; d' Landsy'meind a., präsidieren
Ap; Syn. füeren. — 3. anleiten, unterweisen, in ein
Amt, einen Dienst einführen, z.B. Dienstboten; vgl.
füeren 4. ,Im glauben recht ang'füert.' Aal 1543.
,Die militärische Anführung der Mannschaft.' Strickl..
Horg. Auch von Tieren: .Wann sie junge stieren an-
füeren', d. h. zum er.sten Mal in den Pflug spannen.
XVU., Muri, Gesindeordn. — 4. (eine Sache) zu brau-
chen anfangen, bes. neues oder frisch gewaschenes
Gewand zum Gebrauch nehmen, so dass es nicht mehr
als intakt gelten kann Z. Syn. anbrüchen; -schlurzen,
-milchen. Vgl. anfaren 1 b (Sp. 894). — 5. hinter-
gehen, zum Besten halten, betrügen, z. B. eine Jung-
frau njit dem Eheversprechen; missleiten Bs; L; G;
S; UwE.; Z. ,Die Menschen durch Betrug angeführt.'
WcRSTis. ,Ein knab, der von bösen leuten übel an-
geführt worden.' HospiN. — Mlul. mi/iiin-n, (ein Kleid)
tragen.
in-: 1. Vorräte in die Scheune bringen. Id. B.
,Wäre. dass jemand uf den wisen höw infuorto, e
dass 10 fuoder dürres höw daruf were.' Offn. Wä-
ningen. — 2. prägn. hastig essen Aa. Vgl. .frequenti
potu se ingurgitare [übermässig trinken].' Id. B. —
3. einwenden, geltend machen; anführen, citieren, auf-
zählen, eigtl. .redend' einführen. ..Mies mit mecr
beweglichen, verhassten infüerungen [Behauptungen],
als üb sy von nie keim fygend so vil übertrangs er-
litten.' 1531, Absch. ,Ein person in einem gespräch
einfüeren oder anziehen, inducere loquentem.' Mal.
,Mit diser ob ingefüerten meinung.' RCys. ,Dass die
Päbstlichen die konstantinische Schenkung hoch ruo-
mend und infuorend.' Kessl. ,Und des Dings könnten
wir einführen noch viel.' JMüll. 1605. .Selbige hierin
mit mehrerem ynzeführen und zu erzellen ohnnot-
wcndig.' 1676, Z Processe. .Exempel einführen.' Klinol.
1691. — 4. Jmdn in die Falle locken, verführen; an-
führen, zu Schaden bringen GrD.; L; LT\vE. Syn.
über-f. .Wöliche kuppler einem bidermann syn tochter
verkupplet, ufenthalten [ihr bei sich Aufenthalt ge-
geben], yngefüert oder gewölbt [zu Falle gebracht]
haben.' 1526, Egli, Act. ,Die einfaltigen werden durch
syn süesse, aber schädliche wort yngefüert, syner
meinung nachzefolgen.' Zwinsli. ,Der Abt wurde gc- '
warnt, dass er sich sein=helfer [vermeintliche Freunde]
nit zuo ferr einfüeren lassen wellte [sich von ihnen
nicht zu weit verleiten lasse].' Vau. .[Die Rheintalor
versprechen dem katholischen Landvogte,] sich nit
mer y. zu lassen, wie inen vor von Zürich beschechen.'
Z Ref.-Arch. ,Consuadere, raten, einen hüpschlich
[sachte] einfüeren. übertörlen. Stimulos alicui condere
in pectore, einen anreizen, ermanen oder einhinfüeren.'
Fris. ,Mit schnieichlen und liebkosen einfüeren und
hindergon, allectare.' Mal. ,Die Underhändler, so von
Geniesses wegen des Wynkaufs die Partyen geholfen
y., sollen gebüesst werden.' B Gsatz. 1615. ,Wer hat
dich eingeführt?' fragt bei Hermann 1755 der Vater
seinen von einem Wahne befangenen Sohn. ,lfuere.
intricare.' Id. B. Syn. m-ziehen.
In den Z Eesatz. von 1539 nsw. [,Ouch soll ein jeder
pfarrherr sölich personen [Brautlente] all ufzeiclmeu nnil
keiner dem anderen syne undertonen y. on syn gnnst und
öffentlichen knndtlichen willen'] bleibt ungewiss, ob ,ynf.'
i. S. V. 4 (verlocken, abwendig machen), nnter ,dcin anderen'
der Vater bezw. Vormund, ron denen vorher die Hede ist,
oder der Leibherr zu verstehen, oder ob die geistliche .Ein-
führung' in die Ehe gemeint sei, da dann der .andere' den
Amtsbruder, in dessen Register die betr. Eintragung gehört
hätte, bedeuten durfte; vgl.: ,Welche ouch einauderen über
das, dass sie wüssen, dass sie verwandt weren, nt'inmen [zur
Ehe| nnd derselben Bericht irem Pfarrherren und ehe die
Einfüernng beschicht und die Hochzeit gehalten wirt, nit
.inzeigten, wollen wir strafen.' 1638, Absch., wo aber die
,Einl'.' auch in weltlichem S. als diejenige der Braut ins
Haus des Bräutigams verstanden werden kann.
ent-: 1. wegführen, spec. ausserhalb den Bann
eines Gerichtes führen. .Wider recht ausser gericht
abverwandelte, veräusserte, entwerte oder entfücvte
pfand sind zu ersetzen.' 1551. Hofrod. Buonas.
2. der Entrichtung einer schuldigen Abgabe auswei-
chen, bes. den Zoll verschlagen, defraudieren. .Wo
iemand sähe mynen herren iren zoll zuo entfüerend.
das sollend sy wenden.' 1411, Bs Rq. .Des büchsen-
meisters halb, so das bulver in oft'ner vecht gefüert
by nacht und nebel. geleit |Geleitgeld| und zoll ent-
füert.' 1529, Absch. Syn. rer-füeren.
ÜS-: 1. Etwas aus dem Hause, der Scheune, von
einem Orte weg führen; spec. Dünger auf Feld und
Wiesen bringen Aa; Bs; Z. Syn. ildiestussen, üiträ(/en.
Bes.hcimlich wegschaffen, entwenden Aa; Bs;UwE.;
Z. Mit Acc. P., begleiten. .Es sei, wenn es seine
Frau ;iusgeführt des Abends, mit der Laterne nicht
981
Par, fer, fir, for, für. füer
982
lieiin.ijegangen.' N. B Kal. 1840; spec. aus der Stadt
zur Exekution: ,Stiess derselbig Böswicht in Aus-
führung zur Richtstatt L. [den geistlichen Begleiter]
über einen Stein.' Tun. Sep. 1778/80. Daher Usfüeri,
.-füerung' f.: Leidensbild Jesu Christi, wie er zur
ßichtstatte geführt wird. ,üie öliliechter, die da brin-
nen, eins vor der usfüeri . . . Das liecht vor der us-
füerung.' Jährzeitb. LWillisau. Eefi. i. S. v. sich ent-
fernen, abkommen von (bildl). .Deerrare, sich selbs
im reden ausfüeren, ab der matery kommen.' Pris.;
Mal. Abi. Usfüert. — 2. ausspötteln, bekritteln, her-
unter setzen, lächerlich machen, verleumden, mit Spott
und Schande überschütten B; S. , Steffen rühmte seine
Sache, führte die andern aus.' Gotth. ,Eisi hörte für
sein Leben gerne andere Weiber ausführen.- ebd. ,0b
denn die Kirche da sei, auszuführen, oder wo das
Gesetz sei, dass man anchocke und selber hören müsse,
wie man da ausgeführt und heruntergemacht werde,
als man in keinem Schuh gut sei.- ebd. ,Er führte ihm
Alles aus, vernütigte Alles und rühmte dagegen, was
er hatte.' ebd. Wie me süst die neue Hüser usfüert
« de Byclw vergönnt. N. B Kal. 1841. B's Pfarrers
Tochter syg im de" zu tie üafüerischi [si)ottfcrtige].'
Gotth. — 3. in der Eechtsspr, durchführen, voll-
ziehen, bes. eine Schuldbetreibung, Exekution; den
dazu erforderlichen Eechtstitel nachweisen. .Betrifft
es aber Bodenzins an, alsdann sollen die Eecht uf die
Güeter, darvon sie gangind. usgefüert werden.' 1611,
Bs Eq. .Dass derselbige solliches innert zwei .Tahren
nach des Schuldners Ablyben desselben Erben an-
melden und forderen, und da soliche Anspraach strytig
wurde, rechtlich nssfuehren [solle].' 1670, Z Mand.
,Es sollen bezahlt werden die, so ihre au.sgeführte
Bott über liijuiilierte Schulden haben, mit welchem
dann Lidlöhne auch einstahn, weil sie auch ein aus-
geführt Eecht habend.' a. Auffallsordn. Th. ,Der, so
die Eecht .bis zur Execution ausgeführt hat' 1704,
Bs Kq. Die Frist als Obj. gedacht: ,Die Commission
erachtete, dass ein Creditor, so den dritten Eechtsta.tr
ausgeführt und solcher ihnie zuerkannt worden, ein
Vorrecht vor den übrigen Handschulden haben solle.'
1751, ebd. Der Schuldner als Obj.: ,Dass welicher
eine laufende Schuld uf jemand zuo forderen haben
venneinte und dem Schuldner innert [lo Jahren] nichts
geforderet, noch er [der Schuldner] mit Eecht darumb
ersuocht oder angelanget, und innert der Zyt nicht
rechtlich usgefüert wurde, dass dann dem Ansprecher
der Schuldner nicht mehr schuldig syn [solle].' 1670,
Z Mand. Syn. roll-, rer-füeren. — Mhd. namierm, heraus,
weg führen; vgl. üsfilren c.
Toll-: 1. vollziehen, halten, handhaben. ,Ist der
ewig kouf geton und vollfüert worden.' 1484, Zellw.,
Urk. ,Darzuo unser oberkeiten gericht und rechtsame
unser jedem teil gevolgen, gedychen, volnfüert werden
sollend.' 1534, Bs Eq. ,Diewyl er syn stattrecht [Eechte
und Pflichten als Stadtbürger] ordenlich vollfüert.' B,
ca 1600. Häufig wechselnd und syn. gebraucht mit
dem Polg. — '2. durch .Vollführen' befriedigen ZO.
Mer liänd denn de" G'lust egoppel aw'' [sollte ich
meinen] ehe' recht vollfüert. JSenn 1864. — 3. be-
treiben ; Tgl. fiteren 5. ,Syn handwerch vollf.' UMet.
1540/73. — 4. handeln von Etwas. ,In disem capitel
vollfüert Joannes von der liebe gegen dem nächsten.'
1581/48, I. Job. Vgl. In-füeren. — Mhd. volvüerm, zu
Kiidc bringen, .ausführen; rechtlieh diircliführen, -setzen.
beweisen. Diu Form i„Utt- jjuht auf diu mhd. Ailv.-Fnrm
vnlkn zurück.
ver-: V\^aaren an ihre verschiedenen Bestimmungs-
orte wegführen Gl; Z; ausfuhren, exportieren. Syn.
ler-ferggen. ,Es soll niemand kein liöw noch ströwy
noch mist verkoufen noch v. zuo verkoufen vom land.'
XV., ScHw. ,So mögen die kaufleut sollich fehl [Pelle]
kaufen und die v.' 1504/20, Bs Eats-Erk. ,Verfüerung
der fruchten au frömbde.' 1678, Absch. .Diese Waaren
werden in die nachgelegene Insulcn verführet' Caro-
llna 1734. Im Detail verkaufen, bes. verhausieren
PP. (verfiere). - '2. wegschwemmen V mit Schutt hn-
A.&cken = üherf.Y ,Es laufen viele Bache durch ihre
Güter, die ihnen Äcker und Wiesen verführen oder
ertränken.' 15'24, Absch. ,A. 1609 verführte und ver-
schwemrate der Wolfbach die Strassen.' JEEsoh. 1692.
— 3. unrichtig, an einen unrechten Ort f. (allg.);
ungeschickt f., eventuell dadurch gefährden oder zu
Grunde richten. ,Die fehren sollen weder schiff noch
weidling überladen, dan [denn] so jemand leut oder
güeter v. oder ertrenken tete, wurde man das [be-
strafen].' Pehrexordn. Kadelb. In übertr. S.: zu Irr-
tum, zu einer falschen Meinung veranlassen; ins Un-
glück f. Bas hed-mi''' verfüert Aa; Z. ,Der schreig
[deren schrie] einer den hoptmann an und redt er
wellte biderb lüt fu'füeren und umbringen. Da sprach
der hoptmann: den tag will ich niemer g'leben, dass
ich ienen kein bidermann verfüeren welle.' Edlib.
.Der lütverfüerer Zwingli.' 1531, Abscu. — 4. durch-,
aus-, vollführen; halten, vollstrecken, handhaben; vgl.
füeren ä u. 5. ,Da nun der küng zog wider heim und
die romfart nüt verfüert ward.' Edlib. .Uf dass sy
den krieg gegen den Hispaniern dester bas v. möchtont'
1531, Absch. ,Hand sie ein Ehetag ghan und nach
14 Tagen den Kilchgang verführt.' 1580, JMüll. 1867.
,Er hab myner herreu stattrecht ordenlich verfüert.'
ca 1600, B; wechselnd mit .vollfüert' .Der Schnld-
forderer mag, so er sich nit erbitten lasst, den dritten
Tag V. [den dritten und letzten Schuldenruf vornehmen
lassen].' 1611, Bs Eq. .Haben in Namen der Statt
Solothurn einen Landtag zu W. verfuhrt u. gehalten.'
Hafn. 1666. ,Die Gerichtesganten werden zu Liechstal
verführet.' 1687, Bs Eq. ,Über das A''ermögen des
N. N. ist die Verführung eines Geldstags erkennt' S
Wochenbl. 181i). ,Den Erben des N. N. ist die Ver-
führung eines amtlichen Güterverzeichnisses richter-
lich gestattet und zu Eingabe der Ansprachen Tag
bestimmt worden.' S 1831. Bes. einen Prozess an-
heben und führen, verhandeln; das Eecht üben und
brauchen. .Dass es an Vollstreckung dessen, so irae
mit recht bekannt [zuerkannt wurde], gemanglet, und
[er] also auf selbiges [nach der Zuerkennung] minder
dann vor verfüerung rechtens gehept.' 1596. Bs Eq.
.Missbräuch in Verführung des Eechtens.' 1711, B Ordn.
,Soll denen frembden Personen ihre Eechtshändel mit
ordinari Wochen-Gerichten zu v. ohnbenommen sein.'
1719, Bs Eq. , Selbsten in Person ihrer Vogtspersonen
Sachen [Prozesse] v.' 1719, ebd. ,Dass Schuldbetrei-
bungen nur an ordinari Gerichten verführt werden
sollen.' 1795, ebd. — 5. = füeren 5. Syn. verferggen.
En (Heide'-) Lärm, es G' schwätz udgl. v. Bb; Gl; L;
ScH; Schw; Zg; Z. Werd vo' de" Trämle" [Drohnen]
G'sehrei verfüert. Häpl. 1813. .Manchmal ist's grau-
sam [arg], wie die Häher ein Toben v.' Sch Pilger 1883.
En üchlimme" [Lebens-] Wandel r. ZO. Es G'scheri
t)83
Par, (er, tir. foi', für, fner
084
■u., viel Aufhebens machen Ndw. — 6. betreiben,
fördern; vgl. rollfüeren 3. ,Mit was [was für] Hand-
werk sie verführen ihren Nutz.' JosWetter 1G42. —
verfüerisch: verführerisch; irre führend. ,Wenn
Gott die ungläubig Welt gar verdampf, sollte er sy
dann nit auch sunst mit gespensten und mancherlei
verfüerisclien erschynungen lassen geplaget werden.'
LLav. 1569.
Mhd. verDÜeren, weg-, entführen, irre führen, fahrend um-
gehen, durch Fahren verderben, vollführen. Zu 3 vgl. lat.
mducere. 5. Lärm »., ihn gleichsam wie eine Waare in alle
Welt hinführen, verbreiten; doch vgl, ßiemi -5.
hin-füeren: wegführen; unrechtmässig auf die
Seite schaffen. ,Als bishar etlich houptlüt knecht in
der herren dienst genommen und hingefüert haben;
dieselben houptlüt, ufwigler und hinfüerer soll man
vom leben zum tod richten.' löOO, Absch. ,Die fünf-
örtischen vögt sind gytig und üppig, rupfend, ver-
schlahend [unterschlagen], füerend hin, gutzlend und
gylend.' 1531, Absch. ,Eine Brücke zu bauen, da das
Wasser gefährlich sei und viele Leute hinführt.' 154'2,
ebd. — hinder-: betrügen, täuschen Öohw; Z. Hexerei,
Tüfelslist um Neumer z' h, Heng. 1830. ,Den, so ine
[ihn] dergestalt hinderfüert und betrogen.' 15ü6, Z
Zinsordn. ,Niemand soll uns mit glatten Worten mehr
hinderführen.' Wurstis. — miss-: irre führen. ,Es
missführet die Stiftherren ihr Hoffnung mit dem von
B., dann er das Bistumbe noch mehr schwechet.'
Wurstis. — nider-: Jmdn zu Bette geleiten, ihm
ein Nachtlager anweisen; vgl. nider;/än, ,Als man sy
niderfuert, ich und die andren kleinen bueben im
rossstall lagen.' ThPlatt. 157'2. — wider-: zurück-
fuhren (von einem Irrtum). ,0 herr gott, widerfüer all
irrenden von irm fall.' Salat 1537. — zue-: 1. (tr. u.
intr.) das h. Abendmahl spenden Ap; L; GTa.; UwE,
fztieche-); vgl. zue-gän und lat. admittere im kirch-
lichen S. Lt T. = einen Sterbenden mit den Sakra-
menten versehen Ap. — 2. die Kuh zum Zuchtstiere
f. Ap = füeren 1. — 3. Jmdm zusetzen, ihm Ver-
suchungen zuführen. ,Diewyl der böse fyend zur zyt
der krankheiten uns am meisten zucfüeret.' Gualth.
1584. — zer-: 1. (wie mhd.) zerstreuen, in Unordnung
bringen; verwüsten, verderben BHk. ; „L". Der Wind
het das Dach, die Spreiti Werch zerfüert. Gras. Heu
z., es zertreten, darin sich wälzen. ,Wer an einer
gesäiten Zeig ein Ester [Gittertor] zerführte, soll es
ersetzen.' 1669, Twingr. Roggwyl. — 2. stark jmr-
gieren BHk. Vgl. abfiieren 6, 's häd mi''' leid zerfüert.
Euerer m. : 1. Bergführer, allg. — 2. Gängel-
band ScH.
Ö1-: Feiltrager von Ol (früher eine häufige Er-
scheinung). Syn. jFarbentrager.' ,Was die Mahler
an Kupfer- und Kunststucken den Landkrämeren und
Kunstftthreren verkaufent oder was sy von den Farben-
trageren und Ölführeren ynkaufent.' Z Mand. 1639/40.
— Vgl. in der modernen Gcschäftsspr. : .einen Artikel führen.'
Alp-, Molchen-: der erste Zusenn, der mit einer
Ladung Butter usw. wöchentlich ein oder zwei Mal
aus der Alp heimfährt Gr. — Anken-: Butterhäiidler;
als Beruf genannt bei Edlib. — Fisch-: Fischhändler
Z. ,Wir bestäten die sechs sogen, geschworne Fisch-
führcr, sanmit dem verordneten Schwgbfischf., in der
Meinung, dass ein jeder unter ihnen trachte, übrigen
Fischern in Haltung des Einungs mit einem guten
Exempel vorzugehen und alle Pehlbaren zu laiden
[verzeigen]. Es soll auch jeglicher Weidmann ver-
bunden sein, fangende Fische auf den Fischmarkt zu
führen oder aber den 7 Fischführern, damit sie ohne
Fehl auf den Markt gebracht werden, zu verkaufen.'
Z Fischerordnung 1710/76. — Gläser-: Feiltrager,
Händler mit Glaswaaren. Syn. Glastrager. ,Die krä-
mer, buechfüerer. gl. uf die selben tag [Feiertage] ire
laden zuehalten und darin nicht feil haben.' XVI.,
Z Christi. Ürdn. — Hueren-: Hurenwirt. Kuppler.
,Buob, h., hüering, adulter.' Mal. — Kunst-: Kunst-
händler; s. 0. Ölfüerer. — Karren-: Kärrner; ein
Mann, der mit einem Karren Waaren führt. Als Be-
rufsn. wiederholt bei Wurstis. — Molchen- s. o.
Alp-F.
Buech-: Buchhändler, wandernder Bücherver-
käufer, Hausierer mit Büchern, fliegenden Blättern
usw. Syn. B.-Feiler Sp. 774. Noch 1830 von den
.Schweizer. Literaturblättern' auch i. S. v. Verleger
gebraucht. ,Um den alten christlichen Glauben zu
schirmen, wird geraten, die Buchdrucker und B. nicht
zu dulden.' 1526, Abscb. ,Wenn Zvvinglische Schriften
bei einem B. gefunden werden, so ist derselbe schwer
zu bestrafen, und wer solche Schriften dem Krämer
wegnimmt und zerreisst oder in den Kot wirft, soll
damit nicht gefrevelt haben.' 1525, ebd. .Wir haben
von stund an, als uns fürkommen, wie solich lied
vorhanden, den b., der die feil hett, gestraft und alle
die büechli, so er noch gehept, genommen.' 1538, B.
.Einige von Uw seien am Martini-Jahrmarkt in B ge-
wesen und haben bei den dortigen B.-n ein gedrucktes
Liedlein gesehen, über das sie Verdruss gehabt haben.'
1538, Absch. ,Bibliopola, ein buechfürer, buechver-
kaufer, buechtrager.' Fris. ; Mal.; Denzl. ,Den B.-en
soll glychwol die nutzlichen guten Bücher von einer
Zyt zur anderen feil ze haben nit verbotten, die un-
erbuwlichen aber, als auch unnnütze, üppige, erger-
liche Schriften und Gemahl feil ze halten nit gestattet,
sonders ynzepacken befohlen, wo nit, und sy die über
Warnung und verbott usslegten, eonfisciert werden.'
B Ref.-Satz. 1628. , Teils in hiesigen Buchläden, teils
by frömbden B.-en und Liedertrageren werdent Biie-
cher und Gemahl funden, die zu Üppigkeit und Mut-
willen Anlaass gebend.' XVII., Z Mand. ,Wenn ein
berühmter Gelehrter oder ein erfahrner Buchführer
ein Buch kaufet, folgen viele haufenweise nacli.' Dis-
couRSE 1722. ,Es soll kein B., Buchbinder usw. einig
Schul- oder Kirchenbuch, die nur allein in hiesiger
Stadt gedruckt werden sollen, an der Fremde verlegen
oder drucken lassen, viel weniger einige Veränderung
in solchen Büchern eigenmächtig vornehmen.' Z Ver-
ordn. 1757. ,Buchdruckcr, B. und Binder von Büchern
haben den Pfundzoll zu bezahlen.' Z Zollordn. 1757.
Ballen-: (wie mhd.) Karrer, der die von aussen
her ins Kaufhaus gelangten Waaren in der Stadt
herum an die Adressaten bestellt GStdtt. — Brod-:
Hausierer mit Brod. ,Ein brotfüerer habe ihm mit-
geteilt...' 1529, Strickl. — Brut-: bei sog. geladenen
Hochzeiten derjenige Festgenossc, welcher die Braut
an ihrem Wohnorte abholt und in einer Ansprache
förmlich abfordert, sie dann in das zum Hochzeits-
mahl bestimmte Wirtshaus, hierauf in die Kirche und
drei Mal um den Altar und nach der Copulation ins
Wirtshaus zurück führt, wo er sie dem Bräutigam mit
einer Ansprache übergibt. G lt Hartm. 1817. Syn.
985
Par. fer. (ir. Cor, für. fiipr
986
Erengesell. — Brütigam-. ,Breutgam-, ein verwalte!
und anleiter, anricliter und anweiser des hoehzeits,
auspex.' Mal.
B.-iA\\ (Redli)- Ap; Z. RedJis- Gl; Nnw: Rädels-
führer. .Redlyfüerer.- Edlib. .Die rechten matzen-
meister, redlingsfüerer und anfänger diser unbillicher
Sachen [sc. eines Aufstands].' 1528, B (Strickl.). ,Die
rechten redlif. und usteiler der peuzionen.' NMancel
1529. .Redlingsf.- 1533, Absch. ,Die hoptsächer und
rädlifücrer.' Vad. , Alpha penulatorum: der hauptniann
oder riidlifüerer der bettleren.' Fris. ; Mal. .Urheber,
anstifter und r. diser unruowen.' 1607, Absch. ,Coi'y-
phajus, Rädleinlührer (redlif.), Urheber.' Denzl. 1677;
1716. .Die diser Dingen Redleinführer warend.' XVII.,
Breit. .Weilen man so viel Exempel hat, dass die Re-
bellen und insonderheit die Redliführer ein schlechtes
Trinkgelt bekommen.' Z Kai. 17'2-1. — Eig. = der das
KÄdlein (einen Kreis, Reigen) führt; vgl. ßhren 2. Über
■RJdlein' als militärischen Ausdruck s. Sehm. 2, 50.
Ross-. 181'2 wird beim Feuerlöschpersonal in B
ein R. angestellt. B Taschenb. 186'2. — Schuel-:
Lehrer, Erzieher. ,Darumb ist das Gesatz unser Seh.
luo Christo gewesen.' U. helv. Conf. 1566/1644. -
Spüse"-: Brautführer, oft der Vater od. der Schwieger-
vater der Braut GRÜhurw., D., Pr. Ihm entspricht auf
Seite des Bräutigams der Gesell.
Stab-: 1. Stabhalter, d. i. Vorsitzender beim Ge-
richt. jSechs richter, so by dem hofmeister als dem
stabf. sitzen.' 1566, Absch. ,Dass die Richter zu Ab-
fassung der Urteil hinaus gehen und der jeweilige St.
nur alsdann dabei seie. wenn die Stimmen inn stehen
, [sich die Wage halten], um das Mehr zu machen.'
. 174Ö, Bs Rq. ,Dass die dasige Untervögt als St. von
, den eingegangenen Gerichtsgeldern den halben Teil
sich zugeeignet.' 1749, ebd. ,Von einer Gerichtsgaut
dem Gericht, St., Fürsprechen. Schreiber in allem
, mehr nicht als 1 Pfd 5 ß.' Bs Landesordn. 1757. —
[;'2. der Präsident des Rates in Zug; so 1608/1798.
f Der Eichter führt von Amts wegen einen Stab, s. d. W.
Der Rat der Stadt Zug besass Gerichtsbarkeit, wobei der
Amtni,ann ursprünglich vom Hause Ostreich als Richter be-
, stimmt worden war. — Sjn. Stahhaher.
Gewalt-: Beviillmäehtigter zu Verhandlungen.
Häufig in den ä. eidg. Absch. ,Die vorgen. gwaltf.
und botten aller lüten und manne der gen. gemeinden,
.stetten, tälern und lendern.' 1426, Absch.
Wetter-: Tunangeber, Hetzer, Aufwiegler. ,[Die
Täufer] behüsend und behofend all, die in der töufer-
sect die w. sind on underlass.' 1528, Egli, Act. ,Die
obresten houptsächer, usteiler und w. der pensionen.'
1529, Absch. ,Doch die w. und predicanten und ander.
an denen etwas gelegen syn möchte, wol vergoumen
und behalten.' 1531, Strickl. ,Damit der gemein mann
in ländern wider die w. zue raach gerichtet werden
'möchte.' 1531, Strickl.
Vgl. €« ist ander Wetter, eine schlechte Stimmung: .W.-P.'
laho ge Wissermassen ,der Stimmungmacher'.
Küe-Füeret m.: die Ausfuhr von Rindvieh, spec.
diejenige nach Tessin und Oberitalien. ,Dass bei dem
deutsehen Kühführet [der Ausfuhr durch Inländer]
derjenige zuerst abfahren solle, welcher am Gestade
zuerst anlange.' 1772, Absch. ,Der wälsche K. [der
Viehaufkauf im Lande durch mailändische Händler]
benachteilige die Eidgenossen in Nichts.' 1771. ebd.
• Zug und Zürich verlangen von Schwyz in Beziehung
auf den .Nachtrieb' des Viehs auf den Lauisermarkt
oder den sog. wälschen K. und die Abfuhr zu Brunnen
eine Erklärung.' 1775, ebd.
Mist- m.: scherzw. für Jahr, da der Mist im Jahre
je nur ein Mal auf die Äcker und Wiesen gebracht
wird. Es pär M. älter ZStall. Vgl. Laubrisi udgl.
in der nämlichen Bed.
Heim-Füerete f.: das Heimbegleiten. Im Jahr
1745 schenkte N. N. von Frauenfeld bei seiner Auf-
nahme in das Winterthurer Musikkollegium für die
sog. H. [unter Musikbegleitung] 4 fl.' Troll.
Füeri f.: 1. einmalige Fahrt BHk., Ha. Ausflug,
mehr in iron. S., mit ungeschicktem Verlauf und Aus-
gang für die Teilnehmer. — 2. Fuder GRÜnterv. (ver-
ächtlich); Mannsbürde BHa. Syn. Fert. Übertr., eine
Überlast von geistigem Getränke, Rausch GnMaienf.;
vgl. laden. — 3. Wiederholung, Mal. Zwo Fiereni
tue', 2 Mal z.B. hingehen, 2 Mal an die Reihe kommen.
Die erder Fieri, das vorige 3fal BGu. Syn. Fart,
Gang. ~ 4. obschwebende Arbeit, Plan. Uf der F.
hä', im Schilde führen, mit Etwas eben beschäftigt
sein, vorhaben. Er lied me'- wann [als] Ei"s uf der
Fieri BGu., oHa. Syn. Fort. — 5. Tätigkeit übh..
Brauch. Uf der F. sin, von Sachen: zum Gebrauch
aus einer Hand in die andere gehen, gebraucht werden;
von Personen : anhaltend tätig sein. Wie-m-nm [man]
g'hörd, ist d'r N. en guete" Bdkter; er ist geng uf
d'r F., in seinem Beruf immer in Anspruch genommen.
Mer mitessen d'm Chind Dukterzüg [Arznei] gen und
ilesstu-egen heim-mer die ganü Nacht miiessen uf d'r
F. sin BSi. Syn. Fart. — 6. Aufführung; besonderer
Anlass mit lärmenden Auftritten; Unwesen, Lärm.
P* ha' no"'- ei"s e (leidij F. mit-me g'häben, habe
einmal einen Strauss mit ihm gehabt, ihm eine derbe
Zurechtweisung werden lassen BGu., Hk. I» d's Nach-
hers Hfis si" si o"'' nüd geng einig mid enandren, es
setzt da mengist fi' [geradezu] Füereni ab BSi. Syn.
Üskerete. D' Nachtbuebe hein aber e F. g'häben BHk.
Launenhafte Aufführung, Laune. Er hed aber ei"s
[wieder einmal] si" Fieri! BHa. — Sehne-: die Zeit,
wo man durch winterlichen Rückfall der Witterung
genötigt ist, sich mit dem Vieh von der Alp nach ge-
schützteren Lagen zurückzuziehen BHa. — Wider-:
Rückfracht. Ein junger Mann aus BHasleberg, der
bei der Rekrutenprüfung als untauglich erklärt wurde,
trug zum Spott ein Heubundel im Gewicht von 2 Ztr
30 Pfd und als W. einen solchen von 160 Pfd einen
2 Stunden langen, holprigen, von Schnee bedeckten
Bergweg.
ge-füerig: zum Führen geeignet, leicht zu trans-
portieren. Schwyz begehrt, man möchte ihm von den
Büchsen zu Baden 4 Schlangen, so ,g'füerig werend',
geben. 1503, Absch. — wider-: verkehrt, zu Wider-
spruch und Streit reizend; vgl. Fuer 4; Wider fuer.
.Zwytrachten. widerfüerige ding leeren, anhäng machen
und besondere kilchen sammlen.' Bcll. 1531.
Füerling m. : Fuhrfass, höchstens 5 Saum hal-
tend, kleiner als ein Stückli Bs. ,Ein Vierling von
3 Säumen.' Bs Avis.-BL 1732. , Einige gut erhaltene
Führlinge, ca 100 Maass haltend.' Bs Annonce. — Eig.
eine .Zuglast', so viel man auf einmal führen kann.
987
Pai'b, ferb, tirb, forb, (urb
988
Färb f urb.
Färb, in Gk t\v. Farp, in Uw; ü Farw, in U
auch Für — f.: Farbe. 1. im gew. S. F-e" üsteile"
(a"ge', angeben, rerchaufe" Z), ein Kinderspiel, bei
welchem abwechselnd ein Eng-el und ein Teufel durch
Erraten der heimlich ausgeteilten oder gewählten Far-
ben (in Th Vogelnamen, in Aa z. T. Klosternanien)
die Kinder unter sich verteilen oder (L) ein Krämer
durch Erraten in einer bestimmten Zahl von Malen
so viele Kinder als möglich zu Engeln erlöst, worauf
dann gewöhnlich ein Ziehkampf zwischen Engeln und
Teufeln entscheidet, welche Partei Öpiessruten laufen
müsse VOrte; Th; W; Z. Speziell die gesunde Ge-
sichtsfarbe : el;ei(.sj Fürbli ha", bleich sein, wie 's Chätsli
am Büchli Sch; Z. D' F. ändere", erblassen B. Mit
Bez. auf Kindvieh: das landesübliche Grau LG. —
2. bestimmte Kleider färbe, Uniform, Livree, Landes-
farbe. I" ä'r F. sl" od. dW; d' F. cv'ha", vom Staats-
diener (Läufer, Weibel), den Amts-Rock od. -Mantel
tragen bei hoher Funktion, z. B. ehemals im Dienste
der Tagsatzungsherren, oder wo sonst die Standes-
häupter oder die Vertreter der Regierung feierlich
aufzutreten hatten; im Dienste des Gerichtes, zu Bot-
schaften. Verhaftungen usw. allg. .Schankt mau dem
urenmacher T ein löntsch tuoch der Statt farw und
dem knecht 2 lib. zuo trinkgelt.- 1531, Z Anz. , Haupt-
mann S., meines vatters fründ, liess mich kleiden mit
geteilten hosen und wammist, die eine selten weiss,
die andre rot und blaw, wie sein f. was.' FPlatt.
1612. ,Der N. N. war hauptmann. hatt by 100 burger,
alle seiner f. angeton, under seinem fänlin.' ebd. Ge-
legentlich concr., der betr. Mantel selbst: ,Wann der
Landvogt den Weibeln ein Patent gegeben, müssen
sie solches von dem Rate bestätigen lassen, ehe sie
die Farbe überkommen.' JCEscher 1723. Wahrsch.
figürlich zu verstehen: ,Dass Anschläge von den Gross-
spreehern als Herr N. N., die sich alle in eine F.
kleiden [gemeinsame Sache machen V], gegen die Städte
gemacht werden.' 1530, Absch. — 3. eine der vier
.\rten der Spielkarten. F. a"<ß" oder hikenne", die
der ausgespielten Farbe entsprechende nachspielen,
eine Regel, deren Verletzung als ein Hauptkniff un-
redlicher Spieler verpönt ist. Bildl., offen zu seiner
Partei stehen, seine wirkliche Ansicht bekennen Aa;
Sc'H; Z. ,Ich wollte seinem Herrn einmal unter die
Nase treten und von der I'arbe reden [frisch die
Wahrheit ins Gesicht sagen].' Sch (APletsch. 1880).
,() edels pluot von Osterrych, halt farw den aidge-
nossen.' RodMontigel 1474. — 4. die F. als deckende,
unwahrer Schein. .Desshalb solch fürwort [Ent-
schuldigung] nun [nur] ein farw ist.' Zwingli. ,Das
doch nütz [Nichts] dann ein f. der erdichten werten
ist.' ebd. ,So denn im die Christen ein andre gstalt
machend und ein andre, falsche, erlogne färb an-
.strychend.' ebd. ,Was ist es auch anders dann ein
gesuochte f. zu irer vermeinten Verglimpfung [Be-
schönigung].' BossH., Wint. Chr. ,Verstand [dis] von
uns on alle färb und betrug.' 1532, Strickl. ,Es syge,
mit welchen färben, fünden, listen oder geferden [sie]
erdacht werden mögend.' 1645, Z Mand. .Speciem in
dicendo adhiberc, circumvestire dictis, der red ein
gestalt geben oder ein f. anstreichen.' Fris.; Mal.
,Du hast ein schönes färblin angestrichen so einer
abscheuchlichen Übeltat.' Tierb. 1503. ,Der rede, sach
eine f. anstreichen, einen [schönen] schein geben.' Hosp.
1083. .Oder wie man deme änderst ein F. un<l Vor-
wand geben wollte.' L Stadtr. 1706/65. — 5. Färberei,
.\nstalt, Ort, wo gefärbt wird Aa; B; L; S; Uw; Z.
Syn. Färbi. ,Das Ferggen in die Farben und Bleiken.'
1775, Mev., Wetzik. — Mhd. t^nce, ahd./aromi. ,r!ii«\'.'
LLav. 1569, dagegen .Farbe.' IßTO.
Eier-: rote Farbe zum Färben der Ostereier Gr.
— Endi-: Indigofarbe, zu dem einheimischen Gewebe
und der Landestracht verwendet Gr. — Fade°-: dass.
mit Bez. auf das Garn. ebd. Syn. Faden-Bläui. —
Hose"-: Campeche- oder Blauholz, mit Vitriol ver-
mischt, zur Färberei Ap. — Land- Ap. Lands- Uw:
die Wappenfarbe eines Landes. — Mö'-li-: Farbe (od.
auch nur Seheidwasser), mit welcher zum Behuf der
Controle Anfang und Ende des Zettels bezeichnet wer-
den Z. Syn. 31öli. — Miss-: unbe-stimmte F.; F.,
welche eine Mittelstufe bildet Z; verfehlte Färbung
f'i'H. Auch adj.. bes. von ungesunder Farbe, blass.
blcichgrün, z. B. an Lippen, Zahnfleisch, ebd. —
Milch-Mues-: blasse F.. vom Teint. Ahg'strabliziert
tj'siehst üs und hest a M.-F. bis in ds Mül y" Gr
(Schwyzcrd.). Vgl. 3Iihhsttppengesicht. — Bäggeli-:
F. der Schafwolle. Vgl. B.-Züg; von Bäggeli, Schaf,
Kdrspr. — Berg-: „helle, braune F. VOrte." Nach
Alp. 1800 aber spez. die Färbung des Entlibucher
Viehes, nämlich schwärzlich braun mit weissgrauem
Strich über den Rücken, eben solchen Ohren, Nase
und Innern Seite der SchenkeL
Perli- Be'-rU-: blassblaue F., z.B. zu Zimmer-
anstrich beliebt Z. — Wahrsch. nach den Eiern der I'erl-
huhuer.
Bresillcn-: Brasilein. roter Färbestoff' aus Bra-
silienholz, u. A. zu den Ostereiern beliebt Z. .Mit
bluot oder br.-f. dem Salvatori gsicht und band ze
besprützen.' RBrandst. 1884. — Von frz. hrfnil, Bra-
silieuholz.
Brüsch-: die Farbe des Juchtenleders (Bn'ischJ
ZB. — Sehne-: falber Frühschein (an Stelle des
Morgenrots), der im Winter W^itterungsumsehlag be-
deutet (wie das Morgenrot im Sommer) ZF. — Stadt-:
die heraldische F. eines städtischen Gemeinwesens.
.Die Bettelvögte sollen nicht mehr in einem weiss und
roten Rock in der Stadt herum gehen; der zweite
Bettelvogt solle sogleich den Rock mit der St. ablegen
und in einem andern ordinär! Rock herum gehen, weil
die erstere Kleidung die Bettelvögte allzu kenntlich
mache.' 1783. JKpTroll 184.3. — Wolfs-: .Ravns
color, schwarzgel oder wolfsfarb. himmelfarb.' Fris.;
Mal.
-färb in adj. Zssen, in welcher Weise auch die meisten
der unter dem Subst. aufgeführten Compp. vorkommeu können ■
(wie auch umgekehrt); übrigens (bes. in flektierter Stellung)
von der lebenden Spr. immer mehr gegen das breitere -färbii/
aufgegeben.
äsch-: aschgrau Z. — viol-: veilchenblau. .Die
flügel sind grün, aber der inner teil derselbigen zickt
purperfarb mit v.-f. vermengt.' Voüelb. 1557. ,Violfarb
oder violbraun rock, amethystina.' Mal. — vogel-:
von der Farbe des Falken, Habichts. Weihes (s. VogelZ).
,Für die kirche sollend die schuoler erbere rocke tra-
gen, aber us gmeinem tuoch, der farw halb ysengrow
oder vogelfarw, nit schwarz wie die predieanten.' 1578,
Z Schulprot. — ge-: Nbf. zu dem einf. -furb u. weiter
9S9
Färb. fiM-l.. tiil>. U>rh. t'nr
990
zsges.: tvul-g., vom scliöner Farbe (Toint). .Macht den
lyb woll gfarb und gesund.' T. 219a. — gauch-:
Ton der Farbe (und dem Charakter) des Kuckuck.s.
,Dass er nit ein gougler, als er mich nennet, sunder
ein guuchfarwer Strüss ist.' Zwinci.i c. Struss lö'27.
— har-: flachsfarbig. ,Ein harvarwes sidin mess-
gewand.' XIV., Argov.
hirze°- Z, hirzli- BsStdt: hellbraun. — Von
Hi<^. Hirsch.
lib-: leibfarben. Die Z Hirsbreifahrer von 157G
.waren lybfarb bekleid't, alls glychcr art.'
Mhd. ttjn-ar. bezw. lyn-arwe. — Übrigens legt die betr.
: Situation die Frage nahe, ob das W. hier nicht bereits in dem
! später auftauchenden S. von , Livree, Uniform' zu verstehen
sei. Die Wämser waren schwarz, nur die Hosen (c.armoisin)rot.
niüs-: blond LG. , Blonde oder mäusfärbige Kinder,
wie man ihnen auf dem Land zu sagen pflegt.' XHf:Rz.
1862. Von der (helleren) Farbe der Feld-Mäuse.
■ — metzger-: hellbraun, elb (s. Sp. 211), wie das Tuch
von ungefärbter Wolle, welches die Metzger tragen.
■ .Metzgerfarbige Hosen.' 1875, Z Signalem. — berg-:
die sog. Bergfarbe (s. o.) besitzend. .Nur bergfärbiges
Vieh wird als eigentliche Kaufraannswaare über den
, Gotthard verhandelt.' Alp. 18o6.
J: bleich-. .LTnd hett die sonn nit gar hell geschinen,
f ist minder ald mer pleichfarb gsyn.' Hey.. Wint. Chr.
' — bluetes-far: mit Blut gefärbt. Lied v. d. Schlacht
; bei Laupen, 1600. — rosin-farb. .Wenn du die
scbnuor dises roseinfarben seils in das fenster knüpfest,
[ damit du uns herab gelassen hast.' 1530/1707, II. Josua.
; — tier-: von der Farbe des Rotwildes, der Gemse.
. .Vil kamend dann guot weltlich bkleidt: ir habit was
i wyss, schwarz, etlich blaw, brün, rouchfarw, tierfarw.
■ eselgraw.' Salat 1532. — wiechs-: rotbraun'!* vom
■ Rindvieh ZWl. .Eine Kuh sog. wichsfarbig.' 1870,
1 Z Amtsbl. Vgl. das Folg.
wisse 1-. ,Zuo uiiderst fürfarb oder wisselfarb.'
) Kessl., in der Beschreibung einer feurigen Lufterschei-
/ nung. — Von Wtnel, der schon mhd. Nbf. zu Wichi,!, Weichsel-
ji kirsche. Der aleni. MA. besser entsiirecbend wäre aber -«-;
,[ vgl. wiechs/arbig.
i] farbacht fancachd: ein wenig farbig Ndw.
■ färbe": 1. Farbe gewinnen Aa; S; Dial. 193. —
I '2. Farbe halten, in übertr. S. = treu bleiben. Beim
Kartenspiel ,Farbe bekennen' (s. Fcirb 3); davon in
übertr. S. = seine Gesinnung an den Tag geben,
{damit herausrücken Aa (s. H. 321).
g' färb et Ap; Vürte; GTa.; Z, g'farwet Uw,
g' färbt Bs: 1. farbig, allg. Gfarbeti Side". E g färbt
Heiitmli [Hemd]. Für ivas chunnst du schwarz;' warum
trägst du Trauer'? Vexierbescheid: für 's G färbet, in
Ermanglung farbiger Kleider, aber mit scherzh. Wort-
. spiel scheinbar ,uni die f. Kl.'; vgl. für die ferndrig
Freud (bei Kaiserstuhl). Gfarbets webe", bunt weben,
;Gegs. zu weissem oder schwarzem Gewebe. — 2. rot-
wangig Ap; GTa.; Uw. — 3. die Farbe xax' ä^ox^/v
\fF. 1) besitzend, vom Rindvieh VOrte; Gegs. im-gf..
Jd. i. rot- oder weissfarbig.
\ -farbin ^ -/«rft, z.B. mörli-: braun B. ,.\n
1 ^Werktagen waren [selbst] die Vornehmsten in graues
wollenes Landtuch gekleidet, an Festtagen trugen sie
Kleider von möhrlifarbenem und von schwarzem Tuch.'
.\.NNA 1847. — natur-: ungefärbt. .Der Emmentaler
in seiner Bauerntracht von naturfarbner Wolle fiel
dem Consul auf.' DHess 1818. S. elw Sp. 211.
färbele": nach (frischer) Farbe riechen, allg.
färbe" (färwe P; Uw) : 1. im gew. S. ; auch den
Färberberuf treiben. !'•* ha' 's F. g'lert. allg. ,Es
wäre dann, dass einer den gewerb koufte, so mag er
ouch wohl alles gefärbt gewand schnyden.' 1535, Srn
Zunftbr. ; Ggs. zu Linnen; vgl. Gefarbets. — 2. malen,
als Handwerk und als Kunst B. — 3. Spielkarten von
einer sog. Farbe in solche von einer andern verwan-
deln, eine Kunst, welche vom Aberglauben einzelnen
Spielern zugeschrieben wird Z«. — 4. (auch ab-f.) die
Farbe las.sen, nicht halten, bes. von künstlicher Fär-
bung B; Z. ^ — 5. einer Sache einen falschen Schein
geben, sie fälschen; s. Färb 4 u. vgl. , Schonfärber'.
.Mit list einer erdachten und geferwten underricht
beschlossen.' 1507. Absch. .Denn er mit ytel geferwten
luginen unibgat.' Gyrenr. 1523. .Worüber man den
Boten viel Gefärbtes gesagt.' 1523, Absch. .Es nienar-
für änderst achten, dann dass es ganz laws, kalts und
gefärbts ding, on allen grund erdichtet syge.' 1531,
ebd. ,Umb dispensation mit etwas gefärbtem schyn
werben.' RCys. — 6. ,Ungefärbts', ein Gewürz. ,Mus-
katnuss, Nägelein, Pfeffer, ü.' Stcpanüs, Kochb. 1790.
,Zuo dem ungeferweten bulfer soll man nemen ein
halb pfund wyssen ingber, 8 lod zyment, 2 1. negelin,
2 1. muschadnuss, 2 L negelin pariskörnlin.' 141.3/1514,
Zunftb. Bs Krämer.
an-: bemalen GÜ. Fr hat an Huchmuet wie an
agfärbta Nachtstitel; das Gesicht mit Euss B. — e"t-:
(refl.) seine Farbe wechseln; stehender Ausdruck von
den Weintrauben, wenn sie anfangen blau zu werden
Z. ,Die Trauben waren im Juli ausgewachsen und
entfärbten sich.' JRDenzl. 1858. ,Die Traub fängt
an sich zu e., Das Bäu'rli fängt schon an zu pochen.'
HSüLz. 1828. — ver-: den rechtlichen Bestand ver-
ändern (verringern, verletzen); Gut veräussern; bes.
mit Bez. auf das in die Ehe eingebrachte oder ererbte
Gut, dasselbe der einen Linie der Erben entfremden.
Syn. veränderen 3 (Sp. 310). ,Gezierde [Kirchenornat]
weder versetzen, noch verkoufen, noch ververwen.'
13'24, KöNKiSF. Copialb. ,Das wir mohtin kein ding
wider disen kouf getuon, damit er ververwet oder ge-
krenket [geschwächt] möhti werden.' ebd., XIV. ,Dass
in'" ir kind vorsperrent die güeter ze verkoufene, die
mit Gemechde [Vermächtniss] verferwct sint.' 1333,
Z Eatserk. ,Die güeter, diu ir von dem manne ze
lypdinge verferwet und gemachet [vermacht] sint.' Z
ßichtcbr. Der Verkäufer eines Hofes verzichtet ur-
kundlich auf alle Ansprüche, damit dieser ,in de-
heinem wege verwerwet oder geirret möhte werden.'
1343, Arg. 5, 87. ,Wenn derselb, der [das von seiner
Mutter ihm zugekommene Erbe] also meinet ze ver-
ferwen [nämlich ausschliesslich seinen Verwandten
von mütterlicher Seite zu vermachen], vor dem rat
Zürich das gemecht getan hat, als vor bescheiden
ist [nämlich ohne Beeinträchtigung von Leibeserben
und Gläubigern], und der Statt brief und sigel darüber
geben werdent, damit soll es guot kraft haben.' 138*),
Z Ratsver. ,Daz ir beider guot, so sy zu einander
bracht haut, ligen solle in estür wyse unverferwet,
ouch wie dick es verferwet, widerkouft und andrest
angeleit wirf...' 1401, Bs. — be-: eig. mit Farbe
bemalen; übertr. : betrügen. Genoenb.; Syn. bestrichen,
991
Färb fiirli. Fari'li fiircli
beremen, hesefeln. Keti.: Faibe gewinnen. .Finge der
Leichnam an sich wieder zu b. und zu leben.' Einsidl.
Chron. 1752.
Pärbere f.: geschwärzte Akelei, ac^uilegia atrata
GWe.
Blau (eben die Farbe dieser Pflanze) ist dem Landvolko
die Kunstfarbe xaT' ^Ofif^ indem es das Selbst-Gesponnene
nad -Gewobene nur blau zu färben pflegt und versteht; vgl.
Burgunrler-UemU ; Endi-, Faikn-, Uosen-Farh; ,zur blauen
Fahue schwören' = Färber werden.
Färbi Aa; Soh; S, Färwi Uw — f.: = Färb 5.
.Die ferwe by dem Holderbrunnen ist gebauwen wor-
den.' Mey., Wint. Chr. .Taberna tinctoria, die färbe.'
Fris. ; Mal. ,Baphia, Färbe. Färbehaus.' Denzl. 1677;
1716. ,Äm Sonntag Tuch in die Färbenen und Blei-
kenen tragen.' 1703. Z Mand.
Färwi n.: Maler, sowohl als Handwerker (auch
Vergolder), wie als Künstler W.
Die Bildung des W. erklärt sich aus der Vorliebe der
Gebirgs-MAA. für diniin. Ausdruck.
-färbig, immer mehr das ältere -färb verdrängend;
von dem Vb. (färben) abgel. und nur schriftlich mit
,-farbig', welches Anlehnung an ,-farben' sucht, wech-
selnd. — un-: niclit die rechte (beliebte) Farbe tra-
gend, von Rindvieh (s. o. Färb 1; Berg färb; ge färbet 3).
.Mit dem Beding, dass die Stieren nicht rot oder sousten
unfärbig seien.' 1749, Alpr. Engstlen. — falsch-;
nicht solid gefärbt, so dass die Farbe nicht hält Z.
— guet-: in der Wolle gefärbt, die Farbe nicht ab-
gebend Z.
Verba PI.: Spässe. Schwanke Ai'. — Aus dem Lat.,
wo mrha auch leere Worte, Possen, bed.
fürbeil förba: 1. mit Besen und Kehrwisch säu-
bern, kehren Ar; G aL., Rh.. T. Syn. wüschen. Vor
siner [der eigenen] Tör f. Mit dem Besä [d. i. nicht
bloss mit Wischlappen od. Kehrwisch] f., Meister sein
Ar. Die Feister gwäsche, d'Stoba (jförbt. Lenggenhag.
1830. Neid Bese förbid u-ol, die alte wüssid d' Wi)>};cl
wol. !'''• säg nöd, as [dass] er g'stola hei, aber wo-n-er
(ffirrht hat, isch 's suber ww'a' GEh.; vgl. itf-eme'
nng'irmchte" Bank finde". ,Es sullent die husgenossen
an sant Regien abende jeglicher mit einer bürde gras
in den umbegang kommen und den unibegang fürwen
und wüschen, darumb soll man inen geben 4 ß.' XV.,
ÜFFN. Fluntern. ,Dise reformatores haben den römi-
schen hof mit fuchsschwenzen gefürbt und 'keret.'
Kessl. Allmählich auf den Nbbegritf des Kehrens mit
derberem Werkzeug (dem Besen) sich vor wü-'^ehe"
(mit dem Borstenwisch) zurückziehend TnSteckb. ; auch
spec. vom Kehren der Eisbahn SenSt. — 2. , weissein;
beim Gipsen die letzte Hand anlegen Th.- — ab-:
durch Abwischen reinigen .Kr; GRh. — z'säme-: zu-
sammenkehren Ap. Ma" cha"" 's of der Gass mit-dem
Besä z., die Spatzen auf dem Dach pfeifen davon. —
Mhd. nürheii, vüncen, ahd. furhjan, ßirhni ,- daher auch frz.
fourhir, it. ßjybire.
Fürberm.: 1. Kehrwisch aus Borsten .\p;TiiSteckb.
Syn. Hilrbesen; Wüscher. — 2. .Barbier (mittelländische
Schweiz).' Spreng. — Gassen-: Gassenkehrer Ap. —
Chämi-: Kaminfeger ApM.
(Stoba-)Fürbete f.: Kehricht (au.s der Stube)
.\p; il(!. - Ahd. /-„rLnh.
Farch furch. Vgl. auch ilic Gruiipe Fiirl.- mw.
Fareh s. Farr 1 (Sp. 903).
Gefärch s. Gefach Sp. 643. Ferch 1, Ge-F.,
ab-, in-ferchen s. I'ferrich. Ferch II s. Fennich
Sp. 834.
„Ferch lU n.: Eichenholz GSax."
kM./eyekf, und vgl. nhd. ,Ver-Eiche' (Gr., WB. 3, 1.527).
Das von St. angegebene Genus dürfte auf Missvorständniss
beruhen.
Erst-Fercher m.: Stier, der zum ersten Male zur
Züchtung verwendet wird? .Stierochsen, die zwei-
järig sind oder elter. ouch ochsen, die erst vercher
sind oder elter.' 1607, U. — Vgl. 1) Entek Sp. 472; er«t-
mllch, von Kühen; 2) obiges Fanh od. ahd./erci, Lebenskraft?
Ge-Firch s. b. Pferrich.
Fol'cll Aa tw., Fo're Aa; Ap; Gr; P silv. (Forro);
G; ScH; ScHW: Tu; Z. Füre ScHwtw.; S; U. Fo^
AAEhr. (ö); Z, Forle Sch — PI. -e" - Dim. Fö'rrli
Z, Forchli (zu Fore) AaH., Furli S — f. allg.. m.
GBPani (Foren): Föhre, Kiefer, pinus silv. (allg.).
Syn. Fiechte (Sp. 668), Forch-, Kien- Tanne; Tale.
Gelegentlich die Zwergföhre, pinus pumilio Schw
Morsch. Syn. Fure-Chris; Druese. Die Fruchtzapfen
heissen F.- Igel (Sp. 150), -Güggel, -Bibel, -Bickel,
-Mauch, -Zäpfli.
Mhd. vorhe, ahd. forha. Unsere verschiedenen FornieD
lassen sich weit zurück verfolgen: .Die forhan." 1-t-J '2/1544,
Schw Rq. .Fuhren.' 1497, Offu. ZSchwaui. .Handbogen us
for gemacht.' HsSchürpf 1497. ,Forhenbaum.' KdGessner
1-542 neben ,förinen'. ,Die forhen, daraus man kien macht,
teda.' Mal. .Foren, pin.ister, pinus silv. moutana tertia.'
Wagn. 1680. ,Die Forle oder Kiefer.' Gr Samml. 1783.
Die letztere Form scheint aus dem Dim. abgeleitet zu sein,
viell. unter Eiufluss von ,Arle, Erle' udgl. , Forren' nicht
selten als Flurn. uud solchen vorgesetzt. ,Im Forron', Wald
bei ZEmbr., Sg. aus einem PI. abstrahiert, im kollektiven
S. V. , Forach', welches in Z ,Forchrüti' steckt.
C'hüze"-Förrli n.: verkümmertes, kleines und
buschiges Exemplar von Föhre AAEhr. - Zu dem
Bilde vgl. Üml 4 (Sp. 614).
Leg-Fore: Bergkiefer, pinus montana, p. pu-
milio BO.
forchig forig L, forchin; förri" Z: von einer
Föhre stammend. Foregi Agle", Nadeln von Föhren.
,Es sye taniiin. forin. kriesboumin. eichin und niel-
boumin holz.' 1605/26, Schw LB.
.Es soll niemand kein lortannen | Lerchen] noch förcriu
(sc. Tannen "i'l hinaus verkaufen.' 1585/1828, Ap LB.: vgl.
Forch-Tanne ; doch lässt sich auch eine allerdings niclit direkt
belegte Substantivbildung ,Förin' f. annehmen.
Forchel s. Forene Sp. 935.
Lilien-Pnreli: wildes Geissblatt. Specklilie, loni-
cera periclym. (Durh.).
Wenn die Angabe richtig ist, so bietet sie wahrscheinlich
die Grundform [Furch f. Ftiroli«, zweizinkige Gabel] zu dem
sinnlosen nhd. .Lilienfrucht', indem sie die Pflanze nach der
Farbe und (wie viell. die mit ,Geiss-' zsges. Benennungen)
nach der zinken (hörnchen-) artigen Stellung der Blüten be-
nennt.
Furche 1 s. Furre" Sp. 93.5. Furche H;
Für eher; Furchle s. Furie.
Fiirch, -e" (ü-J f.:
dem Begleiter eines
Furcht, i'-'' ha"
Zagliat'tcn lieisst
ke"
F. Von
er müsse
993
Karch. loivli, liruli, lorcli, fiircl
9Ö4
mitgehen, um ihm d' f. z' verliebe", den Ausbruch der
Furcht zurückzuhalten ZW. — Abgoleitot vciu J'urrhm.
fürcbtuu; iu der Anwendung vcrsc-hieden von fun-hi.
fürchen; furchig s. fürchten usw.
Go-färcht s. Ge-fäch Sp. 643.
Furcht (-0-, -a- Aa; Ar; Gl; S; ZStdtf, W., N.,
und iu der Lit. des XVU.) — f. (m. ZÜ.): 1. abstr.,
wie nhd. Ve<' F. und d' Iluff'niy ist halt hi dir z' gross.
Stdtz. — 2. coueret: ein Furcht erregender Gegen-
stand, z. B. ein schreclilicher Anblick; doch nur in
der RA.: es ist e F. Er tuet, dass 's e F. ist, ge-
berdet sich schrecklich ZO.; vgl. furchten.
Mhd. Jnrliie f., und (selten) foiht als m. wie d.is syn.
amjent; so auch ein Mal im XIY. It Alem. 2, 3'2. .\uf dun
bei uns vereinzelten Gebrauch des ZO. mögen die Syn.
Schecke' oder Giüa eingewirkt haben.
fürchten 1) fürchte (resp. -i-) BO.; VOrte; Gl;
ÜRtw.; G; Sch; W, förchtekk; Bs; BU.; FS. (Ö); S.
2) fürtefnj Gr vorw., fürte ßs (-e-). 3) furche (4^)
ScH; Z, furche Af; G; Hkbel — Pte. g'forchte" ZLinim.,
(ffurchtc" ZKn., sonst y'fürcht(et), g'fürt't, y'fiXrcht
usw. — Condit. furti Gh: 1. persönl. a) absolut,
neutral: Furcht empfinden. Wenn t''' nit Chraft hässti
[Messe], glaubt-V'' «" Hccerei; dro chicm-mcr nu''' 's
Furche" Sra (APletscher 1880). Wol, hält y'meintl
furche! ach warum nicht gar sich fürchten! Z. Sonst
mehr nur in der RA.: üsg'seh zum F., schrecklich,
auch bloss garstig, aussehen Z; en Ornig zum F., eine
schreckliche Unordnung (vgl. Furcht 2), und in der
Verbindung Ein" z' f. mache", Einem Sehrecken ein-
jagen Bs; B; Z. Einmal intr. mit Gen. P.: ,ich förchten
dj-nen [für dich].' ThPlatt. 1572. — b) trans. mit
Acc. P. od. S. Drum hnss i''' Nilt wie 's Chartespil;
»'* furche 's wie-n-es Schwert. Brandknberuer. ,[Ich]
förcht ihn [den stecken] wirs dann ein scharpfes
Schwert.' Cum. Beati. Fürchtisch (fürclied-erj de(r)
Wolf nül? bei dem Kinderspiel. Wer alli Wetter
fürchtet, chunnt nie z' Scherme B oSi. Nüt z' förchte"
ha". GoTTu. Es [ein Mädchen] ist g'sund und bös und
[doch] furcht 's Niemert, Vexierbescheid Z. ,In dem
andern holz dörfen sie dürrs und ligends holz nemeu
und fürchtend ihn [den Förster] nüts darum; doch
wenn sie grüens holz daselbs hüwen, da müessend
sie in fürchten.' 14T5, Mev., Wetzik. Zuweilen uur
i. S. V. .scheuen, besorgen.' Si färched nw d' Chind,
von Leuten, welche aus Geiz nicht heiraten. Den
Vergleich mit Jmdm scheuen: , Wegen 'm Vermögen
hätte es öppe nicht Manche zu f. im Kanton', lässt
GoTTH. die Kupplerin von ihrer Klientin rühmen.
Oder im S. von Ehrfurcht (vor Gott), Respekt (vor
Menschen) BO. ,Das ir euweren Gott förehtind alle
zeit.' ir)87, JosuA. ,Und forchtend in, wie sy Mose
forchtond.' ebd. — c) refl. und ineist ohne äusseres
Obj., insofern = 1, sonst zuweilen mit ,vor, ura;
dass.' a) das Refl. als Dat. Ap; Bs; B; L; G; Z.
Wer-em [ihm, sich] farckl, ist nena sechcr GBerneck.
.Wer ihm fürchtet, ist nirgend sicher.' Hosi'iN. Iö83.
" Muetter, wer wird-em denn furche! Hebel. ,Si
»'irclite ir sere.' HAnLor». ,Der im fürchten will.'
8cHACH7,AB. ,Ich forcht mir.' 1.530, I. Mos. = ,forchte
mich.' 1(J07. .Förcht dir nit!' 1531/87, I. Könkje =
.förchte dich nicht!' 16G7. ,Sy forchtend inen vor
dorn Volk.' 1531/üO, Matth. ,Wenn er im förcht, so
flucht er.' Vooelb. 1557. ,Do kam ein wind, das im
Schweiz. Idiotikon I. 7.
Heinrich übel forcht.' TrPlatt. 1572. ,Metum con-
cipere, im fürchten.' Fris. ,Sy solle iren nit förchten.'
LLav. 1578. .Bis nicht stolz, sondern förchte dir.'
JMCll. 1605. — ß) das Refl. als Acc. AABad.; Bü.
Mu" muess-si'''' nit grad firehte, seit der Brienzcr. Mit
einem eigentümlichen Gen. S. verbunden: i«'' tät-mi'''
der Sünde drum furche, ich wollte das für mein Leben
nicht tun, ich würde mich schämen, das getan zu
haben Si'uNnk.; eig. wohl: ich würde mich davor als
vor grossen Sünden, ebenso wie vor Begehung grosser
Sünden fürchten. ,Förcht dich nit vor ihnen.' 1587,
JosuA. , Entlich aber hat er sich vor dem Hausvolk
nit mehr geforchten.' JLCvs. 1661. — 2. unpersön-
lich: Es fürcht(el)-mer Gl; Schw; W; Z. Furcht
m'r nüt, so g'schieht-m'r Nünt [Nichts] Ap = furcht
dir nüd, so g'schehd dir Nüd B; L. Wem Nünt
g'förcht't, dem g'schicht Nünt G. ,Es furche im und
dörfe nit allein im hüs ligen.' UMey., Chr. Etwa
auch mit Acc. statt Dat., es furcht -en Z vereinzelt.
Die neben der Grundform mit ii, mM. fürhten (aus ahd.
fur(ci)liijan), fast noch vorbreiteterc Form mit ö findet sich
nicht bloss iu MAA., wo ö regelmässiger Vertreter von ii
ist, sondern auch in andern (bes. westlichen) und geht auf
das schon in der alten Spr. neben ßirhten vorkommende
forhten, res]), auf das Subst. forht(e) zurück, deren o dann
aber nach nhd. Weise in ii, statt ii, umlautet. Dieses ü
haben unsere Quellen des XVI. und XVII. oft, nur Fris.
hat meist ii. Das Prät. lautet (mit Rückumlaut) ,forchte'.
Zu dem Condit. fürte (für 'furtcte) vgl. ,wenu einer furchte'.
LLav. 1569. Das Ptc. bei Cys. bald ,geförcht', bald .ge-
forchten' (was schon mhd. vorkommt). Im Cond. und im
I'tc. kann nach altem Brauch das ( des Stammes zugleich
das der schwachen Conjugation vortreten. Schon alt ist auch
der Ausfall von t;h, dagegen nicht der von (, welchen auch
iVIAA. Deutschlands kennen; s. Gr. WB. IV 1, 695. Älteste
Belege desselben bei uns finden sieb 15'29, Z, und LLav.
1584. — Dass beim refl. Gebrauch der Dativ des Pron.
illter als der .\cc. und nrspr. einzig richtig ist (da er ja
auch nicht ein eig. Objekt, sondern nur Innerlichkeit des
Vorgangs zu bezeichnen hat), erhellt ans unscrn Belegen.
Zweifelhaft könnte scheinen, ob in dem Spruch : Furcht du-
nüd, 80 r/tcheht dir Nüt wirklich unpersönliche Construktion
anzunehmen sei, da furcht auch Imper. sein könnte und es in
ZO. ebenf. persönlich lautet: fürchst-d'r nüd, »o ij schchd-d' r
-Vfif; aber das entsprechende furcht mir und die syn. Wen-
dung wem nüd fförcht (mit bemerkenswertem ,ge-', s. d.)
sprechen für die erstere Auffassung.
fürchtelig fiirchelig: schauerlich Ap. Vgl. ge-
fUrcht'ig.
fürchterlich förchterli: oft nur zur Verstärkung
vor andern Adj. u. Adv., auch mit günstigem Begriif,
i. S. V. ,sehr', z. B. /'. schiin BBe. Es war dem Bueb
f. a"g'holfen [höchst erwünscht] Eppis z' leren BRi.
Ebenso fürchtig und syn. schrecklich, schühlirh, grii-
sam u. V. a.
Pürchti (-(>) B; L, Fürchtli"g 2'1ärc/j«% Ap,
Förchlig G — ni. : furchtsamer Mensch, ^yn. Fürch-
Gret.
fürehtig bzw. -/- VOrte; GRChur; GW.; ScuStdt;
Th, förchtig AAFri.; Ar; Bs; FS.; S; Z, fürtig GrD.;
Z vcrcinz. (-Ö-), furchig SenSchl. : 1. furchtbar,
fürchterlich, schrecklich AAFri.; Ap; L; ScnSchl. En
f-e Wind Z. En f-e Lärme. Süfzge' und jämere",
dass 's f. g'sl' ist. Es hed-eni f. g'grüset. Da isch
eigeli au furchig. BAUERN(iESPR. XVHI. F. hinder
enand cho" [in Streit geraten]. ,Ein Mann mit grossen
und förchtigen Augen.' 1766, Z Mand. — 2. übergehend
63
935
Farcli- furch. Pard find
m
in den allgeineincn abstr. Begritt' lioluMi Grades =
überaus, sehr, vor Adj. und Verben von guter und
schlimmer Bed. Bs; B; VOrte; Gr; G; Sch (auch in
der Form furchig); Th; Z. Vgl. fürchterlich. —
3. furchtsam FMu.; Ndw (furchtig). ~ Mhd. vorhtec.
furchtsam (furchtbar).
ge-fürchtig -u- U, g'fii^rchig Z: I.Schrecken
einflössend, z.B. von Geistererscheinungen, Masken U;
Z. E g'f-s Tier. E.'i ist g' f. [schvimdlig] doahe z'luegc.
- 2. furchtsam, ebd. iJ* uird-mer ganz g'f. Z. Was
tuest au eso g'f.? ebd.
furchtsam, ,forchtsani' : Furcht erregend, furcht-
bar, gefährlich, z. B. von einer ansteckenden Krank-
heit Z. ,Forchtsam als ein gewaft'net hör [Heer].'
1476, G Hdschr. ,F. kometen.' Salat. ,Wie f. ist diese
statt!' 1531/öü, Z Bibel = , erschrecklich.' 1667. ,Gott
ist erschrecklich und f. über alle, die umb in sind.'
154S, Psalm. ,[Solothurn ist] iren vijenden jcderzyt
erschrecklich und forchtsamb gewesen.' AHaffkek
1577. ,Pipin machet Frankrych dem feiud f. und er-
sehrockenlich.' Rüeger 1606. — Mhd. vm-hisam, furcht-
sam und furchtbar.
Fard — furd. Vgl. auch die Gruppe Fmi usw.
Fardel I -«- GrV., Val., -ö- GkAv., -e- GkS. — m.:
einjähriges Rind, R. vom '2. Halbjahr bis zum 2. Alters-
jahr, an einigen Orten ausschliesslich das weibliche
Tier. Syn. Järli'g ; Rinderli. Vgl. auch F.-Kue,
-Mänse, -Stier; F.-Heu. — Churw. 'mdd, radi, PI. vti-
*H«, lat. viteUus, Kalb.
Fardel 11 n.: Waarenhallen, -Bündel. ,Es soll
ouch enhein unser talmann keinem koufmann enhein
gelt anfordren, wann als das fardel wäg.' U Säumerbr.
1363. ,Es soll ouch keina dem andern syn v. ver-
■wechslan.' ebd. ,Ein v. mit spezry oder mit tuech,
das von Lamparten usgät.' 1386, Bosing. 1811. ,Der
treip koufmannschaft bi sym lebende und gap v. und
ander koufmannschaft uf briefe und Sicherheit.' 1388,
L Arch. ,Die Lamparter süllent ze koufen geben mit
ganzen tuochen und nicht by der eile und schürlitzv.
[Ballen mit rotem Barchent] ouch mit ganzen vardeln
und nicht bi tuochen [nicht stückweise] verkoufen.'
1400, Z. .Värdech mit büteltuoch.' G Hdschr., wofür
1490 im Urbar Baden: ,färdenli mit b.' ,Die kleinen
linfärdenlin [Leinwandpäcke] als man si von Costanz,
von Ravenspurg oder Sant Gallen fuert.' 1490, Urbar
Baden. ,A1s die seil an den ballen und vardlen ver-
brunnen.' HsSchürpf 1497. .Ein f. brieten.' l.')21.
AuscH. In Bs im SIV. auch Geschlechtsn. — Mhd.
vardel^ von it. /ardeUo, Färdech eine Collectivbildung.
Ge-färd(i), an-gefärd s. Ge-fär Sp. 878.
Färdech s. Fardel IL Land-gefärd, -geverd
s. Land-ge-wer. Ferdel s. Fardel I.
Verden, in Schwurformeln : ,V. bluosts [Bluts]
willen!' NMan. ,Botz V. willen!' Aal 1549. — Viell.
entstellt aus Vdlen Sp. S'21, Val::nlin Sp. 76.5.
ferderig s. fernig.
Ferdi Srn; Z, „Fe^di Bs' : 1. miinnl. Eigenn., Fer-
dinand. Vgl. Nanti. — 2. starker Rausch GA.
In Bod. 2 entstellt aus Fr-ri, Ladung:, und bloss angelehnt
an nbiffen Persnneun. (oder an Vn-drn').
V i e r d s. vier. ■ '
Vierdeling, Vierdung, -ing Vierdi(g) Ar. , Vier-
tig.' UBrXgg. 1770 — m.: vierter Teil eines Viertelt
als Getreide- und Mehlmass Ap; GT. f; ehemals auch
mit Bez. auf andere Masseinheiten und Zahlen. ,Swaz
holzes du Sile [ein Fluss] nider treit, das soll man
geben 100 umb 12 ß, ein halb hundert und ein vier-
deling [Viertelhundert] in dem selben koufe [Preise],
als es gozühet [trifft] nach dem hunderte [jedes nach
Vcrhältniss].' Z RBr. 1304. Huber, Klingn., erwähnt
vom J. 1311 die jährliche Leistung des vierten Teils
.eines vierdungs wachses.' ,Zweinzig und dry march
und einen v. silbers.' 1328, L. ,Soll nieman enkein
ander syden koufen under einem v.' 1336, Z Ratserk.
,Man soll ouch dem gottshus ierlich geben von 20
schuopessen, so da heissent der vierdling schuopessen,
von ieklicher 1 mütt kernen.' 1351, Hofr. Ernlispach.
, Welches werk [geprägter Münzen] ringer [leichter]
funden wirt, dennc die 10 ß [eine Münze] am v. [Viertel-
pfunde] zwene pfenn., das pfunt [eine Münze] am v.
viere pfenn., soll man wider ynsetzen und brennen.'
1377, Absch. ,Die crainer sont han an ir gewege [Ge-
wichten] der burger zeichen, an halben vierdungen
und an allem irm gewege, das hoher wigt, denne ain
halbe v.' Stadtr. Diessenh. ,3 flerding roggen.' 1412,
Arg. , Fesviertal ain ganz, ain halbes, ain vierdling,
ain halb v.' Soh Stadtb.
Mhd. vierdung, -(d)inc in der selben Bed.; etwas anders
Schni. I 845 f. Die End. -ine in Münznamen findet sich
auch in Pfenning, SchiJlinij. D nach r wird auch sonst ein-
geschoben; hier mag aber auch das Ordnungszahlw. .viert'
(bezw. .Viertel') eingewirkt haben.
vorder, varder ZStdt, vöder (vo'der, vaderj Aa;
Ap; Z vorw.: Adj. u. Adv. 1. räumlich, vornan, vor
den Augen stehend. Die vorder Welle" [Baum am
Webstuhl]; Syn. Tuechtvelle'. In Zg bedeutet der
, vordere' (auch ,der grosse) Schnorz' das Hinterteil
des Fischerkahns, was anderw. umgekehrt .hinderer
Grausen' heisst. Er fingt [findet] Öppis. ivenn er
mit de v-e Beine [den Händen] d'ruf g'heit = er
stiehlt. Schild, 's Hinderst z' ivrderst tue", Etwas
verkehrt hinlegen, machen. Sülger; vgl. hinderfür.
Vo(r)der si", von keimenden Pflanzen: aus dem Boden
gucken, bald aufspriessen, hervorbrechen Ap; auch
übertragen: 's Blera [Weinen] ist r. [nahe] Ap =
s' vordrist (rorne) S; Z. De Huesten ist alleml z' rar-
derst bl-n-em, kann alle Augenblicke ausbrechen Z.
Uf de" rarderste" Fitesse" sl", sogleich bereit sein ZW.
Zum Böse" bist allevil uf de" r. F. Er ist vordra
g'si", hat als Brautführer, Vorknab, den Zug eröffnet
SThierst. 's Geld ist nüd roder, es ist Ebbe in der Kasse
Ap. Hervortretend: , Ein kleines Weiblein mit grossen
fordern Augen.' Z Nachrichten 17.54. — 2. Rang,
Reihenfolge bezeichnend, als Übergang zum temporalen
Gebrauch. Bern wird in einem Streit mit Freibarg
als ,das vordere Ort', d. h. als diesem in der oftiziollen
Reihenfolge der Bundesglieder vorangehend, ersucht,
die Malstatt zu bestimmen. 16'23, Absch. Als Sup.
daher ,das vorderste Ort' = der Vorort der Eidge-
nossenschaft. 16.30, Absch. .Dem vordersten [obersten]
Ufseher.' Z Mand. 1650. ,V-er Pfleger am Almosen-
amt.' XVII., XVIIL, Z. ,V-er Gesandter.' ebd. ,V-er
Pfahrer.' Mise. T. 1722, was später ,obrister Pfarrer',
jetzt ,Antistes' Z. .Die Apotheker oder ihr v-ev Gesell'
Z Mand. 1777, .Vorderste Schulherren' im XVIII. in
997
Faiil, ferd. finl ford, vord, fiini
Z die oberste Erziehungsbehörde. Spec: vorgesetzt. So
nennen die Eapperswyler die 4 Schirmorte ,unsre Vor-
dem.' 1544, Absch. Aber aucli unigek. = die geringste,
letzte Stelle einnehmend; ,Unter den Sibueren waren
fünf stehende Sibner ad vitam gewählt, zwei der jähr-
lichen Erneuerung unterworfen ; diese Letzteren hiessen
die vordersten Sibner.' Ebinn. 1878. Hauptsächlich,
als Adv.: vor Allem aus. ,Der die vorderst Ursach
ist.' GMüLL. 1657. ,Liecht und Klarheit im Verstand
nebet rechtem Amtsberuef soll ein Pfarrer v. haben.'
ebd. .Die voderste [grösste] Liebe zum Menschen-
geschlechte.' JToBL. 1781 als Übersetzung von engl.
,chief'. Als Einführung von Aufzählungen: vor-
nehmlich; zuvor, erstens. ,Und hiemit vorderist die Ehr
, des hohen und türen Namens Gottes.' 1650, Z Mand.
,Zu Abstellung des yngerissenen Missbruchs ist an-
gesehen, dass zum vorderisten Niemand keine Knaben,
dessglychen auch keine ganze Gesellschaften zu Ge-
fättcrcn nemmen [solle].' ebd. .Zum vorderisten . . .
und volgends . . .' 1676, Z Spruchbr. In der Wert-
schätzung voranstehend, lieb. Jmdm voder sl. Si
. ist-mer ene ro' de" vodere", eine Person, die ich
sehr schätze. Andern vorziehe Ap. — 3. rein zeit-
lich: vorig, früher, vergangen, vorhergehend, jüngst-
vergangen; 's r. Mal B; S. Am r-e" Tag, am Tag
vorher GrL. Im v-e" Märt TB. Die v-e' Tag, letzt-
hin L. ,Am vordem Tag ist's herausgekommen, wo
die Strasse durch kömrat.' Gotth. ,So band die an-
walten dise stuck us iren vordren brieten gezogen.'
HoFR. Bosw. 14'21. .Die eidgenossen rüstend einen
andern schirm zue und zugend den ouch an des vordren
statt [Stelle].' Edlib. ,Der vorder fundenen [vorher,
oben erwähnten] kinden eins.' Salat. ,Dass der
eeniann mit dem lob der vorigen frowen nit hab für-
nemlich die vorder frowen loben, sunder die yezig
. schelten gewöllen.' HBull. 1540. Und wieder der Sup.
• als Adv. = zuerst; .Wofelir aber einem Undertonen
das Weib vorderst Tods abgienge.' Bs Rq. 1603; vgl.
• ebd.: ,Do aber ein U. vor dem Weib Tods abgienge.'
I jVorderst im Schuldienst, hernach zum Kirchendienst.'
■ JMüLL. 1673. Als Subst., im PL: die Vorfahren,
Vorgänger, Voreltern. ,Als unser vordem, die land-
lüte ze Swyz, vor alten zj'ten rn friden geleit band.'
1457,1544, ScHw LB. Die Sigriswylcr erinnerten sich,
,wie die vorderne mit grossen kosten vil geschwendt
[gereutet].' 1533, Haoenb. ,Der felsen, von welichem
alle unsere forderen getrunken habend.' IL Helv. Conf.
1566/1644; und so noch 1757, Z. Syn. , Altvordern'.
; Daher auch , unsere Regimcntsvordern' = A'^orgänger
in der Piegierung. 1653; 1756, Absch. In Bezug aber
auf das Heute ist die r. Wuche', die v. Nacht, der
V. Tag bestimmt je die (der) vorletzte im Unter-
schied von gester, nacht usw. Aa; BBe., Stdt; Gr; Z.
Syn. vor-gester, -nacht.
Mhd. vorder, ebenf. als Adj. ii. als Snbst. ; gebildet mit
. ComparatiT-Süff. (ahd. -rfei-o), dessen r das der Stammsilbe
gefährden konnte; vgl. foderen, fordern.
'\ alt-, als Adj. selten; als Subst. häufig neben
i ■ (Vordem'. ,Nach bnich unsern a-n Eidgnossen.' Salat.
Vor-vordere" (PL): Ahnen Z f.
ge-vorder: ganz vom, am äussersten Bande GSa.
Dm rUiist [nähst] ril z' g'r., das fiserlet-der gli''' [bald]
M«. Bildl. ; Si hat d's Briegge" ganz g'i: g'kä"; vgl.
i'order 1.
be-vorderist: (Adv.) in erster Linie, hauptsäch-
lich. ,Bevordrist soll ein jeder alle Zyt vor Augen
haben . . .' B Christ. Mand. 16'28.
vord(e)rig, rorfrigBs. rnderig 7. = vorder 3 Aa;
Bs; B; UwE.; ZO. ,Und verschmachten die pin als
die vordrigen [Märtyrer].' Z Chr. 1336/1446. ,Und ir
hindersten [letzten] zyt die bösern sygent denn die
v-en.' KdSailer 1460. ,Die selb Insel heisst Zarigo,
die V. [früher erwähnte] aber, als wir lagen, heisset
Roguso.' HsScHtJRPF 1497. .Das im Gott den v-en
trost wider gebe.' 1531/48, Ps. .Auf dem v-en [letzt-
vergangenen] Tag der Jahrrechnung.' 1510, Absch.
,Syni heden sün von der v-en frauw.' 1564, Taufb.
ZZoll. ,Mein v. Gedanken.' Platt. 1612. — Mhd. »r-
deric, vorig.
Forder f.; Forderung, häufig in der ä. Kanzleispr.
,Dass wir die v. unsers Herren Abbets han also ge-
scheiden.' 1277, Gfr. .Hein uns enzigen alles rechts,
und darzue aller der vordere und der anspräche, die
wir haben ald gewinnen möchten.' 1345, ebd. — Mhd.
vorder f., dass.
Schuld- m. — PL -en; Gläubiger. 1.573. Urb.
Kybcrg.
forderen (fodere Ap; GEh.; W; Z): wie nhd.
Eine' für de" Schade' f., belangen Z. Wie vil hast
du z' f. an-em, was für eine Schuldforderung geltend
zu machen gegen ihn? Z. Das ist e Forderi'g, (mit
Nachdruck) eine starke Zumutung Z. ,Ungefordert'
als Ptc. adj. .Wie lang alte Schuldbriefe u. [ohne
dass an die Abzahlung gemahnt werde] gelten sollen.'
1573, Absch. ,üf welches Fridbieten auch von Stund
an die, denen der Frid geboten und u. ist. Ruw und
Frid haben sollen.' 1627, Bs Rq.
Mhd. vordtni. Die Form ohne r- häufig im XVIII. z. B.
bei AvHaller, Pestalozzi, vMoos.
ab-: zurückrufen, bes. Truppen aus dem Felde..
.Alle die, so enweg in krieg züchen wollen, sollen
abgefordert werden.' 1587, Sch Ratsprot. ,Dass sie
mit der Wiederabforderung des Volks nicht fürfahren.'
1647, Absch. — unabforderlich: gegen Rückruf
sicher gestellt. ,So sollten ihm die Eidgenossen Hilf
verwilligen un. so lang syn Heiligkeit deren bedarf.'
Ansu.
an-: (mit Acc. P.) Einen (zu Etwas) auffordern,
ihn darum angehen. ,Die alten haftend die gnad von
dem Herrn, dass sy sich nichts liessind irren, wiewol
sy darumb angeforderet wurdend, häutend für und
für.' 1531/1667, LH. Esra. ,Span mit der Bursame,
umb dass sye uns anvorderten, den Chor zu bauwen.'
ECl'S. — Vgl. , fordern an Einen' (auch , Einem').
er-: 1. fordern, auffordern, ersuchen; das Sachobj.
häufig mit ,umb'. ,Ervordert werden umb libfäll, ge-
läss und ungenossame.' 1490, Urb. Baden. , Welcher
umb frid erfordret würt, der soll den unverzogenlich
geben.' 1497, Obw. ,Dass er in us synem hus an die
gassen erfordert.' 15'24, Strickl. ,So werden unsre
herren die zuogsatzten e., den obmann zuo erwelen.'
1525, Absch. ,Üer Vogt habe einen Landrat berufen
und zwei dazu von W. erfordert [zu erscheinen auf-
gefordert].' 1526, ebd. .Harumb wir üch bitten, e.
und ermanen.' 1529, ebd. ,Demnach wurdend ouch
ze lesen [Kanzelvorträge zu halten] ervorderet N. N.
und N. N. ' ' Kessl. ,Wie es ihnen dienet zu grossen
Fard, feicl. iird, ford. fiiril
Ehren, dass ilu-e Gelehrten erforderet werden in so ferne
Land zu den allerwichtigsten Geschäften.' Dordrac.
1618. .Die redliführcr zu e. [gerichtlich vorzuladen]
und über sy das standrecht ze halten.' 1646, Z Arch.
Zurück fordern; heimberufen. .Der küng erfordert
ie syn lüt und ouch darzuo syn land [den eroberten
Aargau].' Lied 1443. ,Darnf wir sy [die Aufständi-
schen] angends lassen e., aber dieselben habint sich
entschlossen, über die Thur für F. zuo ziechen.' 1524,
Absch. Unerfordert: aus freien Stücken. , Er habe
glych unerforderet zuo den Sachen geredt.' Güalth.
1559. — 2. Etw. beanspruchen, bes. unter Wah-
rung der Formen um Etw. höhern Orts einkommen,
gerichtlich oder rechtlich ansprechen. ,Und also ward
der Kaiser um [wegen] erfordrung syner grechtsame
unschuldig verbannt.' Ansh. ,Wo sölich ussländische
lüte solich erb und guot mit recht nicht erfordernt,
noch dem nit nachjagten.' 1451/1544. Schw LB. ,Ee
sy [Eigenleuto] von irem herren angefochten und von
einem vogt der herrschaft erfordert werden.' 1490,
Urb. Baden. ,Weliche person von einem herren oder
gottshus eigen syn [als Eigentum] erfordert [wird]
und der der eigenschaft nit bekannt [geständig] ist.'
ebd. ,N. N. habe ohne E. [ohne bei der Tag.satzung
darum einzukommen] Knechte geworben.' 1521, Abscu.
Spec: ,das recht e.', Rechtsansprüche wahren. 1457;
1557, Bs Kq. Daher die häufige, formelhafte Ver-
knüpfung: , unerfordert des (mit dem) rechten' in act.
S. : ohne Geltendmachung rechtlicher Ansprachen; oder
in pass. S. : ohne durch solche streitig gemacht zu
werden. ,Wer gelegen guet inn hat onerfordert des
rechten.' 1475, Erbr. GAltstätten; syn. ,onan.sprechig
mit dem rechten.' ,Dass erber lüte angesprochen
worden sind um sülich guot und erbschaft, so sy dann
etwe nianig jare unerfordert mit dem rechten inne
gehept band und also darinne kein eigenschaft der
jarzalen und jaresfrist die erbi zuo e.' 1451/1544,
ScHW LB. ,Wer der ist, der solich ansprach zu haben
vermeint, und unerfordert des rechten lasst anstän
nun jar und zechen loubrisete [Herbste].' 1501/1544,
ebd. — 3. gerichtlich vornehmen, untersuchen, er-
örtern. , Dieselben spän sollen erforderet und ent-
schlossen werden durch glyche zuosätz [Schieds-
richter].' 1.532, SlRlCKL. — llhJ. cri-ißrd-rn, forilciu, laden,
gerichtlich verfolgen.
üs-forderen: herausfordern. .Wider die Brüder
T. des begangenen Frevels halber mit Ausforderung
des Ritters C. den Prozess aufzurichten.' 1637, Abscu.
,Auf einen Zweikampf ausgeforderet.' Tur. sep.
ge-: fordern. Die Ehefrau des Verkäufers einer
Liegenschaft verzichtet auf die ihr daran zustehende
Nutzniessung und verspricht, ,dz si 's niemer wider
[zurück] gevorder.' 1323, Z Urk.
heim-: nach Hause rufen. Der Z Bat verlangte
1664 von demjenigen von Winterthur, dass er einige
dortige Bürger, welche sich dem Verbot zuwider in
die Bäder von Baden begeben hatten, heimfordere
und bestrafe.
Be- vordre f.: die Spendung der Sterbesakramente
zur .Beförderung' ins andere Leben? oder das .Hervor-
segnen' einer Wöchnerin bei ihrem ersten KirchgangV
Lt Z Urk. von 1477 i.st der Kapelle Kyburg die Be-
fugniss zu Hcichte, B. und Kindtaufe ei teilt.
fürder, meist fürterfs): (Adv.) von einem gewissek i|
Punkte an vorwärts; fürderhin. weiterhin, ferner. ,F.
als bishar.' 1524, Strickl. ,[Der Teufel an eineiil i
Sterbebette das Sündenregister anfertigend] weckt deii
Schwachen auf, förters herzusagen.' AKuNfiL. 1691.
.Warum deine Buss aufschieben und dir fürters einen
Schatz des Zorns sammeln ?■ Ulr. 1727. — hin-:
fürderhin. 1550, See Ratsprot. — Mhd. /Si-rf«-, ßi,kr;
ahJ. fvrdir, dass. Die Form mit ( sehliesst sich näher an
.fort' au.
forderen, tr.: beschleunigen; vorwärts schaffen,
befördern, „allg." (,L; Zg" lt St.»»). , So es [das Uhr-
werk] zu balde [rasch] gat, so henke die blyklötzli
hinüs an das redelin und so es ze trege gat, so henke
si hinin an das redelin, hiemite macht [magst] du es
hindern und fürdern, wie du witt' 1-385, Gkr. Zu
Stellen u. Amtern befördern. , Einer zu Z. war gern uf
ein Ampt gfürderet worden.' 1651, Schimpfr. , Mancher
ehrlicher Mann, der umb das Vatterland wohl verdient,
vilmahleu ungefürdert bleibt.' 1658, Absch. Spec: in
Arbeit nehmen, anstellen. .Diewyl in dem ganzen
Rych kein Gsind [Gesellen und Lehrknaben], so by
Witfrouwon [von Handwerkern] arbeite, von anderen
Meisteren und Gsellen ires Handwerclis nit gefürderet
werde.' 1603, Z Ratsentscheid. ,Ühnc diese [die zur
Aufnahme unter die zünftigen Meister erforderlichen]
Eigenschaften haben keine Gesellen das Recht, Gesind
zu fördern, sondern mögen unter einem zünftigen
Meister arbeiten.' 1805, Z Ordn. der Zinnnerleute. ,Es
ist jeder Meister berechtigt, zu seiner Arbeit Gesiud
so viel zu f., als er bedarf.' ebd. .Förderung der Ge-
sellen betreffend; Beförderung der Lehrjungen betr.'
ebd. ,Ein fallierter Meister mag wohl für seine Per.son
arbeiten, darf aber so lange keine Gesellen und Lehr-
knaben f., bis er wieder rehabilitiert ist.' 1828, Z Ordn.
der Tischler. In abstr. S. ,Iren schaden warnen und
wenden und iren nutz zu f.' SchwE. Hofr. ,Sust
[sonst] müessten wir unsern schaden mit dem unsern
[unserm Gute] f.' 1530, Absch. Refl.: sich beeilen, <:
vorwärts, an einen gewissen Ort zu kommen, „allg."
,Ein jeder soll sich an die predigen f.' 1530, Absch.
,Dass sy sich zu rechter Zeit heimbf.' L Ansehenb. —
Mhd. mrdeni, dass.; Ggs. hindern und wie dieses gebildet
be-: 1. fördern. ,Die Gerechtigkeit wird befür-
deret.' 1708, Jesa.i. — 2. refl.: sich beeilen. ,Dcr
Landvogt möge den katholischen Pfarrherrn ernstlich
untersagen, dass sie sich mit ihrem Gottesdienst be-
fördern und dann denen von der andern Religion
Platz geben.' 1630, Absch.
fürderlich: (Adv.) 1. rasch, hurtig, z.B. f. gä'
BBe.; Syn. ghitig; weidlidt. Beförderlich, ohne Vor-
zug, ahsbald, eilends. ,Und sollend och wir beide
stette gegen einandern also f., so deweder statt von
der andern gemant wirt, ze tagen kommen.' 1406,
Absch. ,F. und zur stund bezahlen.' 14'24, Gem. Aa.
.Dass sy die zum fürderlichosten hinwSg schickent'
1518,44. Schw LB. .Das Werk gieng f. und glücklich.'
1707, III. EsRA. .Fürderlichen anzeigen.' Muri. Ge-
sindeordn. — 2. vorzugsweise, mit Vorliebe. ,Wur-
dend dis ordenslüt f-er an der fürsten holen g'brncht,
dann niemand anders, diewyl man geschickter nit han
raoclit.' Vad. — Mhd. TünUrlich, -ea, Adj. und Adv., bc-
tiiiderlicli, alsokald.
I
I
I:i0l
Pard— fiird. Farf-fnrf. Parg— furg. Fargg— furgg
1002
Fürderli"g ni.: 1. Vorteil. Vorsprung, Vorschub
Aa; Gr; h; Uw; U. ,Ein Züricher muoss allwcg den
hinderliiig und ein Schwab den f. haben.' 1528, Egli,
Act. .Welcher ein handwerk kann, wie es ghört, der
hat allweg ein f.; der sudler blybt allweg dahinden
ston.' HBuLL. 1540. .Doch wirt diss dem habichen
einen grossen f. bringen, wenn er ab einem hohen
ort auf den raub gelassen wirt.' Vogel». 1557. ,Plus
ad niiseram vitam aftert nionienti, hilft nier oder bringt
ein grösseren f. zue eilendem leben.' Fris. ; Mal. —
2. bestimmter Voranteil an dem Erbe; Syn. Für-
derung 1. ,Ist denen Söhnen heimhgestellt, von der
väterlichen Verlassenschaft je von Zechen Eines zum
F. nemmen zu mögen.' 1756, Schw Rq. .Der Sohn
aber, der solche von seinem Vater erkauft, solle denne
von der Verlassenschaft des Vaters den F. nicht mehr
zu beziehen das Recht haben, sondern der F. solle
dann allein an seine noch übrige Brüder fallen.' 1709.
ebd. Syn. Vor-Teih — '?. Überschnss, Verniögens-
vermehrung. Der Hinderlig hed de' F., trotz aller
Anstrengung übersteigen die Ausgaben die Einnahmen
GrD. — 4. Vorliebe; vgl. fürderlich 2. .Welicher
Nation Volk wir, als Beschirmer der Kilchen, mit be-
.sonderem F. und Liebe umfachend.' 1546, Mise. T. 1722.
Fürdernuss, -niss f.: Empfehlungsschreiben,
Fürsprache. Syn. Fürderung. ,Dass üwer wysheit
unser bruoderschaft wellind f. geben an die üwern.'
1502, Z Anz. 1884. ,Unser Eidg. von L habend dem
Murner ein schriftlich f. gan Fryburg geben.' 1529,
Absch. ,H. B. soll ein f. an graf N. gegeben werden,
dass genielt graf inen gnedig syn welle.' 15.35. Sch
Ratsprot. — Mha. vürdcmime, Förderung, Beihilfe, Eni-
pfeblnng.
furdersam: beförderlichst. ,Uf wölche Neigung
wir uns uf die Pürdersame [Beschleunigung] gericht,
dises lobliclie Werk so wyt möglich abzereden.' 1634,
Absch. ,Man hat die Markung uf hüt fürdersamist
undernommen.' 1737, Areh. Wvl.
Fürderung f.: 1. = Fürderling 2. ,Den un-
erzogenen Söhnen soll ein zimlicher, billicher Vorteil
oder F. aus des Vaters Verlassenschaft geschöpft
werden, damit dieselbig besser erzogen werden mögen.'
ca 1700, U. — 2. Empfehlung. ,Man soll daran syn.
dass man ihm geleit und darzue f. an [den] fürsten
g6be umb geleit [dass er von diesem einen Geleits-
brief erhalte].' 1477, Aiisch. ,Er hat uns an üwer
lieb umb furdrung angerücft [um E. an euch gebeten].'
1503, Z Anz. 1878. Syn. Fürdertiiss (-Brief); Für-
sehrift.
Farf— furf.
Fui'fantni.: Missetäter. , Murner habe die Züricher
und Berner Schelmen, Lecker, Buoben, Purfanten ge-
scholten.' 15'29, Absch. — Von ital./w/((/-f, misstun; vgl.
frt forfait.
Farg — furg. Vgl. auch die Gruppe Furtj^j usw.
Fargto m.: Klössegericht aus feinem Mehl be-
reitet, indem man den Teig durch einen durchlöcherten
Kochlöffel oder einen Trichter ins Wasser fallen lässt
und die gesottenen Klösse mit geriebenem Brot od. Käse
iiberbrennt GrD. Churw. ftiifscheds. Vgl. Bazoggel.
Pepg = Fer Sp. 904. .Zürich hat tüchtige Schiif-
leute und F-en auf die Lintmagt verordnet und em-
pfiehlt diese Wasserstrasse den Kaufleuton.' 1530,
Absch.
Pergün m.: Gepäckwagen der Post. Eilfuhre UUrs.
— Vgl. frz. fuurtjon. Pack-, Muuitionswageo.
Virgeli n. : 1. Tüpfchen auf dem i, Strichelchen G.
— 2. etwa.? Unbedeutendes. ,Auf 's V.', bis auf das
Genaueste, bis auf die unmerklichste Kleinigkeit G.
— L.it. virijnlii, kleine Linie; Streifehen; Koumui.
Fargg — furgg. \gl. auch die Gruppcu Fm-y usw., Furk usw.
Ge-Fergg „Fergg, G'feryg Aa; Bs; B; VOrte; S",
aus der jetzigen MA. nur die letztere Form nach-
weisbar und zwar t. mit e', t. mit e', c', auch G'ferg
— n.: 1. Fuhrwerk für Personen, Wägelchen oder
Chaise, Kutsche, Reisewagen; auch Dim. G'fcrgfgJU
ScHW; UwE. Syn. Q'fert; MUwägeli. Es offnigs
[offenes] Gf. Gotth. Mi''' ime Fuerwerch i 's Militär-
spital uf Genf ie fixere" . . . und händ-mi'''' im gllchlige
G'ferg wider retur geschickt Aa (AGysi). ,Offiziere
fuhren in ganz coramoden Geferggen vor oder hinten
drein.' ADennl. — 2. das Geführte selbst, Wagen-
ladung Knw. ~ 3. das hin und her Schaffen (,Ferggen')
von Dingen; mühsames Tragen oder Schleppen B. —
ge-ferggen g'ferge: ausfahren, spazierenfähren S.
Von feryyen^ fortschaffen, transportieren. (/</ = h; die
Schreibung mit einfachem tj z. T, viell. nur ungenaue Be-
zeichnung des selben Lautes; e wohl durch Vermischung mit
dem syn. G'ffrt.
I'e^rggel [Firggel GWa.) m.: I. Rinnstein In
Küche und Waschhaus Ar; Gl; Gr; G; vgl. VerfäU-
Loch. „Rinne vor den Häusern, welche das Spülicht,
z. B. aus der Küche, aufnimmt; Kanal zur Wegschwem-
mung des Unrats Gl; Gr; GRh.; Tu." Abtrittrohr
GA. Vorrichtung, den Mi.st aus dem Stall zu schaffen
GrL. Syn. Fergger 2; Rünel; Schütt-Luch. .Ist er-
kennt, dass die, so f. haben, dieselben niachint, damit
das spüelwasser dardurch gewarsamlich [sicher] laufe.'
1547, Sch; vgl. Baie. — 2. Arch, Wandka.sten Gr
Chur (?).
yonfertjgen, fnrtschaifen, mit spec. Anwendung auf Spill-
wasser und Unrat; vgl. fenjgen 3 u. .9 h (Fris.). Das syn.
Fergger hat nur mehr persönliche Endung, wie viele Namen
von Geräten. Bed. 2 scheint unsicher, ist aber mit 1 zur
Not vereinbar durch den Mittulbegriif von Behälter, da auch
die Rinne kastenähnliche Gestalt hat; vgl. Ärch i' (Sp. 433)
und Are (Sp. 389); im Schwarzw. #. = Küchenkasten.
ferggen ferge AA.Zein.; Bs; S (tw. neben fergge),
fe'rke GT., fertga, fiertgaXf; sonst fe^rke', in ä. Lit.
auch , fertigen': von einem Ort an einen andern
schaffen, tragend oder führend; daher: 1. tragen
B ; L. Hundart Mann mid isana Stanga hringand 's
nid apar [das Ei von dem Estrich herunter]; as älts
Wib ferggat 's uf dr Hand Gr (Rätsel). Öppis,
tcas me" chummlig cha'" f., in der Tasche mitnehmen
BStdt. Das ist-mer z' schwer, i mag 's nid g'f. UwE.
Also oft mit dem Nebenbegritf von Mühseligkeit,
Anstrengung, schleppen Bs; BSi.; so von Kindern
oder schwachen Leuten, sei es, dass diese selbst die
Tätigkeit ausüben oder Gegenstand derselben sind
BSi. De'' fergget g'nueg a" dem Bueb, wenn er ihn
1003
Fargg, fergg, flrg;
Sie ferggete mich überall mit
fors
furgg
Iddl
tragen luuss Nuw
sich herum.' Goxth. Tanne' dür''' es Tobel [Wald-
schlucht] f., schleifen ÜRSchiers. — 2. führen, Per-
sonen an der Hand, am Arm. 's China, die blind
Mueter, enandru f., am Arm, beim Spazieren W.
,Swer dekeinen dürftigen fertiget und leit ze der
wasserkilchen.' Z 1.843. Von Tieren: die Kuh zum
Stier, mu" muess die Cime ferggu"; Vieh auf den
Markt; Weinfässer zum Wagen W; s. noch 3 ha.
J. S. V. handhaben: Geräte BRi. .Pecten manualis:
ein sichlen udgl., so man mit einer band fertiget.'
Fris. Bildlich: d' Spis g'f. möge, bewältigen. Id. B.
„Ein wollüstiges Leben f. Gr; W." Leiten, Wasser
auf Wiesen W. Die Gradier tient im Sumvier fer
z' wässerw 4 Wasser (od. Wasserleite") ferggu". ,Man
soll das wasser leiten über die sträss und danne en-
mitten uf dz veld; da söllent es denn die obern acker
fertgen bis in den grund [Talsohle].' 1363, Aa Wst.
,Den bach fertigen,' ab. weiter leiten. 143G, Oifn. Z
Mettmenh. ,[Den] bach, so den berg nider kumpt und
das dorf aben louft, soll N.^ und N.* nemen [auf-
fangen] bj dem grossen stein und in fergen us dem
weg in irem costen unz zuo des N.' hof, dannenthin
so soll des N.' hof inen den abnemen [usw.], damit
und der bach gefergent werde in die gassen.' 1556,
Oft'n. ZDielsd. ,Den krunimbach soll ein gmeind gra-
ben und fergen unz zuo des raeiers wisli usw.; dann
soll in ein gmeind zuo maien fergen in das Riet.' ebd.
,Es sollen auch 2 Mann allwegen, so oft Brunst ufgät,
zum Rettenbach Acht haben, damit das Wasser in die
Stadt geferget werde.' 1501, JKdTroll 1843. In Be-
wegung setzen, von Schiffen: ,Actuarise naves, ruoder-
schiff, die man mit moderen und nit allein mit sijglen
fergket, ringe schiff, galeen.' Fris. ,Ein Schiff mittel-
mässiger Grösse und ring zu fergen.' Reisbeschryb. 1676.
— 3. mit bestimmterer Bez. auf die Ortsverände-
rung: a) herbei schaffen, bringen, holen Bs; BSa.;
GrD., Pr. ; P (wo die eben genannten Ausdrücke nicht
volkstümlich). Fergged-mer noch eine" [Schoppen]! —
Beit noch, ech ferggan-der om [einen] Bits Wxn us-am
Cheller. — Fergged es feists Chalb! — Schi heind de
Nutze g'fergat, sie haben die Alperzeugnisse nach
Hause gebracht. Dr Alt hei g'freget, warum 'r nid
me g'fergget hei; dua hei dr Buab g'seid, wil 'r nid
me tragen hei mögen. — Er het 's [eine Ladung Fleisch]
dem Dolcter mit Boss u Schlitten viüessen zum Hus f.
— Hut hed er wider en rechti Tasche [Rausch] heim
g'fergget. Zueche f., herbei schaffen, schleppen. ,Das
gschütz mocht nit nach notturft gefertiget [zur Stelle
gebracht] werden.' HBüll. 1532. ,Materiari, holz zuo-
hin fergken, holzen. Convehere, zuofüeren, füercn.
ferken, es sei auf der ax oder zuo wasser.' Fris.;
Mal. (Kinder) zur Welt bringen, gebären Gr. Ebenda
auch übertr.: D' Frattig [der Kalender] hed en Us-
zug darcon g'fergat, gebracht, geliefert. — b) fort
schaffen, expedieren, verschicken, senden, a) von
Sachen, Waaren, zu Wagen oder Schiffe Bs; B; L;
G; UwE.; W. Auch Äste von einem Baum abe f.
SBuchsg. ,So ensoll enhein mülner gebunden syn,
dien pfistern ir mel ze tragenne ald ze fertigonnc
iendert hin, wände [ausser] so verre, so sie wen
[wollen].' Z UBr. 1304. ,Swer in den ussern graben
vor der statt hert [Erde] gefüert, dass in der wider
üs fertigen soll.' 1327, Z. ,[Der Weinhändler, der
ohne die Erlaubniss der Behörde Wein einkellert,]
soll den wyn wider uss dem keller fertegen.' XIV,, Z.
,Unz dass si das mnlken von dem lande gefertgen
mugen.' 1338, U. ,Söllent die tallüt die stein koufen
und fertigen [auch .ferggon'] unz an Stansstade.' 1413,
Gfr. jWeUchem dann das schiffrecht geliehen wirt, die
sollent dien lüten das iro fertigen zum trüwlichosten
und fürderlich.' 1518/44, SchwLB. ,Und darnach vil
schiff darkommend und das erst fiergat man zum
ersten.' Stookar 1519. Als Beweis der Gerichtsherr-
lichkeit des Stiftes Beroui. wird im J. 1520 u. A. be-
zeugt, dass die betr. Untertanen den Leichnam eines
Selbstmörders haben ,an die Aaren fertigen' müssen
[um ihn dem Flusse zu übergeben]. MEsterm., Rick.
,Wo einer [geraubte] kleider oder kleinoter wurde
sehen fertigen, füeren oder tragen.' 1521, Absoh. ,Da
werdend sy [euere Leute] zwei schiff finden; die wel-
lend [ihr] schnell zuo denen gen Luukhofen ferggen.'
1531, Strickl. ,Güeter von Nüerenberg giengend in
das Sovoy, dieselben gen Leion zuo ferggen.' Vad.
,Dannenher die belg [des Fuchses] von kaufleuten
aufgekauft und in andere land gefergket werdend.'
TiERB. 1563. ,Behilft sich ein grosser teil der land-
lüten des soumens und fertigung allerhand kaufmann-
schatz und waaren zu ruck, uf rossen über das gepirg
hin und her zu fertigen.' ECys. ,Ime das buoch wider
hinab bis gen Zürich ze ferken.' ÄgTschudi 1565/72.
,Ein crüz wurde man im sacramenthüslin finden, das
söUte man gen Korn fertigen.' LLav. 1569; dafür:
.geschickt werden.' 1670. ,Dann wie wir in unserem
land boumöl in schlüchen fertigend, also habend sy
gmeinklich wyn, wasser und anders darin gefüert.'
LLav. 1584. ,Merces convehere ex Hispania, die
waaren führen oder fergken [fertigen. 1716] aus Hi-
spanien.' Denzl. 1677. ,Das in Weiden gesammelte
Heu soll man dem Vieh, so allda gesommert wird, auf-
zuetzen geben und nicht ab der Alp ferken.' 1694/1854,
Gl LB.; s. ab-f.; Uffiier (Sp. 971). ,Ihros die Aaren
hinab ferggenden Weins.' 1739, B Mand. ,Nahrungs-
mittel auf die Wochenmärkte f. und tragen.' 1757, Z.
.Kein Schiff soll gefertiget werden, es habe dann seine
gute Decke und Ladzedul [Frachtbrief] bei sich.'
Republikaner 1801. — ß) von Personen: weiter
befördern, spedieren; bes. (Boten) abfertigen, aus-
senden. .Bas die von Buobikon inen muossten wägen
darstellen und sie nach notdurft fertgen.' 1441, Schaüb.
Rq. .Vergtend die botten also zuo dem röm. küng.'
Edliu. ,Er soll unser knecht [Söldner] uf dem land
und erdrych und nit uf das nier bruchen und f.' 1521,
Absch. ,Die Eidgnossen, so uf der strass sind, hie
zuo empfachen und si uns nachzuoferggen.' 1524,
Strrkl. ,Hat man uns glych ul die schiff gesetzt
und also darnider gefertiget bis uf Affyam.' UHard.
1524/25. .AU frömd Husierer, Landstrycher u. Bettler
US ihren Gebieten zu fergen.' Ansh. ,Und soll man
auch die Botten mit vollem Gwalt uf denselben Tag
fertigen.' ebd. Auch Jmdm zur Flucht behülflich
sein, ihm forthelfen, z. B. „einer Schwangeren, damit
sie in der Verborgenheit eines fremden Ortes das
Wochenbett durchmachen kann, allg." .Die welche
sölich Missetäter annehmen oder fertigen.' Ansh. .De-
portare in solas terras, ins eilend fergken, verschicken.
Alqm tollere, einen ab der weit f. und tödten. Domuin
conjicere alqm, einen heim f. oder in sein haus treiben.'
Fris.; Mal. .Mag der amtmanu dannethin den sä-
migen in die gefengnus fertigen.' L Ansehenb. —
<
1005
Fargfy, fersR. tirers. forsff. furgs
1006
■I. uiifieuiullieh ab weisen ; vom Halse schatten, den
Laufzeiiel ^eben Aa; Ap; Bs; Z; bildlich: Einen be-
nieistern G oT. /<■'' /iioi-e [ihn] g'ferget (sur Stuben
IIS g't'-J, er chmmt-mer allweg nwnme. ,Aber er ferget
sy [die bittenden Frauen] hin', hiess sie wieder nach
Hause gehen. JJun 1574. ,Die Stadtdokters sind gar
griisslich teuer; der [mein] Mann würde mich ferlien
[wenn ich einen solchen beizöge].' B Hink. Bot 1791.
— 5. befriedigen, bedienen, Personen, die ein
geschäftliches Anliegen haben, [so dass sie dann wieder
sich entfernen können; besonders Kunden von Ärzten
Audienz erteilen und sie mit den nötigen Anweisungen
resp. Arzneien versehen; Kunden von Handwerkern
und Krämern die gewünschte resp. bestellte Waare,
Arbeitern von Fabrikanten neue Arbeit geben Aa;
Ap; Bs; BU. (niclit Si.); L; Sch; S; Vw; Zg; Z. Syn.
szedieren. ,Die Eapperswyler brnchtend [wälirend der
Belagerung] ain zugmüli und ain rossmüli, mit welchen
I man die weit erberlich fergget.' Vad. ,Bis mengklich,
so zuo schalfen [Gerichtsgeschäfte] hat, gefertiget
1 werde.' Z Eatsbeschluss 1550. ,Myn läufer ist bi
14 tag bi Augsburg still gelegen, ee man in geferkt
hat.' ÄgTschüdi. ,Die burger vor den fremden ferggen.'
Wild, Eglis. .Das Werchvolch [Gesinde] alle Morgen
bei rechter früer Zeit mit dem Brot fertigen [rechtzeitig
versehen und dann wieder an die Arbeit schicken].'
Gesindeordn. Muri XVII. ,Auf den Dorfschaften kann
einer ald höchstens zwei Meister [Bäcker] Alles ferggen
[den ganzen Bedarf befriedigen].' 1698, Urbar Weggen-
zunft Z. .Dass sie den Landvogt nit mit Weitläufig-
keiten aufhalten, weil sie wissen, dass er Andere aucli
mnss fertigen.' JCEscher 1723. ,Kann er gar ring
[leicht] alle Audienzen f.' ebd. Kranke pflegen [ihnen
die nötigen Dienste leisten]. Gotth. Von männlichen
Zuchttieren: mit Erfolg bespringen ZKn. f — 6. mit
Sach-Objekt: ein Amt versehen; z.B. e Vogti f.,
die Verwaltung von Waisengut führen W. Ein Ge-
schäft besorgen. .Der schuolmeister soll die letzgen
[Lektionen] der 4. Ordnung [Klasse] ferggen.' 153'2.
Egli. Akt. Ein Gewerbe befriedigend betreiben.
,0b er [ein Wirt] verklagt wirt, dass er die täfry
' [Taverne, Wirtschaft] nit fergete [mit dem nötigen
Vorrat versehen betriebe].' Ofpn. Würenlos. .Seinen
Gewerb liederlich ferggete.' Wild, Eglis. ,0b yeman
ein tuochgwerb fertigote. der selb mag dann an syn
erlösten schulden oder gelt woU nüt dester minder käs
oder ochsen koufen. semlichen tuochgwerb zu fertigen.'
152.S/44, ScHw LB. .Was usserthalb dem lius ze hand-
' Icn ist, als hin und bar reisen, gwünn und gwerb
fertigen, koufen und verkoufen, und derglj'chen eehafte
stuck, ist des manns arbeit.' HBull. 1540. ,Die Seiden-
■ und Wullengewerben in einer Stadt Zürich soll jeder-
mann helfen äufnen und denen, die sie treiben und
ferggen, darum danken.' AKlingl. 1702. — 7. zu-
1 bereiten, rüsten, einen Weg oder eine Person, zur
Reise; vgl. nhd. , reisefertig'. ,Uf das so haben wir
ans an dem zystag früeg gefertiget und ufgesessen.'
1521, Strickl. ,Der Herr wird deine weg fertigen
und glücken [glückhaft machen. 1667].' Bib. 1531/60.
.Dem [verheissenen Christo] will ich syn rych fertigen
und den .stuol synes kunigrychs fertigen.' Kessl. ; vgl.
.dyn stuol soll ewigklich fertig syn.' ebd. — 8. (be-
stellte) Arbeit in hinreichendem Vorrat, nötiger Be-
schaffenheit und zu rechter Zeit fertig bringen
(verfertigen), liefern B; Gr. ße'Schriner fergt
Drucke [Truhen, nämlich als Au.ssteuor für die Braut].
JWalkm. ,Ich muoss tag und nacht, frytag [FyrtagV]
und Werktag arbeiten; damit und icli es fergen niög
uf die Frankfurter mess.' 1522, ChrFroschauer. ,Ex-
pedire, einen handel fergken und ausmachen. Defungi,
ausrichten, f., eins dings abkommen.' Fris.; Mal. .Das
sy [die Wittwe eines Steinmetzen] uf dem Steinrnetzen-
handwereh Gsellen anstellen, auch kleine Arbeit ma-
chen und ferggen möge.' 1603, Z Ratsentsch. ,Orgalen,
durch die Closterfrauwen selbs ohne frömbdes zutun
zierlich und perfect gefertiget.' ECvs. Arbeit be-
schleunigen, ohne Aufschub beendigen. ,Ferggen, ne-
gotium accelerare.' Id. B. , Mortem promovere.' ebd.,
wohl = US der Welt f., s. ob. ,Bis dise stallung gänz-
lich gefergget und vollendet wird.' 1530, Absch. ,Eem
in pauca conferre, ein ding schnell ab statt fergken.'
Fris. ; Mal. — 9. insbes. in gewissen Gewerbszweigen,
welche durch Hausarbeit betrieben werden, a) von
den Arbeitern: das von Fabrikanten zugeteilte Stück
Arbeit fertig abliefern Z; vgl. Fergg-Barik, -StuM,
-Tag. Syn. z' Markt gän. — b) von Mittelspersonen,
den sog. Ferggern (s. d.), den Verkehr zw. Fabrikant
und Arbeitern vermitteln, den Letztern .Arbeit zuteilen,
abnehmen, untersuchen und bezahlen Ap; „B; Gl;"
ScHW; Z; vgl. übrigens 5. — 10. „hausieren, trö-
deln Gr." — 11. gerichtlich erledigen, bes. den
Kauf von Grundstucken in Rechtsform bestätigen,
in das Grundbuch eintragen. Urspr. geschah die Ver-
äusserung von Grundeigentum vor dem Volksgericht
der Freien, oder vor dem Hofgericht des Grundherren,
unter feierlichen symbolischen Formen; später ver-
flachte sie sich zu Ausfertigung einer Urkunde unter
Zuziehung von Zeugen. Das Gericht (ß), der Ge-
meinderat (Aa; L), oder der Notar (Landschreiber Z)
, fergget' nun auf seiner Kanzlei den Kauf; der Ver-
käufer lässt auf diesem Weg den Besitz des Gutes
dem Käufer zusichern Aa; Bs; B; L; Z. Vgl. Ferggi;
Fergg- Gang ; Ferti {/-Gericht, -Brief; Fert igungs- Gebür ;
/Ciiefertigungs-Urkund. ,Du wirst meinen, du hockest
am G'richt, sagte die Mutter, und es müess e" Acker
g'ferget sy° und kein Pünktli vergessen.' Gotth. ,Der
Grossvater hatte den Hof (iOOO Pfd teurer übernommen,
als er geferget wurde vor Gericht.' ebd. /" vierseh"
Tage' drüf isch d'r Chauf g'ferget wnrde. .Toacb. 1881.
.Dass umb des gottshus eigen und erbe nieman richten
soll noch fertigen, denn ein hofmeister ze küngsfeld.'
1351, Aa Weist. ,Dü selben güeter syen nu anderswa
hin verkouft und mit der statt ynsigel geferget.' 1374,
Z. .Von koifen. von gemachten, von fergung oder
geltschuld wegen.' 1383, Z. ,Ein mann mag wol syn
guot geben synera kind an fertigen [ohne Fertigung].'
1427, ScHW. ,Wer umb geltschuld köuf ferge. so soll
ein ammann gericht haben.- 1432, Offn. Fisch. .Das vor
gericht gefertgot und üfgericht werden soll.' 147'2, Offn.
Burgau. .[Der Creditor] soll für ein gericht kon und
anrüefen, das im die pfand [des Schuldners] geferget
und verbriefet werdend, das soll ein richter einem
ferggen.' 1489, L. ,Die von Tal haben merkliche jähr
einen amman zuo Tal gehabt, der auch gericlit und
gant daselbst mit allem handel, ganten, briefen und
Siegel hab geferget und nicht ein amman zuo Rheineck.
Doch so möchten sie wohl ihre kauf unter einander ge-
ferget haben mit briefen und siegeln.' 1498, GEheineck.
.Fergot uns Heb v. Rümlang vor unserm gericht Z. das
sloss und dorf Eünilang mit lüten, güetren, grichten,
Fargg, fiTgg. firgg, lorgg, furgfr
IUI IS
zwingen und bennon.- Kuliii. ,VVölcher ehn ein kouf
ferggen will am rechten, der muoss haben zwei ge-
richt; das erst gericht ze ferggen, soll urtel geben
[usw.].' 1530, Aa Wst. ,Hat gar noch jetzt die Pfruond
[die Einkünfte seiner Pfründe] gefcrgget' 1533, Z
Synodalcens. ,Und sollen alle köuf und verköuf vor
gricht geschechen und gefertigt, ouch brief darüber
erkannt, ufgericht und besigelt werden nach lut der
Verträgen, damit niemands betrogen werde.' 1534, Bs
Eq. ,So güeter verkouft, aber innert jaresfrist nit
gefergget wurdint, dass sy dann eim probst zum
Grossmünster heimgefallen syn sollen.' 1.543, Hotz.
Urk. ,Wann ein guot vor recht soll gefertiget werden.'
1550; 1556, Bs Eq. ,Es soll niemant dehein guot
länger denn einen nutz ungefertiget inn haben.' Hofrod.
ScBwE. .Wenn einer nicht genugsam bewysen könnt,
dass ihnie die Güter geferket worden.' 1003, Bs Mand.
,üem Gericht-Schulthessen anzuzeigen, dass er keine
Verpfründungen mehr fertigen, sondern dergleichen
für E. E. Eat zu weisen.' 1660, Bs Eq. , Welcher zuo
ziechen begehrt, muoss gleich bei der fergung ge-
schehen; so lang nit geferget, stehet auch das zug-
recht [still].' 1678, Kadelburg. ,Es soll deheiner
dehein [kein] gelegen guot [Liegenschaft] koufen, der
verkoufer vergge im denn das vor offnem gericht.'
ebd. ,üannzumahlen die zwischen der Baursauibe ge-
schlossenen Kauf und Verkauf am istab gefertiget.'
1761, Bs Eq. Früher galt das W. auch von gericht-
licher Übergabe verpfändeter Güter an den Gläu-
biger; so in Zg 143'2 und sehr häufig im alten LB.
Ndw, z. B. ,pfänden und fergen (verken); der das
pfand ferget.' — , Kundschaft f.', Zeugen vorführen
in einem EechtshandeL ,Wenn man einanderen nit
gichtig ist und darum ein kuntschaft vergget, brucht
allwegen eins gerichts mer dann gichtige.' 1530, Aa
Wst. Übh.: eine Eechtssache erledigen. ,Wer
ein urtel fertigen will, dass er nit mer schaden [Un-
kosten] darüf tryben soll, dann dass hienach geschri-
ben stät: des ersten [jedem Richter] soll man geben
2 plaphart, einem vogt, die urtel ze ferggen, 4 pl., und
einem herrn von jetlich urtel ze scheiden 5 Schilling.'
1414, Offn. ZKn. ,So einer ein urtel an unser gn.
herren appellieren will, so muss er's von stund an
tuen und ferggen, eb er von dem fürsprechen stand.'
1533, B. ,Sortiri, losen, welche reehtsach man zum
ersten fergge. Man leget vor zeiten aller namen in
einen hafen oder gschirr, und welche zum ersten
heraus genommen wurdend, die fertiget man.' Fris.
Vgl. übrigens zu letzterer IStelle auch 5. ,I)er Amt-
mann soll sich nicht unterstehen, Malefizsachen als
Frevel zu ferggen.' 1751, Absch. Schulden (in subj.
und obj. S.) bereinigen, Schulden abtragen; Gutliaben
geltend machen, einziehen. ,l)ass ein Stadt Bern ihren
Batsbotten in Frankrych [sandte], ihre Schulden [Gut-
haben an den König] und Pensionen zu ferken.' Ansh.
,Ein Amtmann soll Fiscalbussen am Untergericht fergen
lassen.' 17'29, Absih. (.\usgaben) bestreiten: Ao 1697
wird ein Betrag verwendet .zu Fergung der merk-
lichen Ausgaben an Studierende.' Z Memorial 1801.
— l'<i; mit persönl. Obj. a) vor Gericht fordern,
gerichtlich belangen, ,0b Jemand ihn syner Worte
in Jahresfrist wollte fertigen, dem vor mynen Herren
solle zu Eecht stahn.' Ansh. .Nu hett der N. ' den
N.- ze recht gfergget vor dem rat.' 1563, Winterth.
Vgl. rechl-f. — b) gerichtlich aburteilen, ,0b siilich»
darüber [gegen das Verbot] von jemand beschäch, als-
dann solle derselb durch den vogt darumb gefertiget
und gestraft werden.' 1526, Aar. Stadtb. .Welicher
umb einung [Busse] gefertiget und peenfellig wirf
1539, B. .Den Oberamptlüten, welche dieselben [Über-
treter] rechtlich fertigen und büessen sollend.' 16'28,
B Eef.-Satz.
Zsgez. aus mhd. fertigen (zur Fahrt rüsten; fortschaffen,
entlassen; gerichtlich übertragen), welches von Gr. WB. 3,
1530 richtig als Grundf. erkannt war (während die in 4, H6
versuchte Deutung verfehlt ist), und z. T. gleichbedeutend
(doch heute wohl nur in Bed. 10) daneben besteht. Mhd.
kommt die verk. Form nicht vor und auch sp,äter nur in
sUdd. Spr., z. B. ,forken' i. S. v. 9 a in der Baar. Die mehr-
fach bezeugte Form , fergen' ist wohl nicht allenthalben un-
genaue Schreibung, sondern kann neben der mit gy (k) be-
stehen viieferig (s. d.) neben fertig. Die unassimiliertc, aus
Ap und auch in älteren Quellen bezeugte Form ,fertgen'
steht dem ferggim näher als dem , fertigen'.
ab-ferggen: 1. mit Acc. P. a) unfreundlich:
Bittende, Lästige, Zudringliche abweisen Bs; B; Gl;
L; GEh.; Uw; Z. Die Eiclie" fergge'd d' Bettler mit-
eme ,Helf-ech Gott!' ah. Churz, wüest [grob] a. Z;
mit Euess und Sah abfertigen. Spreng. , Einer wie
der Andere [der Freier] erhielt seine Abfergeten.'
GoTTH. Böse Schüler soll der Schulmeister dem Schul-
herren anzeigen, dieser der Schulpflege, .dass der knab
bald abgefertiget [fortgeschickt, ausgestossen] werde.'
1532, Egli, Act. — b) freundlich, befriedigend:
Arbeitern ihren Lohn ausrichten Bs (Spreng); Z, Söld-
nern den Sold; Erben ihren Anteil; Gläubigern eine
Schuld; Boten, Begleiter mit einem Geschenk ent-
lassen. ,Er ferget die Boten ehrlich ab, wann [nämlich]
er löst sie ab der Herberg und schankt dem Burger-
meister Escher 250 Kronen, nit weiss ich. was Andern
ward.' ÄgTscucdi. ,Fergk mich ab!' sagt der verlorne
Sohn zum Vater = lass mich mit meinem Anteil ziehen.
Salat. .Abfergken und bezalen die kriegsleut, den
knechten den sold geben. Stipendium persolvere. Die
Schuldner abfertigen, zefriden stellen und bezalen,
creditores dimittere.' Mal. .Er ferket sy vorhin frünt-
lich ab.' LLav. 1584. ,Ich ferget den [Begleiter] ab,
schank[t] im mein mantel.' FPlatt. 1612. — c) aus-
senden. , Wir [die eidg. Söldner] sygent abgefertiget,
bäpstlicher Hoheit ze dienen.' 1521, Absch. Befördern,
transportieren: ,Ein solcher unnützer Gsell in unser
Statt durch den Profossen abgefertiget werden solle,
allda man ihn so lange aufbehalten wird, bis dass
er recht zu tun anerbieten wird.' 1637, Z. — 2. niit|.
Acc. S. a) in der Verbindung: Heu a., das Heu von
dem Ort, wo es gewonnen wurde, fortschaffen, um es
zu verkaufen od. anderswo als Futter zu verbrauchen,
statt es an Ort und Stelle ,aufzuätzen' BBi. ; vgl. Uf-
fuer. — b) Schulden, Zins, Steuer bezahlen; auch
absolut. S(j isset mänge Bettehna" besser rceder mir
|als wir], der Niit a. und Niit sah' mue.t.<<. Stiitz.
Me" mucss zeise" und a. ebd. Bis d' Stilren ahg'fergget
sind. ebd. Syn. abherrschen. .Den zechenden abfer-
tigen.' 1552, Z Staatsarch. .Bezalen und a. [Process-
kosten ersetzen], was von der sach wegen daruf ist
gangen.' 1563, Winterth. .Ich ein Wechsel hab an
dich; denselben ferg mir ab.' E.u. CMev. 1650. —
c) ein Grundstück durch gerichtlichen Spruch in Besitz
eines Andern übertragen lassen L. — ver-ab- =
ab- 2 h. .Ein Amtmann verrechne (seiner Eegierung]
für jede Einbindeten [Taufgeschenk] 1 Pfd 2 p und
1
f
i
IIIOO
Vargg. fergR, firgg, f<n-frg. furf
1010
verabfcrge das überig aus dem Seinen.' 1024, Z Staats-
archiv. — an-fertigen: ansprechen, zu Händen neh-
men. ,Was sölichcn [verlaufenen] vychs G wuchen
und 3 tag nit redlich angefertigt und kehrt wird, als
recht ist, das mag ein herrschaft für das ihr behalten.-
XIII.— XV., Kleinbukgund. — in-: einregistrieren.
,Das Amt, in dem sie sässhaft oder eingefertiget.'
JXScuNVD. 1782. — ÜS-: 1. ein vom Arbeiter ein-
geliefertes Stück ihm definitiv abnehmen und aus-
bezahlen, was etwa bei fehlerhaften Stücken nicht
geschieht, indem dort der Lohn oder ein Teil desselben
.in'behalton wird, bis der Schaden des Fabrikanten
ermittelt ist Z. — 2. abordnen. ,Wir bitten üch, üwer
schiessgesellen zu solcher kurzwyl güetlich uszefer-
tigen.' 1465, LE.
ver-: 1. transportieren, weiter befördern, an einen
andern Ort schaffen, „allg." a) Tiere an einen Ort
hin bringen, von welchem sie den Heimweg nicht
wieder finden sollen; aussetzen Gr; z.B. Katzen in
I Körben; Syn. verträten; junge Ziegen im Frühjahr
ins Gebirg, von wo sie erst im Herbst wieder abgeholt
' werden Gr uVatz. Nasser [junges Vieh] sind keinr
bi Hüs g'sl", die hed-me' im Langsi [Lenz] rcrfergget.
.'^ciiwYZERD. — b) Sachen fortliefern, Waaron, z. B.
■ Fleisch in Körben oder Wagen zu den Kunden brin-
: gen Z. ,Das mehrere in Stäfa gebachene Brot wird
auf Wuchenmärkt an nächstgelegeno brotmangelhafte
Ort verfertiget.' Z Weggenzunft. .Alle bürgere, so
für sich selbs tuechli allhie machen lassend und an
die frömbde verfertigend.' 1621, Z Mand. ,Wie Paulus
die aufgenohmenen Steuren aus Maeedonia in [nach]
Syrien verfertiget.' 1626, JBreit. ,Viel Fische werden
anderwerts verfertiget.' JEEscber 1692. ,Exercitor,
Exercitator, Factor, so die Waaren verfertiget.' Denzl.
1716. ,Das V. [Exportieren] von Lebensmitteln ausser
Landes wird verboten.' 1740, Z Mand. ,Dass allent-
halben in der Eidgenossenschaft Jeder sein eigen Gut
mit seinem Schiff und Geschirr selber verfertigen
: [spedieren] mag.' 1748, Absch. Von Schriftstücken:
I verbreiten; auch: in Druck geben. ,Ir habend des
■ Fabers schandlich gschrift uf den tagen hin und wider
i verfergget.' 1526, Absch. ,[Ge]geben [in] Zürich und
\ in Truck verfergket anno 1582.' ,Dises Mandat ist
■ in Truck zu verfertigen befohlen.' 1650, Z. Bildl. :
;, ,Lärra, Geschrei, ein Geschäft v.', Mutwillen, Freude,
Wohlsein durch Reden, Lachen und Goberden kund-
geben BO. ; Syn. verf Heren. — c) eine Gesandtschaft
■ ab-, weiter senden. ,Dass ir üwer botschaft uf StGallen-
; tag zuo Seh. habint, und ob not syn wurd, wyter ver-
I fertigen gen Dwiel.' 1522, Absch. — 2. Etw. auf die
Seite schaffen, so dass es nicht mehr zu finden
ist, verschleppen od. verstecken BO. — 3. gericht-
. lieh verhandeln, auch schriftlich ausfertigen. ,Und
so dann diser kouf mit beider Orten wissen und willen
; verfergget und zuogangen [ist].' 1530, Absch. ,Das
I soll under dem Namen und Stab eines Zwingherren
verferget und von ihme beschriben und gesiglet wer-
; den.' 1670, Arg. ,Alle und jede kauf und täusch
: sollen vor recht [gerichtlich] verfertiget werden.' 1678,
' AAKadelb. ,Unsere Vogt und wer mehr die uffähl zu
■ verfertigen hat.' 1694, Z Mand. ,Doch sollen solche
Verpfründungen durch die behörigen Schreibereien
verfertiget und von unsern Ober-Amtleuten besieglet
werden.' 1757, Bs Rq. ,So hat doch kein Baur seit
' mehr als '20 Jahren ein Kaufbrief verfertigen lassen.'
Schweiz. Idiotikon. I 7.
1761, ebd. — 4. zur Ihvnd nchnieu, bes. Pfänder.
1566, Zg.
fri-: freisprechen, entlassen. ,Vindicta: erkannt-
nuss zur freiheit oder freiferkung.' Fris., — hei"'-
fertigon: I. (trans.) nach Hause schicken. ,So muoss
nothalben folgen, dass man die frömbden zuo den iren
h. [heimweisen. 1693] solle.' SHocnn. 1591. — 2. (refl.)
sich nach Hause begeben. ,Wir band angesehen, dass
wir uf nächst Frytag zu Appenzell wellen syn und
uns darnach ane Verzug h.' 1524, Absch.
recht-: 1. vor Gericht ziehen und behandeln,
a) mit Acc. P.: zur Rechenschaft ziehen, zur Rede
stellen; zurechtweisen; verurteilen Bs. ,So si enander
rechtfertegent vor demgerichtc' 1348, Z Ratserk. ,Wo
lüt gefarlich in der vogty giengen, da soll ein yeg-
licher gwalt haben, ob ain amptmann nit darby wäri,
die selben zu r.' 1472, Ofkn. Burgau. ,Dass ich
selb dritt uss dem kloster stig und giengen in welt-
lichen kleidern uf die gass, da wir alsbald gerecht-
fertigt wurden von etlichen, und nach ungefüegem
angriff entrann meiner gesellen einer [usw.].' ca 1510,
SiML., Urk. .Wenn wir sy [die Sünde] ungehindret,
ungrechtfertiget, unabgeschnitten lassend wüeten.'
ZwiNGLi. ,Wenn das gericht ufstöt und furer nit
richten will, so soll der Schultheiss die amptlüt ieg-
lichen insunders frogen und r. [zur Rede stellen, hier:
zur Äusserung der Meinung veranlassen].' 1520, BsRq.
,Etlich Zuger habent einen Züricher des gloubens
halb trutzlich gerechtfertigt' 1531, Absch. ,Sind etlich
gesyn, die sich im Dorf verschlagen band [aus Furcht
vor dem erwarteten Feinde verkrochen haben], welchi
[Accus.] die wyber im Dorf umher gejagt und ge-
rechtfertiget band.' 1531, Strickl. .Herodes liess die
hüeter r.' 1531/48, Ai'ostelgescu., dafür , ersuchen.'
1667, , verhören.' 1860. ,Als er auf der Hinreise nach
Memmingen gekommen sei, habe der Bürgermeister
daselbst ihn gerechtfertigt, wohin er wolle.' 1546,
Absch. ,Lst einer [Lot] kommen und will uns r.' Bib.
1548/60, dafür 1531 : .Bist du herein kommen als ein
frömdling und wilt nun richter sein.' .Heigi nelwar
[habe Jemand] etwas an in ze sprechen, derselbig solle
in r. vor eim Schultheiss und Rat zu Winterthur.'
UMey. 1540/73. ,0b ein Wächter jemand sähe im
ttl'cken argwoniglich wandeln oder ryten, die soll
er r.' 1581, Lßerom. 1610 wurde Einer im Rate
.gerechtfertiget [zur Rede gestellt], dass er nächster
[letzte] Nacht aufm Münsterplatz gejauchzet hätte.'
Bs (Ochs). .Wann sie ihn [die Pharisäer Christum]
seines Berufs halben rechtfertigten, fragende, aus was
Gewalt tust du dises'?' ClSchob. 1695. .So sollen die
Fehlbare von den Oberbeamten gerechtfertiget wer-
den.' Bs Landesordn. 1757. — b) mit Acc. S. ,Sölich
ungehorsam strafen und dieselben buoss r., vollziehen
und ynziehen.' 1490, Urb. Baden. , Totschlag, mördery
und ander frevel sond gerechtfertiget werden nach
gestalt der tat.' 1529, Absch. ,Was händel zuo K.
gerechtfertiget werden.' 1544, AAKad. .Frevel vor
Amtsgericht r.' 1576. Z. — 2. obrigkeitlich, amtlich
untersuchen, ordnen, z.B. die Maasse = eichen,
fechten, sinnen Bs (Spreng). ,Es sond ällu mess [alle
Maasse] ze A. von des gottslius wegen ze StG. [im
Namen desselben] gerechtfertgot werden.' Oft'n. Ap.
.Mass und Gewicht zu besetzen und entsetzen, auch
ze r.' GHdschr. ,Versahend ire land mit wachten.
Kill
Pargg— fnr^g. Fark— fnrk
1012
rechtfertigetend, wer uss oder yii zog.' HBill. 1572.
.Rechtg'fertiget etlich gmeiu Waarcn und Gwerb.' Ansii.
— Eechtfertigung: gerichtliche Verhandlung. Er-
ledigung. ,Diewyl darinnen mit dem küng rechts-
fertigungen angefangen [worden seien].' 15'21, Absch.
,Uss besorg[niss], dass die r. langsam zuogan [werde].'
15'23, ebd. ,Da in der ß. die 4 Schiedsrichter in ihrem
Urteil zerfallen sind.' 1525, ebd. ,Der verfallenen
Zinsen halb, ob es zu r. oder uffälen käme.' 1530, Z.
,Als dann sich spän und stöss erhaben, derhalb ich
mit den gniainden in ein r. gewachsen.' 1539, NSenn,
Taniins. ,Siiäne und r-en, so von den erbfällen, freflen,
buossen und andern sachen wegen entstanden.' 1545.
Absch. Gerichtliche Bekräftigung: E-en [von gewissen
Rechtstiteln], die aus Unwissenheit oder hinlässigkeit
underlassen worden sind.' Vad.
lihd. nhi/ertetjcn, rechtmässig machen, z. B. das Gewicht;
berichtigen; ausfertigen; rechtlich übergehen; vor Gericht
verteidigen, vor G. ziehen. Unser .rechtfertigen' 1 ist nicht
vom Adj. , rechtfertig' (s. d.) abzuleiten, sondern urspr. =
vor Recht (Gerieht) fertigen; wohl aber kann 2 auf jenem
Weg erklärt worden.
ver-rechtfertigen: 1. mit Acc. P. den Konkurs
gegen einen Falliten durchführen Z. ,Die Gläubiger
eines Falliten vermittelst gerichtlicher Untersuchung
aus einander setzen." — 2. mit Acc. S.: gerichtlich
geltend maclien; z.B. Pfandrechte; gerichtlich ver-
handeln, erledigen. .Welicher uf einem guot veech
oder ander farendi hab pfandti umb syn zins und die-
selbigeu pfand ab dem guot kämend, vor und ee diser
die pfand verrechtfertiget hat.' 1572, Schw liq. ,So
einer pfändt wird, ist geordnet, dass die pfand vor
dem gericht verrechtfertiget werden sollen.' 1585,
DoRFR. Böttstein. ,Dass alle frevel und buossen vor
dem nidern gericht daselbst haben sollen verrecht-
fertiget werden.' 1595, AAKadelb. .Wie die unver-
sicherten ussstehnden Kaufschilling von liggenden
Güeteren in Uffählen verrechtfertiget werden sollen.'
1631, Z Mand. ,Die in myner gn. Herren Gerichten
sesshaften Burgere und dero Liggends und Farends
sollen an hiesigem Stattgricht verrechtfertiget wer-
den.' 1682, Z. , Damit er [der Untervogt] dasjenige,
so allda fürkäme, das der Oberkeit ze büssen ald zc
V. zuständig, daselbst hin züchen und bringen möge.'
ScBADBfi, Beitr. IV, 22i).
ring-, weg- s. rlii;j-. n-cgfertirj.
zue-: gerichtlieh zusprechen, z. B. Liegenschaften.
1790, Bs Rq.
Fergger (Fcrtgcr kv): 1. persönlich a) ein den
Verkehr zwischen Fabrikanten und Hausarbeitern ver-
mittelnder Geschäftsmann, der den Letztern die rolie
Waare einhändigt, die verarbeitete prüft, abnimmt
und bezahlt Ap; Bs; B; Gl; G; Z. Der Betreffende
ist meist von einem (ieschäftshause angestellt, um an
einem entfernten Orte die daselbst wohnenden Ar-
beiter zu besorgen; er kann aber auch, von beliebigen
Fabrikanten nur den Hohstoff übernehmend, auf eigene
Rechnung eine Anzahl Arbeiter beschäftigen Z. Syn.
FakUn-; vgl. Träger; Anrüater. — b) Aufseher in
einer Fabrik BsStdt; Spediteur, der die Fabrikwaaren
zum Versenden bereit macht, ebd. Spediteur übh.
UwE. .In vil tütschen flecken wirt der Verwalter der
vergger genannt.' 1538, ÄGTsoiii'ni, — c) „Hausierer.
Trödler (Jr.' - d) ..einer der lieamten. die bestellt
äinil, den Besitz eines Landgutes einem Andern ge-
richtlich zu übergeben L; Zn." — i. = Fergyel Ae;
G. ..Aquarium: ein wasserstein oder schuttstein, ein
fergger.' Fris.; Mal. — Guet-: 1. ,Exercitor, ein
guotfergker, der kaufmannschatz oder gueter auf was-
sern füert und fergket, ein faktor.' Fris.; Mal. .Faktnr,
eines kaufherren Verwalter, institor, ein guotfergker,
exercitor.' Mal. ,Die G.-Fergger klagen von Mailand
aus, dass die Waaren zwischen Bellenz und Altorf
saumselig befördert werden.' 1652. Absch. — 2. (bildl.)
Verschwender. ,Er ist ein Gutferger, vertut .\lles.'
JMtv. 1692. — Holz-. .Materiarius: zimbermann oder
holzfergker zuo einem bauw.' Fris.; Mal. — Siden-
a. Fergger la. — Stüekli"-: ebso Ar. — Werpfen-
G ebso. — Zins-: Besorger eines gemeinsam von Meh-
reren zu entrichtenden Zinses ZBauma. Syn. Trager.
Ferggeri": Stickwaarenlieferantin Ap.
Ferggete f.: 1. „Waarentransport", sowohl der
Akt des Ferggens als (auch dim.) die Waare, z. B.
eine Bürde, Traglast oder ein kleines Fuder Heu B.
Syn. Firt. — 2. „gerichtlicher Akt der förmlichen
Übergabe eines Grundstückes an einen Andern L; Zi;;"
auch JVci/i/i f. „ebd.";Bs. Syn. Fergg-gang; Fertigung.
Ferggi°g f.: 1. Spedition von Gütern. .Solche
Fertigung gat auch stäts fort, Sommer und Winter.'
RCys. — 2. gerichtliche Verhandlung, insbes. = Ferg-
gete 2 SThierst., auch der Tag, an welchem dieselbe
geschieht L. .Wenne der schulthess nidergesitzet ze
richtende, so soll er des ersten fragen umb köife und
vertigungen.' XIV., Bs Rq. ,Man soll oueh wissen, dz
die koüf und fuerggung [so!] bcschechen ist.' 1369, Z.
,Wenn der richter mit 6 rechtsprechern sitzt, so ist
es gnuog zuo ainer vergung.' 1472, Ofpn. Burgau.
, Winkauf; von einer F.. der Kauf sei hoch oder nider,
hat der Käufer geben 5 ß und 2 Mass Wein, der Ver-
käufer 5 ß.' 1687, Bs Rq. ,Von Fertigung liegender
Güteren.' 1757, ebd. — 3. Abfertigung. Abweisung
eines Angrifts (V). .Und ob zur Fertigung solcher In-
fälle Hilf not wäre.' Ansh.
flrgge" = figg&i 1 (Sp. 713) GrV.
Furgge, F'orgge, Furggle, fi
-rfc.
Fark — furk V^'l. aueli die (iruiipc Furch usw.
Ferkel(ti) s. l'^rli Sp. 021.
.ferenklich' Sp. 914. .Unser Eidgnossen
I
verklich wider uns handlen.' 1521,
ferklich
werdint nit
Strickl.
Fiirke" (vorw. fi-). Fiirh-a F, Furche Zt). tw.. Fürte
BÜ., E.; Gl (Dim. Furkeli); Gr; GRh.; Uw; U; ZAnss.,
0., See. W., Wl. — Furkle Aa, Fnrrhle ZReg., Furlle
Ap; Gl; GA.. T.; Sch (auch Fitrgle); Tu; ZKn.. W..
WL, Furggele GiK., Furtle Th; ZAuss.. Wl. — f.
— Dim. Furggli Gr. Fiirggü Gr; GWe., FurggiBO.;
Uw, Furggeli Gl, Fürggeli GA.: Gabel. 1. grosse,
vornehmlich die in Stall und Scheune (zum Abladen)
angewendete (Syn. Lad-, Mist-Gable) \k; Ap; Gl; Gk;
G; ScH; Th; Z. doch in F die (hölzerne, etwa mit
Eisen beschlagene) üfengabel, in diesem Sinn in Ap
Ofaforggla; in GrD. in neuerer Zeit auch die hölzerne
Heugabel im Ggs. zu der altern eisernen (fahla; höl-
zerne G. auch in (JrV.. Val.. sonst meist umgekehrt
1013
Fivik -fark. Parl-lurl. F;irm — türm
1014
die ü. mit eisernen Zinken und zwar zumeist zwei-
zinkig (im Ggs. zu der dreizinkigen Trienze GEIi.), in
GA. untcrsfliicdon Fiirggle die grosse Mist-, Füryydi
die Heugabel, beide mit 2 eisernen Zinken; dreizinkig
und auch zum Graben verwendet und dann auch Slech-
fiirtle genannt Tu. Zahla' [zappeln] uie e Chrutt an-cre
Furgyla [eine mit der Mistgabel gespiesste Kröte] Ap.
,Furtcllen' = Gabeln. 1431, Sch. ,Die furk, mistgabel,
fürcilis, furca.' Mal. ,Furgen', zwischen Gabeln und
Messern aufgeführt lüOO in einem Z Inventar. Zu
einer im J. 11)41 in Ap angeordneten Wolfsjagd soll
sich Jeder an den Sammelplatz verfügen ,mit seinem
Übergewehr, Feuerrolir, Hellbarten, Dachgabeln und
Furkehr. ,Die gabel, gaffel, furk(e): gabalus, furca,
tridens.' Red. Ili02. .Furckel, mistgabel.' Denzl. 171(3.
Daher Garbe- Th; Heu- Gr; Mist- Gu; GKb.; ZSth.
— 2. gabelförmig auslaufende Stange zum Stützen
der Wäscheleine (Syn. Stogle), ein solcher Pfahl für
Zäune zum Tragen der Querstangen BSchw. — 3. Rind
mit nach vorn gebogenen Hörnern Gr; GT. Hotze!
hotze! Furg! JJRütl. 1824. — 4. dim. ,Furkelin':
Gabelweih, roter Milan, falco milvus Gr It Alp.
1821. Syn. Fiirkeligir, Gäbehwl. — 5. dim. Furggeli
Gl, Fürggli Gr; GWe.: gabelförmiges Eigentums-
zeichen, spitzer Winkel, an den Ohren der Schafe
und Ziegen eingeschnitten; s. WSenn 1871, 297; in
Gr auch, die ursprüngliche Bed. vergessend, ein ein-
; facher, geradliniger Quer- od. Längenschnitt, im Ggs.
[ zu , Winkel'. — 6. läppisches, dummes Mädchen ThHw.
r -^ 7. Name vieler grosser und kleiner Pässe, welche
tief eingeschnitten zwi.schen hohen Bergen liegen B;
Gr; G; Uw; U. Furggle kv; Gl; GW., A. ,Uf der
Fürgken gegen Wallis- schreibt RCvs., der U MA. sich
anbetjuemend. ,Ein Berg, jetzund Bicornus oder Fur-
kcn genennt.' JLCys. 16(31.
Ahd. Jurka, fitikuh (vgl. nordd. Fnrke, Förk, hell. vork).
I Schweiz, regelrecht -rch wie in stan-h usw.; daneben rk Irgij),
wie in einigen anderen Beispielen die Stufen mit einander
, wechseln (roti-c, Toehe, Toyye, Puppe; Toh-he, Tolyye, Klecks;
Manh, Maryg, Knochenmark), oder viell, als Wiedergabe
lat.-rnmanischen Lautes bei direkter Entlehnung aus diesen
Sprachen, lat. furca, churw. furca, fuorcla (furchtta), Gabel,
Hans-, Tierzeichen, Bergsattel ; für Entlehnung aus letzterer
Sprache spricht das Überwiegen der letztern Ausspr. Der
Wechsel -(- mit -k- wie z. B. in leyyit f. leint. — Bed. 6 lihertr.
von dem willenlosen oder dem steifen Werkzeuge; vgl. Syn.
Sage: ütoyh. Den Namen ,die Foreh' für einen BergUbergang
bei Zürich an das vorliegende W. zu halten, hat einige (laut-
liche) Schwierigkeiten, doch nicht mehr als die Deutung auf
das schwach belegte Fm-ch, Führe, oder auf ,das Foraoh',
i FShrengehfilz.
furken fitrgge: 1. mit der Heugabel arbeiten ZO.
! — 2. das gedroschene Korn mit der Furke aufwerfen,
r niB die Kürner hinaus zu schütteln Gr; Syn. keren,
schütten, schwingen. — 3. sticheln, plagen, quälen
' GRVal.
Furcher m.: Derjenige, welcher bei der Ernte
[vgl. Anträger, Binder^ die Garben vermittelst einer
,Purke' auf den Wagen reicht ZB.
f Parket f.: Gabel, in welche die Muskete beim
•i Schiessen gelegt wird. VFkider. 1619. — Aus it. for-
^ <!*«tO f.
i furkeren s. f ackeren Sp. 733.
Farl furl.
Farlt
Farn.
Fiirle. Pfärle f.: niedriger, mit der Hand ge-
zogener Schlitten, bestellend aus zwei sclimalcn, vorn
etwas aufgebogenen und mit einer eisernen Stange
verbundenen Schleifbrettchen als Kufen, in welchen
senkrechte Stangen verzapft sind, um die Ladung
(Heu, welches im Winter von den Bergen zu Tal ge-
bracht wird) zusammenzuhalten GrD. Vgl. Heu-SchU,
-Schlitten.
Abi. von Fcrli Sp. 921, das Bild eines Mutterschweines
mit seinen Jungen, da dem beschriebenen Sehlitten eine
Reihe von Heubündeln angehängt werden (s. B. I 30) V Oder
von churw. fiarla, ferla (\aX. feruUi), Zweig, Sprosse, mit Bez.
auf das leichte, dünne tiefUgoV
ferlen(en). Ferli s. Sp. 921.
ftrle": stark reiben; blind drauf los feilen (iWe.
— Ouomatopüie.
Firli (J'ierZj- TnTäg.) -fanz Bs; ScHW; Th; Z,
-franz BBurgd.. -fanx L - iii. Bs; Scuw; Z, n. L:
1. geckenhafte Aufführung, Lustbarkeit. Was isch
das für-ne Firlifanz und e Fassnachtstanz, was s' da
tuend üffüere'? Schw Fasnachtspiel 1883. — 2. Vor-
spiegelung, Ausrede, täuschender Schein, allg. F.
mache" B. , Wohlgefallen haben an einem Lau.sj unker
und seinen Firlifaxen.' UBrägg. 1788. — Pirlifan-
xerei: Umstände, Aufwand L.
D.as Subst., das eig. einen Tanz bedeutet (s. Gr., WB.),
hat viell. dem voranstebenden Vb. den Ursprung gegeben. —
Brägger lehnt sich an ein gangbares Simplex au.
Vierler Vieler und Vieri .\p, Vierlder GT.,
Vielder Ap m.: vierter Teil, Vierling, Viertel als
Hohlmass, Viertelstunde.
Eine hybride Bildung, indem l aus der Ableitung l'i«-
liny mit der Endung -<■;■ verbunden wurde; d steigt leicht
zwischen Liquiden (z. B. fliienrlli, frz. vien-J-mi, muu(l)(lrc]
auf und /■ verschwindet oft in der Ap MA.
Forle s. Foreh.
Farm— furm.
ferm (-ö--AABb.; Sch; UwE.; Z): 1. kräftig, fest,
tüchtig, wacker AiFri. ; Bs; B; Gr; Ndw; Sch; Z,
als Adv. auch sehr. JB" f-e Barsch, Stecke" udgl.,
e f-i Orfige. Hab ferm, halte fest! BSi. Es guxet
(donnrot, blitzgut, windotj f. W. Si schlöijen uf
d' Trumnie so ferm, ''as' d' Bothüsfeister erzittre".
ScHwvzERD. Ein'n f. in d' Kur ne" od. dare" prügle"
Bs. „F. i" de" Sjirache', in den fremden Sprachen
gut bewandert BHk.; L; Sch; Z." Das ist f.! wacker
gehandelt! Gewandt, entschlossen, herzhaft. F. de"
A'trag venverfe". Müsteri. „Selbstbewusst, zuver-
sichtlich." — 2. vollkommen, trefflich, gut, schön Aa;
B; S. Derby slöt en f-e luufede Brunne". Hofst.
E ferms [stattliches] Hüs. Tn-ere f-e B'chleidig.
ScHwyzERD. E f-e Lug, e f-i [ausgemachte] Hex UwE.
Das Werch ist f. [vollständig] g'lunge. — 3. als Adv.,
zur Verschärfung einer Verneinung: ganz und gar.
Er hed f. Nid g'seid Now. Syn. ganz.
Aus tn.fcrmr, fest, stark, standhaft, nachdrücklich (jmrler
f. a q.). 0 viell. durch Anlehnung an y'förmt, welche auch
in der Bed. 2 durchschimmert.
1015
Farm, ffti'm, firm, form, funn
1016
vernialisch: höllisch, z. B. von Gestank Scuw; zur
Begriffssteigerung ühh., z. B. f. vermacht [geschlossen];
j)0(sf..'GRHe. - A US ,(in)fernalisch' entstellt mit Anlehnung
an obiges/«», oder an vermal, verwünscht (s. vcrmaledien).
Ferment n.: Weizen, triticum dicoccnm GRh.
Churw. Furmenl, allerlei Getreide, vornehmlich Weizen;
vgl. frz. frnmcnt, lat. frumentum.
flrmanügele": seine Zeit mit Kleinigkeiten ver-
tändeln BStdt. ^, ^ ^
Nach einer .Firma Nägeli' [N. = Gewilrznelke] benannt;
der Gewürzkrämer als Kleinigkeitskrämer «bh. verstanden
oder an eine bestimmte Persönlichkeit erinnernd?
Firmeli s. Form.
firmen: 1. wie nhd. — 2. ühcrtr. (auch ab-): zur
Strafe prügeln, bes. mit klatschenden Schlägen B; S;
zurechtweisen, in Zucht nehmen. - - 3. a) geschäftig
sein, bes. in nichtssagender Weise BH. ,Um das Haus
herum firmte noch die geschäftige Hausfrau.' Gotth.
Herumstöbern, hastig, aber unnötiger Weise Etwas
(durch-) suchen. Hest aber aui [alle] Eggeli usg'firmf^
BM.; S. — b) ume-, umherstreifen B. ,Benz und
sein'üiebsgesellc wollten f. gehn im Walde herum.'
N. B Kai. 1843. — 4. gesehwind entwenden B.
0 hergenommen von dem bei der Firmung erteilten sym-
bolis'chen Backenstreich; vgl. die ebenfalls von kirchlichen
Handlungen entlehnten Synn. mlhen, absolvieren (den Text,
die Leviten lesen, abkapiteln). 3 a u. b mögen im Munde
des protestantischen Berners auf hämische Beurteilung der
Firmungsreisen der Bischöfe zurückgehen; indessen berühren
sieh die Begriffe .streichen' und .streifen' auch sonst; s.
fi:-r,ken II, ßken, fielen und ßtzen. 4 entwickelt sich leicht
aus dem Begriffe des Herumstöberns.
finnig: gefirmt, erwachsen? zum Kirchsprengel
gehörend?" .Welichcr eigen wagen hat, der soll einem
kaplan ein fart holz schuldig syn ze bringen und mag
[der Kaplan] einen jetlichen, der f. ist, und sölichs
nit tuen wollt, umb das fürnümen [znr Bede stellen].'
1510, ZOGlatt.
Form (Furm GnL.) f.: 1. Gestalt; Stück, Gegen-
stand von gegebener Form. ,Ist in das ingesigel er-
graben ein frowenforme [,Weibsbild'], knüwende.' 1329,
Arg. 1861. ,üa nimpt ein glöubiger mit einer band
ein form des ungehebleten brots [des ungesäuerten
Abendinahlbrods].' 1603, Z Kirchenordn. — 2. Modell
Av; FörmU, M. für ÄnisbrötU Bs. -- 3. Formel m.
Ai'H.. Form m. (PI. Form) BEI.; GA.; ZO., Forme f.
ZO., häufig Dim.: Förmli HsrnTs. (Fermli) ; Z, Förmeli
Ap ; S ; Ndw (Fe'rmili), Fürmeli Bs (FirmcU) ; SThierst. :
Sehcibchen aus Holz oder Bein, das umsponnen oder
mit Tuch überzogen wird, um daraus einen Kleider-
knopf zu machen; Knopf ohne Öse, aber mit Löchern
zum Annähen; Syn. Wirbeli; Wirtel; vgl. Formen-
hiopf; Kindern auch als Formtriille" zum Spiel dienend
Ar; Bs; BBi.; GA.; S; Ndw; Z. Als Bezeichnung von
Wertlosem in der verstärkten Verneinung: P'' gab
kei-s Förmeli derfär, gar Nichts S. — 4. (abstr.)
Muster, Vorschrift. Die Gutteshausleute bitten, dass
eine Verordnung (,ein mäss und f.') getroffen werde,
wie die Halsgerichte zu wirken haben. 1530, Absch.
— 5. Art und Weise. ,Sich uf die [folgende] f. ent-
schuldigen.' ScHiMPFR. 1651. Vgl. Schrot.
Die Uiulautung in tt ist die ältere; das « in Furm scheint
(unrichtig) aus solchem ii des Dim. abstrahiert zu sein. —
Das Masc. erklärt sich aus Anlehnung an .Knopf; sobald
aber Form zum Masc. gestempelt war, schien die Bildung
Forme für das Fem. geboten. — In einigen der folgendeü i
Compp. geht unser W. (wie Farh Sp. 987) ins Ad.j. über;
berührt sich also mit -förmig.
Un-, PI. U'förm SchwE.: ungeeignete Form, Porm-
verletzung, Unschicklichkeit, Unanständigkeit, Ver-
worfenheit. ,[Ilie alten Spartaner Hessen die Kinder
betrunkene Sklaven sehen,] damit sy ab der unf. ainert
Widerwillen empfangen.' Kessl. ,Dio Päbste haben
ihre unf. und ir verdorben nit erkannt.' ebd. .Un-
angesehen aber diese U. [Unfug im Reden] untersagt
worden, hat doch ein Arminianer folgenden Tags ein
noch vil längere und vil schärfere Red gehalten.'
DORDRAC.
für-: von spitz auslaufender Gestalt wie eine
Feuerflamme. ,Feurform, wie ein kegel, pyramis.' Mal.
— glich-: gleichgestaltet. .Proxinie niorem Roma-
num, dem römischen sittcn aller gleiehförmest.' Fris.
S. gl'ichförmig.
Leder- = Form 3, aus Lcder gemacht S. Wenn
z'letzt Lederfirrmeli d'rin [in den Geldrollen] trnre',
so war 's de" no"" z' vil für so ne Jud. Schild.
Formel s. Form 3.
Formel er m.: Evangelier, s. Sp. 108. ,Dass man
ieglichem f., das sint die evangelier, die by den zyten
dannoch stuonden in den underen stüelen unsers kores.
geben sollti 3 köpfe rotes wynes.' ca 1320/30. Z Stifts-
Urb. — Von förmu./ormula, Betstätte (sedilia plicatilia), wo
auf dem Chor die Sänger sassen.
formieren: einrichten. .Das gottshus. darin ge-
formiert sind gewesen 80 Zeilen zuo geistlichen mannen,
mit kapellen und krüzgängen.' 1489, JvMüll. - Mhd.
formieren, gestalten.
in- fe^rmiere": sich vorsehen, in Acht nehmen. Er
het-mi''- nit chennen erlischlen [betrügen], teil ich mich
ha' infermiert g'L-a' [gehabt] B oSi. - Aus frz. «■>■..-
former, sich erkundigen.
ex-formiert: wohlgeregelt, gesittet. ,Zu einein
frommen, wohl exformierten wandel und leben.' RCvs.
förmelen: 1. Knöpfe von der unter Form 3 be-
schriebenen Art machen Ndw. - 2. spielen mit
solchen Knöpfen, a) solche (oder Geldstücke) in der
Hand schütteln und dann hinwerfen, um zu sehen,
welche Seite obenauf zu liegen komme GS.; Syn.
hOschelen, tötzlen. - b) Knöpfe nach einem durch
ein Stäbchen bezeichneten Ziele werfen. Der dem
Ziele am Nächsten Gekommene darf die geworfenen
Knöpfe schütteln und diejenigen als Eigentum be-
halten, welche auf die Tuchsoite fallen, worauf der
zweitnäch.ste sein Glück mit den übrigen versucht usw.
GA. — 3. tändeln S.
formen (-ii- Gr): gestalten, bilden, in bestimmte
Form bringen, ein Ansehen geben Gr; Z. ,Die fischer
verschlahend das loch mit einem geförmpten nagel,
welche sy bereitet habend.' Fische. 1563. Refl.: „Das
formt sich nicht, hat keine (gelungene) Form B."
Den Sachverhalt nach seinem Sinne darstellen, schön-
färben Z. - Als Ptc. g' formt (-Ü- Gl; GW.): von ge-
fälliger Form, wohlgestaltet, wohlgeordnet, schön; als
Adv. auch: in gehöriger Weise Ap; Gl; L; GW.; Z.
F.'io g' formt hend s" no''- nie g'wälet [das Wahlgeschaft
betrieben], dass weniger h' schisse* worden ist 1. Syn.
gattlig; gemodlet. .Keine Kirchen seien in der Lehre
vollkommener, geformter und gestalteter gewesen, als
die ersten apostolischen Kirchen.' 1610, JJBreit.
11117
Farm -fnrni. Farn fnn
1018
f7n(;f/onH<, unförmlich. — an-förme(le)n: anzetteln.
Etwas Scilla« einleiten Th (Pnp.). gyn. an-gattigen.
— Zu tj'ß'i-mt vgl. \a.t. formoma, schön gestaltet, von fornm.
.alt-förmig: altmodisch, z.B. ein Kleid L." —
glich-: entsprechend, gemäss, gleichbeschafTen, von
gleichem Rang, gleichstehend; als .\dv.: in gleicher
Weise. ,Sie haben sich mit dem houptmann von Zürich
vereint, [sich] im gelichf. zuo halten.' 1.521, Striokl.
,So fer und unser hotten inen gl. syn, wellten sy
unser hotten by inen sitzen lassen und helfen handien.'
1531», .\bsiii. ,0b sölich händel unsern geschwornen
bünden gemäss und gl. sygen.' ebd.
förmlich: formgerecht, richtig, in aller Form.
nach Brauch und Vorschrift, schicklich. ,Sy handlend
nit geschickt und f.' Zwivgli. .Die Erkanntnisse.
welche der Stadtschreiber erneuert hat, sollen die
Seckelmeister besichtigen und wenn sie dieselben f.
finden, entgegennehmen.' 154.5, Absch. Da der ein-
geleitete Prozess nicht hinreichend erscheint, so wird
befohlen, .einen hinlänglichen, förmlichen und ernst-
haften Prozess aufzurichten.' 16.36, ebd.
un- (ufUrmlich), un-förmiglich: 1. ungestaltet
Gr; formwidrig, ungeschickt. .Derglychon unformb-
kliche [die Vorschriften des Mandats verletzende] Ehen
Nützid gelten lassen.' 1650, Z Mand. .Eine bescheiden-
liche Ablehnung, [die] nicht unformklich auf folgende
Weis geschehen kann.' Hott. 1666. Eine unpassende
Titulatur wird 1731 als eine ,Unförmlichkeit' gerügt.
.\bscb. — 2. ungebildet, unverständig, unerzogen,
ungezogen [mit der ,Form' noch nicht vertraut]. ,Eure
Arbeit bei der unförmlichen Jugend.' AKlingl. G. B.
Vgl. ungebildet.
Vormel s. Vor-Mül.
Form: 1. Förmli n.. kleine Forelle bis auf l'/s
oder 2 Pfd Bodensee It Ferd. Keller u. Mörikofer. ~
2. Form, Förn, ürund fisch, cyprinus (leuciscus)
rutilus; ein Bachfisch, der kaum '/» P^"'! schwer wird
Th. — 3. Form, Plötze, cyprinus erythrophthalmus,
vom 3. Jahr an. Hartm. 1827. Syn. Furn, RüchH"g,
Botel. — Grund-: Seeforelle, trutta lacustris = Grund-
Forene' Bodensee It Sulger (von anderer Seite wider-
sprochen). — In Bed. 1 jedenfalls für Fcirnn, zu Foreru-
(Sp. 935). Vgl. auch Furn.
färm: in Essiggährung übergehend, vom Weine,
der bereits kahnig geworden ist. — fürmelen: in
Essig übergehen ScnSt.
faeriiie": den Beruf eines Fuhrmanns betreiben
VOrte; Gl. Ich chännt mit de' Muse' f., uenn-me'-
mer d' Schu-äns i' d' Hand gab, Ironie auf Einen, der
sich gescheid dünkt Gl. Syn. fuericerchen. — Aus
Fuerme (s. Fucr-Mann) gebildet, wie z. B. KcMomiimi aus
Schl<M9€y udgl.
Farn— furn.
Farn B; L; GT.; Ndw; Zg; ZO. (-ä-), Fän ÄAtw.;
'SNAmt, G.; ZO. tw., Fä ZTagelsw., Färe AABb.;
■BBe., Ri. (-«-); VOrte; Gl; Gr (-ä-); S, Für AaL.,
Ku.; LG.; ZKn., Farnle Färle GlK.; GA.; SchKI.
: — vorwiegend m.; aber n. AaL., Ku.; „L; Zg;" ZTag.
jl — PI. ebenso: 1. Farnkraut, verschiedene Spezies,
j oft als grobe Streue verwendet, allg. ; s. farnen. Auch
in Flurn., z. B. Farnenhlanken Gl, Farnwang LE.,
Farnegg ZF. , Farnkraut, gross far: filix mas,' Kd
Gessn. 1542. ,Allmend-Streuwy. Der Fahrn kann das
ganze Jahr gesammelt werden, doch sollen dabei keine
Sensen gebraucht werden.' 1836, Ünw. Syn. Fasle",
Jesus-Christus- Würz. Vgl. Farn-Samen. — 2. grobe
Streue mit Stengeln ZKn. -- 3. Hirschzunge, scolo-
pcndrium ofT. Gl; vgl. Be-, Stein-F. — Mhd. m,-m, won;
ahd. furam, /arm ni.
Federe"-: Schildfarn, a.spidium oreopteris LE. —
Nach der federigen Teilung der Wedel benannt.
Ful-: schuppiger Schildfarn, aspidium filix mas U.
— Nach dem fauligen Geruch benannt.
Geiss-: 1. = Fül-F. LRigi; Schw; U; Zg. —
'2. beblättertes Läusekraut, pedicularis loliosa U.
1 ist der weichere, auch kleinere Schildfarn gegenüber
dem harten, oft mannshohen Adlcrfarn (s. Küe-F.); doch vgl.
auch Geita-Lcileren. — ä wegen der .\linlichkeit der Blätter
mft denen des Tarns.
Gross-: Adlerfarn, pteris aquilina ScnwGers. —
Hö'^''- Höffäre ü, hdche F.: 1. dass. Schw; U. —
2. beschnittenes Lausekraut, pedicularis reeutita U;
vgl. Geiss-F. 2. — Chüe-: Adlerfarn ScHwGcrs.; vgl.
Geiss-F. 1.
Leiterli-: Rippenfarn, bleohnum spicant LE.;
Schw; U. Syn. Brüsch-F., Geiss- heitere. — Die Fiedem
stehen wie Leitersprossen am Blattstiel.
Baum-: 1. Adlerfarn ZO. — 2. Eichenfarn, poly-
podium dryopteris. .Baumfarb [1. -farn], ein kraut,
dryopteris.' Denzl. 1677; 1716.
1 so genannt seiner baumartigen Verästlung wegen. —
2 nach den alten Botanikern ebenso oder weil er an den
Stümpfen abgehanener Eichbänme wächst.
Brüsch-: Rippenfarn LE., W.
Brüsch, verschiedene Erica-Arten, in deren Gesellschaft
Farnkraut häufig vorkommt.
Re-: 1. Schildfarn L; Schw (tw. mit dem Zusatz
wilde) ; U. - 2. Rainfarn, tanacetum vulgare Aa
(H.) ; L ; G oT. ; ScHW ; Nuw ; U. Zu Bädern für Glieder-
süchtige und auch sonst officinell verwendet; vgl.
Wurm-Chrüt, -Samen. — 3. Hirsch zu nge, scolo-
pendrium off. ScuwMa. — 4. Kreuzkraut, senecio
crucifolius AABb.
Entstellt aus ,Rain-F.' und dies aus ahd. retne-fano; vgl.
Sp. 831. Eine Umdeutung auf , Reh' mochte um so leichter
stattfinden, da 1 und 3 an abgelegenen Orten vorkommen.
Die äussere Ähnlichkeit veranlasste die Vermischung von
1 und 3, sowie der ähnliche Blutenstand die von 3 nnd 2;
1 und 2 wurden beide als Wurmmittel gebraucht.
Ross-: Schildfarn LVitznau.
Zu Rmf in Compp. vgl. Rmn-Kihnmi"'', -Bön; ,Ross-
Kastanic' n. a. ; doch ist die vorliegende Gattung nicht durch
Grösse hervorragend.
Stock-: Adlerfarn LE.
Viell. mit Bez. darauf, dass man ihn an Stöcke sammelt
und faulen lässt, um ihn als Streue oder als Dünger zu
verwenden.
Stein-: 1. lanzettförmiger Schildfarn, aspidium
lonchitis LE.; Schw; Obw; U. — 2. .Scolopendrium,
asplenum.' Fris. ; Mal. — Nach dem Standorte an Felsen
benannt.
Stengel-: 1. Adlerfarn LW.; Sohw; Obw; U. —
2. schuppiger Schildfarn S (Schild); vgl. Farn-Samen.
— Die Benennung passt besser auf 1, den steugligen Adlerfam.
1019
Kurn. fern, lim, iorn, turn
10'20
Strüss-Farn: schuppiger Schildfarn ZF.
Kiuder tragen ftiuzeliie grosse Wedel etwa als Fächer;
die Stengel stelieu in Bilscheln am Stocke; Tgl. Fancnhül.
Wald-: Rippenfarn LE., W.; Schw; Ndw.
Wurm-: Blasenfarn, cystopteris fragilis LE. — Die
alten Kräuterbucher empfehlen Farnkraut Ubh. gegen Wunner.
farnen, färe, Ptc. «/Yare« ZWl.: 1. Farnkraut
mähen oder schneiden und einsammeln GKPani; L;
Ndw; Zg; Z. Im ZWl. an einem hestimmten Tai; von
der ganzen Gemeinde vorgenommen, auch anderwärts
eine der letzten Jahresarbeiten im Freien bildend. —
2. Ackerland von aufspriessendem Farn säubern L?
Parner: Familienn. Z. , Farners guot zuo Hergis-
wyl. Henslis Farners wirtin von Ruswyl.' Gpr.
In den letztern, aus LHergisw. stammenden Angaben
kaum vom Vb., sondern von dem folgenden Ortsu. abgeleitet.
Farnere" f.: Ort, wo Farnkraut in grösserer
Menge gedeiht UwE. Flurn. B; L (z.B. ein Berg
im E.). ,Cuonrad ab farnera. Uolis an farnera ewirtin.-
XV., LHergisw. Vgl. Erbsere' udgl.
Farni: Flurn. B. ,.4uf dem Fahrni-Esel.' Gotth.
Auch Geschlechtsn. B. — Entw. = Farnen: oder aus «_/
Ami verschmolzen wie Fingebul ans uf I.
fgrn Aa; Ap; Bs; GRh.; S; Z (e'J, fe'n ztw..
fe-'r» ZSth., fere" BO.; VOrte; Gr (e UVatz) ; GO.;
W, fer FG.; GrL., ßred Gl (t. e. t. e), fe'rnd ZN.,
ßrig GA., G.; SchwB.: vor einem Jahre, letztes Jahr,
allg. Ferig der Summer, vor einem Jahr im Sommer
GA. Tanze' tuen-i''' sclmli''' gern, HAr tw'' lieber
weder f. S; Z. Wir In [haben] enandre Jure ger,
schier hilr noh l. w. fer, u z' JOr [übers Jahr] fer-
g'wüss u''' noh F (Schwizerd.); vgL: ,Es ferret lihte
[wird leicht fern], est [es ist] hiure ferrer [s. fer
Sp. 912] danne fert.' Singenberg. Dc Gaggü schreit
hur nüd ,wie f.' [sondern eben ,guggü!']. Yexierrede.
.Suochten mich meine Kunden, so mir fern abkauft
hatten.' Bs Chr. nUßb.
Mhd. vlrne, verne(ti)t, vSrt. ,Fernil und hür.' 1428, G
Urk.; 1523, Egli, Act. ,Fernd.' 1491, Seh Ratsiu'ot.; 1522,
Strickl.: 1527, Absch.; 1536, ebd.; 1611, ZMand. ,Fern.'
Ruef 1538. .Fehr.' 1707, I. Kon. — Die Form fi/rig mit
der beliebten Adverbialendung.
c- GrV., vor- (allg.): vor 2 Jahren. — bas-e-
GrV., enen- f^eni-J vor- GRÜbS., vor-vor- Bs,
noch-vor- GrD., Pr., bas-vor- GA.: vor 3 Jahren.
,Vorfernd.' 1491, Scu Ratsprot.
fernerig SchwE., ferndfejrig Aa; Ai'; Bs (tw.
ferntrig und fenterig); BSa., Stdt; Gl; L; GSa.; S;
UwE.; Z (tw. fendrig), ferdfejrig BSi. ; Gr; GA., Sa.;
UwE. (f^rdirig Ndw), fernig Ap; GlH.; GG., Rh.; Z.
ferig GaCh.; Schw, ferdig GrS. : letztjährig, allg.
DefrJ f. Sehne, Etwas das nicht (mehr) erhältlich ist.
So weist man ein unverständiges Begehren, eine solche
Nachfrage (z. B. nach Speiseresten) mit der Gegenfrage
ab: Wo ist defrj f. Sehne? B; Z; = frz. oü est la steige
d'un an? So übh. auf eine Frage, auf welche man
keinen Bescheid geben kann od. will Bs. Was suechst?
Antw. De' vor-f. Sehne L. Wenn ein Schüler ver-
gessen hat, so spottet der Lehrer mit obiger Frage
Bs; Z. De" f. Sehne Suech nit me! Kirchh. Für de'
f. Anke" und für de" hürig Schmutz tmd de seigist
[du seiest] en NMnutz — scherzhafte Ablehnung des
Dankes, wenn dieser mit den Worten: F'' ha'-d'r deiiti
na'''' z'danke", anhebt. Es G'sicht wie curferndrige
Holzessig, eine sehr saure Miene S (BWyss). ,he\
der vorferndrigen Rechnung.- 1539, Absch. ,Ferndriga
Jahrs [letztes Jahr].' FWvss 1653. .Fernerige Pfing-
sten.' JMüLL. ltiG5. ,Dass ir das fiirnig [alte. 1667]
faren lassend vor neuwem.' 1531/48, Levit.
Es gehen 2 Bildungen des Adj. neben einander her, eine
auf dem Comp., die andere auf dem Positiv dos Adv. be-
ruhend. In der erstem steigt il auf (fmuleiig), vor welchem
dann n etwa preisgegeben wird (ferrlerig). Alle MAA. (selbst
Gl; GA., G. u. SchwE. — s. o.) greifen dabei auf /eni als
Grundform zurück; nur die spärlich belegten y<>/(/ u. ffrdig
dürften eher zu fer und Jhed gehalten werden.
Ferndering, Fernderli'g m.: Jmd oder Etw.,
das, im Ggs. zu Hür(l)ing, bereits im 2. Jalire seiner
Existenz sich befindet. 1. von Pflanzensprossen. Bildl.
,Nach der zügnuss Christi ist der ain geschriftglerter,
welcher us äinera schätz herfür bringt huringe und
ferndringe.' Kessl. [nach gewöhnl. Übersetzung: .Neues
und Altes']. — 2. vom gemeinen Barsch Bodensee. Vgl.
Egli Sp. 144.
fe'rn, fe'rnelen s. fer Sp. 912. •
firmiere": einen Gänsekiel [Feder] schneiden Gl.
Vgl. ,fournieren', aus frz. foumir, liefern, rüsten. Die
Entziehung des Haupttoues hätte die Schwächung des i» ttl
e (a) erzeugt.
Firn Fire m. BO.; Gl, f. Zo, Firi f. U (Weilenm.),
Firne f. ÜU. : 1. Eis oder körniger Schnee, der von
vorigen Jahren (seit fern) auf den Bergen liegt und
durch Auftauen und Wiedergefrieren nach und nach
in Gletschereis übergeht; dah. geradezu = Gletscher,
„allg." ,Der F. gienge wieder weg, und die [ver-
wunschene] Alp wäre wieder gras- und blumenreich.'
Kyd 1860. Der Firen ist üben abe" chu" [herunter
gerutscht, gestürzt gekommen] Gl. Sini Füess sind
ehalt wie ne Firne UUrs. Vgl. Gletscher u. s. Gem. U,
S. '24 f. — 2. (lang gestreckter) Haufe, z.B. zu-
sammengewehten Schnees, aufgeschichteter Kanonen-
kugeln; dah. Herd-, Stei'-F., solche von Erde, Steinen
Zg. — 3. Bergrücken. Über d' Firen (Ferne Zg
Walchw.) US Zg. — 4. altes, über den Winter an der
Wurzel gebliebenes Gras. G' fürige" Schwumm in
en Hampfeie Heu ol Firen i'b'schliesse' BR.
Ahd. virni hat nur die abstr. Bed. , Alter'. Zu 1 vgl.
das syn. bayr. Femer, Firner, und adj. ferner (Jimer) Sehne.
— 3 mag aus 1 (da Firnschnee oft auf Bergrücken liegt)
oder aus 2 entwickelt sein, konnte aber auch mit Letzterem
auf einer Verwechslung mit dem W. ,First' beruhen, welche
Annahme auch durch das absonderliche Geschlecht unter-
stützt wird.
firn: letztjährig. , Firnen Wyn, ferndrige Wyn.'
ScHEiicHZER. ,Brauch Ingwer, Met und firnen Wein.'
B Kai. 1745. ,Und man im Sommer garnahe kein
flrnen Wein ankommen [bekommen] mochte.' Würstis.
— Mhd. virne (virnwin>, got. fainuin, alt.
firnen: Laub und altes Gras im Walde zur Früh-
jahrszeit sammeln, um Streue oder bei Heumangel
auch Futter zu gewinnen BR. Zu Firn 4.
nrnig = finnig (Sp. 839) AaSI
Firniess m. : Fimiss Z. Was brächt 's de' Für-
niess, wo d' Sach glänzt? Usteri. .Einen ganz andern
Sinn andichten und einen fremden Fürniess angiessen.'
Ulr. 1733. — Mhd. ßrniK, aus mlat. ßmisium.
firnisiere": einen Firnissanstrich geben, mit
solchem versehen Bs. — Mhd. fimiaen.
I
'
1021
Farn— furn. Fars— fürs
102f2
Fornelle s. FmncU. Furiie" s. Forcne'
Sp. 935.
vo^rne" kv, Bs; Gii (-0- V.); W; Z {-ä- S., Stdt),
«ö«e Ap; ZF., vöre Aa; L; S: 1. vurn, vornhin; in
einigen MAA. wechselnd mit dem Adv. vor (Sp. 928)
und wie dieses coner. und ab.str. Allg. V. weg und
hinde dra", ein Spiel, drei Mann hoch Bs. Er iceisst
V. nid, dass er hinne' lebt. Si'lger. Hinne" mid v.
Nüd ha' (Kü^se"), gar Nichts G; Z. ,Wenn ir kom-
mend vornen in das wasser des Jordans.' 1587, JosuA.
,Vornen an den [Namen der] Tugenden' = voi-an. HPest.
1787. F., zunächst: auf der Hauptseite des Hauses
(abgesehen von der Himmelsgegend), dann spec: auf
dessen Südseite liegend Ar; „L"; Z. V. use' sV, nach
der Hauptscite des Hauses wohnen U. V. use' Ugge',
in einem nach der Hauptseite (gegen Mittag Ar) gehen-
den Zimmer schlafen; s. auch ror Sp. 92(j. Verstärkt
^ vorderfijst v. Auf die Zeit übertr. : V. i" der Wuehe",
in den ersten Tagen derselben Ar; Z; s. hinden. —
2. draussen, im Freien W; Syn. ivrussen (Sp. 560);
Ggs. d(r)mne'. B's Veh v. Ja", es (bes. bei Nacht)
im Freien lassen. Uüt is [ist es] v. nit richtigs, heisst
es, wenn man sich vor Kälte und Wind in die Woh-
nungen zurück zieht. — 3. (mit sin) nach Wert-
schätzung voran stehen, wohl angeschrieben sein
Ap. Er ist-mer wit v.; vgl. vorder 2.
Mhd. voi-ne, vorn; ahd. /oraim, /orjio. Unsere MAA. haben,
um zu dem (igs. hinden eine entsprechende Form zu haben,
aa der Zweisilbigkeit festgehalten, daher auch (das syn.) vor
weiter gebildet zu vore.
über-: im vordem Gemach, nach der Vorderseite
des Hauses, nach der Hau.stüre hin Aa; B; ScnSt. ; S.
Selbi Chinder sl" alli i'b' schlösse" worde" i 's Hinder-
stäbli, [denn] es s'ig gar e frömde Jl/o."» übervoi'e".
BWyss 1863.
har-: hervorgesprosst, geöffnet (von Blüten). ,Es
E war euch alle bluost harforn.' Väd.
j da- dr- Ar, di- Z, di-vöne ZF.. dc-vüre Aa; L:
'\ 1. räumlich, a) vorn. Hü dev., so göt 's dehemie
[hinten]! ruft man dem Vordermann scherzend zu Ar
(eig. von einem Fuhrwerk mit Drei- oder Viergespann
: hergenommen). ,Syne [des Pelikans] füess sind g's3'n
schwarz, kurz und davornen breit.' UMey. 1540/73. —
b) draussen. , Welcher frid versait, so er under
' ougen ist, den soll man zue der landlüt band nemen;
welcher aber davornen um lief und nüt frid wellte
g6n und man in nüt ergryfen möcht, so soll man den
gehorsamen schirmen.' 1409, Arl. LB. Mit st"; 1) „nach
dem Nachtessen noch ausser dem Bett im Wohnzimmer
■sein L; Zr." It St."; Nachtwache halten, bei Unfällen
im Stalle, in Erwartung von Jnids Ankunft L; S3-n.
üf sin. 2) von Pflanzen, Knospen, Blüten: hervor-
gesprosst, aufgebrochen sein Bs; ScnSt.; Z; vgl.
; rorder 1. De" Söme", 's Bluest ist d. ,Die Bohnen
sind all divornen.' 1792, ZZoll. Tageb. B) übertr.:
bereit sein (d. ha", in Bereitschaft halten Z). 4) „(refl.)
sich hüten, verwahren L." Aus de' vor sj" in der selben
[Bed.; das Refl. wahrsch. aus den syn. sr'' g'waren,
iSi** in Acht nen udgl. — 2. zeitlich = da-vor b,
^p- 933.
Fiirn s. Form.
Furn, PI. Fürn (Th Beitr. 1861) m.: Weissfisch,
' leuciscus rutilus, vom 3. Jahr an, Bodensee nach
Sicbold. Vgl. Form. ,Zuo Lindouw am Bodensee I
nennend sy die schwalen im ersten jar fornfisch, im
anderen ein gnitt, im dritten ein furn.' Fisfnn. 1563.
.Etliche nennend sy im ersten jar blieck oder rot-
äuglin, im anderen fürnling. demnach furn od. scliwaal.'
ebd. — Mhd. rurni: ,Furu.' 14(i9, G Hdsclir.
Furnickel m.: Plötze, cyprinus erythrojibtlial-
mus, in der Jugend. Hahtm. 1827.
Aus eiucni dem ngs. /ormifticli, furnetiaiH entsprechenden
W. zsgez. mit Anlehnung an NUjrjd, kleines Ding.
(was-)fürnig s. -fürig Sp. 967. fernd, ferng
s. fern. Fernster s. Fenster.
Viernzel Viemelt AAFri., Vierzel m., f.. n.: ein
Hohlmass, Getreidemass. , Vierterteil, viertel, vierzel:
quadrans, modiolus, quarta pars.' Red. 1062; der
4. Teil eines Malters? Vor der Einführung des neuen
schwz. Masses galt in AAFr. und Bs 1 Vienzel bzw.
Vierzel = 12 alte Viertel od. '/. Malter od. 2 .Säcke'
(welch Letztere It H. 16 Vierteln gleich kommen).
,Der Zehntherr liess bei der Verleihung den Zehnt
aufrufen nach Vierzeln oder Stucken. Der V. hatte
zwei Säcke oder Stucke.' Ztschr. f. Schw. R. III a 65.
An Gewicht hielt es von ,Korn' 227 Pfd, von Hafer
■247 Pfd; ItBs XIV. aber 242 '/a Pfd Dinkel und wurden
80 Wecken daraus gebacken. .Lauft sich die halbe
Vierzel: Mel 4 Seser [1. Sester], Krüsch [Kleie] 3 Küpflin
[etc.].' 1712, Bs Mand.
Mhd. vicrzal, viernad, latinisiert vierdenceUu [vicrtimcll It
vArx 1819), Viertel, modius. .Viernzal f.' l:J69, Eid der
Bs Müller. ,Viernzel.' 1525, Absch. ,Vierzel-acher, -matt'
als Eigenn. 1467, Obw. .Vierzel.' Bs Briefe 15:38; Pl.att.
157'2; Wurstis. 17G5. — S. auch Virzcl.
Pars (varsi— fürs.
Vers fast allg.. Versah Xk; GlK. (e-), Vesch .K\:
Strophe, allg. Syn. G'sätzU. ,Wo er nit abstuond
von sym wesen. Den vers wett ich im glatt vorlesen.'
Aal 1549. Vgl. ,den Text lesen'.
Ferse" I Bs; GrS., Val., V.; SThierst; Z, Fersch'e"
Ar (PL Feriina und -sina)\ GT.; SchwE.; ZO. (»-")
— m. Bs; Z, f. Ap; GrS., Val., Fersi n. ZS., Stdt,
Ferschi I Gl (Dat. PI. Fersch^r); GSa., Fers-:n^ f.
GrV. (F^seneJ, Ferschene BSi., Schw. (PI. Fersche);
Fü.; GlH., K.; GrD., Pr.; GRh.; Schw; Uw, Fersrl; f.
Aa (-.it- Aarau); GfiObS.; L (neben Ferse), Fersckele
GStdt; U; Zg, Ferserif. B; L; SBb., Niederamt, Fer-
sc/jjrwj GuTschiertsch. : I.Ferse. Me" g'sehd-e" [ihn]
lieber bi de" Fersele" als bi de" Zeche", lieber gehen
als kommen L. ,Die fersinen zeigen, die flucht nemen,
terga dare.' Mal. .Der wirt fersnen wider ihn uf han.'
1557, JAltenburger. ,Die fersinen von Cameltieren.'
Vogelb. 1557. ,. anstatt der fersinen an vöglen.' ebd.
,Bis an die verschinen oder antritt des fuoss.' Vad.
— 2. Persenstück am Strumpfe, allg. D' Ferschene
ist dürhi [zerrissen] BSchw. E doppleti Ferschele,
ein doppelt gestricktes Fersenstück GStdt. ,Die [zer-
fetzten] Ferscren vor den Schuhen haben.' Gotth. Vgl.
Für-Fuess, Holt, Käppli. — Hin der-: weit vor-
stehende Ferse Ndw.
Mhd. rerncn f.. Selten n. ; a\\A. fi/rsaim ; got. /airznn. Die
volle Form hat sich zunächst im PI. (.Fersenen, Fersinen')
erhalten, welcher gleich sehr zu dem nrspr. ,Fersen(c)' und
zu der (dim.?) Bildung , Fersi"' passt. per scheinbar volle
Sg. .Ferseue' ist nicht der ahd., sondern aus der Pluralform
1023
Pars— fürs. Farseh— fiirscll. Farst— fürst
Ki'JI
outlehnt, da sonst das auslautende n der mhd. Form in der
MA. regelrecht fallen mussto. Der Wechsel von -ene mit
-de, -ere erfolgte um so leichter, als alle 3 Ausgänge der
Wortibleituug dienen. — « vergröbert sich nach r leicht
zu «, vgl. Hirsch, Hirse; nhd. .herrscheu' für mhd. liimen.
— Das Masc. kann man als Anlehnung an Fucaa, IU»t, Zehe
erklären. — S. noch Finene.
fersen ferschene: henim.scliweifen; in tadelndem
Sinne BSi. Syn. Ciimtjschuehnen, — an-: die Fersen
heben, Tnrnerspr.; beim Schwingen: mit der Ferse
ansetzen, angreifen. ESchXuer 18(51.
Ferse II s. Fesen. Fersich s. Pfersich.
(g'-) versiert; wohl erfahren, kundig UwE. —
Lehuw. aus lat. vertiarc (= vemalus, frz. vei-se).
Under-Pirsene f.: eiserne Schiene auf der untern
Fläche des Pflughauptes SThierst. — la Fcr»c, alsder
Basis des Körpers.
Forsse Bs; Z selten, Forsch(e) Ap; ScnSt. — f.:
Gewalt, Stärke; Talent. Bas iseh sl bsunderi F.
Bkeitenst. 1863. — Aus frz. /oree. S. noch pirßirw.
forssen: Kraft anwenden ßs.
Vörseli n.: Geiferlatz der Kinder AaZ. Syn. Blues-
Ucli (Sp. 185); Gäufer-Mänteli.
Als W. der Kdspr. wohl nach Analogie des der seihen
Spr. angehürigen W. Xusell aus vor (vgl. Vor-Hänyd) gebildet.
FarSCh — fursch. S. auch die vorhergehende Gruppe.
Färsche» s. Fäsche^.
Fcrschi s. Pßrsicli.
forsch : entschieden, kräftig, stramm Bs; B. Do
lauft neben-'vi [dem] Landwerma"" ganz f. und tapfer
si Frau. Bkeitenst. 1861. ,Er .stellte sich vor den
Spiegel, drehte den Schnauz, warf sich forsche Blicke
zu.' GoTTH. ,Er war gewohnt, auch wenn er schlot-
terte, sich f. zu machen.' ebd.
Nach dem frz. forre, iu KAA. wie: itre de furee a (mit
Inf.), im Stunde sein zu; faire foree de rnmes, mit aller Macht
rudern; furee gern, gewaltig viel Leute.
forschen: mit Acc. P. 1. fragen. ,Üie in forsche-
tend, wie sy sich halten .sölltind.' Zwingli. — 2. auf-
suchen, aufspüren. , Allda ward er gefangen, im zuo
guot, damit er nit von den regenten geforschet und
von nieniat wyter ersuocht wurd.' Kessl. — er-: for-
dern. ,Habe man die Gegner vor Recht erforschet.'
1535, AuscH.
försch(c)leu: auf feine Art zu erfahren suchen.
— ÜS-: (mit Acc. P.) Jmdm, ohne dass er es merkt.
ein Geheimniss entlocken Uw ; Z.
fürschi, firschi(g) s. für-sich.
Farst— fürst.
First (Fürst AAEhr.; BU.; Sun; ZWl.) lu. Ar; Gi.;
GRNuf.; GT.; W, auch Sch u. ZWl. in Chollfürst,
Name eines Berges, sonst f.: 1. Dachgiebel, First,
allg. ; bes. der altern, mit Stroh oder Schindeln ge-
deckten Häuser mit mehreren Wohnungen AAEhr,
,De culmine summo, ab dem obristen first aben.'
CoLLiN. ,Dcr First, Gipfel, columen, fastigium.' Eed.
1662. ,Culmen, Gipfel, First [,Fürst.- 1716] eines
Hauses.' Denzl. 1677. Lt Dorfrechten bestimmte man
auf der First stehend durch einen Sichelwurf den
Weidebezirk der Hühner. .Wollte einer das [gepfän-
dete] vich nit lösen und die gnossen entschadgen, so
soll man wasser uf das Übertür stellen und höw uf
die f. legen und lassen essen unz uf die hüt.' Offn.
Adligenschw. Aberglaube betr. Mordbrenner: Wenn
der Ferst fallt, fallt d' Sei Ar. Übertr. auf den Grat
von Bergen; scharfer, felsiger Gebirgskanun. „allg.";
bes. in Flurn. — 2. (nur als ni.) Giebelbalken, Dach-
träger Ap; GkNuL ; GT.; W. ,Wer ein nüwhüs machen
will, dem süllent die herren gäben 4 seilen [Sehwellen]
und einen first.' 1413, Gfro. ,Wa first und soll geleit
wird, da man zimmret in unser ürte.' 1433, ebd. Syn.
First-Baum. — 3. jedes selbständige Gebäude selbst,
bes. bei Zählungen, allg. ,84 fürst wurden verbrennt.'
Vad. ,Indem durch ein Brunst 5 Firsten oder Häuser
eingeäscheret worden.' Müll. 1665. ,Nebst der Kirche
lagen 25 Fürsten in der Asche.' JRWvss 1817.
Mhd. rirat m. ; dieses Genus auch in der Offn. ZFäll. u. o.
Das Masc. blieb im Bergnanien und in Bed. 2 erhalten aus
Anlehnung an Berg und an Baum. — Bed. 1 u. 3 vereinigen
sich in folgendem Beleg: ,Der Landvogt erhält den Auftrag,
die durch den Brand Geschädigten mit 2ü Pfd auf jede First
zu unterstutzen; wohnen mehrere Haushaltungen unter einer
First [einem Dache], so wird ihm Handöftnuug zu einer
grössern Steuer gegeben.' 1721, Absch.
Vogel-: F., über welche eine sog. Vogel-Latte
(s. d.) statt eines First-Baumes läuft; diese primitive
Konstruktion meist nur noch auf Scheunen u. Ställen
GnPr. — Cher-: F. zweier, in einem Cher [Winkel]
an einander gebauten Dächer, so dass die gebrochene
Firstlinie die Schenkel des Winkels bildet Z. Vgl. Ger.
Chur-: die an der Grenze des churischen Ehätien
[des Bistums Chur] zw. Wallensee und Toggenburg
neben einander stehenden Berge. — Lauge auf die ,7 Kur-
fürsten' gedeutet.
Chrüz-: in Kreuzform gebaute First Ar; Z. — ■
Zue-: Balken, parallel mit dem Firstbalken, auf den
Seitenflächen des Daches angebracht und die Dach-
sparren verbindend Bü.
firsten: beim Bauen das Gerippe des Daehgiebels
aufrichten Ar. S. Firstfer)-Wm. — ge-firstet: mit
abgeschrägten Giebelseiten, aber doch scharfkantig
sich treffenden Längsseiten konstruiert LE. Vgl. zwei-
schiltig.
„firstig: in eine vorstehende Längskante zu-
sammenlaufend, eine First bildend; schmal-, hreit-
ßrstig, schmal- oder breitrandig, selbst von der Nase
gesagt Z."
Forst I m. (f): Wald, bes. Bannwald, Fronwald;
nur erhalten in Flurn. B; Z; in Z 1796 ein Haus
zum , Tanzforst' (= , Tannsforst' 1859). ,Er hab das
hüs gebuwen us dem f. oder wannen es im kommen
ist.' XV., Z. ,lch will auf sein höhe und in die
först [, Wälder.' 1683] seiner bauwfeldern.' 1531, Jes.
,Z' forst fahren.' B G.-Satz. 1615. ,Die Schitt' zu sanim-
len und sogleich bis an die Forst zu bringen.' Hekm.
1755; so heisst nämlich (noch heute) eine Flur bei
Solothurn, deren vormalige Natur sich auch noch in
dem entsprechenden , Eichtor' der Stadt verrät (BWyss).
Mhd. »,<««, vurst m., f.; vgl. Gr. Wtb. 4, 1 a 3. Dw^
Hausname erinnert an die Zeit der Mandate, wo die Lust-i]
barkeit sich in den Wald flüchtete. In der Stelle aus im
Schw Kq. S. 47: ,Von dem hof ze Arnnn Ja soll ouch ein
probst syn vorst hau', scheint das Wort ,Waldantoii' za be-
deuten; vgl. iudess auch Fogi. <•>
4
1025
Farst -fürst. Fivrf fürt
1026
Forster, Föstcr AaK.; BLanprn.; TnTägcrw.; Z
(Stutz; Usteri; Z Kai. 1811; Ott'n. Korbas; 1732, Hotz,
Urk.) — ni.: Förster. Waldhüter; gruiidherrlicher Be-
amter zur Beantsichtiffuncr der Fron- und Bannwälder,
an dessen Walil die Hofgenossen sclion frühe einen
gewissen Auteil hatten; Tgl. Offn. Höngg. Auch zu
andern Zwecken gebraucht, z. B.: ,So der meyger
pfenden will, so soll der kcller und der f. mit im gön
und so im helfen pfenden.' 1800, Tu. S. Wasser-F.
Syn. Banmrnrt. ,Myn frow [die Äbtissin] git jerlich
' einem ieklichen f. ze Ion einen grawen rock [usw.].'
XV., Z. Scherzweise wurden nach der Laupenschlacht
die Flüchtlinge, die sich bei Beginn der Schlacht im
' Wald geborgen, ,F.' genannt. Als Familienn. B; G; Z.
Feld-: Feldhüter, mit der Aufsicht über die Feld-
früchte ZWthur. Syn. Gaumer.
Holz-: Förster Z Zoll. .Damit die Hölzer be-
schirmpt, so soll us der Gmeind ein H. genommen
werden, welcher alle Tag in alle der Gmeind Hölzer
gän und zuc denselben luegen soll.' 1596, Z. .Von
dem Holzvoster.' 1691, Dorfordn. AAKotenschwyl.
Fürchnt de' H. nid? fragt man, indem man einem
Andern mit der Hand nahe vor den Augen auf und
ab Shrt (um zu sehen, ob er mit denselben furchtsam
zwinkert) ZW. — Der Beamte im letztern Fall als Schreck-
gespenst für Beeren oder Holz Suchende.
Eevier-, umlerirdische R.: scherzh. für den von
. der Gemeinde bestellten Maulwurfsfänger ZSth.
Wasser-: Aufseher über die Brunnenleitung Z
Mönch. Syn. Dorfmeier; Brunnenmeister. Wasser-
aufscher, welcher die Verteilung des zur Bewässerung
dienenden Bachwassers auf die Wiesen der Berech-
tigten anordnet. 1755, ZGrün.
,Forsf kann nicht nur einen g;ebannten Wald, sondern
Alles, was dem herrschaftlichen Bann unterliegt, also auch
das , Wasser' in sich begreifen; dem entsprechend erweitert
sich auch der Begriff , Forster'. Übrigens kann sich der
Begriff des letztern W. (viell. von dem Comp. Hdz-F. aus)
anch verallgemeinert haben zu demjenigen von Aufseher übh.
' umme°-fo(r)steren: (im Bett) sich schlaflos
\ wälzen Z. — Wie der streifende Fürster keine Ruhe haben.
z'sämme"-, z'weg-: ohne richtige Kenntniss,
unter Schwierigkeiten eine Arbeit tun ZW. En Rock
selber z., en ohere Stock z. [auf die übrigen Stockwerke
' setzen]. Syn. z'sämmen-schi/estere^i. — Von dem müh-
' Samen Schweifen des Försters herzuleiten.
Porst n Föst GA. m.: 1. gesetzliche Befugniss
eines Grundbesitzers, fremdes Vieh, welches wider-
rechtlicher Weise sein Eigentum betritt, in Gewahr-
.sam zu nehmen (in den gesetzlichen Pfandstall als
Pfand zu stellen GA.) und so lange zurückzubehalten.
bis er vom Eigentümer Ersatz erhält; Aufenthaltung
des Viehs im Bann.stall, Bannzeit Gl; GA. Vieh o"
' [an] Föst tue", Syn. fösten. .Wer das Vieh gewaltsam
I aus dem F. nimmt oder aber den Forstlohn zu be-
ll zahlen sieh weigert, soll bestraft werden.' 1835, GlLB.
,Der [durch fremdes weidendes Vieh] Beschädigte soll
[ die Anzahl Vieh und die Tage, da geetzt worden,
durch Forst oder Zeugen beweisen.' ebd. — 2. die
' Busse selbst. ,Vom Viehforst. Den F. in den Tagwen-
: nnd Kirchenwäldern zu bestimmen, ist den Gemeinden
überlassen. In allen übrigen Teilen unscrs Landes
ist der F. auf jedes Stück und jeden Tag bestimmt.'
1^35, GlLB. — Vgl. den selben BcsTriffsübf-rgang in Biming.
Schweiz. Idiotikon. I. 7.
forsten föste: verlaufenes, namentlich auf un-
erlaubtem Gebiete betroffenes Vieh im Pfandstall ver-
wahren, von wo der Eigentümer es mit einer Busse
zu lösen hat Gl. ,Wenn ein Schaf auf dem Wildheuet
in fremdem Gebiet ertappt wird, so wird es gepfändet
(geforstet), dann gelöset.' Gl 1860. ,Und sont die
vorgenempten hofjünger in demselben uspriet f. und
mügent da nemen, was vichs si da findent. ieklich
houpt für 3 ß, und mügent dasselb vich gen Wangen
in den hof tryben. es syg denn, dass es ieman von in
lösi.' Sciiw Rq.
Die PfSndung des entlaufenen Vichs wurde dem Förster
übertragen (Tgl. Offn. Benken 1:322: ,Und soll einer äbtissin
vorster und laider alles das vich, das nit gnossami hat, nach
mittcm meyen in die höf tryben'), weil die Waldung wie die
Weide auch zum Gemeinland gehörte, ja selbst dem A'iehtriob
geöffnet war; so ist Forst II ohne Zweifel mit / identisch.
Da eine Auslösung des gepfändeten Viehs sofort nach der
dem Eigentümer gemachten Anzeige zu geschehen hatte, an-
sonst der Pfänder von der Verantwortlichkeit frei wnrde,
auch wenn er dem Vieh gar Nichts zu fressen gab (vgl.
,fuoren uf die hüt'), so scheint nicht an Zshang mit engl.
to fontcr, nlhren (zu ahd. fodjan, nhd. .füttern'), gedacht
worden zu können, wenn auch der Pfinder verpflichtet ist,
so lange, bis er Mitteilung gemacht hatte. ,das Vieh an das
Futter' zu nehmen, od. es so lange im Bannstall besorgt wird.
Forst III f. : Eingang an einem Zaun, einer Hecke
Zg. Syn. B'legi; Furt. — Möglicherweise Zwitterbildung
aus .Pfosten' nnd ,Pforte' od. = Font I i. S. v. Banngrenze.
Fürst I s. FHrst.
Fürst n m.: wie nhd. Si''' vertue' wie-n-en F.,
sich breit hin setzen, stellen Zu. Ir törfed die War
Ilerren und F-e" zeige': si ist nüd g'stole'. ebd. —
,Ein-: Alleinherr, ein eniger herr, der über ein volk
herrschet und gewalt hat, ein landsherr für sich selbs
allein, monarcha.' Mal. — Gross-. ,Der G. Michael'
für: ,Der Erzengel M.- 1707, Dan.
Chor-: Kurfürst. Bei Bossh.-Goldschm. öfters.
Das Kurfürstonkolleginm als ein ,Chor von Fürsten", die
den Kaiser umgeben, verstanden.
Landes-: Landesherr, Eegcnt, im spött. S. ,Was
werden solche Nachtbuben vor Landesfürsten abgeben?
Hungerleider, Lumpen [usw.].' 1790, Nacutl.
fürsten: 1. mit fürstlichem oder herrschaftlichem
Wappenschild versehen (z.B. von Landmarchen). ,Habe
ihme einen grossen klotzten Stein [Marchstein mit
Wappen und Schilt] gezeiget, so gefürstet gsein.' 1761,
Z Arch. — 2. (scherzw.) unter den Pantotfel bringen.
Fr ist g'fürstet; wird iez g'hörig g'fürstet Uw.
fürst = für A 7 (Sp. 957), C'onjunction Gr; G.
F. es so ist, da [eig. seitdem] -es nun einmal so ist.
.So vermeinend sy, f. dass sy allen kosten miessend
halben tragen, dass man den hotten, so man uf den
tagen geschickt, den soll man ouch abraten halb und
halb.' 1.536, Gr. — Mhd. viirsi, seitdem.
Fürste, Fürstet s. Für-Statt.
Fart(vart) fürt. S. auch die Gruppe Fuid usw.
Part f. (PI. .Fert(e)' ä.Lit.): 1. Fahrt mit Schiff
oder Wagen. ,Hand sich die feren crbotten, sy wöllind
ain jar lang von jeder fart zwen guldin geben, bringt
ain jar 20 fert.' 1517. Scn Ratsprot. — 2. (n.) Fähre.
.Ein Weidling oder Fart zahlt 8 Batzen Zoll auf dem
1027
Fart. fert. firt. fort, fürt
111-2?
Rhein.' 1671, Absch. ,Das Fahrt' neben ,die Rhein-
fahrt.' 1754, Z Nachrichten. - 3. Ladung eines
Fuhrwerks (so viel man auf ein Mal .fahren' kann),
bes. Holz; Fuder. Dim. FärtH, z.B. Dünger Tu.
.Wenn er die lotsten fart darüss füeret.' 1420, Offn.
ZDietl. ,Der soll einem caplan ein f. holz schuldig
syn ze bringen.' 1482, Stiftungsurk. Z OGl. ,23 fert
buw.' 152.5, Absch. — 4. Fährte, Spur des Wildes.
,Kam der hund uf die f.' G Hdschr. ,Odori canes,
guote leithünd, die dem geschniack nach bald auf das
gewild kommend, die guot auf der faart oder gespor
sind.' Fris. — 5. Zug, Reise; bes. Bittfahrt. Wall-
fahrt. ,Näfelser F.': die jährliche Feier der Schlacht
bei Näfels, bestehend in einem Zug des ganzen Volkes
auf das Schlachtfeld mit Festrede, Gottesdienst und
Gesang daselbst Gl; s. Simmler 1722. 574; BBeckf.r
1876, 131/172. RA.: er gnt, ue nenn er a d' F. rjieng,
d. h. ganz con amore GlH. ,Hand gross fert ver-
heissen [gelobt].' Gengenb. Bettl. .Gelübt und fert ze
verwandlen' liegt in der Befugniss des päpstlichen
Legaten. 1517, Absch. .Vota reddere, sein gelübd voll-
bringen und leisten, sein f. ausrichten. Itinera lon-
ginqua, grosse reisen, lange färt.' Fris. ,Ein Kapellin
steht noch da, dahin die von Tolschberg järlich in
der Charwochen Ferte tun.- Wurstis. 1765. ,Die letzte
(jüngste) F.', der Hinschied, Tod; vgl. Hin-F. ,lter
supremum carpere, die letst reis oder f. tuon, sterben.'
Fris. ; Mal. Beteuerungsformel : ,Ich reden 's uf niyn
längste f.', so wahr ich selig zu sterben hoffe. NMan.
,Das sag ich uf m. j. F.' 1793, Museim. — 6. Be-
wegung übh. Uf der F. sin: a) in beständiger
Bewegung, unstät; von Personen (nie zu Hause; Syn.
Füeri) und Sachen, von Letztern bes.: ausgeliehen
sein, b) im Begriff Etw. zu tun. .Instant a me tibi
bona, ich bin auf dem tritt' oder auf der f., dir guuts
ze tnon.' Fris. — 7. Mal PP. Vgl. die syn. Gany,
Ker, Biing; auch Fert und Füeri, Fürli (Furre 1,
Sp. 936 unten). Die J". Aa; Gr. De"F.Z^. „In
oder zue diaer F., dieses Mal BO.; LG." Noch a F.
Gr Obs. Wir sl" nw a F. [ein Mal] g'gangn" W ;
vgl. ein fart. ,Will man doch mich nit fachen?' Antw.:
,Die f. nit.' 1533, Hof Kriess. ,0b sy [Ziegen] schaden
tätind, da soll man sy leiden [anzeigen] zuo jetlicher
f. umb 3 seh.' 1536, Schw Rq. ,Und diser wolf uf
diss f. dadannen Tiünt ryssen mocht.' Vad. ,Per vices,
jeder sein f. Vicissim, f. umb f.' Fris. .Uf der f.'.
bei jener Gelegenheit, damals. 1601, Lied v. Laupen.
Daher all F., allfart: immer. ,Du sollt dem slunde
dyn Alle f. nit gefolgig syn.' Schaihzab. .Dass du
stube ze dem sneggen alvart soll beschlossen syn.'
1345, Lauf., Beitr. ,So sollen wir werer [Bürgen]
syn, so dick [oft] des der Toni und Andres notdürftig
sind, allfard in unserem eignen schaden [Kosten].'
1547, Arch. Jen. ,Und wellend wir den vorgenannten
köfern dis kofs getrüw weren [Bürgen] syn vor allen
gerichten, wo sy des iemer bedürfend und alle fart
one der kofer schaden [Kosten].' 1555, Senn, Kirch.
— ein F., einfart, mit verschiedenen Nebenif. und
Bedd. 1) ein Mal oder das eine Mal von zweien,
correl. mit anderf. (s. d.). ,Eifnrt ist er früntli''',
ander fart wider ii'frimtli''' BO.; LG." Ffert all Jar.
jedes Jahr GßPr., äfert ZStdt f. ,Den Ryn alle Jar
ein f. zu beschowen von unden unz ebnen.' Eid der
G Rheinwuhrbehorde. ,Die so wittwen und weislinen
vögt sind, sollend alle jar ein f. rechnig geben.' 1550.
Gl. .Ein f. oder ein mal.' Fris. Füi' einmal, einst-
weilen: ,0b sy glych das holz einfart zuo den huob-
hüseren füerend, aber dann by nacht heimlich das
selbig überus hin verschleikend.' 1573. Hotz, Urk.
— 2) irgend einmaL .Er hat mir eifart gesagt.'
Ebel. Wenn 's eifort vic [wieder einmal] zum Chriege
chtinnt. Ineichen 1859. Afrt GRChur. ,Du [Schweizer-
kuh] hast ain f. dynen schwänz gereckt hinan den
Zürichse.' 1444, Lied der Zürcher. .Wir müessend s'
ein f. an d' grind schlau.' 1468, Tobl., Volksl. ,In
gelüste nüt bas, dann dass er einfart die götzen über
den altar abbin gehygte [würfe]', sagt ein Bilder-
stürmer. 1523, Egli, Act. ,Man werde bei dem einfart
gegebenen Worte bleiben.' 1528, Strickl. ,Wir warend
a vart in eim land, do dis wesen anfieng.' 1529, Strickl.,
neben .was ein f. gegeben syge, das soll gegeben syn'.
.Ammann Rychmuot ist ein fart alleinig zuo dem von
Müss gefareu.' 1531. Absch. .Als er ein f. zuo holz
wollt gön.' RuEF 1538. .Das hatt Gott wollen der
Welt einfart zemal in diesem Buch fürstellen.' Bib.
1560. .Hoff ich, ir werdend etwa ein f. zuo mir kom-
men.' AgTschudi. .Aliquando tandem, doch ein fart,
etwann, underweilen.' Fris. — 3) nun einmal. „Es
ist eifart so VOrte; Z." Es ist efort esö (e Wäret,
Wahrheit), es lässt sich dagegen Nichts sagen ZStdtf.
Afart. Ebel; afurt, afort, halt Z f. ,Wie soll ich
doch d' Sach gryfen an? Hei™ darf ich eifart nimraen
me.' Com. Beati. Endlich einmal: .Gotts Wunden!
unser herren sind nüt! Ein landschaft muoss ein f.
die sach in d' band nemen.' 1-532, Strickl. .Ir klagend
wol und hör doch nüt Von üch, das üwer keiner üt
Hie red vom weg, durch den man gieng. Und gharz
[beherzt] die sach einfart anfieng.' HBull. 1533. ,Dass
sy deren alten schulden ein f. ledig werden möchtind.'
1557, Hotz, L'rk. .Nunc jam. nun wolan, nun ein f.'
Fris. Überspielend in die Bed. .gleichwohl, nun doch'.
,Wie wol der kost gross will werden, so werden wir
ein f. den kosten druf niuesen gän län.' M. XVI., Z.
,üie lüt bildend inen ein ding yn, das weder gstoben
noch gflogen : noch so muoss es ein f. syn und lassend
sich nit darvon bringen.' LLav. 1569. ,Er müessted's
eifart lyde°.' Mauleni 1712. — 4) bald einmal. „Efnrt
BO." 31ir wend-is [wir wollen uns] eifart dra' ivage"
UwE.f Offert, endlich einmal Gl. Vgl. offert-hin.
— 5) einmal := wenigstens. „Aff'art so hin ich nit
UUrs." .Göttliche Ehr einfart nit tüegest an den
Heil'gen.' Geistl. Lied v. 1619. ,Wartit eifart, bis ich
mit der Antwort wider kumme.' Taluochz. 1781. —
6) immerfort. Äfj't ZWthur, «/\rt BsLd (Spreng).
— 7) sich berührend und vermengt mit einfach, ein-
falt. .Dieweil wir nichts anders begehren dann ein-
fahrt bei unseren freiheiten zu bleiben.' 1598. ApA.
an Z; dazu vgl.: .Sie begehren einfalt bei ihren frei-
heiten zu bleiben.' 1599, Ap Landeswirren. Eifart de
scigist i Diickis [ins Grab], wie dy" Ma'". Mamleni
1712. — ander F., anderfart, t. correl. mit cin-f-,
t. alleinstehend = ferner, weiterhin, wiederum BHk.;
W. „Er hed-mu [ihm] es Glas Wi" und der [sk] ander-
fart no''' e grosse Bitz Brod g'ge" BO. " In der ä. Spr.
meist: zum zweiten Mal. ,Iteni und der ansprechig
kündet im ander fart ein twing und er kumpt aber
nit.' 1519/44, Scaw LB. ,Darnach ward der künig
gefüert in ein kamraer, das er sich zuorust und sich
a. anleit mit kleidern.' Ziely 1521. ,Wenn sich die
[verwittwete] inuetter a. verehelichen wollte.' 1541, Bi
I
1029
Farf, t'crt. Hrt. fort, fvirt
1030
.Sollen deswegen etwann längere Personen die Kiiblin
[voll Trauben] in die Brenten schütten, damit man
nachwärts nicht a. aufzulesen habe.' Rhagor. KiHfl.
Dafür bei Mal. und bei Ruef ,ein ander f.'
Mhd. vart. Fahrt, Zug, Reise, Lauf, Weg; Fahrte: Ladung:
an, uj der v., bei dieser Gelegenheit; «/ düe c, dies Mal;
ein f., ein Mal; nlk »., immer; auch correl. mit mal, imd
mit abgeschwächtem Voc. wie unser af^rt: ein ixrl amai
[Änidj, ruo dem andern liiiu (in eiuem Weist.). Dem mhd.
Plur. rertc entspricht noch das ,rert' unserer ä. Lit. Ab-
weichung vom weibl. Geschlecht findet sich nur bei Bed. 2,
wo offenbar das Geschlecht des gloichbed. Far (Sp. 8SG)
eingewirkt hat, und einmal bei da' F., diesmal (syn. di"
/'oilt"), und anderfiirl (wenn dort nicht statt der zu lesen
ist </«■■. dann). Übrigens wäre das Masc. nicht allzu auffallend,
da in der Formel ein Furt das unflektierte ein mit ein'n
|ciuen| gleichlautet; auch könnten die syn. Masc. Gmuj, Ker
usw. eingewirkt habeu. Dass neben ei'fart in Bed. 3 syn.
ei'Jult vorkommt, wird zugleich auf der Lautähnlichkeit be-
ruhen; oder -fall könnte sogar nur untergeschoben sein, um
das nicht mehr verstandene -fart zu deuten. Übrigens vgl.
Sp. 818 unten. Kine ähnliche Umdeutung und Unterschiebung
ist ein gleichbedeutend mit ander/url vorkommendes andenrerl
, und anderwärtig; Letzteres ähnlich dem nhd. ,auderweitig'
. aus ,ander Weid-ig', denn auch weide i. S. v. Tagreise (mit
abendlicher Weiderast) war eines der concreten WW., welche
die ä. Spr. statt des abstr. ,Mal' gebrauchte. — Die Ver-
bindung tin/art (welche wie andcr/art nicht als Zss. zu be-
trachten ist, sondern auf ganz gleicher Linie steht wie die
Verbindungen mit dem Fron, demonstr.) hat verschiedene
Bodd. angenommen, je nachdem ein als Zahlwort genommen
wurde (bei 1 und 6) oder als unbest. Fron, (bei 2 — 5), wo
dann fortschreitende Abstraktion noch weitere Verschiedenheit
erzeugte. 6 ist wohl zu erklären : in einem Zuge, an Einem
fort (vgl. das syn. eister und ade Sp. 85, welches aber auch
.ehmals', einmal, bed.); dagegen ist das bei 2 und 3 vor-
kommende fnrt nur eine lautliche Färbung von Fart; die
noch stärkere Abschwächung -/frt entstand in Folge der
starkem Betonung des ersten Teils, ähnlich wie ammcl aus
1 ,ein Mal' neben e Mal. Übh. gruppieren sich die Nebenff.
i in 2 Reihen, je nachdem der Auffassung des .ein' in der
! Grundf. ei'/art entsprechend der erste oder der zweite Teil
;! den Hauptton hatte, a- in der ersten Silbe, wenn sie betont
1 ist, konnte nicht direkt aus ei" entstehen, sondern scheint
; eine Lautverstärkung von ä, e, um den zurückgeworfenen
! Accent zu tragen ; viell. hat auch das z. T. syn. afig, ufeil
, (s. an-fahenu Sp. "18) darauf eingewirkt. Dieses a konnte
wieder in o verdunkelt werden, ff, wenn wirklich gesprochen,
kann aus Assimilation von n -\-f erklärt werden. Verschieden
von dem so entstindenen offert ist das in offerlhin, wahrsch.
aus nu-fort-hin (s. -hin). Doch kann die hier besprochene
Form auf jene eingewirkt oder sich mit ihr gemischt haben,
denn auch die Bedd. .nun einmal' und ,nun forthin' lassen
sich mit einander vermitteln; lässt es sich ja auch fragen,
( ob nicht aßrt in Bed. 6 vielmehr mit ,fort' zsges. sei.
Ab-Fart: Erweiterung eines Fahrweges, damit
Fuhrwerke an einander vorbei kommen BBe. — Von
ab/aren i. S. v. ausweichen, vgl. Sp. 893.
Übel-: Ggs. von ,Wol-', also: Unheil. ,Der euch
1 schindtund schabt und nach ewer ü. trachtet.' Zwinglt.
Uf-: 1. Ufert Z, Üff^t LM., Üff\rt ThHw.: die
Himmelfahrt Christi, resp. die kirchliche Feier der-
selben und der betr. Tag; vgl. .Himmcl-F.' ,üer uffart
abint [Vorabend) und der tag wurde_nd ouch schlecht-
lichcn [einfach] begangen mit singen lassen und mess
haben und am tag nach imbiss kein non [Nachmittags-
gottesdienst, Vesper] gehept und das bild unsers herren
nüt iner ufgezogen. wie von alter har der bruch ge-
wesen ist' 1.524, Z. Die Feier trägt seit alter Zeit
eine ziemlich weltliche Gestalt (s. bes. Neuj. Z Wais.
1879, 1'2) t. in Folge der .Jahreszeit, in die sie fällt,
t. wegen der freudigen Bed. des gefeierten Ereignisses
selbst. Ausflüge waren zu Stadt und Land beliebt,
bes. aber das Besteigen benachbarter Berge, um da-
selbst die Sonne aufgehen zu sehen, was man in
ZWthur nannte: uf d' U. ufe gä"; so von Z auf den
Utliberg, von AASchinzn. auf die Gislifluh, aus der
Umgegend von Bern auf den Bantiger. Die Sonne,
sagt man den Zurückgebliebenen oder den Neulingen,
sieht man in 3 , Sätzen' aufsteigen oder 3 Purzelbäume
schlagen. , Wider das laufen an Uffahrtstagen uf den
Hüetliberg und Kolbenhof.' 1627, Z Mand. In kv ist
der Besuch der Berghohen auf Pfingsten verschoben
und am Himnielfahrtstage macht man vielmehr Aus-
flüge in die Niederungen, um die Augen am Anblicke
der Blüten und Saaten zu weiden. Festgerichtewaren
und sind z. T. noch Butter und Honig, welche auch
den Dienstboten reichlich geboten werden; so in B;
L; Z; in AAZof. auch Zieger; s. u. Maiete u. Anken-
hrüt. Zum Gottesdienst trugen die Schüler ,Kränzlin'
wie am Fronleichnamsfest. Bossh., Wthur. Chr. Der
(nachmittägliche) Jngendgottesdienst war aber in Z
schon 1648 eingestellt. Dennoch wurde öffentlicher
Tanz (BRoggw. Chr.) bestraft. In h herrscht der
Glaube, an der Auffahrt kehre die seit Ostern gestörte
Ordnung in die Natur zurück, nachdem in der Zwischen-
zeit die kleinen Buben im Himmel regiert haben. Ebda
finden an diesem Tage auch Flurumritte Statt, so der
bes. stattliche in Münster, bei welchem auch die Pferde
Butterbemnien zur Bewahrung vor ansteckenden Krank-
heiten erhalten. An dem genannten und manchen an-
deren Orten lässt man in der Kirche, meist um Mittags
12 Uhr, in Beromünster Abends, während die Procession
in den Flecken einreitet, das Bild des auferstandenen
Erlösers gen Himmel schweben. , Sobald das Bene-
dicamus gesungen ist, facht der schuolmeister das
Responsorium an und gat man proeessionaliter zum
bild, so man ufziehen ist [will], und so das R. gar
usgosungen ist, stät der kilchherr zur rechten .syten
des regenbogens, der helfer zur linken, fahcnd an zu
singen: Ascendo ad patrem meum etc. Zum anderen
[Mal] aber also singen und a wenig höcher und hebend
das bild a wenig üf von dem tisch. Zum 3. mal sin-
gend sy mit hocher stimm. Dann ziehend sy die ge-
bildnus gar hinuf, so gät man dann wider in den chor
hinüf. Und würft dann nuss und oiflaten oben von
dem täfer hervor nach altem bruch.' 1588, Schw
Kirchenordn. Letzteres zum Frommen der Kleinen,
denn noch heute führt und trägt man die ein- bis
vierjährigen Kinder (die Mädchen weiss gekleidet) zur
Kirche und lässt von ihnen das Christu.sbild, das zu
diesem Ende mit Haken versehen ist, mit Kränzen
(s. Herrgotts-Blitem) schmücken. An diesen Akt des
Aufziehens knüpft sich der Glaube, dass von derjenigen
Himmelsgegend, gegen welche das Bild sich kehrt, die
Gewitter des .Tahres kommen werden Schw. Eine das
ursprüngliche Verhältniss vergessende Modifikation
berichtet ein rationalistischer Augenzeuge 1833 aus
Freiburg: ,Bei den Chorherren zu StNiklaus steigt
nach dreimaligem Geläute punkt 12 Uhr der Heiland
aus einem Loche im Chor vom Himmel herab, von
Engeln, Blumen und Kerzen umgeben. Mit Jubel
empfangen ihn die Kapitelherren, singen ihm ein Lob-
lied mit Musikbegleitung; dann steigt der Heiland
wieder zum Himmel und verschwindet.' Schweizerb.
1031
Part. fert. «rt. fort, fürt
l(i;«
Der Tag hat auch landwirtschaftliche Bed. CIW"
me" a" "der U. drei Boggenäri sele, so sind s' i« sihe"
Wuche» i» dr Belle. A» dr U. seit- [sollte] me« scho'^
en Ankeballe [die Festspeise!] chötine' im Häuf [Hanf]
imie' verberge". A" der U. weisst Niemer, tvo Bartli
de" Most huk «i'user. ,Wenn 's an diesem Tage regnet,
so fehlt das Heu.' Ixeichen; vgl. Pfingsten, Drifaltiy-
keitstag. — 2. {^Mch Alp-Uf-F.) der gewöhnlich Ende
Mai oder Anfang Brachmonat Statt findende Zug mit
dem Vieh auf die Alpen, von den Sennen festlich
begangen Schw ; S. Syn. Alp-, Berg-F. Just isch 's
am Frltig, 's isch e guete Tag, wo [der] bi der U.
Glück und Sege bringt. Schild. ,Wann wegen zu
früher Besatzung und Auffart sich Streit ereignen
sollte.' 1747, BSi.
Mhd. üfvart. Fahrt stromaufwärts; Himmelfahrt. — Das
Besteigen der Hoheu an diesem Tag (wie anderswo sclion
am Ostertag) ist Rest heidnischen Natur- resp. Sonnenkultes.
Nach-Uf-Part: Nachfeier der Uf-F. 1 am fol-
genden Sonntag mit Tanz im Wirtshaus und Gegen-
geschenken der Bursche an die Miidchen, welche an
der ,Nachostern- ihnen Eier geschenkt hatten BsBukt.
Ein Kachklang aus der Zeit, da der Landvogt auf Hom-
burg je im Frühjahr die heiratsfähigen Untertauen nach B.
heschied, um vor versammelter Laudsgemeiudc die Piuirc zur
Ehe auszuwählen; so bis Ende XVIII.
Aktien-: Fahrt an eine Versammlung von Ak-
tionären ZUewis.
Alp-: 1. = Üf-F. 'J. In Ap und GT. gehen im
Zug voran der sonntäglich geschmückte Senn, mit
roter Weste, Alpenblumenstrauss auf dem Hut, und
mit der blank gescheuerten Milchbütte auf dem Rücken,
und die ,Meisterkuh', welche zwischen den Hörnern
den Melkstuhl aufgebunden trägt.. Aus Wirts- oder
Bauernhäusern, an welchen der Zug vorbei kommt,
wird Wein angeboten. In Gr werden die schönsten
und stärksten Kühe bekränzt; die .Herkuh' bekommt
auch die grösste und schönste bekränzte Glocke. In
W wird der Ortspfarrer berufen, das Vieh zu segnen.
,Dass sie nach der A. mit all ihrem Vieh in die Alp
sollen und mögen tryben und fahren.' 1495, Zellw.,
Urk. Es bestehen geschriebene A.-Ürdnungen. Schil-
derungen der A. s. bei Schild II 61; Tschudi, Tierl.
1865, 547. 555; WSenn 1871, '206; JKZellw. 1867, 59;
Kronfels 1826, 277 ff., und besonders anschaulich
RüTL. 1824, 123. Es sind auch etwa 4 m lange co-
lorierte, in Holz geschnittene Darstellungen der Alp-
fahrt verbreitet; ähnliche in ausgeschlagenen Messing-
blechen tragen die Ai> Sennen auf ihren Gürteln.
— 2. das Recht, mit Genossen eine Alp zu benutzen;
auch eine solche Alp selbst. ,Wer mit jeiuan, der nit
landmann ist, güeter- ald alpferty-gemeinschaft hat,
soll ze buess verfallen sin.' 1504, Ndw. ,Welcher
besitzer in das künftig ein a. abtreten und ligeu lassen
wolle, bis auf das neüwe jähr iederzeit darvon stehn
und abtreten solle.' 1524, Schw LB. ,Anno 1611 ha-
bent U. Gn. Herren ein A., der Spital genannt, von
N. N. erkouft und zuo der Landlüten Ahnend usge-
lassen worden.' ebd. — 3. das zu (oder von) Alp
ziehende Senntum. ,Man sollt faren durch die güeter
nf und ab den fuesswcg und mit ungebundnem guet
[Vieh] und alpfcrten.' 1483, Obw.
Uf-Alp- = Alp-F., aber in bestimmterem Gegs.
zu Ab-Alp- oder Vun-Alp-F., dem Verlassen der Alp.
SteinmI'll. Zur Ab-A.-F. vgl. in sachlicher Bez. Amh. i
1879, 228.
Um-: feierliche Procession, welche alle Jahre um
die ganze Stadt herum gehalten wird und zwar in
Folge eines von 1522 (?) datierenden Gelübdes, ,um
dass Gott unser Statt desto fürer von Fürsnot (sinte-
malen unser Statt von hölzinen Hüsern crbuwen) und
andern Unfall behüete.' L. Vgl. Rom-F.; Umgang.
An-: 1. (f.) Brücke über Seitengräben Ap. —
'2. Landung. ,Ir sollend an allen Orten im See und
am Rhyn. wo man anfaren oder lenden old Überhin
setzen "kann, Palisaden ynschlahen und hadurch [sie]
die A. zu verhindern haben.' 1647, Abs<ui. — 3. (n.)
Stätte, wo man landen kann. ,Das Anfahrt oder Nol.'
1651, AWiLD 1883.
In-: 1. = An-Far Sp. 887 B. — 2. Weg in eine
Alp. 1375 wird in Obw eine Alp verkauft .mit steg,
mit weg, mit usfart, mit y. und mit aller der rech-
tung, so darzuo gehöret'.
Is-: Eisgang. UBrSgger 1786.
Us-: 1. Ausgang aus einer Alp, s. In-F. - 2. die
Vorsasse (untern Bergweiden) W. — 3. Hautausschlag,
auch Us-Farete Ap.
Feld-: Fahrweg über Geraeinweide, resp. das
Recht der Benutzung desselben und derselben; im
XVI. oft als Streitpunkt neben Weidgang, Tratt, Wunn
und Weid usw. genannt. ,Wie die vorderne [Altvor-
dern] mit grossen kosten vil geschwändt, dadurch sy
ire gemeine f. verbessert' 1533, Hagenb. Sigrisw.
.Feldfarten und Weidgänge.' 1535, Absch. ,Der Abt
behauptet, die F. durch einige Güter gekauft zu haben.'
1539, ebd. ,Die von Lugnorre klagen, dass die von
Mur vermittelst gemachter Einschläge sie an ihrer
Trätete [Tretrecht] und F. verhindern, und bitten,
dieselben anzuweisen, benannte F-en zu öffnen.' 1541,
ebd. ,Der alniend, wunn, weid, f. und andern burger- ■
liehen eehafte und nutzungen genoss syn solle.' 1545,
B Ratserk. ,Beider Teilen Untertanen an ihren Wur,-
nen, Weiden, althargebrachten F-en und Trätteuen
dheinen Schaden, Ncuwerungen noch Nachteile ge-
bären.' 1549, BBürcn. ,Streithandel wegen Atzwcid
und F.' 1558, Abscu. .Gemeinden, die sonsten in dem
Leuzigerwald die geraeine Weid und F. haben.' 1680,
B Schiedspruch.
Von-: fahrbarer Ausgang aus einer Alp (Gegs.
Zue-F. ; vgl. Von- Alp-F.) od. das Verlassen derselben.
.Dieser Alp stehe das Zu- und Vonfahrtsrecht durch
den Mühletalwald zu.' 1854, Sohatzmann.
„Gugol-: mutwilliges Possentreiben, lärmende
Lustbarkeit I-; U." Vgl. G.-Fuer.
Gotts-: Wallfahrt. .Da früher Brauch gewesen
ist, bei Kriegen und Nöten Kreuzgäuge und Gottsfärt
und andere Guottät anzuordnen.' 1534, Absch. ,Der
auf die G. des güldenen Jars [Jubiläum] nach Rom
zu reisen vor hat.' 1599, ebd. — Mhd. t/oULtoart, Kreuzzng.
Hoch-, Hof- HOti\rt kkhh.; Ap; B; ScbSI.; UwE.;
Z. Huffert GT., Horf%t GTa.; Z tw. — f.: 1. Hoffart,
bes. Übermass und Eitelkeit in der Kleidung, auch
concr. Kleiderpracht, prächtige Kleidung und solche
häusliche Ausstattung. Alls a" d' H. henke, darauf
verwenden. &<■* alli H. a'schaffe». I)' H. mues fsi'*)
Me' od. Zwang Ude", sprichw. von zu engen Kleidern,
in die man sich zwängt. H. loscht 's Fiir i" dr Chuvhi,
1033
Fart, fert, fii't, fort, fürt
1034
behält Niclits für das Notwendige. Inkicuen. ,Es hat
die geiss etwas hochfarts in iren: ein geissbock gät
vor der geiss anhin [eti-.].' Tikrb. 15()3. ,Superbia.
huchl'art, stöke.' Fris. ; Mal. .Den Kinderen nit
alle Hüö'art und überflü.ssige Kleider kaufen wollte.-
ScuiMi'PR. 1Ü51. Übermut, ,0b einer ein urlob [Ent-
richtung einer Kaufgebühr an den Vogt] verseiti von
h. wegen oder von ungehorsanii wegen underwegen
lies.se.' 1464, ScHW Eq. Überfluss, Verschwendung,
unnötiger Aufwand. Es ist Icei H., we^'-me" scho"
heizt B. Dim. Höffertli, hoffärtiges Mädchen; Name
einer kleinen, aber fetten Kuh Ai-. Mis Schätzeli ist
es H. (aus einem Volkslied). — 2. (vorw. in.) stinkedi
(stinkete'; g'stinkete') H. a) Sarametblume, tagetes
patnla. eine schön aussehende, aber übel riechende
(dah. it. j)»j^o?rt genannte) Gartenblume .\.iBb. ; G; Z.
.Sammetblumen, Indianische Nägelein, Africanen (Flos
Africanus, seu Tunetanus), von Etlichen auch stin-
kende Hoifart genennt.' Sitlzkr 177'2. — b) Eingel-
bluuie, Calendula Sch.
Mlul. huchvart, hövarl, Hochsinn; Glanz, Pracht, Aufwand;
Übermut. — Die Assimilation von c/i und /' war um so
leichter, da diese beiden Lante auch sonst zuweilen in ein-
ander übergehen; nachher hat sich wol auch Umdeutung auf
,Ilur eingestellt. Die Verkürzung des u war Folge der Doppel-
cüusonanz, resp. Assimilation.
hoch-farten: Hoftart treiben. .Fressen, sülfen,
spilen, gyten, nyden, hochfarten, muotwillen.' HBi'll.
1561. — hotfärtelen: (dini.) dasselbe BSi. — Mlid.
hoffärtig, -fertig Aa; Bs; BSi.; L; GT.; Sch;
S; üw (/^); Z (hüf-^rtiy, auch -f'-), horfärtig Zs;
ZW. (auch harfätig), höfrruj BsLd (auch Iwfrig); S
uJnra: 1. stattlich gekleidet, geputzt BU.; L; GT.;
Uw; Zg; Z. Syn. köstlich. Daher die RA. h. sl" Aa;
Bs; L; Sch; S; ZB., 0., W., h. stä" ÄABb.: als Pate
ein Kind aus der Taufe heben, wobei besonders die
Patinnen möglichsten Staat entfalten, Jungfrauen einen
besondern Kopfputz CSchappelJ trugen. Syn. hübsch
sin, majestäten. Jez tvärsch üsstaffiert, as wenn- de
hofertig stö' wottsch [wolltest]. Hebel. Hiit taufe"-si
i 's Länge Kädini. Wüsset-er aw'', wer hoffärtig isch?
JoACH. 1881. ,Am Sonntag (nach dem hier gewohnten,
sehr ungeschickten Ausdruck, den sie, anstatt „ein
Kind zur Taufe heben" brauchen) hoffärtig zu sein.'
SiMLER, Schöfflistorf. 1703. Nach Spreng nur von
.Jungfrauen, aber auch mit Beziehung auf hochzeitliehe
Parade. Vgl. hofen, Hochzeit halten; Hoffert-Win.
Stattlich, ansehnlich übh. Ne hoffärtige Chäufer
[für das verdächtige Pferil] lot-si''' tiiimme zue. Joach.
1883. — 2. sich zierlich, vornehm benehmend; stolz,
eitel Bs; Zg; Z. Syn. öd. Er hat e Guygere uf 's
Dach ue lö mache, horfärtig wie-n-er selber ist. JSenn
1864. E suberi, scharmanti Frau, aber h. und teng-
gelig [geziert], ebd. Nid g'schwätzig elei, hoffärtig,
<j'wundrig und diebisch, g'schleckig sind d' Ägerste.
8UTKRMSTR. , Niderlag der hochfertigen pfaffheit' Kessl.
.Das sy nit zart erzogen und ein hochfertig weich tier
was, sunder redlich und dapfer.' 1540, HBdll. ,Die
'hochfertigen und stolzen.' 1560, Jesaj., dafür ,hof-
färtigen.' 1683, ,horffärtigcn.' 1707. ,Das hoffärtige
Babylon.' AKlingl. 1688. — 3. schön, vom Wetter
8CH; Z.
Mhd. huihrertec, hochgesinnt, übermütig. Die MA. scheint
d» und dort Differenzierung der Formen nach den Bedd.
gesucht zu haben, doch stehen uns keine sicheren Angaben
zu Ciobote. Lt Spreng: ,höftertig' von der Patin, neben .hof-
färtig' mit hellem, langem ü, s. v. a. stolz; in dem erstem
Falk' scheint die urspr. Bed. verdunkelt und darum auch
die Form, resp. Laut und Betonung, bes. schwankend ge-
worden zu sein. Die Ausstnssuug des (, nachdem aller Ton
sich auf die 1. Silbe gewandt, ist übrigens um so weniger
auffallend, da auch einfache WW. dieselbe zeigen; so arig.
i. T. auch fei-iy. Die Form mit Jior- erklärt sich zunächst
aus dem Gefühl, dass vor dem / urspr. ein anderer Gons.
gestanden hatte: dass dann zum Ersatz desselben r gewählt
wurde, mochte z. T. durch das r des zweiten W. veranlasst
sein, z. T. durch die Neigung, übh. nach Voc. vor folg. Cons.
ein )■ einzuschieben. Um so eher konnte dann in harfätig
das zweite i- ausfallen.
Holz-Part: Fahrt in den Wald und Nutzung
desselben. , Weidgang und H.' 1480, AaMcII.
Himmel- = Üf-F. 1. — Mariä-H.: grosses Fest
der katholischen Kirche am 15. Aug., lt B Kai. 1740
auch genannt ,grosser Frauentag; Wurzweihe.' An
demselben werden Kräuterbüschel und Wurzeln ge-
segnet (Aa), mit denen man sich vor Gespenstern,
Zauber und Blitzstrahl schützt (B Kai. 1740). Die
Witterung des Tages ist vorbedeutend: Maria-H.
Smmeschl', bringt gern vil und guete Wi" Aa; S.
Hin-: Weggang, Abreise. .[Die Feinde hoffen,] dass
wir nach der bezalung zum teil abzieehent und uns zuo
unsers lands buw tüegen werdent, dardurch si [den]
durch etlicher h. geschwächerten hufen überwinden
möchtent.' 1522, Strickl. Ein B Offizier erstattet 1523
aus dem Felde seiner Obrigkeit Bericht ,bis uf die h.'
seines Collegen, der bald nachher als Bote auf der
Tagsatzung erscheint. ,Abitus, das hinziehen, h. oder
das scheiden.' Fris. Tod; oft mit dem Zusatz .jüngste,
letzte'; s. Fart 0. ,Soll ich denn die warheit sagen,
so behebe ich es by mynem sterben und j-n h., dass
ich von denen Sachen, so ich denn geschuldiget bin,
nützit weiss.' 1453, BsLd, Urkundenb. ,N.' habe uf
syn 1. h. genommen, es gehören dem N.-' noch 50 Gldn.'
JHFüessli 1780.
Cham-: Fahrt nach ZoCham im Dienst des Klo-
sters Engelberg. Auf grössern Gütern dieses Klosters
haftete die Servitut, Feldfrüchte von auswärtigen Be-
sitzungen desselben, z. B. in Cham, abzuholen, was
später nach Verkauf solcher Besitzungen in eine
Summe Goldes (.Chamschilling') umgewandelt wurde.
,Wer ouch ein kanschilling soll, der soll ein fart tuen
gen Kam, der VI kanpfennig soll, der soll ein halb
kanfart tuon, wele aber minder soll, da mag ein abt
die Pfenning län stän. unz das er ein sch. schuldig
wirt und soll denn ein k.-f. tuon.' UwE. Hofr. .Mit
den gedingen, dass inen die Herren ze essen und
trinken geben söllent, die wyle si die k. tuon, als das
von alter har kommen ist.' 1413, Gfrd. ,Es soll ouch
iedermann, es sy mann oder wyb, die die güeter band,
darauf die kamzinse ligent, ein k. tuon, und wer es
selber nit tuon mag, der soll einen an .syn statt ge-
wännen, der die k. tue.' ebd. ,Uf etlichen güetern [im
Tal Engelberg] stuenden kamschilling oder kampfennig,
und welicher ein kamschilling söllti. der müessti
ushin gan Kam faren und helfen ir [der Kloster-
herren] guet inhar tuen.' . 1469, Ztschr. f. Schwz. R.
,01im instituebantur Cham-fahrten, seu vasalli nostri
et eorum mulieres agros monasterii [Engelberg] in
Argoia et Turgoia sitos debebant metere.' 1750, ebd.
1035
Fart, feit, firt. fort, furt
Karren-Fart: Verpfiiclituiig der Herrschaftsleute,
die Naturalien der Herrschaft auf Wagen derselben zu-
zuführen. Brückner, Merkw. Vgl. o. das einfache W.
Krüz-: Wallfahrt mit Kreuz und Fahnen. ,In
der kirchen loblichen brüchen als fasten, beten, buch-
ten, buesswürkung, singen und lesen, krüzfert, optren
kein enderung tuon.' 1525. Gprd. Syn. Krüsgang.
Müli-: Recht des Müllers, in einem gewissen Be-
zirk bei den Häusern Getreide zum Mahlen zu holen
B (vMülinen). Vgl. Kerfartrecht.
Mos-: ein in SchwMuo. in Zwischenräumen von
10—15 Jahren an verschiedenen Stätten im Freien
(auf dem ,Mos') zur Aufführung kommendes Fastnacht-
spiel mit stehenden Hauptpersonen und auch ziemlich
gleichmässigem, nur durch Beziehungen auf Zeitereig-
nisse stellenweise modifiziertem Text, in seiner neuern
Gestalt hauptsächlich den Kampf zwischen Weltlust
(Bacchus) und Kirche (Bussprediger) darstellend, aber
wahrsch. aus einer einfachem, rein weltlichen und
auch anderswo üblichen Fastnachtposse der ledigen
Bursche mit den Mädchen entstanden. Vgl. Mos und
bes. Girizenmos. Der übliche Name des Festes ist
«/ '.s Mos fare"; z.B.: Fared-er hür «W'' uf's Mos?
Eine Beschreibung des Spieles in seiner neuern Ge-
stalt nebst Angabe des Hauptinhaltes s. ,dic Schweiz'
1859, S. 148—154.
nacht färtig: nachtwandelnd A AKais.
Bü-Fart: ein Frohndienst. be.stchend in Zuführen
von Dünger. ,Der fäll, lassen, tagwan und buwferten
halb, diewyl der arm gmein mensch damit grösslich
beladen syge.' 15-30, Absch.
Baden-: Reise nach .\ABaden mit Aufenthalt da-
selbst zur Benutzung der dortigen Heilquelle, oft aber
auch nur zur Erholung und Belustigung daselbst, seit
dem XV. bes. bei den Zürchern beliebt wegen der
Nähe und Leichtigkeit des Besuches. Auf den Glauben,
dass das dortige Badewasser namentlich die Fruchtbar-
keit der Frauen fördere und die Geburten erleichtere,
bezieht sich die RA. das ist cho" wie e B., von Etw.,
das ohne besondere Vorkehrungen, wie von selbst, zu
Stande gekommen ist. Zur Zeit der Reformation, gegen
welche Baden sich feindselig verhielt, drohte Zürich
seinen Verkehr mit dem Kurort abzubrechen. , Zürich
ist Willens, der Stadt Baden den Proviant sammt der
B.-F. abzukünden.' 1531, Absch. ,Das 6. bad [im
Hinterhof] heisset der Königin bad, in welchem mehr-
teil der adel sein b.-f. vollbringet.' 1578, HPantal.
,Es sollen die Fuohren zun Badenfchrten an einem
Sonntag abkennt, jedoch denjenigen, so notwendigklich
am Montag by guoter zyt zu Baden .syn muossten.
erlaubt syn, solche Fuohren am Sonntag nach der
Abendpredig zu laden.' 16.50, Z Mand. .Weder in
währender ß.-F., oder nach Endung derselben.' ebd.
,0b jemand aus der Statt Soloturn zu einer B. Wein
und Anders, so nit Kanfmannsgut wäre, abführen
wurde, dass darvon Nützit [kein Zoll zu Brugg] geben
werden solle.' 1665, Absch. erinnert daran, dass vor-
mals die Badegäste sich selber beköstigten ; vgl. Baden-
schenki, ,Die B.-F. ist wol gericht, Mein Vogt hin-
füran Nichts mehr spricht- [sagt Baumgarten, nachdem
er den Vogt in dem Bade erschlagen hat]. JCWeissenb.
1702. .Unnütze, kostliche Badenfärten, Mahlzeiten.
Lustreisen.' .IJUlr. 1727. .So ich alle Wollüste ver-
suchet und mein ganzes Leben gleichsam eine urchene
B. gewesen.' ebd.. 1733/4. ,lndem er im Laufe seine.'
Lebens 24 B-en gehalten.' DHess 1818, wo ubh. nach-
zulesen.
Berg- = Alp-F., der Zug mit dem Vieh von der
Vorsässen auf die Alpen, um Mitte Juni BSi. Aucl
der Zuchtstier ist dabei mit einem Blumenstrauss
etwa auch mit einem Spiegel auf der Stirne geschmückt
Bet-, Bitt-: Wallfahrt. ,Da dienstmann odei
burger umbe eigen, biteferte oder herferte, hileich(
oder rossen [zu Hochzeiten oder um Pferde zu be-
zahlen] Silber chouttent.' 1260, Wack., D.-R. .Wen-
dete er sich bittfärtlich zu Maria.' Einsidl. Chr. 1752
— Mhd. hftfvart.
Brut- := Brütfueder Z. De"" Tischmachcr häd <
B. z' mache'. Mitgift Z. .Einer jeden Schweizer
bürgerin. die sich in eine Gemeinde des Kantons zt
verheiraten gedenkt, liegt ob. auch eine anständigf
Brautfahrt in die Ehe zu bringen.- Scu Gesetze 1831
In einem durch die Notariatskanzlei ZMeilen in den
Dreissigerjahren redigierten Testamente wird cinenJ
Ehemanne auferlegt, .seinen Kindern [es waren Mäd-lT
eben] eine anständige Brautf. zu verabfolgen.' ,19(1
Gldn per Brautf. der noch ledigen Schwester.' 1848)1
Z Schuldbr. — Himmelrich- = Maria Himmelfahrt'
.Das fronamt soll begangen werden uf abcnt unsei
frowen h.' M. XIV.. MEsterm.. Rick.
Rom-: 1. Pilgerfahrt. .Dass wir bepstlichen ap-
lass und r. in unser Eidgnossschaft ze legen ver-
willgen.' 1501. Absih. — 2. die in der Stadt Luzern
seit dem XIII. jährlich am Vorabend von Maria Ver-
kündigung übliche Procession der sämmtlichen Ein-
wohner- und Priesterschaft um die Stadt herum. Syn.
Um-F.; Müsegg- Umgang. Dieselbe war viell. Ersatz
einer urspr. gelobten und veranstalteten Wallfahrt
nach Rom. — Mhd. rommrt mit Bed. 1.
Zesammen-: gemeinsamer Weidgang zweier Ge-
meinden. .Mullwyl war im Weidgang auf seine eige-
nen Güter beschränkt, hatte mit Rickenbach keine Z.'
MEsTERM., Rick. — Schiff-: Schiffsladung; syn. Schif-
fete; Ledi. .Eine gute Seh. Ziegel wohl geladen.'
1546, Absch. — Schlitt-: grosse Schlittenpartie der
, ledige" G'sellschaft' einer oder mehrerer Gemeinden
GrD., Pr. (B. 2, 71). — Schueler-Schlitt-: Kinder-
fest in GrD. Gegenstück zum vorigen, wobei ein Teil
der Knaben, durch's Loos bestimmt oder freiwillig,
als Pferde sich vor die von je einem Pärchen besetzten
Schlitten spannt. Den Schluss der Fahrt macht eine
Mahlzeit mit Rahm (Schueler-Nidle). — Ständli-;
eine Fahrt auf der Limmat in Zürich in einem Sfönd?i
[kleine Kufe], althergebracht und noch vorgenommen
bei den Festen des Linunatklubs.
Tag-: bestimmter Tag. an dem man vor Gericht
zu erscheinen hat „Aa; B;" Z und häufig in ä. Lit.
— Mhd. tiigemrt, Tagreise; Gerichtsterniin. Syn. Tmj.
Berchtoldstag-: das Einholen des u. .Tannen-
fuer' Sp. 074 erwähnten, von den Gemeindsbehörden
oder auch von reichen Privaten geschenkten Wald-
baumes durch die Jungmannschaft auf selbstgezogenem
Wagen mit Fuhrmann. Vor 20 Jahren in ZSth. noch
üblich. Nachts fand im Gemeindehaus Gelage und
oft Schauspiel Statt und der Pfarrer CHerJ musste
dazu den sog. Heroiuegt/en spenden, dessen Vorent-
haltung i. J. 184u einen Process veranlasste.
1037
Part, fert, firt. fort, fürt
1038
Dank-: Bitt- und Dankf. an Gedenkstätten wie
Teilskapelle, Näfels, Sempach. — Turn-: Gang in den
Turm (rurnj als Gefängniss. .Hauptmann Belniond.
der brav Mann, Hätte auch sollen eine Turnfahrt han;
Ins Haus kamen die Läufer [Gerichtsboten] in der
Kil.' vEi'w 1708. — Weid- = Weidgang. Benutzung
der Genieinweide. .Holzhau sammt der W.' 1,571,
.\bsih. .Einen Teil der Ahnend und des Mooses zu
gemeiner W. ausschlagen [öffnen].' 158tj. ebd. Noch
letiö in BBüren. .Das Weidfahren mit Schafherden'
verboten. Z Amtsbl. 1859.
Wider-: I.Rückkehr; Heimweg. ,Da ich nf der
w. bis uf den Gotthard gesyn bin, da uns die übrigen
boten begegnet.' 1521, Absch. ,Uf der w. von Hieru-
salom.' LLav. 1569. .Regressus, widerfart, widerkunft,
das widerkeeren.' Pris.; Mal. — 2. Wiederher-
stellung. .Doch von gotts gnaden, als ich hoff, uf
gnotcr w.' ÄgTschtoi. .Wir sollend ersuocht [auf
unsern Glauben betr. die Transsubstantiation erforscht]
werden, die doch in der w. des evangelii die ersten
gewesen sind.' 1531, Strickl.
Weg-: Reise. .Kein täschen zur w.' 1531/Ö0,
Matth. ,Quä itineris : umb die reis und w.' Fris.
Wall- WoU- Gr; L; P; S; Obw, Wöl- Ndw;
früher auch .Wahl-' (Lied 171'2), ,Wol-' — PI. ,-fert.'
LLav. 1569, ,-ferten.' 1548. B Mand.: Wallfahrt. .Eine
Wolfart ins Wirtshaus ver.sprechen.' Obw (spöttisch).
Si ist wottfartsiEis da, als Wallfahrerin, auf einer
Wallfahrt Gr ÜbS. .Bezüglich der waldferten oder
antheissen [Gelübde].' 1540, Absch. .Peregrinari, wahl-
tahrt [walL. 1677] tun.' Denzl. 1716. .Die Prozes-
sionen, die Wolfahrten, der Rosenkranz usw.' ClSchob.
1,1699. — wallfarten, woll-: eine Wallfahrt machen.
j.Wahl-.' JHoTT. 1666. .Welche wolfartend.' 1679,
EsTERM., Neudorf. — Wol-farter: Wallfahrer Scnw.
[ Die Umdeutiing in ,w6hl' erklärt sich aus der Au.sicht
' von der Verdienstlichkeifc und Heilsamkeit der Wallfalirten.
■ Dagegen ist die Schreibung .Wahl' nur Bezeichnung des
Lautes, den gedehntes u in einzehien MAA. wirklich annimmt.
\, Vgl. vor : vär. übrigens vgl. noch Wol-F.
I Will-: Willfahrung. Willfährigkeit. S. Sp. 885.
)888. .Mit aller eidgnössischer W. begegnen und ent-
lapiechen.' Zuruilö. 1656.
j Wol-: HeiL .Solcher gruss [ist] uns menschen
ze wollfart und heil beschechen.' 1586, Absch.
Wald-: Fahrt in den Wald, um Holz zu holen
BBür. 1666. Vgl. Weid-F.
I Zu 6-: Visitation, bes. der Besuch des Hofherrn
,zor Beiwohnung am Dinghofgericht, bzw. das Recht
auf Verpflegung bei solchem Anlasse. .Aecessionis
tempore quod vulgariter dicitur zuofart.' 1250, Urk.
LMünst. Graf Ludwig von Froburg und der Bischof
von Basel verzichten im J. 1276 gegenseitig auf alle
[Anforderungen, der Graf .sunderlich an der zuoferte
von Frickowe.' ,Dass ein Tumprobst von Basel allü
jar zwo zuoferte zuo Hüningen hat, einen [sie] ze
'mayen, die andern ze herbste;' s. Burkh., Dinghöfe,
^. 65.
a* (un)-gefärt, -gefärt s. änegefär Sp. 880.
fartäl, -isch GrV., tvr- GnMai., Adj. und Adv.:
fatal, verhängnissvoll, verdricsslich.
Fert I m.: Fahrdienst, Bedienung einer Fähre;
berechtigte Ausübung der Schift'fahrt an einem be-
stimmten Orte (?). .Wer den f. hat an dem stade, der
git 3 Schill.' ca 1340/50, L Canmiereirodel. Streit zw.
L und U ,von des fertes wegen ze Fluelen'. 1357,
Absch. .Sprachen, si sässen da an eim stad und
wären [9] feren und hätten 9 f. ; der ferten bette Welti
Meiger ein nünden teil.- 1449. UwSarn., Urk. .Den
f. versorgen.' ebd. — Das W. findet sich sonst nirgends
und wird wohl aus O'c/eit (s. d.) verk. sein.
Fert II. in Gl auch -d; e BG.; Gr; sonst meist e'
— Dim. Fertli BSi.; Gr (auch Fertji). FärtU ThHw.
- PI. Ferte {Ferti BSi.) — f. (und n. Gr UVatz):
1. Fuhre, Fuder, Ladung, Lieferung zu Wagen, als
Mass, bes. von Heu und Holz BHk.; Gr; „Th;" Z.
E Färtli Heu TnHw.. kleines Fuder, Ggs. ein Wagen
voll; Last übh. 6. Es chunnt wider e F., ein Regen-
guss. unter dem Bild einer schwer beladenen Wolke
als Schiff Z; Syn. es Schiff roll. ,Ein dusent fert holz
und dusent f. sand.' Stockar 1519. ,Um 3 f. sand
geben 9 g.' ca 1550, ZWint. ,Suffaraneus, einer der ins
läger körn und mel füert, doch mit kleinen ferten.' Fris.
— 2. Last, die ein Mann auf einmal auf dem Rücken
tragen BO.; Gr; Schw; Zg; Z (was man fercjym
mag) oder auf einem Handschlitten führen kann Gl,
bes. von Heu, Holz; Syn. Burdi, Seilete, Tregi; auch
was eine Magd auf ein Mal (an Holz) in die Küche trägt
GrD.; doch auch von Käse. Fertli, Heubürde, Syn.
Bürdeli, aber Fert mehr als Pünggel [Bündel] BSi.
E tragcdi F., eine Bütte voll Z (Spillm.). — 3. ein-
maliges Gehen oder Fahren, um eine Last abzu-
holen, z. B. an einem Tag so und so viele Ferten tun.
Syn. Gang. Mer möged 's nid i" zwo F-e" BHk. —
4. Mal. Synn. s. u. Fart. Noch e F. [ein Ruck]!
Ruf der Zimmcrleute beim Ziehen eines schweren
Balkens. Mit vorgesetzten Grundzahlen oder mit De-
mon.str. Gr. Die F., dies Mal; auch: in diesem Fall.
Allein stehend adv.: Ich hin da nur noch fert g'st',
ein einziges Mal. Serardi. — 5. eine Weile Gl
(Schuler).
Das W. ist wahrsch. nur eine Scheidefomi zu Fnri, indem
die Gestalt, welche dieses W. im mhd. Gen. und Dat. Sg.
und im PI. annahm (verie), verkürzt als neuer Nom. Sg. auf-
gestellt wurde, wie nhd. .Fährte' (s. u. Ferte), ebenso .Stätte'
neben .Statt' u. a. — Das sächl. Geschlecht ist vidi, nach
dem des syn. .Fuder' angenommen. Eine weibl. Scheidetorm
ist Ferli, Last von Heu usw. Z, viell. nach dem syn. llurdi;
verschieden, auch in der Bed.. aber ebenfalls aus Furt ab-
gespalten, ist Ferte, s. d.
Ge- kfert n.: 1. (in ZSth. auch G'ferg; G'fergg
BU.) Wagen. Fuhrwerk, aber nur i. S. v. Equipage
(Kutsche oder Chaise) BG. ; Th; Z; s. auch Ge-fergg.
.Jakob half schnell der Mueter aus dem Gferg.' Baiiern-
KAL. 1883. .Die Gassen sollen weder mit Kutschen,
Wägen noch andern Gefährten überstellt werden.' Z
Ges. 1793. — 2. a) das Recht und der Dienst einer
Fähre od. der Schifffahrt übh. an einem bestimmten
Ort. Syn. FeH I. .Ansprachen [Rechtsansprüche] auf
die Su.st und das gefert zuo Zug.' 1399. Absch. .Öff-
neten die feren vor uns mit ir fürsprechen, wie sie
das g. ze Alpnach iugehebt band.' 14'24. Sarner Urk.
.Welichen das schiffreeht und g. geliehen wirf, die
söllent des fars und der schitt'ung warten.' 1518/44,
Srhw LB. Insbes. eine Kehrordnung oder Ab-
teilung, nach welcher die Schiöleute Passagiere und
Güter fahren durften. So in ScHwBrunn.. wo die sog.
Geusler (s. d.) Passagiere, die zu Fuss angekommen
1039
Fart. fert, firt, fort, fürt
104(1
waren, ,im Gferd' weiter führten. Uf'sG. tüsse, auf
Gelegenheit oder Kunden dieser Art lauern, ebd. In
Bs hiess in der 1. Hälfte des XV. ,G.' die Rangordnung
der Schiflleute. welche alle 3 Wochen, abwechselnd
je eine Woche lang, ausschliesslich die Fahrt von Bs
abwärts nach Stra.ssburg unternahmen. 8yn. Far (s. d.).
— b) eine Schiffsladung, Gelegenheit oder Be-
stellung zum Fahren oder eiu Fahrzeug selbst.
,Wäre, dass ein g. von Ure bar käme und der schiff-
meister hie och ein g. hätte, es wäre lut [Leute] oder
guot, so soll der schiffmeister halben Ion nenien, nach
dem und das schiif ist ald er das g. verdinget hat.
und soll das bcscheidenlichen teilen dem schiff, den
knechten und ouch im [sich selbst] und soll dann den
andren halb teil Ions und ouch das g. den von Ure
lassen.' Anf. XV., L Sehiffmeisterlib. ,Was die Fähren
dem Knecht, der das G. bestellt, für Arbeit u. Lader-
lohn geben sollen.' 154-1. Aissru. ,l)ie Schiffleute von
L und Flüelen sollen hinsichtlich der Gefährte an
beiden Orten gleich gehalten werden, also dass jeder
Teil ein Gefährt, wo er es antreffen mag, auf der
Rückfahrt mitnehmen darf, auch wenn die Schift'leute
dort es bereits verdungen hätten.' 1575, ebd. ,Es soll
kein Teil der Schiffleute auf dem VwSee auf Gefährte
mehr denn 2 Stunden warten und es ist ihnen ver-
boten, einige Gefehrten über See zu führen, wenn
dieselben nicht dem Zoller angemeldet worden sind.'
1627, ebd. — c) speziell die volle Ladung eines
sog. Segners auf dem Bodensee. Hartm. 1808; davon
Gefärtler. Ein G. (Salz) a) 16 Fass Salz, ß) die je
zu 2 od. 3 zur Talfahrt an einander befestigten Weid-
linge, welche diese Ladung führen ZEglisau. — 3. un-
ruhiges, geräuschvolles Wesen und Treiben BG.; W.
Syn. Gefach Sp. 643. Er macht nit vil G. Das ist
doch as hellisches G.! Er hat as schar2)fs G. mit der
Perso", tut sehr verliebt. Die lieint doch an Biti
z' vil G. mit anandre, besuchen einander zu oft W.
Spass, Spott. Si hei" niime d's G. mit im BG.
I möchti nit ire G. si, Gegenstand ihres Spottes,
ihnen zum Sp. dienen, ebd. ,Wie vor etwas jaren
in dem land Wallis sich ein gesellschaft erhuobcn,
die nampten sich von dem hund, die villycht etwas be-
sunders geferts angehept wollten haben.' 1419, Absch.
, Wurde ein Zweitracht und gefert [GefärdeV] under
inen [2 Parteien von Weidean.sprechenden] also gross,
dass es der schultheiss innen wart.' 1453, BsL. ür-
kundenb. ,Der Herzog ist ein zyt krank ge.syn und
sagt man sich, hab nachts in synem hus ein wild ge-
faxt erhept, dass si meinten, der bös geist wollt in
hinfüeren.' 1476. B an Strassb. ,Soliche nüw gefärt
und Wesen [die evang. Predigt] syg nüt anders, dann
des tüfel.s hcrhorn.' 15'23, Egli, Act. .Damit die pfaffen
band ir gfert.' UzEt'KST. 1525. .Was darf man des
gfeerts, das du erzelt hast, mit den sprachen, künsten.
historienV HBull. 1531. ,Ryss mir'n z'boden, mach
wenig gfeert [keine Umstände]!' Birk 153.5. ,Und
ist ein unrnowig gefert, wie dann an kilchwychinen
geschieht.' ÄGTscniim. ,Gesticulari, etwas geferts trei-
ben, pössisch sein. Manus arguta, ein geschwinde
band, die vil geferts und hofierens macht. Circumcise
agere, mit kurzen werten abbinden, nit vil geferts
machen.' Fkis. .Also treib ich ein feines gefehrt'
ScHKRTw. 1579. ,Treibt mit dir ein wildes g'fert.' ebd.
.Die Vögel ihr geferd treiben.' RCvs. „Tagen mit
^lunden. Hnriiblasen und anderni gfert.' ebd. .Das
gab ein wilds geferte', ein wildes Treiben, Hin- und
Herfahren, Verwirrung. Schlachtlikd 1600. ,Als er
mit schreien und rufen sein gefärd trib, merket der
Vogel, dass es umb seine Vögelin zu tun.' JLCts. 1661.
— 4. Lebensweise, Verhalten; Sachlage, Verlauf.
.Er fragte ihn, was syn geferte wäre, oder was er da
in der wildi täte.' Z Chr. 1336/1446. ,Da duht die
rät, wie der [eines Diebstahls verdächtige] kneht und
syn gefert nit rehtfertig war.' 1362/81, G Mitteil.
.Schowetend das g., wie es stuond.' Fründ 1446. ,Der
Bettel ist ein wild g.' Gengenb., Bettl. ,Dyn frömd
bluetsüchtig gfert [sc. das Reislaufen]', sagt der alte
Eidgenoss zum jungen. NMan. ,Syn wyb blybt uf
ireui alten gfärt; si halt sich wie vor im wirtshüs.'
1530, Egli, Act. ,Si füeren ein seltsam gfert.' Salat
1537.
Mhd. (/nviie ii., Weg, Fahrt, Reise; Krscheinung, Be-
nehmen. Lebensweise; Schicksal, Umstände. Bed. 3 yon/ann
i. S. V. sich hin und her bewegen; 4 von/nnn i. S. v. leben,
ergehen, verkaufen.
Wagen-Fert f.: Wagenladung. ,Mit zweien wa-
genfeerten unsers hüsplunders.' JosMaler, Selbstbiogr.
Ferte I f.: Fährte, Spur eines Wildes S; Th.
D' F. verlöre' ha"; Ei'm iif der F. sl'. — Nur Scheide-
form T. Fart (s. d. 5 und Anm. zu Fert II).
ferten: „die Spur des Wildes, bes. der Hasen und
Füchse, verfolgen. Der Hund hat gefärtet." — ns-:
die Fährte aufspüren S; auskundschaften Z (Spillm.).
Ferte U f.: Ausfahrt, Ausflug zum Vergnügen.
Hand ir scho' wider e F. im Vivis [Sinn, Plan]? Z.
Hof -Ferte: wahrsch. ^ Zue-Fart. ,Es sye syn
meierampt, kelrampt, h., syn vogtye.' 1389, L.
Ferti f. = Fert.
fertig I: was eine Fert bildet GrLuz.
Fe rtler: spöttische Benennung der Katholiken
als Wallfahrer. Ein Prädikant soll die VOrte u. A.
.Fertler' genannt haben. 1529, Absch. — Von Fan in
Bed. 6.
Ge-fertler: Schiffmann, der mit einem sog. Segner
fährt; s. Gefert 2 c.
vert- s. ver-ent- Sp. 353 f. fert s. 1) fern
Sp. 1019. 2) für Adv. Sp. 961 unten und Sclilnss
der Anm.
fertig 11: 1. bereit, urspr. zur Fahrt od. zu fahren,
von Personen und von Sachen (immer mehr älteres
rjeräch verdrängend). Zu irgend einem Gebrauche ge-
eignet oder geschickt; geläufig. .Die müliyscn sun
[.sollen] guot syn und f. [zum Gebrauch] der müh.'
1301. Z Urk. .Der geist des herrn ward f über in.'
1531/1667, RicHT. = .kam über ihn.- 1860. Man hätte
den Johannitern auf Rhodus gern Hülfe gegönnt, ,aber
in sölliche ferre will kein hilf mer f. sein.' Vad. Eine
Gartenspritze [Giesskanne] ,giesst erstlich etwas ge-
mach, aber bald darauf f.' Sülzer 177'2. Von Personen;
rüstig, gewandt. , Durch welche [weisen Sprüche] die
jungen kinder f. und geschwind werdend und die jungen
gsellen weis und ratschlegig.' 1531. Prov. ,.lunge.
f-e Gesellen.' Siml., Reg. 17'22. — 2. vollendet,
erschöpft, zu Ende; ausgemacht, allg. F. bis a' 'x
Wurste". Sülger, eig. mit Bez. auf das Schweinmetzgen
der Bauern, dann scherzh. auf andere Verrichtungen
angewendet. Ebenso: ,F. bis auf das Weisssieden',
eine bekannte RA. der Goldschmiede, wenn sie eine
1041
Fait, ferf, firt, viert, fort, fiiit
1042
Arbeit beinahe vollendet haben. In Bs gebraucht
man sie auch von einem verarmten oder verdorbenen
Mann, der wie eine fertisre Arbeit nächstens aus dem
Hause soll,' Spren«. Jis ist f., ausgemacht Sch; Z;
iis und f. (= üs und ame'J, eine ausgemachte Sache Z,
Nei', 's ist nw f.: i''' niMes ms de" Fedre'! JSsuif. F.,
Geiss, mitest g'metzget si'! heisst es, wenn man end-
lich zu einem Entschlüsse gekommen ist Z. Es ist
f. mit im, aus Bfii. Fr ist f., insolvent, fallit Z.
jP. ga', zu Grunde, zu Ende gehen; von lebenden
1 Wesen und von Sachen, z, B. vom Haushalt, Vermögen
; ÄA; Uw; Z, Sis Hiis und Hei'" ist f. g'^ange". F.
tuache', (Einen) tödten Bs; Z; Etwas {z. 15, ein Klei-
dungsstück) zu Grunde ricliten Z. Syn, kaputt. Ohne
Objektsangabe: Er hat f. g'nmcht = üsg'hüset. sein
Vermögen verbraucht G. Es macht mit im f., er ist
todkrank Zii. Wir hei" mit enand f. g'macht, abge-
: rechnet W.
Mhd, rirkr, -ic nur in Bed, 1. Beide Bedd, hat anch
ßriij, s. S|i. 919. Von deu Zss. sind hier nur noch die-
■ jeoigen anzutuhren, ia denen -feiti;/ wahrsch. die urspr, Funn
, oder weuigstens üblicher als -J'erii/ ist.
un-: unrechtmässig. ,Dann durch [umj das bös
unf. guot Vergüsst manch christenmann syn bluot.
Unf. guot, sollt merken recht. Straft Gott IJis in das
nünt geschlecht.' Genhenbach 1.515. ,l)as unf. guot
nit tcraplen, clöstern etc., sunder den dürftigen geben
soll werden.' Zwingli. ,Syn guot, unf. gewunnen, ver-
tedigen.' Kessl. ,Ich hab unf, guot verlassen [hinter-
lassen]', spricht Einer im Fegfeuer. ebd. iSo auch bei
JRi'BF. Gegs. rechtfertig.
Mhd. viin-rlic, ebso. .Unfertiges Gut' ist wohl , nicht anit-
; lieh zugefertigtes'; ihm war als uurechtuiässigeni (Jut die
1 Gsngbarkeit, Gültigkeit im Verkehr (F.-ihrt, fahren) versagt.
[ heim-: zur Heimreise bereit oder bereits auf der-
selben begriffen. .Nachdem letzerc gestern h. ge-
' worden.' Ui48, Absch. — buess-: bussijflichtig, straf-
fällig. .Verfallen und b.' Ofkn. Wäningeu. — post-:
ganz bereit (f. wie die Post? f. für, auf die P.y vgl.
weg-f.). .Sind, was er ihnen pfeift, p. nachzudanzen.'
; JHAmh. lll.üT.
recht-: 1. „mit Redit. auf reclitem Weg er-
1 worben.'' ,Nicht aus Eaub, sonder aus reclitfertigem
) Gut' AKlingl. 1688. — 2. reehtschatlen, gerechtfertigt
! vor Gott. ,I)ie das gsatz tuond, werdend r. sein.'
ii 1531/48, Köm. = .gerecht gesprochen werden.' Iti67.
i^ — Mhd. rehtvcrtic, rechtmässig, rechtschaffen,
Rechtfertigkeit: Beweglichkeit, normale Be-
, schatfenheit der Glieder. ,Verlurent all syn glider
die r.' KdSafler 146Ü. — Vgl. mhd. v;rtic auch: beweglich.
I un-recht-fertig, -ferig: 1. unreclitmässig, Syn.
j un-fertig. ,Wee dem, der u. bös guot begirlich in
sein haus raspet.' 1-531/48, Hab. ,Lassend ander lüten
, das iren ligen, widerkeerend [erstattet zurück] das
; nnrechtferig (unrechtfertiges. 1670) guot,' LLav, 1569.
..Dass, so wir etwas unrechtferigen guots bisher be-
sessen habend, flyssige nachtrachtung habind, wie wir
ilasselb denen widerum zuoordnind, denen es von
rechts wegen gehört.' Gualtu. 1584. ,Mit verbotnen
und unrechtfertigen mittlen irnarungsuoclien.' SHochh.
1591. ,Unr. Gut zerrünnet bald,' Hospin. ,Sie be-
kennen, dass sie n-es Gut an sich gezogen.' ClSchob,
1695. — 2. nicht rechtschafi'en. ,0b der kneht fromm
war oder unrehtfertig.' 1302/81, G Mitth. - Mhd. n„-
rektverlic ebso.
Schweiz, Idiotikon I, 7,
ring-fertig s. -ferig Si>. 920. — .ringfertigen:
angenehm werden, von einem Zimmer, durch bessere
Ordnung oder Ausstattung."
schlecht-feptig: erbärmlich V saumselig? ,Was
die armen Leute [von Rottweil] aus schl-em Hinlass
der Eidgenossen dazu drängte, diesen nachteiligen
Anlass [Frieden] anzunelimen.' 1540, Absch.
weg-: reisefertig. ,Harus in Tütschland w.' 15'24,
Absch. ,W. und gerüst syn glych wie der, der sich
g'nestlet und g'ringlet halt' HBüll, 1531. .Einen
w-en, der cinmalen ryten niuoss, under dem schyn der
liebe und früntschaft ufhalten.' Gualth. 1584. ,Frönib-
den durchreisenden und w-en leuten.' 1611, G Mand.
,Der Wirt sagte uns, dass er w. nacher Haus seie.'
Heut. 1658. Mhd, weyvertitj, reisend. — wegfertigen;
(refl.) sich auf den Weg machen. HBull. — Weg-
fertigung: Reisebercitschaft. ,MT,5ev atpstE eis f»iv
56ÖV, ir sollend üch uf die w. nützid ufbrechen [kein
Geld mitnehmen].' HBiill. 1531.
will-: bereitwillig, .Promtus ad faciendura: w.'
Denzl. 1677; 1716.
fertigen s. ferggen Sp. 1002.
Arten: feiern. ,Mit f. und opfer.' Edlib.
Aus .firtagen, flrtigen' verstümmelt oder eher selber .ils
Snbst. zu verstehen?
viert s. bei vier Sp. 925, Viertel s. Vier-Teil.
Vierti"g s. Vierdung Sp. 996.
viertle": 1, (tr.) Etwas (z.B. ein geschlachtetes
Kalb) in vier teilen B. — 2. (neutr.) a) ,ein Vierteli
(eine Viertelsmass) nach dem andern trinken, lange
beim Weine sitzen." — b) vom Mond, in ein neues
Viertel eintreten Uw. Wenn 's viertled, se gid 's de"'
bessers Wetter. — c) von der Uhr, die Viertelstunde
schlagen, allg. Da viertlet 's am ZU. MUsteri. Dri-
viertle", die Dreiviertelstunde schlagen Bs. — Von
Viertel. — Zu 2 c vgl, halberen.
fort 1 -o- GlK.; L£.; P silv.; Uw; U, sonst -u- (das
in Ap o lautet; daneben aber auch ue, s. T. 22 a): meist
wie nhd., bes. auch in der Weglassung des Vbs ,gehen'
bei Verben der Modalität, z, B, : Was hrücht si alliwll
[immer] f.? Z. Amplificiert fif und devo" und f. gä".
Prägnant f. hocke', fort bleiben. / loill f. g^n esse',
ausser dem Hause Ap. Euphemistisch er ist f., ge-
.storben Gl; ScnwMa.; U; Syn. verreist. F. gä", Ab-
gang, Nachfrage finden, von Waaren; verschwinden,
entfernt werden können, von leiblichen Übeln. Id. B.
F. chö", von Sachen : verloren gehen B ; Z ; es ist m'r
fürt cho, mir abhanden gekommen, gestohlen worden;
von Personen: gehen können, z.B. von einer Schwan-
geren, die noch immer des Gehens mächtig ist Z.
Nüd f. chö' mit . . ., mit einem Werkzeug oder mit
Jmdm zusammen eine Arbeit nicht fördern Z. Weit-er
f. mit? wollet ihr f. damit? Begrüssung des Bauers,
wenn man ihn beim Düngerführen antrifft Bs.
Das u statt o ist rätselhaft; vgl, /ur für vor. Vor r
bildet sich gerne ue aus u (wie ie aus i).
alls- Bs, oZfi- L: immerfort. Syn. alliwil, in Ei'm
fürt, geng, eistet und das Folg. — AUts. Sp. 170. AlU
wohl verk. aus aUiij Sp. 209.
ein- eifort L, eifert ZStdt f : an Einem f,
Scher-dich- Seher -di-ftirt m.: Abschied, und
zwar: 1. letzter Trunk der Wäscherinnen am Ende
der grossen Wäsche; kleines Abendessen, mit dem die
UAS
Fart, Xert. firt, fort, vurt fort
UM4 '
Glätterionen entlasäen werden; auch Wein und Fleisch,
den 'Wäscherinnen nach Uanse mitgegeben BaStdt. —
2. das letzte Gericht an einer llahheit (besonder«
Leichen- oder Taufe-), meist in Schinken bestehend;
für die Gast« ein Zeichen, dass sie nichts Weiteres
zu erwarten haben, also aufbrechen können ZPfaff.
— 3. AbschiedsgeschenL Etwas zum &ä. geben.
G 1799. — 4. Jmdm Seh. geben, ihn ans dem Dienst
entlassen oder fortjagen S<,-hw.
ImperatiTische KA. als Sahst, geprä^ wie Sttalal (Sp. 32)
on<i Tiele ältere Personennamen ; Tfl. das aas einem Oplatir 1
gebildete Dnntktiyvil (^^apenl.
TOrt II: vorhin, soeben; z.B.: Er int grad rort |
furttf gange' ScnNk. — Syn. ror nnd aas diesem mit j
adr. ( gebildet. !
Vortel, Tortlig. vörtelen s. Tor-Teil. j
Fortune" t: 1. Glück. F. mache, sein Glück j
machen SchwE. Jetz mad\ numnie dl F. och, probiere I
dein Glück auch BSL — 2. Missgeschick UUrs.
(Weilenm.); in der ä.Spr. insbes. stürmisches Wetter J
auf der See, Sturm. .Die gale [Galeere] hätt« mögen
in einer fortun zerbrachen und undergän.- HsSchübpf (
1497. .Von eim grossen fortun. der wol für uns was, j
wie wol das wetter sorgklich kam.- ebi .Kam ein ;
fortan und ein ungestüeme. das schlag unser gale und
die andern sehifi ganz von einandem.' ebd. .Doch
heind die Venedrer ein schifflendi vor behept. das ire
schiff da ein zuoflucht heigent. so die fortun kumpt*
ebd. .Gross stürm und gross furdunam.- Stockak 1519.
,Uf den abend kam gross stürm nnd gross fortuna
gegen einanderen.' ebd. ,Hetten wir eine grusaraliche
fortun mit regnen nnd mit mengerlei wind.- Sirii 1519.
.Es bekannten auch die schiffleut selb», dz sy der-
gleichen fortun nie erlitten.- Tieks. 1563. — 3. (PLj
Fifrtüne, Fotüne, Fatüne, Fatüne, Fadüne madie,
seltsame Geberden, Grimassen machen, Gesichter
schneiden Z. Syn. Fagängge usw. (Sp. 68ijJ, Faxe,
Siiargimenter.
Ans dem lat., resp. Hai. fi/rttma, ond zwar 1 in der
gewöhn). Bed.. 2 in der erst im Itil. aos^ebildeten. Das
einmal auftatichende mänol. Gesrhl. erklärt sich aas dem mit-
gedachten Sjn. .Storm*. Ausstossang resp. .iisimilation des r
ist eben so häufig a\i Einschiebang, ebenso Übergang von «
in a gerade in ZMA.: S in der zweiten Silb*; erklärt sich
aus der frz. .Xusspraehe des W. Aach Erweichung ron i
zu '/ ist in einem Fremdw. nicht aofTallend. Bed. :J mochte
etwa ans der Praxis der Wahrsagerei od, Zauberei entstanden
»ein. wobei unter Anwendung von allerlei sonderbaren Ge-
berden die Scbieküale ron Personen erforscht oder aoch ge-
radezu gemacht werden sollten: das Machen wäre dann von
seinem nrspr. Gegenstand oder Zweck auf das Mittel über-
tragen worden zu einer Zeit, wo die au sich schon unklare
Praxis noch dazu in Verfall geraten war.
förtig 8. fürdtiig.
Firt m. u. f.: 1. fahrbarer Durchgang durch einen
Zaun, bestehend aus 2 Pfosten mit liegenden. Ter-
schiebbaren Stangen; Einfahrt. Gatter in einer Latten-
he<-ke L: ZKn. (f.). Svn. H'legi; Pforte; Serli. In
ZZolL heisst F. als Flum. eine Stelle, wo ehemals
das Vieh zur Weide in die Allmend eintrat Im Fü-rt,
Flnrn. Züittnan. \t:\. For^^t III. .Welcher durch ein
gehag faren muoss. der soll glych zuo statt (auf der
Stelle I den L nnd gatter widerumb zuotnon.- Orrs.
TaZilschL ,Si« sollen die Felder dem gemeinsamen
Weidg-aug öffnen, beide Parteien sollen einander die
Furten nicht Terschliesscn.- XVII., MEsterm.. Rick. —
2. wie nhd., Flnssübergang. .Funden ain f., den «i
ritten.- Z Chr. 13.36 U4<>. J»er soll oach den f. undcr
der bruggen offen han. das man dadurch ouch gefarn od.
ger3rt«n mög, ob yeman lieber durch das wasser. dana
über die bruggen faren oder rjten wellte.- Scaw LB.
.An dem t der Thur.- Tcksi 1495(1500. .L'nd zoch
an den [die. 1860] f. Jabok.- 1531/48, Gexes. ,Und
machtend den [die. 1531] f. über den Jordan.- \hi''.
IL Six. ,Vada cxea. ein heimlicher f.. den man ;iit
sieht.' Fris. .Der f. eines was^rs. dardurch man Un
oder wattet, Tadum.- ILiL. ,Vadam. f.. grund ud.
boden im wasser. Tentare radam. den f. sncheoL'
Deszu 1677; 1716. - 3. Rinnsal. Bett eines Flnss«
oder Baches. VgL Furiei und Badi-Furt. .So mu
ein Wasser abgraben will, facht man nit an bi doii
rechten f. nnd wasser, sunder fer davon und an deril
end, da man das wasser vermeint hinznobringM/i
Salat. .Alrens. der runs nnd 1 eines wassers. cn
wasserkenneL- Fris. ,Den Doribach in eeren ze babea
und im rechten f. und gang zue erhalten.' 1596, Z.
.Dass die schilfenden des fnrts achten.' ROra. ,Dai
Wasser dües Bachs, welches sich damahlen oberhalb
Kriens geteilt und mit halben Buos ein andern F.
gefunden.' JLCts. 1661. .Der Reuss einen nea«M
60 Fnss breiten Canal graben und lias Streichwnhr
in die Grädi nach dem nenen F. zu richten.' 1608,
Assca. .Dem Grabenbach soll sein F. (,I>auf.' 1835)
gelassen werden.' 175.5. S. .Das Wasser ist von da
wieder in seine alte F. geloffen.' B Hink. Bote 176S.
.Die Ebene zw. dem Berg und der Emmenfurt' eM.
.Da die 3 schiffreichen Wasser, die .Aare. Limmat md
Rü8s in einem F. in Khein fallen.' Wcrstis. 17fö.
.Niemand darf oberhalb dem Dorf den Bach aus seinea
rechten F. leiten.' 1790 97. Gericbtsprotok. EircM.
— 4. Wassergraben in Feldern und Wiesen, la-
nächst zu Ableitung oder Zuleitung von Wasser, daia
wol auch zu Grenzbestimmung. VgL E-Furt. ,1S»
weg nf dem Bachtal nnz harin den f. an dem reebtM
eeweg.' XV., Ka. .Incile. ein känel oder f. ofler gräbk,
dadurch man das wasser aus einem fluss etwaabn
leitet.- Fris. .Demselben grat nach in die fürten ob
der Bicheten.' 1.569, Gl LB. .Die Werkleut so da«
Fundament zu dem Rathaus gegraben, haben nndn
dem Erdrych ein Vacnum oder holen F. oder Gaag
gefunden, aus welchem Schwalben heraus geflogea.*
JLCts. 1661. ' '
Mhd. jmrt m. f., Furt. Flnssbett: Bann. Weg.
riell. durth das Geschlecht der srn. .Kons. Gang,
stärkt — .Fnrt- i. S. t. 2 auch in zsgs. Ortsn.
1217 in der Gegend von ZBüti an der Jonen;
ZWied.: .Sihlf.- 1332, SchwE. Z" Furt. Same eines B««f
Sturzes in V, riell. aus Fmll verderbt. — Abi. /nrtig.
E-: Grenzgraben. Syn. E nnd Efurt - Grabm,
E-Buns. ,Für das Öffnen und Reinigen der Backe
und Ehfurten wird den .Vnstössem Frist anberaoaL'
1867, ZWL ,0b einer wässeren wellt, der nit a^
einem e. läge und einem andern wollt durch das »ja
laren.- 1495, .\a Wst; ähnlich 159.5. ,Die Marchea-
beschreibong von 1612 sagt nicht, wo der alte Eefnrt
unter Ellikon durchgegangen sei.' 1747, .\bs< a.
Ochsen-: nur in der sprichw. bildL R.4.: Er
Ut CO' 0., dumm; ungeschickt Scloer. — Fingiert«
(appellatj Orlsn. nach Anal, ran ,Schweinfnrt- usw.
Xn- f.: das Anfahren. landen; Zufuhr. ,In der
Stadt Si-H ist ein namhafte A. nnd Xiederlag [vob
•i
Dn m.
.Esdif
KrevalC'
1045
Fart— fürt. Fartseh — furtsch. Farx— fiirx. F;irz furz
1046
Sah].' 1654. Zollvkkiundi.. ,Deii Feinden die A. ver-
wehren.' Ladpf. 178t>/9. — In-: Einfalirt. ,ln- und
Usfürten.' 1580. AWii.d 188S. .Der einf. in den AIp-
nachersee.' JLCys. IWil. — Bach-. ,Dass in dem
rechten Hachfort Wasser zu Underhaltung der Fischen
»enug verbleibe.' Hept. 1658.
Furtcl n.: Rinnsal eines Baches oder Flusses.
Das F. öffnen: das Flussbett wiederherstellen, von
Schutt befreien Gl.
fürten: ein Rinnsal graben. De lliich fürtet,
gräbt sieh selbst neue Wege (tl.
Fnrtle s. FurT;e Sp. lOl'J.
furtlich. .Der honptnian was ein f. man, hätt
gern das allerbest getan.' JLenz.
Die Unzuverlässigkeit der Quelle in Betr. von Sprache
UDd Schreibung erlaubt viell. eine Verderbiiias ans /ruf Hg
(8. d.) auzuuohuien. Verderbniss aus 'fun-htlich , i. S. v.
Foickt einflösscnd, scheint nicht zu dem Zshang zu passen.
fürt: Nbf. zu für als Adv. ,Hinfürf, fortan, für-
derhin. 154'2. Bs Zunftprot. Auch ,fürt' allein "mit
der selben Bed. Ri'ep 1538. — S. für II i b nnd betr.
Jas angeschobene ( Sp. 902 Aum. am Schlnss.
Fürte s. Für-Tuech. fürten, fürtig s. /"lirc/if-,
was-fürtig s. vns-fürig Sp. 967.
fiirtig: zu Fuss durchschreitbar, Furten darbietend.
.Wie der Rliyn durch abschwynen [Abnehmen] der
wasseren f. und wandelbar werde.' JJKükgeb 1U(I6.
tiefuert s. Fuer 4 (Sp. 97u).
Us-Füept f.: .Ausfuhr. Einem LNeudorfer wird
1794 von der Victualienkanimer gestattet, eine -Anzahl
Kohlköpfe auszuführen, doch sollten die Zollner bei
jeder , Ausführt' und Zurückkunft die Stücke Vieh am
Wagen abzählen. Esterm. 1875.
Fertschi s. Ferli Sp, 921.
Fuerx: Kinderschlitten Ndw,
farzen, färzen: pedere, frz. piter : etzt durch
furzen (s. d.) aus der lebenden Sprache verdrängt.
.Welcher auch auf unserer stuben in offen ürten oder
sonsten mit koppeu [Rülpsen], f. oder speiserbrechung
Unzucht begienge, der soll 1 ß zuo buoss geben.' 1508,
Rebleutenordn. Wthur. ,Wer ein Unzucht begoht, es
sye mit färzen, koppen lassen oder anderen groben
Üppigkeiten, dieselbige persou soll gestraft werden
umb ein niäss wyn.- 158'2, Badordn. BEngistein.
Parze: .\dlerfarn, pteris GW. Vielleicht mit dem
vorhergehenden Vb. vwdt (vgl. das .syn. Wurmwürzt)
oder eine .\bl. von Farre {Farn Sp. 1017).
Vierzel m,: auffallend dicker Gegenstand, beleibtes
Mädchen AaVüI, — Geisse"-: 1. (meist dim.) Mass-
lieb, Gänseblümchen, bellis perennis Aa. — 2. (meist
mit dem Zusatz grosse) Johannisblume, Chrysanthemum
leuc. Aa.
In dem Simplex lässt sich leicht eine Nbf. zu Virrmd
iSp, 1022) annehmen, da man auch u. k. einen auffallend
dicken Kopf mit einem .Viertel' vergleicht, und eine kor-
pnlente Weibsperson auch Stande, Kufe, genannt wird; vgl.
noch .vierschrütig'. In dem Pflanzenn. ist djis erste W. (wie
in den Syn. Griiiimnir usw.) aus ,Gänso-' lautlich gesetzmässig
geworden,
Purz (»■') \'\. Fiir: Wim.FürzU ni.:Wind
aus dem Unterleib, bes, der hörbare, doch heisst
es: ,Salomo der weise spricht: Laute Fürze stinken
nicht.' allg, Kn F. (ahUä' Aa; Z: vgl, Fiirslnsdnind.
Bildl, RA.A. Nid en F. [nicht das Geringste] wert W.
/■•'■ weil Heber en F. vs-eme töte Boss! Z (Spilhn,).
Dil bist s' chiirz um en F., um ein Weniges, ebd:
Urne (-nand) fare" ('sehiesgc', springe') irie-n-en F.
in-ere Laterne, (in einem verschlossenen Raum) un-
stät, verlegen sich hin und her bewegen Bs; S; Z.
Us-eme F. en Donnerchlapf (e DowterwelterJ mache",
eine Kleinigkeit übertreiben L. Er meint, n'mi Furz
seige [seien] Wichrauch L. Von einem um seine Ge-
sundheit übertrieben Ängstlichen sagt man: Fr geit
zum Dokter, wenn-ejn en F. im Füdli b'stecht [stecken
bleibt] BRi., venn-em en F. nüd redit etrilnne [ent-
rinnen] c/ja"" Z, ,Icli han ein F, in d' Chilchen [Kirche]
g'lon', .sagt ein Teufel bei Büef, Adam u. Eva. ,Ich
lachet, das mir ein f. entwuscht.' NJIan. ,Sä da, iss
das imberwürzlin, Dass dir vor angst nit ontwüsch
ein fürzlin.' Aal. ,F., scheiss, ein pfüsc, crepitns.'
Mal. S p r i c h w w. : E Brise [Prise Tabak] und en F.
Macht d' Zu churz. Schild. Eigeni Fiirz schmeckru
am Beste L. Dokter F. hilft den Arme" L. En rechte
F. schadt-em Dokter e Mixtur. Sülger. Wer vom
Dräue stirbt, u-ird mit Fiirze begrabe" L. .Und wel-
cher ab tröuwen [von blossen Drohungen] stirbt, dem
wird mit furzen g'lüt [geläutet].' 1499, Lled. Daher:
Me" sött-e" mit Fürze" bigrahe", Ausdi-uck höchster
Verachtung Z. Dim. bildl.: kleiner Schuss ans einem
Gewehr, mit und ohne Schrot BHk.; winziges Ding,
z. B. eine kleine Baumfrucht, ein Zuckerbrötchen Ndw.
- Mhd. furz. Vgl. /arzen. Syn. (auch in übertr. S.) Faul.:
Hennen-. ,Truckne [trockne] Hennenfürze': Eier.
GHeid. 1732. Vgl. H.-Pfitz. — Juden-: 1. Chure
me-n-en J. Z. — 2. gem. Püster, lycoperdon geui-
matum, ein Pilz Bs, Vgl. Syn. ,Bo-, Weiber-Fist.'
Knoden-: verwachsener kleiner Bursche AAStauf.
— Knoden, Knöchel.
Nuunen- Ap, sonst meist dim. -Fürzli": 1. eine
kxt Gebäck, Confect, meist in Form kleiner Krapfen,
mit Füllsel aus Coniitüre, in Nonnenklöstern ver-
fertigt und käuflich, oder von ihnen zu Geschenken
verwendet, allg, „Eine kleine Art Makronen B."
,Butterbrödchen.' Spreng. ,Nunnenfürzle, ein gattuug
küechlinen.' Mal, — 2. Stachelbeere TnUntersee. Syn.
Brunnen-, Dunnen-F.
Bed. I ist unter dem selben oder ähnlichen Namen weit
verbreitet: Nonnen-Brod (KHenlin, Alpenbi,), -Eräpflein
(Wilrzburg), Nunefiizker (SiebenbUrg,), Nunnenfurte (nd., in
Holstein ein Festgebäck um Weihnacht und Silvester, eine
.\rt Apfelkuchen oder Kräpflein), sogar übersetzt in rom.
Sprachen: frz, /jcl de jiotmc, span, jkIUzcoi) de monja (eine
Art Makrone), Der Grund der Benennung ist nicht sicher
zu erkennen, klar nur, dass der zweite Teil des Comp, nicht
das W, Furz iu seiner obigem Bed., sondern nur eine An-
lehnung od, Umdeutung sein kann (vgl. immerhin die bildl,
.Zuwendung von /•'. in Ndw). .\m Nächsten liegt eiuo Abi.
\{)ii ]tit./nreirr (j'artum), stopfen, wie frz, /ui-tc. Fülle, wobei
noch zu bedenken ist, dass neben ,Furz' auch ,Farz' üblich
war, Pas W. wurde also urspr. wohl 'Xumun/urzel od. -fnzij
gelautet haben. Poch haben wir es viell. mit der mildernden
Unideutung eines obscSnen ähnlich lantcudeu Ausdruckes zu
1047
Parz--fnrz. Pas fus
lolK
tun (vgl. z.B. ,Fnchs-Luiniiiern' bei Weinh., Beitr. 55).
— Bed. 2 mag auf der Ähnlichkeit der Beere mit einer
Krapfe beruhen, indem Beide zwei Zipfel und in der Mitte
eine Anschwellung haben.
Brunne n-Fürzli: Stachelbeere ZGlattf. Syn.
Brunnengüttcrli [-fläschchen].
Sü-Furz: Mauer-, Kelleresel, Mauerwurm, frz.
cloporte UwE. — Tüfels- = Juden-F. Bs. Syn.
Tüf eis - Äsche , -Melsack, -Geldseckel. — Dünne"-,
Dünn er- (auch Dira.): Stachelbeere Scu. \g\. Nim-
nen-, Brunnen- F. — Wolfe°- = Juden-F. Syn.
Wolfs-Fist (lycoperdon), -Rauch; frz. vesse-luup.
Sunnen-Furzele f. = Dunnen-Furz TuUnters.
furze"; 1. (lauten) Wind von sich geben, allg.;
derber als fäuke>i, pßfen, ah-, üslän, dämpfen. .Fe-
dere, f., ein furz oder seheiss lassen.' Fris. ; Mal.
.Welicher an der Zilstatt und besonders so Wyn und
Brot da ist, vor den Gsellen mit Koppen oder F. ald
anderer Unvernunft ünfuog tribe, der soll die Buoss
verfallen syn, ohn gnad.- 1601, Z Schützenmand. Bildl.
BAA. <?a" F. schmecke" nennt man es spöttisch, wenn
Jnid dem Tanze zusehen geht W; Syn. Flöh stäuben ;
Hotzen dröschen; stücklen. Me" cha"" nur nid ruehiy
f. [so sehr ist man beschäftigt] L. Im Unmut soll
einst der gelehrte S Ratsherr Gl. den Ratssaal ver-
lassen haben mit den Worten: We"' das heisst regiere,
so heisst f. musiziere! Anfg XIX. Sprww.: Die Fro-
phete", wo [welche] f., vmsse' Nüt. Zyro. Wer wol mag
esse' und uol mag f., de"" brücht rke" Dokter L. War
dtm Esel 's Loch nüd z' chll', so macht er gern mit
de' Bosse' f. ScHwMa. Boss und Ma" städ 's F. a',
Wib und Chue — heb 's Fiidli (d' Löcher) zue! Z.
— 2. auf einer Furze (s. d.) blasen Tb; Z. — 3. furz-
ähnliche Töne von sich geben, von Werkzeugen, Gerät-
schaften, z. B. Spindeln, Bädern, durch Reiben Th.
Furze" Aa; Th; Z, Furzero" GTa. — f.: eine
Art Blasinstrumentes, das Kinder aus dem hohlen
Blütenstengel des Löwenzahns, auch aus der Rinde der
Ziegenweide bereiten und in letzterm Fall als Mund-
stück für grössere Instrumente, bes. für die aus Rinde
verfertigten Hörner, gebrauchen; s. Guge, Gilgge;
Waldhorn; auch ein selbständiges kleines Instrument,
bestehend aus zwei in einander gepassten Hölzchen,
zwischen welche ein Getreideblatt zu liegen kommt Z.
, Furzen: ein pfuse [Blasrohr].' Mal.
Pech-Furzer: Spottn. des Schusters Z.
Furzi m.: Schelte für einen unbedeutenden Men-
schen L.
Spendi-Fürzi s. Splendifözi.
Buebe"-Fürzleri": Mädchen, das den Buben
nachläuft Gr. Syn. Buchen- Blterin, -Schmeckcrin,
-Trat.
vierzg s. Sp. 926. «
Fas, fes, fi.s, fos, fus, bzw. fass usw.
Pas (it) f. Aa (Hürbin), Fase" m. L; Z — Dim.
Fäseli: 1. glatt u. einfach abgeschrotete Kante, techn.
Ausdruck der Steinmetzen und Schreiner Aa; L; Z.
.Inwendig in der Kirche die Gesimser sammt den
Eggen und F. anzustreichen.' 1781, SunwWoUerau.
— 2. das so bearbeitete Werkstück selbst. .Braucht
es 890 Schuh Fasen oder Sockel, diese sauber ge-
arbeitet.' 1781, Kirchenbau ScHwWollerau.
Vgl. frz. face, Kante, facettc, geschliffene Seitenfläche;
doch unser W. viell. deutschen Ursprungs, eins mit Ftiaen II, '
Saum. — Sachlich vgl. Rij bei Schneidewerkzougeu. v
Fass I m. (f. GBättl.): 1. Griff, Ort, wo man an-.'
fasst Gl; Gr; GBättl.; auch beim Ringen und Schwin
gen GrD. f. ha', a) anfassen können oder angefasst il
haben Gr. Syn. Fassi, Mab. b) festen Fuss fassen
GBättl. Syn. Fuess han. — 2. Hundename. 1504, Z,
Vgl. ,Packan'. — Vom Vb. ,fasseu', nach Analogie von
,Griff, Halt'.
Fass n n. — PI. meist noch = dem Sg. — Dim.
Fassli, Fässli: 1. Gefäss, grosses oder kleines, meist
von Holz, zur Aufbewahrung fester und flüssiger Stotle
(vgl. die Compp.). Insbes. a) tonnenförmig. gross, für
Wein, Bier, Wasser, Jauche u. A. (allg.). ,Des glychen
jars ist also vil wyns worclcn, dass man alle alten
fas hat müessen binden.' Mev., Wthur. Chr. ,Die Fass,
darin man ihn [den Wein] fasset.' BCvs. ,Hüpschlich
trinken oder nit vil über das f. gon, parcere cadis.'
Mal. Fini wie es F., korpulent U. ,Ein alt weib,
die ein bauch hat wie ein f., doliaris anus.' Mal. .\1s
bestimmteres Mass, nächster Oberbegriff zu Saum
(,1 F. = 4 Saum.' 1761, Absch.) und zu Sester (,1 F. =
10 Sester.' 1555/86, Absch.). Auch zur Aufbewahrung
od. Versendung trockncr Gegenstände dienende Tonne.
,1 f. mit sichlen. Die negel. wievil der«" in fässlinen
under der stügen. Im vorkeller 3 böse [beschädigte]
fässli, in einem [derselben] äschen.' 1571, Z Inventare.
Vgl. die Compp. von Legele. In ein F. schlagen,
(den Leichnam eines Selbstmörders) in eine Tonne
stecken (und — damit die entweichende Seele auf
Erden kein Unheil anrichten könne — einem fliessen-
den Wasser übergeben). ,Beschäch euch, das jeman
im selber den tod antat, den soll man verschlahen in
ein f. und an yetwederen boden ein brief, was er getan
hat, und soll man in lassen uf die Lindmagt [Linnnat]
und lassen rünnen.' 1384, Stdtb. AaB. Andere Bei-
spiele aus XV., XVI. und Erläuterung s. bei Osenbr.
1881, 337/45. Sprw. RAA. I)' Hand under-em F.
ha', gebundene Hände haben, in gezwungener, be-
drängter Lage sein, z. B. verschuldet Ap. D' Hand
ligg im [liege ihm] uiider'm F. Schimpfu. 1652. .Noch
ärger sind die, wenn sy sehen, dass dem armen die
h. under dem f. ligt.' SHochholz. 1591. .Du Capitalist
hast zehen und mehr per cento von Leuten genommen,
denen die Hand in der oder dieser Not unter dem P.'
gelegen.' JJUlr. 1727. Dem F. de' Bode' üsstosse'
SoH, — üstrucke' Z, dem F. de' Spunte" [Spundzapfen]
usse sehlä' GWa., das Mass voll machen, der Sache
den Ausschlag geben, ein Ende machen; den völligen
Untergang herbeiführen, das Unglück voll machen.
Wo so e [eine solche] Frau ist im-e Hiis, g'heit [fällt
g'wüss dem F. de Bode" üs. Stütz. .Darumb so it
Beschluss des Testaments [von Benz] erst dem F. da
Bode usgestossen.' HBcll. 1571. , Unser hl. Vattw
wollte den wyn [gern] wider im f. han', die Sach«
rückgängig machen. 1521, Sthiokl. .Häuschen im Fäss-
chen verschwellen', ein Abendschmaus. den die beider-
seitigen Eltern dem jungen Ehepaar geben, wann di(
junge Frau anzeigte, dass sie guter Hofliiung sei
Troll 18-1 1. ]\'enn-mc'-s' in es L'\ täti und umrugele
I
I
W^
1049
Pas, fes, fis, fos, fu
1050
chämfd eister AU obe>iuf= Alle sind gleich schlecht Z.
(Wi"-J Fäüsli tröle' Bs, tröle" Z, wale' ZUhwies., ein
Kinderspiel: sich auf dem Boden einen Abhang hin-
unter wälzen. Kätsel: £s ist es FussU öni Bündli
und ziceierlei Gumpist [Compost] drin, das Ei; mid
en schirarze Ma'" drin, der Prediger in der Kanzel;
aber auch: und tritiked Chünig und Fürste" d'rüs,
die Mutterbrust; vgl. die Stelle im Simplicissimus :
.Sie könnte wohl glauben, dass dies Hetel [Ziege] viel
Milch gebe; denn sie habe ein schönes Fass [Euter],
wie es die Schweizer nennen.' As F. mit-ama nüwa
Reif het d' Nasa vil z' teuf, Vexierbescheid auf die
wiederholte Frage ,was?- GkV. Sprww. il/e" viuess
a» ]:ein [keinem] F. elilupfe', oderjiie" uell driis trinke',
sagte Einer, dem man an den Hintern kloptte L.
Wenn 's F. voll ist, so seil »ig» spare", uf de Truesen
[Hefe] isch's z' spot. ebd. — b) kleineres Gefäss,
Hausgerät, von verschiedener, doch meist rundlicher
Gestalt, z. B. hölzernes Geschirr, in welchem man
Wasser in die Küche trägt W; Syn. Hand-, Wasser-F.
Fassli, Nachtgeschirr, meist von Holz BO.; Syn.
Nacht-F.; Kübel; vgl. Gang-Gelte. Korb L und spez.
Bienenkorb L; S; Syn. Imben-F., Blji-Stocl;, Bicher.
.Ein silbrin f.' KdSailf.r 1460. ,Aventüren us dem
hufen oder fesslin [Glückstopf der Lotterie] ze ge-
winnen.' G 1485. Bildl. nach bibl. Sprachgebrauch,
wonach der menschliche Leib oder die Person als
Getäss oder Werkzeug der göttlichen Gnade aufgefasst
wird: ,Des heiligen und userweiten fass" S.Pauli.'
14SI1, UwE. Jahrzeitb. ,I)ass ein ietlicher wüsse syn
f. [,geschier.' Itj67] zuo behalten in heiligung.- 1531/48,
1. Thessal. — 2. Fässli, Stachelbeere ZWyl. Syn.
Krüegli, Kruselberi (von Krusle, bauchiger Krug). —
3. Tuchüberzug, worein Etwas ,gefasst' wird, z.B.
Bettstücke. Syn. Fassi; Gefäss. ,84 eil rystis [rei-
stenes] tuoch zuo den lasen.' 1.397, L Stift.
Mh. caz D., Gefu,ss, Fass, Schrein; auch Bienenkorl) und
bildl. in geistlichem Sinn. Die unveränderte Pluralform ist
, die alte Regel der Neutra; dag. unregelmässig flexivisches n
im Gen. Plur. ,der völlige Halt [volle Gehalt] der Fassen.'
1757, Z Ges. Zweifelhaft ist, ob in der .\ngabe: ,Cur non
ludo hunc aliiiuantisper ':' Waruuib fatzen ich den nit etwan
, lang'/ Warunib hab ich in nit ein wenig im vassV Fris.
' unser W. gemeint ist, oder t'asa I, oder ob ,va3s' geradezu
^ ,Fat2', Spott, zu nehmen ist. — Als zweiter Teil in Zss.
I erleidet das W. (wie Fuetis in Uamfin, d. i. Hahneufussj, vor-
I nelimlich in der MA. von GrPr. solchen Entzug des Tones,
I dass es den Schein blosser Ableitungssilbe erhält; s. iUt-,
^ Bad-, Salz-, Schüef-, Schenk-, Stein-F.
j' Ächis-: Gefäss zur Aufbewahrung von ^cÄis (s.d.)
Grä?. Syn. Achis-Kübel, Sür-FässU. — Imbcn-
■ Imb- AAFri.. Impe- L, Ime- Ap: Bienenkorb. Syn.
Ime-G'fäss; Blji-Stock. — Anken-: 1. , Buttertopf ;"
hölzernes Gefäss zur .Aufbewahrung geschmolzener
Butter BHk. Syn. A.-Kübel. — '2. Butterfass, in wel-
• ehern gebuttert wird Bs. .Das A. oder Liren, darin
der eingeschüttete Nidel [Sahne] durch stätiges Um-
; treiben der Handhabe [Kurbel] in Butter verwandelt
wird.' JScHEucHz. 1700. Es ist in B und jetzt auch
' anderwärts ein Gefäss in Gestalt eines grossen Käses
' oder Schleifsteins. — 3. -Fässli, Fässchen, Tonne,
worin die Butter, gewöhnlich centnerweise, versendet
wird UwE. — Essig-. .In der andern stuben ein
cssielivass.' 1489, Waldman.ns Hausrat. — Fueder-
>= Fuer-F. ,So wurden die Butterkübel. Käsgestell.
'die Fleischhäfen, die Geldseckel der geistlichen Vät-
teren und Müteren, die W^cinfässer und grosse Puder-
fässer in dem Elsass in den Capuzinerklösteren grossen
Schaden leiden.' ClSchob. 1099. — Fuer-: grösseres
Fass zum Transport von Getränke auf Wagen. ,15 ß
gab ich von einem f., sinnzuber, sinngelten und umb
trachter von Z hinuszefüeren.' 1541. Z Grün. Amts-
rechn. Auch Wf- Z (schon 149'2/1504).
Fueter-: hölzernes Gefäss, den Wetzstein zum
Schärfen der Sense in Wasser getaucht enthaltend
Ai-; Bs; „Gl;" Gr; L; GRh.; STh.; Th; Z. Syn.
Stein-Fass, -Fueter. 's F. amene Rieme und de' um
de' Buch umme b'bunde". JKMey. 1844. ,Das f., darein
die mäder den wetzstein behaltend, theca.' Mal. Auch
als Trankgefäss bzw. -Mass für Tiere zum Einschütten
von Arzneien gebraucht. Vgl. Stein-F. .Von dem
Trank schüttet man einem Stuck Vieh 4 Futerfass
voll ein.' 1779, Z Ges. — Fiuier i. S. v. Futteral. Mhd.
vuotervaz, taschenartiger Behälter.
Güllen-: langgestrecktes Fass, in welchem die
Jauche aufs Feld geführt wird Z. Syn. Beschütti-F.
Yg\. G.- Kasten. - Gumpist-: Gefäss zur Aufbewah-
rung von , Compost' (Eingemachtem, Sauerkraut mit
eingelegten Äpfeln). 1428, L. — Giess-: zinnernes
Wassergefäss, ungefähr V2 Mass haltend, jetzt meist
mit flachem Rücken, an der Wand (oft in einer Nische
— s. Giess fass-Käspli) hangend, mit Deckel, 2 ,Ohren'
als Handhaben an den Seiten, und unten mit einem
kleinen drehbaren Hahn, aus dem das Wasser in ein
zinnernes od. kupfernes Becken, das Handbecki, fliesst,
zum Waschen der Hände und des Gesichtes nach der
Arbeit, noch heute eine fast stehende Zierde der Wohn-
stube wohlhabender Bauern. Nach dem Gebrauch wird
das Becken (aus dem das Wasser zuweilen durch eine
verborgene Vorrichtung abgeleitet wird) meist um-
gestülpt. Daneben hängt eine Handzwächele [Tuch zum
Abtrocknen] Aa; Bs; BM.; VOrte; Gl; GrD.; Ndw; GA.;
UwE.; Z. Syn. Eichle (s. d.), Handgiess-Fass, Guss,
Brunnenlcesseli, Wasserstize. In ZZoll. herrscht bei
alten Leuten noch der (wohl aus der kathol. Zeit ge-
bliebene) Brauch, am Morgen gleich nach dem Auf-
stehen am Giessfass die Hände zu netzen, damit den
Tag über Einem nichts Schädliches begegne. De''
Brunne rünnt g''ad nw wie-n-es G., liefert nur einen
dünnen Wasserfaden G.\. ,Antwerklüt, die zinnin
kanten [Kannen] und giessfasse und schüsselen ma-
chen.' ScH Stdtb. ,Ein möschin [messingenes] g.' XV.,
Z Anz. Nach Z Ehrecht 1447 gehören der Wittwc
vom Hausrate ,in der stuben: ein g., ein handbecki,
ein brunnenkessi [u. A.].' ,Ein zinni" g. in der kammer
neben der stube.' 1530, Z. ,Ein z. g. mit knpferinen
handbecki.' 1571, Z. .Malluvium, ein g. oder hand-
becke, daraus, darüber oder darein man die händ
wäscht. Guttus, ein g. oder tropfgschirr.' Fris.; Mal.
, Giessfass, giessbecke.' Keb. 1662. ,Wann sie [die
Gäste] die bände gewaschen über dem handbecke aus
dem g. und abgetrocknet haben mit einer sauberen
bandzwehel.' Vestib. 1692. — Gnaden-: parodisch-
schcrzh Anwendung der unter Fass 1 b angeführten
geistlichen Bed. in dör Aufzählung: Ober, Under, Ass,
Gn.! Z. — Hand-: mit einer Handhabe versehenes od.
mit der Hand leiclit tragbares Gefäss (vgl. Giess-F.);
Dim. Handfassji, hölzernes Geschirr, 1 — 2 Mass hal-
tend, in welchem man Milch oder Suppe z. B. Ar-
beitern aufs Feld trägt (Syn. Melchterli, Truter) W.
Pas, fes. iis. fos, t'us
,Das h. mit seinem fuoss.' Bib. 1531 (.Wäschkessi.' 1548).
,Oft das H. springen machen dienet wohl gesund zu
sein.' üHeid. 1732. — Harnisch-. .Ein harneschvessli.'
1422. L Urk., ein Stück Hausrat; Korb aus gefloch-
tenen Metalldrähten? (vgl. H.-Bletz, Scheuerwisch aus
eben solchem StolfV) od. Behälter für den Harnisch?
— Kalber-: offenes Gefäss mit Röhre, die man .jungen
Kälbern ins Maul steckt, um sie Milch oder Mehltrank
saugen zu lassen Gr. Syn. Kdlberlühel ; Trmikfass. —
Käs-: das Gefäss, in das der junge Käse gebracht wird
Gr. Syn. Vättere. — Kät-Fässli: hölzernes Geschirr
zur Sammlung von Kehricht GStdt. Syn. K.-Kiihel —
Löffel-Fass: Löffelbehälter. Früher bewahrte man
Löffel, Gabeln und Messer in einem kleinen , Fässchen'
oder einem .Kratten' [Korb] auf, die an der Wand
des Wohnzimmers hiengen Z (Stutz), 's Lüffelfass,
's Chopßüuli [hoher offener Schrank mit einem ver-
schlossenen Kästchen oben], 's ZU [die Stubenuhr]
hat dene' Weberstiifh' müesse' flieh' [weichen], ebd.
Scherzh. in dem Spottreim: Züri ist e grossi Stadt,
Winterthur es L., Frauefeld en Li/rechiibel [Butter-
fass], Eglisau de"" Teckel drüber ZWyla.
Läger-Fass: grösseres Fass zur Lagerung von
Wein Bs; S. Ggs. Fmr-, Land-F. ,Eichene läger-
vass.' Vad. — ,Iiöger, Läger' alte Form f. .Lager'.
Inleg-: das Fass, die Kufe, in welche das zum
,Brennen' bestimmte Obst zur Gährung gelegt wird
L; Z. — Leck-: Gefäss, aus dem man dem Vieh zu
lecken gibt Aa. — Land-: Fass zum Transport von
Wein Bs; B; S. Ggs. Läger-F. .Ein Bauch wie ein
L.' GoTTH. Lt S Wochenbl. 18ü7 hält ein grosses
Lägerfass ungefähr 40 Landfässer, ein kleines 6; und
heissen kleine Landfässer auch Boller. Eine B Ordn.
von 1691 unterscheidet ,L.' von Byffass (s. d.); das
Grössenverhältniss scheint 2 : 1 gewesen zu sein. Nach
dem B Zolltarif von 1754 wird ,von einem L. mit
Wein, so nicht den Burgern gehört, 30 Kreuzer Zoll
bezahlt, von einem Ryffass 15.'
Leit-: Transportfass für Wein und trockene
Waaren, Fuhrfass. .Lieber vogt, bis [sei] daran, dass
die 1. yetz gebunden werden und nit die lägerfass.' G
Stiftsarch. , Sollen die gesellen haben ain wagen mit
4 rossen und uff dem wagen 2 leitfass und gehört in
das ain fass 4 viertel habermel.' ebd. ,Die muren
warend nit hoch und muosst man 1. stellen und die
mit ertrych füllen, darmit man sich darhinder weren
möchte.' Vad. Mit einer Decke versehenes Fass, worin
man im Herbst die getretenen Trauben zu der Kelter
(,und bei den Brünsten das Wasser.' Spreng) herbei-
zuführen pflegt (,und das zu diesem Gebrauch in der
Mitte mit einem grossen Laden versehen ist.' Spreng)
Bs. — Mild, h-itriiz, Fuhr, Wagenladung, Transportfass, vou
leiten, führen.
Low-: Fass für Gerberlohe. 1422, L Urk. — Mel-
Melf^s GRPani: an die Wand gehängtes Geschirr mit
einem Deckel, zum Aufbewahren von Salz, Mehl,
Kleie udgl. Gr; Z. Wrisch, wo der Weg zum M.
isch, zum volle' Fass? Hebel. Bildl., dicker Bauch:
De'' hed e Lende wie-n-en Stiei'; er g'selit bald nümme
über SIS Melfü^sU usse ZWettschw. — Milch-, Melch-:
hölzernes Geschirr, in welches gemolken wird W.
Übertr. : , Joseph, der stark und in seiner Beste war,
dessen M6lkfasse voll Milch und seine Gebeine voll
Mark waren.' JJUlr. 1727. — Most-. In einem G
Mand. von 1641 wird geklagt, .dass nach Endung der
Predigten Etliche Wein- und Mostfässer ausrüefen
lassen.' — Mussier- = <S'/M"«!_7-i^. — Mutteli-: klei-
neres, mehr dickes als langes Fass S. Syn. Boiler. —
Nacht-: Nachttopf W.
Buch-: Bottich für die zu reinigende unsaubere
Wäsche Gr. — Bücken, waschen.
Bad- Bäpfrs: längliche Badewanne für Kinder
GnPr. — B uckler-: Kufe, in welcher Spätkohl unter
dem Namen B. eingemacht wird, der bis Mitte des
Winters als saures Gemüse, von da an als Schweine-
futter verwendet wird aScHW. ,Der Biedern [der 111-
gauer] soll kein Witzling spotten; Man teilt wie
Freund' in Ernst und Spass: Sie geben uns von ihrer
Schotten, Wir [Muotataler] ihnen aus dem B.' 1831,
Gastgesellsch. Muotatal. — Passanten-: das Fass
im B Burgerspital, dessen Inhalt zur Verpflegung der
almosenbedürftigen Durchreisenden, .Passanten', be-
stimmt war. 1543/1814; s. Messm. 1831, 14. - Kind-
better-: Fass für guten alten Wein, der für Wöch-
nerinnen bestimmt ist. ,Die Thurgauer haben ge-
droht, das Kloster Kreuzungen zu überfallen, um Wein
und Anderes wegzunehmen, wie denn Etliche schon
Kindbetterfässlin, um den Wein zu fassen, gebunden.'
1529. Absoh. — Bütel- = mhd. biutehaz, lederner
Sack, der oben zugezogen werden kann? mit Bentel-
tuch überspanntes Sieb? ,1 bütelfass' zwischen Bot-
tichen und Mulden genannt in einem Wthurer Inventar
von 1469. — Inbeiz- Bs. Beizi- Z: Gährfass beider
Branntweinbrennerei. , Beizefässer mit Träsch [Tre-
stern].' Z. Vgl. Inlegg-F. — Botzen-. ,Salz in seinen
verschiedenen Transportarten als luckschyblin. grosse
schyben, eichene fass, b. und stupich.' 1542, AWild
1883. — Plunder-: Behälter, Tonne für Kleider
oder Bettzeug. ,Von eim PI. oder Reiskasten 6 p.'
1670, Absch. — Brüe- Brilej-: Jauchefass SStarrk.
— Rif-: Fass für ,Rifwin', Wein vom Gestade frirej
des Genfersees, nach B importiert. Vgl. Land-F. ,Das
Umgelt würde von einem Landfass einen halben Gulden
und von einem R. 5 Batzen betragen.' 1581, Absch. —
Kumpel-: (in einem Volksrätsel) der Bauch, weil es zu
Zeiten darin .rumpelt', kollert. — R ön seh i-: Gefäss für
Rönschi, kleine Zieger GrV. Vgl. Ziger-F. — Rap-
pisser-: starkes Fass, in welchem der noch nicht ge-
gohrene Weinmost (eig. von Rappisser, s. d.) luftdicht
verschlossen und bis in den Winter (auf Neujahr) süss
aufbehalten wird. Syn. Zwang fässli. ,Ein sogenanntes
B. sammt eichenen Schalen und Lager.' Z. — Rüer-:
Aa; GBerneck; ThHw.; ZF., ämcj-- ZSth.: Gefäss zur
Bereitung von Butter durch .Rühren', Umdrehen,
Herumwälzen von Sahne. Dim. -Fässli AAEhr.; TbHw.,
von Privaten für kleinere Mengen gebraucht, R.-FajiS
in den Sennhütten. Syn. TrÖl-F., Lire, Lrriim, und
vgl. Rüer-, Stöss-Kübel als ältere Einrichtung, welche
hinwieder die primitive Manipulation des .Fitzens'
verdrängt hat.
Reis-: Behälter für Kriegsbedarf, in G Hdschr.
neben , Reistrog' und , Reiswagen- angeführt. Vgl.
Phmdei--F. — ,Reise' = Feldzug.
Seig-. .Seigfass, Seigtrichter, um Wein in den
Keller herunterzulassen, couloir.' Dk la Cour 1736. —
Mhd. neigen, seukeu.
1053
Pas, fes, fis, fos. ins
1054
Salz- Salfis, -f^j GrPi-.: Salzgefass Gr; Z; ge-
wöhnlich neben dem Mehlfass und diesem in Grösse
und Gestalt entsprechend. ,2 S. in der Kuchi.' 1571, Z.
Zu SiitßH (vgl. Anm. zu Farn) braucht man nicht auf
roiLian. ml, balz, zurückzugehen, da bei dieser Art von Wort-
umbildung auch der erste Teil der Zss. in Mitleidenschaft
gezogen, bzw. verstümmelt wird (vgl. Hostet, Hofstatt; Ar/il,
Armvoll, usw.).
Sür-Fässli: Gefäss, worin das ,Sär' [der Molken-
essig] aufbewahrt wird Ap. Syn. Achis-F.
Schlief- Schüefis, Dim. SchüeflsHi: hölzerner
Schöpfeimer mit langem Stiel, für Wasser, Jauche
asw. AAEhr. Syn. Gon; Schüefi n.
Aus der letztern, sonst allein gültigen Form gewisscr-
massen weitergebildet mit Anlehnung an das ebf. in AaEhr.
übliche Scliempßs (s. ScheiJc-Fam).
Schenk-Fass, Scheich- GrD., Schtcmpfis ÄAEhr.,
,F. ni.", Z.: „grosseres Weingefäss, woraus man klei-
nere füllt." 1. Weingeschirr, aus welchem unmittelbar
in die Gläser (od. zunächst in Flaschen) eingeschenkt
wird, in GrD. ein, einige (10—13 AaZ.) Mass halten-
der, von unten nach oben sich erweiternder Trageimer
mit Deckel und Ausgussrohr, der statt der Flaschen
gebraucht wird, wenn eine grössere Gesellschaft zu-
gleich bedient werden soll. Syn. Eimer; Sester; Stise.
,Wel'''er ein"" schlecht [schlägt] mit einem schenkfass,
sester oder kanten.- 1456, üfkn. Z ARegensb. ,Der
sester (schämpfis): obba. futum, simpo.' Red. 1662. —
2. Fass im Keller, dessen Inhalt vom Wirte zum
Ausschenken in Brauch genommen ist. ,Es sollen keine
andere als gesinnete Schenkfasse gebraucht werden,
dannethin die Beamteten bei dem Füllen der Schenk-
fassen gegenwärtig sein. An den Schenkfassen sollen
nicht nur der Punten [Spund], sondern alle übrige
Beizäpfen versiglet werden, so dass darvon Nichts als
der Hauen oder Zügeli [kleiner Zapfen, durch dessen
Entfernung der Luft Zutritt verschafft wird] oft'en
bleiben mag.' 1774, Z Umgeldsordn., wo auch gerügt
wird, dass ,füraus bei kleineren Schenkfassen in An-
sehung der Gratifikation des 5. Teils oftmals erst nach
fünfmaliger Füllung selbe berechnet worden ist.' —
3. radschuhförmiger Schöpfeimer mit Handhabe, der
besonders bei der Kelter in Anwendung kommt AAEhr.
Bed. 3 eignet eig. eher dem W. Schüeß«, scheint aber
der Dissimilation zu lieb (jenes für laudwirtschaftlichen Ge-
brauch, dieses für den Wein) sich des vorliegenden W. be-
mächtigt zu haben.
Schotten-: altes Fass, Tonne, in welcher die zur
Schweinefütterung bestimmte Schotte [Molke] aufbe-
wahrt wird Zu. — Be-schtitt- L, B'schiXtti- L; S:
Jauchefass. Syn. Giillen-F.
Schieb-: wahrsch. = mhd. nlegecaz =: slegekilbel,
Rührkübel, also syn. Rüer-F. ,Von einem seh. 8 Schil-
ling [Zins].' Urbar d. Grafsch. Baden. — V. ,schlaheu',
schlagen (Butter stossen); vgl. Sclthg-Milch.
Schwin-: Gefäss für Schweinefutter, namentlich
in den Sennhütten ein Fass. in welchem die Schotte
gesammelt wird W. — Span- {Sj}^-'- Z): mit einer
Lage von Cedern- od. Hobelspänen versehenes Fass.
über welche man die im Keller oder in der Schenk-
stabe sich ergebenden Weinresten giesst. um sie zu
klären und wieder ausschenken zu können; jetzt meist
durch das Verfahren des sog. Schönens ersetzt. Mit
diesem geringen Getränke werden unsolide Zahler od.
unwissende Kunden bedient. ,Er verkaufte ihm den
Wein aus den grossen Spänfässern, in welche die
Weinhändler alle möglichen Restchen werfen.' Gotth.
— Spreng-, Mussier-: besonders starkes kleineres
Fass, dessen Hahn bloss halmdicke Öffnung hatte, zur
Aufbewahrung von Weinmost Z f.
Stege-Fässli. .Der köstlichste der selbst ge-
pflanzten Weine, für Ehrenanlässe im sogenannten
Stegenfässehen gewissenhaft bewahrt' Troll 1844.
So gehcissen, weil das betr. Fässchen au einem besonderu
Ort, unter der Kellertreppe, sich befindet.
Stuck-Fass: Weinfass von bestimmter Grösse,
bes. ein solches, in welchem der Rheinwein trans-
portiert wird, 5—600 Liter haltend, also etwas kleiner
als das für den Landwein gebrauchte Fiierfa^is. Vgl.
Piesse. Mir nend im [wir nehmen dem Pfarrer] es
St. guete" Wi*. Feiebabenu, Bauernkrieg. — Auch das
einfache Stuck bedeutet ein Fass; s. d.
(Wetz-jStei--, -/js, ({s GRPr. = Fueter-F. B;
Gr; Schw; Uw; U; W; Zg. ,Züge der heimkehrenden
Abendschnitter schritten mit der Sense auf dem Rücken,
das W. im Gürtel befestigt, stattlich durch Feld und
Wiese.' B Album 1858. Syn. auch Wetz-Fass, -Kübel.
Auch Name eines Hauses in BHk. Bildl. de" Verstand
im St. i'^ge", d. h. in grober Weise, mit einem Masse,
das sonst dem unvernünftigen Vieh zukommt (s. o.
bei Fueter-F.), da doch die Menschen die Weisheit
mit , Löffeln' fressen ScnwMa. — Stand-: Kufe BSi.
Syn. Stande. Ggs. zum liegenden F.
Trochen-: eine Abgabe an den Grundherrn,
welche die Bewohner einiger Berge des FO. (Greyerz)
nach dem Alpaufenthalt zu entrichten hatten in Ge-
stalt von Käse oder Geld, nach der Zahl der Kühe;
frz. Hautscierges, Occierges. Kuenl. Dict. 2, 65/6.
, Trocken' von Waaren im Gcgs. zu Flüssigkeiten, hier
also wahrsch. ebeu auf Käse zu beziehen; vgl. Kfin-F.
Tröl-: Butterfass i. S. v. Rüer-F. (s. d.) F. —
Trank- = Schotten-, Schivin-F. Uw. .Zunächst bei
der Feuerstatt steht d's schmutzige, russige Tr.' XVIII.,
Älpleruedicht. ,Das Trankfass oder Trankbrunggen,
darin man aufbehaltet das Saurtrank oder Saurschotten
zu völliger Scheidung der Sirpen.' JJScheuchz. 1706.
— Tränk-: hölzernes Geschirr, aus welchem man
Kälber mit Milch tränkt W. Syn. Kalher-F., Saug-
Kübel. — Wi"-. W't fässli trök", Kiniersfiel = Fässli
tr. Bs. — Wind-: fingiertes, an die Windmüli (s. d.)
erinnerndes landwirtschaftliches Gerät. Der unge-
schickte Neuling beim Dreschen wii'd etwa nach dem
W. ausgeschickt Z (WSenn). — Ge-würz-: Gefäss
für Pfeffer, Muskatnuss udgl. Z. — Wasser-: höl-
zernes Geschirr, Kübel, in welchem man Wasser in die
Küche trägt W. Vgl. i'^nss I &. — Wasch-. ,Wösch-
vessli', kleine Waschbütte. 1422, LUrk. — Wetz- =
Fueter-F. GRSav., Sculms. — Ziger-. .Vorbehalten
die überlästigen Zigerfass, weliche man an der Anken-
wag Schwere halben nit gewägen mag.' 1640, Z Mand.
V'gl. Bönschi-F. — Zwang- = Eappisser-F.
Fasan m. : 1. wie nhd. , Fasan oder Pasant, Fa-
sian, phasianus.' Fris. ; Mal. ,Phasianen u. Pfawen.'
.\Klin(;l. 1688. — 2. Birkhahn Vw (Tschudi). Syn.
Schild-, Spil-Han. Bei wie en F., auffallend dicke
Beine Zg; Syn. Schlegelbein, Lirenkübel. Auch Berg-F.
It Meisn. u. Schinz 1815. — Mhd. fasan und jhmiu.
1055
Fas, fes, fis, fos. fus
1056
Fasandle f.: unzuverliissise, leichtsinnige Person
GStdt. — Auch Schwab.
Fase s. Fnsöle.
Fasel in.: 1. junges Vieh, junge Zucht, hes. von der
seihen Mutter und um sie versammelt, von Schafen,
Ziegen, Schweinen Aa; Bs; BM.; Gl; G; Zu; Z; ühh.
ein Haufe, Trupp, eine Schaar, Herde von jenen Tieren
G, aber auch mit Rücksicht auf die Qualität (Art,
Rasse, Schlag), bes. von Schweinen Xa; BRi.; L. und
auf Bestimmung zur Zucht Gl; L; GA., T., W.; Zg; Z;
daher auch: mageres, nicht zur Mästung bestimmtes
Kleinvieh Aa; Z; vgl. Fasel-Mast; Syn. Fasel-Vieh.
F. nahe zieh [aufziehen] Z. ,üer Grossätti zog jungen
F. nach.' ÜBrXgo. Ein Rind z' F. ha' (fuetercn), mit
grobem Futter erhalten, wenn und so lange man es
nicht will an Nutze' hritujen, d. h. als Mast- oder
Milchvieh verwerten B; ZO.; man tut das z.B. mit
einer abgemagerten, halbkranken Kuh, damit sie eine
Zeit lang Ruhe habe, sich erhole; auch aus Mangel
an Futter in schlechten Jahrgängen. Die [junge
Schweine] wachse" und man brückt si nit es i/anzes
Jär z' Fa^el füetere'. B Bauernkai. 1883. .Da luff man
durch die hüser und robat man das, so man dann da
fand, hüener, swyn und sämmlichen f., das hat alles
den hals verloren.' Fründ 1446. ,Es soll keiner kein
Schwein koufen, weder zuo f.- oder metzig-süw, wann
er's verkoufen wollte; aber wann er's selbs will han
zuo f. old zuo metzgen, so mag einer wol koufen.'
1530, ÄA Wst. ,Bona natio (in pecoribus): grosse
zucht oder ein guoter f.' Fris.; Mal. ,Die bruet,
Zucht, f.: proles, soboles, pullities.' Redinger 166'2.
.Diejenige Kälber, welche zum Erzeuhen oder zum
F. bestimmt sind.' XVIII., Gemeindst. Auch en F.
Henne', ein Volk Hühner Ap. Von Frischen: ,Das
Kräh soll in dem See zu Erhaltung des Laichs und
F-s unbetrübt und ruhig gelassen werden.' 1710, Z
Fischerordn. Die Brut von Bienen. , War aber sach,
dass einer einen imben verkoufte zc f.' üffn. AAWürenl.
.Eine bine, welche einen schwärm ausstosset, d. i.
einen f., zucht oder junge von binen.' DTomann 1708;
s. auch F.-Stock. Von gemeinen Insekten, Unge-
ziefer: ,Pecus, fliegen [usw.], fasel, ungsüber.' Fris.
— 2. übcrtr., von Mensehen. .Progenies, Geschlecht,
Zucht, F., Kinder. Stamm.' Denzl. 171(5; doch meist
mehr od. weniger verächtlich: a) Kinder; junge Leute,
allg. En F. Chintl, Haufe kleiner Kinder Bs; Gl;
Gr; G. Dim. PI. .Ganze Fäseli halbnackter, hülfloser
Kinder.' 1788, UBrägg. Gelegentlich von einem Kind:
Si [die Vagantin] het F. hei"' 'brächt Z. Schaar junger
übermütiger Bursche B (Zyro). Junf/e', VebigC F.,
Haufe junger, lebhafter, mutwilliger Leute Aa; BM.
— b) Menge Leute überh., Gewirr von Menschen
BThun; Gl. Züri''', Bern und Basel g'end e Tüggersch
[Teufels] e F., eine grosse Einwohnerzahl GA., früher
aber: ,Z., B. und Bs., das ist des Teufels P. [Brut]',
mit Bezug auf die Reformation. — c) schlechtes,
gemeines Volk, Gesindel, Pöbel (auch vornehmer)
Ap; BRi.; 6; ScH; Ndw. Syn. Fasel-Biistig, -War.
V(f Bern sönd d' l'ruppa' sclio" marschiert, vom Aar-
gau und ro' Basel sönd s* off-cm M'eg, niid för cexiert
[nicht zum Spass]. die uerid s' [werden sie. die auf-
ständischen Landleute am Zürichsee] ne", das F. 1804.
Ap Soldatenlied. Vgl. noch die Compp. f «-, Gemein-,
Bettel-, I'faffcn-F. .Des Teufels F.' nennt Eckst.'
(1526) Mönche und Nonnen. ,[Dcr Prädikant] hat vil
erlitten vom f. z' Costenz, bischof und tuomherren.'
1530, Strickl. .Der aufrührerische böse f. des wider-
toufs.' 1531, Egli. Wiedert. .[Eine Rotte von Zechern]
band euch mätzen, unnütz fasels vil.' Salat 1537. ;
,Und müessend aber die grossen göuch vil mit grössern j
sorgen den schandlichen f. erziehen.' BHull. 1540.',
,Alle mächt des gottlosen vassels [der Geistlichkeit].','
Vad. ,Gepreng des pepstlichen fasels.' HBdll. 1572.
.Überlegne [lästige] unverschämte Schuolmeister und
derglycher fuler F.' 1651, Z Mand. ,Tät nur Ehr sein
allein zu Basel [bei StJakob an der Birs], so wären
wir [die am Leben gebliebenen und darum verbanntun
Eidgenossen] ein schlimmen F.' JCVVeissenb. 17ii'2.
,Dem gottlosen Heidengesind oder Zigineren, den be-
schwerlichen Landstreicheren und dergleichen faulem
F.' 170'2/5, Z Mand. — d) Geschlecht. Der ist co-
mene sübere F. nache [abstammend] V. Vgl. Wd)er-F.
— 3. junger Nachwuchs von Pflanzen, bes. junger
Wald ZF. (auch Wisel), Zoll. En schöne, ticke F.
De' F. stücke', die Äste behauen Z. Die Überständer
in den Winterhäuen, die zu Grossholz heranzuwachsen
bestimmt sind TuTägerw. ,Den wähl einzäunen und
in huot halten vor dem vech, damit der jung f. mög
aufwachsen.' 1556, Tkoll. Junge Schosse, Frühjahrs-
zweige an den Weinreben Gr. 3Ie" mues d' Bebe'
rso schulde", das-me' F. überchunnd Z. ,Man lasst
da nur den F. stehen, auf welchen man das nächste
Jahr schneiden will, und was Fruchtschosse sind.'
Churer Beitr. 1792. W^urzelfasern, junge, zarte
Wurzeln AvK.; SiuSt. — 4. übertr., von Sachen:
Menge geringfügiger Dinge, unnützes Zeug, geringes
Hausgerät Aa; Bs; Gl (Sf); G; ScH; Ndw. —
5. Zuchttier. ,Des soll ein keller allen f. haben,
einen hengst, einen pfarren und einen eher.' Oifn.
.AAHelfersw. — 6. Geschlechtsn. F.
Mhd. iimel m.: männliches Zuchttier, u.: Nachkommen-
schaft. Die erstcre Bed. (in welcher iu einer Hdschr. des
G Stiftsarch. einmal .vaisel' und ,l)aiser vorkommen) ist bei
uns erloschen, dafür Fatd-Henrjut, -Stier nsw. Das sächl.
Geschlecht (1 Mal Schweizerb. 1833 aus Ap) konnte sich
einstollen gemäss dem coli. Begriff des W. und nach Anal,
der Syn. ,Volk, Gesindel'. Ein PI. steckt vielleicht in dorn
Namen .Fäsclalii' Gl, wenn er eig. eine Alp für Schmalvicli
oder junges Vieh bed. Die Bed. ,Wurzelfaseru' (ApI ist
allerdings collectiv und nicht mit Plur.-Form vurbundeu;
auch findet sich: ,eine tief gefasslete l,gewai-hscne', nicht:
.gefaserte'l Wurzel'; aber daneben die Angabo: junge zartf
Wurzel (Sulger), so dass Vermischung mit Fanm (s. d.i.
Faser, nahe liegt, zumal da Fasel unzweifelhaft geradezu in
diesem Sinn vorkommt (Gr., WB. 3, 1337, 2), und auch io
den Bildungen fnaliij, ilefusd, fallen beide Stämme und Bedd.
zstreffen. Übrigens ist Fusai mit Fasel ohne Zweifel ety-
mologisch vwdt. Eben so nahe lag von einer andern Seite
Vermischung mit phasaJn« in der Angabe Denzlers (1677):
;phaselus, Fasel, welsche Bohnen.'
Un-: Unwesen, schlechtes Leben oder Volk. .Da
man mit dem zehenden fule unnütze menschen, item
trunkenheit, friissery, gurrenlöutschen und derlei un-
fasels neert und erzücht.' HBcll. 1531, wo ,g.-l.' entw.
persönlich (faulenzende Dirnen oder Gesellen, die mit
Dirnen sich herumtreiben) oder als Infin. gedeutet wer-
den kann. .Exhaurirc sentinam furum ex urbe: allen
unrat, unfassel der schelmen und buoben zur statt
auswerfen.' Fris.; Mal. — Fisch-: Fischbrut. Die
Fischer am Rhein haben durch Gebrauch enger Netze
.auch den F. verderblichen [auf schädliche Weise]
1057
Fas, tes, fis. fos, fus
1058
anfgefangen.' Ifi52, Fischerordn. Zurz. — „G'mein-:
herumstreifende Menschen aus dem Pöbel Ap; (iL:
L; GRh." St." — Bettel-: Bettelvolk. .Krankheiten,
mit denen der b. oftmalen behaftet ist.' SHochh. 1591.
— Pfaffen-: Pfaffenbrut. ,Von dem adel und pf.'
Vad. Auch bei HBull. — ,Wiber-: Weibervolk
Ndw." (Dial.)
G'fasel: Geschwätz UwE.
Faseli f.: einfältiges Geschwätz. Hirngcspinnst
TiiTäg.
fasle" I: 1. sich fortpflanzen, vermehren Bs
(Spreng); Z. a) von Tieren: (fasle, fäsek Gl) Junge
werfen GF., (Ferkel) werfen Gl. Von Menschen auch:
fett werden. Ineichen. Wol, wol, de faslist wider!
freudige Begrüssung und Beglückwünschung eines Re-
convalescenten Z. Von Geflügel wohl nur in dem
scherzhaften Kettenspruch: Mini Henne faslet. Was
fadet si? Zwi" Güggel und es Hue' -as-w. Refl. : ,Soho-
lescere, sich fasslen und meeren.' Fris.; Mal. Von
männlichen Zuchttieren: bespringen, befruchten. Vgl.
Fasler 1. ..Jährlich zwen Stier zue den Küehen in
die Alp tryben, damit das Vieh gefasslet werde.' 1405,
Zellw., Urk. ,Zuolassen, lassen f., admittere mareni
foeminffi, aut mari foeminam admovere ad initum.' Fris.
.Springen, reiten, f., als wenn der springhengst aul
■ die stuoten springt, salire dicuntur animalia bruta.'
Fris.; Mal. — b) von Pflanzen: neue Wurzeln.
Fasern treiben, keimen ScnSchl. .Eine tief gefassletc
Wurzel.' JKHoFMSTR 1744. Von Kartoffeln: Frucht-
knoten (gleichsam Junge) anzusetzen heginnen, wach-
sen Z. Refl., Fruehtknospen für das nächste Jahr
; bilden. Im Ängste fasled-si''' d' Bäum ZW. Trans.:
1 die fruchtbaren Schösslinge an den Weinreben nach-
; ziehen, die unfruchtbaren ausbrechen Z. Syn. brechenj
\: verzwicken. — c) von Sachen, Gütern: gedeihen.
l Utecht Giiet (das) faslet nid. Spreng; Ineich. Chirche-
guet f. n. Sulger. ,Kein guot ist, das mehr fasle, kein
; gelt ist. das mehr werke, als was gelegt wird in den
I Gottskasten.' FWvss, Pass. 1650. .Unrecht Gut das
: faselt nicht: de male qussitis non gaudet tertius
: hseres.' Sylloge 1676; Denzl. 1677; 1716. ,Unrecht
' gut fasslet und gedeiet nicht, ungrecht gut hat zwei
dieben.' AKlingl.. Gn. 1688. .Euer gestolen gut wird
nicht f. noch an den dritten erben kommen. Euer gut
I wird gewiss zwei dieben haben, den vatter, der es
, zusammen gestolen, und den söhn oder tochtermann.
1 oder einen ungerechten Vormund der kinderen, der
ii es wider hinweg stilt; wie gewunnen, also zerrunnen.'
|l ebd. — '2. ungereimtes Zeug schwatzen UwE.; plau-
■ dem, scherzen G. Chumm-mer nüd gu° [zu] f. ! mach
mir nicht blauen Dunst vor GF. Viel Getriebe und
Lärm machen; gedankenlos handeln B (Zyro). —
3. straucheln B. — 4. „umher streifen." — an-:
, Wurzeln bekommen oder treiben, anwachsen ScnSt.
.Spät und selten mhd. fcuelen, gedeihen. Bed. 1 a und b
' iil'^prechen denen des Suhst. 1 und 2; bei I b erscheint
'Vk dort in der Anm. besprochene Berührung mit Fagd =
Faser. Bed, -2 beruht auf dem Begriff üppigen, überflüssigen
' Horvorbringens; 3 wahrsch. auf I b wie .strauchein' von
'' .Strauch' gebildet; also: auf eine Wurzel stossen; 4 vieil.
1 wieder auf 1 b, indem üppige Schosse sich weit verbreiten,
j gleichsam hin und her schweifen.
Fasler: 1. männl. Zuchttier, Eber GWe. .Fassler
'i oder zuchtstiere.' 1569, Arch. GAltst. — 2. Ferkel-
■ hüter GWe. — 3. Schwätzer GF.; Possenreisser Ar.
Schweiz. Idiotikon. I. 7.
gefaslet: reich an Nachkommenschaft (Fasel 3).
E (ffasleti Sü, eine Sau, die oft und viele Junge
wirft ScHw. Auch etw. roh: e g' fasleti Familie ZKn.
il/e» muess-si''' nid verwunderet, das si wider es Uhind
hed, si ist gar us-ere g' fastete (oder Fasel-) Familli,
aus einer durch gar grosse Fruchtbarkeit sich aus-
zeichnenden ScHw. Vgl. faslig.
Fasli m.: 1. schlechter, oberflächlicher Arbeiter
Aa oEnd. — 2. Mensch mit verwirrtem Kopf, der
allerlei durch einander vorbringt B (Zyro); unruhiger
Bursche, der hastig spricht und handelt G. Syn. Gabli,
Schica(rjhli. — Zu faslen 2.
faslig I „faselig" : fruchtbar, zunächst vom Mutter-
schwein Gl; Schw; Uw; U; in Gl auch von frucht-
barer Ehe, e fasligi Art, eine kinderreiche Familie;
an den anderen Orten nur in grobem Scherze auf
Frauen angewendet. Si ist nw grat [gerade] e fas-
legi U. Von einem Mädchen: ,ein ländlich fasliges M.'
Feierabend 1858, wahrsch. = von ländlicher Art.
Mhd./e«i7, feadig (dies schon bei Notker), fruchtbar. Hur
Umlaut aus einer Grundform fiuilii) neben fimd (vgl. ,edcl
adel') oder von einem starken Vb. fisan.
fäs(e)le" I s. faslen I.
„Fase"" II, Fäs'e Gr m.: „Faden. Nicht einen
trockenen F. an sich haben." Vgl. fasen-nackt. Faser
von Lein, Charpie Gr. Franse: .Das Fähnlein des
Ratstrompeters in Basel 1388 bestand aus Seiden.
Vasen, Schnüren und Zotten.' Bs XIV. ,Zwei sydin
fasen, hörent an die altartöcher.' XV., Z Anz. ,Es
ist ain fändli g'syn und habend die von Abbencell
die sydinen fasen zuo Costanz machen lassen.' Ke.ssl.
,Fäslein, zäserlein: fibra, capillamentum.' Eeding. 1662.
Mhd. vase in. u. f., Faser, Frauso. Saum. Nahe vwdt
mit , Faden', alt. Fadem; vgl. Ftu/me". S. auch Fätid.
fäse" I Gl (Schüler), -»'- Gr : faserig werden,
ausfasern. Syn. faslen II.
fasen II: 1. zusammenlesen, -raffen, -suchen, eilig,
um Nichts zu verlieren, dagegen ohne strenge .Ach-
tung fremden Eigentums, also auch: an sich bringen,
reissen, entwenden; z.B.: Er hed Alls g'faset und
ist fort mit Gl. — 2. gefangen nehmen, verhaften
GA. — 3. das Vieh (auf der Alp) zusammen und
heim zur Melkstätte oder zum Schutze gegen Hitze
und Unwetter zu den Schirmdächern und Ställen
treiben GRUVatz; GO., Wa. VgL Fisler.
Bed. 1 scheint spec. Gl eigen, hangt aber mit 2 und 3
offenbar zusammen. Die ebenf. auf 61 bezügliche Angabe
,ia ein Getes einsammeln' (St.'') scheint nur eine einzelne
Anwendung der Grundbed. hervorzuheben. Wenn das ahd.
fasön, quaercre, investigare, sich in unserm W. erhalten hat,
so müsste der Voc. verlängert worden sein, wahrsch. mit
Anlehnung an fahen, /an, fangen, wie in dem nhd., bes.
unserm .fasen' 2 nahe kommenden .fahnden' aus ahd. fnnu'm,
(zu finden) suchen; auch die Bed. hätte sich in beiden Fällen
ähnlich modificiert. Doch könnte fasen auch direkt als lu-
tensivbildnng ('fähigen) von fähen abgeleitet werden, uur
mit mangelndem Umlaut.
Faser m.: der junge Bursche, der auf der Alp das
Vieh zusammen zu treiben hat GMels, Sa. Syn. Fisler.
fäsig: rapax (?) Gl.
fassen: 1. anfassen, ergreifen, packen. Vgl. Fass-
Gable. Mc" fasset de' Stier bi de" Home", de" Ma"
bi de'' Worte" und d' Frau bim Bock. Ineichen. Bari
[Hundename], fass! oder: B., nimm! Gotth. Zsfassen,
67
Fas, fes, fls, fos, fus
lOi;
-packen; beim Keltern : das auf den Seiten des Trott-
bettes frei liegende Obst sammeln und in die Mitte
aufschütten; eben so die unter den Pressbrettern
hervor guckenden Trauben, nachdem man sie abge-
schrotet hat Ap. Gefangen nehmen Li (Zyro); sonst
ah-f. Jän'n f., Einen beim Worte nehmen Ar; auch
zum Behuf der Anklage vor Gericht Ar; Z: i''' han-a
[ihn] nüd chi/mia" f. In Recht f., rechtlich be-
langen; vgl. ver-f. ,CompDtit in eum actio, man mag
ihn in recht f. oder: es begibt sich ein klag wider
ihn.' Fris. ,Dass mich genannter M. iu Recht gefasst
hat.' S Wochenbl. 1846. In die Feder f., beschrei-
ben; vgl. ver-f. ,Wann man den Zürichsee in die
Federen fassete.' JEEscher 1692. Absolut: Boden ge-
winnen. ,So der gegenteil mit der zyt gnuegsani gfasset,
habend sich alle [von unserer Partei] eines allgemeinen
bluetbads zue versechen.' JJBreit. 1620. — 2. in sich
fassen, aufnehmen, empfangen. G' fasset ha", schwan-
ger sein Ap ; Syn. üf-nen. ,Den Atem fast nicht mehr
f. können vor Schmerzen.' alt. Arzneibcch. .Daselbst
[bei Lyon] fasset er [der Fluss Roddan] ein ander
wasser, die Sona genannt.' RCys. Geistig erfassen,
erlernen (vgl. frz. apprendre). ,I)as Französisch hat
er in Frankrych gefasset.' RCys.: vgl. ,die französische
Sprach in Parys ergriffen.' ebd. Sich Etw. vornehmen:
,Ein selbs gefasster kyb [Trotz, im Gegs. zu wahrer
christl. Geduld].' Gu.ilth. 1553. — 3. messen, a) ein
Mass enthalten. Sis Mass f. Ndw. — b) in ein Mass
fassen, füllen. „Wein, Früchte messen VOrte; S; W."
Choni f., in Säcke messen, füllen Bs; L; Z. Z' Midi
f., Getreide zur Abholung in die Mühle BE. .16 herren-
mal [dem] N. K., myner herren kornmesser, und die, so
im hulfend das gaet f.' 1537, Amtsrechn. ZGrün. .We-
licher [unter den Xinspflichtigen] der ist, der under
0 becher [Schmalz] bringt, dem soll man syn geschiei
wider geben; welicher aber ob 6 becher bringt, der soll
das gefasset bringen ; dasselb geschier soll man bezalen
und nit wider geben.' SchwE. Hofr. Wein f., in ein
Fass tun AaZ. ,Niemands soll keinerlei wyns an reben,
vor und eemalen er gewümmet [gelesen] und gefasset
worden, ald sonst uf fürkouf uf den ligerlingen [Fass-
lagern] koufen.' 1568, Z Mand. ,An dem F. des Weins
ist viel gelegen.' Rhag. 1639. Ein bestimmtes Mass
von Etwas in Empfang nehmen. So von Soldaten:
Mundvorrat oder Pferdefutter, Munition, Sold für be-
stimmte Zeit (Ration) beziehen; auch absol. allg. An
einer obrigkeitlichen Stelle, öffentlichen Kasse udgl.
Geld erheben. Zyro. — c) De" Rank f., beim Lenken
eines Wagens die Biegung des Weges richtig abmessen
ThHw. , Einen Streich f.', zielen, ausholen (eig. ab-
messen). N. N. wird beschuldigt., mit einem Schlacht-
schwert nach dem Landammann ,cin vollkommnen
streich gefasset' zu haben. 1610, Absch. — 4. ein-
fassen, z. B. etw. Gemaltes mit andersfarbigen oder
Goldlinien Z; Bilder mit Rahmen und Glas versehen;
Statuen, Altäre mit Farben und Gold verzieren Yw;
vgl. Fassnialer; „eine Wand übertünchen VOrte."
Beti [Korallen udgl.] /'., zu Rosenkränzen verwenden
UwE. Ein Bett f.. Decken und Kissen frisch mit
Federn spicken, ebd., dag. in Z: das .Gefäss' für die
Bettfedern erneuern, wenn das alte durchlassend ge-
worden ist; vgl. in-f. Geschirr f. (auch als Zss.).
für den Weber zwischen Stäbchen die Fäden spannen,
zwischen denen er dann den Zettel , einzieht' ; s. Geschirr;
Fass- Nadle, -Stange. Mit Kleid utig versehen:
,Der Mann soll sein Weib f. und fneren, das ist
Stands- und vermögensgeniäss kleiden und ernähren.'
1769, ScBwKüsn. LB.; s. fiteren Sp. 974. Beim Glätten
die glühenden Steine in die Eisen schieben B. Binden,
mit einem Band versehen „B; YOrte; S;" z. B. eine
Bürde Holz oder Heu W. — 5. (refl.) wieder fetter,
stärker, gesunder werden; bes. auch: wieder Haare
bekommen Kdw. Daher: g'fasst, dicht, z. B. von Gras-
wuchs U; „vom Balg eines Fuchses, wenn die Haare
desselben ausgewachsen sind und ihre vollkommene
Schönheit haben; in weiterem S. auch von andern
Tieren, die wohl bei Leibe, von gehöriger Grösse und
Fettigkeit sind BO. ; L." — 6. in der ä. Spr. ,ge-
fasset': a) absoL, in der nötigen .Verfassung', Be-
schaffenheit oder Lage zu einer Verrichtung; vgl.
ver-f. ,Er sach, dass die Israeler übel g. und gar
und ganz erschrocken warend.' LLav. 1569; dafür
1670: ,schlechtlich bewaffnet'. ,Sam [als ob] sie ihrer
Glaubensgenossen sich dapfer zu beladen eintweder
nicht gewillet, oder nicht g. seien.' 1618, Mise. T.
— b) ,ge fasset mit' = versehen. , Sollten wir vor
guet nemen, er wäre jetz nit wol g. mit gelt.' 1521,
Stkickl. ,Dozuemal waren die Eidgnossen mit kriegs-
rüstung nit dermässen g., wie sy auf den heutigen
tag sind.' Siml. 1570. ,Frylich, so etwann ein pfarrcr
gf. [ist] mit einem natürlichen trunk und desselben
teilt mit kindbetteren, krankncn, betagten und ehr-
lichen lüt, auch um ein billiches [geziemendes] geld,
wo ist dasselbe noch ieniandem verarget worden?-
JJBreit. 1626. ,Sich g. machen auf Etw.', wie nhd.
Mhd. raizzcn, fasseu, erfassen, einfassen, zsfassen ; packuu,
laden: überziehen (mit Gold, Farbe): kleiden, schmiickeu.
Das "W. ist nicht vom Siibst. ,Fass' abgeleitet, ausgenommen
violl. ia der Verbindung ,Wein f.', in ein Fass tun; vgl.
fassi';/. Die Bed. ,oine Wand übertünchen' ist viell. vnn
frz. /ace, Vorderseite, abgel. oder wenigstens an dieses Vi.
angelehnt; vgl. Fmon, famniercn. Bei ,gefasst' von Haar-
wuchs konnte man an Assimilation aus .gefachset', von luhd.
/ii/i«. Haar, denken, welches aber nur vom menschlichen
Haupthaar gebraucht wird; und auch an nhd. .sich fassen',
sich erholen, zur Besinnung kommen, ist nicht zu denken,
obwohl etwa nach Krankheiten auch verlorner Haarwuchs
sich wieder einstellt; wahrscheinlicher liegt ,alsn die verbale
Bed. \ zu Grunde, da die Haare die natürliche Einfassung
und Bekleidung, z. T. auch Zierde des tierischen Körpers
sind. , Gefasst' in Bed. 6 beruht auf der ebenfalls in 4 ent-
haltenen Bed. ,Ter.sehen mit Etw.' Die Stelle des Wthurcr
StB. : ,Sind beid teil widrum vor uns gefasset erschiunen'
bezieht sich wahrsch. auf die zu Auftreten vor Gericht
nötige Ausrüstung mit Beweisstücken oder entschlossene Ge-
mütsverfassung.
ab-fassen: 1. verhaften, gefangen nehmen Ap; Z,
auch von Sachen: in Beschlag nehmen. Syn. päckleii.
— 2. = fassen. , Einen Katschluss a.' Hess 1818. ,So
können wir keine Hoffnung der Seligkeit a. von denen
[tür die], die an der Gnad verzweifeln.' AKlingl. 1691.
— ver-ab-: abfassen, verfassen (ein Schriftstück)
BStdt. — uf-: empfinden, in übelni S. Er fasset
Alles g'rad esu uf, von der schlimmen Seite, als Ver-
letzung ZF. — an- (das Recht): das gerichtliche Ver-
fahren anheben. .Wann ein Amniann zuo Gricht ge-
sitzt und das Recht angefasset wird.' 1605, LB. SchwG.
— in-: 1. einfassen. z.B. Edelsteine; ein Bild in
Rahmen (Syn. hinder liam und Glas tuen); (Bücher)
einbinden H; VOrte ; S; W. — 2. einfüllen (resp. aus-
füllen); Korn. Mehl (in Säcke) Gr. (Einen Strohsack)
mit Stroh ausstopfen W.
ioi;i
Fas, fus, fis, fos. fus
1062
■ ver-: 1. a) verfasst, vorbereitet, „z.B. für einen
Vortrag VOrte;" ausgerüstet, bereit, im Stande Etw.
yorzunehmen oder zu leisten, mit oder ohne Angabe
des betr. Gegenstandes. Vgl. fassen G. ,Wisscnt wir
jetz kein antvvort zuo schicken, denn wir nit verfasset
sind mit unseren amptlüten.' 15'i3, 8thickl. .Sobald
ein oder mehrere Orte [unsere Meinung] begehren,
sei man v., sie beförderlich abzugeben.- 1524, Absoh.
,Die unseren sind gerüst und v., unsern fygend an-
zuugryfen.- 1531, Strickl. ,Dass noch immer knechte
geworben werden, die 1 — 4 gülden erhalten, je nach-
dem sie v. seien.' 1531, ebd. ,Do hatt sich der Nach-
richter erklagt, er syge iezmal nit v., das er in künd
dis tags richten.' 1559, Wthür. Neujahrsbl. ,Das ich
darauf rechnen und mich v. machen konnte.' UBrIgo.
1787. ,Kann mich also riterieren [zurückziehen] oder
mich V. machen.' ebd. Einmal rcfl. mit Gen. d. S. :
sich zu Etw. bereit, darauf gefasst machen. ,Darumb
wir jetzmal uns keiner antwurt verfasst band.' 1524,
Absoh. — b) versehen mit. ,Mit geschütz, munition
verfasst.' 1531, Strickl. ,Den iren zuo trost hinüber
uf die anstöss [Grenzen] geschickt, bis sy sich mit ir
jianner verfassen möchten.' ebd. ,Doch solltu nützit
aiifahen, unz du mit gemeltcn hufen versehen und
verfasset bist.' ebd. ,Üerraässen mit wer und waffen
verfasst, dass si ze retten undernommen bettend.' Vad.
,Die in mit guotera wyn verfasstend.' ebd. ,Wärc er
glych mit gelt wol verfasst gsyn, so hette er nichts
an dem ort fuuden zuo kaufen.' LLav. 1584. ,Die
Zünfte sind mit Geld und Behausungen wohl verfasst.'
JJBreit. (Mörik.) ,A1s die Helveter sich mit ihrer
besten Haab verfasst [ihre beste Habe zsgenommenj.'
WuRSTis. 1765. ;Es solle ein jeder Pundsmann mit
gut Under- und Überwehr jedorweilen verfasset sein,
mit sampt wenigst 24 Schützen Pulver und Blei.' Gr
Ges. 1827. — 2. in Schrift fassen, aufzeichnen. ,In
die federen v.' Bossh.-Goldschm. ; vgl. fassen 1. ,Man
soll mit den [Kriegs] knechten luter und heiter ab-
rechnen, Sechen und v., was jeder verdient und was
man inen noch schuldig sye.' 1590, L Vertrag. .Was sie
verschuldet, in gewüsse rubriken und titul verfasset.'
AKlingl., G. B. — 3. ,in (zu) Recht v.', rechtlich
belangen; vgl. fassen 1. ,0b die den lüten schuldig
und zuo r. verfasst wärend.' 1520, Bs Piq. ,Diewyl
wir umb disen handel mit üch in r. verfasset sind.'
1525, Absch. ,Ex sponso agere, agere ex stipulatu,
einen in r. v. und mit eim handien von wegen eines
gschwätzes oder einer zuosag.' Pris. ; Mal. .Einen in
r. V., formulam alicui intendere.' Mal. Von einem
friedlichen Kechtsverhältniss. ,Das burgrecht, so [in
dem] die beid .stett mit einandern verfasst sind.' 1526,
Absch. , Verfasst' auch: in einem Tun begriffen, in
eine Sache verwickelt, davon betroffen. ,Die, so in
disom missglouben und handel [Bauernkrieg und Nei-
gung zur Keforraation] verfasst [sind].' 15'24. Absch.
Zu einer Strafe verurteilt: ,Um 2000 guldi in ain
trostig [Busse, Bürgschaft] verfasst.' 1537, Zellw.,
Drk. — 4. verfangen, nützen, helfen, fruchten.
jSöliche üwer argument mögen nüts v." Zwinrli. —
5. auffassen, aufnehmen. , Welche schmachwort, so
die unsern das geredt [hätten], werend [wären) sy im
[der sie geredet] hoch verfasset [worden]', d. h. sehr
übel genommen, als ein schweres Vergehen ange-
rechnet. 1524, Absch. — 6. inbegreifen. Syn. ver-
ffrifen. ,Das Gesuch des Grafen, ihn in die Vereinung
mit Frankreich mit zu v.' 1521, Anscn. ,ln allen Ge-
schäften, bei denen sie sitzen und raten, sollen sie
billig eingeschlossen sein; reden sie dazu nichts, so
werde man sie [in die Be.schlüsse] nicht v.' 1524,
ebd. ,Wir sammt andern eidgenossen. so in disem
handel sonderlich zuosammen verfasst [sind].' ebd. —
Verfassi"g f.: 1. Bereitschaft. /"■'' hi" nid i' der
V., nicht bereit Aa; Z. Kampfbereitschaft. Gegen-
wehr. , Wider sy sich in Verfassung stellen.' 1G46.
WXiiENscHw. Handel. — 2. Staatsverfassung, wie nhd.
Vgl. V.-Für. — 3. Zustand des Gemütes oder des
Äussern eines Menschen Z.
Mhd. vervazzen. aufiielimen ; refl. mit Gen. S. sich auf
Etwas einlassen. •
vor-: an den untern, nach-: an den obern Teil
des ,Flügels' am ,Geschirrfassstuel' einfache Schlaufen
anlegen Z.
geschirr- s. fassen 4.
Fasser: Angestellte an den Kaufhäusern in Sch
und Z, welche bes. die Kornsäcke zu wägen oder
messen hatten. ,üie f. sind bestraft umb das si
schenkinen von den kouflüten annemen.' 1542, Sch
Eatsprot. .Glarus beklagt sich wegen des Messer-
und Schleiker [Schlepperj-Lohns, welcher seinen An-
gehörigen durch die F. und Sackträger zu Zürich
abgefordert wurde.' 1622, Absch.
Holz-: Holzmesser od. -lader, als Zuname. Herz,
TJrk. Ebd. erscheint als Zuname auch einfach N. N.
.der Fasser'. — Kernen- = i^asser. Es waren ihrer
in Z sechs, .von Rät und Burgeren' erwählt. ,lhre
Pflicht ist auf der Stadt Schüttenen [Korn.speicbern]
den Kernen [das Getreide] zu ratsamen, denselben in
Treuen aus- und einzumessen [usw.].' Memor. Tic.
1742. — Geschirr-: der das .Geschirrfassen' für die
Weber besorgt Z. — Tafeli-: Leute, welche die
kleinen Schiefertafeln (des Plattenberges) in Rahmen
fassen Gl.
Fassete f.: ein Milchgefäss und -mass. Syn.
Schöpf. Bildl. : Der Her git jetz e scliöni F. Milch,
der Geistliche gilt viel, steht in grossem Lob W.
Fassi f. — PI. Fasseni, Dim. Fassli BSi. : 1. „Ein-
band eines Buches B; VOrte; S." Syn. Gefäss 1,
Fassi"(/. — 2. Fassung, innerer Überzug der Bett-
federn aus festem Barchent B; „VOrte;" S. Syn.
Gefäss 2. Eine neue F. wird ,gelickt', eine alte .be-
strichen' B. ,Sie habe die Fassene aufgetan, um sie
waschen zu lassen.' Gottu. ,Ein Bauerntöchterchen
mit 17 Fassene".' ebd. — 3. Collectivbezeichnung für
Fässer ApK.; „Schvv; Zg." Syn. Fassi''g. — 4. „weisse
Tünche, Überzug einer Wand VOrte." Fajade. Vor-
derseite eines Hauses BE. (selten). Scherzh. übertr.
auf das Antlitz: Si het (flachet , dass-ere [ihr] die yanzi
vorderi F., d's Oberhüs u d's Unterhüs iife und abe
(/'gange sy", wie amene Bachstelzli d's Schieänzli. Goiru.
— 5. fester Griff GrPt. Syn. Fass m.
Stald. gibt als gleichbed. für 1 — 4 Fam'y. Bed. 3
schliesst sich näher an ,Fass' n. und fussen in der entspr.
Bed. (in Fässer fassen). Bed. 4 beruht viell. z. T. auf Ver-
mischung mit frz. face, Vorderseite.
Bett- = J'ossi 5 Aa (auch -i^assj'gr) ; LG.; S. Syn.
(Bett-) Beiti. Über die B. wird die Bettzieche gezogen.
Fassi°g f.: 1. Einfassung, künstliche Verfertigung
von Gegenständen i. S. v. fassen 4. allg. „Einband
eines Buches = Fassi 1." — 2. collect, Gefässe
1063
Pas, fes, fls, fos, fus
1in;i
Geschirre, Behälter Gl; Gr; L (St.''); meist für
Flüssigkeiten, Wein, Milch U. Fässer für Wein, Most
Ap; Gl; Gr; L; Uw; Syn. Fassi 3. Fasslager als
Versteck: Hagel! We hed der g'luegt und g'lost dert
hinder der F. Schwz. Erzähler 1856. Für trockene
Vorräte, Säcke, Körbe, z. B. für Kartoffeln Ndw (auch
G'fassig). — 3. besonders dichtes Tuch zur Fassung
von Bettfedern = i^ass» ,2 AaF.; L; Ndw (auch G'fassig).
— 4. Proviant, den z. B. Holzhauer für eine Woche
mitnehmen Gr. Zu fassen 3. — Mhd. mzzunge, Fass,
Fässer; Bekleidung, Schmuck.
Vasl m.: männl. Taufn., Gervasius S.
Fasian = Fasan.
Fasle" (PI.): 1. die zarten Saugwurzeln der Pflan-
zen, bes. der Bäume TuTäg. — 2. Farrenkraut, Alices
Gl. — Vgl. Fand S und Anm. dazu; auch Fami.
faslen 11: sich in Fasern auflösen, von Kleidern,
deren Nähte aufgehen Scaw; UwE. Vgl. fäslen II
und foslen, foizlen. — 2. Fasern treiben, keimen Sch
Schi.; wahrsch. = faslen IIb.
ÜS-: 1. ausklopfen, schlagen ZBauma. — 2. = fas-
len 1 UwE.
1 eig. die Fasern des Kleides oder faserähnlichen Staub
auf demselben ausklopfen? Vgl. (us-)fmmi:n; fastn I.
faslig II: fadenbrüchig, zerfasert UwE.
Fasme" (PI.), Dim. Fäsemli: 1. Faser GrS. —
2. Kräuter, Gemüse? Ng\.Fasmi;^s (Fast-Miies). ,Con-
tribuero medicam [die Lüserne] leguminibus, under
fassmen oder gemüess zellen.' Fris.
Vgl. Anm. zu Fase". Das m einer Grundf. ' Fawm =
Faden (Fatletn) tritt hier deutlich hervor; vgl. in-ßi»imn.
(üs-)fasmen: ausfasern, in Fasern zerfallen oder
zerreissen (?) GrS. — Vgl. (i«5-)/n«/e)i und ßuhn.
Wurm -Fasle s. Ameise.
faslen 111: sammeln GW. — Wahisch. zu Faeel,
Kleinvieh ; doch vgl. auch fäucn II.
Fasmes, Fasmiss s. Fas-Mues. Fasnet
s. Fas-Naclit.
Fasöle Aa (Drh.), Faschöle, Fä-, Fe-, Fisole, Fi-
scliöle Gr, Faso Fase U: Stangenbohne, phaseolus
vulg. — Zunächst wohl aus it. fayiuoH. Vgl. auch Fäalen;
Fisel,- P/affiük.
Fasön C") Bs; Z, Faso Ap; Th, Faschj Nnw, Fasüi/
U — f.: 1. Form, Schnitt, Faltenwurf, von Kleidungs-
stücken Ap; Th; U. Os dr F. clw, die (gute) Form
verlieren Ap. — 2. Art, Aussehen, meist in günstigem
Sinn; Form, ArtBs; Ndw; Z; vgl. Art, Gatti"g. Das
macht au''' [doch] gär Icei F., sieht gar zu formlos
oder hässlich aus Bs. Me' g'seht-ene" a', die uiisse"
si''' no''' ne F. z' gl". Breitenst. Wenn Eine'' under-
ne" [ihnen] ist vo" seber [jener] Fassnng und so settit
s' ne [sollten sie ihn] erwürge". — Aus frz. /nvou.
gefasönt: geformt. Bass es [ein Buch] c chM"
g'fassönter use" cho" ist. Schild.
fasonieren fas'^iiere: eine Form geben z.B. en
Huet f. Th.
fasoniert, von Geweben: geblümt, bunt Bs. Ggs.
glatt. — Frz. ßnonne, mit Figuren, Zeichnungen (dceshu)
gewoben.
Fäs s. Fahens. Fasten-Fäs s. -Fese.
Ge-fäss, Gfe'ss Z — n.: 1. „Einband eines Buches
BD.; LE." — 2. Einias.sung der Bettfedern ScbwE.;
s. Belt-G. ~ 3. die Genitalien Ndw (-^-). — 4. Heft,
Griff eines Werkzeuges. ,üas hafte, griff, gefäss: ca-
pulus, nianubium.' Redinger 16t)2. — 5. ein Bestandteil
des Webergeschirres, Litze. Vgl. geschirr fassen.
.Das gefess oder haarlaufen hinder dem weberkanib,
licium.' Mal. - (i. ein Teil der Hosen, wohl die Aus-
weitung für die Genitalien. Vgl. Bloder-G. u. Gefässi.
,Ein paar hosen mit einem ledrinon gfäss.' 1585, Lie-
BENAü 1881. — 7. Fussfessel des gezähmten Raub-
vogels. ,Soll man dem gezamten raubvogel das gefess,
so er zum raub gebraucht wird, abnemmeu.' Vogelb.
1557. ,Üer adler facht auch den habich und einen
jeden raubvogel, so er sy sieht riemen oder ein g.
von selbigen an den füessen tragen.' ebd.
Mhd. gtvaeze scheint nur selten und im Sinn des nhd.
.Gefäss', Behälter, vorzukommen. Die Bedd. und so weit
sie sich neben der Aulehnuug an nhd. Orthographie kon-
statieren lässt, auch die Aussprache (.8, i) unsers W. deuten
nicht auf Identität mit dem mnhd. Subst., sondern auf Abi.
von ,Fass' (Bed. 3 ?) und vornehmlich vom Vb. .fassen'.
Bed. 7 erinnert an die bekannte Stelle des sog. Kürenborg,
wo von dem gezähmten Falken einer Dame gesagt wird: ,er
fuort an synem fuoze sydine riemen'; vgl. übrigens auch
Fessel und altn. fiit, sowohl Gefäss als Fessel.
Bett- g'fe'ss: der Überzug von Barchet, in welchen
die Bettfedern gefasst werden; die innerste Umhüllung
derselben Z. Sy n. Bettreiti. — Blöder-: wohl = Gc-
fäss 6. Vgl. Pluderhosen. ,1 lidrin [ledernes] bloder-
gefess mit äschfarwem taflet gfuotrot.' XV.? L. .Die
hosen der schuoler sygend glatt, keine bludergefess
mit secken drin und uss gmeinem tuoch.' 1578, Z
Schulprot.
Gefässi, -.e- Ndw, -e'- UwE. — n.: Tragriemen
an einem (Rücken-) Korb, einer Traggabel, einer Bütte
udgl. Ndw. Syn. Fessel; Gereisig, Diissli''g: vgl.
Bretschel; Träg-Band, -Biemen; Wid. .\uch (wie Ge-
reisig) die Bütte selbst UwE.
Fasel Fe'sel (Dim. F^seli) m. = Fase II, Faser,
Faden Gl. ,Lemnisci. fäsal (fässal. Mal.) und bendel
an den kränzen.' Fris.; Mal.
Ge-fäsel n.: fadenartiges Wesen oder Aussehen.
,Ein gfäsel gleich wie baumwollen oder flachs.' Tierb.
1563.
fäselen s. fäslen.
Fiseli-Fäseli, nur in den Verbindgn: 1. , Einem
ein F. vormachen', Etw. weis machen, vorspiegeln S.
- - 2. .nicht lange F. [Federlesens, Umstände] machen' 8.
läsen: Fäden ausziehen BSi. (neben ßsren); ü.
— i"-: einfädeln Z Stall. — Nädlen-Fäser: Spottn.
f. Schneider, ebd. Chunnd en lustige Schnidersg'sell:
,Jungi, Hübschi, uend-er [wollt Ihr] mi^''?' „Nei",
0 nei", du N.!' Z.
faseren: (intr.) fasern, wie ungesäumte Stoffe
tun BSi. Ge-fäsert: mit Fransen versehen. ,Ge-
tasserte Kragen mögen von Standspersonen vierfach,
von den gemeinen Leuten aber nur zweifach getragen
werden.' 1671, L. — ab-: aus einem Stück Tuch
Fäden ablösen Z.
ÜS-: dass. "W {nnchus-fäserleH); Z. — Us-fäserc°
f. : die einzelnen aus einem Gewebe ausgezupften Fä-
den oder ein Bündel davon, z.B. Charpie Z. — Ua-
fäserete" f.: 1. (auch Ab-f.) = Usfäsere Z. — 2. lose
Fäden, die man beim Nähen beseitigt Z. — 8. die
Tätigkeit des Ausfaserns selbst Z.
1005
Fiis, fäs, fes, fis, fos, fus
1066
Fäscri Fäsri f.: Faser Gl.
Fäsete" f.: Streit, Zank, lebhafter Tadel GMarb.
Vgl. /(•(«■n, zauken; .in Einem zuj,/rn : und nlid. .haJeni'
vou , Hader', Lumpen.
Fäsi n.: ausgezogener Faden, als PI. = Charpie U.
Mäng- M^yu- und H^gk- n.: 1. der Blättermagen
lies Rindviehs Gl = ManigfaU. — 2. was sieh in
zerfetztem Zustand befindet Gl. Die Falten des Ma-
gens mit Fasern verglichen.
Fasle" I f.: Franse GA.
(as-)fäsle" (-«'- Gl, -ss-? U), fäs eleu fäsnlu
W: im Allg. = faseren. 1. Fäden auszupfen, an einem
Zeug od. Kleid SchwE.; Ndw; W; Charpie machen U.
— 2. Fasern bekommen, zu Fasern werden Gl; Ndw.
G'fäslet: zerrissen, z. B. von einem Rock; üs-
g'fäslet, ausgefranst GA. — zer-: zerfasern. ,Da
inen der wein die zugadern zerfässlet' Tierb. 1.563.
Fäsleten (-ss-? U) f.: Ausgezupftes; Charpie Gl
(auch Üs-); U. Syn. Schlisse.
in-fäsmen: einfädeln Z.
Fäsmete" Fäimete f.: Charpie Gr.
Fase" f.: Herde, bes. von Ziegen SchwW.
Ha das W. nicht Zsgehörigkeit durch Abstammung be-
zeiohuct, kann es nicht mit Fanrl vwdt sein; vgl. dagegen
/«•eil Sp. 1058.
Päslen II (PI.) = Fasole. .(Gross) faseln, wglsch
bonen, phaseolus (phasioli).' KdGessn. 1.542. .Faseolus,
ein geraüsgschlecht, fässlen, sinwell und klein, oder
wgltschbonen.' Fris. ; Mal.
Wie Funde aus dem lat. W., aber wie es scheint an die
deutsche V/ortfamilie Fiwel usw. angelehnt wegen der Laut-
ähnlichkeit und der Fäden der Schoten ; vgl. auch Ffst". Nbf.
fiVe" (s. Fiael J).
fässlen. .Fesslen, hin und wider fesslen, bewegen,
treiben, agitare.' M.4l.
Wenn unser Stichwort richtig augesetzt ist, so mag es
von ,Fass' abgeleitet sein und «rspr. bedeuten: kleine Ge-
flUse oder Fässchen hin und her bewegen.
nachhin-. De" Hüsröt nachef., damit herum-
ziohn ScHwMa.
Paus BRL; ZBauma, Wettschw., Pauz ZWl. — m.
— Nur in den Verbindungen: Ei'm de' F. reisen
[richten, zubereiten], den Meister zeigen BRL, und:
M'm de" F. brenne", Böses nachreden ZBauma; als
scherzhafte Drohung ZWl.: Ich will dir sch^" de" F.
br.! M'r wend-em denn de" F. scho" br. ZWettschw.
Der Sinn der RA. ist in beiden Formen deutlich: Einem
einen Schaden, eine Strafe antun. Die urspr. concrete Vor-
stellung aber ist nicht mit Sicherheit zu erraten. Da der
Stamm /aus in der ganzen folgenden Wortgruppe den Grund-
begriff , streichen, streifen' zu enthalten scheint, so könnte
Faut nrspr. etwa .Strich, Streifen, Striemen' bedeutet haben,
und es wäre in der Verbindung mit .brennen' viell. an ein
Brandmal in streifenähnlicher Form zu denken. — « und z
wechseln nicht selten im Auslaut; so heisst ,mit der Rute
streichen' sowohl /amen als fauzen. Die Form mit z dürfte
eine spätere, lautnachahmende Verstärkung sein.
Pansel (UBrägg. 178.5), Fäusel ZO. m. — Dim.
Fäuseli Gl; LM.; GStdt; SchwE.; ZG., Fauseli L;
öA., F.; Uw (FausiliJ; ZO. : 1. Büschel von Haaren
oder Fasern, oft Dim. Syn. Beseli; Büseli; Bäuseli.
a) Haarbüschel am Schwanzende der Rinder ZHörnli.
— b) Quaste an der Zipfelkappe, welche eben darum
auch Föuselkappe heisst ZO. Mit eine grossmächtige
Fmtsel a" dr ühappe. JSenn 1864. Itan-i"' nit gar
fes) ordeligs Cliäppeli uff und aw'' gar ordligi (hüsbchi)
Fensen (und gar es ordligs Fauseli) druff? L Volks-
lied, wofür Federli. Tobi., Volksl. 1, [hl. Quaste
an der Schmitze einer Peitsche ZF. Fäuseli, Zucht-
rute für kleine Kinder SchwE.; vgl. Fausle. Fäden,
die an aufgetrennten Kleidern hangen geblieben sind
GStdt; Fädchen, Fläumchen Gl. — '2. Flöckchen.
a) von Wolle od. Baumwolle GF.; Uw; auch Pflanzen-
teilchen, die von Kindern spielend in die Luft ge-
blasen werden GA.; Syn. Bäuseli; Mauseli. Knöpf-
chen, Unebenheit im Gewebe Ndw. — b) feines
Schnee flöckchen oder Regentröpfchen Schw; Ndw;
leichter Schnee UwE. ,Rauhe Winde stöbern Schnee-
fäusel in der Luft herum.' ÜBrXgg. 1785; der Sg. in
coli. S.: .Grimmiger Ost mit Schneefausel.' ebd. —
3. persönlich: a) mutvpüliger Spassmacher; auch
Schelte für einen verächtlichen Menschen ZO. —
b) Fauseli, geckiges, hoffärtiges Mädchen L. —
c) Schmeicheln, für ein kleines Kind ZO.
Bed. 1 u. 2 lassen sich wieder auf .streichen, streifen'
zurückfuhren; Bed. 3 von der 1 u. 2 ähnlichen Leichtigkeit,
resp. leichten Beweglichkeit oder Leichtfertigkeit. Übrigens
ist zu a auch das syn. Fäusi i. S. v. Strelche(macher) zu vgl.
Immerhin bietet sich fast für diese ganze Gruppe auch die
mit Fl- anlautende des Nhd. zur Erwägung an, und auffallend
ist auch eine parallel gehende Reihe mit B- in der MA.
Fili- m.: Schelm, Schalk. Du lustige F., du
Bändelimacher, du Liitenüslacher, du bist m'r nachte
[letzte Nacht] zum Schätzeli g'gange L Volksreim.
Fili- nur onomatopoetische Verstärkung. FauHel in dieser
Verbindung streift am Nächsten an Vfiherfaunh, fausm 1;
kann aber auch an die allg. Bed. von Funsen, Streiche, ge-
knüpft werden. Vgl. auch Fiai-Füun.
fanseien: leicht schneien UwE. üyn. fäusefrßen.
— Zu Fausel 2 b.
fausen: streichen. 1. (intr.) „umhin-f., herum-
streichen, oft in böser Absicht, bes. um Weibspersonen
herum Sch." Syn. füselen. — 2. (tr., auch dtire-) mit
der Rute streichen AaZcI. ; Bs. Syn. fausen, fauslen,
fauseren; fitzen. Vgl. Fausle 1. Uf 's Blutt [den
blossen Hintern] f. Es bindt für en Andere Mänge
öppen e schönt Ruete, wo selber mtiess der mit g'faust
sl". Breitenst. Spreng unterscheidet f. = rot schlagen,
von haue" = bis aufs Blut schlagen.
Pause"! (PI.): 1. ,nichtige und hinderliche Um-
stände oder Wörtereien.' Spreno. — 2. „schlimme oder
schnakische Streiche äaZ.; L"; nach neuerer Angabe
aus LM. auch Sg.
Der Bed. nach, bes. 1, übereinstimmend mit , Flausen*,
aber doch schwerlich aus diesem entstellt, da es sich (bes.
in Bed. 2) eben so gut direkt aus der Grundbed. , Streich'
ableiten lässt; s. die Anm. zu Faui.
fauseren: (ein Kind) mit der Rute züchtigen Obw.
Fausi, fauserlen s. Fäusi, fäuserlen.
Fausle" f.: 1. „Rute, Rutenhieb VOrte." Syn.
Fauze, Fitzi-Fäusi; Fäuseli. ~ 2. Schwätzerin Z;
auch: weibischer, unselbständiger Mann, der kleinliche
unnütze Geschäftigkeit liebt, Topfgucker Z. Syn.
Fraubäs.
Bed. 1 direkt aus fausen 3 ; Bed. 2 aus dem Begriff des
Herumstreichens (fausen 1) mit der Absicht zu schwatzen
(oder zu liebeln; vgl. das folg. Comp.).
Wiber-: Weiberfreund, -Jäger (der den Weibs-
personen nachstreicht) Z. Syn. Wiberschmöcker, Meitli-
füseler; vgl. auch Fäusi.
1067
Fas, faus, ftis, fls, fos, fus
tauslen: 1. „mit der Kute streichen." Syn. faiisen,
fauzen. Vgl. Fausle 1. — 2. (auch üs-) Fasern be-
kommen, von Tuch, das keinen genähten Saum hat
ZO. Fädchen ausziehen Gl; syn. üs-fäsJen. — üf-,
ver-: los werden, sich ablösen, von Fäden eines Ge-
webes ZO. — umhin- fuvie-J: zaudernd, untätig
herumstehen oder -gehen Z. Zu Fauslen 2.
fauflen S schlie.sst sich in der Bed. an an die entspre-
chenden Bildungen mit fas- und /cta- (auch fia-), lässt sich
aber auch mit den Bildungen auf /aus- vereinigen, da das
Fasern auch ein Streifen ist uud dieses in Streicheu Uliei-
geht. Vgl. noch Fäuad, Flöckchen, Fädchen.
Gefäus n.: I.Menge von Menschen bei einander
G; allerlei Volk durch einander Ap. Lärm, Verwirrung
(Pupik.). — 2. (G'feis) kleines Gestrüpp, Auswüchse
unten an einem Baumstamm BsTorw. — Herren-:
Herrenvolk od. (verächtlich) Herrengesindel, vornehme
Leute aus der Stadt im Ggs. zum Landvolk. ,üas H.
liabe immer etwas Apartes.' Breitenst.
Bed. 1 kana auf den Gruudliegriff ,hiu und her streifen,
herumstreichen' (fauaen 1) zurückgeführt werden, und 2 auf
das üppige wilde Wachstum. Vgl. aber auch Fasel, Fäsd,
Wurzelfascrn, da o'i» durch Einfluss des syn. G'scJimäus könnte
eingedrungen sein.
fäu seien ÄABb.; L; S; ZO., fäiisle Sch; ZO.,
fausele Nnw (-at-): 1. fein regneu A.iBb. (auch: stark
nebeln); ZO..; Syn. feiseien, fise(r)len, fäuserlen; fein
schneien aScHW; ZO.; Syn. fauselen. ,Nun hat's ein
Bisschen Schnee hergefeuselt.' UBrXgg. 1784. ,Du
[Mai] feuselst eiskalte Flöckle herab.' ebd. 178'2. Syn.
föselen. — 2. (Baumwolle) zu kleinen Flocken zer-
zupfen und diese zswickeln Ndw. Intr. von Geweben:
kleine Unebenheiten, Knöpfchen bekommen, ebd. —
3. langsam an Etwas arbeiten L. — 4. tun wie ein
petit-maitre : „beim Frauenzimmer herumschwänzen,
süss tun, liebeln, spielen" Scu. Syn. fislen, fmeJen.
— „an-: ein zu Ende gehendes Webstück, wenn es
den Webebaum nicht mehr erreicht, mittelst einer
Vorkehrung von Stricken in Spannung erhalten Schw."
Eig. mit Faden (ein wenig) anheften.
Die Bed. .fein regnen od. schueieu' ist mit , Faden ziehen,
Flocken zupfen' leicht zu vereinigen ; ebenso 3 mit der von
.Baumwolle zupfen', da dies eine langsame Arbeit ist. 4 ist
Dim. zu fausen 1 ; vgl. Fänai.
Fäuseler = Fäusilb Zs.
fäuserlen Gr; L; U; ZO. (-öi-), -au- GnArosa;
Ndw (-ai-): 1. fein neblig regnen oder schneien Aa;
Bs; VOrte; Gr; GS.; S; Z. Syn. duften, fiserlen,
fislen, häuelen, fläuglen, bäiiseiien. — 2. mit leisem
Geräusch rinnen AAHallw., Minnich. — 3. zart singen,
von der Nachtigall. Minnich. — 4. £s het mi'''' welle
f., der Schlaf hat mich befallen wollen Gr (B.).
Bed. 2 und .3 lassen sich, wenn sie nicht auf I.autnach-
ahmung beruhen, auf die Anschauung von , Faden ziehen'
zurückfuhren. 4 wahrsch. darauf, dass auhalteudes eintöniges
leises Geräusch leicht zu Schlaf stimmt.
Fäuscrli n.: leichte Schneeflocke ZWyla.
Päusi I „VOrte"; GStdt; Sch, Fausi Bs — m. :
1. a) „Junge, der allerlei, auch schlechte, Streiche
spielt VOrte." — b) Schönherrchen, petit-maitre,
Schwänzler, Jungfernjäger Sch. Stehende Figur im
Z Witzblatte .Nebelspalter'. Vgl. (W\ber-)Fausle, Fü-
Keler. — 2. (meist mit vorge.setztem röte) Spitzn. eines
rothaarigen Menschen Bs; GStdt; ScnSt.
Bed. 1 gehört zu fnuaai 1 uud Fauaen S. Bed. 2, resp.
die Verbindung mit ,njf, kann nur darauf beruheu, dass
rothaarigen Leuten allerlei Schlimmes zugetraut wird. ^
,Feusi', üeschlechtsn. in SchwFeusisberg und ,Voisi' im XV,
iu ZUster. ,Föisi' hiess im XVI. auch ein Z Katsknecht,
welcher Verurteilte zu stäupen hatte, dessen Geschäft Ifauaen) .
aber nur zufällig au seinen Namen anklingt.
Füdi- Aa; BM., Fitze- Z (Dkr), Fitzi- Gk; Zg |
f-Fausi), Fitzi-Fäuseli SchwE. — n. Zg: Kute zn^,
Züchtigung von Kindern, auf den Hintern (Füdiji
appliziert. Syn. Fitze", Fausle" 1.
Fisi- m. : Geck (Sutcrm.); verzärtelter Knabe Sch.
Vgl. Fäusi 1 h.
Fisi- wahrsch. zu beurteilen wie Fili- iu Fdi/uusd; docjl;
liegt in ßa- der bestimmtere Begriff des Herumstreicheus od..
SchOutuus.
Päusi II Foisi{r\.'?): ungeduldiges Begehren, Lust
Es macht im [ilim] F. BHa. Syn. watz.
Der Begriff der Lust kann auf dem eines HantreizeiS,
eines prickelnden Gefühles beruhen und insofern mit dem;
von Kutenstreichen zshaugen, da Gefühle jeuer Art je nach
dem Grade des Reizes angenehm od. unangenehm sein könnetif.
Vgl. nhd. ,iigern, eilen', vom Stumpfwerden und Wässern
der Zähne.
„fäusig: geil, wollüstig Sch." — Zu Fuusi i h.
Panse" U. .Fousen' nennt Stulz l.'Sin unter andern
.Werinen', d.h. Waffen oder Rüstzeug.
Fes s. Fahens Sp. 723.
Fes f. ,Die fess, scrophula, ein krankheit.' Mab.
Vgl. i//e Ffse, eine Geschwulst der Pferde (Gr. WB.);
dir Fesen, eine Krankheit der Schweine (Scbinell.). ,
Fesacher s. Pfersacher.
Fessel I, Fesel m.: Bursche, Gesell F. „Entulle
[schöner, wackerer] Fesel." , Morgen ist die Tanzkilbe,
da wird es wohl den meisten tollen Fesselen beim
Heissalustig! etc. den Geldbeutel zusammendrücken.'
Schweizerb. 1817.
Das W. ist das selbe wie in den Compp. Sihand-, Seliind-F.
uud aus diesen abstrahiert, indem der allg. Begriff von ,Bube'
in den günstigeren von , Bursche' übergehen konnte. Im
Zshang mit dieser Umdeutung konnte (vorausgesetzt, dass
St. 's Schreibung zuverlässig sei) auch Fessel zu Fesel alii:i-
schwäclit und dies viell. na{ Fasel bezogen werdeu, welclics
auch , Gesindel' bedeutet.
Schand-: Schandbube, schlechter Mensch. ,Die
schandfässel, so den mannen anreizungen einbilden,
zuo latyn succubi benamset.' Tierb. 15G3. — Umgedeutetj
aus dem Folgenden.
Schind-: als allg. Scheltwort, verworfener Mensch.
,Muoss er uns syn ein unflat, ein alter gris und schl^-
fersesel, ein lumpenmann und schindfesel.' Ruep 1538.i
, Allein die armen Tütschen muessend all versalz^ j
suppen üsfressen und in allen gfarden aller Christen-
heit die schindfessel syn.' Vad.
Mhd. sehiltveztel. Band zum Umhängen und Tragen des
Schildes; dann: schildtragender Knappe, Trossbubo, und zu-
letzt: räuberisch herumziehender Kriegskneclit, als Scheltw.
und darum entstellt in aehind-, aehimpf- uud sclmnd-v. Vgl.
Schm. 2^ 430.
Fessel II m. (f. GA.): 1. Tragband, -riemen an
den auf dem Kücken getragenen Gefässen (dah. Fessel-
tatisli) aus Leder oder Tuch, Stricken GA.; ZKn., IS.
Syn. Trag-F., Fessling; Oefässi. — 2. der untere Teil j
des Fusses (zwischen Huf und Gelenk) von Tieren,
besonders Pferden (well ihnen dort zuweilen Fesseln
10(59
Fas, fes, fls, fos, fus
1Ö70
angelegt werden). ,Man soll es [das Füllen] an raulie
ort laufen lassen, da werden inen die hüef und fessel
hert.' TiERB. 1563. ,So der huof und der fässel [des
Maulesels] kein schirm bat.' ebd. — 3. Fesskne nennen
Kinder den Löwenzahn, weil sie aus den Stengeln der
Pflanze Ketten [oder Tragbänder] flechten. Roihh.
1857, 175. Syn. Kettemli. — 4. Fessle", Flurn. Gl.
Vezzel m., Tragband; Fessel. Aus der Anm. zu Schind-
faitil ergibt sich, dass Feand I u. // das selbe Vf. sind, also
auch zsgofasst werden konnten. — Fcmkm ist viell. Dat. PI.
des l)iui. Fmeli. — 4 wahrsch. Dat. PI., der Grund der
Benennung aber unerkennbar (wenn das W. überh. hieher
gehört).
Trag- od. Trag- = Fessel 1, auch aus Weiden-
ruten oder Holzschienen mit kurzen Kettenstücken Z.
Fessli"g m. = Fessel 1 „Schw;" Zg.
Fese" W, -e'- ThHw.; ZEmbr., -e^- Ap; Gl; G;
Stu, Ferse A.K7je\\\.; BsTerw.; LG.; SQ., NA., Fesche
Gr — PI. Feschene Ge — Dim. Feseli, Fesli — m.
(f.): 1. a) Hülse des Kornes sammt dem Gehalt (2—4
Körner), einer der einzelnen Bestandteile, aus denen
die Gesayiratähre zsgesetzt ist, ,festuca' (Id. B), oder
uiugek., das Korn noch in den Hülsen, allg. Nach
der Trennung heisst der Inhalt Cherne', die Hülse
Sprür AABb.; L; Z. Das Chnrn hcd äO F.; 16fesi(js
Chorn L. 2 Viertel F. f/end 1 Viertel Cherne Z. Es
Fesli Chorn macht z'letsl es Viertel üs. Stutz. Er
jameret, es chönnt e Turi ge", er hei keis Fesli vor
[übrig], ebd. 's Volch wert-si''' nüd bim volle F.,
sunder erst bi de Sprüre, in der Not, oder wenn es
fast schon zu spät ist AABb. ,Und swenne man in
einer niuli melt so vil vesan, das sehs mutt und ein
■■ viertal kernen darus werdent.' XIV., Soa Stdtb. ,ln
\ welcher form (gerellt oder in fesen) diese frucht ver-
! sendet werden sollte.' 1581, Strickl. ,üiss jar hatt
gar ainen lidigen winter und warmen früeling, also
dass man in dem niaien zytige kriesi fand und uf
I S.Uolrichs tag nüw f. in den mülinen.' Vad. ,Mutica
' spica, ein äher on f.' Fris. Ebenso Denzl. 1677; 1716.
,Da es nicht wüsste, ob man ihm Spreur für F. gäbe.'
; JHFäsi 1696. ,Oft schneit es auf die Frucht, ehe sie
\ zeitig und geschnitten wird, also dass etwan die F.
auf den Helmen wieder auskeimen.' Wurstis. ,Dass
ein Ähre 20 F. und ein jeder F. . . Körnlein gehabt.'
!' JCNäoeli 1738. — b) auch f. — Feschene (PI.) Gr —
[ die leere Kornhülse, Spreu nach dem Ureschen L; W.
" Dem tco schaffet, wachst aw'' 's Esse, für ne Fiüxieh
! giä 's kei Em; Nüd a's Brand [Kornschwamm] und
i liiri F. g'rotid i" der Fülket gern. Hafl. 1813. Wenn
i die Hülsen sich üppig auf Kosten des Kerns ent-
• wickeln, heisst es, .die Frucht sei in die F. geschossen'
' Z. ,Der f., kornbälglein. gluma, utricula.' Kedinrer
1662. — 2. die Getreideart selbst: Dinkel, Spelz.
Korn, triticum spelta Ap; G; Z, sowohl wenn die
) Frucht noch auf dem Äcker steht (Gr), als wenn sie
• ausgedroschen (ZZoll.) und von den Hülsen gereinigt
; ist Gr (im letztern Zustand meist Kernen genannt;
i 8. 1 a). Der Weizen noch in der Spreu GRh. Bart-
weizen GlK. ,Der F. gibt eine vortreffliche Winter-
J frucht' Steinm. In ausdrücklichem Unterschied von
? aDdern Getreidearten: ,Für den F. (Winterkorn) wird
der Acker besäet und dann erst gepflügt, beim Weizen
' hingegen werden vor dem Aussäen die Furchen ge-
zogen.' Steinm. 1804. Unter den Abgaben der Kloster-
guter von AAMuri: ,An väsen 1 nialter 2 vierling, an
keinen . . ., an roggen . . .' Ar(;. 1861. .Die keller band
oucli dz recht, dz jedes hüs inen soll senden einen
Schnitter zuo den f. und ouch zuo dem haber und
sond die keller einem jeklichen geben 1 nachtbrot,
dero drüzechen kummet von einem viertel.' Ütfn. Z
Embr. ,Järlich 10 malter f., 4 raalter haber, 5 pfund
haller höwgeld.' JJRüeger. ,Vou des Bechlers huoba
git man 18 mütt habern, 18 viertel f. und 3 viertel
kernen.' 1320/30, Z Stiftsurb., mit dem um 20 Jahre
spätem Zusätze: ,Item 1 mod. avense, 1 quart spelts
et 3 ynimi tritici.' ,Es suln ouch die Kornmacher
und die Pfragner [Händler], die Pfragen mit Korne
trybent, dekeinen F. koufen.' 1332, Beitr. z. Lauf.
.Wenn der kilchher die zehenden verlycht, so soll er
denen, die den zehenden buwent, ein malter fesan
,'eben ze vertrinken.' ca 1440, Gprd. , Welcher in den
drygen zeigen rüthölzer hat, der mag die rufen und
dann die zwen nütz in haben, sonder f, und habern.'
1493, Üffn. GKrinau. , Weizen und gersten, bonen und
linsen, hirs und f. [,korn.' 1667.].' 1531/48, Ezech.
, Haber und F.' bei JBEscher, Eechenbüchlein, zu-
sammengefasst gegenüber der ,Korn-Rgchnung'. ,Nun
weil man den F. dem Haber gleich kaufet' ebd. —
3. von Hülsenfrüchten: die grüne Schote der
Erbsen, Bohnen Gr; W; Z. Vgl F.-Lamig. Bildl.:
Er list [Buchstaben] tvie Bone" iis de' F., ganz ge-
läufig W. PL, Stangenbohnen, phaseolus vulg. ü.
,Pelle, hülse, schotte, f., palea, folliculus.' Red. 1662.
— 4. (PI.) Fasern ScawE. ,Die langen P. an der
Wurzel.' JCSuLz. 1772. ,Sydin F.' Z Invent VgL
Fase' II. — 5. sprichw. Bezeichnung von etwas ganz
Kleinem, mit Neg. verbunden zur Verstärkung der-
selben. „Keis Fäseli, nicht das Geringste." ,Es half
nit umb ein fesen.' 1536, B Lied.
Ahrt./e«« nur in Bed. 1; spät mhd. vewn (¥\.'i) auch in
Bed. 2: der uuenthülste Spelt. Aus dem (conereten) PI.
scheint ein Masc. Sg. in der abstr.-coUect. und dann aller-
dings auch wieder coucr. Bed. 2 erwachsen zu sein, dessen
Geselilecht bei uns auch für Bed. 1 geltend wurde, während
nur bei 1 b auch noch das Fem. sich erhalten hat. — Über-
gang oder Schwanken zwischen 1 a und 2 war leicht, weil
Bed. 1 eben nur bei 2 vorkommt, und scheint in einigen der
zu 2 angeführten Belegstellen vorzuliegen. S. noch F.-Km-n.
Auch in Kom vereinigen sich Bed. 1 a und 2, in .Spelz'
Bed. 1 b und 2. — Bed. 4 ist wahrsch. nur der unigelautetc
PI. von Fane' II oder mit diesem vermengt. Gr. WB. belegt
Fesen (PI. ?) = Faser, bei Burkh. Waldis, und Sclimell. hat
Fcdein, Fcslach, Fäserchen, Gefaser. — Bed. ö ist wahrsch.
von 1, nicht von 4 abstrahiert, da im Mhd. noch andere
Namen kleiner Pflanzenteile ebenso gebraucht werden. —
Die Ausspr. e' kann nicht ursprünglich sein, obwohl auch
der Name der von Embrach stammenden Familie ,Fäsi',
welche eine Ährengarbe im Wappen fülirt, dort so (sonst
o«, e*) ausgesprochen wird. Übrigens ist dieser Geschlechtsn.
Ti.atürlich nicht = Fene', sondern von diesem abgeleitet etwa
i. S. v. Fesenpflanzer oder Ährenleser (':•).
Fasten-Fes n.: Vorrat v. Hülsenfrüchten (Erbsen,
Bohnen, Gerste) zur Speise während der Fastenzeit.
L ä. Stadtr. — Das W. hier einsilbig und als n. wahrsch.
nach Analogie der sinnvwdten Fäs-, Faai-Muee.
Brngg-Fese°: ein in einer Naturalabgabe (an
Fesen) bestehender Brückenzoll. Die Schiffleute im
untern Aargau beschweren sich, dass Baden von ihnen
einen Schiffszoll verlange, da sie den sog. B. ent^
richten. 1715, Absoh. Vgl. Brugghaher.
Eis-: Reishülse oder Reis in Hülsen. .Den Zoll
von den Ryssvesen entrichten.' 1544, Abscu.
1071
Fas, fes, fels, fis, fos, fus
1072
Stil-Fese": der unterste Teil der Ähre, die
untersten inhaltlosen Hülsen derselben Bs. ,Verun-
cum, stilfesen, das zwüschcnd dem halra und ähern
ist, minder dann ein körn.' Fris.; Mal.
gefeset: von Korn, in Gestalt von F. i. S. v. 1 a.
also unenthttlst, im Gags, zu Kernen. ,16 malter ge-
vesetes korns und 10 niutt kern, den man nemet
wyssen kern.' 1387, Z Staatsarch. In einer Urkunde
von 1.320 von dem selben Ort steht, wahrscheinlich
gleichbed., ,den zehenden, der drü stucki geveskorne^
giltet.'
fesere": sich rasch hin und her bewegen Aä (H.).
— Vwdt mit fiseren t
fesle": auf langweilige Weise in mürriscliem Tone
Vorwürfe wiederholen; FesJetei., solches Tun; Fesler.
der es tut Ap.
Viel], aus '/enskn und dies aus 'fevzlen, Dim. von ahd.
(yi-ana-)/enmn, necken, spotten (wie ApM. Fester aus F(naler)':
Oder aus 'ßnslen, 'fislen, von mild, visel, Sclierz, viiiHehcerk,
Taud (wie Ap trcme aus trinsen) 'f
U'm Aa; Bstw.; B; VObte; GT.; S; Z, feisst
Ap (fe'sst H., J., M., fässt K.); Bs tw.; Gl; Gr; GBern..
Ta. (fässt, foasstj, We. ; P silv. : 1. fett im gewöhnl.
eig. Sinn. allg. a) von Menschen und Tieren, zu-
weilen auch nur: wohlgenährt, beleibt GT. Wüest f.,
gar zu fett, bis zur Hässlichkeit Z. E feisses Meitlt
[wird] e mai/eri Frau. Ineichen. E' ranne [schlanker]
Vatter, e holt Mueter und es feissts China, Stössel.
Butterfass und Butter (Rätsel) GrD. Selber esse"
macht /". G; S; Z. Zwei schmali Mali [Mahlzeiten]
mached Nievier f. Z (.Spillm.). Breck macht fässt.
wer 's nüd wässt [weiss] Ap. ,Unsauber gibt feisst.'
Mey. hört. 1692. ,üise Titel machen dich weder f.
noch weiss [weise] und gelehrt.' Schimpfr. 1651. Vgl.
,fett.' Gr. WB. 3, 1572, 17. E feissi Sou, e feissi Chue
und e feissi Frau häd Niemer umsust und ist Nie-
mer'"' z' vergunne" AABb. Es feissts Schlegchiidi [Mast-
kuh zum Schlachten] GnSchiers. Feisses, subst., Mast-
vieh. ,Am meisten Galle machten ihm die Metzger:
sobald man öppe einist abhocke, so brüll 's i" d'r
Kuehi usse: heit 'r [habet ihr] nüt Feisses?' Gotth.
, Steifen niusste über Feld, musste F. kaufen.' ebd.
,Ein zager Hund wird nie feisst.' UBrägcj. F. wie-ne
MiÜichatz, u'ie-nes Ghugeli Z. u-ie-ne Mungg [Murmel-
tier] ScHW; s. noch die Compp. F. il/ticA't [Brocken.
Bissen], f. Vögel L. Feissti Henne s. Feisst-Henne.
— b) von tierischen Stoffen, Produkten: Fleisch.
Milch, Käse, Ziger. ,So das feisse [Fett] darinne [im
Hafen] swimme.' Hadloub. , Feisse braten.' ebd. Dazu
viell. die bildl. RA. er mag 's f. (od. 's F., das Fette V)
erlide" [ertragen], er darf sich gegen Angrift'e auf seine
Ehre nicht wehren, man darf ihm stark oder scharf
zusetzen, er muss Alles leiden; eig. er kann viel Fett
ertragen? (viell. aber/", i. S. v. dick, derb, arg; s. u.)
F. von Festtagen, an welchen man noch reichlich
Fleisch isst, vor der Fastenzeit; s. u. Feiss sauge".
mit Milch die Kälber zum Schlachten fett machen Z.
J'-C Chäs, Käse aus unabgerahpiter Milch; f. chäse'.
solchen Käse machen. Iron.: Er wird feiss chäse"! bei
seinem Unternehmen mehr Schaden als Vorteil haben
ScniLi". Bildlich: f. rede': 1) schmutzig, obscön reden
Ap; vgl.: Wenn 's i [euch] z' foasst ist, neammid Brod
dazue GBern.; Syn. saftig. 2) rühmen S (dick auf-
tragen). F-C Ziger: ,Man soll alle jar ein feissen
ziger koufen uss der spond gelt [für die Hausarmen].,
1566, BSigr. Voll von Honig, vom Bienenstock:
,Düechte si guot syn, dass man euch ein mal ab inen
[den Pfaffen] näm, wie [ab] den feisten imben.' EEgli
1878. — c) von der Erde in Hinsicht auf Pflanzen- \\
wuchs und Produkte, Gras, Heu. .Grasreiche, feisste
Erde.' JScheuchz. ,Faiste Matten' Bs. Weit-er [wollt
ihr] f. mache'? fragt man Bauern, die Dünger aus-,,
führen Bs. Von Wiesen, gedüngte, im Gegs. zu'
.mageren', die man nicht zu düngen pflegi Gr. Vgl.
F.-Gras, -Heu. Oft in Flurn.: d' Feissw ise' ZÖrl.
(vgl. Pres-gras bei Verrieres); ,Feisstenberg' OnLugn.;
.quoddam nemus mixtum pratis, Feisstenboden nomi-
natum in Liuterbrunnon.' 1253; der selbe Name 1669
in GKries. — d) von Festtagen, übertr. von b (s. o.).
,Der feisste Sonntag: der siebente vor Ostern, quin-
quagesima, auch Herren- oder Pfatfenfasnacht.' vMoos.
„Feiss Mdndig, der letzte Montag in der Fasnacht
Obw;" Syn. beschissen M. Feiss Zistig, Dienstag
(FMu.), f. Donstig, Donnerstag (Aa) vor Aschermitt-
woch; Syn. schmutzig; vgl. frz. mardi, jeudi gras. —
2. vom Schnee, wenn er in grossen Flocken fällt,
feucht, schwer, weich, saftig, leicht zu ballen B;
VOrte; Z; Syn. fett. Feisste Köt, zäher Strassen-
schlamm GnPr. — 3. „weich, lind, wässerig, im Ggs.
von ,fest' VOrte." — 4. angenehm, herrlich (übertr.
von 1 b von fettem Kochfleisch, das den Bauern als
Hochgenuss gilt). Das ist fässt, dass-m'r de* Namittag
MS^MC/^ed [spazieren]! GStdt. Reichlich, einträglich,
von Geldgewinn, Einkünften Z (wie nhd. ,fctt'). —
5. arg, ,dick', zum Überdruss (ebenf. übertr. wie 4.
aber im entgegenges. städtischen Geschmack, der das
fette Fleisch nicht liebt). Das chunnt-m'r e fange
wol f.! P* hätt 's f., satt, genug Bs.
Mhd. veiz(e)t, reiz, von Menschen, Tieren, Erde; auch:
dicht, von Rauch, Dunst. In einem Teil unserer MAA. ist
das auslautende ( abgefallen; in der Lit. des XVI. / XVIII,
ist es noch häufig; Vogelb. 1557 schreibt neben .feisst' den
Superl. ,feissist', dieses wahrsch. nur um die Wiederholung
von «( zu vermeiden. Die (niederd.) Form ,fett' ist unserer
Volksspr. weniger geläufig und auch beschränkter in Bez. auf
die Bod. — « wird nicht (wie sonst vor t) := i gesprochen,
weil urspr. ein Voc. folgte: doch tw. Feischte, gedüngte
Wiesen Gl. — Der von Spreng angegebene Unterschied, feini
gelte nur von Tieren, findet keine weitere Bestätigung. Zu
der Bed. .zotenhaft' vgl. nchmutzig, welches bei uns auch
.fett gekocht, reichlich geschmelzt' bedeutet; zu/, rrdm^
.rühmen' vgl. ,fett', vom Pinsel (Gr. WB. 3, 1571, 14), und
,fette LUge' (ebd. 9); fett = feucht (ebd. 6, 7). aber nicht
von Schnee.
äl-: fett wie ein Aal. z.B. von Mastvieh ZFIaach.
speck- er den-: doppelt gesteigerter Ausdruck,
z. B. von einem Huhn. XVIll., Baprengespr. — .Speck-'
hat eigentliche, ,erden-' nur abstrakte Bed. ; s. Erde.
halb-: von Käsen, die aus z.T. abgerahmter Milch
bereitet werden B; s. Iialb-fett. — heimli'^''-: 1. in
eig. S.. im Verborgenen fett, von den Ziegen, weil
man ihnen die Fettheit, auch wenn sie dieselbe
besitzen, weniger als andern Tieren ansieht L; Z;
auch von Menschen, welche schwerer und fester sind,
als ihr Körperumfang vermuten lässt Z. Heimlifeiss
heisst ml" Geiss, in einem Hausspruch L; \g\. feissen.
— 2. von Menschen (auch subst., der, ein H.):
a) heimlich reich, wer seinen Reichtum nicht zeigt
Bs; B; Gl; L (auch mit dem unter 1 angeführten
Spruch); Z. — b) verschwiegen, verschlossen von
1073
Fas, fes, feis, fis, fos. fus
1074
Cliaiakter, meist in ubelni Sinn, heimtückisch, ver-
schlagen, schadenfroh, boshaft. Esö h. iV Häml rlbe'
Aa; BSi.; Gl; Schw; UwE. Syn. hündsch, versteckt.
Aber auch etwa in gutem Sinn: wer im Verborgenen
arbeitet UwE. — hert-: hart f., d. h. so, dass das
Fett eine dichte, hart anzufühlende Schicht bildet Gr.
Syn. g'schoppet-, -halle"-, Jcnull-f. — knoU-: knollig f.,
so dass das Fett gleichsam Knollen bildet, z. B. von
Pferden ZTurb. Vgl. er verchnellt [zerplatzt] schier
vor Tickt. — last-: schwer f. BO.; W. — bock-:
iron., mager wie ein (geiler) Bock ScnwE. — ballen-:
sehr fett, kugelrund (wie ein Ball) Gr. Vgl. erhallet,
fett geworden.
platz-: zum Platzen fett Gl; GSa.
Auch plattck-, aber vielleicht nicht ganz gleichbed., da
.platschen' soust bed. breit und schwer auffallen, von weichen
Jtassen. Vgl. tätsch-f.
sü- ScHwMuo., schwi"- Gr: fett wie ein Schwein,
,. I!. von einer Frau. ,Mastig, schwynfeisst, obesus.
crassus, opimus.' Mal. — g'schoppet-: vollgestopft
f. Gr. — tige"-: gediegen (fest) fett Z.
teigg-: sehr f., z.B. von Kochfleisch Z. — Tcirj:j
^ ohd. teig, eig. weich, von überreifem Obst.
digge- = heimlich-f. Er ist en D. ZGlattf. —
Versch. von .gediegcu'y Vgl. den Z Geschlfchtsri. .Diggel-
mann' ?
ia,isc\\- = platscli-f. LE.; UwE. — Tätwk. weiche,
breite Masse.
dotz-: ebso UwE. — Dolz. dicker, runder Klotz.
feiss(t)e°: fett(er) werden, allg. ,Die geissen
leissend, so sy junge tragend.' Tierb. 15ö3. ,Wo der
maulesel mageret und nit feissten will oder sunst
serbet.' ebd. , Feissten, feisst und mastig werden, pin-
giiescero.' Mal. — er-: dass. , Nachdem sy erfeisstet
und gross worden in zytlichen rychtagen und eercn.'
Zwingli.
Fciss(t)i f.: 1. abstr.. Fettheit, Wohlbeleibtheit
kv, Bs; Gl; Gr; G; U; Z. Vor F. fast rcrsjyriitze"
Ap; G; Z. Er ist e F.! von einer erstaunlichen Fett-
heit Gl. ,Er veränderet seine federen von der feisste
wegen.' Vogelb. 1557. — 2. concr. a) Fett v. Tieren,
in Küche und Apotheke gebraucht Ap; Bs; VOrte;
Gr; G; Z. .Schmalz.' Spreng. ,Von den erstlingen der
schaaf und von irer feisste.' 1530/1707, I. Mos. ,So
man die feisste [der Kraniche] in die oren tröuft.'
Vogelb. 1557. ,Tuon ein guot teil feisste von hüe-
neren und rindermark [daran].' Ende XVI., Bs Tasch.
.Adeps, feisste, schmalz.' Dbnzl. 1677; 1716. ,Die
Äscher, deren feisste zu der Arznei hoch gepriesen
wird.' HsEEscHER 169'2. — b) Fett des Bodens. .Das
Wasser ziehe die Peissi aus dem Boden herau.s.' B
Woch. 1817. — c) Düngstoff, Dünger, und zwar
fester, im Unterschied von B'schiitti [Jauche] G. —
d) (PI. Feistene Gr, Feiste Gl; Gr) gut gedüngtes
Stück Rasen; fette, gedüngte oder wasserreiche Wiese.
die 2 Mal gemüht und nur kurze Zeit im Spätherbst
abgeweidet wird Gl; Gr; GWa.; coli, das unten am
Berg gelegene Wiesenland. Es het g'schneit his in
d'F. Gr. Syn. gebäes Land; Ggs. Megeri; vgl. Nach-F.
Oft Flurn.: i' der F. ZBub., Wald (vgl. Speckwis;
süesse'- Biets udgl.). — e) bildlich, das Beste von
allerlei Gcniessbarem. .Dass also diese arme Leut
[die Kapuziner] von .\llem, was auf der Erden wachst
Schweiz. IdiotUton. I. 7.
und lebt, in dem Wasser schwimmet und in der Luft
fleuget, die Feisste geniesson.' ClSougb. 1699.
Kuttel-: Kaidaunenfett. In den Z Metzgerordn.
des XVU. u. XYIll. neben andern Fettstoffen genannt.
— ,Mast-feisste: uberige feisste, die einer von wol-
lebeu und nit von natur hat, sagina.' Mal. — Nach-
Näfeissti f.: solches Wiescnland, das nicht zum '2. Mal
gemüht und auch nur schwach gedüngt wird Gr. —
Nieren-Foissi: Nierenfett Bs. — Brätis-: Braten-
fett Z. — ,Rind-Fcisste oder rinderin unschlit.'
Tierb. 1563. — Suppen-: das von der Suppe ge-
schöpfte Fett Bs. — Schwi"-: Schweinefett B.
feisslächt: zur Fettigkeit geneigt BSa.
,feisslen: feisst werden, crassescere.' Mal.
Feisei, ,Vaisel': männliches Zuchttier. ,üerkeller
soll halten einen v. zu den Schweinen.' G Stiftsarch.
9-2, 35. — S. Anni. zu Fatd. Doch lässt sich auch Fiml,
Ochsenziemer, erwägen.
feiseien, fciserlen s. fi.^efrßen.
Feise" m. ,Wenn ich by dir war, wott ich dich
und dyn feisen dran manen' droht Salat (ed. Bäch-
told S. 80) einer gewissen Wittwe, welche mit einem
Bacchanten zusaninren wohnt (S. 82).
Salats Orthographie Hesse wohl die Korrektur ,feissen'
zu ; hesser passen würde aber, wenn wir das W. mit obigem
.Feisel' identificiercn dürften, da Salat offenbar den Verdacht
eines «ukeuschen Verhältnisses ausspricht (s. S. 83 M.). Vgl.
auch Fäiin.
Ge-fis G'ß-s n.: Neckerei. D's G. mit Ei'm ha'
Gl. Syn. Fiter 5, Gefert 3. Vgl. ßsle' 3.
Fisäiider GRLuzein (B.), Fisenter GeHb. — m.:
Gehilfe, bes. der im Taglohn vorübergehend angestellte
des Hirten. JEme" zum F. ha".
Von charw. ßliichincia, -ta (M.facicmla), Geschäft. Vgl. den
Spetter in städtischen Verhältnissen, von ,Speditor'. S. auch
Fisner, Fishr.
Fisel I, auch Fistel BO. — m. ß; Gl — PI.
gleich {Fish' BSa.; Gl): „Hülsenfrüchte, z. B. Erbsen,
bes. pisum ochrus BO.; Gr; anderswo (Erbs-JKäfen;"
pisum arvense BO. ; phaseolus vulg. Gl; Schotenerbsen
FJ.; GlK.; diejenigen Erbsen, die als Gemüse sarnmt
den Schoten gegessen werden Gl; Windenbohnen BHa. ;
übh. alle Schotenarten BGa. Syn. Erbes; Ringel-,
Bräi-, Wind-Erbs; Grüperli; Höckerli; Kifel. In
GlK. heisst F. die volle Schote, die leere: Chäfe,
der einzelne Same Bon.
Die Etymologie schwankt zw. lat. jna'"", woraus/«- regel-
mässig verschoben wäre; oder /a»- in ;>7ia«coI«« (s. o. /"asofe)
mit Anlehnung an deutsches ,fls-, fas-' m Fixer, , Faser'; in
diesem F.all nahe vwdt oder nrspr. identisch mit Fiad II;
vgl. Fäden. — Die Form Fiald muss auf Eutstellung be-
ruhen, da umgek. auch Fimel für Fistel vorkommt. — Der
l'l. /We" setzt einen gleichlautenden weibl. Sing, voraus.
Erbs- BSi., Ess- od. Fress-Erbs- Gl: Erbsen
mit e.ssbaren Hülsen. Üjn. Fisel-Erhs, Kifel. — Klein-
Erbs- Chleierbsefisle : faselus BSa. — Dräj-Erbs-:
phaseolus vulg. BO.
Grupli-: niedrige (kriechende) Bohnen BHa. Syn.
Grüperli; Hockeni, Höckerli. — Von 'jrüjxn, kanern,
hocken.
fislen I: Fisel pflücken Gl.
Fislete f.: coli., eine den Bohnen vwdte, aber
breitere Hülsenfrucht mit süsslichera Geschmack Gl.
Syn. Fischöle, Käfe.
68
1075
Pas, fes, fls, fos, fus
1076
Fisel II 111.: 1. Rute, Gerte B(Zyro); Spitze von
Zweigen und Ruten Ap. Vgl. Fiselplatz, Kaum für
Brennholz, u. Fiselruete, Zuchtrute aus Birkenreisern.
— 2. Rute, Geisel des Fuhrmanns Gr; s. Ochsen-,
Hagen-, Muni-F. — 3. Rute als männliches Glied,
meist von Tieren, bes. Ochsen oder Stieren, Ziemer;
s. Ochseti-, Mtmi-F. B; VOrte; Gr. — 4. junges
Wäldchen ApK. Syn. Trättli. — 5. Last (Servitut)
auf einem Grundstück, z.B.: D' Wasserfuer [Wasser-
leitung] ist en böse F., eine grosse Last Ar. Auch
der Weg, auf welchem das Vieh zum Brunnen ge-
trieben wird, insofern derselbe auf dem Grund und
Boden eines Andern liegt ArH.. M. Vgl. Fisel-u-egf"
— 6. „kleines, schmächtiges Geschöpf, Mensch od.
Tier L; Sch." Fiseli, Gewächs, Frucht von verküm-
mertem Wuchs ScKSt. — 7. Knabe, Bube, Kamerad,
in der Spr. der Gauner und der gemeinen Gassen-
jugend von BStdt (PI. Fisle). Wenn i''' no''' e F. icä''
tve va [wie vor] 30 Järe! BG. Nach Lütolf gaunerisch
auch ,Huronbube'. Spottn. AaZ. (auch Laggen-F.J. —
8. Ei'm de F. striche", schmeicheln. Suterm.
Mild, vitd, pouis, ramex; viseln, Fasern, Fransen. Vgl.
Fiacre". Fiael S könnte lautverschoben zu lat. penia aus
'jKS-nis gestellt werden, aber die Bedd. 1. 4. 6 weisen zu-
nächst auf Vwdtsch. mit Fusd, resp. ein starkes Vb. fi'min,
erzeugen, hervorbringen usw. 1 wahrsch. die Grundbed..
aus der 2 und 3 folgen wie bei nhd. ,Rute", wenn nicht
etwa in Gr der Ziemer als Fuhrniannsgeisel gebraucht wurde
wie anderwärts als ZUchtigungsniittel. 4 wahrsch. coli, zu 1
und nahe vwdt mit Fawl in der selben Bed. 5 wahrsch.
aus 2 i. S. V. Plage, wie auch Straf i. S. v. ,Not, beschwer-
licher Umstand' gebraucht wird: doch könnte /'. i. S. v. Weg
auch einen solchen, der mit Guten (als Grenzzeichen) besteckt
ist, bedeuten, oder das sog. Trattrecht könnte (von 4 seinen
Ausgang nehmend) die Bedd. von 4 u. 5 vereinigen. 6 aus
Übertragung vou 1 auf lebende Wesen, vgl. ,Spross, Spröss-
ling'. 7 wahrsch. aus 3, pars pro toto, wie das entsprechende
weibl. W. auch Mädchen bezeichnet; doch vgl. Boni, Spottw.
auf einen Knirps (in diesem Falle = Fisd I). 8 entw. aus 3,
vgl. das syn. ,dou Balg streichen', oder ^ F. in Fiadhoijeii
= Fiedel-, von ßsden, hin und her bewegen.
Ochsen-: 1. = Fisel3, Farrenschwanz Bs; VOrte;
„Gr." — 2. = Fisel 3 Gr.
Hagen-: Ochsenziemer ThHw. — finden, Huiji,
Zuchtsticr.
Laggen- = Fisel 7.
Lwjijen wahrsch. = Lagijel, grosser, plumper, fauler (jun-
ger) Mensch. Fromm. 3, 306. 5, 461. -n aus -l dissimiliert
wegen des ( von Find.
Munni-: \. = Ochsen-F.f&s; „B;" VOrte; „Gl;
S; Z." — 2. kurze dicke Geisel zur Züchtigung LG.
Die ausgetrocknete Rute des Wucherstiers wegen ihrer
Zähigkeit und Elastizität zum Schlagen des unbändigen
Viehs gebraucht Aa. Syn. Karren-, Hagenschwanz ;
Munni-, Binder-Zäch, -Zänner, -Zierling.
Nä'^''-, vorzugsw. Dim. -Fiseli: spät und letzt
gehorenes Kind Gl. Syn. -Wiseli. — Vgl. Fisd a.
Ge-flsel n.: 1. (abstr.) Herumwirbeln mit einer
Rute BM., Si. — 2. (concr.) a) leichter Schnee UwE.;
leichter Regen L. — b) feine, unleserliche Schrift „B;
Gl; L;" UwE. — c) mit kleinlicher Ziererei überladene
(Stick-) Arbeit B; L; UwE. — d) kleine Wurzeln an
Bäumen und Sträuchern B. Wilde Zweige am Reb-
stock ScnwMa. Kurzes, dünnes Reisig Aa. Zartes
Holz Tu. Eulenspiegel .sagte. ,das Gfisel muss weg',
als er rfählc in die Reben stellen mus.ste, und hieb
die Reben weg. Syn. Gefiser. — e) „die langen Haare S
hinten am Kötcngelenk der Pferde B." Syn. Fislen,'\t
Fessel. — f) ausgefranster, zerschlissener Saum eines 'i\
Kleides BSi. Los gewordenes Gewebe, herabhangende <\
Fäden unten an einem Kleid; nasser Rocksaum GRh. il
— g) allerlei Kleines durch einander SchwNuoI. Keh- |!
rieht Ndw. Schmalvieh BSi. Kleine Kinder Aa. Vgl. :!;
Un-F. '
1 u. 2 a— c zu den Yha finden, fialen; vgl. auch fiKrlcn.
Bei d — f tritt die Bed. .Faser, Faden' hervor, g in den
2 letzton Angaben erinnert an Fmel wie auch d.
Un-: Ungeziefer. .Fliegen und anders u.' Tierb.
1503. ,Der rauch vertreibt die schlangen und allen
[sie!] u.' ebd.
fiscle": 1. mit einem dünnen länglichen Körper,
z. B. einer Gerte, schnell hin und her fahren Ai>; mit
einer Rute leicht berühren L. „An Öppis f.' Vgl.
fislen. — 2. zu sehr mit kleinlichen Sachen umgehen,
z. B. mit einer Nadel zu feine Zieraten machen Ap
(auch fisla" und fi^la"). — 3. fein und undeutlich
schreiben, kritzeln Ar; L; TnTäg. — 4. (i L, i ZRfz,
e'i ZGlattf., Wast.) fein, leicht regnen L; Sch. Syn.
fäuselen, fäuserlen; fiserlen.
Bei St. mit fielen zsgefasst und z. T. schwer davon zu
scheiden. Vgl. auch ßisden. — Die Nebentf. mit gedehntem
Stamiuvoc. führen von der Zsstellung dieses Vb. mit Fisd
usw. ab und verlangen durchaus (Fromm. Ztsehr. 7, 21 f.
200 f. 360 f.) eine Grundform 'ßm-, welche als Abi. von
ßn, fein, sich wohl ansetzen lässt; vgl. bair. /«'"«rfn, feisidn
i. S. v. unserm /. 4 und unser /iiwe?i'j (Sp. 877), isau fudiij,
halblaut (,fein') weinend, und hiezu wieder /c«/«>i (Sp. 1071).
Finden kann sich dann mit einem von FUel abgel. Vb. ver-
mengt od. sein langer Voc. sich verkürzt haben. Die selben
Verhältnisse wiederholen sich bei fisedcn, fiskn.
Fiseler: 1. allzu geschäftiger Mensch, bes. der
Weibspersonen den Hof macht Ap. \ gl. Fäicsi. „Wer
sich gern einschmeichelt G; Z." — 2. „wer auf einem
Saiteninstrument schlecht spielt B; VOrte." (Bei St."
Fisler.) — 3. „wer schlecht (zu fein) schreibt B; Gl;
L." — 4. „wer zu fein verzierte Arbeit macht B; L."
Fiseletc f.: Kritzelei; missratene feine Nadel-
arbeit Ap.
Fiseli s. Fäseli.
fiselig: zu fein geschrieben, gekritzelt „B; Gl;
L;" TnTäg.
Fiser m.: Stelle im Garn, wo es nicht glatt und
fest genug gedreht ist ZO. Dim. FiserU, Fäserchen Z.
Syn. Fitzer.
Ge-fiser: l. = Gefisel2d Aa; SoHwMa. - 2. Fa-
sern, aufgerissene Fäden an einem Tuch oder Kleid
Bs; B; vgl. GefUelaf. — 3. Getieder eines Pfeiles li.
— 4. = Geflsel 2 e. Bei der grossen Schlacht am Ende
der Welt sollen nach alter Prophezeiung die Pferde
bis ans G. im Blute stehen L. — 5. undeutliclie Schrift
UwE. Zu fiseren 2.
Fisere" f. — Dim. FiserU: kleine Faser Aa;
Bs; GA.
fiseren: 1. „auseinanderreissen, (sich) in Fasern
auflösen, von einem Kleid, allg. ;" Hs (auch j>fisercii).
Vom Holze, wenn es beim Hobeln nachzieht GMels.
Syn. fäsen. (Trans.) ein Tuch am Rand aufreisseii;
ausschleissen, Faden um Faden ausziehen. Charpie
machen Bs; BSi., Id. B. G'fiseret: faserig, fransig
GA. — 2. „unleserlich schreiben." — 3. „an einer
1077
Fas, fes, iis, fos, tus
1078
Arbeit zu viel kleinliche Zierereien anbringen, allg."
— 4. fein regnen Gl (auch fiserkn, fäuserleti). Vgl.
tUuelen, leruerfen. — us-: (intr.) sich abfa.sern. in
Fäden auflösen Bs (auch -pflseren); BStdt; von einem
abgetragenen Kleid GMels. (Trans.) Fäden ausziehen
Bs; B. Syn. üsfäscren. Ein Biindli üspfiseren Bs. —
ver- = US- f., intr. Bs.
Fiserete f.: faseriges Wesen Id. B; GA.
fiserig: von Garn, welches nicht glatt und fest
genug gedreht ist ZWyla; s. Fiser. Von einem Scheit,
dessen Kanten faserig, gefiedert geschnitzt sind GRPr.
Von der Schrift: undeutlich Bs.
fiserlen: 1. {fls- SiiiNk.; ZRfz/Wyl, fe'is- 7A).,
Stdt) leicht, fein regnen ßs; Gl; L (neblig); GA.;
ScHwE.; Th (neblig, staubig); UwE.; Z; fein schneien
GMels; UwE. Syn. fäuserlen, flderlen; vgl. füselen.
— 2. (zu) fein, undeutlich schreiben LM. ; Th; UwE.;
Zo. Syn. ßzeren. — 3. kleinliche Zierereien (GefiselJ
machen UwE. — Vgl. die Anm. zu ßsdeu.
fiserlig: 1. faserig Bs. — 2. (auch g'f.) fein,
nndeutlich, von der Schrift UwE.; Z.
fisig: 1. artig, nett, von einem Mädchen, Kleid,
geschickter Arbeit; auch vom Benehmen. F. tuen BO.
— 2. gescheid B.
IMeses W. lässt sich mit den vorhergehenden uud nocli
folgenden Bildungen vom Stamme yj«- vereinigen, wenn man
als Grundbed. ,fein' oder ,geschickt', von flinker Bewegung,
aanehmen darf; doch vgl. auch visierlich.
Fiselier s. Füs-,
Viole II (Sp. 633).
Visenönli, Viserenönli
Fisenter s. Fisänder.
Visi Z, Vüsi Th, Visis Gl — n.: 1. Öi)pis im
1'. ha', Etw. im Auge, heimliche Absicht darauf haben
/i. Im V. b'halte", im Auge behalten Gl. — 2. im
V. ha', im Vorrat Th. Syn. Vivis. I"* wett-ene' gern
Öppis üfwarte', aber m'r lehcd eso ci'faeh, das m'r
nie Nüd im V. händ Z. — 3. günstige Stimmung.
D" Meiert ist im V., die Frau Meier ist in Gunst Z
(Spillm.). 's ist f?H nüd im V., er ist diesmal nicht
aufgelegt zu freundlicher Unterhaltung ZO.
1 offenbar aus dem lat. in vinv und nur dem Geschlecht
der syn. deutschen WW. , Gesicht, Auge' zu Liebe als n.
aufgefasst. Aus dieser Bed. lässt sich dann auch 3 ableiten ;
im ersten Beispiel durch den Mittelbegriff ,wohl angesehen,
gern gesehen', im zweiten durch die Vorstellung von , Ge-
sicht' i. S. V. ,Miene' od. i. S. v. ,er hat das nicht im Auge,
Sinn, denkt nicht daran, will Nichts davon wissen.' Auch 2
kann das selbe Yf. sein, wenn man den Begriff der Heim-
lichkeit von Absicht auf Vorrat überträgt; indessen weist
das syn. Vivis (Sp. 685) auf Lebensmittel und Visis könnte
hier durch Verwechslung untergeschoben sein. Füsi scheint
rein lautliche Entstellung zu sein, die bei Freradww. bes.
leicht eintritt; aber auch die Bed. derselben unterliegt natür-
lich mancher Unsicherheit und seltsamen Übergängen.
FTsi I m.: naseweiser Herr, der sich in die ge-
ringsten Weibergeschäfte mengt; wunderlicher, klein-
licher Mensch. So pflegen unsrc Weiber einen Mann
an nennen, der so viel als eine Küchin oder Spinnerin
Teratehet Bs (Spreng).
Vgl. das syn. Füusi und Fisifmui, wonach Fisi nur ein
ablautend reduplizierender Vorsatz zu Fäiisi und aus dieser
Verbindung abstrahiert sein könnte ; es kann aber auch wie
Fiti-f. von dem in JlshM und Jiseren steckenden einfachen
fism i. S. V. unstäter kleinlicher Tätigkeit abgel. werden;
vgl. Fitekr, Füsder.
Fisi II f.: Lärm, Aufsehen, Wesen, Treiben. Me"
bracht nüd grad jso e F. und e Melli z' mache' Z.
Das ist iez e schönt F.! eine saubere Geschichte ZUhw.
— Wahrsch. zu Jisen, Jlslnn, fisrnn.
FisibllS m.: Fidibus znni Anzünden des Tabaks Z
(neben Fid-).
Fisidor m.: Taufn., Isidor TuMamm.
visieren: Hohlmasse obrigkeitlich prüfen BSi. Syn.
amen; f ecken; sinnen. F'' warte äö ganz stlf visiert,
in abgemessener, vorgeschriebener Haltung (?) Schw.
— Mhd. visieren, aus frz. viser, nachsehen.
Visier(i°g) f.: Entwurf, Skizze, Plan, Grundriss,
Zeichnung eines Werkes der bildenden Kunst, bes.
von Ol- und Glasgemälden des XVI. .Dem, so mynen
Herren die V. der Eidgenossenschaft [wohl einer Glas-
scheibe mit den eidg. Wappenschildern] geschenkt hat.
6 Pfd.' B 1525. ,Und David gab seinem sun Salomo
ein visierung des vorschopfs, darzuo visierung alles,
was bei im in seinem grauet was.' 1531/48, I. Chkon.
= , Vorbild.' 1667. ,[Ein Bildwerk] nit nach der visier
des maiers, sonder kostlicher.' Vad. Solothurn legt
die .visierung' von Ehrenwappen der Orte vor, die
an seinem Rathaus angebracht werden sollen. 1578,
.\BScn. ,Visierung eines gebeuws und anderer dingen,
forma. V. oder anbildung des antlitz, ductus oris.'
Mal. — Von ,Tisieren' i. S. v. ins Auge fassen, eine vor-
läufige Ansicht gewähren.
visierlich: 1. „delikat, lecker im Essen;" em-
pfindlich W. — 2. „artig, nett, fein VOrte; Z." Auch
ironisch, z.B. das ist v., wie 's dem g' gangen ist!
[Schadenfreude] Z (Spillm.). , Schön und v. anzuo-
sSchen.' 1576, Ant. Z. ,V., artlich, concinne, eleganter,
solerter. Visierlicher mensch, poss, bullatus, elegans
homo.' Mal. — 3. „drollig, von Menschen, welche
sonderbare Ideen im Kopf haben Sch; Z;" possierlich.
,Mir ist's hüt am morgen v. gangen.' 1651, Schimpfr.
— 4. verschmitzt. ,Fy.sierlich: callide, astute.' Mal.
St. fasst Bed. 4 mit 3 zs., was nicht ganz klar und
kaum richtig ist, ausgenommen wenn 4 ironisch genommen
wird, wo es dann eher mit 2 zsfallt. In Bed. 2 — 4 sind
syn. ariij und arlig, und diese rühren auch nahe an 1. Bed. 1
beruht auf .visieren' i. S. v. genau ansehen; 2 auf .sehens-
wert' oder ,mit feinem Blicke abgemessen' ; 3 ist im Grunde
nur ironische Anwendung von 2.
Fisifatent s. Fisimatent.
Fisigänggis, Fisigügg Z, -gugg G oT., W.; S,
-gügges G 1799, -gunggi Ap, -(^Hi/i/er B(Zyro); Süterm.,
-güggi, -gugi Bs, -gilgg Sch, -güggi Z, -gügger B, -gux
L; Schw, -güx Gl, Flsigugg GW., -gugger Bs, Pidi-
gügger L; Filigux Scuw — m.: 1. „superkluger,
subtiler Kopf, Mensch, der Alles erklügeln will. Alles
bis aufs Kleinste durchstöbert, seltsame und verwirrte
Vorstellungen hegt. Halbgelehrter. " Dr Philosoph
Heqel isch jo ne kei Zürcher g'si'. Die hei' ire' Strüss
und dr Muleschot g'ha"; aber vom-ene Visigugg vo'
Hegel, do het-me" dort nie Nut g'hört. Hofstätter.
Querkopf; m gölige [seltsamer] F. Ap. Eingebildeter
sonderbarer Mensch B; Gl; Sch. Dummer, unge-
schickter, zugleich zudringlicher Mensch L. Vor-
witziger, neugieriger Mensch, der sich in Alles mischt
GW.; Syn. Häfeli- Gugger, -Schmöcker. .\usspäher,
Spion, Schlaukopf Bs; GoT.; Syn. Polizei- Schmöcker.
1079
Fas, fes, fis, fos, fus
1080
Der sich um Kleinigkeiten viel Mühe macht Bs; klein-
licher Pfiffikus Z; engherziger Mensch. Süterm. Spass-
vogel. Der da ist e F., macht mit de" Lüte" (ßre'
[gern] Jux. ScuwFasn. 1883. Spasshafter Schimpfn. G.
— 2. Filigux, kleiner Knirps, z. B. von einem Täuf-
ling SCHW.
Die Ausspr. mit langem i und betonter erster Silbe deutet
.auf das üben behandelte Vui, resp. auf das demselben zu
Grunde liegende lat. W., welches eben den scharfen, auch
das Kleine erfassenden Blick bed. Da aber eben diese Ausspr.
schwächer bezeugt ist als die entgegengesetzte, so könnte sie
aus dieser erst uniged. sein. t'Xai- ist ohne Zweifel das selbe
wie das gleich lautende und gleich bedeutende selbständige
W. ; s. d., auch viaierlich. Für die überwiegende Ausspr.
-gm/g bietet sich keine passende Erklärung; dagegen für -i/dr/i/
das VI), gugr/cii, neugierig oder heimlich blicken, was mit der
Erklärung von Vüi- zsträfe und gleichsam eine Übersetzung
des Frenidw. wäre; vgl. fitiyüyylen ä. Die Formen -yüx uud
-i/uj- sind wahrsch. aus -yuyyex zsgezogen (vgl. Srhtliyüx, der
Schielende) ; -cjäuyyi« würde zu (Jäuyyd, Geck, Narr, gehören
uud passenden Sinn gewähren, ist aber zu schwach bezeugt,
wie -yunyyl, welches durch (eingeschobenes V) n erweitert,
an das im alt. Nhd. vorkommende .Visigunk', wunderlicher
Kauz, Phantast, ,Visegunklen', schwatzhafte Männer (V) rührt.
Die daneben einmal bezeugte Schreibung ,PhysicHnkes' im
S. V. .Halbgelehrte' hat wohl in Gr. "VVB. auf die Erklärung
getuiirt, dass das seltsame W. eine spöttische Verdrehung
des lat. ,physicus' i. S. v. Naturforscher, Grübler udgl. sei,
uud wir müssen diese Deutuug offen lassen, um so mehr,
da auch bei uns ,Fisikus' iu ähnlichem Sinn vorkommt; doch
könnte dieselbe auch erst eine Umdeutung seiu, uud die Um-
gestaltung der Silbe -cm» in -yunk oder uuser -guyy usw.
bleibt unerklärt, wenn nicht wenigstens eine Anlehnung oder
Unterschiebung eines selbständigen deutschen W. für den
zweiten Teil des W. angenommen wird. Für Fini- kommt
auch noch Pitimatcnic' (s. d.) in Betracht. — Die Bildungs-
silben -er und -(' iu unseren Formen sind gleichbedeutend;
das von St. ebenf. angeführte -huiz scheint auf Entstellung
oder Missdeutung zu beruhen.
Mono-Pi.sigug: .spöttisch verdrehter Name der
altchristlichen Sekte der Monophysitcn (welche gegen-
über der Kirehenlehrc von der gottmensehlichen Doppel-
natur Christi eine einheitliche Ijehaupteten, wie die
Monotheleten nur einen Willen desselben). ,Mit der
lehr der Monotheliteren od. Monophysigugen.' 2. lielvet,
CoNFESSioN 1560/1644.
fisigügglen (ü): 1. den Pfiffikus sjiielen Aa. —
2. (-gügglen) gucken, hervorschauen; schlau verstohlen
nach Etwas blicken Z ; tr. üs- (fisiguggeve Bs, -fiäi-
güxe ZSeuz.), ausspähen. Syn. üslüsteren. Dur'''' alU
Schlissellechli han-i''' g'histeret fir Eppis üaz'fidguggere"
Bs (Schwizerdütsch).
Phisiker: 1. Stadtarzt Bs-|-; Syn. Poliater. ,Stadt-
pliysici' mit kleinrätlicher Ehre und pfarrherrlicher
Würde unterschieden vom ,Stadtarzt' und höher als
dieser, welcher anfänglich der Chirurg, schliesslich
Spitalarzt gewesen zu sein scheint ZWthur XVII. bis
1814. — 2. eingebildeter Schlaukopf, Pfiffikus, der
besondere Ideen im Kopf hat; der Andere durch List
übervorteilen zu können meint, während er selbst von
ihnen verspottet wird Z (Spillm.).
1 und 2 viell. nicht das selbe W., oder wenigstens '2
erst auf 1 umgedeutet. 1 entspricht dem engl. ,physician',
Arzt, cig. Naturforscher, -kenner. Bei 2 kann Fiii- das o.
als selbständiges und unter dem z. T. syn. /■'iniyuyy bespro-
chene Vf. sein, -i7.<i- die von Ortsn. anf ,-ikon', resp. Ge-
schlechtsu. auf -iktr abstrahierte und dann auch zur Bildung
von Apiiellativen gebrauchte Endung; vgl. Kttikcr Sp. fiOl.
Immerhin müssen die Fremdww. , Hektiker, Physiker' in
weiteren Kreisen irgendwie bekannt, wenn auch nur halb >
verstauden gewesen sein, um jene Unideutungen zu veranlassen,
Fisimat<;nte° S, -fatönte ZUhw. (PL): 1. Flitter,
Firlefanz an weiblichen Kleidern ZUhw. — 2. Flausen;
Künsteleien, in der Verbindung F. mache", meist iniper.-
neg. : mach mer Iceini oder: nit z' vil F.! z.B. beim
Spiele S.
Fiai- ist ohne Zweifel das Selbe wie iu dem selbständigen
Fisi und in Fiaiyuyy etc. Vgl. Gr. WB. 5, 2661, c: ,Y'tt
mateutchen, Fisepatenten' udgl., mhd. /himait, unverstägj
liehe leere Zieraten; viiiament(e), Physiognomie, AussehO
Gestalt, Schönheit; Visierung, Einteilung und Beschreibung
eines Wappens. Vgl. Vitieri'y. Der zweite Teil von Fiai- '
matad mag aus visament entstellt vesp. erweitert seiu, -fatetH {
dem Fisi- als Redupi. n.ichgebildet. Für die Erklärung deg;
ersten Teils concurriert das lat. i-i«- mit dem deutschen, (
Stiimm /i'»- i. S. v. hin und her bewegen.
iisin: das den Stolf (die Getreideart) bezeichnende
Adj. zu Fesen. ,12 garb halb visi und halb häbcrin.'
1469, Offn. THAad.-Dän.
Visis s. Visi. „
VIsitaz Visiddtz m.: amtlicher Besuch (eines Mit-
gliedes) der kirchlichen Oberbehörde beim Pfarrer,
zur Untersuchung seiner Amts- und (früher auch)
Buchführung B.
Unser W. männl. viell. in Anlehnung an .Besuch' ; docl(
sind die Fremdww. auf -aU übh. Masc.
Hüs- f.: Hausuntersuchung (polizeiliche':'). Bi
dere schändliche H. MUsteri.
Visite f.: 1. Besuch Bs; B; Z (jetzt meist W-]^
Sit-cr z' V. y'sV? BSi. Auch in persönl. Bed.: Es
ist e V. i" der Stube Z. Ein Brocken, der zufällig in
die Kaifeetasse fällt, bedeutet V. Syn. Dorf(Stubete^
— 2. Mantille Ap; B. — 3. Gemeinalp U. Syn. Hirle.
Bed. 2 auch allg. nhd. (so z. B. in Modezeitungen); wnlil
weil uum. um Besuche zu machen, jenes Kleidungsstück um-
wirft. Bed. 'i vom allgemeinen Besuch cirn:!- sulchcn Alp?
Viell. anders betont und ein anderes W.
visitiere", Bs und Z auch mit d: untersuchen
Bs; S; Z. — Frz. viaiter, besuchen; untersuchen.
Fislach, -loch s. Fish' II. Fislen I s.
FisleJ.
fl'-'sle": 1. mit Etw. unnützer Weise hin und licr
fahren Gl. Syn.fiselen, fislen. ~- 2. sich herum treiben,
lierum flattern (ume f.). Mit einem Andern /'., sidi
neckend herumtreiben, = du G'fis ha" Gl.
Wahrsch. aus /msfen, nas.ile Verstärkung vonyi»'e«; vgl.
auch finlen und die Anni. zu fisdcn. Übrigens könnte auch
das syn. bair./eiBe/ii, Hefem (Schm. I' 736) zu Grunde liegen;
vgl. P/i-ater in Gl MA. f. .Fenster'.
Fislerm.; Erdäpfelbvanntvfein F. - Von/i«;«i =
/h!en i. S. v. kr.itzon'r' kitzeln':' Vgl. Fi'iiMr, Schnajisgelage.
Fisle" 11 f.: 1. die Fasern, der Büschel am Ende
des Schwanzes und der Peitsche Aa. — 2. die langen
Haare hinton an der ,Fessel' [Gelenk] des Pferdc-
fusses. Syn. Gefisel 3 e, Gefiser 4. — 3. die ,Fessel'
selbst Z (ükr). ,So ein Ross rüdig ufern Kranz oder
in Fislen.' Arzneib. ZZoU. 1710. ,Von Fis.slen bis uf
den Fuss.' ebd.
2 scheint verk. ans oder vermischt mit dorn gleichbcd.
FIdoth ,Aa; h; Z" (St.), welches in alt. Gestalt ,Fislarli'.
mhd. viziclofh, vhlacli lautet. Dieses scheint mit der coli.
Knd. (ahd.) -ahi, später -tifli, gebildet und z. T. mit , Kessel'
vermischt, später auf Fuel, Faser, und ,Iinch' umgedeutet
1081
Pas, fes, fis, fos, fus
1083
y.u sein. Betr. -lock = -/. (-10 vgl. Fiidle (-i) aus FüdJorli.
lu misern Öffnungen, z. B. der von ZWies., erscheint dir
Bestimraung-, dass das Pfurd eines Herrn, um reichliches
Futter zu bekommen, bis an ,das lisslach' (oder ,die fiss-
löcher') in den Haber gestellt werden soll.
fisle": 1. mit einem beweglichen, dünnen, läng-
lichen (auch spitzigen) Körper, bes. mit einer Rute
oder Peitsche (Fish) hin und her fahren, spielend oder
schlagend Aa; BS., Si.; „L; Zo." Vgl. 8. ,Die Bursche
haben so blutrote Gesichter, als ob sie drüberhin ge-
lislet worden wären.' Helv. 1853. ,Fisle, agitare.'
Id. B. An Ei'm ume f., von einem Arzt, mit einer
Nadel an einem Patienten B; S. Syn. guslen, riglen.
— 2. sich (selbst) schnell hin und her bewegen; ume f.
BE., Si.; unstät oder untätig, z.B. ums Haus herum.
GoTTH.; bei Weibspersonen sich einschmeichelnd „Ap;
G; Zg;" Syn. fäitshn. Andern Personen durch lästige
Nähe hinderlich sein Ap; Z (auch ume füselen). —
3. schnell, eifrig arbeiten BE., 0.; fish" u'"' spute"
BG.; aber auch ohne Erfolg. Gotih. Unter dem Schein
von Geschäftigkeit Nichts tun Z. Kurze, schnelle
Schritte machen BO. ; dervo' pfish' BMerl. — 4. „mit
in grosser Genauigkeit an Etwas arbeiten, zu viel
Zierereien machen B; L;" ,absclvere, perficere.' Id. B;
Syn. üs-f. Syn. fiseren, fiserhn. — .5. „zu fein, un-
deutlich schreiben, kritzeln B; Gl; L; (ffisht, un-
leserlich geschrieben L; Zg." St."* Syn. fiseren,fiserhn.
— 6. „auf einem Saiteninstrument stümperhaft spielen
B;Vw; Zg." Yg\.Fisehr2. — 7. Fasern zupfen „L;"
Ndw; „Z." Intr., in Fasern sich auflösen, zerfallen
Ndw. — 8. mit der Rute zuchtigen L; schlagen und
jagen BO. (Zyro). — 9. „fein (staubig) regnen L; Sc«;
Th." Syn. fiserfljen, täuelen. — 10. flüstern G. Syn.
fixperen, flismen. — 11. Nüsse enthülsen und auf-
knacken BO. — 12. brunzen, von Hühnern B. --
13. futuere. Vgl. Fiscl II 3. — Vgl. jIkIch, pfnUg.
US-: ,Tcrgcre, limare; absolvere. perficere. Fn
xia^fisleti lied, oratio tersa.' Id. B. Syn. us-fielen.
Fisler {-ss- GO.): 1. = Fisehr 2. Auch als Ge-
schlechtsn. Z. — 2. Gehülfe des Sennen oder Hirten
auf der Alp, meist ein Knabe GO. Syn. Fisner, Faser.
2 könnte davon kommen, dass dieser Gehülfe hauptsäch-
lich das Vieh mit der Rute (Fitle) zu hüten resp. zu treiben
• hat Hoch s. Anm. zu FisiKr.
fisligen: (mit ,sein') sich beständig umlier be-
wegen BSi. — Scheint von einem Adj. 'ßiUij, unruhig,
gebildet; dies von fitlen 2.
j fismen: sich unruhig hin und her bewegen; umme
J. BSa. Vgl. fädmen.
I fisner Gr UVatz, Val., -ss- GnSav., Schud., F i-
f seltener GnPani, Fischender GnTschiertsch.: Un-
tergehülfe des Sennen od. Hirten, bes. der Hüterknabe
für Schafe und Ziegen Gr. Syn. Fishi: Der Schafhirt
' und sein F. erhalten je für 1 Schaf 1 Essen als Lohn.
Die Nbff. von Funer sind der Annahme, dass dieses als
; Spielart aus Fider umgebildet sei, entgegen, da sie vielmehr
auf Identität mit Fiaejider (s. o.) deuten. Fuiier muss wohl
als (allerdings starke) Verstümmelung des Fremdw. betrachtet
'• werden, welcher das Verschieben des Accentes nach deutscher
. Weise auf die erste Silbe Vorschub leistete. Mit FMer ist
das Fremdw. vollends in deutschen Zshang gebracht.
Fislete f.: 1. Schnapsgelage in Winkeln und Wäl-
dern BSchw. — 2. s. bei Fisel I. Zu I vgl. Ful.,-,
Branntwein.
Gc-fiess n.: lärmendes Getriebe von Kindern Gl.
Syn. Gescher. — Von ßeim, reiben, also eig. starke Be-
wegung hin und herV
fiesen: stark hin und her reiben Schw; „Zg."
Viell. aus 'ß"-n durch Eiulluss der syn. ßedüyi/en, Jinu-eu;
(in solches /lücn wäre das Stammw. der ganzen vorhergehenden
Sippschaft. S. noch jiexrhtn.
V 0 gel- Fieser" m.: Eisenhut, aconitum BHk.
Her erste Teil des Comp, bezieht sich viell. auf die
Honiggefasse, welche in ü Tühli genannt werden. Zum zweiten
Teil vgl. PfiKr, Pßtter, FaserbUschel.
Fossm. : Taugenichts, Faulenzer, Lump. ,Du hast
bishar genossen, Dass man dir armen fossen Vil mcr
hat noch gelän.' UEckstein. — S. (ir. WB. IV, 1, 1, 42.
Viell. zum Adj. ,foss', mürbe, welk, faul (ebd. 41); je/ooen.
Chuchi-Fösel (Suterm.), -i^öseZB; S: Schelte für
einen Menschen, der sich in der Küche aufhält oder
herum treibt oder an dieselbe gebannt ist. ,l)u hast
Nichts in der Stube zu reden, und ds Ganze geit di'''
Nüt a", du Chuchifösel!' Gotth. Vgl. Füsel.
Posele f.: liederliches Weibsbild. Schulze. -
Vgl. Fotli und Foale, also eig. die Zerlumpt«';'
foselen: 1. possierlich watscheln, wie kleine Kin-
der Ap. Syn. foshn, pfösehn (s. d.). — 2. = foshn ä.
Foseli m. : kleiner, unansehnlicher Bursche Ap.
Syn. Foserli; PföseL Ffösi, PfosU.
fosere" G, foserle" Ap, pfosere" G: wacklig
gehen, watscheln. Vgl. fosehn, pföser(l)en.
umme-stoll-fosere°: zwecklos herum, hin und
her gehen Z. — KidU-, Fussgestell, plumper Fuss. Vgl.
ttolWumcn.
Foserli m. = Foseli Ap. Vgl. Pfüser.
Fosle" f.: Faser, Franse; losgerissen lierabhan-
gender Faden od. Fetzen von einem Kleid ; Dini. Foseli
G; Scuw. Syn. Fciuseli, Fotzh. Abi. Fösel usw.
fosle": 1. „sich in Faden oder Fetzen auflösen,
in solcher Gestalt herunter hangen, von alten Klei-
dern G; Sch; UwE. Syn. fotzhn." — 2. „{foseh', pf-
LG.) von Menschen: in solchen Kleidern gehen LG.;
ScH." — 3. fosh Aa; BMad.; ScnwMa., ;j/"o,>7e Aa(H).;
Bs; BO. u. r.; L (auch pfuseh); üw — mit .haben'
BSi.; Uw: plump, mühsam, wackelnd einher gehen
wie kleine Kinder oder wie der Bär B; L; ScuwMa.;
Uw; Syn. pfosen, pfodhn, wodlen, zotthn, zumphn.
Da chunnt e Buedeli daher, er pfosht wie-ne Berner-
liär. ScHWYZERD. .Jakobeli war ganz still an der
Mutter Hand in die Schule gepfoselt.' Gotth. ,Der
Schulkommissär pfoselte [gieng gemächlich] den glei-
chen Weg.' ebd. Nachlässig, unachtsam drauf los
trappen, z.B. auf schmutzigem Wege Aa; Bs; B; L.
.Näiere-Schlärpli [leichtfertige Nähterinnen] pfoseln
mit ihren ausgeschnittenen Sammetschühlene in hand-
hohem Kote [Strassenschmutz] herum.' Gotth. Auch
von Weibspersonen, denen der nass gewordene Itock-
saum hinderlich und unordentlich um die Füsse schlägt
B. Andern unbequem werden, in den Weg kommen,
indem man ohne Zweck umhertrippelt B. — 4. sich
schnell, auch ängstlich, hin und her bewegen BoSi.;
auch fiishn. — 5. schnell, aber schlecht arbeiten Aa
oEnding. ; auch fasJe)i. — ns-=: foshn 1 UwE.
g'foslet; 1. mit Fransen versehen G. — 2. zottig
LG. — ■'. in Lumpen herab hangend LG. — 4. un-
förmlich dick, von Personen Scuw. Syn. gefotzUl.
1083
Fas. fes, fis, fos. fns
liis.l
Fosli 11.: 1. (-Ö-). Tue' wie-n-es oder wie d' F.
(PL), sich laut und wild, unartig geberden ZMünch.
— 2. Sclierzn. für listiges, tückisches junges Mäd-
chen Bs (Spreng). — 3. ,(arme) Person in zerrissener
Kleidung ScH;" auch eine überh. arme, von der
Natur yemachlässigte, geistesschwache Person, ebd.
— Huere"-: junges Hürchen; gemeiner Scherzn.,
den Mütter ihren Töchtern geben Bs (Spreng). —
Vgl. P/otli. — 1 muss nach der angegebenen Ausspr. ein
ganz andres W. sein.
ge-foslig: 1. auch pfoslig, lumpig, luftig, leicht
oder nachlässig gekleidet AaHI. — 2. = gefosen 7,0.
Pose" f.: Name eines Berghofes bei Krummenau
in GT. — Aus ahd. /««u, Saum, da der genannte Hof den
Rand einer Terrasse bildet?
ge-fosen gföseM.ijföseZW.. g'fösKg ZO. : faserig,
morsch, schwammig, von Rüben, auch Selleri. die
keinen Saft haben, fast nur aus den Häuten des Zell-
gewebes bestehen W. Syn. möhch, maser, mansch,
mötsch; iresem, geicesen. — pfoserächtig. ,Mala
vieta, gerunzlet oder pf. öpfel.' Fris.; Mal. — Zu
,foss, fosch', mürbe, welk, faul.
Föseclili n. : kleiner Kuchen ohne Käse Ap. —
Lt T. eingeschleppt.
Fösel m. : leiblich und geistig unbedeutender,
schwacher Mensch B, Syn. Fötzel, vgl. Pfösel. ,Was
so eine mutige Wirtin für eine Herrschaft übt; der
Wirt ist immer nur ein F. dagegen.' Gotth. ,Im
Handel ein rechter F,; jeder Schulbub möge [über-
treffe] ihn.- ebd. ,Wenn er Nichts ist, wenn er ein
F. ist.' ebd. — Zu Fmlm.
föselen: 1. fösele B; Schw, pf- B; F (pfosele);
L; S; Uw: wackelig, mit kleinen Schritten, langsam
oder mühsam gehen, von Kindern und kleinen Per-
sonen ß; SiMnv. Syn. foselen, foshn. I)u liest nassi
Füess, du list wider 'pfoseht [durch's nasse Gras ge-
gangen, ohne die Füsse zu heben] FS. !''• cfseli-di'''
no''; du guete alte Gritti-Manz, a zwe" Stecke" dur'''' 's
Dorf dure" pf JHofst. 1865. — 2. sich in Fasern
auflösen, von Tuch, etwas schwächer als foslen 1;
fotzlen ScHwMuo. — 3. fein anfangen zu schneien
ScHwE. (versch. v. fiserlen). Syn. fäuserleii. — ver-:
zerfasern SchwMuo.
Föseler: 1. schwacher Mensch. , Wenn man solche
Waschlumpen und F. zu Eegenteii macht.' Gotth. —
2. Pföseler, der watschelnd, mühsam einhergeht, von
kleinen Kindern und alten Leuten B.
Fösi m. : armer oder dunimer Kerl SoawE. Vgl.
Pfösi.
}lose»-Fdsi m.: 1. (H.-Pfösi Smvf ; ZO., -Pfe'rsi,
-Pfö'rsi ZB.. S., Stdt) scherzende und kosende Be-
nennung eines kleinen Knaben, der seine ersten Hosen
trägt. — 2. (-FüsiJ Mensch von kleinlichem, feigem
Charakter Z (Dkr).
Wenn wir obige Formen unter ein konstruiertes H.-t'ü»i
zsfassen dürfen, so zählen wir Letzteres unter die Spotttitel,
welche die kleinen Knaben erhalten, mit Bez. darauf, dass
ihnen ein Uemdzipfel hinten aus den Höschen hervorguckt,
und bringen es zunächst in Zshang mit Fmle, Fetzen; föselen,
watscheln wie ein Knirps, könnte dann vom Subst. abgeleitet
sein. Jedenf. ist P/Urjii erst durch Einschicbung von r an
unsere Benennung dos Pfirsichs angelehnt, weniger geschickt
als (nach obiger Zsstellung) t'igi entweder an FtWler oder
au pfuaett, einen Wind streichen lassen (vgl. .Hosenscheisser'
= Memme), angelehnt wäre.
„Fössli n.: feile Buhlerin = Fötzli B; VOrte;
Sch; Z.«
Fösc": Akelei, aquilegia (Drh.). Syn. Schlntterhosen.
Füsel I m. — Dim. Füseli: Taschentuch (Kdspr.)
ThHw. — Vgl. Küseli und ji/üsen.
Fnsel n (iV AAZein.; GW.) m. : 1. etwas Geringes,
Verächtliches; Mist, Kehricht Bs; vgl. Fusel-Arbeit
Sp. 422. — 2. geringer Branntwein, allg. (vgl. Gr.
WB. 4, 1, a, 961 f.). Syn. Eunqmnzele-Wasser. -
3. Schnapsrausch AAZein.
fus(e)le" (intr.) : 1. unordentlich, rasch eine
.\rbeit abtun, pfuschen; z.B. einen Gegenstand schlecht
reinigen; Alles durch einander werfen, Unordnung
machen AAZein.; Gr; Fusler m.: Pfuscher Gr. Ge-
schäftig und eifrig sein ohne Erfolg. ,An ein paar
Orten sähe ich Bauersleute elendes Gras, das sie. um
Etwas zu bekommen, bei der Wurzel abfeilten und
ihre Sensen an dem Erdreich stumpf hauen mussten,
einsammeln. Eine lächerliche Heuernte! Es schien,
als wenn sich die Leute bei ihrer Fuselei schämten.'
Reise 1790. Umnie' f., ohne bestimmten Zweck in
Zimmer und Haus sich zu schaffen machen, nicht
wissen, was anfangen, verlegen oder zwecklos hin und
her gehen Bs. Aber er fuselei nu''' im Zimmerli um-
men u)2d ane und göt hin und lier und 's will im
niene" bihage". Breitenst. 1864. Syn. fuden (Sp. 682);
fiiilen, foslen, füselen; füllen. — 2. bei der Bereitung
eines Getränks nicht ordentlich und ehrlich ver-
fahren Gl; zu Fusel 3. — 3. beim Spiel unredlich
sein, betrügen Gr; G. Syn. unredlich tuen. —
4. gedankenlos reden, plappern G oT. — Vgl. Gi.
WB. 4, 1, a 960 u. 963 und Schm. 1, TG9.
füsele": 1. eine Arbeit bedächtig, mit kleinlicher
Genauigkeit, aber ohne sichtlichen Erfolg, verrichten.
An Öppis umme" f. ZS., Stdt. Syn. päsclielen. „ Um-
me' f., von Ort zu Ort rücken, überall und nirgends
sein Ar; Z." Syn. ummen fi.'telen, vgl. fuslen 1. Hei"
f., gemächlich heim gehen ZRüml. — 2. (mit Dat. P.)
Jmdm schön tun, schmeicheln, bes. bei den Mädchen
sich Wohlgefallen zu erwerben suchen. En glatti
Füseler Z. syn. cn liäle Schlicher. An Ei're umme' f.,
sich ihr kosend und zutäppisch nahen (auch in obsc.
S.) Z. En Wiberfiiscler Z. Syn. fäusleii, fiselen. —
Zu Wiberfüseler vgl, auch W.-Fausic, Miiin-Fiitzeler ; schwäb.
Mädtis-Fnselcr, -Fimler.
Fnsel m. : Geisselung New.
fuse": Jmdn überwältigen, prügeln BE. Vgl
fuzen.
fusle": geissein Nüw. Syn. guslen. S. auch /"iiMseM,
fauzen, fislen, fitz(l)en, futzen.
Betr. die Uoppelformen mit « und z vgl. auch /uilcn und
fotzlen. Vgl. mit ,Euten streichen'.
vüsi: von sich Z.
Füseli, im Wundsegen, lt Rochh. 1857, 947: Häle-
Imle-Sege', 's F. uf der Stege', ein unbekanntes, ge-
heimnissvolles Tierchen, das man nicht nennen will
bezeichnend. Eine Variante setzt: Büseli under dei
Stege'. Oder ist an Wuseli, kleines Kind, zu denkenr
füsenen s. Füsis. Füsi I s. Visi.
1085
Fas, fes, fis, fos, fns
1086
FÖsi U -ü- Gl; Z tw., -je- Ar; Gr; Z tw., Fissi
GRObS., Pfüsi Ap 1788 — n. (Ap tw. m.): 1. das
an die Stelle der Muskete und der Hakenbüchse ge-
tretene Kleingewehr, Flinte, früher für die Walle des
Infanteriesoldaten die gangbarste oder ausschliessliche
Benennung, jetzt mehr nur noch in scherzh. oder
spöttischem Sinne; spez. geringes Gewohr mit dünnem
Kohr, Vogelflinte, allg. Vgl. Schüsse. Wenn i''' aw''
e F. hau, de' müesst-mer eidli"'' abeg'schosse si". Stutz.
Ztec Miistcrmanne' mit Fi'isene' (Füsi). ebd. Be Pfüsi
her! de Säbel om ! Ap (Lied). ,Vil Spiess und vil
Fusan.' Stockar 1519. ,Die gezogene Rohr und fran-
zösische Füse führen, haben das Quartier verwürkt.'
Kriegsb. 1644. ,Carbinner und Füse.' 1710. SohCmi.
.Füsils, Spiesse und Hirschfänger.' Discourse 17'2'2.
,In den Rechnungen von 1733/41 kommen Ausgaben
Tor für das Säubern der Füsi in dem Züghäusli.'
Stider. -- 2. Schloss am Feuergewehr „BO.", eig.
Schloss mit Selbstentzündung im Gegs. zum Lunten-
schloss. 1705 werden in Bern und um die selbe Zeit
auch in Zürich statt der Musketen bei der Miliz die
sog. Füsils eingeführt, nachdem man kurz vorher sie
als nicht ordonnanzmässig in Zürich bei den Schiessen
tw. verboten hatte. ,Mit lebendigem Feur, nicht aber
mit einigem Fusil oder Feurschloss soll man nach
den oberkeitlichen Gaaben schiessen, jedoch mag man
nach den Freigaben auch die Fusil und Feurrohr ge-
brauchen.' 1696, Z Mand.
Aus dem Frz. (/uhU) wie vioio andre Watfeun. zu und
seit der Zeit Louis XIV. Das überwiegende Neutr. t. der
Endung, t. der Anlehnung au ,Rolir' wegen. Die Dehuung
des Voc. beruht auf Anlehnung an p/üstn, sausen, zischen.
Pf- ebso oder durch Vorlehnuug des Artikels.
Füseli'er {Fis- GF.) allg., Fäsler Aa — m.: Linien-
soldat (mit Ausschluss aller Specialwaffen) ; in Z nur
bis in die Mitte dieses Jhdts. — Vrz. /usüier, Liniensoldat.
Füelcr in spöttischer Rede. Vgl. noch Grenadier; JtUjer.
Hosen-Füsi s. -Füsi.
Füsis {-Ol- UwE.) f.: 1. Zusatz, verdoppelter Ein-
satz bei Karten UwE. — 2. Verlust UwE. Mei's Geld
ist i' d' F. g'gange', ist verspielt. Z' F. oder adv.
f. si", verdorben, zu Grunde gegangen sein L. Syn.
jlMtJers (Sp. 91). — füsene": den Einsats verdoppeln
UwE.
Vgl. hair. Viti», Vid m., das was ,invisis chartis' zum
Voraus vom Ersten zum Spiele gesetzt wird. Bed. 2, weil
dieser Zusatz für die Meisten — denn es müssen Alle, die
mitspielen wollen, den Zusatz erwiedern — verloren ist;
bair. infac« [zum Voraus, ohnehin] vohni »ein.
Fuess {-s' GRPr.; U) m. : 1. Fuss als Körperteil.
Er hat es Bei" am (im) F., Spott auf einen einge-
bildeten Kranken, da sonst es B. im Hals, ein in
den Schlund geratener Knochen, vorkommt Z. Über
einen alten Rechtsbrauch vgl. umrissen, a) als Glied,
' das dem Korper zur Stütze, zum Stehen dient. Wer
tjrossi Füess hed, versteit vil, Wortspiel, eig. braucht
viel Raum zum Stehen BE.; s. auch ver-stän. Uf
d' Füess cho", aufrecht zu stehen kommen ; bildlich
. 1) znrecht kommen, genesen Ap; L; 2) (widerj, (öko-
nomisch) in bessere Umstände kommen Z. Wenn d'r
e F. feit [wenn dir ein Fuss ausgleitet], so bist d's
Tods. Id. B. De'' F. ist im e"tgange", d' Füess sind-em
. unden üs 'gange", er ist gefallen, ebd. i'ime" wider
II f d' Füess stelle', ihn aufstellen; bildl., ihn heilen,
ebd. .Wir befindend, die armee volante uf die Füess
zu stellen [aufzubieten], nnnotwendig.' 16'29, Aiiscn.
Dag.: Er stüt (göt) uf de" letste" FUesse", eilt dem
Grabe entgegen L = er hat scho" en F. im Grab.
allg. Vf eigne" Füessc'* stä', selbständig sein. Uf
guete" Füesse' stä", gut situiert sein Sc»; ant. uf
.'ichwache" F. F. halte" (han), 1) stille stehen, ruhen.
,Wann dein topich [Kreisel] F. haltet, si dornüt.'
Reh. 1662. Nicht ausgleiten B (Zyro). 2) in feind-
lichem Sinn: Stand halten, nicht weichen, gewachsen
sein, die Spitze bieten B (Zyro); Gr; L; ZO. ,Der
abt was keines andern willens, dann dass er seinen
widerwilligen mit gewaltigem widerstand f. halten
wellte.' Vad. .Halt mir f. [setz dich zur Wehr]!'
Funk. 1551. ,Warurab wollt ein kriegsmann am sig
verzwyflen, diewyl er dem fyend mag f. halten und
sich noch nit in die flucht begeben hatV' Güalth. 1559.
,Satis venire duobus, zweien f. halten, gnuogsam sein,
zweien wider ze ston.' Fris.; Mal. .Collato pede prce-
liari, eim dapfer f. h., oinanderen redlich zum zil ston
[also Mann gegen Mann kämpfen].' Fris. .Conünus
gladiis rem gerebant, sy warend mit geweerter band
an einanderen, sy hieltend einanderen redlich f.' ebd.
u. Mal. ,Die Appenzeller haben ihnen [ihren Feinden]
dapfer f. [.festen F.' 1722] gehalten.' JosSiml. 1577.
.Nachdem aus dem Mund dessen, der mit mir gredt,
anstatt der Worten harfür kommen ein Kraft, da
konntend die Wort nicht mehr F. halten der Kraft,
noch ein sterblicher Mensch widerstahn dem allmäch-
tigen Gott.' JJBreit. 1641. 8) im S. der Unterstützung,
zu Einem stehen, es mit ihm halten. , Welche dapfer-
lich nacli der warheit handletind, dass sy [die Obrig-
keit] die schützind, schirmind, ouch inen f. haltind.'
1532, Egli, Act. 4) .Einem' oder ,init Einem' oder
absolut. Schritt halten „B;" VOrte; Scb; „Z." ,,Tedem
Bild geben könnt sein G'stalt, Dass nicht bald [leicht]
Einer F. im halt [einen Vergleich mit ihm aushält].'
Emblem. 1622. .Entspringet der Rodanus, welcher der
nidergehenten Sonnen F. haltet [folgt] bis auf die
berühmte Stadt Lyon.' GKönig 1693. Daher: will-
fährig sein. ,Da muoss die arm brut allen dänzeren
f. halten, niemants mitzuohätschen [schlumpen] ab-
schlahen, er sye glych wie wüest er wolle.' HBcll.
1540. Einer Vorschrift, Entscheidung nachkommen.
.Exceptio, wenn ein ansprächiger nit will im rechten
f. halten noch auf den hauptartikel sich füeren lassen.'
Fris.; vgl.: .Bürgschaft für Gericht leisten, allda dem
Rechten F. zu leisten, Judicium sisti et judicatum
solvi.' Freuler, jur. Voc. 175'2. In abstr. Bed., Grund-
lage, Norm (auf der die Art und Weise des Handelns
beruht, wie der Körper auf den Füssen ruht). !''• ha"
mi''' uf-ene" F. g'setzt [mir zum Gesetz gemacht],
Niemerem Bürg z' sl". Id. B ; s. auch setzen. Uf dem
F. [unter diesen Bedingungen] beg'eren-i''' 's nit. ebd.
!''• mag 's welle" ne", uf wellem F. i"'' will [ansehen,
wie, von welcher Seite ich will], ebd. Uf grossem
F. lebe", ebd. I''' kenue-ne uf-eme guete F'., er ist
mir von einer vorteilhaften Seite bekannt, ebd. ,Sie
bringend mich uf die füess, dass ich fürohin ouch
fast werken muess.' NMan. ,Sy vermeintend, dise
sach bette ein breiten f. [sei weit angelegt].' Grob
1599. Vgl. damit viell. noch in eig. Bed.: ,Ein wirt
mit einem breiten f. [wohl: der's lange aushält], Den
stell ich an und frag im nach', sagt der Liederliclie.
1579, BiGÄNDUs. Da die Vollmacht der Gesandten
ganz variabel befunden wird, lassen die Orte dem
1087
Fas. fes, fis, fos, fns
liiv,-
Abscliieii inserieren, dass sie keinen .satten [aus-
reiclieiiden] F.' für Friedensvorschläge zu liaben glau-
ben. 1712. Absch. S. noch bei hindcr. — b) als (un-
entbehrliches) Gangwerkzeu^; s. eben (Sp. 43), vorder.
Man geht nicht auf einem jF". (Bei"), scherzende Er-
munterung bei Tische, sich zum 2. Male zu bedienen.
3Iit bede" Füesse" drin ie springe' [blindlings]. Ineichen.
Dohi" rjö, wo de' Ghaiser z' F. göt [eupheni.] Aa ; GisD. ;
ScHSt. ; Z. Gtiet z' F. (oder g'fuesset) si», ein guter
Fussgänger. allg. Ken F. mi:'' rüeren chönne" [vor
Müdigkeit]. IJ. B. Fs (er) het Filess iibercho", von
Sachen: ist gestohlen worden GW.; von Personen: ist
endlich vorwärts gekommen, rührt sich. allg. Daher:
Fi-m Fiiess mache", ihn zur Eile antreiben, allg.;
übertr. : .Alle dise Erscheinungen Gottes sollen uns
Füss machen, dass wir mit Jacoben die Püss aufheben
und mit unserer Buss eilen.' JMüll. 1665. ,Jmdn
geneigt machen, Etw. auf sich zu nehmen." .Hurtige
Füsse ersparen viel Geld.' Kirchh. D's Gras iinder
de' Füesse'^ la* wachse", seine Geschäfte nachlässig
betreiben B, .lentum esse.' Id. B. Kei" Gr. (Miesj
u. d. F. w. lö" 1) schnell gehen Uw; Z, 2) sehr
eifrig arbeiten Bs; S. Me iot im kei Gr. u. d. F. w.,
man lässt ihm nicht viel Müsse. Sulger. Uf de"
Füesse" nache", auf den Fersen folgend B. Fuess für
F., langsam, gemessen. Id. B. ,Die anstösser unser
landen, die wir ze überfallen willens, wurden sich
uns, wenn wir hindersich zugent, uf unserm f. nach-
machen.' 1531, Strickl. Er het-eii [z. B. einen Knecht]
bis a" d' Füess [ja, wenn er ihm nicht draus läuft].
SiLGER. , (Einen) flüchtigen F. setzen', sich aus dem
Staube machen, ä. Espr. ,Die, so flüchtigen f. setzend
umb ire schulden.' 1598, Z. ,Er hab zum dritten Mal
den Eid übersecheu und also einen fl. F. gsetzt.' 16u3.
Ai' Jahrb. üaher: ,im fl. F.', auf der Flucht. ,Wie
das, so einer in synem fl. f. synen schuldforderen
gibt, solle behalten möge werden.' 1580, Z Eatsverordn.
Zur Verstärkung einer Neg. : Kei" F. für Öjipis lüpfe".
Id. B. rerlupfc" Z ; vgl. bei stössen. Mit keim F. bringt-
me" mi"'' jetz unter dene" Bäume" füre" [hervor]. BWyss
1863. Ei"m d' Füess (Bei"') ablaufe" für Öppis [Jmdn
durch häufige, gleichsam die Füsse abnützende Bitt-
gänge belästigen] S; s. ablaufe". Als äusserstes, ge-
fährdetes Glied, auch ohne Rücksicht auf ,Gang'.
Uf d' Füess luege", sich im Gehen vorsehen Gl.
, Einem den F. vorhalten', ihm in den Weg treten.
ihn hindern. Gotth. Es clwm-mer [könne mir] eppen
es Unglück ober de" F. gü" U. Gang-m'r us de"
Füesse", du bist vier eLstig i" de" F. [im Wege] GRli.
Auch übertr.: ,aus den F. kommen', entfernt werden,
von Menschen, die durch ihre Gegenwart belästigt
haben Bs (Spreng); vgl. ex noSöv, Adv., aus den
Füssen, fort. .Damit alles zerbrochen und ylends us
den füessen getan und us der kilchen gefertiget wurde.'
XVL. SuiL., Urk. — c) als empfindliches Glied. Ei"m
Glüet uf d' Füess zieh" [warm machen] L. Ei"m a" de"
Füesse" chratze", ihn zu begütigen suchen, ihm augen-
dienerisch nachgehen Gr. Für nen Ännera" de" F.
in Bach hebe, für einen Andern sich nass machen.
herhalten, namentlich mit Geld GRFläsch. ,Sy ist
weder die erst noch letst. die mit dem f. in bach ist
treten [einen Fehltritt begangen hat].' NMan.; vgl.
cn Schuck roll use nc". Ei"m uf d' Fiiess trete", ihn
empfindlich verletzen Z; Syn. z' nach kon. ,Uns mag
man leicht auf den F. treten, wir -sind im Harnisch
[so fahren wir auf].' FWyss 1650. Mit Etw. sich selbe
uf d' Fiess trampe", zu seinem eigenen Schaden han
dein S. ,Du musst auf deine Füsse treten, auf meinei
wirst du nicht reich' scheint wie das Kinderspiel
,Uerr, r'' tritt-d'r uf dVs FilessW (oder: I tritte-
der Jumpfere" uf 's F. ZO., oder: Herr, tramp-m't
uf d' F. L). „Warum?" ,Wil ('''' en arms Tierli bi".
„ Was hättiseh gern?" usw. auf ein altes Rechtssymbo
zu deuten, durch welches Hilfe, Schutz, Belehnunj
gesucht oder zugesagt wurde; vgl. das Setzen dei
Fusses von Seiten des Täuflings auf den des Patei
oder umgekehrt von Seiten des Lehnherrn auf dei
des Vasallen (Gr. Eechtsalt. S. 85; s. d.); die voi
Rochh. A. K. S. 442 unter Eli, Eli, [ich] tramp di,
uf dlni Schüehli, mitgeteilte Variante des Spieles, di
die Tierchen eher bestraft als in Schutz genommei
werden, ebenso die aus L u. ZO. aufgezeichnete Va
riante ,e böses Tierli' dürften auf späterer Miss
deutung beruhen. Eine alte Gesundheitsregel em
pfiehlt: D' Brust frei (oder der Chopf chüel und
d' Füess uarm, macht de" best Dokter arm L; Z
B' F. w. und de" Chopf clmlt, macht d'r 3Iöntsch al
BGümm. — d) als Glied, um symbolisch die Besitz
nähme, die Herrschaft, aber auch die Verachtun;
damit auszudrücken. Eine" under d' Füess ne", ihi
verfolgen, unterdrücken, verächtlich machen B. Ein\
under de" Fiesse" ha", ihn geknechtet halten W. Ist
»(./ [man] de" Lüte" im Mül, so ist men-e [ihnen
bald under de" Füesse". .Subjicerc pedibus, under di'
füess werfen, verachten, zum fuosslauder machen, ein
dings kein rechnung haben.' Fris. ; Mal. .Etw. unde
den F. trucken', es unterdrücken, nicht zur Geltun;
kommen lassen, verschweigen. , Welches alles micl
gar nahe von mynem vorhaben abgetriben, dass icl
dasjenige, so ich aus büechern mögen bejagen [au!
treiben], under den F. getruckt hette.' Wurstis. ,Pi
Patriarchen, die euch geschmächt worden sind voi
undankbaren lüten, aber alles habend under den fuos
getruckt [sich Nichts daraus gemacht haben].' LLav
1584. Dagegen ist in der Verbindung , Einem Etwa
unter den F. geben' (es ihm nahe legen, heimlic!
anraten, unterschieben, gleichs. unter die Füsse leget
dass er ,darauf kommen' muss BM.) der F. wiede
nur als der ausschreitende gemeint. .Sie gab dahe
Steifen unterm [sie] F., Eisi sollte doch wäger noci
ein wenig kochen lernen.' Gotth. , Einige Pfiffige i:
der Gemeinde kamen öfters zu dem Pfarrer und wusste:
das, was sie wollten, ihm so fein unter den F. z
geben, dass er glaubte, es sei seine eigene Meinung
ebd. ,Er hätte unter den reichsten Pabriktöchter
auslesen können; man hätte ihm manchmal unter do
F. gegeben, man möchte gerne ein Geschäft der Ai
mit ihm machen.' ebd. — Sich vor Jmds Füssen hin
zuwerfen, sie zu küssen, ist das Zeichen der Untei
würflgkeit; doch sind in dem Ausdrucke ,den Heilige
die Füsse abbeissen' (hämische Bemerkung von z
häufigem und ostentativem Besuch von heiligen Ortet
zunächst vom demutsvollen Küssen der Heiligenbilde
VOrte; S) die Füsse nicht in diesem ethischen S. z
verstehen, sondern bezeichnen nur den untersten, ei
reichbaren Teil des Körpers. Er will alle" Heiligt
d' Füess abblase", spielt den Frommen und Demütigei
ist ein Kriecher. Es alts Maidli [Betschwester], da
alle Heiige tuet d' Fiiess abbisse, überall hin wal
fahrtet und vor jedem Bild kniet. ,Was vermeint ffc
1089
Fas, l«.s, fis, tos, fus
1090
der Herr Pater, was für ein aiisehenliches Büehclein,
so k'h hin und wider in dem Beichtstuhl von Ordens-
Icuteu fresammlet, wollt konucu fürlegen, und von
oben solchen Leuten, die sich stellen, als wollten
sie den Heiligen die Füss abbeissen.' ClSchoh. 1(j95.
,Wilt du denn recht z' tuen dich beflissen, spricht
man, du wollest d' fiess abbissen unserem herrgott.'
Com. Beati. Ei"m cV Hand iinder d' Füess legge", ihm
Alles zu Liebe tun L; Z ^ ,tendere manus supplices,
die Hände bittend ausstrecken, demütig bitten.' Id. B.
— c) mit andern Gliedern zusammen, ihnen gegenüber
gestellt. Was de'' Ckopf vergibst, müend d' F. etgelte".
Eidg. Nat.-Kal.; oder tvas [wer] hei Sinn (oder wer
nid Chopf) häd, häd Fucan (Füess); oder het me" dr
Sitm nit im Chopf, so het men-e i" cZe" Füesse" B, der
Vergessliche kann nach dem Vergessenen laufen, allg.
Wenn er Öppis im Chopf hat, so hat er 's nüd in
Füesse", Wollen und Vollbringen decken sich nicht
bei ihm Z. Du häsch-es im Chopf und nid i" de" F.
wird von der Mutter dem eigensinnigen Kinde vor-
geworfen B. D'r Fuess frisst me as 's Möid, bei
anhaltend nassem Wetter zertritt das weidende Vieh
mehr Gras, als es frisst UwE. Was er macht, hat
Hand und Füess, ist ganz, nach allen Eichtungen
gelungen L; Z. Me" hät-e" [ihn] mit Hände" und
Füesse" zum Hirate" g'stosse" [gedrängt] U. ,Seht!
wir warten euch mit den Füssen [aber nicht mit den
Händen]', rufen scherzend die an der Mahlzeit Sitzen-
den dem zu spät Eintretenden zu L. Syn. ,mit der
linken Hand'. Was Fi"m uf d' Nase" falle" muess,
fallt Ei"m nid uf d' Füess. Nat.-Kal. 1884; s. auch
Nase". — 2. bildl. und scherzhaft, der dritte F. =
Stab als Stütze des Gehenden. ,Weh dem, der seine
Buss aufzeuhet und verscliiebt bis auf den dritten F.
des grawen Altertums [Alters].' RddMey. 1650. Obsc.
= .elfter Finger.' Schimi-fr. 1051. — 3. unteres Ende
eines Gegenstandes, a) (auch dim. Füessli) das spitze,
tcstgebackene und deshalb beliebte Ende am aufge-
setzten Brote, dem , Kopfe' gegenüber Z; syn. Knü.
— b) (Anfang und) Ende der Kette eines Gewebes
Aa; Z. — c) Mauersockel, als Brückenträger. ,Bei
der Engibruck sollen Alle einander helfen den F.
machen.' 1835, Gl LB.; s. lirugg-F. — d) Erdgeschoss
und Keller eines Hauses; ant. zu Kopf. 1654, Sch.
Über F. tvone", zu ebener Erde Bs. — e) unterer
Teil des Segels Bodensee. So auch gr. noös, lat. .pes'.
— 4. Fuss am Strumpfe, vgl. Für-Fuess. — 5. Name
Ton Kühen mit 4 weissen Füssen W. - 6. Mass-
einheit, wie nhd. — 7. (FHes Ndw) vierter Teil des
Kinlieitsmasses, nach welchem die Vieharten betr. die
■iiiitzung der Gemeinalp gerechnet werden, gleichs.
' Ivuhfuss. ,Auf gemeinen alpen soll wegen mangel
'lu» grases, wie zuvor ein kuo für 4 füess, inskunftigte
für 5 f. gelten.' 1678, UwE.; daher '/j eines Berg- od.
Alprechts, d. h. des Rechts, eine Kuh zur Sommerung
auf die gemeine Weide zu treiben, oder '/* des betr.
Weideertrags BO.; GrI).; GMs; in Ndw '/i einer Bm-
dere" (s. d.), so dass es für eine Kuh 5—6 F. braucht.
Auch als ideeller Landanteil: , Welcher einer halben
kue weid ererbt, den lasst man z' berg und welcher
ein f. ererbt, den lasst man sein weid nutzen, welcher
aber minder hat, dann ein f. weid, das soll im in kein
bergbuech geschriben werden, sonder die bergteiler
sollen im dasselbig abkaufen.' 1558, BSi. S. Kue-Fuer
und Kue-Essen.
Schweiz. Idiotiküü I. 8.
Zu doin PI. ,zo russ und messen.' Edlib., und ,viorzich
l'iiusse wyt.' Bs Dicnstinaiiucnr. ; vgl. auch Gr. WB. 4, l,a,
'194: .zu Füssen gohn.' — Ob der Z Faniilienn. , Füessli,
pedicuhis oder fusor bedeute, rcsp. .aus lotzterm lat. W. um-
;.;edeutet sei, bleibe dahin gestuUt; Letzteres möchte wahrsch.
sein, da die Familie vou 1421/1830 der Gicssorei oblag. —
S. auch noch Bein.
Uber-Püess(li): Gamasche. Rocnn. 1857. Syn.
Finl;e 3, Überstrumpf. — Ofen-Fuess: der Stein,
auf dem der Ofen gebaut ist AAEhr. — Elends-:
Fuss eines Elentiers, wahrsch. als Gefäss verwendet.
,1 beschlagener E.' 1576, Z Invent. — Federe"-:
1. Vogel, besonders Huhn und Taube, mit gefiederten
Füssen Ap; als Eigenn. Gr. ,F., plumiger.' Mal. —
2. weiblicher Scheltn. Aa. Vgl. Huen als Schelte.
Fülli-: Blatt 1. des Huflattigs, tussilago farfara
GG., Sa., oT.; ScHwE., Ma.; Z. Susi händ-er [habet ihr
sc. im Acker] vil Chatzesehwänz und Tüfelsmilch und
FülUfüess. Stutz. Die Blätter werden auf Wunden
gelegt, und von Schwindsüchtigen gebacken gegessen
ScHwLowerz; reibt man das Gesicht mit denselben,
so entstehen Sommersprossen G. Syn. Bosshuebe. Die
Blüten heissen Märzenblüemli. — 2. der Pestwurz,
petasites albus (tussilago alba) ScnwMa. Ebenf. auf
Wunden gelegt. — 3. der Seerose, nymphsea alba
GRh. — Pülli-Füessleri f.: eine ausgeartete Rebe,
mit grossen, dunkelgrünen, denen des Huflattig ähn-
lichen Blättern und geringem Ertrag an Beeren ZErl.
Die Blätter von 1, 2 u. 3 zeigen der Grundform nach
Ähnlichkeit mit dem runden Huf dos Pferdes (Füllens).
Für- Aa; Bs (-t- u. -»-); BR, Schw., U.; VOrte;
Gl; GSa.; S; W, Füh-- BSi.; ZNer., 0., rS., Für-
Fücssig GlH. ; GRh.; Scnw; Ndw — m., Für-Füessi
n. GA. ; UwE.: 1. der vordere Teil des Fusses BSchw.
— 2. die Socke, die denselben bedeckt Schw. ,Der
Sock, Fürfuess, Filzschuech, soccus, pedale, laneus
calceus.' Red. 1662. — 3. der Fussteil des Strumpfes,
Füssling. allg. Er lauft i" de" Fürfüesse", in den
blossen Strümpfen GSa.; Ggs. harfüessig. ,Er müsse
daheim Kuder spinnen und dem Muetti strählen [käm-
men] und Fürfüesse platzen [flicken].' Gotth. ,Sie
tragen Halbstrümpfe, denen die Vorfüsse (Socken)
fehlen.' U It WSenn 1870. ,Die fürfuess von den
hosen [Bedeckung des Unterschenkels] abhauwen und
barfuess gan.' ca 1510, F. Syn. Füessling. — für-
füesselen, -füessiglen Scnw: den Gestank der
schweissigen Füsslinge von sich geben, nach Fuss-
schweiss riechen BSi.; VOrte; Gl; GA., Sa.; S; Z.
Im weit. S.: a) „nach schmutziger Wäsche riechen,
sich unreinlich halten Z." b) „nach altem, ganz fau-
lem Käse riechen L." — für^/wr^-fuessen, -üe- Bs;
B; L (Ineichen); W; Z, ,-fuessnen L; Schw; Zg",
-füessnen BU., -füessgen U: 1. neue Fussteile an alte
Strümpfe stricken, ,0b es neue Winterstrümpfe krie-
gen, oder die alten neu g'fürfüsset werden müssten?'
GoTTU. — '2. an Schuhen das Vorderleder machen oder
ersetzen. ,Ein gereister Schuhmacher spricht davon,
wie man in Schenefl" [Genf] die Schuhe fürfüsset.'
GoTTH. — Für-Füesser m. : armer Schlucker, un-
bedeutender Mensch. Sprw. 1869. F. sind si gege"
ene". KlosterkrXi'flein 1841.
Über die Form für- vgl. Sp. 962. — Das Vb. ist t. vom
PI., t. vom Sg. abgeleitet. — Pnrfürmrjm mag sich aus der
Form Für/üeiiiri erklären Kissen; vgl. aber auch iir.hzijen
(Sp. 84).
G9
1091
Fas, fes, üs, los, fas
iHM'J
Flach-Fuesis: Plattfuss; Menscli mit flacher
Fusssohle. Auch als Schelte: Was teilt, du flach-
füessige Clieib? Bs.
Geiss-: 1. Ziegenfuss. .Die Schnäbel [der Schuhe]
zwar vornen abgetan, die sich nun liinten unter die
Schuoh und [1. ,in'V] Tützlin [hohe Absätze] oder
gleichsam Geissfuoss verändert haben.' E. XV., Uw.
An demselben erkennt man in der Sage den Teufel,
vgl. T. 214. Die, wo in eiisem Dorf Oppis hei' tvelle'
oerstö", hei' h'hauptet, d' Franzose' hebe' Geissfüess.
BWyss 18ö3. — 2. klauenförmig gespaltene eiserne
Werkzeuge, a) als Heb- oder Brechstange, um
Wurzeln aus der Erde oder schwere Lasten zu heben,
bes. von den Steinbrechern verwendet Ap; L. —
b) als Nagelzieher bei Zimmerleuten Z; Requisit ins
Feld. Kriegsb. 1ü44. — c) als Instrument der , Zahn-
brecher' Ap. ,Ehizagra oder Geissfuss, darmit die
Wurzel eines abgebrochenen Zahns ausgezogen wird.'
Denzl. 1677; 1716. — d) als Instrument der Holz-
arbeiter, um damit die Vertiefungen der Schrauben-
gowinde zu schneiden Aa; Z; s. Schnldzilg. — 3. Geiss-
blatt, lonicera caprifolium ZAff.
3 nach den um den Stenge! zsgewachseuen, einem ge-
spaltenen Huf vergleichbaren Blattpaaren benannt.
Herrgotts-Füessli: Wundklee, anthyllis vul-
neraria UUrs. Syn. Frauenschueh. — Wegen der kleinen,
zierlichen Lippenblüten so benannt.
Hei-, Heu-Fuess s. Hanen-F.
Hoch-Füessli: kleines Wein- oder Branntwoin-
glas Bs. ,Gläserner Spitzkelch.' Spreng. — Eig. ein
ülas mit einem hohen Fuss unter dem Kelche.
Hocken-Fuess: einer der vielen Namen, welche
der Böse in den Hexenprozessen des XVI. führt.
Seg. EG.
Hauen- 1) Han^- AAtw.; Bs; B (-a-); GrD.; Sch;
W; ZBenken, Hani- S tw. 2) Hennen- Hene- S,
ift'wi- Aa vorw.; Bs; BE.; L; ScHwMa.; Ndw; ZO.,
W., Zoll. 3) Hanfiß ScnSt., Hampfis ThHw., Hampfez,
üim. Hämfesli Z tw.. Häuf iß SchwE.; Uw [-eH-).
4) Heu-Füessli Uw: verschiedene Spezies ranunculus,
deren Blüten Gllsserli, Ankenbluem usw. heissen. Bes.
a) scharfer (brennender) H., r. acris AALeugg. ; LE. ;
ScHwMa.; Tnüettighof.; Uw Cgelhs HeufüessU). Dient
gesotten gegen Eäude ScHwTuggen, die Blüten dienen
zum Blasenziehen GWe.; ScnwLowerz; die Kühe be-
kommen, wenn sie darauf liegen, kranke Zitzen LE.
— b) kriechender H., r. repens AAÜberflachs, F., Ki.;
Scu; Z. Die rotbraunen Flecken sollen auf der Pflanze
nur in der Passionszeit zu flnden sein und die Bluts-
tropfen des Heilandes, unter dessen Kreuz sie wuchs,
bedeuten. Die Wurzeln breiten sich hahnenfussartig
aus und r. r. soll daher eig. der spezifische Namens-
träger sein (Frei); doch s. u. Anm. — c) feigwurzliger
H., r. ficaria NnwEmm. — d) (auch Bölle'-H. LE.;
Uw) knolliger H., r. bulbosus AAKi. Bei KdGessn.
154'2 = ,gehöslete gleissblüerale, kleiner hanenfuss.'
,Batrachium, gehöslete gleissbluomen.' Pris.; Mal.
Die Knollen dienen zum Blasen ziehen ZZoll. —
c) eisoiiliutblättriger H., r. aconitifolius Uw (wisses
llcHfiuüsli, weiss blühend). — f) platanenblättriger H.,
r. idataiiifiilius üiiw, weiss blühend. Syn. Fideritsch,
Sp. ö81. — g) goldgelber H., r. auricomis AaKI.; früher
(in den Kräuterbüchern) auch .süsser H.' genannt. —
h) Garten-H., r. asiaticus AABb. (dick Hänifüess). —
i) verderblicher H., r. sceleratus, wobei zu bemerken,
dass in den ä. Belegen z. T. auch einige anderen Arten
von r. mitverstanden werden müssen. ,Glyssbluomen,
rappenfuoss, hanenfuoss: batrachium [eig. .Frosch-
kraut'], ranunculus.' KuGessn. 154'2. ,Glyssbluom,
hanenfuoss: polyanthemum, batrachium.' ebd. ,Gleiss-
bluomen, brennender hanenfuoss: ranunculus, flore
luteo, interdum purpureo; vulgo pes corvi, ulceraria.
scelerata.' ebd. , Batrachium, ein kraut, genannt gleiss-
bluomen oder hanenfuoss, eigentlich der da brennt, als
der bei den wasseren wachst.' Fris.; Mal., welche aber
unter b. auch r. ficaria (,figwerzen-eppich' Sp. 365) und
r. bulbosus (s. o.) verstehen. — 2. Geissfuss, sego-
podium podagraria U. — 3. Hühnerfennich, pani-
cum crus galli ScnSt. — 4. Geissblatt, lonicera Bs.
— 5. „(Henne füessi, -li n.) Keulenpilz, clavaria
coralloides L." — 6. Zeichen, aus drei zslaufenden
geraden Strichen bestehend, und daher einem Hahneu-
fuss ähnlich sehend, das an dem Wagebalken der
Schnellwage früher je bei der 6. Kerbe (von fünf zu
fünf Kerben It B.) zur Erleichterung der Übersicht
angebracht war; daher auch das Mass 6 solcher Kor-
ben auf der Wage und das entsprechende Gewicht Gr ;
s. Han, Krinnen.
Die meisten Hahnenfussarten, so wie die unter '2 und 3
erwähnten Pflanzen, haben gespaltene, einem Huhnerfussu
nicht unähnliche Blätter; daher auch die lat. Namen vun
2 und 3. Der Tausch von ,Hahuen-F.' an .Honnen-F.' musstc
erfolgen, da ,Hahn' uusern MAA. nicht geläufig ist; der
Form nach ist an Hl'nni-Darm zu erinnern. Die Umdeutung
der nach Fromm. Ztschr. 7, 360 synkopierten Form Hiiiß«
(welche hinwieder auf der in der Anm. zu Fass erwähnten
Entziehung des .iccentes beruht) zu ,Hou-F.' erklärt sich
daraus, dass die Hahnenfussarten im ersten Gras, im Heu-
gras vorkommen. 5 führt auch von seiner Gestalt die Namen
, Bärentatze, Händling' und ,Kranfuss' (Östr.).
Hüener-: fingerförmiges Bartgras, andropogon
ischffimum B. — Benannt nach den fingerigeu Ährchen,
die den Zehen des Hühnerfusses verglichen werden.
Hase"-: 1. Sauerklee, oxalis acetosella G oT. —
2. wunderlicher, hypochondrischer Mensch, schrullen-
hafter Hagestolz BHk.
1 wegen der Ähnlichkeit der Blätter mit dem Fuss des
Hasen. 2 wegen des scheuen Wesens; vgl. nhd. ,Hasenfuss',
mhd. hanenvuoz.
Kugel-: Klumpfuss. , Der hinkend vogt am Bron-
nen mit dem kugelfüessli.' Vad. Vgl. Stall-, Toll-Fucxs.
— Chälber-: Herzmuschel, cardium AAAarau.
Kunkel-Püess: Compliraente, Umstände GRÜhur.
Umged. aus -fim, lat. fasua, Spindel, frz. fiinh-, ßisaui .■
vgl. die Umdeutung Bi-Fues« aus hi-böz. Vgl. ,Kunkelfusen'
bei Gr. WB., ,K.-Fuss' bei Schm.
Chaste°-Fuess: unterster Satz eines aufrecht
stehenden Kastens, bzw. der innere Raum desselben,
wo etwa wertlose Dinge aufgehäuft werden Zu.; s.
Fuess 2.
Chatze"-: 1. der Absatz des walzenförmigen Auf-
satzes altmodischer Öfen, worauf die Katzen sich zu
legen pflegen Ap. — 2. etwas Nichtiges, zum Au.sdruck
starker Verneinung. Doch zag nW nüd, i"* weiss schu'
Bot. — En Gh., weisst du en Rät. EFeurer.
2 wohl euphemistisch für das sonst iu dieser Anwendung
übliche Katzen- Ih-cck.
Chräje"-: 1. gemeine Senebiere, senebiera coro'-
nopus Aa. — 2. Hauswurz, sempervivum. ,Ki'eenfu3S
oder Huswurz oder Donderblatt.' Arzneib. ZZoll. 1710.
1093
Fas, fes, fis, fos, fns
1094
1 gouau das griech. koronopu«, von den tief ficdcrspaltigen
Hliittern. 2 nach dem Standort auf Däcliern, wo die Blatt-
insette wie ein Krähenfuss sich fest zu haken sclieint.
.Krumb-fuoss, der gewunden, krumb füess oder
Schenkel hat, loripes.' Mal.
Hi-Fuess: Wermut, artemisia. .Buckclcn, bei-
fiioss. artemisia.' KdGessn. 1542. ,Beiiuoss, herba
artemusia.' Mal. ,Beifuss.' Arzneib. ZZoll. 1710.
Ahd. /lipuz; mhd. hihöz, bivuuz ; später a]\g. ,Boifus.s';
Tgl. Gr. WB.; schon ein Hei)raitt«lhiich von 1400 aber lehrt
den weitverbreiteten Aberglauben, Beifuss in den Schoben
getragen schlitze vor Ermüdung.
Pär- {uneh Bär-): Frauenschuh, cypripedium cal-
ceolus, mit zwei statt einer Blüte an einem Stengel,
ein seltener Fund ZF.
barfuess, härfiß' f-s-J: 1. barfuss. allg. B. bis
a' 's Chinni ufe". Wer b. göcl, de" drückt ke" Schueh.
Ineichkn. I''' will drei Tag b. der Post nö'''' springe'
(Beteuerung) Bs. Einem, der barfuss im Hause herum
läuft, droht man scherzend: Wer b. umme" lauft, wird
g'henkt, worauf derselbe schnell erwiedert: /'''' legg
d' Scliueh a" und gang aw'' go luege" Bs (S.). Mit
barfiscn Füesse'. BWtss 1863. Als Subst. : ,StAntonis
Capell zu Barfussen.' RCys., der an andern Stellen
.Barfüsser' setzt. — 2. von Tieren: nicht beschlagen
ZWäd. — bar-fuesse" GrL., -füessle' GnLuzein:
barfuss herum laufen. — ,Die Barfubser-Mönchen.'
ClSchob. 1695. Am Fritig henkt -vier [man] d' Bar-
füessler uf S. — Mhd. Adj. hanuoz, barvüeze; Subst. barvuoze.
Blau-Fuess: 1. eine Falkenart, falco cyanopus.
,Von einem sperwer, hlauwfuoss oder falken 4 d. [als
Zoll].' 1539, Stadtsatz. Thun. ,Da er Rebhiiener mit
dem Bl. und bisweilen auch mit dem Habicht gebeist
[gebeizt] hab.' Heüt. 1658. ,Habich, Blawfüss.' Cvs.
ICGl. ,Falco, Falk, Blaufuss.' Denzl. 1677; 1716. —
2. Waldschnepfe, scolopax rusticola Var., mit blauen
Füssen. FrTschudi. — Mhd. Uaviwz = 1.
blOss-füess: barfuss TB. — Die Pl.-Form eriunert
an frz. nu-yjiW«.
Brugg-Fuess = Fness 3 e. ,Pie dasselb guot
besitzend, söllent schuldig syn, den bruggenfuoss uf
derselben syten zuo machen.' Schw LB. ,Dor Bach
spülte die Brücke sammt den Brückfüssen mit sich
fort.' Ap Volksbl. 1831. ,Der Bruckfuss auf der Glarner-
seite der Ennendaner Linthbruck ist vom Tagwen
Glarus gemacht worden.' 1835, Gl LB.
Breit-: 1. Gans, Ente. Gengenb. Rotwelsch. —
'2. ein Gespenst, das sich zu ScnBargen hören lässt.
SOHWTZERI). X.
Gewisse mythische, bes. elbische Wesen verraten sich
durch Tierfüsse; vgl. SchrUtteli-F. und die Sage von ,Bertha
mit dem grossen Fnss (Berte aus grans pies)'.
Kied-Füessli: Sumpfdotterblume, caltha palustris
OßwLung. -- Nach dem Standorte an nassen Orten und
nach der pferdehufähnlichen Gestalt der Blätter benannt.
Rien-Fuess: 10 Q.-Fuss in einem Streifen, als
Flächenmass. ,Die gevierten Ruten werden geteilt in
10 R., ein R. in 10 gevierte Schuh.' Kriegsb. 1644.
- Hiei, für Mitnncn), Streifen; vgl. noch Bien-Düm.
Rappen-: schlitzbliittriger Wegetritt, plantago
coronopus. ,R., ein salatkraut, milvinus pes, pcs
lUilvi.' Mal. — Rajijmi- \nsiben-] Fneia der Blattforni wegen,
daher auch Chrajenfuem (s. d.) genannt.
Schaf-: Hamraelskeule. ,Die Freigebigkeit der
Grindelwaldner zeigte sich bei Verlobungsanzeigen,
Kindstaufen etc.; bei solchen Anlässen gab es ge-
räucherte Schinken, Käslcibe etc., von geschlachtetem
Kleinvieh ein Schaffüessli u. A. m.' Tll. Schweiz 1873.
— Schueh-: eiserne Form, über welche man den
Schuh schiebt, um die Sohle zu nageln L.
Schrätteli-: Drudenfuss, Pentagramm, wirkt
zauberkräftig, It Rochh. Arg. 4, 182, 185. — SchrmteU.
Alp, Elb.
Sferr CS2)<:r)-: Fuss, der sich gegen Etw. sperrt;
bildl., Hinderniss. En Sp. mache", ein H. in den Weg
legen Ai'.
StoU- AAtw.;Ap; ScnSt.; Uw; ZKn., Stüll- Aa
tw. (H.); „B; VOrte; Gl; S": 1. Klumpfuss; kurzer,
verkrüppelter, einwärts gedrehter Fuss eines Menschen,
,Hat ein Mädchen einen Stüllfuss, oder gar einen
krummen Rücken, ach! da wäre dem guten Kind
besser, dass es nie geboren wäre.' XHerz. 1862. —
2. hölzernes Bein UwE. — 3. Mensch mit einem
Klumpfuss, auch Stollfiessler genannt Nnw.
Stollen, rund gedrechselter Fuss z. B. eines Bettes, Kastens
usw.; sliillen, straucheln.
Stelz-: 1. = Stoll-F. — 2. Mensch, der einer
Stelze bedarf, allg. — Tübe"-Füessli: 1. Acker-
schotenklee, lotus arvensis AAMöhntal; vgl. Herr-
gotts-F. — 2. Schmeicheln. , Liebs, artigs Tauben-
füessli.' ScH Pilger 1882.
Toll-Fuess = Sto?//'Me.s«;u. 5 Ap (auch Troll-);
Bs; GSa., Stdt; „Schw; Zg;" Z (auch Tollc-Fiiess, resp.
Ihll-Filessler). ,Was einer von Bödmen mit dem toll-
fuess.' UMey. 1540/73. ,Ein Ungestalter mit einem
Hoger, Kropf oder Dollfuss.' Ulr. 1727. , Jener krumm-
und tollfüssige Oedipus.' ebd.
Mild, ilolmnz, vatrax; tulle/iion, XV., Lindau (am Bodenseo).
Vgl. Gr. WB. 2, 1228. Tioll-F. in Anlehnung an troll, gross,
von plumper Gestalt. Vgl. auch StoU-F. Der (elsässische)
Familicnn. ,Dollfus' viell. eher aus (A)Dolphus oder daraus
umgedeutet.
Tatz-: Hausn. in ZStdt. — Zu Tnizc, Pfote, wahrsch.
von einem Hauszeichen.
Dri- Gl; PP.; TB.; UwE.; W, Dri- Schw, Tri-
Ndw, Drei- S: 1. ringförmiges Gestell mit 3 Füssen,
über welchem am offnen Feuer in einer Pfanne ge-
kocht wird; mit der Einführung der modernen Koch-
herde zurückgedrängt in die Berge (Sennhütten) und
abgelegenen Orte P; Schw; Uw; W; früher allg. zum
notwendigen Hausrat gehörend und häufig in alten
Inventaren erwähnt; in Z 1558 unter den Gegenständen
genannt, welche die Frau von ihrem Manne erbt.
Ab er gl.: .Wenn ein Dr. leer auf dem Feuer bleibt,
müssen die armen Seelen daran brennen W (vgl.
Heidenfür 4). ,Er bestehet wie ein iialber Dreifuss,
wie Schnee an der Sonnen.' Mey. Hort. 1692. ,Röste
sy über einem linden [gelinden] Kolfür auf einem
Trifuess.' ZZoll. Arzneib. 1710. — 2. Eisen mit Ein-
schnitten, worauf der Glasbläser seine Pfeife legt,
wenn er die Glaskugel im Ofen wärmt SThierst. —
3. überspannter Kopf Gl; einfältiger Mensch W; vgl.
Drifuess-Büffel. — Mhd. dn/uoz. ,1 Trüfuess.' Z 1469.
Bed. 3 nach dem ,boekbeinigen' Geräte.
Well-: Klumpfuss Ap. ,N. N. der wellfuess.' 1602,
ApA. Ratsprot. — Zu mhd. (ein-)icel, rund.
1095
Pas, fes, fls, fos, fus
Wiss-Fuess: Rind mit weissen Füssen Gl; GA.
Vgl. ivlssg'fuesset, Wlssfüesslerin.
Wisel-: Fuss von einem Wiesel. Ein Student
aus AALaufenb., der 1598 zu L gefangen lag, besass
einen W. Wenn ein Mädchen den berührte, war ihm
der Liebesbann angetan. Ijüt. Sag.
Das Tier wurde für sriftig gehalten und man traute ihm
auch sonst allerlei gelieinraissvolle Kräfte zu.
fuesse" {fliesen GRPr.), ,füessen', fuessne Gl:
1. (mit .sein' und tw. mit , haben') zu Fuss gehen,
angestrengt marschieren Aa; Bs; BSi. ; Gl; Gr; „L;''
GT. ; S; ZB. Bis ig wider ha" chönne' schaffe" und
hesser fuesse'. BWyss 1863. Ha" hiiuji Ztt ä' Haffuii;
g'ha', mls lame Bei' tüei viUicht doch iiotisno [nacli
und nach] so z'weg cho", ''ass- %''' wider recht ler f.
JoACH. 1881. lez fart Alls uff-em tse [sc. der Eisen-
bahn]; das Fuessne" macht de" Ltite" Not Gl. I"'
chann au'''' vom Beste" nit f., das Gehen wird mii
.schwer ßs. ,Ein gerüliriger alter Mann, der noch
tapfer fusset.' Spreng. ,Habt ihr den ganzen Weg
g'fuesset?' GrAt. Syn. schuehnen. — 2. (mit , haben')
Fuss fassen Gr, daher iif Ofipis f., sich auf Etwas.
z.B. ein Versprechen verlassen „B; L;" Z. — 3. mii
Füssen treten. ,Die hals der hochmüetigen hat sy
undersieh gefuosset.' 1476, G Hdschr. .Ich hab die
feind in meinem zorn getretten und in meinem grimmen
gfuosset.' 1531, Jesaj. = ,zertretten.' 1667. .Fuossen.
mit füessen treffen, pessundare.' Mal. — 4. mit der
Füssen ausschlagen. , Wider den stichel fuossen.' 1530.
AposTELG., dafür 1667: .aufschlagen'. ,Warumb fuossesl
du und widerlegst dich denn wider meine opfer?' 1531.
I. Sam.; dafür 1667: , schlagest auf'. , Wider den Stachel
zu lecken oder wider den Sticher zu fussen.' ClSchoii.
1690.
Fuesse" f.: Kuh, die über den Klauen weiss is*.
Gr. Syn. Tschägge. Auch dim. Fnessi W, doch in
Gr nur von kleineren Tieren, bes. von Hunden. Vgl.
Füessi.
Bar-Fuesser s. har-fuess.
ge-fnesset g'fuesset. Guet (schlecht) g'fuesset sl",
gut (schlecht) zu Fusse sein; bildl., festen Boden,
gute Gründe zur Verteidigung seiner Sache haben,
gerüstet, gewappnet, mit solider Stütze versehen sein
Bs; BM.; UwE. Die eingesandten Titel und Doku-
mente sind , wohlbegründet und wohlgefusset' befunden
worden. 1749, ABsrn. — wiss-: mit weissen Füssen
versehen sein, vom Vieh GA., s. Wiss-Fufss.
Fuessete, „Fuessnete" f.: Fussende. Fuss-
brett des Bettes Aa; Ap; Bs; B; Gl; Gr; L; Z. ,Und
setzte sich zur Fussete auf meine Bettstelle.' Stütz.
Mc" muess dem Kranken eppis Warms z' F. lege" ßs.
I''' ha" nüd chönne" schlafe", i''' hi" all i" d' F. ahe"
g'rotschet [gerutscht] Ap. In dem bekannten Kinder-
nachtgebet werden zwei Engel zu Hiiupten, zwei zur
Fussete erbeten. Aus der häufigen Verbindung mit der
Präp. erwächst eine neue Form des Subst. Z' fuessete n.
Nnw (vgl. das Zähen Sp. 34, u. a. m.). Ant. Haupteten,
Kopfelen. — Kasten-: Kastenfuss ZAndelf.
fuessnen s. fuessen. füesselen s. fücsslcn.
Füessi in.: Kuhname B It Alp. I 138. — Für-
Füessi, -ig s. Für-Fuess. — Hennen-Füessi s.
Hanen-Fuess ö.
,Hornfüessi. was hürnin schüolc lllnfe] hat,
als [wie] die geissen, cornipes.- Mal.
vollfüessig: ein Fehler bei Pferden, indem die
Sohle über die Wände des Hufes hervorquillt und das
Tier immer mehr verwundbar wird.
füessle": 1. mit den Füssen stossen, treten, auch
um sich Etwas heimlich zu verstehen zu geben, die
Fusssprache (unter Verliebten) führen Ar; BSi.; Gl;
ScH; W; seinem Vormanne mit den Schuhen an die
Fersen stossen Sch,- Syn. Schueh anmessen. Die lic-
grute", wo no''' nit recht marschiere" chönnet, füesslet
enand. — 2. den Fuss vorhalten, um Jmdn zu Falle
zu bringen, bes. beim Raufen oder Ringen als Kunst-
grift' oder Kniff angewendet Gl; GrD., L.; Sc»8t.
.Supplantatio, das Füsslen, da Einer dem Andern den
Fuss fürhaltet, dass er falle.' Denzl. 1716. — 3. bar-
fuss gehen GrD., Pr., V. — 4. füessele, einhertrippeln,
bes. wie eine zimpferliche Dame L. — 5. .öfter umher-
gehn, sich viele Geschäfte machen, ohne etw. Rechtes
zu tun B; L."
Fuessler m.: 1. der Fussschwung, wobei der
Angreifer den Fuss des Gegners zu ergreifen sucht,
um diesem den festen Stand zu entziehen. Sohärer
1864; s. füesslen 2. — 2. wer im Gegs. zu einem
Älpenhür (s. d.) auf den Alpweiden bloss Weiderecht
und zwar weniger als ein ganzes und höchstens 1 — 2
Kuhrechte, also keine Alpwiese und keine Sennerei
besitzt, sondern. in der Regel nur einige Stücke Schmal-
vieh (auch gepachtetes) auf die Weide stellen kann
GrD. Vgl. Fuess 6. — Fülli- s. FiilU-Fuess.
Vier-: Eidechse GWe. (-s'-); „Th."
Wohl im Gg.s. zu den als verwandt betrachteten, fuss-
loseu Schlangen. Vgl. syn. Viergebein. Fromm. VI 473. 47.").
Synn. s. bei Eidech«.
Gel"-: rotbeinige Schnepfe, scolopax calidris.
Hartm. 1808. Syn. Botbeinli. — Geiss-: ausgeartete
Rebe, die tiefeingeschnittenes Laub hat und wenige,
kleine, saure Trauben trägt SciiSt. — Bar- s. bar-
fucss. — Rot-: Strandschnepfe, scolopax totanus.
Hartm. 1808. — Stoll- s. Stoll-Fuess. — Wiss-:
solche unter den Bewerbern um Grossratsstellen,
welche einer Empfehlung sicher waren, und darum
in weiss seidenen Strümpfen den Wahlherren ihre
Aufwartung machten, während die Andern in schwar-
zen Strümpfen umher zogen B (vMülineu).
Wiss-Füessleri" f.: Kuh mit weissen Füssen
GrV.
Füessli"g Gr (Fiies'- GRArosa, Pr., Fue.'is- Gr
Chur): 1. Socke Bs; Gr. — 2. Fussende des Strumpfes
Gr; Z. Nid j Strumpf fiie.'<sKg volle Schiltituhle |Scliild-
dublonen] hctten-schc [sie] me z'ruggg'hebl Gr (Schwi-
zerd.). Vgl. Fürfuess.
füessli"ge", .\dv.: mit den Füssen voran. F. ahc'
falle" B; Gl; L. — zesammen-f., s'sämmc- (g'f.J:
mit geschlossenen Füssen Aa; ßs; B; L; anton. gc-
stötzlingen. Übertr., mit Gewalt, kopfüber, rasch, un-
besonnen: Wo 's z' Nacht i* mim Hüs b'brönnt hcl,
wol! da bin i''' z. i" d' Hose" g'fare". ,Ich möchte
dir z'sämefüesslige ins Gesicht springen.' Gotth. ,Das
mahne ihn daran, wie wenn zwei in den Tänzen davon
führen, wie wenn sie Fecken hätten und in die Hölle
fahren wollten z.' ebd. ,Wenn man so z. darein [in die
Ehe] springe, so fehle [missrate] es Eim gar gerne.' ebil.
für-füessnen s. F.-Fuess.
1067
Pascli, fesch, flsch, fosch, tusch
109§
Fasch fusch. Vg-l. auch liio ({nipinii F„
FiitKch usw.
Faschi n. s. Fätschi.
FilSChine" f.: Bündel ßeishoh. ilgl. z.B. in den
Ofen geschoben werden Gu. Syn. Heizi; Bürdeli:
Buschlen; M'edchti; Wellen. — Aus churw. []t.)/tucina.
Faschöle, Fäsch- s. Fasolen.
Fiiscli I B; ,L", Fätsch Gl; GSax — n.: 1. da.s
gesannute Wickelzeug für einen Siiugling, als ,Kopf-.
Herz-, Lib- und Gesäss-Windle, Hülli [Mütze], Nabel-
binde, Fuesslumpen, die grosse Windle und das Fäsch-
band- B iiO.; LE. Si' wie-nes Chind im F., unbeholfen.
unfiihig sein. — 2. „Band von biegsamen Ruten, z. B.
zur Verbindung der Teile eines Flosses L.-
G'fäschn.: l. = Fät>ch 1. — 2. „Gespött, Neckerei.
Hs G. mit Ei'm ha", ihn (auch wenn er abwesend ist)
bespötteln B."
2 cig. sich viel mit ihm zu schaffen machen, ihn wii
, ein kleines Kind hehanilcluy Eher eine verderbte Nbf. zu
Oe/äch, Sp. 643, oder zu (lefiM.
' Fäsche" I Aä tw.; Gr tw.; GW. (i'J; Uw; W; Zg,
-e-AAtw.; GRtw.; GO., Färsche ScuwE., Fätschc
! AxPri. ; Gr tw. ; Schwarzw., -e- L ~ f. : Wickelband
, für Neugeborne; in neuerer Zeit an den meisten Orten
■ zur blossen Nabelbinde geworden; Windel Aa; VOrte;
Gr; GO.; W. Wundbinde ScuwE.; Zu. Fs ist no'''
es Chind in-ner [in der] F., wird noch in Windeln
eingebunden gehalten W, = no es Fäsche'kind. ,Dio
Kinder, denen sie in ihrer Barmherzigkeit die Fäsche
löste und das Leiblein ¥oll ^chnatten [Einschnitte]
mit Nydle salbete, weil die baumstarlce Mutter sie
^ zugezogen hatte, dass sie 3 Tage halte, die löste, als
: die gute Frau gestorben war, Gott selbst aus dieser
fürchterlichen Fäschi.' N. B Kai. 1840. Blättli so zar;
. und chrüs, si ivinde" sieh cMch us der F. Minnicü
^ 1836. Daher ,zur F.' ^ dem Täufling zum Angebinde
l «ig. ins Wickelband. Kochh. A. K. 29G.
'■ Mhd. faach(e), Binde, ahd. fasca aus \nt. fascia. a vor s
wird in unsrer MA. zu ü; die auffällige Dehnung des A'oc.
' lioruht viell. auf Aulehuung an f'äm (Fnie) udgl. Ti wechselt
nicht selten mit », zu welchem es eine Art Vergröberuni:
,' bildet. Vgl. auch Fainr-h und Fachen.
fäsch^^e- Bs; B; Gr; W, pfäsche GrV., „fät-
': sehen Gl; GSax": 1. ein Neugebornes einwickeln.
was früher mit festem Einschnüren des Leibes mit
; satnnit den Gliedchen geschah. ,Lise rauss das kleine
Griteli besorgen, es aufnehmen, waschen und f.' Pest.
1790. ,Fäschen, fätschen, binden, fasciare, involvere.'
. Kedinger 1662. Ein krankes Glied einwickeln Gr. —
j 2. ein kleines Kind ühh. besorgen, waschen usw. BO.
t — 3. weichlich erziehen; verhätscheln BO. ; „Gr;" W.
— in-fäsch»«" Aa; Bs; B; GW.; Uw; Zg; Z f.
-fäschne°,-/"^-GO., -färtsche ScHwMuo.=/äsc/ten7.
; .Gertrud nahm den kleinen Pfausbacken zur Wiege
hinaus, trocknete ihn, fäschete ihn ein.' HPest. 1785.
; ,Das jetzt nur beim zähem Landvolk so halb und halb
noch übliche Einfäschen.' Dennl. 1817. D' Hehamvi
het dem junge Prinz roti sidigi Bändel und Latsch
um die wisse Deckene g'migglet, ivo si in i'g'feschl
■ hen. Breitenst. 1863. ,Ich fäscht mich yn gar wol
und schon, noch [dennoch] könnt ich nit zuo schwitzen
kon.' Salat. .Obvolvere. verwicklen. einfätschen. Fas-
ciatus. gebunden, eingefätscht.' Fris.; Mal. — fis-:
ans den Paschen wickeln Gr.
Faschi f = Fäschi, Geßsch 1 Bs; B.
Fäsch II s. Fätsch. Fäsche II s. Fesen Sp. 1069.
Kfische III f.: Bündel Holz oder Reiswelle W;
„z.fgebundener Büschel, z. B. Heu. ebd."
Von St. mit Fütche vermengt, was von begrifflicher Seite
wohl tunlich war, aber durch die Ougleichheit der Quant,
des Voc. abgewiesen wird. F. TI ist vielmehr zu Faschine
(s. d.) zu stellen und entspricht it. faxrin, lat. Jminn, nicht
lat.-it. funcia.
fäschu": Zweige von Gesträuchen abschlagen, um
Bündel daraus zu machen W.
F ä s c h m e t e " s. Fäsrneten. Pausche s. Fäutsch.
Vesch s. Vers Sp. 1022. feschenen s. b. Fesen.
Fisch m. = Fang 3 (Sp. 855) Ar. Vgl. .Vischmilch,
coagulum' in einem Vocabul. v. 1482.
Die Angabe T.'s, dass die Masse im Käsekessel in läng-
liche Form gebracht werde, spricht für die Annahme, dass
unser W. nur eine differenzierte Nbf. zu .Fisch' sei, indem
der Kängliche, weissliche Klumpen mit einem Fische ver-
glichen wurde, wie ein ähnliches Gebilde ans Zieger mit der
(weissen) Gans (s. Züjmjaii»). T. selber denkt vielmehr an
frz. ßc/cr, gerinnen. Viell. aber ist unser W. durch Ablaut
mit bair. .Falsch', das (geronnene) Blut des Jagdtieres, ver-
bunden.
Fisch (Fische, PI. ebso PEima) m.: 1. wie nhd. im
eig. S. RAA.: , Recht lustig hatte ich es hei den Alten,
wie ich es nur wünschen konnte, und fast Fischeli
z' Morgen und Krebseli z' Nacht.' Gotth. I>' Fischli
tvend schwämme, zu gebackenen Fischen gehört ein
Trunk. Der F. will drü Mal schwümme: im Wasser,
im Schmalz [bei der Zubereitung], im Wi' [weil er
Durst erweckt]. Ineichen. Vil chlini Fischli gend aw''
es (grosses) Mal AABb.; UwE. = vil chl. Vögeli gend
aw'' en Brate. So g'sund, wie en F. (Fische sind im
Allg. anscheinend wenig Krankheiten unterworfen; vgl.
Rhin-Egli Sp. 144). Es ist mer wol, wie-n-em F. im
Wasser (in seinem Element). Es dürst't-mi"'' sicher
wie nen F. [der es ohne Wasser nicht aushalten kann].
Stutz. .Der P. ist ins Wasser gefallen [der Betreffende
ist an den rechten Platz gekommen].' Sulger. .Aquila
in nubibus, das sind ungefangene F.: ein herrlich
Ding, das aber nicht leichtlich zu langen.' Denzl. 1716.
S. auch Beren. Das ist tceder Vogel no''' F., weder
Halhs no"'' Ganzes (vgl. nhd. ,weder Fisch noch
Fleisch'). Me'' Wasser a's F., Vexierbescheid auf die
Frage: Was iseh? Ap. Vor dem faulen (vgl. Fül-
fischkrüt), durch einen bes. widrigen Geruch ausge-
zeichneten Fisch hütet man sich; daher übertr. 1) von
Personen: loser, verdächtiger Geselle. .Von N. N..
einem sonst faulen F.' 1646, ZArch.; vgl. ein .an-
rüchiger' Mensch. ,Vom G'schütz, das mit Kuglcn
g'laden lag auf dem Tisch, so g'rüstet hatten etlich
faule F.' vEuw 1708. 2) von Sachen: verdächtiger
Plan, eitles Projekt, verwerflicher Gedanke. ,Du gast
nut fulen fischen um, Wie mich dunk, das muoss dier
sagen, Dann gar z' vil auf dir selbst tuest haben.'
Com. Beati. Noch spielend mit der eig. Bed. des
Wortes: .[Der savoyische Gesandte hat in seinem Vor-
tr.ag] vil fuler. stinkender fischen feil 'potten. do einer
möcht den tod doran fressen.' 15'29, Absch. Aus-
reden B. In der Kdspr. ist alles im Wasser, in der
Suppe usw. Schwimmende , Fisch'. Glaube und
Brauch. Es gibt mehrere Seen in der Schweiz, in
welchen die Fischer bisweilen einen unbekannten, un-
geheuer grossen Fisch gesehen haben wollen. Hartm.
1099
Fasch, fesch, fisch, fosch, fusch
110(
1827; vgl. alt Sp. 205. Über Unheil verkündende
grosse Fische s. Lux. Sagen, S. 281 und Cts. 1659/61,
S. 25. Die Fische sind auch Wetterpropheten. ,Es
ist den Fischern bekannt, dass eine Kälte vor der
Tür, wann die Fische sich in die Tiefe hinunter
lassen.' JJSihebchz. 1706. Über die Verwendung eines
Fisches hei einem gegen Leberverhärtung angewen-
deten Heilverfahren vgl. Schild III 108; s. auch oben
Sp. 600 u. — Fische bildeten eine hervorragende Ab-
gabe. So hatten It Kaufbrief von 1461 zwei Steuer-
pflichtige zusammen 500 Fische an eine Caplanpfründe
zu LEuswyl zu liefern. Die Meier des Klosters Muri
hatten auf Weihnachten zur ,Visitatio' den sog. Gross-
fisch im Werte von 5 ß zu Zinsen; s. Arg. 2, 34. S. auch
Anm. zu Albele und Zinsfisch. — 2. Gegenstand von
Fisch- od. länglicher Form, a) eine auffallend lange
Kuh Ap. — b) hölzerner, als F. abgedrehter und be-
malter Griffelbehälter für kleine Schüler ThHw.; ZO.
— c) Gurkenkartoff'el; g'flcclcti Fischli, eine Abart
dieser Sorte Z. Syn. Müsler. — d) Fischli, die kä-
sigen Teile in den Molken. — c) im Sturzmodell ge-
formtes Gebäck von der Gestalt einer fingerlangen
Grundel, früher eine beliebte Fastenspeise Aakau;
ein Kirchweihgebäck AAZein.; ein Weihnachtsgebäck
ScHW; Zg; ZO. (Fleisch-)Fischli, mit gehacktem Fleisch
gefüllte und aufgewickelte Omelette Th. Vgl. Leh-
kuechenfisch, Broclfisch; Fischtirggel u. über ähnliche
Bezeichnungen Rochh. (Arg. 1866, S. 35 f.), der den
Fisch für eine heidnische Festspeise zu Ehren des
Thor hält. Lt Ölhafen, Chron., soll seit 1551 zu
Aarau am Maienfest ein obrigkeitliches Fischessen
Statt gefunden haben; s. Suls-F. und Fischgeld. —
f) Fischli, der Zuckergast, lepisma saccharina, ein in
Büchern, Kramläden, Speisekammern, Kastenfüssen
vorkommendes Insekt. — g) eine Münze (Malier'?) mit
dem Gepräge des Fisches ('?). im L Münz-Mand. 1766
verrufen. — 3. Sternbild des Fisches, in der scherzh.
Regel: Wc""-»iM" im F. d's erst Mal i" d's Wasser
geid [geht], so Urt me' giod [gut] schnimme" BBe. —
4. Beschläge an Türen Gr, sonst Fischband.
4 (auch nhd.) wird zwar gewöhnlieh auf frz. ^cAe zurück-
geführt, aber dass solche Beschläge "ehemals wie Fische ge-
staltet und geschuppt waren, beweist wenigstens, dass das
Fremdw. umgedeutscht wurde. — Das Wort , Fisch' in zahl-
reichen Fluru. enthalten. .Den bach ufwert danne, genempt
der iischgrab.' 1606, Aa Weist. Fiachhiiien GG. Fi«chey,j
ApA. FiHchmntt Zg; ,ze buochs an der f.-m.' 1509, Ndw.
Fkchhach (t. Bäche, t. Weiler und Dörfer bezeichnend) Aa;
B; L; Th; Z; ,N. N. aus dem Fischbach.' 1696, ZZoll. Fi»ch-
bodcn B. Fischbaumgarten ZStäfa. Fitfhmrkt GS. Fiaehenrilti
ZHorgen. Fisihentul Z. Fiachingvn Th, aber in vielen muss
ein Pcrsonenn. oder das W. mit anderer Bed. zu Grunde
liegen. Das Kloster ,Fischiugen', mlat. ;ji'«cma, urspr. ,Fi-
schinnn', in der MA. Fiache.nen, führt zwar zwei Fische im
W,appeu, hat aber so wenig wie das benachbarte ZFischental
fischreiche Gewässer. Für Letzteres, ist urkundlich ,Fiskines-
tal' belegt; nebenher geht ,Fischtal' (das heutige Fistd in ZF.).
Adel-Fisch: Bodenrenke, coregonus fera (Sie-
bold) BoDENSEE. Nach Hartm. 1827, S. 139 ff., der sie
unter ,grosse Maräne, salmo maraena', beschreibt, ein
sehr geschätzter Fisch. .(Lavaretus) dise art der al-
bulen ist das alleredlest und köstlichest geschlecht,
aus welcher ursach sy umb den Bodensee adelflsch ge-
nennt werdend: etlich nennend sy weisse blauwling.'
FiscHB. 1563. Vgl. Adel-Felch Sp. 800 und Gr. WB.
1, 177. — Edel-: 1. Renke, coregonus Wartmanni
(Siebold) oder Blaufelchen, salmo Wartmanni (Hartm.
1827), wenn der Fisch ausgewachsen ist VOrte. ,lni
Lucerner See leichen die Baichen oder Blewling uml
StCatharina Tag, derselb Leich erwachst erst im
Hewmonat des folgenden Jahrs eines Fingers lang,
werden dann Nacht-Fisch genannt, dannenhin über
ein Jahr Edelspitzling, weiter Edelfisch, dannoch ein
halben gewachsnen Baichen, zu letst ein Baichen.'
FiscHB. 1563; JLCts. 1661. — 2. Raubfisch (Salmoneerl
übh., im Gegs. zu allen übrigen, den , Weissfischen'
(Cyprinoiden) Bouensee. D' Edelf. händ guldi Schwans.
sind teuer. Suluer.
U n - : grösserer Fisch, wie er zur Zeit des Gang-
fischlaichs in der Segi [einem weitmaschigen Netz:
im Rhein gefangen wurde. ,ltem dawider so git man
ainem herren alle die fisch, die ob 6 pfenuing wert
sint, die man mit dem selben garn facht [fängt] cnt-
zwüschen sant martis tag und dem zwölften tag zc
wihennächten, heissent unfisch.' 1521, Offn. Göttlich.
Kleinere Fische durften die Fischer, für sieh behaltcu:
M)i- (s. Sp. 298) kann hier nur die ungewöhnliche Grösse
ausdrücken; es wird vorzüglich die Renke verstanden werden
müssen.
Iser(n)- = Iser 1 (Sp. 547). 1596, Urbar Murl
— Viell. von der , eisengrauen' Farbe.
Äschen- s. Asch Sp. 564 f. ; Iser Sp. 547.
Forn- s. Furn. — Fleisch- s. Fisch 3 e.
Gang-. ,Die gangfisch ziecht man auf drei ge-
schlecht, nämlich: 1) sandgangfisch, die man adel-
felchen nennet, 2) grüen gangfisch, aus welchen die
blauwfelchen sind, die dritten weiss gangfisch, welche
iren nammen nit enderen sollend, auch zuo der anderen
grosse nit kommen.' Fischb. 1563; JLCys. 1661. —
1. Bodenrenke, coregonus fera (Siebold); grosse Ma-
räne, salmo marama, im 3. Jahr ; zum Unterschied von
andern Gangfischen auch Sandgangfisch, Renken, Fel-
chen genannt Bodensee (Hartm. 1827). .Albula farra
vel terra, ein ander art der weissen gangfisclion.-
Fischb. 1563. — 2. Renke, coregonus Wartmanni, im
3. Jahr (halbwüchsig), grüner G. Bodensee. Vgl.
Albele Sp. 185 und Blaufelchen Sp. 8()2. ,G., junger
blaufelchen.' XIV., G Hdschr. ,Je für ainen felcheii
geben 7 g.' XIV., Offn. Ermat. ,Gilt järlich 4(iü ir..
ze mittfasten.' 137.3, Th Urk. .Wir tuen dir hiebei
zue bewegung eines lustigen trunks verehren mit 200
gedigener ganglisch.' 1515, Th Beitr. ,ltem des ersten
do hat ain herr von Constenz alli jar ze Gottlieben
13000 g. järlich gelts uf die zil und ab den güetern,
als hernach stät [der Bischof verlangte demnach nach
einer auch jetzt zutreftenden Durchschnittsberechnung
die Hälfte des jährlichen Gangfischfanges].' 1521, Offn.
Gottlieben. ,Item nirapt man 1200 fisch vor dem VI.
tag, so soll man 's grüen gen, git man 's darnach, so
soll man 's türr gen.' ebd. ,Umb den Bodensee nennet
man sy [die Blauling] im dritten jar baalen, halben od.
gangfisch, watfisch, im vierten renchen zuo Lindauw,
un fünften halbflsch, zuletst ganze felchen oder blauw-
ling.' Fischb. 1568. , Albula caerulea, ein gangfisch.'
ebd. S. noch Felchen, Hägling, Hürling. Balchen,
Blaiding, Sele, Stitbe, alles Bezeichnungen von c. Wart-
manni. — 3. kleine Maräne, sabno mara'nula (Hartjc.
1827), welche Art aber nach Siebolds Beweis (S. '247)
in Süddeutschland und der Schweiz gar nicht vor-
kommen soll, da Hartm. die erst S'/a zöllige Renke
1101
Fasch, fe.scli, Hscll, l'oscli, fusch
1102
(s. 1 n. 2) als Gangfisch mit der kleinen Maräne vov-
wechselt hat. S. Wiss-Gang-F., Watt-F. — 8a nd-
Gang- = Gavg-F. 1. ,Der adelfiseh wird, so er jung
ist, zu Costanz ein s. genannt.' Fischb. 1.5(53; JLCys.
1661. — Wi SS- Gang-: Weissfelchen, cor. fera. ,A1-
bula parva, ein albulen, weissgangtisch ; dis sind die
wolbekannten albulen, welche den blauwlingcn ganz
änlich sind, also dass etlich vermeint, kein anderer
underscheid sein, dann allein so vil das alter betrifft.
Die alten üscher widersprechend solches.' Fischb. 1563.
Ihm folgen Hartm. 1827 u. Oken 1836. S. Gang-F. 3
n. Anni.
Mhd. ijancflsch. Zur Laichzeit (Nov., Dez.) ziehen die
Fische in Masse See- und Rheinaufwärts — daher der Name,
welcher sich mit ,vadipiscls' latinisiert findet — und werden
dann vou Neujahr au iu Garnen gefangen. Cys. 1661 meldet,
dass In einem Zuge bisweilen ,20 — 40 Tausend gefangou
werden, die man auch G. nennet, ist ein weisser Fisch,
kleiner etwas denn ein Häring, seind gut gesalzen und im
Rauch gedörrt.' Die Gangfische vom Bodensee wurden mit
Salz, Essig und Gewürzen eingemacht in Tönuchen versandt.
Hartm. 1827. — Ganz zutreffend und allg. gebräuchlich ist
der Name Gangfisch für 2, welche Art auch die im Handel
gesuchte ist; mit diesem cor. W. wird aber häufig cor.
fera, Weissfelch, verwechselt (da auch cor. W. in der Jugend
uft ganz farblose Flossen hat), obwohl dieser kein Herdeu-
fisch ist. Bei cor. W. nimmt im Alter die blauschwarze
Figmeutierung des Rückens zu, weswegen die ausgewachsenen
Kenken den Namen Bhu/etchen, Blaulimj führen. — Sund-
Gany-t\, weil er a\if sandigem Grunde laicht; s. Sand-Fclch
Sp. 801.
Ger-: 1. Hornhecht, esox belone. — 2. Nadelflsch,
syngnathus. ,Acus.' Mal.
Mhd. yer, Wurfspiess, wurfspiessförmiger Gegenstand.
— Unter ,acus marina, ein hornfisch, ein meernadel, ein
schnackotfisch' sind im Fischb. 1563 verschiedene Arten auf-
gezählt (s. Hornfiach).
„Sand-Garn- = Gang fisch 1 Bodensee;" vgl.
Sandgangfisch. — Weil mit dem ,Garn' auf dem Sande
Grund-: Grundforelle, trutta lacustris, fortpflan-
' znngsfähige Form, während die sterile , Schwebforelle'
' heisst Bodensee (Siebold). — Heu-: Entstellung von
.Haitiscli'. So war der Jonas 3 Tag und 3 Nacht im
huch vom H. zwebrocht het. ScaitD 1876.
Halb-: l. s. Halh-Fekh Sp. 800 u. Gang-Fisch 2.
— 2. Alantblecke, alburnus bipunctatus, nach JLCvs.
1661. ,Die grösser sehüpecht ßamblen vergleicht sich
mehr einer Rottenen, Rutilo, und sagt Gesn. von diser
also: dises ist bei uns Schweizeren nur ein Seefisch,
f aber lebhaft genug; er wird in unserem und im Boden-
see überflüssig gefangen; die Fischer zu Costanz und
am Büdensee sagen, er leiche mit den Brachsman,
ilaron komme der Halbflsch.' ebd.
Gemeint ist jedenfalls ein Fisch, der das halbe Stadium
suincs Wachstums erreicht oder überschritten hat, aber noch
! nicht völlig ausgewachsen ist; vgl. Gr. WB. i, 2, 200.
Hund-: Hai. ,H., carcharias, mustelus.' Mal.
■ Stockfische, Hundsfische u. s. f. durfte nur der Gräm-
; per verkaufen. XV., POchs.
Übersetzung des alten, für den Hai gebrauchten Arten-
namens. ,Canis, ein meerhund, schund, ein hundfisch.' Fischb.
' 1563. Vgl. engl, dog- oder houndfiah, eine Haiart. Lt Oken
] soll z. B. der Engelhai vom gemeinen Manne gegessen werden.
Hurling- s. Hürling. - Rom fHöreJ-: 1. Fo-
relle im Davoserseo, sich auf der Seite des Seehorns
aufhaltend, deren Schnauze mit dem Rücken, wie bei
den Haien, in gerader Linie liegt, währcml dio Kö|ife
der andern etwas abgeschrägt sind GrI). (B.) —
2. Hornhecht, esox belone, mit pf'rienien förmigen Kie-
fern oder hornartig verlängerter Schnauze. ,H., ein
nieerfisch, hat ein langen dünnen Schnabel, wie ein
alsen od. lange nadel, belone.' Mal. ■ Lebkuechen-:
Gebäck; s. Fisch 3 e, vgl. Brodfisch. ,Was für lijb-
küechige fisch, lebkuechen und anders mehr uf Muri
[an den Abt] zum guotjahr geschickt.' Arg. 1861. Am
StNikolaustag wird in Stans ein L. von einem kostü-
mierten Burschen in jedes Haus am Wege getragen;
der Hauptperson (StNikolaus) folgt der Lebkuchen-
wagen. RocHH. — Kilch- s. Kilch"". — Chäs-: läng-
liche, schmale Schnitzel neugekochten Käses, die beim
Pressen in der Form (s. Järb) zwischen Reif und Brett
durchgedrückt und dann abgeschnitten und etwa von
Kindern gegessen werden Gl; Schw; Zu; Z. Syn.
Käs-Mettel, -Biemen, -Schwans, -Span. Vgl. Ziger-F.
KOt-Fischll: 1. Elritze, phoxinus lasvis (Siebold).
— 2. „Bitterling, cyprinus amarus B;" Bodensee.
1 hält sich auch in Bächen auf, die über Schlamm und
Moorgrund fliesseu; 2 in todten Gewässern.
,Kuttel-risch, Dintenfisch, sepia.' Mal. ,Von
den kuttelfischen. One bein, one bluet, wie ein kuttel-
bletz.' Fischb. 1563. — Laubelen- s. Lauben, Lau-
gelen. — Leb-: lebender Fisch. ,Uf dem fischmerkt
soll niemand khein 1. in die wyer koufen.' 1539,
Stadtsatz. Thun. — Laich-: Fisch in der Laichzeit.
,[Den Amtleuten wird geboten] guet ufsechen ze haben,
dass die flscher nit 1. noch ander, die ihr mess nit
band, fachint.' Ansh. ; vgl. ebd. , fisch nit im leich ze
fahen.' — Midel-: Bodenrenke und Renke, cor. fera
und cor. Wartraanni, im ersten .Jahre Bodensee (Sie-
bold); vgl. Felchen Sp. 800. Hartm. 1827 bezieht das
W. nur auf c. W. Syn. Buechfijich.
Molli-: Kabeljau (Stockfisch), gadus niorrhua.
1808 wird das Pfund ,Laperdan od. sog. Mollenfische'
zu S für ö'/s Btzn verkauft. Lt Bs Mand. 1794 bleibt
die Versendung der , Stock- und Mollifische', der Hä-
ringe und des Käses erlaubt. — Muin wie frz. mwuc,
it. molua aus morrhua.
MOn-: Mondfisch, schwimmender Kopf, orthra-
goriscus mola; soll des Nachts leuchten. Fischb. 1563.
— Mandel-: hochzeitliches Gebäck G f. S. Fisch;
Mändeli; Teig-Mandel. Wahrsch. weil mit Mandeln
versetzt.
Mues-. , Einem herren von Costenz alle jar uf
die äschrigen mittwochen fisch zu einer schüsslen, die
32 den. wert syent und das heissent muessfisch.' 1521,
Offn. TflGottl. — Viell. im Ggs. zu .Bratfisch', weil sie
gekocht wurden?
Nacht-: Renke, cor. Wartm. L (Siehold). Hägling,
salmo alhula. Hartm. 1827. Vgl. Edcl-F. ,Ao 1602
band MGH. by XX gl. buoss verbieten lassen, dass
keine naclitfischlin gefangen werden.' L Ansehenb.
,Halecula [Hägling] heisst man zu Lucern Nachtfisch,
dass sie zu Nacht gefangen werden.' JLCys. 1661.
,N., US den werden edelfisch.' RCvs.
Mhd. nahtrifch, der bei Nacht mit Fackeln gefangen wird.
Siebold vereinigt Hartmanns salmo a. mit s. Wartmanni und
s. maraenula zu einer Spezies.
Buech-: Renke, cor. Wartm., und Bodenrenke,
cor. fera, im ersten Jahre BThun lt Fischb. 1563 und
JLCvs. 1661; s. Felchen Sp. 800. — Brod-: 1. ein
110^
Fasch, fescli, lisch, l'oscli, fuscli
IKW
Pflichtenbrut von besüiuleror Güte und Grösse, das
der Meier auf Weihnachten statt des ursprünglichen
Grossfisches dem Kloster Muri zu entrichten hatte.
— 2. ein Festgebäck, mit dem man sich in der Zeit
vom StNikülaus- bis zum Neujahrstag in Gl; Schw; Z
It iiocHii. Arg. 11, 31, 34 zu beschenken pflegt; auch
,I,achner Brodfische, Schwummfische' genannt. Vgl.
Fisch 2 (l, Lehkitechen-F.; Fisch-Geld, -Brod, -Tirggeli.
Brün-Fisch. ,Braunfiseh, balena.' Mal.; Fischb.
1.503.
Die Gattung l)al;sua der Altun umfasst die Delphine, bes.
delpliiiuis pliociBna, Meerseliwein, mit schwarzem Oberkörper,
und die Wale.
Brät-: Renke, cor. Wartm. GWallenst.; ZSee.
Syn. Bhiuling. Bei den alten Naturhistorikern Gesn.,
Wagn., Scheuchz. albula csrulea (.Blaufelchen'). ,A1-
bula, Bratfisch.' Denzl. 1677; 171C. ,Die Blauling
werden mehrenteils gebraten und danahen Bratfische
genennet.' HEKscher 1692. Nach Hartm. 1827 und
ScHiNz 1842 die grosse Maräne, cor. (salmo) marana.
Nach dem Urteil von Kennern möchte für Br. eine
eigene Art oder Spezies müssen angesetzt werden. —
ßhin-: Schellfisch, gadus »glefinus. .Der Kheinfisch
wirt in der Donauw gefangen: bekumpt seinen namen
von dem Ehyn, nit dz er darin gefangen werde, sonder
dass man solche auf dem Rhein an andere ort füere.'
FiscHB. 1563. — Rüss-: Fisch aus der Reuss. ,Zue
der bürg ze Rotenburg hörent fischenzen in der Rüss,
die geltend jerlich 26 rüssfisch.' XIIL, Österr. Urb.
Ebenso erwähnt 15-32 in den Rechnungen v. LStUrban.
- Silber-: Raupe des Eichenspinners, gastropacha
quercifolia, mit weissen Binden Z f- — Sulz-: Fisch
en sauce. Am Jugendfest zu Aarau 1551 wurden ,ze
imbis mit den fisch voressen us fischrogen, gebachen
fisch zue dem krCit, gepraten äl und prachsmen, sulz-
fisch' aufgetragen ; vgl. über das Fischessen Fisch 2 e.
— Surse-: Eenfi'e, coreg. Wartm. LSursee, nach
Wyttenbach 1777, der ihn mit dem Alhock und dem
BrienzUng identificiert, nur dass in der Grösse eine
Verschiedenheit sei. — Sittern-: Bachforelle, trutta
fario, in der Sitter gefangen G. — Setz-: 1. als Köder
an die Setzangel gesteckter F. ,Die Fischotter frisst
die S-e von der Angel.' FrTschudi, Tierl. — 2. zur
Bevölkerung eines Gewässers in dieses versetzter F.?
Die Bs Jahrrechn. 1466 verzeichnet eine Einnahme
von den S-en aus dem Weier ob Waidenburg.
Schaub-: der über 2 Jahr alte Barsch, perca
ttuviatilis BonENSEE. S. Fgli, Bau-Egel Sp. 144. ,ßei
uns um den Costenzer see [heissen sie, die Barsche]
erstlich hürling, so er grösser worden kretzcr, stich-
ling; im dritten [Jahr] schoubfisch.' Fischb. 1563.
Von der messinggclbeu Karbe des Körpers benannt, welehe
derjenigen von k'chaub [Roggenstroh] älmelt.
Scheid-: Wels, silurus glanis. .Sylurus, ein
schaidfisch, Salut, Waller, Wäller, Wiilline, Wels,
Wils.' Fischb. 1563. JCEscher 1692 fügt hinzu, ,dass
vor etwas Zeits gewüsse Herren von Zürich diser
Gattung Fischen aus dem Schwabenland beschicket
und in disen See getan, welche aber alle widerum
gefangen worden.- Bauern am Berg bei LScmpach
liatten It Urkunde an das Kloster Einsiedeln ein ge-
wisses Quantum Scheidfische zu liefern.
Seine Blase wnrde wie Haiiscnblase zum Ausscheiden
viin Unreinigkeiten aus Flüssigkeiten gobraueht.
Sclinidor-: I.Laube, ückelei, alburnus lucidass]
bei den alten Naturhistorikern: alburnus Ausoniij
später cyprinus alburnus. ,Am Bodensee wird ci
zwibelfischle, weissfischle, bliegge, schnyderfischle gc
nennt. Ist ein schlechter fisch, aus Verachtung man
solche umb den Bodensee schneiderfischle nennetj!
Fischb. 1563. Meist nur als Köder gebraucht. -,
2. Strömer, telestes Agassizii (Siebold); von Hartm.
1827 irrig cyprinus aphya benannt, auch meist nuii
als Köderfisch verwendet. Syn. Bissling. — 3. Rot',
feder, Rotauge, scardinius erytlirophthalmus (Siebold)
Der vielen Gräten wegen für nur geringen Preis von
gemeinen Volke gekauft. Hartm. 1827, der ihn cyprinus
rutilus nennt. — 4. Rotauge, Plötze, leuciscus rutilui
(Siebold) = cyprinus erythrophthalmus (Hartm. 1827;
,im 3. Jahr." Syn. Furn, Schival
Die Qualität der genannten Arten scheint dem Volk(
.gerade für einen Schneider' gut genug geschienen zu haben
vgl. auch SchniderU. Terwechslungcn der Arten 3 ii. 4 s. bc
Rotmiij, Furn. 1 heisst auch in Würzbnrg und Schwabei
.Schneiderfisch'; s. Schmid, schwäb. Id., der den N.aniei
aus der Magerkeit des Fisches erklärt.
Sohn eis- s. Schneisen.
Schnöt- 1469, G Hdschr.; Hasel, squalius Icu
ciscus (Siebold) = cyprinus dobula (Hartm. 1827)
Der Strassbnrger Baldener 1660 nennt den Hase
,Schnottfisch'.
Letztere Namensform Hesse sich aus der zsgedriic^kten
schmächtigen Gestalt des Haseis erklären: vgl. beachnotkn
knapp. Mhd. mmtvisrh.
Schweb-: Fische solcher Gattungen, die siel
mehr an der Oberfläche als in der Tiefe des Wasser:
aufhalten. Hartm. 1808. Vgl. Schweb- Förciie Sp. 935
.Schweeb', nach Hartm. die Oberfläche des hohen
offenen Sees; vgl. Schweb-Garn, -Netz.
Schwumm- S. Brod-F. — Viell. uach dem leiehteu
schwammigen Gebäck benannt.
Spis-: gemeiner, kleinerer Fisch als Futter- ude
Ködertisch. ,Dass ein vogt zue G. in demselben bacl
fischen luüge, spysfisch in die wyger [Weiher] zi
fachen.' XV., Rechtunms Usterbach.
Stad-: Fisch, der nichtdie Tiefe bewohnt, sondcri
das Gestade. ,Der Muraal soll mittler art sein unde
[zw.] den stadfischen und denen, so in tiefem mee
wonend, dann sy haltend in die löeher der steinei
und felscn, so vollen kleiner muschelfischen sind.
TiEKB. 1563. Vgl. ebd.: ,Gestadfisch, d. i. der art
dass sy am gestad, [an] sandechten orten gelebend.
Stock-: 1. wie nhd. An der Fasnacht geht niai
mit der Familie ins Wirtshaus .in die Stockfische
Th. ,Er will geblewct [geschlagen] sein wie ein stock
fische.' Denzl. 1716. — '2. dummer Mensch, allg. ,Ue
jünger was ein st. und einfaltig mann, man lart ii
das schuohmacherhandwerk, aber es wett [wollte] ni
in in.' 1574, Mise. T. — 2 nach der Steifheit und St;in
heit des getrockneten Fisches; vgl. Storl- als Schelte.
Twer-: Stör. ,Die von Bs habont sich crklagt
wie U. V. H. wolle von den salmon und laxen [Lachsen
und twerfischen bei Rheinfeidon den zoll haben.' 1521
Abscu. — Der Stör gehört den ,Qucrmäulern' an und «a
früher im Khein eine häufigere Erscheinung.
Weid-: Bodenrenke (grosse Maräne), cor. fero
wenn sie der jungen Fischbrut als ihrer Nahrun
nachzieht. Hahtm. 18'27, S. 141. , Unsere blauwlig,.s
IKl.S
Fasch, fesch, liscli, fusdi, luscli
1106
sy den liürliiigeii n.ler eglinen iiaclistreicheiul als der
weid [Nahrung I aus dem obern see in den undern.
werdend davon weidtisch genannt.' Pischb. 1563; JLCvs.
Uit;l.
Well-: Quappe, Butte, Flusstrüsche, gadus Iota
Bodensee; mustela bei den Altern. , Andere [von der
Species ni. fluviatilis] sind auch seetrüschen, schwüm-
inend zuo aller oberst in wassern, welche man well-
tisch pflegt zu nennen.' Fiscub. 1563. ,VII ß d. um
Irischen und w.' G Arch. .Der w,, mustela parva.' Mal.
Oken 183G gibt für den Bodensee auch die Namen
,Moserlein und Gewellflsch'.
: Zu .Welle', wie Gesn. annimmt? Die erwachsene Trüsche
wird jedoch meist in der Tiefe gefangen; s. Hartm. 1827,
S. 56, und vgl. Gcirelhtatt, durch Pfähle eingefriedigter Platz
im See, zum Zwecke des Fischfangs. Die Form ,6wellfisch'
'' erscheint auch XIV., G Hdschr. neben .weliifisch'; H15,
I .tgTschudi (,1 mnss g. um '20 pf.') und bei flafn. 1666 ohne
' n&bere Angabe.
Weller- s. Welleren.
Ober-Wässer-: Fisch, der im Z8ee, Nider-
Wässcr-, der in der Limmat gefangen wird. ,Piscis
fluviatilis, fisch in rünnenden wassern, niderwässer-
fisch.' Fris. ; Mal. .[Die N. sollen nicht anders als
. bei dem Gewichte verkauft werden,] mässen der er-
höhte Preis der edleren N. [Forellen] an der in dem
: Fischmarkt hangenden Fischtafel auch ausgedruckt
'■ ist, übrige N-e aber sollen nach dem Tax der Ober-
wasserüschen ausgew-ogen werden mögen.' 1710, Z
i Fischerordn. Über Ober- u. Nider- Wasser s. Sp. 888.
Wiss-: 1. Hasel, Häsling, squalius leuciscus (Sie-
■ bold); bei den Frühern = cyprinus dobula und bei
' JLCvs. 1061 = capito minor, squal(i)ug fluviatilis. Syn.
, Gänger, Gänger, Hasel. — 2. Bodenrenke, coregon. fera
(Siebold) = ,die grosse Maräne, der Bläblig, Bläuling,
Wei.ssfisch.' Alp. 1827; vgl. Wüs-Felchen Sp. 800. —
3. „Blaufelchen. Renke, cor. Wartm. ; bei den Frühern
> albala caerulea Vw;" vgl. Gang-Fisch. — 4. die Cy-
, prinoiden übh. Bopensee, s. Edel-F.
lu der Färbung stimmen Renke und Bodenrenke ziemlich
j überein, nur dass sie in der Jugend heller erscheinen, am
Banche ist c. W. sUberweiss. Wie schon unter Gang-Fiarh
gesehen, umfasst wenigstens Gesners alb. casr. Renke und
Bodcnrenke , sowie albula parva (= salnio marainula der
f Spätem); s. d. Folg.
1 Watt-: Renke, cor. Wartm.; nach Oken u. Haktm.
. salmo maranula, und Ersterer hält ihn für den be-
, rühmten Gangfisch. , Baichen oder Gangfisch, Wat-
Hsch.' JLCvs. 1661.
H'nei- wird aus dem in alten Urkunden vorkommenden
' .'ifii- (|)Mce»J hervorgegangen sein, da mdum ahd. mit
"■ii(( glossiert wird; Anlehnung an mhd. waten, gehen (vgl.
J Gang-Finch) oder mih-, Zuguetz, lag nahe.
1 Zibel-: Schleimfisch, blenn(i)us. ,Blennu8, ein
meergropp, ein z., an der färb ein böllen oder zibel
[Zwiebel]; so bekommend sy den nammen von dem
zibelen her.' Fischb. 1563. — Ziger-: Schnitzel von
Zieger, welcher wie der Käse in Formen gepresst
wird; s. KöB-F. Z. ond was guet ist ond Wasser ah
' der JRöre' Ar Spruch. — Zins-: Fisch, als Abgabe
entrichtet. ,Man soll im Urbar suchen des Sidlers
und des Segensers wegen um den Z.' 1430, Absch.
■ .2 pfd verzarten vogt Blüwler und ich, als wir zuc
Kapperschwyl sind gsyn von der z-en wegen.' 1541.
Schweiz. Idiotikon. I. 8.
Amtsrechn. ZGrnn. S. auch (ifr. 1, S. 3(17. und Al-
belen-Zin^.
„Ge-fisch n.: Pflanze, die anstatt einer Haupt-
blume viele Nebenschosse hat, z. B. Blumenkohl Sch."
— Vgl. unten Fitz und Gr. WB. ,Fit:!', verwirrte Fäden;
,Gefitz', verworrener Knäuel.
Fischbächler: schöne, saure Birne von weis.s-
gelber Farbe, bes. zur Mostbereitung verwendet Z IS.
fischele": nach Fischen riechen oder schmecken,
sowohl nach frischen als bes. nach in Fäulniss über-
gegangenen, allg. ,In der speis wiltelet er [der Storch]
und flschelet seer.' Vogelb. 1557. ,Die grundlen fische-
lend nit so stark.' Fische. 1563. ,Das Fleisch diser
Fischen ist lieblich zu essen, indem sie nicht stark f.'
JLC'ys. 1661. ,Die Gyritzen [Möven] fressen sehr viel
Fische, werden nicht zur Speise gebraucht, weilen sie
allzu sehr f.' HEEscher 1692. — (g')fischelig:
nach Fischen riechend oder schmeckend, allg.
fische" (fischne SchwE.): 1. wie nhd.; in der
ä. Spr. auch trans., (ein Gewässer) mit Fischfang aus-
beuten: ,Die gmeind ist gestraft [worden], darunib das
sy in der Wueten [Wutach] die giessen und gumpen
[Wasserbecken] onerlopt gefischet haben.' 1549, Sch
Ratsprot. Bildlich : .Wenn 's Nacht ist, soll man die
Kinder [von der Gasse] ins Bett f.' TTobl. 1830. ,Wer
nicht fischt, fängt Nichts' BS. Isch-es nid g' fischet, so-n-
iscli-es doch g'krebset [wenn nicht ein grosser Gewinn,
doch ein kleiner]. Sdlger. Er will fische und chrebset,
statt zu gewinnen verliert er, kommt zu Schaden.
Ineichen. ,Er wollte f. und hat gekrebst', hat seinen
Endzweck nicht erreicht. G 1790. ,Es wird ihnen
gehen wie Jenem ist g'gangen, der f. hat wollen, hat
aber Krebs g'fangen.' Lied. I''' ha" da am lesten
Märt e Chue g'chouft, aber ('<■'' gloube, i''' lieig niid
g'fischet, keinen gewinnreichen Handel abgeschlossen,
keine gute Wahl getroffen BR. Chunst fischet nienen
umsunst. Sulger. ,Die Venedier schwygen noch still;
der Herzog von Ferrär der fischet.' 1523, Absch.
, Winterszeit, wann vil Schnee ligt, Hess sich keiner
[der Bauern] gelüsten, dass er dem Herrn [dem Geist-
lichen] vorfischete, oder zum ersten daryn träte, sonder
er habe die Ehr allein [Pfad zu bahnen].' Schimpfr.
1651. Etwas erlangen, erhaschen Bs. De' cliunnt,
wenn 's neume' [irgendwie] Oppis war z' f., alliwil
hindedr'i". Breitenst. 1863. Eim Eppis abfische",
schlau von ihm Etwas erlangen, erreichen Ndw.
Vgl. auch fischlen. Stehlen GrL. ; S; UwE. ,Die
Soldaten sollen nicht auf den Strassen in ihre Sack
und Ranzen f.' Schweiz. Kriegsh. 1704. — 2. (Jmdn)
überlisten. Der dumm Kerli hent s' doch au''' nu
recht g'fischet U. Zu Etw. listig bewegen, verlocken.
Die Lueder hend-e" au''' g'wisst zum Ummesüfe" a"-
z'fische" fa"z'fesche'J V. Eine Weibsperson zu ver-
führen suchen Z.
Fischen z Fischenz Aa, Fisch^nze Uw, Fischrz(e)
7i -- i. (m.): 1. Ort, wo gefischt wird; Fischteich,
Fischwasser, Fischweide Bs (Spreng). ,Bin [bei] der
fischenz in dem bach zue Ustri.' Schluss des XV.,
Offn. Usterbach. ,[Die Aufständischen haben] die
fischezen zerstört.' 15'28, Absch. , Darnach verehren
die verordneten herren von der statt wegen mit einer
bestimpten anzahl fischen (aus ihren fischezen und
wygeren, deren sy vil erhalten).' Siml. 1577; Siml.-
Leu 172'2. ,Man pflegt die Rotten in die Fischenzen
1107
Faseli, fescli, fisch, fosch, fusch
II'
oder Weiei" zu setzen.' JLCvs. llitjl. Vgl. Fi
— 2. Fischerei-Regal, -Gerechtsame, Recht zu fischen
AAZein.; Bs; Z, von der Obrigkeit streckenweise, in
genau umschriebenen Abteilungen, welche selbst Fi-
schenzen heissen, gegen eine Abgabe verpachtet. Unter
den herrschaftlichen Rechten neben dem Wildbanu und
Hochflug regelmässig aufgezählt. ,Derselb«" fischer
jegklicher zum jare 7 ß hlr gen Clingnow geben sol-
lend und dannahin von der flschazen wegen von mengk-
lichem unansprechig sj'n.' 1443, Arg. ,üb die flschazen
von Kadelb. hinuf unz an die obern trenki gange.'
ebd. ,Ein harr und vogt hat auch die fischenzen in
der glatt als wyt syne gericht, zwing und penn ufhin
stc3ssent.' HoFR. OBüren 1481. , Wegen der Fischizen
zuo Windisch.' 165'2, Arg. ,Wann einem Herren der
Fischätzen das Wasser benommen wird.' Heut. 1658.
,Die Fischetzen pro 1733 hat nichts ertragen.' Schloss
RüED 17.34. ,üer Rcgicrungsrat ist befugt, im Interesse
der Fischerordnung und behufs Äufnung der Fischenzen
die Fischereigerechtsame der Korporationen und Pri-
vaten loszukaufen.' Z Ges. 1855. .Behufs der Er-
haltung der F. soll für den ZS. jährlich zwischen
dem 15. April und 15. Brachmonat eine Bannzeit von
mindestens 6 Wochen angeordnet werden.' ebd. —
3. Fischfang, Erlaubniss dazu. ,Der [sie] Fischenz
mit der Angel ist für den Landmann frei.' Gem. Uw
1836. ,Sy habind all jar ein gemein flschezen [Fisch-
fang] und dann mit samt iren wyberen ein guoten
([ues [Gasterei] darob gehabt.' Stadtb. Wthur. Vgl.
den .Bachfiscliet' von Aarau.
Die sämmtlicheD Formen unserer MA. n. Lit. beruhen
auf mild, vischenzc, dessen eingeschobener Nasal (vgl. alid.
/isiji::zi) gesetzmässig verschwinden muss, ausser wo der Accent
der Analogie lateinischer Lehuww. folgend sich auf die En-
dung legte. — Im Ndw LB. um 1540 neben einander ,Fischctz'
und ,Fistenz'.
Ror-Pischenz: im LÖoe ein Fischereibezirk,
welcher sich ,2 Schift' und 2 Netzen lang vom Land üs
in die Schachen [Vertiefungen im Seeboden]' erstreckte
und den sog. Rohrgesellen verpachtet war, bzw. gehörte
(Lechenlibell d. Stift L 1681. Kaufbr. 18.35, wo es
heisst ,100 Klafter in den See hinaus'). Ausserhalb
der angegebenen Grenze begann die an einzelne Fischer
verpachtete Schachen-F., wo mit Netzen und grossen
Zuggarnen statt mit Fachen und Bären, wie in der
erstem, gefischt wurde. So bis 1835, wo beide Fi-
schenzen in der Hand einer städtischen Korporation
vereinigt wurden.
Fischer m.: 1. wie nhd. Trocfme'' Fischer, nasse''
Jäger, wenn im Vorfrühling (der eigentlichen Fischer-
zoit) die atniospliärischen Niederschläge .spärlich ein-
treten, so regnet es um so mehr im Vorwinter, der
.Tagdzeit. Ineichen. ,Syner Heligkeit brief, under dem
ring des fischers [StPetri] beschlossen.' 1514, Absch.
Vielfach in Flurn. enthalten: Fischergass ZRheinau.
FischerMs GGossau; TnMannn., Fischerried BUeten-
ilorf, im Fischer ZEgg; und auch als Geschleclitsn.
Übertr. : ,Die Ruhm-, Ehr-, Pöstli- und Ämtlifischer,
wie diese bei Wahlangelegenheiten ihre Angel ins
Volksmeer auswerfen.' Stütz. Die Fischerin = Buh-
lerin'? ,Ich weiss mir ein frye frau fischerin, und die
fuer über den Rhyn.' NMan. ; vgl. [V] das Studenten-
lied: , Freifrau von Droste-Vischering zum heiigen
Hock nach Triere gieng.' — 2. Flussadler, aquila
haliaetus. .Arn Rhein und Bodensee Fischgeicr. Fisch-
adler und nach CGesn. ebda Entenstösser, Moswcih
oder Fischer [genannt].' Alp. 1821. ,Pischerlin-. uls
Name eines Vogels. 1695, HUWeber. Vgl. das Vn]^.
Königs- = Isc.ogel (Sp. 693) GRÜhur.
.Burdenen-. Desgleichen sind viel Fischer, die
den ganzen Sommer über Fische in den Bohren [Sack-
netz] fangen, des Winters aber dem Land nach Bur-
denen und viel Fische, so sich darein verschliefen,
herausziehen.' HEEscher 1692. -- Burdi, Eeisigwi^llu.
Tracht-. ,Im Sommer, sonderlich wann die T.
nächst bei der Statt ihre Garn auswerfen.' HEEsoiikr
1692. — Tmuhlgani, ein grosses Zuggarn.
Wald-: Holz- oder Wilddieb? Wegelagerer im
Walde? ,[Der Tod apostrophiert den Landstreicher:]
Du stiller Mausekopf, verschlagener W. und du, eh
man verlourt, eilfertiger Aufwischer; im schwarzen
Todtenwald sollst finden deinen Sitz.' RudMey. 1650.
Fische re": 1. ein kleinerer Gebirgsbach L. —
2. Flurn. ApUrn.
Fischet m. : Zeit des Fischfangs .\a. — Bacli-:
Lustbarkeit der Schuljugend von .\arau zur Zeit der
Reinigung des Stadtbaches (Ende August), wenn der-
selbe abgeleitet und die im Bache sich vorfindenden
Fische von Jedermann gefangen werden dürfen; wenn
der Bach wieder in sein altes Bett geleitet wird, holen
ihn grosse und kleine Kinder Abends mit ausgehöhlten,
beleuchteten Kürbissen, langen, grünen Zweigen oder
Fackeln, unter Tambour- und Musikbegleitung und
unter Absingung eines stets wiederholten Liedes in
dem benachbarten Dorfe Suhr ab. Vgl. Schwyzerd.
3, 39 f. Früher wandelten am B. viele Aarauer Fa-
milien nach Suhr, um dort Fische zu essen, fremden
Wein dazu zu trinken und nachher sich beim Tanze
zu belustigen.
Fischete f.: 1. = Fischenz 1. ,Wirt in den seeu
und fischeten oder wyeren gefangen.' Fischb. 1563. —
2. = Fischenz 3 Sch. — 3. Fischzug, im bildl. S. .Da
es hier von dem unbefangenen Jakobli Nichts heraus-
quetschen konnte, so sprang es auf den vergangenen
Sonntag über. Hier kriegte es eine Fischeten [von
gewünschten Neuigkeiten].' Gotth. - 4. Gesammtheit
der zum Fischen nötigen Gerätschaften Z. Vgl. Lis-
meten und dgl. Bildungen.
Fischi f.: Flurn., in der Nähe von Treib am VwS.
fisch len. Etw. uisa fischju, durch Nachfragen i
eine Neuigkeit, ein Geheimniss herausbringen W.
g'fischlet: mit fischförmigen, dunklern Stellen i
besetzt. G'fischlets, ein solches Bildgowebe Z. VgL
gemügglet.
f i s c h n e n s . fischen.
Fischung f. = Fischenz 2. 1550, Pfrundbr. LKeid.
Fischele I {Fischnla, Fistola W), auch Fistle,
„Fistel BO", Ziger-: hölzerne, selten blecherne,
länglich viereckige, ca '/s' inu Durchschnitt und 2'/»'
in der Höhe messende Form, die teilweise siebartig
zum Abfluss der Sirte und zur Erleichterung des Luft-
zutritts durchlöchert ist und zur Aufnahme, Pressung
und Formung des Milch ziegers dient, indem man die
geronnene Masse einstampft und mit einem Block i
(s. Zigertütschi) beschwert BO.; W.
Ans ra\a,t. fixella, ßacditt, Käseform (lat. /iscWa, geflochtenes
Gefäss, Korb), mit verschobenem Accent, oder aus dem gleich-
budcntcudon Kit. fiiilim mit Vcitjiust-luing der Liquida. Da
1100
Fasch-fnscll. F;isk -fusk. Fasp— Fusp
1110
über auch Fiairl (s. il.) für den gleichen Gegenstand ge-
braudit wird, so lioinnit auch iat. fiatulii, Rfihre, röhren-
förmiger Gegenstand, in Erwägung.
Fischele II s. Fisel.
Fisclielin, Fi-scliel. Fisch'-i n.: 1. grosses Ge-
treiilemass zu (! Napf oder 4 Viertel W. .Duos fiche-
linos siliginis.' 1337, Gi.nt.ixs 1847. .Pischy.' 1440/57,
VV I'rk. im L Arch. .In der Teurung von 1709 kostete
(la< Fischel Korn eine Krone.' W Monatsschr. 1864.
2. so viel Acker, als mit 1 F. Korn besäet wird W.
V(,n einem der bei .Fischele P erwähnten Kit. WW.
Fischen (d) er s. Fisner und Fisänder.
Fischölen s. Famhn.
Fiscll'^ü n. : grosse, wollene, gewobene oder «e-
strickte Winterhalsbinde, etwas kleiner als die Baja-
dere Z. — Frz. fii-kv, Busen-, Halstuch.
fiesche" BSi., fusche(le)° „B": Unzucht treiben.
V<rl. JUfrhen, fiitnfhen, reiben, und h'efn, Sp. 1082.
fu sehe n s. pfuschen.
Fiskiil m.: Staatsanwalt Bsf, früher daselbst ein
Mitglied des Eates. bestellt und besoldet, am die In-
teressen des Fiskus zu wahren, indem es als öftent-
i lieber Ankläger auftrat. ,Uass ein Oberstknecht in
gewissen Fällen die Stelle eines Fiscalen versiebet
f od. im Namen des Fisci agieret.' 1779, Bs Eq. Fiskale
• setzten die regierenden Orte im Tessin zur Wahrung
des obrigkeitlichen Kammerinteresses; sie hatten bei
Mordtaten ein visum repertum aufzunehmen und bei
geschehenen Verzeigungen Beschuldigte und Zeugen
zu vernehmen; s. Absch. (Register). Sie bezogen
1 Procent von den Bussen der landvögtlichen Kanimer-
rcchnung, durften auch zugleich das Amt des Malefiz-
schreibers versehen, aber nur in beschränkten Fällen
sieh in die Orte begeben, um als I'ürsprecher auf-
! zutreten. ,Zum Civilgerichte Fürstenau gehört der
■ Seckclmeister oder F., welcher auf Verlangen der
: Parteien in ihrem Namen die Klage vorbringen, ihm
■ bekannt gewordene Vergehungen anzeigen und die
: Strafgelder einkassieren muss.' JHLehm. 1790.
Von .Fiskus'. — Auch in Zürich wurde bei Gerichts-
sitzungen des Rates ein (jüngeres) Mitglied aus diesem selbst
, zum Ankläger hestimmt. — In der Strassb. Polizeiordn. Ifi28
|l' heisst F. der Bettelvogt.
Faspivaspi — fusp.
Vesper m. Ap(T.), n. BSi.; Gl: 1. (aueh VSaperi
!-; <i) f. (m. Ap It T.) Nachmittagsgottesdienst um
'2, 3 Uhr; der nachmittägliche Chorgesang der Chor-
herren und Mönche (kathol. Schweiz). Buehe', vier
irend [wir wollen] Öpjns bette" — aeit [sagt] der Senn
— es ist av'' [ja] Sunntig und im Tal vnder der V.
\i^t es während der V., wird eben V. gehalten]. Er-
zXiiLER 1856. ,Dass er [der Schulmeister] notwendig
auf die Kilbi [Kirchweih] heim müsse; es sei Niemand
da, der die Ve.speri schlage [auf der Orgel].' XHerzog
1862. Ml" Nachhi'ir hät-m&r us-fjni V. [als wir aus
der V. traten] es Fueder a''treit. Gl Volksgespr. 1834.
,Zno Vesper, complet, prim oder non gön.' Kessl. —
2. die Abendzeit, auch das dieselbe anzeigende Ge-
läute (z' V. Tüte'), Letzteres an verschiedenen Orten
zu verschiedenen Stunden, in BSi. um 4 Uhr, in Z
tw. im Sommer ebenso, im Winter um 3 Uhr, Am V.,
um 3 Uhr Abends Gl. Es ist V., 3, bzw. 4 Uhr Nm.
.Es soll niemand nach v., so die sonn vergolt gät
[untergeht], in ofen füren zue bachen.' 1491, GnThusis.
,Es soll an einem samstag nach v. keiner dem andern
das Wasser ab synen wisen nümen. unz der sonntag
überen kunnt.' ca 1560. Offn. ZDielsd. Das isch e V.
und e Füröbe, eine gar kurze, eig. gar keine Frist
(da V. und F. das Selbe sagen), Etw. das nur kurzen
Bestand hat S; vgl. von Elfi bis Mittag (Sp. 283).
.Halbseiden, halbbauelig, kurz halbbatzig [d. i. was
viel scheinen, aber wenig kosten soll] ist e V. u""* e
Füräbe, dure [verbraucht, zerrissen], ehe man daran
sinnet.' Gotth. — 3. Z wischenimbiss zwischen
Mittag- und Nachtessen Ap; G, um 3 Uhr Nm. Gl;
ScHW; Zg, um 4 Uhr BSi.; Z. Z' V. esse: Z' V.
trage", den Abendtrunk den Arbeitern zutragen. ,Ua
könnte man warten bis zum jüngsten Tag z' V.' Stütz.
Die Präp. auch verwachsen mit dem Subst. ; vgl.
Zimbis, Zäbend usw. — Abendtrunk in der Schenke
ZWthurf. ,Der Mittelmann und der Handwerker
Geht zu dem Wirte oder Becker, All Tag [im Winter]
zum V.' HSiiLZER 1828. .Zum V. geh ich dann und
wann, zweimal in jeder Woch etwann; ich kann oft
etwas Neues hören und mich dadurch manchmal be-
lehren.' ebd. 1829. — Freud-, Lob-Vesper(i):
V. mit festlichem Gesänge; Psalmengesänge an Fest-
tagen zur Vesperstunde, im Unterschied zu der im
Folgenden genannten V., welche einen düstern Cha-
rakter hat. — Sel(e°)-: V. mit Gebet für die , armen
Seelen', d. i. die Abgeschiedenen. An Allerheiligen
die der Freud-V. sich unmittelbar anschliessende zur
Vorbereitung auf den folgenden Allerseelentag; zu
derselben erscheint man durchaus schwarz gekleidet U.
,Am abent zuovor [vor Fastenanfang] mit einer Vigil
und Sählvesper, auch über die Gräber der lieben Ab-
gestorbenen solle 3 Zeichen gelytet werden.' 1660,
Gprd.
vespere" (re^jj»-» W): 1. die Vesper halten, bzw.
-singen, -beton (kath. Schweiz). — 2. eine flüsternde
Unterhaltung mit Jmdm haben. Si hend eissder Ö2)pis
z'säme z' v. L. — 3. (mit Jmdm) einen Wortwechsel
halten, keifen, zanken; markten VOrte; lärmen W.
Daher e Vesperete mit Epperem ha" U. — 4. (mit
.sein') unruhig, unstät hin und her fahren „Sch; Zg;"
It St.'' Ap; Gl; Gr. ,Hin und wider v., concursare.'
Mal. — 5. Vesper läuten (früher als das z' bete" litte",
s. Schwyzerd. 4 a. 22). Es chunnt emöl e Zit, denn
resperet 's htt dur"'' Berg u Tal. „'s ist ns, gönd [gehet]
hei""!" so rüeft 's oh Berg u Tal, dass d' Gräber uf-'m
Chilchhof springen V f. AHenne. — 6. Vesperbrot essen
.A.P; Gl; G; Sch. — 7. (mit Bez. auf die Genossen
einer Wässerungseinrichtung) zusammentreten zu Be-
ratung, z.B. zur Festsetzung der Reihenfolge; daher
Vesperi"g f., eine solche Versammlung u. Beratung BU.
2 und 3 sind Übertragungen von dem eifrigen Gemurmel
der in der Vesper halblaut betenden Gemeinde. 4 ist syn.
mit ßsperen und wahrsch. erst durch Anlehnung aus diesem
entstanden. 7 hat seine Benennung davon, dass dieses Ge-
schäft auf die Xachmittagsstunden verlegt wird.
Ge-flsp n.: mutwilliges Treiben, Gespött BHk.
fispe" Z (Spillm.), sonst fispere° — dim. fisperle:
1. unruhig sein, zapplig tun. nicht stille sitzen, hastig
tun, z.B. wenn man Etwas sucht, mit den Armen
1111
Pasp- fusp. Past^fust
1112
umher fahren, mit den Händen umher tasten, mit den
Füssen umher tappen, unnötige Bewegungen machen,;
spielend an Etw. herum zupfen Aa; Ap; Bs; B; Gr
GoRh.; Sonst.; TaTäg.; ZB., Rfz.; (von Kindern)
sich mutwillig umhertreiben (Zyro). Am Bergwerch
fisperlet 's [das Bächlein] ahe. Hebel. .Wispelen, fispe-
ren, fitschen, discurrere, vagari.' Red. 1662. Daher
FispCerJi m., unruhiger und dadurch lästiger Mensch,
Mensch von quecksilberner Natur, fisper ig Bs; G.
ff' f. ZRfz, lebhaft, zapplig. Von Licht und Schatten ■
unruhig zittern, tiimniern Sch; Z. Syn. zwisperen ;
flisteren. — 2. (leises) Geräusch verursachen durch die
oben genannten Bewegungen Gr; G; Z; Syn. wisplen ■
z.B. von Mäusen, wenn sie zwischen Papiere udgl.
geraten; auch von Personen, im Dunkeln umher fahren
und sich durch Geräusch verraten Gr. lez fangt 's
n" süse" u. pßf'e n. chrosle u. /'. : zo alle' Löchlene" l"
schüsset Otere". Schwyzerd. 10, 8. — 3. flüstern Aa;
Ap; B; Gl; Gr; L (häufiger vesperen); G; Sch; S.
Syn. fislen; flismen; bismen. Daher G'fisjier n., Ge-
flüster. Einem Etwas l"-f., einflüstern, auch zum
Zweck der Überredung.
Ahd. (hjviajmhm ; scliw. vinpu; mhd. wispein, zischeln;
nhd. wispern, wispeln. W zu / vergröbert wie in yi/en,
üfiil. we/cren.
„Pisperamentli, Fispere- n.: 1. Ausflüchte,
Possen. Mach-m'r keini F.! — 2. kleiner Excess,
Ausschweifung. Er häd i' der Juged F. g'macht Sch."
— Aus Finpatente in obige Wortfamilie herübergezogen.
Fast — fust. Vgl. .auch die Gruppe Fascli usw.
Fiist m. : im Wettlauf errungener .Anteil an den
Zwischennutzungen des Waldes THTäg., wo je auf
einen bestimmten Tag von Gemeinde wegen die Kir-
schen, Holzäpfel, Streue, Eicheln als reif und vogel-
frei erklärt werden. Das Stück, wovon jeder der
Waldberechtigten, die auf ein gegebenes Lärmzeichen,
früher Glockcngeläute, jetzt Böllerschüsse, durch die
bestimmten Eingänge in den Wald gerannt sind, zuerst
Besitz zu ergreifen vermag, ist sein F. Hohö! hast
en gnete' F.y oder Hohö! en prächtige F.! sind die
Rufe, welche danach erschallen.
Von /ahm wie Fuit aus •/u''«( (Wz. pug-). Blaut von
,bläben'. — Vgl. Liich. Ähnliche Bräuche anderwärts ohne
diesen Ausdruck; so vormals in ZAltst. mit Beziehung auf
den Kirschenertrag auf der Allmend.
fast (fasch B; S): Adv. 1. fest, stark, heftig, eifrig,
schnell B; GrV.; S; Usv; U; W. ,Wenn man nur
nicht zu f. am Alten hienge.' Gotth. ,[Das Mädchen]
hat grüsli f. an ihm g'hanget.' ebd. 's Heßi e' fasch
i" de' Hände" ha'. Schild. Jmdm de' Stecke' vil z' f.
i" d' Hand g'e' U. F. laufe'. I''' ha' z' f. Hunger
g'ha'. Es friert mi''' f. Si tue' gruselt f. danke',
lassen [Euch] gar sehr danken. I la-i [lasse] im f.
z' tüsi" Mala' d. B wO. Du durist mi''' vil z' f. Gotth.
,Da8 Gerede sei schon zu f. unter die Leute gekommen.'
ebd. .Fast üss, f. üss, du fule merclien!' lässt NMan.
die Bauern zum Bettelraönche sagen. ,Myn hüsfrow
tuot üch f. grüessen.' 1529, Strickl. , Versich du,
das wir habend wyn; schenk f. und bis [sei] nicht
trag!' Badenfart. ,In dem jar starb man f. an der
pestilenz.' Bossii., Wthurer Chr. .Dannast stand f.!
lo"bast fluch f.!' 1531, Kessl. (Tratzrut der VOrte
gegen Z.) ,F. uss dem rat die fulen lut!' HBüll. 1533.
,Ich bitt üch von gotts willen, das ir f. zuo my°r
schwöster gangend.' XVI., ARechburgerin. , Wasch
mich f. von myner ungrechtigkeit!' Güalth. 1569.
.Fugitare, fliehen eins fliehens, f. fliehen.' Fris. ,A1s
solches das landvolk innen worden, haben sy f. ir hab
und guot in die statt hinyn geflüchtet.' 1569, Bs Chr.
,Wer auf undankbar leut f. bauwt.' Emblem. 1622.
•Admodum, f.. heftig. Bene doctus, f. gelehrt.' Denzl.
1677; 1716. ,Kindskinder trauren f. und klagen über-
raassen.' 1691, zu JCEschers Brgrmstrwahl. .So f. sie
immer sich bemühen.' Goliath 1741. Gradation fester
BO. ; Uw. Es regnet hüt f. a's gester Uw. Das het-
mi''' am Festigte verzännt [gelüsten gemacht] BHk.
,Si wurden ab dem land wider in die Stadt fallen und
als fast bymenzelten essen als vor, ald vil fester.'
1521, Egli. ,Ye fester der wagen gelaufen.' Fris. —
2. mit Bez. auf Zeit und Raum, a) häufig, wieder-
holt, gewöhnlich GRRh., S. Syn. fest. ,Den ich im
zig [Verdacht] hatt, das er's mir gestolen hätti, das
ist der B., wann er was f. um myn Drog [Koffer].'
HsStockar 1519. ,Famagustain ist die best houptstatt
in disem küngrych und ist die herschaft f. da, die im
land wandelet [hat die Regierung ihren Sitz meistens
da].' ebd. ,Es sei f. durch Betrunkene geschehen und
der Ehrbarkeit [den ehrbaren Leuten] nie gefällig
gewesen.' 1530, Absch. ,Er kumpt f. zuo Winterszeit
in unsern see.' Vogelb. 1557. ,Wie f. alle wyber
weben können, gand die mann vor dem winter f. in
Berner piet wullon zuo koufen.' Platt. 1572. Fester,
häufiger; meistenteils BHa. ; der Festist, am Meisten U.
— b) nahe B (Zyro). Fester bi 'r Chilcha, näher
bei der Kirche, ,0b böum zuo f. an die sträss sties-
send.' 1500, Obw. S. auch fast (anjhin, bisher, und
vgl. Span, hasta (aus ahd. fasto), bis. — 3. vor Adj.
sehr, wie engl, fast; vor Compar. : um Vieles ApK.;
Bst; B; PS.; GrV.; PP.; W, verstärkt bodefa,tt,
z. B. 6. ehalt W. ,F. besser', viel b. 1457, Bs ßq.
,Dein einfaltigen leser f. nütz und dienstlich.' 1531,
BiB. ,F. lutherisch gesinnt.' 1538, Absch. ,Und siehe
da, es was alles f. guot.' 1560, Bib. =: ,sehr g.' 1667.
,Vil habend schier zuo allen warten ire schwüer,
als da sy sagen wollend, das sye f. guot oder bös,
sagend sy, es sye lyden guot und crüz bös.' HBull.
1561. ,In einer fast bekannten statt.' RGwerb 1646.
Und selbst mit ,sehr' (in wechselnder Stellung) ver-
bunden : ,was man ser f. bedauren musste.' 1525,
Absch. ,S. f. regnen.' Kessl. ,Freueten sich f. sehr.'
1707/1811, L Sam. Fester 1) mehr, magis BHa., Ri.j
üw; U. Fester ob-si''', mehr aufwärts, f. rechts udgl.
I"'' han f. Turst iva' [als] Hunger. Es ist hür f. vil
i/üM' BRi. ,F. wegsain' =: wegsamer. 1538, AoTscbüdi.
,Sind ettlich brünnen f. versigen weder vor.' 1548,
UMev., Wthur. Chr. 2) eher UwE. F. Das als Ems
[Jenes]. ,Tu magis id diceres, si . . . Du wurdest das
vil f. sagen, oder iner bestäten, das du sagst, wenn
du . . .' Fris. 3) ziemlich, recht sehr (eig. ,eher
als das Gegenteil') BHa., Ri. Er ist f. e G'schänti,
nicht viel anders als ein Dieb. Die [diese] Milch ist
f.'N'tdle, fast lauter Rahm. Du bist-m'r f. a louba,
recht lieb. F. Kenia. Der Keconvalescent ist no''' f.
schu-acha". Syn. härter fwirsj. Ja f., Bejahungstormel.
In letztem! S. auch ja fast GfiChur, und hinwieder
als Ausdruck der Verneinung, keineswegs, nit (so)
1113
Fast, fest, fist, tost, fust
1114
faxt B; Gr; U. Git'x Chriesi bi-n-ech? gibt's Kirschen
bei euch? Nidf.B. — 4. beinahe, allg. Syn. schier.
S. auch gar; fast-zuehin. F. und f. = bl-mene Hörli.
F. z' säge, so zu sagen Bs. Wahrscheinlich SchwMuo.
Mhd. t>as((e), ahJ./cw/o, die adv. Gruudform zu dem Adj.
,fest', ahd. faati, wie tw. lantj, mnjt, rass, uhd. ,schon' als
Advv. zu den entsprechenden Adjj. läny, mnfi, räss, , schön'.
Im Comp, fallen Adv. und Adj. zusammen, s. deshalb auch
fest; in ä. Spr. finden sie sich etwa (wohl mit Bedacht) aus
einander gehalten: ,Übelt's aber ir Herr vor [nahm er es
vorher übel], er übelt's da noch faster.' 1360, Segesser, RG. ;
im Mhd. kommt ntutcr und iwxter als Adv. vor. Auch über
die Grenze zw. Bed. 1 und 3 kann gemarktet werden und
— was von grösserm Belang ist — zw. 1 bzw. 3 und 4:
.Man habe das ziemlich f. gehalten, wie es die frühere Be-
sitzerin getan.' 15'25, Absch. ,Die klein Stadt was dasmal noch
f. uf dem alten wesen.' 1529, Bs Chron. , Welche [4 Sprachen]
den Wallissern f. nötig sein, wegen der Nachbarschaft mit dem
Bernergebiet, Italien und Genfersec.' JJScheuchz. 1708, wofür
1746 wirklich , beinahe' eingesetzt erscheint. 1''' ha' /. namii
Hand, sagt Einer etwa, dessen Hände ganz nass sind Bs
(scherzhaft':'). Auffallen muss, dass Bed. 4 mit 1 (3) sich
in ein und der selben MA. verträgt. Ygl. noch änhd. .nicht
so f. [nicht so wohl], als (vielmehr).'
not-: heftig, arg. ,N. wurden die uf den muren
teengt.' VäD. — S. auch n.-/eat.
fastlochtig: in (ziemlich) starkem Grade oder
Masse BO. Gegs. hitselochtig.
Paste" f.; das Fasten, die Fastenzeit, durch liirch-
liche Gebote eingeführt, welche für die betr. Tage t.
die Mahlzeiten beschränkten, t. Enthaltung von ge-
wissen Speisen verlangten; vgl. Fast-Mues, Fasten-
Spis. 14ÖÖ gestattet der Papst denen von L; Schw
und Zg den hergebrachten Genuss von Butter an
Fasttagen, da bei ihnen keine Oliven wachsen. Absch.
Es entstanden in der Fastenzeit als Ersatz für die
verbotenen Speisen bes. gebrauchliche Gebäcke, s.
Fasten-Brod, -Bing, - Wäjen. Anfang und Ende der
grossen Fasten vor der ernsten Passionszeit bezeich-
neten laute Festlichkeiten, s. Uirsmontag, Funken-
sonntag, Fasnacht; Ostere". Vom Sonntag Judica an
werden die Crucifixbilder in den Kirchen mit Tüchern
Tcrhüllt, s. Fasten-Grah, -Tuech. .Die beigen frau-
fasten und die helgen f. üss von der alten fasnacht
hin bis zuo ussgenter osterwuchen sind alle spil ver-
botten, die den pfennig gewinnen oder verlieren mü-
gent' ScHwMa. LB. Lt Schweizerbote 1818 pflegten
In F junge Töchter sich sogar die Haare zur Busse
abzuschneiden (allerdings um dann auf Ostern aus
dem Erlös ein neues Ginge-Band zu kaufen — setzt
der Berichterstatter boshaft hinzu). Er haltet 's, tcie
der Hund d' (oder 's) F. Ineicben; Sclger. Es ist
guet vo' der F. predige", wenn de"" Buch voll ist.
Ineichen. Ghurzi Fasnecht, langi F. ebd. ,Ich dar
[darf] nit me lügen, es ist zuo fer in der f.' XVI..
AEechbi'rgerin.
Fron- Frö- AaF., Fri.; ApI., K. (-0-°-); Gl; GA.;
ZP., frohi F. Ityi., From- S; Uw; U; Z, Frau-,
Fra- AABb., Zein.; ApH., M.; Bs; BM.; Gl; GfiPr.;
LG.; GStdt, We.; ScH; ScnwE.; Th; Uw; U; Zg; Z:
1. die Quatemberfasten, dreitägige Fasten, welche das
kirchliche Jahr in 4 Jahreszeiten teilen; sie fallen
auf den ersten Mittwoch, Freitag und Samstag, je
nach Aschermittwoch, Pfingsten, Kreuzeserhöhung
(14. Sept.) und Lucia (1?.. Dez.). ,Das hinfür ein
yedcr probst zuo Wislikon soll haben ein nachtliecht
in der capell zu Böbikon und all fraufasten brennen
lassen.' 1513, JHub. Klingn. Am Vorabend betete man
einen Psalter aScHW. Leicht wurden auch für welt-
liche Verrichtungen, wie terminweise Zahlungen, Rech-
nungsstellungen, Märkte (Fraufastenmarkt in Bs), Ver-
sammlungen usw. die Quatemberfristen gewählt und
nach ihnen gerechnet, daher heissen die Fronfasten-
tage auch: ,zalte [gezählte, bestimmte] Tage' (s. d.).
Vgl. Fnmfasten-Geld. We""-me" umme [nur] alli
Fr. Speck heig, es diiech [dünke] Ei'm am Beste".
GoTTH. Alli Fr., häufig Bs; Syn. alli Bott, Regentag.
,Und soll man dise gesetzde offenen zuo ieclicher fr.
vor aller der gemeinde.' 1337, Wack. D.-R. ,Das alle
fr. mit den raetzgern abgerechnot werde.' 1495, G
Küchenordn. ,Also dass im [dem Gerichtsweibel] syn
belonung uf die fr. erleit und bezalt werden solle.'
1557, Z. .Nachdem und ich iez 37 jar und 3 frofasten
schuelnieister gsyn was.' ThPlatt. 1572. ,Der Schmit
soll alle Fr. Eechnig in die Canzly liefern.' Gesinde-
ORDN. Muri. An den Fr. wurde aus der Stiftung des
HSchwend im Z Franfaste'hüs (s. d.) seit dem XVI.
Brod unter die Armen verteilt. Im Interesse der
Armenverpflegung wird beschlossen, für die Armen
ein Gewisses an Geld od. Getreide auszusetzen und es
.fronfastentlich- auszuspenden. 1715, Absch. Glaube
und Brauch. Fr. gtiet, später guet Ap. E schöni
Fr. bringt guet Wetter AAEhr. Dinkel soll an Fr.
gesäet werden Aa; Z. Die (spec. aus der December-Fr.)
personificierte .Frau Fasten' greift, bes. vor Weih-
nachten, gespenstig ins Menschenleben ein; darum
heisst es, dass man an Fr. keine Zöpfe flechten solle,
sonst falle Einem das Haar aus ZNer. (vgl. Knmgeli
und .Frau Holle', die in der Weihnachtszeit umziehen,
dem ver-späteten Gespinnste und den Haaren gefähr-
lich; ferner Verena, Sp. 91G o., deren Schwester ,Frau
F.' ist, Sp. 917); und am Vorabend muss aufgesponnen
sein aScHw. Wenn man in der Fronfastenzeit länger
als bis 10 Uhr aufbleibt, so sucht ein Geist, Fr. ge-
nannt, Einem zu schaden. Rotenbach. An der Fr.
darf man nicht waschen; denn das ,Fronfastcnwibli'
geht um. ebd. So ist die Fronfastenzeit eine ernste,
düstere; vgl. Fr.-Gesicht, -Wetter. Auch andere Geister
(s. Jäger) wählen sie zu ihren gespenstigen Zügen,
z.B. äa.s Fr.- Müeterli, s.d.; doch wem sie hold sind,
dem helfen sie Schätze heben (s. Fr.-Nacht) und den
bevorzugen sie mit besondern Gaben (s. Fr.-Kind).
— 2. der Betrag einer auf Fronfasten entrichteten
Quartalzahlung. ,Hrn Predicanten die Fr. zalt 17 fl.
7 btz.' 17'24, Schloss Eued. — 3. ängstlicher, be-
dächtiger Mensch Z. Vgl. (alti) Fasnacht.
Mhd. vrnn(r)-vaete, dass., eher zsges. mit dem verhärteten
Gen. PI. ürön, Herren, als mit dem erst daraus abstrahierten
Adj. viiin. herrschaftlich, heilig. An den Quatembertagen
wurden nach kirchlichen Anordnungen von 494 und 1095
die Priester, die ,Diener des Herrn', geweiht und diese er-
schienen dem Volke gegenüber selbst als die ,Herren' (s. Her),
denen zu Ehreu die Fasten gehalten werden mussten. Die
Umdeutungen des unverstandenen Fro" (z. B. ,in der frow-
fasten.' HsSchUrpf 1497) lehnen sich an ,froh' und an .Frau'
(s. 0.); From- dag. beruht nur .auf lautlicher Assimilation.
Gold- = Fronfasten. ,Hienach ist zue merken von
den 4 goltfasten. Dy erst goltfast [usw.].' XV./XVL,
L Gebetb. — Mhd. tjolivnste.
Mitte- Mitti- Bs; ZO., Mitter- üd-w, Mitteii- Bs:
Mittfasten, der dritte Mittwoch nach Aschermittwoch,
1115
Fast, fest, fist, fost, fnst
lllG
als Mitte der grossen Fasten. ,Uf mittfasten 1352.'
Z Chron. 1336/1446. ,Ze initterfasten.' Edlib. u. so ö.
in der ä. Lit. A' der Mitti-F. stellt me 's Uechtli in
Chaste'; stellt vier 's denn nüd drl", so stellt mer 's
denn doch s' Ostere' drV, d. h. man hört auf, bei
Nacht zu weben ZU. Vgl. M.-Für Sp. 945. Um Bs
war es Sitte der Kinder, um jene Zeit betteln zu
gehen, unter Hersagung eines besondern Verses, dessen
Aniiing lautete; Mitti-, Mitti-Fasten, mer hei kei Korn
im Kaste, und der Schluss: Wenn dir-is [ihr uns]
Nüt tveit ge", so nem-mer-ech Hüener und Eier üs.
Mhd. milliutxmte: zuo, zr mitter vasien (auch als Comp.).
Mittfasten, Sonntag Lätare, der auf den oben genannten Mitt-
woch nächstfülgendo Sonntag, an welchem häufig Fouer an-
gezündet wurden, s. hei Lätare und hei Liechtli-Suimtay.
Über Mittfasten-Gebräuche, welche das Ende des Winters
und die Wiederkehr des Lichtes und des Frühlings feiern,
Tgl. Gr. Myth.', 741 f.
Bann -Faste": gebotener, ,gehannter' Fasttag.
,Am 24. März ist Bannfast.' XV./XVL, L Gebetb.
faste": die Fasten begehen. Mit Fastespise"
einzig wird no''' nit g' fastet. 111. Schweiz. Trans.:
Eppis f., es unterlassen New. — Mhd. mstm. Vgl.
firen 1. 4 (Sp. 922).
Fastete f.: Erfüllung des Fastengebots, Fasten.
.[Gott] verlieh üch und wer üeh zuogehör, ein lichte f.'
XVI., ARechburgerin.
Fastidi, FastUis: Anstrengung UUrs. Ei'm Fäsfidi
mache", Schwierigkeiten bereiten U.
Aus ita\. fmtidin, Verdruss, Langeweile, Ekel. l5lmr die
Knduug -I» s. .\um. zu Fallen«.
Fest n.: 1. (G'ßst Zü.f) Fest, Festfreude. M'le
grösser [heiliger] 's F., wie fuler [gefährlicher, ge-
schäftiger] der Tüfel L. Gell [gelt] au'''', Begel [Re-
gula], well aif'' (es) [welch ein] F.! wird in neckender
Nachahmung lallender Sprache Demjenigen zugerufen,
der in bliider Verwunderung Etw. anstarrt Z. ,Was
hilft gross rychtunib und paläst, desglychen ouch vil
pracht und g'fest.' NMan. — 2. es G'fest ha", bildl.
a) „Lärm, lärmende Bewegung machen B; L." —
b) Aufhebens machen. Er het es G'f. mit sV'm Buch
Aa. — c) Jnidn höhnisch aufziehen, ihn necken BHk. ;
„L." — 3. (Festli") ein Buch des Prauenklosters im
Bruch L mit den für gewisse hl. Feste bestimmten
Gebeten und Lesungen.
Mhd. /(■■«(, aus mlat. /csdini. Zu Bed. 2 vgl. Fe«tiris und
(lefäuch Sp. 109", Oefich Sp. 643. Schon bei Fischart: ,Vil
gefests von den epistcin machen.' Vgl. frz. faire fite a q.,
.Imdm viel Ehre antun; de 7. a q.. in Jmdm eine gute Mei-
nung von Jmdm erwecken; »e donner une f. auj; depens de q.,
sich über Jnidn lustig machen.
Älpler-: von den Sennenbruderschaften geleiteter
Festtag der mit ihren Tieren zur Herbstzeit wieder
ins Tal zurückkehrenden Sennen ; in UwEmm. wer-
den acht Tage vorher zwei Fähnriche und der ,Vor-
steller' oder Redner gewählt. Am Tage selbst gehen
die Mitglieder der Bruderschaft zuerst in feierlichem
.\ufzuge, mit einem ungeheuren Blumenstrausse auf
dem Hute, in die Kirche; aus derselben geht der
Zug, zu dem sich nun auch einige ,Wildmännli' ge-
sellen, unter Musikbegleitung ins Wirtshaus; ein
blumengeschniückter Älpler teilt an die Armen auf
dem Wege von einem gewaltigen Stück Braten und
aus der zinnernen Flasche Spenden aus. Die Haupt-
person des Zuges bildet der Fähnrich, der mit seiner
Fahne die schwiei'igsten Kunststücke auszuführen hat.
Nach dem Mahle stehlen sich zwei Mädchen hinaus
und plötzlich treten die ,Wildmännli' ein und melden,
die Fahne sei gestohlen worden. Nach langem, necki-
schem Suchen werden endlich die Diebinnen einge-
bracht und nun über sie, unter Nachahmung der üb-
lichen Formen, ein Älplergericht gehalten, welches
mit der Bezahlung von einigen Mass Wein endigt.
.\m folgenden Tage belustigt sich das junge Volk mit
Tanz. In ScHW ist in neuerer Zeit eine am Vormittag
abgehaltene Viehschau mit dem Fest verbunden wur-
den ; am Nachmittag finden allerlei Kampfspiele Statt.
und wird das Banner der Sennenbruderschaft auf dem
Festplatze aufgepflanzt. An dem i. J. 1865 in Ein-
siedeln abgehaltenen Feste wurden die drei Banner
der Urkantone von Jünglingen in den kantonalen
Farben vorauf getragen. Vgl. Bauernkäl. 1866, 145 ff.
Die Alpenhirtenfeste in Unspunnen 1805 und 1808
verdankten ihre Abhaltung der Anregung einiger vor-
nehmen Berner und sollten allgemeine Kampfspiele
für die ganze Schweiz werden; sie vermochten aber
schon im BO. nicht, die Zusammenkünfte der Sennen
(s. Schicingfest; Dorf; Wald-, Weid-Stubeten ; Sennen-
kilchwlh) zu ersetzen oder zu verdrängen. S. hierüber
Neujahrsbl. der Z Hülfsges. 1806 und Schwab, die
Schweiz 3, 219. — Schutz-Engel-: ein meist auf
den 1. Sonntag im Juli fallendes Erinnerungs- und
Dankfest für die schützenden Engel. Kathol. Schwz.
Syn. Schutzengel-Sonntag. — Drifaltigkeits- s. Dn-
faltigkeits-Sunntag. — Fänli-: mit einem kriegeri-
schen -Aufzug und militärischen Übungen verbundenes
Fest in WUlrichen f. Alle Jahre mussten auf das
um Pfingsten gefeierte Fest Fähnrich und Hauptmann
neu bestellt werden, wozu jeweilen die zwei ältesten
Männer des Dorfes erkoren wurden, welche diesci
Würden noch nicht getragen hatten. Am Abend hatte
der Hptm. mit einem Alpkäse und der Fähnr. mit (be-
tränke die Krieger für die ausgestandenen Strapazen
schadlos zu halten und sich zugleich für die zu Teil
gewordene Ehre dadurch zu bedanken. Amh. 1879. —
Jakobs- s. Jakob.
Josephs-: Narzisse, narcissus poeticus .'^AWohlen-
schwyl. — Die Pflanze kann am Josephstag (19. März) schon
in Blüte stehen.
Dri-Königs- s. Drl-Königen. — Kisten-: jähr-
liche Gedächtnissfeier der Eröffnung der Rettungs-
anstalt BBächtelen; so genannt, weil der Vor.steher
anfänglich in Ermanglung von Hausgeräte seine ersten
Mahlzeiten auf einer Kiste halten musste. — Klausen-
s. Klaus. — Knöpfli-; Missionsfest, spottw. so ge-
nannt, weil im Missionshause vorzugsweise Mehlkost
(Knödel) genossen wird Bs. — Mai- s. Mai. — Most-:
Festlichkeit zur Zeit der Obsternte, wenn der neue
Most noch süss ist oder gährt. Der Landvogt im
(obstreichen) Th soll auf die Unfugen an den Kircli-
weihen, Mostfesten und an den Sonntagen Acht haben.
1726, Aesch. — Narren-: Festlichkeit in TnWeinf
bis an das Ende des XVllL, hervorgegangen aus dem
Aufzuge der waffenfähigen Mannschaft, die jeweilen
am Aschermittw'oehtage auf dem Schlosse dem zürcli.
Landvogte die Aufwartung zu machen pflegte. Die
Junglinge wählten sich einen König, der den Zug
leitete, und konstituirten sich als Parlament; nach
dem Zuge wurde vom Wirtshause herab die Geschichte
in
Fast, fest, fist, tost, t'iist
1118
ilei- zürch. Mmilnacht, danach eine Liste aller Läcliei-
üchkeiteu und Torlieiteii, welche das Jahr über in
der Umgegend vorgefallen waren, verlesen. Eine
Malilzeit, an welche der zürch. Obervogt alle Jahre
zwei Eimer Wein beitrug, machte den Beschluss. Wer
seine Torheit aus dem Narrenbuche sieh nicht wollte
vorlesen lassen, kaufte sich gerne durch Geschenke an
. die Narrenzunft los. Vgl. Narrenrat und über ähn-
1 liehe parodierende Rechtsgebräuche Osenbrüggkn. Stu-
dien 1881, 407 tf., und über die N.-Feste in den Kirchen
Wanüer, Sprww. 3, 937. — Nasen-: Erinnerungsfest
an die Schlacht bei StJakob am 26. Aug. 1444. durch
welche die damalige Kriegsgefahr von Basel abgelenkt
wurde. Die Basler gehen an demselben nach StJakob,
wo sie gebackene Nasen essen, die zu jener Zeit
; massenhaft aus dem Rhein in die Birs treten. Vgl.
Schw'izerhhiet. — Rueten- s. B.-Ziig. — Sennen-
s. Sennen- Kilchtcih.
(i 'scher- -e- Gii, ebenso (-e--, -e'-) mui G'serfe'nt
SoH, G'sche'rßst Tu, G'schjerf^st AaF., Z., Zer- GTa.
— n.: Wirrwarr, unruhiges Wesen, geräuschvolles
Hin- und Herlaufen, Lärm AaF., Z.; ScuStdt; unruhige
■ Geschäftigkeit GTa.; ScHStdt. Müdes Drängen und
, Treiben Th. Viel Wesens unbedeutender Dinge wegen
I GTa.; ScnStdt; ungewöhnliche Aufregung, Freude od.
■ Verdruss, mit lauter Äusserung derselben So» (Kirchh.).
Er hat ob dem Bing a G. g'hii", ma" hett g'münt [ge-
meint], ums es [Grosses] war. Die Sach hat im vil
G. [Mühe] g'macht.
I Eioe taiitfli. Zss. aus Wucher (s. d.). zu ahd. niiiun, mut-
! willig sein, jauchzeu, und Fcai g. Das nuverstandeue erste
[ Glied des Comp, hat Umdeutungen uud Anlehnungeu an zerren
J und Ser erfahren. St. scheint sogar au Zshang mit Muctiner
\ IWuotans Heer] zu denken. Auch der 2. Teil hat Umdeutung
1 auf das Adj-Adv. ,fest', das ganze Comp, damit eine sulche
I «af imperative Bildung erfahren.
* Bogenschützen-: Fest der Bogenschützengesell-
schaft in Bern am ersten Dienstag im Mai; die Mit-
' glieder zogen mit Musik, in Uniform, in festlichem
! Umzüge nach der Schützenmatt, wo mit dem Bogen
' nach einem hölzernen Papagei auf einer hohen Stange
geschossen wurde; wer ihn herunter schoss, wurde
für dies Jahr Schützenkönig. Das Fest verschwand mit
dem Ende des letzten Jhdts; vgl. Armbrustschiessen.
[ - Schwing-: festliche Zusammenkunft aus ver-
schiedenen Gemeinden, Talschaften oder auch aus ver-
schiedenen Kantonen zum Wettkampf im .Schwingen'
(s. d.). Es gilt ländliche Preise, wie kleinere, meist
f von den Zuschauern erbettelte Geldgaben, höchstens
etwa ein Schaf, mehr aber die Ehre, als Sieger, bes.
: aus dem Usschtcinget (s. d.), hervorzugehen. Ort und
' Zeit sind meist herkömmlich festgesetzt. Am Oster-
montag (wann unter dem alten Regiment in Bern die
■ Katsglieder wieder gewählt wurden) versammelten sich
I die Schwinger aus dem Emmental und dem Oberland
I auf der kleinen Schanze; später, als man in dem
l Treiben der Hauptstadt den Untergang des ,Volks-
) festes' befürchten niusste, lud man (1866) die Schwin-
' ger aus BE. u. 0.; LE. u. Obw nach Langnau und
' (1867) nach Unspunnen ein (s. Alpenr. 1868. S. 174 ff.).
; Bei dem letztern Anlasse zerfielen die Wettkämpfe in
: den allgemeinen od. Vorschtcinget (s. d.), in das Stein-
stossen u. in den entscheidenden od. Usschwinget. Ein-
facher und volkstümlicher verläuft der Schwinget od.
l^nrf, Dürfet auf dem Rasen einer hochgelegenen Alp.
fo'st: 1. festhaltend; nnbewcglicli. allg. Ki"m
(V Schrifte" /'. mache", seine bei der l'idizei nieder-
gelegten Ausweisschriften mit Beschlag belegen Z.
Eine Zusage .f. und stet halten', häutige Formel in
der ä. Lit. , Steif und f. [unerschütterlich] verbleiben.'
ZitrGilr. 1656. Das isch ml" f. Gidanke, meine sichere
Überzeugung. Schild. I''' cha" 's nid f. säge', i'''
weiss-es nid f.. I''' hi" festw, bin meiner Sache sicher
und halte darum meine Aussage aufrecht; i hi festi,
sagt die Geschwächte mit Bez. auf ihre Paternitäts-
klage B. Ich spile f., Erklärung beim Kartenspiel,
dass man das Spiel gegen die übrige Gesellschaft auf-
nehme und zwar mit Verzichtleistung auf das ,Rauben'.
Dazu als Adv. ,festenklich.' LLav. 1569, = ,festiglich
glauben.' 1670. — 2. a) solid, kompakt, derb; stark;
robust, gesund, allg. Syn. kech; toll. Vgl. F.-Brod.
Von geronnenem Fett Gr. Syn. g'kalet; bestanden.
E festi G'sundheit. Euse Her [unser Pfarrer] ist nüd
de'' festist. — b) durch Zauber unverwundbar gemacht
.\a. Syn. gefroren (s. d.). .Zu N. hat Einer einen
Knaben (der aber zum Andern sagen dörfen, er soll
nur schiessen, er könn sich f machen) geschossen.'
1756, Z Nachrichten. — c) wohlhabend (eig. mit festem
Fundament versehen) Ai'. Mi Brügi ist voll Chorn
und Weisse [Weizen]. Der Cheller volle guete Wf;
Das muess bim Dunstig Upijis heisse". Das muess en
feste Buedi si"! JKMey. 1844. — d) in Titulaturen,
ehrenfest? ,Man sagte noch i. J. 1362: der edle Marg-
graf, der fromme Ritter; nachgehends kam der veste
Ritter und endlich der strenge (strenuus) auf.' POcns.
.Ihr Gn. Streng, Vest, Ehrenvest und Gunsten.' 1779,
WüRSTis. — e) adv., stark, heftig, sehr Bs; U; Z.
Und wenn me" s' öppe h'schelke wett [ausschelten
wollte], rumored s' nW no''' fester. Schwyzerd. Duct
's-d'r ive? Nit so f. Bs. .Sonders noch fester uf sy
geschlagen.' M. XVL, Z Gerichtsakten. ,Der esel lief
under der burdi fester [schneller], dann ich sunst ye
ein esel 1er laufen sehen.' Tierb. 1563. Vgl. fast. —
f) adv., oft, häufig GrS. Syn. fast. — un-: schwach,
nicht geschützt, befestigt. ,Die Grafschaft Burgund
sei ein kleines, unvestes Land, das Herzogtum Cham-
pagne aber stark und fest.' 1544, Afisrn.
band-: 1. h. machen, mitAcc. P.: Jmdn in feste
Hand, festnehmen, gefangen setzen. .Jeder schlug
[prügelte] den Buben ab, wo er ihn h. machen konnte.'
GoTTH. .Wann leichtfertige Leute sich vom Betteln
nicht abhalten ^lassen wollten, ist unser ernstlicher
Befehl, dass solche h. gemachet und verwahrlich an
allhiesiges Schellenwerk geschickt werden sollen.' 1693.
Z Mand. Diessenhofen wird gestattet, das Lumpen-
und Strolchengesindel h. zu machen. 1727, Abscu. —
2. handgemein Uw. — 3. kräftig (eig. fest in der
Hand); von gedrungenem Körperbau Z. Auch mit
Bez. auf Institutionen: .Damit dise Ordnung by hand-
festem wesen bestön mög.' Z Mand. 1.530; vgl. 4. —
4. standhaft, beharrlich, mannhaft, kernhaft. Syn.
handhaft. .Mit handfester Gemütsart.' Gotth. ,Uf das
wir in dem burgk- und landrecht in die ewigkeit h.
mugen beharren und blyben.' 1473, Absch. ,Er wäre
merklich unrüewig und h. gsyn [er beharrte darauf],
dass man nit abzuge.' 1524, Strickl. .By göttlichem
wort styf und h. blyben.' 1532, Z Mand. .Nit mec,
dann bis [sei] h.'. schreiben seine heimlichen Anhänger
an Tarquinius nach Rom. HBull. 1.533. ,Ir sollend
syn h. und gerecht, Nit ansehen d' fründschaft noch
11 Kl
Fast, fest. fist. fest, tust
llL'll
geschlecht.' ebd. .Las.st uns leheiilüt nur h. sein.
unsere herreii werden uns niüessen an Zinsen nach-
lassen, dann sonst niemand vorhanden, der die güeter
empfangen (kann).' 1553, Z Arch. , Handhaft, h., der
steif auf eim bleibt, firmus accusator.' Mal. .H. und
unverzagt.' Wurstis. Als Adv. .handfestenkliehen',
mannhaft: .Unsern statt vor mengklichs angriff h.
schirmen und fristen.' 1480, Bdndesbr. — 5. in Titeln
und Anreden = , streng, gestreng'. ,H., strenuus; stre-
nuitas, handveste, strenge.' Mal. — 6. emsig, rührig,
tätig. .Wenn die burger nit so h. werind gsyn, so
wer der ganz dum verbrunnen.' UMey. 1.540/73. —
7. gewaltig, verderblich; unbändig. ,[Die Oster-
reicher] tribend 's aber z' vil: des i.st inen druss er-
wachsen ein sölich h. spil [durch die Sehlacht].'
Halbsüter. ,Fraenum mordere, widerspennig und' h.
sein.' Fris. ,H., handhaft, nit ze demmen, indomitus.'
Mal. — rechts- h.: das Eecht fest handhabend. ,E.
V. H., welcher in ein r-e Eidgnossenschaft zog.' Ansh.
kapitel-fest: 1. die Bibelsprüche nach Kapitel
und Vers genau kennend; bibel-, schriftkundig Z. —
i. übertr., fest übh.; von Sachen, dauerhaft, solid;
von Personen, sicher, zuverlässig, erprobt, im Besitz
der körperlichen und geistigen Kräfte, standhaft Z.
Syn. standfest.
nagel-: fest genagelt, durch Nägel unter und in
sich genau verbunden, daher formelhaft verbunden
mit ,niet-f.': fest genietet, allg. Was niet- und nagel-
fest ist, gehört zum Hause und bleibt beim Wechsel
des Besitzers in demselben; was nicht, gehört zur
fahrenden Habe. ,Eine senkrechte, nagelfeste Leiter.'
ZAndelf. Proz. -Akten. ,Mauer-, nuet-, nagel- oder
schraubenfest verbunden.' 1882, Z Amtsbl. Vgl. nuet-f.
not-: 1. fest in der Not, standhaft und tapfer,
namentlich im Kampfe. ,Es hat sich Julianus in
diesem Streit also n. erwiesen.' Wdrstis. ,Es würde,
glaube mir, hier mancher Tugend bange, die sich wer
weiss wie n. glaubt.' Com. Erzählcxgen 1765. —
2. (g'nütfest Ap) unablässig auf das Selbe dringend,
in lästiger Weise beharrlich; pressant Ar; Z. Vgl.
der 3Iüedi; Nöti, Nöter. N. tue", e notfests Wese"
ha', wie kleine Kinder Alles erzwingen wollen. —
Mhd. nölveste.
nuet-: fest verschlossen, ohne klaffende Fugen,
solid gebaut. Z' Gr. isch einisch der Fall g'si, ''ass
nie" dür-e' Winter in-ere' nit gar nuet- und nagel-
feste' Burestube Schuel g'ha' het. Schild 1866. —
Xuet, Bretterfuge.
boden-: grundfest, sehr fest. allg. — Buden- im
vorstärkenden Sinne, wie z. B. in hcdcnhu».
bickel-: vom Erdboden, so fest (gefroren), dass
er mit dem Biekel [Spitzhacke] aufgehauen werden
muss; steinliart Srn.
Viel), .jedoch eig. hart wiu Stein, von Bickd LKnöchol,
steinerne SpiclkugelJ; vgl. 2c liickcl i/e/romi.
bummen-i bombenfest, nicht verrückbar oder
umzustürzen Bs; Z (eig. fest gegen Bombenschüsse).
— regen- sind Strassen und Ackerland nach heftigem
Kegen, wenn derselbe Schmutz und Unreinigkeit weg-
gewaschen u. den Boden festgeschlagen hat Aa; Z. Syn.
radu-iisch. — ge-satz-: die Kegeln (das Gesatz) be-
obachtend. Gs. rede', mit geordnetem Gedankengang Z.
feste", fe.itne" Aa; Gl; ,Gr; L;" SfiiwE.; Z:
1. befestigen, festmachen, allg. .Mit pfälen bewaren
und vestnen, palare.' Fris. Übertr.: bestätigen, be-
kräftigen, in Rechtskraft stellen. .Hand wir unser
landrecht ernüwert und gefestnet.' 1501/44, Schw LB.
,Das dem gottshüs diss landsatzung von artikel zne
artikel in kreften erkennt und gefestnet ist.' 1525,
G Landsatz. .üarby verwirft's [das Wort Gottes] all
fantasy, die uss dem wort nit g'festet sind.' Euep 1538.
,Darumb [hierüber] sollt mir die warheit festen.' Man.
.Zuo den kranken kommen und sy mit dem wort des
Herren vestinen [stärken].' Kessl. , Vestnen, confir-
mare, consolidare.' Mal. — 2. mit Bretterwänden ein-
fassen ScHwE. Vgl. Festi 2. — Mhd. vertm, vcuhnen, ahd.
fasijan, faitinon, befestigen, verschanzen, als Festung erbauen.
ver-: festmachen, befestigen Aa; „Gr; L; Z."
,Welche statt starch verfestnet worden.' ZiirGilg.
1656. — gr'und-: (tr.) das Fundament zu Etw. legen.
,Da man den Tempel gegrundvestnet hat.' 1707, Haggal
be-: befestigen, stärken, bekräftigen, rechtskräftig
machen, gültig erklären. ,Ouch dis alles, so diser
brief von uns wyset, ie zue zechen jaren mit unsern
eiden befestnen.' 1454, Absch. ,Da bracht der Küng
zuo wegen, dass der Bericht gefürderet und uf ihn
zuo befestnen gestellt [ihm anheimgestellt] ward.' Ansh.
.Wider alleanfechtungbevestinen.' Kessl. ,Befest(n)en,
stabilire, firmare, emunire, solidare.' Mal. ,Dass ich
mich mit den Verheissungen des h. Evangelii befostne
wider alle Angriffe des Satans.' AKlingl. 1691. ,Be-
fe.stnete Gesundheit.' JMey. 1694. ,Zur Befestnung
der römischen päpstlichen Monarchei.' ClSchob. 1695.
,In der hl. Schrift unbefestnet.' ebd. 1699. ,Weh dem,
der die statt mit Blut bauet und mit Bosheit befestnet.'
1707, Hab. — JIhd. lievmtrn, heveilenen, festmachen, festsetzen.
festeren: fester werden; uneig. von einem Men-
schen, der an Leibesumfang sichtlich zunimmt Ar.
Festi f.: 1. Festung, Burg, befestigter Oit. allg.
,Dass man nieman ze burger hie nemen seil, er swere
dann 10 jar hie oder in ainer ander gemürter f. sess-
haft ze synne.' Ende XIV., Stadtr. TuDiess. 1415 ver-
setzt der König den Zürchern ,die nidcre [untere] f.
an der brugk zue baden.' Hess 1818. ,Die kinder
Ismaels in iren höfen und festinen.' Bis. 1560 [dafür
,stetten.' 1531], Auch in Flurn. in BLiegerz und
Melchnau. — 2. äussere Bretterwand an Gebäuden
ScHwE. yghfestfnjen. — 3. Vertragsurkunde (s. Hand-
Festi). ,Disen vertrag findet man in abt Wilhelms
feste.' Väd. — 4. Festigkeit, allg. — Mhd. rcWe, sicherer
Ort, Festigkeit, Bekräftigung, Sicherung. Zu 2 vgl. nrnjelfat.
Halb-. Als man die .Hochwerinen' am Schloss
Luggarus geschlissen habe, seien einige ,Halbvestinen'
und starke Mauern übrig geblieben. 1548, Absch.
Hand-: 1. Kernhaftigkeit, Tüchtigkeit (speziell
Kriegstüchtigkeit), Ehrenhaftigkeit. ,I)is ist wunder-
barlich und grüsam zu hören von der Handveste diser
Lüten der Eidgnossen, dann sie zogent die blutigen
Pfeil uss ihrem Leib.' ECys. 1600. .Weil sich das
Capitel zu diesem N. N. seiner H. wegen des Bistumbs
Ledigung und Aufgang versehen.' Wdrstis. ,ln Sachen
aber, die allein uf Muetmassungen standen, in denen
sollen die Eiclitere die Handfeste. Ersame und Glauben
beeder Teilen, des Klägers und Antwurters, mit Fleis.'i
bedenken und ermessen.' 1627, Bs Eq. — 2. Macht.
Kraft. ,Nicht das Eecht suchen, sondern sich auf die
Handveste vertrösten.' 1530, Absch. Bes.: rechtliche
Kraft und Gültigkeit. Bestand. Beständigkeit. ,Dass
1121
Fast, fest, flst. fost. fust
1122
es alles billich nach unsers amptes recht, sitten und
gewohnheit guet kraft ewig und beliplich handvesti
haben soll und mag.' 1442, Gfrd. ,A1s es billich
kraft, macht und guet, ewig h. hett nach lantsrecht,
sitt und gewonhait.' 1451, Arg. ,Zno meerung und
h. [Stärkung] gemeinen nutzes.' 1529, Absch. .Harurab
und zuo noch meerer h. [Bekräftigung] und waarer
bekanntniss aller obgeschribner dingen, so haben wir
unser insigel gehenkt an disen brief.' 1530, ebd. ,Utzid
das uss gottes wort nit grund oder h. hat.' 1532, Z
Mand. .Wett gott, das er welle ein rychstag setzen
in synem rych und den«" h. geben, so in synem
gluuben wandlen.' 1541/85, Bs Chron. ,Was er also
vermacht, soll kraft und h. han in der besten form.'
1548, MEsTERM., Kick. -- 3. Bekräftigung durch
Handschlag oder Unterschrift unter eine Urkunde,
auch diese selbst; verbrieftes Eecht, insbesondere die
von den Landesherrn ihren Städten erteilten, urkund-
lich verbrieften Privilegien, welche die Grundlage des
Stadtrechts ausmachten; Freiheitsbrief. ,Wir ver-
j5hen, dass wir durch die bette der burgre ze sante
Gallen das alte recht der selben statt wider gemachet
han und ir dise h. darübir gegebin han wider den
handvestinon, die ir ze einir brunst verbrurnen wa-
rcnt, da es von altir ane geschriben was, und die ir
von kaisern und von kunigen gegeben und gevestent
warent.' 1291, G Freilieitsbr. ,Swanne ein römscher
küng erweit wirf und der danne in unser statt kummt
und den burgern ir hantvestine, ir gerichte und ir
guoten gowonheit von im bestetet werdent.' Z Richtebr.
,Wir gelobent, dass wir inen [den Baslern] ein burger-
meister und rat geben, wenne si's an uns gefordernt
nach der h., die si von bischof Heinrich gehebt band.'
1337, Waok. DR. ,Wäre dass ieman vor gericht ütz
fordret oder züget an der burger hantve-sti, oder an
die einung, die an der statt buoch geschriben .stand,
oder ieman uf die h. oder uf die einung vor gericht
crtcilti [Urteil spräche], das soll man daran zügen.'
oa 1400, Stadtr. Diessenh. ,Die Vorfahren von Bischof
Ph. haben mit der Stadt Basel Freundschaft und Hand-
festync gehabt, die beiden Teilen von Nutzen gewesen
sind.' 1542, Absch. ,Dic Verbindung hierüber [über
Errichtung und Befugnisse der Zünfte] ward die
Handveste genannt.' Wurstis. — 4. die für ein ver-
brieftes Recht zu entrichtende Abgabe; eine
zu Recht bestehende Leistung. .Weil die Mühlen-
anlage vergrössert worden, so hatte N. jährlich 1 Mütt
Kernen als Zins zu entrichten, was ihm als H. [für
das Mühlerccht] dienen sollte.' 1076, Strickl. Morgen.
,Die Handvesten, Grund- und Bodenzinse von ver-
schiedenen in der Stadt befindlichen Gebäuden, Plätzen.
. Der Ursprung dieser Zinse rührt daher, dass wenn auf
dem der Stadt zugehörigen Grund und Boden von
l'articularen ein kleiner Fleck Landes zu Privateigen-
; tum gemacht wurde, solcher Grund und Boden nur
; unter der ausdrücklichen Bedingung cediert ward, dass
>j von dem nunmehrigen Besitzer als Entschädigung für
' die Schmälerung des öti'entlichen Platzes eine kleine
1 Gcldabgabe in das Stadtseokelamt entrichtet werde.'
' Mem. Z 1801. — hand-fcsten, -festigen: eine
■ Urkunde unterfertigen, Urkunden, spez. Vermächtnisse
ausstellen. .Unser herschaft lüt söllent vonhin dis
obgeschribnen rechten und Satzungen alle samend be-
halten und darby hantvestigen nach irem vermugen.'
1507, B. Aufrecht halten, sicher stellen. .Nicht um
Schweiz. Idiotikon. I. 8.
Jemand an Leib und Gut zu schädigen, sondern um Eid
und Ehre, so sie hierum getan, zu handfesten.' 1535,
Absch. — Mhd. hanlvegte, schriftliche Versicherung, Urkunde.
Lani-Festi, -Festi'g: 1. Vorkehrung zum Schutze
des Landes, sei es als Pfahl-, Flecht-werk, Holzver-
schlag oder Mauer, an einem Bache, Flusse oder See
oder als Stützmauer an einer Strasse oder an einem
Abgrunde, wo man auch etwa Rasen anlegt Z. ,Die
niedere Brück hat der Werkmeister L. H. gewölbt
und beid Landvestenen geschlagen [die der Brücke
als Schutz und Widerlager dienten].' Ansh. ,L. von
der Aare bis an das Zollhaus gebaut und ausgefüllt.'
1559, Aarac. ,An der Seiten gegen der Statt hat das
Wasser die L. und das Haus sehr unterfressen.'
JJScHEUCHz. 1707; 1746. , Jedem Burger soll erlaubt
sein, auf der obern und untern Brugg, desgleichen
auch an beiden Landfesteneu zu fischen.' 1710; 1776,
Z Fischerordn. — 2. das Land längs eines Baches
oder Flusses. 1770, Z Gescheidsordn.
Mhd. lantvcati, Verschanzuüg, Landesverteidigung, festes
Land, im Ggs. zum Wasser.
Not-: starke Festung, Gebäude in bes. sicherer
Lage? Die Absch. v. 1627 beschäftigen sich mit ,der
Notfest [so!] und dem Kloster zu Luggarus', welche
wohl ein und das Selbe bedeuten, nämlich das eben
damals im Baue begriffene Kloster Sta Maria del sasso.
Stand-Festi(gkeit): Standhaftigkeit, Beständig-
keit. ,Wie aber die 5 ort die stantveste deren von
Costenz sachen [sahen].' Vad. .Ermanet Paulus Ti-
motheum zuo gedult und Standfestigkeit in leiden.'
1531, IL Tim. ,Von standveste, küenheit und dapfer-
keit der glöubigen.' Bib. 1548.
Tümen- = Hand-Festi, Richtebrief der Glarner,
weil der bekräftigende Daumen in das rote Siegel-
wachs eingedrückt zu werden pflegte. Sie wird bei
der Näfelserfahrt prozessionsweise mit andern alten
Documenten herum getragen und das Volk glaubt, in
der die alten Schriftstücke bergenden Lade liege der
Daumen des h.Fridolin, d.h. des Landespatrons (Rocuh.).
Festi°g f.: 1. Befestigung, Bestätigung, Bekräf-
tigung. ,Wir binden uns under des vorgeu. N. N.
ingesigel, wann wir nicht eigen ingesigel iezent haben,
z' einer gezügsami und z' einer festunge aller vorge-
schriben dingen.' 1346, Gfr. ,Das er [Zwingiis Gegner
Struss in einer Streitschrift] mcr f. mit synem buoch
zuotragen, weder [als] unserem genommen hat.' Zwingli.
— 2. eine im Winter den Viehställen angelehnte
Schutzwand von Stroh, Reisig oder Moos Th. VgL
festen. — Mhd. veitunge, BefestiguDg, Grundfeste.
Land- s. L.-Festi. festnen s. festen.
Weg-Festni f.: Vorkehrung zum Schutze eines
Weges an einem Gewässer. ,Das grosse Wuor und
W.' 1763, Zg. — Über n vgl. /esl(n)en.
Fester, Fester s. Fenster Sp. 871. fester
s. fnvster Sp. 873.
Vester: Silvester. Ineichen.
Pesirfis ('-ei/fe; UwE., Festl'tiss AaF. ; VOrte, -dis
Ndw: 1. grosse Vorbereitungen zu Etw. AaF. Ge-
pränge; F. mache", grosstun mit Etw. Ndw. — 2. Cere-
moniell, Umschweife, Complimente VÜrte. — Zu Grunde
liegen X&i. festivuin. Fest, uad/cftoi^«». \^\, Fastitis, FisHri.
feisst, feissten, Feissti s. feiss usw.
Feister s. Fenster. feister s. finster.
1123
Fast, fest, flst, fost, fiist
1124
Fist m.: crepitus. ,BI dem f. (u. H.)' im Suh ötadtb.
1291 unter den verpönten Schwüren aufgezählt. S. noch
pflsten.
Fistel m. = Fisel I (Sp. 1074).
Viell. ist identisch damit ,Pfistel' bei JCWeissenb. 170-2 :
,Dass ich gepflanzet Distel, Darauf ohng'schmackte Pfistel
Der fremde Gär[t]ner zweit [pfropft].'
Fister s. Fenster. fister s. finster.
fistere": sich mit kleiner Handarbeit eifrig, aber
unfruchtbar beschäftigen Bs. Vgl. pfistereii.
Fisterlinn. : Strandläufer, tringa hypoleucos. ,A'^on
dem 6. geschlecht der wasserhüenlinen, fysterlin ge-
nennt.' VOGELB. 1557.
„Fistiri, PI. : Umschweife, viel Wesens (machen)
W." Vgl. Fes(ivis.
Fistle" f.: 1. verhärtetes, tiefes Geschwür mit
Kanälen. ,Fistula, ein umbfressender schad, genannt
die flsslen.' Fris. ; Mal. Bei JJScheuohz. 17üti wird
das Pfäiferser Wasser gegen ,Raud, Fisticn' usw. em-
pfohlen; ebenso das Weissenburger gegen ,fistulierte
Schäden'. — 2. „Gerstenkorn am Augenlide L." ,Die
fissel oder fistel an äugen, iegylops.' Mal. — 3. = Fi-
schele I. — 4. Schelte für eine zänkische Frau. UBiiinG.
1782. — 5. Windhafer, avena sativa, var. fatua. ,Die
fissel oder fistel ist auch ein unkraut, dem haber ge-
leich, aber unfruchtbar, sgjlops.' Mal.
Mhd. /hwl, fisld in Bed. 1, aus !at. /«(tifa, Röhre, Speise-
röhre, Geschwür, Pfeife. — 2 heisst auch Augenhaber, vgl.
Gr. WB. — 5 ist sonst nicht belegt; die lat. Bezeichnung
für aegt/lopa ist ,festuca'.
Föst, Fester, fosteren s. Forst usw.
par-fost s. parforss.
Frist 1, ,Funst' -- üim. Füstji BO.; Gr; W, sonst
FüstK — f.: die geballte Hand. 1. als Werkzeug
körperlicher Misshandlung: ,Wor den andren mit den
fünsten- schlecht.' Ofpn. Klingenb. ,[Sie] gab im mit
der funst eins in das angesucht.' Ziely 1521. ,Es solle
die straf [in der Schule] bescheidentlieh, mit Vernunft,
mit der rueten und nit mit fünsten, kopfstreichen oder
hin- und herwerfen beschehen.' M. XVI., Z Staatsarch.
,Mit Fäusten abtrocknen' s. letzt. W. ,Durch die Fäuste
jagen', abprügeln; bildlich: Einen heruntermachen.
,Wenn schon das Publikum dich, trefflicher Mann [La-
vater], d. d. F. jagt.' UBrag«. Hieher auch die sprichw.
RA.: ,Dienen' oäeii , Russen' wie ne F. uf es Aug. ,Das
ryniet aber sich so fyn. Als sich ein f. rympt uf ein
oug.' Anf. XVII., HsUGrob. - - 2. als Bild von Macht
und Gewalt oder gewaltsamen Verfahrens, Erlangens.
Fr cha"" kei F. mache", hat keine Macht AAEndt.
F F. mache', wenn nie' cha"' GWa. Mach e F., wenn
cV Icei Finger (kei Hand) hast! allg. D' F. i' de'
Hose' (im Sack) mache' (ha'), ohnmächtig zürnen,
Zorn nicht auslassen dürfen, heimlich drohen; c F.
im Hosesack, Prahlen oder Schelten ohne Mut. F F.
im Sack fürchtet- me' nid GRRh. Mit anderer Litte
Fingeren e F. mache', aus fremdem Geld seinen eigenen
Vorteil fördern ScHwMa. Chlini Chind, wo-n-es Füstli
mache'd, werde'd gitig oder bös Z, Glaube der Mütter.
,Mit der funst erlangend wir nit allweg und by yeder-
mann alles, das wir gern hättind.' HBull. 1540. ,Hat
mit syner funst noch nieman übergwaltiget.' RGcaltb.
1584. Uf eigni (die eigi) F. fhi") Etw. tun: auf eigne
Rechnung, Verantwortung, ohne Hülfe. ,Auf die F.
hin leihen, verkaufen': auf Kredit, ohne Unterpfand
Ap; Gl. Uf d' F. ne', auf Borg. Ineichen. ,Er muss
sein seel nit an ein ungewüss ort auf die faust hinaus
geben.' FWvss 1650. — 3. als Bild von Verdeckung:
/" d' F. (i' 's Füstli) lache' (vor Schadenfreude). Besser
i" d' F. ah i' 's G'sicht lache". Sülger. — 4. als Mass:
Füstdick g'loge' S. .Obgleich Zacheus kaum einer
Faust gross gewesen, gleich wir zu reden pflegen.'
.\Klingl. 1688. — 5. (Schaf-) Füstli, Schaf keule B;
Syn. Schaf-Stotzen.
Mhd. gleichlautend. Obwohl füst wahrsch. aus 'funhtl
zsgez. ist, ist das ,funst' unserer ä. Quellen nicht etwa ein
Überrest jener Grundform, sondern n ist erst wieder ein-
geschoben, weil in andern Fällen wirklich ü erst aus un-\-t
zsgez. ist. Vgl. Fromm. 7, 25 f.
Amboss-: ein Teil des A. Z. — Wiber-: die
mit eingeschlagenem Daumen gebildete (also nicht
vollkräftige) L.
füste", in UwE. faste" (-oi-): 1. eine Faust niachenj
bes. als Geberde ernsthafter oder scherzh. Drohungi
heftiger Erregtheit. Mit-''em Füste' magst nild g'ko*,
deine drohenden Geberden reichen nicht aus. EFeurek.
Mit Dat. P., die F. gegen Einen ballen Gl; Z. —
2. mit der Faust schlagen, a) intr. L; W; Z; ume f.,
mit den Fäusten um sich schlagen. ,Da iren zween
uiit einanderen fausten.' 1670, Arg. So hei er g'redt
und g'f ästet uf de' Tisch, dass 's g'kesslet [geklirrt] Im
in Gläsre', wusst nüd wie. Stutz. — b) trans., eine
Person schlagen, prügeln B; W. — 3. mit der P.
packen; mit der ganzen Hand zugreifen Ap; Syn.
hampflen. — 4. f. und chrotte, streng arbeiten B oAa.
— 5. (in Aa pfüste) unbeholfen, ungeschickt an Etw.
arbeiten; sich an einer Handarbeit, die man nicht
gewohnt ist, versuchen. I)u liest eisder Oppis z' f.
Was füstisch? fragt man halb neckisch L. Syn,
haschlen. — 6. = füstsagen, eine Art des Sägens. —
an-: recipr., einander drohend die Faust zeigen ZTurb.
- zesammen-: zsdrücken. Er füstet die Chüssi
[Kissen] no''' ärger z'sämme. MUsteri. — z'w'cg-: ober-
flächlich und eilend zurüsten UU.'
Füster m., meist dim. Fusterli: 1. (in S auch
Pfuster, -U) kleines, hölzernes (nach Ebel blechernes),
ovales, mit einem Scblagdeckel versehenes, an der
Hand getragenes, niedlich gearbeitetes Geschirr für
Milch und Rahm B oAa., E.; LE.; S; Uw. Syn. Tuteli.
Nach Ebel brachten die Küher in einem , Fusterli'
Rahm in die Stadt B. .Brenten, Fausten [1. -er], Anken-
kübel.' JJScbweiz. 1830. - 2. Fusterli, ein Gericht;
Gemeng von Schlagrahm und zartem Zieger od. frischer
Käsemasse L; Schw; Uw; Zg; gesottene Milch oder
frischer, kalter, süsser Rahm mit , Käspoldern' aScHW;
eine Delikatesse, den Herrschaften auf den Alpen
serviert UwE. Jus Lieb chunnt zue mir i" d' Hütte)
Mls Lieb chunnt zue mir uf d' Alp; I ivill es F. rüste",
Wie 's dir und mir tvol g' fallt L. Gebäck aus Teig
und Butter, am Feuer gebraten Aa. ,Von der Senti-
anstalt in L wurden jährlich ausgeteilt Küchli, Nidel,
Fusterli (1 Zuber voll den Klosterfrauen im Bruch)
u. A.' XVU./XVin., Gfr.
1 wahrsch. sS genannt, weil man es in der Hand trägt,
während grössere Milchgefasse auf dem Rücken. — 2. Das
Gericht viell. von dem Gefäss benannt; wahrscheinlicher aber
war die aus SchwE. angegebene Bed. ,die mit der llaiiil
(Faust) vorläufig ausgedrückte Käsemasse, welche nachher
unter der Presse vollends vom Käsewasser befreit wird', die
ursprüngliche. Ein ähnliches Gericht ist Stumjijcnicei-ni, nur
dass bei diesem noch Mehl zugesetzt wird. — S. auch P/uiicrli.
1125
Fast -fnst. Fat Fut
1126
Tuteli- = Fmtei- 1 BE.. M. — Zimbis-: ein
ähnliches Gefäss, in welchem dem vom Hause ent-
fernten Arbeiter das Mittagessen gebracht wird, etwa
mit einer Scheidewand im Innern versehen. Sie Nase
hält dem Buren a guetc Zimmis-Fiister 'ge': er hält
(in ei'm Ort könne das Dick ha' und am andern Ort
das Dünne. B Nachtspruch.
ge-füstet: 1. geballt zum Kampf. .Gefaustete
hand. compressa in pugnum manus.' Mal. — 2. mit
hinzugemessener Faust. .Man soll die landstrassen
dem land und den tälern nach anderthalb gefustet
währklafter [Werkkl.] wyt machen.' GrD. LB.
Füsti f.: geballte Hand, im Unterschied von an-
dern Gestalten der Hand. Rochh. A. K. S. 109.
,füstelen: 1. mit geballter Hand auf den Tisch
schlagen, drohend gestikulieren, als Vorspiel zum
Dreinschlagen. — 2. (recipr.) einander prügeln B;
VOrte; Gr; S." — füstlen, mit Ei'm: mit der F.
spielend wettkämpfen (boxen) B (Zyro).
füstig (-oi-J: faustgross, z. B. Kartoffeln UwE.
,Fänstig stein', von Hagel. Euef 1538. Syn. hand-
töllig Sp. 785.
füstli"g: Adv., mit der Faust. E-e" melclien, ohne
den Daumen Gr. Syn. geliämp fügen ; Gegs. tümling,
geknödligen. ,Mortlichen mit ei"m heimlichen bymesser
füsslingen [1. ,füstl.'] erstochen; dass biderb lüt, die
daby gewesen sind, nit anders wüssend, denn er hetti
in nit mer denn trochenlich mit der fust geschlagen.'
1510, Diener, OGl. ,Ihre G'wör über die Achslen
oder füstlingen in der Hand getragen.' L Ansehenb.
Füstli"g m.: 1. Faustschlag GrD. — 2. Faust-
handschuh L. — 3. kleine Pistole BG. ; L. .Sich mit
einem sorglosen [unvorsichtigen] schütz [Schuss] uss
dem f. verletzte.' Bs Chron. 1514,85. ,Niemand darf
Fäustlinge, kurze oder lange Feuerbüchsen, weder
mit noch ohne Erlaubniss tragen.' 1579, Absch. ,Füst-
ling sammt Hulfter.' L 1585. ,N. N. soll des füst-
linges und dolchens müessig gan und andere wer
bruchen in bescheidenheit, wie hie landbrüchig.' 16'20.
Obw Staatspr. ,F. und kleine Dölchli tragen.' 1624,
Absvh. ,Wann er ihme syn sachen offenbare, welle er
ihne mit dem füstlig erschiessen.' 1627, Obw Staatspr.
,Kadbüchsen und Fünstlinge tragen.' 1633, Absch.
.Soll auf N. ein unter dem Mantel verstecktes F. ab-
geschossen haben.' ebd. ,Wenn Geistliche Fünstling
tragen.' 1635, ebd. ,Mit geladenen Musketlinen, Füst-
lingen und Schlüsselbüchsen geschossen' haben die
bernischen Schulknaben 1636. B Tascbenb. 1878. .A»
1544 seind die Pistolen oder Fäustling erfunden wor-
den.' Hafn. 1666. — 4. einhändiger Hammer, der beim
Sprengen gebraucht wird, wenn der Mann mit der
andern Hand das Bohreisen halten muss, im Unter-
schied von dem mit beiden Händen geführten Spreng-
hammer BHa. — Mhd. viutleUnc, Fausthandschuh.
Post II f.: eine Art Meerschiffe. , Zwo gross nafen
und zwo gale sapptil, da man mit den riemen zucht,
und 5 fusten.' HsSchürpf 1497. ,Im Pallatz Arscinal
d. i. ein huss, darin sy ir schiffer machent, sachent
wier ob C galleen und kielen oder nauen on [nicht
gezählt die] fusten.' Stulz 1519. ,Gabent uns zwo
subtil galleen, welche uns die ronbschif abnamen [ab-
hielten], denn wier wol gesachen etlich fusten ein-
andren jagen, aber sy mochtent den unsren nit an-
gewünnen.' ebd. , Sechs galleen und zwen gallion,
euch etlich fusten, mit welichen schiffen sy sich
habend erfrischen mögen mit spys.' 1528, Strkkl.
,200 galeoten. fusti und bregantini, in summa by 500
seglen.' Kessl.
Spätmhd. J'unt f., kleines Spähschiff, aus it. fuHiu, frz.
fuitc, aus lat. /««fi>, Prügel, mlat. Baum, Holz, vgl. it. legno,
auch : Schiff, aus lat. Uynum, Holz.
Hund-Fnst: entstellt aus oder verschrieben (ver-
lesen) für ,H.-Futt'. .Welcher dem andern über Friden
rvr [reverenter] H. sagt.' 1645, Zg.
Fusti: ein Gewürz, die Stiele der Blüten des
Nelkenbaumes, zur Verfälschung der Gewürznelken
missbraucht. ,Unter gefärbtes Pulver darf anstatt der
Muskatnüsse gebrochene Musk., Ca(m)pleet und F.
gebraucht werden.' um 1540, Abscu. — It. funti, eig.
Stiele «bh.
Fat (vat), fet, fit, fot, fnt, resp. fatt (vatt) usw.
Vgl. auch die Gruppe Fad usw.
Fat f.: List, böswillige Erfindung? ,Lüt, die mit
bösen fünden und fulen faaten umbgond.' HBitll. 1531.
Vgl. ,Lautere Fauten und Possen.' ClSchob. 1699.
Mhd. vate, vatle, ahd. fuia mit der allg. Bed. Anlage, Be-
schaffenheit. Vgl. ,fatig', gewandt, listig (Gr., WB. 3, 1363).
fatal: 1. festbestimmt und geboten Nnw. E fatale
Termin ist ein solcher, durch dessen Versäumung
man in Schaden kommt, sich seiner Rechte begibt.
.Alle Creditoren und Debitoren des N. N. werden auf-
gefordert, sich innert der fatalen Frist von 6 Wochen,
3 Tagen anzumelden.' S Kanzleispr. z. B. 1811. ,Der-
jenige, so eine Appellation ergreifet, solle innerhalb
10 Tagen die Appellation einschreiben lassen, und
besagte 10 Tag, so man die Fatalia nennt, keineswegs
vorbeistreichen lassen.' Bs Landesordnung 1757. —
2. widerwärtig, ärgerlich Bs; Z. E fatali G'schicht. —
fatalisch, fertalisch: begriffsverstärkendes Adv.
GrD., S. — S. auch fartal Sp. 1037.
Phatast s. Phantast.
,auss-fättelen: expolire.' Mal. — Dürfte auf ye-
vätterlen, spielend hantieren, zurückgehen.
Väter, Dim. Väterli Aa;Bs {m.); Z, Viiti n. GrV..
Persn. als Kosewort, Vätterli in wirklich verkleinern-
dem Sinn — PI. Vättere' : 1. der leibliche Vater.
Syn. Da, Dada (Kinderspr.), Att, Ätti, der Alt. Herr
V. wird auch der Schwiegervater angeredet Bs. Bildl.
Vater und Mueter tue' Ap, V-is und M-is mache'' Z:
Kinderspiel, wobei zwei Kinder V. und M. vorstellen.
Syn. Cliüdermueter ha" ; vgl. gerätterlen. V. u. M. löse,
schlö, küsse, werfe, das weitverbreitete und vielnamige
Spiel (s. ,Brot' S. 105/7), flache Steinchen über eine
Wasserfläche werfen, wobei der erste Sprung des Steines
den Vater, der zweite die Mutter, weitere Sprünge Kin-
der vorstellen Ap; Tif. Syn. briltlen usw. V.-und-So',
gemeiner Huflattich, tussilago farfara ApK. Su'-ror-
em-V., Herzkraut, anemone hepatica AAEhr. Me' git
de' V. nid rtin Chinde' weg, man verkauft das Bessere
nicht von dem Geringen weg. Sclger. Im Sinne von:
Urheber, Ursache: 1"* wott zu dem Chind nid V. sV,
will nicht Schuld sein oder als Ursache gelten B.
.Es lasse sich vermuten, dass die Sache einen altern
V. habe.' 1535, Absch. ,Da man geglaubt, das Kind
habe einen altern V. [der Ubelstand rühre aus älterer
1127
Fat, vat, t'et, tit, Cot, tut
11 '28
Zeit her], so sei mau auf reiflichen Rat bedacht ge-
wesen.' 1541, ebd. — 2. in moralischem Sinu, als
Ehrenname eines Vorgesetzten, Höherstehenden, in
Compp. (s. dd.) oft auch nur i. S. v. Aufseher, a) welt-
lichen Standes. Mit ,V.' redet die Magd den , Meister'
[Hausherrn] an LM. ,Herr V.' wird der Vorsteher
des städtischen Waisenhauses [Waisenvater] von den
Kindern angeredet G; Z f . Diejenigen Glieder des
Z Rates, welche Obervogteien verwalteten, erhielten
von den Vogteiangehörigen häufig den Namen ,Herr V.'
,Es freute sie, dass das Kind ihrem Mann den alten
schönen Titel „Junker V." gegeben.' HPest. 1785.
,Es soll ein E. Bruderschaft dem Hrn V. [Zunftvor-
steher, Obmann] alle 3 Jahr mit einer Verehrung be-
gegnen; was die Schwöster und Bruder anlangt, soll
man inen alle Jahr 1 Pfd aus der Lad verehren.' Z
Kürsner Art. 1057. Scherzh. wird auch etwa in einer
beliebigen Gesellschaft eine Person, die ein gewisses
Ansehen geniesst oder sich selbst gibt, ,Vater N.' ge-
nannt SOlt. — b) geistlichen Standes. .Geistlicher V.'
heisst der bei der Einkleidung einer Nonne oder bei
der ersten Messe eines Priestors die Stelle des V.
vertretende Geistliche AABb. ; Ndw; .weltlicher V.',
ein solcher Laie Ndw. ,Unser V.' nennen die Unter-
waldner ihren Landesheiligen Nikiaus v.d. Flüe (1790).
,V.' hiess der Abt eines Klosters. XVI., Absch. ,Ja
frylich, lieber Vater mein!' redet Beatus den Barnabas,
seinen Bekehrer, an. Com. Beati. — 3. in religiösem
Sinn, von Gott. Will's der lieb V.! so Gott will,
hoffentlich BBe. B'hüet-is Gott und V. (statt Gott
V., Son und h. Geist)'. Z.
Die beiden Pflanzeun., von denen der erstere unrichtig
verdeutscht ist aus ,fllius ante patrem' älterer Botaniker,
beziehen sich darauf, dass die betr. BiUten vor den Blättern
erscheinen.
Alt-Vater. Altväter werden beim Umzug der
, Fänderbesatzung' Männer genannt, welche in der
Tracht und Rüstung des vorigen Jhdts und mit künst-
lichen Barten geschmückt dem Zuge voranschreiten
W. — Mild, altcuter, Greis, Patriarch.
Alter-: Vater des Grossvaters, Urgrossvater. Mal.
— Aber-Eltern-Väter: Urahnen. ,Kyburg, von
welcher die ahereltren-vätter der Erzherzogen von
t)starych geboren sind.' KdTürst ca 1489.
Anim- Vater: Nährvater. ,Dann die kunig wer-
dend deine ammvätter und ire künginen deine amni-
müetern.' 1531 /löG7, Jesa.i. .Die trewen Ammvätter
unserer Kirchen.' JMüll. 1065. ,Ein Beschützer und
A. der Kirchen.' AKLiN(iL. 1088. , Ammvätter, nutri-
tius.' Denzl. 1716. — Gebildet nach Amm-Mueler.
Imben- (Imme-): Bienen-V. Z. VgL auch ImWcc,
Imhmann. L, Hnsvafter, der gute Bienenzüchter ist zu-
gleich ein guter Hausvater. — Ani-: Vater des Gross-
vaters oder der Grossmutter Uw. — Ur-an-: Urur-
grossvater. ,Hans Haft'ner, myn Uran-Vatter.' FrHafn.
1606. — Stinkäni-: ebenso UwE. — Unser- n.:
das Gebet. Wie-nes U.-V. usse g'lert. Stutz. Er ist
(oni Saft und Chraft) wie ne katolisches U.-V., es
fehlt ihm Kraft Z (weil im kathol. U.-V. der, aller-
dings unechte, Schluss: ,denn dein ist das Reicli und
die Kraft' usw. fehlt). Vgl. unser. — Armen-: 1. Vor-
steher des Armenhauses Ar; Z. — 2. Mitglied der
Armenpflege und als solches Besorger einer Armen-
familie Z. — Erz-: Patriarch, bes. Stammvater des
jüdischen Volkes. ,Erzvatter, der fürnemmest und
das haupt under den vätteren, patriarcha.' Mal.
Fron-: der Papst. RCvS. — Vgl. I'rnn-hchimm.-fmten;
von frön, heilig, herrschaftlich.
Fritschi-: der von der Safranzunft gewählte Ver-
anstalter, Anordner des sog. Fritschiumzuges in L.
Er fährt dabei in einer Kutsche mit oder voran.
Ge-vatter — PI. G'fattere", früher auch ,Ge-
fätter(e)', z. B. Z Mand. des XVII.: Taufpate (mit Bez.
auf die Eltern des Täuflings; sonst Götti und Gotte);
frz. comp'ere; auch G'vatter-Ma"" oder Vetter G'mtter,
so wie die Patin G'v.-Frau, Frau G'o., Bas- (Z), JSäs-
(Bs), Bäsi-G'c. (Sch). Beide zusammen heissen G'vat-
terfsj-lüt Aa; Z; Syn. Göttefrjti. Nachdem die Paten-
schaft angenommen ist, heissen dann auch die Eltern
selbst etwa G'v. und G'vatterin. Andrerseits wird der
Name gelegentlich auf Verwandte ausgedehnt (weil
diese meist zunächst zu Paten genommen werden) und
scherzhaft wohl auch auf weitere gute Bekannte. Oft
wird ein Brautpaar zu Paten genommen oder junge
Leute, die leicht ein Paar werden können Z. Z' G'vatter
WC" Z; -&jHe»UwE.; -gitinne, -gwimne (jk; L, zu Gev.
bitten. Ein Z Mand. 1050 verbietet. Unerwachsene
oder ganze Gesellschaften und Gemeinden zu ,Ge-
vätteren' zu nehmen. G'v. günne, Paten suchen AABb.
Z' G'v. stä" Uw; Z, G'v. stö" AABb., Zei.; B; Syn. es
Chind haben, zueche stän. Das Aufsuchen und An-
sprechen [tschämelen] der Paten durch den Vater
[Kindbettimann] ist z. T. an gewisse Formen und
Formeln gebunden. In ZB. geschah es in der Regel
am Abend des Donnei'stags vor dem Taufsonntag. Der
Bittende gebrauchte z.B. die Formel: Wärist nild so
guet und icurdist am Sunntig iine schwarze Rock
z' Ghille cho"? Die Engelberger bitten den Prälaten
ihres Klosters mit den Worten: I macht Sei Gnade
crsneche", meim Chind ziie-nere christVichc Sei z' ver-
helfe". Nach der Zusage wurde der Vater bewirtet
BE.; Z. Am Freitag oder Samstag Abend bringt die
Magd od. Schwester des P. der Wöchnerin eine Flasche
Wein, Weissbrod, Mehl und Kaffee; etwa 10 Tage
später noch einmal ein ähnliches Geschenk fi' d' Chind'
belli ge"J ZB. Die genesene Wöchnerin hatte dafür
auch die Paten zu besuchen und ihnen ebenfalls
einen Chindbetterlcram zu bringen (Schirm, Kleider-
stoff, Gesangbuch). Im J. 1757 wurde den Gevatter-
leuten ,das Einladen der V'erwandten und Bekannten
sowohl zum Begleit in die Kirchen als an den Trunk
auf den .«Vbend' verboten. Mehr s. u. Götti, Gotte;
Tauf; Inbund; helsen. Von Einem, der die Kirche
nur an den hohen Festtagen besucht, sagt man: De'
cha"" d' Kirche' aW'' z' G'v. ne". Sitluer; von einem
noch Schlimmeren : Wer vor der Höll wont, muess de"
Tüfel z' G'v. ne". Sulger. Falsch z' G'v. ne", von
Hausbettlern, welche die angebliche Geburt eines
Kindes nur als Vorwand gebrauchen Z. Aus den mit
der Patenschaft verbundenen Verpflichtungen erklärt
sich der bildl. Gebrauch von z' G'v. stä" i. S. v. in
Geldnot beistehen UwE., auch: Verantwortung für
Etw. übernehmen Z. Z' G'v. ne" übh. um Etw. an-
sprechen, meist etwas Unangenehmes, und oft zudring-
lich, bes. zu Zahlungen anhalten, hart mitnehmen Z.
Scherzh. derb ist die Anwendung: ,mit dem Kübel zu
G. stehn', einem sich Erbrechenden beispringen. —
G'vattere" GÜ., -/" Tu; Z: Gevatterin.
1129
Fat, vat, fet, tit, fot, fut
1130
Gevatteri"g ni.V f.V: üevatter(leute). ,r>as de-
heiner iner dann 4 gfätterig zuo einem kind nemmen
solle.' 1548, Gl. .Das man nit raer gl'atterig soll g'wün-
uen zum kind denn dry personen.- 1.5(35, Jahrzeitb. LE.
Dio Eudung (-ing für -uni/) scheiut mit der Endung -i
Terniischt zu sein, welche cbenf. weibliche Abstrakt« bildet
and einmal auch geschrieben vorzukummen scheint:- .Die
Gvatery warent...' 1609, LEbik. Taufb., wobei der Plur.
nach dem coli. Sinn des Sing, coustruiert wäre. Noch wahr-
scheinlicher aber ist -itj dio patronymische Endung -iny :=
-un«/ (Geyattering = Gevattcrsmann).
ü'vatterschaft: 1. abstr., der Stand und die
Pflicht von Gevattern. Patenschaft. Wenn 's China
tod iit, hat d' G. en End L; Suloer. .Lieber mensch,
lass die gevatt. nit grad aus sein, wann das kind (wie
man spricht) tod ist. Es heisse nit: ab äugen, ab
herz.' FWyss 1650. Dass in früherer Zeit (XVI./XVIII.)
die Eidgenossenschaft nicht selten um Gevatterschaft
bei fremden Fürsten und Herren angegangen wurde und
dieselben annahm, ist auch in den Abschieden bezeugt.
— 2. concr., die beiden Paten zusammen Aa; Bs (auch
mit Inbegriif der übrigen Gäste beim Taufmahl).
Gevattorte (PL): Paten. G'vätterti g'winna"
GRt'hur (vgl. s' G'vatter gewinnen). Df Feufbätsler,
wo d' Ching öppe vo" de" G'valterli uberchöntine" BE.
(Schwyzerd.). ,Üch lurgeliebten grossen fründen, eid-
and puntsgenossen und guoten gevätterde.' 1548, Absch.
,Fürohin soll keiner mer getaderdin dann 2 [Var. 3]
anstellen zuo cim kint.' ca 1550, Obw. ,Das zuo dem
touf eins kinds nit meer, sonder uf das höchst zwo
personen zuo gefätterten genommen werden sollen.'
1580, Jahrzeitbuch LE. ,Wir lassend auch nit ge-
schijchen, das zu einem Kind mehr dann dry Gefätterte
genommen werdind.' B Mand. 1028. ,Es sei keine Ab-
.stufung der Strafe für fleischliche Vergehungen zwi-
schen Blutsverwandten, Verschwägerten, Gevätterten.'
1632, Absch. ,Wir verbieten den Gevätterten beiderlei
Geschlechts, weder dem Vater noch der Mutter des
Kindes während der Kindbette oder hernach einiches
Geschenk zu machen.' 1707, MOllek, Lenzburg.
Das W. scheint von .Gevatter' participial gebildet wie
Q'ichwüterti von Geschwister (nur dass das letztere W. in
der MA. gar nicht vorkommt); vgl. auch tiaiterti. Die
Schreibung mit -r/e Hesse auch an ein concr. gebrauchtes
weibl. Abstraktum denken, und die mit -te spräche nicht
dagegen, da in jenen Bildungen bei uns sogar meist ( für d
fiutritt. Der Fall wäre dann ähnlich wie nach der einen
Erklärung bei O'evalterijj, welches jedenf. zu vgl. ist.
Girizen -Vater: der Leiter und Sprecher bei der
,Girizenmoosfahrt' LG. Kumm ufs Girizi-Valers Weid!
Vgl. Friischi-V.
Gross- (Gros- LM.; ZF.): 1. wie nhd. De- Gr.
zeige', mit beiden Händen ein Kind am Kopf auf-
heben Bs. — '2. Ordensgeneral. ,Syn ordentlicher Gr.
von Cytel hielt ihm so heftig an.' Ansh. — Ani-Gr. :
Urgrossvater ZHombr. — Ur-Gr.: Grossvater des
Vaters oder der Mutter Ai'; Z. — Pfuch-Gr.: ver-
ächtliche Bezeichnung des höchsten Alters Gl. Vgl.
Pfuch-Ani.
Verkürzung des Voc. trifft das erste W. der Zss. sonst
nur etwa, wenn das zweite verkürzt ist. Die bei der RA.
waltende Anschauung ist wohl ähnlich der bei '« FHv in
Holland usw. Zu 2 vgl. Vater = Abt.
Himmel(i)-: der Vater im H., Gott Af (Kdrspr.).;
ö; Z. — HÜS-. H., bis [sei] nid ful, Das Jor hed
es wlts Mul. Ineiohen. Bildl.. Stifter und Patron einer
Stadtkirche. ,Küng Karolus, unsers [der Züricher]
hüsvaters.' Edlib. — Chille-: Kirchenpfleger, Still-
ständer ZWthur. Anders X.-.^di Sp. 586. — Chinds-:
der Erzeuger unehelicher Kinder, im Unterschied von
,Vater' schlechthin GrD. — Lands-: Titel des regie-
renden Landammauns Ni)w. — Gemeins-: Gemeinde-
vorsteher. Gotth.
Mit-: Schwähcr, resp. Gegenschwäher Gl; OnPr.;
GSeV. — Vgl. Mil-Mucter.
Bicht-. F nüechtere Musikant und e h'snffne B.
si" kei Düfel tvert. Schild. — Bad-: Badaufseher, in
den früheren gemeinschaftlichen Bädern in Baden.
RocHH. 1857. — Biji-, Be'ie-: der sachkundige, ge-
schickte, eifrige und sorgsame Bienenzüchter. Syn. Im-
ben- V.; Bienen- Vogt, -Körbler , - Wirt ; Biener; Meister;
Imbeler. Es wird ihm ein sehr vertrautes Verhältniss
zu den Bienen und grosser Einfluss auf dieselben zu-
geschrieben. Vgl. Sp. 235. — Brod-: der das Brod
schneidet und austeilt. Hau du Brod ab, du bist def Br. !
Bis [sei] du de Bf.! Z. — Selen-: der den Kirchhof be-
sorgt, die Leichen aus den Häusern abholt, die Gräber
ötfnet und schlicsst UwE. Syn. S.-Mann. — Sennen-:
das älteste Mitglied der Sennenbruderschaft Uw. —
Schliss-: ein Vater, der sich zur Euhe gesetzt hat,
um von einem Leibgeding (Schliss) zu leben. .Jetzt
hat er den Hof an seine Söhne abgegeben, bei denen
er als sog. Schieissvater den Rest seiner Tage be-
schliessen will.' UBerger. — Schwäher- (Schwäx'er-
BE., Schwär- AABb.; W; Z): Schwiegervater; Syn.
Schw.-Ätti. — Stief- {Stuf- AiBb.; Z, Steuf- BKopp.;
L; Steif- L tw.). Steufvatter, Steufmueter (und um-
gekehrt)! durch Wiederverheiratung wird die leibliche
Mutter zu einer Stiefm., ihren Kindern aus erster Ehe
entfremdet B. — Waisen-: Vorsteher eines Waisen-
hauses Z. ,Weislin-.' 1G4'2. — Zucht-: ebso. ZWthurf.
vattere": 1. tun wie ein Vater, den V. spielen
Ndw. — 2. trans., in väterliche Obhut und Zucht
nehmen. /''' will di''' scho v. ! Nnw. — 3. Gott Vater
anrufen. .Da stond sy [die Wiedertäufer] dann und
vatterend und geistend [führen den Namen des Vaters
und des h. Geists im Munde].' HBull. 1.531.
g'vattere" BSl., g'vättere" Obw: 1. a) Tauf-
zeuge sein Z. — b) „die Paten Gevatter nennen B; L."
— c) sich mit den Paten bei Essen und Trinken unter-
halten W (auch g'catterlen); vertraulich schwatzen Aa.
— d) mit Acc. P. und ,für': Jmdn um einen Dienst
ansprechen B. Vgl. s' G'vatter ne". — 2. a) mit Spiel-
zeug kurzweilen, von Kindern BSi. ; W. Syn. gevät-
terten, gevätterten; gaugglen; gölen; hüsen, hüselen;
sich vertrcellen; sich vertörlen; schwäb. ,schimpflen'. —
b) spielend, ohne Ernst und Eifer, auch unnütz, ar-
beiten BSi.; Obw; W. Syn. füselen; gecätterlen; gäg-
gelen; glimelen; nifflen; päschelen.
Mhd. ijemieren, nur recipr., einander Gevatter nennen,
als G. behandeln. Ob unsere Bed. '2 aus 1 entsprungen sei,
resp. urspr. bedeute: , Gevatter spielen', oder dir. von , Vater'
abzuleiten sei: ,den V. spielen' ^ mtcrlen $ (so dass ge- nur
Verstärkung, nicht Gemeinschaft bedeutete), ist schwer zu
entscheiden. S. noch die Anm. zu tjevätterlen.
gevatterlen: 1. = gevatteren 1 c W. — 2. Kinder-
spiel treiben, die Erwachsenen nachahmen W ; s. o.
Sp. 1126 Vater u. M. tuen.
vätterle": 1. „dem Vater nacharten, sich betragen
wie ein V. Z«;" dem V. in Gesicht oder Charakter
ähnlich sein, ihm ähnlich tun SchwE.; handeln wie
1131
Fat, vat, fet, fit, fot, fut
1132 I
ein guter V. Ebei,. .Patrissare, v.. dem vatter nach-
schlahen, tuon wie der vatter.' Fris.; Mal.; Denzl.
1716. — 2. kindlieh tun, zur Freude und Unterhaltung
der Kinder (mit ihnen spielen). Ineichen. Syn. ge-v.
g'vätterle": 1. = gevatteren 2 a. allg.; selten
etwa von Erwachsenen, die sich spielend zu Kindern
herablassen und sich mit ihnen abgeben Aa ; Bs. Das
ChitidK cliann au''' artig gv. Gofa, gönd uf e Dätsch
use. goge gv.! Mädchen, geht auf den freien Platz
hinaus, um zu spielen! Schw. G'vätterlis mache' S.
Spez. die Taufhandlung nachahmen. Id. B (mit Frage-
zeichen). ,Pulchralibus ludere, gvätterlen wie die
kinder.' Denzl. 1677. — 2. verallgemeinert, a) die
Zeit vertändeln B; G; S. — b) sich mit einer leichten
Arbeit (z. B. Stricken) beschäftigen B. ,Sie musste
alle Tage hören, das sei etwas Angers [Anderes], als
vor-em Lade hocke" und gv.- Gotth. Tändelnd, lang-
sam arbeiten; Etwas ohne Ernst betreiben; tändeln,
allg. Syn. gevatteren. Das ist nw g'vätterlet, nid
g' schaffet! Z. Das ist nid g'vätterlet! hier gilt es
Ernst Ndw; Z. ,Das heisst man nicht gesoldätlet und
g'vätterlet, sondern anstrengende Arbeit, Vorbereitung
auf ernste Zeiten.' Basellandsch. Ztg 1878. 's isch
nur eso c Gv. g's'i" Bs. ,Dass sie ihr Mäulchen in
einen feuerspeienden Berg umwandeln können, gegen
welchen der Vesuv nur gfätterlen tut.' N. B Kai. 1844.
,Nemet iez lürlieb mit den Schlägen; das heisst nur
gvätterlet, ein ander Mal mach ich's besser.' Spreng.
G'vätterler, in Kleinigkeiten sich verlierender pedan-
tischer Mensch BSi., schlechter Arbeiter Z. — c) mit
Jnidm gv., ihn zu nachsichtig und schwachherzig be-
handeln ScHwMuo. Mit dem Tüfel gv., sich mutwillig
einer Versuchung aussetzen B. Mit Einer gv., mit
einer Weibsperson tändeln, vertrauten Umgang pflegen
Ap; „L; Sch;" Syn. sich vertraben. ,Coire, de re ve-
nerea: mit einem weih kurzweilen oder gfätterlen.'
Frls. Auch vom weiblichen Teil: Si hat mit-em
gvätterlet, his-ere in lätza Schlugg [eig. in den un-
rechten Hals] chw ist GO.
Das W. scheint, so wie </evätteren, der alem. Sprache
eigen. Bei dem Elsässer Pauli findet sich: ,Da erscheio ir
der Herr Jesus in eins kindlins gestalt und gefetterlet und
schimpft [spielte] mit ir.' ,Da kam ein hübsches kneblin
geloffen in iren geren [Schooss] und die fraw geiatteret mit
dem kind.' Bei Geiler v. Kaisersberg: ,Da die kint ge-
fetterlin mit einander, da machen sie saffron und das ist
geferbte würz, das ist ymber [usw.] und ist alls zieglniel;
und machen hUsslin und kochen.' Betr. die Ableitung s. die
Anm. zu ,gevatteren'. Der eigentliche Begriff ist der von
Geiler anschaulich gemachte, nämlich .Haushaltung spielen';
vgl. jGevättergeschirrli' und die Synn. ,hiisen (hüselen,
htislen)'; alem. -Schwab. ,schilffe(r)len' (entweder von , Schaff',
Geschirr, oder Dim. zu , schaffen'); ,g'fräule' Breisgau. Für
Abi. von , Vater' sprechen die Synn. , Vater und Mueter tue"'
Ap; ,dat vadderspcl' in dem ndrd. Theophilus: für die von
, Gevatter' die bestimmte Angabe namentlich des Id. Bern.,
wohl auch die (Schreib- oder Druckfehler vorbehalten) tr.
Konstruktion bei Pauli : ,Es kamen uf einmal 4 jungfrawen
zuosamm und gefettereten einander und schimpften mit ein-
ander.' Von dem engeren Begriffe aus konnte leicht Er-
weiterung Statt finden, so dass (z. B. in Tuttl.) selbst das
Gassenspiel mit diesem W. bezeichnet wird.
vätterlich. , Etwas zu v-en Händen nehmen', in
Verwahrung. ,Gott hat den Krieg vätterlich abgehebt',
fern gehalten, verhindert. JMill. 166.5. E' vätter-
liche M^ille, eine Art letzter Verordnung, ohne Form
eines Testamentes. Zvro.
alt-vättisch: altvaterisch U; Zu.
alt-vätlisch. ,So altvetlisch ding züehst du in-
har, dass einer gedenken möcht, du bettest ein ganze
grossmueter mit dem krösleten [gefältelten] sehleier :
fressen.' Gyrenr. 1523. ,L)er altvetlischen fahlen ent^
schlach dich.' 1531/1667, I. Tim.
P hat est s. Phantast Sp. 875.
Vättere"BO.; „LE.;" Ndw;W, Vattere Gn, Väch,re
BSigr. " auch Dim. Vätterli BBe.. Hk. — f.: aus
einem Stück Holz gedrechseltes oder aus Kufen zsge-
setztes, rundes, flaches, ungefähr einen Suppenteller
grosses, zum Durchlassen der zurückgebliebenen Milch
am Boden (an der Seitenwand Gr) durchlöchertes Ge-
schirr (Napf. Zuber), worein der frische, magere, kleine
Haus- oder Winterkäse (Vätterkäs), auch (Ndw) der
Ziegenkäs und (Gr ObS.) der Zieger, nach anderen
Mitteilungen der Käsestoff übh. gedrückt wird, um
seine (erste) Form zu erhalten. Syn. Käsfass; vgl.
auch Järb. — Käs-: durchlöcherte kleine ,Mutte', in
welcher der Käse geformt wird U. Syn. Käsfass. —
Ziger-: hölzernes Geschirr, worein der frische Zieger
zum Austropfen und Formen gelegt wird Gr ObS.
Die Form ,Fäckere' deutet auf Zshang mit frz. ,vacherin',
bern. Vätneherin, eine Art Käse, von lat. ,vacca'; ob sie aber;
die ursprüngliche sei, ist fraglich, obgleich eine Etymologie
für die -((-Form sich nicht finden lässt; lautlich ist Über-
gang zw. k und ( wohl nach beiden Seiten gleich möglich;
vgl. ,kontelfeken' neben ,-feten'. ,Fäckere' könnte an ,fecken',
messen, angelehnt sein.
Vätterer m.: ein in der Vättere geformter Käse?
,0 ihr schönen Tage des romantischen Hirtenlebens
im Simraenthal, wo noch die grossen Käse und die
Vätermutschli auf den Bänken im Keller und im Gaden
sich um den Platz stritten, bis die Hausfrau den weich-
herzigen Vätterer in ein sicheres Winkelchen vorbarg.'
Rede einer Ziege, Bern 1841.
Vätterling: Geisskäse. ,Dass die, so die Vetter-
ling ze Thun verkoufcnd, ze Meyen dem Zolner einen
V. geben und dass der Zolner dann sy dasselbig jar
umb sömlich klein ässig ding unbekümbert lasse.'
1413, Handf. Thun.
fett: von Käse, Zieger udgl. FJ.; Ndw; Schw;
Hagb. Sigr. um 1560; von weichem, schmelzendem
Schnee GlK.; s. auch halb-f. 's Fett icill allewll
obenüf schwümme'. Sülger.
Das W. nmss aus Deutschi., resp. aus der nhd. Schriftspr.,
neben einheimisches ,feiss(t)' importiert, aber durch die Laut-
gebung oc tw. nationalisiert sein. Die Z Bibel und auch die
von Bs 1523 setzen ,feisst' an die Stelle von Luthers ,fett'.
halb-: (v. Gestein). ,Die rotgrauen Eisensteine,
die von den Schlittern in magere, fette und halbfette
unterschieden werden.' WSenn 1870.
hunds-pudel-: äusserst fett. Sclger.
Die vorgesetzten WW. mehr abstrakt verstärkend als
vergleichend; vgl. nhd. ,pudeldick'; ,hnndspudelvoll', gaift
betrunken. Sulger.
sü"-pluder-: übermässig f. Sülger.
Das erste W. eig. vergleichend, das zweite ausmalend,
i. S. V. , schlotternd'.
stock-: ganz f. ,Er habe 10— 12 Stück Vieh ge-
halten und sie seien ihm st. geblieben.' HPest. 1785.
a'-fette": 1. mit Fett anstreichen, allg. — 2. an-
fangen fett zu werden Ndw.
'
1133
Fat, fet, vet, tit, vit. fot, tut
1134
Ft'tti f.: 1. Fettigkeit, eoncr. u. abstr. Fast ver-
sprütze [platzen] vor F. [Wohlbeleibtheit] GF. ,Die
überflüssige Fette.' .ICSulzer 1772. Syn. Feissi. —
'2. Fadheit GrS., Tschiertsch.
Bed. "2, wenn richtig, wird wohl auf bestimmte Fette ein-
geschränkt sein, die zugleich fad schmecken.
fettig: 1. „fett, -ig heisst der Käse, wenn er auf
seiner Oberfläche weich ist, in welchem Fall er ein-
gesalzen wird." — 2. „feucht, schwer und zugleich
weich, wässerig, nicht fest, von grussHockigem Schnee
BO." Syn. feiss, s. d.
fettisch „fätsch: fett, von Speisen BO."
Das t der Bildungssilbe unterdrückt wie in aherhiim«ih,
mndmh ü. .\. ; nhd. .Mensch' aus , männisch'.
Pettche s. Fecken Sp. 728.
F(i'te: aus Ferte (Sp. 1040), Fährte eines Wildes
Z (Spillm.).
Ff'te: Fest. Da sl"'' im Summer Chinder-f. g'sl"
B. — Aus frz. fite.
fe'te": ein Fest feiern. Z' Ablentsch (s. Sp. 12)
feie"' si hüt. 's isch St Jakdbstag FJ. Die Katolische'
tue"' geng f. FMu.
Vetter (-«€- WTschein.): 1. Oheim von väterlicher
oder von mütterlicher Seite BSchw.; L; Z; in Ae
richte^ V. ,Avunculus. meiner muoter bruoder, mein
V.' Fris. ; Mal. — 2. Sohn des Bruders oder der
Schwester des Vaters oder der Mutter, Gesehwi.ster-
kind (zunächst ersten, dann wohl auch ferneren Gra-
des), allg. ; in BSchw. rechte'' V., cousin gerraain. —
3. beim Landvolk jeder männliche Verwandte, auch in
weitern Graden und durch Heirat B; L; Z. V. hin, V.
her! mach mer 's Viertel roll! (weitläufige) Verwandt-
schaft entbindet nicht von den allgemeinen Rechts-
pflichten. Vgl. Vettern- Arbeit (Sp. 422). Vetter Götli,
V. und Taufpate zugleich Bs; Z, ebenso umgekehrt
Gütti-V. S (Joach.). V. G'vatter nennen die Eltern die
Paten ihrer Kinder Sch; Z. — 4. V. ram Birebrot [?],
Birnenbrod mit wenig Birnen GkLuz. Syn. Bire-
(brotsjbrueder.
Mhd. nttrfe), meist nur: Vatersbruder; selten auch:
dessen Sohn. Die Ausdehnung auf weitere Grade der Ver-
wandtschaft, die sich am Ende gar nicht mehr nachweisen
lisst, und in die Bed. von .guter Bekannter' (vgl. die Comp.
Trüljtl-, Witz-V!) übergeht, wie .Gevatter', hat auch hei uns
«ft einen Übeln Nebenbegriif (von Unzuverlässigkeit solcher
Verwandten in der Not) im Gefolge: u. in der alliterierenden
Verbindung ,FrUnd und Vettere"' bezeichnet das erstero W.
n&here Vwdtschaft. Im (rom.) Dialekt von Bcrgell soll feiai-
.Kerl' bedeuten. Dem F. wird, wie dem Gemüter, oft noch
ein bedeutungsloses .Mann' angehängt. Vgl. das entsprechende
weibliche W. .Bas'. Übrigens vgl. Zss. wie .Saufbruder, Bet-
schwester', ,Frau Bas' = Schwätzerin.
Erb-: für sein Erbteil abgefundener und zur Ehe-
losigkeit verbundener Bruder eines Hofbesitzers, also
= Hagestolz in dessen urspr. Bed. BU.; S; s. die No-
velle von AHartmann: ,Die Erbvettern'.
Ge-vettern: durch Vetterschaft verbundene Ver-
wandte. 1541, Begesten A.iKlingn. und Wislik. —
Chleb-: Vetter bloss durch Versehwägerung FO. -
Trubel-: ein Bekannter, der alljährlich Trauben als
Geschenk bringt Aa. — Witz-: Witzbold Ap.
vettere": Jmdn Vetter nennen Ap; B; GrU. ; Sch;
Z. Nw d' Schaffhüser, und o''' die nid all, händ-en
[den originellen Kauz] döre" [dürfen] o. Schwvzkkd.
Auch als V. behandeln ZHombr.
„vetterle": 1. =^ vetteren. — 2. (absol.) (in amt-
licher Stellung) nur für seine Verwandten sorgen,
Nepotismus üben Scn." Syn. Vetterli-Arbet machen.
Vgl. Vetterli-Bat.
fetteren: .Circumvolitare limina potentiorum, umb
der gewaltigen häuseren umbhin fätteren, flotteren
oder laufen, sich allenthalben bei den reichen und
gewaltigen umhtuon.' Fris. .Fätteren. hin und wider
fliegen, pervolitare.' Mal.
Von einem vorauszusetzenden .Fütter' und dies = t'ftiich.;
vgl. mhd. vezzer, Fessel.
Fettge s. Fecken Sp. 728 u. das Folg.
Fettich Fecht m. BwO.; GRNuf.. Spl.. V. — PI.
= Sg. BSa., sonst -te-" — Fechte f. BG. : Fittig, Flügel
eines Vogels od. eines Insekts. .Blut us einem Duben-
fedich oder Durteldubenflügel in das Aug tropfen
lassen.' Arzneibuch Zoll. 1710. Flügelähnliches An-
hängsel: .Dass die rüschen [Fischreusen] nit vättich
[Seiteuklappen V] haben." 1540, Absch.
Mhd. mtach(e), vetech, woraus nhd. .Fittich, -ig'; Fecht
durch Umstellung von tch. in cht, während das syn. Fecke
(Sp. 7'28) durch Assimilation.
un-ft-ttig «"-, a-ftettiy: unangenehm, , unlustig',
vom Wetter W. Syn. unädig, Sp. 90. — bös-. .Sub-
dolus, listig, tückisch, boshaftig, bösfätig. betrieger.'
Fris. ; Mal.
Diese beiden Zss. gehören ohne Zweifel zusammen und
-fettig wird aus .fertig' assimiliert sein: .unfertiges Wetter'
wäre solches, bei dem man nicht .faren'. reisen kann, oder
.unfertig' ist = bös. von Menschen auf das Wetter über-
tragen; s. bösferiy, -fertig Sp. 920. In a- steckt das alte
negative Präfix a- = ohn-; vgl. äne.
Vettle" f.: altes Weib SchwE.; eine Art Hexe GSev.
,Ein zankend und klappernde vetal.' Kessl. .Multarum
nuptiarum niulier vetula. ein alte vettel, die vil mannen
verschlissen hat.' Fris. ,Die vettel, ein alt weib, item
ein wöscherin.' Mal.
Ans lat. .vetula', altes Weib. Die Angabe: .fettes Weib'
GWa. kann zwar richtig, aber nur zufällig sein und auf nahe
liegender Anlehnung an ,fett' beruhen.
Vit VOrte; Gr; Sch; S — Genet, VHe Gl: Per-
souenn. 1. Veit. Da sitze" wie V. im Häfeli (Ineichen)
bezieht sich auf das Martyrium des Heiligen dieses
Namens iui Ölhafen. Der Heilige wird angerufen, die
Leute früh zu wecken, viell. bes. die Landleute zum
Heuen, da sein Tag (15. Juni) in die Zeit dieser Arbeit
fällt. Heilige StVyt, weck-mi"'' zur rechte* Zi/t, nit
frileh und nit spot, wenn d' Glogge . . . schlöt. Schild.
StV., StV., weck-mi i" dr Z., nit z' fr. und nit z' sp.,
'as i"* nit chumm i' d' Not L. S. noch Rochii. A. K. 189,
331. Im Nachtgebet der Kinder zur Bewahrung vor
dem Bettnässen : tiit z' fr. und nit z' Sj)., emmel dass
's i" Chübel [Nachttopf] göt! S. Beziehung des Hei-
ligen auf die Landwirtschaft erhellt noch aus mehrern
Bauernsprüchen (Wetterregeln). Wenn 's um Viti
regnet, wird das Land mit Früchte" g'segnet. Ineichen.
Sunt Vit bringt de' Biege" mit S. Begnet es am Bar-
nabas, so schwine'd d' Trübe" bis i' 's Fass; regnet
es am Vitstag, so regnet 's einedrissg Tag. Sdlger.
StV. bringt die Fliegen Z. Älter ist die Beziehung
auf den nach dem Heiligen benannten ,Tanz', resp.
krankhaften Zustand: .Alle dise tänzer hättend alle
schanim hinder die oren gschlagen, wärend luter all
toub und unsinnig und sprungend Sant Vyts reyen.'
1135
Fat, fet, fit, Vit, fof, fut
1136
HBuLL. 1540; und auf die Landsknechte, dann auch
Landstreicher: .Marx Sittich, aller Brüeder Veiten
grossätti und der Eidgnossen find.' ebd. 1572. — 2. Vi't,
David Bs.
Der Kinderspruch wendet das allgemeinere Gebet auf
das spec. Bedürfniss des Kindes oder trägt dessen grösste Not
dem .kindliclieu Märtyrer' (wie StV. heisst) vor. Die An-
wendung des Namens auf die Landsknechte wird nur darin
ihren Grund haben, dass dieser Personenn. in Deutschland
damals eben so gemein war, wie bei den Schweizern Heinrich
I Heini] und Rudolf [Rtudi] ; vgl. noch heute ,Hans, Hinz,
Kunz, Benz' in appell. Bed. weit Terbreitet; s. Wackern.
Sehr. 3, 174. 155. — Der Ausdruck ,die Vyten lesen' i. S. v.
.Einem herunterkapiteln.' 1483, .\bsch., ist verk. (od. ver-
schrieben?) für .Leviten'.
fltteren ume-f.G, auch -pfitt- G; aScHw: hin und her
gehen, bes. zwecklos. Syn. umeschwablen. — Pfitteri
in.: unstäter od. weichlicher Mensch aScHW; Zg.
Nahe vwdt mit (ume)fitsdien, (hin und her) flattern, -laufen
(vgl. auch fishn, ßamen). anderseits aber auch mit .Fittig',
da die Vorstellung einer dem Fliegen ähnlichen Bewegung
mitzuspielen scheint.
iittig: ühei'drüssig BLenk. — Vgl. Anm. zu futtcr.
Bi-Fottle] s. Büschottle. Fotune s. Fortune.
Föt ScnMer.. Föte" (PI.) AaP.; GoEh.; SchwE.:
„seltsame Einfälle, sonderbare Launen AaF." h^ passe,
Narrenpossen G oRh. Leere Reden oder Anschläge
BcHwE. Tücke, Eänke ScnMer. Nei", du hast au''' F. !
Gr. WB. 4, 1, 42 gibt ein seltenes älteres .Fot' m.,
List, was sich mit der Bed. und der Flexion unsers W. wohl
vereinigen liesse.
Fötelf.: anrüchige Weibsperson. Sprww. 1869, 101.
Vgl. bair. .Födel', aach. ,Futel', leichtfertige Dirne;
s. auch ,Ftidel' Gr. WB. 4, 363 f.
ge-föttisch s. gefödisch Sp. 683.
futter: Interj. 1. des Absehens: pfui! Zi;. Ä f.
wie wüest! F. lach gä"! lass unberührt! Adj.: Dab-
ist f.; selten auch zsges. fiitterwüest. — 2. der Be-
teurung. F. blö! Schw. F. was hm i''*, tcas kann i'*
noch werde! Hohn auf einen Eingebildeten GnChur.
VgL auch fuder Sp. 683. — Per-. ,Zum P. gehen',
aus und draus SchwE.
Entw. aus frz. ,foudre'. Blitz, als Fluch gebraucht, mit
Schaltung der Laute und bei 1 viell. mit Anlehnung an
,pfui', /jß, pßtt, p/utt; vgl. futteren 2 und bes. p/utter; oder
von dem frz. Schimpfn. ,fontre' (s. Gr. WB. 4, 1 a 1086).
Zu Per-F. vgl. das syn. ,zum Teufel'. Per viell. das lat.
,per' in ,per-ire', vgl. per gä", durchgehn, durchbrennen;
oder aus frz. ,par' (ebenf. aus lat. .per') = ,bei' vor Fluch-
oder Beteuerungsww., z. B. ,par Dieu'. .Foutre le camp',
sich aus dem Staube macheu, berührt sich wohl nur zufällig.
/ilü, frz. .bleu', euphemist. statt ,(de) Dieu'.
futtere" Ar; Bs; B; Gl; Gr; L; GF., 0.; ScHW;
S; Th; Z, futtre" BSa.; W, pfuttere GG., T.; ZBauraa:
1. Unwillen über eine Person od. Sache derb äussern,
.schimpfen, schelten, fluchen, poltern, allg. Syn. uf-
licgeren, räsonieren, staJlieren, leid tuen, üskeren. Zu-
weilen auch nur: brummen, zürnen, halblaut schimpfen,
unwirsch antworten GkD.; L; Uw; Z. Mitten im F.
mues-i"'' 's Lache' verhebe" [zurückhalten] Z. Er häd
schier g'futteret, wo-n-er [als ihr] eso lang nid clio'
sind SciiwMuo. Fr häd mit dem Chnecht g'futteret
und 'ta' [gezankt] Z. Will 's Gott ist er an sl"r
Muetv! ich immcl [einmal] wollt nit uher-nen f. BSa.
(Schwyzerd.) Korniolhafte Verbindungen: .Futteren
und mutteren [brummen] kann die Alte meinetwegen.'
ScH Pilger 1884; satteren [eig. = sieden] und f., murren
und schimpfen AAZein. — 2. Abscheu äussern. Er
het drab g'f. (pfutteret) GF., G. — Futterete f.:
tadelndes Reden ITwE. — Futteri m.: Polterer GSa.;
üwE. — futterig: zum .aufbrausen und Schelten
geneigt GrD.
Tjü futteren 2 vgl. futter 1. Abscheu und Unwillen grenzen
übh. nahe an einander; vgl. die Inter.j. ä. Nach der vor-
herrschenden Bed. 2 könnte dem W. das frz. .foudroyer',
blitzen und donnern, dann auch: eifern und schelten, zo
Grunde liegen, daher auch mit unverändertem Cons./urfocii,
polternd fluchen, während in futt- der Cons. gemäss der
Bed. verhärtet wäre. Vgl. jedoch Anm. zu futter.
fntiere": 1. (tr.) Jmdn ehrverletzend beschimpfen
TeTäg. Schelten: J'* la'-mi''' vo" dir nit f. B. -
2. (refl.) sich um Etwas nicht kümmern Bs; BSi. ;
ScHwE.; Z; auch pleonast. verdreht, mit Negation Z.
— ÜS-: ausschimpfen, -schelten. Er hcä-ne [\hn\ gar
Hunds [arg, wie einen Hund] üsg'futiert B.
Mit der an fremde Verba meist angehäugten Endung
-ieren aus frz. , foutre' (lat. .futuere'), verächtlich behandeln;
dann auch refl. ,se f. de qoh.' = 2. Vgl. ge-htjai. Da man
das Fremdw. nicht recht versteht, so konnte ihm die Ne-
gation aus der syn. deutschen Verbindung .sich nicht küm-
mern' zugesetzt werden.
fntii Bs; B; Schw, fiitu W, fitfi AAZein.; UwE..
fiidi AAStauf. ; ScnSt. : (nur in Verbindung mit .sein'
und .gehen') verdorben, verloren, ,fertig', hin, von
Sachen Aa; BRi.; ScnSt; SchwE.; UwE.; W. Syn.
fauk, futsch, kaput. Auch von Personen AAStauf.
Bs; ScHSt.
Aus frz. ,foutu', Ptc. von , foutre', in der Bod. verderben
(eig. geschlechtlich missbrauchen, vgl. gchtjen). Die Form
fudi verdeutschend angelehnt an das Subst. Ftidi, Hinterer,
i. S. V. Veräclitlichkeit, Wertlosigkeit.
fnete": (unpers. m. Dat. P.) Einem wehe tun, ihn
betrüben, kränken BG.
Falls der Einsender mit «e nur trübes u bezeichnen
wollte, so mag das W. aus dem bei futicreti genannten frz.
.foutre', welches auch in dieser Begriffsentwickhing dem
deutschen !/chijcn parallel läuft, erklärt werden.
Fneter n. — Dim. Füeterli: 1. Nahrung des Viehs
und der Pferde, allg. In Um F., ohne unterwegs
einzukehren (mit Pferden) Z. F. spare' rleliet nid.
Ineichen. S'js Füeterli [sein weniges F.] ist bald fif-
g'hirtet Z. ,F. und Mal', formelhafte Bezeichnung des
Unterhaltes von Pferden und Leuten, bei Besuchen
von Beamten, resp. Vergütung der betreffenden Kosten.
.[Zürcher Bürger dürfen fremden Herren dienen,] doch
nüt anders dann umb ein zimmliche besoldung, kleider,
f. u. m.' 1522, Z Pensionen-Ordn. ,Dass derjenig. so
ganten lasst. dem Stattschreiber und Gantmeister allein
F. u. M. und nichts weiters zu geben schuldig seic.'
1611, Bs Rq. Mit einem weitern Zusatz: .Geligcr
sammt f. u. m.' 1531, Schweiz. Archiv. .F. u. ni., nagcl
und yscn geben', Formel bei der Bestallung von Räten
und Dienern des Abts. G Arch. Bildl. von Menschen:
.Einem das f. weiter legen', ihn strenger halten, zähmen.
Hosi'iN. Syn. .den Brotkorb höher hängen.' — 2. das
innere Belege von Kleidern, doublure. allg. Syn.
Füeteri. — 3. Einfassung von Kleidern, ,0b die
Ärmel [des Hemdes] weit sein sollten oder enge und
wie die Fütterlein müssten geschnitten werden, ob
rund oder eckig, sie mus.ste auch das Mass von der
Weite des Kragens und der Ärmelfütterlein nehmen.'
I
I
1137
Filt. ict. Ii(, tut. Illl
1138
Bbeitenst. 18G0. Syn. BrisU. — 4. Polsterung. ,Ö1,
\ alles Sidehverk und [lederne?] Futter zu tränken.-
: 1595. B Taschenb. — 5. Futteral, Behälter, Etui.
Nimmt un-em Chästli das F. mit de* silberne' B'stecke".
ML'sTERi. ,Ein mit Silber beschlag-en Füeterlein, darin
ein Lüft'ol, auch ein Messer und Pfriend.' 1550, Archiv
Kloster Eins. ,Thcea: ein f., darein man etwas ^e-
1 halt' Fris. ; Mal. ..\cerra, ein rauchfass, eingehalter
' oder f. des weirauchs.' Fris. .Die scheide, f., kochor,
vagina, theca.' Ked. 1602. .[Der Baselstab,] welchen
die Bischoffe zum Zeichen behalten, ist rot, jener
[derjenige der Stadt] aber schwarz, als wann die Bi-
; schotte das Kleinot genommen und der Statt das F.
' gelassen.' Würstis. Insbes. ein Drechslergerät, eine
! 3 — 4" lange Röhre, welche an den obern Wendelbaum
; angeschraubt und in welche zu drechselnde walzeii-
" förmige Gegenstände ,eingespitzt' werden Aa; vgl.
I Planschibe, Dreh-, Spitzlcopf, Klemmfueter. — Füe-
^ terli: Papierhülse zum Ausfüttern der Zapfen beim
i Zetteln Z. Vgl. füeteren.
[' Mhd. vuoter in Bed. 1 — 3. 2 aus 1, iudeni das 1'. das
B Kleid ausstopft, wie die Nahrung den Leib, ö aus -2, uur
' dass die Einfassung hier eine äussere ist.
' Über-. , Hölzernes Ü. über eine römische bleierne
Wasserrohre.' DHess 1818. — Acher-: Futter, wel-
i ches auf dem Acker gewachsen ist, z.B. Klee, Wicken,
' Luzerne. Esparsette, Runkelrüben usw. — Under-.
Schirigermueter, 's Tüfels U. S. — Ort-: F., das auf
rauhen Bergabhängen gewachsen ist ZO. Syn. Ort-,
Rüchheu. — Atz-: schlechteres, auf feuchtem Boden
; gewachsenes F. für Schafe und Pferde BSi. Syn.
: Fardel-, Mad-Heu; Caretsch; Lische.
'. Vieh-. ,Zu den Bestandteilen eines volLständigen
i Bauernhauses gehört die Scheune mit Vieh-Futter.'
1; Gem. Aa 1844. — Fenster-: Fensterrahmen. ,M. M.
Ihat versprochen, in seinem Kosten das Fenster-Fueter
1 zu vertäfelen. Paniermeister M. hat das Futter oder
die Raamen in den [Fenster-] Bogen gemacht.' Arch.
Kloster Eins. ,l)ie F. von schönem Eichenholz.' 1773,
: Z Staatsarch. Vgl. Tür- J'. — Für-: Kleiderfutter Gl.
1— - Gigen-: Futteral einer Geige, 's Kätherli isch uf-
I donneret (/'si" tmd g'mutzt [zugeschnitten, zugestutzt]
Ipreiis wie-ne G. Bs (Schwyzerd.).
' Kurz-: Hafer, Kleie, Rüben udgl. mit geschnit-
\ tenem Heu oder Stroh vermischt, Häcksel, z. B. als
ti Pferdefutter, allg. Syn. Geleck. ,Le ble, les legumes
' ou tout autre Kurz-F., corame nos gens appellent.'
n50, SZellw. — kurzfuetere": (tr.) Einen schimpf-
lich luhandeln ScH. Ilo-mi''' nit churzfuetere; i stö^uf
aduci:erbode! APletsch. 1880.
If Klemm-: Drechslergerät, ähnlich wie Fueter 5,
'|nnr dass hier der Gegenstand durch Anziehen einer
Schraube festgeklemmt wird Aa. — G'leck-: aus
; verschiedenen Bestandteilen gemischtes F. BSi. Vgl.
K"i-:-F. — „Lang-: F. von Heu oder Ämd, Lische
, aus ganzen Halmen bestehend, im Gegs. zu
linittenera. , Kurz-F.' — Nasen-: (scherzh.) 1. Bi
ilcrr" Chälti sü't-men es N. ha". — '2. Schnupftabak Ap;
•GRh. — Nest-: Heu, das gesammelt wird, um darauf
'zu schlafen BEi. Vgl. Bett-F.
' Bocks-: eine Art der Folterung, wobei dem In-
'kulpaten die Hände zwischen den Oberschenkeln durch
nach hinten gezogen und festgebunden werden, so dass
er weder zu sitzen noch zu stehen vermag; noch 1849
.'gerichtlich, sonst auch im Knabenspiel angewendet Ai'I.
II Schweiz. Idiutikou 1. 8.
— Bei"-: Stiefel BO. ,Caliga;.' Id.B. — Bett-: Heu für
die Lagerstätten der Älpler. Schatzmann. Vgl. Nest-F.
Brut-: -Aussteuer, Mitgift Bs. — Entstellt od. umged.
aus dem syn. Ilrüi-fueder. Vgl. unigek. Stein-fueder aus -fucler.
Söu-: Schweinefutter. — Stei"- [Flieder ZO.):
Behälter. Futteral des Wetzsteins L; ZO. Syn. Fueter-,
Stein-Fass. Auch als Trankgefäss und -mass für das
Vieh (vgl. Sp. 1050. 1054): ,Für die Därmwinde [der
Kühe] ist gut 4 St. voll Milch eingeben.' Arzneibuch
Zoll. 1750. — Wetzstein-: l. = d. vor. — 2. dummes
Weib L. Vgl. Stock. Die Sage von einem .Wetzstein-
fuetermannli', einem Erdmännchen, das nicht grösser
als ein W., aber riesenstark war, s. Lux. Sagen S. 487
u. EsTERM. Rick. 1882, S. 180. — Stande--: allerlei
Abgang, der in einer .Stande' [Bütte] gesammelt wird
zu Schweinefutter Th. - Tür-: Einfassung der Türe
Gr; Z. Vgl. Fenster-F. — 7j vi i sehen (ZtcüsdietJ- :
Fütterung zw. Anfang und Ende einer Fahrt, allg.
Essen zwischen den regehnässigen Mahlzeiten Bs.
Fueteräschi n.: Nahrung für Menschen und
Vieh. E Trägete [tragbare Menge] F. Z (Spillm.).
Dem syn. Furaschi, frz. .fourrage' nachgebildet, desseu
Stammsilbe aber selbst aus dem deutscheu W. (ahd. ,fuotar')
zsgezogeu ist.
fuetere": 1. das Vieh im Stall füttern, abs. od.
tr. (allg.); in Uw; Z: den Pferden Futter geben, da
vom Vieh hirten gebraucht wird, wie auch in BSi.
Inbegritfen ist in GA. die ganze Pflege des Viehs vor
und nach der Fütterung; also das Schroten des Heus,
das Melken, Misten und Streuen. Uf de' (ah-'em)
Buch f., auf Zu- oder Abnahme des Bauchs zielend,
je nach dem Zweck des Verkaufens GrD. — 2. (abs.)
das Viehfutter verwenden, den Vorrat desselben
verbrauchen, nutzen. ,Sie zogen im Jänner nach S.,
um dort auf ihrer Liegenschaft zu f ' LE. — 3. „Futter
für das Vieh einsammeln BO." Furragieren, im
Krieg. ,L'f Laurentii führend durch den fürt ob 300
mannen gen fuoteren.' HBull., Tig. ; s. Fueteri. —
4. Menschen, bes. Kindern, zu essen geben. 'sChing
z' hert [zu viel] f. BU. Wenn si isst, so fueteret si
ziceu, von einer Schwangern L (ganz wie in Göthe's
Faust). — 5. viel essen Gl; Z. — ö. st. füeteren.
E g'fiietereti ScMutte [weite Jacke] Sch (Kirchh.).
Bildl. aufschneiden, der Wahrheit einen Zusatz geben.
Spreng (gleichsam ausstopfen). Vgl. füeteren 4.
Mhd. vuotern, Futter geben, F. holen. — Zu 6. Auch
mhd. wird vuol- z. T. mit viiei- vermischt. Ebso bei Fueteri.
1"-: das Vieh im Stall füttern, statt es auf die
Weide zutreiben Ap. Yg\. Intränken. — er-: 1. satt
füttern, von Vieh Gr; genug zu essen geben, von
Menschen. Jfe» mag-ne" nid e. (g'fuetere'J Gr. —
2. durch Füttern (Mästen) Etw. gewinnen. I"'' choufe
jung Chüe, für Öppis z' e. BG. — ü s - : vollends
mästen. Wil dr Tschutt [mit Kuhmilch ernährtes
Schaf] ballafeisst ist, tätend-mer [wir] besser, na [ihn,
es] z' metzga", a's na' no''' tciter tisz'f. Gr (Schwyzerd.).
— ver-: als Putter verwenden, z.B. ds Heu uf ein
Stal mit dem Fe«'' v. Gr. Syn. üs-, er-fretzen.
Fueterer m.: 1. Futterknecht, der das Vieh
füttert Ap. — 2. Todtongräber, Abdecker? ,MHh.
habend sich vereint [entschlossen], dem f. von den
ehegruben ze räumen nit mehr ze geben dann 4 Schil-
ling des tags.' Stadtb. Wthur.
Mhd. vuoteraere, der Futter gibt oder sucht oder damit
handelt. — In Wthur war das Reinigen der Kloaken zwischen
72
1139
Fat fiil. Fatsch— futsch
1140
den Hänsern viell. einem öffentlichen Vieh- od. Pferdeltnecht
ühertragen; anderwärts lag es freilich den ohgenannten Ge-
werben ob und der Todtengräbor konnte mit Bez. auf das
auf dem Todtenackor wachsende Futter obigen Namen er-
halten haben.
Fueteri, Füeterilf.: 1. Fütterung, Weide. ,Pro-
pellere iu pabulum, auf die füetere treiben.' Fris. —
2. Furragierung, im Kriege. .Eines Tags sind unser
Gesellen uf ein Füetrin gangen.' 1444, Gpo. , Etwas
Gesollen sind uf die Füetri gefahren.' ebd. ,Dry tusent
welscher knechten one iren schaden durchzelassen ins
Grieniger arapt uf die füeteri.' 1531, Strickl. ,Das
die landsknecht uf fuotery gangen.' Kessl. ,A1s man
vor Waldshut lag, wurdont die unsren uf ein tag uf
die fiietre züchen und wellen füetren zuo ross und
fuoss.' Edlib. — 3. Futter. ,üie fynd haftend grossen
mangel an der fuoteri, wolltend darunib herüber zie-
hen, fuotery zu reichen [holen].' HBdll. Tigur.
fueterig: leicht zu füttern. 1. von Tieren (Kühen),
die gern fressen Gr; G oEh. ; dafür ring-f. Z. — 2. von
der Nahrung, z. B. Heu : nahrhaft, ergiebig Gr.
Fueteri"g f.: 1. das Füttern GrL. — 2. das
Futter, ebd. — 3. ein Mass Futter; 3 ,Ledi' machen
eine F. TflTäg. — 4. Furragierung. ,Er wert den
umschweifenden Helvetiern das rouben und die fuo-
terung.' JJEüeger. — 5. die Gesaramtheit des Viehs,
sofern man es zu füttern hat Gr (B.).
6'füeter n.: allerlei Futter, z.B. für die Schweine
Gr. D's G. zerzetten [verstreuen]. D' Schwi' chnat-
schend d's G. z'sämme". Keis g'rmts G. han-i ine und
muess e SchwisuU mache". Schwyzerd. Schorr das
Gazicht [Ungeziefer] nid etta l' under 'm G. ebd.
füetere": 1. (Kleider) füttern, allg. Bildl. iron.:
Einen f., ihm den Test lesen; ihn beim Schwingen
werfen; bestechen (ihm Etw. in die Tasche stopfen)
BHk., dafür Ei"m d' Rose f. Schild. — 2. (einen Ofen)
inwendig auskleiden; (einen Graben) ausmauern. ,Der
gfüetert grab.' Vad. Zapfen f., die Öffnung derselben
durch eingelegte Papierhülsen enger machen, wenn
sie für die durchzusteckende Spindel zu weit ist (beim
Zetteln) Z. — 3. (Wein mit Wasser) mischen GWa.
— 4. bildl.. im Erzählen dick auftragen, hinzudichten,
doubler Gl; vgl. fueteren 5; auch tr. : ausstaffieren,
ausschmücken, erdichten, übertreiben. ,Pacis imago,
ein gefüetereter oder erdichter frid.' Fris. ,üass das
Wunderwerk, so der Capuziner angezogen, trefflich
von H. G. gefüteret worden.' Fasi 1696. .Das Exerapel
der Quietisten beweist es klar, welches ich nicht ge-
füteret, auch nicht aus der Zürich-Zeitung, sonder
aus sonderbar [eigens] getruckten Bücheren habe.' ebd.
— an-: anfangen zu mästen. .Angefütterte Schweine.'
BsLd.
Füeterer: (PI.) furragierende Kriegsleute. 1468.
Absch. S. fueteren 3.
Füeteri II f.: 1. Kleiderfutter Bs; Gl; Gr; S:
Uw; Z. E Strof [Plage], was dos für Hose" sind! Denn
icie-n-i''' schlief und wie-n-i''' zieh, Se chuvim-i"'' nw i"
d' F. ie. Stutz. ,Unser Herreu wellent, dass ein jeder
syne hosen, so vor zerhowen sind, ganz vermache und
nit mO schlechtlich wider uf die f. näyge [nähe].'
1526, Egli, Act. ,4 Ellen grauw Zwilchen zur F.'
1676, Hotz, Urk. — 2. Eingeweide, ,das innere Belege
des Leibes' Z (mehr nur scherzh.). D' F. ist dem
Ross M.s'cc/io, der Darm ausgetreten. — 3. Einem nit
(od. chüm) d' F. g'c": bei Weitem nicht gleich k(ininiei),
nicht gewachsen sein, nicht genügen B; S; Z. Da^
git nid d' F., reicht lange nicht aus Z. ,Die Ätigen-
kilbi bildet nur das Vorspiel zur Schnottwylcr Kilbi
und gäbe ihr chüm F.' Schweiz 1862. Auch mit .sein':
Er ist-mu [ihm] nit Fietri, Syn. er hat NU z' im W.
— 4. Aussehen. Syn. Gatti'g. E F. mache", ein Aus-
sehen haben; auch: Miene; Syn. Lasche Aa; Bs; S; Z.
Von Jemand, der wegen Krankheit schlecht aussieht:
Herr Jeses, was machst du für e F.! Es macht rke
[keine] gueti F., es sieht schlecht aus. Ke bösi F.
machen erklärt Suterm. mit ,Glück haben'. Wenn
Eine si''' nit freue" cha'", So muess er bösi F. ha'
B; L (viell. mit Bez. auf das Gewissen, das Inwendige
des Menschen; vgl. .unter dem Brusttuche').
Hose»-: (bildl.) Geld Bs; S. Festi (od. e gueti) H.
Söttigi, ICO [solche, welche] besseri H. hei", vornehmere,
reichere Leute. Schild.
Füeteri"g f.: 1. Fütterung und Futter v. Tieren
und Kleidern Bs. — 2. ^ Fueteri, -i"g, Furragierung.
Eidg. Defexs. 1629.
füeterlen: (traulich) den Kühen Futter reichen .\r.
fiietig: Steigerungsadv., sehr, ungemein SchSI. —
Wahrsch. ans Jünhtitj oder aus wiletig.
Falsch — futsch. Vgl. auch die Gruiipen Fasch usw.,
Fast usw., Fatz usw.
Fatsch BBe., Fätsch I B; Gr; „GG."; Scuw (■^-),
„Fäsch B; LE." — m.: 1. das dichte, weiche, fette
Gras um die Hütten der Vorsassweiden, wo gedüngt
wird, im Frühling abgeweidet und Ende August, wenn
man von den Bergen wieder in die ,Vorsässe' zurück
kehrt, gemäht und zu Heu gemacht. Den Haupt-
bestandteil desselben bilden verschiedene Arten des
Eispengrases, wie poa annua und p. alpina. Das junge,
üppig keimende Gras wird von den Schweinen gerne
gefressen und auch etwa für dieselben geschnitten,
später aber wird es trocken und saftlos BO. ; Gr. Syn.
feissts Gras, Spitzgras; Wasem. — 2. ^Fäsch, kurzes,
dichtes, in einander geschlungenes Gras, wie es hie
und da auf hohen Bergen und Triften [Fäschfäl, vgl.
Sp. 745] gibt B; LE." — 3. eine Art schlechtes Berg-
heu, aus Gräsern bestehend, welche in Büscheln od.
dünnen Beständen auf den höchsten Felsenköpfen
wachsen, wo wenig Erde liegt. , Kurzes Riedgras,
carex acutus, das nach dem Abweiden der Alp noch
übrig bleibt und als Streue gesammelt wird, obgleich
es sehr stechend ist L; GG.; ScHwMa." Syn. Nätsch.
— 4. „Bergwiese, die nur je im 2. Jahre gemäht wird
Gr." — 5. Hühnerfennidi, panicum crus galli SciiwMa.
Syn. Fen^ch, Fench, Fänisch. — „fatschen". fätsch-
nen: den F. (s. bei 1) einsammeln BSi. — fätschig:
mit F. bewachsen BHk.; „GG.; ScHwMa.-
St., der Fnisi-h und Fütich angibt, glaubt unser W. mit
Fach«, Fax, Sp. 655, vwdt, und allerdings zeigen die Bedd.
manches Übereinstimmende. 5 hängt aber offenbar zusammen
mit Flimch, Sp. 834: s. Fromm. Ztschr. 7, 378 f.; die gras-
artigen, scharfen Blätter des Fennichs, der die Nähe der
Misthaufen als Standort liebt, lassen die Annahme einer
Verwechshmg wolil zu.
falsch Ndw. fatsch BSi.; GrV., fotsch, fotxcheli
UwE.: Lockruf für die Schweine. -- Fatschi I,
r
Uli
Patscli futscli. Fax fux
1142
Fiischi (Diiii. Fa(tJscliU) Nnw, Fätsdii BSi. ; LE.
- 11.: Ferkel.
Ersteres ein Naturlaut, welcher beim Kressen entsteht,
Letzteres davon abgeleitet? Eher umgekehrt die Interj. vom
.Siibst. abgel. u. dieses aus Fertuchi (s. Firli Sp. 921) verderbt.
Fatscili II: Nbf. zu (Bruder) Fritschi (s. d.). .Wie
ilic ISasler den Luzernorn den Bruder Fatzschin ent-
führen und diese ihn mit Uri, Schwyz, Unterwaiden
und Zug wieder holen.' 1508, Ochs (nach den Bs Rats-
büchern). — Eig. ,Faschi°g' personiflciert, die Form an die
des Namens .Fritschi' angelehnt.
Fälsch II usw. s. Fäsch usw.
Vätscherin s. W-. fätschnen s. fatgchen.
Fäntscil Aa; .\p; Gl; G; Sch; ScilwMa.; Z,
Fäiitsche I Gr, Fäusche Gr (Camenisch), Fäuze
(-«}--) BSi. — m. Gl, sonst f.: 1. Hündin, .Petze' Aa;
Ap; Gl; G; ScnSt.; Z. Er ist iceder Hund no''' F.,
ganz unzuverlässig, unentschieden, untauglich (eig.
ein Zwitter). Sprw. ,Hündin, bräkin, fäutsch, zaugg,
title, fenne, zeuk: canis fceniina.' Red. 1662. Syn.
Läiitsch; Metz. — 2. gemeine Dirne Ap; BSi.; Gr;
Gßh., T.; ScHwMa.; Z {Ttiva. FäutschU). Syn. Lttenz.
- 3. schlaues, altes Weib, Hexe GnStAntönien. —
4. = Fötsch, s. d. — Vwdt mit ,rut'. — Zu .,Feutschen-
bach' vgl. .Hundsbach'.
umme-fiiutsche" (-/awze" BSi.) : 1. herumschwei-
fen wie eine Hündin BSi.; SohwE.; auch von Menschen.
— 2. (-fautsche") gedankenlos sich herumtreiben Gl
(Schindl).
Fäntsche II s. Fötsche.
Fetscll 111.: (meist mit dem Epitheton ,anir) be-
mitleidenswerter Tropf, z. B. von einem verstümmelten
»der beschränkten Menschen, mit dem Nbegriff der
Gutmütigkeit Gl u. (ehemals Glarn. Landvogtei) GWe.,
woselbst es auch als Familienn. vorkommt.
Viell. zu bair. ,reggs', der Blödsinnige; viell. .iber ein
sppcllativ gewendeter Personenn. mit der in Gl beliebten
Form der Geringschätzung (vgl. Fritsch, Fridoliu ; PcUi-h,
Peter), etwa , Felix'. In ZTöss gibt es einen ,Fetschenrain'.
Fetsclie f.: Hefe W. - \i. feecia, churw./MoJ«, ans
l»t. /«M.
fetsclien. .Concursatio et contentio: das umbhin-
lanfen und fachten umb etlicher gescbäften willen,
das hin und her fätschen.' Fris. (Mal.)
Vgl. fitKhn, futschen u. Gr. WB. 3, 1363. 1.569. Viell.
IntensivbilJung von /ecken; vgl. das Folg.
v er- fetsclie": zerfasern, zerfetzen Gl.
Wenn Ehels Angabe: ,/''e(»i-Ä, Flügel', begründet ist, so
wäre unser Wort eine Neubildung aus dem syn. rer-ßckin
(Sp. 7:31).
„Fitscli, Dim. -li: Person, die in steter Bewegung
ist; Schmeicheln, kleiner Kinder Z." - Von ßtschen.
Ge-fitsch n.: 1. Gehetze, unruhiges Hin- und
Herlaufen, Auffahren von einem Sitze zum andern
BsStdt; Gl. — 2. (concr.) Person, die nirgends Ruhe
hat, wie absichtslos sich immer bewegt, bes. von
Frauenzimmern, ebd. Syn. Fegnest.
(uinme-)fitsche" {-fitze' L): 1. „hin und her
flattern wie ein Schmetterling, hin und her laufen,
bes. viel zur Türe aus und ein springen Gr"; unruhig
auf seinem Platz hin und her rutschen, wie die Kinder,
reiben Gl; Gr. Vil F. git bösi Hose", unruhiges,
wechselvolles Streben od. Umziehen schädigt die Öko-
nomie. Syn. ummeßyen. — 2. inüssig herumschlendern,
lierumvagieren E; Scii. - ?>. ^= pßtzen, pf ätzen.
ver-fitsche" Gl, fitschge" GaHe.: durch Rei-
bung abnutzen, z. B. ein Kleid. — Intensivbildung zu
ß'J'J'-" Sp. TU.
Fitsch ersehe s. FHtterschen.
fitscllig: unsicher, zitternd und eng (geschrieben)
GStdt, Syn. fiser(ljig. — \g\.jHzen(l a.ßzcUij. aachfiemu
fotsch s. falsch.
Fötscli: Ferse Zg. yg\. Futsche. — Vgl. , Fotsch' als
Beiname. 1535, Sch Ratsprot. und den dortigen Familienn.
fotschle": (m. D. P.) delicat behandeln. Si f. dem
China vil z' vil, sie entsprechen seinem Willen viel
zu sehr BSi. Syn. hatschlen. — ver-: verhätscheln,
verweichlichen, ebd. E verfotschlets China. ~ Zu
.fosch', faul, mürbe. Gr. WB. 4, 1 a, Sp. 41.
g'fötsch s. gefiidisch Sp. 683.
Fotsclie ScHwE.. Muo.; S, Fäutsche TnSchlatt.,
Fitsche GSa. — m. Schw, f. G: aus Tuchenden ver-
fertigter, mit Wolle gefütterter Winterpantoffel; etwa
auch alter Pantoffel. Syn. Finkll, Giinsche. Vg]. Fotsch.
futsch {pf- Ndw): fort, aufgebraucht, unwieder-
bringlich verloren, z. B. Geld. 3 bis 3 Fünfedryssgler
[Fünffrankenstüeke] sind f. Gotth. Vernichtet, zu
Grunde gerichtet, zerbrochen, gebrochen, verdorben,
unbrauchbar; in phys. u. moral. S. ; gemein für ,todt'
oder ,dem Tode nahe', von Menschen und Tieren,
allg. Syn. faiik, futtü, hin, kajiores, l'aput, rams. Das
Höus ist f., abgebrannt, oder auch bloss unbewohnbar
UwE. D' Böni sind f., wenn sie im Frühling erfrieren
BSi. Häutig formelhaft allitt. verbunden mit , fertig'.
F. yä", werde", bankrottieren, in seinem Handel zu
kurz kommen W. — Vgl./H((ii; doch chor fitsrhcn (fuisrJicn).
S. auch Gr. WB.
„Fntsclieli n.: Füllen, junges Pferd B." ~ Wohl
von FüUi, in Anlehnung an Chuetucheli u. ä.
„filtsclien" = fit sehen Gl wird für die heutige Gl
MA. in .\brede gestellt, dafür fitschen (s. d.). Kirchh.
S. 176 u. .^60 jedoch hat ebenf. futschen in dem unter
fitschen citierten Sprw. - Intensivbildung zu fucken.
Fnetsclie f.: liederliches, unordentliches Mädchen
GRThusis. Syn. Rutsche. "Vgl. Fäutsch.
Fax, fex, fix, fox, fux.
Vgl. auch die Gruppen Faehi usw., Fat:: usw.
Bier- Fax m. : Meistergeselle in einer Brauerei,
Oberbrauer, Geschäftsführer Aa; Bs. Auch Brauer-
knecht überh. AABb. — Frz. fax.
Spinti-Fax: Possenreisser Aa.
Einer der .Faxen ausspintisiert [auskIUgelt|'. Vgl. bair.-
östr. Fex {Fax. Fromm. 2, 341) und Gr. WB. bei Fachs,
Fex und Feix.
Faxe" (Fl.): 1. Spässe, Possen, Tücke, drollige
Streiche, Neckereien, Vorspiegelungen, Spielereien,
allg. Syn. Gespüsen. Willt dii-m'r öppe" noch F.
mache", sagt man etwa zum Pferd, das nicht gehorchen
will BSi. , Hielt es für F. und Flausen.' Gotth.
.Krumme Sprünge und Ränke, um Jmdn aufzuziehen
oder zu täuschen.' Spreng. — 2. Grimassen, Ver-
zerrungen, auffallende od. lächerliche Geberden, allg.
1143
Fax— fnx. Fatz -futz
1144
E-n-er aJlemöl d' Gichter überchunnt, macht er gar
g'spässigi [sonderbare] -F. Sch. Syn. Gahriole".
B&ii. Fachsm, dass. ; s. auch Fronini. 2, 341 u. 5, 227,
und vgl. Falz, fatixn, Fatziku», Fexen.
Pex(li) m.: Mannsn., Felix. XVIII., Baürenokspr.
Vexätz (Vexar. Spreno) m.: Spass, Scherz Ap;
ScHSt.; Z. Ea ist fnWj us V. g'scheh. Du ewige
Hagel! Was seist [sagst] au''' da! Jetz muest du bim
Eid au"'- helfe' trinke" wiige" dlm V. XVIII., Bäuren-
GESPR. = nw ivege' dem, ivas du jetz g'redt hest. ebd.,
1. Redaktion. Heb 's aber nüd ungern, 's ist nW V.
Sti/TZ. .Damit es [an dem Hochzeitabend] nit vil
g'scher [Lärm] und v. gab, verbarg ich mich in nieins
vatters kammeren.' FPlatt. 1612. ,Dicere alicjuid per
jocum, in schimpf, vexat sagen.' Denzl. 1677; 1716.
Lat. ,Texatio', Plage, Bolästiguug durch Spottredeii,
Neckerei. Wegen des vertauschten Geschlechtes des W. vgl.
Vüidatz, Senleiiz u.a. — ,Vexar' ein Schrei!)- od. Lesefehler V
oder eine aus ,vexieren' abstrah. Bildung?
vexiere": 1. quälen. ,Du muost mit fasten hart
V. dyn zarten leib.' Com. Beati. — 2. (intr.) spassen,
scherzen, nur dergleichen tun Bs; B; Sohw; S; Zg; Z.
Ach, de vexierst, es cha"°-der nüd ernst sl", %''• g'seh,
de lachist hinnen im Mül. Stütz. Formelhaft, auf
ungläubige Fragen oder verwundernde Ausrufe: «"-
g' vexiert! B; ZO. I''' glaube, Si vexiere'd, i''^ müesst-
mi''' ja schäme" [d. h. wenn es wahr wäre]. MUsteri.
S. noch bei Fasel. — 3. (tr., auch üs-v. W) durch
Scherz zum Besten halten, täuschen, aufziehen, sticheln
Bs; L; W; Zg; Z. Syn. füppelen, faxen, fützelen.
Cha'"sch mache", wie de ivitt, v. lon-i"'' mi"'' nit. EKron.
,Die Jungen aber lachten, als sie den Alten seine
Freunde so v. hörten.' Landw. Wochenbl. 1847. Du
Vexier - Sakermenter ! als Verwünschung, ebd. Und
d' Frau Vre macht Auge" und meint, me° well-si %\;
g'seht si denn aber, dass 's Ernst ist, so freut si'-si"''
über de" Handel. Müsteri. ,So11 darum [wegen der
Messe] nieman den andern verachten, v. noch ver-
spotten.' 1529, Strickl. ,So tuot die lörch [Lerche]
mit irem g'schwätz die ander [Vögel] all v.' ca 1560,
WWack. 1869. ,Das Bad habe ein eigen Gericht und
Badrecht, gemäss welchem keiner den andern wegen
der Religion v. noch schelten dürfe.' 1567, Absch.
,l)essglychen mängklich sich des sehr übel anstendigen
glächters und vexierens enthalten soll.' 1635, Z Mand.
.Dieweil ich ihn vexiert, er habe nur ein Hasen mit
so vielen Hunden gefangen.' Heut. 1658. — 4. (tr.)
Jmdn freundlich ausförscheln, zum Geständniss von
Herzensangelegenheiten bringen TnTäg.
Aus lat. ,vexare' (frz. ,vexer'), plageu, ärgern. Vgl. die
Compp. Vexier-Glas, -Schloss, -Werch.
Fexe" f.: Fee. AvHaller, It Kochh.
Vgl. bair. Fecf.-in, Füchn, Fex ni. bei Gr. WB., u. Zeitschr.
f. d. Phil. 1871, S. 331 ff.
Fix s. Felix Sp. 772. Wunder-Fix s. -Fitz.
fix Aa; Gl; L; Sch ; Z, g'fix G oT., flix Aa, g'flix
GF., G. : 1. schnell, hurtig, behende, flink, tätig, allg.
Hellauf ScBwE. ,0b dem Ring soll ein Fläschlein
oder Kruglein von Öl hangen, den Hauen der Mus-
queten darmit gefix [geschmeidig, leicht bewcglicii]
zu machen.' Kriegsb. 1644. — 2. (fix, neben ßix Aa)
fertig, mit diesem W. formelhaft verknüpft, wie nhd.
allg. — 3. glänzend, schmuck ausstaffiert. Usse" f.
und inne' Nix. Sprw.
Ableitung aus dem lat. ,fixus' ist zweifelhaft, da diesem
und den romanischen Abkömmlingen die Bed. .schnell' fehlt.
Sanders hält es mityic/.rn zs., aus dem es dann gebildet wäre
nach Analogie von flnye, an welches sich die Form ßix an-
lehnt, wenn nicht an ,flink'.
fixe" I: 1. fertig machen, heraus putzen -Ar; L.
Er ist g'fixt und g'wixt [gewichst]. Imperativisch im
Sprw.: Er ist davon gegangen, no''' fix-mi''', no'''' lex-
mv'', ohne ein Wort des Dankos L. — 2. ausklügeln W.
1. Lex offenbar dem Anklang zu Liebe aus ,leck' um-
gebildet Bed. 2 erinnert au {uijejhzt (s. d.); doch vgl. auch
««-/. und -fiden.
„fixen II, pf- LE."; übw, pfe.ren UwE.: niesen.
Synn. fluxen, pfachen, pfäggen, pfägsten, pfaxen,
pfluxen, jifitsen, i^fätzgen, pfnitzen — alles Schall-
wörter.
„ÜS-: ausspötteln LE."
Viell. zu fitzen; doch passt es auch zu fixen II, da ein
erzwungeues Xiesen Hohn bedeutet; übrigens mochte vexiemi
Form und Bed. beeinfiusst haben,
fixen IIl s. fitzen.
Fnx m.: verwittertos Heu von rötlicher Mi.ssl'arbe
GuPr. — Eig. .fuchsrot'.
fnx. Es ist wie f., im Augenblicke verschwunden
WV. — Vgl. fitachen und futaeh.
luxen 1, Fuxer, gefuxet s. fuchsen usw.
fuxen II: stürmen und schneien, nur verbunden
mit guxen (s. d.) und nach ihm gebildet BHk.. Si. ; Uw.
Er meint, we"" 's nüd grüseli fu.ri uud guxi, so sei 's
nüd U"wetter.
Fatz, fetz, fitz, fotz, fiitz.
Vgl. auch die Gruppen Futaeh usw.. Fnx usw.
Fatz m.: Spott, Hohn. ,Was wäre das [der Ehe-
bruch] anders dann ein f. und ein spottV ja, ein falscli
und betrug.' Zwingli. ,Vil trybend iren f., gspött und
glächter damit.' HBill. 1540. ALI. falzen.
vatz s. watz.
Fazzelet GR.^rosa (Fazzolet), S., Tschapp. (e), Val.,
-li GlH. (i), S. (e); GRChur, Landq.. ObS. (e), Churw.
(-edli); W, Fazzenet, meist -li kk (-edli) ; kv (-idli,
-etil); Bs; B (Si. -e-); VOrte; GnChur, Pr.; GBh., oT.,
Stdtf; Sch; S (Fazi-); Th; W; Z (tw. -edli), S. (Fazzi-J,
Fazzenezli GG., Stdt; Sch (Kirchh., Nnk.); THTäg.,
Neteli ZBauma, Netli, Nedli, Nedeli GrD.. Maienf.,
Pr., Nezeli, Nezi „G"; Z — n. - Dim. Fazzeleti
GnVal., Fazzeneteli Z — PI. -er Gr: 1. kleineres Tuch
zu verschiedenem, tw. wechselndemGebrauch. Im Jahre
1512 werden aus einem begüterten L Hause u. A.
2 Dutzend .Fazaletli' gestohlen. .Der [Jerusalem-
fahrer] soll han 3 hemder. 3 fatzalettlin [usw.].' Hs
Stockar 1519. .Fatzalettlin' gehören zu den Kostbar-
keiten eines Haushaltes. Platt. 1572. Der als Parla-
mentär ausgesandte , Trommelschlager soll ein facenet-
lein in die band nemmen und über den köpf schwingen
und das f. umb den huot machen.' ICriegsbithl. 1644.
,2 abtstäb, darzuo 2 tüechli oder fazenetli in dem
sessel und 1 küssi darauf.' 1550. Invent. Kloster Eins.
.Zoll von seidenen und baumwullenen Fazanetli.' Z
Gesetze 1757. Spez. a) Schweisstuch, Handtuch.
,5 faciletli, damit der priester die hend trücknet.'
1145
Patz, fetz, fitz, fotz, f'utz
1146
G Stiftsareh. .Das fatzenetli oder liandzwehol nebend
am altar soll zuogestellt werden dem . . ., das er die
ougen mit trückne.' NMan. ,Sudarium, sehweisstüecli-
lin, faceletlin.' Dasyp. 1537 (auch .Fatzenetlin ....
muecinium.' 1053). ,Sudarium, .strophiolum, t'atzeletle.
(.badlachen).' Fris.; Mal. — b) Taschen-, Nastuch
Aa; Ai>; Bs; VOrte; Gl; GRÜhur (Fazzcmetli), D.,
Maienf., ObS., Pr., Val.; G; ScH; S; Th; W; Z —
allenthalben im .aussterben begriffen. Syn. Fetzen;
Lumpen; Schni(pftuech. Hindr 'em Hauptme drl"
trottet denn de Fänderi; an-'re ulten Ofestange tuet
sls Fazenetli hange" und uf dem ist allerhand, doch
kei" Gott u. Vatteiiand. MUsteri, Buebeumzug. ,Fetze,
fazennätlein, fascia. linteolum, muecinium.' Red. 1662.
1 ,Ein Schnupftuch oder, wie wir reden, ein Fatzenet-
Icin.' ,\Klingl. 1691 neben ,Fatzenetzli'. In einen
Zipfel des F. bindet man Geld ein in Ermanglung
i eines Beutels. .Damit warf er die 800 Tlr in einem
. Fatzonet in die Gutschen.' S Kai. 1713; vgl. .hielte
das F. für den Mund, [da] er das Zahnweh hatte.' ebd.
S. auch Knopf. Besonders grosse Schneefloclien werden
^ hyperbolisch mit Nastüchern verglichen: es schneit F.
Z; s. auch Linlachen; Kindsscliueh. Bräuche. Schön
■ gedruckte oder gestickte Taschentücher sind noch
' heute wie ehemals geeignete Gegenstände zu Fest-
i geschenken, bes. zur Neujahrszeit, an Hochzeiten in
die ,Urti' (s. d.) usw. ,Xm Sylvesterabend hat meine
Frau jedem Kind ein F. verehrt.' Stütz. Z'letst god
Alls hei'" [von der Hochzeit] mit irem Fazzennetli.
Häfl. 1813. Die Braut gibt dem Pfarrer für das Auf-
bieten, dem Schuster und Schneider für die Verferti-
gung des Brautkloides das Spousafazzdlet GnSch.
: Vgl.: ,Der Schuelmeister hat von jedem Brautpaar.
\Yenn es hier [Fischental] in der Kirche eingesegnet
worden, ein Schnupftuech.' 1794, Z Staatsarch. Die
' Hochsigfazzenetli werden von der Braut ausgeteilt Uw.
' Lt G Sittenmand. 1611 darf die Braut ihrem Bräutigam
: neben andern Dingen , Fatzenetlin verehren'. ,Hoch-
zeiter, welche ihren Verwandten Fozelet. Kragen oder
: Hauben schenken, werden mit 10 Pfd gebüsst.' 1672,
L Hand. ,Es frBt mich, das ich eim semlichen [solchen]
geistlichen mann sott etwas machen. Ich schick üch
ein fatzenletli, hab ich gemacht, hett ich es können
: hübscher machen, wellt ich es nit gespart haben.'
f 1514, Bs Brief. ,Du tust vil Fatzennetly machen ; des
I mögend woll die Knaben lachen, zeigend 's einanderen
■ bei dem Wein, du meinst, es soll verschwigen sein.'
Wahrsag. 1675. An der Ufrichti {s. d.) flattern an
, der auf der First des Hauses aufgestellten Tanne
; bedruckte Nastücher, die den Arbeitern zukommen.
• Spiele. Kinder, welche mit Etwas, z.B. einer Katze
} auf dem Arme, sich tanzend drehen, singen dazu: F''
: tanze' mit-em Grelli und trenn »''' drü Mol omma"
[ 6t", .so gid 's a F. Ap. F. (Ar; ZF., Fetzli Ap) leggen,
! ein Spiel, bei welchem man einen Kreis bildet, der
r vorerst unter Absingen des Reimes Fazze-, Fazzenetli l.
\ usw. einige Male die Bunde macht, worauf eines der
: Kinder austritt und aussen herum geht. Dieses lässt
■ im Verlaufe sein Taschentuch hinter dem Rücken
eines Mitspielenden auf den Boden fallen. Dieses
' muss seinen Platz verlassen und in entgegengesetzter
' Richtung im Wettlauf nach der Lücke eilen. An dem
Überholten ist es, das F. wieder zu , legen'. Hat aber
• das Betroffene Nichts gemerkt, so wird es entweder
vom Spiele ganz ausgeschlossen (Ap) oder es hat ohne
anders das , Legen' zu übernehmen (ZO.). Vgl. auch
Steekli lenen. — c) Halstuch GRÜlmr (Fazzälet),
Churw., D., Ldq., Maienf., VaL; U. — d) Kopftuch
BSi.; ScuNnk. — 2. Fetzen, lumpichter Zeug, der
bloss dem Scheine dient. Gotth. Abgetragenes Klei-
dungsstück S. Syn. Riidcli. Übertr. : sinnliches, geiles
Weibsbild. Gotth.; weichlicher Mensch (Suterm.); Syn.
Hüdeli, Schlärpli, Täsch, Trüech. — Hals-Fazzoletli
(Serardi), -Netli, -Nedli (B.): Halstuch Gr. —
Hand-Nezi. ,Deller-Ram und etliche H.' ca 1600,
Z Staatsarch. — Chopf- Netli: Kopftuch GrI). —
Schnüz-Netli, -Nedli: Nastuch GrD., Pr.
Spät mild. /atenneffKnJ aus it. rtizzofcfto. Sack-, Halstuch;
engad. fazzaleU; f'iemont. faisolet. Sache und Wort in dieser
Form kommen aus ItaUen. Ältere Belege sind noch: ,Fatzeu-
(n)etli.- ca 1600, Z Arch.; 1604, L; 1710, G; ,Fazenet.'
1659, Arch. SchwE. Vgl. noch Gr. WB. 3, 1218. 1226.
1365; Schm.-Fr. 1, 780. — n für ( wohl zunächst im Dim.
aufgekommen dem Wohllaut zu lieh; umgekehrt scheint das
z des I. Teiles sich das t des 2. Teiles assimiliert zu haben,
wodurch ein Parallelismus zw. den boiiUii B.stauJtuileu des
scheinbaren Comp, erreicht wurde; oiKi \irll. ist i'ine ab-
geleitete Form 'Seteuli (vgl. Büehesli, Chall.yli] vuraiiszusetzen.
fatze": 1. (intr.) scherzend lügen, prahlen, auf-
schneiden „BO." — 2. (tr.) spotten, verspotten, schmä-
hen, durch scherz- und possenhafte Reden ärgern,
zum Besten haben, aufziehen, höhnen, sticheln, necken
Bs; ,BoHa.; Z." ,Der herr von V. ist umb syn burg-
recht kommen, darumb dass er myn herren gefatzet
und in kosten gebracht.' 1529, Absch. ,Und habend
klag angehebt als die, die von den Heiden gefatzt
und beleidiget muosstend werden.' 1531/48, lU. Macc.
,Irrend nit, Gott lässt sich nit f.' 1531/1667, Gal. =
,lässt seiner nicht spotten.' 1707. ,Die am tor sassend,
fatztend mich und die weinsaufer machtend liedly von
mir.' 1531/60, Psalmen. ,Und vermeint, das er in
villicht hätte wollen darumb verachten oder f.' ca
1535, Suil. Urk. ,Es wirt hie Christus keinswegs
g'fatzet, noch nit syn wunderzeichen tratzet.' Aal
1549. , Ludere, e-, de-ludere, apologare, cavillari, ludi-
flcare. einen f., verspotten, betriegen, speien, schmutzen,
mit eim schimpfen. Scurrari, ein speivogel sein, spei-
wort mit eim treiben, speien, f., flatieren, federlosen.
Abutendum se permittere, mit im lassen umbgon, wie
man will, sich treiben und f. lassen.' Fris.; Mal.;
Denzl. 1677; 1710. Vgl. noch Anm. zu Fass, Sp. 1049.
.Wann einer [der Schiessgesellen] Unzucht [Ungebühr-
lichkeiten] treibte mit koppen [rülpsen], tratzen, f.'
16'20, Klosterarch. SchwE. Wortspiel: ,Als einer an
der Fassnacht mit seinem Weib ein Fatznacht hatte,
dass sie sich mit einanderen erzankten.' Scbimpfr. 1651.
,F., fopen, inludere, irridere.' Red. 1662. ,Ja, wie tun
wir Gott für einen wahren Gott halten, so wir ihn
bishar mit solchen Busstagen nur gespilt und ge-
fatzet'?' JMüll. 1673. ,Ein Knaben-Fätzerin bist von
Art [hast dich immer mit ihnen zu reiben, sie zu
schelten], der ein ist z' rauch, der ander z' zart, der
dritt nit hübsch und reich genug.' Wahrs. 1675.
(Vgl. Jungfrauen-Fatzer und fOlzlen). ,Verbigerare,
schwetzen, wörtlen, f.' Denzl. 1677; 1716. ,Carptor,
Anschneider, Jungfrauenfatzer.' ebd. 1677; dafür 1716:
,Anfatzer, Jungfrauenfatzer, Schelter.' ,Das heisst
Gott tratzen, mit Gott f. und spilen.' AKungl. 1688.
,Gott fatzende Vermessenheit.' ClSchob. 1699. —
3. hadern, Vorwürfe machen. ,Er kommt nicht im
Zorn, er will nicht mit dir f. in Worten, noch Schulden
1147
Fatz. fetz, fltz, fotz, futz
1148
fordorn.- AKlinül. 1702. — 4. kläglich bitteiule Ge-
berden machen, mit solchen um Gnade flehen. ,Der
Bär [Bern] tut umh Quartier [Gnade] f.' ca 165(5, Lied.
— 5. schlagen, prügeln, übh. hernehmen. ,Man wirt
s' [die das Publikum ausbeutenden Geistlichen] aber
noch wo! f., so s' dem pütel am boden kratzen.'
Badenfart. ,[Der Bär] hat gmeint, man soll ihm nur
leis kratzen an seine Tatzen, nicht ausf.' ca 1056,
Lied; vgl. bei Fischart: .Wie man die Flöh fatz und
kratz.' — fätzle": auf Jmd sticheln. Einen auf-
ziehen, anzügliche Reden fuhren Bs (Spreng). Zum
Besten halten. Du tviUt-mi'-'' aber Ei"s f. B oHa. —
Fätzler m.: wer andere gerne lächerlich macht Bs
(Spreng).
Mhd. valsen, spotten; viell. wie alle WW. der Gruppe
Fatz usw. von einer Verbalwurzel fez, faz. fuz mit der Bed.
,in Fasern gehen oder reissen, zausen.' — Bed. 3 und der
Beleg aus den Schimpfr. scheinen sich an fcizen anzulehnen,
wie 4 an Faxen und h an fitzen, wobei der Einfluss des
Reims und die sprachliche Freiheit eines Volksliedes mit in
Anschlag zu bringen sind.
Pazfi't m.: Spassinacher in Gesellschafton Vürte
(nicht Volkstum!.). — Moderne Anlehnung an lat. ,faceti»,
facetus'. Vgl. Fazikus.
Fazi L, Fäzi ScHwE. — m.: Personenn., Bonifazius,
Fiitzikns BG., 0., Fitzikus FPlaf. — m.: Possen-
machcr, Hanswurst. — Die Endung tw- des aus ,Faxeu,
fatzen' sich erklärenden W. wie in ,Lustikus'.
Fauz I s. Faus Sp. 1065.
Fauz n m.: Leichtfertigkeit, die sich be.s. im Singen
von .Fauzenliedern' (s. d.) kund gibt ZO.
Viell. identisch mit Fonz Sp. 877; doch hat ,ausfaunzen'
im Tir. auch die Nebenbed. ,ausschelten' und das .Fauzen-
lied' wäre dann ein Hohn- oder Spottlied auf ehrwürdige
Dinge; doch s. Pausen Sp. 1066.
Fauz III m. — VlF-e": Rutenstreich, Sclilag S;
Nnw; ZWl. Wenn Eine'' d' Hose" nide" het, geh c"
F. nie'' oder weniger, wenn Einer recht vom Schicksal
verfolgt wird, kommt es auf ein Unglück mehr oder
weniger nicht an. Schild.
Vgl. Fans, mit welchem W. das vorliegende identisch
sein könnte; doch mag auch bair. Famen, Fauststoss, ver-
glichen werden.
Fauze" {Fauzi AaF.) f.: Rute für die Kinder
Aa; B; VOrte; S. Syn. Faiislen Sp. 1066.
fauze": 1. mit der Rute streichen, z.B. ein Kind
auf den blossen Hintern AaF., Hl.; VOrte ; S. Syn.
fausen, hauen. G'fauzt het si 's, ''ass m'r hätte" möge"
Herr Jesis pfife". BWvss 186.3. Im Abzählreim heisst
es: Gang i" d' Schuel und ler dl" Sach; chunnsch-mer
hei"" und cha''"seh-es nit, nimm-i''' d' Rueten und fauz
ffitzj-di''' mit (Var. — cha""st-mer Nix, kriegst de"
Jhiggel rolle Wir). We7in-me" nit chann anhne" und
meint, d' Nidle [Rahm] slg verhe.vt, so sell-me" d' Nidle
imger de 3 höchste Name" mit-ere Haselruete f., de""
cMmnt d' Hex und bittet ab. — 2. (fäuze") fort-
peitschen, verjagen BSi. D' Nacht fauzt [den Tag]
über Grind und Grat, tvin [wie] Triberbucben d'Gemschi
Iriben. Romani; 1870. — 2 viell. lutensivbildung C/auh-ezen)
zu faul.-en Sp. 725.
Fäuzen, fäuzen II s. Fäiitsch, fäutschen.
Fänzi, im Comp. Splendi- AaZo.; L; ,Zg", Spendi-
AAStaufen; L; „Zg", Spenti- (Suterin.), Spensi- L,
Spanze- LStdt. -Fänzi AAStaufen, Zo.; L; „Zg",
-Fözi(s) L; „Zg", -Fözie" (Suterm.), -Fürzi L
(Ineichen): 1. lächerlicher Prunk, Aufwand L; „Zg."
Und d' Freiheit gilt, denk, au"'' nid vil, wo [welclie]
Sp. mache" idll. HXfi,. 1813. — 2. Umstände, Worte
als Ausreden, Spiegelfechterei AAStaufen, Zo.; L. /''''
trauti nid, und gib nur Acht! 's wird da nid Sp.
g'macht. Mohr.
Da Splendor machen in Gl prunken bedeutet, so ist unser
W. wohl zsges, aus .^plend- (lat. sptendere, glänzen) und einer
zu Fausen, Umstände (Sp. 1066); FUusi (Sp. 1067) gehörenden
Form. \g\./Szen. Im 1. Teil der Zss. hat z. T. it. ,spendere',
ausgeben, Aufwand machen, eingewirkt. Betr. den 2. Teil des
W. ist auch noch an Kunkd-Fuess (s. o.) zu erinnern. — Die
Angaben über das Geschlecht schw,anken zw. allen dreien.
— Syn. Festivis ; Faxen; (Jespusen.
Fetz W, sonst Fetze" (auch etwa Pf- B) ni.:
1. Stück, mit dem Nbbegriff des Abgerissenseins und
infolge dessen der unregelmässigen Gestalt; Lumpen,
Lappen; jedes abgerissene, aber noch lose hängende
Stück; Faser an Kleidern; aucli en F. Hut, Fleisch,
Brod. allg. De'' Pflegel ist i" F. verfare" AAEhrend.
Der Spiegel ist umbrig'chlt [heruntergefallen] u z'
chleinu" Fetzu" g'gangu" W. Lustig sönd d' Bettelli'U,
si tatizid, dass es F. stübt Ap (Lied aus der Zeit der
,Fahrenden'). Bildl.: Gang mir vom Hb! seid der
Lumpe zum F. [vom dummen Bettlerhochmut]. In-
eichen. ,Uer Lump hat den F. gefunden'. Gleich und
Gleich gesellt sich gern. Mev. Hort. 1692. Der F.
als Rest eines zu Grunde gerichteten Gegenstandes.
Das W. wird daher oft formelhaft verstärkend mit
,Lunipen' u. a. Syn. verbunden. Es ist Ni'mt a's Lumpe
und F. an-em, seine Kleider sind gänzlich zerrissen
Ap. 3Il" Su" ist z' (chlinej Hudle und z' F., meinem
Sohn wurden die Kleider ganz zerrissen Gl. 3/i"
Schirm ist z' Hudle und z' F. ebd. Er holt e" schene",
feisse" Chäs und spienzlet-e" — trelt-e" ober iber d' Flueh
uis, doss er z' Hudlen und z' F. verstibt Uw. Z' F.
ga", bankrott werden W. Syn. z' Lumpen, z' Ni'üen,
futsch ga". ,Mir miend z' Lumpe und z' F. werde"
[gänzlicli verarmen].' Talhochz. 1781. Jmdn z' 3lues
fz' Hudere, z' Lumpen) und z' F. (ver) schlä" (oder
verzere", vor Wut) Gl; Gr; Z. Derrm- lu-mi''' z' Hudle
und z' F. machen, eb i"'' nachgibe Gl. Z' Hudle
(z' Mutz ZUhw.) und F. verrisse" (üf bräche", ver-
r'uere"). Bi Bitz und bi Fetz GrD. ,Do verbrann
das closter bi fetzen üs', bis auf den Grund. Vad.
Mit Neg. : Ken trochne F. am Llb ha", ganz durch-
nässt sein; vgl. /'asemiaci«. Gar Nichts: Vom Hanterech
[Handwerk] ekei" F. verstä" Scuw. Ken F. G'schribes
von Ei"m ha", nichts Schriftliches zur Sicherung Z.
Prächtig hed er chönne" schwätze", aber verstände"
han-i"' ke" F. Schw Fasnachtsp. 1883. Es feit kei"
F., so viuess nu''' d' Welt zum Tüfel fare". ebd. Ekei"
F. werd [wert]; ekei" F. tue"; nid e F. nitzt [nützt]
das Ndw. Er het kei" F. Chind [gar keine], kei F.
Trumpf [beim Kartenspiel] Gl. Kai F. Kraft hau
GRÜhur. Mit dem Nebenbegriff des Grossen, Unförm-
lichen. En F. Brod AAZein.; BsStdt; LE.; SL.; ZStdt.
Fetza" va" Wuar [Damm] hed 's l"g' feilt und d' Steina"
libarament ijwegg putzat GnSchiers. (Schwizerd.) En
F. Land Bs. Syn. Flecke, Flängge, Flärre, Wampe.
Abstr., zur Massbestimmung übh., indem es vor einem
Subst. attributiv den Begriff' ,gross' ausdrückt. En F.
Schiel", Stei", Matte", 3Ia"" Gr. — 2. grosse Flocke
weichen, fetten Schnees Bs. Vgl.: ,Wenn es F. hagelte,
I
1M!I
Fatz, Ml. fitz, fotz, futz
1150
er lachte nur dazu.' Schweizerb. 1820. Syn. Focken,
Fotzen. — 3. Taschentuch Ar (Felzli, auch Nasen-F.);
GnHe.; GT.; W. F. Ugqe" s. FazenctK. ,Das früher
allgemeinere Fazenetli ist zum FetzH oder gar zum
Fetze degradiert worden.' Heimatk. GKappel. ,Wie
N. N. als kleiner Knabe mit ein ]jaar ersparten Batzen
Fetzli zu handeln anfieng.' WSenn 1870. — 4. das
Tuch, worin der Ziger geräuchert wird Ap. Vgl.
Fetzenziger. — 5. (im PL) verächtlich für Kleider BSi.
Vgl. Gefetz 1. — 6. Fetz (PI.), kleine Prozesshändol;
Streit Gl; vgl. Gefetz. — Mhd. vetze, Fetzen, Lumpen.
Ge-fetz n.: 1. ,die an einem zerrissenen Kleide
herabhängenden Fetzen oder auch das, was aus ein-
zelnen Lumpen besteht. Syn. (Us-) Fetzete. allg."
Verächtlich für schlechte Kleider BSi.; Obw. Dass
mcr '.•>■ G'fetz net b'schissist [beschmutzest, sonst . . .].
VgL Fetzen. — 2. Hader, Zank, Wortwechsel, kleiner
Prozesshandel Gl; Schw; UwE. VgL Fetz, fetzen und
Fetzhandel. ,Die Scholastiker habend die einfalt chri-
stenliche lehr in ein disputation oder gfetz und ghäder
durch vil fragen gebracht.' HBull., Tigur. ,Rixa, turba,
controversia, concertatio, altercatio, zank, hader, getöub,
span, wörtlung, gf.' Fris.; Mal. ,Conflictio causarum,
der underhaspel in den rechtshendlen oder der gspan
oder gf., da es an ein treffen gat.' ebd. ,In ein hader,
gf. oder zank kommen, incidere in contentionem, con-
tendere adversus aliquem.' ebd. ,Geb wie [wie sehr]
der Batt ein gross Geschrei hat, ist doch sein G. nur
eitel Geschwätz.' FelWvss 1664.
Hand-Fetzen: 1. Handtuch Ap; GT. AbergL:
Gewisse Leute können fremde Kühe an H. melken
[durch Zauberkunst aus der FerneJ GT. — 2. ver-
ächtlich für Manschetten SchwE. S. Handfetzenherr.
— Neujärs-: was über das Neujahr an der Kunkel
bleibt und nicht vorher verarbeitet wird Th. Syn.
Neiijär-Fotzlen. — Kutten-: verächtlich für Mönchs-
kutte. , Meinen etwann die Bettelmönche von ihrem
Strickgürtel und K., sie machen selig.' Goli. 1741.
Kredit-: spöttisch für Schleier Z. Syn. Kredit-
Schlmnpen. — Mit Bez. darauf, dass der Kredit sich oft
durch ein luxuriöses Auftreten zu stützen sucht.
Kol-Fetz. ,Herr Barnahas, der alt n.', spottet
Satan über einen Heiligen. Com. BEAri.
Notl, XolUlrueder= LoUburd. Unser W. könnte den Bedd.
TOD ,Nol!' gemäss den in zerfetzteu Kleidern einher gehenden
Laienbruder oder Dummkopf meinen. Doch gehört Jfoll-, wie
Spil-F. Tiell. nicht zu unserem , Fetzen'.
Nasen-Fetzen s. Fetzen 3. — Schueh-: ein
alter Tuchlappen, mit dem die Schuhe abgewischt
werden Ap. — Geschirr-: Lappen zum Abwaschen
des Küchengeschirrs Ap; „Gl; Gr;" GKh.; „Z." Syn.
Geschirr-Blitz. — Schüssel-: Lappen zum Waschen
des Tischgeschirrs GId. — Sehne-: Schneeflocke.
,Den 28. Nov. 1790 hat es wollen Sehn, geben.' JJMaag.
Syn. Schne-Fotzen. Bildl. : ,Es sind nicht Schneefetz-
lein, juveni [inveni?] non quod pueri in fahis.' Met.
Hort. 1692. ^ Schnuder-: Sacktuch Ap; GT. (auch
■li): U.
Spil-Fetz L, -Fetze' U: leidenschaftlicher Spieler.
Syn. Spil-Ttutz. — S. die Anm. zu XoU-F. Vgl. noch
Spil-Fotz.
Wider- m.: 1. Widerspruch, Streit, Feindschaft
GrD. Di Sterbliche sind in yrüsamem W. zun enan-
dere gsm. .Repugnare, widerstryten, widerredeUj im
widerstryt und widcrgletz ligen.' Fris. .Der w.. re-
pugnantia.' Mal. Pcrs.: der zum Widersiiruch jeder-
zeit bereit ist GRChur. Syn. Widers]iruchsgeist. VgL
fetzen, Gefetz. — 2. Wiedervergeltung von Bösem mit
Bösem, talio Sch; Z. Auch pers. : Wiedervergelter. ebd.
De'' W. wird au''' cho" (hliht nid üsj. Sulger. ,I)as
diene dir zur lehr, dass du nit leichtlich etwas auf
dein bellen [Kerbholz] nemmest: der w. kompt gern.
Womit man sündet, damit wird man gestraft.' FWvss,
Pass. 1650. ,Der W. kommt schön, talione repercu-
titur; talionem experitur.' Mey., Hort. 169'2.
Ufwäsch-Fetzen: Waschlappen Ap.
fetze°: 1. (tr.) „zerfasern Ap; B; Vw;" bes. altes
Wollentuch zu Fasern machen, um es aufs Neue zu
kardätschen, zu spinnen usw. Nnw. Die Oberfläche
eines Balkens oder Stückes Holz durch Axtschnitte
rauh machen SL. ,Wer in [den Zopyrus] also zer-
hacket und gefetzt hette.' Tier«. 1563. ,F., carpere,
concerpere.' Denzl. 1716. Intr.: in Fasern und Fetzen
sich auflösen, faserig werden, Fetzen bekommen, all-
mälig reissen. allg. 's Werch fetzet, wenn der Bast
sich vom Stengel gelöst hat und reisst Aa. — 2. An
Ei'm umme f., ihn immer plagen Sch ; Z ; sich in Scherz
und Ernst zanken, sich nicht Ruhe lassen können.
F. und wörtle" .Ap; L; GF., Ta.; UwE.; U; Z. Doch
was nützt 's iez nur [mit Worten] z' f. ? Land s' [die
feindlichen Heere] an enandere cho" [Ernst machen].
JBHXfl. 1813. Syn. strüssen. , Schäm dich, mit fremden
erenlüten also zuof.' 1524, Strickl. ,Concertare verhis,
mit Worten f. und zanken.' Fris.; Mal.; Denzl. 1716.
,Was braucht es vil mit den"" zu f.?' JCWeissenb.
1701. ,[Der hochmütige Herzog v. Burgund hat] sich
darumben nur beklagt, dass wir nicht edle Curtii,
nicht streitbare Horatii, ja dass ihm leid, dass er muss
L mit also groben Schweizerlätzen.' ebd. — 3. reich-
lich, in grossen Flocken (s. Fetzen) schneien Gr; U.
Syn. fotzen, hudlen, pletschen. — 4. rotwälsch: aus
Stücken zssetzen. verfertigen. ,Ein windfänd [Wind-
fahne], ist gevetzt von allen stucken.' Genrenb. Bettl.
Übh. machen, arbeiten. ,Etlich heischen eim [für
einen] husarmen mann, der vor fulkeit nimme f. kann.'
ebd. ,Das ander gschlecht der Bregern, diss sind, die
selten f. gern.' ebd. ,Der'"' vil sind noch zuo diser
frist, die alle sigel f. [nachmachen] können.' ebd.
Daher ebd. die Berufsnamen: ,Fladerfetzer, bader;
glydenf, huorenwirt; klingenfetzerin, lyrerin; claffot-
fetzer, Schneider; bosshartfetzger, metzger; briefel-
fetzer, Schreiber; schöeherf, wirt; rollf, müller.' —
5. s. pfetzen. — 6. s. fitzen 1.
Mhd. vetzen, reissen, zerfetzen. Analogien zu Bed. 2
bieten rupfen, zereii, nhd. ,hadern' und unser fmken, zanken.
ab-: (refl.) sich abarbeiten, abmatten BO. Syn.
abfeilen.
Wenn nicht aus pfetzen zu erklären, muss es so viel
heissen als , durch Arbeit wie ein stark mitgenummcnes Kleid
sich aufreiben, zu Grunde richten'.
„umme-: von Knaben, welche immer um die
Mädchen herumstreichen und dieselben necken Sch."
Vgl. fetzen 3.
US-: 1. Gewobenes oder Gestricktes fadenweise
zerzausen, zerzupfen UwE.; ein Kleid brauchen, bis
es reisst W. — 2. {üsfetzle GRRh.) in Fetzen gehen,
allg. — „Us-fetzete f.: Gefaser, das Ausgefaserte,
z.B. an einem Kleide."
1151
Fatz, fetz, vetz, (Uz, viJz. f»tz. l'utz
lir
ver-fetzen {zer- W): (tr. u. intr.) vollends zer-
reissen. allg. D' Hemli sind unde und obe rer fetzt, und
d' Underhose" abschüli 'Hetzt Zg (Suiiwyzerd.). Bildl. :
.Coiicisus ignoraiiiiis, mit schmähen zerfetzet.' Fris. ;
Mal.
Fe tzer s. fetzen i.
g'fetzet: zerrissen, allg. Kei" ganzes Hern p, Alls
g'ßtzet, g'ßcket und verschnurpft. Stütz.
Fetzete f.: 1. das in kleine Teile Zerrissene, aus
Lumpen Bestehende ; die an zerrissenen Kleidern
hängenden Fetzen und Fasern, allg. — 2. Gehader,
Gezanke, kleines Scharmützel, allg. — 1 in coli. S. von
Fetzen, wie z. B. Astete, Wurzkte u. a. 2 vom Vb. fetzen.
Veze" (PI.): Pocken VOrte; W. Die wilde" V.,
Windpocken aScHw. Jmdra d' V. ziehn, impfen Schw
Muo. P'' liesst dene" Chinde' e chll" d' V. lä" zieh'.
— Ans ueulat. , (Variola) vaccina' mit verschobenem Acceut
uuil nnächtem Umlant.
an-feizen s. ■feilsen Sp. 815.
Vitz: ni. Personenn.. Vitus? SchwE. Klosterarchiv.
vTz: Adv. Ap; G. 1. vor Adj. u. Adv.: zu, zu sehr.
allzusehr Ap; „GT." Nütz [Nichts] se" [sein] ond
Nütz schine" (mene", meinen), ist gär c. Nütz, ist doch
gar zu wenig. [Die Mädchen] send fast gär v. guet
de' Schätze' Ap (Lutz). Auch vor Subst. = zu viel(e).
Es ist V. Ritz; die Stege [Treppe] het c. Tritt [Stufen]
GTa. — 2. stark, sehr. Es regnet v.; Eine' i: schla" G.
Wenn d' Liechtmess hell i^t, gid 's c. gern ler Stall,
Wetterregel. ,Borvilz [von mhd. horvil, sehr viel]
me denne zwenzig jor alt.' Nicol. v. Bs.
Zsgez. aus ,Tiel zu". Vgl. vil Sp. 775. Dass ze auf diese
Weise mit vil zsschmelzen konnte, liegt au der unsern MAA.
eigentümlichen Konstruktion, den unbestimmten Art. zwischen
zc und das Adj. zu stellen, z. B. vil z en rirosee, ein viel zu
grosser. Die einmal geschaffene und verknöcherte Form wurde
dann auch für die übrigen Fälle verwendet; doch Hesse sie
sich in diesen auch aus Umstellung erklären. — In 2 ist
die Vergleichung aufgegeben und die Steigerung des Begriffs
eine absolute.
Fitz m. : 1. Schlag mit einer Gerte oder einer
Peitsche Ap ; BBe. ; GrS., V. ; GF., G. ; Ndw ; Z. Kommen
wie-ne F., jäh wie ein Schlag, z.B. ein Gewitter, ßegen
BBe. Syn. Schmutz, Ztcick. — 2. der beim Schwingen
der Rute entstehende Ton GrS., V. — 3. schmerzender
Verweis od. Nachteil (wie vom einschneidenden Schmerz
beim Peitschenhieb) BO. — 4. „Fasern VOrte ; Z.'-
— 5. „feiner, undeutlicher Schriftstrich VOrte; Z.'
VgL fiserlig. — \on ßtzcn. Ygl. Gr. WB. 3, 1616. 1618
bei Fiek, Fieber. S. auch Fitzet:
I^üdli-: Rutenstreich auf den Hintern UwE.
(G')Wunder- (-FLi: U; XVIIL, Bauerngespr.):
1. Neugier, allg. Do isch Ei'm der W. kö', wer 's
cchterst vorstelle" kennt Bs. Du muest diu W. nit in
Alles ine' stecke' Sc». De'' aber het sl' G'tvunderfitz
schier nit chönne' stelle' S (Joach.). Personif. de W.
(auch bloss Wunder, s. d.) sticht mi''', plagt mich,
allg. ,Der W. biss die tuomherren [dass sie das Grab
öifneten].' Wurstis. Wenn der W. Ein" öppe brennt.
Hebel. — 2. der Neugierige, Vorwitzige, allg. En
wird wol menge W. hierüber 's Muli spitze. Heng.
183Ö. (De'') W. het (hast) d' Nase g'spitzt, ruft man
dem Neugierigen zu, der zu spät gekommen ist oder
den man zum Besten gehalten hat. Syn. Wundernase.
Vgl. Wundcruitz. — wunder- fitzen, -fitzigen:
Neugier zeigen, „allg." — w uniler-fitzig Aa; Ap;
Bs; G; Sch; Th; Uw; Z, -fixig U, -witzig BsStdt:
neugierig, allg. 's Töchterli hett aber nöd Eva müessc
hasse', wenn 's nöd to. g'sV war und a' der Tür g'loset
hett. Schwyzerd. ,Die [Weiber] allzyt sind so wunder-
fitzig.' .4al. .Wundertitzige Lüg [Lügen].' ÜBrägo.
Syn. wundergüb, geuünderig.
Die Bed. lässt sich mit derjenigen des obigen Fitz ver-
mitteln, weil die Neugier .sticht', so dass der Neugierige wie
von einem Fitz getroffen ist.
Fitze", Pf-GRPr., Föäi SchwE.; Z tw. (m.) — f.:
Zuchtrute, allg. Tue recht, swst gib-der d' F. Z. Syn.
Fudi-, Fitze-Fäusi (Sp. 1058); Fitzer; Euete.
Da die F. aus zsgebundenen Birkenzweigen besteht, so
dürfte als Etymon mhd. vitze, eine beim Haspeln abgeteilte
und für sich verbundene Anzahl Fäden, angesetzt werden;
die Entwicklung des Begriffs wäre: Garngebinde, Gebinde
übh., dann Rutengebinde. Doch eher ist unser Subst. vom
folgenden Vb. abgeleitet.
fitze" I: 1. mit einer Fitze, Gerte oder Peitsche
hauen, schlagen, stäupen, zwicken. Wenn man durch
ein Gebüsch geht, so wird man durch die Äste und
Zweige gefitzt BSi. De'' Rege' fitzt a' d' Fenster GF.,
G.; ZO. Vgl. f. 4. ,Dass man s' [die Laster] zuo
stucken schlah und fitz und in«" keinswegs nit ufgang
lass!' Salat. ,Fiken. fizen, schwingen, ferire, virgis
cffidere.' Red. 1662. Bes. Kinder mit der Zuchtrute zur
Strafe schlagen, allg. Syn. fausen, fauzen; schmelzen.
Auch verstärkend: ab-, dure'-, er-f., zur Genüge,
tüchtig, gehörig abstrafen; üs-, zer-f, so schlagen,
dass so zu sagen nichts Ganzes mehr an Einem bleibt
G. Die wett-i''' au''' bim G'schuppe [Schopf] ne' und
haue', zwacke', f. Stutz. .Schlug ich aber und fitzte
[die Schüler], so schien ihnen das unnatürlich von
mir und ungerecht.' Gotth.; vgl. Buebe'-Fitzer. Von
dem in den Bach gefallenen Finger heisst es: ß'fitzt,
g' fitzt mues er sl'! Kinderlied. Chönnt i''' aw'' de«
Lumpepack usgerben und usf.! Stutz. Büebli, folg
[gehorche], su'st überchöüst [bekommst] c Fitzete UwE.
Fitzis gü", mit der Rute züchtigen BsStdt. ,Gott
welle ein mal mit syner rueten kummen und uns f.'
UMey. 1540/73. Früher galt das Rutenstreichen durch
den Scharfrichter als Strafe an Übeltätern, auch üs-f.
Alben [ehemals] hätti d'r Richter scttig [solche] Bür-
sten anders g'fitzt ica" [als] iez BRi. ,I)ass man den
Übertretendon fitzt.' Zwixgli. (Nidel) f., Rahm mit
dem Besen schlagen ZO.; Syn. schwingen. — 2. mit
Worten tretfen, bestrafen; tadeln, derbe Vorwürfe
machen Ap; B; „VOrte; Gl; Z." ,Wenn ein Gauner
ihn durch seine Antworten mutwillig herumzerrte und
fitzte.' Gotth. ,AlIe schritt fitzt 's uss [des Ehrgeizigen
Treiben] für [als] 's allerverderblichst gift.' Salat.
5. fitzlen. — 3. mit einer Geldbusse als Strafe be-
legen Bü. — 4. fein und scharf, bei kaltem Winde,
regnen, so dass die Tropfen die Haut empfindlidi
tretfen GWa. ; ZO. — 5. „sich fasern, von Klei-
dungsstücken, auch von Garn, Faden VOrte; Z." —
6. „(fitschen G) klein und zart, gleichsam mit Haar-
strichen schreiben VOrte; G; Z." Syn. finlen; fisereii;
fitzeren; vgl. fitschig. — 7. (pfitze AaZciu.; Bs. neben f.)
schön aussehen, prangen, glänzen, in die .\ugen
fallen, augenfälligen Schein haben, Aufsehen machen;
zierlich tun, sich z. benehmen, sich brüsten, den Stutzer
spielen, mit Kleidern Staat machen Aa; Bs; Sch; Z.
Es fitzt nüd, es ziert niclit auffallend. Mei', das Hus
I
1153
Fatz, fetz, lilz. vitz, foU, lulz
1154
pfitzt! Bs. G' fitzt, aufgestützt S. ,Er iiiusste sein
Bisschen Vermögen zusammen halten, flunkern und f.
konnte und wollte er nicht.' Scii Pilger 1884. S. Fitzer.
— 8. = fitschen.
Es ist fraglich, ob wir es nidit mit mehreren, verschie-
denen WW. zu tun haben; zu 5 vgl. /«z™ 6 (filzocht) oder
fa-; zu 6 vgl. fitschen. Doch lassen sich die Bedd. 1 — 7 auch
»US einander ableiten: die Tuchfasern und Fadenenden, sowie
die feinen Schriftzüge (ö. 6) erinnern an die fasernden Zweige
der Zuchtrute: auch in abfldemi treffen die Bedd. ,in Fasern
gehen' und ,ziiehtigen' zs. ; für 7 ist an p/ncislen und an lat.
,vibrare' zu erinnern, die sowohl ,hin nnd her fahren', als
.schiunnern' bedeuten. Eine andre Frage ist, ob das W.,
wenigstens für alle Bedd., von dem gleichlautenden Subst.
ausgehe oder das Verhältniss das umgekehrte und dann für
das Vb. eine Intensivforni 'fickezen ('n. ßtjijen Sp. 714) voraus-
zusetzen sei. — Vgl. noch mhd. .fitzelieren', bunt machen,
,vitzen', kunstvoll weben, u. Gr. WB. 3, 1695 f.; für Bed. 7
auch aoeh fix 3, Sp. 1143.
Fitzer m.: 1. Eute f. Kinder Scii. — 2. „= Fitz 1."
— 3. „= Fitz 3." — 4. neckisches Scheltwort für un-
artige Buben, Knirps SchwMuo. — 5. (auch Pfitzer)
Putz, Staat, Aufwand in Kleidern AAZein. Persönl. :
Stutzer, Zierbengel. allg. Syn. Fäusi. De" F. (syn.
Bless) mache, spile, aufgeputzt einher stolzieren, das
feine Herrchen spielen. Denn me" het bi selbe Zite" au'^'
schu" gern de" F. g'tnacht. JDettwyler. — 6. ^ Fiser
ZO. — 4 viell. in scherzhafter Weise erinnernd an die den
Buben wohlbekannte Fitze oder der kleinen Gestalt wegen.
Esel- heissen im Volksleumund neckisch die Be-
wohner des Z Dorfes Wiesendangen.
Vgl. das Mährchen von den 3 Brüdern, wo ein Esel
durch Schläge zum Dukatenniesen gebracht werden soll.
Bueben-: verächtlich für Schulmeister. ,Ein Bi-
schof hofftest gwüss zu sein, Ein B. bist dissmal.'
AnRüegg. 1676.
fitzere" I: 1. „mit der Rute tüchtig hauen." —
2. Etwas zu zart oder fein arbeiten, z. B. den Faden
beim Spinnen; bes. aber die Buchstaben beim Schreiben
ohne Schattenzüge machen SihwE.; Ndw. Zu Fitzer ü.
— fitzerle": mit hübschen Kleidern flunkern, bes.
von Mädchen S. Eig. (sich) putzen; fein zubereiten.
„Fitzi n. — PI. Füzeni: feines, leicht reissen-
des, faserndes Stückchen uneben gesponnenen Garnes
BHk." Vgl. Streipfi. — fitzocht: (von Garn) mit
unebenen, zu dünn gesponnenen Stellen BHk.
fitz(e)Ie°: 1. leicht mit der Eute, Peitsche hauen
GrS. ; „L"; Ndw. — 2. „beschädigen, kleine Eache
ausüben." — 3. ^ fitzen 2 „Gr." — 4. durch Stichel-
reden und Anspielungen ärgern; ausspotten; necken;
aufziehen; beleidigen; mit lachender, freundlich schei-
nender Miene über Jmdn spötteln Gr; Syn. foppen,
fitzen, fötzlen, küglen, schmutzen, zwicken. — fitzlig:
zum Bespötteln geneigt, ebd.
Fizedel: Garten-Grasmücke, Peigenfresser, sylvia
hortensis oder ficedula, bei den Alten als Leckerbissen
gesucht. Von Zwingi.i 1526 neben .Eeckholdervögele
und Kapjiunen' genannt.
fizelig: 1. wunderlich, weinerlich, verdrossen, übel-
launig, wegen jeder Kleinigkeit zum Klagen und Jam-
mern geneigt Zo. Syn. welldlg. Vgl. finzelig Sp. 877
u. Anm. zu fiselen Sp. 1076. — 2. s. flnätsclig Sp. 847.
fitzelig: verworren, verwickelt. .Was ain f. span
[Streit] und etlich gar unrüebig.' Vad. — Verworren
wie eine .Fitze', ein Gebinde Garn?
Schweiz. Idiotikon. I. 8.
Vici'nz h; Tn, Vize. UBkäg(;.: Personcnn., Vin-
cenz. V. iat g'hörig und wunderli''' aif'', Vers zur
Nachahmung des Tones der Bassgeige L. S. Vincenz
Sp. 877.
fitzeren II s. j)f-.
fltzig: listig B (vMülinen). — Vgl, aiy^fitzt. S. noch
fit«fhuj.
gibeli-: neugierig GRh. Syn. giittcrlihiufig, mit
dem es gerne verbunden wird.
Von (jiUen, den Verstand verlieren. Vgl. noch slii/de-
sinnitj, konfus, verrückt; und vgl. wunderßlziy.
Fitz ik US s. Fatzikus.
vor- fitzt: verworren, in einander verschlungen,
z. B. von Haaren, Wurzelfasern ZO. Vgl. Fitzer 5
und Pfutz.
ge-fitzt, üs-, wol- {g'fi.ct L; W): von Personen:
durchtrieben, verschlagen, gewandt Bs (Spreng); BM.,
0. ; L; ScHW; W. Usg'fixti tuend 's de'" scho' terstö'.
Inkichen 1859. ,Artifex scelerum, ein meister der
lästeren, auf schandlichen dingen gfitzt und gfiert.
Homo in explicandis sententiis solutus, wol g., fertig
und gschwind und durchriben. Astutus, gescheid,
listig, geflert, boshaftig, ausgefitzt.' Fris. ; Mal. ,Dass
wir zum Bösen, dasselbige zu erlernen und zu be-
halten, weit gefitzter und begirriger sind, dann aber
was recht und gut ist.' Gwerb 1646. S. noch geviert
Sp. 925 f. — .Gefitzti: gescheidigkeit, list, astutia.'
Fris.; Mal.
Es ist kaum anzunehmen, dass in unserm W. das früh
erloschene ahd. fizus, schlau, in der Weise fortlebte, dass
es sich an das geläufigere fitzen, fixen angelehnt hätte; fitzen,
i. S. V. mit Ruten streichen, reicht zur Erklärung aus; der
Durchgepeitschte wird ,durchtriebeuer, verschlagener, ge-
riebener'. Vgl. frz. ,roue', eig. ein Geräderter. Die Form
fjefixt ist eine Anlehnung an fi.t (s. d.) und fixen.
Viztaom m.: hoher, bischöflicher Beamter, dem
zuerst wahrsch. die Verwaltung der bischöflichen Ein-
künfte und der Kirchengüter übertragen war, der
dann seinen Herren auch als Civilrichter vertrat; in
Bs noch als Familienn. erhalten. In Gr von etwas
allgemeinerer Bed. ; so setzte die Gemeinde Stalla dem
Hospiz StPeter einen V. als Verwalter, Schirmer und
Eichter der Gotteshausleute. — Mhd. viztuom, Statthalter,
Verwalter; aus lat. vicedom'muH.
Fotz I s. Flitz.
Fotz II — PI. Fötz — m.: kleines, bis halbjähriges
Schwein Gr; junges Mutterschwein GfiPr. Syn. Ferli,
das aber in Gr nur das einige Wochen alte Tier be-
zeichnet. — Vgl. fotsch, Lockruf für Schweine. Es soll
offenbar die Kleinheit bezeichnet werden; s. noch Fotz III 5.
Fotz(e") III m. : 1. Troddel, Quaste, z.B. an einer
Tabakspfeife, Jlütze Ap (Chappen-F.). — 2. Abgang
von gehecheltem Flachs oder Hanf, der etwa noch
gesponnen wird Ar; GF.; ZAuss.; als coli. PI. Fötzc'
ZB. Syn. Küder, Büschottle. Auch von Baumwolle
GF. — 3. Fötzli n. (Dim.), Flöckchen von Fädchen,
Wollfasern am Tuch usw. GrV. Die schwarzen Knöt-
chen in der Baumwolle GA. — 4. Zotte, Haarlocke
(auch Här-F.). Schulze. .[Der Vogel] machet einen
boden darein [in das Nest] aus wullen und haarfotzen.'
VoGELB. 1557. ,[Der äff] ist nit mit fast harten zotten
und langen fotzen bedeckt.' Tierb. 1563. ,Villus, zott,
haarfötz, fötz.' Fris. = .fotz, haarfotz.' Mal. .Cervice
1155
Fatz. fetz, titz. fotz, lutz
1156
toros excutiens, hals der voll haarfotzen oder zotten
ist. Albentes villi, weiss haarlocken oder haarfotzen.
Pexae vestes, gefotzte kleider, die lang zotten oder
fotzen habend.' Fris. ; Mal. (Denzl. 1677; 1716). ,Leib-
röck von raucher Wollen mit langen Fotzen. daraus
sie rauchhärig Tuoch weben.' Tschddi, Gallia. ,Vellera.
Fötzli.' CoLLiN. — 5. ('i'ot^^ verächtlich : kleines Mäd-
chen ÖCHNnk. Fötzli n., Schiiupfn. zerlumpter Leute.
kleiner, unartiger Kinder GSa., We.; Srn. Hyn. Fötzel.
Schorr-Fotz: ein zu gemeinen und niedrigen
Verrichtungen Angestellter GStdt (Weg.).
Einer, dem das ,Schorren', Scheuern übertragen ist; Syn.
Kitchi-Lumpen. "Viell. za Fotz ö. Vgl Schwab. Aschenfirlh,
Aschenbrödel.
Schne-Fotze" (PI.): Schneeflocken Ar; ZAuss.:
s. fotzen 2.
Spil-Fotz: leidenschaftlicher Spieler Gf. ,Fest
wie ne Maur blieb ich gegen jene Spilföz, jene Ver-
sucher.' UBrägg. 1783. Bei ebd. auch als Schelte:
.der Säufer, der Spilfotz.' Syn. s. Spitfetz.
Fotzel (PI. Fötzel) S, Fötzel, PI. Fötzle BRi.,
sonst Fötzel — Dim. Fötzeli — ni.: 1. „ein abge-
rissener Faden, der zu klein ist, als dass man ihn
noch vernähen kann Scn." — '2. Lappen, Fetzen, der
an zerrissenen Kleidern herunter hängt; Hader, aus-
faserndes Stück Tuch; zerlumptes, zerfetztes Klei-
dungsstück Aa; Bs; BM.; L; Z. Syn. Fotzle". „Fötzeli,
ein kleiner Lumpen oder ein Stück davon Gb." De"
chunnd au"'' dether, d' Fötzel lamped-em zentiimme [an
allen Enden] wse" Z. En sim-mer hall esu F. und
Schlämx}e'' vo' de" Hempermle" übe g'lampet, da' me'
mv'' wul hat chönne für-en Butzima'" aluege. JSenn
1864. Nw zue (g'rcdt), d' Fötzeli gend [halten] au°''
■wann, ironisch zu einem Schmeichler. Auch Fetzen,
Faser, Flocke übh., vgl. z.B. Fotzel-Wulch, -Schnitte,
-Sammet, -Strumpf u.a. — S.Zotte, Quaste, Troddel:
vgl. Fotzel-Bär, -Geiss, -Hund, -Kappen u. a. Compp.
— 4. Ziege mit langen . zottigen Haaren S. Syn.
F.-Geiss. — 5. Einer, der in zerrissenen Kleidern
herum läuft; daher: liederlicher, verächtlicher Mensch,
der wie Hadern unbrauchbar, nichtsnutzig ist; Tauge-
nichts, Schlingel, der bloss Mutwillen treibt; Land-
streicher, Vagabund, Lump, den Kleidung und Phy-
siognomie kennzeichnen; auch verstärkt £ös-, Hexen-,
donnerschiessige F., bes. gegenüber nichtsnutzigen
Jungen gebraucht, allg. Syn. Fosli, Fösel; Lüsbueb.
Eso en F. brücht 's Mul nüd ojfe" z' ha' ! [Im] Gasthof
uf em Etzel, dert trinkid ei^s und ruehid üs vil Fromm
und mänge F. Heng. 1836. ,Er hatte sich schon lange
zumKatsherru vollkommen tüchtig gefunden, schimpfte
über Schreiber und Schulmeister, welche die Wahlen
machten, bloss Ihresgleichen: Fötzeln und Brüllene.'
GoTTH. Wo muess men echt de Peterli hi"schoppe''V
Me' darf de' nit a' d' Heiteri lö", siist meint-me', m'r
loelle' mit dem F. d'r Gstät [.Aufsehen] mache"! BWyss
1863. Was aw'' das für en Fötzelornig sig? ebd. Wenn
's regnet, git 's e verflüemeret G'schlämp [von den Klei-
dern], 's göt Alles eonand und si müend si''' schäme"
wie d' Fötzel. Schwyzerd. Als Schelte in bürgerstolzen
Orten gegenüber den Fremden gebraucht. Use [aus
ilcm Ijandsgemeindering, der Gemeindeversammlung]
mit dem frömde F.! Schw. Eitler, windiger Mensch
ZW. — 6. (Fötzeli) Schelte für ein weinendes Kiml
Th (Anon.). — 7. „(Fötzeli) feile Dirne B; VÜrte;
ScH; Z." Syn. Fössli, Fätitsehli.
Hell-Fötzle (PL) Vw, -Fötzier (-c-) Uw: die
verhassten helvetischen Truppen zur Zeit der frz.
Revolution Vw ; Syn. Hellveller. — Vgl. bair. Hullfcizl,
Teufel.
Hexen -Fötzel: verstärktes F. in der Bed. 5.
Vom Landvogt auf Rotzberg heisst es in einem Uw
Gedichte: [dort] hed 's vor olter ZU e bese H. g'lW;
de'' hed die liebe Londesllt gor grlsli hert i' d' Chlüipe"
[Klauen] g'nö".
Hochmuets-: Hochmutsnarr Z.
fotz(e)lig, (g')fötzelig, g'fotzet: 1. zerfetzt,
zerfasert, zerrissen, allg. .Fotzliger Leuenschwanz.
Si isch so fotzlig, dass si in Boden wurzlet.' Spreng.
I" g'fötzlige' Höslene'. Joach. 1881. — 2. „zottig, mit
unordentlich herabhangenden und in einander ver-
wickelten Haaren, allg." Zu Fotzen 4. ,Müesend die
verlügneten Kristen zue Jerusalem dregen, das man sy
kenni, rotfotzet hüet.' Stockar 1519. ,Die wasserhund,
ein holdselig tier, sind gar gefotzet. [Eine Kuh soll
haben] harechtige oder gefotzete oren. [Rinder sollen
sein] mit langen gefotzten schwenzen.' Tierb. 1563.
,Pexa tunica, ein rock mit gefotzeter, aufgeribner oder
aufgekeerter wullen. Hirtus agnus, das lange und
rauche wollen tregt, ein gefotzet schaaf.' Fris. ,Ein
rauchfarber, gefotzeter huet.' JosMal., Biogr. — 3. mit
Fransen versehen? 1513 wird aus einem begüterten
L Hause ein .gefotzet' Hemd entwendet. — 4. spöt-
tisch, höhnisch. S. fotzen 7. Und er chcrt nW tvider
um und macht ase g'fötzelig: 't [gut] Nacht ebi Gott
[geh Euch G.]. JSenn 1864.
fotze": 1. sich fasern, in Faden oder Fetzen
auflösen, zerrissen sein AaHL; Sch. Syn. foslen 1;
fotzlen. — 2. (dbe-f.) in grossen Flocken schneien
Ap. S. Schne-Fotzen. Syn. nbe-focken. — 3. zerlumpt
und schlecht gekleidet einher gehen Sch. Syn. foslen 2.
— 4. „Etwas sagen, was nicht lautere Wahrheit ist
BAd." Syn. fatzen. — 5. necken, höhnen, zum Besten
haben, lächerlich machen Ap. Syn. fötzelen.
2 könnte Intensivbildung zu fachen sein, doch werden ja
grosse Schneeflocken auch sonst mit Zotten, zerrissene«
Lappen, verglichen, vgl. Fetzen. — .5 will St. aus 'foppezen
ableiten, doch vgl. Fotzeti, Fötzel; ushudlen.
ge-iotzeren pfotzeren: einschrumpfen, von Früch-
ten, Kartoft'eln GlK. — g'fotzeret: 1. runzlig, welk,
von alten Früchten GlL. ; Syn. berumpfen, geschmurelct.
— 2. verlegen. Warum bist au"'' so pf. ? werden etwa
Kinder gefragt, ebd.
Fotzle f.: 1. TroddeL Quaste Ap (neben Pfutzle);
GStdt; Fransen Sch, bes. an Vorhängen Ndw; auch
von fetzigen, verwirrten Zotteln, ebd. ,Araphitapa,
ein Kleid, so Fotzlen hat.' Denzl-. 1677; 1716. —
2. Faser an schadhaftem Tuch oder Kleidern, Zotte,
faseriger Fetzen; als coli. PI. = zerrissene Kleider
AAZein.; Bs; GF.; Sch; Schw; ZW. Die chunnd we-ne
(rechti) Su, si ziehd d' F. am Bode nache Schw. Syn.
Fransle. — 3. Tann- oder Kiefernzweig mit Nadel-
busch als Rute gebraucht AAEhr. ; ZRüml. Bes. die
äussersten nadelschweren, aber zartem Zweige des
Tannreisigs zu Streue für das Vieli Z ; auch Tann-F.
S. Gehäck. — 4. Haarbüschel am Schwänze des Rind-
viehs AAEhr. — 5. unordentliches Weib BHk., lieder-
liclie Dirne B (Zyro). — For-: FiUirenreisig mit den
1157
Fatz, letz, fitz, fotz, falz
1158
Nadeln AAEhr. ; ZNer. ; etwa zu ,Üfenbeseir benutzt.
— "iieujiir- ^ Neiijärs-I''elsen Z (Schaubg).
fotzle", in Bs auch -ö-: 1. (auch üs-) sich aus-
fasern, in Fransen auflösen, bes. am Saume reissen,
so dass einzelne Fäden herunterhangen, flockig oder
zuttig auslaufen, sich abnutzen Aa; Bs; Sohw; UwK.;
'AÜ. Das ist kei' guefs Tiiech, das fotzht glV' [bald] Z.
Syn. faslen. fnslen. fiiUen, föts(e)len. — 2. in .schlechter
Kleidung od. nachlassig gekleidet einhergehen AAZein.;
Bs; BEi., Si.; L; S13b. Chumm, du fotzlist, komm,
lasse dir deine Kleider ordentlicher anziehen, sie
schleppen nach, sagt die Mutter zum Kinde BSi. —
3. in grossen Flocken schneien AABrugg. Vgl. fotzen 3.
— Ter-: (tr.) zerzausen, in Fetzen reissen ZS. Ver-,
serfotzlet, -fötzht: am Saume zerrissen, zerlumpt, zer-
fetzt Aa; Bs; BRi.; GF.; UwE.; ZS. ,Magere und
verfötzclte Kinder.- Stutz, Verfotzlet delier clio", zer-
rissene Kleider tragen. Von Flachs oder Hanf, deren
Fasern sich vom Stengel gelöst haben AaEIu-, Vgl.
verbuslet.
ge-fotzlet: \. ^= fotzeluj 1. „allg." Die chunnt
jo mit-eme" g'fotzlete" Underrock i" d' Chilche Sch. —
2. = fotzelig 2; von Ziegen, Hunden (vgl. Fotzelhund).
Katzen (spez. den langhaarigen Angorakatzen FMu.).
,allg." Drü rüdigi Gitzi und e g'fotzJcti Geiss, das
git-tner villi -Vater, rvenn i''' e Frau weiss B (Zyro).
,Villus, haarlock, gefotzlet haar.' Denzl. 1677; 1716.
— 3. mit Fransen oder Troddeln versehen. ,Amphi-
mallum, eine Decke oder Kleid; zu beiden Seiten ge-
fotzlet.' ebd. Syn. Fotzdecki. ,lst dein Feiertagsrock
und seidengefotzelte Hosenbänder Ursache, dass du
den Mägdchen so in die Augen scheinest?' Nachtl.
1790. — Von Fotdc, Subst.
Fotzli m.: 1. dicker, unförmlicher Mensch Scnw.
Syn. gefoslet Sp. 108'2. — 2. körperlich od. geistig un-
bedeutender Mensch. Er ist halt so n'en F., d' G'mänd
fOeraeinde] mu-n-en erhalte" Seil. Syn. Fosli 3; Fötzel.
fötz(e)le": 1. (mit ,haben') intr., ausfasern, in
Kotzen zerreissen Aa; Bs; VOrte; Z. Seine Kinder
lo" fützle", in zerlumpten Kleidern gehen lassen L. —
2. wie ein .Fötzel' aussehen oder tun. Das fötzelet,
sieht liederlich aus Z. Fotzle AaF., Zein., itmha f.
AaF.; BRi.; VOiiTE (mit .sein'), vagabundieren; ohne
nützliche Beschäftigung sich liederlich herumtreiben.
— 3. spärlich schneien Tu; v^l. fotzlen. — 4. gefötzelet,
fest gewachsen, gewurzelt, in der RA. Jmdm i' 's Herz
ie-e [hinein] gf. .si», ihm ans Herz gewachsen, —
5, (tr. und intr., in ersterm Fall auch üs-) necken,
spotten, höhnen, sticheln Aa; Bs; VOrte ; S; Z. Si
hei" afo' fötzele": gll [bald] het ei" Wort 's ander 'ge"
[entstand Wortwechsel]. Breitenst. 1864. Es fötzelet-
,<»'•* do Niit, Sticheln ist hier nicht am Platz. ,Da
wäre Heiraten das Beste, sagte der Amtmann [zu dem
in einer grossen Verlegenheit Steckenden]. „Es wäre
ihm lieber, er vexierte nicht und fötzelte sie aus",
sagte Sepp.' Gotth. Syn. üzen; fatzen: fitzlen; fözen.
— Fötzeli, (Üs-)Fötz(e)ler m.: neckischer Spötter.
MeitlifMärttj -Pfötzler, -Pfützler m.: Mäd-
chenjäger; oder Einer, der sich allein unter Mädchen
befindet, welche dann spottend singen : M., Spilletrog,
wer de" Math" nohagöd usw. Ap. Syn. Wlberfüseler,
Meitlifützeler.
Buebe"-Fötzleri", -Pfützleri'^ f.: Mädchen,
welches den Jünglingen in auffallender Weise nachgeht;
knabensüchtiges Mädchen Ar. Syn. Buehen-Diät. Vgl.
ummefötzelen.
vuze: 1. s. vor-zue. — 2. (auch vözet) verderbt
aus ,von San''t-. ,Voze Peter, aus StPeters Vorstadt
oder Kirche ; vozet Lienert, aus der Predigt oder dem
Quartier von StLeonhart; er iseh vozet Albe, wohnt
in StAlbans Vorstadt.' Sfren«. — Zu '2 vgl. üzc. Zlür»
wio in Zanterltwvt, StJoliannes.
föze" -Ö-: „foppen, necken; bes. im Fangespiel od.
schwarzen Mann gebräuchlich, wo es dann eigentlich
.sagen will: sieh stellen, als wolle man auf den Nach-
jagenden warten und hernach, wenn er ganz nahe ist,
wieder fliehen, um ihn von den übrigen Spielenden
wegzulocken Aa; B." Syn. (u-egjzöken. In verdeckter
Weise aufschneiden, Jmdn aufziehen, zum Besten
halten AAZein. — Etwa von /öAen, fangeuV Vgl. abor auch
fozi-n bei Schm. und vgl. auch Siilendi-FSzi.
Splendi-Fözi s. -Fäuzi.
Fntz — PI. Futze", in Ndw auch Fütz — Dim.
Futzi B, Futzli u. -ü- Uw — f.: 1. cunnus. allg. Syn.
Fud; Bützi. — 2. mehr oder weniger ehrenrührige,
rohe Benennung eines weiblichen Wesens Aa; Ar;
Bs; VOrte; G; S; W. Du schlimmi F.! schlimmes
Hexlein! Aa. Si ist e tüsigi F. Ar. JIneichen 1859
lässt die heiratslustige Beterin grollend den StBar-
tholoinäus anreden: Hilfst f runde F-e" gäcli [raseh].
Du rerbrennti (F.)'. roher Ausdruck der Ver- oder
Bewunderung Z. E verzagti F. häd eka Glück Scii.
,Der koler spricht, er brenn s' [die Kohlen] us jungem
holz, darby wärmt sich manchs fötzli stolz.' 1536,
Spruch V. Z Bletz (od. zu Foiz III 5?). Vgl. Schm.
1, 782. Namentlich scherzhafte Schelte für kleinere
Mädchen. Selbst von gewissen Tierweibchen, z. B. der
Katze ScHw. — 3. Feigling GWe.; Uw. — 4. ZnrV''-F.,
eine Art Mütze Z (Spillni.). Syn. Z.-Gige.
Mhil. mtze. — Auch andere unserm Zeitalter anstössig
gewordene Benennungen werden oder wurden dem weib-
lichen Geschlechte ehemals in unbefangener Weise gegeben.
Hoch-farts- (Hoff'erts-J: Hochmuts-Närrin U; Z.
— Chnell-: mulier sterilis SchwE.; ZO. — Matsch-:
weibischer Kerl ZStdt. Vgl. Gr. WB. bei .Matz'. —
Wunder-: allzu neugierige Weibsperson Z. — Vgl.
W.-F<iz, aus welchem es viell. erst umgebildet ist.
fützele°: 1. vulvam olere Ap, übh. übel riechen
^L". — 2. weibisch tun, am Weibischen Gefallen
finden „G."
Fützeler. ,Uxorius, dem weib ergeben und under-
tänig, der sich vom wyb gar lasst meisteren und iren
ze vil vorgibt, ein f.' Fris,; Mal.
Kinden- Z, „Meitli- L; Z": = Meitli-Fötzler.
Syn. Kinden-Schmöcker, -Säger.
Kind = Mädchen. Über ahnliche Ausdrucke, aber auf
anderer Etymologie beruhend, vgl. Regel, Ruhla, S. '2:?+.
fnzen: geissein Obw. S. fuslen.
Futzerli n.: kleinere Münze. .Zu Sch wirt ein
geltli gepräget, das gilt 2 pfcnnig; wirt gmeinklich
genennt F.' Schimpfr. 1651.
G'sprür-Pütze" f.: scherzhafte Entstellung von
,Feuerspritze' Z. — Mit Anlehnung an Oeajmh; Spreuer.
hinder-fntzig: vor Ärger und Zorn fast ausser
sich Z. Syn. letzköpfig. — Vgl. gihdi-, wundfrßtzüj. Vgl.
sich hinderainnai , den Verstand verlieren.
Gcfitzti s. gefitzt.
Plab-flub. Flach-fluch
1160
Fla, fle, fli, flo, flu.
S. die Gruppen /'7m// usw., Fliu, usw., Flnn, usw.
Flab— flub.
Flanb m.: 1. im FL, im Flug, in schneller Be-
wegung, aber nur des Verschwindens, im Nu. 's Ander
alls vergöt im Fl. Im Fl. war er fort SchwE. —
2. kleinster Teil eines Stoffes, fliegendes Stiiubchen,
Flöekchen; nur in der negativen und reimenden Ver-
bindung: weder Staub no''' Fl., nicht der geringste
Überrest, von spurlosem und plötzlichem Versehwinden
von Personen oder Sachen L; Scbw; Z; z. B. w. St.
n. Fl. ist )ne i" dr Chammer g'si' Z. Das ist w. St.
n. FL, gar Nichts Z. Von den 3 Spielern in LWillis.,
welche die Strafe für ihren Frevel erreicht hatte,
heisst es im Staatsarchiv 1498: ,man sah von ihnen
w. St. n. Fl. mehr.' , Sonst wäre langist von den be-
kennern Christi w. st. n. fl. mehr vorhanden.' FWyss
1650.
Das W. ist wahrsch. nur iu der Yerbiudung mit .Staub'
erzeugt und diesem nachgebildet, wie auch in andern solchen
Formeln das eine Glied (meist das erste) für sich allein
nicht vorkommt und kaum verständlich ist; vgl. z. B. liübis
und Stübis, fuxen und f/tu:en. Immerhin ist wahrsch., dass
urspr. das syn. und einzig richtige Flauy, von , fliegen' (s. dd.)
gebildet, im Sinne lag, aber dann sogleich des Reimes wegen
sein g an i vertauschte (od. als Ganzes durch ,Laub' ersetzt
wurde), um so mehr, da die Laute h, ij, d auch sonst leicht
in einander übergehen. Oder es könnte h aus w, welches
im Auslaut nie stehen kann, verhärtet sein und 'Flmi'" zum
Adj. ,flau' aus ,flaw', ahd. ,flawjan', spiilen, waschen, gehören.
Dann würde es urspr. einen kleinen Teil von Flüssigkeit
bezeichnen und einen nicht unpassenden Ggs. zu .Staub' als
Abgang von festen Körpern bedeuten.
Flach— fluch. Vgl. auch die Gruppe Fkih usw.
flach flä/' Zf: wie nhd. Dafür üblicher eben.
Die durch c/i bewirkte Dehnung des Voc. (vgl. /'«<•//,
Baohmann) ist jetzt durch die Schule verdritngt und nur in
dem Z Ortsn. konsolidiert.
flache" I: flach werden. St. Dial.
fläche": flach machen, ebnen S.
Fläche" f.: Werkzeug der Steinhauer zum Flach-
hauen der Steine, breit und beilartig S; Z.
flächlingen: (Adv.) in wagrechter Lage. ,In
planum rota versari dicitur, wenn des rads ax oder
nah schnuorrichtig obsich sieht, flächlingen umblaufen
und nit der schneiden des rads nach, das da heisst
in eultrum versari.' Fms.
Mhd. ,vlechelingen', mit flacher Hand. Bei Ziely 1521:
,Er traf in mit syneni schwert flechliugen uf das hopt'
scheint etwas Anderes gemeint zu sein als ,mit flacher Klinge'.
flache" II: flackern? Wenn seh' [sie, die Sonne]
MS ir [ihrem] Clwrper Füryarba iis la" fl. lät GRSchiers
(Schwyzerd.). — Betr. das lautliche Verhiiltniss von c/i : et
vgl. fuchlm Sp. 64'2.
Flanche" „BGr.", Be. (ilä-ha), Sa. u. Si. (ebenso),
Flü'che", Flü'he Gr; U; W — f. (m. W): 1. Funke.
Flamme, Flämmchen B aaO.; W. Syn. Gluns; Spränge.
— 2. Schneeflocke BSi.; vgl. Flohe. — 3. kleines Mass
von Etwas, Bisschen, z.B. e Fluche Salz Gr; grad
[bloss] e l'lühell (Flüheli) Schmalz, ebd. A'pi" Flüheli
(ebd., FlilecheV, Flucha W), nicht das Geringste. Syn,
Aug voll; Fetze; Floheli; Glüsse; Häri; Kul; Korn;
Klauch; Krauch; Klispeli; Liehe; Migeli; Messeli ;
Bits; Schmichte; Spi'ät; Stupfeli; Dingeli; Missetätli,
Zeichen, Zinggeli. Eviöl ist a Kuehlhi" g' falle": nia"
het kei" Fluha me cun-^re g'funde" Gr (Schwyzerd.).
Durch Anwendung des bei Fromm. 7, 333 u. 30 er-
örterten Gesetzes auf vorliegenden Fall ergeben sich als
Grundformen für obige WW. Flaidr und Flunke (Beide in
bair. MAA. vorkommend, = Funke; vgl. auch Hebels 0'<ild-
ßänkerli), zwei blosse Ablautsstufen ein und des selben Stammes.
Wenn l ursprünglich ist, so gehören sie nach regelrechter
Ablautsfolge zu .flinken', blinken, glänzen (vgl. ,flHnkern' und
mhd. ,kupfervlinken') und zu , flink', welches früher auch
.glänzend' bedeutete, da übh. schnelle Bewegung und Licht-
erscheinung vielfach in den Sprachen zusammentreffen (vgl.
fluvhcr I. S). Da aber auch für .Funke' ablautende Nbff.
,Fink' (mundartl.) und mhd. ,vanke' bestehen und das Vor-
handens.ein dieses W. in der MA. nachgewiesen ist (Sp. 869/70),
so liegt Einschiebung des l wenigstens eben so nahe (vgl.
,Flittich' = .Fittich' u. Schm. 1- 793). - Bed. 3 erklärt
sich so leicht wie, vom flüssigen Element entnommen, frz.
,ne goutte', ahd. ,drof ni', eig. .nicht ein Tropfen'; sie be-
gegnete uns schon o. bei .Funke' und der nämliche Übergang
wiederholt sich bei O'Iuns und bei Chlauche (welches vidi,
blosse Spielart zu Flauche ist). Ob 2 blosse Ausweichung
aus dem W. Floheli (s.d.) sei, bleibe dahingestellt. — Abl.V
ßauken.
flechiien: flehen. , Klagen u. fl.' Vad. Vgl. Flechf.
flüche" I ApM.; G; ZO, fläucha ApK, flöke Aa;
Bs; B; VOrte; Gr; Sch; W; Z, flöchne Aa; Bs;
Gr; Z, flöchte A"H.; Bs; Gl; GO., fldkle Soh;
Z tw., tläukle THTäg., //Ö/e ZWint.. jlöze W: 1. a) tr.
oder abs., bewegliches Gut bei einer Feuersbrunst.
Überschwemmung oder drohender Kriegsgefahr iu
Sicherheit bringen; flüchten, allg. Si händ Alles i"
d' Chille [Kirche] g'flöchnet Z; von Hausrat, Kostbar-
keiten, Vorräten, doch auch von Vieh und früher auch
von Personen. .Was vor [vorher] allez gefloucht (ge-
flöht), daz si [die plünderungslustigen Feinde] niut
funden vor den stetten.' Z Chr. 1336/1446. .FlOcIit
man in die guoten [festen] stett.' ebd. .Man hab incu
gönnen [bei Annäherung der Burgunder], das ir v.e
flocken, war [wohin] si wellen.' 1476, B Ratsman. .Soll
niemands von synem haus, das von stein gemacht ist,
nützit flöchnen, wo das für am dritten haus von dem-
selben haus ufgieuge und nit nächer.' 1501, JKdTroll,
Wthur. ,Die buren fluchend von ainanderen und flüch-
natan her gros guot in disin statt.' 1525, HsStockar.
.Bevor die Früchte ab dem Lande geflöcht werden
könnten.' 1522, Absch. .Habend etwas hüsrats, körn
oder anders hinder uns geflöchnet und zuo g'halten
gt;n.' 1525, Strickl. .Was in den gefrygten kilchhof
geflöchet ist' üffn. ZEmbr. .Ein wulkenbruch g'syn,
dass si anfiengend us den hüsern in d' schüren flöcknen.'
Salat. .Und tet man allenthalb grossen schaden; dann
wenig noch geflöchnet was. In denen dingen Hoch
man und flocht man ab allem Zürichsee in die statt'
Vad. .Darin man das best und wirdigest der kirchen
flochen möchte.' ebd. .Das vil ir hab und guot uf
hoche berg geflocht.' Kessl. .Kein loschen half nüt,
man könnt auch wenig flöchnen.' HBull., Tigur. .Ein
wetterscheur, das getreid darunder ze tragen oder ze
flocken.' Fris. .Jesus wird in [nach] Egypten ge-
flöchnet' GuALT. 1584. .Das Landvolk uss Forcht des
ynfallenden Kriegs mit H.iab und Gut sich hin und
Flach, flech, flicli. llocli, fliicli
1162
willer geflökt und geüssert.' ECys. ,Bis er seinen
jungen flöhnen und retten können.' EGwerb 1646.
,Wann du eines überjahls gewärtig werist, du wurdest
deine besten Sachen in ein Sicherheit flöchnen. Nun
bist du erwartend des jüngsten tags, da nichts zu fl.
sein wird, als die einig seel. Die flöchne desshalb
auf das feste sehloss, das da heisst der nam des
Herren.' P'Wvss 1650. ,In locuin tutum removere,
in ein gewahrsarae bringen, flöchnen.' Denzl. 1677;
,flöchten.' 1716. .Flöhen, flöchenen, flöken, flüchten:
avehere, asportare, fugare.' Red, 1662, ,Guot flöken
helfen in Brünsten.' L Stadtr. 1706/65. ,Was nicht
in die Stette und Schlösser geflehnet war.' Wurstis.
neben .geflehet' und .geflöchtet'. ,Sie flöchnen sie
[die Proselj'ten] nach Amsterdam.' Goliath 1741. , Per-
sonen, so Effetti und überhaubt Flöchnendes tragen.'
Z Sturmordn. 1772. ,Bei der Ankunft der Wasser hat
man in höchster Eil das Vieh in die Sicherheit weg-
geführet und die Leut flöchneten sich auf die obern
Böden.' Z Nachr. 1756. .Männer, welche [bei Feuers-
gefahr] mit Karren zum Flöchten [des Archivs] herbei-
eilen sollen.- 1772. Absch. ,Ein jeder, der seine Eftecten
flüchtet oder fleuchnet.' Feuerordn. Trogen 1813. Syn.
plünderen. — b) intr., flüchten B; Gr. — c) refl., sich
flüchten A\. ,Es hat sich das Weib vor dem grossen
Draken müssen in die Wüste flöchnen.' C'lSchob. 1695.
— 2. (tr. u. intr.) „heimlich wegschaffen, bes. nach
einem Todesfall od. bei einem Bankrott, zum Nachteil
der Erben od. Gläubiger-* (Wertsachen für sich selbst
in Sicherheit bringen, also dem rechtmässigen Eigen-
tümer entziehen), daher auch geradezu: stehlen, doch
dies meist von Kleinigkeiten, z. B. Esswaaren Aa ; „Ap" ;
B (Id. B .flöken'); L; „GEh.; ScH; Th;" Uw; „Z."
,Sie flökt ihm [dem Hausherrn], wo sie kann', d. h.
trägt Sachen fort und verkauft sie ohne sein Vor-
wissen B. ,Du kannst dir vorstellen, wie das nun
geht bei der Kuppele Leute, die ich haben muss. Da
flockt eines hier aus, das andere dort aus.' Gotth.
,F"ür den Huldigungstag sorgte jeder Bube, dass er
einen Kreuzer Geld im Sacke habe: er sparte zu-
sammen, bettelte den Eltern, flökte. entlehnte —
kurz, Geld musste sein,' ebd. .Wer dem andern das
syn hilft by nacht uss der statt flöken und enweg
tragen.- 1480, L. .Machte yemand sackmann und
flöchte das syn synen schultfordern zuo nachteil.' ca
1520, Bs Kq. ,Ze verschatten, dass sy die kleinöder,
so sy in Burgund geflöket, widerkerind.' 1531, Strickl.
.[Man habe Argwohn gegen den Pfarrer], zumal er
einige Silbergeschirre der Kirche zu seinem Schwäher
geflökt hatte, die man aber wieder erhalten habe.'
1548, Absch. ,Lc visiteur des chartreux avait sonde
ses confreres, si l'on ne pourrait pas vendre los vignes
et soustraire le mobilier du monastere (die Fahrhabe
des Klosters wegflöken).' Kuenlin 1832 zum J. 1583.
,0b Jemand sein Guot, damit es der Obrigkeit enzogen
wurde, von Land flökte.' L Stadtr. 1706/65. .Gestohlene
Sachen, sie haben mögen in der Grafschaft gestohlen
oder nur dahin geflöchnet worden sein.' CEscher 1723.
— 3. in eine andre Wohnung ziehn AAUnterentf.
Syn. plünderen; züglen. — 4. bei Seite schatten, auf-
räumen, unterbringen, z.B. alte Fetzen. Lenggen-
hager 1830. — 5. fliehen machen, verscheuchen.
.Ein ror, oben auf federen daran gebunden, welcher
bewegung dise vögel erschreckt und flocht' Vouelb.
15r>7. — 0. statt flössen, flözen; netzen? .Erstlich
soll es [das Hirzenhorn] zuo weissem pulver gebrannt
werden und wol in lauterem wasser geflucht.- Tierc.
1563. .Etliche stückle in essich gekocht, die bilderen
damit geflöcht, dcmrat das zanwee.' ebd.
MhJ. ,v)oehen, -en', flüchten, in Sicherheit bringen.
Flüchen ist regelmässig als Causativ von ,fliehen' gebildet,
Prät. und Ptc. ,fl6chte, geflöcht'. Finken (Fllik-Curi" L =
Fl/ichner-C.) ist davon nicht wesentlich verscliieden; vgl. weihen,
hleiken neben nhd. .weichen, bleichen', und wie zöken, locken,
von zieehen, zoch, mit ableitendem / gebildet (ch -\-j = k).
Die Form mit ( ist viell. aus dem Ptc. von flüehm mit An-
lehnung an das syn. .flüchten' gebildet. Der Diphth. «ii
statt ü beruht auf der Analogie mit den Causativen ßäugen,
jäuken usw. — Flözen ist eine lutensivableitnng, vor deren z
der Guttural verschwunden ist. Letzteres findet auch in der
Dim. -Ableitung _/?ö7e Statt. 6 ist wahrsch. ein andres W. ;
vgl. das in der Aum. zu Flaub erwähnte ahd. .flawjan'; Syn.
ent- = flocken 1 u. 3. ,Swer [wer] dem andern
syn guot [zur Aufbewahrung] ufgit, dass er damitte
den lüten [seinen Gläubigern] ir gelt und ir guot
enpflöhen welle.' 1313. Z Eatserk. ,So jemand hilft
guot oder gelt ustragen oder entflöcken.' 1480, L.
.Das entflöchnet (cntfüert) guot, irem gottshus zuo-
gehörend.' 1529. Absi-h. ,(Joas) wirt entflöchnet, auf-
erzogen.- 1531, IL Eeg. ,Habend sy sich mit wyb und
kind entflocht.' Kessl. .Es ward ouch sölich hüs un-
sern burgern [vom Abte] empflöcht.' Vad. = .entzogen-.
.I>as wasser nam alles hinweg, eb man 's endflechten
mocht.' FrRyff, Bs Chr. ,Wir sind abwog gangen
oder habend das unser entflöchnet.' HBull. 1561.
,Dass sie kümmerlich ihre reiswägen mochtent ent-
flöcken.' Ansh. .Asportare, hinweg füeren, entflöhen.
Morti subducere alqm, einen dem tod entflöchnen.'
Fris. .Ein tochter entflöchnen: asportare ex aliquo
loco virginem.- Mal. = entführen. ,Wer jemand hilft,
guet oder gelts ustragen oder entflöken ane der rechten
erben wüssen oder willen, das soll man für ein dieb-
stal haben.' L Stadtr. 1706. — üs-: entwenden, ver-
schleppen B. Syn. verschleiken, -schleipfen. — v e r - :
ebenso Bs; B. .Den Bauernweibern kaufte sie um
einen Spottpreis ab, was sie ihren Männern verflöckt
hatten.- Gotth. — zesammen f^«'»ie> -flöchne" tun
zwei Personen, indem sie mit Hab und Gut zu ein-
ander ziehen, um zusammen zu wohnen. (Spillni.)
Flöke f.: ungetreue Haushälterin (?) B.
Flöker L, F löchner Z m. : wer dem Ecttungs-
korps der Feuerwehr zugeteilt i.st.
Flökete f.: das Eetten von Gegenständen UwE.;
i. S. V. Entwenden. Id. B.
f loche" II s. flöhen.
Flüche", fluchen s
Flanelle.
fllicher fhi'x^er BSi., -/'- F: 1. blank, noch nicht
abgenutzt, von Münzen F. — 2. flink, rüstig, schnell.
Chiimm oder gang fl.! BSi. — 3. frisch, gesund, auf-
geräumt. Er ist hat nit recht fl. ebd. — 4. locker,
leicht, rein, von Wolle und Faden, die keine Knoten
haben, ebd.
Wahrsch. zsgehörig mit Flu ehe, obwohl das u hier kurz
ist. Für die Entwicklung der Bed. wäre das oben über , flink'
Gesagte zu benutzen. Bed. :3 scheint nur Erweiterung von 2,
4 eine Übertragung von 2 auf leicht bewegliche und zu be-
arbeitende Stoffe.
fluch, fluchst s. fliehen.
1163
Flach, flech. flieh, floch. flncli
Pluech m. : 1. (sachlich) der Akt des Fluchens und
die dabei ausgesprochenen Worte. EAA. : Do wöcht-
me" mängisch uf-enie Fl. (anderw. uf der SouJ derm'
rite". BWyss 1863, weil der Fl. rasch ausgestossen
wird und gleichsam mit der selben Geschwindigkeit
davon fliegt? Kes [kein] FlüechU tue", von sanfter,
sittsamer Gemütsart sein Z. Er zücht de" Fl. tvie-n-e
Hemd üher-si''' abe, zieht sich den Fl. zu Sch (vgl.
,sich mit Schande bedecken'). Sprww.: E" Fl. macht
A-&S- Loch. Inf.ichen. Besser c Fl. als e Struch [eine
Unordentlichkeit beim Pflügen], sagt der Ackersmann,
ebd. Eigentümlich und merkwürdig ist die Formel
i" drei Flüeclie" zur Bezeichnung einer kurzen Zeit-
frist, z. B. i" 3 Fl. bin !''• wider dot L; Z. Wenn
Ihr brav laufed, sind Ihr i" 3 Fl. dünne. Stütz. Das
Bedeutsame daran ist nicht die bereits bemerkte
Schnelligkeit des Fluchens übh., sondern die Zahl
Drei, welche sich wahrsch. darauf bezieht, dass beim
Fluchen meistens mehrere Namen und zwar eben in
der altheiligen Zahl, rasch hinter einander ausge-
sprochen werden, nach dem Vorbild der christlichen
Dreieinigkeit oder schon der Dreizahlen heidnischer
Gottheiten; so auch noch Appellative wie: Kreuz-
Donner-Wotter! Blitz-Stern-Hagel! u.a. — 2. persön-
lich : ein verfluchter, verruchter Mensch, von abscheu-
lichem Charakter, als hartes Scheit- oder Schimpfw.
AaF.; Gl; G; S; W (auch ^/^-) ; Z. Auch im Genetiv
vor andere Schimpfn. gesetzt, z. B. en Fhiechs-Hagel,
-Timder Z.
Schon mhd. koinnit vor: ,ein swinder vluoch', wo jedoch
smnd ,stark' Ijedeuten wird; , seiden vhioch' von einer Person.
Parz. 316, 11. — Sonderbar stimmt zu der obigen Foniiel
ostfries. Etw. !u 3 fliirjtni o/iimtcn, in :3 Würfen (Fliicliten)
wegschmeissen.
Acker- s. A.-Flueh. — Feld- = Feldsiech, ein
Aus.sätziger Bs. — Gugel- = Gugelfuer und wahrsch.
nur aus diesem entstellt L (Ineithen). - Galge"-:
verstärkende Zss. i. S. v. 2; wie Galgen- noch andern
Schimpfww. vorgesetzt wird.
Milzi-: wie das vorige Z.
Wahrsch. ist dabei nicht etwa an den empfindlichen Leib-
schmerz des sog. ,Milzeschneidens' gedacht, das man dem
Betreffenden anwünscht oder mit dem man den Eindruck
vergleicht, den ein Verhasster auf uns macht, sondern ein-
fach daran, dass man glaubte, Unwillen und Zorn machen
die Milz anschwellen. Vgl. M.-Keib udgl.
flueche", fluehe": I.Flüche ausstossen. Fl. irie-
n-e Rl"-hueb [Flösser?], oi. d' Rlhiebe", e Stallchnecht,
e Flözer S , ne Landschnecht. Sdlger , e Metzger-
chneeht GBern.. e Henker, en Schiffme Z, dass dem
Tüfel d' (he" zittere"d GrD., dass es dem Tüfel mücht
grase» Z. Alli Zeiche" fl. S; Z. .Welcher fluochet
oder Schwert bei Gotts wunden, kraft, macht, marter,
leiden, tauf, element, sacrament, kreuz, er sagete gotts,
botts, getz oder betz zu den genannten Worten, so ist
die buess, das einer niderknien und das ertrich küssen
soll, oder er soll von vogt und gericht gestraft werden.'
Landb. SchwG. Man glaubt, das Fl. sei gut, um die
Irrlichter zu vertreiben S; Z. Vgl. Imb Sp. 235. -
2. einen Eid vor Gericht schwören, aber nur von
rohen Menschen gebraucht Bs; B. ,Käsjoggi sagte zu
seiner Tochter, es solle luege. dass es chech syg [vor
Gericht keck auf seiner Angabe verharre]; die Alte
sagte dann freilich, falsch fl. solle es nicht.' Gottb.
2 immerhin begreiflich, weil auch hei 1 heilige Namen
angoriifcn werden, daher .lui-li holir. .1mt,''cIi' segnen und
Huchen, lat. ,sacer' heilig uud verwünscht, ,äpd' (ieljet und
Fluch.
ab-: nur in der prägn. Verbindung (nicht eig. Zss.)
Ei"m d' Bei" (alli Bei) a., ihm anwünschen, dass ihmij
die Beine abfallen Z. Dem Tüfel es Hörn a. Z, eig.i
so stark fl., dass sogar dem T. vor Grausen darobi
ein H. abfallen könnte. Vgl. fluechen 1. — in-hin-:
mit Gewalt von Flüchen befestigen. .Trieb einen Stiel
in eine Haue, dass er war wie i''eg'fluechet.' Stitz.
ver- flueche", -flüeche"; -flüeke" BHk..
Lenk: 1. (trans.) wie nhd., von Personen u. Sachen :
verwünschen. Es besteht der Aberglaube, dass es
Leute gebe, die durch Aussprechen eines Fluche&jj
Andere sofort unglücklich machen können BHk. Si'
händ die Lumpewirtsehaft in Grundsboden ie verflüecht
JSenn 1864. ,Dise verbottnen, verflüechten künst (der'
Geomantya, Astrologia).' EGualth. 1.5.53. ,Wir ver-
fluchen die Bosheit.' FWyss 1650. — 2. (refi.) sich'
verschwören, d. h. Etw. beteuern mit Einsetzung des
Heils der eigenen Person, allg. 's Chrämers Fra\
häd-si'''' verflüecht, die Indiäne lass nüd us [verliere
die Farbe nicht], und iez lönd [lassen] alli Blüendi
üs! Stütz. Me" muess-si''' für Nüt v., weder [ausser]
dass me" si«* d' Nase nüd abhissi (se lang si Ei"m nüd
i 's Mul ine icachst) Z. Er hät-si bi alle Tüfle ver^
fluechet, er gang-di''' gu" rerchlage". Gl Volksgespr.
1834. Si''' 's (Th, z' BHk.) Tüfels v., bei einer Be-
teuerung jener Art den Teufel anrufen (dass er Einen
holen solle, wenn man nicht die Wahrheit sage). Er
hät-si'''' vilmol's T. rerjlüecht, es sei eso Tu (z' wahrsch.
= ds, des). ,Da huob er an sich zuo v. und schweren,
das er den menschen nit kennet.' XVI., G Hdschr.
Verflüecht, -üe- GA. (im uneigentl. S. auch die
Weiterbildung mit dem beliebten -ig : rerfluecht(l)ig Z)
Ptc. adj. 1) im eigentl. S., verwünscht, verzauberti
verhext. Es ist doch ä [auch] tvie v.! Z (-ue- und
-Me-). Potz verflüecht! ei der tausend! GA. Nei" ver-
flüechter au"^''! Ausruf unangenehmer Überraschung
Z rS. ; Syn. nei" verdammtlige ! .Verfluchte Alpen
heissen solche, die nach dem Volksglauben oder be-
stimmten Sagen, wie bes. der von der Blüemlisalp, zui
Strafe menschlicher Übeltaten aus schönen Weiden in
Gletscher oder Gestein verwandelt worden sind. Das
auf einer solchen Alp in U jetzt wachsende , Milch-
kraut' oder , verfluchte Kraut' soll einst eine gesegnete
Pflanze gewesen sein. ,Der v. Platz' heisst eine Stelle
am Rheinufer bei ZWeiach, wo sich Überreste einei
römischen Warte finden, die von Schatzgräbern durch-
wühlt worden sind. 2) abstr. : sehr stark. Er haut-mei
e Verfhiechts i'ii liugge, er versetzte mir einen arger
Schlag in den l.'ücken. Stütz. Wie d' Anne Heg [Re-
gula] rerfluechttig tat [sich geberdete], wsiin ich et
Busch glia" hätt. ebd. Vor Adj. adv. verstärkend =
sehr, überaus, wie verdammt, vermaledit u. v. a. BSi.
Gr ; G ; Z ; z.B. verflüecht schö" GA. ; verfluecht(lji(,
gern. Stütz.
Üe neben dem häufigeren ue lässt sich rechtfertigen
wenn man es als vom Subst. abgeleitet auffasst. Zuweilei
scheint es aber euphemistisch gebraucht, wie neben verflueeh
zum selben Zweck die stärkern Entstellungen verflaem(er)t
-ßüenict, -flücchtclet (B) vorkommen, letzteres z. B. in: Sit da.
m-flüerltteht Turne" i"tj'ftKrt ist. Schon in der ä. Spr. kommei
beide Laute vor, doch ist oft die Schreibung nicht klar. —
Mit der Form verftiieken soll die Stärke des Affektes genial'
werden. — In dem Ausruf nei" Eci-/?ii<;citer.' bezieht sich dei
Comp, .auf ein hinzuzudenkendes nln nrfliiri-ht od. rtiihml iflit «I«
i
1165
Flach -fiiich. Flachs— flu.-
Fliiclit lliichl
1166
Fluecher. Ve Fl. Ulf et dem Tüfel. Ineichen.
Wett-fluecliet in.: Wettkampf im Fluchen (wer
'i stärker fluchen könne) L. — Vgl. Grannete, Wettkampf
', im Grimasseuschneiden iiinl iilinlii'hc rohe Spiele.
I Fluechi m. : der oft und stark flucht Z.
' G'flüech n.: anhaltendes starkes Fluchen Z.
Flachs, Fhi.r BO.; Gr ~- ni.: 1. die Kulturpflanze.
, Syn. Hai: Wilde'' FL: Flachsdrunt, linaria vulg. Mill.
, B; Berglein, linum montanum (Durh.); gyn. Krotten-,
j Berg-Fl. De'' Fl. rcachst dur'''-ne Schuehsole dure.
Ineichen. Fl. und Bebe' gend 's nid vergebe" = ver-
, langen sorgfältige, mühsame Arbeit, ebd. Wie gröber
de'' Fl., wie stärcher de'' Fade. ebd. — 2. Käme einer
, gelblichen Kuh GrL. Vgl. Fuchs.
': ,Krotten-fl., wildflachs, harnkraut, lynkraut,
[ uabelkraut, schysskraut: osyris vel osyrias, Tulgo
» linaria [d. i. antirrhinum lin.].' KdGessn. 1542.
i Betr. die ,Kröte' vgl. das folgende Comp., welchem im
I L»t. ,raDunculus', im Frz. .greuouillette' (von ,rana' und
!i ,grenuuille', Frosch), im Deutseheu aber ,Hahueu-Fiiss' ent-
sprechen.
1 Mos-: Gifthahnenfuss, ranunculus seeleratus LE.
', Auch löse'' M. Uw.
I Matten-: 1. Wollgras, eriophorum latifolium.
j (Durh.) .Alopecurus, frumentum caudatum aliquibus:
I ein graskraut, gleicht an seinem stengel eim fuchs-
: schwänz ; villicht mattenflachs, oder wisenwollen.'
KdGessn. 1542. — 2. Kleinling V ,Centunculus.' Mal.;
! Denzl. 1716. — 3. Alpen-Ruhrkraut. ,Gnaphalium
'< iilpinum minus B.' Waon. 1680. — .\\\k diese Pflauzen
fi entwickeln wollige Borsten.
I Berg-: Berglein, linum montanum BO.
F flachse": 1. Flachs pflanzen und bearbeiten BHa.,
' Hk., Gr. Vgl. hänfen. We"'-mic [man] vil Bisti ivill
uberclw, so miicss-mu im Schitz [im Zeichen des
I Schützen] flaxen [Fl. säen] un hoifen BBe. — 2. (auch
'; (i6-, er-) schlagen, peitschen, durchprügeln B (mehr
j scherzh.). ,Ein österreichischer Corporal, der einen
armen Teufel mit dem Haselstock kaltblütig abflachset.'
1 GoTTU. — 2 von der Behandlung, welche der ausgezogene
i' Flachs erfährt.
Flachs er e {-x- BGr.) f.: 1. Flachspflanzung, -beet,
-feld, ,-bünd' B. ,Eine Partie nach dem Bohnenplätz
oder der Fl.' Gotth. ,Bis dahin habe es eine Fl.
haben dürfen.' ebd. — 2. „der darin stehende Flachs
selbst B; LE.-
flächsi": ausFlachs bestehend. Fläclisi" Tiiech ScH.
' Flächt m.: Hauch, leichter Wind W.
I Wahrsch. t/j ^ 7i =: «', von einem 'jhiweyi^Mainii, blähen.
IjVgl. ,flach' : ,blach' und die Anm. zu ßöchen IS.
\ Flecht f.: Flehen, dringende Bitte. .Welcher
i\ [Schitts-] Patron die mehrern der pilger hat, der suocht
.' an die andern mit grosser fl.. dass sie auch zu ihm
! kommen.' 1460, BvEptinhen. - Mhd. ßohede, ßeelUe.
Flecht. n.: Geflecht, Flechtwerk. 's Fl. schneitle,
' an dem Strohgeflecht für die Strohhüte die hervor-
ragenden Halmenden abschneiden ZRafz.
G'flecht n.: Flechten. Hautkrankheit IJlie. .Gftecht
im angcsicht. Zittermäler und ander geflecht.' XVII.,
Birl., B Arzneib. — In- (Igflecht): Teil einer Peitschen-
schlinge ZBenken.
Flechte" f.: 1. Haarzopf BBe. — '2. Flechtwerk
zum Schutz des Ufers. ,Die pfiil zuo den flechten.'
Stadtb. Wthur. — Wanne"-: Wiesenzittergras, briza
media Aa (Muhlb.).
in-flechten: (refl.) sich einmischen, in einen
ßechtshandel. .Tete sich iemand y. on recht fuogsam
ursach.' 1520, Bs Rq.
vlicht(er) s. vil-llcht. flöchten s. flachen.
Flncht f.: 1. das Fliehen, Meiden. S. Folg 3
Sp. 810. — 2. Ausflucht. ,Das ir so arm fluchten
suochend.' Zwingli 1527. — 3. Zuflucht, Hülfsmittel.
, Dieses Bündniss sei die letzte Fl., um bei Ehre und
Gut zu verbleiben.' 1529, Absch. — 4. concr. a) gerade
Richtung, Reihe, allg. 's ist (nid) i" der Fl., Aus-
druck der Bauhandwerker. Bäume, Reben udgl. j"
d' Fl. setze' = i" ZileßeJ", in geraden Linien, Zeilen.
Spreng. I" Fl. stehen die Beine beider Schwinger
aus einander rückwärts Uw. Mit halbem Übergang
zu zeitlichem Begritf: Me" cha"" d' Vorfenster in einer
Fl. a'henlie', wenn si 'zeichnet sind Si'HSt. — b) Kluft.
Schlucht Ap.
Die letzte Bed. wird eher auf der von .ZuHuchtsort' als
auf der von ,gerader Richtung' beruhen. Bed. 4 a beruht
nach Gr. WB. 3, 183:3 auf Abi. des W. von ,fliegen', nicht
von , fliehen', weil lat. ,ala', gr. ittepä ebenso gehraucht
werden. Aber die Anschauung scheint doch nicht ganz die
selbe wie im Deutschen, schon wegen des Plurals uud weil
jene WW. schon im Sing, etwas Concretes bezeichnen und
da , Flucht' meistens zunächst ,in gerader Richtung' geschieht,
so liegt die Erklärung von dieser letztern Seite näher; vgl.
den technischen Ausdruck vom perspektivischeu Zcichuuu:
,die Linien fliehen nach dem Augpuukt'.
Ab- = Flucht 1 (pleonast. wie Us-Fl.]. ..\. iler
rychen Benedictiner under den stat zuo Rom.- Vad
,In der a. eines abts.' ebd. Vgl. abfli'ichlig.
U s - = Flucht 1 (vgl. Flucht 2 = Ausflucht). ,üie-
wyl, so einer geltschulden halber abtreten müessen,
etliche zuogefaren und glych vor syner ussfl. an ire
schulden [Guthaben] waaren von im empfangen, damit
sy unib das ir bezalt werdint, [sollen in Zukunft solche
Waaren zurückgegeben werden, ausser dass Einer be-
schwören könne,] dass er von synem vorhabenden
flüchtigen fuoss und abtritt nüt gwüsst habe.' 1580,
Z Gerichtsordn.; vgl. dazu FvWyss 1845, 17'2.
Hin- = Flucht 1. ,Er hat die besten sachen mit
im in syner h. mitgenommen.' Rüeger 1606.
Sehne- BHa.; „GRPr.", Zue- Uw: eine tiefer
oder übh. geschützt gelegene Alp oder ein Wald,
wohin man mit dem Vieh fluchtet, wenn die Hochalpen
während der Alpzeit vorübergehend beschneit werden;
in Uw meist ein Stafel mit Wald und Hütten mit
einigem Heuvorrat, wohin das Vieh auch im Anfang
und am Ende der Alpzeit getrieben wird. ,So man
muoss abfaren [ab der Alp] oder zuo zy flucht [1. ,zilfl.'V]
faren, so soll ein jeder dem andern an schaden faren.'
ca 1500, Obw. ,Zueflucht.' 1458, UwKerns.
fluchtsam: flüchtig, flüchtend. GHdschr. ; C'opieb.
GWyl. -- Fluchtsami f.: Flucht. .Wo ien.and in
ein kirchen sein fluchtsame hin nam.' Vad. — So auch
spät uihd.
1167
Fhulii flucht. Klart tiu.l
lli;8
flüchte": 1. (reft.) ,sich gefluclitet haben', ge-
storben sein W. — 2. (tr.) in die Flucht schlagen.
Syn. flüchtigen. ,l)ann wie könnt die kleine Zahl
Ihren stärkren Feind dissraal Fl., wann nicht Gott die
t?chwachen Täte stark und sieghaft machen.' Toggenb.
Krieg. — Ahd. ilulitmi, fugare.
flüchtig: 1. geradlinig L. Vgl. ,Das neue Haus
steht mit dem alten tl.' (in einer Linie). Gr. WB. 3,
1835. 9. — 2. .flüchtiges Guef: Gut von flüchtig ge-
wordenen Leuten ? .[Gerichtsgebühren] von kouf-
briefen umb zins, umb ligende oder farende güeter,
erblos, fl., oder als umb varend [unifarend ?] güeter.'
1557, Bs Rq. — ab- = flüchtig in der gew. Bed. Vgl.
Äbfiucht. ,Uer apt ist hinder uns vom gottshüs' a.
worden.' 1531, Strickl. — ent-: sich durch Flucht
entziehend. .Beschäch aber, dass der vorgenannt Herr
P. mir und mynen erben enphluchtig wurde.' 1343,
Gfr. — feld-: im Felde (Kriege) sich dem Kampf
oder der Partei entziehend, subst. : Überläufer, Ver-
räter. ,lr Gileaditer sind [seid] als die veldflüchtigen
vor Ephraim under Ephraim und Manasse.' 1531,
RicHT. ,Perfuga: v., abtrünnig, der zum feind fleucht.'
Fris. ; Mal. — Scliou nihd.
recht-: sich dem (zuständigen) Gerieht entziehend,
den Geriehtszwang nicht anerkennend. Syn. abschu-if-
tig; ding-fl. ,4 houptlüt, so äne urloub harheim zogen,
und etlich r. worden.' 1526, ,\bsch. .Damit sy nit
r. werdind und einen abtritt nemen mögind.' 1531,
Strickl. Auch im LB. von Uw.
ding-: ebso. ,Swer ouch [zu] Zürich wyn schenket,
wirt der d. ald entwyehet von hinnen.' 1342, Z Ratserk.
,8\ver von unser statt d. wirt, dass ouch der niemer-
nier in unser statt kommen soll.' 1348. ebd. .Dass
man nieman, der mit gerichte in ei"m gerichte be-
griffen wird und derselbe von dem gerichte, da inne er
begriffen ist, in ein ander gerichte d. wird, dass den
nieman schirmen soll.' 1350, Absch. ,Dass nieman den
andern zihen soll, dass er d. ist.' L ä. Ratsb. .Wurde
ouch kein [irgend einer] unser burger von unser statt
d., der unsern burgern gelten [bezalen] sollte.' 14(i9. Z.
— Schon mild.
flüchtigen: flüchtig machen, in die Flucht schla-
gen. ,Die fynd wurdend von den Züricheren über-
fallen, gschlagen und geflüchtiget.' HBull.. Tigur. .Er
flüchtiget herzog Lüitfriden und paschget [überwäl-
tiget] in.' RüKGER 1606. ,Da die uberigen gegen H.
hinab geflüchtiget wurden.' Wurstis. 1765.
Flüchtikus: flüchtiger, leichtfertiger Mensch Z-
— Schorzli. frcbildet nach Aoal. von .Pfiffikus'. Vgl. /.iifliktm-
Flad flud. Vü:1. auch die Gruiipc fhil usw.
Fläde". Pfl- BsStdt — PL -ä- Ar; GlK. — Dim.
FhiflU GrD.: Sch, Flädmeli GT. — m. (f. F) :
1. Kuchen, kleineres Festgebäck an Kirchweih. = frz.
.beignet'. Küechli F; sonst grösserer flacher, dünner
Kuchen Ai>; Gl; G; Sch; oTh. Syn. Kueehc: Wäje;
Zelte. Bes. mit verkochten Erdäpteln belegt ZO., mit
verkochten Birnen (BirechrüsiJ SchwE.. mit dürrem
Obst und Zieger Zg. Vgl. noch die Compp. Flädli:
1) dünne Eierkuchen Sch. 2) Nudeln aus dünner,
zerschnittener Omelette an einer Sauce GrD. Vgl.
Oster- und Fladensunntig Ap, wo insbcs. Rahm-. Käs-
und Birnenfladen um Weihnacht und Neujahr fast in
allen Häusern gebacken und früher bes. als Weih-
nachtsgeschenk an niedrige Angestellte, auch von den
Bäckern an ihre Kunden gegeben wurden. .Wenn
man ze Utzwyl einen hirten setzen will, den soll man
dingen by den fladen ze wienacht.' Offn. G OUzw.
.Welle syn bsunder brot isset [unverheiratet eigenen
Rauch führt], der soll dem weibel ze wienacht ein
wienachtbrot oder ein fl. geben.' E. XIV.. Off'n. ZRass.
.Libum: fladen und nit küechle. Placenta: ein kuech,
lebkuoch, fl., krapfen.' Fris. Bildl.: ,Der sich darzuo
bestellen lassen, ward bald hernach in dem Sabau-
dischen Krieg darniedergelegt, das war der FL, der
ihm beschehrt war.' 1586, DZwinger. S. noch räss.
— 2. = Kue-Fl. Bs; GStdt; &c«; Zo. — 3. wollener
Umschlag um die Windel eines Kindes Ap; GStdt.
(S. auch Kinds-Fl.) Syn. Umtuech. Unterlage im Bett
eines Kindes Ap.
Mhd. .flade' m., l)ieiter, dünner Kuchen; Honigscheibe;
Kuhkot. — Pf- statt /- im Anlaut häufig, bes. bei Subst.,
wo es aus Assimilatiou des verkürzten best. Art. erklärt
werden kann. /'förf»i<7i' zunächst für • /"/(irffm;!' mit unechtem
.\uslaut «1 nach Analogie von Fade'", Boile"' ua. — Bed. 3
wahrsch. aus dem Hauptmerkmal der Fläche, Glätte (vgl.
h-FL). Vgl. Bletz, Stück Zeug, auch von gewissen Kuchen
gebraucht. — Der Unterschied von Kucchen ist. wie schun die
Angaben von Fris. zeigen, nicht leicht anzugeben, und kann
höchstens darin liegen, dass FIndm fast durchweg nur dünne
Kuchen sind und dass insbesondere KüechH sehr manigfaltige
Formen haben können. — Abi. ßäMen.
Is-: schwimmende Eisplatte Th. — Oster-: süsser,
zur Osterzeit gebackener, mit Reis belegter Kuchen
Bs. ,Zu süssen Osterfladen Sind wir nun eingeladen,
Schon ist das Mahl bereit. Da lassen wir uns schmecken
Die Fladen und die Wecken In aller Herrlichkeit:
Vivat die Osterfeier, Die Fladen und die Eier.' KRHa-
GENBACH. Mit gedörrten Birnen belegt GStdt, Wa.
Nach dem B Kochb. 1756 eine Art Torte aus Ei, Rahm,
Butter mit gebackenen Brotschnittchen belegt.
Kue-: platter Kuhkot Bs; G; Zg. Syn. (Teller);
Sunnenwäje; Teisching. — Käs-: Kuchen mit Unter-
lage von ausgewalztem Brotteig und Beleg von Milch,
Mehl, Käse und Gewürz Ap. — Krüter-. .Moretum,
Kräuterfladen, Pfannenkuehen.' Denzl. 1677; 1716. —
Mandel-: Mandeltorte Gl (modern). — Biber-:
Kuchen aus Honigteig Ap; GT. Syn. Biberzelte. —
Bir"e"-: Kuchen mit verkochten gedörrten Birnen,
Speck, Nüssen und Gewürz belegt Ap. — Pfann en-
tlad = artocrea. Vocabdl. Engelberg. — Räm-, BöWr,
ÜH^Hi- Flade: flacher, runder Kuchen aus dünnem
Brotteig, mit einer Mischung aus Rahm, Mehl und
Gewürz belegt oder kleiner aus Pastetenteig mit ein-
gewirktem Rahm Ap; GStdt. — ^^ iher- = Biher-Fl.
GT. ~ Z iger-: Backwerk aus Mehlteig. Zieger, Honig,
Mandeln usw. UwE.
Flader m.: \. = Kuefladcn ¥'S. (FUider); .LE.",
auch: ..massenhafter Strassenkot, halb geschmolzener
Schnee" LE.; S (Pfl-). S. auch Pflätter; Flätterlig;
Finder; Fliitter; Binder; Pflittere; Blüdcr; Pflüderlig.
— 2. in der Gaunerspr. des XV.: Bad (Edlib.). Vgl
Ftaderfetzer, Bader. Gengexb.. Bettlerord.. und flä-
deren, mit Wasser spielen. — 3. Flamme. Lohe. En
Fl. Für GT. — 4. Maser, Ader, Blume in Holz und
Gestein L; Holz von jener Bescliatfeiiheit. bes. Ahorn,
IKitt
Find. HimI, Hill. H.id. tlml
1170
ilas in duiiiio Blätter zersägt (Fl. sage") als Furnier
von Geräten gebraucht wird SchwMuo. Früher wur-
den bes. Trinkgefä.sse aus solchem Holz verfertigt;
s. iladerin. ,F1. : molluscum aceris tuber est, brusco,
(juod intortins et erispum est. multo pra»stantius, sim-
■ plicius, sparsum.- KdGessn. 1542. .Materia surda (in-
digesta ligni simplieitas): holz daran nichts hübsches
• ist, (ein glatt einfaltig und schlecht holz, das weder
• bluomt noch reid ist und kein strymen oder öugle),
: weder niaser noch fl. hat' Fris. .Molluscum: stamm-
' reit (an Bäumen), fl. sagend etlich (breiter ahorn-
' schwamm).' Fris.; M.4l.; Denzl. 1G77; 1716.
I Mhd. vlatki- m.. geädertes Holz, Maser. In Bed. 1 ist
i das W. viel), ans dem gleichbed. .Fladen' entstellt oder mit
i diesem verwechselt; dagegen lassen sich Bed. 2 u. 3 sowohl
; mit einander als mit 4 vereinbaren; denn der Maser zeigt
I Figuren, welche sowohl Wellen als Flammen gleichen (vgl.
, wallen' von beiden Elementen), sowie diese beiden Flügcd-
I schlagen (vgl. ßudenn = flattern).
Schindlen- s. -Fläcler.
i fladere": 1. „vom Rindvieh: den Mist fallen
f Iftssen LE." Syn. fläderen; flatteren; pflätteren; flut-
teren; pflütteren. Zu Flader 1. — 2. Wäsche in reinem
Wasser entlaugen, auswaschen, spülen TaTäg. Zu
Flader ä. Y gl. fläderen; flederen; pfladeren. — 3. „hell
auflodern, eine breite, hohe Flamme werfen, allg." Zu
Flader 3. — 4. mit Maserholz besetzen Ndw. —
( 5. wachsen, wuchern. .Die Wurzel kriechet und fla-
I dcrt hin und her in der Erden, also dass viel Neben-
zinken von einer Wurzel sich ausstrecken.' Zwinger
KitHi. In Verbindung mit ?ä", lassen: Pflanzen, eine
Hecke udgl. frei wuchern lassen, nicht stutzen ; die
Haare oft'en lassen, anstatt sie ordentlich in Zöpfe zu
i flechten. Eigetli"'' hrücht 's gar eken Zopf; i" der
Stadt inne" Imid d' Chind iez au''' nw Alles fl. Z
i (Schwyzerd.). Auch bildl. : d' Sach la" fl., die Sache
i, sich selbst überlassen, seine Angelegenheiten vernach-
[ lässigen Z. Vgl. Fladerstüde, -wid. — 6. zerfallen,
I verwelken, von einer Blume, deren Blätter abfallen
( und verfliegen B. — 7. (pfl- ZSth.) schwach fliegen,
• flattern; bes. von jungen Vögeln, die noch nicht, oder
, von verletzten (auch gestutzten), die nicht mehr, oder
t von solchen wie die Hühner, die übh. nicht fliegen
! können Z. Syn. fläderen; floderen; flotzen. De'' Fane
; pfladeret schö" ZSth. .Wann der Mensch seine Ge-
danken fl.; lasst auf der Erden.' FWyss 1650. ,Fla-
I deren, fläderen, volitare, vagari.' Eed. 1662. ,Alas
quatere, vibrare: die Flügel schwingen, fl.' Denzl.
\ 1677; 1716. .Sie zeigen viel Freundlichkeit und Hold-
1 Seligkeit, da heimlich in dem Mund und Herzen nichts
anders fladeret als [Schimpfworte wie] faule Ketzer
^ usw.' ClSchob. 1699; vgl. .geflügelte Worte'. ,In den
' Lüften herum fl.' JUlr. 1733. ,Es scheint, dass man
' disen Marchpunkt wolle herum fl. lassen [nirgends
I Kxieren].' 1759, Z. Mit scherzhaftem Pathos (und
daher halb bücherdeutsch) ruft man dem im Unfrieden
1 Scheidenden oder dem verloren gehenden Bositztume
I nach: .fahre hin und fladere!' — 8. = floderen 3, flä-
! deren 3 Ndw.
Mhd. i'kulenn, Hackern; also uur = :ü. 7 ist viell. ab-
t «utrenuen, da nhd. .flattern' in Betracht kommt (s. .\iim. zu
if ßefläda).
ver-: auseinanderstieben, sich zerstreuen, z.B.
von vereinzelten Stimmabgaben bei Wahlen Sch;
(«vanescere.' Id. B. .Du must zur Kinderlehr. sonst
Schweiz. Idiotikou. I. 8.
MiÖL-hten deine Gedanken v.
verlaufen.' AKybcrz 1753.
id du dich (von Gott)
fladerächtig: fladerartig. maserähnlich, v. Holz.
.Crispans buxum: fl., blüembt [beblümt].' Fris.; Mal.
.Crispans, fladerecht, erschüttend.' Denzl. 1677; 1716.
— Zu Finder 4. Syn. fladtritj.
flad(e)rig: 1. „kotähnlich LK." Zw Flader T. Syn.
flatterig; pflütterig ; pfluderig ; pflatschig. — 2. maserig
L. Zu Flader 4. — 3. „windschief L." (Eig. ver-
wachsen, aus der schlichten Lage und Richtung aus-
weichend, zu fläderen 5?) ■- 4. aufgeschossen, locker,
von Kohl Bs. Syn. fiauderig.
fladerin: aus Fladerholz, bes. von Trinkgefässen
häufig in luventaren XV./XVll. L; Z. ,Ein haslin
fladrin cappli [Kapsel oder Deckel'?] mit silber be-
schlagen.' 1440, B. .Ein fladerin schal.' 1470, Bisch.
Johannes v. Basel. .Ein fl. beschlagen köprtin.' 1497, Z.
,Ein gar grosser, fladerer [1. .fladeriner'], unbeschlagner
köpf.' 1588, Klosterarch. SchwE. .Pantherinaj inensse:
tisch mit hüpschem holz mit runden flecken, wie die
haut von leoparden sind, fl. tisch.' Fris.; Mal. ,12 flä-
deri Lött'el.' 1675, G.
flädele": schmeicheln, liebkosen Uw. — Eig. .glatt
streichen' ; zu .Fladen'.
Flader m.: 1. altes (baufälliges) hölzernes Haus
mit sehr niedrigem, breitem Dach ZB., 0. — 2. breites
Ding, auch Weib ZF. Vgl. Syn. Flattere; Pfludere.
Zu ßädercn i. S. V. aus einander fallen (vgl. ßaderen 6)
oder eher i. S. v. sich breit ausdehnen; vgl. auch .Fladen'.
G'fläder n.: 1. Geflatter, von Vögeln, die hastig
durch einander fliegen Gk ÜbS., V. — 2. flatternder
Putz, bes. Bänder an der weibl. Kleidung, ebd. Syn.
Flattere.
Nacht-: Nachtschmetterling ZNer. — Zu ßidiren
i. S. V. flattern; vgl. ßaderen 7.
Schindle"-: Haus mit niedrigem Schindeldach
ZO. ; s. Flader 1. .Ein elender und wüster Sch.'
Stutz. B'hiiet Gott, alte' Sch.! ebd. E Dorf — es
hat so ebig suher [iron.] Sch. ebd. .Schindelnflader'.
1751, Mei., Wetz.
Plädere f.: stehen gebliebener Stumpf eines ge-
fällten Baumes Gl.
fladere": 1. „den Kot von sich geben, v. Rindvieh
LE. ; ScHW." Zu Flader 1 n. = fläderen 1. Vgl. 2>fl-. ~
2. „Flüssigkeit reichlich und sorgsam herum giessen
UwE." Sonst aber allg.: Flüssigkeit in unnötiger
Menge und ohne Sorgfalt verbrauchen und verschütten,
so dass die Umgebung besudelt wird. Bes. v. Wasser,
aber auch mit Kot und Fett beschmutzen F. Er het
's Öl über-e [den] ganze" Bode' g'fläderet SohwMuo.
Syn. sudlen; etwas schwächer als fletzen, so dass die
Flüssigkeit mehr zerstreut, als auf einen Fleck ver-
schüttet wird Nnw. Wäsche im Wasser herum ziehen ;
Syn. flatteren, flatteren; flätschen; floderen; koslen;
közen; pfladeren; vgl. auch flederen; fletschen; Ge-
flätseh; flädernass. — 3. (pfl- Sch; UUrs.) flattern,
allg. Syn. fläderen 7; floderen; flatteren; flotteren;
flatteren; pflude^-en. Bes. schwach und mühsam B;
L; Sch; U; auch von einem Nachtschmetterling, der
sich die Flügel am Licht versengt hat BSi. ; von der
Fledermaus Gr; W. Mit den Flügeln schlagen Obw.
Von einem Tuch. Überh. von raschen, heftigen Be-
wegungen. So bes. in Verbindung mit .lassen': eine
1171
Flad. Heil, HiJ. Hod, tiud
1172
Ohrfeige //. l. Gotth. Er het-cm Mini la fl. Zyro.
Vgl. Fläderli"g. En Schutz la fl., einen Schuss los-
lassen Aa; aufs Geratewol, ohne genau zu zielen
(Syn. lä flüge) BoSi. ; auch ohne genanntes Obj.: ein
Geschütz losbrennen Aa. Schneballe" la fl. B (Zyro).
Uneigtl. : ,Bei uns zu Lande ist es nicht so mit einem
Tanze abgetan, so dass, wenn der Geiger den letzten
Strich tut, man das Mädchen fl. (halb fliegen) lassen
Ifann, unbekümmert, in welche Ecke oder an welche
Wand es gerät.' Gotth. .Lisi Hess mutwillige Spöt-
tereien fl. in der Stube herum.' ebd. /''' lo" rw"'' der
letst Sprutz [den heryorspritzenden Rest im Fasse]
i" d' MösgtMeren [eine Mass haltende Flasche] ie
lo" fl., bis ^ass si überloff'en isch. AGisi. Absol. mit
einem Wagen schnell fahren (so dass ,es geht wie ge-
flogen') Aa; Gr; S; daher uf der Ise'ban fläderet 's;
ebenso auf einem Wagen bergab BE. Mit unbest.
,es' als Obj. oder absol.: viel Geld ausgeben, flott
leben, Etwas drauf gehen lassen Aa; B. ,Wir wollen
zu Markte gehen und es einmal lustig fl. lassen.'
(totth. Sich der Lust hingeben B; S; einer Sache
ihren Lauf lassen, ohne sich weiter darum zu küm-
mern B; Gr; S. Syn. fladeren, gän, lopen, Schlitten Um.
— 4. dem Boden entlang kriechen, sich verbreiten,
besonders von Pflanzen, aber auch von einem Feuer
ZO.; vgl. fladeren 5. Von Hühnern, sich breit hin-
legen, sei es sich zu Boden ducken, um sich er-
greifen zu lassen, sei es sich in den Sand einbetten,
um der Sonnenwärmc zu geniessen (Syn. herdelen).
wobei sie die Flügel ausbreiten ZO.; Syn. sich cer-
tiien. Auch von Menschen z. B. fül i' 's Bett fl. ebd.
— 5. flackern, flammen, auflodern BM.; L = fladeren 2.
.Wenn das Feuer des Himmels auf das Haus des neuen
Grossrates gefallen wäre, Niggi hätte nocli ein Klafter
Wedele [Eeiswellen] geopfert, damit es recht flädere.-
B (Sonntagsp. 1869). — 6. schnell arbeiten B oAa.
Syn. fhtderen; juflen. — 7. „plaudern L."
MhJ. ,Tli'deroa', flattern. Dieses letztere, nhd. W. kommt
iu iinseru M.4.\. (in diesem S.) uicht vor, dagegen ßatteren
(s. d.) in der entsprechenden und noch anderer Bed. Vgl.
auch die Aum. zu fladeren. — 6 soll viell. heisseu esfl. la'.
über-flädero": überschütten ScuwMuo. — a"-:
mit Anwerfen von Flüssigkeit beschmutzen, ebd. —
ver-: 1. tr. a) ausgiessen oder durch Verschütten be-
schmutzen, ebd. b) verwehen, zerstreuen. Der Wind
hät-mer Alks cerfläderet, z.B. von Laub, Streue Aa;
BM. Die Stimmabgabe auf viele Kandidaten zer-
splittern Aa; B. - 2. intr. a) verdunsten, von gei-
stigen Flüssigkeiten, ebd. b) zerfallen, platzen. Gut
geratene Kartoffeln v., wenn man sie länger als nötig
über dem Feuer lässt ZO. Zu Fläder, weiche, breite
Masse. Syn. flatteren, s. d.
fläderle": dini. zu fladeren 3, von Sclimettcr-
lingen Gr.
Fläderli"g m.: Ohrfeige. Ei'm en Fl. ge' Z. —
Vgl. tu" fladeren a und sya. Flätler(lig) ; Flattere; Flättadm:
Flädi I m.: Taufn., Valentin? Uw. ,Und weint:
0 liebe' Fl., o!' (Aus e. Lied). - Vgl. auch fladelen.
Flädi II m.: 1. körperlich und geistig unbeholfener,
schwerfälliger Mensch Ndw. Gang eiceg, dui Fl., did
chaiist [kannst] Nid. ~ 2. Einer, dessen Moral in ge-
schlechtl. Dingen anrücliig ist. ebd. — S. auch Fliitti.
Plailder m.: 1. etwas Leichtes, Flatterndes ZW.
Syn. Ge-fl. Dünner, leicliter Baumwollenstoff AaEtI.
Leichtes, geringes Kleid Zg {-äu-); Z (auch dim.), „eine
Art leichter fliegender Weiberrock, auch Flauderrock
B; L." Vgl. Flauderjüppe ; Fläuzli. — 2. schlechte
Waare, -Arbeit (Fl.-Arhet, -War, -Zug); einfältiges
Zeug Bs. — 3. Kohlpflanze, die mehr in Blätter als
in einen festen Kopf auswächst „Aa;" Bs. Syn. Ge-fl.
Eine onomatopoet. Bildung; /laudercn (s. u.), lautliche Ver-
stärkung von fladeren; vgl. flod-, flud-, flaut-.
Flick-: Schmetterling Ap. Syn. Fifalter Sp. 820.
Nicht blosse Entstellung von Letzterem oder von einar
der Nebenff. desselben, sondern mit Anlehnung an diese nen-
gebildet.
Ge- n.: leichtes, flatterndes, undauerhaftes Zeug
B. Von leichten Bettdecken gegenüber den landes-
üblichen schweren: .S'o unger-emene G'fl. z'ligge, wo
me" nit wüss, heig-me" Neuis [Etw.] uf im oder heig-
me" Nüt. Gotth. Lockere Sachen, z. B. schlechter
Kleiderstoff, aber auch: faseriges Fleisch, z.B. von
Ziegen GfiChur (-äu-). Die nicht anliegenden, son-
dern abstehenden Blätter von Weisskohl B.
flaudere" B; VOrte; G; Z, -äu- Sch: 1. „mit
leichter Mühe emporschwingen, so dass der Körper
momentan hoch in der Luft schwebt (z. B. beim Schwin-
gen) Aa; B; Vürte; S; Z." — '2. „flattern, z. B. vom
Haupthaar, das unordentlich herabhängt, von Putz,
z. B. Arm- und Halsbändern, die der Wind hin und her
treibt; auch von Schnee, der wirbelnd zur Erde fällt
B; ScH; S; Vw." Vom Geräusch fliegender Vögel oder
flatternder Kleider L (St."") ; von Bändern an der Kappe
B; von nachlässig flatternden, zerfetzten Dingen GRh.;
von leichten Flöckchen, Kleidern, auch von Personen,
die flatternde Bänder udgl. tragen Ndw. — 3. „von
unbeständigem Charakter sein, bes. von Jünglingen
in der Liebe, gleichsam wie ein Schmetterling von
einer Blume zur andern flattern L." — Mhd. nur rfcii-
dern, flattern.
Flaudere" f.: \. (-äu-) flatterndes Haarband Sch
Nnk. — 2. herumschweifendes leichtfertiges Weib L.
Syn. Flanggine usw. — 3. Eisenstange, welche Ge-
mäuer zshält BsÄugst. Syn. Schludere.
Bed. 1 u. 2 scheinen unvereinbar mit 3; aber Bed. 3 hat
auch nhd. ,Schlauder', welches daneben = , Schleuder' gilt
(vgl. flauderen 7|, also eine fliegende Bewegung bezeichuBt.
Mittelbegriif scheint: übergreifen. Vgl. , fliegende' Brücki.'.
Flauderi f.: flatterhafter Sinn, Unbeständigkeit L.
— Zu flauderen S. Vgl. Flauderi.
flauderig, „auch-ä«-": 1. aufgeschossen, locker,
von Kohl Bs; Syn. fladerig. G'flauder(l)ig, locker,
nicht dauerhaft Z. Zu Flaudcr 3. — 2. weit, batf-
schig, von Kleidern, die nicht anschliessen. sondern
Falten werfen und im Winde flattern BAarb. (auch
flauder) L. Syn. fludvrig. — 3. flatterhaft, leichtsinnig
Ap; L; ZO.
flaudi. Das ist fl., eitles Vorgeben, lockere Gründe
Z (Spillm.).
Flau der: Pflugscharreiniger ScnMerish.
y im flauderen i. S. V. hin und her fahren (reibend), welche
Bed. auch ,schlaudern' hat; s. d. Anui. zu Flaudere.
Flau der! Fläudri n.: leichtfertiges Mädchen;
auch: leichtsinniger Bube W. Vgl. Flaudere 2.
fläuderle": „Dim. von flauderen in allen (o)
Bedd. L." 1. schweben, fallen, von leichten Dingen,
z. B. Schneeflocken Ar. — 2. im Winde flattern, z. B.
von weiblichen Putzsachen, wie Bänder (FlaiderlizügJ,
auch von weiten, fliegenden Böcken UwE. — 3. la' fl.
}
I
1173
Flad. flpd.
flod.
1174
?ehon lassen, den Lauf lassen, z. B. einen Schlitten,
den man (bergab) nicht mehr aufhalten kann; eine
verzweifelte Sache oder Lage BRi. Vgl. Ja' Haderen.
. — 4. (ein Kind) unter den Armen haltend (also gleichs.
fliegend) davon tragen GTa. - .5. flache Steine über
die Oberfläche des Wassers werfen L; Zg. Syn. jlu-
deren und s. Vater und MucUr. — ver-: verfliegen
(davon fliegen) Ar.
(nieder Z, Pfl- ZF. — n.: Unordnung durch
verschüttete Flüssigkeit. — Va;!. imcli (ivßiükr; (lifriirr,-
Geßiiller.
fledere" Z, jt/l- ZF.: mit Flüssigkeit unordent-
: lieh umgehen, so dass der Boden, die Kleider vcrnässt
werden ; in Nassem hantieren ; von Kindern : mit
' Wasser spielen; syn. flotschen; götschen.
Der Laut e' scheidet diese WW. von den sinnvwdten
mit ä (e, a) und weist auf Abi. von Flader, zu welchem
I wenigsteus der Bed. nach auch ßäderen 1 gehört. Der letz-
teren Gruppe kommt, wenn man fläderm 2 in seiner obigen
i| Gesellschaft lassen will, die Vorstellnng des breit sich aus-
j dehnenden Fleckens zu ; doch könnte man fladeren 1 u. S auch
.[ Dur als lautliche Ausweichungen von /lederen betrachten.
1 S. noch ßetzen, ßetiehe».
j (leid: geschmückt BO. (Zyro). — Ohne Z-.veifel vwdt
i mit dem syn. ßSt oder daraus entstellt.
be-fleiden: schmücken I' (Schott). — Vgl. fluten.
(Kranke) pflegen, bes. sauber halten, u. vgl. ßiijm.
Plider: Flieder, Holunder, syringa vulg. A.a; /,.
Fliedmen s. F'liete.
\ Ploder: 1. ,nachlässig gekleideter Mensch L; Sch:
I S;Zn. Syn.Pflodi." Yg\.auchPfliider. — 2.=Fluder3.
iji — Kig. ein Mensch, dessen Kleider schlottern ißoderen).
' Hosen-: der Teil der Ho.sen, in den man mit den
I Beinen schlüpft GRPr.
flodere" Aa; Vüiite, pfl- B; Sch: 1. flattern.
I a) von Vögeln =: fladeren 7, z. B. en Amsle ist vor-nier
; zue ufg'fluderet AABd. ; VOrte. Vgl. auch fluderen.
1 .Flnttern, floderen, fast hin und her fliegen.' Fris. ;
\ Mal. — b) von Kleidern, Bändern ; von aufgeputzten
' Weibern: sich mit Geräusch bewegen Uw; von einer
I Fahne im Winde L; von einem Papier, Schriftstück:
( eine Adresse //. [abgehen] la" Nnw. — 2. ..schlottern,
j von Kleidern, die nicht anliegen.- Syn. flotteren; fla-
I deren. Vgl. Floder-, Pluderhosen und Hosenfloder ;
; p/luderig. Locker werden AaKöH. (auch flotteren). —
I 3. in Flüssigkeit schaukeln; durch Wasser, Kot waten
B. Syn. flutschen. Vgl. find-, flüd-.
1 Ähnliche Wörter in den meisten Dialekten. Nhd. ,flodern',
't flattern; flackern. Mhd. ,vlödern, vlüdern', flattern, schwingen.
\ — \\t\. ßotwhen, ßotzeii.
„zer-: zerflattern L; Zg."
,floderig, pfl-: weit, schlotterig." Ygl.pflotterig.
G'flöder n.: spritzendes, sudelndes Umgehen mit
\ Wasser Gl. Syn. Gefieder Z.
I Pluder m.: 1. schlechter, nur halb auswachsender
; Hanf, der nach der Hanfernte mit dem Unkraut auf dem
t Felde zurückbleibt Zo; ZB.; (aus dem guten Hanfi
t ausgejätetes Unkraut ZHörnli; lockere Dinge, z. B.
schlechter Kohl BAarb. (auch (i'fluder n.) ; Abfall von
j Heizmaterial, Reisig ZZoll. — 2. der an einen langen
Stiel gebundene nasse Lappen, mit welchem der Bäcker
den (Ifen von zurückgebliebener .\sche und Reisig
reinigt. Ofenwisch Ap (auch Tlutter); G; TuTäg. Syn.
Ofenlumpen, -Puschner. — :{. Liischwisch Ar, von der
Ai'.V. Polizeiverordn. 185 1 neben .Feuerkübol, Leitern,
Haken' für jedes Haus vorgeschrieben (wohl von ähn-
licher Beschafl^enheit wie 2). Syn. Pfluder. — 4. (n.)
weiche Masse, flüssiger, mit Schnee gemischter Strassen-
kot GA. Syn. (Ge-jFlüder; Pfluder; Pluder; Flutter.
— 5. ein Wasservogcl, Art Taucher, Imber, colymbus
Immer. Hartm. 1808. Syn. Sefluder; Ganner; Bhin-
schär. Von Unkundigen auch für die Tauchergans,
mergus merganser, Syn. Selcatz, -geiss; Äschente; grosse
Isente, gebraucht, ebd. ,Im Bodensee ist ein vogel,
grösser dann ein gans, so fl. genennt wirt, on zweifei
darumb, dass er also uf dem wasser flatteret: dann
er weder recht fliegen noch gon kann.' Vogelb. 1557.
,l)er fl. = dünhel [1. .düchel']. pygoscelis maior.' Mal.
— 6. Geschlechtsn. Scbw.
Ahd. ,fludar', FIoss, ,fluodar', Rinnsal, mhd. ,vlöder.
vlüder', Flut, Floss. stimmen nicht dir. zu unserm W., am
wenigsten zu Bed. 1, aber diese ist auch mit 2—5 zu ver-
mitteln, indem die ganze Familie ß-d zw. den Bedd. .fliegen'
und ,fliessen' (z.T. auch .flackern') schwankt, also verschiedene
Arten (meist mühsamer) Bewegung in Luft od. Wasser, dann
auch lockere, weiche Beschaffenheit von Körpern bezeichnet;
der mit Unkraut gemischte schlechte Hanf ist eben auch
leichter Stofl', insofern dem Fliegen verwandt.
Ofen-: 1. ^ Fl. 2. -— 2. (persönlich gewendet)
Spotttitel für den, welcher am Morgen des Silvester-
tages zuerst an den Ofen geht Z (Dan.). Syn. Öfen-
f'uchs, -kats.
Se-: 1. der gesprenkelte Taucher, colymbus stel-
latus. Hartm. 1808. Syn. Ganner. — 2. = Fluder n.
,Im Bodensee wirt diser vogel (Merch, Meerrach, ita-
lienische Ent] oder so diss geschlijchts ist, S. genennt.'
Vogelb. 1557.
fluder: locker BAarb. VgL flauder(ig); fluger;
pfluder.
Fludere" f.: derbe Ohrfeige. Fi"ni e Fl. länge
[versetzen] BsBirs. Syn. Fläderli'g.
fludere", -i7- (ui) Obw, -o'- Ai-: 1. sich in Wasser
oder Luft mit Geräusch bewegen GRh.; von nassem
Gewände: , Seine feine schwarze Kleidung änderte [im
Regen] um ihn herum, wie eine Vogelscheuche um
den Hagstecken.' JEeith. 1851; von Vögeln, bes.
Wasservögcln: coire, auch trans. und auch von Men-
schen, = voglen Z (Spillm.). Eefl., sich schütteln Obw;
Syn. fluderen 5. — 2. mit Geräusch schäumen (von
Milch?) BsÄugst. Syn. fluderen. — 3. in Flüssigkeit
spielen, wühlen U. Syn. fladeren; flederen; fluderen.
— 4. (ein Tuch im Wasser) schwenken, spülen Ap; Z.
Vgl. fluderen; flotschen. — 5. durch einander regnen
und schneien Aa (auch i)fl-). Syn. fluderen. Vgl.
Fluderwetter ; Fluderete. — ö. Steinchen über die Ober-
fläche des Wassers springen lassen Schw; Zg. Syn.
s. fläuderlen. — 7. hastig und unordentlich arbeiten,
hudeln ZZoll. Syn. fladeren 6; schluderen. Fl. lä',
zappeln, in Verlegenheit ringen lassen Tu (wie einen
des Schwimmens Unkundigen?). — 8. mit dem Flu-
der (2) den Ofen auswischen Ap. — 9. Fluder (1) mit
dem Unkraut ausziehen Z«; ZO. ; überschüssige Blätter
(bes. die untersten) am Weinstock ausbrechen ZS.;
Syn. geizen, läublen, ernäusen, blatten, blättlen, zwicken.
In der ä. Spr. mit kurzem Voc. nicht sicher bezeugt (nur
.flüdern', rinnen, flössen, s. Anm. zu Fluder), bei Gr. und
Schm. ,fludern' nur: flattern. Für Bed. 7 kann als Grundbed.
sich hastig bewegen' angenommen werden; iirspr. aber wohl
1175
Plad— rtiiil. Flag^fliig
1176
,im Wasser', also eiue Anwemluug vou 1. Aus 9 iu An-
wendung auf den Weiustoek scheint zu folgen, dass die über-
flüssigen untern Blätter desselben als eine Art Unkraut be-
trachtet werden und viell. auch selbst Fhuler beissen. S. auch
jifindereii; ßuttcreii.
us-fludere": 1. durch Herumziehen im Wasser
obenhin waschen ScnSt. — 2. von ausgejätetem Un-
kraut die Erde abschütteln ZO. Zu Fh'iäer 1.
Pluderetc f.: Eegenguss B.
fluderig: schlotterig, bauschig, zu wenig an-
liegend, von Kleidern B = fhiuderig u. floderir/. Syn.
ffloygig, higg. St. gibt „fluderig = flauderig."
„Fludertschi n.: Heidelbeere, vaccinium myr-
tillus ÜR; L." — Viell. zu /"(«rfei- i i. S. t. Gestrüpp, Un-
kraut. Vgl. aber FbigertsMi neben Flüderele: Schneeglöckchun.
F lud er m. : Schlamm, Strassenkot Z. Syn. Ge-
fliider; Blilder. Weiche Masse, die beim Drücken
zerfliesst; z. B. zu weich gesottene Erdäpfel Ndw (-i-).
— G'flüder n.: 1. Schlamm, halb geschmolzener
Schnee Gl; LG.; G; ScHw ; Z. Heb de' Bock üf, 's
hat dei [dort] Gfl. Stütz. Lueg nw die s&be' Fränseli-
corhäng und so e Gfl. rings um 's Has. ebd. Syn.
Pflüder m., Geflütter m. Vgl. Gßüderwetter, flüderen.
— 2. unordentliches Umgehen mit Wasser Gl. Syn.
Gefieder. — 3. Staub, den man aus alten Kleidern
schüttelt BSi. Zu flüderen 5.
Fl mit verk. Präf. ge- ergibt häufig durch Assimilation 7)//-.
Ebenso erscheint in der Wortfamilie ß-äer zuweilen tt neben
oder statt, d. Vgl. ßaderen: nhd. ,fiattern'; Flotter neben
Finder .A.p; auch in anderen WW., wo Liquida im Spiele
sind: si-hnädcren, schnattern udgl. Doch hat (leßütter noch
andere Bedd. (s. d.). S. auch Pßiider.
Sehne-: lockerer Schnee, Brei aus Wasser und
Schnee BSi.
flüdere": 1. aus Unachtsamkeit oder Ungeschick
Flüssigkeit verschütten und damit Etw. besudeln; z. B.
die Suppe unordentlich essen, v. Kindern Zg; unordent-
lich mit Wasser hantieren, stark netzen Gl. .\uch un-
pers.: Dojiud [in der Hölle] Chessi a Cliessi g' stände" :
g'südcret Iied 's und g'flüderet. perf'el;t wie u-enn-me"
Schncyye" säd'ti. JBEöli 1871. — 2. durch einander
regnen und schneien BM. — o. in seichtem Wasser
waten AASeet. — 4. (trans.) einen Gegenstand rasch
im Wasser schwenkend reinigen BKi. — 5. schütteln
BSi.; W. Syn. fluschen: fletzen; ergudren; sad'en;
schottlen; stauben. Z.B. einen Lappen, um ihn aus-
zustauben BSi.; auch einen Menschen: beim Schopf
nehmen, um ihn zu züchtigen, ebd. (Refl.) von Tieren,
zunächst Vögeln: mit Flügelschlag baden oder nach
dem Baden das Wasser abschütteln BKi.; von Hühnern:
sich in Erde baden BHk. ; syn. fläderen; von einem
nassen Pudel oder von Schafen, die ans dem Regen
kommen BSi.; von Menschen: Staub oder Schnee vor
der Türe abschütteln BHa., Si.; Obw; syn. flüderen.
(Unpers.) es fläderet-mi"'', ich werde von Fro.st oder
Fieber geschüttelt BRi. — 6. flattern, von kleinen
Vögeln L (St.''). — 7. zerfallen, von morschen Gegen-
ständen Ndw. — 8. = flüderen 9 ZErl.
Hier tritt noch einmal der gauzc Umfang der mit der
Conson.-Gruppe ß-d verbundenen Bedd. zu Tage. Eigentüm-
lich ist hier nur, dass die Bed. ,schütteln' bes. stark hervor-
tritt und zwar auch augewandt auf Trockenes (Staub); daran
schliesst sich auch Bed. 7 (in Staub zerfallen, durch Kr-
scbütterungl. — S. auch jßiidenm.
fluderig: uass, von Weg oder Witterung, z.B.
nass von schmelzendem Schnee Aa. Syn. g'flütterig,
pflüderig; s. (Ge-)Flüder. .Fluderig. pluviosus.' Denzl.
171(J.
t lüderle": 1. säuseln, sanft wehen L. — 2. schmei-
cheln L. 's tuet mer (rrdli''' fl., 's cha'«'-mer aber chn-
derle [ich aber will Nichts von ihm wissen].
,Säuseln' als Bild für .schmeicheln' leicht verständlbli,
daher auch umgek. bei nhd. Dichtern .schmeichelnde Lüfti'
^ säuselnde. Auf ähnlicher Anschauung scheint das mit
.schmeicheln' nahe vwdte ,heucheln' von .hauchen' zu beruhen.
Fliiderste AaHoW., Pflüderst AASchinzn., Plit-
tcrsche ZW., Flegerste AaVüI., Pflügerst Aa
Bozen - f.: März-, Schneeglöcklein, leucojum vern.
Flittersche und Ziland sind die erste" Maie' im Land.
Die ersteren Formen, zu denen -g- nur als lautliche Spiil-
form sich verhielte, scheinen nebst dem syn. Pßütter mit
Finder i. S. v. ,schmelzende Schneemasse' zszuhangen, da die
betr. Blume beinahe aus solcher heraus sich entwickelt.
Fludertuchi (Sp. U7.5) und Fiderst usw. (Sp. 681) würden
danach nur zufallig an obige Formen anklingen. S. alur
auch Fütteren.
Flag — flug. Vgl. auch die Gruppen Flugg usw.,
Ißiig, fßagy usw.
Flag s. Plag.
Flagane f.: unstäte, unhäusliche Frau Bodensee. —
Walusch. mit eingeschobenem I und lautlicher Anlchnuug an
Fugonr zu mgulen, herumschwärmen, Sp. 68(5. Vgl. Fhmggiii, .
„Flagöne f.: grosse runde Flasche, z.B. um Ehren-
wein einzuschenken BAdelb." -- Aus frz., //rtcon weiblich
gebildet nach , Flasche'.
Flang — PI. Fläug — m.: 1. Flug. Sprung, Wurf
Gr. En Fl. ne', tue'. — '2. Schaar fliegender Vögel
G UVatz. — 3. fliegender Staub, als Bild von Klein-
heit und Nichtigkeit, nur in der Reimformel: weder
Staub nw'' Fl., nicht das Geringste Gl, meist als Obj.
von .sehen' i. S. v. ,keine Spur (mehr)'. Vam BudI
[Gemsen] ist w. St. n. Fl. me z' g'seh g'.n" Gr (Schwy-
zerd.). Wo-n-i''' cho" bi', han-i'>- tv. St. n. Fl. me
g'seh". Stütz. 7'* ha' w. St. n. Fl. g'funde" Z. ,l>ie
vorige Reich sind als vom Wind verstaubet, dass man
von Allem w. St. n. Fl. mehr sihet.' AKlingl. lOSS.
Auch i. S. V. .nichtiges, wertloses Zeug', syn. : weder
gestoben noch geflogen (s. u. fliegen). Da' sind nW
so Tüfels Pflanz [Possen] und w. St. n. Fl. Stütz.
Mit Präf. ge-: .Ein buoch, darin er unverschampt
setzen gedar [wagt], das weder gestoub noch gefloug
[unbegründet, nichtsnutzig].' HBüll. 1572.
Mhd.y?oi/r-, Flug (selten). Die Angabe: ,Der Staub, Flang:
pulvis, atüuuis, pappus.' Red. 1662. bezieht sich wohl auch
nur auf die formelhafte Verbindung mit .Staub'. Syn. Ist
.St. und Flaub (s. d.). wobei das W. der Vollständigkeit dis
Reims zu Liebe entstellt ist.
Fläugel m.: 1. hölzerner Pfeil, von Knaben mit
einem einfachen Bogen (aus einer Gerte mit Faden)
in die Luft geschossen ZRafz. — 2. lebhafter Mensch,
ebd. Syn. Gispcl. — \onßiiugei,. Bed. 2 i. S. v. .schiessen',
intr. = sich sclinell, heftig bewegen, losfahren.
fläuge" I, fläugge": 1. fliegen machen, weg-
schwingen, werfen, schleudern Gl; Gr; GSa. i's [der
Wind) hiit-em de" Huet vom Chopf g'fläugt. 's Für
hol glüeigi Schindle" e Viertelstund wlt g'fläugt. !''•
han-en use g'fläugt (aus dem Zimmer). Si fläugend s",
I
1177
Pias;, lies;. Ilis. de
1178
as« der HaUer e liüngli iiiimma schlo"t, die Bursche
schwingen die Glocken so heftig;, dass der Schwengel
eine Weile nicht mehr zum Anschlagen kommt. Ai.-
BRKiiiT. 's ist sehn" Mäiii/f I Mancher], ij'mci tcie Spyür
eoiii Wind, fürt (/'stoben und ewey g'fläiigt irordt".
JBkitii. 1851. Ö. auch u. Schlhe. ,Dass man den houpt-
mann zuo den beyen [Fenstern] uss zuo werfen oder
le Hingen [im Sinne habe].' 1530, Absch. — 2. flott
leben, bea. beim Tanz Gl. Vgl. la" flüdere". —
'i. Flitterstaat treiben Gl, — 4. „gross tun, prahlen,
aiifsclineiden Gl," Vgl, fideren.
Mild, ,vlougen' (nur zuHlllig ohuo Umlaut), Niegeu maclii;ii,
verscheuchen, als regelmässiges t'ausativ von , fliegen' gebildet.
Bed, 2 — 4 erklären sich leicht aus bildl, Anwendung von
,(liegen': vgl, die Synn,
ver-: verwehen. Der Luft [Wind] rer/läugt d'
Bletter GG. — zer-: fliegen lassen, auflösen. ,Disso-
Intis capillis, mit zerflöugtem oder ungezufftem haar.'
Fris,
fläugerle" W, fläugle" GRSculms: (unpers.) in
feinen Flocken schneien. Vgl, fläuderlen.
Die Origiualangabeu schreiben eu und dies könnte auch
die Nbf, von ie in ,fliegen' sein (s. d.).
„Fläuger: leichtsinniger, flatterhafter Mensch
Gl." Vgl, noch Flieger.
Fläugim.: Prahler, Aufschneider Gl. 7,\\fliiugeni.
Fleger ste s. Flüderste.
Fleug, Gefleug s. Flieg usw.
fligen: putzen, schmücken'? Nur in einem Schau-
spiel von Jak. Funkelin in Biel (1550), wo Venus zum
Teufel, der die Menschen verführen soll, sagt: ,Wenn
du dich rtigst, so trügst sie wol.' Titt.m., Schausp. des
XVI. I, 179, 185.
Mhd. ,vllhen, vUen' = ,vlejeu, vielen. ' Gr. WB. 3, 1711 o.
.Fügst' könnte in der augefuhrteu Stelle verschrieben (resp,
verdruckt) sein für ,ttiss(e)st', beflcissest, da dieses W. im
selben Spiel und Zshang (V, IG4, vgl, auch ,Fliss' V, 188)
vorkommt, .fliheu' (rcsp, ,ftigeu') aber sonst bei uns nicht
bezeugt, übh. nicht hochd,, sondern md, und nd, ist, also
importiert sein müsste. Aber merkwürdiger Weise haben
wir auch ßeid, geputzt, schmuck, neben flät von ,fläjen', so
dass die beiden "WW, einander stützen (vgl. bern. geil, für
r/lt, gai, geht?).
Flieg, -e" Es; GTa. (neben -ü-), Fläug resp. -ai-
Aa; L; Schw, Fläuge B (resp. ü^, in BBe. ö); Gr; L;
Psilv.; GA.; S; Uw; U; W, Flug AAEhr.; Gl; Z,
Fluge Ap; BSchw.; GTa. (neben -ie-); Sch — f.: 1. das
Insekt in der allg. Bed. Schaffe" [unermüdlich be-
wegt sein] tcie Flüge" und Mugge" ZBauma. Die
Pferde der Bourbaki-Armee fielen rechts und links am
Wege hin ,wie die Fliegen im Herbst'. Hürot-m'r
nid, d' Fleuge' sind bös und d' Breme' aw''! LSurs.
Umesitze" wie ne Fl. a" dr M^and, oder: ivie ne Fl.,
wenn si Gift g'ha" häd AAEhr. Der Unwirsche sagt:
Las-mi''' gii", ich bi" für mich und der Mossdregg für
d' Flüge und die, wo-n-e" üfliise'd Gl. Auf die Be-
merkung des Gastes, dass viele Fliegen in der Stube
herum fliegen, erwidert man etwa scherzh. : Jo, aber
's sind nit mine, 's sind 's Nochbers Chetzere, rnine
mrf uffe [auf den] Boden abe g'wönt BsLd. Ei"m
e Fl. hinger 's Or stecke". Schild, ihn kitzeln, reizen,
plagen, argwöhnisch machen S; vgl, ,Floh'. Fi Fl.
macht le" Summer. Ineichen. Besser Fleuge" foh", als
mües.üg gö". ebd. Die chltne" Fleuge" b'hange", die
grosse" machen es Loch dure". ebd. Mnnge cha"" Ice
Fl. llde" und hed de" Chopf roll Mugge". ebd. All
vier glichlig wie d' Fleuge, rühmt der Schweinehändler
von seiner Waare. um sie mit einander anzubringen.
,ToAcn. 1883. Fliege oder ähnliches kleines Insekt als
Köder: , Fische by der fliegen kaufen', direkt von der
Angelrute, vom Köder weg, nicht von Vorkäufern.
U19, Auo. - 2. Nachtfalter S. — 3. bildl. für kleine,
leichte Person Ai>, Als Übername, verächtlich, XVIII.,
Bauehnüesim!. Liecht wie ne Fl. L; Syn. wie ne Fliege-
schissli, wie es Heueti (s. Üwel). Fs Flägli, aurtallend
leichtes, kleines Kind Z. Es ist ke Fl. me, aber e
I'igg, Wortspiel mit dem Iniper, flüg! fliege! nach
Ligg, substantivierter Imper, von liggen, liegen, Z. —
— 4. Schneeflocke BHk. — 5. der Butzen, die Blüten-
narbe des Obstes AaF.; BsLd; GTa.; Z. Syn. Aug;
Gäggi; Gürbsi; Gräubschi; Gräni; Müeggi; Gmügi;
Bätsi. D' Fleugi [PI.] ustrage", büssen, entgelten,
was ein Andrer verschuldet hat BHk.; Syn. d' Suppen
usfressen u. a. — 0. „Visierkorn an Schiessgewehren
Bü." Syn. Mugg; Absehen.
Die zweisilbige (schwache) Form ist die urspr. (mhd.
y/iec/e). Der Diphth, k, welcher tw, schon mhd. das ahd. iu
lin) vertritt, hat bei uns dem altern S nur wenig Gebiet
abgewonnen. Sehr sonderbar ist bei diesem und einigen
anderen WW, das Auftauchen einer Nbf, mit eu mit dem
Lautwerte im, durch welche unser Subst. mit dem Causat,
ßauffen iu Berührung kommt, ,F!eugen,' 1707, Jesaj.
Ge-Flieg n.: Fliegen, Fliegendes. Öppis G'ßeugs
ist umme, Etwas wie eine Fliege ist in der Nähe BBe.
G'flüg, Insektenplage GMels.
Pest- Fliege: eine Fliege, die man als Ursache
der Pest ansah, da man früher übh, die Keime von
Krankheiten sich in Gestalt von Tieren, bes, Insekten
oder Würmern, dachte (wie heute in Gestalt von noch
einfachem Tieren oder Pilzen!), ,Als man die P, in
ein Löchlein sperrte und mit einem Zapfen verstopfte,
verschwand die Pest,- L .^ufzeichn. Vgl, Gotth, B.
u, S, 1, 83 tr, — Blag-: Aasfliege W,
Ross-: 1, die wilde, grosse Summfliege, der Stu-
benfliege ähnlich, aber wilder, grösser, haariger und
stark summend. — 2. ,Schnieissfl., musca [calliphora]
vomitoria.' HSchinz 1842. D' Bossflüge surre"d lang
umme und denn falled si uf-en Dreck, sagt man von
verfehlten Parteiwahlen.
So benannt wegen ihrer Grösse, welche ,Ro3S-' auch in
anderen ('onipp. bezeichnet, z. B. ,Rnsskirsche, -pflaume,
-kastanie'.
Surr(i)-, -Fleuge": Schmeissfl. B. Syn. Surre.
,Es schoss herum wie eine gejagte Surrfliege.' Gottu.
— Von dem starken Summen. Vgl. Sihmirr-H. Betr. die
Form vgl. .Schmeki-Fl.
Schmeiz (U), Schmeizi (Ndw) -Flciye: Schmeiss-
fliege. — Z wie in tjr'üezen, büezen, nhd. , heizen, beizen, reizen,
"Weizen" u. a. m.
Schnniv- Fläug ^= Boss-, Surr-Fl. ScHwMa.
Späuz-, Speize-: Schmeissfliege, musca vomi-
toria Gr. — Von spämen, speien, i, S, v, ,schmeissen'. Zur
Nbf. vgl. Sm-ri-, &hmeizi-Fl.
Wetter-: Bremse W. — Weil starkes Auftreten der
Bremsen (bei grosser Hitze) leicht Gewitter vorbedeuten kann.
fliege" B tw., fläuge" II aScHW; W fceij, sonst
meist ü (bzw. i, oi) — Impf. Conj, flu'g LM,, flügti
Z : 1. im eigtl. S., aber sprichw. : Es flügt kei"s Vögeli
.so hoch, es chunnt icider oben abe. 's Flüge got liecht,
1179
Flas. fleg, flig, flog, flug
1180
aber 's Nidersitse" ist (j'foiii'''. Ineichen. We'-'-me" fl.
will, mues-me' Fecke" ha". Zyro. Fl. welle, vor Ei'"m
(V Fiele' g'waclise" sind UwE. RAA.: Er meint, er
chOnn fl., von einem Hochmütigen ZW. Der lert [lernt]
no''' fl; von einem Geschickten US. -- 2. uneig. von
den Fäden eines lose gehaltenen Stranges Seide, die
aus einander'streben Z. Von einer Gelegenheit: Stichst
du diese'b Sau [jenes Ass]? ich hett-si la fl. [passieren].
Brandenberger. Einen lere' fl.: ein grobes Vexier-
spiel. Me" möcht zur Hut üs fl., aus der Haut fahren !
Z. ly Minute rerstriched wie g' flöge'. MUsteri. (Das
ist) iieder g'stobe' no''' g'floge", unwahr, unglaublich,
erlogen ScuSt.; Z. S.yn. weder Staub no''" Flaug
(FlaubJ. ,Wann einer über den anderen etwas redt,
das weder gstoben noch gflogcn.' FWyss 1650. Dass
sie Sache" lerid, die weder g'st. n. g'fl. sind. XVIII.,
Baoern<!ESI'r. Fl. oni F: lügen (alt. ,liegen'). In-
eichen; KiRCHH. Vgl. fläugen 4; fideren. ,Er fliegt
gern ohne ein F.' AKlingl. In einem der Lieder aus
dem Zwölfer Krieg heisst es: ,Sie [die verbündeten
Zürcher und Berner] sagen, wir haben sie zwangen
zum Kriegen, da tun sie bei meiner Treu ohne F fl.-
— 3. fliegend, a) .Fliegendes': Geflügel als Jagd-
gegenstand. .Wildban und vischezen mit fliegendem
und .schwebendem.' 145ti. Kind, Urk. — b) ,I)as flie-
gende Feuer, der fliegende Krebs, eine ansteckende
Viehkrankheit.' Alpina 18(i6. ,Dass unter dem Vieh
der sog. fliegende Krebs oder die Überzunge grassiere.'
1731, Absch. — c) .fliegender Zedel', Pfandbrief, der
zwar doppeltes Unterpfand hat, aber auf ein entlegenes
)der schlechtes Gut einzeln errichtet ist Ap. — d) ,Der
gemeinen fliegenden Kede, der Kaiser komme, sei gar
nicht zu vertrauen.' 1530, Absch. S. noch Fön Sp. 844.
— Über die Laute s. die Anm. zu Fliry.
über -fliegen: fliegend über Etw. hinwegkommen,
OS überwinden, übertreffen. Er mag 's iiiid überfliige",
und ivenn er zeh"mol grösser Fecl;e" hätt. Stutz.
üf-: 1. von den Hühnern: Abends auf ihren
,Sedel', zur Ruhe gehen. ,Sie inüess nit so früeh ins
Bett: sie müess z'ersten d' Hennen uffliegen lassen.'
ScHiMPFR. 1051. — 2. uneig. a) sterben L. Von der
Seele, die sich wie ein Vogel aufschwingt, oder im
S. V. b? Syn. verreisen, b) erlöschen. Der Strick flügt
üf, der Docht erlischt Ap. c) aufschwellen, -wallen.
Vfflüga' wie ne Milechsoppa, leicht aufwallen, ebd. —
3. Flüg-uf: sub.st. Imperativ: junger, leichtfertiger
Mensch BAarb.; Z. Vgl. ähnl. Bildungen Sp. 121—2.
— Ufflieger. .Auffleugerli: der ßrachpieper; Brach-.
Gereut-. Hoide-, Spiess-, Krautlerche, anthus cam-
pestris.' Meisn. u. Schinz 1815, = .Gickerlin.' KuGessn.
an-: unversehens an Jmd kommen, eintreten, bes.
von Krankheitsanfällen. Vgl. Flug 3 und Underflug.
's isch-m'r a Chäfer a'g'floga" B. 's ist wi a'g'floge"
Aa. — under- s. Underflug. — üs-: auswachsen,
anfaulen, von Getreide, wenn es überreif stehen bleibt
und anfängt , lebendig' zu werden. Schild; s. lebig. —
dar von dervo-: bildl., gestohlen werden Bs. Syn.
Fehlen überchon.
ver-: 1. wegfliegen. Es rügget es Däbeli uff'-em
Dach; sji's G'.'ij)änli isch verflöge'. JSchild. ,üie ge-
meinen Bürger sagten [mit Bez. auf einen Flüchtling,
welchem die Stadt das Bürgerrecht erteilt hatte, der
aber als Wüstling gerichtet wurde], ob man denn eben
zu Zürich alle verflogncn Nester ausnehmen müsse V'
HBüLL.; vgl. Verßug i. S. v. Abgang, Gesindel? -^
2. zerspringen Aa. — 3. bekannt werden Bs. Syn. r
üs-chon. Wenn Olihi.i verflieg, wo [das] -me" lieber fest ■
l'b'schlosse" hat. Brkitenst. 1863. Vgl. die ,Fäina vo-
lans' der römischen Dichter. Auch: das Gerüclit fliegt
über die Lande udgl. s. v. a. verbreitet sicli.
Flieger, Flüger, Fleuger m. : 1. leichte Frauen-
jacke GnPr. (Flöuger). Jez macht-me" dere [solche]
Fleugerli, verschniglet sind si und verschnitte' Gl
(Schwyzerd.). .Gar zu kostbare Band zu Flügeren
sollen gänzlich verboten sein.' G Kleiderordn. 1727.
— 2. Windhaspel Ap; Gr UVatz.
Fliegi Fleugi: Name für eine Ziege mit fliegen-
ähnlichen Tupfen Bü. (RWyss).
zer-flogen: zerfliegen lassen. ,Item zerhuwend
im küssi und bett und zerflogtend im die vedern über
das schloss uss.' Vau. — O wahrscli. t> für mi, J. i. nu,
obige Form also das Prät. zu zerßäugen.
Flug m.: 1. eine Schaar Vögel, z.B. Gänse Gl.
— 2. Kleie, reines ,Krüsch' von Kopfmehl ZLiinin.
~ 3. eine Krankheit des Rindviehs und der Schweine.
.Der Milzbrand [des Rindviehes] mit seinen Abarten:
FL, Plag, Brand, Kot, Kotwerk.' G Rq. ,Für den
presten, das ist den fliess oder viertelkrosser, per-
ment, wildblut, schwarzwe oder den flug. Das vich
geschwillt underhalb den knien und lauft uf; wenn
mau inen vor 8 stunden nit hilft, so müessend sy
sterben.' Arzneib. ZZoll. 1710. ,Der Fl. (in Gr die
Sucht) ist eine Krankheit unter den Schweinen, die
sich vorzüglich unter diesen Tieren in B und Sch
zeigt; in ersterer Gegend heisst sie auch das Schwarze.
Wahrscheinlich ist sie das, was Bechstein das Ver-
fangen nennt, wobei ihnen die Ohren kalt werden und
die Fresslust sich verliert.' Alp. 1827.
Bed. 2 wahrsch. von der Leichtigkeit des Stoffes (fliegender
Abfall), vgl. Verflug. 3 von dem plötzlichen Eintreten, vgl,
anßieijen und Underßug. — Abi. ßn.t.
An-: junger Wald. .Wenigstens sollte niemalon
kein Vieh in die Anflüge, die weniger als 10 Jahr alt,
eingelassen werden.' 1762, Z Staatsarch.
Under-: „Mehltau, vergiftete Luft LE.;" eine
gewisse Krankheit am Rindvieh, die sich vorzüglich
durch Geschwulst am Bauche und böse Euter äussert
und oft tödlich ist. Es ist der Chue vom U., oder:
si ist underfloge' worde", gleichsam von bösen Winden
beflogen, weil obige Krankheit vom Aberglauben diesen
zugeschrieben wird BHk.
Auch von Menschen, die eine plötzliche Geschwulst z. B.
im Gesicht bekommen, sagt man, sie seien ,in einen bOsen
Wind gekommen' «. ä. ; s. Wind.
Vogel-: bildl., schlimmes Vorzeichen, nach dem
alten Glauben an Vogelorakel. ,Damit man nicht an
jeden V. [Gerücht, Verdacht] glaubt und gegenseitig
Misstrauen erregt wird, will man eine Zusammenkunft
veranstalten.' 1620, Absch. — Ver-: Abfall oder Ab-
gang beim Mahlen von Getreide. Vgl. Flug i>. .Dass
von einem Mütt beim Durchmalen für Abgang oder
V. ein Pfund gerechnet werden muss.' Z Müllerordu.
1770. — Hoch-: 1. hochfliegende Vögel und die Jagd
auf sie. .Der Hochfluck und Wildbann ist m. gn.
Herrn der Stadt Bern.' Handfeste Thun. ,Alle wild-
bänn, achram, hochfluck, federspil, mulenvee gehören
denen von Bern zuo.' 1518, Esterm., Pfätt'. ,Dass
Bern den Hochflug nicht mehr dem [mit Freiburg]
gemeinsamen Vogt und .\mtmann lassen wolle.' 15.'>8,
]
1181
Flag---fliig. Fla^'g- lliisp. Flali Hiili
1182
Absch. — 2. von den Bienen: ,H. der Bienen, wenn
die uf und hinweg fliegend, dass denen nit mehr nach-
(jefiilgt wirf Offn. BSeit.
unflugbar: noch nicht flügge. .Involucris: u..
der noch nit fliegen mag.' Fris. ; Mal.
Ilug BGüni. (tV), flugg GrD.: 1. flink (iul>.
2. locker, vom Erdboden, wenn der Pflug leicht durch
denselben zu dringen vermag BGümm.; GrD. 8yn.
fluger; flucher.
Vgl. nhJ. ,tlott', von Schiffeu auf andere Bewcguugcu
üljcitragen. J''liig<j mag landschaftliclie Ausspr. für //«cA- sein
null wäre also zu den Intensivbildungen -ck zu versetzen.
fluger kB, ü¥: locker, z. B. von Wolle, Flaum-
bctten, aufgegangenen Gebacken, vom Boden B, von
Heu F. Vgl. fhtder.
„flugere": mager, locker werden F."
Plllgertschli: Schneeglöckchen BHerzogb. Vgl.
Fludertschi, Flu der sie.
Flugetz Gl, FlugHz GiSchw., Fhggetz Gr tw.,
„Flugenz Gl", Flagetz, Flaggetz Gr tw., Falg-
getz GRPr., Flanggez GRLdq.: eine Mehlspeise
ans Kuchenteig. 1. eine Art Nudeln Gl; Gr tw. —
2. Klösse, meist in Suppe aufgetragen Gr. S. Fargetz.
Flügel: 1. im eigentlichen S. nicht mehr volks-
tümlich, dafür Fecken usw. (s. Sp. 728). ,lch will
ctwan einem puren ein fl. ahhowen.' 1525, Egli, Akt;
Syn. Einen zeichnen, u. s. Arm 1. ,Die Fl. über das
nfist ausshin strecken, sich prachtlicher stellen, dann
unser haab und guot vermöge, majores pennas nido
extendere.' Mal. — 2. Schaft, d. i. diejenigen Litzen
des Webergeschirres, welche sich je in gleicher Weise
zu bewegen haben und durch zwei Holzstäbchen zu
einem Ganzen verbunden sind. — 3. Flügeli, Insekten-
ständer, ophrys muscifera ZAnd.
Ge-: 1. fliegendes Ungeziefer, bes. Bremsen Gl;
OTa. 's G'fl. plaget 's Veh. — 2. junges Volk. bes.
Mädchen. Lehchiteche under das jung Gfl., d' Blieben
und d' Meitschi, verteile'' S (Schwyzerd.). ..Junges
Fraueuzhnmer von mittlerer Bedeutung.' Spreng.
Blind-: solche, die auf die rechten (Altar-)Flügel
aufgeleimt sind. Lt Dingvertrag betr. den Altar zu
Sursee 1580 soll der Künstler ,hinder gemeldte flügel
suber durchsichtige bl. scbnyden.' Z Anz. 1884, 2(5.
Brust-: die Hälfte eines die Brust bedeckenden
fliegenden Kleides. ,Das Costüm der Ndw Läufer
[Weibel] ist eine enge gefaltete Jacke mit fliegenden
Ärmeln, am linken Br. mit dem Landessiegel behangen.'
Gem. Uw 1836. — Schwarz-: der grüne Strandläufer,
tringa Ochropus BonENs. (Hartm. 1808). — Wild-: .zu-
gelaufene Leute, welche Niederlassung suchen.' Mone,
Zcitschr. ,Von wildflügeln, aut;h annemung der under-
taAen . . ., sie werden in jaresfrist unser eigen.- Bs Rq.
,Üb dhein hagstolz oder wildflugling, der nit da burger
war, daselbs von tods wegen abgienge.' G Stiftsarch.
Vgl Wind-FL; Wildflugling, auch nhd. .Wildfang'. —
Wind-; 1. gefächertes Rad in der Mauer, das früher
den Blasblag ersetzte, od. in Fenstern Z. — 2. = ,fünd-
ling oder menschen, dero man kein erben noch frünt-
schaft [Verwandtschaft] weisst, sy sygen uss ferren
landen oder ynländisch.' Stadtb. GWes. 1564. Vgl.
Wüd-Fl.
flügle": die Flügel bewegen, schlagen GRSculms.
— umhin (»)«(;>: mit einem Gerät, z. D. dem Flogel-
haujit, in der Luft hin und her fahren, ohne es recht
zu beherrschen ZUhw. — be-: mit Nötigem versehen.
Vgl. fideren. ,Dass die Truppen mit Proviant, Ge-
schütz, Munition etc. also beflügelt werden, dass ihnen
keine Schlappe widerfahre.' 1585, Aiiseu.
.,Flügler = .Fif/Zec", Fi'iißer, mit eingeschobenem
zweiten l.
Wild-Flügling = Wild flügel.
F 1 n e g = Pflueg.
P 1 ü g t e s. Flückete.
Flagg f/?«/.* -flugg.
S. aucli die liruppi
flixvk- usw.
flu.i
Fliegge = Fliengge IL
flüggen = flunggen.
Fluh.
Flah — fluh. S. auch die Gruppe Flm:h usw.
flielie" fluche" AvE., M., flühe" Ai-K.; GnSchud. (-«-);
ScH, flie" GRPr.; Z — Präs. 3. F. Sg. flilcht GBern.
— Imp. fluch Ap; F; GBern. (Inf. flie-e), flu GW.,
sonst flie, vor Voc. flien Z — Ptc. g' flache" LG., Stdt,
sonst meist g'flo-e (F g'flu-e), g'flü-e GlK.: fliehen.
Wenn d' Slere" [Sterne] afänge flüchid Ap (Schwyzerd.).
Es flucht no''' gern, wer flühe" cha"". Merz 1836. Was-
men am einte" Ort flucht, findt-men am andere" FMu.
Was ig an ei"m Ort g'flohe bi°, han ig am andere
wider g'funde. BWvss 1863. Tf'^as Eine flieht, das
wird-em L (Ineichen). ,Wohl geflohen, wohl gefochten.'
KiROHH. Flieh! geh aus dem Wege, weiche, mache
Platz. Flieh! i"'' imtt da tmsche [kehren]. Bes. als
Warnungsruf beim Schlittenfahren AaZ.; BBi. ; Syn.
ab (s. Sp. 29). Flieh, oder i"'' nimm-di"' [hasche dich],
droht man scherzhaft dem Kinde. Der Imperativ sub-
stantiviert nach Art von imperat. Personenn.: schnell,
auf die Flucht bedacht Ap. Er ist fluch oder nemm-
di"'' fürt, schnell entflohen; es ist gad g'se [gewesen]:
/;. oder i"'' n. d., als hätte es der Wind verweht. Fl.
oder i"'' nimm di''', heisst 's bi dem Burst, d. h. er ist
ein Dieb L; ScnSt. Er ist erlig; er sH [sagt] nW:
fluch oder i''' neam-di''' und denn flilcht 's nöd GBern.
Die selbe Formel von Sachen: schnell verbraucht,
ohne Segen; wie gewonnen, so zerronnen GWa. Flieh-
mi''' de"- Tüfel! Beteuerung AaSL; Bs (Hebel); S; Z,
offenbar euphem. für: Hol-mi''' der T. ,Das podagra
werd' von ihm flühen.' Schimpfr. 1651. ,Der Ge-
schreite [der bei einem Konkurs in Mitleidenschaft
Gezogene] miiess zieh" oder flieh".' R.-Sprw. des Z
Stadtr.; in einem Konkurse stellt sich nämlich an
denjenigen Kreditor, welcher den letzten Brief auf
das Unterpfand hat, die Alternative, ob er in die
Pflichten und Rechte des Debitors eintreten, das Unter-
pfand , ziehen', oder aber jenen Verpflichtungen sich
entziehen (fliehen), damit aber auch seine eigenen An-
sprüche an das Unterpfand aufgeben wolle. In alten
Kaufverträgen u. Vermächtnissen bezeichnet das ,Flie-
hende', im Ggs. zu dem .Fliegenden und Fliessenden-,
mit welchem zusammen es den ganzen Wildbann aus-
macht, das auf 4 Füssen fliehende Wild. ,Wildbann.
fliegents, fliechents und fliessents.' 1363, Gr (Mohr);
1436, Schwz. Arch.; vgl. Sp. 1179, 3a.
,Flücheu.' HBull. 1.527; reinihaft: ,Wer syn gnad flUcht
oder süclit (f. .suGcht'].' Edlib. ; ,flUhen': ,schiilieii.' NMan.
1183
Flah. fleh, tiili, Holi. finli
11-
1522; 1525, Egli, Act; Prät. ,fliilicncl.' 1530, Matth. Wäh-
rend das Mhd. das Perf. mit ,haben' bildet, bedienen sich
unsere MAA. des Hlllfsverlis itin selbst in tr. Konstruktion
(i. S. T. meiden): Er ist-cn g'flohe xoie-n-es t^i-lmert; so aucli
bei Vad.: .Christus ist die ding geflochen.'
PIöli, Uim. FlÖggi Gr neben FlÖli GSa., FlÖndli Z
— PI. FlÖ, Dat. PL FlÖne {FlÖ GrEIi.) - f. allg.
auch in der ä. Lit.), m. GRPr.: 1. Floh, a) als kleines
(kleinstes) Tier. Si hat 's tvie-n-e Floh im ChrättU,
si chuniit an allen Orte" dure Z. Iron. od. scherzh.i
3Iit G'icalt mafi men e Fl. [sonst Geiss, s. d.] hinden
ume" y'lüpfe' L. Fr g'hört {(/seht ZWl.) d' Flöh
toueste, hört das Gras wachsen, ist superklug Aa; S;
Z; .spez. von einem Geizhals ZWl.; s. Muf/g. ,Sur-
genteui auseultat avenam, er hört die Flöhe husten.'
Denzl. 1077; 1710. Zur Bezeichnung kleiner Dinge,
kleinster Mengen oder Teile: Flohs gross, von der
Grösse eines Fl.; nit ide e Fl. GRPr. Zur Verstär-
kung der Verneinung: Ke Floh gross i'ne" [als Arznei]
Ai'. Bes. als Diin. in adverbialer Verwendung mit der
Bed. : ein wenig, ein Bisschen Gr. Es FlÖli Heu,
Brud, Salz. Syn. Flauche, Floheli; Klauch. — b) als
sehr schnelles, schwor zu fangendes Tierchen, 's iscli
hesser eme" Korb voll Flöhe" hüete" a's eine" Maitli
[bei Beiden handelt es sich um eine unausführbare
Überwachung] ßs; daher auch wieder vergleichsweise:
e Wanne voll Flöh h., eine lebhafte Ivinderschaar be-
aufsichtigen B (ZjTo). Von schwierigen Dingen übh.
heisst es: F'' icett lieber en Sack voll Fl. hüete Z.
, Wer wird ein Sieb voll Fl. hüten!' NXgeli 1738. Er
hüetet de Flöhne, macht überflüssige Arbeit. Ineichen;
Syn. Flöh zele" S. Er hanget icie-ne Floh anere Jüppe,
ist ohne festen Halt, ist nahe am Bankrott L; S. —
c) als in Menge vorkommendes. Es sind irer so ril
als Flöh im ^liaisleii. Kiuchh. Er het so eil Schulde",
a's en (rote) llinid Flali. allg. Hündscher i" de Schulde"
si" a's d's Bahi i" de" Flöhne" Schw. ,So voller Schul-
den, als ein Hund, wie wir sagen, voller Flöhen.'
Ulr. 1727; UBrXgg. 1788. Das ist verßüechter weder
en 'Hund voll Flöh Z. Vgl. noch ,Flohturm', Hausn.
in St. Gallen. Auch in den Pelz eines Herrenhundes
kommen die Flöhe Schw. Wer mit Hunde z' Bett
göt [sich in schlechte Gesellschaft begibt], stöd mit
Flöhne" uf L; Z. — d) als angreifendes und schwer
abzuwehrendes. Es hät-en e Fl. 'bisse", er ist übel-
gelaunt Z. Das ist ärger a's e Fl. im Or GBern.
Vgl.: , Einem einen Floh in's Ohr setzen'. Die tii^re
[dürren] Flöh steehid am Fülste [Ärgsten]. Tü^ri Fl.
auch als Neckwort. ,Man mache die Hosen nicht so
eng, dass man sie nicht über das Bein hinaufstossen
könnte, so dass man die Flöhe .wehren könne, wie
man nur wollte.' Gott». F'' ha de" Bück so voll, me
chünnt Flöh druff döde" Bs. , Einem die Flöhe ab-
streichen', ihm Schläge geben, ihn .klopfen'; vgl.
flöhen, lügen. ,Inen ist der gewalt entwichen, Darumb
bat mau inen die flöh uf dem berg [bei der Erstür-
mung eines Kastells] abgestrichen.' 1507, Lied. Flöh
stäupe, spöttisch für das Tanzen der Frauenspersonen
W; s. Hotzen dreschen. Vgl. furzen. — e) Volks-
glaube. Durch Pissen in eichene Sägespäne soll
man Flöhe erzeugen können ZWl. Im Neue [Neu-
mond] sett-mer [sollte man] nüd ufiväsche [den Boden
scheuern und waschen], oder d' Better wasche", sust
git 's eil Flöh Z. Wenn d' Flöh bös sind, qit 's lierjen
Bs; S; Zfi; Z. Mich hUsmid d' Fleh; F.s (jit bald
tvider es Jubile W (Parodie). — 2. Früchte ver-
schiedener Pflanzen, nach der Form derselben, i. B.
des Haarmooses, polytrichum GSa., des Zittergrases,
briza media. Vgl. Flöh-Gras, -Krüt.
Mhd. j)/öc7(, »fö m., f.; mit -ch nm-h NMan.; Stdi'kar
1519; 1531/1667, 1. Sam.; Vogelb. 1557; Kral. 1662 (nebuu
,flow. Hohe'). S. auch Floheli.
Puls-: dreiteiliger Zweizahn, bidens tripartita
GWe. — Die borstigen Früchtrlien hangen sich gleich
Flöhen bes. an wollene Kleider.
Pülz-: gemeiner Hohlzahn, galeopsis tetrahit GWe.
Wohl nach der Form der kleinen Früchtchen. Im vorigen
wie in diesem W. wird der erste Teil lat. /lu/c.i- sein.
Floheli BSi. (neben FWheli); Gr — n.: kleines
Mass, riöckchen. Es het es Fl. g'schn'it, ganz wenig.
Er ist Zi'cs Fl. erstigi-r cho", ieenn-i'''-mu schon alliwll
i/'schrüice han [obwohl ich ihm immer zuschrie]. Syn.
Flauche, FlÖli (Floh 1 a); Ghinse.
Ausgegangen von FHi^hdi |s. Fknirlu), mag das W. au
Floh und Flocke augelohnt worden sein.
floheli''': Adv. 1. „leicht und geschwinde BO."
— 2. unbedenklich, ohne Schwierigkeit. Das dörfen-
mer fl. wagen. Mit denen sim-mer g'faren [sind wir
.abgefahren', haben sie in die Flucht geschlagen] uiut
das fl. Syn. (flucher); g'kant, rauklich, sanft.
flöhe" Bs (Spreng); 6r; GSa., Stdt; ScnSt, floje"
GTa.; W, flöhe" BsStdt(-e-); Gl (Schindl.), flöne" Ak;
Ar; Bs (neben fleche"); L; GA.; ScnSt.; S; Th; Zu; Z.
flöne F : Flöhe abfangen und tödten. allg. Flöhend-er,
fragte ein Vorübergehender einen am Wege in seinen
Kleidern Herumsuchenden. Meinend-er, i"'' sei e Hund?
erwiederte dieser beleidigt, ?■■'' lüse GSa. MelUger
Erbs [Spottn. nach dem Stadtwappen, einer Kugel]
tuend enandre" fl. [wohnen enge beisammen]. ,Es
flönet do ein Hund ein andere, nmli mutuo fricant.'
SuLGER. Im Jast [in der Hitze, Eile] sett me" Nüä
tue", a's fl. Ineichen. Übertr.: Was-em ich scho" Flöh
abg' flöne ha" [Fehler aufgedeckt], das ist nüt z'ersäge"
[auszusprechen] Z; vgl. lüsen, strähn. Ei"m fl., ihn
züchtigen Z. — Mhd. vlöhe.n.
er-: 1. Einen abprügeln, übel traktieren Ar; GuD..
Pani, Schud.; Z. Syn. erlüsen. — '2. Einen zur Fluclit
bringen GRSchud. — Zu 2 \%\.ßöchtn i. also vicll. lau-
sativum zu ßuheii.
Floheli s. Floheli. flöhen s. flöchen.
flöh ig. .Flöig, flöhsack, voll flöhen, pulicosus.'
Fris. ; Mal.
Flulii, Flüheli s. Flüchen.
Fliiell vorw., Fluech Ai'K. ; Zg (neben Flue) und
in Flurn. (s. u.) - PI. Flüe, Fluhe Aa (H.). Dat. PL
Fliienc" (neben Flüe GRTschiertsch.) - f. (m. Ai'):
Felsabsturz, Felswand, allg., doch nicht mehr allenth.
als Appellativ lebendig. Vgl. Tschugyen; Schopf. U**
we"" 's Nüt drüs gab, so dueeht es mi'''', i''' möcht über
d' Fl. US. GoTTH. I" (uf) de Flüehne ist rnis Lebe",
un im Tal tuen i"* ke Guet. GJKuhn. S. noch u.
messen. ,Liesse stein zum fundenment an gross flüy
hinuffüeren.' Edlib. ,Das schloss ligt ob dem stettlin
auf einer hohen fluoh.' Vad. Abschüssige Stelle übh.,
s. Fluehschleipfi. Fels im Ggs. zu bewachsener Erde:
,Das höchste Joch der Schratten, welches klare Fluch
[1. ,riuh'] ist.' JXScHNYD. 1782. Einzelner grosser,
schroffer, kahler Fels, Felsblock, Felsbruchstttck B;
Z(i; Z. Wo .s/ (dwr i" der Mitte ro" der Aar g'sl" s'i",
1185
Flah
hicli. Flitk link
1186
ni'-si uf'-eneFlue cho", der Weidliri [Kahn] liet umg'kert
und Alle I» d' Aare g'lert BWang. Mit Flüelme" mure'
Z Maurerspr. .Wenn sie für die grossen fluo ynkom-
nient.' 1393, Offn. Übernhausen. ,Ain strass unz an
die tiuo, die in dem graben lit.' Hofr. Eüedl.-Buchb.
.Ein Steg mit grossen Stafflen mit grossen Fltten ge-
macht.' 1460. Gfo. .Was wir [Gelehrte] heissent einen
fflsen, tuent sy [die Unterwaldner] nennen ein flue.'
1485, ebd. ,Im schloss [zu Arbon] sieht man noch
einen wonderalten turn von starken und grossen Hüejen
aufgefüert, wie der Römern brauch gewesen ist.' Vad.
,0 Herr, du bist mein fluo.' 1531/60, Psalm.; dafür
,Fels.' 1(583. ,Bauwend die straass und räumend die
flüeh.' 1531/48, Jesa.i. ^ .räumet die steine auf.' ItiüT.
,Myn Ross sprang mit mier dur'^'' ain Rus [Runs]
nider uf ain Fluech.' HsStockar 1519. .Immania saxa,
grausame felsen, treffenliche flüe.' Pris. ,Der erst
niarchstein ist gesetzt uf der kleinen fluoch gegen
dem schloss.' 1577, Arch. Wett. ,Ein grosse flue oder
felsen, in welchem man die gestalt des leibs Helie
sichtbarlich eingetruckt sieht.' Lussy 1590. ,Und wur-
fendt herus gross flüeh und stein, knüttel, stock,
karrenreder und schwere ysenwerks.' RCvs. ,Diser
Fels würt by den Alten Immenflue g'namset und ist
ein Undermark zwüschen Schatt'husen und Nellenburg.'
JJEüEüER 160Ö. Zur Bezeichnung grosser Körperfülle,
fester, starker Statur von Tieren und Menschen, in
Vergleichungen beliebt Aa; B; Schw; S; U. ,Zwei
oder drei Kühe wie Flühe, aber fast ohne Milch.'
GoTTH. Posture" wie Flüeh und Gringe [Köpfe] wie
Sonne"blueme''. ebd. Toll [gross und fest gebaut], starch
wie ne Fl. Ne Burst wie ne Fl. und hühsch derzue
und g'flingg. Joachim. Syn. Ofen; Burg; Stande.
Mhd. rluu, ahd. fluoch, fluoh. Spreng setzt ein Flülie f.
au (mit dem Zusatz: sonst Flue), viel), dadurch veranlasst,
dass, wie die folgenden Orts- und Flurn. zeigen, der Dat.
den Umlaut haben konnte. Einfach und zsgesetzt ist das
Wort in zahllosen Flurn. erhalten, welche den einst gros-
sem geographischen Umfang des Appellativs beweisen, z. B.
Uf (in) der Fluch B; W (Schloss bei Katers, woher die
Edlen von Snpersax ihren Namen hatten); Z. In (uf den)
Flüehne' HO.; ZBachs. Zur (uf der) Flüeh, öfter in B.
Flüeli, Flurn. in B, Ortsn. in LE., Name eines gegen die
Keuss vorspringenden Hügels, mit der Burg der Meier von
Silenen. Flüehtal, das Tal StGeorgen bei StGalien. FUiehmuU,
auf einem Berge mit senkrecht abstürzender Felswand UwE.,
Flurn. in B. ,Ze Tegerfeld an dem (!) Flüe.' 1373, Regest.
Klingn. ,Rehcn in den flüen.' 1653, Arch. Wett. ,Im Hüe-
feld.' ebd. ,Von der Ostfluo nider.' 1395, üfr. Älchenfluch,
Flurn. BKirchh., s. Solchen. Isenfl., Vogelfl. BL. [letztere
ein Aufenthaltsort von Geiern, vgl. ,Gyrenfl.' 1718, Absch.].
Fiylafl. s. Fiißer. Fallenß. aSchw. Oempcnfl., auch Gempen-
Hvllen S. (ilatte FL, Name einer hohen, pyramidenförmigen
Fclsonplatte S; vgl. ,die Glatzenfluo,' 1694, Arch. Wett.
äoße, d.i. Hohn. ZEgg, wie Afi(i/7c» = ,Müllifl.'? (ZBachs).
Bolß. ZHonibreeht. llunnenfl. BO. (s. Hunn). Fasyiaehtfl. Z
Weiach, wo die Hebamme die Kinder herholt (vgl. Kindli-
• (et'ji); wahrsch. eig. ein Felsenhügel, auf welchem die Fast-
nachtfcner gemacht wurden. Lützelfl., Hof in S, LiUzelflüeh,
Ort in BE. Im Boflmh ZErl. [Bon in Flurn. begegnet auch
sonst]. Jlöliß., schrecklich verwitterter Felsabsturz in LE.,
an dem Schrattenberg (zu Bali-, welches etwas Schreck-
hril'tes bezeichnetj. Eammß., Hügel, auf welchem Neu-
Habsburg steht. ,Im (!) llotßuch' ZDän.. Hotfluech ZZoll.;
lioießue auch im Aa mehrern von verwittertem Rogenstein ge-
röteten Bergen beigelegt; vgl. im Patois der frz. Schweiz: .Sex
rouge, hlanC u. a. Botrfluc, Dorf in Bs. Scherzh. der Rotc'-
ßiiejer Bott iach wider cho', die Katamenien Bs. Schrannenß.
Offn. Dietikon u. Spreit. [l^rh rannen, tiefe Furchen. Risse].
Schweiz. Iiliotikou I. 8.
Schrutttnß. I.V.. = ,l,r i, rrliniii.l ISrnj, s. .SdiratUn. Syn.
Kratzeren. , An die Wamlß.- 111«, L: Offn. WürenU.s; Name
einer Alp Uw (n.). ^lVandßü•ch^er, Wein aus einem Rebberg
in ZWäd. Auch in Familienn.: Zenßüel, (Ze den Flühen],
Zurßueh, Zurßueh, Nikiaus von der FlUh (.Nicolaus de Rupe.'
1636, F.). — Das Masc. in den Flurn. in Anlehnung an
.Fels' ; die (altertümliche) Form auf eh ist ganz mit dem W.
.der Fluch' verschmolzen worden; das Neutr. lehnt sich an
das Vorsäw an.
„Ofen-: Topfsteinbruch UUrs." - Aus Topfstein-
platten sind in U die Ofen erstellt.
Acker- (-tluech, PI. -Flüech Ar): roter Acker-
stein, erratischer Block (aus der Eiszeit) Th (Bodens.).
„Alle die grossen, von Bergen niedergestürzten Stein-
blöcke von Granit oder Nagelflueh, die einzeln auf
den Äckern vorkommen Ai-." ,Daruf ist ein gvierter
Stock ufgführt worden, zu unterst mit grossen Acher-
flüonen, so mir [wir] ins Pfulment [Fundament] ver-
graben.' 1595, B Taschenb.
Hagel-: umgedeutet aus Nagel-Fl. Aa; L.
Leber-, Läger-: „Felsen, der in sehr kenu-
baren Schichten bricht und schichtenwcisc auf ein-
ander liegt. Jedes entw. durch seine ursprüngliche
Natur oder durch seine Auswitterung lockere Gestein,
auch öfters nur eine etwas festere Schicht von Ton
od. Mergel L; Schw; S." ,Nid der buechen ein leger-
flue ze Wortzeichen.' 1423, Segess. RG. .Lapis hepa-
tites, Leberstein. Leberflue, ist eine Gattung margae
terrense, Mergel oder Schwefel-Erden.' Hott., Therrase
1702. — lAirjer- von der schichtweisen Structur des Ge-
steins. Vgl. noch Leberberg S und die LUijerc" Aa.
Nagel- {-Fluech GT.; Th; ZHörnli): wie nhd.
Syn. Nagelfels, Hagelflueh, Mueterstein; engl, pudding-
stone. Flurn. in BErl. .Die sog. Nagelflüchen, welche
aus lauter kleinen, eingekitteten Kieselsteinen be-
stehen.' Gr Sammler 1782. In Nagelttuli felsen liisst
die Sage die kleinen Kinder holen Aa; Z. Vgl.
Mueterstein.
Rigel-, (G')Risel-: „eine der Nagelflueh ähn-
liche Felsart, doch mit dem Unterschiede, dass die
gerollten Steine statt eines stärkern Cements hier nur
in lockerer Erde stecken LE."
Rit/el-, weil etwa Material (Sand) zu .Riegel wänden' lie-
fernd, od. weil in seiner Structur einer solchen ähnlich. Biael-
] Graupenhagel] von der Gestalt der eingestreuten Rollkiesel.
„Sand-: Sandflötz B; L; Zg."
Seh in (Schei)-: (PI.) Felsen von Quarz und Glim-
mer, die im Sonnenlicht glänzen UwE. Vgl. schinigi
Platte.
flöj.
flohen.
Flaicik— fluicjk.
Flaek 1 bzw. Flagg Af (PL Fläck neben Flacken);
Gl; Gr; G; Z, Flacht GnPr. — m., Flacke" f. GnEh.:
1. schnell und hoch auflodernde, aber rasch wieder
schwindende Flamme Ap; Gr; G; Z. 's Für het noch
e Fl. 'tue' und dua [dann] ist 's verlöscht. E grosse
Fl. ist ufg'gange, hat aufgeschlagen. — 2. unzuver-
lässiger Schwätzer Gl. — Zu/acA-e». Betr. die Vwdtschaft
von 1 u. 2 vgl. nhd. .fackeln'. S. Bhiclcen, Blacl.ten.
flacke" bzw. t^agge Aa; Ap; Gl; Gr; GSa., Ta.;
Srn; Z. fackle" ZO.. flaggele' GBuchs, We., flackte"
1187
Flak. flek. flik, Üok, tiuk
11 S8
GRPr. : 1. hell auflodern; eine breite, hohe Flamme
werfen, die sich hin und her bewegt; rasch flackernd
brennen, allg. Syn. fladeren, fläderen. flanken, flatteren.
's Liecht flacket, wenn es mit starker, unruhiger Flamme
brennt, 's Für ist (hat) no''' Möl nfif flacket und ist
denn verlöscht. ,Aus seinem maul gond flammen, die
flackend heraus wie die brünnenden facklen.' 1531/48,
HiOB. ,Es ist ein Feur aufgangen, inraässen so gar
um sich geflacket und gefressen, das hierdurch in
die 16 Hüser yngeäschert worden.' 1649, Hotz, Urk.
.Flagrare, flammare, Flammen geben, brennen, fl.'
ÜENZL. 1677; 1716. — 2. in Verbindung mit .lassen',
wie fladeren 3 gebraucht: den Lauf lassen, dem Schick-
sal überlassen, z. B. Kinder, die man nicht zur Ord-
nung weist; einen Baum, dem man seine natürliche
Entfaltung lässt, ohne ihn zurückzuschneiden Ap; GTa.
— 3. unordentlich, flüchtig schreiben (hin und her
fahren) ZStdt, W. Syn. fladeren 2. — Mlul. (nml nlul.)
entspricht iu Bed. 1 ,tiackeru'.
ver-flacke": von loderndem Feuer rasch verzehrt
werden, flackernd verlöschen. Tännigi Pöscheli [Reisig-
bündel] rerflackid gad [augenblicklicli] Ap. ,Herodis
eifer war wie ein fewr im straw, das in allem aufgehen
verflacket.' FWyss, Pass. 1650. ,Verflacken, extingui.'
Denzl. 1677; 1716. ,Das ander Feur crhuob sich in
einer Scheur, welche voll Korns und Stro gelegen,
verflacket gar.' Wurstis. Auch trs. : ,Alle stolzen
frevler werden wie strauw sein und der zukünftig tag
wird sy v.' 1531/48, Malach. = ,anzünden.' 1707.
Flackele" Flaggele f.: Fackel OBuchs. We.
g'flackig: flackernd, lodernd Z.
flaoklen s. f lacken.
fläcklen: 1. Dun. zn flackeii 1, flammen, flackern
ü oT. — 2. schmeicheln, Lob heucheln Ap; L; G oT.
Syn. flädelen. Fläckler, Schmeichler.
gefleckten Kuh L. Syn.
Flack II m.: Name einer
Fleck.
Flacke" I f. AAEhr.; SchKI., Ander- Z (auch
-Flackete), Rande"- (Durh. u. Hegetschw.). Lande-
flagge Z (Hürl.); Durh., Landerflackete Z Düb.,
P flackete ZWetz.: verschiedene (bittere) Ampfer-
arten, insbesondere deren (grosse) Blätter, wie rumex
obtusifolius, r. maximus, r. pratensis Aa; Sch; Z.
Syn. Läiite'blatt, Bhick(t)e», aus welch Letzterem es dnich
Jeu Wechsel von Fl- u. Bl-, viell. im Gedanken an Flavl: Jll,
da die hohen Bliitenähren rötlich sind, entstanden ist.
(L)Ände(r)-, Munden- viell. entstellt aus Ampfer; die Blätter
der Banden, Runkelrüben, h.ahen eine äussere Ähnlichkeit (in
der Grösse der Blattspreite) mit denen des Ampfers, ebenso
wie die des Folg.
Hunds-Flackete: Huflattich, tussilago farfara Z.
Syn. Füllifüess, Boss- (Huehe-) Blacke'.
Flacke" II Flagge f.: Blase auf der Haut, bes.
Brandblase; oder Pustel infolge eines Insektenstichs
GRÖhur. — Aus oberit. (churw.y) //«m, ßnm, welche selbst
erst aus dem Deutscheu entlehnt sind.
Flacke" III m.: nur in der RA. si"'' zuetn Fl. iis
[aus dem Staube] mache' Ar.
Es durfte an die RA. ,den Fleck räumen' erinnert werden,
wobei ,sich aus dem Staube machen' formell eingewirkt hätte;
vgl. noch Tätuch (ab-em T. gaV. Oder das \V. ist eins mit
Flack I, das Bild also von einer Feuersbrunst entnommen.
flu kl i -ä- s. fUHiglich.
Fläckliii n. ,Man solle den schäum mit einem
roten fl. auffassen, dasselbig in silber verschmuckt
[heimlich] antragen.' Tierb. 1563. — Entweder = bair.
Fl/if'.ele, Fläschchen, zu frz. ßacon, oder = Fleek, Lappen.
Flank m. = Flack I aScHW. — flanken = f lacken I.
ebd. — Aus Fauk, faukcn (Sp. 725), mit der selben Beil..
angelehnt an Flack.
fläuklen s. flächen.
FIeck(e") I m.: 1. Flicken, Lappen, Stück. Be'
Fl. nebe 's Loch setze'. Ineichen. Es ist ke' guete Fl.
an-ein. ebd. En Fleck [eine Hautschürfung] ab ha*
GMels. ,Niemants flickt ein alt kleid mit einem fleck
vom rauwen tuoch.' 1530, Matth. Syn. Fetzen; Biets.
Vgl. flecken 1, geflecket. — 2. Taler (als Münze) Gl;
S( iiwE. ,Pah, auf einen Kronentaler kommt 's mir
grad nicht an, hat der dicke Müller gesagt, in den
Sack gelangt und dann einen Fleck herausgezogen.'
1857. Prophet. — 3. (Fleck) Ort, Platz, Stelle (eig.
Fleck Landes), allg. Vom, ro" od. ab H. gä", cho',
von der Stelle, vorwärts, von Statten gehen (kommen),
sich rühren, weichen. .Wir müssen doch einmal ab
Fl.' Stitz. ,\Venn Eines irgend wohin gehen soll,
komme es fast nicht ab FL' ebd. ,Die Auswahl [des
Bauplatzes] harzete, wollte nicht vom Fl.' Gotth.
Auch als Zuruf: ab FL! aus dem Wege, fort da! Abi.
abflecken. Syn. Bleis. Wenn 's nen G'sangbuech dür-
haf'ter ist, sn g'hei-mer [werfe man] disers [das andre,
alte] vom FL, so treiss-me', dass 's Nüd wert ist.
XVIIL. Bauerngespr. De' FL rüme, von einem Ort,
einer Wohnung wegziehen Z. Am rechte" Fl. ä"packe',
eine Arbeit recht angreifen, recht in d' Hand n'e" Bs.
,Gotte und unsern lieben heiligen ze eren, das si den
flecken [Umkreis] dirre stat behüeten.' 1304, Z RBr. —
4. Ortschaft. En Flecke, Dim. Fleckli, Weiler bei
einem Dorfe .\p (auch als Eigenn.). , Grosse, umfang-
reiche Weiler, in der Volkssprache Flecken genannt.'
MRohner 1807. Im Sch Ratsprot. von 1637 wird statt
.Dorf' immer , Flocken' gebraucht, auch für ganz kleine
Dörfer. Sonst im nhd. S.: ,Zwen ß, das der fleck [Elgg]
von unghorsamen ynziehen soll und darin dem gmeinen
nutz und flecken truw amptlüt syn.' 1535. Herrschaftsr.
ZElgg. — 5. anders gefärbte, unsaubere oder wunde
Stelle. z.B. auf der Haut, im Gesicht Ndw. Mit-
eme" blaue" FL devo" cho". Ineichen. Von krankhaften,
abnormen Erscheinungen bei Menschen und Pflanzen:
a) Fl. (PI.) im G'sicht, Sonnnersprossen, die man da-
durch vertreiben kann, dass man sich im Maientau
wäscht ZO. Syn. s. Compp. — b) der Fl. im Aug,
der graue Staar AAEhr.; W; ZO. S. Fleckenkrut. —
c) Fleck, der .schwarze Brenner', frz. le noir anthra-
coso, eine durch den Pilz sphaceloma ampelinum
erzeugte Krankheit der Reben, wobei die Schosse,
Blätter und insbesondere die Beeren vertiefte schwärz-
liche Flecken erhalten ZS. In der Öxol. 1707 neben
dem Brenner unter den Rebenkrankheiten aufgeführt;
ebenso: .Das Mittelfach liatte lieur Brenner und Fleck
im Wyssen [Gewächs].- 1727, Herbstrod. ZZoll. .Krank-
heit der Reben, wo die Blätter gelbliclie und rötliche
Flecken bekommen, versch. vom Brenner, geht aber
leicht in jenen über.' Sulger. — d) Brand im Getreide
(Korn) Ndw; Z. — 6. Fleck B (Zyro), Flecke" Fl,
das Schwarze in der Mitte der Schiessscheibe. Syn.
Ziveck, \g\. Bletz. — 7. Fleck, scheckiges Stück Rind-
vieh (z.B. weiss in schwarz oder rot) ,\a; Ap; Bs;
1189
Plak. flpk, fiik, lldk. Huk
1190
li; Gl; G; S; Z. Dient bei Kühen. Ochsen auch als
Kut'n. Man unterscheidet in der Schweiz unter dem
Rindvieh Fleckvieh- und Braunviehrace. Statt eines
.Flecks' als Vorspann bietet ein Bauer einem Keb-
niann im Wortspiel den , Fleck' in den Reben an, in
denen er eben arbeitet. Freischütz 1853, S. 49. Syn.
Fhick, Kleb, Scheyg. S. Rotfleck. — 8. eine gute Sorte
Kartoffeln Ap.
Mini, vlfck stni. und vllcke swm. Zu 4 vgl. Frisch: ,F1.
liiess vor diesem ein .jeder kleioer Hof, Meierei. Dörflein und
Ort mit seinen Äckern und Feldern, wann er aber ein Maikt-
nvlit bekam, so setzte man „Markt-" dazu.'
E- s. Re-1-1. — 01-Flecke": scherzw. ein Loch
in Kleidern oder weissem Zeug, weil es eben so widrig
auffällt wie Ölflecken auf dem Boden Bs (Spreng), —
Pü'r-Fleck: Schürze? Brusttuch, Mieder? ,Die
fürfleck, wie man 's heisst, sollen mit den bieginen
[Besatz], strichen und schnüeren dermässen beziert
werden, dass gegen den übrigen kleidern ungefähr
ein gleichheit seie.' G Mand. 1611. Zu Fleck 1. Vgl.
Vorbletz und Schm.-Fr. 1, 780.
Laub-Flocke": = Fl. 5 a, Sommersprossen Aa;
Bs (neben -Fleggte): BBurgd.. Ri.; VOrte; Gl; GrP.;
Pr., Rh.; GBuchs, We.; S; ,W; Z." .Fällt Mai- oder
Augustregen auf ein noch nicht jähriges Kind, so be-
kommt es L.' RoTENBACH. .Laubflecken werdend mit
disem schmalz [von einem jungen, in Ol gekochten
Schwan] vertriben.' Vooelb. 1.5.57. , Spatzenmist be-
nimpt die 1. des angsichts.' ebd. .Lenticulse, 1. oder
rüselen am leib, fürnämlich an henden und angesicht.'
Fris.; Mal. .Sprossen, 1., lentigo, subrufa macula.'
Keu. 166'2. .Ephelis, 1., schwärze des angesichts von
der sonnenhitz.' Denzl. 1ö77; 1716. Syn. Märzen-FL,
-Breck, -Spriggelen, -Bluemen. — laub- fleckig, Inh-
g'flegget GBuchs, We.: mit Sommersprossen behaftet.
.Varius, laubfleckig.' Denzl. 1677; 1716. .Ein Mann
von dipfelt- oder laubfleckichtem Angesicht.' Z Nach-
richten 1754. Syn. gespregelt, getüpfelt.
Der erste Teil des obigen Comp, (wie das mlid. Irniji-
vlfekel, Muttermal) ist nach Gr. das in unseren MAA. auch
als Simplex erhaltene ahd. ' -lairi {Ifhltnci, cicatrix); die Volks-
etymologie aber hielt sich an die Zeit des Erscheinens, ,wenn
das Laub zu keimen beginnt", an die Farbe des (dürren)
Laubes oder an die Eostttecken auf demselben (s. auch die
ff. Pompp.).
LBber-: (PI.) Sommersprossen Aa.
Lüg-. Mit dem Zuruf: ,du ha.st einen L. an der
Stirne' sucht man einen der Lüge Verdächtigen ein-
zuschüchtern Z. Vgl. Schandfleck.
Lust-: 1. roter Fleck . im Gesicht, vorgeblich
die Wirkung eines Gelüstens (nach Wein) GrV. —
2. Muttermal W. — 2 viell. mit den heftigen Gelüsten
Üer Schwangern in Verbindung gedacht.
Merze"-: Sommersprossen Z. .Geissbluot ver-
treibt ungeschaffne [hässliche] m.' Tierb. 1563. —
Nach der Zeil ihres Erscheinens benannt. Vgl. Man und
laah-Fl.
Pelz-Fleck: Pelzstück. .[Mäntel] mit fuch.s-
schwenzen und ander beizflecken durchzogen.' Kessl.
Vgl. Für-Fl. und Pelz-Bletz.
,Bluet-Flecken, ist eine rote Wurzel.' Churer
Kal. nVi. Vgl. Bluetiourz.
Brust-Fleck: Weste „L;" GSa.f; ScbwE. —
Mhd. hrusivlfc, Weste bei Männern, Brustlatz bei Weibern.
Vgl. auch Bnut-Bhtz n. Gr. WB. 2, 448.
Re-Flecken (E-diM.): 1. gelbliche oder braune
Flecken an den Fingern und Händen, deren Ent-
stehung oft geheimnissvoll scheint und die eine meist
ungünstige Vorbedeutung haben B; Gl; Sch; Z. Es
git füriför es Unglück hüt [am Tage des Usterbrandes] ;
denn (i''') hä" am Finger Beflecl-e" g'ha', denn git 's
fa.st allmol Öppis, das mi''' trurig macht. Stutz. Spez.
sollen sie im GlH. den Tod eines Verwandten bedeuten.
S. Tofen-Fl. ,Vil. wann sie eines gelben Fingers an
ihrer Hand gewahr werden, schliessen daraus einen
Hader.' Zauberei 1704. Wenn man sie sieht, da sie
noch nass sind, sagen sie nach einigen Angaben Leid
an, bes. wenn sie sich an der linken Hand zeigen;
wenn trocken, können sie sogar Freude bedeuten, bes.
wenn sie an der rechten Hand erscheinen Z. —
2. Flecken im Gesicht Z (Schulth.) ; braungelbe
Flecken auf der Haut ZLunn. Flecken als Zeichen
der .Ansteckung in Pestzeiten. ,So sich dann die Ree-
ttecken erzeigen, es wären gleich die roten [Blut-
streifen], braunen oder schwarzen, wenn das wäre,
auch gleich am Anfang, soll man dem Kranken nit
zuo Ader lassen, sonder sich mit ihnen verhalten wie
mit denen, die schon den Bresten 24 Stund lang ge-
habt.' L Ordn. L594.
Zu ahd. hreo, got. hraiv, Leiche, also ,Todtenflecken', s. d.
Zu £ für i?« vgl. Sp. 1. In dem badischen Jestetten ver-
steht man unter .Rehflecken' das .XagelblUben', NngelUuesi;
s. d. und vgl. noch über ähnlichen Volksglauben Tnten-man,
-hliicten. Anlehnung an ,Reh', mhd. rech, liegt deutlich im
Tierb. 1563: .Stiergallen vertreibt allerlei flecken, rech-
flecken, merzenbluomen udgl.'
Rufen-: vernarbender Ausschlag, schorfige Stelle.
.Das Bad heilt Ruvefl. am Angesicht und der Haut.'
Hapn. 1666. — Risel-: Narbe von dem Ausschlag
beim Riselfieber (Sp. ü37) her. ,Die Wysswurz zer-
stossen heilet alle B. und Masen.' Arzneib. ZZoll.
1710. — Rot-Fleck: Stück Rindvieh, das im Ganzen
rot, jedoch mit weissen Flecken versehen ist Z. —
Schwind-: Narben von beulen- od. schwielenartigen
.\nschwellungen. S. u. Mager, Schwinten. .Liehen,
Zittermal, Schw. im Angesicht.' Denzl. 1677; 1716.
— Tote"-Flecken: gelbe Flecken an den Fingern;
deuten einen Todesfall an W. S. Ee-Fl.
.Wcg-Flecklin: ein vügelin zuo Strassburg wird
also genennt, so von grosse und gstalt dem rötelin
änlich ist. Der teutsch namen ist im vom weg her
gegeben: dann es in wegen, ackeren stets .sitzt; anders
teils von der blauwen masen der brüst.' Vogelb. 1557.
Nach Nemnich: Bachstelze, motacilla suecica. — Eher
von leer/m, bewegen, vgl. das syn. .Wegesterz', Bachstelze.
Flecke" II f.: Fetzen, in verstärkter Bed. GRpr.
Vgl. Fleck m. 1 u. Fletsche.
flecke" I: 1. trs., mit Flicken ausbessern, bes.
Fussbckleidung Bs (Spreng); ScnSt. ,Für Bantoflen
zu sollen und fl. 24 ß.' 1763, Z Haushaltungsb. Syn.
flicken. — 2. intr. a) Flecken bekommen, z. B. Tuch,
Papier GrPi". — b) (flecknen BSi.) stellenweise schnee-
frei werden BSi.; Gl; Gr; L; Uw. Es fkcked af'e
sunnehalb [auf der Sonnenseite], es kommen grüne,
dunkle Flecken zum Vorschein UwE. Uf Berg und
M'isen und im Tal Lit Sehne im wisse Schimmer.
's fleckt ivol %fäne, wo mit Chraft Der Sunnestral am
JJebste schafft. JJRütl. — 3. (unpers.) fehl schla-
gen, schiefgehen, missraten, missglücken Aa; B; F
1191
Flak, llfk. llik. tlok, üuk
11!
„Es häd-em icüest g fleckt B." Dr Dräjer macht-ne
[die Pfeifenspitzc] wider imie [zurecht], Wenn 's öbbe
mit-ein fl. soll. JHofst. 1865. Syn. schlinggen.
Mhd. vUcken, vom Flecke schaffen; beflecken; schlagen.
Bed. 3 kann eig. meinen: am gleichen Fleck bleiben, oder
Flecken d. i. Mängel bekommen ; oder liegt Vwdtschaft mit
.flacken', segnescere, languescere (Gr. WB. 3, 1705; Schni.-Fr.
786) vor!' Gr. WB. 3, 1744 stellt die Bed. zu dem Gegs.
,vom Fleck, von Statten gehen'. S. noch Tobl. in Germ.
1S71, 4.
ab-flecke". ,Der Handel wollte nicht abfl. und
zog sich in die Länge.' Zg Kai. 1870. — Zu Flech I a.
g'f lecket: gefleckt. Die Gfl., als Subst., Kuh-
name, allg. Zu Fleck 7. S. auch Fleck 1.
Wenn ein Mal in Genes. 1531/60 neben ,geringlet und
geflecket' vorkommt ,fleckete und gringlete schaaf, so mag
ein Druckfehler vorliegen oder die Formen des Ftc. Iniperf.
u. Perf. mit einander verquickt sein.
flgckig: gefleckt Uw.
„Fleckler m.: Einwohner eines Fleckens."
flecknen s. flecken I.
„Ple^eke III, F^'^^kc f.: hölzernes, ovales Ge-
schirr mit einem Griff an der Mitte zum Tragen,
zunächst für Fische BE." Vgl. Fläcklin?
Fle'cke" IV f.: roh zugehauenes, vierkantig ge-
flächtes Stammholz einer Tanne in ihrer ganzen hiezu
verwendbaren Länge, wie es als Bauholz verfrachtet
wird B. ,Die sog. Fl. einer Riesentannc, an welcher
ca 5 Klftr Späne abgezimmert wurden, machte 329
Quadratfuss; der üolden [Wipfel] mass beim Abschnitt
derselben noch über 3' Durchmesser.' NZZeit. Vgl.
flecken II, Flecktanne. „Zwerch- oder Querholz, vor-
züglich solche gezimmerte Bauhölzer, aus deren Auf-
einanderschichtung die Wände hölzerner Häuser be-
stehen." „Bohle Gii." Syn. Fleckling.
Mhd. vlecke f., Brett, Bohle; vhcMiolz.' Im Bair. hat das
Mase. Fleck die Bed. ,Stück Holz, Brett' angenommen. —
Da der Vnc. e' nur als Umlaut von « sich auffassen lässt,
so haben wir es viell. mit einer Abi. von mhd. vliich m..
Flache, zu tun.
fle'cke" U: „Bauholz überzimmern, degrossir,
exasciare Aa; B; L; Th;" fl., auch ahfl., flächen, Holz-
stämme seitlich behauen Ndw.
g'fle'ckt: 1. Ein Balken wird g. gelegt, indem
man ihn auf beiden Enden mittels zweier Flecklinge
[kleinerer ßalkenstücke] fest keilt. Eol'hh. — 2. mit
Prügeln belegt statt gepflastert. So wird der ,gfle'cket
Weg' in ZGoss. vormals gewesen sein. Syn. Prügelueg.
Fleckli"g (vorw. -e'-), auch Pfl- ZKüml., W. —
m.: 1. vierkantig behauener Baumstamm „Aa,-" Bs;
„B;" Gl; „L;" GA. ; „Th;" UwE. Auch nur auf zwei
oder einer Seite geflächt Ndw. Syn. Fle'cken 1, Büu-
Stiimpen. — 2. Bohle, Diele; dickes, aber etwas schmä-
leres und kürzeres Brett, wie 4 verwendet, früher
auch von Schreinern zu Bettladen und Tischplatten
benutzt Bs; Gl; L; ScnSt.; S; Uw; Z. Der Name
beibehalten beim Übergang vom Holz zum Stein: ,Ein
Schweinestall mit steinernem Trog und dito Fleck-
lingen.' 1877, Z .\mtsbl. ,Er ward beklagt, das er
ein tannen ufgeschytet und nit verzimberet. Seit [er
sagt], er habe fleckling darus gemacht, und was nit guot
gsyn, verschytet.' 15.57, Hotz, Urk. Syn. Flecken IV.
— 3. bloss einseitig geflächtes Holzstück, wie es ent-
steht, wenn ein Kundholz der Länge nach geteilt wird
Aa; Ndw; Z. Vgl. Strick. — 4. Stücke rohen (Rund-)
oder gezimmerten Holzes, wie sie insbes. zur Be-
deckung der Jauchetröge, zu Brücken und Schweine-
stall-Böden dienen; Sparren ZAuss., W. Syn. Prügel.
Me" miies da e Pär Fl. anelegge', das nie" clia"" dur'''e".
Kurzer Balken, Block Zg. Ein auf ca 4' Länge ab-
geschnittenes Stück einer runden Stange ZSth. Pflock
aus Eichenholz, zur Stutze des Gartenzauns ZStdt.
— E, mit dem das W. vereinzelt auftritt, beruht auf Ver-
menguag mit Fleck.
fle'ckli''ge", in der RA.: G'rad fl. um (use)
falle", jäh und schwer, von Menschen und Tieren ZO.
Fig. so, dass man breit und regungslos da liegt, wie ein
schwerer Fleckling oder so, dass es platscht wie von einem
umstürzenden oder hingeworfenen Fl. Doch vgl. a,u<ih ßäklUh
od. mhd. vlcchelingen, aus welchen es umgedeutet sein könnte.
Flick m.: 1. Lappen, Flicklappen, Flicke BsBirs. ;
L. Besser e Fl. als es Loch. Ineiohen. Bildl. No''''
kei" Fl. [Reibereien] mit Jmdm gehabt haben Z (vgl.
.Einem am Zeuge flicken'). Syn. Fleck 1. — 2. höl-
zerner Nagel, der in ein nicht zählendes Schussloch
getrieben wird Ap. — 3. eine kleine Ersatzscheibe
(beim Schiessen) Ap (T.). Vgl. Fleck 6. — 4. Weiber-
schürze, meistens von kostbarem Stoffe Ap; G. ,Dienst-
mägt sollen weder schlutten noch fl. tragen, die aus
köstlichem zeug gemacht seien.- lüU, G Mand. Vgl.
Fürfleck.
flicke": 1. Lappen einsetzen, Etw. wieder ganz
machen, wie nhd. (allg.). lez chönne"-si go" luege".
wie si 's wider fl. Breitenst. Auch obsc. : Ei^re
's Zug (am Z.) fl. Z. Zusätze in ein Aktenstück
hineinschieben: ,Es seien noch andere Mittel [Punkte]
daryn [in den Vertrag] geflickt worden, deren man zu
Paris [bei den mündlichen Verhandlungen] nicht ge-
dacht habe.' 1600, Absch. Daher als Ptc. = mit ein-
geschobenen Zusätzen versehen. ,Die Schriften der
Vätteren sind vilfaltig verfälscht, eingeflickt und ver-
mehrt worden.' ClSchob. 1699. — 2. „(auch ah-, er-)
prügeln ScHwMa." Ei"m Ei"s fl., ihm einen Schlag
versetzen (eig. einen Fleck, Flicken aufheften, auf-
schlagen, beibringen; vgL noch flücken) Z. — 3. in
Etwas hinein ziehen, verwickeln. .Damit er uns nit
etwa begryfen und ins recht fl. möcht' 1529, Strickl.
— 4. refl. (meist In-): sich zudrängen, aufdringen,
um Etw. zu erhalten; sich einschleichen, einmischen;
sich einschmeicheln ScuSt. (Sulger); sich einnisten,
mit Jmdm Umgang pflegen, Kameradschaft haben.
Syn. sich innestlen. ,Und habe N. N. gseit, man wolle
allen, so den ketzerglouben hettind, gelt ushin gen
und im [dem Zeugen] auch. Antwurte der züg und
spreche: e, lieber myn N., du wurdist dich euch inhin
fl. und evangelisch syn, damit dir gelt wurde.' 1528,
EfiLi, Act. .Aman zeigt uns an, wie sich in alles land
ein widerwärtig Volk eingeflickt hette.' 1531/48; 1706,
Esther; dafür jetzt: ,dass auf dem ganzen Erdboden
ein Volk zerstreut sei.' ,Dcr sich in einen krieg flickt,
der in nichts angat, der hebt einen hund bei 'n oren.'
1531/48, Prov.; dafür 1667: .sich in einen zank fliehtet'
,Nit gezimen, dass sich ein predicant ynflicke in welt-
liche gwerb.' HBcLL. 1531. .Damit sich der tüfel nit
ynflicke und sy mit unreinigkeit versuoche.' ebd. 1540.
,Da sich Hildebrand wunderbarlich in der Bäpsten
liebe und gunst ynflikt.' ebd., Tigur. .Könnt sich wol
ynfliken in gsellschaften grosser lüten.' ebd. ,Habend
.sy sich vereiniget, auf die folgend nacht in dem haus
1193
Flak, Hek. Ilik, (hik. link
1194
|;iut' das Ungeheuer] zuo warten, auch vil anderer
leuten von obenteür wegen [als Zuschauer] sich mit
inen eingeflickt habend." Fischb. 15l)3. ,Insinuare se
in amicitiani, adrepere ad amieitiani, sich in einsi
fründsehaft einfl.' Fris.; Mal. = ,sich bei Einem e.'
Hosi'iN. ; Denzl. ,Assectari aliquem. eim nachlaufen
und sich zuohin schlahen oder einÜ., sein gunst zuo
erlangen.' Fris. .Obrepere ad niagi.stratum, sich mit
list und tücken in ein oberkeit fl., mit gleichsnerei ins
reginient oder in rat kommen.' Fris. ; Mal. ,Sich selbs
unerfordert etwan e. und darbieten, ingerere se. Sich
eiiiliinHicken, zuo einer rott tuon, ein andere gesell-
schaft an sich henken, in ein anderen orden treten,
adoptare se alicui ordini.' Mal. ,Uer Jochurastaler
hau ich vil, damit will ich d' weit spicken, dass nie-
mant wider mich syn will, ich kann mich fry ynfl.'
HsRMan. 157(5. ,Sich mit practicieren [Umtrieben] in
die ämter geflicket.' 1585, LB. ApI. ,Es were dann
sach, dass einer by ehrcnlüten bim tisch sässe, mag
er auch zalen, glych wie die andern, doch dass kein
gfar liarin brucht werde, in solcher gstalt, [sich]
damit ynzefl. zuo solchen ämptern gesinnet were.'
158<J;1G'26, Scuw LB, .Habend sich oueh ander ordenslut
allhie yngflickt.' JJKüeüek 1606. .Haben sich wider-
wertige herbei [zum Predigtamt] gefiickt, nimmt solches
der haubtsach nicht [tut ihr keinen Eintrag].' Hott.
1666. ,Dass solche Bacchanten bei Unbekannten unter
dem lieblichen Studentenfitul sich einfl.' ebd. ,Sich
bei dergleichen Leuten e.' ebd. .Miscere se cum aliquo,
sich zuflicken, sich zu einem halten.' Denzl. 1677;
1716. ,Wir vernehmen, dass ihr [Hebammen] eine der
anderen vor ihrem Glücke stahnd, sich mit Schmähen,
Schmeichlen und betrüglicherweise einfl., dass die, so
allbereit bestellt worden, nicht beruft wird.' JMuralt
1697. ,[Ein Kandidat] dessen Natur nicht ist, durch
Schmeichlen, Flattieren, Fuchsschwänzen, Bestechung,
Laufen, Rennen, Stiirmung der Häuseren sich einzufl.'
DToMANN 1708. &yn. Inflechten. — 5. sich schicken,
lügen zu Etw., sich ihm anlehnen, dazu passen, dessen
Form annehmen (eig. wie der Flicken auf die Grund-
lage sich schicken, passen): , Die Gallier habend ouch
niannesnamen gehebt, die sich uf tütsch flickend.'
1538, ÄgTschudi.
Furre"-riicker m.: Spottn. der Sattler L (St.^).
— Furie'' wohl aus frz. founv, Überzug.
Mensche»-: Spottn. der Ärzte Z. — Pfanne"-
s. Wannen-Fl. — Räder-: unter den wandernden
Gewerben aufgezählt in der Helvet. Verordn. betr.
Hausierpatente 1801. — _ Tächli-: Ausbesserer von
Regenschirmen Ar.
Wanne"-, Pfanne"-: Zittergras, briza media Aa
(Mühlb.). Syn. Wanneulkchte. — Wirrt zum Flicken der
Getreideschwingen henützt. Pfannen- ist eine sinnlose Aus-
woichung.
Z einen-: Korbflicker A».
Flickli"g m.: Flick auf auszubesserndem Schuh-
werk. S. flecken I und Hüeher(li'g), Biestere^.
ver-flickt: verflucht (in übertr. S.) Bs; SchwE.;
Th. 0 du' Verfiickts im Stibli [Stube]! Ausdruck des
Ärgers od. des Erstaunens U. Bes. als Adv.: sehr Ap.
Euphem. Entstellung von verßuecht wie verßueht, verfluemt,
verßUt; viell. in Anlehnung an/iViv/, in der Bert, des Fehler-
haften; vgl. vertrackt, verziciekt.
Flieke" s. Fliengge.
Flocke" 1 m.: I.Flocke, bes. zur Zeit des Baum-
wollspinnens von Hand der technische Ausdruck für
den zsgcdrehten Büschel zum Spinnen zubereiteter
Baumwolle. .Heirli nahm stockblind den Treiber und
den Fl. in die Hand, aber an 3 Fl. so [mit verbun-
denen Augen] wegspinnen hatte er genug.' HPest.
1785. ,Im Augenblick legte der Bub seinen Baum-
wollenfl. auf die Eadbank.- ebd. , Kindern, die nie
eine Nadel, nie einen Fl. und sonst nie eine Arbeit
in den Händen gehabt hatten, war auch das Leichteste
schwer.' ebd. Sonst in der Volksspr. nicht lebendig;
dafür Focken (Sp. 73'2). — 2. (PI.) die Blätter der
Pestilenzwurz, petasites off. Aa (Mühlb.). Syn. Blacke".
~ 3. Flughafer. .Avena fatua. Flock, tauber Haber.'
Denzl. 1716. — 4. Fiogye" (PL), Masern oder Schar-
lach Ost-Schwz It T. — Vgl. Anni. zu Fockc". i wohl
das Angewehte, Angeflogene; s. anfliegen, Flug.
flocke": (unp.) in grossen (U), in einzelnen (W)
Flocken schneien. Vgl. focken.
flocklenen flockjimij: nur in einzelnen, kleinen,
staubartigen Flocken schneien W.
flöckle" = flocklenen „A4"; GrV.
Flocke" II f.: langes, faltiges Oberkleid einiger
Mönchsorden. ,Und die fl. zum ampt und zue der
Vesper all anhaben', Vorschrift für die G Conventualen.
Mlat. ßueu», frocus, frz. fror. — .Einer ligt uf fedren,
der ander nf strow, ein teil ligend uf fl.' bei Eckst. 1.5'2.5,
wo er von der Manigfaltigkeit der mönchischen Regeln spriL-ht,
lässt verschiedene Deutungen zu.
Flokez s. Flugetz.'
flöken, flöknen, Flökler s. flöclieti, Flücher.
Plnck m. : Hundename. Z Taschenb. 188'2. Auch
Familienn. Z. Vgl. Flück.
Flucke" (PI.): Blätter des Huflattichs, tussilago
farfara, Varietät mit kleinern Blättern S sJ.
fliicke", flücke" flügge' Gl; GRHe., pflücke" Gr
Mastr.: 1. schwingen (die Flügel, Federn). .Wann
einer rych wirt, so flückt er die fedren in die höhy.'
Gyrenr. 1-5'23. — 2. „einen Vogel fl., ihn anläufern."
Vgl. Fliick. — 3. prügeln, zuchtigen Gr. Miera
siillen-sch' iez enandere" fl., i''' gän nümiiie gen-ne" zue-
rede". Syn. tschuppen. — 4. intr., sich aufschwingen.
,Die sechste gnade ist ein flukkendü oder ein zukkendü
gnade, das der mönsche syn gemüet genzlich erhaben
hat und mit dem adler nf flüget.' Sarner Pred.
Mhd. vluclcen, vlüel.-en, flügge machen. — 3. eig. Einen
auffliegen, die Flügel (s. Flückete) schwingen, fliegen, fliehen
machen. Vgl. ßiiugen; ftcken II ; (er)ac?uringen.
er- Gl: 1. tr., Jmdn durchprügeln, ihm seine
Übermacht zeigen. — 2. refl.. sich durch Bewegung
im Freien erfrischen.
ge-fluckt, -flückt: 1. Mgge Uw. Die Regie-
rung von Obw beschränkte i. J. 1525 das Schussgeld
.allein für gefluckte Vögel'. — 2. mit flatternden
Zipfeln geschmückt. ,Was ouch geflückts Werk ist,
da soll ouch je das Fach zwen ß gen.' Z Ratserk. 1342.
,l)ass nieman enkein gefluckt Werk hinnan füeren
soll an [ohne] der Statt Zeichen von Zürich.' ebd.
Fluckeren Flügger^' f.: Weibsperson von flüch-
tigem, leichtem Sinn GWe. — Vgl. ßug ißwjg). Bair.
Flucke.
fluckerlich, Adv.: in ,fliegender Eile'. ,Als bald
es inen möglich ist, werden sy hiehinnen verrücken
11(15
Flak -fliik. Flam fluni
11:
und also für und für nach lut hierüber usgangnen
abscheids fl. handien.' 1528, Absch.
yerfluckt: verflucht S (Joachim): Ndw. E ver-
fliickte Kerli, ein etwas schlimmer. — Als Adv. = sehr,
z. B. V. gross Ndw. S. rerflicli.
Fliick ni.: 1. „Lockvogel, Vogel, der auf dem Herde
angeläufert ist B." Vgl. Fhick-Henimli, -Biinäli. —
2. „kleiner, muntrer Knabe."
Hoch- s. Hoch-Flug.
flück: 1. ^\>-Sgt. .Alle vögel. so nit fluck sind,
als das rebhuon [etc.].' Vogelb. 1557. — 2. frühwach,
frühzeitig L. I'*" hin am Marge ztüi''' flück. Häfl,
1813, — 3. hellauf, wohlauf, munter (sein) Aa; L.
Doch isch-es mängist g'förJi''', wenn Eine'' z' fl. will
sl'. HiFL. 1813. 's Bltii singt a's uie-ne Nachtigall,
isch eisder fl. und froh Aa (Schwyzerd.). Syn. busper.
— 4. mannbar (von Mädchen) „B;" L; „Zg." —
5. scheu, von Pferden, die leicht sicli losreissen wollen
Aa; „VOrte," — M.M. vlücl.-e, Ijefledert zum Austiug aus dem
Neste; auch ,oin fluck gaul', ein lebhafter. Vgl. noch_//u(/ ;.
flücken s. fl ticken.
Plückete Sch, Fliickte GlK. (Flüggte); ScuSt;
ZVelth., W. — f. (m. ZVelth.): Flügel, Si hat d' Fl.
lampe' g'lö", ist niedergeschlagen geworden Sch. Als
Coli., die Fittiche ScnStdt; Z. — Nach Analogie von
Feckete gebildet; Tgl. Ffekei, Sp. 728.
ver-flüeken s. rer-fliiechen.
F lackt, flackten s. Flack, flacken.
Plaktnrf. : Fraktur (-Schrift). Ahsdirlhe" chann-i'^''
n-ol. Diltsch und Fl., grad irie-me' 's irill. Stittz.
Flückte s. Fliic\-ete.
flölen s. flachen.
Flam (bzw. fjamml^flum.
Fläiil"" I, nur als Dim. Flömli -Ö*- n. Aa; Bs; Z:
1. leichter Anflug, Decke a) von Rahm auf der Milch.
Die Milch hat ja ken Nidel, nw eso es Fl. Aa; Z. —
b) von Eis z. B. an den Fenstern .AABrugg. — c) von
Schnee. Mängist [manchmal] ist nw nes Fl. g' falle"
AAEhr. — d) von Wasserdünsten. Wie d' Sunne 's
G'irülch verteilt, dass 's in Fetze de Berge nohstrtcht,
bis numme no''< u-unzigi Flömli übrig bli/be'. Breitenst.
1863. • — e) von Barthaaren im Gesicht ZGlattf. —
2. kleines Mass: bes. zur Verstärkung der Verneinung.
Ke Fl. g'seh", gar Nichts AAZein. — 3. ,Membrana'
et vaginaä visccrum, die beutle und flemle, darin die
inneren glider des leibs eingfasset sind.' Fris. ; Mal.
W.%lirsch. zu Wz. ßa (vgl. die Anm. zu Flamen). Vgl.
Flam m., Flame f., Anhauch von Schaum, in deutschen MAA.
Das ,diiune und zarte Flemlin' bezeichnet in den Schriften
der alten Mediziner (z. B. Ryff 1541) die pia mater, die
weiche Hirnhaut; Schwab. FIcmmte, die krankhafte Trübung
des Auges (vgl. ;/rßümt. vom Himmel). — S. Flam'" II und
Flom.
g'flämt: 1. vom Himmel, wenn er allenthalben
mit kleinen, leichten Wölklein bedeckt ist Z. —
2, g'fl. use cho', gut. sauber ausfallen. Es cJiäm e
chlv g'flamter use, wenn er 's machti, bemerkte ein
Bauer seinem Advokaten, der ihm riet, eine selbst
redigierte Rekursschrift einzureichen Z,
Flame" II Gr; W. Flame' GT„ mäme" Aa; BSi.;
Gl; GRRh.; L; S; Zg; Z - m, Gl; GlI).. L.. Pr., V.;
GT.; W. f. Aa; GRRh.; S, häufig als PI. L; Zg; Z:
1. Euter trächtiger Kühe, das anfängt zu schwellen,
dessen Adern sich (wieder) mit Milch füllen, bes, bei
den zum ersten Male trächtigen Rindern (wo die Ent-
wicklung am augenfälligsten ist), die allmählich wieder
aufschwellenden Adern am Kuheuter Gl; Gr; .L;'
GT.; W; Z. Euter Milch gebender Kühe übh. BSi.;
GRtw.; Zg. Du milchst noch e chli" [bekommst noch
ziemlichen Milchertrag], di Chile hi [haben] tolli [statt-
liche] Fhimmeli BSi. De'' Fl. abe lö', das sich ent-
wickelnde Euter allmälilich senken, tiefer hängen
lassen Gl. S. noch keren, Gem'cicli. — 2. Eingeweide-,
Nierenfett d. Schweine Aa; S. „Seite Schweineschmalz,
wie man es vom Tiere abzuziehen pflegt Aa,"
Vgl. Flamen I, mit welchem obiges W. viell. identisch
ist, indem die sämmtlichen Bedd. von I u. 11 sich auf den
Grundbegriff vi'eicher, flaumiger, zarter (Fett-) Haut zurück-
führen lassen. II 1 mag urspr. nicht sowohl das Euter an
und für sich, als die durch den Milchzuftuss weicher wer-
dende Haut, II 2 aber die zarten Häute der Eingeweide mit
dem an denselben sich bildenden Fett« meinen (vgl. Krön). Zu
Letztem! stellt sich .Fleuui, Fleunie = Fett' alter Glossarien,
welches auf Vwdtsch. mit , Flaum' zu deuten scheint; s, auch
Gr. WB. s. v. .Flaum; Flaume' einerseits u. ,Flamni ; Fleme'
anderseits, .Flähme' bei Weigand; u. vgl. ,Rahm' neben nihd.
,rollm'. Doch lässt sich ?Hch die Viz. ßa- (vgl. ßä-t, flatig
u. ahd. ßa-ir-jan) erwägen. — Die Vermengung mit , Flamme f.'
erklärt sich durch das geäderte, faltige Aussehen des schwol-
lenden Euters : s. Flanun S.
Gefläm n. = Flamen 1 in collect. S.
Flamm {Fläm UwE.), Flamme" f, (in der ä.Lit.
m.): 1. Flamme, wie nhd. .Schiffraeister auf dem ZSee
wollen sog. lechzende Flammen [ignes lambentes] an
ihren eignen Leibern bemerkt haben.' JJSrHEüCHz.
1707; 1746. Für Öppis (vall) Für und Flamme" si".
allg. ,Do der flamm auffudr von dem altar. fuor der
engel des Herrn in dem flammen hinauf.' 1531/48,
RicHT.; dafür 1667: .die fl.' .Nun hatt dis lang ge-
mottet füür ainen brennenden flammen empfangen.'
Kessl. ,Dass vil seelen im flammen des selbigen
bergs gepyniget werdind.' LLav. 1569. — 2. Fl., auch
Für-Fl.: rotes Muttermal im Gesieht, nacli dem A^olks-
glauben davon herrührend, dass die Mutter, wenn ihr
beim Einheizen die Flammen aus dem Ofen unerwartet
entgegen schlagen, darüber erschrak Z, — 3. (PI.)
andersfarbige, wie Flammen geschweifte Linien in
einem Gewebe L, oder an Blumen; flammenartig ver-
laufende Quarzadern im Gestein, z.B. im Marmor BBe.;
kleine Fetzen Fleisch, welche an der Haut des ge-
schlachteten Tieres zurückiteblieben sind und abge-
schabt werden (vgl. Sclterfleisch). Dazu geflammet,
gestreift, z.B. eg'flammets Chleid, Nägeli [Nelke] usw.;
Syn. geslrimet. — 4. „Krankheit an den Weinreben,
da die Blätter rot werden Z." Vgl, Brenner.
Dehnung des Voc. (UwE.) ist durch die folgende Liquida
bewirkt. ~ Der gleiche Wechsel des Geschlechts hat zw.
mhd. louc und nhd. ,Lohe' Statt gefunden. Zu 3 vgl. mhti.
i-lamme«tein.
flammatzgerc": hohe Flammen werfen BM.
Mehrfache Intensivbiklung unter Einwirkung von .flackern'
und .flattern'; vgl. auch aehz^en.
i
1197
Klaiii Itinii. Fliiiiib
luiili. Klaiiis— llmii:
1198
flamme": Flammen schlagen BSa.; Uw; Z. 'sflam-
jvied sum Ofe use", die Fl. schlägt aus dem Ofen. Die
Tiirbe [Toriitücke] flcnnmed niiil. — ab-: (die Feder-
chen am gerupften Vogel) verbrennen Ndw. - an-:
anzünden. ,Mit angeflambten Tortschen'. brennenden
.Fackeln. JCWeisse.vb. 1702.
Flammete f.: das blosse Abbrennen des ZünJ-
luilvcrs anstatt des Schusses B. S. flammen. Syn. Pfitz.
„Ilaniänden", flamändere: poltern, gronder Gl.
Die Flamändev gelten als bes. derb (s. Uhland, Sclirifteii
U, ii). Der wanderlustige Glarner mag als HandelsniaDii
loder im holländischea Kriegsdiensto diesen Charakterzug
.kennen gelernt und das W. aus den Xiederlanden nach Hause
gebracht haben. Vgl. das auf ganz anderem Wege aufge-
, komraene /amscJ Sp. 1199.
flailiänsele", in Zg auch flamüsele": liebkosen,
.schmeichelnd zureden, z.B. einem weinenden Kinde
IZg; W.
Viell. (da es ein syn. W. inäunden gibt; vgl. bÜMleii) eine
Zss. ; dann wäre zu dereu erstem Teil flam näer ßämich zu
{vergleichen.
„Pläiueli: Beiname einer verweichlichten Person
W." Syn. Flämscheli.
Vgl. ausser Letzterni aiidi Flumen I. zu wek-liem ä (,*■)
als Umlaut in W W\. wohl jiassen würde.
lläiunie" (pfl- Ap; Th): 1. Etw. schnell aufflammen
inmchcn, flammen lassen Ndw; üsfl. BHk., „ein friscli-
'gcputztes Gewehr durch ein Schüsschen trocknen, damit
' einen Versuch machen, ob das Pulver sich entzünde A.4 ;
B; VÜRTE; S; Z." Syn. nsbrennen. S. Flämmschutz. —
''2. Etwas gelb brennen, beim Kochen heiss macheu,
inur leicht rösten B; L; Soh; das Obst, bevor man es
j dörrt, brühen Th; (Kirschen) kochen, dann dörren und
((das Wasser, worin sie gekocht sind, eindicken lassen
]ApH. — 3. Jmdn brandmarken, , zeichnen' Aa (wer
[um seinen guten Ruf gekommen, ist für sein ganzes
r Leben g' flammt); ihn anlaufen lassen, mit einem
(blauen Auge zurückschicken Bs (Spreng); ,Jmdn be-
trügen, ihm sein gegebenes Wort nicht halten, ihn in
seinen Absichten hindern, Jmdn um Etwas bringen;
.Inulm eine übertriebene Rechnung machen Bs; B;
;VORrK; Scn; Z." Da tvär i''' y' flammt, käme ich
'schön an Bs. G'hört-men iez de Handel [vernehmen
[die Leute diesen H.], bin i"'' my Lebtig um d' Fischeze
\<l' flammt. UsTERi. Insbes. Jmdn am Examen oder bei
einer Wahl durchfallen lassen, einen Schüler nicht
promovieren, einem Candidaten die Aufnahme ins Mini-
Isterium verweigern, übh. Jmdn hintansetzen Gr (Leh-
|niann). ,In meiner Zerknirschung über die Polizei-
Nemmete [Durchfall in der Wahl zur Polizeistelle].'
OoxrH.
Mhd. ei--vlemmen. Zu Bed. :J vgl. .brennen' i. S. v. braud-
Miiarkcn, täuschen, und das Spriv. vom gebrannten Kinde;
I ferner engl. /am, Lüge, und unser //itw''iVi«i.
I P Herne s. Fliete.
\ Flom: feine Leinwand, Gaze, bei Fenstern ver-
wendet. ,.\ls noch in Menschen Gedächtnuss in Bern
meh Fl. und Tuech denn Glas war gesehen.' Ansh.
li, Kleine flömine Fensterlin.- ebd. — Wahrsch. identisch
ijniit Fläiii.
<\ Plnm F; Gr. Fla Z, FUm(U) Bs, Fliaii GRKh.,
Pflam Gl; Z tw. — m.: 1. Flaum, weiche Haare od.
Federn, wie nhd. allg. BildL ,I)ic Auserwehlten, der
Fl. und Hort unter allen Menschen.' Ulr. 17'27. —
2. leichte Sommerdecke, Flaumdecke, Volet Scuw;
SNied.. B. — 3. die feinste Sorte Mehl, Semmelmehl F;
GRScuhns, ObS., Val. — 4. flaumige Ausschwitzung an
Bäumen, erzeugt durch die Stiche der sog. weissen
Blutlaus ZAndelf. Syn. Schüm. ~ .'i. FUimli, Woll-
gras, eriophorum ScHwIberg, von den wolligen Borsten-
haaren.
Mhd. jMüme f. aus lat. jjhimti. Übergang von iii in « im
Ticrb. 1.563 und im Vogelb. 1557 (,linden flun' und ,fluu(s)-
federcn'; neben .fluni'). Abfall des n bei Ulr. 1733 {,auf
dem Fluhbett der Wollüsten'), auch einmal ebd. ,von Fluw'.
,Rote pflanmtederen'. Fischb. 1563. ,Uein sanftes PHaum-
bett.' AKliugl. 1688. Als PI., beeinflusst durch das neben-
stehende W.: , Federn, Flumen.' 1711, Z Zollordn.
ge-flümt: flügge, eig. mitden unter den Schwung-
federn liegenden Flaumfedern versehen; bildlich,
heiratsfähig; vgl. flück. ,Weil sie ihre Kinder in die
Eh verwilliget, da das Meitli nit 13 Jar war. l>arum
des Büeblins Vater und des verstrupften, weder gflümbt
noch gfederet Meitelis Mueter eingesperrt werden.'
1645, JDiJ.'JZER.
Flüme" s. Pflüme".
„fliiine": 1. cacare, von Rindern; auch von Kindern
BO. Abi. Hosen-Flümer. — 2. pissen B." - Vgl. Gr.
WB. ,flümig', impurus, wo au ,Flaum', sordes, erinnert wird.
ver-fliieiii(e)t, -flüem(e)t Aa; Af; B; Gl; L; G;
S; Th, -fluemelct Aa, -fluemeret, -fläemeret B; L; G;
ScH; UwE.; Zg; Z, -fluemiget, -fluemtig Z, -fluemetig
G 1799, -flumm('erjet ApK.; Sch: enpheni. für .ver-
fluclit'. Syn. s. rerflickt. E verflikiiiinl Mcilli, ein
nichtsnutziges Mädchen GWa. En rerfliirmrii \ M.bauer-
liche] Chälti. BWvss 18ö3. Ne vcrflacmdc Wipasa.
ebd. Das verfluemt Mäschelizüg ! Hofstatt. Das ist
verflüemeret, schlimm. Auch gesteigert, wie verfluecht.
Das Verfiüemertste. Gotth. Als Adv. steigernd, im
S. V. sehr, im höchsten Grade. E verfluemet netts
Töchtern Th (Schwyzerd.). Verflüemeret schün. Gotth.
Du bist alhceg ein verflüemeret nsdenkts Mensehli.
Stutz. Verflüemeret für en Narre' ha", ebd. Verfluemt
gern. B Dorfkal. 1883.
Verfiuamnl, eine Freqneutativ-Form, vgl. den Comp, vcr-
flucchler (s. verßuechen). Verfluemiget von der Adj. -Bildung auf
-/>/ .abzuleiten, wie rerfluemtirj erst von der Participial-Form.
Ilaiiibe (-'') Bs, flambis Aa: hin, zu Grunde ge-
gangen. Auch persönlich : de"" iscli fl. gange'. — Frz.
ßambe, ruiniert, verloren; affaire ßamhfe, fat;ile Geschichte.
flambiere": überlisten, (einen Gegner) aus dem
Feld schlagen. MUsteri. — Frz./nwfov, rupfen im Spiele,
eig. versengen. S. auch flammen.
,Flailll)eise n.: Wams F." — Aus afrz. iramtoi». nihd.
iramliri« (nfrz. ijamhmon) entstellt.
fleilise" BHerz.. /Jew.c" BoHa.: 1. schlagen, durch-
prügeln. Syn. fliimsen. fliimsacken.. — 2. bekriegen,
bekämpfen. — 3. Einen in eine Busse bringen. Die
Schlägerei het mv'' icüest g'flemst BHerz.
Das W. könnte Intensivbildung zu flammen sein; vgl.
übrigens tir. Flmue, Manischelle; flinmi. Einen schlagen, bes.
auf den Kopf, wornach es zu mhd. vlarni, bair. Flenneliev,
verzogenes Gesicht, gehören möchte. Vgl. nnch flmehcn.
1199
Flams - lliniis. Fliiinscli Üuinscli. Fliiii-Huii. Klaiid -fluni
!'200
„fliinse": flüstern Aa; L; Sch." Syn. flumsen,
flisperen, fislen. — Scheint Umstellung aus fliamen zu sein.
flnilise": 1. Einen schütteln, hernehmen GrD.,
Ell., S. Syn. fluni-, plmnpsacken. — 2. mit einander
flüstern. UBrIgg. 1780. — Tir. Flumae. Maulsclielle,
ßumastt, schlagen, bes. auf den Kopf. S. ßemsen und ßimsen.
flämsch „B; LE.;" W (-«-), flfimschuj BHa.. Si..
„flioiixclf : 1. fein, weich, vorab von Wolle. Es gibt
ruhi und flievischigi [feinwollige] Schafe BHa., Si. Von
weicher, voller Haut W. — 2. zart gebaut. A flämschi
Meidja; sein ist a flämschi W. — 3. „weichlich, zärt-
lich W;" vgl. Flämeli. — 4. niedergeschlagen, ver-
driesslich BM. ,Tage. wo die Seidenherrn flärasche
Gesichter schneiden, die Nachtkappe den ganzen Tag
nicht mehr abziehen.' Gotth. .Beide Männer machten
flämnische Gesichter; mein Schwiegervater über meine
Schulden, mein Gläubiger über mein Unvermögen, zu
bezahlen.' ebd. — halb-: 1. nicht ganz fein, zum Teil
fein, zum Teil grob, z. B. ein halbflämsches Schaf,
halbflämsche Wolle B; LE." — 2. .,(fig.) zweideutig,
zweizüngig, nicht durchaus aufrichtig, ebd."
Synli. aus ,fiäniiscli'. Das flamändisclie (holländische) Schaf
zeichnet sich vor dem gemeinen Land- oder schwäbischen
Schafe durch längere und feinere Wolle aus. Einzelne Belege
erinnern an f'läm, von welchem aus die Bedd. 1-3 auch
wohl abgeleitet wurden könnten.
Flämsch m. BHa.: 1. feine Wolle. Mir htm
schöne Fl. — 2. feiner Mensch, mit dem Nbbegriff,
dass seine Feinheit bloss ein Deckmantel sei. „Fläm-
scheli: verweichlichte Person W." S. Flämeli.
fle machen s. flemsen.
Plan (bzw. flann)— flun.
Fliiiielle (-.clej Z, Fränelle U. Fornellc — f.:
Flanell.
flenne" (-rf?-, bzw. -e--) B; Gr; G; Th; U; W, pfl-
.U;Al'; Bs; BLauf., Si.; FJ.; L; ScH; S; Tb; Uw; Z:
weinen, urspr. mit Bez. auf verzerrte Gesichtszuge,
bes. auf verzogenen Mund, und insofern mit unan-
genehmem Nebeubegrifi' (hässlich, veräclitlich Aa; Ap;
ZG., grob BSchw.), dann mehr mit Bez. auf den Grad
der Heftigkeit oder Innigkeit des Weinens und der
dasselbe verursachenden Empfindung; daher bald laut
(AABb.;Ai>; BSchw.; GEh.; UwE.), bald still weinen,
schluchzen BSi.; Gr, laut schluchzen Gr; W, meist
anhaltend, bes. von Kindern (GStdt), doch auch von
Erwachsenen (allg.), mit zahlreichen Synn., welche
je nach örtlichen Gränzen die verschiedenen Arten
und Grade unterscheiden ; vgl. 1) graniten, grännen;
grinen; latschen; höggen; bläygen; plärren; hrieggen;
zäunen, zännen. 2) angen; yräggen; hünen; hauren;
hürnen; (Bock); ^iflaunen; brülen, brüelen; räggen,
räggen; schrien; iveienen. 3J fümpelen; flirzen; surften;
sürmcn. Fr hat pfinnnet, nie' hett chönnen es L'tn-
ttiech under-em [ihm] icäsche"! S. ,Von allen unsern
Kindern hat keines .so gottlos viel 'pflännet.' Stutz.
Das Briegycn und das Flenne" hält irol e" Siei' er-
barme" kenne" [können] Bs. Sett i öppe [sollte ich
etwa] fl. und müggr" f schmollen]? gieng 's de" has
[besser]? Joachim. Wo [als] de Vater g'storhe ist,
händ die Finte" g'flennet und die Andere" zännet Z.
.Ich merk wol, was die sach ist: iez guote wort geben
und bitten und bettlen. Aber lassend üch nit irren
und scherend üch an khein fl.' Zwingli 15'29. ,Der
grusamlich schrygt und flennet vor den einfaltigen.'
ebd. ,lch hab das fridkleid ausszogen, den sack des
flennes hab ich angelegt.' 1531/48, Barccii, = ,trau-
rens.' 1667. ,Die kinder, die von meinem leib erboren
sind, muoss ich mit fl. bitten.' 1531/48, Hiob. ,Lacry-
mas dare, weinen, grynen, pflennen.' Fris. ; Mal. ,F1.,
pfl., greinen: flere, plorare. Flarren, pilärzen, flarzen,
pflennen: plorare, ejulare, flere.' Eed. 1662.
Mhd. nicht bezeugt, findet sich aber in den meisten MA.\.
Deutschlands, in Henneberg auch in der Bed. : Saft .aus-
schwitzen und platzen, von kochenden Früchten, womit diu
Angabe Ebels zu verbinden ist, ß. werde auch von offen-
stehenden Wunden gebraucht. Ahd. flannen heisst: das Ge-
sicht verziehen, von den Geberden der Schauspieler, bei Notk.
Von den angeführten Sj'nn. bezieht sich die erste Gruppe
hauptsächlich auf Verzerrung des Gesichts, die zweite auf
die widrigen Töne des lauten Weinens, die dritte auf halb
unterdrückte Äusserungsweise. Dass die Grundbed. von /.
ist ,das Gesicht verziehen', wird dadurch bestätigt, dass
briegijen in BU. .weinen', in BSi. , Grimassen schneiden' be-
deutet, wofür hinwieder in BU. yränncn gilt usw. Vou
weinenden kleinen Kindern wird in BSi. tjnnen gebraucht,
von Grössern ß., z. B. aus Zorn oder Verdruss über ver-
meintlich erlittenes Unrecht, ebenso in BsLd. lu Ap; GRh. ;
Z ist ß. stärker als schreien. — Von deutschen WW. liegt
am nächsten mhd. flans. Maul. Dass der einfache Anlaut /(-
älter ist als pß-, wird durch die ä. Spr. bestätigt, welche
fast nur den erstem kennt; pf erklärt sich am einfachsten
als lautmalende Verstärkung, kann aber auch bei andern WW.
(vgl. Anderen) aus dem Ptc. Perf. ins Präs. gedrungen sein,
indem das verkürzte Präf. </e- (tj sich dem folgenden/ assi-
milierte.
Ge-flenn G'flenn n., Flennete f.: das Weinen.
(P)Flenner (-in f.), (P)Flenni m.: 1. Person,
die oft und heftig weint, besonders von Kindern. —
2. Pflänni, Schwächling B.
In BSchw. für 1 mit Bez. auf Erwachsene meist H&ri.
— Zu '2 vgl. das syn. Pßm von flirzen, weinen.
Kleiner : 1. Geschlechtsn. Aa. — 2. , kleiner Fl.',
ein saurer Spitzapfel ZStäfa. Syn. welscher Spitzwisser.
Zu 1 vgl. altn./fin, ags./tiii, Pfeil, Wurfspiess'i» .Fleiuei'
hätte einen Verfertiger von Geschossen bedeutet. — '2 auch
schwäbisch. Der Apfel wahrsch. vou einem ersten Züchter
desselben, Namens Fl., benannt, od. von seiner spitzen Gestalt.
flonen s. flohen. flonnig s. blon(ig).
f
PMander s. Lacander.
flandere": herumschweifen Ar. Dim. flnnderle" :
miissig umherschien Jern AASeet.; B. — Flandere"!
f.: herumschweifendes Weib Bodensee; SchwE. Syn.
Flangine.
Flanderen ist durch Einschiebung von n verstärkte Nbf.
voaßadereii, flattern; vgl. nhd. ,Flander' m., ((liegender) Kuss,
f., Lappen, Flitter (Letzteres zu .flinderu' wie .flattern' zu
,flandcrn'); .Fländerlein', flatterhaftes Mädchen.
„Fländ(e)rig n.: = Flienggen, d.i. grosses Sti\ck;
kotiger Saum eines Kleides Uw."
Von /«luferen, fliegen, also eig. = Flügel, daun: flügel-
ähnliches Stück (vgl. FScke"); flatternder, nachschleppeudcr
Teil. Vgl. FUtmjij,".
1201
Flaiid Huihl. Klan;;- llunn-. Klaiigg -lllllijcg
1202
Flander«" II n.: der Eigemi. der niederliiiulischeii
Provinz; su z.B. in dem Vollvslied von Dursli und
Baboli: /■■'' hd" mi"'' 'äimi/en i" Fl. l" (Tobl. Volks!. 2,
S. 175); daneben aber appellativ als Wortspiel mit
fiandereii i. S v. flatterhaft sein, in dem Reimspruch :
,Er ist von Flandere, gibt Eine um die Andere.'
KiKCHH., oder uragok. : Si ist io" FL, git Einen um
en Ändere". Suterm. Si liet (ist) e Pik [DirneJ uo"
FL, Mit [heute] de* und morn en Andere". Sulger.
— Der Koimspruch schon bei HSachs; s. tir. WB. 3, 1722.
Klaiigiiie Gk (-''); ScHwE.; Uw, Flangg- (yk)
\ GStdt — f.: schlechtes, herumschvveifcndes Weib
I ScHwE.; neumodisch gekleidetes Uw; leichtfertiges,
,' hoft'ärtiges u. doch nachlässiges GStdt. Syn. Pflangg,
\ Fliugge, Flanggüse, Flungg; Flärre 7; Hätsch;
\ Schlamp.
I t scheint richtiger als einlaches 3; y^\.flanijijkmi, henim-
i sehweifen, und Flanytj. Die Endung -ine klingt romanisch,
j ist aber wohl als Gegs. zu Flanggune (hinein : hinaus) zu
I deuten. S. übrigens auch Flmjane.
PIangg(e") I, Fliingge" m. u. f.: 1. Flangg, -e" m.
Tb; Vw, Flangge" {. Z, Flängge" n\. „LE.;" Ndw; Z:
Ohrfeige, Backenstreicli, Maulschelle. Syn. Flanggüse,
Flienggen ; Flärre; Flaute; Flaut ilsse; Flattere; Husche,;
Siugele; Dachtle; Wajfle; Watsch. Lass das Uändli
lamjje" und gib dem Mül e Flangge Z. „Flangg m.:
Wurf, Schlag L" (St.''). — 2. Flangge" m. Aa (H.),
Flangge" m. Bs; Ndw; W: Stück, meist grosses, z. B.
Fleisch Bs; auch von Auswurf aus dem Munde: ,blutige
Plenke speien.' Spreng; jetzt: Fetzen. Synn. s. Flänte.
Von Papier, Tuch Ndw; von einem Kleid: Petzen, Lap-
pen Bs; Syn. Flick. Die fineri Bildig und alli Flitter
und Flangge, ico die grosse Welt si''' gar e" wichtigen
A'strich u-eiss dermit e' ge". Breitenst. 18(J4. Da
mach es nieders Tschudi [jede Dirne] Flangge u Fänli
desume [darum lier] wie e Narr. Gotth. /■■'' glaube,
si isch mit ire" sidene" Flenke" uf d' Welt cho", von
einer überaus eiteln. putzsüchtigen Person. Spreng.
Auch verächtliche Bezeichnung des ganzen Kleides,
bes. wenn es nur von leichtem Stoff ist Bs; Dini.
Flenggli Bs; BGr. Sonst bes. der Flügel, Zipfel des
Kleides Bs; Z; Syn. Fecke. Eine" am Flengge ne
[packen, um ihn zu strafen]. Gel' iez hät-mC-dv'' am
FL! Bs; Syn. Fecken; Kragen. Flangg f., weites,
lang herabhängendes Kleid; daher Fhiiiiiifikiijjc L.
Hangende Weiberbrust. Schi [sie] /»'/ ilrm Chiud
d' Flengga" V'heiclm [einhängen, in den Mund stecken]
W; vgl. Ge- flangg. — 3. Flangg GWe.; UwE., Pflangg
L; Z, Flangge BSi., Pfiängge W, f.: nachlässig ge-
kleidete Weibsperson. Syn. s. FlangCgJine. Wenn
so H'tmidLigi richi Flengge", wie Naehburs Lisi, un-
gslraft düre [hindurch] schlafe". B Kai. 1838.
Zunächst vermittelt sich 1 mit 2 durch die (in ßini/<i
ers';heinende) Urundbed. rascher Bewegung. \g\.flanggieren 1.
■2 wäre dann eig. ein zugeworfenes, fliegendes od. ein hin und
li'T stwoifenes, schwankendes, hangendes Stück. 3 entw.
l'lartiagung von der Kleidung auf die Person oder dir. von
der nachlässigen Bewegung. — Der dritte Ablaut erscheint
Io Flangg und dessen Ableitungen, nhd. .flunkern", sich hiu
und her bewegen. — Üstr. Fluni- m., Lumpen und Lump;
Schweiz. Idiotikon. I. 8.
Flänkd, Flimkel f., hiuipig gekleidete und liorumschwoifende
l'urson; bair. Flanken, Flanken m., uiedorliangendes Stück,
Putzen; Flünkel, Flügel; kämt. Flanke f., flatternder Lappen;
Vagantiu. — S. noch Flänte, Nbf. mit ( für k wie bei Flang-
,,nm, ßm,j,j.
flangge", Z auch pfl-, ume-: untätig, zwecklos
herumstehen, -gehen, -schlendern L; GWe.; Uw (auch
flunggen); Z. Vgl. flanggieren 3.
g(e)flanggig, auch pflanggig: schlampig Z.
flanggiere": 1. schwingen, z.B. mit einer Rute
hin und her fahren BSi.; syn. fislen. — 2. herum-
schweifen AAPri.; Bs; BRi., Si.; Gr (auch mit ein-
fachem g, wie Flangine neben Flangg-); GWe.; syn.
flaniereti.
Flanggüse. -üsse, Flaut- ZHorg. — f.: 1. Maul-
schelle, Ohrfeige ZReg., IS. Syn. die verchert [umge-
kehrte] Hand i" 's Mal; Flangg. — 2. unordentliche,
nachlässig gekleidete und einhergehende Weibsperson
Z (Spillm., auch mit einf. g). Syn. Flangg 3.
t für l- wie heiflingg, Flangge usw. Wenn -i«»c das Adv.
, hinaus' ist, so wäre bei 2 das Ganze wie viele Spott- und
Scheltnamen eine imperativ. Namenbildung i. S. v. ,schwenke
auf die Seite hinaus!' Vgl. als Gegs. Flanggine. Vgl. aber
auch bes. zu 1 Ventusc Sp. 876.
Ge-flängg n.: Gehäng, z.B. von grossen, leeren
Eutern GrV., ObS. Syn. Henkele, Hangele; vgl.
Flangge.
Flangge" s. Flangg.
flänggele": hoffärtig od. affektiert (.sclilenkernd)
gehen BAarb. Syn. ränggelen.
Flangge" II f. : Planke, Seite. Uf wel'H FL use
sind-er [seid ihr] g'spaziert? Uf alle" Fl. usse Z.
flingg, /H» GRVal., g'flig AaVvI, g'flinggBs; S; Z,
g' flintiivv/: flink. Iron.: so fl. wie-n-en Stock um-en
Vogel ScH. 3Iach g'fl. ! S ( Joach.). G'fl. mit dem MnJ
.'i.AFri. Es Wib mit g'fl. Hände. Schild.
Die Vorsetzung von ge- vor Adj. ist in unseren MAA.
sehr beliebt (s. ge-); hier viell. zunächst nach Anal, von
.geschwind'. In ge/lint der ziemlich seltene Sprung von k
zu ( (sonst eher umgekehrt d zu </); doch s. auch Flanggüse.
Flingge" f.: 1. nasser oder beschmutzter Saum
unten und hinten am weibUcheu Kleide Gl. Syn.
Fliengge", flungg; Lentsche; Säri; Schlegel; Gaue;
Fraubas; Stil; Waudi. Wenn es am Verenatag regnet
und schmutzig ist, so sagt man: 's Vreneli hat scho"
e Fl. g'macht! Auch das (schmutzige) Kleid selbst.
-- 2. Weib (verächtlich). E fuli [liederliche] Fl.
Das i''' so früeh e Fl. g'nu [geheiratet] ha" und nüd
lenger ledig 'blibe bi". Gl Volksgespr. 1834.
Zu Bed. 2 vgl. Flangge" 3. Dieselbe kann allerdings
aus 1 entstanden sein (wie Flangge .9 aus 2), viell. aber in
bessern! Sinn aus dem Begriff ,flink', geschäftig, rührig. —
Zu Grunde liegt der ganzen Wortfamilie ein starkes Vb.
.flingen', welches im Engl, mit der Bed. .werfen, schleudern'
erhalten ist. Flingge" 1 wäre ,Anwurf.
flingge": 1. den Saum des Kleides beschmutzen.
Ebel. Zu Flingge" 1. Dazu der Reim: Berilüt [die
im Walde die Beeren suchen] händ albigs Brut: unda-
dura flinggad s' und obadura stinkad s' Gl. Dazu
viell., in bildl. moral. Sinn, die Stelle: .Du Unver-
nunft, du musst mein unschuldiges Kind nicht ludern,
flinken und fletschen.' UBrägg. — 2. mit dem Dresch-
flegel aufschlagen GWa., und zwar a) pfl-, die bereits
durch Dreschen abgeschlagenen Ähren neuerdings dre-
schen, um sie in ihre einzelnen Spelzen zu zerteilen
1203
Flans
-flniis
Flank— Hunk. Flans -ttuns. Flaut Hnnt
(Kobelt); b) zum Schlüsse der Drescharbeit vor dem
Ruf zum Festmahl gemeinsam und gleichzeitig noch
o kräftige Schläge auf das leere Stroh tun (iWa.
Fliengg(e'') I s. Bliegti.
Flieilgge" 11 m.: 1. .breites, grosses Stück von
fester oder klebriger Masse, z.B. von Fleisch L;"
Brot A.iFri.; „Speichel. Auswurf L; Zg; Kuhfladen
Zu;" Tuch Ndw; Land .\AFri. ; das ist halt ne Fl.
iiivi Schaffe", ein grosses Stück, das sich nicht so
schnell bearbeiten lässt. Syn. Flangge" 2. — 2. (Flieyge
Gl) mit Kot besprengter Saum am Kleid Gl; „Zi;."
Syn. FUtußje". — 3. Maulsehelle mit der flachen Hand
LG. Syn. Flavyij 1. — Wahrseh. lautmalende Verstärkung
von Flinyje (vgl. /Iijgeii : ßcijijim) mit der Grundbed. .Wurf".
fliengge": Etwas zu Flienggen 1 machen Ndw.
Flniigg(e"): 1. Fhingtj m. Gl; Scuw; Zg; Z IS.,
Flungge f. GA., PlIiinggAiF. (m.); GG., T. (f.): nasser
oder schmutziger unterer Saum eines Kleides. 3Ier
händ [wir haben] Flüngg äberclio" bis a" d' Clmii
itfe". Auch Dim. Flünggli. Syn. Flinggen. Bildl. :
Rausch Scuw; Zg. — 2. Flmigg m. GMarb.; Schw;
Uw; Zg; „Z", Flungge f. GWa., Pflungg Ar; GWa.,
We. ; ZNer., 0.: verächtliche Bezeichnung für Weib,
bes. fettes, faules, langsam gehendes; unordentlich
gekleidetes, schmutziges; liederliches, vagierendes.
Syn. s. Flangine. — 3. Flungg: Fusstritt. En FI.
76" [versetzen] FS. „Flunge, Pft- m.: Stoss mit dem
Knie LG.'
Der Kauseh aufgefasst als Beschmutzung wie in andern
R.\A., z. B. Öl am Huet. -- Betr. das Verhältniss von Bed. '2
zu 1 s. Aum. zu Flaiiyt/. Bei 3 steht ß für / wie unigek.
/ für / bei t'ungiji. Vgl. noch Pflungg, Pßmngg.
flungge" ScHW; Uw; Zg, pfl- Sch; Z: 1. in un-
ordentlicliem Anzüge nachlässig gehen; unachtsam
und gleichgültig durch den Strassenkot treten Z. Si
fhmgget dervu" SciiSt.; Uw; Zg. Syn. flartschen;
litiötschen; wadlen; in blossen Hemdärmeln Z (vgl.
hemp-xiflunggig) ; in einem Kleide mit schmutzigem
Saum ScHwE. — 2. „Kniestösse geben LG." S. Anni.
zu Flungg.
Flunggi Zg, Pfl- Z — m.: unordentlich geklei-
deter, nachlässiger Mensch. Fimggi n.: unordent-
liches oder unbehilfliches Weib S. Vgl. Pflünggi.
flünggele": unordentlich aussehen, im Gerüche
der Liederlichkeit stehen, von Weibspersonen GMarb.
Du flönggelest über licregi Lüti [otfenbar|.
Flank- flunk. Vgl. auch die Gruppe l'ldjujg usw.
ver-flailkt: euphem. Verdrehung für .vcrtlmlit'
BHk. Vgl. cerflickt Sp. 1103.
Plans —fluns.
Flälise: Narbe. Wunde. Syn. Flänx; Fltlich:
Fletsche; Bletz.
flänslen flöisle \.G., pUMisle SG.: schmeicheln,
itutes erweisen, pflegen. St nötiget dr Heireli zum
warmen Ofe" und n-eiss nit, wie s' em uf'irarte' und
pfläisle" will, ''ass 'r si"'' ömmel wider ehchgm |sich
erhole]. Joachim.
Änhd. u. bair. ,1ienselu', welches It Fromm. Ztsehr. 7,:j:io
zunächst zu ß,eisle wird; in L MA. hat aber öi auch .«ii zu
vertreten. Letzteres hinwieder wechselt zuweilen mit .*i (s.
RBrandst. 1S83, 57).
Flinse" Fll'se f : anbrechender Erdschlipf durch
.Abrutschung entstandene, etwa mit Geröll und Schutt
bedeckte Blosse an einer Berghalde Gl. ,Ho1z an
Kunsen, Flisen (Fliesen) und Bächen wegzuhauen ist
verboten.- LB. Gl 1807/35. ,Bei Flisen. Runsen und
Lauinzügen soll zur Befestigung des Bodens die nütz-
lichste Holzart gesäet werden.' ebd.
S. Fromm. Ztsehr. 7, 194. 347 und vgl. auch Fl,-.h.
Flius, mhd. = Kiesel, Feuerstein: tir, == feiner Saud; schwäb.
= Schiefer; der Fliim, ndrd. = Schnitzel, Abfall; ,Flinsc.
Fliese', nhd. = dünne Steinplatte, Splitter; dän., nd. /'i»r,
alt.n. flii, kärnt. Flieg i= glimmerige Krde.
üs-flanteren s. us-ceranteren Sp. 31'.'.
Flantuse" s. Flanggusen Sp. 1'202.
Flänte f.: 1. grosser Abschnitt, reichliches Stück
von Etwas, z.B. Käse, Brot, Honigwabe S; grosses,
länglichtes Stück W. Mit-ere Fl. Chäs und eme"
f'erme Bit: Burebrod rutscht er [der saure Wein] glich
abe. JHoFST. 1865. 's Marei het der früsch Anlce so
gern: es chann-ech ne Fl. esse oni Brot. Joach. Syn.
Fecicen; Fetzen; Fländrig; Flungge; Fliengge; Fliirre;
Jante; Klotz; Knülfis; Knolpen; Knäupis; Knupe;
Knüss; Knüssel ; Liengge; Mocken; Morre; Mürggel;
Murpf; Bisse; Petschi; Pletsche; Brocken; üchübel;
Schlampen; Schlämperling ; Schnarz ; Schicingge;
Schivänte; Spalle; Spengge; Dussel; Tschiele; Wuff'lig;
Wegge; Wiach. — 2. Schlag mit der flachen Hand
.\.ABb. Synn. s. Flangg.
..flaute": schmeicheln, mit 1>. P. — Flänti \\\.:
Schmeichler GT.-
Vgl. Flaute", Xbf. zu Fläiujijt; .schmeicheln' lässt sich
leicht auf Streichen (Streicheln) oder sogar auf Wehen (Flat-
tern':*) zurückführen. Xgl. ßäuderlen und altn. /nrfni, durch
Schmeichelei täuschen. Begrifflijch nahe liegt frz. ßatier, aber
die lautliehe Vermittlung hätte Schwierigkeiten.
g'flint s. flingg Sp. 1202.
Flinte f. : wie nhd. Sprichw. sagt man : uf d' FL
schneie'", von unerwartetem Eintreten eines widrigen
Zufalls, der ein Unternehmen hindert, wie beim
Schiessen des Jägers oder Soldaten, wenn ihm das
Pulver auf der Zündpfanne durch Schneefall feucht
geworden ist.
LÜS-: scherzh. für Kamm (das Gewehr, mit dem
man den Läusen zu Leibe geht) B. Roll-: altes
Schiessgenehr. mit nicht gezogenem Lauf allg.
Fläntschle" f.: Schürf. G 1799.
Wahrseh. nasale Erweiterung von FHUkIi i. S. v. Fle
Hautwunde. Syn. Flänen.
1205
Flanz flunz. I'Mniip (lii|.|.. Klar flur
1206
Flanz flunz.
Flau/., Gelliiiiz s. J-»/?-.
riäiize" und )ill- Nnw : IntensivLilduiig 1. zu
fliiiiiien, stark weinen. - 2. zu flammen, brennen.
Flapp- flupp.
Klipp: z.sgz. aii> .l'hilipp- Gr U.
Flipper m. : Nachtschnietterling ,\i'; GMarli.. l.'li,
Syn. Melrogel: Nachtschatten.
Zunächst wohl üWi. Falter, denn 'ßipjien scheint (inoni.itop.
Bei^eichnnng des schnellen Auf- und Znklappeus der Flügel.
V?I. .flips', flngs (Gr. WB. ■?,, 1803).
Flar (hezw. flarr) —flur.
Fiaratscli ni.: im Anzug oder in der Arbeit nn-
unlentlicher Mensch GrB. (B.) — Nur zcrdrlmt ans
riertuch. s. d.
Aäre": weinen SchwE. Synii. s. fläitnen.
Nbf. zu hlären, plärren, mit Einmischung von Jliimirn ; vgl.
jllach : blach'. Doch s. auch flärren.
Plärre", -ä- AAPri.; GRSpl.; GStdt in Bed. 7 -
f. u. m.: 1. (meist f.) Schlag mit der flachen Hand
auf Backe oder Mund. Ohrfeige, Maulschelle, allg.
(grob, derb), i' Fl. setze' (L), .stecke', ye". Synn.
s. Flänr/ge. — 2. (Ffl- neben Fl- GTa., in. u. f.)" ab-
gerissenes od. abgestossenes Stück Haut vom mensch-
lichen Leib; offene Wunde od. Narbe, Wundmal, auch
Striemen, Flecken von einem Schlag B; Gl; Gr: G;
W; Z. , Einem einen Fl. machen' B; Gl, n&.sc/t/n" LG.,
ahrüeren [abwerfen], al/haiien, abtrlben [abstosaen] W.
Ganzi Fl. ah ha"; g. Fl. hangen ahi [herab] GMels.
Schürf in der Rinde eines Baumes GaPr. Synn. s.Flänse
Sp. 1203. — 3. breiter Klecks, Flecken v. Schmutz.
Mist, Dinte an Kleidern Aa; Bs; BS.. Si. ; Gl; LG.;
Scuw; Z. Syn. Flärtsch; Mos; zurückgebliebener
Fleck Schnee BSi. — 4. grosses Stück von irgend
einem Stoff Aa; Gl; L; GoT.; S; W. Synn. s. b.
Flänte Sp. 1204. Von Brot Aa in grober Rede
(anderw. z.B. Gr eben nicht vom Brot); Käse Gl;
LG. ; Speck Aa ; Gr ; Strassenkot, z. B. der an den
Schuhen hängen blieb und dann in der Stube abfällt
BRi.; Tuch W; Heu (Schicht) Scaw; er häd hiir au"'
nw'i e Fl. Heu, eine reichliche Heuernte gemacht;
Rasen Z, Syn. Pösche; Erde G; recht Fl. im, grosse
Furchen', Schollen machen AAEhr.; Land AaZcI.;
Baumrinde Gr. — 5. „Fladen, Kuchen Aa." —
ö. „grosses, altes, schlecht unterhaltenes Haus oder
Dach ScHW." Syn. Fläder. — T. grosses Weib Scuw;
unzüchtiges, herumschweifendes Ap; „unordentlich ge-
kleidete, leichtfertige Dirne G." ,Die Frau war eine
Schmutztrucke [-truhe] und die Töchter waren Flären'
6. Syn. Flängge.
Mhd. vlarre. vlerre f., breite, unförmliche Wunde. Viele
MAA. Deutschlands kennen das W. auch in den Bedd. 3 u. 4
des unsrigen. Der allg. Grundbegriff ist: etwas Breites und
Flaches, meist in verächtlichem Sinn oder mit dem Nebon-
bcgriff von Unordnung, Unreinlichkeit usw. Die Angaben
Über das Geschlecht sind z. T. mangelhaft oder schwankend:
doch scheint für einzelne Bedd. das eine Gesohlecht vor-
herrschend. Von den Synn. stehen lautlich am Nächsten
Fliiniiiii' Flieutmc; s. dd.
flärre": beohrfeigen S. Zu Flärre 1. Hei Gott
danket, trenn .si nng'höret [oline an den Haaren ge-
zupft zu werden] und iing'flärel drvo" vho" .rf ! .Toach.
— „er-: wacker durchprügeln."
Mhd. t7eiT.li. ausbreiten: nhd. auch: den Mund verziehen,
weinen: .flanen'. Kot auswerfen, pissen, vom Vieh.
Fliri m.: ein Triefäugiger SohwE. Syn. FUrzi.
\s\.ßürl»chen, triefen. Zunächst aber mit f=h, zu Blerr,
Nebel vor den Angen, engl, \i\nir, dftn. jUWe., schwed. -film,
blinzeln. Schm. 1' tGI.
Flor 111.: 1. (coli) Gartenblunicii, bes. für den
.Summer (Snmmer-J. Mer hünd Fl. g'säet ZO. —
2. (abstr.) Zustand der Blüte, von Blumen, dann auch
bildl. von anderen Dingen. ,Zwei Laurus Tyrus schön
im Fl.' Z 1787. ,Der Edle müesst in bestem Fl. [in
der Blüte dos Lebensalters] sterben.' JEEscher 1692.
— 3. Staat, Pracht, .aufwand (V). Si spilid e" grosse'
Fl. Ndw. Vgl. Florihus. -- 4. feines, lockeres Ge-
webe, Crepe Z, spec. als Kleidungs- oder Putz.stück.
a) schwarze feine Halsbinde t (urspr. wohl für Trauer,
s. Leid-Fl.). Püi-iK.; wollene Halsbinde Bs (n.). —
b) Schleier? .Die fremden Fliir, welche die Frauen
beim .spazieren tragen.' J.VIi ll. 1073. .Mhd. rlr,rr f..
Blume, Blüte, aus lat. floi-.
Kauli-: Blumenkohl. Karfiol li (üeljmanii 102o).
- Aus lat. Cd,//,, Kohl.
.Leid-: Trauerflor."
•Floranior: amaranthus, ein kraut' Mal.
Aus lat. ßos amorie, Liebesblume, wegen ihrer roten
Farbe. Syn. .Tausendschön'.
V lorihna Ak fFloripusJ: L; Ndw, Florio, -iuni
Z. Nur: in (im) Fl. = in Saus und Braus. Do göt 's
im Florio, da geht es hoch her. Stutz. Und iez lebt
wider Alls im Florium. ebd. ,Sie waren bisshero in
Floribus g'sessen, ihr Ubelzeit [Not, Plage] b'stunden
in Trinken und Essen.' Kalthius 1714.
Ersteres Dat. PI. des lat. Vf. ßos; Florio nach Anal, des
syn. ,in dulci jubilo'; aus dem scheinbaren Abi. wurde dann
von Halbgelehrten ein sächl. Nomin. f-iiwi) gebildet. Die
fast unvermeidliche Assimiktion ,im' für ,in' trug dazu bei,
den Dat. PI. in einen Sing, umzuprägen.
floriert: geblümt; mit Blumen, Arabesken ver-
ziert. ,Ein klein gefloriert bötbuch [aus der Beute
von Granson] ist angeschlagen für 60 gülden.' 1476,
Absch.
flörin -0-: Adj., aus Flor (4). .Flörene Fürgürtli
[Schürzchen].' Z Ges. 1793.
Floren m.: Gulden. ,Tetradrachma, ein gattung
einer münz, galt ein halben fl. ongefärd.' Fris.
Zweifelhaft, ob ,Floren' (Florin, s. d.) zu lesen, oder
, Flore"', da Gr. WB. 3, 1817 auch ,Flore, Flor' anführt.
Die Münze, urspr. golden (daher nhd. , Gulden'), später silbern,
wurde urspr. in Florenz geschlagen und heisst darum auch
.Florenzer' (s. d.). Aber die kürzern Formen können nicht
wohl aus dieser (rcsp. ital. ^oj-mo aus /?ore«rtHo) verk. sein,
sondern gehen unmittelbar anf/or- (fiore), Blume, zurück; eine
Lilie, das Wappen von Fl., bildete das Gepräge. — In einer
L Urk. 1435 findet sich ,FIorent', entweder verkürzt aus
.Florentiner' oder mit angehängtem ( aus Flore".
florenzen: Päderastie treiben, m. Acc. P. l.')14,
Absch. 3, 2, 791. 1519. Segesser RG. 4. 2(M. l.Vi9,
EoLi Act. S. 670.
Die schreckliche Unsitte scheint also von Florenz aus-
gegangen, wo sie wohl mit der Wiedererweckung des grie-
chischen Altertums eingezogen war (od. sich beschönigt hatte).
1207
Plar -fliir. Flai'gg' flui-gs'- Flartscli. Harz — fluitsch, rturz
Florenzer in.: Gulden. .Genower, biiiistler, fl.
uriJ kamergulden, dero jeklicher soll gelten 37 ß.'
1425, AnSf'H. — S. Floren mit Anm.
Plore't f.: Floretseide. ,Gefarbte Floret-Gespun.st.
Rauhe FL' Z Ges. 17.57.
Plori'ii ni.: Gulden. = Floren, s. d. mit Anm. .Jar-
lich zwenzig tusend fl. zu verzoren [hat ein Cardinal].-
NMan. ,1 fl. = 12 Gross.- XVI., 2. H., Assen. ,Wenn
im Reich die Mark Silber zu 10 Fl. 9 Kreuzer an-
gekauft werden kann [usw.]. Auf diese Weise wird
die feine Mark ausgebracht um 10 Fl. 20 Kreuzer
l'/2 Haller.' 1565, ebd.
Fliiri n.: weibl. Taufn., Flora Schw.
Finri m., Dim. Flurli: 1. männl. Tauf- und Ge-
schlechtsn. a) Florian Gl; Gr; „G; Vw." b) mit dem
Dim. FUlri, FlüreU, Floridus UwE. — 2. Hundename
B (B Kai. 1815).
flärgge": langsam, kränklich unihorgehen GG
Vgl. auch Plhirijij.
Flarsch s. d. folg
Flartsch, flarz flurisch, flurz.
Flarz, Flartsch -ä- m. — PI. -«-: 1. Flarse Ap,
Pflärtsch Aa (auch -ä-); BsStdt (auch Pßäsch); B (Si.
auch Flartsch); Gl, Flartsch B; Z, breiartige, zähe
Masse, z. B. zerlaufener Teig BsStdt ; breitgetretener
Unrat, ebd.; „Strassenkot Äp; Gl; Gr; Z." Breiter
Kot- oder Schmutzfleck Ap; B; Gl; Z; arger Tinten-
klecks Aa; BsStdt; BSi., Syn. Tolgg. Schmutzige od.
wunde Stelle am Leib, breiter Schorf, welcher eine
Wunde deckt Ai'. Vgl. Flärren; Schlargy. — 2. Flarz
B; Gl; GA.; Si.'hwE.; Uw, Fjl- AAZein., „Flartsch
VOrte; Z", klebrige Feuchtigkeit, Schleim^
schmutzige, klebrige Nässe GA. ; Uw, Fleck von Eiter,
Harz udgl. SchwE., spez. die eiterige Feuchtigkeit,
pappiger Fluss krankhafter Augen B; „VOrte;" Gl;
G.\. ; Uw; „Z"; derselbe in vertrocknetem Zustande
AAZein. Syn. Flirz: Ziger; vgl. Fl.-Ang Sp. 136.
Auch pers. : Mensch mit Triefaugen aScuw, Syn. Flurz.
Ore'-, Ohrenschmalz GA. — 3. breites, schwer wie-
gendes und schwer bewegliches Stück Erde, Schnee,
Eis, grösser als Scholle, Miitte ZO. En (grosse") Fl.
ume-iuc", -bringe", beim Hacken mit dem Karst oder
beim Umbrechen ein grosses Stück Erde (mit Rasen)
losbringen und umwälzen. Wenn an Bergabhängen
der Boden unterhöhlt ist, so geschieht es, dass ,Flärz'
herunterstürzen. Hyn. Flärre. — 4. Flarz 7,, Flartsch
Aa; Z, breit wuchernder, verschlungener Pflanzen-
wuchs; Stelle, wo Pflanzen dicht wachsen; Gebüsch,
Gestrüpp Z. En Fl. Stüde", Ebberi [Erdbeeren]. Wo
amig [ehemals] de Garte g'si' ist, wachsed iez Reck-
holderstiide", BrombSrillärz und Dorn. Stutz. Ganzi
Flur: Ziklame" ZO. Die Winde, convolvulus arvensis,
bildet .tV. Aa; ZW. ,Utt'sechcn halten, dass das houw
ohne einiche zerzeisslung. sonders wie es ane flartschen
uf einanderen verjesen. ab den stocken geworfen werde.'
Z Mand. 1575/lijl7. - 5. Flartsch, Quecke, triticuni
repens ZWl. Rispengras, poa strigosa Holtin., eine
filzige Decke bildend ÄABb. Flarsch, Vogelknöterich,
polygonum aviculare AAGäbist. — 6. Flarz, Fläz Z,
Flartsch (auch Schindlen-Fl.) Zo = Fläder 1, Flärren (i.
Bes. Complex von solchen Häusern; en Fl. Hüser Z. —
7. „Flartsch, breit (zum Weinen) verzogener Mund."
Vgl. Flirze. — 8. Flarz GrV.; GG., Pflärtsch AABrugg;
Bs; B; GW. (-öä- f.); SchKI.; ZAuss.. Flätsch Z, Pflätsch
Bs — m., f. u. n. BE., zerlumpter Kerl GrD.; dicke,
träge, unreinliche (Weibs- AABrugg; B; GW.; Z) Person
Bs;GrV.;GG. Syn. Pfhmtsch. Faulenzer; einfältige,
unbrauchbare Person B. ,Jeder Pflärtsch meint, er
sei zur Arbeit zu vornehm.' Gotth. ,Meine Frau ist
ein Pflärtsch.' ebd.
Die gemeinsame Grundbed. des obigen und der folgenden
WW., welche auch durch die Laute nachgeahmt wird, ist:
breite Masse od. Gestalt; Übertragung auf eine Person (bei 8|
wie bei den syn. Flangge, Flärre u. a., zu welch Letzterni sicli
unsre Gruppe viell. als Weiterbildung verhält. Auch hier
gehen die Anlaute Fl, Pfl u. Bl (s. Bläit«ch, Lappen; breiter
Flecken) durch einander. S. auch Pflasch.
Flarze", Flärze, Flartsche, Pflartsche —
f.: 1. Flartsche Ap, Pflartsche Bs = Flarz 1; z.B.
Kuhfladen. E Pfl. im G'sicht, eine grosse Narbe Bs.
Fleckige Stelle am Leib Ap. — 2. Pflartsche = Flarz 3
Tu; übh. grosses, breites Stück, z.B. von Tuch, also
Fetzen, Lappen ScflSt. — 3. Flarze Gr; GSa., Flärze
GRUVatz, „Pflartsche L", träge, unordentliche, un-
reinliche, unhaushälterische Weibsperson. En armi
leidi Fl. Auch Flarzegunde GSa.
flarze", flartsche'^: 1. flartsche Aa; Ap; B;
„Gl; Gr;" L; Sch; „Z", in Wasser, Kot, Schlamm
(unachtsam) herumtreten, so dass ein platschender Ton
entsteht. Synn. s. flimggen. In klebrigem Stoff, z. B.
Teig, ungeschickt arbeiten. ^ 2. flarze SchwE.; U; Z,
flartsche, flartsche „VOrte; Z", xiflarlsche Aa; Gl,
kleben, von Harz, Eiter udgl. Von den Augenlidern
Schleim absondei-n und sich damit überziehen. „Das
Pflaster flartschet; das Auge flärtschet = trieft von
klebriger Flüssigkeit." G'flarzet, klebrig, bes. von
den Augen GA. Von Personen: schmieren Gl; U;
mit Salben \ind Pflastern hantieren Aa. Überflart.iche',
mit einer dicken Flüssigkeit überziehen ZLunn. —
3. flarze ZHombr., pflartsche Z, sich dem Boden nach
ausbreiten, von Unkraut. — 4. „flartsche, hässlich mit
breitem Munde weinen VOrte." Vgl. flännen, flirzen.
— 5. (iimej flarze GG.; ScnwMa.; ZO., „flartsche',
pflartsche Sch, behaglieh breit, träge (auf dem Polster)
liegen oder sitzen, faulenzen, faul sein. Wc-me"
miied isch, so isch es besser, me' stand e wenge still,
als da"-me'' neimen [irgendwo] ane' pflartschi Sch.
, Unter dem Tisch liegt hie und da ein Fleischbein
und auf den Bänken herum flarzen die lieblichen
Wähen [Ofenkuchen].' Stutz. .Statt fleissig zu arbeiten
müsset ihr faulpelzen, herum flarzen und dubäckle"
oder mit Karten g'vätterle".' ebd. Wenn i''> im Stall
gräch [mit der Arbeit fertig] bi", so flarz v'' uf dr
Ofen ufe. Senn. — S. auch jiflagr-hen.
ver-: 1. -flarze GA.; UwE., -flartsche, -pflartscU
Bs; Z: (auch refl.) von den kxLgew = flarzen 2. Ver-
flarzet GA., -flarzt UwE., klebrig, bes. von den Augen.
Von den Haaren: verfilzen. .Crinis durus sanguinc,
verflarzet und zuosamen gebachen. hert in einanderen
gestocket.' Fris.; Mal. — 2. .Verpflartsehen, mit gar-
stifrem Geschmier schänden. Sein Gesicht ist von
Flaviscil. tlav7, lliiHsoli. Iliir/.. I'la'
■Mus
1210
Mist und Blut ganz verptiaitscht. Er hat das Buch mit
, seinen gelehrten Noten ganz verpflartscht.' Spreng.
Hässlich ühermalen Z. — 3. rerpjlartschet, in die
Breite gewachsen, von Pflanzen; übcrtr. von einem
Gesicht: mit breiten Zügen. — 4. -fhirze Z: (trans.)
durch faules sich Wälzen zerdrücken, verunstalten;
: e ver/larzets Bett. Syn. verstarrel. — he-. ,Rufus kurz
I beflarzet, Esopi Fabel-G'sicht.' JCWeissenb. 17u2.
Flarzi m.: 1. Flarzi, Mensch, der an eiternden
Geschwören oder Ausschlägen leidet U. — 2. Flarzi
Z, Fldiisclii L, träge, nachlässig angezogene (Weibs- L)
Person; Faulenzer. Vgl. FJärtscher.
„flarzig, flartschig, pflärtschig: 1. sumpfig,
weich, von Wegen Ap; Gl; Gk Z. — 2. faul, un-
'. ordentlich, nachlässig im Anzug, bes. von Weibs-
personen, allg."
Flärtsch Scu, -e» G; Tu, - - m. G; Sch: 1. „Kuh-
fladen." Zsgebackener Strassenkot Soh. — 2. Haut-
wunde, Streifwunde durch Anstoss an harten Körpern
,| „6;" TuTäg. — 3. „Schlag luit der flachen Hand auf
ji den Hintern Scu."
l Flärtsche Pfl- f.: Fleck, wo sich Haar mit Harz
' oder Eiter zusammen geklebt hat ÄABb. Syn. Blärtsch.
, „Flärtscher m.: 1. Einer, der mit breitgezogenem
. Munde weint VOrte. Vgl. Flärtsch 7, ßartschen 4. —
2. Faulenzer, allg."
j Plirz l^ m.: 1. „Flecken zäher Flüssigkeit Vw; Z."
I Ansfluss der Augen, Augenziger BJeg. Vgl. Flarz 2.
1 — 2. (Flirze" PI.) „Kinderpocken". — 3. „Pflirz, -i
j IB., Pflirze f., Schwächling äaP\; LG."
Bei 2 ist der Begriff toü ,Fleckeu' oder , eiterndes Ge-
i schwur' auf diese Kranlilicit eingeschränkt. — 3 ist eig.
f die weinerliche Person, s. ßirzen; den selben Begriffs-
f Übergang zeigt das syn. Pßnnni.
1 flirze": l.^„/ia»"eM5 VOrte." — 2. weinen AaF.;
i LG. (ptUirtticIie) ; „mit triefenden Augen (VOrte)",
I heulend, hässlich (Sch pfl-), aus Ärger oder übler
1 Laune (ZO. fU'rze uml pflV-), halblaut mit erstickter
Stimme, mit Zurückhaltung weinen, schluchzen (AABh.
Iillirtsche, UwE. fliirze). ,So tuond sy glych als die
verzwyfleten Juden, die Steft'anum nit wolltend hören
i und flirzend um den lychuam Christi, man well uns
l das heil nemen.' Zwingli. Syn. flartschen 4, flürzen,
ßännen. — 3. „pflirze", von schwächlicher Gesundheit
j' sein, wenig ertragen mögen AaF.; LG."
I Flirze" f.: verdriessliche, mürrische Miene G oT.
[ E Fl. mache". Syn. Latsch.
Flirzi m.: ein Triefäugiger ScnwE. Syn. Fiiri.
Florz, flörzen s. Fhz usw.
Flarz ü' m. : 1. Mensch mit Triefaugen Schw.
, Vgl. Flarz 3. — 2. liederliche Weibsperson GrV.
, Vgl. Flarz <S, Flarze" 3. — 3. s. Flöz ä.
' flurze": mit erstickter Stimme weinen U. S.
8 ßirzen.
fliirze"; 1. s. ßirzen 2. — 2. s. fläzen.
Flas (i'fzw. flassi — flus.
Klasade", -er: flockige, wollene Bettdecke. ,Fla-
saden 8 Stuck.' 1571. Z Invent. .Flassader-deki.' L
IfiO-l, Hausratrodel. .3 weiss und 1 gelbe Flasaten.'
1027, TiiBürgl. Invcnt. ,1 rote, 1 weisse Flasaten,
1 Kinder-Flasaten : Bettgewand.- 1675, G. - flasa-
derin: aus solchem Stoff. .Flasaderne Decke, villosa
stragula.' Mal. — Mlat. ßaciala, ßam(!)atu, afrz. ßanrnde.
flaserig: maserig, aderig. ,Das flaserige Gewebe
des Gneises.' Gem. U 1831. — rim. = ßadevk, (s. d.);
vgl. Faser = Fadeii.
ttSsele": schmeicheln, sich einsclinieiclieln BLenk.
Syn. fläschlen. - Scheint eine oiiomatii|). lüldiuig.
fläsene" s. flismen.
Flause (-ss- Ineichen) — PI. unver. — f.: 1. Ohr-
feige AAFri.; Gl; ScnSt.; TnTäg. Maulschelle Bs
(Spreng). Fl. stecke" [versetzen, geben] Gl. — 2. (PI.)
a) Spässe, Possen, lustige Streiche Aa; L; Schw; S;
U; W; ZO. ; was nicht ernstlich gemeint ist Ndw;
kleine Neckerei (auch aus Liebe), ironische Reden
UwE. ,Ihr wollt mit mir nur euere Fl. treiben.'
GoTTH. — b) Umstände, Ausflüchte, nichtssagende Aus-
reden, leeres Geschwätz, unnütze, dumme Bedenklich-
keiten, Vorspiegelungen Bs; GkI).; GF., oT.; Schw;
UwE.; Zg. Bes. in der RA.: Mach-mer keim FL!
Syn. mach-mer de" Schümmel niid schilch! mach nüd
de" Narre", de" Blaue"; mach kei Spargimenter u. a.
Das sind niimme [nur] Fl. W. Das si"''-mer afe Fl.
GoTTH. — c) Aufschneiderei, Lügen AAFri.; F. —
d) Grillen im Kopf, eitle, seltsame Gedanken W; ZO. ;
UBragg. ,Er wolle sich wert machen, hätte FL im
Gring [Kopf] und meine, da Bauer zu werden.' Gotth.
lo Bcd. 2 a und b ist syn. Fause", und der Bed. 1 steht
ualie Famle, Rutenhieb. Beide Wortformen sind wo] urspr.
verschieden, scheinen aber auf einander eingewirlit zu liabeu.
Beide Bedd. liessen sich aus der Grundbed. , Streich' ableiten ;
indessen ist Fl. 1 viel), auf ,Flans', Maul, zurtickzuffthren ;
2 auf nhd. ,Flaus' m., Flocke; s. Gr. WB. 3, 17:37.
flause": flunkern Gl. — Aus Flausen S l, c.
Flausi m.: Flausenmacher Ndw.
„flausig: leere Ausflüchte, Vorspiegelungen ma-
chend LE." — g"fl-: zum Scherzen geneigt, schelmisch
L. — Zu Fluumt s «.
Flausle" f.: weibischer Mann; Schwätzer Z.
Wahrsch. aus dem syn. Fmish: durch Einschiebung des /
im Anlaut entstellt.
fle 'ssig (bei St. auch mit -ä-) : mit dem Schnupfen
behaftet Bs; BE., S., U.; syn. schnüdrig; nüschig;
flüssig; heiser.
Der Bed. nach könnte das W. wohl mit , flüssig' zsfallen,
da beim Schnupfen Nase und Augeu triefen, aber lautlich
ist es mit diesem nicht zu vermitteln, sondern es muss eine
absichtlich gebildete Nbf. dazu sein, die zunächst m\i flitzen,
netzen, zu verbinden ist; vgl. flehleren neben flod-, ßuil-,
fluderm.
fleuslen s.
Pliss m.: 1. in der gewöhnlichen nhd. Bed., d. h.
beharrliche, eifrige, sorgfältige, auf einen (meist guten)
Zweck gerichtete Tätigkeit. ,Habe Fleiss mit Beten
und Arbeiten!' Gotth. In Sprww: Fl. bricht Is.
SüLGER. ,Sorg und Fleiss fallt nicht auf dem Eis.' ebd.
Z' vil Fl: schlipß uf 'em Is. ebd. Wie dr Fl., so di Spls
W. Fl. bringt Brod, Fülket Nod. Ineichen. ,Nach der
zeit, die er mit fleiss erlernet hatt von den weisen.'
1530, Matth. ,Brittlet oder mit fleiss angesehen [sorg-
fältig ins Auge gefasst].' Fris. — 2. Absicht, Vor-
satz, aber nur in der (auch änhd.) Verbindung: mit
Flas. fles. flis. flos. Aus
1212'
Fl., z. B. Etwas tun. allg. Der Bungschur heb mit
Fl. g'klöpft mit der Geiste, wo-n-er hi 's Hanse Gntli
ane' g'fare' suj [ev habe Absichten auf das Mädchen].
BWvss 186:5. Wortspiel: Niil mit Fl. aber mit U'ßiss
Gh. Mit Fl. niid G'icall. aus eigner Schuld GW.
.Doch soll man hierin kein Gefahr treiben, dass man
mit Fleiss nur das best und geleitest Holz hauen
wollte.' 1506. Arch. Kloster Eins. .[Etliche Fälle] die
ich mit rt. überschryten [übergehe].' LLav. 1.569. ,Also
fundend sy |die Betrüger] den bricf nach langem im
sacramenthüsly, dahin sy in vorhin mit fl. [= .selbst.'
1670] gelegt haftend.' ebd. .Ambitiöse tristis, mit
fleiss ernsthaftig. der seines traurens ein ruom haben
will und sich desse fleisst.' Fris. .Falls einer spürte,
dass der Besitzer des Unterpfands das Gut schleizen
[verderben] und mit Fleiss abgehen liesse. mag er zu
dem Unterpfand klagen.' 1652, Scuw Hofr. ,üenen,
welche .sich mit Fleiss aus Fürwitz dahin begeben,
seie Nichts erschienen, die aber, welche ohngefehr in
dieselbige Gegend kommen, haben Alles deutlich ge-
hört.' LL.iv. 1670. .Mit Fleiss. consulto, studio, de
industria.' Hospin. 1683. ,Es scheint, dass sie die
Tempel mit Fleisse gebauet haben, uns durch die
unnatürliche Extravaganz ein Gelächter zu erwecken.'
DiscouRSE 1722. .Man hat in dieser Zinsrechnung die
Brüche mit Fleiss hinweg gelassen, weil solche ohne-
hin nicht bezahlt werden.' Av Kai. 1796.
Im ä. Nlul. kommt ,m. Fl.' auch in der BeJ. von 1 vor,
aus welcher es natürlich anch bei 2 entsprungen ist. 8. dazu
Ztschr. f. Yölkeriisych. 1869, 417.
fllsse" (refl.. absol. oder mit Gen. S. oder ,zu' mit
Inf.): sich befleissen, fleissig sein, sich beeilen, z.B.
.si>'' hei'" fl., heim zu kommen Ap; Gl; G; Uw; Z.
Syn. Ernst han. ,Sich der warheit fl.' Zwisgli. ,Wir
wellen uns fl., alles das ze tuond.' 1526, Absch. ,Bie
pfaffen sollen all tag an die letzgen gän, der gstalt.
dass si sich im anfang zuohin flyssint und bis am
end da plybint.' 1.526. Ecli. Act. .üieweil er sich
fleiss [befliss], nach Gott ze wandlen, nam in Gott
hinweg." 1531/60. 1. Mos. .Dass och vil uss den urab-
ligenden lender sy zuo verhören [anzuhören] geflissen
habend.' Kessl. ,Dass die gemeind dester empsiger
zuo liandreicliung der armen herzuo flisse.' ebd. .In
diser zyt liattend sich zuo Zürich etliche eigensinnige
lüt uss letzem [verkehrtem] yfer erhaben und ze-
sammengeflissen.' ebd. .Hatt er dann uf die weit ge-
sehen und sich, was ires gefallens, fl. wellen V' JWolf
15G1. .[Wir] flyssend uns hie der kürze.' HBull. 1571.
,Sich begirlich fleissen, aifectare. Sich der fugend
fl., dare operam virtuti.' Mal. .Die da nüt habend
uf der predig, die nit gern sechend, dass sich zur lehr
flysse iiir wyb, kind und gsind.' 1616, JBreit. ,We-
licher sich nit fleisst der Massigkeit oder Nüechter-
keit.' JRHoKF.MSTR 1645. — Ptc. als Adj. geflissen:
fleissig, gewissenhaft. Bei einer Versammlung g'flissen
erschlne' Gl. .Gefl. Zinsen.' 1877, Z Prozessakt. ,N. N.
soll fürderhin geflissner syn: nier hinter den büecheren
und weniger hinter den gläseren im wirtshüs.' 1534,
Z Synodalcens. ,Geflissne hüssuochungen.' 1650, Z
Mand. - ungeflissen: ohne Eifer, Sorgfalt. .Sich
der arbeit bedauren lassen, ungern oder ungett. ar-
beiten, labori parcere. Ungefl., incultus.' Mal. —
hochgeflissen : höchst angelegentlich, dringend.
.Bitten und vermanen wir üch ganz hochgeflissner
gestalt und brüederlicher ineinung.' 1.532. Strickl. —
geflissenlich, Adv.: absichtlicli. Öppis g'/lisseli fue'\
UwE. Syn. mit Fliss.
FIuhch ohne Refi. l)ei Kessl. scheint die eu^ere Bed. {
.herbeieilen' zn haben. ,Sich zu Einem fl.' = sich gesellen, ]
an ihn halten, so dann natürlich auch: .sich zesamen fi.', ]
eine Partei bilden.
„ flisshaft(ig): fleissig. beflissen."
flissig: 1. Adj. wie nhd.. z. B. im Gruss an Leute,
die man bei der Arbeit trifft: Flissig, flissig? Antw.:
He ja, me" muess Öppis tue' i" dr Welt! und beim
.\bschied : Sind niid s' fl. (und doch! sc. flissig) Z.
Dem FU.ssige' gugget de'' Hunger uvl zum Pfeister »",
darf aber nid i 's Hus. Ineichen. - 2. Adv. (//(-«u/
GRVal., sonst Gr -ss-; GWeisst.): oft. Syn. diel;.
flissigen (refl.) = flissen und von diesem, nicht
von flissig, gebildet. ,Das ich mich zuo tuen in allweg '
fl. will nach mynem besten vermögen.' Zwixgli.
flisslich: angelegentlich, sorgfältig. ,Dem handel
fl. nachdenken.' 15'28. Abs.h. .Fl. erfaren.' 1528, Z
Mand.
Elise" s. Flinse".
flisnie" Aa; Ap; B; VOrte; G; Sch; Th; Z, pfl- ScH
(Ivirchh.). fliesme G oT., fläsme AaZcIu. : 1. flüstern,
allg. Syn. flimsen ; flisperen, /«jjerf )i ,■ fislen. bismen; ^
chüschelen, löslen. Was häiul-er mit enand z' fl.?
D' Dienst [Dienstboten] händ g'flismet itnder enand
Z. Bes. zärtlich BSi.. heimlich zusammen AAZein.;
hörbar leise lernen, lesen BM. .War er einmal
hineingeflismet [durch flüsterndes, verführerisches Zu-
reden zum Prozessieren überredet], so war seine Frau
ein U"tüfel von Hartnäckigkeit.' Gotth. ,Die waar-
sager und die zouberer, die in irem beschweren flis-
raend.- 1553, Jesaj., dafür 1683/1707: .welche schwätzen
und mummelen.' ,Insusurrare, in die oren blasen oder
fl. und runen.' Fris.; Mal. ,Abergläubig und gott-
losiglich fl., reden und verhandlen.' RGwerb 1646.
.Mussitare. müderen, heimlich brummlen, fl.' Denzi.
1677; 1716. .Mönen, fl.. mutire, inussare, susurrare.
Rannen, einflismen, insusurrare.' Red. 166'2. .Der
seinem [Beichtvater] seine Sünden in das Ohr hinein
flismet.' ClSohob. 1699. ,Die Hebammen zu Stadt und
Land sollen vor ihrer Bestätigung vorwarnet werden,
sich allerlei abergläubischen Sachen und Ceremonien
mit Krüzgen (Bekreuzen), FL, Sprechung sonderbarer
Wörteren, Versegnen udgl. zuo enthalten.' 1628/1743,
B Mand. , Alsdann gibt der Major dem Ersten zu
seiner Rechten das Wort heimlich flismend in das
()hr.' Kriegsb. 1644. .Käme der einte Bärenjäger, dem
die Forcht verschwunden, vom Baum herunter, und
fragte den, wo als todt auf der Erde läge, was ihm
der Bär in's Ohr gefliesraet habe.' JRGrimm 1786. -
2. schimmern. Das ist es Fl., en Glast und eti
Schhi [von einem ausgeschütteten Sack Gold]. Romaxg.
Lautmalende Bezeiehnuni,' wie die Syn. mit /iV {dazu
auch nhd. ,flüstern' ans ,fli.st-'), woraus sich auch erg;ilit.
itiss ji imnen umgestellt smaßiiinen, nicht etwa umgekehrt, aus-
genommen viell. in Bed. 2. vgl. ,flimmern'. Diese Bed. 2 ist
zwar schwach bezeugt und viell. nur persönlicher Missbraucli.
doch nicht unmöglich, vgl. zieilzcren, zwitscheren, schimmeln,
u. a. Übertragungen zw. Gehörs- und Gesichtserscheinungiii.
Fliess n.: 1. Löschpapier B. — 2. s. Flug. -
1 viell. blosse Verstümmelung für Fl.-Bajiir.
fliesse" resp. flih.'ie": 1. schwimmen, nur in der
ä. Spr.. von Fischen und Flössen. .Swaz fliuget, fliuzet
1213
Fks. fles. Ilis. (los. Hiis
1214
olJe gät, ilaz stät vil gar in diner haut.' alt. deutsch.
PissiONSSi'iEL. .Mit Gericht, Stock und Galgen. Zwing,
Bann, Schwebend«. Fliessends |d. h. wohl Vogeljagd
und Wa.sserrecht mit Fischerei] und Gejägd.' 1428.
GBLags. ,üass si gar bald [schneller] flnssend. denn
der Eidgnossen floss.' Edlib. — 2. Flüssigkeit durch-
sickern lassen (vgl. rinnen). Von Papier, wie nhd.
' ,üas Papier fliesst durch.' Hosp. Von Wunden, Ab-
sccssen: Flüs.sigkeit (Eiter, Hlut) ausschwitzen UwE.;
Z. Syn. üsgän. Trans.: (frische Schrift) mit Lösch-
papier {Fh'ess n.) trocknen Bs. - 3. herrühren, ent-
springen; rechtlich zu eigen werden. ,Bie Fälligen
[Zinspflichtigen] zu ihrer Pflicht anhalten, damit die-
selben, wannenher sie geflossen sind, mit dem Abt
kaufsweise abkommen.' 154(i, .^bsch. ,Diewyl sollichs
I Verstimmung] uss misstruwen, selbsfliessender jn-
bildung und eigenen bewegnussen oder villicht an-
, wysung anderer harfliesst.' 1586, ebd.
Fl. von sich bewegenden flüssigen Massen nicht recht
[ tolkstüinlich ; von Bächen und Flüssen gilt laufen.
\ ent-: sich entziehen, entfliehen. ,Dem Muotwillen
i e.' AKlingl. 1691.^ — ver-: hinweggeschwemmt wer-
den [bei einer Überschwemmung]. Lied von 1595.
Moralisch: von Versuchung ergrifl:"en und fortgerissen
werden. ,Darumb sollend wir dester mer warngmmen
des, das wir hörend, das i ir nit etwan verfliessind
'[= .ausgleiten.' 1860].' 15.^1/1667, Hebr. - her-:
herrühren. Vgl. fHessen 3. ,Als dann diser ufruor
■ durch etlich unrüewig personen antriben [angestiftet]
'und hargeflossen [ist].' 1570, Absch. — zer-: aus
einander gehn, sich verlieren. .Die von Glaris bet-
tend mit der herschaft gern ein täding [Frieden] ge-
troffen, dann vil volks [auf ostreichischer Seite] bi
einandern was; wollt sich der [östr.] adel keins wegs
darein schicken, dann ir sorg was, wann das volk ze-
flüsse, so wurd das zuosagen ouch uss syn.' Vad.
Bach-Fliessi f.: der Lauf, das Bett eines Baches.
, Syn. Runs. ,Die o kelinen sind des gottshuses eigen
J und die snesmelzinen und die bachfliessinen.' Hofr.
j Breitenb.
[ Fliesme" s. Fliete".
i PlOSS m.: 1. Flöz Aa; Ai'; Bs; Gl; Gr; L; GSa.;
ScH; Uw, Flörz Av; Z (auch FWrz) — PI. -ö- (-Ü-)
] a) wie nhd. Auf dem Brienzer See von etwas eigen-
'■ tünilicher Gestalt : eine Menge Scheiter, von ringsweis
aa einander geklammerten Stämmen eingeschlossen.
I'ortgezogen durch ein vorgespanntes Schiff, auf wel-
. cheni sich ein grosser Haspel befindet, mit einem
Stricke, welcher zunächst eine Reihe hinter einander
■ befestigter Balken und dann mittelbar den Bing nach
sich zieht. .In schiffen ald uf flözern.' Z Ratsb.
1'292/1371. .1 Floss Holz, gross oder klein, zahlt
2 Pfenn.- XIV.. Bs. ,Ratis, ein flotz.' Fris.; Mal.
; ,üer Bär ein grosser Flotz der Schweizeren; die Gans
! und die Ent 2 grosse Flötz deren von Zürich.' JEEsrn.
; 1692. Syn. BlochscUff. ,Der Abgang von dem Vieh,
welcher auf dem Flotz unter dem [über der Linimat
erbauten] Schlachthaus aufbehalten wird.' Z Polizei-
urdn. 1779. In einer Bs Zollordnung von 1487 wird
: unterschieden ,schuehiger, spenniger, gemundiger [Ge-
münde, Spanne] Fl.' Einen Fl. erstellen die Kinder
aus an einander befestigten Brettern, um damit auf
Lachen und Teichen herumzufahren GnSpl. — b) so
viel Holz, als zum Flössen jeweilon auf ein Mal ins
Wasser geworfen wird GrV. — 2. grosse Fläche,
z. B. ein Stück Land AAFri. Ne" rechte" Moz iime-
hacl-e'; vgl. Flarz 3. — 3. Flöz Sch; ZRafz, Flarz
ZStdt, reichlich, breit ausgegossenes Wasser, speziell
Piss, V. Kindern. En Fl. mache", 's Chindli hed sc/»«"
leider en Fl. Vgl. /W.s\s7e;( 2, Flotz; Bös. ~ 4. als Ortsn.
feuchter Grund? od. viell. eher: Kanal. ,Im Flös- Z
Wetz. S. auch Flöz. — 5. bildl., uf 'em Flöz (Gr,
Florz Ai') s\", von Personen und Sachen, in der Not,
auf der Neige, im Verfall. Vgl. //ö.vs. ,Verderben, auf
dem flotz sein, nichts mer haben, cedere foro. Raum-
anf machen, auf den fl. kommen, alles verzeert und
verton haben, redigere ad assem.' Mal. ,Er ist auf
dem flotz. proterviam fecit, ad incitas est redactus,
ad restini res incidit.- Hosi-. 1683; Mev., Hort. 1692.
Eig. zu unterscheiden mhd. ßvz m., Strömung, und flvz
i]i. n., Floss, Letzteres von ßiezen i. S. v. schwimmen. Für
1 a schreibt Edlib. einmal (nach seiner Weise) ungeschickt:
,Die Rappersweiler zogen den feindlichen fluss zuo der statt
mit einem anker und Widerhaken.' Bei 3 mag Flars zur
EinSchiebung des r eingewirkt haben. — Zu 5 vgl. die RA.
de" Bach uli ijan u. ä. i. S. v. zu Grunde, verloren gehn.
flöss, auch -s; kahl GnPr. 1. nicht mit Gebüsch
bewachsen. En flöse Bode", auch von einer Stelle im
Wald. — 2. mit wenig Schnee. En flose Herbst,
Winter, wenn es stark gefroren hat und doch kein
Schnee liegt, so dass es dann z. B. gefährlich ist, mit
dem Vieh von den Alpen zu fahren.
Die Bed. .kahl' scheint auf der bekannten und für die
Schweiz. Waldkultur so wichtigen Tatsache zu beruhen, dass
uubewachsene Bergabhänge von EegengUsseu am Meisten heim-
gesucht und zerstört werden. Solcher kahle Boden ist denn
auch in der kalten Jahreszeit dem Frost am Meisten aus-
gesetzt und daher glatt, schlüpfrig.
Flösse" (PL): Schwimm- oder Flotthölzchen an
Fischernetzen, d. h. die länglichen, aus der Rinde der
Schwarzpappel geschnittenen, einen halben Fuss weit
von einander an dem obern Saum des Netzes (Oberäri
Sp. 388/9, auch Flüssi) befestigten Hölzchen, welche
denselben auf der Oberfläche des Wassers schwimmend
erhalten TuBodensee; ZS. .Zerlege das zuggarn, die
bleiklötzlein gegen dem rand, die flösslein hieher:
explica everriculum. plumbeas massas ad oram lintris
ponendo, suburea huc' Red. 166'2.
flösse": 1. einen Floss machen BThun. — 2. in
einem Bach das Eis los machen, so dass es fort-
geschwemmt wird LG.
Flosse" f.: Kieme? ,Der Biber hat kein Flossen,
wie sonsten die Fisch haben, dardurch ihnen das
Wasser wieder ausfliesst, das sie im Speisfang er-
schnappen und einsaufen.' JLCvs. 1661.
flössen flöze allg., flörze, -«-- Z : 1. Holz im Wasser
fortschafl'en. allg. ,Langholz flörzen.' Z AmtsbL 1869.
,Das Holz, so man durch die Muota flözt' 1518/44,
ScHW LB. — 2. (weg-) schwemmen, tr. und intr.
(nnper.s.). Bei starken Regengüssen ,flözt' es in den
Reben, d. i. wird die gute Erde furchenweise weg-
gespült ScaSt. Das Wasser ,flözt' bei einer Über-
schwemmung Steine, Land, Gebäude Uw. Inhi" fleze",
einfliessen, eindringen BGadm. ,Da flosch das Wasser
Grund und Boden enweg.- 1524, HsStockar, welcher
*ßöschen für hochd. hielt und es nach Analogie des
Intrans. .löschen : losch' behandelte. ,Die hoffnung
des gottlosen ist wie ein reifen, der vom ungewitter
hingeflötzt wirf.' 1531, Weish. .Flötzen, schwemmen.'
1215
Flas, flo.s, flis, H.(s. lins
l'ilii
Mal. ,Flötzen. alluere. Der platzregen üötzt, nirabus
rapit, aufert (terram).' Uenzl. 1716. , Schwere, zornige
Wetter und Flötzungen.' Imthdrn, Mem. — 3. eine
Lache verursachen durch Ausschütten einer Flüssig-
keit, bes. vom Pissen, Bettnässen der Kinder Aa; Sch.
Syn. rözen. — 4. schlürfen, inhi' fleie BHa. (Zyro).
ab-flözen: stecken gebliebenes Flössholz wieder
flott machen Ndw. — ver-: 1. durchnässen ScnSt.;
zu fl. 3. — 2. fortschwemmen, in nützlicher oder in
schädlicher Weise ; durch Überschwemmung verheeren.
.Ein häufen erd wirt mit dem wasserguss verflözt.'
Z Bib. 1531. ,Es werdend wasser entspringen, wer-
dend überlaufen und das land verflözen [:= .über-
schwemmen.' 1667], stett und einwoner.' 1531/48,
Jerem. .Die göttlich Each hat die ganze Welt er-
tränkt, umbracht, verflötzt.' Euef 1550. , Alles, so
man in abgelassne bäch oder brunnen schüft, das es
verflözt werde.' Mal. Das L Ansechenb. verbietet,
Schutt in die Reuss zu werfen, ,was nit das wasser
verflözen mag.' ,Aber [wieder] ein solche verflözung
des Krienzbachs [Überschwemmung durch den Kr.].'
1570, RCvs. ,Zerflözender Regen, der die Früchte
wegschwemmt.- 1707, Prov. Auch von Verschüttung
durch Lawinen: ,Der Flecken ist in mässen verflösst
worden, dass da kein Anzeigung eines bewohnten Ge-
bäus mehr anzutreffen.' JJScheuchz. 1706.
Flösser Flözer m.: 1. wie nhd. Über ihre Arbeit
s. Steinm. 1802, 224. Flueche" wie en Fl. Nass wie
e Fl. Gr. Erscheint als besondere Berufsart in einem
L Einwühnerverz. 1456 und in dieser Eigenschaft
scheint ihm die Beseitigung krepierter Tiere obgelegen
zu haben: .Beschwert uns hart, dass, so einem armen
mann ain vich abgät, der landvogt lat verbieten, dass
keiner dar[f] kein andern flözer nemen denn den zuo
Frowenfeld.' 15'25, Absch. — 2. wer die Gewohnheit
hat, viel, oft oder am unrechten Orte (im Bette) zu
pissen Aa. Syn. Rözer.
Flössete Flösetr f.: das Holzflössen; das Quan-
tum Holz, welches auf ein Mal geflösst wird, auch
dim. -etli Uw.
flösslen: 1. ertränken, oder viell. auch nur
.schwemmen' als Strafe üblich, z. B. für Betrüger,
auch für Dirnen. ,Dem fl. er mocht nit entgon.'
Gengb. — 2. in der Gaunerspr. = pissen. VgL Floss 3.
Plössling m.: Fisch. Gaunerspr. It Edlib. 1488
(,flosl-'). ,Zu Basel uf dem Kolenberg, do hand si
[die am Jakobstag versammelten Gauner] Plössling,
Breitfüess [Gänse] und Gebroten [Braten].' Gengb..
Bettl.-O. Nr. 56.
Flnss m.: 1. Quelle. Vgl. Biwiinen-, Wasser-Fl.
De't chunnt e" IT. iis-em Bode" use. Ü"sere Brunne
chmmt [direkt] us-eme Fl. GlH. (Ausfluss aus einer)
Brunnenröhre. ,Dem N. abkoft [abgekauft] 3 fl. umb
30 guldin. Der N.' hat geben 7 fl. um 25 guldin.-
Kessl. — 2. Flut, Sündflut L. Überschwemmung:
, Güsse machen Flüsse.' Mev., Hort. 1692. Übermäs-
siger Trunk: .Durch überflüssige Flüss, Schluck und
Güsse ersäuft sich der Trunkenbold.' AKlingl. 1691.
— 3. reichlicher Ertrag. Sl-s Vech, Land (den
Herd) im Fl. ha", Ersteres so füttern, dass es reichlich
Milch gibt. Letzteres so besorgen, dass sein Ertrag
gross ist L. Zustand der sog. ,Ei-stmelche' einer Kuh
vor und nacli dem Kalben, wo das Euter ungefähr
2 Wochen lang ungewöhnlich ausgedehnt ist GkD.,'
Pr. Vgl. flüssig. — 4. von verschiedenen krank-
haften Erscheinungen, a) fliessende Wunde .Aa;
GnSav., Sculms. — b) Fluss aus den Augen GrS., ■
Sculms; nässender Ausschlag hinter den Ohren und
Fluss aus denselben BSi., verbunden mit Sausen B
(Zyro); rheumatische Affection von Kopf od. Lungen,
allg.; in der ä. Spr. auch von Katarrhen anderer Teile
des Leibes. Vgl. die Compp. Hals-, Haupt-, Lib- usw.
Bei NMan. wird Einem neben einer Menge anderer
Krankheiten auch .FL- angewünscht. ,Den fl. des
bauchs stellen, teuere ventrem. Der fl. oder durch-
lauf stellt sich, contrahitur alvus.' Mal. ,Die Völker
zu Statt und Land seind gesunder Natur, allein den
Flüssen mächtig underworfen. also dass von andern
Krankheiten wenig sterben, sonder fast mehrteil von
den Catharren ersteckt werden.' FrHafn. 1066. ,Bei
der Überschwemmung von 1738 wurde hinter dem
Spital ein Muttergottesbild aufgefunden. Der Grund-
besitzer Hess daselbst eine Capelle bauen, welche im
Volksmund der Fl. hiess, weil durch Fürbitte der
Mutter G. mehrere Personen vom Zahnfluss geheilt
wurden.' Liebenau 1881. .Hatte einige Zeit wieder
die unsöden Flüss im Kopf und in den Zähnen.'
ÜBRiuG. 1783. ,Die Grippe, welche schon in früheren
Zeiten unter dem Nam»-^ Fluss und Husten, auch
Hühnerweh, grassiert ha en soll.' Gem. Z 1844. —
c) Frühgeburt. ,Ein Fl. oder Abgänglein ist eine
unzeitige Geburt, so vor der Bewegungszeit in den
ersten Monaten von der Frauen geflossen, ein klein
gestaltet Kind, welches in einem linden Ei oder seinen
Häuten beschlossen im Colliriuamento oder Fliess-
wasser herumbschwimmt, aber von seiner Nahrungs-
steil abgerissen ist.' JMuralt 1697. — d) bösartige
Änderung im Verlauf einer Krankheit, bes. in der RA.
,es i.st ihm ein Fl. gefallen', seine Krankheit hat eine
schlimme Wendung genommen BSi.; ,,LE." Bei Kin-
dern Flüssli ebenso gebraucht, von einem Steckfluss,
der plötzlichen Tod zur Folge hat BHk. ; nach St. oft
nur RA. ungeschickter Ärzte, um die Erfolglosigkeit
oder Verkehrtheit ihrer Behandlung zu entschuldigen.
— 5. FMussspat. .Dass [ich] zuweilen unter die
Crystallen rechne die Flüsse, welche also genennet
werden vom Fliessen. weilen sie in starkem Feuer
fliessen, auch selbs die Metall durch ihre Untermischung
desto geschwinder in Fluss bringen.' JJSchei'chz. 1708.
Vgl. ,Glasfl.' -- 6. in Kartenspielen eine Reilic
von Karten, die eine bestimmte Geltung hat. So im
Berlangen Spiel 3 Karten, welche die gleiche Farbe
haben und dem Wert nach auf einander folgen, z. B.
.\ss, König und Dame in Pique, was zusammen 3ü
zählt BHk. Ähnlich im Jassen 3 Karten jener Art = 2n.
4 = 50 usw. Vgl. Flüss u. flüssen. — 7. s. Flöss Anni.
Mhd. vluz, Fluss, Guss: auch Rheuma. Zu 6: um Jas
•Jahr 1514 verfasste PGengenbach von Basel ciu Spruch-
gedicht: ,Der welsch Fluss', in welchem er die damaligen
Kämpfe der Grossmächte um den Besitz der Lombardei unter
dem Bilde jenes Kartenspiels darstellte, welches in Frauk-
reich erfunden uud gerade am Hofe des damaligen Königs
Frauz \. sehr üblich war, und dessen Name auch zu Wort-
spielen verwendet wurde.
Über-. Ü. schadt nid. Sulher. ,Adv. s' ÜberßKSs.
überflüssig BHk.
,Hals-: Heisere, branches.' Denzl. 1677; 1716. —
Yiell. Bronchitis, Entzündung der Luftröhrenäste.
■! 1217
ik'S. tiis, tlos. «US
1218
Haupt- Huiit- Ai'. Haiiii- Gl. Haut- L; Zg:
1. bösartiges Gesi-hwür, (ieschwulst mit Eiterbildung
(ein .Umlaul'- im Grossen) Ar; Gl-: L; ScflSt.; Z<;:
ZKii. — 2. Katarrh. Schnupfen. ,H.: pfnüsel, rheu-
niatismus.' Mal. .Catarrhus, H., der schnupen. pfnüsel.'
Denzl. 1677; 1710. ,Hr N. wird durch einen eins-
inaligen starken H. verhinderet.' Mise. Tig. 1722. —
.hauptflüssig: rheumaticus.' Mal.
Ilaupi bezeichnet also in 1 nicht den Kürperteil, an dem
das Geschwür sich befindet, sondern die Stärlie des letztem.
— Mhd. houbet-vluz, rheuma.
Leber-: ironisch fingierter Krankheitsname. ,Ich
sei an einem L. oder an einem Lungenbrucli gestorben.'
GoTTii. — Lib-: ein Geschwür Ap. — Monat-: Ka-
tamenien. ,Wo der m. den weibern von kelten wegen
verstanden [gestockt] oder gehemmt auszefliessen.'
TiKRB. 1563.
Nerven-: Eiterausfiuss an Fingern Z. — Xen-en
auch ^ Sehneu und Adern.
Buch-. ,Bauchfluss : die ruor oder durchlauf,
bauchlauf, lienteria, pantices.- Fris. ; Mal. ,Die käss-
rennen von dem rech, mit rysmuos ein kristier
daraus gemacht, heilt den b. oder roten schaden.'
TiERB. 1563. ,Da stiess in die rot ruor oder buchfl.
au und starb.' Rüeüeh 1606. — Berg-: 1. „unter-
irdisches Gewässer, das bald fliesst, bald versiegt
VÜRTE." — 2. Erd- oder Bergschweiss; das an einem
Abhang bei nassem Wetter, bes. zur Zeit der Schnee-
schmelze, heraussickernde Wasser, welches sich zu-
weilen in Kellern sammelt B. — Brunnen-: Lauf
einer Quelle oder Ausfluss, Ablauf eines Brunnens.
,So weit die Brunnenflüsse gehen.' 1578, Mev. Wetz.
Vgl. Fluss 1.
Salz-: stark fliessendes chronisches Geschwür Ap.
— Viell. von salzähnlichem Niederschlag der Flüssigkeit.
Sund-: Sündflut U. In der geistlichen Lit. des
XVL, XVII. stehender Ausdruck. Vgl. Fluss 3. ,Der
s., diluvium, cataclysmus.' Mal.
JJSchenchzer biaucht 1707 ,Süudtluss' und ,-llHt', 1746
das letztere an einer Stelle, wo er früher das erstere hatte.
Schiff-: schiffbarer Pluss. ,Den namhaften seh.,
die Eyss.' KCys. — Sehne-: Schneeschmelze, Wasser-
scheide. ,Bis an der von Rordorf urhow, als die Schne-
flus gät hinab.' Ott'n. AAStaretschwyl. — Stich-:
leichte Lungenentzündung Ndw. — Wind-: ein mit
leichter Entzündung verbundener Schmerz (an den
Zähnen) Nuw. — Wasser-: 1. fliessendes Wasser mit
seiner Triebkraft. 1396, GSa. — 2. die Wassermeuge
eines Flusses. ,Den ganzen w. aussaufen, den Jordan
versupfen.' 1560, Hiob. — Zue-. .[Die Vorhaut ver-
engt] durch Entzündung, Z. und schlecht curierte
Franzosengeschwär.' JMüralt 1697. Zu Fluss 4.
flusse°: 1. fliessen, triefen, i. S. v. Fluss 4 ZU.
— 2. = flüssen, s. d.
Flüss: 1. = Fluss 0. , Semlich spil nempt man
flüss.' ca 1514, s. Neuj. Stdtb. Z 1879, '2. .Jetzemal so
meld ich fl.. Und mein, ich hab das spil gwüss.' ebd.
— 2. f. Menge L. Der Prozess, im d'r Prukerater gmüss
8o Lüg adreiht [andreht], e ganze Fl. JIneichen 1859.
Vgl. die folg. Coinpp. Da die ersten Spuren dieses Spiels
nach Frankreich führen, so ist flmi wahrscheinlich die erste
verdeutschte Form des frz. (Jauer mix) ßux, Flum aber eine
(zufällig das Richtige treffende) Umdeutschung, und zu Letz-
term wurde dann hinwieder Hiim wohl als PI. -Form in Be-
ziehung gedacht.
Schweiz. Idiotikon. I. 6.
C'unter-: die mit Flüss bezeichneten Karten in
der Hand des Gegners. Auf die oben angeführte An-
kündigung von Seite des einen Spielers entgegnet ein
zweiter: .So hab ich c. Nun luegend, was ich wüss.'
ca 1514 (Neuj. Stdtb. Z 1879).
S Ü-: wahrsch. das Zusammentreffen mehrerer Ass-
karten in der Hand eines Spielers aScnw. Vgl. Sü-Tanz.
Vgl. ,L'on ne rencoutrera jioint d'as aux liux.' Kabelais,
und .aus der selben Zeit der Spruch: ,Trois as ne fönt pas
tant aux flux que fait en France un Karolus [eine Münze).'
Giideke, Gengb. S. 533.
flüssen, flüssle" L; U: das betr. Kartenspiel
machen. G'macht hemmer [haben wir] hrai- Tfieologi
Mit Flüssle' iind mit Lande" [ebf. ein Kartenspiel).
Ineichen 1859. .Das Flisslen und Oberlandcn, das Eou-
lett und Würfelspiel, sowie andere bietende Spiele
sind verboten.' 1860, U Mand. Unter den verpönten
Hasardspielen (vgl. fünfen Sp. 853) aufgezählt 1533,
Egli, Act. ,Mit karten, würflen. Aussen, hassen.' Aal
1549.
Die Dim.-Forni wahrsch. nach Analogie mancher ebenso
gebildeter Verba, welche Spiele und insbes. Kartenspiele
bezeichnen. Auch Gengenbach nennt das Spiel neben , Fluss'
auch ,Flüss!is': .Flüssiis heiss ich ein nUwes spil' (viell.
der Genet. des Infin.: vgl. Fühis Sp. 7'23).
Flüssi f.: der obere Teil des Fischgarns, wo die
Flossen [s. d.) angebracht sind ZSee.
flüssig: 1. fliessend. , Einander klopfen und
kratzen, dass das Blut fl. wird.' Gotth. — 2. mit Be-
ziehung auf die vormalige physiologische Lehre von dem
Zshang der sog. 4 Elemente mit dem tierischen Or-
ganismus, dem Elemente des Wassers unterworfen.
.Der Bär ist ein fast fl., gross, ungstalt tier.' Tiekb.
1563. ,Von wegen seiner flüssigen, kalten, schleimigen,
frostigen natur.' ebd. — 3. a) mit , Fluss' aus den
Augen, Ohren od. Ausschlag an der Kopfhaut behaftet,
bes. von Kindern B; „Vw." Flüssigi Augen, Oren, en
fl-e Chopf, e fl-s Bei' W; Z. Das Chind ist fl. L; Sch;
Z = es hat allewil öppis O/fe's. Zu Verschwärung und
Vereiterung disponiert Ar. — b) rheumatischen Zu-
fällen unterworfen Sch. .Braucht einer ung'sunde
Speisen, so kann er erkältet, ung'sund und fl. werden.'
FWvss 1653. — 4. fruchtbar: a) vom Wetter, durch
häufigen befruchtenden Kegen , Vereinigung von
Feuchte und Wärme Aa; BSi.; ZW. — b) vom Boden:
saftig, z. B. im Wald, wo leicht .Fasel' aufschiesst
ZW. Von einem Grundstück, das reichlich trägt, tief-
gründig und fett ist BSi., „auch ohne Dünger viel
trägt B; Gr; Vw; Z." ,Dass, da diesere Alp eine
flüssige Weid, sehr bedenklich wäre, solche zu ver-
leihen oder zu verkaufen.' 1753, Z Staatsarch. —
c) von Kühen, die viel Milch geben B; L. Allge-
meiner: ,Das Vieh ist im flüssigsten Alter, wenn es
im stärksten Wachstum und Vollblütigkeit ist' BSigr.
(Alpina 1808). — 5. von Einkünften (Zinsen, Zehn-
ten), welche nicht bestritten, sondern regelmässig be-
zahlt werden AaZ.; „Th. z.B. die Einkünfte dieser
Pfründe sind flüssig." Vgl. .liquid'. Ggs. un- AäZ.
— Mhd. vlüzzec, fliessend; rheumatisch.
Über-: 1. überfliessend im eig. S.'f ,Kam ein so
ü. Regenwetter, dass alle Wasser gäch ufgiengen
[plötzlich stiegen].' RCvs. ,Ist ein gähelinger platz-
regen eingefallen also, dass das Wasser häuflg durch
den Mülebach ü. der Stadt zugetrungen.' Zo Ratsprot.
1763. — 2. übertr. a) in übelm S., übermässig.
i'2ii:
Flas— Aus. Plasch flusch
1220
überaus oder unnötig gross, viel. ,Ü-e beladung des
wyns', übermässiges Trinken. 1522, Absch. .Wir sind
nie des willens gewesen, mit denen von Z keinen
[irgend einen] krieg anzufallen, sofer sy uns nit
merklich darzuo notträngend und ü. ursachend [ver-
anlassen].' 1524, ebd. (od. = ohne genügenden Grund?).
,üa inen uf ir ü. rechtpott wyter tröuwungen beschehen.'
1525, ebd. ,So sind söliche Satzungen nach und nach
geniert, gestrengert und so ü. vil worden.' 1525, Gfr.
.Ein so ü-er und unerhörter windsturm.' ECvs. S. noch
u. undertriben. ,Im Ergöw sollend die gefeldeten und
ingestochnen kurzen iHosen, die ganz ü. an Tuoch
sind, abgestrickt syn.' B Mand. 1628. , Schwere klag-
ten, vornehmlich wegen überflüssigen vcrschwemmens
[Verschwendung].' FSprecher 1672. Von Personen:
verschwenderisch. ,So die Oberkeiten nicht uberfl.
seind, sich für aller hoifart und uberfluss enthalten.'
HBuLL. 1597. — b) in gutem S. : überreich, reichlich.
,.\uf das ir ü. seigind in der hoflnung.' 1530, Rom.
,lcli bin kommen, das sy das leben habind und über-
flüssiger haben söllind.' 1531/48, Jon.; = , uberfluss.'
1667. ,Ein überflüssige gnuogsame und volle alles
guoten.' 1531/48, I. Mos. ,Uss bewegnuss ü-er grosser
barinhorzigkeit ledig gelassen.' 1532, Zellw. Urk. ,Im
1539. jar ist ein ü-er herbst [Herbsternte] worden.'
Mev. Wint. Chr. ,Er selbs will unser ü-er leerer
syn.' LLav. 1569, dafür: ,bester und vollkommnester.'
1670. ,üass die rouw ungeschlacht erden dem bumann
rychlich und ü. lohnet.' RGualth. 1584. ,So ist es
doch rych und ü. an schönen und fruchtbaren güe-
teren.' RCys. ,Dass Gott sich reichlich, vielfaltig und
ü. gegen ihnen gütig erzeigt.' JMüll. 1665. .Gott ist
ü. an Barmherzigkeit.' AKlingl. 1691.
Flüsel s. Pfnüsel.
Flasch— flusch.
Fläsch I. dim. Flaschli, -o- L, P/läsch Bs; L; Niiw
(PI. Pfläsche) - - m.: 1. verächtlich für Brei; un-
ordentliches Gericht; weicher Strassenkot BsO. —
'2. faule, dicke Person L; Nnw; auch I'fläschi n. L.
— Dass. was (l')Fläitsch (s. d.). mit iintmihiii-ktcm /•; vsrl.
Doch Flotfich, Pßotsch ; pßäscJtmt.
Fläsch II ZF.. Fleisch ZEafz, Fte'sch Z r«. — in.,
Flasche I -rf- bzw. -e'- f. G; ZStdt: ein zum Radieren
verwendetes Stück gumnii elasticum. S. Flasch-Band.
Eig. eins mit Fliüiche II, da man dem rohen Gummi die
üestalt von liiruförniigen Flaschen gibt. Der Voc. a in Folge
von Anlehnung au elasticum (s. Gummihuvh). Das Aufgeben
des weibl. Genus und die Ausweichung des Voc. zu e' be-
weisen, d.iss der Urspr. des Ausdruckes vergessen ist.
Flaschenett(ll) n.: Flageolet Bs.
fläsch s. flödch. .
Flasche II f.: 1. Flasche, jedoch mit Ausschluss
der Tischflasche (GuttcreJ. allg. S. die Compp. Erst in
der modernern Wirtshausspr. die Flasche mit Wein
Oll. Bier, bes. die Halbniassflasche (neuerdings ersetzt
durch den , Liter'); Syn. H(dbi; Budelle. VolU Flasche"
mache" leri Tasche" und ivüesti Clwpf. Ineichen. .Ein
hölzin (stürze; zinni; tiuärtlige) fläscheu.' XV., XVI.,
Z Invi.nt. ,Hatten grosse Flaschen, die warent alle voll
wyn.- HsScHüRPF 1497. ,Gsell [es ist ein Berauschter],
ich mein, dir .syg wol mit der fläschen.' 1523, Stkickl.
jAbraham nam brot und ein fläschen mit wasser.'
1531/48, I. Mos. ,Dio Flasche, Flasche, Legel, lageiia.'
Red. 1662. ,Ex amphitheto bibere, stark trinken, der
fl. (weidlich) auf den riemen tretten.' Denzl. 1677;
Mey., Hort. 1677; 1692. Als Hausn. 1379, Bs. Als
Flurn. in SchwMuo. für Alpen, welche sich an Abhängen
lang gestreckt den Berg hinanziehn. — 2. scheiben-
förmiges, hölzernes, mit Füsschen versehenes Trag-
fässchen, einige Mass haltend, in welchem Arbeiter
oder Touristen Getränke mit sich nehmen „VOrte;"
GrD.; GSa., Wa.; Z. Syn. Sester. — 3. Euter (der
Kühe) Zg; triv. für weibliche Brust W. — 4. ,botz
fläschen!' s. Fleisch 1. — 5. = Flösch.
Mhd. vlaschi; vleache. Unächter Uml. vor -seh wie in
ÄHcJte, FiUehe (s. Sp. 1097), Tasche, waschen. — Als wesent^
liclier Unterscliied von Fl. und Guttere (Budelle) liesse sich
wohl der des Stoffes behaupten, indem von (i. (B.) die Vor-
stellung des Glases unzertrennlich ist und darum diese von
der MA. dem Wort Fl. allmählich entzogen wurde bis iu
neuere Zeit, wo der Verkehr mit Deutschland wieder auf die
Restituierung des vollen Begriffes von Fl. wirkt. Die Aus-
drücke Schfiub-, Sehkgel-Fl. sind modern, Feld-Fl. entweder
ebenso oder rührt aus einer Zeit, da dieses Geräte nucli
nicht aus Glas erstellt wurde. — .Einen anf den (Schuh-)
Riemen treten' bedeutet It Wander I 1048 sich nicht von
ihm trennen wollen.
Ol-: blechernes Gefäss für Ol, unterschieden von
einer gläsernen Öl-Guttere 2. Syn. Stt^e. — Lad-:
flaschenförmiges Gefäss, in welchem das für die Zünd-
pfanne bestimmte Pulver sich befand. ,Wie er das
Pulfer aus dem Ladfleschlein und nicht aus der Mus-
queten Ladungen auf die Pfannen tun soll.' VFkidek.
1619. Syn. Zünd-il. Vgl. Ladmass. — Mäder- =
Fl. ;.', zum Gebrauch der Mähder in der Heuernte
GrD. — Milch-: blecherne Fl., in welcher die Milcli
transportiert wird. — Pulver-. ,5 Bulverfläschon.'
1571, Z Inv. — Bandelier-: Behälter, Hülse für
eine Patrone, dgL zur Zeit der Musketen eine Reihe
an einem besondern um die Schultern geschlungenen
Bande hieng. ,Nimb 's Pantelierfläschli by de" Ore"
[Lederlappen].' (Scherzh.) Kriecs-Exercitium 1712.
Syn. Ladmäss. — Schaub-: Strohflasche Z; dafür
üblicher Sch.-Gutteren. — Schlegel-: Weinflasclic
mit verhältnissmässig engem Hals und weitem Bauch
aus dickem, grünem Glas Aa; Bs; Z. Syn. Schkr/d.
— Trank-: Fl. aus sehr dickem Glas, aus welcher
dem Vieh Trank [Arznei] gereicht wird SThicrst.
VgL Fueterfass. — Weid-: Feldflasche B; Z. —
Zünd- = Lad-Fl. .[Der Musketier soll] auch ohne
[ausser] die Ladung ein klein Züntfleschlein mit Zünt-
pulver, in die Pfannen ze schütten, bei sich haben.'
VPrider. 1610.
(üf-)fläsch (n)e": Etw. mit einem Flasclienzug
in die Höhe ziehen GrD., Pr. Syn. fläschenzüglen.
fläschle" -..C-: zu Ohren tragen. Syn. ßäselen. —
Fläschler; Ohrenbläser ZBauma. — Vyl. ,flescheln',
lächeln (Fromm. '2, :^0) oder aber unser ßätxilili:n.
fläschne" s. /laschen.
Plescll m.: Folterinstrument. .Der Delinquent sei
in der Wanne [Folterinstrument] mit dem Fl. ge-
martert worden.' 1573, Absch. - Vgl. das Folg.
Flesehe f.: Pfeil. , und hatt ain guoten handbogen
und ain lederin sack und darin hatt er syn pfilen und
fleschen.' HsStockak 1519. - Aus frz. jlfche, it. jhccia.
Vgl. noch FUlHi-lie u. dazu ünhd. .Fliscli-' neben .Flitz-bogcn'.
1221
Plaseli. flesch. fleiscil, fliscli, tioscli, flusch
Fleisch (-t AABiugg; ZHoinlir., 0.) n.: 1. wie nhd.
a) am Loibe des Menschen. Was i' Fl. und Bluet
steckt, chn" me" nid use ftpritze". Ineichen. Fuh Stuc):
Fleisch oder FtilfleischfU), Schelte für ein träges
Weib, ein schlimmes Mädchen Bs; s. /T»? Sp. 788 und
vgl. Jiwfifrai(eiifleisch. Ahs niul jimcß Fl. sind nid
giiet hi-n-enonder [von ungleichem Alter in der Ehe].
Sprw. ,Wäre sie [eine ausgeschlossene Nonne] länger
ausserhalb des Klosters, so möchte ihr mehr fleisches
als geists wachsen.' 1541, Ausch. ,Niemand soll bei
Gottes [Christi] Gliedern, als da sind Haupt, Hirn, Fl..
Bauch, Blut. Kraft, Macht, Wunden, Schweiss udgl.
Wörter, wodurch Gott bestimmt wird, schwören.' XV.,
Ochs. ,Botz fleisch [an einer andern Stelle, ebd.: ,Gotts
fläsch' Th], was war's, wenn schon ein dotzet oder
dry gueter gsellen in die statt luffend.' 1548, Absch.
Verdeckt in ,samer botz fläschen!' 152Ö, Lied. Über
Fl. in Schimpfn. s. Fleisch- Schelm, -Bösmcht. —
b) Fl. als Speise. Vo° Fl. i' der Wuche ist kei Sprach,
nW öppen am Mändig, tcenn was vor ist vom Sunntig.
Stutz. Me' mues um 's Brud arbeite, gab e [bevor]
me' zum Fl. chunnt. 1884, Nat.-Kal. Fl. macht Fl,
ist sehr nahrhaft. Sülger. Es häd doch au e chli"
Fl. im Chrüt, tröstet man sich etwa, wenn man im
Gemüse eine Schnecke oder Raupe findet Z. Besser
e Lüs im Chr. a's gar kei" Fl. ebd. M^er 's Fl. ver-
suecht hed. weis-em [davon] de" Chust [Geschmask].
IsERHEN. K^fP'es ist 's best FL? [das Flohfl., weil
man darnach die Finger leckt]. Schild. Er hat 's
irie-n-en Herr, er hat cül Tag Suppen und Fleisch ZO.
.Kraut und Rüben haben mich vertrieben, Hätt man
mir Fl. und Knöpfli [Mehlklösse] geben, War ich
länger blieben.- Kirchh. ,Vom Fl. uf d' Suppen [auf
eine geringere Pfründe] kommen.- 1651, Schimpfr.
Suppe zum Fl., rufen die Kinder in einem Spiel, in
welchem alle zslaufen müssen ZWangen. 's git-em
Fl. i' 's G'mües, er xieht aus Etwas seinen Vorteil.
Schild. Mit ironischer Anspielung: 's Fl. schlöd ab,
d' Chalher sind g'rote. Ineichen. So lang-me' cha" 's
Fl. chaufe', brücht-me" nit z' metzge" [bez. auf Heirat].
Schild. Kes türers Fl. als Boss- und Wiberfl. Ineichex.
(Mit Zahlw.) Fleischgericht, allg. — 2. Wiesen-
klce, trifolium pratense GWa. Syn. Fleischhluem ;
vgl. auch Fleisch-Maie, -Nägeli, nach der roten Farbe
der Blüten.
-( Hiüssig angeschweisst wie in Fach(i) Sp. 640. — Betr.
die in dem Mittelalter gebräuchlichen Fleischsorteu und deren
Preise vgl. z. B. Ochs '2, 440 (aus den Jahren 1363/81) uud
»Liebenau, das a. Luzern (fUr 1470).
Augen-: Tränendrüse im Innern .Augwinkel.
Volksglaube: Kinder, denen sie fehlt, bleiben nicht
am Leben ZUster.
Letzteres ein Trugschluss aus der Wahrnehmung, dass
diese Drüsen den Leichen schwinden, denn wirklich fehlen
e Niemandem im Leben.
Vechli-: FL eines halbgewachsenen, jungen Rin-
'1''^. das den Sommer über auf der Weide gewesen
ist Z. S. Sp. 647. — Federe"- = Feder 5, Sp. 678.
— Fall (Fäl)-: Fl. von verendetem od. wegen Krank-
heit abgeschlachtetem Vieh Z. Vgl. Vichfall Sp. 739.
Fül-Fleischli: die Bauchspeicheldrüse, pancreas
Bs (Flcischerw.).
Vorliegendes W. wie die Synn. ,Eitel-, Mur-, Toten-Fl.'
kommen schon in alten Glossarien für Pancreas vor. Damit
wird man auch St. 's unklare .Angabe aus Bs: „Fleisch an
den Hedarinen der Schweine" vereinigen müssen. ,Fül- wie
,eitel- i. S. v. unnütz, wertlos, da die Drüse nicht verwendet
werden kann.
Jungfrauen-Fleisch: scherzw. für .Jungfrau.
SüLciER. - S. 0. Fhhch 1 ,f.
Herrgotts-, Herrgotte- GlM.; GG., Sa., Üse(r)-
Herrgotts r'-Hcn-(/-.*s> GS.; SniwE.: 1. Wiesenklec.
trifolium prat. Syn. Fleisch 2, Fleischhluem; Himmels-
brod. — 2. Kuekuekslichtnelke, lyehnis flos cuculi GG.,
Sa. Syn. Fleisch- Maie", -Nägeli, -Bluem. — Vgl. üerr-
i/utls-FueHiiti, Herrijotten-Sujipen u.a. Bei , Gottes Fleisch' wurde
auch geschworen. — Betr. die Farbensymbolik s. Tufch-t'l.
,Heiden-: mumia.' XIV., L medicin. Hdschr.
Huf-. ,Cuilibet canonico 5 carnes qu» dicitur h.
[von einem Schwein].' 129.3, Z Urk. - Viell. zu mhd.
Im/, Hüfte, co.xa, femur; vgl. Gr., WB. 4, 2. 1866 u.
Hamine"-: Schinken ZO. — Häneli-: eig. Fl.
von jungen Hähnen, poulets. In S hiess es zur Zeit, als
noch die Standesunterschiede bestanden : D' Btirgers-
tüchter [Patrizier-T. aus der Stadt] isch H, 's Bure-
meiteli Bindfl. — Haupt-: Fl. vom Kopfe des Schlacht-
viehs. ,Die Metzger sollend das H. an das fl. ver-
koufen-, d. h. nicht mit dem Übrigen auswägen. Stadtb.
Wthur. — Kue-: wie nhd.; iron. Am alte' Chuefl.
hat me" lang z' süde'. Sülrer. — Keiben-.: Aas.
Gott spricht zum Raben: ,Dyn schnöde art bruchst
so vermessen, dass d' k. allweg niuos.st essen.' Ruef
1550. .Aus dem keiben- oder faulen fl. der abgestorbnen
rossen sollend wespen entspringen, als von den rin-
dern beile oder imben.' Tiere. 1563. Syn. Kogen-Fl.
— Kächeli- fCh-): in einer Kachel [Schüssel] mit
Wein und Gewürz in einer Höhlung im Zimmerofen
(s. Ofenrör) gekochtes Fl. G. — „Kafel-, Kafler-:
Fl., woran viele Knochen und Knorpeln sich finden
L; Z" [an denen man das Fl. abzunagen (chafle") hat].
Lt Protest, der Z Gerwer 1707 wurde ,Kafler-Fl.' in
die Stadt zum Verkauf gebracht. Vgl. Scher-il. —
Koge"- (Ch-): Aas, FL von einem gefallenen Tier
Gr. Der Kinderreim in Liechtenstein ruft dem Raben
zu: Rapp, Rapp, K., B'hüet-mi''' ror-em böse" Geist.
VoNBUN 1862. Syn. Fall-, Keiben-Fl. — Kalb- r'CÄ-^;
wie nhd. Iron.: I''' icott rkei" Ch. träge", sagt man
etwa zu Einem, der sich auf uns lehnen will Z.
Kalbfl. Halbfl., Kalbfl. ist wenig geachtet, daher das W.
auch bildlich auf junge, halbfertige Leute angewendet.
.Uas Pfund des 2-, 3- oder 4jährigen Rindviehs, Kal-
beli-Fl. genannt, ward um 1 ß geschätzt.' Wi'rstis.
Vgl. Vechli-Fl. — Kesseli- wird beim Schlachten
eines Schweins den Gästen am , Wurstmahl' frisch
gekocht und vorgesetzt Bs. — Kräjen- Chraie-:
Zwerchfell Ap (T.), das auch selbst Kräje heisst. —
Krönli-: der vordere Teil des Backenstucks eines
Ochsen Bs (Fleischerw.). ~ Jlöckli-: Fleischabfälle,
welche der Fleischer an arme Leute verkauft Z. Vgl.
Kafel-Fl. — Munni-: Fl. von einem Zuchtstier L.
M. gid liert Streich, kräftigt zu harter Arbeit. Ineichen.
Mur- i-ti''-): Bauchspeicheldrüse, pancreas Z. So
bei Denzl. 1677, der es auch einmal mit ,callicreas'
übersetzt. — Zu niur(w), mürbe, da die B. gauz schwammig
und weich ist.
Müs-: Muskelfl. ,Die enten habend oben auf dem
leib zerteilt und von einanderen gesüiideret meussfl.-
VoGELB. 1557. ,Dass sy [die Rinder] seiend mit vier-
schröten glidern. mit starkem nieussfl.' Tierb. 15C3.
122n
Fksch. flesoh, fleiseli. fliscli. floscli. flusch
12241
'Der krabbcn bein werdend bewegt durch weiss mussfl.'
FiSf.HB. 1563. ,Meussfl.. inusculus.- Fris. - Z»Miii =
iiuisciilus.
Bttchseii-Fleisch: (auf den Zünften) in einer
ehernen, runden Büchse gekochtes Kalbfl. SciiSt. (Sulg.)
Syn. Voressen. — Binden-: mit Tüchern und Binden
umwundenes, an der Luft getrocknetes Fl. Gr. Vgl.
Binde. — Blatt li-: in Schüsseln (Blatten) gebratene
kleinere Fleischschnitten Bs. — Brat-, Brate"-:
Schenkelfl., zum Braten benutzt GRPr. ,Es sollen
die Metzger nit allein am Sambstag, sonder auch was
under der Wochen in anderen Tagen am BratHeisch
gemetzget wird, schätzen zu lassen schuldig sein.'
1(547. Arch. Kloster Eins, [wofür ebd. einmal .Bratis'].
Spez. von Schweinen (vgl. Brüten). ,Es söllent metzgen
irer zweie ein samp.stag um den andren, einer an einem
sampstag rindfl., der ander br.' 1600, Metzgerordn.
LHochd. — „G(e)ragel-: Fl. mit vielen Knochen",
dasselbe was Gragel, eig. hageres Tier. — Rierae"-:
die einzelnen Stücke Fl., wie sie eingesalzen, ge-
räuchert und dann für den Gebrauch aufbewahrt wer-
den GRVal. — Rind-: ausgewachsenes Rind. ,RintH.
und sollich vich, so an dem herbste gewonlich feil
ist.' 1339, Z Ratserk. S. Vich, Sp. 647. — Ross-.
,Ein platten mit gesottenem r., das wir alle lustlich
ässen und fast guet gewesen, das sy euch sprachen,
CS gult inen glych als von einem ochsen.' 1475, Absch
[Bericht aus dem belagerten Neuss, wo 426 Pferde
gegessen wurden]. S. noch Fleisch 1 h. - Sau-,
Sou-, Soll-: Schwcinefl. ,Saufl. sollst du nicht ge-
messen ohne guten Rebensaft.' GHeid. 1732. Gewöhn-
licher Schufinv's. — Säckli- Seckli-: in Säcken mit
Umgehung der polizeilichen Controlle in die Stadt
geschmuggeltes Fl. kranker Tiere Z. .
Sing-: die Sehnen im Rindfl., ligamentum nuch«.
So genannt, weil, wer solche isst, eine gute Singstimme
erhält Th. Syn. Ahr.-, Stimmwaehs.
Schal-: auf der Fleischbank [,Schal'] verkauftes
Fl. ,üas Seh. wird aufschlagen.' 1819, B Hink. Bott
(zum Monat März). — Scher- (-e*-): Fl., welches der
Gerber mit dem .Scherraesser' von den Tierhäuten
abschabt und zu Schweinefutter verkauft Z. ,Die
Armen genossen 1817 sogar das Seh. bei den Gerbern.'
Erzähler 1855. — Stür-: Fl., das man bei den auf
Gegenseitigkeit gegründeten Viehassekuranzgesell-
schaften It Vertrag von dem Eigentümer eines durch
Unfall verlornen Stuckes Vieh gegen Bezahlung ab-
nehmen muss Z. — Tüchel-: Fleisch eines nach
1 — 2jährigem Gebrauch verschnittenen Zuchtstieres
(Tüchel) AaP.; ZKn.
Tüfels-: 1. kriechender Klee, trifolium repens
ScHwE. — 2. Weidenklee, trif. alpicolnm. ebd.
Beide mit weissen Blütcnköpfen ; in Gegs. gestellt zu
obigem HerguUs-FL, trif. prat. (mit roten Blutenköpfen).
Tigen- s. yedigen.
Dick-. ,Pulpa, d. oder gross mauwen, das ist
fleisch on bein.' Fris. — Dick wol umgE-deutct aus lUivh,
Oberschenkel.
Tote"-: 1. Bauchspeicheldrüse, pancreas ArK.;
Gl; GRPr. S. Fül-Fl. — 2. Milz ApH.
Die blutreiche, dunkle Milz hat .Ähnlichkeit mit Fleisch,
in welchem das Blut gestockt ist, ,todtem Fl.'
Wiber- s. Fleisch Ib. — Wildi-: Fleisch von
Wild GL. Die [die welche] vf den Alpe" U-Iic'd inid
feiste" Chäs und Milch am [dem] W. mich vorzieliiid.
Anderl. 1852. — Wiss-: Ziege, im Kinderlied (L),
da ihr Fl. weisslich ist. — Zigüner-: Fl., das bei
Ausflügen im Freien gebraten wird Gr. Syn. Z. -Braten.
.fleischächtig: carnosus; die aller fleischächtigi-
sten [Oliven] gebend aller minst öl.' Fris.; Mal.
fleischele": nach Fleisch riechen od. schmecken,
allg.
fleische": 1. in der Gerberei das Fleisch von
der Haut abschaben. .Die kürssner soUent in der .kr
ir fei waschen, fl. und beizen.' 1539. B. — 2. mit
grosser Anstrengung schleppen od. tragen Schw; „Zo". .
viell. eig. schleppen wie an schweren Fleischstüeken; I
vgl. noch Schm.-Fr. 1, 798.
g^fleischet: wohlbeleibt Bs; BM.
fleischhaft: reich an Fleisch. ,F1. stuck, als
die lumelen [Lenden] und schlauchbräten und die hin-
deren löuf vom wildprett. pulpamentum.' Mal.
fleischig: 1. aus Fl. bestehend. Oppis Fl-s, ein
Fleischgericht Z. — 2. g'/l., Heischig. muskulös; auch
von Obst. allg.
fleischin: fleischlich. ,Hast du auch fleischine
äugen, oder siehst du auf das, darauf die menschen
sehend.' Z Bib. 1560. .Die grob und fleischin an-
fechtung.' HBull. 1571. .Ich bin fleische gestaltet.'
1707, Weish. [dafür jetzt ,zu Fleisch'].
Fleischlichi f.: Fleischlichkeit, ,0b wir euwere
fleischliche erndend.' 1530, I. Cor. [dafür 1707: ,euer
Fleischliches'].
Fllsch m. : Flyschschiefer, die Gebirgsart, welche
zwischen den Kalkbergen eingeschlossen ist und in
manigfaltigem Wechsel aus Mergelschiefer, Mergel-
kalk und Sandstein besteht BSi. ; ein durch GStudev
für eine Schicht der Eocänformation in die Wissen-
schaft eingeführter term. techn.
Vgl. über die der Bed. und Form nach vwdtn WW. die
Anm. zu F linse" ; näher noch berührt sich bair. Flini, Saud-
Steinformation unter dem Kieslager der Gegend um München.
Darf als Grundbed. , Schiefergestein in schichtenweiser La-
gerung' angesetzt werden, so ergibt sich mögliche Identität
mit Fliiue", indem die dort angegebenen schwäb., kärnth. und
uhd. Formen Arten des Schiefergesteins (tw. als Resultat der
Verwitterung) bedeuten. Die verwitterten Schiefergesteini'
geben mittelbar oder unmittelbar Anlass zu Krdrutschungeii
(s. F?i'ii«e"). Auslautendes « wird nach den spitzen Voc. leicht
zu », vgl. Ji, Eis. Die Bed. .glimmerige Erde' erinnert alhr-
dings auch au bair. ,flinseln, flimmern', blinzeln. S. noch d. f.
flisch: 1. schieferig BSi. — 2. verwittert; s. fül
Sp. 787.
flosch s. flössen. Geflosch s. Geflotsch.
Flfisch- BRi. (PI. -e", -er), Sa., Flusch BHa. — ni.,
Flasche f. BHk. : 1. Cisterne, zur Aufnahme von Regen-
wasser bestimmte Grube, besonders auf den Alijen
zum Tränken des Viehs angebracht BHk., Ri.; „Ouw."
,Die Brunnentröge und Flösche auf der Alp sind eine
Servitut der Korporation.' vEuw 1708. — 2. Teich,
kleiner See BSa. ^ 3. Jauchekasten oder -fass in
der Erde BHa., Ri.
Auch Schwab.; vgl.Vmhd. rloz. Fluss, Strom. Vgl. auch
Flutz und FlUz, mit ähnlicher Bed., und/ü«7i bei Le.x. :3, 413.
Über Umlaut vor seh vgl. Flasche; doch kann unser W.
auch auf ,flössen' zurückgehn. — Der Bed. nach entspricht
am nächsten tir. /e»s, seicht, untief. Auch in Fhirun.: .im
Flosch' B (öfter); Z uSth., ,in den Fleschen', Alp in W,
.Flöschachernu' Bßugg.
1225
Flascli— tliiscli. Plat— Hut
1226
iiriscll AaF., Fri.; Bs; B (o); öcn (i'); ZRafz,
fläsch (e-) GMels: 1. sclnvammicht, locker, weich,
von FiüchtCTi (z.B. ÄiitV-ln. Rüben, die inwendig in-
folge davon faulen und liohl werden (iMel.f), vom
Grase (BSi.), bes. aber vom schattenlialb gewachsenen,
rasch aufgeschossenen, zerbrechlichen, nicht dauer-
haften Holze, wie auch z.B. von dem der Paiipel Aa;
Hs; B; ZRafz. Syn. .(/e/"o.<«w (Sp. 1083. s.d.); möschig;
manch. Ggs. buchaig. — 2. aufgedunsen, fett (von
iVlenschen), aber doch von .schwächlicher Constitution
AxFri.; Bs; ScnNnk. Bis si em [dem Kinde] helfe"
will, se-n isch 's scho' hi' und riiert si''' nit, — e flösche
Biiob isch's g'sl". Hebel. - 3. von Gesundheit strotzend,
rotwangig BSchw.
Im Vorarll)crg_//ö»c7i, schwamnn'g, aufgedunsen; bair. iIohi),
lose; ttt./hinchct, aufgedunsen, dickleibig. Vgl. noch Fliimh,
Flatfch H. vwdte; aber auch it. foscio, coniask. /?o«», schlaif.
Flusche f-i'-J f.: ein auf den Widerlagern ruhender,
von einem Ufer zum andern reichender Brückenbalken
GMels. Vgl. Anshaum. Kig. ein schwankender, zit-
ternder V zum i"u]g. Vli. y
fittsch'e": 1. trs. a) beim Schopf, Kragen nehmen
und schütteln BSi.; W. Muess ich dich acht noch fl.?
droht der Vater dem ungehorsamen Jungen. Unpers.,
vor Angst. Kälte, Fieber erzittern machen BSa. —
b) auflockern, z.B. Kleider, die im Wasser liegen od.
zum Trocknen aufgehängt sind; das Federbett B. Syn.
Ilüdren, dessen Bed. es verstärkt. — 2. (refl.) sich
schütteln, z. B. von Tieren, welche sich des Staubs
entledigen BHa., Si. — S. (neutr.) vor Angst od. Kälte
zittein BSa. — 4. (neutr.) „matt brennen, wie z. ß.
faules Holz W."
Zu »(ms, Nbf. des mild, liie«.' — Zu 4. Das matte Feuer
ist das zitternde, da und dort, aufflackernde und wieder
erlöschende.
„liispere": flüstern, leise reden Sch.*- Syn. flismen.
— Zu ahd. /lutmn, liebkosen; nhd. .flüstern', auidi iinlid.
,flispern'. Vgl. ßnjm-en.
Fielst s. Fleisch.
flistere": vor den . Augen flininiern Sch.
fisperen Sp. IUI; s. flisperen.
Syn.
Fiat- flut. Vgl. auch die Gruppe Fl.,.( usw.
Fiat, resp. (G')Flöt, Flöd Ap m.: unreinlicher
Men.sch; übertr., in moralischem S., ein sittenloser,
verächtlicher Mensch, häufig als Schimpfn. Ap (ver-
stärkt Sü/iöd) ; GnHe., Pr.; G. Ubcrtr. auf Tiere und
Sachen. lez han-i''' co" dem wüeste" Flot [schlechtem
Garn] Bloss 70 Rickli i/'spiielt mit Not. EFeürer.
Verk. aus Un-Fl., indem man dem m« bloss verstärkende
Bed. beimass. Anders Gr. WB. 3, 1728.
U"- (PI. -e" BSi., sonst U'flöt) m.: 1. Unrat, Un-
reinigkeit, Kehricht BM. ; L. Wenn 's z' Märit gang,
da sinn' Niemere a' Mädi, aber ivenn e Dreck us-
z'trappe" suj oder süst neuis Uflat, da sott Mädi
mra'. Gotth. ,Uas es allwegen vermischt ist mit
dem Unflat und mit dem wuost der sünden.' Zwingli.
,Sollent die metzger metzgen [nicht] in dem läger,
damit die unrat, buch und u. hin wäg komme.' 1553.
Zellw. Urk. ,Proluvies. u., ausspüeleten.' Fris. ,Lens.
ein niss oder u. auf dem haupt.' Fris.; Mai,. Bildl. :
U''flät ä'fä", Streit erregen. Id. B (vgl. Mist mache").
— 2. unsauberer, schmutziger Gegenstand, auch
Tier oder Mensch; darum häufig zum .Vu.sdruck des
Widerwillens, wenn auch oft nur scherzw. ange-
wendet, allg. De'' Hund hed g'hület wi-n-en üflot J-
(Schwyzerd.). ,Die Unflate von Schlampihüten.' Gott».
So? Du bist au''' i d' Bart vernarrt? Fso en U"fl.
(■erstellt 's G'sicht. Feurer. Was föi- en Chetzers O"/!.
het's Vg' rieht, dir Stichel iid? ApI. (Schwyzerd.). Sibe
Chile, Gott b'liiict-si, nml sihe Ghind, deren U/lüd, ant-
wortete der Entk-bucher. als man ihn nach seinem
Hausstande fragte. Ineichen, ,0b es sich begab, dz
einem uf unser allmeind vech verdurb, so soll er 's
angents vergraben; es soll auch niomants kein solich
unnütz vecli» und u. oder unrat uf unser almeind tuon.-
153t), ScHw Eq. ,Das fleisch der katzen wirt gefressen
in Hispanien, so [die Spanier] sunst unflät in allerlei
speiss sind.' Tierb. 1563. Von Pers. in moralischem
Sinn, ein roher, im Reden und Handeln unsittlicher
Mensch; daher als gemeines Schimpfwort gebraucht.
Si hat en U. vum-ene Ma"". Fr hat es Mal wie en U.
As ist an üsgmarchata und a bara lötaga U/lad g'si"
Gr (Schwyzerd.) .Wir wend keines Junkherren ver-
solTenen Unflaats [zum Pfarrer].' 1569, Tu Beitr. 1572
in den Absch. unter den Schelten aufgeführt, die vor
den niedern Gerichten gestraft werden sollen. ,Die
Unflät, die Unkeuschheits-Sünden begehen.' Ulr. 1731.
Vgl. flät.
unflätele": nach Unrat riechen oder schmecken ;
unanständig, unsittlich sein, z. B. voii einem Buch ;
garstige Dinge treiben, allg.
unfläte": an ,Unflat' erinnern. A. Chönnet-er
nid säge", wie-n-er zum G'schlecht [welchen Ge-
schlechtsnamen] hed? — B. Nei", i''' cha" 's nid
b'stimmt säge", weder [nur] das weiss -i''': es uflätet
Öbbis. — A. Ja .so. das ist der Söpjn Wüest. .TBEi;li
1871.
U"fläter m.: = Unlläf 2 Z.
Flatt in.: eine Lage Schnee BSi. (Zyro). Syn. Fhitz.
flatt s. fratt.
Plattere f.: Ohrfeige, Schlag mit der flachen Hand,
Maulschelle Ap; GRh.. neben Flätterli"g (s. d.).
flattere": l. x. fladeren. — 2. sehr heftig regnen
G oRh. 's het grad g'flatteret. Syn. flatteren. — Z.er-fl.,
(tr.) Einem eine Tracht Schläge erteilen Ap. Vgl.
fladeren u. Gr. WB. 3, 1731.
Flatterer m. : flatterhafter Mensch Ap.
flattiere" (-d- Bs): 1. schmeicheln, liebkosen, allg.
Syn. höfelen, schar wenzlen. .Es mögend euch wol die
menschen einanderen fi. und zenzlen [locken] und ein-
anderen für guote Christen erkennen.' Gualth. 1555.
.Percutere alqm palpo, ad voluntatem alicujus dicere,
eim fl., schmeichlen.' Fris. ,F1., was einer sagt, im
wol lassen gefallen, schmeichlen. Der im bitten flatiert
und liebkoset, precum blandus.' Mal. ,Er aber flattiert
den Hunden und gab ihnen Brot.' Heut. 1658. Daher
g(e)flattierig, flattier(er)isch: schmeichlerisch,
allg. Flattier er, Schmeichler, allg. — 2. (einem
1227
Fiat, «et. flit. flot. «Ht
1228'
Arbeitsstotfe. Werkzeug) Sorge tragen, es sorgfältig,
schonend gebrauchen Z. — 3. (iron.) einen Schlag
versetzen ZWald. Syn. tätschleii.
Aus frz. ßatter, afrz. a(flal>er, streielieln, weli'he ger-
manischett Ursprungs sind. Vgl. flnllercn u. Gr. WB. 3, 1734.
Flättör -ö- ni. : Schmeichler A\: S; Z. — .\us
dem Frz.
flat ,AaP.;" BO.; „F;" Uw; U; W. flät L; ScHW
Muo.. ./7et" : 1. als Adj. a) rein, reinlieh, sauber,
geputzt, von Sachen, Menschen und Tieren ,AaF.;"
BO. ; W. In der Stubu' sind d' Tinch und d' Bäich
[Bänke] ganz fl. [rein gescheuert]. Ein flätes Landgut,
ein fläter Acker sind wohlbestellt. As fläts Hüstclb
[Hausfrau] W. Es fläts Chalb BGr., Gt. We'" die
hohi KideJchella fläti ist, ire""-mu"-sclia [sie] us der
dicke MiJcli nimmt, so blibt 's hibsehes Wetter W. Er
ist iiit fläte über d' Lebra, nicht sauber über's Nieren-
stück, ebd. — b) geschickt, geeignet zu Etwas, z. B.
von einem Werkzeug BHa. — c) in moralischem S..
von Personen, brav. ebd. — 2. als Adv. a) i. S. v.
1 a, b, c. — b) schnell, flink, ohne lange zu überlegen,
sogleich entschieden, bündig, kurz und gut B; Schw
Muo.; „Z.*" Uf der Iseban geid's fl. BRi. Wol, den
han-i'''' mögen [überwältigt] und das fl. ebd. ,Seh,
Bueb, bet und nicht so gestottert, sondern fl. fort, dass
du heute noch fertig wirst.' Gotth. Das miecli- [machte]
/'■'' anders und das fl. ebd. ,Flätt, mox, illico.- Id. B.
Er hed-mer de' Bündel fl. cor d' Türe g'hid SchwMuo.
Mit adv. s ,fläts' BU., M. Jets gang-mer fl. derhinder.
— c) ganz und gar, gänzlich, vollständig, durchaus,
geradezu L; ScnwMuo.: Uw; U (auch „fläts"); „W."
Er hed Alls fl. etceg g' fresse'. „Da lebt er i' Su's
und Bru's, bis Alls z'sämme fläts verbutzt ist Ndw."
's ist fl., u'ie-n-i''' g'säid ha' UwE. Er loigt [lügt] fl.
ebd. Es hed-em d'r Finger i' der Fabrik fl. ewegg
[rein weg] g'nö" L. Öj)}ns flät-anc (flätigj weghaue".
Fl. Nid. ganz und gar Nichts; //. nur..., durchaus
nichts Andres als . . . Ndw. Syn. bi Bittz und Stil.
— d) an einem fort, beständig UwE. 's Chind hed
fl. g'sehröue [geweint]. — un-: unsauber, unrein,
garstig W. - Setzt ein ahd.yfsn' voraus; mhd. nur riae(«-.
Die selbe Begriffsentwicklung auch bei ytdit, süber (s. d.).
fläte" (-d-): 1. durchseihen, von frisch gemolkener
Milch, d. h. sie von Unrcinigkeiten säubern, daher fun-J
(fflätet, (nicht) geseiht W. Syn. richten. — 2. „einen
Kranken pflegen, ihn gleichsam sauber halten LE."
,fläterc" -ä-: gäten, einen Acker od. Garten vom
Unkraut reinigen W." — Eig. ß&ter, sauberer, machen.
flätig-d- (-e- AABb.): 1. = //d< ; Aa; „W". Durch
das Nachrätschen wird das Werch fiätiger. Sit e Bitzeli
[ein wenig] fl..' [zu Kindern] AAZein. — 2. rasch,
liurtig. gewandt; emsig; ohne Schwierigkeit Aa;
Bs; B; ZBenken; vgl. flät 3. 's isch fl. (ab Statte')
'gange". [Si] het g'macht, dass si so fl. als niüglich
im US de" Auge' chomm. W'alden. Mini Here hen
allmig au''' g'meint, der Botschriber schrib gar sölH
flölig am Brotrknll. Alem. 1843. .Unsere Correspon-
denz. die einst auf so vielen goldenen Spulen lief und
so fl.' Hebel. ,Wo einer seiner sach fl. nachgät, so
spricht man. er ist als hurtig als ein äff.' Tierb. 1563.
Syn. gleitig, uxidlig. — 3. a) = flät Ji c AABb. Fl.
Nüd, gar Nichts, 's häd-em 's Bei' fl. euegg' schlage'.
— b) platt. Fl. uf's G'sidit use falle' Ap. — 4. un-
reinlich, unsauber, garstig (inHe.. Pr.; SciiwMa.
JIhd. vlaelec, sauber, zierlich, schön, von rJät, Sauberkeit,
ßed. 4 dir. von Flst abgeleitet; vgl. aber auch Gr., WB.
un-: 1. unsauber, unordentlich, abstossend, wider-]
lieh. allg. .B'richteto aber so hoffärtiges Weibervolch,
was ihm wegmüsste u""" was unfl. sei (sclmli"'', sagen ■
die Zürcher), dann tat Eisi wie ein alter Metzgerhund.'
Gotth. — '2. in moralischem S., unkeusch, unsittlich,
z. B. auch von Reden, wild, grob. allg.
flätige": säubern. De' Bodiin fl. wie en Dili,
alles Gehölz auf einem Grundstück weghauen W.
flätiglich /7rtfcH; 1. unbedenklich, kurzweg, ohne
Umstände, einfach, sofort Sch; ZSth. Er hät-en fl.
bim Chriibis [Schopf] g'nu [genommen], furtg'jagt
udgl. Er cluinnd ja fl. e clilei mit-is chö'. Gang fl.!
Du darfst es fl. [mit gutem Gewissen] tö". Auch mit
der Endung -ling und adv. .•*.• fläklings SeoNnk. Syn.
gerad. — 2. vollständig, völlig(lich), ganz und gar
ScnBargen. Wenn 's no'' aw'' fl. langet, ausreicht.
Fl. Nünt tue". Die [gestörte] (Here gugget uhe, macht
es Schnüfeli [zischt], //. als we"" [ganz, wie wenn] .vi
falsch [zornig] war. Si'Uwyzrrd. — /7n*/i' durch Syn.-.
u. Ässiinil. ; vgl. clenklich Sp. 178.
Plättaeh G (a° 1790); Z, „-acht Ap", -acher G
(Götz.) — m., Flättache, -oche Ap(T.); GrHc.; GRh.
(Flätioch'e), Stdt, oT. — f. (m. nur GSev.): 1. Flügel
der Vögel und Insekten usw. Ap; Gr; G. D' Fl.
lampe" Iw, den Mut sinken lassen GW. — 2. Ohrfeige
GStdtf. Heb no'' d> Lästerschnorre zue, süss [sonst]
get 's a pär Flettache (: Sache). Ap Kai. 1884. Syn.
Flätter (ling) ; Flädere.
Eine Verbindung der End. von mhd. veUich ni., vctache f.,
Fittig, mit dem Anlaut von y/iVjcn und _/(«tto-n ; vgl. noch
Flecke für Feehe (ApI. -mher der auf Sp. 65 besprochenon
Endung nachgebildet.
„flättache": flattern, die Flügel bewegen Gr."
Fläfter Zu., Pfle^tter Sch m.: Schlag mit der
flachen Hand, z. B. auf den Hintern ScuNnk.; ZF., Sth.
Tui recht, sust git 's no"'' Fl. — Eig. ,der klatschende
Schlag'; vgl. flaueren. — Vgl. noch Märze" -Pflätter.
G'flätter AAZein.; GT.; ZRfz (-e'-J, Sth., Pfl-
GRh. ; ScH (-«'- SceSt.) — n.: an ungehörigem Orte
(z. B. beim Waschen von Zeugen) verbreitete Flüssig-
keit, Sudelei ÄAFri.; GlK.; Sch; GWa., T.; ZRafz;
das in Folge eines Wassergusses sich ansammelnde
Wasser. Wasserlache AAZein.; GWa. Syn. Gefleder,
Geflätsch. Vgl. fläderen, flederen.
Flattere" f.: 1. Schlag auf den Kopf, mit der
flachen Hand GrHb. ; GRh. ; Th. Syn. Flättache, Flätter-
ling: Gusche; Husche; Schwätterling. — 2. dicke Frau
GWa.; eig. .breites Ding'. Syn. Fluttere. — 3. feines,
flatterndes Zierband aus Papier oder Seide GWe.
flattere": 1. flattern. z.B. von Schindeln; mit
starkem Flügelschlag schwer und unbeholfen nicht
hoch fliegen, wie z.B. junge Vögel, Fledermäuse Ar;
BSi.;GRS., Scnlms; GT., We.: „W;" ZO. Syn. floUeren.
Lt ImOb. ist flatteren gegenüber fläderen schon ein
etwas sicherer Gebrauch der Flügel. Der .Fludcv
(s. d.) trägt nach dem Voöelb. 1557 seinen Namen
,on Zweifel darumb, dass er also auf dem wasser flat-
teret; dann er weder recht fliegen noch gon kann,
er sperre dann sich mit den füessen und flüglen im
wasser'. — 2. ein Kind mit Schlägen strafen Th:
einem Kind den Hintern crfl. ThM.; beohrfeigen. ebd.;
I
tl229
Klal. Ilr(. Ilil. Ildt. Iltit
1230
\cerpll; durchprügeln ScuStdt. Syu. flatteren. — 3. {pß-
iBs; GRCaltV., UVatz) mit klatschenden Tönen auf-
jtallen, z.B. von dickflüssigen Excrementen der Rin-
der, auch von Wasser Bs; Gr; Flüssigkeit spielend
■ bewegen, dass sie klatscht, sie ausgiessen, plätschern
Bs; cacare (vom Rindvieh) Bs; sehr stark regnen
'JrHc.; GoT. Syn. p(f)letsc}ieH; /litien; x'lädereii,. —
4. zerfahren, (auch cerfl.), aus einander fallen, wie
weiche Gegenstände, z.B. Gebäcke, faule Äpfel Bs;
GSa. Er hät-a' [ihn] a' d' Wand g'tvorfe", i''' ha'
g'vieint, er müess verfl., tve-n-a fule' Öpfel. Winn
in-ere Burestuhe d's Birehung eso übere-n Ofen ahe
tlätteret. Syn. lütteren. Vgl. fluttern.
g« flatterig, j)//-; nass, von Schnee, der mit Regen
igemischt ist AaZ.; Bs; kotig Bs.
1 Flätterli"g m.: 1. Schlag auf den Kopf mit
liier flachen Hand, gesalzene Ohrfeige Ai'; G (schon
11790 belegt); Th; Zu. Syn. FläderUmj; FlätterfenJ.
|— 2. Klecks GTa. — 3. Excremente des Rindviehs,
ilaher auch Kue-Fl. L. Syn. Bläder; Kne-Pflätter.
|Vgl. flatteren.
Flaute I Ndw, Flaute I B (bzw. -iV-); „LE.;" W
/neben „Flauti'): hoffärtiges, putzsüchtiges Weib,
rutznärrin BE. (Zyro) ; mit dem Nbbegritt': freches,
fverbuhltes Weib Ndw; W. „Dische'' Son, der schts
[sein] Guet mit din Flautin ver fressin hat WLötschent."
Wohl eig. ,(ler flatternde Weiberrock' (s. flauten, Flauti
H. vgl. Jüjjpe = Weib). S. noch flämjgen (mit der Nbf.
Flänte), Flute; und vgl. tir. Floitu, nachlässig gekleidete
Weibsperson. S. aber auch FL II.
flaute" U, flaute" BE.; „LE.;" Uw (-(xi-): 1. Etw.
im Winde flattern lassen oder machen, z.B. Bänder;
Jic Luft bewegen, z. B. mit der Hand, mit dem Hute
jder Taschentuch zum Abschiede, mit dem Fächer
BE.; Uw; U. Syn. scliweien. Sei [die Dame] flaited
^irad e chlei [ein wenig] mid-em F\,ock, geht aft'ektiert.
<i\ dass sie das Kleid in Schwingungen bringt; vgl.
Fliiiitirock u. schicamen. F'' cha"' 's G'siitdi [Sprüch-
' iiil xcho" [auswendig], aher i''' cha"' 's nid fl., kann
. ht mit den dabei nötigen .\rmbewegungen (Ak-
1 begleiten Obw. „Jmdn in die Höhe heben
iiiii dabei schwingen LE.;" vgl. Fläutischwang. Syn.
'Utndern, fläudern. Abi. Fläuti. — 2. wehen, vom
Wind bewegt werden, flattern, doch langsamer als bei
dem syn. fladeren „LE.;'' Uw; U. D' Här flaited-em,
iseine Haare spielen im Winde UwE. Syn. flauderen,
iliUideren. — ver-: verfliegen lassen, im Winde fort-
tragen 1., z. B. ein Taschentuch UwE. De*" Wind
'liid 's Laub ver flaited.
l-'lauter, Flauti m.: lose anliegendes Überkleid.
In,,.,,. AA (H.).
[■'lautere f.: fliegendes Band (an Kleidern) Ai'H.
ihiutere": lose lieruniliängen Aa.
flautcrig: lose Aa. Syn. flauderiy.
Fläuti (-ei-) m. : wer das Gespräch mit heftigen
Arnibewegungen begleitet, übh. ein lebhaftes Wesen
i.wi Schau trägt Ndw. Zu flauten 1.
Flaute II L;GA.; Schw; UwE. f'-aJ-A Flaute 11 V,
sonst Flöte: 1. Flöte. Fläutli, Piccolo, Querpfeife
Schw. ,Es brauchend auch etliche sein [des Adlers]
?ebein zu fleuten.' Vogelb. 1557. .[Des Esels] gebein
ist ganz dünn, also das es guote flättenror gibt.' Tierb.
1563. .Oanere ad tibiani. zuo einer schwgglen oder
zuü einem zinken oder flöuten singen.' Fris.; Mal.
,Die fleute, flöte, pfeife, tibia, flstula.' Reo. 166'2. —
'2. eine aus der Rinde eines saftigen Baumzweiges ver-
fertigte Pfeife GA. — 3. Mundharmonika üuw. —
4. (Flöte) = Ilaute I, unmoralische Dirne L; Z.
Mhd. irloitc, flaute; die U Fiirin aber dir. aus dem ital.
ßauio. — Bed. 4 haftet auch dem nlid. .Flute' an und auch
frz. flute bed. liederliches Leben; es lilsst sich daher die für
Flaute 1 aufgestellte Abi. dos Begriffs in Frage ziehn.
flaute", fläutle", re.sp. -ö-; Flöte blasen Bs; GA.;
Scuw; UwE. Die Diminutivform bes. mit Bez. auf die
Querpfeife. ,Flöuten, tibiis canere.' Mal. ,Flöuter,
blaaser, autedus.' ebd.
Flettersche". .Die Sommervögel, so von .\nderon
Fletterschen oder Pfitfholteren [s. Sp. 8'20] genannt
werden.' Lucian 1702. — Vgl. Fickflnvibr. Flüdmt; die
vorliegende Form mit deutlicher Anlehnung an .flattern'.
Flittere f.: \. Dim. Flitterli, Blättchen von Gold-
und Silberschaum, mit denen vormals die Braut den
Rosmarin besprengte, welchen sie an die Hochzeitgästc
austeilte AAEhr.f — 2. ,gem. Zittergras, briza media.'
DuRH. (auch , Flitterchen' d. i. Flitterli). — 3. Mond-
viole, lunaria bieunis und 1. rediviva B It Waön. 1680.
2 mit Bez. auf die fast immer zitternde Rispe, au welcher
die Früchtchen hangen wie die Flitterblättchen au der Krone
(Schäppeli) der Braut; vgl. die Syu. ,Flinkeru, Flittergras,
Flinsel.' — 3 mit Bez. auf die beweglichen Samcnschötchen.
flittere": flüstern. Ebel; Syn. flisperen. — Mhd.
ebenso.
flitterle": wehend leichte, zitternde Bewegung
erzeugen, leise rauschen. ,Ein sanftes Lüftchen flit-
terlet durch die Baumhlätter.' UBRie«. 1780. Syn.
flotteren. — Vgl. Gr. WB. unter .flattern' und ,flittern'.
Flitterscho" s. Flüderste Sp. 1176.
Fliete"GR, Pfliete" B wO.; F, Fliesme" AAFri.;
aScHW; Uw — f. (m. F): (konisches) Listrument zum
Aderlassen beim Vieh. , Etliche äderen ob den äugen,
zuo welchen man besondere kleine fliesinen bereitet
hat.' Tierb. 1563.
Aus dem lat.-gr. .Phlebotomen' zsgez. wie das ältere
.Fliedmen', ahd. .fliedinia'. .Das ross mit einer spitzen flied-
men überschräpfen.' XV., L. ,Phlebotomou (scalpelluni) : ein
fliedmen oder lasseisen.' Fris.; Mal.; Denzl. 1677; bei Letz-
tem! auch ,Fliete, Fliessraen'. 1677; 1716. ie regelrecht
aus lat. e (vgl. , Spiegel, Fieber' uam.); die Erweichung des
t (ht) zu d ist durch die unmittelbare Berührung mit m ver-
ursacht, die Ausweichung zu s viell. durch Anlehnung an
,fliessen'. Die Verk. zu Fliete mag auf Analogie mit ßode
für Bödme (amhd. lodern) udgl. beruhen.
Flott n.: Rahm (auf der Milch) W.
Wcihl .das Schwimmende' ; Entlehnung aus dem Nd. (durch
das Mittel des Nhd.) ist nicht von vornehereiu auzunohmun;
vgl. FInItr. Flute.
Hott: ausgezeichnet, hübsch. E flotte Bursch Bs.
's isch fl. g'sl", z. B. im Theater, ebd. Fertig, in voller
Ordnung, 's Meitli [Magd] will am Samsliij i" der
Chuchi alles fl. ha" AABb. — Durch das Mittel der
Schriftspr. aus dem Nd.
Flotte I f.: eine zsgedrehte, geknotete Strähne
Rohseide Z. - .^us frz. flutte. S. noch FluttHtuek.
flotte": die oft'enen Strähnen Rohseide zsdrehen
und knoten, spec. nachdem die Kette einer Wirpfe
von der Zcttlerin vollendet ist, die auf den Spulen
1231
Fhit. Hol, Hit. Hol. Hill
12;!2
übrig gebliebene Seide zu Stiähuen bunt durch ein-
iiniler winden und diese gegen das eine Ende zu-
knüpfen, damit sie dem Färber zum Scbwarzfärben
übergeben werden können Z.
Kalber-Plotte: (spöttisch) ein grosses Boot, das
drei Mal wöchentlich auf der Aare mit Waaren, häuHg
auch mit Vieh, von Thun nach Bern fuhr B. — Zu
iiliil. .Flotte'.
„Flotte U. Flutte 1 f.: Schürf, Schnitt an einer
Tanne, woraus Harz fliesst liG."
„a"-flotte". -flutte": eine Tanne anscliürfen,
einen Schnitt daran maclien, um Harz heraustliessen
zu machen LG,"
flottere": 1. flattern. Bändel und Ziiähle" hend h'
diirune" [auf allen Seiten], es flatteret wie am eid-
ffiiiüssische lane Zg (Schwyzerd,). ,Wie er niyn
röcklin g'sach iiottren, vermeint er, es wäri ein vogel.'
Platt. 1572. Bes. vom hörbaren, rauschenden Flügel-
sclilau mühsam fliegender, junger oder jäh aufge-
schrurlitrr \i\L:el Aa; Bs; aScHW; S; Z. D' Hiienrhr
chainiit iiif /hUje", nw fl. Uf-fl., auffliegen; cer-fl.,
aus einander fliegen Bs (Spreng). , Subvolare, auf-
fliegen, fl., d.i. ein wenig fliegen wie das jung gvügel.
Plaudere aus, fl. oder die flügel erschwingen (erschüt-
ten). Auffliegen, fl., in die höhe fliegen, subvolare.
Hin und wider fl., circumvolitare.' Fris. ; Mal. Vgl.
fetteren, Sp. 1134. In zitternden Bewegungen durch
Blätter und lose Gegenstände rauschen, sie schütteln.
De' Ruje'tcind flatteret, der Eege'-FhMeri göt Zt). :
vgl. /litteren. Übertr. 's Gehl ist furty'flattercd, mit
einem Mal verschwunden, ist unnütz weggegeben wor-
den Bs. Wie fläderen häufig mit lä" verbunden Bs:
auch m. unpers. Obj.: 's fl. lö", verschwenderisch sein
in Essen und Kleidung, ebd. Lässig an einer Arbeit
lierumhantieren, sie nicht fest angreifen. Do mues
g' flatteret und g'fl. si", das-mer [man, Unsereiner] lialt
meint, mer mües bim Eid verstrupfe [vor Ungeduld
vergehn] ZF.. cig. wie ein schlecht fliegender Vogel
flattern, sein Ziel nicht erreichen. Vgl. Pflütterliny.
Flotteri ni.: Flattergeist, flatterhafter Mensch.
Dakter Fl., Quacksalber Schw.
flotterig: locker .\p (neben fladerig).
flötterle": sterzen, steisseln, d. i. rasche Flügel-
schwingungeu machen, als Zeichen des Wohlbehagens;
von Bienen, welche vor dem Flugloch auf dem Flug-
brett den Hinterleib nach rückwärts in die Höhe heben
und gerade ausstrecken, indem sie den Kopf senken GT.
Flötterli in der RA.: 11. und Hötterli, Alles
ohne Unterschied. Grosses und Kleines, wie man es
von der Wiese einheimst AiBb.
Eig. das fliegende, flatteiude Anhängsel iinJ das beim
.Hotteru', Rütteln, des Wagens Abfalluuilc.
Flöte, flöten s. Flaute IL
flötötscli: lustig, vergnügt GTa.
Killt f. in der RA.: ,Hanf in die Flut, d.h. in die
llunfnisen [Sumpflöcher mit fauligem Wasser], legen'
G uKh.. It Steinm. 1804.
Vgl. heunebergisch Flute, Pfütze. Man beachte, dass
schiiftil. .Fhit' aleniann. Fluet lauten iniisste.
Finte bzw. Flntte BsStdt (Beck.); BU., Si.; FMu.:
L, P//- Aa; BsStdt u. Ld; S; Z«: 1. Klösse aus ver-
schiedenem Mehl (z.B. Griesfhitc B: FMu.) oder aus
Kartoffeln, wozu der Teig mit Milch od. Eiern zuerst
gekocht und dann löffelweise herausgestochen und
mit Fett (It Spreng und Zyro nur halb, so dass sie
weicher, lockrer sind) gebraten wird; eine früher
beliebte Fastenspeise, etwa entsprechend den bairi-
schen Dampfnudeln Aa; Bs; B; F; L; S; Z«; auch
blosser Mehlbrei mit Knollen, ein Mittelding zwi-
schen Knödeln und Brei AAEhr.; B; F. So lang 's
no"'' Pfl. und Chnöpfli [Knödel] gif, verrecke (ver-
gange") d' Schwabe frerderbe' d' Zeininger Chnabe)
nit Aa; Bs. Landolt. Kochb., nennt spez. , Freiburger
Pfüttlein' [so]. Am Freitag hiess es vormals in L
etwa : Hut git 's Fl. und Hör [Haar] dra", d. h. ein
unsauberes, unangenehmes Essen. — 2. dickes, be-
leibtes, träges Weib Aa; Bs; L; S; spez. ein dickes
Kind BU.; ein schwerfälliges, nachlässig gekleidetes
Frauenzimmer GWe. Syn. Fluttere. — 3. (nur Pfl-)
gegen Kälte und Witterung empfindlicher Mensch,
Ofenhocker, Stubensitzer (e verfrarni Pfl., vor Frost
blass und zitternd), Person, die immer kränkelt Bs;
verzärteltes, furchtsames Kind, ebd.; daher Schelte
für einen Weichling, ebd. Syn. Flutter 3, Pfüte;
Pflünggel; Pfliltter; Pflütz; Tirggeli. Drhaim am Of'e'
blibe", ir Pfl. ir. JMIhlv. Auch als Schelte für einen
eintönigen, langsamen Menschen BsStdt. Vgl. Flutter,
pflütterig.
Das W. in Bed. 1 u. 2 auch elsässisch (Fliili/. Viell.
liegt lat. fluhire, fliessen, zu Grunde, da die Knüdel beim
Braten auf dem flüssigen Fett schwimmen; es lässt sich
churw. /«/(/(!(( (s. unser Fluytis) aus lat. ßurtiii als Analogie
herbeiziehen. Bed. '2 erklärbar als unbeholfen, schwer be-
weglich wie (Knödel-I Teig.
fluten ^-»i-^, mitl>. P.: Einen (bes. mit Fäusten)
schlagen Ndw. — Violl. zuiu vor. : schlagen, wie mau Teig
schlägt, klopft.
ver-pflüte°: vor Kälte zusammenschrumpfen,
zerrinnen, beinahe umkommen Bs. — Zu Flute s.
Flutte s. Flatte.
Flutter Ap C-o-J; GRh., Pfl- Gr, Pflütter Bs;
ScH 111.: 1. = Flader 1, und zwar Schlamm usw. AaZ.;
Ap; Bs; ünValz.; GRh.; ZSth.; s. ufziehe"; dünner
Kot von Menschen und Tieren Bs; Gr; GRh.; daher
EmtueidpfL, weil die Emdweide bewirkt, dass der
Kot des Viehes dünn und grün wird GuValz.; auch
dünner Teig ZSth., dickflüssige Masse übh. GRh. —
2. Pflütter, Diarrhtee Bs. — 3. erschrockener, hasen-
herziger Mensch Sc n. Syn. Flute 3; Hasen^chisser.
— Vgl. Fluder.
Nest-Fl. , -Pfl.: 1. Vogel, der zuletzt aus dem
Neste geht G. — 2. das jüngste Kind einer Familie G.
Synn. Nest-Höck(er), -Kegel, -Buz, -Blutter, -Blüttling,
-Bluts, -Pflötterling, -Pflützling.
Fluttere (Pflüttere Gr) f.: 1. fette, unappetit-
liche Weibsperson Git; GWa.; fettes Stück Vieli tin
Calfr., UVatz. — '2. moralisch haltlose Weibsperson
GWa.
fluttere" (-ii- GSa.; SchwE.), pflüttere" Bs;
1. = fläderen 7 G; ScuwE.; Th. Wenn d' Lerch er-
icacht vo" üserm G'schrei, I' d' Hüchi flüttret am
grüene" Bei". S. fladern. Daher Nestflütteri m.
= Nestflutter GSa. — 2. = fläderen 1: Diarrluee haben,
von Menschen und Tieren GRh., Sa. — 3. flattere.
lose werden und sich verwirren, von Fäden auf einer
schlecht gewundenen Spule beim Haspeln Scnw; Zo.
1233
Fiat Hill. Kliitsdi Hutscli
1234
Syn. (vef-Jlättercii. — ver-pflutteve" (-ü- Spreng):
zerfliessen, zerfahren, wie z. B. überreifes, faulendes
Obst, Gebiieke mit dünnem Teig Bs.
Pflntterete, -ü-t: dünne, weiche Masse, dünner
Brei GRt'hur, He.
flutterig Bs, -ü- C-ö-) AaZ., g'flütterig ;j//i«-
tcrig A.^Bb., 7..; Bs (-xi-); L: 1. weich, ohne Festig-
keit, wie z.B. überreife oder faule Fruchte Bs; L;
von selbst zerfliessend, breiartig, dickflüssig, wie auf-
getauter oder mit Regen getränkter Schnee, Kot auf
durchweichten Strassen und Wegen AABb., Z.; Bs;
ScH. Auch vom Wetter AABb.; Scii (s. noch Pflütter-
Wetter). — 2. pflutterig, an Durchfall leidend Bs
(Spreng). — 3. pflutterig dreinsehn. blass, zusammen-
geschlagen, welk, wie Einer, der Diarrhcee hat Bs
(Spreng). — 4. verzärtelt, weichlich, empfindlich gegen
Witterungseinflüsse L; vgl. Fhitter 3. Die Töchter,
wo hei'" US tcältsche" Pensione" chümnie", sind i' merst
nur g'flütterige Dämeli.
Der verscliärftü Anlaut p/ beruht auf Verschmelzung der
Vorsilbe g' mit dem Anlaut /, oder auf lautmalender Ver-
stärkung Ubh.
Flütter m.: Papierdrache BM.
G'flütter n. = Fhttter 1 XaZ.iBs. Syn. Ge/Iilder.
Flütti in. (von Weibspersonen n. u. f. UwE.):
feiger, furchtsamer, charakterloser Mensch, Memme
AaF. ; L ; UwE. Die Soldate", ico ßiehnd, sind Fliittene.
Von einem Ehemann, der sich beherrschen lässt udgl.
FlalSCh — flutsch. Vgl. auch die Gruppe f'lutz usw.
Fl ätsch s. Flartsch.
Platsch, Flätsch I, Pflatsch I, Flatz m. —
PI. -ä-: 1. Ausguss, so viel von einer Flüssigkeit mit
einem Schwünge ausgeschüttet wird BBe. (Pflatsch),
Hk. (Flätsch), Sa. (Flatsch); aScHW u. Uw (Fiats).
Nass wie ne Flätsch BHk. Syn. Platsch; Gutsch.
Vgl. flätschnass. Auch als (unbestimmtes) Mass : Die
Chue gid e chline Flatz Milch aScHW. — 2. Flatz,
Regenguss aScuw; Uw. — 3. von Schnee, so viel,
als auf ein Mal vom Himmel oder etwa von einem
Dache fällt BSa. (Flatsch), Si. und „W- (Flatz). Es
het e grosse tl. g'schnlt (g'leit); es ist e tolle Fl. Sehne
g'falle". Auch dim. es Flatzli. Syn. Flarz; Flatt;
Schiatz. — 4. Matsch BHa.; Gr, Flätsch Ap; L; GT.,
Pflatsch Ai'; BRi.; Gk, flüssiger Strassenkot; mit
Wasser vermengter oder zerfliessender Schnee, durch
den man waten muss, von Regen oder Schneewasser
durchweichter Weg. Syn. Geflätsch; Fliitz; Geßotsch:
Platsch-; Geflüder; Geknötsch. — 5. Flatz, Schlag
mit der flachen Hand, Ohrfeige BSi.
Wenn es nicht ein blosses Schallwort ist, so gehört es
zu ahd. flaz, liach; dann ist die Grundvorstellung die der
Ausdehnung in die Breite. — Vgl. flolachen.
G^flatsch BSi., Pflatsch II BBe.; W — n. =
Flatsch 4. S. Geflotsch.
Wellen-Flatz: Erguss der Wellen. ,Der nasse
Gott [Neptun] Stürmt an den Platz mit W.' JJMev.
1603.
flatschC'BU.; GR(Tsch.), pfl-BRi.; GaHe.; G,
flatze Uw: 1. einen starken Guss ausschütten Uw ;
Schweiz. Idiotikon I. 8.
mit plätscherndem Geräusch in Nassem herumrühren
GRh. — 2. .platschen', stark regnen GrHb. — 3. (vom
Schnee) klatschend herunter fallen Gr. Hut hcd 's
grusig ab de" Biiohen [Buchen] a''her g'flatschet. Tsoii.
— 4. durch Wasser od. Schlamm gehen, darin herum
treten; in ganz durchnässten Schuhen einher gehen B;
„G." .Der Bauer leitete emsig Wasser auf und ab [durch
die Matte] und flatschte mit seinen Holzbödenschuhen
keck im Wasser herum, wohin ich ihm mit meinen
Stiefelchen nicht folgen konnte.' Gotth. Bildl.: ,I)ie
Mädchen rümpften die Nase, weil die Buben den Wein
zu sparen schienen und nicht mehr darin herum-
flatscheten.' ebd., gleichsam darin wateten. -- Vgl.
fläderen, fludcren, flüderen.
(g"=)flatschig: (vom Erdboden, von Schnee- oder
Eisdecke) ganz durchweicht, schlammig BO.
Geflätsch Gfl^M bezw. -e-- B; VOrte; Gl; Gk;
GA., T., Wa.; ZDättl., Pfl- GfiUVatz; S, -e'- Bs; Sch;
Zg; Z, Gfle'tz I Gl; L — n.: 1. zerfliessender
Schnee, Wasser od. Kot, welche die Wege ungangbar
machen; im Schmelzen begrift'enes Eis Gl; Gr; G.\.,
T., Wa. ; Z ; breit verschüttete od. zerspritzte Flüssig-
keit, Lache B; „VOrte;" GT.; Sch; Zg; Z. E Gfl.
mache'. Allit. verbunden : e Gfl. u. e Gflilder. „Nasse
Witterung B; L." Klecks S. Syn. s. Gefieder. —
2. „unreinliche Wäsche I,.-* Vgl. flotschen.
Flätsche (-e-) f.: Lache von ausgeschütteter
Flüssigkeit L (Ineichen).
flätsche" I AAtw.; Al'; B; Gr; L; Uw; ZSth.,
pfl- Ap; Uw; W, fle'- AAtw.; L; U; „Zg" (St."); Z,
pfl- Bs; L; Sch, fle'tze Schw; Uw; U: 1. (intr.)
a) Flüssigkeit ausgiessen, sie schaukeln, so dass sie
überfliesst „B;" VObte; „S;" Z; in Wasser oder
Kot treten, wühlen, hantieren, kneten und sich dabei
besudeln, bespritzen und durchnässen. ,.allg.", auch
umenandpfi. Sch. Vgl. flätschnass. Syn. fläderen usw. ;
flatschen, flotschen, güdelen; gautschen; sötschen; hlä-
deren. Spez., im verächtlichen S., mit Wäsche un-
ordentlich oder ungeschickt umgehen, so dass man
sich dabei durchnässt AaF.; L; Zg; Syn. flatschen.
— b) es flutschet, der Weg ist nass, schmutzig BSi.;
es fällt nasser Schnee, Schnee mit Regen vermischt
„B;" Gr; L; es regnet stark „L;" SchwMuo.; Uw; U;
es fietzt doch ««■•'■ der ganz Tag! Es flitzt zueche,
peitscht den Regen an die Fenster. — c) klatschen,
wie es direkt oder indirekt durch Flüssigkeit ver-
ursacht wird: von ausgeschüttetem, auffallendem, auf-
schlagendem Wasser Nnw ; plätschern BsStdt. ,Unda
increpuit latus "carins,' mit grossem getös und flatschen
ans schiff geputscht' "Fris. Von heftigem Regen Bs
Stdt; „B; L;" W. Es regnet, dass's grad so fätschet
[flet'zt Uw); Syn. pletschen. Vom Ton, der beim Gang
in ganz durchnässtem Schuhwerk entsteht Aa; Ndw,
Syn. knutschen; es fletschet i" de" Schuehne"; „wenn
die ganz durchnässten Kleider am Leibe zsschlagen
B; L;" de- Bueb häd recht i« sine Chleidere g'flätscht;
wenn man nasse Wäsche schlägt Sch; Ndw, Syn.
pletschen. — 2. (tr.) fletze a) heftig ausgiessen,
ausschütten, spritzen ,L;" Schw; Uw; U. Fletz der
Eumer voruse [vor die Türe] od. üs, schütte ihn aus!
Den Stubenboden über-. .Tmdm Wasser a"-. Auch mit
dem getroffenen Gegenstand als Acc.-Obj., begiessen,
z.B. Eine" fl. — b) „Etwas flüssig machen, auflösen
U." — S. noch Fhlze.r: ßilzni.
1235
Flatscli. Heisch, flitscli, fiotsch. Hutscli
l'ilJö
G°flätsclier n. = Geflätsch, Flatsch 4 GrL.
Nach Analogie des syn. O'eßiider udgl. gebildet.
flätscherig GrL., g'flätschet GA.=geflai
Flätschete B; VOrte; Z, Pfle'- Bs, Fletzete
Uw — f.: mit Ungeschick auf den Boden geschüttetes
Wasser, Sudelei. Syn. Schwetü.
(ge-)flätschig Ar; „B"; VObte; Gr; Z: „nass.
von Flüssigkeit verunreinigt B; VOrte; Z;" mit zer-
Hiessendem Schnee erfüllt Gr; wässerig, ,fett' (Schnee)
ZBenk.
Fletzi {.: nasser Fleck am Boden, Verunreinigung
des Stuhenbodens durch Ausschütten von Flüssigkeit,
durch nasse Schuhe, Schinne udgl. Gl.
Fletschli°g ni.: Abzugsrinne im Stall Ap.
Goflätsch n.: widerliches Weinen L. — flätsche":
so weinen. - Wohl mit gespartem r zu Fhirturh.
„Platsch II, Fletsch, Flääsch: Plaudermaul G."
Syn. Flät scher.
flätsche» II Gr; Uw, -e'- U: 1. mit grinsendem
Munde reden, ,fletschen', die Zähne weisen Uw. ,Gang,
nimm-e" [ihn]!' flätschet er. JBEgli 1871. — 2. mit
hörbarem Kauen essen U. — 3. schäumen, von Schwei-
nen, wenn sie sich gegen das Durchziehen eines Nasen-
ringes sperren GRPani. — 4. „verklagen, zunäclist von
Kindern." — Flätscher, -i": Angeber, Knabe oder
Mädchen, das ein anderes Kind z. B. beim Schullehrer
verklagt; Syn. Sock; auch ubh. ein plauderhaftes Kind
Aa; GKh.
Mhd. vielnii, vhtachen (e'), die Zähne weisen (s. o. bes.
1 11. 3), scheint hier mit fiätschen I (S, ^) vermengt. Zu 4
vgl. .klatschen' und das syn. iätschcn in der eigentlichen iind
der bildlichen Bed.
ilätscli: (Adv.) kurz, knapp. '.•; Hür fi. eiceg [nahe
am Kopfe] schnlde" L. - Eig. : glatt. Zu ahd. fiia, flach.
Flätsch III Th (Pupik.), Fle'tsche J Gl; Gr; Z
— m., Flätsche, Fletsche Ap (-e'-); GRh., T., W.; Tn
— f., Flätschge, -e- GG. (f.); Z, Flätschgete f.
GfiObS. : 1. durch Schürfung oder Quetschung von
der Haut, von der Glasur oder der Politur von Ge-
räten, oder von der Baumrinde abgerissener Fleck,
bzw. die dadurch entstandene Wunde Gl; Gr; G; Th;
Z; an Bäumen als Gronzzeichen oder als Bezeichnung
der zum Fällen bestimmten Stämme oder der Grenzen
eines beabsichtigten Haues mit der Axt angebracht
(Syn. Schlärpfe) Th. -- 2. grössere Fläche Land als
Arbeitsmass, e Iletsche mäje' GfiPr. — 3. Fletschye,
Maulschelle (Schulze). — 4. „Fletsche, Hammer-
schlag, Eisenschlacke BThun"; vgl. Gold-Flitsche.
Vgl. mhd. victschc, breite Klinge, und nhd. ,fletschen',
breit schlagen, bair. Fletzen f., Wunde, viell. ebf. zu ahd. /lia
uud ,flach'. Nbf. Blätschy. G schiesst den Verbindungen («cA,
(j leicht an. Die beiden Begriffe 1 u. 3 treffen auch in deu
Ausdrücken Fläntschk und FJünte, Fläi-re ua. zs. Zu i vgl.
,fletscheu', Metall strecken.
fiätschen III fle'tsche GT.; ZU., flätschge"
ZZoll. : schürfen, refl. GT.; mit der Axt einen , Flätsch'
an einem Waldbaunie anbringen, um ihn als fällbar
oder um eine Grenze zu bezeichnen; vgl. .Malbaum';
Lnhtann; daher: einen Baum a'-fl. Z. Letztere Hand-
lung .schliesst etwa die Stempelung mit Rötel in sich
ZZoll.
Stein-Fletsch: Braunkehlchcn, saxicola rubctra.
TscHüDi, Tierl. Syn. Krütvögeli, Sp. 695.
Nistet gerne auf Steinen oder Sträuchern. Fklm-h sagt
viell., dass es den Stein zu behauen scheine. Bei Okun
heisst es .Klitschen'. Vgl. noch FieitsMi.
Fletsche II s. Flitsche.
Isen -Fletsche: Stück Roheisen. .Hammerschmit-
ten, darin die Eisenfletschen geschmelzet werden.'
WuRSTIS.
Lässt sich mit Flätsch HI 4 nicht vereinigen. Das W.
könnte aus frz. ßicie, Pfeil, entstanden sein, wenn anders die
Keile, in welcher Form das Eiseu aus dem Hochofen in den
Handel kam, je so benannt wurden.
Pleitschli BsTerw., Pfleitschi BsBirs. — n.:
1. Rotkehlchen, sylvia rubecula BsBirs. - 2. Fl.
mache" = flauderen Sp. 1172.
Zw. 1 u. '2 vermittelt sich der Zshang durch die Ähn-
lichkeit des AufhUpfens der Scherbe (vgl. das syu. .Jungfern
d. i. Knixe machen' u. ä.) und den unaufhörlichen Bück-
lingen, welche das Vögelcheu zu machen scheint; vgl. sjiätzcln
= ob. 2 (Bad. Freib.). Zu '2 aber vgl. die synn. ßitn-licni
(Frkf. a'M.), .Stoan pßetschen (Lesach), pflinzern (Kocher), um-
gedeutet in ,Steinblitzer machen' (Stuttg.) n. ßitschen, ßitzm,
in deutschen MAA. = flattern. Aber auch Auißüugen ('Fläu-
ijetacki) oäer ßuud(er)eH darf hingewiesen werden, da an den
genannten Orten ei auch äu vertritt.
Flitsch f.: Frist. Spielraum Ap. So und so viele
Tage, Wochen Flitsch ha". Übertr. Flitscha ha', gute
Zeit haben. Gueti Flitsch (i-ma Hüs) ha", wolil ge-
litten, gern gesehen sein.
T. hält es für verderbt aus dem hd. , Frist', das unserer
Volksspr. sonst abhanden gekommen ist; zu den Lautwechselii
wären event. einerseits Schmnz ; SManz, anderseits chnmlm :
cJinütschen, .Petsch, Jutsch' für ,Pest, Just' (XVI.) zu ver-
gleichen. Doch ist die Annahme solch doppelten Wechsels
bedenklich. Am Nächsten läge die Abi. von ,flitschen', wenn
man diesem auch bei uns die Bed. ,fliegen, sich leicht be-
wegen' unterschieben dürfte (vgl. FKtsclu).
Gold-Flitsche f.: winziges Goldblättchen. ,Co-
lerus nennet die Lachsforne „Auratam", dann sie
lasst sich gern finden in den Wasseren, die Goldflitzen
führen.' JLCvs. 1661. ,Der Goldflitschen halb, welche
dann und wann in dem Pfefl'ersvvasser sind gewahret
[bemerkt] worden.' JJSchedchz. 1706; Syn. ,G»ld-
Flämnilein oder -Stäublein.' ebd. , Einige waschen
das Goldsand durch ein wullen Tuch, in dem die GoUl-
flizschen hangen bleiben.' ebd. 1707; 1746.
,Flitsch, Flintsche, Flinke", sichtiges Erz auf dem Gestein;
von , flinken', schimmern. Vgl. FHiih Sp. 1'224: vgl. anih
FlätKh II J 4.
Flitsche f.: Pfeil. .Er verfluocht die liebe, die in
hat verwandt mit synera [gemeint ist der Liebesgott]
pfyl und hätte in geschossen mit einer fletschen bis
in syn herz.' Zielt 1524. .Eins [der Tiere] habe der
bogenschütz verwundet und mit einer flitschen ge-
troffen.' TiERB. 1563. ,Der flitsch, fliz, pfeil. bolz:
sagitta, teluni.' Red. 1662. ,Gott dich beschütze Vor
Schand und Schmitze, Des Todes Flitze.' FrHakfn.
1666. ,Die Ungarn schössen mit Flitschen.' Würstis.
Nhd.; ans ndl. /i(s, Wurfspiess. Vgl. o. Sp. 1220 das
zunächst aus dem Frz. entlehnte Flmche. — , Fletsche' Esst
sich als eine in ihrem Stammvoc. durch Fktcht beeinflusste
Nbf. erklären.
„Hitsche": sausen, pfeifen, schwirren wie die rasch
und kräftig geschwungene Gerte, Peitsche, der ab-
geschossene Pfeil; klatschen von iler Rute od. Geissei
m
1237
Klatsch— flatscli. Fliix flnx
1238
auf dem blossen Rücken L; Sohw." ,1'lagarum crc-
pitus, das fl. oder klapf eines Streichs, wenn man einen
geisslet' Fris.; Mal. — Ein Schallwovt; vgl. //«(«A.».
Oder Ton obigem Subst. abgeleitet?
FlotSCh „L;" G; S; Uw; Zg (-Ö'- und -Ö-); „Z",
Pfl- ÄABb.; Bs; SrH (-0-) — m. ScH; S; Zo, f . G ; S;
Uw: 1. (gelinde UwE.) Schelte für Weibspersonen,
a) dicke, plumpe, schwerfällige Bs; „L;" Sch. Syn.
Pfiuntsch. — b) träge Aa; Sch, unordentliche „L;"
ScH; S; Zg; „Z." De'' alt Flötsch, die alt Lottere
Zg (Schwyzerd.). — c) eines unsittlichen Lebens-
wandels verdächtige GT. Die Fl. ist selber schuld.
ÜBragg. 1782. Ha, Grete, du bist schuld, du saperlots
FlütscMe! ebd. 1780. — 2. Flötschli, Klösse von Mehl.
Mais und Kartoffeln AAZein.
Viel!, sind hier zwei verschiedene WW. vermengt, das
eine mit langem Voc. (o^, a-?) möglicherweise ans Pßm-lseh
(Sp. 1207) od. durch dessen Vocallänge od. durch die des syn.
Haiieh (Hölnih) beeinfiusst; das andere (mit 6) könnte zu
ßotsclien gehören. — Zu der Begriffsvwdtsch. zw. dem Teige
nnd plumper Körpergestalt od. Charakterlosigkeit vgl. Pfiuntjt)
nud Pßüuyije!, Pßüte .3 (Sp. 1232). — S. auch Ftotz.
G'flotscli, „G'flötsch" {Pflötschü) n.: 1. concr.,
= Flader 1 B; L; S. Im ärgste" Schnegfl. miiesse'
ume laufe". — 2. „abstr., das Waten durch Wasser
oder auf durchweichten Wegen; das Schlagen ins
Wasser B; L; S." S. flotschen.
Milch-Flötschli n.: verächtliche od. scherzhafte
Benennung für Kuh Zg. .Erlaubte seinen Freunden.
während des Sommers ihre M. auf der Walchwyler-
allmeind weiden zu lassen.' Erzähler 185.5.
flotsche" -ö- ÄAVorw.; „Ap;" B; Gl; L; G;
ScHSt.; S<HW; S; Uw; Zg; Z, pfl- AABb. tw.; Bs
(meh 2}fiotze}; GBh.; Sch (Kirchh.); Stw.; Th; ZUhw.,
auch dim. flötschle'': 1. plätschernd in Flüssigkeit
herum-, sie aufrühren, wie z. B. Kinder im Bade, in
einem Bache ; auf das Wasser schlagen Aa ; B ; Gl ;
L; ScHW; Z; auch flütschle" in dira. S. , Enten fl. im
Weiher.' Gotth. Der See fiotschet, wenn die Wellen
ans Ufer od. ans Schiff schlagen Schw; Z. Kes Schreili
tuest im chältste" Bad- recht e' fl. ist dl' Freud und
Lust. NiGELi 18-12. P* g'höre Nüt me, ah 's 1<1. vom
Bueder. HSenn 1858. Mit Übertragung auf das trocken-
flüssige Element: Aw'' d' Smmnervögel flötschlid im
Bad vo" Bluemedüfte". Heng. 18.3(5. ,Ein grosser mös-
huw [Mooreule] ungestalt ganz ungstüem fletschet us
dem wald.' Souwynh. u. Schueler 1576. ,F1. ^ fladern
[flattern], alas quatere.' Denzl. 1716. Syn. fluderen 1. 3;
güderen; gdtschen. Übertr. : notdürftig .schwimmen Th.
— 2. Wäsche wiederholt rasch eintauchen und wieder
herausziehen, mit Geräusch waschen Gl; Uw; Z. Sider
chömm die Jumpfer zue g'wüsse' Ztte' cho ge" bluetigi
Windle' wüsche" und druck s" tüsig Mol abe, flotschi
und chnotschi. Stütz. Das Gewaschene schliesslich
spülen, indem man es in frischem Wasser hin und
her schwenkt „Ap;" Z, auch üs-; Syn. fiaderen 2; flu-
deren 4; schwaderen. Refl., sich waschen. Gadnerspr.
Kleinigkeiten waschen AABb. (in dieser Bed. fl-); Syn.
krotten. Oberflächlich, unsäuberlich waschen L. -
3. Flüssigkeit aus Unachtsamkeit und Unordentlichkeit
ausgiessen, verspritzen B; L. Syn. fläderen 2. —
i. = fluderen 5 L. — 5. (gleichgültig, unachtsam) durch
den Strassenkot, durch Wasser waten AABb. (in
diesem ü. pfl-); Bs; BSi.; Gl; GG.; S; Schw; Z; mit
Wasser in den Schuhen Schw; Z. Syn. floderen 3,
fluderen 3; pfla,<<chen. Si hei" d' Schueh und d' Strumpf
abzöge und si" barflss im Bach uvie' g'fiotschet und
hei" Geld g'suecht. BWvss 1863. ,Wie ängstlich flotsch-
ten wir [Dienstboten] in dieser Flut [von einem um-
gestürzten Bottich] herum, dieselbe mit Lappen und
Kellen auszuschöpfen.' Stutz. .Wenn sie niclit bis an
den Hals in der Milch und im Anken fl. [damit geuden]
können, so meinen sie, es gehe ihnen übel.' Gotth.
,Ach da lag er [im Flusse] rtotschend, frierend.' Reith.
- 6. schlottrig einhergehn, in nassen Kleidern
od. indem man sie nachlässig umhängt AAZein.; BRi.;
in weiten Kleidern oder Schuhen (gleichsam darin
schwimmen) Z; plump, schwerfällig einhergehn übh.
L; Schw; zwecklos umher stolpern Bs (Ochs). Syn.
pfadlen; pi floderen.
Könnte lautlich sehr wohl aus mhd. vlokzen, flattern,
entstanden sein; doch weisen die meisten Bedeutungen diese
Wortfamilie eher zu ,tliessen', da dann ßotz- sich als die
ursprünglichere Form erwiese, deren Iz eine Verhärtung des
mhd. z (f/edozzcn) darstellte; s. Fhilz. S. übr. &\xah ßattchcn.
g'fiotschet (-Ö*- Ap): nachlässig gekleidet .\p; L.
— Die ApAusspr. des Voc. ist wohl durch die Synn. yelötaehct,
ijeliolachig veranlasst.
Flotschi I m.: 1. Einer, der gleichgültig durch
allen Strassenkot stampft S. — 2. nachlässiger, leicht-
sinniger Mensch Z. — 3. armer Tropf Z. — 4. Flötschi,
der (Regen bringende) Südostwind Zg. — Bach- m.:
Name eines gespenstischen Tiers, das bei Nacht mit
grossem Geräusch durch den Dorfbach auf und nieder
patscht AALeerau.
Flotschi II f.: eine Einrichtung in der Kattun-
fabrik, in welcher die Tücher gewaschen werden Gl.
flotschig Aa; Bs; B, pfl- Sch: 1. (auf den
Wegen) voll Schlamm oder nassen Schnees B. ,Im
Spätherbst aber, als es struh ward und fl., kam Sophie
weniger.' Gotth. Von Kleidern, ganz nass Bs. -
2. weit, schlottrig AaZcIu.; ,.L; Zg; Z." — .3. dick,
plump Sch.
Flutsch, geflutschet, flutschig. Geflütsch
s. Fhitz usw.
Plätschge s. Fiat sch III.
Flax- flUX. Vgl. auch die Gruppe Flarlm.
Plax m. : stark aufflackernde, aber kurzwährende
Flamme, Strohfeuer GTa. - Von Flucl.- mit z («) ab-
geleitet, wie die andre Nbf. Flad-t mit /.
(ge)flix s. fix.
Plixi m. : verächtliche Benennung SrnwE.
ver-flixt: verflucht, als Ausdruck des Ärgers oder
der Überraschung und zur Steigerung eines adj. Be-
griffes Ap; Bs; Gr; v. gera"; v. und vertaxt GrHc. —
Kuphemistische Bemäntelung des hd. W. S. o. vetßucki.
flnx: 1. .'^dv., wie im Fluge, rasch, sogleich, schnell
B; GRh. Syn. fiucher; fiingg; ern.Hig; weidli''^ ; gW';
gleitig; einanderen nach. Chumm fl.! Bald: U"' von
'em alten Brigiboden [Dachboden sc. der baufälligen
Hütte] Da g'sehd ma' fl. o''' nimma vil B (Schwyzerd.).
1239
Plax lliix. Platz üiitz
1211
Es ist fl. mihi' ßfi, ist bald 5 Uhr BGt. ,Flux (llugs),
in einem zuck oder juck, behend, von stund an, unver-
zogonlich: cito; raptim, eitatim, actutum.' Fris. ; Mal.
— 2. Adj., rasch, gewandt. ,Der Fluxer nimmt '.s und
der Geschwinder hat's.' UBrägc;. 1788. — 3. Subst..
im FJux = f,ux GnSpl. — Zu der iingeliörigen Verwertung
des Adv. als Adj. und Subst. s. fir., WB. 3, 184S/9.
flnxe" u. pfl- AaF.; L, pfluchse ÄAFri.: 1. niesen
L. Sjnn. s. bei fixen Sp. 1144. — 2. (pH-) in abge-
brochenen Stössen weinen AaF.; LG.
Für 1 auch jß/nuchsen, wozu pfl- eine blosse Variation
sein kann. Vgl. übrigens bair. pflechsen, keuchen.
Ver-lInXt = verflixt ScH; Z. — Vgl. verflunmni H.a.
Flatz -flutz.
Flatz, llatzcn s. Flarz; Flatsch usw. Flätz
s. Fläisch.
„Flaiiz f.: 1. eine zu aller Arbeit träge, in der
Kleidung nachlässige, unreinliche Per.son Ap."
2. Dini. Fläuzli, ärmliches Röckehen von dünnem
Zeug L. — Vgl. fluuder Sp. 1171/2.
G'fle'tz I. fletzen, Fletzi s. Geflfitsch usw.
Sp. 1235.
Fle'tz LBerom., G'fletz II L; Sch; Th; Z, Pf letz
L; Zf — n.: flacher Boden. 1. Strassenpflaster. ..Als
er auf dem Tor in die Hohe steigen wollte, fiel er
hinunder auf das Pfletsch ganz grausam.- 1.586. Lauf.
2, 154. — 2. a) Schiff der Kirche im Ggs. zu Chor
und Empore, Lettner SchSI; Z. ,Bank in dem gefl.
vor StPeters altar.' 1385, Z. ,1562 ward die Bor-
kilchen zwuschen dem Chor und dem Gefl. gestuelet
und täferet.' Mal. ,Damitten in der kilchen im gfletz
ligend zwen grabstein.' Rüeger 1606. ,Doch hat es
mächtig aben geschutt mit regnen; also dass man in
der Kilchen im Gfletz muosst [dem Lcichengeleite]
danken.' XVn., Mise. Tig. .Selbiges Pfletz [in der
Pfarrkirche] solle für das gemeine Volk allein vor-
behalten werden.' 1637, Sch Ratsprot. ,Des neuen
Kirchenbanks halben im Gfl.' 1692, ZZoll. .Gfletz,
navis templi.' Denzl. 1716. ,Den Leichen der unmün-
digen Kinder wird im Gfl. parentiert [die Abdankung
gehalten].' (iHenau Taufb. 1763 ft'. ,Der Rat stellte sich
in die Stühle zur Rechten des Gefletzes.' 1775, Absch.
Man unterscheidet Vorder- und Hinder-, Manne"- und
Wtber-Gfl. und meint damit die durch Gänge ge-
bildeten Abteilungen der Bestuhlung Sch; Th; Z;
a Gfl., ein Complex von Sitzen Sch. — b) Vorplatz
der Kirche LBerom., wo er als Gerichtsstütte (s. Böt-
türengericht) diente. ,Die ganz gmeind ist zuosaramen
kommen in das gfletz, das da ist vor der heiligen
porten destempcls.' 1531, Esdra. ,Das ir mir ja das
gfletz zertrüttind.' 1531, Jesa.i.; dafür .meine vorhofe.'
1667. ,In vestibulo Ecclesis nostra. quod vulgo Ge-
fletz vocatur.' 1638, LBerom. Stifts-Annalen. ,Ein
Zertreten des Pfletzes in dem Haus Gottes.' JMüll.
1G65. — 3. Revier, Abteilung in Grundstücken und
Gebäuden ScnSt. — 4. Flurn. in SchwE.
Ahd. flazzi, flezzi, Platz, Pflaster, Vorhof, nihd. vielze.
Fussbodeu, Hausflur. — Bed. 2 a n. b treffen in der An-
schauung zusannuen, dass das G. das Vnrhaus fiir die Laien-
gemeinde sei.
Fle'tzer m.: verächtliclie Bezeiclumng von ge-
ringem Apfelmost aScHW.
Ohne Zweifel zu fletzen = fiätaehen Sp. 1234, also blosse
Flüssigkeit als solche, ohne geistige Eigenschaft, gleichsam
.Spüler'.
Gold-Plitz s. G.-Flitsche Sp. 1236.
„Flitz in den Verbindungen z' Fl. vergfin, gänzlich
zerschmelzen, z' Fl. verscMün, gleichsam zu einem
weichen Klumpen zerschlagen B; L." — Aus dem f.dg.
Vb. gebildet.
(zer-)flitze°: 1. neutr. a) zerplatzen, zerspritzen,
zu einem Brei werden, z. B. von einem faulen Apfel
oder einem Ei, wenn sie an etwas Hartes geworfen
werden ; von einer Blase udgl. ; von Flüssigkeiten, die
gewaltsam hervorspritzen BSi. ; „L;" Uw. Syn. rer-
flutteren, -pläderen. — b) „sich fasern, von ein-
ander gehn, z.B. von Zwirn, von Zeug L." Syn. s.
fotzen Sp. 1156. Bildl. : ,Uns bedunkt, dass der ernst
daby syge und es uns nit usfl. welle.' 1444, B. —
2. tr. , (einen festen Körper) zu einem Brei schlagen,
zerschmettern, zerschmelzen; (Flüssigkeit) heraus
spritzen machen BD.; „L;" Uw. Es het-ne" ganz zer-
flitzt, von Einem, der von grosser Höhe herunter ge-
stürzt ist.
Vgl. fläUchen, fletzen, flutzen, oder bair., schles. flitzen,
flilaclum, fliegen. — Obwohl von a zu b ein Begriffsübergang
sich denken lässt, so ist doch wahrscheinlicher, dass b eine
Nbf. za fitzen (S) Sp. 1152 sei.
Ploz, flözen I, Flözer s. Flöss usw. Sp. 1213.
Flotz ra.: 1. Flüssigkeit, die wie ein Bächlein
dahin fliesst, z.B. Wasser, das man verschüttet hat;
Lache, die vom Pissen der Kinder entsteht „Gl;"
ScnSt.; ZSth. En Fl. i" d' Stube (i" 's Bett) mache";
Syn. Brunnen; Bözi. — 2. die äussere Kru.ste am
Weinstein, die bei weitem nicht so viele Kraft hat,
wie der eigentliche Weinstein ScnSt.
Vgl. das syn. Flöz, zu welchem es im Ablautsverhältnisse
steht, wie als Flurn. (GWattw.) zu Flöas (s. Flös 4). — In 2
mag der Begriff des Wässerigen liegen; vgl. Fletzer.
Plfiz f.: nasse Stelle im Boden, wo innner Feuchtig-
keit durchsickert ScHwIbg. Vgl. Flöss 4, Ftö.sch.
G«flötz n. = Fliitz 1 ScHSt.
Abe"d-Flözi f.: Regenwetter am Abend. Wetter-
regel: Ahedröti MorgedschOni — Morgedröti Ahedfl. Gl.
,flotzen, fladeren mit den Flüglen: plaudere alis.'
Denzl. 1677; 1716. — Aus dem syn. nihd. rl.,l.-zen. Vgl.
flolsehen Sp. 1237.
flöze" II s. flachen Sp. 1161.
Plntz BSi.; W, Flutsch GW., Pflutz Uw ^ m.
(in Uw auch n.): 1. ein Erguss, z.B. aus einem Ge-
fässe, welches nicht ruhig getragen wird BSi., Syn.
Flatz; Gtitz; beim Erbrechen, so viel auf ein Mal
aus dem Munde kommt; es ist-mii [ihm] g'nid a Fl.
BliKit its-''iim Miil cho' W. — 2. nassschmutzige oder
sumpfige Stelle, = Flatsch 4 (Sp. 1233) GW.; UW.
— 3. zerspritzender oder breiartiger Gegenstand, wie
z. B. morsches Obst, zu junges Kalbfleisch Uw.
Eig. blosse Nbf. zu ,Flus8' wie Flöz, (lutz, Schutz zu
.Floss' usw. — Zu 3 vgl. flitzen. — Das sächl. Geschlecht
beruht auf Deutung des Pfl- als Ersatz für Gfl-, Collektiv.
— Abi. Pflntz, P/intzer (s. d.).
flutzen pflutze Ndw, flütze BSi., pflülze bzw.
pflitze L; Uw: 1. (von Sachen) spritzen, zeridutzen L;
11241
l-'lalz (iiilz. Flatzg -fliitzs. Fra— fin
1242
[Ndw. Syn. flitzen.. ~ '2. (ijcrsönlich) Flüssigkeit aus
jüngeschickliclikeit verschütten BSi. (s. Fl,utz); docli
jiuch mit Bedacht ausgiessen. ebd. [Der Senne] flutet
jrfus Chatlieb [Lab] iis der Flaschen. Romano 1870.
.\uch intr., spritzen, ein Gespritze verursachen. ])er
lurch den Strassenkot Watschelnde pflntsed recht uf
•.U Siten n'se Ndw. Syn. flatschen, fläti^cheii, flntschen.
i— 3. (auch j/'s-) glitschen UwE. — Flauen urspr. Cansat.
|«ii ,fliesseu'. Betr. tz : ss (uz) vgl. Fha::.
geflutzet „g'l lutschet: (voniGetreide) durch Regen
and Sturm gebeugt und in Unordnung gebracht B."
:- flutschig = tlotschig 1 (Sp. 123S) GWa.
.\ G'flütz „L;" ScHW; „Z«", G'flütsch Siwv n.
'j= Flatsch 4.
', flützig pß- UwE., pflitschig BsLd, pflüt-
^cherig Sch = /latschig BsLd; Scu; schwierig zu
jehen, indem der Weg schlüpfrig von Schmutz und
Kot ist UwE.
Flliezer m. : Beiname der aut oder an der ,Flueh'
Ansässigen BG.
flatzge": flackern GStdt. — Aus •ßadcncn, iutensiv-
lildung von fluiken, mit dem an z leielit anschiesseuden j.
Flätzge f.: überaus eitle junge Weibsperson BSi.
:— Eig. die flatterhafte oder die sich mit flatterndem Zeuje
(ichmückt.
|[ flätzge" BSi.: \. flattern. — 2. = flatschen i
IjSp. 1234). — Weiterhilduug von ßän(er)ei,, doch 2 liesse
ich noch leichter auf ttülufhun zurückführen.
Fn-
Pfn-
Fra, fre, tri, fro, t'rii.
Fran, vor Namen od. Titeln unbetont Frä: 1. als
iJezeichnung (resp. Anrede) einer weiblichen Person
■on erwachsenem Alter und meist auch ehelichem
Stande, jedoch ohne ausdrückliche Rücksicht auf den
ietztern. ,Es soll ouch enhein Prow, weder Eft'ow,
!ioch Wittwa, noch Tochter, enheinen [köstlichen]
ijürtel nier tragen.' 1370, ZEatsver. a) von höherem
itande, z. B. aus städtischen Kreisen BHk.. aus rei-
heren Familien Gr (im Unterschied von Bäuerinnen,
velcho W^h oder Fräuli genannt werden). Mit best.
Irt. die Pfarrfrau BHk. (vgl. Her, Pfarrherr); die
lausfrau als Herrin gegenüber den Dienstleuten Aa;
'silv.; ScH; Z, so dass z.B. eine Magd sagen kann:
;''* han e bösi Frau; Syn. sl; d' (Frau) Meisterin.
'dagegen: jungi Frouwe, Mägde Psilv.; vgl. Jungfrau.
Welcher Herr oder Meister und Frauw frömde Dienst
Is Knecht oder Mägd in unser Land füerten.' 1721,
IcHW LB. S. noch (Frau) Mueter. — h) doch auch
inrede an irgend eine ferner stehende Person B; Z,
nd mit dem Dini. Frauili werden Frauen auf dem
;.ande gerufen Sch. Und emal häd er-si [ein Herr
ie Krämerin] g'grüeet und g' fraget: FrauH, was
änd-er? Müsteri. — c) , geistliche Frauen': Non-
en oder Ordensschwestern, allg. ,Enkein eliche Wip
cell Wittwa noch mit Namen enkein Frow, weder
Begin noch ander Froweii.' l:;7ii. Z Ratsver. —
d) ,Unsere (liebe) Frau': die h. Jungfrau Maria.
Helf-is [uns] Gott und eusi liehe Frau! Spruch zum
Anfang des Gebetes L. .Dann ich bin myns ordens
unser frowon bruoder', d. i. ein Carmeliter, welcher
Orden sich , Brüder der h. Jungfrau von Mont-Carmel'
nannte. NMan. ,Unser Frowen Brüeder habend ein
wysse kleidung wie die müllerknecht.' .TJRüeuer 1G0().
F'' ha" Öppü: im [in-em, einem] Äug; F'' ha" g'meint,
es sig Staub [oder e Burdi Strau], Es isch numme
eusi liehi Frau (hinder-em Baum) S (Zaubersegen).
Wissi Frau hinder-em Baum Mach mer 's Dingli
us-em Aug! s. Rocbh., AK. 343, der diese ,1. Frau' auf
die Sonne bezieht. In Zürich hiess 's wlss Fräuli
eine kleine Statue der hl. Jungfrau aus weissem Mar-
mor und das Haus, an dessen Aussenseite sie bis
unlängst angebracht war. — e) die gel'' Frau: die
(nicht etwa gelb, sondern schwarz gekleidete, aber
reich geschmückte Z) Begleiterin der Braut zur Trau-
ung und auch bei der übrigen Hochzeitfeier Aa; Bs
(Spreng); L; ZGlattf. Syn. Brütjuinjfrau; Sjmsen-
cerheberin; Frc'gespil; Brutläuferin. ,Sain sy im Dorf
an unser Magt Hochzyt und darby ir (wie man spricht)
gältfrouw wäre.' Mal., welche Form viell. den urspr.
Sinn der Benennung erklärt. Diese Person [die Patin
der Braut Z] i.st nicht nur Führerin, sondern auch
Lehrmeisterin der Braut an der Stelle der Mutter und
überhaupt Ceremonienmeisterin des Tages. In einem
Körbchen am Arm trägt sie, hinter der Braut schrei-
tend, die von den Gästen dargereichten Kränze. Nach
der Trauung schneidet sie dem Bräutigam mit einem
Scheerchen das Kränzlein ab, das er auf dem Kopfe
trägt, gibt ihm eine Ohrfeige und steckt ihm einen
,Maien' auf den Hut. Nach der Rückkehr des Zuges
ins Wirtshaus eilt die G. Fr. in die Küche, wo sie
das geraubte Kränzchen ins Feuer wirft und betet;
denn ob die Flamme das Kränzchen rasch oder lang-
sam verzehrt, ist eine günstige oder ungünstige Vor-
bedeutung. Bei der Tafel bietet die G. Fr. (welche
rechts neben der Braut sitzt und sie bedient Aa f )
den Gästen Schnupftücher als Geschenk und empfängt
ihre Gegengaben. Nachher muss sie zu verhindern
suchen, dass einzelne Gäste die Braut entführen.
Nach der Rückkehr ins Haus schliesst sie noch die
Tür der Brautkammer, die sie am Morgen auch wieder
ört'net L. Im Aa zog sie am Schluss des letzten
Tanzes der Bi-aut den Kranz (das ,Schäppeli') vom
Kopfe. — f) ,weisse Frauen- erscheinen da und
dort in der Nähe von Ruinen alter Schlösser; so z. B.
des Schlosses S Bahn. Sie besitzen unermessliche
Schätze, deren der Befreier des unseligen Geistes teil-
haft werden soll; aber die Befreiung misslingt immer.
— g) Fräuli (Fraueli Bs): unscheinbare alte, arme,
kleine Weibsperson Bs; Gr; Z {Fräuli, verschieden
von Fraueli, s. 2). Dagegen von unverheirateten Per-
sonen höhern Standes (zunächst der Patrizierlämilien)
schon längst in L; Schw; S; anderwärts erst in neuerer
Zeit als Titel sich einnistend und da meist durch Bei-
behaltung der nhd. Form (Fräulein) sich als Lehnwort
verratend. Ein Ai' Spruchgedicht macht sich über die
Verdrängung von Jumpfer durch Fräuli mit Recht
und trefflich lustig, u. A.: Wott nppe Äne [Einer]
Hochzit ha" Und int mP Mkcss a's Siijiin- dra", Passt
,Jungfrau' bim Vrrrli(indr" sildrrhi. Ihn-h ,Fräulein',
merlcscli, das pasxt ijiid m-ht. l''rcili Iirisscii Alle, die
1243
Fra, fran, fie, fii, fro, fru
Jen Ecifrock tragen Gr ObS. „Das Fraueli machen,
eine weibliche Verbeugung, Knix W"; Syn. Jüngferli.
,Das edel friiuwli Margreth von Flandren.' Ansh. Da-
neben aber ,fröwelin' in ä. Zeit auch: öft'entliche Dirne.
Z Eatsb. XIII./XVI.; vgl. Frauen-Gass, -Hus, -Wirtin.
— h) Gebäck in Form einer Frau; in G mit feiner
Mandelfüllung, zur Neujahrszeit; an der Kirohweih
AAZein.; Fröittvi aus Weizenmehl, Ei u. A. für Kinder
zu Weihnachten W; vgl. Mann als Gebäck. ,Nun
grüess üch Gott, ihr lieben Kind! Ihr drü. die jetzt die
jüngsten sind. Der Felix nehm zum Ersten 's Hörn;
Das Fröwli esse er erst morn! Kein ander Wyb soll
er noch han, Als die er fröhlich essen kann.' HBüll.,
Niklausenspruch 1541. — Im alten Recht werden die
Frauen bald bevorzugt, bald geringer geschätzt als die
Männer. , Allweg [soll Recht gesprochen werden] den
Frowen vor den Mannen.' Oftn. GKilchb. ,So ist der
alt Bruch, dass welcherlei einem Mann die Straf ist,
ein Frow den halben Teil verfallt und dry Frowen
für 1 Mann zur Kundschaft.' 1533, B. ,Zwen ehr-
bare Männer oder 4 ehrliche Frauen sind zue voll-
kommener Kundschaft gnueg.' 1659, BE. Auf einem
alten Brauche beruhte, dass begegnende Jungfrauen
und Frauen bei Umzügen in Basel und Bern ins
Wasser geworfen wurden; s. B Taschenb. 1871, 237;
und dass alter Volksglaube dahinter steckt, s. bei
Mannh. Baunik. 331 f ; 411. — 2. die Ehefrau (und
Hausfrau) als solche. D' Frau ist Meister und nit
de'' Ma'" (aus einem Kinderlied). In vertraulichem
oder zärtlichem Ton oft oder auch überhaupt (BO.)
in dim. Form: Frouweli BHk., Fraueli Bs; B; Z,
Fräuli Z, Fröli Ap. D' Hebaiiim hat um Zwölfi no'''
zu 's Chlme Fräuli tnüese. Stutz. Just leit se-si''''
[nämlich d' Frau Sunne] a". Wie hat si en Bocl;
mit iifusige' Armle', guldeni Schüehli, schön haueli
Strumpf: das git aW'' es Fräuli! JKdMey. 1844.
,Wenn schon einer tat schicken Vil krönen synem
wyb Und er dahinden blib [in der Schlacht umkäme].
So näm doch das fröuwelin ein anderen mann. War
er schon erst uss Wallis kon.' BGlett. 1557, Houptm.
Fraue" (ZSth.), Frauelis (B) mache', das Haushal-
tungsspiel der Mädchen; Syn. Fraubasete; vgl. g'rät-
terlen. RAA. Zltvertrlbheisst ml Frau. Haüshaltüngs-
SPRUCH. Scho' Inder Geld, wo d' F. nid iveisst! Sch; Z.
Das ist me wert (freut mi''' me, tvett i"'' lieberj, als
mänge(m) Ma" si F. ! Wenn er sl F. fresse" tat und
spruni/ mit 'em bluetige' Mul 's Dorf ab, so hätt er
glv'' [bald] wider en angeri. Schild. Wenn d' mer
de' G'falle" tuest, so viuest denn emöl e F. ha' (und
wenn si müesst Ore' ha' wie-n-e Baiersou). Suterm.
Sprww. E F. üni [ohne] en Ma'" ist e Rebe' üni en
Stecke*. Sulger. Fraue' chömed nie z' früeh i' d' Chind-
lietti ; si hürated nw nie früeh g'nueg! ebd. One
Fraue' und one Geld war es trurig i'der Welt. Ineichen.
Oni Fraue' und guete Wi" wie chönnt - me' fröli'''
si'? Sulger. E F. nimmt ke' alte Ma"' der [durch]
Gottswille. Ineichen. E schöni F. finde" ist Hecht,
aber si schön b'halte" ist schwer, ebd. Wer e hübschi
F. hürötet, hed guet Nacht und bös Tag L. Mer
muess e F. bim erste Laid [Laib] Brod zieh' [erziehn]
AAEhr. En Ma" und en Hund sind z' g'wennen,
aber e F. und e Chatz nild Z. E brari F. und en
warmen Ofe in dei- Stube sind der best Husrot. Ineichen.
Es isch besser [leichter], e Nodle" [Nadel] i'-me Heu-
stock sueche a's e gucti F. Schild. Ist d' F. bös, so
mm
ebi 1,,;^
nützt 's Schloh Ntld; ist si guet, so isch 's gar unnötük
Ineuhen. E rechti F. betet tiur ei's Vateruttser. ebd.
E dummi F. b'könnt-men a' der Hübe. ebd. E F.
wo nid gern spinnt, treid es grobs Hömmli. ebd. E F.,
wo gern icäscht, findt zentume [überall] Wasser, ebd.
E F. ist niene hübscher als deheime. ebd. (deheime am
schönste. Sulger). D' Fraue und d' Chatze g'hören
i" 's Hüs. ebd. Wenn d' F. nid liüset. Und d' Chatz
nid müset. Und der Hund nid billt. So ist Alls rer-
sjnlt. ebd. E liederligi F. macht e liederlige Ma'".
ebd. E F. eha" me i" der Schöss furtträge', als
e Ma"' mit-eme Wage zuefüere'. Sulger. E swg-
fältigi F. füllt 's Hus bis under 's Dach. Ineichen.
Me" seit ke F. m", wenn-me' nid zwo chann erhalte".
ebd. E rlchi F. im Hü^ trtbt de' Friden üs. ebd.
Wem d' Fraue" sterbe" und d' Boss fülle' [Fohlen
werfen], dem tvachst 's Vermöge, ebd. Inere [einer]
schwangere F. stöd 's Grab offe" L. D' F. ist d's
Ma"s bis uf-e Chilchhof. Ineiohen. Ab-em Flicken
[od. Dokteren] tued Nieme' loüeste' [hässlicher werden]
wann [als] d' Fronten BHa. Wenn zwo Frauen i eim
Hus sind, so ist eini z' vil. Wenn me Frauen im
Hüs a's Öfe, so ist kei Fride drin. Ineichen. E F.
lachet, wenn si cha'", und briegget, toenn si tcill. ebj.
Mängi F. ist ussen e Pfau und innen e Sou. ebd.
— 3. Bed. 2 übertragen auf das Weibchen von
Tieren. ,Das männlin, desgleichen das fröuwlin [des
Bären].' Tierb. 1563. — 4. in dem Spiele ,Steckli-
grüeblis, Löchliballen- heisst der erste Stein, den
man zur Busse erhält, ,Frau', die weiteren heissen
.Kinder'. Vgl. Vater und Mueter. Rochh. AK. 398.
— 5. Ortsnamen: ,Frau' heisst der auch ,Bluemhs-
alp' genannte Gebirgsstock im BO., dessen mittlere
Hauptgipfel ,die weisse Frau' ; vgl. , Jungfrau' und ent-
sprechende Bergnainen: ,Mann, Altmann, Etzel' usw.
,Frau' und , Jungfrau' im BO. sind wahrsch. mit Bez.
auf einander gedacht und auch der äussern Gestalt
einigermassen ent^jirechend benannt; ob aber diese
Namen, wie auch ,Mönch' u. a., alt und im Volk ent-
sprungen, bleibt fraglich. Allerdings lässt der ger-
manische Volksglaube Riesen und Riesenweiber beim
Aufgang der Sonne versteinert werden. In Zss. er-
scheint ,Frau' in Namen von Ortschaften und Grund-
stucken als: ,Frau-Matt' BsLd; B, ,-Brunuen' B, ,-Brüii-
neli' ZHott, ,-Rüti' BsLd, ,-Wis' ZHombr., .Frauen-
Feld' Th (auch scherzhaft appellativ gebraucht, z. B.
du muest go [nach] Fr. = eine Frau suchen. Stutz.
.Alles Böse kommt von Fr.'), ,-Guet' BSumisw.; ZSeen,
.-Kappel(en)' B; L, .-Kirch' Gr, ,-Krachen [Schlucht]'
BO., ,-Mös' ZHed., ,-Brünneli' ZBäretsw., ,-Rüti' Apä., ■
,-Tal' ZoCham. Mehrere von diesen Namen beziehen
sich oft'enbar auf die h. Jungfrau (.unsere liebe Frau',
s. 0.) und kirchliche Stiftungen zu ihren Ehren; in
einigen kann , Frauen' als wirklicher Plural sich auf
Nonnen oder Ordensschwestern beziehen, deren Haus ^..
an dem betr. Orte oder in dessen Nähe stand oder j,
noch steht, oder deren Kloster den Besitz inne hatte. 1 '
So befand sich in der Nähe des ,Fr.-Brünncli' ein
Schwesternhaus (vgl. , Frauen' in diesem S. unter 1).
während , Fraubrunnen' von einer (wahrsch. heilkräf-
tigen) der h. Jungfrau geweihten Quelle benannt ist.
Statt .Fraueninos' findet sieh übrigens urkundlich
1452 .fromos', wahrsch. aus fron-, so dass damit Zu-
gehörigkeit an eine Kirche bezeichnet war, und ebenso
ist viell. .Frauwis' u. A. zu erklären; vgl. Frau-Fasten
!Sii
<•»
245
Kra. l'raii. tVe. IVi, fni, fni
1246
und umgek. Bunstctten aus ,Baunistätten'). , Frauen-'
irscheint auch als erster Teil von Pflanzenn., die aber
;. T. allgemein deutsch sind.
I Mhd. viouire. Der Gen. (zur Uezeifliiniu^ von Vwdt-
^chaftsverhältniss) mit schw. Fle-Kiou. z. B. rkr Frauc' Brüeder.
J— Zu 1 a vgl. engl, queen, eig. auch nur ,Frau', dann eiu-
MSCbränkt auf die höchste im Lande (vgl. Monaieur, Madaiiu
iisw. mit Bez. auf die königliche Familie). — Ob sich in
1er ,Frau' im Munde der Dienstboten die uralte Bed. des
Portes als ,die Herrin' erhalten habe, oder der Ausdruck
licht vielmehr der Rede des Gatten entnommen und daraus
ast zum Eigenn. versteinert sei, ist um so fraglicher, als
jctzteres mit anderen Namen (de'' Ma"" = Herr, Meister;
.';■ Mueter i. S. v. ,deine M.' u. a.) der Fall ist. — Zn 1 d
■gl. frz. notre dame, span. nuestra sennora. — 1 e. Das
Utribut ,gelb' bezieht Spreng auf den ,güldenen Schmuck',
!i «lohem dieser Hochzeitsgast vor andern prange. — Dass
!•■ ,u risse Fr.' mythologische Bed. habe, ist längst erkannt.
Äni-Frau: Mutter der Grossmutter Ndw. —
■Tisel fiselj- : Nonne oder dienende Schwester des
,0g. Inselspitals in B; s. Sp. 346.
i Ipe"-: Frau, die noch die alte Tracht hat BÖchw.
■ t|- I]K = Jüppe, Jacke. Vgl. Göller-, liuljen-Fi:
firen-: 1. Begleiterin der Braut. ,E., ein eerlich
■geehrtes] weib, stolata mulier; also nempt man auch
iie zuonechst bei der braut sitzt.' Mal. — 2. B. d.
Taufpatin. ,Dass inskünftig die zu Taufgezeuginnen
■rbettene Weibspersonen des Begleits der sogenannten
•".hrcnfrauen sich enthalten sollen.' B Mand. 17'28/47.
I's-; im Wortspiel mit Hüs-F. s. Sp. 553. 's Wib
iill .s(" e Hüsfrau und nid en U. Sulger. .Hausehre
leines Hauses zu werden, sei deine höchste Ehre;
ber dann musst du als Hausfrau nicht Ausfrau sein.'
I'roi.i, 1844. — Betr. die Lautform vgl. umgek. Hustmj
.Ir l\ia,j.
Xi'ben-us-: eine einsam, abgelegen wohnende.
^n Imm einem Nebeusfraueli, wo [welches] Nüt vo"
^■r Welt wüss.' Gotth. — Vogt-: Wittwe, die einen
\'ogt- (s. Sp. 703) hat. ,Das ich urkenn, aus niyner
'ogtfrowen ernstliclien Pitt willen in vögtlicher Wys
■■'*■■" haben.- 1.5'29, Mise. Tiß. Die Oftn. TnWagenh.
1 .Mdangt Jahresrechnungen von denen. ,die vogt-
; oder vogtfrouwen band.'
I iiin-fasten- s. Sp. 1114. Bei einer Wasche in
' i I' ronfasten hilft die Fr. mit waschen L.
Anrli die entsprechenden deutschi'U Frau Hulda (Holle)
ml Kiiiu Hertha erscheinen bald freundlich hilfreich, bald
Inrrkhaft zerstörend.
ilevatter- s. Gevatter Sp. 1128. - Göller-: ein
^lillcr' (Art Brust- und Halskleid) tragende Frau.
I'li predige nicht allein für die G-en, ich predige
luli für die Männer.' G. Hier scheint allerdings
liclit eine besondere, sondern die allg. weibliche
'rächt gemeint. Vgl. Ipeii-, Huben-F. — (iüetsi-: die
^uckerwaaren und andres Backwerk feil hält od. feil
■ragt Z. — Gnad-: gnädige? od. von Gott begnadete
'ran, Klosterfrau? ,Man müesste ire wyber [die
'fiurersfrauen] für gnadfrowen han.' Zwingli. Eine
Huttor sagt zur Tochter, wenn sie ins Kloster gehe:
Da bist du ein gnadfrow on arbeit und not.' NMan.
's,'l (rnaä-Jungfraii. — Grab-: welche die Leichen-
:i' li'' und nachher die Ausschmückung der Grabstätte,
II iiKinchen Orten auch den Friedhof übh. besorgt
nd bis zum sog. Preissigston am Grab und beim
iottesdienst gewisse Gebete für den Verstorbenen ver-
_ichtet L. ,Die bisher von der Gr. besorgten auf
Stöcken gewundenen roten Kerzlcin sollen von nun des
Gänzlichen verboten sein.' L Ordn. 1818. — Hube"-:
Bauernfrau aus Z Kn.-Amt, welche die dort übliche
tüchene weisse Haube trägt. — Haupt- [Höpt- Ar):
ausgezeichnet tüchtige Hausfrau Ai'; Zu. Vgl. , Haupt-
kerl' u. a. — Hasen-: Scheltn. für weibl. Personen
Ap; It RocHH. A. S. 2, 59. G3: Hexe, welche die Gestalt
eines Hasen annehmen kann. — Hüs-: 1. Ehefrau
als Verwalterin des Hauswesens. E flissigi H. ist der
best Sparhafe. Ineichen. ,Eine gute H. muss 5 K
können: Kinder, Küche, Kammer, Keller, Kleider.' ebd.
— 2. Hausherrin im Verhältniss zu Mietsleuten Z.
— 3. (PI.) weibliche Hausbewohner oder Glieder der
Familie. , Allen niynen h-en.' LLXngast 1500. Vgl.
Hüsvolk. — Red-hüs-: bei den Klosterfrauen in
Samen diejenige Klosterfrau, welche im Sprechzimmer
die Gäste aufnehmen und bedienen muss.
Jung- Juafrumv PP.; T; W, -frou BE., Hk., U.;
FJ. f-fröj, Jumpfrau Aa; BSchw.; F, Jur)gfrr>; U,
Jumpfere Aa; Ar; Bs; B; Gl; Gr; L; S; U; Z (als
Vokativ), Jumpfer AAFri. ; BöO.; Z — Dini. Jung-
fräuwji W, Jung- BHk. (in Bed. 2), Jumpfräuli BE.,
sonst Jüni2)ferli allg.: 1. unverheiratete Person a) hö-
heren Standes Bs; BSi. (Jumpfere): Z. In B nann-
ten sich bis vor Kurzem die vornehmsten Patrizier-
töchter Jumpfere, ebenso in Z Töchter aus den besten
Familien (bis ungefähr um 1850); seither ist der Titel
.Fräulein' aufgekommen und damit J. den unteren
Ständen zugewiesen. Junge ledige Städterin BHk.
(Jungfere), auch städtisch oder stattlich gekleidetes
Landmädchen Z. Es Hüsli wie nes Jümpferli (so
zierlich, sauber) Z. Jümp)ferli, Jümpferli, nid so
stolz, Eueri Schueh sind nw vo' Holz; Wäre"d si
mit Silber b'schluge", Chönnti-men öppis Anders sage'.
Spielreim, gerichtet an die Führerin eines herum-
ziehenden Schwarmes von Kindern. Mit best. Art.:
die Tocliter vom Hause Z. Es Jümpferli mache',
einen Knix Ar; Gl; „GRh.; Slh;" Z. (Vgl. Männli
mache', sich aufrichten, von Tieren.) — b) ohne Rück-
sicht auf den Rang, aber mit bes. Rücksicht auf den
ledigen Stand, übh. erwachsenes heiratsfähiges Mäd-
chen Aa; Ap; Bs; Gotth. (Jungfere); Gl; GRRh.; L;
ü; Z, Syn. Meitli, Meitschi. Jungfere' hüetc ist
schwere Arbeit. Ineichen. Jumpferegunst und Harfe-
chlang lütet wol und wärt nid lang. ebd. Stei' am
El' het Jumpfere feil, 's Botzed 7im en Chrüzer; hole'
si die Schwaben nit, so iiemeii si dir Sdnnzcr. Sulger.
D' N.-er Jumpfere' sind ■•<l<il: mid hnihd, 's git 3
(7, 12) um 1 Schilli'g, denn hi'it-mc" mr'' d' Wal Z.
E hoffärtigi Jumpfere [wird] e dreckigi Frau U. Alti
Jungfere' sind brechlichi War. Ineichen. Die alten
J. müssen am Münster reiben (in Frankf. a'M. ,den
Kircliturm bonen') oder: die Rheinbrücke ,verbändlen'
[mit Bändeln einfassen] Bs; vgl. Girizen-Mös und
Zeitschr. f. Völkerpsych. XIV, t)8 tf. S. auch alt; be-
rumpfen. Mit bes. Bez. auf bewahrte Keuschheit.
Jumpfere g'sl«! rufen Gassenbuben vorübergehenden
Mädchen spottend nach, mit Betonung des Ptc. (.ge-
wesen') zur Andeutung verlorener Jungfernschaft Aa;
Ap. Wenn-me" Iceini Jumpfere' hat, muess-me' mit
Huere' tanze'. Sulger. Im Ggs. dazu wird natürlich
vor allen die h. Maria schlechthin .Jungfrau' (nie
, Jumpfer') genannt. .Samstag nach der heiligen junf-
frow [Tag].' Edlir. .Kirche der glückseligen Jungfrau
124i
Fra, frau, IVl-, IVi. fni, tVu
1248
zuo Sclieizlingen.' Hagenb. 1882. Daher die KA. :
,die Jungfrau küssen (müssen)', zur Bezeichnung einer
Art von Todesstrafe, bei welcher der Verurteilte ,aus
den Armen des zur Busse geküssten Muttergottesbildes
durch eine Falltüre in eine Schwertniühle versank.'
Hess 1818. ,Wenn der Pater R. der Gewüssensfreiheit
sich wurde wollen bedienen, so wurde er zweifelsohne
eintweder dem Feuer oder aus grossen Gnaden die
J. zu k. übergeben werden.' ClSchob. 1095. ,J.' =
Klosterjungfrau oder Nonne. Türst 1495/1510. Vgl.
Kloster-F. — c) mit moralisch ungünstigem Neben-
begriff. tadelnd od. scheltend. 1) Jumpfer, von Mäd-
chen, die sich hochmütig oder leichtsinnig über ihren
Stand erheben (von b nach a) B ÖO. 2) von Menschen,
(auch männlichen Personen), die sich über ihren Stand
zieren und schonen (grobe Arbeit scheuen). Spreng.
— 2. Dienstmagd (auch verheiratete). „Der Land-
mann nennt seine Tochter Meitschi, die Magd /." So
bes. in B (Jungfrau, seltener Jumpfere), wo nur in
der Stadt die Magd jetzt auch, wie in der Ostschweiz,
Mcitli genannt wird; ferner AAFri., Leer. ; F ; Lf ; PP. ;
SnJ. ; T; ZoCham (Jumpfrau); in W bes. die Dienst-
magd des Pfarrers. Kei Jungfrau und ke Chnecht hed
si [die Spinne] ergaffet [um ihr Gewebe wegzukehren].
HiFL. 1813. Ha^ solle" «erc/ie* wie-n-e Jumpfere BE.
(Schwyzerd.). So sägen i'''e inisch mi"']» Jumpfräuli.
ebd. .Sollte Jungfrau sein dort.' Gotth. .Stüdeli sah
etwas schmuslig aus, dass man es eher für eine Jung-
fere angesehen hätte, als für die Sohnsfrau.' ebd.
Häb niul Mite, es ist numme d' Jumpfere. ebd. ,In
den Häusern der Angesehensten traf man (in der
2. Hälfte XVUI.) auch Stubenmägde (Jungfer, und
waren es Französinnen, Mamsell genannt).' Gem. Z
1846. Auch in Wthur wurden damals die Stuben-
mägde in den Häusern der beiden Schultheisse .Jung-
frauen' genannt. Troll. In der ä. Spr. sehr häufig;
auch ,Dienst-J.' ,Ein statt [Stelle, Platz, Stuhl] in
der kilchen, da ein vogt syn junkfrowen [Magd?]
stellt' um 1.300, Urbar Baden. ,Dz ein ieklicher
dienstknecht oder jungfrow mögen iren lidlon mit
irem eid behau.' L Stadtr. .Ein J., die inen dienet.'
1.354, Baden. .Dienstknecht oder junkfrowen, so ir
jar üs sind.' Stadtr. Baden 1384. ,Desglychen hette
ein weher ein wyp oder j-en, die row lyni hempter
könnde machen.' 1431. Z Stdtb. .Syn wyb und ire
kind. syn j-en und ander syn gesind.' 1432. GWyl.
.Dem erbern priester Hrn H. v. Hefingen und Annan
von Gretz, syner j-en.' 1432. ZRüml. .Wäre ouch der
gewundet als krank, dass er knecht ald jungfrouwen
bedörfti. das soll [der Täter] im ablegen [vergüten].'
Zii Stadtr. 1432. ,Myn frow Eptissin und Ursula, ir j.'
14,33. Z Eatb. .Das er soll mit den armen kinden in
dem hus und ouch mit jongfroweu und knechten
fridlich leben.' 1438, L Senti. Der Frauenwirt zu
Luz. soll Niemand ,syn ehafte oder gedingete j. ab-
ziehn [abspenstig machen].' 1470, Liebenau. .Die kuchi
und alles, so darinn ist, teller u. a., schatfen mit der j.,
das sie suber und wol gewaschen werdint.' G Küchen-
ordn. 1495. .Ouch sollend die kilchgnossen dem priester
geliger [ein Bett] geben; will er dann ein junkfrowen
]ian. die soll er selber legen.' XV., Gerd. ,Elsi v. IJ..
Ursel H.. des von Erlach j-en.' 1504, Z Taschenb.
,Utt Santi Hans dag han ich angefangen zum ersten
mit knecht und j-en hüs zu hau.' 1523, Stockar.
,Es gebrist dir. das du nit eidgnossische siirach
kannst; im Swyzerland heisset ein jungfrow ein dicnst-
magt, aber ein tochter oder magt heisset ein un-
verserte meid. By üch heisst ein magt ein(en) dienst,
die nennend wir ein jungfrowen. Ein magt heisst by
uns ein reine unbefleckte, die nennend ir ein jung-
frowen.' Gyrenr. 1523. ,Wer der ist. der in unserm
land dienen will, es syent knecht oder j-en.' 1523/44,
SchwLB. .A» 1526 gieng M. F. Frey probst zur kil-
chen mit syner j-en.- Beitr. 1741/5.3. ,Es solle niemand
dem andern synen knechten oder j-en nütz [Nichts] ab- :
koufen 6n des rechten meisters wüssen.' 1527, Aa Wstt ;
,Die dienst [-boten] als: knecht und Jungfrauen.' 1555,
Absch. ,Die Siechenjungfrau', die das Siechenhaus bei '
Stans besorgte. 1560, Gfbd. ,Das yedermann, jung und'.
alt Personen, frowen und mann, dienstknecht und j-en,
sich hüete vor Gotteslesterung.' Z Mand. 1580 (aber
im nämlichen Mandat ist ,J.' abwechselnd mit , Mcitli'
i. S. V. virgo gebraucht, z. B. ,von der J-en schwe-
chung'). ,Ancilla, ministratrix : ein dienstmagt, jungk-
frauw.' Fris.; Mal. ,Dienen, knecht oder jungf. sein.' •
Mal. ,Wend [wir wollen] knecht und auch j-en dingen
Und wend sy denn arbeiten lan.' Com. Beati. —
3. Name einer schönen Kuh oder Ziege Ap. —
i. .Jüngferli: der Rallenreiher, Squackoreiher, gel- '
her Krabbenfresser, spanischer Reiger, ardea ralloides.' •
Meisner u. Sch. 1815. — 5. die Wasserjungfer, Li-
belle. D' Mugge tanzet, d' Jumpfere schwamet, morn
wird 's schön ZReg. Vgl. Se-, Schmzer-, Wasser-F.
— 6. a.) hlutti {niokie] Jumpfere a) Herbstzeitlose
Aa. ß) ungedeckte Karte im Spiel. Syn. (iMckigi) m-
Pfarrerstuchter. — b) ^Jümpferli, ophrys myodes, Wt
Mückcnblume. allg. " Syn. Tüfelsäugli, AffC'g'sichtli, M'
Sammctdeli, -chindli, -schüeli. — 7. Jümpferli, Bläschen
am Auge, Gerstenkorn Z. Syn. s. Urseli Sp. 468. — ^
8. ,Die Jungfrauen, Prismen und Felsennadeln, ver- ■
schieden an Grösse und Form, anscheinend von Men- li
schenhand, am Segnespass.' Theobald. — 9. Jumpfere: ■'
fehlerfreier Abzug eines Druckes.
Mhd. Ji/iic/roMwe mit der ühf. jumphvrouire, junge Herrin,
vornehme Dienerin, Fräulein; keusche Person. — 1. Üb« >;
..Jungfrau' als Name des Berges s. -Fra« .5. — Bed. 2 wie iM|
.Magd', ursprünglich auch Jungfrau überhaupt, während Mj
,Maid' den edlern Begriff bewahrt hat. — 4 viell. wegen :
seiner niedlichen Kleinheit und Buntheit; auch andre Reiher-
arten heissen .ardea virgo, a. comata'. — 5 von der leicht
schwebenden, tanzenden Bewegung, ähnlich den Eiben, die
vielfach Gestalt von Insekten annehmen. — 6. Die Blüte
der Herbstzeitlose steigt ohne Blätter, also nackt aus dem
Boden in die Hohe. Opbr. my. heisst so wegen des zier-
lichen Blüteuschmuckes auf dem schlanken, isolierten Stengel.
— Zu 7 vgl. Schwab. Junker, Hautbläscheu im (iesicht. —
S von zierlicher Gestalt':' Doch ist der Ausdruck ohne Zweifel
als Eigenu. gemeint, wie z. B. ,die Schwestern' im nalien
Vorarlberg u.a. Namen für auffallende Gehirgsfiirniati"Deu; ■:
vgl. Frau 5. - 9 von der Unheflecktheit. Ii
„ Eren - Jungfrau (-Jumpfer): Begleiterin der 1
Braut Bs." Vgl. Brut-J. — Krüzgang-: unter den
Mädchen der Ortschaft vom Pfarrer auserwählt, das
ganze Jahr unter der Aufsicht von erwachsenen Frauen
(Frau MueterenJ stehend, bei , Kreuzgängen' (Prozes-
sionen) schneeweiss gekleidet mit einem Kranz auf
dem Kopfe FJ. A'gl. Rosenkranz- u. Krünzli-J. \
Gnad- ZZolL, Gnödsjümpferli Ap: spottende Be- \
Zeichnung eines .sich vornehm und gegen Andere stolz j
geberdenden Mädchens. Syn. Dam. \g\. Gnad-Frau. *
— .\uffalleud ist ,Gnad-" und .Gnads-' statt .Gnaden-'. i
Fni. tViUl. U\\ tri. tVo, l'ni
1250
HtiTfii-; VDiiifhm, stiiiUiscli au.ssclieiiJe junge
\V,.il,s|,frson /,. Syn. Stadt- J. Vgl. Herre'hlt. —
M Ji.liaiini.s- Santihaimm- oder -hansefier-jmiqjfere:
1 i;iireiizeielien der 8tJoh. -Vorstadt in Bs, resp. der
i;r«,iliner derselben; die in altmodischer Aveiblicher
s, hweizertracht gekleidete Figur, welche bei den Uni-
/iiLfen der (Quartiere zur Fastnachtzeit das Wap))en
lies Quartiers hält. — 2. übh. männlich aussehende
W ihsperson Bs. — Kür- Jungfrau: 1. städtisches
Iriulein. das eine Kur auf dem Lande gebraucht F. —
■_'. Magd od. Haushälterin in einem Pfarrhofe (Kur) F.
Kränzli-: auserwähltes ehrbares und sittsames
Milchen, dgl. bei Prozessionen Fähnlein tragen L.
\ l:1. Krü:gan(j-J. — Rosenkranz-: (PI.) eine Gesell-
-rluift von 15 Jungfrauen, die bei Prozessionen vormals
S. liiilipeli', jetzt Kränze tragen, an einigen Orten in
lirr Hand einen grossen Schild, an dessen Spitze eine
K'/rze aufgesteckt, und auf dem eines der ITi Gchcini-
iii-se des Rosenkranzes gemalt ist AaF. Vgl. das
VMiliergeh. — Meister-: Obermagd in einem Bauern-
liaiise BE. — Priester-: Magd eines Priesters. Im
.1. 1580 wird in Baden beschlossen, eine Visitation
viizunehnien und die Concubinen und Pr-en aus dem
Lande zu weisen. Aiisi'B. Vgl. ScMaf-J.; Ffcjfcnfrau.
— Brut-: die beste Freundin und darum nächste
ücirlciterin der Braut bei der Hochzeit, vom .Gesell'
in die Kirche geleitet ZGlattf. Syn. s. bei gelbe Frau.
— Sc-: Wasserjungfer, Libelle GbD. H. Jungfrau ö.
— Scliuel-: Lehrerin an einer Volksschule LSurs.
vor 1786. Syn. Lir-Gotte, -Schwester; vgl. auch Ler-
Frau. — Schlaf-: Concubine. Die katholischen Orte
fluden im J. 158(i für nötig, dass die Priester die
.Schlafjungfern' entlassen. Absih. — Schlüssel(i)-:
eine der Gestalten, welche in unsern Sagen die .Weissen
Frauen' der benachbarten Länder (z. T. entsprechend
den weisen Frauen des german. Altertums oder deren
j Herrin und Vorbild, der göttlichen Wolkenfrau) an-
genommen haben. Bes. berühmt ist die Schl.-J. von
Tegerfelden, von Rochh. AS. 1, ■2'21- 248 ausführlich
und meisterhaft behandelt. 2 Schl.-J. erscheinen u. a.
auch an der Strasse zwischen ZRegensberg und Stein-
inaur, weissgekleidet, mit Schlüsselbund und Blumen,
bes. an Samstagen und Sonntagen, oder auch nur ein
Mal im .Tahr. Sie bieten begegnenden Männern einen
Schlüssel resp. eine Schlüsselblume an, welche die
Tür zu einer Schatzhohle öffnet; aber die Gewinnung
des Schatzes und die daran geknüpfte Erlösung der
J. misslingt immer. Vgl. SchlüsseU-Frau.
Üchvi izeT-Jum2jfere: eine Art grosser Mücken,
Uferhaft, ephemera vulgata, zahlreich am VwSee.
Üo genanat von Jen FJilgeln, welche im ruhenden Zu-
stand uelieu «inauder aufgestellt gerade so aussehen wie die
im Kt. .Scliwyz üblich gewesenuu FlUgelhaubcn der Frauen.
Dienst- = Jungfrau 3. . Dienstknecht und dienst-
jungfrowen soll nieraan abkoufen guet. so ir herren
gewesen ist.' 1480. L. — Wasser-: \. ^= Jungfrau 5,
Se-J., bes. die Kalopterygine L; Z. Syn. Tüfels-Nudle,
-Grossmueter. — 2. kleines Stück Binsenrohr, in dessen
i unteres Ende ein Steinchen eingesteckt ist, so dass das
Rohr aufrecht im Wasser schwimmt Z. — Zente-i
I eine der vielen Namen für die letzte Garbe tei der Ernte,
hier als Zehentgebühr Z. — Höchzit- CHochsig-):
die einem Hoehzeitgast zugeteilte Begleiterin od. übh.
weiblicher Hochzeitgast Z.
Schweiz. Idiotikon. I. 9.
G'^jünipf 11.: verächtlidi für Juiiijifer Z. —
Scheinbar collectiv, »gl. ,Frauenziiiinier'.
jümpferlen: 1. aussehen wie eine Jungfer. Si
jümpfcrlct immma rdss [nicht mehr stark), von einer
verdächtig aussehenden Ar. — 2. sich wie eine Jungfer,
zimpferlich geberden, von jungen Mädchen und Frauen
Aa; B. Das China [Mädchen] jümjtferht S(;ii.
g'jümpferlig: einer Jungfrau zukomineml, äliii-
lich. Gj. üsg'seh", tue" usw. = zart, zimpferlich Z.
Chuchi-Frau: Küchenfrau, Köchin. In einem
Kinderspielreim heisst es u. A. : Mi' Vater ist e" Weber,
Ml" Mueter ist e Cli. G; S. — Wohl für das folg., nicht
mehr verstandene W. eingesetzt.
Chüechli-: Kuchenbäckerin, oder wohl eher =
Küechlimueter, Hebamme. In dem selben Spielreim L.
— Chindli-: Hebamme Z (Kdrspr.).
Cher-Fräuli: Kellerassel, -wurm Av. Syn. Kcr-Su.
— Ker aus Keller.
Korn-Frau: Korneinnehmerin. ,l)ic k., die iiam
körn, kernen und haber yn, Hess dasselb den puren
messen.' 1525, Bossh., Chr. — Chloster-: I.Nonne,
allg. Vgl. Jungfrau 1 b. Si hed so J:a>idscin [sittsam]
chönne' tue" [sich geberden] wie nes ('lilv.sler/rihili L.
D' Vhlusterfrauc und d' WVrebe' gend Nüd vergebe.
— 2. ,Von etlichen wirt die weiss Wasserstelz ein
Klo.sterfröuwle geheisscn, von der weiss und schwarz
geteilten Färb.' Vogelb. 1557. Vgl. Jungfrau 4. —
3. ein Gebäck, bestehend aus gehacktem Fleisch, wel-
ches krapfenförmig in Omelettenteig gewickelt ist L.
Wahrsch. eig. ein Klostergebäck. Vgl. arme Ritter.
— 4. (PI.) = Heidenfür 4 (Sp. 945) L. Daher mit
einer Verquickung von Bed. 1 u. 4 die Wetterregel:
Wenn d' Chl-e" chüechled [Kuchen backen], gid 's
Wind. — 5. Tintenklecks W. — Krämli (Chrö-liJ-,
Kräpfli (ChrÖ>i)fli)- = Giietsi-F. Z.
,Leidfrauwen = leidschwösteren , Icidtragereii,
gedingte weiber, einen todten ze beklagen und das
leid zuo tragen, prieficffi.' Mal.
Vgl. die Klageweiber der alten Römer, welche im roma-
nischen Gr bis auf neuere Zeit fortgelebt zu haben scheinen.
Lumpe"-Frau: eine schlechte, liederliche, welclie
ein ,Lump' i.st; Syn. Idimpin. — Lümpe"-: Lumpen-
sammlerin Z. — Land-: eingeborne od. eingeheiratete
Bürgerin des Landes, der als solcher auch die betr.
Rechte zustehen. Vgl. Landmann. ,Dass unser land
als [so] fry sy, dass ein jetlich lantmann oder lant-
frow uss dem land züchen mag, doch ir rechten gelten
[Gläubigern] und ir angeleiten stür unschädlich.' 1427,
SiHwMa. LB. ,Ein frow in unserm lant, so einen
hindersässen und einen, so nit lantmann ist, zuo der
ee nimpt, soll unser lantrecht verloren han; .stnrb er
aber vor ir und sy vorhin [früher] ein lantfrow was,
soll sy alsdann widerum lantrecht haben.' 1.501/44,
ScHw LB.; dafür lö05, SchwG. : .verloren, bis sy wider
ein Landmann nimmt.' ,Lantsfrow', Edelfrau, die das
Landrecht (in Ar) besitzt. 1405, G Urk. — Länder-
Fraueli n.: Hausiererin od. Bettlerin aus den , Län-
dern', d. h. VOrten (bes. LE.), dgl. in der ersten Hälfte
des Jhdts, als BE. noch reich war. dieses namontlicli
zur Winterzeit zahlreich durchzogen und wegen ihres
aufgeweckten Wesens gerne gesehen waren B. —
Ler-Frau: Lehrerin Nnw. Vgl. Schuel-Jnngfrau. —
Liren-: Leierfrau, herumziehende Musikantin, in Ver-
ordnungen des XVI., XVII. neben anderiu fahrenden
1251
Kra, f'i'ail, Ire, tri, ho, Im
1252
Volk Villi zwcilulliafter iJoscliall'oiiliuit öTtur geiuvunt,
,|ia sy iibcr zuo den gaugglereii . . . und leirciifrauwen
[.Lcirenhuron.' 1093] und anderem unnützen gesind
gelds gnuog habend.' SHornu. 1591. ,Es sollend by
Hochzytcn keine Lyrenfrawen, Gyger oder andere
t'rümbde Spillout (usserthalb unseren ynheimbschen
Trunmienschlaheren und Pfyfferen) sich nit finden
lassen.' Z Mand. 1627.
Luster-Frau: weise Frau, Wehmutter, Hebamme,
Vorwärterin BsLd (Spreng).
Kig. Lauscherin ':* wahrsch. weil solche Frauen auf allerlei
.\tizcichen od. Vorbedeutiinffen, die u. A. iu ■Wahrnohmimgen
durch das Gehör sich kundgaben, sorgfaltig: zu achten hatten,
MBl-: weiss verkleidete und mit Mehl bestreute,
mit kleinen Sehellen versehene Gestalt, welche in der
Weihnaclitzeit vor dem , Klaus' her in die Stube trat
und mit einer Bür.ste [,Mehlbürste'] Tische, Stühle
und Bänke abwischte ZO. ,Der Klaus hat wacker
glärmt und die M. fleissig gebürstet.' Stutz. Syn.
M.-Krungcle.
Viell. eine ländliche Form der sonst vornehmeren .weissen
Frau', s. Scldmidjungfrau. Doch lag solche Verkleidung und
Hantierung in dieser Festzeit, da in allen Häusern eifrig
gelmckon wird und der Mehlsack in der Stnbo steht, so nahe,
dass sie sich auch ganz prosaisch begreifen lassen.
Milch-: eine solche, die Milch ausmisst oder in
einen I^aden oder zum Käser trägt Ndw. Vgl. Milch-
Mann, -Buch.
Mer-Fräuli n.: 1. mythisches Wesen, Nymphe,
Sirene, halb Jungfrau, halb Fisch, mit Gesang Schiffer
verlulirend Ai'; Nixe ZO. Vgl. , Lorlei, Melusine'; ahd.
iiicr-iiii)ini. .Die [Meerfräuli] will ich fieren in der
gscliwind biss zuo dem schiff, darin wird syn Battli,
[StBeat, der verhasste Christ], der leidste myn; Die,
wisst ihr wohl, dass s' mit ihr singen Den menschen
niögent z' schlafen bringen; Alsbald denn schlafet
jedermann, So gryfent sy das schiff schnell an Und
tuont dasselb zuo boden zielin.' Com. Beati. — 2. sehr
kleine Weibsperson ArK.
Man scheint sich die M. klein, in Kindesgrösse vorgestellt
zu haben, womit die noch auf Brunnensäulen n. a. w. er-
haltenen Skulpturen übereinstimmen.
Markt-Frau: Marktweib, Waarenverkäuferin.
,Es wäre dann, das sy [die Ehefrau] ein merktfrow
g'syn wäre, die wyn, salz oder tuech hab feil g'han,
die soll lielfen bezalen, wo ires manns guet nit ge-
langen mag [ausreicht].' 1489, L.
Mioscli-Fraueli": Moosweibchen, Wahinymphe
des alten Volksglaubens S. S. BWyss 18(13, 12G.
Nacht-Frau, -Fräuli": 1. ein Nachtgespenst,
mit dem man Kinder schreckt, die noch spät Abends
sich im Freien herumtreiben Ap; Sch; Tu; Z. Vgl.
Biitzi-F. Chönnd ina, ir Gofa [kommt herein, ihr
Mädchen]! d' N. chunnd! Ap. Von lustigen Bur-
schen, die in der Nacht herumschwärmen, sagt man:
st fürchcd d' N. nümme [nicht mehr] Sch St. ,[In
dem durch ein göttliches Strafgericht verwüsteten
Land Edom] wird die ungeheure N. rulien und ihre
llerberg haben.' Jes. [,Kobold' bei Luther]. ,I)ie N.,
in latin hunia genannt.' Kessl. ,Leniures (lamia):
naelitlVauw, nachtgeist, gespenst.' Fris.; Mal. ,Die
Stumpfnase oder schwarze N. habe sich sehen lassen
(als Schreckgespenst f. Kinder].' LLav. 1578. .Mormo,
lamia: N., so den Kinderen aufsetzig; Zauberin.'
Denzu 1077; 1710. — 2. Nachtfräidi, Naclitmahr,
Alp Z. 1)' Hex oder 's N. hiU-iiu"' 'truvkt. Auch
als wohltätiger Hausgeist; Geschenke, welclie über
Nacht gokonunen sind, werden scherzhafterweise ihm
zugeschrieben. — Mhd. mihi/mutce in Bod. 1.
Biber-: eine Art Lebkuchen in Form einer Frau
G. \g\. Bihermmm. — Berg- Fräuli": Bergfee oder
Wildweibchen. Sie heissen auch - Wibli, mit voran-
gehendem Namen des Ortes, wo sie erscheinen Gl.
— Berner-Frau. lüithri, tue d' Hücner t" Und
lach [lass] de" Gümiel laufe"; Es chunnd en alti B.'
(Bettel-F. Z) Undirill de" G. clmufe' L.
Butz i-: ein Schreckgespenst, ähnlich der Nacht-F.
Gl. D' B. nimmt di"''! ZO. — SiKz = Kobold.
Pfaffen-: = Pricster-Juni/frau. ,Als iez vil pf-en
und der priestern dirnen von lendern und dörfcrn, als
si die von inen geslagen [entlassen] haut, harkon sint,
und als wir in der statt ouch haben offen pfeffinen, die
mit den herrn im hof [den Chorherren] ze schaffende
haben oftenlich . . .' 1423, L Ratsb. — P f e f f e r - F r a u e n
wurden zur Zeit des Sonderbundskrieges 1847 die
Frauen von Liberalen genannt, denen man zutraute,
sie wollten den Sonderbundstruppen Pfeffer in die
.-Vugen streuen. ,Ich zeichnete eine Pf. in kriegerischer
Rüstung, mit Helm, Fahne und Schwert.' KRCorag-
GioNi 1847. — Brueder-: „Frau eines Vagabunden",
Bettelfrau, Bettlerin L; Th; ZO. ,Und dahin dienet
das alt teutsch wörtlin, da wir die armen nennen ein
bruodermann, bruoderfraw oder bruoderkind, mit dem
wir erinnert werden, dass .sy unsere brüeder seien.'
SHüL'HH. 1591/1693. Auch im L Tunnbuch 1601. —
— Ringli-: Hausiererin, welche mit Tragringen und
-Kissen handelt S nJ. — Rats-, Ratstag-: bei den
Dominikanerinnen Mitglied des Conventausschusses,
welcher der Äbtissin (dort , Priorin' genannt) zur Be-
sorgung und Beratung der wichtigeren Angelegenheiten
zur Seite stellt. .Priorin und r-en von StKatharincntal.'
1525, Strickl. I 434, wo , Rastag-' hienaoh zu korr.
(P. AVogel). — Suns-: Schwiegertochter Scn; Z. —
Schaff-: eine arbeitsame, tätige, rüstige Z. Syn.
rj'schaffigi, anc/rifßgi. — Schuel-: 1. Frau des Sehul-
lehrers Bs f, auch Schuflmeisterne. Sie hielt wol zu-
weilen auch statt ihres Mannes Schule, Abc, Bisi
[Kätzchen], d' Sch. kunnt! scherzh. Warnung. Vgl. Lcr-
Fr., Schucl-Jitiigfrau. ,Wann die Sch. will den Winter
mit den Meitli Schul halten, so soll es ihr begünstigt
sein; will sie nicht, so soll sie [die Schule] dem N. N.
zugestellt werden.' 1034, L Sursee. — '2. Schulvor-
steherin (Frau oder Jungfrau) ZWthur. — Schliss-:
Nutzniesserin. Die Herzogin Johanna wird ,Gabherzogiii
von Longueville und Schi, der Grafschaft Neuenburg'
genannt. 1544, Absch. — Schlüsseli-: Schaff'nerin,
Bcschliesserin. welche nicht sterben kann, also , umgeht'
GuMai. Vgl. Schlässcl-JunnfriiK. — Schnegge"-:
welche die grossschaligen Weinbergsclmecken suclit.
sie in einer umhegten Weide füttert und im Herbst als
Fastenspeise für die Passionszeit verkauft ZO. Vgl.
Schll.-^^all)l. — Schwefel-Fraueli: Verkäuferin von
Schwi'felhiilzern. Gotth. -- Schwumm-: Verkäuferin
von Zümlschwamm. ,So lang es Kachelträger, Hudi-
lumpen- und Schw.-Fr. gibt, weiss man öppe gäng
manche Stund herum, wenn num will, was geit [vor-
geht].' GoTTn. — Stuben-: Verwalterin und Wirtin
auf einer Zunftstube; Fem. zu Stuben-Knecht. .Ein St.
soll auch bezalen wie ein Wirtin.' 1528, Z. ,Was aber
1253
Fra, frail, fro. freu. IVi, f'ro, liu
1254
die Wiirt (Stnbenknoolit und Stubenfrowen) belanget.'
1623, Z Ratsver. ,l>ie Stuboihan auf der Chorbcnen
in Zürich.' JHofmsth 1780. - Stadt-: Städterin;
aber bes. Bezeichmin.s einer neugierigen und mit
allen kleinen Stadtneuigkeiten vertrauten Person. S.vn.
Stddilirsoi. G'innideri;/ [neugierig] wie ne St. Du
ivfiüitl Alles vie d' St.. sagt man zu Einem, der die
Itinge, bes. Neuigkeiten, am Besten wissen will Tu; Z.
.-- Kats-tag- s. Riits-Fr. — Sunntag-: sonntäglich
gekleidete. J""'' hin el'ci Srmntiijfrau Z.
Täggeli-: eine übermässig verzärtelte, furcht-
same, für Schmerzen empfindliche ZNer. — 'IW'irjrlni,
liclikosen, verzärteln.
Teil-: Verwalterin, resp. Verteilerin öft'entlieher
Almosen. Ein , Klingler' sammelte Almosen für die
Foldsicchen. Was er nach StJakob brachte, verteilten
die Teilmeister und die Teilfrau unter die ,armon
Kinder'. XIV., Bs. S. Teil-Meister. — Tuem-: Dom-,
Ciiiir-Frau, Fem. zu Tueinherr. ,Tuonfrowen.' 1321,
KöNiGSF. Copialb.
Tempel-Fräuli: Spottn. für ein bejahrtes, häss-
liches Frauenzimmer B (Zschokko 1797).
FAg. .ilte Nduue'/ oder Betschwester, Jio sirli oft im
.Tempel', (1. i. der Kirche, blicken lässt':'
Dütti-Frau: Hebamme AASchinzn.
Eig. wohl Titti- (kleines KinJ). denn Tiilli l>ed. weiblii-ho
Brust; aber beide Koiuicn und liedd. konnten leicht in ein-
ander übergehen.
Wegge"-. Wcggli-: die Wecken, Semmeln, feil
bat B; Z. ,Im Hausgang [des Schulhauses] hielt mich
noch die Weekenfrau, die sich [am Examentag] da
angesiedelt hatte, um den Kindern das Geld [den
Examenbatzen] abzuläschlen, auf und fragte mich.
ob ich meinem Bühel nicht auch einen Wecken kramen
Wollte.' üoTTH. — Wickel-: Wartefrau, ,Vorgängerin.'
L Hebammen-Ordn. 1809.
Win-: Verwalterin des Weines? .Wollen unsre
gn. H. ein tugenliche Weibsperson aus ihrem Spital
von der Weinfrauwcn im Seelhaus [Fremdenherberge]
die Kunst, pre.sthafte Köpf -zu heilen, erlernen lassen.'
ICSO. SeH Ratsprot. - Mhd. ,H„-vro,iwc. Wirtin.
Werch-: Taglöhnerin, Fem. zu Werch-Mann
SciiSchl. ~ Witt- (Wipp-): Wittwe L; Ndw; Z.
Bin e W. sclw m~e'- a's 8 Tag: Wele [welcher Mann]
will-mi? hin eisder parad L. Daher auch das Wort-
spiel: Witt [willst du sc. wieder heiraten] —Frau?
SeiiTMPFR. 1651. Wenn Einer unwissend einen Dorn,
der sich an seinem Kleid festgehäkelt hat, nach sich
zieht, so scherzt man, er schleikt e W. nöh. Sdtekm.;
vgl. Wittling. — Zimmer-: scherzhafte oder durch
den Reim veranlasste Umstellung von , Frauenzimmer'.
,Kommet her, ihr Z., Wollen [wollet] ihr den Tanz
beschauen.' JCWeissenii. 1701.
frauen (frauwii W;; 1. (absol.) eine Frau nehmen.
heiraten L; W. Syn. Kiben. Wol (ffraut ist ivol
g' freut. Ineichen. — 2. (tr.) ein Mädchen entiungfcrn,
zur Frau machen. Zsciiokkk 1797. — „er-: (Vermögen)
durch Heirat gewinnen." Syn. ericlben.
ge-frauenlich g'fraueVuj, auch -äu-: wer, bzw.
was das Aussehen einer Frau hat oder gibt, eine
Person als Frau oder Mutter konnzeichnet, von Ge-
stalt und Kleidung, z. B. en g-e Jluel /..
Franler s. Gruppe Vr-l.
fräuele": 1. ansschen wie eine Frau; schwanger
sein. .S'/ ist c pur Monet i" der Ji und soll scliu
[schon] so fr. Scn. — 2. sich weibisch benehmen
ScnSt. — 3. mit Weibern umgehen. , Achtet man, er
[ein Mönch] fröwele dasclbs.' 1527, Gschfo. Ges.
Fräueler: persönliche Bezeichnung, z. B. ,Johans
der Fröweler.' 1325, JJRüEr.Eii, aus welcher o. Zw. der
jetzige ScH Geschlechtsn. ,Freuler' entstanden ist.
Im XIV., wie es scheint, noch halb appellativ, wohl =
der Leibeigne eines Altars oder einer Kirche ,Unsrcr Lieben
Frau', wie diejenige in SchNonnk. Vgl. Vcrcner Sp. 917;
Ki(jhr. Viell. meint die Bezeichnung ,(Hiltbrand) zur Frauen.'
ir,:il, Strickl., ein ähnliches Verhältniss. S. noch Frnuln:
fräuisch. ,Fröu wisch = fceniineus, uxorius.' Mal.
fräu-lich : den Frauen zukommend, zu den
Frauen gehörend, weiblich. .Ein fr. Bild': eine Weibs-
person; Ggs. ,Mann.sbild'. ,Soll man sy darumb rich-
ten, als einen andern todsleger, äne das allein, dass
man dheinem frowlichen bilde ir houpt abslachen soll.'
1410, L Ratsb. ,Wir das fröwklicli [aus *,fräuwig-
lich'] geschlecht.' 1516, Hess Bad. ,Ein arme Hans-
frawen, die hatte ihr fräwlich Krankheit so fast und
lang, das ihro Niemand gehelfen könnt.' JLCvs. 1659.
Vrel, -li: 1.= Verena, s. Sp. 915. — 2. Veronika
Si uwE.
Vre' II: mit ö, oha, gscliö, tselui, no Zuruf für
Zugtiere Z.
Vidi. Name für Vieh und dann wohl, obglcirli die Quan-
tität des t schwankt. Kius uiit l'rt / .• vgl. I.i-I u.a.. i-bf.
Pferde- und Kuhuauie.
frei s. frl. freisam s. Gruppe Fr-s.
freue", auch g'fr. BGr., U.; PI'.: tr. und roll,
wie nlid. Es ist Ei'"s en arme'' Ma"", wenn er-si
nümme fr. cha". Ineichen. Es soll-mi'' fr., eine Höf-
lichkeitsformcl B; Z. Der ä. Spr. eigen i.st passiver
Gebrauch mit Gen. d. S., durch die man erfreut
wird oder zu deren Genuss man gelangt: ,Mit aller
macht Wirt er nach reichtag [-tum] stellen und aber
iren weder gefröuwt noch niesscn.' 1531, Hiob, dafür
1067: ,so wird er doch derselbigen nicht g. werden.'
,Doch ward er under bösem auch guoter sachen g.'
Vad. ,Illa:tabilis ora: gegne deren niemants g. wirt.'
Pris. ,A1s ob sy noch lenger leben wöllind und irs
gnots g. werden.' RGüalth. 1584. ,So hat cr's doch
mit grossem kumber und leid genossen, und [ist]
dessen nit g. worden, was im Gott geben hat.' SHuciui.
1591/1693. ,Wir werdend unserer Herren [Geistlichen]
nümmen g. ; eintwijder sitzend sy by einanderen im
Sus, oder sy laufend hinyn gen Zürich.' 1037, JBueit.
.Deiner raeisterlosen kindern wirst du nit g. werden.'
FWvss 1651). .Anania und Sapphira, die ihres Be-
schisswerks nit lang g. worden.' AKlingl. 1702.
gefreut, bzw. g'frait. allg., g'fraut GrL., Pr.:
Ptc alsAdj.: 1. erfreulich, erwünscht, liebenswürdig,
angenehm, allg. Syn. geliebt ; frei; gebig. Von Sachen:
e gfreuts Slucl;, ein Kleid, Stück Hausrat nach
Wunsch. E gfrenti Sach, oft irou. E gfreuts {gfreut-
nigs S) Lebe". .Das Leben auf den Alpenweiden ist
heiter und g.' JRWyss. Von Tieren: e gfrauts Rind
GhL. ; Pr. Us dem Tierli git 's nie nüd Gfreuts. Von
Menschen: en g-e Purst [Bursche], Su", wolgeraten.
,l>cr Schulmeister ist gar ein fleissiger, g-er Mann.'
1 1752. ZÜbcrgl. Adv.: Es chnnnt no'''' g. nse, die
125
tVe. freu, fri, fro, fni
12r)6
Saclie wird sich am Ende noch günstig gestalten Ap;
Z. — 2. sich freuend, freudevoll. Mit sl"!» gfreitte
Herzli twh-me g'segnete Tayirercli. Schild.
Die aktive Bed. des Adj. gewordenen Ptc, i. S. v. .er-
freuend', so dass es dann meist von .Sachen gebraui-ht wird,
ist bemerkenswert, da die Schriftspr. wohl Fälle von akt.
Bed. adjektivischer Ptc. zeigt, z. B. ,erfahreri, gesonnen, ge-
schworen (Feind), (ptiicht-)vergessen, trunken, beritten', aber
alle in persönlicher Bed. verharrend, dagegen Übertragung
von Personen auf Sachen bei einigen urspr. Adjj. , z. B.
.traurig", nicht nur ^ trauernd, sondern auch: was betrauert
wird «der Trauer erregt; und als Gegenstück zu solchem
fiebraiuh wird unser ,gefreHt' erklärt werden müssen. —
Die Form g'ßmii beruht auf dem in den (^el)irgs-MAA. weit
über das Sprachgesetz hinaus angewendeten Rüekumlaute
(vgl. rßurt Sp. 977).
un-gefreut: 1. üegs. v. gefreut, allg. ; z.B. von
einem Haus: unangenehm, unbequem; vom Wetter:
widrig, , unlustig'; von Menschen: „widrig, ekelhaft".
.Einen g'freuten Hof und eine ung'freuti Frau.' Gotth.
— 2. unfreundlich, finster, verschlossen, mürrisch,
schwermütig L; ScnSt.; ZO. — 3. v. Kindern: todt-
geboren oder vor der Taufe verstorben. Kathol.
.Schwz; en u'g' freute 3Iensch L. Es uiig'freuts fMenschJ
übercho". Seterm. Die Ung'freute". die Seelen solcher
Kinder L. ,Es ist auch diss angehenden Jahrs den
schwangeren Frauwen nit wohl erschossen, dann [es
ist] vilen misslungen ; sind auch uf Agatha in selbiger
Nacht 3 ungefröwte Kinder worden.' ECys. Wie der
Landvogt im Rheintal sieh zu verhalten habe in Betr.
der Verspätung der Kindertaufe, des Läutens, ,der
ungefröwten Kinder.' lti-12, Absch. — 4. uncrfreut.
• Wir niügen hierumb uns nit herzlich ungefreut Ion.'
l.')23, Stkii'kl. (l'bersetzung aus dem Lateinischen),
d. h. wir müssen uns darüber herzlich freuen. Vgl.
gefreut werden (unter freuen).
Bed. 2 entw. aus der allg. Bed. 1 (unangenehm im Um-
gang) oder: unerfreut i. S. v. unemptanglich für Freude,
oder mit aktiver Bed. wie andre adj. Participien : der sich
nicht freut. In letzterem S., eher als in dem von ,unerfreu-
lic.h', ist wohl auch 3 zu verstehen, da bei den Katholiken
(und auch noch bei vielen Protestanten) der (ilaube herrscht,
dass die Seelen dieser Kinder nicht selig werden können,
sondern an einen Ort zwischen Himmel und Hölle (den Nim-
bus) kommen, wo weder Freud noch Leid ist und wo sie
(nach L Volksglauben) von ,Frau Zälti' oder ,Selten' [.S'nWt/e,
lilückscligkeit, hier Vertreterin der alten mütterlichen Göttin,
wie Frau Holda und Bertha] verpflegt werden, hüt.. Sagen
77 ff.; 3G4; 551; immerhin vgl. , erfreut werden'.
er-freuen, nur in der formelhaften RA.: erfreut
irerde", durch die Geburt eines Kindes Sin; Z. Der
Vater zeigte die Geburt dem Pfarrer mit den Worten
an: /■•'' bin e. irorde". Vgl. Freud(en)meitU, -maien;
Freud (ansagen). — erfreut, Ptc. als Adj.: erfreu-
lich Bs; vgl. gefreut.
Entsprechend bedeutete in der ä. Spr. ,Mutter-Freude'
geradezu concret: Kind; ,sich eines Kindes erfreuen': ein
K. gebären. Natürlich bezieht sich der Ausdruck nur auf
lebende K. ; s. umjij'reut.
be-: mei.st refl., nur in der ä. und etwa noch
in der Kanzleispr. = freuen. .Damit sie und ihre
nuchkonnnen sich [solcher schriftlichen Bestätigung]
b. und getrosten kiinnen.' 1523, Assen. ,Damit meng-
licher .synes buwens befröwt und vatlich besorget und
verscchen wurde.' 1.5-lS, '/. Ratserk. .Ich hal)e mich
mehr in ihm | meinem irdischen Schutze | als in dir
|(iott| bofreuet' AKi.ixcii.. liüU.
fri, bezw. fre'i, z. T. auch fri(n), frei(n):
I. Adj. (und Adv.) 1. in der gewöhnlichen nhd. Bed.,
frei von Einschränkung. Zwang, hemmender Rücksicht,
Last, a) im privaten Verkehr. /''' hi" so f.; wenn
i''' tarf so f. sl", Höflichkeitsformelu (wohl allg.. aber
wahrsch. aus der allg. deutschen Umgangsspr. auf-
genommen). Mit Gen. ,Dass si mich fri [von] nüt hat
getan.' Hadl. Mit Übertragung auf eine Sache und
in bildlicher Weise sagt ein Kriegshauptmann nach
vollendeter .-Vusrüstung: ,Nun wend wir dran [in den
Krieg ziehen] von fryen esten!' NMan. ; s. Sp. 573;
doch vgl. auch: .von freien Stücken'. Adv. (viell.
z. T. eher zu 11 i. S. v. geradezu usw.). ,Die Weiber
wurden so traut, dass .sie frei sagten, was sie wollten.'
HPest. 1785. Und frogt-mi''' frei: ,Haut 's 3tesser
guct?' Hebel. ,Se fluctibus committere: sich auf das
uieer lassen und frei wagen.' Fris. — b) in politischer
Beziehung, doch nicht recht volkstümlich (s. gefrlf).-
Kn frle Schicizer! der etwas unbestimmte Inbegriff'
aller politischen Rechte eines Schweizerbürgers. En
jedra Bur en fria Ma'". Merz 1836. .Will nit. dass
ir also fry lebind, als ob ir selbs herren sygind.' Äo.
TscHi'Di. ,Er wusste es auf dem armseligen Dorfe
schon vor 3U Jahren, was jetzt verschuldete Grosse
als neuere Staatsweisheit fürchterlich ausüben; näm-
lich dass kein sicherer[er] Griff in den Geldsäckel des
Volks sei, als ihm in aller Verwilderung seiner Un-
gezogenheit zu sagen: du bist frei.' HPest. 1791).
Ubertr. auf die Verfassung des Staates selbst: E freini
Verfassig Bs. Der Name einzelner Teile des Volkes
oder Landes hat den stehenden Zusatz ,frei' i. S. v.
Beibehaltung gewisser Vorrechte aus älterer Zeit:
.Das Freie Amt' s. Sp. 248. und .Freie Walser' heisscn
die Bewohner einzelner Talschaften oder Gemeinden
in Gr und GRh. (und im benachbarten Vorarlberg),
welche im Mittelalter als Kolonisten (vielL aus Ober-
wallis) zunächst nach Gr geführt und von dort z. T.
weiter gewandert, gewisse alte Freiheiten, aber auch
Eigentümlichkeiten in Sitte und Sprache beibehielten.
Unter andern hiessen so bis 1798 die Bewohner der Alp
Balfreis, weil sie von einigen Abgaben an den Landvogt
befreit waren. Steinm. 1804; s. auch T. 438. — c) mit
Bez. auf engere, z. T. jirivatrechtliche Verhältnisse.
1) von Personen. Subst. = freier Mann, Vollfreier, im
Ggs. zu Dienstleuten u. Leibeigenen. ,Ein rechter fryg,
der üsbringen [nachweisen] möcht, das er ain fry
wäre von synen vier anen.' Opfn. Thurlinden. ,Ein
kind, hiess Uolrich und was eins ledergerwers sun,
hiess der frig.' Z Chr. 1336/144t). ,Fry', Freiherr, dem
Namen nachgesetzt, bei Tschi'di. ,Ein fr-er Amtmann'.
.\mtm. eines Freiamtes. Vorsitzender des Gerichtes
über Freie. ,Der Schultheis soll nienian anders dann
durch einen geschwornen amptmann syn sache offnen
noch reden lassen; ob aber iemant frevelich dawider
täte, gegen dem soll der scliultheis durcli den frycn
amptmann klagen lassen.' 1457, Bs Rq. = Ältester und
Vorsitzender der Amtleute des Stiidtgerichtes mit der
besondern Obliegenheit, Bussen einzuklagen, den Rat
beim Gerichte zu vertreten usw., was jetzt der .Staats-
anwalt' tut. Im Kriegsrecht hiessen ,frie Knechte'
Freiwillige, im Unterschied von aufgebotener oder an-
geworbener Mannschaft, und eine Vereinigung solcher
Leute ,frie Gesellschaft' (Freicorjis). Einen ,Bluot-
harst od. fryge Gesellschaft ze maclien' ist verboten in
.\i' LB. MnO; Z Krieg.sordn. 15](l u. a. w. .In welclieni
1257
Fra. I'iv, fri, IV
IV u
1258
Zug der fryeii Knechten mehr denn der Uszogncr
gsyn.' ÄuTscuDDi. — 2) von Sachen: Der König von
Frankr. anerbietet, den Erben N.'s als .freie Schenke'
den Restbetrag auszuzahlen. 1541. Absch. = freiwillig.
.Freie Mittelverwaltung- : freies Verfügungsrecht le-
diger und verwittweter Frauen.spersonen, welche sonst
unter Vormundschaft eines Vogtes gestellt werden,
überihre , Mittel', ihr Vermögen. XVIII.. Bs Kq. 1. UHu.
10(>9. ,Fr-er Markt': ,Uf den freien Wuchenmärkten- im
Ggs. zu Winkelkäufen. Z Mand. 1650. Freie Grund-
stücke im Ggs. zu Lehen, frei von Zinspflicht. ,Ein
fry guot', Allodiuni. XV. Oft mit den formelhaft ver-
.stärkenden Zusätzen: .frei, ledig und eigen'. ,.\nno
159(1 habent M. H. dem N. das dorngestüd für fry
eigen geben.' Schw LB. ,Für fryg lidig eigen unz an
4 Schilling denar zins.' 1470, MEsterm., Pfätt'. (Nach
ä. Sprachgebrauch kann übrigens .eigen' in dieser
Formel subst. = Eigentum aufgefasst werden). Nicht
Privateigentum, sondern ötfentliches ist das , freie Haus'
i. S. V. , Frauenhaus': ,In unserm frygen Hus.' 1492, Z
Katsprot., und i. S. v. , Spital' (vgl. Fri-hus und Frl-
hof, Asyl) : ,Usia wonet in einem fryen haus au.s-
setzig.' 1531/48, II. Chbon. = ,abgesonderten.' 18dü.
Ebenso in: .freie Strasse' = Landstrasse, später aber
eine Strasse der Stadt Basel, welche gewissermassen
die Landsti'asse weiter führt zur Rheinbrücke. .Wille-
helnie an der frien Strasse' zu Basel. 1274. Im Ge-
richtswesen erscheinen die Ausdrücke: .das frye Ge-
riclit', die oberste Gemeindebehörde v. Sigriswil 1670.
Sonst i.st .Freigericht' im Mittelalter = Gericht für
dir Freien, d. i. die persönlich frei gebliebenen, nicht
v"i;tbar gewordenen (meist zerstreut wohnenden)
liauorn; so z.B. das ,Fr.-G. unter der Thurlinden';
s. I''k. vWvss. Zeitschr. f. schwz. R. XVIII.; s. auch
Wcilielhueb. .Ein freies Verhör.' XVI., viell. = V. ohne
Zwangsmassregeln. Die Bed. des W. .frei' scheint in
vii'lcn Ortsn. ebenf. auf Rechtsverhältnisse bezüglich,
dficn besondere Beschati'enheit (Sitz freier Bauern.
IVcicr Herren ; Asyl usw.) aber in den einzelnen Fällen
iiiilit sicher zu erkennen ist. So: ,Frien-egg' um 13oo
I l^ut; am Greifensee Z. wo It Habsb. Urb. Freie sassen'?) ;
.1 rrien-feld' ApWalz.; ,Fri-hof' G; Z, .Freien-hof' Z
Emlir. ; .Frei-hirten' Th; ,-haus' SchwNuoI.; , Freien-
land' Ar Walz.; ,Frei-mettligen' B; .Fri-bach' B; G,
.Krien-bach' GoBied.; ScHwHöfe; ,-büel' ArSchöngr.;
.-liergli' ZKlot.; .Frei-dorf TnRoggw.; .Freien-stein'
Zlojrb., Pfäff.; .Frei-wilen' GWittenb.. .Freien-wil'
AAÜd.; ,Frie-wis' Gr UVatz. In manchen Ortsn. kann
,F.- aber den Geschlechtsn. meinen. — 2. a) von er-
wachsenen Menschen: freundlich, leutselig, fried-
fertig; gut-, sanftmütig, ruhig von Charakter, nicht
zuiH Zorn geneigt, mild, liebreich, liebenswürdig, ge-
fällig, wohlwollend, allg. (ausser W?); ,ingenuus.'
Id. B, mild bis zur Schwachheit BHk. Syn. liebartiij,
fiii, huib, (jemein, niderträchtig. Ant. bös, kibig, hoch-
ilifiri^tet. E(n) f reine Ma", Lerer, Meister. Prediger :
II KV machid die Väter Capiziner'^ Sind wol, fS-ie
russer, ..sie frhier [bald strenger, bald milder]. Schw
S.niH-nkilbi l«7i;. E freini Frau. E freis, fris [freund-
Ihlics] (i'sk-ht Gl. De'' cha"" fri tue" GG. Er ist so
tin, tuet Niemedem Öppis s' leid. Stütz. Er ist gar
III liebe, freine Mensch, ebd. .Die Wirtin war hold-
-•■Wi; und frei.' ebd. Ach, bis [sei] so frei und säg-mer,
in, das Dör/li sei. ebd. Er tüecht s' en Freine -und
ni Frihilliche. .TSenn ISiil. Er ist e frhie gschlachfc
[artiger] Ma'" Schw. Frei ist ober hübsch, guter
Charakter ist mehr wert als Schönheit Ap. ,T)as wäre
Einer für dich, hübsch, frein war er.' Gotth. .Eine
kuraschierte Schwieger und ein freiner Mann, das ist
das Böste, wo [welches] nie" ermanne" [mit Heirat
gewinnen] cha"".' ebd. ,Aus den frciesten | friedlich-
sten] Burschen seien halbe Tüfle worden.' ebd. Mit
frei sl« [allzu grosser Gutmütigkeit. Nachgibigkeit,
Freigebigkeit] chunnd-men um d' Such [verliert man
sein Vermögen]. Ineiohen. Me' muess f. st" und
aiiuechen esse" [sein Brod im Frieden geniessen]. ebd.
,lhr [der im Zeichen des Stiers Geborenen] Zorn ist
erschröcklioh; son.st aber werden sie die freinsten
.Menschen.' B Hink. Bot 1859. ,Der Vater war frei
und nicht betrunken. Er war nicht bös und nicht
trunken.' Z (Zeugenaussagen). Wenn Jemand auf die
Schulter oder den Rücken geschlagen wird und sein
Rock staubt, so sagt man schmeichelnd zu ihm: Nti
die freine Lüt stäuhid, si werdid halt ■nie üsg'chlnpfet
BU. , Unterdessen -war Johannes heim gefahren, hatte
Anne Mareili bis zum Hause mitgenommen, und als
die Frau zum Wägeli kam und die Geisel abnahm,
sagte Johannes: Jetz, Frau, magst recht freini sein,
sonst will Anne Mareili bei mir bleiben. „Da werilc
ich anwenden [mich zusammennehmen] müssen", sagte
die Bäuerin freundlich.' Gotth. Ständige Formel,
schmeichelnd einer Bitte angehängt: De bist denn (e)
frme (es frlsj. Helfed-mer da e chli" zieh", er .lind
de"" fri Schw. Nu', red au''' mit-mer, bist denn frei
|ich will dich dann als freundlich rühmen]. Stutz.
Gem-nier drei [gebt mir 3 Würste], se sind-er frei.
reimt die Stufenleiter der Zahlen im sog. Wurst-
liede (s. d.). Oft: /. mit i. S. v. ,im Verkehr, Um-
gang mit', allg. Me" cha"" mit dem. Manneroich aw''
z' f. si" Ap. St sind leider f. mit enand [versöhnt].
,D' Leute seien frei und freundlich mit allen Men-
schen.' Stütz. Mit blossem Dat.: hold, gewogen.
Nächtig bin if'' bi-n-em [dem Mädchen] f/'.S'7, 's ist-mer
ebc grü.'ili fri. .^EGeyer 1813. Verstärkt: gnnidfrin U;
nocli :J Tod f. Ar. ,Der ein frei reichlich gcinüet hat,
der ist ein fründtlich mann.' 1531/48. Prov. .Wer
fry milt ist, der nimmt zuo, und wer wässeret, der
wirf ouch bewässeret.' HBüll. 1540. A. ,Wett lieber
grynen.' B. .Gryn oder sing, du bist ein fryncn.'
JCWeissenb. 1701. Adv. : ,Dass man uns nienert
wollt lyden. wie fry wir umb herberg baten.' Platt.
1572. .Ich war nit gewont gescholten zu werden und
bishar mer gelopt und fry gehalten worden.' ebd. 1612.
— b) V. Kindern, insbes. die nicht leicht weinen, leicht
zu befriedigen, still, artig, ruhig (bes. auch Nachts),
untereinander verträglich sind Aä; Bs; B; G; Schw;
Uw; Z. Ggs.miied; seltsen. Sind fr. mit enand! Bis
[sei] aW'' frei und schrei nild eisig ! sagt die Mutter zu
ihrem laut weinenden Kinde. Sind frei und lered brav!
JKMev. 1844. Gueti Bilebli tue' nit grine": Schwlg,
da bist de"" gar e frme! 0 du söttisch og nf Erde
Freine tme-n-es Lämvitschi werde'! AKuhn 1819. Clileis
Ghiiidli, schlof-mer i", Mursch frein und ordlig sl".
Glutz, Alpenlied. — c) von Haustieren, zahm, z. B.
von einem Hund, der nicht beisst. Das Schä/li, tro
frm mier nache springt U. Daher Frei als Name
einer Kuh AaF., eines Zugochsen ZO. — d) vom
Wetter: mild. .Es sei ein so freiner Nachmittag, dass
es ein rechtes Pläsier sei. ein wenig an der Sunne
ume z' trasche. Gotth. .Mit vil gewälds [Wald] umb-
1259
Fra, fre, fri, frn. fni
1260 :
geben, hat gar fryen wintcr und fast stäteii summer.'
RCys. — 3. angenehm, bequem, angemessen, zweck-
mässig GTa., T. Bas ist frei [gut] G 1790. Insbes.
von Wohnung (wohnlich), Kleidung, Gerät Ap; B; G.
Syn. gähig; gefreut. Ja freis [heimeliges, anmutiges]
Plätzli Ap. ,In die Vorderstube, wo es auch viel
Ireincr sei von wegen der Sonne, die den ganzen Tag
da hineinscheine.' Gotth. J£r hat 's frl, wohnt bequem
Gnl'r. E freii Gnhlti, in die Hand passend, bequem
zu handhaben Ap. Mer händ 's recht f. [fein, ange-
nehm] g'han GRChur, 1)., Pr. Vom leiblichen Be-
(bideii: behaglich, wohl. Mir ist frei Th. Es freie"
ha", von körperlichen Übeln frei sein, sich wohl be-
finden; en freie" Tag, ein guter in Bez. auf köi-per-
liches Befinden Ap. Hut han-i 's eso ordeli frei, es
geht mir ordentlich ZDättl. „Artig, hübsch, ge-
schmackvoll, den Regeln gemäss, z. B. ein Kleid,
Gemach Aa; B; VOkte; S;" auch: ergötzlich, lustig.
,Es sei so schön und frein da aussen.' Gotth. Am-ene
schöne" Abe"d isch es freis s' spaziere". Uf der Eiseban
isch es freis z' fare" UwE. De't am Schatte war 'seit
[es] gär fri. EFeurer. Ledig si" ist gar e frei Ding.
Gotth., nach einem Volksl. Frei üsg'seh, ein hübsches
Aussehen haben ZW. ,Dass sy kein fryger schiessen
nie habind gesechen.' Edlib. ,Der bettelstab stotdir gar
fry.' Gengenb. GM. ,Im ist ein fryer possen b'schehn
[ein lustiger Streich passiert].' EIVIan. .Damit er
g'rüst't syg artig fry.' Kuef 15.38. ,Wol künndend s'
[konnten sie] gygen, luten, singen, orglen zuo der
trumnien: zuo fryerm volk ich nie bin kummen.' ebd.
1550. ,Sonipes acer: ein muotiger und freier [mun-
terer?] zeltner [Pferd]. Mango: der die eigen leut auf-
kauft und sy auf den kauf frei aufmutzet und zieret,
("oncinnator capillorum: der das haar f. butzen und
zieren kann.' Fris. ,Wie er 's gemacht so artig und
frei.' vEuw 1708 (iron. von einem untreuen Verwalter).
4. zuchtlos, ausgelassen. Er ist ehar an frla,
er ist etwas ausgel. GrI).; frech, leichtsinnig: ,Wels
[welches = wer] geid woltä" [bedachtsam geht], geid
g'sünds un'' ferr; weis du geid frei, geid bei [bi, nahe,
nicht weit] und en dan Tüed [Tod].' P silv., als Über-
setzung des it. Sprw.: chi ra piano, va sano e lontano.
Z' ril f. bringt Reu. Stluer. — II. Adv. in eigen-
tüml. abstr. Bed. 1. (friu? USchäch.) vor andern
Adv. oder Adj., unbetont (u. darum oft zu fri, in ZO.
zu /■/•(• verk.), i. S. v. ziemlich, recht, gar (eher, GrD.).
allg. (nur aus Ap und G nicht bezeugt). Syn. artig.
F. vil 1) ziemlich viel. 2) gar oft L; Zu. In Gl oft
zum Ausdruck von Erstaunen und Missbilligung, z. B.
f. r. trinTie", fast allzu v.; Syn. icöl o. ,üie armen
.Mannli könnten nicht genug herbeitragen an Essen
und Trinken, dass es Ei"m fry übel grüs.' Gotth.
Me" muess d' Augebliclc fri ordli''' leilsse" z' nutze".
llKNii. 1836. Fri spät Gr. Frau Sunne, wärm das
l'lätzU frei wol! GUehlin (Bs). Er soU doch frei wei-
deli [schnell] clio", me" mein, si tcell sterbe". Breitenst.
18G4. Säg-mer 's doch fri recht! Gotth. .Sage es fry
recht geradeheraus ! ' ebd. D' Bosschümi- Stengel sind
eisig frei stif Zu. Du bist scho" frei alt. Stdtz.
'.■.■ isch frei lustig g'si" s' luege". BWyss 18(33. lez han
i g'iisse, und das frei satt. Schild. ,Pry schnell.'
HBiiLL. 1533. ,Das soll fry allerdingen abkennt sein.'
1599. Z Ratserk. ,Ninim 's hin und es fry flyssig lis!'
Com. Heati. .Ziech du dich fort und das fry gschvvind!'
olid. ,Er ninnnt das Maul frei voll.' JMev. Hort. 1C92.
,Frei lang.' Landmann u. Schiffm. Zur. 1769. ,Sagt
ihnen, was ihr wollet, und machet 's frei kurz.' HPest.
1785. Der unbest. Art. tritt zwischen Adj. und
Adv.: Er ist f. e guete, ein recht guter (Mensch) Gh;
f. en grosse! (iron.) Nnw. Frl es hiibs Maidji, ein
recht hübsches Mädchen W. Die Ghuo hat fri a zeji
[zähe] Melclii Gr (MKuoni). Zuem Grittibenz [Back-
werk], frei zue-me' grosse". S Kai. 1860. He nu" so de"",
Giger, so mach denn fry e lustige [einen recht lustigen
Tanz]. Gotth. Ebenso wenn .etwas' .statt ,ein' ein-
tritt: Mach is [uns] fri öpjiis Guets [zu essen], (jottii.
Statt eines Adj. kann auch das Sub.st. , Stück' folgen,
aber in prägnantem Sinn = ein schönes, gutes, grosses
Stück, z.B.: Es ist f. es Stück bis in das Dorf [ein
ziemlich weiter Weg] W. F. e Bitz, ziemlich viel
GnSpl. Das Adv.. welches auf f. folgt, kann auch
selber schon zur Verstärkung eines Begritfes ver-
wendet sein: fri artig- (Gr), frei artig-, frei m-deli-
(Z) z. B. gross. Frl z' vollem b'sunderbar, auch g;ir
zu sonderbar. AKuhn 1819. — 2. alleinstehend,
vor Verben: a) geschwind. ChW' f.! Gang f.! W.
— b) recht sehr; gänzlich, in der ä. Spr. aber oft
nur verstärkend und unübersetzbar zugesetzt; ge-
radezu, förmlich, wirklich; sogar. Er het f. g'allit
Aa (vgl. 0. frl alt). Es grüset-m'r frl ab-d'r. GoTin.
,Er wolle fry einen Batzen geben, wenn er den Wein
nicht trinken müsste.' ebd. Es sei fri dür in düre
gange [der Ton sei durch ihn hindurch gegangen,
habe ihn im Innersten ergriffen] und lieb im fri
d' Auge" übertribe". ebd. Es het fri g'klepft [von dem
Kusse] B. Er ist frei taub worde", vor Höni [Zorn]
/'. üfg'guvipet; es wird-mer f. übel Aa. 's het mi''' f.
a'foh" friere". Breitenst. 1864. MängC brave' Ma"'.
wo [welcher] cliönnt zum Bessere würke", fürchtet-si'''
f. und schu-igt. ebd. 1863. 's göt im frl dur''' Märg
und Bei" ScnSt. I''' ha" so rüchi Händ, dass frei
d' Fäde" vum blosse" A''rüere" rerrissed ZStdt. ,Wi<'
diese Gedanken durch seine Seele flogen, trat er reclit
männlich auf und schien fry gewachsen.' Gotth. i'*
ha" däicht [gedacht], i''' reell fri selber eho". ebd. iS'i.v
Bede" het Chopf und Händ, ''ass er-si'''' frei selber
muess erstune" drüber. BWvss 1863. ,Daniit sie wüsstind
all unser grechtigkeit, frygheit. sitten fryg erfaren und
lernen.' Mey., Wint. Chr. zum J. 1.549. , Schlag, Drunim-
schlacher, auch fri druf!' Com. Beati. ,Will iezun.l
besser [näher] zuo ihm gan Und ihn fri selber reden
an.' ebd. ,So wirt das W3'b, wiewoFs ist gflerdt, fry
bschissen, trogen und verfüert.' Ri-ef 1550. ,Hilf, das
wir alle menschenleer fry verachtend.' NMan. .Er
soll von seinem fürnemmen fryg abstän.' 1563, Z
Ratserk. ,Confringere rem: sein guot vertuon und
frei durchbin [zu Grunde] richten. Licentior epistola:
ein friifner sendbrief darein einer schreibt frei, was
er will.' Fris. Vor Negationswörtern: Es chunnt-mer
f. ken Si"" dra" ZO. D' Strasse b'setze [pflastern] und
drüber griene" — • das täte"-mer [wir] frl niene" [nir-
gends; keineswegs]. Schw Fasn. 1883. ,l)ie Leute
rühmten, sie hätten fry noch keins so gesehen.' Gorni.
,Die werde den Jakobli aufklepfen, dass es fry keine
Art hätte.' ebd. Verstärkt durch gleichbedeutendes
abstraktes hell (vgl. glatt, süber): f. h. Mit. Gotth.
F. dem ganzen Satze vorangestellt: Es isch eppis
Grisligs [Schreckliches] g'si": frei d' Lit [Leute] )(/
der Gass sind stü" Mibe" ! Bs. Frei d' Sunne het-si'''
füre g'macht und lucgf dir Beiden n" und lacht.
IJi'l
Fni, Ire, IVi. IVi
Kki iiknst. 1SU3. ,l'"iy woUtiiul wir wul bt-Me staiiiinen
Siiinmel binden zuesanniien.' Ruef 1550. — c) zu-
.. ilcu etwa i. S. v. frcilicb, wohl, im Ggs. zu einer
- u liergelientlcn Aussage; bei Aufforderungen. Bitten
iwa i. S. V. nur, doch! AV redt sust (jern, aber iez
lud er frei chünne schwige' (weil er etwa fürchtete, sich
zu verraten) ZB. Er ist en füle Kerli, aber wenn 's
Uppis z' rencütschc git, so chann er-si"'' f. rode
[rühren], ebd. ,Ich trau -der, ja ich traue dir! Du,
Herrgott, liast frei Lust zu mir!' 8ti'tz. Bas ist f'rl
(ffchih, das ist freilich und zwar in vollem Mass ge-
scliohen; auch ironisch: dem isch es frl Ernisch, es
i<f ihm ja doch nicht Ernst (iL. Frl völ, Ausdruck
-turkcr Zustinnnung, Bestätigung, z. B. /'. w. e schwarzi
r.ll.'. Chi(mm-)iier tiii nir mini Tür, Oll i lä der Pudel
:<s: (leise:) He, so chumin frl [freilich doch] z' Abesitz
zu nächtlichem Besuch], D' Leiteren isch a" d' Laube
^i'.^liitzt. B Vollcsl. .[Abigail hat David] die schenke
iiit von stund an überantwortet, sonder erst ein wyl
mit im g'redt; er hette sonst die gab fry [wohl, füg-
liihy] mögen verwerfen.' LLav. 1584. ,Das liab ich
M-liiiii fri z'wegeu bracht.' Com. Beati. .Er kennt
'ri [könnte so gut] ein Junker syn grad just, wie
:!ucli einen bin.' ebd. .\m bösen Weib das Beste
~t. Wann man frei, dass sie bös ist, ■weisst' B
^illoge 1Ü70; viell. i. S. v. .gänzlich' oder ,von vorn
Ipnin'i' ,Frei: quseso.' Id. B. Du channst frl gän,
^'cli nur! Chwnm frl, komm doch! BSi.
^Ihd. vri, auch (bes. inlautend) n-ifj, vergröbert aus vrij.
i II. -c'i bei unserem W. im .\llg. gemäss dem Gesetz betr.
\iit.lautvokale, doch haben BU. u. Th das Adv. II, dessen
ii;,' mit dem Adj. dem Volksbewusstsein abliandeu ge-
., u.iiiicu war, nicht an dum Fortschritt zum Diplith. Teil
Mrliiiicu lassen; aus ähnlichem Grunde hat ihm Z in solcher
Aiiwriidung wie einem blossen Formw. allen selbständigen
T'iii entzogen. Wichtiger ist der Unterschied der Form mit
Mii<i ohne n, von dem auch die Bed. z. T. betroffen wird,
'1:1 lii's. für Bed. 2 u. 3 in einigen Gegenden die Form mit ii
Ii im .\uslaut resp. prädikativen Gebrauch uud im flek-
11 tili Ntr. fast herrschend geworden ist. Dennoch hätte
li (ir. WB. kein selbständiges /ceivi ansetzen sollen (was
um ;iuch zu unrichtiger Etymologie geführt hat), da jene
I Uli doch nur auf einer, allerdings sehr bemerkenswerten,
'i ■ I li.stigung des losen euphonischen n beruht. Statt enfn-e,
n-i-i', an welcher Form einige MAA. (z. B. Ap) für alle Bedd.
Mithalten, heisst es in anderen e-n fn-n-e, ßei-n-e, wodurch
li^ )i den Schein eines stanimhaften annahm, so wie umgek.
i.iiiimhaftes n, nachdem es auslautend geworden ist, in ein-
■ liirii MAA. für die prädikative, flexionslose Anwendung
I ^ Adj. abgestusseu wird, z.B. /i5 für hon (unwillig), »cAü
liir irhün, ß (bes. Adv.) für /tu. Fri ; en frmc (Ntr. c»//-i»)
-1 lit dann (wie Ua, blau : m Uane; /ruh : frühncr u. a. m.)
.I.r Deklination von hü* : cn hone, c« Ium udgl. parallel, und
viiu hier aus gelangen einige MAA.. wie gesagt, zu einer
im.rhten Grundform frin (Ntr. fruu). Während die eupho-
iii-i he Einschiebung z. B. von Bs für alle Bedd. durchgeführt
1^1. begeguen wir in anderen MAA. der Dissimilation freu
Mir Hed. 1 1; /reine für Bed. I '2; doch ist es wohl nur eine
/iilaHige Differenz, entstanden dadurch, dass aus der BUcher-
slirache mit der Bed. (1) auch gleich die Form entlehnt
wiinlo. Was die Bed. selbst betrifft, su ist allerdings auch
ilas Verhältniss von 1 zu 2 nicht unmittelbar einleuchtend;
mtwcder fliesst 2 aus der Grundbed. der Wurzel (lieben).
"il.he in nhd. .freien', sich um eine Frau bewerben, noch
" lit (Vgl. auch unser mit frei :J syn. lunb), oder es vorhält
-ii li 2 zu 1 etwa wie lat. ,liberalis' : ,liber', d. h. Herzens-
L-iili; usw. ist Ausfluss des Gefühls der Freiheit (i. S. v./rei 1),
ni I, hes das Herz erweiternd auch Andern Teil an dem Glück
„•■jimt, das man selbst geniesst; vgl. als Gegenstück unser
Sfhulli, launischer, uuvcrlräglichur Mensch, aus der (irundbed.
.Knecht'. Bed. 3 ist Übertragung von Personen auf Sachen,
I bezeichnet Cbermass oder Missbrauch von I. Die Zu-
sammengehürigkeit von 1-3 ist in dem volkstümlichen Lied
von ThBornhauser ,das Wörtli frei' ausgesprochen. — Beim
Adv. hat sich die Bed. noch weiter und abstrakter ent-
wickelt; doch ist auch hier der Zshang nicht abgebrochen.
Aus der Bed. 1 des Adj. konnte sich einerseits die von , leicht,
wohl, recht, ziemlich' (die letzte Bed. hat auch holl. vrij):
andrerseits die von .geradezu, ganz, sogar' entfalten. Sehr
bemerkenswert ist überdies für die Bed. des Adj. und Adv.
im Ganzen das fast durchgehende Zstreffcn mit /i(iij, sodass
die schon dort (Sp. 837) angedeutete Möglichkeit teilweiser
Vermischung beider WW. hier nochmals zum Vorschein
kommt; sie würde dann auch zur Erklärung der Form /rin
noch in Anschlag zu bringen sein. Noch sei bemerkt, dass
die Ausscheidung zw. II 1 u. 2 in gewissen Fällen unsicher
ist. indem in Frage kommt, ob /. unmittelbar mit dem ihm
folgenden Adv. zu verbinden sei, oder sich auf den ganzen
Satz beziehe: ,Der schütz [Schuss] was im fry glatt abgangen.'
Doruacherlied 1499. ,[Es solle ihnen] fryg gar abgestrickt
syn.' 1567. Z Eatserk. .Annumerare pecuuiam alicui: frei
baar daher zellen. Animo hac prasenti dicas: sag es f.
redlich ausshin.' Fris. ,Wir habend dasselbig fry gänzlich
abgestrickt.' Z Mand. 1598. ,I)ass er dise Lehr frei heiter
vor Männiglichen bekennet hat.' Grasser 1625. .Seinen
willen frei rund zu verkündigen.' AKlingl. 1688.
u(n)-fri: unbequem, meist mit Negat. Es ist
niid u., ziemlich bequem Ap. Unangenehm, widerlich
L (Ineieh.) ; unschön, ungeziemend, unliebenswürdig.
Gegs. zu frei 3. ,Und diser warlich ein unfreier
mensch ist, der nun auf seinen nutz füraus luogt.'
VocELB. 1557. ,Versari in sordida arte: ein unfreien
und wüesten gewiirb treiben.' Fris. .Inelegans: un-
lieblich, unfrei. Dedecet, absurdum est: es stät übel,
ist unfrei, es zimt sich nit; es reimt sich nit.' Fuis. ;
Mal.
vogel-, vögeli"-: frei wie der Vogel. ,Ase vö.
leben und keine Schulden haben.' Stutz. ,Wir band
gewont [gepflegt] fri herrlicher tagen, sind all g'syn
vo. und herreu.' Salat. .Wenn ir vo. sind, glouhen
und tuon, mögend, was ir wollend.' HBull. 15(il.
hütten-: von der den Milchbauern von den Ak-
tionären einer Käserei (Hütte) für Benutzung der
Letztern auferlegten Mietsteuer befreit Z.
kost-; 1. wer Andere von Kosten frei hält oder
ihnen unentgeltlich Kost gewährt, freigebig, gast-
freundlich. .Ein hüpsch, redlich, costfry, früntlich
mann.' Salat. .Benignus, beneficus; liberalis: treuw,
güetig, freigebig, k., eigentlich der, der den frommen
und dürftigen guots tuot.' Fris.; Mal. ,Die Franzosen
seind liberal und k., die Spanier spärrig und Hunger-
leider.' FrHafn. 1666. ,Er ist k., wie Pfaff Mangolt;
er ass die Eier und gab die Schalen zu Almosen.'
JMey. Hort. 169'2. — 2. wer selbst von Kosten (des
Lebensunterhaltes) frei ist: ,Hospitia ei publica de-
crevere: habend in geheissen in allen herbergen k.
sein.' Fris. — Kostfreii f.: Freigebigkeit. .Liberali-
tatis tute expers factus sum: ich hab dein kostfreii
nit vil empfunden.' Fris.
lib-: persönlich frei, im Gegs. zu llbeigen. Vgl.
Freihals. .Leibfrei, frei: liber.' Mal. — milch-: keine
Milch mehr zur Nahrung bedürfend oder bekommend
(vom Saugkalb, wenn es gross und stark genug ge-
worden ist) ZN.
semper-: frei in besonderem Grade. Im Schwab.
Uhd 1588 i. S. V. fri I2a: .Der Uhu ist [gilt als]
iaö3
in
tri. tri
1264
der semperfiei, was er gleich sdiiimlc oder schrei,
Er ist allweg der liebe 8uhii; was er tuot, das ist
wol geton.'
Mhd. sempiinn ('iieulbur-), roiclisuniiüttülbar uuil daher zur
Teilnahnie am Keichstago (ncnt) befugt. Dem Vf. sehuiut das
W. uhiie seinen eig. Sinn bekannt gewesen zu sein; viell. sogar
Ziel ihm der erste Teil mit dem lat. ,seniper', immer, zusammen.
schütz- fri: (durch Zauber) gesichert gegen
Schuss, unverwundbar. S. u. gefrureii. — toppel-:
wer ohne Einsatz (.Doppel') an einem Schiessen teil-
nehmen darf Ar; Ndw. — weit-. ,Es sind vor jaren
l'rowen uss unserm closter gangen, 2 in gaist[lichi]
clöster, disi in die weltfrygi clöster [BeginenhäuserV].'
1523, Strickl. — zoll-. .Cogitationis p(enam nemo
patitur: wie man spricht, gedeulien ist z.' Fris. —
zwifels-, Adv.: ohne Zweifel. AKlingi,. 1091.
Ge-fri ii.: freie Aussicht, Licht. Gang-mer tis-em
G. GWa. Syu. Heiteri.
Vgl. Fnhcit i. S. v. freier Platz. Doch bietet sieh neben
dieser Ausdeutung auch Ableitung von/rioi i. S. v. ,werben'
dar, wonach die Grundbed. urspr. die Betreibung eines Liebes-
verhältnisses wäre, welche durch Nebenbuhler gestört oder
eingeschränkt wird; Syn. Geheij; Gäu.
Friel m. : Name einer freundlichen Kuh Ai'
(Frleli, Dim.); GlH. (L)im. für ein solches Eind). —
Freiele f.: Kuhnamc Ar.
frie", freie": 1. (trans.) frei machen, befreien,
für frei erklären, absolut od. mit Angabe eines Gegen-
standes, von dem befreit wird. Wie lang nw'' das
Zangge", wenn wirt-i aw'' g'frit! sagt der ungeduldige
Verliebte Schw. ,Und uns von aller krankheit freien.'
Schade I, 5. ,Nur dass si sich vor armuot fr.' ebd.
.Christus hat uns als ein sighafter künig gefryet, von
des tüfels gwalt erlöst.' RGualth. 1555. .Dises alles
ist so gmein under uns menschen, dass nieman darfür
gefryet [ist].' ebd. 1584. Insbes. von bestimmten Ver-
liältnissen des privaten od. staatlichen Rechtes: obrig-
keitliche Erlaubniss zur Ausübung eines Rechtes
geben, resp. Ansprüche Anderer ausschliessen; Immu-
nität verleihen, exenipt erklären; privilegieren. Mit
Acc. P. „Sich von einer Behörde fr. lassen: die Frei-
heit erwerben, über sein Vermögen nach Gutdünken
testamentarisch zu verfügen" BO. ,So er etlich wider
das gsatzt fryet [von dem Gesetze dispensiert].' Zwingli.
,l)arzuü schickt er im guldine trinkgschirr und freiet
in, dass er daraus trinken dorft' 1531/48, I. Mai:(\
= , erlaubte ihm.' 1667. , Zürich ist von den königen
gefryet und under des Rychs schirm genommen wor-
den.' HBuLL., Tig. ,l)ass die überigen von diser regel
gefryet [sygind], mer fryheit habind.' RGualth. 1555.
• Dieweil sie [die Erfinder] von etlichen Für.sten und
Obrigkeiten gefreit worden, dass niemand der ihren
solcher kunst gebrauche.' 1557, Absch. ,Und fryet
(las Gottshus, dass es solle zollfrei sein.' RC'vs. ,Wenn
die Sommer- und Herbstfrüchte im Werch. glauben
sieh die Leute gefreit [befreit von der Verpflichtung,
ilire Kinder in den Religionsunterricht zu schicken].'
JBuErr. (Mörik.) Mit Acc. S. 1. S. v. bannen, vom
Gebrauch ausschliessen, als heilig erklären. , Segnet
den sibenden tag und freiet in.' 1530, 1. Mos. .Die
Allnieind ze frygen.' 157'2, SchwE. So bes. von der
Jagd: ,Ein Rotgwild, das verbannet und gefryet ist,
[darf Niemand schiessen oder fangen].' 1560, Gl; vgl.
Frl-berg. ,Hochwild einige Zeit freien und bannen.'
1587, Arsih. ,lni .1. 1569 ist zum Nutzen des gemeinen
Besten der Freiberg im Gantberg zu freien erkennt.'
Gl LB. 1835. Mit Dat. P., Acc. S. = zueignen, zu-
teilen, erlauben. ,Sond Mhhn im das holz bim bach
schirmen und fryen.' 1526/44. Schw LB. ,Habent
unsere Herren dem N. N. ein stuck allmcnd uf 30 jar
hin für eigen geben und gefryet.' 1630, ebd. ,l)ass
wir ihnen, so solch Bergwerk zu bewerben begehren,
frei und ledig aufgetan, geöffnet und gefreit liaben,
freiend auch ihnen den ganzen Berg zu Guppen.' 1569,
Steinm. 1802; vgl. gefrlt; Frntng. — 2. intr. (auch
frine", freine") a) von Personen: (wieder) freundlicli,
besänftigt, zufrieden werden Gl; Uw. — b) „artig
werden, bessere Gestalt bekommen, z. B. von einem
Kleid durchneuen Zuschnitt oder Verzierung Aa; li;
VÜrte; S." — c) unpcrs., es friet {freimct Ai' Id. 178N;
frieret, freieret, freineret Ap; Th) mit im, er ist auf
der Besserung. G 1790. Es hat es Bitseli g'frmet, vom
Wetter Gl. — Die Nbf. mit -i/- vom Comparativ. m für «
wie in hudmuei- u. a. ni. — Bed. '3 von fri 3 — 4.
gofrit, -freit: adj. Ptc. 1. mit Freiheit begabt,
frei, freigeboron. Zunächst von der angestammten'
Freiheit der alten Eidgenossen: ,Wir sind ein gefrites
Volk durch Gott und unsern Arm!' schrieen die Ap
Hirten, als ihnen Ebel die Notwendigkeit eines fürst-
liclien Oberliauptes beweisen wollte. Ein g-es Land,
ein Freistaat Ar. En g-e Landme", Staatsbürger.
Huchg'friti, vertruti, liebi Herrc Landlüt: alte Anrede
des Landammanns an die zur Landsgemeinde ver-
sanmielten Bürger Gl. ,In unserem lieben gefreitoi
Vatterland.' ClSchoe. 1699. ,Wenn zwei Schwyzei
sich auf der Strasse begegnen, so bleiben sie stellen
im Gefühl ihrer Würde und rufen einander zu: Guten
Tag, gefreiter Mann!' N. deutsch. Merkur 1809. In
weiterm S., von Personen und Sachen: G'frlte, erster
(unterster) Unteroffizier bei der Artillerie Gl, eig. ein
Bevorzugtor, vom Wachtdienst Befreiter. Es Hüsli
ganz cu" Schulde" gfrit SchwE. (Ochsn.). I" seh" Jure
heig-er 's erlebt, und de"" chönn er gfreiter lebe", ah
mänge Bossbur. BWvss 1863. G freit: leicht, frei, un-
beengt gekleidet Z IS. — ,Die kilch, der kilchhof uml
die husre darutt', als wyt die mur darumb gat, sind
also gefryt [mit dem Asylrecht begabt], ob jemand
daryn Üüchtig wurd, dem soll niemand nachylen.' Offn.
ZEnibr. ,Wie ser das lügen über mich gefryet [er-
laubt, straflos] sye.' Zwingli. .Wiewol die froweii
des gottshus«* üiessenh. für sich selbs ir wesen ge-
hebt und gar hochgefryt sind.' 1530, Absch. ,Die
von Constanz erbieten gebührliches Recht vor ilirer
ordentlichen Obrigkeit oder dem gefreiten [privile-
gierten V vgl. Sp. 1256 u.] Richter, wohin diese Sachen
gehören.' 1542, Absch. ,Und soll an bezalung der
unkost die gefrygten schulden [Schuldforderungen,
welche im Konkurs einen Vorrang vor andern liaben |
den verscliribncn und verbrieften ziiisen und scliul-
den vorgan.' 1557, Bs Rh. .Etlich edel burger [von
Strassburg] von gmeinen Eidgnossen als koufiüt und
pilger gefrygt [mit freiem Geleite versehen].' Ansii,
,Des Zolls und weggelts gefryet.' RCvs. .Ordentliclic
gefryete Jahrmarkt als sonderlich allhie in unser
Hauptstatt uf den Pfingst-, StMartins- und Lucieii-
Märkten.' B Mand. 1628; vgl. fri Sp. 1257. ,Waun du
eine halbe Compagnie aus einer ganzen in eiiieiii
Augenblick haben wilt, so sprich: Ihr Rotten [Glieder |
oder gefreiten Rotten, marschieren her aus der t>rd-
nung!' KRiKGsni'iHL. 1644. .Gefreite Ämter' L bis ins
Vni. fiX', (vi. fro, Iru
12Ö6
X\1H., gewisse Ämter, welche der Kat als Privilegium
im Gegs. zu den .Tafelämtern' für seine Mitglieder
vorbehalten hatte. — wasser-gefrit: wasserarm,
voll einer Gegend Ar.
ab-frien: der Verbindlichkeiten entheben, ent-
lassen. .Darnach wüssen mögen, den geurlaubten
Sennen [dem man nämlich sein Lehen entzogen] abzuo-
frycn und den neuen ynzuosetzen.' 1553, Z Staatsarch.
ver-frit = ge-, i. S. v. berechtigt, privilegiert.
.In ansechung, dass myn herren von keisern, küngen
und fürsten verfryet [sind], mit menklichem [Jeder-
mann] pündnus anzenemen.' 1526, Abs<h.
be-frien. ,Grad nach dem Gottesdienst werden
die Saufhäuser eröffnet, Spilplatz befreit zum Keglen.'
JKHoPMEiSTER 1744. — be-frit: berechtigt. , Sonst
würde man im [dem franz. Gesandten] das geleit ab-
künden und sehen, wessen man gegen Ine befryet
wäre.' 1591, L Katsb. — Befriung: Schutz, Siche-
rung. ,Pfryung der Hochwälden.' Ndw äLB. Privileg:
N. N. verlangte 1575 vom Z Rate ,die Befrygung,
.las.s weder Schlosser, Hafner noch Murer ihme dheine
Proben syner Holzersparungskunst nachmachen.'
friere", freiere" s. frlen 2. Frie(r)t s.
Frihcit.
P'ri-, Freiheit, in concr. Bed. z.T. F riet, Freiet
f., in pers. Bed. auch m.: 1. abstr. i. S. v. frei 1,
iihist in polit. Bed. .Freiheit und Gleichheit' BinA
'/■ Stege' ab g'heit. Sulger. Fr. n. Gl. an en Stecke"
'hiiiule' u. hei"' 'treit [getragen]! Z. Vil [Manche] mei-
I" "il hütigs Tags, d'Friheit h'stand i' dem, dass en ledere
lue" chänn [könne], icas er tcell. Gl Volksgespr. 1834.
.Freiheiten u. Trinksprüche ausbringen', Toaste auf die
Fioiheit des Landes und auf die Gesundheit einzelner
l'.M-sonen (?) GEapp. Mit Bez. auf die ä. Zeit hiessen
.Freiheiten' die besondern bei Unterwerfungen oder
lUindnissen meist vorbehaltenen , ausnahmsweisen
Kochte, Vorrechte (Privilegien) einzelner Orte, Stif-
tungen usw., welche auf Verleihungen vom Reich oder
vnii der kompetenten Herrschaft beruhend, Befreiungen
Villi geraeinen Recht enthielten, insbes. die Regalien,
welche die eidg. Orte sich vom jeweiligen Reichs-
oberhaupt bestätigen Hessen; dann spezielle Rechte
von Städten, Gemeinden, Klöstern und Korporationen
('. B. eigener Rat, Münze, Markt). So z. B. ,des
li'itteshauses Fr. leihen', Jemanden, der vor fremdes
'■licht geladen wird, mit der Immunität (des Klosters
;iN) des Grundherrn beschützen. Ofpn. Kessw. 1506
( \^i\. Bed. 2). ,Fryheit und fürsehung' betitelten die
IlSigriswyler den Gemeindebeschluss v. 1493, welcher
iloii Bürgern das Zugrecht bei Verkäufen sicherte.
] lio Meister Steinmetzen bitten, ,inen zuo bestäten ir
bruoderschaft und fr., dass die in unser Eidgnoschaft
werde gehalten.' 1517, Absch. ,Mit sonderbarer [be-
sonderer] Fr. [Erlaubniss] eines Herren Frohsten. •
i;<'vs. — 2. insbes. F'reiheit, Sicherheit vor Ver-
fnlgung, immunitas. und dann meist concret: Frei-
st.itt, Zufluchtsort, Asyl, bes. für kriminell Verfolgte,
Totschläger, zuweilen auch nöcli concreter ein Raum,
üozirk, Hof vor oder in gewissen Gebäuden (nament-
lich Kirchen und Klöstern), dessen Betretung jene
Sicherheit gewährte. Syn. Friung, Fri-hof. ,Ein
artikel des schüchhus [in GStadt] halben, wie weit
die fr. gehen soll.' 1505, Absch. ,Dem Doctor N. Ent-
fernung uss der fr. zuo bewilligen, damit und er zu
Schweiz. Idlotikou. I. 9.
ire [der Patientin] konmien möchte.' 1516, Bittschr.
AaB. ,Gesellcn, die in der Conventstube zuo den
Predigern in der Fr. lagen.' 1522, Egli, Akt. ,Als
sich derselbig in die fr. der capell, so wir im spital
haben, uf den altar, und do fry ze syn vermeint, ge-
setzt, dann aber gewalteklich ab dem altar uss der
fr. genommen und gfänklich nach Rynf. gefüert.' 1524,
Absch. ,Huw [hieb] man eim kesslerknecht das haupt
ab und nam man in us der fryghat und ist das der dritt,
den man drös nam.' 1527, HsStockar. ,I)en Leviten
wird ir teil, auch die freiheiten bestimmt, dahin die
todtschleger fliehen mögind.' 1531/48, IV. Mos. = .frei-
stätte.' 1667. .Damit ein jeder dester bas möge wissen,
wo im söllich widerwärtikeite an die hande stiessen,
gedachte fryheiten ze suochen und ze finden.' 1534,
S Wochenbl. .Sollen alle die, so in dise Fr. Zuflucht
haben, angendts mit Leut, Gut oder Pfand gute Ver-
sicherung und Tröstung tuon umb Essen und Trinken
oder Einer soll und mag von Mahl zu Mahl solch
Essen und Trinken, so vil er brauchet, mit baareni
Gelt abbezahlen.' SchwE. Klosterarch. ,N. N. wird
wegen verübten Mutwillens in der Fr. mit der Ge-
fängniss und umb 5 Pfd gestraft.' 1550, ebd. ,Die
StGaller haben vor, diewyl das gottshus mit einer
ringmur ynbeschlossen, ein fr. ze machen, damit
mengklich sich derselbigen gebruchen könne.' 1571,
Absch. ,Auf den Bericht, dass D. v. Salis 2 Personen
getödtet habe und gegenwärtig zu Pfäfers in der Fr.
liege, soll angefragt werden, ob man ihn in der Fr.
bleiben lassen wolle.' 1573, ebd. ,[Die Stadt Bern]
hat schnell, als ein gemeine fr. [gegen nachjagende
Herren], von den geträngten landlüten und umbsässen
zuogenomnien.' Ansh. ,Asyluni: ein freiheit, ort der
freiheit, dahin man fleucht.' Fris. ;Mal. .Darauf dann
bei Allen, denen unser Gottshaus bekannt ist, auch
beim Kind auf der Gassen, ein gmein unwiderredt
Sprüchwort gewesen ist, ein so grosse Fr. habe das
Gottshaus Einsidlen, dass auch ein Dieb und Mörder
in selbigem Fr. habe und sicher seie.' 1590, Eins.
Klosterarch. ,l)ie Dienstleute des Klosters sollen ein-
ander der Fr. verschonen [sich der Klosterfreiung
wegen friedfertig verhalten].' XVII., Gesindeordn. Muri.
,In ertretung der fr. [bei Eintritt in das Klosterasyl]
soll jeder wehr und walfen von ihm tuen.' ebd. ,Weil
wir der Fr. zu lieb etliche Tor offen haben müssen,
da man aber sonst vor bösen Leuten beschliessen
könnte und sonst der Freiheitsleuten keinen Nutz,
sonder mehr Schad und Unmuess haben.' 1603, SciiwE.
Klosterarch. ,Dass wir das Gottshus Bubiken als zu
einer freien Malstatt und Platz der Freiheit angezeigt
und dieses Ort zu einer gemeinen Fr. bkennt haben.'
Amtsr. Grün. 1661. ,FIohen in die Fr. gen N.' 1707,
I. Macc. ,Fr.: Ort, da man sicher ist, asylum, locus
refugii.' ThSi'ieser 1716. Vgl. noch Arr. 1861, S. (il ff'.
70. 211. Nachdem das Asylrecht der freien Stätten
aufgehört hat, bleibt einzelnen der Name in verkürzter
Form. So Freiet f. („m."), der oberh. der Stiftskirche
liegende, von Chorherrenhäusern umgebene Platz in
LBerom.; nach St. Dial. 215 so auch der Hof des
Klosters G. — 3. zollfreier Bezirk. , Ungeachtet
der Knecht sich darauf berufen habe, dass das Pferd
in der Fr. gekauft worden sei, sei der Zoller auf seiner
Forderung bestanden.' 1546, Absch. — 4. Fr ei-
se haarenwesen im Kriege, auch concr. eine Prei-
I schaar, d. li. eine Truppe von Freiwilligen, die nicht
80
1211'
Fra, fre, l'ri, fru, fru
1208 )
unter dem Feldneiclieii ihrer Übrigkeit, soiideni unter
eigener ,Freifaline' auszog. Syu. Muetivillcr; Frlschar,
-schärler. In den alten Z u. B Chroniken u. Abschieden
bezeichnet .Fryheit- die angeworbenen fremden Söld-
linge gegenüber den Zünften. Tschudi unterscheidet
.uszogne und frye knechte'. Ähnlich eine B Urk. von
159U: , freiwillige knechte um gebürlichen sold annemen
oder aber nach alter gattung mit einem üszug den
krieg füeren.' , Darnach zoch der fryheit venre uss mit
synem harst.' Jüstinber. ,Mit der rossjjanner und dem
rossvolke und der fr. harst mit inen.' ebd. ,Do der
von Zürich fryheit gen Wilberg lüften und die von
Zürich uf ir herster [Harste] uszugen inen ze helf.'
ebd. ,Das guot und gelt, so gewunnen und nit in die
büt kommen, sunder verschlagen [zerstreut] ist von
fryheiten und andern.' 1476, Absch. ,Von der fryheit
wegen ist geratschlaget, dass man allen denen, so
under ein panner und fendly old ein houptmann ge-
schworen oder von iren herren dar geben und by der
gedat sint gesyn, die büt geben soll, es sygen knecht,
karrer, söumer old fryheiten.' ebd. ,.\ls dann uf disem
tag trett'enlich reden gehalten sind von der ungehor-
samkeit wegen der friheitsknechten, ist angesehen,
dass man die fryheit ganz abtuon und inen das nit
nieer gestatten welle.' 1499, ebd. .Die frauwen zugen
die hemder ab und satzten ire kind daruf; da luffen
die buoben und freiheiten dar und zuckten das gewand
under den kindern dannen.' Rk'kenm. Chr. XV./XVll.
,Beim Auszug wurde für die Fr. eine Summe aus-
gesetzt und auf die Orte verteilt. Dabei wurde aber
betrachtet, dass in der Fr. allerlei unnütze Leute ge-
wesen sind und daher beschlossen, dass jedes Ort
dieselben mustern und halten möge, wie es ihm gut
scheint.' 1516, Absch. ,Frygheiten oder der bluot-
harsch.' Eiterlin; vgl. ,frye gesellschaft' Sp. 1256 u.
, Sollte forthin kein Freiheit mehr under dem Heer
gelitten werden, sonder ein jedes Teil dieselbigen von
ihm treiben. Kommen dann darüber [trotzdem] Frei-
heiten zu ihnen, Vorhabens zu plündern, darfür sollte
man Hüter im Feld ordnen, welche wo sie solche
Freiheiten umbrächten, darumb nicht gestraft werden
sollten.' Wdkstis. Der PI. in einigen von diesen
Stellen scheint nicht ,Freischaaren', sondern einzelne
Mitglieder derselben, Freiwillige und insbes. Frei-
beuter, zu bezeichnen. In dieser persönlichen Bed.
war das W. wohl m., was bei der folgenden Bed. klar
vorkommt. — 5. persönlich (in.), Landstreicher,
fahrender Gaukler oder Spielmann, Bettler. , Bettler,
fryheiten, kramer, wurzler und derglych arkwenig
[verdächtige] lüt.' G Hdschr. .Desglychen will man
1 guldin fry üssgeben zu lassen den gesellen und
fryheiten.' Kottwyl. Schützenfestplan. ,Ich armer fr.!'
Salat. ,Ein lied singt der fryhet', d. i. der Narr des
Spieles. HBull. 153S. ,Friertsbuoben: ventilatores.'
Mal. In BsStdt waren seit dem XV. die Bettler unter
dem Namen ,Fryetten, Freiheiten, Freiheitsknaben' als
eine Art Zunft polizeilich organisiert; vgl. Ochs 5, 71;
Bs Taschenb. 1864; Platt. 187—9; Osenbr. 1869,
396 ff.; Ztschr. f. schw. R. 2, 116—120. Vgl. auch die
Gaunerkilbi in Gersau. ,Zuo Basel haben wir ein
völklin, die nennt man die fryetsknaben, das sind von
statt verordnete sccktrager, die die frücht der obrikeit
uff die kästen tragen.' Rvff 1597. ,Es spilent euch
die fryheiten zyt für zyt [zeitweilen] und wellent
nit werken, weder snyden, holz tragen noch ander
arbeit tuoii; iiant unser herren erkennt, wellier zuo
einem fryheit kommet und den erfordert im arbeit ze
tuonde, die er getuon mag, wideret er sich das ze
tuende, der mag das eim ratskneclit sagen, der soll ze
stund den heissen in ein kefyen [Gefängniss] legen.'
1417, Bs Rq. ,So sollent der kneclit uf dem riclitliüs
zuo zyten den fryheiten iren Ion und was kosten mit
den schnüeren und kerzen ufloufet bezalen und üs-
richten.' 1510, ebd. ,Dorumb diese burst die freiets-
knaben heissen, do sind sy befreiet, dass sy weder
bieten noch wachen dörfen, wie andere burger oderj
hindersässen. So einer [Jmd] frücht uft' ein kastenf
tregt, mögen sie den lohn heischen, als ob sie dieselb
tragen lietten.' Ryfp aaü. ,Wand [denn] die selben
buoben, die rechten fryheit, die band davon solich
fryheit und gnade, dass man sy halten soll von gelt-
schülde wegen als unser burger und hindersessen,
dass man sy nit ynleit [in Gefangenschaft legt] als^
frömde lüte, und band ouch die fryheit, wenn sy einrft
ander slahend mit füsten one messer, dass sy enhein»
Unzucht [Busse] gebent.' 1465, Bs Rq. Sie hatten
auch ihr eigenes Gericht: ,Und soll der vogt das ge-
richte besetzen mit den rechten fryheiten, die da one
hosen und one messer gand.' 1465, ebd. (Schon in
den Capitularien Karls d. Gr. werden die Vaganten
,nudi cum ferro' genannt). S. mehr u. Kolenberg. Ver-
brann im hus ein frygetsknecht, hiess Hans Leber-
wurst.' Ryff 1514/85. ,Was Unzuchten die Freiheiten,
Nachrichter, Todtengräber und ihre Knecht verfallen.'
WüRSTis. 1779. Dem Basler ThPlatt. jun. fällt der hei-
mische Name bei, da er in Frankreich einer entspre-
chenden Klasse von Leuten begegnet: ,Sind sonder-
bare [es gibt eigene] Leut, die den Wein austrotten,
welchen nachmals die (Portefaix) Freietsknaben in
den Fassen auf ihrem Hals in den Keller tragen.' 1605.
Für die persöuhche Bed. 5 braucht man keineswegs (mit
Gr. WB.) Entstehung aus spät mhd. Frihurt, Landstreicher,
auzunehmen, welches nach Le.ver's Ausicht umgek. aas frt/hcit
eutstanden sein soU, aber nicht allen Bedd. des concroteii
.Fryheit' entsprechen würde. Es genügt Erinnerung an andere
Fälle, wo aus abstr. collect. Bed. coneret persönliche ent-
standen ist: , Bursche, Kamerad, Frauenzimmer'; ital. ,po-
destä, prigione'; lat. ,operiB (Arbeiter)'. Bemerkenswert ist
auch die von Schmeller angeführte Form , Freiheiter' = , Frei-
hart', und mhd. vnheit m. i. S. v. Gerichtsdiener, also auch
schon personlich, nur in anderem Sinn. — Das mäuulichu
Geschlecht bei Bed. '2 entw. nach dem Geschlecht der Syun.
,Hof, Platz', oder nach den Verbalsubst. auf -et, auf welche
Freiet (das, wenn es aus Freiheit verkürzt, nicht urspr. mit
jener Ableitung gebildet ist) gedeutet werden konnte.
Frii, Frini, Freini f.: 1. (Freu) freie Aus-
sicht. I" d' Fr. g'seh, ins Freie B (Zyro). — 2. (Frini,
Freini) Freundlichkeit, Güte, Annehmlichkeit. Zu
frei 3. 3. Mit Fr. löd [lässt] er si''' scho" fiiere" UwE.
Es ist doch e Fr. [sehr angenehm], dass 's so ist! Ac.
Adv. Acc. Er ist en ebigi Fr. mit-mer g'si' [von
ausserordentlicher Freundlichkeit] Gl. Er hat c Fr.
'tue", i''' han-am nit chünna' trutca' GS.
frilecht: leidlich wohl sich befindend; s. fn
I 3 (Sp. 1259) = wohl. .Meine Frau [ist] freileclit,
doch immer im Bette.' 1776, JCLav.
frili(ch), -ig: 1. Adv. zu frl 1 resp. //, 1. 2, d
= in freier Weise, freiwillig; ungehindert, gänzlich.
Be.s. bei Schenkungen und Käufen zur Bezeichnung
der gänzlichen Übergabe. .Wand [denn] icli die zweu
höfe ze N. und ze N. ' dem gottsluise ze Honrein, das
(•lit
I2fin
Pia, fie, tri. fro. f'ru
1270
ander dem gottshuse ze Luzereu frylich gcsendt [ge-
schenkt] han.' 1337, Gfr, ,Daa ir ieglicher fr, maln
soll, ze sweler iiiüli, so er will,' Z Richtebr, ,So hein
wir dieselben alpe fr, ufgeben und geferteget an Hm
Heinriclis hant,' 134.5, ScHwGers,-UwE, ,Und hein uns
darzuo fr, enzigen [verzichtet] alles rechts, das wir
gchept hein,' 13-15, Gfr. ,Fr, und lidklich [lediglich]
hingeben han ze eim ewigen koufte,' 1377, ebd.
.Setzend den kouft'or und .syn nachkommen in recht
nutzlich und rüewig gewer [Besitz], ze nutzen, ze
niessen, ze besetzen und ze entsetzen, als inen das
eben ist, fr., fridlich und rüewig.' 1494, ebd, ,0b
ieman syn burgrecht mit gferden [in böser Absicht]
nfgeben wollte, damit er von frömdon fürsten und
herren pension. miet und gaben fr. haben und nemen
mochte.' EuLiB. .Das verlassen guot nach erbens
recht fr. und rücwiglich bsitzen und bhalten,' 1539,
Ztschr, f, schwz. R. — 2. geradezu. .Doch luegt
jeder für sich selb, es ist frygliehen zuo erbarmen.'
1532, Strickl. — 3. nämlich. .Friderich, der keiser,
fr. Barbarossa.' HBull., Tigur. — 4. allerdings,
lebhafte Bejahung, Versicherung Bs; Gr; Uw; Z.
Verstärkt durch vorgesetztes ja, jö, der- Ap; GA.,
de- GlK. ; GRh., Sa. = ganz gewiss, sicherlich, Eb
si nit hinächt dou chünntend übernachte". ,De-frtU',
geit der Hans, ,winn si verlieb nemmend' GSa, Beide
verbunden: jo-de-frUech G 1799, Worum au''' nüd!
De frili"'' jo! EPeurer. Auch zur Verstärkung von
Verneinung: gar nicht, keineswegs. .Nein freilich.'
JJGessn. 1702. He nei" frlli bin-i''' letz b'richtet. Göldi
1712 = ich bin keineswegs falsch berichtet. ,Diewyl
sy sich mit uns im glouben glychförmig ze machen
erkennt und fr. üch üwers ergerlichen Stands, lebens
und Wesens länger nit gestattnen werdent.' 15'29, Absch.
Mhd. vrlliclw, -cn, ungehindert, freimütig, -willig; spät
und selten auch = freilich, allerdings, sicherlich, — Das
vorgesetzte dg- kann aus di^r- verk. und wie in wol de wuej
n. a. hervorgerufen sein durch die Analogie von Ausdrücken
des Affektes, welche entw. mit dem Art. oder mit der durch
Tonlosigkeit veranlassten Verkürzung von dur'''' verbunden
sind; vgl. dc(i) Tuiiij! Jerlo.-him [für doch au'''']; deir) Gotts
Friung f.: \. = Friheit 1 in rechtl. u. polit. S.
,Ist im [einem Bildhauer] geschenkt von syner künsten
Wegen und im die fr. geben, das er usserhalb unser
statt nid schuldig wBsen soll mit uns ze reisent [in
Krieg zu ziehen],' 1452, Z Bürgerb. .Fryburg und
Solothurn, die durch Bern in freiung, üfnung und
achtung kommen warend.' Stettler z. J. 1528. ,In
Betreff des Mannes, der zu Guggisberg sitzt und aber
gemäss der Briefe dem Spital von Freiburg zugehört,
bitten die von Freiburg, es mögen ihn die von Bern
bei seiner Fr, bleiben lassen,' 1533, Abscu, Auch:
urkundlich ausgestellte obrigkeitliche Erlaubniss z. B.
zur Betreibung eines Bergwerks, ,Wenn ihnen die
Fr. zugestellt würde.' Gl (Steinm.). — 2. = Friheit 2,
Sistierung des öffentlichen Rechtes für einen Ort od.
eine Zeit; Asylrecht, -statte. ,Das sy all Übeltäter,
so zuo beschirmung der selben irer Übeltat bei inen
in einich frciung kummen, gewalt haben in den selben
freiheiten bei tag und nacht zuo bewaren und zuo
behüeten, doch das sy an den selben personen in den
jetz berüerten freiungen nicht frevel band anlegen.'
1488, Bs Rq. .Wer der ist, der in den fronhof oder
closter kunipt, der soll fr. haben und soll im der vogt.
ouch kein burger und niemands in den begriff [Um-
fang] des fronhofs nit nachfolgen, ussgenommen die
Übeltäter, so all fryheit ussschliessen.' Ofkn. Rheinau
ca 1510. ,Ein unredlicher todschleger soll in unser
dryen Pündten kein fr. noch sichernuss haben.' 1524.
Absch. Der Bote von Gl zeigt an, dass die Fr. auf
der Kirchweihe zu Wartau denen von Gl zustehe.
1540, Absch. - Zoll-: Zollfreiheit. 15.32, Strickl.
frö'': wie nhd. En frohe Ma"" en brave Ma".
SuL(?ER. Ne froche Muct S (neben fröne). Adv. statt
fri i. S. V. .recht'. Das ist fro e gueti Sach Bße. —
Die Bünde [Bundesbriefe] herauszufordern, will Nie-
mand [von den reformierten Orten] gefallen, da den
Katholischen ,nützit fröers [nichts Erwünschteres]'
geschehen könnte. 1531, Absch.
Mhd. fro"'. Die Ausspr. froche (Comp, /röcher) ist also
falsche Analogie nach Fällen, wo nhd. h für älteres ch steht,
z.B. rauh: rüch; höh: hoch. Dagegen kann zwischen ö und
fle.tives e hier wie in allen ähnlichen Fällen flexives n eupho-
nisch eintreten (vgl. Anm. zu fn), z. B. : I''' han e fröne"
Sinn. Z Kai. 1818. Comp. frü(n)er; s. auch Frö-i. — Der
adv. Gebrauch statt fn erklärt sich aus der häufigen Ver-
bindung: ,froh und frei' oder umgek, ; s. das folg. Fro-
in Ortsn. wird wohl meistens auf Frö, Herr, zuriickgehou.
resp. aus fron verk. sein.
vögeli-: froh wie ein Vögelein Z. Vgl. vogel-fri.
gotte-: (nur präd.) sehr froh Bs; B; Z.
Gott hier wie in t/otte-g'nuey abstr. verstärkend, wie
,Hinunel-, Erden-', od, zunächst nach Anal, von gottserbärmlich
u, ä. Fällen; schwierig zu erklären ist aber der Flexions-
resp. Bindevoc, Dativendung wie in mhd. gote gcnuoc kann
es nicht wohl sein; vgl. gottwilU-hc (Gott) willkommen; viell.
also nur nach Anal, von erdc^-, hodc"-. Vgl. auch das folg.
here"-: sehr froh, eig. fr. wie ein Herr ScnSt.;
ScHwE.; Z. — Vgl. Jci-c»-™/. Es fragt sich, ob ein geist-
licher Herr, Pfarrherr (der noch häufig insbes. Her heisst)
oder ein weltlicher gemeint ist.
tonnig-: sehr froh BBe. — Euphom. für tomicn-f.
(donnen: donnern).
Frö-i SoHW, Fröni Ai'; Z — f.: Frohheit, Froh-
gefühl. Auch adv. z.B.: I''' bin e F. g'.si"! ich war
doch äusser.st froh! eig. von einer (ausserordentlichen)
Freude (erfüllt).
frölich: 1, wie nhd, — Subst.: de Fröli, appell.
Eigenn. (Übern.) eines allezeit fröhlichen, etwas leicht-
sinnigen Menschen Bs; Z. Übrigens auch wirkliclier
Geschlechtsn.. z. B. AABrugg. — In einigen Gegenden
von Aa singt^ man das bekannte Kirchenlied parodiseh :
,0 du herrliche, frörliche Weihnachtszeit!' (mit An-
spielung auf .frieren'), — 2. Adv.: ohne Furcht hegen
zu müssen, ruhig, getrost; z, B.: Tue's nw fr.! GA.
/'■'' tarf nüd fr. wueste"! nicht husten ohne dabei
Brustschmerzen zu empfinden Z.
Ironisch muss wohl auch gemeint sein: ,Der fallend und
frölich siechtag werd dir ouch." NMan. ; vielleicht weil die
Zuckungen und das Hinfallen der Epileptischen mit Geberden
ausgelassener Freude verglichen wurden (vgl. .frohlocken', eig.
vor Freudeaufspringen. .Freuet euch mit Zittern!' Bibel;
.Veitstanz'). Doch ist auch daran zu erinnern, dass man es
liebte, gefUrchtete Übel mit Schmeichelnamen zu bedecken ;
vgl. Guetachhig; Ungenannt; Töchterli; fori, verreuit; ,das Lau-
fend' od. ,Holzhansel' (der räuberische Fuchs) und bes. ,die
liebe Franzosen [-Seuche].' Simplic.
Frölichkcit: 1. Flurn. ,In der Fr.' ZBalt. —
2. Vulva ZS. Vgl. Elend .? (Sp. 177).
Frab— fiul). Pracli— fruch. Pracht— frnolit
1272
Priburgerli n.: Apfelsorte Th.
Fröbel s. Sp. 380.
Frach fpuch.
die fillll)llP Frnh USW.
frech: 1. herzhaft, unerschrocken, mutig, kühn,
keck Gl; L; GSa. ; Heiiel; in gutem Sinn, ohne den
Ncbenbegr. übertriebenen Mutes oder Begehrens, ob-
wohl die nhd. Bed. ,tollkühn, unverschämt' auch vor-
kommt Z. In der Formel, mit der man sich eine
Frage erlaubt od. ein Anerbieten anzunehmen erklärt,
= frei, z. B. : I''' bi' so f. Z. Darf i''' so f. si' und
ech frage"? B. ,F. und freilich.' Hauschronik MEY.v.Kn.
,Der geisshirt soll hurtig, f., fröudig sein und frefen.'
TiERB. 1563. Auch von Tieren: ,Dass [ein Pferd]
.stolz, muotig und f. [seie].' ebd. ,Bono sis animo:
förcht dir nit, bis [sei] muotig und f.' Fris. .Herzog
(Jarl aus Burgund. der Frech genannt.' JCWeissenb.
1701. ,Ein freches G'müt zu g'rechten Sachen, Wie
kann es nicht so vil auch machen? [von Teils Schuss
auf den Vogt].' ebd. ,Der Freche nur den Sig von-
tragt.' ebd. — 2. frisch, gesund, lebenskräftig, statt-
lich aussehend, gross und stark, blühend, wohl ge-
wachsen; fett, stark, schön, wohlbeleibt Bs; B; L.
Syn. toll; brav; fruetig; kech. Es frechs Wiberrolch
[Weibsperson]. Gottlob, er wird alK Tag frecher!
Si'RENG. Si isch hübsch ii f. « g'sung. GJKuhn 1806.
Übertr. auf blühende Gesichtsfarbe als Zeichen von
Gesundheit: ,Wie der Magen ganz gcschändt. Sich
die freche Färb gewendt.' JCWeissenb. 1701. Von
Bäumen und Sträuchern: üppig treibend Aa; BE.
.Das Vorurteil, als ob das Abfressen des obersten
Gipfels eines jungen Baumes ihm vorteilhaft wäre,
indem er nachher nur desto frecher aufwachse.' Alp.
1807. ,Es soll der Baum schöne und freche Schoss
haben.' Ehacj. 1639. .Birbäum uf Quittnen gezweiet
werdend vil frecher und gestalter davon.' Arzneie.
Züllik. 1710. Von lebhafter Farbe: ,Dass hierdurch
auf dem Schwarzen das Gold desto frecher erwachen
[lebhafter abstechen] könnte.' JCWeissenb. ca 1680.
Von Tönen: .Macht ein freches Gsanggetümmel und
ein frölichs Requiem!' Willki'mm Pio 1676.
Mhd. m-nh, meist im (guten) S. v. I; doch auch von
Haar: üppig. Bed. 2 aus 1, einer der seltenen Fälle, wo
sich aus geistigem Begriff sinnlicher entwickelt hat, wie bei
den oben angeführten Synn. Dasyp. hat /. auch i. S. v.
.geil', Schm. auch in dem von .brünstig'. Früher galt es
auch von Erdreich: .f. u. feisst' := fruchtbar (Frank und
Fischart): .f. u. grün', v. d. Natur im Frühling (HSachs);
.trächtig u. f.', von Weinreben (Hohberg). ,Ein frecher und
guter Magnet' [stark anziehend] bei Mathesius, führt auf die
älteste, im Got. nachweisliche Bed. .gierig'. Der Grundbegriff
muss aber der von grosser Lebenskraft gewesen sein, die
sich unter Andern] darin äussert, dass sie um sich greift.
Nahrung sich anzueignen sucht.
be-frechen (refl.) : sich erfrechen. Ndw Rq.
1700 usw.
Frechi f: I.Frechheit. .Deren von Rotwyl hart-
mietigkeit u. freche.' Ansh. .Teineritatem: die freche.'
Fris. - 2. Wohlbeleibtheit, .strotzende Gesundheit.
Kr chnellt [platzt] erizvei roc F. Si'renr.
-t rächt s. -brächt.
friichte": schlachten, mit Bez. auf Rind. Schaf,
Ziege und im Gegs. zum Stechen des Schweines W.
Frecht(e) f.: eine Abgabe an Getreide, bes. Hafer
(vgl. Frecht- Haber), von Gütern (Hüben) an die Grund-
herrschaft, bes. geistliche Stifte; It Klosterarch. G v.
J. 865 die normale Gesammtleistung eines Hörigen;
s. Z Anz. 186S, 112. .Avena dicta vrechta.' 1303 unter
den Einkünften des Stiftes Beromünster; ebda noch
in 1. H. XVII.: .Vrechta sive avena subditorum vulgo'
fuoter-haber advocato debita.' ,Der keiner git 4 kor-
herren ieglichem 3 malter habern, das die frecht^
damit erfüllet werde.' 1320/30, Z Stiftsurb. .[Der Hof]
ist erb von unserm gottshus umb zwölfthalb viertel
kernen an das kainmerampt und umb fünfthalb malter
haber frecht der pfruond.' 1455. Z Stift. .Es .sind
ouch frechten, das sind haberzins ab huoben zuo N.'
1533, Euli. Act. ,Das schuoppisgüetli zinset 7 viertel
frecht.' XVI., Hotz, Urk. Indem das Chorherrenstift
Z seine Gerichtsbarkeit im J. 1524 an die weltliche
Obrigkeit abtritt, behält es sich .Zehenden, zins, rent,
gült, fr-en, widum, lehen' vor. HBdll. 1572.
Mhd. viechte, rrichte, nach Lexer: ein Stuck Acker, wozu
auch bei uns die Verwendung als Ortsn. (ZHinw.) allerdings
stimmt; wahrsch. aber urspr. der von einem solchen Stück
(Hube) als Zins schuldige Teil des Ertrages (vgl. vrechllMrn,
Zinskorn) und noch genauer: Forderung, geforderte Leistung,
indem das W. wahrsch. von Wz. frah, fordern, = lat. pree-,
abgeleitet ist. .Frechter' als Z Geschlechtsn. 1471.
Frucht f.: 1. coli., Getreide, d. h. was die Erde
als Hauptnahrung des Menschen hervorbringt (also
mit Ausschluss von Baunifrüchten, Beeren udgl.), im
Ggs. zu Futter des Viehs (au.sgenommen Hafer) Ar;
Gl; Gr; L; S; Zg; Z. Woni d' Fr. bi lere Schiiren
abschlöd, so schlöd si bi rollen üf. Ineichen. Und zwar
nicht nur von dem geernteten und ausgedroschenen
Getreide, sondern auch von dem noch auf dem Felde
stehenden, z. B. d' Fr. stät schön Z. ,Gcfiel den hotten
[die Tagsatzung beschloss], dass man in allen orten
Gott bitten soll, dass uns Gott die fr. bohüeten wollt.'
1473, Absch. (einer der ältesten Ansätze zum ,eidg.
Bettage'). Etwas abstrakter: ,Was fr. und nutz dar-
von uferstuond mit sommerkorn und Winterkorn.' 14()8,
Zellw. Urk. Der PI. ist auffällig, wo von Fr. im
gew. S. die Rede ist: Wenn afig d' Früchten blüyien
tuend, Und 's Korn i" d' Ahri mag. Z Kai. 1802.
Der Plur. i. S. v. Getreidevorräten: ,Ein Commissbeck,
welcher umb die Früchten zu schauen hatte.' Schwz.
Kriegsr. 1704. oder von Einkünften (urspr. Naturalien)
z. B. einer Pfründe: .Den Statthalter und vogt mit be-
husung und gebürlicher besoldung zuo versechen,
nämlich einer corherrenpfruonde und allen fruchten
wie ein pricster.' 1531, Absch. — 2. abstr. bildlich
i. S. V. Erfolg: ,die fr. Schlacht Iren herren', die Folgen
schlechten Handelns fallen strafend auf den Täter
zurück. Aus einem Msc. v. Geilfus.
Mhd. vrnht auch von Feldfrucht und aufgespeichertem
Getreide. Für die Baumfrüchte gilt volkstümlich nur Obi.
Almosen-: die zur Gewinnung der Almosen-
brodspenden bestimmte Fr. 1761. Z Staatsarch. —
Haupt-: Haupterzeugniss des Feldes; Getreide, im
Unterschied von Graswuchs und Brachfrucht übh.
,Bleibt solcher Klee [Wechselklee, abwechselnd gebaut]
länger als 2 Jahre stehen, so wird die Bestellung des
Ackers zur H. behindert.' 1703. Z Gesetze.
127.".
Pracht — frncllt. Frad — tVud
1274
Lägge"-: üppiges Getreide, das daher knickt
und sich auf den Boden leg:t ZSth. — i-Hgg, liegend.
Vgl. L&ggm-Kli.
Mischel- (Mü-Scii): gemischtes Getreide; Korn
und Roggen durch einander Scn; Korn und Hafer.
177fi, Bs. \g\. M.-Kor)i. — Schwabe"-: aus Schwa-
ben eingeführtes Getreide, im Ggs. zu lombardischem
Gr. - Drittel-: der dritte Teil des Ertrages, bes.
von Weinbergen, der als Abgabe an den Grundherrn
zu entrichten war, aber in Geld umgewandelt werden
konnte. Im J. 1777 stellt Einer das Gesuch, dass man
ihm von Reben, die er in Mattland zu verwandeln
Willens ist, statt der Dr. einen fixen Bodenzins auf-
erlegen möchte. Absch. Vgl. Drittel-Behen.
fruchten: 1. trans. (als) Frucht hervorbringen.
,Die erd wirf sich auftuon und heil fr.- 1.5.31, Jes.
— 2. (intr., bildl.) wirksam sein, wie nhd. — er-:
eine Frucht zuwege bringen BHk.
klein-früchtig: wenig wirksam. ,Was so lang
dahar [bisher] so kl. erschossen [so wenig gefruchtet
hatte].' 1533, Absch. (Es ist von Vermittlungsver-
suchen die Rede.)
fruchtbar: 1. im eigtl. S., vom Boden, auch vom
Wetter u. Jahrgang. — 2. (im Ntr., subst.) jeweiliger
Bodenertrag, Jahresnutzen, der bei Verkauf der Grund-
.stücke vom Verkäufer etwa vorbehalten wird (?) EE.f
.Fürsprechen [verspr.] fr-es use ze geben im Ligete
und Farete, zusammen 1800 Gl. [wobei unter ,im Fa-
ve"te' wohl die bereits unter Dach gebrachten Früchte
zu vorstehen sind].' 1777, L Kantonsbl. S. noch Fnicht-
liiirki'it. — 3. (bildl.) heilsam, wirksam, ratsam. , Wel-
chem schaden ze begegnen uns gar fr. anseche [dünke].'
l.VJO, Absch. ,Darumb dann guot und fr. ist, dass. . .'
l.-i7(»/ie26, ScHW LB.
fruchtbaren: 1. fruchtbar machen. ,Er werde
syii wort fr.' Zwingli. ,Ein geruch des felds, das der
li.rr gfruchtbaret [.gebenedeict.' 1.548] hat.' 1531.
lifNEs. — 2. refi., sich fortpflanzen, sich mehren.
.Fiuchtbarend und merend euch und erfüllend das
Walser.' BiB. 15ti0. .Wachset und fruchtbaret euch
und füllet das Erdrych.' JMüll. 1061. Anscheinend
auch intr. =: fruchtbar sein: ,[Den Tauben soll man
treljcn,] was sy am lieb.sten essend, dass sy mit lust
lileibind und fruchtbarind.' Vogelb. 1557. — be-:
befruchten. .Paulus lasst über die christenliche kirch
ans seinem mund schiessen vier verniahnungen, sie
zu befeuchten und zu befr.' AKlingl. 1688.
Fruchtbarkeit: Jahresertrag? .Versprechen die
Käufer der Verkiiuferi" fruchtbares liinusen 1241 Gldn,
von welcher Fruchtbarkeit [hier als kapitalisiert zu
denken] gehet der Zins an uf hl. Lichtmess 180G.' L
Kantonsbl. — Vgl. frxuhOmr 2.
Frad — frud. S. auch die (iruppc Fmt usw.
Prerli m.: Alfred Aa.
freidig (freudig): mutig, kühn; von Tieren auch:
wild. ,Der von Burgunn, der fr. mann.' 1476, Gran-
SON; vgl. frech 1 a" 1710. .Also muoss man die
kriegsleut gürten [züchtigen, zähmen], die also fröidig
wellen syn, wann sy sitzen bim küelen wyn [mit
angeblichen Heldentaten prahlend].' Gengenb. 1516. ,Bis
stark und freidig!' 1531/87, Josua, dafür: ,sei dapfer
und (sehr) freudig.' 1667. ,Wie ein freidiger [,freudiger.'
1667] kricgsmann sein gmüet scherpfen.' 1531, Jesa.i.
.Fraidige und herzhafte personen.' Kessi.. ,Dic Unger
wurdend gar fr. und frech ab sölicher tat.' Vau. .Un-
verzagt und fr. [sind die Falken].' Vogelb. 1557. Im
deutschen Bauernkrieg ,ist der adel ganz fr. gesyn ob
den werlosen lüten [die man er.st wehrlos gemacht
und dann niedermetzelte].' Bossh.-Goldschm. = über-
mütig, grausam, indem er seinen ,Mutan ihnen kühlte'.
,Und sy mit freidigera geist begaben wolle.' Gualth.
1559. ,Alle forcht vertreibt er und machet fr.' Tierb.
1563. ,Equus acer: ein muotig oder fr. pferd.' Fris.
.Meretrix: ein freidige [freche? üppige?] dirn.' ebd.
,Fr. und muotig: alacer et promptus.' Mal. ,Die Bären
im Alpgebürg werden so gross und für andern frewdig,
also dass sie starke Ochsen darnider reissen.' Münster
1628; vgl. ,gross, stark, freidig Bären.' Tierb. 156.3.
Mhd. oreidec, -ic (neben dein einfachen gleichbed. vreidc) :
1) treulos, abtrünnig, flüchtig; 2) wild, keck, übermütig,
mutig, kühn (urspr. wahrsch. vereide, eidbrüchig). Die zweite
Bed. kann aus der ersten entstanden sein wie bei , Recke',
urspr. Verbannter, dann Held. Von der zweiten lag nicht
weit ab der Begriff ,freudig', wenn man ihn vorzugsweise
auf Kampfesniut bezog, und da das W. ,freudig' der alten
Spr. mangelte, die Grundbed. \on fividiy dagegen verdunkelt
war. so trat im XVI. nicht selten diese Form für .jene Bed.
ein. Ein Beleg für jene Unterschiebung erscheint auf unserm
(iebict schon frühe: ,Der schuolnieister im Hof will dri der
fröidigsteu bcstan [mit 3 der mutigsten und stärksten es
aufnehmen |.' 1417, L Katsb. Das Mscr. einer Stelle von
J.JBreit., die im Druck lautet: ,Dle im Elend sich erzeigt
haben frutig, freudig und staudhaft', hat statt der zwei ersten
Adjj. ,freidig'. — In unserer Volksspr. ist das altertümliche
W. nicht haften geblieben, dagegen in der bairisch-Ostr.
Freidigi f.: Mut. ,Volvit sub naribus ignem:
das ross zeigt an sein freidige und dapferkeit.' Fris.
— Mhd. vieide, Treulosigkeit: Kuhnhsit, Übermut.
Freidigkeit: Mut; Übermut. .Werfend nit von
euch euwere fr. [,freiheit' 1531. ,freiheit zu reden.'
1667], die ein grosse belonung hat' 1.548, Ebr. .Der
Jugend fraidigkeit und des alters erbarkeit' Kessl.
.Der Scliwyzer fryheit, fr. (muotwill) und standliafte
wider die fürsten und herrn erschall wyt under allen
puren.' Vad. ,Gregor VI. u. VII. haben ihnen selbs
onerhort fr. tyrannischer taten angemasst' ebd.
fr eidlich: (Adv.) kühnlich. ,Grift'ent uns freit-
lich und kecklich an.' Z Chr. 1.336/1446.
Mhd. vreitliche (neben vreiilec-Uche), von der altern ein-
fachen Form des Adj. : vreide, mit Verhärtung des auslautend
gewordenen rf.
Freud: 1. abstr. und allg. wie nhd. Hat F., mnrn
Leid. Ineiches; Silger. !''• ha" Heil und F. dm"
g'ha", eine rechte (,helle') Fr. Z (Spillm.). (Dann
}uUt-i'''J keis FretidU me! Ap; Stutz. Das ist e F.
i" 's Hanse" Hose" ScnSt. ; Z. Ei"m F. schiesse", zu
Ehren desselben Freudenschüsse loslassen B. ,Als
bald sy uns vernommen, Schüssen sy friJud mit grossen
stucken.' Berner Strassburgerfahrt 1565. ,F. lüten',
Freude durch Geläute anzeigen (vgl. Ftlr-, Wetter-
Uten). ,Liess ein statt Bern [über einen Friedens-
schluss] umundum fröd lüten und krüzgang tuon —
half doch nüt' Ansh. 1" 132. ,F. blasen': .Sobald der
Bär am Boden lag. wollte Herr N. F. bl.' 1532. Troll
1813. - 2. a) insbes. die F. über die Geburt eines
127r.
Frad. fred, frend. frid. fiorl, fnul
'#
Kindes (s. er-freuen) und fast coiicr. die Letztere
selbst. Daher die RA. F. a"säge', Verwandten und
Bekannten die glückliche Geburt eines Kindes münd-
lich anzeigen, früher durch eine E.\tra-Botschaft, in
Seil das sog. F.-Meitli, welches einen Blumenstrauss
(F.-Maie") auf der Brust oder in den Händen trug
Gl; Sch; Z. Dann noch concreter auch das Trink-
geld, das der Empfänger einer solchen Botschaft dem
Überbringer gab. ,Den 10. Äugst. Freud für mein
Götti im Lindengarten 1 fl.' 17().3, Z Haushaltungsb.
.Trinkgelt für die F. Hr Vetters ires Meiteli 10 ß.'
1704. ebd. Vielleicht hängt mit jenem engern Begriff
von F. zusammen, dass (nach Rochh. AK.) .Tuden-
mädchen in der Schweiz häufig den Vorn. Frödelin
(Freudlein) bekommen, wobei die dim. Form geringere
Schätzung der Mädchen bedeuten mag. — b) Kinder-
gesellschaft mit Gasterei, welche Eltern ihren Kin-
dern zu geben gestatten. Zxir Fr. iHade"; Fr. hn",
eingeladen haben GStdt. — S. „das in der Mitte des
Leibes vorn herunter hangende Ende des Gürtels,
wie es die Weibspersonen auf dem Lande in ihrem
Prunke tragen. ,lch hab die F. verloren', sagt ein
Mädchen LE." Urspr. wohl ein Zierrat, an dem man
,F.' hat. — 4. FretidfenJ- in Ortsn.: Freudheim, -wil.
Vom Letztern der Geschlechtsn. Freudwiler, der dann
wieder appellativ gebraucht wird, wenn man in ZStdt
von einem erwünschten Todesfall sagt: Da ist de'' F.
aw'' der erst am Leid [der Vorderste unter den Leid-
tragenden].' Freiiden-au, -fels, -berg, -tal.
,Froiid' Tierb. 1563 viell. uur nachlässig (mit weggelas-
seiiem Umlaut) geschrieben für mhä./rötiile. — Die Bed. 2 b
in CiStdt lässt sich viell. au alte Trad. ankuüpfen, da Notker
3 .gaudia [Freuden]' aufzählt, welche den StGall. Kloster-
schiilern an gewissen Ergötzungstagen gewährt wurden. —
Bed. 3 wieder einer der seltenen Fälle (vgl. frech), wo sich
aus abstr. Bed. ganz concrete entwickelt hat. Zur Erklärung
dient am besten die Etymologie des W. ,Juwel' aus afrz. jW
(nfrz. /üi/au), Dim, von^oie, Freude (lat. ' t/audienum) ; span.-
portug. auch ohne Dim. -Form: jo;/n, d. i. lat. gaudia. Ahnlich
hat sieh der Begriff entwickelt, wenn das syn. änhd. ,Glimpf
an der Gürtel.' Schm. 11* UTfi aus ,G1.' i. S. v. Zubehör
(ags. limp) zn erklären ist, nicht aus einer alt. sinnlichen
Bed., welche in unserm (?Hmjj/= Schnürnadel, glimpfig, weich,
glatt, leicht ziehbar, fügsam, fortzuleben scheint. Das ebenf.
syn. Schwab. SMemp wird unmittelbar von srldampen, herab-
hangen, abzuleiten sein.
Ernd-Freud: Erntefreude. ,Wann sonderbare
Freud beschreibet Gottes Geist, Heisst's die Erndfreud,
weil man sich dann freut allermeist.' Berglieder. —
Galge"-: boshafte Schadenfreude, allg. Syn. Schin-
ders-F. ,Auf den Gesichtern sali man sog. G.' Gottei.
Hudel-: gemeine, liederliche Weltlustbarkeit.
.Elende Hudel-Freuden, die euch die Welt vorstellet.'
JJUlr. 1733. - Ihidd. Lunip(en).
He rze" -Freud eli: Asperula odorata. Drh.
, Waldmeister, waldmännlin; nach Plinii beschreibung.
herzfriiud: alyssum.' KuGessn. 154'2. — Burgcr-
Frcud: Freude und Behagen, wie die alten Stadt-
bürger sie im Genuss ihrer Vorrechte (bes. Zunft-
einkünfte) empfinden oder vielmehr empfanden. Syn.
Burger-Lust. Ei"'m es B.-FreudU mache' Z.
Schinders- = Galgen-Fr. .Sanii hatte an der
Sache seine Seh.' Gotth.
Schnider-: der breit gemachte Docht der Kerze,
der dann flackert und breit und hell brennt (wie es
di'm Sehn. lies. Not tntV). F Sehn, mache' Z.
Im ersten W. liegt aber viell. der Begriff des Kleiuliilu
und Verächtlichen, zumal da jene Fr. nur von kurzer Daiit
ist. Vgl. Schnider werde', im Spiele zu kurz kommen.
HochzJts-: Pestessenmit Tanz GWa.
freudig: 1. wie nhd., z. B. e glückliafts, fr-
Netijär (wünschen). — 2. s. freidig.
freudsam: erfreulich, angenehm. ,Ein fr., hüpscl
persönlich [stattlicher] mann.' Vad. — Vgl. friind^iii
Pride", seltener Frid — m. : 1. in der gewöhn
nhd. Bed., Ggs. a) zu Streit im Privatleben: Fr. iini
es neus Hus sind selte z' tür. Ineichen. Versöhnuns
Verzeihung: ,Ein nachbur, der im [dem verlorne;
Sohn] bym vjttter frid erworben hatte.' Gualth. läSf
Ruhe, Stille, Behagen. D' Fleuge luind hei Frid g'ha
[an einem heissen Tage] GRSchiers (Schwizerd.). ,Umli
frid, ruew und gemachs willen', häufige Formel m
, Sprüchen', z. B. 1489, Arch. Weit. Statt ,Jmd
Frid^ [in Ruhe, ungestört, ungeplagt; syn. ä" Nöt%
lä" GMels gilt auch nach älterer Weise mit Frid L||
Ndw; U; W. Lach [lass] vn''' mit Fride! Er cha^
Niemer m. Frid la', ist von zänkischer Natur. ,Warun
die Katze doch die jungen Hühnlein mit Fried lasse? 1
ADennl. 1817. ,Me missum face: lass mich gon, lassl
mich mit friden, erlass mich dessen.' Fris. ,Mit denl
herzogen handien, dass er Genf Hess mit frieden.' 15821
ToBL. Volksl. , Einen nicht mit Fr-en lassen: inquie-|
tare, vexare alqm, molestuni esse alieui.' ThSpiesbh
1716. Mit Übertragung auf leblose Gegenstände: Set
gll [sobald] als ke' Garb nf der Reiti [Scheuneboden]!
meh lld [liegt], Se lö-mer [lassen wir] de' Pflege! /(ttJtl
leider mit Frid. Hafl. 1813. , Zufrieden', z'fride",!
früher noch adv. getrennt: ,Zuo frid gestellt.' Ofpn.|
Töss 1536. ,Der bär Hess si zu friden', nahm ihre
Unterwerfung an, verlangte Nichts weiter von ihnen.
B Lied 1536. ,Pax sit rebus: sind still oder zefriden,
machend ein friden oder stille.' Fris. — b) Gegs. zu
Krieg im Verhältniss von Staaten gegen einander.
In der ä. Spr. bezeichnet aber Fr. meist nicht einen
umfassenden und dauerhaften (,Richtung') , sondern
nur einen teil- und zeitweisen (Waffenstillstand, .An-
stand'). Daher z.B. der sog. , böse Fr.' von 1387. der
,böse faule Fr.' von 1443. ,Zitlicher friden.' 1415,
Absch. ,Die selben krieg [der Eidg. mit Östr.] sind
nie bericht [geschlichtet] worden, sunder ze mäii>;eiii
mal in fr. gestellt.' 1450, ebd. ,Also ward nichts aus
dem friden, doch machet man einen anstand.' JosSijil.
1577. ,Als nun der bös verflucht frid angangen was,
da leiten sich herren und stett daryn, ob mau Jemen
ein richtung finden möcht.' Edlib. und dazu: ,So man
jetz meint, es sollt frid werden, so was es nütz, und
ward also kein richting nüt gemacht.' ebd. ~ 2. a) in
der ä. Spr. die Rechtsordnung, der normale Rechts-
zustand des Staates oder einer kleineren Gemeinschaft
im innern Verkehr, daher auch die Rechtshoheit und
selbständige Gerichtsbarkeit für Fälle von Streit und
die den Bürgern dadurch gewährte Sicherheit ihrer
Person und Gewerbstätigkeit. Reste dieses Begritt's
noch heute z. B. von einer Gemeinde, welche eigenen
, Zwing und Bann' hat: Si händ en eigene Fride Aa,
und wahrsch. ist ähnlich, nur bildlich und irou., von
einem einzelnen (, selbstherrlichen', eigensinnigen?)
Mann zu verstehen : Er het halt en eigene Fr. ! Süterm.
,In des ryches und des gerichtes fride sein', weder in
der Reichs- noch in der Gerichtsacht sein. Z Richtebr.
,N. N. soll rechtlos syn. syn guet dem ricbter, den i
1277
■'nul, lifil, l'i-iil. tVuil. IVuil
1278
fiüiuleii fleii Ivb, ist us ileui Md in uiii'rid viirrüeiV,
Venufung eines Todschlägers. 1421, L Ratsb. Beim
Anrücken der Eidgenossen im alten Zürichkrieg be-
gehrte das Amt Grüningen Schutz od. die Erlaubniss,
sich .in friden zuo setzen [sich neutral zu erklären].'
1444, Absch. ,Were es aber, dass dhein unser burger
ieniand verwundete in der stette friden.' ca 1450, Bs
Rq. ; \ gl. Stadt-Fr. ,Uberlouft ouch hinenthin ieniant
den andern im richthus, im koufhus oder in der metzig,
der soll darumb gestraft werden glycher niass, als ob
er der stett friden verbrochen hette.' 1557, ebd. Auf
dem Lande auch von Tieren: Erlaubniss, Spielraum
zu weiden. ,So fer sond die hüener gon und frid han.'
LE. Landr. 1489. Vgl. übrigens Bed. 4, von Grund-
stücken. — b) neben dem durch Gesetz und Übrigkeit
von selbst verbürgten allgemeinen Fr. (I>and-, Stadt-,
Kloster- usw.) konnte ein besonderer ausdrücklich
und förmlich für einzelne Fälle (Personen und deren
Verhältnisse), auch nur für bestimmte Zeit, ausge-
si)rochen werden und Verletzung eines solchen Fr.
wurde strenger bestraft. Auf solchen Fr. beziehen
sich zunächst die präpositionalen Verbindungen, resp.
Zeitbestimmungen : ,vor, nach, im Fr.', und die den
Bruch bezeichnende: ,über Fr.', d. h. entgegen, zu-
wider (s. über Sp. 58) od. .während' V ebd. ,Wär och,
dass jeman mit dem andren nach frid übel redti und
schalkhafti frefni wort eine"' mit dem andren tribe.'
ScHwMa. LB. ,U. den Fr. hinaus schlagen', durch
Schlagen den Fr. verletzen Gl. ,Wer ü. Fried ladt,
herausfordert oder droht, soll in Gefangenschaft ge-
setzt werden.' Gl LB. 1835. In Fr. si" Gl. ,Er stände
mit im im friden, er wolle im ü. fr. nüt tuen.' 1539,
Absch. .Er soll 's in einem fr. getan haben', es soll
ihm so angerechnet werden, als ob er es usw. Ndw
LB. ,Sie sond ü. den fr. gangen syn und denselbigen
brechen han.' ebd. ,Wann einer zuo syner frowen
older zuo einem andren wybsbild einen friden hat,
dass er den selbigen glych als wol als gegen einen
mann halten soll.' Ai' LB. 1409. .Wer auch den An-
dern über das und [ungeachtet] sy mit einanderen im
Fr. stuendend, von dem Leben zum Tod brächte, das
soll für ein Mord berechtet werden.' Kyb. Grafschaftsr.
1(575. Noch anschaulicher sind folgende verbale Ver-
bindungen, geordnet nach der zeitlichen Folge des
Verfahrens: Fr. bieten {FridfaJ bütc Av). gehioten,
Fr. verkünden, befehlen, im Namen des Gesetzes zum
Fr. mahnen {'s Frids ermane' Gl). Wenn zwei oder
mehr Männer in Streit geraten sind und Tätlichkeiten
zwischen ihnen auszubrechen drohen, so hat in Ab-
wesenheit einer obrigkeitlichen Person jeder ehrliche
Bürger das Recht und die Pflicht, zwischen sie zu
treten und mit lauter Stimme zu rufen: Ich biete Frid!
zum ersten Mal, nötigenfalls zum zweiten und dritten
Mal Ap; Gl. In Nuw lautet die Formel: Ich büt üch
mincr Herre" Frid! Stille, stille, i hüte Frid, schreit
do der Herr [da das erste Menschenpaar in Zank ge-
raten]. Ineichen 1859. ,Wann man friden gehütet by
einer geltstraf, die sye wie hoch sy welle, oder by
lyb und guot, wer das überfart, soll den fr., wie der
gebotten gsyn, büessen.' 1534, Bs Rq. .Fried anbieten
mit Dräuworten: altera manu caduceum, altera hastam
pripferre.' ThSpieser 171(5. Auch ,Fr. heischen, be-
geren, forderen', z.B.: ,Als der N. im nie dann 5 malen
friden hiesch und gebott.' 1524, Strickl. ,Fr. ruefen.'
Gl 1448/1754, ,uf sy' [die Streitenden]. NuwLB. Fr.
(uf)nemen (,V"n .liiidiii, .Iiiidn in Fr. n.-) (u. (in-J,
sich von Streitendon das Versprochen friedlichen Ver-
haltens geben lassen, sie in Pflicht nehmen. ,Fr. ufn.
unz an ein recht [bis auf gericlitliche Entscheidung
der Sache].' Scnw LB. ,[Dass die Knechte des Klosters]
wo sie Misshollung oder Zerwürfnuss hörend oder
sechend, darzuo laufend und ihr bestes tüegind, die
so die zerwürfnuss berüert, in Friden nemen.' 14'29,
Arg. 18öl. ,Ir [Untertanen] werdet schweren, ob
einer widerwertigkeit vernehme mit Worten oder wer-
ken, von dem oder denen [die Streit angefangen haben]
friden aufzunemen.' ebd. , Sobald das wyb in an der
stimm kannt, seie sy us dem bett gesprungen und
habe frid genommen.' LLav. 15(59 = ,machte frieden
[zwischen den Streitenden].' 1G70. ,Wenn mehrere
Personen mit einander handgemeng würden, so soll
Jedermann laufen. Fr. aufnehmen, scheiden und Fr.
geben [s. nachher], wo dann die in Fr. Gesetzten
darin so lange bleiben [usw.].' Gl LB. 1835. Mit
Acc. P.: .Werden 2 oder mehrere, Weib oder Mann,
mit einander in Frieden genommen, die sollen für
sich und ihr Fründ, die sy zu erben und zu rächen
band, den Friden halten und der soll blyben.' 1551,
Hofr. ZoBuon. Gleichbed.: i" Fr. setze' od. tue' Gl,
,legen.' 175(5, Scnw Eq. Auch streitende Gemeinden
können bis zur nächsten Landsgemeinde ,in Fr. getan'
und dann dort ,des Frids entlassen' werden. Bei
grössern Versammlungen wurden alle Anwesenden zum
Voraus ,in Fr. getan', um Schlägereien zu verhüten,
z. B. der Hauptort zur Zeit der Landsgemeinde und
des Marktes Gl; s. noch Landes friden. Fr. verspre-
chen, geloben (,loben' Gl), geben: das Versprechen
geben, sich der Mahnung zum Fr. zu fügen, sich wei-
terer Tätlichkeiten zu enthalten, auf einen Richter-
spruch abzustellen usw. .Wenn sich gefuogti, dass
dieselben, so einandren frid gegeben band, mit ein-
andren verriebt werdent oder mit einandren frid ab-
trinkend.' Ofln. ScHwWoU. ,Welcher nit frid g. wollte
oder sich verbürge oder entweichte, dass er nit friden
g. raüesse, ist buoss verfallen.' U ä.LB. ,Wer auch
Friden gibt, der gibt auch Frid für sich und die
seinen, so ihn zu rächen haben, von der Sach wegen;
aber für seinen Vater, für seine Brüder und für seine
Kind gibt einer Frid umb alle Sachen.' 15'^4, Klostcr-
arch. ScHwE. ,Fr. von Hand geben', mit Handbieten
versprechen. Fr. zu halten. Ai' 1726. Fr. versagen,
abschlagen, verzihen: das Gegenteil, sich dem
Gebot des Friedens nicht unterworfen, sich weigern,
Fr. zu halten. ,Wer frid verseiti oder verzige zum
dritten mal, so der an ihn gefordert wird, der soll ze
buoss verfallen syn.- Ofln. ScnwWoll. 1484. Fr. bre-
chen: nicht übh. und zuerst Streit anheben, sondern
einem versprocheneu Fr. zuwider. ,Wer Frid breche,
von des Lyb soll man richten als von einem ott'enen
Mörder.' 1387, Gl. ,Item und seind die Wort, so
Friden brechen mit den Worten, daruf dise Buss ge-
setzt ist: namblich wann einer zu einem, dem er Frid
geben hätte, nach Friden redte: Mörder, Ketzer,
Meineid [usw.].' 1531, Klosterarch. SchwE. Auch ,uf-
brechen'. ,Wer dem andern synen frid ufbricht und
des nit nottürftig ist.' Ofln. ZMettraenh. 143(5/78. F r.
trinken, geschlossenen Fr. durch einen gemeinsamen
Trunk bestätigen, resp. das Versprechen von Fr. ,Ist
(in Ap) ein Zweikampf vor Zeugen ausgefochten, so
wird im Wirtshaus Fr. getrunken.' Ebel 1798. Me"
127ii
P'riul, tVed, frid. tVod, Iriul
1280
heisst e Halbmäsige reiche [liolen] und trinkt de'"
de" Pride wider mit enandere'. Madleni 1712. Fr.
abtrinken: durch Versöhnung hei gemeinsamem
Trunk den hesondern ,Fr.' aufheben, unnötig machen,
unter das gewöhnliche Recht (den allg. Fr.) zurück-
kcliren. ,Fr. abzutr. geben wird von dem gesagt, der
die im Waffenstillstand stehenden Personen zu einem
gemeinschaftlichen Trunk bringt und dadurch gänzlich
Versöhnung stiftet.' Ebel. ,Es soll kein gemachter
Frid vor einem Monat abgetrunken werden.' 1585/1780,
Ai'I. LB. .üass nun hinfür der friden, wie der an-
gelegt, bcstän, nit raeer abgetrunken werden wie bis-
har, und ein landvogt gewalt haben soll, den fr. nach-
zelassen, wo es in guot oder not syn bedüecht.' 1530,
Absch. ,üb man glych den friden abtrunke, so soll
er dannoch noch über dasselbig hin noch '24 stund
wären. Trünke man aber ihne nit ab. so soll er dan-
noch [vom Datum des Urteilspruchs an] ein ganzes
jar wären.- 1597, Amtsr. LMalt. .Friden uf gefahr
abtrunken [um den .\ndern sieher zu machen und
dadurcli besser in die Hände bekommen zu können],
wird daruf gefrefnet, wirt für ein fridbruch geacht«'.'
liussenr. ZGrün. — c) strafbare, bussfällige Hand-
lung, Verletzung des Fr. 2 a oder h; Strafhandel,
Streitsache wegen Verletzung des Fr. Daher oft
formelhaft verbunden: ,Fr. u. Frevel; Fr. u. Sachen.'
.Nemlichen das täglich an den gerichten, ob etlich
friden vorhanden sind, dass die nämlich zwen und nit
mer ye zue einem gericht fürgetragen und gerecht-
fertiget [werden], dann ander bürgerlich Sachen ouch
iren fürgang haben [sollen].' 1498, Bs Rq. ,Der vogt
soll schweren, die vogtye recht ze haltende, ouch
keinen friden ligen zuo bissen, alles das gelt, so von
buossen, friden und freveln gefallt, getrüwlich ynze-
ziehcn.' 1557, ebd. -— d) die durch eine Handlung im
S. V. c verschuldete oder auf die Begehung derselben
gesetzte Busse. Oft von c und auch von b nicht
leicht zu unterscheiden und im selben Satz mit jenen
zsgefasst, ,Sollent die ladenherren [Finanzverwalter]
o fr. ze stür daran [an die Kosten des jährlichen Fest-
mahles der Richter] geben. Es sollent ouch sy [die
Richter] keinen fr. nie nebent sich setzen [auf die
Seite legen], vermeinende solich fr. an das selb mol
wellen haben, sonder die fr. in die büechlin lan
scliryben.' 1490, Bs Rq. ,Welicher ouch in sachen
frid und frevel nit berüerend ganz nit gestendig syn
und des uberzugt wirt, soll ouch bessern 1 friden.'
1520, ebd. , Einem um einen Fr. verfallen', gegen
Einen einen Friedbruch begehen und dafür in Busse
verfallen. ,Ein verfallner Fr.', Bussengeld für Über-
tretung des Friedens. ,[Wenn Einem auf der Land-
schaft des Gotteshauses Fr. angelegt wird und er
übertritt denselben im Lande Appenzell mit Worten
oder Werken] so soll der übergangen fr. dem gottshus
StGallen zuogehören. die mindere buoss, die im land
Ai' beschechen, denen von Ar und ein übergangen
fr. abzogen werden.' 1545, Absch. ,N. N. ist erkennt
um ein friden mit der band gegen den N.-, hat in
über friden bluotruns gemacht.' MEsterm. Rick.; vgl.
Freven. Schlechter Fr., einfache, kleine Busse.
,Der soll für yeden schwuor zwen, dryg oder vier
schlecht fr. ye nach erkanntnus der richteru ver-
bessern.' 1557, Bs Rq. — 3. Sicherung kultivierter
Grundstücke gegen Schädigung durch Vieh; Ein-
friedigung, bestehend in Zaun od. Mauer Gl, (Frid).
Syn. E-, Fehl-Fr.; (E-)Fad; vgl. befriden, fridhm\
nhd. , einfriedigen'. ,Bei Strassenverbreiterungen über-
nimmt das Land die Zurücksetzung des Frieds aul
seine Kosten.' Gl Ges. nach 1835. Fr. geben: einen
Zaun herstellen, resp. auch: Fuss- und Fahrweg längs
oder durch das betr. Grundstück gewähren. ,Auf allen
liegenden Gründen unseres Landes soll Einer dem
Andern mit seinem Gut halben Frieden g. [die Ein-
friedigung gemeinsam mit ihm erstellen], so lange das
Vieh auf der Weide geht.' Gl LB. 1835. ,Und soll
man zuo beiden .syten der zeig frid uferichten.' Uffn.
ScnBuchb. 1433. .Und weihe die frid als nit uf-
riehtind, die sönd den lüten usserthalb der zeig frid
geben.' ebd. ,Dass all die hofstatten sond fr. gen,
jeder usser [je der äussere Nachbar] dem inneren,
[über] den tag; aber so es nacht wird [wird scherzhaft
beigefügt], so mag einer synen fr. zühen in hüs uf
syn asslen; also in gutem fride soll das dorf syn.'
1484, ütt'n. ZWülfl. .Wäre dass die im Siggental den
friden in sämlicher [solcher] mass hätten, dass den
von Würnalingen dhein [irgendein] schad dardurch
beschähe.' Urbar .\aB. ,Es sollen auch die von W.
den fr. järlioh beschowen; wäre dass die in S. frid-
brüchig vich [das die Zäune durchbricht] hätten und
[das] durch beder fr. brach . . .' ebd. ,Die Reben sönd
han ein Friden und ein gute Efad.' Ofl'n. .\AWett.
,Dass die faden an dem riet fr. sond han von Mayen
abent unz an Sant Michels abent.' 1427, Üffn. Scnw
Pfäff. .Die [6 Jucharten] soll der Mann, dess der
.\cher ist, haben in eim guoten Frid ; ob Vech daryn
gieng, soll er uf dem Hag stan und es stauben mit dem
rechten geren.- Üffn. AAWür. .Mengklich in unsreni
land soll dem andern mit .syneni vech frid geben von
mittem merzen unz des h. krüztag zuo herpst oder aber
glychen stoss [Gegonrecht mit Beziehung auf weidendes
Vieh].' 1511, Gl. ,Wo zeigen an einander stossent,
die ersten sönd den letzten frid gen, bis dass si [die
hinten gelegenen] ouch mögent mit irem guot uss
dem fehl kommen.' 1527, Aa Weist. ,Es sollen alle
hofstätten und bunten [Hanfäcker] den andern fr.
geben, es sye winter oder summer.' Offn. ZNeft.
, Weller uf StMartins tag die faden und friden nit ge-
macht hätte, der soll es büessen.' üffn. ZKl. ,Die an
den .Atzberg stossenden Weiden sollend dem Berg
Frid geben und zunen.' 1675. BEschi. ,Fr.' u. ,Weg'
einander gegenüber gestellt: ,Es ist auch recht, dass
in allen zeigen je der usser acher oder wis dem Innern
fr. geben soll und soll der inner a. od. w. dem ussern
weg g.' Üffn. ZNür. 1448. ,In Fr. ligen, syn', ein-
gefriedigt sein: ,Zuo den zyten, so das feld in frid
sollte syn.' Arch. GRJen. 1512. .Wenn das guot uss
friden ist, so mag dann dannen hin ein jeder faren.'
ebd.; vgl. üsfriden. ,Die feldwisen sond in frid ligen
wie die zeigen.' üffn. ScuBuchb. Endlicli bedeutet
Frid auch das umzäunte und von der Gemeinweide
befreite Stück Wiesenland selbst Gr. Indem der Aus-
druck aber auch abstr. gefasst wird, wendet er sich
zu der Bed. 2 a zurück. ..\ls unser vordem unser
landwerinen verbannen und in fr. u. schirm geleit
band, dass die nieman höwen, rüten, brennen noch
wüesten soll.' 1157/1544, SchwLB. .Der gmeindwald
soll iederweilen im frid ligen [gebannt sein] und nie-
mand darin holz fällen ohne eins zwingherrn wüssen.'
1670, Arg. Fr. und Schenncii formelhaft verbunden
= Schutz und Obdach. .So soll einer den zechenden
I
1
1281
Fi-ad, freil. frid, fn.,!. friid
1282
[die Zelintgarbe] yiifüeren, den b'haltcn. da er frid und
scherman hat' Kirchenr. LScliupfh. — 4. in Ortsn.
.Fvideu.' GFluras. ,Fridau, -Iiof, -ha.g, -bach. -berg.
-bürg; Friden-wyler.'
Mhd. vriile, iirspr. stark, daun auch schwach: Friede.
Kulic, Sicherheit, Schutz; Busse für Friedensbruch (so wie
auch .Frevel' zugleich Busse für Kr. bedeutete); Einfriedigung,
eingehegter Raum, Bezirk. Dass die Bed. ,Zaun' die urspr.
sei, ist unwahrsch.; wir haben vielmehr auch hier wieder den
seltenem Fall anzunehmen, dass sich concrete Bedd. aus abs-
trakter entwickelt haben, wie schon die von Friedensbruch
und Busse; der Zaun ist also die sichtbare Erscheinung und
Anfrechthaltung des Rechtszustandes, angewandt auf die älte-
sten Besitzverhältuisse von Urund und Boden, resp. den
Unterschied von Privateigentum und Gemeindegut. Bed. 3
nähert sich in einzelnen Fällen der abstraktem Bed. 2 a
wieder: Grundstücke, die ,in Fr.', d. h. in Umzäunung liegen,
geniesscn eben dadurch auch , Frieden' i. S. v. Rechtsschutz,
oder umgek.: damit sie dies können, müssen sie umzäunt
sein. ,Fr. geben' i. S. v. freien Spielraum zum Fahren mit
Vioh erinnert an Fr. am Schluss von 2 a, von Hühnern, doch
ist das Verhältniss der 2 Bedd. von ,Fr. geben': 1) Zäune
errichten, 2) Spielraum geben, nicht ganz klar, wenn nicht
angenommen werden darf, es seien eben längs solcher Fahrwege
Zäune erstellt worden. Die Erstellung von Grenzzäunen um
das eigene Gut aber lässt sich ebenf. als eine Leistung auf-
fassen, indem solche dem Grundstücke des Änstössers ebeuf.
zn gute kommen, oder weil Anstösser oder Torbeifahrcnde
durch solche vor (unwissentlicher) Schädigung und daraus
erfolgender Straffälligkeit behütet werden. Bemerkenswert
ist neben der A'erschiedenheit doch auch die teilweise Ähn-
lichkeit von ,Fr. geben' im Personenrecht (2 b) und Sachen-
recht (.3). Die Bed. des W. in Ortsn. ist schwer zu be-
stimmen und scheint zwischen 1 und 3 zu schwanken.
E-Frid(e°): 1. gesetzliche Einhegung von Grund-
stücken gegen einander (und gegen die AllniendV),
insbes. Grenzzaun zwischen den .Zeigen'; Syn. Efad,
Frirlen 3, Efridi", Feldfrid. ,Die .strass soll zwilschen
dem efriden syn 24 schuoch wyt.' Oifn. ScuBuchb. 1433.
, Weiher ain öfrid oder efatt ze zyten oder über jar us-
howet oder wüest".' Otfn. Gebhardsw. 146ti. ,Es soll
ain amptiuann in den gerichten järlieh zuo zyten, so
das billich ist, gepieten efrid und efaten zuo machen.'
Offn. GBurgau 1472. ,Wenn ein zeig gesäit wird, als-
dann soll jedermann im .selbs züg und zun und eefrid
machen.' Amtsr. LBeroni. 1613. ,Man soll euch die
efrid mit trüwen un warheit machen.' Hofr. Buochs.
,I)a soll er's gebieten gewährlich zu machen [die Feuer-
einrichtung sicher zu ni.] u. inmäss wie man den Efrid
büt't.' Offn. TnSulg. 1742. — 2. das eingefriedigte Land
selbst. .Welicher im efrid iicker und wisen hat, die am
fridhag ligend.' 1469, Offn. TnAad.; s. Schaub(3 Eq. II
77. 78 (im nämlichen Art. mit Bed. 1 wechselnd). —
Un-: 1. Zwist, Streit im Privatleben. ,Fr. ernährt,
ü. — auch', sagen die Advokaten [statt: .verzehrt'].
— 2. Störung der öffentlichen Ordnung und Ruhe
durch Raufhändel udgl. andere Tätlichkeiten. Bei
Hochzeiten war es früher Sitte, ,den U. zu verrufen',
d. h. im Namen der Obrigkeit Störungen jener Art
zum Voraus zu verpönen. Einen Fall, der zu einem
Rechtsstreite führte, s. bei Lauff. Schw.-Gesch. V, 259.
Vgl. Frid ab. — 3. Unsicherheit, Schutzlosigkeit der
Person. Ggs. zn Friden 3 a. Der geächtete Verbrecher
wurde durch das Gericht .von Frid in ü.' versetzt. —
Feld- = E-Fr. Offn. ScnBuchb. 1433. Syn. Feldzün.
— Grummet-: die Zeit, da die Emdweide gestattet
ist und nicht mehr gemäht werden darf. ,Wer vor
StLorenztag geehmdet hat, mag vor dem ersten Gr.
Schweiz. Idiotikon I. 9.
noch einmal schaben.' Git Samml. IMI.':.. Viell. ein
erster Abschnitt jener Zeit, in welcher vorerst der
Eigentümer allein seine Wiesen abweiden lassen (und
zu diesem Zweck da, wo er keine eigene Zufahrt hat,
über fremde Grundstücke zu denselben gelangen) darf,
im Ggs. zu der erst später beginnenden Gemeinatzung
(PCvPlanta).
Hüs-: Kaffee AAStauf. Syn. Wiber-Fr.
Weil zum Geuuss des K. die Hausbewohner, namentlich
die FrJiuen, sich bes. friedlich versammeln, oder der Fr.
unter ihnen durch jenen Genuss am ehesten hergestellt wird.
Land(s)-: 1. i. S. v. Friden 3 a, aber scherzh.
sprichw. : dem L. nit traue', auf eine Zusage sich
nicht verlassen oder übh. sich in irgend einem Ver-
hältniss zu Andern nicht sicher fühlen Aa; Z. Früher
im strengen und ernsthaften S., die für ein ganzes
Land auf bestimmte Zeitdauer gesetzlich verkündete
Suspension des Fehderechts (vgl. Fr. 3 b). Emm
[Einem] de" Landfrida ä''lefjga, im Namen der Obrig-
keit Jmdn beim Eid zum Frieden mahnen, mit An-
drohung harter Strafe Ar. .Vermag der Fridende
[s. friden] die Schlagenden nicht zu trennen, so ruft
er den Landesfrieden aus und dann sind sie bei ihrer
Bürgerpflicht verbunden, von einander zu lassen, sonst
verfallen sie in die grosse Landesbusso.' Gl LB. L.-Fr.
hiess das Abkommen, welches die katholischen und
die reformierten Stände im J. 15'29 und wieder 1531
und 1712 mit einander trafen, um der gegenseitigen
Befehdung ein Ende zu machen; im engern S. die
Ordnung der konfessionellen Verhältnisse, welche die
Eidgenossen als Territorialherren in GRh., T. und im
Th aufstellten und von den Landsassen beschwören
Hessen. ,Der Landsfrid von 1531 soll aufgebebt, da-
gegen die dismalige Befriedigung künftig der L. heissen
und Ländvögte und Gerichtsherren zu diesem neuen
L. verpflichtet werden.' 1712, Absch. ,Der alt Glareanus
profitieret [liest] den Horatium jungen München; denen
macht er die besten Bossen, glychwol guot heiter
teutsch, dass wenn es by uns [in der Schweiz] be-
schähe, man müsste [würde beschuldigt] den L. ge-
brochen haben.' JosMal. 1593. — 2. der Umkreis,
für welchen ein solcher Friede galt, in engerem Sinn
Th u. GRh., T. ,Bei der Wahl von Predigern sollen
solche Geistliche berücksichtigt werden, welche im L.
und anderswo lange bei schlechter Besoldung gedient
haben.' Z Ges. 1757. ,Was für [Geistliche] im L., für-
nelinilioh im Turgäu [seien].' 1621, JJBkf.it. ,Ein
Predicant, so im L. gedienet under den Papisten.'
SoHiMPFR. 1651. ,In einem strengen L. uff einem
schlechten [Predig-] Dienst sich bhelfen müssen.' ebd.
,[Das Amt eines Z Antistes] erstreckt sich nicht nur
auf diso sonst gröste und volkreichste Gemeind, sonder
auf vil 100 zu Stadt und Land im L. schwebende und
seufzende Kirchen.' AKlingl. 1688. Es gab einen von
den Reformierten zsgelegten ,L.-Fond' zur Unter-
stützung der reformierten Schulmeister in den Land-
vogteien. — widerlandsfridlich: dem , Landfrieden'
zuwider laufend. XVI., Absch.
Zu 2. Da durch die Abkurung die Kirchen- und Pfrund-
güter der paritätischen Gemeinden geteilt wurden, so gab
es (namentlich für die ref. Geistlichen) ärmlich besoldete
Stellen; auch fehlte es nicht an unangenehmen Berührungen,
bes. wo beide Konfessionen sich mit der gleichen Kirche
behelfeu musstcn.
81
1283
Frad, IVcil, frid. fmd, find
1'284
„Nacht- Fi-itl(e"): Watfeustillstand auf eine
Nacht." — Keb-: umzäunter Weingarten. \g\. Frid4.
,Reben daryn lassen leggen und mit einem fridzun ver-
fangen und ein rebfrid darus gemacht.' ca 1550, Zellw.
Urk. — Anstands-: Wattenstillstand; s. Frid 1 b.
,Diser A. ist hernach weiter verlängeret worden.' Jos.
SiML. 1577. .Ward ein A. gemacht 11 Jahr lang.' ebd.
— Stadt- = Lands-Fr. mit Beschränkung auf den
Umfang einer Stadt; Vereinbarung und Verpflichtung
zur Aufrechthaltung der Ruhe und zur Bestrafung
der Friedensstörer. So der St. v. Bs, welcher M. XIV.
datiert ist. Vgl. Osenbr. 1860, 56. Syn. Einung. ,Die
so in leistunge [Verbannung] syent von stettfr. oder
totschlegen wegen.' 1472, Bs Eq. ,Es soll und mag
ein yeder burger oder frömder stattfr., trostung oder
stallung erfordren.' 1539, ebd. Vgl. Fr. 1. — Wiber-
s. Hüs-Fr. — Gewer-: gewährleisteter Grundbesitz.
,[Das von der Stadt StGallen den Beginen abgetretene
Pflanzland durften dieselben] gwerfridlich besitzen,
darum man es domalen einen gwerfriden hiess.' Vad.
fride": 1. Frieden schliessen oder wenigstens zu
schliessen suchen, a) absolut. Si stritend oft und
fridciid oft GuPr. Gct [gebt] enandrc" d' Hand zum
Zeichii, dass ir g'fridet heit W. .Etlich ratent, man
solle mit dem küng beschliessen und darnach fr., so
legent wir grosse ehr yn.' 1495, Müller, Schwz. -Gesch.
,Wüssend, dass, so uns Gott das glück [den Sieg] gibt,
wir mit unseren fygenden nit so grüselich wollend
umgän als mit üch [abtrünnigen Untertanen]; sy
[unsre Feinde] wurdent ouch, so es zu einem friden
käme, mit uns bass [leichter] dann ir fr.' 1531, Absch.
— b) mit Acc. S. : (einen Streit) beilegen. ,Swelcher
zwun krieg hab, der süll den einen lassen richten
oder fr.' Z Chr. 1336/1446. ,Wo zerwürfnus beschicht,
das not ist frid zuo machen, da soll jeder hofmann
schuldig syn ze büten, damit der stoss gefridet werd.'
1519, Kriess. ,Wiewol es gefrident was [Friede be-
stand].' Edlib. — 2. a) absol., Frieden stiften, zu
vermitteln suchen Ndw. Auch mit Bez. auf Vieh .
Da muest go' fr. ! si cliönntend denand iw''' umbi-inge".'
JJBütl. 1824. Spez. i. S. v. Fride 3b = Fr. bieten,
riiefen usw., bei Eaufhändeln im Namen des Gesetzes
zum Fr. mahnen Gl. Vgl. auch Landfriden. ,Wann
einer zu zweien older mer käme, die uneins wären,
und die nüt gfriden möcht, und wann dann einer frid
ruft, das es ouch gelten soll.' Ap LB. 1409. ,Da vil
gegenwürtiger gewesen [bei Schimpfreden] und doch
keiner geschirmt noch gefridet.' 1529, Absch. ,So
sollend ir twederem teil [keiner von beiden Parteien]
helfen den anderen zuo schedigen, sonders helfen fr.,
scheiden und das best darzuo reden.' 1532, Strickl.
Im J. 1542 wurde Einer gebüsst, denn er ,was mit
fr. ungeschickt und zum teil partygig g'syn.' Amts-
rcchn. ZGrün. ,Pacificator: der unter etlichen fridet.'
Fris. — b) mit Acc. P. : in Friedenszustand versetzen,
versöhnen. „Bei Raufhändeln Uw. " .Bwyl ir jetzmal
gefridet und vereinbaret sind.' 1532, Strickl. .Also
bracht's der alt Herr dahin, dass ein Rat zu Bern
dem jungen Herrn ihre [bis dahin gegen ihn erbitter-
ten] Burger und Gmeinden fridet und ihr Stadt und
Land oft'net.' Ansh. Ptc. adj. gefridet: in Fr. stehend.
,Da haben gniein Eidgnossen strenge verpot ussgon
lassen wider die gefrideten on recht nüt ze handien.'
Ansh. .Dass die übermüetigen Franzosen, umendum
gefridet, vermeinten der Eidgnossen kein not mer ze
haben.' ebd. ,Der Burgunschen landen halb den von
Zeringen g'fridet und g'fründet, understuond [er] das
ganz Italisch rych im in g'horsame ze bringen.' ebd.
— 3. a) Zäune machen od. vorhandene in Ordnung
stellen SchwE. (fridige); trans. umzäunen, einfriedigen
Gl; Gr. ,Den Eoggenacker soll der Meyer, wenn er
in buwe lyt, fr. und verzünen, sonst aber nicht.' 1358,
JHfB., Klingn. ,Uass die unsern einander uf dem
felde, uf iren güetern, nit frident, noch ir vihe be-
hüetent.' 1411, Bs Rq. ,Es soll auch niemands .\yn
vych uf die güeter, so ungefridet, mit der band tryben.'
1615, B Gerichtssatz. ,Sein Gut fr. und einzunen.'
1645, BSi. S. noch fridbar. — b) eine Alp fr., vom
Vieh ledigen, das Vieh zu Hause füttern, anstatt es
auf die Weide gehen zu lassen, gleichsam einschlies.sen,
umzäunen. ,Alle Alpen sollen auf Michaelis Tag ge-
friedet sein.' Gl. Ebenso von Wald (bannen): .Der
Bezirk gehauener Wald soll 10 Jahr nach dem Hau
gefriedet sein, so dass während dieser Zeit weder
Gaiss. Schaf, Rindvieh, Sicheln noch Segessen geduldet
werden.' Gl LB. 1835.
Mhd. rriJen, friedlich beilegen, versöhnen; schützen,
retten; zävmen. Bei 3 b fragt es sich, ob wirklich an Um-
zäunung der Alpen gedacht ist oder an Friden im allg. Sinn
^ Schutz, Bann. Vgl. us-fr.
i°-: einzäunen GWa. , Rechte Haushofstatten sol-
len sich selbs einfr. Wo aber Matten gegen l\Iatten
liegend, sollen sie einandren helfen ynfr. und zäunen.'
1659, BE. — ÜS-: (das Schmalvieli) von der Atzung
auf den Wiesen ausschliessen u. damit der gewohnten
Frühlingsatzung ein Ende machen GRJenatz.
be-frid(ig)en: 1. zum Frieden bringen. ,Coni-
primere tumultum: ein aufruor gestillen und b. oder
vertuschen. Delenire: versüenen und b., dultig und
zam machen.' Fris.; Mal. Auchrefl. : ,Wann es sicli
schon allenthalben gestillet und befridet, so werde es
sich gegen den Fryburgern nit friden.' 1531, Strickl.
.Als die Stedt sich mit den Appenzellem befridet.'
Schlachtlieder 1600. — 2. beschützen. .Darum, dass
sie das ir möchtend beschirmen und b.' Stdtb. Wint.
— 3. umzäunen. , Zwing und bann ze behüeten und
die nach landsrecht in eren ze halten, befridigen und
beschirmen.' 1447, Bs Rq. ,Es soll och die nider hof-
statt der obren frid gen, doch soll ein krutgart sich
selbs befriden.' Offn. ZTöss. — UM. bcvridai, beschützen;
unizäuucu; (refl.) Frieden schliessen.
,Befrider (-in): schidman, paciflcator (conciliatrix,
die uf friden stellt).' Mal. — ■ Befridung: ,Versüe-
nung. pacificatio, placatio.' Mal. , Alles so zuo b.
zwüschen inen dienen mag.' 153'2, Strickl.
*Fridi" f.: Einfriedigung = i'V(rfera 5. .Wäre dass
ein meier in synen fridenen otten löcher hätte, oder
syn frid oder häge unfridbar wären.' 1540, MEsterm.
Pfäfl'. ,Steg, weg, zun, egräben, efurren und fridinen
beschowen.' 156'2, ebd. Rick. — E- = Ffrid 1. ,We-
licher uf StMartinstag die efridinen nit gezünt habe.'
Ofi'n. AANEiidf.
Wahrsch. der Dissimilation zu lieb bildete man i. S. T.
Zaun etwa den PI. ,frideneu' wie von einem weibl. Sg. auf -i".
fridige" s. friden 3 a. be- s. be- friden.
fridbar: 1. (von Zäunen) hinreichend stark, um
das Vieh vom Durchbrechen abzuhalten. ,Er solle gute
fr-e Zäune und Häge machen.' Pfau 1863. , Welche
i
,.K
Frail-fnid. Fraf— fruf
1286
faJen nit fr. sind, ilie soll man niilertreten und soll
gebieten, die fad ze friden.' 1427, SoiiwPfäff. ,Sind
die efrid und efattenfr. und guot.' 1468, Offn. Geb-
iiAiiDSw. ,L)ie Maur, die dato in einem Zerfall und
die er so bald möglich wider har und fr. zu stellen
sich anheischig mache.' 1786, Urli. ZJVIeil. — 2. (von
einem Grundstüclv) von genügenden Zäunen umgeben,
.lier Hof soll fr. syn.' SoHADBr. Rq. — un-: 1. Ggs.
zu fr. 1. S. bei Fridin 1540, MEsterm. Pfäif. ,Die
zun beschowen und was sy denn unfridper findend.'
1562, ebd. Eicli. — 2. (von Vieh) durch die Einfrie-
digungen brechend. ,Mit feur und wassergängen, mit
u. vech und rossen.' Ofth. Schwakzenbach. ,Unfridpar
vech, das umb fridbar heg nützit gebe.' 1596, Zellw.
Urli. — fridbaren: friedbar maclien = friden 3.
.Helfen fridberen und verzünen mitsteclien undgerten.'
1392, ScH Stdtb.
Frid II, Fridel s. d. folg.
Friderich allg., doch selten; Frideri U, Frider,
-li AASigg.; Bs, Frid Bs; „S". Fridel Aa; ZKn.,
Fridi Aa; Bs; BO., Fridli Aa; Ai> (-e'- ApH.); ßs;
,B; VOrte;" Gr (tw. FriÜi); „S;" ZO., Frigg,
Friggschi Gl (grob), Fritz allg.; Fritsch SchwE.
— m. — Dira. auch Frideli Aa; St.: 1. Taufn., bes.
in B verbreitet. Eine vom Ururgrossvater herab ge-
führte Folge liann (nach S.) heissen: 's Fridli Hanse
Fritz Fridis Fridi. Fredli-Schedli! als höhnender
Reim Ap (eig. ,friedlich schiedlich'). Sprw. s. Ars
Sp. 466. — 2. Fritz, Pferdename. — Für Bern war
wohl das.Verhältniss des dortigen Regiments zu Friedrich
d. Gr. von Einfluss.
Fridler: eine Erdäpfelsorte Gr. — Nach einem
Geschleclitsn.
Fridli m. : Taufn. \. = Friderich. — 2. = Fri-
dolin (s. d.). — 3. appell. bzw. adj. im Wortspiel mit
,Friede'. Ber Fr. ist e schöne Ma"'. Ineichen.
In der Bed. dieser und der vwdtn Koseformen herrscht
viel SchwankeD, selbst in Gl. In älteren Belegen dürfte
durchweg .Fridulin' zu verstehen sein; vgl. z.B. T. 105 b.
Fridolin Fridli Gl; Uw, „Fritschi L", Frigg,
-schi Gl (grob) ~ ni.: Taufn. Fridli im ÄAKinderlied
s. H. 94. Der Heilige dieses Namens, einst Abt von
Säckingen, welcher durch ein Wunder die Ansprüche
seines Klosters auf das Land Glarus bewies (s. Fri-
dolinszüge), wurde liier Landespatron. ,Dahar sye frye
gottshuslüt genempt worden, führent auch noch liüt
bei tag StFridlins bildnuss in ihrem schilt, panner
und sigel.' RCys. ,0 helger herr, Sant Fridoli, du
trüwer landesmann, ist dises land dyn eigen, so hilf 's
uns mit eren blian!' liisst das Schlachtlied 1388 die
Glarner beten und dem Feinde ruft es zu: ,Und dyn
guoter harnist und all dyn yscngwand, das muost du
liüt liie lassen wol in StFridlis land!' Obwohl später
die Protestanten mit puritanischem Übereifer selbst
den Schein der Verehrung abwiesen (s. Absch. 5, 2,
1192 x), ist es bis heute bei der Verlegung der Früh-
lingsfeuer auf den Tag des Heiligen (6. März) ge-
blieben und erbettelt die Schuljugend das Material
dazu fiir "e» StFridli, mit dessen Bilde aucli die an
diesem Abend herumgetragenen Papierlaternen geziert
sind. StFr.'s Tag in weiteren Kreisen als Winter-
nnd Sommerscheide s. u. Liecht.
Frörte" f.: Knhname BE. It Alp. l^mi.
Fraf (frav)- fruf, Im'zw. /m/ usw.
fi'gvel BsStdt; BGadm., freve" AAWohl.; B; FMu.;
L; ÜBW; S; „Z": 1. Adj. a) mutig, tapfer, keck, kühn
.\a; B; „Z." E frevene {freier] Blick i" Gottes schiini
Natur S (Hofst). Das darf i--'' freve" [ohne Furclit.
Scheu] säge' od. tue' Obw. ,T)er [Falke] ganz treten,
güetig, niilt und handsam i.st.' Vogelb. 1557. ,Audax
prffiliis: frefen ze kempfcn.' Fris. ,Ein dapfer, mann-
lich, fröfen, aufsetzig tier i.st der wolf.' Tierb. 1563.
,Was ich etzwas frevener denn die andern; ich hatt
mer erfaren.' ThPlatt. 1572. ,lch was der freffnest;
gab antwurt.' ebd. ,Dann nun [nur] etliche Fändli
freffne und frische Knecht disen Angriff tan liattend,
und nit der recht Gwaltshauf.' JJcd 1574. — b) dreist,
verwegen, frech, unbesonnen, unverschämt, übermütig,
gewalttätig AAEndf. ; BsStdt; BGadm. Die Chinder
si"' gar frefeni FMu. E frcvne Burst L. 's iscli e
chlei' freve' vo" mer, wenn ig 's usbringe. BWyss 1863.
,Dis sind die freffnen [ehrenrührigen, bes. Einem
Lüge vorwerfenden] wort.' Schw Rq. ,Wäri es sach,
dass jemand fr. wort oder werk mit dem andern tribe,
davon stöss kämen.' ebd. ,Es wurde den frefnen statt
und weg ggeben ze schryen: kätzer, kätzer.' Zwingli.
.Der frevel und unverschampt ist in seiner red.' 1530,
Sir. ,Das sy stolz und frefen wider sy warend.' 1531,
Neuem. = ,frefel.' 1548; .frefenlich stolz.' 1667. ,We-
lichs offen und freven gegen den landsfriden gehandlet.'
1531, Absch. , Warum er [der pfaff] so frövel sye und
so bald wybe.' 1542, Egli, Act. ,Dass si so frevel
und frech syn dörstend.' Vad. ,B. gab sich frevel üs,
dass er fürst aller küngrychen were.' ebd. ,Wo Einer
auf Einen gewaltsam (freven) Hand anlegt, das ist
.4nlass mit Werken.' 1551, Zg Buon. .Grosser Zulauf
von verruclitem freflen Gesindel, die zu kriegen be-
gertend.' ÄgTsohddi. ,Söllend wir nit so frefen syn
und unbesinnt, dass wir das alte Test, verwerfen
wöllind.' GuALTH. 1553. ,Temerarius: früfen, unbe-
sinnt, leichtferig. Confidens: unverschampt, fr., ver-
messen.' Fris. ; Mal. ,Die weit ist je länger je freffner,
gottloser.' LLav. 1569 = ,ärger.' 1670. ,Sampson ein
freffler münch.' HBüll. 1.572; umgekehrt nannte S.
den Vater B.'s: ,die frefne bestie.' ,Jetzund sind si
so tröffen, dass si ganze tannen forderend.' 1625, Hotz,
Schwam. ,Frefen: verwegen, bös, vafor.' Rer. 1656.
,Wir könnten klagen ab den sünden der Jugend, die
je länger je frefner wird.' JMüll. 1673. ,Wenn die
Mutter oder das Kind in grosser Gefahr sind, so sollet
ihr nicht so frevel und vermessen sein und euch des
Handels einzig und allein annemmen.' JMuralt 1697.
.In ihrem freveln Gwalt' Wcrstis. 1765. , Herzog
Philippsen des Freveln zu Burgund.' ebd. ; vgl. ,Karl
der Kühne, Charles le temeraire.' — 2. Adv. frevel:
plötzlich Ap; GT., z.B. sterben.
Mhd. vrivd, -e, in den selben Bedd., ausgen. 2. Diese
letztere Bed. lässt sich aus der des Adj. i. S. v. b erklären,
weil freche Entschlüsse und Handlungen oft rasch und plötz-
lich erfolgen; vgl. auch yüc/t (uhd. jäh, jach). Die von St.'
angesetzte Form ,frävet' ist o. Zw. nur Druckfehler, ( für I.
,Fräv ist sonst nirgends bezeugt und scheint auf Missdeutung
des bereits aus fri-ven reduzierten früve zu beruhen, als ob
dies noch einmal reduziert worden könnte, wie die zwei-
silbigen Adj. auf -e (urspr. i) auch im Nhd. ,bös, müd' usw.,
und allerdings kommen ja .luch Formen wie trorh (trocken),
off (offen) vor. Von den beiden Formen auf -el und -en ist
die erstere in der amhd. Spr. einzig bezeugt, die letztere eine
1287
Fraf. fref, frif, frof, fnif
1288
If
Nbf., die bei uns vorhenschend geworden ist; das Selbe
gilt von den folg. Subst.
Frgvel, Frgven ni. (f.): 1. kühne Tat. ,Ich will
ein frevel bestän', ruft Winkelried in dem sog. Halb-
suter'schen Lied. — 2. Übermut, Missbrauch. .Man
soll das wort gottes mit friivel [durch leichtsinnigen
Gebrauch] nit yerhasst machen.' Zwingli. — 3. Ver-
gehen gegen das Gesetz, meist ein kleineres, oft nur
Polizeivergehen, detailliert in Schaubg Rq. II 82. 87
und 139, 8. ,Für den Schaden und für die Frefen
400 Mark Silbers und für ihr Laster 100 Mark.' 1811,
ScHwE. Klosterarch. ,Der den frefen tuot, soll die
buoss gen.' Ap LB. 1409. ,Der soll ims ablegen und
buozen für ein frefin.' Hofr. ScHwWangen. .Wo zwen
einen freven begangind, dass man den innert den vier
wänden mög verrichten [schlichten, büssen].' 1525,
Egli, Act. .Alle Freven in der Stadt begangen, be-
zahlen dem Eichter . . .' Hafn. 1060. , Schlecht frevel',
einfaches, gewöhnliches, nicht kriminales Vergehen.
1370, L. , Kleine und grosse Frevel.' Ztschr. {. schwz.
Recht XVIU. 171, f. ,Oft formelhaft verbunden mit
jDieb (Düb)', Diebstahl, zur Bezeichnung des Inbegrilfs
kleinerer Vergehen, resp. der niedern Gerichtsbarkeit,
vor die sie gehören. So noch: Dieb und Frevel L.
,Der vogt richtet tiubde und frevel.' 1260, Wack., D. R.
,Der hat zwing und bann um alle ehafti und notdürftige
ding und alle gerichte an [ausser] tub und an frefin,
da soll ein vogt um richten.' Ott'n. ScHwPfätf. 1427.
,Tüp und frefen, twing und bann und alle gericht.'
Otfn. ZFlurl. 1459. Allein stehend: „kleiner Dieb-
stahl, bes. in Feld und Wald; daher Feld-, Wald-Fr."
.Tiubs-Fr.' Ztschr. f. schwz. R. aaO. S. frevlen; Fr.-
Gericht. — 4. Busse für kleinere Vergehen. Vgl.
Friden 3 d n. Buess, welches umgek. auch = Frevels
vorkommt. ,Zu Fr. [in Busse] verfallen.' ,Zuo frevel
verfallen, j'eglicher zuo 9 lib.' 1475, Soh Ratsprot.
,Was Buossen oder Fr. 1 Pfd und darunter tuond [be-
tragen].' 1520, Bs Rq. , Weder um Geldschulden noch
Schmähungen, oder Frevel, Zinse, Zehnten.' 1525,
Absch. ,Das gelt, so von buossen, friden und freveln
gefallt.' 1557, Bs Rq. ,ltera so sy mit iemant zuo
unfriden kommen und ohne messerzucken mit einem
schlahen wurden, sollen sy keinen friivel zuo geben
schuldig syn.' 1559, ebd.
Mild, vrüvclc, vfecel f., ni., Mut, Kühnheit; Verwegenheit,
(iewalttätigkeit, Frechheit; kleineres Vergehe« und Geldstrafe
dafür. Das Subst. ist vom Adj. abgeleitet und urspr. f., daher
mit dem folg. nahe zusammen treffend.
Freveli, Frev(e)ni f.: \. =^ Frevel 2. ,Freffne
und übermuot.' Ruef 1538. — 2. Übertretung des Ge-
setzes, Rechtsverletzung, Vergehen = Frevel 3. ,Swem
du statt verboten wirt, kummt er darüber in die statt,
der git ein pfunt von der freveli.- Z Richtebr. .Ist
dass der Zollner dehein geferde old frevenne hefte.'
Übers, von: ,aliquam fraudem adhibere.' B Handf. XIV.
,Die schuld und die freveli soll der probst mit klag
verkünden einem vogt.' Otfn. ZHöngg. ,Dien so [denen,
die] solich Fretini vor dem Gericht tetind.' 1370. Z
Ratserk. .Alle früfni, die tags begangen werden, das
sind 3 pfd. won [nur] allein die einem an syn er gand,
da sind 9 pfd.' Rodel v. AaKöII. 1400. ,Alle gericht
unz an das hochgericht und die frefni.' Oifn. AABeinw.
.Wonne man richtet umb frefni, so soll der meiger den
stab geben einem vogt.' Hofr. AALunkh. ,Wir band
ouch in demselben umbkreis zuo richten um tüb und
um frefni; denn das dem mann an syn hals gät, das
soll richten ein vogt von Kyburg.' Otfn. AAÜbernd.
— 3. Busse = Frevel 4. ,Von ainem ieklichen hopt
[vihe], das vei-koft wirt, soll ain fräveli gefallen syn.'
1308/76, Mohr. .Umb buossen und fretiinen.' 1472,
üffn. GBurgau.
Frevelkeit. Frevenheit f : 1. Mut; Frechheit,
Übermut. „Frevenheit: Dreistigkeit, Verwegenheit."
, Frevelkeit.' 1525, Absch. ,Nid. früvenheit und böser
trutz.' RuKF 1538. ,Fretfenheit hat überhand.' Hallers
Vorr. zu Bull. Hausb. 1558. ,Wein, welcher gibt muot
und frefenheit.' Tierb. 1563. .Frefenheit, audacia.'
Mal. .Aus unverschämter fröfenheit.' SHochh. 1591
= .frechheit.' 1693. ,Frt;tfenheit und ungehorsame.'
L Ansehenb. — 2. Inbegriff, Gesammtheit von Ver-
gehen gegen das Gesetz i. S. v. Frevel 3. .Haben zu
richten um alle frevenheit und um alle ding an [ohne]
allein über das bluot.' 1424, Gfrd. - Mhd. vrn-eihrit,
Kühnheit, Verwegenheit, Frevel.
frevel-, fröven-lich, frevelich; freveliB; Obw:
Adv. 1. keck, herzhaft, ohne Bedenken, ohne Scheu ;
zuversichtlich = frevel 1. Du darfst das fr. due"
Obw. Säg fr., sage geradezu, offen heraus S (Holst.).
!''• han im 's nid g'rad eso fr. vur Allne" dörfe" säge"
BBelp. Die nit ernal Schueh vermöge', mit dene' si
fr'ecelig dörfe* über d' Gass gä', ice'" ds Tau no"'' o"
de" Steine" hangi. N. B Kai. 1840. ,Der bar fallt in
[den Jäger] fröfenlich an.' Tierb. 1563. .Confidenter
facere: frevenlich oder handtlich tuon.' Fris. ,Doeh
will ich auf diser Meinung nicht freventlich ver-
harren.' JLCvs. 1661. .Wie in allen Sachen, so mensch-
licher Gedächtnuss entfallen, nicht frevenlichs zu
schliessen, also will auch ich einem jeden sein Urteil
freigestellet haben.' Wdrstis. 1765. — '2. freveli iconc",
fröhlich 1. S. v. frömüetig, d. h. in einer Wohnung mit
freier Aussicht B (Dkr); vgl. oben en fr'evne Blick
i" d' Natur. — 3. frevelhaft, gewalttätig, gesetzwidrig.
Über ,frevenlichen' Todtschlag s. Segesser II, 607.
,Allerlei Üppigkeiten, muotwillen und freftliche laster.'
B 1628. — Mhd. vrivelHch, nnitig, verwegen, übernüitii;-,
rücksichtslos, gesetzwidrig.
frevelbar: als .Frevel', niedriges Vergehen, straf-
bar, in die Kompetenz des ,Frevelgeriehtes' gehörit;-.
1027, Bs Rq.
frevlen, -nen: 1. „kleine Diebstähle in Holz
oder Feld begehen;" Vorschriften der Feld- und Wald-
polizei übertreten, bes. sich am Gemeineigentum des
Waldes vergreifen Gl ; Z. Das ist nw g" frevlet, nüd
g'stole" Z. ,Die [-jenigen] strafen, so in semlichem
Wald mit holzhowen freflend.' JJRüeger 1606. Auch
trans. z.B. , ein Sägholz fr.', entwenden. Schild; .eine
[vom W^ind umgeworfene] Buche fr.' Wolf. Bauern-
gespr. — 2. übh. eine Rechtsverletzung an Personen
oder Sachen begehen, sich an Jmdm oder Etwas ge-
waltsam vergreifen, Gewalt üben. ,Wär sach, dass
jeman frefenti vor rat ald vor gricht, mit Worten
ald mit werken.' Ap LB. 1409. ,Der sich syns lybs
und lebens weren muoss gegen dem, der erstlich an
im frefnet.' ebd. ,Wär dass da in denselben stäfeln
[Alpweiden] ieman ütz freventi, oder dem andren
unrecht tat, also dass es buosswirdig war.' Hofr. Sohw
Wangen. .Jedermann soll dem andern furfall geben,
sonst mag einer selber nemen uml dann nit gelri^felt
haben.' Meierrod. ScnBuchb. 1433. , Welche personen
i
1289
Fraf-fruf. Pras-fruff
12Ö0
in Jeiu gottshus mit gewerter haud fröffnet.' 1557, Arg.
Mit Acc. P. beleidigen, verletzen. ,lst ouch das ieman
gefrefnet wirt und er es nit klaget.' 1538 (resp. 1350), Z.
,Wer den andern frefent under synen ruessigen rafen.'
XV., Z. — 3. unpers.: fester gefrieren Bodensee.
Mild, vrt^velen, vri'veiien, gewalttätig, gesetzwidria; haudeln;
trans., gewalttätig behandeln, sich Vergreifen an — . Die
(viell. noch weiterer Bestätigung bedürftige) Bed. 3 beruht
wohl auf der Yorstellung ,hart werden', indem auch ,freveln'
in der gewöhnlichen Bed. eine , Härte oder Verhärtung' des
Siunes voraussetzt. Vgl. engl, keeii (kühn), auch : scharf,
schneidend, z. B. von Kälte; und frz. hardi, kühn, aus dem
deutschen ,hart'.
ver- = frevlen, sich vergehen. ,Dass man die
übertretter, do sy verfrevlen, strafen möge.' 1529,
AbSc'H. — Mhd. rctt. sich vergehen; trans. etwas verwirken.
Schmell. l'^ Sil.
Frevler, -ner; 1. „der kleine Diebstähle in Feld
oder Wald begeht." Walddieb B. — 2. .Frefner,
Frevler', der die Bussen für , Frevel' einzuziehen hat.
XVI., ZWint. — 3. Übeltäter. .Übeltäter und frefner
strafen.' 1530, Absch. ,Der frevenler soll gestratt
werden.' 1539, B. ,Die frefner und praticierer.' Kessl.
„Hülz-Frevler: der verbotener Weise Holz im
Walde haut und nimmt, etwas verschieden von einem
,Holzschelm'. der schon gehauenes und aufgerüstetes
wegschleppt."
Frag — frug.
Frag (-Ö-) — Dim. FrÖgli; Frägi B: 1. wie nhd.
's hat d' Fr., es ist die Frage, fraglich, kommt darauf
an Z. Vorwitzige Frager nach dem Mittagessen (od.
nach einem Geheimniss übh.) werden mit dem Vexier-
bescheid : Wunderli (G'wünderli) - Suppe und Frogli
(Ap; GBern., Frägerli Gl; ZO.) drin abgespeist; vgl.
Frägli-Fresser, -Hüs. — 2. peinliche Frage. Verhör,
Tortur. ,Gegen N. N. soll man bei diesen klaren In-
dicien mit scharfer Frage und der Tortur vorgehen.'
1641, Absch. Vgl. fragen. — 3. Fragestück im Kate-
chismus ApK.; B; GrD.; ZO. S. Frag-Btiech. D' Frage-
ufsäge" (usse chönne"), die auf die Katechismus-Fragen
gegebenen Antworten auswendig hersagen (können).
,Ich habe allen Respekt für die Frägi, wenn ihr sie
mit Verstand und christlichem Sinn, und nicht nur mit
dem Gedächtniss lernt.- Kasth. 18'29. Als PI. auch
= Katechismus übh. ApK.; BHk. In ApK. wurden
die grosse" Frage" [der grosse Z Katechismus] von den
Mine" Fr. (auch FrÖgli), den Ulrich'schen Fragstück-
lein, unterschieden. Er cha"" d' FrÖgli ond d' Frage".
Zu 3 vgl. hennebergisch ,in die Frage [iu den Koiifir-
manden-UnterrichtJ gehen.'
Um-: wie nhd. Wird die gross Omfrög an der
Landsgemeinde gehalten, so werden alle Mitglieder
des grossen Rates um ihre Meinung befragt; chli
heisst die 0., wenn lediglich die 10 ersten Staats-
beamten zum Worte gerufen werden ApA. Im ä.Recht
die Fr. des Gerichtsvorsitzers an die einzelnen Bei-
sitzer (ürteiler) nach ihrem Urteil. ,Präsident, der
die umbfrag hat: rogator sententiarum. Die u. des
richters, was meinung ein yeder seie: disquisitio.'
Mal. — Mhd. umhevräye, dass.
Ur-: in der ä.Rechtsspr. die Anfrage des Gerichts-
vorsitzers an den gesammten .Umstand'. ,Da begert
; der fürsprech eins rats [eine Beratung]; der wart im
nach des richters urfr. erloubt' 1394, Hofr. ZoBligg.
,Der richter fragt demnach der rechtsprechern etwan
manchen; uff das liebt der richter die urfr. und spricht:
will niemand wyters urteilen?' XV., Gl Blutgerichts-
ordn. In der Stelle aus dem Dorfr. Hasli: , Ungebühr
und urfrag. Welcher ein fuess uf die stüel setzt,
da die 12 [Richter] uf sitzend, verfallt 3 ß und ein
u. 3 ß.' (Ztschr. f. schwz. R. X b, 47) scheint das un-
berechtigte Begehren des mit dem Urteil der Schöffen
Unzufriedenen verstanden werden zu müssen, dass der
Richter das Volk anfrage, oder auch das unberechtigte
eigene Stellen einer solchen Anfrage.
Das Subst. , Urfrag' entspricht dem Vb. ,er- fragen' wie
,Urteil' dem Vb. .erteilen' in dessen älterer Bedeutung.
Na'^''-Fr. : 1. Nachforschung (nach Etw.). .Ohne
n. lybs und guets, eigenschaft oder pfandschilling,
ussgelassen einen hauptfal, ob es ein mann ist.' XV.,
JvMüll., Schwz. -Gesch. - 2. wie nhd. In der geziert-
höflichen (modernen) Antwort auf die Frage nach dem
Befinden eines Familieugliedes : I"'' danke der (oder
für d') Nä'''-Fr. ZStdt. — Wunder-: neugierige
Frage. ,Uf angezogene Wunderfragen mag Niemand
bass antworten, wann . . .' Ansh.
G'fräg, G'fräg, G'frög — n.: wiederholtes Fragen
Bs; B; Z. 's het natürlig jetz im Säl e g'waltige Uf-
stand ge" und e Gfrög %md e Gschrai und e Dur-
enander. Breitenst. 18G3.
fraglen s. fräglen.
frage- f-ö-J Aa; Ap; Bs; B; Gl; L; Ptw.; GG.,
Ta., T.,Mels; ScnSt.; S; Z, fröge" C-ö'-J AaK.; Ap; GF.,
T.; Z, frage" (-e-J BBe.; GrD., Pr.; P tw. (auch -ie-?J;
GA.; aScuw; TB.; W, frigju WUnterbäch. - Conj.
Prät. frieg neben fragti, frogti: 1. wie nhd. Wer
frogt, gid nid gern. Ikeichen. 's ist um 's Fr. z' tue",
es handelt sich nur um 's Fr., so erhält man die Aus-
kunft oder übh. das Gewünschte Z. 's Fr. chost't
Niki und lehrt Mängs. Ineichen. Frag vil, so erfahrst
vil. ebd. Vil Fr. macht witzig, aber u'werd [unbe-
liebt]. SuLGER. Wer vil frogt, göt vil ir [irre] Bs.
Besser zwei Mol fr. als ei" Mol verirre". Ineichen.
Mit Fr. chunnä-men uf Born. ebd. Me" cha"" fr.;
es ist Dutsch bis i" 's Welschland i-e. ebd. Wer wit
froged, tvürd wit g'icise" {g'schickt Aa). Sulger. Fr.
isch erloubt! sagt man zu seiner Rechtfertigung B; Z.
!"'• wott (wett) au''' no"'' fr.! als ob das noch fraglich
wäre Bs; Z. G frogt hättist, wenn-d 's (iez) wüsstist
Aa; L; Schw = g' fraget hast (und uf de" B'richt
cha""st warte") Z, grobe Antwort auf eine Frage, die
man nicht gerne beantworten will. Das frag! hält
man dem entgegen, der eine überflüssige, einfältige
Frage getan hat W. I"'' ha" noch nit gfregt, meine"
tuen i''' wol PP. I" d' Em fr., sich als Schnitter
anbieten Z. M'r seil [man sagt], es heige d' Buebe
d' Meidli jo o" d' Fasnecht g'frogt, zum Tanz, zum
Wl". Schild 1860. Bi Einer nach Vater und Mueter
fr., coire cum femina Z. Auch konstruiert mit der Präp.
,an- Aa; Ap; Th; Z (wie mhd.). Wenn t''» dar [darf]
an-V'' [euch] fr. Merz 1830. An Einer (Eini) fr.,
bei ihr um ihre Hand anhalten Z. Die Konstruktion
geradezu mit Dat. P. (P silv.) ist derjenigen von ,do-
mandare' der ital. Nachbaren abgesehen. — Der Inip.
als Ausdruck der Verwunderung. Juhe! Was cliam-
mer [kann mun] bim Wetter [der Tausend!] aw'' g'seh!
Frag, bin i''' im Himmel? JKdMey. 1844. Der Imp.
12P1
Prag— fni":. Fragg— frngg. Prah-früli
1292;
,Frag' als' Hundename 1504, Z Taschenb.; vgl. ,Byss'.
H Fröge's mache", viel und weitschweifig, eingehend
fr. Bs. Allitterierend verbunden: frigjic und frusku
= bitten und beten, mit vielen Worten anhalten W.
U'g'fraget, mit act. Bed. Z. ,Wir giengen ungefragt
hierhin und dorthin.' Stutz. Do darf 's ung' fraget
Chörtier ne". JJKdMev. 1844. — 2. peinlieh ver-
hören, mit der Folter inquirieren. Auch etwa: .mit
dem Seil, mit der Marter fr.' Vgl. Frag 2. ,üb aber
der bös lüint inmässen gross wäre, dass die person
äne fr. nit billichen ze lassen wäre, so soll man die-
selben person an ein seil legen und damit oder in
ander wise so nachfragen, dass es gnuog sie.' 1450, Arg.
Mhd. vrägen nnd vrlijen (gut. fmlhnan). Die Unilautuug,
welche iu unseren MAA. tw. Platz gegriffen hat (und vor der
starken Beeinflussung durch die Schule wohl vorherrschte),
mag durch mhd. -e- den Anstoss empfangen haben, aber sie
geht durchaus von der Form mit a bzw. o aus und ö', S-,
•c, «' sind auf provinziellen Lautgesetzen beruhende Nbfen
und etymologisch gleichwertig. Ob dagegen die ä- Formen,
welche in ä. Litt., z.B. 1457, UwE. Mscr. ; 1495, GKüchen-
ordn. (,an den mülimeister fragen, ob vil in der müli syg');
und bei NMan. begegnen, als Fortsetzung des mhd. vrrgen
sollen betrachtet werden, lassen wir dahingestellt und be-
merken nur, dass der heutige Lautstand der betreifenden
MAA. z. T. nicht stimmt mit diesen liter. Angaben. — Betr.
die Konjug. streiten sich starke und schwache Abwandlung
und im Präs. Ind. und im Ptc. Perf. sync. und volle Form:
fruijist mii fragst, (g)/raget und (g)fragt. lu den sync. Formen,
und wenn ein Pronomen sich anlehnt, verkürzen gewisse
MAA. den Voc, z. B. fr&j-mi''> Aa.
über-fragen: mehr fr., als der Andre beantworten
kann oder darf, zu viel fr. Da bin i''' (da hast mi''')
überfraget, darauf weiss ich keinen Bescheid Vükte;
Gl; 6; ScH; Z. — Vgl. mhd. übenräi/r, überfllissige, uu-
gehörige Frage, Einrede bei Gericht.
um-: Umfrage halten, allg. In ä. ßeehtsspv. auch
tr. : ,Also hab ich obgenanuter richter die urtelsprecher
umbgefragt uf ir eid.' 1530, Absoii. — er-: 1. durch
Fragen herausbringen. Mit Acc. P.: Wohnung und
Aufenthalt von Jmdm erfahren, ihn finden G; Z. I"
dere" grosse' Stadt hän-e [ich] -ne [ihn] schier nüd
erfrage" chönne' GA. — 2. befragen, ausfragen, ver-
hören. ,Als man N. N. erfraget, so ketzery gezigen
wart' 1540, Amtsrechn. ZGrün. ,Der Stiftung halb hab
ich die Priorin erfraget.' ECvs. ,Barthli soll wegen
seines Saufens an Sonntagen erfraget werden, wo und
wie viel er getrunken.' 1731, ArTrog. Eatsprot. —
ÜS-: 1. m. Acc. P., wie nhd. allg. — 2. m. Acc. S., ganz
abfragen, überhören. ,Alle Mittwochen und Samstag
solle der ganze Catechismi, so weit es ein Jeder kann,
ausgefraget werden.' 1737, Schulordn. Ar-Heiden. —
na.chhin (nä-ej-, mit Dat. P.: sicli bekümmern um
.Imdn, sich ihm unterordnen, gehorsam sein Z. Er
fraget sim Vater Nüt nahe und macht, was er will.
Audi mit Dat. S. : Fr fraget fdjem Nüt dfnöhe, das
ist ihm alles gleichgültig Z.
G'frägel n. = Gfräg Bs; B. ,Wcnn die Frau
Nichts brauchen soll und über jeden Kreuzer ein end-
loses Gefr. ist.' GottH. — Zu frUglm.
Frägi m.: zudringlicher Frager. Kindern wird
auf die Frage, wer Etwas getan habe, wem Etwas
gehöre, die Antwort: de (dem) Frögi, zu Teil ZG.
Syn. Frägler, Frägli.
frägle" f-ö-, -e-J: listig, behutsam, aber wieder-
holt und unablässig fragen, forschen, allg. Diis vird
es Wungere" [Wundern] ge' nnd es Frögle". BWyss
1863. ,Der Herr Pfarrer hatte Nichts zu frägeln [im;l
Examen].' Gotth. ,Der vil fröglet, der schwätzt's
gwüsslich aus.' 1531/48, Prov. ,Wer da Lust bette
zu fr., warumb Gott die Sund zugelassen.' JMiLL.
1661. .Quieritare, oft suchen (forschen), fräglen.'
Dexzl. 1677; 1716; ThSi'ieser 1716. ,Er dörfte nicht
so vil fräglens und gespöttwerks machen.' ClSohob.
1695. Syn. förschlen. — er-: durch Fragen heraus-
bringen, herausklügeln, allg. ,Eruere, investigando
elicere: erfräglen, mit nachhinsuochen oder -gründen
erfinden.' Fris.; Mal. .Wir, die wir gern vil fräglen
und wüssen wollen, wir sollen nicht e. und wüssen
wollen solche Ding, die Gott ihm äelbs vorbehalten.'
JMüLL. 1666. S. noch erfärlen Sp. 897. — üs-: aus-
fragen, mit verächtlicher Nebenbed. des Kleinlichen
und Zudringlichen, allg. Die tüsigs Wiber send gär
g'wondrig, si wöred [würden] -di''' alli Bröseli usfrögle"
Tu (Schwizerd.). Sl"s Wlh, die herrli''' Frau Bas,
hat halt nüt Anders z' tue", a's die ganz Wuche vw
3i~(s z' Hüs z' laufe" und d' Lüt usz' frägle". Gl Volks-
gespr. 1884. ,Sie förschelten und frägclten mich aus.'
UBragg. ,Frägelt jeden Floh aus, wie ein Dorfschul-
meister.- HPest. 1781 = ,fragelt wie ein D. Alles
selbst aus.' ebd. 1790.
Frägler ra.: zudringlicher, hartnäckiger Frager
B; UwE. ,Percontator, ein frägler (nachfrägler), der
alle ding erfragen, erfärlen und vernemen will.' Fris.;
Denzl. 1677; 1716. ,Gott liebt nicht die Fr., sondern
die Täter: Dens non amat qua;ristas sed curristas.'
AKlingl., Dek. 1702.
Frägli (-i5-) m. : lästiger, neugieriger Frager Aa;
Bs; GA.; S; Z. De'' Friigli! Scherzbescheid auf die
Frage: ,Wer ist Jener?' Z.
1256.
frii
/'•'
Fragg frugg. Vgl. auch die Gruppe Fraik usw.
friggassen: rösten. ,Unser falschen propheten
Pieformatoren], die doch eins teils, Gott syg lob,
frigasset sind.' Salat. ,Frigere, infrigere: rösten,
gassen, präglen.' Fris.; Mal.
Frz. fricaaser, Fleisclistilcke, Gemüse etc. zerhacken
durch einander in einer Brühe schmoren.
Friggassete f.: gehacktes Fleisch Gl. -
frz. fricassee, gespickter Kalbsbraten.
Frugg s. Frutt.
die •
]n- \
und
Frah— fpuh.
friieh, friicch BE., Stdt; F (früch); L; S tw. —
flectiert früeje, früje (frilije) Aa; Bs; F (früja); Gl;
Gr. früechc Aa; Ap; Bs; BE., Stdt; L vorw.; S
früene Aa; L; Z — wozu als Neutr. überall friles
(früis) — Compar. mit pleon. Endung frilecherig A?,
frü'nerig Z tw. — S u p. früest, früejst oder früeclist,
früenigst (L tw.) — als Adv. friio WV., sonst früe,
früei, friiji, friiech: früh, wie nhd. (allg.). De'' chunnt
früeh, lässt nicht lange auf sich warten ; auch iron. Z.
Bis er chunnt, ist früeh hi" [verflossen] nnd spät dö Z.
— Amplificierend: Früecher vor ölte Zite S (Joach.).
Vn" früe (früenem) uf, von früher Jugend an Aa.
Fiah früh. Krack-tViuk. Fnil IViil
1294
Insbüs. a) früh am Tage. Mit Bez. auf Frühregen:
Friiechi Gest dtire" nie lang, aber chömme" gern
ii-iilcr umme [zurück] S. Wer am Morgu f'ruoh uf-
slvif, i'rissf, was er am Tag zuotreit [verbraucht, was
r Miiiiiuolt] WV.; sonst heisst es: FriieU üf und spät
ii(,U-r Bringt verlores Guet ivider. Früeh, früeh! erhält
ili r früh an der Arbeit Stehende zum Morgengruss.
Fruch äersue und spot dervö" Z. — b) fr. im Jahre;
Tgl. Früeli-Jär, Früeh-Bluem , Früehling. En früeje
Chue, eine früh trächtige, die daher zwischen Sept. und
Neujahr kalbt Gr. Früeje Wisen, die zwei Mal gemäht
werden können Gr; frües Krüt, der (früh spriessende)
Spinat, ebd. Vgl. auch die Flurn. Früehberg Zg, Früeh-
hof GT. und FrüeJtrai" ZBachs. — c) fr. in Bezug auf
natürliche Reife. Früeh Ziinli — fr. G'sjtänli = oin
Kind, das sich besonders rasch entwickelt, erhält bald
(irschwister Z. Laufen, als ob Eine'' mit-ema z' früje
IJuiifjon] Stier in-er Blacha z' Mainsäss weit [auf die
\'nialp wollte] GRPr. (Schwizerd.).
.Mild, vrüye Adj., ot-üc, m-uu Adv. Ältere Bele(re mit ge-
»inti'in Umlaut zeigt das Adv. z. B. 1405, Ap Krieg; Hallj-
ii.r: Lied ca 1446. — In ,morn frileg." 1531, Strickl.;
.Fiikgüf.' Geschlüclitsu. Bsiid 1527 uud soust in alter Schrei-
liiiiig ist wie in ,fr1g', iig (»dg) u. a. das im Anslaut schwer
s|iriMlibare j consolidiert, während es in der gesprochenen
MA. tw. noch (im Auslaut als Voc.) fort besteht. Wo es
^'aiiz aufgegeben ist, trat vor vocalischer Flexion meist n
■ Mirr <:k dafür ein. Beides aus euphonischen Gründen, aber
l'rstiijimt durch die falsche Analogie der Fälle, wo voca-
li-ilur Auslaut durch Ahstossung von n oder c/i entstand.
U ;ili lend aber keine Grundform /rücn (wie/rtn, s./ri Sp. 1256)
gcw.igt wurde, ist dagegen ch geradezu als stammhaftes an-
genommen worden, daher auch frücch. h im Auslaut hat
keine phonetische Bod., kann also auch nicht ein c7i gebären.
Früehär: Apfelsorte s. Sp. 65 u. 368.
früehen fneje'NDW, früe-e" GO.: früher kommen.
V Sunne friejed, steht jeden Tag früher auf. Gegs.
späten. — über-: früher sein als..., Jmdm zuvorkom-
men, es Einem zuvortun. ,Also hattent der eidgnossen
knecht sy [die Zürcher] Überfrucht und gritfent s' an,
und ee das die panneren darzue kaniind, do hattent
die gueten gesellen den vyenden die flucht ange-
wunnen.' Fründ.
Mhd. vrüewen, vrüejen, refl. sich früh zeigen, aufmachen;
üler-, sich sehr früh aufmachen, Kiucm zuvorkommen. , Über-
frucht' [u statt ue?] zeigt den sog. Kückumlant und ist ein
alter Beleg für das Eintreten des i7i. Tschachtlan, der das
W. nicht verstanden, liest ,übcrznckt'.
früeherig s. früeh.
Früehi, Früeji, Friiechi, Früeni f.: Frühe, allg.
In einer (aller) /<>., sehr früh.
früehlachtig, -lechtig: ziemlich früh am Tage
oder in Bez. auf eine festgesetzte Frist Bs; ZO.
Früehli Früeji n. : ein im Spätjahr geworfenes
Lamm W. Gegs. Spätli. Vgl. früeh b.
rrüehli"g m.: Frühling (nicht recht volkstüm-
lich, s. Langsi, Ustagen). Früehjör [als Kalenderzeit]
ist nid Fr. [als mildere Jahreszeit] L. Über die Feier
des Frühlingsanfangs durch Ausflüge der Jahrgänger-
vereine in St. Gallen s. G u. Unig. 18.59, S. 176. ^
früehli"gc". Es frücliligct: die Vorboten des Früh-
lings erscheinen .Vc; 'A.
Fra(c)k— fru(c)k.
Frack m.: Kleidungsstück, wie nlul. allg. Er ist
nid suber (er häd Dreck, Öl) am Fr., hat keinen unbe-
scholtenen Ruf mehr L; Z. Jnidn bim Fr. ne", ihn
festnehmen; auch fig. , ihn hernehmen mit Strafe,
SchlägenZ; Syn. Feclcen Sp. 729. Es hät-en am Fr.,
er ist getroffen, erreicht, verraten, verloren (physisch
und moralisch) Z. I''' hä" seho' gineint, es hei mi"''
am Fr.; Syn. s. g'e"; Bändel. Es langet zu-me' Fr. Es
langet no''' nüd zu-m-enc Fr., wenn man zu wenig
Münze hat etc.; iron. zu Einem, dem man Schläge
versetzt Z. Er wur-em [würde ihm] gern en hölzene'
Fr. ä"lege", sähe ihn gerne todt im Sarge ZRafz.
Frz. frac, fraque; viell. gleichen Ursprungs mit ,Früc';
s. unser Flocke^ II.
ab-fracke": gemein für sterben AAZein. Syn.
abkratzen, -reisen, -seglen, -schieben, -dämpfen.
Frick Frigg, Koseform Friggschi: Taufn. Fridolin,
auch Friedrich Gl.
Fral — frul.
savoyischcr Fünfer
Frailler m. : eine Münze
,Frowler.' 1422, Geschf. Ges.
So benannt, weil das Bild ,Unsrer Lieben Frau' mit dem
Kinde (od. wie sie später beschrieben wurde, ,zweier Köpfe')
darauf stund (vLiebcnau). Wie ,Fräucler' (s. Sp. 1254) vom
Dim. des Gruudw. abgel.
Vröle" PI.: Pocken. Die ivilde Fr., Windblattern
GRh., Sa.
Mit verschobenem Acceut aus churw. i-imln und ilii's,
wie das frz. vnritde und das ältere rrruh- aus in-nlat. ntiiulii.
Hjun. Fdl S Sp. 770; Fezen Sp. 1151.
VrÜleli n.: I.Veilchen GfiPläsch. - 2. wilds Fr.,
Hundsveilchen, viola canina GWe.
Vgl. Viole Sp. 633 if., aus welchem es wie Vinü/i, ViMe
durch Einschiebung (in erster Linie wohl durch Wiodcr-
hohing des l, ' Vilok; * VhAe, welches dann aus euphonischen
Gründen an r vertauscht wurde) entstanden ist.
fralchen = oer-aZc/icw s. Sp. 187.
Fram (framml-frum ifrumml.
frem s. fremd. freimen s. fnen.
Friiniing Frlmig Z IS., Pfr- AaF., Pfriemig „B
Längenberg;" ZWangen, Frinig AAFri.; ZO. — f.
D' Fr. ne" (mache"), einen rechten Winkel herstellen,
z. B. indem man (bei Bauten) mittelst einer Messlatte
(i' am einen, 8' am andern Schenkel und 10' als Hypo-
tenuse fgrö-fsi Fr.) oder .3' resp. 4' an den Schenkeln
und 5' als Hypotenuse abmisst (ehltni Fr.). Es ist
i" der Fr., rechtwinklig. So bes. bei Aufstellung eines
Baugespanns, wobei in den Ecken des zu erstellenden
Gebäudes je 3 Pfähle rechtwinklig aufgestellt werden,
d' Fr. schlö" [schlagen]; daher auch: die Ausmarkung
des Fundamentes durch Schnüre, welche über die auf
den genannten Pfählen befestigten Latten gespannt
werden, um den Grundriss des Gebäudes anzugehen
Aa; „B;" Z. Die normale Richtung übh. Eine Wand,
die aus den Fugen gegangen, sich tw. verschoben hat,
muss man wieder i" d' Fr. bringen AaF., Fri.
Viell. 'ver-nmung zu ahd. rim, Reihe, Ordnung; rimen,
zählen; in frz. MAA. enrimer, symmetrisch zsstellen. In Betr.
Fiaiii, l'i-eui. t'riiii, l'roin. tVuin
1'29('»
der Form wäre nihd. vlicHcn für Verliesen zu vgl. Die Formen
mit j]f-, sowie die Aiisspr. oder Schreibung mit ie scheiuen
sich an Pfrimi anzulehnen; vgl. ,abstecken'.
Fromm m.: Vorteil, Gewinn, Nutzen, Woiil, Heil,
formelhaft mit Synn. verbunden. ,Dass [der Eidge-
nossenschaft] von irem anfang har die heilig kilch
wol erschossen [zu Gute gekommen], fr., nutz und
ehr gebracht hab.' Ansh. ,Des Gottshauses Fromb
befürderen.' XVII., Arg. 1861. — Mhd. vrum(e), vrome
m., dass.
fromm, frumm Sch; U; ZO. : 1. leistungsfähig,
tüchtig, wacker. ,Dise männliche täte [in der Schlacht]
band die frommen Glarner getan.' 1388, Näfelser
Schlachtlied. ,Ir frommen eidgnossen band mengen
redlichen mann.- 1440, Ragatzer Schlachthed. ,I)ass
jedes Ort einen frommen Knecht dahin abordnen soll,
um das [Schloss] hüten und schirmen zu helfen.' 1521,
Absch. S. noch Antlit. Daher als Titel in den Zu-
schriften an die Eidgenossen gefordert. Anrede- des
Gross-Herolds: ,Fr., fest, fürsichtig, ersam herren.'
RuEK 1550. — 2. rechtschaffen, ehrlich, redUeh
Aa; ßs; B; GrD.; L; S; U. ,Prumra sind zu Basel
nach der geraeinen RA. nur Dienstboten, wenn sie nur
keine langen Finger haben, auch wenn sie im Übrigen
fluchen u. a. solche Dinge treiben.' Spreng. ,Der ist
sonst nit recht fr.', entwendet bei Gelegenheit, was
er kann STierst. ,Man macht kein Schloss für fromme
Leute.' SuLGER. .Einer wirt seiner Gschicklichkeit
halber grüempt; wyl er aber nit gar fr. dorzue war,
sagt Einer: Ja, was d' Augen sehend, das könnend
d' Hand erwutschen.' Schimi'FR. 1651. Syn. treu. —
3. im religiösen S., wie nhd. allg. Wer Nüt cha'"
rceder fr. st", muess go" bettle" L (Ineichen). Wer fr.
ist, tue recht und lass Gott icalte". ebd. Z' vil fr. ist
schlimm, ebd. Halb fr., halb Schalk, macht die beste
Schick, ebd. Vor Altem dumm und frumm und jetzt
(j'lcrt und verchert U. En Frumme, ein Pietist Sch; Z.
— 4. gutmütig, ohne Tücke, harmlos, von Menschen,
bes. von Kindern und Dienstboten Aa; S. Ifr Benz
göt uf 's Wibe" üs! Hätt g'meint, de tvär vil z' fr.
und vil z' schüch d'rzue. Joachim 1883. Zahm, ruhig,
treu, von grössern Haustieren Aa; Bs; BM., Si.; L; Z.
üs fromms Boss, das nicht ausreisst. B'hüet Gott-mer
alli mini Fiomme", dass Keines mer fress der Bär BE.
Kuhreihen, neben gleichbed. Lobe". — 5. auf Sachen
angewendet: , fromm Härlein', schlichtes, kurzes, beim
Kämmen nicht widerstrebendes Haar Bs (Spreng). —
Mhd. vrum, vrom. Comp. ,frümmer.' 1587, Jereni. — Abi.
fromvisleti.
un-: 1. untreu, unredlich, diebisch, bes. von Dienst-
boten Bs; „B; Vürte; Sch." .Ein bös wyb, die weder
hus haben kann nacli will, und erst überdas unfr. an
im ist.' LLav. 1584. — '2. gottlos, unehrbar. ,Es würt
ouch alle frowenzucht dess [desto] schwecher und un-
frömmer.' ZwiNGLi. ,Dass kein priester handle wider
die Satzung, in synem hus oder ussenthalb unfrommen
oder anderlei goschlechts zuo erhalten.' 1567, Gfrd.
— gold-: treu wie Gold. Spreng.
frommen, frumme f-ü-J: 1. fördern, nützen,
helfen. ,Wenn 's Euch frommt [beliebt]', Höflichkeits-
forracl = s'il vou.s plait WLö. Beatrix von Wolhusen
schliesst ein Geschäft ab : ,durch unsers gottshus nutz
und frommung.' 1360. Z Staatsarch. , Durch nutz, from-
mung und fürderung willen.' 1551, Hofr. ZoBnon. —
2. bewirken, veranlassen, verschatfen. ,[Ich schwöre,
dass ich darumbe dien burgern ze L niemer lastei
noch leit tuen soll, noch fr. [soll] getan [werden].
1347. Gfrd. .Aller der, so sich gegen dem gewalt
der raten gesatzten [auflehnten] alder gefrumden, wie
derselbe gewalt abgeworfen wurde.' XIV., Beitr. Ladp.(|
— 3. frumme', zum Voraus bestellen, machen'
lassen, aufgeben Th. ,So jemand einem maister ein
arbeit verdingt oder frömbt (an in gefrömbt hat).'
1504/32. G Ratssatz. ,Ir sölltind wüssen, was früm-
men wäre, nämlich mit eigentlichem andingen be-
stellen. Also habend die alten geredt, sy habind by
dem Werkmeister das oder das zuo machen gefrünibt.'
HBuLL., Widert. 1561. ,Doch wellichem unter ihnen
[den Feilern] von jemand dergleichen gebächt [Gebäck]
gefrömbd wurde, der mag alsdann dieselbigen wol
bachen.' 1599, Z Batsordn. .Frimmen etwas zu ma-
chen: imperare aliquid artifici, conducere aliquid fa-
ciendum.' Denzl. 1716. — 4. opfern, Opfer dar-
bringen, stiften, spez. um Messen lesen zu lassen.
,Dass enhein mann noch frowe suUen frumen ze dien
bruodern, wan [es sei denn] dass si der bruoderen
hotten den pfenning leggen sun [sollen] in den köpf
[Becher] und dannen gan sun.' ä. L Ratsbüchl. ,Dass
ich umb rayner sei heil gefrumet han und gestiftet
ein alter in dem krüzgange des gottshuses.' 1303, '
Gfrd. Bei Leichenbegängnissen in der Kirche an- -
gelangt, wartete man der Seelenmesse und , frommte M
und opferte'. Bs XIV. ,Soll ein kirchmajer zu den I
drig messen frumen und opfren.' Anniv. v. TuGachn. 1
,Wenn ein mensch stirbt, da süllen die laidlüt nit
nie ze früramen gan, denn selbvierd.' XIV., SiAniK.
Diessenh. ,Das im uf dem altar gefrömbt und ge-
opfrot würt.' G Arch. ,Darurab die mess gefrüniet
und gestiftet ist mit des obgenannten N. N. guot. Es
ist ouch ze wüssen, dass N. N. und syn wirtin an dem
selben gericht die göttlichen gab frumden und gaben
mit allen dien stucken, als hie vor geschriben stat.'
1399, Gfrd. ,Quod plebanus presertim illam oblacio-
nem que dicitur in vulgari das frumen ipse recipiat.'
1424, S Stiftsstatut. ,Den erlös gab sie an bild in den
kor und frumt sonderlich das gross crucifix.' Anf. XV.,
G Hdschr. .Ouch ist von alter har kon, dass uf h.
wienacht jekliche efrow ein haller frumen und ein
brot opfern und ze Östren jeklich efrow ein h. fr. und
3 eiger opfern [soll].' 1488, Gfrd. ,üb wir schuldig
syent zuo began begrebtnussen, sibent, dryssigost,
jarzit, kerzlibrennen, opfern und messfrömmen.' 1524,
Strickl. — 5. ehren. .Der burger sollt den edelnian
billich frommen.' 1405, Ap Krieg.
Mhd. vrumen, -o-, -ü-, förderlich sein, schaffen, bewirken,
bestellen, stiften. ,Messen pfriimmen', noch in der MA. des
Oberelsasses. 5 , ehren durch Darbringung der schuldigen
Ehrenbezeugung im Grusse'.
a,'^ - frü^mme" f-ö-J G; Scu; Th; ZSth., „-fremde'
VÜRTE, -frümde", -frilnde" Sch": Etwas bei einem
Handwerker bestellen, machen lassen, auch bei einer
Zahlung, einem Vertrag sich ausbedingen (Syn. an-
dingen) „VOrte;" G; Sch; Th; ZSth. , Das Siegel sei
viel zu subtil gestochen! Also muss man beim Schlosser
oder Hammerschmied eines anfrömmen?' Gprd. ,Wenn
Jemand Etw. bei ihm anfremdt und [es] nicht gefällt,
ist man nicht verpflichtet, es zu nehmen.' 1804, L
Inserat. Auch ,im Wirtshaus bestellen' L; Z (St.'').
Anzeigen, ansagen. I''' han-im 's scho" lang Wgfrümt
W
Kr
-frillil. Kraiii.l -rnuiul
1298
er mües mer cn Huck mache" iSciiSt. Mit Ate. P. :
,Mein Mann hat scliuii ein paar Musikanten aiige-
frümnit, die müssen am Abend aufmachen [spielen].'
1881, Si.'H Pilger. — 2. eine Sache anfangen Soh.
An-Jrümlen setzt ciu aus dem alten Subst. frümcdc, alid.
ßtimida, abgeleitetes 'frümJen voraus, aus welchem es durch
Akkommodation des labialen Xasals aa deu folgenden Üental
(wie /leiirf aus fremd) umgestaltet wurde. Anfremden, viell.
ähulich zu erklären oder volksetymologisch an , fremd' an-
gelehnt (bei einem Fremden oder ausser dem Hause statt
in demselben machen lassen), stimmt mit seinem Stammvoc. zu
mild, cremen (von vram), während frummen zu vrum gehört.
Fromm(ig)keit f.: 1. Bravheit, Geradheit, Recht-
schaffenheit. ,0b wol bei den frommen einfaltigen
Teutschen gar kein bossheit, sonder alle frombkeit
vorhanden gewesen.' HPantal. 1.578. — 2. Frömmig-
keit Bs (Spreng); HPest. 1787. - Mhd. rrum/.eit ans
vrumeeheit.
frommiglich(eu): 1. tüchtig, tapfer, getreulich.
.Hicltend sich den krieg uss frommklichen an eignossen.'
Edlih. — 2. fromm. ,Frommiglicli leben.' ClSchüb.
1695.
frommsam = fromm. .Wie sie uns mit fronim-
sanien Worten solcJies zu verwilligen anfocliten.' Lauf.
Beitr., nach Vad., bei diesem selber aber .fründsam'.
fröramlich: fromm. ,Du wirst dich in deinem
übrigen Lobeu desto frömmlicher verhalten.' JMey.
1Ü94.
Fr(immli"g in.: Frömmler Z; St., Dial.
Froniental: französisch Eaigras, hoher Hafer, avena
elatior BTrachselw.
Frz. frmmnUil, dass. und auch , englisches Kaigras', loliiiiii
perenue; zu frz. froment. Vgl. Frumcnt.
Alpen-: Knäuelgras, dactylis glomerata BO.
Nach einer gewissen .Ähnlichkeit mit den Fruchtgräsern.
daher auch it. »eyale hmajiAa.
frumm s. fromm. Frümen s. P/liimen.
Prnment: italienischer Weizen. Lt Gk Samml.
1779, 42 wird Etw. mehr Fr. auf die gleiche Acker-
fläche gesäet, als man vom Winterweizen nehmen
würde; ,da aber die Körner grösser sind, so wird un-
gefähr der gleiche Raum für einzelne Saatkörner
herauskommen.' — Vgl. frz. froment, Weizen.
främmen s. frommen Sp. 1295.
Ort-Frümmer m.: Urheber. ,Der Herr v. Saffoy
begriff ein vorstadt mit einem graben und wollt also
Stifter und o. syn der stadt von Bern.' XV., Jistinuer.
- Mhd. ortivurnaere, von Ort = Anfang.
0 r t - F r ü m m i , - F r ü m d e , - F r ü m m u n g f. :
I.Vollmacht, Erlaubniss; in der ä. Lit. in formel-
hafter Verknüpfung. .[Frau N. N. gab das Gut auf]
mit ir wirtes [Gemahls] willen und ortfrumde.' 1294,
Auch. Wett. ,So bestiiten wir dise satzunge mit unser
gewonlichen ortfrümunge und gewalte.' 1304, Z RBr.
— '2. Bekräftigung, Bestätigung, Beurkundung, Er-
klärung, Zeugniss. ,I)er statt ynsigel daran über dise
Sache zeiner ewigen ortfrümi und zeiner gehügede
[Erinnerung] und steti.' 1278, JJRi^eger löOd. — Das
W. gibt in allen Bedd. das lat. auctoritus wieder.
Ungefrümmi(g)keit f.: Ungunst, z.B. ,U. des
Winds [für den Fischfang].' G Hdschr.
Schweiz. Idiotikon. I. 9.
Framd frumd.
freiiirt ÄALengn. (-.c-); BsL.; BHa.; GiiKh.; GA.,
Wa.; TB. (-e--); W, -ö- AaF.; BsStdt; B tw.; GRChur,
D.; ScuStdt, St.; ZLunn., Ü., MUsteri, fraiiF, fre'nd
AAoEhr. (-rf-); GA., Flums; Scn; ZNerach, W. (-rf;-),
frönd (tw. schwankend mit friimd) Aa; Bs; Btw.;
VOrte (z.T. -e'-); GrL., Pr.; GTa., T. (auch (ffr.);
S; ZO., S., Stdt frönt Ap; GStdt, fründ BG., oSi.;
Gl; GSa. ; Z tw. : 1. fremd, ausländisch, unbekannt.
Es frümds Mensch, ein Fremdling Gr. S. übercurn.
Jo eben en Fronde, me" weisst nüd %i]ohar. Stutz.
Z)it frönte Schwöhetilfel! Merz 183ö. I''* weiss, warum
Ich ffüfid JfJoli ^,n^ Ich lln dfiifii Qch g^]^,^ duSSB'
[in der Fremde] g'sl" BG. (Schwizerd.). Frömd
Sprache", frömd Sitte". Sulger. Es chunnd-mer frömd
vor, ich bin es nicht gewohnt ZLunn. Als , Fremde'
werden in der Grussformel nicht nur völlig Un-
bekannte, sondern auch altbekannte, jedoch seltene
Besucher oder Gäste, Freunde beim Wiedersehen
nach langer Trennung empfangen Aa; Ap; Bs; GT.;
ZO. Ei, das ist en frömde Herr! freundliche Be-
grüssung eines lieben Besuches GT. Sonst lauten
die Begrüssungsformeln: Bist g''ad g' frönd GT.; bist
änist ä [doch] frönt. Merz183G; er [ihr] sind fremde,
-i [ein Fremder, eine Fremde] GA. und die Ant-
wort darauf (oder auch auf ein blosses Gottwillche
oder WUJl;iiiHm): Bi nüd (so) frönd oder ähnlich.
Willi: II iinii .:i(e-n-is! De bist doch e Fröndi! Antw.
(riir iiiiil fnind; i chumme jo fast all Tag. EFeurer.
,Du redst von frönden inslen.' Gyrenr. 1523. ,Glych
wie der Gottesson in einer frombden, schwachen
gstalt und nit darfur geachten person diser weit er-
schinen.' Kessl. .Nachdem sich Jahre lang meng-
klich, frömbd und heimsch, ob der unwegsame und
gepresten der Strassen erklagt.' 1569, Hagenb. 1882.
,Er seie frömt oder Einheimscher.' 1756, LB. ScuwMa.
Sonst bestand ungleiches Recht für Fremde [d. h.
jeden Nichtgenossen, wenn er auch nächster Nachbar,
aber bloss Niedergelassener war] und Bürger, so dass
erstere härter gebüsst und gestraft wurden. ,Wenn
ein frömbder, der nit burger ist, buosswirdig wirt,
die selben sollen zwiefach gebüesst werden.' 1539,
Bs Rq. Doch galt in Schuldsachen der Grundsatz,
dass ,der Frömbd syn Recht [mag] mit ihm bringen.'
1631, ScHW Rq. Vgl. noch Gast, Ussmann u. s. Osen-
BRüGG. 1860, S. 70 u. 187. Sich , fremd machen' heisst
daher noch heute in Uw so viel als : sein Heimat- od.
Bürgerrecht aufgeben, um es anderwärts zu erwerben.
Fr., ohne Unterkunft, Anstellung, Arbeit (von Dienst-
boten, Arbeitern, Gesellen) AaFtI.; BsL.; Z (Spillm.).
— 2. Ggs. zu , eigen': in fremden Händen liegend,
Andern gehörig. Frömd Guet verzehrt 's eige, wie de''
jung Sehne der alt. Sulger. letz si m'r lang gnue" bi
frönde Lille g'sl", i" frönde Bette g'schlofe"; 's isch-m'r,
wenn-m'r numine" aw'' nes eiges Heimetli hätte". Joach.
1881. E Chue schleclcet kei frömd Chalb. Sulger. Si
lueget i frömd Hilfe [liebäugelt mit einem andern Mann],
ebd. In frömda" Büecher" lesa", Ehebruch treiben
GRÜhur. Er mites Alls dur''' fröndi Lüt [die niclit
zur eigenen Familie gehören] lo" schaffe" Aa; Bs; Z.
— 3. menschensclieu, nicht zutraulich, schüchtern.
Das China tuet fr., flieht die Fremden, allg. Gegs.
heimelig; vg\. fremden. — 4. befremdlich, sonderbar,
seltsam, unerhört, wunderbar. Das macht si''' fr.! Bs.
1299
Fraiii — fniin. Fraiiis — frmiis. Kran — fnn
13(10
,Ueiiinach sich mengerlei fröimler sacliou erhuobeiid
mit dem lantvogt.' Edlib. .Darum uns uiibilliclien
nimpt und ouch ein frömde sach ist, dass man den
konf in die gescliwornen biintbrief züchen will.' ebd.
Verbunden mit ,nemen' (,han'), in unpers. Wendung,
i. S. V.: es befremdet, wundert (uns), dünkt (uns)
seltsam, verdriesst, ärgert (uns). Vgl. frz. etrange.
,Daruf antworten wir, das uns frömd bette, uns also
ze ersuechen.' 1445, Absch. ,Diewyl sölliehs nit be-
schechen ist. das uns doch frömd hat' 1458, SWochenbl.
,Des myn Herren fremd nam.' Stockar 1529. ,Nam
mich frombd und seltsam, etwar syn [dass Jmd sei], der
sollte zwyflen.' Kessl. ,Nimbt uns frömbd Wunder.'
AAWürenl. 1664. — ,Sich fremd stellen', sich befremdet
zeigen. .Anfänglich stellten sich die Herrn Canonici
hierüber gar fr. und machten Miene, unverrichteter
Sache von einander zu gehen.' Z Nachr. 1756.
Mhil. vixmdc, vräm(e)de. Die Form mit homorgaucni
Nachsclilag b ist häufig in der ä. Lit., so noch im XVII.
z.B. im Z Mand. 1650 u. bei Hott. 1666. .Fründ.' UOO,
Gl Urk. ; 1527, Aa Weist, u. ,frend'. ca 1560, Schaubg, Rq.
(,eiii vrander mann', wo auch ,der salbig' = derselbig) zeigen
Assimilation von m an d.
fremde" BHk. (auch g'fr.); W, -ü- AaF.; GRChur.
D., fre-nde" GA., Flums, frönde» Aa; Ai- (-t-); Bs; Gu
(Tsch.); GTa.; Sch; UwE.; Zg; Z, fiiinde" Gl; GSa.,
(j'frenne" F — Dim. fremdelen fröntele Ap: 1. (refl.)
sich in die Fremde, ausser Landes, begeben, fremd
werden, ,0b sich in künftigen zyten yeman fremder
mit dem sacrament der heiligen ee haryn zuo uns fröm-
dote.' 1392, SoH Stadtb. — 2. menschenscheu sein,
sich bei Anwesenheit fremder Personen eingeschüchtert
zurückziehen oder zu weinen anfangen (s. fremd 3);
nur von Kindern, allg. Da' ist au''' e friindlich
Chindli, es fröndet M Bitzeli [nicht im Geringsten]
Sch. Ue&ex.: Das Chind fremdot schick W. Unpers.:
Es ff fremdet im BHk. Syn. eigelen. — 3. fremd a n -
muten L; Z. Die ßegc'd Mi mi'^'' (j'frömdet Z. ,Ein
Heimatloser walle ich um die Heimat her; Es fremdet
Haus und Halle, mich kennt der Ort nicht mehr.'
BoRNHAusKR, Eückerinneruug.
Mhd. vremden, -o-, entfremden, entzielien, fern bleiben;
rofi., sich fern halten, fern werden. Ge/mien erklärt sich
aus dem in F üblichen frem [fremd].
„an-: 1. sich fremd gegen Jemand betragen. Er
hat mi"' a'g'fremdet. allg. — 2. fremd scheinen, vor-
kommen. Es fremdet mi''' Alles a". allg. Ggs. an-
heimelen.
ent- Cet-, rp-): 1. (red.) fremd Averden GRÜbS.;
weg [in die Fremde] ziehen. ,üass hantwerksgsellen,
vor und e sy durch den grichtschryber gefertiget wer-
dent, sich entfrembdent und hinweg zuchent' 1539, B.
.Berufet dicli der Gewaltig, so entfremde [.entferne'
in den neuen Ausgaben] dich, so wird er dich desto
mehr berufen.' 17Ü7, Sirach. — 2. (refl.) sich fremd,
nicht heimisch fühlen GrI). — .3. ..fremd vorkommen.
Das entfremdet mi''' D; L." — 4. (pers. od. unpers.)
scheu sein, sich fürchten vor fremden Leuten B; GrD.,
Kh., S., Sculms, V. — 5. (tr.) wegschatfen, entziehen,
abziehen, entwenden. ,Uer Abt hat syn hab und bar-
schaft über see hinus entflöchnet und entfrömbdet.'
1529, Absch. .Die zoll und steur entfrömbden: alienare
vectigalia.' Mal. .Wellicher Einem nach synen Dien-
sten und Lechen stellt und entfrömbdet.' 1572. SchwE.
LB. ,Der gueten frouwen ist ein kummer. ouch schad
begegnot, ist ir entfrümpt [durch einen Todtscblag] der
lychnam [Leib sc. ihres Gatten].' L Landgerichtsordn.
_^ — Mhd. cnivremden, nur in Bcd. 5. — Zu 1 - I vgl. <;iil-
Sp. 352, 4.
ge-: 1. entziehen, entfremden. ,Das [der Küjiij,']
dise statt von dem ryche niemer gefrömde mit vcr-
setzenne ald mit ihte [irgend Etw.].' 13u4, ZliBr. -
2. s. fremden. — Mhd. t/evremden, ebs.
bc-. .Mich wundert und befremmet gar sehr.'
1529. BsCarthäus.
Frenidi. -ö-, Fre^ndi, -ü-, -ü-, Frenni F — f.:
Fremde, Ausland. A" der Fr., in d. Fr. Gl. I" d' Fr.
gä", d' Fr. mache" L, auf die Wanderschaft gehen,
bes. von Handwerksburschen. Es gut nüd i" d' Fr.,
ruft man dem Hunde zu, der sich auf die Begleitung
seines im Festtagskleide erscheinenden Herrn freut '/j.
Wo bisch g'si"? Z' Däggnau [Teknau, Dorf in BsL.]
i» der Fr. (spött.) BsStdt. Er ist i" d' Fr. g'gange"
iif nümme' %imme" [zurück] chö', euphem. für: er ist
gestorben L; Syn. verreist. Auch nur der nächste
Kreis ausserhalb des Wohnortes GRPr.: i" d' Fr. gä",
ausserhalb des Dorfes gehen. Wen man auf dem
Wege aus dem Städtchen betrifft, der wird gegrüsst:
irewd- [wollt] ir i" d' Fr.? G Wesen. Vgl. fremd. —
Mhd. vrcmde, ebs.
fremdisch „frendsch" , früntsch, „frändsch- : aus-
ländisch, fremdartig; fr. rede", tue", fremde Manieren
haben L. — Synk. mcjhueh, <dmhämKh, le'mtach u. A. und
nhd. , Mensch; deutsch'.
Fremdlinger ni.: .Ein frümbdlinger. der under
inen ist.' 1531. IILMos.; dafür: .frömbdling.' 1548.
Ort-Frümd s. -Friimmi. anfrümdcn s. an-
friiinmcn.
Iromklich s. frummiglich.
Fr;
s. Fratisc.
frommsle" : mit schuMlu
reden, lieucheln Tu. - 'Frui
auf il(uiO. Vgl. ba-üamhii.
Miene Böses vcrab-
(uiil, mit Ilirnin.-Bilduug
Fran (frann)— frun.
Franelle
Sp. 915 ff.
s. Sp. 917.
Vreiier m.
Vgl. auch die Gruppe Fmud usw.
. Flanelle. Vren(eli) s. Verene
Vrenach, Vrenecher. Vreneker
ge-)frenen s. fremden.
auf StVerenatag entriclitetcr ZinsV
,N. N. 1 Vr. von sym hus. das ist 1 ß den.- ca 1400,
L Propsteirodel.
Vgl. ebd.: .Die matte zu Vokkiugen giltet 6 den. Vureuo
lauf Verouentag].' .Dise simi die zins zc Alpnach von den
valiigen güetern zo saut vereueu mes.'
Vrcni s. Verene Sp. 915.
Vreniker AAEhr.= Fcrcwac/i Sp. 917. — Früoli-:
Obstsorte. 1770. ZW. .Dort der magere Baum, das
sind Frühvrenech.' Gottii.
froin, frin; frein(er)en
Vri^neli s. Verene Sp. 915 ff.
mung Sp. 1294.
FrOll(i) f.: Frohnde, Frohndienst, Frohnarbeit,
Frohntag. ,Zwo hueben. der"" giltet jetwedere ein
froni.' 1296. Ottn. EscnrNz. .Und machtend inen ir
frinen s. fri
V r 1 n u n ii s.
usw.
Fn-
l::nl
Frixn. IVeii, Clin. fron, fruii
1302
1:1m'ii säur mit allerlei fronen auf dem feld.' 1531,
II. Mos.; (latiir 1548: .mit allerlei werk oder arbeit'
.Süllen allwcgen zwcn einen wagen fücren; wann aber
ilir (Von nit .so grcss wurde, dann sollen die undertanen
i'- ziii> Zeiten ein obervogt auf Varnspnrg fragen und
i-i vom alter her gebräuchig, dass man für ein zug
/\M'ii batzen frongolt bezalt hat.' 1556, Bs Kci. ,Wann
iii;in in unser gnedigen herren statt Basel oder wegen
di-s Schlosses Varnspurg ein frönnng, so man nempt
ihr Baselfron, zu tuon anhept. solle es in allen dör-
fVirn umbgehn und darvor niemand gefreiet sein.'
<-1m1. — Mhd. vrniK, vrön, dass. .FrJin' als Plur. 1731,
A1«,li. — S. u. Fronde 11. vgl. FronfuHtai Sp. 1113.
fron: 1. heilig. ,üo er [Nebukadnezar] hatt b'roubt
den tempel fron.' Birk 1535. ,0 Gott Beel, lass dir
gefallen Jetzund dises lobgsang fron.' ebd. .Ein zei-
chen des fronen lebendigen lychnams Christi.' Zwingli.
— '2. echt, ehelich (?). ,Wic g'sehäntst du mich und
myn frones kind so grimm fälschlich', sagt die Mutter
bei NMän.
Mhd. viün, was den Herrn (geistlichen oder weltlichen)
betrifft, ihm gehört; heilig, herrschaftlich, öffentlich (voran-
gestellt Oller nachgesetzt). Erhalten in zahlreichen Conipp.
und Fhirn. Fran-Acher(en) GT. ; ZErl., XTster und angelehnt
an ,froh' (s. auch u.) Frohtn-A. und Froh-A. ZTheilingen;
Frou-Alp GlKuiieuda, urspr. (It Seckinger Urbar) den Herren
vom Rate gehörig; Fronliolz BUeteudorf (noch appellativ 1583,
Absch. : der der h. Obrigkeit als dem Obereigcntilmer zuge-
hörige Wald); ,die acher in frön-lö.' 1325, Kiieger; ,ein
halb Mannsmad auf den Fronmäder gelegen.' 1652, Kriess. ;
Fmi-Büel ZÖtw. (oder zu ,froh'?); Frmi-Berg GRorsch.,
Frohm-ß. ZEls., Velth., Froh-B. BKirchb. (vgl. ,Heinr. von
Fronberg.' 1333, Geschf. Gs.); Frowiclmegg, schlossartig um-
mauertes Haus ZRhcinau; Fmh-WiKn ThSitterdorf; It Z
Stifts-Urb. ca 1350 sind verschiedene Bauern zu Albisriedeu
verpflichtet, das ,fronwisen-höiw' für die Propstei zu führen.
,Es soll auch ein forster ze Rieden die wisen. genannt Fron-
wis, zc rechter zyt abmalen [-mähen].' XV., Ztschr. f. schw. R.
fröne", fröne", fronde': 1. intr., Frohndienste
lei.sten, als Höriger od. Zinsmann. ,So wollen sie [die
Bauern] niynen gn. herren gar kein tagwen mer tuon
noch fronen, weder mit meigen [mähen], höuwcn,
buwen, sehnyden, hagen noch jagen.' 15'25, Strickl.
,Was für Personen nicht selbs ein ganzen Zug haben,
da sollen zwcn zusammen spannen, auch allwegen zu-
vorderst ein Obervogt, was zu fronen seie, gefragt
werden.' ICH, Bs Rq.; ähnlich 1757. ,Weil die Walden-
burger durch's ganz Jahr bei und zuem Schloss an Bron-
nen, Steg- und Wegbesserungen vor allen anderen mit
Leib- und Fuhrtauwen fr.' 1721, ebd. Jetzt nur noch:
als Glied einer Genossenschaft, Gemeinde zum Nutzen
derselben Arbeit unentgeltlich verrichten Ap; G; ZO.
En Tag a" der Ströss fr. Syn. frön-, gemeinioerchen. —
2. als Lehensherr ein Lehen wegen Vernachlässi-
gung, Rückstand in der Bezahlung der Gebühren od.
Dereliction wieder an sieh ziehen; insbes. als Gläu-
biger auf Liegenschaften (seltener auf fahrende Habe)
aufgelaufener Schulden halber gerichtlich Beschlag
legen lassen, sie für den Gläubiger pfänden, wovon
am FrohnprotokoU Vormerk genommen wird (s. an-
schrihen). Übernimmt kein Verwandter oder Bevoll-
mächtigter des Schuldners provisorisch die Güter sammt
den darauf haftenden Verpflichtungen und können
Letztere nicht innerhalb G Wochen (und 3 Tagen) be-
stritten oder gelöst werden, so nimmt die ,Frönung'
ihren Fortgang, indem die Güter auf dem Konkurs-
wegc versteigert, d. h. meist der Gläubiger in den
Besitz derselben eingewiesen wird. Vgl. in Haft
leijyen, vcrheften. ,Dass im das [Wein und Korn] nie-
man hie verbieten, verheften noch frönen soll mit
onkeinen unsern gerichten.' 1310. Z Ratserk. ,Ich,
Schaffner des erwirdigcn bischof ze Basel, mit gerichtc
fronde dise nachgeschribcn hüser umb der zins, so im
iegelich lius uf Sant Martins tage geben sollte han.'
1355, Bs XIV. .Ist dass [der Konkursit] ligende guot
hat, daruf soll man vorab faren und das fr. ; hette er aber
nüt ligendes guots, so mag man syn farende guot fr.'
XIV., Bs Rq. ,Will yemand ligende güeter umb boden-
oder widerkoufig zins frönen, das soll also beschehen:
der fröner soll die fronung tuon zuo zyten, so man
gericht haltet vor dem schultheissen, dem schryber
und amptlüten, die sollen dem schryber die fronung
angeben; denen gehört ze Ion nämlich 1 ß in den
stock, dem schryber 10 den., die fronung ynzesetzen
und dem schultheissen und amptlüten 3 ß under sich
glychlich ze teilen, und dem amptmann, so die fronung
dem, des das guot ist, zuo verkünden, 4 den.' ca 1520,
ebd. ,I)ie ligenden güeter sollen zu drygen tagen
und sechs wochen gefrönt, offenlich an das richthus
und an das koufhus angeschlagen, allda mengklichem,
dem sy versetzt, verpfendt oder ze koufen willens
wäre, sich darnach wüssen zuo richten, verkündt
werden. Und so also das guot oder pfand in fronung
geleit und ouch verkündt worden und der, dem gefront
ist, die fronung vor usgang der G wochen und 3 tagen
nit abtragen hat, wann dann der froner wyter anruoft,
dass man im das pfand zuo koufen geben soll, so soll
man der eigen band, so den bodenzins hat, ouch allen
andern, denen dasselb guot pfand oder versetzt ist.
und dem besitzer des guots darzuo verkünden, und
so der froner koufen will umb syn üsstend zins, so
soll er bieten 1 pfd 3 ß zins den.' 1520/57, ebd. ,So
mag der, dem das guot gefront ist, in jar und tag dem
nechsten nach der beziehung das guot von dem fröner
mit abtrag der sach, darumb gefront ist, zuosampt
den kosten lösen.' ebd. ,Betrettend die freiwilligen
Ganten ligcnder Güteren soll darmit wie bei gerichtlich
gefrönten Ganten verfahren werden.' 1719, ebd.
Mild, vrnencn, -o-, heiligen, als Aligabc überreichen: in
Beschlag nehmen, aus-, abpfilnden ; Frohndienste leisten. Über
das Fiöhnungsverfahren vgl. weiter Bs Rq. 2, 478 ff. und
Ztschr. f. Schweiz. B. 7, 25 ff. 119 ff. Wenn Lehen nach
.gevrönde recht' (a° 1350) empfangen werden, so behält sich
der Lchensherr vor, das verlieheue Gut täglich aufküodeu,
resp. zurückziehen zu können.
Froner, Fröner m.: 1. Frohnarbeiter. .Der
selben fröner einem soll der keller ze nacht geben
ein nachtbrot.' 1444, Oft'n. ScuThayng. — 2. Inhaber
eines Frohnlehens. ,In des gottshus hölzer" han waid-
recht die froner, die murlechen [etc.].' ca 1515, Fischer-
rechtung ZRheinau. ~ 3. Gläubiger, zu dessen Gun-
sten die Pfändung und Einweisung derelinquierter
oder solcher Güter stattfindet, die im Konkurs sind
für Forderungen aus dinglichen Schulden, Zinsen,
Zehnten usw. ,Gat aber dem froner jemand vor mit
bodenzins oder widerkoufig zins oder elter versatzung,
die soll er abtragen und vernüegen umb zins und
houptguot.' ca 1520, Bs Rq. ,[L)er abwesende Gläu-
biger] hat gewalt, inwendig der jarsfrist dieselb fro-
nung ze rechtfertigen oder den ersten froner zuo
überkoufen, doch dass er demselben umb die sach,
1303
Fran— fi'un. Friiiiil— friinil
1?.04
(larumb gefront ist, und den kosten abtrag tuon soll.'
ebd. — Mild, viöner, vroener, vroendei; Fröhner, Diener,
Beamter, Pfander.
Vrönegg Bs; L; SchwE.; Zr; Z, „Fco« VÜrte",
Vrone L, Vroneli VOrte; SBb.; ZKn.. Vröni VOrte
(It St. gröber als Vron); S; ZKn., „Negg, gröber
Neggi, -K, Dim. Neggeli Zg' : Personenn. 1. Veronika.
JSs ist es Maitli ennet dem Se, Me' seit-em nw Vro-
neggli; Es isst all Wuehe sibe Brod Und na [noch]
derziie drü Weggli. Bei NManuel ,Vroneck', Kose-
form ,Vröni'. — 2. Verena SBb. — 3. scherzw. für
Chronik. Oder ich zeichne-der mit mlne' zn-e Bratze
die ganz [Engelberger] Tal-Fronegg t" dls G'fväs.
1781, Taliiochz. Das [nämlich Fluchen] ist der tdgli'''
Pnider-Te.v [Text] us iser Hous-Fronegg. ebd.
Fronelle s. Flanelle. Fröni s. Frön.
Fri>nung s. frönen. Fröni s. FrÖhi.
friiener, Früeni s. früeh, Früehi.
Frand -frund.
s. fremd.
Vrendli
Verene
frend, frönd
Sp. 915.
Fronde, Fronde {.= Frönung, s. fronen 3. ,Dass
man ime die gericht und frönde möge kunt tuon.'
13(J(.i, Bs Bfi. — Mild, rroeiiih: frohndioiistpflichtiges Land,
Fndiiiarlieit,
fr und s. fremd.
Fründ (-m- GrD., -ie- P silv.): 1. wie nhd. F"
Fr. i der Not, F' Fr. im Tod, E' Fr. hinder'm Rugge
Sind drei starchi Brügge". Ineichen. En alte Fr. ist
besser, als zwe neu. ebd. Alt Fr. uiid alt Weg miies-
me' nid Hecht üfge". Suloer. Es sind nid Alli Fr.,
ico-n-is [uns] a"lachid. ebd. E' Fr. ist liechter ver-
löre", ah g'funde". Ineichen. Fr. ha' ist guet, besser
aber, me" viüess-si nid bräche", ebd. Fr. i" der Not,
's gond all uf ei's Lot L, gö-ed [Conjunkt.] fiifzg uf
c L. AABb. Vil Fr., aber wenig Noihelfer. Ineichen.
Arm Lüt händ keni Fr. ebd. Die rlche Lüt sind
enand all Fr. ZTagelsw. (doppelsinnig; vgl. gefründet).
i'hunnt Unglick und Armuot in 's Hüs, so loifimt
or'' di Frind darus W. En Vetter und nid Fr.
ist Mint, Verwandtschaft allein will wenig sagen
ScnSt. Aller-welts-Fr., Allericelts-Narr. Sulger. Mit
Fründe" verlürt me eil Zit. ebd. F'' han-en hungrige
Fr. uf em Weg, sagt man entschuldigend, wenn man
in Selbstvergessenheit sieh zweimal mit Speise be-
dient Z oGlatt. I" Fründe" usenandcho", in Freund-
schaft sich trennen, z. B. nach einem Prozesse Sch,
nach dem frz. ,en amis'; vgl. Find Sp. 840. —
2. Verwandter, allg. Si sind FiiXnd (z'sämme");
mer .tind na [noch] nach [nahe] Fr. mit- (zue-n-J enand.
allg. JVö7i der Lieh [zunächst hinter der Leiche] gönd
d' Fr. allg. 's ist e chli Höchsig [kleine Hochzeit]
g'.^l", me" hat nw die nächste Fr. i"g'lade" ScnSchl.
Vetter Ileiri! Fr. will i''' gern si", aber nu' kein Bürg.
Stutz. Er hat kci Fr., der Stät erbt-e". Fr. ivie
lliind Bs; L; Kirchh., von falschen, übelwollenden
Verwandten, mit dem Zusatz: Vetter wie Arsehblätter S
(Arschlöcher Z). und Nachbure" wie Chalber. Ineichen.
Die nächste" ( lirslc") Fr., die ärgste." (fülstc", grösste")
Jliiiid {Find Alk'.; Srii). Me" seid allemal nüd vergebe,
d' Fr. tiieid enand jihigt" bis i- 's Grab, aber doch nüd
ganz dri" inne. Wolf, Dreierwahl. Under Vogt und
Frinde" si", unter Geschlechtsvormundschaft stehn
Ndw; s. Fründschaft. ,Wo ein unser burger abstirbt
und kind hinder im lät, die vogtbar sind, band da
die kind fr., vater- oder muotermägen, die inen ze
vogt nutz sind, die sond es ouch syn und blyben.'
1384, AaB. Stadtb. ,Hat er nit ein vater, so erbt das
lechen syn nächster fr. unz an das ander gelid.' Otl'n.
ZFlunt. ,Hätt die frou eigen oder erbguet zuc im
bracht von iren fründen, das soll der mann niessen
bis ze end syner wyle.' ütfn. ZBrütten. S. auch
Sp. 673 0. ,.Ain vogtherr mag wol lassen verbieten
schweren och tanzen, spilen, karten zuo zyten, so im
ain angeporner fr. abgestorben.' 1472, Otfn. GBurgau.
.Wellicher sich partyet, vor und ee er synen vatter;
brueder oder sunst nach fr. sähe blüeten.' 1540, Aa
Weist. ,Es ist auch zu beden syten allen kosten uf-
ghept, die wyl sy [die Prozessführenden] so nach fr.
sind.' 1570, WiNT. Ratserk. ,Gradu sanguinis propior,
eins glids näher oder vil der näher fr.' Fris. , Einen
ihrer Freunden.' LLav. 1670; dafür , vetteren.' 1569
u. 1578. ,Wie man in raten fründschaft halber aus-
stehen soll. Erstlich, was haab, guot, schulden und
keuf antrifft, die fr. sind zue den andern kinder", d. i.
geschwüsterte, kinder, Schwager und nächer, es sei
von wyber her oder bluctsfründtscliaft, sollen aus-
stehen.' 1581, ApI. LB. ,Die Brautfreund hend sich
g'ha fürgnö" [vorgenommen], Sie wollten den Schmid
nit erbe" lo".' 1608, Aa Taschenb. ,Uass auch riebe
Fr. ihr arme Verwandte, soweit sie einanderen zu
erben betten, schuldig sein sollen zu erhalten.' 1645.
JJBLrji. , Freund vom Geblüt und vom Gemüte.'
JWSiMLER 1652; vgl. Bluets-Fr. ,0b der Todschlegcr
nit begriffen werden möchte, so wird des todten Men-
schen Fründen, die ihn von Sippschaft wegen zu
rächen band, der Leib erteilt.' 1675, Gratschaftsr.
Kyrurg. ,Anerborne Freund und Verwandte.' 1706,
L Stadtr.
Mhd. rriiinl, gekürzt vrihii (vgl. FiikI), Freund. Ver-
wandter; ft in GrD. entspriclit nilid. in; vgl. iicfründ. —
Bed. 1 u. 2 neben einander: ,Uud sint ouch des N. N. selgen
fründe [Verwandte] alle gar und gäiiülicli fründe [ansgesiiliiitl
worden aller der. die an dem vnrgeii. totschlag schuldig waren.'
1.3.J0, Gl Urk.
Gottes-. Der Gesandte von Genf beklagt sicli,
dass die von Peney einen Gottsfr. [Evangelischen]
verbrannt haben. 1535, .\bsch. , Fromme, heilige Men-
schen und G.' ca 1000, RCys. In einem engern S.
war das W. bei den mittelalterlichen Mystikern ge-
bräuchlich. — Häfeli-: Fr. bei Tische und nachher
nicht mehr; unzuverlässiger Fr., der nur seinen Vorteil
sucht ScnSt. Vgl. JJ/oi-, Suppen-Fr. -- Herz-: innig-
geliebter Fr. , Damit fertigung und unwill, die uns
uwerenhalb. als unsern besundern herzfründen. ganz
missfallen, gemiten wurden.' Ansh.
Li"lache"-: scherzend für Blutsverwandter Sch
(Kirchh.. St.).
Fr., mit dem man das Leintuch teilen nuiss, also Faiuilien-
angeliöriger. Vgl. die sprichw. RA.: zwischen zwei Lein-
tüchern mit Einem sein, mit ihm zs. schlafen.
Nach-: naher Verwandter. ,Mit syner nachfrün-
den rat.' 1431, L Stiftsarch. — 'üicma.-nüa (Niemets)-:
Menschenhasser Bs (Anon. ad St.). Vgl. den Gegs.
,Allerwelts-Fr.' — Bluets-: Blutsverwandter. ,Wer
des todten menschen vaters nech.ster celichcr pluotsl'r.
Frand. tVpiifl. tVind. fronil. friinil
1306
i>t. der ist rechter erbe. Und wann kein nächerer
|il. von vatermag dann zum vierten wäre und von
iiuMtermag euch kein niicherer, so sollend sy mit ein-
andorn erben. Ob aber muotermag dennzemal nächer
pl. \\ iirind, denn zun vierten, so soll das neclist jduot
ilannzemal erben.' 1564, Stadtb. Wesen. .Blutsfreunde
zu andern Kinden [im 3. Grade].' DWvss 1790. —
I Brod-: Fr. bei Tische; vgl. Häfeli-Fr. ,Viel Haredi-
|: pet». d. i. Erb- oder Brodt- aber wenig Not-Freunde
' gibt es in der Welt.' JJBernkt, Allerlei (angeblich
nach einem alten Buche). ,Brodtreund und nicht
I Notfr.' 1753, S Kai. — Käts-: Mitglied des Rates,
I Ratsherr, eig. Eatsgenosse, ,Ratsverwandter.' ,Durch
[ etliche ratsfrindt von L harusgesandt.' ea 1600, RCvs.
, Einem r. in der kilchöri.' 1607, U. ,Der Ratsfreundt
[erhält] vor ein jeder Rat 35 Kzr.' 1747, Guiun. Statut.
,T)ie Teilnehmer an den Mahlzeiten der Räte hatten
etwas Gemütliches und einen günstigen Einfluss auf
die Collegialität, wie denn die Teilnehmer etwa R.
hcissen.' XVIII., Wild 1882. - Mhd. ratmnnt, ebs.
Suppen-. .Er ist ein S., amicitias utilitate, non
fide colit. OlUe amicitia, Suppenfreundschaft.' Denzl.
1677; 1716; Mey. Hort. 1602. Vgl. Hiifeli-, Brot-Fr.
Sippt-: Geschlechts-, Blutsverwandter. Die Gant-
handlungen und Käufe sollen bei Tage geschehen,
,damit den Siptfreunden, so Gerechtigkeit betten, der
Zug dessen, so verkauft würt, nit abgestreckt [be-
nommen] werde.' 1627, Bs Rq. — Mhd. gipjx-vriuni.
Schürzen-: Fr. des weibl. Geschlechts. Sprww.
18G9. Modernes Wortspiel mit .Schutzenfreund', da
.Schürze' unseren MAA. fremd ist.
g'fründ Aä; BsL.; BRi.; Vürte; GA., Sa.; W,
-t Aä; Gl; S, ä. Spr. auch ,gefründet': 1. befreundet,
zugetan, gewogen, mit Dat. P. Es war g'sclnder, er
war im seiher g'fr. [meinte es gut mit sich] u gieng der
Sach muessig BRi. ,Was dozmal unser statt, dessglych
der landschaft, des gottshus und des adels, der ge-
frünt was, ard und gwonhait.' \'ad. Auch als Subst. :
Freund (Freundin). ,[)a die Mutter Christi ihre ge-
freundtin Elisabeth gegrüsset.' Amm. 1630. — 2. ver-
wandt, mit Dat. P. oder Präp. (,zue'). 3Ier sind ns
siner Heimet und g'fr. no^'' neue" [irgendwie] e Bitzeli
[ein wenig] zue-n-im. Breitenst. 1863. Er ist-is noch
gfrilnt: st" Vater und mi' V. sind blos' Brüedere"
g'si" AAWohl. I''' glaub, de'' [Esel], seid Odem [sagt
Adam], ist-mer g'fr.; IM h'iiif/i Ore" und e grosse
Grind. Ineiohen 1859. J)e" Huhiii ist Alls gfr. ebd.
J"'' meine, si seigid enand >iävh g'frünt, de'' Tüfel und
de" Antichrist. Wolf, Bauerngespr. Zun Dritte" g'fr.
aScuw. S. noch Knie. ,Und soll ein jeder, die g'fr.
sind, mit einanderen usstreten [in den Ausstand sich
begeben] bis das fünfte glid.' 1444, Ölh. .Die Bur-
gundier, die inen [den Helveten] gefründt und ge-
schwägret waren.' FrJvAinwyl 1527. ,Dess vogt ward
küng Fridrieh; dann er im von dem bluot gefrünt
was.' Vad. ,Meine brueder, die mein gefründten sind
nach dem fleisch.' 1530, Rom. ,Die so im dritten glied
und darüber gefründet sind, mögen einander wol zur
ee nemcn.' 1533, Absch. ,Muotermagen, die umb ein
glid nächer gefründt sind, als die vaterraagen.' 1540, Z.
,Wir sind von weitem bar gefreundt.' Hospin. ,So lehr
der abgestorbnen Person Vatter oder Vatters Gcfründte
ihro etwas vermacht hätten.' G Erbr. 1721. ,Sanguis
propior: näher gfründt.' Fris. ,Das syne gfrünten
die kind zu ihren banden zu nemmen schuldig sygen.'
1580, Einzugsbr. Z oGlatt. ,Syne hinderla.ssen nächst-
gefründtc und verwandte.' Z Abdankungsformel 1644.
— 3. mit Freunden od. Verwandten versehen, durch
Verwandtschaft od. Freundschaft stark. ,l)iser burger
was rych und mechtig und fast wol gefrünt von edlen
und unedlen.' Edlib. ,Das gelt ward ungelych us-
gedält [verteilt], und es gieng nach gunst und willen
unglych zue, dem ward, darnach er wol gefründ
war.' 1521, Stockar. ,Dann der abt wol gefründt ist
und fast der halb teil in der statt uf syner syten
sind.' 1529, Strickl. ,Der wiewol ungfr. ein trüer
Berner geachtet was.' Ansh. ,Parentes abunde habe-
mus : wir sind reich an frunden oder wol gefründt.'
Fris.
Mhd. gevriunt, befreundet, verwandt: yevriunde (l'l.),
gegenseitig Freunde; zunächst niclit participial, sondern nur
mit dem associativen ge- zsges., wurde das W. aber in der
Lit. bald als Ptc. verstanden und demnach meist mit dt
geschrieben. Da ,Fründ' und , Gefründ' (resp. ,Gefriindte')
in prädicativer Stellung sich vertreten konnten, so trat eine
tw. A'ermischung beider ein, die sich bei ClSchob. 1699
in der Schreibung , Befehle der Eltern, Freundten und Ver-
wandten' kund gibt, wobei das Syn. ,Verwandte' viell. mit-
wirkte. Tgl. auch oben den Beleg aus dem ApI. LB. (FriindS)
und Gevettci: Später wurde ge- durch he- ersetzt, s. befründet.
Ein Coli. ,das gofrtinte' ist wohl nur von Red. (1656) auf-
1,'estcllt.
fründen: 1. einen Freundschaftsbund mit .Tindm
abschliessen, ihm gewogen sein. Eva betet: ,Herr
Gott, tuo zuo uns fr.' Rüef 1550. ,Uss nyd und hass
dich will ich fynden, obschon Gott nit will zuo mir
fr.', spricht Kain, als Gott sein Opfer nicht annehmen
will. ebd. ,Zesaramen fr.: amicitias conjungere.' Mal.
Refl. : ,Sy [Z u. B] sollend sehen, dass sy sich fast
gegen den usseren statten verbindind und fründint.'
1531, Abscu. ,Gleichwie die künst und fugenden sich
zuesammen fründend und vereinigend.' Tierb. 1563.
— 2. zu Jmdm in ein verwandtschaftliches Verhältniss
treten, bes. durch Heirat. ,Wybetind oder mannetind
sy [die freien Walser] aber in dem land, in weliche
herrschaft sy dann fründent und stossent, in dieselben
herrschaft sollent sy mit allen Sachen dienen, als ander
lüt tuend.' 1467, Planta 1881. .Desselben Tags wur-
den wir zusammen gen [getraut] und was Jedermann
froh, dass ich zuo sämmlichen Lüten [etc.] gefründet
hatt.' ca 1520, Gfo. ,Affinitates jüngere cum aliquo:
zue eim fründen, fründtschaft oder schwagerschaft mit
eim machen.' Fris.; Mal. — Mhd. vriunden, zum Freunde
machen; reli. sich befreunden, verschwägern.
ver-: durch Freundschaft oder Verwandtschaft
verbinden , befreunden. ,Die den pfaffen anhengig
woren und in«" verfrund.' 1529, Bs Chr. ,Josaphat
verfründet sich mit Achab.' 1531, II. Chron. = , be-
freundet.' 1667. , Syner verfrünten und guoton gön-
neren.' HBull., Tigur. Unparteiische und mit den
Schuldigen ,unverfründte' Leute. 1587, Absch. ,Sie
sei von Schwyz gebürtig und daselbst verfreundet.'
1642, ebd. — Mhd. venrlunden, dass.
b e - : 1. = fründen 2. ,Er hett sich da ein zyt
lang ghalten, bis das er sich ynglassen hatt und in
ein erlich gschlecht befründet und gwybet' UMev.
1540/73. Die ,Befreundeten' seien verpflichtet, ihren
armen Verwandten bis in die 5. Generation zu steuern.
1307
Praiicl frünil. Frank -frunk
lf!08
1749, Absi-h. — 2. zur Ehe nehmen. ,Ir schwager
soll sy zum weib nenimen und befründen.' 1531/1707,
V. Mos.; dafür 18öü: ,und die Pflichtehe mit ihr voll-
ziehen'. ,Und will sich nit mit mir befründen.' ebd.
.Gelüstet es in aber nit, dich ze betr., so will ich
dich befr.' 1518, IUith; dafür: .nemnicn.' 1531; , lösen.'
1ÜU7/18GÜ.
fründlich frimtli''' : 1. freundlich, freundschaft-
licli. friedlich, allg. Etw. fr. tismache", einen Streit
friedlich, aussergerichtlich beilegen B. Syn. c/üctUch.
a. Frimdlichkeit ; verrichten. Sie sollen ,wunne,- wasser
und weide miteinandren ane Widerrede nüssen und
lieplich und früntlich geeinbart und verslicht syn.'
1387, Hagenb., Sigr. .Dass si der stössen nit möch-
tent mit einander tugentlich und früntlicli überein
liommen.' 1390, Absch. .Gern wollt icli [Abel] fründt-
licli mit im [Kain] leben.' Euep 1550. ,Vom zuotrinken.
Obglych wol einer umb eeren willen ye einer dem
andern ein früntlichs bringen mag, so soll doch nie-
mants den andern nöten.' 1580, Z Mand. ,Der Bader
hatte, wen er arznete, fr. zu halten [d. h. nicht zu
überfordern].' XVI., Wild 188'2. — 2. unterhaltend,
gesprächig, leutselig Z. Wemme [wenn man] Nüt
aeit [.sagt], .^e-n-ist nie" nüd /'r., 'womit man zu weit
gehende Gesjiriichigkeit entschuldigen will. E früiitlir<
dhiiiil, uedcr [nur] es seit iViif, scherzh.-iron. Subst.
yrüntliclti. De'' ist e Fr., von grosser Leutseligkeit.
- 3. angenelim, lieblich. .Ein früntliclien gerucli.'
TiERB. 1563.
Fründlichkeit f.: Freundschaft; Friedlichkeit.
,Vor dem Wettkampfe stellen sich die Schwinger
zuerst einander gegenüber und reichen sich, um
schweizerisch zu sprechen, mit Anerbietung der Fr.
treuherzig die Hechte.' JRWyss 1811). Als juristischer
Ausdruck: E Fr. cfstelle", ha", einen aussergericht-
lichen Aussöhnungsversuch anordnen (halten); eine
friedliche Vereinbarung (durch Vermittlung) treffen
Aa; B. Zm- Fr. g'icise" werde", auf den Weg fried-
licher Beilegung geleitet werden BÜ. ,Er rühmte es
in den Wirtshäusern, an Steigerungen, Freundlich-
keiten.' GoTTu. ,Zwei waren an Freundlichkeiten ge-
wesen und hatten Gottlob (wie sie meinten) die Ver-
mittlung hintertrieben.' ebd. ,Alle drei Tage hast du
eine Freundlichkeit, alle Wochen musst du vor den
Eichter.' ebd. ,Das zu fürderlichem austrag (der)
Parteien uns obgenannten undertediger zwüschet inen
die fründtlichkeit zu suechen verwilliget.' 1501, Pirp.
18'28. ,So haben wir uns in die früntlikeit und nit
zum rechten erkennt' 15'2.3, Strickl. ,Die wal, das
recht oder die früntlichkeit anzuonemen.' 1529, Abscu.
fründsam: freundlich. .Augustus was eines fründ-
samen angsichts.' Vad. ,Ein güetiger und früntsamer
mann.' ebd. Vgl. freudsam.
Fründschaft C-schJt) f.: 1. Freundschaft, allg.;
freundliches Wesen GrD. Syn. Frilndlichi (s. friuid-
lich). — 2. Verwandtschaft (des Blutes oder durch
Heirat). Geschlecht, Sippe. D' Lieh i" der Fr. umme"
säf/e' [ansagen], zum Leichenbegängniss einladen Z.
.Der Bestimmung der Verwandtschaftsgrade diente die
.Anleitung, wie man in Stadt und Landschaft Zürich
ausrechnen soll die Fr.' JJBreit. lÖ'iO. sowie wohl
auch die .Fründschaftausrechnung', von der Pfarrer
Bischofberger (f UI93) sagt, er habe sie .in Truck
gegeben'. MEoiix. 18(i7. .So in [den Tndtschhiger] des
entlypten fr. betreten, das sy in mit oder one recht
vom leben zum tod bringen mögind.' XV. (V), ZKn.
.Wo die gemelten grafen und iri fründschaft in mö-
gend ergryfen.' 1510, Z ürk. .Uf die zyt liessend
niyn herren ein«" richten, der hatt syn schweger er-
stochen und berecht'ten in [zogen ihn vor Gericht]
die fr. hie.' 15'24, Stockar. .Wenn ein mensch be-
vogtet wird, so soll ein vogt alle jar der fr. rechnung
geben.' 1527, Aratsr. AAMeienb. ,üie halb fr. Manu-
hoth.' 1531/48, 1. Chron. = .das h. geschlecht.' l(i(;7.
.Wie bald 's [einen Moni] d' fründtschaften werdend
innen, denselben ich nit wird entrünnen, sy schlond
mich z'tod in holz und feld.' Euef 1550. ,So wend
wir wol mit unser kraft [List] zwüschend inen machen
fr., das s' eelich werdend wol vermischt.' ebd. .So
ine [den Todtschläger] des entlypten fr. ergryft. ine
lyblos tuet, sollent sy darin ungofecht blyben.- 1557,
EsTERM. Rick. .Cognatio. fr., geschlecht.' Fris. = .vilc
des gesehlechts und .stammens.' Mal. ,Es soll nie-
mandt in krankheiten mehr guot zu gottsgaben ver-
machen dann l(i pfd pfenn. ohne der fr. gunst und
willen.' 1592, ApI. LB. ,0b die fründschaften nit bas
acht haben, dann dass sy die ihrigen das ihrig vertuon
liessend, die sollend dann schuldig syn. dieselben
sampt ihren wyb und kinden selbst zu erhalten.'
1050. Z Mand. .Der Todtschläger soll in all weg bhut-
sam .syn und sonderbar gegen des Entleibten Fr.-
1060. Ai'I. LB. S. gauvien. .Man solle verschonen
seiner ehrlichen Freundschaft, welche hierdurch zum
höchsten entunehret.' Kriegsrecht 1704. .Durch die
Blutfreundschaft wird allhier verstanden, wann zwo
Personen einander verwandt sind vonwegen eines nahen
und ihnen beiden gemeinen Ursprungs.' 17'29. Z Aus-
standsordn. .Wozu die nächste Erben und Freund-
schaften cingewilliget und zufriden.' 175C. Scnw Eci.
,Es kann ein Blutsfreund und Anverwandter ein aus
der Freundschaft verkauftes Gut wieder in sein Ge-
schlecht. Stamm und Blutsfreundschaft ziehen.' 1757.
Bs Landesordn. S. noch inziehen. — 3. Gesellschaft
befreundeter od. verwandter Personen. .Das siebende
Bad. in welchem mehrteil ein sonderbare [.geschlos-
sene'] fr. badet.' HPantal. 1578. — Un-: Feindschaft,
Unfriede. .Schäd. kumber und unfr. ald misshellung.'
1392. Scu Stadtb. .Dass wir mit deheinem ort der
eignosschaft zue deheiner unfr. hie nach kämend.'
EnLiii. .Mit jemants unfr. machen', sich ihn zum
Feinde machen. Zw!N(iLi. — Mhil. inivrinni»,!,,,//, iiass.
frendsch. iröndsch s. frcmdixch.
Friengg s. Pfr-.
alt-frienggisi-h s. altfriitdisch.
Frank m.:
Vgl. Gr. Wli.
bubo.' Mal. Synn. s. bei rirel.
1 :i.
Alt-Frank m.: Mensch nach der alten Mode Bs;
B; L; Zo. Fastnachtmaske in veralteter Kleidung,
.Anzug nach Art des XVllI. Bs. De siekwh do
srhriii ditiiiasleiii .Tunte. T.'fehe peti iDid T.ilili imd
Friiiik— Iriuik. Frans -fnin:
1310
if'is mcm-en AUfraitk g'ltcrl, itic iiiv 's Ireit hei, wo
Kiisrer Mammc" ihr Mamme" no''' jung y'si" isch.
Si IIWIZEKI).
Auf ik'ri Vnlksstiiuiiii der , Franken' zn be/ielien, wie
, Alt-Baier' uilgl. Der A'olksn. lelit nur uocli in Flnrn. lort,
«ie z.B. (wenn nicht da nud dort vielmehr der Faniilienn.
.Krank' gemeint ist) in Frenkendorf Bs; ,Frankwyla', jetzt
rruiicliici/l B; Frankenrüti GRorsch., Frankental Z, au wel-
. Ihn Orten einst fränkische Kolonien gegründet worden sein
iihichten, als die Franken die Alemannen sich unterwarfen.
alt-fränkisch Schw, -fiiiiitsch B (Zyro). -frentsch
Ap (T.), -fränsch ApH., -frienggisch Z: veraltet, alt-
modisch, altvaterisch, altertümlich, eig. im Stile Jer
(fränkischen) Vorfahren. ,Darnach als der kor am
Münster mit den absiten crbuwen was und aber darin
ein altfrentsch. unsüber gestuel stuond.' Vad. .Verbis
uti priscis: altfrientsche wort. Vetustatem induere:
altfrensch werden. Vieta facies: ein altfrensch an-
gsicht, das yetz abnimpt, ein leid angesicht. Anti-
quitäten! redolet: ist altfränkisch, zücht sich uf die
alt wys oder gattung.' Fris. ; Mal.
Mhd. uhvrenkUch. Vgl. ,Alt rund fränkische Löffel.' XVI.,
Z Anz. ~ fnmziach würde lautlich den contrah. Formen besser
genügen ; s. auch fvanaisch u. ,frensch' bei H. v. Sachsenh.
frank {fray W): 1. frei, ungebunden, sicher, selb-
ständig, z. B. in Kenntnissen, bes. in verstärkender
Formel verbunden mit fri oder ledig GrD., Rh.; W.
— '2. (Adv.) durchaus, gänzlich, geradezu, frischweg
GkD., He., Pr. Fr. abschütte" [-giessen]. Es hed-ne
fr. ab de" Beine' g'no", zum Falle gebracht, z. B. auf
dem Eise. Er häd-ma [mir] da Finger grad fr. ab-
g'schlage". Verstärkt durch copulatives fri, frisch. Fr
hed fri und fr. Nid g'g'e' Nnw.
Mhd. vmiK, frei. In W MA. liegt Entlehnung ans dem
Franz. vor. — Die Bedd. des Ädj. n. Adv. teilt auch das
Frz.; ähul. Begriffsentwicklung im Adv. hat auch unser /rt.
Franke", Frangge" — f. AARh.<, Zof.; Bstw.; Btw.;
GLtw.; GA.; ScHw; S; Obw ; U, sonst m.: Franken,
als Münze (frz. Ursprungs). Fr het mi [mehr] Fr.
a's der Ander Bappe" Gl. ,Eine ganze Fr. mehr.'
GoTTH. Fs halbs Fränkli Z. Bern klagt 1583, dass
die frz. Franken in ausserordentlicher Menge in's
Land kommen, dass die schwersten dieser Fr. aber
nur 9 Schwyzerbatzen wert seien. Absch. 1585 werden
sie zu 9'/2 Batzen, die Krone aber zu 27 Btz. ange-
nommen, ebd. ,üer Küechleren von den Küechlenen
zu machen 2 Fr., tuend 2 Pfd 13 ß 4 d.' 1594, B
(Gfo.).
Mhd. fnwh-r m.; frz. fium- m., urspr. ,livre tournois',
nach welchem W. sich das Geschlecht unsres W. gerichtet
haben könnte.
Bürgerschafts-: Abgabe, welche von ausserhalb
der Heimatsgemeinde wohnenden Bürgern in dieselbe
als Beitrag an die Armenlasten entrichtet wurde. 1811.
Gem. Aa.
Schild-. ,Dem ist also, dass man einen guldin,
den man nemet schiltfr., fiemen und geben soll umb
34 ß 4 den.' 1416, Absch. ,100 frz. Schiltfr.' 1419,
Gro. ,Item soll man neraen und geben einen seh.,
einen tuggaten und einen ungerschen guldin, die guet
sind, ir jcklichen besunder für 38 ß steblorpfenning.'
1425, MÜNZVERTR.
Vgl. Srhitd, Fmnkentfh. nud frz. em (aus lat. »cMliim).
cig. Münzen mit einem Wappenschild. .Schildfrank, ein Du-
katen.' Heinsius.
Pünffränkler Faif- m.: 5-Frankenstiick Z. Syn.
F.-Liber.
Frankrich. KA.: Lebe" (es ha") wie der Herrgott
i" Fr., sorgenfrei, ohne anstrengende Tätigkeit, sehr
gut 1. GrD.; Z, Volkssatire auf die durch den frz.
Nationalkonvent verfügte Absetzung Gottes.
Frankricher ui.: 1. Franzose Ap; Zü.f, häufig
in der mittelalterlichen Lit. — 2. Sorte grosser, zu-
gespitzter, saurer, weisser, mürber Äpfel Schw; Zg,
auch ,Franzosenäpfol' genannt. 1883, Bote d. Urschw.
Birnensorte Gl; vgl. Franzosen-Bir. — 3. Münze frz.
Ursprungs, bes. a) ,Fr. Schild.' 1478, Absch. (s. noch
Schild). — b) ,Fr. Dick (-Pfenning)', frz. gros, auch
kurzweg ,Fr.' 1 Fr. wird zu 23 Kr. angenommen.
UMev. 1540/73. .1566 seind zu S die Fr. Dicken umb
16 ß 8 Pfen. gewürdiget worden.' Hafn. 1666. ,Us-
geben: 3 Pfd 4 ß, warend 4 Fr. tick trinkgeld.' 1574,
Hotz, Urk. ,Ein Fr., tuet 18 ß 8 d.' B 1594, Gko.
S. noch Dick(en), Gross. — Gebildet nach Analogie von
Ostncher Sp. 584. '
frankrichisch: französisch. ,Dem frankrychi-
schen küng.' 1500, Absch. ,Vün frankrychischen Pre-
laten.' 1546, Mise. T. I, 3.
Franse AaSI.; B (PI. Frdmine); Gl; GRPani; Z
(-s^- Benken), Fransle Z, Framsle AaFtI., Frci"se Ai-
(Dim. Frä"seli); Gl (Ebel); G\.(ä^), Rh.; Sch; TuÜssl.,
FräsHe GW., Fransche S, Fram (PI. -e") GrD., Rh.,
S., Sch., Tschiertsch., Franse Aa(H.); GRVal.; GWe.,
Franzle AaF. — f.; m. nur Gr: 1. Franse, allg.
Bie grosse Gummode i" d'r Stube mit dene ariye
Umhänge u länge" Fransine. Gotth. Bito mit Fr.,
scherzh. verstärktes Dito, wohl urspr. bei den Tuch-
verkäufern aufgekommen Aa; Z. Troddel-, Faden-
Saum Gl. — 2. (als PI.) Gefaser an einem Kleide,
dessen Saum lose geworden ist ZStdt (mehr nur
scherzh.). Syn. Fotzle. Fräseli, gezupfte Leinwand,
Charpie Ap. Syn. Schlisse.
Mhd. ßmize, franse, Franse, Schmuck, aus it. framj'M,
frz. frarnje. Über ä für an s. Fr. Ztschr. 7, 33. — Der PI.
-ine eignet einem dim. Sg. dag Frami.
Zimpel-: die über die Stirne herabgekämmten
und eben abgeschnittenen steifen Haare, wie sie ge-
zierter Weise etwa von jungen Damen getragen wer-
den Z. Syn. Schnittlauch.
Eig. Simpel-Fr., viell. mit augeschweisstem Art., oder
scherzw. satyrisch, weil die gleichsam gekürzte Stiruo ein
einfältiges Aussehen gibt; od. z durch Einfluss von zimjH/Jei;
geziert.
(üs-)frans(l)en, fräsle', franz(l)e": 1. intr.. in
Fasern und Fäden aus einander gehen, Fasern be-
kommen, fasern Ap; Gr; GW. — 2. trs., mit Fransen
versehen, z.B. einen Shawl in den Fabriken Gl; Th
Üssl. ; Z. (Üs-Jfr., fadenweise zerzupfen Ap; Gr; auch
flg.. Einen zerzausen. Wenn öppe" en arms Mannli
mängs Fränkli z' wenig het, so fraslet me"-en us, dass
er nümme" recht mag z' schnufe clw GT. Syn. u.s-
frinselen. — ver-: Gegenstände zerstreuen, aus ein-
ander werfen, z. B. ein Bündel, Fäden GW. — Mhd.
m-auzen, mit Frausen besetzen.
Ge frans n. : Fransenwork; Zierat. ,Wyss altar-
döcher mit sydin gefrensen.' XV., Z Anz. 1883. .Syden
zotten, gefrons und zierd.' NMan. ,Dise cherubin sind
i:ill
Frans — fiuii
Fi'iiiiscli— IVunsch. Kraut— tiuiit. Fraiiz — fiunz
1312
kein bilder gesjii. suiuler ein glVens und gezierd am
kianzwcik der aich.' Zwinuh.
Pransi s. Franst.
*fransisch fräsisch: IVenidartig , fremd, mehr
sclierzli. ; in der RA.: da.s chonnd-mer fr. mir, das
sind mir böhmische Dörfer, ist mir unverständlich Ar.
8yn. freiiidiscli, alt-fränJcisch.
Mild, fninzisoh, fr.anzösiscli : vf?l. .\nm. zu Frait'.c, ;iii
welches W. Anlehnung stattgefunden zu luibcu scheint.
vis-frills(o)le": mit Fransen versehen ]J (Dkr).
Franse he s. Franse.
franschemang AAFri.. -ma SchwE., fraißema S:
(Adv.) frei (heraus). /''' säg-der 's fr. werj. M'r seit
im ganze' Leherherg ganz frilsch und fr., schön Aiii-
mareili melidier [habe im Auge] der Dursli sue sliii
Ma'". Schild 1800. — Aus frz. fmmhemenl ; vgl. auch
/m„.rh-müHly.
franscllieren: portofrei versenden. .Ein Brief auf
[nach] Pontarlier tranchiert 3 Btzn '2 Kzr.' Sriaoss
Rued 1727. — Frz. af-ß-anchir, dass.
Fraiiscllipälli : früher sehr beliebter, nach dem
Erfinder, dem Italiener Prangipani, benannter Parfüm
Z8tdt. — Frz. frantjiixmc, fntnvhipuiie, dass.
alt-fränsch s. -frmikiscU.
Frant Irunt.
franteren s. rer-antercn Öp. o-l'.l. Vrentig
s. Verena-Tag.
Frontiere f.: Grenze. ,Die Parther sind in der
Römer frontioren und landschaften g'fallen.' Vad.
,Margines imperii, finis: die (land)marchen, kreis, fron-
tieren und grenzen des reichs.' Fris. ; Mal. .Gegen
der Baierischen Froutier.' Wurstis. , Limites: Strassen,
so die Römer an ihren frontieren verwacheten.' Denzl.
S. auch Anstoss. — Aus frz. frontitre.
frönt s. fremd Sp. 1298. gefrünt s. gcfründ
Sp. 1305.
alt-fräntsch s. -fränkisch. Fräntschi s.
i'V(t)U.
Vrentschi, Vriutschi s. Verena Sp. 915.
Franz I m. : Franzose B. Mer si [wir sind] nil
lustig wie der Fr. GJKuhn 18u(j. Uf em Bergli isch
(jitct lebe', d' Frame" britcht-me' da niit z' g'seh". ebd.
Uaneben (spöttisch) ebd.: Versteisch, Mussie Frangse?
— Mhd. Frame; Tgl. nhd. , Franzmann'.
Franz II allg., „Franzel", -ä- (grob) L; S('hw;
UwE., 7^ra«5i IBStdt; ScHwMuo., Fräntschi (Fraischi)
W, Franz L — Dim. Franzli I, -ji W, Fränzli UwE..
Franzeli, -ä- I SchwMuo.; UwE.: Personenn., Franz.
Kinderreime: Franz nimmt d' Chatz bim Schiranz S.
Fr., Fr., lö [lass] -mer mini I'fife ganz. Rochh. (Kdl.
1857). Des Geizhalses Chnedit sü/'tt heisse" Fr., under
der Nase ganz [damit er nicht esse] Z. S. Franzist.
Firli- entstellt aus .Firlefanz', dummes Zeug
BBurgd.
Gugel- m., -Franz in f.: Mönch resp. Nonne;;
als solche verkleideter Vagant. Gengenh., GM.
Als Appellativum aus dem Eigcnu., viell. veranlasst dundl'
den Namen des Franziskauerordens. Vgl. (imflfritz, Narr (sii
bei UEckstein. — Gugel, Kapuze. •
„Franzi (grob) allg.", Franzi II Gk; L; S; ZKn.
— Dim. „Iranzeli, -ä- II allg.," Franzli II UwE.
— n.: Personenn., Francisca. — Hicher gehiirt wühl
.Fransj-'. Platt. 1572.
Franziske ScnBargen (-il-e); UwE., Zi»k L; G,
Ziika Ar (bes. ApI.), Ziihel, -i SchwE., „Zista Ap":
1. Personenn., Francisca. — '2. Ziikcli, Judenmalve,
corchorus japonica GRh.
Franzist Schw f; 1622, Scuw Rq.; 1()99, Scuw
LB. ; 1700, Scuw Kaufbr., Ze-ik P silv. : Personenn.,
Pranciscus. — Hieher gehört wohl auch ,Zist.' 1545/50,
G Hdschr. Zc«l; dir. aus it. Fmnmeo.
Franz(l)e. franzen s. Franse usw.
FraiiZüs {-jOs ZO.f) — m.: I.Franzose. , Die Fr.
tragen beschissene [schmutzige] Hosen: Punica Gal-
lorum hdes.' Mey. Hort. Iö92. .Französische Hosen
maclien keinen zum Fr.' ebd. Wetterregel: Wenn
d' Fr-e" d' Hose" ufe" mache' [wenn am Abend gegen
Nordwesten der Himmel hell ist], git 's schün Wetter
STierst. l>er Sg. coli, für die ganze Nation, eig. wohl
zunächst deren Regenten. De'' Buss und de Chaiser,
de'' Tiirgg, de Franzjos, Alles marschieri uf euseri
Schtviz los. Stutz. Es wird vorgebracht, dass ,der Fr.'
schlechte Kreuzdicken ausgebe. 1607, Aiiscn. Fran-
zösischer Wein Z. — 2. (PI.) die Franzosenkrankheit,
Syphilis, Lustseuche, allg. ,lm J. 1495 brachten
die Kriegsknechte aus Frankreich die bösen Fr-eu
oder Blattern, die manchen stolzen Mann und Weib
erlämbd haben, dass sie zu Elenden verdorben sind.'
Ochs. ,L)ise krankheit hiess man die Pr-en und die
bösen blatern von Ursachen wegen, dass man diss
vermeilenden [ansteckenden] blatern in sölicheni fran-
zösischen zug erholt hatt.' Vad. .Wunschtend dir
tusent fr-en.' RMan. .Ich wünscht in"" schier d' fr-en.'
1576, Lied. ,Die übrigen [Knechte], die heim kamen,
brachten zum beutpfennig mit inen heim die eilend
und jeraerlich krankheit, so wir Teutschen die Fr-en
nennen.' JosSiml. 1577. ,Der vollen fr-en und blateren
steckt.' 1589, Zellw. Urkdn. ,Die geschwornen sollend
ouch versorgen deren halb, so mit der bösen sucht
der fr-en verhaft [sind].' 1601, Amtsr. Kriens. .Wann
sye Biderlüt uitnemmen zu arznen für die Fr-en, da
iiement sye Manchen an für dieselbig Krankheit zu
curieren, so er doch nit damit behaft.' ca 1000, Cvs.
,Die abschüchliche spanische Sucht, so wir die Fr-en
namsend.' JJRüeger 1006. ,Franzosensueht.' JMuralt
1697. Auch eine Krankheit der Kühe, Gebännutter-
krebs; s. Brüelerin, Brilelsucht, Stiersucht. — 3. P flan-
zenname. a) kl. Sommerwurz, orobanche minor Aa;
SoHSt. ; Z, zudem = o. major und ramosa. It Durh.
Syn. Schelmenchnlf, Klctiifel. — b) gem. Akelei, aijui-
legia vulg. Aa (Mühlb.).
Mhd. Fmnzös, häufiger Franzoi*. - Über '2 vgl. Ur. WB.
und Weigand WB. Als Sg. konstruiert hei KMan. (,dass
dich d' fr-en schänd!') wie bei einigen andern Autoreu. —
Bcd. 'i a kaum darum, dass man von dem Ursprung der
Pflanze aus der Provence Keuntniss hatte, sondern eher, weil
die Verheerungen des Schniarotzergewächses mit denen der
bekannten Krankheit verglichen wurden.
i;i:"
Kriiiiz— IViiiiz. Fraii— t'ni|i. Fi;u — frur
1314
t'raiizüsele": frz. Art an sich tragen oder tlcr
frz. Nation gewogen sein. allg.
französisch. ,Fr. Saussisen [saucisses]', h. Phan-
tast S\>. 874. Fr. laufe', von Pferden, mit den Hufen
auswärts gehen L; Ggs. eng Sp. 830. Fr. lere", eine
Geschlechtskrankheit an sich haben S. ,Er legte
einiges Sanieiizeug auf einer Bank in Ordnung, als
diese Beide so fr. neben ihn auf beiden Seiten ab-
sasseii, dass das halbe Samenzeug ab der Bank in
Boden fallen musste.' HPest. 17S7.
Französier: Birnensorte GEh., It Stei.nm. 1804.
Frap (frapp)- frup.
Fripperi f.: Münzfälschung, -verschlecliterung. .Im
J. 1Ü20 hat die schädliche Unordnung des Munzwesens
dergestalt überhand genommen, dass zuovor von der-
gleichen Fripp-, Kipper- und Wippery niemal gehört
[worden].' Hafn. ItiOO. — Yn. frqimk, Haudel mit alten
Sachen; friper, abnutzen; steljlcn.
Frar frur.
friei'e", vorw. -A- {-oi- UwE.), Cond. fn'lrü, Ptc.
^ fröre" (-ö- Gl) : frieren i. S. v. Kälte empfinden, allg.
Es frilrt mi''' a" d' Hand. Es frürt Ine", man friert
BSi. Subst. .,Friere' n.: Wechsel- od. kaltes Fieber
L;" Syn. Frörer. — S. noch gefroren.
ent- (et-, ep-J BHk., Si. ; UwE., üf-ep- Aa: auf-
frieren, auftauen. Si müend wider ufetfröre si". Mad-
LENi 1712. ,Vom Muttensee [Gl] heisst es, dass er in
den heissesten Sommern kaum entfriert.' Steinm. 1802.
.Sobald der see entfrure und das ys abkäme.' Prünb
1446. .Wo si ein Agent sachent, dem hüwent si die
füess ab, stalltent die zum füür, bis s' entfrurent,
schüttent sie die füess darus und leitent die schueh
an, denn es so kalt was, dass der nacht alle todten
zuo stock gefroren warent.' ÄgTschüdi. ,Egelidari:
entfr., entschlahen (wiederum sclimelzen und zergön).'
Fris. (Mal.). ,Erst an Lichtmess ist eine Wärme
gsyn, dass der Most und die Trauben entfroren sind,
und ist noch ein ziemlich guter Wein worden.' 1643,
OsENBR., W. ,Regelari, auffr. , entfr.' Denzl. 1677;
1716. Syn. entfrören; vgl. ufergefroren.
er-, ver-: 1. wie nhd. ,erfr.' De [du] tuest alliwil,
wie wenn 's zum Verfr. war Z. Es ist nanig [noch
nicht] zum V. Z; s. Hundstag. , Erhungerte Milch
köTnmt wieder bei besserm Futter, aber erfrorne nicht
leicht, sagt der Urnersenn [Vieh, das vom Hunger
gelitten, erholt sich bald wieder, nicht so das von
Kälte mitgenommene].- Alpina 1806. 's Änneli %koU
oerfriire" [sogar] n" d'r Sunne. Gotth. ,Er habe es
von den Alten gehört, wann es um selbige Zeit [Ok-
tober] so kalt seie, so seie der Winter erfroren [sei
keine grössere Kälte mehr zu befurchten].- Spectateür
1734. Vgl. erwerfen. ,Wann die Pfrundreben ver-
frieren.' Ti'R. sep. Bildl. Um Öppis e., einer Sache
verlustig gehen, darum geprellt, betrogen werden Z.
Wenn der Düfel mit dene ziceiien a'henkt [sich ein-
lässt], so isch er um si Hell verfrore". Schild 1876.
,Er ist um all sein Gut vorfr.. er hat Alles verloren
Schweiz. Idiotikun. I. 9.
VOrte." ,Uass man um sein Kcclit verfroren ist.'
1874, Bs Grossratsverli. Mit ire" ist Eine'' nüd ver-
frore", nicht getäuscht, wohl versorgt, wenn er sie •
heiratet Z. Auch absol. : einer Busse, Strafe ver-
fallen Z. — 2. verstärkend für frieren; von der Kälte
zu leiden haben, davon hart mitgenommen weiden.
,Da ward es uss der raassen kalt, dass menklichen
[1. -er?] erfruren wollt.' Edlib. ,Was kalt und er-
frurend übel dur das Eschland.' HsStockar 1519. ,I)o
bin ich oft übel erfroren, drumb dass ich oft biss umb
mitte nacht han miessen umbher gan.' Platt. 1572.
— Verfrore als Ptc: 1) durchfroren, vor Kälte blau,
starr, allg. V. üsg'seh". F'' bi" ganz verfrorne, friere
sehr stark GA. Verfrörnig Hand, die vor Kälte rot
und blau sind L. 2) sehr gegen Kälte empfindlich Bs.
— Mhd. ervrieaen, nur in Bed. 1. Zu der bildlichen Bed.
hMa ßämmm 3 (Sp. 1197).
iis-: 1. durch Frost Lücken bekommen, beschädigt
werden, z. B. Epheu BBe. — 2. auffrieren, auftauen.
,Ganze Zeigen voll Raben und Erdapfel sind verfroren
und im Aussfrieren verfaulet.' Maag 1791. — S. «»
i. S. V. üf (Sp. 55.5).
g'fr.: frieren im unpers. S. von Eintreten von
Frost, allg. Selbst von AFröhlich gebraucht: ,Eh es
wiederum gefror.' .Darauf schneite es, gefrührte, man
holte das eis.' GKönig 1696. — üf-er-g'frore": auf-
getaut Z. 's ist dusse" [im Freien] u.
Über den Wechsel von ent- und er- s. dd. Viell. ist in
diesem speziellen Falle erg-fr. aus eri-fr. umgebildet.
g'frore": adj. Ptc. 1. (zu frieren) en Gfrorne'',
ein gegen Frost Empfindlicher TnRom. Syn. Gefrör-
ling. — 2. (zu gefrieren) a) g. si", kein Leben zeigen,
sich nicht regen mögen L; Th. — b) durch Bezau-
berung (die sog. Passauerkunst) und Zaubermittel
(Passauerzeddel) unverletzlich und unempfindlich ge-
macht, „besonders wider das kleinere Geschoss" Ai>;
„VOrte;" W. Er cha""-schich gfrornu" mache" W.
Das git Eine" wie-ne G'frorne, er verspricht sehr stark,
abgehärtet zu werden Gl. ,Es i.st dise Kunst, nämlich
gefrohren machen, ein solche Gattung der Zauberei,
die einist den alten Zauberern nicht bekannt gewesen,
sonder erst innert wenig Jahren erfunden und an Tag
kommen ist.' RGwerb 164G. .Frisch auf Soldat, parier
dein Wehr, Dich hilft jetzt kein Wundsegen mehr.
Bist schon g., ist umbsonst. Ich [der Tod] lös auf
mit Gwalt ohne Kunst.' RudMey. 1650. Im Bauernkrieg
1653 wurde ein Angeschuldigter gefragt, ,ob er auch
g. oder schutzfrei sei, und wer ihn solche Kunst ge-
lehrt.' AHeusl. 1854. ,Die, welche durch Anhenkung
oder Verschluckung gewüsser Charakteren, Buch-
staben, Zeichen oder auf andere Weis sich understehen
[sich] gefr., ihren Leib so fest und hart zu machen,
dass wann man gleich auf sie hauet, sticht und schiesst,
es doch nicht änderst ist, als ob man auf Eis oder
ander hart gefroren Ding zuschlagen und schiessen
täte.' Zauberei 1704. ,lhr Geistlichkeit ihn"" blaset
ein, vor Stich und Schützen sicher z" sein, sie seien
allsam g'fr., und henken ihnen Brieflein an, ein jeder
schlag jezt zehen Mann.' 1712, Bällenlied. ,Gefr.,
unverletzlich, der nicht kann verwundet werden, in-
vulnerable.' DeLacour 1736. Syn. fest; s. gefrören, Ge-
fröri. — bickel [hiHls GTa.)-: ^hickelfest Sp. 1119
Gl; Gr; GTa.; Ndw. Syn. bickelhärt.
Gefroren Gfrore f.: Frost, Kälte GrD.; W.
8:^
1315
Frar— l'i'ur. Fräs — IVus.
1316
Fror f. syii. mit und lieben ,gefriiri.' Vau.
fröre", g'-: gefrieren machen; durch Frost ver-
derben BSi.; Gl; GrPi'.; Scbw; Uw. Es het-m'r d' Filess
g' frört BSi. Di Alte" hend au"'' eisster g'seit, i'il Gum-
mel [Kartoffeln] geh 's erst, tvenn 's-es [das Feld] gfrört
iScHw. .Die Bäurin ist besorgt, Dass alle die Herd-
Spisen [Erdfrüchte] Sie bringe unter Dach, Eh' sie ge-
frört die Bisen.' Berglieder b. Persönl., Einen starr
machen, dass er kein Glied mehr rühren kann, ihn
.bannen' UwE.; Einen kugel- und stichfest machen
GrPi'. ,Man sagt, er könne sich gfr. und die Leute
bannen.' UBRio«. Syn. bestellen. Mit fehlendem Obj..
unpers. : frieren, gefrieren BBe., Si. Es schneit, rift
W gfrört. — Mhd. (ge)vroaen, dass.
ent (emp)- = vfgefr. BSi.; „Etwas aufgefrieren,
weich machen, zerschmelzen, im physischen sowohl als
moralischen S. BE." Auch ohne übj. Es het etfrört,
der Boden ist aufgetaut BSi.; vgl. frören. ,Glacieni
refundit luna : entfrört, schmelzt.' Fris. , (Wider)
entfrören, ein gefroren ding zerlassen, regelare.' Mal.;
Denzl. 1677; 171ö. — Mhd. (bei Boner) ebso.
er-: erfrieren machen Gl; durch Frost verderben.
,Der Winter hat mir erfrört ein ross in disem jar.- Z
Lied. .A" 1667 ist durch ein ungewöhnlichen Ryfen
der Rebstock erfrört worden.' Pfarrb. Z OGlatt. .Ein
kalter Wind erfrörte völlig, was der Schnee über-
bleiben lassen.' JJScheucuz. 1706. ,Die Eoggenernte
war schlecht, weil die Winterkälte viel erfrört.' Monatl.
Nachr. 1754. — ver-: 1. = er- Ap; Gl; SchwE.; Z.
E cerfrörts Mensch, eine durch Kälte körperlich ver-
dorbene Frauensperson Ap. Verfrurti Finger, Zehe" Z.
,Dass das Ungeziefer seine Fruchte abfressen, der harte
Winter sie v. werde.' Ulr. 1727. — 2. auffrieren ma-
chen. ,[Die Fische] sollend also gefrieren, bis solche
von der wärme des feurs verfrört und bewegt werdend.'
FiscHB. 1563. S. rer Sp. 908. — üf-g'fr.: zum Auf-
tauen bringen, z. B. einen eingefrornen Brunnen Z.
— dur <=''-: mit Frost durchdringen Z. Die Kälte
durchfrört die Erdschollen == lässt sie durch und
durch gefrieren. Glieder können dur'''frört sein.
Frörer m.: Wechsel- od. kaltes Fieber „Aa; Gl;
LE.; GEh.;" Fieberfrost. ,Wenn die Schafe aus wär-
mern Gegenden auf den Alpen anlangen, bekommen
sie den Fr. oder das kalte Fieber, das aber wieder
von selbst sich verliert.' Eöm. u. Schinz 18ü9. .Wisset
doch niemant, was siechtagen es was. Wol was er
einem truckenden frörer gelieh.' XV., Konst. Chrox.
,Ist dich das feber oder kaltwee nie ankommen V Hast
du nie den fr. gehebt? iniit te unquam febris?- Mal.
— Mhd. ebso. S. noch Ffher. 8p. 636.
G'fröri Aa; Ar; Gl (Bed. 2); Soh, „Frörni'-,
Gfrörni „BO.;" VOrte; Gl (Bed. 1); Gr; GSa.; ScnSt.;
f^; Z, G'früri B — f . (n. in Bed. 3): 1. Frost, Frost-
wetter. En Elfe schaä't nid so vil, tvenn 's nu'' kei
Gfr. git. 's het de' Marge' e Gfr. g'ha'. Ihri Dienst-
bote' förchte' mit um Gfriiri — si leit-se dopplet «".
GJKuHN 1806. ,So zuo zyten der herbst [-Ertrag] als
gross wurd, oder ain söllich wynfüli [-Fäulniss] oder
gefrür kam.' XV., Offn. Eheinau. ,Ain gfrüri vor
Georgi; was ain hüpscher schuss [Trieb] gsyn.' Vad.
.Congelatio: eingefrüre (gefriere) oder gefrörne.' Fris.;
Mal. ,Der Zürichsee beschloss sich bis an die statt
an d'schwirren, dise gfrörne wäret bis an Charfrytag
und, das ein gross wunder ist, entfror er in einem
tag und einer nacht.' HBull. Tig. ,Die Schittineister
verantworten sich, es sei zur Zeit der G'frörni gar
verschieden, indem sie bald wenig, bald doppelt so
viel Knechte halten müssen, je nachdem der See ge-
froren sei und sie fahren können.' 1590, Absch. ,1736 ,(
ist ein starker Seifen oder vielmehr Gefrörne gewesen,
Z OGlatt. — 2. Frostbeulen Aa; B; VOrte ; Gl; S; Z.^
D' G'fr. an'n Füesse" [usw.] ha". .Aufgespaltene Füss
von der Gefröhrne haben: avoir les mules aux talons.'
DeLacodr 1736. Gegen G. wird empfohlen, die leiden-
den Stellen mit dem Wasser eines kleinen Bübleins
zu waschen Z ; moderner ist Gfriiripommade. — 3. (ii.)
Kugel- oder Stichfestigkeit, Unempfindlichkeit gegen
Prügel, sogar solche mit einem Hebeisen (bis auf eine
kleine Stelle am Körper, die sich gewöhnlich unter
der Nase oder der Achsel befindet) Ap; GT.; vgl.
Alpenp. 1871, S. 375. .Wider ein silberne Kugel ver-
möge die Gfröhrne und Verhärtung Nichts.' EGwerb
1646. ,Das Knittelkraut [Kolbenschläge] der Bären-
haut die Gfrörni kann vertreiben.' 1656, Lied v. d.
Schlacht b. Vilm., in welcher ein ,Gofrorner' durch
eine silberne Kugel getödtet worden sein soll. S. noch
Malefiz-Zedel.
Abi. t. vou dem Ptc. (mhd. yevr^irn), t. wie iiihd. rfc«
gcvrüri, ,gefrUrinen' (PI. — XV., Koust. Chr.), und ,g;efrür'
(CTurst ca 1500, u. obeu Offu. Rheinaii) von dem Priet. Piur.
erur(n). Im erstem Fall ist die Bildung ohne n auffällig;
sie ist das Gegenstück zu denjenigen mit ungehörig eingescho-
benem M (Fröni, Kränkni). — S. noch Gefruat.
Se-G'frörni: das Zufrieren des Sees, Dauer des
Gefrorenseins Z. So auch 1881, Z Ämtsbl. ,Weil
selten die Seegefrörne 3 Wochen anhält.' 1629, Absch.
Winter-(G')Fröri. ,Der wyn ward tür; dann
die winterfröre grossen schaden tuon hatt.' Vad. Die
Gesandten von Gl tragen darauf an, die wegen der
Winterfuhr zur Zeit der .Wintergfrörue' im J. 1614
gemachte Ordnung zu ändern. 1629, Absch.
Frörli"g GA.; Schw, G'fr. Aa; Ap; Uw; U; Z,
G'frörlig ZHörnli. Erürlig B — m.: Person, die gegen
Kälte besonders empfindlich ist. Syn. Eror-Igel.
G'frörniss f. ^ Gefrört 1 ApK.
vrorcinigen s. ver-un-reinigen. frörlich
s. frölich.
Gefrurst s. Gefrust.
I»
Fras(frass)— frus.
i
Ungeziefer,
„(i^frasel St.'', G frässei St.' —
Raupen udgl. an den Pflanzen GEh."
Syn. Gcfräm .3; Freem: Beide obigen Angaben lassen
Abi. von Fräas zu, da ursprüngliches e^ nach langem Vuc.
oft Schwächung erleidet (vgl. z. B. Äser Sp. 506 und die
Conjugationsformen von M«en Sp. 52'2. 524) und auch Kür-
zung des Voe. zuweilen vorkommt. Wenn aber die erstero
Schreibung die richtige ist, so kann unser W. auch von
franen abgel. sein, und wenn a als Kürze zu verstehen ist,
so Hesse sich sogar an Ab), von Fmel mit der in den n.-ü.
M.\A. beliebten Einschiebung von ;■ oder wenigstens an An-
lehnung an dasselbe denken.
G"fraset n.: dass. ApK.; GEh.
Die mit -et aus Verben abgel. Abstracta sind sonst durch-
weg m. (Dialekt. S. 214/6); hier könnte das (ienus von ün-
zifer Attraction geübt haben; vgl. Kuetmet Sp. 527. Übrigens
lässt sich unser W. auch als (substantiviertes) Ptc. vou fraam
(eventuell mit VocalkUrzung) und zwar als Ptc. Iniperf. (für
-end; vgl. ijefrt'sset) oder Ptc. Pf. mit act. Bed. auffassen.
1317
Pras, fres, frls, fros, frus
lälö
fräsen: fressen, weiden. .Wann schon ein Wald
ist voller Haasen, Und was da kam, gern Alles fraasen.'
ViLM. Lied 1656.
Wahrsch. mit echter Länge a, entw. von ,FrÄss' (für
'framien), od. eher ans 'ner-aKcn wie , fressen' aus ,'ver-essen'.
f rasig: fressend, verzehrend? ,Aus frasigem neid.'
ßs XIV. Vgl. 0. Gefrasd.
> PräSS (PI. -d-. -0^-, -d'-) m.: 1. (persünl.) viel und
gierig essender, schwer zu sättigender Mensch, allg.
,Mando, helluo, gurges.' Id. ß (Fraas) ; ThSpieser
1710. A' Z7ce Tische" wird en Fr. erzöge. Sulger.
Es wird l^ein Fr. gibore, aber ei-zoge. Sprww. ,Su"st
war er ein untrüwer fr., wenn er alls ässe.' Zwingli.
Adam zum Wolf: ,Zuo disem tier will ich mich flyssen
Und im sjn namen gen, erzellen, Zum wolf will ich
yetz in erwellen, Der wirt ein fr. syn aller tier.' Euef
1550. ,Barathrum, eatillo, gluto, ingluviosus, lurco,
patinarius: ein fr., schlemmer, schleizer, schlucker
oder Schlecker, der sein guot verschlemmt und ver-
dämpft, der für und für in der platten ligt. Proccres
gul»: gross fräss, fressjungkeren; die rechten schleck-
mäuler.' Fris. ; Mal. ,Ein unsinniger Fr. frisst Alles,
was er ankommt' JJBreit. 1616. , Eltern, -iv eiche aus
ihren kinderen rechte fräss zeuhen.' FWyss 1650. —
2. (sächlich) das Fressen, von Tieren und (verächtl.)
von Menschen (sowohl die Tätigkeit als der Stotf).
allg. En u'häUige [gewaltigen] Fr. tuo" GRMal.
Schmaus, ,convivium.' Id. B. Die Schüler , sollen in
keine conventicula, ürten, naehtstuheten, Schlaftrunk
ziehen, keine schlemm noch fräss halten, weder innert
noch ussert der stadt' XVI., Z Staatsarch. ,Mit dem
vollen Fr. Alls g'schändt [zerstört] dises wilde Element
[das Feuer].' JCWeissenb. 1678. Bildl. erwünschter
fetter Gewinn, resp. Gelegenheit dazu. Die Kuratel
[Vermögensverwaltung] ist en rechte Fr. für in Gr;
Syn. gemüjeti Wis'. — Mhd. m-az, Fresser; Fressen, Ge-
frässigkeit, Schlemmerei.
Imben- (Imme"-Früs Z): ein Bienen fressender
Vogel, eine Art Schwalbe, Immenvogel, Spint. ,Imben-
wolf oder -frass, merops.' Vogelb. 1557. .Merops
(apiastra): ein see- oder meerschwalm, ein frömder
vogel, imbenwolf, imben- (immen-) fr.' Fris.; Mal.;
Denzl. 1677; 1716. Syn. auch I.-Fresser.
Vgl. den mythischen Heldennamen Beowulf (Bienenwolf),
welchen JGrimm auf den Vogel deutete.
Vil-: Fresser Ap; Z.
Mhd. ml-fräz, gefrässig. Nhd. als Name eines Tieres
viell. nur umgedeutet aus nord. fiaU-ß-cs, Bergbär.
Gern- (G^refräsJ: was man gern isst. Lieblings-
speise, Leckerbissen Ndw. — Hase»-: Hasenschmaus,
Mahlzeit, deren Hauptgericht ein Hase ist BInt. —
Chrüt-: Liebhaber von Sauerkraut BBe. — Land-:
länderverheerender Eroberer, von Attila. Würstis.
— Schmäder-, Dim. -Fräsli: kleines Leckermaul.
Kinder: Was hei" -vier z' Mittag? Chnöpß? 0, die
han-i'-'' nit gern! Mutter: 0, dir [ihr] sit-mer aw''
Schm.! JoACH. Vgl. Äc/Mn.-/"rf«ssii(7. — Wurm-: Krank-
heit der Weisstanne, verursacht durch den sie be-
wohnenden Wurm Bostrychus typographus; auch
Wurm-, Baumtrockniss. Schinz 1842.
fräss -Ö-: gefrässig ScH. Syn. (ge)fräss.
Gefräss G'fre^ss (bzw. -.*-, -c'-) u. -s', -z — PI. -er
— n.: 1. Maul als Organ des Fressens, von Menschen
(grob) u. Tieren Bs (-i's); B (-e's); F; L; G(i.; W; Z.
Synn. Gefress; Fresse; Gosche; Schnorre. En guete'
alte" Chäs dem Schivtzerpur i's Gfräs, dass 's Lib
wul Sei hübsch z'sämme' bindt, am .jüngste' Tag im
Buch no''' findt. Häfl. 1813. Als eine Mutter dem
Säugling mit Gewalt Nahrung einflössen wollte, rief
dfcr Vater: Wenn d'r Budel [Bauch] hungred, tuod
d'r Grind [Kopf] ds G. schon [von selbst] üf. BPii.
E vüests [unverschämtes] G. ebd. Häb [halte] ds G.
z'säme, schweig! oder: sei verschwiegen! BHk. F''
gib-d'r Ei's uf 's G., wenn d' nid schwlgst Z. Vgl. 2.
- 2. Gesicht, Antlitz, bes. verzogenes, widriges
(grob), allg. E wiiests [hässliches] Gfrdss Gr; e dumm
Gfres Bs. Fratze, Grimasse Bs; B; L; G; Sch; Uw.
Wenn das Kind Gfräser macht, so lach derzue Bs.
iS't macht-mer e Gsicht und ivas erst fir e Gsicht? 's ist
e Gfräs g'sl, darf-i''' wol sage", ebd. (Schwizerd.).
,Man schluckt oft vom Doctor bittere Medicinen, um
gesund zu werden, ohne ein hässliches G. auf ihn zu
machen.' LKInderbitzi 1831. Gfräser schmde"; vgl.
Grihmcte, Käszännet. Es G. mache' wie 14 Tag Eege"-
wetter S ; Z ; wie-n-en Esel, de'' Teig frisst S ; wie tcenn
d' dem Heiland der Essich g'soffe" haitisch AaZcI.; me
mänt [so dass man meint], er hei süri Holzäpfel abe-
g'schluckt ! Sch. Jmdm Ei's, Eini [Maulschelle] iCnJs
G. haue' (g'e'J Aa; Bs; vgl. 1. ,Quin pugnus in mala
hfflreat: das du im die taust ins gefräss einhin oder
ins angesicht gäbist.' Fris.; Mal. Günstige Bedeutung
hat nur das Dim. Gfräsli, Kinder- oder Mädchen-
gesichtchen B. Es hübsches G. Es Hiiseli, wo rundi
G. mit Gwundernäsli springen um 's Gärtli. HsOtt.
Doch nennt eine Mutter auch unzufrieden ihr Kind
das chll' G. -- 3. (Gfräss Aa; L; GP., We.; Th; Z,
Gfrässt Ap tw., Gfräz GRChur, He., Pr.) = Gefrasel.
's G. ist a' d' Bäum chu [gekommen] ZDättl. Von
Menschen: Gesindel. Under de' Fabriklere' [Fabrik-
arbeitern] git 's rechti Lilt, aber aW'' vil G. Bs. —
4. (AAEhr. Gfre's) Abfall von allerlei Stoffen, z. B.
wo Papier zerschnitten, Holz gefällt oder behauen,
Reiswellen gemacht werden; unordentliches Gestreu;
Kehricht; schlechtes Zeug, abgenutzte, wertlose Waare
Aa; Bs; B; Vürte; „S", Reiser im Gegs. zu grobem
Holz Bs. Syn. Güsel; Gehüder. Uf sini Matte' füert-er
[der Bauer] Mist, Stei" und G. er z'säme' list. Zim-
MERM. V. Buchenr. 1865. Und trüeber und wilder schiesst
er [sc. der Bach] und bringt er G. und Holz. JBreitenst.
Die Buebe" mache" geng [immer] es G. B. Überal
süf erlig il fg'rümt und aW'' 's G'fress eu-eg gwüscht,
wo d' Hilener im Gängli us g'macht hei [haben] Bs
(WSenn). D' Müs hein es grüselichs [schreckliches]
G. g'macht BSi. — 5. „schlechtesEssen, Mengsei
von verschiedenen Speisen B;" Bs; Gr; W; Z, gutes
od. schlechtes Essen; Essen od. Fressen Aa; Schweine-
futter Gr (Gfrez); W.
Mhd. yerrmze, Fressen, Schlemmerei. Gebildet von Fräss
und darum auch concreter als das mit ihm sich berührende
und 7.. T. vermengte, aber vom Verbum .abgel. GefrSss (s. d.).
Betr. die Schwächung des Auslautes zu »' vgl. Anm. zu Gi-
frasel. Einige MAA. scheinen (sofern die Mangelhaftigkeit
der uns zu Gebote stehenden Angaben zu Schlüssen berechtigt)
in diesem Punkte zu schwanken. Beachtenswert ist die Dissi-
milation mite' (abgesehen von den MAA., welche durchweg
c^ durch «' ersetzen). In Gfräz begegnen wir dem in un-
seren MAA. Iiäufigen Wechsel von «^ (ß) mit z (vgl. Srhutz.
rjriirzm USW.). G/rüs«! ist Nbf. mit angehängtem t. — Pen
Boli>''('Ti nii'; i\. I,itt. gpireiinber ist man in Verlegenheit, ob
1310
Fräs. fi'PS, fris. fros. frus
1320
(las obige W. oder GefrUa geineiat sei, da die Schreibimg
weder die Quantität noch die Qualität des Voc. unterscheidet.
I)a die Bed. eher zu der letzteren Lesung stimmt, so haben
wir alle älteren Belege, welche allenfalls bei 5 untergebracht
werden liunnten, zu Gefress geordnet.
„Boffelen-Gefriiss: hässliches, ochsenähnliche.s
Gesicht Bsf."
Die Angabe , ochsenähnlich' beruht wohl nur auf un-
sicherer etymologischer Beziehung des ersten W. auf lat.
hns, Joris. S. d. syn. Buffel4i.
Sü-: unsauberes Essen Bs (Ochs.). — Schwine-:
Schweinefutter GrAv.
g'fräss Aa (Endingen -e'-); Bs fgfre'sj: G; Sch; Z
(ü. -e'-), f rassig Ar; Bsffre'sigJ; BM. ; Gr, (ff rassig
GrD., g'fr^sig Uw: 1. gerne fressend (essend), nicht
wählerisch, guten Appetit habend ; in den Gebirgs-MAA.
auch von Menschen, sonst von diesen nur grob oder
scherzh. Syn. ässig. Ggs. s. un-gefr. Der erst Tag
g'mäss [massig oder der Vorschrift gemäss], de zweit
Tag g'fräss, de dritt Tag roll [betrunken]: tuet der
ganze Lässi [Aderlässe] ivohl. Sprww. 1824. Häufig
in Verbindung mit .gesund': I''' bi' gs., i"'' bin emäl
fressige'' GRPr. I bin öppe 15 Jor alt g'si' und halt
[eben] au''' gs. n. gfress. JSenn. Wie göt 's [geht es] V
Was lebsch [lebst du]? Antw. (I bi) gs. u. gfr. Bs;
G; Sch; Z; s. noch bös. — 2. viel fressend; gefrässig.
,Die Prelaten verschwemmtend 's an frässige pferd und
reuterei.' SHochu. 1591. ,Der frässig hat bauchweh und
grimmen.' 1707, Sir.^ch = .der Gefrässige.' 186(1. .Ein
frässiger Vogel.' JCNäg. 1738. — 3. verzehrend, vom
Feuer: ,Das buoch ist durch die leidige brunst, ja
durch das frässig und verzehrend feur zuo grund ge-
gangen.' 1588, Klosterarch. SchwE. — 4. den Appetit
reizend, von der Bergluft (von der man auch sagt, sie
, zehre') BM. Syn. fressig. — 5. allzu knauserig (bei
Abrechnungen) GWa. (eig. = gierig). — 6. (gfre^sig)
gesprächig, wer sein Gfräs (s. Gefräss 1) gern braucht
BBe. Ggs. mttlfül. — 7. (passiv) schmackhaft; z.B.
von Futter, das gern gefressen wird AAEnd. ; Gr. Vgl.
ässig; süffig. — Mhd. vraezec, gefrässig. Vgl. ge-ilss Sp. .501.
u n - (-«'- AAStauf.) : 1. wählerisch in der Nahrung,
von Tier und Mensch. Synn. s. bei eigelig Sp. 147;
altcär 210; un-, unge-äss 501. 502; e.raht 621 u. lüg;
erlös; mielisch; geschandt; versciüeckt; geschnäugget
und die hier folgenden Zssen. — 2. ufressig, un-
schniackhaft Gr.
gräub-frässig = gr.-ässig 1 (Sp. 501) L; Z. —
land-: ländergierig. .Der Marggraf von Müss war
gar 1. und schmatzeret [wässerte] im syn mul fast
nach dem Veltlin.' HBull. 1572.
g'schmäder-fräss Sch, schmäder- B; ZS.(-..«-),
schnäder- Aa; Bs; B; L (-e-); GSev., g'schn.-
(Suterm.), -frä.ssig L; GSev., -f rasig Aa; Bs (-e-);
B: 1. = schm.-ässig Sp. 502 und un-gefräss, stärker
als meisterlos, herschlechtig, ungeschlacht, schwächer
als schlärmig BSi. Schmäderfrässig wie d' Geisse".
JBreitenst. 1864. Er isch e meisterlosige, schnäder-
fresige Hund Bs (von einem Menschen). Si' Frau
isch so schm., si schätzte üses Brot Nüt. Gotth. Auch:
wählerisch im Umgang B. ,Jcde, der vor Schmäder-
fräsigi [-frässigkeit] Keiner [kein Freier] recht ist.'
Gotth. — 2. naschhaft, Leckereien liebend B; S.
,Hier ein Brösmeli und dort ein Eestli, als hätte man
schm.-en Jungfern [Mägden] die Säcke geleert.' Gotth.
.'1. locker, von Speisen. Vgl. gefräss 7; ässig, ge-äss
Sp. 500. 501. Öppis Gschnäderfressigs verlangt man
beim Fleischer in Basel, z. B. Hirn udgl. Leckerbissen.
— Die Nbf. sehn- wohl mit AnJelinung au i,l,mini>n, wliiimKj-
ijni, naschen, schnüffeln.
schnaus- frässig: wählerisch im Essen FJ. Von
schnausen, naschen.
tier-: Tiere fressend. ,Man erschlägt sonst den
tiorfrässigen wolf, wo man ihn findet. Warum nicht
auch die wölfe, die auf menschenraub ausgehen?'
ZwiNGLI.
gefrässen g'fräse: viel und unverschämt spre-
chen P. Usi mit-em [hinaus mit ihm]! er hat lang
gnue^ gfräset. Widerreden, grob antworten BBe. Syn.
mülen; schnöderen; väffelen. — umhi"-: (herum-
gehend) frech sich in Alles einmischen BHk. Vgl.
's Mal in Alles, Öppis henke' B. — Von Gej'rtvts. Daher
auch syn. : das Maul brauchen.
Frässigi f.: Gefrässigkeit. ,Buphagus, von seiner
grossen frässige wegen.' Vogelb. 1557. — Un-: wäh-
lerisches Verhalten von Tieren und Menschen zur
Nahrung Gr.
Fräse, fräsen, Fräsle. Fräslete s. Franse
usw. fräsisch s. fransisch.
fräs: Conj., weil doch (einmal) Gl. Fräs-me'
emäl a''gfange hat ... - Synk. aus für (s. d.) «/« oder
daas. Vgl. fürst Sp. 10'26.
Fräse f.: 1. (Dim.) Fräsli, Fresli, Halskrause, rund
schliessender, gefältelter Kragen, dgl. Knaben und
Mädchen trugen Bf; Z f . Vgl. dicker, gebrittleter
Kragen. — 2. (in SchwE. Friese, in Z Friesi neben
Frä^e, Frese) Circularsäge, scheibenförmige Flader-
säge. allg. — Hand-: Maschine zum Holzsägen Gl.
Vom in. fraise, Halskrause; Schneiderad. Anlehnung an
das W. , Fries' lag nahe, weil mit der Circularsäge namentlicli
lange, schmale Latten hergestellt werden. — Für , Fasen'
bei FWürz: , Alsbald du ihn [den Operierten] verbunden
hast, so sollt du ihn auf ein Sack legen und tu ihm frisch
Sprewer von Fr. oder geschnittenen [1. ,-es'] Strow darein.'
(1612 n. nochmals abgedruckt 1634).
fräse" {-e'- ZO.): mit der Circuhirsäge arbeiten,
bzw. Etwas bearbeiten.
ÜS-: gezogene Gewehrläufe, deren Züge durch
den Gebrauch gelitten haben, wieder auffrischen. —
Vgl. frz. früher, kleine Kammräder mit der Fräsemaschine
auszähnen.
Fräser ni. : der die Fräsemaschine leitet.
Fräsle f.: Friesel, Hautausschlag GrD. — Vgl.
,Fräsel' Gr. WB. 4, 1, 132.
„Fress m.: Schmaus, Gastmahl B." Syn. Fres.ien n.
— Här-: besteht darin, dass die Kopfhaare sich an
ihrem äussern Ende spalten. De" H. ha" Gr.
Gefress n.: 1. Mund, bes. Gebiss „Gl;" GrL.
,Der mund, maul, giel. gosch, gefress: os, mala, buca.'
Red. 1662. ,Was ihm [dem ,Wälschen' Poggius] für
Schmachwort in das ungewaschen Walchengefress
kommen.' Würstis. — 2. Gesicht (grob) ScuNnk. —
3. Fresserei, unerlaubtes, wiederlioltes, unmässiges
Essen Bs; s. Gefräss 5. , Gefräss oder Saufen.' 1531/48,
Maccab. Im J. 1539 eiferten die B Prädikanten wider
•die köstliche mal, die gastung und das grosse gefräss
uf den tag der toufung.' Hagenb. Sigr. ,Als die sel-
bigen uss der heiligen gedäclitnuss des tods unsers
heilands ein prachtig gefräss und kostlich nialzyt ge-
maclit liattend.' Güalth. 1."i5.'!. .Dass sie an irem
1321
Präs, fres, fris. fros, fnis
1Ü22
kilchgang [Hochzeit] üppige gefräss oder tanz an-
richtind.- HBull. 1572. S. auch Totenfressen; Ei 2
(Sp. 13). ,Suff und Gefress.' AKlingl. 1702.
Über die fast durchgängige Berilhrimg dieser Fnriii mit
Gf/räa» s. die Auni. zu diesem: aber vgl. aucli iiocli die mit
1. 2 syil. aefrisH; Fresse.
fresse": 1. in eig. Bed., von Tieren und unniäs-
sigen Menschen oder sonst in wegwerfendem S., z. B.
mit Bez. auf Ungekochtes; doch in Gebirgs-MAA.
I auch z.B. de" Chindni' z' fr. ye" W; me" mnes für 's
Fr. .lorge' Gr. S. n. Git; Hut; Vaterland; Scrhet.
Beteurung: F'' will-mi''' fr. lä', u-enn 's nüd war ist.
'■ .Fleisch fr. [in der Fastenzeit].' 1524, Absch. ,Die
; fischer fressend dise krabben gleich rauw [roh].' Fischb.
1563. Von den Tieren sind die Bienen ausgenommen,
von denen man , essen' sagen niuss, wenn man mit
ihrer Zucht Glück haben will. (Kothenb.) Nach
Osenbr. soll in B auch von Pferden und noch andern
Tieren , essen' gesagt werden. Von leblosen Dingen:
zehren, verzehren : JEs frisst albig [immer] und schlsst
nie, Volksrätsel (das Licht) GrD. Der ml Sehne frisst
de' alte" GnPr. Es hed di Gfrore g'fresse, wenn der
Reif vergeht, ehe die Sonne erscheint GrD. D' Bränte
tuet ds Amat fr., der Nebel schadet dem Wachstum
des zweiten Heus. ebd. In weiterra S. : Tahah fr.
= kauen GrAv. Fr. mache", Fangens m. GrV. Mit
Bezug auf Karten, Brettsteine udgl. bei Spielen: sie
wegnelinien. [Die Mühle] zue! und friss-d'r eiceg die
Chue. Daher viell. das Sprichw. : Wenn Eine'' hat,
was er will, so frisst er, was er mag L, auch übertr.
auf das Spiel, dann wohl von günstiger Lage übh.,
die man ausnutzt. Sprichw. RAA. und Sprww.: lez
hast gfr.! zu Einem, der durch eigenes Ungeschick
Etw. verdorben hat Z; vgL: ,Ich muoss dir's grad
rund uscn sagen Im [in'n?] kröpf, so weist's, wie d's
gfressen hast.' Com. SBeati, oder diese Stelle mit der
RA. ,Jmdm Etwas z' heiss g'esse" ha".'? Da heisst's:
Vogel friss oder stirb! Not oder Gewalt drängen zu
einer Wahl zwischen zwei Übeln. Bzm di''' oder i'''
friss di''''! ,Sie hatten Geld zum Fr. [im Überfluss].'
GoTTH. Es ist-mer grad, als ob i''' Steine fr. sott, ist
mir höclist zuwider GrHc. 's ist besser, me" fresst si,
als si ü"s, sagt der arme Kuhbauer, wenn er seine
Kuh schlachtet, damit er nicht durcli Heukauf zu
Grund gehe U. Fr. und süfe" macht d' Dökter rieh.
Ineichen. Git-me [gibt man] de" Nar''e" ril, so fresse'
si vil AAStauf.; Sulger. Ei" böse" Atti frisst zwe"
guete Sün, ungerechtes Gut des Vaters ist kein Segen
für die Erben. Ineicben. Vo" der Schönheit hät-me'
nüd g'fr. [kann man nicht leben]. Besser z' vil g'fr.,
als z' vil g'redt W. En guete Hund frisst Alles, man
soll nicht wählerisch sein Gl. De"' hat (aw'') en
Hund für d' Schulde" z' fr. Z. D's G'fressna, d's Ver-
gessna, Undank der Welt Lohn W; anders essen und
vergessen. — 2. in uneigentlicher oder bildl. Bed.
a) mit persönlichem Subj. a) und mit persönl. Obj.
Von heftigen Gefühlen oder Begierden, mit welchen
ein Mensch Andere verzehren zu wollen oder sich
selbst zu verzehren scheint. Liebe: Fhiand fast fr.
vor Liebi. An Jmdm od. Etw. de" NarfrJ g'fr. ha",
närrisch lieben, darein vernarrt sein; verhätscheln B;
Gr; G; S; Z. Er hat au"' gar de N. g'fr. a" dem
Mensch! Stutz. Etwas für fumj 's Fr. gern g'seh",
g'höre", tue" [so dass man es vor Begier fr. möchte] Z.
Ähnlich frülior: D' Here" m" Luzern hctte"d au gern
Fride" g'ha", si hetted Nild se [so] gern g'fr. Madlexi
1712. Hass, Zorn: Jmdn grad fr. (g'fresse" ha")
welle, sehr aufgebracht gegen ihn sein Gr. Wenn d'
mv'' ««'■ nüd fris(s)ist! sei nur nicht gar zu böse auf
niicli, fahre mich nicht so hart an ! Z. Fr'essed enand,
so 7pird (git 's) ei" Bechts drüs! GG. .Friss mich
nur nicht!' Mey. Hort. 1692. ,Die schaaf müessend
mich weiden, sy müessend 's tuen, ich friss .sy sust.'
NMan. In anderm S. sagte man in der Reformations-
zeit .Tote fr.' von Geistlichen (s. Totenfresser), die
sich für Seelenmessen bezahlen Hessen (vgl. Manuel
199), und galt die RA. : ,ich will ein puren fr. bis an
die stifel', in Fällen, wo ,etlich der landsrichtern etwa
ein puren zween dry zuo essen gehebt, sy die ürten
für sy bezalt hand, also dass das sprüchwort darus
worden.' 1530, Absch. Sich selbst fr.: ,Wer nyd und
hass treit [trägt, hegt], der verisst syn eigen herz mit
leid.' JLenz. Gewissensqual: ,Conscientia ardere :
fast übel betrübt sein, sich selbs etwaran schuldig
wüssen, sich selbs fr. undpeinigen.' Fris.; Mal. ,ln
seiner gwüssne [Gewissen] gefr. oder geengstiget wer-
den, ein g'nager oder klopfer in der conscienz haben,
morderi conscientia.' Mal. Auch von andern Seelen-
schmerzen und Sorgen. ,Sind das nit hübsche reden
an einem predicanten: Ich kann mich nit umb alle
ding selb fr. [ängstigen, kümmern].' 1616, JBreit.
,Der Lehrmeister kränket und frisset sich selber, wann
er sihet, dass seine Arbeit so übel angewendet werde.'
DToMMANN 1708. — ß) mit sächl. Übj. Habsucht,
Eigennutz : Er will Alles g'fr. ha' GWa. Jiudm Etw.,
Alles vor 'em Mül etveg fr., eigtl. von Speise, uneigtl.
= Rechte und Vorteile vorwegnehmen Gr. D'' N.
hät-em z' nach g'fr., ist ihm zu nahe getreten Z. ,Die
Tafelkatz die ander [der andern] fluecht, die ihr zu
nach gefressen.' JCWeissenb. 1678. ,Was du genüsist,
das friss nit, als ob es dir allein höre ; gunne anderen
Leuten am Tisch auch Etwas.' HBull. mit der Var.:
,Lass dich benüegen an eim Zimlichen, schopp's nicht
allein in dich.' In etwas bessern! S.: Ds Werch fr.,
gewaltig aber zugleich prahlerisch arbeiten. Er tuet,
a's ob er ds W. alls g'fr. ha" tvett [wollte] Gr; vgl.
Werchfresser. Um sich fr., zunehmen, sich verbreiten.
,Die Augustiner München hand um sich g'fr.' Rüerer
1606. Einbildung: Er tuet, une wenn er alli Heilig-
keit g'fr. hett, gibt sich den Anscliein grosser Fröm-
migkeit Z. 's wi'ird Ein'n [man sollte] meine", er
hett alli Wisheit g'fr. ebd. (auch: mit Löffle"). ,Du
meinst, du habest schon gross Gschicklichkeit gefr.'
Wahrsager 1675. ,Alle Witz gefr. haben, das Gras
wachsen hören.' DTommann 1708. Selbstüberwin-
dung: Friss ke" Zorn mer! besänftige dich! TB.
Men ist doch au"'' vo" Fleisch und Bliiet und d' Natur
fr. chann me" eimel nit W. Er icird si" Natur aW'
nüd chönne fr.: die Naturtriebe ascetisch unterdrucken
Z. f) absol. „sich bestechen lassen Gr-', gleich-
sam Futter annehmen. Vgl. Gaben-, Kronenfresser.
— b) mit Sachsubj. D' Schulde" fresse"d-ne» (fastj,
verzehren, bedrängen ihn Gl; Z,, Es will-mi''' hir
[heuer] g'fr. hä', wenn ein Leid oder Missgeschick
vorüber ist, so folgt schon ein anderes darauf; es
lässt mir gar keine Ruh W. — Ptc. Pcrf. 1) in
akt. S. a) vollgefressen, wohlgenährt. En guet ffressne
[beleibter] Ma"" BRi. (grob), b) eigennützig GWa.
c) yfressa sl", e gfresses Usseha ha", sauer sehen, als
ob man Einen fressen wollte Ap. (Vgl. /Vcs.«» -V " ß.)
1323
Fräs, fres, fris. fros, frus
1324
Im selben S. ebd. auch das Ptc. Iniperf.: e gfressets
[d. h. -endes] G'sicht, Wort; Syn. g'fraset. — 2) in
pass. S. cffressne si", sich übermässig fürchten (als ob
man schon ,gefressen', d. h. wenigstens schwer bedroht
wäre), z. B. : fii hein [haben] den g'wüsst z' bhlgge» [zu
erschrecken] : er ist ganz g'fressne g'sin BRi. Vgl. die
Drohung muess-di'''' fr.? mit welcher Kinder vexiert
werden. — nn-g' fresse": in akt. S., nicht gefressen,
gegessen habend. Von Zugvieh: Ma' cha'" ds G'leit
[Gespann] nit der ganz Tag n. lä' GrAv., D. Von
Menschen (roli): Ase u. vom Tisch müese" GrD., Pr.
,Wir nit ung'fressen warend gsyn, vergangen was uns
des hungers pyn.' 1468, Tobler, Volksl. — schaben-:
von den Motten zerfressen GRSch.
Die Stelle aus .JLenz zeigt noch die urspr. Form des W.
(ver-iaat); Tgl. ,den hant die wolf veressen.' Bon. Sie ist
viell. auch in dem Ptc. .fressen' bei Hey. Wint. Chr. ent-
halten: ,Die wurm liand den kabis gefüllt und fr.' Doch ist
aneh ein Ptc. ohne Präf. aus ZN. u. 0. bezeugt; vgl. ßmlen Anni.
ab-fressen (Jnidm Etw.): eines Andern Gut ver-
zehren, ihn schädigen Gr. Syn. ab-essen. — über-
(refl.): zu viel essen, fressen Gr. ,Wo der löuw sich
ü., so fastet er hernach.' Tierb. 15ö3. Ptc. adj.:
,Venter avarus: unersettig, ü., geitig.' Fris. — üf-:
ganz verzehren, z. B. ein Vermögen (verschwenden)
Gr. ,Grosser Hunger und Pestilenz, so den dritten
Teil der Menschen uffgefresson.' ECvs.
u rn - : der Reihe nach (im Kehruni) an verschie-
denen Orten essen. Umfr., wie des Obervogts Geiss,
von einem Tische zum andern schmarotzen gehen,
als ob man Recht dazu hätte. Sprenh.
Um- hier prägnant und nicht eigtl. mit dem A'b. zsgesetzt;
vgl. Sp. 227 und um-elzen Sp. 629.
i"-: 1. (trans.) unbewusst etwas Unverdauliches
oder Schädliches verschlucken; von Menschen und
Vieh GrAv., D., Pr. Syn. in-essen Sp. 525. D' China
fressen allerlei u'rifs Obs i". Wenn e Chiie e Wetter-
guegen i'fressi, so müessti-sch' zerspringe". — 2. (refi.)
eindringen. Bildl. Es hät-si"'' e schlechti G'ivonet
Ig'fresse Z. Hineinfr., von einem fliessenden Wasser,
das in die Ufer hineindringt, wenn es nicht abge-
dämmt wird. 1(571, Arch. Weit.; vgl. das folg. —
under-: unterwühlen, -spülen, allg.
ÜS-: 1. absol., fertig essen, aufzehren. Usg' fresse"
[die Gunst verloren] haben bei Einem Z. Ptc. Perf. :
en iisg'fressna Kerli, ein vollgefressener Ap; vgl. ge-
fressen 1. — 2. trans. (ein Land), die Vorräte des-
selben aufzehren und dadurch Hungersnot hcrbei-
füliren. allg. D' Franzose hei" Nüt 'brockt, si hei"
liume [nur] g'no" und 's Land üsg' fresse S. D' Suppe
usfr. miXese", die Übeln Folgen eines Tuns für Andere
tragen, bUssen, entgelten müssen Aa; Bs; Gr; S; Z.
Syn. 's Bad üstrage", usbadfn. — u s -hin (usej-: durch
Unersättlichkeit hinaustreiben, z. B. von einem uner-
sättlichen Kneelit: Wenn-i-e [ich ihn] na |noch] lang
b'halte" hett, so hett-er-mv'' us 'ein Land use g'fr.,
hätte mich so arm gemacht, dass ich das Land hätte
verlassen müssen ZW.
ver-: 1. (von Insekten, z.B. Motten) zernagen Gr;
Z. Vgl. schaben-gefressen. — 2. mit Fressen (Schwel-
gerei) vertun, das Vermögen B; Gr; G; W. — 3. Ptc.
Perf.; persönlich: durch , Pressen' zerrüttet. ,Die3er
war ein heilloser, müssiggehender und in seiner Haus-
haltung vorfrcssner (isell.' I(;n2. Z Arnionbcriclit. -
vor (für)-: (absol.) „im Voraus schon Lohn für
Arbeit beziehen," Haushalt auf Vorschuss führen.
,Er hat vorgetressen oder Vorgefressenes, von Ai'-
beitern und Beamten" B; L; W. Vgl. tor-essen. —
hinder-: von hinten unterwühlen, von angeschwol-
lenen Wassern. Vgl. under-fr. ,Und i.st unser Eulach
also gross gsyn, das unserem niüller hatt das wuor
durchfressen und dem N. .syn wuor li. und zcrfüert.'
Mey., Wint. Chr.
Fresse" f.: 1. grober Ausdruck für Maul oder
Gesicht, wie Gefräss 1 und die dortigen Synn. „Auf
die Fr. schlagen." T)e" Schnell, d' Hand i" d' Fr.
ge". Stutz. Wo [welche] ledern d' Füst i" d' FrA
schlönd. ebd. Öppis nüd welle" a" dr Fr. zue ha", zff
nahe am Gesicht, vor sich Z. ,Ich wünsch dir 's an-
gsicht voll [von Kuhdreck] und d" fressen.' 1576, Z
Ant. Mitt. ,Hab ihm 's schön unter die Fr. [in's Ge-
sicht] gesagt.' Brägger 1797. Nur das Dim. Fresseli,
von Kindern, wird auch in gutem S. gebraucht Bs (wie
G'frässli). — 2. schlechte Wirtschafterin, die hintel^^
dem Rücken des Hausherrn nascht BSi.; „LE.;" W.
Fresse" n.: Schmaus; Leckerbissen. Es Fr. icie'
jung Müs! Bs. Bildl. E g'fundes (g'schenhts) Fr.,
ein erwünschter Fund, günstige Gelegenheit, leichter
Gewinn Z; Syn. e g'mä'ti Wis. ,Das war für uns ein
rechtes Fr.- JCWeissenb. 1701. S. noch fuerig Sp. 576.
Here"-: Herrenmahlzeit, -speise, herrliches, köst-
liches Essen, Leckerbissen, Hochgenuss B. Auch
bildl.: ,Ein H. für die Dienerschaft war, wenn man
irgend einen kleinen Zwist unter der Familie bemerkte.'
GOTTII.
Tüten-: Leichenschmaus, in tadelnder Rede. In
den Z Synodalakten von 1536 wird geklagt, diiss in
mehrern Gemeinden am !;ee das T. allgemein werden
wolle; 130 Personen seien an einem solchen , Gefräss'
gewesen.
Fresser m.: 1. wie nhd., viel essender Mensch.
— 2. (auch Dim. Fresserli) junges Schwein, das nicht
mehr bloss mit Milch genährt wird, halbgewachsenes
Schw. Gr. — 3. Ungeziefer = Gcfrasel; Gefräss 3 Ap.
Spez. ein Käfer, der den Weinreben schadet, eumolpus
vitis; chrysomela lurida Z. — 4. Krankheit an Bäu-
men, bei der ganze Stücke des Stannnes scliwinden
und der Baum zu Grunde geht ZG. — 5. Sommer-
wurz, orobanche minor Sutt., ein die Gräser ver-
zehrendes Unkraut, ebd. Syn. Kletüfel. — 6. „bös-
artiges Geschwür an den Ohren der Hunde, bes. derer,
welche lange hängende Ohren od. krauses Haar haben
Ap; Gßh.; Z". — 7. Krebs im Gesiclit Z. — 8. bei
Brettspielen (z. B. Damen-) diejenige .\rt des Spieles,
wobei einer oder beide Spieler dai-auf ausgehen, mög-
lichst bald alle ihre Steine zu verlieren (dem Andern
,zu fressen zu geben'), also das Gegenteil der gewöhn-
lichen Spielart, De Fr. mache Z.
Imben (Imme"-, ImaJ- = I.-Fräss Ap; G (St."").
— Ämd- heisst etwa noch der Augentrost, euphrasia,
weil derselbe an trocknen Orten oder in trocknen
Jahrgängen wuchernd den Boden bedeckt und das
Gras nicht aufkommen lässt ZF. — Ämtli"-: nach
(kleinen) Ämtern begieriger Mann Z. — Apfel-:
Name eines Felsens im Rhein bei Wagenh., an dem
ein mit Äpfeln bcladenes Schiif verunglückt sein soll,
wie an einem andern, genannt Salz-Fr., ein mit Salz
beladenes. — .Faden-: Worftbruch an Gewehen, so
Fi-a.s, IVes, fris. IVus. tVii»
1326
uriiaiiiit, weil die Ausbesserung viel V. braucht (.frissf)
II 1." — Für-: 1. Marktschreier, der sich den An-
-ilieiu gibt, feurige Stoffe, z. li. brennendes Werg zu
Mischlucken Z. Vgl. Küder-Fr. — 2. grosse, grüne,
lÜLycnde Heuschrecke BEech.; ZMünch. Knaben
iinichen sich den Spass, diesem Insekt brennende
Zündhölzchen hinzuhalten, in welche es dann beisst.
— Fass-: schlechter Keller Z. Syn. Reif-Fr. —
V rägVv^ (FrögH)- : neugieriger, listiger Frager Seil; Z.
— Franke"-: Polizeidiener, weil er für jede Angabe
einer polizeiwidrigen Handlung einen Franken erhielt
ZStdtf. — Gaben-: bestechlicher Bichter. ,G., welche
niiet und gaben genommen, dem zu lieb, dem zu leid
ein urteil geben [haben].' JMüll. 1073. — Vergebens
(Ver(ßhisj- : Müssiggänger, Schmarotzer, Tagdieb Th;
Z. — Geld-: eine Einrichtung, die viel Geld kostet
Bs. Vgl. Geld-Schlsser. — Gersten- = Gerstenvoyel
Sp. 693 Z.
Gisel-, Gisli-: 1. „Schmarotzer B; LE.;" S.
Syn. Suppen-Esser. — 2. Schuldeneintreiber, Gesehäft-
macher, Wucherer S. ,Gislifr. war noch vor nicht gar
langer Zeit ein Schimpfname der Advokaten, der sich
aus jener Zeit herdatiert, wo sie sich ausschliesslich
mit Schuldbetreibungen befassten.' S Wochcnbl. 1845.
,Dass sy [die Maultiere] die stimm des gyselfressers
(igeis-.' 1560. ,treibers.' 1667) und notzwängers nit
hörend.' Bio. 1531. ,Exactor: gyselfr., schuldbott, der
schulden einzücht.' Fris.; Mal.
Beide Bedd. erklilren sich aus der schon unter Uuirläs
Sp. 499 angeführten Sitte des sug. .Einlagers', wuuach Schul-
deu in der Weise eingetrieben wurden, dass der Gläubiger
deu Schuldner in ein Wirtshaus bannte und dort so lauge
auf seine eigenen Kosten zehren Hess, bis er bezahlte. Als
dann die Schuldbetreibung besondern rechtskundigen fie-
Bchäftsleuton übertragen wurde, sorgten diese natürlich dabei
auch für ihren eigenen Gewinn. Syn. (J.-emer Sp. 5'28.
Herrgott-: ein in der Reformationszeit oft ge-
brauchtes Schimpfw. zur Bezeichnung der Katholiken,
z.B. 1523, Egli, Act. 187. Vgl. Götzen-Fr.
Wenn später ein katholischer Schriftsteller (Com. SBeati)
dem Satan die Schmähung in den Mund legt: ,Petrum, den
verfluochten Lump, Herrgottsfr. und Götzentrump', so ist frag-
lich, ob er das auf die Transsubstantiationslehre anspielende
Schimpfw. der Reformierten (anachronistisch) aufgeuommen
oder ob er dem Ausdrucke den S. v. , eifriger Gottesverehrer'
(vgl. ,den Heiligen die Füsse abbeissen' Sp. 1088 u., und
,vor Liebe fressen') beigelegt habe.
Götzen-: Heiligenverehrer. Schimpfw. i. S. des
vorigen. 1562, Absch. Vgl. Heiligen-Fr.
Heu-: 1. scherzh. Bezeichnung für ,Rind' B. .Ein
schmucker Junge ist er; denn er besitzt vollkommen
die Körperlänge und Figur eines gut gewachsenen
H-s.' Alpenr. 1866. — 2. Wegerich, plantago major und
media G oRh. — 2 so genannt, weil er mit seinen breiten
Blättern den Futtergräsern den Platz versperrt; vgl. Ämd-Fr.
Heiligen-: Scheinheiliger, Gleissner, Heuchler.
.Einen einen Präzisist, Gleichsner, H. betiteln.' AKlingl.
1702. .Welcherlei Leut die Welt heutigs Tags mit
dem Namen der Phantasten, Heuchlern, Gleichsneren,
H., Werk- und Scheinheiligen zu belegen pfleget.'
JUlr. 17'27. — Vgl. Sp. 1088 H.
Humbel-. ,Alle diejenigen, welche die evange-
lische Religion haben angenommen, haben [angeblich]
einen Hummel fressen müssen, so der Teufel selbst
gewesen. Darauf sie alsbald in der Bibel Wissen-
schaft gehabt, wie sie dann insgemein sind II. ge-
iiamset worden.' ClSchob. 1695.
Der Glaube, dass böse Geister (wie Krankheiten) die
Gestalt von (rtiogenden) lusckteu auuehuien können, war weit
verbreitet; vgl. Mm<j: .irimmscIen-r/i/hulterH Sp. 8'20; Mit-
MsiT Sp. 529. '
Här-Fresserin Hurfressere" Ar: wollenes oder
seidenes Haarband, über der Stirne um den Kopf ge-
schlungen, um das Haar glatt zu drücken Ai'; Tu.
Weil dem Haarwuchs schädlich. Walirsch. entstellt aus
frz. /raine, Haarkrausc; s. friuc.
Hirs-Fresser: Maulwurfsgrille, Erdkrebs, den
Wurzeln der Pflanzen (z. B. des Hirses) schädlich Zg;
ZKn., 0. Syn. Korn-Fr. Scherzh. od. spöttisch übertr.
auf Personen, bzw. eine Bevölkerung: ,Die hübsche"
Hirsfresser vo Zug.' Mauleni 1712.
Letzteres wahrsch. wie viele andre nachbarliche Spottn.
mit Beziehung auf die gewöhnliche Ernährung.
Küder- = Für-Fr. 1, verächtliches Scheltw. zur
Bezeichnung von Menschen, die sich mit elenden
Kunststücken abgeben. Ch. und Schnebrilnder Z.
Kindli"-: Popanz; ungeschlachter Kerl Bs. Mängi
Alti, wo [welche] ärger iseh a's albets d'r Ch., tt'"'
we'" si hat d'r eimig Bueb töte chönnt mit Wunderlig-
l:eit W"' Bösi, su warteti si nit bis viorndrist [morgen].
GoTTH. Ein Ausscheidespruch zu einem Kampfspiele
(Giggis, gäggis, Fiermues usw.) hat den Schluss: Alte''
Pia"', wie lebsch so lang; [Ich] ha" g'meint, du slgisch
g'storbe, iez bisch e Ch. worde! und daher bei Gotth.
als Reminiscenz im Munde fröhlicher Jungfrauen:
,Hab gemeint, du seiest gestorben und ein K. gworde".'
,Hüet sich vor mir ein yetlichs kind. welchs bo.sheit
treibt, das ich's nit find. Der K. bin ich g'nannt,
ich far und reisen durch die land, dass ich die kind er
g'wenn und ziech. Welches mich sieht, das luog und
fliech; dann welches kind nit betten kann, gern lügt,
sich nit will meistren lan, verschluck ich ganz on alle
sorgen, und sollt ich schon an ei"m erworgen. Ich
bin den kindren mächtig rüch, drum hab ich gar ein
grossen buch.' Pürenkal. 1564. .Manducus: vielfrass,
kindleinfr.' Denzl. 1677; 1716.
Ein K. ist seit alter Zeit als Standbild aufgerichtet auf
einem der öifentlichen Brunnen in Bern (eines der Wahr-
zeichen der Stadt) und hat verschiedene Deutungen erfahren,
u. A. auf die Juden, denen man auch in Bern Ermordung von
Christenkindevn Schuld gab (vgl. B Album 1858, S. 134/140).
Er ist aber wohl nur plastische Darstellung des kinder-
fressenden Ogers der Märchen und vwdt mit dem Kinder
entführenden ,Rattenfänger von Hameln'. Vgl. Liil-Fr. und
die Vexierdrohnng an Kinder: Miieen-di''' frmse"/ Auf einem
Kupferstich v. KdMeyer ist der .Höllen-Kinderfraass' geist-
lich umgedeutet auf das böse Gewissen. — Den Abzählspruch
deutet AvRUtto sinnig dahin aus, dass der Spielführer jene
Schlussworte an dasjenige Kind richte, welches er als das
letzte zu seiner Rotte aufnimmt; diese aber könne die der
,K.-Fr.' genannt werden, weil sie als die stärkere voraus-
sichtlich die Kinder der andern Partei überwältigen, .auf-
fressen' werde.
Kapünen-: Feinschmecker, Schlemmer. Im Jahre
1646 murrten die unzufriedenen Bauern von ZKn.:
.Die K. [die gnädigen Herren der Stadt] seigond jez
schon lang meister gsyn. sie buren wollend iez auch
einmal m. werden.' — Korn- = Hirs-Fr.; Korn-
Ferli Sp. 921 GTa. — Krämli" CGhröHi)-: Spottn.
für naschhafte, verwöhnte Kinder Z. S. Krüm.
13^7
Fräs, fres. freis. fris, fn:
iiu.s
1328
Kronen-Frosser hiessen im Auf. XVI. die Ee-
gieiuiigsmitglieder und Kriegshauptleute, welche sich
bostecheii Hessen, den benachbarten Mächten (bes.
Frankreich) Schweiz. Söldner zu verschaffen; dann auch
die Söldner selbst, die sog. ,Eeisläufer'. NMan. ruft in
seinem Liede von der Schlacht bei Bicocca den Lands-
knechten zu: .Du nennst uns Kr., darumb dass man
sie [die Kronen] dir nit git!' ,So wöllte(n) si [die
über den Verlust oder Verrat einheimischer Söldner
empörten Landleute von Bern] in die statt fallen und
die kr. erstechen.' 1522, Strickl.
Kronen die von jenea Mächten ausgegebenen Münzen mit
aufgeprägter Krone; vgl. Kroneutaler. Vgl. fmien 3 und
P/rlKiuUn-Fr.
Lüt-: Leute-, Menschenfresser. Vgl. Kindli"-,
Ma'"'-Fr. ,Au etlichen orten, da die 1. wonend.'
LLav. 1569; dafür ,Menschenfresscr.' 1670. — Vgl. den
Z Geschlechtsn. ,Maness' aus ahd. muni'zze, Menschenfresser,
Kiese.
Spinnmugge"-: ein übertrieben ordnungslieben-
der Mensch, eig. der kein Spinngewebe duldet; dann
übh. ein peinlicher, an Kleinigkeiten hangender ZKn.
Mann-: Spierling, cyprinus aphya Bodensee It
Hartm. 1827. — Viell. davon, dass er auch Aase verzehrt.
„Mit- = Mitesser (Sp. 529) Bs."
Meitschi-: Nachtfalter S.
Eig. Nachtschwärmer, in Bez. auf die den Kiltgang aus-
übenden Bursche? Oder als Popanz (Elb, Nachtmar), mit
welchem Mädchen Abends von der Gasse gescheucht werden
(vgl. Madt-Üwel)? Vgl. Toggeli 1) Elb, 2) Schmetterling.
Nägel (Ne'gelJ-: eine Figur der Volks-Anekdote,
Viulfrass, der sich anheischig machte, sogar Nägel zu
verzehren. De'' N. hat g'seit: ,es schiclnt [nimmt ab,
rückt] bald', wo [als] -n-er 09 iti'n Hände" g'ha' häd
und eine'' i" der Schnorre Z. Es schwlnt-em toie dem
N. (dieser hatte nämlich 3 Nägel auf einem Teller,
einen nalim er in den Mund, den zweiten in die Hand,
dann rief er: ,es schwint-mer') Gl. — Brod-: scherzh.
Entstellung von , Professor' Gr; Z. Lüge" wie ne Br.
[mit grosser Virtuosität, gleichsam berufsmässig] Gr.
Syn. ,1. wie gedruckt' oder ,wie ein Zeitungsschreiber'.
— Pfruenden- hiessen in der Reformationszeit die
sog. Curtisanen, welche vorgaben, vom päpstlichen
Hofe Anweisung auf Pfründen zu besitzen und solche
in Besitz nahmen. Vgl. Schade, S. u. P. 1, er. 2, v. 81.
— Reif cüä/)-: ein feuchter Keller, in dem die Reife
der Fässer nicht lange halten Ap. Vgl. Fass-Fr. —
Eosten-Fresserli : kleine Kleidungsstücke, z.B.
Essschürzchen für Kinder, so genannt, weil man zu
solchen auch die kleinsten Beste von Zeug brauchen
kann BStdt. -- Salz-Fresser s. Äpfel-Fr. —
Suppen-: Schmarotzer, Schmeichler, Günstling. Vgl.
(iisd-Fr.; Suppen-Frimdi. ,Ein rott des bischofs s.'
ZwiNiJLi. ,Gät er in des dijclien [Dekans] hüs zuo
syneni s-n.' 1524, Strickl. ,Laudic(i'nus: der einen
fast lobt und vil guots von einem sagt, darmit er sein
male gwünne, s., Schmeichler, federleser.' Fris. ; Mal.
Schnuder-: Scliimpfn. Ai>; Gr; Tii; Uw; U, eig.
für einen rotzigen, unsäuberlichen, dann für einen
unreifen, anniassenden Burschen. Syn. Schn.-Lecker,
-Buch; Eotz-Biieh.
Eig. einer, der den Nasenschleim iSi-hiiJ in den Mund
henibtricfen lässt. statt ihn abzuwischen.
Sehne-: 1. = Fön (weil dieser warme Wind den
Schnee schmilzt) Gl. — 2. feuchter Fruhlingsschnee
(welcher den altern Schnee .schmelzen hilft) Gr. —
3. Frühlingsnebel auf den Bergen, welcher zum Schmel-
zen des Schnees beiträgt, indem er das Gefrieren über
Nacht hindert GREh. — Tabak-: Tabakkauer Gr.
Syn. T.-Käuer; Schigger. — Tinten-: die Federseele,
das Mark in den Gänsefedern (so lange solche zum
Schreiben gebraucht wurden) Ap; Z.
Töten-: in der Reformationszeit Spottn. der ka-
tholischen Geistlichen, welche sich für Seelenmessen
reichlich bezahlen Hessen; s. fressen 3 a.
Das von NManuel 1522 in Bern verfasste und aufgeführte
Fastnachtspiel, welches die Missbräuche des Papsttums schil-
derte, hiess nach Ansh. auch ,der Totenfresser " .
Werch-: der gewaltig, aber prahlerisch arbeitet
Gr. — S. fmmi. Vgl. Wercher, Werehtjueye, -Mei,«ch.
Ziger-: Schimpfn. der Milchwirtschaft treibenden
Bewohner der Urkantone: Die s&be he.ielosige" Z. [die
Schwyzer].' Madleni 1712.
Presseri f. ,Die gyselschaften und fresseryen.'
B Ref.-Satz. 1628.
Weggli-Fresset m.: Volksbelustigung, bei wel-
cher der den Preis erhält, der in gegebener Zeit die
meisten Weggli [Brötchen] frisst B. Vgl. Grämiete,
Sacl-gumpet u. a.
FriJssete f.: 1. ^= Fressen, Gefress, un massiges
Essen, Gelage, Festschmaus Bs (Spreng); Gl; Gk;
„L; ScH;" UwE. ,Convivium agitare: ein zech oder
fr-n anrichten.' Fris. — 2. Schädigung des Vermögens,
z. B. durch übertriebene Forderungen Gr.
fressliaft = frässig, von Vieh Gr.
„Fressi m. = Fresser, Essi." De'' Chilivig fress-
ene" schier Alls eweg; das ist iez auh cn Tilfcls Fr.
das! Stutz.
fressig: zehrend, von der Bergluft BO. = frdssig.
— schneder- ^ schmäder-frässig BsLd.
Fressle" f.: fressendes, krebsartiges Geschwür,
z.B. an Nase, Lippe „B;" GrD., Pr.; G; Scbw; „U."
„Finnen im Gesicht LG." ,Das [Gesichtwaschen] er-
frischet Augen und Nerven, giebt minder die Fr.'
LKInderbitzi 1826. Auch: die fresscd Rüstig; Fresser.
„fresslen: milder als fressen; auch: wiederholt
fressen."
Frgsslcte f. = .Fressle", Krebs Schw.
Preise f : ein geringer Kleiderstoff. ,Vergnüglich-
keit verwandelt dem Armen seine Preisen und Nörd-
liuger in Seiden und Sammet.' JUlr. 1727.
Entw. Druckfehler od. verunglückter Verhochdeutschungs-
versuch für , Fries' ; s. Auni. zu letzterm W.
Freis-lich Freischlich n. : Kindsweh. Gichtcr Aa
It RocHH. 1857 S. 334. 337. - Aus nihd. Adj. ,v«V,-,/,,
dies von vreise f., Gefahr, Schrecken, Ungestüm.
hoch-freislich: hochgerichtlich, peinlich. .Dass
den regierenden Ständen in jenen [gemeinen] Herr-
schaften nur die hochfreisliche Herrschaft [die obere
Gerichtsbarkeit] und das Malefiz zukomme.' 1758,
Absch. — Im äNhd. wurde das Subst. Frrise i. S. v. , Todes-
gefahr' auch vom peinlichen Gericht gebraucht.
freis-sam fre^isam : gefährlich, schrecklich, wild;
als Steigerungsadv. : De'' Bueb ist fr. bös Z (Spillm.).
1 :;■-'!'
Fnis, lies, Iris, fi'os, l'riis
1330
Als Subst. n. Name von Kianklieiton (vgl. Frcislich):
1 ) Kpilepsie. Des Kindes erstes Bad muss mit grüner
Wc'idenrinde abgekocht werden; es schützt dann vor
.leiiiPr. AA(y) It RocHH. aaO. 283. — 2) „Mager, An-
siining, Flechte." St.''
Mhd. vrcissmi, vreimm, gefährlich, schrecklich, verwegen.
Gewisse hes. gefürchtete Kraukheiten pflegte man früher
(wiihrsch. um nicht durch Nennung des Namens das Übel
herbeizuziehen) nur unbestimmt zu benennen, etwa mit dem
Neutr. eines Adj., z. B. das ,Ungenannte'. So hier Freianm,
das Schreckliche, und ebenso Freislich. Indessen scheinen
■diese 2 Namen bestimmtere etym. Beziehung zu haben, indem
im äNhd. (s. Gr. WB. 4, 1, 1 19 und noch mehr Sc.hm. 1^ 826)
das Subst. Freise, eig. Schrecken, von schreckhaften Krank-
heitsanfällen, bes. von Krämpfen und von der fallenden Sucht,
auch von Schauern und Zuckungen kleiner Kinder gebraucht
wurde, also von Erscheinungen, welche Anwandlungen plötz-
lichen Schreckens (Zittern, Zuckungen, Hinfallen) ähnlich
sind. S. auch noch Fivuch.
Ge-friss n.: Maul, Gesicht Z (Spillra.), saures
Gesicht, als wenn man einen fressen wollte Ar. PI.
,Gefrisse': Grimassen. JAWeissenb. 1785. — Nbf. zu
Gefmt und (le/i-im.
Frisel Z, -ie- Aa; I,; S - m., Frisch Ar, Friesh B
(Zyro): Krankheit, bes. von Kindern (Fieber mit Aus-
schlag), Hautausschlag in Folge öftern Schwitzens bei
grosser Hitze STh. Vgl. Fräsle. Man unterscheidet
den weissen und den roten Fr. Z. ,Warumb unsere
kleine Kinder den dritten, vierten Tag nach den Ge-
burten den Friessei oder eine rote Ausschlechte be-
kommen.' JMURALT 1697.
Wenn ie urspr. Diphthong ist, so läge die Herkunft von
.frieren' (mhd. vriesen) nahe; aber die Form mit kurzem i
und das syn. Fräelc (s. d.) erregen Zweifel. Uie Schreibung
mit m erinnert an frz. frisaon, Schauer. Vgl. auch frimmi.
Jedenf. lässt sich die Abi. von m-iemn nicht stützen durch
,Friess', welches aus einem BThuner Mand. v. 1439 vom
Gfo. 6, 327 dargeboten wird, da dort der , Grosse Sterbet'
gemeint ist; die durchgängige Unzuverlässigkeit jenes Ab-
druckes gestattet wohl eine Konjektur und zwar ,Freis'
(S. Anm. zu Freiilich).
Hunds-. ,'Wenn in den ersten 0 Wochen nach
der Geburt eines Kindes ein anderes unter der Wiege
des Säuglings durchkriecht, so bekommt jenes den
Hundefriesel. Rothenb.
fri.smen: erbeben BSi. Syn. chrismen.
Viel!, zu Frisel, wenn J urspr. und die Grundbed. .zittern'
ist. / wechselt in .B(0.) mit ch sonst nur im Inlaut.
Fries m. : 1. Graben, bes. zur Bewässerung des
Landes „BO.; GG.; ScnwMa.;" Z. — 2. {Friese" PI.)
die bandartigen Gesimse unten und oben an Kachelöfen
AAEnd. — 3. Grabenraacher, Damm-, Erdarbeiter.
,Von der kostung wegen, so er den friesen, knechten
und werchlüten geben hat.' G Stiftsarch. ,Dem Friesen
18 Tag ze Gümminen ze graben, zum Tag 5 ß.' 1500,
B Stadtrechn. ,Graber oder friess: fossor, subarator.'
Fris.; Mal.
Nhd. , Fries', hervorragender Teil des Gebälkes; krauses
Wulleuzeug, aus frz. J'riK, nahe vwdt mit fraise (s. Fräse).
Grundbegriff scheint eine Fläche mit abwechselnden Er-
höhungen und Vertiefungen, Hervorragungen und Einschnitten.
Daraus erklärt sich Bed. 1, da ein Graben eben durch Auf-
werfen der ausgehöhlten Erde entsteht (vgl. nhd. , Teich' und
,Deich'). An 2 reiht sich wohl auch folgende Stelle aus
Ap Krieg 1405: ,Sy bUttend [die in dem Hause Belagerten
streckten] euch herfür ir langen spiess; da was vil grader
fries; sy [die Angreifer] luffend uf das tach', indem die Ge-
Schweiz. Idiotikon I. ;i.
simso des Holzbaues das Erklettern dos Daches ermügliclituu.
3 ist eig. nicht das selbe W., sondern vork. aus dem schwach-
formigen .Friese' = Frimer, vom Vb. abgel. (vgl. Jievl.- »elieri
.Bäcker' von .backen'). Daher Frka auch als Geschlcchtsri.
(in Zürich noch in dem von unserm frühesten Vnrgärjger,
Joh.Frisius [s. Quelleuverz.] abstammenden Zweige fortlebend)
und als solcher in manchen Ortsn. An den Volksn. der
Friesen ist nicht zu denken; denn wenn auch Grabenmacher.
Wasserbauarbeiter aus Friesland nach Oberdeutschland ge-
kommen sein und die Kunst solcher Anlagen gelehrt haben
sollten, so konnte doch niemals der Graben selbst, sondern
eben nur der Arbeiter Fries(e) genannt werden. Von Friesen-
kolonien in der Schweiz weiss sonst nur eine halb gelehrte
Sage des BO.. dessen Einwohner aus Schweden oder Friesland
gekommen sein sollen (s. Vetter. De Suecica qua; fertur Sui-
tensium origine. 1877.8.13/15.27). Die Unsicherheit und
urspr. Unvolkstümlichkeit jener lokalen Tradition ergibt sich
auch daraus, dass das Lied (aus dem XVII.). welches von
jener Einwanderung handelt. Ostfriesenlied heisst, während
in BGr. von Wostfriesen die Rede ist. Die Sage hängt mit
der tendenziösen Herleitnng der urschweizerischen Freiheit
Ubh. aus dem Norden zusammen, welche im XV. aufgebracht
wurde und auch die Teil-Sage mit sich führt. Übrigens hat
der BO. Volksglaube die Geister jener Ahnen mit denen des
Wilden Heeres vermengt (welches seine bestimmten Wege
auch im Hochgebirge zieht, so dass man ihm in Sennhütten
Durchgang gewähren muss) oder sogar Jene erst aus diesen
herausgedeutet. Vgl. darüber Romang's .Friesenweg'. Schwi-
zerd. 12, 35.
friese" I: Erde aufwerfen, so dass ein Graben
entsteht. Wassergräben ziehen, die Gräben auf einem
Feld ötfnen (auch reinigen BHk.), um Wasser zu
verbreiten (oder auch abzuleiten BHk.) BO.; GG.;
ScHwMa.; ZBenken. Wasseradern in eine .Brunnen-
stube' sammeln Z. .Wasserflüss [kleine Adern von
Quellwasser], die sy zuosamen friessen und gegen der
blaiche yntüchlen und laiten.' Kessl. .Concidere agrum
fossione: die graben auftuon oder friesen, das wasser
ze leiten.' Fris.; Mal.
Frieser m. = Frien 3 „BO.; GG.; ScnwMa.;"
ZBenk., Sth.
Friesli {-ü- STh.) n.: eine Art Nelke B; STli.
Steinnelke, dianthus caryophyllus AAEhr.; Bs; L; S;
„Zg." Federnelke, dianthus plumarius AAStauf ; BGu.;
Gl; LE.
Dim. von Fries, aber in bes. Bed.. entweder so genannt
nach den fransig geschlitzten Blumenkronen oder als Rand-
verzierungen der Gräber. S. Grab-Nägeli.
Büscheli-: Bartnelke, dianthus barbatus B. —
Stei°-: 1. dianthus Carthusianorum AAStilli. Wilde
Nelke, dianthus silv. BO. (Durh.) — 2. Tagliohtnelke,
lychnis diurna AARemig. Geschlitzte Lichtnelke, lychn.
flos cuculi AAGipp.
Friess, Friesel, Friesle s. Frisel.
Friese, friesen El s. Fräse.
Friesme s. Fliesme Sp. 1230.
Prösle" f. : die Frucht des Weissdorns. Hageubutto
GrD., Seh., Tsch. Die Frucht der Rose GflCliurw.
Syn. Ims-, Dörn-beri. — Churw. frosla, frauela, fro(jla;
ob. it. frosola.
(Bruch-) Friise Gr. Früsclia Oh^., Früscha Nuf..
Rli., V. — f. (in Splügen auch in.): kleiner Besen aus
geschälten und gespaltenen, zsgebundenen Zweigen
von Haidekraut (Bruch), Wachholder oder Lärchen,
zum Schwingen des Rahms und zum Scheuern der
Milchgefässe. Syn. Gescher. — Aus churw. ßumi-liia =
ital. ßusco, Reisig.
84
1331
Fräs — fnis. Frasch— frusch
l:;;;_'
früse" GbD., Malans, -tisch- ObS., -üsch- Nuf.,
Öplug., V.: mit der Fruse 1. „die Milch quirlen oder
schlagen, bis sie schäumt Gr," den Rahm, bis er dick
wird. Dalier g'frusete'' Baum; g'früseti Luggmilcli.
— 2. Milchgefässe reinigen.
Kai-, Gal-Prnes: Beeren tragender Strauch, ähn-
lich dem wolligen Schneeball, viburnum lantana, doch
von hellerer Rinde GRKlost. (Tseh.). — Vgl. FrUse? Der
Diphth. wUrJe sich aus der churw. Form erklären.
Frasch— frusch.
Freisch, Freischle f., Freischi ein n.: Kinder-
krankheit, Kindergicht. Syn. Kindeince. ,Zorn und
Schrecken der Säugenden macht den Kindern Gichte
und Fraisch.' JMuralt 1697. ,Dazu schlagen gern die
Kindenwehe und Gichte oder Fraischlen.' ebd. ,Wann
solche gicht währet, bis alle Nerven im Hirn ange-
griifen sind, machen sie endlich das Fraischlein oder
Böswehe.' ebd. ,Das Zahnen und Fraischlein sind oft
bei einander.' ebd. ,Die kindenwehe und fröschlen.'
GKöNiG 1715. — Aus ,Freis, Freise', s. Anm. zu FreuUch.
,Fröschle' scheint nur verderbt oder nmged.
Freischi s. Franz. Freischlich s. FreisUch.
frisch (-M- BsLd; BBe.; ScnwMa.; S; Uw; Zg):
1. neu, rein, ungebraucht. Fr. Fisch, giiet F. .Ein
Ir-es Hemd anlegen; eine t'r-e Seite (z. B. in einem
Sclireibheft) anfangen'; ein Stallmeister kündigt einen
Ir-en Reitkurs an Bs. Fr-e Milch: so eben gekochte,
um Käse daraus zu machen, auch gut zum Trinken
BSi. Syn. Sfifi. ,Er hat ein frischen tisch gemacht,
er hat nichts mer: Metogenes certe periit.' Mal.
Adv. Fr. vor [von vorn] a'fä" S. 's Wetter stöt wider
fr. n", das schöne Wetter hat sich, nachdem eine
Wendung drohte, auf's Neue befestigt S; Syn. sich
stellen. — 2. gesund, munter. Frische [kühle, s. 4]
Hand, fr-es Herz U. .Bin frusch und gsundt herwider
kommen.' HsSchürpp 1497. ,Mit seiner Frauwen einen
frischen Tanz tun, hin und wider springen, lustig
syn', als Mittel gegen das Podagra. Schimpfr. 1651.
— 3. mutig, keck, frech, allg. Fr. zue! „Bist
du so fr. [wagst du] mich anzugreifen? B; L." Fr.
g'wogt ist halb g'tcunne" — Dur''' d' Stegen abg'heit,
ist au'^'' e'trunne' L; S. ,Frisch' gilt als Wahlspruch
besonders für die Wahl einer Gattin, indem dabei die
Buchstaben des Wortes akrostichisch auf die Eigen-
schaften einer zu wählenden Frau gedeutet werden:
f-romm, r-eich, j-ung, sch-ön. Schultheis« Hug schrieb
von der Disputation zu Baden 1526 an die Regierung
von L: ,Si [die Prädikanten] sind all fr., aber jetz,
wo dise buoben under die gelerten kommen sind, so
konnten si weder gigg- noch gaggen [nicht Rede
stehn].' ,Fr., frölich, frunim ist der Studenten rych-
tumb', schrieb WRollenbutz v. Z 1572 in sein Exem-
plar des Horaz. ,Sehr wohl ihm das ang'standen ist,
dass er sich g'halten hat so frusch.' Vilmerger Lied
1656. Adv. geradezu. Mc" wässt fr. nönime, icas
nie" denke" mtiess GT., verstärkt mit gad, gerade: g.
fr. all. ebd. , Frischerdingen' = ohne Bedenken, ohne
Weiteres. 1715, Aesch. — 4. kühl, kalt. En fr-e
Wind. Es macht fr. Grü.; Uw; Z. S. 2 u. frischen 1.
ii statt i vor i wie in wünchen, .iwiMcÄe", zwischen. Auch
in dem Geschlechtsn. Früechhcrz 1601. Die KA. ,fr. Tisch
machen' entspricht o. Zw. der heutigen ,reiueu oder säubern
T. m.' = Alles aufessen; während aber dies als gute Vorbe-
deutung gilt, ist die KA. bei Mal. in ungünstiger Bed. gebraucht
:= aufzehren, abwirtschaften, , aushausen'. — Die abstr. Bed.
des .\dv. bei 3 beruht auf der entsprechenden von frei, mit
welchem frisch allitterierend oft verbunden wird (vgl. noch
, frischlieh' ^ frei heraus). In , frischerdingen', änhd. auch
,-dings' ist das zweite W. ganz abstr. adv.-bildend gebraucht
wie in .aller-, neuerdings'.
faden-: ganz neu. F. vom Schnlder (ein Kleid)
Aa (Minn.). — Syn. ,nagelneu'. Hebel braucht von einem
Kleid auch: .fadenneu'. Nhd. , fadennackt', ebf. verstärkend.
frische" {frischne" Z tw.): 1. (intr.) kühl(er),
kalt (kälter) werden; unpers. von der Lufttemperatur,
zunächst des Morgens, dann auch des Abends B; Gl;
Uw; W; Z. — 2. (trans.: den gezogenen Lauf eines
Schiessgewehrs) erneuern, die abgeschlitfenen Win-
dungen desselben wieder schärfen. 1821, Z Verordn.
— -an-: antreiben, ermuntern. ,Euch dieses Buch
zuzueignen, dazu haben mich verschiedene Bewegung.s-
gründe angefrischet.' AKlingl. 1688. ,Den Rektor mit
einem goldenen Ehrenpfennig zu beschenken, damit
er angefrischet werden möge, sich des Weitern zu
bearbeiten [bemühen].' 1754, Absch. Im Wechsel mit
,animieren'. 1717/23, Gpr. 4, 296.
er-: erneuern, z.B. das Datum eines Schreibens.
1628, Absoh. Neu abmachen: ,Was dieses Lehens
halber mit Junker N. erfrischt worden sei.' 1665, ebd.
Von Betten: frisch machen. .So wir in unseren krauk-
heiten gute, mithin [dann u. wann] erfrischgete better
haben.' FWyss 1650. Eine beschädigte Befestigung
wiederherstellen: ,Erfrüschte die Landwehr.' Stettler.
Militärische Korps, die gelitten haben, wieder auf
ihren vollen Bestand an Mannschaft bringen, durch
frische Leute ergänzen. ,Dass wir die fändlin er-
frischend und wider erfüllend.' 1587, S Feldbericht.
— Refl. : sich erholen. ,Nun sei Barbarossa neben
Italien vorbeigefahren, ohne jemand Schaden zu tun,
sich erfrischt und bloss an einem Orte [sich feindlich
gezeigt].' 1544, Absch.
Die Form mit -g- nach Analogie der von Adjj. auf -ig
abgeleiteten Vba, oder weil nach seh (ähnlich wie nach z)
gerne g aufsteigt.
Frischi f.: 1. Kälte UwE. Ort zur Abkühlung
warmer Speisen Gr; Syn. Chileli. — 2. (concr.) Käs-
milch Obw; Syn. Siifi.
Frischi°g W, „-ü- BO.", Frischli"g UwE. —
m. : 1. junger, verschnittener Widder BO.; UwE.; W.
Syn. Urfel; Stack. .Vervex, ein Hammel, etlich so auf
den Alpen, ein Frischling.' Tierb. 1563. — 2. junges
Schwein oder Schaf, als Lehenabgabe an die Grund-
herrschaft. ,Wenn herbst degling [,Tägding', Gerichts-
versammlungen] sint, so haut die, die die lechen hant,
dz recht, das man ie zwoin lechen soll geben ein lid
frischings fleisch, der alt genuog sy.' M. XIV., Gfrd.
,Frisching-pfenning soll man wären uf SantAndrestag.'
1538, Z. ,Jekliche huob soll geben 4 ß für ein frisch-
ling ze StJoh. Tult.' XV., ZRüml. Frisching auch Ge-
schlechtsn. B. — 3. „Frischling: Person, die in ein
er Sache noch neu, unerfahren, Neuling ist LE." —
4. , Frischinge' heissen im Säckinger Urbar 1251 und
später die Gl Bauerngüter selbst, auf welchen die
unter 2 genannte Abgabe haftete.
Mhd. vrisching. junges Lamm oder Schwein (frisch, d. h.
neu, vor Kurzem geworfen). Ahd. (auch /i-i««ci'nj) Opfertier,
lllJla
Pi-asch — fmsch. Prask -frnsk
1334
weil mau zu Opfern junge Tiere (Erstlinge) wälilte. Abgabe
au geistliche Herrscliafteu bedeutet das W. schon in einer
Th Urk. V. 779 (dort: Schwein), später auch in Gl. Eine
auf einen der Festtage des h. Petrus fallige Abgabe jener
Art (aber: Schaf) heisst .Petrefrischink.' 10!)0, Seh ürk.
frischlich ^ /VwcVt .3. ,Weisst du ützit, so sage
es fr.' 1453, BsL. Urk. .Fr.' zum Angrifl". ÄgTsciiüdi.
Prüscll, bezw. -e'-, Früsclie" ThHw. (in Bed. 4 b
auch BSi.; Gr; Ndw, wenn nicht PI.':") - V\. FrOsch
GrD., sonst -e» — m. BBrienz; Gr; Ndw; S — f. Aa;
Es; Gl; L; Th; Zg; Z: Presch. 1. das Tier. Syn.
Hoppitzger. Chalt wie-n-e Fr. oder e chalti Fr.
sl" Z; syn. u'ie-n-e Clirebs. Fr-e als Spottn. der Be-
wohner gewisser, in der Nähe von Sümpfen gelegener
Ortschaften. Wenn d' Frösche rüggc" [quaken, d. i.
um StGeorg, 28. April], seile" d' Boggcnähri do si".
Schild; ... so gibt es schönes Wetter S. Schwind-
sucht wird geheilt, sobald Pr-e, die man ins Kamin
gehängt hat, dorren. Schild. Eben solche Pr-e einem
Mädchen ohne sein Wissen an die Kleider gehängt
bewirken, dass es dem Täter nachlaufen muss. ebd.
Das Anhängen von in Leinwand eingenähten lebenden
Pr-en ist ein Heilmittel gegen den sog. Schwund und
das Hinken bei Kühen Gl. Sprichw. KAA. Hocke'
wie ne Fr. vf em Dünkel [Wasserleitungsröhre] S.
Uf si'"m Geld h. wie d' Fr. uf em Tüchel. Sülger.
Si"'' üfblähe' wie ne Fr. uf-eme Düehel Bs; wie ne
Fr. im Mö"schl''. Ineichen. ,Apt Uoli heisst von recht
der Eösch und plät sich gegen uns als ein fr.' 1489,
ToBL. Volksl. D' Fr-e hem-mer [haben mir] im Mage"
g'ruggt = ich hatte Hunger Bs. D' Chille [Kirche]
ist ke'" Fr., si gumpet nüd fürt Z, scherzhafte Ab-
mahnung von allzu eifrigem oder eiligem Kirchen-
besuch; vgl. ,The cherche n'is non hare [Hase], hi
abit 1= she abides] me well' in einer engl. Predigt aus
M. XIV. Mer wend 's wäge", d' Fr-e" hend 's au"''
ifivagt Z, eig. vom Wagen eines Sprunges. Nid d'
Schuld sl', dass d' Fr-e' keini Schiväm {Stil B) hend,
sehr einfältig sein L; Sch; S; Z. ,Ein Frosch hupft
wider in den Pfui, sässe sie gleich auf einem güldenen
Stul.' Mey. Hort. 1692. ,Man trittet eine Frosch so
lang, bis sie quaket.' ebd. — 2. von Menschen,
kleines Mädchen. Es ist erst no''' eso es Fr-li g'si",
iez isch-es scho' e Jumpfer ZO. — 3. Sprünge ma-
chendes Kinderspielzeug, entweder ein aus Holz
geschnitzter Pr. oder auch nur eine Nussschale, ein
gabelförmiges Knöchelchen, ein Gabelzweig Aa; Z.
Syn. Hoppjsger. Hüpfendes Feuer wer kpräparat Bs;
L; Z. — 4. a) gabeliges Baumstämmchen zum Ziehen
von Steinen, daher gewöhnlich Stei'-Fr. Gl. Syn.
Gewife. — b) Frösche (Sg. f. od. PI.?) BSi.; GrD., V.;
Ndw : Gergel oder Kimme an den Dauben des Fasses,
Zubers udgl., d. h. derjenige Teil desselben, der über
den Boden hervorragt; die Einsägung der Dauben,
in welche die Bretter des Bodens eingefügt werden
„BO. ;" Ndw. Der über das Bodenstück vorstehende
Teil eines Gebäudes GrD., V. - 5. (m.) eine Krank-
heit des Viehs. ,Wenn ein Vieh den Fröschen hat,
so senkt es den Kopf under sich und geiferet gar
wüest mit dem Maul.' ZZoll. Arzneib. 1710. — (j. ,Die
Frosch' hiess ein kleines Bollwerk in BsStdt. .Frosch'
Name eines Hofes in ZMaur; ,Froschau' ein altes
Haus in ZStdt, Sitz der ältesten Druckerei; auch in
ZP. ,Proschgass' 1405, ZKüsn. (jetzt -Ö-); ,Frösch-
lezen' 1788, ZHinw.
Mhd. vrosch, PI. vrüsclie. — 0 findet sich nur in den unter
6 angeführten Ortsn., sonst durchgehend B, sei es aus dem PI.
oder durch Einfluss des folgenden »cA, welches auch a in ä
umlautet [TiUche, Tasche usw.), noch öfter e in li (wliaohe,
Wäsche halten, neben wasche, waschen). ,Frösch' Sg. schon
bei Zwingli 1524; Ruef 1550; Tierb. 1563; Fris.; Mal.;
Z Emblcmata 1622; GKünig 1693; ThSpieser 1716 (allent-
halben f. ausser bei Zwingli); ,die frosche, frösche.' Red.
1662. PI. ,Fröschen.' Vogelb. 1557 u. Kai. 1569. — Der
Grund der Bed. 2 ist wohl die Kleinheit; vgl. die Synn.
Krotl, Käfer, Müs, (HöcMi). Bei den Studenten iu Z hiess
in den 40er Jahren .Frosch' ein Schüler des untern Gymn.,
wie in der Pfalz der Schuljunge übh. In Nassau heissen
.Fröschchen' besonders frierende Kinder; entsprechend un-
serm ,kalt wie ein Fr.' Bed. 4 beruht ohne Zweifel auf
der Ähnlichkeit jener Geräte (bei b des unteru Teiles) mit
den hervorstehenden Hinterbeinen des sitzenden Frosches.
Ob bei b auch Bed. des PI. anzuuehmen ist od. nur Form
des PI. mit Sing.-Bed., ist aus unsern Quellen nicht mit
Sicherheit zu erkennen. Zu 5 ist zu erinnern, dass auch mhd.
(zwar nur selten) das W. als schwaches Mask. vorkommt.
Der Grund der auch in Deutschland, den Lateinern (rmm)
und den Griechen (ßäxpa/og) bekannten Benennung ist un-
klar, viell. die Anschwellung im Maule. Zu 6 vgl. ,Hund'
und ,Chatx' als Namen alter Schanzen in Z.
Garten-, Gras-: rubeta. Mal. — Laub-: 1. wie
nhd. — 2. Spottn. einer Person mit grasgrünem Kleid
ZStdt. — 3. (auch -Fröschli) mit gehacktem Pleiscli
gefülltes Kühl- oder Spinatblatt BsStdt.
Wetter-Pröschli : Laubfrosch Aa.
Weil sein Erscheinen und Gebahren Wetteränderungen
anzeigen soll, daher er auch als natürlicher Barometer in
Häusern gehalten wird.
frösche", fröschne" „BO."; SchwE.: 1. Frösche
fangen Aa; B; Schw. ,Mit hochgehobenen Beinen,
wie der Storch, wenn er fr. geht.' Gotth. Bildl. ,Wie
die bäpstischen Boten zuo Zürich lagend zu prakti-
zieren'; dazu am Rande: ,Die Römischen fröschen
und ratschen [klappern].' HBüll. 1572. Dazu „er-:
mit Fröschefangen Etw. gewinnen", und Frosch er:
Proschfänger und -Verkäufer Z. — 2. „ein Pass ger-
geln oder kimmen;" an Küfergeschirr einen Einschnitt
in die Dauben sägen, um die Bretter des Bodens
hineinzufügen „BO.;" Gr; Ndw. Zu Frosch 4b. Eben
dazu auch: gefröschet: mit Pr. in jenem Sinn ver-
sehen. Bildl.: du bist z' churz g'fröschete, hast nicht
die Kraft (Etw. zu erreichen). Syn. ,noch zu kurze
Beine haben'.
Prüsche, früschen s. Fräse Sp. 1330.
er-frischgen s. er-frischen Sp. 1332.
Frask — frusk.
fruske" : mit Bitten anhalten. Na''' langem Frigju
[Fragen] und Frusku hei'-sch-us [haben sie es] la'
ga" W Sagen.
Vwdt mit ,forschen', lat. ^»«co f. 'prosm (auch prcc-nri,
Ißincus, Freier), und diese Vba viell. auch mit , Frosch', vom
Aufsperren des Mundes als Geberde der Neugierde.
Prnskle Fruschgle' : (PI.) beissender Kinderfriesel
mit roten Flecken, veruscula GSa.
Der Name bezeichnet eben jenen Ausschlag (vgl. die
Bhitercn als Name der Krankheit selbst) und ist aus dem lat.
W. zsgez. ; aus der mediz. Spr. iu die des Volkes gedrungen
wie Ellih aus ,Hektik'.
1335
Prast. frest, frist, frost, fnist
1336
Fräst — fpust.
Ge-frist f. u. n.: I.Frost (obj.), Frostwetter ßs.
,Die Trauben haben im Frühling vom Gfrist gelitten.'
,Was noch zwüsclien raartini und wienacht fast schön
und warm wettev und bis zu der zyt kein gfrist ge-
sechen worden.' 1540, Bs Chr. .Sein [des bei Nancy
gefallenen Karl des Kühnen] Angesicht was des Ge-
frists und Wunden halben nicht wol zu erkennen.'
Grasser 1625. — 2. Frostbeulen oder -spalten an
Händen und Füssen Bs. Syn. Gefrörni; Gefrüsti.
— Nacht-: Nachtfrost. ,Sein todter cörpel wirt
hinaus geworfen, dass die hitz des tags und das n.
auf in komme.' 1531, Jerem., dafür .bei nacht der
frost.' lt)Ö7. — Winter- f. AAZein., n. Bs: Prost-
beulen, Prostkrankheit der Püsse.
Gefritt selbständige Nbf. zu .Gefrüst', mhd. ycj'rüate, wobei
i als Verdünnung des Diphth. in, ie im alten friusen, frieren,
anzusehen wäre, wie viell. in Frisel (s. d.). Spreng schreibt
entgegen den Bs städtischen Lautverhältnissen -ii-, wobei aller-
dings unentschieden bleibt, ob er viell. einem richtigen
Sprachinstinkt gefolgt sei.
Frist f.: 1. Ruhe, Sicherheit, Zuflucht, Aufenthalt
(für eine gewisse Zeit). ,Dass lut, die hinder uns
ufenthalt und fr. funden, [von dem Landvogt] hinus
geben werden.' 1529, Absch. ,[Der Todte] ist in der
ruow und fr.' 1531, Sirach. ,Das [die vorteilhafte
Aufstellung] in=" doch nit vil fr. mocht bringen.' Salat.
,In den stetten lünder'n muren töchteren oder knaben
vil bessere fr. da mugend s' haben.' Ecef 1550. ,Wo
niangel ist, hat d' schäm kein fr.; man muoss sich in
der not verschämen: arctis in rebus absit pudor.' Mal.
.Gott andächtig umb Erledigung und Fr. angeruft [bei
einer Wassergefahr].' BCvs. ,Die bulschaft dir an-
g'legen ist, dass du vor ihr hast wenig fr.' Wahrsager
1075. — 2. kurzer Zeitraum, Zeitpunkt. ,Jetz zur fr.'
= zur Stunde, gegenwärtig. Genisenb. GM. ,Hab sorg
ZUG inen z' aller fr.' EtiEP 1550. — 3. wie nhd., freie
Zeit, bis auf einen Termin Etw. zu tun oder zu ge-
messen; Aufschub.
Mhd. vrwt, frei gegebene Zeit, Aufschub, Zeitraum. S. noch
Flitsch Sp. 1236. — Unsere Bed. 1 findet sich weder mhd.
noch nhd. und ist doch viell., schon weil die concreteste,
auch die ursprüngliche, vwdt mit ,rriede' {st aus dt wie
,Ijast: laden'), und auch mit/i-» (vgl. z. B. , Freiheit', i. S. v.
Asyl). Jedenfalls ist nicht der nackte allg. Zeitbegriif das
Ursprüngliche, sondern Zeit zur Ruhe oder bestimmter
Tätigkeit; vgl. ,Musse'. Wenn St. 's Angabo betr. das Ge-
schlecht („m. " Dial. 243) richtig ist, so war das Masc. wohl
nach Analogie der vwdtcn Begriffe: , Aufenthalt, Friede, Zeit-
raum' gedacht.
Galgen-: die letzte Zeit, die Jmdm zur Erfüllung
irgend einer Verbindlichkeit eingeräumt wird, wie z. B.
zur Leistung einer Zahlung, zur Erfüllung eines Auf-
trages, zur Herstellung eines Werkes usw. Z.
Eig. Aufschub der Strafe des Galgens oder die Zeit, die
bis zur Vollziehung derselben dem armen Sünder gegönnt ist.
friste": retten, in Sicherheit bringen, vor Schaden
bewahren, schützen, z. B. sein Geld bei einer Feuers-
brunst. Id. B. .,Dass dürr sich das Heu hinfriste zur
bergenden Bühne.' JBWvss 1815. , Schirmen und fr.'
formelhaft verbunden: ,Wenn ein eigner Mann Jahr
und Tag hier sitzet unversproehen [unangefochten],
soll ihn die Stadt für den ihren halten, seh. und fr.'
XIV., Ochs. .Frist mich vor dem Schlund des löwen.'
1531/60, Psalm. ,Mit undertänigster Bitt. sie vor
disem Tyrannen zu fr.' Happn. 1666. ,Der Haus- und
Bettjdunder, der [bei der Feuersbrunst] z. T. gefristet,
z. T. ihnie gestohlen ward.' Mise. Tig. 17'24. Insbes. :
Grundstöcke durch Umzäunung vor Einbruch von Vieh
oder Menschen, durch Wuhrung gegen ein Gewässer
sichern, einfriedigen L. Syn. in-fr.; vgl. friden., Die
Alp Tannen soll sich gegen Engstein einzig fr. und
den daherigen Zaun einzig erhalten.' 1854, Schatzm.
Alpenw. ,I)ass die anstossende Weid gegen des N.
Garten [sich] allein fr. und einzäunen solle.' 1817,
LSchüpfh. ,Freiburg entgegnet, der Schaden seiner
Schwelle rühre daher, dass die Untertanen Berns ihre
Güter nicht fr.' 1678, Absch. — Mhd. vristen, aufschieben;
aufhalten; schützen, retten.
in-: einzäunen, einfriedigen Aa; B; L. .Welcher
sein Ligenschaft einzuzäunen und einzufr. begehrt.'
1747, BSi. Eq.
er-: am Leben erhalten. ,Der seinen vatter in
ecren haltet, der wirt sein leben lengeren; und die
erhörung des Herrn wird sein muotter e.' 1531/48,
Sir.; dafür , erquicken.' 1667. ,Dass ein verborgne
kraft den somen erfristet zuo dem gschöpft, das dar-
von kommen soll.' Tierb. 1563. Refl., sich behaupten:
,Noch understunden sich die Burger zu e.' Wurstis.
— Mhd. (nur 1 Mal) unverletzt erhalten.
ge-: wesentl. = fristen, vor Schaden bewahren,
z.B. Pflanzen Aa. „Er hat die Herdöpfel kaum g'fr.
mögen (vor Frost)." .Mein Herr, den Gott bei allem
gesunden Wolstand langwirig g. wolle.' Hafpn. 1666.
Mhd. aufschieben: beschützen, erhalten. — ffc- bes. bei
Hülfsztw. dem Inf. vorgesetzt, ohne wesentliche Bed.; s. i/e-.
be-: wesentl. = fristen, bewahren, erhalten. ,Euof-
ten uns an, si vor sollichen ungebürlichen Übungen
zuo b.' 1488, BLaup. Urk. ,In Ehren und (Jesundheit
bewahren und b.' RCvs.
Fristung := Frist 1, Erhaltung, Ruhe. ,Dass
ich dich will Ion [lassen] leben, ouch dynem somen fr.
geben.' Rtep 1550. ,Uem Herzog fr. [Befreiung von
der Belagerung] zu schaffen.' Wükstisen.
Prost m. (und f.): 1. obj., vom Wetter. Wenn 's
hinäcM [heute Nacht] glänz [sternhell] wird, so chünnt
's Fr. ge' Z. D' Frost hat vil g'schade" ZDättl. —
2. subj. a) Empfindung von Kälte. ,Es hett kein fr.,
darf auch kein händschuoch koufen.' Glettino 156(1.
— b) P'ieberfrost Z.
Weibl. Geschlecht des W., abweichend vom jetzigen Sprach-
gebrauch, bezeugen Spreng, JAWeissenb. 1678; JCWeissenb.
1701 u. andere ältere Scribentcn; in ZDättl. scheint es neben
dem männlichen vorzukommen (in Bed. 1). Mal. schwankt
zwischen beiden.
Chalber-, Chälbli-: Empfindung von Kälte nach
dem Essen ZStdt. Syn. Ochsenfieber.
Von Kühen, welche frisch gekalbt haben, auf Menschen
übertragen. Vgl. Kalberfieher 1.
„Milch-: Entzündung des Euters von Kühen Ar;
GRh." — Wund-, ,Die erste Art der Wundsucht
wird von Etlichen genennet die W.. das Wundfewer
oder Wundfeber.' FWüRz 1634.
froste": frieren, im Bade BBurgd.
frostig: Kälte fühlend W.
.frost.xam: kaltlncht. gleich erfroren, alsiosus.'
Fuis.: Mal.
1337
Fiast- frnst. Prat— fiut
133S
Gefiost n., f.: Frost, Reif Bs (Spreng) (= Cfe-
frust). ,Ee Reif oder G. kumpt.' TiERB. 1563. .Sonnen-
schein und G.' Rhagor. ,Und währet" die G. bis in
Aprillen.- Wurstis. — Anhd. .Gefrost. -freist'.
fröstele", fröstlelj, frostulu W : (persönl. u. un-
pers.) zu frieren anfangen, ein wenig vor Frost zittern
Ap; Gl; Gr; L; Z(i; Z. Es hät-mi"'' (f fröstelet, vor
Kälte geschauert. „Bes. von Anwandlung von Wechsel-
fieber L; ScH; W; Zr.." Bes. im Frühling und Herbst
AaB. So het es mi''' fast g' fröstelet, icenn-mi''' d' Frau
Professere het mit ire' strenge' Auge" a'g'luegt. Bari
1885. , Fröstelen: zitteren von frost, frigutire.' Mal.
,Fr.: horrere, frigere.' ThSpieser 1716.
(ge)fröst(e)lig: 1. ein wenig kalt G; S; Z.
G'fr. Wetter. G'seht 's au"'' öppe fröstlig üs, er wird-is
[uns] nit verfriere. Schwizerd. — 2. fieberig. „Es ist
mir fr.""
,wintergefröstig: von einem Orte, dessen Bäume
und Weinreben leicht durch Frost leiden GR.\nt."
G'frust BRi.; Gr tw., Gfrurst FMu.; Gr tw. —
f. (m. BRi.): Frost, -wetter, Gefrorensein. Syn. Fröri
usw. D' Gfrurst het ds Laub 'hrüeit [versengt] Gr.
Vgl. Gefrist. — Mhd. ge/ntslc.
Gefrüsti filj {Fl) = Gefrist 3 BsLd. - Die Deli-
nang des Voc. wohl aus dem Präs. entlehnt. — Mhd. f/e/rihir,
Frnstwetter.
Fral(fratt)-frut(fruttl.
Präter, Veräter Zf ra.: der jeder Compagnie des
Bataillons beigegebene Gehülfe des Feldarztes. Syn.
Feld-Scherer.
Lat. /rater, eig. (dienender, helfender) Bruder; später
auch .Miinch'. Vgl. .Schwester', Krankenpflegerin; Nonne.
fratt, auch etwa flatt (ükr) und frattig Ap:
1. wundgerieben, von der Haut, bes. fetter kleinen
Kinder, in den Falten an Hals, Unterleib, Schenkel-
bug A?; Bs; G; ScH; Z. Syn. offen, /liissig. Das
Übel wird geheilt durch Aufstreuen von Bärlappen-
samen. Auch von Erwachsenen, wundgerieben von
der Hitze, dass es fliesst, z.B.: ,Er hat sich fr. ge-
ritten (einen Wolf).' Spreng. ,Er ist noch fr. hinter
den Ohren (noch nicht reif an Verstand).' ebd.; Syn.
,noch nicht trocken h. d. 0.'; vgl. Frattnase. ,Wel'=''es
ross fi. und zerbrochen ist uf dem ruggen.' XV., Schw
Arzn. ,Dz ein ross under dem sattel geschwell oder
fr. ward, stoss ein natterzung in den hast [Sattel],
das hilft.' ebd. ,Fr. under den armen.' HvRüte 1532.
,Das dem maulesel der hals und mäni nit aufspalte
oder fr. werde, so nimm schweinin speck.' Tierb. 1563.
.Fracidus (exulceratus): schimmlig, teig, halbfaul, fr.,
niattächtig.' Fris.; Mal. (Denzl. 1677; 1716). ,Madidi
infantia nasi: rotzige oder fratte nasen wie die kind.'
Fris.; Mal. ,So das Kind im Mund rot und grün ist,
so ist es fr. u. wund.' FWürz 1634. ,Fr., seer, eitericht:
purulentus, scabiosus.' Red. 1662. — 2. schlaff und
blass, wie z. B. Füsse und Hände werden, wenn man
in der Lauge oder im Kalkwasser wascht GWe. —
3. geil, übermütig, frech ZO. E fr-s G'schöpfli.
Mhd. ).>ra(, halb faul, morsch; wund gerieben, entzündet;
bildl. abgerieben, durchtrieben, verschlagen; geil. Auch noch
im ä.Nhd. und in den meisten sndd. MAA. Bed. 2 u. 1
vereinigt das Syn. ««■. Bed. 3 erklärt sieh aus dem Begriff
,feucht, saftig, üppig', oder aus dem von .unreif; vgl. ai"''
ß'K<!ht mnchen Sp. 669, und .noch fratt hinter den Ohren',
s. 0. 1. Ähnliche Begriffsentwicklung zeigt auch got. gamaiit,
gebrechlich; ahd. vergeblich, eitel; mhd. fröhlich, stattlich.
— Abi. freuen und mit drittem Ablaut Fruit.
Fratt m.: „Unreinigkcit, Schmutz an Händen und
Füssen, am Angesicht, auf Tischen, der sich abreiben
oder abschaben lässt B." E Fr. uf der Zungen fhan),
eine ,beschlagene'. belegte Zunge BRi. — Änhd. ,Frat'
n., aufgeriebene Haut im Gesäss, Wolf.
fratte": „sich wund reiben, wund sein, nur von
kleinen Kindern VOrte." Offenes Fleisch, den Wolf
bekommen Z. Syn. schmirzen. — Mhd. »raten = vreteti,
wund reiben (s. /retten). Ahd. fratön, verwunden.
Fratti f.: Wundsein. , Die Fratte heilt im Baden
gern.' FWürz 1634. ,Es werden auch oft viel Syren
und Fratte unib die Wunden und das etwann von
wegen der Wärme und des Verbindens, etwann auch,
dass der Krank ein phlegma salsum, d. i. ein böse
versalzene Feuchte bei ihm trägt.' ebd. ,Paratrimma:
das auföcken der haut, fratte, der woIf.' Denzl. 1677-
1716.
Frattigkeit: aufgeriebene, wunde Haut. .Er kann
vor Fr. nicht gehen.' Spreng.
„Frett m. : Frohndienst, auch jährlicher Zins an
Geld od. Naturalien, den ein Leibeigener leisten muss;
vgl. Frettgeld." — Sonst nirgends bezeugt; abgel. v. /retten.
Männlich nach Analogie von , Dienst' und ,Zins'.
G^frett n.: hartes und eiliges Arbeiten, mühsame
Emsigkeit, saure Arbeit; schwere Last, welche auf
Einem liegt BRi. ; ScnSt. ; Z. Vgl. Frettete. — Direkt
von /retten abgeleitet.
frette", frettjen, fredjen Gr: 1. emsig, eilig
arbeiten, hastig tun BsLd; ZStdt; fleissig, aber un-
ordentlich arbeiten Bs; B (St.''); streng, mühsam
arbeiten BsLd; BThun. See. „Er frettet Tag und Nacht
und bringt es doch nicht weit." Auch refl. : sich
mit Arbeit abquälen. Er frettet - si''' no''' z' Tod Bs
(Spreng). ,Das vor der morgenpredig by etlichen
handwerken im schwank gewesne fr. und ausmachen
der arbeit soll gänzlich aberkennt sj'n.' Z Mand.
1650. , Fechten, eilen, fretten, strütten : festinare, pro-
perare.' Red. 1662. ,0hne Gott und gläubigs Betten
ist vergeblich unser Fretten.' KdMev. 1674. ,Wie
versorgest du deine Seele, wann du auch an dem
Sonntag für deinen Leib frettest, reisest, issest, trin-
kest, kurzweilest und hingegen den Gottesdienst ver-
sauniest?' JMey. 1694. ,Wie oft frettet man den gan-
zen Sonntag in Scherstubeu!' AKlingl. 1702. ,Magnis
se laboribus exercere: sich fr.' Denzl. 1677; 1716.
,Fr., anxie quiritari.' ThSpieser 1716. ,[Um irdische
Güter] frettet, sinnet und sorget man.' JJUlr. 1727.
— 2. ängstlich sorgen BsLd; sich über Kleinig-
keiten ärgern BsStdt. ,Er tut Nichts als fr. und
grurasen [klagen, murren].' Spreng. Auch Andern
durch solches Wesen lästig fallen, keine Ruhe lassen,
mit Anliegen oder Zumutungen Bs; Blirisl.; zanken.
Er het allewll Eppis z' fr. mit Ei'"m BsBirs. ; Syn.
rägglen. — 3. eine Bürde tragen BBe. (s. Frettete);
Gr; Syn. püntlen; burdenen; im Taglohn Lasten tragen,
z. B. Heu, Mi.st GRPani. Waaren. bes. Lebensbedürf-
nisse aus dem Tal oder in das Tal transportieren,
tragend GRTschiertsch., oder führend auf Saumpferden
oder auf kleinen Wagen GrD.. Pr. ; Syn. ferggen;
1339
Fiat, fret, frit, frot, frnt
1340
säumen. Kleiiihaiulel treiben, hausieren GrD., Seh.;
auch: Bestelltes auf bestimmte Zeit bringen [?] GrL.
— 4. „sieh wund reiben, bes. zwischen den Sehen-
keln durch Gehen LG." Syn. fratten.
Mhd. vnten, reiben; wond machen; plagen; ebenso in
siid'i. MAA. und im ä.Nhd. Engl, tofret, auch: sich ärgern,
quälen. Ital. /j'eKare, reiben, kehren; eilen (aus lat./nc(are);
(n. frottur, reiben. Betr. das etym. Verhältniss des deutschen
W. zu den fremden ist fraglich, ob zufalliges Zstreffen oder
Entlehnung des deutschen (und engl.) aus dem romanischen
anzunehmen sei. Die letztere Annahme wird zwar erschwert,
doch nicht ausgeschlossen, durch die E.xistenz der Ablaute
fruit u. Fruit; früh entlehnte Verba (wie .schreiben') konnten
auch starke Flexion annehmen; nur ist imser /retten (mite')
nicht das Grundwort (welches e haben müsste), sondern mit
Umlaut von fralt abgel. Die Grundbed. ist jedenf. , reiben',
aus der sich auch Bed. 2 leicht ableiten lässt. Bed. 3 ent-
springt aus 1 i. S. T. mühsam, schwer tragen: Tgl. auch
spetten, Hülfsdienste leisten, zunächst beim Laden Ton Wagen,
aus it. spedire, lat. expedire, was wieder für romanische Her-
kunft auch you /retten spricht. Das / in Gr findet Parallelen
in W-Fornien und aus ihm mag die Schwächung von ( in d
zu erklären sein.
ab-fretten: 1. (refi.) „sich abarbeiten"; sich mit
Sorgen verzehren Bs (Spreng). — 2. (trans.) abprügeln
G 1799. — er-: 1. ^ erhasten, erstrütten, durch eilige
Arbeit fertig bringen. Sulger; Brägger. — 2. (refl.)
durch Arbeiten sich abmatten Bs. — zer-: (refi.) ^
sich fr. 1. Spreng.
Fretter (Frettjer, Fredjer Gr): 1. Fuhrmann,
Spediteur, der mit eigenem Pferd und Wagen den
Transport von Waaren zwischen Berg und Tal betreibt
GrD., Pr. Kleinhändler, Hausierer GRTschiertsch. —
2. Plagegeist. Sprichw. RA.: Vetter Fr.! Verwandte
machen lästige Ansprüche. Sülger; s. fretten 3. —
Sunntags-: Handwerker, der am Sonntag Arbeit
fertig zu bringen sucht. Vgl. fretten 1. ,Wie viel
Exempel hat man, dass Gott die Sonntagsfretter mit
Feuer und anderen scliweren Gerichten hat lieim-
gesuchet?' JMey. 1694.
Fretteri": 1. unermüdlioli arbeitende Frau Bs.
— 2. Eier feiltragende Frau GRKübl. Vgl. fretten 3.
F rettete f.: 1. übermässige An.strengung, eil-
fertiges Treiben. Die ivird e Metti mache' und e
Frettede ha" BsStdt. — 2. (Dim. Frettetli) kleine Last
BBe. Syn. Bürdeli.
Fretti Fredji f.: mühsame Fuhr GrD.
frettig: wer sich viel jtfühe gibt, ohne viel aus-
zurichten; ängstlich geschäftig, hastig, ungeduldig,
unruhig Bs.
Frettle" f.: Frettchen. .Aus den nestern, so .sy
[die Spatzen] in mauren machend, zeucht man sy mit
wiselinen und fretlen, so man sy gezäint und darein
gelassen hat.' Vogelb. 1557.
freitlich s. /rejfJif/ Sp. 1273. gefreut r. freuen
Sp. 1'251. gefrit s. Sp. 12G4.
Fi'ittäde f.: Pfannkuchen, Omelette Gr. — Aus it.
/rittnta.
Frite, friterig s. Frl-Tay.
Frntt f.: 1. (Frutte'J längliclier Einschnitt an
Bäumen oder Felsen ; grosse Wunde an einem Baum,
wenn in der Rinde ein Riss entstanden oder ein Stück
derselben losgeschält ist LE. — 2. Name von Gegenden
und Grundslücken, meist im Hochgebirg, Felspartien,
etwa mit einem Sturzbach. auch geradezu der Wasser-
fall selber; so wird das Tal von PP, am Tosafall ein-
geteilt in ,Uf der Fr.' u. ,Unterfr.', ,sulla' u. ,sotto la
cascata', im ital. Dialekt der Gegend Friia, was auch
der Name einer Alp im Eschental ist. ,Frutten' oder
, Flutten' Hof in ZR.\geri; , Prüften' Wald am Fuss
des Rossberges Zg. Frutt Name mehrerer Passagen,
wo ein treppenartiger schwieriger Aufstieg an einem
Felsberg .stattfindet U: ein Stafel der Alp Leitschig
(auch Furt); bei Wasen; am Weg von Seedorf nach
Isental. Ähnlich in Uw; SchwMuo. u. Pilatus. Dim.
Fruttli BMeir. ; ScinvGoldau, Morsch.. Muo. ; UUrs.
.Ulfen Frutta.' 1273, Urk. LHorw. , Konrad v. Vorutta.'
1275, Urk. UAttingh. ,In der Frutti.' 1.322, Urk. Schw
Morsch. ,üs dem Forstwald von der Frutt dannen
bis an die Nas.' LB. ScnwGers. Äb-Frutt, Alp UGösch.
Comp. Ei-Fr. UErstf. (der Steinberg in Gi.'hiess frü-
her ,üufrutta'); Oter- UMad.; Underfriitten XiviM^w.;
Vor-Frutt U (am Klausenpass); Heu- OBwKerns; Sal-
UAttingh.; Zingel- Teil der Uw Aa-Alp. Fr. -egg LE.;
-matt, auch Frug- (,Frup-.' 1529), Alpstafel in Gl
Sernft. ; -herg, Bergwiesen in GLLintt. ; -wald (älter
,-val'), Weiler am Tosafall.
Bed. 1 lässt sich aus der Grundbed. , reiben, verwunden'
(bei fiatt und /retten) leicht erklären; dann muss aber das
gleiohbed. Flutte (Sp. 1231) aus Fr- entstellt sein, wie neben
/ratt ein Mal flatt bezeugt ist. Für Bed. 2 muss der Grund-
begriff räumlich erweitert werden, so dass das W. tiefere
und breitere Einschnitte an der Oberfläche des Bodens, Fels-
abstürze, Schutthalden, zerrissene Bergreviere u. ä. bezeichnen
konnte. Die in U vorkommende Nbf. Furt erklärt sich aus
der bei r häufigen Umstellung des Voc. Das tessin. Froda
= cascata mag (wenn sein Voc. kurz oder erst später gedehnt
ist) aus dem deutschen W. entlehnt sein, ebenso /run, mit
ausgestossenem Cons. Frodu erscheint auch auf rätoroiuan.
Gebiet von Gr.
frutte": sauber reiben, putzen, waschen. All
Frltig früei fruitist din Gschirri im Dachtrauf BSa.
Wahrsch. aus dem benachbarten frz. /rotter, reiben.
Frnttiere f.: Obstschale'? In einem L Invent. des
XVI. werden kleine und grosse ,frutieren' mit ge-
triebener Arbeit genannt. — Aus it. 'ß-uttiera.
un-fruet: träge; unfreundlich. Solger.
Mhd. unvruot, unverständig; unfein; unfroh; uugcsund.
Das positive einfache vruot, verständig; tüchtig, wacker;
hübsch; froh; frisch, munter, gesund, ist bei uns durch das
gleichbed. abgeleitete fruetig ersetzt.
Fruete" f.: junges Schoss. Sulger.
fruetig {-üe- W, -ü- Aä It H., fruttig. Ineicuen):
1. von Menschen (früher auch etwa von Tieren):
a) munter, froh, frisch, lebhaft, rüstig, wacker, tapfer,
furchtlos, rasch, entschlossen Aa; Ap; B; Uw; U; W.
Syn. frech Sp. 1271; busper. Si"'' fr. mache", lebhaft in
Geberden sein B (Zyro). Ds Meitji ist afa es Mensch
g'si", wie-s-sus [es es] zu 14 Jaru" het megw gigen,
we-sch [wenn sie] schö" frietigi sind. W Sagen. En
junge fr-e Ma". Von einer tüchtigen Hausfrau BBi.;
Syn. angriffig; musterig ; redlich u. a. ,Zugent mit
den pannern fr. und unerschrockenlich an die fyent.'
FuüND 144G. ,[Die Arbeit] macht ouch den lychnam
[Leib] fr. und stark.' Zwingh. ,Am morgen ist huld-
selig studieren, da der mensch fry, lustig und fr. ist.'
Kessl. ,Und wiewol der herr doctor gross und feisst,
schwer und lästig, doch war er, über die häg zu klim-
men, durch die studen zu schliefen und berg zu steigen,
gar ring und fruetig.' ebd. ,üie hebreischen weiber
1341
Fnit- -frilt. Fi-atscli— frutseli
1342
sind iiit wie die egyptischeu, dann sy sind lebliclie,
fruotige [Weiber].' 1548, II. Mos.; dafür ,liarte.' 1531;
.lebhaft.' löCT. ,Dass das fleisch blöd und schwach
sye, obschon der geist schnell und fr. ist.' Güalth.
1555. .Die band der fr-en gewünnt reichtagen.' 1548/60,
Prov.; dafür: ,die fromm band.' 1531. ,Animus acer
et praesens ; gnavus, impavidus : fr., scharpf, nit schlä-
ferig; nuefer, fleissig, emsig, behend, wacker, muetig,
hurtig, fertig, keck, dapfer.- Fris. ; Mal.; Denzl. ,Es
würkt der weise Gott, dass die Menschen fr. werden
ihrer Nahrung nachzugehn.' üMI'll. 1657. ,Wie die
kriegspferd zum streit mutig und fruotig.' JMüll. 1066.
, Welcher, obgleich 86 Jahr alt, an Leibs- und üemüts-
kräften nach ganz frutig war.' JJScheuchz. 1708; dafür
, frisch.' 1746. ,Navus, strenuus, sedulus.' ThSpieser
171G. Den Feuerhauptleuten zu Gehülfen gibt man
,von den Zünften je 1 ansehnlichen, fruthigen, verstän-
digen Mann.' Z Feuerordn. 1692 (1793). — b) hurtig,
behende, schnell, flink Aa; BBe.. Ha., Ei.; „LE.;" G;
„ScHW" ; Uw ; U ; Z. E" fr-eT Gang UwE. Uf dr Isenban
geit's fr. BKi. Fr-s als .\dv. : [Der verlorne Sohn]
heig-si [habe sich] fr-s uf-e Weg g'macht U. ,Ermess
ein jeder, wie vil ringer sye ein mal fr. dannen ge-
richt werden und sterben, dann so mängen tod, so
lang und so vil grosser not erlyden.' HBull, 1540.
,Festinationem adhibere: eilen, ein ding fertig und
fr. ausrichten. Acer equus: ein fr. oder hurtig ross.
Acerrime aliquid agere: zum allerfruotigisten.' ^kis. ;
Mal. ,So war er auch mit fechten gar fr.' Mal. 1593.
,So nun die Stadiodromi vor Zeiten fr. sind gelotfen
nach dem fürgesteckten Zil.' XVII., JGIrm. — 2. von
Pflanzen, Saatfeldern, Wiesen, Bäumen: frisch, grün,
üppig wachsend, fruchtbar ScnSt. ; Th; Z. De Söine
[die Saat] stöt fr. Von einem Brunnen: stark, reich-
lich fliessend BHa. ,So wachsen die Erbsen schon
hinauf, werden frutig und fruchtbar.' JCSulzer 177'2.
Mhd. vri'ietic, rüstig usw.; vgl. noch vruot in der Anui.
zu unfruet. Die Grundbed. .verständig' wurde zunächst über-
tragen auf geistige Frische und Regsamkeit übh., dann auf
die entsprechenden Eigenschaften der Seele, von hier auf
den mit ihr in lebendigem Zusammenhang stehenden Jjeib
und zuletzt (unserem W. eigen) sogar auf das Pflanzenleben.
Vgl. frech; keck; brav; toll. Ähnliche Übergänge bei mhd.
gemeit, lebensfroh, wacker, tüchtig, stattlich, und in umgek.
Kichtung bei Huor, dessen Grundbed. ,feiu', urspr. von
körperlicher Beschaffenheit, in der gewohnten Weise auf den
Geist übertragen wurde. Betr. den Laut ist die Aussprache
ii' ein seltenes Beispiel von Verengung des alten Diph-
thongen «o nach nhd. Weise.
u n - : 1. „von Mensehen a) derb, rauh, z. B. ii. usege.
barsche Antwort geben B." — b) untüchtig, träge,
nachlässig. ,Das ich als ein unfr-er hirt und der nur
den nutz ansieht, unim liesse kummen die schal.'
ZwiNGLi. ,Pfarrer N. N. ist unflyssig, studiert wenig,
liat wenig autorität, ist ein unfrüetiger mann.' 1533,
Egli, Act. ,Als er von land geschiftet, sygind syne
knecht einsmals gar tuchig und unfr. worden.' LLav.
1569 = , zaghaft und kleinmütig.' 1670. .Lapis ; socors:
unfr., ein törpel; trag, hinlässig, lau, nit witzig.' Fris.;
.Abjectior animus: unfr. oder unmuotig, eins erschlag-
ncn herzens.' Fris.; Mal. — 2. „von Gewächsen: nicht
gedeihend, unfruchtbar Z."
Mhd. niifrüetic, ungesund, unfroh. Bed. .unfreundlich'
scheint sich aus , unfroh, unfreudig' entwickelt zu haben, da
Freude leicht in Äusserungen von Liebe sich mitteilt; vgl.
frei, gutmütig, freundlich, leutselig.
Fruetigi, Fruetigkeit f.: Freundlichkeit':' ,One
zwyfel achtet er der güetern dos gmüets und des lybs
und befand früntliche, underdienstige. deniuot, arbeit-
same, fruotige, eerenenbietung gegen frömbden lüten.'
HBüLL. 1540. Freudigkeit, Munterkeit. , Einen recht-
schaffnen yfer und eine arbeitsame, unverdrossne
fruotigk., einer so herrlichen kilchen zuo dienen.'
1642, JJBreit. ,IIBullinger war von einer starken
Complexion, Fruotigkeit und Hurtigkeit.' Mise. Tk;.
172'2. — ,Unfruetigkeit: socordia, Trägheit.' Fris.
Fratsch — frulsch.
Fritsch GT.; SchwE., -i Gl; W, Frütschi (-ö--)
L — m.: Koseform des Namens Friedrich (oder Pri-
dolin'?). ,Fritschis sun.' Z Chr. 1336/1446. Auch Ge-
schlechtsn. (wie in Deutschland .Fritzsche'). ,Clewi
Fritsch.' 1503. BsPratt. .Friedrich Fritschin.' 1685,
BsStdt. Fr-i bes. bekannt als Name eines Bürgers
von Luzern, der im XV. gelebt und zur Feier seines
Andenkens den sog. Fr.-Zug gestiftet haben soll, der
am Fetten Donnerstag stattfindet und auch den früher
um diese Zeit gehaltenen , Landsknechtenumzug' er-
setzt. Die Feier bestand früher wesentlich in einem
Umzug der Safranzunft, bei welchem die Figur des
, Bruder Fr.', begleitet von einer weiblichen (Fritschene,
früher genannt ,tlure'), später auch von einem Kind
fFr.-Kind), auf einem Wagen herumgeführt ' wurde,
mit vorangehenden oder folgenden Mahlzeiten und
Trunkspenden, bei denen der von dem Br. Fr. zu
diesem Zwecke gestiftete i'V.-Äb^j/' [Zunftbecher] reich-
lich kredenzt wurde. In neuerer Zeit wurde der Umzug
(wie ähnliche in Basel am letzten Tag der Fastnaclit,
in Zürich am Sechseläuten, in Bern am Ostermontag)
zu einem allgemeinen Maskenfeste ausgestaltet, bei
welchem allerlei Ereignisse der Vergangenheit, Gegen-
wart oder sogar Zukunft in mehr oder weniger sa-
tirischer Weise dargestellt werden; docli bildet der
Pr.-Wagen noch immer einen wesentlichen Bestandteil
des Zuges. Der Veranstalter oder Anordner desselben
heisst Fr.-Vater (vgl. Girigen-V.), ebenso in U, da
übh. die benachbarten , Länder' an dem Feste der
Stadt L schon frühzeitig Teil nahmen und auch ein-
mal schon im XV. (was im J. 1508 die Basler wieder-
holten) die Person des Fr. zu sich entführt hatten.
,Von alter bar ist ein lobliche gewonheit und järlicher
fasnachtschimpf zu Luzern gewesen uff einer gesell-
schaft und trinkstuben genannt zum Fritschi; die band
ein ströwinen mann, genannt bruoder Fritschi, den
sy järlicb uf den sclimutzigen donnstag mit eim fänli,
pfyfer, trummen, tanzen ynfüerend.' Schilling. Nach-
her ebd.: ,Und ward der arm alt burger von Luzern
heimlich by nacht und nebel entfrömdet [nach Basel
entführt].' Die Gesandten von L bitten um Erneue-
rung der Fenster und Wappen im Gesellschaftshaus
zum Fritschi. 1581, Absch. 1604 verordnete die Re-
gierung von L: .in Anbetracht, dass vormalen ein
.A.nzug [Erinnerung] beschehen, wie unsere Altvordern
den Umzug uf des Bruder Prütschings Tag uss guten
Ursachen angesehen [usw.].' Liebenau.
Fritsch Vergröberung von Fritz. FrUtachi beruht darauf,
dass i vor Zischlauten leicht in ii übergeht (vgl. erwiitsuhcn,
erwischen). Fr'ütschinij mit Anlehnung der Endung an , Fa-
sching', wie in , Bruoder Faschin' im Schreiben von L an
isrs
Fratsoli rnitscli. Kl'iltz— frutz
1344
Bs 1508. Diu Geschicbtlichkeit des Br. Fr., der unter dem
Namen .Friedrich (oder Fridolin) ab der Halden' als lustiger
Bruder gelebt haben und im J. 1480 gestorben sein soll,
ist zweifelhaft und er ist viell. nur Verkörperung des Geistes
der Lustbarkeit, der nach dem Burgunderkrieg (, Tolles Leben')
aufkam and auch anderswo (z. B. im , Grossmächtigen Rat'
in Zug) Spuren in Gestalt von Festbräuchen hinterlassen hat,
oder der Fastnachtslust übh. — Möglich bleibt immerhin,
dass ein Mann dieses Namens zum Aufkommen des Festes
in der bestimmten Gestalt irgendwie beigetragen hat; denn
appellativer Gebrauch des Namens .Friedrich, Fritz' findet
sich weniger bezeugt als von andern Personennamen, wenig-
stens bei nns. Vgl. Pfyffer, Kt. Luz. 1, 313; Liebenau 1881,
93. 240 ff.; Feierabend 1843, 107; Herzog 1884, 156/160;
Osenbr. 18C4, 166/177.
Fritsclii II f.: weibl. Taul'n., Fridoline W.
Fratz— frulz.
Fl'jitz I IM.: Weide. Früe-, Nach (Nö)-: Früh-,
Nach- oder Öpätweide. Sülger. Zu fretzen 1.
Fratz II, Fratze» — PI. Fratze'; Diin. Fratzli
Bs, -«- Bs; ScH; Z, Fratzelih: 1. persönl., Fratz m..
mit Beziehung auf weibliche Personen in AAZei.; L f.
a) eitle Person, Kleidernarr; hochmütiges, naseweises
Mädchen; ungezogenes, eingebildetes, fürwitziges, mut-
williges Kind, naseweiser Knirps A.i; Bs; B; L; 8ch;
Sciiw; Th; Zg; Z; Mensch mit herausfordernder Miene,
in der B.X. de' Fr. mache" äa (H.); mehr oder weniger
scherzhafter, liebkosender oder tadelnder Schcltn. für
Kinder übh. ÄAStauf.; Gr; U. HexC- Gr, Clielzersch-
Fr. G; Fratze-bueb, -maidli U; Syn. Gof. — b) Spass-
niacher, Possenreisser L; aScHW; Zu. — 2. sachlich,
Fratze f., verzerrtes Gesicht (Fratze-G' sieht AAZei.).
Fl . schulde", das Gesicht verzerren, Grimassen machen
S; Z, auch Sg. e Fr. mache', ebd. Larve, ungestal-
tetes Gesicht L (Fratz).
Grnndbed. des in der ä.Spr. fehlendeu W. scheint: ver-
zerrtes Gesicht, von einer Wurzel mit der Bed. ,schneiden';
vgl. Grimassen .schneiden' (.Haseufratz' = Hasenscharte; auch
Geschlechtsn.). Ähnlich wäre Bulz (s. d.) und nhd. ,Posse'.
Von Red. 1662 zsgestellt; .Fratz, poss: nuga, ineptlK.' VgL
aber auch it. /;««cn, Larve, frz. /i-as^ue«, mutwillige Streiche.
f ratze": sich ungezogen betragen; hotfärtig sein Bs.
Fratz erin: bösartiges Weib W.
fratzig: ungezogen; hoffärtig Bs.
frätzisch: „ungezogen, kindiscli von Betragen"
AiZei.; .VOrte."
Prazi n.: schlechtes Ausselien eines Menschen.
De macht es Fr.'. AAStauf.
Scheint mit Fratz ^ zusammenzugehören und aus diesem
enlstclll zu sein (viell. nur individuell).
Gefräz s. Gefräss 8p. loll. Iräzeii s. fräsen
Sp. 1320.
Ge-fretz n.: Gezänk? GehetzV .Die einfalt leor
wirf mit zanken und zwyfelhaftigem fragen und ver-
wornom gfretz verwicklet.' HBüll. 1501. .Als er mit
dem adel im gefrätz und gehäder lag.' Vad. — Von
/reizen 3 a i. S. v. hetzen. S.vn. (j'efitz.
fretze": 1. a) von Vieh; abfressen, abweiden.
GrD., Pr., He.; ScnSt. D' Chüe fr. e Weid, ds Gras'
va-ra [von einer] Wis Gr; Bregenzwald. Syn. etzen.
— b) caus. von den Menschen: abfressen lassen.
E Wis, Weid, ds Heu uf-em Stall mit dem Fe* fr.
(Syn. rerfüeteren). Die Weid ist scho' alli gfretzt Gr.
, Einem fr.', das Vieh auf der Wiese des Nachbars
weiden lassen. Schwarzw. ,Fr. : depascere.' Denzl.
1677; 1716. — 2. (fritza ApK.) ätzen; "durch einen
scharfen Stoff einen Schaden vertreiben GRPr.; GTa.;
ScnSt. Warze' mit Hölle'stein ejveg fr. Der Essig
tuet d' Wetzsteine offe' fr. De^ Zucker fretzt 's wild
Fleisch fort Gr. — 3. hetzen, a) Hunde antreiben
GTa.; Th; auch von Menschen: aufreizen GTa. Vgl.
Gefretz. ,Die äbto warend streng auf das zeitlich ge-
rieht und wurdend zuo söUichem von iren gefründten
gefretzt.' Vad. — b) das Vieh mit Hunden zum Laufen
antreiben. Auch von Menschen : Me sött-en [man sollte
ihn] mit de" Hunde' fürt fr. ScuSt.
Sflid. vrctzen, (aus) ver-ctzcn (wie .fressen' aus ,vcr-essen'),
fressen macheu od. lassen, abweiden, füttern; beissen; jagen
(hetzen).
ab-: 1. = fretzen 1 GrPi-.; ScaSt. ,Abfr.: de-
pascere.' Denzl. — 2. = fretzen 2, durch chemische
Mittel vertreiben Ai'K. — n f - : durch scharfe Stoffe
gänzlich vertreiben Ap; GRli. — üs-, usser- GRPr.,
usse- GRHe.: völlig als Futter aufbrauchen. z.B.:
Ds Heu uf-eme Stall mit dem Ve''' u. Syn. verfueteren.
,Sie zwingen ihr Vieh auf das Isenriet und weiden es
derraassen ab (usfretzen), dass [etc.].' 1609, Khiess.
ver-: durch Abweiden schädigen, zu Grunde rich-
ten. ,Das Gwild verfretzt die Güeter.' HBüll. 1572.
— Zu dieser pleonastischen Zss. vgl. die Anm. zu frunttreii
Sp. 349/50.
Fritz: Koseform des Namens Friedrich, allg., in
Gl auch für Fridolin. Auch Name von Pferden Aa;
L (FritziJ. Appellativ: ,Itel Fr.' [eitler Tor?] Euef.
— Vgl. Anm. zu fritichi. ,Fritzenbach' Ortsn. BO., ,-berg,
-hus, -matt' BE.
Zingge"- nennt HsOtt die Personifikation der
Vergeltung, die jedes Tun schliesslich mit sich bringt.
— Wohl eine Art Teufel mit einer GabelV
Frolzi m.: Einer, der schlecht arbeitet BM.
2711 4
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UAR16t97l
PF Schweizerisches Idiotikon
5136
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