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Full text of "Schweizerisches Idiotikon : Wörterbuch der schweizerdeutschen Sprache : Gesammelt auf Veranstaltung der Antiquarischen Gesellschaft in Zürich unter Beihülfe aus allen Kreisen des Schweizervolkes"

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in  2010  with  funding  from 

University  of  Toronto 


Iittp://www.archive.org/details/schweizerischesi01stau 


35>  .1 


Schweizerisches  Idiotikon. 


Wörterbiuli  der  sclnveizerdeiitsclieii  Spiaclie. 


Erster  Band. 


Seliweiz(Tis('li('s  Idii^tikoii. 

Wörterbuch  der  seliweizerdeutscheii  Sprache. 

Gosamnielt  nnf  Veraiistaltiinn; 
der 

Antiquarischen  (jesellschaft  in  Zürich 

unter  Beihiilfe 

aus  allen  Kreisen  des  Schweizer  Volkes. 

lleriiiisgegfilien  mit  Unterstützung  des  Bundes  und  der  Kantone, 

Erster  Band. 

Bearbeitet 
von 

Friedrich  Staub  und  Ludwig  Tobler. 


Frauenfeld. 
Verlag  von  .T.   Huber. 

1881. 


PF 

SI36 
SH 

ßaf.l 


Vorwort. 


l) 


ie  folgeiulon  Worte,  mit  wulclicn  wir  die  erste 
Lieferung  dieses  Wörterbuches  bei  dem  Leser  ein- 
führen, haben  bloss  den  Zweck,  ihm  dasjenige  an 
die  Hand  zu  geben,  was  zu  seiner  Orientierung 
um  so  mehr  erforderlich  ist,  da  unser  Buch  von 
der  gewohnten  Einrichtung  und  dem  Aussehen  der 
Wörterbücher  von  Literatursprachen  einigermassen 
abweicht.  Die  förmliche  Einleitung  kann  erst  später 
geschrieben  werden,  da  sie  u.  A.  auch  die  Geschichte 
dieses  Werkes  enthalten  soll.  Bis  dahin  müssen 
wir  es  uns  auch  versagen,  von  den  gemachten 
Erfahrungen,  welche  meist  erhebender  Art  waren, 
zu  reden  und  die  Hunderte  von  hilfreichen  Ge- 
nossen, durch  deren  Arbeit  und  Opferwilligkeit 
dieses  Werk  allein  möglich  wurde,  der  dankbaren 
Nachwelt  zu  nennen.  Auch  unserm  Vorgänger, 
Vater  Stalder,  können  wir  nicht  heute  schon  den 
wohlverdienten  Ehrenkranz   aufs   Grab  legen. 

In  Betreff  des  Wörterbuches  selbst  möchten 
wir,  um  dem  Suchenden  Enttäuschung,  uns  aber 
unverdienten  Tadel  zu  ersparen,  zum  Voraus  daran 
erinnern,  welche  Ziele  und  welche  Schranken 
wir  uns  gesetzt  haben. 

1 .  Das  vorliegende  Idiotikon  beschränkt  sich 
auf  das  Gebiet  der  deutschen  Schweiz  und 
ihre  Kolonien  im  Süden  dos  Kantons  Wallis ;  auf 
die  alemannischen  Sprachgebiete  jenseits  des  Rheins 
wurde  nur  gelegentlich  zur  Erklärung  schweizer- 
ischer Sprache  hinübergegriffen.  —  2.  Die  ältere 
schweizerdeutsche  Literatur  wurde  ebenfalls  in 
den  Bereich  dieses  Wörterbuches  gezogen.  — 
3.  Beabsichtigt  ist  die  vollständige  Sammlung 
1)  aller  Ausdrücke  des  schweizerdeutschen  Sprach- 
schatzes, welche  der  neuhochdeutschen  Schriftsprache 
der  Gegenwart  gar  nicht  angehören  oder  welche 
gegenüber  dem  Neuhochdeutschen  in  Form  oder 
Bedeutung  eine  bemerkenswerte  Abweichung  zeigen, 
und  zwar  ohne  Rücksicht  darauf,  ob  die  betr.  Wörter 
in  der  altern  deutschen  oder  in  andern  germanischen 
Sprachen  und  Dialekten  älterer  oder  neuer  Zeit 
vorkommen  oder  nicht;  2)  aller  im  Schweizer- 
deutschen eingebürgerten  Fremdwörter;  3)  der 
Eigennamen,  soweit  ihre  appellative  Natur  noch 
einigermassen   deutlich   erkennbar  ist  und  zur  Er- 


klärung oder  Ergänzung  reiner  Appellative  bei- 
tragen kann;  4)  der  sogen.  Koseformen  der  Per- 
sonennamen. —  4.  Dagegen  blieb  mit  Bedacht 
ausgeschlossen  1)  aller  fremde,  unechte  Sprach- 
stoff, d.  i.  nicht  bloss  die  gemeinhin  sog.  Fremd- 
wörter, sondern  auch  die  seit  der  Mitte  des  vorigen 
und  besonders  seit  den  Dreissigerjahren  dieses 
Jahrhundorts  mit  steigender  Progression  aus 
der  Literatursprache  eingedrungenen  Wörter  und 
Wendungen,  wenn  sie  auch  angefangen  haben, 
unentbehrliche  Ausdrucksmittel  für  unsere  teils 
durch  die  Schule  und  die  modernen  sozialen  Ver- 
hältnisse der  Natur  und  dem  Leben  mehr  odei- 
weniger  entfremdete,  teils  durch  die  moderne  Kultur 
zu  neuen  Anschauungen  gelangte  Generation  zu 
sein.  Vom  Gesichtspunkte  des  Sprachforschers  wie 
von  dem  des  Patrioten  aus  schien  die  puristische 
Tendenz  viel  wertvoller  als  die  Fixierung  der  gegen- 
wärtigen Uebergangsperiode.  2)  Aberglaube, 
Bräuche,  Sitten,  Spiele,  Rätsel,  Sprich- 
wörter, Lieder  und  Sagen  konnten  im  Wörter- 
buch nur  zur  Behandlung  kommen,  soweit  die 
Erklärung  einzelner  Wörter  es  mit  sich  brachte. 
Die  vollständige  Sammlung  dieser  kulturhistorisch 
so  wichtigen  Äusserungen  des  Volksgeistes  ist  eine 
Aufgabe  für  sich',y.wolche  sich  nur  ausserhalb  des 
Wörterbuches  sachgemiiss  lösen  lässt.  Wohl  hat 
die  Vorbereitung  des  Wörterbuches  uns  reichen 
Stoff  aus  diesen  Gebieten  gelegentlich  eingetragen, 
aber  von  einer  systematischen  Durchforschung  der 
Volkstümlichkeit  nach  dieser  Richtung  konnte  jetzt 
keine  Rede  sein ;  eine  solche  harrt  noch  auf  ihren 
Mann,  dem  auch  die  von  uns  inzwischen  sorgsam 
gehüteten  Schätze  zufallen  niüssten.  Das  Wörter- 
buch kann  einstweilen  nur  Streiflichter  auf  diesen 
Reichtum  werfen,  hoffenthch  genug,  um  die  Begierde 
nach  systematischer  Bearbeitung  zu  wecken.  Mit 
unserer  Resignation  begeben  wir  uns  allerdings 
eines  starken  Anziehungsmittels,  das  die  Idiotika 
bisher  zu  charakterisieren  pflegte;  allein  wir  glauben 
damit  logischer  (um  nicht  zu  sagen  ehrlicher)  und 
im  wahren  Interesse  der  beiden  Aufgaben  zu  ver- 
fahren. Auch  Besehreilningen  und  Erklärungen  von 
Realien,  wie  merkwürdig  und  eigentümlich  diese 


an  und  für  sich  sein  mögen,  durften  nur  bis  auf 
den  Punkt  ausgeführt  weiden,  dass  dem  sprachlidien 
Verständniss  ein  Genüge  geschah ;  wir  durften  nicht 
ein  Reallexiiion  schreiben.  3)  Unsere  etymolo- 
gische Aufgabe  Hessen  wir  uns  durch  die  Stelhing, 
welche  unser  Idiom  innerhalb  der  Sprachen  einnimmt, 
vorzeichnen :  es  musste  uns  in  der  Regel  genügen, 
die  schweizerdeutschen  Wörter  auf  den  mittel-, 
gelegentlich  den  alt-  oder  den  neuhochdeutschen 
Sprachstoff  zurückzuführen.  Die  weitern  Zusammen- 
hänge mit  älteren  Sprachperioden  bloss  zu  legen, 
ist  Sache  von  umfassendem  Wörterbüchern.  Selbst 
die  seitlichen  Ausblicke  in  andere  deutsche  Mund- 
arten, zu  welchen  man  sich  oft  genug  verlockt 
fühlt,  versagten  wir  uns  als  unnötig,  ja  gefährlich: 
auch  diese  gebühren  bei  dem  heutigen  Stande  der 
Dialektforschung  nicht  dem  Idiotikon  eines  einzelnen 
Dialektes,  sondern  einem  zusammenfassenden  Werke, 
das  aber  erst  erstehen  darf,  nachdem  die  Grammatik, 
die  jetzt  allerdings  noch  in  den  Anfängen  liegt, 
ihrer  Aufgabe  nachgewachsen  ist.  Bis  dahin  lässt 
sich  ein  blosses  Spiel  treiben  mit  fremden  Lauten 
und  Formen,  von  deren  wahrem  Wert  man  sich 
keine  Rechenschaft  gibt,  noch  zu  geben  vermag, 
und  daher  ist  durch  die  Heranziehung  fremder 
Mundarten  der  Etymologie  bisher  fast  mehr  Schaden 
imd  Trrung  als  Förderung  ei-wachsen.  Wenn  wir 
gleichwohl  zuweilen  aus  diesen  Schranken  heraus- 
traten, so  geschah  es  teils,  wo  wir  uns  der  Sache 
sicher  fühlten,  teils,  um  in  Fällen,  wo  wir  uns 
über  das  Etymon  nicht  klar  waren,  die  Ijücke  mit 
einer  Hypothese  auszufüllen,  welche  wir  wert  er- 
achteten, dem  Sprachforseher  zur  Erwäguug  vor- 
gelegt zu  werden.  Im  Ganzen  aber  war  unser 
Streben  darauf  gerichtet,  unsere  Sprache  möglichst 
aus  sich  selbst  zu  erklären,  was  in  Hinsicht  auf 
Laute  und  Formen  durch  zahlreiche  Verweisungen 
auf  parallele  oder  analoge  Fälle  oft  möglich  und 
am  besten  war.  Viel  Mühe  und  Raum  wäre  uns 
ersjiart  geblieben,  wenn  wir  auf  eine  Grammatik 
unserer  Sprache  hätten  verweisen  können,  welche 
dem  Wörterbuch  voraus  geschickt  worden  wäre. 
Leider  war  dies  nicht  möglich,  wenn  nicht  das 
Wörterbuch  selbst  in  Frage  gestellt  werden  sollte, 
nach  dessen  endlichem  Erscheinen  doch  am  lautesten 
gerufen  wurde. 

Nicht  ebenso  aus  Innern  Gründen,  sondern  mehr 
imfreiwillig  der  Macht  der  Verhältnisse  weichend, 
haben  wir  Manches,  was  zur  Unterhaltung,  Be- 
lehrung und  Bequemlichkeit  des  Lesers  hätte  bei- 
tragen müssen,  aus  der  anfänglichen  Aidage  des 
Buches  zurückgezogen.  Es  drängte  sich  nämlich 
gegen  Ende  der  Vorarbeiten  bei  den  Verhandlungen 
über  die  Veröffentlichung  des  Werkes  die  Forderung 
der  Verkürzung  unab\vKisl)ar  auf,  und  wenn  einmal, 
um  das  vcrsiirocheue  Maximum  der  Bogen- 
zahl gewissenhaft  zu  respektieren,  zu  wählen 
war  zwischen  der  Beschränkung  des  Sprachstoffes 
selbst   und   (Irrjcnigen   von   mehr  Nebensächlichem, 


so  komite  der  Entscheid  nicht  schwanken.  So 
wurde  die  Zahl  der  Beispielsätze,  manchmal  auch 
der  Wortlaut  derselben  eingeschränkt  ~  vielen 
Lesern  vielleicht  nicht  uidieb,  obwohl  damit  auch 
mancher  hübsche,  belebende  Zug,  manche  sonst 
bemerkenswerte  Notiz  und  die  Veranschaulichung 
der  Beliebtheit  eines  Ausdruckes  unterblieb.  Am 
zähesten  sperrten  wir  uns  gegen  die  knappere 
Fassung  der  Anmerkungen,  weil  uns  angelegen 
ist,  wissbegierigen  und  denkenden  Laien,  besonders 
den  Lehrern  unserer  Mittelschulen,  Aufschluss  über 
die  Entwicklung  der  Formen  und  Bedeutungen  zu 
geben.  Freilich  werden  sowold  die  Philologen  von 
Fach  als  die  mit  dem  blossen  Sachverhalt  sich 
begnügenden  Laien  sich  über  jede  Beschränkung 
in  dieser  Richtung  freuen,  und  mögen  wir  uns  mit 
der  Wahrnehnnmg  beruhigen,  dass  es  an  unseren 
schweizerischen  Lehrerseminarien  mit  Beziehung 
auf  die  Herbeiziehung  der  Mundart  zum  Sprachunter- 
richte Dank  der  Fürsprache  und  Bemühungen  eines 
Dr.  EGöTziNGER,  Prof.  MHeyne,  Prof.  JMeyer, 
Dr.  JWiNTELER  U.A.  zu  tagen  begonnen  hat,  so  dass 
uns  ein  Teil  unserer  Aufgabe  von  jenen  Bildungs- 
anstalten abgenommen  wird.  Auch  die  beabsichtigte 
Besprechung  der  Laute  und  Buchstaben  als 
solcher,  ihrer  Wandlungen  und  ihrer  darauf  be- 
ruhenden Geltung,  sowie  die  lexikale  Behandlung 
der  Bildungssilben  haben  wir  mit  Bedauern 
unterdrückt.  Wir  beschränkten  uns  auf  diejenigen 
Bildungselemente,  welche  noch  als  selbständige 
Wörter  gefühlt  werden ,  sei  es  dass  sie  es  ur- 
sprünglich waren  oder  dass  sie  den  Schein  davon 
angenommen  haben.  Was  die  untrennbaren  Vor- 
silben betrifft,  so  durften  diese  nicht  ganz  über- 
gangen werden,  wenn  nicht  ein  wesentlicher  Teil 
des  Wortschatzes  verloren  gehen  sollte;  dagegen 
raussten  wir  uns  in  der  Behandlung  derselben  auf 
Angabe  der  Hauptbedeutungen  und  eine  Auswahl 
von  Beispielen  der  betr.  Zusammensetzungen  be- 
schränken, deren  Gesammtbedeutung  unter  dem 
zweiten  Wort  aufzusuchen  ist. 

Die  Aufzählung  der  Synonymen  und  Ant- 
onymen,  der  Ableitungen  und  der  Zusammen- 
setzungen durften  wir  uns  nur  mit  Auswahl  nach 
bestimmten  Gesichtspunkten  erlauben.  Die  Hin- 
weisung auf  die  einschlägige  philologische 
Literatur  unterblieb  ganz,  selbst  diejenige  auf 
die  schweizerischen  Idiotika;  dass  wir  sie  gleich- 
wohl bestens  und  mit  dankbarem  Sinne  ausgenutzt 
haben,  ist  selbstverständlich. 

Uebrigens  ist,  wohlverstanden,  was  nicht 
zum  Drucke  gelangen  konnte,  darum  doch 
nicht  verloren ;  wir  machten  es  uns  vielmehr  zur 
Gewissenssachc,  dies  alles  sorgfältig  zurückzulegen 
mit  der  Absicht,  das  ganze  ungedruckte  oder  nicht 
vollständig  abgedruckte  Material  zusammen  mit 
allen  irgendwie  aufhebenswerten  üriginalbeiträgen, 
der  Correspondeuz  und  den  erst  jeweilen  nach  dem 
Drucke  cinlaiifendcn   lieiträgen    dereinst   auf   einer 


öffeiitlichrn    Ril)lii)thek    iiitMlcizulejjcii    und    so    iler 
Benutzung  zugänglich  zu  machen  bis  auf  Weiteres. 

lU'ihenlülgo  iiiifl  Alpliahct. 

Obwohl  für  ein  Wörterbuch,  welches  die  P-ty- 
mologie  mit  in  seine  Aufgaben  zieht,  und  zumal 
für  ein  Idiotikon,  die  Gruppiei-ung  des  Stoffes  nach 
der  Ableitung  viele  Vorteile  bietet,  so  entschlossen 
wir  uns  doch  aus  praktischen  Rücksichten  zu  einer 
alphabetischen  Reihenfolge.  Freilich  nötigten 
uns  der  Farbenreichtum,  die  Sonderbarkeiten  und 
z.  T.  die  Unsicherheit  namentlich  des  Vokalismus, 
welche  die  Mundarten  der  Schriftsprache  gegenüber 
charakterisieren,  anstatt  der  mathematisch -alpha- 
betischen Reihenfolge  das  Schmeller'scheSystem 
zu  adoptieren,  in  welchem  die  Hauptsilbe  und 
zwar  das  konsonantische  Gerippe  derselben 
in  erster  Linie  massgebend  sind.  Wohl  wissend, 
wie  gewagt  es  ist,  der  lieben  Gewohnheit  in  den 
Weg  zu  treten,  beschlossen  wir  nur  nach  allseitiger 
und  gründlicher  Erwägung  des  Für  und  Wider  und 
der  y>esonderen  Verhältnisse  eines  Wörterbuches, 
welches  so  viele  und  stark  von  einander  abweichende 
Mundarten  zusammenfasst,  und  erst  nachdem  die 
überwiegende  Zahl  angefragter  Fachmänner  uns 
dazu  geraten  hatte,  von  der  Einrichtung  des  hoch- 
deutschen Wörterbuches  abzuweichen.  Wir  mussten 
auf  viele  Bedenklichkeiten  und  auf  Widerspruch 
von  Seite  derer  gefasst  sein,  welchen  jeder  Ein- 
bruch in  das  Hergebrachte  ein  Argerniss  ist  und 
welche  sich  von  den  Schwierigkeiten,  die  der  An- 
wendung der  buchstäblichen  Anordnung  hier  im 
Wege  stehen,  keine  Vorstellung  zu  machen  ver- 
mögen. Doch  sollte  es,  nachdem  die  allgemeine 
Schulbildung  nun  ein  halbes  Jahrhundert  der  Wirk- 
samkeit hinter  sich  hat,  keine  ungehörige  Zumutung 
an  irgendwelchen  Leser  sein,  aus  jedem  Worte 
ilie  Hauptsilbe  herauszuschälen  und  Konsonant  und 
Vokal  von  einander  zu  unterscheiden ;  es  ist  keine 
andere  Zumutung  als  die,  welche  an  jeden  Hand- 
werkslehrling gemacht  wird,  der  die  Stenographie 
erlernt,  und  wir  hegen  die  Zuversicht,  dass  schon 
eine  kurze  Gewöhnung  die  Vorteile  des  Schmeller'- 
schen  Prinzips  ins  Licht  setzen  und  unsere  Leser 
bekehren  wird.  Für  die  genauere  Darlegung  des 
letztern  und  die  zwingenden  Gründe,  welche  unsere 
Wahl  wenigstens  als  das  kleinere  von  zwei  Übeln 
erscheinen  lassen,  sei  verwiesen  auf  die  i.  J.  1876 
von  uns  ausgegebene  Broschüre  ,Dic  Reihenfolge 
in  mundartlichen  Wörterbüchern  und  die  Revision 
des  Alphabetes',  sammt  deren  Nachläufer:  ,Er- 
gebniss  der  vom  Redaktionskomite  des  schw.  Id. 
veranstalteten  Umfrage.'  Hier  nur  so  viel:  1.  Den 
Vokalen  wird  nicht  die  gleiche  Berechtigung  auf 
die  Bestimmung  der  Anordnung  eingeräumt  wie 
den  Konsonanten,  sondern  alle  Vokale  in  erster 
Linie  als  farblos  oder  gleichwertig  behandelt,  so 
dass    z.    B,    Ln,h,     L.iuh,    L;h,    l!<b,    L.h    (aller- 


dings in  dieser  vom  Alphabet  bestimmten  Reihen- 
folge) sich  unmittelbar  an  Lab  anschliessen  und 
nicht  etwa  Lache«,  Laden,  Läff,  Lag  sich 
zwischen  Lab  und  Laib,  Inugnen,  Ljaumeld, 
lazoren,  Le,  lebdig  usw.  zwischen  I^aib  und 
Lib  schieben.  Beim  Nachsehlagen  ersetze 
man  also  in  Gedanken  jeden  Vokal  durch  a. 
Es  folgt  daraus,  dass  die  Wörter,  welche  mit  pi  — , 
fo  — ,  fii  —  anheben,  den  mit  ff  anlautenden 
vorangehen ,  mit  anderen  Worten :  zuerst  kommt 
der  einfach-konsonantische  Anlaut  mit  allen  seinen 
Wörtern  an  die  Reihe,  darauf  erst  die  mit  Kon- 
sonantenverbindungen anlautenden  Wörter.  Natür- 
lich kann  diese  Behandlung  nur  die  Hauptsilbe 
treffen.  Darum  kann  aber  auch  nur  diese  bei  der 
Bestimmung  der  Stelle  des  Wortes  in  Betracht 
kommen  und  müssen  die  Vor-  und  Nachsilben 
zurücktreten;  es  folgt  also  /v,/aM&"i(.»  gleich 
hinter  Laub.  Man  entkleide  das  Wort,  das 
man  suchen  will,  vorerst  aller  Nebensilben, 
namentlich  der  Vorsilbe;  dabei  vergesse  man 
nicht,  dass  diese  etwa  durch  Synkope  auf  einen 
blossen  Konsonanten  reduciert  ist;  so  findet  man 
z.  B.  GUher  als  CiUhr  bei  L'ib.  Ist  aber  die 
Synkope  schon  ausserhalb  des-  Mundart,  in  der 
Schriftsprache,  vollzogen,  so  lösen  wir  sie  nicht 
wieder  auf,  sondern  reihen  z.  B.  Glaube  unter 
dem  Anlaute  Gl —  ein.  Bei  Wörtern,  welche  aus 
fremden  Sprachen  entlehnt  sind,  haben  wir  nur 
dann  die  Stammsilbe  den  Platz  bestimmen  lassen, 
wann  auch  dem  Nicht-Philologen  darf  zugemutet 
werden,  dass  er  dieselbe  aus  den  Nebensilben 
herausschäle,  also  z.  B.  Antichrist  luiter  Christ, 
aber  Antistes,  Biskotte,  Baselidang  unter  der 
ersten  Silbe.  —  2.  Der  Konsonantismus  er- 
heischt insofern  eine  Vereinfachung,  als  erstens 
die  nhd.  Orthographie  sich  mit  einem  Überschuss 
von  gleichwertigen  Buchstaben  schleppt,  zweitens 
der  Mundart  die  wahre  Media  abgeht,  der  Unter- 
schied zwischen  Fortis  und  Lenis  {jy :  b,  t :  d)  aber 
im  Anlaute  an  Unsicherheit  leidet  und  sowohl  von 
Mundart  zu  Mundart  als  dem  Nhd.  gegenüber 
wechselt.  Es  sind  darum  die  mit  c  anlauten- 
den Lehnwörter  je  nach  dem  Lautwerte 
des  c  teils  unter  k  — ,  teils  unter  z —  ein- 
gereiht; V  und  |>/j  aber  durchweg  ange- 
sehen, als  wäre  /'geschrieben.  Die  Aulaute 
b — ,  d —  sind  in  die  Reihen  von  p  — ,  t —  ge- 
steckt. Da  ferner  das  nhd.  k  in  der  Mehrzahl 
der  alemannischen  Mundarten  in  3  regelrecht  unter- 
schiedene Lautstufen  aus  einander  fällt,  haben  wir 
zwar,  um  nicht  das  Sprachgefühl  unserer  Lands- 
leute zu  verletzen,  für  den  Auslaut  die  Mund- 
art gewähren  lassen  und  die  3  Gruppen  — c/t 
(Spirans),  — gg  (reine  Tennis)  und  — k  bzw. 
ck  (Affrikate)  unterschieden,  für  den  Anlaut 
aber  ch  in  der  K-Reihe  untergebracht,  wobei 
der  Schreibung  k  die  Bedeutung  der  alemannischen 
Affrikate,   d.   i.   k  (c)  -|-  ch,  reserviert  ist. 


U(;bersicht  unserer  Alphabelsfolgo  und  der 
Gruppierung  der  Hauptsilben. 

1.  Abteilung. 
ii  inclu.s.  ä.  ai,  au.  äu,  e,  ei.  eu,  i,  ie.  o,  ö.  ou,  u,  ü, 
ue,  üe  —  und  zwar  je  der  gedehnte  Vokal  vor 
dem  kurzen.  Diese  Reihenfolge  der  Vokale  gilt 
auch  allenthalben,  wo  Hauptsilben  bloss  durch 
den    Vokal    von    einander    unterschieden    sind. 

Tl.  Abteilung, 
a b  . . .  ü  e  b.     abs  . . .  üebs.    alit . . .  ttebt.     a  c  h  . . .  ü  e  e  h. 
aehs..  .  üechs.  acht ...  üecht.  acliz  ...  iicchz  usw. 


HI.  Abteihuiir. 


1) —   siehe  p  -. 
c—   siehe  k     .  ? 

ch  siehe  k  — 
il       siehe  t— . 
0  siehe  a. 
fa  (V—.  ph  -) 

fab. 

fach 

fl— . 

fr—. 

s   • 

gl-- 

gn— 


i   siehe  ;i. 


.  füe. 
fücb.  usw. 
.  füech.  n.sw. 


.1— ■ 

k-    (C-. 

kl—. 

kn-. 

kr—. 
1     . 
III 


pfr-. 

jih        siehe 

pl-,  bl-. 

pr — .  br — , 

ps— . 
qii-. 
r— . 
s— . 

seh — . 

schl — . 

scbra — . 

sehn — . 

sehr — . 

schw— . 

sk— . 

sp— . 

spl — . 

spr — . 

st—. 

str — . 
t-~   (d-). 

tr—,  dr— . 

tsch— . 

tw — ,  dw— 
u   siehe  ii. 
V  siehe  f. 


p-  (b-).  W-. 

pf-     .  X-. 

l'f!-.  Z-. 
pfu--.  zw  —  . 

Die  Küibunfolge  ist  ulso,  wenn  nuui  nur  die 
obigen  durch  die  Natur  der  Mundart  gebotenen 
Modifikationen  zu  Recht  iinuimmt,  immerhin  die 
alphabetische.  Einzig  wo  Ableitungen  ohnehin 
in  die  Nähe  des  Stammwortes  zu  stehen  kämen, 
Iniben  wir  uns  gestattet,  dieselben  gleich  an  dieses 
aiizuscbliessen,  Niemandem  zur  Irrung,  Vielen  zur 
Benueinlichkcit. 

Am  Nächsten  aber  hissen  wir  Jedem  Grundworte 
seine  Zusammensetzungen  folgen.  Bekanntlich 
ordneten  Gu.M-i'  und  Bunkoke  die  Uomposita  nicht 
nach  dem  ersten,  sondern  nach  dem  zweiten  Teile 
ein,  weil  die  Zusammenstellung  der  Verbindungen, 
welche   ein  Wort   mit  Hestiminnugswörtern  eingeht. 


dem  Forscher  mindestens  so  wertvoll  ist  als  dii> 
Übersicht  derjenigen  Wörter,  welchen  es  vorantritt ; 
Grimm  schlug  das  umgekehrte  Verfahren  ein,  und 
das  berühmte  baierische  Idiotikon  behielt  sich  von 
Fall  zu  Fall  die  Wahl  zwischen  dein  einen  und 
dem  andern  System  offen,  weil  die  idiomatische 
Bedeutsamkeit  vorwiegend  bald  in  dem  ersten,  bald 
in  dem  zweiten  Teile  liegt.  Allein  um  den  Leser 
gegen  verdriessliche  Unsicherheit  zu  schützen,  bleibt 
nur  übrig,  sieh  ausschliesslich  des  einen  Systems 
zu  bedienen,  und  da  wir  bereits  bei  der  Zusammen- 
setzung mit  Vorsilben  unsere  Leser  gewöhnt  haben, 
beim  Nachschlagen  den  zweiten  Teil  des  Coni- 
positums  ins  Auge  zu  fassen,  so  werden  wir 
auch  für  die  Verbindung,  welche  Begriffswörter  mit 
einander  eingehen,  es  um  so  eher  ebenso  halten, 
da  es  sich  so  günstig  fügt,  dass  das  mathematisch- 
alphabetische Register,  welches  dem  Wörterbuch 
soll  augefügt  werden,  in  willkommener  Ergänzung 
des  hier  befolgten  Systems  die  Zusammensetzungen 
natürlicherweise  nach  ihrem  ersten  Teile  aufreihen 
muss.  Übrigens  werden  alle  Composita,  welche 
nicht  leicht  als  solche  erkannt  werden  oder  deren 
Zerlegung  speciell  philologischer  Schulung  bedarf, 
und  die  Eigennamen  durchweg  nach  ihrer  ersten 
Silbe  eingereiht. 

Ilie  Anordnung  innerhalb  der  einzelnen  Artikel. 

Jeder  Artikel  zerfällt  in  der  Regel  in  zwei 
Abteilungen,  von  denen  die  eine  das  Faktische, 
die  andere,  in  Colonelschrift,  das  Theoretische 
enthält;  wen  nicht  nach  diesem  verlangt,  der  kann 
sich  also  leicht  darüber  wegsetzen. 

An  der  Spitze  steht  als  Stichwort  eine  Form, 
welche  aus  der  Zusammenfassung  der  betreffenden 
einzelnen  landschaftlichen  Aussprachen  abstrahiert 
ist,  also  ein  allgemeines  Alemannisch  darstellt  und 
willkommen,  aber  ungesucht  dem  Hochdeutsch 
(zunächst  dem  Mhd.)  sich  nähert,  ohne  doch  (wie 
bei  SrALüEii)  die  mundartlichen  Prinzipien  preis  zu 
geben.  Die  Angabe  der  wirklichen  Aussprache 
folgt  mit  den  Ortsangaben  gleicli  hinterher,  und 
solche  Formen,  deren  Rekonstruktion  man  nicht 
jedem  gebildeten  Leser  zumuten  kann,  werden  in 
der  alphabetischen  Reihenfolge  aufgeführt  mit  der 
zugehörigen  Verweisung.  Bei  Substantiven  werden 
hier  das  Geschlecht  (mit  m.,f.,n.),  bei  Verben 
etwa  die  Hauptfornien  angegeben.  Darauf  erst 
folgt  die  Angabe  der  Bedeutung  und  ihrer  geo- 
graphischen Verbreitung,  welch  letztere  An- 
gabe aber,  wohlgeinei'kt,  nicht  im  Sinne  der  Um- 
grenzung, sondern  in  dem  der  Verbürgung  verstanden 
werden  soll,  immerhin  so,  dass,  wo  keine  Unter- 
abteilungen eines  Kantons  angegeben  sind,  wir 
nicht  behauptet  haben  wollen,  dass  der  betreffende 
Idiotism  durchgängiges  Eigentum  sei.  Die  An- 
merkung ist  grammatischen  und  etymologi- 
schen ErörteruuEren  irewidmet. 


XIV 


1.  Das  Stichwort.  Da  dieses  vor  Allem  das 
srliiielle  Finden  erleichtern  soll,  so  ditrfte  sich  auch 
^line  Schreibung  nicht  ohne  Not  von  dem  dem 
Auge  gewohnten  Wortbilde  entfernen,  nur  dass 
die  Hülfsbuchstaben,  welche  in  der  neuhoch- 
deutschen Orthographie  nicht  sich  selber  bedeuten 
(ll,  ie,  eil,  ee,  00)  von  uns  wieder  beseitigt  werden 
nnissten  und  die  Verdoppelung  der  Konsonanten, 
gleichviel  ob  organisch  oder  erst  von  der  nhd. 
I  ti'thographie  mit  sekundärer  Bedeutung  eingeführt, 
keinen  Einfluss  auf  die  Bestimmung  der  Reihen- 
folge üben  durfte.  Es  kommt  also  für  den  Suchenden 
auf  Eins  heraus,  ob  wir  seinem  vom  Neuhoch- 
deutsch befangenen  Sinne  Rechnung  tragend 
schreiben  würden  Jammer,  oder  ob  wir  mit  der 
mhd.  Schreibung  Jamer  dem  Dialekte  gerecht 
werden.  Damit  ist  aber  auch  gegeben,  dass  die 
Wörter  mit  dem  Auslaut  -  -ck,  -tz  bei 
denjenigen  mit  einfachem  -k,  — z  stehen. 
Die  Buchstabenverbindung  ie  bedeutet  hier  (wie 
ue,  ile)  einen  wirklichen  Doppellaut.  Statt  der 
oben  für  das  Idiotikon  verworfenen,  weil  hier 
zweideutigen  Hülfsmittel  bedienen  wir  uns  der 
Zeichen  -  und  ',  um  in  direkter  und  allenthalben 
gleicher  Weise  die  Länge  oder  die  Kürze  der 
Vokale  anzugeben.  Im  Übrigen  bequemen  wir 
uns  der  nhd.  Orthographie  an  und  zwar  auch 
darin,  dass  wir  für  den  Anlaut  mit  gehauchtem 
p-  (in  Fremdwörtern)  nicht  eine  besondere  Reihe 
ansetzen ;  freilich  müssen  wir  dann  auch  das  ge- 
hauchte t — ,  auch  wenn  wir  die  Schreibung  th  — 
beibehalten,  ebenfalls  unter  die  lautere  Tennis  t 
stecken.  Die  Hauptwörter  schreiben  wir  mit 
Majuskel,  die  anderen  Wörter  mit  Minuskel; 
wenn  es  überhaupt  eine  sich  selber  strafende 
Schreibweise  ist,  für  Stichwörter,  welche  ja  nackt 
dastehen,  auf  die  bequeme  Unterscheidung  der 
Wortarten  mit  Hülfe  der  Majuskel  zu  verzichten, 
80  durften  wir  um  so  weniger  für  ein  Wörterbuch 
der  Mundart,  wo  die  Zahl  der  Homonymen  un- 
endlich grösser  ist,  jene  Hülfsmittel  verschmähen, 
welche  weniger  Aufwand  bedingen  und  zudem 
rascher  zum  Auge  sprechen  als  etwa  die  hinterher 
folgende  direkte  Angabe  der  Wortart.  Die  ein- 
gebürgerten Fremdwörter  (nur  solche  fallen  in 
den  Bereich  unserer  Sammlung)  müssen  sich  der 
Landestracht  anbequemen,  d.  h.  sie  werden  ganz 
in  deutscher  Weise  geschrieben,  also  z.  B.  schalus, 
das  frz.  jaloiix.  Die  bedeutendsten  Schritte,  welche 
die  Rekonstruktion  zu  vollziehen  hatte,  waren  teils 
die  Gewinnung  des  den  provinziellen  Sonderformen 
zu  Grunde  liegenden  richtigen  Vokals  mit  der  richtigen 
Quantität  und  der  richtigen  Konsonanteustufe,  welche 
sich  nur  so  weit  erreichen  lässt,  als  man  den 
Einblick  in  die  speciellen  Lautgesetze  besitzt;  teils 
die  Herstellung  der  abgeschliffenen  End- 
konsonanten. Wir  sehen  zwar  voraus,  dass 
mancher  unserer  Landsleute  je  in  den  Fällen,  in 
welchen    zufällig    seine    eigene    Mundart    sich    in 


Widerspruch  mit  unserm  Stichworte  befindet,  ein 
Ärgerniss  daran  nehmen  wird ;  allein  nur  ein 
Specialwörterbuch  dürfte  und  könnte  das  Stichwort 
mit  der  wirklichen  Form  und  Aussprache  der  Wörter 
zusammenfallen  lassen.  Von  der  Rekonsti-uktion 
eines  Auslautes  — lo  (z.  B.  Eio,  Ehe)  haben  wir 
Umgang  genommen,  obwohl  er  in  einigen  Gebirgs- 
mundarten  besteht,  in  anderen  wenigstens  durch 
die  Vergröberungen  m,  h  (lehn,  lab  neben  law  d.  i. 
lau)  sein  vormaliges  Dasein  bekundet  ist  und  in 
abgeleiteten  Wortformen  deutlich  zum  Vorschein 
kommt  (ewig);  wohl  aber  lassen  wir  in  Ueberein- 
stimmung  mit  dem  Mhd.  und  einem  beträchtlichen 
Gebiete  der  schweizerischen  Mundarten  dieses  w, 
und  so  auch  j,  im  Inlaute  bestehen,  also  ■■ulje", 
ruewe"  (welche  Grundform  auch  die  Ausweichungen 
ruehe,  riteje,  ruene  zu  vertreten  hat);  auch  ch 
gegenüber  nhd.  h  im  In-  und  Auslaute,  falls  seine 
Existenz  in  einer  unserer  Mundarten  belegt  ist. 
Wo  wie  bei  den  eben  genannten  Beispielen  die 
verschiedenen  Mundarten  verschiedene  Wortformen 
darbieteai,  welche  sich  auf  eine  Grundfonn  vereinigen 
lassen,  wird  diese  ältere  und  richtigere  Form 
zum  Stichwort  und  Hauptträger  des  Artikels 
gewählt,  gleichviel  welche  der  concurrierenden 
Formen  jetzt  das  numerische  Uebergewicht  habe. 
In  den  weitaus  meisten  Fällen  ist  diese  Form  mhd. 
So  gibt  es  sich  ungesucht,  dass  das  schweizer- 
deutsche Wörterbuch  sieh  sowohl  was  die  Wörter, 
Formen  und  Laute  betrifft,  als  in  der  Schreibung 
ans  Mhd.  anschliesst.  Es  war  uns  dies  mit  Be- 
ziehung auf  die  Schreibung  um  so  willkommener, 
als  die  nhd.  Orthographie  in  einem  Zustande  der 
Gährung  begriffen  ist,  welche  zudem  ihre  Abklärung 
wahrscheinlich  in  teilweiser  Rückkehr  zu  den  mhd. 
Schreibprinzipien  finden  wird.  Aber  man  darf 
keineswegs  glauben,  dass  wir  a  priori  das  Mhd. 
zum  Ausgang  genommen  hätten.  Wo  die  schweizer- 
deutschen Mundarten  übereinstimmend  ihre  beson- 
deren Wege  eingeschlagen  haben,  da  gaben  wir 
dem  national  Eigentümlichen  das  Vorrecht,  also  ha" 
für  mhd.  hün  (haben);  Lungge  für  mhd.  lunge; 
gekernten  für  ,kennen.' 

2.  Für  die  mundartliche  Aussprache  ist 
ein  über  die  gewohnten  Alphabete  hinausgehendes 
Transscriptionssystem  unerlässlich.  Bei  der 
Aufstellung  desselben  suchten  wir  uns  möglichst 
von  fremdartigen  Figuren  fern  und  einer  für  sich 
selbst  redenden  Symbolik  nahe  zu  halten.  Aber 
auch  so  müssen  wir  des  verwunderten,  wenn  nicht 
gar  vorwurfsvollen  Kopfschütteins  des  Laien  gewärtig 
sein,  um  so  mehr,  als  wir  uns  hier  über  die  Rück- 
sicht auf  die  angewöhnte  Orthographie  und  die 
Etymologie  hinwegsetzen,  um  nach  rein  phonet- 
ischem Prinzipe  schreiben  zu  können.  Wir  wissen 
ihm,  wenn  es  ihm  nicht  um  ernste  Beschäftigung 
mit  der  Mundart  zu  tun  ist,  kehien  Rat,  als  sich 
über  diese  Partie  hinwegzusetzen.  Umgekehrt 
wissen  wir,   dass   wir   dem  Fachmarm  nach  dieser 


\\l 


Richtung  -s-iel  zu  wenig  bieten.  Leider  gestattete 
das  uns  zur  Verfügung  stehende  Material  bloss 
über  die  Oberfläche  des  ebenso  reich  gegliederten 
als  für  die  Etymologie  wiclitigeii  Sachverhaltes  zu 
streifen.  Die  mundartliche  Phonetik  ist  eine  Dis- 
ciplin,  welche  sich  erst  seit  Kiu'zem  aus  dem 
Stadium  der  Empirie  zur  Wissenschaft  heraus- 
zuarbeiten begonnen  hat.  Auch  hat  sie  bis  jetzt 
wohl  an  2,  3  Punkten  erschöpfende  Studien  au- 
gestellt und  Resultate  zu  Tage  gebracht;  allein 
weder  ihre  Sätze  noch  ihre  Transseription  können 
auf  Unfehlbarkeit  Anspruch  machen,  so  lange  sie 
nicht  ihre  Forschung  auf  die  sämmtlichen  Glieder 
wenigstens  eines  grössern  Dialektes  ausgedehnt 
hat.  Jedenfalls  bleibt  sie  einstweilen  und  wohl 
noch  lange  ein  besonderes  Studium,  welches  die 
ausschliessliche  Aufmerksamkeit  und  Arbeit  ihres 
Mannes  und  viel  mehr  Zeit,  Mittel  und  Unter- 
stützung aus  den  mundartlichen  Kreisen  erheischt, 
als  worüber  wir  zu  gebieten  hatten.  So  müssen 
wir  denn  notgedrungen  eine  gründlichere  Lösung 
dieser  Aufgabe  vom  Wörterbuche  ab-  und  der 
Grammatik  zuschieben. 

Wir  müssen  übrigens  auch  betonen,  dass 
keineswegs  jede  phonetische  Eigentümlichkeit  dem 
Wörterbuche  anheimfällt.  Hier  haben  wir  die 
Unterscheidung  lun-  so  weit  zu  führen,  als  sie  zur 
Individualisierung  der  Wortkörpcr  und  für  die  Ety- 
mologie erforderlich  ist;  was  darüber  hinausgeht, 
ist  nicht  bloss  unnützer,  sondern  irreführender  Ballast. 

Es  ist  viel  weniger  von  etymologischem  als  von 
ethnographischem,  allgemein  grammatischem  Belang, 
z.  B.  den  zahlreichen  und  fast  unmessbaren 
Schattierungen  von  ä  zu  ö  zu  folgen ;  den  Bedürf- 
nissen des  Wörterbuches  ist  ein  Genüge  getan, 
wenn  überhaupt  nur  der  wichtige  Dualismus, 
welcher  in  der  Mundart  in  diesem  Punkte  herrscht, 
sorgfältig  im  Auge  behalten  wird.  Wenn  dem  sein 
/  leicht  und  fein  mit  der  Zungenspitze  zwischen 
den  Zähnen  sprechenden  Thurgauer  und  Schaff- 
hauscr  das  zürcherische  /  ungefähr  so  grob  und 
schwer  tönt  wie  hinwieder  den  Zürchern  dasjenige 
des  Oberaargaus  usw.,  so  sind  dies  durchgehende 
Differenzen,  welche  wohl  in  der  Grammatik  ihre 
Bedeutung  haben,  da  das  Schicksal  des  l)egleitenden 
Vokals  dadurch  beeinflusst  wird ;  aber  für  das 
Wörterbuch  sind  sie  gleichgültig.  Es  ist  für  die 
(Jranunatik  lelirreich  zu  sehen,  wie  gewisse  Mund- 
arten den  langeji  Vokal  ausklingen  lassen  0<i",  vi". 
.si',  sö"J,  aber  für  das  Wörterbuch  sind  das  keine 
anderen  Werte  als  «,  e,  1  usw.  Und  wieder  ist  es 
die  Eigentündichkeit  gewisser  Mundarten,  einem 
",  (•  das  v(MAvandt('  it-  rcsp.  i-Element  beizumischen ; 
aber  das  Wörterbuch  wird  dadurch  erst  berührt, 
wenn  diese  Neigung  gelegentlich  ein  Wort  zum 
Übersturz  in  eine  neue  Vokalsphäro  bringt,  z.  B. 
geradezu  ein  </raiiss  für  gross  gebiert.  Es  ist  dem 
Wörterbuch  audi  ghnchgültig,  dass  man  hier  iiii--\je. 
in  einer  angrenzenden  ( trtschaft  »uf'je  spricht,  denn 


säen,  drehen  und  die  ganze  Reihe  richtet  sich  nach 
dem  Paradignfa,  der  Unterschied  ist  ein  geographi- 
scher, nicht  ein  etymologischer,  usw.   usw. 

Für  die  angestrebte  genauere  Bezeichnung  der 
lokalen  Aussprache  bedienen  wir  uns  der  liegenden 
Schrift.     Indem  wir  namentlich  daran  festhielten, 
dass    kein  Zeichen    mehr  als   eine   Funktion   ver- 
sehen   dürfe ;    dass    ein    einfacher  Laut   durch   ein 
einfaches    Buchstabenzeichen    ausgedrückt    werden 
müsse;  dass  durch  die  Darstellung  eines  gewissen 
durch     das    Vokal-     und    das    Konsonantensystem 
gehenden    Dualismus    für    die    Etymologie    genug 
getan  sei;  dass  die  Zeichen  sich  dem  Gedächtnisse 
möghchst    leicht   einprägen    sollen    usw.,    sind    wir 
nacli  vielen  gewissenhaften  Erwägungen  zu  folgen- 
dem Schreibsystem  geführt  worden : 
((',  ('',  *',  o',  ö',  u',  ü'  reine  Aussprache  wie  im  deut- 
schen und  Italienischen  Alphabete. 
((-  nach  0  hin  spielend,  engl.  n'. 
e'  frz.  i,  ('. 
/*  trüb,  gegen  <■  hin. 
o'  nach  a  hin  spielend,  engl,  o^  oder  o*. 
()"  zwischen  ö'  und  ä,  engl.  «-,  frz.  eii  in  peiir,  hriirre. 
u'  trüb,  gegen  o  spielend. 
ü-  trüb,  gegen  ö  spielend. 
««  zwischen  a  und  e,  engl.  a'.     Dafür 
<■  in  den  Stichwörtern  und  den  Beispielsätzen,  wo  es 
galt,  das  mit  i  wechselnde  e  besonders  zu  markieren. 
j  (auch  n  usw.)  reduzierter  Vokal  der  Vor-  und  Nach- 
silben. 
ic,  ue,  üe   wirkliche  Doppellaute   (wegen   technischer 

Ursachen  so  geschrieben  statt  i^  usw). 
KCl,  iici  'f  riphthonge. 
((/,    isei,    e^i   provinzielle    Variationen    l'ür    den    alten 

Diphthong  (nein), 
e'i  neuer  Diphthong  aus  älterni  7  (frei), 
a'u,  eeii  provinzielle  Variationen   für  den  alten  Diph- 
thong (Baum), 
aü,  öHi  Umlaut  dazu  fBiiiim). 
n'ii  neuer  Diphthong  aus  älterni  ii  (Sau). 
(Vil  Undaut  dazu  oder  für  altd.  ('«  (Sau,  neu). 
((',  f',  1',  ö",  ö',  ö",  i'  Vokale  mit  ausklingender  Pro- 
duktion. 
•c  Vokal  mit  furtivcm  Vorschlag. 
Der  Akut  (')  bedeutet  die  Hauptt.m-.  derdravis  (') 

die  Nebentou-Silbe. 
"  bedeutetgedehnte,  "  kurze  Aussprache  des  Vokals. 
%  ^  kombinierte  Bezeichnung  des  Accentes    und   der 

Vokallängc. 
-  trennt  zusannncnstossende  \'..kale.  wcdelie  versdiie- 

dencn  Silben  angehören. 
h,  (l,  (j,  wenn  schon  nicht  nut  Stinmiton  gesprochen 
wie  die  nhd.  und  roniaidsche  Media,  entsprechen 
ihrem  Lautwerte  nach  dodi  dieser  und  lieben  sich 
bestinmit  ab  von  den  Tennes. 
j),  i,  h  (reine,  unaspirierte  Tennis  wie  p,  t,  ca  in 
in  romanischen  yprachen. 

N'b.    /•  eius  mit  dem  77    in    il.ri  Sticliw.oti  in   und  den 
Beispielsätzen. 


XVII 


1/  Doppellaut  (Attiikate),  entsprechend  den  Verbind- 
ungen pf,  ts,  ti  (dafür  in  den  Stichwörtern  und 
Beispielsätzen  blosses  k,  ck  geschrieben). 

p'',  t'',  /.'',  aspirierte  Aussprache. 

«  =  seh. 

/  =  eil- 

f',s',i',/'  die  Reibelaute  mit  weicher  Aussprache. 
fi  '^^  "^  X"  'liß  Eeibelaute  mit  verscliärfter  Aussprache. 
y  der  gutturale  Nasal  entsprechend  dem  (labialen)  m 

und  (dentalen)  u  (hag,  bange.  Eijel). 
yij  Doppellaut,  entstanden  durch  Synkope,  ■/..  il.  Hiii/H, 

Honig. 
l)k-  Doppellaut,   entsprechend  dem  iilid.  )(/,■,   z.  B.  liyl; 

(Un>j(j). 
ijkx  Triphthong,  entsprechend  dem  nlid.  nk,  z.B.  Wiijk/. 
X  behielten  wir  bei,   weil  es   uns  nicht  irrt  und  uns 

die   in   vielen   Fällen   willkürliche   Entscheidung 

zwischen  den  Zerlegungen  in  chs,  ys,  Ics  erspart. 

XB.  Das  Weglassen  der  diakritischen  Zeiclieu  (z.  B.  « 
ohne  Ziffer  oder  ohne  Accent  oder  ohne  Quantitätszoichen) 
und  überhaupt  die  Anwendung  indifferenter  Buchstaben 
(tf,  welches  sowohl  «^  als  rf  vertreten  kann)  will  sagen,  dass 
der  genauere  Laut  sich  an  der  betreffenden  Stelle  von  selbst 
ergebe  oder  gleichgültig  sei,  oder  —  dass  wir  uns  nicht  in 
der  Lage  befanden,  mit  der  gehörigen  Zuverlässigkeit  genauere 
Angaben  zu  machen. 

Es  folgen  die  PMexionsformen,  die  Angabe, 
ob  das  betreffende  Verbuin  mit  haben  (h.)  oder 
mit  sein  (s.)  conjugiert  werde,  udgl.  Grammatikalien, 
in  der  Regel  durch  einen  Gedankenstrich  vom  Vor- 
hergehenden, immer  durch  pin  Kolon  von  der  nun 
an  die  Reihe  kommenden  Bedeutungsangabe 
getrennt. 

Für  die  Beispielsätze  von  der  Ansicht  aus- 
gehend, dass  sie  nicht  Selbstzweck  seien,  sondern 
bloss  zur  Illustration  des  Stichwortes  dienen  sollen, 
dass  also  rasche  Verständlichkeit  das  Hauptaugen- 
merk sein  muss,  haben  wir  in  der  Regel  in  Betreff 
der  Wortform  und  der  Schreibung  uns  dem  Hoch- 
deutsch so  weit  angenähert,  als  der  Charakter  der 
Mundart  oder  die  Treue  gegen  unsere  Quellen  es 
gestattet,  sind  also  ähnlich  verfahren  wie  bei  den 
Stichwörtern.  Den  an  und  für  sich  wohl  berechtigten 
Wunsch,  Mundart  wie  sie  leibt  und  lebt  vor  Augen 
zu  bekommen,  müssen  wir  auf  besonders  hiefür  an- 
zulegende Sammlungen  verweisen ;  Worte ,  welche 
mehreren  Mundarten  gemein  sind,  durften  wir  ja 
ohnehin  nicht  in  der  realen  Form  einer  einzelnen 
Mundart  darbieten.  Immerhin  braucht  hier  die  Re- 
konstruktion der  Formen  und  der  Laute  nicht  so 
weit  zurückzugreifen  wie  bei  den  Stichwörtern,  und 
wo  eine  bestimmte  Mundart  zur  Darstellung  kommen 
muss,  greifen  wir  im  Notfälle  zur  Transscription. 
Diejenigen  Beispiele,  welche  der  Literatur  ent- 
hoben sind,  sind  durch  einfache  Anführungs- 
zeichen (, — ')  gekennzeichnet;  dazwischen  ge- 
schobene oder  angehängte  Erläuterungen,  welche 
von  uns  herrühren,  stehen  zwischen  eckigen 
Klammern.  Durch  Punkt  von  der  Stelle  getrennt, 
folgt    die    Allgabe   der    Quelle    in    Kapitälchen- 

Si-Uw.  Idiotikon  I.  1. 


Schrift.  Diejenigen  Beispiele,  welche  wir  als 
lebender  Mundart  angehörig  verbürgen  können, 
sind  mit  liegender  Schrift  (cursiv)  gedruckt;  die 
Ortsangaben  folgen  durch  keinerlei  Interpunktion 
vom  Texte  getrennt  ebenfalls  mit  Kapitälchen.  Für 
die  mundartlichen  Beispiele  geben  wir  die  rhd. 
Schreibung  hauptsächlich  auf  folgenden  Funkten 
preis.  Den  gemeinen  und  althergebrachten  Diph- 
thongen ei  (ai),  au,  äu  stellen  wir  die  neuen  und 
spitzen  mit  der  Schreibung  ey,  Oll,  ÖÜ  gegenüber ; 
ie  will  auch  hier  durchaus  als  Diphthong  verstanden 
sein,  blosse  Länge  dagegen  ist,  wenn  überhaupt, 
direkt  durch  -  bezeichnet.  Dieses  letztere  Zeichen 
wird  niemals  für  unechte,  durch  unorganische 
Dehnung  entstandene  Länge  verwendet,  es  re- 
präsentieren also  f.  i'i,  n  immer  die  reinen  Vokale. 
Während  k  (ck)  als  Affrikate  (k  -(-  ch)  will  ver- 
standen sein,  drücken  wir  die  reine,  ungehauchte 
Tennis  durch  gg  aus.  Synkopierte  und  überhaupt 
verstümmelte  oder  Assimilations-  (Sandhi-) 
Formen  stellen  wir,  wo  immer  es  der  wirklichen 
Aussprache  unbeschadet  geschehen  darf,  in  ihrer 
ursprünglichen,  richtigen  Gestalt  her  oder  deuten 
sie  wenigstens  an,  also  g'esse",  gegessen,  g'chenne" 
(spr.  /./ — ),  Vchenne"  für  nhd.  kennen,  si  tuend  's 
(es),  tuend  s'  (tun  sie)  es,  händ-mer  (spr.  hämnwr 
oder  hiiiiijmir,) ,  haben  wir,  Herdbire  (spr.  /i^y/ir.), 
Erdbirnen ;  aber  unangetastet  müssen  Foi-men  wie 
Eppvri,  Erdbeere,  Hamperch ,  Handwerk,  bleiben. 
Durch  die  Restitution  der  abgeworfenen  Konsonanten 
in  Form  von  kleinen  Buchstäbchen  über  der 
Linie  hoffen  wir  Niemanden  über  die  wirkliche 
Aussprache  irre  zu  führen ,  aber  die  Wörter  dem 
Fremden  verständlicher  zu  machen. 
Die  besondere 

tvpograidiisclie  Technik. 

Interpunktion  udgl.,  welche  in  unserm  Werke 
angewendet  wird,  ist  zum  Teil  schon  im  Verlaufe 
dieser  Erläuterungen  zur  Sprache  gekommen.  Wir 
haben  uns  eine  kleine  Untreue  gegen  die  oben 
mitgeteilte  Bedeutung  der  Cursivschrift  gestattet, 
indem  wir  gelegentlich  einzelne  Wörter  und  Buch- 
staben als  gegebene  ebenfalls  durch  liegende  Schrift 
von  dem  Contexte  abhoben,  was  aber  nicht  zu 
Irrtum  Veranlassung  geben  wird.  Mit  Beziehung 
auf  die  Interpunktion  ist  noch  zu  bemerken, 
dass  Orts-  und  Quellenangaben  sich  nur  so  weit 
zurückbeziehen,  als  die  vorangehenden  Beispiele 
nicht  durch  Punkt  von  einander  getrennt  sind. 

PI.  hinter  einem  Substantiv  an  der  Stelle  der 
Geschlechtsangaben  will  sagen,  dass  dasselbe  nicht 
im   Singular  vorkomme. 

t  bezeichnet  einen  Ausdruck  oder  eine  Form 
als  veraltet,  d.  i.  nur  noch  in  der  Erinnerung 
Weniger  lebend. 

Nach  alledem  bedarf  auch  der  Laie  wohl  keiner 
andern  Erläuterung  mehr  als  derjenigen  der 


Abkürzungen. 

Wenn  Werke,  welche  sich  eines  grossen  Marktes 
erfreuen,  sich  der  Abkürzung  gewisser  immer 
wiederkehrenden  Wörter  befleissen,  wie  viel  mehr 
sind  wir  auf  solche  Ersparnisse  angewiesen,  wie 
unbequem  sie  manchem  Leser  auch  seien.  In 
letzterer  Beziehung  beruhigen  wir  uns  damit,  dass 
diejenigen  Leser,  welchen  die  betreffenden  Notizen 
von  Wert  und  notwendig  sind,  sich  durch  die 
Häufigkeit  des  Gebrauches  den  Schlüssel  wohl  bald 
einprägen  werden.  Wir  haben  neben  den  ziemhch 
allgemein  bekannten  einzelnen  Abkürzungen  zwei 
Systeme  auf  eigene  Faust  aufgestellt,  welche  sich 
bald  als  zweckmässig  erweisen  sollten.  Erstens 
stellen  wir  allen  Ortsangaben  die  Andeutung  des 
betreffenden  Kantons  voran,  wodurch  erreicht  wird, 
dass  auch  diejenigen  Leser,  welche  nicht  in  alles 
Detail  der  schweizerischen  Geographie  eingeweiht 
sind,  sieh  leichter  orientieren  und,  falls  sie  auch 
die  speziellere  Ortsangabe,  welche  nun  um  so  mehr 
verkürzt  werden  darf,  nicht  sofort  deuten,  für  eine 
oberflächlichere  Benutzung  hinlänglich  informiert 
sind.  Zu  Citaten  aus  der  Literatur  genügt  in  der 
Regel  die  Andeutung  des  Autors  oder  der  Behörde 
usf.  mit  der  Jahreszahl.  Das  detaillierte  Quellen- 
verzeichniss  wird  ja  den  genauem  Aufschluss  bieten, 
welcher  etwa  begehrt  werden  möchte.  Das  von 
uns  auf  die  Bahn  gebrachte  System  aber  hat  vor 
der  bisher  geübten  Weise  den  Vorteil  grosser  Kürze 
und  der  Orientierung  über  die  Zeit,  welch  Letzteres 
für  ein  historisch  zu  haltendes  Wörterbuch  uner- 
lässlich  ist,  voraus. 

1.  AJhjcmcine,  tcfitiiiKihii/isclie  Ahli(i;:ii)i(ieii. 

a.  alt. 

ii.  älter. 

a.  anno. 

a.  G.  andere  (jemeinde      \ 

a,  K.  andere  Kantone         !   "der  in  .meiern. 

a.  0.  andere  Ortschaften  i 

ä.  Spr.  ältere  Sprache. 

aaO.  am  angeführten  Orte. 

abgek.  abgekürzt. 

Abi.  Ableitung.  Ablativ. 

abs.  absolut. 

abstr.  abstrakt. 

Acc.  P.  Accu-sativ  der  Person. 

Acc.  S.  Accusativ  der  Sache. 

act.  aetivisch,  Activmn. 

add.  beizufügen. 

AJj.  Adjectiv. 

Adv.  Adverb. 

africs.  altfriesi.sch. 

ags.  angelsäch.sisch. 

ahd.  althochdeutsch. 

alein.  alemanniscli. 

allir.  alljjeiiiein. 


altd.  altdeutsch,  d.  i.  althochdeutsch  und  uiittelho 

deutsch, 
altn.  altnordisch, 
altnd.  altniederdeutsch, 
alts.  altsächsisch, 
altsl.  altslavisch. 
An  f.  Anfang. 

anl.  Anl.  anlautend.  Anlaut. 
Anm.  Anniin.  Annierkunjc.  .\nnierkungen. 
anom.  anomal, 
ant.  antonym  zu  — ,  den  entgegengesetzten  Sinn  a 

drückend.     Gegenteil  von  ,syn.' 
Aphär.  Aphäre.sis,   Kürzung  eines  Wortes  von  vl 
apok.    Apok.    apokopiert.    Apokope,    Kürzung    ei 

Wortes  durch  Abschneiden  des  Schlusses. 
Art.  Artikel. 
asp.  aspiriert, 
assim.  assimiliert. 
.\ttr.  attr.  Attribut,  attributiv. 
Ausdr.  Ausdruck. 
Ausg.  Aus  gg.  Ausgabe.  Ausgaben, 
ausl.  Ausl.  auslautend.  Auslaut,  der  Laut  am  Schlu 

des  Wortes. 
Ausspr.  Aus.sprache. 

bair.  bairisch. 

Bauk.  Baukunst. 

Bd.  Bde.  Band.  Bände. 

bed.  Bed.  Bedd.  bedeuten,  bedeutet.  Bedeutung. 

deutungen. 
Beisp.  Beispiel. 

Bern.  Bemerkung.  Bemerkungen, 
bes.  besonders, 
best,  bestimmt, 
betr.  betreffend. 
Bez.  bez.  Bezug,  bezüglich. 
bildl.  bildlich. 

Bl.  Blatt.  '     . 

Buchst.  Buchstabe, 
bzw.  beziehungsweise,  respective. 

Gas.  Casus,  Fall. 

caus.  causal.  causativ. 

churw.  churwälsch. 

cit.  Cit.  citiert.  Citat. 

coli.  Coli,  collektiv.  Collektiv. 

Comp.  Comparativ.  Compositum. 

concr.  concret. 

Cond.  Conditional. 

Conj.  Conjunction.  Conjunctiv. 

Cons.  Consonant. 

corr.  zu  verbessern. 

d.  h.  das  heisst. 

d.  i.  das  ist. 

d.  w.  das  was. 

da  f.  dafür,  statt  dessen, 

das.  daselbst. 

dass.  dasselbe. 

Dat.  P.  Dativ  der  Person. 

Dat.  S.  D.itiv  der  Sache. 


I 


\\1 


n.'kl.   Uckliniiti.iM. 

iIlcI.  dergleichen. 

hial.  dial.  Dialekt,  dialekti.scli. 

Ihm.  Diminutiv. 

|ii|ilitli.  lüiilitli.  DiijlitlKing.  (liiplitiKingi.sili. 

air.  direkt. 

an|,p.  dopi.elt. 

as.  der.^^elbe. 

ebd.  ebenda;  ebender.selbe. 

ihm.  ehemals;  ehmalig. 

eig.  eigentlich. 

Eigenn.  Eigenname.  Nomen  projir. 

rin.s.  einsilbig. 

eil.  Ell.  elli|iti.sch.   ElliiKse. 

Knd.  Endung. 

Ends.  End.silbe. 

i'Ugl.  englisch. 

■  ■ng.  8.  im  engern  Sinne. 

enkl.  Enkl.  enklitisch.  Enklitica. 

entg.' entgegen,   in  entgegengesetzter  Heileutung.  im 

Gegensatz, 
entw.  entweder. 
Epith.  Epitheton. 
Etw.  Etwas. 

Etyni.  etyni.   Etymologie,  etymologisch. 
Euphem.  eupheni.   Euphemismus.  eu|iheniistisch. 

f.  feminin,  weiblich,  für.  folio.  folgend. 

Fem.  Femininum. 

fig.  figürlich. 

fing,  fingiert. 

flect.  tteetiert. 

F  0 r s t w.  Forstwissenschaft. 

Freq.  Freciuentativ. 

frz.  französisch. 

gebr.  gebräuchlich. 

gedr.  gedruckt. 

Gegs.  Gegen.satz. 

gem.  gemein. 

Gen.  P.  Genetiv  der  Person. 

Gen.  S.  Genetiv  der  Sache. 

gespr.  gesprochen. 

gew.  gewöhnlich,  gewöhnlicher. 

gleichbed.  gleichbedeutend. 

gleichs.  gleichsam. 

got.  gothisch. 

gr.  griechisch. 

Gr.  gramin.  Grammatik,  grammatisch. 

Grdw.  Grundwort. 

(irundf.  Grundform. 

h.  mit  dem  Hülfszeitwort  haben  conjugiert. 
hd.  liochdeutscb.  Schriftsprache. 
Hdschr.  Handsclirilt. 
holl.  Ihdlandiscb. 
hrsg.  herau.sgegeben. 

Inip.  Imperativ. 
Impf.  Imperfekt. 


Innern  des  Wortes. 


Ind.   Indikativ. 

indcel.  indecdinabel. 

indir.  indirekt. 

Inf.  Infinitiv. 

Inl.  inl.   Inlaut,   inlauleu.l,  d 

Instr.  Instrumental. 

intens,  intensiv. 

Interj.  Interjektion. 

intr.  intransitiv,  nicht  den    I.  Fall  regiercml 

iron.  ironisch. 

isl.  isländisch. 

it.  italienisch. 

iterat.  iterativ,  wiederholend. 

J.  Jemand.  .1 — es.  J — em.  J — en. 

Jag.  Jägersprache. 

Jhdt.  Jahrhundert. 

K<lld.  Kinderlied. 
Kdspr.  Kinder.sprache. 
kelt.  keltisch. 
kurh.  kurhessisch. 
1.  lies  verbessernd. 

lat.  lateinisch. 
Lit.  Literatur, 
litth.  litthauisch. 
lt.  laut. 

M.  Mitte. 

m.  mit. 

m.  maskulin,  mannlicli. 

MA.  MAA.  Mundart.  Mundarten. 

Masc.  Masculinum. 

md.  mitteldeutsch. 

Med.  Medium. 

mehr  od.  w.  mehr  oder  weniger. 

mh  d.  mittelhochdeutsch. 

mlat.  mittellatoin. 

m n  d.  mittelniederdeutsch. 

ni  n  1.  mittelniederländisch. 

Ms  er.  Manuscript. 

n.  neutrum.  sächlich. 

Nachs.  Nachsilbe. 

näml.  nämlich. 

Nas.  nas.  Nasal,  nasaliert. 

Nbf.  Nebenform. 

nd.  niederdeutsch. 

ndl.  niederländisch. 

ndrh.  niederrheinisch. 

Neg.  neg.  Negation,  Verneinung,  negativ. 

neud.  neudeutsch. 

nfrz.  neufranzösisch. 

nlt.  neulateinisch. 

Nom.  Nomen. 

Nomin.  Nominativ. 

Ntr.  Neutrum. 

Num.  Numerale.  Zahlwort. 

0.  oben.  ohne. 

oO.  ohne  Ort.  ohne  Ortsangabe. 


obfl.  oberdeutsch. 

Übj.  obj.  Object.  Gegenstand,   auf  welehen  sich  die 

Tätigkeit  bezieht,    objectiv. 
ob.se.  obscön. 
od  gl.  oder  dergleichen. 
Org.  org.  Organ,  organi.sch. 
Ortsn.  Ortsname, 
östr.  ö.stereichisch. 

P.  Person. 

Part.  part.  Partikel,  iiartitiv. 

Pass.  Fassivuni. 

Patron.  Patrunvniicuiii. 

Pers.  pers.  Personale,  iiersonlich. 

personif.  personifiziert. 

Personn.  Personenname. 

PI.  Plural. 

Pos.  Positiv. 

Po  SS.  poss.  Possessiv,  possessiv. 

Prä  f.  prüf.  Präfix,  präfigisrt. 

Präp.  Präposition. 

Präs.  Präsens. 

Prät.  Präteritum. 

Pron.  Pronomen. 

Ptc.  Particip. 

Ptc.  Per  f.  Particip  Perfecti. 

Ptc.  Iinp.  Particip  Iniperfccti. 

(j\ial.   i[iial.  Qualität,  .lualitativ. 
(^iiant.  ijuant.  Quantität,  quantitativ. 

r.   rein   (vom  Vokale l. 

lt.\.  K.\A.  Redensart.  Kedensarten. 

ImmI.  red.  Reduplication.  redupliciereiid.  redupliciert. 

refl.  rettectiv. 

Kcl.  rcl.  Relativ,  relativ. 

rglm.  regelmässig. 

rom.  romanisch. 

rieht,  richtiger. 

Kspr.  Kechtssprache. 

S.  Seite. 

s.  siehe,   sein,  ejus,   mit  sein  cniijugiert. 

s.  d.  siehe  dieses,  dort,  daselbst,  d.  h.  im  Wörterbuch 

unter  diesem  Wort, 
s.  d.  A.  siehe  den  genannten  Artikel. 
s.  d.  W.  siehe  dieses  Wort   in   seiner   alpliab.'tisclien 

Stelle, 
s.  V.  a.  so  viel  als. 
s.  0.  siehe  weiter  oben, 
s.  u.  siehe  weiter  unten, 
s.  Z.  seiner  Zeit, 
scherzh.  scherzhaft, 
schw.  schwedisch, 
seh  WZ.  schweizerisch. 
Sg.  Singularis. 
sog.  sogenannt, 
sl.  slavisch. 
Sp.  Spalte, 
spec.  specicll. 
Spir.  Spirans.  Sjiiritus.  Haucli. 


Spr.  Sprache. 

spr.  sprich. 

Sprw.  Sprww,  Sprichwort.  Sprichworter. 

st.  statt. 

stf.  starkes  Feminin. 

stm.  starkes  Masculin. 

stn.  starkes  Neutrum. 

Subj.  subj.  Subject.  subjectiv. 

Subst.  Substantiv. 

südd.  süddeutsch. 

Suff.  suff.  Suffix,  suffigiert. 

Sup.  Superlativ. 

sw.  schwach  (mit  Bez.  auf  Flexion). 

swf.  schwaches  Feminin. 

swra.  schwaches  Masculin. 

swn.  schwaches  Neutrum. 

Syn.  syn.  Synonym,  synonym,  im  Allgemeinen  gleich 

bedeutend. 
syne.  syncopiert. 

t.  teils, 
tr.  transitiv, 
trop.  tropisch, 
tw.  teilweise. 

u.  und.  unten,  unter. 

u.  a.  unter  anderem,  und  anderes,  und  anderswo. 

u.  a.  m.  und  andre  mehr. 

u.  ä.  und  ähnliches. 

u.  o.  uud  oft. 

u.  ö.  und  öfter. 

u.  V.  a.  und  viele  andere. 

u.  w.  a.  und  wenige  andere. 

übh.  überhaupt. 

übertr.  übertragen. 

ungew.  ungewöhnlich. 

Umd.  Umdeutung. 

umged.  umgedeutet,  umgedeutsclit. 

uneig.  uneigentlicli. 

unpers.  unpersönlich. 

uur.  unrein. 

Unter  seh.  Unterschied. 

unrglm.  unregolmässig. 

Urk.  Urkunde. 

urspr.  ursprunglich. 

u n  V  e  r.  unverändert. 


V.  von. 

V.  J.  vom  Jahre. 

V.  0.  von  oben. 

V.  u.  unten. 

Var.  Variante. 

Vb.  Verbum. 

veralt,  veraltet,  veraltend. 

verk.  verkürzt. 

rersch.  verschieilen. 

verst.  verstärkt. 

vgl.  vergleiche. 

Tgl.  d.  vergleiche  dieses  oder  dort. 

viell.  vielleicht. 

vielm.  vielmehr. 


\xv 


\'iic.  Vocal.  Voeativ. 

V ulkst,  volkstuinlicli. 

vollst,  vollständig'. 

\'iirr.  Vorrefle. 

vwdt.  VwiUscli.  verwandt.  ViTwaiidtscdiaft. 

W.  Wort. 

iiit'lir  od.   w.  niflir  odiT  weniger. 

w  a  h  r .s  c  h.  wahrsclieinlicli. 

W  B.  Wilrterbueh. 

weit.  8.  im  weitern  .Sinne. 

wörtl.  wörtlich. 

Wut  Weistuni. 

\VW.  Wörter. 

Wz.  Wurzel. 

Z.  Zeile. 

■e.  ZU;  zum  ;   zur. 

■i.  T.  zum  Teil. 

z.  TJ.  V.  zum  Unter.seliiede  von. 

zs.  zusammen. 

zsgez.  zusammengezogen. 

zsgs.  zusammengesetzt. 

Zss.  Zssen.  Zusanimen.setzung.  Zusammensetzungen. 

zuw.  zuweilen. 

zw.  zwischen. 

Römisclie  Ziffer  bedeutet  das  betr.  Jalirhundert. 


3.  OrtsbezeichHiDifieii. 

NB.  Die  Kantone  sind  ilurcli  Semikolon,  die  Unter- 
abteilungen der  Kantone  durch  Komma  getrennt.  Die 
Chiffrierung  der  Ersteren  geschieht  ohne  Punkt,  die  der 
Le.tzteren  mit  Punkt. 

Wenn  die  Ortsangabo  fehlt,  so  i.st  dieselbe  entweder 
ohne  Bedeutung,  die  Verbreitung  eine  ziemlich  allgemeine 
oder  es  stand  uns  keine  verbürgte  Angabe  zu  Gebote.  Wir 
hätten  vielleicht  besser  gebui,  die  meisten  der  bez.  Angaben, 
welche  wir  unserem  Vorgänger  (Staldor)  entnahmen,  zu  eas- 
sieren,  da  dort  gewöhnlich  die  Ortsangaben  imeutwirrbar  siijcl. 


Allgemeines. 

a:  alt. 

abw.:  von  dem  betr.  Orte  aljwärts. 

aufw.:  von  dem  betr.  Orte  aufwärt; 

e:  enner-.  ennet-. 

gr:  tiross-. 

H.:  Hinterland. 

li:  Hinter-. 

kl:  Klein-. 

1:  links  z.  B.  vom  See.  Fluss. 

M.:  Mittelland. 

ni:  Mittel-. 

n :  nördlich  mit  Bez.  auf  das  betr.  ( 

U.:  Oberland. 

o:  Ober-. 

ö:  östlich  mit  Bez.  auf  das  betr.  (ie 

r:  rechts  z.  B.  vom  See,  Tluss. 

s:  sudlich  mit  Bez.  auf  das  betr.  (it 

Stdt:  Stadt. 

t. :  nur  teilweise. 


U.:  Unterland. 

u:  Unter-. 

w:  westlich  mit  Bt 


z.  auf  ila.s  betr.  Gebiet. 


iebiet. 

biet. 
d)iet. 


Speclelles. 
Aa:  Aargau. 

AaB.:  Baden. 

AABb.  oder  Badb.:   liaderbiet. 

AaF.:  Freiamt. 

AAFri.:  Frickthal. 

AaHI.:  Hallwyl. 

AaK.  :  Kaiserstuhl. 

AaKc. :  Kelleramt  (zw.  Ottenb.   und  Bremgarten). 

AaKI. :  Kilchspiel  (Leuggeni,   Hagenttrst,   Schlaft, 
klDöttingen). 

AaKu.:  Kuhn. 

AaL. :  Lenzburg. 

AABh.:  Kheinfelden. 

AASt,:  Staufen. 

AaZ.:  Zurzach. 
.Aar.:  Aaran. 

Ar:   .\iii)euzell. 

Ai'A.:  Ausserrbodeu. 

Ai'H.:  Hinterland  (Herisau,  Waldstatt.  Seliwelibr.. 

Schönengr.,  auch  Urn.). 
.\i'I.:  Innerrhüden  (ausser  Oberegg). 
.\rK.:  Kurzenberg  (was  rechts  der  Goldacli  liegt: 

Walzenhausen.  Oberegg.  Heiden.  W'ald.  l!eb- 

tobel). 
.\i'M.:    Mittelland  ^  Ausserhoden    zw.  Sitter  und 

Goldach. 
Ai'St:  Stein. 

B:  Bern. 

BAd.:  Adelboden. 

BBc.:  Beatenberg. 

BBr. :  Brienz. 

BBr.  S. :  Brienzersec. 

BE.:  Emmental. 

BG.:  Guggisperg. 

BQr. :  Grindelwald. 

BGt. :  Guttannen. 

BHa.:  Haslital. 

BHk.:  Habkern. 

BK.:  Kandertal. 

BL.:  Lauterbruniien  und  -tal. 

BLf. :  Laufental. 

BE.:  Ringgenberg. 

BS.:  Seeland. 

BSa. :  Saanen. 

BSchw. :  Schwarzenburg. 

BSi.:  Sibental. 

BTh.:  Thun. 

BTh.S.:  Thunersee. 

Bai.;  Baiern. 

Bs:  Basel. 

BsB.:  Birseck. 
BsL.:  Land. 


BsLie.r  LiL'stal. 

BsSt.:  Kaiitf'ii  Hiiselstadt. 

F :  Freibuvfr. 

FGu.:   (iurmels    (Jetzt    zum  Seebezirk   geliüreiid). 

FJ. :  Jaitn  und  Tal. 

FMu.:    Murten  =  Seebeziik    ubne    Guniiels    und 
Berflscben. 

F  S. :  Seebezirk,  wozu  jetzt  (iunnels  und  Bertiseben. 

FSs.:  Sensebezirk,  von  Platieyen  bis  Bösingen. 
G :  Gallen  d.  i.  der  volkstüniliehe  Name  für  St.  Gallen. 

GA.:  Aiuden. 

G  aL.:  alte  Landscluift. 

GF. :  Fürstenland. 

GG.:  Gaster. 

GMs.:  Mels. 

GR.:  Rappersweil. 

GEL:  Rheintal. 

GS.:  Seebezirk. 

GSa. :  Sargans. 

GT.:  Toggenburg. 

GTa.:  Tablat. 

GW.:  Wartau. 

GWe.:  Werdenberg. 

GWsst. :  Wcisstaniien. 


ebirg  mit  Ausscliluss  der  Vorbergt 
sog.  flachen  Schweiz. 


der 


ii,:  Glarus. 

GlGt.  :  Grosstal,  vgl.  Liuthtal. 

GlH.:  Hinterld.(Linth-u.  SernfttalbisScliwanden). 

Gi.K. :  Kerenzerbezirk. 

GlI-.:  Linthtal. 

GlM.:  Mittolland. 

Gi.S.:  Kleintal,  Sernltal. 

jk:  Graubünden.' 
GkA.:  St.  Antonien. 
GkAv.:  Avers. 
GkD.:  Daves. 
GRHe.:  Herrschaft. 
GuL.:  Langwies. 
GnObS. :  Obersaxen. 
(JnPr. :  Prättigau. 
GnRh.:  Rheinwaldtal. 
GuS. :  Savien. 
G II Seh.:   Sclianfigg  mit  Ausschluss  von  Langwies 

und  Arosa. 
tii:V.:  Vals. 


Luzer 
LK.: 
LG.: 
LH.: 


Entlibuch. 

Giiu:  Reuss-,  Aa-,  Wina-,  Surental. 

Hinterland;   d.  i.  Wiggisthal,   die   nördliche 

-Vbdachung   des   Naid'.    Luteren.    Hergiswyl. 

Willisau,  Zell,  Dietwyl. 
LHa.:  Habsburgeranit  =  was  rechts  der  Reuss. 
LHo.:  Horw. 
LV.:  Viznau. 
L  W. :  Wcggis. 
LWigg. :  Wiggertal. 


N I)  w. :  Nidwalden. 

ÜBW.:  Obwalden. 

P:    Piemont,    nämlich  die  deutschen  Täler  am  Monte 
Rosa  und  an  der  Tosa. 
P  G  r. :  Gressoney. 
PMa. :  Macugnago. 
PPo.:  Pommatt. 

S:  Solothurn. 

SB.:  Buch.sgau.    . 

SBb.:  Bucheggberg,  was  südlich  von  der  Haupt- 
stadt in  den  K.  B  ragt:  Atigen,  Lüssligeii, 
Messen,  Äschi,  Biber.,  Deitigen.  Kriegstetten, 
Luterbach,  Zuchwyl. 

SGr. :  Grenchen. 

SL. :  Leberberg,  was  westlich  von  S. 

SSchwa.:  Schwarzbubenland,  was  nördlich  der 
.Turakette. 

ST.:  Tal.  Balstal,  Gänsbrunnen  bis  zur  KIus. 

SThierst.:  Thierstein. 

Sch:  Schaff  hausen. 
SuiiHa.:  Hailau. 
SchKL:  Klettgau. 
Sch  Schi.:  Schleitheini. 
SiuSt.:  Stein  a/Rli. 

S  c  H  w :  Schwyz. 

Si'HwK.:  Einsiedeln. 
ScHwG.:  Gersau. 
ScHwHö.;  Höfe. 
Sc'uwMa.:  March. 
SoHwMuo.:  Muotatal. 
ScHwW.:  Wägital. 

T:  Tessin. 
TB.:  Bosco. 

Th:  Thurgan. 

TnFr.:  FrauoMteld. 

U:  Uri. 

UL:  Isental. 

UR.:  Reusstal,  Gotthardstrass 
URie.:  Riemenstalden. 
IJSch. :  Schächental. 
UUrs.:  Urseren. 

Uw:  Unterwaiden. 
UwE.:  Engelberg. 
UwSa. :  Sarnen. 

V  w :  Vierwaldstätte. 

W:  Wallis. 

WG.:  Goms. 

WLö.:  Lötschen. 

WV. :  Vispertal. 
Wst:  die   Waldstättc  mit  Aussei 


ausser  Urseren. 


von  Luzern. 


Z:  Zürich. 

ZAuss.:    Ausseranit    (Martalen.    Benken.    Laufen, 

Feuertalen). 
Z  B.:  Bauronland. 


XXlX 


Z  eA.:  Enneramt  (Seen.  Zell,  «clilatt.  Elf^i;-.  Ellikoii. 

.\ltikon,  Eikenb.,  Dyiihanl.  Dägerlen,  Seuzach, 

Elsau,  Wisendangen.  oWinterthur.  Veitheim. 

Töss,   Neftenbach.   Flaach.    Berg.    Itättlikon. 

Pfungen,  Rorbas.) 
ZF.:  Fisehental. 

ZKatz. :  Katzensee  und  Umgegend. 
Z  K  n. :  Knonaueramt. 
Z  IS.:  linkes  Seeufer. 
ZN.:    Neuamt     (o(Tlatt,     Ha.sli,    Neracli .    Stadel. 

Weiaeh). 
Z  oA.:    Oberamt    (Weissl.,    Wildberg.    Turbental. 

Wyla,  Bauma.  Sternenberg.  Hittnau.    l'l'ätt'., 

Russikon). 
Z  rS. :  rechtes  Seeufer. 
ZSt. :  Stammheiin. 
ZTO.:  Tö,sstal. 

ZTu.:  Turbental,  oberes  Tösstal. 
Z  uA.:  Unteramt  (Kloten,  Bass..  Wallisellen). 
ZW.;  Wehntal. 
ZWl.:  Weinland. 


Zg:  Zug. 

Z(iÄ.:  Ägeri 


und  Tal. 


Die  Chiffricrung  der  literarischen  Quel- 
len verbindet  sich  am  schicklichsten  mit  dem  aus- 
führlichen Verzeichnisse  dieser  selbst,  welches  aber 
erst  später  in  der  gehörigen  Vollständigkeit  mit- 
geteilt werden  kann;  inzwischen  dürfte  unser  be- 
treffendes Abkürzungssystem  den  hauptsächlichsten 
Bedürfnissen  genügen. 


Indem  wir  nun  diese  erste  Lieferung  in  die 
Welt  hinaus  senden,  sehen  wir  nicht  ohne  einige 
Bangigkeit  um  den  äussern  Erfolg  des  Werkes, 
aber  getrost  in  dem  Bewusstsein,  unser  Möglichstes 


getan  zu  haben,  einer  sachkundigen  und  billigen 
Kritik  entgegen.  Dieselbe  möge,  ehe  sie  ihr  Urteil 
spricht,  vor  Allem  bedenken,  dass  wir  gedrängt 
durch  die  Ungeduld  eines  Publikums,  mit  dessen 
Gunst  wir  doch  rechnen  mussten ,  und  zugleich 
beengt  durch  mancherlei  andere  äussere  Rück- 
sichten, zum  Teil  auf  das  selbe  Publikum,  d'as 
Werk  in  diesem  Zeitpunkte  und  in  der  nun  vor- 
liegenden Gestalt  erscheinen  lassen  mussten.  Dass 
dieselbe  mit  manche^  Mängeln  behaftet  ist,  wissen 
wir  selbst  nur  zu  gut,  und  es  konnte  nicht  anders 
sein,  schon  weil  die  Sammlung  nur  zum  kleinsten 
Teile  auf  unmittelbarem  Wege  geschah,  sondern 
vom  Wohlwollen,  Wissen  und  der  Mitteilungsgabe 
dritter  Personen  abhängig  war,  von  denen  viele 
nicht  einmal  mehr  befragt  werden  konnten,  weil  sie 
nicht  mehr  unter  den  Lebenden  weilen.  Wenn  die 
Kritik  diese  und  andere  Schwierigkeiten,  mit  welchen 
wir  zu  kämpfen  hatten,  bedenkt  und  nachteilige 
Folgen  derselben  nicht  uns  selbst  zur  Last  legt, 
so  möge  sie  im  Übrigen  rücksichtslos  sich  über  die 
Sache  selbst  aussprechen.  Wir  werden  wirkliche 
Berichtigungen  und  Ergänzungen  mit  gros- 
sem Danke  annehmen  und  zur  Verbesserung  des 
Werkes  dienen  lassen.  Ein  ganz  richtiges  Urteil 
über  das,  was  von  dem  Ganzen  zu  erwarten  sein 
wird,  kann  übrigens  aus  keiner  ersten  Lieferung 
geschöpft  werden,  und  aus  der  vorliegenden  be- 
sonders auch  darum  nicht,  weil  es  sich  so  traf, 
dass  dieselbe,  ausser  dieser  etwas  ausführlichen 
Einleitung,  in  ihrem  wirklichen  Texte  gerade  von 
Anfang  an  eine  Reihe  von  wenig  bedeutenden  Ar- 
tikeln über  Interjektionen  und  Partikeln  enthalten 
musste.  Auch  das  von  uns  adoptierte  Anordnungs- 
system muss  sich  eben  in  diesem  ersten  Teile  des 
Wörterbuches  von  seiner  unvortedhaftesten  und  am 
schwersten  verständlichen  Seite  darstellen. 


Zürich,  an  Lichtmess   1881. 


Die  Redaktion. 


t 


I.  Abteilung. 
Wörter,  deren  Hauptsilbe  bloss  aus  a  oder  anderen  Vocalen  bestebt. 


A  resp.  ä,  ai,  au,  äu,  e,  ci,  eu,  I,  le,  0,  ö,  II,  ii,  ue,  üe. 

Bemekktni;.      Di(:  ciusi  Ibigcii    W  \V.    mit   a  msIuu  tiiiiK.iii   w    siml    «bcii  falls   hi.T    u  ii  !.■  igelj  rächt.      JI.iii   suhi 
aiic-h   ilir   (iriipprii  Acll,   AJ,  All,  \w  und  die  mit  an  laute  n  du  tu   H-, 


A  ä:  Niüue  des  ersten  Buchstabens  im  Ali-iliabet. 

Das  Geschlecht  dieses  und  aller  Buchstabennanien  variiert 
nach  den  Landesgegenden  zwischen  m.  und  n.,  jenes  meist 
in  den  katholischen,  dieses  in  den  protestantischen. 

s  be:  biichstabierenJe  Zerlegung  des  Adv.  ah,  s.  d. 

—  ä  be  ce:  Einleitung  zu  dem  bekannten  Kinder- 
spruche von  der  durch  den  Schnee  oder  über  den  See 
laufenden  Katze,  und  zu  Nachbildungen  desselben  ge- 
braucht. 

Vgl.  H.  1.  Seil.  2,  a.  Unuth  1,  4;»,  20-24.  Kochh. 
Nr.  939 --42.  Von  Letzterem  als  eine  Kiuderbesegniing 
erkannt,  was  durch  eine  LVariante,  der  Cliutz  iwt  '«  DopU 
}cvh,  noch  besonders  gestützt  wird.  Die  sinnlosen  Laute 
sollen  wohl  die  unverstandenen  Ireniden  Worte  eines  Zauber- 
spruches nachahmen.  Als  leere  Spielerei  scheinen  sie  dann 
weiterhin  gesetzt  in  Sprüchen  wie  A,   be,   ce,   Zimige,   de  Lerer 

hel-mi   wolle    rjinrjfje    USW.    Ullgl. 

ABC  n.  ähe'ld'  Z,  fijiehsi'  Al\  äpetd'  ScUW  ;  Uw,  äjjiliie' 

Aa;  B,  ahitd'  Bs:  Alphabet.  Nid  einäl  's  A.  kenne" 
bezeichnet  den  höchsten  Grad  der  Unwissenheit  und 
Ungeschicklichkeit  Uw.  —  Das  sächl.  Genus  belegt  aus 
Aa:   Vw:   Z. 

\.  A  a  f.  s.  Acht.  Acll.  \  n.  s.  Ei.  a  s.  ((*(• 
"Ime.         !i!  A  n.  s.  ä  II. 

H  I:  Interj.  1.  staunender  Verwunderung  oder 
liewunderung  B;  (i.  —  2.  des  Schmerzes  6.  Ä  min 
fduttj !  —  3.  der  Verachtung,  Verwerfung,  Unge- 
duld. Unzufriedenheit,  bes.  in  der  Verbindung  a  ica! 
U.  a  iras!  S.  .Nimmt  's  iif  die  Hecht  Achsle  und  denM: 
A  was!'  BWyss.  -  4.  des  Ekels,  auch  Substantiv, 
das  Ekelhafte,  Schmutz  (Kdspr.).  RecTc's  nid  a",  es 
ist  A!  Unrat,  Kot;  A  mache,  Notdurft  verrichten  A.4. 

-  Syn.  d-ä,  a-i,  ä.  ii-i,  äui,  aijije,  äijiji,  atseli.  —  5.  Lieb- 
kosung, s.  ä  II. 

n:  Intonation  zu  einem  S|iottlieil(;hen:  <i,  Riijeli.  d, 
d's  Wjh  schlät  der  Ma  usw.  Gl. 

ä  II:  untrennb.  Partikel  vor  Subst.  und  Adj. 

Verwandt  mit  ar-  und  ur-  und  mit  diesen  Vorsilben  zu- 
weilen wechselnd  (Gr.  Gr.  2''',  695)  bezeichnet  dieses  a- 
Schw.  Idiotikou  I,  1. 


urspr.  nur  Ausgehen  von  etwas,  dauu  überh.  Uugüustiges, 
ist  aber  nicht  geradezu  Verneinung  wie  un-.  Erhalten  in 
Ahrech,  Awereh,  Aachtcinye,  Akust,  Alanter,  Amackt,  amäehtitf, 
Aweg,  Awert,  a/ädig,  aneiz,  aseliirr,  mrert,  viell.  auch  in 
Aijerate  und  in  Ämd  (Amad).  —  Mit  diesem  a-  nicht  zu  ver- 
wechseln a  =  an  und  a  =  ohne. 

-ä  HI:  interj.  meist  an  Imperative  angehängter 
Laut  zur  Verstärkung  des  Anrufs  oder  der  Aufforder- 
ung. ,Stilla,  stilla,  nun  losend  mir!'  Man.  .Heu!  ein 
Wort,  so  man  einem  rüeft,  hola,  hola,  losa,  losa  hiezue!' 
Fris.  ,Losa,  ist  ein  Wort,  dardurch  wir  aufmerkung 
begärend  desse,  mit  dem  wir  denn  reden.  Losa  da. 
Lieber  sag  mir.-  Mal.  ,Eya  Narra!'  närrische  Meinung! 
1712,  GöLDi.  S.  ferner  hoscha.  Vielleicht  auch  in  der 
bekannten  Aufforderung  zur  Lösung  eines  Eätsels: 
rät-mer-l,  rät-mcr-ä;  s.  -i.  —  Vgl.  -o. 

(I-  IV  für  ei-  d.  i.  ein  (Zahlw.).  —  Zss.  -Rolle, 
-welch. 

ä  V:  auf  falscher  Umdeutung  oder  auf  Verstüm- 
melung beruhende  Vorsilbe;  z.  B.  A-Koni,  -Scheid, 
-ZiiifKie.  -dainieii. 

a:  1.  an.  und  zwar  ä  Adv.,  ((  Präp. ;  s.  an.  —  2.  an 
den  Aa;  BO. 

ä  I:  Interj.  1.  der  unwilligen  .Abweisung  B;  Z, 
a  hä!  Z,  a  ini!  G;  Z.  a  biirnr!  a  h'hilet  Sch;  Z. 
a  pfiich!  Ar.  -  2.  des  Erstaunens:  warum  nicht 
gar!  potz  tausend!  GW.,  ä  pa  Aa.  d  bd  VV.  A'gl. 
«7m.'  ,ei   ba!'   Mal.  e!  a   I.   ä  IV  '>.  3. 

S,  II:  Abschwächung  der  Endung  -ach  (die  Ach?) 
in  Ortsn.,  z.  B.  Golda  (Bodensee).  —  Die  Verstümmelung 
auf  halbem  Wege  zu  blosser  Bildungssilbe  (el  stehen  geblieben. 

ä-ä:  nein  BM.;  G.  -   S.  e-e.  im-n. 

ä-ä,  ä-ii:  Interj.  und  Subst.  n.  =«  I i.  B;  Git;  W. 

a-i  1:  dorthin  Ar.   —   Aus  un-hiu:  vgl.   am: 

a-i  II.  a-hi.  a-he;  hinunter,  herunter:  drunten 
Al>;   s.   (ib-hiii.  -her. 


A.  E.  I.  n,  r 


a-i  lU:  Interj.  und  Subst.  u.  mit  dein  Dimin. 
A-itschi  =  ä  I  4  und  aus  diesem  abgeleitet  L. 

Sie''  Aa;  B;  Sch;  Th;  Z,  auch  reduplicierend  a-ä  Ap; 
Zo.  c*-e-  Z:  1.  Interj.  und  i^ubst.  n.  =  ä  I  4  Ap;  Bs;  Z. 
-  2.  Interj.  des  Spottes  Aa;  B;  G;  Sch:  Th;  Z;  gerne 
in  repetierender  Form  und  von  der  entsprechenden 
Geberde  der  Zeigefinger  (Hsglgele;  Eüehli  schabe)  be- 
gleitet; ä!  ä!  yeJ,  es  het  di'''  g'fl'e!  Aar.;  Z,  ä  gix!  da 
hast  du's  GW. ;  auch  Warnungs-  oder  Spottausruf,  wenn 
ein  Kind  sich  unschicklich  entblösst;  ebenso  (mit  lang- 
gezogenem Tone)  Ausdruck  des  Befremdens  über  mo- 
ralische Blossen  eines  Andern:  ä  aber!  So  viell.  Kuof 
1538:  ,Ae!  tuond  g'mach;  iend  nach  nit  hu'  [sprecht 
noch  nicht  Hohn]. 

Schliesst  sich  vwdtschftlicli  imil  der  Bed.  nach  au  ä  I  4 
an.  Sowohl  dem  vorliegenden  Laute  als  dem  unten  folgenden  ä 
lassen  sich  die  ausdrücklichen  Interj.  des  Absehens  pfuch, 
pfudi,  pfutcr,  hum,   hü  beifügen.    —    Vgl.  auch  el  ei! 

8!  II  Ä  Aa;  Ap  t.;  Bs;  B;  GrO.;  Uw;  U;  Zo;  Z,  c«BSa., 
ä  Art.;  (ißCh.;  G;  ..Sch";  Th:  gerne  reduplicierenda'-n, 
a-ci:  Interj.  und  Subst.  n.,  Ausdruck  der  Zärtlich- 
keit, verbunden  mit  liebkosender  Geberde,  besonders 
des  Anschmiegen»  von  Wange  an  Wange  Bs;  Z.  auch 
des  iStreichhändchens,  namentlich  von  Kindern  Aa  Fri. 
Als  Subst.  sind  vorzugsweise  dimin.  Abltgn.  üblich : 
ÄU  Aa;  Bs;  B;  FMurt.;  Gl;  GkO.;  L;  GS.  u.  Sa.;  Uw; 
U;  Zo;  Z,  ÄU  Ap;  FMurt;  GsCh.;  GTa.  u.  W.;  Sch;  Th, 
Ä-i  BG.,  Ä-i  GsCh.  Man  sagt  »,  ali  mache".  Mach-mer 
scliön  ä!  Es  Ä  usw.  mache",  ge".  ,Haher  nnä  Gerste 
—  wie  tuet  s'  de  Wind  eso  wiege:  's  macht  eis  dem 
andere  Ali!'  KdMeiek.  Ironisch:  ,Und  vitt  el-ei  Ali 
von  scheu  ge  Äste,  miiest-di  halt  öp2>edie  jiuclic.'  Corrodi. 
Es  ÄU  und  es  Briickerli  LG.  En  AU  ond  e  Stricherli 
Xr.  Ä-Ueheli  mache"  LG.  und  so  schon  1651 :  ,Wenn 
sie  [Accus.]  wurd  ein  Zaunstäcken  anlachen,  sie  wurd 
ilira  ä  lieb  machen.'     Schimpfr. 

Die  Formen  mit  a  liommen  fast  nur  in  solchen  Gegenden 
vor,  in  denen  der  Hiphth.  ei  regelmässig  zu  ä  verdichtet 
erscheint.  Dieser  Umstand  und  die  Vergleichung  der  ent- 
sprechenden Formen  in  deutschen  MA.  (ci-ei  =  unserm  a-<i 
und  ffi-a,-  Eid,  Bihin,  Einchm  =  ÄU)  führen  auf  den  Diphth. 
ti  als  Quelle  unseres  W.  -  Syn.  Licheli.  OrrMi.  Vgl.  auch 
ä!  IV  1. 

ü  111  .<!  L;  Z:  Interj.  1.  des  Schmerzes ,  der  Be- 
schwerde; ach!  ,.\e:  ist  wenn  man  sich  klagt.'  Feis 
Mal.  —  2.  starker  Gefühlserregung  überhaupt. 
Ä  wie  guet,  schön,  lieb!  udgl.  --  Durch  Dehnung  aus  äch! 
ä  IV  rf,  mit  schwankender  Quantität,  doch  vorwiegend 
kciiz:  Interj.  1.  der  Bitte.  Ermunterung,  Aufforderung. 
Ermahnung,  entspr.  dem  nhd.  .doch'  nach  Imperativen. 
Ä,  tue  mer  iez  au  de  G' falle!  Ä  wöl !  Ä  wol  doch  au! 
=  sage  doch  ja!  Z.  Häufig  mit  [ich]  bitt  di''''  verbunden 
zu  der  versteinerten  Formel  äppitti  Z ;  s.  bitten.  .A. 
gcnd  mir  antwurt  gscliwind!'  Kuoy  1538.  .A  lass  mich 
hinüber  kunnnen!'  bittet  Moses  Jehovah.  Deutr.  3,  25. 
1548  (wofür  1667  ,Lieber,  lass  mich  . . .').  ,Ae  =  incla- 
mantis  interjectio,  ä  wenn  man  eim  nachschreyet  vmb 
hilff.  Ae  gäbcnd  mir  etwas.'  Mal.  ,A  lieber  thue  hüpsch- 
lich.  biss  nit  so  hön.'  Fris.  Mal.  .k\  quaeso.'  Id.  B. 
i.  Unwille.  Uberdruss;  Abweisung,  Tadel;  sich 
nahe  berührend  mit  ä  I.  Ä,  las-mi''''  iez  emäl  gä"! 
Ä,  gang-mer  eweg,  das  glaub-i  nüd!  Ä,  wo  wöttsch-es 
du  möge!  A  Jesis !  =  ja  freilich!  Kennst  du  da? 
Antw.  Ä!  entw.  .warum  sollte  ich  nicht!-  od.  .ich  will 
Nichts  von  ihm  hören.'  ..4  lass  mich  nit  mehr  dienen!' 


1531,  Jerem.  ,Sin  Schwager  sagte:  ir  sollten  ze  predig  ; 
gon.  Spräche  er:  ä,  ich  mein,  min  frow  werd  mir  wol 
predigen.'  1532,  Eoli  Act.  ,A,  dass  dich  's  erdrich  fräss. 
wie  tuest!'  Mas.  Wie  dem  ä!  werden  auch  diesem  d 
gern  was,  wa,  ha;  b'hiietis  (trüU),  biwär,  ebenso  die 
zu  ä  I  erwähnten  Interj.  des  Absehens  zum  Zweck  der 
Abfertigung,  etwa  auch  im  Sinne  eigener  Entschuldig- 
ung beigefügt.  Yiell.  gehört  hieher  auch  die  Drohung 
ü-jö!  Bs.  3.  Erstaunen,  Überraschung,  Zweifel, 
wie  ä  I.  Ä,  es  wird  doch  nüd  si"!  Ä,  was  du  nüd 
.yaist!  wofür  auch  einfach  «.'gesagt  wird.  ,Hem,  interj. 
adniirantis:  Ae,  sihe  da.'  Denzl.  1677  u.  1716.  ,Ae 
KriegV  [ist's  möglichy]  Mit  wemV'  Weissenb.  1701. 
Auch  hier  kann  zur  Verstärkung  ba  hinzutreten  Ap; 
W;  Z  (hier  auch  zu  «'6a  verwachsend),  ebenso  was, 
wa  Z;  bots,  potz!  Gl;  GbP.  Mit  ä-  oder  u-b.!  leitet 
man  in  Gk  eine  erklärende  oder  einschränkende  Ver- 
besserung seiner  eigenen  viell.  übereilten  Aussage  ein. 
Die  Überraschung  kann  auch  eine  freudige  sein.  ,A 
wie  bist  du  so  recht  komen!'  Fris.  ,A  das  ist  recht!' 
1569  LLav.  Neugierde:  ,A,  wie  war  das!'  1532,  Eqli, 
Act.  Auch  das  ä!  mit  dem  man  Verwunderung  darüber 
ausdrückt,  dass  Etwas  von  Andern  nicht  bereits  ge- 
wusst  oder  verstanden  wird,  begegnet  schon  früh  (Ab- 
scheid V.  1526).  Viell.  steckt  unser  ä  auch  in  dem 
Ausruf  des  Schreckens:  e-m-min!  [Gott]  B;  F.  -  Bo- 
griiflich  und  etym.  berührt  sich  ä  IV  mit  ach!  ach!  u!  ei!  e! 

ä!  V  c^,  und  wo  dieser  Laut  nicht  heimisch  ist,  dafür  rf, 
gelegentlich  mit  gedehnter  Ausspr. :  Interj.,  als  Ausdruck 
von  Munterkeit,  lebhaftem  Erstaunen,  freudiger 
Überraschung;  zur  Verstärkung  verdoppelt,  wie  schon 
bei  Kessler:  ,E,  e.  mit  was  grossen  eren  sy  emiifangen 
wurden!'  oder  mit  sinnverwandten  Ausdrücken  ver- 
bunden: ä  der  tüsig!  A  lueg  (men)  au!  A  ba!  ist's 
möglich?  Ä  nei!  kann  bloss  lebhaftes  Erstaunen  oder, 
als  Gegensatz  zu  ä  ja!  ä  trol!  lebhafte  Verneinung 
ausdrücken.  Durch  ä  aber!  wird  mit  dem  Erstaunen 
oft  Missbilligung  verbunden.  Bald  Einwilligung  wird 
bezeugt,  bald  Ermunterung  versucht  mit  ä  nit  Scnw, 
üsemise  Gl,  ä^enüsedä,  ei  so  nun  so  denn!  Wst;  Zo. 
,Eja  dann,  lasset  uns  eilen!'  1665  JohMuller.  -  Vgl. 
übrigens  ha  und  c' 

ä!  VI:  affektvolles  nein  bei  befremdlicher  Frage 
Ap  oder  in  trotziger  und  grober  Stimmung  Bs.  —  Aus 
iich!  oder  (wie  e-c/)  aus  .nein'  verstümmelt. 

ä  VII:  hier,  proklitisch  vor  Advv.  des  Ortes, 
ä-obna,  äju.^sna,  äjunna  GbD. 

Die  Form  weist  auf  das  Adv.  ei,  die  Bed.  eher  auf  vei- 
stnmmeltes  hie.     S.   auch  je. 

Ä:  veraltende  Ausspr.  für  Ei  Ap;  Ende  des  vor. 
Jh.  noch  in  GStdt. 

ä-ä!  •i-'C  Z  =  ä!  II. 

ä-ä!  P-c'  Z,  rf--.e  Bs  =  re.'  I  1.    -   \-f\.  .(-...' 

Ä-i  n.,  ä-i!  =  ä  12  und  IL 

ä-i:  =  a-i  II  GrV.  -  Durch  Umlaut  aus  diesem  ent- 
standen.     S.   ei  Adv.    II. 

ai!  a'i:  1.  Ausruf  der  Verwunderung.  «/.'  ai! 
ScnSt.         2.  Weheruf  B. 

au  I:  Interj.  des  Schmerzes,  allg.  ..\uwec!'  Fris. 
,Au  wehe!'   Denzl.  1677.  1716. 

an  II:  Interj.,  Laut  eines  bellenden  Hundes  .\p. 
Syn.    rniu! 

au  m  =  auch :  s.  d. 

an  IV  aus  an  in  der  Zss.  Aubeck  GT.   s.  Anbävk. 


A,  F..  I,  0,  V 


All  I  Anw,  AuWe  f.,  mit  hüihareni  ic  BSi.;  G  o.Rh. 
lt.  Steinmüll.  1804;  Uw:  U;  W.  olmo  „■  Ap;  BM.,  S.;  P; 
Gl;  Ge;  GSa.,  Au-e  BM.;  L;  Schw;  8.  —  Demin.  Auwji 
Obw;  W,  Auwli  BO.;  Obw,  AiiweliBGt.,  AujiGaD., 
Anli  BM..  SL;  Uw:  U,  ÄuH  Ar;  Gl;  GA.,  Auwelti 
Obw,  Aut.schi  GlH..  Autsclili,  Autsch li  B:  1.  weib- 
liches Schaf.  Nur  in  den  Kant.  lis;  Seh;  Th;  Zg  n.  Z 
nicht  nachgewiesen.  .Die  schaf  .  . .  die  oüwen,  das  ist 
weiblin,  als  wol  als  die  wider.-  MUnster  1548.  ,Maii 
lasse  den  Widder  nicht  eher  zu  den  Auen,  bis  sie 
wenig.stens  2  Jahre  alt  sind.'  JSammlek  1779.  ,Heiser 
wie  eine  alte  Aue.'  Gotth.  Der  Vulkswitz  lä.s.st  einen 
Sarganser,  auch  im  Namen  seiner  Frau,  gegen  einen 
Gemeindebescliluss  protestieren :  /  hi  derwiiler  und 
d'Mari/ret  au  (was  klingt  wie  der  Widder  —  d'Au). 
Bnndner  Auwen  bedeuten  eine  kleinere  Eace.  Steinm. 
1804.  FTscHUDi  186.5.  Das  Demin.  bezeichnet  mitunter 
eine  Au  von  geringerem  Werte,  abgesehen  von  der 
Grösse  BSi.;  W,  so  auch  Obw  in  der  Form  Auwli, 
nicht  in  Auwelti;  in  Guttann,  ist  Auweli  =  alte 
Au.  —  2.  das  weibliche  Kaninchen  oder  Meer- 
schwein L. 

Mhd.  ouwe,  o\v.  alid.  awi.  --  Syu.  s,  Srhif.  -  S.  ;.  Wniduu. 
—  Abi.  Auwele,  der  AuH,  Auyat.  Die  verbale  Abi.  deutscher 
MAA.  besitzen   wir  nicht;   dafür  lummeren. 

Lammer-:  Mutterschaf  BU.;  Gr.  -  VoulamiiKien. 

Schellen-:  i^l^-  Schw,  «ViüH-Gb:  1.  eine  ältere  Au, 
welche  als  Vorschaf  die  Schelle  trägt  Gb  (wo  man 
den  Leithammel  nicht  kennt).  —  2.  ein  Mensch,  der 
lieber  herumvagiert  als  zu  Hause  seinen  Geschäften 

obliegt    a.ScHW.    —    Vgl.    Schelhidve. 

äuwig:  zum  Schafe  gehörig,  im  n.  auch  subst.  das 
Schaf.  ,Daz  die  von  Ossingen  das  recht  band  von  dem 
grossen  zechenden  ein  nützlichs  und  ein  guotz  vasel- 
schwin  und  ouch  öwiges  . . .'  Gn.Wst.  1,  9ü. 

äuwin:  von  einem  Schafe  herrührend.  .Owen 
Fleisch.'  1412  Z. 

An  II  Au,  Aue  f.:  jetzt  nur  noch  Eigenname. 
früher  appellativ :  1.  Insel,  Halbinsel,  z.  B.  die 
Liltzehui,  die  üfenau,  die  Alt,  die  Bächaii  im  ZS.. 
Lindau,  die  Sonimerau,  die  Meinau,  die  lieicltenau  im 
Bodensee  und  von  hier  der  Name  R.  übertragen  nach 
Gb,  die  Wyssenau  im  Thunersee,  die  Umberau,  Auhof, 
Auhöfe  am  untersten  Lauf  der  Aare.  S.  auch  ^  Windan. 
-  2.  Gelände  an  einem  Gewässer,  wasserreiche 
Ebene  an  einem  See,  auch  überhaupt  sumpfige  Wiese 
Aa;  B;  L;  G;  Schw;  Zo;  Z.  So  die  Schadau  am  Thuner-, 
die  Mererau  am  Bodensee,  die  Auje  zu  Klosters,  i"  der 
Ea  auf  dem  Berge  zu  O.Ägeri,  auf  Morschach.  .Die 
Wildfäng.  so  in  den  Auwen  bey  den  Wasseren  auf- 
gewachsen' [lassen  sich  nicht  leicht  versetzen].  Rhagoh. 
1639.  —  3.  Landstrich  längs  einem  Bache  oder  Flusse. 
zugeschwemmtes  Grienland,  meist  mit  Gebüsch 
und  Gras  bewachsen,  etwa  zu  Weide  dienend  B;  Gk; 
GRh.  .Item  so  mögen  die  unseren  von  Loupen  die 
ouwen  bannen.'  Laup.  1.54.5.  .Dornstauden  oder  Erlen- 
stauden aus  der  Au.'  Sammler  1780.  Vgl.  Auwrecht. 
Die  Auu-ing.  —  4.  „die  Öje:  das  Gesträuch  selber 
BSa."  ,Awe,  pratum,  viretum.'  Denzl.  1716.  Für  ?o.s' 
Angias  im  Engad.  wechselt  die  Übersetzung  in  der 
Au  geradezu  mit  in  den  Erlen. 

Das  Appellativ  unseren  einheimisclieu  Lexikographen  des 
XVI.  nicht  mehr  bekannt.  Stumpf  brachte  das  W.  wol  a>is 
seiner  alten  Heimat  mit:  .Insleu,  welche  die  Teütschen 
gwonlich   i'iii    Ow   iienucnd.         Linden,  sei   mau   ^ewiiulich   in 


die  Owen  setzt.'  Das  W.  steckt  Übrigens  in  mancher  Zss. 
bis  zur  Unkenntlichkeit  verstümmelt;  s.  z.  B.  Meyer  Ortsn. 
Nr.  593.  598.  615.  619;  und  an  mancher  Lokalität  haftet  es 
noch,  nachdem  durch  Drainiernng,  Veränderung  des  Wasser- 
laufes usw.  der  reale  Grund  verschwunden  ist.  —  Die  um- 
gclautete  Form  findet  sich  als  ,Euw,'  oü  im  Umkreis  der 
Mythen  (immerhiu  daneben  auch  Au!  s.  Gfr.  25,  294.  30, 
224),  uüje  GrPr.,  ,Oey,  Oeyen,  Öje'  BSa.,  Si.  (aber  ,Ooya, 
Oeia'  Sarnen  XH.,  Sileuen  XIV.  repräsentieren  nur  die  dor- 
tige Aussprache  für  Au).  Sie  entspricht  richtiger  als  das 
vereinfachte  Au  dem  spätlat.  auijia,  nord.  eij  und  dem  voraus- 
zusetzenden ahd.  ouwia,  evwe,  got.  am  (ahm),  da  ihnen  allen 
das  i  als  Element  der  Ableitung  (von  got.  alica;  s.  unser 
ach)  wesentlich  ist.  Für  das  abgeleitete  W.  bildete  sich  die 
vorwiegende  Bedeutung  Wasser land  heraus.  Im  schwächer 
betonten  Teil  von  Zss.  können  beide  WW.  wechseln:  der 
Ortsn.  .Langenach'  997,  ,Lengenach'  1052  hiess  1275  ,Len- 
giuawe',  .jetzt  I.engnau.  —  Syn.  Ei,  Eu-,  f.,  WamerwU,  im 
Wivimrirj,  Wasserhery.  Zu  3  Vgl.  Srjiarhen  und  die  ziemlich 
tautol.  Zss.  AuHchachen,  mit  dieser  hinwieder  Jnwhiu,  Sanders 
1,  55.  —  Abi.  die  Aucte,  Aueren,  das  Äuetli,  },  Auwlete, 
Ortsnn.  bei  Leu.  Euiecr,  von  Euw,  Uier,  sehwyz.  Geschlechtsnn., 
wie  ehemals  Ojer,  von  Oye  B,  »i  der  Ouw,  von  Ow  Z,  Unter- 
oyen  U  und  jetzt  noch  m»  der  Au,  f,  Oivliij  W  Geschlechtsn. ; 
.iulir;  s.   auch  Auwelf. 

A^uviing  Auig  f.  =:  Aa  II  i  ,GEHe."  , Wird  durch 
diese  Art  zu  zäunen  die  Auig  [das  Gestände  in  der 
Au]  sehr  geschwächt.'     Sammleb  1779. 

Windau  f.;  n.:  Reflex  eines  Regenbogens.  zweiter 
Regenbogen,  stückweise  Färbung  der  Atmosphäre,  für 
Vorboten  von  Regen  gehalten  ZW.,  Glattf. 

Veraltetes  und  in  Unordnung  geratenes  W. ;  nach  einer 
entgegenstehenden  Behauptung  lautet  es  nämlich  Mütau,  und 
wieder  Andere  verbinden  das  diesem  Letztern  gebührende 
säch!.  Geschlecht  mit  dem  W.  Windau.  Die  Verwirrung  rührt 
von  dem  bei  uns,  wie  es  scheint,  nur  noch  in  dieser  matten 
Spur  nachklingenden  Volksglauben  her,  dass  während  dieser 
Lufterscheinung  das  Miltau  vom  Himmel  falle.  —  Syn.  Wimt- 
zriehfn. 

Anele  I  f.  (Miede:  Mutterschaf  Aa.     -  S.  Au  I. 

Anele  II  f.  =  Au  11?  ,Dz  veld  zuo  der  owlen.' 
ScRwWangen.  ScnwRq.  363. 

Schne-Auele  s.  Lauele. 

Aner:  Einer  von  dem  Orte  Auw. 

Mitunter  zu  unrichtigen  Bildungen  benutzt,  wie  in  d'Jaii- 
ituf.r:  Einer  von  Oberglatt  bei   Flawyl. 

„Ani,  Auwi:  Grossmutter  Gn."    —   Aus  lat.  anln. 
Ätti  n.:   Unrat,   Kot  (Kdspr.)  Bs.    -   Vgl.  .iijiji  und 
die  Interjj.  au.  u. 

E,  e  f.:  1.  Zeit  olme  Anfang  und  Ende.  .\'ou 
ewen  zuo  eweii.'  ZChr.  1336/1446.  Ebenso  GHdsclir.. 
wo  der  Ausdruck  wechselt  mit  ,von  der  weit  der  wei- 
ten' und  mit  dem  matteren,  aber  dem  Verständnisse 
näher  gelegten  ,vou  ewig  zu  ewig.'  —  2.  Recht,  (le- 
setz,  das  von  jeher  und  für  alle  Zeit  Be.stehendo  und 
Festgesetzte.  So  nur  in  den  Zss.  E-Fad,  Fald,  Fehl, 
Furchi,  Furt,  Frid,  Gaumer,  Gaumete,  Gaumi,  ^Garten 
(Ät/ertJ,  Graben,  haft,  Hafti,  Hag,  hagen.  Halte.  Halter. 
Halting,  Höh,  los.  Matte.  Bach.  Pfad.  Iterhf.  re.hlni. 
Richter.  Runs,  Stab,  Hof  statt.  Teich,  ruduiq.  Itnjint. 
Widew,  Weg,  Wald,  Walt,  Tagu-an,  Wand,  \\i-<. 
3.  das  göttliche  Gesetz,  die  von  Gott  geoft'enbarte 
Religion,  die  in  seinem  Namen  eingesetzte  Ordnung 
des  religiösen  Lebens  und  Cultus.  .Das  alte  Testament 
oder  die  alte  Ee.'  ZBib.  1560.  ^  4.  Ehe.  das  durcli 
göttliches  und  menschliches  Recht  geregelte  Verhält- 
niss  zwischen  Mann  und  Frau.     Ausser   in  den  z.  T. 


A.  E.  1.  0.  U 


veralteten  Zss.  E-Ähend,  ludl.  Volch,  Geld,  irr-c- 
i/runiijJeii.  Küiif,  Kanid,  Kind,  Liebste,  Lü/fcl,  Gemacht, 
(iewid.  Miiiii).  Mensch,  Büechli,  Pfenning'^  Pfand. 
Birrhei;  linich.  Gericht,  Ahred,  Berediny,  Ring,  Sach, 
Scheid,  Schid,  Schimpf,  Schatz,  Schribev,  Versprechen, 
Stand,  Stande,  Stiir,  Tag,  tagen,  Züge,  beziehen,  Zerter, 
Züttel  und  in  gewissen  KA.  wenig  gebraucht;  dafür 
lieber  und  ordinärer  Estand.  Früe  i-d'E,  frile  is  We 
ScH.  '-S  ist  kei  E  iini  We  ebd.  Dasselbe  als  Rätsel: 
's  erst  ist  en  E,  's  ander  e  We,  's  dritt  nilnt  [Nichts] 
me  ebd.;  als  Wortspiel:  en  E  %rie  en  F,  eine  nicht 
glückliche  Ehe  G.  'S  heisstja  nid  zur  E  g'nii  [genom- 
men], Ermunterung  an  den.  der  fürchtet,  durch  Zu- 
sagen für  immer  gebunden  zu  werden  Sch.  Einander 
iifd'E  MC",  sich  verloben  Gr.  .Einanderen  uf  die  Eh 
ze  trinken  geben',  eine  Verlobung  wie  einen  Eechts- 
vertrag  mit  einem  Trunk  besiegeln.  Wint.  Chron.  Vgl. 
Epfand,  Epfenniny.  —  5.  Haushaltung.  ,Werent 
zwo  E  in  eim  Hus,  da  sol  man  zwöy  Brot  hingeben.' 
1413  Gfr.  —  Zss.  Wirt.  -  6.  Irrtümlich  für  R~e  (Ren; 
Rech);  Er;  Eli  und  ä  oder  ah  in  den  Zss.  E-Flecken; 
-Pfennig;  -Brett;  -Schatz;  -Baum;  -Schwinge. 

Mhd.  t,  ewe.  Das  selbe  W.  wie  lat.  repitm;  vwdt  iV. 
Auch  cluirw.  !tg  =  ^he  weist  einen  ähulicheu  Begriffsübergang 
auf.  —  Die  Berührung  von  Eh  mit  Ehr  ist  zunächst  eine 
sachliche,  die  beiden  WW.  daher  mit  amplificierender  Absicht 
.lUitericrcnd  an  einander  gelinüpft.  ,Wenu  einer  ein  tochtev 
vorfeit,  Sülle  er  sy  zur  Ec  und  ehren  haben.'  1596,  Z;  s. 
auch  u.  Er,  e(r)lich,  e(r)los,  Uner,  Erhaß,  Eha/li  verglichen 
mit  dem   W.  Erbarheit.    —    Abi.   ewi<j. 

Une:  Konkubinat.  .Die  so  offenlich  zuo  der  une 
sitzend,  euch  die.  dero  ebruch  kuntlich  ist.'  1526,  Z. 

Mhd.    une.      Vgl.    l'uer. 

ehaft.  -ig:  1.  gesetzlich,  rechtsgültig,  ein  unver- 
änderliches Recht  betreft'end,  nach  dem  Gesetz  zulässig, 
vor  dem  Gesetze  als  Entschuldigung  anerkannt.  ,Ehafte 
not',  rechtlich  giltiger  V^erhinderungsgrund  gegenüber 
einem  rechtlichen  Gebot.  XIV.  Akgov.  4.  240.  ,In  söl- 
licheni  Rath  [bevor  die  Parteien  angehört  worden] 
soll  dhein  houpt-  noch  eehaft  urteilen  gefeilt  werden.- 
1553,  Z.  , Satzungen  des  fahrs  und  andrer  chaften 
Sachen'  [sachlicher  Rechte].  1550,  An«.  4.  93.  ,A11  ehaft 
Sachen  in  den  gerlchten  zuo  B.  in  holz  und  veld  sond 
by  dry  Schilling  geboten  werden.'  Oti'n.  Berg.  ,Damit 
sich  nicmantz  des  rechten  widere  on  eehaft  und  merk- 
lich Ursachen.'  Vad.  ,Unsser  eiteren  kriegtend  nitt  ussert 
eehaften  Ursachen.'  Kessl.  Sabb.  U  13.  ,In  ki'anck- 
heit  und  eehaften  anliggen  der  predicanten  [soll  ein 
Stellvertreter  predigen].'  ebd.  .Darum  dass  sy  das  nit 
schuldig  zu.sin  vss  eehafften  Ursachen  achtend.'  15ü'2, 
Bui.i..  .Khhatl't  erkennen,  dass  einer  umb  seine  ansprach 
solle  warten."  Ldb.  ApI.  1585/1828.  ,Wo  aber  die  Huss- 
vätter  vnd  Hussmütteren,  zwo,  oder  drey  Predigen, 
ohne  Ehehatrtc  entschuldigung  versumen  wurdend.' 
B  lü'28.  .Wo  [falls]  aber  die  frömbd  Person  ehehaffter 
geschafften  halber  über  nacht  verbleiben  wolte.'  JKLav. 
1Ü44.  ,In  rechten  ehehaften  Wirtshüseren.'  1650,  Z. 
In  einem  LMamlat  1011  .Wo  nit  erbare  und  ehehafte 
not  solches  erfordert'  die  als  ,syn.  angesehenen  WW. 
(s.  E  .<)  ampliflcierend  neben  einander.  —  2.  echt, 
walirhaft.  ,Dem  waarhaften  Wort  Gottes,  begriffen  in 
den  eehaften  rechten  Bücheren  des  Alt-  und  Nüwcn 
Testaments.'  Bull.  1540.  —  3.  gewichtig.  .Dass  man 
[den  Amtmann  des  Abtes]  möchte  haissen  [aus  dem 
Stadtrate]  ussston.  wo  man  von  chatten  sachen  ainer 


statt  zc  reden  und  ze  raten  bette.'  Vad.  .[Die  Bischöfe 
predigen  nicht  selber]  .sy  muossend  grösserem  und 
eehatftera  obUgen  nämlich  Schlösser  buwen,  lustgarten 
pflanzend.'  Kessl.  .Einer  wil  [in  unsicheren  Zeitläufen] 
kein  eehafften  buw  thuon,  sonder  lasst  ein  ding  kläben 
so  lang  es  mag.'  LLav.  1584.  —  4.  eigen,  insofern 
das  Eigentumsrecht  auf  gesetzlichen  An.sprüchen  be- 
ruht. ,Gemeiner  phenningen,  die  wir  emphangen  und 
in  unser  ehaftigen  nutz  bekert  hein.  in  nostros  proprios 
usus  versos  [denarios].'  1304,  Interlaken. 

Von  Denzler  1716  durch  .erheblich'  ersetzt.  Ehu/i  Im  i 
Bullinger  (2)  könnte  durch  erht  ersetzt  werden,  welch  letz- 
teres wirklich  nur  eine  andere,  die  nd.  und  md.  Form  unseres 
obd.  W. ;  vgl.  auch  elirh  ;  erenhaß.  Was  als  ehehafte  Ent- 
schuldigung gegolten  habe.  s.  bei  Haltaus  257.  Gr.  RA.  848. 
In  dem  BMand.  1G28,  26  ist  unser  Terminus  umschrieben: 
.von  kraukhi'it.  Ijbsnoht  oder  unvermydenlichen  geschäften 
getrungcn.' 

Ehaft,  Ehafti,  Ehaftigi  f:  1.  Herkommen, 
was  durch  alte  Satzung  Recht  und  Pflicht  ist.  .Damus 
vobis  usum  fructum,  quod  dicitur  Ehehafte,  in  foresto 
pro  omni  necessitato  vestra.'  1218,  B.  ,Dz  wir  bin 
unser  stat  recht  frigheit  ehafti  und  alter  güeterge- 
wonheit  beliben  mugint.'  1530,  Edlib.  .Item  eehäfty 
des  hofs  zu  Buchs  die  gat  unz  N.  und  sond  ir  vich 
trinken  zu  Bongavten.'  Gr.WsI  .Sollt  jeder  den  andern 
zur  Hülfe  manen,  wan  er  ursach  und  ehafti  sölich 
manung  ze  tun  hefte.'  Vadian.  .Gesten  und  insässen 
haischen  zuo  offnen  tagen  und  nit  ander  zit,  es  traf 
dann  sachen  an,  daran  ehafti  gelegen  war.'  1519,  Krics- 
sern.  Amplificiert:  ,Dis  nachgeschriben  recht,  gesatzt, 
gewonheit,  fryheit,  herkomen  und  ehafty  gehörend  zu 
dem  dorf  N.'  Gn.Wst.  ,Mit  allem  nutzen,  ehafti  und 
recht.'  1336.  Th.  —  2.  Urkunde,  durch  welche  solches 
Recht  besiegelt  wird.  ,Min  Abt  zerschluog  sin  sigel 
und  siglet  hinfür  kein  eehafte  rae.'  1527,  Absch.  ~- 
3.  Formalitäten,  an  welche  die  Rechtskraft  ge- 
bunden ist.  1321,  Haltads  '259.  —  4.  Das  aus  den  Be- 
fugnissen eines  Gemeinwesens  oder  einer  Oberhoheit 
emanierende  und  an  den  Sitz  gebundene  Recht 
oder  Privilegium.  1253.  Halt.  258.  Übergabe  eines 
Gutes  zu  Interlaken  ,mit  allem  nutze  und  ehaftigi: 
cum  universis  ac  singulis  suis  pertinentiis.'  1304. 
.Doch  also  datz  derselb  Thüring  ehaffti  dar  in  haben 
sullent  als  ander  lüt.'  Laupen  1360.  Der  Rat  Z  ver- 
leiht 1420  ,dru  Gedmer  mit  steg,  mit  weg  und  mit 
aller  der  rechtung,  friheit  und  ehafti.  so  darzuo  ge- 
höret.' ,Wer  guot  in  disem  hof  het,  das  ehaftigu  het 
an  holtz  und  an  velt,  der  sol  es  niessen  usser  der 
ehaftigu  und  nüt  uss  der  vogtie.'  Hofr.  Meggen.  — 
5.  Im  Dorfrecht  anerkannter  Hausplatz.  ,Wolergnoss 
oder  gast  het  ein  ehafti  in  dem  hof  wil  er  die  ehafti 
bezimbern,  das  holtz  sol  er  howen  in  des  hofs  gemein 
march.'  Hofr.  Adligenschw.  —  6.  Das  für  gewisse  dem 
Gemeinwesen  unentbehrliche  und  daher  als  Regal 
betrachtete  Gewerbe  von  einem  Lehenherrn,  sei  es 
der  Staat,  die  Gemeinde  oder  eine  Privatperson,  über- 
tragene Betriebsprivilegium.  sammt  dem  betreffenden 
Gebäude;  dokumentiertes  Hausrecht  für  eine  öffent- 
liche Begangenschaft.  Solcher  Ehaften  bedurften  der 
Buchdrucker,  Gastwirt,  Metzger,  Müller,  Säger,  Bäcker, 
Bader,  Sehmid,  auf  dem  Lande  dazu  der  Gerber,  Loh- 
stampfer, Ölpresser,  die  Hanfreibe,  in  Z  auch  der 
Glockengiesser,  der  Papiermüller  mit  dem  Monopol 
das    I.iimiioimetidl    aufzukaufen,     das    Hammerwerk 


A,  E.  I.  0,  U 


Die  Miete  wurde  lt.  B  Aufzeichnungen  an  (jetreidc, 
Tom  Müller  und  Wirt  im  K.  Z  durch  Stellung  eines 
Dragoners  entrichtet  Aa;  B;  L;  G;  Tu;  Z.  BGesetz 
2.  Juli  1803.  Taverne  mit  unablö.slichem  Wirts- 
recht. Das  stannnhafte  Wirtshaus  des  Ortes  im 
Gegensatz  zu  Winkelwirtschaften  Aa;  Z.  Auf  die 
Bed.  Monopol  spielt  Hafliger  an:  .[die  Schulen]  sind 
jetz  ken  Eluifti  nie  für  (/iriis.'inifi  Litt,  's  darf  jederma 
jetz  lehre  [lernen],  n-as  er  will.'  —  7.  rechtsgiltiger 
Grund,  namentlich  die  vom  Gesetz  anerkannte  Ent- 
schuldigung für  versäumte  Pflicht.  ,Es  sind  unge- 
varlich  eehaft,  die  einen  ycden  im  rechten  entschul- 
digen, gefengknis,  siechtuni,  der  weder  zuo  kilchen 
noch  Strassen  mag  gan.  und  herren  not  und  wilde 
Wasser  und  der  by  dem  Land  nit  were  ungevarlich', 
am  1520,  Bs.  ,Tete  aber  einer  sin  ungeverliche  eehaft 
dar,  die  inne  billich  entschuldiget,  damit  sol  er  lidig 
sin.'  ebd.  ,In  S.  Gallen  closter  ass  man  kein  fleisch. 
dann  wo  es  einem  aus  eehafte  und  auf  ein  Zeit  lang 
zugelassen  und  erloupt  ward.'  Vad.  , Schulkinder,  welche 
wegen  Krankheit,  TJngewitter  oder  anderer  Eliehatfte 
daheim  bleiben  müssen.'  1719,  Z.  In  dieser  Bed.  na- 
mentlich in  Gl  bis  in  die  neuere  Zeit  fortgepflanzt; 
s.  Heeb  u.  Bl.  351.  Danach  ist  auch  die  folgende  RA. 
in  verstehen:  Wenn  die  eine  der  Parteien  ausbleibt, 
so  hat  die  Sache  doch  ihren  Fortgang,  .einzig  recht- 
mässige Ehhafte  auszuziehen  vorbehalten.'  1711.  1743, 
GiLandb.  1835.  1,  '28.  §  46.  48. 

S.  CFWalther,  Versuch.  176,5  S.  156.  DWyss  179«,  118. 
200.  226.  —  Syn.  6:  Oerechtigkeit,  gewissermassen  die  Über- 
setzung des  veraltenden  Ausdruckes.  7 :  En-hafl.  —  S.  aucli 
Erhafli. 

elich:  der  Ehe  gemäss  und  zwar  1.  mit  Bez.  auf 
E  2,  rechtmässig,  durch  das  Gesetz  befestigt;  er- 
laubt. ,'200  Mark,  die  wir  angeleit  haben  in  unsern 
elichen  nutz.' -1318,  Aeoov.  V  38.  ,Ze  dem  Gerichte 
oder  ze  andern  elichen  sachen  der  Stette.'  ca.  1400. 
Diessh.  ,Die  zehenden  sind  ufrechter,  elicher,  ewiger, 
verbriefeter  eigensehaft  unser.'  1533.  Egli,  Act.  ~ 
2.  mit  Bez.  auf  £",ü:  ,Bey  den  alten  sind  dise  büecher 
für  Biblisch  vnnd  eelich  geachtet  worden.'  ZBibell531. 
.Welche  Canones  ehlich  oder  unehlich,  welche  Concilia 
gültig  oder  ungültig.'  Breit.  1036.  -  3.  wie  nhd.  ,Ist 
er  [der  gekaufte  Knecht]  allein  kommen,  so  sol  er  im 
sibenden  jar  auch  allein  ussgon;  ist  er  aber  eelich 
[verheirathet]  kommen,  so  sol  sein  weih  mit  im  auss- 
gon.'  1531/1083,  2.  Mos.  21, 3.  Auch  hier  die  Berührung 
mit  dem  W.  Ehre:  Das  Chind  ist  eli  (od.  erli)  und 
erpU  [erbfähig]  erchennt  Z.   —   Syn.  2  eha/t. 

un-:  1.  ant.  zu  elich  1.  ,Uneheliche  Hofstatt',  die 
keinen  Anspruch  auf  die  Gemeindewaldungen  hat.  1608, 
Hitzkirch.  —  2.  wie  nhd.  ,Uneelich  Staht,  ccelibatus.' 
Dasyp.  1537.  ,Unehelicher  Rathsherr'  im  Volksmunde 
der  Luzerner  von  1814 — 1841.  ein  solcher,  der  nicht 
durch  das  Volk,  sondern  durch  den  Grossen  Rat  ge- 
wählt wurde.  Häufig  subst. :  Si  hat  en  Unelis  g'ha, 
gebar  einmal  ausserehUch.     Syn.  «V/cn. 

elichen  ilicho:  die'Hochzeitsfeier.     PGress. 

So  als  subst.  Inf.  wird  die  Angabe  der  Dav.  Blatt.  1879 
zu  verstehen  sein. 

verelichen:  ehelichen.  , Welcher  fryer  ein  Eigne 
verehelichet,  soll  .  . .  Buss  geben.'   Ansh.  1,  351. 

elos:  exlex.  ,Breker  [bräche  er,  der  gefangene 
Dienstmann]  aber  dar  us,  so  i.st  [er]  elos  unde  rechtlos.' 
Wackern..  DR.  S.   19;  dazu  39,  12. 


Eschaft  f.  =  iV(«// 7.  .Er  niiig  dann  u.ssbringen, 
dass  ihne  .Ehschaft  ge.saumt  habe.'  Ldb.  Arl.  1585/l'8'28. 

—  S.   ->clmß. 

e  I  Adv..  Conj.  (Adj.).  Steigerungsformen  erder  BO., 
am  este  fa.st  allg..  ener,  am  ernte  fast  allg.,  ender  fast 
allg.,  endest  Ap,  endigist  Zo,  enter  Bs,  t-nter,  Vntigist 
GO.,  ehender (istw.-i.lAt.,  esigst  Gl.  esegist  GA.,  e"ser,  am 
e"sigste  GW.:  1.  rein  temporal,  a)  adv.:  zuvor,  vor- 
her, vorerst;  früher,  schneller;  prius,  citius.  a)  e.  ,Si 
haben  dann  ee  iren  willen  dazuo  geben'  [nach  einem 
Verbot].  1520.  BsRq.  '2.500.  Ähnlich  AAWst.  55.  ,Vor 
und  e',  vorher.  Man.  und  noch  Gottii.  Wärist  e  chö! 
früher  gekommen  Aa.  Chiimm  e  chll  e  zue-)i-is,  etwas 
früher  St'^.  Hett-i''''  das  e  g'wüsst,  -so  irär-i''''  glttier  diu 
7i.  E  ung's,  dann  icag's!  Sulo.  We  stirbt  nüd  dest  e, 
man  stirbt  nicht  gleich  an  jedem  Schmerz  Schw.  Weles 
[welches  der  Mitspielenden]  e?  Spielformel  beim  Wett- 
laufen B.  Ampliflciert  e  W''  vor,  in  früherer  Zeit  BO. 
Mit  nachfolgender  Conj.:  ,E  as  i-m-eJör',  vor  Ablauf 
eines  Jahres.  Stütz.  E  dan  er  in  di  Post  instlgi  GrD. 
.Ee  dann  er  mäss  hielte,  prediget  er.'  Bull.  157'2.  .Ehe 
dann  man  es  verhofFet.'  1661.  JohMüll.  E  denn  gän, 
vor  dem  Gehen  GeL.  Edes  <  JRPr.  ist  e  dass,  eher  als. 
bevor.  ,Wcnd  ir  das  Tür  nit  löschen,  e  ob  es  üch 
entbrennt?'  1443,  Liliekcr.  Einen  Casus  regiert  e  in 
dem  veralteten  ehedessen,  jetzt  ehedem.  .E  geseit'. 
vorher  genannt  (Kanzleistil).  .Wegen  ehist  gedachter 
einfählen.'  1666.  JHHott.  -  p)  Comparativform.  Der 
älteste  Beleg  dieser  Form  könnte  in  dem  Passionsspiel 
von  Muri  aus  dem  Anf.  des  XLll.  gefunden  werden : 
.Unz  ich  den  chran  [Kram]  bewende  ender  an  ein 
ende'  [bis  ich  zuvor  — ].  wenn  gedehntes  e  zu  lesen  ist. 
.Ehnder'  in  Schriften  des  XVII..  XVIH.  In  der  heutif^en 
Volksspr.  in  rein  temporaler  Bed.  inder.  E  Stund  r. 
Bs;  L;  S.  e. — ob  eher,  bevor  BS.  Scho  e.,  schon  eine 
Weile  BBe.  ,Ehender,  citius.'  Spueno.  In  dieser  Bed. 
wird  das  W.  auch  adj.  gebraucht,  z.  B.  der  inder 
Hund,  den  man  früher  hatte  B.  Scho  enderi  ZU,  schon 
seit  oder  vor  geraumer  Zeit  U.  Ebenso  früher  der 
Sup.  .Ehister  Tagen'  nächster  Tage  Z  1704.  ,Nach 
ehister  Möglichkeit',  möglichst  bald.  Aeoov.  1861,  90. 

—  b)  conjunctional:  ehe,  bevor.  ,Eh  band  um. 
dicto  citius.'  Denzl.  2,  84'',  und  so  noch  jetzt  =  im  Xu; 
auch  e  handclieriim.  .Eh  ich  mehr  ungetrunken  bleib, 
verkauf  ich  eh  das  Kleid  vom  Leib.'  Hausinschr.  1U60. 
,Eh  und  bevor'.  Kanzleiformel,  dann  auch  volkst.  Aa. 
.Eine  gute  zyt  darvor.  e  n  der  Jahrmarkt  angangen.' 
1561,  lt.  Schatzmänn.  —  2.  modal,  potenzial.  graduell: 
potius,  niagis,  facilius,  lieber,  leichter,  vom  höheren 
Grade  der  Wahrscheinlichkeit  eines  Geschehens  oder 
der  Neigung  zu  einem  Tun,  wobei  der  Gedanke  des 
früheren  Eintretens  immer  noch  mitspielt.  Auch  in 
dieser  Bedeutung  wie  bei  1,  sowol  absolut,  allein 
stehend,  als  relativ,  angleichend.  —  a)  e.  ,Gäb  wie's 
not  tat  der  [dass  Einer]  eira  hulf  bald,  Ihr  hockent 
ehe  im  finstern  Wald.'  Com.  Beati.  .Ee  kleiner  denn 
gröser.'  Kessl.  ,Kein  milch  ist  die  sich  ee  scheide  dann 
die  Esebnilch.'  1563,  Tierb.  , Welches  ich  vil  ee  glaub, 
magis.'  Pris.  ,Ehe  verbrünnen  dann  fliehen  wollen.' 
JLCrs.  1C61.  ,Ee  im  Sommer  dann  im  Winter.'  Vogelh. 
1557.  ,Dester  ee.'  ebd.,  wie  noch  jetzt.  ,Lasst  ee  hingan 
den  lyb  zu  grund,  ee  ihr  brechen  den  eelichen  pund.' 
Bull.  1533.  ,Ich  weit  ee.  das  der  tüfel  das  sciler- 
handwerch  näm.'  ThPlatter.  Wo  das  W.  correlativ 
rejietiert  wird,  ist  es  im  Nebensatz  conjunctional  und 


u 


A,  E,  I,  0,  U 


12 


mehr  temporal.  ,Ehe  wir  unserem  Abgott  Hessen  den 
geringsten  schaden  zufügen,  ehe  thetten  wir,  ich  weiss 
nicht  was.'  1<565.  lt.  JohMdll.  ,Und  konnte  keine  Welt 
des  Übels  ganz  entbehren,  wie  liessest  du  nicht  eh 
ein  ewig  Unding  währen?'  [al.s  dass  du  (Gott)  eine 
Welt  überhaupt  schufest]  AHaix.  Formelhaft  e  (encrj 
(IS  (weder)  nüd  (nitj  Aa;  Bs;  B;  Gb;  Z,  e  wan  niid  BE,, 
eher  als  nicht,  wahrscheinlich.  Aberelhtonder,  Maie- 
schne,  chonnt  er  nüd,  so  chonnt  er  e,  wenn  es  im  April 
donnert,  so  bringt  der  Mai  Schnee,  oder  wenn  nicht 
dann,  so  schneit  es  nm  so  eher  noch  später  Gl.  .Mutter : 
Las-em's,  oder  i  chiuiiiiieH  und  haii-di.  Kind:  Nei, 
Miieter!  I  u-ill-em's  e  lö.'  Stütz.  ,I  wag  denn  sdw  e 
ifider,  wenn-i  g'esse  ha.'  ebd.  Miieter,  i  dm  nid  reite 
[Hanf  zerschleissen],  tanze  chünnt-i  e.  L.  aus  e.  Volks- 
liodchen.  Gang  du,  du  hast  der  esegist  [am  ehesten] 
der  \ni  GA.  —  b)  Coraparativforni.  ,Ehnder-  vielmehr. 
Henkl.  r)on  Quix.  ,Desto  ehendter.'  1730,  lt.  Lütolf, 
Leprosen.  .Du  werdest  ehendcr  einen  Mann  bekommen, 
wenn  du  — .•  Mahl.  d.  Sitt.  Ender  heiser,  etwas  besser 
(eher  besser  als  schlechter)  Uw.  E.  as  nit,  wahr- 
scheinlich Gr:  S.  ,Be  Stillstand  [die  Armenpflege] 
milesst's  e.  ge"  [als  dass  du  ausgepfändet  würdest].- 
Stutz.  E.  hibscher,  hübscher,  pleonastischer  Comp.,  wie 
man  scherzhaft  auch  etwa  mebesser  sagt.  Unender, 
weniger  leicht  U.  Enerochtig,  eher  BBe.  —  3.  Die 
Bed.  2  in  relativ  comp.  Anwendung  kann  sich  so  ab- 
schwächen, dass  eine  Vergleichung  kaum  noch  ge- 
dacht wird,  obwol  sie  leicht  ergänzt  werden  kann; 
eben,  nun  denn.  .Wenn  dich  Niemand  will,  will 
ich  eh  dein  Mann  werden'  [eher  als  dass  du  ledig 
bleiben  musst]  Schirapfr.  1651.  I  will  e  dio.  eher  als 
nicht  Gr;  Schw;  Z.  ,I  will  iez  ender  is  Bett  [als  noch 
länger  aufbleiben].'  Stütz.  De  diast  iez  e  gö,  nun  denn, 
so  darfst  Ju  gehen  [eher  als  dass  meine  Verweigerung 
unangenehme  Folgen  haben  soll]  ZO.,  während  in:  du 
thast  c  gö,  mit  Betonung  von  du  und  e,  der  Sinn  ist : 
du  kannst  eher  gehen  als  ein  anderer.  ,/  will  under- 
desse  e  g'sdiwind  go  dnüipfle'  [Mehlklösse  kochen,  eher 
als  dass  ich  ein  anderes  Geschäft   vornehme].    Stütz. 

lu  e-ii-cr  ist  n  eingeschoben  zur  Vermeidung  des  Hiatus: 
die  EinschiebuDg  von  d  zwischen  ii  und  r  (emier)  auch  sonst 
beliebt;  irder,  mit  dem  nämlichen  Einschiebsel,  für  erer,  hat 
die  uralte,  schon  im  Mhd.  fast  erstorbene  Grundform  ev  auf 
unsere  Zeit  herüber  gerettet;  iser  vermeidet  den  Hiatus  durch 
«  wie  M'«««-,  der  Comp,  zu  ice.  —  Volkstümlicher  als  e,  die 
Conjunktion,  sind  eb,  eh,  ab,  üb,  ob,  heb,  neb,  dtb;  ijeb,  gab; 
s.   d.   —   Abi.   erdeiig. 

vilc:  vielleicht,  wahrscheinlich  SchwE.  ,8)/  Muster 
[die  Sonne]  suedit  e"  [den  Morgenstern]  rilehJ  ,Es 
göt-em  v.  de""  wie  sdiu"  im  [dem]  Ti'ifel  i-der  Ihtdisig- 

liadlt.'    OciIBNER. 

e,  ä  U  =  Zahlw.  u.  Pron.  indef.  ein. 

e.  111:  Verstümmelung  aus  er,  s.  erbar. 

i',  elV:  Interj.  1.  e' Aa;  Bb;  Uw;  S,  e'  „Vw;  Zo". 
der  Verwunderung,  ei!  E  der  tusig!  E  nei!  'Wie 
eine  Frau  zu  SGallen  geredet:  Ee.  Ee,  was  gond  ir 
zuodermess!-  ir)'28.  Stuicki...  Act.  ,Ee  warum?'  1580, 
BüLL.  Verwunderung  über  den  Mangel  des  Verständ- 
nisses bei  dem  Andern:  ,E  wenn  die  disputatz  nit  wol 
ussclileclit.  so  werden  wir  üch  von  Zürich  nit  vil  mer 
sdiuldig  sin.'  15'2e.  Steickl..  Act.  1.  47'2.  -  '2.  der 
Warnung.  Goith.,  U.  Kn.  335.  3.  der  Ungeduld. 
E.  wa.i  hä.^t  denn!  GG.  —  4.  des  Schreckens,  e' 
-Vw:    Z.U.-    <•'  Ni)W.  S.   aiiih   .V   ///   ;'.    /)'  •.'.  ■(.    I'. 


Id.  B.  2,  488  scheint  eine  lautliche  Modifikation  zu  kennen 
zwischen  ,?;  partieula  admirationis',  und  ,c;  p.  reprehensionis'. 

e  V:  ihn  1.  e  in  betonter  Stellung  Ap.    -  2.  ._•  als 
Enclitica.     Nbf.  cm. 

e,  e,  ä  s.  ie,  Conj. 

-i!  in  klagenden  Ausrufen  s.  vielni.  Ic'. 

e  Xi:  Interj.  der  Verwunderung. 

Mehr  ein  Ton,  eine   Lautgeberde,  als  eiu  Laut. 

e  j  im  Anlaut  von  WW.  oder  einem  W.  vorgesetzt 
oder  zwischen  WW..  erscheint  als  Abschwächung 
folgender  Laute  1.  a:  elei",  efenig,  anfängig,  hüt-e- 
morge,  heute  am  Morgen,  es-es  (als-als),  ebenso-wie, 
viell.  auch  in  esö  (neben  äse),  also,  und  evel  GTo.  neben 
drei  u.  .s''i-)7,  so  viel.  —  2.  a,CäJ:  e-nöd  [lä]  aus  äne  Not 
I  lassen].  Das  .syn.  e-ruew  viell.  nach  blosser  Analogie 
gebildet,  wenn  nicht  aus  in-r.  (vgl.  an  Frid.  in  obd. 
MA.).  —  3.  e  i  des  unbest.  Art.  und  Zahlw.  ,ein', 
und  zwar  je  nach  den  MAA.  für  das  eine  oder  das 
andere  der  drei  Geschlechter  N.  u.  Acc. ;  an  eine  Präp. 
angelehnt  auch  für  den  Dat.  m.,  n.  z.  B.  am-e  Sundig: 
e  chli,  ein  wenig;  auch  in  Verbindungen  wie  efürt, 
einäl,  ein  Mal  (anders  efatt),  enand,  einander,  enweder 
neben  ei"dweder,  entweder,  um  e  zedmi  ume,  ungefähr 
um  zehn  Uhr  S;  Z,  mit  dem  unbestimmten  ,ein'  vor 
Zahlangaben;  eteilig,  adj. Umsetzung  aus  ,ein  Teil',  und 
eweli,  etwelche,  die  einen,  neben  eiwili;  wahrsch.  auch 
noch  in  Müd  e  Wunder.  —  4.  i  d.  i.  in:  eweg,  hinweg, 
e  Gotts  Name,  etiväris,  quer,  emitz,  inmitten,  enebe", 
neben  (aus  in  eben),  doch  in  diesen  3  Fällen  mög- 
licherw.  verstümmelt  aus  de  (dar),  womit  diese  Advv. 
sich  auch  zsgs.  finden;  e  de'  Weg  (in  den  Weg),  auf 
diese  Weise,  und  nach  Analogie  davon  wahrsch.  auch 
e-derig,  e-serig,  derartig,  esö,  so  (s.  1),  e-sanig,  e-solig,  j 
solch,  e-sötig  (mhd.  sögetän,  so  beschaffen),  e-wetig, 
welcherlei,  e-sövel,  so  viel,  e-wörel,  wie  viel.  —  5.  i  der 
Pron.  pers.  in  enküt.  Stellung:  Was-e-tP^ech  säge,  was 
ich  euch  sage  B;  zugleich  ein  Beisp.,  dass  solches  e  auch 
für  w  {üch,  euch)  eintreten  kann.  In  e-pitti,  ich  bitte 
dich  (euch)  schön,  steckt  wohl  eher  die  Interj.  ä  IV  1. 
Em  ihm,  e(n)  ihn,  ere  ihr.  Dat.  f.,  er  ihr.  2.  PL  Nom. 
—  0.  u  für  und,  in  zsgs.  Zahlen  wie  ein-e-zu-änzg, 
21,  usw.  und  in  vielen  formelhaften  Verbindungen  wie 
viell.  schon  ,klingen  klang'  für  ,kling  und  klang'  bei 
Wack.  Voe.  anim.  32.  Anm. ;  um-ed-um,  Zit-e-geld,  angst- 
e-bang,  mit  Hut-e-hör,  wind-e-we,  Summer-e-winter,  ab- 
e-zue,  dur-e-dur,  ganz  durch,  Gott  Lob-e-dunJ;  Bs.  Bi 
tPlt-e-fer  [fern]  BHk.  Bür-e-diir,  durch  und  durch, 
hindenevör,  hinten  und  vorn  S.  Hüs-e-hei,  Stübis-e-rübis, 
Tag-e-nadit  Kk;  Jesis-e-mari .' G\.,  so-e-so,  so-so,  mittel- 
niässig  ZO.  Dagegen  ist  in  gotteg'nueg  das  e  wahr- 
scheinlich Dativendung.  —  7.  Ganz  bedeutungslos  vor- 
oder  eingeschoben  i.st  solches  e  wohl  nie,  aber  sehr 
geneigt  zu  Bildungen  nach  blosser  Analogie.  So 
kann  z.  B.  e-goppel  nach  e  Gotts  Name  gebildet  sein. 
Dazu  vgL  e-nundig  aus  ,en  noni  de  Dien'.  Einzelne 
Fälle  bleiben  vorläufig  noch  unerklärt:  Edodi,  doch 
auch,  Interj.  des  sehnlichen  Wunsches  SchwM.,  etwa 
zsgs.  mit  obigem  ä!  IV  1.  Joch  vgl.  auch  hedoch, 
derdodx.  E-g'wüss  B,  viell.  nach  e-goppel.  E-nauwen 
s.  neisswan.  Für-e-nüechter,  Morgenimbiss,  aus  ,für 
einen'  (vgl.  nüd-e-inmder)  oder  ,für  de"'  nüchternen 
[Magen],  neben  Für-nüechter.  In  manchen  Fällen  will 
mit  der  Einschiebung  des  farblosesten  Voc.  bloss  dem 
rhythm.  Bedürfniss  (ienüge  geleistet  werden:  e.«  Hüt-e- 
li('i.<li.  ein  Men^cli  vnn  lieute:  uiiies((s.  umsunst. 


!    13 


A.  E,  I.  (>,  TT 


14 


-e  •  in  Jer  Narlisilbe  ndev  als  Knolitiiii  beruht  auf 
verschiedenen  Verstüiiiiiu'luiiijeii.  1.  den,  Acc.  8^;.  ni. 
des  best.  Art.,  an  vnrausg-cliende  Präp.  angeschmiegt. 
Uf-e  Tisdi,  dur-c  Bniil,-  ircfjfj  h.  Vgl.  c  II  3.  —  2.  Heim, 
in  Ortsnamen,  z.  B.  iStnmme,  Veite  Z.  —  3.  Vereinzeltes: 
nimme  für  nimme,  nit  me.  Notte  aus  nochdeim.  Ntimme 
aus  nimran.  Häntsche  aus  Hiinrlsvliue.  Bettste  aus 
Bettstatt,  Bettstelle;  udgl.  -  1.  Steigt  aus  rauf,  dem 
ein  n  urs])rünglich  folgte,  z.  B.  f/crf,  gern.  Höre,  Hüreli, 
Hörn,  Hörnchen.     In  den  Gebirgsmundarten. 

Zu  1  ist  zu  beachten,  dass  es  in  anderen  MAA.  liiuwiuder 
der  uubcst.   Art.  ist,  welcher  in  dieser  Form  erscheint. 

i-e\  ««-•€  U,  o-ö  BRi.,  c-'-e-  Bs:  Interj.  der  Ver- 
neinung, sog.  faules  Nein,  fast  allg. 

Eigentlich  {<iNä,,  mittelst  Glottisverschluss  gebildete  ex- 
plosive Lenis,  nach  deren  Erzeugung  die  Stimme  einsetzt. 
Alles  bei  otfeuer  Gauutenklappe.  S.  auch  u-a,  Im-n,  na-n : 
dazu  vgl.   ne-e,   ite-ei,   und  ei  für  nci^\ 

Ei  I  n.  «  ScnSchl.  (doch  PL  der),  ä  Ap;  (i;  ScnSt. ; 
Th;  ZSth.,  Eier  Ap;  BM.  t.  u.  S.;  (iTa.  (dazu  PI.  vor- 
zugsw.  et);  Sch;  SBb.;  Th t.  Dimin.  eili,  äli;  einli. 
eindli  ZW.,  eierli  Apt.  PI.  wie  nhd..  aber  auch  ei,  ä. 
ohne  Flexion  Ap;  GTa.:  1.  wie  nhd.  —  2.  Gerichte 
aus  Eiern.  ,Ain  pfeffer  an  gebachen  oder  gefüllti  ayer.- 
G  Küchenordn.  1495.  ,Eier  in  einem  Blättlein  heissen 
unsere  Köchinen  die  sonst  sog.  Spiegeleier.'  Spreng. 
Eier-i-d-Pfanna  [geschlagen],  in  Butter  gebackene 
Eier  Ap.  ,0  Gott,  möcht  ich  sie  [Frau  Venus]  gnuog 
anschowen,  darumb  geb  ich  ayer  in  anken'  [also  etwas 
Köstliches].  Gengenb.  ,Thuo  du  uns  kuochlin  hachen 
und  auch  eyer  in  anken  machen.'  ebd.  Dastp.  gibt  1537 
,Eier  in  anken,  gebachen  eier,  frixa  ova',  dafür  1658 
, weich  gesotten  ei.'  .Kochet  man  auch  eyer  in  anken, 
isset  man  gwonlich  zue  morgen.'  Hedssl.  1557.  ,Eier-in- 
anken.  soupe  doree,eine  Gattung  trockener  Eiersuppen. 
Gemeiniglich  sagt  man  der  Eiern-anken.'  Speeng.  nach 
welchem  das  Gericht  aus  Brotschnittchen,  in  Butter 
braun  geröstet,  und  Eiern  nebst  Milch  oder  Kahm  be- 
steht. Eiern-anien  heisst  im  Wiesenthal  die  Speise, 
welche  am  Schluss  des  Eierlaufspiels  Ton  den  Knaben 
bereitet  und  genossen  wird.  Eiere-mike,  Eier  in  Butter 
gebacken.  Walchnee.  allemann.  Ged.  Güh's  nild  Ixisers 
ah  Eier  i  Aiil'e;  <rSiiilrri  [Brühe]  und  nlh  ist  f/iiet 
d'ra"  L.  Aijer-in-aiilc  betteln  auch  die  an  der  Fasnacht 
umziehenden  Knaben  in  BsL.  Acht  Tage  nach  der 
Hochzeit  werden  im  Kant.  G  die  ledigen  Freunde  und 
Freundinnen,  welche  eine  Aussteuer  gegeben  haben, 
ans  Eierischmah  geladen,  eine  Lustbarkeit,  zu  der 
besonders  auch  eine  Lustfahrt  zu  Wagen  gehört.  Im 
Rhcintal  ,küchelt'  man  dabei  auf  dem  Wagen.  In 
einem  dortigen  Mandat  1611 :  .Das  unnothwendige  Ge- 
fräss,  so  man  nennt  das  Ayer  im  schmaltz.  an  den 
Hochzeiten.'  Eier-is-srJinxil:.  Kierkuchen.  syn.  Stieren- 
augen Ap;  2'eierexsihiii(il:.  <iitüNF,wAr,D,  Wander.  1874. 
S.  noch  Äpfel,  GiKjgele,  Wirtivl,  diiffen,  rertütschen, 
gegügglet.  —  3.  Eili,  Eindli:  der  weisse  Kern  der 
Zwergbohne.  ScnSt.;  ZW.  —  4.  Schneebeere, 
Frucht  des  Strauches  Symphoricarpus  racemosa.  — 
5.  Von  der  in  Gk.WB.  3,  76  zuletzt  angeführten  Bed. 
besitzen  wir  nur  eine  verdeckte  Spur  in  der  Vexier- 
rede :  e  chll  Wasser  ab  den  Eiere  schütte,  pissen  (von 
Mannspersonen)  Z.  Dazu  Hasenei.  —  ij.  E  füls  Ei: 
Menschenkot.  Ffdi  oder  iing'svhaleti  Eier  legge"  Ge. 
—  RA.  und  Sprww.:  1)  Das  von  keiner  Schale  um- 
gebene Ei  ein  Bild  zarter,  empfinillicher  Personen  oder 


Kinge.  Ei  ist  irie-ii-es  iiiigsclnilets  Ei  H;  '/,.  Sorg  ha 
iniirsc  iric  ::ii-iiie-ii-!iiigs(ludcfc-n-Ei  B.  Uiiiga"  wie  iiiit- 
ciiic  srhalliisc-ii-Ki  Ap;  Bs.  Aber  auch  das  beschalte 
Ei  Ist  ja  leicht  zerbrechlich:  gä"  wie  af  Eiere,  zhnpfer- 
lich,  affektiert  auftreten  Aa;  Sulgek;  Z.  Emm  en  Eier 
rertrocka.  Einem  etwas  Unliebes  tun  oder  sagen  Ar. 
,Auf  ein  faules  Ei  stehen,  treten',  blindes  Glück 
haben  ('?).  —  2.  Das  Ei  als  einen  Keim  in  sich  ber- 
gend. Eint  es  [verstehe  böses]  Ei  legge,  zu  schaden 
suchen  Z.  Eini  es  guets  (böses)  Ei  legge,  guten  (bösen) 
Ruf  machen  Z.  Wahrsch.  ist  hiebei  an  das  Einlegen 
von  Eiern  in  Nester  zum  Ausbrüten  gedacht;  vgl.  f>. 

—  3.  Wie  iis-em  Ei,  ganz  frisch  L.  Chüm  us-em  Ei 
g'schloffe,  von  einem  unreifen  Menschen.  Sulgee.  ,Wein 
ein  Jahr  alt,  Brod  einen  Tag  alt.  ^  eine  Stunde  alt 

—  sind  drei  gesunde  Ding.'  Sdi.ger.  —  4.  Er  IH  da 
oder  er  rerlmi-si  iiii-  drii  Eirr  ininie  [in  einem]  Chrättli, 
macht  si.li  >ini;vlHilnli.li  Ijirit  !•' ;  Scnw;  Z.  Er  löt-si 
üf  xvie  drii  Eier  imeiir  (_'Iiriitlli,   es  geht  ihm  gut   L. 

—  5.  Oppis  vo  Eiere,  eine  Eierspeise  Bs;  Z.  Öppis 
Drecks  vo-n-Eiere  eigtl.  das  selbe,  dann  aber  Ausdruck 
für  etwas  nicht  näher  Bestimmbares  Aa;  Z.  Niit  vo- 
n-Eiere!  Nichts  davon!  weg  damit!  Zyko.  —  6.  .Eier 
haben'  =  Junge.  Spreng.  AUiicÜ  Jungi  und  Eier  ha", 
immer  neue  Arbeit  oder  umgekehrt:  Freudenanlässe  Z. 
Er  hed  alliwil  J.  oder  E.,  immer  ein  Übel,  eine  Not 
zu  tragen.  Du  hast  doch  eister  Hneidi  oder  Eier, 
Ausreden.  —  7.  Wer  en  Eiertätsch  irill  mache,  maess 
d'Eier  üfschloh"  L.  Wer  Eier  will,  nities  au  's  G-axe" 
llde".  Sdlo.  ;  Ineichen.   Es  Ei  hed  es  grosses  Gschrei  L. 

—  8.  Er  gaxet  vil,  aber  leit  keini  Eier,  verspricht 
viel,  leistet  aber  nichts.     -  9.   Wenn  men  emöl  en  Ä 

i  (en  ÖpfilJ  g'nö  hed,  cha""-r>te"  nomme  höre  (aufhören) 
Stele  Ap.  In  iedem  Ei  stecke"  sibe  Sünde,  darum  stil 
ja  keis!  Zyro.  —  10.  Narre  mues-me  nid  über  Eier 
setze.  SuLO.  ,Er  ist  ab  den  Eieren,  ab  der  Materi 
kommen',  von  seinem  Gegenstande  alii;es,]i\vi.-ift.  Denzl. 
1716.  —  11.  Rechtsgrundsatz:  Jsl  ,1' Unmr  iin,  so 
g'höred-mer  au'''  d'Eier.  Sülo.  —  VI.  Si  frissf  iri  Eirr 
selber,  durch  ihren  grossen  Aufwand  braucht  sie  ihr 
Einkommen  auf,  so  dass  ein  Freier  auf  ihr  Vermögen 
nicht  rechnen  kann  Z.  —  13.  Bcssrr  hiil  fs  Ei,  as 
morn  es  HüchU  L.  Beiser  e  halb  Ei  ah  (jur  his.  Sui.o. 
-  14.  Wer  de  Hüenere  d'Eier  im  Jliiidnr  zeit,  geit 
lür  üs  B.  Um  ung'leidni  (ungelegte)  Eier  sorge",  vor- 
witzig sein  L.  —  15.  Er  schlöt  d'Eier  mit-ere  Tanne- 
ii-äf,  ist  ein  Grobian.  —  16.  Er  meint,  slni  Eier  heige 
zwe  Dotter  S.  —  17.  Er  het  sls  Ei  g'leit,  sein  An- 
liegen vorgebracht,  seine  Pflicht  getan  L.  —  18.  Das 
Ei  will  g'schider  sl  weder  's  Hüendli  LG.  —  19.  Die 
RA.  doli  chunt-men-es  Ei  ab  S  beruht  auf  folgender 
Anekdote.  Ein  Mann  wettete,  in  den  meisten  Häusern 
herrsche  die  Frau.  Auf  einem  mit  sechs  Pferden  be- 
spannten Wagen  führte  er  Eier  im  Lande  herum,  und 
wo  er  die  Frau  herrschend  fand,  setzte  er  ein  Ei,  im 
andern  Fall  ein  Pferd  ab.  Er  brachte  den  Wagen 
voll  bespannt,  aber  leer  von  Eiern  nach  Hause.  — 
Auch  das  Rätsel  spielt  mit  dem  Ei;  s.  Rochh.  Nr.  3S1 
bis  384.  425,  und  Hitnz.  68;  dazu  die  Varianten  Pumjiis 
G  für  Gumpist  und  für  den  Namen  des  Eies  Ädibudi, 
Adembadadem,  Badadibadadi.  In  W  heis.st  es:  Es  ist 
es  wiss's,  irlss's  Chappuli  [Kapelle]  tind  drinn  es  geluws 
Herli  [gelbes  Priesterlein].  —  Volksglauben  und 
Gebräuche.  Mit  Eiern,  welche  am  Hininielfahrtsfag 
gelegt  sind,  können  Donnerwetter  und  Hagel  vertrieben 


15 


A.  E.  1.  0.  U 


werden.  NXgeli  1738.  Von  Eiern  und  Schlangen  träu- 
men bedeutet  Verdruss  B.  Um  Leibschaden  eines 
Kinde.s  zu  heilen,  bohrt  man  das  Ei  eines  schwarzen 
Huhns  am  Charfreitag  Morgen  früh  in  eine  junge 
Eiche  ebd.  In  ZSth.  schmückt,  wenn  ein  kleines  Kind 
stirbt,  dessen  Patin  den  Sarg,  den  sie  selber  zum 
Friedhofe  trägt,  mit  einer  Blumenkrone,  in  welcher 
ein  vergoldetes  Ei,  das  Symbol  des  nur  vorübergehend 
im  Grabe  eingeschlossenen  Lebens,  an  schwarzem 
Bande  schwebt.  Mit  dem  selben  Bilde  künftiger  Le- 
bensentwitklung  wird  der  Tannenbaum  versehen,  mit 
welchem  man  die  First  des  neu  errichteten  Hauses 
zu  schmücken  pflegt:  ebenso  derjenige,  welcher  am 
Sennenumzug  in  Uw  paradiert,  und  so  auch  das  Bäum- 
chen, mit  welch^i  noch  vor  einigen  Dezennien  die 
Kiiiiler  im  Bernbiet  am  Maitag  umherzogen,  ein  Lied 
singend,  in  welchem  sie  sich  u.  a.  Gaben  auch  Eier 
erbaten.  Wyss,  Kühreih.  1826,  S.  90.  Grenzsteine  wer- 
den dadurch  ausgezeichnet,  dass  man  u.  A.  Eierschalen 
darunter  vergräbt.  ,Das  bättlen  junger  Lcuthen  [am 
Hoi'lizeitstage]  in  des  Bräutigams  auch  Braut  Haus, 
sonderlich  das  unverschämte  Eiereinziehen'  wird  von 
einem  ZMandat  1692  verboten,  und  noch  i.  J.  1779 
niuss  ebd.  eingeschärft  werden,  ,dass  alles  Urten- 
schicken  an  den  Hochzeiten  und  das  dabei  vorkom- 
menile  sog.  liier-  und  Haussteuren-Einziehen  verbotten 
sein  Süll.'  In  ZWein.  lebt  noch  die  Erinnerung,  dass 
am  zweiten  Tage  der  Hochzoitfeior  die  , Knabenschaft' 
in  allen  Häusern  des  Dorfes  Eier  einzog,  welche  sie 
in  einem  Korbe  mit  Spreuer  der  Braut  brachten ;  diese 
hatte  sie  herauszusuchen  und  so  viele  sie  übergieng, 
so  viele  Mass  Wein  hatte  sie  den  Burschen  zu  ver- 
abfolgen. Wenn  ein  Marder,  Iltis,  Hühnerweih  udgl. 
erlegt  ist,  hängt  man  ihn  an  eine  Stange  mit  Quer- 
sprosse und  geht  damit  vor  alle  Häuser  des  Ortes, 
indem  man  rutt:  J-Jifi-  ils!  De  Marder  fEUiji  usw.J  int 
ror'em  UiU!  .ledermann  pflegt  ein  oder  einige  Eier 
zu  schenken  SL. 

Has  Vorkoniinun  ilrr  KiiiUing  -er  im  Sir.  IjiMiicrkeuswcrt 
nlturtiimlich:  dieselbe,  iirspr.  nicht  flexiv,  sonJern  stamiii- 
liililiMiil,  entspricht  (ahd.  -iV  ans  älterem  -in)  dem  -i«  lateiuischer 
Ni'utia.  Durch  die  Wcglassimg  derselbeu  im  PI.  wird  diu 
Unterscheidung  desselben  vom  Sg.  angestrebt.  Die  Schreibung 
«>/ (Stockar  1.519)  erklärt  sich  aus  den  alteren  Pluralformen 
i.iijir,  liijn;  wo  ij  inlautend  älteres  j  vertritt.  Eujer  zc  östrm 
(ir.Wst.,  Engelberg.  —  Den  Ausdruck  Eier-iK-S'rhmah  usw. 
auf  ein  stoffanzcigeudcs  Adj.  ckrtn  zurückzuführen  ist  weder 
sachlich  noch  sprachlich  gercrhtfertigt;  s.  die  älteren  Schreib- 
ungen oben  und  .Eierimschmalz'  bei  HsSachs.  Richtig  ist  nur, 
dass  die  Verbindung  später  als  Zss.  mit  A.  rcsp.  Äc/im.,  und 
darum  als  Sg.  m.  oder  n.  aufgcfasst  und  umgeformt  wurde. 
—    Syn.    (laijijiU. 

Augsten-:  im  August  gelegtes  Ei  Z.  Im  Gegens. 
znm  BlucMei  als  besonders  dauerhaft  geschätzt. 

Augstier-:  von  sog.  ÄtKjstlern  (Tauben)  gelegtes 
Ei  Aa. 

Ämosen-:  ,En  Hnfr  Chiud  k,,,!  ,■„  Hiifv  rniliaslr- 
rier  ecrgünd  bald.'  Sui.o. 

Esels-  S,  Esel-  Z.  Als  solche  werden  einem 
törichten  Burschen  Kürbisse  ausgegeben. 

üster-.  Die  Ostereier  werden  gefärbt,  einfach  rot 
Oller  bunt  durch  .\nfbinden  ausgewählter  frischer 
Kräuter  und  Blumen,  nnd  dann  (in  S  mit  Äpfeln  und 
Nüssen)  im  Garten  versteckt,  so  dass  die  Kinder  die- 
selben suchen,  .den  O.sterhasen  jagen'  müssen,  sei  es 
bei  den   Klt.'rn    o,\rr   Lei  Grnsseltern  nnd  Patm.    liei 


welchen  sie  zu  Tische  geladen  werden.  JE  Chind  ninn 
[nähme]  e  g'färbt  Hi  für  drü  andri.  Sulg.  Frülier 
zogen  (in  Z)  die  Schulknaben,  ein  lateinisches  Lied 
singend,  durch  die  Gassen,  begleitet  von  anderen  Kin- 
dern, und  sammelten  besonders  in  den  Häusern  ihrer 
Taufimten  Eier  ein,  welche  sie  hernach  mit. einander 
assen  (s.  vsterlen,  Zimpfeltag).  v.Moos  1775.  Die  Vor- 
stellung, dass  der  Osterhas  (s.  d.)  die  Eier  gebracht 
habe,  findet  sich  auch  anderswo,  aber  ansprechender 
ist  doch  die  Ansicht,  dass  etwa  der  Storch  oder,  wie 
in  L  u.  dem  angrenz.  BEram.  gesagt  wird,  der  Kukuk 
(s.  Gugyer)  die  0.stereier  lege,  der  Kukuk,  der  sich  mit 
den  Ostereiern  auch  in  den  gleichbedeutenden  RAA. 
berührt:  ,Er  hat  den  Guguck  schon  viel  Jahr  gehört-, 
und  ,Er  hat  [schon]  viel  Ostereier  geessen'  —  beide 
bei  Denzl.  1710  -  und  dem  dann  auch  iür  seine 
Ostereier  ein  Nestchen  aus  Wiesenblumen  bereitet 
wird.  Die  reifere  Jugend  vergnügt  sich  am  Erproben 
der  Eier  (s.  cMövMen,  piggen,  hepperhn,  putschen, 
spicken,  lüpfen.,  tötterlen,  tüti<clien).  zuerst  mit  dem 
spitzeren  Teil.  Spitz,  dann  mit  dem  stumpferen,  Arsch, 
Fiidli,  Gitpf,  wobei  das  schwächer  erfundene  Ei  dem 
Besitzer  des  stärkeren  als  Gewinn  zufällt.  Oder  man 
begibt  sich  auf  eine  Wiese,  wo  die  Eier  möglichst 
hoch  aufgeworfen  und  auf  diese  Weise  erprobt  werden 
—  ein  Brauch,  von  welchem  augenscheinlich  das  von 
RocHH.,  AI.  K.  S.  395  erwähnte  Ballspiel  entlelint  ist, 
da  der  Pehlwui'f  dabei  das  fCil  oder  das  irucJiig  Ei 
genannt  wird.  Dabei  kommt  vor.  dass  die  Knaben 
den  Mädchen  die  Eier  zu  entwemlen  suchen.  Auch 
sonst  machen  sie  um  diese  Zeit  Jagd  auf  die  Eier  der 
Mädchen,  und  wenn  diese  nicht  gutwillig  etwas  her- 
geben, so  werden  ihre  Taschen  durchsucht  und  wol 
auch  ein  Ei  darin  zerdrückt.  Zarter  ist  die  Sitte, 
dass  die  auf  das  hohe  Fest  konfirmierten  Knaben  am 
Ostermontag  (der  überhaupt  der  Tag  für  alle  Lustbar- 
keiten dieser  Art  i.st)  insgesammt  zu  den  gleichzeitig 
mit  ihnen  konfirmierten  Mädchen  gehen,  um  die  Oster- 
eier einzuziehen,  wofür  sie  Jene  auf  den  nächsten 
Sonntag,  den  sog,  weissen,  zu  Tanz  und  Schmaus 
einladen  ZHöngg  u.  0.  Im  KnonA.  ist  es  der  Kilter, 
welcher  von  seinem  Mädchen  so  beschenkt  wird  und 
dieses  dafür  zur  nächsten  Tanzgelegenheit  führt.  Vgl. 
HBüui,.,  Ged.  1834:  Wem  gV't  si ...  die  .■schönsten  Eier 
z'Ostere  mit  irem  Name  d'ruf?  ScnV  Z?  In  S  schieben 
die  Verliebten  einander  Eier  zu.  welche  mit  zärtlichen 
Sprüchen  und  Bildern  verziert  sind.  ,Es  isch  «o  tclt 
vo  Ostereiere  bis  zum  Stüeli  under-im  Vorzeiclie',  d.  i. 
bis  zur  Heirat.  BWyss.  Neben  den  Ostereiern  gibt 
es  da  und  dort  Pfingsteier.  und  ein  Sprichw.  sagt: 
,Dic  Hochmütigen  sind  den  Narren  so  gleich,  wie  die 
Ostereier  den  Pflngsteiern.'  Sulq.  Gix!  Osterei!  rufen 
die  Kinder,  die  Eier  emporhaltend,  um  sie  zu  zeigen 
Gl,  und  sogar  dem  armen  Miasli  in  Gotth.  Baur.  77 
kommen  O.stern  und  Eier  ganz  unzertrennlich  vor. 
S.  Gotth.  Erz.  u.  Bild.  1,  127  ff.!  HofstXttee.  B.  u.  Th. 
2,  132  tt'. !  —  Doch  nicht  allein  zur  Lustbarkeit,  son- 
dern auch  als  Abgabe  der  Zinspflichtigen  waren  die 
Ostereier  vormals  üblich;  s.  z.  B.  Gr. Weist.  1,  4.  — 
Vgl.  Harzei,  Perlei,  Pcrhei.  Rochh..  Naturm.  263. 
'266-268. 

Das  Ei  ist  ein  uraltes  Sinnbild  alles  Werdens,  also  auch 
der  Fruchtbarkeit  im  PHauzen-  und  Tierrei''h,  welche  um 
die  Ostcrzeit,  d.  h.  überhaupt  im  Frühjahr,  sich  erneuert, 
nnd  von  iler  clas  reii'hlic-here  Eicrleu'en  der  Hühner  eine  durch 


A.  K.  I.  (1.  1 


Niitzliiirkrit  alkTiliuKs  iiwli  c;rln.'ulii.-lLi'iu  Kuii(li.'L'lHiut,'  im 
Hause  ist,  als  die  Vurimihruug  der  Haseu  iu  i'eld  uud  Wald. 
--  Auch  au  Wcihnaclitf'U  sind  Hasardsidole  mit  Festspeiseii 
üblich,  s.  Wichimrhi.  ~  Bern.  Hiuk.  Butenkai.  ISll  eiwälnit 
auch  den  Oster li ahn. 

-Giig^-Eili:  Ei.  das  man  der  uucli  gackernden 
Henne  eben  weggenommen  hat  ScHwMa. "  -  Vgl.  Gaygeli. 

Gugger-:    bunte.s   Ei,   von   dgl.   die  Mutter   dem 
Kinde  sagt,  der  Kukuk  habe  sie  ihm  gebracht   L. 
Vgl.  Giiyiß'f  und  üben  u.  Osterei. 

Güli-:  Ei  von  Hühnern,  bei  denen  ein  Halm  iGäl) 
ist,   aScHw.         t">n.   i/'i/üi/i/let.     Ant.   1  fiter,   lUiscJiei. 

Grüsch-:  Ei,  das  in  Kleie  aufbewahrt  worden  Bs. 

Hanf-:  Ei,  dgl.  der  Ackermann  zur  Mahlzeit  ver- 
langt, wenn  er  den  Hanf  gesäet  hat  ZBassersd. 

Harz-:  ein  Ei.  dessen  naturlicher  Inhalt  durch  Harz 
ersetzt  ist  -  eine  Prellerei,  welche  beim  Hasardsiiiel 
mit  den  Ostereiern  etwa  geübt  wird  Z.  —  \'gl.  Pechei. 

Hasen-:  die  Frucht  von  Evonymus  euroii..  Spindel- 
baum. DüBH.:  Zyeo. 

Vgl.  die  Gestalt  der  Beere  und  bes.  ilie  nackten  Namen 
bei  Perger.  Studien  :J.   7. 

Kue-.  Solche  bildeten  vormals  eine  Steuer.  ,Die 
von  R.  sollen  die  zins  und  zechenden  geben  wie  von 
alterhar.  u.sgeschlossen  die  eier.  so  man  nemiit  kuoeier.' 

nm.  Egi-i.  Act. 

Vielleicht  «ar  die  Zahl  der  Kier  bemessen  nach  der  Zahl 
der  Kühe. 

Kros-:  .Krosseycr  werdend  in  der  schalen  in  äschen 
gebraten.'  1557,  Heusslik.  .Krosseyer,  klosse,  jiastillus.' 
Denzl.  171Ü.  2.  178'.  wofür  mit  einem  andern  Druck- 
fehler 1.  554  .Eine  gattung  Speiss.  Klösse,  Klösse3-er-. 

K r  0 1  e  n -  E  i  e  r :  oft  mit  Froschlaich  verwechselt  Aa. 

Spinnmuggen-:  Solche  werden  dem  genannt,  der 
mit  unzeitiger  Neugier  nach  dem  Bestand  des  Mittag- 
essens fragt.  Sdtebm. 

Nest-:  1.  das  Ei.  welclies,  um  ferneren  Eiersegen 
m  .lichern.    der  Henne  im  Nest  belassen  wird    U. 
2.    Eine   Person,    welche   den  Mitteljninkt    ihrer  Um- 
gebung bildet  U. 

Pech-:  Ei.  dessen  spitzer  Teil  mit  Pecli  aus- 
gegossen ist  Z:  s.  Har^ei. 

Boden-Eier:  Bovista  plumbea  Pers.  (iWe. 

Boll-:  in  S  mit  o.  PI.  uv.S;  Ndw:  kleine  Kugel 
aus  Ton.  Stein  oder  (ihis  als  Sjiielzeug  für  Knaben 
S;  Ndw;   -AäF.:   Vw." 

Von  hollmi;  s.  auch  UüU<ii  und  bvkn,  M':i.  L»a  die  Oster- 
eier auf  Wiesen  auch  aufgeworfen  werden  und  man  auch 
hölzerne  Eier  zum  Kolleu  auf  hartem  Boden  hatte,  deren 
Gestalt  sich  der  Kugel  allmählich  nähern  mochte,  so  ist  an 
der  Zugehörigkeit  des  W.  zu  .Ki'  nicht  wohl  zu  zweifeln.  - 
Syn.   s.   Schnellkugel   in  Synon. 

boleien  S:  .AaF.;  Vw".  bnleilcn  S:  mit  .solchen 
Kugeln  sjiiclen.  Die  letztere  Form  vom  Dimin.  des 
Subst.  abgeleitet. 

Pullen-:    das  erste   Ei.    das  eine  Henne  legt  Ge. 

Perl-,  tie-rli-:  Ei  vom  Perlliulm.  Solche  gelten 
für  besonders  hartschalig  und  sind  darum  bei  dem 
Hasardspiel  mit  den  Ostereiern  gefürchtet.  A.  Wem- 
iiier  [wollen  wir]  tiit.sclini  Ki  in»  FA'f  B.  Nei,  du 
Iiii4  e.i  Berlk-i  '/.. 

Pasten-:  .Zanie  oder  wilde  rüeble  oder  pasteneyer 
pastinaca.-  Mal.     .Pasteneier.  Pastinaken.-  Spreng. 

Wenn  das  W.  als  PI.  aufzufassen  und  hier  einzureihen 
ist,  so  mag  es  zunächst  die  Früchte,  welche  allerdings  eirund 
sind,  bezeichnen.  ""       " 

Schw.  Idiutikuu  I,  1. 


P  fingst-   s.    Ostriri. 

Bluest-:  während  der  Blütezeit,  wo  die  Hüiiner 
die  herabfallenden  Blüten  fressen,  gelegtes  und  darum 
wenig  haltbares  Ei  Z.      -   Vgl.  Aiiiiateiiri. 

Küsch-Eili:  unfruchtbares  oder  Wind-Ei  Z. 
Dänikee.     -  Syn.  hiter.    Ant.  (leijü'jißet,  Giiliei. 

Sehne- Eier:  Bovista  plunibea  Pers.  (iWe. 

Tuben-:  .As  Brätli  iriiz-ii-iv  T.  xii  if filier  iiml  so 
urtii/.'  Hesggelee. 

Karfritags-:  1.  am  Charfreitag  gelegte  Eier,  neh- 
men nach  dem  Volksglauben  keine  Farbe  an,  bleiben 
das  ganze  Jahr,  löschen  brennende  Häuser,  wenn  dar- 
über geworfen  Z.  —  2.  Eier,  welche  am  Charfreitag 
vom  Sigrist   als  Geschenk  eingesannnelt  werden    SL. 

eieren:  Eier  legen.  .Gaksen  wie  die  Hüner.  wenn 
sie  geeyert  haben.'  Spreng. 

eierlen:  1.  nach  Eiern  riechen  oder  schmecken 
Ap;  GT. ;  ,allg.'  —  2.  Frühlingspiel  der  Jugend  mit 
Eiern  G.  .Man  eierlet  noch  am  Ostermontag  auf  dem 
Brühl.'  PScHEiTLis.  1829.      -  Syn.  tfituclwii. 

Ei  U.  Eie  f.  ein.s;ib.  BO.  u.  U.;  L;  Uw;  U;  Zq: 
Z,  zweisilb.  in  ä.  Urkunden  u.  Aa;  Ge;  P;  S;  Uw;  W. 
Dimin.  Eielti  BO.:  Au.  1.  Insel.  In  der  Eie,  Ürt- 
lichkeit  in  PM..  welche  ital.  durch  nell'  isella  be- 
zeichnet wird.  Syn.  Au  II  1.  -  2.  Am  Wasser  ge- 
legene Wiese  B;  LE.  .Ey  ist  in  der  Schweiz  meist, 
was  in  Deutschi.  Au.  ein  niedriges  und  wol  etwas 
feuchtes  Uferland.'  JBW^yss  1816.  Daher  ..Eiijrimd 
BNidau  niedriges,  nasses  Land,  das  aus  einer  Art  von 
Lehm  besteht,  im  Gegens.  von  Kügland,  steiniges  oder 
hoch  gelegenes  Land".  Syn.  Au  II  ^.  —  3.  Am 
Wasser  liegendes  Gesträuch  oder  Gehölz  ..B;'  W. 
In  d'Eic  (Jan  fjaii  Holz  reichen  W.  ,Aus  der  A'ispcr 
Eye  sind  schöne  Landgüter  geworden.'  AjiHebd.  St.Ulr. 
.Gewisse  Eyen.  die  sich  längs  der  Rhone  hindehnen, 
und  deren  .Studen"  (mei.stens  Erlen)  für  Dämme  be- 
sthnmt  waren.'  ebd.  ,Das  ganze  Dorf  Ulrichen  sei 
Sumpf  und  Eye  gewesen.'  ebd.  S  y  n.  Au  II  3.  — 
4.  .\bgelegene  unbewohnte  Gegend  .U;"  W.  All- 
mende mit  Gesträuch;  niedriges,  nasses  oder  sandiges, 
lehmiges  Land  W.  G' meint  Eie.  wilde,  rauhe  Weide, 
einer  ganzen  Gemeinde  gehörig  ebd.  —  Syn.  ifiinini 
Lisclie. 

Ein  auch  in  zahlreichen  Urts-  und  Flurn.  erhaltenes  spe- 
zifisch Schweiz.  W.  Uatschet  31 '2.  Gfr.  Registerhd  2,  :j33. 
i  334.  446.  ,Der  eyg  stavel'  Wangen,  Schw  Rq.  36'2(y)  Von 
der  Bcschafl'euheit  der  Eien  rührt  her,  dass  solcher  Boden  oft 
nur  in  Gemeindebesitz  und  ein  Weg  darüber  allgemein  benutzt 
wird.  Darauf  bezieht  sich  eine  Angabe  ans  W:  .(l'imini  E.. 
verbotener  Fussweg'.  Nicht  an  allen  mit  Ei  benannten  Orten 
ist  Wasser  nachzuweisen  und  in  einigen  Namen  mag  Ei  nicht 
unser  W.,  sondern  anders  zu  erklären  sein,  z.  B.  als  Ver- 
kürzung aus  Eih,  Eiche;  die  Mehrzahl  aber  drängt  zur  An- 
sicht, dass  Ei  Nbf.  von  Au,  Äu  sei.  Uass  das  Habsb.  Urbar 
über  LKriens  ,in  der  Eie'  abhebt  von  ,in  dem  Mose'  »ud 
,iu  dem  Hasle'  [das  mit  Hasektaudeu  bewachsene  Bachgebiet), 
also  gerade  von  denjenigen  Begriffen,  welche  wir  oben  dem 
erstem  W.  beimassen,  begründet  kaum  einen  ernsten  Einwurf. 
Die  lautliche  Identität  der  beiden  WW.  aber  ist  allerdings 
nicht  so  hdcht  nachzuweisen,  wie  Gr.  WB.  3,  77  meint.  Das 
W.  Ei  kommt  nämlich  keineswegs  bloss  in  denjenigen  Ge- 
bieten vor,  welche  gemäss  ihrem  Vocalismus  ei  statt  uu 
sprechen  müssen.  —  Das  sächl.  Geschlecht  für  Ttchannci-  Ei 
an  der  Emme  erklärt  sich  aus  der  Analogie  der  Syn.  .U<" 
und   Itird.  Vgl.  den  folgenden  Artikel. 

Eicle  f.:  Name  eines  Inselchens  und  des  gegen- 
über liegenilen  (intes  Zg. 


19 


A.  E.  I.  0.  U 


Kupp  lY,  1,253,5  ,Eiolen'.  Eine  Art  Dimiiuit.  Bttr.  ,7 
i?i  rtfi-  Nbf.  ,Eige!en'  Gfr.  23,  267  s.  0.  Sp.  lö.  —  Die 
Eieren  B,  (l,is  Ekrle  Th  Wohl  ebeufalls  blosse  Nbf.   zu  Eiek. 

,Ei  in  f.:  Landgericht  BO.'- 

A'iell.  eins  mit  Ei  II  S,  4;  vgl.  die  Au  im  Eugad.  (0.  Sp.  ö). 
wo  ebenfalls  Landsgemeinde  abgehalten  wird.  Auffallend  ist, 
dass  St.   in   2.  Autt.  diesen  Artikel  wegliess. 

E  i  s.  Eich.  iwe.        E  i  e  .s.  lur. 

ei  I  «('.■  Pronominalstainm  mit  demoii.str.  Bed., 
der  in  der  Zss.  d-ei,  in  dem  adj.  Pron.  eine  u.  viell. 
in  dem  0.  Sp.  4  in  der  Form  ä  aufgeführten  bündn. 
Präfix  zum  Vorschein  kommt.         Vgl.  ene''  (jener). 

ei  11:  hinab  GRh. 

Eins  mit  dem  0.  Sp.  4  besprochenen  äi,  aber  vollends 
einsilbig  geworden,  die  letzte  Zuspitzimg  der  Umgestaltungen 
der  Gruudf.  abliiu. 

ei  EU:  Interj.  lebhaften  Affektes.  1.  Ermunter- 
ung. ,E_v,  der  Junker  zalle  uns  ein  halbs.'  1651, 
Schimiifr.  -  2.  Zuruf.  Eilus!  [höre]  Gk.  -  3.  Zu- 
.stinimung.  Ei  ja,  nun  denn,  ja  gerne  Tu;  Z.  - 
4.  Verwunderung,  auch  über  sich  selbst  Uw.  Ja 
hind  [habt]  /)•  das  nit  f/'merggt?  Einei!  oder  Ei  jo, 
sehn"  lawj!  GSa.  —  ü.  Spott,  bes.  im  Sinne  von  pfui 
Aa.  —  6.  Schmerz  Uw. 

Abgesehen  von  unseren  ä.  Lexikographen  (s.  bei  Ur.)  bei 
Weitem  nicht  so  üblich  wie  in  Deutschland ;  daher  sprichw. : 
Ei,  ei!  mit  de  Steekbonr  [spricht  man  in  St.].  Dafür  all- 
gemeiner ül  Bei  folgendem  /  (ja)  übrigens  schwer  von  ein- 
ander zu    unterscheiden.      S.   n.   uche-le. 

ei  IV:  ver.stümmelt  aus  nei,  d.  i.  nein,  in  ver- 
drossener Rede  Z.  —  Vgl.  e-e. 

ei  s.  ein,  Zahlw.  u.  Pron.     -  after-ei  s.  ebd. 

ela!:  Weiterbildung  aus  ei!  ,Eya.  so  lasse  dich 
aufwecken!'  1645,  JPHofmstr.  Jetzt  mehr  nur  als 
Einleitung  zu  dem  bekannten  Scliluninierliedchen  üb- 
lich ;  hier  auch  .  /. . 

Eiele,  Eielti  s.  Ei  II. 

eier:  Dat.  Sg.  f.  des  Pron.  und  des  Zahhv.  (•/)(. 

eieren,  ciren  s.  eren,  pflügen.       Eierle  f  s.Erle. 

Eu,   Euw  f.    s.  An  II.  S.  5/6.         eu,    s.  fi,    fich. 

eue,  eui,  euis;  euere  s.  ilirer. 

eues;!' :    .\nfang   eines   Anzählspruches.    B.  2,  311. 

Eiicl  s.   (_'iirl.        euig  s.  ewig. 

i!  Ausruf  der  Verwunderung  oder  Missbillig- 
ung, je  nach  der  Betonung  B.  ,Y  du  bist,  dass  dich 
Gotts  wunden  sehend,  als  böswicht.'  1531,  STRicKr..  A. 
3,  46  (dafür  45  ,ei').  ,Y,  ein  geschrei  auss  Zorn  oder 
unwirsse.'  Fbis.  ,Y  lass  dir  dz  schnöd  galt  nit  so  lieb 
sein!'  Mal.  Der  heutigen  Volksspr.  ziemlich  fremd, 
da  es  durch  das  vieldeutige  ä!  ersetzt  wird.  Doch 
auch  i-dä-dä!  als  Ausruf  der  Freude  und  V^erwun- 
derung  GT.:  -/  (mit  tieferer  Betonung  des  zweiten 
Voc.)     Au.svuf  der  Kinder:  ei  wie  schön!  GA. 

Wahrsch.  gehört  hiehcr  der  Ausdruck  des  .\rgers  i  lusiy,- 
Tf,/,H  B.  2,  :329.         Syn.  >!  -     S.  auch  .•-..' 

i  fl)  s.  ich,  in,  ic  (je),  (7   III.         I.  1-e  s.   Ine. 

l-  (ij:  verstümmelte  Form  verschiedener  \VW.  in 
Zss.;  s.  Eifalter  (Kolter);  Joehhalm  (Ihalm);  Llnlachen 
(Ilachen).     Auch  Johannen  (Ihannes). 

i  (ii  I:  die  mundartliche  Verstünnuelung  verschie- 
dener Partikeln,  wenn  in  unbetonter  Stellung;  s.  ich: 
iirh:  in:  ie  (je). 

i  II:   in  der  Z>s.  nili,<lrnm,'   I,;   nn.I.        Vgl.  e  //  (i. 


-i  III:  Suffix  an  Imperativen  wie  los-i!  horch!  Sch. 

Scheint  eine  weit  fortgeschrittene  Absclnvächuug  des 
gleichbed.  -a  !  s.   0.  Sp.   2. 

i-änen:  j'ahen,  vom  (ieschrei  des  Esels.  Fohki; 
(1563)  schreibt:  .Yhhanen-. 

Die  Einschiebung  des  n  soll  den  gcliSultru  Hiatus  inildiTii. 

I-e!  Ausruf  der  Bewunderung.  Kdspr.  Ap.  .Wie  es 
[das  Wiegenkindlein]  über  dem  bunten  Tuche  i-ä!  i-ä! 
macht.'  HPest.  1781.  g  47. 

Weiterbild iiug  der  Interj.  1  oder  Zss.  derselben  mit  a  r. 
-     Syn.  «/-«.' 

I-encli.  Xi-eneli  n.:  Etwas  Hübsches,  in  die 
Augen  Fallendes,  Kleinod.    Kdspr.  Ap. 

\.  mit  müssigem,  viell.  aus  dem  inlautenden  >i  erzeugten 
Vorschlag. 

i-e  s.  hihin. 

-iö'.  den  Ton  des  ganzen  W.  auf  den  Schlussvoc. 
ziehend,  angehängt  an  Subst.  in  dem  Sinne,  dass  Hülfe- 
leistung in  der  betr.  Gefahr  herbeigerufen  werden  soll. 

Beruht  auf  einer  Interj.,    welche    dem    gr.  lat.  io!   eut- 
spräche,   oder  auf  der  Verbindung  der  Interjj.   i  und  «. 
Vgl.  frz.  au  feu,  au   voleur,  au  secours.    —    Abi.  Jolen. 

für-!  zuw.  -M-;  Feuerruf  allg.  Als  solcher 
scherzhaft  verkehrt  in  den  allg.  verbreiteten  und  viel- 
fach variierten  Reimen:  F.,  de  Bach  [Khy",  Äe,  Sehne,  ül 
d'LintJ  briinnt  usw.  Übertragen  als  Warnungsruf  auf  " 
der  Schlittbahn  ScnHa.  —  .Man  schrey  [schrie]  für  jo.' 
Kessl.  .Ein  schueler  habe  einen  glüejeuden  Brand  in 
das  türr  holz  gestossen  und  also  ein  fürjoo  machen 
wellen,  damit  menklich  von  der  schuol  ze  laufen  fucg 
hette.'  Vad.  .Wer  erschncket  nicht,  wenn  man  leure-0! 
schreytV'  JohMijller  1665.  ,Furio!'  Klinql.  1691. 
, Feuer  io!"  GHeidegqee  1732  neben  gleichzeitigem 
.Zetter  und  Fürio  geschrauen.'  JJUi.u. 

helf-!  /irf//--.-  zu  Hülfe!  L;  Z.  .Hälffenio.  waffen, 
zeter.'  Burx.  Anfg  XVI.  .Helfenjo!'  Manuel.  .Helffio 
schreyen.'  Denzl.  1716.  .Wie  er  Mordio  und  Heltto 
ruft'  HPest.  1781.   17!iii. 

Zu  (Jrunde  liegt  der  einsilbigen  Form  eine  ii.  Xl»t.  des 
Subst.  Hilfe:  der  zweisilbigen  der  in  imperativ.  Sinne  ge- 
brauchte  Inf. 

niord-!    Hülferuf  gegen  mörderischen  .Vnfall. 

dieb-!  Hülferuf  gegen  Diebe  Bs;  Sch. 

achel-!  scheinbare  Zss.  mit  -iö.  S.  \irliiielir 
achelf-(i. 

ie:  .\dv.  je.  1.  Absolut  stehend  a)  ,>  immer 
ZTös.st.,  und  mit  abgeschwächter  Bed.  und  Form: 
ifoclilei  ein  wenig,  so  klein  es  immer  sein  möge  W. 
Platter  schreibt  noch  altertümlich:  .Ich  han  so  vil 
guets  von  den  Schwizeren  hören  sagen,  das  ich  io 
gern  han  begert  ein[en]  zu  sehen.'  ,Der  kämpf  wirt 
ye  häftiger  vnd  grimmer.'  Feis.  ,Es  muess  ie  leben 
diser,  welchen  Gott  erhalten  wil.'  JWSiml.  1652.  Sonst 
schon  früh  auch  Anlehnung  an  die  hochd.  Schreibung: 
.je  dahar'  von  je  her.  BStadtsatz.  1406.  .Denn  je  so 
i.st  eins  predgers  anipt,  das  er  den  lastren  widerston 
sol.'  ZwiNGiJ.  -  Immerhin,  jedenfalls,  trotz  Hinder- 
niss:  ,Si  wollen  je  die  reis  tuen.'  Fründ  1447.  -Di- 
stributiv: .Ye  ein  tag  um  den  andern;  ye  nüt  dem 
dritten  wort;  ye  nach  dem.  jirout.'  Mal.  .Fressen  sich 
selber  je  der  grösser  den  kleinern.'  Fischb.  1563.  ,Je 
geparecht'  [paarweise],  ebd.  Repetierend  gesetzt, 
wofür  son.st  und:  .Täglichs  je  meer  je  meer.-  1520, 
Absch.    In:  .wer  ic.  wer  immer.   Weist.  I. '288.  Z  XV. 


•Jl 


A.  i;.  I.  (». 


22 


ist  der  Bogritt'  der  zeitlichen  Continuitiit  oder  Dis- 
cretion  zu  abstrakter  Allgemeinheit  abgeschwächt,  aber 
deutlich  versch.  von  nhd.  ,wer  je-.  Eigentümlich  bei 
Tbchüdi  ,(Si)  warb  sölichs  öftermalen  an  inie,  je  dass 
er  iren  verhiess,  si  ze  vereelichen.'  Die  urspr.  Bed. 
ist  ofi'enbar:  ,inmier  fort,  so  dass  — •,  was  allerdings  in 
,so  lange,  bis  -•  umgesetzt  werden  kann.  -  b)  Eine 
vereinzelte  Spur  der  Bed.  jemals,  aber  vielmehr 
ehmals  finden  wir  in  der  Stelle:  ,Troja,  das  y  die 
Griechen  gsteckt  in  Brand.'  Comedia  Beati.  —  2.  cor- 
relativ  =  je-dcsto.  Hier,  wo  das  W.  unbetont  ist, 
gerne  mit  Abschwächung  des  Doppellautes  zu  e,  i, 
zunächst  an  der  einen  Stelle,  dann  an  beiden.  ,Je 
mehr  man  dapfer  auf  ihn  sehlägt,  ie  mehr  er  sich  im 
lauf  bewegt.'  1Ö57,  JHAmmann  u.  a.  ZScribenten  noch 
im  XVIII.  wie  noch  heute  in  Z.  Je  Inngers  i  lieher,  me 
udgl.  B.  „E  länger  i  meh"  Aa  (f-i^i;  Ap;  Gk;  ScnwMa. 
frf-ij.  E  lengers  i  me  Ndw,  e-c  Ap  (f^-r) ;  BE.  (e-e) ;  Gl 
frf-rf^;  LE.  (e  legers  e  besser);  ScuSt.  Ferner  ,Di  längri 
später.'  Näfels.  Fahrt.  ,U  [und]  das  de  länger  je  lieher.' 
GoTTH.  Endlich  und  am  eigentümlichsten  es  lengers  i 
bes.ser  BRi. 

Bemcrkonswert,  dass  in  diesem  Falle  kein  Versuch  ge- 
macht wird,  den  Hiatus  aufzuheben:  c  i,  je  früher-T.,  Sulger 
n.  .\.  —  Wie  sehr  das  Verständniss  der  vorliegenden  Formen 
dem  Sprachbewusstsein  entschwunden  ist,  beweisen  auch  die 
Schreibungen  selbst  von  Gebildeten:  ,e  lengere  eh;  ä  läng'ri; 
c  längeri;  di  längri;  es  lengersi;  i  bi  ne  längirsi'  st.  ,i  bin 
c  1.'  In  dem  letztern  Falle  hat  übrigens  nach  der  Art  der 
betreffenden  MA.  vocalische  Akkommodation  fi'.--«  aus  e...i) 
Statt  gehabt,  wie  wenn  das  letzte  i  als  Bildungssilbe  zum 
W.  gehörte.  Das  d  von  di  länger  mag  von  Fällen,  wo  ein 
auslautendi's  (/  vorangieug.  seinen  Ursprung  genommen  haben. 
Man  konnte  übrigens  hier  beim  Comp,  auch  an  Verwechselung 
mit  dem  Acc.  des  mänulichen  Art.  denken,  da  die  Anwendung 
desselben  beim  Sup.  in  adverb.  Sinne  beliebt  ist.  Anstatt 
hiujera  i  Imit  s  gebildetes  Adv.1  wird  lenger  si  (d.  i.  so)  ab- 
"uteilen  sein,  denn  in  dem  r»,  von  et-si,  es-ea,  verkürzt  aus 
ah,  alm,  steckt  ebenfalls  «o.  Diese  Correhitivenverbindung 
mag  sich  vom  BO.  ans  den  benachbarteu  MAA.  mitgeteilt 
und  sich  dort  mit  der  andern  (ie-ic)  vermengt  haben  zu  iV-so. 
' —    Syn.  ala-ah.    —    Abi.   ielich;  s.  auch   iene,   iez,  nie. 

cppet-  ijipl!^  LG.,  Spedi.^  Aa;  ScnSt. ;  Z:  zu- 
weilen, dann  und  wann,  nicht  selten.  O.  tind  denn 
gli  wider  (scherzhaft). 

Das  beliebte,  hier  zur  Vermeidung  des  Hiatus  uud  nach 
Analogie  der  meisten  hier  folgenden  Verbindungen  dem  erstem 
Adv.  angehängte  (  hat  zwischen  den  Vocalen  Erweichung  zu  d 
orfehren. 

CS-  o»£rf,  TOrf^,  rf«frf  BO.;  Git;  GaL..  G.,  0.;  Vw; 
es-ie-e  GrO.;  esiene  GkD.;  UwE.;  esienig  Wst; 
sienig  Obw:  bedeutet  eine  Beschränkung  des  Begriffes 
von  ie,  immer,  näml.  1.  zuweilen,  hin  und  wieder, 
manchmal  BO.;  G;  Vw.  Gerne  verbunden  mit  einist 
Vw,  eis  BO.  d.  i.  einmal;  e.  eine  etwa  Einer,  Mancher; 
esiemöl,  äslja-n-e-mäl  manchmal.  Auch  disjunctiv,  z.  B. 
e.  ivol  und  e.  ühel.  2.  ehemals,  vor  Zeiten,  zu- 
weilen BO.;  Gr. 

In  tienig  hat  sich  die  Abschwächung  des  erstem  W.  (voll- 
ständig etefi)  bis  zu  völliger  Aphäresis  des  Voc.  fortgesetzt; 
anderseits  ist  der  betonten  Hälfte  eine  Erweiterung  durch 
eine  sehr  beliebte  Adj.-  resp.  Adv. -Endung  zu  Teil  geworden. 
Übrigens  ist  dieser  Weiterbildung  diejenige  mit  -e  voraus- 
gegangen, welches  sich  als  adverb.  Endung  oder  als  bloss 
lautliche  Schwellung  betrachten  lässt;  n  ist  euphonisches 
Einschiebsel.  Die  Verl)indung  eeiemol  ist  durch  die  Syn- 
kopierung des  Art.  dem  Hiatus  aus  dem  Wege  gegangen.  — 
Syn.    1.    üjipetie.       2,    alllli/l,    nllimal,    iimme,    alle. 


eisdcr-:  immerdar,  oliiie  Unterlas.s  Aa. 

hüt-:  heute  immer  oder  jeweilcn,  h.  hin  und  wieder 
Aa;  Bs;  ScnSt. ;  Z  und  schon  bei  Man.  Repetierend 
im  Sinne  der  Verstärkung  Uüt-ie  und  ie. 

Bei  Fris.  Mal.  mit  erweiterter  Form :  ,heüt  yemer,  hodie 
unquam'. 

nacht-:  während  der  vergangenen  Nacht  immer 
oder  zuweilen  Tn;  Z. 

sider(t)-  »ideri^  Hebel;  -i-  Aa;  aXdn-nc  ScnSt.;  Z, 
„aider(t)-hie  Th;  Vw;  Zg"  :  seither  immer  oder 
jeweilen.  —  ,Er   i.st   sytertye    im  Grab  g'lega.'    1712, 

GöLDI. 

Durch  ,hie',  hier,  hat  eine  Umdeutung  stattgefunden: 
bis  hieher.  Die  Bed.  streift  bei  Hebel  an  die  von  .später, 
nachher'. 

zent-:  unausgesetzt  auf  der  ganzen  Strecke  GWe. 
—  Gebildet  nach  Analogie  des  lokalen  Adv.  zent-ume. 

ielich  icelifj  Id.  B;  „jelig",  Beide  für  BO. ;  i^li 
AAFr. ;  „L" :  "l.  j  eder  BO.  lt.  St.  u.  Id.  B.  --  2.  irgend- 
ein, manch,  nur  in  der  Verbindung  mit  ,Mal'  oder  ab- 
solut als  Adv.  zuweilen,  ielimöl  kkFr.;  Bs,  „jelige-. 
jelimal  L;  Zo",  ,ielich  mall.'  ThPi.atter. 

Jelimal  wird  als  PI.  (vgl.  das  einigerinassen  syu.  nllimal). 
jeligemal  als  Adv.   (jelig  ein   Mal)  zu   verstehen   sein. 

ie,  ie-e  s.  Inhin. 

ie  verderbt  für  1.  hie,  hier.  s.  ie-hnr.  -  2.  wie, 
s.  weiss-ivie. 

mit-ie  s.  mit-hin. 

ö!  I.  Interj.  der  Verwunderung,  bald  der  freudigen, 
bald  der  schmerzlichen.  Auch  in  dimin.  Form  ö-eji. 
öweli  Ausruf  des  Erstaunens  Bs,  nali,  o  weh!  BM.  Im 
Ganzen  alleinstehend  ziemlich  selten,  häufiger  in  Ver- 
bindung 1.  mit  einer  folgenden  Anrede :  0  schö"  Lieb, 
cliam  zue-mer  i  d'Hütte,  o  sehn"  Lieb,  chimi  zue-mer 
uf  d'Ali>l  alt.  LVolkslied.  —  2.  als  Ausruf  mit  fol- 
gendem ,wie'  und  Adj.;  wie  nhd.  —  3.  mit  fol- 
gender Interj.,  welche  dann  immer  den  Hauptton 
hat:  0  hö!  heie!  je!  joch!  jeiner!  Ie!  schiess!  u-ätsch! 
S.  diese  WW.  und  oh  ...  0  feg  ab!  ö  feg  ab!  Ruf  des 
Kaminfegers,  wenn  er  die  obere  Öffnung  des  Kamins 
erreicht  hat  und  den  Kopf  herausstreckt  Th.  Mit  0  ho, 
zäl  so!  mussten  ehemals  in  Z  die  Wächter  auf  den 
Festungslürmen,  nachdem  diejenigen  auf  den  Kirch- 
türmen die  Stunden  geblasen  und  angeschlagen  hatten, 
ihre  Wachsamkeit  bekunden. 

ö!  II.  Zuruf,  mit  welchem  zum  Innehalten  auf- 
gefordert wird;  zunächst  an  Zugtiere  (in  dieser  An- 
wendung auch  0).  0(ö)ha,  hebe,  halte  still  halten.  Halt 
machen,  von  den  Zugtieren  und  vom  Lenker;  zurück- 
halten flg.;  allg.  Vorne  Ö  glichet  und  binde  g'stösse 
Gn  (Bild  für  widersprechendes  Tun).  O  hebe  tr.,  zum 
Stehen  bringen  Gl.  Hand  e  chll  ö!  habt  ein  wenig 
Geduld!  Schw.  —  Syn.  üf,  hilf! 

-0  III  interject.  an  andere  WW.  angehängter  Laut, 
durch  welchen  man  Aufmerksamkeit  erregen  will. 
1.  zum  Anrufen  oder  Herbeirufen  von  Personen  aus 
einiger  Ferne,  also  eine  Art  Vocat.  bildend,  dessen 
Form  dann  zuweilen  auch  für  die  übrigen  Casus 
stehen  bleibt;  im  eigentlichen  Rufe  immer  den  Haujit- 
ton  tragend  und  sich  etwa  B  zu  «*  verdumpfend  oder 
in  ö"  BBe.  ausklingend.  Vater-ö!  Mueler-ö!  Mileti-6! 
Mütterchen!  Mari-ö!  Christi-ö!  Josep-ö!  Hans-ö! 
Hwns-ä!   Lisi-ü!  B;  Gl;  G;  Z.     Züsi-o,  Ziisi-ö!  hei"' 


A.  K.  I.  0.  II 


cliö".'  (ioTTii.  X'irrii  Xiirri  yarrö!  rutV'ii  ilic  Kinder 
in  TbFi-.  hinter  dem  Fa.stuaehtsiiarrcn  her,  in  Zo  ist 
davon  nur  Xaire!  geblieben.  Übrigens  ruft  auch  der 
< iuggisberger  Afte!  Vater!  Zur  blossen  Endung  für 
den  Vocat.  herabgesu)iken  B;  F;  Z  verliert  es  den 
Hauptton,  so  in  dem  Canon  Hatisö,  Hanxd,  häst-mer 
de  Riieäi  niene  //'seh?  und  in  den  Anredefornien  der  ge- 
mütlichen Rede:  Ättö!  lieber  Vater!  Chhidö!  Mmtitö! 
in  ih.  selbst  diiü!  irö!  Doch  in  Com.  S.  Beati  immer 
nocli  mit  der  urspr.  Betonung:  ,Häb  sorg,  puro  [Bauer]! 
eil!  fall  doch  nit.  -  Hab  dank.  Huro!  -  l'uru!  Kanst 
du  auch  seitenspilly-  Mit  dem  Tone  sinkt  etwa  auch 
die  Vocalfarbc:  Ättu!  BÜ.;  F,  Ätte!  BSchw.  — 
2.  Ausruf.  Schnegge!  Schnegge!  Behnchnegg-ö!  Ruf 
des  Schneckenverkäufers  in  Bern.  Kuhn  1810.  ZU-ö! 
rufen  die  Kinder,  wenn  sie  beim  Fangspiel  das  .Ziel' 
berühren.  D'Sit-ö!  und  verstümmelt  zi-ö!  [auf]  die 
Seite!  Ruf  zum  Ausweichen  beim  Schlittenfahren  Ap; 
G.  Anders  .;!tö!  beim  Versteckensspielen.  womit  Dem- 
jenigen, welcher  suchen  soll,  angezeigt  wird,  dass  es 
nun  an  der  Zeit  sei.  —  3.  Verbal  in  dem  Kiltrufe: 
hosch-ö!  s.  0.  lioscha;  ferner  ilber-ö!  womit  man  den 
Fährmann  herüber  ruft  (hol  über!)  ZReuss;  il-ö!  vor- 
wärts! S;  ]iil-ü!  Z  Ruf  an  Zugtiere,  vorwärts!  Narrö, 
d'Chiieli  scJifidö!  pflegte  der  Viehhüter  zu  schreien, 
wenn  ein  Rind  über  die  ürenze  schweifte  Ap,  LZei.t,- 
WEGEB  1738.  —  Vgl.  Schade». 

VwiU  mit  a  III  oder  daraus  abgeschwächt  und  sich  zu 
"  weiter  verdampfend.  Die  sehwache  Pluralbildimg  Oliindi; 
l.iiiij  '/,,  welche  sieh  fUr  Jen  Yocat.,  z.  T.  nur  fiii-  di.sm. 
fVst(.'isi-t7.t  hat,  gewinnt  ehenfalls  dem  Vocat.  Sg-.  ^.  ■-,  niilur  ilrii 
AnsiliiMn  einer  Abschwächung  znm  Behuf  der  Iiill.iciizii  ruiis;, 
Miinii'}  udgl.  im  Sinne  des  Nomin.  inihr  nur  in  scherzhafter 
oder  gemUtliclier  Kede.  In  F  snll  si.di  Jiin  als  Vocat.  von 
Atitt,  dem  Noni..  abheben. 

ö  s.  ob-hiv,  -sich,  auch,  an  [ohne|. 

o!  Ausruf  jähen  Schmerzes  Ndw.  -     Vgl.  ö  I. 

«1!  1.  .\usruf  des  Schmerzes,  o  weh!  B;  Sulq.; 
Onw  <ii  jf-:  -  2.  der  Ablehnung  U.  3.  der  Be- 
wunderung: (li.  oi !  ZSth.     -  Vgl.  rti!  im! 

V.  l\Hiitenanteii-u;  der  Buchst,  r.  So  in  den 
ZLaiulscluiIen  vor  den  Dreissiger  .Jahren  ( I, ehrer 
•Idcker). 

Koni,   verderlit  aus  K< 


Vj  ü,  U  w  m. :  Uhu,  bubo. 

Die  (irundf.  zu  Üwel.  Ole  usw.,  //«;/•,  Ulm  usw.  Von 
Wz.  11,  ni- schreien;  vgl.  gr.  aSeiv,  lat.  onm  .jauchzen.  Der 
Vogel  .jauchzt  uämlich  .wie  ein  betrunkener  Bauer'  liu!  oder 
ithii  puhii   fpvIiuH   liiiliii!    und    heisst    daher    auch    Cntjuelimr. 


llnriur.  Hui-.  Hl,-.  Pinn,,/,!.  Il.din.  /'«//«;,  ll„lnn.  Iluli.ii, 
Iliilm;   Iluhehr  udgl.    -    Zss.    ii-irl.j.ihn. 

Hüru  m.:  Uhu.  bubo.  ,Hüvu  vel  Hüruw.'  (jessn. 
1.5.5.5.  ,Von  dem  Huwen  oder  Hüru.  Bubo.'  Heussl. 
1.5.57.  1600.  .Hüru.'  Mat,.  In  der  lebenden  Volksspr.  nur 
unver.standen  noch  erhalten  in  der  Form  Hiiriif.  s,  d. 

Von  liiireii,  laut  rufen,  also  im  Grunde  eiuc;  fciutologiselie 
Zss.,  nicht  mehr  sagend  als  das  einfache  Hi'ni,  s.  Wackeru. 
Voc.  2  42.    .50.    --    Vgl.   IIiinNhu";   l'rhu";   //i<mi«/)»«/.7.' 

u!  1.  n'  Interj.  des  Schmerzes  Hs.  -  2.  n';  Interj. 
der  Freude,  des  Wcdilbehagens.  Dimin.  ali!  ü-,-U!  Kdspr. 
Bs.  Sonst  nur  mit  nachfolgenden  andern  interj.  Lauten  : 
ii-aii!  Ausdruck  heftigen  Körpersehnierzes,  z.  B.  bei 
Operationen,  o!  weh!  ZO.  -  n-dd-dä'.  Ausdruck  der 
Schadenfreude  GT.  -  *(-/(/,  ntii'.  Nachahmung  des 
Jagdhorns.  .Er  blöst  ('.<  Ilnnt,  git  '.«  Zeichen  n  .:iir 
Jagd:  iitä!  utä!'  Schild.  —  Mit  üte  hntz  hotz  hnfz! 
oder:  ü-bätz  bätz  bätz!  betteln  die  Pastnachtsmasken 
die  Leute  an  Z.  Vgl.  hn-,  hü-bätz!  —  >i-zie.  zie! 
Lockruf  für  Kiilbcr  GSa. 

II     s.     IUI.     Illlll. 


ii:  Treiberuf  für  Zugtiere 


Vyl. /(».' 


Z.' 


iiö! 


tt  »»'  Uw,  ü  Apt.,  eu  eiw,  eic  W.  im  Apt. ;  ScnSt. : 
Th;  Z,    i  „p  j>  W",    j  Sch;  Schw;  Th;  Zo;  Z:  euch. 

Dial.  S.  10.5.  W.  18.5.  -  Mhd.  !ii,  eigen«.  Dat.,  aber 
schon  frühe  mit  dem  Are.  (iucli)  vermischt,  und  so  aneli 
bei  uns  sogar  in  den  M.\.\.  (Uw;  W).  welche  beide  Formen 
besitzen.  E,  je.  i  sind  die  enklit.  Formen.  Auffallend  ist  iu 
WMA.  der  Diiditb.,  weleher  sich  nur  (für  i-ii)  aus  dem  ,r 
eutwiekiH    liiiben  kann.  S.   auch    luh. 

u-e,  u-er,  u-i  s.  iifliiii.  ilj'her.  I'-eise  s. 
Ameste.         ü-e.   ü-er.   l'-e!  s.   inn-  usw. 

Ue:  Ulrich  GT. 

uc.  ue-e  s.  ilfli  in. 

ue-  untrennb.  Vorsilbe  mit  nicht  ganz   klarer  Bed. 

Ahd.  mhd.  «o-,  aber  schon  in  der  ä.  Spr.  selten.  lir.Gr, 
2'  774.  Umtefteii   vel    plezan:    pittacus,  Heftpflaster  bei 

Hattemor  1,  229,  uostafton  2:3.5.  Über  uosezzel  Flicklappiii 
Lanzelot  6023  s.  Bächtold,  UvZatz.  42  f.  Heute  nur  noch 
In  dem  Ortsnamen  Uewise  (Uimison);  vioU.  (vgl.  iio-kint>') 
abgelegene  oder  ahschfissige  Wiesen.  Vgl.  ahd.  iinlmld!,  loea 
pra;rupta. 

Uewiser  m.:  Xanie  eim_'r  Apfclsorte  Th. 

lli!  1.  Interj.  des  Ekels  Ap;  Ndw;  ScnSt.  -  2.  des 
Schmerzes,  der  Furcht,  o!  ach!  Aa;  Bs;  B;  G 
Sch:  Z.  iii  im!  Kdspr.  .\a.  -  3.  Lockruf  für  Kühe. 
Minnich. 

u  i   s.   ilf-hiii. 


All.  .■!,.  ih. 


IL  Abteilung. 
Wörter,  deren  Hauptsilbe  vocaliscli  anlautet  und  consonantiseli 


auslautet. 


Ab   (aah).  iili,  .lilj,   aiili,  Ituh.   eb, 


ÜEMERKITNO.        .Mail 


•IL'I. 


ab  I.  l'i:iii.  (III  Art.;  Bs;  (ieb.;  .sou.st  )ili.     1.  leiii 
räiniiUrh:    Entfornniiif,    a.  vun  etwa.s   herab    oder 
liiininter,  wa.s  oft  durch  ein  dem  Suhst.  nachfolffcndes 
(ihr  noch   deutlicher   bezeichnet   wird.     Äh  em   Haiaii 
(ilic,  vom  B.  herunter.    Bei  (Jrtsn.:  Ah  Gau,  von  (dem 
höher  frelefrenen)  (iais,  dagegen  ro  St.  (Tülle.    l)s  Vre- 
|i    neli  ab  em  Giigi/isherg.    ..\h  Davaas  nss  den  Pündten-. 
I)    aus  (dem  Hochtal)  Davos.   101.3,  Taufb.  Zollikon.    Da- 
I    her   manche  von  Ürtsn.  entnommene  Familienn..    wie 
f    Ahyhern,    Abpldiinlp,    Ahegg   lEyri   Bergstrassenüber- 
i|    gangj;    dazu    vgl.    Familienn.    wie:     Vim  Matt,    Von 
1    J/oo.s-,    Von   Toliel.  —   D'Chüe  sl   [sind]   ali-em  Jieri). 
':     ins   Tal    zurückgekehrt    B.     .Darab    |von   der    Stange 
herunter]  und  widerumb  darauf.'   Vogei.b.   l.").J7.     .llit 
)■    dem  feeh  ab  den  .\lijeii  faVen.-  l^ü:',  UMey.     .Ab  der 
Kanzel    verkünden.-    Z   lO.JH.     .Kornsäcke   ab    meiner 
Schütte.-  HI'est.   178::!.     Von  Heilquellen,  welche  von 
j     mineralhaltigeni  (Irund  ab  tlies.sen,  z.  B.  .Das  was.ser 
t    diss  bads  louft  ab  alet  und  kupfer-.   Unot  87:1     Ent- 
!     sprechend:    frhikeii   nli     -.    vom   Abguss   oder   .\bsuil 
heilkräftiger  Pflanzen,  z.  B.  (ili  (■hrie.<ii,  iih  Lindehlue.it 
'     triiileii.         b.  Orts  Veränderung  überh.     a)  Ent- 
fernung, so  in  foriuelartigen  Verbindungen  mit  Subst. 
ohne  Art.:  ab  Ort,  Brett  (vgl.  u.  ah-em  Liule).  Fleck, 
Fiats,   Schute,   Statt,    Tatsch,   Acher,    Öach,   von   der 
Stelle,    s.  diese  \VW.;    ab    Sita:    iilt    Wey;    iih  Hei'": 
ab  Stiiti.    Einen  nl)  Satz  nehmen.     Uagegen  mit  Art. : 
,Ab  einem  ort  au  das  ander  zieliii.-    Fuis.     .Inen  sige 
nützit  ab  dem  tag  von  Luzern  geschriben.-  1.5-21.  Act. 
Strickt..    .Ab  dem  weg  gon,  ex  itinere  defleetere.-  Mai,. 
..\b  dem  weg,  devius.'  ebd.;  Denzi,.  1077;  .ungelegen-. 
Pms.    ,Er  ist  ab  der  gesiebt  [aus  dem  (i.]  verschwun- 
den.'   Mal.     ,Ab    den  Augen    kommen.'    1.5'2:3.   Absch. 
,Eini  ab  den  Augen  gon.'    Fkis;   Mal.     ,Gehe  mir  ab 
den  Augen!-  HPest.  1790.     Jetzt:  ab  Auge'.  Z.     Um- 
gekehrt vom  .Standpunkt  des  Sehenden  aus:  .Ab  denen 
meine   äugen  niemer  kommend    [sich  nie  abwenden]. - 
Fei8.    Er  hat  Jces  Auy  ah-em,  wendet  kein  A.  von  ihm 
ab.    Äh  Aug,  ab  Hers,  aus  den  Augen,  aus  dem  Sinn ; 
Sprw.    ,Ab  der  Gemeinde  wieder  zu  den  Eltern  kom- 
men-,  aus  der  Versorgung.  Verkostgeldung  durch  die 
Armenpflege.    Gotth.     Drab   miiese",    von    der  Arbeit 
weg   Ap.     .Kumpt   mir    Geschafft    das    ich    offt   darab 
müssen  lauffeu.-  AoTschudi.     Drah  go"  (die  brütende 
Henne)  Z.     Wenig   drab  luege,   emsig  an  der  .Arbeit 
sein  B.     ,Ab-em  Xamebüechli   g'luegt'.   auf  die  Seite 
geschaut.  BWtsb.    Ah  der  Hund  kI",  unbequem  Ciiük. 
Ati  der  Hand  go,  untreu  werden  Ap;  L:  Xdw.     .Was 
mau  also  grüen    und   ab  der  Hand   isset.-    Villingek. 
■  Ab  dem  Wind  bringen-,  aus  dem  Freien  in's  Zimmer. 
Hl'nm'.   17iiii.     Mi-em   Luft,    an    einen  windfn'ien  Ort 


i'iili,    il), 


Ob, 


h   ili 


ub,  iili.  iifli, 


II 


.W.  Ab  ihr  Niirig  cho",  schlecht  genährt  werden  Z. 
.Gestorben  und  ab  der  Welt-,  abgeschieden.  Gotth.  ; 
und  in  abstracterem  Sinne:  ,Eisi  war  es  erleidet  in 
der  Einöde;  so  .sy  besti  Zyt  da  ab  d.  W.  zuez'bringe.- 
ebd.  Nöd  ab  d'r  Welt  deliäin  .sj,  nicht  ganz  abgelegen 
wohnen  Ap.  Jmdn  ,ab  der  Welt  richten-,  hinrichten. 
1.588.  ,Die  Schlüssel  ab  den  Kä.sten  nehmen.-  HPest. 
1790.  Ah-em  Lade  verche,  Arbeiten  fertig  machen  B. 
Oppi.i  ah-em  Stecke  haue,  den  Stock  kürzer  machen. 
.Sich  werfen  ab  Einem',  von  der  bisherigen  Obrigkeit 
oder  von  der  Partei  abfallen.  1.336,1440.  ZChr.  Ab  de 
Worte  gä,  nicht  Wort  halten  Z.  , Einen  drab  nehmen-, 
durch  Zureden  von  trüben  (iedanken  abbringen.  1.519. 
Stockar.  ..Vb  der  materi  komen-,  vom  Gegenstand  der 
l.'ede  ab.  Hospin.  Ab  der  Meinig  cho,  nicht  mchr 
wissen,  was  man  wollte  Z.  .Kerte  er  .sy  abe  der  Zu- 
versicht.- Scheeep.,  GHdschrftn.  ,Gieng  sy  dick  fastend 
gantz  ab  dem  tisch.-  ebd.  -  Zeitlicher  Abstand, 
aber  oft  noch  mit  räumlicher  Grundlage:  idi  Ti.icli 
liefe,  das  Gebet  nach  der  Mahlzeit  verrichten,  d.  h. 
bevor  man  den  T.  abdeckt;  anton.:  üher  T.  h.  Beidos 
auch  schon  bei  HBüll.  und  104.5  JI'Hofmrtr.  I  chomma 
(chumme)  ah-cm  Essa,  nach  dem  Essen,  dagegen  rom 
E..  unmittelbar  vom  Essen  weg  Ap;  Gl;  Z.  Daher 
dann  Zeitbestimmungen  wie:  E.f  i.'ich  ab  de  Mere, 
etwas  über  vier  Uhr;  Viertel  ab  achti  AaF. :  Bs,  d'rab, 
die  genannte  Glockeu.stunde  vorbei  H;  Bs.  (irad  ah  der 
Em  trikche",  unmittelbar  auf  die  Ernte.  -  ß)  Her- 
kunft, Ur.sprung.  .Die  herren  ab  dem  Rhine.- 
Halbsut.  .Der  herzöge  besant  alle  sine  diener  a  b 
dem  land  und  von  den  stetten.-  1:3:^0/1440,  ZChr. 
.Eine  Hochzeiterin  ab  frömbden  orten',  nicht  aus  der 
Gemeinde  gebürtig.  G  1011.  ,Ein  Pfarrer  ab  der  Land- 
schaft.- 1749,  Herrlibgr.  Ah-em  Märt  cho"  L.  Heu 
ah  der  lT7.s  Ap.  De  Grasroub  ab  der  Würze  rer- 
chaiife",  das  noch  auf  der  Wiese  stehende,  nicht  be- 
reits abgemähte  liras  B.  .Ein  Geisslein  dem  Metzger 
ab  dem  Messer  kaufen',  von  der  Schlachtbank  weg. 
Stockak  15-29.  Ah  andren  Lilten  Leder  ist  guet  Bieme 
schulde"  Gr.  .Einen  speisen  ab  seiner  tafel.-  v.Moos 
1778.  .Ab  dem  Brunnen  trinken.-  1092.  JaMeveu.  .Ab 
den  Zinsen  leben.-  1000,  Hafner.  .Der  .Jugendt  ab  der 
Bibliotek  verehrt.-  1078.  Z.  ,Die  Figur  seie  ab  einem 
weyblin  gemacht.'  1557,  Vogelb.  Von  einem  Kinde, 
das  seinem  Vater  in  hohem  Grade  gleicht,  sagt  man, 
es  sei  wie  ah  im  abe  g'schnitte.  .[Zins]  ab  eim  Hus.' 
1450,  Gfr.  -  2.  Abstraktere  Anwendungen, 
a)  Beseitigung,  Erledigung.  Befreiung  von  einer 
Fessel  oder  Last;  Abgang  oder  Verlust.  , Einen 
Hund  ab  der  Ketten  lassen.'  Fris;  Pestal.  1790.  Ab 
der  Chetti  sl.  übergetragen  auf  Menschen:  au.sgelassen. 


All.  iA>.  ili.  nb.  nl 


übermütig  Z;  B:  gleichbeJ.:  ah-eni  Bäiutcl  vi"  liW. 
Ab-em  Bündel  chö,  von  Sinnen  kommen,  sich  nicht 
zu  halten  wissen,  Tor  Freude,  Ungeduld.  !:^DLG. ;  GT. 
Ah-em  Bi'mdeli  rhö,  au.s.schreiten  Ap.  Ah-em  Seil  lä, 
lo.slas.sen  Ap.  Ah  [von.  aus]  der  Hemd  lä  Z.  ,Ab 
hals  kommen-,  von  Erledigung  eines  lästigen  Rechts- 
handels. 1-521,  Abseh.  und  ähnlich  noch  heute.  ,Sy 
woltind  ab  der  sach',  sie  los  werden.  152.5,  ebd.  (jetzt: 
iis-der  S.)  .Ab  dem  Wirt  gelöst',  durch  Bezahlung. 
1.529,  Absch.  ,Ab  den  kosten  komen',  1)  aufhören 
einem  Andern  zur  Last  zu  sein;  2)  die  eigenen  Un- 
kosten los  werden.  ,Ludent  sye  die  übrigen  ihnen  ab 
dem  kosten.'  Cys.  ,Ab  der  marter  kommen.'  Met.  1694. 
.Ab  der  Noth  sein.'  Pestal.  1790.  ,Dass  das  schmäch- 
lich  verweyssen  ab  uns  kome.'  1531.  Jesaj.  4,  1.  .In 
acht  Tagen  mag  der  Ansprecher  durch  den  Siebter 
[dem  Schuldner]  ab  den  Unterpfanden  bieten.'  L  1706. 
.Etwas  ab  Einem  tuen,  bringen'  bezeichnet  in  der  ä. 
Rechts.spr.  Zurücknahme  einer  beschimpfenden  Aus- 
sage über  eine  Person.  Rothenburg.  Aratsrecht  v.  1490. 
OsEMBK.  aleni.  Strafr.  263.  Ebenfalls  als  Abladen  der 
Schuld  lässt  sich  der  der  ä.  Rechtsspr.  geläufige  Aus- 
druck .richten  ab  dem  Missetäter'  verstehen.  ,Ab 
swem  der  Rat  gerichtet,  wil  derselbe  .sinen  has  [Hass] 
an  dehein  des  Rates  keren . . .'  ZRichtebr.  .Habe  ab 
nie  keinem  gesehen  richten.-  1401.  lisRq.  Und  noch 
bei  WuRSTis. :  .Solothurn  solt  alda  ab  malefttzisehen 
Personen  allein  mit  dem  Schwert  richten.-  .Einem 
ab  dem  brod  helfen',  den  Verdienst  entziehen.  JMey. 
1692.  Ah  Hüs  und  Hei'"  chn,  Alles  verlieren.  Ab  de 
ührefte  clin  L.  Ah-eiii  Schhif  ckn,  nicht  mehr  schlafen 
können  Z.  Ex  r/öd  ab  der  Schür,  ab-em  Kapital,  ah 
der  Er,  diese  Güter  leiden  darunter,  es  geht  ihnen 
etwas  ab  Ap.  —  b)  Gewinn,  Erlös,  auch  Gewinn 
an  Einsicht.  .Darab  [aus  einer  alten  Geschichts- 
quelle] ich  die  warhait  diser  niateri  las.'  1336,1446, 
ZChr.  (vgl.  mhd.  a  n  de»  biioclien  lesen).  ,Omen,  loss- 
zeychen,  so  man  nimpt  ab  dem  geschrey  der  vöglen. 
Augurium,  weyssagung  ab  den  vöglen.'  Feis.  Nii"  ab  — , 
entnehmen  aus  — ,  schliessen.  ,Lösen  ab  — '  [Geld- 
gewinn]. (ivuENiiuPF.  .Ab  Obs  hundert  Thaler  erlösen.' 
1692,  Escher.  jH'e""  si  g'smid  war,  sii  war  Nüt  nie 
ab-ere  s'verdietie.'  Gotth.  Entsprechend  von  Seite  des 
Käufers:  ,geben  ab  — ',  etwas  wofür  geben.  Wert  darauf 
legen.  JMtjr.i..  1673.  .Nichts  geben  ab  Streichen',  un- 
empfindlich für  Schläge  sein.  Hospin.  Ab  de  Worte 
ißi'"',  der  Rede  gehorchen.  ,Wir  thuont  nidt  ab  dinem 
sagen.'  SBeat.  NiU  tue  ah  säge"  B  und  nicht  bloss: 
,sich  ab  einem  muster  oder  bispil  beraten',  Zwinqli, 
sondern  auch:  .sich  bessern  ab  Einem',  nach  dessen 
Hi'ispiel.  Scheuer.  (iHdschr.,  sowie  bessere  ah  Öppis, 
von  körperlichen  Heilmitteln.  ,Gersten,  worab  sie  [die 
Schweine]  guot  werdent.'  1495,  G.  -  3.  Causal  =  in 
Folge  von  — ,  über,  ob.  ,Es  fällt  kein  bäum  ab  einem 
streich.'  Hospin.  .Sterben  ab  hrot.'  1557,  Vooblb. 
.Fleugt  ab  seinem  gschrey  zuoher.'  ebd.  ,Das  kind 
bewegt  sich  ab  der  kälte.-  Mubai.t  1697.  ,Drauf  man 
die  losschüz  gab,  dass  d'pauron  flöhend  drab.'  Lied 
v.  1653.  ,Ab  deinem  Donnerklapf  sind  sie  dahin  ge- 
fahren.' KdMey.  1674.  ,Der  gloub  hat  sich  ab  der 
disputation  gesterkt.-  Zwinoi.i.  .Wir  stellen  uns  zur 
buss  ab  dem  zorn  Gottes.'  1665,  JMdix.  ,Wenn  das 
Auge  [der  Rebe]  den  Rebmann  im  Grabet  [beim  Um- 
graben] olfen  anschaut,  so  erblindet  es  leicht  darab.- 
KiRCHH..  Siiriirliw.    Ah  rm  i-htinxlr  liilir  i's  Tieft  liiif/e". 


bei  der  geringsten  Unpässlichkeit.  Stutz.  l*ie  Frau 
habe  ihr  Leiden  verdient  ah  ihrem  Mann,  d.  h.  durch 
ihr  Verhalten  gegen  ihn  verschuldet.  En  Linner  ah 
eiin  [einem  Schüler]  eerscMä"  Z.  's  Heu  rerscliwnil 
e  ehlin  [schwindet  ein  wenig  zusammen]  ab-em  dorn  ii 
BRi.  Ah  dem  Lärme-n-ertruched  d'Liit  Z.  ,Wenn  ich 
es  nicht  ab  unserm  Elend  vergessen  hätte.'  Gotth. 
Ah  (i'höra-säga  [vom  Hörensagen]  lüyt  ma"  gäre" 
[leicht]  Gr.  Es  cha's  ah  säge"  lei  Mensch  glaube", 
man  muss  es  sehen,  um  es  zu  glauben  U.  Er- 
schrärhe  ah  — ,  schon  bei  RManuei,.  ThPlatter.  1707, 
HioB.  ,Der  Mensch  darab  erblas.st.'  KdMey.  1650. 
Gruse"  ab  — .  So  schon  hei  JMet.  1694.  .Abscheuen 
ab  den  zwergen.'  Feis.  ,Ein  schuhen  und  vrdrutz  ab 
denen  dingen  [Abneigung  gegen].'  1531,  Bib.  .Ver- 
driessen,  sich  verärgern  ab  — .-  Zwisai.i.  .l>as  unwärd 
[die  Geringscliätzung],  das  Hoch  vnd  Nidre  ab  vns 
habend.'  1527,  Zw.  .Etlich  machend  jnen  (sich)  noch  . 
ein  gewüssen  ab  den  götzen.'  1530,  I.  Cor.  8,  7.  ,Sy 
habend  nit  all  ein  lust  ab  den  .  . .'  Fris.  .Ab  seiner 
Trägheit  jameren.-  Hott.  1666.  ,Die  klag  ab  der 
kranckheit.'  JMüi.i..  167.3.  ,Dic  Türeken  ärgern  sich  j 
ab  dem  meyneyde  der  Christen.'  ebd.  .Wird  luegen  suhr  ,' 
[sauer  sehen]  ab  solchen  Mannen.'  1701.  JCWeissenb.  c 
.Ein  Pfarrherr  erfreuet  sich  nicht  ab  unglttckhaften 
Pfarrkindern.'  1790.  Nachtl.  Sich  verwundern  ali  — 
schon  Platter  1519.  ,Lätz  tuen  ab  — ,'  sich  unsinnig 
geberden  über.  Mandel.  In  den  meisten  von  diesen 
Fällen  setzt  auch  die  heutige  Volksspr.  trotz  dem 
störenden  Einfluss  der  Bücherspr.  noch  ah,  z.  B.  ,Mich 
schüttelte  es  ab  ihnen',  mir  grauste  vor  — .  Gotth. 
,Unirille  [Ekel]  drah  ha',  Id.  B.  D'Nase  rümpfen; 
balgen:  frö,  trürig,  hon,,  taub  [unwillig,  zornig]  si  oder 
werde;  hriiele  [weinen];  jämere;  speuse;  chotze  d'rah. 
beide  bildlich  im  Sinne  von-:  Ekel  äussern.  Ab  allem 
Elend  mitesse"  lache".  Wüest,  leid,  lätz  d'rah  tue  oder 
mache,  sich  wie  toll  geberden,  Widerwillen  gegen  Etw. 
in  heftiger  Weise  äussern.  Die  händ  glich  aw''  tö" 
ab-ere,  doch  arg  geschimpft  über  sie.  Stütz.  Ab  Jmdm 
oder  Etw.  rede,  ein  Aufheben  machen,  Gerede. 

Alul.  uba,  mhd.  ahc  ziemlich  selten;  selbst  bei  unserem 
Notker  häufiger  fona,  dessen  Begriff  aber  ein  weiterer  ist; 
doch  sagt  auch  er:  ,niderrinnent  aha  demo  berge.'  Auch  die 
anderen  bei  GrafF  1,  73  —  74  angeführten  Verbindungen  (dar- 
unter auch  schon  zwei  Fälle  von  causaler  Bed.)  sind  noch 
unserer  heutigen  Volksspr.  geläufig,  und  wie  ungern  der 
Schweizer  von  dieser  eigenartigen,  durch  die  nhd.  Eri?atz- 
mittel  nicht  erreichten  Präp.  lässt,  beweist  die  Sprache  mo- 
derner Schriftsteller  wie  AFröhlich:  ,Gehn  wir  ab  den  offneu 
Wegen.  —  Ab  dem  Baum  gewahrten  Affen  sie.  —  Der  Nord 
ab  Höhn.  —  Die  Steuern  ab  den  Au'n.'  Übrigens  geht 
natürlich  die  ursprüngliche  Anschauung  von  der  Bewegung 
von  oben  nach  unten  in  diejenige  der  Bewegung  von  oben 
weg  und  endlich  in  die  allgemeinere  von  Ortsveränderung 
überhaupt  über ;  bei  Wa»aer  ab  der  Rare  wird  ähnlich  nur  au 
die  Frische  des  Quellwassers  gedacht,  nicht  an  den  Fall  des- 
selben. Wenn  uns  en  Stci  ab-em  Herz  ist,  so  reflektieren  wir 
nur  darauf,  dass  die^Sorgenlast  jetzt  hinweg  genommen  ist, 
nicht  auf  die  Richtung  ihres  Verschwindens.  -16  wird  so 
fast  syn.  mit  ron  z.  B. :  .0  wenn  man  abdecken  könnte  den 
Deckel  ab  den  Seelen!'  Gotth.  ,Das  Hemd  ab  dem  Leib  und 
die  Schuhe  von  den  Füssen.'  Pestal.  1770;  aber  allerdings 
wird  das  Hemd  auf  dem  Leib,  die  Schuhe  an  den  Füssen 
getragen.  In  der  RA. :  den  ganzen  Tag  nicht  ab  den  Beinen 
kommen  Z  ist  ab  einzig  richtig,  weil  man  sagt:  auf  den 
Beinen  sein;  aber  statt:  ab  der  Hand  egsa,  z.  B.  eine  Birne 
Ap  und  schon  bei  Fris.  und  sogar  bei  Notk..  sagt  mau  auch: 
rn   II.    Z.      HinwiediT    ist    v  b   ennnd.    entzwei    (schon    l.'i57. 


Ab,  cb.  ih,  Ol,,  uh 


30 


\  iii.'1'lb.  ,iUi  üiiKiuJcr  schiii'iilcu'),  uiclit  yaiiz  gleii-li  cmi  ninml. 
iii.l.iii  jeues  meistens  gewaltsamo  Tiuuuuug  lUiixh  Bi-u«Ii, 
s.  lüiitt  usw.  bezeichnet.  Die  mit  «6  charakterisierte  Be- 
«.muig  löst  also  in  ileu  meisten  Fällen  einen  mit  ,aHf'  be- 
/.i.liiut.ii  Riili. zustand  ab,  währenddem  von  ein  zu  gegcn- 
iib.  r  strht.  Iirr  A|iAiisdruck:  Einem  ap-cm  Löli  ne,  vom  Lohne 
Kt«:is  iibzirbiii.  lirrulit  auf  der  Vorstellung  des  aufgehäuften 
(;,M,:s.  Hem  Ausdruck  uh-cm  Für  »i",  iie"  (nehmen)  ist  der 
,•!■  H",  oh  Im"  correlat.  In  manchen  Fällen  bedient  sich  das 
Mid.  wohl  auch  noch  der  alten  Präp.,  aber  nur  in  gebundener 
\Vi  isc:  für  Maler's  ,Ein  sehand  ab  im  leinen,  crimen  avertere 
:i  I-  sagt  Jenes  ,von  sich  ablehnen."  —  Bed.  3  ist  die 
ali>traktcste,  welche  doch  aus  der  Grundbed,  (des  Ursprungs 
.imr  Quelle)  noch  immer  leicht  abzuleiten  ist,  wie  .ja  auch 
dl  1  lateinische  Ablativ  nicht  Casus  der  Entfernung  geblieben. 
Mindern  auch  Casus  der  Ursache  geworden  ist.  Auch  aus 
dir  Vorstellung  des  zeitlichen  Abstandes  entwickelt  sich,  oft 
mit  unmerklichem  Übergänge,  die  der  Causalität.     So  z.B.: 

Iiic  Stette    wurden   ab   dem  Sieg   liochtrechtiger.'    Wurstis. 

Als  ich  ab  od.  von  der  reiss  mlid  war,  e  via.'  Vocab.  E.  XVII. 
Wahrend  mit  nb  gewöhnlich  die  Todesursache  bezeichnet  wird, 
ist  is  noch  rein  temporal  verwendet  von  Fris.  1568:  ,Sy  sterbend 
all  ilem  lernen,  das  laben  ist  nitlang  gnuog,  dass  man  es  alles 
:.'!  Iiruen  möge',  mitten  davon  weg  =  nhd.  ob,  über.  Die  am 
wiitesten  gehende  Übertragung  unserer  Präp.  (auf  den  Urheber) 
findet  sich  bei  Ansh.    1,  27:  .Grüwel  ah  ihnen  verursacht." 

ab  n.  Adv.  «6  Uw,  ab  u.  äh  Aa,  äp  Bs;  U.  rJh  Ap; 
«Bt;  L;  G;  ScH;  S;  Th;  W;  Z,  äp  G^t  1.  hinab, 
herab;  absolut  stehend  nur  noch  in  Ue;  PPo.;  W. 
auch  hier  mit  den  Syn.  ahlter,  ahliiii,  (th.iich  daneben. 
,Und  ab  gant  an  daz  wazzer.'  ZOhr.  133ti/144G.  ,Was 
lOü  guldin  dz  best  [der  höchste  Gewinn  bei  dem 
Schützenfest]  und  demnach  ab  und  ab',  stufenwei.se 
abnehmend.'  Edlib.  Allgemeiner  mit  adv.  Accus,  ver- 
bunden: C(7»)"''v  (V Hdhla  ab,  den  Abhang  hinunter; 
d' Statt  äf  und  ah.  TJ'Bayyeii  ab  lueye,  beschämt 
blicken  Ap.  De  Rlil"  ab  schwimme  Bs.  D'Bire  isind 
de  Baum  ah,  Nä.sse  hat  die  Aussieht  auf  Ertrag  der 
Birnhäume  zerstört  Z.  Ein  Mal  vor  dem  Accus.:  ,Si 
liezent  einen  floz  ab  daz  wazzer.'  ZChr.  1336/1446. 
Sonst  ,I)as  wasser  ab  fahren,  secundo  flumine.'  Denzl. 
Mit  Ellipse  eines  Ptc.  und  davon  abhängigem  Übjects- 
accus.  kann  gesagt  werden:  de  Haet  ab  h'halte,  den 
Hut  abgenommen  behalten.  —  2.  hinweg.  .Ab!  cedite 
hinc,  qua-so!"  Hospin.  Ab!  Ruf  auf  der  Schlittbahn  Z: 
auch  ajj-/if .'  ZW.;  ä-be-ab!  etwa  mit  dem  Zusatz:  oder 
i  sclüä-der  's  Bei  (sehfiss-der  e  Bä)  ab!  ZStdt;  Th. 
Ab  auch  bei  der  Schitffahrt,  um  Begegnende  zum  Aus- 
weichen zu  veranlassen  Sch;  Th.  Ah!  ruft  ein  Schütze, 
wenn  er  durch  einen  guten  Schuss  einen  Andern  über- 
troifen  zu  haben  glaubt  Ap.  .Vom  W6g  ab',  auf  die 
Seite.  ,Wind  ab  [gehn]-  an  einen  windfreien  Ort. 
GoTTH.  ,Üch  ab  und  har  heim  zu"  füegen',  hinweg 
lind  nach  Hause.  15'2'2.  Stricki...  Act.  Ab  und  lue, 
liin  und  her  Bs;  dann  und  wann  B;  mehr  oder  minder 
.\p.  Den  Verlu.st  einer  bevorzugten  (gleichsam  er- 
höhten) Stellung  bedeutet  ah  bei  gewissen  Spielen. 
z.  B.  ab  sin,  von  der  Barre  abtreten  müssen,  die  Partie 
verspielt  haben  Bs,  und  schon  1662  bei  Eed.  :  ,Du 
bist  ab,  tu  perdidisti  lusuni.'  In  fif  und  ab  mache: 
es  seil  üf  und  ab  yü".  um  den  ganzen  Einsatz  spielen 
Gl,  treten  das  Legen  des  Geldes  auf  den  Tisch  und 
das  Wegnehmen  einander  gegenüber;  vgl.  faire  la 
belle,  eig.  säubern  Tisch.  Zu  Ende:  ab,  ah!  Euf. 
womit  Mäder  verkünden,  dass  sie  ein  Stück  zu  Ende 
gebracht,  .abgetan'  haben  Ap;  vgl.  ab  hau.  ..Vb  und 
tod'.    in  ä.  Kanzleis]ir.  neben    .abe  und  quit.    kraftlos 


unil  ab-;  ,ab  um!  unkreftig'.  BsKii.,  rechtsgültig 
erledigt,  beigelegt.  ,T.  und  ab  sein  lassen.'  Hospin. 
.Dass  diser  span  ganz  und  gar  usgelöschen,  hin  und 
abweg,  t.  und  ab  syn  soll.'  1529,  Absch.;  ,t.  und  ab, 
gericht  und  geschlicht.'  ebd.  Aber  auch  von  früheren, 
nunmehr  aufgehobenen  Bestimmungen:  ,dz  was  alles 
hin  und  ab.'  Edlib.,  von  der  Absebaii'ung  der  katho- 
lischen Gebräuche.  ,Dass  alle  verheissungen  vfge- 
haben,  ja  t.  vnd  ab  syend.'  Gualth.  1584.  Ab  sin 
{ab,  wie  in  der  eben  besprochenen  Verbindung  par- 
ticipial).  1)  mit  Sachsubj.:  von  seinem  Platze  ab- 
getrennt oder  ahgcgangen  sein,  z.  B.  von  einem  Knopf 
am  Kleide,  von  einem  Fleck  auf  der  Haut,  vom  Schnee 
am  Boden,  einem  Ead  an  der  Achse,  einem  Gliede, 
auch  von  einer  La.st  auf  dem  Herzen;  vgl.  I  '2.  So 
auch  aktiv :  Etwas  ab  ha",  mache"  udgl.,  und  prägnant : 
Einem  d'Bei"  ah  flueche,  Bliitz  ah  rileme,  dem  Tafel 
es  Ör  ab  laufe,  d.  i.  die  betr.  Tätigkeit  im  höchsten 
Grade  ausüben.  Mit  Bez.  auf  den  Kochherd  vom  Feuer 
abgehoben  sein,  also  von  Speisen  gar  gekocht  sein 
(anton.  ob  sin)  Ap;  L;  auch  persönlich  gewendet:  mit 
Kochen  fertig  sein  Ap.  Von  einem  Eechnungstermin: 
abgelaufen  sein.  ,Er  mües  warte,  bis  d'Mechniy  ap  slcj.' 
Bkeitenst.- —  2)  mit  Personensubj.;  von  Tieren,  die 
angebunden  waren:  sich  losgemacht  haben;  vgl.  I  2.  a; 
von  Menschen,  bildlich:  ungebunden,  ausgelassen, 
lustig  aufgelegt  sein  Aa;  Bs  (auch:  ap-em  Seil);  Z. 
Ferner:  von  einer  Last  befreit  sein.  L'r  ist  iez  vilem 
ah,  Trostformel  beim  Tode  eines  schwer  Geprüften. 
Dabei  kann  aber  Zweideutigkeit  entstehen,  wie  z.  B. 
bei  GoTTH.  Schulra.  2,  86:  ,der  Mutter  war  er  ab',  die 
Last,  für  ihn  zu  sorgen,  war  der  Mutter  abgenommen, 
sie  war  ihn  los,  nicht  etwa:  er  war  sie  los.  —  Etwas 
ab  sl:  in  Abrede  stellen,  leugnen,  z.  B.  eine  Schuld. 
So  schon  1519:  ,Als  die  frow  der  eigenschaft  nit  ab 
ist',  zugibt,  dass  sie  eine  Hörige  sei.  Egli,  Act,  Einem 
Etwas  ah  si:  verwehren,  abschlagen,  verweigern: 
auch:  einen  Vorteil  oder  Genuss  vorenthalten  Z.  Ah 
werden,  los  werden.  1531,  Macc.  4,  58.  Ah  chou  1)  in 
lustige  Stimmung  geraten ;  —  2)  sich  von  Geschäften 
losmachen;  —  3)  von  einer  Last  befreit  werden;  — 
4)  Waare,  die  man  gern  verkauft,  los  werden,  ab- 
setzen; —  5)  ein  Ziel  verfehlen;  —  6)  die  Besinnung 
verlieren.  Ab  han,  ein  Stück  Arbeit  abgetan  haben, 
von  Schnittern,  Webern  Aa;  Bs.  -  Ah  gän,  1)  eig. 
abnehmen,  abwärts  gehen,  vom  Wohlstand.  ,Es 
stände  umb  einen  wol  oder  übel,  es  gange  den  regi- 
menten  uf  oder  ab.'  1569,  LLav.  Wenn  's  Eim  ah 
(jöd,  ijöt  's  dem  Andere-n-üf  L;  auch  a-be-ab  gän; 
,Rekholderholz  ist  all  mein  hab.  Mein  Handelschaift 
geht  a-be-ab.'  1749,  BsAusrufb.;  auch  unpers.:  es  gut 
mir  a-be-ab;  substant.  =  Abgang,  Abnahme:  »'s  oder 
im  A-he-ah  gä",  im  A-be-ab  sl"  ScnSt. ;  Z.  —  Syn. 
Eunzifal.  —  2)  bei  der  Eechnung  abgezogen  werden ; 
so  z.  B.  scherzhaft:  was  me  i.sl,  yäd  ab,  was  hinzii- 
gelogen  ist,  muss  abgerechnet  werden. 

Ab  in  der  Composition:  1.  abwärts.  Ab-luvf.  Abdachung: 
'ih-läij,  schief  gelegen,  vor  Vben  häufig  mit  der  Bed.  ,zu 
Boden':  -stau,  vom  Pferde  steigen.  -  2.  hinweg  (seitwärtsl, 
fern:  -6'i-oi/en,  Abzugsgraben;  -Srh:i,l.  S.it.  iidarli;  -srhiHiij,  von 
der  Sonne  abgelegen;  -län,  loslas^rn  i.iiiin  S.-huss,  Schrei): 
-reden,  irre  reden;  -bitten,  um  Entlissuii;;-  bitten;  -achluffeu. 
mit  der  Trommel  das  Zeiclien  zum  Abtreten  geben.  Mit 
Übertragung  auf  den  Geschnuick :  Ah-Munri,  Beigeschmack.  — 
3.  abstraktere  Anweuduugen.  a)  Vollendung:  -rVuleii. 
fc-rtiL'  zubereiten;    -ihnl-en,   das  Schlussgebet  verriehti'U.      In 


Al>.  ''I'.  ili.  "!'.  ul> 


uh-biliübiku ,  -auu.jui  li;it  .('/  viell.  mehr  deu  Begriff  der 
Kutferuung  (vgl.  b).  Abuutzuug;  vgl.  I  2,  a:  ab-niennen, 
V.  Zugtieruu;  eigentümlich  prägnaut  d'i'i'njcr  alsirfeii,  immer- 
fort stehlen.  Abstrafung  mit  Schlägen  oder  Worten:  -hstn, 
-lidcnii.  —  b)  Beseitigung;  daher  Abwehr,  Verhin- 
derung: ah-strtckcn,  verbieten;  -meren,  durch  Stimmenmehrheit 
verwerfen;  -murhen,  abwendig  machen;  -rmfen,  Münzen  ausser 
Curs  oder  im  Wert  herab  setzen;  -essen,  durch  Essen  ein 
Übel  vertreiben.  —  c)  Erlangung  eines  Obj.  durch  die 
(fortgesetzte  und  vollendete)  Tätigkeit:  -trUen,  durch  Pro- 
cessieren  abgewinnen;  -»chliehcn,  schleichend  überraschen  (ein 
Tier  auf  der  Jagd).  -  d)  Yba  erst  zum  Zweck  einer  Ver- 
bindung mit  ab  von  Subst.  gebildet,  wobei  das  Subst.  als 
Mittel  oder  als  Ob.).  oder  in  noch  anderm  Verhältniss  gedacht 
wird:  -ijtbsen,  mit  einer  Gebse  abschöpfen;  -htujen,  durch 
einen  Hag  abgränzeu ;  -schweinten,  den  Schweiss  abwischen; 
-Jmhen,  abdecken  (ein  Haus);  -mdai,  der  Reihe  nach  ah- 
wechsehi:  -khifumi,  in  Klafter  abteilen;  seilen,  vom  Seil 
ablösen.  -  e)  Fälle,  wo  uuserm  ab-  in  der  Schriftspr.  ein 
anderes  Präfi.x  entspricht:  Ah-Tmy.  Ertrag;  -UünstUng,  ein 
MissgUnstiger;  -arten,  ausarten;  -strecken,  verrenken;  -richten, 
entrichten:  -reyncn,  durchnässen;  -trajjjjm,  auftreten;  -t/ebeu, 
ergeben  u.  a.  f)  Pleonastisch  oder  nur  verstärkend: 
-Hchtrliien,  (liiu)schwinden;  -letzen,  Abschied  (Letze)  geben  oder 
nehmen.  -  g)  Bloss  scheinbare  Zss.,  aus  Umdeutnng  und 
.\ulehnung  hervorgegangen:  nblamj;  Äbsirenze:  Ablien.  — 
NB.  Die  der  lat.  Sprachfamilie  abgeborgten  WW.  mit  Präfix 
üb  s.  je  unter  dem  zweiten  Teile  der  Zss.  ~  Zu  ab  und  den 
liier  folgenden  Zss.  vgl.  ubliin! 

oben-:  von  oben  herunter  oder  weg.  ().  iie".  oben 
wegnehmen,  z.  B.  Kahm  von  der  Milch;  auch  d' Milch 
0.  n'e  oder  einfach  d'M.  ahne,  abrahmen.  Es  o.  säge, 
seine  Meinunir  frisch  heraus,  rundweg,  unverholen 
aussprechen  Z.  Als  Subst.  n.  Olien-ähli.  Anschnitt 
am  vordem  Ende  des  Langbrotes  (ii,. 

..übe  nabig:  hochmütig,  stolz.  Eiiii  ubenabitj  (je", 
KinoM  VOM  oben  herab  behandeln  Aa;  B;  L." 

ober-ab:   von  oben  herunter  T(i.  -     Von  nb,r  für 

oben;  doch    vgl.    auch   rmber-ah. 

Über-:  über  Etw.  hinunter.  /..  H.  in  ein  unteres 
Stockwerk  [über  die  Treppe  hinab]  Ge.  .1'.  gefallen', 
vom  Pferd  herab.  Fms.  .Fiel  ü.  [vom  Steg]  ins  Wasser.- 
Stockar;  über  einen  Fels  hinunter.  Plattek;  von  einer 
Wand  zu  Boden.  BsC'Iir.  .Er  Hess  sich  ü))erab'  über 
eine  Mauer  hinunter.  AvKClir. 

em-  •tmub.  umub.  iinib:  Iiinab.  herunter,  z.  1>.  vi>ii\ 
Berg  iu's  Tal  W. 

enibr-  w»(<i-,  «mi,- BO..  ij,d,r-  liAd.:  1.  hin-,  her- 
unter BÜ.;  im  Gegeu.satü  zu  nebenher  gehenden  syn. 
Adv.  bes.  von  steilen  Örtbcbkeitcn  BSi."  •_>.  unten 
BHa. 

Vor-  /örii/>  Bs:  1.  räumliili  .vorweg,  ohne  aus- 
zulesen- Bs,  (vorn)  weg.  ,0b  er  eine  Sau  mangle. 
. . .  es  war  in'r  aständig,  eine  v.  z'gäh-.  ich  wäre  ge- 
neigt, die  erste  beste  zu  verkaufen.  Gotth.  :  voraus. 
(htiiijed  ir  r.  [wir  kommen  nach]  BR.  Zum  ^'.,  zum 
Vorau.s,  für's  Erste  Ti.  .^'orus  und  ab',  ein  für  alle  Mal. 
1538.  KuEPF.  -  2.  bildl.  besonder.s  Bs  und  schon 
ir)88  KüEPP.    .Fürnemlich  und  vorab.'  Bbeit.  1()13. 

bevor-:  1.  zuvorderst.  lüOl,  Klisol.;  voraus, 
vorerst.     Wukstis.  2.    besonders.     Hott.    16G6. 

WuBSTIS. 

zuevor-:  zuerst,  imprimis.  Zwisai.i;  besonders. 
priesertini.  1.5(53,  Tiebb. 

binden-:  h.  eho,  den  Kürzeren  ziehen,  zu  kurz, 
zu  spät  kommen  B;  L;  Xdw.  UiiidenfhinderJ-ah  iie 
miiese.  sich  mit  dem  Letzten.  Schlechtesten  begnüeen 


müssen  Bs;  B;  S;  nachgeben  müssen  Bs;  FMu.  , Hinten 
ab  sehen,  sehen  [und  nehmen]  was  übrig  bleibt.'  Gotth. 

neben-  n^bentqj  Bs;  n.  cho,  ein  Ziel  verfehlen, 
beim  Werfen.  Schiessen  GnObS.;  bei  Seite  geschoben, 
hintangesetzt  werden,  zu  kurz  kommen  Aa:  Bs;  B. 
n.  trampe,  daneben  treten,  einen  Fehltritt  tun  Bs. 

her-  brä/i:  herunter  WL.         S.  emher-ah. 

berg-  h.-u.:  1.  wie  nhd.  -  '2.  bildl..  dem  Verderben 
zu,  mit  Bezug  auf  das  Abnehmen  der  leiblichen  oder 
der  ökonomischen  und  moralischen  Kräfte.  Syn. 
rain-dh. 

rain-  ri'iiib  /  =  herij-iih. 

..rein-:  r.  nehmen,  vorn  ab.  ohne  auszulesen. ■ 
Vom  Adj.  (•(■(/(. 

durch-  rfuiiii  Aa;  Z.  (/<««tGT,:  abwärts;  am  Himmel 
gegen  Westen  Aa;  Z.  Durah  iscli-es  »iVfor'',  tautu- 
logisch  vexierender  Wett<^rbericht  Z;  talwärts  G.  Vcr- 
.stärkt  dardurch-,  dnilurubBs;  dißvrab'L.  Durah  und 
ab,  immer  weiter  abwärts. 

des-:  von  dem  genannten  Punkte  oder  an  der 
genannten  Strecke  hinunter,  .l'enn  ab  [1.  ob]  dem 
hag  hin  an  St.  Stephansmattli  und  des  ab  . .  .•  L  14'20. 

wind-:  von  einem  dem  Wind  ausgesetzten  Orte 
weg.     .Unter  Dach  geflüchtet    und  Wind    ab.'    (totth. 

Vgl.   o.  ah  dem   Luft.    Wind. 

kurz-.  .Sy  woltend  k.  ab  nit  aufmerken',  durcliaus, 
absolut  nicht.  1531.  Sachar.  7.  11.  .Damit  ich  wisse 
kurzum  ab',  ohne  L'msehweife.  ein  für  alle  Mal.  SBeat. 

Ker-:  .Einem  den  Kelirab  machen',  hinwegräumen. 
1712,  (iöLDi.  .Den  stillschweigenden  K.  tanzen  ohne 
Pfeifer',  heimlich  und  still  abziehen,  von  einer  Be- 
satzung. JKWtss  18'2'2.  A'.,  Iui].rr.  .bs  VI.,  keren: 
vgl.  das  syn.  ncliab-ul. 

Krag-  machen:  den  Hals  umdrehen,  den  Garaus 
machen,  tödten,  bes.  kleinere  Tiere,  Vögel;  in  roher 
Spr.  auch  von  Mensehen  ScnSt. :  Z.  —  Bald  mit  li.it.  1'.. 
bald  mit  der  Präp.   ,mit';  oder  auch  trs. 

Blätz-  m.:  ein  abgerissenes  Stück  Haut,  eine 
leichte  Wunde  Aa;  S;  Z.  Chlehe"  irie  Zuudcl  uf'-eme 
Bl.  .Man  ruft  da  gleich:  Hellauf!  Haaraus!  Pletzab! 
und  fordert  sich  heraus.'  1)ietsch  1.S14.  ,\uch  l>imin. 
Bläitabli.  Meistens  nüt  .luiben'.  eii  Bl.  ha",  doch  auch 
mit  scherzhafter  t'bertreibung:  sehier  Bl.  ah  hlaiu/e". 

schab-  1.  Aa.  -.  i  B;  W;  Z.  t^ehahab  L;  W: 
1.  präd.  .\dj.  verloren,  zum  Verderben  bestinmit: 
Nichts  mehr  wert,  zu  Nichts  mehr  tauglich,  entkräftet; 
verachtet  Aa;  B;  L;  W;  todmüde  L;  beschämt,  caput 
BBe..  Ei.;  überständig,  von  alten  Jungfern  um!  .lung- 
geselleii  Aa:  L.  Jliinitrl  h<(v  .M,it.'<ehi.  .mi  hii,-i  Ueh. 
LVolksl.  .Fraueulieb  ist  fahrende  Hab.  heut  lieb  und 
morgen  Seh.'  Sprw.  1824.  Früher  jedenfalls  üblicher 
als  jetzt.  Bei  Man.  im  Sinne  von  .das  Spiel  verloren 
haben.'  Auf  ein  durch  übertriebene  Liberalität  und 
Luxus  ruiniertes  A'ermögen  «endet  .Vnsh.  1520  den 
Spruch  an:  .Aller  weit  hab  ytel  seh.  Willt  nit  seh., 
nach  gott  so  trab,  so  bstaht  diu  hab.'  ,So  einer  aber 
ain  hocher  summ  darbutt.  so  muss  der  vordrig  seh. 
werden.'  1539,  Kessl.  ,Dass  ich  also  vill  guot  vnd 
hab  Verlassen  muoss  vnd  sin  seh.'  SBeat.  .Der 
Mensch  ist  Seh.,  flos,  bulla',  vergänglich.  JJIey.  10^2. 
,0  Bern,  du  schöne  Stadt,  iez  bisch  du  ganz  seh.' 
1798.  .Oben  auf  und  nicht  seh.'  Schweiz.  Erzähl. 
185(:.         2.  Subst.    .,ntr.   L."     a)  Name  vors.-lii.'.leue,. 


Ab. 


i.artoniFtl;iiizi.Mi.  die  erst  im  SiiätjuiiiiinT  blülu'U. 
.wo  es  also  mit  Lenz  und  Liebe  seh.  ist.-  Bkckf.h. 
.. Atluni.s  autumn.  L.  L."  Nigella  sativa  L.  ZW.  Xaeli 
IhKH.  aiK-li  Arliinis  le.stiv.  L:  Achiilea  nulletbliuni  L.; 
Ni-ella  arveusis  L.  Nach  MUsT.  1.  108  Nigella  da- 
iiiasc-ena  L.  Hei  Kiiis  u.  M.ii,. :  .Melanthium,  römischer 
Cniiander-;  ferner  ,liith[as"l.  die  Aiiutecker  nennend 
I-  XitjHllam  Konianani:  .Schaabab  oder  Kadeii.'  — 
In  ab.selilägiger  Bescheid.  ,SV7(.  ist  mir  (jetniclmeii, 
K>i  (tanze  Garte  nill.  I  h<i-iii-  iiit  i/ipßniizet.  Er  icil- 
wrr'  sunt  nur  irol.-  Vulksl..  Wvss  l,S2(j.  -  c)  Ab- 
s.  habseL  .Peripsema.  Absehnitz  von  einem  ding.' 
IHnzl.  lt)77  u.  ITltJ.  Daher  das  und  der  für  iivertlo.s 
(  Miiehtete.  .Ausslierete  der  weit,  vnnd  yedermanns  seh.- 
I..0O.  L  Cor.  i.  13.  noch  1738  repetiert  von  Nägeli. 
.Indem  wir  aller  weit  seh.  sind,  sind  wir  Gottes  liebste 
kinder.'  1650.FWyss.  .Lass  Junger  gsell  fahren  deinen 
Sin  damit  dein  Saeh  dir  woU  geling.  Sonst  wirstu 
werden  ein  t-'eli.  den  Jungfrauwen  biss  zu  deinem 
grab.-  Itj7.").  Wahrsager.  .Kin  verachteter  Mensch. - 
ÜKXZL.  aaO. 

Urspr.  ilcT  Iiiiper.  des  Vb.  im  Sinne  von  ,seliiniiiflicli 
abziehen',  sjii.  .sich  scheren',  uh'.mtzcii,  zunächst  von  der 
Bewegung  Jcr  Fi'isso  beim  Gehen,  vidi,  verbunden  mit  Ab- 
schiedscomplimenten.  vgl.  .KratzfUsse',  Scfiairis.  Der  Imper., 
der  einem  sich  so  Entfernenden  zugerufen  wird  (vgl.  Eiehl. 
Hausbau),  wurde  dann  nominal  gewendet,  t.  adj.,  t.  substaut. 
Die  Aufforderung  zum  .Abschieben-  leuchtet  in  manchen  Bcisp. 
noch  deutlieh  durch.  So  ,diess  ist  ihnen  worden  gsehlagen 
ab,  Und  sind  in  diesem  worden  auch  seh.-  Schweiz.  Erzähler 
1856.  Da  nun  gerade  Werbung  um  Liebe  meist  nicht  mit 
dürren  Worten,  sondern  ,verblünit'  (vgl.  auch  .Korb-)  ab- 
gewiesen wird  und  das  Mittelalter  eine  förmliche  symbolische 
Blunienspr.  zu  solehon  Zwecken  besass.  so  konnte  Seh.  aucli 
Xame  einer  bestimmten  Blume  werden,  der  man  jene  Bed. 
zuschrieb  (vgl.  Usteri  1,  103).  Die  in  der  jetzigen  Spr.  um 
dieselbe  eoncurrierenden  Pflanzen  teilen  mit  einander  die 
Eigentümlichkeit,  dass  ihr  Stengel  einen  dünnen,  ärudichen. 
.schäbigen'   Blättersi-huiuek  trägt. 

„ablieh,  abiig:  sehwäeblicli.  kraftlos,  an  Lebcns- 
kratt  abnelimend.  absterbend,  von  alternden  Jlenschen 
LE." 

Vom  Vb.   „I,,,i   »der  dir.    vc.ui  Adv.  nl,.   wo;  der  Uegerisatz 

Itßilf    von    tlf.        \'gl.    nliri. 

..ablieben,  abiigen;  an  kiir|ierlielier  undgeistiger 
Kraft  nierklieh  abiiehnien,  binsrhwinden  LIJ."  Ant. 
l'l/'lilfril. 

aba  s.  „/  Abaeli  s.  .l»W..(r/r  Äbäg.  Abegg 
s.  Ai,-b<nl.-. 

Abailgeilon;  W-rdreliung  des  \V.  Kvangcüum. 
,Dos  Luthers  a.-  XVI.,  lis  Karthäuser.  -  Uleiclisaiu  das 
vom.  rechten   (JImmIi.ii  ab   l.-it.'udr    K. 

abailS.  Adv.;  auf  un<l  davnn.  z.  11.  vnii  einem  ent- 
tiühenen  Dieb  (in  D..  Pr. 

Eigentlich  ,ab  (oudl  aus-.  .1«»  statt  u».  Heil  aus  Tirol 
importiert,  wo  es  »/.-.  »h-,  h-,ih-,  •>l-nli-auH  lautet.  Knnnm. 
3,  110,  :?:31. -l.-.T.   1.  Uli.     Si-.hmcll.   lMo:jo. 

ALautle  f.;    einfältige,   närrisehe   Weibsperson   Seil 

lt.  KlKl-HHOKKH. 

abe;  1.  verkürzt  aus  ah-lii,:.  ah-hrr.  >.  d.  --'.  ver- 
stümmelt  aus   iilhr.   s.   il. 

abech  "'..../  ..auch  (ibiichl.  tihäcliliy :  1.  abhän- 
gend, sieh  auf  eine  Seite  neigend,  schief  B;  LE. 
Syn.  abhäUiij,  obtlnch.  --  2.  schwächlieh,  in  Ab- 
nahme begriffen,  von  Personen,  inhrmus.     Ihr  Att  ist 

Sohw.  Idiuliliuii    I.  1. 


rilli-ii-ii..  der  \ater  ist  ganz  hinfällig  1!.  -abäehen, 
in  einen  selchen  Zustand  von  Altersschwäche  geraten 
und  darin  hinschwinden  BO. ;  F. 

lias  Adj.  in  sehr  manigfacher  üestult  iu  den  meisten 
deutsehen  MAA.,  aber  mit  der  Bed.  , verkehrt',  wie  nihd. 
•■beeil,  chieli,  ahd.  <ihnh,  abah,  altn.  öfvi/;  eugl.  aick-wurd, 
got.  ibulc,  rückwärts  gekehrt,  rückgängig.  Die  erste  Silbe 
jedenfalls  identisch  mit  der  Präp.  ab,  .abwärts,  abgekehrt 
von  -  - ' ;  die  zweite  Silbe  erscheint  im  skr.  ajt-uii/,%  uji-ah; 
rückwärts  gerichtet,  noch  .als  selbständiges  W.  wie  in  unserem 
durch  VerstünnueUing  entstandenen  Syn.  äeh.  Abäch-t,  -ij 
sind  dagegen  Erweiterungen,  welche  von  Auffassung  der 
zweiten  Silbe  als  blosser  Abi.  ausgehen.     A'g'.  auch  ab-Ueh. 

.\beeh  s.  Ebii^i.  Abedit  s.  Ajijictil.  Äbeck 
s.   All-Bad: 


rliel 


Bertndeii.     Es 


viell.   mir  e 
1   misrrcibri. 


Abel:    schwach,    von    ki^r 
ist-iiier  SV  schicach,  so  ähel!  L. 

Das  W.  nur  schwach  bezeugt  und 
duelle  Verkürzung  von  ähUeh  oder  vui 

ilbeleil  o-  B;  (?,-  Ar;  allniälich,  ein  wenig  ab- 
nehmen Ar ;  B.  Meist  unpers. :  es  ahelct,  der  Tag  neigt 
.sich,  es  dämmert,  auch  bei  einer  .Soiinenfinstcrniss;  es 
geht  zu  Ende  überhaupt  B.         Dimin.  zu 

äben  1  «jy«  GrD.,  sonst  übe;  SeiiwE.  y'äbe:  ab- 
nehmen, meist  pers.,  doch  auch  mit  der  Präp.  mit 
oder  mit  Dat.  P.  1.  von  Menschen,  an  Lebenskraft, 
durch  Alter  oder  Krankheit  oder  auch  an  ökonomischen 
Kräften  abnehmen  A.v;  Ar;  Bs;  B;  Gr;  G;  Si-hw;  W; 
Z.  .Ich  aben  fast,  deficit  nie  stas.  Es  gat  mir  am 
alter  fast  ab',  ich  altere  sehr.  Fnis.  M.\l.  ,Abcn,  am 
leib  abnehmen,  tabescere.'  Dknzl.  Freilich  kann  auch 
von  einer  Erleichterung  gesagt  werden :  es  hat  y'ahet, 
das  Übel  hat  nachgelassen  GW.  —  '2.  -von  Sachen. 
■/..  B.  Vorräten,  der  Wein  im  Fass.  das  ÖUicht,  das 
erlöschen  will,  der  Schnee  übet  (vgl.  über),  schwindet, 
geht  zu  Ende.  Allg.  lte(jiiet's  w  St.  Barnebas,  abet 
iler  M'i"  bis  is  Fass  Aa.  Wenn  iVFnieht  im  Jiiiiiier 
i/riieiieil.  se  abed-si,  bis  si  i"  der  Wid  iseh  Bs.  Im 
BS.  insbes.  auch  vom  Falbwerdcn.  .Absterben'  der 
Vegetation  auf  den  Bergen  im  Spätsommer  gebraucht. 

Vom  Adv.  nb;  vgl.  abUijen  und  ahd.  ü/'jk,  in  Aufnahme 
Illingen,  von  «/.  Die  Dehnung  ist  vom  Adv.  her  natürlich 
luilndialten.  Gr  'ipjen  könnte  auch  von  ftyu'  (abhin)  zu  er- 
kläi-i'U    suin.  Syn.  scJtwinen,    abiieiiien.  ,\hl.    Abi  f.  '! 

allen  U  (<■/-.  ■■'".■  1.  Abend  werden  \\:  l!s;  B; 
L;   Z.  2.  =  äbeii  I  Axt;   YA.  Vgl   r?  /. 

Zur  Aufstellung  von  zwei  geschiedenen  WW.  nötigeu  die 
Lautverhältnisse;  nirgends  wird  a.  II  mit  dem  Laute  a'  ge- 
sprochen, viele  unserer  MAA.  heben  a.  I  und  a.  II  sauber 
von  einander  ab.  Es  verhalten  sieh  a.  /,  dessen  a  sich 
durch  seine  Lautfarbe  als  unorgauische  Dehnung  charak- 
terisiert, und  a.  II  mit  echter  Länge  zu  einander  als  Ab- 
lautsstufen (vgl.  mhd.  ich  (jüjj:  icir  ijaben)  eines  starken  Vb.. 
von  dessen  Prasensstamm  auch  ebcii  (vgl.  geben)  und  das  0.  u. 
«beeh  erwähnte  got.  Ibuk  (vgl.  r/i>.')  abgeleitet  sind.  Im 
Fernern  dürfte  unser  Vb.  auch  als  Verkürzung  aus  dem  syn. 
abenen  gedeutet  werden. 

abend.     Einen  nach  übede 
derb   ZLunn.  Her  Form  nae 

Abend,  Abiug.  Aben:  1.  «/«./ rcsp.  «.  A.vKi.;  Gl.; 
GkHc.  Pr.,  D.;  GWall.:  aScnw.  vorw.;  oTh;  Uw;  W; 
ZOss.,  abid,  iibid  Ap;  Sch;  Z  nürdl.,  aliH,  i.bij  GrV.: 
GO.  u.  Stdt;  Ut.;  ,Abit'  XVl.  in  Aa  u.  Z  Quellen. 
-2.  abujxos]!.  ü.  AABb.,  F.,  oFri.,  Z.;  BsLd.;  L;  aScHW; 
Uw;  Vf.;  Z.         3.  ahe  resp.  ...  Aa.  vorw.;  Bs;  B  (BO. 


Form   züchtigen,    d 
I  rtc-.    von  obigeui   Vb. 


Ab.  .-b.  ili,  ol,,  ul, 


ahen);  F;  L;  P  ä^ho;  S;  Uw;  W,  ,Aben'  XVI.  XVn.  in 
Bs  u.  BQu.,  aber  auch  bei  JMey.  1694.  —  PI.  st.,  und 
zwar  ohne  Uml.  Uw ;  Z  t.,  Ö^    -  Z  t.,  ö'  ~  aScHW  —  m. : 

1.  wie  nhd.  SchÖ"  Tag  söU-me  z'Ö.  lobe  Sch.  Es  ist 
notiifi  alle  Tuije  Ä.  -  said  de  Fidenzer  Z.  Zum  adv. 
Gebrauch  ist  der  Gen.  wenig  beliebt;  doch  Gl  Abeds, 
W  Abiindesch;  sonst  eher  die  Präp.  an  und  am  all- 
gemeinsten ze.  ,Ze  abend,  vesperi.'  Fris.;  z'A.  ane, 
auf  den  A.  B;  z'A.  esse,  tie,  trinke,  das  Abendessen 
zu  sich  nehmen;  auch  subst.:  das  z'Abigesse,  um 
z'Aboiessex  Zit.  Daraus  ein  Subst.  Zäbe  usw.,  mit 
Dimin.  (D'r  Geisshirtschnab,  d'r  G.,  dar  isst  sls  Zäbeli 
cor  Mittarj  BR.J.  t.  n.  BSi.;  Gl;  GSa.;  Uw;  U,  seltener 
ra.  GlK. ;  ScnSt.,  welchem  die  Präp.  so  angewachsen 
ist,  dass  mit  nochmaliger  Adverbialbestinmiung  gesagt 
werden  kann:  zum  Zabig.  Der  Gruss  ijueten  A.!  oder 
g.  A.  r/eb-i  [euch]  Gott!  bei  Fris.:  ,ein  guoten  abent!' 
auch  in  'n-Abig!  'n-A.  g.  i  G.!  verkürzt  Z  oder  yer- 
mehrt  in  giiete  z'Obe!  Bs;  und  zum  Ausdruck  beson- 
derer Freundlichkeit  dimin.  guets  Abeli !  BO.  g.  0-bigli! 
Z.  Obe  säge,  guten  Abend  sagen  Bs.  Als  Abschieds- 
formel  nur  bildlich :  » lia  g'gloiht,  es  si  guefen  A.  mit-ein, 
es  sei  aus  mit  ihm,  er  müsse  sterben  U.  Doch  erklärt 
ihn  Fris.  auch:  vesperi  valere  dicere.  Der  Beginn 
des  A.  wird  etwa  von  3  Uhr  an  gerechnet  Aa;  Bs;  in 
aScHw  fällt  das  Zubiy  schon  zwischen  2 — 3  Uhr.  in 
Z  hebt  der  A.  mit  dem  Vesperläuten  um  4  Uhr,  im 
Winter  um  3  Uhr  an,  was  für  die  betr.  Grussformel 
genau  beobachtet  wird,  und  der  betreffende  Imbiss 
bedeutet  in  den  meisten  Gegenden  das  Vesperbrot;  in 
BE.  auch  übertragen  auf  Lebensmittel,  welche  mau 
von  Hause  weg  mit  sich  an  die  Arbeit  oder  auf  die 
Heise    nimmt;    vgl.    Z.-Bündel,    -SäclcU,   -Tasche.   — 

2.  Nachmittag.  Mittag;  «'^4.  GlH.  u.  K. :  um  Mittag; 
als  Essen  dasjenige  um  11  oder  12  Uhr  BSi.,  BU.  t.: 
FS.;  GlH.  u.  K.;  LW.;  GO.  u.  oT.;  SBb.;  UGesch.; 
das  Vesperbrot  heisst  dann  d's  clill  Z.  GO.  Der 
Abendgruss  gilt  auch  in  Bs.  das  sich  sonst  dieser 
geographischen  Gruppe  nicht  anschliesst,  schon  von 
12  Uhr,  auf  dem  Lande  von  11  Uhr  an.  -  3.  Vor- 
abend. Tag  vor  einem  Festtage,  frz.  veille.  So  in 
mehreren  der  u.  folgenden  Zss.  Gerne  mit  dem  Prä- 
dikat heilig:  Helige,  hclge-n  A.  z'Ostere  L;  am  WieneclU 
licligen  A.  Gl.  Vgl.  Fir-A.  Ohne  nähere  Bestimmung 
bedeutet  der  h.  A.  vorzugsweise  den  Vorabend  des 
C'hristtages  L;  U.  Die  RA.:  So  g'nueg  ha  wie  am 
h.  A.  U  beruht  auf  dem  Gebrauche,  in  der  Christ- 
nacht  Milchreis  neb.st  .geschwungener  Nidle',  Beides 
stark  sättigende  Gerichte,  zu  verzehren.  Doch  der 
Zürcher  v.Moos  1775  nennt  h.  A.  den  Samstag  vor 
Ostern,  während  Denzl.  noch  171Ö  von  solchen  Be- 
schränkungen Nichts  weiss.  Die  Krönung  Herzog 
Albrechts  geschah  ,an  Sant  Johans  anbeut.'  1336/144Ö, 
ZChr..  d.  h.  doch  wahrsch.:  am  Morgen  des  Tages 
vor  .J.  .Uf  unser  lieben  frowen  tag  der  liechtmiss 
abint.-  Edlib.  A.  kann  auch  prägnant  einen  schönen 
A.  bedeuten:  Fs  git  na  [gibt  noch]  en  A.  Z,  als  ob 
zum  Begr.  des  A.  der  sichtbare  Sonnenuntergang  gehöre. 

Die  unverkürzte  Form  dos  W.  ist  nur  in  W  und  auch 
dort  nur  in  affektierter  Spr.  erhalten,  sonst  ist  n  durchweg 
beseitigt,  wo  der  Kndkons.  stehen  hlieb,  eine  Verkürzimg, 
mit  welcher  die  Verdünnung  des  Voe.  zu  j  parallel  geht;  so 
aucli  bei  der  Vertauschung  der  Endung  an  -ig.  Dass  .16(u 
wirklich  nur  Ahschwäehung  einer  volleren  Form  ist,  wird 
durch  die  Flexion  klar  gelegt,  in  deren  Verlauf  diese  wieder 
zu  ihrem  Keehte  gelangt:  *)■  Olie.  aber  an  OlHc  S,     S.   im 


Fernern  w.  äUn  11.  -  Die  Verschmelzung  der  Präp.  z'  mit 
A.  zu  eiuem  W.  wie  bei  Zimbitj  (s.  Inbias).  Da  die  Ab- 
weichung des  Begrilfes  A.  :=  Mittag  (sie  existiert  zufallig 
nirgends,  wo  die  Form  Ahig  vorkommt)  auf  die  westliche 
und  die  östliche  Grenze  des  alem.  Gebietes  fallt,  so  wird 
wohl  dort  gallo-romanischer,  hier  räto-romanischcr  Einfluss 
im  Spiele  sein.  Kömischer  und  romanischer  Brauch  kennt 
nur  eine  Hauptmahlzeit  und  zwar  am  Abend.  Zu  der  auch 
mhd.  Bed.  Vorabend  vgl.  nhd.  Sonnabend  und  engl.  cn.  - 
Syn.  1.  Z'vieri.  Z'veajjer.  Z'nacht.  Maränd.  Daa  Drl-Emcn. 
2.  Z'imhim.  Z'mortjcji.  Maränd.  —  Abi.  ühcn,  ahig,  die  "Äberc. 
—    In  tessin.  MA.  uviyh,  Schattenseite. 

,,E-:  festliche  Mahlzeit,  von  Neuverlobten  ain 
Abend  ihrer  Sponsalien  den  Verwandten  und  Nach- 
barn gegeben  Zg."*  —  Vgl.  Brütnacht. 

Oster-:  der  heilige  Abend  vor  dem  Osterfest,  bei 
den  Katholiken  mit  allerlei  kirchlichen  Bräuchen  (Aus- 
stellung des  h.  Grabes)  gefeiert,  s.  Schweiz.  Erzähler 
1855,  108. 

Fir-A.  f'ir-  Aa.  auch  i;  BsStdt.  u.E.;  B  städtisch; 
Gkö.;  L;G0.;  Sch;  ZO.,  /-HC-AABb.;  BsLd.;  B  bäur.; 
Grw.;  S;  Z;  auch  schon  1.5.57  Zurz..  1628  B.  1688 
Klinsleu:  1.  die  Ruhezeit  nacli  Vollendung  der  ge- 
wöhnlichen Tagesarbeit  oder  eines  bestimmten  grös- 
seren Werkes;  bildl.  das  Ende  irgend  eines  Tuns  oder 
Leidens,  daher  auch  des  Lebens.  Es  ist  F.,  aus, 
vorbei,  zu  spät  Aa.  Es  ist  F.  mit-em,  es  geht  mit 
ihm,  mit  seinem  Ansehen  zu  Ende  Z.  Me  miies  de 
F.  am  Marge  saeche,  durch  frühen  Anfang  der  Arbeit 
ein  zeitiges  Ende  möglich  machen  Aa.  Nach  einer 
Hinrichtung  fragte  der  Richter  zuletzt,  ob  es  F.  sei. 
OsENBR.  C.  B.  17ti.     En  strenge  F.,   der   mit  strenger     r 

pätarbeit  erkauft  werden  muss.  .Unser  wüssen  ist 
nur  stuckwerk,  und  hat  Gott  einem  jeden  alter  [Zeit- 
alter] seinen  feyrabend  auffgegeben',  die  Grenzen  ge- 
steckt. Hott.  1660,  vgl.  Bast.  ,Wenn  schon  dein  Leib 
noch  etwas  leidet,  ist  schon  sein  Feieraben  fürhanden.' 
Mev.  1Ü94.  F.  heisst  auch  der  Trunk,  der  den  Ar- 
beitern zum  Ende  ihres  Tagewerkes  gereicht  wird 
ScnSt.  J''.  haben  auch  im  gleichen  Sinne  wie  F.  machen. 
Hand  oder  maclied  (bahl)  F.!  und  elliptisch  F.!  F.! 
Abendgruss  Aa.  Wer  nid  gern  ■•schaffet,  hed  gll  F.  L. 
'.V  Liecht  hed  F.,  ist  am  Erlöschen  Z.  .Da  hend  wir 
's  gschütz  genommen  und  hend  euch  tirabend  g^lian'. 
den  Kampf  eingestellt.  Man.  .Heb  grad  firabit,  denn 
du  kansts  nit',  stelle  die  Arbeit  ein,  bemühe  dich  nicht 
weiter.  1523,  Gvrh.  F.  klopfen  oder  dopplcn:  dies 
geschieht,  wenn  ein  neues  Gebäude  aufgerichtet  ist, 
indem  4-8  Personen  auf  ein  Stück  Holz  losdreschen 
L.  F.  dopple:  der  letzte  Schlag,  den  sämmtliche 
Drescher  gleichzeitig  auf  die  blosse  Tenne  oder  auf 
ein  Brett  tun  Aa.  F.  lütcn:  die  Abendglocke  läuten 
Gr.  Bildl.:  eji  liltet  im  bald  cinist  F.,  es  wird  wol  bald 
mit  ihm  zu  Ende  sein  B.  Vgl.  ils-luten.  F.  machen: 
aufhören,  zunächst  von  der  Arbeit,  allg.,  dann  auch 
bildl.  sterben,  krepieren  Aa;  die  Arme  in  einander 
schlagen  (nach  vollendeter  Arbeit)  ScnSt.  ,Wenn 
d'Naclit  der  Arbet  Filrobe  macht.'  Bkeitenst.  Jmdm 
oder  einer  Sache  F.  m.,  mit  ihm,  ihr  ein  Ende  machen 
B;  ScH;  es  wird  bald  mit  im  F.  mache,  er  wird  bald 
sterben  oder  fallieren  B;  auch  pers. :  dem  Leben  ein 
Ende  machen,  durch  Selbstmord.  Gotth.  ,Fe\rabend 
will  ich  machen  mit  dem  jiracht  der  stolzen.'  1531. 
1548,  EzECH.  7,  21  (dafür:  .ein  ende.'  1667).  .Er  hat 
Feierabend  geniachet  [aufgebraucht],  der  f.  ist  im 
Beutel.'  .IMky.  1692.     .Kurzen   Feirabend  machen  mit 


Ab.  eb,  ib.  ,.b.  üb 


38 


i'iiirni  Kranken',  ihn  zu  ciiii-ni  babligen  ImuIo  befördern. 
Korr.  1702.  -  2.  Der  Abend  ver  einem  Festtage. 
,\\ek>r  |wcr]  an  einem  bannen  [gebotenen]  firabcnt 
u.rket  nachdem  VI  schlecht  [schlägt]  den  .sol  man 
strafen.'  L  1488.  .Sampstag  zu  nacht,  noch  cinich 
andere  fürabyt  so  verbannen  sind.'  Zurz.  1557.  ,Die 
[Schüler]  vor  der  vierden  stund  nit  hin  lassen,  es 
wären  dann  [denn]  fyrabend',  Nachmittage  vor  hohen 
Kirchentesten.  Alte  Schulordn.  v.  Brugg.  ,Die  Nacht- 
buben achten  keine  heilige  Zeit,  weder  Feyerabend 
noch  Samstag.'  Nachtl.  1790.  ,Thun  wie  der  heilige 
Feierabend',  sich  fromm  geberden.  Gotth. 

Für-,  , Feuer'  beruht  am  nächsten  wol  auf  dem  Auzünden 
des  Feuers  zur  Bereitung  der  Abendmahlzeit.  Es  geschah 
viell.  mit  Anspiehing  auf  den  Untergang  der  Welt  durch 
Feuer,  den  griechische  Philosophen  und  auch  der  2.  Brief 
Petri  lehren,  dass  Klingler  1688  von  dem  .leisten  feurabend 
der  weit'  spricht.  -  Zu  dem  Gebrauche  des  , Doppeins'  s.  u. 
Silveiter.  —  Fürabiytnlid  heisst  eine  Schlucht  iu  ZHütten. 
fir-abnen  firopne  GO.:  1.  Feierabend  machen  GO. 
—  2.  Das  Haus  auf  einen  Feiertag  zurüstcn,  kehren, 
scheuern  GnPr. ;  GW. 

Häfeli-:  der  letzte  Ball  in  der  Carnevalszeit,  zu 
welchem  die  Frauenzimmer  die  selbst  zubereiteten 
Speisen  (in  Häfeli,  Töpfchen)  mitbringen  Gr.  s.  Schweiz 
1860,  71.  -  Syn.  HäfeHlmUet.  Häfelitriifiete. 
(Sant)  Johannes-  s.  Johann e.'i. 
Altjar-:  der  letzte  Abend  des  Jahres;  s.  u.  SU- 
vester.  Man  wünscht  einander  e  yuete  Uttgang  rnw 
,aUe  Jär'  und  denn  e  g'aund!<,  (/'seynets,  freiidenrlis: 
lind  fridfeiiiys  mts  Jär!  Gl. 

„altjar-abnen:  diesen  Abend  festlich,  in  fröh- 
licher Geselligkeit  begehen  B."  —  Syn.  altjären, 
silvesteren. 

Kilt-:  die  Zusammenkunft  von  Dorfbewohnern  in 
der  Wohn.stubc  eines  Privathauses,  wo  bei  Licht  ge- 
arbeitet, Spiele  gemacht  und  besonders  allerlei  Ge- 
schichten erzählt  werden  Aa;  S.  Daher  A.  Hartmann. 
.Kiltabendgeschichten'.  -  Syn.  Abend-Sitz,  -Stubete. 
KunkcJ-,  Liecht-,  JVdchl-,  Spinn-Stttbete.  Heimyarten. 
Spinn-Abend. 

Klaus-:  der  Abend  des  auf  St.  Nikiaus  folgenden 
Montages.  An  diesem  wird  zum  ersten  Male  ,yeMaHsel'. 
s.  d.  ZO. 

Kränzel-:  Abend  vor  der  Hochzeit,  wo  der  Braut- 
kranz gewunden  wird  BHa.  lt.  Zsohokke  1797. 
Lusi-:  lustiger  Abend,  Schmau.sabend  GW. 
Mai-:  der  Vorabend  des  1.  Mai;  im  GO.  besonders 
feierlich  begangen  durch  Gesänge  im  Freien  und  durch 
das  Maien  ndiiten  (s.  d.);  auch  schmücken  die  Kinder 
ihre  Mützen  mit  frischen  Zweigen  und  die  Bursche 
schleppen  Maisteclcen  aus  dem  Wald  herunter,  welche 
sie  an  die  Fenster  ihrer  Mädchen  hängen;  s.  Hennf. 
1824.  201  f. 

Wichnacht-:  der  A.  vor  dem  h.  Christtag.  S.u. 
Wlch-Nacht . 

St.  Nikiaus-:  der  k.  vor  diesem  Tage  W;  s. 
IStklaun. 

Bochsel-A..    B.-Nacht:    der  Abend    des   letzten 
Donnerstags  im  alten  Jahr,    wo  die  Knalien  mit  aus- 
geschnitzten und  erleuchteten  Rüben  herumlaufen  Th. 
Palm-:  Samstag  vor  Palmsonntag  Z  It  Mons  1775; 
damals  Termin  für  gewisse  bürgerliche  und  politische 


Geschäfte.    .Alle  Pfaftheit  suln  herwider  in  unser  Stat 
varen  ze  dem  Palme  Abende.'  1337,  Lafff. 

Bis-  biaöbed  Th,  biszäbed,  bim'ibig  ScnSt.;  ZOss.: 
Nachmittag. 

Es  ist  gemeint:  die  Zeit  (von  Mittag)  bis  (zum)  A.  Das 
W.   also  gebildet  wie  Zahed.     Syn.   Bianachl. 

Brut-:  der  Abend  des  Verkündsonntags  ZWald.  — 
S.  Haus. Üyn.  Brrit-Nacht,-Vertrinkete,-Stubete.  Eabend. 

Silvester-:  der  Abend  von  Silvester;  s.  d.  W. 
—  Syn.  AUjär-A. 

Sing- :=  Altjahr-A.  Ar;  G;  Tu.  So  geheissen,  weil 
(bis  in  die  Dreissiger  Jahre)  arme  Kinder  oder  auch 
Erwachsene  an  jenem  Abend  (wie  schon  an  einigen 
vorher)  mit  Singen  vor  den  Häusern  Geld  zu  Schmau- 
sereien erbettelten.  Auf  die  allgemein  üblichen  Fest- 
speisen geht  der  Kinderreim:  Singubit,  S.,  schlay 
d'Chuchitür  sue:  D'Bastete  sind  'backe  ond  d'Bröf- 
icürst  sind  g'nuey!  In  TuTägerw.  war  es  alte  Sitte, 
dass  die  Nachtwächter  am  Silvesterabend  auf  ihren 
Rufplätzen  zum  Stundenruf  ein  besonderes  (1784  von 
einem  Bauer  gedichtetes  und  componiertes)  Neujahr- 
lied sangen,  wobei  sie  von  Leuten  aus  dem  Dorfe 
unter.stützt  wurden.  Daraus  entwickelten  sich  später 
die  , Singabende'.  Aufführungen  der  Gesangvereine  an 
diesem  Abend. 

Schleik-:  der  Abend,  wo  St.  Nikiaus  den  Kindern 
seine  Bescherung  bringt,  scldeikt  AaF.;  Vw;  Zi;. 

Spinn-:  Kiltnbeiid  tiW. 

Stral-:  Gewitterabend  (mit  Blitzstrahlen).  ,Wann 
wir  einen  erschröcklichen  Stralabend  im  Land  haben.' 
1673,  Müll. 

Werch-:  der  zweitletzte  .\bend  vor  hohen  Festen 
ZS.;  vgl.  heilig  A. 

Zedel-:  der  Geldmarkt  am  13.  October,  wo  in  Ap 
die  Schuldverhältnisse  zwischen  den  Landleuten  im 
Freien  (vor  der  Kirche  und  dem  Rathaus)  von  Hand 
zu  Hand  (ohne  Schrift)  geregelt  werden. 

,Zitel-,  Zittel-"  ätel- Bhe.:  1.  der  letzte  Abend 
vor  der  Abfahrt  von  der  Alp,  mit  einem  Abschieds- 
schmause  gefeiert  „B"Be.  -  2.  „letzter  Abend  eines 
Aufenthalts  überh." 

Wahrsch.  verkürzt  aus  Zit-ial,  die  für  einen  Aufenthalt 
bestimmte  Zeit. 

zittel-abnen:  den  Abschiedsschmaus  halten ;  den 
letzten  Abend  eines  Aufenthalts  feiern  „B-Be. 

äbenden  abed^,  c«  ahfdni  Uw,  ab^tf;  GRÜh.,  abigp  Uw ; 
Z,  (lifw  BG.,  ofciif  Bs;  S:  unpers.  Vb.    1.  Abend  wer- 
den,  dämmern   B;   Gr;    S;   Uw;  Z.    -  2.  zur  Neige 
gehen,   abnehmen  Bs;  B;  Uw.     Es  äbenet  mit  im. 
Vgl.  üben  II. 

äbendlen  obedle,  Sb^tl^  ScnSt.,  öbntla  GaValz., 
zobetle  Sch,  öbigle  L;  ZO.,  äbigle,  „zäbigle"  Z. 
äbele  BV.,  öhd^,  zöble,  z%?f  Aa,  ,aWe  Sen":  Dimin. 
zum  vorhergehenden,  t.  mit  dem  Begriff  der  Allmälich- 
keit  oder  der  blossen  Ähnlichkeit  (z.  B.  bei  einer 
Sonnenfinsterniss),  t.  mit  dem  der  Traulichkeit;  im 
[  Besondern  1.  zu  Abend  essen  Srn;  mit  Behagen 
etwas  Gutes  zu  Abend  essen,  besonders  von  Kindern 
.^a;  „Z."  Öbeled-er?  bezügliche  Grussformel  Aa.  ~ 
'2.  nach  dem  Feierabend  regelmässig  zu  gewohnter 
Gesellschaft  ins  Wirtshaus  gehen  Sch;  „Z." 

Die  von  St.  aus  Z  verzeichnete  Form  zäblige  muss,  wenn 
sie  existierte,  durch  eine  Metatbosis  aus  ziiln'i/le  erklärt  werden. 


?.n 


AI.. 


IK.  ..!,.  „I 


AljLMiilli-r   nhedler.    znhethr:   iler   regelmässi!,'  des 
Abends  im  Wirtshaus  sitzt  (Stammgast)  Scii. 
Abentür.  Abigtür  s.  Äeenfilr. 

über  ü'".i-  resp.  r.hn-  fost  allg.,  ürher  Z  selten,  aher 
(iA.;  BO.;  v-6.,- B.Si.;  .ti.rBBe.:  1.  frei  von  Schnee, 
zunächst  von  Stellen,  wo  nach  Abgang  (oder  auch  vor 
dem  Eintreffen)  des  Schnees  der  nackte  Erdboden 
zum  Vorschein  kommt  (fast  allg.)  En  nheri  'SVlnecht 
e  w7sf:i  Opfere  Ap.  Das  a.  irerilen  ist  in  der  Ecgel 
Zeichen  des  Frühlings.  Ein  .aberer'  Ort,  auch  von 
sonniger,  milder  Lage  übcrh.  .Gieng  der  sehne  ab. 
dass  es  an  vil  enden  anher  ward.'  1491,  Edlib.  ,So 
einer  lang  in  dem  schneeglanz  gcwandlet  hat  und 
demnach  in  aabre  grüene  ort  kuraet.'  ZwinftLi.  .Ist 
ein  sölicher  vogel  an  ein  aabers  und  offen  örtli  an 
eines  burgers  haus  hinab  gefallen.-  1557,  Vobelb. 
.\uch  von  einem  Boden,  der  nur  mit  einer  dünnen 
Schicht  von  Humus  bekleidet  ist,  welche  also  der  des 
Schnees  verglichen  wird.  -  2.  a)  frei  von  Steinen 
und  Geröll  Gl.  Auch  vom  Himmel,  wenn  es  aufhört  zu 
regnen  oder  zu  schneien,  also:  wieder  frei  von  Gewölk 
Bs;  LwiGG.  b.  leer  von  Vorrat  an  Lebenskraft, 
Speise,  Geld  usw.  (vgl.  ähen  11).  In  eiueui  Hause  ist 
es  «.,  wenn  die  Vorräte  erschöpft  sind  Uw;  in  der 
Kasse,  wenn  man  nach  Verschwendung  ,auf  dem 
Trocknen-  augelangt  ist  und  , sitzt-.  Wiesent.  ;  audi 
pers. :  ies  ist-er  denn  g!l  obere  BRi.  Es  ist  ('KirdJ  ä. 
mit  im,  es  geht  mit  ihm  zu  Ende,  physisch  oder  öko- 
nomisch Z.  Die  hei"'s  nilt  hing  z'sämmen  chönncn, 
xi  sin''  bald  i'iber  g'sln,  wieder  zerfiillen  BEi.  Von 
radikaler  Fortschrittswirtschaft  heis.st  es,  sie  mache 
.\lles  hröch  und  ö.  Stütz,  wobei  die  Verbindung  mit 
'))•.  zeigt,  dass  ä.  allerdings  auch  von  der  Beschaffen- 
heit des  Bodens  zum  Ackerhau  gebraucht  werden 
kann.  -  c)  leer  von  Haaren,  kahl.  .Auf  seinem  Kopf 
wurde  es  a.'  Stutz.  d)  ,leer'  ahstr.  ^  lauter.  Ahey 
Wasser,  nichts  als  W.  Th.  :?.  trocken,  von  Heu, 
das  an  der  Sonne  gelegen  hat.  4.  mild,  leidlich, 
vom  Wetter  und  vom  Befinden  eines  Kranken.  Der 
Kranke  hat  eine  fihere  Nacht  gehabt  Th. 

Uusci-  Adj.  auch  iu  deu  übrigon  nherd.  Dialekteu  z.  T.  mit 
ndrd.  Consonanzstiife  ä/er  oder  mit  Bewalining  des  strenger 
nherd.  p,  entsprechend  dein  ahd.  apui:  Mhd.  aber,  trocken 
und  warm,  vgl.  Schweiz.  Aherwettei;  Taiiwottcr.  Der  beliebten 
ZsstelUing  mit  lat.  apricus  steht  entgegen,  dass  die  Quantität 
dos  a  und  auch  die  weitere  Bildung  des  W.  nicht  zu  dem 
unsrigcn  stimmt.  Eher  lässt  sich  das  gr.  ^ipo;,  trockenes 
I-aud,  vergleichen.  Jedenfalls  ist  s4  der  Staunii  und  kann 
kein  anderes  sein  als  das  im  Vb.  ahm  JI,  abgehen,  abnuhnion. 
-  Auffiillig  sind  die  Angabin  mit  kurzem  Yoc. ;  der  Uml. 
dagegen  ist  wie  iu  der  uihd.  Nbf.  ahcr  aus  dem  abgeleiteten 
Subst.  Älieri  hergeholt.  Die  EinSchiebung  von  r  ist  nament- 
lich in  der  Ostscbwciz  keine  seltene  Ersi-hcinung.  Vgl.  nfir. 
Zu  2  d)  vgl.  cM,  eig.  auch  =:  leer. 

aberen,  äberen:  aber  werden  (fast  allg.).  Ge- 
legentlich auch  trans. :  es  überet  einen  Gegenstand  nsc. 
wenn  derselbe  beim  Abschmelzen  des  Schnees  zum 
Vorschein  kommt  U.         Syn.  der  Schnee  i/nt  nb. 

uf-:  wie  das  einf ;  auch  trans.:  den  Si-hnc  von 
einem  Stück  Land  wegschmelzen  l'Po. 

er-:  l.  =  äberen,  schneefrei  werden  (iu.  I'f  iVr 
Wiss/tue  may's  nie  e.  2.  wach  werden  (die  Hülle 
des  Schlafes  abwerfen!);  auch  von  Pflanzen:  hervor 
kommen  (aus  dem  nbern  Boden).  D's  Chrnit  |(iras| 
mnes  ,iil    i'frir  |früh|  -•.    \V. 


US-:  völlig  (ihcr  werden.  Usf/'äberct ,  IVei  Vfin 
Schnee  U.  Es  Imt  nsg'nberet,  der  Frühling  ist  da  BGad. 

für-:  früher  abschmelzen,  vom  Schnee  auf  dem 
Boden  gegenüber  dem  auf  den  Bäumen,  aus  welcher 
Erscheinung  auf  nochmaligen  Schneefall  geschlossen 
wird  BR. 

äberen  ebren:  über  machen,  von  Schnee  befreien 
GrD.  —  Syn.  üsschüfle)!. 

er-:  wie  das  einf.  .Bis  die  indersten  [innersten, 
hintersten]  uachbarschaften  auch  erehert  sind.-  Offn. 
Klosters. 

Aberi  W,  ÄberiGA.,  äbri  BB.,  eberi,  ebri  Gr  f.: 
von  Schnee  befreiter  Erdboden;  aber  auch  der  unter 
noch  bleibender  Schneedecke  erreichbare  Boden,  z.  B. 
einbrechen  bis  uf  d'E.  Gr.  Die  bor  E.,  ganz  trockene 
Sti-asse,  wo  man  nicht  mehr  mit  Schlitten  fahren 
kann.  Z'E.  fare,  das  Vieh  auf  die  schneefrei  ge- 
wordenen Weideplätze  treiben,  ebd.  ,Es  sol  kein 
gmeind  ihr  vieh  auf  die  andere  gmeinden  triben,  ju 
wan  sie  ebri  hend.  auf  dem  ihrigen  zu  weiden.'  Offn. 
Klosters.  TiVr  Äbri,  in  der  schneelosen  Zeit  BR. 
Ahd.   ahai-i.      Vgl.   die  Nbf.   -Ahen   I. 

aberig  =  c76cr,    von    dem   es    weiter   gebildet  ist. 
.[Das  Wetter   war]   so   tin   und   aberg.   dass    ussgang 
jenners   blüenüi   herfur    sprungend.-    X'yll.    Kessi,. 
Auch  in  Steierm.   shriOj). 

Abere  f.  I:  \.^: , Aberi'.  -■-  '1.  zwischen  Appell. 
und  N.  propr.  schwebender  Name  von  Plätzen  und 
Höfen,  im  <Tebirg  und  im  Vorland,  wo  der  Schnee  nie 
lange  liegen  bleibt  und  im  Frühjahr  immer  zuerst 
wcgschniilzt.  .Die  Aber,  das  Gerüdt  genannt.'  1.34tj, 
Buchsee,  deutet  auf  den  mehrfach  hervortretenden 
Zusammenhang  zwischen  äher  und  urbar. 

Abere  f.  II:  Abendbesuch.  Kiltbesuch.  Zner  Uhn-n 
()ö",  cho"  .\p. 

Von  Ahend  oder  äl«ii.  Die  Abi.  -fi-c  bezeichnet  sonst 
Stellen,  wo  Stoffe  oder  Pfl;inzen  in  Menge  sich  beisaniuii>u 
finden.  Dial.  221. 

aber:  1.  .\dv.:  wieder,  wie  schon  ahd.  und  ndid. 
Reichliche  Belege  in  unserer  ä.  Litt,  seit  XV.,  z.  B. 
der  Anfang  mancher  bist.  Volkslieder:  ,Was  wend  wir 
aber  singenV-  ,Aber  ein  mahl.-  Breit,  (dafür  Mise. 
Tig.  3,  740:  .abermahls'.)  .<ilich  aber  ein  jähr  ummen 
ist',  sobald  wieder  ein  .Jahr  vorbei  ist.  SBeat.  — 
Noch  in  der  heutigen  Volksspr.,  bes.  in  B.  aber  aucli 
in  A.4 ;  BsL. ;  S :  l ' w.  .Tez  hei-mer  [haben  wir]  u.  //>.«.<« 
(Gebet  nach  Tische).  Was  hast  a.  tnwnis  r/'macht'^' 
Ä.  einist,  wieder  einmal.  Bi'.«7t  aber  da?  bist  du 
(schon)  wieder  daV  Für  nut  uml  aber  nüt,  ohne  allen 
Grund  und  Erfolg  Bs;  Gl;  Z.  In  Verbindung  mit 
Ortsadv.  der  Richtung  mit  fast  vergessener  Bed.  und 
darum  aucli  mit  entstellter  Form  abr-,  ebr-,  ber-  W. 
ambr-,  endir-,  umbr-  BSa.  u.  Si. ;  Ob»v;  PPo.  ;  W,  em- 
BR. ;  AV.  ni-  W;  inunerhin  auch  noch  in  der  richtigen 
Form.  z.  B.  aber  üf,  aufwärts,  auf  den  Berg.  — 
2.  Conj.  der  Einschränkung  oder  des  Gegensatzes, 
wie  nhd.  Auch  substantiviert:  Wenn  i.'<t  nikl  a.  und 
K  niid  Z!  Z.  Es  A.,  ein  Bedenken,  eine  Schatten- 
seite B.  Il'rV)'  ];es  A.,  .<o  hätt  Jedes  BössH  .sV  fTaber  L. 
Mit  abgeschwächtem  oder  verändertem  Begriff',  a)  oder 
a.,  wie  in  der  Schriftspr. ;  in  unserer  ä.  Litt,  noch 
altertümlich  ald-,  alaber.  Mit  Weglassung  von  oder: 
i/ö"  aber  .sfö";  in  Himmel  a.  i  d'Höll  Ap.  b)  nach 
Vergleichnngs  ww.     .Ebensoviel    Rieilstroh    als    a. 


41 


Alt.     .'I..     ilv     nl,.     „I. 


4-2 


(jt'treidcstnili.'  Sikixmi-i.i,.  Isill.  .hir  .irdnuiii;- wiis  iiit 
(laniacb  wol  gestelt  als  a.  der  an^'riff  hitzig  was.  acrior 
(|uaiii  ciimpusitior  juicfna  fuit.'  Fris.  .Minder  rauh 
weder  man  a.  .solt.  minus  severe  quam  decuit.'  eT>H. 
,.Stärker  dann  er  a.  ist.'  1-569,  LLav.  (1670  nicht  mehr). 
-  c)  fast  interj.  Aher!  einfach  oder  wiederholt, 
drückt  Verwunderung,  Erstaunen,  Missfallen  oder 
Warnung  aus  \\;  Bs;  Z;  auch  e  «..'  vei  «..'  Z;  nei 
a.  nettii/s  [solches]!  BBi.;  .seltener  umgekehrt:  a.fiei! 
A'.  au!  dies  auch  im  Sinne  von  Bedauern  Bs;  Z. 
Comhiniert:  e  a.  an!  nei  a.  au!  GelßJ  a.?  nicht  wahrV 

1.  Die  Form  amhr-  entstand  durch  die  auch  sonst  häufige 
Einschiebung  eines  m  vor  b;  ihr  a  wurde,  weil  sich  der  Ton 
auf  die  folgende  Ortshestimmung  warf,  meist  zu  <■  ahgesclnvacht. 
also  rmbrnb  usw.  und  sogar  bmb.  Anderseits  griff  dann  noch 
die  Missdeutung  Platz,  als  o1)  der  Begriff  .wieder'  schon  in 
der  Silbe  cm  läge  und  man  bildete  i-m-ab,  mub  udgl.  Diese 
Verwendung  unseres  Adv.  hat  ihren  realen  Grund  darin, 
das«  das  Ijcbcn  der  Gebirgsbewohner  weit  mehr  als  das  der  i 
Bewohner  des  übrigen  Landes  eine  beständige  Wiederkehr  i 
von  Gängen  auf  und  ab,  ein  und  aus  (zwischen  Haupt-  und 
Seitental)  mit  sich  bringt.  —  2.  a)  Einfaches  «.,  scheinbar 
fiir  ndfr  auch  in  Baiern:  auch  altn.  edha  heisst  .oder'  und 
,aber'  und  umgekehrt  «</</•  landschaftlich  auch  ,alier';  vgl. 
snch  lat.  uut:  auteiii.  ~  '2.  b)  Ygl.  ahd.,  mhd.  uud  Schweiz. 
irain,  eig.  nur,  aber,  uaeh  Negatiim  u.  Compar.  =  als.  Die 
Bcd.  oder  und  als  treffen  auch  zusammen  im  griech.  ij.  i 
Vgl.  Paul-Braune.  Beitr.  .5,  362.  379.  387.  -  2.  c)  Bei  n. 
als  Interj.  wird  ein  Gegensatz  zwischen  vorliegender  Tatsaehe 
uud  Erwartung  oder  Forderung  des  Sprechenden  gedacht  und 
man  hat  zu  ergänzen  z.  B.  (aber)  was  soll  man  dazu  sagen  y 
wie  ist  es  möglichV  bedenkst  du  nicht';'  >idgl.  —  In  der 
Zss.  streift  der  Grundbegriff  , wieder'  (A.-Zand,  Kebschoss 
des  zweiten  Triebes)  in  einigen  Fällen  an  den  von  rück- 
wärts, zurück  {A.-Eltem,  -YiUer,  Urahnen;  -Wand,  Kttck- 
crstattung).  Mit  Übergang  von  .wieder'  in  , wider'  1)  wider- 
sprechend: A.-Ptthnt,  Gegeni)abst.  2)  entsprechend: 
-ZU,  correspondierendes  Grenzzeichen;  und  aus  den  Begriffen 
jinrUck'  und  ,zuwider'  kann  der  von  verkehrt  entspringen: 
a.-ninfiig,  wahnsinnig.     -    Abi.  äfemi. 

aber  aus  nh-Iier.  s.  d. 

aberhämisch  .>i.;r*rfm*  Uw,  übeniämi^  XkFri.-.  1.  alt- 
väterisch  Uw.  '2.  seltsam,  eigensinnig;  verkehrt; 
verdriesslich,  ungesellig  Xa-,  V\\.  -S.  von  (iegen- 
ständen;  verkehrt  angebracht  A\. 

Von  Äberham ;  gemeint  ist  der  Altvater  des  judischen 
Volkes,  und  der  Begriff  des  Altväterischen  in  den  des  Selt- 
aomen  und  Verkehrten  übergegangen;  vgl.  ..\berglaube',  der 
ja  nrspr.  grossenteils  auch  nur  alter  Glaube  ist.  (Mhd. 
fi6ra-^  äberha^mUch,   hebräisch.)      S.   auch  abcrheb»r?i. 

Aberli :  Geschlechtsname  Z.  ..A^uberli'.  149.3,GKrinau. 

Urspr.  Taufname,  verkürzt  aus  Aber(allinm,  Abraham,  mit 
Beibehaltung  der  mhd.   Lauge   im  Gegensatz  zu  libfihnmi'irh. 

Äberü;  1.  vorkürzte  u.  dimin.  Form  von  Ahcr/iOhiiiii 
6T.  —  2.  ^berli  Geschlechtsname  Z. 

TrotiZ  der  Angabe  aus  Toggenb.  lässt  sieh,  da  über  die 
Koseformen  viel  Unsicherheit  im  Volke  herrscht  und  der 
Laut  .e  nicht  aus  fi  hervorgeht,  vielmehr  au  .\bl.  aus  Eber- 
hard denken. 

aberbo:  bäurische  .\usspr.  für  frz.  ()  jira/ios.  bei- 
läufig zu  sagen.   Gotth. 

.Vbert:  Wiese  S.  —  Möglicherweise  für  Äijeri. 

Ab  et  a.  Aherid.  Abeissi  s.  Ames-e.  abi  -\dv. 
s.  :ih-hi)i. 

X\>i  f.:  Name  für  Nutzungsland  von  einer  gewissen 
Lage  (Schattenseite  des  Tales?  Abhang?).  ,Wan  sie 
erkeiMHMi.    das    das    schmalflcht   sich    in  die  [der]  abi 


i'riiulti'U  nicg.'ii.  sull  keines  inohr  .^onni'iiliallj  bleilirii 
bis  an  dem  herbst,  das  man  genieinlicli  durcli  die  gidtcr 
|(iüter.  Wiesen]  last  lauften.-  TBo.  .Das  der  Waldt  in 
die  [der]  abi  vor  des  [dem]  Bösen  Trit  ;uise,  welcher 
fragen  thut  |d.  i.  um  die  Erlaubniss  zu  holzen]  soll 
der  genieindt  geben  x""'  .">.'  ebd. 

Also  von  ab-ii  i.di^r  vi.m  Adv.  ,(/,.-  vgi.  iiilid.  ,il„.  I,  ;ib- 
sehüssige  Grenze. 

.\big,  abigen,  abigleu  s.   Ähciitl,  ähfiidfii. 

äbig  »'.•  sich  auf  den  Abend  beziehend;  ähiyi 
Milch,  am  Abend  gemolkene   Z.    -   Abgekürzt,  ans  iibiiiii/. 


äbizänti":  (iruss  an  den  Niesi^nden   Sin. 


/. 


Ans  fi 


iibj  en  iipjfi.  K.  fihi'i 

abjeiieil  f'/y'v"'.'   V,'ii..    'ijijrmi  Tselieinen:    liinunler. 

Weiterbildung  aus  dem  uns  freilich  nur  aus  dritter  Hand 
bekannten  syn.  .4dv.  appje  vermittelst  der  für  Orts-Advv. 
der  Kühe  in  W  beliebten  und  auch  auf  Advv.  der  KicbtnuL- 
übergetrageuen   Endung  -• «  .-  v^'l.    i//. //../.    liin:inf. 

abländscll,  abloitscli:  f's-c/»  Ahliin<t^i-hf  rhu. 
nicht  wissen,  was  in  der  Welt  vorgeht  B.  —  2.  Ab- 
lentschcn,  im  Volksmund  <!'■<  AfVintschc,  Name  eines 
BBergdorfes;  im  Ahloitxchi,  AhloitschenxtückJi,  dim. 
Namen  von  Höfen  bei  dem  benachbarten  Zweisimmen; 
AhlentKchen  auch  Verdeutschung  des  TOrtsnamens 
Hiasca,  älter  Ahiasco. 

.\us  abläiuUwh  (abgelegen).  Dieser  Sinn  passt  trefflieh 
auch  auf  das  jenseits  der  Wasserscheide  gelegene  Bergdorf; 
immerhin  scheint  die  mundartliche  Form  mit/ einen  anderen 
Ursprung  zu  bei-gen,  etwa  das  von  der  franz.  Nachbarschaft 
herrührende  avalanche,  Lawine,  ans  dem  dann  der  jetzige 
offizielle  Name  durch  Anlehnung  an  das  .\dj.  entstanden  wäre. 

ablen:  mit  heftiger  Bewegung  und  grosser  An- 
strengung eine  Arbeit  nur  oberflächlich  vollomlen, 
z.  B.  Heu  vor  einem  Gewitter  noch  eilig  unter  Dach 
bringen;  auch  rett. :  sich  bei  einer  Arbeit  tummeln  B. 

er-,  refl.:  1.  „sich  bei  einer  Arbeit  überanstrengen, 
erhitzen  B"0.  —  2.  sich  dehnen,  strecken,  ausruhen  BSi. 

Ahd.  ii/Woii,   viel  zu  tun  haben;  altn.  o/i«,  erwerben,  «//. 
Kraft;   vgl.  got.  abv,   heftig.      Die  zwei  Bedd.   von  er.   lassim 
sich    in   der  Grundbed.    .die  Glieder  recken'   vereinigen.    - 
Syn.    *2.    ranffqcn. 

Üblen  s.  alie>idleii. 

Äbli  m. :  Geschlechtsname  Gi,.  Die  RA.  nm  |dem| 
Ä.  warche,  des  Lohnes  verlustig  gehen,  travaillcr  (lour 
le  roi  de  Prusse,  soll  sich  auf  einen  gewissen  bankerott 
gewordenen  Arbeitgeber  beziehen. 

äblig  s.  ehenlirh.  ahnen  s.  ilheiirli'ii.  .\boss 
s.  Ah-Bösü.    • 

Äbrech,  Aberich,  Aberig  s.  A-Wrrch. 

Abreclit:  ein  rechtwinklig  herausstehender  Zinken 
au  der  Stange,  mit  der  man  das  Gangfiscbnetz  in  die 
Tiefe  des  Wassers  setzt  Th. 

Abrelle,  Aberelle  s.  Ajnel. 

abrenz:  schief  B.  —  Schwach  belegt.  •.  wahrscb. 
ans  rf*,  also  eine  adv.   Bildung. 

Abreste  s.  A-Breste. 

abri,  ab  ruf,  s.  (iber-in,  -üf. 

.\brich  nbrich,  abrecli,  ahrncli,  (ihriich,  „Aprich" 
m.  u.  n.;  Dim.  abruchU  BSi..  ,Äperli  Aa":  vollge- 
siionnene  Spindel  „Aa;"  BO.  Wider  es  A.!  sagt  die 
S]>innerin.  wenn  sie  die  volle  Sjiuhle  abnimmt. 


VA 


All.  p1),  il'.  ob.  ul, 


II 


Mild.  fil„;rli  111.,  iihd.  Ahr!i-h  n..  AhmhU.ht.  kWM  vim 
.\hren,  miil  iiilid.  aj>jn-oc!,,  nhd.  .l^jjwf.Vi),  vnllo  Spiiid.'l. 
von  brechen  und  dem  Präf.  «  (auch  ab?);  der  härtere  Cnns. 
kann  ein  Rest  des  streng;  ahd.  ;)  für  einfaches  '/  sein. 

absi  s.  ah-siih. 

Abseilt:  Erlaubniss.  oino  Pfriiinlp  aliwrs.Mul  zu  sf- 
iiiessen.  1525.  Absch. 

absolima:  Jurchan.s  S.  .Alisnliiiin  nit,  snit  tlcr 
KönUi.'  BWyss  1863.         Frz.  <,h«..hni„,u. 

Ab.str(?iize  s.  AMreuxe. 

abu  Adv.  Chiniini  Inn-mer  fihi( !  koniiii  hör  mich 
doch  an!  Chnr  nhii!  ko.ste  einmal!  (Irad  alm,  .so 
eben    W.  .Vii.-h   ,/„/.  also   Xbf.   zu  Ihe,, /     Vsl.  auch  am». 

Aubcck  .s.  An- Hihi-.         cb,  Conj.  .s.  ("•,  nh. 

ebam:  Interj.  1.  um  dio  Aufmerksamkeit  auf  eine 
Frage  zu  richten,  die  man  tun  will:  hör  einmal!  ^jb 
Acht!  Ai'.  -  2.  Au.sfüllsel.  wrnn  man  in  der  Rede 
stecken  bleibt  ebd. 

Die  Silbe  bam  etwa  eine  Erwciterunsr  dos  iift  mit  der 
Intcu-j.  c*  verbundeneu  In. 

Ehe  m. :  Epheu  ud.  E])pich.  Lkxz  Sclnvabenkr.  1''. 
Verkürzt  aus  Kh;h   s.    El.;,-!,. 

eben  ä-,  ä-,  e'-  (s.  Anni.)  —  Sup.  lilmist.  ahiiiist. 
nbitit  Vw:  im  AUg.  wie  nhd.  1.  Adj.  ,.Ei|UUs.  a<qualis, 
lequabilis,  par,  compar,  planus.'  Mal.  1.  gleich.  .Was 
wei  I wollen]  wir  wetten  von  eben  an?-  Volksl.,  von 
einem  Wettstreit.  , Still  stan  ze  ebnen  füessen', 
antreten  oder  anlaufen  zum  Sprunge  mit  geschlossenen 
Beinen.  1172.  /.,  um!  noch  immer:  x'e.  F.  apriniie"  V>-. 
vgl.  \\.  eheiit,  chlif/.  i'.  trete  oder  trapjie,  eig.  wol 
.glciclimä.ssig',  ohne  Anstoss  auftreten,  mit  Dativ  P. : 
.Icmandem  zu  (iefallen  leben,  ihn  glimpflich  behandeln 
B.  Ahnlich  schon  bei  Max.:  .Drum  bsinn  dich  wol 
und  gang  glich  eben',  geh  behutsam  zu  Werke!  Alien 
7''/(f-sscs  B;  auch  ehex  KueA-:,  ehe  z'Fuess  Bs,  ä  piain 
picd;  's  tjeit  (Vies  IO7.S,  weder  auf-  noch  abwärts  B. 
Ahes  Bodes  [auf  ebenem  Boden]  unif/'heie"  UwE.  Dem 
Bade  s'ii.,  in  gleicher  Flucht  mit  dem  Erdboden,  z.  B. 
eine  Pflanze  abhauen;  überhauiit  einem  zweiten  Dinge 
,-'rV.,  in  gleicher  Höhe  damit  7,.  ,Das  Fundament  von 
Quaderstucken  biss  dem  Rechten  Boden  eben.'  Cvsat. 
.Sein  Bart  ist  der  haut  eben',  ganz  glatt  rasiert.  JMkv. 
UiO'2.  .Flach,  eben  tra,gt  den  Spiess!'  Commando  aus 
der  alten  Schule.  Alien,  wagreclit  GRVal.  In  verti- 
kaler Richtung:  gerade,  aufrecht,  vom  Wuchs  einer 
Tanne  BHk.  Die  Bed.  .offenbar',  Erzähler  1856,  188, 
erklärt  sich  au.s  ,auf  flacher  Hand  liegend'.  Bildlich : 
.(iott  wird  alle  sachen  wol  e.  machen-,  ausgleichen, 
in  Ordnung  bringen.  Zwinhli.  —  2.  Gleichheit  des 
Inhaltes,  der  Beschaft'enheit  überh.  Es  pöt  e.  üf, 
zwei  Grossen  hoben  einander  (in  der  Rechnung)  gerade 
auf  Aa.  Daher  die  Formel  icett  und  e.,  völlig  aus- 
geglichen, quitt  Ai';  L.  Eine  Rechnung  e.  mache,  be- 
richtigen Ap;  Sni.  Cf  und  <i.  GnJ).,  ehiifti/j  [gehäuft 
voll]  un-'  li.,  gerade  so,  ganz  gleich,  ganz  ähnlich, 
gerade  wie  wenn  —  Bßi.  ,Es  gilt  mir  äben  gleych', 
ist  mir  ganz  gleichgültig,  gegenüber  einer  Drohung. 
Fris.  ,Aben  wie  eine  gluggerin  under  d.-n  hüenlinen.' 
1572,  Platt.  ,Es  i.st  eben.  Gurr  [Stute]  als  |\viel  Gaul.' 
JMkv.  169'2.  Ähe  rot!,  von  einem  Gefäss,  glatt  voll,  voll 
gemessen,  so  dass  der  Inhalt  dem  Rand  ebnet,  gleich 
.steht  B;  Gh;  Z;  verstärkt:  pintt  iL  roll  XJv,'.  auch:  en 
ehes  /•>/.«  roll.     ]r [Jnl  /„iifl  otlr  Hurten  |  Rändern]  e. 


Gl.  Etwas  dem  Tu  fei  e.  verfluchen,  d.  i.  wie  den  T. ;  dem 
T.  e.  mache,  sich  arg  geberden,  wie  der  T..  rücksichtshis 
drauf  los  B.  Der  E.  und  der  Unebe  händ  's  Brod 
üfy'esse  oder:  hävd  z'säme  es  BrötU,  en  l.oib  Brod 
(/'esse  Sch;  Z,  d.  h.  (iegensätze  haben  sich  schliesslich 
ausgeglichen,  friedlich  vertragen,  und  auch:  kleine 
Wirkungen  wiederholt  führen  zuletzt  zu  einem  be- 
deutenden Ergebniss.  wobei  die  sehr  concrete  An- 
schauung zu  Grunde  liegt,  dass  zwei  sonst  sehr  ver- 
scliiedene.  aber  einnual  zum  Essen  vereinigte  Personen 
durch  abwci-hselndes  Schneiden  ab  einem  Brote,  wobei 
die  Schnittfläche  bald  eben,  bald  uneben  wurde,  das 
Ganze  mit  einander  aufgezehrt  haben  (wie  die  Katze 
und  der  Atfe  in  der  Fabel  den  Käse);  und  endlich  aus 
Missverständniss  oder  mit  absichtlicher  Ausdeutung: 
der  E.  und  der  U.  händ  enand  y'esse  ScnSt.  -~  3.  ge- 
nau, ordentlich,  richtig.  D'Sach  ist  nüd  ganz  e., 
nicht  ganz  im  Reinen  Ap;  vgl.  ehenlich.  ,Si  hand  gar 
e.  ir  bescheid',  wissen  guten  Bescheid,  haben  auf  Alles 
Antwort  bereit  (aus  einer  ä.  Bs  Qu.).  Ein  Mann,  der 
Alles  e.  haben  u-ill,  d.  h.  genau  nach  der  Ordnung  L, 
heis.st  auch  selbst  ein  .ebener',  daher  e.  =  hochmütig 
(gegen  Untergebene)  (jTa.  (.eigensinnig'  Gr.  \VB.). 
Auch  adv.:  ,wol  und  e.  ufluegen',  recht  sorgfältig  zu- 
sehen. ZwiNiiLi;  vgl.  eben  (richtig)  treffen.  Gr.  aaO. 
389.  ,lr  sönd  [sollt]  mich  merken  ä.'.  genau  auf  mich 
achten.  Schlacht  b.  Murten.  4.  angemessen,  ge- 
legen, dienlich,  genehm,  meist  mit  ,sein'  und 
Dat.  P.  ,Not,  e.  und  füeglich.'  1482;  wechselnd  mit 
,komnilich',  z.  B.  15'28,  Absch.  ,Ein  jeder  solle  kauten 
was  im  not  und  e.  ist.'  Z  1519.  .Nament,  was  inen 
e.  und  gefeilig  was.'  Edlib.  1530.  ..\ller  ebnest  und 
fuegklichest.'  Ostschw.  Kirchenurk.  E.  sin  kann 
heissen:  gefallen,  passen.  XV.  XVI.  sehr  häufig,  aber 
auch:  gleichgültig  sein  (nicht  missfallon);  so  bei  Vau. 
Es  ist  mir  nüd  eben,  äbes,  es  liegt  mir  nicht  recht,  plagt 
mich  Ap;  B.  —  II.  Das  Adv.  zur  Partikel  abgeblasst. 
1.  gerade,  gleich  im  Sinne  von  Gleichzeitigkeit  oder 
nahem  Zusammentreft'en.  ,Als  ich  kam,  was  der  Bl- 
schoft'  ä.  do.'  1572,  Platt.  E.  (rorj,  gerade  vorhin, 
so  eben  Sch;  Z.  Im  Ganzen  selten.  E.,  im  Ge.spräch 
im  Sinne  eines  abgeschwächten  einmal  oder  doch, 
z.  B.  .sr/iy  e.!  sag  einmal,  wenn  Einem  gerade  Etwas 
zu  fragen  einfällt,  ä  propos;  vgl.  abu.  Ja  nu  .läy  e.l 
fast  interj.  ^  ei,  bei  unangenehmer  Überraschung,  mit 
einigem  Unwillen  oder  Ungeduld  gegenüber  einem 
aufstossendon  Hinderniss  BSi.  —  2.  ebenso,  eben 
s  0  vor  Adj.  ,Aben  verdachtlich',  ebenfalls  oder  ebenso 
verdächtig.  Vad.  ,Aben  als  übel.'  Z  XVI.  .Äbenesmär, 
eodem  jure,  pari  ratione.'  Id.  B.  E.  se  mär,  ebenso 
gern,  ebenso  leicht  Z;  wie;  , stellt  sich  c.  lätz',  als 
wäre  sie  von  Sinnen.  Schinipfr.  1651.  —  3.  gerade, 
völlig  übereinstinmiend,  zusammentrelfend.  ,Du  kumjist 
grad  ä.  rächt,  opportune.'  Mal.  E.  recht,  ganz  an- 
passend, von  Kleidern;  in  der  Kochkunst  vom  richtigen 
Mass  der  Ingredienzien  usw.  eine  Anweisung,  welche 
.Anfängerinnen  zur  Verzweiflung  zu  bringen  angetan 
ist.  E.  grad,  gerade  [deshalb]  GO.  So  auch  vor  be- 
tonten Pron.  und  Partikeln.  ,A.  das,  idem  hoc.'  Fris. 
Mal.  E.  ase!  lebhafte  Zustimmung  Z;  <".  ./((.'  oder: 
.ja  e.:  Th;  Z;  e.  n-bl!  B.  E.  nit,  nüd!  (Ton  auf  e.) 
lebhafte  Bestreitung  der  Behauptung  eines  Andern  B; 
Bedauern,  dass  ,gerade'  das  Gegenteil  des  Erwarteten 
eingetrott'en  sei  Z.  Als  Ausdruck  der  Zustimmung, 
auch  wiilcr  WiUen    (dafür   auch  ,/((  c.).   genügt   auch 


All.    l'l).    iL.    nl,.    Ill> 


-lli 


.■iiilache.s  otli-r  (in  GTa.  dreit'ai-h)  wieilerliolte.s  c .'  X\; 
Bs;  (ti, ;  (t;  Tii;  '/,,  woran  utwa  von  einem  Zuhörer 
das  Wort.-iiilel  angeknüpft  wird:  c  ist  lifiii  Bai"  Z. 
e.  ixt  iiüil  liiiclilct  [hügelig].  Hinwieder  erfährt  die 
Zustimmung  eine  Steigerung  in  nie  an  fauch  das)  e.! 
nielir  al.s  [bloss]  e.  Af;  G.  —  4.  ziemlich,  recht. 
.Ä.  grob  und  fast  ungeschieklich.'  Edlib.  .A.  fil', 
ziemlicli  oft.  ebd.  ,A.  hübseh,  pulehra  sati.s.'  Fri.?. 
.E.  gnuog  früy',  fa.st  etwas  zu  früh;  ,e.  vermöglich', 
wohlhabend  genug.  1524,  Absch.  —  5.  nur.  So  be- 
sonders vor  luüh  B;  S.  ,Er  lischbet  [li.spelt],  er  redt 
schier  ä.  [fa.st  nur]  halbe  Wort.'  Fris.  ,G"falt  mier 
ä.  lialb.'  SBe.vt.  Ä.  ziveu  (xi)fe,  sKst  iiiemer,  nur  zwei 
Mädchen,  sonst  Niemand  Schw.  iV  ist  c.  hinge,  mag 
sich  kaum  noch  rühren  B.  E.  g'clio  müye,  mit  genauer 
Not  noch  zur  rechten  Zeit  eintreffen;  mit  der  Kraft 
kaum  ausreichen  B;  sich  knapp  durchbringen  Z.  E. 
ciiiist,  nur  einmal  Vw';  Zc.  Hast  e.  esii  ril  möge? 
hast  du  nur  so  viel  zu  Stande  gebracht?  , Einäugig, 
der  ä.  ein  aug  hat.'  Fris.  —  H.  nä,mlich,  also, 
darum.  /  lian  ehe  ni'ul  chönne  elio,  aus  einem  be- 
sagten oder  leicht  denkbaren  Grunde.  In  Fragesätzen 
zum  Ausdruck  einer  Folgerung:  Cliutid  er  e.  ni'ul? 
[nach  empfangener  Nachricht  zu  schliessenj. 

Auf  Festhalten  am  ursprünglichen  Vocallautc  deutet  un- 
verkennbar die  Schreibung  ä  in  den  Schriften  des  XVI., 
-'•■t'.u  welche  die  nebenher  gehende  Schreibung  c  Nichts 
iiru.'ist.  Diese  ältere  Färbung  des  Voc.  (rf>)  lebt.  z.  T.  mit  | 
lirliuiing,  noch  fort  in  B;  Gr;  L;  S;  Vw;  ZO..  für  die 
Partikel  gilt  fast  ausnahmslos  die  Kürze  und  durch  Rück- 
kehr zu  dieser  hebt  sie  sich  in  manchen  MAA.  von  dem 
Adj.  ab.  in  manchen  durch  Überspringen  zu  der  Ausspr. 
mit  e'.      S.   auch  sUn,   vf  II  II.   ,l„m!,   ii^l„„i,/i. 

un-:  1.  Gegens.  von  e.  o:  unpassend,  ungelegen. 
luissbeliebig.  .Unfüeklieh  und  u.'  15'2S,  Abscli.  ,Itzt 
wäre  die  Zeit  nicht  so  u.,  dass  — .'  Erzähler  1850. 
.Niclit  u.  kann  er  so  genannt  werden.'  Scheichz.  NG. 

2.  Gegensatz  von  e.  1:  unfreundlich,  in  Worten: 
Mer  händ  nu  l'ei  itiiehe  Wörtli  s'säinc  g'lia  BsL. 


tubs-:  ganz  flach  AALeugg. 
sagende  Entstellung  aus  Ui]>/i-i: 
teile r-:  flach  wie  ein  T.  I! 


Wabrscli.  nur  nichts 


Seil;  Z  t..  //  l;  ZU., 
■/,.  B.  von  einer  Land- 
\v:    Gl:    Gr; 


;lit 


topf-,  tupf-  o  bei  St.  un 
«ä  Ar;  G;  Tu:  1.  ganz  flacli 
.Strasse  GTa.;  S;  Z.  2.  w ; 
GT.;  SiH;   Z. 

Wabrscli.  von  Tujj/,  mhd.  tojjji-,  Punkt;  vgl.  «/  ile  Tiipj, 
g«nz  genau.  Tojif-ii.  könnte  allerdings  auch  bedeuten,  ,so 
oben,  dass  ein  Kreisel  darauf  tanzen  kann';  aber  Topf  in 
dieser  Bed.   sclieint  unserem   Dialekte  fremd  zu  sein. 

weit-.  Hebanmien  oder  Arzte  .sagen:  s'ühind  ist  ic, 
Wenn  es  die  zur  Geburt  (auf  die  Welt  zu  kommen) 
richtige  Lage  hat  L.    Vgl.  mundgerecht,  sattelgerecht. 

ebenlich  e'biUeh  W.  c-VV  Tu,  .My  It  Sf:  1.  glatt, 
gleichmässig.  gemessen.  'Mit  ehelichen  Tritten 
gehen-  W.  Z'iibligen  Füesseii  Sf'  s.  eben  I,  1.  — 
2.  moral.  glatt,  ordentlich,  genau,  syn.  eiyelich  W; 
ordentlich,  .sauber,  z.  B.  vom  Anzug  Th. 

cbcnt  .thci:    Weiterbildung   von  eben    in   der  ItA.  j 
s'tcbete  Fiesse  1.  =  z'ebnen  Füssen   l'w;    s.  dien   l  1. 
.Cum  zäbeten  füessis   springunt;    ijui   potuit   weiters.  ' 
huic   pramia    dantur.'    Uw    Macaron.  Gedicht  XVIIl.  i 

'i.  i'ä.  F.  laufen:  sehr  eilfertig  Uw.  Sich  mit  .?. 
F.  ivere"  S.         Betr.  die  Weiterbildung  mit  t  vgl.  nebent. 


en-ebent  rii^xlri.  Dem  Hiis  e..  dem  Haus  an  Hnlic 
gleich  U. 

Eine  zusammengewachsene  Coustruktion,  wii'  nlul.  nebiMi 
aus  en-chen,   ins  Ebene,  in  der  gleichen  Ebene  gelegen. 

ebnen  .t  BHa.;  Gr;  Uw,  e'  Bs:  I.  tr.  eben  machen. 
a)  eben  voll  machen,  voll  messen,  ganz  auffüllen, 
ein  (jefäss.  b)  flach,  gerade  machen,  a.  behauen. 
zimmern.  Holz  so  bearbeiten,  dass  es  rechtwinklig 
und  gradlinig  wird  BHk.  -  ß.  Holz  e.,  einen  Holzstoss 
errichten,  Holz  aufschichten;  syn.  tischen,  higen 
BHa.  -  y.  ..den  Milchertrag  der  einzelnen  Kühe  auf 
den  Gemeinalpen  messen,  um  danach  den  Anteil  der 
Viehbesitzer  an  den  gesammten  Milchprodukten  zu 
bemessen  Gr";  ^.ebneren,  messen.  --  2.  intr.  a)  dem 
Bande  gleich  stehen,  von  Flüssigkeit  in  einem 
Gefäss  BE. ;  s.  eben  13.  —  b)  eben,  ebener  werden  Uw. 

ab-  uli-ejimm  GnLgw. :  1.  =  ebnen  I  b  a.  BHk.;  Gi;. 
—  2.  die  Spitze  einer  Kielfeder  zum  Sclireibon  ab- 
stutzen. S-RKN(;. 

in-:  (einen  Graben,  eine  (irube)  wiedi'r  mit  Erde 
ausfüllen  Z. 

ver-:  (Rechnungen)  ausgleichen  GhPr. ;  Z;  if.ebeii :.'. 

ebneren:  die  Reihenfolge  festsetzen,  nach 
welcher  die  Kühe  auf  der  Gemeinalp  gemolken  werden 
sollen  Gr.  veralt.  ,Die  Kuh.  welche  zum  P^bneren  am 
ersten  gemolken  worden,  soll  auch  zum  Messen  am 
ersten  gemolken  werden.-  HLLkmm.  IT'.iT. 

Ebnet.  Ebnat.  ,.-.;,«..(  Uw  (,.);  ZO i.„ii  ÜHii..  ,.'hn.t 

Ar.  ./„„>  BSi.  ni.  AaZcI.;  Ap;  BSi.;  L;  Vw.  ii.  BSi.; 
L;  zu.,  f.  Ai'Her.;  ZSee:  flaches  Land.  Fläche, 
welche  eine  Abilaciiung  unterbricht,  also  in  einer 
relativen  Hölie  gelegener  Ort.  So  als  Name  von  Ort- 
sclLaften.  Höfen,  (iütern  allg.  hiiibnif.  (ieschlechtsn. 
BHa. 

Das  weibl.  Oesehleebt  mag  au^  .lern  ubd.  rlnuinti  erklärt 
werden.  —  Vom  Vb.  ebni:n  udiT  vom  Ad.],  ebnt  mit  der  Ab- 
leitungssilbe -'jt,  ahd.  -üt,  ml.  Stald.  Dial.  '21t  ff.  —  Die 
Schreibung  Kbmä  ist  die  offizielle  geworden.  —  Syu.  Ebi  f. 

Ebni  ..f-  BHa.;  Schw,  Mim!,  ^b^ni  Uw  f.:  1.  Ebene, 
Fläche,  Talgegend  B;  Scuw;  W;  Z.    Auch  Ortsname  Z. 

2.  Horizontale  Lage  oder  Richtung  von  Körpern, 
einzelnen  Gegenständen.  In  der  E.  ligen,  in  die  E. 
legen,  stellen  B;  L.  —  3.  Unterlage  auf  der  Vor- 
derachse des  Wagens,  auch  HOlebni  und  Chlpf'e-E. 
geiumnt;  Unterlage,  auf  der  die  Bretter  an  einem 
Düngerwagen,  die  Leitern  am  Leiterwagen,  der  Grendel 
am  Pflug  ruhen  STh.  S.  ■Anc\iEbli.  HnjH.  Syn.  :'.. 
Schemel,  Pfiihren,  Klaffenbreff. 

Un-  f.:  fehlerhafte  Beschatt'enhcit  des  Körperbaus, 
•iekrünnutheit.  Verkrüppelung  oder  auch  nur  schiefe 
Haltung?  ,mit  der  unebne  behaftet.'  ZSpitalakten  158ti. 

ebeng!  e'bi'-'n:  nun   dennl   F.  Au-  frz.   rh   liieiil 

eher  s.  ir-biir. 

Eber  .<.-  Gr;  S:  Z(i,  .c-  l'w  ;  Z  -  iii.:  niännliches 
Schwein.  .Schäumt  von  zorn  wie  ein  ä.-  Fris.  Der 
Eber  als  Zuchttier  für  die  Geiiieinde  vom  Pfarrer  ge- 
halten: Gfr.  '28,  '289. 

Mhd.  iber.  Die  Kürze  des  Voc.  wenigstens  in  dem  Eigenu. 
Eberhard.    —    Syu.   Bei:  Bw-ij.   (Hew). 

Kib-:  streitsüchtiger,  zum  Zorn  geneigter  Menscli 
Bs:  S;  Uw.  In  GWa.  meist  nur  von  Unerwachseneii 
—  Vgl.  Kib-Farr. 

March-:  Eber  aus  der  ScuwMarcli. 


Ab.  eh.  ib.  ob,  iil 


uiul  trüge  M'lil.'idu'iiflcs  Woibs 


rtair-:  Zurhtrb 

Scbluch-:  diiiiii! 
bilil.   Si'KENc. 

Das  weuig-  veistaudeuf  W.  (s.  Schlauc-li  iu  difutschuii 
Wbb.),  eigentiich  .der  Zucliteljor'.  au  (las  Vb.  «Miinlten  an- 
L'ülohnt. 

Eberhard.  Mau  ladet  Kinder,  um  ihren  Mut  auf 
die  Probe  zu  stellen,  ein.  in  den  Kamin  hinauf  zu 
rufen:  E.,  E.'.  choiiiiii  alir  mul  hixs-tiier  de  Chupf'ah!  Ai>. 

Wohl  mit  Beziuhuut'  aiit  den  im  Kamiu  tosendeu  Wiud. 
der  im  alten  Volksglauben  oft  als  Sau   oder  Eber   erseheiut. 
Nül.  Kihehci: 


eberen:  zanken  Ubw. 
Kberijr  s.    .l-ll',rW/  und 
ebös:   bevur.   elie  Gul'r. 
Zs{i:ewaelisi-ii   und   vei'kür/.t    ai 


l/./-/r//. 


Vgl.  ctU-. 
ebezi 


;'bezt 


bei  Uk 
In   ,1a- 


cu-iij. 

Ebi  ^hi  (tr  f.:  Name  einer  (ebenem  Alp 
Klosters  und  einer  Wiese  im  Kheinwaldtal. 
Ehi,  Ortsn.  P.  -     Seh.  241.  B.  2.  11. 

Kür  E),r,i;.   vom  Adj.  tti«  (gespr.  Fibt]   wie  der  Sup.  .V..«' 
I'üi-  äUin-i.  Syu.    Ehntl.   roui.    I'hiuin-.i. 

V.  b  i  ,»v,/  II.:  die  zwei  Hauptttüchen  eines  Daches  BU. 

Walirscli.   für  übaii,   Fläche,  wobei  freilieh  Veräudeniug: 
des  (iesehleehts  angenouMuen   werden  niüsste. 

Kill  ,-.7„-  mV:  Kplieu.    Äbih/rlln- M>i.    Verkürzt  aus 

Kbicli  ...'„,/,.  „./„jt/i,  ,.e/<./,  ni.:   Kpiiieh,   Kidiru.  lie<lera 

belix    1,.    ii. 

Im  SeUweizerboten  ISO.d  S.  i)8''  wird  ,Äbuch'  irrig  von 
Kjilieu  unterschiedcu.  Ahd.  eliah,  in  der  Stammsilbe  mit 
;,'esotzmüssipor  Verschiebung  dein  lat.  ajjinm  entsprechend, 
während  ulid.  Eji/jich  (und  nachträglich  verschoben  Xi/firli) 
sicli  als  blosses  Lchnw.  aus  dem  lat.  charakterisiert.  Mehr 
Kl,;  m..   ni.urrh  und 


syu.    El,-Il,„:  s.   niieli 
bi,i,'  s.   (7(7//. 
Kbis  (-Nagel)  .SenSt. 


r.,,i„ 


l„s-  /.k'n..  Hebis-  '/,,;  für 
Kbnis-.  s.  Ebni  S. 

Sur-Ebis,  vielmelir  Silr-J^ihix. 

Ebli  i'Ui  \\:    S  s.lura.    Mi  S(i  t..    Seljli  Ss.lnra 

II.:  ychemel,  d.  i.  das  auf  der  Aidise  (oder  dem 
l/aiiifbaum)  des  Wagens  oder  Pfluges  ruhende  Holz, 
in  welchem  die  die  Seitenwiinde  stützenden  Rungen 
.stecken  oder  der  Längsbalken  des  Pfluges  aufliegt. 

.\iis  Ehiu  (s,  d.l  umgestaltit  durch  Vertauschung  der 
l.i.|uia,e  und   iiaehlier  aufdim.    .\bl.   gedentet,  s.   Ebni  S. 


ihr, 


Kl, 


y.u 


1.    Ki.heu.    hedera   helix   L.    Vw; 
enimunis  L.    Seuw ;    '/,<,.  Um- 

luiieb  wie  ,Kplieu'  auf  ,Heu' ;   s.  Ebidt. 


dentung  auf  .liiieli 

Eibet:  weiblicher  Taufname  L. 

Eiubct,  Name  der  ersten  von  den  drei  Norueu  (\iebeu 
Würbet  und  Wülxt).  welche  in  der  Sage  mit  deu  christlichen 
drei  Marien  vermengt  wurden  und  als  verfolgte  oder  ver- 
wiluschtc.  aber  auch  als  Segen  stiftende  Ortsheilige  auch  in 
der  Schweiz.  ?..  B.  in  Adelwyl-Senipach,  vorkommen.  Lüt. 
Sag.  297.  A'iH-  zsgez.  aus  ahd.  Eijin-,  Atjin-,  syu.  mit  got. 
«31»,  Schreck,  und  unserem  Eiji;  der  zweite  Teil  des  W. 
gehört  zu  Uu:,  lütte,  .bitten'  im  Sinne  von  .wünschen',  so 
dass  EiiibcUi  ursprünglich  eine  l'ubeil  auwüuschendo  Norne 
gewesen  wäre.  Vgl.  Wolf.  Beitr.  ■_>.  17  1  tV.  Siiinoek.  Mvth.  ^ 
:!ll    IT. 

Ib.    Ibe   >.    Im: 

IIm'ki'I':   Kiner 


der  SiinvOrtseliaft    Iberg,    iliru/ 


Senw. 


Ibericil,  -eeh  Ar:  fiUh.  u.  Stdt.  Iberi  Ai  ;  fiW., 
l'ebrich  GT.  u.  We..  f  berech  Ai'.  Übrceh.  ('brich 
B8i.;  UT.,  We.;  ZU.  ui.  (f.  GW.):  mehrere  Arten 
der  Doldenpflanze  Pentandria  digynia  L.  1.  Hora- 
eleum  spondylium  Ij..  Bürenklaue.  bes.  das  Blatt  der 
Pflanze  \v:  B;  G;  Z.  2.  wilde  I.:  Anthriseus  silv.  L. 
G.   -     ;i.  Garten-Iberig:  Aegopodium  Podagr.  L.  GWe. 

Das  in  der  ä.  Spr.  und  in  andern  M.\.  nicht  vurkommemle 
Wort  scheint  gebildet  wie  .Wegerich'.  Das  weibl.  Geschlecht 
haftet  nur  an  der  apokopierten  Form,  dtrcu  Ausgang  mit 
bekannten  weibl.  Bildungen  verwechselt  wurde.  Ableitung 
dunkel;  mau  beobachtet,  dass  Heracleum  nach  der  Heuernte 
zuerst  wieder  aus  der  gesehornen  Fläche  aufsteigt;  auch  gilt 
es  als  das  einzige  Kraut,  welches  zu  nichts  Anderem  als  zum 
Futtern  tauge.  Alle  drei  PHanzen  haben  grosse  äussere 
•Uiulichkeit  unter  einander. 

Ibidum  j-b-i(lum:  Nichts  sagenden  scherzliaft  ge- 
bildetes Wort.  Man  schickt  den  .\prihiarren  in  die 
Apotheke,  um  I.  zu  verlangen  Bs. 

Mit  dem  Schein  eines  lat.  W.  aus  dem  Satze  .ieb  bin 
dninui-   gebildet. 

Ibisdl.  Ibsche  f.:  1.  ibirXx  (auch  Nibsche);  Ifs 
(auch  .Tibs  che  I;  B;  Gl  f.;  L;  GÜ.  u.  A.;  SeHSt.;isG.: 
Uw  selten;  Z.  Ispe  i»^.e  SGrindel,  Ibschge  Gi.Obst.; 
SeHwE.;  SBb.;  Uw :  EibLsch.  Altha-a  offie.  L.  Bei 
Mal.  das  eine  Mal  .die  Ibisch,  wild  pajipelen.  hibiscus-. 
das  andere  Mal  nach  Fris:  .Eybschen  oder  Eybisch. 
.Vltliea.'  .Eybsclienwurzen.'  1-5.j7.  Vo(iELii.  .Die  Ybisch. 
ybsche.    hibiscus.    malva.'    Bem.  l(i(J2.  2.    Ibsche 

•LE.  u.  W.  (hier  muijcri  l.)\  ScnwKüsn..  Ibschge  1.; 
ScHW;  Vw:  Hechel,  Ononis  repens  L.  —  3.  Ibste: 
Hauhechel,  Ononis  spinosa  L.  ZZoll.  -  4.  Ibsche: 
V.sop.  Hyssopus  offic.  L.  L.  -  .'..  Ibsche:  Eibe. 
Taxus  iiacc.  L.   B;   F;  Gu;  L;  SiH. 

JIhd.    ibwvh,   ahd.    ibmu  aus  dem   Lat.      Die  Form  /t«./(t 

könnte  zu  den  nicht  seltenen  Fällen  gehören,    wo  ein  Fem. 

Sg.  aus  einem  Masc.  PI.  entstanden  ist.    Hinter  »  entwickelt 

sich  leicht  </.  daher  Ibucht/c.     Inj»:  kann  auf  bloss  zufälliger 

Umstellung  beruhen,  es  kann  sich  aber  auch  das  mhd.   /»y« 

(für  Hyssopus)  in  dieser  Wortform    wie  iu  der  vereinzidten 

Bed.  4  abspiegeln.     Zu  der  Bed.   Ononis    scheint   unser  W. 

durch  seinen  Anklang  au  Witnvliyc,    Wüjsie  gekommen  zu  sein. 

Mau  bemerke  übrigens,    dass   die  eine  und  andere  M.\.   be- 

I  müht  ist,   durch  Dissimilation   der  Formen  die  angerichtete 

j  Verwirrung  wieder  eiuigermasson  aufzuheben.    Gewiss  beruht 

die  Übertragung  auf  Tax.  hacc.  auf  irrtümlicher  Anlehnung 

j  und  Ableitung    des    W.    von    Ibc,    h^e.      Über    eine    starke 

Umgestaltung,    welche    umgekehrt  das  Wort   bi'triftt,    s.   n. 

I   Ijm'he-Teig. 

leite,  Hand-   f:  Henkel.  Grill'.  Halter  an  Gefas.sen 
A.iZein. 
I  Durch   Vermischuug  von  Uuiidhubi,   Handhabe,  mit  y/iViw 

gebildet;  bei  Spreng  die  vermittelnde  Form  Ilandkicbi.  - 
Syu.   Handorrfle. 

ob  1.    Präpos.  ()((,  meist  mit  i>at..  .^elten  mit  ,\ee. 
1.   räumlieh,     a)    reine   Ortsbcstinnnung:    nberliatb. 
über.     .Der  wolf  verr  ob  dem  schale  trank.'    Bonki;. 
!  .Väehet  an  ob  [nördlich  von]  Marsili    und  gät  ab  an 
I  daz    wazzer.'    1336/1446.  ZChr.     .Der   ob    dem   kUnig 
I  sass.'  Fris.    Der  Papst  trägt  .dri  krönen  ob  einandern.' 
1522;.')8,  Man.    Oh  der  Chm-hi,  über  der  Küche.    Oh-rm 
Enr  Kl",  ha",  kochen  intr.  und  tr.     .Der  sich  duckte, 
wenn  er  Hand  ob  sieh  sah!'  [gehietend  erhobonl.  Gotth. 
Man    kann   unterscheiden   oh-em  Hils   iuc,    horizontal 
ansteigend,  und  iih-em  H.  nf,  senkrecht  über  dem  H. 
irSlenie  sj  |sind|  ali  de  Wiilrhe.     Ohuvideii  =  Unter- 
waiden (,/.  dem   W;ild.     Teufi'en  ((/-  der  .sVrc«  und  T. 


i  49 


Ah,  ,-l.,  il,.  Ol.. 


50 


linder  der  Str.  Ap.    's  Cliujifli  ah  ein  Hnet  trärje,  lioch- 
inutifc  sein   Ar.     >S.  auch  ob-sieh  =  aut'wiii't.s.    u.  ^ich. 
Aiuli  vom  Ziel  einer  Bewegung:  Es  chinint  e  Wulch 
ob's  Hüs,  eine  Wolke  lagert  sich  über  das  oder  dem  H. 
Syn.  oben  an,  oben-für  mi.  —  b)  unbestimmter  und 
an  den  Begritt'des  Zeitlichen  streifend:  bei,  an,  auf. 
wahrend,     ,0b  dem  Tisch,  super  mensain.'  Mal.  bei 
Tische,    wobei   weniger   an    räumliche  Erhöhung   der 
Ritzenden   über  die  Fläche   des  T.  (wie  noch  in  dem 
'  Satze :  ,Muosst  ich  mit  Herzogen  U.  zu  Nacht  esen  ob 
;  sini  disch.'  1.529,  Stockar),  sondern  mehr  an  den  Auf- 
enthalt und  die  Beschäftigung  gedacht  wird;  ,ob  dem 
essen',  beim  Essen.  J.JBreit.  1615.    Diese  beiden  Aus- 
drücke (bei  Fris.-Mal.  auch   ,ob,   grad   in  dem  maal. 
Ob  dem  ässen  und  trinken,  in  cibo  et  vino')  hn  XVI. 
häufig  und  auch  seither  üblich  geblieben.    Ohne  Art.: 
,als  wir  ob  tisch  sassen.'    1521,  8trickl.     ,I)er  aller- 
:  letst  üb  tisch,  der  zum  letstenaufstadt.'  Fris.  Daneben: 
,Er  starb  ob  dem  tisch  und  gieng  darüber  [hiitte  sich 
j  dazu  gesetzt]  gesund  und  frisch.'   Alt.  GHdschr.     ,0b 
1  einem  tisch  von  Gespensten  reden.'  1578,  LLav.  (1670: 
bei).     In:    .Trinkgefässe  ob  dem  Tisch   haben'   Bull. 
steht  ob  fast  gleich  uf;    ebenso  in:   .brueten.   ob  den 
eyeren  sitzen.'  Fris.,  wie  noch  heute,    ,0b  den  büchern 
hocken.'  Spreng,    ,0b  einem  Todten  sitzen',  über  oder 
bei,  von  einer  trauernden  Wittwe.  Boner.     .Waschen 
ob  dem  See',  am  oder  im  S.  (statt  zu  Hause  oder  am 
Brunnen).   1718/57,  Z.     Ob-em  Lese  si,  mit  Lesen  be- 
schäftigt  sein    (dem  L.   .obliegen').     Einen   ob  einem 
Buch    antreffen,    vertieft   in  Lektüre.    Ob-em  Lese  et- 
[  nuclr.    ,0b  spil  ald  bi  spil',  beim  Spielen.  1489,  Entl. 
Landr.     Ob-em  heiyö,  auf  dem  Heimweg  B.     Ob  aller 
Arhet,  mitten  in  der  Arbeit  Aa.  —  e)  Der  Begriff  der 
Beschäftigung  mit  Etwas  geht  über  in  den  des  Ver- 
i,  fahrens   mit  einer  Person,   welche  der  Behandlung 
:!  durch  eine  höher  oder  günstiger  gestellte    unterliegt. 
.Die  Cur  ob  einem  Kranken    anheben.'    1665,  JMüll. 
.Ich  han  drei  arzet  ob  mir  gehan.'  Stockak.    ,Herodes 
I  wurde  endtlich  selbs  ob  ihm  selbs  zu  einem  Scharpf- 
I  richter.'  1665,  JMüll.    ,Man  will  es  ob  mir  ausmachen'. 
■  auf  meine  Kosten.  Spreng.  ,Den  mut  ob  einem  erkülen, 
,  guten   mut   ob   einem  haben',    Unmut  an   einem  aus- 
lassen.  HospiN.     Er  ist  immer  ob  im,  ihm  .aufsätzig', 
feindlich    U.     ,Auf   und   ob    einander   sein,    einander 
'  zusetzen,   verfolgen.    5  Orte.'     Er  het's  ob   eiis  ver- 
dienet, an  uns,  durch  die  Behandlung,    die  er  uns  zu 
Teil  werden  Hess  Aa.    Von  Sachen:  .Darob  und  daran 
j  sin,  dass  — ',  Acht  haben,    überwachen.    1526,  Absch. 
1539,  Kessl.    1584,  LLav.     ,Drob  ha,    legibus    stare.' 
Id.  B.  ,Nur  ein  formale,  ob  dem  ich  nit  werde  halten', 
daran  festhalten.  JCEscher  1717 '23.     Fälle  wie  .sich 
ob  Etwas   aufhalten',    sieh    über  Etwas   ärgern   B;  Z 
führen  bereits  zur  causalen  Bed.  hinüber.  —  d)  dauern- 
der Vorrang,  höhere  Geltung  und  Macht.    So  schon 
bei  BoNER,    wo   er  spricht  vom  Neid   eines  Menschen 
gegen  jeden,    ,der  ob  im  ist',  über  ihm  steht,  und  so 
noch  heute.     Etwas  soll  gelten  ,ob  e',  höher  als  alle 
Gesetze.    ApChron.  u.  Urk.  —  e)  Ob   vor   Zahlen   im 
Sinn  von  über,  mehr  als,    und  zwar  auch  etwa  mit 
.\cc.   wie   schon   mhd.     ,Es   waren    ob    den  tausigen', 
Tausenden.  Mal.    ,0b  500  houpten.'  1584,  LLav.    ,0b 
50  pfunden.'  B  16'28.     .Ob  50  jare  alt.'  ApUrk.     ,Die 
ob    14  jaren   sint.'    Engelb.  Hofr.     ,0b  14  tagen   und 
under  3  wuchen'.    nach  Verfluss   von    14  Tagen   und 
vor  Ablauf  von  3  Wochen.  .\rg.  1861.  127.    .\uch  ohne 
Schw,  Idiotikon  I,  1. 


Zahlangabe:  ob  de"  Jarc",  in  dem  durcli  die  kirchliche 
Konfirmation  bezeichneten  Jünglingsalter  angelangt, 
syn.  oberjäriy  Gl.  —  2.  causal:  über,  wegen,  bei. 
Vgl.  1  b,  c.  Si'''  ob  öppisem  [Etwas]  rer-süme" :  ob-em 
Hotzle  [Schütteln  des  Wagens]  isch-mer  übel  icorde  B. 
Er  verdienet  nie  ob-em  Jaunere  [Landstreichen]  ah 
ob-em  Taiinere  [Taglöhnerarbeit]  Scn.  Ob-em  Esae 
kann  daher  auch  heissen:  über  dem  Essen  (Etwas 
versäumen).  So  wird  dann  gesagt,  nicht  bloss  wie 
nhd.:  etwas  ob  etwas  anderem  vergessen,  sondern 
auch:  ob  iedem  Bitzeli  böse  werden,  klagen  L;  Sch, 
erchliipfcH  Ndw,  brieggen  BrSker,  AM.  Ein  Greis,  der 
lange  abwesend  war,  erinnert  sich  endlich  wieder  ,ob 
seinem  Wapen,  so  ihm  in  den  fenstern  gezeiget  wird.' 
1(>")1.  Schirapfr. 

II.  Adv.  Ob  (ob-em  Filr)  si",  ob  ha",  ob  hi", 
noch  länger  kochen  lassen;  und  übergetragen:  ob  ha, 
im  Sinne  haben,  mit  etwas  beschäftigt  sein ;  ob  si,  im 
Werke  sein,  bevorstehen  G.  Eim  es  Bad  ob  ha  = 
übergetan  haben.  Strafe  gedroht  haben  S;  Z.  Hand  ob 
halten,  Aufsicht  führen.  Gotth.  In  der  ä.  Kanzleispr. 
zur  Verweisung  auf  frühere  Angaben  im  Text :  ob 
ernannt  [aufgezählt],  nie  ob  erliltert  ist,  ob  stät,  ob 
latet  udgl.  —  ,Hi-ob  im  land.'  1580.  ,Hier  ob.'  1765, 
WuRSTis.  Dei-öb,  dejöb,  droben  GSa.  Op  iisig,  oben 
hinaus  BG.  s.  oben.  Ob-liolz,  hohe  Alpweide  über  dein 
Wald.     Ob-siden,   aus  dem  Oberland,    Ggs.  nid-siden. 

oben  übe  Adv.  Sans  o.  im  Doi-f,  ein  wolgemuter, 
auch  ein  hochmütiger  Mensch;  er  meint,  er  si  H.  o. 
i.  D.  0.-i"-Ärm  üfne,  Etwas  übel  (hoch)  aufnehmen ; 
0.  i"  A.  drlfare,  unüberlegt  rasch  handeln;  st  Sach 
0.  i"  A.  trlbe,  übertreiben  Aa;  S;  s.  u.  Arm.  0.  wird 
häufig  präpositionalen  Angaben  eines  höher  gelegenen 
Ortes  noch  halb  pleonastisch  beigefügt,  z.  B.  uf-em 
Estrifi  0.,  im  Chaste-n-o.  Am  Wald  o.  ist  natürlich 
verschieden  von  o.  am  Wald.  Beliebt  ist  auch  der 
verstärkte  Superlativ  z'ober.it  obe.  Gli  z'oberst  o.  si, 
zum  Jähzorn  geneigt  Gl.  Nur  selten  ohne  eine  zweite 
(Ortsbestimmung  verwendbar:  0.  isch-es  rund  und  iinde" 
g'spitzig.  Die  ä.  Spr.  braucht  o.  ligen  als  Gegensatz 
zu  unden  h,  unterliegen,  also  =  obsiegen  und  ver- 
schieden von  ob-Ugen.  —  Abi.  obnen,  obig. 

über-:  droben,  aber  meistens  im  Sinn  vipii:  im 
oberii  Stock  Aa;  Ap;  Bs;  B;  Sch;  S;  Z.  ,I  d'r  Welt  /(.', 
auf  der  Oberwelt.  BWvss.  ,Auf  demselbigen  gewelb 
bin  ich  uberoben  gewesen.'  LTschudi,  Eeis. 

z' under-    zunder'Öhe    B,    zuyer-    BM.,    zunmr-    BGu., 

z'underobis  BM.,  undersobe  Bs,  's  under  für's 
ober  ZBenken,  z'underobrist  L:  umgekehrt, 
kopfüber,  durcheinander.  Mehr  s.  u.  under-ob-sich, 
under-über-sich,  z'under-üf. 

Die  entgegenges.  Begriffe  .unten'  und  ,obeu'  durch  Vor- 
setzung eiues  ze  nach  Analogie  so  vieler  Bildungen  dieser 
Art  zu  einem  einheitlichen  Adverbiivlhegriff  geprägt.  Vgl. 
z'hinderfur  nehen  hindenfür.  Übrigens  versuchen  die  NbfF. 
eine  Erklärung  oder  Umdeutung  der  nicht  mehr  klar  ver- 
standenen Forme] :  obie  Umdeutung  in  einen  adv.  Gen.  wie 
tieäris,  mhd.  twerhes,  u.  a.,  wenn  es  nicht  durch  blosse  Um- 
stellung aus  z' underohsi'''  entstund;  Alls  nnder  's  ohfr  »ttllt. 
Alles  umkehren  AaFri.,  ist  eine  seihst  etwas  konfuse  Um- 
gestaltung; in  's  under  für  '«  ober  ist  das  Adj.  dem  Adv. 
untergeschoben,  wie  in  der  L  Superlativform. 

h-oben  hoba  Ap:  hier  oben  Ap;  ßO. ;  GrHb.;  G; 
auch  bei  Man.  —  Verkürzt  aus  hie-oben,  vgl,  hi-obnen, 
h-usseit   und  uhd.    .hüliou'. 


51 


Ab.  t-b,  ib.  ob.  ul; 


52 


di-  ,/,V.6j  Z.  (ijohn  GoEh..  (lobe"  Xv;  Bs;  B;  Gr; 
Uw,  döhe  U,  -»-  Aa;  Z:  droben,  oben.  .Das  opfer,  das 
doben  [auf  dem  genannten  Altare]  ist.'  1531,  Matth. 
23,  18;  ,da  oben'.  1548  [.darauf'  in  späteren  Ausgg.]. 
ZwiNGLi  verweist  mit  .doben'  auf  frühere  Schriftstellen. 
.Im  himel  doben.'  1550,  Ecef.  Bildl. :  d.  si  1.  erzogen, 
eigentlich  nur:  erwachsen  sein  Z.  2.  die  Oberhand 
haben,  mächtig  sein  B.  3.  aufgebracht  sein.  Spreng; 
Tgl.  oben  use.     Es  d.  ha,   sich  viel  einbilden  Uw;  U. 

Wie  d'ttmlen,  di-unden  u.  a.  mit  Verkürzung  von  da  ge- 
bildet, während  andere  Zss.  der  volleren,  älteren  Form  des 
Adv.  (nhd.  dar-,  mundartl.  dr-)  treu  bleiben.  Die  Form  di- 
hat  mehr  sinnlich-deiktische  Kraft  als  die  ganz  synkop.  (d-). 
—    Syn.   dobnen,  überohen. 

lierf-:  oben  darauf  AAEhr.     -  Für  druff-. 

obenächtig:  obenerwähnt.  ,Obnechtig.'  1474.  — 
Ahd.  obenahtig.  Gr. Gr.  2,  285.  -ächtig  =  -ochi,  Ableit- 
ungssilbe. 

obene"  obi/»p,  obaini  FO.;  W,  ohne  BO.:  Gr  vor- 
herrschend; P;  T;  W,  obme  GKObS.  u.  Val.,  ohmana 
VfL.:  1.  oben,  droben  Geb.  Einem  o.  liygii,  vor- 
schweben als  böse  Ahnung  (aufliegen  wie  eine  Last) 
W.  ,Obnan  an  dem  swibbogen.'  L  1337.  ,Stos.st  obnen 
an  dz  fürhoupt.'  Senn,  Kirch.  ,Obncn  zue.'  1558, 
Obervatz.  —  2.  hinauf  T. 

Mhd.  obeiten,  obncn.  Wie  obe",  ahd.  obana,  vermittelst 
der  Endung  ana  von  ob,  so  ist  das  vorliegende  Adv.  noch- 
mals mit  der  nämlichen  Endung  von  oben  weitergebildet,  ahd. 
[oban-ana]  obeitnti.  Ja  die  genannte  Bildung  arbeitet  sich 
trotz  aller  verkürzenden  Tendenz  der  Volksspr.  zum  dritten 
Male  aus  dem  Schutte  hervor  in  der  Form  obmnnn,  d.  1. 
obmpi^n.  Der  Lippenbuchst.  m  durch  Angleichung  an  das 
vorausgehende  b.  Die  Bed.  dieser  Bildung,  eig.  ,von  oben', 
ist  zu  derjenigen  eines  blossen  Syn.  zu  oben  herabgesunken 
und  bei  den  deutsch  wie  ital.  redenden  Gurinern  sind  die 
Ortsbegriife  ,wo'  und  .wohin'  verschmolzen. 

hie-  7ij-,  h^j-,  h'j-,  jrh-,  H7(-.=  obigem  h-oben  GrD.u.Ft. 

d-  döbne,  döbma  Gr,  dumma  Ap,  dönme  Gr:  droben, 
üben. 

Vgl.  diobeii.  In  thmmr  ist  b  wogen  des  iVdgeudeu  n  eben- 
falls zum  Nasal  geworden,  ebenso  in  domma,  wo  es  dafür 
den  dentalen  Nasal  in  sein  Organ  (Labialreihe)  herüber- 
gezogen hat. 

obenende.  .Von  obncnde  der  bergen',  von  den 
B.  herunter.  Va». 

Ein  sehr  altertümliches  W.,  ahd.  ohmmti,  Gipfel,  eine 
participiale  Bildung  von  einem  Vb.  obanen,  obanan,   oben  sein. 

ober  1.  Adj.  a)  räumlich.  Die  ,obere'  Gefangen- 
scliaft  in  B,  für  24stündigen  .\rrest;  s.  Trülle.  Ds 
Obere  g'winne,  die  Oberhand  gewinnen,  obenauf  kom- 
men B.  A  ds  ober  Oit,  bergan;  am  obren  Ort,  hoch 
oben  auf  dem  Berg  BO.  De''  ist  vom  obere  Lädli  ahe, 
vornehm  L.  Im  obere  Stübli,  ivn  Kopf  Bs.  Wenn  man 
im  Wirtshaus  einen  halben  Schoppen  bestellt,  sagt 
der  Wirt  etwa  scherzhaft:  mues-  r''  niid  öppe  der  ober 
halb  brinrje?  Ich  yü  [gehe]  a"  obere  [Stnfel]  und  bi 
z'nidere  [Nidere  auch  Ortsn.y  über  Nacht,  scherzt  der 
seine  Lagerstätte  aufsuchende  Gl  Älpler.  S.  aucli 
z'uTukr-oben.  —  b)  bildl.  .Dem  Geistlichen  als  dem 
oberen  haupt',  Oberhaupt.  Cysat.  £"«  obre  Man,  ein 
Vornehmer  P.  -  2.  Subst.  m.  a)  im  deutschen 
Kartenspiel  die  Figur  zwischen  dem  Unter  und 
dem  König,  entspredicnd  der  Dame  im  französischen. 
Chüng  und  Ober  ellei  fiiered  nie  kci  Jumpfer  hei. 
SuLG.  —  b)  Laub-ober,  der  Lanb sack,  mit  dem  man 
sieh    zudeckt,    im  Ggs.  zu  Laiib-nnder,   auf  dem  man 


liegt  Ap.  —  c)  Zunftvorstehcr  ScnSt.  ~  d)  Obst- 
most AaL.  u.  Ku.  —  3.  Adv.:  oben.  .Ober  abbin 
benglen',  oben  herab  werfen.  Zwinoli.  B  tritt  auch 
sonst  zuweilen  im  Auslaut  statt  n  ein.  —  4.  Präp.: 
oberhalb  W.  —  2,a.  b.  mitsubstant.,  c.  d.  mit  adj.  Flexion. 
Oberrieder:  eine  Art  Äpfel,  Glanz-Eeinetten  Zl.S. 
—  Von  der  dortigen  Gemeinde  Oberrieden.  Dafür  Zr.S. 
■fumpferenäpfcl. 

Olerst  ohriit,  oberiH  SCH;    Z,   oberii  S,   öbeiit  Bs;    BM. ; 

ZWint. :  Superl.  zu  ober  (oben).  1.  adj.  und  adv. 
,Gebrantwin  das  Ist  ein  oberste  [besonders  kräftige] 
artznie.'  LHdschr.  XV.  Beim  Todesfall  eines  Hörigen 
soll  man  .einem  Weibel  geben  das  oberst  [Wertvollste]: 
von  einem  Mann  die  gertel  und  mässer,  schuoch  und 
Hosen  und  den  bruochgürtel,  von  einer  frouwen  gürtel 
und  die  schuoch.'  1403,  Wigoltingen.  .Ober.ster  Knecht' 
hiess  in  Bs  und  Z  bis  ins  XVll.  der  Grossweibel  des 
Eates.  Der  Pfarrer  am  Grossraün.ster  in  Z  und  auch 
an'der  Hauptkirche  anderer  Städte  hiess  Obrist-pfarrer. 
,Hat  sein  Sitz  im  Eath  am  obersten  ort  neben  den 
Schultheissen.'  Cysat.  .Der  oberste  Tag',  der  Drei- 
königstag. vMoos.  Wenn  e  Hus  sechs  Stock%verch  hoch 
ist,  so  ist  's  oberst  lär,  von  hochgewachsenen  Leuten 
ScH.  ,Sich  zum  obersten  [aufs  Höchste]  beschwärcn.' 
Vad.  ,Uf  das  oberst  gebeten',  dringend  ersucht.  Kessl. 
.Zum  höchsten,  oberisten  und  trungenlichisteu  ver- 
manen.'  1531,  Absch.  Z'öberst  sl,  höchst  aufgebraclit. 
Spreng.  Eine  z'öberst  ue  tue,  über  Gebühr  rühmen 
(in  alle  Himmel  erheben)  Aa.  Z'o.  obe,  zu  oberst.  — 
2.  subst.  m. :  Ohrist  —  PI.  Ohriste,  Oberst:  militärischer 
Grad;  früher  Commandant  eines  Bataillons,  jetzt  einer 
Brigade  oder  Division,  Offizier  des  Generalstabs.  Auch 
Geschlechtsn. 

,Der  Oberiste.'  1691,  Kliugl.  In  otc)-(/o»(  einer  GHdsehr. 
muss  sich  g  aus  dem  i  entwickelt,  die  neue  Form  dann  mit 
oberost  combiniert  haben. 

nach-  iiä-aberit:  der  zweitoberste  ZWint. 

er-oberen  1.  mit  persönl.  Obj.  a)  überwinden, 
einen  Feind  im  Kriege  besiegen.  Kessl.  —  b)  über- 
weisen, nachweisen,  dass  Einer  wegen  Zahlungs- 
unfähigkeit verhaftet  werden  dürfe.  .Welcher  sich 
beklagnen  lasset  umb  lidlon  und  von  dem  kleger  mit 
recht  darumb  erobert  wirf  1500,  Hof  Kriess.  ,Wenn 
einer  von  schulden  wegen,  so  wit  dass  er  fähig  [fürs 
Gefängniss  reif]  worden,  erobert  (syge),  dass  dann  ain 
vogt  denselbigen  in  sinen  kosten  fahen  solle.'  1525, 
Absch.  —  2.  mit  Sachobj.  a)  gewinnen.  Einen 
Handel  e. :  einen  rechtlichen  Anspruch  durchsetzen. 
.Soll  ein  Herr  die  zuosprüch  [Ansprüche]  zuo  im  [dem 
Untertanen]  mit  recht  [durch  Prozess]  von  im  be- 
ziechen  und  e.'  1525,  Absch.  ,So  appellant  den  handel 
nit  e.,  sondren  abermahlen  darnider  ligen  würde.'  1608, 
BsEq.  ,Die  Schlacht  e.',  gewinnen.  Tschuui;  Cysat; 
Ansh.  Fast  gleichbed.  und  noch  häufiger  ,die  not  e.', 
die  Kampfesnot  überwinden  und  den  Sieg  erkämpfen. 
Im  XVI.  verlangte  die  Kriegsordnung  von  den  Soldaten 
den  Schwur,  ,nit  ze  blünderen,  bis  das  feld  wird  be- 
hept  und  die  not  erobert  sei.'  Die  Bed.  lebt  noch 
fort  Aa;  B;  Gl;  L;  S;  Z,  aber  nur  von  kleineren 
Objekten,  zuw.  scherzhaft.  —  b)  erübrigen  L  (wie 
schon  mhd.). 

erobrigen:  erobern.  1531,  Strickl. 

Oberkeit:  Obrigkeit  1.  oberste  Staatsbehörde. 
Eegierung.     Wenn  d'O.  de  Fuess  a"stösst,   se  mues 


53 


Ab,  el),  ib,  ob,  üb 


54 


's  Volch  hinke.  Sulg.  6'*  rertue  wie-n-eti  <).,  sich  breit 
machen,  spreizen,  ebd.  En  Buch  wie  en  0.,  voll  Th. 
Da  chunt  kei  U.  vie  drüs  (von  einer  verwickelten 
Sache).  Scherzhaft:  die  Hausfrau.  —  2.  das  einer 
übrigkeit  (Herrschaft)  unterworfene  Gebiet.  1523/25, 
Abseh.  und  sonst  im  XVI.  Vgl.  ,Gerechtigkeit,  Frei- 
heit' im  ä.  Nhd.  und  z.  T.  noch  jetzt. 

Beruht  wie  dii-  uhd.   Form  auf  Oba--i;i-l(tit;   vgl.  Jimb-,- 
aus  Jung-herr.      So  audi  oherkeitUt-h. 

ob  C'iinj.  I.  der  Frage    und  der  Bedingung,   »i 
B;   Z,  oft  Aa;  B;  GA.  ;   S;   Z,  Öp  AaFh.,   ab  =e6  B;  Gr, 
eh  iHt  Aa;  Bs;  Gl;  S;  Uw;  Z:  1.  ob,  vor  Fragesätzen. 
.Da  wirf  er  [Gott]  fragen,  ob  man  sie  [die  guten  Werke] 
hab  getan.'  Man.    In  einer  Doppelfrage :  ,Da  uimt  man 
sich   niemants   an   uf  erden,   gott  geh  ob  d'lüt  siech 
oder   gsund    werden.'    ebd.     Daraus    mit   Entstellung 
dieser   Formel:    ,Das   Meitsehi  [Mädchen]   muss   mit, 
'     ob    wie  es   sich   sträubt',   wie    sehr   auch  (für  [Gott] 
gehe  wie)  B.     Ebenso  durch  Vermengung  zweier  Con- 
structionen:  .Meint  jr,  ob  er  [ein  lebendiger  Drache] 
euch  leymi  [aus  Lehm  gemacht]  sy?'  1535,  Birk.  ,Nüd 
eh-me"  wilk,  unwillkürlich,  unfreiwillig,   unwidersteh- 
lich, nolcns  volens.  Stutz.     Zuweilen  ohne  folgenden 
Fragesatz,  der  also  in  Gedanken  ergänzt  wird,  als  Aus- 
druck des  Zweifels.   So  GrPt.    Es  wird  tcelle"  ob ...,  es 
i.st  die  Frage,  ob...  Z  oGlatt.  —  2.  wenn,   wie  ahd. 
und   mhd.     ,Es   wirt,   eb  Gott  will,   noch   alles   gut.' 
Max.     ,A1s  eb.'  ebd.    ,As  üb.'  1344,  Wittn.  Hofr.,  wie 
;      wenn,  als  ob.    Auch  ob  allein  für  als  ob,  wie  mhd.; 
I      Com.Beati;  1ö91,  Klingl.    ,Mache  dir  nicht  Gedanken, 
i      ob   hätte    Paulus    sich    missredt.'    1695,    Schobinger. 
I      ,Thätend  derglychen  ob  — '  1569,  LLav.     So  noch  U: 
I      ,lauf  dermit  eb's  hettisch  g'stole.'  Älplerlied.    Yg\.  trenn 
für  tvie  wenn. 

Mhd.  ob  (öbe,  eb).     Die  Form  ob   ist   uichfc  recht  volks- 
i'      tUmlich;   auch  ä.  Schriften  weisen  schon  die  jetzige  Manig- 
faltiglieit  auf;  so  bei   Manuel  ob,   Hb  und  eh. 

II.  temporal,  oh  BO.;  Schw;  U;  Z,  Oh  Aa;BM.;  L; 
SciiSt.;  ScHW;  Z,  aeb  BsL.;  B,  eb  Aa;  Ap;  Bs;  Gl;  S; 
j      Z,  eb  GrV.:  bevor,  ehe.    Wer  ßndt,  ob's  verloren  ist, 
j      da  stirbt,  ob  er  chrank  wird  L.     ,Swa  der  Wirt  dem 
(      Gast  Trinken   git.   ob   er  Messer    und  Swert  nit  von 
'      im  leit.'  1314.  Beitr.  Lauf.    ,Wir  wend  hinwäg,  ob  er 
i      erwacht.'  Com.  Beati  durchweg  so.    ,Weret  5  Dag,  ob 
f     es  ein  End  nam.'  Stockar  1527.  Häufig  im  XVI.    ,Gott 
lässt  den    Sünder   warnen,    ob    er   ihn   gar   verlässt.' 
1790,  Nachtlicht.     ,Er  schickt  die  büechU   in   frömde 
land,    üb    inin   herren   die   besichtiget   haben.'    15'28, 
I      Strickl.    Ab  bei  Meyer,  Wint.  Chron.  (neben  eb)  und 
f      RocHH.,  eidg.  Lied.  190.    ,Eb  er  sie  mochte  recht  ver- 
f      schümen,  hulf  man  ihm  schon  die  Kuchi  rümen.'  1499, 
Dorn.  Lied  nach  Rochh.     ,Eb    ich  wett  pfafF  werden, 
ich   weit   oe    ein   henker   werden.'    1572,  Platt.     Er- 
weitert ,for  und  eb.'  Meyer,  Wint.  Chron.  (vgL  oben 
,c  und  bevor').    , Vorhin  eb  der  siech  gestarbe.'  1406, 
BsRq.    .Fordern  eb  wier  giengent'  1519,  Stültz.    Mit 
nachfolgendem  dass:  ,Wer  den  Schilling  nit  werte  dem 
ineyger.  eb  dz  er  gen  küngsveld  kerne.'  1351,  AAW^st. 
und  nicht  selten  im  X\Ti.  und  noch  heute  in  Gr,  wo 
ebes  d.  i.  ,eb  als'  nebenher  geht.    Berührung  mit  dem 
Begriff  bis:    ,Vcrzicht   sich   wol   3  Wuchen,    ob    das 
Schilf  geladen  und  entladen  wird.'  1519,  Stockar. 

Oh  ist  eigentlich  nur  die  das  Abv.  e  begleitende  Conj., 
eb  (seit  dem  XVI.  verkürzt  zu  ih)  die  Zsziehung  von  oh  mit  i, 
für    dessen   Agglutiiiationskraft    aurli   die  Formen    «/<•«,    ibra 


zeugen.  .\h  (<^b)  entspricht  am  geradesten  dum  ahd.  ihu, 
engl.  (/,  könnte  aber  auch  als  blosse  Spielart  zu  i'b  ver- 
standen worden;  s.  auch  ob,  wenn  es  nicht  vielmehr  auf 
ahd.  ubi  beruht.  Die  sowohl  für  I  als  für  II  immerhin  nur 
sporadisch  und  seltener  verwendeten  Nblf.  gcb,  heb,  seh  sind 
spätere  Missbildungen.  Die  Terbindung  von  ,dass'  mit  eh 
(welche  ebenfalls  wie  das  einfache  eb  auf  die  Fragesätze  hin- 
übergetragen wurde.  Wiesental)  ist  ein  in  der  Volksspr.  be- 
liebter Pleonasmus. 

Obäsle  f.:  Ameise  ZSth.  Eigentlich  Obeis.ile; 
s.  u.  Amese. 

Obe,  öbelen,  öbendlen.  Obig  usw.  s.  Äben. 

übentrie  s.  Arentür. 

Oberscli  n.  dbe^rH:  Wirtshaus  W. 

Das  frz.  auberge,  aus  dem  untern  Kantonsteile  entlehnt 
unter  Umwandlung  des  Geschlechtes  durch  die  Krinnerung 
an  das  einheimische  W. 

Obersche,    Obersch  f.   rfteV»(W.-   glatter    Pfirsich. 

Aus  frz.  auberge,  Herzpfirsich. 

Oberste  f.:  Abwerg,  geringeres  Werg  Schw  (Ochsn.). 

Oberte  abn-te  Aa;  Bs;  S  nJura,  Obete  GRh.  —  f.: 
Dachraum  in  der  Scheune  Bs;  GrHc.;  GWe.; 
Si'H ;  S  n Jura,  entweder  nur  die  Abteilung  unmittelbar 
über  der  Tenne  neben  der  oder  zwischen  den  Heu- 
bühnen AAFri.;  Ap,  oder  über  die  ganze  Scheune  hin- 
laufend, oft  ohne  Bretterboden,  bestimmt  zur  Auf- 
bewahrung der  Garben,  die  etwa  auch  gleich  dort 
gedroschen  werden  AAFri.,  und  des  Strohs,  auch  (AaZu., 
„Schenkenberg")  des  Heues.  Aus  dem  untern  Raum 
der  Scheune,  dem  Tenn  schlechthin,  kann  man  aut 
der  Oberte-Leitere  durch  das  O.-Loeh  die  Garben  in 
den  obern  hinauftragen,  oder  sie  werden  durch  dasselbe 
am  O.-Seil  hinaufgezogen  verniittel.st  einer  Winde 
(Haspel  mit  Rad,  O.-Ecdli). 

Wie  die  Syn.  bair.  die  Obern,  Schwab,  der  Oberling,  bre- 
genz.  Oberet  von  ober  abgeleitet,  eine  ahd.  Form  obaröti  voraus- 
setzend,   —    Syn.   Brügi,    Heustal.   Hoberi. 

obig  ScHwW.,  obige  Gr:  oben.  -  Adv.  mit  adj. 
Endung  gebildet  wie  usig  u.  a. 

Obis:  eine  Art  Korb  ZSchwerzenbach. 

Viell.  nur  individuelle  Verkürzung  von  Obis-Chmtti-;  Vhis 
nach  Analogie  von  Imhis  gebildet. 

under-obis  s.  oben. 

Oblate  öUade  Z,  f.:  ungesäuertes  Backwerk  in  Form 
von  dünnen  Scheiben.  1.  Das  zu  Hostien  bestimmte 
Backwerk.  .Oblaten'  mit  Bildern  sollen  nach  GMey. 
vKn.  i.  J.  1563  in  Z  untersagt  worden  sein.  Noch 
jetzt  Obläde,  doch  allgemeiner  Nachtmälbröd  Z.  — 
2.  Sprödes  Gebäck,  braun  gebacken.  Nach  dem 
obgen.  Gewährsmann  gestattet  ein  ZMandat  von  165(1 
bei  Hochzeiten  zum  Abendessen  eine  Schüssel  , Ob- 
laten' und  findet  sich  im  Nachlasse  von  Josi.  Simmler 
i.  J.  1576  ein  ,Oblatenisen'.  —  3.  Briefzeltchen, 
frz.  oublie,  Z. 

Aus  lat.  oblata  mit  Ergänzung  von  hostm  oder  der  zum 
Singular  umgeprägte  P).  von  obluUim.  .Olilat«'  in  G.  Jahrzeitbb. 
Zu  2  vgl.  Ekkehard's  Benedictiones:  has  deus  oblatas  faciat 
dulcedine  gratas.      Vgl.    Oflate. 

Öbli  s.  EbU. 

Obligo  f.  Aa. 

oblisclie :  Ausdruck  des  Dankes  für  eine  empfangene 
Verbindlichkeit,  in  gebildeten  Kreisen  Z,  veralt.  ,Jb- 
lischee,   wie  de  Schuelmeisler  sait.'    Stutz.  —  Das  frz. 

//,,.  voHs  smsl   oUi,j(. 


55 


All.  eil.   ib.  Ot».  nll 


56 


ob  nie  11.    ob  110 11;    obiieudo    s.  (iheneii:   «henenile. 

Obrecht:  männl.  Taufn.  Basel  14.  .Thdt,  119  niid 
noch  in  S. 

Ahd.  Odbiccht,  Audoberchl  iiml  luaeits  oluie  <l  Ohirt,  eig. 
der  durch  Reichtum,  ahd.   od.  (ililnzonde. 

Obrigkeit  s.  OherIceU. 

Übventur  s.  Ai'entiir. 

nb!  ubub!  Warnungsrut'anfder  Scblittbalin  BTh. 

üb  s.  ofe  Conj. 

Übel  1.  Adj.  a)  ¥un  leiblichem  Betiiideii.  unwohl. 
krank,  schwach.  Ü.  werden,  unpers.  mit  Dat.:  ohn- 
mächtig werden,  syn.  we;  Brechreiz  empfinden,  syn. 
schlecht.  Ü.  machen,  Brechreiz  verursachen  Aa;  Z. 
Übel  a",  dm"  st,  nicht  gesund  sein  Z.  En  üble  Gang 
ha",  cuphemist.  für  hinken.  Ü.  si",  in  einem  Kleid. 
Schuhen,  unbehaglich,  unbequem  B.  —  b)  von  öko- 
nomischer und  sonstiger  Lebenslage.  Ü.  tue  1)  mit 
Schwierigkeiten  zu  kämpfen  haben,  mühselig  leben 
(xaxßs  TtpctxTEtv)  Ap.  2)  sich  kläglich  goberden,  jam- 
mern ZK.  Ü.  ä",  ü.  drä"  sl  Aa;  Z,  «.  am  Brett  si. 
ScLC,  in  schlimmer  Lage  sein.  -  c)  von  ungünstiger 
Gesinnung:  „aufgebracht,  unwillig  BSi."  Eiin  ü.  a" 
si",  nicht  gewogen,  feindlich  gesinnt  Z.  Eiin  Öppis  in 
Ü.  ne",  auf  die  üble  Seite,  übel  nehmen  Bs.  ,Nitt 
verargen  noch  verübelhau'  [für  übel  haben],  verübeln, 
missdeuten.  Kessl.  Ü.  hä,  übel  aufnehmen  Aa.  U.  gn, 
a"gä,  übel  aufgenommen  werden  Aa.  ,Dz  ward  dem 
keiser  von  etlichen  kunt  getan,  die  ü.  an  der  sach 
[der  Verbindung  zw.  Constanz  und  den  Eidgenossen] 
warend.'  Edlib.  245,  die  Sache  missbilligten,  eig.  sich 
dabei  nicht  gut  befanden?  ,Als  H.  K.  arme  Leute 
ü.  hatte  vor  unserm  Gerichte  mit  Worten  und  mit 
Werken',  soll  er  nicht  mehr  als  Fürsprecher  auf- 
treten dürfen.  133U,  Beitr.  Lauf.  —  d)  schlecht. 
's  ist  en  üble  Schütz,  wo  z'früeh  abdruckt  Sch.  Wohl 
'dienet,  übel  bilöhnt  ebd.  Göfs  dem  Eine  iL,  so  göd's 
dem  Andere  tcol.  Us  ü.  ärger  mache,  ein  Übel  ver- 
schlimmern. SüLß.  En  Ulli  Gattig  mache,  sich  übel 
ausnehmen  Aa;  Bs.  ,Das  übel-halten',  übles  Verhalten, 
schlechte  Aufführung.  1665,  JMOll.  Ü.  leben,  in  Zwie- 
tracht, Zank  B.  ,U.  geapelliert  und  vom  kleinen 
Rat  [der  ersten  Instanz]  wol  gesprochen.'  1550,  Wint. 
Chron.,  ohne  Grund.  Und  so  als  Gerichtsformel  noch 
1827.  Ü.  messen,  nicht  voll  Ndw.  ,Mir  von  eim  kind 
har  [a  puero]  wider  [zuwider]  gesin  ist,  wo  man  un- 
serem vatterland  ü.  geredet  hatt:.  Übles  nachgesagt. 
ZwiNOLi.  ,Ü.  eins,  uneinig,  male  concordes.'  Mal.  — 
2.  Adv.  in  eigener  Bed.  Die  Bed.  ,arg'  geht  in  die 
abstr.  von  sehr  über.  ,Sy  haftend  ü.  an  im  verloren.' 
1584,  LLav.  Ü.  y' schlage,  schwer  geplagt.  Etwas 
ü.  mangle,  ü.  nötig  ha,  schwer  entbehren,  sehr  nötig 
haben  B;  „Gu;"  Vw;  „Zg;  Z."  Auch  in  .ü.  blange', 
ungeduldig  erwarten.  1651,  Schimpfr.,  ,ü.  frieren.'  ebd., 
,ü.  fürchten'.  Suui.;  1650  Z,  ü.  grüse"  B  mag  die 
eigentliche  Bed.  noch  mitwirken,  aber  nicht  mehr  in: 
ü.  rennen  B.  Nit  ü.  =  nicht  wenig,  tüchtig,  heftig, 
z.  B.  schlagen,  regnen  Aa;  Bs.  —  3.  Subst.  Krank- 
heit], bes.  eine  halb  versteckte,  ein  andauerndes  oder 
periodisch  eintretendes  Gebrechen  und  speziell  Epi- 
lepsie, Fallsucht,  en  Ü.  an-cm  ha  Scii;  Z.  ,Das  gross  Ü'. 
wird  neben  Kitt  und  Veitstanz  in  einer  Verwünschung 
genannt.  Com.  Bkati.  \Vo-n-i''''s  Ü.  überchü  ha,  will 
r''  nid  ane,  sagte  die  Kreissende,  als  man  sie  zu 
Bette   bringen   wollte.  Sri.c.      -   Vgl,  liiis. 


Gehör-  m.  l'\. -üble  (bei  Gotth. -Äfce/) :  schwer- 
höriger Mensch  B;  Schw;  S  fc/öf-;  Zg;  ZKn.  -  Ini- 
perativbildung.     Syn.  übelhörig. 

Huer-,  Hueren-:  die  krankhafte  geschlechtliche 
Begierde.  ,Das  H.  haben,  in  amoris  rota  ver.sari'.  von 
der  Liebe  geplagt  werden.  Mal.  ,Wo  yemants  das  b. 
bette  und  gar  daran  unbesinnt  worden.-  1563,  Tierb. 
-   Vgl.  Narrenseil. 

katz-:  Verstärkung  von  ü.  1,  a.  -—  Etwa  aus  lattz-, 
.zum  Erbrechen'?     Vgl.  Katzenjammer. 

bluet(s)-:  Verstärkung  von  ü.  2  BR.;  Scii. 

stock-  Ap,  steinstock-  Uw,  stein-  U.v;  Z, 
steinerden-  Z,  sterbes-  S;  Uw  steerbis;  Z:  Ver- 
stärkung von  ü.  1,  a. 

üblen:    1.   trans.,    übel    nehmen,    verübeln.    L 
1385.  —  2.  intr.  (h.)  übler  werden  Bs.   ,Het's  an  eim 
Ort  g'guetet,  se  het's  am  en  andere  g'üblet.'  Breitf.nst.  . 
—  3.  refl.  pers.  und  unpers.  sich  verschlimmern, 
von  Krankheiten  Aa;  Bs;  Sch;  Z  und  schon  1526. 

üblich,  üblig  =  übel  Vw ;  Zg.  Er  ist  Icein  übliger 
Chnecht.  ,Wer  wirfet  übelich  zuo  dem  andern  und  j 
nit  triftet,  der  sol  verbessern  ein  toten  man',  in  böser 
Absicht.  1464,  BsRq.  Bes.  im  Comp,  und  Sup.,  deren 
Formen  auch  als  Steigerungsgrade  zu  übel  AAy.  benutzt 
werden  SchwE.;  Z. 

„V er- üblichen:  verschlimmern  L." 

nber  Aa  veraltet;  BO.,  Emm.;  Gh;  P;  T;  Uw;  W, 
sonst  über,  selten  ubert  Uw,  übert  aScnw:  I.  Präp., 
mit  Dat.  und  mit  Acc.  1.  in  vertikaler  Richtung, 
a)  rein  räumlich,  meist  mit  Acc,  von  Bewegung  über 
Etwas  hin,  da  für  die  ruhige  Lage  in  der  Höhe  ob 
oder  II f  mit  Dat.  üblich  sind.  Doch  gibt  es  einige 
Fälle,  wo  der  Casus  fraglich  ist:  über  Tisch  =  ob 
dem  T.  z.  B.  verzele,  am  Wirtstisch  erzählen  GW., 
bete,  das  Tischgebet  verrichten,  wonach  dann  auch; 
il.  Marge,  ü.  Nacht  bete,  das  Morgen-,  Nachtgebet 
verrichten,  gesagt  wird  ZZoU.  ,Die  spys  ü.  tisch 
tragen',  auftragen.  Mal.  ,Ü.  Hals  ü.  Chopf,  eilig 
und  eifrig.  Gotth.  U.  Haupt  inhin,  il.  Aug,  obenhin, 
nach  ungefährer  Gesamnitsehätzung.  bei  Käufen;  nur 
nach  dem  Augenmass,  nicht  nach  dem  Gewicht;  ü.  Hutz, 
nach  der  Hand  (s.  Hutz,  Griff).  ,Es  geht  mit  ihm  ü. 
Ort',  zu  Ende.  Gotth.  In  über-arm-s,  mit  verschlun- 
genen (über  einander  gelegten)  Armen,  SB.  ist  -s  nur 
die  adv.  Endung  des  Ganzen.  Fraglich  ist  der  Casus 
auch  in:  er  hat  kei  Lib,  nummu  [nur]  Hut  über  Bei 
W,  von  einem  ganz  abgemagerten  Menschen.  Dagegen : 
Eim  Eis  ü.  de  Chopf  ge",  einen  Schlag  auf  den  Kopf 
versetzen.  , Schmach  ü.  den  Hals  gezogen',  auf  den 
H.,  zugezogen.  1666,  JHott.  Ü.  d'Hand  i"scheiilf. 
mit  der  Aussenfläche  der  Hand  gegen  das  Glas  ge- 
kehrt; so  schenkte  man  sonst  nur  dem  Henker  (Z) 
oder  (nach  Bühlkr)  der  Henker  dem  Armensünder  ein. 
Es  ist-em  ü.  d'Hand,  es  geht  über  sein  Vermögen  L ; 
vgl.  wider  d'H.,  unbequem,  und  über  2,  c,  auch:  ü. 
Einen  sin,  über  eines  Competenz  hinausgehen.  S,  1  lim, 
U.  Älter  gän,  an  den  Altar  treten,  vom  Priester.  Eni.ii;. 
,Wer  den  andern  ertödt,  der  soll  ü.  den  toten  gair. 
an  die  Leiche  heran  treten,  zu  der  sog.  Bahrprube. 
1342,  ScHwLandb.  Osenhr.  Stud.  327.  Einen  n.  dt- 
Tölpel  füere  Sülg.  ist  unrichtige  Auflösung  und  Aus- 
deutung des  schriftd.  ,übertülpeln',  wahrscheinlich  mit 
Anlehnung  an  überhölzlen  (s.  d.).  8.  noch  ü.-.sicli. 
Mehr   auf   vertikale   Anhäufung   als    auf   horizontale 


57 


Ab,  eb,  ib,  ob,  üb 


58 


Fortsetzung  deuten  die  riiuniliibzeitliclien  Ausdrücke: 
, Einen  Boten  ü.  den  anderen  scliicken.'  Euliii.  Es 
chnnut  [kommt]  eis  ü.  s'ander,  Eines  drängt  das  An- 
dere Aa.  Ü.  Alles  abe,  nach  Allem  (z.  B.  Gegessenen 
oder  Getrunkenen).  D'riiber  abe,  eigtl.  lokal,  dann 
auch  zeitlich:  nachher,  darauf  Bs;  Z,  z.B.  nach  einer 
bittern  Medizin  etwas  Süsses.  Über  das,  darauf  hin 
Srii.  Eillisch  ü.  anderisch,  ein  Mal  übers  andere  B. 
,Ü.  enaiidere,  continuo,  successive.'  Id.  B.  —  b)  räum- 
lich mit  dem  Nebenbegnif  des  Gebrauches,  der  von 
einem  Gegenstand  gemacht,  der  Gewalt,  die  gegen 
eine  Person  ausgeübt  wird,  oder  übh.  des  Verfahrens 
mit  Jemand  oder  Etwas  —  Alles  gleichsam  von  er- 
höhter Stellung  aus.  Übergang  in  die  causale  Bed. 
,U.  Etwas  gehn  oder  kommen.'  ,Das  Vieh  muss  ü.  den 
brunnen  zur  tränki  gan.'  Meyer,  Wint.  Chr.  's  Chind 
mues  ü.  de  Hafe  (gä),  die  Notdurft  verrichten  Ar. 
Ü.  de  Chaste  gü,  den  Kasten  offnen,  um  Etwas  heraus- 
zunehmen Z.  De  Scidüssel  ü.  's  Brod,  zum  Brotkasten. 
Daher  dann  auch:  drüber  gö,  naschen  BsL.  (anderswo 
auch  obsc).  Über  öppis  g'luste  Z.  ,Gitig  ü.',  gierig 
nach.  Vau.  Ü.  öppis  cho  1)  Etwas  entdecken  B;  S, 
Etwas  begreifen  =  drfis  clio  B;  Uw.  2)  auf  Etwas 
zu  sprechen  kommen.  Stütz.  Ü.  Jem.  tut  cho,  nicht 
klug  aus  ihm  werden  Uw.  Eim  drüber  cho,  Jem.  auf 
Etwas  ertappen  BsL.  Ü.  Niil  cho,  sein  Vermögen 
verlieren,  also  gleichsam  Herr  von  Nichts  werden  Aa; 
B;  PMu.  ,Nit  lang,  so  wär-i  ü.  N.'  GJKi'hx  180Ü; 
dafür  1819  ,uf  der  Gass.'  Vgl.  überkommen.  Ü.  's 
Blitet  gö,  zu  Ader  lassen  Ap.  ,Er  gieng  all  tag  über 
das  glas'  [es  zu  besehen  oder  zu  gebrauchen].  Ziely 
1021.  ,U.  das  recht  gon,  jus  consulere,  Bat  suechen.' 
Fkis.    Gän  ü.  Einen  kann  aber  aucli  rechtlichen  An- 

,  Spruch  an  — ,  feindlichen  Angriil'  auf  Jem.  bedeuten. 
Es  geit  ü.  in,  er  muss  die  (Last  der)  Verantwortung 
tragen  Gk.  Es  geit  ü.  de  Geldseckel  üs,  der  Geldbeutel 
muss  her  halten  B.  ,Es  ist  wäger,  es  gange  ü.  das 
gut  dann  ü.  den  lyb.'  Absch.  153U.  Etwas  ü.  einen 
Zügen,  mit  Zeugen  gegen  Jem.  nachweisen,  was  die 
urspr.  Bed.  von  , überzeugen'  sein  wird.  ,Ü.  einen 
ziehen'  [mit  Krieg].  Man.  .Niemand  wüst,  ü.  wen  es 
gon  wolt',  von  einer  Kriegsrüstung.  Bossh.  Wint.  Chr. 
.Wann  dann  ein  frömbder  komm  und  sie  [die  ent- 
zweiten Eidgenossen]  antasten  wöU,  standind  beid  über 
ihn  und  zerschlagind  ihn',  fallen  ü.  ihn  her.  16.51, 
Schimpfr.  ,Er  [Gott]  liess  sein  Hand  nit  ü.  sie.'  1531, 
2.  Mos.  24,  11.  Dagegen  1667:  .legte  s.  H.  nicht  an 
sie.'     ,Gott   wird   sich   nicht   zum  Lügner   machen  ü. 

I  uns.'  JMüi.L.  1661.  ,Da  regele  sich  die  ganze  Stadt 
ä.  sie.'  1707,  Rcth  1,  19;  1811:  ,ü.  ihnen';  1860:  ,ge- 
rieth  ihretwegen  in  Bewegung.'  Ü.  das  Wette)-  litten, 
zur  Abwehr  des  drohenden  Gewitters,  wie  man  früher 
auch  ,über'  die  Heuschrecken  , stürmte',  Sturm  läutete. 
Boss«.  Wint.  Chr.  Daher  dann  auch:  ,beten  ü.  einen', 
aber  nicht  gegen,  sondern  für  ihn.  Absch.  15'22.  Ü.  die 
türi  Welt!  um  Alles  in  der  Welt  willen  B.  —  c)  die 
vertikale  Bewegung  übergetragen  auf  das  Mass  im 
Sinn  von  übersteigen.  Ü.  's  Bögli,  it.  's  Bonenlied, 
über  das  Mass  des  Erlaubten  hinaus.  Ü.  d'Haiid, 
über  das  Vermögen  hinaus ;  s.  a.  ,Es  ist  nichts  ü.  das, 
wenn  der  tüfel  die  lüt  plaget',  das  ist  die  höchste 
l'lage.  LLav.  1.569.  Ü.  e  Tüfel  üs  hasse,  mehr  als 
den  Teufel  B.  Nix  (nichts)  ist  ü.  Eiste!  (Name  eines 
hochgelegenen  Ortes  in  W,  Wortspiel  zwischen  hoher 
Lage  und  hohem  Wert.)     Ähnlich  zweideutig;  es  gäd 


Nild  ü.  g'schid  Lüt  —  tceder  d'Miit  Z.  Beeilt  tue  ist 
ü.  hübsch  [sein],  hat  mehr  Wert.  Sul«.  (handsome  is 
that  handsome  d<i!s).  Darüber,  obendrein,  noch 
dazu.  1524,  Strickl.  Ü.  Statt  reifen,  schnell  (schneller 
als  nach  der  Stelle,  Gelegenheit,  zu  erwarten  wäre'?) 
Suu;.  Ü.  d'ZU,  über  die  Zeit  hinaus,  zu  lange.  — 
'2.  in  horizontaler  Bichtung  a)  rein  räumlich:  über 
Etwas  hinweg,  hinaus;  jenseits.  Vgl.  1,  a.  flber 
El  (Dat.).  jenseits  des  Rheins,  in  Klein-Basel.  Hüröt 
über  de  Mist,  so  teeist,  icer  si  ist,  nimm  deine  Frau 
aus  der  nächsten  Nachbarschaft  (die  Misthaufen  tren- 
nen die  Bauernhäuser).  —  b)  zeitlich  a)  Zeitfolge: 
nach.  Vgl.  1,  a.  Fälle,  wo  über  einen  zeitlichen 
Zwischenraum  hinweg  auf  einen  Zeitpunkt  gesehen 
wird.  ,Die  Hüliner  legten  nicht  alle  Tage,  sondern 
ü.  den  andern  Tag',  nur  jeden  zweiten  Tag.  Gotth.  ; 
so  schon  bei  FPlatt.  ,Alle  Sonntage  .statt  ü.  den  an- 
dern.' ebd.  ,U.  lang',  nach  Verfluss  einer  längern  Zeit. 
.\bsch.  152.5.  ,Vielleicht  nicht  ü.  Langem.'  Gotth. 
Ü.  's  Jar,  nach  Verfluss  eines  Jahres,  nächstes  Jahr. 
Ü.  's  Mal,  auf  ein  Mal,  tout  d'un  coup;  zumal,  tout 
ä  la  fois  Bs.  ,U.  eim  Mal-,  einmal,  aliquando.  1523, 
Absch.  Vgl.  Übertag.  —  ß.  Zeitdauer:  während. 
Ü.  das,  unterdessen  ScH.  (Einmitts)  ü.  Tag,  um  Mittag 
Bßi.  ,U.  Nacht  geben',  den  Pferden  das  nötige  Futter 
für  die  Nacht.  Gotth.  Ü.  's  Neujar,  während  und  bis 
nach  Neujahr.  Ü.  d'  Wienecht.  Ü.  em  Esse,  während 
des  Essens  (vgl.  über  Tisch  1,  a).  ,Ü.  jar',  das  Jahr 
über.  1495,  Kessl.  (also  ganz  verschieden  von  über's 
Jar  bei  a).  —  c)  feindlich:  entgegen,  trotz,  zu- 
wider (einer  rechtlichen  Festsetzung),  eigtl.  aber:  mit 
Hinwegsetzung  über  eine  Schranke.  ,U.  g'leit',  ent- 
gegen dem  Versprechen  sicheren  Geleites.  ,Ü.  alle 
pitt',  ungeachtet  alles  Bittens.  ,Uber  verbot.'  1524, 
Absch.  ,U.  beschehenes  warnen.'  1650,  Z.  ,Über  und 
wider  dass  — ',  in  Widerspruch  damit  dass  — ,  trotz- 
dem, obgleich.  ,Uber  sömlichs',  entgegen  solcher  Fe.st- 
setzung.  EuLiB. ;  Fründ.  ,Über  frid.'  Landb.  Gaster. 
,Uber  zusag.'  Vad.  ,Uber  alle  not',  ohne.  1521,  Strickl. 
,Swer  da  über  tuot  [dawider  handelt]  der  git  buoze.' 
ZRichtebrf.  Heute  nur  etwa  noch:  ü.  Beeilt  i-e  L,  und 
viell.  ü.  's  Tüsigs  G'tralt,  um  jeden  Preis,  eigtl.  gegen 
des  Teufels  Gewalt  BEmm.  —  U.  Adv.  1.  räumlich: 
a)  oberhalb;  aufwärts.  Ü.  haben,  tuen  [setzen], 
d.  i.  über  dem,  das  Feuer,  zum  Kochen  =  ob;  ü.  haben 
auch  ^  (Werg)  au  der  Kunkel  haben  B,  und  von  einem 
Pferd  im  Stall:  ein  Bein  über  die  Schranke  geschlagen 
haben.  Gotth.  Eim  d'Hand  ü.  ha,  ihn  begünstigen, 
beschützen  W.  ,U.  werden'  1)  einer  Pflicht  überhoben 
werden.  Fründ;  ebenso:  ,vor  synen  ehren  nit  ü.  wer- 
den.' Thun.  Satz.  1539.  ,Der  gegenwer  ehrenhalb  nit 
ü.  werden  mögen.'  Sarg.  Landr.  1674.  ,Dass  si  des 
Galgen  u.  wurden  und  man  inen  die  höubter  abschlug.' 
L  1375.  2)  die  Oberhand  gewinnen,  im  Kampf  oder 
bei  Ab.stimmung.  Edlib.  3)  über  den  Kopf  wachsen. 
Ü.  mögen,  die  Mehrheit  der  Stimmen  gewinnen  B ;  mit 
Dat.  P.  den  von  Jemand  ausgeübten  Zauberbann  bre- 
chen Gr.  Einem  ü.  sin,  überlegen.  Ü.  und  ü.  1)  kopf- 
über; ü.  und  ü.  gän,  kopfüber  .stürzen,  wiederholt  um- 
schlagen; über  und  übert-si"''  bürzle  Bs;  Jemand  ü.  und 
ü.  schlän,  so,  dass  er  wiederholt  umschlägt  GA. ;  intr. 
von  gänzlichem  Ökonom.  Ruin:  fallit  werden  BR. 
2)  hoher  Gi'ad  einer  Eigenschaft  oder  eines  Zustande^ : 
«.  H.  ü.  roll  L;  ü.  u.  ü.  rot,  ganz  von  Schamröte  über- 
gössen Bs;  .Sie  weinte,  dass  es  sie  ü.  und  ü.  schüttelte', 


59 


Ab,  eil,  ib.  ob,  nl) 


krampfhaft.  Gotth.  Under  und  Ü.,  substantivisch,  eine 
allitterierende  Formel  zur  umfassenden  Bezeichnung 
des  Lebensbedarfes,  zunächst  an  Kleidung  (Unter-  und 
Oberkleid),  dann  auch  vom  Lager  (Unterbett  und  Decke) 
und  allgemeiner  und  unbestimmter  von  Hausrat  und 
Wohnung.  ,Wie  langest  weret  ihr  Hungers  gestorben, 
oder  nackend  verdorben,  wann  sie  euch  nicht  Nahrung, 
unter  und  ü.  verschatfet  heften.'  Mey.  1094.  ,Er  nahm 
zwei  Kinder  zu  sich  und  gab  ihnen  Under  und  Über.' 
LJro.  ,Die  Gemächer  seiend  mit  allem  Notwendigen, 
mit  Under  und  Über  versorgt.'  SHott.  1702.  .Tach  und 
Gemach,  Unter  und  Über,  quicvis  ad  victum  et  amictuni 
neccessaria.'  ebd.  1707.  ,Mit  Kleidern  versehen,  unter 
und  ü.'  1757,  ZGes.  Under  und  ü.  ha,  genug  haben 
ZLunn.  —  b)  hinüber  Gii;  P;  u.  gän, ß.  i.  über  den 
Berg  (sonst  allg.  übere,  d.  i.  über-hin).  ,Uberreisende'. 
vorüber  Reisende.  Landb.  ApIR.  1585/18'28.  Häufig 
vor  andern  Ortsadv.  der  Richtung,  z.  B.  ü.-abe  udgl. 
Ü.  und  it.:  quer  über  etwas  hin  Aa,  ringsherum, 
z.  B.  mit  dem  Weidevieh  im  Spätsommer  ü.  u.  ü.  fareii, 
über  alle  Flurgrenzen  hinweg,  allenthalben  hin  L. 
ü.  und  «.,  hie  und  da;  zuweilen  BO.,  lt.  St.  2  auch 
allenthalben,  allgemein.  Über  län,  auslassen  (über- 
springend), vorüber  lassen.  —  c)  jenseits,  gegen- 
über, drüben  Gr;  T.  Da  it.,  drüben  W.  Dert  u., 
dort  drüben  BO.  Allgemeiner  anderen  Ortsadv.  der 
Ruhe  vorgesetzt:  ü.-äne,  -obe,  -vorne,  -lünde,  -unde, 
-inne,  fast  pleonastisch.  ,Eine  Höche  vor  Sempach  ü. 
gelegen.'  Cysat.  .Gegen  einander  überen',  einander 
gegenüber.  Fris.  ,Vor  der  stadt  über,  in  conspectu 
oppidi.'  ebd.  --  2)  Massbestimraung  a)  Ubermass. 
,Über  geliebte  fründ  und  brüder!'  Zwinoli.  ,Es  chunnt 
mir  afe  z'u.',  wird  mir  nachgerade  zu  viel.  Gotth.  — 
b)  Überrest,  Überschuss;  übrig.  ,Ü.  sin.'  Edlib.  ,Ü. 
ha,  übrig  haben.'  Li.  B.  ,U.  werden,  übrig  bleiben.' 
Mal.  und  schon  in  d.  Otl'n.  v.  Höngg  1338  (vgl.  erilbren). 
,Ü.  bliben.'  Mal.;  JMüll.  lütiö  und  noch  b.  Sulg.  ,Ü. 
lassen.'  1707,  Ruth  2,  14;  dafür  1811:  ,übrig';  aber 
noch  heute  in  B.  —  3.  Zeitdauer.  Die  Jör  ü., 
während  der  letzten  Jahre  Aa.  Ü.  Ji(/e",  übernacht 
bleiben.  Id.  B. 

Mhd.  uher  und  iihcr,  ahJ.  ubar,  ubir,  welche  Zweituiligkeit 
sich  in  unsere  MA.  fortgepflanzt  hat.  Zu  der  Form  übert 
vgl.  d'runder-t  und  uhd.  ,eins-t,  sons-t,  jetz-t'.  —  Für  die 
Bcd.  vgl.  das  vwdte  ob,  über  dessen  Sphäre  iJ.  bes.  dadurch 
hinausgeht,  dass  es  auch  horizontale  Richtung  bezeichnet. 
Über  den  Unterschied  zwischen  t(6i>c-«i'''  und  ob-ai"''  s.  Tobl. 
340.  343".  P  unterscheidet  ubar  hin-,  uper  [d.  i.  uherhcr} 
herüber.  Zu  den  Verbindungen  ü.-abhin  usw.,  wo  «.  nur 
eine  Verstärkung  der  schon  in  dem  ,hin'  angedeuteten  Orts- 
verftnderung  ausmacht,  mit  dum  Nebenbegriif  der  Versetzung 
über  einen  Zwischenraum  (eine  Mauer,  Wand,  eine  Treppe) 
liinweg,  vgl.  -für  hinter  andern  Ortsadv.  Nach  dieser  Ana- 
logie auch  nominale  Verbindungen  wie  ü.-heim,  -ruck,  -eggs, 
•ort,  -twcris,  -all,  -ein,  -haupi.  Es  ist  in  romanischer  Nachbar- 
schaft, dass  der  Unterschied  zwischen  Bewegung  (hinüber)  und 
Kühe  (drüben)  sich  verwischt.  —  Zss.  1.  Vorba.  a)  trennbar: 
•litzen,  -wärmen,  -schieasen;  nur  teilw.  -kommen.  Sonst  meistens 
üher-hin.  -  b)  untrennbar.  In  einzelnen  Fällen  mit  präg- 
nanter Bed.,  z.  B.  Einen  -faren,  die  Augen  -Iriben,  -tragen, 
-hören.  Pleonastisch:  -meiuterm.  Im  Übrigen  a.  umstürzende 
oder  wälzende  Bewegung:  -bünlni.  ß.  uberftächliche  Be- 
rührung oder  Betreibung:  -brennen,  y.  Bedeckung  (der  Ober- 
fläche): -biJdelen.  8.  übertreffen,  überwältigen,  überwinden: 
■k-iben;  sich  -hau,  -heben.  6.  überschreiten  einer  Grenze, 
eines  Masses;  Übertreibung  der  betr.  Tätigkeit:  -fragen;  aieli 
-vilwn.      Hieher    oiiic  Keih.^    von    V.Mb™.    welche    sich    auf 


Benachteiligung  des  Nachbars  durch  Überschreiten  der  Flur- 
grenzen bei  landwirtschaftlichen  Arbeiten  beziehen.  —  '2.  Subst. 
und  Adj.  meistens  mit  der  Bed.  des  Übermasses  oder  ün-j 
rechtes,  z,  B.  -Rind,  -ginnig.    Zuweilen  nur  Häufung,  Wieder- 


-Se- 


;   -Rüler. 
•  nt-  (Hieh 


.Das 
irj63. 


< 


Fris. 


bolung,  Verdopplung:  -Zint.  —  Einzelfälle: 
Berührung  mit  ver-  (sich  -schlafen),  be-  (-ko 
-han),   vor-  (-Femter),   ober-  (-Hand). 

em-:    hinüber.     Amuber    itiid   a»ndierher,   h.    und 
wieder  herüber  W. 

under- ^  .;'«/«7('ro/)C/(,  von  unten  nach  oben 
schiff    underüberkeren',     umschlagen    machen. 

FiSCHll. 

vor-:  gegenüber.    ,E  regione.  grad  vorüber. 
Heute  in  G  und  Z  rnrübere. 

für-:  vorüber,  vorbei,  von  der  Zeit.   158.'),  Landb. 
ArlR. 

hin-  kommen,  mit  einem,  über  scliwebende  Streit- , 
fragen  hinweg,  überein  kommen.     Absch.  1525. 

dar-  drüber  B;  FMu.,  drubert  Uw;  U,  sonS 
drüber.  Z)r.  <;«,  Etwas  aufdecken.  .Darüber  gegangen','! 
zu  Grunde  gegangen.  Cysat  (sonst  drüf).  Dr.  cho,  Etwas 
entdecken;  Einsicht  in  Etwas  bekommen  FMu.;  S;  Uw; 
auch  dr.  ine  cho,  hinter  ein  Geheinmiss  konnnen  B. 
.[Die  Diebe]  hend  den  trag  [Kasten]  funden  und  drüber 
brochen',  ihn  aufgebrochen.  1573,  Mey.  Chr.  Dr.  lä,  den 
Gebrauch  einer  Sache  erlauben  B.  Dr.  welle,  etwas 
antasten  wollen  (auch  obsc.)  L.  Er  weiss  nit  wo  dr. 
und  dra",  wie  anfassen  B.  '*■  ist-mer  niid  dr.,  ich  habe 
keine  Lust  dazu  Scsw;  U  (sonst  drum).  Dr.  t",  me 
(hinein),  obendrein  (über  das  Schuldige,  Geforderte 
oder  Verabredete  hinaus)  Ap;  B;  G;  Z.  Dö-dr.,  dar- 
über Aa.  Dr.-dure  [hindurch]  st,  alles  Mass  über- 
steigen, höchst  ärgerlich  sein. 

des-:  hinüber,  drüben.  Wiltil  des-ii. 
von  hier  über  den  Berg?  Er  wont  da  des 
dieses  Berges  BO.  —  Vgl.  des-ab. 

überen:  aufheben,  in  die  Höhe  heben.  Ehel. 

er-:   erübrigen,   vom  Erlös   eines  Pfamle 
Offn.  Höngg.     ,Eruberen.'  1520,  BsRq. 

übere  s.  über-hin. 

uberig  BSi.,  über  ig,  übrig  allg.  1.  übrig  blei- 
bend oder  geblieben  allg.  ,Der  überig',  der  Überrest, 
Rückstand,  von  noch  nicht  ausgeglichenen  Differenzen. 
1554,  Absch.  —  2.  überflüssig  a)  mehr  als  ge- 
nug oder  nötig  allg.  Ü.  schön,  g'nuey  udgl.  En 
Übrigs  tue,  wie  nhd.  ,Überige  Nahrung  in  den  Wäl- 
dern finden.'  1734,  Carolina.  .Übrig  heu',  das  man 
entbehren  und  dem  Nachbar  geben  kann.  1585,  Landb. 
ApIR.  ,Überiger  kosten',  unnötiger.  1587,  Absch.  ,Der  ' 
vergebenen  [vergeblichen]  übrigen  wort  geschweigen.' 
ebd.  1568.  —  b)  Überdruss  erregend,  lästig.  ,Ein 
überiger  stubenstänker'  [Schosshund].  Zwingll  Eim 
iL  si,  verleidet,  von  Ehegatten;  zur  Last,  von  armen 
Leuten  Gr.  —  c)  übermässig.  .Bauchgrimmen  von 
überiger  galle.'  Fris.  ,Beschrotene  mäne,  die  nit  übrig 
lang.'  ,Übrige  wärme.'  ebd.  ,Diewyl  er  der  sönen 
vil  hatt,  könnt  er  nit  überig  rych  .syn.'  LLav.  — 
d)  übermütig.  Si''''  überig  mache,  sich  gross  machen, 
grossen  Lärm  von  sich  machen,  pochen,  trotzen  B;  Z. 
—    e)    ein    wenig   böse   BSi.     -  Mhd.    übn -    Syn. 

/.   vorig. 

überigen:  retten  vor  — ,  verschonen  mit 
mitt  sy  vor  laid  geüberiget  werden.'  Kbssl. 
eilt-:  erübrigen,  ersparen.  Gotth. 


willst  du 
.,  jenseits 


1338, 


.Dar- 


Ab.  eb.  ib.  ob.  IIb. 


Abs--ubs 


62 


t        er-:  fiobein,  «ine  Stadt.  Beute.  1022.  1531,  Stkkkl. 

'  Vgl.  craheren. 

überlich  uherlicli,  uherli,  Ailv.  =  üheruj  3. 
Uherli  warm  W.  Bes.  mit  Negation,  z.  B.  nit  überlich 
til  BSi.  —  Vgl.  übellich. 

uberachtig:  übermässig.  .Wägen  überachtiger 
füechte  [Feuchtigkeit].'  Fris.  —  Entw.  von  über  mit 
der  Bilduiigssilbe  achtig  (-ocht);  vgl.  oben-acMig,  oder 
von  Acht,  Mass. 

übert  s.  über.  uberzi  s.  übersieh.  Ubläze 
s.  Amläze. 

Ubli  n.:  Briefoblate  B. 

Aus  dem  frz.  oullic  f.  mit  Umwandlung  des  Gusohlechtes. 
weil  der  Ausgang  des  W.  als  Diuünutivendung  gedeutet  wird. 
Übrich,  Überech  s.  Iberich. 
Ueb  m. :    1.  Ge dräng,    z.  B.    das  sich  Zudrängen 

!  und  Treiben   des  Geflügels   bei   der  Fütterung   S.   — 

I  2.  Ort,  den  wilde  Thiere  häufig  besuchen,  zeitweise 
bewohnen.     .Die  füehs  habend   ire   üeb  oder  gruoben 

•  und  die  vögel  ire  näster.'  1561,  Mat.  8,  20  nach  Büll.'s 
Citat.   —   Mhd.   uob  m.    -    Syn.    Üehlug. 

Üeb  an  1.  trans.  a)  bebauen,  den  Boden.    ,Unser 

i  land,  das  vormaLs  ungeüebt  und  ungebuwen  igt  gesin.' 

I  Herkomen  der  Schw.  —  b)  betreten,  begehen,  einen 
Weg.  ,Uer  Zoll  nahm  ab,  weil  die  Mule  und  Bosse 
die  Strasse  nicht  melir  übten.'  Müll.  Schw.  G.  1,  553, 
176.  En  (/Hebte  Weg  B.  —  c)  eine  Tätigkeit  be- 
treiben. ,Vogel  went  den  sumer  üeben  [festlich  be- 
gehen] mit  ir  stimme  manigvalt.'  Hadl.  .Den  Krieg 
wider  den  Franzosen  in  seinem  Rych  zu  üben.'  Ctsat. 
-  d)  anfechten,  plagen.  .Mich  üebend  dise  Grund', 
reizen  mich  zum  Nachdenken  und  zur  Bekämpfung. 
Breit.  1623.  Einen  ,üe.  und  fatzen',  mit  Fragen  necken. 
plagen.  1528,  Absch.  —  e)  absol.  an  Etw.  treiben. 
.Woferen  einer  seine  Bezahlung  fordert  und  fort  üebet', 
darauf  dringt.  L  1706.  —  2.  refl.  Im  Allg.  =  sich 
regen,  nach  irgend  einer  Seite  tätig  sein.  &) 's  Wetter 
üebl  xi''',  ist  im  Begriff  sich  zu  ändern,  kämpft  gleich- 
sam mit  sich  selbst  GF.;  Th;  Z.  —  b)  von  Geistern, 
Gespenstern:  umgehen,  zeitweise  erscheinen,  spuken, 
durch  irgend  welche  Zeichen  seine  Gegenwart  be- 
kunden. Er  hät-si  g'iiebt  [v.  e.  Verstorbenen]  Gl;  S. 
Audi  unpers.  es  iiebt-si  im  e  Hüs,   wenn  geisterhafte 

I    Erscheinungen  einen  nahen  Todesfall  verkünden  GA. ; 

■  S.  Scharfrichterschwerter  , üeben  sich'  (geraten  in  Be- 
wegung), wenn  ein  künftiger  Verbrecher  in  ihre  Nähe 
kommt.  Postheiri  1866.  11'.  —  c)  von  Krankheiten, 
die  periodisch  einzelne  Symptome  erneuern  und  dem 
Menschen  keine  Ruhe  lassen ;  von  rheumatischen 
Schmerzen :  herumfahren  Vw ;  Zu.  Die  Chranket  hät-si 
an-em  g'üebt,  hat  ihn  lange  geplagt  Z.  Auch  von  der 
leiblichen  Ursaclie  moralischen  Übels;  sich  regen,  tätig 
erweisen:    .D'natur    sich   üebt   im   menschen   fleisch.' 

'    RuEF.     .Diebstal,   roub.  brand  die  üebend  sich',   gehn 

'   im  Schwange,  ebd.     Früher  auch  in  günstigem  Sinn : 

:  ,Sin  lob  sich  üeben  sob,  sich  verbreiten.  Hadl.  — 
d)  von  Personen:   a)  sich    rühren,    eine  körperliche 

,   Bewegung  machen,  z.  B.  der  im  Bett  Liegende.  BWvss. 

^  -  ß)  .Sich  ü.  wider  Etwas':  Verstössen  gegen  — . 
1521,  Absch.  —  y)  absolut:  Tätigkeit  entfalten. 
.M.  üebt  sich  gar  endlich',  bemühte  sich  sehr  eifrig 
(in  Wahlintriguen).  Vad.  ,Dass  die  Sonn  nie  rüewig 
gsyn.  sonder  sich  stets  geübet  hat  mit  glasten  und 
mit  zitteren.-    Campell  1572. 


über-:  überanstrengen.  ,Überüb  dicii  nit  vast  mit 
übriger  arbait  noch  mit  lotfen  [laufen].'  GHdschr. 

US-:  Streitsachen,  rechtlich  erledigen,  beilogen. 
Absch.  1521.  Streiche,  verüben,  aus  Mutwillen  oder 
Bosheit  Aa;  Z. 

sich  miss-:  eine  verbrecherische  Handlung  be- 
gehen. 1475.  —  Syn.  sich  misshandlen. 

üebig:  fleissig  betrieben;  von  Wogen:  viel 
begangen  Aa;  LE.  .Des  passes,  welcher  allezeit  was 
geng  und  übig.'  Cvsat.  ,A1s  aber  dis  ort  ein  üebigen 
Zugang  hat  der  werchlüten',  von  Arbeitern  oft  besucht 
wird.  Salat  1537.  Von  geistigen  Gütern:  fleissig  ge- 
pflegt. ,Wo  die  h.  Gschrift  am  üebegisten  und  christen- 
lichisten  geleert  werde.'  1530,  Absch.  ,Der  gloub 
würket  in  allen  rechtschaft'enen  gmüeten  alls  guts  und 
übige  früntschaft.'  KdGessn.  1555. 

un-,  von  Wegen:  ungangbar.  Edlib. 

üeb-lich:  begangen,  von  Wegen.  Gotth. 

Üebi^g,  uebig  f.  BO.:  1.  geräuschvolle  Be- 
wegung, Gelärm,  Rumor  BO.  ,Oubig[l.  uobig],  tumul- 
ticatio.'  Id.  B.  Vgl.  Ueb.  —  2.  Treiben;  Lebensart, 
-wandel.  Anselm.  .In  üebung  sin',  etwas  zu  tun  pflegen. 
Absch.  1521.  —  3.  Gewohnheit,  Verhalten.  Was  ist 
das  für  nen  Üe.?  welche  Bewandtniss  hat  es  damit? 
BSi.  —  4.  Übung,  wie  nhd.  IJs-dr  Üe.,  i-dr  Üe.  sl 
.\a;  Z.  —  5.  Landbau  (s.  üeben  1,  a\.  .Bauw  des 
erdrichs,  arbeit  und  üebung.'  Mal. 

Kriegs-üe.   füeren:    Krieg   führen,    .\bsch.  1521. 

WuRSTISEK;    S.    !«€&««    1,    C. 

Manns-.  Ds  Schwingen  int  e  g'färlechi  Maiiiis- 
iiebig  BRi. 

Meitli-:  Mädchenarbeit.  Als  solche  erklärt  Fris. 
schäppelen,  Kränze  winden. 

Rechts-:  Processführung.  ,Langwirige  und  kost- 
bare rächtsübungen.'  JBreiting.  1639. 


Ibsele  s.   Urbsele. 

Obs  n.:  Obst,  urspr.  alle  essbaren  Baumfrüchte. 
.Mandel,  eichlen,  uuss  und  derglychen  opss.'  1563, 
Tierb.  ,Obs,  obst,  allerlei  baumfrücht.'  Redisger. 
Bauernregel:  .S;jöfs  0.  llt  [bleibt]  lang,  und  in  sprich w. 
Sinn  =  was  lange  währt,  wird  gut.  Sun;.  Ulfs  0. 
mill-iiie  günne  im  irachsige  Mö".  Srm.  Hnr  gil's  vil  ()., 
verblümt  zu  einem  Menschen,  der  unanständig  die 
.\rme  aufstützt,  als  wäre  sein  Kopf  ein  fruchtbeladener 
Baum.     ÖbsU:  geringer  Obstertrag  Z. 

Mhd.  obcz,  alz.  Erst  aus  der  Bücherspr.  und  erst  in 
unserem  Jhdt.  dringt  die  Form  mit  angehängtem  (  immer 
mehr  in  unsere  Volksspr.  In  Gr.  hört  man  aus  urspr.  roman. 
Munde  die  feinere  Ausspr.  ohs-t. 

Gränggi-:   kleines,  geringes,  verkümmertes  Onw. 

Most-:  die  gemeineren  Arten  von  Birnen  und 
.ipfeln,   welche  bloss  zum  Keltern  gebraucht  werden. 

Bär-  im  Unterschied  von  Stei-o.  ,Das  dürre  Bär- 
und  Stein-obs  und  andere  es.sige  Speisen.'  1675,  Z. 

Eine  culturhistoriseh  merkwürdige  Unterscheidung,  da 
.hurender  Baum'  (s.  d.)  dem  Wortlaute  nach  den  Fruchtbaum 
überh.,  dann  besonders  die  Eiche  und  Buche  bedeutete. 

Ris-  B;  Gl;  Th,  Abris-  U:  vorzeitig,  halb  unreif 
abgefallenes.  —  Von  rt«e?i  und  zwar  die  Gl  Form  rt«  vom 
Stamm  des  Ptc. 


63 


Abs— ubs.     Absch     iibsdi.     Abt  — iibt.    —    Ac— uc 


obsen  Ap;  B;  G;  ScHW;   Th;  Ndw;   Z. 

obsnen  Z:  Obst  einsammeln. 

ver-:  verobset  ha,  mit  der  Obstlese  fertig  sein  Ar. 

Obset  m.:  Obstlese  Th. 

öbstleii:  Obst  nachlesen,  aiu-li  in  nnerbnibter 
Weise  Ar. 

ob  seien:  nach  Obst  riechen  Ar. 

Obsler  m.:  Schnap.«!  aus  Obsttrestern  Gr. 

obsig:  aus  Obst  bestehend,  von  Gerichten  B;  nur 
im  Neutr..  bes.  ö^j^jis  ohsigs,  Etwas  von  0.,  z.  B.  heit-er 
[habt  ihr]  näd  obsi(/s?  I  frage  dem  obsiye  Zug  nüt 
deriiä  [Nichts  nach]. 

obsig  s.  ob-sidi.  Obsigrotzi.  Obsikrozium 
s.  Oxeicrozirtm. 


obschi,  iibschig  s  ob-sich. 

Ibste.  Ibstler  s.  Ibisch.  Ibschlei:      Obst  s.  Obs 


Ibsch  m.:  Steinbock.  ,Es  wonen  auff  den  hohen 
bergen  Steinbock.  Ybschen,  Gembssen.'  vSMünst.  1-546. 
,üer  Steinböcken  weiblin  nennt  man  in  Wallis  Ybschen.' 
ebd.  und  noch  1628.  .Ibex,  Steinbock,  Ybschen  oder 
Ybsch  Geyss.'  Tierb.  1.563/1583.  .Ibex.  Ibschen,  ein 
Gcms.'  Denzl.  1677  u.  1716. 

Aus  dem  Lat.  (ihejr,  ibic),  aber  erst  im  XVI.  bezeugt  und 
seither  wieder  ausgestorben,  obwohl  8t.  es  noch  einmal  auf- 
frischt: «der  Ybsch,  Steinbock,  die  Ybsche,  Ybschgeiss, 
dessen  üeiss. »  Schou  Deuzl.  verrät,  dass  er  bloss  Unver- 
standenes nachschrieb. 

Ibsche,  Ibschge  s.  Ibisch. 

Ibscliler,  Ibstler:  eine  Art  Birnen,  mittelgross, 
riitlich,  ziemlich  saftig,  zum  Essen  oder  Mosten  be- 
liebt Z.  —  Vgl.  ?  Ibisch. 


Abt.  Do  uiird  [wird]  de  Tüfel  A.  werde,  da  wird 
es  Lärm  geben  ScnSt. ;  auch  bei  Mürnek.  Der  A.  rit.'t, 
Trinkspruch,  welcher  alle  zum  Trinken  auffordert. 
Die  Meinung  ist  -wol,  dass  der  Abt  ausreiten  will  und 
dass  sein  Beispiel  auch  hier  Nachfolge  finden  soll,  nur 
dass  unter  dem  Bilde  des  Reitens  das  Trinken  ver- 
standen wird,  wie  bei  andern  Trinkspielen  unter  dem 
Bilde  des  Fahrens  mit  einem  Wagen.  Der  A.  hat  sl 
Ghappe  verlöre,  Stichwort  eines  Pfänderspieles;  s.Bornii. 
A.K.,  S.  440;  auch  in  Ap;  Z. 

Da  nach  Rochh.  der  A.  im  Spiele  ausdrücklich  als  der 
von  G  bezeichnet  wird  und  dieser  i.  J.  1712  zum  Gegen- 
stand von  Spottgedichten  wurde,  von  denen  eines,  betitelt: 
,Die  verlorne  Abts  Kappeu',  beginnt:  ,0  weh  mir  armen 
Abt!  wie  werd  ich  doch  geschoren!  Die  Kappen  leider  ich 
iezunder  hab  verloren',  so  wäre  es  möglich,  dass  das  Spiel 
von  diesem  historischen  Erciguiss  seinen  Ursprung  geuummeu 
hätte;  aber  es  könnte  auch  ein  bereits  früher  verbreitetes 
.ibtspiel  nur  auf  diesen  Fall  mit  nahe  liegendem  Witz  an- 
gewendet worden  sein. 

äbtisch:  dem  Abte  angehörig.  .Ein  äbtischer 
Aramann.'  1651.  Schinipfr. 

abtlich.     ,Sein    abtliclit    eiiisigel    ;' 
gehenkt.'  1501. 

Abtischin.    Ebtiselün:     Abtissii 
RG.  381. 

Durch  Umdeutung  der  subst.  Abli-itiing 
-isch/      Mhd.   epjxüsHe. 

obzi  s.  ob-sich.     — z  wie  in  überxi. 


disen    brief 


BUNTSHI,!, 


,-.s  auf  das  adj. 
übert-sicli. 


Ac,  ach,  ee,  ech,  ic,  ich,  oc,  och,  uc,  uch. 


Eccehomo  ^Ixtiihamo  ScHW.  (/..r-  W:  Bild  des  ge- 
marterten Christus.  D'  Wentilc  heind-nu  uie  a  E. 
sueg'reisot,  die  Wanzen  haben  ihn  arg  zugerichtet  W. 
In  Sciiw  Ortsname.  —  Vgl.  Joh.  19,  4. 

Ach  f.:  1.  s/' Ar;  Bodensee;  G,  Ä,  Aa;  Sch;  Schw; 
Th;  Uw;  Z.  Ö  ZO.  Name  von  fliessenden  Ge- 
wässern und  von  Ortschatten,  die  an  denselben 
liegen  Aa;  .\p;  G;  Sch;  Schw;  Th;  Uw;  Z.  Ein  merk- 
würdiger Fall  ist  ,daz  wazzcr,  daz  durch  Zürich  rinnet 
und  haizct  die  A;  diu  fliuzet  uzer  dem  Zürichsewe  in 
die  Lindmag,  diu  selb  L.  nimt  ir  den  namen  A,  da 
die  stat  endet.'  ZChr.  1336/1446.  —  ein  Namensunter- 
sehied,  welcher  noch  in  unserem  Jh.  lebendig  war.  — 
2.  -äch,  a,  5:  Ausgang  von  Namen  für  Bäche. 

Mhd.  ahe  Fhiss,  Wasser,  ahd.  a)ia.  got.  ahm  Fluss,  lat. 
<i(/i«i.  Die  Verflüchtigung  des  Kons,  gebar  Tocallänge,  deren 
Echtheit  durch  die  ZO.  Form  festgestellt  ist.  Vgl.  mit  un- 
serem W.  Au  IT.  Durch  den  Vortritt  eines  Bestimmungs- 
wortes schrumpft  unser  W.  zu  einer  Jlbleitiingsendung  zu- 
sammen, ausser  den  oben  angegebenen  Formen  vicll.  auch 
noch  zu  ech,  i  z.  B.  im  Egni,  Egnach;  angeschwellt  zu  -acht 
erscheint  sie  z.  B.  iu  Küinacht,  llii/euachl.  In  einigen  Fluss- 
nameu  mag  unser  W.  zu  farblosem  c  (geschrieben  -en,  -a) 
abgeblasst  sein:  Jone,  P/uffnere  (Pfaffnauer  Ah)  udgl.;  s. 
Blätter  aus  der  ktvth.  Schw.  1870,  ;?62;  Alpenp.  3,  242; 
Gfr.  26,  317.  Die  meisten  dieser  Eigenn.  sind  unsicherer 
Ahl. ;  aber  beweisend  ist  die  Tonfarbe  n  gegenüber  dem  nn- 
bostimmten  Vocalo  (<■)  ?..  B.  in  r/vhltt  (Gold.ich  bei  Knrsohach), 


Nur    zufällig    tritt    d.as   W.    wi«  eiu   .Viipellativ    aiit:     .weder 
von  dem  Kheine  noch  irgend  eiuer   Aach."   Hartuiauu    ISUS. 
Einst  muss  auch  die  Mutter  der  Liuimat,  die  Liuth,  wie  der 
Ortsname  Enneda  beweist,  Äa  genannt  worden  sein. 
Ach.  aehbar,  achber  s.  Acht,  achtbar. 

aeh:  1.  Interj.  des  Schmerzes,  vorwiegend  des 
seelischen;  meist  mit  anderen  Ausrufen  verschmolzen: 
ach  min  Herr  Je!  Ach  mineli  au!  ach  heii!  —  '2.  der 
Ungeduld,  des  Erstaunens:  ach  mira!  Ach,  ica^ 
du  nüd  saist!    Ach  bitti! 

Die  Form  och,  welche  St.  nebenbei  aufülut,  ist  auch  uilid. 
Nbf.  von  ach.    —    Abi.   achaen,   achzgcn,  (niclinn. 

äch  ä/^;  Ausruf  des  Ärgers,  der  Ungeduld.  Ver- 
drossenheit Gl;  Gr;  Z.  Äch  ^l•as  {v/a)'. —  Und  uodi's 
au  war  —  ächwa,ss!  Stutz.  Es  leitet  häufig  den  Ein- 
fall ein,  welcher  der  Unentschlossenheit  ein  plötzliches 
Ende  macht.  Äch,  ireist  du  vas!  Z.  —  Aus  uch  uiit 
geschwächtem  Laut  uud  Sinn ;    vgl.  ja  aus  ja. 

achele  ax\li  Z,  ochele  Sch,  ö/rlf,  »/'/?  Z.  auch 
mit  vorgesetztem  «(,  oi  Z:  Ausruf  des  Leidens,  auch 
der  Angst  Z  (veraltet).  Stutz  schreibt  ,Ei  jochelee, 
lee!'  ,Ei  joochele!'  —  Spottend  ei  a.!  wie  tiied-mer 
min  Chopf  so  we!  ().!  min  Kugge  und  o.  mnii  Bei, 
i  cha-mi''''  nümme  pucle  und  treit-nii''''  Niemert  hei". 

Es  Hesse  sich  Verkleidung  des  gewohnten  Ausrufes  uch 
Herr  Je  annehmen,  allein  näher  liegt  doch  mhd.  ahte»,  obwohl 
dann  augeunmmeu  werden  uuiss.  es  sei  ein  Zwischeuvocal  aus 


05 


Ach. 


rhythiii.-euphouisi-hun  (iriUnleu  uiiigfScliobi'H  mikI  au  (\\v  Stulle 
des  Gcu.  dei-  Nom. -Accus,  getreten.  Dieses  le  aber  ist  wolil 
eher  das  Adj.  Irie,  lat.  laevus  im  Sinne  von  schwach  und 
ungliicklieh  (ahd.  Adv.  fcioe»,  leider)  als  das  Subst.  le,  ahd. 
Iile,  Hügel   (mit  Bezug  auf  das  Grab  Christi)    S.  auch  yoc/it/c. 

acheli.  acheliü.  eiacheli  "X'-'J'  Z,  eijocluli  B; 
Vj.  .ißdidii  Z:  Inturj.  der  Müdigkeit  Z;  der  Verwun- 
derung B. 

liewissenuassen  ein  IMniiu.  zu  <ich.  lulule,  aus  «eich 
Letisterem  es  zunächst  umgedeutet  zu  sein  selieiut.  Kijoihdie 
eine  Combination  beider  Bildungen.  Der  Cuns.  J  aus  dem 
ViM-.   1  herausgewachsen. 

„acheinund,  aclicjinund;  viel  jainniernd  und  da- 
durch überlästig  W." 

Da  die  Walliser  stiitt  des  farblosen  <-  der  anderen  Ale- 
mannen bunte  Vocalo  lieben,  so  werden  die  obigen  Formen 
das  Partie.  Präs.  eines  Vb.  whemen  sein  und  dieses  eine 
Ausweichung  von  iichcnen. 

achen  ö/^j  Zyro:  jammern.  Der  Achi,  der  immer 
jammert  B.   —   Mhd.  achen,   von  mh.      Vgl.   m-hemit. 

achenen  äX'':"':'  wehklagen,  jaimnern  BSi. 

Erweiterung  des  einfachen  achtii:  wie  Uilzenen  u.  a.  - 
Vgl.  achemuiui,    —    S  y  n.  jcsenen. 

,äch:  schief,  von  der  wagrecliten  Lage  ahweieliend. 
auf  eine  Seite  geneigt  B;  LE.  —  ächen,  h. :  sich 
neigen,  auf  eine  Seite  abhangen  ebd." 

.\us  ubech,  s.  Sp.  33,  so  verkürzt,  al.s  ob  dieses  eine  Zss. 
mit  dem  Präf.  ab  wäre,  eine  irrige  Auffassung,  welche  auch 
Im  Schwab,  gäh  ((/ab),  bair.  ädwt,  schwcinf.  ech  zu  Tage  tritt. 

achar  s.  Knr.        ache.  achi  s.  abhin. 

Al'hel,  Mcssachel  W,  Mossacher  Aa;  Vw;  Zu 

PL  UV.:  Kleid,  das  der  Priester  zum  Messelesen 
über  die  anderen  anzieht,  casula.  .Brueder  Klaus  hat 
gegeben  ein  MessackeL'  Stiftrodel  Alts.  lt.  Scheubeks 
Leben  1,  6.  .Ein  wis  sidin  mesacher  und  alle  anlege, 
wo  ein  priester  über  alter  gat'  [vor  den  Altar  tritt]. 
Alt.  Urbar  Ingenbohl.  .Demnach  legt  der  Priester  ein 
wysses  Messachel  an.  der  was  glich  als  ein  Glugg  und 
schürtzt  in  nit  uif.'  Tschudi  Chr.  .Si  ist  anred  [ge- 
ständig], dass  si  iro  den  pfaffen  den  messagkel  uflegen 
lassen'  [zur  Heilung].  15.30,  Act.  Egli.  Mehr  über  Stoff, 
Farbe,  Namensform  s.  Gfr.  2,  01/93.  105.  107.  22,  153. 
25,  147.  197.  29,  222.  —  Aus  mhd.  immwlid  teilweise 
umgedeutet.     Ahd.  huchul,  Mantfel. 

Aclieli  a/fd  BsSelt. :  Achilles.  ~  Nach  der  für  Per- 
soueimamen  beliebten  Weise  dim.  geformt. 

Achen  s.  Aktn». 

Acher ^ä-)  1.  m.  0-  SiaSt. ;  Th,  ö-  ZSta. :  muss  urspr. 
cssbare  Frucht  bedeutet  haben,  bes.  Apfel,  da  e.s 
diese  Bed.  noch  als  zweites  Glied  zahlreicher  Apfel- 
namen zeigt,  welche  ihrerseits  tautologisch  mit  dem 
W.  Apfel  zsges.  werden  können. 

Scheint  verwandt  mit  Acheran,  nur  dass  das  vorliegende' 
W.  im  Stamm  langen  Vocal  hat.  Zur  Abi.  degradiert,  fiel 
es  manigfaltigen  Verstümmelungen  und  Umdeutungen  aiiheim, 
als  1)  halbbetont  acAeiAp;  Gr;  L;  G,  o- Th;  Z  fffi««.a.7ier, 
Härloclier),  är,  ör  Th ;  Z  (Acherarj,  har  Z  (Breithär).  2)  un- 
betont echer  Aa;  Bs;  L;  S;  Seh;  Th  (Vreiieclier),  nach  voc. 
auslautendem  Subst.  etwa  auch  bloss  eher,  z.B.  Graucher  Aa; 
it-lier  Xp;  S;  Th  u.  bei  ä.  Scribenten  (Gruenicher),  ekXi-r  Gr 
KUlbekev),  ikxerh;  SchSt. ;  Th;  Z  (Gruenikerj,  achB(Vren- 
achl,  eck  B M. ;  Gl;  L;  Uw  (Grauech).  3)  mit  zweimal  auf- 
gepfropftem Bildungselement  härecher  Aa.  Umgekehrt  wurden 
verschiedene  andere  Endungen  von  der  vorliegenden  Gruppe 
angezogen  und  ihr  assimiliert:    Morm-her.   Momch,   Mimi-hni. 

Schw.  Idiotikon  I.  1. 


.1/,.,.,/,.  nHi.ii  richtigcrem  .1/.././,,  M,„rhl,;  ry,r«.nl,rr  neben 
l'/ir«ich.  Auch  auf  neuere  Namen  übt  diese  Bildung  noch  ihre 
Macht:  Hinetech,  d.  i.  Keinetto,  Karjmndecher,  Karpäntechcy 
Kiirbuinler,   Ttchiibänecher  d.  i.   Canipagner. 

Acliei'  (ä-J  IL  8/''.r  m.:  Ahorn  FJ. 

Diejenige  deutsche  Form,  welche  am  richtigsten  dem  lat. 
(leer  entspricht.      S.   Ahorn. 

Acher,  Acker  in.  <</•/<■)■  resp.  äl-er  Av;  Bst.;  Gr 
uVatz;  G;  Soh;  Snjura;  sonst  tf/V  —  PI-  'i-)  Ächn, 
ÄcVer  Af;  B;  Z,  in  Aa  u.  Bs  häufiger  ohne  UmL 
2)  Ackere,  Aelire  BM.;  GrD.;  P;  S;  W.  —  Dim. 
Acherli  und  Ächerli  Aa;  L;  S:  nutzbar  gemachtes 
Land.  1.  Acker,  abgegrenztes  Stück  Pflugland,  an- 
gepflanztes oder  zur  Anpflanzung  bestimmtes  Stück 
Land,  bes.  Sa.atfeld  Aa;  Art.;  Bs;  B;  Gr;  L;  Sch; 
S;  Th;  W;  Z.  Wer  der  A.  säit,  der  mäit  ScnSt. 
Alli  Ä.,  meint  er  [der  Nimmersatt],  müesa-er  säie  und 
diu  M'iae  mäie.  Wer  für  sin  A.  sorge  tuet,  mit  dem 
meint's  (iii  der  A.  fiiiet  ebd.  Wie  me  me"  dem  A.  (jid, 
trie  me  ijid  er  vider  L.  Das  ist  mm  A.  tmd  min 
Pflnefi,  mein  Beruf  ScnSt.  Wenn  Eine  es  steinigs 
Acherli  hed,  So  hed  er  z'hacl-e  g'mie^;  Wenn  Eine-n 
CS  riidigs  Büggeli  hed,  So  hed  er  g'chratze  g'niie«  L. 
Wenn  Eine  e  steinige-n  A.  hed  Und  au  e  stumpfe 
Pflueg;  Wenn  Eine  es  rfidigs  Fraueli  hed  (und  het  e 
hösi  Frau  diheim  Sch;,  So-h  ist  er  (f  schlage  g'nueg 
L;  S;  andere  Var.  s.  Grossätti  2,  10.  Unoth  1,  200. 
Seil.  S.  auch  u.  Ruehe;  inschlän.  ,Wie  die  rinder 
zeacker  und  die  eselinnen  bey  inen  zeweid  gangen 
sind.'  1531—1707.  Hiob  1,  14.  dafür  bei  Lither  .pflüg- 
ten.' Z'A.  fare",  pflügen.  Mer  icei  [wir  wollen]  z'A. 
Mer  sl  am  z'A.  fare  Aa;  Bs;  B;  L;  Seil;  S;  Z. 
.^.uffallenderweise  auch  in  Berggegenden,  in  welchen 
doch  die  Ansiedler  den  Pflug  mit  der  Hacke  vertau- 
schen mussten  W.  Syn.  ackeren,  zacheren,  acherieren. 
S.  auch  u.  Wegens.  Wemmer  [wenn  man]  mit  de 
Lumpe  z'A.  fart,  so  muess  mer  mit  de  Sckühne  egge 
\a.  Und  u-enn  i  emäl  cn  Alti  (es  Schätzeli  ¥M.n.;  L) 
kan,  Was  will-i  mit-ere  mache:'  (Se  tceiss-i,  was  i  tue  Z. 
I  will  im's  dapfer  (ordli  hj  maclit  FMu.^  I  legg-ere 
en  alte  Kummet  a  Und  fare  mit-ere  z'A.  (Und  fare 
mit-ere  Land  uf  Land  ab  Z'letst  bis  uf  Basel  zue)  Z. 
s.  EocHH.  A.  K.  197,  349.  Radl.  M«st.  2.  Ü7.  Seil. 
Mit  Einem  z'A.  f.  auch  flg.:  ihn  heftig  auszanken, 
derb  behandeln ,  streng  zur  Arbeit  anspannen.  Do 
oben  abe  [herab]  ciwme  si  [kommen  sie]  de  Franzose 
uff-e  Riigge,  mir  [wir]  chömen  ungeruehe  [von  unten 
herauf],  zicüsckeninne  wei-mer  de  [wollen  wir  dann] 
z'A.  füren  und  de  ckunnt  l;eis  Bei  dervo.  FJSciiild 
1873.  Z'A.  trlhe:  beim  Pflügen  die  Pferde  leiten  und 
munter  halten  AAFri.;  Bs;  Syu.  mannen;  vgl.  Trdj- 
bueh.  Z'A.  gü":  den  Acker  bestellen,  pflügen.  .Dan 
auff  dem  landt  nit  ist  dan  hunger  han,  den  gantzeii 
Tag  auch  z'acher  gan.'  Com.  Beati.  .Darmit  ich  nit 
muesst  zue  acker  gan  Oder  sunst  gross  arbeit  hau.' 
1.522,  Man.  , Arare:  zeackergon,  eeren.'  Fuis.  .Tnidm. 
Äckerli  scknlde  s.  Fülacher.  Ab  A.:  beseitigt,  unter 
Dach,  zu  Ende  gebracht.  .Bruoder,  der  [Trunk]  ist 
schnell  inhin  gjuckt,  Du  hast  in  gschwind  ab  acher 
gschluckt.'  Man.  ,Carptim  dicere,  vergriffenlich  reden, 
schnall  oder  kurtz  ab  aeker  fertigen.'  Fris.  .Etwas 
ab  A.  machen:  Ad  umbilicuni  porducere.  Mache  das 
geschwind  ab  A.:  Absolve  hoe  alacriter.'  169'2,  JMey. 
und  kopiert  von  Denzl.  1716.  Ein  kleines  Stück  Land 
ohne  Einfriedigung  und  ohne  Gebäulichkeit    (um  B); 


«7 


Acli.  '-■'li-  ii-li.  'i'-'li.  uch 


Ö8 


Ant.  Matte,  Giiet.  —  2.  Wiese,  Matte,  welche  ge- 
mäht, nicht  abgeweidet  wird  Ap  t.  .Eine  Wiese,  worauf 
Heu  und  Ömd  wächst,  heisst  [in  Ap]  ein  A. ;  ein  Stück 
Boden,  worauf  das  Vieh  das  Gras  wegfrisst,  heisst 
eine  Wääd  [Weide].'  Steinm.  1804.  .Beynahe  in  jeder 
zähmern  Alp  trifft  man  ein  sog.  Ackerli  an,  d.  h.  den 
ebensten  und  fruchtbarsten  Platz  der  Alp  eingezäunt 
und  wohl  gedüngt,  worin  dann  das  Heu  gemäht  wird.' 
ebd.  ,Les  biens  en  fond  (Xkev  und  Weid).'  Zellweger- 
—  3.  Sumpfiger  Wiesboden  Ap  t.  4.  Sommer" 
sitz  in  der  Umgebung  der  Stadt  (i,  veraltet,  dafür 
jetzt  Landguet. 

Ahd.  achar,  mhd.  acker.  —  Der  nördliche  Strich  der 
Schweiz  ist  der  Steigerung,  welche  im  Mhd.  Platz  griff,  ge- 
folgt; der  grössere  Teil  dagegen  hei  dem  riehtigeren  Laute 
des  Ahd.  stehen  geblieben  (vgl.  lat.  jiujum,  ai/er  got.  jid-, 
r/J-i-,  ahd.  Joch,  achar).  Auch  die  altertümliche  Dimin.-  und 
Plnralbildung  ohne  Umlaut  ist  beachtenswert  und  vollends 
der  Übertritt  in  die  schw.  Pluralbildung,  welche  schon  alt 
bezeugt  ist:  ,die  ackern  und  wisen.'  1423,  Pupik.  Th..  2, 
Beil.  37.  Gr.,  Wst.  5,  196,  ä8.  ,Was  ufbrochen  und  achren 
ist.'  1559,  Willisa«.  In  einigen  Gegenden  fristet  das  W. 
sein  Dasein  nur  noch  als  Eigenn.  —  Syn.  1.  Acherfdd. 
Bu/dd.    Land.   Biarh.    (Härt/arlcn.)  • 

Fül-:  1:  das  Stück  Getreidefeld,  welches  die  fleis- 
sigeren  Schnitter  einem  trägeren,  welcher  zu  oft  ,die 
Sichel  und  den  Rücken  wetzt',  oder  welcher,  wo  nach 
dem  Rhythmus  der  Geige  geschnitten  wird,  nicht  Takt 
hält,  durch  emsiges  Vorschneiden  isolieren  A.\;  Bs;  Z, 
hier  auch  Eim  fesj  Aclierli.  <;■■>  LandgüHU  schnlde. 
Ah,  Ächcrli,  ah,  .so  chitnnt  de  fül  Schnitter  d'rah!  wird 
dann  gespottet.  —  "2.  Spottname  des  betr.  Schnitters 
selbst,  welcher  die  anderen  mit  Wein  und  Käs  trak- 
tieren muss  Z.  —  Vgl.  ab-schnlden.  Zipfel. 

Haid-.  Brünne  wie  en  Heidacker,  gut,  lichterloh 
brennen  ZFisch. 

Die  Ausspr.  mit  Affrikata  mag  in  dieser  Formel  stehen 
geblicheu  sein  aus  der  Zeit,  da  die  Spr.  des  angrenzenden 
GT.  auch  die  ZAhhäuge  des  Allmangebirges  beherrschte. 

Anthaupt-:  A.,  auf  dessen  Langseite  andere  Acker 
mit  ihren  .Anthäuptern'  stossen  und  der  erst  angesäet 
werden  konnte,  nachdem  diese  bestellt  waren,  dessen 
Eigentümer  dafür  aber  das  Recht  hatte,  mit  Pflug  und 
Egge  über  diesq,  zu  dem  Anthauptacker  zu  fahren 
SoH.  —  Syn.  Trett-,  Twer-,  Badicender-Acher.  An- 
wander.   Vgl.  auch  iishin  strecken.     Tratt. 

„Mal-:  so  viel  Ackerland,  als  man  in  3  Stunden 
[von  einer  Mahlzeit  zur  andern]  mit  dem  PHug  um- 
ackern kann  GfiPr."  lt.  St»".  —  Syn.  das  Mal.'' 

Riet-  riHakxv-  GRh.,  n></«/;.-  LE.;  Z:  1.  Name 
eines  sumpfigen  Ackers  Z.  —  2.  Polygonum  Persi- 
caria  L.  (J;  L;  Z.  Die  Pflanze  nach  ihrem  Standorte 
benannt. 

Rüt-:  ausgerodeter,  zum  A.  umgebauter  Boden  Ap. 

Schafen-:  mit  Erbsen  bepflanzter  A.  ,Es  krie- 
chend oift  die  AI  in  die  Schäffenücker,  wann  der 
scharpff  Wind  wehet.'  Cys.  1Ü61. 

Schlüssel-:  A.,  der  mit  seiner  schmalen  Seite  auf 
die  lange  eines  andern  A.  stösst.  NZZtg.  1880,  151. 
Beil.  —  Syn.  Stossacher. 

Sehn u er-:  eine  Juchart  des  Gemeindeackerlandes, 
welche  vormals  je  dem  jüngsten  Vierer  (welcher  die 
Feldmessungsschnur  zu  verwalten  hatte)  zur  Nutz- 
niessung  vorab    überlassen  wurde   B.    MesSiMer  1830. 

Vgl.  Diennt-A. 


Stelzen-:  A.,  welcher  mit  einem  Stücke  (Stehe) 
über  den  Rest  hinausragt  Z.  , Stelzacker.'  1377, 
LWillisau.     Vgl.  Stifeh. 

Steinächerlin.:  Scilla  bifolia  L.  LW.  Nachdem 
Standorte  benannt;  vgl.  Biet-. 

St 6 SS- :  A.,  der  mit  seiner  Schmalseite  auf  einen 
Anthauptacker  stösst  Sch.  ,Und  sol  dannen  hin  ain 
frid  ston  vntz  an  die  stossägker.'  1433,  ScuBuchb. 
Syn.  Schlüsselacher. 

Dienst-:  vormals  dasjenige  aus  dem  Gemeindeland 
ausgeschiedene  Ackerland,  dessen  Genuss  gewissen 
Bcamtungen  vorab  zukam  B,  s.  Messm.  1830.  Ant. 
Lös-a.     Vgl.  Schniier-a. 

Treppi-  SGäu.  Trett-.  Tretti-  e'  Aa;  L;  Z:  A., 
auf  welchen  der  Nachbar  beim  Pflügen  herausfahren 
darf,  um  den  Pflug  zu  wenden.  Von  dem  Vb.  tre'tten, 
bzw.  dem  abstr.  Fem.  Tretti.  S.  Blüntschli,  Comment. 
§  577.     Syn.  Anthaiipt-a.? 

Twer-:    A..   welcher   zu   den   angrenzenden   quer 
liegt  und  in  Folge  davon  dem  Trettrechte  ausgesetzt 
ist.     .Nach  S.  Michelstag  soll  utf  die  Tweracher  nie- 
mand trätten.'  1527,  A.tWst. 
Radwender- =  r/r/f-o.  SL. 

Wis-:  ein  Stück  Land,  das  bald  Korn,  bald  Wiesen- 
gras trägt  und  durch  Bewässerung  schnell  in  eine 
Wiese  verwandelt  wird  .\a. 

Flurnamen:  Fron-  Z  (einer  Kirche  gehörend). 
Galgen-  Z  (auf  dem  der  G.  stand).  —  Geren-  Z 
(der  sich  in  die  Länge  verjüngt).  —  Grind-  GStdt. 
(auf  dem  nach  der  Anekdote  ein  Mal  Einer  enthauptet 
wurde).  —  Hof-  Z.  —  Hag-  Z  (längs  der  Hecke  ge- 
legen). —  Hung-  L  (von  Honig  triefend,  2.  Mos.  3,  8; 
vielleicht  ironisch).  -  Henker-  AAEhr. ,  woselbst 
auch  eine  .Henkerwiesc;  vgl.  Galgenguet.  —  Hirs-, 
Hirsch-  Z  (mit  Hirse  bepflanzt).  —  Hürst-  Aa;  Z 
(an  einer  niedrigen  Waldung  gelegen).  —  Hus-  Z; 
vgl.  Hofacher.  —  Hütten-  Z  (bei  der  Sennhütte).  — 
Keib-,  Keiben-  Bs;  Z  (Schindanger;  vgl.  Uenker- 
acher).  —  Kib-  ScuSt. ;  Z  (wenig  lohnender,  vgl.  kibig; 
oder  streitiger,  vgl.  Kriegacher).  —  Kübel-  Z;  vgl. 
Ziiberacher.  —  Küder-  Tu  u.  schon  1512  (mit  Hanf 
bepflanzt).  —  Krieg-  Z  (vgl.  Kibacher).  —  Krumm-  Z. 
Leim-  Z  (lehmig).  —  Lang-  Z.  —  Lins-  le'is-  Z 
(mit  Linsen  bepflanzt).  —  Linsi-  Z;  1513,  Jenatz 
{L.  Dimin.  des  Pflanzennamens  oder  Koseform  des 
männlichen  Eigenn.  Linz.  Fromm.  7,  203).  —  Lätten- 
Z  /^=  Leiniacher).  —  Mittmal-  .Mitnieläcker'.  Iö09, 
GSev.  —  Bu-  bo'ii-  Z  (Pflanzland).  —  Boden-  Z  (im 
Talboden  gelegen).  —  Bann-  Z  (Grenzacker).  —  Bünt- 
pünt-  Z  (innerhalb  der  .Bunt'  gelegen).  —  Brain- 
.Brorn-'.  1420.  Oft'n.  Dietl.  (von  Dornstauden  begrenzt? 
am  Rand  gelegen?)  —  Breit-  Z.  —  Rig-  AAEhr. 
(von  Big,  Reihe).  —  Ross-  BBöningen  (angeblich 
histor.;  s.  Geschichtsf.  1.  41  f.).  —  Reit-  S  (auf  wel- 
chem man  den  Hanf  zu.  reiten'  pflegte?).  —  Sagen-  Z 
(bei  einer  Sagemühle  gelegen).  —  Sei-  S  (zu  frommen 
Zwecken  vermacht).  —  Salz-:  fingierter  Name  eines 
Feldes,  auf  welchem  die  Schildbürger  des  Bernbiets 
den  Versuch  gemacht  haben  sollen,  das  Salz  zu  pflan- 
zen; s.  Wyss,  BO.  '298.  -  Saum-  Z  (am  Walde  ge- 
legen). —  Schür-  Z  (auf  welchem  eine  Scheune  erstellt, 
oder  welcher  bei  der  Sch.  gelegen  ist).  —  Schluch- 
.\a  (an  eine  Schlucht  grenzend).  —  Schwalmeu-  Z 
(auf  welchem  sich  die  Schwalben  vor  ihrer  Abreise 
zu   versammeln   pflegen?).     -  Stifel-    Z    (nacli    der 


HO 


Acll,  OL-li.  icli,  (»'h.  Ulli 


70 


Form  benannt).  —  Steig-  Z  (an  dor  .Steig'  gelegen). 
Tüfels-:  Name  eines  mitten  im  Walde  auf  dem 
,Kohlfir.st'  liegenden  Anger.s,  ein.st  das  Stelldichein  der 
Hexen.  Alpenp.  187.3.  3.50.  —  Tier-  S.  ,Thierachern', 
Ortschaft  bei  BThun  (X.,  auf  welchem  Rotwild  sich 
einzufinden  pflegt.  In  der  Niihe  von  Thierachern  der 
,Jagdberg').  —  Türli-  Z  (bei  einem  die  Strasse  ver- 
schliessenden  Gatter).  —  Wag-  Z  (neben  einer  Fluss- 
tiefe gelegen). —  Weg-,  Wegli-  S;  Z  (über  welchen 
ein  betriebener  Pfad  läuft).  —  Wolf-  Z  (auf  welchem 
vormals  Wolfsgrviben  angelegt  waren).  —  Wuer-  Z 
(in  der  Kähe  eines  W.  gelegen).  —  Zuber-  .\aB. ;  vgl. 
Käbelacher.  —   Zil-  L;  Z  (Grenzacker). 

Bogen-,  Riehen-,  Scgen-ächerin:  Namen  von 
Birnsorten  Tr.  —  Abgel.  von  dem  Namen  des  Standortes. 

acheren,  ackeren,  in  Bs  und  Gr  neben  o- auch 
ä-;  zacheren  Bs  lt.  Spreng;  Z  selten:  Arbeit  über- 
haupt auf  dem  Acker  tun,  den  Acker  bestellen  GrD.; 
SGäu,  namentlich  die  Erde  desselben  umwenden,  sei 
es  mit  dem  Pfluge,  pflügen,  oder  (im  Gebirge)  mit 
der  Hacke  Aa;  Ar;  Bs;  Gr;  G;  Uw;  Z;  speziell  Wies- 
land durch  Pflügen  in  Ackerland  verwandeln  GfiPr. 
Z'Herbst  a.,  zum  Einsäen  der  Wintersaat  L.  Glück- 
selig ist  der  Ma'\  Wo  mit  ei(jene  Stieren  a.  cha"  L. 
Wenn  Eine  mit  Otatze  zacliere  will,  Spannt  er  die 
Moits  vorous  usw.  Spottliedchen  ZDüb.  ,Im  frömde  a.', 
sich  fremdes  Eigentum  aneignen.  1762,  Eliata.  Eigen- 
tümlich bei  Fris.:  ,die  seuw  a.  oder  auff  dem  acker 
erhalten',  als  Gegensatz  zur  Stallfütterung. 

Dem  Ställtischen  Gelehrten  dürften  die  WW.  Achram  und 
Arher  zsgeflossen  sein.  —  S  y  u.  z'A.  /arm  (woraus  die  Form 
mcherr.n  entsprang),  arherieren,  umctuen,  ercii.  Man  uuter- 
scheidet  brächen,  falgen,   säteren,   etrüchen^   s.    d. 

ab-:  1.  Menschen,  Vieh  überanstrengen,  ab- 
arbeiten Aa.  —  2.  Teile  des  benachbarten  Grund- 
stückes abreissen,  indem  man  über  die  Grenzmarke 
hinaus  pflügt;  fig.  abmarkten  Aa. 

über-:  über  die  Grenze  des  nachbarlichen  Grund- 
;  Stückes  hinaus  pflügen  Sch;  Z.  —  ver-:  ,Winterweeg 
.  weder  vergraben  noch  verackheren.'  17-56,  ScuwRq. 
I  acherieren:  ackern  Aa;  Bs;  B;  S.  .Das  aus- 
,  brechende  Wasser  hat  den  ackerirten  Herd  wegge- 
nommen.' 176.5,  BKal. 

Acher  s.  Acheren,  Acherum. 
Äclier,  Äri,  Ali  1)  m.  e^hp-  Ar;  Soh;  e^r  Ap. 
2)  n.  c**eri  GSa.,  Sri  B;  GrHc.;  L;  SchW,  e-AAStauf.; 
BsTerw.,  eh-i  Z.  3)  n.  Mi,  eUßnVr.,  V.;  W.  4)  f.  ?»/,-•,•<; 
SciiSt.  —  PI.  Ärini  und  Äri  B,  Älier  Sch:  Ähre. 
Wer  Gott  für's  A.  danket,  dem  gid  er  e  Garb  L.  Der 
Bür  muess  die  sehwere-n-Ä.  im  Boden,  inne  sueche,  soll 

■  tief  pflügen,  ebd.  D'E.  sind  g'schloff'a  [s.  schliefen], 
sind  zum  Vorschein  gekommen  Gr.  ,Ähern  gwünnen, 
in  die  aber  gon,  spicare.  Dz  körn  so  es  in  die  Ähre 
[AriJ  gadt  oder  schon  reyff  ist,  cererem  in  spicis.' 
Mal.    Fig.  Jez  hät's  Ä.,  gute  Geschäfte  SchwE. 

Mhd.  äher,  eher,  auch  echer  und  ar  n.  Die  einsilbige 
Form  wie  im  engl,  ear  entstanden  durch  die  Verduftung  dur 
Spirans  eh.  Die  Schreiber  des  XVI.  schwanken  zw.  der 
Form  Äher,  Ähere  und  dem  einheimischen  Äri;  diejenigen 
des  XVIII.  bedienen  sich  scheinbar  der  nhd.  Form,  aber  das 

■  «enus  ist  das  dor  MA.:  ,das  Ähre.'  JJUlr.  173:3.  HPest. 
178.').  Ali  beruht  auf  Vertauschuug  der  Liquida,  mit  Um- 
deutung  auf  die  dimin.  Endung  -li,  wie  denn  auch  Äri  eig. 
Dimin.   ist.      Der   Laut  c*  ist  weniger  rirhtig  als  e'  bzw.  te. 

Glücks-:  Ähre  vom  letztjährigen  Kornschnitt, 
drgl.  3  oder    5    in    der    Ecke    der    Stube    hinter    dem 


Cruciflx  aufbewahrt  werden.  Rorun..  Gl.  u.  Br.  2.  HO. 

-  Vgl.  Glückikorn,  Glilckshampfle. 

Kol-  yölPri:  Brand  im  Getreide.  Entsteht  nach 
dem  Volksglauben,  wenn  im  Vollmond  oder  an  Fron- 
fasten gesäet  wurde  Z. 

Korn-.  Wenn-me"  ä'Cli.  lüimmi-  rhn"  zele",  So 
lige  s'  i  sibe  Wuche  vf  der  Seite,  »der  So  miics.'<-)iie" 
d'Mäder  i  d'Matte  stelle  L. 

BaLsam-:  Lavandula  spica  L.  Z.  —  Vgl.  syn. 
Balsamblüemli  und  lat.  spica,  Ähre. 

acheren  e^zPX  GF.,  ah^r^  Ap;  Sch;  S;  Th;  ZSta., 
ära  GP. :  Ähren  lesen,  's  ist  bös  ä.,  wo  de  Glzhals 
schnidt  ScnSt. 

Ächerer  m.  äly^n^r:  Ährenleser  Sch;  S. 

ge-ächeret.    ,Geäret,  spicatus,  das  äre  hat.'  Mal. 

Acherar  s.  Ar,  Ächer. 

Acheren  ü/'ji-f  Oew,  Acherum  BM.;  LG.,  Acheram 
BO.  [-am];  FJ.,  Acheran  Bs;  BO.,  Acherä  ObwL., 
Achrand,  AcherandHO.  —  n.;  bloss  PI.  Obw:  1.  Der 
zur  Schweinemast  (nur  noch  an  wenigen  Orten)  oder 
zur  Gewinnung  von  Essöl  BO.;  F  benutzte  Ertrag  des 
Waldes  an  Eicheln  und  Buchnüssen.    Vil  Melberi 

—  vil  Hunger;  vil  Acheran  —  ril  Chnmmer  Bü. 
Hungregen  Süwwen  traiimd  na^''  Achrand  BR.  Jmdn 
treiben  ,wie  die  Schweine  in's  Acherum.'  Gotth.  Vgl. 
,Sye  fühlen  [fielen]  in  ihne  gleich  als  die  schwyn  in 
ein  Eüchwaldt  zu  Herbstszyt.'  Cys.  —  2.  In  einigen 
Gegenden  speziell  die  Buchnüsse  BO. ;  FJ. ;  Obw, 
wohl  nur  zufällig,  weil  Eichwaldung  dort  nicht  vor- 
kommt. In  ä.  Spr.  jedoch  der  Frucht  der  Eiche  be- 
stimmt gegenübergestellt.  ,Wenn  Aichella  da  stündin 
ald  Akran  wärin,  so  ist  der  Meier  befugt,  Aichella 
und  Akran  zulesen.'  1358,  Klingn.  .Wann  solich  Holz 
.\chreni  trüg  und  Eichlen.'  Prozedur  BBüren.  — 
3.  Die  betr.  Ernte.  ,Wenn  ein  ackert  ist  und  aichlen 
stond.'  1525,  TuTäg.  ,Wann  sölich  Achrum  Eichlen 
trägt.'  1515,  BBüren.  —  4.  Das  betr.  Nutzun'gsrecht, 
die  Ortlichkeit.  ,Die  Schweine  in  das  Acheret  trei- 
ben.' Käser,  Melchn.  1"  d's  Acheram,  i"  d'Achere  gä". 
,ln  anderen  Waiden  hat  die  Burgerschaft't  das  Acher- 
umb  für  die  Schwein.'  1666,  Hapfner.  ,I.  J.  1682 
wurde  das  Acheret  geschätzt  auf  275  Eichen.'  Käser, 
Melchn.  123. 

Got.  ahran  n.,  Baumfrucht,  aus  welchem  unser  Ackere 
ganz  rügelrecht  geworden  ist,  während  die  übrigen  Formen 
den  altertümlidien  Vocal  und  den  Schlussconsouanten  dadurch 
fortpflanzen,  dass  sie  das  W.  wie  ein  zsgesetztes  betonen; 
der  schwache  Auslaut  wurde  noch  durch  ein  beliebtes  An- 
hängsel verstärkt;  auch  der  Eintritt  von  m  an  die  Stelle  des 
II  mag  diesen  (Jrund  haben,  wenn  man  es  nicht  lieber  auf 
ein  neben  -arna  her  gehendes  Suff,  -arma  zurückführen  will. 
In  der  ä.  Spr.  waren  die  Formen  auf  wm,  am,  em  am  Be- 
liebtesten; Cysat  schwankt  zw.  «m  und  an.  ,Achart,  Achrad.' 
1536,  Wald  Keiserspan.  Die  Rückkehr  zur  Tenuis  ist  eig. 
unsohweizerisch  und  taucht  auch  wirklich  nur  auf  der  Nord- 
linie der  Schw.  auf:  .Ackran.'  1358,  Klingn.  , Ackert.'  1525, 
Laufen  b.  Bs.  ,Ackeret.'  1597,  Sch.  ,Ackerit,  Ackerig.' 
XVI.  XVII.,  BsRq.  ,Ackerik.'  1607,  BsLiest.  ,Äckert.' 
1525,  Th;  Klingn.;  Wurstisen.  Es  gab  auch  eine  verktti'zte 
Form:  ,Wenn  eichelen  werdent  so  vil,  dass  man  das  für  ein 
gemein  Ächer  schetz.'  1484,  Suhr.  ,Der  [welcher]  schwin 
in  die  eichelen  oder  Acher  tribet.'  ebd.  .Acher.'  1367,  lt. 
Ochs.  ,Zu  Ackers  Ziten.'  1525,  Th  [1.  Ackercts'?].  .Acker- 
Vieh.'  1677.  —  Das  weibliche  Genus  taucht  nur  spärli'-h 
auf:  1559,  Klingn.  (Ackert).  1606,  BsRq.  (Ackerig),  sonst 
in  den  seihen  Quellen  ebenfalls  sächi.  Ein  Mal  bei  Mey., 
Wiiit.   Ciirnn. :    .das  es  grossen   Ackarat  ist  worden.' 


Ach.  ecli.  ich.  Olli.  ikIi 


ach{e)raiiden:  Acherand  .sammeln  BO. 

Achering  f.  a/-fi;/  Bs;  BO.:  1.  Acherumernte. 
,Weidgang  und  Acherung.-  1482,  Brugg.  .Die  Acherung 
berüerend  solle  sich  ein  jeder  mit  Schwinen  versechen 
vor  S.  Ver.;  dann  man  darnach  ime  selbige  uff  die 
Acherig  abzenemen  nit  .schuldig  ist.'  1609,  Aa.  ,Wann 
Äkerig  [ist].'  164'2,  Klingn.  —  '2.  Acherum.  .Wann  gott 
Eychlen  beriete,  am  Herbst  vil  Achring.'  1530,  Aa. 

Umdeutung  aus  .Achcram'  zu  einem  die  Handlung  bedeu- 
tenden Yerbalsubst.  Als  blosse  Spielart  zu  der  Form  Ächerit 
(s.  Aeherum)  aber  ist  Aderig  da  zu  taxieren,  wo  es  das 
männl.  od.  das  sächl.  Geschl.  trägt  wie  z.B.  1671,  Arg.  4, 
143;   ,in  ackerig  laufen.'      1723,  Kadelbg. 

Acheret  ,L;  S",  Ackeret  AAKais.,  Ackeret 
ScH,  m.:  der  Ertrag  an  Achcnnn,  die  betr.  Ernte, 
veralt.  ,0b  zuo  herbstziten  Ackerit  wurd,  soltu  in 
das  holz  farcn.'  ca  1400,  üiessenh.  ,0b  vil  eichein 
und  buochs  wurde,  das  darumb  gross  achrat  -wurde.' 
ca  1480,  Dübend.  ,Den  Ackeret  ald  die  Eichlen  mit 
einanderen  ussweyden.'  1578,  Z  oGlatt.  —  Aus  Achtmml 
zum  Yerbalsubst.  umgudeutet. 

Acherne,  Ächerne  s.  Eich-Kernen. 

Achi  m. :  Achior,  männl.  Taufname  ZG. 

Aclliles  ("'■")  m. :  Achilles  Bs. 

Achis  a/isBO.,  ^a«  W,  ax'i>  GhAv.,  EchisBS.. 
Si.,  Schwarzenb.,  cc/ie»«  ZWeinl.  —  ii.  BHa.,  Si.,  m. 
„EG.",  Sa.:  1.  Milchessig;  Milch,  welche  man  sauer 
werden  lässt,  um  damit  aus  der  , Käsmilch'  noch  ,Ziger', 
auch  .Vorbruch'  auszuscheiden  BO.;  W.  —  '2.  Essig 
BSa. ;  Z ;  als  Essig  verwendete  saure  Schotte  BSchwarz. 

Entgegen  den  liochd.,  mit  Umstellung  gebildeten  Formen 
mit  richtiger  Lautverschiebung  aus  got.  ukt-it,  lat.  acutum. 
—    Versch.   von   Chäslab;  syn.   Sür.    Elscher. 

Achle  f.:  s.  Eichle. 

ancll  a'!x  Obw;  WL.,  0/ BSi.,  aug  n"ij  SHimmelr.. 
ry  BM.  u.  S.,  au  überwiegend,  o  Ap  t.;  BsB.;  B: 
SciiStdt. ;  S;  Th.  rfCu.")  Aa;  BSee.;  Z:  1.  wie  nhd.,  aber 
mit  einigen  eigentümlichen  Anwendungen.  Formeln 
des  Unglaubens,  der  Abweisung:  An  no?  kommt  ihr 
mir  auch  noch  damit?  Ja  au  no!  oder  ä  na!  geh  mir 
weg  damit!  's  ist  neime  nümme  wie  au  scho,  wie  es 
früher  etwa  zu  sein  pflegte.  Mein  au!  das  will  ich 
meinen!  gewiss!  Oppen-au  oder  gott-ireU-au,  doch 
wohl.  —  2.  wohl,  denn,  Ausdruck  angelegentlicher 
Präge.  Chimnt  [kommt]  er  äno  friieh  (j'nueg?  Iseh-es 
amed  au  irör?  Wer  isch-es  auY  [ich  bitte,  sage  es 
mir].  —  .3.  halt,  eben.  Er  wird  au  ha  müesse. 
Er  chunnt  au  eso  dure,  knapp  genug.  Es  mag's  au 
fast  nild  g'g'e,  es  kommt  eben  mit  Not  zu  Stande.  — 
4.  doch,  a)  freundliche  Bitte.  Wettist  ä  so  guet  sl. 
--■  b)  Erstaunen.  Geltau!  Säg-menau!  Jawolä! 
udgl.  Nei  au!  es  wird  doch  nicht  sein!  Aber  au! 
Wie  vham-men  au!  [z.B.  so  töricht  sein].  -  c)  Un- 
geduld. Ja  au!  Chumm  au!  U  au!  o  weh!  ZF. 
Nu  au!  lass  doch  ab  von  mir!  —  d)  Ärger,  Klage. 
Verwünschung.  Das  ist  au  e  Straf!  Jcmer  au! 
Saierdie  denn  au!    's  war  au  verfluecht ! 

Og  verhält  sich  zu  och  wie  B  ig  zu  «>//.  In  den  Ver- 
kürzungen, welche  zunächst  in  unbetonter  Stellung  der  Part, 
eintraten,  verdichtet  sich  der  Djphth.  zu  o  oder  zu  rf,  je  nach- 
dem er  in  der  betr.  MA.  mit  diesem  oder  mit  jenem  Laute 
gebildet  ist  -  ein  Unterschied,  welcher  in  diesen  Verkürz- 
ungen sich  recht  scharf  ausprägt.  Vgl.  «,  eil  Auch  (iot. 
inid  Ahd.  kennen  die  Bed.  .denn',  nnd  unser  fragendes  «u 
entspricbt  dem   lat.   nnm   nach   Frageiiiim. 


Auche  s.  Anhen. 

Echo  m.  1733.  JJUi,R. 

Eich  1.  f.  Aa;  Bs.;  L;  Z,  «/  NO.,  Eiche  B;  S, 
Eie  Aa;  B;  L;  S:  wie  nhd.  Eichehoh  git  guet 
Galgenägel  L.  Vor  der  Eiche  und  mr-enere  feisse  Sau 
söll-me  der  Huet  ahzieh  S.  Auf  der  grossen  Bedeutung 
dieses  Baumes  für  die  Schweinezucht  (s.  Aeheran),  der 
desshalb  zu  den  herhaften  gerechnet  wurde,  beruhten 
Verordnungen  wie  ,ieder  junge  Mann,  so  erstmals  in 
die  Ehe  triftet  soll  absonderlich  ein  junge  Eichen 
setzen.'  1697,  Schnell.  Rq.  Als  Gerichtsbaum  (wie 
die  Linde)  erscheint  er  z.  B.  in  Gl  1'240.  Die  religiöse 
Bed.  des  Baumes  ragt  noch  in  die  Gegenwart  herein, 
und  zwar  bald  von  der  christlichen  Kirche  adoptiert, 
bald  als  heidnisch  gekennzeichnet.  Die  heJig  Eich 
zu  LDagmersellen  ist  behängt  mit  Votivgliedern  und 
den  Krücken  der  Geheilten.  Bei  Eichen  ist  Maria 
gnädig  und  finden  sich  Helgenstöcldi.  Hinwieder  wohnen 
die  bösen  Geister  in  der  E.  Kinder  werden  von  Brü- 
chen geheilt,  wenn  man  sie  an  Ostern  während  des 
Läutens  drei  Male  durch  eine  gespaltene  E.  zieht, 
oder  wenn  ein  erbetteltes  Ei  von  einer  schwarzen 
Henne  am  Karfreitag  Morgen  vor  Sonnenaufgang  in 
eine  junge  E.  gebohrt  wird.  Die  pulverisierte  Rinde 
und  Frucht  heilt  Wunden  G.  Man  scheut  sich,  Eichen- 
zweige zu  Bändern  für  Garben  und  Strohdächer  zu 
verwenden,  weil  sie  den  Blitz  anziehen  würden.  Je 
nachdem  die  Eiche  vor  oder  nach  der  Esche  ihre 
Blätter  treibt,  .steht  ein  trockener  oder  ein  nasser 
Sonmier  bevor  G.  —  Abi.  Eicher.  eicherieren.  Eicherne. 
Eichle.  Eichiner. 

Galgen-:  Name  einer  als  Galgen  benutzten  E. 
Segess.  RG.  1,  563. 

Hag-:  Stieleiche,  quercus  pedunculata  Ehrh.,  Bs; 
Z.     ,Das   aller   hertist  geschlächt  der  Eychen.'    Fris. 

Bei  Denzler  1677  und  1716  =  iesculus  und  syn.  mit 
Mispelbaum,  während  Fris.  trennt  ,H.=  robur,  M.=  iesculus.' 
.\uch  Zwinger  erklärt  esculus  als  Eiche;  er  und  Tabern.*- 
mont  verstehen  aber  unter  H.  andere  Arten  der  E. 

Kol-  cliöl-:  quercus  robur  L.,  Kohl-,  Trauben-. 
Wintereiche  Z. 

Schmätter-  Z. 

Wahrsch.  identisch  mit  Knl-E.,  denn  sclimäiteriij  = 
brüchig.  Übrigens  kreuzen  die  Benennungen  der  Werkleute 
oft  die  wissenschaftliche  Unterscheidung,  indem  sie  sich  an 
blosse  etwa  durch  den  Standort  bedingte  Zufälligkeiten  halten. 

Täfeli-:  Eiche,  an  welcher  eine  Tafel  mit  einem 
Heiligenbild  befestigt  ist.  Drei  solche  am  Jura  ober- 
halb Grenchen  gewähren  Schutz  gegen  Geisterspuk. 
Schild  1866,  .59. 

Donner-:  Name  einer  E.  auf  einer  Anhöhe  bei 
AAMagden,  welcher  die  Wassergüsse  zugeschrieben 
wurden,  bevor  sie  eingesegnet  war.  Ar«.  1.  1(I2. 

Eich  U,  II.:  Eichenwald  Z. 

Mehr  nur  Eigenn.  Collect,  wie  das  lluerh,  Biich,  Äteh, 
Ak)),    Tann   im  Sinne  von  Buechach  usf. 

Siben-:  Name  von  Ortschaften,  wo  ehemals  sieben 
Eichen  standen,  z.  B.  Obw. 

Auch  .Siebnen'  SchwMa.  geht  auf  Sihineihha  zurück.   Nach  I 
Gr.  ehemalige  GerichtsstAtten  mit  Sitzen  für  sieben  Schöffen. 

Eichi  n.:  Orts-  oder  Flurname  B. 

Eigentlich  ein  mit  Eichen  besetzter  Ort;  s.  das  Eirh. 
Aus  mhd.   ,■,■,■/„.,■/,,   alul.   ,ih,On :  vgl.    //,.«?/,    Bi,;-hi. 


Aeli.  ecli,  ich,  ocli.  iieli.  —  Aclis 


eich  in  eicht  'L:  eich  ig  Aa  (auch  eijiy);  Bs : 
eichen.  Eii  eichiiße  Wasserst  ei".  Eichiy  Bireschnitz, 
scherzhaft  Bs.  .Alle  wälJ  um  Rinow  sind  Eichin.' 
BossH.  Wint.  Chr. 

Eich  III.  m. :  maskierende  Form  des  W.  Eid  in 
Beteuerungen.  Bim  E.  oier  Ei chli!  Bi  minem  Eich! 
SiHW;  Z.  —  Vgl.  Eicher.  Eicherling.  Eichlendrü. 

eiehen  e-i  sw.,    ein    Gefäss    e. :   das    obrigkeitliche 
I    Mass  sichtbar  und  bleibend  daran  bezeichnen. 
i  Gehört  mehr  der  Kanzlei-  als  der  Volksspr.   an,   welcher 

■  uhen,  Ichten,  /ecken,  fei-hlcn,  »innen  geläufiger  sind.  S.  auch 
eichttn. 

Eieher  m.  I.,  Eicherli  n.  kk;  Bs;  B;  Sch,  acher, 
S'x'^rli;  S;  Th  a';  Z,  Eiker  -/t/-  L;  U;  Zg,  Eichmer 
ZSchlatt,  Eichsner  Zl")ättl.,  Eichorn  eidwra  m., 
McJiirffi  Gr:  Eichhom.  Chloriere  [klettern]  icie-n-en  E. 
Mhd.  eichorn,  eichurne  m.  u.  n.  und  dies  wahrsch.  aus 
einer  Zss.  entstellt,  ags.  Cicwern.  ,Der  Aychorn.'  1563,  Tierh. 
, Der  Eicher.'  1662,  Red.  1692,  Vestibül.  ,Das  Schiessen  des 
Federgewildes,  Eichern  am  Sonntag  ist  verboten.'  1756,  Landv. 
Uriln.  Unter  den  zahlreichen  Umdeutungen  der  alten  von 
Eich  abgeleiteten  oder  damit  zsges.  Form  besitzen  wir  an 
Eicher  die  verständigste;  doch  erleidet  auch  sie  spielende 
Verunstaltung  (Eichmer)  und  Verhärtung  (Eiker).  Das  Thä- 
ynger  Idiom  verspottet  man  mit  dem  Spruche:  Jiiteb,  hol  e 
Lo'terli  [Leiter],  '»  int  e  Ö'cherli  du;  mann  [meine],  0-cherli- 
lö'ach  ist  guct  Elö-ach  !  —  S.  auch  Eich-,  Ein-Horn,  Eich-Kern. 

eicheren:  sich  nach  der  Art  der  Eicher  von 
einem  Bäumchen  auf  ein  anderes  schwingen  —  eine 
Belustigung  der  Weidbuben  A.4. 

Eichel'  ra.  El.  him  Eieher  od.  Eicherli  l  Beteurungs- 
formel  L;  Uw;  Z.  —  Milderung  des  Schwures:  beim 
Eid;  vgl.  Eich. 

Eicherlig:  ebenso. 

Eicher  m.  ni. :  Einkorn,  triticura  monococcum  Aa; 
I  Bs;  L;  S.  Wegen  seines  harten  Halmes  zu  Stroh- 
dächern benutzt. 

Wie  das  Genus  zeigt,  ungehörig  an  Eicher  I  angelehnt, 
daher  auch  etwa  mit  ,Eich-Korn'  verhochdeutscht;  vgl.  Buch- 
weizen.    S.  noch  Einkorn. 

eicherieren:  weiches  Holz  so  anstreichen,  dass 
es  Eichenholz  vorstellt. 

Unrichtig  gebildet  nach   Analogie  von   muwrieren   udgl. 
Eicherne  s.  Eich- Kerne. 

Eichle  f.:  I.Eichel.  G'simd  asu-ie-n-en  E.  Schüsse 
[drein  fahren]  trie  d'Söü  i"  d'E.  Siiifje  n-ie-n-e  Nach- 
tigall, wo  [welche]  E.  frisst.  Sprw.  hür  ril  E.,  über's 
Jär  ril  Most.  —  2.  Zinnerner  Wasserbehälter  mit 
Hahn  in  der  Wohnstube  am  Büffet  angebracht  GStdt. 
ächle,  veralt.  ,Im  Stüblj  1  Giessfass-Käspli  mit  einer 
zininen  Eychlen.'  1571,  Z.  Syn.  Gic-is-,  Hand-Fass; 
Hand-Giess,  -ROssli.  —  3.  Eine  gewisse  Zierat  an 
Frauenkleidung.  ,Der  gestikten  Kinnischnüeren,  Eich- 
len  und  aller  Falten  an  Achslen-Ermlen.'  170.3,  Z.  - 
Mhd.  eich^l,  ahd.  eichila. 

Euche  f.:  Jauche  PJ.  (Prof.  Eichhorn). 

Aus  dem  Schriftd.  verderbt;  vermutlich  aii/e  d.i.  Auchc. 

fl  Ich  ich  f.:  amtliche  Messung  von  Gefässen;  das 
Mass  derselben.  Hell  (trilebj  Ich,  Messung,  nachdem 
das  neue  Getränke  sich  abgeklärt  hat  (noch  trübe  ist) 
ScaSt.  ,Auch  die  yth  [1.  ych],  prottschowen.  win- 
schätzen.'  1481.  G.   -      Mhd.  ..■/,«  f.     Vgl.  Ichi. 


ichen  l/'c  ScuSt.:  1.  eichen  .ScHÖt.  (Si'lh.)  -  2.  Den 
Keltereid  schwören  Ap,  veralt. 

Mhd.  ichen.  Ebenso  1535,  Elgg.  Herrschaftsr.  .iV-7»e'  1666. 
Rheineck.  Obwohl  die  Syn.  (p/ächten,  sinnen)  lat.  Ursprung 
auch  von  ichen  erwarten  lassen,  so  ist  doch  die  schon  von 
Redinger  aufgestellte  Erklärung  aus  mpinre  aus  lautlichen 
Gründen  unhaltbar:  zu  erwägen  dagegen  Icht,  ichten  und 
Kuhn,   24.   472. 

Iche  Iche  f.:  Eibe  LVizn. 
iche,  ieche  s.  In-hin. 

ich  Uw;  W  (betont  uh  Bs,  i'x  ^l;  Z,  ,V/  ,B0.-; 
Z,  unbet.  >*/  Z),  ig  B;  S,  i  Ap;  B;  G;  L;  S  (betont 
t'  Aa,  unbet.  l'  Aa.  i^  Aa;  Bs;  Gl;  Z):  ich.  Jez 
chtimm  ich!  said  [sagt]  de  Hanswurst  (Baiass).  Ich 
und  du  und  's  Müllers  Sü  (Brfi")  and  's  Bedke  (Here) 
Stier  sind  ini  [ihrer]  (eusere  [unser] >  vier,  Spott  auf 
den,  der  gerne  sein  Ich  voranstellt. 

Auffallen  muss  der  reine  Vokallaut  von  Aa.  Zu  i'j  vgl. 
ixj  aus  auch.    Diphth.   ie  entwickelt  sich  gerne  vor  /. 

ich,  ech  (enklit.)  s.  üch. 

och  BO.;  ,W^  oche  B;  Tu,  ocheli  o//// ScnSt: 
1.  Interj.  plötzlichen  Schmerzes  B;  Tii;  „W"-.  ,Och.' 
Mal.  —  2.  Ausruf  kindlicher  Freude  ScnSt. 

Mhd.  och,  och-ä,  aus  welch  letzterer  Zss.  unser  oche  ab- 
geblasst  ist.  ,Ocha.  eia,  ein  spottwort."  Mal.  Spott,  insofern 
man  dem  Gegner  Schmerz  zuschreibt.  ,Ocha,  welch  ein 
herber  streit!'  1650,  Rud.  Mey.  ,Owe  ochen."  Meyer,  Wiiit. 
Chron.      Nbf.   von  ach ;  s.   auch  achele. 

„Gehen:  jammern,  ächzen  W." 

Öchi  e/i  PP.;  T;  „W-",  öhi,  ehi  Gr,  in.:  Oheim 
Gr;  T,  mütterlicher  Oheim  P;  „W." 

Mhd.  u-,  oeheim,  oecheim,  oehin.  Öchi  mit  einer  geläufigen 
Euduug  aus  dem  Compositum  zu  einer  Abi.  geworden.  Über- 
gangsformen; ,Öchin.'  1389,  Sol.  Woch.  ,Öchem.'  1526, 
Ansh.;  1530,  Edlib.  ,Ohen,  Öhen.'  Fris.;  Mal.  Wegen  ch 
vgl.  zucche  aus  zue-hin.  —  PI.  unver.  Gr.  —  Vgl.  Ömel.  S.  Älter. 

Zue-:  Grossonkel  GrD. 

Ochra:  Berggelb  s.  ochra-gelw. 

Schliesst  sich  unmittelbar  an  lat.  ochrn,  nicht  an  mhd. 
ocker,    oijt/er. 

nch  a^/ Gl;  Schw,  i'x  Uw;  U,  ««/Aa;  enklit.  ech 
ex  BsL.;  B;  Gl;  S;  Vw,  .jx  BD.:  euch. 

Mhd.  iuch,  urspr.  nur  für  den  Acc.  Vgl.  u.  euch  eine 
hybride,  vom  alemannischen  Lautgesetz  abweichende  Bildung, 
da  Diphthongisierung  des  Voc.  sonst  nur  im  Auslaute  stattfindet. 

üech,  Üechi,  Hans-Uech  {han-  LE.)  m.:  Ulrich, 
Johann  U.  Aa;,LE.  —  Zunächst  aus   Uerch. 

Uechel,  Uecheli.  Üecheli  m.:    Ulrich  Sch;  Z. 

Kalber-:  grober  Tölpel  Z. 

Wild-Üechel  m.:  ein  wild  dreinfahrender  Mensch, 
namentlich  ein  Mädchen,  welchem  echte  Weiblichkeit 
abgeht  AABrugg.  —  Dazu  das  Vb.  wildüechlen. 

Uech  f.   Üch  (Cfnk)?  s.  Lattiiech. 

ueche,  ueche(r)  s.  iif-hin,  -her. 


Achs,  ächsen,  ächslen  s.  Änchs  usw. 

Achs  f.  I.  äxs  Aa;  Bs,  auch  il.r;  B;  S;  Z,  ächs  Gl. 
—  PI.  Achse  Aa;  Bs;  Z,  Ä.r  Bs:  Achse  am  Wagen. 
Uf-der  A.  steht  dem  Waarentransport  im  Schiff  gegen- 
über; zur  Zeit  von  Fris.  aber  unterschied  man  ,iuo 
wasser,  zuo  ross  oder  auf  der  ax.'  —  Mhd.  ahse.  Vgl. 
auHi    A.    II. 


Aclis.  eclis.  iclis.  oclis.  itclis 


Under-,  Vor-Aclis  1'..  -Ächs  n.:  das  Mass.  um 
welches  die  zwei  Räder  einer  Aclise  unten  bzw.  vorn 
enger  stehen  als  oben  bzw.  hinten  AAFri. 

ächsen  (ein  Fuhrwerk):  1.  mit  neuen  Achsen 
verschen  SnJura.  —  2.  Mit  dem  notwendigen  „Vorder- 
und  Underächs'-  versehen,  das  von  Zeit  zu  Zeit  er- 
neuert werden  muss  AAFri.  —  Syn.  richten. 

In  letzterer  Bod.  direkte  aus  dem  Ntr.  Aeht  abgeleitet. 

ober-,  über-  (under-)  ächst:  von  einem  Fuhr- 
werk, dessen  Räder  oben  bzw.  unten  convergieren  Z. 

eng-ächs,  -gächs  „Aa";  Soh,  -fcrf/«  ZB,,  -3^/« 
Zötdt.,  -gächsig  Z,  -gächz  ScnSt.;  Z  uTösst.,  .^o- 
i/^/is  ZStdt.,  -gächzig  ^t)h^x'"'J  ^  ^^<^^,  -gäss  -gMs, 
-i-rf«8  ZO.,  ISee,  Wint.,  -gäch,  -gächt,  -gächtig, 
-.'/=<■/•  -h-^X  2,  -geächst  -ijächst  üRh.;  ZO.,  ci/J^s^/«' Ai", 
^yg^/Ht  ZB.,  rf^rf/si  ZLunn.,  -gäxt  Ap,  -gächzt 
ScHÖt.;  ZSt. :  1.  (vom  Fuhrwerk)  enggestellte  Achsen 
habend  Z.  Syn.  enggeleisig;  \g\.  Underächs.  -  2.  (vom 
Menschen)  engherzig,  selbstsüchtig,  übertrieben 
ängstlich  in  Sachen  der  Ökonomie,  in  Folge  davon 
wunderlieh  und  streitsuchtig  Ap;  G;  Sch;  Z.  Auch 
als  Subst.  m.  eii  EntHJnchU  Z.  -  'X  ungeduldig, 
jälizornig  Z. 

Aus  Äclis  abgeleitet  mit  dem  adj.  Bildimgselement  -/, 
welches  später  meist  durch  -ig  ersetzt  wurde;  weil  diese 
Bildungen  ausstarben,  wurde  die  partic.  Form  nachgeschoben. 
Bloss  Schweiz.;  aber  schon  früh  bei  den  Zürchern.  ,Die 
geschrifft  machet  die  fröud  nit  zuo  siind,  wie  die  äng- 
geächssten  glychssnerischen  Tüuffer.'  HBuU.  1.561.  ,Arc- 
tns  animns.  Ein  enggächs  vnd  sorgfaltigs  gemüet.  Scnipu- 
losus.  Voll  zweyfels  u.  spans,  engächsig.'  Fris.  n.  Mal.,  \n-\ 
IjCtzterem  auch  ,euggeehsst'.  .Enggechs'  unter  den  Fehlern 
einer  Frau  anfgozählt.  1651,  Schinipfr.  ,Enggechs,  morosus, 
scrupulosna,  tetricus  censor.'  1677  u.  1716,  Denzl.  ,[Pcr 
ernste  Geistliche]  muss  ein  wunderlicher  enggächsser  Mann 
seyn.'  Hofm.  17+4. 

„engächsen:  empfindlich  maclien,  quälen  Z." 

wlt-geächst  /.■«(■/«(.•  mit  weitgericlitetcn  Achsen 
versehen  Z. 

Vgl.  jWeit  geächset'  Gr.,  Wh.  1.  164.  .wahnachset' 
Wurm   1,   130. 

Achs  f.  n,  achsen  s.  Ax,  u.ren. 

AcMe  axsh;  {A.Tle  BO.;  Gr;  Uw;  U;  W)  f.:  Achsel. 
1.  als  Körperteil.  D'A.  üsmache"  s.  d.  Vb..  Uf  bede", 
su-ö  A.  träge".  Uf  beiden  A.  Wasser  träge.  TTobl. 
,Er  tragt  auf  einer  Achsel  Gott,  auf  der  andern  den 
teufel.'  JMey.  1677.  Uf  slni  eigni  A.  nä".  Uf  di 
licht  A.  ne",  vf  der  l.-e  A.  träge":  sich« leichten  Sinnes 
über  die  Schwierigkeiten  hinwegsetzen.  ,Er  nimmet 
ein  ding  gleich  auf  die  hohe  A.'  JMey.  1677,  noch 
heute  im  Sinne  von  übel  aufnehmen.  De  Weg  über 
d'A.  ne",  sich  auf  den  Weg  machen;  vgl.  die  Füsse 
über  die  A.  nehmen  =  eilen.  ,Lässt  ihm  [sich]  Einer 
auf  die  A.  sitzen,  so  will  man  ihm  gar  auf  den  Kopf. 
JMey.  1677.  ,S_v  sind  uns  uft'  die  Achssien  gesässen. 
Sy  habend  uns  auflf  den  halss  trätten.'  Fris.  Einen. 
Etwas  über  d'A.  a"lucge".  Anders;  Du  hättist  z'erst 
.lellpi  i(ber  dini  A.  g'sehn,  zuerst  auf  dich  selber 
schauen  W.  D'A.  lupfen,  zucken,  als  Geberde  der 
Ablehnung.  , ungern  tun.'  1683,  Hospin.  ~  2.  Neben- 
stiel mit  Nebentraube,  dgl.  sich  an  üppigen  Wein- 
stöcken  entwickeln.  —  3.  Verzierung  am  Oberkleid. 
.Man.spersonen  [sollen]  sich  der  nüwen  gattung  Wa- 
mi.sten  mit  langen  Spanischen  spitzen  vnd  grossen 
breiten  ächselincn  abthun.'  l(;2.s,  ]i.    .Alle  Wyb.sbilder 


sollend  sieh  der  vberuss  breiten  ächselinen  müssigeu.' 
ebd.      -    Mhd.  ahsel,  ahd.  ahmla. 

achslen:  mit  den  Achseln  zucken  BO. 

Achsler  m.:  Einer,  der  die  Gewohnheit  hat,  mit 
den  Achseln  zu  zucken  BO. 

Uberachslete  f.:  was  einer  in  einem  Tuch  an 
die  Achsel  gehängt  forttragen  kann  Gr. 

Echs,  Achsli  s.  Eidechs. 

Ochs  m.  (OX  Bst.;  BO.;  Gr;  Uw;  U;  W):  1.  wie 
nhd..  doch  nicht  recht  volkst.  ausser  (und  zwar  in 
der  schwachen  Form,  Ochse)  als  Wirtshausscliild  und 
in  KAA.  En  Ochsli  und  e  Stierli  ,<<i)id  ü  [ein  und 
das  selbe]  Tierli  Sch.  Der  0.  hebt  ffasutj  me"  bi  de 
Homere,  de  Ma""  bim  Wort  (und  d'Wiber  bi-der 
Juppe).  Gott  git  Eim  [Einem]  icol  der  0.,  aber  nit 
g'rad  a"  de"  Homere.  Der  0.  g'hört  ati'n  Pflueg. 
Die  müeden  Ochse  treted  hart  (ilhel)  üf.  Em  [dem] 
0.  g'liört  's  Joch,  em  Boss  de  Sattel.  Mit  den  Ochse 
hinder-em  Berg  halte".  Wer  mit  Ochse  fort,  chunnt 
au'''  z'Märt.  Er  .stilt  der  0.  und  git  [gibt]  d'Füess 
um  Gottsu-ille.     Wer  's  Glück  hat,  dem  chalberet  der  0. 

—  2.  Im  Gegens.  zu  Farr,  Hagen,  Munni,  Stier, 
Schell-,  Wucherstier  der  castrierte  Stier  Aa;  BO. ; 
Gr;  Uw;  W.    Dick  wie  en  0.  W.    Syn.   Urner.  Stier. 

—  3.  Kuhname  B  lt.  Alp.  1806,  138.  —  4.  Grober 
Tölpel  Uw.  Verblümt:  Was  cham-me  vome  0.  he- 
gehre als  es  Pfund  Bindfleisch?  Z.  's  ist  kein  O.,  er 
sei  denn  e  Clialb  g'sl".  Sulö.  Von  Ochsefurt  si", 
(luniin.  ebd. 

Eid-,  Eg-,  Egg-,  Egel-,  Eid-,  Geg-,  Hed-, 
Heid-,  Hag-,  Heg-0.    s.  Eidechs. 

„Far-:  Ochse,  mit  dgl.  der  Weg  durch  den  Schnee 
gebahnt  wird  U." 

Heid-:  roher  Tölpel,  ,dumm  wie  ein  0.'  AaB. 

Vgl.  HcJd  in  verstärkendem  Sinn;  vgl.  aber  auoli  //«W- 
ochs  d.  i.   Eidechse. 

Her-:  1.  derjenige  0.  der  Herde,  welcher  alle 
andern  im  Ringen  besiegt  Gr;  GW.  Er  wird  von  den 
Hirten,  mit  Blumen  und  einer  grossen  Herdeglocke 
geschmückt,  unter  der  Begleitung  der  Jugend  ins 
Dorf  geführt,  worauf  sie  vom  Eigentümer  bewirtet 
werden  Gr.  —  2.  der  stärkste  Mann  des  Dorfes, 
bes.  wenn  er  seine  Kraft  in  Kaufhändeln  geltend 
macht  Gr.    —  Vgl.  gelier. 

Mäns-  meHss-:  ein-  bis  zweijähriges  verschnittenes 
Stierkalb  U  lt.  Alp.  1806. 

Bräll-:  verächtliche  Bezeichnung  eines  Menschen. 
der  leicht  ins  Weinen  gerät  GrHc.  —  S.  brällen. 

Schürt-:  ,Der  Hof . . . ,  des  1  Hueb  ist,  gilt  einen 
Sch.,  der  15  ß  wert  .sin  soll.'    0.str.  Urbar.  Anf.  XIV. 

Schleg-:  Mastüchse,  zum  Schlachten  bestimmt  Gr. 
,Es  sind  alle  Zeit  auff  ein  mezgeten  2  schlägochssen 
gemezget  worden.'     Wint.  Stdtbuch. 

Mhd.  slegohse;  vgl.  Schleg- Vidi ,  -Kue.  Von  einem  weilil. 
Abstr.  elfge,   ahd.  siegi  =  Schlacht. 

Stamm-:  der  Zuchtstier,  der  mit  dem  Seuntum 
zur  Alp  weidet  L. 

Stier-:  Stier  Uw,   veraltet. 

Werker-:  alter  0.  U  lt.  Alp.  1806,  115. 

Vielleicht  0.  der  nicht  mehr  zur  Zucht,  nur  iioeh  als 
.Arbeiter',    HVr.A.i-,   gut  ist. 


77 


Aclii 


iills,    (K'llS,    llCllS 


Aclll,   echt,    iclit,   i.L-lil.    lli-lit 


Zit-:  dreijähriger  0.  Gu;  0.  iler  im  o.  Jalire  vur- 
seliiiitten  wird  U. 

Der  Naino  bedeutet  die  Entwicklungsstufe  zwisclieu  Mänx- 
liiii)  und  dem  völlig  ausgewachsenen  Tiere  und  ist  eigentlieli 
nur  nach  der  Analogie  von  Zit-Kve,  -Rind  gemacht,  übrigens 
schon  im  XVI.  gebräuchlich,  s.  Absch.  lY  1,  a,  1327.  ,Ein 
zcytochs:  .juvencus,  ein  junger  0.'     Fris. ;   Mal. 

ochsen:  1.  Zice  ochsed  z'sämme,  wenn  sie  bergan 
steigen  mit  aneinander  gelehnten  Achseln  Z.  --  2. 
einen  Stier  castrieren  W. 

öchslen  BO.:  1.  Grosse  Kraft  zur  Verrichtung 
einer  Arbeit  anwenden.  -  2.  Dummheiten  begehen. 
-  -  3.  Jmdn  zum  Narren  halten. 

Ochsler:  Ochsenhirte  (JRHe. 

ofhsnen  =  ochsen  2  Uw. 

Uechs,  Uex  f.  Av;  L;  G;  Sniw;  Z,  11.  Ü(».;  S<HW 
Muo.;Uw;U;W,  Üechs  UwE.;  U?:  Achselhöhle. 
Chellner  init-em  Ztcächeli  tmder-der  U.  Ein  Bündel 
linder  's  U.  ni".  Bildl.  Einen  w.  d'U.  n.,  in  Schutz 
nehmen.  Einem  midcr  d'U.  f)nfc",  ihm  nachhelfen, 
ihn  unterstützen.  ,I)er  fuessstig  sol  so  wit  sin  als 
einer  under  yetwederem  uechs  ein  muoltly  trag,  das 
In  nütz  [nicht]  irrte.'  XV.,  Offn.  Niederhasle.  .Alipilus, 
der  eim  under  der  uochsen  schirt.'     Fris. 

Mhd.  iiohae,  üelue  f.  (n.);  steht  im  Ablautsverhältniss  ZU 
AcliH  (Arhilr).  Der  Umlaut  von  Üechs  erklärt  sich  aus  ahd. 
«oliim.  S.  auch  Buechn.  PI.  sw.  B;  Uw:  Z,  st.  SchwMuo. 
(CnliH);  UwE.    (Üechs).    —    Syn.    Wekhsc 

obuechs  Adv.  BEi.:  1.  =  oherarim^.  Jmdn.  o.  zum 
Grind  treffen,  auf  den  Kopf  schlagen.  -  2.  unvor- 
sichtig, 0.  in  d' Schulden  inhi"  n-aten. 

„Uechsete  f.:  so  viel  man  unter  die  Uechse 
fessen  kann.     En  U.  Heu  BO.;  LE." 

Uechsle  f.:  Achsel  ZPehralt. 

Von    Uechs,   wie  Achsle  von   Achs.     Alid.    iiuh-vnin. 

..at'lisgen:  ächzen." 

st''.    Wahrsch.  eine  Weiterbildung  vnu  lichs,,,.   s.  o;i.///«.;i. 

at'hst,  ächst,  achster.  -»(-:  Partikel  der  zwei- 
felnden Frage,  etwa,  wohl  AABrngg  bis  Znrzach; 
ScnHall. 

Gemeint  ist  achtst,  ächlst  d.  i.  eine  Superlativbildiuig  zu 
doui  als  Comp,  verstandenen  achter,   s.  echt,  echtert. 


Achf,  Ach  -ä-  f.:  Acht,  Verurteilung  und  Ver- 
folgung eines  peinlich  Angeklagten  durch  die  oberste 
Gerichtsgewalt,  nachdem  er  auf  dreimalige  Vorladung 
sich  nicht  gestellt  hatte,  und  Ausschluss  desselben  vom 
Rechtsschutz,  wenn  er  nicht  in  Jahresfrist  sich  stellte. 
,Die  verkünd  ich  in  die  Aaeht,  vcrpüt  die  ihren  Fründen 
und  erloub  sy,  ir  Lyb  und  ir  Guet,  iren  Fienden.'  XV.. 
TiiLandger.  .Richten  mit  der  Acht':  einen  in  C'ontumaz 
verurteilen,  ebd.  DerName  für  dieses  Verfahren  dauerte 
mit  anderen  auf  das  Gerichtswesen  bezüglichen  in  der 
Schw.  fort,  auch  nachdem  sie  sich  vom  Reiche  abge- 
löst hatte,  nur  dass  an  die  Stelle  des  Königs  eben  das 
höchste  Landesgericht  trat.  Noch  Zwingli  spricht  von 
kaiserlicher  A.:  ,Das  wir  die  keiserischen  aach  ouch 
mit  unserem  annenien  oder  mitächen  bestätetind.'  Der 
A.  des  Kaisers  entspricht  von  Seite  der  Kirche  der 
Bann  des  Papstes ;  daher  die  häufige  formelhafte  Ver- 
bindung .A.  und  B.'  .Aach  des  Keisers  und  bann  des 
Bapsts.-    Zwinc;li.     ,Die  puren   scliühend   weder  aach 


noch  Lau,  Und  wend  sich  nit  erschrecken  lau.-  Manuel 
1522.  ,Volgends  seye  von  dess  Bann  vnd  Keiserlichen 
Aacht  [lö70:  Acht]  wägen  grosse  vnruw  entstanden.' 
1569,  LLav.  Da  dem  Geächteten  Nichts  übrig  blieb, 
als  das  Land  zu  verlassen,  so  zeigt  A.  oft  (z.  B.  bei 
Mal.)  den  heutigen  Begriff  von  Verbannung,  da 
doch  die  A.  eigentlich  des  Flüchtigen  gerade  .habhaft' 
werden  wollte. 

Mhd.  ähte;  wohl  gleicher  Abstammung  mit  ,Acht',  attentio; 
dieses  vom  Sg..  unser  W.  dagegen  vom  PI.  des  Prät.  eines 
vorauszusetzenden  Verbums.  Es  wurde  unzweifelhaft  bei  uns, 
so  lauge  es  lebendig  war,  auch  mit  seiner  echten  Vocallänge 
ETcsprochen.  Wohl  aber  erfuhr  es  mitunter  consonantische 
Verstümmelung  und  zwar  sogar  im  zweiten  Grade.  (,Aa.' 
Fris.;  Mal.)  Die  Behandlung  des  t  als  blossen  Ballastes  lag 
nahe  genug,  da  in  .jener  Zeit  mit  diesem  Buchstaben  am 
Wertende  in  hundert  anderen  Fällen  umgekehrt  ein  sinnloser 
Luxus  getrieben  wurde.  Die  Verflüchtigung  des  ch  sodann 
wie  in  Ach:  A.   Fluss. 

Aber-:  wiederholt  au.sgesprochene  A.  ,Herzog 
U.  war  in  der  Acht  und  A.  des  Reiches.'  1521,  Absch. 
Mit  abgeschwächter  Bed.:  ds  Chilcheyu  [der  Kirchen- 
besuch] chunut  i"  Ä.  Gl  d.  i.  Missachtung,  also  in 
Ailit  (<~i-)  liinüberspielend.  Das  veralt.  W.  nochmals 
aufgefrischt  von  AFröhlich  :  „Bann  und  Acht  und  A." 

Besser  als  die  keinen  richtigen  Sipn  gewährende  Zss. 
Ulierucht,  welche  u.  A.  bei  Spreng  begegnet.  S.  Zöpfl,  RG. 
(3)  9.57. 

iichten,  ächen  (""):  in  die  A.  erklären.  ,ächten: 
ausschUessen;  obsolet.'     1797,  HZschokke. 

Von  'Acht,  wie  ächten  von  "Acht,  aber  ahd.  ahtjan  (daher 
der  Umlaut),  während  üchten  ahd.  ahtön  lautet.  Zu  Zwingli's 
Scliiribnij-  „l,.„  vgl.  .4a  für  -Ach,  -Acht.  Das  einfaeho  Vb. 
Ulli  IL'.  ii~   l;isl  L'iiuz  verdrängt  durch  das  verstärkte  und  sehr 

durch-:  gleichsam  die  Acht  durchführen;  eifrig 
verfolgen;  vgl.  persequi.  In  dieser  letztern  Bed. 
sehr  häufig  im  XVI.,  XVn.,  nach  dem  XVII.  aber  er- 
loschen. .Darüber  habend  sy  seine  frommen  durch- 
ächtet.' 1581,  EsRA  (1667  .verfolget').  ,Wer  sich  der 
sünd  entgegen  stellt,  der  ist  durchächt  in  diser  weit.' 
1550,  RuEFF.  ,Also  wollest  du  sy  mit  deynem  wätter- 
stoss  durächten.'  1531,  Ps.  83;  dafür  jetzt:  .Verfolge 
sie  m.  d.  Wetter.'  ,Das  mänulin  durchechtet  die  jungen, 
so  lang  biss  inen  die  krönlin  gewachsend.'  1557, 
VouELB.  .Tatend  dem  herzog  grossen  schaden  und 
durchächtotend  die  kusten  wo  si  kondend.'  Vad.  = 
suchten  sie  feindlich  heim.  Besonders  von  religiösen 
Verfolgungen:  .Paulus  durchächtet  die  Christen.'  1548, 
Bibel.  ,Die  Kätzer  wil  ich  d.  und  widerfächten.'  1562. 
Bi!LL.  [bekämpfen].  .Die  erst  durächtung  der  Christen.' 
BossH.,  Wint.  Chr.  .Das  Christenlicher  Glaub  nie 
heiliger  gewesen,  weder  da  es  nütz  dann  fahen,  durch- 
ächten, tödten  vnd  fürbassschicken  was.'  Zwinuli. 
.Yemants  ze  d.  noch  vehen  [befehden]  um  des  gloubens 
willen.'  1529.  Z.  Noch  einmal  1701/2  in  Aufnem.  Helv. : 
.Ich  der  ein  Forcht  des  teutschen  Rich[s].  Solt  meinen 
Gwalt  lassen  durchechten.  Und  gar  das  Straw  ins  Harr 
eynflechtcn'?',  allein  im  Sinne  von  .verachten',  also  mit 
der  Wortfamilie  Acht  verwickelt.  ~  -  Mhd.  duichaihten. 

Durch -Ächter:  Verfolger.  ,Die  Eydtgnossen. 
welche  er  [Kaiser  Maximilian]  des  heiligen  Reichs 
durcheehter  nennet.'  Wurstis.  .Erlös  mich  von  meinen 
feynden  und  durächtern.'     1560.  Ps. 

durcli-ächtigen  =  durchächfeii.  .Das  sy  den 
widertoutt' durchechtiget.  nit  wellen  gestattnen.'  Kessl. 


Acht,  echt,  iclit.  nclit,  ucht 


80 


ver-äthten  =  richten.  .Veriicht'.  geächtet.  Ansh. 
.Verächter,  proscriiitor.  der  einen  in  die  aacht  thuot' 
Fris. 

Achter  (d-J  m.:  der  Verfulgte,  Geachtete.  ,Dass  die 
Bürger  von  Frauenfeld  die  A.  hau.sen  und  hofen  und 
alle  Gemeinschaft  mit  ihnen  pflegen  mögen.'  1379. 
,Umb  ander  todsleger,  buosser  und  echter  schenken 
wir  sinen  [des  anwesenden  Königs]  gnaden  [sc.  das 
Kecht  der  Begnadigung].'  LRatsb.  1417.  ,Yemand  der 
in  der  statt  leistunge  [Strafe]  und  ein  echter  wäre.' 
BsRq.  ,Es  sol  nioman  dhainen  |  keinen]  offnen  e.  spisen, 
halten  noch  herbcrgen.'  Offn.  Burgau  1472.  .Dem  ward 
sin  habe  und  guot  gnomen  und  verteilt  als  einem  ä.'  Vad. 

Der  Übertritt  von  der  act.  iu  die  jwss.  Bcd.  bahnte  sich 
schon  im   nihd.  achter,   ehter  an. 

Aber-.  Urteil  des  Hofgerichts  zu  Kottweil  be- 
treffend die  , Ächter  und  A.'  in  Z  1360.  .Item  dass 
ein  gotshus  offen  ächter  und  oberächter  enthalten  und 
bhusen  möcht.'  Vad. 

Acht  ^f'j  f. :  1.  Aufmerksamkeit,  Wahrnelmiung; 
Rücksicht,  Beachtung,  a)  reflex.  ,sich  in  A.  nehmen' 
nicht  bloss  =  Vorsicht  anwenden,  sich  hüten,  sondern 
auch  beachten,  bemerken.  Rücksicht  nehmen  (auf), 
sich  kümmern  (um).  Etwa  mit  dem  einfachen  Gen. 
des  Obj.:  /  nim-mi  desse  nüd  in  A.;  weniger  richtig 
dafür  auch:  i  lian-mi  desse  et^eiii  A.;  eher  absolut: 
i  ha-mi  gnr  ekei  A.  ifha  Muota.  /  hätt-mi  kein  Bitze 
en-A.,  könnte  inich  leicht  dazu  verstehen  Z.  I  ha-mi 
nüd  recht  en-A.  g'ha;  mir  hend-is  kein  A.  g'nn,  nicht 
Obacht  gegeben.  XVIII..  Baurengespr.  Vermischung 
von  refl.  und  gerader  Konstruktion  findet  sich  auch 
mit  .geben':  .sr*  ken  A.  ge,  nicht  aufmerksam  sein, 
es  nicht  genau  nehmen .  sich  gehen  lassen  Af.  — 
b)  einfach  activ:  Eim  A.  (je,  ha,  Rücksicht  schenken, 
Ehre  antun  Gr.  Formel:  Es  freut-mi,  dasirüsd'A. 
f/haH  heid,  uns  eueres  Besuches  gewürdigt,  ebd.  Jmdni 
oder  Etwas  eken  A.  gä,  keine  Aufmerksamkeit  schen- 
ken, sieh  nicht  genieren  \v.  ,Und  hat  ich  sin  a.', 
nahm  mich  seiner  an.  Stultz,  1519.  Heb  iif  de  Chaiif 
eken  A.,  nimm  an,  er  gelte  nicht  Z.  In  A.  ha,  im 
Gedächtniss  behalten.  Xemet's  in  A.!  merkt  es  euch, 
denkt  daran.  Appes  in  A.  nun  Gr.  Einen  in  A.  nä, 
ansichtig  werden,  bemerken  BsL.  Syn.  achten.  Eigen- 
tümlich :  ,dass  Ix  vielmehr  auf  die  [Bedürftigen  unter 
uns]  gnädige  a.  schlagen  wollet.'  1751,  ZSupplikat, 
Rücksicht  nehmen;  vgl.  mhd.  ein  brä  [Braue]  ze  der 
andern  ,sJahen'.  —  2.  Zeit.  Dauer  der  Wahrnehmung, 
Augenblick.  In  dr  A.,  im  Augenblick,  sogleich  B. 
—  3.  Mutmassliche  ."Schätzung  eines  Masses  nach 
dem  äussern  Ansehen,  und  objektiv:  Mass,  Verhält- 
niss,  Art  und  Weise.  Besonders  in  den  präposi- 
tionalen  Verbindungen  in  der  A.  Gl;  Gr;  Vw;  Zg 
(durch  Missverständniss  pleonastisch  i  dr  Tracht  S), 
nach  der  A.  Gi.K.  oder  der  A.  nach  Aa;  Ai';  Bs;  B; 
Gr.  welche  fast  zu  einer  stehenden  Formel  geworden 
sind:  a)  vergleichungsweise.  verhältnissmässig,  d.  h. 
je  nach  dem  Standpunkt  oder  Gesichtspunkt  der  Be- 
trachtung. Das  ist  in  der  A.  mich  mer  teert.  Dr 
rarig  Summer  isch  i  dr  Tr.  wärmer  g'si  as  dr  hiirirj. 
,Die  Sprü  was  fast  dar  weder  das  Hiew  in  sin  a.', 
verhältnissmässig  teurer  als  das  Heu.  Stockar  15'23. 
Der  A.  nä  i.sch  dax  grösser.  Zuweilen  scheint  der  A. 
nach  nicht  oberflächliche,  sondern  genauere  Betrach- 
tung und  Vergleii-hung  zu  bezeichnen  BsL.  oder  auch 


nur:  in  gewisser  Beziehung  B.  —  b)  in  der  A.,  inner- 
acht,  ineracht  BO.,  indracht  BG.,  ungefälir,  beinahe. 
Du   hesch's  in  der  A.'t raffe   B.     Syn.  in  der  Bilichi. 

—  c)  Art.  In  der  A.  chönnt  's-dr  g' falle  B.  — 
d)  bestimmtes  Mass  der  Arbeit,  Facht,  Pf'acht  Ai'. 
Of  d'A.  gu,  auf  Taglohn  =  Tagwan;  vgl.  Acht-Tagnan, 
-Heuer,  -Schnitter,  -Haber;  Pflueg-Acht.  —  4.  Mei- 
nung, Ansicht:  (na''')  miner  A.  G.  ,Eim  yeden  wird 
sein  a.  und  meinung  frei  gelassen.'  1563,  Fischb.  — 
5.  Achtung,  Werthschätzung.  .Si  sind  in  d'a. 
chun',  zu  Ehren  gekommen.  Ruef.  ,In  schlechter  A. 
sin',  geringgeschätzt.  RMan.  .[Die  Purpurschnecken] 
sind  in  grosser  a.  gehalten  von  wägen  der  kostlichen 
färb.'  FiscHB.  1563.  .Diese  büecher  sind  nit  in  gleicher 
a.'  1531.  BiB.  —  Mhd.  «hte. 

Ob-,  nur  als  Ruf:  gib  Acht!  hüte  dich!  GW.;  Z, 
und  in  den  Verbindungen:  0.  geben,  haben;  Etw.  in 
0.  nehmen  =  in  Betracht  ziehen,  merken  Bs;  B;  Th; 
Z,  und  mit  Dat.  p. :  hesch-der  's  nid  in  O.  g'no?  B, 
oder  refl.  nimm-di  in  O.  ebd. 

Jar-:  bestimmte  Zahl  und  Dauer  von  .Jahren. 
Ochs  VI  152.  1.59. 

Pflueg-.  ,Sü  son  och  [sie  sollen  auch]  ir  ]>ttug- 
achten  tun  ze  brächet  und  ze  herbst,  as  [wie]  ander 
gütshuslüte.'  Witn.  Hofr.  1344.  ,Dass  su  son  dem 
gotshus  nun  tagwen  [Frohndienste]  tun.  Der  erst  tag 
ist  pflugachte,  den  tag  varn  tut  man  ze  brächet.'  ebd. 

—  Von  Acht  3;  vgl.  Achtschnitter,  -heuer. 
achten  I.  act.  1.  mit  dem  Auge  wahrnelnnen,  und 

zwar  a)  unwillkürlich,  also  =  sehen,  erblicken, 
bemerken.  I  ha's  nüd  g' acht  et ;  er  hed-mi'''  nid 
(fachtet,  nicht  bemerkt  Aa;  Bs;  B;  Nnw;  Z;  «,• 
.ichüzlichs  Achten,  ein  schrecklicher  Anblick  BRi.  — 
b)  willkürlich  die  Aufmerksamkeit  auf  etwas  richten, 
also  =  schauen,  nachsehen,  syn.  biegen  B.  Ga 
acht!  Acht  doch!  siehe  doch!  gib  Acht!  B.  Und 
acht!  und  sieh  da!  bei  freudiger  Überraschung.  Mit 
Obj.  a)  im  Gen.:  .Sie  werden  keiner  Gefahr  nichts 
a.'  JMüLL..  1661.  .Die  Amtsleute  sollen  der  Land- 
streicher und  losen  Buben  achten',  wachsames  Auge 
auf  sie  haben.  Stettl.  1626.  —  ß)  im  Acc:  besorgen. 
(7((V'.s'  achte,  Käse  einsalzen  und  reinigen  SchwMuo.  ;  s. 
Chäsachter.  —  y)  mit  .nach':  nach  Etw.  od.  Jem.  sich 
umsehen  B.  —  5)  mit  .zu':  überwachen.  Aufsicht 
führen.    Acht-mer  zu  mim  Sachli,  zu  mim  Chind!  B. 

—  2.  missbilligend  bemerken,  sich  über  Etw. 
aufhalten,  ärgern ;  mit  Acc.  Nnw.  Vgl.  animadvertere 
in  alqm,  alqd;  , ahnden'  =  1)  ahnen.  2)  strafen.  — 
3.  schätzen,  den  Geldwert  einer  Sache.  I  achte  das 
Süli  vier  GuJdi  Th.  .20  tisch,  die  acht't  man  vast', 
konnte  man  zählen.    1576.   Neuj.  Ant.  Z  44,  .53,  '23411 

—  4.  ansehen,  geistig.  E  Ding  ist  wie  me's  acht^, 
je  nachdem  man  es  ansieht.  Sulger.  .Jeden  tag  den 
leisten  achte!'  sieh  für  oder  als  den  letzten  an.  KMey. 
1674.  —  5.  meinen,  dafür  halten,  vermuten.  So  schon: 
bei  Bi'Li,.  und  Forer.  ,A1s  ich  achte.'  Hospin.  ,Wie 
ich  achten  oder  vermein.'  Maler.  Jetzt  nocli  in  B 
und  Gr.  As  i  acht,  wie  ich  vermute.  Was  achtisch 
du?  was  meinst  du  dazu,  was  hältst  du  davon?   BO. 

-  Syn.  .ichätzen,  truwen.  —  II.  refl.  1.  Acht  geben, 
bemerken,  abs.  und  mit  Obj.  im  (Jen..  Dat.  oder 
mit  Präp.  Häst-di  nüd  g'achtet?  l>.  I  ha  mi  de.ssc 
nüd  (fachtet  G:  Z.  Das  Chind  achtet-si  scho  uf  alles 
B :  L.     .Es  sei  sut.  wenn  man  sich  Allem  achte  und 


ll 


Sl 


Acht,    Ceht,    icht,    ..rht,    urhl 


82 


ili.'iiki-',  es  koiiinie  von  Gutt.'  Gottii.  -  -.  Hiicksicht 
iiehinen  auf  — ,  sich  kümmern  um  — ;  mit  Geu., 
Dat.  uder  Präp.  ür  achtet-sv''  slner  nüt,  ist  ganz 
gleichgültig  gegen  ihn  B.  /  achte-mi  desse  nüt,  setze 
mich  darüber  hinweg,  tue  als  ob  ich  es  nicht  sehe  B. 
.Man  müsse  sich  den  Leuten  gar  nicht  a.'  Gotth. 
Absol. :  ,Je  mehr  mau  sich  achtet,  um  so  mehr  thut 
einem  weh.-  ebd.  —  3.  sichin  Acht  nehmen,  absol. 
oder  mit  ,vor-  Aa;  B;  L;  Z.  Ham-acht-si-nüt,  un- 
achtsamer, unvorsichtiger  Mensch  B;  Z. 

er-:  wie  nlul.  Z.  .Es  seye  wol  zu  erachten-,  leicht 
einzusehen,  zu  ermessen.  Heutelia.  ,Ein  harte  eracht- 
ung Gottes-.  Ratschluss,  Schicksal.    Fris.;  Mal. 

ver-ächtlich:  1.  act. :  hochmütig  Z.  —  2.  pass. : 
verachtenswert.     Arm  ist  näd  verächtli  Z. 

Ve'-'''-achter:  Viehhirte  ScHwE. 

Kiis-:  der  Senn,  der  die  Käse  besorgt  und  auf- 
bewahrt Si.:hw;  UwE.     Vgl.  achten  I  1,  b,  ß. 

Achting:  1.  Meinung,  Ansicht.  ,Nach  beläsner 
Männer  achtung  und  urtheil.-  Cysat.  ,Sie  waren  der 
a.'  Vad.  -  2.  Acht,  Beachtung.  Achtiti!  Schlitten- 
ruf. .Gewüsse  Zeichen  und  Vorbotten  merken  und  in 
achtung  nemmen.'  1G70.  LLavat.  —  3.  Sehätzung. 
,Das  Eychi  Holz  ist  in  grosser  a.  zu  diser  zit.-  Mev.. 
Wint.  Chr. 

Un-:  Missachtung.    AxsH. 

an-ächtigV  achtlos?  , Sollich  ungehorsam,  wider- 
spänig  und  annechtig  personen.'  Kessl.  2,  345.  —  Vgl. 
aber  auch  mhd.  un-ehtic,  unangesehen,  od.  Acht  =  Art. 

ächtlieh?  .Man  soll  den  Feind,  der  minder 
scheinet,  nit  verachten,  noch  jemand  ä.  reitzen.' 
Denzl.  1716,  1,  286''.  (1677  :  .leichtlieh-.)  =  empfind- 
lich, merklich? 

acht-bar:  1.  activ:  aufmerksam  „Sijh;  Vw;  Z(i-'. 
auch  von  kleinen  Kindern,  die  schon  früh  auf  Alles 
achton  B  fa/;>ii-j. -2.  passiv:  achtungs  wert  Af;  „Si-h; 
Vw;  Z«.-  Im  B  Kanzleistil  als  Titel:  .Per  achtbare 
N.  N.,  Pächter  . .  .• 

un-  „ScH;  Vw;  Zg%  ünuxi'tr  L:  1.  act.  a)  rück- 
sichtslos gegen  Andere,  grob,  unwirsch,  ungeschlacht, 
tölpelhaft  L.  —  b)  ,  unachtsam  auf  das  eigene 
Äussere,  nachlässig,  unreinlich  im  Anzug."  —  2. 
pass.  unscheinbar,  unansehnlich  von  Gestalt,  Grösse, 
Wert,  Bedeutung  Z.  E  iinachtbers  BlatuUi,  ein  kleiner, 
magerer  Mann  Th,  „verkrüppelt".  ,.So  viel  kostens 
hat  das  u.  Wasserströmlin  der  Statt  gemacht.'  Würstis. 
Von  gering  geachtetem  Land,  z.  B.  Eied  Z.  ,Des  Herren 
Altar  ist  u.  und  schlächt.-  1531,  Malachi  1,  7.  12. 
(1667:  , verachtet-.) 

Acht-bar-keit:  Achtung  (pass.).  ,War  in  grosser 
a.'   WuRSTis. 

acht-baren:  wahrnehmen,  beachten  Ap. 

un-acht-sam,  passiv:  unbeachtet,  unansehn- 
lich =  M««f/i(6n)- ^'.  En  unachtsam  BürstU  [Bürsch- 
chen]  SenSt.  ,Ein  unachtsames  [wenig  bekanntes  oder 
beachtetes]  büechli.'    Kessl. 

Un-acht-sami  f.  ,ln  die  unachtsame  schlachen', 
unbeachtet  lassen.  Kessl.  (Vgl.  aus  dem  Sinn  schlagen, 
in  die  Schanze,  in  den  Wind  schlagen.)  ,Uss  Un- 
wissenheit und  Unachtsame  [Vernachlässigung,  mangel- 
hafter Beachtung]  des  h.  Evangeliums.-    Ansh. 

acht,  achti:  Grundzahlw,  Es  ist  ßchlcul)  achti. 
acht  Uhr.  Achti,  i's  Bell  mfuh-di!  Kinderreim  GA.;  Z. 
Schw.  Idiotiküu  I,  1. 


.1«)  inliti  iiiiicml  I müssen]  d'Herre-n-i'n  B/id,  d'Büre- 
n-i's  Chcid  [Dreck],  d'Buehe-n-i  d'Schnel,  d'Meitli  iif 
de  (a'nj  Spinnstuel.  —  Substant,  das  Achti  die  betr. 
Zift'er,  Spielkarte. 

Mild.  ahte.  Für  das  selbstäudige  Ntr.  ucben  atkii  aucli 
iirhiu  ¥;   i,   u  aus  der  mhd.   Endung  iu. 

achte  acht,  in  B  achtisch,  achtst:  Ordinalzahlw. 
Der  acht  im  sibe  Wise,  ein  Tor.  Sulg.  Der  Achtist 
,die  sog.  Octave  eines  hohen  Kirchenfestes,  z.  B. 
Herrgottsachtist,  diejenige  des  Frohnleichnamfestes 
(der  achte  Tag  nachher)." 

Mhd.  (litte  für  ucht-te,  wofür  auch  uhtode,  uhtendc,  ahor  auch 
superl.  aihtetit.  Formen,  welche  noch  hei  Anshelm  begegnen. 

Achter  m. :  1.  Münze  im  Wert  von  acht  Batzen 
Ndw.  —  2.  Wein  für  acht  Batzen  die  Mass  Bs;  B. 
—  3.  Wein  vom  Jahrgang  -8  Bs;  Z.  -  4.  Jahr- 
gänger von  a.  -8,  Person,  die  im  Jahr  -8  geboren 
ist  B;  Z.  —  5.  Spielkarte  mit  8  Zeichen,  sonst  das, 
die  Achti.  —  6.  Achterli  n.:  der  achte  Teil  eines 
Getreidemasses  =  ^2  Vierling  Aa;  B;  L.  Nach  St. 
1.  Aufl.  „in  B  der  achte  Teil  eines  Masses,  das  4  Lnmi 
enthält",  also  '/s  Immi,  daher  auch  chixs  Immi  genannt. 
-  Vgl.  Echtitrer. 

Achti,  Achtig  f.  Uw:  1.  die  Zahl  8.  -  2.  die 
betr.  Spielkarte. 

echt  rf;/(  bzw.  c^/(  allg.,  acht  \\;  Th,  ächter  Aa; 
Bs;  S;  Z,  ächters  Aa;  G.  ächtist  Aa,  ächst  rf/s( 
AABruggabw.;  Sch,  achst,  achster  AABrugg  abw., 
ächterst  Aa;  Bs,  ächtster  AaZu.,  ächtert  Bs; 
BM.;  S;  Z,  ächtigst  Bs:  Partikel,  in  Fragesätzen  im 
Sinne  von:  wol,  etwa,  vielleicht.  ,Wie  ivird's  mer 
ächtert  gah?'  MUsteri.  ,Het's  mi  denn  ächterst  [etwa] 
nit  lieb?'  Breitenst.  ,Bin  i  echterst  ivo-n-i  sett?'  bin 
ich  wol  auf  dem  rechten  Wege?  fragt  sich  der  Be- 
nebelte. Hebel.  ,Es  nehme  sie  wunder,  ob  sie  acht 
noch  gsiunet  wärind  zu  reformieren.-  JBreit.  1617. 
Auch  ä.  oder  üb  ä.  ellipt.  für  sich  allein  als  Formel  der 
Erwiederung  =  wirklich?  das  wäre  wol  möglich  B. 

Mhd,  eilt,  verkürzt  aus  eclurt,  ahd.  ekkorOdo,  nur  (Adv. 
zu  ekkorodi,  dünn,  schwach;  vgl.  ,bloss',  eig.  nackt),  besonders 
in  Conditionalsätzen  ^  ,wenn  nur',  und  so  noch  in  unserer 
ä.  Lit.  uud  zwar  meistens  so,  dass  die  Bedingung  als  eine 
fast  selbstverständliche  erscheint;  daher  eckt  auch  im  Sinn 
von  nämlich.  1)  acht,  echt:  ,Sags  herauss,  weyst  du  esä.': 
wenn  du  es  nämlich,  wenigstens  weisst.  1531,  Job.  (1667: 
,auch'.)  ,Die  Wyen  fliegend  Winterszeyt  an  warme  ort,  wenn 
sy  ä.  nach  [nahe]  sind.'  Vogelb.  1557.  ,Diser  fisch  ist 
gantz  änlich  dem  egle,  ist  er  ä.  nit  gantz  der  seihig.'  Fischh. 
1563.  ,Magnus  orator  est,  si  non  maximus.  Wo  er  ä.  nit 
der  best  ist.'  Fris.:  wenn  er  nicht  vielleicht  — .  ,Die  Limmat 
so  gross  gsin  das  ma  hett  under  deu  tillinen  müssen  bruggen, 
hett  man  e.  welleu  wandlen.'  Mey..  Wint,  Chr.  —  2)  acht: 
,Uas  [er]  arbeit  haben  muess,  wil  er  a.  den  rechten -verstand 
der  gschrifft  harfür  bringen,  quisquis  . ,  .velit.'  1526,  Zwingli 
(neben  ,ächt').  ,Er  solle  das  Bapstthum  ufgcbcn,  wolle  er  a. 
sälig  werden,'  LLav,  1569  (dafür  1670  ,wanu  er  je  wolle'). 
Auch  bei  Birk  1535;  Manuel;  in  der  Bibel  von  1548,  - 
3)  ächter:  ,Allen  personen,  so  sy  ä,  wellten  disputieren, 
sicher  gleit  ziiogseit.'  1526,  Ahsch,  «.  auch  bei  Manuel, 
e.  bei  Ziely  1521,  a.  bei  Zwingli,  —  4)  ächtei-l,  iirhterd  Z 
1531,  1529.  Übrigens  bahnt  sich  schon  mhd.  der  Übergang 
zu  der  Bed.  ,etwa'  an:  .Stille,  daz  si  eht  uicuiand  wende 
[hindere].'  Hadloub;  und  auch  .nur'  der  nhd.  Umgangsspr. 
nimmt  in  lebhafter  Frage  die  Bed.  .denn,  doch,  wol'  an. 
Was  die  scheiubar  compar.  und  super).  Nbff,  betrifft,  so  lässt 
sich  unschwer  durcb  dieselben  hindurch  die  ursprünglivhe 
zweisilbige  Form  erkennen:  es  haben  aber  auch  Combination, 
Metathesis,  Cüusonanteuausmerzung  uud  -zng.abc  gespielt;  -«  ist 


83 


Aclit,  echt,  iclit,  uiht,  licht 


84 


(las  genet.-adv.  leht  bei  Wiirstisen  (,Es  ist  je  den  Meusclien  — 
seind  sie  jcht  Menschen  -  unmöglich.'  S.  657:  dafür  1765: 
,iichte  M.'!)  beruht  auf  Vermengung  mit  dem  mhd.  Pron.  tht. 

Echtiwer  m. :  Münze  im  Werte  von  3  Aiii>'stern. 
1410,  L,  s.  Segess.  EG.  2,  277. 

Mhd.  thteieer.  Achter,  eine  bes.  Abi.  der  Ordinalzahl  aus 
.acht'.  Einheit  zu  unserem  Achter  wird  das  Pieteli  (=  i  Schilling 
=  24  Angster)  gewesen  sein.    s.  d.    Vgl.   Acliter. 

Eichte  f.,  eicht  ß,  eichte  B;  S;  Z,  eichti  FrS.:  Egge. 

.\.us  mhd.  etjedi-,  ahd.  egida.  Unsere  Form  hat  mit  der 
mhd.  Nbf.  eidi:  die  Verschmelzung  der  Vuc.  gemein  (vgl. 
(iütreido  aus  yetinjede,  yitragida),  hat  aber  ganz  eigentüm- 
licherweise in  diesem  Vorgange  den  Cons.  nicht  aufgegeben: 
und  dieser  musste,  da  er  sich  nunmehr  mit  t  unmittelbar 
berührte,  zu  ch  werden  (wie  in  Tracht  von  tragen  u.  a.): 
anders    Egde,   s.   d.     Vgl.   auch    Egge. 

■  „Strap-:    Egge,    welche   au.s   abgestumpften    und 
mit  einander  verbundenen  Tannästen  besteht   B." 
S.  straften. 

eichten  =  eichen  (s.  d.),  Gefässe  messen  S. 

(  vielleicht  zugesetzt  nach  Analogie  des  syn.  pfm-htm, 
ßir/iteit,   irhten. 

Icht  f.:  gesetzliches  Mass  eines  Gefässes.  ,Uas  die 
ycht  gibt.'  GHdsehr. 

ichten:  fachten,  messen.  ,. lichten'.  ArlK.  1532. 
Meist  nur  von  grössern  hölzernen  Trankgefässen, 
während  von  kleinen  Gläsern  pfächten  gilt  Ap. 

lebte r  ni. :  obrigkeitlicher  Messer  der  Gefässe, 
Eichmeister.  ,Wenn  der  ychter  in  [den  Wein]  dann 
ansticht.'  GHdsehr.  .Denselben  wein  sticht  der  ge- 
schworen ichter  an,  damit  er  das  vass  besechen  und 
das  umgelt  verrechnen  könne.'  Vad.  ,Ichter'  =  Fachtet: 
Ai'  1650. 

Ver-Icht  f.:  Bekenntnis» ,  Geständniss.  ,Uf  ir 
bkantnus  und  veryeht.'  JWagn.  1581.  .Der  drei  Hexen 
Veryehten.'  Buxr.  Basl.  Gesch.  2,  105.  ,Des  Armen 
Mentschen  gethane  verlebt.'  1634,  Kyb.  Landger. 

Von  verjehen,  statt  des  häufigeren  Vergteht.  I  lang,  weil 
zsgez.  ausji.  Vgl.  Bicht,  Beichte,  aus  bejiht,  Hgicht,  von  hejehen. 

ichtig:  1.  von  Personen,  geständig  UwE.  ,Und 
dessen  nit  y.  wäre  und  begehrte  sein  Unschuld  an  Tag 
zu  bringen.'  Ldb.  ApIB.  1585/18'28.  '2.  von  Sachen, 
zugestanden.  ,Was  der  kleger  oder  ansprecher  be- 
zücht  und  i.  maclit,  soll  der  Schuldner  pfliclitig  sin  ze 
bezalen.'  1568,  Offu.  Bünzen  (wechselnd  mit  ,gichtig'). 
.Ichtige  schuld.'  ebd.  -     Für  jichtig. 

Ichtigung:  das  gerichtliche  Verfahren,  einen  An- 
geklagten zum  Geständniss  zu  bringen.  .Peinliehe 
ichtigung',  Spezialinquisition,  strenges  Verhör.     B.  1, 

161.       -    Von  mhd.   tchtigen,   tjU-htige». 

icht:  Etwas;  als  adv.  Accus.:  in  irgend  einer  Weise, 
irgendwie,  etwa.  ,Wird  des  Gutes  icht  verkoufet.'  Oifn. 
1459.  ,Der  krieg  ward  gericht  [beigelegt]  ee  und  [be- 
vor] die  büchsen  schussen  icht'  [irgend  einen  Schuss 
taten].  Lenz,  Schwab,  ,0b  man  dieselben  icht  ver- 
ncmen  und  befragen  sollte'  (irgendwie,  etwa?).  B  1462. 

üt  ApRChr.;  Arg.  4,  237. 

iehts,  üts:  eigtl.  der  Gen.  des  vorigen,  abhängig 
von  folgendem  icht:  ichtes  iclit,  Etwas  von  Etwas, 
d.  i.  irgend  Etwas  (vgl.  Nichts  aus  nichtesicht),  dann 
alleinstehend  gebraucht.  , Wider  si  darf  keiner  iclits 
sagen.'  Schade,  Sat.  ,0b  er  ichts  wusste.'  Wurstis. 
Zuweilen  auch  mit  Ergänzung  der  Negation  aus  dem 
Zshang  =  Nichts:  ,und  ichts  meer  ze  geben  schuldig 
sin.'  Kessl.     Üts  rechts,  nichts  Rechtes  Ap.    Ütz  seit 


dem  XIV.  bis  ins  XVI. :  ,Weler  wenet  [wähnt]  das  er 
ütz  sig,  so  er  nütz  ist,  der  betrüget  sich.'  Gal.  6,  3.  ' 
Ebenso  häufig  die  vollere  Form  ützit.  Edlib.;  Bib. 
1531.  ,So  gaben  si  doch  nütz  das  ü.  wer',  Nichts  das 
Etwas  wert  gewesen  wäre.  GHdsehr.  und  noch  1765: 
,dass  die  Frau  ützit  für  den  Mann  zu  bezahlen  ver- 
sprochen hätte.'  L.  ,tJtzid.'  Zwingli;  Mev.  Wint.  Chr.; 
RWalth.  .Ee  dann  yemandts  noch  üzid  von  Luthern 
gehört.'  Bull.  ,Nit  wollen  das  die  weyber  ützid  thätend 
on  jre  vögt.'  Fris.  Ütz  ig  Arg.  1861,  88,  und  einmal 
ützigs:  ,und  sonst  ganz  kein  ander  gespräch  mit  dem 
H.  gehebt  noch  ü.  gehandlet.'  Act.  SiRieKL.  Näher 
dem  Mhd.  ihtes  iht  .steht  die  Schreibung  ichzit  [s  für 
ts):  ,Wir  können  nit  acliten  [finden]  dass  si  i.  anders 
gehandelt  habint.'  1530,  Stricke.  .Wäre  auch,  dass 
yeman  hinder  dem  andern  [bei  einem  Andern  deponiert] 
ichzit  hett.'  Unoth  20.  ,ichtzid.' Vad.  .Hätte  ein  Ehe- 
frau für  ihren  Mann  üchzit  zu  geben.'  Meilingen 
1624.  Mit  ü,  aber  ohne  ch :  ,ob  wir  iutes  iut  getan 
hätind.'  Alt.  ZChr.     ,Etzit  anders.'  Capoll.  Pilat. 

Mhd.  iht  verkürzt  aus  kht,  ahd.  io-wiht,  je  (irgend)  Etwas, 
oder  auch  direkt  abstrahiert  aus  dem  Gegens.  ni-iriht,  nicht 
Etwas,  Nichts,  üt  usw.  erklärt  sich  ans  iwiht  mit  Vokali- 
sierung  des  w  (mhd.  tu  =  ii),  und  Ausstossung  des  h  (eh); 
g  statt  d  in   iUzig  wie  in   Ahig  neben   Ahrd,   Abend. 

Üecht.  Nur  in  dem  Comp.  Uechtland,  dem  alten 
Namen  des  Landes,  in  welchem  die  Schweiz.  Stadt  liegt, 
zum  Unterschied  von  Freiburg  im  Breisgau.  Im  Mittel- 
alter soll  auch  der  Murtensec  Üechtsee  geheissen  haben. 

In  Urkunden  des  XIII.  XIV.  Öeht-,  einmal  auch  Oucht- 
land,  und  so  noch  im  Id.  B.,  mit  der  Erklärung  , Ostland'; 
bei  Vad.  Xiicht-,  bei  Forer  Nüevhtland.  Die  zahlreichen  in 
der  alten  Heimat  der  Alemannen  bezeugten  Orts-  und  Flurn. 
zeigen  alle  die  Form  Ucht  oder  Äucht,  auf  dem  Gebiete  von 
Seh  auch  Üecht;  s.  Birlinger,  Aleni.  1,  167  ff.,  wo  auch 
mit  Hecht  das  anlautende  N  aus  der  stehenden  Verbindung 
.Friburg  in  U.'  erklärt  wird.  Ouchl.  Aiicht  beruht  auf  der 
später  herrschend  gewordenen,  vereinzelt  schon  früh  vor- 
kommenden Diphthongierung  von  ü;  eu  in  Euvhtcnland  (Urk. 
des  XV.,  bei  Schmeller)  ist  der  Umlaut  dazu.  Wir  gelangen 
somit  auf  ahd.  uohta,  got.  iihtvö,  Morgenfrühe,  nur  dass  wir 
zur  Erklärung  des  Umlautes  (üe)  der  Schweiz.  Form  eine 
Nbf.  uohti  und  ferner  voraussetzen  müssen,  das  eh  habe  zu 
dem  vorangehenden  Vocal  einen  Zulaut  entwickelt  wie  in 
fütchi  {m  f ficht,  feucht,  udgl. :  zu  ahd.  u.  nicht  zu  «o  stimmen 
auch  alts.,  ags.  vhia,  uhtc,  und  Aväre  u  nicht  laug,  so  müsste 
im  Got.  au  stehen.  Weil  in  der  Morgenfrühe  das  Vieh  auf 
gewisse  Weideplätze  getrieben  wurde,  ergab  sich  die  Bed. 
.Weidezeit'  und  .Weideplatz',  während  in  Westfalen  und 
Scaudinavien  das  W.  auf  den  Gottesdienst  in  der  Frühe  an- 
gewandt wurde.  Das  W.  viell.  von  der  Wz.  vg,  welche  im 
gr.  öy-pOS,  lat.  üveu  (ugveo),  (h)ümiduK,  Feuchtigkeit  be- 
zeicluiet,  im  Germau.  also  möglicherweise  die  Zeit  des  Taues. 
Die  Beziehung  auf  die  Himmelsgegend  ist  nirgendsher  belegt 
und  würde  gerade  zu  der  Bestimmung  von  Freiburg  i.  B. 
nicht  passen;  überdies  ist  das  W.  auch  anderwärts  verbreitet 
und  schon  deshalb  fallen  auch  die  mittelalterlichen  Namen 
Ohtudcnges  (Avcnticum)   und  Nuithonia  nicht  in   Betracht. 

ichzit,  üchzit  s.  ichts. 

ächzen:  ächzen.  ,.\chtzen,  gemere,  als  under 
einer  schweren  bürde.'  Mal.  ,Süfftzend,  achtzend  und 
schmachtend.'  Z  1647.  ,Gemere,  seuft'zen.  ächzen.' 
Denzl.  1716. 

Von  der  Interj.  ach!  gebildet  mit  der  liitensivbildung 
mhd.   -fzcn.     Mhd.  aehzc».  echzen. 

achzgen  GStdt,  ächzgen  Bs;  B:  ächzen. 
Erweiterung  des  vorig,  durch  einen  nach  z  beliebten  Zusatz. 
,Dz  er  —  jämerlich  achtzge  wie  ein  verwundter,'  1531,  Ezeoh, 


85 


Ad.  ed,  iil.  0(1.  Uli 


Ad,  ed,  id,  od,  ud. 

V-l.   aui-h   ili,'   UrupiM-   At   iisw 


Ad  ZKn.,  „Ada  B(>.-,  Adi  JiO.-;  ZKn.:  Adelheid. 

Adali  s.  Adeli. 

Adam:  1.  Name  des  er.steii  Menschen.  ,Mit 
A.  sieh  wollen  rechtfertigen.'  JJHott.  1666.  Der  alt 
A.  lebt  eisder  rW''  L.  Ä.  iss!  Svui.  Von  Odem  und 
Eva  (her)  uföh  L;  Sch.  Liyged  Ä.  und  Era  [24.  Dez.] 
im  Chle,  se  früred  s'  z'Ostere  im  Sehne:  grüne  Weih-  | 
nacht,  weisse  Ostern  Schw.  —  2.  Taufn.,  in  der  Um- 
gangssprache Adam  öl,  andern  Sch,  Adiim  Schw  Ödani 
Z«,  (Jdem  L;  Sch,  Adi  Bs;  FMu.  Dimin.:  Adeli  FMu., 
Odeli  L.  Ödli  Ap  {ö');  Tu.  Mit  Yergröberndem  Aus- 
laut und  eingeschobenem  r:  Artsch  Gl. 

Pt'D  Text  eines  alten,  aber  uioiit  iirspr.  Schweiz.  A'olks- 
spiels,   A.  oiid  Em,   gibt  T.    15.    -     Vgl.    Üdl. 

äde  Ap;  GRh.  u.  To.;  Th,  äder.  ädig,  ände.  iida 
(ö  nas.)  Ap,  andig  Ar  (ä);  GT. :  Adv.  immer;  meist: 
immer  bisher,  selten:  immerfort;  jeweilen,  alle- 
mal; ehmals.  Von  äda,  von  je  her  Ap.  Von  ändern 
her,  von  alten  Zeiten  her,  altAp.  Seb  ist  no  äda  g'se, 
das  war  von  je  her  so  Ap.  ,Ahndem  [alle  Tag]  weh, 
stirbt  nicht  des  eh'  [desto  eher].  Kirchh.  Spr.  240. 

Die  Länge  des  a  ist  eine  unechte,  miiss  sich  also  eist 
vor  der  Consonantenverbindung  iirf  entwickelt  und  tw.  das 
?i  aufgesogen  haben;  ottrf«  usw.  aber  dürften  blosse  Spiel- 
arteu  zu  aide  (s.  d.)  sein,  indem  in  diesem  bis  zur  Unkennt- 
lichkeit verstümmelten  W.  dann  noch  Liq.  mit  Liq.,  und  was 
nur  noch  wie  Endung  aussah,  mit  anderen  Endungen  ver- 
tauscht wurde. 

„Äde  m. :  Vatersbruder".  St''. 

Zu  ,Eidam'  Tochtermann;  Schwiegervater.  Oder  zu  Au, 
wie  .Vetter'  zu   , Vater'? 

Adel.  Das  irird  dir  de)i  A.  nit  (/'schände!  d.  h. 
deiner  Ehre  lieinen  Abbruch  tun  Gr.  Er  ist  vo  dem 
A.,  wo  d'Nase  am  Ermel  wuscht,  roher  Bauer  L. 
Sprichww.  bei  Sülg.:  Wer  will  öppis  ha  z'schaffe,  de 
striti  mit  A.  und  Pfaffe.  De  nübache  [neugebackene] 
A.  vergisst,  wie  d'Lüt  heissed.  A.  uni  Tuged  ist  en 
Ei  uni  Dotter.  Der  A.  macht  d'Chlöster  rieh  und 
d'Chlöster  mached  der  A.  arm. 

Un-:  unedler,  gemeiner  Mensch  Gl,  ö-adel,  schlim- 
mer, schlauer  Mensch  Ap.    —  Vgl.   Unflat. 

Stüden-.     , Hatten   die   puren   mynen    sinn,    [sie] 
richten    den    st.  hin'    [würden  ihn  vernichten].    Lenz, 
Schwabenlcr.    109''.     Niederer   Adel,    der   die   Bauern 
nur  um  so  mehr  plagte,  je  näher  er  ihnen  stand? 
Vgl.  Kraut-,  Studen-,  Strohjunker. 

adelich:  stolz.     Das  Jümpferli  ist  a.  Th. 

lihd.  adeUich  und  mit  irriger  Rekonstruktion  adenluli.  So 
auch  bei  Ziely:   ,gar  adenlichen  getanzet'   und  bei  Vad. 

Adel:  Adelbert  U. 

Adeli  n.  ddeU:  1.  Adelheid  Sch;  Z.  2.  Drei- 
faltigkeitsbhune,  viola  tricolor  1j.  GSa.;  auch 
Sammet-. 

Adelkeit:  scheinbar  der  Name  Adelheid,  aber  in 
e.  Rätsel  =  Kochherd,  Fleischtopf.  B.  1,  .542,  31. 

Übrigens  vgl.   Falket,   Faulheit  u.   a. 

Adelbatädel  Gr,  Adembadadem,  Ädibudädi, 
Adibudi  Z:  Name  des  Eies  (Glases?)  im  Volksrütsel. 
s.  B.  1,  261.   —  Syn.  Annehadadi.   Biuhiddiudadi. 


Ädere"  f.:  1.  Blutgefäss,  besonders  Schlagader, 
Vene.  So  in  der  RA.  z'Äder  (z'Ödere  Bs;  S)  lä,  zur 
Ader  lassen,  's  war  em  Narr  z'helfe,  we-me-n-em 
die  recht  0.  traf.  Sülö.  Eim  z'Töd  z'A.  lö,  einen 
am  Aderlass  verbluten  lassen,  was  nach  dem  Aber- 
glauben bei  gefährlichen  Krankheiten  auf  amtliehe 
und  ärztliche  Anordnung  geschieht  GA,  Dum  [diesem] 
sott-me  mit-em  Bielöri  (Holzschlegel)  z'O.  16  und  's 
Löchli  nit  rerschoppe,  von  Einem,  dem  man  die  Sache 
nicht  verständlich  machen  kann  S.  Jmdm  z'O.  lö,  ihn 
ausbeuten,  syn.  schräpfen.  Dem  Gäldseckel  z'A.  lä,  viel 
Geld  ausgeben  Uw.  Ödere  wie  Hälsig  (Stricke),  wie 
Wärst  Ap.  Weil  das  Blut  als  Sitz  der  Seele  und 
Medium  der  Erblichkeit  seelischer  Eigenschaften  gilt, 
kann  A.  auch  eine  einzelne  solche  Eigenschaft  be- 
deuten, z.  B.  's  ist  l'ei  Öderli  guet  an  im.  Er  het  frei' 
bös  Äderli,  ist  durchaus  gutmütig.  Er  hat  kei  Ö.  vo 
slm  Vater.  Er  hat  en  Ädere  vo  sim.  Vater,  schlägt 
ihm  nach  B;  Gl;  Z.  Kei  Ädere  vo  (sue)  öppis  ha, 
keine  Anlage  oder  Fähigkeit  dazu  L.  —  2.  Faser. 
,Aderle  =  fibras.'  Mal.  .Von  kleinen  äderlinen  oder 
ziserlinen  so  im  fleisch  sind  [ist  das  fleisch  dieses 
Vogels]  aderecht  und  hart.'  Vogelb.  1557.  ,Ee  alle 
äderen  ussziechen  lassen,  dann  sollichs  bekennen.' 
Kessl.  —  3.  Sehne,  Bewegungsnerv  S;  Z.  ,Se  lang 
ich  lebe-n  und  en  0.  rod.'  Stütz.  Das  Büehli  cha  käs 
Öderli  still  ha,  ist  sehr  regsam,  lebhaft  ZO.  E  füli 
ö.  regt-si  erst  z'Nacht,  der  Faule  will  zu  spät  an- 
fangen zu  arbeiten.  Am  Samstig  reged-si'''  die  ffden 
Öderli  Th.  ,A1s  du  an  dem  crütze  hiengt  mit  kranken 
gelidren,  mit  zerdenten  adren.'  Jac.Amgrund.  .Doch 
muostu  hefftig  anheben,  vnd  alle  adren  strecken  (ner- 
vös intendas),  das  dir  dann  vast  nutz  sin  wirt  den 
müessiggang  zuo  vertryben.'  Zwingli  1526.  ,Mein 
Nacken  ist  ein  eiserne  Adern,  und  meine  Stirn  ist 
Ehrn'  [ehern].  1694,  JMet.  ,Wann  die  äderen  und 
nerven  des  gemeinen  besten  verlärat  und  abgeschnitten 
sind.'  Klingl.  1688.  , Einen  gar  zu  todt  geschlagen, 
dass  er  kein  Ader  mehr  gerührt  hat.'  1712,  Gespr. 
Aunnel.  -  4.  Empfindungsnerv,  's  bös  G,  chlbig 
Schw,  tumm,  törchtig  Z  Äderli,  der  beim  Anstossen 
besonders  empfindliche  Ellbogennerv.  Einem  a's  b.  Ö. 
ane  cho",  Jmdn  an  seiner  empfindlichen  Stelle  be- 
rühren, auch  flg.  Syn.  Narrenbein,  Klln-Ellbogen.  — 
5.  Ader  im  Holz  oder  Holz  mit  bestimmter  Art  von 
FaserungC:').  ,Dass  man  nienian  Frömdcr  von  der  Stat 
enkein  Adern  sol  ze  kouffen  geben,  wan  was  Adern 
Zürich  fallent,  die  soll  man  unsern  Snetzern  [Holz- 
schnitzern] geben  ze  kouflenn.'  1348,  Lauft".  2,  109. 

Mhd.  ader  und  adre  stark  unil  schw. ;  in  unserer  Spr. 
uur  das  Letztere. 

Atem-:  .Fistula  spiritalis,  Athcniader  am  Hals.' 
Dknzl. 

Euer-:  ,Von  einem  zeuglin  zum  anderen  hat  es 
ein  einzige  fuerader.'  1562,  Tierb.  24-'. 

/"ufi- :=  Nahrung,  also;   Blutader'/ 

Furz-:  unbedeutender  Mensch  L.  ~  Vgl.  Wercli-A. 

Fisel-  s.  Soss-. 

Flachs-:  ,Nervus,  Spannader,  Sennader  cjer 
flachsader.'   Fkis.;  Mal. 

FloehK  =  ¥\ei-bse,  Sehne,  s.    SchuicU.:   (ir.  WH. 


All. 


11(1 


Frauen-  s.  Leber- A. 

Hül-:  Hohlader?  Der  Afl'e  soll  vom  Mensehen 
verschieden  sein  u.  A.  ,ani  fünften  deumling  der  lun- 
gen,  welcher  die  hüladeren  understützt.  dessen  der 
Mensch  manglet.'   1503,  Tierb.  II,  b. 

Hals-:  1.  Luftröhre,  Gurgel,  aspera  arteria 
(WScherer).  —  2.  Halsstarriger  Mensch.  .Von 
vilen  ruchen,  groben,  blinden,  verstockten,  harten 
halsadern,  die  sich  ee  töden  liessend,  dann  von  irem 
Antichristo  stundend.'  1005.  WKlaakfr. 

Ader  f.  Mensch  wio  in  Fiirz-,  Kih-,  Wn-rliathr  miil  viil. 
(Jeiz-lials. 

Kib-:  Zornader.  .Kybodern,  die  Stirnadern,  die 
im  Zorn  aufschwellen.  —  Kyboder  nennt  man  auch 
einen  zornniüthigen  Menschen;  IHni.  Kyböderlin.' 
Spreng.  —  Vgl.  's  chibii/  Aderli. 

Gekrös-.  ,Mesaraic8e  vense.  Gekrösaderen,  Milch- 
aderen.' Denzl.  1677.  1710. 

Leber-.  ,Vena  axillaris,  die  leberader  im  arm.' 
An  andern  Stellen:  ,vena  basilica,  vena  cava.'  Denzl. 
1677.  1710.  , Leberader,  Median,  Geraächten.  Frawen- 
ader,  Sporader.'  L  iri04. 

Luft-:  ,arteria'.  Mal.  .Schlagader'.  Sprenc.  Vgl. 
Luftlässi. 

Milch-:  am  Euter  oder  am  Bauche  der  Kuh  hervor- 
tretendes Milchgefäss  Ap;  Z.  Die  aus  den  Milchdrüsen 
zurückführenden  Blutgefässe,  welche  bei  einer  guten 
Milchkuh  dick  und  reich  verzweigt  sind.  Tschudi. 
Eine  gute  Kuh  müsse  .hervorliegonde  Milchadern' 
haben.   Steixm.  1804. 

MÜS-.  ,So  haben  sie  etliche  maussadern,  die  zu 
end  des  schinbeiiis  aufschiessen.'  1563,  Tierb.  ,Under 
der  uochsen  des  äffen  flndt  sich  eine  Mausader.'  ebd. 
,Mussaderen'.  ebd.  —  (Mus  =  Muskel'?) 

Nerv-.  ,Der  ganz  leib  ann  [an  den]  nerfadern 
schwach  und  aufgelöst.'  1563,  Tierb.  ,So  er  [der  Ochs] 
hinkt  von  schmerzen  wägen  der  nerfadern  oder  span- 
aderon.'  ebd. 

Puls-.     ,Der  Doctor   greif  ir  die  bulzader.'    Man. 

Brunn-:  Quelle  (von  Trinkwasser).  .Die  brunn- 
aderen  und  wasserquellen.'  1531,  Jer.  18.  14.  ,Sie 
eröffnend  die  brunnaderen.'  Tierb.  1563.  ,Eine  reiche 
und  überflüssige  brunnaderen.'  JHott.  1666.  ,Das 
Brunnwasser  von  zweien  Brunnaderen  aus  dem  Graben 
herfür  geleitet.'  Grimm,  Chron.  Auch  flg.:  .Man  soll 
der  Armuth  auf  die  Brunnadern  dringen,  um  hier  zu 
helfen.'  TTobl.  1844.  ,Dise  laster  sind  brunnaderen 
viler  bösen  Dingen.'  LLav.  1584.  ,Brunnadern'  noch 
als  Ortsname  in  G  und  bei  Bern. 

Eoss-.  .Aderen  an  den  füssen  [der  Rosse],  so 
fiseladeren  genennt  werdend,  von  etlich  Rossaderen.' 
1563,  Tierb. 

Sig-.  .Ureteres,  Sygäderle,  die  den  harn  auss  den 
nieren  in  die  blatcren  .sygend',  in  die  Blase  seihen. 
Fris.;  Mal. 

Senn-:  Sehne.  .Nervus'.  Mal.  ,Für  die  senn- 
aderen,  so  im  auf  dem  gnick  verhärtet  und  umb- 
getriben  warend.'  1557.  Vorelb.  .Die  verstrupften 
sennadern  bringt  diss  zerecht.'  ebd.  Aus  ,sennadern' 
verschiedener  Tiere  werden  ,seiten  oder  schnürlin' 
geflochten,    ebd. 

Schlaf-:  A.  an  den  Schläfen  Z.  ,Wie-n-er  [zum 
Fiaehen]  '.<  Mi'il   rerzirt   niiil  Riimpf  iiherchinint   hin 


Schlofodre  ziie.'  Stütz.  , Tempora  cava,  die  schlaaff- 
aderen  am  haupt.'  Fris.  —  Srhhtf  also  =  Scliläfe. 

Schrank-.  , Etlich  äderen  ob  dem  knüw  [der 
Rosse  etc.]  innorthalb  werdend  von  den  Teutschen 
Schrankadern  genennet.'  1563,  Tierb. 

Spalt-.  ,Das  frisch  holz  zwischen  den  Spaltadern.' 
Denzl. 

Spann-:  1.  Sehne.  Flechse  L;  Nnw;  Tu.  .Krumb- 
hals,  dem  das  haupt  hindersich  starrt  von  wägen  der 
verstrupften  spannaderen.'  Mal.  .Es  sei  an  spann-, 
maus-  oder  pulsaderen.'  Tierb.  1563.  Rinder  sollen  haben 
,beine  voller  spanaderen.'  ebd.  .Dein  volk,  o  Zürich,  ist 
oft  von  Potentaten  geliebet  und  die  .spannaderen  und 
stärke  der  arnieen  genennt  worden.-  Klinol.  1688. 
,Die  Spanader  der  geistlichen  Disciplin.'  Wurstis.  — 
'2.  Ferse  mit  der  Achillessehne  Gl.  —  3.  Schenkel 
GRVals.  —  S.  Flachs-A. 

spannäderig:  1.  von  Krampf  befallen.  ,Heilt 
brochne.  verzogne,  spanäderige  glidcr.'  Tierb.  1568. 
.[Die  Schweine]  werdend  auch  zuo  zeyten  spanäderig, 
so  sy  sieh  in  kalte  wasser  werffend,  alsdann  sterbend 
sy  zuo  band.'  ebd.  —  2.^ge-ä(leri(i.  ,Die  spannäderigen 
und  hautigen  Theile  [des  menschl.  Körpers].'  Muralt 
1697. 

spannaderen:  einem  weidenden  Tiere  das  Bein- 
gelenk (die  Hachse)  grausam  aufbinden  B. 

Spor-.  .Etlich  äderen  bey  seyt  am  bauch  [der 
Rosse]  so  sporaderen  benamset  werdend.'  1553/83, 
Tierb.     S.  auch  Leber-A. 

Den-.  .Sonst  hat  der  äff  ein  dängeäder,  der  sich 
bey  dem  rist  eynbügt  und  eben  die  selbig  dänader  ist 
am  menschliehen  fuss  nit  zu  finden.'  1563,  Tierb. 

Werch-:  arbeitsame  Person  Bs;  B;  L;  Z.  ,Brachia 
operosa,  die  fast  arbeitend,  Werkadern.'  Fris.  ..arbeit- 
sam leut.'  Mal. 

Zug-:  ,Die  teil  des  leybs  so  dick  sind  als  walden- 
wachss  oder  wie  man  es  sunst  nenn  die  zugadern.' 
Tierb.  1563.  ,Derwegen  die  grossen  trincker  das  pärlyss 
[Gicht]  so  gern  überkommen,  da  inen  der  weyn  die 
zugadern  zerfässlet.'  ebd.  ,Der  Esel  hat  ein  mauwechte 
[fleischige]  brüst  voll  zugaderen.'    ebd. 

ader-echt,  ader-achtig:  faserig,  von  Fleisch. 
s.  Ädere  3  und  vgl.  ge-äderig.  ,Lacertosus,  aderaehtig, 
stark  von  armen.'    Fris. 

ent-äderen:  der  Äderen  d.  i.  Sehnen  berauben, 
durch  Zerschneidung  der  Sehnen  lähmen.  ,In  irem 
mutwillen  habend  sy  einen  ochsen  entädret.'  I."i31, 
1.  Mos.  49,  0. 

Ge-äder,  Gäder;  Gäger  n.  (m.):  Gesaninitheit, 
Verzweigung,  Geflecht  der  , Adern'.  1.  von  Sehnen 
oder  Flechsen  durchzogenes  Fleisch;  die  Flechsen, 
Sehnen  selbst.  Zunächst  mit  Beziehung  auf  Essbarkeit 
des  Tierfleisches  allg..  aber  auch  auf  den  Körperbau 
des  Menschen  bezogen:  G.  haben  =  stark  gebaut,  kräftig 
sein  Gl;  L.  ,Vincula  niembrorum,  die  nerven,  oder 
das  geäder.'  Fris.  .So  vast  im  [dem  Affen]  sein  geäder 
undglenck  zuo  lassen,  laufft  er  den  böumen  zuo.'  Tierb. 
1503.  .Die  Armben  und  das  Geäder  nackend',  brachia 
et  lacertos,  d.  h.  Unter-  und  Oberarm.  ATscuuni  1550. 
.Aponeurosis,  das  geäder  der  fleischmauss.  die  mauss 
am  fleisch.'  Denzl.  1077  u.  1716.  also  Muskulatur,  eig. 
der  Übergang  der  Muskebi  in  Sehnen.  —  2.  Wurzel- 
geflecht   im    Boden    GRVals.     —    3.  zäher   Schnee 


Ad,  od,  id,  od.  ud 


% 


GRSplügen.  •  4.  Die  Kiuiiinjl  und  Biiinler  uiii  die 
Gelenke  herum  Bs;  Gl;  Z.  Audi  die  sclileimige  (Ober- 
fläche des  Fleisches  Bs. 

Die  der  Etymologie  entsprechoude  Form  mit  k  (.aus  ij-) 
lind  dem  licbtigen  Umlaut  zu  ö  können  wir  mit  Sicherheit 
bloss  aus  Z  (ki-ikr)  und  B;  U  (l-äderl  nachweisen;  vielerorts 
wurde  der  Vocal  verkürzt  und  vielerorts  der  Anlaut  tj  als 
stamudiaft  behandelt,  also  erweicht.  In  Ap  neben  Gäder  aucli 
O&t/n-,  mit  Assimilation  des  d  an  «/.  Diese  letztere  Form 
mäunl.,  wie  auch  Oädfr  in  L  t.  —  Die  ä.  Spr.  versteht 
unter  ,Geäder'  noch  richtig  .venas'.  Fris.  .Das  Leügker  had 
hilffltl  dem  krämpffigen  geäder.'  SMünst.  1.'j46  u.  1628. 
Die  Sehnen,  Knorpel,  scheint  sie  mit  dem  Attribut  weiss 
davon  abzuheben.  ,Welche  [CatarrhiJ  nicht  den  rechten  Weg 
gehen,  fallen  dem  weissen  Geäder  oder  Nerven  nach.'  JZiegl. 
1647.  ,Nutzen  der  warmen  Bäderen  für  das  von  Natur  kältere 
Weisse  Geäder,  für  Gntschläg,  Lähmungen,  vnd  dergleichen 
in  dem  Weissen  Geäder  residierende  Affect.'  SHott.  1702 
=  Lympbgefässe?  Bei  Ansh. :  ,Dass  von  Terstrupfung  ihrer 
magen  und  gäder  sie  die  spys  nit  mehr  mochten  verschlyssen' 
scheint  (iedärm  gemeint.  —  Abi.  Giidfre(te)  f.  —  S.  auch 
Gäder. 

In-:  Eingeweide,  der  Fische.  Offn.  Laurten.  ,In- 
^der-.    XV.,^BiRL.  Kochb. 

Mhd.  iuo'dert,  ahd.  tnadiri.  Vgl.  mhd.  adi-ni  ^=  Eing(!weide. 

Den-  s.  Ben- Ädere. 

Ge-äderech  n.  hade^r^ch  =  Geäder  L. 

go- äderig    Adj.    käderig  ;    ScH  rß^derig ;    Bs  ijideriij  : 

1.  „von  Geäder  durchzogen,  flechsig,  von  Tierfleisch, 
welches  darum  wenig geniessbar  ist"  Sch.  —  2.  „sehnig, 
musculüs,  kräftig;  vom  Körperbau  eines  Mannes  Bs". 

ge-äderlet;  viele  kleine  Adern  oder  aderähnliche 
Streifen  besitzend,  z.  B.  Gestein  Ndw;  Sch. 

ader(f(-):  oderGWsst;  SchwE.;  ZHorgerberg. 
Auch  mhd.   rukr  neben  ndrr. 

Ädere"  s.  Äterc".        Adex  s.  Eidechs;. 

Advokat  ajifikai^iM,  ">7,nf  Bs;  Gr;  Z,  q/;/./«»  Schw ; 
Z  (auch  -nd),  afflikat  Bs;  B;  G,  aßikat  Aa;  Bs;  B,  aß-ikai 
BsL. :  Fris.  erklärt  etwas  schwerfällig_  und  unsicher: 
.Advocat.  fürspräch,  beystender,  Lst  ein  beschirmer  der 
Sachen  [d.  i.  Streitsachen,  causie].  welcher  die  zweyfel- 
hafftigen  und  irrigen  [streitigen]  sachen  entscheidet, 
und  darinn  radt  gibt,  die  gefallen  wider  aufrichtiget, 
die  versaumpten  erholet  [nachholt,  wieder  hervorzieht] 
und  mit  rächt  beschirmpt.'  —  Die  BsGerichtsordn.  von 
1719  bezeichnet  den  A.  als  gelehrten  Rechtskundigen 
gegenüber  dem  aus  den  Richtern  oder  dem  Publikum 
genommenen  Fürsprech.  —  Die  Gerichtsordn.  v.  Schw 
1836  bestimmt,  dass  der  A.  vor  Gericht  in  ehrbarer, 
wo  möglich  dunkler  Kleidung  und  mit  dem  Degen 
erscheinen  soll  (den  bis  auf  neuere  Zeit  auch  die 
Oberrichter  in  Z  trugen).  —  Die  BGerichtsordn.  von 
1821  unterscheidet  die  A.  in  Fürsprecher  und  Pro- 
kuratoren. Der  A.  im  Volksleumund:  Zungenfertig- 
keit: D'A-e  chönned  eim  's  Wort  im  Mrd  rerdräje. 
Es  Mül  ha"  wie  en  A.  Streitfertigkeit:  En  r/iiete  A. 
en  löse  Nachher.  Unersättlichkeit:  En  A.  frisst  e  Boss 
vor-em  Mwgehrod.  D'A-e  fressed  Geld.  En  Hafe  voll 
Schmalz  [gekochte  Butter]  mit-eme  Chris  'deckt  ist  was 
de-H-A-e  (/'schmückt.  Gewissenlosigkeit:  Was  en  A. 
tuet,  das  schämt-si  de  Tüfel  nu  z'denke !  Wie 
mached's  iisri  A.?  So  mached  si's.  Si  stand  halt  hinder 
d' Stubetür  Und  (jend  de  hüte  d'Wort  letz  für,  So 
mached  si's!  (Aus  einem  Lied  ü.  d.  Stände.)  Überzahl: 
Es  hat   me  A-e  as  rot  Hund.     Trotz   dieser   Eigen- 


schaften miies-me  [soll  man]  em  Dokter  [dem  Arzte] 
und  em  A.  mit  rerschulge,  zumal  er  auch  ein  Mann 
ist,  der  eifrig  nachdenkt:  du  stirrist  ase  wie-n-en  A. 
Stutz.  —  Zu  Aflikat  vgl.  aflen  ? 

Adi    m..    dim.    Adoll:    1.    Adam    lis;    F.Mu.  2. 

.Vdrian  W. 

Adi  f.,  n.:  Adelheid  ZLunn. 

ädi:  Interj.  des  Spottes  SciiKirclili. 

adia  s.  nach  und  nach. 

adie!  Adic  Aa;  Ap;  Bs;  BM.;  Z,  <xdi->,  ddift  Ndw, 
adi  Kdrspr.  Bs  (a);  B  (ä),  äde  Aa;  B;  L;  ZKdrspr., 
ade  ZKdrspr.,  adiei  AaZu. ;  Bs:  adieu!  Gruss;  meistens 
beim  Abschied,  in  BsStdt.  auch  bei  Antritt  und  Be- 
gegnung. A.  säge,  Lebewohl  sagen;  auch  mit  Bez. 
auf  Sachen.  Dr  Welt  ade  säge,  ins  Kloster  gehen  L. 
Adif  Will,  i  giiiiii  ins  Tirol!  S.  ,Saluteni  dicere  foro, 
dem  i^criilit  Ad''  suj^en  oder  gnaden,  sich  nit  mer  in 
gemeine  |  (öffentliche]  gschäfft  geben.'  Fris.;  Mal.  Anere 
[einer]  Such  Adje  (guet  Nacht)  säge,  sie  für  verloren 
halten.  Sulg.  A.  mache,  förmlich  Abschied  nehmen, 
1)1  oder  mit  Freunden  B;  ZDättl.  Ade  mache,  von 
kleinen  Kindern,  mit  den  Händchen  winken  Z.  Adie 
gä,  von  kl.  Kindern:  spazieren  gehen  oder  fahren  Aa; 
Ap;  Bs;  Z,  weggehen  B.  Bist  adie  g'sl?  bist  du  spa- 
zieren gegangen?  Ap;  Z.  Adije  nä,  Abschied  nehmen 
Ndw.  A.  w61!  oder  a.,  lehM)  irol!  B;  Z.  Übertragen 
als  Ausdruck  des  Erstaunens:  a.,  iez  han-i''''  Zit  z'go"! 
Spreng  (jetzt  weiss  ich  nicht  mehr,  was  ich  sagen  soll). 

Bei  Weissenbach  1701.  1702  ndhi,  welches  der  Grundf., 
frz.  adieu,  nahe  kommt.  —  Syn.  dede. 

adieml  ndieml:  ein  sehr  gebräuchliches  Spiel  der 
Kinder,  ein  Wettlauf.  Das  zuerst  ans  Ziel  kommende 
ruft  a.  BsStdt. 

un-ädig  önädifj  Ap,  unäticj  G:  unfreundlich,  unan- 
genehm, widrig,  vom  Wetter  A";  unwirsch,  wider- 
haarig, mürrisch,  unverträglich,  abstossend  Ap;  G. 

Da  in  Ap  MA.  die  negative  Vorsilbe  auch  vor  Voc.  nackt 
ö  lautet,  muss  man  wohl  abteilen  u'-nätig,  was  sich  nicht  in 
eine  Nat  will  fassen  lassen;  vgl.  das  syn.  «"töd,  was  sich  nicht 
will  sieden  lassen,    d  für  t  wie  in  Jiad,  ('Aar^lKotj  n.  a. 

Adigstät  n. :  Attestat,  eine  Ausweisschrift,  ein 
schriftliches  Zeugniss  AaL. 

Fremde  Tennis  wird  gerne  erweicht.  Das  W.  scheint  als 
Cnmpos.   mit   (l'ttäi  verstanden  zu  sein. 

adile-i:  Schlittenruf;  weiter  gesponnen :  A.! d'Chatz 
lüid  vier  Bei!  ZAflf. 

Adle  adle  f.:  Adelheid  Z. 

Aditant:  Adjutant  Z. 

Adler  m.:  1.  Lämmergeier  Gl;  GG.  Alpina  18üG, 
170.  Vgl.  Gir.  Es  sitzt  en  A.  uf-em  Tuch  usw.  Spiel- 
reim bei  RocBH.  No.  225a.  --  2.  Reichsadler?  als 
Wirtshausschild.  —  3.  Euphemistisch.  Triff -mi 
in  A.!  grobe  Ahweisungsformel  BsL. 

, Enten-:  der  die  enten  erwütschet,  aquila  ana- 
toria.'  Mal. 

Mies-:  Die  eine  Art  des  Weissfelchens  oder  der 
grossen  Maräne,  Salmo  marKna;  zum  Unterschied  vom 
Sandfelchen  so  genannt,  weil  er  auf  moosigen  Stellen 
laicht.  Bodensee.    Hartm.  1827. 

Hat  eig.,  wie  die  Syn.  ^dcffisch,  ^Irfe/felchen,  ^(fcJsj.srle 
zeigen,  mit  dem  Vogel  Nichts  zu  tnn.  Zn  Miet  vgl.  den  syn. 
Namen   Krüthtdi-hfn. 


91 


Ad,  ed.  id.  11(1.  Uli 


92    * 


Adlez  ridhj,  111.:  Atla.s.  Satin,  eine  Art  des  Soideu- 
gewebes   Z. 

adlig  s.  artlich. 

ab-ädmen  s.  db-ehnen. 

So  schreibt  unser  Gewälirsiiiauu ,  ciu  Philologe,  statt 
-fhmen    mit   übel   angebrachter  Rekonstruktion  von  d  für  h. 

ver-admodieren:  verpachten.  ,Weil  das  Verkaufen, 
Veradmodiren  und  Verpachten  der  Milchan  die  Sennen 
eine  verderbliche  Sache  ist,  sollen  alle  Adraodiation-, 
Pacht-  und  Verpachtungen  der  M.  verboten  seyn,' 
1778,  Z.     .Admodiator',  Pächter.    1732,  Bs. 

Adresse  ".^vf««.  in.  OnVal,,  Adressi  f.  Nnw,: 
Adre.-^se, 

adrett:  gewandt,  flink  Bs;  Seil:  Z.  -  -  Vom  it.  nddi-itt,, 
(tl-z.  ,„lro;t).    " 

Adrio  (.n.y  m.V):  kreisförmige  Wur.st  ins  Netz  ge- 
schlossen (statt  in  den  Darm).  A.  n»d  ,S<J„brägel. 
beliebte  Gerichte  im  Wirtshaus  BStdt. 

Anders  B,  anders  BSi.,  Näuderis  S,  tiauderUwE,. 
G anders  närderi  B  oSi.,  Gudere  UwE.:  «'-  B;  S;  Uw, 
in-  BSi.  gä"  =  zu  Grunde  gehen,  in  Verfall  geraten, 
nur  von  Sachen,  z.B.  Esswaaren,  einem  Bauernhof  udgl, 
,'s  (jeit  alls  in  üiiders,  omnia  ad  ruinam  vergunt.'  Id.  B. 
Bair.  ,in  Oders  gan'  niuss  auf  umdeuteuder  Anlehnung 
an  ,ödc'  beruhen,  wie  unsere  Formen  mit  g-  viell.  auf  einer 
solchen  an  güden,  geuden,  wenn  sie  nicht  mit  ge-  zsges.  sind. 
N-  dürfte  aus  der  Präp.  in  herübergezogen  sein,  obwol  gerade 
die  Form  Niiudaru  uns  nur  in  der  Verbindung  mit  der 
Präp.  ze  bekannt  ist.  Obwol  die  Voc.  au  (äu)  :  4  sich  deutscher 
Ablautsreihe  fUgen,  dürfte  doch  hier  ein  fremdes,  von  Anfang 
an  nicht  recht  verstandenes  W.  vorliegen.  (Simm.  fi*  =  äu). 
Ed  s.  Erde.  ede  s.  ?  ('e  denn). 
edel:  ,I>as  edleste  Fleisch  auss  allen  Geschlechten 
der  Albulen  haben  dise,  von  welchem  sie  den  Namen 
bekommen  Edel.^  1661,  Cys.  Jetzt  nur  noch  in  den 
zsges.  Namen  von  Tieren  und  Pflanzen  zur  Bezeich- 
nung vorzüglicher  Qualität  einer  Art 

nüw-:  aus  neuem  Geschlecht,  erst  vor  Kurzem 
adellich  geworden,  im  Gegensatz  zu  echtem  altem 
Adel.  Ansh. 

Edeling  m.:  Edelmann,  Adellicher;  junger  Mann 
von  Stande.  ,Edling,  der  =  Jüngling  von  edlem  bluot 
här,  von  adelichem  stammen.'  Mal.  Die  Thurgauer 
beschweren  sich  1525,  ,dass  die  Edling  vnd  Waidlüt 
niengem  bidermann  grossen  schaden  zuegefügt  haben.' 
,Seine  besten  Edling,  die  mit  jm  von  Jugend  auf  er- 
zogen warend.'  1531,  I.  Macc.  1.  Edlib.  {nach  Nennung 
zweier  Grafen) :  ,und  ander  vil  edling.'  .Fürsten,  Grafen, 
Fryherren,  Ritter,  Edeling.'    Ansh. 

K.  früher  nur  ein  Mann  von  hohem  Adel;  ,F,delkuechf 
ein  Aspirant  auf  die  Eitterwürde. 

edelieren:  in  den  Adelstand  erheben.  .Conrad 
Gässler  gebohren  von  einem  stattlichen  Adel,  warendt 
erstlich  Freyherren,  wurdendt  darnach  wider  edelicrt.' 

CVSAT. 

edes  s.  c  (i-  diiss). 

Edi  i:  Eduard  Aa;  Bs;  Z. 

„edig:  Adv.  einerlei,  gleichviel  F.  —  Aus  einding." 

Ediker  s.  Ettilr.        Edle  s.  Erdle,  Erle. 

Eid:  1.  In  Verbindung  mit  Verben.  1)  Einem 
einen  E.  geben,  a)  vorlegen,  vorsprechen,  schworen 
lassen.    ,Jusiuiaiidum  cxigere  et  reddere,  Eim  den  eyd 


t 


gäben  oder  den  eyd  von  eiiu  forderen.'  Fris.;  Mal. 
,0b  einer  oder  me  werent,  die  dem,  so  inen  den  eid 
gebe,  die  werte  nit  nachspreche.'  1411,  BsEq.  So 
auch  mhd.  —  b)  einen  (verlangten)  E.  ablegen,  leisten, 
schwören.  Manuel  367  u.  So  auch  mhd.  —  c)  Manuel 
sagt  217,  30,  die  Messe  sei  schwer  angeklagt  und  es 
sei  zu  besorgen,  ,man  werd  iro  den  eid  von  knechten 
geben':  sie  werde  abgedankt  werden  wie  entlassene 
kriegsleute?  —  d)  Einem  Etw.  in  den  E.  geben:  im 
Eide  einbedingen,  eidlich  auferlegen.  ,Es  ward  küng 
rudolffen  in  sin  E.  geben  [Ostreich  wieder  an  das 
Reich  zu  bringen].'  Bossh.,  Wint.  Chr.  —  2)  den  E. 
weggeben  =  erlassen.  Ein  jugendlicher  Verbrecher 
wurde  i.  J.  1590  nur  ans  Halseisen  gestellt,  dann  ihm 
ein  Ohr  abgehauen  ,und  der  E.  weggegeben'.  Ölhaf., 
.Ur.  Chron.  80  (wahrsch.  der  sonst  übliche  Eid,  das 
Land  nicht  mehr  zu  betreten).  -  3)  an  einen  Eid. 
kommen:  zur  Abverlangung  eines  E.  schreiten  Zg 
1432;  Zeitschr.  f.  schw.  Recht  1,  2,  9,  17.  --  4)  ,Einem 
seinen  E.  under  Augen  schelten':  ihm  ins  Gesicht 
Meineid  vorwerfen,  ebd.  21.  —  5)  Einen  in  den  E. 
erkennen:  gerichtlich  zur  Leistung  eines  E.  anhalten. 
GoTTH.  —  6)  Einem  den  Eid  anlegen:  auferlegen  Nnw. 

-  7)  einen  E.  abnehmen:  sich  eine  eidliche  Ver- 
sicherung geben  lassen  (vom  Gegner)  Aa.  Mhd.  ,einen 
E.  nehmen  (geben)',  sow.  schwören  als  schwören  lassen. 

-  8)  Einem  einen  E.  vertrauen.  Laut  dem  Landb. 
V.  Gl  Art.  149  ist  einem  ,von  Ehr  und  Gewehr  ge- 
setzten' Bürger,  der  einen  andern  beschimpft  hat,  ,kein 
E.  ufzeleggen  noch  ze  vertruwen'.  ,E.  und  Ehre' 
werden  häufig  verbunden  (Osenbr.,  alem.  Strafr.  S.  105. 
244).     Daher  die  Beteurungsformel:   hi  Er  und  Eid! 

-  2.  Verbindung  mit  Präp.  ergibt  Formeln  der  Be- 
teurung  oder  feierlichen  Einladung,  a)  ,Swer  mit  dem 
andern  spilt  uf  den  Eit,  dass  der  dem  man  da  von 
Spils  wegen  sweren  muoste . . .'  1323,  Lafffer  2,  26, 
meint  wol  die  Angelobung  eines  Pfandes  auf  den  Fall 
des  Verlierens.  —  b)  Bim  Eid;  hi  Er  und  Eid  imd 
SeligUit.  Bim  türen  E.  Stütz;  vgl.  mhd.  bl  dem 
hcehsten  eide.  ,Ich  weiss  hi  minem  eid  nit.'  Manüeu 
,Ein  solchen  Jamer  vnd  hertzleyd  Erfolget  ist  bey 
meinem  Eydt,  Dessglichen  man  nie  gsächen  hat.'  Com. 
Beati,  und  noch  jetzt  mit  dieser  vollen  Form  statt 
des  ordinären  mwi.  Eidli'''  und  bim  Eid!  ZO.;  bim 
Eid  bim  Eid!  GA.  Auch  üfm.Xcc.  wie  schon  mhd. 
Gilt  heute,  wo  es  namentlich  in  Gl  und  Z  leichtfertig 
gebraucht  wird,  für  roh.  Doch  i.  J.  1792  als  Pro- 
vinzialismus ganz  unbefangen  in  den  Kinderliedern 
der  ZMusikges.:  ,Ja,  für  diese  Freude  Tauschten  wir, 
bim  Eide!  Nicht  ein  Kayserthum.-  Euphem.  Ent- 
stellungen sind:  bim  Eich!  Eicher!  Eichel!  Meiteli! 
—  c)  bei  Eiden  bieten:  feierlich  zu  einer  Versamm' 
lung  einberufen.  So  wird  noch  heute  in  B  der  Grosse 
Rat  zu  wichtigen  Verhandlungen  ,bei  Eiden'  geboten, 
in  Daves  die  Wahlmänner  bi  Eid  und  Schuld  [Pflicht] 
uf  d'Sfube  [das  Gemeindehaus]  geladen.  —  3.  RAA.: 
Studiere  wie  am-ene  [an  einem]  falsche-n-Eid,  von 
einem,  der  mit  schweren  Gedanken  (Gewissensscrupeln) 
beschäftigt,  zu  zögern  scheint.  Eid  schwere'  ist  nii 
Riiehli  schabe",  keine  Kleinigkeit.  Es  ht-si'''  mit  de» 
E.  nid  .schimpfe  [scherzen].  Sulher.  Falschen  E.  straft 
Gott  der  Herr  a  Llb  und  Lebe,  Guet  und  Er.  ebd. 
En  g'rechte  E.  ist  Gott  leid  [sogar  ein  notwendiger 
und  wahrer  E.].  Die  Symbolik  der  Schwurgeberde 
ist  noch   der  Verfassung"  von   AfA.  1854   einverleibt 


93 


A.l.  eil, 


94 


uiiil  wird  noch  jährlich  deui  zur  Laiulsgemeinde  ver- 
saiumelten  Volke  zu  Gemüte  geführt.  ,Dabei  soll  ein 
jeder  Christ  aufheben  drei  Finger,  wodurch  angedeutet 
wird  die  richterliche  Herrlichkeit  fiottes  des  V.,  des 
S.  und  des  h.  (j. ;  die  zwei  letzten  Finger  aber  sollen 
in  die  Hand  zurückgebogen  und  damit  die  gänzliche 
Unterwerfung  der  Seele  und  des  Leibes  unter  die 
richterliche  Gewalt  Gottes  vorgestellt  werden.'  —  S. 
auch  Königsf.  Eydt-Buch  1643  und  Schweiz.  Kriogsr. 
1704,  64. 

GÜZ-:  .Gauzeid,  der  Eid,  den  ein  zu  einem  Amte 
Erwählter  leisten  rauss,  dass  er  auf  keine  unerlaubte 
Weise  sich  Stimmen  zu  sammeln  versucht  habe.'  Ebel. 
walirsch.  aus  Gl,  wo  mit  güze"  der  angedeutete  Unfug 
bezeichnet  wird.  —  Syn.  Praktizier-eid. 

Juden-:  die  extra  für  Israeliten  vorgeschriebene 
Eidesformel.  Aus  dem  Schwabenspiegel  in  die  Gerichts- 
ordn.  von  Z  XVI.  u.  a.  aufgenommen.  S.  Schäübg.. 
Rq.  2,  2'28.    Schaübg.,  Beitr.  3,  203.    Thomas,  Sax  .53. 

I    -  Vgl.  Wack.,  LB.  ^  495. 

I         Jär-:  der  jährlich  geleistete  Bürgereid.    BsCarth. 

'  ,Im  joreydt  geschworen,  keinem  fürsten  noch  herren 
nach  in  keinen  krieg  zu  ziehen.'  ebd. 

mein-  i ^  uni  ^i  mänäd  St:u:  1.  meineidig.  ,I)as 
fversuchte  Kniffe]  werde  meineide  erkannt.'  1411. 
BsEq.  ,An  diser  meineyden  Tragwdi  [der  , Bluthoch- 
zeit'] Theil  genommen.'  1576,  LLav.  ,0b  ich  der  Be- 
trüger sei  oder  aber  einer  [jener]  als  m.  erscheint.- 
ZAkten.  Er  redt's  m.,  gegen  sein  Gewissen  Z.  — 
2.  verdammt,  verflucht,  arg.  Du  meineide  Cheib .' 

l  E  meineide  Lug  Gl.  Potz  meined!  ebd.  Ir  mänäde 
Bölh!  Verspottung  der  Schaff  hauser  mit  ihrem  Neck- 
namen und  dialektischer  Ausspr.  Besonders  auch  als 
Steigerungsadverb :  überaus,  im  höchsten  Grade,  gar 

I    sehr.     Einen   m.   erhriigle".     M.  schön,  scliicer  usw. 

',   M.  e  rässes  Mül  Ap;  Gl;  Sch;  Schw;  Z. 

;  Vgl.   Fromm.  Ztschr.   .5,    183   f.    —    Mhil.   meimide  neben 

meineidec,  -ic.  In  Gl,  wo  der  stärkste  Misshraiich  mit  dem 
W.  im  Schwange  ist,  auch  die  abgeschwächteu  Formen  meiiied, 
meinech;  auch  das  W.  in  seiner  eig.  Bed.  musste  in  der 
ufficiellen  Spr.  dem  mattereu  , untreu'  weichen,  s.  Alpenrosen 
1868,  '207. 

meineidig  =  dem  vorhergehenden.  .Lügen  wie 
ein  fauler  meineidiger  Dieb.'  1750,  Gl.  Ab.str.  =  arg, 
gar  sehr  Ap;  Bs;  B;  S. 

Pflicht-:    ein    regelmässig    erneuerter    Eid    der 

■   Bürger  auf  Verfassung  des  Landes  und  Staatsverträge. 

I   .Des  Pfiichteids,   da   wir   zu  dem  geschwornen  Brief 

,  und  zu  anderen  Standes-  und  landessatzungen  uns 
verpflichten  werden.'  ll:!65,  .T.Mfi.i..  —  Vgl.  Jareid. 
Waleid. 

■Praktizier-:  Eid.  wodurch  man  schwort,  durch 
kein  Mittel  die  Mehrheit  der  Stimmen  erkauft  oder 
sich  verschaft't  zu  haben  Gl.-         Syn.  Guzeid. 

Torkel-:  Keltereid;  der  Eid,  welcher  von  den 
Weinbauern  einiger  ApGemeinden  dem  Landesbeamten 
alljährlich  vor  der  Weinlese  feierlich  geschworen  wird, 
den  Wein  unverfälscht  zu  belassen  und  zu  verkaufen. 
S.  noch  T.  147*.  Auch  die  Weinfelder  Tm-yyellät  hatten 
ihrem  Gerichtsherren  lt.  Spruchbr.  des  Abtes  von  G 
alljährlich  .anfangs  der  Wimnie' [Weinlese]  zu  schwören, 
.in  den  Törgeln  das  Recht  zu  geben',  insbesondere 
auch  wissentlich  keinen  alten  Wein  unter  den  neuen 
zu  mischen,  und  dass  kein  , Torgelmeister'  Fässer  mit 
Wein  lade,  die  nicht  .gefächtet'  seien. 


Wal-:  ,l)es  Wahleids,  mit  welchem  man  nach 
altem  Kraucli  umbgehen  wird.'  1665,  JMcll.  S.  Pflicht- 
eid. Die  Bürger  mussten  alljährlich  an  einem  be- 
stiumiten  Tage  schwören,  bei  Wahlen  zu  .\mtern  nach 
bestem  (iewissen  zu  verfahren  und  sich  aller  Umtriebe 
zu  enthalten. 

Wisungs-:  ein  Eid,  den  Hinterlassene  schwören 
mussten.  dass  von  Habe  und  Gut  eines  Verstorbenen 
Nichts  entfremdet  worden  sei.    1694.  1719,  BsRq. 

cid-lich:  1.  Adj.  Eidliya  G'walt,  förmliche  von 
iler  (»brigkeit  erteilte  Vollmacht  zu  rechtlichem  Ein- 
schreiten, im  Unterschied  von  ,güetlichem'  Gewalt, 
welche  weniger  streng  gehalten  ist  Ae;  s.  T.  '247''.  - 
2.  Adv.  eidU,  seltener  eitli,  Beteurungsw.  ^  hini  Eid 
und  auch  mit  diesem  verbunden.  Das  iM  ffirilss  und 
eidJi  Kür  Z. 

eiden:  1.  einen  Eid  schwören,  vor  einer  Be- 
hörde BO.  '2.  zu  einem  Eide  anhalten.  ,Eyden. 
beim  Eid  fragen,  ad  juramentum  adigere.'  Mal.  .Man 
sol  kein  zerhowne  Kleider  machen  lassen  und  mag 
man  die  schulder  darum  aiden.'  Kessl.  ,Dass  jedes 
Ort  sine  Ansprecher  eidet,  on  der  Oberkeit  Wüssen 
und  Willen  nüt  Unrüwigs  fürzenemen."  Ansh.  ,Von 
dem  pundt  Josie,  damit  er  sich  Gott  verband  und 
alles  Volk  zur  warheyt  eydet.'    1531,  Bullinu. 

ge-eidcn:  ,Swa  die  Kät  nit  mügen  ubereinkomen. 
da  sol  der  minre  teil,  so  si  sich  darumbe  geeident. 
dem  meren  teile  folgen.'  ZRichtebr.  =  beiderseitig 
schwören  V 

eidigen  =  eiden  1  B.  .Es  sei  ihm  zuwider  ge- 
wesen zu  ei.'    GoTTH. 

b  e  - :  in  Eid  und  Pflicht  nehmen,  einen  Beamten  B. 

ver-:  durch  Eid  eine  .\nssage  erhärten  B. 

EidecllS  1.  , Eidochs  B;  Vw;  Z(;",  Heidochs. 
dim.  -öchsU  Aa;  B;  L;  Uw;  U;  Zg,  -e'chsU,  -ehdi  Bs; 
S.  heidöchsel  U  (-e.rei),  heiidochs  Aä;  S,  heudächsli  Bs, 
-exli  Gr.  -  2.  Eltachs  GT.,  „eiitachs  B",  dim.  -ächsU 
ZRüniL,  Eltachsle  GT.,  Eltächs  GT.,  elte.r  Ar, 
'eltex  GRh.,  Hell-,  Holt-,  Ölt-,  Eid-  (Ap),  Ildechs 
GTa.,  Eltöchsli  AaDö«;.;  ZAuss.,  Ilt-  AiKais.,  Eld- 
ZKatz.  —  3.  Elsdächsli  TuMamm.,  -döchsli  SchKI. 
—  4.  Egdächsli  Sch,  Egedöehsli  Tu,  Eggäsli 
Sch;  S,  q-r'!i  Gr,  Eg-  Gl;  GG.;  Schw,  Hogochs  GTa. 
und  0.,  Iiagox  GSa.,  heg-,högiklisli.^x.  Egel-  ZWäd., 
Geg-,  Gei-  GW^a.,  Jag-ochs  S,  Hed-ochs,  dim. 
-öchsli  AaZu.;  F:  Eidechse.  En  Egoehs!  ruft  man 
spöttisch,  wenn  Jemand  etwas  Ekelhaftes  in  der 
Speise  zu  finden  meint  Gl;  vgl.  Hii)imigriigg.  Betr. 
Aberglaube  s.  Schild  1863,  130. 

Mhd.  ajedelue  f.:  die  Schweiz.  WW.  siml  wol  in  Fulgu 
der  Aulelmung  an  ,Ochs'  und  , Dachs'  muisteus  ius  mäunl. 
(ieschl.  übergetreten,  doch  blieben  Eltachsle,  Eltächs  in  (iT. 
und  Rh.  weibl.  —  Das  schon  früh  nicht  mehr  verstandene 
W.  erfuhr  zahllose  Umformungen;  s.  Frommanu  6,  471—475: 
im  ersten  Teil  oft  durch  die  auch  sonst  häufige  Vorsetzuug 
eines  h  (,Heydechse'.  GKön.  1715),  womit  der  Anlehnung 
au  Heu,  Heid,  Hag  und  in  Folge  hievon  der.ienigen  an  Ochs 
und  Iluchs  gerufen  war.  An  die  mhd.  Grundf.  schliesst  sich 
7..  T.  noch  enge  unsere  4.  Gruppe  au,  deren  Nbff.  sich  durcli 
Assimilatiou  von  d  an  (j,  ch  an  s  (Kirchhofer  schrieb  noch  »») 
und  Ausstossung  des  d,  ff  erklären,  (jcg-  hat  sich  sein  iu- 
lauteudes  </  vorgesetzt.  Während  Egoehs  usw.,  ,Egechs'  (Ruef) 
das  d.  eliminieren,  Hed-,  ,Edechs,  Adex,  Edexen'  (Forer)  um- 
gekehrt das  g.  Auch  die  Contraction  ei  aus  egi  taucht  schon 
in  mhd.   Xbf.  auf;   , eidochsen'  auch  bei  ÄTschudi.    Zu  Elt-, 


95 


Ail.  ed.  i(l,  od.  iiil 


Uli 


,Iltächs'  (1663)  wirkte  viell.  der  Tiern.  Eltit  mit.  ~  Vuii 
mhd.  ege,  Schreck  (vgl.  nnser  Vb.  eye»),  urspr.  wol  .sclinellt' 
Bewegung'  (vgl.  .schrecken',  urspr.  =  spriugeu),  also  eutw. 
.das  schnelle'  oder  .das  furchtsame'.  —  Beachtenswert  ist, 
wie  unstät  unsere  ä.  Schriftsteller  in  der  Benennung  des 
Tierchens  sind:  Heuslin  1.5.57  .Heg-,  Heydöchsli,  Eidexen': 
Forer  1563  ,Eg-,  Heydochs,  Heydox,  Edechs,  IMchs,  Heyd- 
öchssen':  Redinger  1662  ,Eg-,  hägochs,  heid-,  eidex' ;  Denzl. 
1677.  1716  ,Eid-,  heidochs,  des  eidechs,  des  eidexen.'  — 
Der  PI.  von  den  mit  -ochs  gebildeten  Formen  t.  schwach: 
-ochee  F;  Uw,  t.  stark:  -acht  GTa. ;  üw.  —  Syn.  Lalluech. 
Gräenig.  Schänterli,  Vierfüensler.  Sunneultt'rki.  Heckgcim.  Hetztji. 
Vgl.  auch  Heidogge.    Heid-Ochs. 

Spriggel-:  gesprenkelte  Eidechse.  .Sprickcl- 
eideehs'  und  .sprickelechter  Eydex.'  Denzl. 

Eidbre  s.  Erd-Beri. 

Eidelid  um,  H-:  Eiderdunen  Sciiw. 

Id6  id'e  S,  sonst  Ws;  1.  Gedanke,  übertragen  auf 
ein  der  Sinneswahrnehmung  sich  entziehendes  Mass. 
Um-en  I.  breitet:  Es  feit  nw  en  I.,  su  tcär's  lany 
(j'nneg.  —  '2.  Neigung.  Vertrauen.  D'I.  ztte  Eim 
ha"  Bs. 

Idel  s.  Nidel. 

identisch  %d^ntii:  wacker,  tüchtig  Uw.  —  Ent- 
stellt aus  autentisch. 

ieder  ieder-e,  -i,  -es  Gl,  so  und  ied-e,  -i,  -es  B: 
Gr;  Z,  nieder,  niede  Aa;  Xv;  B;  Gl;  GA.;  Schw: 
S;  U,  niederige  GA.:  jeder. 

Mhd.  iedtr.  Die  MA.  schwankt  hier  wie  bei  unser,  unter 
zw.  der  mhd.  Weise,  welche  die  Flexion  hinter  der  Bildungs- 
silbe -er  antreten  lässt,  und  derjenigen  der  Schriftsprache, 
welche  das  -er  selber  als  Flexionssilbe  behandelt.  Der  An- 
laut II-  rührt  von  dem  in  der  MA.  fast  immer  mit  dem  Fron, 
verbundenen  unbest.  Art.;  sogar  Gotth.  schreibt  e  niederi, 
es  nieder».  Das  allmäliche  Eindringen  der  Jotieruug  des  An- 
lautes auch  in  der  Schweiz.  Bücherspr.  veranschaulicht  Gessners 
Mithr.  mit  .jedem'.  1610  für  ,iedem'.  1535;  jederweilen'. 
immer.  Klingl.  1691;  jodermenigklich'.  ZMandat  1650.  Die 
urspr.  dualische  Bed.  ist  auch  bei  uns  der  allgemeinen  plural. 
gewichen  und  jene  der  Grundform  unseres  W.,  ie-d-weder, 
ausschliesslich  zugeteilt. 

ied-lich:  jeglich.  .Jetlicher'  neben  ,yetlicher'. 
Zwingll  ,ein  yetlicher.'  Bibel  1Ö60  (1531:  ,JEder- 
nian').  ,ein  yedlieher.'  Fris.  ,ein  ytlichen.'  Bs  1529. 
jedliche  Stadt',  beide  Städte.  Ans.   -  Aus  mhd.  tcterfiVi 

fie  etevUch),    ietlich. 

od  s.  oder. 

od  Adj.:  1.  In  physischem,  materiellem  Sinne: 
a)  leer  von  Salz  und  Schmalz,  geschmack-  und 
kraftlos,  fade,  von  Speisen,  die  schwach  gesalzen 
sind,  auch  von  Früchten  Aa;  Ar;  GfiPr.;  GSa.;  Sch;  Z. 
.Insipidus,  insulsus,  unschmackhaftig,  öd.'  Redinger. 
,Gar  nach  [beinahe]  keines  oder  ödes  [schwachen] 
geruchs',  vom  Fleische  gewisser  Fische.  1563,  Fischb. 
—  b)  leer  von  Speise,  nüchtern,  also  von  Menschen, 
welche  durch  längeren  Mangel  an  Nalirung  sich  ge- 
schwächt und  unwohl  fühlen.  Es  ist-mer  öd  Aa;  BsL.; 
B;  Gl;  GRh.  u.  0.;  Th;  Z.  Selten  persönlich:  ,Man 
kann  denken,  dass  ich  nach  vier  Tagen  und  vier  Nächten 
öde  war  und  nach  Essen  und  Trinken  trachtete.'  N. 
B  Kai.  1842.  .Von  einem  kranken  houbte,  als  [wie] 
dien  lüten  vil  dicke  widervert.  die  ir  houbet  öde 
machent  mit  übel  geessende  und  trinkende,  mit  va- 
stcnde  und  wachende.'  1381,  Buch  d.  Tug.  .Sie  haftend 
gar  nüt  gesscn,  der  spys  gar  od.-  1535,  Liliench.  (mit 


Gen.:  leer  von  Sp.)  ,Dem  zuvor  öd  und  blöd  war, 
desse  äugen  sind  jetz  wacker.'  FWvss  1653.  —  c)  leer 
von  Anbau  und  Menschen,  unfruchtbar  und  ein- 
sam. .Im  Winter  uf  der  Landstross  z'laufe.  isch  kei 
Gspass;  grüsli  öd  isch's  und  blutt  z'ringsum.'  BWyss 
1863.  .Wenn  die  Hofstat  je  öd  würdi  stan  von  todes  ' 
wegen.'  1371,  Eschenb.  Daher  auch  Ortsnamen  wie 
Ödtnjl  (der  Sage  nach  der  Ort  in  Uw,  wo  der  Drache 
gehaust  hatte).  Im  BO.  auch  vom  Gefühle  der  Lang- 
weile, welche  sich  in  einsamen  Wohnorten  einstellt. 
—  d)  leer  von  Vermögen,  arm,  zahlungsunfähig, 
unbemittelt.  ,Arm  oder  öde.'  BsRq.  ,Wer  aber,  der 
nit  burger  ist,  als  öde  oder  ungewisse  [ist],  das  er 
das  pfunt  nit  geben  noch  ver.sichern  möchte.'  ebd.  — 
2.  In  moralischem  Sinn,  a)  leer  von  moralischem 
Wert,  nichtswürdig,  von  Charakter  leichtfertig, 
frech,  mutwillig,  geradezu:  schlecht,  schnöde,  bos- 
haft. En  Öde  Vogel,  ein  mutwilliger  Bursche  Sch. - 
En  öda  Porst,  ein  schnöder  Bursche  Ap.  Da  ist  en  öde 
[ein  schadenfroher  Mensch],  er  lädicen-het  [schädigt], 
iro  er  cha"  Th.  Zur  leichten  Schelte  abgeschwächt: 
du  öde  Lecker!  Z.  .Aller  vertiuechten  öden  secken!' 
schimpfl.  Anrede.  Man.  ,Dass  nit  durch  diser  öden 
Müler  wort  auch  die  fridsamen  zu  handthat  [Tätlich- 
keiten] kommint.'  Ansu.  ,Da  bringend  wir  den  öden 
man  [Job.  d.  Täufer]  der  nichts  dann  Unglück  stifften 
kan.'  1549,  Aal.  .Ein  schandlicher  öder  Bueb.'  1574, 
LeoJud.  .Ein  öder  Papist.'  1651,  Schirapfr.  .Gewüss 
dein  öder  Balg  hat  dir  die  schleg  gemacht'  [deine 
Genusssucht  hat  dich  so  heruntergebracht;  vom  ver- 
lornen Sohn].  Wahrs.  1675.  —  b)  schlimm,  schlau 
„Ap;  GRh.;  Sch;  Z;"  GT.;  Th  (eig.  gewissenlos,  in 
der  Wahl  der  Mittel,  rücksichtslos);  „gewandt,  ge- 
schickt. Ein  ö.  Mann  =  einer,  dem  seine  Geschäfte 
gut  von  Statten  gehen,  der  sich  Vermögen  zu  ver- 
schaflen  weiss  Schw;  Zg."  —  c)  „putzsüchtig,  hof- 
färtig''  (vgl.  .eitel' =  leer),  geputzt,  stattlich, 
stolz,  flott;  vom  weibl.  Geschlechte  auch  spröde, 
zurückhaltend  Schw ; Zg.  —  d)  schüchtern,  einsilbig, 
wortkarg;  mürrisch,  ungefällig,  eigensinnig  BO., 
eig.  leer  an  Unterhaltung,  Geselligkeit. 

Mhd.  ade.  leer,  eitel.  Die  Grundbed.  noch  bei  Forer 
Tierb. :  .böse  oder  öde  [taube]  Nüssen' ;  eine  ,iide'  Wasser- 
blase =:  die  in  Luft  zergeht.  Rud.Mey.  1650.  Zu  2,  c  vgl.', 
yemeit,  mhd.  =  freudig,  stattlich,  ahd.  =  töricht,  übermütig, 
eitel,  got.  (gnmaid)  =  gebrechlich,  schwach.  —  Syn.  mucht-, 
tucUtlog,   blöd. 

Lig-öd  n. :  Name  eines  Hauses  in  Z  im  XIV.; 
dafür  1467  ,das  ligend  öid';  1526  .zum  ligenden  Tod'. 

Der  Name  nach  der  Art  der  imper.^t.  Personenn.  gebildet. 
Das  Haus  entweder  nach  der  vormals  öden  Baustelle  oder 
davon   benannt,    dass   es   längere  Zeit   unbewohnt  geblieben. 

ödelen,  es  adelet  mir:  ich  fange  an,  Blödigkeit 
im  Magen  zu  verspüren  GO.  Leer  sein  oder  werden 
Ap;  GWa. 

öden:    öde    werden,    ödes  Aussehen   annclimen   B 

(ZVRO). 

er-:  1.  leeren,  erschöpfen,  aufbrauchen.  3Ier 
händ  [wir  haben]  so  ril  Härdöpfel,  si  sind  fast  nit  z'e. 
Aa.  .[Die  Bauern  haben]  das  kloster  überfallen  und 
das  erödet,  was  sie  funden  band',  die  Vorräte  ge- 
plündert oder  verpras.st.  B  1528.  —  2.  ausrotten, 
vertilgen,  z.B.  Wald,  Unkraut  B;  Sch;  Suhw;  S;  diti 
G'jät  ist  schier  nit  z'e.  BSi.,  Wild.  Ungeziefer;  d'Wärre  • 
si  iez  erödet  B.     .Das  Hohgewilde  war  erödet'  [durch 


97 


All,  ,-<],  id.  (mI,  11(1 


Wildsohiitzeiij.  1779.  Wurstis.  —  3.  Wohnstätten  un- 
bewohnt machen.  .(Das  Schlos.s]  soll  verbrennt  und 
erödet  sein.'  Wurstis.  ,Damals  entstand  eine  Hungers- 
noth  und  solche  Erödung,  dass  kleine  Städte  kaum 
vor  den  Wölfen  sicher  waren.'  Müll.,  Schw. Gesch.  — 
Syn.  eröticii. 

Ödi  f.:  1.  Gefühl  der  Leere  und  Schwäche  im  Mafien 
H;  ScHW;  Z.  —  2.  unangehautc  (ic<,'cnd  B.  .Die  küniffc 
die  jnen  selbs  ödene  erbuwcnd',  einsame  Orte,   (irab- 

;     Stätten.  1548,  Bibel.  (1531  .sunderbare  ort'.  l(J(j7  ,ein- 

i     ödenen'.) 

Ein-  f.:  Einöde  Aa.     Einzeln  stehender  Hof.    ,In 

;     der  Einöde  Wattwyl.'   Ehu,  Wied.  83  f. 

i  „ein-ödlich,  Adj.:  einer  Einöde  ähnlich,  verödet." 

I  Oia,ms.  Adam.      KunAs-Oden  s.  Hunds-Huden. 

oder,  zuweilen  ädrr  ZSee:  oder.  1.  zw.  einzelnen 
\\  W.  das  erste  Glied  der  Alternative  in  der  MA.  meist 
ohne  besondere  Einführung;  in  W  aber  entspricht  sich 
oder — oder;  vgl.  lat.  aut — aut,  frz.  ou~ou.  —  2.  wirk- 
liche Conj.  zwischen  Sätzen,  a)  son  st,  andernfalls. 
Si  chömmed  )W''  emäl  de  Lö"  über,  o.  d'Bible  war 
falsch.  Baurengespr.    Oder  auch  nach  Imperativsätzen 

,     zum  Ausdruck  einer  Drohung.  —  b)  Häutiger  und  ab- 

f  weichend  von  der  Schriftspr.  nach  negativen  Sätzen 
im  Sinn  von  ,es  sei  denn  dass,  ausser  wenn, 
ohne  dasa',  wobei  das  Vb.  des  zweiten  Satzes  im  Conj. 
steht.     ,l)a>i  mag's   iiäd  g'ge   [kann    nicht  gelingen]. 

■  0.  es  tliüc  Eine  he.ve".'  Baurengespr.  .Nirgends  hingehen. 
;  0.  der  Mann  nehme  sie  mit.'  Gotth.  Es  wird  Keine 
l     Landjäger,  o.  er  heig  en  Ise  abg'rennt  [einen  Fehltritt 

begangen]  Aa.  Das  älteste  Beisp.  finden  wir  bei  Stadlin, 
Hünonb.,  überliefert:  ,Der  Todschläger  soll  mit  den 
:  Freunden  des  Erschlagenen  an  keine  Ürti  sitzen,  o.  sie 
l  rufen  ihm.'  1420.  ,Weil  jhr  aber  weder  eins  noch 
[  anderes  behertzigen  könnet,  o.  man  thue  euch  vorhin 
•  recht  verständigen.'  Deutsch.  Gedicht,  Basel  1621.  ,Ich 
schwöre  nicht  viel,  oder  ich  werde  dazu  gezwungen.' 
[  1790,  Nachtlicht.  Ein  Mal  findet  sich  noch  die  naivere 
[  Construction  mit  dem  Indic:  ,Ein  Fels,  den  kein 
i  Mensch  betasten  darf,  o.  er  lasst  seinen  Gewalt  mit 
.     grosser  Ungestüme  spüren.'  1647,  Ziegl. 

Mhd.  uder,  lud.  oder,  daraus  aber  schwerlich  auf  rein 
'•  lautlichem  Wege  aher,  s.  0.  Sp.  41.  Die  mhd.  Grimdf.  otl(,-), 
'     zu  welcher  oder  compar,  Erweiterung  ist,  noch  1588,  Schw: 

■  ,Kilchenpüeger  od  vogt.'  Die  Verbindung  o.  —  o.  muss  früher 
weitere  Verbreitung  gehabt  haben:  ,Da  sie  solches  Schiff  o. 
mit  in  den  Luft  aufziehen,  o.  selbiges  umschlagen,  o.  in  den 

!      Abgrund  seulien.'   1720,  Mise.  Tig.    ,Allwo  dann  o.  umb  den 

r     Handel  solle  erkennt,    o.  derselbe  weiters  gewisen  werden.' 

iStadtr.  L  1706/1765.    ,Dou  seilist  o.  holsä  o.  Mist  ousträgä.' 

Balz  1781.    Und  noch  1782  bei  Pf.  Schnider  (Entlib.  2,  10): 

t     ^0.  an  einer  sichern  Stelle,    o.  dann  sonst  so  aufgerichtet.' 

;il  Öderen:    1.   seine    Empfindungen    durch    unarti- 

I     kulierte  Töne  äussern,  wie  die  kleinen  Kinder  tun 

!     BRi.     „Ein   Bischen   murren    W.-    --   2.  „quengeln", 

il.  i.  wohl:  weinerlich  klagen;  „einen  Wunsch  immer 

und  immer  wieder  äussern;  von  einem  Vorhaben  immer 

reden  ohne  es  auszuführen  BO."    Den  Leuten  in  den 

Ohren  liegen  und  sie  langweilen.    -   3.  an  einer  Sache 

,     lange   herum   studieren,   sich  mit  (iedanken  abmühen 

BRi.    -    Syn.  2.  trinsen. 

Odemiännig  ■',d,rm.^,n,i  Xx-  B,  Oter-  B  m.:  1.  Stein- 
wurz.  agrimonia  eupatoria  L.  Aa;  B.    -  2.  Sibbaldia 
procumbens  L.  BO.  (Durh.) 
Si'bw.  IdioUkon.  I.  1. 


Mild.  ,„/f,„,f, ,,-,..  „dcrm-n.ir.  Aus  dem  lal.  vi'id.-rlii ;  vsl. 
Aikcrmennig.  HwjrmUmlU.  'Ani,mn,idl/.  Ii.uzl.  üheisptzt  mit 
.Oderiiieuig,  Odenneng'  agrimonia.  Kiiirliwui/;  euiiatipila ;  in- 
volucruni   majus. 

Ödi  ö-  B  (Seel.  ö-);  L;  S;  Zu  m.:  .Vdam. 
Zunächst  aus  Odem  mit  der  für  niänul.  l'irsiiiiii,   liili.lilcn 
Kiidiin^'  -{. 

odios:  unleidlich,  ärgerlich  (unpers.)  BsStdt. 

Ud :  etwas.  ,Üd  old  nütt  -  weders  einer  will., 
um  1550,  alt.  Ldb.  Ndw.  §  218. 

Zsgi'Z.   aus  mhd.    iiiuHl,   alid.   eu-mihi.     S.   auili    iint. 
üd  s.  nild,  nit. 

Udel  »-'  BBe.;  W^  dim.  UdelU  W:  1.  ein  Schaf, 
das  im  Wachstum  zurückbleibt  W.  -  '2.  ein  Kind, 
das  noch  nicht  recht  gehen  kann  BBe.  -  Syn.  1.  Ö^. 
Nütnutz.  Spätji. 

Uedel,  Udel,  Utel,  Ücdel,  Üdel  n.,  in  S  und  bei 
Cysat  111.:  Hausbesitz  als  Bedingung  städtischen 
Bürgerrechts  Bs;  BThun;  L;  S  (in  Z  dafür  Vrsatz). 
Wer  in  der  Stadt  kein  eigenes  Haus  besass,  also  ,U.s- 
burger'  war  (s.  d.),  musste  an  einem  Haus  in  der 
Stadt  ,Uedel  nehmen',  d.  h.  sein  Bürgerrecht  auf  ein 
solches  Haus  (resp.  Anteil  an  demselben)  als  Unter- 
pfand verschreiben  lassen  und  davon  jährlich  den 
Udehins  bezahlen.  Die  Verzeichnisse  der  so  einge- 
schriebenen Bürger  und  der  von  ihnen  zu  entrichten- 
den Abgaben  hiessen  Udelbüecher.  Vgl.  Archiv  des 
bist.  Vereins  in  B  8,  186  ff.  Arch.  f.  schw.  G.  13,  16. 
Ar«.  6,  173.  ,Da.ss  wir  von  burgrechts  wegen  einer 
Statt  Solotorn  järlich  geben  sollen  den  gewonlichen 
nodal  vnd  burgerzinse,  nämlich  3  pfund.'  1531,  Absch. 
,Es  ist  euch  gesetzt  das  man  den  ussburgeren  zu  dem 
üdell  oder  under  ougen  [in  ihr  Haus  oder  ihnen  per- 
sönlich] fürpieten  [Vorladung  zukommen  lassen]  soll 
und  söllendt  die  an  dere[n]  huse  sy  üdell  band,  potten 
senden  das  fürpott  khundt  thun.'  1539,  Thun,  hier 
also  das  betr.  Gebäude.  .Welcher  nun  fürhin  Lant- 
raann  werden  will,  der  soll  uns  50  guldin  gen,  das 
soll  das  udell  sin.'  1545,  Ldb.  Ndw.,  hier  also:  Betrag 
des  Einkaufs  ins  Landrecht.  ,Swele  [jeder  der]  vnser 
burger  ist.  der  sol  in  vnser  stat  zien,  ald  er  mus  von 
sinem  burgrecht  gan  vnd  darzu  sin  utel  geben.'  Alt. 
LEatsbüchl.  lt.  Secess.  (Schauberg  liest  .Uodel').  .Sollen 
Sye  den  üdel  zalen,  vnd  von  Bern  alsdann  Lidig 
sein.'  Cysat,  der  auch  üe.del  schreibt.  ,Dass  fürohin 
keine  solche  frömbde  hindersässen  oder  Inzügling  sollen 
angenomen  werden,  Sy  haben  dan  ihr  inzug  gelt  vnd 
Vdel  oder  Bürgschaft  von  erzüchung  wegen  ihrer  kin- 
den  ufzeleggen.'  LAnsehenbuch.  Ein  Freiherr  v.  Karon 
W  bat  die  Räte  und  Burger  von  B:  Um  Gottes  Willen 
möchten  sie  ihm  die  Udel  der  versäumten  Jahre  ab- 
nehmen, auf  dass  (nach  Verlust  aller  Güter  seines 
Hauses)  das  einzige  ihn  aufrichte.  Berner  zu  sein. 
Müll.  SchwG.  3.  123.  Noch  EGrimm,  Cron.  1786  und 
ZscHOKKE  1797  führen  unser  W.  an.  allerdings  als  ein 
veraltetes. 

Alid.  nodal  oder  imlil  (daher  unser  Ümlel);  stellt  im 
.iblautsverliältniss  zu  .Adel'.  Die  Vereinfachung  des  Vocals 
zunächst  wol  nur  iu  der  Schrift  (it  für  ho).  Utd  beruht  auf 
Umdeutung  auf  Un-Ieil  (vgl.    Vn-ijdd).    S.  auch    Lmdtr. 

nederen:  ins  Blaue  urteilen,  halblaut  äussern.  Er 
hei  öppis  dem  g'uoderet  BSigr.  —  Wnl  nur  Variante  zu 


99 


At;  et;  if,  of,  uf 


lüO 


Af,  ef,  if,  of,  uf  resp.  av  usw. 

Vgfl.  auch  die  Keihe  Apf  usw. 


Äff  111.:  Affe.  Häufig  in  bildlichi-r  Anwendung. 
1.  Hässlichkeit,  verbunden  mit  Einbildung  von 
Schönheit;  Eitelkeit.  Be  schönst  A.  ist  cn  üflät. 
Der  A.  im  röte  BöciU  ist  doch  en  A.  Sulg.  ,Luog 
nur  wie  bist  so  läppisch  kleit  [gekleidet]  Grad  wie 
ein  atr.-  Com.  Beati.  Darum  heisst  A.  auch  ein  ge- 
ziertes Mädchen,  Äff'U  ein  geziertes  Kind.  ,Vor  dem 
Spiegel  ston  und  den  äffen  beschauwen.'  SHochh.  1591. 

—  2.  Dummheit.  Tumm  wie,  tümmer  as-en  A.;  en 
rechte-n-A.  Aa.  ,!''•  dumme-n-A.,  i"'  sitz  und  gaff 
usw.  SüLG.  Da  stä  wie-en  A.  (gaffend).  S.  die  Conipos. 
mit  Äff.  Affe  fawß-me  mit  yrossc  Biiiidschuehe,  d.  h.  mit 
groben  Mitteln.  Hieher  wol  auch  die  Bed.  Rausch 
Bs;  ScH,  indem  der  berauschte  Mensch  in  tierischen 
Stumpfsinn  verfallen  ist;  und  das  Sprw. :  Affe  und 
Pfaffe  sind  frei  m  Strafe.  Sülg.,  wobei  tierische  Un- 
zurechnungsfähigkeit dem  Privilegium  gleichgestellt 
wird.  3.  Nachahmungssucht;  der  A.  als  An- 
fänger der  Kunst.  Die  Zunft  ,zum  Affen'  in  B  umfasste 
urspr.  die  Steinmetzen  (welche  am  Münster  der  Stadt 
die  Inschrift:  Machs  nach!  angebracht  haben),  dann 
übh.  Kunsthandwerker  und  Künstler;  s.  BTaschenb. 
18(37.  Der  Teufel  als  A.  (Nachahmer)  Gottes  erscheint 
beiKuNGL.  1688;  Gwerb  1646.  —  4.  Mehr  Mitleid  als 
Verachtung  liegt  in  der  EA.:  früre,  Hunger  ha  wie 
en  A.,  wo  ebenso  gut  ein  anderes  Tier  genannt 
werden  könnte.  —  5.  Schlauheit,  Bosheit.  AU 
Affe,  jung  Pfaffe  und  wild  Bare  Soll  Niemert  i"  si 
Hm  higere.  Sdlger.  ,Veterator,  ein  alter  schalk,  als 
der  alle  renk  in  beschiss  und  arglist  weisst,  ein  alter 
A.,  boshaftig,  durchriben.'  Eris.  —  6.  Weniger  auf 
natürliche  Eigenschaften  des  A.  als  auf  mwischliches 
Tun  und  Treiben  beziehen  sich  folgende  sprichw.  RAA. 
a)  En  A.  usnä",  durch  unbedachtes  Handeln  einen 
der  Absicht  entgegengesetzten  Erfolg  erzielen  und  sich 
Schaden  oder  Schande  zuziehen  BRi.;  Affen  üsnä,  sieh 
irren  BS.,  der  A.  üsnä,  mit  langer  Nase  abziehen. 
SrLG.  ,Sy  werdent  inen  guote  wort  geben,  bis  sy  den 
äffen  in  ir  band  habend.'  1-529,  Strickl.,  sie  mit  Worten 
hinhalten,  bis  sie  sich  getäuscht  finden  werden.  ,Her- 
zog  Fr.  hatt  aber  den  rechten  äffen  darvon  [dass  er 
dem  Pabste  folgte],  nämlich  ein  gross  summa  gelts'  - 
aber  dafür  nahmen  ilim  die  Eidgenossen  seine  Lande 
weg.  Vad.  -  b)  , Einen  verspotten,  eine  nasen  oder 
äffen  drehen.'  Denzl.  1677.  1716.  , Einem  den  Affen 
trähen'  =  .schäntzlen,  trätzlen'.  Klingl.  1702; 
dagegen   nach   Mey.  1692   und  Sulger   (dräje,   zeige) 

—  ,das  Maul  schmieren'.  Gleichbed.  ist  ohne  Zweifel 
,affen  schrenken',  bist.  Lied  v.  1474,  da  die  Grundbed. 
dieses  Vb.  ,schräg  stellen'  an  die  von  , drehen'  gränzt. 

—  c)  , Einen  A.  geigen  lehren'  ist  entw.  ein  frucht- 
loses Bemühen  oder,  wenn  es  gelingt,  eine  schwere, 
erstaunliche  Leistung.  In  letzterem  Sinn  scheint  Aal 
zu  sagen:  ,also  lert  man  die  äffen  gigen.'  ,lch  lehr 
vil  eh  ein  äffen  geigen  dann  eine  böse  zungen  schwei- 
gen.' Murneh.  -^  d)  De»!.  A.  i's  Mal  blase,  wahrsch. 
in  der  Absicht,  ihm  Sprache  beizubringen,  gleichbed. 
mit:  dem  Dreck  en  Orfig  ge",  zur  Bezeichnung  einer 
verkehrten,  fruchtlosen  Handlung. 


Ilie  bildliche  Auweiidung  auf  Dummheit,  Trägheit  mag 
ausgehen  von  der  Vorstelluug  des  A.  als  griusendeu  Tieres 
mit  Tortreteudeni  offenem  Maule  wie  beim  sinnlichen,  stumpf- 
sinnigen Menschen;  der  A.  kann  aber  auch  als  ein  Kind 
angesehen  sein;  vgl.  Äffli,  Kosewort  für  Kinder.  Zu  6,  a 
sei  daran  erinnert,  dass  Affen  früher  in  vornehmen  Häuseru 
zum  Zeitvertreib  gehalten  wurden;  Aß'en  üanen  mag  sich 
urspr.  auf  Fälle  bezogen  haben,  wo  etwa  bei  einer  Plünderuug 
ein  A.  statt  eines  wertvolleren  Gegenstandes  (Gefangeneu) 
erbeutet  wurde. 

Geigg-:  unachtsamer  Mensch,  Tölpel  ZO. 

Entstellt  aus  Tcigrj-aff  oder  vwdt.  mit  ijeiydm,  purzeln, 
faulenzen. 

Gal-  (fi-AAFri. ;  Bs):  mussiger  Gaffer;  einfältiger, 
unachtsamer  Mensch  Aa;  S;  Bs.  Vgl.  Gali,  Gali, 
Galöri. 

gal-affen,  in  B  t.  ä-;  „-äffen  Bs;  B;  LE.", 
Dim.  galäfflen:  mit  offenem  Mund  müssig  dastehen, 
gaffen  Aa;  Bs;  B;  L.  .Rundum  sah  er,  woher  das 
Meitschi  komme;  er  galaöete  sich  fast  den  Nacken 
krumm.'  Gotth.  —  Der  Uml.  aus  der  dim.  Form  ein- 
gedrungen oder  im  Anklang  an  Läff. 

an-:  angaffen  Aa. 

ver-:  1.  trans.,  mit  Gaft'en  verlieren,  verscherzen 
Aa;  Bs;  B;  L.  —  2.  refl.,  sich  im  Gaffen  vergessen,  ebd. 

—  3.  intr.  aufhören  zu  gaffen.     So  auch  üs-  Aa. 
Gal-affer  =  Gal-aff  Bs;  B. 

gal-affig,  -äffig,  -äfflig:  gaffend  Bs;  B;  L. 

gilaf fen  ^  (/a7a//e)i.  BSi. 

Vgl.  Gil-Lu]/]ii.  Entstellung  von  rjimijffm  od.  zsges.  mit  ythn. 

Gin-:  einer  der  viel  gähnt  B  lt.  Zyro;  Ginnöffel: 
Tölpel  Z.  ,Du  bist  ein  rechter  gynöffel!'  Rükf;  son.st 
nur  in  der  EA.  Ginaffe  BM.,  Ginaffel,  Ginöffel 
B;  L;  ScHW  feil  ha",  niüssig  gaffend  dastehen. 

Vgl.  ,Ioh  giu  und  gaff  und  bin  ihr  Äff',  von  eiueui 
närrisch  Verliebten.  Uhland,  VL.  64'2.  Mhd.  ginen,  f/innen. 
Maul  aufsperren.  Die  Form  Ginöffel  mag  auf  Anlehnung  an 
öffnen  (vgl.  Gienop,  Ganoffa,  Uulop  anderer  deutscher  MAA., 
Mulauf  bei  Fris.  1568,  945»,  ,das  Maul  offen  vergessen.'  Gotth.) 
oder  an  Löff'd  (vgl.  bair.  Gienlöffd)  zurückzuführen  sein. 

„gin-afflen,  gin-öfflcn:  mit  weit  offenem  Mund 
und  Augen  niüssig,  dumm  neugierig  dastehen  B;  Vw; 
Zg",  ginöfflen:  gedankenlos  herum  laufen,  bei  der 
Arbeit  zerstreut  sein  AaZcI. 

gin-affen:  offen  stehen,  zum  Vorschein  kommen. 
,Eine  Wunde  im  Haupt,  dass  ihm  die  Scheitel  herfür 
genaffet.'  1586,  DZwinger. 

Gir-  m.:  von  einer  citeln  Weibsperson.  Gotth. 

Umdeutung  des  Fremdvv.  Giraffe  f.  mit  Anlehnung  an 
ijireii,   knirreu,  viell.   auch  au    GiJ-aff. 

Glar-:  Gaffer  B,  Tölpel;  der  alles  ,beschnüselt'  Bs. 

—  Von  glaren. 

glar-affen:  mit  stieren  Augen,  mit  dummer  Ver- 
wunderung dastehen,  tölpelhaft  umherschauen  B.  — 
an-:  angaffen  B. 

Gras-:  1.  einfältiger  Mensch,  bes.  als  ernste  oder 
scherzhafte  Schelti^  für  junge  Leute,  naseweise  oder 
drollige  Kinder,  vorwitzige  Mädchen  Aa;  Bs;  B;  „L"; 


101 


Af,  ef  If.  of,  ut' 


102 


ScH;  Z.  —  2.  voiiichtliche  Bezeichnung  der  Kinder  von 
.Grasbürgern"  (ausserhalb  der  Stadt  angesessenen 
Bürgern  oder  geradezu  Landleuten  ?)  Spreng. 

Bei  Grau  donkt  man  unwillkürlich  an  ,jrün',  dieses  aber 
steht  oft  bildlich  =  unreif;  (Imimff  bezeichnet  also  die  Un- 
reife des  Geistes,  verbunden  mit  dem  Hang  zu  voreiliger  Nach- 
ahmung Erwachsener. 

Häli-  L:  1.  dummer  Mensch.  Tölpel.  —  2.  nichts- 
nutzige Weibsperson. 

Von  Häli,  Schaf?   Vgl.  HutihünMi,  ein  Backwf-ik,  und  dazu 

Hül-:  Mensch,  der  leicht  .beult',  d.  h.  laut  weint 
Bs.  —  Syn.  Pflenn-aff.  Bnid-aff. 

Himmels-  höhnt  Satan  einen  Engel  in  der  Com. 
Be.4ti. 

Hörn-  (Hürn-  BGu.)  Äff  allg.,  -Affle  f.  S:  1.  das 
Glas,  welches  den  von  runden  Scheiben  übrig  ge- 
lassenen Raum  ausfüllt;  der  Zwickel;  dreieckiges  oder 
rautenförmiges  Stück  Fensterglas  Aa;  Ap;  Bs;  B;  G; 
Vw;  Zg;  Z.  Gifs  l'ei  Schihe,  so  git's  doch  no  e  H.,  ist 
doch  noch  zu  Etwas  gut.  Streng.  ,yon  den  Fenstern 
zu  machen,  ist  gesin  52  schyben,  3.5  Hornaffen.'  1524, 
ScH.  .Hornaifen  verblygt  [mit  Blei  eingefasst]  und  ver- 
werkt.'  Axsh.  —  Suld.  1'',  749  gibt  dem  W.  weibl. 
'     Geschlecht.     -  2.  Schimpfwort  Aa. 

Bekanntlich  bestanden  die  ältesten  Fensterscheiben  aus 
dünnem  Hörn;  Äff  aber  mag  sich  auf  die  Gestalt  der  aus- 
geschweiften Zwischenstücke  beziehen,  welche  einigermassen 
einem  Männchen  mit  ansgespreizten  Gliedern  gleichen,  wie 
es  in  den  I  amen  gewisser  unförmlicher  Gebäcke  (Mal-,  Teig-, 
anderwärts  auch  Horn-Aff)  wahrsch.  eigentlich  einen  Zwerg. 
Kobold  bedeutet. 

Krut-:  Lümmel,  der  Dummheiten  nachmacht  Schw. 
-    Vgl.  Gras-aff;  auch  Kraut-junker,  Strau-aff. 

Mul-;    1.  =  Ginaff  allg.   —    2.  Muläffli  n.:    Be- 
nennung der  Pflanze  Löwenmaul,  antirrhinum  majus 
L.  oder  linaria  vulgaris  L.  Aa;  L;  S.  —  3.  Muläffeli: 
ein   Gebäck   L;    s.  Hornaff.         4.  „Weiberschuh 
I     ohne  Bändel  und  Schnalle  AaP." 

I  Mhd.  mü/-,  munt-affe.    Weniger  richtig  und  (da  (jinen  eben 

1  iHaul'  aufsperren  bedeutet)  viell.  nur  nach  Analogie  der 
I  verbalen  Zss.  Gin-,  Sperr-  Äff  usw.  gebildet.  —  Augenfällig  ist 
die  Vcrgleichung  der  Blume  und  des  Hausschuhes  mit  einem 
offenen  Rachen,  daher  für  jene  die  Syn.  Schnurre,  Leue-, 
Drache-,  Wol/aschiiörrii,  Frösche-,  Kalbamül,  Schnapper.  Nicht 
hieher,  sondern  zu  Mid-Vich,  gehört  MuJafe,  herrenloses 
Vieh. 

Mon-.  ,Der  Monaff  oder  Meerkatz  ist  dem  rechten 
Aif  zuowider.'  1563,  Tierb.  .Munaff,  simia  Prasiana.' 
ebd.    —    M.  =  Mond,  vgl.   Mondkalb? 

Her-:  Geck  ScnSt.  ,Dess  komt  manche  meoräffin 
[1693;  Mehräffinn]  und  mancher  stolzer  löffel  hoch 
dahär  geträtten  und  verkleidend  auf  einmal  mehr  dann 
ire  grossvätter  in  einem  ganzen  jar  gebraucht  betten.' 
SHocHH.  1591. 

Viell.  =  Monaff,  Meerkatze;  vgl.  Meerschwein  und  Meer- 
wunder, über  das  Meer  importiertes  fremdes  Tier. 

.Baj-;  Halbnarr,  Tölpel  UUrs." 
Umgedeutet   aus  ital.  bajaccio,   Hanswurst,    schwz.  sonst 
Paiaäs. 

Pflenn-  Bs  =  Hill-,  Briiel-aff. 
Blar-;  Gaffer  Z.  —  Von  Uare,  gaffen. 
Brüel-  Ba;  1.  Kind,  das  immer  weint.  —  2.  f'chreier, 
Prahler. 


Ror-.  .Die  grossen  nuwen  [neuen]  büchs,  de 
Roralf  genannt.'  Kessl. 

Sonst  ein  Bild  an  der  Orgel  des  Strassb.  Münsters,  das 
durch  das  Vfindwerk  (ein  Rohr)  mit  in  Bewegung  gesetzt 
allerlei  komische  Bewegungen  und  Grimassen  machte.  Das 
Geschütz  war  wol  scherzhaft  seines  Schalles  wegen  nach  der 
Strassburgerfigur  benannt. 

Rotz-:  grobe  Schelte.  Man.  —  Vgl.  Schnuder-Bueh. 

Schlar-:  Tölpel  Schw.  —  Aus  d.  folg. 

Schlur-:  „schlafsüchtiger,  schlaffer,  träger  Mensch 
L."  St.''  Noch  als  Geschlechtsname  in  .'^.  ,Veter- 
nosus,  fast  [sehr]  schläffrig,  schluraff.'  Pris.;  Mal. 
,Du  grosser  schlauraff  du.  Verschluckest  Wasser,  Brodt 
vnd  wein   in   einem   geschwinden  Nu.'    Wahrs.  1(?75. 

Mhd.  slur.  träge,  faul;  Schluri,  gedankenloser  MUssig- 
gänger  (Oberrhein);  plattd.  nluren,  schwerfallig  gehen. 

schluraffisch:  einfältig,  närrisch.  .Ich  wil  hie 
din  schl.  meinung  anzeigen,  ich  mein  nit  vil  lüten 
verstandinds.'  Gyrenrupfen. 

Schnar-  S.  Schnarr-  L:  ungeschickter,  dummer 
Mensch. 

Aus  Sihloniff  mit  Anlehnung  au  .schnarren'. 

Stun-:  ein  scheinbar  in  Gedanken  vertiefter 
Mensch,  Träumer.  Id.  B. 

Strau-.    Im  Str.,  Ortsn.  in  Flurlingen. 

Vidi,  stand  einst  dort  ein  Strohmann  als  Grenzwache 
oder  Vogelscheuche. 

Teigg-:  1.  Tölpel,  Pinsel;  dumm  vorwitzige, 
unbesonnene  Person  Bs;  G;  Vw;  W;  Z.  Unreifes 
Bürschchen  oder  Mädchen,  welches  sich  doch  eine  Be- 
deutung geben  will  und  mit  diesem  Namen  gedemütigt 
wird.  Spreng.  Mit  dem  Nebenbegriff  der  Bosheit  GA. 
—  2.  spottende  Benennung  des  Bäckers  Aa.  —  3.  übel 
geratenes,  talkichtes,  blasses  Gebäck.    Spreng. 

Urspr.  wol  ein  Gebäck  in  Form  eines  A. ;  vgl.  JJäli-, 
Horn-aff,  Mül-äffli;  dann  übertragen  auf  Menschen  t.  nach 
dem  Vorgang  des  Grundw.,  t.  weil  das  Bestimmungsw.  ,Teig" 
sich  leicht  übertragen  Hess  auf  geistige  und  leibliche  Schwäche 
und  Unreife ;  vgl.  Tirggel  und  die  RA. ;  Wenn  iV  en  Narre 
Witt,  so  mach  en  hrötige,  einen  aus  Brot  (Teig);  mhd.  unge- 
bachen,  ungezogen,  s.  Baeho/en.  .Weckgesicht ,  visage  de 
pomme  cuite.' 

Tal-  ö  Ap;  Gr:   dummer  Kerl  Ap;  Gr;  ScHwMa. 

Viell.  von  dalen,  tälen;  doch  vgl.  auch  Galaff,  wie  das 
lautliche  A'erhältniss  von   Ueigg-  zu    Teigg-aff. 

Dreck-:  Schelte  für  ein  unsauberes  Kind  Bs. 

Zwäng-:  Starrkopf  Bs. 

„äffen,  er-:  zornig  werden  W."  Auch  äffe  cho, 
ebd.,  eine  Konstruktion,  welche  dem  benachbarten 
Französsich  abgesehen  zu  sein  scheint. 

äffen:  1.  erzürnen,  ärgern,  trans.  und  reti.  Gr. 
Hieher  viell.:  ,Es  äfft  sich  wie  eine  Katze.'  Kirchhof. 
Spr.  286.  Die  Meerkatze?  -  2.  betrügen,  betören. 
BossH.  Wint.  Chr. 

ab-:  ärgern  Gr. 

nach-:   nachahmen,   vom  Teufel  gegenüber  Gott. 

afflich,  afflig,  äfflig,  äffli:  zum  Zorn  reizend, 
ärgerlich  Gr. 

Afferi  -'s  f.:  Dummheit  IJ. 

Äffli  s.  Laff'e.        afa,  afe(d),  afiy  s.  (uifancjen. 

Afarantes  m.:  Verweis  Ap. 

Entstanden  durch  Vermengung  der  WW.  Kaviluntis  und 
Affronle. 


Af,  ef,  if,  of,  uf 


104 


AfTäre  «fi'n  Z,  /'  u./^  kurz  ^  Aa;  L;  Vw,  a/rf/v. 
•if'^re  Bs  f.:  1.  Angelegenheit,  Geschichte,  Ge- 
schäftssache. '.9  isch  eu  A.  vo  20  Franke.  —  2.  Streit- 
sache, Streit.  Die  ztmi  hein  <ienij  Affären  .z'siiwen 
BKi.   —   Vom   frz.  afioin: 

affart  s.ehifiirt.  Äff]  s.  Anfii/I.  affcl.  a  fei. 
■ifel  s.  ahril 

Affeltranger  m.:  eine  Art  Äpfel  Tu. 

Von  Affiltinniiru,    Name    eines    Dorfes.    —    Syn.    iriu/,«- 

Affelträngler.  .\ffeltrangerbir:  eine  Art 
Birnen  Th. 

affeng  f'fi'v  BM.,  «y"^f '  FSens. :  Adv..  mit  welchem 
man  seinen  Bericht  abkürzt  oder  auf  eine  Frage  einen 
imlifferenten  Bescheid  gibt.  A.  Büst  iez  z'frideV  B. 
Alje  F. 

Aus  der  frz.  Nachbarschaft  geborgt,  en/hi. 

afenne,  a fennig,  efenge  s.anfanyen.  Affen- 
öli  s.  Ariönli. 

.\veiltiir,  Abentür  n.:  etwas  Ausserordentliches, 
Seltsames,  Wunderding.  Untier  W.  In  unserer  ä.  Lit. 
läs.st  sich  noch  folgende  Entwickelung  der  Bed.  er- 
kennen: 1.  Ereigniss,  bes.  ein  unerwartetes,  wunder- 
bares. ,Nu  wil  ich  noch  ein  notpflaster  umb  abentür 
willen  [für  alle  Fälle]  dazu  setzen.'  LHdschr.  XV. 
.Wäre  noch  gar  vil  anfentür  zu  schriben'  [von  allerlei 
Wechselfällen].  Edlib.  Manuel  nennt  .afentür'  den 
Gegenstand  eines  Schauspiels,  Gengenbach  die  wunder- 
baren Wirkungen  der  Liebe.  .Mit  was  für  Abentheur 
erschreckst  du  mein  GemüthV-  1755,  FJHerm.  ,Die 
Zinzendorflschen  Schriften  zu  sammlen,  als  ein  besonders 
7nerkwürdiges  Abentheucr  in  der  Kirchengeschichte.' 
17.54.  —  '2.  Wunderbares  Ding,  bes.  von  Tieren. 
,Dise  seltzame  gehürnte  Hasen  sind  von  den  Fürsten 
als  abenthür  behalten  worden.'  1563,  Tierb.  ,Diser 
Meer.stern  ist  ein  mächtig  abentheur,  wirdt  sälten 
gefangen,  fleyssig  behalten.-  1563,  Fischb.  u.  ö.  bei 
Forer.  ,So  einer  ein  Kj-ebs  mit  Brantenwein  besudlet 
vnd  den  Wein  anzündet,  so  wirdt  er  roht,  mag  also 
zu  einer  abendthüwr,  mit  gesottnen  Krebsen,  läbendig 
gezeigt  werden.'  1661.  Cvs.  Und  noch  1735  wird  ein 
von  einer  vornehmen  Dame  gehaltener  Affe,  der  die 
Leute  belästigte,  ,dises  Abenteuer'  genannt.  In  dieser 
Verbindung  fast  subj.  ^Verwunderung;  entschieden 
so  bei  Forer:  ,Mit  grossem  verwunderen  und  oben- 
theür  der  zuschauweren.'  —  3.  Wunderbare  Wirk- 
ung, Zauberei,  Blendwerk.  .Mit  wunderbarlichem 
Blut,  das  sie  alles  mit  Abenteur  [täuschender  Kunst] 
zubereytet  hatten.'  B  1507.  ,Was  grosser  obenthür 
vnd  bossheit  sy  mit  einem  Ordensbruder  getriben.' 
1569,  LIiAv.,  wofür  1670  ,sehr  übel  betrogen.'  .Des 
Luters  dicht  ist  nitt  gestift  uf  abenthür  als  etlich  lur 
.schribcn.'  Thurgöw.  Pur.  ,Verbotten  ding,  buoben- 
stück,  abentheur  vnd  affenspiel  durch  solcherley  zau- 
berisches wortsprächen  anzurichten.'  1646,  Gwerb.  — 
4.  Glücksspiel,  Wagniss.  ,In  den  glükhafen  legt 
einer,  der  sein  abenthür  bestahn  [sein  Glück  versuchen] 
wolt,  ein  kreutzer.'  Bulling.  Chron.  -  5.  Preis,  Ge- 
winnst XV.  XVI.  .Und  welicher  mit  dem  armbro.st 
die  allermeist  schütz  gewinnt,  dem  gipt  man  die  besten 
aventür.'  1465,  SWochenbl.  .[Wir]  fugen  vch  zu  wissen, 
dz  wir  diss  hienacli  benempten  kleinit  vnd  abenturen 
fry   ussgeben    vnd   darumb    schiesscn    lassen   wollen.' 


Büchsenschützen  Z  1472.  , Hören  wer  jetlichen  offentür 
gewunnen  hatt.'  Edlib.  ,.\in  fri  gesellenschiessen,  dabi 
ain  onargwönige  und  redliche  afentur  uss  dem  vesslin 
oder  baten.'  1485,  Vadian.  ,Brabium.  Die  abentheur 
oder  gaab,  die  man  aussgibt,  es  scye  zelauffen,  zefächten. 
zeringen'  usw.  Fris.  Noch  1792  gebraucht  HsEMaurek 
das  W.  in  dieser  alten  Bed.,  aber  walirsch.  nur  ver- 
anlasst durch  seine  Quellen.  Ausnahmsweise  von  im 
Krieg  erbeuteten  Silbergeräten  und  Seidenstücken : 
Srukl.  1,  319,  No.  926. 

Schon  Mal.  fand  die  Sehreibung  ,Aventeur'  besser  als 
, Abentheur',  weil  das  W.  aus  dem  frz.  aventure  lierkoninie. 
ühi.  üvtntiure  {.  In  unserer  Literatur  des  XV.:  ,obenthure, 
abentür,  aventür,  abentür,  obentrie';  später  auch  ,afreudiii-. 
obventur,  anfentür,  oifentUr';  oft  mehrere  Formen  bei  ein 
und  dem  selben  Autor;  im  XVII.  nur  ,Aben-'  und  jetzt  mit 
sächl.  Geschl. ;  bis  dahin,  wie  es  scheint,  nur  weih],  (ein 
Mal,  bei  dem  ungeschickten  Stilisten  Edlibach,  m.|.  Einige 
der  obigen  Formen  viell.  angelehnt  an  , Affen,  offen',  wie  an 
,theuer'  (mhd.  tiitre  auch  =  selten) ;  , obventur'  gelehrte  Um- 
deutung  auf  lat.  obvenire,  vorkommen;  ,obenttrie'  scheint 
nach  Analogie  der  roman.  Ableitungen  mit  ia,  frz.  iV  (nhd.  ti) 
gebildet.  —  Für  das  aus  der  neueren  Schriftsprache  etwa 
herübergenommene  \V.  gilt  die  Aussprache  abeilir  oder  mit 
Umdeutung  öbigtür.  Ein  nicht  mehr  verstandener  Nachhall 
der  ,rrau  Aventure'  scheint  in  dem  Volksliede  Z'Stramhurg 
ist  f«  Ma.  de  had  zeh  [10]  Fraue  <jha:  Die  erat  häd  ghelmc 
0/etäi;  erhalten  zu  sein. 

aventüren  aß-,  af-i-,  nßi-:  die  gymnastischen 
Nationalspiele  betreiben,  haupts.  die  alten  volks- 
tümlichen, an  verschiedenen  Orten  auf  bestimmte  Tage 
festlich  veranstalteten  Wettkämpfe  im  Springen,  Wett- 
laufen und  Steinstossen.  Eu  BüiigU  affitüre,  einen 
Gang  in  solchen  Kämpfen  wagen  LVizn.;  Schw;  Zg. 
Eine  Beschreibung  s.  Pilger  von  Einsiedeln  1869, 8.253. 
,Ein  Schwerdt,  darumb  zu  abenturen  und  zu  mutwillen' 
[spielen].  Hafner  1666.  , Jetlichem,  so  ditz  abenthüren 
gewinnet,  ain  fennli  darzuo  geben.'   G  1485. 

Mhd.  äventiuren;  eig.  auf  Abenteuer  ausgehen;  daher 
1.  Lotterie  spielen.  ,Und  welche  Personen  darin  obeu- 
thuren  wollen,  die  mögen  ihre  Namen  einschreiben  lassen 
und  für  jeden  Namen  einen  Baselplappert  in  die  obenthurc 
des  hafens  legen.'  Bs  XV.  —  2.  einen  Liebcshandel  be- 
treiben; spielen,  tändeln  (mit  einer  Weibsperson).  .Daseiner 
Nothzwang  mit  einer  Magt  gebrucht  oder  mit  ir  geafentürt.' 
1564,  Stadtr.   Wesen. 

Aventürer  m.:  1.  herumziehender  Gaukler, 
s.  Aventür  3.  ,Ir  affentürer  vnd  gougler  erzeigend 
ein  klein,  was  ir  gelert  han.'  Zielv.  ,Abentheürer, 
die  die  himmelreycli  machend,  cü'culatores,  ventilatores, 
histriones.'  Mal.  .Cybisteteres,  Gaugier,  oftenthürer, 
die  da  lufftsprüng  thuond  oder  das  Mülerad  genaimt, 
springend  und  bürtzlend.'  Fris.  ,Mimus,  Ein  gaugkler 
oder  afenthcürer,  der  allerley  weyss  und  bärd  nach- 
thuon  u.  anteren  kann.'  ebd.  ,Hi.strio,  Comijdispieler, 
abendtheurer,  Schauspieler.'  Denzl.  1677.  1716.  .Ein- 
falt lüt,  welche  von  denen  affentürern  betrogen  und 
verfüert  sind.'  Bullixg.  Widert.  —  2.  Goldsehmid. 
.Dise  Artikel  sollen  die  Goldsehmid  und  Abentüru  zu 
halten  sweren.'  1493,  Z.  [schwachformigesn6e«fii/-e,ni.!'] 
,Dietrich  von  Duten,  der  Abenthewrer.'    1472,  Absch. 

Die  erste  Stelle  in  2  deutet  ausdrucklich  auf  sesshaftc 
Leute;  doch  könnte  das  W.  urspr.  von  jenen  Venedigeru 
gebraucht  worden  sein,  welche  nach  edeln  Metallen  gruben 
und  in  der  Volkssage  auch  als  Zauberer  erscheinen;  vgl. 
Aventür  3;  Vgl.  aber  auch  , abenteuern,  Metalle  erproben' 
(Lexer),  zu  Aventür  4  und  , Abenteuer:  Waare,  bei  der  man 
wagt,    weil    man   ihre  Beschaffenheit   nicht   leicht   erkennen 


1(1.1 


Af,  et;  i1'.  (if. 


106 


kauu.'  Schmid.  Das  Fisclib.  1563  spricht  von  ,abenthemern 
uuii  Triakcskiämern',  welche  Schalen  [von  einem  gewissen 
Fisfhu]  zeigen  [als  Wunderdinge,  Avenlür  S].  ~  S.  auch 
WeiilurU-rer. 

Aventüret  m.:  die  festliche  Betreibung  iler  oben 
erwiilinten  Spiele  an  bestimmtem  Ort  und  Tag  Schw. 

aventürig  a/'ttüriij:  feinsinnig,  leicht  und  richtig 
merkend  oder  beobachtend,  gewandt,  lebhaft,  bes.  von 
Kiniiern  Gl.  —  In  unserer  ä.  Spr.  1.  abenteuerlich, 
seltsam,  wunderlich;  vgl.  Aventär  1.  3.  ,Affentürig 
fantasteu.'  Salat.  ,Ein  wunderseltzam,  abentheürig. 
frömd  thier.'  Tierb.  1.503.  [Ein  Tisch]  ,mit  einem 
abentheürigen  scheützlichen  grind.'  ebd.  ,Wir  hend 
ein  abentürigen  früemässer  ghan,  der  schweizt  den 
hergott  allweg  in  einem  pfennlin.'  1.530,  Strickl.  ,Ein 
selzamer  oft'entürig  man'  nennt  der  Narr  sich  bei  Euef. 
.obenthürig'.  1549,  Aal.  —  2.  gewagt,  kühn,  dro- 
hend>  vgl.  Arentür  4.  .Der  Himmel  was  offendüryg 
mit  aim  zornigen  Wettar.'  1527,HsStockar.  ,Die  jungen 
gsellen  sind  abentürig,  stark  und  muotwillig.'  Manuel. 
Von  Anschlägen:  , ofentürig'.  1525,  Ecjli,  Act.  —  3. 
schlau,  listig,  gewandt,  geschickt;  vgl.  Aventür  3. 
,Callide,  Geschydlich,  listigklich.  abentlieürig.'  Fris. 
—  Vgl.  ufertür. 

aventürisch  =  acentürig  1.  ,Abentürsch  knaben'. 
seltsam  aussehende.     Salat. 

aventürlich  ale-,  ajxt&rUy :  schauerlich,  z.B.  vom 
Geschrei  der  Eulen  B. 

Afer  ScH,  Afere.  dim.  .\fi  Gl:  Afra.  weiblicher 
Taufname. 

Affer.  Die  Gerber  sollen  keine  After  an  dem  Lcder 
las.sen,  damit  es  grossem  ,Schyn'  habe,  sondern  selbe 
ab.schneiden.     1463,  L. 

Vgl.  ?  bair.  Afen,  das  Seiteuonrtc  einer  Sohlluiut;  A/tr. 
oberer  Rand  eines  Feldes. 

Afernacliter:  Wein  von  Auvergnier  S. 

afert,  äfert.  afort,  afurt  s.  einfart. 

afertschinen  s.  afterscMnen. 

Afgi:  Dim.  des  weibl.  Taufnaniens  Afra  Gl. 

Afi  n.,  dim.  Afeli  BHa.,  Äfi  (Jl:  1.  weibl.  Taufn. 
Afra  BHa.;  Gl.  —  2.  äfi  einfältig  furchtsames 
Geschöpf  Gl. 

Letzteres  wol  nur  der  zum  Appellativ  gewordene  Eigenn. 
lind  von  diesem  durch  die  Verschmähung  des  Umlautes  ab- 
ifesnndert. 

Avikat,  Avlikat,  Äff-  s.  Adrolat. 

Avionli  Uviöitdu  Aa;  L,  Haviundli  BEmm.,  Affi- 
höndli  Aa,  Ofenöndli  L,  Affenöli  Z  ö*  ZSta.  n.: 
Veilchen  und  zwar  sowohl  Viola  odorata  als  arvensis 
anct.  L.  Da  die  Zeit  der  ersten  Veilchen  mit  einem 
Termin    für    Dienstbotenwechsel    zusanmientrifft,    so 

;  singen  die  Kinder  in  Stammheim:  Affen-,  Affenöli! 
Meister,  gim-mer  's  LÖli,  leg  de  Seekel  iif  de  Tisch  itnd 
(fim-mer,  wa  d'mer  schuldig  bist. 

Vgl.    ViSnli.     Das  vorgeschobene  a    (lia  und  umgedeutet 

1     ■iff,  Ofen)  ist  kaum  ein  rein  lautlicher  Vorschlag ;  vgl.  Gu/enöiüi, 

',     Schmöckeronli. 

l         Avis  s.  An-wls. 

\  Afflentschen  s.  uhliindsch  Sp.  42.  ,Im  Aft'- 
lentschen  herum  lasset  man  die  Schafe  in  Wäldern 
laufen.'  1732,  SLitrz. 

Horn-AffU    s.  H.-Aff.         afoche  s.  (nifanfien. 


Aifolter  m. :  Apfelbaum,  jetzt  nur  noch  als  Ort  s- 
und G  esc  hl  echt  sn.  Im  Äffnlter  S.  AffoUcrc.  Name 
mehrerer  Ortschaften  bes.  in  B;  Z. 

Mhd.  apfaller,  affaltn:  —  Mit  der  app.'llativin  Heil.,  aber 
als  weibl.  Suljst.  (ahd.  ,i/,/.,lt, ,„]  n.ich  in  schwz.  Urkunden: 
,zu  der  affoltren',  ,vün  di  i  -izwi-rt.  n  a.',  .unter  die  a.'  In 
der  sclieinbaren  Bildiingssilli.-  str.kt  got.  triu,  ags.  trcöv  u., 
eng!,  tree,  Baum.  Affottcrc"  eig.  Dat.  ,bei  den  Apfelbäumen' 
oder  ,bei  dem  A.'  —  Vgl.  auch  Äff  hol  der.  Affdtrumjen  aus 
Affidtn-wam/cn. 

affolterin  Adj.:  von  Apfelbaumholz.  ,A.  holz', 
von  wilden  Apfelbäumen.     Arp,.  1861,  137. 

.affolteren:  die  Sprossen  an  den  Weinreben  ab- 
schneiden oder  wegbrechen  W." 

Afrika.  ,A.  bringt  allezeit  was  neues.-  S|ir\v.  liiHl. 
Klixhl. 

Mit  Beziehung  auf  die  Wundergeburten,  ilii;  unter  diin 
heissen  Himmel  vorkommen  sollen,  und  angi-wi.ndet  auf  un- 
beständige, wankelmütige  Menschen. 

Afrikaner  m.:  eine  Art  Spätkartottel  Gl;  Z.  — 
Syn.  Amerikaner.  Korsikaner. 

."Vfrikat  s.  Advokat. 

avrisieren  f.  avisieren,  benachrichtigen.  ÖLVolks- 
gespr.  1,  9. 

Affrunte  AaEh.  ;  Bs;  ZStdt,  -f-  Sch ;  S  ;  Z,  Af'eriinte 
Th.  Af'erant  aScnw,  f.  Bs;  Z,  m.  Aa;  S:  Schimpf. 
—  Aus  dem  frz.  affront  m.    Vgl.  Afnratitcs. 

affruntli(g):  grob,  unverschämt  Bs. 

affruntierli(g):  Aa;  Bs,  afrontierli  S.  affraii- 
tierlig  Ap,  afferentierli  Schw,  verafferontierlig 
GWa. :    ebenso. 

affrontieren  tr.:  Einem  Schande  machen  Uw. 

äferen  fi  {ä  Aa;  BO.;  Th,  a  AADegerf.):  1.  wieder- 
holen, naraentl.  mit  dem  Nebenbegr.  der  Belästigung 
der  Zuhörer  Gl;  Unnützes  schwatzen,  Geheimnisse 
ausplaudern  ÄASeet.  ,Dasselbig  hab  ich  zum  teil  in 
der  Katstuben  ufgeschriben,  darnach  mit  flyss  an  miner 
herberg  widerumb  gcäfret.'  Zwingli.  ,Eepetere  verba, 
widerumb  ä.  oder  sagen.'  Fris.  ,Deuteronomion.  das 
Gesetzt,  das  wider  ausgelegt  oder  geäferet  ist.'  Bis. 
1560.  ,ltero,  ich  thue  widerumb,  ich  ättere.'  Dasvp. 
,Dass  aöllich  burgrecht  ein  lang  Zyt  ungeäfert  beliben' 
[nicht  mehr  erneuert  worden].  15'27,  Absch.  ,Echo,  so 
die  stimm  das  letst  wort  allweg  widerhallt  oder  äferet.' 
Fris.  ;  ebenso  LLav.  1569,  wofür  1670  , widergibt'. 
Daher  auch  nachahmen:  ,Vultum  alterius  fingere, 
eines  angsicht  ä. ,  sähe-n  [aussehen]  wollen  wie  ein 
anderer.'  Fris.  ,Ein  burgstell,  heisst  Castellmuro  uss 
äferung  des  fleckens  [Muro]  darunder  ligende.'  1.538, 
ÄgTschudi.  —  2.  wieder  vorbringen,  namentlich 
etwas  Widriges,  Streitiges  neu  anregen  mit  der  Ab- 
sicht, es  zu  beklagen,  zu  tadeln,  nachträglich  zu 
berichtigen  oder  zu  bestrafen;  in  der  Schweiz 
bes.  und  viell.  zuerst  auf  das  Kecht  angewandt.  Auch 
(doch  selten)  mit  Acc.  P.  =  rächen:  Wer  mit  einem 
über  die  vierte  Linie  hinaus  verwandt  ist,  hat  ihn 
nicht  ,zu  ett'ren  noch  zu  rechen'  [was  sonst  Sache  der 
Blutsverwandten  war].  1496,  Baden.  ,Synen  tod  ze 
ä.,  ald  ze  rächen.'  1634,  Kyburg.  Häufig  in  die 
schwächere  und  allgemeinere  Bed.  klagend  vor- 
bringen übergegangen.  ,Wo  söllich  Lümbden  fallen, 
das  soll  man  vor  den  Eidgenossen  ä.'  1478.  ,Wie  wol 
ich  noch  grössers  ein  zyt  bar  ungeäferet  geduldet  hab.' 
ZwiN(a.i.     .Weil    es    doch    gelerte    leut    geandet    und 


107 


Af.  ef.  if.  of,  uf 


108 


geäfert  und  übel  sicli  darob  beklagt  habend.'  Vad.  In 
4.  Rang  stehen  Lidlöhne,  ,doch  das  sy  nit  über  jar 
und  tag  ongeäffert  angestanden  sygend.'  1555,Winterth. 
,Das  er  etliche  Jahr  soUieherley  geschir  veil  gehcpt. 
allso  das  es  im  nie  geeffert  worden.'  1598,  Z.  .Petrus 
hat  geandet  und  geäferet  der  Juden  urtheil  über 
Christum.'  1650,  Wtss.  ,Man  darf  nun  auch  deinen 
Tod  nicht  mehr  äffcren,  und  denselben  den  deinigen 
aufrupfen.'  Iti94,  Meyer.  ,GeTorderet,  geandet  und 
geäpfferet.'  170(5/17(55,  Stadtr.  L.  ,Wann  ein  Bing  in 
6  Jahren  Ton  dem  rechtmässigen  Besitzer  nicht  ge- 
äffert,  gehandhabt,  gesucht  oder  nachgefragt  wird,  so 
fallet  dasselb  einem  Amptmann  zu.'  1666,  H.ipner. 
In  der  heutigen  Volksspr.  nur  in  dem  allgemeineren 
Sinn :  a)  etwas  geschehenes  Unangenehme  wieder 
hervorziehen  und  sich  darüber  ereifern  Gl;  G, 
tadeln,   rügen  Aa;  Ap;  Fr;  Th;  Uw;  Z.  —  b)  refl. 

1)  sich   widersetzen,    widersprechen    Ar;   Gr;   L. 

2)  wieder  aufbrechen  von  einer  alten  Wunde  L. 
—  3.  unbebautes  Land  anbauen,  bearbeiten  Aa;  Bs, 
oder  bereits  angebautes  durch  weitere  Bearbeitung 
verbessern,  in  höhern  Wert  bringen  BEmm.,  auch 
solches  Land  vergrössern  durch  Übergriff  auf  an- 
grenzendes Privat-  oder  Staatseigentum  Bs.  Einen 
Acker  , äffern,  buwen,  nutzen,  niessen'.  Erblehenbr. 
1576,  L.  Ebenso  von  Matten.  161'2,  Laupen.  , Weder 
mit  Pflug  noch  Hauwe  etwas  ä.'  1613,  Gormund.  Bei 
Verleihung  von  Reblehen  wird  bedungen,  sie  getreulich 
,zu  buwen  und  zu  ä.'  BGranson  1654.  .Alles  Hinaus- 
äferen  [über  das  Privateigentum  in  das  öffentliche] 
ist  verboten.'     1770,  BsRq. 

Mhd.  avcrn,  üvcrn;  der  Umlaut  deutet  auf  eiu  ahd.  avftijan 
neben  avarön;  TOD  avar,  wieder,  unser  aber  (daher  fränk.  das 
Vb.  öieni  und  ZW.  toideräbere).  Der  etym.  Zusammenhang 
zw.  Adv.  und  Tb.  muss  sich  früh  gelockert  haben  und  das 
Vb.  in  die  obd.  Dialekte  aus  den  mitteld.,  deren  v  es  behielt, 
aufgenommen  worden  sein.  Die  der  Schweiz  eigentümliche 
Bed.  3  erklärt  sich  daraus,  dass  der  Anbau  des  Bodens 
regelmässige  .Wiederholung'  gewisser  Arbeiten  verlangt. 

über-:  einen  Nachbar  überpflügen,  oder  mit  der 
Hacke  über  den  Markstein  fahren.'  Spreng. 

er-:  1.  wiederholen,  wieder  vorbringen,  auch 
die  Worte  eines  Andern  BO.  ,Sy  widerumb  zu  e.  un- 
notwendig.' 1550.  Altstetten.  .On  not  der  lengo  nach 
zu  e.'  WüKSTis.  ,Als  klag  und  antworten  eräferet  und 
damit  die  sach  zum  Rechten  gesetzt  ward.'  1550.  An 
Etwas  erinnern.  Wurstis.  ,Wo  jemand  gegen  einem 
Sohn  etwas  anhenken  wurde,  solches  aber  bey  der 
Eiteren  Leben  nit  eräferte.  der  soll  seyn  Ansprach 
verloren  haben.'  LStadtr.  1706/65.  —  '2.  in  höhern 
Wert  bringen,  vermehren,  verbessern  (ein  Landgut, 
Vermögen)  BO.;  urbar  machen,  reuten  BBe.  1699. 
,l)ie  (iüter  in  eeren  han,  erefern  und  erbuwen.'  1548, 
Bs.  Die  B  Obrigkeit  rügt  1654,  dass  der  Ertrag  eines 
Reblehens  , wegen  Mangel  Eräferung'  abgenommen.  — 
3.  „refl.,  sich  erholen  BO."  —  4.  refl.,  sich  er- 
zürnen ZWehnt.  —  Letzt«res  wol  aus  Vermengung  mit 
»ich  ei-i/cre"  entsprungen. 

wider-:  1.  wiederholen.  ,Was  etwan  repetiert 
und  wideräferet  wirf  JUGrob  1619.  ,Ir  [der  Lerche] 
stimm  ist  Lü,  lü.  diso  wideräferet  sy  oft't.'  Vorelb. 
1557.  ,T)ass  die  ding  so  cinost  gerecitiert,  wider  äferet 
werden.'  XVI..  Schulordn.  Brugg.  ,Eine  Baden-Cur 
w.'  1702,  SHoTT.  -  2.  eine  rechtliche  Festsetzung 
wieder  in  Frage  stellen.    .Dass  dcsselbigen  Söhn 


solchen  alten  Handel  gegen  dem  gottshuss  wider- 
üfferten.'  Cvs.  Das  Z  Erbrecht  von  1716  handelt  vom 
.Wiederäfern  schon  gemachter  Teilungen'  und  in  Z 
schloss  bis  zur  Revolution  jede  Malefizsentenz  mit  der 
Formel:  ,So  jemand  dieses  Urtheil  wiederäferte'  usw. 
Noch  SGessner  schreibt:  .Er  hat  sein  Letztes  ohne 
Wideräferung  auf  sich  genommen.'  —  3.  widerbellen, 
maulen  BSi.;  gelegentlich  mit  Dat.  P. :  Einem  seine 
Reden  zurückgeben,  Vorwürfe  erwiedern  Z. ;  Syn. 
Eim  ume-,  use-g'e. 

Bröseli-äferer:  Einer,  der  Andern  Kleinigkeiten 
vorwirft   oder  aus  nichtigen  Gründen  Streit   anfängt. 

äferig:  eifrig,  emsig,  strebsam  BsL.;  s.  uferen  3,  h. 

Äferil  soll  nach  GMeyer  vKn.,  Z  2,  139  ein  Klei- 
dungsstück für  das  weibliche  Geschlecht  geheissen 
haben.  —  Würde  wol  lautlich  zu  engl,  ajwon.  Schürze, 
stimmen. 

Mord-Anfli:  eine  Art  Mordwaffe.  , Ander  münch 
haben  euch  verborgen  mordöufly  tragen.'  1531,  Strickl. 
Act.  3,  336.  [Ein  anderer  hatte  ein  ,Bieli'  unter  der 
Kutte  versteckt  getragen.]  Kaum  verschrieben  oder 
verlesen  f.  ,Wäfly',  kleine  Waffe. 

Eva,  Ev,  Evi:  1.  weibl.  Eigenn.  —  2.  appellativ 
von  Personen  weibl.  Geschlechts  in  ungünstigem  Sinne. 
E  recliti  Er,  Person,  die  immer  nach  etwas  gelüstet  Z. 
Evi,  Scheit-  und  Spottname  für  .Weib'  AaZo.  EcU, 
ein  duimnes  Mädchen  BBe.  ,Unzüchtig  in  dem  leben, 
im  bösen  gar  geübt,  Ey  wie  sind  ihr  so  hübsch.  Euch 
Evly  thund  wir  nennen.'  Wahrs.  1675.  —  3.  geradezu 
=  Eraueli  ZLunn.,  mit  Bezug  aut  den  Namen  unserer 
!:tammmutter  als  Repräsentantin  des  weibl.  Geschlechts. 

Evi  hie  und  da  auf  Gtnovem  gedeutet.  —  Vgl.  auch 
Vereli.     Xei-U. 

cven:  gelüsten  nach  Etwas  Z. 
evlen:  ein  Weib  nehmen  BO. 

Evangelinin  evamßi  Vw,  crryelidtm)  Z.  Evenieli 
Uw,  E villi  AiKaisten,  n.:  in  bildlicher  Anwendung, 
Richtschnur  oder  Inbegriff  des  Glaubwürdigen,  ge- 
botener Glaube.  Das  ist  ekes  E.,  nichts  Bindendes. 
D'Zuesag  ru"  rmneme"  Lüte"  ist  kei  E.  Sitlg.  Er 
ist  kes  E.,  nicht  zuverlässig  in  seinen  Reden  L.  An 
Einen  glauben  wie-n-an  en  E.  ZO.  .Als  warhaft't  als 
das  h.  Evangelium.' Fris.  ,Es  ist  kein  E.'  1692,  Mev.  Hort. 

Der  Nasal  schon  früh  der  Bequemlichkeit  geopfert:  ,cvi- 
gelisch'.    1527,   Z.    —    Vgl.   Ähangelion. 

Evangclier  m.:  1.  Diakon.  Gfr.  28,  125.  — 
2.  Vorleser  des  Evangeliums  im  Gottesdienst.  ,Item 
so  werend  vor  ziten  vil  priestcr,  evangelier,  epistier 
und  pfruendler  im  gotzhus  [S.  Gallen]  gsin.'  Vad. 

efannig,  efangig,  efennig  s.  anfangen. 

efatt:  Part,  der  Begründung,  halt  ZStdt.  f 
Aus  dem  Verkehr  mit  Italien:  in  J'aüo,  wirklich. 
Mül-efe  s.  Mül-Vich.        evel  s.  als- vil. 

Evemnk:    Nepomuk.     Han^  E.   heisst   beim  Volk 
die  Statue  des  Heiligen  auf  der  Brücke  zu  Kaiserstuhl. 
„ever!  ef'^r,  cverli!  Ausruf  der  Verwunderung  Zi;." 
Kine  Verbindung  der  Interj.  c  mit  rer,   der  eupheni.  Ver- 
stümmelung von  ,verdauimt'  oder  ,verfluecht'.     Die  diminut. 
Bildung   bedeutet  nochmalige  Ahschwächung  der  Beteurung. 

Eferi  e'/'rri  f.:  coli.  Bezeichnung  der  Wasser- 
gräben, zu  deren  Herstellung  auf  Grundstücken  der 
Eigentümer  berechtigt  ist  ZBenken. 


lüO 


Af,  ff,  iC,  of,  uf 


110 


Eiu  Cijinpüs.  aus  E  T.  (Gesetzmässigkeit,  Berechtigung) 
und  einem  von  Jann  abgeleiteten  Subst.  (vgl.  E/urlyruben) 
unJ  (las  Ganze  dann  mit  dem  weibl.  Suffix  -i  weitergebildet. 

EphcH  s.  Eppeii.        Evi  s.  Sevi. 

evig  s.  ewig.        E villi  s.  EvanyeUmn. 

eviva!  e/'i/'a.-  Euf  beim  Ansto.ssen  mit  den  Glä.sern 
GWa. 

efohc,  et'önd  s.  anfanyen.  efort  s.  cinfart. 
Eifel  s.  In  feie.         eifert  s.  cinfart. 

Eufersine  e^«/V«"'s-'  Euphrosine,  weibl.  Taufii.  Z. 

Iva  '"■".■  'ler  rätorom.  Name  der  PHaiize  Acliillea 
nuisi'liata,  Schafgarbe,  und  des  im  oEngadin  daraus 
bereiteten  bitteren  Branntweins  und  feinen  Liqueurs. 
Sknn,  Cliar.  '1.  I.     B.  1,  67. 

ifani  .s.  infam.        Ifele  s.  Li  feie. 

Ifer  l-  ni.:  im  Allg.  wie  nhd.,  docb  in  B;  S;  Vw;  Zo 
beschränlit  auf  die  Bed.  Zorn,  Groll,  Eaehsucht. 
Etwas  niiiiDiie)!  us  I.  tue":  En  I.  gegen  Eim  ha".  ,Wo 
kein  Eifer  ist,  da  ist  keine  Liebe.'  1692,  Mey.  Hort,  (hier 
viell.  =  Eifersucht).  ,Böser  Eifer,  invidia.'  1683,  Hosi'in. 

iferen:  wetteifern.  ,Die  schuler  .sollen  auf  ein- 
anderen eiferen.'     1683,  Hospin. 

herz-ifrig.  .Hallwyl  wählte  die  zur  Schlacht 
herzeifrigsten.'     Müll.  SchwG.  5,  64. 

Ifolter  s.  Fifalter. 

ofeli !  Ausruf  der  Freude  Bs.  —  V  Für  hafeJi,  schon. 

Ofen  »/"'f,  Fl-  Öfe,  m. :  wie  nhd.  Die  alte  Ein- 
richtung der  Häuser  kennt  nur  den  einen  ().  in  der 
Wohnstube,  dessen  Wärme  auch  der  Stubenlcammer 
durch  Öffnen  der  Falltüre  über  der  Ofenstege  zuge- 
leitet werden  kann.  Daher  0.  metaphorisch  =  Stube, 
Haushaltung;  eine  Genossenschaft  in  ZDürnt.  ver- 
legt ihre  Steuerbezüge  auf  den  ü.  Über  dem  0.  von 
Bauernstuben,  der  auch  als  Schlafstelle  dient,  befindet 
sich  ein  an  der  Oberdiele  angebrachtes,  meist  mit 
Vorhängchen  bekleidetes  Gestell  von  Holzstangen, 
Ofenstängli ,  an  welchem  Kleider  getrocknet  werden 
können.  —  Ö.  soll  man  6J»!  Nidsi'''gend  [abnehmenden 
Mond]  hauen ;  die  Mauern  springen  dann  weniger  Gr. 
—  Von  einem  Back-  oder  Schmelzofen  konnte  wol  ein 
Haus  ,zum  0.'  genannt  werden.  ,Eudi  zum  0.,  Gerber' 
S  1362.  ,Zum  hölzernen  0.',  Name  eines  Landgutes 
bei  B,  ,Weisser  Backofen',  ein  Ort  in  lllnau  Z.  —  Das 
Dimin.  Öfeii  ist  er.st  im  Laufe  dieses  Jhdts.  dazu 
gekommen,  einen  Zimmerofen  von  kleinerer  Ausdehnung 
zu  bezeichnen ,  dgl.  man  früher  nicht  kannte ;  seine 
eig.  Bed.  ist  entw.  die  eines  mit  dem  Heizofen  ver- 
bundenen Teiles  des  Kochherdes,  welcher  aus  der 
Küche  in  die  Stube  hineinreicht  und  zum  Kochen, 
Braten,  Warmstellen  dient  Z  (Syn.  Brät-,  Kiinst-Öfeli), 
oder  des  Kochherdes  in  der  Küche  selbst,  nämlich 
eines  geschlossenen  im  Gegens.  zu  der  primitiven 
Herd-,  Fürphitte  Aa  ;  BsL. ;  B.  —  Die  Bed.  des  0.  als  des 
Wärmespenders  spiegelt  sieh  in  folgenden  Sprww. 
ond  RAA. :  Er  hätt-si''''  aw''  gern  g'ivärmt,  aber  er  hed 
nid  chönne  zum  0.  cho  L  [vom  Anteil  an  einem  Ge- 
winn]. Der  nächst  am  0.  g'wärmt-si''',  kommt  dazu 
seinen  Vorteil  zu  nützen.  Sülger.  Uf-em  O.  erfröre. 
Rätsel,  mit  Beziehung  auf  den  Ofenpass  (Buffalora) 
in  (jR,  der  sehr  kalt  ist.  An,  in  en  ehalte  0.  hlase", 
sich  vergeblich  bemühen,  bes.  mit  Zureden.  ,Canere 
auribus  surdis,   in  ein  kalten  ofen  blaasen,  Müy  und 


arbeit  verlieren  mit  eim  zcu'eden.'  Fkis.  Si"  Not  em 
ehalte  0.  chlage.  Sulger;  s.  u.  Händ-cr  's  Liecht  in 
0.  g'stellt?  fragt  man,  wenn  der  0.  kalt  ist.  ebd. 
Warm  in  0.  ihi"  luaga",  tüchtig  einheizen  Gr.  Er 
cha"  kein  Hund  us-em  0.  locke,  versteht  Nichts.  Sllc;. 
Mit  lere  Worte  lockt-me"  ken  H.  us-em  0.  Z.  Wohi" 
gast?  Darauf  die  neckische  Antwort:  Neume  hi",  tvo 
kei  O.  stöt.  SuTERM.  Wem, -mW  dum  O.  am  meistu 
Respekt  hä"  sellti,  so  chert-mun  im  ds  Hindra  W. 
Nieinert  lobt  en  ehalte  0.  Sulg.  ,Die  hend  im  buosen 
haben,  am  0.  ston,  das  ist  faul  und  trag  seyn.'  Fris. 
Es  ist  en  Stock  im  0.,  er  mottet  [brennt  heimlich], 
Warnung  vor  unberufenen  Zuhörern  ScnSt.  Der  0. 
und  d'Frau  söllid  diheim.  blibe".  ebd.  Der  0.  als 
Backofen:  Im  <-Jiiillni  (>.  bachet-me  kei  Brod,  an 
Ungelehrigen,  Wi.hTspanstigen  richtet  man  Nichts  aus. 
SüLG.  ,Man  muss  den  Kuchen  backen,  während  der 
0.  warm  ist.'  Gotth.  En  alte  Ma  uni  Witz  und  e 
F. . .  uni  Hits  und  en  0.  uni  Gluet  —  die  drü  sind 
zu  nilnt  guet.  Sdlg.  Vor-em  Brot  in'n  0.  schhlfe", 
voreilig,  vorwitzig  sein  Gl.  's  Letst  im  0.  ha",  seinem 
Ende  nahe  sein  Z,  wie  schon  bei  JMey.  1692. 
.Jetzunder  haben  die  Predikanten  das  letst  im  0.' 
Chlosterguggu.  ,Wann  ich  Brot  backen  solte,  fiele 
mir  auch  der  0.  ein.'  Mey.  1692  =  mir  misslingt 
Alles.  Wenn  meh  Wiber  im-e  Hüs  als  Ö.,  so  ist  kei 
Fride  drin  L.  Als  Schlupfwinkel:  Hinder-em  0. 
hocke",  der  O.  Miete",  immer  daheim  bleiben.  Hinder- 
em  Ofe  ist  au'''  i"  der  Stube",  aber  nit  i-der  Mitti. 
Sulg.  Niemer  Kiirrht  (ipiK  r  hiiidrr'iii  (>..  im  nnd  scho 
selber  dert  g'sessr  ,.v/.  ,1/«"  ^nrrhi  Imir  hnnlerm  0., 
oni  är  seig  au  scho  d'rhtuder  ifsei  Vw.  Ilinder-em 
glichen  0.  g'si,  im  gleichen  Fall.  Sulg.  ,Dio  Argument, 
die  W.  Z.  hinder  dem  0.  fürjjer  gebollen  hat.'  ThMurner. 
Er  ist  en  ganze  Soldat  hinder-em.  0.  Sulg.  Das  ist 
en  Ma",  tcenn  der  Acher  hinder-em.  0.  h/t,  ironisch, 
ein  fauler  Arbeiter  Z.  's  Mül  hinder-em  0.  ha»,  wort- 
karg, schüchtern  sein.  ebd.  ,Sie  sollen  sich  hinter  dem 
0.  schämen.'  TTobl.;  die  EA.  von  Kindern  hergenom- 
men, die  in  den  Schämu-inkel  verwiesen  werden  ?  Me 
chient-ne  (er  löt-si'''J  hinder-em  0.  verchaufe,  er  ist 
einfältig.  Sulg.  Die  Andere"  hinder-em  O.  verchaufe", 
ihnen  an  Gescheidheit  überlegen  sein  Z.  Da  hätt'  men 
au  nid  hinder-em  0.  g'sueeltt,  der  ist  gescheid,  erfahren 
L.  Der  Kinderspruch  D'Geiss  [Gänsi']  iiöiul  liarfuess, 
hinder-em  0.  stand  si,  vor-em  0.  ginol  xi.  hczicht  sich 
viell.  urspr.  auf  die  Gänsefusse  vuii  Zwergen;  s.  u. 
Der  0.  als  Bauwerk:  Es  ist  nit  g'rad  en  0.  g'.$chisse 
und  Bank  drum  ume,  das  ist  bälder  gesagt  als  getan 
Sonst.;  Z.  Wie  chmiiif  dns  Uns,  „f  'dr  Ci.  ,i-e?  Ver- 
wunderung über  eine  uii'rwintrt.'  Lristiiiii,'-  Sch.  En 
Bise  wie  ire  nun,  «Jo[wehhc|  ifiimi'  I).  tlraxilied.  Sulg. 
Einen  0.  üfsetze,  eine  Pfänderlösung,  wobei  die  betr. 
Person  bei  den  Mitspielenden  herumgehen  und  zum 
Bau  eines  0.  Beiträge  [Küsse]  erbitten  muss.  Die 
Niederkunft  von  Frauen  wird  in  verhüllender  Bede 
ein  Einstürzen  des  0.  genannt.  Der  0.  ist  Ingehlt 
Gr;  W,  tg'heit  S,  lg' falle  G,  weniger  gut  umg'heit  kv. 
Der  O.  wird  bald  bi-n-ere  ifalle".  Sulg.,  aber  auch 
mit  Rücksicht  auf  den  Ehemann  De  O.  ist  bä-n-em 
z'sämmeg'heit.  Hut  chunt  de  Hafner  cho  [um  zu]  de 
0.  schlysse  Z,  umzerre"  GTa.  Damit  hängt  zusammen 
die  Ap  EA.  vom  Ehemann :  den  0.  nüd  verchalta  lö", 
und  vielleicht  ist  auch  die  Vergleichung  e  Jumpfer 
wie-n-en  0.  Z  nicht  so  harmlos,  wie  sie  scheint.  Folglich 


111 


Af.  .-f.  if,  of,  iit 


112 


daiiu:  ,drei  Kinder  aus  einem  0.',  von  einer  Mutter. 
EocHH.,  Gl.  Br.  2,  117 ;  vgl.  das  Brot  39.  Als  der  vor- 
springende, leicht  zugängliche  Ort  erscheint  der  0.  in 
derKede  UzEcksteins:  ,Schleckt  man  Hebräisch  ab  dem 
0.?'=ist  die  Wissenschaft  so  leicht  zu  lernen?  Der  0. 
persönlich  gedacht:  Auf  den  0.  ist  uralte  Verelmuig 
des  Feuers  übergegangen.  Er  wurde  angebetet,  man 
vertraute  ihm  Geheimnisse  an,  nahm  zu  ihm  Zuflucht 
in  Nöten.  Gr.  Myth.  '  359.  Keste  dieser  Verehruii.t; 
des  0.  resp.  Herdes,  welcher  auch  die  Stätte  von 
Speisopfern  an  die  Hausgeister  und  Wohnsitz  der 
Letzteren  war,  haben  sich  jetzt  nur  noch  in  Pfänder- 
spielen erhalten.  Dort  wird  einem  Mädchen  auferlegt, 
den  0.  anzubeten,  was  etwa  vollzogen  wird  mit 
Sprüchen  wie:  Lieber  0.,  ich  het  dich  a",  du  hrüchst 
Höh  und  ich  en  Ma".  Lieben-n-0.,  i  6et  di  a;  Im 
SuiiDiier  luegt-di  nitmets  a,  Im  Winter  sivi-mer  alli 
frö,  Wenn-mer  könne-n-um  di  stö.  Andere  Aufgaben 
sind:  Der  0.  z'G'vatter  ne",  wobei  man  leise  dem  0. 
einige  Worte  zu  sagen  hat.  Dem  0.  7  Tagende"  und 
7  Unfui/ende"  säge".  Bekannt  ist  die  Sage  von  der 
Mordnacht  in  L,  wo  ein  Knabe  die  Verschwörung  dem 
0.  auf  der  Zunftstube  der  Metzger  beichtete:  ,0  Ofen. 
0  Ofen,  was  muss  ich  dir  klagen,  wil  ich's  bim  Eid 
sonst  Niemand  darf  sagen'  usw.  s.  Lütolf,  Sag.  S.  434. 
Auf  solchen  Eeminiscenzen  mag  es  beruhen,  dass  man 
noch  sagt:  's  muess  sl"  wie  wenn  d's  an-en  0.  anc 
redtist,  soll  ganz  verschwiegen  bleiben.  Sulg.  Es  kann 
aber  auch  selbst  geschworen  werden  beim  0.:  ,Ich 
säge  das  und  schuvr  es  In  dem  0.  zue.'    Stütz. 

Im  Th  soll  auch  die  Form  .\'ofi:  mit  dem  vom  Art.  lier- 
rülircnden  n,  vorkommen. 

Alik-:  irrtümliche  Auffassung  des  W.  Alkofen. 
.Ein  Losamcnt  bestehende  auss  einer  Stuben  mit 
zweyen  Alicköfen.'   1732,  Bs. 

Äsch-.  In  diesem  wird  durch  die  Hitze  des  Glas- 
ofens der  Abfall  oder  unreines  Glas  von  Asche  udgl. 
gereinigt  S. 

Vierlings-:  die  selbständig  eingerichtete,  mit 
eigenem  Isen  und  Zugloch  versehene  und  durch  eine 
Scheidewand  von  dem  anderen  Vierling  abgesonderte 
Hälfte  eines  .halben  Ofens',  d.  i.  eines  Ö.,  dessen 
Eigentümer  Anspruch  auf  eine  , halbe  Dorfgerechtig- 
keit' d.  i.  Holzanteil  aus  der  Gemeindewaldung  hatte. 
Die  Errichtung  solcher  Öfen  konnte  streitig  werden, 
wenn  die  Heizung  derselben  mehr  Holz  erforderte  als 
die  eines  ungeteilten  Ofens,  .'icheint  aber  da  und  dort 
oder  zeitweise  erlaubt  gewesen  zu  sein,  besonders  für 
grosse  Haushaltungen,  welche  nicht  mehr  füglich  oder 
friedlich  in  einer  Stube  wohnen  konnten.  1779  Z. 
Guiif-:  ein  0.  mit  hohem  Aufsatz,  Gupfe. 
Glatt-  gle't-,  gleti-:  tragbarer  eiserner  Feuerherd, 
in  welchem  die  Steine  zum  Plätten  erhitzt  werden 
Bs;  Z. 

Hinder-:   1.  Platz  hinter  dem  Stubenofen  Uw.  ~ 
2.  Treppe  hinter  dem  Ofen  <U.. 

Kachel-.     Se  dicV,  breit   wie-n-eii  Ch.,   von  Kor- 
pulenz SiiiSt. 

Kocli-.    Chochofeli:     Kochherd    mit    Löchern, 
mbeii  dem  Kamin  angebracht  TB. 

Im  beiiaclibarte'U   Pommatt  ital.   benannt,   forndli: 
Kalk-    nicht  selten   als   Orts-  und  Flurname,   da 
solche  Öfen  für  momentanes  Bedürfniss   in  der  Nähe 


eines  Kalklagers  errichtet  werden.    Chakhuf'e  brenne": 
Kalksteine  zu  Kalk  brennen  SThierst. 

Kilt-,  Chältöfeli:  eine  in  der  Mauer  neben  dem 
Kunstofen  befindliche  Öffnung,  wo  in  Winternächten 
Feuer  unterhalten  wird  statt  Lampenlicht  im  Zimmer 
SThierst. 

Kienöfeli:  Nische  in  einer  Wand  der  Stube,  in 
der  man  zur  Beleuchtung  Kien  brannte  S.  f 

Kunst-  chüst-,  choust-:  1.  Ofen  an  der  Wand 
gegen  die  Küche,  der  in  unmittelbarer  Verbindung 
mit  der  Kumt,  dem  Feuerherd  in  der  Küche,  ver-  . 
raittehst  eines  Zuges  von  dort  aus  erwärmt  wird, 
niedriger  Nebenofen  Aa;  Gk;  G;  Uw;  „L;  Sch.'- 
Syn.  Kunst.  Kunstbanic.  Öfeli.  —  2.  Geschlossener 
Feuerherd  B. 

Buch-:  Herd,  in  welchem  die  Waschlauge  zu- 
bereitet wird.  ,Ein  Bauchhauss  mit  zweyen  Bauck- 
nfen.'   1782,  Bs. 

Bach-:  ,Ich  zittere  wie  ein  Backofen.'  JMever 
1(392.  Bildlich:  grosses  Maul  W.  B.  hiess  auch  ein 
verhüllter  Wagen,  der  in  Zurzach  an  der  Fasnacht 
durch  die  Strassen  gezogen  wurde  und  in  welchem 
die  noch  ,unausgebackenen'  bösen  Buben  fertig  ge- 
backen werden  sollten  (vgl.  Walth.  v.  d.  V.  23,  31  P.). 
Sein  Inneres  hiess  EoUhafen.  Eochh.  GB.  2,  74.  B.  als 
Scheltwort  Th.  XVII.;  vgl.  Kachelofen.  Auch  Ge- 
schlechtsn. 

Pfister-:  grosser  Backofen  Z. 
Brenn-:  Herd  zur  Herstellung  gebrannter  Wasser 
Z.     ,1  br.  sampt  dem  Huet  und  einem  Zuber  mit  dem 
Ror  darzue  gehörig.'  1557.  Z. 

Brand-:  Brennofen  zur  Herstellung  von  Back- 
steinen, Ziegeln.  Töpferwaare.  Cys.;  Mey.  Wint.  Chr. 
Bratis-,  Bratisöfeli:  Bratofen  Aa;  Bs:  S. 
Hecht- =  Blichofen.  ,Ein  S.  im  Vorkeller.'  1571,  Z. 
Solche  S.  werden  in  den  ZGesetzen  des  vorigen  Jahrb. 
öfters  als  feuergefährlich  aus  den  Küchen  verbannt. 
—  Syn.   Weller. 

Gesod-:  eine  Art  Kunstofen  mit  einem  weiten 
Loche,  in  welches  das  G'sodkessi  oder  der  G'sodliafen 
gesetzt  wird.    BHk. 

Schit-:    Ofen,   worin  von  der  aus  dem  Glasofeu 

strömenden  Hitze  das  Holz  (die  Schlter)  gedörrt  wird.  S. 

Stuben-.     ,Du  hast  so  früntlich  gschmoUet,  das 

wir  forchtend,   der  st.  wurd  dir  als  hold,   das  er  dir 

nachlouffen  wurd.'     Gyrenrupfen. 

Stein-:  1.  von  Steinen  gemauerter  0.  Uw.  - 
2.  0.,  der  vom  Feuerherd  aus  erwärmt  wird  (wähnnd 
der  Kachelofen  besonders  geheizt  werden  muss)  und 
gewöhnlich  zwei  steinerne  Sitzbänke  hat  AaF.;  L. 
Syn.  Kunst,  Kunstofen. 

Ruckstein-:  ein  0.  alter  Konstruktion  mit  einer 
dicken  Steinplatte    statt  Backsteingewölbe  gedeckt  Z. 
Toll-:  der  Ofen  oder  Herd  in  einem  Waschhaus  Z. 
.Toll-  und  Brennöfen.'     Trogen  1813. 

Wahrscli.  =  Sc,:hloßn;   vgl.    ToUkcmi,   von    TnUe,   Unibu. 
Derr-:  Ofen  zum  Dörren  von  Obst. 
Wind-Öfeli:  Rost,  auf  dem  mit  Kohlen  gekocht 
wird  Bs.  —  Syn.   Windloch. 

Wärm-:  Ofen  der  Glashütte,  in  welchem  die  Glas- 
hafen weissglühend  gemacht  werden  S. 

Zwang-:  Backofen,  welcher  für  seinen  Bezirk  mit 
dem  Privilegium  ausgestattet  ist.    ,Ein  Zwangbecker, 


Ar,  ef.  il',  of,  uT 


114 


der   einen  Zwangot'en    in    Bestaml   lial ,    uii    fuurnier.' 
üeLacouk  1736. 

öfelen:  nach  dem  Ofen  riechen,  oder  schmecken, 
ofnen:  1.  einen  Ofen  aufstellen,  setzen,  bauen; 
flicken,  verstreichen,  resp.  alles  dies  machen  lassen 
Aa;  B;  ScnSt;  Uw;  Z.  .J.  H.  hat  im  Lande  Glaris 
cofifnet  und  ist  absens  zum  Schulthess  gewählt  worden.' 
Mey.  Wint.  Chron.  —  2.  „Das  Erstellen  von  Ofen  zum 
Berufe  haben  L;  ScH." 

Ofner  m. :  1.  Ofenniacher,  Töpfer,  Hafner  B;  aG; 

Zf  —  2.  Bäcker  P    (Schottky).     .Fornacarius,  ofner, 

pfister  oder  beck,  einheizer.'  Fris.    , Ofenheizer.'  Dasyp. 

(ifneren:  das  Gewerbe  des  Ofners  betreiben  Uw, 

Otnete  f.:   so  viel  Backwerk,  als  auf  ein  Mal  in 

den  Ofen  geschoben  wird  W. 

Öffel  s.  Ginnaff. 

offen,  prädik.  und  adv.  zuweilen  off  Aa;  Ae;  Bs; 
Gl;  Gr;  L;  G;  Z,  attrib.  offnig  Aa;  L:  1.  wie  nhd. 
's  Hüs,  's  Fenster  ist  off.  Las  off'.'  schliesse  nicht! 
üff'  ha",  den  Laden,  das  Wirtshaus.  Offni  Tür  ver- 
füert  en  Heilige.  Suls.  By-n-ere-n-off'ne  Chiste  cJiann- 
au  en  frmnmeMa  en  Schelm  werde,  ebd.  Off,  off'e  si,  ha, 
am  Leibe  wund  sein  Ap;  en  off  es  Bei",  B.  mit  otfener 
Wunde  Ap;  S;  Z,  en  offne  Chopf,  mit  Ausschlag  be- 
haftet Th;  Z  (wegen  des  Doppelsinnes  zu  Vexierredc 
benützt).  ,Das  Maul  offen  vergessen',  vor  Staunen  ausser 
sich,  nicht  einmal  seiner  eigenen  Geberde  bewusst  sein; 
mehrmals  bei  Gotth.;  vgl.  Midaff.  Offes  Land:  1)  zur 
Anpflanzung  aufgebrochenes  Ndw.  '2)  nicht  durch 
Marksteine  eingegränztes  Bs.  Offne  Himmel,  eine 
helle  Stelle  am  nächtlichen  Himmel;  wer  sie  sieht. 
wird  selig  GWe.  Wenn  d'FÖ  [die  Föhngegend]  o.  ist, 
sind  die  Schneeberge  hell  und  scheinen  nahe ;  geht  sie 
zu,  so  umwölkt  sich  der  Himmel  und  es  gibt  Regen. 
SüLG.  Unter  , offnem  [freiem]  Himmel'  werden  Eide 
geschworen.  Argov.  4,  132.  ,Off'enen  Tag  verkünden', 
vor  Gericht  laden.  1566,  Zg.  .Offene  Gericht-  im  Ggs. 
zu  .beschlossenen',  den  Gerichtsferien.  ApLb.  1747. 
,Otfen  recht  u.  krieg'  [Prozess].  Edlib.  ,Die  band  o. 
behalten',  sich  freie  H.  vorbehalten.  Z  1650.  Jmdm 
,offne  Hand  lassen'.  1525,  Absch.  —  2.  auf,  Adv. 
a)  offen,  aufgeschlossen,  off,  offe  tve",  öfineu  Gr; 
GWsst.,  offe  b'helse,  den  Deckellüften  Gr,  offe  breche, 
aufbrechen  Gr  1)  tr.  eine  Türe,  Kiste,  2)  intr.  von 
einer  Wunde  oder  Geschwulst.  Offe  yü",  aufgehen  Gr. 
b)  wach,  ausserhalb  des  Bettes.  Ant.  nider. 
Off,  offesi".  Mibe«  Th.  —  3.  öffentlich.  .Vor  offenem 
•Stillstände-,  in  einer  öffentlich  abgehaltenen  Sitzung 
des  Kircheuvorstandes  Z.  ,Kein  Burger  soll  Hochzit 
halten  in  einem  offnen  Wirtshus.-  Mey.  Wint.  Chron. 
,Ain  ofl'ner  gesworner  notary.'   Burgau  1472. 

Die  einsilbige  Kbf.  off  ist  irrtümlicli  vou  dem  fli-ktk-iti-u 
Ntr.  offen  aus  rekoöstruiert. 

angel-  BBr.;  W,  angen-  Obw;  W.  mangel-, 
mangels-  B;  Vw,  sperrangel- BBr.;  S;  Z,  sperr- 
iiiangel-  B;  Vw;  Zg:  so  weit  geöffnet  als  möglich, 
zunächst  von  Gegenständen,  welche  sich  um  ,Angeln' 
drehen,  in  Uw  übertragen  auf  Auge,  Mund  usw. 

Äut/e  (schwachformigl  schon  niliil.  Nbf.  zu  Angel;  in  maiiijel- 
ist  m  herühergezogeu  aus  am,   im   /.l.  offen].     Vgl.  angm-üf. 
-sperrmänd-:  ebenso." 

Durch  Verquickung  von   imml-,   leiml-nffen   mit  (lfm  Aiis- 
jiang  des  W.   lihermäntr 
ScUw.  Idiotikon  I,  1. 


sperr-  sper-  allg.,  g'spert-  Scii:  ebeiisn. 

wit-und-wagen-:  von  der  Öffnung  der  Türe  und 
des  Mundes  Sulg.  ;  BSa. 

Offen  genug  zur  Einlassung  oincs  ,Wagi;ns';  ndcr  wageu. 
verderbt  aus  wai/end,  Ptc.  von  wmjrii,  sich  (in  den  Angeln) 
hin  und  her  bewegen. 

wand-  Ap;  G  aLdsch.,  sperrwand-  Sru;  Tu: 
ebenso. 

Eig.  so,  dass  durch  die  weite  Öffnung  vipii  Tili'  uud 
Feusteru  gleichsam  die  ganze  Wand  geöffnet  ist. 

wind-:  so  offen,  dass  d.  Wind  durchziehen  kann  Ai'. 

sperr  Wangen-   Gr.     Wol  aus  sperrmamjel-o. 

kue-wit-:  so  o.,  dass  eine  Kuh  bequem  hinein- 
gehen kann  Obw. 

offen-lich  öf-r-lkh,  -lUj,  öf^di  ÄP;  B;  Gr;  Vw, 
offen-;t-lich  ,;/^Ji  A\;  Z:  1.  öffentlich,  allg.  ,Wir 
sond  uns  offenlich  erzögen.'  ZChr.  1336/1446.  ,0.  ge- 
scheut', geschändet,  ebd.  —  2.  aufrichtig  [bekennen] 
UwE.  —  3.  offenbar,  klar.  ,Ein  offenliche  unwar- 
heit.'    Grob,    Chron.     ,Wider   öffentlich  Gottes   wort.' 

ZWINGLI. 

offen-baren:  aussprechen  Z. 

offenieren,  offin  leren:  mitteilen,  eröffnen  z.  B. 
geheimen  Kummer.  Gotth.  —  Nach  Analogie  von  of- 
ferieren (s.  d.)  gebildet. 

offnen:  öffnen.  1.  im  eigentl.  Sinne.  .Und  wirt 
das  loch  widerura  geöffnet.'  Vogelb.  1557.  Jemand  den 
Mund  ö.  =  ihm  das  Wort  erteilen,  ihn  reden  lassen 
oder  heissen.  Müll.  Schw.G.  5, 270,  aus  Edlib.  Gerichts- 
verhandlungen eröffnen  UwE.  —  2.  abstr.  1)  ver- 
künden. ,Das  die  warheit  durch  die  einfeltigen  würd 
geöffnet.'  Zwingli.  .Ein  gebott  zuo  o.  allen  Völkern.' 
1531,  Esther.  .Pronuntiare  Judicium,  das  urteil  o.  und 
ausssprächen.'  Fris.  ,Dass  man  die  vor  uns  offne  die 
uss  unserer  Gemeind  verscheiden  sind.'  1603,  Z  [in  der 
heutigen  Kirchenspr.  verkünden].  ,Die  werke  Gottes 
0.  und  loben.'  1665,  JMüll.,  aus  Tob.  12,  7  (1707 
, öffnen',  1811  .preisen  und  offenbaren').  Offnen  war 
insbesondere  der  stehende  Ausdruck  für  die  periodische 
Verkündung  alter  Hof-  oder  Dorfrechte  (s.  Offniny). 
,Und  soll  man  diese  Gesetze  ö.  zu  jeglichen  frohnfast 
vor  aller  Gemeinde.'  1399,  Bs.  .Die  Eechtung  zwey- 
mal  in  dem  Jar  o.  und  erzellen.'  1609,  Kloten.  Über 
den  Vorgang  vgl.  Zeitschr.  f.  Schweiz.  Recht  4,  167; 
Müll.  Schw.G.  2,  453.  613;  Arg.  1861,  126.  —  2)  vor- 
bringen, eine  Angelegenheit  vor  einer  Behörde. 
.Wer  euch,  das  dien  richtern  von  deheinem  burger 
geoffcnt  wurde  unfuoge,  die  im  geschehen  were,  der 
[ein  solcher  Richter]  sol  den  andern  das  offenen.' 
ZRichtebr.  .Offnetend  in  Gericht  durch  iren  für- 
sprechen.'  1464.  .Von  der  Zeit,  als  solcher  Kauf  vor 
dem  Richter  geöffnet  worden.'  1706  65,  L.  —  3)  ent- 
decken, ans  Licht  bringen,  anzeigen,  z.  B.  einen 
Mord.  Boxer.  .Gott  wirt  alle  ding  zu  siner  zyt  o.' 
Zwingli.  .Bruder  Claus  lebte  zum  Ersten  in  einem 
Hohl;  darnach,  da  ihn  die  Jäger  öffneten,  in  eim  Hüsli.' 
Ansh.  .Damit  söllich  bös  Schwur  geöffnet  und  gestraft 
werden.'  ebd.  .Brauch  es  und  offne  diss  niemants.' 
1557,  Vogelb.  .Einen  trunken  machen,  das  er  die 
heimligkeit  [ein  Geheimniss]  offne.'   Fri§. 

Die  auch  im  Mhd.  vorherrschende  unilautlose  Form  kann 
auf  ahd.  offanon  zurückgeführt  werden.  Auch  der  heutigen 
Volksspr.  gehört  öffnen  nicht  eigentlich  an,  weil  dafür  üßuen 
gesagt  wird. 


U5 


Af.  ff.  i|-.  of.  uf 


llö 


er-:  bekannt  machen,  darstellen;  mitteilen.  .Dan 
die  Franken  den  bruch  nit  hattend  sich  mit  jren  ge- 
schlechtznamen  zu  e.-  Vad.  ,Sich  selbs  der  wält 
gnuogsam  fürstellt  und  eröffnet.'  Vogelb.  1557. 

vor-ö.:  eröffnen.  ,Als  man  ihm  dise  Sachen  Tor- 
ge öffnet.'  Cy.s. 

Voroffnung:  Eröffnung  der  Gerichtsverhandlung. 
.Nach  gewohnter  „Voroffnung"  haben  die  Zeugen  ge- 
redet.' 1530,  Absch. 

Öffnung,  Öffnung  f.:  1.  Offenbarung.  Er- 
scheinung. ,Die  0.  vnd  erscheynung,  die  Samuel  ge- 
schieht, die  auch  Hely  geöffnet  wirt.'  1531,  I.  Sasi. 
—  2.  Offnig,  Öffnig:  Eröffnung,  Beginn  der  eigent- 
lichen Gerichtsverhandlung,  Darlegung  des  Streit- 
objekts TJwE.  ,Der  Kläger  machte  folgende  Offnungen' 
Gr.  -  3.  Verkündung  der  Rechte  und  Pflichten  der 
Angehörigen  eines  Grundherrn  bei  der  jährlichen  Ge- 
richtsversammlung, urspr.  rein  mündlich  aus  der  Er- 
innerung der  Hofleute,  später  in  Form  von  Vorlesung 
der  aufgezeichneten  Bestimmungen,  daher  dann  auch 
dieses  Verzeichniss  selbst,  Rechtsurkunde  von  Höfen 
oder  Dorfschaften  (Weistum).  —  4.  der  Bezirk,  auf 
den  solche  Bestimmungen  sich  beziehen,  ,0b  die  Wisen 
ligen  in  der  Gemeind-Offnung,  in  welcher  der  Haus- 
vater sich  befindet,  oder  in  einer  andern  Gemeind.' 
Instruction  v.  d.  physik.  Ges.  Z. 

ofer,  ö.  Aa:  1.  heiter,  vom  Himmel,  Wetter 
LWigg.  —  '2.  schneefrei  Aa;  SL.  —  Das  selbe  W. 
wie  öiber,  nur  dass  wie  in  Uferen  das  oberd.  h  um  sein 
Recht  gekommen  ist.     Anlehnung  an  offen? 

offerieren:  1.  zu  wissen  tun,  offenbaren,  im  Ver- 
trauen entdecken;  auseinandersetzen  Uw;  Z.  —  2.  dar- 
bieten, anbieten,  in  der  städtischen  Umgangsspr.. 
Z.  B.  Bs  und  Z.  —  Das  frz.  'jjfrir,  in  der  Bed.  1  au  ojftn 
angelühnt;   vgl.  offenieren. 

Oferli:  weibl.  Taufname,  Afra  Sih. 
offert  s.  einfart. 

Offlzierer:  Offizier.     XVH.  und  noch  Anf.  XVIU. 

Das  Fremdw.  wurde  der  Analogie  deutscher  Standesuamen 
auf  -er  unterworfen,  da  die  deutsche  Form  die  frz.  Endung 
-er  nicht  mehr  erkennen  liess. 

Oflate,  Offlete  o/'L^u;  G;  Z,  Hoflete,  Hofflete 
Vw;  „Zg"  f.:  ungesäuertes  Brot.  1.  zu  geistlichem 
Gebrauch,  Hostie,  ,Offlaten.'  1540,  ,Offleten.'  L  1657, 
sollen  der  Priester  oder  der  Küster  neben  dem  Mess- 
wein immer  bereit  haben.  ,Ottlaten'  wurden  lt.  Salat 
(XVI.)  gegen  Fieber  gegessen.  ,Oflaten.'  131'2;  U,  XV.. 
und  noch  i.  J.  1653  verbindet  FWyss  in  Z  den  Begriff 
Nachtmahlbrot  mit  diesem  W. :  ,Wann  niemand  müsste 
zum  Nachtmahl  konunen,  alss  der  sich  selbs  unschuldig 
v/eisst,  es  wurde  bald  kein  eintzige  ofleten  ange- 
brochen!' —  2.  zu  weltlichem  Gebrauch,  a)  sprödes, 
braunes  Gebäck,  aus  einer  papierdünnen  runden 
Scheibe  von  2  -3  Zoll  Durchmesser  bestehend,  auf 
welcher  aus  eisernem  Modell  [OffJHen-,  Hiqjen-üeti, 
s.  d.)  Arabesken  oder  Familienwappen  abgedruckt  sind 
G;  Z,  etwa  auch  zu  einer  Röhre  zusammengerollt  Sch 
(in  dieser  Gestalt  anderweitig  Häpe  genannt).  , Glo- 
buli =  collyra,  crustulum,  Küechle,  offlaten.'  Fris.; 
Mal.  , Eisenkuchen,  Otteleten,  des  gaufl'res.'  DeLaoour 
1736.  Die  Scn«-  Kirchenordnung  aus  dem  XVI.  ver- 
langt, dass  am  Himmelfahrtsfest  ,nuss  und  offlaten 
oben   von   dem   täfer   [der  Kirche]    hervor'   geworfen 


werden  ,nach  altem  bruch.'  Zu  Rapperswyl  findet  in 
der  Fastnacht  eine  Austeilung  von  Offleten  und  Leb- 
zelten an  die  Jugend  statt,  nach  der  Überlieferung 
urspr.  zur  Erinnerung  an  die  i.  J.  1350  vom  Feinde 
zugefügte  abscheuliche  Unbill.  —  3.  Briefzeltchen 
Vw;  „Zg." 

Offenhar  aus  dem  ohigeu  Oblate,  mit  /  statt  b,  vidi,  uüt 
.\nlehnung  an  das  mlat.  syn.  offni.  Ygl.  Du  Gange  4,  (171 
und  frz.  ;xiin  hinit,   Ess-,  uublie,  Briefzelte. 

Övli:  Eva  ZO. 

uf  I.  Präp.  A.  mit  Dat.  =  nhd.  auf,  nur  dass  von 
der  Beifügung  des  Adv.  oheii  (und  zwar  hinter  dem 
Subst.)  ein  reichlicher  Gebrauch  gemacht  wird.  Ferner 
in  eigentümlicher  Anwendung  1.  räumlich:  in,  vor 
den  Namen  höher  gelegener  Ortschaften  Ar.  Uf  sine 
■Türe,  betagt,  iif-emen  [einem  gewissen]  Älter  sl",  gleich- 
sam es  erklommen  haben;  nu'''  Jung  uf  de  Jöre  Bs. 
Uf  de  Fingere  ha",  an  den  Fingern  abzählen  können 
Gr.  Geld  uf  de  Lüte  (twse)  ha",  Capital  ausgeliehen, 
auf  Zins  angelegt  Aa;  G;  Z.  Dagegen  G.  uf  si'''  ha", 
bei  sich  haben  B  (nach  dem  frz.  sur).  Uf  de  Biechere 
'truclit  PPo.  (vgl.  mhd.  an  den  hurichen  lesen  und  PPo. 
Notizen  ansehrlben).  Vil  chunnt  uif-em  Opfer,  der 
Opferstock  trägt  viel  ein  TB.;  vgl,  nhd.  auf  einer 
Waare,  Karte  gewinnen.  ,Dass  wenig  gelts  uf  der 
party  ist'  [bei  diesem  Unternehmen  zu  gewinnen]. 
15'24,  Strickl.  Uf  Eoggehrot  lebe  W  {B.  gibt  die 
Grundlage  oder  den  Massstab  des  Lebens  an;  vgl. 
engl,  to  live  on...).  In  ä.  Spr.  zur  Bezeichnung  der 
Lage  eines  Ortes  an  einer  Wasser-  oder  Landstrasse 
wie  frz.  swr.  ,Eine  statt  uf  der  strass.'  Platter.  ,Eine 
statt,  gelegen  uf  dem  Roden'  [an  der  Rhone].  , Allen 
stetten  uf  dem  Rin.-  ZChr.  1336/1446.  Aber:  ,Er  er- 
trank uf  dem  Rin.'  ebd.,  bei  einer  Fahrt  auf  d.  Rh. 
's  Heu  uf-em  [am]  Stock  verchaufe  B.  Etwas  uf-enwuL 
verchaufe,  in  einander  gerechnet;  das  Gute  und  das 
Schlechte  zu  gleichen  Preisen  L.  Uf  de  Stockzäne 
lache  B.  Uff-em  Strich,  von  befriedigender  Qualität 
GWa. ;  Ggs.  under-em  Str.  I)e  ganz  Tag  uf  de  Beine 
si";  vgl.  nie  ab  de  B.  clio".  I  mag  nilmme  uf-mer 
selber  sin,  stön,  vermag  mich  fast  nicht  mehr  auf  den 
Beinen  zu  halten  Gr;  uf-em  selber  si",  feste  Grund- 
sätze haben  ZLunn.  (Fest)  ufenandfer)  1)  gesund 
(eig.  zusammenhaltend,  von  den  Teilen  eines  Baues 
oder  Gerätes);  er  ist  nit  recht  u.,  nicht  ganz  wohl 
LH.;  GWa.,  To.,  »wc/i  («.,  noch  am  Leben  und  gesund 
G.  2)  bei  Verstand,  bei  Sinnen,  bei  sich  selbst  G; 
SitLG.  3)  von  Sachen:  j/.  enand  obe,  über  einander 
geschichtet  Z.  Uf-im  selber  sitze',  sein  eigener  Herr 
sein;  einsiedlerisches  Leben  führen.  Sclg.  ,Auf  ihm 
[sich]  selbs  sitzen,  sedentariam  vitam  agere.'  HosriN. 
.Auf  mir  selber  gesessen.'  1785,  Pestal.  Uf-em  selber 
SI",  ledig,  aber  mit  eigenem  Haushalt.  Sulg.  ;  Sütermstr. 
Uf-em  dritte  G'schlecht  f^zii'n  3.  Chinde],  im  3.  Grade 
verwandt  ZO.  —  2.  von  der  Zeit,  zur  Bezeichnung 
der  Nähe  an  einem  Zeitpunkt:  ,uf  der  Nacht',  bei  ein- 
brechender Nacht.  Schilling  Chr.  ,Es  ist  auf  den 
Zweien,  Dreien'  [an  der  Uhr].  1716,  Denzl.  :  in.  sur. 
3.  von  Gewicht,  Last  und  Wert:  ,Uf  mineni 
vatter  ligen',  ihm  zur  Last  fallen.  Platter.  Sorge, 
Altersjahre  uf-si'''ha";  von  Sachen:  ril  (venig)  itf-si''' 
ha",  Sorgfalt  verlangen;  wichtig,  schwierig  sein  B;  Z. 
17/  uf  Eim,  uf  Oppis  luv,  Jemand  hochschätzen,  Wert 
auf  Etwas  setzen  B;  Z.    D'Lilt  hend  im  nit  vil  druf 


11? 


Af.  ef.  if,  of,  nf 


ii8 


(/'ha  Bs.  —  4.  Begierde  nach  Etw..  Beschiiftifjung- 
mit  Etw.:  iif  Oppix  Hl"  (mit  einem  Steigerungsadv. 
oder  einer  Vergleichung  z.  B.  u-ie-n-en  Spcrlier,  Hiiftli- 
macher.  wie  de  Tüfel  uf'-ere-n-arme  Sei)  Si'Lfi. ;  Z.  Er 
ixt  en  Haf/el  nf'-em  linde  Brod  [Krume]  —  er  isst  's 
hiirt  no'''  [die  Kruste],  Scherzrede  über  einen  Nimmer- 
satt. Uff  sim  Gschüft  limine  latifen,  seinen)  Geschäft 
nachgehen  y.  , Auf  etwas  umgehen,  niuliri  al^d.'  Kis;:!, 
Hospin.  ,Dz  er  die  Zal  Jar  nitt  uff  dem  Handtwerch 
gwandlet.'  Z  lötjü,  nicht  die  gehörige  Lehrzeit  auf 
der  Wanderschaft  zugebracht.  —  5.  von  feindlicher 
Gesinnung  oder  Absicht  gegen — ,  Spannung  mit  Jrad. : 
vgl.  üfsetziy;  Einem  üfhocken,  uf  den  Isen  sin,  uf 
Eini  nmerlten.     Uf  Eim  si",  überwachen,  aufpassen  L, 

'  belästigen,  bedrängen,  verfolgen  B.  ,Älles  werd'  welle 
uf-ere  [der  armen  Wittwe]  sy  ii.  a-re  sugge  [sie  aus- 
saugen]. GoTTH.  ,Die  Aufseher  seint  auf  den  galioten 
wie  die  teufel  auf  den  verdambten  seelen.'  GKönii: 
1695.  Uf  enandere  sV,  eifersüchtig  Uw.  —  B.  Mit 
dem  Aec.  wie  nhd. ;  ferner:  1.  räumlich.  Uf  d'Llcli 
gö",  an  ein  Leichenbegängniss  Ap;  G;  mit  Dat.  P. : 
einem  nachstellen  Ar.  Uf  Nut  cho,  Alles  aufbrauchen, 
sein  Vermögen  verlieren  BO. ;  L;  sonst  auch  über  N. 
Uf  Eini  chö,  übsc.  Aä.     Uf  d'Witi  gu'\  in  die  Weite 

'   d.  i.  auf  die  Reise  GO.     Uf  d'Arbet  (d'StÖr,  de  Tag- 

'  wan)  gä'\  zur  Arbeit  an  fremdem  Orte;  daher  bei 
StRENG  auch  uff  d'Fabrigg  gö".  ,Er  buwet  die  stat 
af  die  A',  ans  Ufer  des  Flusses  hin.  ZChr.  1336/1446; 
vgl.  A,  1.  Uf  d'Gmeind  cho",  niüesse",  sich  von  der 
Gemeinde  erhalten  lassen  B;  vgl.  A,  3.  Bei  Ortsnn. 
=  nach  auf  die  Frage  wohin,  wofür  sonst  go  (gen) 
Aa;  Ap;  Bs;  U;  ZO. ;  selten  vor  Ländern.  Bs;  häufig 

•    (und  so  schon  bei  Platter  S.  23)  mit  nachgesetztem 

'  zue,  zu  genauerer  Angabe  der  Eichtung  und  An- 
näherung. —  2.  in  feindlichem  Sinne  auf  —  los, 
gegen  (vgl.  A,  5).  Jmdm  uf  's  Lebe  gä,  nach  dem 
Leben  trachten.  ,Alle  tage  uf  uns  riten  und  raisotent.' 
ZChr.  1336/1440.  .Ein  kriegszug  uf  die  von  Stras- 
burg.' Cvs.  Uf  Upper  z' Dorf  gcin,  losgehen,  angreifen 
B.  Uf  si!  auf  sie  losl  Aa;  Bs.  Von  Anklage,  An- 
.spielung,  Nachstellung  oder  Überwachung:  ,uff  jeman 
sagen,  bringen,  erfinden.'  1398,  Z,  ihn  als  den  Täter 
nennen,  anklagen  oder  erweisen.  ,Sy  (die  Schwaben] 
brechtends  einandren  uff  die  kuemüler.'  Edlib.,  tränken 
e.  zu  mit  Spott  gegen  die  Kuhniäuler,  Schweizer.   ,Ufi' 

'  Einen  reden.'  Zwingli  (mit  Anspielung  oder  unmittel- 
bar gegen).  Uf  Öppis  rede",  anspielen.  Sülg.  ,Uf 
Einen  schreien',  einen  zurückgekehrten  Verbannten 
durch  Geschrei  verraten.  Alt.  Landb.  U.    ,Sy  liessend 

:  auff  jn  heymlich  wachen.'  1531/1667,  Judic.  16,  2. 
,Dcr  böss  fyend  der  uff  sy  stat  und  gat.'  1569,  LLav. 

'  Sogar  d'Wlber  spilen  uf-e  Jos  [beim  Kaiserspiel]  L. 
—  3.  auch   von    freundlicheren  Beziehungen   blossen 

[    Wetteifers  und  zuletzt  von  wirklich  freundschaft- 

'  lichcm  Verhältniss.  Uf  enand  ifere",  wetteifern. 
SüiG.  Guet  uf  enand  si,  freundlich  gestimmt  gegen 
einander  kr.  —  4.  Ziel  eines  Strebens,  Begehrens, 
eine    Zweckbostimniung    oder    auch    blosse    Neigung. 

;  Vgl.  A,  4.  ,Uff  eilend  thuend  sy  stift'ten.'  1560,  Vogel- 
gesang. , Ander  lüt  wider  einanderen  verhetzend,  ufi' 
krieg  stifftend.'  1584,  LLav.  ,Sy  schryend  uff  dispu- 
tieren', verlangen  laut  eine  Disputation.  Zivingli. 
,Esau  ist  geneigt  uff  jagen'.  1584,  RWalth.  ,I)as 
himmlische  Erb  auf  [für]  Jemand  behalten.'  1691. 
Ki.ixGi,.     ,r>ienpn  uf',    passen,    sich  beziehen  auf,  von 


Bibelstellen.  Bibkl  1531.  Er  ist  ufs  Tiirggebrod  wie 
d'  Vogel  uf-e  Hanfsöme  GO. ;  drüf  sl"  esu'ie  ne  Chatz 
Nnw.  Er  ist  drüf  g'gänge,  darauf  aus,  er  ist  nicht 
ohne  Absicht  dazu  gelangt  [anders  drüf  g'g.]  ZO. 
Drüf  B,  drüf  ine  Z  An»,  darauf  zielen,  darnach  streben. 
Es  hat  hür  ril  uf  d's  Riigne,  das  Wetter  ist  dies  Jahr 
zu  Regen  geneigt  Gr.  Uf  e  Dokter  studiere,  Medizin 
st.  Bs,  vgl.  engl,  for  medicine.  .Man  hatt  uff'  das 
kloster  zert',  auf  Rechnung  des  Kl.  Bossh.,  Wint.  Chr. 

—  5.  Grundlage,  auf  die  man  abstellen,  sich  be- 
rufen, verlassen  kann.  ,ITf  (an)  einen  kommen',  es  auf 
seinen  schiedsrichterlichen  Spruch  ankommen  lassen. 
XIV.  .Bezügen  uf',  aussagen  mit  Berufung  auf  Zeugen. 
Zwingli.  Uf  Öppert,  Öppis  gä",  Mg.,  cho",  Sülg., 
mache"  6,  sich  verlassen.  ,Uf  min  Sterben !'  Beteurung. 
Man.     Uf  ml  armi  Sei!  uf  Er  und  Seligkeit!  Z.  -- 

6.  bei  Zeitbestimmung,  a)  Annäherung  gegen 
einen  Zeitpunkt.  Drei  Viertel  uf  vieri  =  ein  Viertel 
bis  vier  Uhr  Bs;  Syn.  nach.  Uf  d' Nacht  Ti;  vgl. 
A,  2;  doch  kann  auch  Zweckbestimmung  darin  lie- 
gen: für  die  N.  Uf  's  Jär,  auf  das  neue  Jahr  hin 
=  «6er  's  Jär  AaZ.;  ZLunn.  ,Auf  erst',  sofort,  als- 
bald. 1590,  JAmmann.  ,Vor  und  uf  denn',  vor  und  bis 
damals.  1440,  Gfo.  2,  396.  Uf  der  AugebUck;  auf  der 
Stelle  [statt:  im].  Baurengespr.  —  b)  Dauer:  .Auf 
die  drei  Stund-,  für  drei  Stunden.  1707,  Tobias.  Uf 
e  Zu,  eine  Zeit  lang,  oder:  zu  einer  gewissen  Zeit 
Gl;  Z.  —  c)  Folge  in  der  Reihe  =  nach.  Eimnl 
uf  's  ander,  ein  Mal  um  das  andere  Bs.  I  chume 
uf  in  A-A;  Z.  Verstärkt  uf  das  abe,  darauf  hin;  aber 
auch  uf  d' Milch  ufe,  nach  dem  Milchtrinken  S;  Z.    - 

7.  Anderweitige  Massbestimmung.  ,Uf  das  minst', 
zum  Mindesten.  1519,  Stoltz.  Uf  's  nnnd(i)st,  wenigist. 
allg.  ,Uf  60Ü0  knecht',  ungefähr.  Edlib.  Uf  einist, 
zweunist,  für  ein,  zwei  Mal  Aa.  —  8.  Art  und  Weise. 

Uf  all  Weg,  jedenfalls,  gewiss  FMurtenb.  (sonst  in  a. 

W.);  auf  alle  Arten  Z.    ,Uf  die  nüwen  sect  predigen', 

im  Sinn  der  Reformation.  15'24.  Absch.  ,Auf  ein  solche 
form  reden.'  1666,  JHott.  —  9.  .Kraamen  wenn  zween 
krämer  auff  einanderen  kommend',  d.  h.  niemals.  Mal. 

—  C.  Casus  zweifelhaft.  Uf  öppis  erchlüpfe,  er- 
schrecken über  etwas  U,  darauf  hin'?  darnach?  ,Auf 
List.'  1739,  Lauff.  Beitr.,  in  listiger  Absicht,  auf 
listige  Weise  (darauf  begriffen?  oder  darauf  bedacht?). 
.Hauptmann  uf  12000  Mann.'  Ansh.,  über  ihnen  ste- 
hend? oder  über  sie  gesetzt?  vgl.  ob.  Uf  Unglück 
schwanger  gä"  Z.  Er  ist  uf  Bessere,  auf  der  Besserung 
Gr.  —  II.  Adv.  A.  uff  {u^  Z):  auf,  d.  i.  in  der  Höhe, 
oben,  entsprechend  der  Präp.  m.  Dat.  (wie  üf  der- 
jenigen mit  Acc).  Oben-uff  superlativisch  ,ganz  oben, 
zu  oberst'.  .Einem  widerwärtig  und  schwer  uff  sin', 
schwer  aufliegen,  lästig  sein.  1489;  vgl.  I  A,  3.  5. 
's  isch  no  uff,  es  ist  noch  Webestoft'  auf  dem  Stuhl 
Bs.  Uff  (B  auch  uff'e)  ha",  z.  B.  TT'är  (es  Wupp, 
Sauelis),  Stoff  (ein  Webstück,  Baumwollenstoff)  aut 
dem  Webstuhl  aufgespannt  haben  Bs;  Z;  e  Brülle,  de 
Hiiet,  aufgesetzt  haben,  und  dann  auch  uff  b'halte,  auf- 
gesetzt behalten,  nicht  abnehmen,  allg.  Uff'  ligfg)e", 
die  Unterlage  berühren,  z.  B.  's  Tram  lul  uff,  der 
Balken  liegt  fest  Aa;  Z.  In  diesem  Fall  auch  üf 
(liegt  =  legt  sich);  umgekehrt  uff' (off') sl",  aufgestanden 
d.  h.  ausserhalb  des  Bettes  sein  Tu  für  das  gewöhn- 
liche üf  sl.  Uff  si",  sonst  von  einem  Schifte,  i'est 
sitzen  B;  fig.  auf  dem  Trocknen  sein,  kein  Geld  mehr 
haben.  <totth. 


119 


af  ef,  if,  of,  nf 


1'20 


dar-,  druff  allg.,  druff e  Bs;  BM.;  pleonastisch 
dadruff  B.  Dr.  ohe  [drrfobe  ÄABb.):  oben  darauf; 
ganz  nahe  dabei.  Dr.  risse,  auf  dem  Äussersten,  auf 
dem  Punkte  (Etwas  zu  tun  oder  zu  erleiden).  Dr.  sl" : 
1)  emsig  an  der  Arbeit  sein  Ap.  2)  auf  Etwas 
erpicht  sein  Ap;  Bs;  Uw;  Z;  vgl.  1  A  4.  Druff  und 
drä  sV:  1)  emsig  an  der  Arbeit,  eben  vollauf  mit 
Etwas  beschäftigt  sein  G;  Uw;  Z.  2)  ganz  nahe 
daran  sein  zu  geschehen,  im  Begriff  Etwas  zu  tun 
oder  zu  erleiden,  pers.  u.  unpers.  Aa;Ap;  B;  Gl;  G;  Z. 
Syn.  s.  Trif(t).  ,Es  stehet  druff,  es  fehlt  wenig.'  Mscr. 
XVII.  Auf  die  Frage:  iciespöt  isch?  erfolgt  die  neckische 
Antwort:  e  Viertel  tuender  as  [weniger  als]  droff  GBer- 
neclc;  vgl.  I  A  2.  ,Es  stat  wol  daruff!'  man  kann  sieh 
darauf  verlassen.  Edi.ib.;  vgl.  I  B  5.  ,Etlich  lüt  band 
nüd  dr.',  setzen  keinen  Wert  darauf.  Met.  Wint.  Chr. 
I han.  im  nät  dr.,  bin  nicht  mit  ihm  einverstanden  Bs; 
vgl.  I  A  3. 

obe-.  o.  .st:  obenauf,  Herr  der  Situation  sein.  Du 
bin-i  du  [alsdann]  o.  tfsl  und  der  Cher  ist  du  a"  »((''' 
cho"  zum  lache  B. 

B.  üf:  1.  auf,  im  Sinne  der  Richtung,  und  zwar 
in  Gr;  PP.;  W,  auch  für  sich  allein  stehend  =  her-, 
hin-auf  (vgl.  ab);  sonst  nur  mit  andern  Ortsbestim- 
mungen, z.  B. :  d' Stegen  üf  falle  chost  d'Ell  drei  Batze. 
ScLG.  Vo  Chlinem  üf,  von  Jugend  auf  Aa;  Z.  Es  ist 
dur'''  mi'''  üf  g'gange,  es  hat  mich  aufgeregt  G;  Z. 
An-enand  üf  stä'-,  zusammentreten  um  zu  plaudern  Z. 
—  Easches  Aufstehen,  sich  Entfernen:  , Er  uff 
und  klagt.'  Ej:ssl.  l:f  und  fürt  Z,  iif  und  drüs  L; 
G;  Z,  üf  und  dänne  [von  dannen]  Aa;  Bs,  d'Sach, 
mit  der  Sach  üf  und  dünne  mache,  beseitigen,  beendigen 
GF. ;  doch  üf  und  dänne  in  L  =  «f  und  nid,er  [üfe- 
nider  Aa;  Gr),  1)  mit  folgendem  ,wie'  oder  in  Ver- 
bindung mit  glich  g'seh,  manen  an  zur  Bezeichnung 
grosser  Ähnlichkeit  Id.  B. ;  Gr;  GF.,  Eh.;  Z; 
SuLG.;  Hebel.  Im  gleichen  Sinn  üf  und  änli(g)  Aa;  Bs; 
B;  ScHw;  Z,  auch  attrib.  verwendet  der  üf-und-änli 
Alt,  vom  Sohne,  der  seinem  Vater  gleicht.  Üf  und 
ebe  Gr;  Vw;  Zg.  Üf  und  bar  GG.,  T.  Üf  und  nett 
GW.  Syn.  mbar.  2)  mehr  oder  weniger,  bei 
ungefähren  Angaben  Vw;  Zg;  z.  B.  uf  e  par  üf  und 
nider  chunnt's  nit  a"  Bs.  Bi  grceune  uf  e  n.,  2  mehr 
oder  weniger  Aa.  Syn.  üf  oder  ab.  Dagegen:  ,vil 
underred  uf  und  nider',  Besprechung,  Verhandlung 
hin  und  her.  1.530,  Absch,  Mit  Einer  üf  und  nider 
gä,  in  Concubinat  leben.  In  Disjunction:  es  geit-mer 
iceder  uf  no  n.,  für  mich  gibt  es  weder  Saat  noch 
Ernte.  Id.  B.  Üf  und  holla!  fertig,  abgetan!  L.  — 
Die  Vorliebe  unseres  Adv.  zu  amplificierenden  Ver- 
bindungen bricht  auch  sonst  durch:  üf-  und  a''m, 
Etw.  allgemein,  Jmd.  unbeschränkt  annehmen;  einen 
alten  Brauch  üf  und  in  Ere"  ha"  Gl.  ,Si  [die  Feinde] 
ehümmen  üf  und  nahe  [nach  gestürmt].'  Schild.  Vgl. 
uf  und  däne.  —  Stehende  Verbindungen  des  üf  zu- 
nächst mit  abstr.  Verben,  wobei  das  Adv.  fast  im 
Sinne  eines  Adj.  oder  Part,  selbständige  und  prägnante 
Bed.  entfaltet:  1)  aufgestanden  vom  Bette,  nach 
Schlaf  oder  Krankheit.  Zuweilen  üf  ohne  .sein',  selb- 
ständig participial  mit  andern  Verben  verbunden,  z.  B. 
er  wott  üf  esse,  er  will  ausserhalb  des  Bettes  essen; 
was  u-ettist  üf  tue?  was  wolltest  du,  aufgestanden, 
tun?  Id.  B.;  er  cha's  nid  üf  erlide,  vermag  nicht 
ausserhalb  des  Bettes  zu  bleiben.  .Er  rufte,  dass  man 
auf   wäre',    vom    Sitzen    aufstehen    und    hinausgehen 


sollte.  1707,  o.  Macc.  Me  schätzt-en  nümme  üf,  man 
verzweifelt  an  seiner  Genesung.  Üf  möge,  am  Morgen 
zum  Aufstehen  willig  sein ;  aber  auch :  gegen  Schwierig- 
keiten, Widerstand  sich  zu  erheben  vermögen;  viit 
Eim  — ,  Einem  gewachsen  sein.  Meister  werden  Z. 
Uf  bete",  beim  Aufstehen  b.  Üf  b'lange,  sich  sehnen 
aufzustehen.  —  2)  wach,  wachsam,  rührig;  auf 
der  Hut  Z.  —  3)  aufgesessen,  zu  Pferde  und  weg- 
fertig. FPlatt.  —  4)  aufgeboten,  aufgebrochen, 
vom  fcindl.  Heer.  Die  Zürcher  glaubten  nicht,  ,dass 
einiger  Zug  über  si  uf  were.'  HBulling.  .Burgund 
ist  auff.  der  stoltze  Fürst,  der  will  uns  z'Boden  richten.' 
1701,  JCWeissenb.  —  5)  in  Aufruhr  begriffen,  auf- 
ständisch. ,V.  hat  die  Uftruohr  erregt,  .sagte  zuo 
etlichen,  die  nit  grad  wollen  utt^  syn,  sie  seigind 
schölmen.'  Knon.  Amt  1646.  —  6)  aufgebracht, 
entrüstet.  Üf  sl  gegen  enand,  in  Streit  BM. ;  Uw.  ,Dass 
man  nit  uff  syn  sölte,  und  den  Friden  trüwlich  halten.' 
LeoJüd.  ,lrrltabilis,  Zornmuhtig,  der  bald  auff  ist.' 
1677/1716,  Denzl.  Vgl.  üfbigeren,  üfreden,  üfcho,  auf- 
brausen. —  7)  erwachsen  FMu.  —  8)  offen  und 
zwar  a)  von  Türen,  Fenstern  usw.  Üf  .n  Sulg.,  üf 
hü  B,  aber  Letzteres  auch  (han  =  heben):  Kinder 
aus  dem  Schlaf  aufnehmen  (zur  Notdurft),  b)  von 
der  Haut:  wund.  Üf  sl",  vom  Patienten:  üf  lige>. 
Üf  chlübe",  wund  kneifen.  Vgl.  üfsilde,  beim  Sieden 
bersten.  ^  9)  auf  den  Boden,  Grund  B.  Üf  chö", 
üf  sl"  =  uff  sl",  uff  ligge.  Uf  sitze,  ans  Land  steigen 
(aber  auch:  auf  das  Schuf).  -  10)  zu  Ende,  fertig, 
aufgebraucht.  Üf  sl",  üfhä",  von  Vorräten,  Essen  B; 
L;  Z.  Nrnbachc  Brod  ist  gllner  üf  Z.  Das  Heu  üf 
hän,  als  Futter  aufgebraucht  haben  BHa.  's  Boss  häd 
üf,  fertig  gefressen  Z.  Vgl.  üf%üsen;  üficerchen:  üf- 
machen,  ein  Ende  machen.  —  2.  da  üf:  da  oben 
GrOS.  Auch  in  einigen  Ortsnn.  ^  ober:  .Baden  im 
Ufgäu.'  ,ZeU«-Terzen',  jetzt  Ober-Terzen.  1391.  Vgl. 
üfen.  ?  Ufebni,  Ortsn.  in  Weinfelden.  —  3.  Conjunction 
=  auf  dass,  damit.  PGengenb.,  z.  B.  Bettlerordeu 
V.  360. 

Vgl.  ,ehe',  ,bls'  ii.  a.,  denen  urspr.  ein  ,dass'  nicht  fehloii 
durfte.  —  Als  Präfix  findet  sich  «/meistens  nur  vor  Verben 
bzw.  Verbalableitungeu;  doch  Ufhorn,  aufwärts  stehendes  H., 
U/ruru,  Rüekströmung  in  emem  Flusse.  Kbenfalls  prägnant 
ist  üf  in  den  Zss.,  welche  die  Beziehung  auf  die  Person 
eines  Andern  mit  sich  führen,  wie  üfhauen  usw.,  Schläge 
erteilen.  In  manchen  Zss.  entspricht  es  anderen  Präpositionen : 
iifrtK-ltcn,  vorwerfen,  nfijän,  ausbrechen  (von  Feuer),  üfk-nieen, 
hin-,  üfnemcn,  zu-,  üf  roten,  er-;  und  kann  scheinbar  sogar 
in  das  Gegenteil  seiner  gew.  Bed.  übergehen:  aßchliegsen,  zu-. 
ü/gän,  aus-.  Zuwgilen  verstärkt  durch  folgendes  eiit-:  n/ent- 
halten usw. ;  oder  in  Verbindung  mit  er-  selber  pleonastisch ; 
u/erbülich.  —  A'gl.  entsprechende  Bilduugen  mit  ah;  ander- 
seits die  mit  ilfhin. 

aber-  nhri'j:  1.  hinauf,  herauf  W.     -  2.  oben  WL. 

übel-,  ü.  sl,  sich  übel  befinden,  unwol  sein.  SrLS. 
Als  Gegens.  zu  woluf  gebildet. 

über-  airii/' LE.,  «6«-,  «ierii/ Gr :  1.  aufwärts  Gr; 
L.  —  2.  oberhalb,  ,0b  Zuckenriet  überauf.'  1501, 
PiipiKOFER.  ,Zur  linken  Hand  überauf.'  Wurstisen.  Im 
obern  Stock  Gr;  sonst  über-oben. 

Ufi-,  scherzhaft  subst.  Im  U.  sl,  im  Aufgang  (des 
Glückes)  begriffen  sein,  Gegs.  im  Abe-ab.    Stutz. 

am-  W,  ambr-  BO.;  W,  embr-  ebd.:  1.  hin-,  her- 
auf BO.;  W.  —  2.  oben  W.     Aus  aber-;  s.  aber. 

unden-:  1.  vom  Unterland  her.  ■  2.  vom  Boden 
hininielwi'irts.    Darum  scherzh.  zweideutig:  Wenn's  nu 


1-21 


Af,  ef.  if,  of,  uf 


122 


iiiil  vmi  i(.  regnet!  als  ob  der  Kea'oii  auch  aufwärts 
fallen  könnte  Ö. 

unrlcr-,  z'xindeY-.  -uf  V  ^=  s'under-oben  Wst;  Z. 
Eine  z.  schlä",  über  den  Haufen  Z.  —  zunderüf- 
liaft:  verkehrt. 

Gäch-:  alter  (ieschleehtsn.  G.  Eig.  =  jäh  auf- 
wärts; jähzornig. 

hau]>thöoh-.  //.  finge",  aus  vollor  Brust  ZO.; 
gew.  Ii(iiipthüchli)igeu,  s.  d. 

hell-  ä  ön,  ^  Aa;  Bs,  e«  Ar;  L,  <•»  Z,  mit  dem 
Aecentauf  dem  1.  W.  Aa;  Z,  auf  dem  2.  Bs;  Z:  Adj.. 
eig.  viell. :  bei  erster  Tageshelle  aufgewacht  und  auf- 
gestanden; dann:  gut  aufgelegt,  aufgeräumt,  munter, 
lustig.  H.  ond  Tags  i's  Bett!  Ruf  der  Bursche,  die 
nach  lustig  zugebrachter  Nacht  früh  Morgens  statt 
aufzustehen  zu  Bette  gehen,  daraus  tautologisch  ver- 
dreht: /(.  i's  Bett  lind  Tags  i's  Xest!  Ap.  Dann  über- 
haupt ermunternder  Aufruf  oder  Zuruf,  mit  nicht  leicht 
verständlichen  Zusätzen  wie:  h.,  hinder-cm  Dörnhag! 
ScHiLii;  /).,  S2)atzeneM!  {lustig,  wie  Sperlinge  im  NestV) 
ZO.  H.,  Portugal!  ebd.  (viell.  von  Soldaten,  welche  den 
Feldzug  von  1809  dort  mitgemacht  hatten?)  Deutlicher 
als  Aufruf  zum  Handgemeng:  .Man  ruft  da  gleich: 
Hellauf!  Haaraus!  Platz  ab!  und  fordert  sich  heraus.' 
DiETSCH,  Bachfischet.  H.  sT,  wol  dran,  gesund  sein 
(vgl.  U'olüf);  h.  z'tue  ha,  viel  zu  tun  haben.  Vielmehr 
an  die  urspr.  Beziehung  des  W.  hell  auf  den  Ton 
(vgl.  hellen,  Hall)  lehnen  sich  Ausdrücke  wie  h.  lachen, 
ȟfzgen. 

hand-:  Commando  beim  Eudern.  H.ha",  ge":  den 
Griff  des  das  Fahrzeug  lenkenden  Ruders  hoch  halten, 
so  dass  das  Blatt  desselben  möglich.st  viel  Wasser 
fasst  und  kräftiger  auf  die  Steuerung  wirkt  Z.  Scherzh. 
wird  etwa  ein  Berauschter  gemahnt,  wacker  .Handauf 
zu  halten!' 

Hür-  s.  u.  den  mit  H-  anlautenden  WW. 

mül-  s.  u.  Ginn-,  Slrd-Äff  Sip.  100.  101. 

mund-.  M.  i"  Himmel  chö,  von  einem  sterbenden 
Frommen,  dem  man  zutraut,  dass  er  geradenwegs, 
ohne  Durchgang  durch  das  Fegfeuer,  in  den  Himmel 
kommen  könne  L.  Es  isch  em,  as  wie-n-e  der  Himmel 
m.  zue-n-em  nä  irett  [zu  sich  nehmen  wollte].  Schild 
1863,  96  von  einem  in  selige  Betrachtung  des  Nacht- 
himraels  Versunkenen. 

,M\ind-auf  bezeichnet  entweder  den  offenen  Mund  (des 
Sterbenden)  als  solchen,  oder  es  bezieht  sich  auf  den  alten 
Olaubea,  dass  die  Seele  durch  den  Mund  ausfahre. 

bueb-:  munter,  sorglos,  leichtsinnig.  Noch  b.  si, 
von  alten  Leuten,  die  ausnahmsweise  die  Lust  und 
Kraft  der  Jugend  bewahrt  haben  LE.  —  Von  Bueb, 
junger  Bursche;  vgl.  auch  hell-uf.  irol-uf,  fiflig  und 
das  folgende 

husch-  put-,  jmi-,  in  BEmm.  hvi'fif:  rü.stig,  munter, 
wolgemut.  von  Gesunden  (wo''''  6.,  von  alten  Leuten) 
und  Genesenen  firider  b.J  B;  W;  Z.  —  Vgl.  bueb-uf, 
hell-uf,  wol-uf.  Eig.  aufrecht,  wie  ein  Busch  gradauf 
wächst  oder  strebt;  vgl.  busper  (busch-bar). 

Pfitz-,  Pfütz-  m.:  1.  „eine  Art  Eierkuchen,  der 
sich  stark  bläht  Gl."  Syn.  Ufjuck,  Juelcuf.  —  2.  bildl.: 
,ein  einbildisches  KindUw",  eingebildeter  Mensch  Sch. 
Vgl.  en  Oben-ns-und-nienen-a" .  --  Von  jjfitzen,  auf- 
wallen, platzen. 

gerad-  grad-:  1.  aufrecht.  —  2.  Subst.  m.  zwei- 
rädriger,  darum    mit   der   Leiter    aufrecht   stehender 


Schubkarren,  auf  welchem  in  der  Mühle,  im  Kaufliaus 
z.  B.  Säcke,  ebenfalls  aufrecht  stehend,  transportiert 
werden  Z. 

ob  sich-,  pleonastich:  landaufwärts.  Es  ist  nüd 
leid  obsi  uf  (vom  Wetter).     Stutz. 

sperr-  machen,  eine  Tür  Z.  —  Schwankt  zw. 
.sperr-offen'  und  ,auf-machen'. 

Stig-:  1.  Name  mehrerer  Pflanzen  von  bes.  auf- 
strebender Art  oder  Ge.stalt.  a)  Convallaria  multifl.  L. 
GW.,  We.  Syn.  Geissleitere,  Leiterlikrüt.  —  b)  Gla- 
diolus  comm.  L.  —  c)  Stigüffejli  Gl;  Z:  Lathyrus 
odor.  L.  Gl;  GWe. ;  Z.  Syn.  WicVi.  -  d)  Stigiifli  S, 
Stigüfefrßi  B:  TropiEolum  maj.  L.  —  2.  Transportable 
kurze  Treppe  oder  treppenähnliches  Gestell  z.B.  für 
Blumentöpfe  ZBauma. 

domber-:  das  Tal  hinauf  PGr. 

Vgl.  ambr-,  aher-üf.  Das  d  wahrsch.  eig.  von  dem  Auslaut 
einer  vorangehenden  Verbalfonn  angeschweisst,  oder  das  <l 
des  eig.  nur  den  Ortsadvv.  der  Ruhe  vorgesetzten  Adv.  du. 

dar-  drüf,  vor  anderen  Advv.  etwa  mit  kurzem 
ii'  Z  :  1.  darauf,  mit  Beziehung  auf  Genanntes,  s.  üf 
-  2.  mit  mehr  oder  weniger  erloschener  Beziehung: 
dr.  ufe,  oben  darüber;  überdies,  obendrein;  dr.  ane, 
darauf  hin  (lokal);  dr.  abe,  unmittelbar  nachher;  vgL 
("(/■  1  B  b.  c.  Dr.  cho",  auf  ein  Geheimniss,  etwas  Ver- 
gessenes; mit  Dat.  P.:  Einen  auf  Etw.  ertappen;  syn. 
Eiiii  dridier  cho.  Dr.  üs  gä",  aufs  Heiraten  aus  BsStdt. 
Dr.  tue",  (ield  zulegen,  nachbezahlen;  dr.  schlä",  mehr 
verlangen  als  •  man  selber  ausgelegt  hat  Z ,  .pretium 
augere'.  Id.  B.  Dr.  gä",  zu  Grunde  gehen,  krepieren ; 
auch  bloss  es  ist  dr.,  ist  hin  Aa,  und  amplif.  da  gut 
ril  dr.  und  drüber.  Jemand,  Etwas  dr.  machen,  um- 
bringen, zu  (irunde  richten  B.  Dr.  luege",  seinen  Vorteil 
wahrnehmen,  sei  es  aus  Neigung  oder  aus  Not  Z, 
.intendere'.  Id.  B.  Druf!  darauf  los!  .Und  schrouen 
[schrieen]  die  Hauptleut  überlaut:  Darauf,  truf!  es 
gilt  des  Bären  Haut!'  1656,  Vilmerg.  Lied.  Druff !  Jluf 
der  Schmiede,  wenn  das  Eisen  soll  gehämmert  werden  L. 
Die  verschärfte  Ausspr.  wol  aus  einer  deutschen  MA.  ein- 
geschlepiit. 

dadrüf:    in   deiktischem  Sinne  verstärktes  daräf. 

durch-  dur-,  dür-,  diir-:  aufwärts  mit  dem  Neben- 
begriff der  unbestimmten  Fortsetzung.  Getrennt:  dur 
de  Berg  üf,  den  Berg  hinauf.  Mit  vorgesetztem  dar: 
defrjdurüf.  —  Schon  1380  u.  1659  die  mundartlii-he  Form 
in  LtJrkdn. 

des-:  von  diesem  Orte  auf.  Disüf  sl,  von  einem 
Orte,  wo  man  geruht,  aufgestanden  und  wieder  auf- 
gebrochen sein  BGrind. 

zeweg-.  Der  ziceg  uf  g'namset,  der  oben  genannte 
GrD.;  eig.  an  einer  weiter  oben  gelegenen  Stelle  des 
Weges. 

Weck-.  .Der  W.  von  Üsterrych':  Name  eines  in 
der  Schlacht  bei  Dornach  erbeuteten  Geschützes. 

wol-,  Adj.:  gesund,  munter  Z,  froh,  heiter  L. 
Selten  attrib.:  es  wolüfs  G'müet  ZWädensw. ;  dafür 
richtiger  wolüfig  BSi.;  ScBw,  -üfig  Zo  lt.  Dt.Ithen, 
flektiert  z.  B.  en  wolüfnige  Schw;  ZKn.  —  [wolufen.] 
,Wolufend  all,  wir  wend  gon  tanzen!'  1530,  Strickl. 
Unmittelbar  von  dem  obigen  interject.  Adv.  gebildeter 
Imperativ;  vgL  se!  da!  send!  nehmt! 

wett-  bezeichnet  ein  Verhältniss  gegenseitiger 
Abrechnung  zwischen  Personen,  von  denen  keine  der 
andern  mehr  Etw.  zu  bezahlen  hat  Bs;  Z.    .Es  gehet 


123 


af,  of.  if.  of,  nf 


124 


wett-auf,  calculus  par  est  positus.'  Denzi..  Syii.  icett, 
quitt,  ribiim. 

üfen  I  Adv.,  Präp.  mit  Dat.  un.l  Acc.  1.  =  Tif. 
,U.  Libaiio',  auf  dem  L.;  ,u.  iro  houbet',  auf  das  H. 
NoTK.  ,Die  komen  uffen  du  [die]  tegding'  [Gerichts- 
verhandlung], um  1300,  Gfr.  7,  134.  ,uffen  mich.- 
1321,  Th.  ,ulfen  den  bomen  [Bäumen]  gewaclisent' 
1336,  G.  ,ufen  des  riches  grünt.'  XIV.,  BHandv.  .clagen 
uffen  einen  burger.'  ebd.  —  2.  In  einigen  alten  Ortsn. 
adv.  =  oben,  ober.  ,ü'fenowe,  Ufnouwa,  übinauwia.' 
VIII.  —XIV.,  jetzt  Üfnau,  Insel  im  ZSee,  so  im  Gegs. 
zu  der  jetzt  einfach  Au  genannten  Halbinsel.  ,Ufen- 
dorf'  im  Gegs.  zu  ,Niderdorf'  (Vorstädte  des  alten  Z) 
jetzt  umgedeutet  uf  D. 

Ahd.  «/an,  üßn,  mhd.  üßn,  walnscli.  aus  uj  -f  un  oder 
in,  yg\.  alts.   uppan,   engl.   upon. 

Üfen  n  Vb. :  empor,  in  Aufnahme  bringen,  das 
Wachstum  befördern.  .Müessiggenger  werden  gepflanzt, 
gezogen,  geuffet  und  erhalten.'  Z,  1527,  Absch.  .Ufung 
und  fürdrung  sins  heiligen  ivorts.'  ebd.  ,Wie  die  mess 
hiemit  geuffet  und  zuo  wirden  kommen  ist.'  Kessl., 
welcher  daneben  auch  das  Vb.  ufnen  gebraucht.  ,Da 
wir  gern  sehind  das  sich  der  berg  [das  verödete 
Städtchen  Regensberg]  uft'eti  und  an  liiten  bessrity.' 
Z,   1431.   —   Mhd.  fl/en,  üffen,  ahd.   üffan.   affön. 

üfnen,  üfnen:  aufrichten,  emporbringen.  1.  trans. 
stiften,  erbauen;  befördern,  vermehren.,  Rem  publi- 
cam  magnam  facere,  meeren,  ufnen.'  Fris.,  Einen  an 
guet  und  eeren  ufnen  oder  fürderen.'  Mal.;  SpRE^•G. 
So  von  Personen  auch  bei  Tschüdi:  begünstigen,  unter- 
stützen. ,Leut  eerliclr  gemachet  [wieder  in  bürger- 
liche Ehre  eingesetzt]  und  geütfnet'  [zu  Amtern  be- 
fördert]. 153-2.  LJüD.  Mise.  T.  3,  88.  ,Der  Herr  autfnet 
Jerusalem.'  1531,  Ps.  147  (1548:  ,bauwet').  , Die  Haus- 
haltung auifnen  [durch  Arbeit],  nit  in  abgang  bringen.- 
FWyss,  1655.  ,Dass  d'sünd  und  d'schand  will  g'ufnet 
werden.'  Ruef.  ,Wie  eine  anzahl  Brücken  eingerissen 
und  wider  geüffnet  [hergestellt]  worden.'  JLCvs.,  1661. 
,Dise  gestift  und  diss  haus  angefangen  zu  äuffnen  und 
zu  bauen.'  Frauenfeld,  14'24.  Die  Gesellschaft  der 
Büchsenschützen  ebendaselbst  war  1523  .geüfnet',  ge- 
stiftet. ,Damit  die  gottsforcht  gepflanzet  und  geüftnet 
werde.'  ZMand.  1650.  ,Er  euff'net  die  statt  [Rappers- 
wyl]  gar  herrlich,  dann  er  ein  kilchen  darin  bauwet.- 
MRk'kenm.  1670.  , Wodurch  das  Land  und  die  Haus- 
haltungen geäufnet  oder  verderbt  werden.'  XVDJ., 
EscHKU,  Tageb.  , Geütfnet,  genieret  und  verbes.seret.- 
Kessl.  ,Die  stadt  üfnen,  beschützen  und  beschirmen. - 
Ansh.  , Gericht  und  rat  erhalten,  ufnen  und  üeben.' 
15'28,  Abscii.  ,Ein  gutthäter  und  uftner'  [einer  Kapelle]. 
Cys.  ,Dass  die  Eidgnossen  sollen  Üflfnung  haben  zu 
[in]  allen  ihren  Nöthen,  der  gemeldten  vier  Städte- 
[Hülfe  von  den  4  St.].  Assn.  In  der  neuern  Volksspr. 
nodi  vom  Anbau  und  fortschreitender  Verbesserung 
des  Bodens,  z.  B.  eines  verwahrlosten  Landgutes  „Bs" ; 
B;  „S":  Vw;  „Zo;  Z",  aber  auch  von  Mehrung  irgend- 
welchen Gutes  überh.  Ap;  „L;  Sch".  —  2.  refl. :  sich 
heben,  in  Aufnahme  kommen  Ap;  B.  — 3.  intrans. 
unpers.:  reich  werden  B;  es  ilfnet  bi-n-em,  sein 
Vermögen  mehrt  sich,  es  geht  ihm  ,auf'  S  (Ggs.  es 
fihet).  Allmälich  wieder  zu  sich  selbst,  in  bessern 
Stand  kommen  BSi. 

Für  die  Bed.  Land  urbar  machen,  aufbrcclien  zum 
Anpflanzen  Uw;  U,  niuss  nicht  notwondii?  auf  die  von  .öffnen' 
zui-ückgeganKen   wi-rdcn,  dnch   vgl.  .,/<rn  («/««  Land). 


er-:  1.  urbar  machen  durch  Ausrottung  von  Wald 
und  Gebüsch;  auch:  Wiesen  oder  Weideland  in  Acker- 
land verwandeln  Nnw,  Land  verbessern  ZLunn.  — 
2.  von  Hebung  der  Kultur  und  des  Wohlstandes:  's 
EntUbuech  hat  sich  erüfnet  L.  .liräuft'nung-  Ggs.  von 
.Verwüstung-.  Schobing.  1695. 

üflich,  üflig,  üfli:  1.  wohlgenmt,  fröblieh. 
lustig  kx;  B;  L.  —  '2.  .kräftig  BO.;  LE."  Ggx. 
ftblich. 

üf-,  i'ifhifliij:  munter  (von  Kranken)  (ir,  B.  '2, 
27.  285. 

Mit  uubewusstcr  RcfjMtitinn  des  Adv.  und  mit  .\nli'hniing 
an  üflupfen  gebildet. 

wol-,  allewol-  (w(ilüjli()  BSi.):  ganz  munter, 
rüstig  BO.;  „LE.'- 

üflichen,  üfligen:  munter,  kräftig  werden  BD.; 
„LE.";  genesen  BSi. 

ufe,  uffe,  ufi,  üfi  s.  uf-hin. 

Ufelani:  scherzhafte  Verdrehung  des  Namens  Ape- 
limi  ScHW. 

Stützt  sich  auf  die  Schw  Ausspr.  iipc  für  abc  d.  i.   abbin. 

Ufebi  s.   Üfheb-Win.        Ufert  s.   Uf-Fart. 

ufert-hi  s.  nunfort-hin. 

nfetiirig  u-fffArig  A.\.  „üfertür(ig)  LG.-:  aben- 
teuerlieh, ungeheuer,  unheimlich,  ungestüm,  gefähr- 
lich. ,WeHu  au  es  Hunghiir  [Gespenst]  icandh  sett 
[umgehen  sollte],  Se  tued  nie  d'Auge  zue,  Und  nur 
u-enn's  z'uffertürig  gieng,  Se  n-lst  me's  g'schwind  zur 
Mueh.'  Häpl.  1813.  ,Es  ist  uf'ertürig  zueg'gaitge',  tu- 
multuarisch.  ebd.  1801.  ,Von  Menschen:  Einer,  vor 
dem  man  sich  in  Acht  nehmen  muss  LG." ;  gewaltsam, 
unvernünftig,  blind  z.  B.  u.  dri"  schlö"  Aa. 

Entstellt  aus  aventürig,  dessen  zwei  erste  Silben  in  mi-ver- 
umgedeutet  wurden,  weil  das  Ganze  einen  negativen  oder 
wenigstens  ungünstigen  Begriff  enthielt;  vgl.  auch  untüi: 

ufha  s.  uf-hin.        Ufzig  s.   Üf-Zug. 


Äfs:  landesübliche  Ausspr.  des  ZDorfnamens  Bafz 
vgl.  Äfzg.  

after:  1.  Adj.  nachfolgend,  nachherig;  der  andere, 
hintere.  Am  afteren  Tag;  zum  afteren  Cher,  zum 
zweiten  Mal;  der  after  Süfsuniitig,  der  zweite  Alpen- 
festsonntag  BSa. ;  der  after  Sunt  Todro,  das  nach- 
folgende Fest  des  h.  Theodul,  der  Naehtag  seines 
Festes;  der  after  Teil,  Hinterteil  W.  —  '2.  Adv. 
(aftert):  einer  Richtung  nacli  mit  dem  Begriff  der 
V^erbreitung  über  das  betreffende  Gebiet  hin,  hin  und 
wieder,  überall.  ,Vil  volks  a.  in  dem  Land  herum.' 
TscHUDi,  Gallia.  ,In  Tütschianden  und  a.  im  Rich.- 
ebd.  ,Es  ist  guot  land  am  langen  see  a.'  ebd.  ,[Es 
ist  dem  Ptolemeo]  nit  a.  nachzuohellen  [beizustim- 
men].' ebd.  Auch  Absch.  IV  1,  a,  1363  v.  J.  1528, 
ebenfalls  aus  Gl.  —  3.  Präpos.  mit  Dat.:  „nach, 
BO.";  über  —  hin:  ,Wie  die  seel  a.  dem  ganzen  lyb 
sye  [über  den  ganzen  Leib  verbreitet].'  Zwingli.  ,[Das 
Gerücht]  erschall  after  dem  land.'  Kessl.  ,lr  zungen 
schweift  a.  der  weit  hin.'  1531,  Psalm  73,  9  [später: 
,hin  und  her  auf  Erden'].  ,Bald  kamen  die  mär  after 
aller  statt.'    Ziely.  —  -t  angeschweisst  wie  in  einiit  u.  a. 

dar-,  drafter  \Y  =after(t).  .Darafter  in  .schlossern 
und  hüsern.-  1529,  Egli,  Act.  ,Der  Wind  hat  dr.  im 
Land  die  nussbäum  uider  gworften.'  Mev.,  Wint.  Chr. 


125 


Art  -uft.     Atz    -utz. 


As, 


ug 


126 


,Die  Uit  tiengend  dar.  an  reden.'  Salat.  .Im  .Tnrten 
und  dar.  [dort  herum].'  1521,  AiiscH.  .Jung  und  alt 
ligend  in  der  gassen  dar.  auf  der  erden.'  1531,  Klagel. 
2,  21.  Noch  Id.  B  (Euimental),  Spreng,  Zschokke  1797 
und  St.  kennen  tr.  aus  der  Volksspr.,  freilich  als  fast 
verschollen.     In  W   noch    heute   ch:  gän,   hin  gehen. 

dnr ch -  ^  daraf'ter  (vgl.  durchweg,  dm'  's  Band 
cirey).  .Buechfeiler  [Bücherverkäufer]  deren  so  vil 
durafter  loufend.'  Gykenrupf. 

Afterschi,  Aftertschi  n.  W  :  1.  Nachtisch,  Des- 
sert, hei  den  Bauern  oft  in  Nüssen  und  Branntwein 
oder  geschwungenem  Rahm  bestehend.  —  2.  Zweites 
Nachtessen,  für  Werkleute. 

aftcr(t)schinen,     z'after  sehen  =  z' Afterschi 

f»-('H.    W. 


-»./ii,   -litlii,   (iue  (uelicii   -li   iiiid   -/i|    iililiiho    Diiiiiiiiitiv- 
uiuhiug,  cutsprocheud   dem   /  (Iml   in  tihcfcn. 
afterei  s.  after-ein. 

iiftli  c'ftli,  z.sgez.  aus  der  gangbareren  Form  cjfitli, 
öffentlich  U. 


äfzelen:    wit 

l'Mu. 

ersprec 

lien. 

UUUllc 

1 ,    n 

it   hat 

r. 

Vcrstüinmelt  aus  bäffzden  (s 
Anlehnung  an  afcren  oder  äffen 

Uff..,,,. 

l.äff, 

0   in  Fl 

\?r 

Äfzg:  landes 

übliche 

Aus 

<.\>r.  füi 

den 

/,  Dor 

'iiai 

Rafz;  vgl.  Aß. 

Ufzig  s.   Uf-ZiKj. 


Ag,  **g,  ig,  og,  ug. 

Vgl.   auch   die   (iiupiie   Agg  usw. 


Agarist.    Agast  s.  Ayelslcir. 

Agät  m. :  Achat  Aa.      -   Mlid.   ii,licii.   aber  auch  „ijdl-, 

Agathe  Agete.  Cvs.;  S,  ar/j*-  Schw,  ö<ji-d  n.  BsL., 
Agte  Gl;  Gk.  Dim.  AyetK  Vw;  Z(;,  Ageti  W,  „Agti 
Gl;!!":  Personenn.  Sant  Agt  hed  d'Fijrtitj  verjagt  L 
(weil  nach  dem  Festtag  der  h.  A.,  5.  Febr.,  bis  nach 
Ostern  keine  Feiertage  mehr  kommen).  Am  Agathen- 
tag lässt  man  im  Isental  Mehl  und  Brot  segnen,  welche 
das  Jahr  hindurch  als  Präservativ  gegen  Krankheiten 
aufbewahrt  werden.  Wenn  es  am  A.-T.  schneit,  so 
schneit  es  noch  40  Tage  S,  gibt  es  bis  im  Frühling 
noch  70  Schneefälle  Z.  Scheint  am  A.-T.  die  Sonne, 
so  stellt  der  Bauer  die  Leiter  an  den  Earschbaum, 
d.  h.  es  gibt  in  dem  Jahre  viele  Kirschen  S,  aber  auch 
Feuersbrünste  werden  durch  Morgenrot  am  A.-T.  vor- 
bedeutet L;  S. 

St.  A.  hat  nähere  Beziehung  zum  Feuer,  weil  sie  laut 
fler  Legende  auf  glühenden  Kohlen  (denen  wol  die  roten 
Kirschen  entsprechen)  gewälzt  wurde.  Nach  der  hckannteu 
Zweideutigkeit  alles  Aberglaubens  ist  die  Heilige  zugleich 
Schutzpatroniu  vor  Feuersgefahr.  Cys.,  und  ,als  ihre  Ver- 
ehrung noch  recht  lebendig  war,  brauchte  man  noch  keine 
Feuerassekuranzen  und  Brandcorps.'  Schwz.  Kirchztg.  1868. 
—    Syn.   Age.    Agti. 

Agätsche.    Agatschi  s.  Agelslcre. 

Age,  dim.  Agi  „F;  Gl";  Vw;  S;  W,  ^rji  Uw.  ,A(jcli 
S-,  AgiU  W,  Ayli  GWa.,  Agschi  W:  Agathe,  s.  o. 

Kuen-Agel  s.  Kue-Nagel. 

Agelstere  ,Agolstren-.  Zwingli,  ,Agelsturen'.  Offn. 
Tribolt.,  Ayelstraga  W.  dim.  Agalsti  B  Zyro, 
Aßerste  BM.;  F;  Gr;  G  (schon  bei  Kessler);  Th. 
Agrrste  allg.,  in  der  ä.  Lit.  fast  ausschliessl.  so,  Ärg^ste 
Aa.  Agrrstc,  Agriste  BO. ;  W,  Ag^rtsche  BM. ;  S, 
Ägpvtsche  B;  Gr,  Agretsche  B;  F;  W,  Agätsche,  Ä- 
B;  S,  Ageiitsche  BM.° (tölpelhaft),  Ag^ste  Ap;  GWe., 
Agrste  Ap;  Bs;  L  -  f.;  Ärgist  Aa;  Z,  Agarist  BM., 
Ägerfijst  B;  GO.;  Äger(i)st  Aa;  Gl;  L;  Schw;  Z,  auch 
in  der  ä.  Lit.  häufig.  Ärgerst  Z,  Agritsch,  Agrist. 
Ägrist  BU.;  Man.,  Agnst  Gßh.,  Ägest  Ap  --  vor- 
wiegend, in  der  ä.  Lit.  durchweg,  f.,  seltener  m.  —  PI. 
sw.:  Elster.    Ben  Agersfe"  ehOtte".  sich  erbrechen  B. 


(Die  Elstern,  ähnlich  den  Raben,  suchen  eben  nach 
aller  möglichen  Nahrung.)  ,Hä  [ich  habe]  nw  so  chlini 
ScIirittU  Dl  Hesse  ne",  und  eissig  e  ddi  gilmple  wie-n-en 
Ä.-  (das  Bauernmädchen  in  der  Stadt).  D'Ä.  löt  ire 
Hupfe  )iid  [lässt  ihr  Hüpfen  nicht].  Sulg.  Di  jung 
Ä.  lert  's  Gumpe  vii"  der  alte.  ebd.  Daher  übertr. 
Ägeste  =  leichtfertiges  Mädchen  L,  und  mit 
Fallenlassen  der  ethischen  Beziehung,  kleine,  unan- 
sehnliche Person  Ap.  Dar"''  ire  G'schn-ätz  verrät 
d'Ä.  ire  Nest.  Sulg.  Ägersta,  ein  zanksüchtiges 
Weib  Gr.  Sonst  aber  ist  keine  Eigenschaft  der  Elster 
dem  Volke  von  Alters  her  mehr  aufgefallen  als  ihre 
do]i|ielte  Farbe,  '.s  ist  kei  Ä.,  si  häd  [die  nicht ...  hätte] 
(ijijiis  Si-hi-iigif/s  in  irer  Art.  Sulg.,  wahrsch.  von  einem 
unzuverlässigen  Menschen,  wie  schon  im  Eingang  von 
Wolframs  Parz.  ,Wiss  und  schwarz  in  ägristen  wis.' 
Man.  Daher  wurden  scherzhaft  Beamte,  welche  die 
2  Wappenfarben  ihrer  Obrigkeit  an  ihrer  Bekleidung 
trugen,  mit  diesem  Namen  belegt,  so  in  Bs  nach 
Spreng  die  Stadtknechte,  nach  Seil.  ,wiss  und  schwarzi 
k.'  die  Landvögte  mit  ihren  Weibeln ;  selbst  mit  Bez. 
auf  den  weiss  und  blau  geteilten  Mantel  des  Arats- 
weibels  von  Z  sagte  etwa  der  einen  gerichtlichen 
Augenschein  Verlangende  :  d'Ä.  muess  'mir  uf  de  Fiats:! 
Die  Doppelfarbigkeit  des  Vogels  in  Verbindung  mit 
seinem  geräuschvollen  und  beweglichen  Wesen  und 
seinem  heisern  Geschrei  wird  der  Grund  sein,  warum 
die  Elster  im  Volksglauben  vielfach  eine  unheimliche 
und  ungünstige  Bcd.  hat.  Ihr  Erscheinen  bed.  Ver- 
änderung und  zwar  meistens  zum  Unheil;  heilsam  ist 
es  nur,  wenn  es  im  Sommer  die  günstige  Zeit  zum 
Aderlassen  anzeigt,  Gotth.  AJ.  2,  88,  und  unverfäng- 
lich, wenn  es  Gäste  ankündigt;  s.  Ouhs  VI,  540; 
RoTENB.  6,  41.  Ein  übles  Vorzeichen  aber  ist  es,  wenn 
Elstern  sich  mit  Geschrei  einem  Menschen  nähern  und 
über  demselben  hin  und  her  fliegen,  wenn  man  des 
Morgens  beim  Offnen  des  Fensters  oder  bei  einer 
Unternehmung  eine  Elster  erblickt  und  .ratschen'  hört, 
auch  wenn  man  von  Elstern  träumt.  Elstergeschrei 
auf  oder  vor  einem  Hause  prophezeit  Streit  in  dem- 
selben; d'Ägesta  rätschid,  es  ged  [gibt]  en  Chlh  Ap. 
D'Ägerste  chitzered  wider  emäl  recht:  hüt  git's  tüchtig 
Händel  Z.    .Wie  wenn  eine  Ägertsche  sie  trüge,  fliegt 


127 


Ar, 


128 


die  boshafte  Mähre  von  Haus  zu  Haus.'  BKal.  1840. 
Si  säpe,  d'Ägerste  sin  Hexe.  BVolksl.  Argevste,  A. 
vins  und  sclnvarz,  icenn  d'  e  Hex  biM,  so  fhhj  uf  dt 
Platz  (oder:  tverm  d'  iei  Hex  bist,  80  flilg  (di  Platz) 
TaKdrspr.  Man  soll  daher  auf  Elstern  nicht  sehiessen, 
sonst  zerspringt  die  Flinte,  oder  der  Schuss  geht  auf 
den  Schützen  zurück.  Als  Jemand  einer  E.  ein  Bein 
abgeschossen  hatte,  fand  er  zu  Hause  seine  Frau  ver- 
stümmelt Z. 

Mhd.  ayehtcr  (ug(e)!asl,:r,  ai/icst),  alld.  ui/(ii)lasta-,  iiijuza. 
\g].  Hatj-tmtn;  Hätte,  Hutztc,  Atzk.  Die  beliebte  Abi.  vou 
ä  und  r/alan  erhält  durch  die  aleiii.  Formen,  da  in  diesen 
die  erste  Silbe  durchaus  kurzen  Vocal  hat,  jedenfalls  keine 
Unterstützung.  —  Unsere  zweisilbigren  Formen  und  das  mänul. 
Genus  haben  sich  erst  hinterher  aus  den  dreisilbigen  Formen 
entwickelt.  —  Der  Aberglaube  mag  z.  T.  durch  die  Klang- 
ähnlichkeit einzelner  Nbif.  des  W.  mit  .Hexe'  unterstützt 
worden  sein. 

Hag-  Tu,  Dorn-  Aa;  GRh.;  S;  Z:  1.  Würger, 
Lanius  L.,  bes.  der  graue  W.,  Lanius  excuhitor.  — 
2.  „Hai/ägerste:  Motaeilla  modularis  L."  d.  i.  Accentor 
modularis,  Heckenbraun  eile. 

I  SU  genannt,  t.  weil  er  durch  Zweifarbigkeit  und  den 
Flug  der  Elster  gleicht,  t.  weil  er  in  Doruhecken  nistet  und 
seine  Beute  an  Dorne  spiesst.    Syn.   Haijfjmtz. 

Ratsch-,  -%('•(;  Maultasche,  Schwätzerin  Ap. 

Ag^nt  ««  B;  Vw;  Z,  m.:  1.  während  der  Helvetik 

1798—1803  der  dem  Distriktsunter.statthalter  unter- 
geordnete Vollziehungsbeamte  der  Gemeinde,  der  jetzige 
Gemeindeammaiin ;  s.  Helv.  \i.  103.  104.  Das  W.  jetzt 
nur  noch  als  Beiname  fortlebend.  —  2.  Rechts- 
anwalt BGesetz  1821.  —  3.  (übergetr.)  geschäf- 
tiger Mann,  der  für  Andere  handelt  oder  handeln 
möchte  Uw.  —  Aus  dem  frz.  wjrni. 

agenten:  1.  für  andere  Leute  Geldgeschäfte  be- 
sorgen, den  Unterliändler  machen ;  agänte  und  handele  S. 
—  2.  geschäftig  sein  für  Andere,  unbefugt  anordnen 
und  befehlen  Uw. 

Agentsche  s.  Ayehtere.        Ager(i)st  s.  ebd 

Agermöiili  Hayermöndli  Z,  Argemoni  ZW.. 
-miind(ejli  Sch;  Z,  Argumündel  S,  Argewöndli  Aä, 
Agamönli  Bs,  Agemündli  Sch;  Z,  n.:  Agrimonia 
eupatoria  L.,  Oder-,  Ackerraennig.  Das  Kraut  dieser 
Pflanze  im  Frühjahr  gesucht  zu  Bädern  für  Kinder, 
welche  unterw-aehseii  sind  und  lange  nicht  gehen 
können. 

Aus  dem  lat.  W.  verderbt  und  umgedeutet.  ^Aija-tmimrj'- 
Hdschr.  XV.     S.  auch  Adiir-,   Achermännti,   Otcniienniy. 

Agerst(e).  Agertsche.  .\gest(e),  Agetsche. 
A-  s.  Agelstere. 

agieren  1.  intr. :  viele  (teberden  machen,  gescliäftig 
sein  Vw;  Z.  -  2.  tr.:  Jnnln  versjiotten.  in.lem  num 
sein  Tun  iiaehalimt  Scii. 

Aglije  .iy-'iV.  wilili  A.  f.:  gemeine  Aglei.  .\quilegia 
vulg.  L.  Z. 

Mhd.  tiy./iiV-,  ahd.  miuhm;  aus  dem  Lat.;  vgl.  it.  mjuilrUi. 
U'juilmu,   frz.  amulie.    Unser   Diphth.   vom  altd.  abgewichen. 

Agli  n.:  weibl.  Taufn.,  Diminutivform  zu  Aqathe 
GW.;  Z  XVI. 

A^ne  BK..  ().;  Git;  ..1>E.":  (iVVe.:  W.  Agle  Aa; 
Ar;  Bs;  BU.;  (i;  Vw;  Z,i;  Z.  .>-und.t  ZW.,  «;,.;,  ZFehr., 
Hagle  LG.;  Zu.  Angle  .\i>K.:  L  f.:  kleines  stache- 
liches  Bruch.stück,  Ahne,   Splitter.     ,Die  ding,   die  ir 


gross  achtend,  werdend  glych  aglen  syn.'  Zwingli 
,Was  siehst  du  aber  die  aglen  in  deines  Brueders  aug.' 
Matth.  7.3.  1.560;  ,den  spreyssen.'  1530.  1667.  .Hast  im 
aber  ein  aglen  im  aug  gsehen.-  1523,  Gvrr.  ;  und  so  noch 
später  sprichw.  =  splitterrichten.  ,Der  schwalm  macht 
sein  näst  auss  aglen  mit  kaat  vermengt.'  1557,  Vorelb. 
1.  Stengelsplitter  von  Hanf  und  Flachs,  die  hol- 
zigen Teile,  welche  durch  das  Brechen  und  Schwingen, 
aucli  beim  Spinnen,  von  den  Bastfasern  gesondert 
werden  Aa;  Ap;  B;  G;  Sohw;  Th;  W;  Zg;  Z.  ,Die  Fraue 
and  die  MeitU  Ziehnd  mit  de  Ratschen  üs  Und  scheidet 
Werch  und:  Agle  Wie  b'sesse  [überaus  eifrig]  hind'rem 
Hüs.'  KdMey.  An  der  Arbeitsstätte  vorübergehende 
Mannspersonen  werden  ,in  die  A.  (auch  i  d'Aglete  ZB  ) 
genommen',  d.  h.  angehalten  und  ihnen  ein  Bündel 
Hanf  um  den  Hals  geschlungen,  bis  sie  sich  durch  ein 
standesgemässes  Trinkgeld  loskaufen  Z ;  vgl.  anbinden 
in  Gr.  WB.  Früher  pflegte  man  aber  auch  seine  Be- 
kannten unter  der  Gesellschaft  zu  beschenken  (ihnen 
('»  d'A.  schiclce).  wie  sonst  Hochzeitsgäste  (i  d'Ürte 
schicl'ej  und  Badegäste.  Die  A.  werden  nachher  zur  Lust 
der  Jugend,  zugleich  zum  Dankopfer  und  Pfand  des 
Segens  für  die  nächste  Ernte  ZB.  verbrannt;  s.  Agle- 
für.  ,Die  versamlung  der  gottlosen  ist  gleych  als  vil 
als  aglen;  jr  end  ist  ein  feürflammen.'  1531il6ti7,  Sir. 
,Äglen'.  1707.  Doch  dient  der  Abfall  auch  als  Streue 
oder  zur  Vermischung  in  den  Lehm  des  Töpfers.  Syn. 
Tingel.  —  2.  Grannensplitter,  die  beim  Dreschen 
abfallenden  Stacheln  vom  Barte  des  Getreides,  Spreu, 
Spelze  Aa;  Bs;  B;  Gr;  G;  W.  ,Die  aglen,  agen, 
sprew;  cortex  cannabis;  palea.'  Red.  1G62.  Nach  der 
Offn.  Fäll,  soll  der  Zinshafer  so  gut  gereinigt  sein, 
dass  auf  ein  zottiges  Tuch  geschüttet,  ,als  meng  agen 
daruft'  blib,  als  meng  3  sch.  sol  [der  Pflichtige]  bessren.' 
—  3.  Nadeln  von  Tannenholz  Aa;  L.  67iri.s- oder 
Tann-A.  und  För-  oder  forigi  A.  zum  Unterschied  von 
den  Eätscli-A.,  d.  i.  A.  1.  —  4.  Samenhulsen  der 
Kreuzblütler  AApri.  \g\.  Egli  1.  —  5.  Fischgräte 
BO.         G.  streitsüchtige  Weibsperson  Aa. 

Mhd.  ayene;  got.  aJwii'i.  I.  und  n  wechseln  besoniliTS 
leicht  in  den  Bildungssilbiii.  .!;/;»■  will  wol  als  ausdrückliche 
Pluralform  verstandiii  siiii. 

agnen:  die  Grannen  des  Korns  nach  dem  Dresclien 
noch  besonders  abschlagen,  und  zwar  ,einstreichs', 
d.  h.  so.  dass  mit  dem  Flegel  nur  einzelne  Schläge, 
nicht  mehrere  taktmässig  zusammengehörige,  geführt 
werden  Gr;  L. 

Aglete  (VKt  f-:  CoUectivn.  7.\x  Aqlen  1.  ZB.  Syn. 
Hütschete. 

Agnes  ai/tifs  SenSchl.,  Anesli  SenwE.  f.  „Aniess 
BGr.":  weibl.  Taufn.  Wenn  es  bis  in  den  .lanuar 
keinen  Schnee  gibt,  sagen  die  alten  Bauern :  's  Agnesli 
[21.  Januar]  leird  icol  na  [noch]  '.s  Ji'ippU  erschütte  Z. 
-^  Vgl.  Xese,  Nusclie? 

Agniisdei  Angnsde-i  F.  Awcdcli  F;  S;  Vw;  Zu, 
Amiteli  SciiwE..  Niimedeli  AAÜb.  ii.:  eine  Art 
Schaumünze  mit  dem  Gepräge  des  Gotteslannnes  mit 
der  Siegestahne,  meist  aus  Wachs  (in  SchwE.  auch  ein 
Kräuterkisschen)  als  .\mulet  auf  der  Brust  getragen. 
,Mit  dem  Pater  um  ein  paar  Totzet  gläsene  Agnus 
Dti  wetten.'  ('LSenoB.  I(i9.5. 

Lat.  W.  -  Zu  dem  Übergang  von  „  iu  ,„  mag  das  W. 
A/iiulct  mitärewirkt   haben. 


129 


Ȁ- 


130 


Agone,  Agöne,  Agüiu^  f.:  der  Fisch  Ukelei  im 
erwachsenen  Zustande,  Cyiniiuis  alburnus  Bodkns. 
,Zuo  Costiintz  nennt  man  die  jungen  Laugelen  Zion- 
fische,  so  sy  elter  worden,  Agönen,  Agünen,  Lagcnen.' 
FiscHB.  1563.  ,\Välsche  Agunen,  Agonus.'  ebd.  — 
Syn.  LaucjeU;  Ww(/er;  hoher;  Blaulitu);  LiKiftne: 
Wlssfixch ;  Laube;  vgl.  Zienftseh;  Grrisslimi ;  Sei. 

.Agres  n.  F-'  8t.'',  Agre-st:  „Saft  aus  sauren 
.4iileln  F."  .Agrest:  nnzeitig  träubelsaft.'  Vogei.b. 
l.i-'iT;  ,omi)hacium,  unreifer  wein;  8au.sen  die  man  aus 
unreifen   trauben   macht.'   Fris.  ;    Mal.    und   so   noch 

•SlHt'LZK. 

•  Mild.  a;jyaz  III.,  Illlat.  agresta,  it.  afjvcHto,  Span,  nijni?.,  ilfz. 
iiiijrft,   prov.   wjniu  aus  lat.  acer,   scharf,  sauer. 

Agreste,  Agrist,  Agretsche,  Agritscb,  \- 
-.  Ägehtere  Sp.  125. 

Agrimingen  =  Agermimli  Sp.  127.  ..\..  schwalbi'ii- 
•wnrz  und  grosse  klätten.'  1563,  Tierii. 

Ägele  I  f.:  Berschfisch,  Salm  Aa.    Vgl.  E(jn  IJ. 

Agele,  Agle  II  f :    Schwätzerin  Aa.     Vgl.  äyehn. 

ägelen,  hägelen,  ^-:  sticheln,  zänkeln.  kleinlich 
tadeln.     (H)Ägeler:  der  dies  tuet  Z. 

Diiiiin.  Abi.  von  Aijle,  Agl«  (Stachel),  vrwilt  mit  .!./•/. 
Äyle,  Egel,  Igel.      Die   Nbf.  an  Hagel  angelehnt. 

Ägerte  Aa  ^grrt^,-  Es;  B;  F;  Gl;  Gr;  L;  Seil;  S; 
ü;  Z,  Ägcrti  GRPr.;  Argete  Aa  Bb.  (auch  Där- 
gete);  ScH;  Th;  Z  n.,  Ägete  Gr  eg<;f'i;  Uw;  Z  selten. 
Egerde  ä.  Spr.  bis  Anf.  XVI.,  Regerte  Th  (Püpi- 
kofer)  f.:  1.  Stück  Land,  welches,  nachdem  es  aus- 
gereutet  und  meistens  eine  Zeit  lang  als  Acker  bebaut 
war,  etwa  wegen  allzu  steinichten  Grundes,  unfrucht- 
barer oder  entfernter  Lage  in  Wiese,  Weide  oder 
sogar  wieder  in  Wald  verwandelt  worden;  nd.  Drieseh, 
Lehde.  Aa;  B;  Gr;  S.  ,Solum  cessans  (desertus  agor), 
ein  erdtrich,  das  man  nit  meer  bauwt  (ackeret).'  Fri.s. 
,Ager  sterilis,  incultus.'  Id.  B.  ,Die  A.-Ebni  auf  der 
Rüti.'  OfFn.  Freienw.  Agerden  timhi  tuen,  solches  Land 
wieder  zu  Ackerland  umbrechen  B  Sa.  Von  der  nahe 
verwandten  Brache  scheint  sich  A.  dadurch  zu  unter- 
scheiden, dass  gemäss  der  alten  Dreifelderwirtschaft 
(s.  JMev.  Zeigen  25.  35)  ein  gewesener  Acker  nur  für 
ein  Jahr  brach  gelassen,  Ä.  hingegen  Land  hiess,  wel- 
ches, nachdem  es  als  Acker  gedient  hatte,  längere  Zeit 
(Joch  höchstens  9  Jahre  JMev.,  6  oder  9  J.  JScun,rii.. 
Exempeltaf.  Anzeige  1807,  4  nach  Affsprunu  1784, 
184  für  immer  oder  10  —  12  J.  lang)  nur  als  Wiese 
oder  Weide  benutzt  wurde,  also  ein  brach  bleibendes 
Feld.  Daher  in  der  ä.  Spr.  nicht  selten  syn.  ,brach 
liegen'  neben  der  ausdrücklichen  Unterscheidung 
.brach,  csch  [Saatfeld]  und  egerten.'  Arg.  4,  279. 
JMev.  9.  Von  Allmende  unterscheidet  sich  Ä.  da- 
durch, dass  die  ersterc  immer  nur  Weideland  und  dass 
sie  Gemeindebesitz  war,  aus  beiden  Gründen  auch  von 
grösserem  Umfang  als  A.,  für  welche  die  dim.  Wort- 
l'orm  beliebt  ist.  ,Was  egerden  in  den  eschen  gelegen 
.-iind  und  einer  verbüt  daruf  ze  faren.'  Oti'n.  OWinterth. 
.Wenn  Schmid-ogerten  brach  ist,  so  niugcnt  die  von 
l'tzwil  ir  vech  [Vieh]  dar  triben.'  Ofln.  OUtzw.  Also  war 
die  Ä.  Privateigentum  und  konnte  allerdings  auch  wieder 
.\cker  werden.  —  Unfruchtbares  Stück  Land  üherh., 
dem  Unkraut  und  Dornengestrüpp  uberlassener  Platz 
.^A;  Bs;  ScH;  Th.  Magere  Wiese  Gr  übS.  ,Glabretura. 
bloss,  dürr  oder  unfruchtbar  ort.'  Fris.;  Mal.  ,Ein 
Schw.  Idiotikon  I,  '2. 


heiss,  griessig  erdreich  (phalacra;).'  Denzl.  1(i77  u.  1716. 
Nach  Ked.  =  Gant  (steiniges  Feld),  aber  auch  =  Trift, 
Weid;  calvitium  agri,  sterile  solum;  pascuum.  ,Wenn 
das  gemüet  on  fugenden  ist,  so  ist  es  eben  als  ein 
egerd  und  dürr,  elend,  unfruchtbar  erdrich,  das  da 
ganz  kein  frucht  bringet.'  Geil.,  Seel.  ,Der  ein  frucht- 
bar erdtrich  zuo  einer  ä.  macht.'  1531/00  Ps.  107. 
,Das  auch  die  ä.  iren  kinden  speis  und  narung  gibt' 
1531/48,  Job;  dafür  ,einöde'.  1667.  ,Umh  disen  See 
ist  alles  ein  verbrunne  einöde  und  ägerten,  wachsst 
da  weder  laub  noch  grass.'  Eckl.  1575.  (.Argernuss'! 
Ausg.  V.  1736.)  ,I.sa.  am  42.  wirt  wyssgesagt,  die 
wüestin  oder  thür  ä.  werde  zuo  einem  fruchtbaren 
väld  werden.'  LLav.  1584.  ,Die  dürre  ä.  verwandlest 
in  feisste  Auwen.'  Z  Liturg.  1644.  ,Hier  grasichte 
Wasen,  dort  dürre  Griessböden,  A.,  dürre  Heiden.' 
SpLEiss  1667.  ,Eine  unfruchtbare  Agert,  auf  deren 
nichts  als  Dorne  und  Di.steln  wachsen.'  JJUlr.  1727. 
GoTTH.  orwäiint  einen  Ort  genannt  die  dürre  A.  Spe- 
zielle Angaben  wie  ,Wiese  auf  der  Sonnenseite'  GkD., 
..steile  Wiese'  ebd.,  , ebene  magere  Weide'  B  It.  St.", 
.entwaldete  Stelle  im  Gebirg'  S,  ,Eied'  P  haben  nur 
lokale,  zufällige  Bed.  Auch  ist  selbstverständlich, 
dass  mit  der  veränderten  Landwirtschaft  immer  mehr 
das  W.  zum  blossen  Eigenn.  verblasst.  —  2.  ein  nicht 
iiaeb  der  Zeigkultur,  sondern  mit  einer  abweichenden 
Getreiile-  oder  Fruchtart  bestellter  Acker  It.  B  Ztsclir. 
t  vaterl.  Recht  1843,  194. 

Nü-Ägerte:  Wiesboden  im  ersten  bis  zweiten 
Jahr,  nachdem  die  Pflügung  aufgehört  hat  GrV. 

Mhil. .  egcrrfe,  i:gerte,  gfrtc,  egde.  Zu  den  bisherigen  Er- 
klärungsversuchen ergeben  unsere  Formen  nur  einiges  Ne- 
gative. Unser  »«,  welches  nur  entw.  auf  altgerm.  e  beruht 
oder  Um-  oder  Beilaut  zu  ä  ist,  schneidet  den  Gedanken 
an  £,  Gesetz,  c,  vormals,  durchaus  ab.  Auch  kann  nicht 
als  zweiter  Teil  Garten,  in  unserem  W.  enthalten  sein,  weil 
dieses  .ja  durchaus  fem.  und  die  Annahme  eines  ans  dem  PI. 
erst  gebildeten  weibl.  Sing,  aus  sachlichen  Gründen  hier 
nicht  statthaft  ist.  ,Eh-,  Ein-Garten'  sind  späte  Unideutungen, 
uuil  das  M  in  den  GrFormen  hat  hier  nur  den  Wert  von  j. 
Sachlich  würde  die  Grimm'sclie  Erklärung  aus  ä-gi-criJu, 
nicht  [mchrj  gepHügtcs  Land,  ganz  das  Kichtige  treffen, 
ebenso  die  aus  a-gariki,  ägerte,  ungehegtes  Land,  und  dass 
in  einigen  alten  WW.  ö  mit  a  zu  wechseln  scheint,  haben 
wir  bei  a  II  Sp.  2  gesehen;  nur  wäre  sync.  Ptc.  mit 
weichem  g  etwas  bedenklich.  —  Die  Form  auf  -de  noch  in 
der  Bibel  von  1548,  in  späteren  Ausgg.,  sowie  bei  Fris., 
Mal.,  Red.,  Denzl.  usw.  immer  -te.  Zu  der  Behandlung, 
welche  das  r  erfahren  (Egraten.  Oifn.  Kempfenh.),  vgl.  Agent, 
Ärgest  und  Agreat  f.  Agcrat  (o.  Sp.  125).  In  Argent  (Offn. 
Freienw.)  scheint  n  eingeschoben  zum  Ersatz  des  nach  vorn 
gerückten  r,  in  O.  das  d  des  Art.,  in  R.  das  r  vom  Dat. 
des  Art.  angeschweisst.  Eine  lautliche  Umformung  unseres 
W.  durfte,  auch  der  Flurn.  Ägleten  ZMeil.  sein.  —  Die  schein- 
bar widersprechende  Angabe  aus  S  ,angebautes  Feld'  erklärt 
sich  aus  der  wechselnden  Benutzung  des  selben  Grundstückes. 
Wie  sehr  Orte  mit  der  Zeit  sich  ändern  können,  geht  daraus 
hervor,  dass  A.,  welches  oft  fast  :=  Einöde  erscheint,  heute 
ein  Teil  der  Stadt  Frauenf.  heisst.  Den  Wechsel  zw.  Acker 
und  Wiese  bestätigt  Ap  Acher,  welches  auch  Wiese  bedeutet. 
—  Die  lokalen  Verscliiedenheiteu  des  Begriffs  noch  weiter 
iudividualisiert  in  zahlreichen  Zss.,  welche  nur  noch  Flurnn. 
sind,  z.  B.  lir'üsch-  (mit  lir.  bewachsen),  Clicib-  (Gerichts- 
oder heidnische  Grabstätte),  Galgen-,  Tufels-,  Mai-.  Manche 
nachweisbare  ehemalige  A.  ist  wieder  Wald  geworden,  so  die 
anf  dem   ,Born'  bei  Ölten. 

Agerter:  der  auf  einer  Jl(/er<eM  Ansässige  F.  Sonst 
nur  noch  Geschlechtsn.  BSi.;  W,  wie  Van  Egerten  B 

9 


131 


Ag,  äg,  aiig,  eg, 


Ägidi:  111.  Taufn.,  Ägidius.  Sein  Tag  (1.  Sept.)  be- 
stiiimit  die  Witterung.  Wie  de  Hirse  an  Egidi  i" 
d'Brüst  [Brunst]  tritt,  so  tritt  er  no'''  4  Wuchc  wider 
drüs.  SüLG.  —  Syn.  Gidi.  Gilt/.  Gilli.  Gel.  Iltsch. 

Ägle  I,  ««-  BSi.,  e'-  Th,  Agle,  Sprens  f.:  Blutegel. 
.Die  Ägel  oder  Aglen :  .sanguisuga,  hirudo.'  Fris.; 
Mal.  ,Ein  ägle,  bluotsuger.'  Fischb.  15ö3.  ,Dio  äglen 
(ägel)  hat  zwo  töclitern:  Tragbar,  Bringhär.'  1560/1707. 
Pkov.  .30,  15.  ,Die  Eglen,  die  sich  voll  Blut  gsoften.' 
1658,  Heut. 

Mild,  eflipfe  f.,  ahd.  ügalä.  \'g\.'jijle  II.  Anf  eine  Form 
mit  /(-  deuten  die  Namen  Natjel-,  Nä-ijd-  fuuif^edeutet  Nät/di-) 
neben  Eijdac. 

Bluet-:  gleichbed.  Übertr.  auf  den  Habgierigen: 
,Zachäus  war  ein  Ober.ster  der  Zölnern  und  Blutegeln., 
1691,  AKlingl. 

Boss-:  haimopis  vorax,  vom  vorhergehenden  durch 
seine  stumpferen  und  weniger  zahlreichen  Zähnchen 
unterschieden  Th.  ,Die  grossen  bluotsuger  werdend 
bey  uns  Kossäglen  genannt,  welcher  nun  [deren  neun] 
auch  ein  pfärdt  zuo  todt  sugen  sollend.'  Fischb.  1503. 

Wasser-:  aulasostomuni  vorax,  der  gemeine,  in 
seichtem,  stehendem  Gewässer  lebende  E.  Th.  ,Nim 
wasseräglen  und  setz  sy  an.'  Vogelb.  1557. 

äglen  ^-:   Blutegel  suchen  in  Teichen  ZW. 

Ägle  II;  Agle  Aa;  Scnw,  f.:  1.  Egelschnecke, 
Fasciola  hepatica,  eine  Art  Eingeweidewürmer  bei  den 
Pflanzenfressern  und  dem  Schweine.  ,War  ein  nasser 
Sommer,  dass  den  folgenden  Winter  die  Küh  [usw.] 
in  der  Leberen  voller  äiglen  wurden.'  1734,  Z  ObGlatt. 

—  '2.  die  durch  diese  verursachte  Krankheit,  die 
Fäule  der  Schafe,  Rinder,  Pferde  Aa;  B;  Sch;  Schw; 
W;  Z.  Syn.  Äglefal.  —  3.  Steine  im  Gallengang  Z. 

—  4.  Agle:  Drüse  im  Fleisch  GnAr.  Ägli  (Dimin.): 
Geschwür  auf  der  Lunge  STh.,  Ägle,  solche  auf  der 
Leber  der  Schafe  Z. 

2  urspr.  als  PI.  zu  1  gemeint.  3  und  i  die  geniiunte 
Krankheit  besjleitendc  Ejjscheiuuugcn. 

Gras-:   Gemswurzel,   Arnica  scorpioides  L.  B;  L. 

Nacli  deutschen  Botanikern  violm.  =  Aronicum.  Fraglich 
ist  auch,  ob  nicht  Aiße  I  oder  Agle  (Sp.  127/8)  der  Ver- 
gleichung  der  Wurzelu  oder  der  B)ätter  zu  Grunde  liege. 

„Stein-:  die  Larve  einer  grossen  Mücke,  die  sich 
unter  Steinen  im  Wasser  vorfindet  LE."    St.''  777. 

äglen  s.  im-,  hurn-iglen;  hue-näylen. 

Agier  .€-  m.:  Baum,  welcher  eine  frühreife,  süsse, 
saftige  Birnsorte  (Äylerin)  trägt  ZO.    Vgl.  d.  folg. 

Äglischer,  Aglester:  frühreife,  süsse  Birnsorte 
von  rundlicher  Form  Z. 

Ang  öiyGW.;  jt^r/ BSi.  —  P 1.  scherzhaft  JiH(/cr,  sonst 
Auge.  —  D  i m.  Äiigli;  Äugi  F ;  Ü'gi  BSi. ;  Augschi,  Ögsclii 
Gr;  Kdspr.  Naugeli  Ar,  sonst  Äugeli  ~  ji.:  1.  das 
Sehorgan;  s.  die  EAA.  usw.  am  Schlüsse.  —  2.  her- 
vorbrechende Knospe  an  Pflanzen,  allg.  ,Progemniare : 
Augen  trucken  oder  äugen  gwünnen,  als  an  woynräben.' 
Fris.;  Mai,.  E  Lauhli  deckt  en  Äugli :  Mahnung  für 
den  Weingärtner,  beim  Ausbrechen  des  Reblaubes  be- 
dächtig zu  sein  Scii.  ,Hierunib  [beim  Rebenhacken] 
das  alte  und  träfi'e  Sprichwort,  wann  das  Aug  offen 
den  Rebmann  anschawe,  es  leichtlich  darab  erblinde.' 
Khau.  1639;  noch  jetzt  gesprochen  in  der  Meinung, 
dass  wenn  der  Winzer  zu  spät  ans  Hacken  und  Um- 
graben  gehe,    die   Fruchtknospen    leicht   abgestossen 


werden,  oder  dass,  wenn  umgekehrt  diese  vorzeitig 
erscheinen,  sie  leicht  wieder  erfrieren.  .Nachdem  die 
Bäume  Augen  druckten,  Bollen  gewunnen.-  Moos  1775. 
Daher  das  Rätsel  von  der  Schule  [Baumschule],  deren 
Schüler  Augen  haben  und  nicht  sehen  Gr.  Vgl.  äuglcn. 
Die  vertieften  Keirastellen  der  Kartoffeln,  die  man 
ausschneidet  und  setzt,  allg..  Äugi  (Dini.)  F.  ,BIini]e 
A.',  die  keinen  lebendigen  Keim  enthalten.  Augli,  die 
schwarz  punktierte  Keimstelle  an  der  Bohne  Soh. 
Junger  Spross  einer  Pflanze,  wenn  er  eben  anfängt 
sichtbar  zu  werden  BU.  Der  Butzen  am  Kernobst 
AaF.  —  3.  von  Geschwüren.  ,Ein  Öuglin  (kolben) 
gwünnen  oder  werften,  wie  die  geschwär  thuond,  caput 
facere  dicitur  ajicstema.'  Fris.;  Mal.  ,Das  geschwär 
überkommt  ein  aug.'  Denzl.  1677.  1716.  —  4.  Ast- 
abschnitt in  einem  Brett  F.  ,Holz,  das  kein  öugle 
hat,  kein  flader  noch  niaser.'  Fris.  —  5.  Loch,  Blase, 
dergleichen  der  fette  Käse  besitzt  B;  Vw;  Z.  Ebenso 
vom  Brot  Gr.  —  6.  Fetttropfen,  dergleichen  die 
Güte  einer  Brühe  kennzeichnen,  allg.  Eine  Suppe,  auf 
welcher  wenig  oder  kein  Fett  schwimmt,  heisst  ,blind' 
Vw;  sie  findet  den  Weg  ins  Maul  nur,  weil  man  ihn 
ihr  mit  dem  Löfl'el  zeigt  L.  ,Eine  stolze  Suppe:  sie 
schaut  Einen  mit  keinem  Auge  an!'  , Einer  fürte  die 
Suppen,  wyl  sie  keine  äugen  hab  und  nichts  säche. 
an   einer   schnür   in   die   stuben.'    Schimpfr.  1651.  — 

7.  Die  runden  farbigen  Stellen  auf  den  Flügeln 
der  Schmetterlinge  L;  Uw.  ,Geinniai  .stellantes,  die 
äugen   oder    spiegel    am   pfauwenschwantz.'    Fris.  — 

8.  Ogschi  (Dim.),  das  von  einem  Brot  zuerst  abge- 
schnittene Stück   oder  der  Rest  des  Laibes   GrD.  — 

9.  ein  kleiner  Teil,  ein  kleines  Mass  voll  von  einer 
Substanz,  etwa  so  gross  wie  ein  Auge  als  Körper, 
doch  s.  auch  u.  RA.\.  p;  daher:  Äugli,  Viertelgläschen 
(Schnaps)  ZO.  Kein  oder  kes,  nit  es  A.  roll,  nicht 
das  Geringste,  allg.  Ekes  Öngeli  voll  Aa.  Kei  oder 
kes  Augs  gross,  sehr  wenig  Aa;  BsL.  So  vil  als  ich 
i  mim  A.  hä",  wenig  W.  Selten  positiv:  En  A.,  es 
Äugeli  voll  Z,  es  Ügi  rolls  BSi.  Wie  ganz  die  eigtl. 
Bed.  des  W.  erloschen  ist,  zeigen  Anwendungen  wie: 
,Kein  A.  voll  Wein.'  Gotth.  J  ha  die  Nacht  ekeis 
Äugli  voll  g'schlafe  (sachlich  =  kein  A.  geschlossen) ; 
,kein  A.  voll  sagen'  GA. ;  sls  Hüs  ist  kes  A.  roll  besser 
als  mis  Z;  keis  A.  voll  folgen,  durchaus  nicht  ge- 
horchen ScHW;  er  hed  bloss  es  A.  voll  g'esse.  Aber 
ironisch:  es  hed  es  A.  voll  geregnet:  nicht  wenig, 
ziemlich  viel ;  es  hed  es  A.  voll  Wasser  g'gii,  eine  arge 
Überschwemmung;  es  A.  voll  chlbig,  sehr  zornig.  Daran 
schliessen  sich  RAA.  wie:  i  iviirs  [mache  mich  an- 
heischig] in  A-e  träge,  was  i"''  g'ha  ha".  Siitermstü. 
Er  schämt  si  nW  i  den  Auge,  es  gät  nit  vil  dri"  Tu. 
Dagegen:  er  het  nit,  was-em  im-ene  A.  inne  we  tat, 
kein  Stäubchen,  nicht  das  Geringste  S;  er  isst  nid. 
was  uf-enes  A.  drückt  oder:  was  im  A.  wc  tuet  FMu. 
,Nur  ein  Brösmcli.  dass  es  einer  Laus  kaum  im  A.  weh 
thäte.'  Gotth.  —  10.  gewinnender  Punkt  beim  Würfcl- 
und  dann  auch  beim  Kartenspiel.  ,So  und  so  viele 
Augen  machen'  Z.  —  11.  , Öuglin',  Geschlechtsn.  Cvs. 
—  RAA.  a)  ,Ab  A-n  thun  =  abschaffen,  entfernen.' 
Hospin.  1683.  ,Ab  A-n  —  ab  Herz'  ^=  aus  den  Augen, 
aus  dem  Sinn.  ebd.  und  noch  heute.  Ab  [aus]  den 
Ouge  gä^  B.  .Ehrlichen  Icuten  an  (in)  den  a-n  umhin 
gehen'  =  sich  vor  solchen  blicken  lassen.  ZMand. 
1694.  Nit  mc  a  d'Ouge  chö  B.  .Wie  nun  Manfred 
und  Etzli  in  Italien  dem  bajist  i  n  den  ougen  lagend. 


133 


Ag,  aüg,  cg,  ig,  og,  ug 


134 


stunil  der  bapst  in  sorgen.'  Vad.  i  n ;  s.  auch  u.  c, 
i.  1.  111.  Eiiii  's  Wiss  i"  den  A-e  (j'scIiiikc,  mit.  Einem 
angestrengt  ringen  L.  JEs  g'rüt  Mäiujem  [^lanclieni] 
iiit.  trenn  er  [sogar]  's  Wiss  im  A.  umcherll  Sch;  Z, 
von  vergeblichem  Mühen.  Under  A-n,  auf  der  Vorder- 
seite, ins  Gesicht.  .Vor  [vorn]  an  die  Letzi  ziechen 
unter  A-n.'  TscHom  [Uegs.  .hinter  die  L.'].  .Der  altar 
hat  zwo  Nebendmuren  und  under  ougen  Icaini.' 
GHdschr.  ,So  erst  man  zer  thur  ingat  u.  a-n'  [gleich 
vorn  im  ^lingang].  ebd.  ,U.  A.'  hiess  bei  Bauleuten 
auch  die  Linie  des  Daches,  wo  es  auf  der  Mauer  auf- 
liegt, im  Gegs.  der  Firstliuie,  z.  B.  das  Dach  darf 
u.  A.  gehohen  (erhöht)  werden,  oder:  es  soll  u.  A. 
abgenommen  werden,  d.  h.  das  Dachgesims,  der  Dach- 
yorsprung  soll  abgeschrotet  werden  Zf.  ,Daz  jeder- 
man  vor  [vorn]  underougen  gen  der  .Strasse  und  hin- 
denan  underougen  und  du  tächer  an  sinen  nachgeburen 
wol  mag  machen  [an  das  Nachbarhaus  anlehnen] 
darumb  daz  vordenan  [vorn]  und  hindenan  (und)  an 
den  fächern  nit  lucken  werdint.'  Heu  Stadtb.  XIV., 
Alem.  V  26.  [Lückenhafte  Redaktion  oder  u.  als  Subst. 
—  Dacbvorsprünge?]  , Einem  etwas  [z.  B.  eine  Schmä- 
hung] u.  A.  sagen'  [ins  Gesicht].  Landb.  Gaster.  ,Von 
niund  zu  inund  reden  und  einander  u.  a-n  ansehen.' 
1707,  Jer.  32,  4.  ,Mit  Briefen,  ald  mit  gewissen  [zu- 
verlässigen] botten  ald  u.  ogen.'  G  1373.  , Einem  etwas 
u.  a.  schlahen'.  vor  Augen  halten  XVI. ;  auch  intr.  = 
vor  A.  treten:  ,Wie  er  [Gott]  inn  [ihn,  den  Menschen] 
auss  dem  lu.stgarten  treybt  und  im  das  eilend  u.  a. 
schlahen  las.st.'  Bin.  1531.  ,tJwer  vatter  slot  mir  ungder 
ougen  und  spricht . . .'  Bs.  XVI.  ,Dem  Todt  getrost  u. 
A.  gehen.'  JMey.  1(594.  Gegenwärtig,  anwesend,  in  einer 
Versammlung,  vor  Gericht:  ,Dass  derselb  arm  Mensch 
[arme  Sünder]  alda  u.  A.  für  gricht  gcstelt  werde.' 
Malef.  Ordg.  XV.  ,\Venn  er  kuntschaft  annemen  well, 
soll  er  üch  das  verkünden,  damit  ier  mögt  under  ougen 
sin.'  ir)2.'i.  Absc'h.  Do  sehnd  er  em  Clioch  u.  d'A.,  sagt 
die  Hausfrau,  wenn  sie  sich  selbst  als  Köchin  vor- 
stellt. ScLfi.  ,Er  steit  em  iinyer  d'A-n-mid  hieijt-em  is 
Schwarze',  tritt  ihm  unerschrocken  entgegen.  Si'iMi.n. 
Em  Spil  u.  d'Auge  (j'seh,  näher  zusehen  Z.  Eiiii  it. 
d'Ouije  cho,  vor  die  A.  Aa.  Us  A.l  Ruf  zum  Aus- 
weichen beim  Schlittenfahren  BsL.  Einem  us  den  A-e 
wachse",  durch  fortschreitendes  Wachstum  unkenntlich 
werden.  ,Es  solle  kein  Mezger  halbe  Kälber,  Schaaf 
oder  Lid  ungewogen  bey  dem  A.  [nach  blossem  Augen- 
mass]  verkaufen  (sondern  bey  dem  Pfund).'  Z  Mand. 
1770.  Vgl.  über  Auy  etceg  Sp.  50.  —  b)  (Es  Pur) 
Atige  ha  oder  mache,  rvie  Pflnegreder,  wie  Mitlle,  tt-ie-n-e 
g'stochne  Bock  (e  g'stoche  ChalbJ,  grosse,  stark  hervor- 
tretende A-n  haben  oder  machen  (in  der  Aufregung), 
allg.  D'Otigc  tis-em  Chojif  ha,  hervorstehende  A-n 
haben  oder  machen  B.  A-e  wie  Bulle;  vgl.  B(dlangen. 
Atige  tfie  Chriesi,  schwarze,  tcie  e  Chats,  graue,  allg. 
Er  macht  en  unguets  Par  Auge  (Auyli),  der  Schalk 
sieht  ihm  aus  den  A-n  Ap.  Da  gist-mer  iez  au  en  A.! 
wirfst  mir  einen  bösen  Blick  zu.  Eim  Auge  mache: 
1)  Jmd  Zornig  anblicken.  2)  Jmdm  etwas  klar  machen. 
Auge  mache,  dass  me"  tif  eis  chneiile  and  's  atiiler  ab- 
sage cltönnt  L.  (Chlini)  Öiigli  mache,  blinzeln  Aa. 
Ogli  mache  wie  ne  Sjnegehneis  G.  ,Stechigi  Ottge  mache, 
erstaunt  anblicken.'  Id.  B..  sonst  =  scharfe  Blicke  zu- 
werfen. —  c)  Mit  keim  A.  g'seh,  gar  nicht  gesehen. 
allg.  An  eim  A.  nüd  g'seh,  ein  Auge  zudrücken  L. 
ein  A.  zttetue",    Fehler    nicht   sehen  wollen  B:  G;  Z. 


Eis  A.  het  er  afen  [bereits]  off,  er  wird  's  angere  [das 
andere]  au  no  fiftue,  er  wird  vorsichtig.  Schild. 
D'Auge  (tnitis,  mitten)  im  Chopf  ha,  umsichtig  sein, 
allg.  Es  A.  uf  Opper,  Öppis  ha:  1)  Gefallen  finden 
daran  Z.  2)  überwachen  B;  L  {,uf  Eim.'  Id.  B.).  Keis 
A.  ab  Eim  lä"  B,  Einem  keis  A.  absetze  B;  Z,  Einen 
nicht  aus  den  Augen  lassen.  —  d)  Jmdm  d'Auge  triicke, 
mit  den  Augen  winken  Ap;  Z;  aber:  d'Auge  triicke, 
sterben  Aa  =  d'Auge  zuetue.  allg.  —  e)  d'Ouga  gö 
(loufe,  umgöj  lö",  herumspähen  Ap;  Sch.  —  f)  ,Ehe 
jhm  der  Bapst  der  A-n  gönnen  [Audienz  gestatten] 
wolt.'  WuRSTis.  1580.  —  g)  ,0s  sublinere  alicui :  Einen 
betriegen  und  eim  eins  (wie  wir  sprächend)  über  das 
a.  gäben.'  Fris.;  Mal.  ,Darinn  dir  einfaltigem  aber 
eins  übers  oug  wirt.'  Zwinrli  1527.  ,Der  im  himmel 
sitzt,  ist  nit  zu  betriegen,  er  lasst  ihm  keins  über  das 
a.  geben.'  FWyss  1650.  So  noch  B;  dagegen  i  d'Ouge 
ge,  in  die  A.  stechen,  blenden,  donner  dans  les  yeux. 
ebd.  —  h)  Eim  d'Auge  üsbore,  mit  Schmeichelei  be- 
stechen B.  De  Lüte  d'A-n  ü.  und  d'Löclier  mit  Dr. . . 
fülle,  vom  Heuchler,  der  sich  fromm  stellt,  aber  seinen 
Gewinn  dabei  sucht   L.     Der  Einfältige   löt  si'''  d'A. 

i't.  und  i  d'L.  sch e,  lässt  sich  das  Ärgste  gefallen 

ScHW.  —  i)  Eim  i  d'A-e  grife  BRi.,  schlä"  Sch,  i  d'A. 
i-e  lange  ZW.:  mit  Worten  oder  Handlungen  zu  nahe 
treten,  empfindlich  verletzen.  ,Als  etlichen  ab  der 
vesti  schaden  gschechen  was  und  die  vigend  [die 
Besatzung]  inen  in  den  ougen  wee  tetend-,  ihnen  hart 
zusetzten.  Vad.  Es  ttiet  mer  i"  den  Ouge  we,  ich 
kann  und  mag  es  nicht  sehen  Aa;  Z;  aber  auch  =  es 
gefällt  mü-  sehr,  reizt  meine  Begierde  Sch.  —  k)  D'r 
Märe  zum  A.  Itiege,  Acht  geben,  sich  vor  Schaden 
hüten.  GoTTH.  Er  sorget  der  Chatz  um's  A.,  seb  si 
drum  ist  [ehe  sie  es  verloren  hat]  Z  Elgg;  ScflSt. 
I  loott  ehe  zu  mim  A.  Itiege,  möchte  mich  eben  vor 
Schaden  bewahren  Z.  Vgl.  Nimm's  A.  i  d'Hand  u. 
d'Katz  under-en  Arm,  schadenfroher  Spott,  wenn 
Einer  mit  dem  Gesichte  anstösst  Scuw.  We  mu" 
zum  Chrüzer  net  so  Sorg  cha"  ha"  as  [wie]  zue  den 
Auge,  so  würd-mu  nit  rieh  BSi.  ,Zur  Mutter  Sorge 
tragen  wie  zu  den  eigenen  Augen.'  Gotth.  ;  vgl.  .plus 
oculis  suis  amare'.  Gatull.  Eim  s'Wiss  in  Auge  si, 
ihm  sehr  lieb,  sein  .Augapfel'  sein.  —  1)  Frisch  i 
d'Auge  ine  si,  von  Kranken,  frischen  Blick  haben,  ein 
Zeichen,  dass  der  Tod  noch  nicht  nahe  ist  GA.  Gegs. 
De  Tod  lueget-im  zun  A-n-üs.  —  m)  's  Wasser  i  d'A-e 
iibercho,  i  den  A-e  ha,  von  Rührung  ergriffen  werden, 
sein,  's  Wasser  ist-mer  i  d'A-e  cho.  allg.  D'A-e  sind- 
em  überg'gange  wie-n-eme  Ghrönierhüitdli  ZG.  ,Dass 
den[en]  von  Underwalden  die  ougen  übergangen  syend 
von  wegen,  dass  sy  in  zwytracht  sollen  gegen  üch 
stan.'  1531,  Steikcl.  Vgl.  Augetiwasser.  Dagegen:  ,er 
b'schisst  [betrügt]  d'Lüt,  'ass  eim  d'A-n  überlaufe', 
nur  zur  Bezeichnung  hohen  Grades.  Schild.  —  n)  Ires 
Glück  stöt  uf  ztveu  A-e,  hängt  vom  Leben  einer  ein- 
zigen Person  ab  Aa.  'Wenn  no'''  ztcei  A-e  ztie  sind, 
dann  — ,  d.  h.  wenn  noch  eine  gewisse  Person  ge- 
storben ist  ScnSt.;  vgl.  u.  Sprichw.  f.  —  o)  /  weit, 
dass  mer  d'A-e  tis-em  Chopf  use  fieltd,  dass  ich  das 
nicht  ansehen  müsste  ZKn.  D'Ougen  us  em  Chojyf 
grinen,  sich  todt  weinen  F.  —  p)  d'A-e  fülle,  sich 
satt  sehen.  Kes  A.  voll  g'seh  GA.  —  q)  Mit  Mül 
tmd  A-e  lose,  ganz  Ohr  sein.  —  r)  Er  cha",  u-as  d'A-e 
(/sehnd,  weiss  alles  Gesehene  nachzuahmen.  —  s)  Eim 
US  den  A-e  g'schnitte,  von  einem  Kinde,  das  einem  der 


135 


A»,  ang,  efj,  ig,  og,  üg' 


18Ü 


Eltern  auftallend  gleicht.  —  t)  ,Es  ist  ein  blau  Aug 
darum  zu  geben,  üpera;  prctiuni  est.'  JMev.  1692.  — 
u)  Einem  Etwas  a  den  A-n  a'Hfseh,  ahcj'seh,  von  den 
A-n  absehen  (den  Wunsch  oder  Willen),  aus  dem  Blick 
erkennen  A.i;  B;  L;  Z.  Us  den  A-n  ablese  Scai^t  — 
v)  Ang'sichtfsJ  der  A-n,  pleonast.  Verstärkung,  etwa 
=  dicht  vor  den  A-n  Aa;  L.  —  w)  Kes  A.  terzieh, 
keine  Miene  L.  Einem  1-.  A.  i:,  i.  A.  ab  im  lä,  ihn 
unverwandt  anblicken  B.  —  x)  3Iit  eim  A.  i  die  ander 
Wuche,  um  's  E<j(j  ume  hteye,  schielen.  —  y)  Hast 
Iceini  A-e  bi-der  y'hd-'  zu  Einem,  der  anprallte  oder 
geprellt  wurde  Scaw;  Z.  —  z)  I  d's  A.  arbeite,  Gegen- 
stände geschmackvoll  (aber  vielleicht  nicht  solid)  an- 
fertigen BRi.  Für  ds  0.  fi"s  A.)  isch's  schön,  fällt 
freilich  angenehm  ins  A.  B;  Z.  —  aa)  So  h'iter  dass 
[wie]  es  A.,  durchsichtig,  von  einem  frischen  Ei  Z. 
G' Schwund  vie  en  A.  Gn,  vgl.  .augenblicklich'.  — 
Sprww.  a)  ,Unsere  händ  liaben  stäts  a-n,  sie  glauben, 
was  sie  sehen.'  Denzl.  1077.  171(j;  vielm.  =  das  Hand- 
greifliche ist  sicher.  Was  d'A-e  (j'seh  fg'seliiid),  t/latibt 
's  Herz.  allg.  Was  d'Oye  nöd  schid,  tuet  dem  Her.:  vöd 
ice  G.  b)  Zireu  Oiige  sl  niimme  [sind  nur]  e  Huff'art, 
aber  eis  Ouy  het  mit  höchs  nötig  BBe.  c)  .Die  a-n  sind 
uns  weiter  als  der  bauch.'  Hofmstr.  1645,  die  Begierde 
grösser  als  der  Hunger.  Vgl.  ,sini  ouge  ilherchöme  nie 
g'nueg',  er  ist  unersättlich.  Id.  B.  d)  's  A.  ist  de  Zeiger 
tum  Herze.  Sulg.  e)  's  schlöfed  nid  all,  wo  [welche] 
d'Auge  zue  händ.  ebd.  f )  Zwei  A-e  [eines  Verstorbenen] 
decked  vil!  ebd.  g)  's  Feld  hat  A-e,  de  Wald  Ore.  ebd. 
—  S.  noch  u.  nüt.  —  Abergl.  a)  ,Das  rechte  A.  tanzet 
mir  im  Kopf,  es  ist  mir  ein  grosses  glück  vor.'  JMey. 
169'2.  Wenn  's  recht  A.  blsst,  ged's  nebes  G'freuts  [gibt 
es  etwas  Erfreuliches],  wenn  's  lengg  A.  h.,  ged  's  n. 
G'heits  [Verdriessliches]  Ar.  b)  Die  KAA.  es  sött's  Jcei 
hüs  A.  a"l liege  oder  me"  s.  mit  l-eim  bösen  A.  a.  (ohne 
Neid  und  Tadel).  Suls.  ;  Einem  keis  guets  A.  gönne,  ihn 
scheel  ansehen  B,  beruhen  auf  dem  alten  Glauben  an 
die  Macht  des  bösen  Blickes.  (Anders  es  guets  A.  [ein 
richtiges  Augenmass,  Urteil]  ha). 

Eier-Augli,  -Augi:  priniula  veris  L.  B.  —  Syn. 
Eierbliieiii. 

Ochsen-Augen:  1.  „in  Butter  gebackene  Eier 
UUrs."  —  2.  Goldhähnclien.  ,Kegulus  avis,  ein  kun- 
gele oder  ochsenöugle.'  Fiiis. ;  Mal.;  Vooei.b.  1557. 

Agelsteren-  (Ägester-  ZuBaar).  —  PI.  -äiiger  Gii 
selten;  S:  1.  Hühnerauge,  Leichdorn  an  den  Zehen. 
,Agerstenaugen  oder  gallöpfel  an  den  füessen.'  Vogelb. 
1557.  ,Clavus,  genus  tuberculi,  ein  ägerstenaug;  ist 
ein  werzengeschlächt.'  Fiiis. ;  Mai,.  Um  dieses  Übel  los 
zu  werden,  wendet  sich  der  Aiipenzeller  an  die  Elster, 
indem  er  ihre  Eifersucht  reizt  mit  dem  Spotte:  zigi, 
zigi,  Agest !  I  ha  dreii  Auge  ond  du  gad  zwei !  Gwerh 
1646  aber  kennt  ein  ,mit  magischen  Figuren  und 
Buochstaben  uberschribenes  Zädelein  under  das  Tach- 
trauf  vergrabet,  für  die  ägerstenaugen.'  Der  Aber- 
glaube kennt  nocli  viel  ähnliche  Mittel.  Syn.  Kräjcn- 
aug.  Vg\.  ehurw.  ögl  da  hasla.  —  2.  Maiglöckchen, 
convallaria  multiflora  L.  Gi.;  Z,  conv.  pol^'gonatuni 
L.  AAÜb. ;  Seil,  deren  mit  den  Narben  der  abgestor- 
benen Schösslinge  bedeckte  Wurzel  Ähnlichkeit  mit 
einer  Zehe  voll  Hühneraugen  hat  und  dalier  auch  als 
Mittel  gegen  diese  gebraucht  wird.  Syn.  M^arzenkrüt. 
Agerstenwurzenknit.  Kräjenaug.  Ägerstentäpe.  Vgl. 
Hennen-,   IJi'iener-aug. 


Fell-:  Augen,  die  mit  einem  Häutchen  (Fell) 
überzogen  sind.  Man.   128. 

Fischer-:  eine  Vorrichtung  zum  Fischfang, 
wahrsch.  die  Eeuse,  welche  in  die  Oifnung  der  spitz 
zulaufenden  .Fache'  gelegt  wird  und  welche  mit  ihrem 
doppelten  Reife  wie  mit  einem  Auge  lauert.  ,Dass 
die  fach  und  F-n  gänzlich  abgeschafft  siml.'  ZGes. 
1710/79. 

Flarz-.  Pflarz-  Aa;  Uw,  F//r- -  ScHNvMa.;  Zo. 
Flartsch-  B,  .,Flärtseh-'~ :  Triefaugen,  ATg'cn  mit 
eiterigem  Fluss. 

Gift-Augli:  die  Nationalcucarde  der  Neunziger- 
jahre des  vorigen  Jhdts  in  demonstrativ  kleinem  Fer- 
mate von  den  Feinden  der  Neuerung  getragen,  während 
die  Franzosen  freunde  grosse  Cocarden  trugen  Ar. 

Glarr-,  überwiegend  (/?(«/•-,  Glor-Aug:  1.  „stieres 
A.,  Gr,  bes.  ein  Bocksaug,  d.  h.  ein  übersichtiges, 
schielendes  A.,  wenn  z.  B.  lUxs  Augenlid  den  Stern 
halb  zudeckt  L;  Scn;  Zg;"  .grosses,  weitoffenes,  her- 
vorstechendes A.'  B  lt.  Sr.''.  Spähend  herumgeworfenes 
A.,  ,oculi  emissitii.'  Id.  B.  Glöräugli:  kleine,  blin- 
zelnde A.,  Aa;  Glör-,  helle,  verliebte  A.,  Sc».  Hell- 
blaues, glasartiges  A.,  Aa.  —  2.  iii.  .Kerl  mit  grossen, 
nichtssagenden  Augen.'  Spreng.  .Pui^tus,  liebäugig;  der 
bücksaugen  hat,  glaraug;  übersichtig.'  Denzi,.  1677. 
1716.  —   Mild,   tjlarrouge:  s.  glarn-n. 

Glur-:  .übersichtig,  der  mit  den  äugen  ob  sich 
sieht.'  Fris.  ;  Mal. 

Von   (ji-lürcn;   s.    CHüamutj.      Sj'U.    Jiutkeauij. 

Glas-,  gle's-  fast  allg.,  gles-  Uw,  Glas-  Gu; 
STh. :  1.  A.  mit  mattem  oder  erstorbenem  Glänze,  weil 
dessen  Sehnerv  gelähmt  ist  oder  dessen  Hornhaut 
durch  irgend  einen  Fehler  ihre  natürliche  Farbe  und 
Durchsichtigkeit  verloren  hat;  so  das  A.  des  lilinden. 
des  Sterbenden,  weisses  A.  bei  Pferden  und  Hunden. 
Spottweise  auch  das  nüt  solchen  Augenfehlern  be- 
haftete Individuum.  —  2.  A.  mit  besonders  hellem 
Glänze  STh.  ,Die  Leoparden  haben  rote  glessaugon. 
gleych  als  ob  sy  feurin  wärind.'  Tierb.  155o. 

Glüss-,  glas':  kleines  Auge  ZBauma.  —  Vun  ,yi/i'is«tu. 

Glotz-:  glotzendes  A.  Gotth. 

Gräggen-:  Leichdorn  GnPr. 

Hennen-:  eine  Pflanze.  1.  Henna-nga,  campanula 
persicifolia  L..  Glockenblume  GWe.  —  2.  -Äiigli, 
priniula  farinosa  L.,  Schlüsselblume  G  oRh.,  W.. 
We..  T.  Syn.  Krotten-,  Boss-,  Biet-,  Scliaf-Aiigli.  — 
3.  cardamine  pratensis  L.,  Schaumkraut,  Zigerauge 
GRh.  —  4.  myosotis  palustris  With,  Vergissmein- 
nicht  (iWe.,  in  Tess.  (eiigg  della  Madonna.  —  5.  vero- 
nica  chamaedrys  L.,  Gamander  =  Ehrenpreis  GVVe. 
Syn.  Katzen-,  Zerr-Aiigli.  —  Ij.  roti  H.,  anagallis 
arvensis  L.,  Ackergauchheil  GW.,  We.  Syn. 
Hüenerang. 

Itic'Sc  säiniiitliclieii  PHtiuzen  tragfti  Icuclitt-inl«'.  kk-iuc 
HIniiion,  deren   Kelchblätter   einen   Krc^is  liililiii. 

Hüener-  =  ro(t  Hennenaugen,  L. 

Zu  der  Vcrgleicluniic  hat  im  Bi'Sdiidnni  iiocli  die  rote 
)''arl»e  mitgewirkt. 

KüU-,  Köll-,  Chol-  ZO.,  sonst  (.7/»/-,  chöl-:  blaues 
.Vuge,  Geschwulst  um  das  Auge  in  Folge  eines  Schla- 
ges Z.  Jmdm  ein  Ch.  Tifschlä"  Z.  ,Küllauge  überko 
[bekommen]  wie  Salzbüchsli.'   Madleni  1712. 

Von  mhd.  quellen,  aufschwellen,  hrenuen,  widier  ain'h 
.Kolilc'    und    .quäleir. 


l.'!7 


Air.  aiig, 


Of?.   UK 


138 


Kalbs-:  Wuclierblume,  chryNaiitheiiiuni  lem-anth. 
L.  S.'ii. 

Syii.  StD-rtc,  beide  Namen  vom  Aiisselien  iler  Blüte. 
Katzen-:  1.  A.,  da.s  durch  .seine  Farbe  oder  durch 
.seinen  Blick  an  dasjenige  der  Katze  erinnert.  - 
2.  -Äiiyli:  Pflanzenn.  a)  veronica  chamsedrys  L., 
Ehrenpreis  ÄABb.,  Ki.;  Bs;  ,B";  »RPr.;  LEigi;  GS.; 
SrHw;  S;  Uw.  Syn.  Hennen-,  Ziger-ÄwjU.  —  b)  veronica 
offic.  L.,  ffeiiiriiirr  Ehrenpreis  GRPr.  —  c)  veronica 
triphyllos  I...  Kliri'ii|iri-i,s  .\ALeei'.  —  d)  primula  fari- 
nosa  L.,  rcites  S.hlü^s.-lblüiachen  Gr  (auch  -Auijschi). 
Syn.  Heunenänyli.  —  e)  Vergi.ssraeinnicht  A\;  Ap;  Gr. 
—  f)  ophry.s  arachnites  Reich,  Ragwurz  AABöttst.  Syn. 
Alfengesiclitli. 

Kräjen-:  1.  =  Agehterenaug  1.  L;  Tierii.  l.^ij:!. 
Rätselfrago:  mit  welen  Auge  g'sehd-me  nüd?  Antw.: 
mit  de  Chr.  L.  —  2.  convallaria  multiflora  L.,  Maililie 
ScHwWollerau.  Syn.  Agelsterenaug  3.  —  'i.  „Chräjen- 
äugli,  Samenkorn  des  Krähenaugenbaumes,  stychnos 
nux  vonüca  L." 

Krön-:  ,Ich  hab  gesehen  einen  Hund  sterben, 
darunib  dass  er  fleisch  mit  pulver  von  einer  Nuss, 
kronöugliu  genennt,  besprengt  geässen  hatt.'  Vogelb. 
1557. 

Krotten-äugli:  1.  primula  farinosa  L.  GT.  - 
2.  Vergissmeinnicht  Ap.  —  Syn.  Hennenüiigli. 

Mären-:  mit  einem  kleinen  Geschwür  am  Lid. 
Gerstenkorn,  behaftetes  A.  ZFlurl. 

Die  Vergleichung  hergenommen  von  ehiem  Augeniibel,  von 
ilern  vorzugsweise  das  Pferd  befallen  wird,  dem  ,Nagel,  Nagel- 
fell, unguis  ociili.. 

Nun-:  ein  Fisch,  petromyzon,  Pricke,  Queder. 
Mhd.  niunouge.     In  einer  alten  GHdschr.  nünoykc  f. ;    zu 
dessen  yk  -^  gtj  vgl.   -äuyy  aus  tiur/j. 

Muer-nün-:  solche  Individuen  unter  den  N., 
welche  sich  meistens  im  Schlamm  aufhalten,  dunkler 
und  schmutziger  von  Farbe.  ,Von  dem  kadt  oder  muor 
[Moor],  in  welches  sy  verhalten  labend.-  Fischb.  1503. 
Bi-,  Bin-:  Nebenknospe  in  den  Blattachseln  oder 
Blattwinkeln  der  Rebe  Z.  Syn.  Bischoss.  -  Über 
die  vorwiegende  Form  Bin  s.  u.  hl.  —  binaugen. 
binäugle:  die  B.  ausbrechen,  ebd. 
,Bock-:  ein  Fisch,  patella.'  Mal. 
Bocks-:  , Partus,  der  bocksaugen  hat,  d.  i.  wenn 
das  auglid  den  augsternen  halb  deckt,  als  ob  einer 
die  äugen  halb  oft'en  hette.'  Fris.  ;  Mal.  Syn.  Ghiraug. 
Boll-,  BoUi-:  1.  grosses,  stark  hervortretendes  A. 
Aa;  Bs;  B;  Sch;  S;  Th;  Vw;  Zg;  Z.  Auch  (111.)  ein 
-Vlensch,  der  solche  Augen  hat,  meist  spöttisi-h.  doch 
auch  liebkosend  von  einem  Kinde  mit  schönen  gros- 
sen A.  Z.  Erblindetes  A.,  AaHI.  ;  Syn.  Ghixuug. 
2.  „rundes  Laternchen  mit  bauchiger  Glasscheibe 
ScHW."  —  BollüugH,  Äschfisch  in  der  zweiten  Periode 
seines  Wachstums,  zwischen  KressUny  und  Kuiihli. 
Bodens. 

UM-  bezeichnet  iibh.  einen  runden  Körper;  vgl.  llolk  f. 
(wie  auch  ,Äuge'  allein  =  Knospe) ;  vwdt  mit  holen,  rolleu. 
Die  Dehnung  ßul  (z.  B.  Bs;  Gotth.)  eine  zufällige.  Ähn- 
lichkeit des  ausgebauchten  Laternenglases  mit  dem  Glaskörper 
des  Auges;  vgl.  Ochsenauge,  engl,  bull-eyc  und  nhd.  ISuHe,  Stier. 
Pelz-.  „Pelzaugen  machen,  überaus  zornig  drein- 
schauen Vw;   Zg." 

Viiu  einem  alten  starken  Vb.  "Wzen,  yiovon  pvhen,  hokin 
bei  Schniell.  I  390.  238,  hervorquellen,  sich  hervordrängen, 
ahd.  üzarimhun.  ebuUire:   .so  ihme  die  angapfel  herfiir  lioltzeu 


als  ob  sie  geschwollen  wären.'  l'dz-  bei  Schinell.  I'uk-Äuijin 
=  BoUauijen,  nur  dass  nicht  an  eine  angeborne,  sondern  an 
eine  im  Affekt  hervortretende  Beschaffenheit  der  Augen  ge- 
dacht wird. 

Bins-:  eine  Pflanze,  Immenblatt,  melittis  mclysso- 
phyllum  L.   —   Biw>  Gen.   des  alten  Neutr.  bini,   Biene. 

Püs-  Z,  Pfüs-  BO.;  Z,  Pfusi-  B:  weit  hervor- 
stehendes Auge.  P-e  mache".  , Pussaugen,  grosse  pau- 
sende äugen,  die  eim  weyt  lürhingond,  oculi  eminentes.' 
Fris.;  Mal.    Vgl.  Boll-,  Boliaug,  und  l'fus-haggen. 

Busel-Aug,  -Augli:  halb  offenes  A.  L  schlaf- 
trunkenes, auch  in  Folge  von  Berauschung  ScnSt. ; 
ZB.  —   2.  verliebt  blickendes  ScnSt. 

Das  Bild  vom  Blinzeln  der  Katze   (ßuml)    entlehnt. 

Blau-Augschi:  Frühlingsenzian,  gentiana  verna 
L.  GnRh.  —  Syn.  Bläiieli.  Stierenäugli. 

Blüder-:  triefendes  A.  ,Lueg  au  die  sehe  [jene] 
rot  und  blone  [blauen]  Nase",  die  Blüderauge".'  Stutz 
(von  Säufern).  —  2.  in  Butter  geschlagenes  Ei  Z ; 
Syn.  Stierenaug. 

Blinz-:  ,der  ein  blöde  gesicht  hat  und  darum 
blinzlen  muoss,  damit  er  dester  bass  die  gesicht  zuo- 
samen  halte  und  sähe,  lusciosus.'  Mal. 

Plärr-:  Triefauge?  Glotzauge?  ,Die  Bären  haben 
ein  blöd  gsicht,  desshalben  sy  oftermals  pläraugen 
bekommen.'  TipRs.  1563.  ,Diser  Meerfisch  hat  einen 
kleinen  köpf  mit  überauss  grossen  pl.'  Fischb.  1503, 33,  b. 

Von  Plärre  f.,  Geplärr  n.,  Nebel  vor  den  Augen,  frz. 
Iiertuc,  it.  barlume;  engl,  hlear-eye,  Triefauge.  Schmell.  I  461. 
Fromm.  III  556.  Zu  dem  2.  Beispiele  scheint  freilich  die 
Hinweisung  auf  jjlaren,   glotzen,  besser  zu  passen. 

Brün-:  Kuhname  Ap. 

Ross-Äug  BSi.,  -Augli  Z:  eine  Pflanze,  die  nach 
Pferden  riecht,  primula  farinosa  L.    Syn.  Hennenaug. 

Riet-Äugli  =  dem  vor.  GnRh.  Auch  Rietnägeli, 
-rädli,  -liesseli,  Schafäugli. 

Rot-Äugli:  Name,  unter  welchem  verschiedene 
Fischgattungen  mit  roten  Augenringen  verstanden 
werden.  1.  Cyprinus  rutilus,  Rotauge,  Rotflosser, 
Plötze  Bodens.  Syn.  Bote.  —  '2.  Cyprinus  erythroph- 
tbalmus.  Plötze,  ebd.  lt.  Fischb.  1563,  1.59.  161;  durch 
\'crwechslung  lt.  Hartm.  1827,  225.  —  3.  Cyprinus 
dobula,  Döbel.  ,Der  Hasel,  welchen  man  bey  den 
Zugern  Günger  und  Ganghasel  nennt,  das  ist  das 
ßothaugle.'   Cts.  1661. 

Seckel-:  A.  mit  aufgedunsenen  Lidern,  so  dass 
diese  eine  Art  Beutelfalten  bilden  ZBauiiia. 

Süuder-Äugli:  schuldbewus.ste  A-n.  MUsteri 
1853,  1,  106. 

Schaf-Äugli:  primula  farino.sa  L.  GSa.  Syn. 
Hennenaug. 

Schel-:  scheeles,  schielendes  Auge,  als  Mangel 
bei  Pferden  S. 

Schloss-:  A.  an  den  Reben  zwischen  den  Bögen 
und  dem  zweijährigen  Holze  Z.  s.  Aug  2. 

Schwör-Äugli:  eiterndes  A.  Tn;  vgl.  Flarzaug. 

Spircn-:  flg.,  scharfes  A.,  Schw.  -  Vgl.  Falken- 
augen, Augen  wie  ein  Sperber. 

Spitz-:  A.  mit  gierigem  oder  mit  scharf  beobach- 
tendem Blick   Ni)W. 

Stier-  Ap;  G;  ScnSt.;  Tu,  sonst  Stieren-:  1.  in 
Butter  geschlagenes  Ei,  Spiegelei  Ap;  Gk;  L;  G; 
S;    Z.     Syn.    Ochsen-,    Blüder- Aug  :>,    Eicr-in-Anhen 


139 


Ag,  ang,  eg 


ug 


140 


(s.  Sp.  13).  Hartgesottenes,  in  der  Mitte  entzwei- 
geschnittenes und  in  Weinsauce  gekochtes  Ei  Uw. 
Bei  den  Schweiz.  Abderiten  erhält  der  Gast  auf  die 
Bestellung  von  ,St-n^  die  Antwort:  Mer  hei  scho  längs 
hei  Stier  nie  y'metzyet.  —  2.  PI.,  stiere  Augen  z.  B. 
des  Betrunkenen,  des  Zürnenden.  ,Wenn  der  Mann 
alle  Ahend  mit  Stierenaugen  heim  kommt.'  Gotth.  — 
;i.  Pflanzenn.  gentiana  verna  L.  G  oT.  tiyrt.  Blau- 
Äiigschi.  Aster  aniellus  L.,  blaue  Sternblume.  Durh.; 
RocHU.  Gl.  2,  127.     Aster  chinensis  Aa. 

Bed.  2  gerne  mit  1  spielend  verwendet  von  der  Ehefrau, 
welche  ihren  spät  aus  dem  Wirtshaus  kommenden  Mann  mit 
St-u  regaliert. 

Tüfelsaug:  1.  Feuerr ö.sclien,  adonis  ;vstiv.,  ad. 
autumn.  L.  —  2.  Bilsenkraut,  hyoscyamus  niger  L. 
.Fabulonia.  Bilsemkraut,  teufelsaug.'  Denzl.  1677.  1716. 

—  3.  niückenförmige   Ragwurz,   ophrys   myodes   L. 
Unter  Teufel  ist  wie  in  ähnlichen  Namen  ein  altd.  Gott 

zu  verstehen,  dem  die  Pflanze  geweiht  war,  1  wegen  des 
feurigen  Rots  der  Blüte  (Syn.  UhuiKtrUpßi),  2  als  besonders 
heil-  und  zauberkräftig.  Die  Blüten  von  2  und  3  gleichen 
sehr  denen  des  KatzcnUuijli  o. 

Töten-.  ,Die  Weiber  sagten,  das  Gestorbene  hätte 
ganz  andere  k-n  gehabt,  sog.  T-n,  solche  Kinder  lebten 
nie'  [blieben  nicht  am  Leben].   Gotth. 

Ziger-:  1.  ein  mit  geronnener  Flüssigkeit  (Z((/er) 
in  den  Winkeln  behaftetes  Auge  Aa;  Bs;  L;  Zg;  Z; 
vgl.  FJarzaiuj.  ni.  ein  Mensch  mit  solchen  Augen.  — 
2.  ZigeräiKßi:  eine  Pflanze,  a)  Veronica  charaiedrysL. 
Z.  Syn.  Katzennugli.  b)  Vergissmeinnieht.  myosotis 
scornioides  palustris  L.  „LG.";  Z.     Syn.  Ziyerli. 

Zerr-  zer-:  1.  Triefauge  L;  Z.  —  2.  Zeräagli:  eine 
Pflanze.  Waldehrenpreis,  Veronica  chama!drys  L.  L. 
Syn.  KatzenäugU. 

ein-äug  Gr;  Sch,  dnäuy,  -üy  Tu,  -äugg  Gr,  ,-'Jyij'- 
Vad.;  -äuggigUwE.:  einäugig;  auch  sub.st.  ,der  Ein- 
öug,  Einöugger'.  Mal.  wofür  in  der  lebenden  Spr. 
Einäuggi  L;  ScuSt.;  Uw,  Ei"auger  S. 

Mild,  cinüuge,  aus  ahd.  einoufji  [einauijja] ,  aus  dessen  ab- 
leitendem t,  j  sowohl  der  TJml.  als  die  Verhärtung  »;/  sich  erklärt. 

ge-einäuget  keinäuket  Gl:  einäugig. 

Blien-Augi,  -Äuggi  m.:  I.Person,  deren  eines 
.\uge  seitwärts  gerichtet  ist  Uw.  —  '2.  übergetr.  auf 
schelen,  missgünstigen,  unzufriedenen  Blick  Uw;  „Zg." 

—  3.  Person,  welche  blinzelt,  an  .\ugenschwäche  leidet 
„Uw";  Zg.  —  „blienäugen",  -äuggen  ScHwMa.; 
,Uw;  Zg",  plenäugglu  Uw,  hlienggen  AADegcrf.; 
Gl;  G;  „Sch;'-  Th;  Uw;  U;   Z:   1.  schielen  Aa;  Uw;  U. 

—  2.  schief  drein  sehen  aus  Unzufriedenheit,  unheim- 
lich, zornig  blicken  Gl;  G;  „Sch";  Schw;  „Tn;  Zc";  Z. 
Syn.  schechen.  hlicken.  —  3.  blinzen  „Uw";  mit  den 
Augen  winken,  ebd.  ,Da-n-i  nücl  g'rad  mi''''  zue-n-ere 
g'steUt  ha,  hiid  fii  mit  Lächle  und  Bl.  eistert  nar''  mir 
g'Jnegi.'  MTsteri.  .\uc1i  von  Augen,  welche  eben  aus 
dem  Schlafe  orwaclit  sind  Th.  —  an-bl.:  schel  ansehen. 

—  Blienggi  ra.:  wer  .bliengget'.  —  Bliengge  f.: 
finsterer  Blick  GW.  blien-äuglen:  Dim.  zu 
.blien-äugen'. 

Bei  Schmell.  Ihn-,  MIcnäugeln,  blinzen,  liebäugeln;  ahd. 
Iilrhinouy,  lipjius,  Henneb.  blienen,  Uberzwercli  seilen.  Unser 
W.  hat  sich   im  Nhd.   mit  .blinken'  vermengt. 

schilm-äug:  schielend.  Sui.«. 

Für  achibr-  von   nihd.  kcIuIkci,   Nbf.  v.  nchilli,,,,   schielen. 

miss-äugig:  von  Weinrehen,  die  wenig  gute 
,Augen'  haben  ScnSt. 


geauget,  geäuget  l-auy^t:  mit  Augen,  Knospen 
versehen  (doch  nur  mit  vorausgehendem  besthnmenden 
.\dv.  z.  ß.  Iraker  g' äuget  Erdäpfel  Gr).  —  eng-  hjkumji: 
mit  eng  stehenden  Augen  oder  Knospen,  von  einem 
Rebschoss  ScnSt.  —  kl  in-  chhkaugct.-  kleinäugig  Ar.  — 
luter-  hauyet:  mit  hellbraunen  Augen  Gr.  —  sch  warz- 
kauget:  schwarzäugig  Ar. 

äugen,  ,ögen';  äugge  Gr:  vor  ,Augen'  bringen, 
sehen  lassen,  zeigen;  oft  refl.  ,Daz  enhein  Jude, 
da  man  die  gloggen  lütet,  sich  ceugen  sol  weder  in 
fenstor  noch  an  der  straze.'  Z  1319.  ,Insonders  eigtent 
die  Geistlichen  rychlichen  Zorn.'  Ansh.  ,In  betrach- 
tung  der  sorglichen  löufen,  so  sich  täglichen  öugen.' 
1526,  Absc'h.;  vgl.  eräugen.  ,Wiewol  [die  Mönche  des 
Klostors  G]  sich  wider  des  königs  anmuotung  keines- 
wegs öugen  dörfen.'  Vad.  ,Sein  gnad  und  güete  öuget 
sich  ye  mer  und  mer  gegen  uns.-  1560,  Ps.  117;  an 
anderen  Stellen  ,öget'.  ,Comitas  illucct.  Fründtligkeit 
öugt  sich,  verbirgt  sich  nit.'  Fris.  ;  Mal.  —  2.  (refl.) 
sich  künden  durch  bedeutsame  Zeichen,  z.  B.  Kra- 
chen in  der  Wand  GrV.  —  3.  In  der  ä.  Rspr. :  vor- 
weisen (Beweisstücke,  Laventare  usw.),  häufig  in  der 
tautologischen  Eeimformel  «'«.  u.  zäugen.  ,Alles  das 
zuo  oegen  und  z.,  so  si  hend.'  1384,  Stdtb.  Bad.  ,Ogte 
einen  guoten  besigelten  brief.'  B  1390;  daneben  ohne 
Rückumlaut  ,oegte'.  Die  Erben  sollen  des  Verstor- 
benen Gut  ,oygen  u.  z.'  Z  1460.  Und  so  noch  um 
1600  in  der  Handv.  Thun.  —  4.  beweisen;  über- 
weisen, überführen.  ,So  ougten  die  Priolin  und  Con- 
vent  an  du  Schidlüte  nach  den  Hantvestinen'  [dass 
sie  durch  Kauf  in  den  Besitz  gelangt  seien].  Z  1331. 
.Welcher  in  [den  Prediger]  wollte  eincherlei  irrung 
[Genet.]  bewiseu,  der  sollte  in  öigen  in  sinem  hus. 
und  nit  under  der  mängi.'  1525,  Act.  Egli.  —  5.  intr. 
von  Kühen:  die  Gebärmutter  herausdrücken,  an  pro- 
lapsus  uteri  leiden  A'>.  Syn.  luegen  lau.  baren, 
beizen,  birchen.  —  6.  zielen,  von  Schützen  Ai'K. 
lt.  T.     Vgl.  äitglen. 

Mhd.  ouijen,  üitgen,  ahd.  omjiit,  got.  aiujjaii.  Abi.  zäugen. 
—  Zu  5  halte  , Tumor  rerum,  empöruug,  aufliläyung,  ijugung 
einer  sach,  wenn  es  übel  |  kritisch]  umh  ein  such  stat.' 
Fris.;  Mal. 

ent-  =  äugen  3.  .Brief  und  sigel  e.'  [als  Beweis- 
mittel vor  Gericht].  1539,  BsEq. 

er-:  verstärktes  äugen  in  den  Bedd.  1  und  3. 
's  het-schi  niemet  eräugt,  Niemand  hat  sich  blicken 
lassen  Gr.  ,Denn  sy  nüt  me  sich  erougtend  weder 
mit  schiessen  noch  mit  scharmützlen.'  um  1500,  Edlib. 
.Auch  die  uberigen  Frawen  solten  zeigen  und  er- 
äugen alles  des  Closters  guot.'  Wurstis.  1580.  , Er- 
kenne ein  ieder  die  mengel,  die  sich  eräugend  in 
unserem  wüssen  und  vertruwen.'  1636,  JBreit.  .Meine, 
gegen  E.  G.  schuldige  pflicht  und  dienst  zu  eräugen.' 
Kriegsbüchl.  1644.  ,Us  welchen  der  unsägliche  rich- 
thum  der  Tütschen  sprach  sich  eräugen,  die  sprach- 
glichhäit  sich  ershäinen  wird.'  Red.  1656.  ,Oft  der 
Himmel  hat  bezeuget,  das  er  Zürich  schirmen  woU. 
Sonderbar  sich  das  eräuget  In  der  Mordnacht  wundern 
voll.'  Ofeninschr.  1088.  ,Wann  ein  Geschwulst  sich 
eräugete.'  JMuralt  1697.  Pleonast.  unrichtig:  ,sich 
e.  lassen'  =  sich  sehen  lassen.  AKlinbl.  1691.  Zu- 
weilen geht  sich  e.  fast  schon  in  die  Bed.  des  nhd. 
,sich  ereignen'  über.  ^Üb  sich  dheinest  ein  straf  eins 
ungewitters  eröigen  [würde].'  1525,  Abs<'h.  ,A1s  sich 
dann  schwär  löuf,    sorklich  hendel   und   bös  pratiken 


Ul 


Ag,  aiig,  es.  iff.  ofj.  u«; 


142 


allenthallien  eröugen  und  Vdrliamlen  sind.'  15'29, 
Strickl.  ,Wenn  der  bleiche  Tod  sich  nicht  so  früeh 
ereugt'  [eingetreten  wäre].  JEEscher  1692.  Auch 
ohne  ,sich':  ,Dass  man  sich  den  nach  und  nach  er- 
äugenden neuerungen  widersetzt.'  Hott.  IGGG.  —  Mhd, 
crmtijeii.  —  Eräugungf.:  Erscheinung,  Ereigniss.  ,l)ie 
krieglichen  eräugungen.'    1.528,  Aiiscu. 

eräugnen  =  eräugen,  refl.  .Nehmet  die  Zucht  für. 
.sobald  sich  an  den  Kindern  die  Unarten  eräugnen.' 
üi.R.  1733.  ,Es  haben  sich  spän  und  Streitigkeiten 
cräugnet.'  Wint.  Stdtb.  .Sollten  sich  darüber  Schwierig- 
keiten e.'   B  1791. 

DcDzl.  gibt  CS  ITlfi  .lucli  als  Triiiis..  wie  11177  .f-räii;;«!'. 
Unser  W.,  eine  Weitcrbildimg  vuu  auiojcu,  ist  ulid.  zu  ,ei- 
eignen'  geworden,  als  wäre  es  eine  Abi.  vom  Adj.  , eigen' ; 
der  Übertritt  vollzog  sich  zunächst  auf  dem  Boden  der  ü 
durch  i  ersetzenden  MÄA.  .Diewyl  die  löuf  allenthalbeu 
sich  sorklich  ereigen.'  Strassburg  1525,  s.  Absch.  IV  1,  a, 
551.  Noch  1790  hält  dagegen  der  ApKal.  fest  au  der  echten 
Form  ,Eräugnissc'. 

äugeren:  1.  intr.  die  .\ugen  anstrengen,  um  zu 
sehen  Aa.  —  2.  tr.,  auch  an-,  etwas  stark,  scharf 
anschauen,  ebd. 

Wahrsch.   vom   PI.    -iuy.r,   gleiclis.    Aiigeu   machen. 

auglen:  die  Augenwimpern  bewegen,  die  Augen 
wiederholt  schnell  öffnen  und  schliessen  Obw. 

Syn.  vmuijhn,  welches  sonst  dämmern,  nebeln  bed. ;  mög- 
licherweise ist  (111.  blosse  Verstümmelung  aus  »«.,  angelehnt 
»n  ,Auge' ;  oder  es  hat  sich  umgekehrt  der  Begriff  von  oi«. 
auf  das  anklingende  und  begriffsvwdte  m.  übergetragen. 

äuglen:  1.  eig.  kleine  Augen  machen:  mit  den 
.\ngen  spielen,  sprechen,  winken ;  .liebäugeln',  gierig 
blicken  Bs;  B;  Gr;  Uw;  Z,  mit  Dat.  P.  schmeicheln. 
G' äuglet,  schmeichlerisch  G;  Schw;  auch  an-  Gr.  Vgl. 
äugelen.  —  2.  ein  grollendes  Gesicht  machen  Gr.  — 
ö.  die  Augen  hin  und  her  richten,  um  einen  Gegen- 
stand ins  Gesichtsfeld  zu  bekommen;  zielen  BSi. 
Daher  heisst  so  auch  ein  Knabenspiel  mit  Haselnüssen, 
wobei  je  einer  seine  grösste  Nuss  fBöl,  Äuylere)  ans 
Auge  hält  und  auf  die  unten  liegenden,  von  den  Spie- 
lern gesetzten  Nusshäufchen  fEücJ;)  fallen  lässt,  um 
möglichst  viele  derselben  zusammenzuwerfen,  die  er 
damit  gewinnnt  Schw;  Zg;  Z.  —  -1.  okulieren,  pfro- 
pfen, Bäume;  eig.  , Augen'  einsetzen,  gemmas  insererc. 
Denzl.;  B;  Gr;  S;  Uw.  Syn.  zinjcn.  —  .5.  „eine 
Henne  castrieren  L." 

Bed.  5  übertragen  vom  Okulieren  von  Bäumen,  wobei 
ebenfalls  ein  Einschnitt  gemacht  wird. 

in-:  inoculare.  Red.  lG.5iJ.  üs-:  ausspähen  U. 
blien-,  blön-  s.  u.  BUenfingi  Sp.   139. 

äugelen  =  äuglen  1  u.  2,  nur  jioch  mehr  ver- 
kleinernd: kleine  Augen  machen,  um  entw.  besser  zu 
sehen  od.  lieblicher  zu  blicken,  Liebessehnsucht  aus- 
zudrücken; mit  Blicken  sprechen,  winken  L  ;  S.  —  an-: 
anblinzeln  G,  mit  verliebten  schmeichelnden  Augen 
anschauen,  genau  betrachten,  z.  B.  ein  Mädchen  S. 

ge-äuglet:  mit  kleinen  Augen  (Punkten,  Tupfen) 
versehen,  von  e.  bunten  Kleiderstoft'.  ,Mit  den  Seiden 
der  Gerechtigkeit,  mit  dem  geäugelten  Rock  der  geist- 
lichen Braut.'   Ulk.  1733. 

Zer-Augler  m.:  Spottn.  für  einen  Menschen  mit 
vortretenden  roten  Augenlidern  L. 

Zwei-:  eine  Art  Birnen  mit  doppelter  Blüte  Ar: 
GRh.;  Th. 

Auglere  f.:  die  Nuss,  mit  der  man  beim  Spiele 
(s.  äuglen  2)  auf  die  andern  zielt  Scnw;  Zg. 


ailgei':  teuer.  Wien.?  .Tudonsiir.  -  Von  hebr. /(i',aj-, 
teuer  sein. 

.\llgcl  ni.,  dim.  Augeli:  luiiunl.  Taufn..  nach 
Einigen  August,  nach  Andern  Augustin. 

Egechs    s.  Eidechs  Sp.  91.         Egel   s.  EgU  IL 

Egelsliofer  m.:  Name  einer  Äpfelsorte  Tu.  --  Nach 
einem   Tli   Üorl'e  benannt. 

Egc  AALeer.;  Z;  Hebel,  Egge  AAZein.;  BBe.; 
GnPani;  L;  Nnw;  Seu;  Tu;  Z  f.:  das  Ackergerät  wie 
nhd.  .Irpicas,  ein  gattung  eysiner  egken,  die  vil  zänen 
hat.'  Fris.  Er  isch  tvie-n-e  Huhn  uf  'ncre  E.,  wetter- 
wendisch B.  I  chönnt  uf'-ere  E.  schlafe,  so  müde  bin 
ich  Z.  Dim.  Eggeli  ekili,  kleine,  von  Hand  gezogene  E. 
zum  Eineggen  von  Klee-,  Hanf-  und  Flachssamen  Sch. 

Spät  mhd.  er/e  statt  des  gewöhnlichen  egde;  s.  Jigr/te  und 
Eichte  Sp.  83.  Egge,  ans  welchem  Ege  (nd.  ege)  erst  ent- 
standen ist,  erinnert  an  lat.  occa,  könnte  aber  auch  durch 
Assimilation  aus  Egde  hervorgegangen  sein.  Endlich  lässt 
sich  fragen,  ob  es  nicht  eig.  ein  alter  PI.  von  Egg,  Zacke,  sei. 

Schübel-:  E.  mit  weniger  Zinken,  aber  schwerer. 
Wenn  .gestrucht'  (oberflächlich  gepflügt)  ist  und  man 
nicht  Zeit  hat,  die  , Schübel',  Schollen,  mit  der  Hacke 
klein  zu  schlagen,  so  fährt  man  mit  der  Scli.-E.  quer 
über  die  Furchen  L. 

egen  I  ege  Aa  vorw.;  B;  ScuKl.;  SGäu;  Z,  ege 
AAFri. ;  Bs;  FMu.,  eggen  ScnSt;  Tn:  mit  der  Egge 
fahren,  befahren;  topplet  e.,  dies  zweimal  tun,  damit 
der  Same  besser  ins  Erdi'eich  komme ;  vgl.  üherstössen. 
, Eggen,  occare.'  Fris.;  Mal.  ,Wenn  ein  Acker  nicht 
richtig  geeggt  wird,  so  ist  schon  das  erste  Hagelwetter 
darüber  gegangen.'  Sprw.  —  üf-:  zum  zweiten  Mal  e., 
wobei  unten  am  Acker  angefangen  wird  S.  —  in-: 
durch  Eggen  den  Samen  in  die  Tiefe  bringen  Aa.  — 
under-:  1.  =  ü fegen  S.  —  2.  Undereggete  mache",  beim 
Eggen  Zwischenräume  lassen,  so  dass  unbefahrene 
Streifen  entstehen  Th. 

Mhd.  cgeii.  Bemerkenswert,  dass  das  Vh.  in  uns.  MAA. 
überwiegend  diese  mhd.  Form  hat,  während  für  das  Subst. 
die  Form  Egge  (oder  Eichte,  Egte)  vorherrscht,  also  auch  an 
Orten  gilt,  wo  das  Vb.  egen  daneben  steht. 

egen  U  ege  ZLunn.,  eggen  Aa;  Th:  zanken, 
streiten.     ,Mit  einem  eggen,  disceptare.'   Denzl.  1716. 

Die  Ii.i|i|ii  II.HiiiiLikeit  des  W.  spricht  dafür,  dass  e.  // 
nichts  jViulriis  ,iU  ili..  liildliche  Verwendung  von  e.  /  sei; 
vgl.  überili.  ^  ilii;  cljLufalls  der  landwirtschaftlichen  Tätigkeit 
entnommenen  .Synn.  kargten,  stucken;  z  Acker  füren  Sp.  66; 
auch  ist  , zanken'  mit  , Zacke,  Zinken'  nahe  vwdt,  und  es 
könnte  sogar  die  Bemühung  des  Bauern,  dem  widerspenstigen 
Erdreich  durch  seine  Bearbeitung  mit  der  Egge  einen  Ertrag 
abzuzwingen,  als  ein  Streit  aufgefasst  werden.  Aber  egen  II 
könnte  doch  auch  auf  der  Nbf.  eggen  beruhen,  deren  Bed. 
occare  sich  mit  der  eines  gleichlautenden  eggen  ^  ecken, 
disceptare,  vermengt  hätte,  und  es  ist  nicht  zu  läugnen,  dass 
der  Begriff  Streit  sich  aus  dem  von  Ecke  =  Anstoss,  Hinder- 
uiss,  Schwierigkeit  oder  aus  dem  alten  Ecke  =  Schärfe, 
Schneide  einer  Waffe,  zu  welchem  sich  bair.  .eckein  mit 
einem',  ihm  beleidigende  Worte  sagen,  entschieden  stellt, 
wie  schwed.  ägga»  (eig.  schärfen,  reizen)  zu  ägrj.  Schneide, 
Schärfe,  ebenso  leicht  wie  aus  dem  von  Egge  entwickeln 
konnte.  Vgl.  auch:  spitzige  Worte,  sticheln  u.  ä.  Die  Frage 
ist  übrigens  um  so  weniger  wichtig,  da  ,Egge'  und  .Ecke" 
(Schweiz.  Egg,  -e)  schliesslich  auf  die  selbe  Wz.  ,ak'  zurückgehn. 

egen  III  e'-,  in  GnPr.  e'-:  drohen  „W";  im  Be- 
griffe sein,  bevorstehen.  1.  v.  Pers.  a)  eine  drohende 
Geberde  machen.  .Swer  vor  gericht  unbescheidenlich 


143 


Ag.  eg.  ig. 


\U 


redet  ald  gebaret  oder  eget  mit  den  henden.'  ScaStdtb. 
XIV.  .Zucken  [eine  Waffe  zücken]  oder  egen'  ist  ver- 
boten. 1419,  Offn.  Trib.  —  b)  versuchen;  sich  an- 
schicken, nahe  daran,  im  Begriffe  sein,  Miene  ma- 
chen GRPr.  Man  er/et  anzufangen,  abzureisen  udgl. 
Er  het  t/'eget  z'  zürnen,  wollte  es  übel  nehmen.  Mit 
Negation:  nicht  entfernt  gleichen:  er  het  nit  (j'eget, 
glich  nicht  im  Mindesten;  vgl.  E(ji.  —  2.  von  Sachen, 
„drohen,  bevorstehen,  ahnen  (unpers.),  nahe  sein, 
nahe  kommen.  Es  eget  im  =  es  steht  ihm  etwas  Un- 
angenehmes bevor;  es  eget  im  Nichts  =  es  ist  weit 
davon,  nicht  die  Frage;  es  hat  ihm  geeget  =  gedroht, 
es  wäre  bald  geschehen  BO." 

Ohne  Zweifel  ein  sehr  altes  W.,  lautlich  dein  got.  wjjun 
entsprechend,  aus  dessen  Bed.  (schrecken)  sich  auch  die 
obige  Begriffsreihe  entwickeln  lässt;  vgl.  lat.  minari:  im- 
mincre;  aus  dem  Begriff  der  drohenden  Nähe  kann  der- 
jenige des  Nahekouimens,  Glcichstehens  abstrahiert  werden. 
Vwdt  ni.  dem  folgenden  Subst.,  in  welchem  sich  ein  ähnlicher 
Begriffsübergang  vollzog,  und  mit  aj-los. 

Egi,  ,auch  Hegi'-,  -e'-  f.:  1.  Zucht,  Ordnung; 
in  (in  der)  E.  (H.)  lia  (h'ha),  im  Zaum,  Zwang,  Schach, 
Kespekt,  in  Schranken  halten,  z.  B.  Kinder  BO.;  LE. 
.So  ein  Dorf-Auge  [das  Auge  einer  wackern  Bäuerin] 
hält  manche  [andere  Frau]  in  der  E.'  Gotth.  Kefl.: 
sich  beherrschen  Gr.  Abs.:  Ordnung  halten,  haus- 
hälterisch leben;  liäb  in  Egi!  B.  —  2.  Gleichgewicht, 
Gegendruck.  Widerstand.  Zunächst  von  Kämpfenden 
in  E.  ha  (liebe),  Widerstand  leisten,  wehren,  Stand 
halten  B;  mit  Dat.  P.  Gr  ObS.,  S.vn.  's  Ise  ha".  „D'E. 
(H.)  oder  z'E.  (H.)  ha,  Trotz  bieten  BO.;  F.-  Öppcrem 
dr  Tägcl  [Lampe]  in  E.  ha,  Jmdm  Widerstand  leisten, 
die  Wage  halten  im  Faust-  oder  Wortkampf  BSchw. 
.Abs.:  es  gilt  in  E.  :'han,  um  eine  volle  Schüssel  zu 
tragen,  ohne  dass  Etwas  herausfällt;  oder  um  einer  ent- 
gegengesetzten Kraft  Widerstand  zu  leisten  BSi.  l'ber- 
getr.  auf' Körper:  E.  heba,  das  Gleichgewicht  halten, 
von  entgegengesetzten  Kräften  oder  Bewegungen  GrD. 
Ein  Schiff  in  E.  han,  gegen  den  Wind  behaupten 
BRi.  „Einen  Stein  in  die  E.  legen  =  in  wagrechtc 
Lage  [stabiles  Gleichgewicht]  LE."  Eim  E.  möge, 
Einem  das  Gleichgewicht  (zu  halten)  vermögen;  nid 
E.  möge,  nicht  gewachsen  sein  GrD.;  i  mag's  nid 
(in)  Egi  ho,  ich  vermag  es  nicht  aufrecht  oder  fest 
zu  halten  wGr;  i  mag's  nid  Egc('n)  li'qifu,  hcba,  icli 
vermag  es  (bei  Weitem)  nicht  zu  heben  GaPr. ;  ich 
han  das  G'häs  nit  Eggi  me  han  Tiönna,  ich  habe  das 
Kleid  nicht  mehr  tragen  können  (weil  es  zu  klein  war) 
Gr  lt.  Serardi;  er  het  nit  in  cn  E.  in's  [in  es,  z.  B. 
das  Kleid,  schlüpfen]  chvnne  GkL. 

Mhd.  eye  iii.  u.  f.,  Furcht.  Schrecken:  ahd.  lyt  f.  1.  temr 
(got.  aijis  V.  a(/an,  fürchten).  2.  disidjilina.  Aus  dem  Begriff 
der  Ordnung  entwickelt  sich  der  des  Gleichgewichtes  mit 
Übertragung  von  Geistigem  auf  Sinnliches.  —  Manche  der 
obigen  BAA.  ist  nicht  mehr  klar  gedacht,  sondern  mit  an- 
deren Constructionen  vermengt,  ^id  Eiji  mii'jcn  entspricht 
der  einfach  verbalen  RA.  nid  ei/cn,  nicht  nahe  kommen,  und 
es  ist  nur  die  Frage,  ob  dies  lycn  noch  aus  der  Grundbed. 
.drohen'  oder  aus  der  bereits  abgeleiteten  des  Subst.  (libiili- 
gewieht)  zu  erklären  sei. 

Ejfeni  m.:  Eugen  SchwE. 

Eger:  Name  einer  Farbe.  XV.  )..  GStiftsareli.  - 
Vgl.  Ochra  Sp.  74. 

un-eglen;  ge-un-eglen  s.  un-näglen. 

Egler  hiess  ein  grosser  alter  Kastanienbauni.  der  am 
Ufer  des  VwSces  am  Spissenegg  gegen  LWinkel  stand. 


Der  Baum  nach  der  von  einer  stachligen  Hülle  um- 
gebenen Frucht  benannt;  vgl.  lat.  acucnla,  frz.  aujuiUe,  Nadel; 
prov.   (iijuilcn,  afrz.   aijknl,  Hagenbutte,  wovon  frz.  (glanlier. 

Egli  I  n.:  leere  Schote  des  Ölrepses  AaSI;  vgl. 
Ägie  4. 

Egli  II  n.  allg.;  Egel  m.  Schw:  der  Fisch  Bar.sch, 
perca  tluviatilis  L.  allg.  Er  icürft  gern  en  Egli  in 
Bach,  trenn  er  chann  e  Furellc  fange  ScuSt.  ,Egli'. 
1050  GKal.  ,Das  die  vischer  die  todten  egli  oder 
ander  visch  nit  mit  den  lebendigen  visch  verkoufen 
sollend.'  1550.  Srn.  ,P.  (fluv.),  Egle,  Stichling,  Rechling 
(Reeling),  Bersich.'  Fiscnii.  1563;  Fris. ;  Mal.;  Warn. 
1680.  .Von  den  Egglin  oder  Bersich,  p.'  Cys.  1661. 
,Dass  Eglein,  persich,  bersing,  p.'  Red.  1662,  .Egling 
oder  Rechling.'  JJScHEiicnz.  1699.  In  Z  speziell  nur 
der  Fisch  in  seinem  2.  Jahre  und  danach  verstehe 
.Eglin,  Name  des  Rechlings  im  dritten  Jahre.'  JEEsciier 
1692.  Am  Bodens,  der  völlig  au.sgewachsene  Fisch. 
Eine  Vexieraufgabe  lautet  säg:  chllni  Eischli  und  niid 
Egli  Z.  In  S  Egli  scherzhaft  auch  die  Zuchthau.s- 
sträflinge,  wegen  ihrer  gestreiften  Kleidung. 

Der  Fisch  ist  benannt  von  seiner  stachligen  Beschaffeu- 
heit.  ,Mit  scharfen,  spitzigen  dornen  und  takten  [Fittigen, 
d.  h.  Flossen]  ist  diser  tisch  bewaret,  mit  welchen  er  sich 
auch  bcschlrmpt.'  Fischb.  1563.  Egli  scheint  Dim.  v.  Äy. 
.Aij,  perca,  persich.'  a.  Gloss.  Wz.  ag,  spitz,  s.  -tyk;  lat. 
«ctw  auch:  Hornhecht;  schw.  abbom  (aus  agborre)  =  Barsch. 
—  Syu.  Butz;  s.  auch  liiirliiuj,  TränH;  Ferndcrlintj,  Krefzcr ; 
Stiehling,  Sckaulfi-n-li :  Jlrehlinr/,  Jier^icli  für  die  Altersstufen, 
wofür  in  Schw  einfach  die  Unterscheidung  durch  die  Formen 
Egel,   Egli  u.   (Dim.  zweiter  Stufe)  Egcli. 

Kräb-Egli:  „Egli,  welche  sich  meistens  im  sog. 
Kräh,  Seekrant.  auflialten." 

Land-:  .Egli.  welche  sich  meistens  am  Ufer  auf- 
halten.- 

Kau-Egel:  der  Barsch  im  o.  Jahre  Boi>f.ns.  Syn. 
Stichling.  Schanhfisch. 

Rhin-Egli  ««- Z,  n-cgli  HcnSt,  Einegin  f.  GTa., 
Eine-igel  m.  BsStdt.,  Bl-nagel  m.,  ZLunn.,  -ncgeli 
Gl;  Zu.,  Wl.,  Ein-Igel  m.  ZLunn.:  nur  sprichw.,  als 
Typus  der  Gesundheit,  entsprechend  der  abstrakteren 
RA.  .gesund  wie  ein  Fisch  im  Wasser.'  Und  so  .schon 
bei  Mal.:  .Frisch  wie  ein  Rheynegle,  läbliaftig,  fruotig. 
muotig,  vividus.'  .Sanier  pisce,  so  gesund  als  ein 
Rhcinegle.'  Dexzl.  1677,  1716,  u.  JMey.  1692.  Ein- 
egelin  Beiname  eines  Herrn  v.  BsMönchenstein  M.  XIV. 

Der  Barsch  des  Rheines  scheint  danach  in  besserem  Rufe 
zu  stehen,  als  es  wenigstens  für  die  Gattung  überh.  gerecht- 
fertigt wäre,  welche  mit  Finnen  und  äusserlich  und  inwendig 
mit  Würmern  geplagt  ist,  wie  wenig  andere  Fische.  Oder 
lässt  man  sich  durch  die  rasche  Beweglichkeit  täuschen':' — 
Die  Anlehnung  an  den  Igel  war  durch  die  stachlige  Be- 
schaffenheit des  Fisches  nahe  gelegt. 

Bnr-:  F.,  welche  sich  meistens  im  Schilf  aufhalten. 

Triechter-:  F.,  welche  in  der  Tiefe  gefangen 
werden. 

Egli  m.:  ..Taurnamc  Kglof  [Egolf|  G-;  daher  nocli 
als  Geschlcchtsn. 

Blind-Egli  m.:  leiclite  Schelte  für  einen  Menschen, 
welcher  wegen  Kurzsichtigkeit,  oiler  weil  er  die  -\ugen 
nicht  braucht,  ungeschickt  drein  fährt  GStdt. 

Der  A' ergleichung  mit  dem  schnellen  Fische  steht  ausser 
dem  Genus  namentlich  das  Attribut  .blind'  entgegen;  von 
appellativcm  Gebrauche  des  obigen  Taufn.  aber  ist  sonst 
Nichts  bekannt. 


145 


Ag,  eg.  ci.s;,  ig,  og 


ug 


146 


Eglingerm. :  Elirenwiichter  BsStdt.  B'Jnmpfere  E. 
mache,  ein  Br;vutpaar  beaufsichtigen,  's  Brütpar  darf 
tut  allei"  in  ä'liche,  's  tmiess  Epper  as  Eglinger  mit.  — 
Die  RA.  führt  sich  wohl  auf  einen  bestimmten  A'orfall  ziiriicl». 

Ego:  die  eigene  Person  oder  Partei.  .Was  geht 
das  Graf  E.  an?  Non  est  cur;«  Hipoclidi.  Graf  E.  bauet 
[wohnt]  wol  und  hat  schöne  Pferde.'  JMey.  1677.  1692. 
Nach  einer  für  uns  nicht  mehr  kontrollierbaren  Angabe 
bei  Hott.  u.  Escher  äusserte  BLeemanx  1584  in  einem 
Gutachten  an  den  Rat  in  Z,  dass  die  römischen  Kirchen- 
feiern Graf  E.  —  er  meinte  ,uns  Zürcher  und  Prote- 
stanten' —  Nichts  angiengen.  —  Der  von  dem  Fürsten- 
bcrg'schen  Hause,  ihren  Grenznachlmren,  den  Zürchern  wohl 
bekannti;  gräfliche  Name  erfuhr  Umdeutung  auf  das  lat.  cr/o.  ich. 

Egweri  ('gw^ri:  irgendetwas  GnPani.  Tuen  tiir'' 
litte  [etwa]  en  E. ! 

eigen  df/j  Ap;  e'gi,  i^r/j  P;  f'.c/c»  GRPr.;  sonst  e-ige: 
Adj.    im   Ganzen    wie   nhd.    —    1.  als   rechtmässiges 
Eigentum  angehörig,  oder  leiblich  nahe  verwandt. 
j:     .Accipere  mancipio,    zu    eigen   einnemen  vom  rechten 
'     wären    [Besitzer].'    Fris.     Ein    , eigen  Gut'    im   Gegs. 
zur   Pacht,    daher    auch    erblich;    s.   Eiyen.    In    der 
'     ä.  Kechtsspr.  =  leibeigen,  hörig  (zu  Grundstücken  gc- 
[     hörig),  unfrei.     Einen  Freien  , eigen'  zu  nennen,  wurde 
i     als  Beschimpfung  bestraft.  Thi'n.  Satz.  1539.     S.  auch 
'     Eigenlüt,  Eigenvmnv.     Ledige  junge  Leute,  gefragt, 
ob  sie  noch  bei  den  Eltern  wohnen,  antworten  etwa, 
wenn  dies  nicht  mehr  der  Fall,  nä,  i  ha  mls  äc/e  d.  i. 
eigenen  Erwerb  Ar.     Agni  [nämlich  Stücke]  machen. 
auf  eigene  Rechnung  weben;  Ggs.  ,um  Lohn  weben'  G. 
Be-iser  eicje  Brod   als  fremde  Brntis  L.     ,l)as  Leben 
wird  keinem  gegeben  für  ei.  und  ewig.'  Sülg.    's  Tods 
j     eige,   dem  T.  verfallen,    ohne  Hoflnung  auf  Genesung 
[     AÄ;  Uw;  HCLav.  1644.    Eiges  (G'ivächs),  auf  eigenem 
\     Gut  gewachsener  Wein.     Die  (sini)  Eigne,  die  Bluts- 
verwandten,   Familienglieder   Gu;  Z.     's  eige  Wasser, 
der  Harn   Z.     En  eiges  Chind  übercho"   (ha"  milesse) 
heisst   es   von   der   Mutter   eines   unehlichen  Kindes, 
;•     dessen  Auferziehung   vom   Gerichte   ihr   allein    über- 
i     bnnden  wird  Z.     Metonyni. :  ,die  eigene  Hand'  in  der 
J     Rechtsspr.  =  der  rechtmässige,  ursprüngliche,  eigent- 
liche Eigentümer  eines  Gutes,  das  daher  ohne  seinen 
Verzicht  auf  das  ihm  zukommende  Vorrecht,  dasselbe 
S     in  seinen  Besitz  zurückzuziehen,  nicht  an  Andere  ver- 
!|     kauft   werden    darf.     ,Mit    austrucklichem    Vorbehalt 
;'     der  Beladenschaft  [älterer  Ansprüche,  Servituten]  oder 
der  eigenen  H.'  [soll  bei  Ganten  ausgeboten  werden]. 
I     1520,   Bs.     ,Es    solle    auf   Begehren    der    eigenen   H. 
allweg  der  Höch.ste  in  jedem  Tschujus  [Grundstück] 
I     Träger   seyn   und   den    schuldigen  Zins    sammenthaft 
der  eigenen  Hand  lüferen.'  Bs.  1611.  1757.    ,Ein  Stuck 
Gut  dem  Käufer,  äussert    [mit  Vorbehalt]  der  eignen 
H.,   frei  und  eigenthumlichen  überlassen.'    ebd.  1719. 
:     ,Die  Frauw  mag  sörablich  [solche]  Morgengab  mit  ihr 
eignen  H.   [als  ihr  persönliches   Eigentum]   behalten.' 
•     RoTHENB.  Amtsb.  1490.     So   kann  ei.  auch  sich  selbst 
angehörig,   frei,   also   das  Gegenteil    des    obigen   be- 
'     deuten,  in  der  Formel  ,ledig,  frei  und  eigen'  L.    Lidig 
vnd  eige,  sein  eigener  Herr  und  Meister,    ohne  Weib 
:     und  Kind,  unabhängig  S.  —  2.  besonder.     .Ist  jet- 
weders   ein    eigen  bistum  von  wegen  das  [weil]  jede 
[der  beiden  Städte]  ein  sonderbar  volk  ist.'  ÄTschudi. 
Er  het  sl  eigini  Freud   an   im   [ganz   besondere,   be- 
sonders grosse]  ScuSt.     Eigene  Gangs,   express  S.  — 
Schw.  Idiotikon.  I.  2. 


3.  eigentumlich,  seltsam,  sonderbar,  wunderlich,  von 
Personen  auch:  eigensinnig;-.  E)i  <'igne  Mensch,  Chiimmi, 
Chüz,  Hecht.  Er  hat  ■n  n,ii,r  Chopf.  Das  ist  doch 
eige!  allg.  ,'s  geit  mihigisrh  rige  Site.'  S<'niLD.  Als 
Adv.,  auf  sonderbare  Weise  GRPr.    Syn.  eigenlich.  — 

4.  einzig.     S.  die  Nbff.  eigens,  eigenst,  eigent. 

Die  Bed.  i  entwickelt  sich  aus  der  von  .eigen',  weil 
alles  Eigentum  ausschliossend,  einschränkend  ist;  daher  in 
ä.  Spr.  cm-  (==  einzig)  und  eir/en-  oft-  syn. 

all-  s.  all-einigen. 

eignig:  attrib.  Form  zu  eigen,  z.  B.  si  eignig  Sach, 
seine  eigene  Habe  Aa. 

eigens:  „einzig,  eingeboren.  Die eigese  Tochter  7,." 

Aus  dem  adv.  Gen.  von  eigen  (vgl.  u.  rigendii)  als  Adj. 
weiter  flectiert. 

eigenst:  1.  Etw.  (z'J  eigist  [zu  eigen]  ha"  Z.  — 
2.  Eigesti  Tochter,  einzige  T.,  Erbtochter  ZKn. 

Superlativisch  gebildet  wie  das  bcgriff'svwdte  ,selb-st'. 

eigent:  1.  als  Eigentum  angehörend  BO.  u.  U.; 
auch  prädikativ:  de''  Acher  isch  ml  eigete  PMu.  — 
2.  eigenartig;  en  eigeti  Sach  B.  —  8.  einzig;  's  eiget, 
es  eigets  Chind,  namentlich  mit  Beziehung  auf  die 
Erbverhältnisse  gesagt  ZO.,  Sf.  —  4.  Adv.  immer 
UwE.  —  5.  eigendsc,  eigets,  adv.  Gen.  ,Ganz  eigends.' 
GoTTH.  ganz  eigentlich,  g.  besonders. 

Zu  der  durch  bloss  phonetisch  angeschobenes  (  gebildeten 
Form  vgl.  A'iemel,  Nieman-d  udgl.  —  Zu  4  vgl.  mhd.  cimc- 
liclim,  sowohl  =  einzig  als  =  immerfort. 

eig-eig:  wählerisch  im  Fressen  GrL. 

Viell.  als  Eeduplicationsform    missdeutet   aus    dem   folg. 

„ein-geeigt:  eigensinnig,  wunderlich  Ap"  (St.*"). 

Glcichs.  einzig  in  seiner  Art,  eigentümlich  geartet. 

Eigen  n.:  ganz  eigener  und  darum  auch  erblicher 
Grundbesitz,  ein  solches  Grundstück,  Gut,  im  Gegs. 
zu  Fahrhabe,  zu  Lehengut  und  zu  Allmend.  Man 
unterschied  noch  besthnmter  ,eclites  Ei.,  ledig  Ei.'  von 
, vogtbar  Ei.'  usw.  s.  Bluntsculi  RG.  I  215.  265.  Seg. 
RG.  I  35 — 37.  ,Von  der  AUniig  für  Eigen  einzuo- 
schlagen  [als  Privateigentum  zu  umzäunen].'  Schw  Lb. 
,Ein  hus,  so  in  vier  Muren  eins  gmachs  hoch  ist,  das 
ist  eigen  vnd  hat  ein  frow  [Frau]  daran  nüt  zu  erben.' 
Willisau  1489.  ,Ei.  und  Erbe'  oder  ,Erb  und  Ei.'  eine 
alliterierende,  sehr  alte  und  weitverbreitete  Formel, 
z.  B.  ,liggen  an  Eigen  und  Erb'.  Bli'.ntschu  I  2,  438. 
Spezieller:  „ein  Stück  Land,  welches  nur  mit  dem 
zugehörigen  Hause  veräussert  werden  darf  LG.  Daher 
in  Kaufbriefen  von  einem  Hause:  samtPünten  [Garten- 
und  Wiesenland]  und  Eigen",  d.  i.  der  Hof  im  eng.  S., 
das  Haus  nebst  den  zunächst  liegenden  Gütern.  Eige", 
Eigeli  daher  nicht  selten  als  Flurn. 

Vgl.  auch  die  Eigde,  Landgut  hei  Frcib. :  Eigenthal  in 
Z  Berg,  Embr.  Der  Name  im  Eigi  ZMettmenst.  erklärt  sich 
leichter    als    das  Ntr.   des  Adj.   denn    als  alte  Dim.-Bildung. 

Eigent  f.:  Leibeigenschaft.  Absch.  IV  1,  a,  642, 
neben  gleichbed.  .Eigenschaft'. 

Das  W.  hätte  mhd.  wahrsch.  gelautet  eigcnde,  eine  Abi. 
Iiarallcl  derjenigen  von  .Gemeinde';  d  als  Ausl.  in  unbetonter 
Silbe  verhärtet  wie  in  dem  gleichlautenden  Adj.  s.  o. 

eigen-haft  ägenhaft:  eigensinnig  GrPt. 

eigenlich  eigelich,  -Kg,  -U  (eigerlich):  1.  Adj. 
a)  ordentlich,  pünktlich,  genau  und  zwar  über- 
trieben bis  zur  Peinlichkeit,  allg.  So  von  einer  Haus- 
frau, aber  auch  en  eigeligi  Chatz,  d.  i.  eine  reinliche,  F. 
,Die  Separatisten  seien  so  eigelig  und  exakt,  dass  man 
CS  niclit  au.shalten  könne.'  Stütz.   .War  er  gern  sauber. 


147 


Ag,  e? 


148 


exakt,  eigenlich.'  1739,  DMüslin.  kiveihia,!:  maclisch-es 
eigeli?  arbeitest  du  sorgfältig?  Gruss  an  den  bei  der 
Arbeit  Betroöenen  G;  es  eigelig  ne"  [genau]  L;  nur 
ei.  messe"  [genau  das  Mass  voll.  Nichts  darüber;  vgl. 
Genams]  ebd.;  t'''  cha"-de)-'s  nid  eigeli  säge"  [nicht 
genau]  Aa.  Eigeli  biege  V  Orte,  eigeli(g)  lotzn"  W, 
scharf,  aufmerksam,  angestrengt  schauen,  spähen.  ,So 
ich  jr  sach  nit  wusst,  so  erfuor  [erforschte]  ichs  eygen- 
lich.'  1531/48,  Job  [,eigentlich'  1667].  ,So  solt  du 
fle.yssig  und  eygenlich  darnach  fragen.'  1531,  V.  Mos. 
[,eigentlich'  1548].  ,Eigenlich  und  underschei[de]nlich 
lesen'  [deutlich  artikulierend].  Act.  Egh.  ,Uamit  wir 
üch  dester  bas  und  eigenlicher  könden  schriben.' 
Strickl.  Syn.  ebenlich,  exakt.  —  b)  wählerisch 
Aa;  Ai>;  Bs;  B;  Gr;  S;  Z.  ,Koehen  [so  unsauber], 
dass  es  eine  eigeliche  Sau  nicht  fressen  möchte.'  Gotth. 
Si'''  eigelich  mache,  sich  zieren,  Komplimente  machen 
Etw.  anzunehmen  BU.  ,Du  machst  dich  eigelicher 
als  unsere  Frau  Pfarreri.'  Gotth.  Eigelig  sl,  spröde 
tun  Bs;  BU.  ,Meitscheni,  die  es  mit  Wein,  Brannt- 
wein und  Buben  nicht  eigelich  genommen.'  Gotth. 
Nüd  ägelig  ist  eine  Weibsperson,  welche  zwischen 
Mannspersonen  keinen  Unterschied  macht  Ap.  Syn. 
eigen,  heiggel.  meisterlosig.  —  c)  eigentümlich,  selt- 
sam, sonderbar  im  Wesen  Aa;  B;  Schw;  Zg;  Z,  und: 
wunderlich,  eigensinnig,  launenhaft,  unverträglich 
im  Benehmen  gegen  Andere  Aa;  B;  Gr;  G;  W;  Z. 
Eh  eigelige  Chopf  ha  S.  ,Man  könne  doch  nicht  so 
eigelig  sy,  man  müsse  tun  wie  ander  Lüt.'  Stutz. 
Wenn  du  mit  Schätzeli  so  eigelig  icitt  [willst]  sl  [dass 
du  sie  keinem  Andern  gönnen  magst].  So  nimm  es 
Bapirli  tind  icicldes  dari  AAFr.  Syn.  artlig.  eigen  3. 
eigenrichtig.  sehen,  g'spiissig.  —  d)  eigeli  ZO.,  eigerlich 
BK.  eigentlich.  ,Eigenlicli.'  1652,  Schimpfk.  — 
2.  Adv.  in  abstr.  Bedd.,  durchweg  mit  der  Form 
eig(e)li:  a)  gewiss,  wahrlich  Aa;  BU. ;  VOrte;  Z; 
vgl.  1  a.  Es  ist  ei.  tcär.  Ei.  tcill-i'''  cho".  Ja,  ei.! 
Ja  ei.  ja!  AABrugg.  G'icüss  und  ei.  L.  Chiimm-i"'' 
Mit  nüd,  se  clmmm-i  morn;  cliumm-i  niorn  nüd,  se 
chumm-i  a  disem  Tag  [übermorgen],  eigeli!  Z.  Syn. 
ivärlich,  iväger.  Eigeli  (aw'')?  Ausruf  der  Verwun- 
derung: ist  es  wirklich  so?  Z.  Chumni  ei.  zue-mer! 
bleib  ja  nicht  aus!  Aa.  Als  Antwort  auf  eine  negative 
Aussage^  doch!  Bs.  Abgeschwächt  =  wahrschein- 
lich, vermutlich,  ohne  Zweifel  VOrte;  Z.  Du  hist 
ei.  wider  bim  Schöppli  g'sesse!  Stutz.  Selb  Chind  fallt 
ei.  na  [noch]  ab-em  Stuel  abe.  Nicht  selten  ironisch, 
.so  dass  ja  ei.!  geradezu  die  entgges.  Bed.  ,gewiss 
nicht'  haben  kann.  —  b)  besonders,  vor  Adj., 
vgl.  1,  c.  Es  sind  ei.  brav  Lüt  Z.  Eigeli  guet  Öpfel 
und  (oder  giind,  geben)  eigeli  guet  Schnitz:  d'Buebe 
(d'Meitli)  sind  öppis  und  d'Meitli  (d'Buebe)  sind  »«'.c 
B;  G;  Th;  Z.  —  c)  dennoch  Bs. 

un-eigcnlich:  unordentlich,  uiisaubcrlich;  nach- 
lässig Bs;  B. 

Eigenlichkeit  i'<jcU;(lctit  BSi.,  dyctilt/tH  Z,  Eigen- 
lichi  ei>;i/i  GrD.;  Z,  Eigeleni  ci'9j(j7u  GßVals:  Sorg- 
falt, pedantische  Ordnungsliebe  B;  Eigentümlichkeit  Z; 
Eigenheit,  Eigensinn ;  Feinschmeckerei  Gr.  —  Die  Form 
Eiijehni  beruht  auf  der  irrtümlichcu  Rekonstruktion  der  Ver- 
stüminelung  cigdi  zu  eii/el-ln  nach  Analogievou  h'itjeni  aus  ciyen. 

eigentlich  eitnili/, -titj,  -ii:  Adj.  a)  auf  Ordentlich- 
keit. Pünktlichkeit  haltend,  reinlich,  zierlich  Bs;  BSi. 
,Inelegans,  unlieblich,  nit  ei.'  Fris.  ;  Mal.  Adverbial  in 
ä.  Spr.  =  eigenlich  1,  a.    ,Dess  wir  ei.  berichtet  worden.' 


1521,  Absch.  ,L)amit  wir  ei.  wüssend  ze  handlen.'  ebd. 
,Wann  einer  nur  ein  Boss  kauft,  besichtiget  er  es  ei.' 
1527,  HBuLL.  ,Der  Sache  hat  man  ei.  nachgefragt.' 
1534,  ZSyn.  ,Bi.  ufzeichnen,  was  er  innimpt,  damit 
sy  abrechnen  könnint.'  1557,  ZStadtger.  ,Wenn  einer 
sy  ei.  anschauwet,  verblendend  sy  einem  das  gsicht.' 
1557,  VoGELB.  ,Si  het's  nit  so  ei.  [genau,  streng] 
g'halten.'  Schimpfr.  1651.  ,Ich  weiss  es  ei.,  tanquam 
meum  nomen  novi.'  1683,  Hospin.  —  b)  wählerisch, 
geziert.  ,Sich  eigentlich  machen.'  Gotth.  zuweilen 
statt  des  volkstümlichen  eigelich.  —  Adv.  a)  gewiss, 
sicher.  ,Ein  Mittel,  das  seie  gwüss  und  werd  ihms 
eigentlich  vertreiben.'  1651,  Schimpfk.  (oder  =  von 
Grund  aus?)  —  b)  eigetli,  im  Grunde,  genau  genommen. 
Eigenschaft:  1.  Eigentum,  rechtmässiger  Be- 
sitz, Eigentumsrecht.  , Kauft  das  gottshus  von  Hn.  R. 
all  sein  Ei.  und  gerechtigkeit.'  Cvs.  ,Usucapio,  ei. 
durch  langen  brauch  erlangt.'  Fris.  ,Dieselben  grafcn 
von  Kyburg  band  sich  verzigen  [verzichtet]  aller  ei.' 
Bossh..  Wint.  Chr.  —  2.  Der  rechtmässige  Besitzer, 
die  Herrschaft,  der  ein  Lehengut  gehört.  ,Die  buosscn 
soll  ein  Keller  nenien  zuo  der  ei.  banden.'  1421,  Bosw. 

—  3.  Untergebenheit.  Stand  eines  Untertanen. 
Mülhausen  bat  um  Hülfe,  da  es  sonst  gezwungen  sei, 
.sich  in  die  Ei.  ze  übergeben.'  Ansu.  ,Frenum  mor- 
dere,  sich  lassen  eynspannen  u.  in  ey.  bringen.'  Fris. 

—  4.  Leibeigenschaft,  Knechtschaft.  ,Vil  sind 
auch  umb  der  weyber  willen  in  ey.  kommen.'  1531, 
EsRA.  (.leibeigenschaft'  1667).  ,Abstrahere  in  Servi- 
tuten!, in  eigenschaft  oder  knächtschaft  bringen.'  Fris. 

—  Eigenschafter:  Eigentümer.  ,üer  gaistlich  aigen- 
schaffter,  der  aiges  hat.'   GHdschr. 

Eigentum:  Eigentümlichkeit.  ,Dess  Badens  Eigen- 
thuinb  ist,  die  Speisen  verzehren,  den  Appetit  ver- 
mehren.' SHoTT.  1702.  —  eigentümlich;  als  beson- 
derer Besitz  eigen.   ,Ein  eigentümliches  Heimwesen'  Z. 

eigen  Vb. :  als  Besitz  ansprechen  und  an  sich 
nehmen.    ,Geeyget  und  angesprochen.'  1531,  Ryff,  Ciir 

—  Verkürzt  aus  eiijnen. 

nach-  refl.:  sich  Anderen  anbequemen.  HBull. 
rühmt  vom  König  Tarquinius,  dass  er  ,sich  dem  volk 
nach  eyget  mit  grosser  bitt'. 

Übrigeus  könnte  ,uach'  auch  zum  Subst.  gezogen  werden: 
vgl.   Gr.  WB.   3,  96  .eigen'   im  gleichen  Sinn. 

eignen:  1.  als  Eigentum  ansprechen  und  behandeln. 
,Wer  uss  dem  gericht  zuhen  will,  der  mag  es  thuon 
an  end  [Orte],  da  er  nit  geaignot  [zum  Eigeniuann 
gemacht]  werden  mög.'  1.500,  Kriess.  ,Von  wegen 
dass  der  Graf  die  fryen  Byrss  eignet.'  Ansh.  ,Das 
wir  die  pfruonden  unsern  kinden  übergebind  noch 
dheinerley  eygnind.  das  der  pfruenden  oder  kilchen 
eygen  sygc  Zwingli.  geeignet,  adj.  m.  Dat.  P.: 
als  Eigentum  angehörig,  z.B.  ein  Kind  Gr:  un-:  frei. 
Z  erklärte  im  Mai  1521,  ,dass  man  in  die  schweren 
artikel  dieser  vereinung  [mit  Frankreich]  nicht  gehen 
könne,  sondern  ongeeignete  freie  eidgenossen  bleiben 
wolle.'  —  2.  zueignen,  widmen.  ,Küug  Arnolf  hat  graf 
Uolrichen  dises  tal  geaignet.'  Vad.  ,Diss  min  buch  hab 
ich  nach  altem  loblichem  bruch  Ü.  W.  geeignet  und 
zuegeschriben.'  LLav.  1569.  1670.  —  ent-:  Eigentum 
entwenden.  , Welcher  einem  Andern  sin  Holz  nähme 
oder  enteignete.'  1493,  BSchiffl.  —  er-,  ver-:  das 
Eigentumsrecht  zuteilen,  abtreten.  ,Wir  wellen  der 
obgemelten    koufer    ditz    ewigen    eraignens    umb   die 


149 


150 


obgeiiielten  stuck  getrüw  wereii  [(.icwalirlcister]  üind 
[sein].'  1515,  GBuehs.  ,Were  nit  so  vil  liinder  herr- 
lichkait  den  gaistlichoii  zuogemesseii  und  veraignet 
worden.'  Kessl.  ,Ein  Stück  (Allraond]  zu  v.  und  unter 
alle  Haushaltungen  zum  eigentümlichen  Besitze  zu 
verteilen.'  Steismüll.  1804,  418.  Die  helvetische  Re- 
gierung crliess  ein  ,Vereignungsgesetz'. 

, Eigner:  wer  seine  Grundstücke  zu  Eigen,  nicht 
bloss  zu  Lehen  hat  P." 

er- eigen  s.  er-äugen. 

eigen  nämlich  Banl;  eigist,  eiget  s.  heig. 

ig  s.  ich  Sp.  74. 


Ige"  l-  f.:  Eibe.  —  igin:  aus  solchem 
stehend  Gr.  .Von  ygen  sei  ein  gleitter 
ncmen  von  jedem  hundert  ein  bengel,  es  s 
schnitten  oder  nit.'  1415,  österr.  Zolltarif  v. 
,ünsern  Glasern,  welche  viel  Ygen-  oder  L 
aufkaufen.'   1711,  1725  Z. 

St. 's  Angabe  „Igenholz  =  Lercheiiholz  Z" 
Missdeutuug  des  ,oder'  in  der  letztern  Stelle, 
schon  in  einem  GCod.  des  IX.)  vergröbert  .aus 
für  Iwe;  vgl.  Hg(i)  aus  Hji,  »t-i=sei,  Couj.;  Nbf. 


Holze  be- 
[Mautner] 
ye  das  be- 
Baden i.A. 
erchonholz 

benilit    auf 

-  I'l'-  ivi" 
Ije  d.  i.  /-c 
Iihe  Sp.  74. 

Igel,  auch  Nigel  Aa;  L:  1.  Name  des  Tieres. 
So  rüch  wie-n-en  I.  Es  Hur  ha"  trie-n-en  I.,  borstige 
Haare.  Er  ist.  wie  en  I.,  sticht,  wo  man  ihn  anrührt, 
von  einem  ungeberdigen  Menschen.  Kirchhof.;  vgl. 
Sttr-,  Zorn-igel.  ,Wissen,  wo  der  I.  im  Hag  liege.' 
HPest.  1783,  den  schwierigen,  entscheidenden  Punkt 
einer  Sache  kennen.  Äs  geit  e-n-I.  i  d'FuchshöU,  es 
begeht  Einer  einen  Irrtum.  Schild.  Wenn  ein  I.  in 
den  Stall  kommt,  so  verwerfen  die  Kühe.  —  2.  ein 
geringes  Schwein  BSi.;  Ouw.  Syn.  Blägi.  Schnünli. 
SuH.  —  3.  a)  Mensch  mit  struppigen  Haaren  B;  S; 
unappetitlicher  M.,  en  uileste  N.  Aa.  —  b)  Kind,  das 
nicht  wächst,  rund  bleibt,  Knirps  BTh.  —  c)  mildes 
Scheltwort  für  ein  etwas  unartiges  und  schwer  zu 
behandelndes,  doch  nicht  unliebliches  Kind.  /  will 
iVr  lere  folge,  du  Chätzers  Igeli  (IggiJ  B.  —  4.  etwas 
Rundliches,  das  klein  und  artig  ist  L.  —  5.  die 
stachlige  Hülle  der  Kastanien  und  der  Buchnüsse 
AAFr. ;  L;  GWe. ;  Z«.  In  B  auch  das  Buchnüsschen 
selbst  in  seiner  Stachelhülle  am  Baum.  —  6.  ein 
Backwerk  von  der  Ge.stalt  und  Grösse  des  Tieres 
und  mit  Stacheln  aus  Mandelkernen  besetzt  BKofHii. 
—  7.  ein  Maulband  mit  eisernen  Stacheln,  das  Käl- 
bern angelegt  wird,  damit  die  Kuh  sie  nicht  saugen 
lasse  Ap.  Syn.  Stupfer.  Stecher.  —  8.  a)  eine  Ver- 
schanzung,  Befestigung,  Wehr,  Palisade.  .Vordem 
zun  was  ain  igel  von  scharfen  aichinen  steken  ge- 
schlagen von  ainem  ort  des  Sees  biss  an  das  ander.' 
Vad.  Syn.  Sturmhasiie!.  —  b)  eine  Aufstellung  des 
Fussvolkes  (urspr.  der  Landsknechte)  mit  vorge- 
streckten Spiesscn,  bes.  zur  Verteidigung  gegen 
Reiter.  Im  Waldshuterkriog  14G8  schlug  ein  Igel  von 
GOO  Zürchern  1000  Reiter  zurück.  Nach  der  Schlacht 
bei  Kappel  Hess  der  Anführer  der  Zürcher  ,alles  volk 
uff  mustern,  zusammen  lägern  und  in  einen  Lands- 
knächtischen  ygel  ordnen.'  HBiill.  ,Mit  den  Mu.s- 
i|uetierern  gegen  Reuterei  ein  Creuz-  oder  runde  Ord- 
nung, oder  Ygel  machen.'  HCLav.  1644.  —  9.  eine 
Entzündung  an  den  Füssen,  besonders  aber  an  den 
Ballen  der  Klauen  des  Rindviehs  Ap;  G;  Z.  ,Der  I. 
ist  auch  ein  krankheit.  so  das  rinderhafft  vyeh  übcr- 


kunipt  zwüschend  den  klauwen,  darvon  es  hincken 
muoss.'  Mal.  Nach  dem  ,stechenden'  Schmerze  benannt. 
Zu  N-igcl  vgl.  Xi-endi  Sp.  20.  Nibsclie  Sp.  48.  Xikchi- 
land  Sp.  84.  Näudcr,  Sp.  91.  --  Abi.  ighn  I.  gvni.jhtr 
nirjlin!    —    Vgl.    auch   Nigcjel. 

Achrand-:  Hülse  der  Buchnüsse  BRi. 
Por(ch)-  förlgeli  ZAnd.,  förnnigeli  Ap,  n.:  Frucht- 
zapfen  der  Föhre.  —   Vgl.  Forch-Uigdi,   -llügdi.   Uohnlggd. 

Fr 6-:  ein  schadenfroher  Mensch  ZPäfflk. 

Wahrsch.  nur  eine  individuelle  wortspielende  N.aehbildung 
von  Frör-igel;  indessen  vgl.  Sur-igd 

Fror-:  Spottn.  eines  Menschen,  der  gar  keine 
Kälte  ortragen  kann  ZO. 

IVIit  einem  Igel  verglichen,  weil  er  sich  vor  Kälte  zu- 
sammenzieht und  verkriecht.      Syn.    Ge/rörling. 

Hunds-.  Schon  Forer  Tierb.  unterscheidet  zwei 
Arten  des  1.:  ,der  ein  hat  einen  Rüssel  gleich  einer 
Sauw,  wirdt  genannt  Seuwigel,  der  ,".nder  aber  ein 
Schnäuggen  [Schnauze]  wie  ein  Hund,  Hundsigel',  und 
diese  nichtssagende  Unterscheidung   gilt   noch   heute. 

Hörn-  s.  bei  igten  II. 

,K  estinenygel,  die  stächend  haut,  hülschen  oder 
rinden,  darinn  die  kestinen  wachsend,  echinus.'  Mal. 
,Kestenigel,  stechichte  schale.'  1GG2,  Redinger.  So 
noch  heute  L;  GO. ;  Zo. 

Lamm  er-:  Lämmergeier  W.  —  ,1.'  muss  hier  bildlieh 
im  Sinne  von    , Schauer,  Schrecken'  verstanden  werden. 

Mos-,  Mass-,  Masch-iggeli  Sohw:  mehlige 
Schlüsselblume,  primula  farinosa  L.  ,So  ein  vych 
bluot  harnet,  lobend  etlich  ein  kleins  kreütle  Moss- 
igele  genannt.'  Tierb.  1563.  Unter  den  Namen  Schmutz- 
igen, Rnssäugli  wird  das  Pflänzcheii  noch  immer  zum 
selben  Zweck  gebraucht  Z. 

,Mos-',  weil  diese  Pflanze  nur  auf  sumpfigem  Grunde 
gedeiht;  vgl.  die  Syn.  Eiet-Äugti.  -Nägdi,  -Keaedi.  Zu  der 
Vergleichung  mit  dem  Igel  lud  viell.  die  nach  aussen  ziem- 
lich kompakte  gewölbte  Form  sei  es  des  Blätterstockes,  sei 
es  des  Blutenstandes,  viell.  auch  die  runzüchte  Oberfläche 
der  Blätter  ein.  Die  lautlichen  Ausweichungen  scheinen 
durch  das  Anklingen  des  rom.  mamica  (s.  n.  Massiggel) 
veraplasst  worden  zu  sein.      S.  auch  Mariggd. 

Rh  in-  s.  Bhinegli  Sp.  144. 

Sü-,  Sü-  söü-,  Sünigel:  SchweinigeL  1.  ein  ge- 
meiner Igel  mit  bes.  spitzem  Rüssel,  allg. ;  s.  Hunds- 
igcl.  —  2.  unsauberer  Mensch,  dim.  als  scherzhafte 
Schelte  auf  Kinder  angewendet;  auch  mit  Beziehung 
auf  moralische  Unsauberkeit.  allg.  —  3.  ein  Karten- 
spiel, bei  welchem  einem  der  Spieler,  der  dann  auch 
selber  diesen  Titel  bekommt,  zuletzt  eine  ,Sau'  in  der 
Hand  bleibt,  nachdem  alle  andern  Karten  paarweise 
ausgeschieden  worden  sind  L ;  Schw  ;  Z ;  vgl.  Schnaitz- 
peter.  —  sü-,  söa-iglen:  dieses  Spiel  machen.  — 
S.  auch  Sü-Niggel. 

Sür-:  Sauertopf,  unfreundlicher  Mensch.  JMev. 
1092;  von  Sulg.  u.  von  Suterm.  wieder  aufgenommen. 

Schmutz-  s.  Mosigel. 

Das  Attribut  bezieht  sich  t.  auf  die  Farbe  der  Blüten, 
t.  auf  den  dichten  Puder,  welchen  die  Blätter  auf  der  untern 
Seite  besitzen.      Syn.   Milbluemli. 

Schw  in-  »ipi-nty;  =  Sü-  2.  Gl. 

Strüb-:  struppig,  unordentlich  aussehender  Mensch 

B    (GOTTH.). 

Dorn-:  .Ciparte.  pruna  Juliana.'  Mal. 
Wächst,  in    Dornhecken   und  an   sta.-liligcn   Zwfigen. 


151 


ag,  eg,  lg,  og,  ug 


152 


Zorn-:  ein  leicht  zum  Zorn  gereizter  Menscli  Bs. 
-  S.  auch  Zorn-Nit/gel. 

iglen  I.  vor-:  zum  Igel  werden,  J.  h.  struppig, 
unordentlich  aussehen  in  Haar  und  Kleidung  B,  Id.  B; 
S,  in  Verwarlüsung  geraten,  aus  Mangel  an  Pflege 
verkommen,  z.  B.  von  Kindern,  die  früher  ordentlich, 
gesund,  hübsch  aussahen  AAFri. ;  Bs.  ,Ver-iglcd: 
strobelieht,  zerzaust,  entstellt,  wie  einer,  der  aus  Wind 
und  Regen,  aus  einem  Luder  [liederlichem  Leben], 
einer  Schlägerei  oder  aus  dem  Elend  kommt'  Spreng. 

iglen  II:  (stechen)  verdriessen,  äi'gern,  plagen 
(meist  mit  Sachsubj.,  selten  refl.).  ,Mins  brueders  tod 
der  yglet  mich',  lässt  Buef  den  Cain  sagen.  ,Das 
yglet  mich  in  minem  gmüet.'  ebd.  1-550.  ,Das  tuot 
mich  i.  und  verdriessen.'  ebd.  1538.  ,Cura  nos  exercet. 
Sorg  bemüeyet,  plaget  und  yglet  uns.  Das  Gnagen 
und  i.,  conscientia  sceleris.'  Fris.  ;  Mal.  ,Das  iglet 
mich,  hoc  mihi  crucera  Agit.'  JMey.  1692;  Lenzl.  1716. 
,Also  freuet  es  ihn  auch,  wann  er  etwas  getahn  hat. 
das  den  Lehrmeister  igle  und  verdriesse.'  DTomann 
1708.  ,Sind  auch  die  Kleider  werth,  dass  man  sich 
um  derselben  willen  also  i.  und  plagen  solle'?'  JMey. 
1694.  ,Wenn  Alles  über  si  spottet,  uird's  di'''  i.  und 
cliränlce.'  MUsteri.  Es  i(/ht-ene  Alles,  jede  Kleinigkeit 
ärgert  ihn,  den  kränklichen,  krankhaft  reizbaren  Men- 
schen Z.  Ein'n  strigle-n-und  i. :  streng  kritisieren.  Sulg. 

Von  der  selben  Tf.   wie  Ägle,   Ayel,   lyd.    .Vgl.  heglm. 

un-  ApK.  M-;  BSi.;  GA.,  T.,  Sev.;  ZSth.,  uniggle 
GRÜhur;  GO.,  unägle  BHa.;  GfiObS.;  GEh.;  </'- 
BHk.,  R.,  unäggle  GrV.,  nagle  GuNuf.,  iine'gle  Av; 
BO.;  GW.;  „ScHw",  negle  Gr^A.",  D.,  L.,  Rh.,  neggle 
GuMai.,  un-niglen,  a'nc'yla  ArH.,  M.,  eggele  Arl.  — 
unpers.  m.  Acc.  P. :  stechenden  Schmerz  in  den  Ex- 
tremitäten empfinden  in  Folge  des  unvermittelten 
Ueberganges   aus   übermässiger  Kälte   in  die  Wärme. 

—  Unigler  önegler  m.:  Nagelfrost  Ap. 

Syn.  die  folgündeu  Zssen  und  bun-,  purr-nägleii.  Die 
.\nnalime  einer  Zss.  von  obigem  i</len  mit  un-  in  verstäikendem 
.Sinne  liat  keine  Scliwierigkeit,  trotz  der  aus  Ap  unzweifelliaft 
vorligenden  und  viell.  aucli  in  nianclien  der  übrigen  Formen 
verborgeneu  Gestalt  des  Tb.  mit  vorgesetztem  »i  und  trotz 
der  teihveisen  A'erhärtung  des  Gutturals.  Dagegen  wäre 
mit  Rücksicht  auf  die  Formen  mit  ä  und  die  meisten  der- 
jenigen mit  e  eigentlich  eine  Nbf.  aufzustellen,  welche  sich 
zu  'Agd,  stechender  Schmerz  (s.  Arjle  o.  Sp.  127/8)  verhielte 
wie  iglen  zu  Igel.  Tiefer  greifend  ist  die  Frage,  ob  hier 
nicht  eine  blosse  Umdeutung  von  hurniglen  vorliege,  welches 
auch  von  deutschen  MAA.  z.  B.  zu  urnligeln,  ain-,  ur-,  dur- 
igeln usw.  umgewandelt  wurde.  So  könnte  auch  obiges 
kunäglen  dir.  von  h.  hergeleitet  werden,  da  die  Vorhärtung  des 
anlautenden  g  in  BO.  MA.   nicht  für  synk.  Präf.  ge-  beweist. 

hurn-  1.  hurr-  ScuKirchh.,  hörn-,  hurn- 
AAuFri.,  Z.;  Bs;  B;  „Gl";  Seil;  SThierst.;  ZSth., 
horniggle  Sn,G.,  hurnägle  ZAuss.,  hurnegle,  negle 
GrD.  nnpers.  =  uniglen.     Wie  hurniglen  Kim  d'Beri! 

—  2.  hurr-  SrnKirchh.,  hurn-  „Scii";  ZSth.:  Einen 
stark  plagen.  Wart,  i''-  u-ill-di'''  h.!  —  3.  hörn-, 
hurn-:  stürmen,  hageln,  rieseln,  schneien  bei  Wirbel- 
wind Aa;  Bs;  B;  L;  GA.;  ZDättl.,  Sth.  Syn.  horn(er)en, 
hurnüssen;  pausieren;  guslen,  rublen.  —  4.  a)  hörn  -  B, 
hür-igle  Ithen,  hornigele  Ap,  horniggle,  hurniggle 
„AaF.";  aSi'Hw:  ein  Spiel,  wobei  ein  kleiner,  zur  Hälfte 
auf  einer  Unterlage  ruliender  Pflock,  üurmgel,  Niggel, 
emporgeschnellt  wird,  indem  man  kräftig  auf  den 
hervorragenden  Teil  schlägt.  Es  gilt  für  die  eine 
i'artei.    den  Pflock    so  weit   als  möglich  zu  schlagen. 


für  die  Gegenpartei,  ihn  aufzufangen  und  an  den  Aus- 
gangspunkt zurück  zu  schleudern;  s.  T.  275  f.;  Eochh. 
1857,  461  .Niggel  schlagen.'  Syn.  hurren,  hiirnen, 
hurnüssen,  Hurre  schlän;  guten,  gü(l)nigglen;  bocken. 
—  b.  hirnigle,  Spiel,  bei  welchem  eine  Kugel  auf 
dem  Erdboden  mit  Stecken  getrieben  wird  SchwMuo. 
(Schelbert),  anderwärts  moren,  Sü  trlben,  hurren  ge- 
heissen.  —  Hurnigel  m.:  1.  der  stechende  Schmerz, 
welcher  sich  beim  Übergang  von  grosser  Kälte  zur 
Wärme  in  den  Fingern  und  Zehen  einstellt  Bs;  S. 
Syn.  Nigyeler.  —  2.  Winterhagel  Bs;  S.  —  3.  Horn- 
iggel, der  Schleuderpflock  im  Spiel  LV.    Syn.  Gäl. 

Wörter,  deren  Ableitung  schwerlich  festgesetzt  werden 
kann,  da  verschiedene  etym.  Zusammenhänge  um  den  Vor- 
rang streiten:  um  so  schwerer,  da  die  vorliegenden  Schrei- 
bungen mit  g  und  gg  (Tenuis)  nicht  so  zuverlässig  sind,  dass 
wir  sichere  Schlüsse  daraus  ziehen  dürften,  und  da,  wie  bei 
dem  vorhergehenden  W.,  meistens  unentschieden  ist,  ob  der 
zweite  Teil  der  Zss.  mit  n  oder  mit  Voc.  anlaute.  Die  ver- 
schiedenen Möglichkeiten  sind:  1.  Es  liegt  eine  Zss.  vor: 
a)  mit  iglen  und  ägien,  die  im  Ablautsverhältniss  zu  einander 
stehen  und  deren  Bed.  oben  auf  die  Grundvorstellung  des 
Spitzen,  Stechenden  zurückgeführt  wurde :  hurniglen  S  erscheint 
als  Verallgemeinerung  des  in  1  liegenden  Begriffes,  gerade 
wie  ags.  egian  sowohl  ,dolere'  als  ,molestare'  bed.  und  bair. 
.nickeln,  nigeln'  auch  beide  Bedd.  vereinigt;  h.  :i  schliesst 
sich  leicht  an,  da  Sturmwind,  Hagel  der  Haut  empfindlich 
sind  ,beissen';  h.  4  dürfte  sich  für  den  Zshang  mit  1  auf 
das  sch^väb.  ,füruicklen'  berufen.  Doch  kann  gerade  der 
, Fürnickel',  ein  (im  Feuer':")  zugespitzter  Stecken,  welcher 
spielweise  in  den  Boden  geschleudert  wird,  für  die  Trennung 
des  h.  4  von  h.  1  —  S  und  für*  die  Annahme  einer  Zss. 
Hurr-Xiggel  sprechen,  um  so  mehr  als  auch  in  den  Schweiz. 
Formen  die  Tenuis  (gg)  vorherrscht,  die  weichere  Ausspr. 
erst  aus  /;.  1  —  3  sich  dürfte  eingeschlichen  haben:  ,fUr- 
nicklen'  ^  prikkeln,  würde  umgekehrt  auf  einer  begrifflich 
uicht  ungeschickten  Anlehnung  des  nicht  mehr  verstandenen 
,hurniglen'  an  den  Namen  des  Spieles  beruhen.  Im  Übrigen 
darf  uns  der  Anlaut  «,  insofern  er  auch  bei  den  Bedd.  1 — 3 
auftritt,  wenig  irren  (da  der  Wechsel  von  echtem  Igel  mit  Nigd, 
Xiggel,  , Nickel'  in  unseren  und  in  deutschen  MAA.  unzweifel- 
liaft ist)  und  gerade  in  den  aus  ,huni-'  und  ,un-iglen'  hervor- 
gewachsenen Nbff.  am  wenigsten;  ebenso  ist  gleichzeitige 
Verhärtung  des  g  diesseits  und  jenseits  des  Kheines  kon- 
statiert; knrz  es  haben  sich  zwei  verschiedene  WW.,  ,Iger 
und  , Nickel',  unter  einander  verwirrt.  Freilich  begegnen 
sich  die  Begriffe  des  Spieles  und  des  Schneegestöbers  auch 
in  dem  W.  giilen,  und  die  Vergleichung  des  herumwirbelnden 
Spielpfiockes  (Kugel)  mit  dem  wirbelnden  Schnee  ist  so  un- 
geschickt nicht.  —  Der  erste  Teil  der  Zss.  könnte  sein 
a)  Hurn,  Nbf.  zu  ,Horn',  von  Birlinger  bezogen  auf  den 
.hornharten'  Frost  und  Hagel,  so  dass  3  die  Grundbed.  wäre, 
aus  welcher  unsere  1,  2  nur  einigermassen  gezwungen  sich 
entwickeln  lassen.  Der  Umstand  aber,  dass  im  Alpgebirge 
den  Kindern  eine  Viehklaue  statt  einer  kunstgerechten  Kugel 
zum  Werfen  dienen  muss,  ist  em  zufalliges  Zusammeutreffen 
von  Sache  und  Wort.  Nehmen  wir  ,Horn'  =  , Nagel',  so 
ergibt  sich  für  das  Comp,  die  Bed.  ,nagelstechon' ;  3  verlegt 
die  sonst  von  innen  heraus  sich  kimdgebende  Empfindung 
in  die  äussere  Natur;  auch  , frieren'  hat  ja  die  doppelte  Bed. 
, Frost  machen'  und  ,Fr.  empfinden.'  Vgl.  syn.  Kuvinhiagel 
und  frz.  onglee;  ferner  ags.  angnägle,  engl.  a(n)gnail,  fries. 
ougneil,  Geschwür  unter  dem  Nagel.  Aus  dem  Begriff  von 
,Horn'  als  Blasinstrument  leiten  Einige  den  Monatsn.  Homer; 
unbestreitbar  beruhen  dai'auf  die  Ausdrücke  hunun,  hiirnen, 
auf  dem  H.  blasen,  heulen  (namentlich  auch  vom  Wind), 
weinen,  Hurnüss,  Hornisse,  nebst  hurnüsKen,  schnauben,  heftig 
weinen.  Hurner,  Uhu;  daran  würden  sich  unschwer  zunächst 
unser  /».  S  mit  schwarzw.  die  Hürni,  Eis-  und  Schneesturm, 
und.  durch  den  Mittelbegrift'  ,sauscn',  h.  4  mit  Hurn,  Brumm- 
kreisel, hürnen,   den  Ball  schlagen,  anreihen.  —  ß)  Begrifflich 


153 


Ag,  eg. 


Ägs — ugs.     Agscii — ugsch.     Äugst 


145 


IKiiiilli'l  mit  ili'ii  z[ili;tJ!t  genaunten  WW.  liegen  huncn.  den 
Ball  schlagen,  Hun-li,  Brummkreisel,  welche  auf  das  mhd., 
nhd.  .hnrren',  sich  sausoud  bewegen,  mit  den  Interjj.  ,hHrre. 
hurra'  zurückgehen:  für  den  Spielball  (Pflock)  bezeichnet 
Hurr-Xiijgel  in  der  Tat  die  anuehnibarstc  Etymologie,  und 
auch  für  den  Begriff  unseres  h.  1,  3  bilden  die  Nbff.  nihd. 
.burren',  sausen,  ,burra,  urra',  neben  Schweiz,  hurrnäyhn, 
deutsch  ,urigcln,  urnägeln'  eine  Brücke:  allerdings  müsste 
dann  aDgeuonimen  werden,  dass  für  1—3  die  einzig  aus  der 
Hdschr.  Kirchhofers  geschöpfte  Form  die  ursprüngliche  ge- 
wesen sei,  in  allen  andern  MAA.  das  zweite  W.  ein  n  vor- 
gesetzt erhalten  oder  dass  eine  umdeutende  Anlehnung  an 
,Horu'  Statt  gefunden  habe.  Der  oben  empfohlenen  Deutung 
des  Spielnamens  aber  tut  der  Umstand  kaum  Eintrag,  dass 
als  Spielruf //orn.'  oder  Niggel!  mit  dem  Gegenruf  Horncr! 
vorkommt.  —  b)  der  zweite  Teil  könnte  eine  Abi.  von  .Nagel" 
sein.  Allerdings  lassen  sich  viele  Formen  so  deuten  und  sind 
vom  Volke  so  verstanden,  aber  eben  so  viele  stehen  ent- 
gegen; auch  würde  die  Erklärung  des  1.  Teiles  schwierig 
sein.  —  2.  Nicht  Zss.,  sondern  Abi.  Man  kann  kaum  der 
Versuchung  widerstehen,  Walthers  v.  d.  V.  ,nu  enfuhrte  ich 
nicht  den  hornunc  an  die  zehen'  an  unser  Homujel  1  zu 
halten  (mhd.  hornunc  in  schwz.  Ausspr.  Uorniij);  vgl.  hürnen, 
stürmen.  Gr.  Wb.  führt  die  Begriffe  1,  3  und  4  sämmtlich 
auf  den  des  Sauscns  zurück  und  leitet  hornkjlm  von  .Hornig', 
Hornisse:  und  in  hornüBsen^  das  Hornüssi  wickeln  sich  unsere 
sämmtlichen  4  Bedd.  wiederum  ab;  zu  3  bietet  Isich  noch 
ein  besonderer  Anknüpfungspunkt  durch  den  Hinweis  auf 
bljelen,  beteten,  Schneegestöber  ohne  Sturm,  das  mit  schwärmen- 
den Bienen  verglichen  ist.  Nur  Sehade,  —  dass  ,Hornig' 
=  Hornisse  durchaus  nicht  Schweiz,  ist!  Birlinger  leitet 
.Hurnigel'  von  einem  anderen,  allerdings  vwdten  .Hornig'  ab; 
vgl.  oberwähute  ,Hürni';  allein  dieses  , Hornig'  ist  nur  mit 
der  Bed.  eines  speziellen  Monates,  nicht  für  Frost  überhaupt» 
bekannt.  Eine  solche  Bildung  aber  als  Abi.  aus  hörnen,  welches 
wie  tjB(jsen  die  Bedd.  durchs  Hörn  blasen;  heulen;  Schnee- 
gestöber vereinigt,  vorauszusetzen,  ist  noch  misslicher,  und 
überhaupt  steht  der  Annahme  von  Abi.  wenigstens  die  gegen- 
wärtig gültige  Ausspr.  entgegen,  welche  auf  i  einen  Nebeu- 
ton  legt. 

kuen-iglen  s.  u.  Kue(n)-Narieh 

schür-:  plagen  Sonf. 

Von  jenseits  des  Rheins  zu  uns  verirrt  und  verküuiuiirt: 
hei  uns  viell.  an  ,Schur',  Schererei,  spec.  Schafschur,  oder 
an  ,Schür',  Regenschauer,  angelehnt;  vgl.  hurn-iijlen  2.  .1  und 
mhd.  ,hagel'  bildl.  =  Schaden,  Verderben.  Auch  in  Deutsch- 
land von  seiner  urspr.  Form  abgewichen,  u.  a.  achurnigd.i, 
'chuh-rigcUi;  doch  verrät  sehorgeln  die  Dim.-Abl.  von  ,schurgen'. 

ignod    s.    m-ye-nöt.  ignost     s.    in-(ic-noss. 

Igrilli    .s.  In-(jrileH. 

leger  ie-  s.  Järjcr. 

,ug:  Ausruf  bei  einem  kleinlichen  Versehen,  z.  B. 
wenn  Jnid  einem  .Andorn  auf  die  Füsse  tritt  W.'- 

Kiinuti-  sich  z\i  otVi  Sp.  7-t  verhalten  wie  any  zu  nvh 
Sp.   71,  ;</  zu   irh :  doch   vgl.  auch   das  syn.  mign. 

ng  s.  amli.  Ogle  s.  0(i<ße. 

O^eil  ö'/c'  1-.  11- :  Agathe  BsL. 


.\g.s,  Agsch  usw.  .s.  A.r  u.sw. 

egsbar:  schrecklich.  ,t)as  ungenemc  und  egsper 
verwerfen  des  unseligen  knechtes:  indecenteni  et  hor- 
rendam  objectionem  nequam  illius.'  Mone,  Frid.  ,Egs- 
berlich.'  Boner.  —  Ahd.  egishar,  mhd.  eye«lm-e,  -hrerliche 
von  gut.  ii.jU,   Schrecken;  s.  eyen  III,   E,ji  Sp.    14'2.  143. 

Augschi,  Ogschi  s.  Au(j.     egsch-  s.  e.r-. 

Angst,  Augste,  Ängste  GlK.  :  1.  der  Monat 
August,    .Sextilis  mensi.s.  der  Äugst.'  Fius. ;  Mal.   Was 


ilcr  A.  nid  chochet,  cha"  der  Herbst  uid  hröte"  L;  Sc», 
mit  Bezug  auf  das  Reifen  der  Weintrauben.  De  yrösst 
2'agdlel)  ist  der  A.  (weil  in  diesem  Monat  die  Tage 
.schon  merklich  kurzer  werden).  De  Merze  hrinrjt's, 
der  A.  nimmt's  (die  längern  Tage).  Im  Ängste  hdt's 
hirider  iede  Haselstüdc  e  Wetter  G,  od.  es  chinnit  hiiider 
iedem  Stüdli  füre  [hervorj  es  Begeh  Z  (der  Monat 
bringt  viele  Gewitter  oder  sonst  unbeständiges  Wetter). 
Biiechig  Spülte  und  Augsterege  mögen  enandere  nit 
vertrage  B  (Geschlagenes  Buchenholz  muss  vor  August 
unter  Dach  gebracht  werden),  iw  heisse  im  A.,  ein 
Mensch,  der  erst  im  August  warm  wird,  aber  nicht 
von  der  Arbeit,  also  ein  Faulenzer  Aa;  8.  —  In  den 
.^.ugust  fallen  im  ßernbiet  die  Tanz.sonntage,  auch 
auf  den  Alpen.  —  2.  die  Zeit  der  Getreideernte 
und  diese  selbst  Ap;  GTa.;  oTh. 

Aus  der  vollen  Form  des  W.  verkürzt,  nachdem  der  Ton 
auf  die  erste  Silbe  verlegt  und  (wodurch  das  vorliegende  W. 
von  dem  Taufn.  sich  unterscheidet)  die  zweite  gänzlich  tonlos 
geworden  war.  —  Die  schwache,  zweisilbige  Form,  jetzt  die 
vorherrschende,  auch  schon  in  ä.  Quellen,  z.  B.  im  Engelb. 
Psalter;  1524,  JEck.  —  Zu  2  vgl.  engl,  harrem.  Ernte,  und 
Gr.  Gesch.-  56/8.   60/1. 

Haber-:  Haferernte  GTa.  —  Hab  eräug. stier  f. 
inded. :  Birnsorte,  welche  zur  Zeit  der  Haferernto  reif 
wird  ScnSt. ;   Th.  —   Ergänze  Bir. 

Augstin  f.:  September.  ,Augustus  et  September 
vulgo  dicuntur  der  Angst  und  die  Augstin.'  1707,  Üenol. 

Die  Movierung  mit  -in  führt  die  Personificierung  der 
Monate  weiter  und  drückt  in  anmutigerer  Weise  ein  Ver- 
hältniss  aus,  welches  sonst  durch  ,erst'  und  ,ander'  (eraicr 
Äugst,  anderer  A.)  bezeichnet  wird. 

augsten:  die  Korn-  und  Weizenernte  halten  A"; 
GTa.;  Bodens.  —  Syn.  schnlden. 

Augstlen:  frühreife,  geschätzte,  Ragazer-: 
mittelzeitige  Birnsorte  GW.  lt.  Steinm.  1804. 

Augstier:  1.  Früchte,  die  schon  im  August  reif 
werden,  a)  eine  Art  blaue  Weintrauben  Bs;  B;  GRh. ; 
Z.  -  b)  Birnen  Ap  (kleine  süsse);  L;  Tu.  --  c)  Apfel 
Bs.  ,Di  rotg'stryfete  Augstier  sind  liellmässig  mr.' 
GSarg.  —  d)  Zwetschgen  (Pflaumen)  Bs.  —  e)  Kar- 
toffeln Ap;  Bs;  B;  Gl;  S;  Z.  ,Früh-  oder  Jakoks- 
Grundbirnen,  Sommer-  oder  Zuckerkartoffeln.'  Nx«. 
1771.  , Kleine,  längl.  rote.'  GW.  lt.  Steinm.  1804.  — 
f)  Haselnüsse  .\aB. ;  L;  S;  Z.  —  g)  eine  Art  Epheu 
.\aB.  --2.  Vögel  (Hühner,  Tauben),  die  in  diesem 
Monat  ausgebrütet  werden  und  besonders  geschätzt 
sind  Aa.  —  3.  scherzh.  die  Bewohner  des  sudlichen 
Striches   von  Trogen   Ar.  —  4.  m.  Augnstin   G  oT. 

Liebes-:  eine  Birnsorte  Tn.     Syn.  Lieheshir, 

Äugst  1er in  f.:  eine  Rebsorte,  welche  frühe 
Frucht  bringt  Z.  —  Im  Tessin  agostuna. 

Äugst  m.  —  PI.  -e:  kleiner,  aus  runden  Hölzern 
aufgebauter  Stall  zur  Unterbringung  der  Bergziegen 
während  der  Nacht  und  bei  Gewittern.  Solche  ,Geiss- 
äugsten'  oft  in  grösserer  Anzahl  beisammen  GSa. 
Nur  noch  als  ürtsn.  .Äugst'  Z,  , Engst,  Äug.sten'  .\p, 
.Äugsten'  B. 

Eigtl.  'äuirst  aus  ahd.  awist,  owist,  aust,  ewiat,  Schafstall, 
von  Au  I ;  vgl.  Äust.  g  eine  nicht  seltene  Vergröberung 
aus  j  (avjist  aus  au  ist) ;  doch  könnte  es  hier  auch  aus  dem 
Ortsn.  ,.\ugst'  ^  ,Augusta  Rauracoruni'  herübergekommen 
sein,  wie  umgekehrt  der  sonst  unerklärliche  Umlaut  in  das 
letztere  aus  dem  vorliegenden  W.  Eine  andere  Vergröberung 
i-ntbSIt    der    sehr    altertümliche   Z  Ortsn.    .Abist'    für    uwisl. 


1S5 


Agst— ug 


Agt — usrt. 


15Ö 


Die  Schreibung  ,Augsteir  für  Aosta,  lat.  Auguste,  bei  Ansh. 
u.  A.  scheint  sich  an  unser  W.  anzulehnen,  indem  sie  auf  die 
richtige  Trennung  .Augst-tal'  verzichtet.  —  Abi.  ,Eugster' 
Af  Geschlechtsu.  ,Ängstere'  B  Ortsn.,  eig.  Ort,  wo  solche 
Ställe  in  grösserer  Zahl   beisammen  stehen. 

egstere  s.  ext-. 

Ögst  o-  m.:  Einer  der  Alles  anglotzt  und  doch 
Nichts  recht  beachtet  GO. 


Agt,    Agte 
Ahe. 


Ar/athe  S]).  l'2i 


Agte,    Agtet 


Egte  f. :  Egge  AAFri. ;  Bs  (auch  einsilb.) ;  Gr  ;  STh. 
.Er  reit  des  finstevn  Morgens  in  ein  Egde,  die  im  Veld 
läge.'  WcRTSis. 

Gleichen  ürsiUMingeS  mit  Eichte  Sp.  83,  auch  mit  £(/.f/i', 
Kijc  Sp.  142,  nämlich  von  nihd.  iifcde.  eijile,  ahd.  "//rfn,  ,egda, 
traha'.  Engelb.  Vocab.,  von  'ai/jnii,  stechen,  Wz.  «/.-,  spitz 
sein;  vgl.   Agne  Sp.  127. 


Agg,  egg,  igg,  ogg,  Mgg. 

Vgl.  auch  die  Gruppe  Ag  usw.,  Ak   usw. 


Agga,  Aggeli  CK;  Th,  Aggi  Aa  (^auch  «-),  ScaSt., 
Agg  Bs,  rfi-  (")  Z,  Äggi,  Ä(jgeli  Aa  (auch  "");  Bs;  B; 
S:  Suhst.  und  Interj.  =  ä  1 4  Sp.  1,  all  Sp.  3. 

Der  Guttural  mag  sich  aus  a-a,  dessen  erster  Voc.  oft 
mit  Glottisverschluss  gesprochen  wird,  entwickelt  haben  (vgl. 
niu/ije,  nein),  womit  eine  aus  äui  Sp.  6  zu  erschliessende 
Bildung  mit  ir  parallel  liefe.  S.  Synn.  Augi/e.  dfäi/g.  Alsch. 
äi/tjech.  Doch  fällt  auch  ndrs.  acke  in  Betracht,  vorausgesetzt, 
dass  in  unseren  obigen  WW.  kurz  a,  =«  das  ursprünglichere 
sei;  s.  noch  ägg.  Vijij.  —  Die  Formen  auf  -i  als  eig.  Dim. 
meist  n.,  doch  etwa  auch  ni.,  Z. 

Äggel  m.  Z,  „Aggis  n.  B":  Menschenkot.  — 
äggig:  ekelhaft  besudelt  Bs  Sprkxg. 

äggolen  ^  Aggi  macJien  Bs. 

.\ggeli   n.:    1.   weibl.  Taufn..    Agathe   Gr.Av. 
'2.  einfältige  Weibsperson  L. 

2  mag  blosse  Spielform  zu  ApjxU,  könnte  aber  aufh  dim. 
zu   Aijgelr,   Schwätzerin  (s.  aijijlen),  sein. 

agglen:  plaudern  SchwE.  -  Aggeli  ni.:  Schwätzer 
ebd. 

Die  Annahme,  dass  ag<i(e)kn  durch  Aphäresis  aus  gaiigden 
(gackern)  entstanden  sei,  wird  unterstützt  durch  die  An- 
wendung von  Aggeli  als  Übername  für  eine  gewisse  Familie, 
die  mit  Stottern  behaftet  ist.  Vgl.  die  Nbff.  Ägg :  GUgg  usw. 
s.   u.   d.   W,  <^gga. 

ägg  e*J-,  äggi  ('"):  Interj.  des  Spottes,  der  Schaden- 
freude, meist  begleitet  von  der  Geberde  des  Rüben- 
schabens  Z. 

Steht  zu  a  (e')  I  2,  wie  ügg,  a:\,  die  Intrj.  des  Ekels, 
zu  all.  Ekel  und  Spott  gehen  leicht  in  einander  über; 
s.  äggs,  nlid.  ,ätsch'  (Hohn)  gegen  schwz.  äggsch,  älsch,  nhd. 
,äcks'  fEkel).  Dann  müsste  man  annehmen,  dass  der  Voc.  in 
^9!/  f*-'  nach  Quantität  und  Qualität  ausgewichen  und  dissi- 
miliert sei,  viell.  mit  Anlehnung  an  denjenigen  des  syn.  Drfrl: 

äggele  {e")  =  dem  vorhergehenden  W.  Ä.  Ahrelle- 
nar!  ZN. 

BäS-Äggi  f.:  oinfiiltige  Weibsperson.  SrLi:.  —  Vgl. 
agglen. 

Anggi  =  Aggi  AALongn. 

-äugg,  -Auggi.  -äuggot  s.  einäiig,  ge-eiDäiigct, 
BUen-ängi  Sj).  131. 

Egg,  Egge.  Eggt:  Ecke  1.  wie  nlul.  vorsprin- 
gender und  einspringender  Winkel.  Sowohl  n. 
Egg  kv;  B;  BsStdt;  Hkbei,;  Gl,;  Gr;  (J;  Th;  Nnw;  Z, 
Eggt  GrV.  -  IM.  -i  Gr,  als  ni.  und  schwachforraig 
Egge  Aa  ;  Bs;  B;  S;  Z.  Mis  Hfis  macht  der  E.,  bildet 
die  Ecke  der  Strasse.    ,A'n  E.  vor  'x  Hüx  xtä".'  Si  iiii.i). 


Das  Rotenb.  Anitsrecht  1490  nötigt  den,  der  gegen  eine 
Frau  eine  Infamie  ausgesagt,  diese  zurückzunehmen,  ,er 
möge  dan  syo  [die  Angegriffene]  ans  egg  stellen',  d.  i. 
als  schuldig  hinstellen;  das  Bild  vom  Pranger  (an  der 
Ecke  zweier  Strassen)  genommen.  Um  's  E.  schiesse 
1)  überaus  geschickt  sein  (wollen).  '2)  schielen,  um 
's  E.  nme  liiege».  Einen  xm  's  E.  ume  schiclien,  ««", 
zum  Besten  halten,  übervorteilen  GF. ;  m.  's  E.  u.  g'no' 
werde,  hart  mitgenommen  werden ;  sterben  Ap.  —  Die 
den  Spielern  zugekehrte  Spitze  des  Kegelrisses  Z; 
daher  Egg  lu.,  ellipt.  =  Eckkegel,  ebd. ;  uf  Egg  schlisse, 
nach  dem  an  dieser  Spitze  stehenden  Kegel  werfen 
Th;  tif  Egg  mache,  eine  Kegelpartie  mit  der  Bedingung 
•  machen,  dass  der  Wurf  nur  gewinnt,  falls  der  genannte 
Kegel  mit  getroffen  wird.  Ggs.  nf  His,  ebd. ;  Egg  und 
Brett!  so  dass  die  Kugel  dazu  noch  auf  dem  in  der 
Bahn  eingelegten  Brett  laufen  muss  B.  ,Die  JCriinch 
machend  ein  drej'eckete  Ordnung,  also  dass  sy  das 
spitzigest  eck  dem  wind  entgegen  keerend.'  Vogels. 
1557.  Eggen  und  Zopf,  Umwege,  Zickzackweg  B. 
Egge",  Ecksteine,  Carreaux  im  frz.  Kartenspiel  B.  — 
Zipfel,  Abschnitt,  Bruchstück.  ,Geschwind  deckte  er 
einen  Ecken  vom  Heu  mit  Strohwellen  zu.-  HPest. 
1783.  Er  lied  bei-nier  en  Egg  enrg,  hat  um  Vieles 
an  Achtung  bei  mir  verloren  Ap;  Eggli  (Dim.)  speziell 
Zahn  eines  Rades  am  ,(jarnbauni'  im  Sinne  des  Masses, 
ebd.;  en  Eggli  aha  (nohi)  lö.  die  Welle  am  Webstuhle, 
auf  welcher  der  Zettel  aufgewunden  ist.  um  einen 
Grad  (Achtelsdrehung)  nachlassen;  und  bildl.  es  ist 
leider  en  Eggli  ab,  ein  Schritt  vorwärts  geschehen; 
es  ist  im  en  E.  (Rad)  abg'gange,  er  hat  sich  ver- 
rechnet, seinen  Zweck  um  Etw.  verfehlt;  en  E.  Imi- 
dere  cho,  um  Etw.  rückwärts  gekommen,  ebd.  —  Schlupf- 
winkel; du  u-ürst  wnl  noch  en  Egge  finde,  Unterkunft 
B;  hätt-i  numme  en  E.!  Id.  B;  Acs  Eggeli  finde  B. 
Egge  tusche,  ein  Spiel  der  Jugend  ebd.  —  Punkt,  Ort; 
er  cha""-mer's  a  keim  Egge,  ist  mir  gänzlich  zuwider 
Bs;  rcenn  's  an  alle  vier  Egge  [Himmelsgegenden] 
heiter  ist  Z.  —  "2.  eine  gewisse  Gestalt  von  Boden- 
erhebung, f.  Aa;  ßs;  B;  Si'Hw;  Tu;  Ndw;  Z,  zwei- 
silbig Gr;  Nuw;  VV,  n.  Ap;  Ndw.  a)  Gipfel,  spitzig  vor- 
stehende Anhöhe,  vorspringendes  Ende  eines  Hügels, 
,cacumen  montis.'  Id.  B.  So  Ndw  (n.)  uaw. ;  wechselnd 
mit  dem  Ausdruck  Büel  GuCast.  —  b)  Übergangsstelle 
eines  Bergpfades,  Passhöhe  Bs;  Z.  —  c)  dachühnlicher 
Ausläufer  eines  Berges,  Bergkante  und  die  darunter 
sich  anlehnende  Halde  oder  das  von  ihr  begrenzte 
Plateau,    langgestreckte  Hochebene    .Aa;   Ap;   Bs;   B; 


157 


Afrg.  egg,  iffg,  ogg,  ugg 


158 


Gk;  L;  Tu;  Nhw  (f.);  W;  Z;  daher  der  W  Geschlechtsn. 
.An  der  Eggnir  mit  .super  cristiuii'  übersetzt.  PI.  Erigi 
=  Spissa,  seitliehe  Bergkämme,  wie  Rippen  gegen  den 
Hauptgrat  laufend  BSi.  Die  Anwendung  steht  in  der 
Mitte  zwischen  derjenigen  als  wirkliche  Ortsn.  (ohne 
Art.)  und  der  nur  noch  selten  erscheinenden  rein 
appell.  wie:  ,die  Kiltet  auf  hohen  Eggen'.  Gotth.  ,ln 
.Ulien,  auftrocknen,  sonnigten,  luftigen  Eggen,  glatten 
Halden.'  Gr  Sammler  1784.  Als  Eigenn.  durch  die 
ganze  Schweiz,  sowohl  in  den  Vorbergen  als  in  den 
Alpen  sehr  verbreitet;  davon  die  Geschlechtsn.  £Vyr/, 
Äbe(i;j,  Äiidere/j/j.  Übergetragen  vom  Höhenzug  ist 
die  Bed.  länglicher,  grosser  Heuhaufen  GuXuf.  Den 
Ortsn.  wieder  appellativ  gewendet  zeigt  die  Egij  als 
Bezeichnung  des  einzig  in  seiner  Art  dastehenden 
jährlichen  Jugendfestes  in  St.  Gallen,  das  vormals 
nämlich  auf  der  £>/(/  im  Linsibüel  gefeiert  wurde; 
d'Efif/.  d'Eyy  hat  e  Loch,  um  nitd  om,  bis  i  tcider  zue- 
der  choiiiDi!  sangen  die  Kinder  beim  Heimzuge;  es 
gab  ursprünglich  eine  Oster-,  eine  Pfingst-  und   eine 

I    Herbslegg.  —  4.  Rausch.    A  Eyn  ha  GRMaienf. 

i  Mhd.  eckt,  eijtjc  f.,  seiteuer  n.    Voa  der  selben  Wz.   wie 

Eyije  0.  Sp.   155.     Auf  der  Gleichlautigkeit  beider  WW.  be- 

•  ruht  das  wortspielendo  Rätsel  iro«  hat  's  im  J)orJ'  in  allen 
Etjfjef    Antw.   , Zähne'.   —   Für   1   als  Masc.  be^eguet  ciumal 

.  i-insilbige  Form:  ,bis  an  den  Tribschen  Eck.'  JLC.vs.  1661. 
Als  n.  z.  B.  1585,  ZOtteubach;  KDasyp.  1578;  "jGSuher 
1741  ,au  dem  ciuten  Ecke'.  Bei  HPestal.  wechseln  ,der 
Ecken'  und  ,die  Ecke',  je  nachdem  die  angebornc  MA.  oder 

I    die  Literaturspr.  die  Oberhand  gewinnen.    Eijtjt  schliesst  sich 

I    an  Eijdc,    Egge,    wie  Achst  für  Ach»,  Wagenachse,    an  Ax-t. 

I  —  Welch  weitgehender  konson.  und  vocal.  Abschwächung 
unser  W.  als  zweiter  Teil  von  Ortsn.  unterworfen  ist,  s.  Gfr. 

.  2.  Registerbd  41Ö/6.  —  i.  der  Eauscb  als  Etw.,  womit  mau 
anst<isst. 

I's-  ni.:  abgelegenes  Land,  seitab  liegende  Ecke  Gn. 

(Übel-:  Dachgiebel  Z. 

II  Gand-,  meist  PI.:  Moräne,  Sand-  und  Steinwälle, 
1  welche  die  Gletscher  beim  Vorrücken  längs  ihren 
,1   Rändern  zurück  lassen.     Syn.  Firnstösse. 

\         Geiss-:    Wiesenspierstaude,    SpirEea   Ulniaria    L., 

■  eine  von  Ziegen  und  Schafen  gesuchte  WieseupÜanze 
ScHwKüsn.     Syn.  Geissleiterenchrut. 

Küder-  m.:  Ecke  im  Zimmer,  in  welche  unartige 
Kinder  zur  Strafe  gestellt  werden  BHk.     Syn.  CJiiqj- 

■  mnkel.    —  Von  chüderen,  schmollen. 

Krüz-:    zur  Verstärkung  des  Begriffes   gebildete 
Zss.     In  alle  Krizegge  Ein'n  sueche"  BsStdt. 

Mus-,  Müs-  ü  f.:  Name  der  mit  Türmen  besetzten. 

über  die  Anhöhe    sich    hinziehenden  Stadtmauer   von 

Luzern,  wo  alljährlich  eine  Prozession,  der  ,Musegg- 

ümgang'  oder  .die  Romfart',  stattfindet.    ,Müsegg'  ein 

I    gemauertes  Haus,  altes  Wirtshaus  zwischen  Baden  und 

:    Eieden.    Auch  in  Zur.  um  1489  ein  Haus  zur  .Müsegg". 

.Die  Müssegg  oder  der  Chorherrenplatz.'  JEEscher  1692. 

Viell.  aus  dorn  Ndrd.,  wo  mu»  =  Masche  oder  Bing  eines 

Kettcupaozers,  muserie,  mu»hus  =  Zeughaus,  Rüstsaal.  —  Die 

Bezeichnung  Under  der  Eijij  für  den  Viktualienmarkt  in  Luz. 

"  'i-s  sich  auf  den  genannten   Hügel  bezogen  liabeu. 

Uresten-:  Ortsn.  B;  Tu. 

Wahrsch.    davon    benannt,    dass    der  Bresten    (die  Pest) 
.    oder  eine  Viehseuche  einst  bis  dorthin  gedrungen  war. 

Scheid-   f.:    oberster  Bergkainm,    der   zwei   Tal- 
gebiete scheidet,  Grenzberg,  Bergübergang  BO.  häufig: 


LE.  Eine  Scheidegg  gab  es  aucli  zwischen  ZRing- 
likon  und  Albisrieden.  Ott'n.  WiKn.  Sclieidegget;  Ge- 
schlechtsn. BE. 

Dass  das  W.  mehr  politisi-hc  als  physische  üronze  be- 
deutet, lassen  die  Mauern  und  Zäune  vermuten,  welche  etwa 
auf  den  betreffenden  Kämmen  errichtet  sind. 

Schand-Egge  m.:  die  Ecke,  in  welche  strafbare 
Schüler  gestellt  werden  B.  Syn.  Schämtvinkel ;  vgl. 
Chüderegge. 

Spalt-  n.:  Lawinenbrecher,  keilförmige  und  scharf- 
kantig vorspringende  Verstärkung  der  einen  Mauer 
eines  Gebäudes  GuD.;  s.  B.  I  14'2/3.  Vgl.  Ehodiüch, 
Pfd. 

Spioss-  „m. :  schiefer  Winkel  Gk."  n.  spitzer  W. 
Ap.  —  „spiessegget",  -eggig  Gr,  -g'egget  Av.  spitz- 
winklig, schiefwinklig,  z.  B.  von  einem  Zimmer  von 
rhombischer  Gestalt. 

über-,  ober-,  uber-egg,  -s:  Adv.,  cig.  über  (die) 
Ecke.  1.  rein  räumlich,  a)  vertikal:  schief,  niclit 
senkrecht,  überhängend  AAFri.;  Bs,  nicht  im  Gleich- 
gewicht B.  b)  horizontal:  eiuer,  schräg,  kreuzweis, 
diagonal  (syn.  übertiverch,  tromsig)  Aa;  Ar;  Bs;  B; 
L;  Nuw;  GF.;  ScH  t;  S;  ZDättlik.,  ü&e;-  Egg  i-e 
[hinein]  ZO.,  auch  in  fig.  Sinn  Z.  ,Dass  sie  Überecks, 
d.  i.  die  eine  Thür,  als  ob  sie  gantz  oder  halb  offen 
stünde,  die  andere  aber,  als  wenn  sie  verschlossen 
wäre,  gehauen  worden.'  DellaVallf.1674.  —  2.  scheel; 
ü.  htege,  schielen ;  scheel  sehen,  zornig  blicken.  S-.reng. 
ü.  alllege,  scheel  ansehen  Bs,  stolz  ansehen  Sch.  — 
3.  unrichtig,  nicht  in  der  rechten  Lage  AAFri.;  ver- 
kehrt BL.;  ü.  sl",  mache"  Bs;  verworren  AAZein.; 
schlimm  BSi.  Adj.  en  idicrexe:  halbverrückt,  über- 
spannt Bs.  ,Nai  Tiann  er  jetze  mit  dere  goh,  mit  der 
Iberexe,  ico  nit  emole  ric  rechte  Htiet  uffz'setze  loaiss.' 
Breitenst.  —  4.  unerwartet,  plötzlich;  ü.  ku"  Bs; 
Gr.  —  5.  ein  Kind  Überecks  [ein  unehliches?]  GRh. 
—  bunt-ü.  BO. ;  L:  Sch,  punt-  Z,  bunds-  Ndw;  es 
göt  b.,  es  geht  unordentlich,  wild,  stürmisch  zu  ScnSt.; 
.Alles  durch  einander,  verworren  ZBaur.;  L;  Nnw; 
schief  und  verfehlt  ZW.;  kreuz  und  quer  BHk. *— 
übereggslen:  ein  Kartenspiel  machen,  bei  welchem 
je  zwei  zusammenhaltende  Spieler  kreuzweise  einander 
gegenüber  sitzen  Ap.  —  Balr.  .eckelen';  vgl.  Krüzjass. 

Überegg  nicht  zsgs.,  sondern  präpositional  verbunden, 
dann  meist  mit  s  als  adv.  Gen.  ausgeprägt,  welches  «  sich 
Irrational  in  Ndw.  auch  dem  ersten  W.  mitteilte.  —  Bunt 
als  das  bekannte  Adj.  genommen  nach  der  RA.  ,es  geht  b. 
zu'  würde  die  Annahme  einer  Verschmelzung  zweier  das 
Gleiche  sagenden  RAA.  bedingen.  Zwar  ist  diese  Schreibung 
schon  alt,  auch  1793  Muse.:  allein  .Bund',  wie  bei  Gryphius 
und  Slmplic,  dürfte  das  Ursprüngliche,  t  eine  nach  Liquida 
beliebte  Verhärtung  sein;  vgl.  ,den  Sack  verkehrt  auf  der 
Schulter  tragen,  den  Boden  vor  und  den  Bund  hinten.'  Stutz. 
B.  1854,  14;  oder  der  Ausdruck  ,Buud'  konnte  aus  der 
Bautechnik  entnommen  sein. 

schemer-eggs  ("'):  schief,  auf  eine  Seite  sich 
neigend,  von  der  Haltung  eines  Menschen,  von  einem 
Bauwerk  ZStdt.  f 

Viell.  ein  aus  achclb-üler-e,  (leMmereyga)  entstandenes 
Assimilationsgebilde;  doch  vgl.  auch  .schenilig' ^  krumm  bei 
Schmell.   II  419. 

üs-eggen:  .Expendere,  ein  ding  flelssig  erdauren, 
erwägen,  und  aussecken.  Exquisitus,  aussgeecket,  er- 
kundet, ausserläsen.'  Fris.;  Mal.  .Aussecken,  ad  nor- 
mam  dirigere,  expendere,  explorare  probe.'  Denzl.  1677. 
1716.     , Genau  abmessen,  vom  Schnitt  eines  Kleides; 


159 


Agg.  egg,  igg.  0"! 


Aggs 


erörtern  V  Orte"  ;  ausrechnen,  eine  alte,  schwierige 
Rechnung  gegen  einander  ausgleichen  L.  Er  will 
Alles  II.,  neugierig  erkunden  GWe.  —  Vgl.  .erörtern' 
von  ,Ort'  =  Ecke. 

vier-eggen:  innerhalb  eines  Viereckes  ein  Ball- 
spiel machen  GaVal. 

Egger  {E(/gler  ScHw,  Äherjgler  HO):  „der  auf  einer 
Egg  wohnt."  Geschlechtsn. 

„Hag-eggler:  Nordwind  GG." 

Reia  lokale  Benennung  nach  dem  Orte,  von  welehcm  der 
Wind  zu  kommen  scheint. 

Kuess-egger:  Geizhals  Ai'. 

Nach  einem  i.  J.  1774  verstorbenen  Originale;  s.  Hcris. 
Av.    1812,  S.    191. 

Stab-:  1.  langer  und  steifer  Mann  Scuw.  Vgl. 
Gestahi.  —  2.  eine  beliebte  Art  Äpfel  GSa.;  mala 
Claudiana  ScnSt.  Syn.  Eygöpfcl.  —  Wiss-:  eine 
besondere  Art,  von  ihrer  Farbe  benannt.  Da  dieselbe 
besonders  kernreich  ist,  so  vergleicht  man  scherzw. 
fruchtbare  Frauen  damit   GO.,   Rh.,    1804  Steinmüli,. 

—  Süess-eggener:  eine  Art  Goldreinetten  Z. 

Die  Äpfclnamen  nach  der  ürtliclikeit  hciiannt,  wo  die 
Art  zuerst  gepflegt  wurde. 

Isen-eggerlis:  Fangespiel,  wobei  die  Kinder  sich 
mit  der  einen  Hand  an  den  eisernen  Türklopfern, 
Fensterladen,  Kloben  od.  dgl.  halten,  um  frei  zu  sein 
Bs.  —  Schwab.  ,eisenvörtleu'. 

ge-egget  Met:   eckig,    vieleckig  B;  Gl;  Uw;  Z. 

—  Der  Steigerung  lahig. 

eggacht:  ,die  eckachten  Schlaclitordiiungen'  unter- 
schieden von  den  , runden'  und  .gevierten'.  VFiudk. 
1619,  85.  —  eggig,  g'eggig:  eckig  F;  Uw;  Z. 

vier-egget,  g'v-  Z,  , vierecket'.  1557,  Vooelb.; 
Fbis.;  VFuii.K.  1619,  vier-g'egget  B;  GKh.;  Z, 
vierg.'eggetig  GoTTu.,  viereggig  Z:  viereckig,  be- 
sonders quadrati.sch ;  ,in  quadratuin'  übersetzt  Fris. 
.Einen  Altar,  dass  er  gleich  vierecket  sey.'  1531 1667, 
2.  Mos.  —  Vierkantig;  vierg'er/geii  Genie,  hordeum 
vulg.  GRh.  —  vierschrötig.  ,Grossvater  und  Gross- 
mutter waren  von  altem  Schrot  und  Korn,  beide  vier- 
eckigt und  rüstig  früli  und  spat.'  (iorrn. 

sechsg'egget:  sechszeilig,  von  d.  Halmfrucht  Ar. 

dri-  dreH-  B;  Sch,  drü-g'egget  Z:  dreieckig.  En 
dreig'eggele  Hiiet,  sog.  Nebelspalter.  ,Ein  dreyecket 
bein.'  1557  Vogeld.  ,Das  herz  dryegget.'  JLUys.  16(31. 
,Bis  au  den  marchstein,   ein  dreieggeten.'    1737  Wvl. 

Die  Form  dri  bezieht  sieh  auf  das  niännl.,  i/rü  auf  das 
sächl.  (iesehl.  des  Subst. 

Eggiise  f.,  Eggäsli  n.  =  Eidechs  Sp.  94. 
Die    erstere   Form   (Scb)    ans  dem    IHm.    abstrahiert    für 
grosso   K.xemplare. 

Egge  f.,  eggen  s.  Ege,  egen. 
eggelen  =  uniglcn  Sp.  151. 

cggei'liriüiscll  -Ini-ni:  Enstelluiig  des  Fluches  mJccr- 
iiwnt  (jt). 


Equipage,    Kutsche    und 


Eggipaschi   ^'Ai>ä» 
Pferde  L;  Z. 

eggiwöggisch  e'khntkH,  egi-,  egge-:  zweideutig, 
unsicher,  z.  B.  vom  Wetter  ScuSfc.  —  Aus  frz.  eqnivoque, 
lat.   »quivoeus. 

Z  werg-Eüggel:  ein  kleiner  Mensch  Bs  lt.  Wackern. 
Sehr.  3,  1'20. 

,Eugel'  oder  ,Euglin'  im  alten  Siegfriedsli«de  der  Name 
eines  Zwergenkonigs.  WGrimm  Heldens.^  82/3.  257.  '2.59. 
Eig.  .Äuglein'  vom  Scheelsehen,  Zwinkcn  (,kloine  Augen 
machen'),  welches  die  Nebelnatnr  der  Zwerge  bed.,  also  wie 
.Schilbnng',  Name  eines  anderen  Zwerges,  von  mhd.  tvhdw, 
scheel,  nnd  wahrsch.  auch  wie  ,Nibelung',  Name  des  Bruders; 
vgl.  Nibcl.  Das  i/g  der  Schweiz.  Form  entspricht  dem  in 
cinäugij  usw.  Für  BsMA.  kann  freilich  auch  der  Name 
,Eigel'  in  Frage  kommen. 

Mass-Iggeli  s.  Mos-igel  Sp.  l-"iO.  ieggelen 
s.  irggelen. 

Ogge!  "■'^■'.(.-  Ausruf  des  Schmerzes,  bei  Kindern  Ar. 

S.  og! 

Oggele  rf'/.''Jj  f.:  Beule  ScuMerish. 

Oggle,  Ogle  (-")  f.:  1.  Unke,  Kröte  BO.  —  2.  ver- 
wachsenes, unansehnliches,  kleines  Geschöpf,  Mensch 
oder  Tier,  bes.  auf  Schweine  angewendet,  ebd.  — 
Öggel  ("")  m. :  wegwerfende  Bezeichnung  für  ein  im 
Wachstum  zurückbleibendes  Schwein  BEi.  Niimme 
so  en  0. 

Von  mhd.  oide  lil-vhe),  Kröte,  Nbf.  zu  uitkr.  Schlange: 
die  Vokalisation  des  ii  kann  nicht,  wie  viell.  in  Lattueck, 
auf  unserem  Boden  sich  vollzogen  haben,  da  dann  ih  an  der 
Stelle  von  gg  stände;  vgl.  noch  dän.  iigh,  Viper.  —  gg  ist 
aus  Ri.  konstatiert;  wenn  die  Schreibung  g  bei  St.  und 
ImOberst.  ebenfalls  richtig,  so  beruht  sie  anf  Abschwächunp 
des  Lautes.  —  Auch  .Kröte'  erleidet  eine  ähnliche  bildliche 
Anwendung. 

üggi  =  Äggi,  Kot  Z. 

Der  dunkle  Voc.  zu  noch  stärkerer  Hezeicliiiung  des  Ab- 
sehens. 

Ueggis  url-li^,  Ueggisch.  Ueggist,  Wueggisch 
n.:  Schutt,  Steingeröll,  Geschiebe,  von  ausgetretenen 
Wildbiichcn  oder  von  Erdrutschen  BO.  ,l)a  wo  die 
Gewässer  das  Land  an  ihren  Ufern  mit  Steinschutt 
und  Sand  überführen,  oder  auf  Ueggis  und  Saroten, 
wie  die  Bergleute  solche  Wüsteneien  nennen.'  Kasth. 
18'28. 

Scheint  im  .\blautsverhältniss  vrwdt  mit  Aggl.  Die  En- 
dung -M  bed.  etwas  Massenhaftes,  oft  zugleich  liemischtes. 
Verwirrtes.  —  Der  Anlaut  ii^  konnte  sich  ans  u.  nach  voran- 
gehendem voc.  Ausl.  leicht  entwickeln;  vgl.  V,'ii<niiiM  (am 
ThnnersccI  aus   fr,»/«  =  Jiistustal. 


üggs  Bs;  Th,  äggsch  Nuw  {.er.  Ausruf  1.  der 
Schadenfreude,  des  Spottes  Bs;  Tu.  -  2.  iles  Ekels 
Ndw. 

Schwab,  ägsvh  für  Spott.  Scheint  zunächst  genetiv.  Weiter- 
bildung von  ägg  Sp.    155  zu  sein.     Vgl.  auch  IttHch. 


löl 


All.  eh,  ili,  iili.  uli.        Aj,  oj,  nj 


162 


All,  eil,  ili,  oh,  uh. 

Vgl.  auch  die  Gruppen  A,   Ach,  Aj. 


aba  (""  u.  "^  allg.,  "'  BsStdt.):  Ausruf  1.  des  Ver- 
ständnisses und  der  Überraschung,  allg.  Ahä,  ja  so? 
A..  da  häm-mer's!  .Interjectio  ex  improviso  alqd.  de- 
[irchendentis,  atat !  Ein  Wort  einsi  [Eines],  der  sich 
verwunderet  oder  fröuwet,  vah!'  Mal.  —  2.  ,Wort 
einsi,  der  spottet,  aha  aha,  da  da,  vaha.'  Mal. 

Erweiterung  aus  all,  Sp.  1.     Vgl.  auch  ehe. 

.\hasja.    Bitrug  AJiasia:  arger  Fetrug.  Sülg. 

Aus  II.  Keg.  9,  23.  ,Es  ist  Betrug,  A.',  dem  blossen 
Laute  nach  gebildet,  da  dort  A.  doch   Anrede  (Voc.)  ist. 

ahe,  aber,  ahi  s.  ab-her,  -hin.  Ahe,  ähen, 
ah  ig  s.  Anl'en  usw.        ähi  ^  ä-i,  ä  II,  Sp.  3. 

ähö:    Euf  für  Zugtiere    zum  Halten   L;  SThierst. 
Umgekehrtes  li-hä,  hö-hü,  und  wie  diese,  blosse  Zsstellung. 

ahdb:  Ruf  des  .Schwarzen  Jägers'  S. 

Ahorn     ihSre    GSa.,      ähore    GlK.  ;     GlJg.,     lihhre    Gr 

Tschapp.,  Anliorn,  -höre  GrKI.,  Furna,  ,ein*  Ahör- 
nen'.  1531,  Sirach.  Ohorn  Aa;  GWe.,  öäojv.  Schw, 
Ohorne  f.  Aä;  Bs;  S,  Ohörn  in.  ArSchöngrd.,  Uhorn 
G  oT. ;  ZO. :  Ahorn,  aus  welchem  die  Sennen  ihre 
Icleineren  Gefässe  und  Gerätschaften  schnitzen,  die 
der  Milch  und  den  Speisen  einen  Wohlgeschmack  mit- 
teilen sollen.  Das  ist  e  schiiene  Tay,  as  [dass]  d'Bettler 
jüchse  und  d' Kübel  i  d'Ahörre  werfed  Gl.  —  Feld-: 
acer  campestris  L.,  Massholder.  —  Berg-:  acerpseudo- 
platanus  L.,  gemeiner  Ahorn.  —  Spitz-:  acer  pla- 
tanoides  L.,  Lehne.  —  Ahorn i  n.:  Name  einer  (mit 
Ahorn  bewachsenen?)  spitzen  Anhöhe  B.  —  ahornin, 
Adj.:  aus  Ahorn.  ,ähörnin'.  Red.  1656;  en  ohonnene 
[so]  Tisch  Z Fisch.;  ,uhörni  Kellen'.  Stutz.  Bildl.  en 
ahorirje  Bengel,  ein  Mensch  von  unbeugsamem  Cha- 
rakter SOHW. 

Amhd.  ahorn  aus  lat.  acernua,  also  eig.  ein  zu  subst. 
Geltung  erhobenes  Adj.  wie  frz.  chäie,  Kiche,  aus  'quemu», 
ffuercinus;  vgl.  Wuhläecher,  churw.  ascker,  frz.  Schweiz  at/er, 
üarablh,  frz.  trabte,  tess.  agar,  uceru.  Gedankenlose  An- 
lehnung an  ,Horn',  wie  in  , Eichhorn',  doch  der  PI.  selb- 
ständig, t.  st.  -hörn  (hiire)  Gl;  Gr,  t.  schw.  -hörne  Aa  (t. 
nnrer.  -höre  Gr).  Beide  Pluralformen  an  einigen  Orten  auch 
für  den  Sg.  eingedrungen,  .^uch  das  Geschlecht  stimmt  in 
den  meisten  Fällen  nicht  zu  ,Horn';  .eine  alte  Ahorn.'  1528, 
Absch. ;  als  Fem.  Sg.  ist  wahrsch.  auch  zu  verstehen:  ,die 
Ahornen'.  1492,  Schaubg.  Rq.  2,  .59,  §  9.  —  Die  scheinbar 
schw.  Form  des  Sg.  beruht  auf  der  beliebten  Einschiebung 
von  e  zw.   r  und  n,  welch  letzteres  seither  abfiel. 


Auhe  s.  Anken. 

eh^,  eh'm  H^hü^  allg.;  mit  Nasalierung  der  ersten 
Silbe  BSi.,  «ÄuC")  W,  ,uhe'.  Ebel,  «ir.GR:  Interj.  1.  der 
Bejahung,  , faules  Ja',  zögernde  Zustimmung,  allg.  — 
2.  der  Überraschung;  e. .'  triff-di  emöl  a!  E.!  das 
han-i  'tenkt!  im  Gegenteil:  ,Me"  meinti,  es  stecki  keis 
Tückli  i  dem  Chöpfli  —  ähä!  die  fiiehrt  Ein  schön  a 
der  Nase!'  MUsteri.   —   Vgl.   den   Revers,  e-e  Sp.    13. 

Ehi  s.  Öchi,  Sp.  74. 

Ihiinnes  ihAnFs',  -i««.-  Taufn.  Johannes  Zf. 

Augen-Ihe  i-j.-  Augensalbe,  mercurius  prajcipitatus 
ruber  Z. 

Der  2.  Teil  des  Vf.  viell.  das  Adv.  i-<,  hinein.  Vgl. 
aber  auch  AugenSul,    Augonnicht. 

Ihe  s.  live.        ihe,  ihi,  iher  s.  in-hin,  -her. 

lehanne  «-.-  Johanna  GA.  —  le  bann  es:  Johannes 
GA;  Zf. 

öha  AaEtI.,  ahä  Bs;  Z,  ahü  Z,  ueha  B:  1.  Ruf  an 
das  Zugvieh  (Rindvieh)  zum  Stillhalten.  —  2.  Interj. 
der  Berichtigung,  Einsprache. 

Xieht  eig.  Zssg. ,  sondern  Zsstellung  zweier  luterjj. ; 
s.   ü   //,  Sp.   22.      Vgl.  hü/  für  Pferde. 

Che,  Öhi  s.  Öchi,  Sp.  74. 

üheinien.  ,Die  denen  von  R.  geöhemet  [vorwandt] 
warend.'  Vad.  —  Vgl.  Öchi  Sp.  74. 

ohi:  hinauf  BSigr. 

Entw.  örtliche  Ausspr.  für  ue-hi",  s.d.,  oder  aus«6-/ii"; 
vgl.    ahi  aus   ahhin,    ömij   aus   oh-ait-h. 

oho  s.  ho-ho. 

Ohorneze  ("''"")  f.:  Hornisse  SThierst.  —  Von  Ohume, 
Ahorn,  attrahiert. 

übe,  ubi,  uehe,  uehi  s.  üf-hin,  -her. 

Uhu  ('")  m. :  -wie  nhd.  GrL.;  Gl  lt.  Steinm.  1821. 

Sonst  gelten  bei  uns  andere  Formen  und  Namen,  s,  U. 
Sp.   23  f. 

nliii:  Interj.  des  Schaudorns  Ndw;  W.  .Nachts 
kam  einer  und  redte:  sind  si  daV  mit  einem  Wort- 
zeichen: uhu!'  1527,  Act.  Erli.  —  Die  Tüne  des  Uhu 
werden  hinwieder  mit  (t)achüderen   bezeichnet. 

uhü:  Streitruf.  TJhü!  Ma'"  för  Ma"",  Bueb  für 
Blieb,  wo  ist  Enn  [Einer],  der  mi"''  usetued?  Ap. 
Vgl.   hiii  und  das   entspr.   Vb.   huitn. 


Aj,  ej,  ij,  oj,  uj. 

S.  auch  die  Gruppe  A  usw. 


ajenen  aj^jun:  Adv.  1.  jenseits  WG.    -  2.  hinüber. 

Mit  der  den  Raum  bezeichnenden  Endung  -ana  aus  äji 
(s.  u.  ah-hin)  gebildet;  vgl.  uejenen.  Im  Gebirg  lässt  sich 
das  Drüben  nur  erreichen,  indem  man  zuerst  in  die  Tiefe 
steigt.  —  Die  Vermengung  der  Begriffe  des  wo  und  des 
wohin  namentlich  bei  den  Nachbaren  der  Romanen  nicht 
selten;  vgl.   embr-ab,   abr-uf,   det-uber. 

Äje  äjo,  aju  f.:  Mutter  P.  Bözu's  A.:  ein  gewisser 
kleiner  schwarzer  Käfer,  ebd.  —  Alt-:  Grossmutter, 
ebd. 

Schw.  Idiotikon  I.  2. 


Den  roman.  Nachbaren  entnommen,  wie  das  identische 
(dim.)  Aui,  Sp.  6;  vgl.  span.  ai/a,  Hofmeisterin,  aus  lat.  avia, 
ürossmutter.  —  Bozo  (nicht  Bözio,  wie  im,  Ausland'  steht), 
Gespenst,  hier  wohl  der  Teufel;  vgl.  Tü/els  Grosamueter,  Name 
gewisser  Käfer  und  anderer  Insekten. 

A  uj  i  s.  Au  I.      Äuj  e ,  Öj  e  s.  Aa  IL      Ij  e  s.  Iwe. 

ojoch,  -eli  s.  oi  Sp.  23  und  och  Sp.  74  [achele 
Sp.  64).         ueje,  ueji  s.  ue-hin. 

nejenen:   Adv.  hinauf,  aufwärts   WG.  —   Von  ueje 

(s.    tte-*m):   vgl.   ajenen,   Sp.    161. 


163 


Ak  (ack).  ek.  ik.  ok.  uk 


164 


Ak  (ack),    ek,   ik,   ok,   uk. 

XB.     /.■  im  Sinuc  der  Affriliate  ly. 
Vgl.   aiieli   die   Gniii]ien   Ach   usw.   miil   Agtr   usw. 


Ack.  Acie  ZWvla,  Nack  «./■/  Ah;  G;  Scuw;  Th. 
„wj,j  QO.,'Sih.,T:a..{,  Nacke  Th;  ZÖ.,  Akt  GWa,  Akte 
kA;  TJw;  Z,  Nakte  L;  Th,  Ikte  ZBauma  —  m.: 
Beigeschmack  von  Speisen  und  Getränken,  bes.  von 
Kaffee,  allg.,  auch  von  verdorbenem  Fleisch  Ap;  ZWyla; 
en  A.  ha".  B'Soppa  häd  ke  (/iiets  KäckU  Ap.  ,Me 
dunklet  [taucht]  gar  f/eni  drin  [im  Branntwein]  es 
Mümpfeli  Brod,  dass  Eim  halt  der  Xakte  vom  Brönts 
nid  veryöd.'  Häfl.  1813.  .Ein  alter  nack,  der  in  dem 
fleisch  hart  stäckt.'  HBcll.  1561,  bildlich  von  dem 
verkehrten  Geiste  der  Wiedertäufer.  —  Ab-:  schlechter 
Beigeschmack  Aa;  vgl.  Ab-Gü.  —  Vor-:  Vorgeschmack 
Ap  selten.  —  vornäckli''':  ein  Anzeichen  von  nahe 
Bevorstehendem  darbietend.  Es  ist  Einem  c.  zum 
Erbreche",  wenn  man  Eeiz  dazu  verspürt;  zum  Beden, 
wenn  man  Etw.  auf  der  Zunge  hat  und  es  mit  Mühe 
zurückhält;  eine  Flüssigkeit  im  Glase  dem  Überlaufen 
nahe  ist  i\,  ScHwMa.  —  Neb ent-Ack  iVcftetwocÄ;,  Bei- 
geschmack Ap. 

Vwdt  mit  schwed.  agga,  stechen,  beissen  (Wz.  ak,  spitz, 
s.  Ächer,  Ägne,  Egc,  Egg),  also  eig.  ,Stich';  Tgl.  das  syn. 
Hie  (Hieb).  Yon  unserm  Ack  abgeleitet  bair.  ecJ-en,  schmecken. 
—  Syn.  Gü,  0u8t,  Nk,  Mange,  Tuckt,  Zick ;  merräuden.  — 
A"  im  Anlaut  rührt  vom  auslautenden  n  eines  vorangegangenen 
Art.  oder  Adj. ;  durch  Anfügung  von  -(  hat  sich  (wohl  wegen 
sachlicher  Berührung)  eiue  Vermenguug  mit  Akte  JV  voll- 
zogen. Die  Ausweichung  Ikte  scheint  durch  das  syn.  Zick, 
es  zickt  verschuldet  zu  sein. 

[ackelen]  nackele"  ÖcuwMa.,  näckele"  Ap: 
nach  angehender  Fäulniss  riechen,  schmecken.  — 
Syn.  mägyelen. 

Acka  lik/it,  Acke  m. :  Ort.  dessen  Erreichung  und 
Berührung  beim  Versteckens-  und  Fangensspielen 
Sicherheit  gewährt,  Freistatt,  Ziel  L. 

Wahrsch.  aus  dem  Ptc.  a"g'ha,  ellipt.  für  .ich  habe  die 
Hand  dar-an  gehalten",  substantiviert  (ähnlich  wie  Hüreu- 
iieite)  und  schliesslich,  mit  Acke,  vollends  in  die  Form  eines 
(schw.)  Subst.  gebracht.  Aus  g'h  (kh)  entwickelt  sich  in 
einigen  JI.AA.  durchweg,  in  anderen  sporadisch  k/;  dass  der 
Voc.  des  Adv.  n"  nicht,  wie  die  jetzige  Lautgebung  es  ver- 
langte, verlängert  ist.  darf  viell.  als  eine  in  dem  nicht  mehr 
nach  seinen  Bestandteilen  erkannten  W.  bewahrte  Altertüm- 
lichkeit erklärt  werden. 

Akazie.  Gili  A.:  Geissklee,  Cytisus  Luburnum  L. 
(Durh.) 

Acke,  acken  s.  Akt  III.  Ackele  f.  =^fcte  JF. 
.\cker,  ackeren  s.  Acher  Sp.  %Q,  ackeren  Sp.  69. 
.A.ckran,  Ackeret.  Ackert.  Ackerig.  Ackerit 
s.  Acheren  Sji.  70. 

Skerm^nt  ukermäm  SThierst.,  rf-  Gl,  akermies 
ScHw:  verhüllte  Form  des  Fluchw.  sakerment  (Sakra- 
ment). 

acknen  s.  akten. 

akkominodirren  ak/omi-dlcn:  bereiten,  zurüsten,  ran- 
gieren z.  B.  eine  Mahlzeit  BBe. 

Akkord  akkort  Aa;  Bs.  Besser  e  mageie  A.  weder 
e  feisse  Process.  Schaffe"  [so  emsig]  wie  vom  er's  im 
A.  hält.  allg.  Sij"  A.  ist  iis,  er  muss  sterben  L.  — 
akkordioren  akkidiere.  akkerdiere:  1.  wie  nhd.     .In 


disem  Spital  werden  um  Geld  accordirte  [nach  Accord 
bezahlende]  und  angenommene  personen  als  pfründer 
underhalten.'  JJGoldschm.  ,  Krön.  ,Veraccordierte 
pfründer.'  ebd.  —  2.  passen,  sich  fügen,  gefallen. 
,De  Maie  [Blumenstrauss,  hier  ein  gemeiner]  und  de 
Lamjjihuet  [Hut  mit  schlatf  herunterhängendem  Band) 
händ  z'sämme  g'akkidiert.'  IxEicn.  1859.  Das  hät-mer 
nüd  g'dkkiäiert  ZKn.  —  ver-:  eine  Arbeit  vertrags- 
weise  übergeben,    allg.,    eine   solche  übernehmen  Bs. 

—  akkordierlich:  passend,  entsprechend,  ange- 
messen Ap. 

akknrät,  gew.  alckcrät,  in  Ndw  akycratl  und  uk/rat, 
Bs  akcrat:  wie  nhd.;  auch  adj.  's  a.  Ehebild. 

Aceent  «ky^MU:  pikanter  Geschmack  Gl  (Schuler). 

—  Viell.   Anlehnung  an  Ack. 

äk  ^k/  neben  ^J-,  s.  Agga  Sp.  155. 

äken  äk^e  Aa;  BsLd.;  B;  Gr;  L;  G;  S;  Th;  Z, 
haken  ('")  L;  SL.:  1.  in  lästiger,  ermüdender  Weise 
wiederholt  um  Etw.  bitten  Aa;  BsLd.;  B;  S.  's  China 
haket  am  Vater  S;  er  lütt  an-em  g'äket,  bis  er  jo  g'seit 
het  Aa;  um  Etwas  ä.  Unnötig  warnen  LHuttw.,  un- 
nötig fragen  BM.,  ,an  Einem'  ä.:  mahnen  bis  zum 
Ekel  BBe.  Syn.  tritisen.  —  2.  wiederholt  unberechtigt 
oder  übertrieben  klagen,  jammern  S:  Th.  Syn. 
chären.  —  3.  wiederholt  um  Kleinigkeiten  Streit  an- 
fangen in  gehässiger  oder  auch  nur  in  neckischer 
Weise;  keifen,  zanken  Aa;  Bs;  B;  L;  Zf.  Mit  de 
Chinde  hake  und  chibe  L.  B'Liebi  mites  g'äket  hä  B. 
Kleinlich  markten,  z.  B.  wir  äke  noch,  wir  sind  noch 
nicht  Handels  einig  ßSi.  Syn.  raggeren.  —  4.  tr., 
reizen,  z.  B.  einen  Stier  BHa.;  Gr.  Syn.  Olcn,  un- 
teren. —  5.  plagen,  ängstigen  BGadra.  —  er-:  müh- 
sam erbitten  B. 

.ilccH  unmittelbar  von  der  Interj.  ä  IJI.  IV  (Sp.  3): 
vgl.  achen  von  ach!  Dass  zur  Bildung  des  Vb.  der  dem 
breiten  Voc.  entsprechende  Kehllaut  eiugeschoben  wurde, 
scheint  ganz  angemessen,  und  das  im  Anlaut  etwa  vorgescho- 
bene h  mag  hier  den  Eindruck  des  k  verstärken.  Der  Ausspr. 
mit  kurzem  Voc,  aus  BRingg.  (.c-J  und  LSurs.  fA»i-)  au- 
gegeben, entspricht  die  Ausspr.  ä  für  die  Interj.  —  S.  noch 
näggen. 

Äker.  Aki  m. :  ein  Mensch,  der  oft  äket.  — 
Äke  f.:  l.  =  Ä];erin.  —  2.  Dohle  ScuSt.  --  3.  Me 
(PI.):  Ungeziefer  S. 

Jene  wegen  ihres  Geschreis,  diese  wegen  der  Lästigkeit, 
Zudringlichkeit.  Die  .ikcnmatt  in  BG.  viell.  von  solchem 
Ungeziefer  benannt. 

G'äk,  G'häk  n.,  Äkete  f.:  das  Bitten.  Klagen, 
Zanken  im  obigen  Sinne.  —  äkig:  zu  ciken  geneigt  B; 
ärgerlieh  und  neckisch  zugleich  Z. 

Äcke  rf!J-/f  (.^ke^)  Aa;  BsLd.;  BM.,  S.;  L;  S;  74; 
Hebel,  Akte  ^k/tc  (^ki^)  Aa;  BsLd.,  Näcke  Aa;  B  wO. 
(BSi.  -e'-);  L,  Näkte  Aa;  BsStdt.  (auch  -e'-)  —  m.: 
1.  Nacken  (Rücken).  Im  A.  lache,  heimlich,  verstohlen 
(hinterrücks)  L;  S.  Blas-mer  i-n-A.l  Abfertigung, 
indem  man  einem  den  Kücken  kehrt;  syn.  i  d'Schue, 
i-n-Arsch  u.  a.  En  Ä.  icie-n-es  g'rupfts  Huen  (ohne 
Haare)   S.  —   2.  ,,(auch  dun.  Ackli)   kleine  Erhöhung 


165 


Ak  (ack),  ek,  ik.  ok,  uk.        Akt— ukt 


16G 


des  Builens  auf  einem  Wege.  X'oll  Ärleii.  holperig, 
ilurcli  Stückclaen  veriiärteter  oder  gefrorner  Erde  LE." 
Syii.  Hoj/er,  PiKjgel,  Puck.  —  Knie-Acken,  clinü-, 
rliiiöi-:  Kniebug.  -gclenk.  -kehle,  die  Höhlung  an  der 
innern  Seite  gegenüber  der  Kniescheibe  B;  LE.;  S. 
Syn.  Knicbiecß. 

Scheint  Diit  den  syn.  Acic  (känith.),  Äck,  (lack  (liair.) 
aus  iiihd.  Kuike,  Gelenk  am  Fuss;  Genick,  ahd.  anclia,  got. 
mjiju  (anyii),  Genick  (s.  auch  unser  Änlcel,  Aiigyel)  verkürzt 
zu  sein  —  wir  wollten  gerne  sagen,  zu  den  letzteren  Formen 
die  ursprünglichere  (vgl.  wackeln:  wanken  udgl.)  darzubieten, 
weun  nicht  das  n  in  dieser  Sippe  so  sehr  alt  wäre  (vgl.  lat. 
ad-unms,  gr.  dyxiüV,  skr.  aniihan).  Verstümmelung  aus 
iNacken'  (ahd.  hntirk)  anzunehmen,  empfiehlt  sich  nicht,  weil 
die  Bed.  Bug  ziemlich  absteht  und  n  viel  leichter  vortritt 
als  wegfällt.  Jedenfalls  wollen  die  obigen  Formen  als  bloss 
lautliche  Varietäten  betrachtet  sein,  da  sie  an  manchen  Orten 
neben  einander  gebraucht  werden.  Unerklärt  bleibt  im  einen 
wie  im  andern  Fall  der  Umlaut,  der  in  dt-r  Aiissiir.  -'  sich 
als  alt  ausweist. 

Gäcket:  Nacken  ÄATalheim.  —  Form  eines  Ptc.  Pcrf. 

Buech-Äcker,  -Hacker:  (PI.)  Bucheckern,  Buch- 
nüsse  und  die  Weide  im  Buchenwald  B.  —  Vgl. 
Acheren  Sp.  70. 

Hans-Akob:  Johann  Jakob  G  oT. 

Ekel  e'kxrl  —  unsere  Ausspr.  des  un.s  fremden  W., 
für  welches  wir  die  Ausdrücke  grüsen,  uiiiriUen;  heikel 
usw.  besitzen.  —  ekelhaft:  leicht  Ekel  empfindend. 
Kirchhof.  Sprw.  250. 

Eiker  =  jE;ic7(ec  I.  III. 

tOkiili:  Name  des  dritten  Sonntags  der  Fa.sten. 
OkiiU,  ies  cliömmed-si  [die  Schnepfen].  Waidmanns- 
spruch.   .JVIitwuchen  for  ockelly.'  XVI.,  ARechdürrerin. 


Akt,  Akte  I  -  nur  PL.  Akte:  tieberden,  Hand- 
bewegungen, Gesten  Bs;  Uw,  Manieren  Uw.  -  -  Von 
lat.  actUH. 

Akte  K:  Aktenstück.  1.  in.  -  gerichtliche  Form 
einer  Schuldbetreibung.  —  '2.  Akti  akti  n.  —  Ver- 
fassungsurkunde, z.  B.  das  Vermittliymgijli,  die  Me- 
diationsverfassung von  180.3  Gl.  —  Von  frz.  ach: 

.\kt,  Akte"  III  ,Akt  m.  L",  ST.^  Akte  f.  B;  S. 
Aßgte,  Agdet  A-iFri.,  Bs,  Acke  f.  B;  FMu.,  m.  (PI. 
Äcke)  BRi.:  Wasserleitung,  bes.  bedeckter  gemauerter 
Abzugsgraben,  um  sumpfige  Acker  zu  verbessern, 
Moore  trocken  zu  legen;  auch  ein  kleinerer  solcher 
Graben  im  Feld  oder  unter  Wegen  hindurch;  in  der 
neuern  Zeit  auch  Drainierröhrenleitung.  ,Das  Wasser 
durch  Acten  (so  man  an  andern  Orten  Tholen  heisset) 
ableiten.'  Rhag.  1639.  ,Ein  Ackten  oder  Wasserleytung, 
'•  mit  Vnziifer  versteckt  wäre.'  Hapn.  1666. 

Kachel-:  Wasserleitungsröhren  aus  Ton  F. 

Süg-:  Drainierleitung,  welche  das  Wasser  ,auf- 
sangt'  B. 

Wis-.  ,I>ie  Wissachk.'  1424,  Gfr.  28, 3.34.  Wahrsch- 
ein  aus  der  Reuss  landeinwärts  in  eine  Wiese  ge- 
zogener Kanal,  der  zugleich  als  Grenze  einer  Fischenze 
auf  dem  Flusse  diente. 


Durcli  Zsziehuug  aus  lat.  aquadurtu«,  auf  dessen  erste 
Silbe  die  Alemannen  allen  Ton  concentrierten,  so  dass  ihre 
Umformungen  sich  weiter  vom  Urbilde  entfernen  als  die 
nord-  n.  md.  ,Ageducht,  Aducht'  usw. ;  nur  an  der  Grenze 
lassen  sich  Spuren  der  volleren  Form  entdecken:  im  Agtote 
heisst  seit  dem  XIII.  in  BsStdt.  eine  Örtlichkeit,  wo  eine 
Wasserleitung  unterirdisch  durchgieng.  Ein  Rheinfelder  ver- 
spricht 1303,  dass  er  .den  agtot,  den  er  von  sinem  huse 
in  den  bach  gemachet  hat,  soll  helfen  rumen  und  wider 
machen,  so  er  zerbrichet.'  ,Hofstatt  uf  dem  aegtet.'  1309, 
Urbar  Hermetschw.  Die  kürzere  Form  in  neuen,  sich  leicht 
erklärenden  Entstellungen,  in  vielen  Orts-  und  Flurnn.  ,In 
der  Aketen-  oder  Näpperwies.'  ZTurbent.  1801.  ,Dagtenwies' 
neben  ,Nackenthal'  zu  AaVislisb.  (Wett.  Arch.)  , Mägden',  N. 
eines  AaDorfes,  aus  zem  A.  ,Magdenbüchel'  zu  AaWürcnlos, 
an  anderen  Stellen  des  Vfett.  Arch.  ,Aackhen  BUhell,  Achen-, 
Aggeubühl'  geschrieben.  ,Unz  ufen  nagken.'  Gfr.  ,Achen- 
berg'  AaZ.,  das  Ziel  eines  Bittganges.  —  Syn.  Bote,  spec. 
Hol-Doie;  Dolise",  Tonne?  —  deutsche  Ausdrücke  gegenüber 
dem  von  den  Römern  ins  Land  gebrachten. 

akten,  in  BU.  auch  acken,  acknen:  eine  Wasser- 
leitung anlegen,  dem  Wasser  Abfluss  verschaffen,  Ab- 
zugsgräben machen,  drainieren  Aa;  Bs;  B;  L. 

ab-:  (Wasser)  durch  Gräben  ableiten. 

ÜS-:  (Land)  durch  Abzugsgräben  entwässern  Aa; 
B;  S.  Die  Strass  ist  üsg'aktel  S,  man  hat  in  ihrer 
ganzen  Länge  die  Bächlein    unter   ihr  durch  geleitet. 

z'sämmen-:  in  einer  Wasserleitung  sammeln,  zu- 
sammenleiten; „z'sämmeg'nktets  Wasser,  das  durch 
kleine,  bedeckte  Gänge  von  sumpfigen  Stellen  ab- 
geführt, in  eine  Wasserleitung  gebracht  wird." 

Akten  IV  ak/t^  Aa;  B;  L;  ScnSt.;  Vw;  Z  1649, 
(d-tc  Bs;  GO.;  S  nJura,  Acken  BO.,  Nakte  AiBb.  — 
ni.  Aa;  „B;  L",  f.  BSi.;  GO.:  Attich,  Sambucus  Ebu- 
lus  L.,  ein  holunderartiger,  aber  niedriger  Strauch, 
der  als  Unkraut  gilt,  dessen  Beeren  aber  zu  Latwergen 
benutzt  werden;  auch  spricht  ein  ZMandat  1649  von 
dem  ,Röthen  der  Wynen  mit  Ackten-  ald  Holder- 
berenen'. Auf  den  eigentümlichen  Geruch  der  Blätter 
beziehen  sich  die  Namen  Sü-,  Stink-Akte  LE. 

Umgestellt  aus  , Attich',  mhd.  auch,  ahd.  atah,  wie  Fekte, 
Fecke  aus  ahd.  fetah.  Unsere  ä.  Schriftsteller  schwanken 
zwischen  der  bUcherd.  und  der  mundartl.  Form:  , Holder 
oder  Attich'.  1563,  Tierb.  , Attich  oder  Ackten,  chamaeacte.' 
Fris.;  Mal.;  Denzl.  1677.  1716.  ,Aktenstaud,  ebenus' [viell. 
Verwechslung  mit  ,ebulus'].  Mal.  Unsere  Formen  statt  auf 
die  deutschen  auf  das  lat.  W.  acte,  aciU  zurückzuführen,  ist 
schon   lautlich   unstatthaft. 

Akte  V  =  Ack. 

Aktor  m.:  Advokat.  (Urkundlich  lt.  Gem.  Z  1846, 
133.) 

Akte  =  Acl;en. 

aukteren:  hin  und  her  raten  über  eine  Sache  L 
(Inf.ichen). 

Ikte  s.  Ack  Sp.  16.3. 

Oktav  f. :  Achttägige  Andacht  nach  einem  Kirclien- 
feste.  ,In  dissem  Jar  ward  die  Octauft"  us  nüt  mer 
uf  die  Alter  [Altäre]  getan.'  Edlib.  —  Aus  dem  lat. 
oclam  (dies).     S.   noch   Ollufu. 


167 


AI,  el,  il,  ol,  h1 


1G8 


AI,  el,  il,  ol,  ul  resp.   all  usw. 


AI  äl  (ol)  AAt.;  Bs;  G;  ScH;  ScHW;  S;  Th;  Z, 
Äl,  Öl  ^l,  sn  ÄAt;  B;  Sch;  Vw  —  PI.  Äl,  Öl  Tn; 
Z  —  ID.:  Aal,  inurena  anguilla  L.  Scltlüpferig,  glatt, 
flingg,  feiss  rcie-n-en  Äl.  Si  cha""  so  glatt  rede"  wie- 
n-en  Öl  L.  Wer  en  Ol  hat  bim  Scliu-am,  der  hiit-en 
nid  halb  und  nid  ganz.  Sulg.  ,lch  hab  den  Aal  beim 
Schwanz:  weiss  nicht,  wie  ich  ihm  thun  sol.'  JMey. 
1692.  ,Die  Inger  [Engerlinge]  uss  ihren  Landen  zu 
verbannen  wie  als  man  sagt,  die  Äl  uss  dem  Genfer- 
see.'  Ansb. 

Mhd.  äl.  Die  Pliiralform  tw.  auch  in  den  Sg.  einge- 
drungea  wie  in  Eji/el  u.  a.  —  PL  ,Aie'.  GHdschr.  ,ÄJ'. 
b.   1557.    —   S.  aucli  Akt  2. 


Hag-:  Ringelnatter  ZKn. 

,Mur-:  murena,  ein  Art  der  Meerschlangen.'  Fischb. 
1563.  —  Der  erste  Teil  des  Corapos.  aus  dem  lat.  W.  entlehnt. 

all:  I.  Adjectiyisch.  1.  ganz  (nur  im  Sg.)  a)  attrib. 
vor  dem  Subst.  , Alles  Italien.'  ÄgTscHUDi  1538. 
,In  allem  fürstentumb  Sehwaben.'  Vad.  .Die  Pfarr- 
kirch sambt  allem  Kirchbül.'  Cvs.  .Aller  Welt  nichts 
nutz.'  BKal.  1828.  Zitteren  an  allem  Lyb  BHk.  ,Wenn 
ihr  28  Dublonen  habt,  so  ist's  allen  Handel.'  Gotth. 
Ist  das  alle  Wy"?  der  ganze  Vorrat  von  Wein.  Aller 
Lengi  no''''  BO.  In  allne  [ganzen,  grossen]  Sätze 
ahesprinye  B.  Uf  alliim  Urteil,  zu  vorderst  am  Ab- 
grund; uf  alls  U.  u'sgä",  bis  dicht  an  den  A.  W.  Alli 
Gredi  üf  (üfi)  chrähle",  ganz  gerade  hinaufklettern  B; 
Gr.  .Hier  weg  allem  Haag  nach.'  1758,  Roggw.  ,Biss 
man  kompt  auf  alle  Höhe.'  JLCvs.  1661.  So  geht  all 
zu  der  Bed.  mitten  über,  namentlich  in  Zeitbestim- 
mungen. ,Auf  allem  See.'  ebd.  ,Sie  sassen  in  allem 
essen.'  Dornecker  Lied.  ,ln  allem  Schiessent',  mitten 
im  Feste.  FPlatt.,  aber  auch :  während  des  ganzen  F. 
1576,  WicK.  ,Adulta  hiems,  zuo  mittem  winter,  oder 
in  allem  winter.'  Fris.  ;  Mal.  J"  allem  Wetter,  mitten 
im  Unwetter;  in  allem  Gä",  so  während  des  Gehens, 
frz.  taut  en  allant.  Zuweilen  kann  all  auch  mit  voll 
übersetzt  werden.  Es  ist  in  allem  Werde",  Tue",  man 
ist  vollauf  damit  beschäftigt.  In  aller  Höni,  Täubi, 
voll  Zorn  z.  B.  davon  laufen,  oder  etwas  Verkehrtes 
tun.  —  b)  appositionell.  So  in  der  Terminformel  für 
,bis  und  mit':  ,Hinnan  ze  dem  nechsten  ussgenden 
nieyen  und  den  tag  allen  [diesen  Tag  noch  ganz  mit- 
gerechnet].' Gl  1318.  ,Dass  man  inn  [den  Garten] 
allen  gartne  [als  Garten  benutze]  und  kein  höw  darus 
zieche.'  Schw  1521.  Vor  dem  Subst.:  er  ist  Alls  ei 
Täubi,  ganz  wütend  (Alles  an  ihm  ist  lauter  Zorn). 
,Das  Proce.ssieren  bringt  auch  nicht  Alles  Schaden' 
[lauter,  bloss  Sch.].  —  c)  appositioneil  flektiert  vor 
einem  andern,  prädicativen  Adj.  ,Als  er  heim  kommen 
aller  schwach.'  ECys.  1600.  ,Der  alte  Bär,  ergrimmet 
von  der  Verletzung,  macht  sich  aller  zornig  gegen 
dem  Schützen.'  JLCvs.  1661.  ,Du  machest  selber  dich 
fein  aller  bättelarm.'  Wahrs.  1675.  ,iV  ist  alle  g'rechte', 
ganz  gesund.  Id.  B.  Er  ist  alle  blind;  si  ist  no'''  alli 
g'sttnti;  das  alt  Wybli  ist  alls  buspers  BO.  Er  gät 
alle  'dogete,  ganz  gebückt  U.  —  2.  jeder,  PI.  alle, 
a)  im  Sg.  nur  nach  wenigen  Verbindungen:  alli  ZU 
hü",  Zeit  genug,  alle  nötige,  sogar  überflussige.    Eim 


alli  Güeti  verspreche,  alles  mögliche  Gute.  Mer  hünd 
alli  Giieti  g'hä,  alle  möglichen  Leckerbissen.  Alli  (dl) 
Füli,  alles  Schlimmste  GMels;  Z.  ,'s  Wüstest  Alles 
machen',  sich  ganz  unanständig  geberden.  Gottb. 
Hieher  gehört  auch  die  in  der  Reformationszeit  sehr 
üblich  gewesene  Setzung  eines  alls  (alles,  Gen.  M. 
od.  N.)  oder  aller  (Gen.  PI.)  vor  Schimpfwörtern  mit 
Ergänzung  eines  diese  Genetive  regierenden  W.,  etwa 
wie  ,Ausbund'  oder  .Inbegriff-,  So  bei  Manuel:  .als 
balgs!  aller  öden  secken!  als  keiben!  als  mostfink!' 
Hieran  schliessen  sich  Ausdrücke  der  lebenden  Volks- 
sprache, welche  ein  buntes,  meist  verächtliches  Allerlei 
bezeichnen,  z.  B.  alle  fde"J  tüsig  (tausenderlei),  a.  Hund, 
a.  Gugger,  a.  Tüfel,  a.  Hagel.  ,Ganz  Kübel  voll  Mixtur 
und  allen  Donner'  [allerlei  solches  Zeug].  Stütz.  Statt: 
,allen  Schinder'  sagt  derselbe:  ,alles  was  der  Sch.  im 
Brief  hat.'  Vor  Sup.  hat  der  Gen.  PI.  bisw.  noch  die 
vollere  Form  alleri-  (ahd.  allero).  Die  Construktion 
ist  in  diesen  Fällen  nicht  mehr  ganz  klar  und  so  hat 
sich  auch  die  Form  verwirrt,  so  dass  Fälle  vorkommen 
wie:  €H  alleri  Ulast,  eine  schwere  Menge  Sch,  alle  der 
Name,  allerlei  Namen  TB.  —  b)  im  PI.  a)  vor  Zahlww. 
Dö  liged  all  Nim!  (da  liegen  alle  9  Kegel!)  SoaSt. 
,ln  alle  drei  machen',  ein  Spiel.  Z  XVI.  (?)  Alls  z'alle 
Viere,  ventre  ä  terre  ScnSt.  Bis  über  alli  Nüni  im 
Bett  liggen  W,  weit  über  9  Uhr  hinaus,  tief  in  den 
Tag  hinein.  —  ß)  verstärkt:  all  und  ein  Tag,  jeden 
Tag  ohne  Ausnahme,  nach  den  alten  Rechtsformeln, 
wo  nach  der  runden  Zahl  der  Jahre  noch  1  Jahr  oder 
1  Tag  beigefügt  wurde,  um  die  Erfüllung  der  Frist 
noch  sicherer  zu  stellen.  All  bi  Eim,  Alle  bis  auf 
Einen,  den  letzten  inbegritten  Z.  All  g'schlage  Tag, 
Stund,  [so  oft  die  Glocke  schlägt]  Gl;  Z.  All  Herr- 
gotte  Stund  Z.  —  y)  eingeschränkt  auf  je  ein  zweites 
Mal.  Alli  ander  Wuche,  Jar,  Tag,  Streich,  Mal.  — 
11.  Substantivisch.  1.  Noutr.  Sg.  alles,  alls.  Es 
ist  A.  voll  Öpfel  am  Baum,  der  ganze  Baum  mit 
Äpfeln  behangen;  es  ist  A.  voll  Lüt  i"  dr  Statt,  es 
wimmelt  von  Menschen.  A.  libermentfsj,  durchaus 
Alles,  Alles  zusammen;  allsis  z'sämme,  dass.  UwE. 
A.  in  Allem,  in  summa  B;  Z.  ,A.  Berge  z'ringlet  um', 
rings  herum  lauter  Berge.  Hafl.  1813.  Alls  üses!  ruft 
in  B  eine  Partei,  die  Alles  beansprucht  oder  bereits 
gewonnen  hat.  Alles  und  Alles  =  Alles  und  Jedes. 
Allem  (=  allem  AnschinJ  a".  De''  wott  Alles  fresse, 
droht  alle  Andern  verschlingen  zu  wollen.  Wie  me 
in  Eim  ist,  ist  min  in  Allem,  z.  ß.  ordentlich  oder 
das  Gegt.  Oni  Alles,  ohne  Weiteres.  Allsen  nüd 
achten.  Allem  nüd  zälen,  keinerlei  Rücksicht  nehmen 
BEL;  vgl.  alls  Säges  [Sagens]  nüd  achten,  auf  kein 
Zureden  hören,  ebd.  Häufig  im  Sinn  von:  alles  Volk, 
alle  Leute,  Jedermann,  z.  B.  es  seit's  A.,  alle  Welt 
sagt  es ;  es  lauft  A.  der  Statt  z-ue,  eine  Masse  Volkes 
eilt  nach  der  Stadt.  Allem  der  Nar  mache,  allen 
Leuten  dienen  Gr.  's  isch  A.!  Alles  was  man  ver- 
langen oder  erwarten  kann,  viel,  ein  Wunder  Bs. 
's  isch  A.,  ass  [dass]  es  nid  briegged.'  Hebel.  Oft  mit 
vorgesetzter  Negation  und  dann  z.  T.  in  prägnanter 
Bed.  Es  ist  nid  Alls,  nicht  Alles,  wie  es  sein  sollte, 
nicht  ganz  in  Ordnung  Aa;  G;   's  ist  nüd  A.  niit-em, 


llifi 


AI,  el,  il,  ul,  ul 


170 


nicht  weit  her  mit  ihm  7,.  .Zwei  gute,  und  vier,  die 
nicht  mehr  Alles  sind',  nicht  mehr  ihren  vollen  Be- 
stand und  Wert  haben.  Gotth.  JSs  chost't  nid  A., 
ist  nicht  unerschwinglich.  Er  häd  nüd  Alles  lätz 
[nicht  ganz  Unrecht]  Z.  ,Es  ist  nüd  Alls,  wenn's  Eim 
däwey  träumt',  solche  Träume  haben  eine  bedenkliche 
Bed.  Stütz.  Es  ist  niene  Alls,  nirgends  ist  alles  Glück 
oder  alle  Vollkommenheit  beisammen  =  es  ist  zentume 
Öppis.  Lld-di''',  Biiseli,  es  ist  n.  a.!  anekdotisch  von 
einer  Hausfrau  zur  Katze  gesagt,  mit  der  sie  den 
Backofen  auskehrte  Z.  Vgl.  auch  alls  Adv.  —  2.  Plur. 
m.  Alle,  Alli,  beim  Brettspiel,  wenn  die  Würfel  so 
fallen,  dass  sie  oben  die  nämliche  Zahl  zeigen.  Es 
kann  also  „Ein-,  Zwei-,  Drei-  (usw.)  Alli"  geben. 
VOrte.  Er  häd  Älle-zwä  oder  Zicä-alle,  er  hat  2  Augen 
auf  jedem  Würfel  Ap.  „Zinggen-alli,  der  Funffall 
beim  Brettspiel  B." 

Im  Ntr.  wechselt  alU  mit  alles;  daneben  ahe  s.  u.  In 
der  Form  alhis  (Alles)  ist  die  Flexion  wiederholt  wie  in 
chliaen  (neben  chWs) ;  ebenso  ist  die  Gen. -Form  allsai  doppelt 
flektiert,  indem  wie  in  eimen  u.  a.  (s.  ein)  die  zweideutige 
starke  Endung  (s)  durch  die  Beifügung  der  schwachen  i-en) 
deutlich  gemacht  wird.  Im  Ntr.  PI.  iäK,  ellü  BO.;  GrV. ; 
PP.;  ,ellü  disü  ding.'  1304  B;  ,elu  jar.'  1359  Z;  ,älly  jar.' 
Waldmann  (=  mhd.  eHiu)  neben  dem  gemeinern  aili  ist  der 
Umlant  durch  das  t  der  Flexion  bewirkt.  Dat.  PI.  allne  Gr. 
Die  Dativform  etwa  als  Ersatz  für  den  wenig  beliebten  Gen. : 
Me  het-mi"'  allen  Orte  a""  Tisch  .i/(ö».'  BWyss  1863.  - 
(Zu  I  1,  c.)  Dial.  93  kennt  aller  auch  für  F.  und  Ntr.  und 
für  PI.;  also  erstarrte  Form  wie  .voller'  (nicht  bloss  ,er', 
sondern  auch  ,sie,  es'  ist  voller  Freude).  Vgl.  auch  all 
unflektiert  in  Zss.  allhübsch,  Allijrind,  Dickkopf,  nach  Rochh. 
Sagen  II    189.    —    Zu   II   2   vgl.   Alle-Mal. 

über-all,  -äl  kv;  G;  Z:  Adv.  1.  im  Ganzen,  in 
summa  Ap  (auch  verstärkt  ober  cd  ond  al,  öberaligs 
dl);  PP.  (uberäl).  ,Der  .schiesset  hat  ü.  gewärt  4  wu- 
chen  und  ein  tag.'  1576.  ,In  dem  Sihlthal  liegt  eine 
einzige  Pfarre,  ü.  etwa  6  Örtchen.'  Reisk  1790.  ,In 
■3  Zünfte  und  jede  Zunft  wieder  in  1(J  Unterzünfte 
eingetheilet,  so  dass  zu  Sparta  ü.  30  Zünfte  gewesen.' 
Moos  1775.  ,Es  befinden  sich  ü.  .3863  Örter  auf  der- 
selben.' GEv  Haller  1785.  ,Wie  viel  Klafter  hast 
du  ü.?'  HPest.  —  2.  auf  immer,  ein  für  alle  Mal 
6;  Z,  auch  für  it.,  uf  ü.  Z;  dedarfsch-esü.lia.  ,Hab 
dier  mein  Guot  ein  Mal  Alls  mitgetheilet  überall.' 
Com.  Beatl  —  3.  überhaupt,  ganz  und  gar.  ,Und 
ü.,  wenn  d'  so  fortfahrst,  so  bin  ich  mit  dir  wohl 
z'friede.'  Gotth.  ,Sie  hab  d'Eed  überal  verloren.' 
ScHiMPFR.  1651.  ,Uas  entgestet  ihn  ü.',  gereicht  ihm 
durchaus  zur  Schande.  Hosi'in  1683.  ,I)as  Grüssen 
und  Wünschen  ü.  unterwegen  lassen.'  Moos  1775. 
.Wegen  kränklicher  Leibesbeschaft'enheit  war  er  ge- 
neigt, überal  das  Katheder  für  die  Predigerkanzel  zu 
tauschen.'  LMeister  1782.  Bes.  in  Verbindung  mit 
einer  Kegation,  welche  dadurch  verstärkt  oder  ver- 
allgemeinert wird  S;  Z.  ,Namend  von  niemand  nütt 
ü.'  Edlib.  1.500.  .Sollend  wir  dem  tüfel  nichts  überal 
glauben.'  LLav.  1569.  .Niemand  überal.'  Landb.  ApI. 
1585/1828.     .Nützid  überal.'  Z  1650. 

after-  Adv.:  überall  W.  Syn.  afterein,  afier- 
lands.  —  Von  mhd.  aßer  =  einer  Richtung  nach,  über  ein 
Gebiet  hin. 

Kann-Alles  /-  Ap;  Gr;  L,  /./-  Ap.  -als  L,  -als 
Ap:  Einer,  der  sich  einbildet.  Alles  zu  verstehen, 
Tausendkünstler,    ,Jack  of  all  trades.'    Er  will  all  der 


Kdiials  se  [sein]  Ap.   ,T)u  bist  gelehrt  und  ein  Kannais.' 
HSnLG.  1830.  —  Syn.  Allsmacher. 

durch-allcs  deralls:  durchweg,  's  ist  nit  dcralls 
glich  TB. 

aller:  1.  auch  alleri.  Gen.  PI.  a)  mit  folgendem 
Sup.  und  zum  Behufe  noch  höherer  Steigerung  wieder- 
holt gesetzt,  z.  B.  der  aUer-allerliebst.  "dlg.  .Denen 
du  allerbast  [omnium.  inter  oranes.  optimcj  ver- 
trauwest'  1531,  Jerem.  ,Nes  Fiicder  Wy"  gan  über- 
cho",  dazue  rinn  alleribesie.'  Volksl.  —  b)  mit  Subst., 
z.  B.  -Heiligen,  -Himmel,  -dingen,  allg..  etwa  auch  in 
dreifacher  Verbindung  allerigottsdinge"  Gl.  —  2.  auch 
(mit  dem  Art.)  alleder  Bs;  Z.  alleter  Gr,  Gen.  Sg. 
F.  in  adv.  Verbindungen,  z.  B.  -Gatti''g.  -Hand,  -Lei. 

all  Adv.  1.  ganz  Aa.  z.  B.  a.  hübsch,  a.  gross. 
..\ldunden  am  ran',  ganz  unten  am  Rain.  Kessl.  Sonst 
nur  bei  JRWtss,  häufig  z.  B.  .a.  gut!'  eh  bien!  .a. 
glücklich,  einsam,  dürr;  macht  ihm  all  ein'n  neuen 
Muth.'  —  2.  immer;  an  einem  fort,  oder:  jedes  Mal, 
jeweilen  Bs;  Gl;  GRh..  Ta..  T.;  Sch;  Th;  ZWl.  All- 
an-enand,  unaufhörlich  Ap. 

Ist  als  adv.  nnflectierter  Acc.  des  Adj.  zu  betrachten. 
Zur  Verstärkung  vor  sam,  so  gesetzt.  :^  ebenso;  pleonast.  vor 
wie;  .allwie  man  spricht.'  Hausspr. ;  vgl.   ,allwo,  allda.' 

allen,  allens.  allig  s.  alwen. 

alls.  als  (alsch  GGoms):  Adv.  1.  =  all  Adv.  1. 
ganz,  gar;  durchaus,  in  jeder  Beziehung.  A.  vil  hesser, 
ungleich  besser  Ap.  Ganz  recht,  eben,  gerade.  ,M. 
Meynst  etwa  den  Rudi?  V.  Alles  diesen!'  HPest. 
1785  (1790:  ,wen  anders?').  —  2.  =  all  Adv.  2.  immer, 
Aa;  Ap;  Bs;  GRh.;  ScH;  ZStall.  a)  's  sl'  verzütfi'.ret 
alls  no"''  Mannen  in  d'Ghilche  eho".'  Breitenst.-^.  fürt, 
in  Einem  fort,  a.  wyter,  immer  weiter  Bs.  .Aber  wir 
hofl'en  als,  die  sach  sige  guot.'  1521,  Bs.  ,Furt  und  alls 
d' Stadt  ah.'  Stütz.  ,C!tömmer  nüd  g'frire  [können  wir 
nicht  irre  gehen],  goht's  alls  do  durah  ?'  ebd.  —  b)  ,Sust 
nimmt  er  d'Schritt  als  lang  und  weidli,  iez  zimperlig 
as-icie  ne  Maitli.'  Raüracia  1862.  ,Es  heisst,  es  gang 
als  Ein'  von  einem  regelmässig  umgehenden  Gespenst. 
Alem.  1843.  Gschwind  und  als  gschwinder,  immer 
schneller,  Wiesental;  in  Bs  als  wie  gsclncinder  [icie  = 
ie,  }ej.  Alls  emöl,  je  einmal,  bisweilen  Aa.  ,Des 
hattens  einen  alten  Sitte:  Den  wirt  fuort  man  alles 
da  mitte.'  S'chachz.  ,Die  [sc.  Werber]  alls  enweg 
giengend  ane  urloub.'  1439,  S.  ,Und  so  Ir  alls  uss 
dem  Bad  gandt.'  1597,  Z.  Die  Bed.  kann  in  die  von 
ehedem  übergehen,  weil  sich  das  W.  überh.  vorzugs- 
weise auf  Vergangenheit  bezieht;  mit  dem  Präs.  ver- 
bunden ergibt  es  den  Begriff  des  Pf  legen  s. 

Ebenfalls  adv.  Acc,  aber  flectiert,  mhd.  allez,  immer. 
Der  Z  Sprachgebrauch,  dem  unser  W.  anders  nicht  bekannt 
ist,  steht  noch  auf  der  Schwelle  zwischen  Adj.  und  Adv., 
sowie  zw.  Bed.   1   und  '2. 

all-lieh:  allgemein.  ,Ze  einer  ällicher  brunst', 
bei  einem  grossen  Brande.  1291  GHandv.  (von  Vad. 
mit  ,allicher'  wiedergegeben).  ,Ich  geloub  an  die 
christenhait  göttlich  und  allich'  [als  eine  allgemeine]. 
Vad.    —    Mhd.  allich,   ellieh. 

allenklich,  alliglich,  alklich (en):  Adv.  gänz- 
lich, allseitig,  vollständig;  jeweilen,  immer;  ehemals(?). 
,Und  sol  man  die  zwilchun  [verbotene  Zwilchkleider] 
enmitten  dur''''  den  grat  von  eim  orte  unz  an  das 
ander  us  elleklich  dursniden.'  ZRichtebr.  ,Alleklich, 
swa   daz   geschieht'    [so   oft,    in  jedem    Falle],    ebd, 


171 


AI,  ei.  il,  ol.  ul 


172 


.alltlicli',  in  Allem.  1490.  ApI.  ,Alklich  und  ganz.' 
1527,  Aesi'h.  ,Nit  alleklich.'  1-531.  ebd.  ,Allenklich 
nit',  gar  nicht.  HBcll.  1502.  ,Nit  die  bistuomb  allein, 
sonder  ouch  die  probsteien  hat  man  mönster  allenklich 
gehei.ssen.'  Vad.  ,Allentklichen  underricht'  1550,  Rukf. 
.Schier  allenklich',  fa.st  ganz.  Amm.  1Ö30.  ,Alliglich 
nichts.'  1722,  Mise.  Tig. 

Mhd.  aUechche  und  mit  Eiuschiebsel  (vgl.  roneiicliuli  st. 
vollecl.)  aUeneliche,  insgesammt,  vollstäudig.  Die  von  St.  für 
L  überlieferte  Bed.  .ehemals'  ticruht  walirsch.  auf  einer  Ver- 
mischung mit  aHiij  ^  al ucii . 

al  s.  ald. 

Alafaiiz:   m.  Taufn.  Alfons  L.    1656,  Vilm.  Lied. 

Zwischen  Liquida  (ll  und  ciucm  Cons.  anderen  Organes 
steigt  leicht  ein  A'oc.   auf. 

Alant  „BO.-,  Alet  allg.,  ü-  Aa;  Bs;  S;  U;  Z, 
ä-  ThHw.  —  ni.:  1.  ein  Fluss-  und  Seefisch,  Döbel, 
Leuciscus  Dobula  Valanc.  ,Alet,  squalus  capito,  vel 
cephalus  fluviatilis,  ein  gattung  der  steinfischen.'  Mal. 
,Der  Alet,  Alat,  ist  ein  bekannter  fisch  unsers  lands, 
werdend  mit  dem  angel  gefangen '  mit  fliegen,  Alet- 
niuggen,  sind  schwartz  gross  muggen.'  Fische.  1563. 
,Alet.  Mugil,  capito.'  Denzl.  1677,  1710.  Dem  Kaiser 
Ferdinand  wurden  1563  in  Bs  ,Alat,  Hecht  und 
Karpfen'  geschenkt.  Wcrstis.  ,Alet.  Capito,  Cephalus, 
Squalus.'  JLCys.  1061.  —  Land-:  der  selbe  Fisch  als 
jung  BoDEXs.  —  Mer-:  mugil  Mal.  —  .\hd.  uhmi,  mhd. 
ahnt  —  2.  Aal  AALeer.;  GO.;  Z. 

Ale  ä-  f.:  Ahle  Gr;  S;  Zg;  Z.  ,Aale,  alscn.  subula.' 
Denzl.  1077,  1716. 

Mhd.  ah.  Diese  Form  neben  dem  üblicheren  Alemc  viell. 
nur  aus  Deutschland  hereingekommen. 

„Spitz-:  spitziges  Zaunholz  GRDonil." 

Alle  f.  s.  Gale. 

alle  ((/(■  B;  Gr;  Scuw;  Lfw;  Z.  die  Gr,  (ih  BsU.: 
Interj.  an  Mensch  oder  Tier  gerichtet  1.  zum  Ver- 
scheuchen, Verjagen,  Abwehren  Gr.  Äle  (städtisch 
Schelle)  haup!  Warnungsruf  zum  Ausweichen  beim 
Schlittenfahren  Bs.  —  2.  zum  Antreiben  B;  Bs;  Gr; 
ScHW;  Uw;  Z.  Äle,  rod-di''''!  Bs. 

Aus  dem  frz.  allen,  gehet!  Vgl.  allo  Sp.  173.  Die  ver- 
stärkende A'erbindung  a.-marsch!  Gr;  Z,  üU-m.  B  könnte 
auch  aus    fi-z.  a  la  marclu;    auf   den   Weg!    entstanden    sein. 

-    Vgl.    <ll,: 

AlefailZ,  Ala-,  Ali-  m.:  1.  Trug,  Schlich,  Hinter- 
list. Verstellung,  Tücke,  Bosheit,  Mutwille;  Spiegel- 
fechterei, Possen,  Phantasterei;  unrechter  Gewinn  B; 
L;  Sch;  U;  Z.  Es  ist  nu  A.,  nur  Verstellung  ZSth.; 
A.  tiibe",  sich  verstellen  BSi.  ,Bim  A.  [verstecktem 
Eigensinn]  mucs  d'Buelen  an  Tanz.'  Sulg.  ,Wie  vil 
gesucht  band  allefanz,  so  ist  vnglück  allweg  jr  schanz- 
[Schicksal],  JLenz.  ,Dheinen  [keinen]  alefanz  oder 
wuochergesuoche  mit  sölicher  rechenung  getribende.' 
1417  B  Kq.  ,Alefantz,  Listigkeit,  vaframentum.'  Mal. 
.Nachdem  aber  die  Chartaginer  brüchig  wurdend  und 
doch  mit  allenfanz  gesehen  weitend  syn,  sam  sy  die 
Pündt  hieltend.'  Zwincli  1531.  ,Mit  solchem  a.  liegen 
vnd  lestren  !•  ebd.  ,Die  da  nieynend,  Gottes  huld  sey 
ein  alefantz,  ein  gewärb  und  geniess.'  1531,  1.  Tim. 
,Mit  nit  wenigem  alenfanz  und  fuler  pratikeu  handien.' 
Z  1529.  ,Einfaltig  heisst,  der  on  falsch  ist,  luter, 
fromm  von  hertzen,  ja  on  allen  alenfantz.'  1530, 
HBuLL.     .Ain    spitzfundiger   alafantz.'    Vad.     .Diewil 


allerlei  Allefänzen  und  Ufsätz  gesuecht  werdent,  wie 
man  uns  an  Bystand  ringeren  möcht.'  AgTschidi.  ~ 
2.  persönlich:  „närrischer  Mensch  Gl",  bes.  ein 
solches  Kind  Sch;  eitler  Mensch,  z.B.  ein  putzsüchtiges 
Mädchen  Bs ;  eigensinniger  M.  Scu.'i^t. ;  launischer, 
ränkesüchtiger  M.  G;  verschmitzter  Kerl,  Phantast  Ap. 
—  älefänzig,  -isch,  -fanzigV:  wunderlich,  grillen- 
haft, launisch;  eigensinnig;  wählerisch  im  Essen;  zu 
losen  Streichen  geneigt,  sich  seltsam,  mutwillig  ge- 
berdend G;  Th;  Vw;  irrsinnig,  verrückt  L.  ,Vafer, 
gschwind.  listig,  alefentzisch,  arglistig.'  Fris.  ,Buss- 
haftig.'  Mal.  ,Alafanzisch,  arbeitsälig',  unter  den 
Fehlern  eines  Weibes  aufgezählt.  Schimpfr.  1651.  — 
alefanz en:  1.  fälschlich  vorbringen.  ,Das  alefantzet 
Struss  so  frävenlich  mit  so  offener  schmach  der  war- 
heit,  dass  mich  schier  dünken  wil,  er  sye  nit  ein  Struss, 
sondern  ein  Gugger.'  Zwingll  —  2.  äffen.  ,Uber  das 
hastu  den  Zwingli  gealfantzet,  ob  er  nit  die  von  Zürich 
weit  für  richter  nemmen?'  Gyn.  1523.  HBull.  sagt 
von  den  Wiedertäufern  mit  Bez.  auf  ihre  seltsamen 
Gebräuche,  sie  .alfanzelen'.  — Alefanzer:  Einer  der 
.sich  verstellt.  z.B.  Krankheit  simuliert  BSi.  —  Ale- 
fanzeri  f.:  1.  „läppische  Sachen  Z."  —  2.  Eigensinn 
ScnSt. 

Aus  it.  all'  avanzo  (zum  Vorteil),  nicht  aus  'al-fani  (fremder 
Landstreicher),  trotz  Ap  Fam  (Possenreisser),  fänzig,  welche 
erst  durch  Abkürzung  aus  Älfaia  usw.  entstanden.  Unsere 
Belege  zeigen,  dass  das  W.  urspr.  nur  sachliche  Bed.  hatte, 
aus  welcher  die  persönliche  leicht  entspringt,  während  der 
umgekehrte  Vorgang  wohl  ohne  Beispiel  ist;  vgl.  ,Schclm' 
urspr.  =  Seuche. 

alläg  s.  allweg. 

allegro  U,  allcyre  Gl;  Gr,  allegere  Gn;  Zg,  alleger 
Gl:  1.  Adv.  munter,  flink.  Chumm  a.  Gl.  —  2.  Interj. 
a)  des  Grusses  auf  der  Strasse,  namentlich  in  unwirt- 
licher Gegend  Gr.  —  b)  zum  Antreiben  von  Mensch 
und  Vieh  Gr;  Zg.  —  c)  zum  Einhalttun,  oha!  halt!  Gr. 

Aus  it.  u.  churw.  aller/ro,  munter.  Auch  a.  c)  wendet  sich 
gegen  Trägheit,  die  der  Bewegung,  vgl.  «e,  ebcnf  t.  ernuin- 
tcrnd,  t.  Einhalt  gebietend. 

aleinentieren:  1.  zu  Grunde  richten,  verderben 
ScHW.  —  2.  Unwillen  äussern,  poltern  SchwE. 

Aneinander  (*-'")  Sinw,  Almandler  L.  AUi- 
wander  Scuw;  Z  —  m.:  ein  altertümlicher  Tanz, 
ein  munterer  Schlingtanz  im  -jt  Takt,  bei  welchem 
die  Tänzerinnen  der  Reihe  nach  gewechselt  werden 
und  allemal  1  Tänzer  leer  ausgeht  SchwMuo.,  in  L;  Z 
wohl  nur  noch  im  Namen  fortlebend.  —  allenian- 
deren,  aliwandrcn:  diesen  Tanz  ausführen.  Auch 
bildl. :  .Fifaltre  [Schmetterlinge]  git's  gar  allerhand,  si 
züttret  umenandre,  's  goht  über-enand  und  dur-cnand 
mit  Hopsen,  Alämandre.'  Schw. 

Es  ist  die  alte,  einst  auch  bei  den  höhern  Ständen  be- 
liebte, aus  Frankreich  nach  Deutschland  zurückgekehrte 
.Allemande'. 

.allemaiig:  wenigstens,  jedoch  GREh." 

Aus  it.  aj  manco,  gerade  entsprechend  unserem  zum  Feien 
d.  i.  wenn  etwas  Verlangtes  fehlen  sollte,  dann  doch  etw&s 
Geringeres.      Die  Schreibung  -manijrj  wäre   wol   richtiger. 

Alemönli  s.  Anemotu'. 

allengge  s.  aU-euiig.        Alenüe  s.  Alrune. 

alert  fast  allg.,  meist  mit  dem  Ton  auf  2.  Silbe 
(doch  lÜM-t  BO.),  in  Zg;  Z  daneben  auch  alerd,  in  Bs 
nlürt,    nlöd.    in  L  iih'i r.ich.   haliirscli,  dafür  iilliir 


11^ 


AI, 


il.  Ol.  ul 


174 


(50.,  arlört  FSs.:  1.  aufgeweckt,  munter;  wach,  be- 
lebt L;  G.  Es  Glcisli  Bfihiz  macht  Ein"  irider  h.,  L. 
—  2.  wohlgemut,  lebensfroh  Bs;  B;  F;  Gl;  Gr;  L|; 
Si'H;  U;  Zg;  Z.  ,'s  ist  Alls  alärt,  kes  einzigs  G'sicht 
luegt  feister  [finster].'  Häfl.  1801.  —  3.  gewandt, 
rüstig,  flink,  rührig,  tüchtig  Bs;  B;  Ndw;  G;  Scii;  Z- 
Dm  bist  oiiiel  [einmal]  no  i/en/j  [immer]  alla  alärta  BG. 
Bes.  von  leistungsfähigen  jugendlich  bleibenden  Weibs- 
personen gebraucht.  —  Aus  dem  gleiclibed.  frz.  altrte, 
it.  al!'  irla,  auf  der  Hut  (eig.  auf  der  Höhe,  Wache). 

Alesnc  „B",  AlsneBRi.,  „Alasmen',  ÄlesmeBO. 
lt.  St.,  Zyro,  Alesse,  Älisse  B;  F;  Gr  {Alassa,  Alese): 
W,  Alse  B;  Gl;  G;  VOrte;  Z  —  f.:  Ahle,  .Subula, 
ein  Alsen,  Seülen.'  Fris.;  Mal.  .Sehuhniacheralsse, 
seule.'  Denzl.  1677,  1716.  .Etlich  durchborend  die 
oren  [der  kranken  Kuh]  mit  einer  alsen.'  Tierb.  1563. 

,1  ,Wie  ein  nadel  oder  alsen.'  Fischb. 

Abd.  alanm,   gebildet  wie  sefi-ansa  (Seusc)   vom  eiiifaclieu 

'  uta.  Unsere  Formen  beruhen  t.  auf  Assimilation  (vgl.  Serjesuc 
ans  uegansa),    t.   auf  Umstellung,    welche    schon  in  der  ahd. 

'-  Nbf.  aluma  Statt  findet.  Zu  Ahsme  vgl.  Arlimm  neben 
AchniH.  St.*"  gibt  das  Geschlecht  dieser  Form  als  m.  an, 
wohl  aus  Versehen.  ,Alisen.'  1431  Z.  —  Vgl.  nocli  Ale 
Sp.    171    und   Alm. 

1        Alet  I  s.  Alant. 

'  Alet  II  m. :  Alaun,  allg,  ,Alat.' Fris.  ;  Mal.  ;  Dasyp. 
{neben  ,Alun');  Denzl.  ,Aled.'  Spreng.  ,Das  Bad  im 
Ybenmoos,    so  Alat   tragt.'    ECys.     ,Das  Wasser   diss 

.  Bads  louft  ab  Alet  und  Kupfer.'  Eüegger.  ,Es  gehöret 
dieses  Wasser  unter  die  sog.  Aletbäder,  [so]  genennet, 
weilen  sie  durch  Sieden  weiss  werden,  als  wenn  man 
Alaun  in  Wasser  gesotten  hätte.'  JJScheüchz. 

i        Alet  III:  Gartenalant,  eine  würzhafte  Pflanze,  inula 

'  helenium  L.  Spreng.  ,Gänsschraalz  mit  sampt  dem 
bim,  alat-  und  ungewäschner  Wull  genätzt'  als  Heil- 

;   mittel  erwähnt.  1557,  Vogelb.  —  Mhd.  ahmt  m. 

i        allewet  s.  altcen. 

i        Aliwis  Alau-eHsVv;E.,  Aletvisi  L;  G;  Scnw;  S  ni. : 

!   Taufn.,  Alois. 

'        Alexander  Alixänäer:  m.  Taufn.    .Narr  u.  grosser 

,   A.  ist  nun  (im  Tod]  einer  wie  der  ander.'  R.  u.  CMey. 

,  1650.  ,Hr.  Ffr.  ist  gelehrt,  fromm  und  sorgfältig,  hat 
aber  auch  den  ein  und  andern  A.'   Z  Dekanatsbericht 

.   1751,  mit  Anspielung  auf  11.  Tni.  1,  U.     A.  frisst  ilc 

,   Ander  (Reimsuchen). 

Ali,  Ali  s.  all  Sp.  3. 

Alianrter  (•'"'■')  m. :   Oleander.  Neriuiii  oleander  Z. 

Aliänz   f.:    vertrautes  Verhältniss    z.  B.    zwischen 
I  zwei  Familien.    Die  A.  wärt  hald  wider  üfhüre"  Tu. 
Alliger  s.  (alligj  all-ivetjen.        Alipenn  s.  Albe. 
illlö  («7^0  AAZein.).  allg.,  allonf/L:  Euf  zum  Auf- 
muntern,  Antreiben   für  Mensch  und  Vieh;    wohlan! 
I   hurtig!  vorwärts!  allg.    ,Jez  allo,  haued  zue!'  [machet 
euch   daran!]    Stutz.     ,Allo-marsch   und  rod  die  fuk 
i   Bei"  .''ebd.    ..ff»,  i?o.s.s,  aW»«//.'' Ixek-hen  1859.    ,Allang, 

wann  ists  dir  geschickt?     Dudum,   quando '    Red. 

1662.  Allmählich  in  der  Art  eines  Adv.  verwendet: 
,£s  spannt  sl  Feclcen  ns  und  allomarsch  flüyt  's  fürt.' 
'  JKdMey.  1844.  ,D'Bitebe  stecke's  i"  Sack  und  allo  der 
Tür  zue.'  Allem.  1843.  GelegentEch  Interj.  der  Dro- 
hung: lass  mich  in  Ruhe!  betrage  dich  ordentlich!  W. 
Aus  dem  franz.  Imper.  ulhms,  welclier  auch  .hinweg' 
bedeutet;   vgl.   otli  S|i.    17'2. 


Alowe,  Alewe  iii.:  Aloe.     Bitter  eswie  A.  Uw. 

Alrün,  Ale-,  Alarüne  allg.,  AlaröneGR,  Alanü-e 
Ap,  ArünfeJ  AATägerig,  Rune  U  (Dr.  Müller), 
AlünfeJ  Z,  Malüne  L;  Z:  I.Alraun,  die  Pflanze 
Mandragora  offic.  ,Mandragora,  so  wir  Allraun  ver- 
teutschen.  A.  ist  an  ir  [also  f.]  selb  ein  kraut  mit 
blättern  dem  Lattich  schier  gleich,  tregt  grosse  schwarze 
beere,  dawjn  so  jemants  isset,  gleich  entschlaft.'  Tierb. 
1563.  ,Circ»ium,  Allrunen.'  Fris.;  Mal.  ,Eine  Gift- 
pflanze' S.  —  2.  Fabelhaftes  Wesen,  das  einem 
Hausgeist  ähnlich  dem  Besitzer  unerschöpflichen  Reich- 
tum verschafft,  derb  .sprichw.  als  ein  Geldschlsser  er- 
klärt. Von  Einem,  der  mehr  Geld  hat  oder  vertut 
als  man  ihm  zutrauen  konnte,  gilt  die  RA.:  er  het 
en  A.,  d.  h.  eine  geheime  Quelle  von  Reichtum.  Eine 
A.  unter  einem  Butterhafen  macht  den  Vorrat  desselben 
unerschöpflich.  Der  Besitzer  einer  A.  gewinnt  im 
Spiele  doppelt.  Aber  ,d'Malüne  legged  nu  Dem  Geld, 
wo's  recht  a"icendt  und  nüd  verputzt.'  Stutz.  Von 
der  Pflanze  au.sgehend,  deren  gespaltener  Wurzel  man 
seit  alter  Zeit  Ähnlichkeit  mit  Menschengestalt  und 
allerlei  Zauberkraft  zuschrieb,  stellte  man  sich  die 
A.  zunächst  als  Männehen  oder  Kindlein  vor.  ,Das 
kraut,  darvon  die  landfarer  reden,  wie  man  des  selben 
Wurzel  under  dem  galgen  graben  müesse,  so  find  man 
sy  von  diebs  harnen  also  gwachsen,  in  gstalt  weybs 
oder  niännlins.  Dann  dise  leütbscheysser  gstalten  ein 
sölich  manns  oder  weybs  form  auss  hundskürbsen, 
ziehen  denn  mit  reinen  [feinen]  nadlen  reine  fäden 
durch  der  selbigen  gschnitzte  höupter,  legends  in 
lätten,  da  gwünnt  es  erdfarbe  und  nennen  es  denn 
Allraun.'  Tierb.  aaO.  Öfter  aber  auch  stellt  man  sich 
die  A.  als  Kröte  vor,  welche  an  einem  verborgenen 
Orte,  z.  B.  im  Keller,  Geld  ausbrütet,  wie  sie  auch 
sonst  gleich  Schlange  und  Drache  in  der  Sage  als 
Schätze  hütend  vorkommt.  ,TI''o  Mistele-n-a-n-ere 
Haselstude  waclise-n,  isch  nit  tclt  derco-n-e-n-unger- 
irdischi  Allerune,  die-n-e  Schatz  Mietet.  Wenn  Eine 
d'A.  tveiss,  wenn  er  's  gtiet  mit-ere  cha"  [in  gutem 
Einverständniss  mit  ihr  steht]  und  ere-n-am  Übe  Geld 
ungerleit  [unterlegt),  so  chann  er's  am  JMorgc  dopplet 
hole.  Am  Charf'ritig  wäred  der  Miss  sunne"  d'A.  ires 
Geld;  das  g'seht  üs  wie  Chole;  wer  vo  dene  Chole  mit 
hei"'  nimmt  und  bim  Heigö"  nit  s'rugg  luegt,  hat 
dcheim  Geld.  Der  dritt  [den  dritten],  tvo  mit  ere-n-A. 
z'tue  het,  nimmt  der  Tüfel.'  JSuhild  1863.  Endlich 
meint  A.  den  geheimen  Schatz  selber  S.  JRWvss 
1815  beleuchtet  den  Aberglauben  durch  den  Gegensatz 
rein  menschlicher  Zauberkraft:  ,mit  keinem  Alräun- 
chen  musste  sie  das  Schloss  [meines  Herzens]  be- 
rühren, es  gicng  von  einander  wie  Wachs  vor  ihrem 
freundlichen  Sonnenauge.'  Nur  ist  hier  A.  mit  der 
allerdings  vwdten,  die  Schatzkammern  der  Erde  öffnen- 
den Wünschelr-ate  vermischt.  —  3.  ,Alrone:  ge- 
fleckter Aron,  Arum  maculatum.'  Dcrh.  —  4.  Berg- 
Alrun:  Allermannsharnisch,  Allium  victorialis. 

Der  Name  (ahd.  Alarün,  Alcrüna)  bezeichnet  urspr.  eine 
weissagende,  zauberkundige  Frau ;  später  scheint  er  auf  weib- 
liche Geister,  geisterhafte  Tiere  und  zauberkräftige  Pflanzen 
übortrageu  worden  zu  sein.  Männliches  Geschlecht  stellte 
sich  ein,  als  man  die  noch  weiter  in  Menschengestalt  zu- 
geschnittene Wurzel  personifizierte  und  ihre  Kraft  mit  dem 
Dienst  eines  Hausgeistes  verglich.  —  Weiteres  •  über  den 
Aberglauhen  Liitolf,  Sag.  S.  192/3.  —  Die  Nbfi'.  des  W. 
lii-rnhen  tw.  auf  Ausfall  des  l  vor  r.   welch  letzteres  weiterhin 


175 


AI,  el,  il, 


ul 


176 


selber  ia  l  übergeht;  Alüne  vermischte  sich  dann  mit  dem 
W.  Malüne,  Kürbis,  und  der  Unterscheidung  der  Begriffe 
wird  etwa  nachgeholfen  durch  die  Zss.    Geldmalüne. 

älälä:  Interj.,  pfui!  bes.  gegen  Kinder,  wenn  sie 
sich  entblössen  Gr. 

Entw.  eine  Zsstelluug  von  ä  I  oder  IV  und  lä  oder  aus 
dem  folgenden  W.  erweitert. 

äle  (KV;  Interj.  des  Spottes?  der  Verdriessliehkeit':' 
z.  B.  wenn  Einer  fehlkegelt  GfiPr. 

Entw.  eins  mit  aHe  Sp.  171,  oder  verk.  aus  dem  vorher- 
gehenden W. ;  jedenf.  setzt  g  einen  vollen  Voc.  voraus. 

älcn  tr. :  Wange  an  Wange  schmiegen,  Jmdm  die 
Wange  streicheln  Gr.  —  Von  äU  s.  a  //  Sp.  3. 

Ali  lUi  auch  BS.,  Si.;  FMu.;  SBb.,  Älen  e-°-  WLö.. 
n.:  Ähre.  —  S.  Ächer  Sp.  69. 

.Älli,  Elli.'  GStiftsarch.,  ,Ellin'  S:  Taufn.,  Adel- 
heid. 

Ohne  Zweifel  n.  und  durch  Assimilation  des  d  an  l  (Adli) 
entstanden;  der  Umlaut  durch  die  Endung  bewirkt. 

Ell,  Elle  f.:  1.  Längenmass,  2  Fuss.  ,Tuoch  hi  der 
Ein  verkoufen.'  Z  1314.  ,Eln,  ein  niäss  anderhalben 
schuoch  lang,  cubitus,  cubiti  mensura.'  Mal.  —  Sprw. : 
er  weisst,  was  d'Ell  gilt,  weiss  Bescheid  in  der  Sache. 
SüLG.  Me"  tvird-em  säye,  icas  vo-der  Ell  ist,  ihm  die 
Busse  zumessen  Z.  Me'  niisst  d'Lüt  nid  na''>-der  Ell, 
nach  der  körperlichen  Grösse.  Sulg.  il/e"  mues  die 
Andere  na'''  siner  [eigenen]  Ell  messe  L.  Alles  mit 
einer  Ell  messe,  über  einen  Kamm  scheeren.  Sulg.  — 
2.  das  Schlagholz  zum  Gülspiel  (s.  d.)  Gi,K.  —  3.  die 
chlin  und  die  gross  Ell,  Name  eines  Sternbildes  S.  — 
Mhd.  eine,  ein,  eilen,  eile,  lat.  uhiu,  fz.  aune;  vgl.  nhd.  Ferse 
aus  mhd.  fersne. 

Hus-:  älteres,  im  Hausgebrauch  noch  übliches 
Mass,  grösser  als  die  Kriimerelle.  Keller,  Weinf.  Chron. 

Dum-:  das  Mass  von  der  zweiten  Daumenbiege. 
nach  Andern:  von  der  Spitze  des  Daumens  bis  zum 
Ellbogengelenk.  ,Ein  dumellen  haltet  anderthalben 
werkschuh.'  HCL.w.  1644.  .Ein  stangen  zwelf  tum- 
elne  lang.'  L  Hofrecht. 

eilen:  naeli  der  Elle  messen.  Refl.:  das  Mass 
einer  Elle  erfüllen  (glchs.  sich  auf  1  E.  belaufen). 
Es  elet-si  giiet,   das  Stück  ist  viele  Ellen  lang  Ndw. 

elevieren:  am  Altare  den  Kelch  vor  dem  Angesicht 
der  Gemeinde  in  die  Hohe  halten  (Kirchenspr.).  ,Wenn 
der  Priester  in  der  Mass  elevieret  hatt,  syend  sy  flux 
mit  der  Hand  über  das  angsicht  gefaren,  der  Meinung, 
dass  sy  kein  Unghür  söltend  sähen.'  LLav.  1569. 

Elepliant  e'lifdnt.  ,Auss  einer  fliegen  ein  Elc- 
phanten  machen.'  Mal.;  s.   Wolf. 

eleige(t),  eleigge,  elengge  s.  all-einig. 

Element  e'Umäni:  in  Schwüren.  ,Gotts  element  und 
vier  stützen  darnnder!'  1520,  Act.  Egh  [die  4  Ele- 
mente als  Grundstotfe  der  Weltschöpfung].  Botz  Eli- 
mänt!  Bs;  Z. 

elend  i'länd  allg.,  f-  GAmm.,  in  ä.  Quellen  noch 
richtiger  .eilend':  1.  fremd,  aus  dem  Ausland  ein- 
geführt oder  von  der  Heimat  entfernt.  , Eilender  win- 
im  Gegs.  zu  ,landwin'.  1304,  ZKBr.  .Ellenden  frömden 
win  schenken.'  Offn.  Bassersd.  ,A]s  dann  lange  zyt 
ein  Span  gewesen  ist,  was  eilender  wyn  sy,  habent 
sich   gemein  waldlüt   des    erkent,   dass   eilender   wvn 


nüt  anders  sy  dann  sack-  oder  hepf-win  und  mög  eines 
herrn  ammann  welschen  win,  Elsässer,  Brisgöwer, 
Oberbirger  und  welicherley  uslendischer  win  es  sy, 
uftuon  und  schetzen  wie  die  andern  Win.'  Hofr.  Ein- 
sideln.  Die  urspr.  Bed.  also  damals  bereits  vergessen 
und  durch  .welsch',  ,uslendisch'  ersetzt.  , Elende  Her- 
berge', eig.  ,der  Ellenden  H.',  bezeichnet  urspr.  ein 
Gasthaus  für  arme  wandernde  Leute;  da  aber  solche 
oft  in  kläglichem  Zustand,  auch  mit  ansteckenden 
Krankheiten  behaftet  ankamen  und  verpflegt  werden 
mussteu,  so  ist  die  e.  H.  zugleich  ein  Spital  und  Ab- 
sonderungshaus, dgl.  seit  dem  Mittelalter  in  allen 
Städten,  bei  uns  z.  B.  in  Bs;  B;  Z  (wo  noch  bis  auf 
neueste  Zeit  ein  Wirtshaus  die  elend  Herberig  hiess). 
,Dass  man  das  predigerkloster  zum  spital  mache  und 
etliche  gmach  zu  einer  elenden  herberg  verordne.' 
1525,  Act.  Egll  ,Hospitium  calamitatis,  da  alles  jamer 
zeherberg  ist,  zur  eilenden  herberg.'  Fris.  Die  Wall- 
fahrt ,zum  elenden  Bein'  {Schlachtkapelle  zu  Dorneck) 
wird  auf  dort  begrabene  Feinde  bezogen  (,Bein'  = 
Gebein).  Von  Personen  kann  , elend'  s.  v.  a.  .vertrieben, 
flüchtig'  bedeuten.  ,Wie  aber  der  elende  [der  aus  Rom 
vertriebene]  Hiltprand  zuo  Salernen  krank  ward.'  Vad. 
—  2.  arm,  verlassen,  verloren,  hilflos,  rechtlos. 
.Fremd  ist  elend.'  Sprichw.,  der  Fremde  wird  allent- 
halben zurückgesetzt.  Auch  der  zum  Tod  verurteilte 
arme  Sünder  ist  , elend';  daher  heisst  das  Kreuz, 
bei  welchem  er  auf  dem  Weg  zur  Richtstätte  seine 
letzte  Andacht  verrichtet,  's  elend  Chrüz  (mit  gleicher 
Verschiebung  des  Ausdrucks  wie  bei  ,e.  Herberg'), 
und  es  gab  Capellen  ,zum  elenden  Kreuz',  wo  neben 
dem  Heiland  auch  die  gekreuzigten  Schacher  dar- 
gestellt waren.  Auch  die  arme  Seele  eines  jeden 
sündigen  Menschen  konnte  .e.'  genannt  werden;  daher 
in  einem  Testament  von  1495  ,ein  jarzit  für  sich  und 
die  elendste  Seel'.  ,Arme  und  elende  Livener  Lands- 
leute!' lautete  die  Anrede  des  Landschreibers  von  U 
an  die  besiegten  rebellischen  Untertanen  1755.  — 
3.  körperlich  schwach,  krank,  gebrechlieh,  bes. 
krüppelhaft,  gliederlahm;  auch:  schwach  vor  Hunger 
(syn.  öd,  hlikl.  gschmuecht).  ,Aeger.  krank,  eilend,  be- 
kümmeret.' Fris.;  Mal.  ,Es  war  ihm  aber  Schwach- 
heiten halber,  dazu  sein  elender  und  übelzeitiger  Gang 
ein  vieles  beygetragen  haben  mag,  unmöglich  weiter 
zu  kommen.'  Monatl.  Nachr.  1754.  ,My  Frau  ist  fern 
so  elend  g'si;  si  hat  Schmerze  g'ha  im  Chopf  und  i 
de  Füesse.'  Stütz.  Er  ist  elende,  ein  Krüppel;  elendi 
Hand,  Füess,  verkrüppelte  G;  Z;  syn.  g'struppiert. 
Es  ist-mer  e.,  und  [ich]  mag  doch  nüd  esse  GT. ;  Z; 
übel  zum  Erbrechen  Aa;  Ap;  Z.  Es  häd  ganz  elend 
'tönt,  vom  schwachen  Ton,  durch  den  sich  ein  fallender 
Körper  als  leicht  verrät  ZNerach.  —  4.  kläglich, 
jämmerlich.  ,Das  eilend  bläggen'.  Blöken  der  Schafe. 
Pris.  —  5.  sittlich  sohlecht,  ehr-  und  charakterlos, 
wie  nhd.,  B;  Z.  —  6.  stark,  von  hohem  Grade  irgend 
einer  Eigenschaft  oder  Tätigkeit  Gl  ;  meist  adv. ;  doch 
auch:  , Einem  einen  elenden  Streich  versetzen';  « 
elends  Chopfwe;  es  hat  g'ehlepft,  eppis  elends!  dass  es 
ein  Jammer,  Schreck  war;  elend  schü,  sehr  schön 
elend  lache. 

Mhd.  eilende,  ahd.  eliknti,  aus  ali-hinli,  aus  oder  in  an 
dereni,  fremden  Laude,  also  wie  lat.  extorris  (von  terra).  Zni 
Geschichte  der  Bed.  vgl.  engl,  wrelch  (ags.  vreeea)  =  mhd 
nhd.  Recke,  urspr.  der  verfolgte,  verbannte,  landesflüchtig' 
Held.    Abenteurer;    auch    frz.   rhfti/   ans    eaptivtis.     Zu    de 


177 


AI.  <"1,  il, 


11 1 


178 


LUiliiWuiib'  ■.kmll  HerUnj  Vgl.  '«  tnuihn  Kh.id.  d.  i.  K.  dos 
Trunkenen.  Die  Angabe  der  Alpeup.  ,Ekmh  =  Heimweh 
l'Gross.'  ist  wahrscli.  als  präd.  Adj.  zu  vorstellen,  z.  B.  es  ist 
„nr  ,:kndl. 

Elend  ii.:  1.  Ausland,  Fremde,  Verbannung. 
.Usstriben  in  das  eilend.'  1521,  Ziely.  ,Diewyl  wir 
hie  im  tödtlichen  [sterblichen]  lychnam  [Leibe]  labend 
und  in  bilgerwyss  in  disem  eilend  von  dem  Herren 
noch  sind.'  Zwingli  1526;  lat.  ,dum  in  hoc  corpore 
peregrinamur  a  domino.'  ,Ins  eilend  gnödt  [gezwun- 
gen].- HBuLL.  1533.  Die  a.  1535  aus  .S  Tertriebeuen 
Reformierten  datieren  ,Acta  in  unser  Acht  und  eilend.' 
,In  das  eilend  gan.'  Plaxt.  1572.  .Exilium,  Eilend. 
Verschickung.'  .Exilium  pati,  im  eilend  sein,  ver- 
triben  oder  ein  pand3't  sein.'  Fuis. ;  Mal.  ,Noch 
sind  ihren  vil  des  elends  ermüdet.  Sind  zurugk  ge- 
zogen.' JJBreit.  1623.  ,Die  Juden  sind  in  die  ganze 
weite  weit  zerstrewet  worden,  in  welchem  eilend  sie 
noch  heutigs  tags  sind.'  JMüll.  1665.  ,Dass  mancher 
in  seiner  Jugend  vertriben  wird,  und  das  bitter  eilend 
bauen  [bewohnen]  muss.'  JJHott.  1660.  .Abannatio, 
Verschickung  ins  elend  auff  ein  jähr.'  Denzl.  1677. 
(1710  nur:  ,Verschickung a.  e.  j.')  ,In  das  elend  ziehen, 
patricB  terga  vertere.'  1G83,  Hospin.  ,Nicht  mehr  ut 
in  Exilio  d.  i.  als  in  dem  Elend,  sondern  ut  in  Patria, 
als  in  dem  Vaterland.'  JJUlr.  1733.  E.  ist  auch  der 
Name  eines  Hauses  [in  Winterth.];  vgl.  , elende  Her- 
berg'. Spuren  dieser  Bed.  1  hat  die  heutige  Volksspr. 
noch  etwa  bewahrt.  Wenn-me"  's  erst  Möl  g'hört 
drösche,  so  lütet's  ein  Chummer  i's  JS.,  er  wird  ver- 
bannt. SoTERMSTR. ;  dafür  i's  Ena  S.  —  2.  wie  nhd. 
Einer  [Braut]  i's  E.  lüte,  zur  Trauung  Z.  (Wahr.sch. 
ist  hier  urspr.  an  die  mit  der  Ehe  verbundene  Ent- 
fernung aus  der  Heimat  gedacht,  später  aber  wohl 
mehr  an  die  Sorgen  und  Plagen  des  Ehestandes.) 
Vgl.  elenden  1  a.  Es  ist  es  yrosses  Elend,  Brod  ha 
und  keni  Zänd  L.  Elend,  bind  d'Gciss  a"!  Spottruf, 
wenn  Übeln  und  bodenlosen  Reden  will  Einhalt  getan 
werden  L.  's  isch  es  E.,  toie  's  zuegeit  [zugeht]  B. 
Bi-n-  (oder  ab)  allem  E.  [mitten  im  E.  über  einen 
komischen  Zufall]  mücse  lache  Z.  —  3.  vulva,  prsicipue 
caprje.  Ratio  dicendi  de  iinberbi:  prospicit  quemad- 
modum  capra  circa  Elend  Ap.  —  4.  das  'trunken  E. 
Ai ;  Th;  Uw;  Z,  ds  'trüchan  (oder  ds  b'suffan)  E.  Gr: 
hoher  Grad  der  Trunkenheit,  wobei  der  Trunkenbold 
in  krankhaftes  Weinen  ausbricht.  .Die  töufer  hebend 
an  von  Gott  reden,  zum  dickern  mal  [öfter]  mit  triilinen, 
glyeh  als  beklagtind  sy  das  trunken  eilend.'  HBui.l. 
1531.    Auch  's  'tr.  Belend  Zu. 

elenden:  1.  intr.  a)  heiraten  BGugg.;  vgl.  i's  Elend 
lüten  (Elend  2).  —  b)  an  Kräften  abnehmen,  immer 
schwächer  werden  B;  Uw.  —  2.  trans.  plagen.  ,Dar- 
mit  die  widerwilligen  gesterkt  und  die  armen  lüt  des 
[desto]  mer  geelendet  wurden.'  1529,  Strickl. 

umher-  ümar-:  ohne  feste  Stätte  kläglich  sich 
herumtreiben,  in  der  Fremde  leben  Gr. 

be-  jjelänilf.  ps-,  in  GF.  jwhnijc:  1.  schiucrzen,  krän- 
ken, mit  Wehmut  erfüllen,  betrüben,  nahe  gehen, 
grämen,  bes.  von  der  tief  innerlichen  Empfindung 
selbst  erlittenen  Unrechts  (schon  bei  Kindern),  er- 
fahrenen Undanks  udgl. ;  doch  auch  von  Mitleid  mit 
Andern:  rühren,  erbarmen,  dauern;  meist  mit  sächl. 
ijubj.  (es)  und  Acc.  P.  es  peUndct  mv''.  allg.;  mit 
persönl.  Subj.  er  pelendet  mv'',  er  dauert  mich  UwE. 
Eefl.  er  pelendet  si,  er  beschwert  sich  GRVatz.    Auch 

Scliw.  Idiotikon  I.  2. 


abs.,  von  Kindern,  welche  das  Gesicht  zum  Weinen 
verziehen  Ar  (Syn.  chröpfle).  —  2.  „trans.  bemitleiden 
Obw." 

Die  Bed.  des  Mitleids  entspringt  aus  dem  Begriff  des 
Elends  wie  in  lat.  miacrere  von  miser,  got.  arman,  sich  er- 
barmen, d.  i.  cr-be-armen,  von  arm,  so  dass  einfaches  .bar- 
men' genau  dem  b'chnden  entspräche. 

Be-elend  pelend:  Betrübniss,  Jainiiier.  Mitleid, 
's  B.  chunnt  mi"''  a"  Z. 

be-elendelen  pelemiala:  Dim.  von  be-elenden, 
wehmütig  gestimmt  werden  GWe. 

Elendi  f.:  körpl.  Schwäche,  Übelkeit,  Hülflosig- 
keit  B;  Z.  ,Das  Kind  schlief  vor  lauter  Elendi  ein.' 
Prozessakt. 

elend-haft  ellethaft:  bejammernswert,  armselig  L. 

elendig-lich  (lenh-lich  Scii.  ,Ellendklicli.  [1531. 
.ellendigklich'.  1548]   wird  ich  weinen.'    1531,  Jerem. 

Elendigkeit  EUnkej  Sch;  ZFlaach,  EUnchtig 
ZFlaach  —  f.:  Elend. 

Vgl.  Füllxt,  Faulhoit  ans  Ful-ig-heit.  -Hg  in  Elenchtig 
viell.  angelehnt  an  Bildungen  wie  Leitig  aus  ,Lebetag'. 

Elend  II  m.  od.  n.:  Elentier.  ,Alces,  Eilend.  Ist 
mit  dem  rechten  nammen  genennt  ein  Eilend  thier, 
das  täglichs  von  dem  fallenden  siechtagen  [h]ernider 
geworifen  wirt.'    Tierb.  1563. 

Ahd.  elali,  elalio,  nihd.  deh  m.  Elen  für  tUuii-,  urspr. 
schwache  Genotivform,  wie  sie  in  Comp,  vorkommen  mochte, 
scheint  später  als  Nomin.  genommen  worden  zu  sein,  wie 
das  -en  in  vielen  Subst.  der  selben  Form.  Die  dann  erfolgte 
Anhängung  eines  d  hat  ebenfalls  viele  Parallelen,  z.  B.  Nie- 
nmnd;  dann  war  .auch  die  Anlehnung  an  .Elend',  miseria, 
nahe  gelegt.  Für  das  Verstummen  des  h  (ch)  vgl.  nhd. 
empfehlen'   aus  mhd.  emji/dhen. 

Elend  III:  Eryngium,  Mannstreu.  ,Erynge  s.  Cen- 
tumcapita,  ein  wolgeschmackt  Dornkraut,  Mann.streuw, 
Eilend,  Wallen  oder  Brachendistel.'  Fris.;  Mal. 

Gehört  wohl  zu  Elend  I  und  der  Name  dürfte  sich  darauf 
beziehen,  dass  die  Pflanze,  wenn  zum  Untergang  reif,  vom 
Winde  ausgerissen  und  hin  und  her  auf  dem  Felde  zerstreut 
wird  (Grassmann).  Immerhin  bleibt  auch  -dien,  bair.  .ils 
zweiter  Teil  von  Blumenn.,  zu  erwägen. 

Eli  eli  m.  I:  1.  das  Kind,  welches  in  einem  von 
Rochh.  AK.  442.  Hunzik.  70  beschriebeneu  Spiel  den 
Vorsitz  führt.  —  2.  Als  ein  Elif-vaterJ  wird  ein  gegen 
seine  Kinder  allzu  nachsichtiger  Vater  ausgespottet 
ScnSt. 

Die  letztere  Angabe  bezieht  sich  offenbar  auf  das  Ver- 
luiltniss  des  Holicnpriesters  Eli  zu  seinen  Sühnen.  I.  Sani.  2, 
11  —  17.  22  —  24.  3,  13;  daun  aber  wird  auch  dem  Eli  im 
Kinderspiel,  natürlich  mit  einiger  Entstellung  des  urspr. 
Sachverhaltes,  die  selbe  Person  zu  Grunde  liegen.  Denn 
wenn  die  andern  Kinder  dem  Eli  ,auf  die  FUsse  treten',  so 
kann  dies  urspr.  ein  Bild  des  Benehmens  der  ungehorsamen 
.Sühne  des  Priesters  gegen  ihren  Vater  gewesen  sein,  und 
wenn  die  Kinder  zugleich  allerlei  Tiere  vorstellen,  so  mag 
sich  dies  urspr.  auf  die  Auswahl  der  Opfertiere  bezogen 
haben,  bei  der  die  Söhne  Elis  sich  versündigten. 

Eli  eli  m.  II:  der  Ober  beim  Trentnen,  wenn  diese 
Karte  sich  mit  der  Brut  d.  i.  dem  König  (der  Königin 
im  alten  Kartenspiel)  von  der  gleichen  Farbe  zu- 
sammenflndet. 

Eigtl.  nichts  Andres  als  das  Adj.  iW''  (Sp.  9),  also  der 
Eheuiaim,  Bräutigam;  vgl.    Tanz,   (Icnjmn;  s.   trentnni. 

Elin  eh:  wcibl.  Taufn.,  Helene  Scn.  —  .Ellin' 
1:505   S.     .Ellen'.   Hadl.    ,Ella.   Ell!.'   ROys. 

Eile.  Eule  f.  s.  Ilie.         Eile  f.  s.  tite. 


179 


AI,  i.'\,  il,  Ol,  ul 


iKf) 


Illeilis  GSev.,  Iltis  Aa;  Uw;  Z  ß'),  Eltis  ""  Aa, 
"  S,  Altis  B;  „LE.",  Altäss  BHa.,  Täs,  Das,  -e" 
D  öO.  —  m.  —  PI.  Uteüe  Uw:  Iltis;  übergetr.  auf  einen 
übelriechenden,  (auch  moralisch)  unsaubeni  Menschen, 
auch  Sü-I.  Uw.  .Stinken  wie  ein  I.'  allg.  ,I)ie  köpf 
abbyssen  wie  die  Eltiss  den  Hüeneren.'  HBüll.  1.531. 

Alld.  iIHtlso,  elledis;  mhd.  dies,  eltei«,  niteis.  Tos,  Al-tiv> 
ZH  tiisehn,  liuimlk'h  gehen,  wie  nihil,  -tcis  zu  dem  syn.  lid. 
,deisen' V 

Ilen:  eilen.  Wer  z'stard  ll<i.  heil  siiöi  Firöhe  L. 
's  Ile  tuet  nit  guet,  lied  ihr  S,]iiii,i,i  if^nt,  wo-ii-cr 
7  Tag  uf-en  Baum  g'chrailie   mul  <ln  aUrij'liU  ist  L. 

Sonst  wenig  gebräuchlich;  dafür  ^»■c««»eren  oder  Um- 
schreibungen mit  Advv.,  z.  B.  glcüicj,  geschwind,   weidlicli. 

ab-:  1.  abjagen  (Beute).  ,Vech  und  anderen  iilun- 
der  abilten.'  Tscuachtl.  ,Und  wz  [es  war]  vil  grüben 
und  gestüd,  dz  man  inen  nüt  fast  vil  abillen  mocht' 
[so  dass  man  den  Feinden  nicht  sehr  viel  Vorsprung 
abgewinnen  konnte].  1500,  GEdlib.  Vgl.  ablaufen.  — 
2.  beeilen,  eilfertig  abtun  oder  absenden.  ,l>ie  ge- 
ringsten derselbigen  [Briefe],  so  er  tumultuarie  etwann 
an  seine  geheimesten  Freund  abgeeylet.'  1722,  Mise.  T. 

über-:  tr.  1.  an  Einem  vorübereilen.  ,Dass  man 
ihn  nit  kenne,  übereilet  er  dich.'  1707,  Sirach.  — 
2.  zu  übermässiger  Eile  antreiben.  1683,  Hospin.  ,Gott 
thut  die  Sünder  nicht  übereilen,  sonder  gönnt  ihnen 
zur  Buss  Zeits  genug.'  JMüll.  1601. 

ver-:  durch  Eile  verderben,  verfehlen,  übereilt 
verfahren.  ,So  bitten  wir  ü.  1.,  uns  brüederlich  zuo 
bedenken  und  mit  uns  in  der  sach  nit  also  ze  verylen, 
sonder  unsern  pundbrief  eigentlich  zuo  vernemen.' 
1521,  Absch. 

ge-:  Es  g'üt-mer,  ich  habe  Eile,  sehne  mich. 
We'scli-mer  nit  g'ileti  [nach  dem  Tode],  So  wär-i  scho 
längs  tod  W. 

II  U  f.:  Eile.  ,Was  bracht  er  in  kurzer  yl  zu 
wägen?'  JLLav.  1509,  =  ,in  kurzer  Zeit.'  ebd.  1070. 
Henke"  hat  Icei  11,  hat  de  Dieb  g'seit.   Sprw. 

Nach-:  Verfolgung.  1500,  Edlib. 

Her:  eilfertiger  Mensch.  Sprw.:  Der  I.  ist  an''' 
d'Stegen  ab  g'heit. 

Ili  Ui  n.:  Bildchen,  gemalt  oder  schwarz,  dgl.  als 
Buechzeichen  vorkommen  ZSee. 

Schwerlich  aus  lat.  gr.  idi/lUum,  eiSuXXiov,  unter  Ver- 
schiebung des  Accentes  synkopiert;  es  ist  wohl  eher  das 
folgende  Adj.  zum  Subst.  erhoben;  vgl.  das  Syn.  Wächlt  von 
io«e7»,  liiibsch,  und  J-eneli  Sp.  20.  —  Syn.  Helgcli.  Küjifoiii. 
Mali  U.     Gem&li.   Firme"tli.   Bneßi.   SchiltU.    WäMi.   Zdchdi. 

llicll  Mi:  hübsch  (Kdspr.).  's  Ili  Hnndli,  die  rechte 
Hand  ZZoJl.  —  Von  der  Interj.  •»  Sp.  19  abgeleitet;  s.  das 
Subst.  ]li. 

Hie  Z,  Iljo  BFrutt,  llje  Breitenst.,  Ilige  Sch, 
llgc  AALeer.;  Ar;  BÜ. ;  G;  ScnSt.;  Scnw;  S;  Uw; 
U;  Z(S;  Z  Stutz;  Hebel,  Ille  Aa  überw. ;  Bs  überw.; 
BAarb.;  LE.;  Gl;  SNdramt,  nJura;  Z  überw.,  Ülle 
ZciMcnz.,  I-elc  BU.  (Im  Oberst),  iVi'  Thun  S.,  Ile 
»7e  BU.  (Im  Oberst.),  E.  (l'J,  Eile  BHerzog.,  Eule 
BsBir.s.,  lelc  ie/cBE.  (vßütte),  Jilien  j- BSi.,  Jilge 
L;  U,  Jille  BsBirs.;  BU.  (ImOb.);  L,  Gilgc  B,  Gl 
u.  L  lt.  DiiKii.,  Gr  lt.  St.''  —  f.:  Lilie,  1.  weisse  Lilie, 
lilium  cand.  L.,  allg.;  auch  zviss,  vissi  I.  Aa;  LE.;  Z, 
Wissilge  GW.  —  2.  Schwertlilie.  Iris  pseudacorus  L. 
L,  auch  gijli  I.  Aa;  G;  Z.  ,Ghuliolus,  klein  blauw 
Schwärtel,     etliche    nenncnds    Gälgilgen.'     Fris.     — 


3.  Blauer  Schwertel,  Iris  germanica  L.  L,  auch  blnui 
I.  Aa;  G;  Vw,  Blauille  Z,  auch  Ilmc  Aa  (Mühlbcrg). 
,Blauwgilgcn,  iris,  gladiolus.'  Fms. ;  Mal.  Häutig  auf 
Gräbern  gepflanzt  L.  —  4.  Narcisse,  Narcissus  pocti- 
cus  L.  GT.,  auch  Wlssihja  GO.  —  5.  Ilga  Ap  (Diku.), 
gelb  Ülle  ZoMenz.:  gelbe  Narcisse,  Osterlilie,  Nar- 
cissus pseudonarc.  L.  —  C.  Eöti  I.  Aa,  Bötilge  L;  G, 
tcildi  I.  U:  Feuerlilie,  Lilium  bulbiferum  L.  —  7.  nieton. 
Prankreich  unter  den  Bourbonen,  deren  Wappen  drei 
Lilien  enthält.  ,I)ass  sy  die  Gylgen  wellind  an  die  thar 
[Tore]  malen  lassen.'  Mev.,  Winterth.  Chr.  .Der  ein 
theii  [der  Öchweizerkantone]  von  dem  starken  Bauch 
der  wohlriechenden  Himmelgilgen  getünipt  [dumm  ge- 
macht, betäubt]  schlueg  den  heiligen  Bund  [mit  dem 
Papste]  US.'  Ansu.  —  8.  I-ele,  Eile:  Kette,  an  welcher 
nach  veraltender  Einrichtung  das  Kochgeschirr  über 
dem  Herdfeuer  hängt  B;  S;  Henkel,  olla  [?]  BU. 

Mhd.  lilje  (lidije,  liliij),  gilij,  giljc.  Bei  uns  wurde  das 
erste  l  wegen  des  noch  folgenden  aufgegeben;  das  zweite  t 
konnte  in  den  Cons.j  übergehen,  welcher  der  Assimilation  an  ( 
unterlag  (Illc),  oder  j  hinter  sich  entwickeln  (ilije),  und  dieses 
sich  dann  zu  ;/  vergröbern  (vgl.  Gilg  neben  Jlje  aus  ÄgiHuH); 
solches  j  (g)  konnte  auch  noch  eiuui.al  vorn  antreten  und  so 
wurde  die  in  der  Lit.  XVI.— XVIII.  einzig  gültige  Form 
Gilgc,  an  der  noch  der  LFamiliennanie  ,Zur  Gilgen  (aLiliis)' 
festhält,  obwohl  wirklich  gesprochen  wird  ZurjUge.  Sowohl 
üe  leite)  als  iele  leiten  sich  von  iek  (eiekj  her,  welches  hin- 
wieder durch  Vorspringen  des  zweiten  i  von  lUe  an  den 
Anfang  des  W.  (i-ite)  entstanden  sein  mag;  «<  (Eule)  aber 
wechselt  mit  ie.  liine  beruht  auf  Anlehnung  an  den  Namen 
einer  andern  Pflanze.  —  8.  Der  eine  der  Stäbe,  aus  denen 
die  Kette  sich  zssetzt,  endet  in  einen  Doppelhaken,  welcher 
der  heraldischen  Lilie  sehr  gleicht.  Die  angefülirten  Wort- 
foruien  als  blosse  Spielarten  zu  dem  syu.  Ilälc  zu  erklären, 
hätte  lautliche  Schwierigkeiten. 

Für-:  Feuerlilie,  Lil.  bulhifcrum  Aa;  L;  GT. 

Unser  Frauen-:  .Narcissus'.  Fris. 

Gold-:  Feuerlilie  Ndw. 

Gras-:  Egelkraut,  Lysimachia  nummularia  L. 
DiRH.  ,Phalangites,  ein  kraut  mag  Gra.sgilgeu  ge- 
nannt werden,  hat  bletter  wie  grass,  und  weyss  bluc- 
men  wie  kleine  gilgen.'  Fris.;  Mal. 

St.  Josephs-:  Feuerlilie  GS. 

Sonderbar,  da  St.  Joseph  sonst  die  weisse  Lilie,  das 
Symbol  der  Keuschheit,  trä^t. 

Berg-:  1.  Feuerlilie  GWe.  —  2.  Lilienartige  Zaun- 
blume,   Anthericum   liliastrum   et  liliago    „B;  L."  — 

3.  Braune    Bergviole,    Viola    calcarata     „B;    L." 

4.  Sternblume,  Narcissus  poeticus,  L. 
Bäs-Ilge:  gemeines  Basilienkraut,  Ocynnim  basi- 

licura  L.  Ar.    —   Umdeutung  aus  dem  lat.   W. 

Brand-:  weisse  Lilie,  deren  Blätter  in  Ol  auf- 
bewahrt gegen  den  ,Brand'  gebraucht  wcrdiii  (iT. 

Riet-,  Ried-:  Sumpflilic  GO. ;  Sonw;  '/,. 

Speck-,  Wald-:  eine  Pflanze,  Poriclynicnon,  11 
CGessn.,  Fris.,  von  den  Zeitgenossen  irrtüinlicli  so 
benannt  statt  Crilgenconfort.  —  Jetxt  deutet  man  1'.  auf 
eine  Rankenpflanze,  etwa  Geissblatt. 

Stein-:  1.  Feuerlilie  GO.,  We.  —  2.  Berglilie, 
Lil.  Martagon  L.  AABb.,  so  benannt,  weil  sie  sicli  nur 
im  Kalkgestein  findet. 

Doktor-,  Tokter-:  weisse  Lilie  Aa. 

Das  Ül  ihrer  Blätter  oder  die  Blätter  selbst,  in  ü), 
Branntwein  oder  Essig  bewahrt,  dienen  zu   Ileilzweckeu. 

Wasser-:  Sdiwertlilie  S. 


181 


AI,  el,  il,  Ol,  iil.  ul 


182 


II je:    111.  'riiulii.  Ägidius  BFrutt.     X'^l  Oihj. 

illiiiiiiiiicrt:  bctniiikon  G,    Vgl.  ,angehoiteit-. 

lolc  s.  Ilic  Sp.  170.  Nick,     ielich,  ielig  .s.  Sp.  'li. 

II I  s.  IUI.  tiJil.         oUi  s.  ahi-en. 

Olli  s.  i\'»//.       Ol  «.  Mol.       Öl  in.  s.  AI  Sji.  I(i7. 

iilen  1  ö-  DHk.,  Ri.,  Si.,  ,öllc'  BBc,  E.,  eleu  BO.; 
\V:  1.  , äffen,  nachahmen  BO."  —  2.  necken,  reizen, 
auch  Tiere,  z.B.  einen  Stier,  Hund  BD.;  Oiiw;  W, 
zum  Narren  halten  BE.,  0.,  mit  Bitten  belä.stigen, 
plagen  BO. 

Kntw.  eins  mit  nhil.  ahn  im  Siniic  von  anschmieren, 
bctriifrcn,  oder  für  ein,  wie  viell.  auch  ahd.  dlinun,  wetteifern, 
aus  dorn  alten  al,  all,  lat.  alCus,  ander  (vgl.  ehnil)  abgeleitetes 
'ell(en)<m;  vgl.  das  syn.  anteren  viell.  vwdt  mit  ,andcr',  also 
eig.  , einen  andern  spielen',  was  zu  ,foppen,  reizen'  werden 
kann;  vgl.  auch  üßren  zu  aher.  In  diesem  zweiten  Falle  wäre 
die  Form  mit  ö  die  sekundäre  und  zurück  zu  führen  auf  die 
Nbf.  ol  für  nl,   s.  ahl  Sp.  187. 

Öli  eli  PP.,  Öl  öl  allg.,  m  SouSt.;  ZB.,  Ö.,  S., 
äiil  Ai'H.  —  n.  —  PI.  ,Öler'.  JMuralt  1697.  JJTJlr. 
1783:  I.Öl.  Mit  Bez.  auf  Öl  als  Beleuchtungsmaterial : 
Wenn  Eine  im  Winter  chönnt  hiiechigi  Schyter  schyuse 
itml  Öl  hrünzle,  so  wär-er  rycli  y'nueg  L.  Dagegen 
(i  guet  Öl,  ein  guter  Wein  Scii  (vgl.  Hebel  von  gutem 
Wein:  ,Gät  er  nüt  wie  Baumol  l"?').  Wenn  ein  Volks- 
mann  durch  Annahme  eines  höhern  Amtes  seinen  bis- 
herigen Genossen  sich  entfremdet,  so  sagen  diese  von 
ihm :  er  Iied  au  scho"  ro"  dem.  Öl  g'ha  und  iez  wird-er 
nümme  g'siind!  [als  ob  das  Batsherrenöl  die  letzte 
Ölung  dos  ehrlichen  Mannes  wäre]  Obw;  Lüt.  Sagen 
382.  —  RAA.  a)  's  Öl  verschütte,  einen  Fehler  be- 
gehen, dumme  Streiche  machen  G  oT. ;  die  Gunst  ver- 
scherzen, in  Ungnade  fallen  UwE.  Er  stöt  oder  luegt 
dri",  wie  (wenn)  er  's  Öl  verschüttet  hält,  betroffen, 
verlegen  Bs;  L;  S.  Er  hat  's  Öl  v.,  die  beste  Kraft 
nutzlos  verbraucht  L.  ,Das  Öl  versch.,  eine  Sau  oder 
Unehre  einlegen.'  Si'reng.  —  b)  Öl  am  Htiet,  a  der 
Chapi)e  ha,  betrunken  oder  angetrunken  sein  Aa;  Ap; 
Bs;  L;  G;  Seil;  S;  Tii;  Z.  Öl  uf  d'Lampe  schütte, 
einen  Trunk  nehmen  Aa.  —  c)  Wenig  Öl  im  Chopf, 
wenig  Ausdauer  (Siiterm.);  vgl.  Öleti.  —  2.  Repskohl, 
Brassica  Napus  var.  oleifera  GO.,  We.,  eine  Pflanze, 
deren  Samen  viel  Öl  geben,  daher  auch  schlechtweg 
Ölsame  genannt.  —  3.  wild  Öl:  Winterkresse,  Barbarea 
vulgaris  R.  Br.  GWe.,  wegen  der  äussern  Ähnlichkeit 
mit  der  vorhergehenden  Pflanze  so  benannt. 

Mhd.  olfi,  oli,  öl,  ahd.  ohi,  oU,  oh.  Die  dem  lat.  Ur- 
sprünge entsprechende  mehrsilbige  Form  beinahe  ausgestor- 
ben; aber  ,öley'.  KvAinmenh.,  ,öli'.  139:5  ZHdsclir.,  ,ein 
snm  [Saum]  ölis'.   LZollt;ir.  XIII.   (?) 

liien-:  Lilienöl,  bereitet  durcli  Einlegen  der 
lilunienblätter  der  grossen  weissen  Lilie  in  Olivenöl 
lind  als  Heilmittel  z.  B.  bei  Quetschungen  sehr  beliebt 
Ap;  L;  G;  Z.    ,Gilgenöl,  oleum  susinum.'  Fris.;  Mal. 

Ess-:  Oliven-,  Baumöl  Ar;  Z. 

Viel-:  Veilchenöl.  ,Ist  der  zeehen  geschwullen, 
'  ^alb  den  mit  vyelöl.'   Vogelb.  1557. 

Gänggi-:  eine  jetzt  durch  das  Petroleum  ver- 
drängte Sorte  Brenn  öl  S.     S.  Gänggiliecht. 

.Kerngertenöl  [ist  gut]  zuo  dem  kräbs.'  Eischb. 
1563. 

Graben-:  das  opalisierende  Fetthäutcheii  auf  dem 
stagnierenden  Wasser  in  sumpfigen  Gräben  L. 


Käfli-:  Rapsöl  Ar.  —  Nach  dun  ISamensibnli'U  bi^nannt. 
wi'lcho  im   Kleinen  denjenigen  der  Kä/cn,   Erbsen,    gleichen. 
Küechli-:    dasselbe,    heim   Kuchenhacken    ange- 
wendet ZB. 

Ligg-:  LiqueurGSev.—  EineUmdcutschungd.Fremdw. 
Lör-:    Lorbeeröl  Gr,   gehört   nach   JKLav.  1644 
zum  Proviant   einer   Festung.     ,Unschlit   mit   L.  an- 
gestrichen  heilt  bysscnde   schrundechte   rnd.'    Tierb. 
1563. 

Mag-,  Mags-,  Mägi-:  Ol  aus  dem  Samen  des 
Mohns  oder  des  Rapskohls  Gr;  Scu;  Z. 

Buechli-:  Öl  aus  Bucheckern,  etwa  als  Ersatz  der 
Butter  zum  Backen  der  Fasnachtkücchli  (daher  Öl- 
küechli)  verwendet  L. 

Baum-.  ,Patsch,  dö  list  [da  liegst  du],  15.'.  vnin 
plötzlichen,  plumpen  Fallen  einer  Person  Sin  (Jon. 
Meyer). 

Pumpen-:  Mohnöl  GRh.     Vgl.  Gänggi-öl. 
Bruch-:  Speisöl  z.B.  zum  Salat  Z.     Syn.  Essöl. 
Brenn-:    Baps-   oder  Hanföl    Ar.   —  Alliterierende 
Gegenüberstellung  Brenn-  und  Bruchöl. 

Rollen-,  Rölleli-:  Mohnöl  GO.,  uT. 
Von  der  kugelrunden  Gestalt  der  Mohnköpfe,  wilche  mit 
Pferdeschellen  verglichen  werden. 
Magsamen-:  Mohnöl  Uw. 

Stein-:  angeblich  Öl  aus  Oderensteinen,  d.i.  mit 
Adern  durchzogenen  Steinen,  gut  gegen  Klauenkrank- 
heit des  Viehs  ZO. 

Legistangen-.  Man  verheisst  scherzweise  eine 
mit  solchem  Öl  angemachte  Speise  L. 

Stink-  stielt-  GRPr. :  1.  Oleum  pctra;  nigrum  An. 
—  2.  Ammoniakalisches  Fett  aus  destillierten  Tier- 
abfällen GuRr. 

Trueb-:  Bodensatz,  amurca.  Sülg. 
Tannzapfen-:  „Terpentin  Ap;  L." 
ölen  11:  1.  intr.  a)  Öl  machen,  pressen  Aa;  Bs; 
B;  ScH;  Z.  —  b)  zechen,  sich  berauschen  Tu;  Z. 
Vgl.  Öl  am  HuH.  —  2.  trans.  a)  zu  Öl  machen, 
pressen,  z.  B.  Mohn,  Nüsse  Z.  Bildlich  zu  Brei  zer- 
malmen f.  hart  bestrafen,  einen  nichtswürdigen  oder 
dummen  Menschen.  Da  sött-men  öle!  7ji^t]\.;  mesött-en 
[ihn]  öle  und  's  Öl  de  Söue  ge"  Bs.  —  b)  mit  Öl  ver- 
sehen (eine  Lampe,  Maschine)  GnPr.,  mit  Öl  einreiben 
Aa  ;  einem  Sterbenden  die  letzte  Ölung  geben.  Spreng. 
Vgl.  auch  ölen  I  Sp.  181. 

an-:  1.  falsch  empfehlen  Scn;  vgl.  anschmieren.  - 
2.  ä"g'ölet:  etwas  betrunken  U;  vgl.  ölen  i  b. 

ölelen  (Dim.):  nach  Öl  riechen,  schmecken,  aus- 
sehen Ap;  Bs;  B;  Z. 

Öler  m. :  Ölmüller;  Ölträger,  hauseirender  Spe- 
zoreihändler  ZO.  Syn.  Ölträger,  vgl.  auch  Olitäten- 
träger.  Gesohlechtsn.  Bs. 

Öli  m.:  dass.  ,Hansmüllers  oder  ölis,  wie  man  in 
nempt  [nennt],'  Mey.,  Wint,  Chr. 

Ölete  f.:  so  viel  Leinsamen,  Nusskerne  usw.,  als 
man  auf  ein  Mal  zu  Öl  presst. 

Öli  f.:  Ölmühle,  sowohl  das  Gebäude  als  die  darin 
befindliche  Presse  Bs;  B;  Srn;  Z.  —  Schlegel-:  Öl- 
mühle älterer  Construktion  mit  Keil  und  Schlegel  Z. 
ölig:  ölartig  Aa.  —  ge-ölig  l-Ölig:  „von  Nüssen, 
deren  Kerne  beim  Dörren  verderben  und  aann  wie 
ranziges  Öl  schmecken  L;  S." 


183 


ul.  iil 


184>' 


Öli^g  f.:  Ölung,  die  letzte  Ö.  Es  ist  diehtst  Ö., 
es  geht  mit  Einem  zum  Ende  Z.  Me"  chann  im  die 
l.  Ö.  ge",  es  ist  aus  mit  ihm  (von  Tod  oder  Concurs) 
ScnSt.  , Einer  Sache  die  1.  Ö.  gehen',  sie  zum  letzten 
Mal  tiicken  oder  auch  sie  zerreissen,  z.  B.  alte  Kleider, 
ein  altes  Gerät  SeuSt.;  Z.  Letzte  Mühe  und  Kosten, 
die  man  an  etwas  wendet.    SriiExc. 

Öli''ger  s.  HOrdlingcr. 

Illi.  ,Dass  du  dem  HaLiclien  iiiittendar  rüerfist: 
Uli,  la,  la,  la;  dann  dise  stimmen  machend  den  Ha- 
hichen  küen.'  Vogelb.  1557.  ,Brauch  mittendar  die 
gmeiu  stimm :  Uli,  la,  la,  la.'  ehd.  —  Vidi.  Ueli,  Uh-ich. 

Illingen:  ürtsn.  ,Wann  einer  nid  recht  witzig  ist 
oder  sonst  ein  toracht  stuck  begat,  sagt  man  von  ihm, 
er  sey  noch  nit  z'beiden  U.  gsyn.'    1651,  Schimpfr. 

Ob  an  Üclimjiti  im  Scliwarzw.,  welcher  Ort  durch  eleu 
Bach  in  zwei  Halftun  geteilt  wird,  eine  bezügliche  Anekdote 
haftete? 

Üle  f.:  1.  Eule  Ar;  Gr;  GTa.,  W.;  ScH.,  spee.  Strix 
aluco  und  als  das  Weibchen  des  Hithekrs  gedacht  Ar. 
Konnut  sie  Nachts  vor  ein  Haus  cho  Schrä  lö"  [Schreie 
auszustossen],  so  stirbt  bald  Jemand  in  dem  Hause 
GTa.  —  2.  Rausch.  En  Ü.  ha  GnChur  u.  He. 

Mhd.  iule,  ahd.  «?«  aus  nnd  neben  (h)uicila;  eig.  Demin.- 
Abl.  von  MIC,  unserem  U  Sp.  23,'4;  vgl.  engl,  owkt  neben 
otol.  Mehr,  auch  die  Zssen.,  s.  u.  Üicel.  —  Zur  Bezeichnung 
der  erwähnten  Gehiruaffektion  eignet  sich  der  Vogel  durch 
seine  Wunderlichkeit  und  Possierlichkeit.  Übrigens  wird 
iu  diesem  Falle  (vgl.  Alf)  die  Eule  als  aufsitzendes  Tier 
gedacht,  was  sie  sonst  auch  in  gespensterhafter  Weise  ist; 
CS  wird  dies  noch  deutlicher  durch  die  syn.  KA.  e  Hex  Im". 

Uclericli,  Uelerech  Tu,  Uelrecli  Bs,  Ueleri  Gr, 
Uerich  Gr;  Sch;  Salat,  Uerecli  Aa;  Ar  (veräclitlieh 
Ücrech);  Gl;  GStdt;  Schw;  Zg;  Z  (auch  als  Ge- 
schlechtsn..  obwolil  jetzt  .Ulrich'  geschrieben),  Ueri 
,B;  L";  Gr;  Scu,  Uech,  Üech  Z,  Ue  GoT.,  UecU 
ZStall.,  Üechi  Aa,  Uechel  ^Gl";  Stuf;  Zg;  Z,  Ücl 
AAHüld.,  Ueii  AArAare;  Ar;  Bs;  BE.,  Stdt.;  Gu;  L; 
G  oT.;  Schw;  S,  uelli  BO.,  u'lU  BGi;.,  G.  u.  sporad.  M.. 
Üdi  „B;  L";  GoT.,  Üeltsch  ÜeltschcU  B„0.\  S., 
Üeltscld  auch  als  Geschlechtsn.  (wie  ,Ulmann'),  Uelk. 
Uclk  BE..  , Ulmann'.  Zwingli,  vertrauL,  Urli  BG., 
Uz  B  (Zyro).  Worch  GGrueb,  Orch  GEh..  Wuli, 
Wultsch  F,  iraiGWe.,  Suechel  ZBenken,  Süeri 
ebd.,  Nuechi  G.:  Ulrich,  als  Vorn.,  bes.  mit  vor- 
gesetztem Hans,  sehr  verbreitet  und  an  entlegenen 
Orten  noch  so  vorherrschend,  dass  diese  desshalb  ge- 
hänselt werden;  so  BG. :  Ulli,  gang  säg  dem  Ulli,  d'r 
Ulli  sölli  dem  Ulli  ga  säge,  der  Ulli  sülK  dem  Ulli  d'r 
Bimintm  |  Bindbaum]  «7m"  gc".  Daher  auch  mehrfach 
mitappellat.  Bed.  verwendet.  1)  geringschätzig,  Manns- 
person überh.  ,Dass  sy  [die  Weiber]  gfalUnd  irem  Uoli.' 
1519,  Aal.  —  2)  mit  bestimmterer  und  noch  ungünsti- 
gerer Nebenbed. :  ein  schwach  gutmütiger,  zu  Allem 
williger,  etwas  einfältiger  Mensch,  in  der  Verbindung 
en  guete-n-  Ueli  ZO. ;  cn  Zipfel  föppis,  en  FätseJ  ro  's 
Uclis  Huet  ha,  nicht  sehr  gescheid  sein  Kihouhof.  ; 
IxEiruEx;  ZB.  An  der  sog.  ,kalten  Kilbi-,  welche  ehe- 
mals am  13.  Jan.  in  Basel  gefeiert  wurde,  warf  ein 
Löwe,  der  hcrumgefühi't  wurde,  seinen  Führer,  ,den 
guten  Uli',  zuletzt  in  den  Brunnen.  Vgl.  auch  Hinig- 
Ueli.  —  3)  der  Geiferlappen,  den  kleine  Kinder  zum 
Essen  tragen  Tu;  Z,  weil  er  Alles  (allen  Unrat)  über 
sich   ergehen   lässt.   viell.  auch  mit  Bez.  auf  die  KA. 


,dem  U.  rufen';  vgl.  noch  Geifer-,  Mues-iieli.  —  4)  ein 
Mensch,  der  Etwas  mit  Leidenschaft  betreibt  oder 
einer  Leidenschaft  z.  B.  dem  Trünke  fröhnt  (vgl.  Liuli, 
Marti),  ein  roher,  ausschweifender,  sittenloser  Mensch 
AaZcIu.;  Bs.  ,Der  trunken  Ueli'  bei  Gengenbach  die 
personifizierte  Völlerei.  —  5)  ein  unreinlicher  oder 
mit  einem  Gebrechen  behafteter  Mensch;  s.  die  Zssen. 

—  Der  i.  J.  973  verstorbene,  nachher  heilig  gespro- 
chene Bischof  von  Augsburg,  bzw.  sein  Jahrestag,  ist 
mit  Folgendem  gemeint.  Der  U.  donneret  d'Nuss  ahe, 
donnert  es  am  1.  Juli,  so  missraten  die  Nüsse.  Von 
einem  ihm  für  die  Gesundheit  der  Kinder  dargebrachten 
Milchopfer  meldet  Ölten.  Kal.  1859.  Dem  Ueli  rüefe". 
allg.,  winlce"  (Wackern.  Sehr.  3,  101),  sich  erbrechen 
müssen.  ,Von  dem  Nachtmal  sich  erbrächen,  dem  Uele 
rüeffen.'  Mal.;  auch  mit  Ueli  sciüän,  schwinge"  Gu, 
was  einen  Kampf  mit  der  Übelkeit  zu  bezeiclnien 
scheint,  in  dem  man  unterliegt;  und  mit  lautmalender 
Erweiterung:  dem  ü.  r.,  bis  de  Marx  chunnt  L. 

Ahd.  Uodalrich  (Erbgutsbesitzer).  Die  meisten  unserer 
Nbff.  durch  fortschreitende  Verkürzung,  mit  Ausstossung  von 
;  oder  )•  nnd  Abschleifung  oder  Verhärtung  (UM-)  des  c/l 
verständlich.  Urli  mag  eher  auf  Umstellung  von  l  und  r 
beruhen,  als  auf  der  Dimin. -Endung  }i.  Die  Weiterbildung 
mit  -sch  (mit  dazwischengeschobenem  phonetischem  ()  und  -j 
(Uz  für  Uh)  ist  Koseform.  Das  vorgesetzte  VF-  hat  sich 
aus  dem  vwdten  ii  entwickelt,  S-  dagegen  ist  aus  vorher- 
gehendem Gen.  eines  Vaternauiens  herübergezogen,  N-  aus 
vorhergehendem  Art.  den  oder  Haii(H).  Nebenher  läuft  die 
Umdeutung  Huldruli,  jetzt  als  besonderer  Name  betrachtet. 

—  Der  U.,  dem  ,gerufen',  oder  der  in  Westfalen  ,angebütet' 
wird,  ist  nach  Weigand  eben  der  o.  genannte  Heilige,  dem  za 
Ehren  Schwerbedrängte  tranken  (wie  Johannes',  Gertruden 
Minne  [Andenken]  getrunken  wurde),  weil  er  sogar  den 
übermässigen  Trunk  gesegnet  hatte,  daher  auch  die  Folgen 
desselben  erleichtern  konnte;  es  mag  freilich  mitgespielt 
haben,  dass  gerade  der  A'okal  u  am  weitesten  hinten  an  der 
Kehle  gebildet  wird,  wo  auch  der  Brechreiz  gefühlt  wird. 
Syn.  dem  Marti  Lutcr  rücfcn;  den  Luzerner  Ptialmen  sinijenj 
den  Kräjcn  (Affersten)  rüefen  (köttcn) ;  den  Hücnercn  prcdhjcn 
(z'iceg  machen) ;  f erlitten ;  ßjdlenenj  dick  »pcien;  zwmchen  den 
Zänen  uae  sc/a»«cn;  wider  use  (her,  (Seitab)  gen;  ahschöjt/cn; 
tellerlenj  umliinschütten ;  gogffcn;  kotzen;  gcrh(cr)rn;  kürblen; 
kapüherlcn.  —  Die  Beziehung  auf  das  Wetter,  das  Minne- 
trinken zu  seiner  Ehre,  das  Milchspendopfer  und  dass  er 
mit  den  Heiligen  Veit  und  Nikolaus  um  Holz  zum  Souncn- 
wendfeuer  bittet,  wird  sich  auf  einen  heidnischen  Gott  be- 
ziehen, nur  nicht  etwa  auf  den  nordischen  Ullr  (den  winter- 
lichen Odin),  da  dieser  im  Süden  ^Yulder,  Vi'uUlcr  lieisseo 
musste. 

Hans-,  in  Gr  a.\ic\\  Hunucli:  1.  Vorn.  —  '2.  Ab- 
kürzung für  H.-U.-Apfel  Z. 

Geifer-Ueli  m.:  Geifer-,  Schlabberläppchen  für 
Kinder  GTa. 

Hoger-:  Fasnachtsmaske  mit  Höcker  ZO. 

Hung-:  1.  gutmütiger  Mensch,  der  Jedermann 
süsse  Worte  gibt  oder  sich  durch  süsse  Worte  Anderer 
zu  Allem  bereden  lässt  Z.  Er  ist  so  giiet  nie  de  H. 
Si  cha""  tue  tcie-n-en  H.,  sich  so  süss  geberden,  ver- 
stellen. —  2.  Einer,  der  gern  Honig  isst  Aa.  So 
g'niteg  ha"  u-ie  de  H.  Z.  —  3.  Glückskind  (V). 

Köder-:  der  sich  nicht  satt  spucken  kann,  mit 
seinem  Spucken  Andere  anekelt,  viell.  auch  den  lioden 
besehmutzt  Z. 

Käs-:  Einer,  der  den  Käse  leidenschaftl.  liebt  ZO. 

Kät-:  Einer,  der  schmutzig  aussieht  Sch. 

Kropf-:  der  einen  Kropf  hat  Bs;  Gr. 


185 


AI,  el,  il,  Ol,  iil. 


Alb     Uli.. 


186 


Killt-:  ciuräUiger  Men.soh  L. 

Mel-:  dor  von  Mehl  weiss  ist  Scii, 

Mucs-  \.\;  Av;  BE.;  G;  Scii«t.;  ZS„  Stil.,  mit.s- 
BAarb.;  ZKii.,  0.,  Stilt.,  mt'is-  Aa  —  in.  alli;-.,  ii.  ZO.: 
1.  Schelte,  Übername  eines  schmutzi^'en  MciLseheii 
GkT».;  GW.;  SfH.  —  2.  Goifovlatz,  Schlabbeiliippchen 
der  Kinder,  bes.  zum  Essen. 

Syn.  iVor-jUa»,,':!:  (üißrhi.U;  Uipl;  E»h-,  Frcm-,  Geifer-, 
Triul-münldi ;  Mumli;  Jläit'jcr-,  Siiuiki-,  Tr'ucl-J)IUIz;  (Em-, 
Mucr-jSchujrixrt;  Triicler.  —  Dio  Formen  mit  Mag-,  Mm-  und 
das  Syn.  Muedi  legen  immerhin  die  Frage  nalio,  ob  wir  es 
IiiiT  nicht  mit  einer  blossen  Unideutung  eines  andern  W. 
/.ii  tun  haben;   vgl.   etwa  muslcn,   sudeln;  frz.   musaiu.   Maul. 

Schnuder-:  Scliimpfnamc  für  einen  i'otznasigen 
JU'iischcn  L;  vgl.  SclDiuderhacb. 

Tön-:  der  wiederholend  und  laiig-vveiliy  erzählt  L. 

Tplerrk  m. :  Vorn.,  Udalrik;  auch  Ulrich  Tiillw. 


Alb,  Älbcr  s.  A!^),  Älpfljer. 

Albaili  1. :  bis  Ende  des  vorigen  Jlidts  in  Wiutcr- 
tliur  der  grösste  politische  Festtag,  der  Schwörtag.  in 
eine  kirchliche  Feier  und  eine  gemeinsame  Schniau- 
serci  der  Bürgerschaft  zerfallend,  für  welch  letzteren 
Teil  von  1712  an  die  blosse  Austeilnng  von  Wein  und 
Brot  trat.  Das  Mandat  von  1642  setzt  ,Albani'  auf 
den  Index  der  ,costlichen  Mahlzeiten'. 

Form  und  Geschlecht  des  W.  beruhen  auf  dem  vollen. 
üCficiollcn  Ausdrucke  ,St.  Albani  Schenke'. 

Albe  1,  Alb  (Alp  Zg)  f.:  das  weisse  Chorhemd 
des  katholischen  Geistlichen.  ,C'halasis,  das  weisse 
Hembd,  die  Albe  des  Priesters  in  Haltung  des  Amts.' 
Denzl.  ,ües  ersten  leit  der  Priester  ein  wyss  Über- 
rock an,  darnach  ein  Alb  und  vornen  an  der  Alb 
köstlich  Ermel.'  ÄgTscuudi.  ,1  Alp  mit  spitz  und 
mödli.'  L,  XVII.  —  Mhd.  aWe,  aus  lat.  ulba  se.  «■»(«.  — 
.Alipenn'.   1525.  Act.  Egli  Nr.  616,  neben  ,Albeu'   Nr.  011. 

Albe  n  s.  Albele. 

albe,  albig,  albets  s.  alice. 

Albck,  Albich.  Alpk:  eine  Art  Fiscli.  Salmo. 
.hl  littore  Staunis  [Stans  Uw]  ccc  pisces  Albicli  in 
vigilia  omnium  sanctorum.'  1178/97,  Gfr.  ,De  liurdcn 
[oZSee]  albeken  et  albelas  [Albelen].'  XU./XIII.  ebd. 
,Pisces  dictos  Alpchen.'   L  Statut,  d.  Stift. 

Nach  KGessn.'s  und  Hartmann's  Vermutung  =  Halme 
maraBna  media,  Küchen.  Es  fragt  sich  aber,  ob  es  nicht 
vielni.  der  Blaufelchen ,  Salmo  Wartmanni ,  sei ,  der  aaO. 
Älb(x:k  (s.  d.)  heisst.  —  Hartm.  und  ihm  nach  St.  verstanden 
Alpkpii  als  Sg.   —   Vgl.  das  folg. 

'Albele  albrlr  f.,  Albeli  (Dim.):  Mariine,  ein  Fisch. 
zunächst  die  kleine  Maräne,  Salmo  marvenula  VOkte; 
Z;  von  JScheuchzer  richtig  mit  dem  Gawjftsch  iden- 
titiciert,  sonst  (wie  unter  dem  Namen  Ganyfiscli)  nicht 
selten  vermengt  oder  verwechselt  mit  der  grossen 
Maräne,  Salmo  mar»na  (Zürcher-  u.  Pfäfif.-See),  die 
hier  eigeiitlicli  BlauUr/  heisst.  und  mit  dem  Blau- 
felchen, Salmo  Wartm.  .Albula  lacustris  Ger.,  Albelen, 
Stuben.'  1G80,  Wagn.  ,Die  Edle-Albulen  ist  das  aller- 
beste und  köstlichste  Geschlecht,  auss  welcher  ursach 
sie  nnib  den  Bodensee  Adel-Fisch  genent  werden, 
etliche  nenend  sie  weisse  Blewling.'  1061,  JLCvs.  — 
Letzteres  eine  geschickte  Bezeichnung,  wenn  auf  die 
kleine  M.  angewendet,  aber  Aäclfisfh  heisst  die  grosse. 
Am  Weitesten  ab  weicht  das  Fisriui.  1.563:   .Albulen. 


so  am  liheiii  wohnend.  Alburiius  .\usoiiii,  ein  schliichter 
tisch,  auss  Verachtung  man  solche  nmb  den  Bodensee 
Schneyderfischle  nennet'  —  oll'enbar  eine  Art  des  Cy- 
prinus.  Noch  um  1692  wurden  von  den  Fischern  zu 
Hürden,  auf  welche  Gegend  am  ZSce  sich  auch  die 
oberwähnte  Urkunde  bezieht,  die  Albeleii  massenhaft 
im  Rauche  gedörrt  zu  Pastenspeise.  Auf  solche  Ver- 
wendung scheint  auch  zu  deuten:  ,Quinque  sneise 
[Schnüre]  piscium  recentimn  qui  vocantur  albelle.' 
1307  L.  , Albula:  Albel,  Bratfisch.'  Denzl.  ,Si  sun 
euch  enhein  grosse  albellun  ns  lesen.'  ä.  L  Ratsb. 

Mhd.  albel  ni.,  aus  lat.  albula,  also  nach  der  Farbe  be- 
nannt. Lt  St.  auch  Albe,  Al/e  (!).  —  Die  Legende,  auf 
welche  das  massenhafte  Erscheinen  des  Fisches  bei  Stansstad 
und  die  betreffende  Naturalabgabe  au  das  Kloster  Engolborg 
zurückgeführt  werden,  s.   bei  Hartm.    1827,   150. 

Kropf-:  eine  Art  Fische,  die  man  lt  LFischer- 
ordn.  1423  erschiessen  soll.  —  Wohl  ideutisch  mit  Kropf- 
fdchen,  Salmo  marsna  media. 

Netz-:  ,Trachtalbellun,  die  Schneise  um  7  den., 
Netzalbellon  und  nechtige  albellin  um  5  den.'  A.  L 
Ratsb.     Vgl.  Nachtfisch,  Salmo  albula. 

Albere  vorw.,  Alb  er  GO.,  We.,  M6s>f,  aibn-r^  um 
ZSth.  —  f.:  1.  Pappel  Ap;  G;  Tu.  ,Popnlus:  ein 
Sarbachbaum,  Alberbaum,  Pappelbaum,  Bellen,  Beltz- 
baum.'  Fris.;  Mal.  Schwarzpappel,  populus  nigra  Gr; 
GO.  u.  oRh.,  Weisspappel  Gr  (B.  1,  224) ;  die  Phaethons- 
pappel,  populus  balsamea  GSa.  (Henne).  —  2.  Fcld- 
ahorn,  acer  campestre  GEh.  —  3.  Alpen-Gold- 
regen, cytisus  alpinus  Mill.  BSa. 

Mhd.  alber  m.  f.?  ahd.  albari  m.,  Pappel;  it.  'lUuuv, 
(ilbcro  m.  avi  tvz.  aubrelle,  aulxl,  Schwarzpappel,  daher  die 
Abi.  von  lat.  albus,  weiss,  zweifelhaft;  vgl.  auch  lat.  arbor, 
it.  alhero,  Baum.  —  Der  Flurn.  Alber  m.  GWe.  (ebenso  in 
Schwaben)  beruht  ohne  Zweifel  auf  dem  Bauninamen.  Dass 
auch  dieser  selber  zuweilen  als  m.  verstanden  wird,  beweist 
der  PI.   Älber  Thtw. 

alberin:  von  Pappelholz.  ,.\lberne  Sagholzver- 
steigerung' (d.  h.  Versteigerung  von  solchen  Sag- 
hölzern), Zeitungsinserat  1868,  Wiuterlhur. 

albern,  alber  s.  ahver. 

Albertsclie  albe^rtu  f. :  eine  Art  Pfirsiche  GBorsch. 

Das  nämliche  W.  wie  Oberaehe  Sp.  54,  aber  von  einer 
altern  (it.)  Form  entlehnt.     Vgl.  auch  das  folg. 

Albertschef  albortuf  m.:  die  glatte  Aprikose  U.  ~ 
Vgl.  it.  (dbercocco. 

Albisser  "^^  m. :  eine  geschätzte,  säuerliche,  gelbe 
Art  von  Äpfeln  ZPfäff.  —  ,Vom  Berge  Albis'?  Syn. 
Schnideräßfel.  Grundaclier.  Strifaclier. 

älb,  elb  I:  kindisch,  närrisch,  im  Bcnclimcii  und 
Reden  „B",  älbe  Chetser  (scherzhafte  Schelte)  AaZoI'.; 
leicht  berauscht,   einem  Betrunkenen  ähnlich   LEntl. 

Syn.  elbsck,  iübaeli,  woraus  es  gekürzt  scheint,  mit  An- 
lehnung an  älb,  weissgelb,  da  St.  auch  für  dieses  die  Nbf. 
ülbseh  angibt. 

älbisch,  älbsch:  kindisch,  linkisch  Aa;  B. 

Eig.  bezaubert,  verwirrt,  gelähmt  von  den  Eiben,  denen 
man  solche  Wirkung  zuschrieb.  —  Zu  der  Form  vgl.  Memck 
aus  iiiinniscji,   Jeulsch  aus  diutieeh,  jmrseli,   bäurisch  u.  v.  a. 

älb,  elb  II,  elbsch,  älpsch  s.  che. 

Älbi  m.:  Taufn.,  Albrecht. 

Elb  Th,  Elm  Ap;  oTh  ((>-):  1.  lll.  eine  Art  Ton 
von  gelber  Farbe  ApK.,  die  weisse  Mergclscliicht  unter 


187 


Alb— ulb.     Albs— ulb.s.     Albscb— ulbsch.     Albst— ulbst.     Aldi— ulc 


Abi 


dem  Torfboden,  blanc  foiid  Tu.  ,Von  des  laims  und 
elins  wegen,  so  man  grebt.'  GHdschr.  Sandiger  Boden 
oTii,  Lösssand,  abgeschlemmter  Sand  Th.  —  2.  (bloss 
TJlm)  f.,  die  geschätzteste  Art  von  Tauben,  weiss 
mit  gelbem  oder  bräunlichem  Kragen  und  einem  eben 
solchen  Strich  auf  den  Flügeln  Ap. 

Von  ehe,  weisslich,  dessen  w  sieh  hier  zu  »i,  dort  zu  b  ver- 
gröberte, vgl.  Schwalm  und  ,Schwalbe'  aus  swalwe.  —  T.  hat 
wohl  nur  aus  Versehen  das  w.  Geschlecht  auch  für  1  stehen 
lassen. 

Elbelo  rfftf's  (Älpele  S)  f.:  gemeine  Art  weisser 
Trauben  mit  dichten  Beeren,  kurzem  Stiel  und  säuer- 
lichem Geschmack,  daher  allmälig  abgeschafft  Aa: 
Bs;  Gr;  G;  S.  ,Die  schlechten  gewächs,  als  da 
sind  Knorrentruben,  Elbelen,  Borznauer,  Kurzstilcr. 
schlechte  hünschen  und  derglychen  abgchn  lassen.' 
Z  1603.  Daher  auch  die  Redensart  .Muselmost  und 
Elbelen',  Gemengsei  von  Menschen  und  Sachen  nied- 
riger Art,  z.  B.  gemeines  Volk,  Pöbel;  er  g'hürt  under's 
M.  U.  E.   Bs.    —    Von  elw.      Vgl.   auch  Ehnde. 

Eiber:  Tranbenart,  die  Mitte  haltend  zwischen 
Welsch  und  Hünsch  BSigr. ;  blaue,  lockere,  gross- 
bcerige  Tr.,  auch  Zfiscre,  Zettcre  genannt  Tu. 

Elbing  .^elhig  m.:  eine  Eebensorte  ÄASchinzn. 

olb:  Conj.  ob  BHa.  —  Durch  Angleichung  an  ol, 
old,  oder,  entstellt. 

Ölb  s.  Elhs. 


Elbs,  Ölbs,  Elbsch  m.:  Schwan  „B".  ,Cycni 
canor:  eines  Schwanen  oder  Elbschen  gsang.  Olor  ein 
seliwan  oder  ölbsch.'  Fris.  ;  Mal.  , Elbsch'.  Denzl. 
1716.  B.  ,Der  Schwan  wird  von  unsern  ein  Oulb  oder 
Elbs  genennt.'  Vooklu. 

Mhd.  clbiz,  elbcz,  ahd.  iilpk;  schwerlich  aus  !at.  ulbm, 
weiss,  eher  verw.  mit  Alp,  Elbe,  da  der  Schwan  auch  mytho- 
logische Beziehungen  zu  den  Eiben  hatte;  vgl.  die  Sagen  vom 
Schwanritter  und  von  den  Schwanjungfrauen.  Zu  der  Vor- 
gröherung  eck  aus  ss  vgl.  herrschen,  heischen  u.  a.  —  Vgl. 
«och   Elbst. 

elbsch,  älpseh  s.  iilhiscli,  chvisch. 


Elbst  m.:  ein  Gespenst  im  Seelisbcrger  See,  das 
dort  zeitweise  in  verschiedenen  Gestalten  erscheint, 
bes.  als  ungeheurer  Fisch,  urspr.  der  Geist  des  Sees 
selbst;  vgl.  LüT.  Sag.  S.  282/0.  —  Von  Elb,  geisterhaftes 
Wesen. 


Alchc,  alchig  s.  Solche. 

alchcn:  betteln,  in  der  Sprache  des  Gesindels  BSi. 
Kig.   lieninistreichen,  in  der  judendcutscIuMi   (iaiineispr., 
für  hiihhni,   linirhcn,   vnm   liobr.  halmh,  gehen. 


ald  1  AaK.  ('(i.  denn);  GuPr.  (a.  aherj;  P;  Sein 
(u.  denn);  SG.;  W  seltener;  ZS.f,  old  Aa  n.-ö.;  BD.; 
Gr;  Ut;  W;  ZW.,  olt  BGadm.,  ol  f)  BO.;  Gn;  PPo., 
ol-nher  BHa.  (sonst  oW);  Gr,  nl-aber,  laber  Cxr,  alder 
AABrugg;  Ai't;  Seuw;  Hkukl,  oldcr  Aa  n.-ö.f;  BsL.f; 
LG..  ühler  S  n.  ,1..  eider  BsL.:  oder.  1.  von  gleicher 
Möglichkeit  oder  Gültigkeit  zweier  Dinge  (Ausdrücke) 
=  lat.  i'el,  sire,  daher  auch  die  bloss  ungefähre  Ge- 
nauigkeit  einer    Zahlangabe    bezeichnend.     Jnnf/  old 


alt,  arm  old  rieh  BO.  ,  U"'  b'säss-i''''  Schloss  und  Ordes- 
stern,  oll  wär-i  gar  no'''  Burger  s'Bern.'  JCOtt.  Es 
Pfund  ol  drü  tüsig,  ungefähr  30ü0  Pfd.  ebd.  — 
2.  alternativ  entgegensetzend  (lat.  aut),  Eines  von 
Zweien  ausschliessend,  das  Andere  als  Folge  dar- 
stellend (lat.  alioquin),  oft  verbunden  mit  aber,  dro- 
hend: sonst!  Geld  older  Bluet!  L  Ineichen.  ,Briegg 
alder  nit',  ob  du  weinest  oder  nicht.  Hebel.  Einmal 
missbräuchlich  in  negativem  Satze  für  noch:  .weder 
vor  ald  nach  mittag.'  Z  1650.  Witt  liclicr  Cliäs  ol 
Ziger?  Gr.  Weit-er  süffe  ol  aber  trcihc'^  widlt  ihr 
ohne  oder  mit  Löffel  Milch  trinken?  B.  M''nlHist  folgen 
ol  aber  Schlag?  [drohend  zum  Kinde]  BHa.  Eine  Ne- 
gation auf  eine  Bedingung  einschränkend  (lat.  nisi), 
in  der  Eegel  mit  folgendem  denn:  er  cha"-mer  mi" 
Biiech  umegl  [zurückgeben],  ald  denn  er  vell's  länger 
b'halte  Scu;  entstellt  und  mit  dem  Adv.  halt,  eben, 
vermischt:  i  gib-der's  nüd,  halt  denn  de  heiist-em 
Sorg  Z;  statt:  es  sei  denn  vor  der  Conj.  dass:  i''' 
cha"  's  nid  glaube,  old  das  i-'s  g'scch  [sehe]  ZW.  — 
ald:  ,Swele  burger  den  andern  ladet  ze  geistlichem 
gerichte,  ald  er  werde  denne  rechtelos  verlaszen.' 
Ä.  LRathsbüchl.  ,Wohl  vier  ald  fünf  grosser  Artikel.' 
1189  G.  ,Ir  zuo  uns  ald  wir  zuo  üch.'  1531  Z.  , Er- 
löschen ald  versunken.'  1692,  HEEscher.  .Gölten  ald 
Götti.'  1793  Z.  Häufig  auch  bei  ÄgTschitdi  (M.  XVI.); 
Landb.  Schw;  1299  bei  Mohr  Urk.;  1639  JJBreit.; 
noch  von  LMeyer  v.  Knonau  unbedenklich  gebraucht 
und  vollends  im  Kanzleistil  bis  in  unsere  Tage  herein. 

—  old:  ,Klein  old  gross.'  1524  Schw  Ldb.  ,Traumt's 
mir  noten  [denn]  oldt  ists  war?'  Comedia  Beati.  .Ach 
wärent  wir  doch  all  gestorben,  Olld  wärcnt  wir  Hun- 
gers verdorben.'  1702,  JCWeissenb.  ,Es  seye  Weib 
oldt  Mann.'  1756,  Schw  RQ.  —  ald^er  bei  Hadloub, 
1301  bei  Mohr  Urk.  und  im  Diessenh.  Stadtr.  um  1400. 

—  oldcr:  .Geistlich  lute  [Leute]  older  ander.'  1'200, 
Rheinf.  So  1302  Gl,  1314  G.  ,Verriete  older  hingebe.' 
1315  Schw.  ,Die  disen  brief  ansehent  older  hörent 
lesen.'  1326  Olsbro.  Und  noch  1572  HBull.  —  Diese 
Formen  meist  willkürlich  wechselnd  unter  sich  und 
mit  oder,  welches  im  Ganzen  überwiegt.  So  1400  Zol- 
likon  und  1627  Z  ,ald',  1455  ,older',  1568  Bünzen  ,old' 
neben  ,oder'.  ,Sy  old  die  jren.  —  Farend  guot  oder 
bekleidyg.'  Stans  1534.  ,Gen  ainem  burger  alder  gen 
.siner  elicher  Wirtenn  oder  gen  ains  burgers  kint.'  ca. 
1400  Diessenh.  Die  Offn.  Muri  1413  mischt  sogar: 
,Eigen  oder  erb.  Erb  oldcr  lechen;  um  erb  old  um 
eigen;  ze  hus  und  ze  hof  ald  under  ougen.' 

Ahle  bei  Notk.,  mhd.  ald,  -e,  -er.  Die  letztere  Form 
viell.  die  ursprüngliche  (vgl.  ajulcr)  und  geradezu  dem  lat. 
alter  entsprechend,  dann  ist  wohl  auch  die  Umgestaltung  des 
syn.  ode  in  oder  der  Einwirkung  des  aldn'  beizumessen; 
freilich  können  aber  auch  Beide  erst  später  cnmparativisch 
gebildet  sein,  vgl.  echter,  kalter  udgl.  —  Die  VcrdunUeInng 
des  «  in  o  ist  hinwieder  durch  uiler  bewirkt,  allerdings  uahc 
gelegt   durcli   die  Natur  des  /. 

ald  II  ZBenk.,  aide  GStdtf,  alder  AAGontenschw.: 
vormals,  sonst,  von  Zuständen  oder  wiederholten  Vor- 
gängen. 

Syn.  all  ä  Sp.  170  und  ahre  (albe).  Vordcrbniss  aus  dem 
einen  oder  .andern  Hesse  sich  lautlich  begreifen,  am  wahr- 
scheinlichsten aber  liegt  all  Tag  zu  Grunde  mit  Übergang  zu 
einer  Betonung,  als  ob  eine  blosse  Ableitung  vorläge,  und 
in  Folge  davon  Erweichung  des  (  nach  der  Liquida  wie  in 
Sundiij,   Sunde  ans  .Sunntag' ;  s.   ärf«  Sp.   85;  vgl.  alt  IJ. 


m 


Ald-ul.l.     Alf    Ulf.     Als-ulg.     Algg— ulgfj.     Alk  -ulk.     Alm-uln 


190 


;il(le  {")  ^  ade,  adie,  Sil  9(1,  Adieu,  nur  bei  den 
Uianiatikern  des  XVI.  ,Alde,  ich  far  yetz  auch  dar- 
viin.'  Max.  ,Alde.  der  Herr  gesegne  dich!'  1535,  Birk. 
Einmal  braucht  es  auch  noch  JKMey. 

nie  EiuschiebuDg  des  /  erklärt  sicli  uur  aus  deui  Streben, 
iliin  W.  etwas  mehr  lautliche  Fülle  zu  geben,  viell.  mit 
Aiilclinuiift  au  andere  mit  nt  beginnende  Fremdwürter,  ?..  U. 
Alarm,   Alfauz. 


elf  s.  cinlif. 

Elpllilllt:   Elephant.   1051,  ^^(■nIMl■FR.  —  Simter  Nacli- 
khiii-  der   mbd.   Nbf.  ilfanl. 


algo:  immer  PSalei.   —  Eig.  'alliijen  s.  u.  ahnn. 

Wiss-Elg  f.:  von  HEEsohep  1692,  145  unter  den 
Entenarten  aufgezählt;  die  au^  Autopsie  beruhende 
Beschreibung  passt  aber  vielmehr  zum  kleinen  Säger, 
niergus  albellus,  der  nach  Schinz  auch  Nonnenente 
heisst  und  als  ,Ente'  auf  den  Markt  kommt. 

Das  sonst  nicht  nachweisbare  W.  dürfte  aus  "-Elb  entstellt 
und  dieses  aus  albellus  entstanden  sein,  so  dass  also  ein  tau- 
tologisches  (übersetzendes)  Compos.  vorläge;  doch  vgl.  auch 
das  folg. 

Birch-Ilge  f.:  Sommerhalbente,  Sommerkriekente. 
.Anas  circia,  ein  Birkilg(en)  (von  seiner  stimm);  pfeyf- 
l'end  als  der  wind  Cercius.'    Vogelb.  1557. 

Uusicher  ist,  ob  das  von  Weber,  Teclm.  WB.  angegebene 
.Birkelchen'  wie  eine  Zss.  soll  betont  werden.  Übrigcus  vgl. 
zu   Birch  bair.   Binhaug,   weisses  Auge. 

Ilge  s.  Ilie  Sp.  179. 


Älgget.  ,Felben  [weisse  Weiden]  und  A.  (AlppetV)' 
und  zwar  von  jeder  Hau.shaltung  lO  Stück  sollen  It 
Gemeindebeschluss  Kriessern  G  1791  an  den  leeren 
Stellen  der  äuen  gesetzt  werden. 

Elgganer  m.:  Äpfelsorte  Tu.  —  ,Elggau'  ä.Naniens- 
form  für  den  ZGrenzort  EJijg. 


l'elk  ni.:  Tanfn.  Ulrich  BE. 


Alm,  Alme,  Almi,  Alm  er  s.  ÄUvieind,  Allmeinder. 

Die  Entstellung  Alm  für  ,AIi)'  ist  durchaus  nicht  Schweiz. ; 
iu  uusereni  Gebirge  bestehen  zwar  die  Allmenden  grossen- 
teils  aus  Alpen,  aber  keineswegs  sind  alle  Alpen  Allmenden 
•  Aliiien). 

Aliiiare  Z.iBaar,   Almäri  AAFri.,  Holdb.;   Z  (Zu. 

und  Alm^U),  „Almer"  St.,  ,Allmergen'  1497, 
ZKappel;  1524,  Zürichberg.  —  PI.  Almdrene.  —  f. 
1.  Schrank  oder  Kasten  für  Vorräte,  meistens  von 
Speisen,  doch  auch  von  Geschirr,  meist  in  der  Küche 
selbst,  doch  auch  in  der  Speisekammer  Aa;  Z.  ,Üie 
Arniär,  almer,  kuchenschrank:  armarium,  promptu- 
ariuni.'  1G62  Red.  .Almerey,  speisskästlein  udgl.'  Iö77, 
171(J  Denzl.  Veraltender  Ausdruck,  daher  mei.st  nur 
noch  in  geringschätzigem  Sinne.  Wandkasten  Zc 
lAnnergen,  darein  man  büecher  gehaltet.'  Mal.  ,Eiii 
kleins  trögli  und  zwei  gross  allmairgen;  ein  alti  almerg.' 
GHdschr.  Syn.  Schaffreiti;  Gänterli.  —  2.  „Zimmer, 
Wo  alles  unordentlich  durch  einander  liegt  Aa;  Z;" 
grosse  Räumlichkeit  ZKn. 


Mlat.  i(nu(u-ium,  ahiiariuw,  almafin,  .Speise-  und  (iewaud- 
schrauk,  Behälter  für  Schriften;  auch  bildi.  in  aluiurio  cordis 
=:  in  intimo  Vitodurau.  Afz.  aumairc  (aus  almariu),  nfz. 
Hiimnir  (früher  aymaini),  vou  lat.  arm«,  Geräth.  Engl,  amhri/, 
Spciseschrauk,  -kammer;  ags.  almeriije,  mit  Übergang  vou  i 
in  j,  ij.  —  In  der  Form  Almer  ist  der  Accent  zurückgezogen, 
während  er  in  Almerey  (auch  schon  iu  Vocab.  des  XV.)  auf 
die  Endsilbe  fallt,  weil  man  das  romanische  Wort  als  urmai-iu 
nahm.  —  Bei  der  Bed.  2  scheint  Gedanke  au  ,all'  (allerlei) 
Tuitzuwirken,  vgl.   Allmend. 

ahne,  almes,  almet(s),  ahn  ig  .s.  cihcen. 

Allmcind.  1.  Allmänd  Aa;  Ar  {Me'-'ndli,  Dim., 
selten);  Bs;  Tu;  Uw;  Z  XVI.  I.H.;  Salat,  AUmänt  Aa; 
Gl;  Th  (-");  ZWint;  1490—1770  Z.  ,Allmende'.  Rhein- 
feld. 1290.  —  2.  AUmeind  Gl;  GG.;  Z  (im  Wechsel 
mit  Allmend);  1568Nu(vLdb.  AUmeini  U,  AUmeina 
GrD.,  AUmein  GRChur;  Tn,  Alhnei  Gl  (Schdler); 
GrV.,  übS.  —  3.  Allmejl  BsL.;  S,  AUnud  BG.,  Alhnk) 
LRigi;  Scuw,  AUmAhO.;  S,  J^«»(jt  BO.  u.  M.,  Allme 
BSis.;  1528  Lichtenstg,  ,Von  Allmen'  Geschl.-N.  BL.* 
AUmi  BSigr. ;  15'24  Schw  Ldb.  —  f.:  1.  der  ungeteilte 
Grundbesitz  einer  Gemeinde  1)  an  Weideland,  zu 
gemeinsamer  Benutzung,  im  Gegs.  zu  einzelnen,  um- 
hegten Grundstücken,  welche  von  Privaten  besessen 
und  cultiviert  werden.  ,Pascuum,  weidgang,  allmente. 
Compascuus  ager,  ein  gemein  weidacker  oder  allraent.' 
Pris.;  Mal.  , Damit  jeder  wüss,  was  sin  eigen  oder 
allmy  sye',  [sollen  streitige  Gränzen  von  verordneten 
,Undergängern'  fe.stgesetzt  werden].  Ldb.  Schw.  ,Dass 
dcrselb  [in  einen  Rebberg  verwandelte]  Acker  nit  soll 
ein  beschlossen  guet,  sunder  ein  offen  allment  sin.' 
1557  ZWint.  Es  konnten  mit  Erlaubniss  der  Gemeinde 
auch  aus  der  A.  zeitweise  einzelne  Stücke  (Gärten)  zu 
Privatnutzung  ausgeschieden  und  später  wieder  in  A. 
zurück  verwandelt  werden,  sowie  umgekehrt  im  Drei- 
felderbau eine  Zeige  eine  Zeit  lang  als  Ayerde  (s.  d.) 
durfte  belassen  werden.  ,Als  G.  unden  in  der  Rüs 
den  schachen  [wild  bewachsenes  Flussufer]  inlegen 
und  zünen  lies,  das  ein  freye  allmend  und  rüs  [Eeuss] 
ist.'  Salat.  ,Wo  gärten  in  unserm  land  von  der  allmig 
für  eigen  [Privateigentum]  einzuoschlagen  weggeben 
und  selbige  an  eigen  anstöss  werden.'  Schw  Ldb. 
,Wenn  kein  huss  me  uff  der  selben  hofstatt  stat,  so 
soll  dann  die  selb  hofstatt  wider  allmy  sin.'  ebd.  1504. 
,Dass  ein  yetlicher,  so  ein[en]  garten  uff  der  allmy 
errütet  [ausgereutet,  urbar  gemacht]  oder  sust  inge- 
schlagen [umhegt]  hab,  den  wol  behau  möge;  doch  dass 
er  kein  höw  darus  ziehe,  sunst  sollt  man  im  den  garten 
usslan  und  zu  allmy  legen ...  Es  ensol  ouch  nieman 
theinen  [irgend  einen]  Garten  hinfür  me  inschlan  ab 
der  A.  ane  erlouben  eines  Ammans  und  der  Räten.' 
ebd.  ,0b  yeman  ein  garten  uff  der  A.  gehept,  davon 
er  stan  und  den  nit  mer  haben  noch  nutzen  wellt, 
soll  er  den  uss-  und  zu  A.  lan.'  ebd.  —  Anteil  an  der 
A.  gehört  zum  Bürgerrecht;  die  Benutzung  der  Ge- 
meinweide kann  nach  Massgabe  der  sog.  Kuhrechte 
der  einzelnen  Genossen  geregelt  sein,  aber  auch  streitig 
werden.  ,Nit  das  burgerrecht,  unser  alme  noch  güeter 
betreffen(d).'  1528  Lichtenstg.  ,Es  sy,  das  man  sy  zu 
Landtlüten  genommen  hab  oder  man  inen  von  der  allmy 
etwas  geben  hab.'  1524  Ldb.  Schw.  Hieher  gehört  wohl 
auch  das  Sprw.  , Allmend  gibt  Elend',  weil  die  bloss  auf 
die  A.  angewiesenen  oder  auf  dieselbe  sich  verlassenden 
Bürger  leicht  in  Armut  geraten.  Der  Boden  der  A.  wird 
(wenn    nicht   ausnahmsweise  ein  Stück  ausgeschieden 


191 


Alm — ulm 


ist)  nicht  bebaut,  auch  nicht  als  Wiese  üur  Ge- 
winnung von  Gras  und  Heu,  sondern  nur  zur  Weide 
benutzt,  weil  er  meistens  dürr  ist  und  nur  spärlichen 
Graswuchs  zeigt.  ,Alhneina  heisst  auf  Davos  jede 
Weide,  wo  nicht  gemäht  wird,  auch  wenn  sie  einem 
Partikularen  zugehört;  auf  gemeinen  Atzungen  darf 
Niemand  mähen  ohne  Einwilligung  aller  Anteilhaber.' 
B.  1,  7.  ,Es  ist  nicht  zu  verwundern,  wenn  ein  Haupt 
Vieh,  welches  nicht  ordentlich  behirtet  ist,  von  einer 
dürren  Allgemeine  auf  eine  Winterfrucht  oder  fette 
Wiese,  die  ohne  Zaun  ist,  verführt  wird.'  GnSamml. 
A.  heisst  daher  auch  das  zunächst  an  der  Strasse 
liegende  Land,  das  nicht  angebaut  werden  kann  und 
mit  den  grössern  Verkehrswegen  selbst  eben  Gemein- 
gut ist,  wie  auch  die  an  denselben  stehenden  Frucht- 
bäume gelegentlich  als  solches  ausgebeutet  werden; 
Syn.  Elmfti.  ,Sol  ein  merktweg  gan  und  ein  Almend 
sin.'  Offn.  Spreitenb.  .Strassen,  Weg  und  Ahnenden.' 
•Bs  Gescheidsordn.  1770.  Bildl.  uf  d'A.  haue,  ein 
Bäuchlein  ansetzen  Bs,  vgl.  Rieh.  B'Chriesi  [Kir- 
schen] sind  Ahttig  Sciiw.  Die  A.  wird  da  und  dort 
auch  als  Exercierplatz  oder  Manövrierfeld  gebraucht. 
So  die  ,Wollishofer  A.'  bei  Z,  die  ,Thuner  A.'  Auf 
eine  Verwendung  ähnlich  derjenigen  der  ,commons' 
in  England  deutet  noch  der  Name  .Steinstoss-Allmend' 
in  ZnÄ.  —  2)  Gemeinbesitz  an  Wald:  ,Den  Eichwalt, 
dem  man  sjmchet  die  Ahnende.'  Stadtr.  Rheinf.  1290. 
AUmendho  (-hau),  Gemeindeholz  Th.  —  3)  Gemein- 
besitz an  Wasser,  zum  Fischfang.  ,A.'  oder  , freier 
See'  im  Ggs.  zu  , eigner  See'.  14öl  L.  .Es  soll  die 
Alhnent  der  Limniat,  von  dem  obern  Mullisteg  bis  gen 
Wipkingen  an  den  Bach,  von  allem  Fachen,  Reuschen 
und  Beeren  setzen,  von  Garnen  und  Netzen  gänzlich 
befreit  sein  und  darin  Niemandem  als  dem  Burger 
hiesiger  Stadt  zu  fischen  erlaubet  sein.'  Z  Fischer-0. 
1770.  Auch  im  See  gibt  es  eine  der  Stadt  Z  gehörige 
Allraend,  in  welcher  vom  15.  April  bis  Ende  Mai  ge- 
wisse Arten  des  Fischfangs  verboten  sind.  Z  1856.  — 
2.  übergetr.  weiter  Raum,  ohne  Kücks.  auf  Eigen- 
tumsrecht AAFri. ;  Tir.  E  Garte-n-as  irie-n-e-n-A.,  ein 
sehr  grosser  Ndw.  Almänds-i/rosfi,  -höeh,  ungemein 
gross,  hoch  AALeugg. ;  Z ;  auch  unmittelbar  mit  Subst. 
z.sgs.:  AUmends-Hun,  -Sack,  -Baum,  -Kerli,  d.  i.  sich 
durch  Grösse  auszeichnend  Z.  E  Schnorz  [Maul]  %i-e-n-c 
AUmig  ScHw.  Grosses  unaufgeräumtes  Zimmer  Tu;  in 
Z  hiess  A.  die  grösste  Schulstube  im  alten  Chorherren- 
.stift;  vgl.  Almäri.  —  .3.  „öffentliche  Dirne"  St.'' 

Zur  AiiflicUung  der  Gnmdbed.  vgl.  noch  die  Comp]). 
A. -Meister,  -Sei,  -Satz,  -Teil,  -Guet,  -Blätz,  -Land,  -Gässli. 
Im  Allg.  vgl.  Steinni.,  Schweiz.  Alp-  u.  Landw.  I  32—43. 
iliaskowski,  die  Schweiz.  Almenden  in  ihrer  gcseh.  Entw. 
1879  und  die  vechtsgesch.  Werke  von  Bliuner  u.  Bluutschli. 
In  Gr  entspricht  dem  deutschen  Namen  der  churw.  poml. 
Vhildi-,  JhcI-A.  sind  Eigennamen  von  Gütern,  welche  einer 
Kirche  oder  Stiftung  (Insclspital  zu  B)  gehörten  BSis.  —  Die 
unter  3  zsgcstellten  Formen  erklären  sich  durch  fortschrei- 
tende Verkürzung  aus  2  oder  1,  die  Form  yl/mi;/ jedoch  nur 
aus  Almid  (vgl.  Abiff  aus  Ahal,  Abend).  Die  Form  mit  ei, 
welche  in  den  ältesten  Quellen  vorherrscht,  ist  ohne  Zweifel 
als  die  ursprüngliche,  die  mit  e  als  blosse  Abschwächuug 
(vgl.  heHij  für  hnlüj)  zu  betrachten.  Das  Präf.  ge-  fehlt  auch 
schon  in  der  ältesten  Urk.  112.5  (nlmeüh)  und  iioch  im  XIII. 
,almeinda'  neben  ,algmenda';  darauf  .aber,  dass  es  doch  auch 
in  unserm  Volksbewusstsein  liege,  deutet  die  construierte 
Verhochdeutschung  .Allgemeine'.  Gr.S.nmmlcr  1779,  2G.  130. 
Auf  den  licgrifT  der  Gemeinsamkeit  weisen  deutlich  auch 
die  Synn.  mhd.  ijnnehw,   t/eiminde,   nd.  meviilr,  mniimtirl:  (also 


ehenf.  mit  abgeworfenem  Präf.),  Schweiz.  Geineimnärk,  ags. 
yimmcm  läse.  D.as  altn.  Syn.  almcnnimjr,  schw.  almämnny, 
welches  allerdings  auf  .Mann'  zurückgidit,  kann  für  uns  nicht 
iu  Betracht  falleu. 

allmenden:  die  A.  benutzen.  Bildl.  ,Si  alnien- 
deten  ihres  gefallens  darin',  hausten,  plünderten  nach 
Belieben,   nach  Herzenslust  [in  der  Abtei).    Wi-rstis. 

allmendlen:  Vieh  auf  der  Alp  haben,  dieselbe 
regelmässig  benutzen  Nnw. 

Allmender:  1.  .Pecorarius:  Vychmeister,  All- 
mender, der  das  leben  einer  allmend  oder  des  ge- 
raeinen vychs  empfangen  hat,  Vychvogt.'  Fris.;  Mal. 
—  2.  „Stier  zur  Befruchtung  der  Kühe  auf  einer  Ge- 
meinweide."  —  3.  übertr.  „Wollüstling  ohne  Scham." 

Allmer:  Alhnendsgenosse.  Urk.  145S. 

Ällniigcr.  OheräUmiger:  die  Bewohner  des  Be- 
zirkes Schwyz;  Undcri'dhiügcr :  die  von  Scnw  Art. 
(,Elmiger'  Geschl.-N.  L.) 

Almosen  dlmöse  GW.;  Z,  Alniuse  Sclüer;  1058 
HerT.  (auch  ,Almussen.  Almosen'),  Almassii  Fü. ;  All- 
Hi!(. j.se  Aa;  Bs  (Si'REXfi);  B;  L;  Tu;  U;  Zf;  armuoscn 
1520  Egli  Akt;  1529  G,  armuossen  GHdschr.  —  n., 
nur  GW.  f.:  1.  wie  nhd.  ,Das  Allmuosen,  elemosyna.' 
Mal.  Almose  g'e  [geben]  armet  nid,  der  Geber  wird 
nicht  arm.  Sprw.  Was-me"  zur  vordere  Tür  us  z'All- 
muese  gid,  chund  zur  hindere  dnpiüet  wider  ine.  Sprw. 
L.  E  grössers  Ahnuse  git's  nit,  als  wenn  der  Arm 
'em  Bettler  git.  Sulg.  Auf  den  göttlichen  t  egen  der 
altbewährten  Wohltätigkeit  der  Stadt  Zürich  (bes. 
gegen  flüchtige  Glaubensgenossen  in  der  Eeformations- 
zcit)  bezieht  sich  der  Spruch:  , Zürich,  deine  Almosen 
erhalten  dich!'  Schon  bei  Klingl.  1Ö88.  Mit  best 
Artikel  und  mit  dem  Attribut  ,heilig'  (weil  Almosen- 
geben ein  allgemeines  Gebot  der  Religion):  ,Das  A. 
heuschen:  betteln'  [gehn].  ,Dem  heiligen  A.  nach- 
laufen.' GoTTH.  ,Wer  für  sich  oder  die  Seinen  das  A. 
nimmt'  [soll  kein  S'.immrecht  in  der  Gemeinde  ausüben 
und  keine  Wirtshäuser  besuchen].  JJBreit.  XVI.  1.  H. 
Lieber  dem  heiige  A.  nahe  ga  B,  Rede  Solcher,  welche 
sich  nicht  von  der  Gemeinde  wollen  erhalten  (und 
beaufsichtigen!)  lassen.  .Sondersiechen  und  arm  Leut, 
die  um  das  h.  Almuosen  gehen,  mögen  wie  sich  gebürt 
singen.'  Ldb.  ApI.  1585.  ,Liechtfertige  Personen  sollen 
mit  ihren  Kinder(n)  das  H.  A.  gehen  gen  sammlen, 
wie  ander  arm  leüt  auch  thun  müssen.'  ebd.  .Kumni 
solcher  gleich  Gott  geh  wohin  [wohin  inmier  ein  Bettler 
komme]  und  um  's  heiig  Allmuosen  bitt't,  so  spricht 
man:  warum  werkest  nitV'  Com.  Beati.  Zweifelhaft 
ob  mit  oder  ohne  Art. :  ,Ein  Knabe  und  ein  Mädchen 
schrieen:  Möcht  z'  [ds?]  Alrauese!'  [dem  freien  Bettel 
nachgehen].  Gotth.  —  2.  die  öffentliche  Woliltätigkeit, 
die  Armenpflege  der  Gemeinde  mit  ihren  Einrichtungen, 
Anstalten  und  Gütern.  ,üem  A.  zur  Last  fallen.'  1783 
HPest.  Almosengenössige  (welche  als  solche  nicht  in 
vollem  Genuss  des  Bürgerrechts  waren)  mussten  ,das 
gemein  Almuosenszeichen'  tragen.  Z  1504.  In  Basel 
bedeutete  A.  auch  das  Armengut;  das  Haus  des  Al- 
mosenschaffners  (Armenpflegers.  Spendvogts) ;  das  Irren- 
haus (bis  1842).  —  Burger-:  ,das  sonn-  und  festtäg- 
liche Allmosen  in  den  Pfarrkirchen  der  Stadt  Z.'  1801, 
d.  h.  die  nach  dem  (Jottesdienst  an  den  Kirchentüren 
im  ,Säckli'  eingesammelten  Spenden,  aus  welchen 
die  armen  Bürger  verpflegt  wurden.  —  Pfennig-: 
.das  gross  Pf-A.'.  eine  besondere  Abtoiluni;-  od.  Kasse 


193 


Alm 


Kill.     Alp     ulp 


194 


des  liür^'crlifliuii  Aniii.'ii.i;utos  I!  lii'JS.  —  Säckli--- 
liiirf/er-A.  Ki.iMii..  ItliiM.  -  A  liiiiu's  iier  ]i  lil'.Ki, 
-iiinsiier.  GoTTii.  .Aliiiuosei"  Tu  1530:  VorwaltiT  des 
Arnieiigutes,  Ariiiuiiiitleger. 

Allel,  iiliimiwuiui.  !iiu-li  ilcm iluKili  (weil  aus  dum  gricch. 
£?.iT|[ioa6vy],  Mitleid),  iiilid.  ulmumcn  ii.,  aber  iilid.  auch  uhi- 
mimnum,  almuiim,  mild,  idiiiiivse  f.  Dailcr  das  w.  ticscillucht 
iiiisurus  W.  in  (iW.  und  die  roriii  Ahiiiiuier  neben  -mr.  Das 
Frcindw.  also  sclmii  l'iüh  unigelonnt;  n/ deuWc  man  auf  d// 
im  Sinne  von  allp;emeineni,  (iemeindegut  (vgl.  Allmend),  den 
«weiten  Teil  auf  mwia,  Speise,  weil  aus  dem  A.  die  Armen 
cruälirt  wurden;  daher  in  B  1628  ,Alininsen'  neben  ,Muüs- 
hafen',  dem  Namen  einer  öffentlichen  Spendkasse.  Oder  man 
formte  .Um  geradezu  in  arm  «in,  wobei  die  lleutuiig  des 
zweiten  Teils  auf  ,Muns'  immer  iiurh  fortdauern  konnte,  wie 
ja  aucli  (s.hi.u  al.d.l  di,.  Al.l.itiiii.;-  ,Arm-ut-  als  Corapos. 
.Ariu-ioMl-  ii.i.li  Aii.il",-'i.:  von  .liruiul,  Wrhiiiuf  anfgofasst 
wiiriii'. 

AlllMI/J  r. :  lleniieliiiknigeii  der  ('hiMlirrreu  in  L 
fUr  tiala. 

Mild.  hIiiiuz  m.  Chorkappe,  lulat.  ahiiiaiiaii,  sieil.  „Imiuin. 
|irov.  iilmiism.  afrz.  «innun:  Der  zweite  Teil  hängt  ohne 
Zweifel  mit  Miil^e  zusammen,  widclies  aber  selbst  erst  aus 
einem  arabischen  W.  abstrahiert  und  an  mii(;.')i.  zusehneiden, 
kngelchnt  zu  sein  scheint. 

El  IM  .s.  EIL  Sp.  im-  Ihn. 

Ehnele   f.:    eine  edle   Art   weisser   Traulo'ii  (i  uli'li. 
Ilas    -I.'i.-lie    W.     wie   CT../,     Sj..    IST;     h.lr.    iVu-     l,;iiilr 
»gl.    CT.   Sp.    17i;. 

lim  li;  Ci.;  Nnw;  „Vw;  Z.o- ;  ZZ.dl.,  Iliiie  1  Aa; 
(i(!.,  (»..  ..'1'.;  S(!.;  ZKii.,  0.,  Elme  GWe.,  Oliiie  A,\ 
(Mülillj.).  Uhu  (ir.Val..  lliiie  Sun:  genioiiie  Ulme, 
uliiuis  caiiipestris.  ,Ulmerbaum.  Eüstbauin,  Kysteii- 
liauiii,  HiiiL'u.'  Fius. ;  Mal.  .ilmerbömiiiii:  ulinuiis.' 
Mai,,  .lliiicn  und  Eyclien.'  1.531  4,S  Jes.  .Ulnierbannr. 
1557  VoiiKLii.  .Kein  Tannis,  E.schis,  lllmis  iioidi  Vis 
zu  verkok'ii  lianen.'  1571  Gl  Bergw.-Ürdn.  .llineii- 
bäuine.'  ISOl   B. 

Schon  nihd.  fhnr  und  i'htic  f.  gegenüber  dem  iiliil.  ans 
di'in  bat.  eiitleliutun  W.  —  Das  Geschl.  schwankt;  die  ein- 
silbigen  Foriiiiii  als   m.   bezeugt  aus   tJrVal.;   Vw;   Zp'. 

Illlic  II  I'.:  Sebwertol,  Iris  L.  A,\  (Müiii.ii.).  Von 
der  Form  ///.    (I.ilic)  aus  an  die  Laute  von  Ihm-  I  angelehnt. 

Ollll  111,  ..Molch,  01m,  Malen:  Salamandra.'  Fui.s. ; 
MiL.;  Dexzl. 

Schon  ahd.  al„i,  stdlio;  wahrsch.  nichts  als  eine  l'm- 
stelhmg  von  „.../,  mhd.  auch  molk,  Mohh.  viell.  mit  An- 
lehnung au  Olm.  Moilcr,  weil  der  Molch  sicli  au  feurlit.  n 
Orten  aufhält. 


Ein   s.   Ell  S|..   17 


Alp  (allo).  J/6  DLütscbental;  .Alben-  l.-i'jL' Sniw; 
iilhn.  -„  V  l'l.  Alp.j>,  Diin.  AlpetU  V.K,  Älpclli  Gu, 
.!////(■  GitlMi.  r.:  I.Alpe,  Bergweide,  be.s.  für  Melk- 
vieh, aus  dessen  Milch  ebendaselbst  in  den  Sennhütten 
Kiisc  bereitet  wird.  „Die  Schweiz.  Gebirgsvölker  neh- 
men Alp  und  Bern  heinahe  tür  eins  und  bezeichnen 
im  eng.  S.  mit  Aljicii  jene  Bergweiden,  welclie  zwi- 
schen den  Felsen  bis  zur  Schneelinie  aufsteigen,  wenig- 
stens bes.  solche  Weiden,  welche  auf  Höhen  liegen 
oder  an  einem  vonspringenden  Hochgebirge  ruhen." 
,Die  Spr.  des  Volkes  bezeichnet  mit  Alpen  nicht  die 
Hochgebirgsziige    in    ihrem    Gesammtkörper,    sondern 

öchw.  Idiotikon  I.  2 


nur  die  grossen  Weidegrünile  des  Gebirges  (mit  dem 
anliegenden  Wald)  und  es  ist  gegen  die  unwirtliidien 
Teile  des  Hochgebirges  (den  .wilden'  Berg)  vollkommen 
gleichgültig.'  FaTseni-Di.  Vgl.  wild  und  ;um.  Die 
Alpen  werden  nach  ihrer  Beschaffenheit  und  Nutzbar- 
keit, aber  auch  nach  ihrer  Zugehörigkeit  als  Eigen- 
tum, mit  besondern  Namen  unterscliieden;  l'rivat- 
alpen  und  (.Temeinalpen  ((ieiiiciiiiiKirl: .  Alliiir)ideii); 
Herrcnalpen  (-Gräser),  die  dein  Staate  gehören,  Stifts- 
güter. Kuegc rechtete  heissen  solche  Alpen,  welche 
von  mehreren  Eigentümern  benutzt  werden  nach  Mass- 
gabc  der  sog.  Kuhrechte  Ai'.  Bas  Gi,  T.andb.  unter- 
scheidet: Alpen,  Berge  und  lleimatgüter,  deren  rela- 
tiver Wert  für  Kindvieh  sich  verhält  wie  3:4:  .5. 
Auf  ,Berge'  kommen  keine  Pferde;  dagegen  unter- 
scheidet man  noch  Kuh-,  Schaf-  und  Mittelalpen.  Die 
Kuhalpen,  auch  schlechthin  ,Alpen'  genannt,  sind  die 
einzigen,  auf  denen  Käse  bereitet  wird  Gii:  U.  Die 
.Vnffahrt  zur  Alp  geschieht  in  festlichem  Zuge;  es 
bestehen  dafür  die  EA.  2' Alp,  auch  uf  d'A.  gä",  f'aren, 
uf-fwren;  s'A.  laden,  tuen,  stellen,  d'A.  b'setzen;  für 
die  Abfahrt,  der  gewöhnlich  noch  der  Alpsonntag  mit 
der  Alplerkirchweili  vorausgegangen  i.st,  die  Au.s- 
drücke;  abfare,  d'A.  e"tlade;  V0)i  ik-ss  der)  A.  chon, 
i/ihi :  ah  A.  f'aren,  stellen.  Z'A.  i/dii  kann  übrigens 
auch  habituelle  Benutzung  der  .Vli'  und  einmaligen 
geli'geiitlichen  Besuch  der  Alp  bedeuten  Nnw;  als 
Aliikiieeht  dienen  Gr.  Eine  Alp  machen:  von  Ge- 
iiieiiidswegen  einrichten.  Strickl.  Akt.  l.j'20.  In  \v 
sagt  man:  i",  of  (auf)  den  A-e  si.  .I>ie  Alpen  aueli 
des  Schnees  los  waren.  Mit  dem  \',vrli  könnt  man 
früeh  z'Weiil  fahren.'  1631  Denzl.  Zeich.  —  'A.  das 
Recht  der  Benutzung  einer  Gemeinalp  resp.  des  .Auf- 
enthalts auf  derselben.  .Die  Stiere,  für  welche  Alp 
in  Ausspruch  genommen  wird.'  Enost.  Alpr.  Das  Vieh, 
welches  die  Gemeinalpen  beziehen  soll,  wird  je  nach 
seiner  Grösse  auf  Kiiesclnceri,  Klauen  und  Füesse  be- 
rechnet, s.  d.  WW.  Ein  Bind  wird  gewöhnlich  zu 
3  F.,  auf  schlechtem  Alpen  aber  auch  zu  5  bis  6  F. 
gerechnet;  daher  die  Masshestimmung  z.  B.  8  Binder 
Alp,  d.  h.  das  Recht,  8  Rinder  (oder  die  entsprechende 
Klauenzahl  von  Kleinvieh)  auf  der  A.  zu  sommern 
Gl;  Uw;  s.  auch  Stössal2i,  Schadalp. 

Ahd.  uljx,,  mhd.  albe,  in  Gl  Urk.  XIII.  XIV.  o/y;;  aaf 
den  selben  schwer  erklärlichen  Wechsel  der  .\usspr.  dcnten 
ausser  dem  hair.-üsterr.  AlO'n  die  Namen  Albiimt,  hohes 
llcrgd.irf  W,  Jiuilhoii,  Geschlechtsn.  obd.,  auch  V  ^Ift»«  m..  ein 
l!rri;zn^  Z;  Salat  schrieb  sogar  ,Alweu  und  weidgäug'.  Gegen 
Zsstelliiii^'  von  lat.  i'ljKs  mit  ulbus,  weiss,  spricht  abgesehen 
von  dem  Lautv.;rhältnisse  der  Umstimd,  dass  das  Volk  hei 
Alj,  an  das  Grüu  der  Aliliängc,  nicht  an  den  ewigen  Schnee 
der  Gipfel  denkt.  Übrigens  soll  unser  V?.  der  kelt.  Spr. 
cntstaiuincn,  in  welcher  es  Hochgobirg  bezeichne;  keltischen 
l  rsprungs  ist  wahrsch.  .auch  die  Alponwirtschaft  und  ein 
Teil  der  auf  dieselbe  bezüglichen  WW.  Heutzutage  heissen 
Alpen  allerdings  auch  Schneefelder  und  FelswUsten,  welche 
aber  nach  der  Sage  einst  fette  Weiden  waren  und  erst 
durch  die  Schuld  übermütiger  Sennen  verwandelt  wurden; 
so  JJlUcmlimlj)  B;  U,  Totcmtlp  Gr,  ein  Serpentinrevier;  vgl. 
LUtolf  S.  262  ff.  282.  327.  Verualekcn  S.  1  ff.  Walliser 
Sagen  S.  105  ff.  Kohlr.  1.5T  f.  202  ff.  —  Ueber  die  Rechts- 
verhältnisse der  Alpenbenutzung  und  über  das  Technische 
der  Alpenwirtschaft  vgl.  Blnmer  BG. ;  Steinmüller,  Schweiz. 
Alpen- und  Landwirtsch.;  Schatzmann,  Alpenwirtsch.;  Hist.- 
stat.-topogr.  Gem.  d.  Kant.  Ap,  Gl,  Gr,  Schw,  U-v,  U:  vgl. 
auch  Mad.  Stä/el.  Cadalp.  ijentiiclcn.  -  Syn.  ßertj.  Hirti. 
(  W'ddi).    -    Wenn  Gottheit  schreibt:    .Ihm   |einer  int  Traum 

1;! 


195 


Alp  -ul]!.    Al|iscli 


erschienenen  Gesfcilt]  gelang  es,  sk-h  ;uil  umlIi  zu  werfen 
wie  eine  schwere  Alp',  so  schwebte  ihiu  diis  uns  freinJe  W. 
,(ler  Alp-  (rieht.  ,All)',  mhd.  alp,  PI.  dbe,  wovon  ,Elhe,  Elfe') 
vor,  nur  dass  er  im  Geschlechte  fehl  griff,  sei  es  weil  unser 
Alp  weiblich  ist,  oder  im  Gedanken  an  die  Xwhij'ruii, 
Slräijijde,   oder   ,die  Elbe'. 

Ochsen-Alp:     ausschliesslich     für     Ochsen     be- 
stiiuiute  A.  Gr.     Vgl.  Ochsen  ireid. 
Eigen-:  Privatalp  Uw. 
Ürti-  Ni)W,    Kilcher-  Oiiw:  tienieindcalp. 
Vieh-:    Alp  für  Rindvieh,    das   keine  Milch  gibt, 
daher   meist  von  den  Sennhütten   abgelegen    und  ge- 
ringer Gr. 

Vor-:  Bergweide  im  untern  Revier,  wo  das  Vieh 
im  Frühling  weidet,  bevor  Jas  obere  Revier  bezogen 
werden  kann,  und  im  Spätsommer,  nachdem  jenes  ver- 
lassen werden  musste.  In  der  Zwischenzeit  werden 
die  V-en,  meistens  Privateigentum,  auf  Heu  benutzt 
Ap;  B.  —  Syn.  Maienberg;  Maiensäss;  Maien.  Vor- 
säss.   Vorsatz. 

Firn-Alpeli:  Name  einer  kleinen  Weide  in  der 
Nähe  eines  Schneefeldes  üwE. 

Fron-Alp:  Eigenn.  Gl;  Scuw;  eig.  ,dem  Herrn', 
also  einer  Kirche,  oder  den  Herren  d.  i.  der  Obrigkeit 
gehörige  A. 

Galti-,  Galtji- =  (?(i//riV7(-.-l.  Git. 
Verheb-:  A.  wo  die  jungen  weiblichen  Tiere  ohne 
Stier  gelassen  und  somit  vor  allzufrüher  Befruchtung 
sicher  gestellt  sind,  verlieht  werden  Gu. 

Herren-:  Staatsborgweide  Ap;  vgl.  Frön-. 
Küe-:  für  Melkkühe  mit  Ausschluss  des  Galtviehes 
bestimmte  Alp  Gr. 

Zitkue-:=  Verheb-A.  Gu. 
Kilcher-  s.  Ürli-A. 

Kammer-:  Eigenn.  (JL;  walirsch.  vormals  =  einem 
Stift  gehörende  A. 

Kapitalisten-:  einer  Gesellschaft  von  Kapita- 
listen, den  sog.  Alptjenossen  gehörende  und  von  man- 
chen derselben  nicht  selbst  bewirtschaftete  A.  Uw. 
Vgl.  St0.ts-A. 

Karren-:  eine  Alji  voll  rauher,  zerklüfteter  Felsen; 
s.  Kanen.  So  z.B.  eine  Alp  zwischen  Schw  und  Gl. 
Längs-:  Frühlingsalp.  im  Unterschied  von  Som- 
7ner-A.,  eine  auf  dem  ersten  ,Stafol'  [Bergstufe]  ge- 
legene A.,  wo  die  Bauern  1'2 — 14  Tage  lang,  bevor 
sie  höher  hinauf  ziehen,  Milchprodukte  für  ihren 
Hausgebrauch  bereiten.  —  Syn.  Vondj,.  Lanys  das  alte 
hniifiz,   Lenz. 

Gemein-:  1.  einem  ganzen  Gemeinwesen  gehörende 
A.,  .\llnieine,  s.  Stöas-A.  —  2.  =  Kapitdüsten-A.  Uw. 
Bürt-,  l'ürit-:    welche  einer  .H.-.   liorfschaft.  ge- 
meinsam ist  BBe. 

Rinder-:  den  noch  keine  Milch  gebenden  Rindern 
angewiesene,  auch  für  Pferde,  h'chafe  benützte  A.. 
Ggs.  Sennten-A.  Senw. 

Ross-:  für  Pferde  bestunmte  A. 
Summer-:  s.  La»ys-A.    Aber  auch  etwa  A.  übli. 
Sonnten-:    A.    für   niilehende  Kühe    Senw.     Vgl. 
miiikr-A. 

Schad-:  das  durch  Verlust  eines  Tieres  frei  ge- 
wordene Alprecht  (Scn.VTZMANiN). 

Schaf-:  für  Schafe  bestimmte,  meist  am  höch.sten 
gelegene  und  steile,  wilde  A. 


Schweig-  imäy-:   Name   der  grössten  A.  in  .\cA. 

—  Von  Sehmig,  .Sennerei. 

Oberstafel-.  ,Der  Sonmier-  und  besonders  der 
Oberstafelalpanken  [d.  h.  die  während  des  Aufenthalts 
der  Sennen  auf  dem  obern  Stafel  im  Hochsonuner  lie- 
reitete  Butter]  sei  viel  gelber  und  besser  als  der 
Winteranken.'  Steinm.  1802. 

Stuss-,  Privatstoss-:  im  Ggs.  zu  Gemein-A. 
eine  solche,  welche  einer  Gesellschaft  von  Privaten 
angehört,  und  zwar  mit  festgesetzter  Berechtigung 
des  einzelnen  Genossen  auf  eine  gewisse  Anzahl  von 
,Stössen'  (s.  d.  W.)  G  oRh.  It  Steinm.  1804. 

alpen:  den  Sommer  durch  mit  Melkvieh  sich  auf 
einer  Bergweide  aufhalten  und  Käse  bereiten.  Bald 
wird  dabei  mehr  an  die  Weide  des  Viehs,  bald  mehr 
an  die  Käsebereitung  gedacht  B;  Vw;  als  Alpknecht 
dienen  Gr.  Alpid  teul!  Gruss,  wenn  man  von  Alplern 
Abschied  nimmt  Schw.  Scherzhaft:  N.  N.  hed  disen 
Summer  giiet  y'alpet,  er  ist  völlig  pr'essne  BRi.,  der 
Aufenthalt  auf  der  Alp  ist  ihm  wohl  bekommen,  er 
ist  ganz  wohlgenährt  (eig.  gepresst  voll  wie  das  Euter 
einer  satten  Kuh).  Auch  tr.  (Vieh)  der  Alpweide  teil- 
haft werden  lassen  Gr.  g'alpet  adjectiv. :  du  bi.\t 
g'alpet  [und  in  Folge  davon  erstarkt]  —  sagt  man  zu 
Einem,    den   man   um  eine  Kraftleistung  angeht    (in. 

—  ent-:  von  der  Alp  wieder  zu  Tale  ziehen  Gk;  \V. 
Syn.  ah  Alp  faren  (stellen).  —  er-:  durch  Alpenwirt- 
schaft gewinnen  LE.  —  ver-:  durch  Alpenwirtschaft 
verlieren,  ebd.  —  us-:  1.  die  letzten  Arbeiten  vor 
Abzug  von  der  A.  verrichten  Gr.  —  2.  aufhören 
(müssen)  Alpen  Wirtschaft  zu  treiben  LE. 

alpelen:  nur  mit  wenig  Vieh  die  A.  benutzen  Ndw. 

älpelen:  1.  =  alpelen,  auch:  nur  eine  kleine  Alp 
besitzen  und  benutzen  LE.  —  2.  nach  Alpenwirtschaft 
riechen  oder  aussehen  Gr;  L. 

älpelig:  nach  Aliienwirtschaft  riechend,  aussehend, 
oft  mit  dem  Nbegriff  etwelcher  Unreinlichkeit  L. 

Alper:  der  den  Sommer  durch  eine  bestimmte 
Herde    von  Kühen    unter    sich    hat    und    Käse    kocht. 

(EUEL.) 

Alpi"g:  1.  Nutzung,  Ertrag  einer  Alp.  /  ha  hir 
[heuer]  e  gneti  A.  Ndw.  —  2.  Weide.  .Hat  es  doch 
in  diser  Wildi  gute  Weiden  und  Alpung  für  das  Vieh.' 
Cys.  —  3.  Nutzungsrecht  au  einer  Gemeinalp  für  eine 
bestunmte  Zahl  Vieh  Uw;  er  hed  für  5  ühäe,  9  Geiss 
und  3  Soi  [Schweine]  ^1.  —  4.  Zins,  welcher  für  die 
Miete  einer  Alp  entrichtet  werden  muss.  ebd. 

Alper:  1.  =  Alper  BHa.;  Uw.  —  2.  der  eine  Alp 
besitzt,   aber  sie  durch  Andere   betreiben  lässt   Nnw. 

—  3.  Mitglied  einer  Alperbruderschaft,  ebd. 
Älperin  ^elpiri:  Frau,  die  in  der  Alp  ist  und  sich 

dort  betätigt  Ni>w. 

Älpler:  1.  =  ^l?jver.  —  2.  der  auf  der  Alp.  dem 
Senn  untergeordnet,  das  Vieh  besorgt  U. 

Alplerin:  Tanzjungfer  des  Älplers  an  der  Alplcr- 
Kirchweih  Ndw. 

Alpkcn  s.  Albel-  Sp.   ISj. 

Ilp  .Vlp'  m.:  Elephant.  Sprenu.  —  Betr. /»  vgl.  ii/;<oit 
in    ll,iiiri.-i   Siinini. 

.ilpscll  ni.:  für  grob  geltende  Umformung  des 
Tanfn.  Albrecht  Ol. 


l97 


Als  -  uls 


i98 


als.  in  der  Volkssiir.  meist  ass,  ii.f.  jiroclitisch 
iiV.  .s,  '.V.'  Adv.  u.  Conj.  1.  demonstrativ.  ab.s.  a)  so. 
vor  Adj.  oder  Adv.  Si  hocke  da-n-es  rlinimm  B.  ,Ge- 
betteii,  sy  wollind  als  wol  thuen  [den  Gefallen  er- 
■weiseii]  und  mit  im  ijan.'  ITiCl  Wint.  Chron.  ,Es  ist 
nicht  als  liiit-lit  so  yar,  niclit  sehr]  lang  sither.'  1617 
JJBKKrr.  S.  auch  u.  o.s-.  As  ril  (in,  rs  ril  7,0.,  affil 
Ai'K.,  <(//;,/  Ai'M.,  afy  Ai'H.,  I.;  UTa",  äf4  GT..  so 
viel;  es  ist  nU  ä.,  es  ist  immerhin  so  viel;  a.  ond  e 
Chrättli  roll,  scherzhafter,  nichtssagender  Bescheid 
betr.  das  Mass.  ,Das  Pulver  tror  [würde],  ine.  müeht 
«()'■'•  a.  vP"  [wie  viel  man  auch  nähme],  rergebis  use 
pfötze.'  Merz  1836;  om  a.  gross  sl,  gross  genug  sein 
Ap;  GStdt. ;  iiüd  am  a.  g'schtd,  nicht  besonders  g. 
Ai';  vgl.  socel,  sörel  [so  viel].  In  der  ä.  Spr.  zu- 
weilen =  also,  ose,  im  Sinn  von  ganz,  gerade:  ,Die 
Lüber  als  nüechter  geessen.'  1-568  Tieuii.  (gew.  .also'), 
s.  (dso.  —  b)  ebenso.  ,Süs  [sonst]  goht  e  Sach  hi 
vtitem  nüd  as  guet.'  JJRütl.  1824.  ,ebenesmär :  eodem 
jure,  cadem  ratione.'  Id.  B.  as  gere",  eben  so  gern  Gk. 
.Als  wol  und  ze  gelycher  wyse.'  BRq.  ,Umb  ein  ding 
hätten,  das  einer  schier  als  ring  kauffte.'  Mal.  .Eben 
es  bräit.'  .TCWeissenb.  1701.  —  2.  correlat..  so  (ebenso) 
—wie,  in  beiden  Gliedern  oder  in  einem  von  beiden, 
a)  als-  als,  as — as  Ap;  B;  Gr;  GT.;  W,  i'*  bin  as  hrar 
as  du;  äsfesj — n-s  ScHW,  er  ist  äs  rerbüstige  as  der  Tfif'el, 
ausserordentlich  neidisch;  ,icli  will  mich  halte  's  guet 
as  's  niüglich  ist.'  Stutz.  Verblasstos  rs  im  ersten 
Glieil  auch  GT.  .Als  vil  nemen,  als  dem  andern 
worden  ist.'  BHandv.  Anfg.  XIV.  .Wir  sind  als  übel 
dran  als  sust  jeniant.'  Zwi.N(iLi.  .Got  hindersich  als 
bald  [eben  so  schnell]  as  für  sich.'  1.520  Stockar. 
,As  vil  as  ich.'  Z  1-529.  .Mir  als  vil  als  dir.'  Fris. 
,Grad  als  weis  als  hübsch.'  ebd.  .Ich  alls  woll  als 
niine  Brieder.'  1572  FThPlatter.  .Ih  wet  [wollte], 
es  gieng  dir  aswol  as  mir.'  Zi;  1701.  Zuweilen  mit 
Wiederholung  des  verglichenen  W.:  ,Got  ist  allen 
waren  Christen  als  günstig  und  hold,  als  günstig  und 
hold  er  sinem  eygnen  sun  ist.'  Zwingli.  ,Hub  sich  der 
span  als  vast  [stark]  als  er  vast  vormals  gsin  was.'  Vau., 
8.  auch  unter  b.  Bei  Zahlangaben  umschreibend :  ,als 
vil  als  30  Schilling',  geradezu  30  Seh.  ürk.  .Als  wir 
sind  geritten  als  vil  als  ein  mil.'  1-521  StRirKL.  Vgl. 
liiczu  die  im  Engl,  beliebten  Formeln  as  fnr  (much) 
nx  und  s.  u.  vil.  Selten  für  das  gew.  .so  vor  dem  Vb.: 
(IS  chlcha  mösa  [müssen]  as  öb-ma"  en  Bettler  rer- 
Kchlockt  hei  Ap  (Tobl.).  Im  zweiten  Glied  zuweilen 
das  für  as:  I  ha  nüd  as  ril  das  du  Ap;  ..es  g'nue  das 
Stene,  steingenug  BHk.";  da  Wl  ist  nüd  es  guet  das 
dise  (der  andere]  ZO.  's  bald  das  's  besser  sei.'  Stutz. 
—  b)  so(se)  —  als  z.  B.  se  ril  as  d'magst  G;  Schw;  Z; 
so— es  Gr.  Auch  verstärkt  also:  ,daa  ich  also  von 
einem  armen  geschlecht  were,  ass  ye  kein  frow  uff 
erden  was.'  Ziely.  Mit  der  Wiederholung  des  Adj.: 
.So  fil  Brandopfer  als  fil  irer  [der  Schmausenden] 
waren.'  1707  Hiob  1,  5.  ,So  gwüss,  alss  gwüss  die 
waarheit  ist.'  1650  Ru.  KdMev.  Die  Formeln  a)  und  b) 
unt  einander  wechselnd,  z.  B.  bei  Zwingli  auf  der 
nämlichen  Seite:  ,als  wenig— als'  und  ,so  wenig— als'. 
Die  Partikel  des  ersten  Gliedes  kann  abspringen :  g'wüss 
(IS  tüsig  (verstärkte  Beteurung)  AaF.  —  c)  wie  —  als. 

Wie  ein  yeder  gesinnet  ist,  alls  redt  er.'  1572  HBull. 
d)   als  —  daas.     ,Ich    was    als    we,    das    ich    zu 

Hett  lag.'  1526  Stockar,  —  e)  als  — bis.     .Als  lang. 

bis...'  Urk.     -  f)  <•«     «:  je    -desto  UwE.;  vgl.  ic. 


8]).  21.  --  g)  so,  zur  Einleitung  eines  Nachsatzes 
nach  Vordersätzen  von  causaler  oder  conditional(>r 
Bed.  oder  auch  nur  zur  Wii'deraufiiabme  einer  Hin- 
weisung. Wil  ds  Wetter  u-iiest  worden  ist,  äs  hin-i 
verreiset  Senwf.  ,Wan  diese  frauw  sich  unklagbar 
gehalten,  als  hat  sie  durch  ihren  hinschid  leidwesen 
verursachet.'  1660  Unot.  .Wann  vil  Missbräueh  ein- 
geführt worden,  als  haben  Wir  . . .'  17O0  Z.  .Wofern . . . 
als  . . .'  1786,93  ZGes.  .Weilen  [dgl.]  ohne  der  Canzley 
vorwüssen  geschehen,  als  stehet  die  Canzley  nicht  gut.' 
1818  Z.  .Was  die  Schulden  anbelangt,  als  wird . . .' 
1820  Z.  —  .3.  einfach  relativ,  a)  wie.  gleichwie. 
Es  göd-mer  as  ama  Narra,   es  will  mich   [in  meiner 

Einfalt]  bedünken (Bescheidenheitsformel)   Ap. 

Es  ist  mer  as  disem,  ich  denke  wie  Jener  GG.  Es 
ist-mer  verleidet  as  der  Tüsig  [im  höchsten  Grade] 
S<:uw.  ,I)er  Ibis,  [der]  as  nie  seit,  e  Dolder  [ist].' 
RudMev.  1838.  .Ehr  sei  Gott  dem  Vater,  als  er  war 
im  Anfang  und  allweg.'  Ineich.  ,Ass  unser  vetter,  sicut 
patres  nostri.'  GHdschr.  ,Syn  haar  was  gel  als  syde.' 
Lied.  ,As  die  einunge  stant-.  nach  Mas.sgabe  der 
Strafbestimmungeii.  Pifssknh.  Stadtr.  ,Über  die  lioclii 
US  als  die  schiii-^rlnin'lzi  liar  gat'  [wie  die  Wlissim- 
scheide  läuft.  <iioiizlM'stiminung].  Offn.  Neuenhof 
.Und  sol  denn  gon  wader  [auf  welche  Seite]  er  wil, 
nidsich  als  obsich.'  1433  Rüedl.  Opfn.  ,Wenn  es 
zitlich  alss  [zeitgeraäss  sowie  (und)]  möglich  ist.'  ebd., 
vgl.  ,so  es  billich  und  niüglich  i.st.'  ebd.  , Schätzt 
jene  schier  alls  heilig.'  Cys  ,Dann  alss  jetz  und  jetz 
alss  dann.'  1650  Z.  .Richten  dem  Armen  als  dem 
Reichen  und  dem  Reichen  wie  dem  Armen.'  1715  Z. 
.Wenn  Falschheit  orinnete  als  Für,  so  war  das  Holz 
nit  halb  so  tür.'  Hausinsciir.  Mit  ungewohnter  Aus- 
lassung des  Correlativs  .sowohl':  ,hatt  mich  giert 
die  Bälg  machen  als  die  [dazu  gehörigen]  Bretter.' 
Mev.,  Wint.  Chron.  Als  steckt  wohl  auch  in  folgenden 
RAA.:  do  göt's  nüt-es-nüt,  se-n-i.<:t  er  wider  amme 
cho,  es  dauerte  bloss  einen  Augenblick  usw.  Z.  Eis 
as  [so  gut  als]  zwei  udgl.  AaZ.  It  Anon.  1815,  ohne 
Zweifel  für  ungefähre  Zahlbestimmung.  Es  gar,  bei- 
nahe SrnwMuo..  lässt  .sich  deuten:  so  gut  als  ganz. 
—  b)  so.  ,Er  chOmm,  es  gli  [so  bald]  er  chäiin.'  Stutz. 
,Stand  si,  's  lang  .si  well.'  ebd.  .Als  lang  die  Letzi 
ist',  der  ganzen  Länge  der  Schanze  nach.  Urk.  .Als 
bald  man  in  die  kilchen  kompt,  facht  man  das  ampt 
an.'  ScHW  a.  Kirchenordn.  ,'s  best  ich  kann-,  quam 
possum  optime.  1538  Ruep.  Es  g'wiss,  wahrlich  BO.. 
,e  gn-ii.ss.'  N.BKal.  1841 ;  in  angelehnter  Stellung  teils 
wol-is  g'wuss  Si.,  nein-is  g.  und  danach  jä-n-is  g. 
[jäni  wärli  GJKuun  1819,  133),  hö-n-is  g.,  teils  jä's  g. 
(auch  bloss  jäss)  und  danach  nei's  (nl'sj  g.  fnVs-dej  g. 
Kühn  1806,  196)  und  mit  repetierter  Partikel  nei 
'.■i-es  y.  Ähnlich  gebildete  und  zu  deutende  Formeln : 
nV  's  Gott;  ja  's  der  G.,  und  mit  den  bekannten  Ent- 
stellungen des  heiligen  Namens:  jä-n-es  potz!  e-n-is 
Bott!  auch  bloss  's  Bott!  Nur  spärliche  Spuren  ausser- 
halb B:  nä  [nein]  's  bigöst!  starke  Verwunderung  Ap; 
es  (ficüss  es  g'wüss,  starke  Beteurung  GA.,  wobei  un- 
ermittelt  bleibt,  ob  bloss  ein  Beispiel  der  in  der 
Volksspr.  (und  im  Nordosten  ganz  besonders)  beliebten 
Wiederholung  yorliege,  oder  ob  wir  hier  verkürzte 
Correlativsätze  annehmen  dürfen.  —  c)  nach  Com- 
parativ:  als,  «.s  Ap;  Bs;  Gr;  L;  Z,  ass  S.  Lieber  gö 
as  stö.  Besser  e  läre  Darm  as  e  müede  Arm.  Besser 
c  Lfis    (if-ciii   Chrüd    as    giir    l:e  Flasch.     Etiler  as  de 


Als— uls 


Tüfel,  selir  arg.  's  ist  me  «»•>■  icör,  uuLcstreitbar 
wahr;  nie  fS  . . .  Or.  Pleonastisch  mit  anderen  Con- 
junktioiien  geschwellt:  /  fälsclmeri  Frau  as  wie 
(l'Nagleri  ist.'  Stütz.  !''•  u-dr  rtcher  as  das  i  iez  bi". 
ebd.  —  d)  im  Vergleich  mit.  ZO.  ,Wie  das  eine 
Geged  ist  als  wo  wir  daheim  sind'  [eine  ganz  andere]. 
Stutz.  ,Es  ist  e  grössi  Ströf  [eine  .schwere  Not],  was 
die  riche  Lül  clumnd  ha,  as  euserein'  [wie  viel  mehr  sie 
haben  können  als  Unsereins],  ebd.  ,Wie  lieb  [wie 
viel  lieber]  waren  mir  diese  armen  Leute  als  die  in 
der  Stadt.'  ebd.  Daran  schliesst  sich  «7s  =  statt: 
,wenn  man  inmier  zu  wenig  als  zu  viel  haben  muss.' 
ebd.  —  e)  in  Verbindung  mit  Negation  1)  vor  der- 
selben: ausser,  nur.  Alls  as  das  nüd  Ap.  Ds  ganz 
Jär  as  nW  e  Tag  nid  (jr.  —  2)  nach  derselben:  nnt 
as .  .  .  Ap;  Gl;  Z,  nüd  i-s  Gu.  —  f)  als  ob,  wie 
wenn.  Er  ist  g'fallen  es  er  vom  Himmel  cliäme  Ulli. 
Es  ist  as  d'IAt  standid  uf  Is  Ap.  ,Jöm're"  as  tvär 
de  Tod  paräd.'  Stutz.  ,Grad  als  er  voller  Tüllen  sy.' 
NMän.  jSjjier  muoter  geist  im  sye  erschinen,  als  sy 
noch  in  laben  wäre.'  15(J9  LLav.  Daneben  auch  as 
cb  Gl,  es  ob  k\.  —  g)  wie,  indem,  i.  S.  v.  Gleich- 
zeitigkeit. .Als  ich  eim  andern  b'reit  den  Weeg  zu 
sterben,  bricht  mit  mir  der  Steg.'  R.  u.  CMev.  1650. 
—  h)  da,  zeitlich  und  zugleich  causal,  mit  correl. 
,als'  (so)  im  Nachsatz.  ,Alss  aber  mein  Bruder  an 
den  Todtenreyen  tretten  müssen:  alss  habe  ich  den- 
selbigen  [Todtentanz]  zu  follenden  mich  bewegen 
lassen.'  E.  u.  C'Mey.,  Todten-Dantz  1650.  ,Als  dann' 
im  Anf.  offizieller  Aktenstücke  im  Sinne  der  heutigen 
Kanzleiformel  , in  Erwägung  dass...';  oder  den  Nach- 
.satz  einleitend,  im  Sinne  von  während,  dagegen: 
.Unsre  eitern  [hatten  ihrem  Oberherrn]  von  fryem 
willen  etliche  artikel  zuogelassen,  als  dann  [während 
dagegen]  diser  zit  mit  gewalt  sölichs  understanden 
wirt  inzebringen.'  15'25  Absch.  —  4.  mehr  oder  weniger 
pleonastisch  a)  vor  Eelativen.  aswie  Ap;  Bs";  B; 
L;  Th,  eswie  Schw:  gleichwie;  asivie  verhext;  Geld 
aswie  Laub;  Ora  'sivie  en  Esel  Ar;  und  sogar:  liieg, 
eswie  's  der  göt  Schw;  i  mag  nur  sl,  esivo-n-i  trill 
ebd.  —  b)  nach  Relativen.  Welle-n-as  's  isch,  welcher 
es  ist.  Vo"  icas  as  d'wilt  Sciiw.  ,Gang's  tcohi"  as  's 
woll.'  Stutz.  Wer  as  well  Bs.  Me  g'siehd  giiet,  wem 
as  die  Chiiid  g'höred  Gl.  ,Es  isch  d'Frög,  irer  as 
müess  noclie  gii".'  BWvss.  Ebenso  GO.  -  5.  für  ,dass'. 
„allg."  ,Es  Sl  scho  10  Jör,  as  uf-em  Feld  kei  Segen 
isch'  S.  Sit  as,  seitdem  dass...  (ebd.).  ,Ist  das 
II it  dir  f'nlist  lilitzg,  ass  si  nit  au  nidersitzt!'  Aa 
(ItiiriiM.j.  .(fiduld  ha,  bis  ass  's  änderst  chümm.' 
BiiKirKN.ST.  So  auch  Ap;  Gl;  L;  G;  Schw  —  immerhin 
nur  so,  dass  die  eine  oder  die  andere  Form  vor- 
herrscht. —  0.  .stellvertretend  für  das  Pron.  relat. 
Menge  os  waul  schribc  cha"  Ap.  ChiiiijijK'l  |Mculcn| 
as-me"  vom  Laufe  nache  [her]  übirchiiuHd  Sni«.  .Ir 
safere  Ma",  as  dr  sul!'  [wie,  oder  der  ihr  seid[  Sriin.n. 
Chinder  as  weder  Vater  no''''  Marter  hri  \  halicn  |  S. 
Ebenso  Gl;  E;  G.  Auch  in  dieser  Stellung  wcchsolml 
mit  dass. 

Ah  ist  vcrk.  :ius  ,iilsi>',  ilnliiT  die-  ilemnnstr.  Red.  1.  — 
1.  Der  l'iiil.  in  iiml  wio  in  aiidiiroii  bloss  zsgcfiigtfin  WW., 
die  .ils  Al)lcitiiiig('ii  vurst;\iiden  werden.  —  2  a.  Die  Ver- 
stümmelung ■»  liöniite  allerdings  auch  «'  sein,  d.  i.  auf  ,so' 
ziuilcligolieii,  doch  wechselt  es  bei  Stutz  u.  A.  mit  <■».  — 
3  b.  Die  elliptischen  Formeln  e»  g'wiw  usw.  lassen  sieb  auf 
verschiedenen  Wegen   reeoustrnieren:   .so  g.   als   irgend    Etw. 


ist;  als  ich  hier  stehe;  als  ich  selij;-  zu  Wciiliii  wlin-iilic' ;  die 
von  Zyru  aus  BG.  überlieferte  Forujel  jn  »  »i  (init  A\\:\  .als 
sieh  G.  meiner  erbarmen  möge'.  —  i  b.  Noch  häutiger  stiiht 
in  solcher  Verbindung  dann,  so  dass  auch  hier  Verkürzung  oder 
Verwechslung  kann  angenommen  werden.  Ks  bbibt  auch 
fraglich,  ob  in  einem  Fall  wie:  .Nachdem  as  sy  tot  war(  ut.' 
Meinradsieg.  ,als'  oder  ,dass'  zu  (irunde  liege.  Jedenlalls 
werden  diese  beiden  Partikeln  von  der  MA.  vielfach  ver- 
tauscht wie  in  engl.  MAA.  m  und  that;  s.  n.  iIhhh;  die  Vii- 
mischung  wird  z.  T.  durch  Fälle  entstanden  und  befünli  rt 
worden  sein,  wo  dem  as(ii)  ein  auslaut<'ndes  dtO  einer  Verbal- 
form oder  sH  vorangieng.  —  6.  Erinnert  an  das  zuweilen 
eben  so  gebrauchte  engl,  n«  und  mhd.  atn.  —  S.  auch  a». 
früH.  Man  erwäge  auch  den  Vorschlag  (-  in  iijuiiinll  udgl. 
im   Vergleich  mit  c  g'wüss  für  c»  ./. 

also.  ,aso',  äsr.  1.  allein  stehend;  a)  verstärktes 
so,  d.  h.  in  der  angegebenen  Weise;  in  der  lebenden 
Spr.  durchweg  a.'ie  Aa;  Ap;  Bs;  Gr;  L;  G;  Sch;  Z. 
,Aseu  hat  uns  ein  bott  geseit.'  15'29  Strickl.  Ase 
fangt  (föt)  me"  d'Hase  (und  etwa  weiter  gesponnen: 
mit  der  Buchs  schüsst-me  d' Fuchs,  oder  In  der  Aase, 
tvem-ma  's  öberchonnd),  Spottvers,  wenn  man  Einen 
ei'tappt  Ap;  6;  Scn;  Z.  Im  Gegensatz  zu  so,  esö,  auf 
diese,  dem  Sprechenden  nahe  liegende  Weise,  .hoc 
modo',  deutet  a.te  auf  den  Angeredeten  (,isto'  oder  ,illo 
modo'),  auf  räumlich  und  zeitlich  Entfernteres,  oder 
anders,  als  zu  erwarten  war,  Beschaffenes.  Miirli  's 
nüd  esö,  mach  's  ase  [wie  jener  Andre];  aseweg  kann 
also  auch  bedeuten  ,auf  deine  Weise',  wenn  mit  di}- 
weg  Z,  deniiweg  Ap  ,meine  Weise'  gemeint  ist.  Es 
heisst:  er  ist  nüd  ase  g'schid,  das  er  chömit  schwige". 
wenn  Einer  sich  bereits  schwatzhaft  gezeigt  hat.  da- 
gegen absolut:  er  ist  nüd  esö  g.  usw.  Ammig  | vor- 
mals] hat  's  Häg  g'ha"  um  all  Wise  umme  [lienim], 
iez  isch-es  nümme  ase  Z.  So,  isch  's  aseweg':"  Av,  Z. 
Ase!  ase!  so  ist's  recht!  z.  B.  vormals  auf  den  Schiess- 
stätten beliebter  Ruf  an  den  Zeiger,  wenn  dieser  durch 
Gaukelsprünge  die  Voi-tretflichkeit  eines  Schusses  an- 
zeigte Z.  Passend  etwa  verbunden  mit  dei,  dort: 
,dö  stöt  er  dei  ase  wie-n-en  Schnider.'  Stutz,  wie  .so 
mit  dem  entsprechenden  da:  esö  da  Z.  Ase,  ase!  jo 
tvol  au!  Formel  verwunderter  Zustimmung,  eig.  ,es 
wird  wohl  so  sein,  wie  du  sagst'  ZO. ;  auch  in  fragen- 
dem Tone  so?  ■•<o'?  ase'?  G;  Z;  isch  's  fast  ose'?  wie 
schwer  es  zu  begreifen  ist,  muss  man  doch  fast  glau- 
ben, CS  sei  so  GTa.  Ase  appelliert  auch  an  die  Er- 
fahrungen des  Angeredeten.  ,M'cnn  (t'Kiiiiipt  |cin 
Fluss]  a.9se  chlbet'  [tobt,  .schäumt].  .IKMr.v.  1K44.  ./>« 
stöt-si  ase  ri'ir  in  zue.'  Stutz  [in  der  .ledernianu  be- 
kannten, weil  in  solcher  Lage  gewohnten  Weise].  .])ie 
liusse  waJe  [wälzen]  sich  asse  im  Schnee.'  Surkm^.  — 
b)  also  d.  h.  folgenderniassen,  in  anzugebender 
Weise.  ,I.st  also  zuegangen.'  15G1  Wint.  Chron.  Die 
Besclia.tfenhcit  kann  auch  durch  folgendes  ,wic'  iMst 
angegeben  werden:  er  cha"  denn  ase  tue  wie-ii~ni 
J feilige  '/.,  oder  durch  einen  Satz:  ase,  me"  sott  's  inid 
merke,  irgendwie  so  dass  man  es  nicht  merken  sollte 
GTa.  ,Dc  Torebueb!  a,se,  d'Welt  chönn  g»h',  über  die 
Torheit!  zu  meinen,  die  W.  könne  .sich  [um  die  Sonne] 
bewegen.  Stutz.  ,Han  ich  aso  gemacht,  dass...'  1529 
Z,  Stiuckl.  Zuweilen  wird  aber  die  Angabc  nicht 
ausdrücklich  gemacht,  sondern  unbcstinnnt  gelassen. 
der  Vorstellung  frei  gestellt,  ,Si  wiiltint  uns  also 
und  so  tuon'  [bloss  andeutende  Drohung].  GHdscIir. 
,Ain  jetlicher  liet  sin  eigen  gob,  eir  [einer]  süss  [so], 
aber  der  ander  aso.'    GHdschr. ;    vijl.  o.  eso :   ase.     So 


I 


20 1 


Als,  eis.  ils,  ols,  uls 


'M 


kann  ttsc  vei-scliiiMlfWo  In'ilil.  luiiu-hnn.'n,  ilir  ji'  narli 
dem  Zusaiiinieiilian^  zu  ergänzen  sind.  Wiiix  i  ».sc 
weit,  wenn  icli  so  recht  wullte  ZU.;  (  hi"  denn  nüd 
ase,  7:  H.  nicht  so  geizig  [wie  man  mir  wol  zutraut 
oder  wie  Andere  in  ähnlichem  Falle]  Z.  /'>  ist  ane 
iiiiil  (iW''  icie-n-er  sötti,  nicht  so  ganz  wie  er  sollte 
tii,;  81:11;  Z,  und  CS  kann  sich  die  Bed.  bis  zu  Un- 
üborsetzbarkoit  abschwächen  z.  B.  in  Fragen:  ,vAe  ist 
Uli  iise  's  iVettcr  dusse?'  Stitz;  ,u'as  seit  i  echt  an 
nse  muclie?'  was  sollte  ich  denn  wol  etwa  tun?  ebd.; 
,ifiix  meined  ir  au  ase?'  was  meint  denn  ihr  etwa  dazuV 
ebd.  Dil  Inst  ase-n-aii  Eine!  ein  Unberechenliarer  Z. 
—  c)  also,  igitur,  ergo  (folgernd),  nun  denn  (er- 
ninnternd).  In  der  erstem  Bed.  ist  jetzt  wohl  durch- 
weg die  nhd.  Form  durchgedrungen;  dagegen:  ,l)en 
|iund  wend  wir  erlich  halten  und  bittend  äsen  unser 
gnädig  herren,  dass  usw.'  1524  Auscii.  ,Uf  fritag  ist 
der  abt  anweg  geritten;  äsen  band  wir  im  nach  g'han.' 
15'^9  Z  (Stbickl.).  Auffordernd:  chiimm  äse,  so  komm 
doch!  üA.,  asa  wie!  Gb,  vgl.  se  wie!  —  d)  correlat. 
alio  :  so  s.  als  2  h.  —  2.  yor  Adj.  (resp.  Adv.):  in 
solchem  Grade,  so  sehr.  Niki  ase  gross  wie...  Z. 
Niki  um  ase  starch,  nicht  so  gar.  nicht  sehr,  nichl 
besonders  st.  ZU.,  absolut,  aber  mit  möglicheji  Neben- 
gedanken: wie  man  meinen  könnte,  erwarten  dürfte. 
Kr  ist  asa  iify'nimt,  recht  munter  Ap.  —  b)  so  ziem- 
lich, so  recht,  sie  satis.  Du  tuest  doch  ase  recht  leid, 
du  settist  a.ie  frei  si,  du  solltest  hübsch  artig  sein  Z ; 
vgl.  1,  b.  ,Ase  [gerade]  roni  beste  Wi".'  Stctz.  ,A1so 
gnueg,  leydenlich  gnueg.'  Fhis.  ,Den  Feind  zu  schlagen 
also  tolls  so  recht  tüchtig.  Lieh  v.  1712.  Äsen  einist,  so 
etwa,  allenfalls,  einmal  L.  —  c)  ganz,  so  wie  es  zum 
vollen  Begriff  der  Eigenschaft  gehört,  gleichsam  mitten 

;  in  dem  betr.  Zustand,  oder  wie  der  Gegenstand  im  ge- 
gebenen Zeitpunkte  gerade  beschaffen  war;  vgl.  frz. 
tout,  etant.  1)  participial.  Ase  y'ständlige,  stehenden 
Fusses,  in  aufrechter  Haltung.  .Und  wigt  ain  sölich 
ganz  tuoch  also  gmachet  nit  mer  dan  16  Pfd.'  Vad. 
•Sied  es   halb    eyn   also  vei'schlossen.'    Vogelb.  1ü57. 

'  ,Älso  gfenklich',  im  Zustande  der  Gefangenschaft. 
1501  WiNT.  Chron.  —  2)  rein  adj.  ,Ase  warm,  dum 
calet;  ase  frisch,  totus  recens.'  Id.B.  Übertr.  eine 
Nachricht  «.se  warm,  derb  ase  chilewarm  [frisch  vom 
Euter  weg]  hinterbringen ;  ,ase  warm  hiit-cr-si'''  uf  de 
Heiweg  gemacht.'  ,TMet.  1866.  E  Zwetschg  ase  ganz 
iibe  schlacke'^  ase  wrlf  esse;  's  Fleisch  ase  ran  esse"; 

.  du  ase  selber,  in  eigener  Person;  ase  bar  zale,  sofort 
bczalilen.   allg.     Es  ist  ase  richtig,  ganz  r.  Ap.     .Das 

;  mcl  nitt  also  warm  pruchen.'  G  Stiftsonln.  um  1470. 
, Etliche  fassend  disen  stein  also  rauh'  [so  wie  er  von 
Natur  ist].  Vocelb.  1557.  ,Bonen  also  nüechter  essen.' 
ebd.  ,Numorato:  also  bar  oder  gezelt.'  Fris.  ,So  bald 
vcrlüft'en  ist  ein  Jahr,  So  hendt  wir  ein  Geis  asabar' 
[so  sicher,  als  wäre  es  baar  Geld?].  Com.  Beati.    ,l)as 

1  Osterlamb  nmsste  nit  gestuckt,  sondern  gebraten  wer- 
den also  gantz.'  FWyss  1C50.  Sonst  herrscht  in  Ar; 
G  die  adv.  Form:  d'Bira  asa  gamna  ahaschlucka;  's 
l'üechli  asn  rcrschriiiizia  n"ha"  [in  zerrissenem  Zu- 
stande tragen  |.    Dagegen  bei  Vad.:  ,Er  was  in  2  tagen 

■  gsund  und  tod  und  geschwal  also  toten',  wahrscheinl. 
für  .toter'  nnt  Verwechslung  der  beiden  Casus.  — 
■5.  selbst  adj.,  bes.  in  Verbindung  mit  .ein':  ein 
solcher.  Ase-n-eine,  einer  von  jener  (besag-ten)  Art. 
.Do  sig  ein  loch  da  gesin  und  aso  ain  [nicht  näher 
zu  beschreibendes I  ding.'   l.Mil  Kriess.     .Sy  hanil   also 


r;itligäb  glian,  die  band  sy  also  in  ein  grossen  [einen 
so  gr.)  costen  gvvätten  [gebrachtl.'  ].h*ii  W int.  Chron. 
Mit  der  Vcrkiirzuiifr  nli  trifft  nlno,  ««c  nur  in  dfiin  einen 
iJebrauelie  2  c  zusiuniiicn.  Itie  voreinzolte  Form  Um-  l{.\. 
lässt  sich  nur  als  sog.  Beilaut  erklären.  —  2.  I'm  11»^  ninrth 
buruht  auf  Vermengung  von  Quantum  und  IJrad.  .\  lil.  ((«/.;. 
iiscdiij.  uniUch . 

Alse  f.  I:  eine  Art  Häring,  clupea  alosa.  ,Alausa 
elupea  vel  thryssa:  ein  Alse  [so  auch  bei  Mai,.],  Else, 
Alse,  Leuss-,  Lauss-Fisch.'  1563  Fisciiii.  —  Alle  diese 
Namen  aus  dem  lat.  W.  entsprungen. 

Alse  f.  II  s.  Alesne  Sp.  173. 

allsen,  allsis  s.  all  II  1  Sp.  168  u.  liiü. 

Eis,  Else,  Dim.  Elsi,  Elseli  BO.;  F;  Gr;  „L"; 
6;  Sch;  Z,  Elsbet  Sciif;  ZO.  (auch  Elsbetle): 
Verkürzung  von  Elisabefha.  ,Elso'  war  der  Name 
einer  Figur,  welche  an  dem  zürch.  Frühlingsfest  des 
,Sechseläutens'  (s.  d.)  als  das  Weib  des  sog.  Chrlden- 
gladi  vom  Lande  in  die  Stadt  geführt  wurde.  , Lustig 
trollten  dann  voran  Auf  dem  bunten  Bade  Else  und 
ihr  strohner  Mann  Meister  Kreideiiglade.'  Neu-iahrst. 
d.  Z  Musikges.  1786.  Elsi  n.  appell.  als  Schelte  im 
S.  von  Vielfrass  Aa.  D'Elsbete  in  BsStdt.  noch  als 
Name   einer  Kirche   und   des   umliegenden  Quartiers. 

Der  Strohuiann,  der  am  Abend  des  Sechseläutens  noch 
heute  verbrannt  wird,  ist  ein  bekanntes  Bild  des  Winters, 
der  als  Riese  gedacht  und  dargestellt  wurde.  Sein  Weil) 
Else  erinnert  an  die  ,rauhe  Else',  welche  im  ,Wolfdiotrich' 
(Ausg.  v.  Holzmann  S.  60)  durch  ein  Bad  im  Jungbrinmun 
sich  in  schöne  Gestalt  verwandelt,  aber  vorher  eine  riesischc 
Verkörperung  des  winterlichen  Gebirges  gewesen  sein  wird, 
s.  Ah-Bls.  Auch  das  einfache  Else,  Ehiij  kommt  als  Bestandteil 
von  Bcrguamen  noch  im  BO.  vor  und  ,Rünze',  im  Wolf- 
dietrich Name  eines  Riesenweibes,  bezieht  sich  ebeuf.  auf 
Runzeln,  d.  h.  Klüfte,  Spalten  des  Gebirges.  Auch  Eh!  im 
.S.  von  Vielfrass  erinnert  an  die  gefrassige  Natur  der  Kiesen. 
—    Syu.  Eim.   Ehhm.   Lwahnt.   Lise.  Lilli.  ßoiU.  Zisi.  (Seile.) 

Alt-  f.:  Name  eines  hohen  Schneeberges  an  der 
Grenze  von  B  und  W, 

Wird  urspr.  eine  Schwester  der  ,Frau'  und  .Jungfrau" 
genannten  Berge  der  seihen  Kette  gewesen  sein;  s.  0.  Man 
sagt  auch  etwa  der  A.,  dann  wird  wol   ,Berg'  hinzugedacht. 

Gant-Elsi  n.:  ,dummer  Schöps,  der  da  .stehet  wie 
ein  Stücklein  Hausrat,  welches  man  verganten  will.' 
Spreng. 

Die  Erklärung  Spreugs  ist  zweifelhaft.  Aber  auch  die 
Deutung  auf  Gand,  Felsschutt,  und  den  daraus  emporragenden 
Gebirgsstock  (s.  0.)  wäre  um  so  bedouklicbi'r,  da  dieses  W. 
der  Bs   MA.  fremd  ist. 

Kitter-,  Lacher- Else,  -Elsi:  ein  Mensch,  der 
das  Kichern  fkittere),  Lachen  iiiclit  lassen  kann  BsStdt.; 
Spreng.  —  Vgl.  Lachgret. 

R  unipcl-Elsi.  ,Toberin.  Bumpelelssy,  oblatratrix.' 
Mal. 

,Taub-:  wildes  Mädchen.'  Spreng. 

Elsis  elsis'^  n. :  Elsass.    's  Für  im  E.  g'seh,  s.  Für. 

Der  zweite  Teil  des  Comp,  durch  die  Betonung  zur  blossen 
Ableitungssilbe  herabgedrUckt. 

Elsässer,  Elsässer,  Elsrsser  m.:  der  aus  dem 
Elsass  bezogene  Wein;  s.  Sp.  176  0.  und  oft  genannt 
in  früheren  Jhdtcn.  Elsä.'iser:  Name  eines  Hauses 
in  Z,  in  welchem  vormals  die  Obrigkeit  fremde  Weine 
ausschenken  liess;  s.  SVög.  18'29,  Nr.  147.  Elsisser: 
eine  Art  weisse  Trauben.   Syn.  Elhelen.  Eiber.'  Rhagor. 


m 


Xlsdi.    AK 


'204 


Älschle  f..  AlschH  n.,  PI.  ««.•»;.■  1.  (AJtscld.J 
niedrige  Eberesche,  Alpenmehlbeerbaum  und  (Ältschli) 
dessen  Fruclit,  niespilus  cham»mespilus  L.  BSi.  — 
2.  gemeiner   Misjjclstrauch,   mespilus   gernKin.  L.    Aa 

(Mi'>HLBER(i). 

Der  Name  mit  der  im  Gebirg  beliebten  Vertauscliung 
von  «  und  »  aus  ,Else'  (s.  ,Klsen-Beere,  Elschplen'  Gr.  WB.I 
verk.:   vgl.  uli^ur  (frz.   Schweiz). 


alt  I,  in  gewissen  M.\A.  tVt.  I.  rein  adj.;  im 
Ganzen  wie  nlid.  AU  ÖpfeJ,  Äpfel  vom  vorigen  .fahr. 
So  alt  as  Mites  und  Broä,  seit  Mensclieu  leben.  AUer 
as  e  Schnegans.  Sulg.  Der  ältist  Battenberger  (Bürger 
von  Beatenberg),  d.  i.  der  Wind  (weil  auf  jener  Höhe 
meist  Wind  geht).  JSr  weiss  irol  wie  alt  =  velU  Zit 
dass  's  ist,  was  an  der  Zeit  ist.  Dkr.  Auffallend: 
vKaiser  Maximilian  begehrt  ihn  [Bruder  Claus]  zu 
erheben;  bleib  [das  blieb]  uf  älter  Zyt  anstahn.-  Ans. 
[spätere  Zeit,  vgl.  ahd.  altinon,  verschieben].  ,Ein 
alter  Christ',  ein  Anhänger  des  alten,  kath.  Glaubens, 
im  Gegs.  z.  Reform.  S.ilat.  Politisch:  am  Alten 
hangend;  er  ist  fül  alt,  arg,  leidenschaftlich  con- 
servativ  Ap.  Wo  der  Tilfel  selber  nüd  üsrichtet  (nid 
t-e  mag,  nicht  hinein  kann),  schickt  er  es  alts  Wib  L, 
Das  u-alt  Gott  und  lei  aU  Wib!  [Hexe],  Sulg.  Alti 
Wiher  heissen  aber  auch  St.  Johanniserbsen  BSumisw., 
Be.  [Vergleichung  mit  den  einzelnen  Zähnen  alter 
Weiber'?]  B'hüet-mv''  der  alt  Ma"  AAKüllik.  —  mid 
sl  Meie  [Maria]  Z,  Gott  bewahre!  [vgl,  der  Teufel  und 
seine  Grossmutter].  In  Ap  heisst  der  alt  Mä  ein  aus 
Käse,  Butter  und  Brot  bereiteter  Kuchen;  auch  ist 
es  Name  eines  Berges,  vgl.  Etzel.  Dem  alte  Ma  liiise, 
für  die  alten  Tage  sparen  L.  .Bei  altem  oder  schwey- 
nendeni  [abnehmendem]  Mon  [Mond].'  Tierb.  Er  hängt 
der  Chopf  wie  en  alts  Boss,  geht  gebückt  Gl.  Auf 
die  Frage:  was  mnched  ir  au?  wie  geht  es  euch  denn? 
wird  etwa  geantwortet:  alt  Schueh,  d.  h.  wir  nutzen 
die  Schuhe  ab,  d.  i.  das  Leben  nimmt  seinen  gewohnten 
Verlauf.  En  alti  Nacht  ha,  eine  Nacht  in  Lustbarkeit 
zubringen  wie  in  alter  Zeit,  wenn  Jugendfreunde  später 
wieder  einmal  zusammen  treffen.  Stutz.  Zum  alten 
(ander  's  alt)  Ise  g'höre,  alt,  abgenutzt  sein  G  (auch 
schon  bei  Mey.  Hort.  1092).  ,Concedere,  zue  der  alten 
Welt  faren,  sterben.'  Fris.  Er  ist  eine  us  der  alte 
Welt,  altvaterisch.  Sulg.  Öuserein  ist  vom  alte  Teigg 
[Geschlecht]  S.  En  alti  Schuld,  schon  vor  einem 
Jahre  verfallen,  en  uberalti,  vor  zwei  J.  Ndw.  , Können 
wir  nicht  übermehren  Jetzund  unser  Gnädig  Herreu. 
Dass  die  Schulden  und  Boschwerden  Lauter  alt  Ka- 
lender werden'  [abgeschafft  wie  der  alte,  julianische 
Kalender].  1701  JCWeissenb.  Die  Rechnung  nach  dem 
alten  Kalender  blieb  aber  im  Volke  noch  lange  üblich, 
dalier  der  ,alte-  Sylvester  (11.  Januar),  das  ,alte'  Neu- 
jahr (12.  Januar)  auch  unter  der  neuen  Ordnung  noch 
festlieh  begangen  wurden  B  (Gotth.);  ZO.  Auch  bei 
den  Monaten  werden  durch  den  Zusatz  .der  alte'  (z.  B. 
Jenner,  Mai  usw.)  die  12  ersten  Tage  noch  zum  vorigen 
gezählt  Z.  Die  alt  Fasnacht  (schon  im  XIV.),  der 
Sonntag  (Montag)  nach  Aschermittwoch  oder  nach 
der  Herren fasnacht,  der  erste  in  der  Fasten,  der 
sech.ste  vor  Ostern  (auch  die  ,grosse'  F.  und  ,Bürenf.' 
genannt),  zugleicli  im  Ggs.  zu  der  jungen  F.,  welche 
die   junge    Welt    am    l)ienstag    vorher    gefeiert    hat. 


Die  'Rk.  hinde  drl"  cho"  wie  die  alt  Fasnecht,  zu  spät 
kommen  Bs;  S;  Z  bezieht  sich  aber  viell.  nicht  bloss 
auf  die  alte  Zeitrechnung,  sondern  auch  darauf,  dass 
die  an  den  Fasnachtumzügen  mitgeführte  Puppe,  welche 
ebenfalls  a.  F.  genannt  und  als  Sinnbild  des  Winters 
zuletzt  vergraben  oder  verbrannt  wurde,  das  Ende 
des  Zuges  ausmachte.  In  Ap  heisst  der  alt  Sonntig 
der  letzte  Sonntag  des  Jahres,  der  alt  Jörfibed  der 
Silvester(-Abend),  Letzteres  viell.  eigtl.  umgestellt  aus 
der  Altjör-öhed,  der  (letzte)  Abend  des  alten  Jahres, 
wie  in  a.  Kantonen  gesagt  wird.  Alt-  vor  Amtstitel 
gesetzt  bezeichnet  einen  Mann,  der  das  betr.  Amt  eine 
Zeit  lang  verwaltet  und  dann  niedergelegt  hat.  z.  B. 
alt-Präsident  ^  gewesener,  ehemaliger,  Ex-Präs.  In 
Ap  ist  der  ,Alt-Landammann'  der  in  diesem  Jahr  , still 
stehende',  quiescierende.  der  dann  eo  ipso  zum  Banner- 
herr wird,  d.  h.  in  die  Stelle  des  zweithöchsten  Staats- 
beamten zurücktritt.  Wenn  bei  periodischen  Erneue- 
rungswahlen von  Beamten  der  bisherige  Inhaber  eines 
Amtes  seine  Stelle  behalten  soll,  so  heisst  es:  der 
alt  ist  guet!  Z.  —  Sprww.  Es  ist  Niemer  so  alt,  er 
cha"  no"''  Öppis  lere  [lernen]  L.  Wie  älter,  wie  chälter 
Ije-desto]  L.  Alt — ehalt.  Silo.  Besser  en  alti  .lumpfere 
(i-s  e  jungi  Huer  L.  E  junge  Biter  —  en  alte  Fuess- 
gävger  B;  S.  .Gott  ist  alt,  aber  nicht  krank",  der 
alte  Gott  lebt  noch.  Kirchh.  1824.  Wenn  en  ulti 
Schür  [Scheune]  brennt,  se-n-ist  nid  guet  lösche,  alte 
Leute  lieben  noch  heiss.  SuLfi.  =  alts  Holz  bren)it  am 
beste.  Je  älter  der  Bock,  desto  härter  ds  Höre  [Hörn] 
U.  ilfc  seit  [man  sollte]  z'erster  [zuerst,  eher]  alt 
werde  ob  [bevor,  als]  jung  L.  Alti  Friind.  alte  WV 
und  alts  Geld  Hand  [haben]  {Nänd,  nehmen)  de  PrU 
in  aller  Welt  L;  Sul«.  Heb  kei  Chummer  für  alt 
Hose  (für  alt  Schue),  mache  dir  keine  unnötige  Sorgen 
ebd.  Der  älter  teilt,  der  jünger  wält  L.  En  alt  Boss 
hilft  hüse.  Sulg.  Me"  mues  ril  tue",  bis  men  Eim 
seit:  alti  Hex!  und  denn  [selbst  dann]  isch  es  no  kei 
Er.  ebd.,  vgl.  alt  Wib.  Da  ist  alt  g'nueg,  wo  witzig 
g'nueg  ist.  ebd.  Alt  Hund  sind  bös  ziihe,  schwer  zu 
erziehen,  ebd.  Wenn  en  alte  Hund  billt,  sc  soll  men 
afpasse.  ebd.  An-ere  [als  Abzahlung  an  eine]  alte 
Schuld  nimmt  me"  Haberstrau.  ebd.  Bicher  Lilte 
Töchter  und  armer  Lute  Chäs  werde  nid  alt.  Wenn 
en  Ma"  fW''  so  alt  ist  und  er  cha"  7W''  uf-eme  Böge 
Bapir  .<(«"  und  e  g'runneni  Milch  esse,  se-n-ist  er  im 
im  Stand,  Chind  z'  züge.  Sulg.  Nüt  clmnt  me  ander 
de  Liite  umwe  als  alti  Boss  und  jungi  Wiber.  ebd. 
Alti  G'iconcl  ist  stärcher  as  Brief  und  Sigel.  ebd. 
Wenn  alti  Gaul  in  Gang  chömmed,  so  sind  si  cliüiii 
z'bhebe.  ebd.,  vgl.  o.  alti  Schür,  alts  Holz.  In  alte 
Hüsere  vil  Müs,  in  alte  Beize  ril  Lüs.  ebd.  .Mancher 
lobt  die  alte  Welt  und  tut,  was  der  neuen  gefällt,' 
ebd.  Die  alte  Chie  [Kühe]  hckant  nich  geru  [gern] 
W.  Die  alte  Chile  je  sind  der  Wdier  Schmalzhäfe.  Sulg. 
D'  altu  Wlber  sind  dsjungu  Masch  [Manns]  Chiechil- 
pfanne  [Kuchenpf.  |  W.  Alti  FuerlAt  g'höre  gere  [gern] 
chlepfe  [mit  der  Peitsche  knallen]  B  (auch  obsc).  — 
Sprichwörtl.  BAA.  Der  'alt  Sehne  füre  sueche, 
alten  Streit  hervorziehen.  Svlg.  ,Verhasst  wie  alte 
Münze'  (vgl.  aber  auch  o,  alti  Friind  usw.).  Das 
ist-mer  scho"  lang  öj)pis  alts,  das  weiss  ich  längst  ZO. 
—  Glaube:  Wen  man  fälschlich  für  todt  ausgegeben 
hat,  der  wird  alt  Z.  —  U.  substantivisch,  a)  n.: 
Alts  und  Jungs,  Leute  jedes  Alters.  Es  ist  no'''  Alles 
im   Alle,    im    früheren    Zustande.      Vor  Altem  Gl;    Z, 


205 


Alt-ult 


206 


vor  AUeiiin  (mit  adverbialom  -v;  v^;!.  cor  Altem)  Schw, 
vor  alten  Zeiten.  —  b)  ni.  u.  f.:  i.  Kn  Alte,  Greis  S. 
Bcr  Alt:  1)  der  alte  Mann;  wenn  der  Jungo  icissti 
und  der  Alto  meehti  W;  er  suryt  für  'en  Alt,  für  seine 
alten  Tage  (=  dem  alte  Ma"  hüse)  S.  2)  der  Vater, 
Gatte  (meist  etwas  grob  oder  verächtlich,  doch  auch 
vertraulich)  Ap;  Bs;  B;  Gk;  S;  Uw;  Z;  der  Alt  und 
der  Jidiij,  Vater  und  Sohn.  3)  Meister,  Geschäftsherr 
Bs.  \)  Isclie  Alte,  unser  Pfarrer  W.  5)  ,den  Alten 
verlochen'  =  den  Winter  begraben,  Fruhlingsfest. 
Rocini.  AK.  471;  vgl.  ,die  alt  Fasnacht'.  —  2.  Die 
AU:  1)  die  Mutter,  Gattin  Z;  die  Alti  Aa;  Bs;  B; 
Gr;  SB.;  UwE.;  d'  Alta  W;  die  Alti  und  die  Jtingi, 
Mutter  und  Tochter  B;  mi  Alti,  meine  Frau  Bs;  Z. 
Alti  auch:  Geliebte  (in  vertraulicher  Anrede)  Bs. 
2)  Name  einer  Kuh  S,  dann  bildl. :  's  ist  g'röte  mit 
der  Alte,  si  frisst  wider,  eig.  die  kranke  Kuh  ist 
wieder  hergestellt,  s.  v.  a.  die  ins  Stocken  geratene 
Sache  ist  wieder  in  Gang  gebracht.  Sulg.  Von  Vögeln 
bezeichnet  der  Alt  (gegenüber  den  Jungen)  Männchen 
und  Weibchen  Aa.  ,Die  jungen  Storken  tragen  ihre 
.\lten,  wann  sie  nicht  mehr  fliegen  können,  auf  ihren 
Rugken.'  JMey.  1694.  Hieher  gehört  wol  die  in  Bs 
und  Z  (übrigens  auch  in  Schwaben)  übliche  BA.  .den 
Alten  fangen',  welche  sich  auf  einen  grossen  Fisch 
zu  beziehen  scheint,  der  schwer  zu  fangen  ist,  daher 
spöttisch  gebraucht  wird,  wenn  Jnid  sich  grosse  Schlau- 
heit zutraut.  Man  sagt  dann:  da  will  g'wiss  go  der 
Alt  fange!  Witt  go  der  Alt  fange':'  Hast  der  Alt 
iffangeY  Fang  nu  der  Alt  nüd!  Als  Fischer  bei 
Rhcinfelden  ein  Prachtexemplar  von  einem  Lachs  ge- 
fangen hatten,  sagte  man  einmal  ausnahmsweise:  ,die 
haben  den  A.  gefangen!'  Urspr.  scheint  aber  die 
RA.  sich  eher  auf  einen  Vogel  bezogen  zu  haben, 
denn  schon  NManüel  sagt:  ,du  fündest  den  Alten  im 
Nest!'  im  S.  von:  ,ich  würde  mich  wehren,  dir  den 
Meister  zeigen!'  und  noch  Auerbach:  ,du  hast  den 
Alten  auf  dem  Nest  gefangen !'  [ein  Meisterstück  voll- 
bracht?] —  c)  Plur.  die  Alte-  (W  d'Altu).  1.  die 
Eltern  (ohne  Nebenbegrift)  Ap;  B;  W;  ZO.  Die  Junge 
müend  run  Alte  lere  müse  L.  Was  die  Alte"  sunge", 
(las  pfife'  die  Junge'  L.  ,Wo  die  Alten  hinlässig 
und  die  Kind  nit  schickend.'  Ap  1607.  2.  die  alten 
Leute,  hie  Alte  sind  zäh:  sötted-si  gii"-,  so  tuet's-ene 
we.  Sulg.  Die  Junge  zum  Wort,  die  Alte  a's  Ort, 
die  J.  sollen  das  Wort  ergreifen,  die  A.  sich  zurück- 
ziehen (Gegenstück  zu  dem  sonst  auch  hei  uns  gel- 
tenden: ,die  Alten  zum  Rat,  die  Jungen  zur  Tat'),  ebd. 
.Unsere  Alten',  die  noch  lebenden  altern  Männer, 
welche  in  der  Schlacht  bei  Dornach  (1409)  gewesen 
sind.  S  1.554.  3.  die  Vorfahren,  Ahnen.  ,Die  Religion 
unserer  Alten.'  JHott.  1666.  ,Unsere  Alten  haben 
davon  [von  Bussmandaten]  nichts  gewusst.'  Z  XVLII. 
Die  Alte  sind  aw''  nid  Narre  g'si.  Den  Alte  na''', 
si  händ  au  g'hüset!  Den  Alte  nä!  scherzhaft  ange- 
wandt beim  Kartonspiel,  wenn  in  der  gleichen  Farbe 
fortgefahren  werden  soll  L. 

eben-:  gleich  alt.  Substantiv.:  Altersgenoss.  ,Sino 
ebenalten  und  mitgsellen.'  Salai.  In  W  gilt  das 
Dini.:  mts  Ehmialti;  wir  sl"  Fbunaltini  W.  —  über-: 
En  uberahe  Zi-s,  seit  2  Jahren  verfallener  Zins  Ndw; 
s.  alt.  —  gufer-:  steinalt  B  (alt  wie  Gufer,  Gletscher- 
schutt). —  hund(3)-:  sehr  alt  Gr;  ScnSchl.  —  Uu»d 
oft  abstr.  verstärkend.  —  stein-horn-:  sehr  alt,  z.B. 
von  Bergen  ü  (alt  wie  Gestein  und  H.).  —  Ei^.  hat  sich 


ilieStciguniiiK  iuis  di/r  Vorliimliiiig-  «irinlinrnliUrt  \nAu-v  vcriii-1. 

—  (stein-)mues-mockcn-:  so  alt  as  Mues  und 
Brod  ZGlattf;  s.  alt.  Mm-k,».  Bnwkeii.  —  durch-. 
, Unsere  duralten'  [Urahnen].  JJBreit.  Kilbe.  —  Durch 
mul  dm-i'h  -aW; 

näch-ältist:  zweitältest  B;  Sch;  Z. 

Alter.  Elter  (Öfter  BsL.)  \.m.:  =  Alt2),  Vater 
Aa;  Bs  (grob) ;  BS.  (hier,  nicht  unehrerhietig,  im  Munde 
erwachsener,  im  väterlichen  Hause  lebender  Söhne); 
L;  S.  —  2.  n.  es-  Elteri:  Eines  von  den  Eltern,  Vater 
oder  Mutter  Z  (nach  Analogie  von  es  Gschwüsterti, 
eines  von  den  Geschwistern).  —  'i.  VI.  Eitere,  Öltere: 
a)  Eltern  (selten).  Was  d' Eitere  spinne,  müend  d'Chind 
hasple  L.  Was  d'Eltere  ibroche  [einbrocken],  müend 
d'Chind  üsesse.  ebd.  Wer  den  Eitere  nid  folget,  mues 
dem  Chalbfell  [der  Trommel]  folge,  ebd.  Wer  si'''  a" 
den  Eitere  rergrlft,  dem  u-achst  e  Hand  us-em  Grab. 
ebd.  —  b)  ältere  Leute  als  Vorsteher  einer  Gemeinde. 
,Die  Eltren  und  Anitlüt.'  SWoch.  1572.  ,Bei  den  Anipt- 
leuten  und  Eltern.'  Vad.  ,Der  oberst  Priester,  die 
Eltern  des  Volks   und  ander  Priester.'    1531  I.  Macc. 

—  c)  Vorfahren.  JBull.  ;  Ans. 

Ältist,  Eltist,  Eltst  m.:  Vater  (neben  Älter  1) 
Bs  (grob);  BE.,  S.;  FS.;  ThHw.  —  f.:  Mutter  TiiHw. 

althaft:  ziemlich  alt,  von  Personen  und  Sachen 
Gr.  —  alti  echt,  -lachtig:  ältlich,  alt  aussehend 
SchSI;  ZO. 

alten:  alt  werden,  altern,  das  Alter  verraten, 
,senoscere,  veterare.'  Fris.  ;  Mal.  ,Sy  werdend  wie  ein 
gwand  alten.'  1531  Jesaj.  —  er-  ^  alten.  ,So  sein 
Wurzel  in  der  erden  eraltet.'  1531  Hiob.  ,üie  Welt 
eraltet'.  1781  L.  —  ver-:  lange  bleiben,  sich  fest- 
setzen. ,Pabst  Leo  machet  Anschläge  wider  die  Fran- 
zosen, welche  er  ungern  in  Welschland  veralten  Hesse.' 

WURSTIS. 

altelen  GrAv.,  ältelen  eltrlr  allg.,  ähljr  Obw: 
allmählich  altern,  zunehmendes  Alter  verraten.  1.  von 
Menschen,  „üer  Mann  ältelet,  spürt  Abnahme  seiner 
Kräfte."  ,Die  Jumpfer  eltelet,  sieht  alt  aus,  hat 
altmödige  Vorstellungen.'  Spreng.  ,Ein  Kind,  das 
ältelet,  stirbt  bald.'  ebd.  —  "2.  von  Sachen,  besonders 
Speisen  und  Getränken :  nach  Altsein  schmecken  oder 
riechen,  abstehen,  allg.;  z.  B.  vom  Geschmack  er- 
stickter Milch  Ob*.  Der  Käs  eltelet,  loenn-er  me  es 
[als]  emal  g'h&rt  Mittetag  lüte  Gr.  „Der  Einfall  ältelet, 
hat  den  Reiz  der  Neuheit  verloren,  erweckt  Über- 
druss."  ,Diese  Münze  ältelet  nicht  genug.'  Spreng. 
,Situm  redolet:  es  gräuwelet,  eltelet.'  Fris. ;  Mal.  ,Es 
ältelet:  gratiam  novitatis  exuit.'  JMev.  1692.  ,Nostri 
(malo  cum  inquilinis  quam  suaviter  loqui)  vocant 
Aeltelen'  [vom  alten  Wein].  1710  0enol.  —  3.  unpers. 
„Es  ältelet  mir:  ich  finde  keinen  Geschmack  mehr 
daran."  —  an-:  1.  in  Folge  von  zu  langem  Genuss 
zuwider  sein,  „es  thut  mich  anältelen".  ,Das  Lied 
ältelet  mich  an:  kommt  mir  langweilig  vor,  weil  ich 
es  zu  oft  gehört  habe.'  Sulg.  —  2.  „hennisch  jugend- 
lich anmuten,  altbekannt  dünken,  z.  B.  wenn  man  nach 
langer  Zeit  wieder  an  einen  wohlbekannten  Ort  kommt 
und  sich  daselbst  wie  zu  Hause  fülilt;  oder  wenn  man 
Etwas  auch  schon  gesehen  oder  gehört  zu  liaben 
meint."   —  Sjn.  anheimelen. 

„ältelig:  1.  ältlich,  im  Alter  vorgerückt.  Ein  älte- 
liger  Mann.  —  2.  nach  Alter  riechend  oder  schmeckend, 
verdorben.  z.B.  älteliger  Anken." 


207 


All     lüt.     Altsfli  -  ultsrh.     Ahv 


2i)8 


Alter  1.  Altert  BS.  n.:  1.  senectus.   Wenn  d'Juged 

inistft,  v-as  's  Ä.  icär,  icär  mänge  Seckel  nit  so  lär  Z. 
Jlfe"  wiMes  'em  A.  [für  die  alten  Tage  =  dem  Alte,  dem 
alte  Mann,  s.  o.]  hüse".  TT'cc  's  A.  uf-em  Puggel  hat, 
da'-  macht  die  beste  Schick  im  Bett.  Sulo.  SüccI  (ts 
men  i  der  Jugcd  lachet,  mues  men  im  A.  bricgge 
[weinen]  S.  's  A.  ist  nng'Urig.  's  A.  hed  de  Kalender 
im  LXt>  L.  's  A.  ist  aW''  e  Chranket  (die  g'färlichst 
Chr.).  's  A.  ist  itwärd  [unwert].  .[Der  Wein]  bringt 
den  [V]  alter  eezyt'  Zwingli.  Auch  porsönl.:  '.<>■  A. 
(ßt  vorä",  Formel,  mit  welcher  man  einem  Altern  den 
Vortritt  läs.st.  's  A.  söll-men  ere,  seid  dr  Kaintilner, 
wenn-mcn  alte-n-imd  neue  Wl"  üfstellt  L.  —  2.  aetas. 
allg.;  auch  Altersjahr:  4"  sinem  33.  a.'  NMan.  Ve- 
xierend, zwischen  den  Bedd.  1  u.  2  sinelenj:  's  schönst 
A.  hünd  die  achtzchjnhrige  Jampfere  L.  —  3.  anti- 
quitas.  .Von  altar  har.'  Zwinuli.  ,Wie  von  altar  gc- 
wonheit  ist.-  1.Ü29  BsChr.  .Vor  Alters.-  Tritic.  sepult. 
,Von  Alters  her.'  Steinm.  180-2. 

Das  »  ist  iulv.  Endung'  wiu  in  ,T:ii,'s,  Nachts"  iiml  .r..; 
AlteiiiK'  Sp.  20.5.  Die  S.'luuiljiuij.'  .allar'  könnte  luif  .vmi 
alt  liar'  zurückgehen. 

Mittel-:  mittleres  A.,  Mitte  der  Lehenszeit.  .Im 
ni.,  da  der  mensch  h^'Y  seinen  besten  kriiften.'  iijhh 
FWvss. 

Schwaben-:  A.  vcin  10  .Jahren,  da  vor  dieser  Zeit 
nach  dem  Sprw.  die  Schwaben  nicht  zum  Verstand 
kommen.     Vgl.   Wisheitszand. 

altcrig:  zu  reifem  Alter  gelangt  Gn.  En  altergi 
Bock,  ein  zweijähriger.  Substantiv.:  es  AUerigs,  ein 
Erwachsener.  Auch  mit  üblem  Nebonbegriif,  frühreif: 
das  Chind  sclnnl  a.;  es  redet  a.  (Tsch.) 

.,Älteri"g  m.:  Ziegenbock,  der  mehr  als  ein  .Tahr 
alt  ist  LI-:.-  " 

,\lti,  Elti  allg..  Ölti  S  --  f.:  Alter,  sowol  actas 
als  senectus.  vetu.stas.  antiquitas.  In  mincr  E.,  un- 
gefähr so  alt  wie  ich.  Gnaiqjc"  [wackeln]  vor  E. 
Me"  clia"  das  Brod  cor  E.  nümme  e.s-se.  D'Sitifti  hed 
afig  E.,  die  Käsmilch  schmeckt  bereits  abgestanden 
Ndw.  ,History  ist  eine  verkünderin  der  elte.'  1560 
Bibel.  ,Kein  Haus  zeigt  einiche  Elte  an.-  Wvrstis. 
.Seine  dannilige  alte  war  20  Jahr.-  1002  HEEscuer. 
,l)ie  Alte  ihrer  Kleideren.'  1722  Mise.  T. 

alt  II:  allezeit  Ai-;  ZBenken. 

Syii.  tiU  ;'  (Sp.  170),  aus  Jum  es  durch  Anhängung  vim  ( 
kann  entstanden  sein;  vgl.  ,alst'  =  als,  alls  d.  i.  hisweiloii 
Grinnn  WB.  Dass  t  erst  hinterher,  unorganisch  angetreten 
ist,  crgilit  sich  aus  der  Ausspr.,  welche  dem  vorliegenden 
W.  durchaus  et  wie  in  all  zuteilt,  wfdiroud  die  hetr.  MAA. 
vor  altvcrhundeucm  tl  den  Voc.  dehnen,  so  im  Adj.  all. 
Vgl.  .jedoch  auch  aide  II  Sp.  188,  dem  es  eheufalls  als  Ver- 
stUnunelung  aus  ,all-tag'  zur  Seite  stehen  könnte. 

Altw  II,  Altar  m.  n.:  Altar.  Am  A.  diene",  als 
Chorknabe  zudienen  S;  dem  A.  d.,  Priester  sein. 
Wer  'cm  A.  dienet,  soll  cum  A.  Iche.  Sulh.  Wer  'cm 
A.  diene  tcill,  nmcs  mit  beide  Hände  diene  [sich  dem 
Dienst  ganz  widmen  |.  ebd.  Xiim  A.  gä",  zur  Trauung 
L.  Es  dörf  e  Vhntz  cn  A.  aliicge.  Antwort  auf  die 
Frage:  Was  biegst  mi'''  aw''  cso  n"?  Z.  Wenn  a'-dr 
Licchtnicss  d'Siinn  dem  Her  [Priester]  iif 's  A.  schinl. 
se  mues  de  Eiichs  no'''  G  Wache  i"  d'driieh  [dauevl 
der  Winter  noch  länger]  ZAlbis.  .Wo  ein  Priester 
über  Alter  gat'.    vor  den  A.  tritt  [ohne  Artik.].    Alt, 


urbar  Inuenbohl.     ,Zue   dien    [den]   messen .    die    ge- 
sprochen werdent  uf  den  altern.'  13'24  Gfr. 

Alterli  n. :  kleiner  A.,  ein  in  der  Wohnstube,  auf 
einer  Connnode  oder  in  der  Ecke  über  dem  Tische 
angebrachtes  gläsernes  Gehäuse,  Schrein  mit  filas- 
fenstern,  enthaltend  das  Wachsbild  eines  sitzenden 
oder  liegenden  Christuskindes, '  das  mit  glitzernden 
Metallfransen  geschmückte  Kleider  trägt  und  oft  von 
kün.stliehen  Blumen  umgeben  ist,  daneben  allerlei  ehr- 
würdige Familienerbstucke  als:  Heiligenbilder,  Reli- 
quien, Schnitzarbeiten  aus  Klöstern  und  Wallfahrts- 
orten; auch  hängt  gewöhnlich  ein  grosser  Rosenkranz 
daran.  Hausvater  und  -Mutter  verrichten  dort  ihre 
Andacht  und  leiten  auch  ihre  Kinder  dazu  an.  Ein 
solcher  Hausaltar  felilte  früher  in  keiner  Familie, 
wurde  aber  allmälilich  ersetzt  durch  Ölgemälde,  Litho- 
graphien oder  Kupferstiche  L.  I17e  tis-cme  (oder  zu- 
mcne)  Älteili  usc  (üs),  zierlich,  schmuck,  niedlich, 
bes.  von  einem  schönen,  schmucken  Mädchen  L.  — 
Syn.  Bademertriickli. 

Alt.j-  noch  vorherrschend  AaF. ;  P;  V\v.  nueli  Z  XIV.; 
Edlih.;'lvessl.;  I,i31  S,  danehcn  eindringend  (jdcr  (S)  aus- 
schliesslich Altar;  H.  Aa;  G;  S;  Vw;  ZAlh.;  m.  13:3'J  Kl.ira 
V.  d.  Bahn;  Edlib.  —  V].  .Aller'.  ZKichtcbr.,  ..Älln-:  Edlih.; 
Zwingli,  .Ella-:  1:3-24  Gfr.  .Vlünr  S,  „ll^i^nr  (iTa,;  AllSr 
GA.  Schon  ahd.  ältöri,  mhd.  ultfr,  mit  zuriickgezugetielii 
.Vccent  gegenüber   lat.   uliarc. 

Für-,  Vor-AItar:  Altardecke,  antependium.  aus 
roter  oder  weisser  Seide.  1525  Z.  .füralter'.  Em, ib. 
.Er  [der  Sigrist]  soll  die  Altäre  an  Fe.stt;igi-n  mit 
Farben  der  voraltären  bekleiden.'  1()57  L.  ..\n  kost- 
lichen fürälteren.-  1525  Bossh.  ,Ein  güldiner  [von 
Goldfaden]  gehlüemter  Füraltar.'  Kirchenschatzbuch 
L.  —  Frön-:  der  Haupt-,  Hoch-Altar.  Müll.  SchwG. 
HI  105.  —  Brut-:  Traualtar.  Sittz.  -  Sc-1-:  A.  wo 
für  die  armen  Seelen  Messe  gelesen  wird.  .Ein  ewig 
liecht  vor  den  Seelaltar.'  Cvs. 

Altarist  m.:  der  am  Altar  zudient  ohne  andern 
Lohn  als  notdürftige  Wohnung  und  Anteil  am  Opfer- 
stock W. 

altärlen:  Gegenstämle  synnnetrisch  anordnen,  auf- 
stellen (wie  auf  e.  A)  L'w.     Vgl.  tischen. 

Elt-.  Ilt-.  Öltechs  s.  Eidcchs  Sp.  Ol  f.  Eltis 
s.  Illcdis  Sp.  179.         olt  s.  ahl  I  Sp.  1S7. 


altschi. 


Alt  seh  li  s.  Alschle  Sp.  -Jo:! 


Iltseli:  m,  Taufii,.  Ägidius  (gröbliche  Korni)  SrnwE, 
—  Zunäclist  ans  //,/  s.  S)..  193. 

Ueltsclll,     Ueltschcli    1,1,:     ni.    Tanfn..     I'hich; 
Ersteres  auch  Familieim.  BS.,  Si. 


A 1  w 


.1//;  Sp.   193. 


.ahveil.'  XVI. .  .allewent'.  XIV..  .alwen.i-.  XIV. 
XV..  jetzt  1.  ahne  A,\;  B;  L;  S,  almes  BAarb.;  S. 
almcls  B;  FMu.:  L;  S;  170l  JCWeissenb.  (.allmetz'). 
almig  H;  L;  SciiwE.;  S;   ZFehralt.  seit.,    almigs  Bs. 

2.  albe  Aa;  Bs  (im  Z.shang  der  Rede  dbe);  B  allg. 
(auch  Brisl,.   aiil,e  BM.);  F;  L;  S  (schon  1535  SLied 


20P 


Alw     II  Iw 


.ivlbi'ir),    (ill'cd  «ii.K..    ('//W.v   Aa;    HS.  i„ii„,i«  Sis.),   U. 

(iniljrniH  Büren);  Si'iiw;  S,    alhes  8,    albiij  Bs;  Gl;  Gh; 

L:  GO.,  W. ;  SiiiwE.,  Ma.,  albif/s  Gl;  GO.,  Sov.  ;  SchwE.. 
'    Ma.;  ZF.  —  3.  n»(.;AA;  BsL.;  BBrisl.;  ,L;  Z".  nmed 

Seil;  Z,  (imcds  Z.  oHiP.v  8.  «»*('(/  Aa;  Bs;  „Seil";  Z, 
'    (imkV/.s  Z.  (Vw/y/  Z  (SriLLM.).  —   1.  allr  Aa;  L,  ,allens'. 

FPlatt.,  aJl'iij  VOrte;  GStdt.,  Kh.;  Tii;  ZKn.  (auch 
I  «///,  nlli),  kIi/o  l'Sal.,  ((??j^s  GT.;  U:  1.  immer  i.  8. 
I  der  C'uiitiiiuität,  engl,  euer,  frz.  toiijoitrs.  i'.s  tjeid  [geht] 
;    albifi   itiiil  xteid  ulhiij    [kommt   nicht  vom  Flecke]  Gr 

■  (Rät.sel  von  <ler  Wanduhr).  I)s  Luch  chunnt  [wird] 
'    ciUii(j  jirüsscrach.    ebd.     Noch-   tdbiij.    ehd.     iv's  liet   no 

(dbc  nit  (/'schneit  BHbk.  In  diesem  S.  (dbitj  auch  GO., 
alliti  Uw;  Z<i;  ,Seu\v;  Z";  GStdt.  1790,  „ammoi  Ü".    ,'  i 

'    haut  den  selben  usspruch,  sider  es  geschach,  allewent 

;  widerret'  [bestritten].  1353  Bs.  ,Dur  der  liebi  willen, 
so  wir  alwend  gehebt  haben.'  1342  BuRcin.  ,So  sollten 
wir  doch  beliben.  und  das  usser  der  ursach,  ob  noch 

;  hüt  by  tag  geschriften  kämen,  so  wären  wir  allwen 
noch  by  der  band.'  1521  Sthiokl.    ,Lueg,  dass  allmetz 

'  fry  hussli  [recht  sparsam]  sigi.st.'  JCWeissenb.  1702. 
Uas  .\dv.  stark  betont,  wenn  von  der  A^ergangenheit  die 
Rede  ist:  Dun  ist  lilbirj  esu  g'g'i  GA.    1'''  ha  's  (Uli;/  ffseid 

■  [prophezeit]  Uw;  so  ulbi(js  in  Sf-HwMa.,  während  aScnw 
sein  (dVuj  nur  im  S.  von  .jeweilen'  und  .ehemals-  ver- 
wendet. In  dem  Sprw. :  's  göd  eben  eister  [immer] 
wie-n-idle    und   eister  f/lTchlig  L    (=  ijäng  wie  gäwj) 

.  lässt  sich  rt.  verschiedentlich  auffassen;  ebenso  in 
.    Sprengs:  's  gut  Mir  ii-ie  albe  und  in  dem  Reime:  's  ist 

alle  so  g'gange,  's  wird  nu-n-eso  gö,  d'Meitschi  händ 
i    d'Biiebe  zum  Pf  eister  l"  g'lö"   L.  —  2  immer  im  S. 

von  jeweilen  im  gegebenen  Falle,  allemal,  gewöhn- 

■  lieh,  in  der  Kegel,   engl,  alicays,  frz.  chaquefois,   von 
'    einem  in  der  Vergangenheit  oder  Gegenwart  bei  wieder- 
kehrenden Anlässen  mit  einiger  Regelmässigkeit  sich 

!    wiederholenden  Tun  oder  Geschehen.  In  dieser  weitaus 

überwiegenden   Bed.    gelten    alle    oben    aufgeführten 

Formen  und  zwar  in  unbetonter  Stellung,    a)  Si  säged 

I    albed,  es  ist  ein  Sprichwort.    Albig  am  9.  Abcril  [am 

\    Jahrestag    der    Schlacht    bei    Näfels].     Der    wo    am 

Geschwindste  lauft,  chunnt  nit  albig  z'erste.     Wenn  's 

Chind  albe  'tauft  ist,   macht   de""  e-n-iedere  Götti  sh 

.Aliens  am  morgen  ein  bechcrlin  vol  drinken.'  FPlati. 

—  b)  Mer  wend  's  lamftig  ame  so  mache.    De""  göm- 

mer  üppe-n-allig  e  c/i/i"  spaziere.  —  c)  ,Wir  ritten  an 

dem  Mittwochen   gon  L.  und   an  dem  Fritag  gon  K. 

und  an  dem  Montag  gon  M.  und  allwen  befolen  hinder 

uns,  den  bescheid  nochzeschicken.'    1521  Strickl.  — 

3)  vormals,  ehemals,  frz.  autrefois.    ,Albe  wu-n-i''' 

jung  g'sl"  hi'"    (Anf.  e.  Liedes).     £ls-  ist  doch   albets 

I    besser  g'si".    Daher  die  scherzhaften  Personifikationen: 

rffc  Ammig  ist  g'storbe;    de  A.  lebt  nümme,  nw  na 

,    [noch]   de  lezig,    RAA.   gegen  Jmdn,    der   sich   lästig 

:    macht   mit  Schilderungen  von  ehemals  Z.     Die    nach 

;    ihrer  Form   und  Bed.   nicht   mehr   klar  verstandenen 

Advv.   sinken    zu   blossen  Füllwörtern   herab,    daher 

pleonastische  Zsstellungen   wie:    vor  alte  Ziten  albe: 

epjien  allig  frieherer  ZU;  amme  früeher;  ammefnjeinisl 

'L  It  MUsTERi,    amefnjeinisch   Aa;  S,    albets-einisch  S, 

alheneis  BRi.,  allemängist  L.  zuweilen. 

Aus  nihil,  anweij,  -r,  -cn  iiiid  bereits  aui-li  tilhnj  nml  n/ir. ./.  n«, 
alleircHt,  1)  übelall,  21  iuiuier.  d  oder  (  haben  sich  nach  n 
eingestellt  wie  im  iihd.   .Niemand,    allenthalben';    das   unge- 

■  hängte  »  ist  genetiv.  Adverbialbildung  wie  y  (für  c")  in  der 
i    syn.   Fiii-ni    nl,j„    luUliieu).      Aii.-b    die    Formen    auf   -i'r/    lifis. 

Sehw.  Idiotikou,  I.  '2. 


iijen)  lassen  sieh  mit  grösserer  Walirselniiilirlikcil,  auf  die 
bereits  aus  ulimijcn  verkürzten  alwen,  ulmu  usw.  und  die 
unserer  Spr.  überaus  geläufige  Adverbialenduug  -ly  zurück- 
führen als  unmittelbar  auf  alwe<i,  obwohl  die  nilid.  Kurm 
aUjiyt;  (.do  Maria  albeg  ir  gebett  volbracht.'  a.GHdsehr.)  für 
Letzteres  spricht.  ÄUig  aber  ist  nicht  direkte  aus  dem  Adj. 
all  mit  der  Abi.  -ig  zu  erklären,  da  die  a.  Spr.  nur  idl-lich 
(s.  Sp.  170)  keunt  (über  aUUjlkh  in  tempor.  Bed.  s.  ebd.); 
also  beruht  alliij  und  damit  auch  nUe  auf  Assimilation  aus 
ulwiij  usw.  Umgekehrt  ist  l  der  Assimilation  erlegen  in 
amnu:  (amc  Aa  mit  fortschreitender  Verflüchtigung,  wie  tdu/ 
aSchw  für  allig)  und  spurlos  verschwunden  iu  ahe  (vgl.  täb 
für  Müll,].  Ahne  und  allm  beruhen  auf  zwei  sehr  gewöhnlichen 
Vergröberungen  des  w.  Dass  neben  diesen  verderbten  Formen 
diejenige  mit  deutlicher  Erhaltung  des  zweiten  Teils  eben- 
falls besteht,  und  zwar  mit  der  Bed.  .immer'  in  der  ä.  Lit. 
noch  lange  kämpfend  mit  den  auftauchenden  Verderbnissen 
(jetzt  nur  noch  in  P,  dem  vergessenen  Posten),  in  der  schwz. 
Volksspr.  aber  in  der  ausschliesslichen  Bed.  .auf  jede  Weise, 
in  jedem  Fall',  während  die  tempor.  Bed.  und  zwar  gewiss  zu- 
nächst die  abstraktere  von  .jeweilen.  ehemals'  durch  leichtere 
Nbff.  dissimiliert  wurde  —  ist  nur  natürlich  und  spricht  eher 
für  als  gegen  die  o.  aufgestellte  Etymologie.  Für  diese  spricht 
auch,  dass  schon  in  ä.  Lit.  synk.  Formen  mit  der  vollen 
ohne  iunern  Unterschied  wechseln  und  beide  die  gleichen 
Fortbildungen  an  sich  tragen;  so  in  BHandv.  Anf.  XIV.: 
.Fridrich  alwent  ein  merer  des  ryches'  neben  .alwegent'. 
Auch  in  der  lebenden  MA.  treten  in  engsten  Kreisen  mehrere 
Formen  gleichwertig  neben  einander  auf.  Stockar  1519  ver- 
dient kaum,  dass  seine  Form  .allwer'  beachtet  werde  (.S.  47 
des  Druckes);  ämig  Z  vereinzelt  (Spilm.)  beruht  auf  Ver- 
wechslung mit  ämmig  =  einentceg  und  umgekehrt  ist  auf  amed 
in  SchKl.;  ZSth.  auch  noch  die  Bed.  dieses  ammig  ge- 
häuft, während  SchStdt  beide  sauber  aus  einander  hält. 
Freilich  Hesse  sich  fragen,  ob  nicht  eben  diese  Bed..  die 
selbe,  welche  die  lebende  MA.  sonst  nur  der  unverkürzten 
Form  allweg  zuteilt  (,doch').  als  4.  den  oben  angegebenen 
sollte  beigefügt  werden;  doch  sind  die  Beispiele,  welche  diese 
Frage  veranlassen,  nicht  zwingender  Natur,  sondern  lassen 
auch  die  Deutung  .jeweilen'  zu :  .Du  machst  albig  leidi  Achti 
[unschöne  Ziffern].'  Tsch.  9.  Hur  albig  türen!  hör  doch  auf 
(oderV  h.  auf.  immer)  mit  der  Türe  zu  spielen  GrPr.  Er 
macht  denn  albig  e  Wite  und  Breita  Gl.  .Wa  solich  brief 
fürgeboten  wurden,  so  sond  die  allwend  nichtz  binden'  [ktMiie 
verpflichtende  Kraft  haben].  1451  Arg.  —  Syn.  /.  alliird. 
allzu,  alkig.  einder.  all  3  (Sp.  170).  2.  allimal,  ammd.  t»-ie 
Sp.   21.    ade  Sp.   85. 

Alliger.  Als  solche  werden  die  Unterwaldner  von 
den  Oberhaslern.  ihren  Nachharen.  geneckt,  weil  diese 
statt  allig  sagen  esie. 

ähvär  Gl,  dlicär  Uw ;  U.  alwer  Gr.  alwer(d),  alwärt 
UUrs.;  W:  1.  launisch,  unartig,  wunderlich,  eigen- 
sinnig, schwer  zu  befriedigen  UwE.;  ..UTJrs.";  W.  an 
allwerde  Narr,  Chopf;  an  alhoerdi  Dampia  [Schwätzerin] 
W.  —  2.  insbes.  wählerisch,  heikel,  leckerhaft  im 
Essen  und  Trinken  Uw;  U;  W.  „In  Obw  auch  subst. : 
gourmand;"  s.  Alhcärlig;  Syn.  gräubässig.  —  3.  mun- 
ter, aufgeräumt,  unschuldig  [froh?]  GrD.  —  4.  du 
alwäris  Lebe!  du  alwäris  ZU!  Ausruf  des  Erstaunens 
(JL  =  nhd.  du  liebe  Zeit! 

UhA.  alwm-c,  albern.  Aus  der  Grundbed.:  ganz  wahrhaft 
(ahd.  olawuri;  s.  Älweri)  scheint  sich  die  von  .treuherzig, 
gutmütig',  sodann  durch  den  Mittelbegriff  .leichtgläubig'  der 
von  .cinfiiltig.  ungereimt  (nhd.  alber-n)'.  endlich  aus  diesem 
der  von  .sonderbar,  wunderlich'  usw.  entwickelt  zu  haben. 
—  4.  die  ungewohnte  Bewahrung  der  vollen  statt  der  synk. 
Flexion  sowie  i  statt  dos  schwachlebigen  j  mag  aus  der  Ijii- 
phase  des  Ausrufes  erklärt  werden. 

..alberig:  unbändig.  inei.sterlos  F." 


211 


Alw— ulu.     Alz  —  Am,  i-'ui.  im. 


albeilich:  1.  fatal.  ,E.s  ist  ihm  in  diesem  Ge- 
schäft a.  ergangen-  B  oSi.  (eig.  wol  nur :  seltsam,  son- 
derbar, aber  in  ungünstigem  Sinne).  —  2.  sonderbar, 
unpassend  ['?].  ,Der  küng  empfieng  sy  gar  schläch[t] 
und  a.'  1500  Edlib. 

alberen:  sich  einfältig  benehmen;  Allirri  m.:  ein- 
fältiger oder  seltsamer  Mensch  Bs. 

Allweri  f.:  Wahrhaftigkeit.  Etwas  in  aller  A. 
sagen:  gerade  heraus,  in  aller  Unschuld,  ohne  etwas 
Schlimmes  dabei  zu  denken  GrD.  —  Syn.  ahd. :  in  nla- 
wäri,   subst.   gebrauchtes  Nciitr.   dos  Adj. 

Alwärli"g  m. :  ein  leekerhafter  Mensch  Obw; 
vgl.  ahcär  2. 

älw  BHa.;  Obw,  älb,  elb  Bs;  BSi.,  U.;  FJ.;  Gr; 
LE.;  S;  Obw:  fahl,  weissgelb,  übergehend  in  braun- 
gelb (lohbraun);  zunächst  von  Schafen,  entgegenges. 
dem  Schwarz,  dann  auch  von  Kleidungsstücken,  die 
aus  Wolle  von  jener  Farbe  (Naturfarbe)  bereitet  sind: 
Köcke.  Hosen,  Strümpfe  Bs;  B;  F;  L;  in  UwE.  scheint 
das  W.  nur  Weissgelb,  in  GrD.  nur  Braungelb  zu 
bezeichnen;  in  PJ.  gelten  die  elben  Schafe  mehr  als 
die  schwarzen.  Fast  stehende  Bezeichnung  sind  die 
,älben  Kutten-  [Kittel]  der  B  Bauern,  welche  in  den 
politischen  Känii)fen  um  1850  die  Hauptstärke  der 
konservativ-demokratischen  Partei  ausmachten;  vgl. 
Bägyeler.  —  brün-:  dunkelfahl,  wiss-:  hellfahl  BSi. 


Ahd.  rfuw,  iiihd.  rfic.  Vgl.  Uli,,  Ell,  usw.  Sp.  lyii.  Klb 
findet  sich  auch  im  Salzburg.,  Tii-ol,  Kainti.u.  Zu  lat. //■/™«, 
(fihyuH,  gelb?      Abi.   «ft«-/i.  Sp.    170. 

älben:  elb  werden,  vom  Kornfeld  B. 

älbisch,   älbsch:    einigermassen  elb,   alliicans    B. 


alze  BwO.,  (ikF;  Obw  —  Gcnct.  alzes  altachinch 
Gr:  alles,  substant.  oder  dem  Subst.  nachgesetzt.    Er 
macht  duck  ö'''  gar  alza.     Bs  G'schirr  alze  serschlage.-m 
Altschisch:    1.  Jedermanns.     Der  Boik  ist  a.,    diosesi 
Land  ist  Gemeingut.     2.  Allerlei. 

Das  (»  des  Gou.  altschisch  braucht  uicht  durchaus 
Nbf.  zu  (s  (al  aufgefasst  zu  werden,  da  es  auch  als  Ver- 
härtung von  einfach  s  vorkommt:  aliii  (für  alais)  aber  wäre 
wie  aUscn  (s.  Sp.  168/9)  ein  doppelt  flektierter  Gen.  (in  Obw^ 
der  Nom.-Acc.)  zu  «/(.«.  Schwer  erklärlich  ist  die  Ver^ 
gröbernng  z  für  «  und  ebenso  die  Zweisilbigkeit  im  Nom, 
alze,  da  der  2.  Bcispielssatz  die  Annahme,  dass  syntaktisch  I 
ein  Gen.  zn  Grunde  liege,  aussehliesst;  viell.  entsprau] 
aus  aihmam  (zusammen),  mit  Anlehnung  an  ein  aus  mhd.,;] 
nizatic,  immer  noch,  verstümmeltes  ahm,  afee. 

alzef,  alzig:  immer  W.  —  Aus  mhd.  allKü  durcfi 
den  veränderten  Accentzu  einer  blossen  Al)leitungsfuiui  licrab-j 
gedruckt.      Zu  alzig  vgl.   Hochsitj  aus   Hochzil. 

Alzele  f.,  Alzer,  Elzer  m. :  ein  Fisch,  ZährteJ 
cyprinus  vimba  Bs.  —  Vgl.  AI«,;  I  Sp.  202  mit  der  ä.  nlidj 
Nbf.   ,Elzo'. 


Am,  ein,  im,  om,  um. 


Am,  Amen  l'JOil  Bs  Dionsliii.l;.,  Onneii)  Bs;  L; 
S  Schwarzb.;  15.')1  \\  [ä.  ö)  m.  [i.  L.  CPfyffer): 
1.  ein  Weingeschirr.  , Amphora :  ein  Weyngeschirr, 
ein  Strassburger  Ouie  ongofarlich.  Metrota:  ungefar- 
lich  anderthalb  Straassburger  Om.'  Pris.  ,Von  aim 
halbsümigen  [einen  halben  Saum  fassenden]  amen.' 
XIV.  ScH  ä.Stadtb.  , Standen,  Kübel,  Ohmen,  zue  der 
Trotten  gehörig.'  1ü71  Kadelb.  —  2.  Wcinraass,  '/a 
Sa,um,  30—32  Mass  Bs;  L;  S  —  jetzt  allenthalben 
durch  das  einheitliche  eidg.  Masssystem  antiquiert, 
ausser  etwa  in  der  Bs  Küferspr. 

Mhd.  ämc,  ante  ni.,  f.  u.  n.  Als  Mass  ein  den  Rhein- 
ländern eigentümlicher  Ausdruck.  Vgl.  üngcld.  —  Bei 
JBaKscher  168.5,  der  das  W.  übrigens  nur  beiläufig  einmal 
gebraucht,  scheiut  ,der   Ohm'    -jj   Saum  zu   müssen. 

ämig:  einen  Ohm  haltend,  .(i  ä.  krüeg  mit  wyn.' 
1535  BiRK. 

am  s.  eim. 

am  PMac;  W,  um,  om  PAL.  Rinia:  wieilernm. 
lir  ist  am  ü ferslande;  docli;  nur.  ir(((7('(  am! 
WVisp  (vgl.  am-um). 

Kine  irrtümliche  Abstraktion  aus  Zssen  wie  aml,,  ,«1,  (aus 
aber  ah),  am-hrah;  s.  Sp.  41.  Die  dumpferen  Vocale  aber 
wechseln  in  jenen  MAA.  vielfach  mit  a  in  unbetonter  Lage. 

am  s.  1.  nn  Adv.     2.  der,  das. 

.\nnn  /.  Animr  1!  f.:  Säugamme  (selten).  , Starb 
an  der  am  (amen)'  [sclion  als  Säugling].  1500  Eolib. 
S.  IX.  X.  XI.  Xlll,  aus  welchen  Stellen  zugleich  her- 
vorgeht, dass  man  damals  die  Kinder  häufig  Ammen 
ausser  dem  Haus,  selbst  ausser  dem  Wohnort  über- 
gab. —  Mhd.  ammc.  Syn.  .Säuggc  Abi.  rammm/Sncn;  vgl. 
Ammrli  Sp.  27. 


Heb-Amm  Aa;  GBcrn.;  L;  S;  Uw;  Z  (,dcr  Heb- 
amme Tächter.'  Stutz).  -Ann  B;  Schw;  Th;  Z(i;  Z 
vorw.,  -And  AABb.;  Zt.  f.:  Geburtshelferin.  Wenii 
'.s  g'rötet,  siiid  Alli  gueti  Hebamme",  es  kommt  aufs" 
Glück  an  (Sprw.).  Aha,  es  geit  go  d'H.  reiche  [holen].' 
sagt  man  spottend,  wenn  ein  Mädchen  eilig  läuft  B. 
,Musikanten  und  Hebammen  geben  Nichts  heraus' 
[vom  zu  viel  empfangenen  Gelde]  S.  D'H.  hät-e  [ihn]! 
nüd  vencahrloset  oder  d'H.  ist  au  nid  g'suhidd  (do  id 
d'H.  nümme  d'Schidd.J,  heisst  es,  wenn  Jmd  in  hohem 
Alter  stirbt.  Die  Wahl  der  H.  geschieht  durch  die 
Frauen,  welche  zu  diesem  Behüte  meist  unter  dem  ( 
Vorsitze  der  Frau  Pfarrerin  und  unter  der  Geschäfts^ 
leitung  des  Gemeindspräsidenten  tagen,  und  endet  mi| 
einer  Lustbarkeit  im  Wirtshause.  In  ZSth.  schenl^' 
die  Frau  Pfarrerin  einen  Käse  dazu  und  wird  hiiiT 
wieder  von  den  Frauen  mit  Hanf  und  Flachs  beschenkt  I 
Anders  vormals  in  Aarau:  ,Auf  das  Wohlgeftillen  de*  | 
Weiber  der  Eathsherren  eine  Hebamme  gewählt.'  157» 
Oklh.  In  AABrugg  hatten  Hirt  und  Hebannne  eine : 
gemeinsame,  von  der  Stadt  angewiesene  Behausung. 
(Müller,  Lenzburg.  87.)  Ein  BMandat  von  Ki'iS  ver- 
warnt ,die  Hebammen  uffem  Land,  sich  allerlei  aber- 
gläubischen Sachen  und  Cerenionien  mit  Krüzgeij 
[Bekreuzen],  Flismen  [Flüstern],  Sprechung  sonder- 
barer Wörteren,  Versegnen  u.  a.  dgl.  zuo  müessig 
[enthalten]'.  Von  einem  Mann,  der  sich  allzugcrne 
mit  Weibern  unterhält  oder  Alles  ausschwatzt,  heisst' 
es:  Der  hält  e  gneti  H.  g'ge^  SohwE.;  7m. 

Die  voran  gestellte  Form  ist  der  im  Nhd.  zur  alleinig^ 
(ieltung    gekonnncnen  Anlchniuig    an    ,Amme'    gefolgt. 
-Ann  bleibt  zweifelhaft,  ob  es  das  uralte,  früh  verlassene  ' 


218 


Am. 


i'ui.  IUI.  (IUI.  um 


214 


alul.  hn-imna  fbrti;,>|)Hiin/.t  haliu.  <.ilci-  nl>  us  erst  von  ilci- 
heiTscheiulon  junsm-füi  Konii  ."iiisgiiwii'lion.  das  Zslalliiii  mit 
doiii  Ursiiriiiifrliclipii  ein  zufälliges  sei;  ,Hnl),iin(ni)'  sciinu  liei 
unserem  Kiief  l.'^5-l-  iitifl  seiiiein  ZeitgennssiMi  Selua'tw«.';^.  — 
Der  Kürze  wegen  winl  aiuli  etw.i  iler  Jl;iiin  ili'r  H.  mit 
dem  Titel  der  Frau  henaiuit.  .laiiii  iil.,  i-  //.  als  Masc.  — 
Syn.  Km-i-lilhiuaU,-. 

Spctt-:  Stellvertrctcrin  der  rouliteii  Heljaniiiie  Z 
Will.      -    Von  Spelten,   uai-liliell',Mi. 

Hebammin  =  Hehamiii.  TuI'lat.  —  Eine  ganz 
Siberfliissige  Analogiebildung. 

Alliail  fmi'd.  (liii.l.  iiiihd  Gr;  W,  Ä  111(1  (in.  c'md  Si;ii; 
Tu;  ZS..  o-wil  ZWl..  .,»„/ Aa.  Eiiid  BS!.,  e'w./ S.^iiHeg., 
f'md  Tu.  'i'ukI  FO..  imd  Gk  uVatz,  Ömd  ScnSt.,  ö' 
SchKI.,  (>'  .S'oHStdt.,  iV  TiiHw,,  Amt  Ar;  Gk;  S;  U, 
i'mt  Th,  e-mt  Ap;  THTiigerw.,  Eml  Bs;  Gii;  Tu,  Änd 
Aa,  i^nd  Z  IS.,  Glatt,  .end  Uw,  ^ml  LG.  —  ii.:  Spätheu. 
zweiter  Graswachs.  ,Ffflnuin  cordum,  Embd.'  Fris.  ; 
Mal.  .EmLd,  Grummet.'  Dknzi,.  .Spät  Heuw  oder 
Änibt.'  1756  ScHw  Rq.  Im  Kaut.  S  heisst  Amt  das 
vor  Bartholomäitag,  Amili  da.s  nach  demselben  ein- 
gesammelte Grummet.  Lass  's  Gras  Ken  gc"  und 
d'Sliimjie  [die  Strünke]  Ömd,  lass  Allem  seinen  natür- 
lichen Gang.  SuLG.  Machid  Jitnt/s  Hen  und  alt  End, 
Wenn  ihr  ril  Milch  irend  L  (Ineicii.).  Im  Eint  inna 
gö",  gute  Zeiten  haben,  viel  gewinnen  Ap  (das  A.  gilt 
für  wertvoller,  nahrhafter  als  das  Heu). 

AMhd.  amat  (neben  «o-,  ou-mat,  üemct)  wohl  aus  ■.(/-, 
also  eig.  Aus-,  Abschnitt,  dann  speziell  der  zweite  A.  (vgl. 
ScIioKK-iimed),  vgl.  a-  Sp.  2.  ,Darnider  ligen  wie  das  aamed 
dem  uiäder  nach.'  1531  Jerem.  |,die  inad.'  1.548J  neben 
,hüw  und  äuibd.'  Prov.  Der  echten  Länge  a-  cutsprechen 
die  Umlaute  e^  und  o^,  während  oc  und  c'  mit  den  vor  Nasal 
beliebten  Nebenlauten  ö  und  i  (wohl  nasaliertes  i*)  keine 
Berechtigung  haben.  Auch  die  Umlautung  au  und  für  sich 
ist  unberechtigt  und  aus  dem  abgeleiteten  Vb.  hergeholt; 
sauber  wechselt  noch  GrD.  Amet ;  ernten.  Spuren  der  urspr. 
Form  auch  noch  in  ZFlurn. :  Ametimatt  Die  Verkürzungen 
des  Voc.  repräsentieren  einen  Schritt  weiter  auf  der  Bahn 
der  Verstümmelung,  welche  damit  anhob,  dass  (z.  T.  schon 
mild.)  der  Hauptteil  des  Coinpos.  allen  Ton  an  die  Vorsilbe 
abtrat;  LMA.  ist  auf  diesem  Wege  dahin  gekommen,  dass 
die  Ausdrücke  für  Grummet  und  Kndo  ganz  gleich  lauten. 
In  der  Zss.  erfährt  das  W.  in  GrV.  noch  weiteren  Abbruch: 
Am-i  Weil/),  welelie  Form  auch  die  Überlieferung  des  Winterth. 
Chronisten  von  1570  ,Heuw  und  ?;emb'  viell.  dem  Verdachte 
eines  Schreibversehens  enthebt.  Aus  Fronsperg  kopiert  steht 
bei  JKLav.  1644:  ,Embd  oder  Immat'.  —  In  einem  Pfefferser 
Rodel  seheint  das  W.,  indem  es  mit  ,gramina'  übersetzt  ist. 
das  frischgemähte  Gras  im  Ggs.  zum  Heu  zu  b(jdeuten.  — 
Syn.    Gruemet. 

Üb  er- Ömd  n. :  weibliches  Kalb,  das  erst  nach 
dem  dritten  Jahre  trächtig  wird  LE.  —  Eine  Über- 
tragung.     Syn.    Überijemle. 

Esper-:  Grummet  von  Esparsette   ThHw. 

-Schoss-Emd:   der  dritte  Wiesenraub  BO." 

Von  Sehnxn,  .Jjihrestrieb,  in  diesem  Falle  ein  äusser- 
te» öhnlicher  Trieb  der  Vegetation;  vgl.  Selimmend.  —  Syn. 
lierh»Ujnt)i. 

Wisen-Ömd:  im  Ggs.  zu  Esper-  g(_'W(diiiliches 
Gi'ummct  ThHw. 

ämden,  emden  Aa;  U;  W,  'ehnde  FO.,  einten 
GA.,  e'mten  Gr,  Fmtn  Ap,  c-'wk?  LWillis.,  änden, 
enden  AABb.,  Pnde  ZW.,  .eiideVvf.  niie  Z  (Spilm.): 
das  Grummet  ernten.  Es  nwdet-si''''  hiir  fiiiet.  Sprech- 
sidel:  Z'Ap(t.-(H  emtet-ma":  rhlini.  chliiii  Emtli  rmlct- 
niir    Ap.      -    in-;    di(>    (iruiiiiiictcnifc    licciKligcn    Ap. 


Eig.  =  oinbriiigen,  vgl.  oiiiheimscheii.  -  ver-:  1.  die 
Grumnieternte  beendigen  Aa;  l)w;  Z.  —  2.  „durch 
zu  frühes  oder  zu  spätes  Amden  zu  Schaden  kommen." 

ämdelen:  1.  einen  geringen  Ertrag  an  Grummet 
einheimsehen.  Vor  Vrenctar)  (B<irtJimi)  fj'äiiidet,  «ö'"'' 
IV.  (B.J  f/'iimdelet  AABb.;  SciiSt.;  yt;].  o.  Amt :  Äiiilli. 
--    '2.  nach  Amd  riechen. 

Amder  cmfer:    der   mit  .Äiiid(.'ii'  Beschäftigte   Ap. 

„amatereu.  amdereii  =  liiiidru.  Ersteres  in 
WLii." 

Ämdet,  Ämtet,  Emded  (allg.),  Emtig  Gr  m.: 
die  zweite  Heuernte  und  die  Zeit,  da  selbe  im  Schwange 
i.st.  ,Fcenisecia  secunda:  Erabdet.'  Denzl.  ,Was  dem 
Heuet  abgegangen,  das  hat  der  Emdet  ersetzet.'  173.'! 
JJÜLii.  —  In  Emtig  ist  die  gewohnte  Endung  in  das 
beliebte  -iy  übergegangen  oder  damit  vertauscht,  wo- 
durch das  W.  das  Aussehen  einer  Zss.  mit  ,Tag'  be- 
kam. —  Syn.  Ametheiiig.  Gruometit/. 

Amdete  allg.,  Emte  GrL.  f.:  1.  Grumnieternte. 
allg.  ~  2.  „Schmaus  und  Lu.stbarkeit  zum  Schlüsse 
dieser  Arbeit."     Syn.  Ämter-Ledi,  -Win. 

Ainadlslin  ämgdiali  n.:  Handschuh,  welcher  die  Hand 
bloss  bis  zur  Mitte  bedeckt;  Pulswärmer,  Stauche, 
Anstoss  um  die  Handwurzel  zur  Erwärmung  oder  zur 
Schonung  der  weissen  Wäsche  BsStdt.;  .schon  bei 
SpRENii.   —  Von  frz.  amiiiUs,  kurzer  Ärmel.   —   Syn.  Mite. 

Srhlui.ferli. 

ämmäle  s.  all-malfcn). 

A'ramalette  Aa;  Ap,  AmnicUfttelia;  Gl;  Gr;  S;  Z, 
A'iiimnlitte   L;    Sch;    W    —   f.:    Eier])fannkuchen.  — 

Ans    frz.    omelette.    —    SjH.    l'/minen-Uihjt/er,     -JJIetz,     -Tütsrh. 

ainilialich  dmaU:  1.  zart,  weich,  zärtlich,  zahm 
gelassen;  zutraulich,  schmeichelnd  z.  B.  reden,  tun, 
mei.st  von  Kindern  Z  B.,  0.  —  2.  niedergeschla- 
gen, trübsinnig  ZO.  (Stutz).  —  3.  Interj.  des  Mit- 
leids, der  Betrübniss;  a.  au'''!  ZO. 

Die  Betonung  deutet  anf  Zss.,  doch  kann  wegen  der  Kürze 
des  ersten  a  weder  das  privative  ä-  noch  das  Adv.  a"  (gespr.  ä) 
in  Betracht  kommen.  Das  zweite  a  ist  nrspr.  kurz.  Etwa 
das  it.  ammalato,  erkrankt,  durch  heimgekehrte  Söldner  her- 
gebraehty 

ammalechtig,  ammelechtig:  1.  schmächtig, 
hager  UwE.f.  —  2.  Adv.  unwohl,  kränklich;  der  Ohn- 
macht nahe.  ebd.  —  Eine  Weiterbildung  des  vorlier- 
gclicudcn   W. 

Aliiai'cllc  t.  A  m  m  e  r  e  n  t,  A  m  m  e  r  e  Aa,  Ä  m  m  e  r  n  o 
GRPr.  —  f.,  Dim.  Ainmerli  „VOrte",  Ammerli  Aa; 
Ap;  VOrte;  S,  .i-  ZO.,  Ammeri  kk;  B;  VOrte;  Gr 
(emerij;  Z  IS.  (•«-);  Imeri  GO.,  Ämnieli  ÄABb.;  Ap; 
ZW.,  Ämli  Ap  {e');  GStdt.,  Ämdli  „Th",  Ömli  6- 
Ap;  Sch,  &■'  GStdt.;  Th  (auch  ämdli);  ZOss.,  Ömbli 
ZSchlatt,  Ömeli  GEh.:  Sauerkirsche,  allg.  In  frü- 
herer Zeit  scheint  mehr  die  Farbe  als  der  Geschmack 
beachtet  worden  zu  sein.  ,Zur  zeyt  der  roten  kirsen, 
Amarellen  genannt.'  Fischb.  1563.  ,Ämery  (Emmeri) 
oder  Ämly  (Emly),  ein  rote  frucht  wie  die  kirschen, 
apronianum.'  Mal.  ,I)ie  roten  Kirsen.  Ammarellen 
genannt.'  1661  JLCis.  Nach  Rhagor.  (1639)  aber 
sogar  von  Beidoni  unabhängig:  ,die  zamen  Kirsen,  die 
man  an  anderen  Orten  der  Eydgnoschaift  Ammereii 
und  in  Teutschland  Ammarellen  nennet,  deren  be- 
finden sich  zweierley,  die  einen  rot,  so  von  sich  selbs 
uiigczweyget  wachsen,  die  anderen  schwarz,  so  ge- 
iiii]>fct  scyii  wiillcn.    auss  Tiirkcy.'     Denzl.   1(177  und 


21S 


Am.  Olli,  im.  om.  um 


210 


1716  bezeichnet  ,Amarelleii,  emmeri'  als  xerasa  Dura- 
cina,  Macedonica',  Dasyi'.  1537  aber  ,Amarcllen  oder 
ömle,  amelkirsen,  Ammeibeere:  cer.  Apronianum'. 
Jedenfalls  schied  fortschreitende  Kultur  die  saure  Art 
aus  und  unterschied  innerhalb  dieser  letztern  noch 
weiter  die  edlere  Weichsel,  prunus  acida  Ehrh.,  von 
der  grössern  aber  saurern  prunus  austera  L.  So  schon 
der  Winterth.  Chron.  Bossh.  ;  .Die  änilin  und  wiechslen 
zerspieltend.'  Der  selbe  Sprachgebrauch  in  SchSI; 
Z8.,  während  nach  den  Angaben  ausAA;  G;  Sih;  ZB. 
unser  W.  für  pr,  acida  angegeben,  also  kein  Unter- 
schied gemacht  wird. 

Aus  rnni.  amarelle,  dies  aus  lat.  amarus,  bitter,  herb. 
In  Ekkehards  Benedict,  die  Nbf,  ,aniarinas'.  Vgl.  den  folg, 
Art,  und  Amhotderi.  —  ,Äinor  böm'  im  offnen  Feld  kennt 
die  ntibcnd.   Offn.  XV.  Jhdt. 

Amarille  Ämtrrille  Ap;  (iSa..  Stdt.,  Marille  Ai' 
{marüKH);  Gl;  Gr;  GSa.,  Marijeli  mareHrli  (dim.) 
Ap,  Marülleri  (dim.)  Aa  (Mühlb.),  Barille  u.  dim. 
Barineli  Aa;  B;  Gl;  G;  S;  Z  (Wettschw.  dim.  Panlh). 
dim.  Bar  olle  ZSth.  fjJ-J,  dim.  Barelkli  Bs,  Berille 
S.  Barijeli  (dim.)  parlU  Sch  (Durh.),  bare'iili,  p- 
ScnStdt..  St..  Baringel  GS.,  dim.  BarhujeVi  AABb.,  Z.; 
L  (Stdt  fcdri'yrf',  Giiu  Barinr/geK);  aScnw;  S;  Uw;  Z«, 
Emmer  Gl  (Di-rh.):  1.  Aprikose.  Nichts  Anderes 
meinen  Fris.  u.  Mal.:  .Armeniacum:  Ammarellen  od. 
berilleli;  sind  kleine  goldgälo  früezeitige  pfersichli.' 
.Prfficoqua  mala:  Parillele.'  Fris.  ,Morellen,  amarillen, 
barillelein:  Armen,  malum.'  1602Eedinger.  .Amarillen, 
barillelein,  barilien:  Annen,  mal.'  Denzl.  1677,  1716. 
,Das  Zuckerwerk  war  you  Barellclen  geschmackt.  als 
wenn  man  die  frische  Frucht  ¥oin  Baum  im  Munde 
hielte.'  1647  Würstis.  ,Die  Frucht  so  wir  Barilien 
heissen,  die  werden  an  anderen  orten  Teutschenlandts 
Marillen,  Möllelein,  S.Johannspfersich  genent.  Ist  seit 
Mannsgedenken  in  einer  L.  Eydtgnossschaft  mächtig 
aufkommen.'  1639  Ehagor,  ,Die  Steine  von  den  Pfer- 
sichen  und  Barilien.'  1790  HPeSt.  Insbes.  die  kleinere 
Art  Ap;  G.  —  2.  Zuckerpflaume  BsStit.;  GS.  CBa- 
ringelj.  —  3.  Gichtrose,  pseonia  oftic.  L.  B  (Barille, 
Barillerös);  L  fBaringe).  ,Baringel:  semen,  radix 
peioniiE',  am  Hals  getragen  gegen  Epilepsie.  XVIL, 
BiRLiNGERS  sog.  BArzneib.  —  4.  Märzenblümchen, 
Schneeglöckchen,  also  wohl  Galanthus  nivalis  L.f. 

Eig.  das  selbe  W.  mit  dem  vorhergebenden  und  ebenso 
die  minder  schmackhafte,  herbere  Abart  der  Frucht,  die 
nicht  veredelte  Aprikose  bezeichnend.  Doch  legte  sich  bei 
jenem  der  Accent  auf  die  erste  Silbe,  hier  dagegen  blieb  die 
ronian.  Weise  der  Betonung;  einzig  das  schwach  bezeugte 
Emmer,  dem  aber  das  von  St.''  überlieferte  „das  Ämmerich: 
Aprikose  W  zu  Hülfe  kommt,  macht  eine  Ausnahme.  Dieses 
letztere  „Ämmerich  n.'  halten  wir  übrigens  für  eine  unechte, 
vom  Aufzeiehner  nach  Analogie  von  das  yyo'sj  :  Pfirsich 
rekonstruierte  Form  für  Ämmeri.  Mit  der  Ausweichung 
Marieli  wurde  eine  religiöse  Beziehung  erstrebt  nach  der 
Weise  so  vieler  anderer  Früchte  und  Pflanzen,  ß-  wechselt 
mit  M-  so  leicht  und  so  oft,  dass  wir  uns  nicht  veranlasst 
sehen,  zur  Herleitung  von  Burillc  usw.  nach  dem  venetian. 
Namen  haricocalo  (wie  in  letzter  Linie  , Aprikose',  frz.  abricot, 
aus  lat. /»«rcocjuu»,  frühreif)  zu  greifen;  zu  Gunsten  unserer 
Auffassung  sprechen  auch  die  Parallelen  Hai-ijeli :  Marijeli; 
ßrrille  :  Am^rUle.  Den  Übergang  von  -l-  in  »13  vermittelt 
eine  vorauszusetzende  Zwischenstufe  'Ilarinc,  welche  auch 
wirklich  von  AaZ.  aus,  freilich  nur  schw.ach,  bezeugt  wird, 
,ftarincli,  eine  Art  Pfirsich.'  ,Buniir/eli'  bei  Durh.  scheint 
auf  blossem  Schroibverschen  zu  beruhen,  ,\uch  im  Nhd. 
vei-cini;.'t   ,Marelle-   die  beid.'U  Beild,  Saiierkiisehe  und   Aiiri- 


kose.  —  Bed.  2,  an  und  für  sich  ganz  annehmbar,  ist  nicht 
zuverlässig  genug  bezeugt,  —  3  und  4  werden  allenfalls  als 
Übertragungen  verständlich,  indem  die  Blütezeit  dieser  Pttan- 
zen  so  ziemlich  zusammenfallt  und  der  übrigen  Pflanzen  weit 
vorauseilt;  es  sei  aber  auch  frz.  bovrreiiil  für  Päonie  erwiihnt, 
und  dass  .Amaryllidaceas'  der  (wissensehaftliehe)  liiittiings- 
uame  für  das  Schneeglöckchen  ist. 

Ainasdeli  =  Agnusdei  Sp.  128.  .A.  u.  Scapulier,' 
1741  G0LIAT. 

Ainiili  f.:  Küchenschrank  ZO.     S.  Almiirc  Sji.  189. 

Amändel  m.;  männl.  Taufii.  Amandus  Sciiwi;. 

Amme  ''^  s.  Anna-Maria. 

äme,  (imenr,  '^mr,  enitnr  Z.  i'w;-,  iiiirnr  Aa; 
Bs;  S:  1.  Dat.  m.  u.  n.  des  unbest.  Art,  -  2.  aiiic(ne), 
imefnej:  an,  (in)eineui.  , 

amme,  -cd,  -cds,  -es,  -ig.  -igs  s.((iiren  Sp.  209.  , 

Amme  ni.;  Animenif. ;  land-äminelen;  geniein- 
ammelen  s.  Amt-3Iann  usw. 

Amed  s.  Amad.  aramed,  ammig,  ame<,  , 
iimmig.  animeg  (jedenfalls,   dennoch)   s.  all-weg, 

Ameise.  1.  dmcig^  Sch;  BBe.  ßmi-s);  Gr  Val 
(ameisaj;  Ameisse  Gr  (ä-  Churw.),  Omeisele 
.imese  e^mese  GStdt.,  Amesse  Ap;  GaL.,  Stdt.,  Arne 
GRh.,  Omese  BBrisl.,  Äbese  äb^se  Ap  (Götz.).  - 
2.  Aweissi  GSa.  (Götz.),  Uweisse  GRÜVatz,  U"eis 
GO.,W.,  Wurmmeise  TFiinHeisi  AALeugg.,  WttrmeisSti 
Z.,  Wurmeisle  „F.",  Z.;  ZLiinm.  (selten),  WurmessU 
ZNer..  WurmäusU  A\Bh.,  Z.,  Wurmasle  „Sch"  (-a 
Kirchh..  -o^sle  Buch);  ZBenk.,  -änle  Sch;  Th,  -fäsl 
GaL.  (Götz.),  -icasle  Th  (Püp.),  Harraeise  -mäuSi 
Z  (Schnees.),  Ermose  GDieb.,  Marb.  —  3.  Anbeiss 
Anheisa  BBe.,  Amheisse,  -i  Aa;  BO.  (änibt-ssc);  FSi 
(amhVse,  -bVsseJ;  GT.;  P;  SG.;  Vw,  dim.  auch  „Am 
beissK  JjE.,  Ambeisski" ;  Ampeisse,  -i,  -eWB;  aScHW 
SG.;  U;  Zg,  Umbeisse,  Umpeisse,  Umbeise,  -i  Ak 
Bs;  ScHwBru.,  Anbeisse  äbeissi,  übeisi  Gl;  60. 
ScHwKeich.,  äbeissi  GlK.,  Handbeissi  LG.;  UwEl 
Hambeissi,  Hampeissi  Vw,  Humbeisse  „AaF.",  Rübcisi 
GA.,  Lombeisse  [wo?],  Empieisfsjle  GT.,  Ai 
bitzli  Z  (Götz.),  Ambeissge,  -i  AaF.;  BsL.;  SchWj 
SEgerk. ;  ZO.,  Um-  ZKn.,  Limm.,  A-  GSchänn.,  Hamf 
ScHwMa.,  Wurm-  BsL.,  Ambeizgi  Z,  Harn-  Schwi 
Woll..  AmbiUgi  ZO.,  WL,  Harn-  GS.;  ZO.,  rS.  (hamp-),^ 
Hum-  BsL..  TCmih-  ZW.,  Amhetzgi  BsL..  Ham-  7.  IS., 
Rum-  Z  rS.,  Ambixi,  -li  [wo?],  Amheasgi,  Wiim-  ZW., 
Wurm-  Zoll.,  Iinblsse  GaL.  (Götz.),  Ämbesse  GaL., 
1'.  --  4.  Umbasle  ScHSt,.  Hum-  (Dkr).  HobäsU, 
Obäsle  ZSth.,  Wurmbasle,  -bäsle  GWyl;  ScnSt.:  Th, 
Wurmbäseli  ThHw,,  Wombäsh  GStdt,,  Wurmicasle 
Th  (Pup.),  Wurmäsle  ScH>tdt,,  Embäslc  GKirchb., 
Wambu^lcTH.  -  b.  Bumgei^gi  „A\V.\  EnggeisU 
Th  —  f.  (-i  n.):  1.  Ameise,  spec.  die  kleine  im  Ggs. 
zu  Wahlhengst,  Klammere,  Kluppiere,  der  grossen! 
Waldameise;  einzig  für  die  Form  Amei>ie  wird  auaj 
ScH  die  Bed.  formica  Herculanea  behauptet.  Us-em 
Hambeissi  es  Kamel  mache"  L.  Umpeisse"  ha",  einen 
prickelnden  Schmerz  empfinden  Bs.  Er  hat  U.  in-di 
Hose,  von  Einem,  der  nicht  ruhig  sitzen  kann,  ebdi 
D'  Wurmbasle  händ  e  Licht  [Leichenbogängniss]:  wen« 
sie  in  geordnetem  Zuge  über  die  Wege  ziehen  Th 
Wenn  die  A-n  dazu  gelangen,  den  Honigvorrat  in  dei 
Häusern  aufzuzehren,  so  sagen  die  Leute,  ihr  Honi$ 
sei    zu  A-n    geworden,    weil    diese    die    gleiche  Farb( 


217 


Am. 


218 


haben  und  eben  so  gliinzcn  ZKn.  HVh»  of  Annatdg 
(uf-e  Jakfihst(ig)  d'  WoriiieitsJe  (d' Amliei.'ise)  iifirerfc  (iri 
Hilfe  hocher  und  vlter  ninrlic),  so  seil  eii  herte  Winter 
cliö  AaZ.;  S  iSi'HiLD.  Wenn  d'  WiirninnsU  und  d'  ]l'espli 
lüf  in'n  Bode  houed,  se  wird  's  triiche,  houed  .st  aber 
iihen  ((/,  so  wird  's  nass  Aa.  Wenn  d'  Umhasle  d'Eierli 
hin  und  her  irdijed,  se  g%t  's  gern  e  Wetter  ScHSt. 
Schwarze  A-n  in  den  Häusern  sind  ein  Todeszeichen 
ZWl.  —  2.  unruhige  Person  ScuSt.  —  3.  eine 
Kinderkrankheit,  das  Mundschwämmchen,  aph- 
thosa L;  aScHw.  —  4.  Schwierigkeiten.  Es  wird 
Humbiti  ha  B.     Syn.  Müs. 

Ahd.  nihd.  ameiza,  ameize.  Nur  wenige  MAA.  haben  das 
rirhtige  Verhältniss  zw.  Stamm-  uud  Ableitungssilben  be- 
wahrt (unsere  Gruppe  1,  dazu  auch  ,Oiiieis,  Omraeissen'  bei 
Salat  und  im  Geistl.  Vogelgesang);  sonst  verleitete  die  Fülle 
der  Ableitungssilbe  schon  frühe  dazu,  das  W.  als  Zss.  auf- 
lufassen,  was  zu  den  wunderlichsten  Umbildungen  führte;  die 
Terständlicbsten  sind  die  Anlehnungen  an  .beissen'  (beizen? 
Tgl.  engl,  pismire)  und  an'Hand  (hniiih),  Wurm'  (Gruppe  3); 
finUize,  amhciz'  schonbci  Boner;  ,unbeiss'.  Ruef;  ,die  anbeissle 
und  binen'.  1591  SHocbh.  (1693  verbochdcutscht  ,Ainnieiss- 
lein');  ,ambeissen'.  1531/60  Prov.  (1667  ,ammeissen') ;  1639 
Rhagor. ;  ,das  ambeissi'.  Vogclb.  ,a«ibeiss,  omeiss'.  Fris. ;  Mal. ; 
,ameiss,  ambeiss'.  Denzl.  ,ombeiss'.  XTII.,  BArzneib.  Gr.  4 
eignet  Kantonen,  in  welchen  ei  zu  a  wird,  ist  also  sicher 
»US  3hervorgegangen.    —   Die  Formen  auf  -i  sind  alte  Dini. 

—  In  den  , Geistl.  Vogelgesang'  ist  (neben  der  Biene)  die 
A.  geraten,  weil  ein  Teil  derselben  jährlich  eine  Zeit  laug 
geflügelt  erscheint. 

Bär-OHif.Sf  BBrisl.,  -Amrsse  .,Ai'",  -AmsJe  Bs  (^«f»'- 
(iwi.s?e  Seil.) ;  SSchwa.,  -OmsZe  SThierst.,  -OmleseHA,.: 
die  grosse  Waldameise,  formica  Herculanea. 

Die  Zss.  mit  Bär-  hat  (wie  diejenige  mit  Unsn-)  ver- 
gtärkende  Bed.  —  Die  Form  Amah  beruht  zunächst  auf 
Tollerem  '  Amede,  einer  Weiterbildung  mit  l;  vgl.  die  o.  an- 
geführten Omeisele,  Wurmeide  usw.  Omicse  durch  Unistollung 
aus   'Omede.    —    Syn.   s.   u.   Ameise. 

Wald-Bär-  e'msa:  dass.  Ar. 

.\ meislere  Amheisslere,  Awp- {.:  Ameisennest  B. 

-  Über  die  Ableitungsenduug  s.   Dial.   221. 
ameisen  ambeisse,  ambeiss feße :  prickeln,  gi'araseln 

in  den  Extremitäten;  pers.  m.  Dat.:  de  Fuess  ambeisset 
mir,  unpers.  m.  Acc.:    es  amheissfeljet-  mi'''  i"-(a')der 

Hand  LE.    -    Mhd.  ameizen;  vgl.   lat.  formicare. 

Ammei,  Ammei  n.  s.  An-Mül. 
ammel   s.  1.  allmäl.     2.  ämmel  einmal. 

Ainmele  f.;  Bachforelle,  salmo  fario  Bs. 

So  auch  bei  St.-  nach  Hartmann.  Die  Angabe  bei  St.' 
,.\.  =  Elrize,  cyprinus  phoxinus"  legte  nahe,  A.  als  A'er- 
stümmelung  von  Bammele,  Bamhele,  Elrize,  zu  erklären. 
Öbrigeus  passt  die  selbe  Bezeichnung  (vgl.  hämmelen,  hin  und 
her  fahren)  auch  wohl  auf  die  blitzschnelle  Forelle.  Vgl. 
aber  auch  ampeln,  nordd.   Syn.   von  hamheleii,   , bammeln'. 

Ämel,  Emel  m. :  eine  Art  kleiner  Karpfen,  Gründ- 
ling, cyprinus  gobio  BO.  (Hartm.) 

Ammei,  Emmel  s.  Ammer. 

Ameli  ämeji  GStdt.f,  Ameli  ämeleH  Scn,  Amme- 
litschi  (Diminutiv  mit  geringschätzigem  Tone)  Gl: 
weibl.  Taufn.,  Amalie. 

Ammeli  B;  GnChur;  W  (amili),  Ämweli  Aa;  Bs; 
B,  Ämmi  „W",  Ämmli  Bsf  —  n.:  1.  Saugnäpfchen, 
-fläschchen.         2.  das  Getränk  für  Wickelkinder  BBe. 

Zu  Mumm  usw.  (s.  d.)  oder  geradezu  zu  Amm  Sp.  211 
(vgl.  Nuiuie  aus   Aiiue  ud;fl.l. 


„ammelon.  ämmclen:  saugen,  wie  die  Wiegen- 
kinder  tuen  B;  W." 

ällic":  Interj.  wie  nhd.  Ubertr.  1.  zu  l'hide.  alle, 
vorbei,  allg.  Es  ist  üs  und  ä.  mit-eni,  er  wird  sterben. 
Auch  pers.  z.  B.  's  Fäs.sU  ist  üs  und  ä.,  geleert.  Eine 
Gesellschaft,  die  aus  einander  geht,  macht  fis  nnd  ü. 
Aa.  Auch  abgekürzt  «.s  äwe  Z.  Am  Ahstt  rhis-imir  sl : 
im  Sterben  liegen  L.  (Von  dem  Ave  Maria-iirlicte 
her,  welches  schliesst  mit  den  Worten:  .in  der  Stunde 
unseres  Absterbens.  Amen.')  Tod  [todt]  und  ä.,  ab- 
getan L.  Einen  Streithandel  ,z'todt  und  a.  ausmachen'. 
GoTTii.  Von  unabänderlichem  Entschluss:  ,1'"''  icott-si 
nümme;  dö  iseh  's  üs  u.  öme.'  Sti'tz;  syn.  fertig.  — 
'2.  gewiss,     's  ist  Alles  ja  und  a.     So  war  als  a. 

Mhd.  ä-  neben  a-.  Unser  a-  ist  durch  die  Ausspr.  von 
ZO.  (üme)  als  echte  Länge  bezeugt;  nur  in  der  Zsfügung  mit 
.■\bsterhis  büsst  es  seine  Quantität  ein.   —   S.  u.   tod. 

Amer  {äj  Gr  allg.,  Am  e  r  Tschapp.  —  m.  (n.  Vals) : 
Gefühl  der  Leere.  1.  Schmerz,  Verdrnss  über  einen 
Verlust,  eine  Entbehrung.  —  2.  Gelüsten,  Ä.  haben 
.an'  Etw.  (Dat.).  Ohne  nähere  Bestimmung:  Es.slust, 
Appetit.  —  Eig.  blosse,  schon  von  Notk.  gebrauchte  Ver- 
kürzung von  Jämer,  welche  Form  mit  der  Bed.  , Jammer' 
tw.  daneben  besteht.  Der  Umlaut  aus  dem  abgeleiteten  Vb. 
tw.  ins  Subst.  eingedrungen. 

ämeren,  ämeren.  ebd.:  1.  tr.,  Schmerz,  Heimweh. 
Gelüsten  erwecken,  t.  pers.,  ds  Obs  ümeret  d'Chinder, 
t.  unpers.,  es  ümeret  mich,  dasfsj  i''''-m1s  Chäeli  her- 
g'ge"  hän.  Syn.  verzännen.  gelüsten.  —  2.  intr.,  die 
obgonannten  Empfindungen  haben;  «.  tim  Etwas. 

ämerig,  ämerig.  ebd.:  1.  Lust  erweckend,  nam. 
die  Kauflust  reizend.  Syn.  anmiichelig.  geniögelig.  — 
2.  lüstern,  gelüstend. 

Ainmcr  I  ,B;  L-  (Durh.),  Ammer  Aa;  Bs;  „B; 
L";  ScH;  S  —  m. :  Emmer,  Zweikorn,  Snmnierilinkel, 
triticum  dicoocum  (amyleum). 

Mhil.  amer,  einer,  amel.  ,Emel'.  aGHdschr.  Vgl.  Amill- 
Mel  und  bei  Fris.   ,Emmer  oder  Amelkorn'. 

Ainiiier  11  m.:  die  Ammer,  embriza.  G(?lw-  gM- 
Ammer,  -Ammer:  Gelb-,  Feldflnk,  Goldammer,  embriza 
citrinella  ZAtf.  ^yn.  Gerstenrogel.  —  Gold-:  1.  dass. 
.Unsere  Emmeritzen,  welche  von  etlichen  Goldhammer 
von  wegen  irer  färb  genennt  wirf.'  Vogelb.  1557. 
,Von  dem  Goldammer  oder  (zu  Strassburg)  Gaul- 
ammer.' ebd.  Jetzt  AmeritzU  usw.  —  2.  „Goldhäm- 
merli"  n.:  Haubenkönig,  motacilla  regulus  [regulus 
cristatus]  B." 

Die  gleiche  Anlehnung  wiederhiilt  sich  im  Vogelb.  in 
.Gerstiammer,  passer  silvestris  magnus',  einem  [ammcrartigenj 
Vogel,  der  sich  in  Gersten-  und  Weizenäckern  aufhalten  solle. 
Vgl.  .Hämerling'  u.  d.  W.  Ameritze.  Die  umgelautete  Form 
Ämtner  erinnert  an  Emeriz  usw.  In  Goldhämmerli  ist  der 
Sprung  ein  doppelter,  da  dieser  Vogel  gar  nicht  zu  den 
Ammern  gehört;  s.    Golclhäveli. 

Ammeriz  Ammerizli  n.  ZAuss.,  Wl..  Emmerize 
f.  GTa.;  ScnSt;  Th,  „Ämerzen  Aa,  Imbrütze  Ap; 
G  —  f.":  dass.  Sie  mahnen  den  Winzer  mit  Jieft! 
heft!  es  ist  ZU!'  1.  —  Gi3l"'-Emmeriz(e).  G.ehemerge  f. 
Aa,  -^niez  m.  AABb.;  ZW.:  dass.  —  ,Wis-Emmerze: 
emberiza  pratensis.    Von  den  wisen,  darin  sy  wonend.' 

1557    VofiELB. 

Vgl.  mhd.  amerinc.  ,Die  Emmeritze,  Enibritz,  Euiuicr- 
(l)ing,  Gilbling  [usw.].'  Vogelb.  1557.  ,Der  Emmeritz,  passer 
spermologus.'  Mal.  ,Emeritz,  Hemmerling,  galbula,  avicuia.' 
llenzl.  1677.  (.Wittewal'  statt  H.    1716,1     Vgl.  noch  Emmeiti. 


Öl9 


Am,  ein,  im,  oiii,  mii 


Gel^-Äiniiietli  n.:  Goldammer.  —  Blau-  n.: 
Person,  welche  auffallend  viel  Blau  in  iiireni  Anzujje 
hat  ZW. 

ÄnmKtK  hezeiciliiot  iliü  letzte  Stuf.'  der  Verderbiiiss  vim 
Ämmerize:  Ämmrrzi-:  Äviiiiezr.  —  llhui-A.  ist  -nalirseli.  cig. 
der  Eisvogel,  mit'  clicn  so  viel  Fug  zu  ileu  Ainineni  gezälilt, 
wie  er  auch  mauiuimdi  licisst. 

Aniniere.  ÄMimcr(n)e,  Animeri  s.  Amnirlle 
S],.  '211. 

Aiumerenzo  i'nihi;.,ti:,.  diiii.  -i:  w.  Taufn.,  Kme- 
rentia  Sciiw;  Z. 

Amcrget  f.:    w.  Doiipcln.,    Anna   Margavetha    f^i'u. 

Amman  dmrrt  L.  Anmiarei  -e'i  OT.,  diiirreh'  Aa; 
Bs;  G;  SfH;  S;  Tu  —  f.:  w.  Doppeln.,  Anna  Maria. 
Ammenli,  Zuclcrüi,  i-liiiiinii,  »»■/■[wir]  irciitl  r/ii  triiizii 
usw.  G. 

Ammor  GT..  Animier  Gl;  GG.:  Bewnliner  von 
G  Ani.len. 

Amerikaner  m.:  1.  eine  Sorte  der  Erdäpfel,  rot, 
rundlich,  mit  tiefliegenden  Aug-en  Gl;  GW.  Syn. 
Afrihincr  s.  Sp.  100.  Berner.  —  2.  Wie.sensalbei, 
salvia  pratensis  GSa.    Syn.  Holänder.  lilaiii  Suhlutoi. 

2.  Dil  si-  Ulli  r  ilii'  audci'en  Kräuter  cmporniv'iml.  n  Stnigel 
mit  meist  Ijlaurn  Klüten  mit  ileu  iu  liollämliMiirn  l'iiiisten 
stehenden,  nach  Batavia  (..Amerika')  liestiuinitm  Triipiien 
verglichen. 

amerikanisch.  1.  amerikanisch  Herdöpfeh  die 
Knollen  der  kleinen  Sonnenblume  und  die  Pflanze 
überh.,  helianthus  tuberosus  GO.  —  2.  Aineril-anisch 
Gras:  rohrartiges  Glanzgras,  phalaris  arundinacea 
pieta  G.  —  1.  In  Tessiu  .patate  del  Canada'.  Die  Pflanze 
ist  in  Brasilien  heimisch.  —  2.  Vgl.  die  Synn.  Mfr-,  huliin- 
dittrh,   rngHüch    Oraa. 

Ami  'iiin  m. :  Name  für  kleine  Hunde  L;  Z. 

Ammi-c  Zo,  AmmlYv,  Amme'i  Aa;  S  =  AiiiDiarK 
,.\niili.-  XVI.  Salat.     ,Amilli'.  1572  ThPlatt. 

Amiiiicliel  m.:  m.  Iluppeln.,  Johann  Michael  ScnwE. 

Amiiinm.  Um-und-um  rimfindhm  Ap,  »m.;rf»m  G  n.: 
weisse  Stärke  für  die  Wäsche.  —  ömrdömme" :  Wäsche 
stärken  GStdt.f. 

Frz.  dial.  umljun,  mlat.  amiduui,  dies  ans  lat.-gr.  uiinjhim, 
feines  Weizenmehl.     Vgl.  AmmehnUl.     Syn.  Klärt. 

ammig  s,  1.  oliren,  vormals,  Sp.  202.  2.  ffimmig) 
einenirey. 

Aminiral  Mkv.  Wint.  Cliron.  Amiral  1722  Mise. 
Tig. :  Admiral. 

Amiml  frz.  ii.  uilul.,  riihtigcr  als  die  nhd.  Form;  zu  der 
Missbildung  Auiininil  liat  das  W.   ,General'  mitgewirkt. 

Amläzc  ',  „Amblätz  ni.  LE.".  am-,  an-,  ä-, 
IJm-BlätgCtv.,  Ubläze  f.  ebd.  —  PL  ÄnhUUze,  Äm- 
hlize  Gk:  ein  aus  Leder  geflochtener  Strick,  welcher 
durch  das  Biiiulhch  des  Doppeljoches  gezogen  wird, 
um  dieses  und  die  Deichsel  an  einander  zu  befestigen 
Gr.  „Band  aus  zähen  Gerten  zur  Befestigung  der 
Deichselstangen  eines  Schlittens  an  das  Joch  L." 

St.'s  Deutung  auf  Wt(j,  Flicklappen,  anbhizcn  mag  der 
volkstümlichen  Anschauung  entsprechen,  könnte  aber  nur  für 
die  entsprechenden  Formen  gelten.  Sämmtliche  Formen  (mit 
tirol..  kämt.  AmhUlze,  Aiii2>htz)  gehen  zunächst  auf  mlat. 
iimblaclum  (churw.  ,der  umhluzz')  zurück,  dessen  Bed.  erst 
aus  den  MAA.  Licht  erhält.  Dieses  scheint  mit  dem  Präf. 
amli(i)  von  Imjucun,  Strick,  Schlinge,  abgeleitet  zu  sein,  das 
der  MA.  sonst  als  f.älseh  durch  das  Ital.  ilai-cM  zugeknnnnen 
Ist.     Also  nmhh,hnii  —  Vmh:mi\.     Das  an   das  ab'm.-bair.  W. 


i'inimcl 


einigermassen  anklingende  hess.  Syn.  ,die,  das  Emez,  Imess, 
Ems'  dagegen  wird  auf  slav.  Ursprung  zurückgeführt.  — 
Da  bei  uns  das  W.  meist  im  PI.  gebraucht  wird  (der  Strick 
ist  zwei-,  bezw.  vierfach  genommen),  so  mögen  auch  die 
obigen  dreisilbigen  Formen  genauer  besehen  Plurale  sein. 
S.    auch    rm-hleizni. 

ammodieren  =  admodieren,  in  Pacht  nehmen  (s. 
Sp.  91).     ,Geamodiert'.    1521  Ausen. 

Ammolter.  Ambolder  ni. :  Sauerkirschenbauni  B(). 
—  Ammoltcre  ,i„mltre  W  (Dim.  Amolteri  BO.),  .\ni- 
boldere  BO.,  Dim.  Amholtri  Si.  —  f.:  eine  Art 
Weichselkirsche  mit  festerem  Fleische. 

Syn.  AniareUe  Sp.  214,  welches  W.  jedenfalls  im  ersten 
Teile  des  hier  vorliegenden  steckt  (mit  mb  aus  einfach  m). 
Der  2.  Teil  des  W.,  oller,  enthält  das  selbe  ter  wie  Affoltn 
Sp.  106  und  ist  in  der  1.  Silbe  an  dieses  augelehnt;  vgl. 
aucb    .Holder'. 

amorterisiereii.     Amortarisation     für    amorti- 
sieren usw.  1767  F  städt.  Akten.stück. 
amu  s.  um-nm. 

Ammiilettc  f.:  Amulet  Aa;  L.  Ein  mit  geweihtei 
Gegenständen  gefülltes,  herzförmiges  oder  viereekigei 
Kleinod  -UZ.  1815. 

Der  Übertritt  ins  w.  Gesclileidit  durch  irrtüuiliclii'  Aufi 
fassnng  der  lat.  Pluralform  umulein  veranlasst. 

Am,  amen  s.  Amad  Sp.  213. 

ämme,     ämmel   I,     emmel.     ciniel 
omme,  wenigstens,  s.  ein-ma!. 

ämmel  II,  ehemals,  s.  all  mal. 

Ämmeli,  Amli,  Amdli,  Ammere.  .\nimerne 
s.  Amarelle  Sp.  211. 

.\mmer:  m.  Taufn.,  Emeran  LG.    Als  Geschln.  BG 

Ammer,  Emmer  s.  1.  Ammer  Sp.  219.  2,  Arm 
rille  Sp.  215. 

Ämes(e),  Amess{e)  s.  ylwct'.se  Sp.  210. 

ämmig  änimeg  GTa.;  ScnSt.;  Z,  ammig  Ap; 
GStdt.  u.  Ta.;  Th,  ammed,  ammid  SimiKI.;  Tu; 
ZSth.:  1.  gleichwohl,  dennoch.  Niene  verd  [nirgend 
willkommen]  und  d.  da,  scherzhafte  Bezeichnung  eines 
nicht  gerne  gesehenen  Gesellen,  oft  mit  Selbstironiei, 
Vo"  niene  her  und  a.  da,  zur  Verhüllung  der  Herkunft 
ZSth.  G'fischet  und  y'krebset  und  a.  Nünt  z'Nncht  Tkj 
(Volksreim).  Guete  Tag  ä.  au!  Sind  ä.  au  goUwillche!'^ 
[um  versäumte  Begrüssung  nachzuholen;  aber  aucfii 
ohne  solche  bestimmte  Veranlassung].  ,Zv.-or  ist  Sclmff^: 
huse  üher-em  EM,  icege  dem  y'hört  's  amig  zur  Eids- 
ynosschaft.'  Halevy  1849.  —  2.  in  abgeschwächter 
Bed.,  wenigstens,  freilich,  doch  wohl,  denn  doch,  jeden- 
falls, aber  doch.  1''''  hätt  ä.  y'meinf,  er  wor  [würde] 
si'''  schäme".  Das  ist  ä.  eu  lanye  Winter!  Hest  [hastig 
du]  ('(.  nild  lany  mile-^e  icarte?  hott'entlich  musstest  dui 
usw.  Das  Heime  ist  ä.  [wenigstens]  '*■  Dopplet  vert.t 
Isch-es  ä.  [aber]  au  war?  ,s  ist  ä.  au  [denn  dochj 
c  Sddi !  's  irdr  ä.  au!  es  ist  [wäre]  doch  verdries&- 
lieh.  Xei"  ä.  au!  vgl.  aber  Sp.  41.  Nei  glich  un 
ä.  au!  das  ist  doch  wunderbar!  oder:  zu  arg!  Ammig 
ö''''!  Ausruf  des  Affektes;  auch  der  zustimmenden  Ant- 
wort, jedenfalls,  gewiss!  G. 

Zsgez.  aus  eincnweg  (s.  d.),  da  ü  frfj  die  regelrechte  Ver- 
kürzung von  ei  ist.  Die  Formen  mit  a  eignen  solchen  MAA,, 
welche  ei  ?,n  a  zu  verdichten  pflegen.  Ammiy  und  volleni 
nmmed  fallen  mit  der  Weiterbildung  von  amme  (s.  alm 
Sp.  208)  zusammen,  z.  T.  auch  geographisch  (SchKl.;  ZSth,^ 
während  andere  MAA.  noch   gut  unterscheiden:   z,  T 


221 


222 


I      «„„,„■;/    .1«.,   Cl„„.lr    ,„../. j.ru.!,.:,    .,■    «.//.,/    ,/.,,/,    u„„„i,J    „u  ,rrl„ 

'     III,.-  stutz;    V(,'l.  dwm,i,/.    -   Sju.  ..■«/,(. 

Jlinill  .Pm  Z,  m.,  n.:  1.  der  Budistabo  ;//.  Aiiiiiilisinx. 

im  Zickzack,   geschlängelt.  --  2.  Aiinnli  n.:    kiiniiiue 

Kurclic  ZSchöii.  —  ämiiilon,  diiu.  iiiiiiiiclcii,   icH.: 

»icli  sclili'ingeln,    wellenförmig  laufen.     ifüiiniiUt.   ge- 

'    schlängelt  „Li;  Z". 

m\:  T)at.  Sg.  ni.  u.  n.  des  Pron.  dem.  hier,  jener. 
,Folgend  etlieh  dem,  der  ander  em.'  e.  l.")l)0  Ki>i,iii. 
—  Vgl.  fiiii   imil  (')(/(. 

ein  1  ■jii  S(H;  ;  Zf.  am  BsÖtdt  (SritKNi;);  (ji,,  im 
A.v;  Hs;  S:  Dat.  Sg.  m.  u.  n.  des  best.  Art.,  dem. 

t^lii-  11,  um-  (unbetont  vor  dem  Vb.  hm):  entgegen. 

I—    Zunäelist  für  ciiiji-,   dies  für  ent-bc-. 
eni- in,  am-,  um- (vor  Ortsadvv"):  wieder  zurück 
\   BO. ;    W.     Auch,    weil    die  Etymologie    dem    Sprach- 
I    bewusstsein    abhanden    gekommen    ist,    pleonastisch : 
iUxrha   [Iiorüber]    cho   und   iinihi   [wieder]    em-üherhi 
[hinüber]   BLeiss.   ^-  Aus  umher,  s.  aber  Sp.   40.   41. 

I         eiliansen  eniuuse,  dini.  emäuslen:  am  Ostermontag 
familienweise    einen    vergnüglichen    Ausflug   machen; 
'  gö  ewuiise  gö"  VOrte. 

iNach    dem  Spaziergange    der    zwei   Jünger    mit  Christus 
(Lnc.  24,   13  ff.)  benannt;  früher  wohl  eine  ernst  religiöse 
Gedächtnissfeier  der  Auferstehung. 
1         emede  .s.  nummede. 

i         Emerize,  Enimez.  Emniot  .s.  .-Ihih»'/- // 8p.218. 
('im  allg..  eum  GA. :  1.  Dat.  m.  u.  n.  von  eine  I. 


2.  Ac 


11.  111,  einer,  man,  jener. 

Eimer  allg.,  Eumer  Z,  Amer,  Äraer  ü,  e'mnier 
P  (Sühott)  m.  —  PI.  -c"Gr:  1.  ein  hölzernes  Gefäss 
für  Getränke.  Bauchiger  Kübel,  in  welchen  gemolken 
wird  Gr;  G;  Schw;  Uw;  U.  Stet  [Hagelkörner]  n-ie 
E.  U.  —  2.  Weinmassf  Ap;  B;  Gl;  Sch;  Tu;  Z; 
durch  ein  Concordat  in  den  Dreissiger  Jahren  auf  25 
.Mass',  '/i  ,Saum',  normiert;  vorher  sehr  ungleich: 
32  Mass  Tu;  doppelt  so  gross:  64  (60  lauter)  Mass 
Gl;  Z  It  Fris.  1568,  JBaEscuer  1685;  viermal  so 
gross:  128  Mass  Scn  (Gem.  76).  Auch  das  Verhältniss 
zum  8aum  war  verschieden.  Zur  Zeit  von  Fris.  ist 
.Saum-  noch  nicht  ins  System  aufgenommen,  sondern 
als  auswärtiges  Syn.  betrachtet;  Escher  aber  setzt 
3  i'.  =  2  iS'. ;  in  Th  war  vor  dem  Concordate,  welches 
den  S.  zu  4  E.  festsetzte.  1  E.  =  '/r,  S.  Er  hielt  in 
Z  4,  in  Seil  16  .Viertel-.  ,10  Zürcher  Eimer  =  1  FiietZcr.' 
1531  Auscii. 

Mhd.  eiiiicr  ans  Ä\t.  eiiiibcr  m.,  n.,  bL'i  Notk.  (imljni,  eig. 
ein  Compos.  wie  ,Zuber'.     Vgl.  Am  Sp.  211. 

Gaglen-:    Kübel   für   die   kleinen  Erdäpfel  GrD. 

Kalb  er-:  1.  ein  mit  einem  Saugrohr  versehenes 
Gefäss,  mit  welchem  man  die  Kälber  künstlich  säugt 
GrAv.  Syn.  Kaiher-,  Sürj-Kühel.  —  2.  grosser,  höl- 
zerner Eimer,  aus  welchem  junge  Kälber  im  Stalle 
Wasser  usw.  trinken  Gr. 

Mclch-:  Melkeimer,  ungefähr  4  Mass  haltend 
GsVal.  ,Sol  ein  melcheimer  gemachet  sin  mit  der 
mulchen  as  si  von  der  kuo  gemulchen  wirf,  die  sol 
man  erwellen  und  sol  ein  VI  altmessigen  kübel  füllen.' 
NV.  (it-Hii. 

-\lilch-:  1.  Melkeimer  Ar;  GrA..  Ph.  -^  2.  Eimer, 
iii  welchem  dii'  .Milcli  in  den  Keller  oder  in  die  Sennerei 


getragen  wird,  meistens  grössere  Milciigcsidilrre  bis 
12  Mass  haltend  GaVal. 

Schwin-,  Schwi-:  1.  Kübel,  in  w.-lcheni  man 
den  Schweinen  das  Futter  bringt  Gr.  Syn.  Üdiicin- 
mclchtere.  Von  dem  Einfaltspinsel  sagt  man  verächt- 
lich: ma  sött-ne  [sollte  ihn]  mid  eine  Scli.  ersdiüsse 
(Jr.  —  2.  Schimpfname  für  einen  physisch  oder  mora- 
lisch Unflätigen  (iSa.  -  ume(r)sch wi(n)eimeren: 
schmutzige  Arbeit  verrichten  Gr. 

Tropf-  -ämerli  n.:  kleines  Gefäss,  in  welches  das 
Käsewasser  von  dem  Käsebrett  tropft  Ap. 

„Walen-:  Milcheimer,  welche  die  Viehhändler 
nach  Italien  mitnehmen  Schw ;  Zg."  —  W«Wi,  Welscher. 

Geschirrwasser-:  für  Spülwasser  bestimmter 
Eimer  Gr. 

eimerlen:  nach  dem  hölzernen  Eimer  riechen 
oder  sciimecken  Gr. 

im,  imu,  em  Dat.  Sg.  zu  er,  ca  (s.  d.). 

Immat  s.  Ämad  Sp.  213. 

Ime  m.:  1.  Beigeschmack  GRD.f.  —  2.  Imc:  (JroU 
GnPr.  —  Es  liisst  sich  an  die  Begriffe  , Stich,  Stachel'  und 
somit  an  das  W.  Imme,  Biene  (s.   Imb)  denken. 

imme,  inimene:  Verschmelzung  der  Präp.  in  mit 
dem  unbestimmten  .\rt.,  in  einem.  —  Vgl.  aiiime,  -nc 
Sp.  210. 

Imme  f.,  Immi  n.  s.  Imh. 

imincdiat,  -i:  auf  der  Stelle,  augenblicklich,  sofort 
Schw;   Uw.   —   Aus  dem  lat.   Adv.   immediale. 

Iiuiiienberger :  eine  Weinsorte,  welche  um  linmeu- 
berg  hei  Frauenfeld  wuchs.  1680  Wagn. 

iinnier  Aa;  WLötschen,  immers  S;  ZGoss.,  im- 
merist BHutw.;  „L",  immerst  BsL.;  ScnSt.;  S: 
1.  immer  Bs;  B;  S  (mit  Verneinung);  W;  Z.  .letner 
wenig:  allgemachist,  paucillatim.'  Fris.  Zur  Stei- 
gerung verwendet:  ,Es  wäre  jemar  schad,  das  uns  die 
Sonn  anschine.'  Zwingli;  Syn.  ewig.  —  '2.  gegen- 
wärtig, dermalen,  nunmehr.  , So  grosse  Schüler  gönd 
immer  keine  meh  i  d'Schuel,  wie  wo  mir  g'gang.e  sind.' 
Aa,  bei  Stutz,  E.  u.  h.  B.  Vgl.  ,alleweil'.  —  3.  je, 
irgend  wie.  /  loill  's  tue,  trenn  i  immerst  clia".  Sulk. 
,So  ferr  uns  jemer  müglich.'  1530  Abscii.    Syn.  ienen. 

—  4.  immerhin  B.  ,Deren  yeder  Christgläubiger 
doch   yemer   etwas  wissens   haben    soll.'    1560  Bibel. 

—  5.  „immerist,  jemerist,  niemerist  B;  L;  Zo:  Interj. 
der  Zustimmung,  allerdings,  das  ver.steht  sich."  ,Er 
hat  die  Ruten  noch  nicht  genug  wider  uns  gebraucht. 
Immers  Er  hat  uns  mit  derselben  noch  nicht  gar  zu 
grund  gerichtet'  =  ja,  iino.  1661  JMüli,.  Wenn  ich 
nicht  irrej  wie  ich  glaube;  ohne  Zweifeh  Schw  u.  Zu 
(iemerist,  iemerischj  D'  Ithen.  ,Er  ist  iemerst  nit  da 
g'si  =  memini  eum  tum  abfuisse.'  Id.  B.  Wie  mir 
scheint;  ich  denke  wohl.  ,Wie  heisst's  in  der  Bihel'^ 
Der  [ihr]  tverdet  's  iemerist  nid  wüsse.'  Hebel.  D'Glocke 
het  zioölß  g' schlage;  der  Tag  will  iemerst  no  nit  cho; 
doch  Gott  hört  ivul,  wenn  's  vieri  Schlacht,  ders. 

Mhd.  icmer  und  auch  schon  im«/-,  immer,  auch  in  der  Bed. 
je'.  , Yemer,  yemar'.  Fris.;  Mal.,  auch  im  S.  von  ,un(inam'. 
, Yemer'  noch  1584  LLav.  —  Für  den  BegriiT  , immer'  gelten 
sonst  andere  Ausdrücke  (eitder,  alliicil,  ijäni/)  und  jenes  W. 
in  diesem  Sinne  ist  in  den  meisten  MAA.  als  moderner  Ein- 
dringling zu  betrachten;  die  von  Lötschen  steht  daher  isoliert 
da.  Das  negat.  Comp,  .nimmer'  ist  uns  gänzlicli  fremd  geblieben. 
Immer«,  immcrint  sind  genetiv.  und  superlat.  Wcitiobildungm. 


223 


Am,  ein.  iui,  om,  Hill 


224 


iklarlM-li    ist,   iliiiftr   .1" 


•m   Begriffe 
■  U  (las  folg. 


Illinicr:  1.  111.  Taul'ii.,  Iiiguiiiar.  Burtrdorf  l:!84. 
Noch  als  Gesfhlechtsii.  B.  —  2.  Herr  (,He'  Gottii.) 
Immers:  Ausruf  der  üeberra.scliung,  des  Erstaunens  B. 

—  Lctzteri'S  cig,  wie  Jemcr  eine  Verdrehung  des  Namens 
Jesus, 

,illU'ren,  imnieren:   wimmern  Schw;  Zu." 
Viell.  von  der  Interj.  i  ud.  lur  ominii,   linwnn  (s.  Sp.  '218) 
mit  Aulelinung  an  ,winiinürn'. 
Imeri  s.  Amarelle  Sp.  214. 
timilli  I,    etwa  auch  Simmi,   diin.  hiimeU  —  n.: 

1.  Hohlniass,  urspr.  auf  Vierteilung  beruhend,  später 
decinial.  a.  als  Trockenniass,  der  4.  Teil  des  Masses 
B  (,kleines  I.'  halb  so  gross) ;  S,  ,quadrans  modii'.  Id.B, 
des  Viertels  Konstanzerniass,  der  10.  Teil  des  Viertels 
oder  SeMers  Aa;  L;  Tu;  Eidgen.  1839.  der  9.  Teil 
„L;  Z",  1(585  JBaEscher,  der  6.  Teil  einer  Quartane 
Gr  oder  =  4  Batzendingli,  10  Zehntel,  l'/.j  Becher, 
Mässli,  2  Köfli.  —  Syn.  Öserli.  Vgl.  Immism/d.  — 
,Wenn  du  chast  im  I.  hüse,  so  niuest  nid  [nicht]  i's 
Viertel  welle.'  Sulg.  ,Von  einem  niütt  ehernen  ze 
malenne  da  sol  man  geben  ze  lone  ein  Imi  desselben 
korns  und  nit  me.'  Z  Richtebr.  Denselben  Mallohn 
bekam  im  XIV.  der  Hofniüller  der  Probstei  L  vom 
Korn,  von  Haber  oder  Gerste  1  Immi  von  3  Vierteln. 

—  b.  für  Milch.  „S'/j  ,Mäss'  W".  Von  einer  Kuh, 
welche  mehr  als  3  Mass  Mileh  liefert,  sagt  man,  sie 
habe  das  L,  ebd.  Vormals  =  Vs  ,Sister',  so  viel  Milch, 
als  zu  einem  ,Süsskäse'  d.  i.  8  Käsen  erforderlich  ist. 
Acta  MuR.  It  Gfr.  21,  153;   vgl.    auch  Arg.  2,  38.    - 

2.  Landmass  z.  B.  tür  Wald  Z.  —  3.  Marktabgabe 
von  Getreide,  von  dem  selben  genommen  „L";  Sch 
(m.,  Kirchh.);  Z;  an  letztem!  Ort  '/j  Immi  vom  Mütt 
d.  i.  1  Immi  vom  Malter,  also  der  144.  Teil.  Memor.  Tig. 
1820.  ,Da  von  git  er  nit  imis  [Genet.],  e  er  verkoufet.' 
Z  Richtebr.  ,So  gend  die  von  Zuffikon  thein  [kein] 
imo  noch  zoll.'  Ende  XIV.  ,Das  die  apptissin  sy  soll 
schirmen  vor  dem  iiny  und  vor  dem  ungelt,  sy  kouffent 
oder  verkoüffent.'  Olfn.  Fällaxdex.  ,Was  sy  da  kouffent 
oder  verküutfent.  dass  sy  das  imniy  noch  den  zol  nüt 
sond  gän.'  1543  Offn.  Maur.  .Haben  wir  inen  ver- 
gunstet,  unsers  gotzhus  Imi.  wag  und  den  ellnstab 
inn  zu  haben.'  a.Hdschr.  G.  ,Zoll,  Immi  und  Unigelt.' 
1757  Z  Gesetzs.,  Abgaben,  deren  charakteristischer 
Unterschied  im  Stoffe  beruht.  .Man  liest  an  diesen 
Wänden,  geschrieben  von  vielen  Händen,  Wie  oft 
durch  Gottes  Segen,  es  so  viel  Mütt  Immi  gegeben, 
Aber  obgeschriebenen  Tag  [24.  Brachmonat  1092]  für- 
wahr, war  gar  kein  Markt  alldar,  In  allen  Kasten  und 
Standen,  war  kein  Immi  vorhanden.'  Z.  —  4.  Mess- 
geschirr. .Er  soll  den  Ion  ze  nemmeu  rechte  gfächte 
ymli  haben.'  1585  ApI.  Ldb. 

Mhd.  imi(n)  n.  aus  lat.-gr.  hf-mXnn,  Hälfte  (des  sextarius, 
Sestcr);  frz.  (h){mine,  mine,  it.  mi'iw.  Lehmann,  üraub., 
schreibt  ,Kmnii'.  Vgl.  MämU.  —  '2.  Das  Landmass  (frz. 
himinre)  bezieht  sich  auf  die  zur  AupHanzung  benötigte  Saut. 
Vgl.?  Iminmal.  —  3.  Vgl.  das  syn.  mlat.  innenai/ium,  frz. 
umr.nayi:,  Lohn  für  die  Erhiubniss  des  Ziifiihrens  (frz.  auicner). 
Dass  wenigstens  für  die  Schiualsaat  die  Abgabe  in  Geld  konnte 
entrichtet   werden,  s.   Memor.    Tig.    lS-20,   fi.'iT. 

iiiimenen.  imineleii.  immlen:  1.  die  Abgabe 
lies  Immi  eiitrii-hteii  ../,  niiiclciij-.  .Swas  [.\lles  was] 
iler  kolfelei-   |  Verkäufer  |  fiieret.  das  so!  er  imiiioii  naeli 


Schulze    bezeugt;   jetl 
,  von  dem  es  vidi,  blos 


der  mässe.'  ZRichtebr.  -  2.  diese  Abgabe  einziehen. 
.Eydt  schweren,  dass  sie  ihnen  nit  selbst,  sonder  dem 
Meister  ymlen  wollen.'  1585  Arl.  Ldh. 

ver-immen.  .Was  sie  an  Fruelit  nder  Mahl  ver- 
kaufen, geflissen  zu  verzollen  und  zu  v.'    1740  Z. 

„Inimeler",   Immener.     ,Ein   Iminer   ninibt    ein 
von  allen  lasten    so  zum  kornhaus   gefüert   [werden], 
das  Immi,  und  alles,  das  er  einninibt,  das  soll  er  einem 
Kornnieister  überantworten,   aber   das  gelt,    so  er  in- 
niinbt   [.aus  Schmalsaat.'   Memor.  Tig.  1742],   soll  er 
in  ein  büchs  stosseu  und  einem  Seckelmeister  geben.' 
Msc.  Leu.    Das  Amt,  das  ein  Kelchs-,  später  städtisches  < 
Lehen  war,  bestand  in  Zur.  und  Winterth.  bis  1834.   I 
, Immler,    Immener'    Goschlechtsn.    B;    Z  f.    —    Syu.j 
amenie  B  welsch. 

Iimili  II  n.:  Hadel,  Rispe,  worin  der  Haberken 
steckt,  involucrum  Aa;  ,,LE.' 

Viel!,  nach    einer    gewissen  Ähnlichkeit    mit    der 
Imh,   Immi;  benannt.     Vgl.   Imh,l.. 

Inimis  s.  Iiiihiss. 

illipertine.llt    imp''eräin^nt:    1.  sehr    grob,    unver- 
schämt L;  Z.   —  2.  Steigorung.sadv.  in  unerfreulichen 
S.,  i.  ehalt  udgl.    I.  blund,  rothaarig,  ebd.   —   W 
impeftliicnt. 

Iinpost:  Auflage,  Abgabe.  .Alle  auf  dieser  Pfruiic 
haftende  Iniposten  und  Schuldgel)ühreii.'  B  I'frund-; 
kaufsregl.  1791.   —   Von  it.  impmtu. 

iemen,  iemed  s.  ie-man. 

iciiier:    Jemand.  —  Nur 

durchweg  Ujipcr,   neimcr.     Vgl.  XU 
abstrahiert   war. 

0  m  .  . .  s.  am  .  .  . 

oinel  s.  ein-iiitd.         Ümlese  s.  Ameise. 

Ömel  m.:  Oheim.  ,l)ü  wirtenne  mins  Oemelnf 
1337  Gfki).  VII  180.  181.  -  Von  mhd.  ,W„-,m,  ö,i,  (s.  ÜcM 
Sp.   74)  abgel. 

Ömli,  Önidli,  Ümbli  s.  Amarelle  Sp.  2WK 

um-  s.  IUI-  Sp.  221. 

um,  Ap  lim  1.  Präp.  1.  rein  räumlicli:  Umgebung, 
Bewegung  im  Kreise,  oft  verstärkt  durch  naclfc 
gesetztes  um  Gr,  oder  allg.  ume  d.  i.  um-hin,  heruiB,'i 
z.  B.  um  's  Hüs,  um  's  Dorf  ume;  Eim  um  d'Bei^ 
Gl,  um  de  Chopf  ume  GT.  ye  [Schläge  geben]; 
chunnt  dir  um  de  Cliopf  ume,  du  niusst  es  verant? 
Worten  resp.  entgelten  Z;  um  d'Lüt  ume  chö,  mp 
vielen  Menschen  in  Berührung  kommen  GT.  Um  s0 
ha",  ein  Kleid  oder  Begleitung  B.  Um-e  [den]  Weg,\ 
um  d'Weg  sl",  in  der  Nähe  Bs;  Z.  ,Um  die  Stadt 
Zürich',  in  -der  Stadt  herum.  1500  Edlib.  Um  enand,i 
herum,  s.  ein-ander.  ,Geschäft  die  ihm  zu  Haus  nicht) 
um  die  Hand  gegangen'  [nicht  oft  vorgekommen].  1060j 
JHHoTT.  1708  DTomann.  Um  Öppis  cho",  Etw.  ver-i 
lieren  (eig.  darum  herum  und  dann  davon  weg);  vgl, 
nhd.  um  etwas  bringen  =  verlieren  machen.  ,Uu|^ 
die  buoss  komen',  in  Busse  verfallen.  ApI.  Ldb.  158Si 
,Es  ist  um-is',  um  uns  geschehen,  wir  sind  verloren 
Stutz.  —  2.  ungefähre  Zahlangabe,  meist  mil 
beigefügtem  Adv.  ume,  z.  B.  um  die  äO  ume,  un- 
gefähr zwanzig  Aa;  Bs;  Z;  es  irird  um  7  oder  s  (iiildi 
ume  clwstr  '/..  l!ei  Angabe  der  Tageszeit;  -.'Ahiii  um 
die  Vieri  Z;  um  Drü  ume  Aa.  um-e  J)rii  Hs  |iuis  um 
die  oder  um  ein':'    s.  d.l;    oinfaelies    um,    iiiii-e   sol 


225 


Am 


226 


nai-li    hf.    ircnaue    Angabe    Ijoikniton.    also    wie   iilul. 
währeiiil   sonst   die  MA.    in   diesem  S.  aiit   yebraiiclit 
(s.  an).     Um   cn   (■iste,    zuerst,    anfangs    L    [um    den 
ersten    Anfang?].    —    3.   Reihenfolge.     L'in    um  's 
Ander,  Eines  nach  dem  Andern;  allg.,  wie  nhd.,   zu- 
weilen  mit  dem  Nehenbegriif   rascher  Aufeinander- 
folge.    .Nit  umb  ei  Mahl',  nicht  einmal,  ne — quidem. 
1(12  GöLui   [eig.  nicht   für   ein   einziges,    erstes  Mal, 
im  Ggs.    zu  Fortsetzung?].  —  4.  Massangabe,    wie 
nhd.     Um-en  Schritt  nocher  [näher]  Aa;  um  's  Deiche 
[1  lenken,    syn.  um-en  läe]  GnD.  =  »m  's  Merhe,   um 
ein  merkliches,  aber  kleines  Mass,  ebd.;  Z  =  ,um  ein 
Kennbares'.  Heuei,.    ,Um  d'Wahl  besser'  [so  dass  der 
Unterschied  die  Wahl  wert  ist].  1712  Göldi.    Nüd  um 
's  Merke,    kaum    oder   gar   nicht  merklich    Z.     ,Umb 
etwas    [ein    wenig]    erschrocken.'    1665    JMüli..     ,Ini 
undcresten    um    ains    [weniger]',    im    zweituntersten. 
1519  Sioi'KAU.  —  5.  Betreff,   Rücksicht,   Sorge, 
Bemühung,  Begehrung,  Zweck,    Grund.     ,Dass 
wir  umb  unsere  Boten  noch  nit  vernomen  [noch  keine 
andere  Nachricht  bekommen]  dann  wie  sie  seind  wohl 
empfangen.'  RCys.    Was  drr  Bock  um  sclii  [sich]  seiher 
weiss,  (las  trü"'at-er  [traut  er  zu]  der  Geiss  GrD.    Es 
ist  um  's  Luee/e  z'  tue,  man  braucht  nur  nachzusehen 
Aa;  Bs;  Z;    CS   ist  um  's  Probiere  z'  tue,    es   handelt 
sich   um   einen  Versuch,    kommt   darauf  an    Z.     Um 
Oppis  hieye,    nach  Etwas   ausschauen,    um   es  zu  er- 
werben Scn;  Z;  um  0.  üs  si",  ausgegangen  sein,  um 
Etwas  zu  erwerben  B;  Z.    Um  0.  handle,  mit  Etwas 
j    Handel   treiben  BM.;    dagegen:    ,gekoft   um   die   erb. 
f    Jungfrau  Margreta  v.  A.'    1386  Scn  =  von   ihr.     Si''' 
\    um  Öppis   än'e,    sich    einer   Sache  annehmen,    darum 
j;    kümmern  Bs;  S.    ,Um  Kurzi',  der  Kürze  wegen.  BsChr. 
ji    1525.     ,Um    aller   Welt!'    um   Gottes    Willen!    Stutz. 
||    ,Unib  misshandlung  gnueg  thuen',   für  ein  Vergehen 
Genugtuung   leisten.    Fris.     ,Hätt   ich  doch    nu''    nie 
i    z'handen   g'no,    mein   Eis    eso   um  Unschuld   z'schlo' 
j    [ohne  Schuld,  unverdient].  Com.  Beati.    ,Ha,  ha,  Herr 
!    Hans,    umb    ein  Trunk!'    Ruf  beim   Zutrinken.    1639 
JBiiErr.     Es   yät  starch   um   die  War,    diese    Waare 
findet  reissenden  Absatz  Bs;  Z;  es  göt  um  die  Meitli 
'.    nie  um   friisch  'baches  Brod   [diese  Mädchen    werden 
i    stark   umworben]  Aa.     Es   ist-mer  nüd  um  ««''*,    ich 
.    suche  keinen  Vorteil,  bin  nicht  für  meine  Person  be- 

■  sorgt,  ebd.;  es  ist-mer  nüd  um  's  Esse,  ich  habe  keine 
?  Esslust  Aa;  B.S;  Z  (kann  aber  auch  heissen:  ich  habe 
'  einen  andern,  höhern  Zweck  als  das  Essen  selbst).  ,Um 
11  dass',  damit.  1182  Z  ObGlatt,  weil.  1537  Salat.  1691 
I*  Kl,lN(iL.  —  Hierau  reiht  sich  der  Ausdruck  um  Heime  zue, 
]i  nach  der  Heimat,  nach  Hause  hin,  Zzuw.,  ilhergekippt  aus  em, 
i  i.  i.  dem,  welcher  "Vorgang  auch  lautlich  hogüustigt  wurde 
f  durch  die  Natur  des  dumpfen  m.  —  6.  Wert,  Preis  (vgl. 
]  5  od.  4).  Nit  um  ds  Säge,  nicht  der  Rede  wert  GnChur. 
>  Es  gäd  [geht,  gilt]  um  Geld,  es  wird  um  G.  gespielt. 
f  Es  gäd  um  d'Er,  um  's  Lebe,  die  Ehre,  das  Leben 
!    steht  auf  dem  Spiel   Z.     I  tat  's  om  was  drom  nüd, 

um  Alles  in  der  Welt  nicht  (was  man  mir  auch  dafür 
anböte)  Ar.  Um  Geld  und  gueti  Wurt  cha"-me  eil 
ha.  Um  's  Verrecke  nid,  um  keinen  Preis,  selbst  den 
de.s  Lebens  Aa;   Z   (grob).     Öiipis   um  's  Fresse,    um 

■  de  Gugger  gern  tue"  oder  ha"  möge".  (Ersteres  statt 
mm  JiVe.v.ve  gern,  so  dass  man  es  vor  Liebe  fressen 
möchte;  Letzteres  aus:  um  de  Gugger  nid,  für  den 
Kukuk  [Teufel]  nicht,  durchaus  nicht.)  Vgl.  umsuM. 
-  II.  Adv.    1.  entsprechend  1.  1.     .Zu  Thalwil  und 

Scliw.  Idiotikun  I.  2. 


, daselbst  umb'.  in  der  Umgebung  jenes  Ortes.  Aa  1596. 
,Gan  Dissyon  [nach  Dijon]  und  da  um.'  1500  Eni,iii. 
Ebenso,  aber  zus.  geschrieben:  ,daunim'.  1572  HBri.i.. 
,Mustend  ein  höchen  berg  um  um  ziehen.'  Eni.iii. 
,Als  wir  denn  um  sind  geritten  [reitend  einen  Umweg 
gemacht],  so  haben  wir  als  vil  als  [gewisserniassen] 
wider  hinder  sich  [rückwärts]  müessen  riten.'  1521 
Strickl. ;  es-  i^t  um,  ein  LTmweg  Scn;  Z;  en  guete 
Chrumh  [Krümmung]  ist  nüd  um  {umb  Zf)  [kein 
Umweg]  Z;  umgekehrt  mit  subst.  Gebrauch  des  Adv.: 
en  guete-n-Um  ist  nid  z'chrumm  Ar;  SciiSt. ;  s.  auch 
Krumb-tmi;  en  guete  Weg  ist  nüd  um  Aa,  gute  Be- 
schati'enheit  des  Weges  ist  auch  ein  Vorteil;  er  hat 
um,  es  ist  ein  Umweg  für  ihn  B;  Uw;  Z;  um  gä, 
einen  U.  machen  Z;  es  ist  im  [ihm]  um,  zuwider 
(gleichsam  ein  Um-  oder  Abweg).  Sm,(i.  Es  geit  mir 
Alles  um,  es  geht  A.  mit  mir  im  Kreise  herum,  mir 
schwindelt  W.  Um  (gew.  ume,  s.  d.)  sl",  den  Kreis- 
lauf gemacht  haben,  's  Jör  um,  im  Lauf  des  Jahres, 
das  J.  hindurch  UUrs.  Um  und  a"  1)  da  und  dort 
ZKn.;  2)  rings  um  daran  (s.  darum,  drum);  um  und 
an  ha",  Kleidung.  Salat  1537.  Substant:  .Mänigs 
arms  mentsch,  das  weder  umb  noch  an  hette'  [keinerlei 
Kleidung].  1523  Egli  Akt.;  vgl.  under  und  über  Sp.  59. 
Weder  um  no'''  a"  sl",  nirgends  vorhanden  Gl  [weder 
in  der  Umgebung  noch  zur  Stelle].  Um-ed-ani  Cum  und 
anhinj,  hinu.herGA.  (gew.  ume-n-und  ane).  Um -und - 
um,  umotom  FG.,  dummedum  Ar;  Vorarlb.  1)  rings- 
herum, überall  Ap  ;  F ;  L ;  Zg.  ,Umbendumbe  in  iren 
emptern  und  gebieten.'  B  1465;  ,uramadumb'.  Manuel; 
,umeudum'.  1521  Stricki..;  ,umb  und  umb.'  Kuek  1542; 
,ward  der  frid  ummendum  an  allen  enden  verkündet' 
1500  Edlib.  ;  ,umbendumb  ganz  vermacht  in  silher 
oder  in  gold'  [von  der  Einfassung  eines  Edelsteins]. 
Sarn.  Hdschr.  XIV.  2)  im  Ganzen;  ganz  und  gar. 
.Noch  blibst  mir  schuldig  umb  und  umb  [Alles  in 
Allem,  in  Summa,  zus.  gerechnet]  für  dich,  din  gest 
und  allen  bracht,  ob  200  guldin  ufgemacht.'  Salat 
1537.  ,Gar  und  umendumb',  ganz  und  gar.  Ans.  — 
Die  mehrfachen  Eutstellungen  zeigen,  dass  die  Vcrbiudimg 
schon  früh  in  ein  W.  zusammenwuchs,  welches  dann  i>l)er 
bald  nicht  mehr  verstanden  wurde.  In  .umwendum'  B  1440 
offenbar  lo  nur  verschrlebeu  für  h.  —  Umuudum  n.  s. 
Aiindum  Sp.  219.  —  Um  und  dar  s.  ummeder  Sp.  232. 
—  2.  entsprechend  I,  2:  ,da  um',  um  diese  Zeit;  ,uf 
S.  Lucy  und  da  um.'  1500  Edlib.  Zus.  geschrieben: 
,an  S.  Martis  Abend  und  darum.'  Vad.  —  3.  entspre- 
chend I,  3.  Um  mache",  der  Reihe  nach  abwechseln 
Ar;  Z;  ,mer  mached  um  und  um-.'  MUsteri;  es  macht 
om  mit  einem  Kranken:  sein  Befinden  ist  abwechselnd 
besser  und  schlimmer  Ap.  Bei  Zeitbestimmungen: 
nach  Verfluss,  Ablauf  eines  Zeitraums,  bes.  einer 
regelmässigen  Periode.  ,Zu  dryen  Wuchen  umb  hat 
der  Spitelmeister  widerum  einen  hochzytlichen  Kilch- 
gang  gehalten.'  Z  Wint.  1533;  ,nach  4  tagen  umb.'. 
1539  Kessl.;  , Zusammenkunft  zu  gewüssen  Zeit-  und 
Jaren  umb.'  ApL  Ldb.  1585;  ,alle  2,  3  oder  mer  Jahr 
umb.'  1702  Hott.;  ,zu  8  Tagen  um.'  Z  Wint.  1611; 
z' Stunden  um,  jede  St.  1  Mal;  z'dri  Stunden  um,  alle 
3  St.  Nuw;  z'halbe  Tagen  um;  z'Ziten  um,  von  Zeit  zu 
Zeit,  bisweilen  Aa;  L;  Z;  ,zuo  jar  unr,  am  Jahres- 
tage. 1577  WicK.  Alleinstehend:  wiederum,  wieder 
BHk.;  P.  Was-mu  den  Armun  zer  Port  üs  git,  das 
chund  hüfuschtns  zun  Pfeistrun  um  i  W,  was  man 
den  Armen  zur  Tür  hinausgibt,  das  kommt  haufenweise 


227 


Am. 


228 


durch  die  Fenster  wieder  herein;  vgl.  ciii-nm  und 
umhr-  unter  aber  Sp.  40.  —  4.  entspr.  I,  5.  ,Da  bitt 
ich  dich  um',  darum  [ÜbjektJ.  S.tLAx  1537.  —  5.  In 
Composition,  meist  mit  Verben,  z.  T.  prägnant, 
a)  zu  Boden:  um-hrinijen,  -rlten,  -rüeren  [werfen], 
-tuen  [Bäume,  fällen],  um  sin,  am  Boden  liegen;  um 
ha",  einen  Baum,  umgehauen  haben  B;  um  müese, 
gefällt  werden  müssen.  —  b)  Um  fumej  mache,  Erd- 
reich, umgraben.  —  c)  Um  ha",  ein  Kleid,  tragen  Aa; 
Bs;  vgl.  I,  1.  —  d)  Om  heba,  Weibspersonen,  auf  dem 
Wege  anhalten  Ap.  —  e)  zu  I  u.  11,  3:  um  gä",  von 
Armen,  der  Reihe  nach  in  den  Häusern  wohlhabender 
üemeindsgenossen  verpflegt  werden  B;  um  fresse"  (wie 
's  Obervogts  GeissJ,  schmarotzen  Bs;  vgl.  Kerum,  Um- 
sehend. —  f)  zu  I  u.  II,  1  od.  3:  Ullisagen,  -bieten  (in 
der  Umgebung  oder  bei  den  Betreffenden  der  Reihe 
nach?)  bekannt  machen;  um-rüefen,  vom  Nachtwächter, 
der  die  Bunde  macht;  um-lüten,  zu  einer  Procession 
(während  des  .Umgangs-)  läuten;  itm-gu/en.  mit  Hoch- 
zeitsmusik umziehen;  um-schhln,  die  Trommel  zur 
Sammlung.  Generalmarsch;  Um-singer,  Strassensänger; 
om-redn,  einen  Gegenstand  nur  andeutend  berühren  Ap. 
Eigentümlicli  und  nicht  sicher  zu  erklären:  um-stä", 
kr.ank  werden,  von  Vieh  (vgl.  umschlagen,  von  Nah- 
rungsmitteln: unbrauchbar  werden,  und  ab-stä",  von 
Wein,  ebenso) ;  ,um  chü,  assuescere'.  Id.  B.  (eig.  in 
einer  Umgebung  bekannt  werden,  der  Reihe  nach  Be- 
suche machen?  vgl.  um  d'Lüt  ume  cho";  um  die  Hand 
gehen  I,  1  ?)  —  g)  andern  Präpositionen  oder  Präfixen 
entsprechend:  Um-hang,  Vorhang;  um-chiflen,  benagen; 
üm-ziehen,  verschleppen  (einen  Process). 

Mhd.  vmhe,  welches  viell.  in  einigen  Fällen  der  Form 
ume  noch  zu  Grunde  liegt.  Solches  ume  (s.  I,  5  am  Schluss) 
ist  aber  wohl  zu  unterscheiden  von  ume  aus  ,um-hin'  oder 
,um-her'.  Selten  steht  in  Comp,  um  für  dieses  nme,  häufiger 
umgekehrt.  Betr.  den  Bedcutungsunterschied  s.  d.  Zssen  mit 
-hin,  -her.  Zsgs.  mit  Mm  sind  auch  ummer,  ummet,  nmmedcr, 
s.  d.  In  einigen  altern  Schreibungen  steht  um-,  umh-  für 
un-,  s.  Um-bild,  Unbill;  Um-kosten;  um-y'heit  [vngehit,  un- 
geschoren);  umlang. 

oben-um:    oben  lierum   B.   —   Gewöhnlich  ohiwme. 

after-:  dort  herum.  , In  Thüringen  und  afterumb 
an  der  Sal.-  1539  Kessl.  ,Ein  büechli  an  dem  schlosli 
[Schlösschen]  und  afterdum  die  tecke  geschendt.'  ebd. 
Getrennt:  ,Die  Gemeinden  a.  dem  Rintal  umb',  im 
Rheintal  herum  gelegen,  ebd.  —  S.  after  Sp.  124—5. 

em-  {JH-,  nm- P;  W,  7im-um,  nmti,  'mumW.  „am- 
umbe  F":  1.  wieder,  zurück  „F";  P;  W.  Er  ist 
amum  chö.  Es  fliegt  Icei  Vogel  so  hoch,  er  chom  nit 
amumuf  d'Erde.  Umuvi  ge,  zurückgeben;  u.'herchö, 
wieder  bekommen.  Si  ist  u.  da;  er  ist  u.  s'rugg; 
seht  sind  u.  eis,  sie  sind  wieder  einig  [geworden]  W. 

—  2.  interjectional.  a)  verwundernd:  doch!  nur! 
Deichet  amu"\'  denkt  doch!  stellt  euch  nur  vor!  z.B. 
.wenn  eine  Erzählung  eine  unerwartete  Wendung 
nimmt.  Loset  am u"-!  W.  b)  mahnend  oder  warnend. 
Chiimm  amu!  komm  doch!  Das  tue-mer  aiiiu  noch 
amal!  hüte  dich,  das  noch  einmal  zu  tun.  Gä-wer 
amu  da  umbrüf!  lasst  uns  einmal  da  hinauf  gehn! 

Über  die  Vor.silbe  s.  um-,  em-  Sp.  221.  Die  Verbindung 
entspricht  also  genau  dem  nhd.  ,wieder-Hm'.    S)'n.  em-umhin. 

—  2.  Intcrjectionalc  Anwendung  zeigt  auch  aher  Sp.  4 1 ; 
sie  berulit  aber  dort  auf  der  adversativen  Bed. 

Far-  Bs;  G;  Tu,  -ume  Aa  m.:  1.  Bienenschwarm. 
,Der  Farum  ist  ein  schwärm  ynib.   der  sich  nit  lasst 


in  b3'nkorb  rispen  [sammeln],  .sunder  sich  in  luft  auf- 
lasst  und  darvon  fart.'  Mal.  und  so  noch  Sprenc;.  — 
2.  Landstreicher,  Vagabund  Aa;  Bs;  G,  unbeständiger 
Mensch,  der  überall  anknüpft  und  nirgends  Stand  hält 
Th.    Vgl.  Gurrum.  —  Imperat.  Bildung  wie  Kerum.   nimm. 

vor-:  auf  der  Vorderseite,  vorn.  V.  ist  er  nit  so 
wie  hinder-um,  vor  den  Augen  anders  als  hinter  dem 
Rücken,  also:  falsch  W.  —   Gewöhnlich  -ume. 

Gurr-  f.:  Landstreicherin.  ,Ein  rechte  G.,  mulier 
ambulatrix.'  JMev.  1692.  —  Gurre,  Stute;  Diruc.  Wahrsch. 
nach   Farum   gebildet. 

hui-!:  herausfordernder  Ruf  der  nachtschwärmen- 
den Bursche  (,Nachtbuben')  zu  Schlägerei;  zuweilen 
noch  mit  dem  Zusatz:  u-eJe  [welcher,  wer]  chirt  der 
Blieb  um?  GT. 

Hudi-hud-:  Spiel  mit  einem  Klotz,  der  im  Kreis 
herum  und  in  eine  Grube  getrieben  wird  ZW. 

Eig.  der  an  den  Klot^,  Hudi,  gerichtete  Ruf,  sich  um- 
zutreiben:  ,Im  Kreis  herum,  hudi!  hudum!'  Z  Xeuj.  Mus. 
1788.      Vgl.    Lueh-um,    Mör-um. 

Gehij-  hH-  Gl;   Schw.   G'hei-  h''e'i-  B;   Z,    Ki- 
fc/i-  &r;  6A.,  Kei-  l/eH-  GO.,  T.  —  m.  B;  Gr;  G;  Z'^ 
n.  Gl;  Schw:  1.  (m.)  Mensch  von  unbeständigem  Cha^j. 
rakter,    launischer    Gemütsart    ZSth.     .TurbulentusJ 
Id.  B.   —   2.    eine    Alplerspeise    aus    frischem    Rahn 
Weissmehl  und  ,Süfl'. 

Zu    1    vgl.    t.  umgekijen,    umkippen,    t.   nmenand   gehijc] 
umhervagieren.   —   2.  viell.  vom  .Umrühren'    des    Gekocht 
benannt.   —   Syn.   Hiicnim.      Zu   2:  Fenz.   Fcisumuei:.   S]xls, 
Stunggenicerni. 

hin-:  herum,  dahin,  verflossen.  ,Und  do  8  Ta^ 
hinumb  warend.'  1531/48  LueX. 

band-:  Adv.  schnell,  sogleich,  augenblicklich  Ap; 
Gl;  Z.  Es  ist  h.  richtig,  das  Geschäft  ist  sofort  ab-j 
getan.  ,Handumb  hat  er  das  licht  wider  verborgen.' 
1531/48  HioB.  Mit  vorgesetztem  e  z.  B.:  Wart  mer\ 
i  bi"  e  h.  wider  da  Z;  so  schon  1521  Strickl. 

Syn.  kerum,  Jmndkerum,  handumker;  und  noch  deutlicherjf 
e  Band  umg'kert,  eher,  schneller  als  eine  H.  umgewendet  wir« 
in  kürzerer  Zeit  als  es  dazu  braucht. 

binden-:  hinten  herum  B.     Vgl.  hindcnumhin. 

har-:  1.  hier  herum,  bes.  als  Treiberuf  Tu.  • 
2.  liierüber,  diesen  Gegenstand  betreffend.  ,Des  Briefes, 
so  uns  h.  gegeben  ist.'  Urk.  1396.  —  3.  darum,  des- 
wegen ScnSt. ;  Canzleistil  des  XVI.  und  bei  Vauiah, 
der  das  W.  oft  zur  Anknüpfung  von  neuen  Sätzen 
gebraucht,  die  aus  dem  Vorhergehenden  folgen. 

Ker-:  1.  Subst.  m.  a)  ,Scopte,  ein  bäsen  od.  keerummi 
(keerumb).'  Fris.;  Mal.  —  b)  Reihenfolge,  Abwechs- 
lung B.  Davon  Cherumme  m.  f.,  arme  Person,  diel 
der  Reihe  nach  hei  Gemeindsbürgern  Kost  und  Woh- 
nung angewiesen  erhält  FS.;  vgl.  um-gän,  -fressen.\ 
—  c)  schnelle  Bewegung  (des  Handumkehrens),  Augen- 
blick. Im  ('herum,  im  Hui,  sogleich,  bald  Nnw.  Vgl. 
Hand-kerum.  —  '2.  Adv.  a)  der  Reihe  nach  =  jh;  E. 
Aa;  Bs;  B.  ,So  pfiff  jeder  Vogel  kehrum  sein  G'sätzli 
[Liedchen].'  Gotth.  ,K.  schrie  eins,  und  dann  schrie 
der  Mann.'  dcrs.  ,Es  geht  k.  in  der  Welt.'  ders.  ,Er 
biss  k.  bald  in  den  Lebkuchen,  bald  in  den  Wecken.' 
B  Kalender.  ,Er  steckte  k.  Jedem  einen  Löffel  voll 
ins  Maul.'  ThMekian.  —  b)  so  schnell  wie  man  eine 
Hand  dreht  G,  s.  handkerum.  Cherum  ist  er  n-ider 
da  Ndw.   —    Imper.ativ.  Bildung  wie  Furum. 


22fi 


m,  eni,  im.  oiii,  um 


m) 


hand-ker-:  1.  Adv.  wie  oder  während  man  eine 
Hand  umkehrt,  sogleich  Bs;  GF.,  einen  Augenblick 
nachher  Bs;  BRi.;  öF.  Er  ist  hurtiri  tiihe  [taub, 
zornig],  aber  h.  irider  z'fride  BSi.  E  handcherum, 
ehe  man  c.  H.  umkehren  kann.  —  2.  Adj.  gleichgiltig. 
's  hell  vier  h.   Bs,    syn.  i  wett  nüd  d'Hand   umchcre. 

kurz-:  Adv.  1.  in  Kurzem.  ,Die  Menschen  können 
sich  ändern  u  d'rzu  no'''  so  k.'  Gotth.  ,Koram  k. 
und  hole  e.s.'  ders.  —  2.  vor  Kurzem  Aa;  B;  S.  Er 
ist  eh.  emöl  bi-mer  g'si.  —  3.  um  es  kurz  zu  sagen, 
verlier  ausführlicher  Gesagtes  zsfassend.  abschliessend 
oder  abbrechend,  frz.  enfin  Ar;  GRh.  ,Kurtzumb  ich 
will  ein  wüssen  han,  Kurtzumb  ihr  solt  mir  zeigen 
an.'  1535  Birk.  ,K.  ich  thue  es  nicht.'  HPest.  1790. 
"  -1.  ohne  Weiteres,  durchaus.  ,Obermälter  Tyranney 
wollten  sy  k.  nit  me.'  1522  THWeinf.  ,Will  k.  keine 
Verantwortung  annehmen.'  1618  JBreit.  ,Der  Wirt, 
welcher  kurzumb  auf  einmal  reich  werden  wolle.' 
Hki-t.  Iti58. 

Krumb-  in.:  Krümnniiig.  Der  Weq  maeht  e  Chr. 
Gk.     Vgl.  um  II,  1. 

Loch-  AaB.,  Mör-:  ein  Kinderspiel,  s.  Möre  u. 
EocHH.  AI.  K.  395/(3. 

Eig.  sind  beide  WW.,  wie  Uudiliudum,  Rufe,  welche  im 
Vorlauf  des  Spieles  vorkommen  und  Hauptmonieute  desselben 
bezeichnen,  dann  auch  das  Ganze. 

niener-:  um  Nichts.  1.  um  keinen  Preis,  a)  gratis; 
syn.  vergebes.  b)  auf  keinen  Fall,  unter  keiner  Be- 
dingung, durchaus  nicht.  ,Dass  du  es  nieinan  nienerum 
sagest.'  ,Ich  engan  n.  [gehe  durchaus  nicht]  an  [ohne] 
dich.'  aGHdschr.  —  2.  aus  keinem  Grunde.  ,Was  hat 
dich  das  Wunder  genommen?  Ho  n.'  [aus  keinem 
besondern  Grunde].  Gotth.  ,Sunst  anders  nienerunib 
hab  ichs  than.'  Com.  Beati.  Ebenso  bei  HBull.  :  um 
keiner  andern  Ursache  willen.  —  3.  Angabe  eines 
Objektes.  ,Es  wcre  denen  allein  um  die  Votiven  und 
sust  nienerumb  änderst  [zu  tun].'  Zwinoli.  ,Desgleichen 
solte  man  nienarum  sprechen,  darum  vor  [von  Nichts 
wovon  vorher]  gesprochen  wcre.'  Vad. 

Mhd.  niener,  nirgends ;  mit  dieser  lokalen  Bed.  fortlebend 
im  Schweiz,  niene.  Das  mhd.  W.  wurde  aber  oft  abstrakt 
als  starke  Verneinung  gehraucht  =  durchaus  nicht,  und  so 
konnte  es  bei  uns  die  Bed.  von  substant.  , Nichts'  annehmen. 

rib-:  Adv.  wettauf,  quitt.  R.  mache",  mit  einander 
.so  handeln,  dass  Keiner  dem  Andern  Etwas  schuldig 
bleibt,  einen  vollkommenen  Tausch  eingehen  GTa., 
We.,  Buchs.  -  Vgl.  umrtben,  tauschen.  Impemtiv.  Bildung 
wie  Forum. 

rund-:  ringsherum.  —  Eund-umel  '"'"in.:  Kreis 

BRi.    Knndumle  f.:  kreisförmige  Figur,  ebd.    Biind- 

umeli  n. :   (kleiner)  Kreis  Aa;  B,  Kinglein  B.   's  ganz 

.  B.  im  Aug,  der  ganze  Augapfel  Aa. 

'        ring(s)-     1.    ringisum    TnAffeltr. ,     ringel-    B. 

I  2.  tring-  Sch;    Z  Flurl.,    deringel-  AAStauf.,    tringel- 

'  Tn,   tringeligs-   ZTrüll.,   dringsei-  ScuSt.     3.  a)  ,zuo 

(ze)  ring-'  ä.  Litt.,  ,ze  rings  umbhin'.  Fris.,  z' ring- 

S;  W;  ca.  luUO  JLenz  (-uinb);    1538  Ruef  (umb  und 

'  umb),    z'  ringen-    Obw.     b)   z'  ringel-    GG.;    aScnw 

■  (-umej;  Z,  z' ringsei-  Aa;  Z,  z' ringelig-  ZW.,  z' ringlis- 

'  Gl,  z'  ringet-  BO.,  Si.,  Burgd. ;  LE.,  z'  ringset-  AAStauf. ; 

BM.,  Grind.;   S,    e' ringlet-  Aa;    Zg  (auch  z' ringelt-). 

•  i.  rings-wis-  GF.:  wie  nhd.     Es  gät-mer  Alles  (Alles 

wil-merj  r.,    es    schwindelt   mir.     Im   Tringiim  sT,    in 

•iedaiiken  schwanken  AAT,eng.     .Iten  mantel  zuo  ring 


umb  mit  pnrpur  belegt.'  Mai,.  ,Wie  ein  Regenbogen 
umb  die  Sonn  sy  zuoringumb  umbfangen.'  UCampell 
1572.  ,Im  land  zuoring  herum.'  Lied  v.  d.  Guglern 
1601.  ,Weil  der  Himmel  zu  rings  umher  ist.'  JZiegl. 
1647.  ,Decke  das  Spannisehbrod  zurings  um  das  Hä- 
felein.'  1756  BKochb. 

Drei  Adverbialformen  liegen  neben  einander  vor,  haben 
sich  aber  ?..  T.  gemischt  und  gehäuft:  1.  adv.  Gen.  (rinyia-). 
•2.  adv.  Acc,  z.  T.  nackt  (rimjel-),  z.  T.  mit  dem  Art.  (Gruppe  2), 
dieser  Jetzt  zumeist  in  synkopierter  Gestalt,  doch  deutlich 
noch  .trüllt  den  Hut  den  ring  umb'.  1651  Schimpfr.  J)en 
R.  um  =  im  Ring  herum;  vgl.  de  twUris,  quer,  aus  den 
tiiKi-hea  sc.  Wey.  .3.  adv.  Construktion  mit  ze,  zue,  und  zwar 
ausgehend  von  einfachem  mhd.  ze  ringe:  ,zuo  ring  umin  dz 
käpelin.'  1.500  Edlib.;  ,zuo  r.  unim  den  pfuol.'  1557  Vogelb. 
,Zuo  r.  umb  das  scliiff.'  1563  Tierb.  .\us  der  präposit. 
Construkt.  gieng  die  gewissermassen  tautol.  adv.  ze-r.-um  erst 
hervor.  Kombination  mit  der  Genetivform  zeigt  ,zu  rings  um 
sein  läger'.  1707  I.  Makk.,  und  der  Analogie  von  Adverbial- 
bildungen folgt  zrinijen-.  Solche  Kombinationen  greifen  dann 
mechanisch  weiter;  z.  B.  in  tringellyaum  sind  l  u.  2  kom- 
biniert und  hat  überdies  Erweiterung  durch  das  beliebte  adj. 
Suffix,  -iy  Statt  gefunden.  Die  Nbf.  Hinycl  ist  eig.  Dim. 
Rinyet  ist  particip.  Bildung;  ycring(e)t,  im  Kreise  gestellt, 
bewegt. 

Euer-  ni. :  1.  Durcheinander  von  wild  lustigen 
Leuten  Ap.  —  2.  geschäftige  Hausfrau  oder  Tochter 
Ap;  —  3.  n.  eine  Speise  Gl;  Gr.  —  Impor.uiv.  Bildung 
wie  Furum.    —    Syn.   S.    Gelnjuiii. 

Schiess-mich-  schiess-iiii-iiiii :  Kartotfelbrannt- 
wein  BM. 

So  benauut  von  der  Wirkung,  dass  er  den  Trinker  um- 
wirft.    Imperat.   Bildung  wie  das  vorige. 

Tue-dich-  tüe-di-vm:  1.  n.  Betragen,  ,Lebensart', 
Manieren  L.  —  2.  m. :  manierlicher,  gefälliger  Mensch. 
De  T.  »lac/ie, 'sich  als  solcher  erweisen  ZKn.  —  Imperat. 
Bildung  von  ,sich  umtun'. 

dar-,  drum.  1.  dar-um  (dörnm  Son):  aus  diesem 
Grunde.  Oft  als  kurz  abfertigende  Antwort  auf  eine 
unnötige  oder  lästige  Frage  Warum,  wenn  man  den 
Grund  oder  Gründe  nicht  angeben  will  Aa;  L;  Z. 
In  Ap  Gad  söss  [gerade  sonst]  drom,  aus  irgend  einem 
andern  Grunde.  Substantivisch:  Es  ist  na  [noch]  en 
Darum  ru  [von]  dem  Warum,  dieser  Sachverhalt  hat 
noch  einen  (besondern)  Grund  Z ;  vgl.  icarum.  — 
2.  durum,  drum  (dro^m  Sch):  a)  pronominales  Obj. 
oder  Adverbiale.  1  liess-mi  nit  drum  a"luege,  ich 
möchte  nicht  dafür  gehalten  werden;  i  mag-mi  nit 
drum  ang'sehe  län  GRPr.  Drum  nahi  gä  [darum  nach- 
gehen], sich  um  Etwas  bewerben  ['?]  F ;  grüez  in  dr., 
wende  dich  an  ihn,  um  das  zu  erhalten  Schw;  drum 
misse,  davon  wissen  BO. ;  drum  chö,  Etwas  verlieren; 
vgl.  um  I,  1  (aber:  ,er  kam  kum  darum',  kam  mit 
Not  davon,  wurde  aus  einem  Unglücksfall  gerettet. 
Immlix  Strassb.  Chron.  1590);  „dr.  si"  cliönne,  ent- 
behren können  Gl;  Gr;  L;"  Syn.  daräne.  Dr.  und 
dra"  si",  sich  mit  Etwas  stets  beschäftigen  Ap;  Alles 
was  dr.  und  dra"  hanget,  irgendwie  näher  dazu  gehört 
Aa;  Z.  Substantiviert:  ,das  darumbe',  die  nähern  Um- 
stände. Bs  Eq.  1457.  Es  ist-mer  dr.,  ich  habe  Lust 
dazu  Bs;  Gl;  Gr;  L;  G;  Sch;  S;  Zg;  Z;  es  wird  Eim 
dr.,  man  bekommt  Lust  Z ;  syn.  an,  s.  d. ;  oft  negativ. 
Niid  dr.  tue",  sich  um  Etwas  nicht  kümmern;  Hans 
Chrumm  tuet  Niemed  nüd  dr.,  der  krumme  Hans  fragt 
Niemand  Etwas  nach  GrV.  ;  es  ist-mer  glich  dr.,  mir 
gleichgiltig  GG.,  F.;    es  ist  mir  nit  ril  dr.,   es  macht 


231 


Am,  em,  im,  om,  uW 


mir  niclit  viel  Gl;  Sch;  i  (jib-dr  Nut  dr.,  icli  lege 
keinen  Wert  auf  dein  Reden,  Anerbieten  Z ;  vgl.  um 
I  3.  Was  (jist-mer  drum?  dafür,  als  Tauseli  od.  baar 
Gr;  L;  Soh;  Z<i;  Z.  —  b)  drum,  ZO.  auch  drumr: 
Conjunction.  1)  der  Folge,  oder  Folgerung  =  dos- 
halb, wie  nhd.  Relativ  =  warum,  we.swegen.  ,Sie 
verschlügen  ihr  nur  Platz,  darum  sie  recht  froh  wäre, 
wenn  . . .'  Gotth.  (wie  ,der  =  ,wer'  usw.).  Nüd  dr., 
etwa  noch  mit  vorgesetztem  aber,  elliptisch  einge- 
schoben a)  um  eine  sonst  aus  der  Rede  abzuleitende 
Folgerung  abzuweisen,  im  S.  von:  .du  mus.st  darum 
nicht  meinen',  oder:  ,das  schadet  Nichts'  udgl.;  gleich- 
wol,  Ijnmerhin  Aa;  Ap;  S;  Z.  ,Das  ivott-i'''  nüd  säge 
—  nüd  dr.,  er  mag  en  HaUungg  si',  ich  möchte  ihn 
nicht  gerade  H.  nennen,  aber  er  mag  es  doch  sein. 
Wölk  Rel.  Gespr.  I  ha  nur  uxlle  lüstre  [lauschen], 
was  si  sage;  nit  dr.  's  Ufsehmecke  [Spionieren]  isch 
sunst  nie  ml  Bruch  Bs.  So  schon  bei  Zivinoli:  ,Wec 
dem,  der  zins  und  zehenden  ynnimpt!  nit  darumb,  ir 
söllends  gehen,  aber  . .  .■  ß)  wenn  man  etwas  zuerst 
Auffallendes  aus  einem  nahe  liegenden  Grund  erklärbar 
findet,  also  im  S.  von:  man  braucht  sich  darum  (dar- 
über) nicht  zu  verwundern,  denn  . . .  Z.  ,Du  redst  ja 
wie  de  Pfarer.  Nüd  dr.,  du  gast  aw''  me  i  d'Chile 
weder  ich.'  Wolf,  Rel.-Gespr.  2)  des  Grundes  oder 
der  Erklärung  =  denn;  eben,  halt,  jetzt  meist  nach-, 
in  ä.  Spr.  vorangestellt.  ,Ja  so,  drum  bin  ich  halb 
im  Schlaf-,  lässt  Hebel  Einen  sagen,  der  in  jenem 
Zustand  Etw.  übersehen  oder  überhört  hat.  Jö  drom 
tcäss-i,  rfd.ss . . .  ich  weiss  eben,  dass ...  Ar;  gew.  i  weiss 
dr.,  dass ...  I  ha  drum  das  nüd  g'toüsst !  damit  ent- 
schuldigt Jmd  sein  Verhalten  oder  Verfahren:  ich  bin 
darum  so  verfahren,  weil  ich  es  nicht  wusste.  Auch 
allein  stehend,  aber  dann  stark  betont  =  darum  also! 
jetzt  begreif  ich!  Zuweilen  ist  mit  der  Erklärung 
eines  Sachverhalts  ein  leiser  Gegensatz  zu  anderer 
Auffassung  desselben  verbunden.  ,Wenn  ich  nur  todt 
wäre!'  „Du  bist  [aber  eben]  darum  jetzt  noch  nicht 
todt"  [und  darum  solltest  du  nicht  so  sprechen]. 
HPest.  ,Es  würde  sich  manches  Meitschi  meinen 
[Etwas  darauf  einbilden],  wenn  man  es  für  eine 
Hochzeiterin  ansehen  würde.'  „Ich  darum  nicht", 
sagte  Vreneli  [ich  aber  bin  nicht  von  der  Art  und 
darum  schmeichelt  mir  jener  Schein  nicht].  Gotth. 
,Hät  's  liei  Schiri  und  Scliof  hi  euh?'  „Ä  Jesis  wol! 
ganz  Weide  roll."  ,He  drum  [nun  denn],  was  schlachtet- 
mä  s'  denn  nüd?'  Stutz.  ,Das  ich  üch  gern  etzwas 
schickte ...  so  han  ich  es  nit  und  dorum  es  ist  noch  um 
ein  unlange  zit  zu  duond'  [und  (auch)  darum  (schicke 
ich  euch  Nichts)  weil  ich  bald  heimkomme].  XVI. 
BAmeruachin.  ,Drum  ist  unser  Herr  Gott  Meister'  [aus 
dem  vorher  Gesagten  ist  zu  erkennen,  dass  u.  H.  G. 
M.  ist  =  denn  er  ist  M.].  1519  Stockar.  .Darum  ist 
es  ein  Schaltjar  gesin',  sagt  derselbe,  um  zu  erklären, 
warum  es  (nach  damaligem  Volksglauben)  ein  Unglücks- 
jahr war  =  es  war  el)en  ein  Sch.  Mit  pleonastisch 
gehäufter  Bezeichnung  des  Satzverhältnisses:  ,disen 
menneren  thuond  nichts;  dann  darumb  sind  sy  under 
die  schatten  meines  tachs  eyngangen.'  1531  Genes. 

Die  erweiterte  Foriii  dnime  erklärt  sich  aus  dem  Paral- 
lelisinus  zu  unw  (umhin):  um.  —  Zu  2  1)  1)  gehört  viell. 
auch,  mit  Annahme  elliptischen  Ausdrucks,  die  EA.  Einem 
Etw.  z  drum  tue",  zu  Trotz,  zu  Leide  (Sprung),  mich  St. 
aucli:  zu  Liebe  B;  L;  der  Sinn  wäre:  ebendarum,  express, 
Wiil   mau    wusste,    dass    es  ihm   leid   oder  lieh   war.      Das  z' 


(zu)  wäre  entw.  eben  aus  dem  syn.  ,zu  leid,  zu  lieb'  herüber 
geuommerj  oder  es  wäre  das  sonst  adverbialen  Casus  vor- 
gesetzte ze  z.  B.  z'  (j  rechtall,  in  rechter  Weise;  z  drum, 
darum,  auch  GA.  —  In  manchen  Fällen  von  2  b  2)  liegt 
eine  Verwechslung,  Verwandlung  oder  Verschiebung  zwischen 
den  Denkformen  des  Grundes  und  der  Folge  vor  und  sie 
könnten  unter  1)  gebracht  werden:  aber  in  andern  Fällen  ist 
diese  Zurückführung  nicht  mehr  möglich.    Vgl.  auch  mirum. 

durch-um,  diir-nm,  -i'ime:  1.  Adv.  durchweg, 
allentlialben.  Syn.  durch-nachliin.  Verstärkt:  durum 
and  um ;  z.  B.  da  bist  rät  d.  u.  um,  am  ganzen  Leibe  r. 
angelaufen  Zu.  Es  lieisst  d.,  es  geb  Chrieg,  die  Leute 
sagen  allgemein  . . .  Z.  —  2.  Subst.  m.  ein  sehr  lob- 
hafter Mensch  ZHombr.     Vgl.  Farum  3. 

war-  icorum  Aa;  S;  ZG.,  worom  Ar;  Srn,  warm 
GrV.  Substantivisch:  ,Ade  han-i  g'hört,  es  hei  en 
ied're  W.  s%  Dorom.'  Ap,  Merz.'  's  ist  Ican  W.,  's  ist 
o'*  en  Dorum,  Alles  hat  seinen  Grund  Seu.  (Ja)  w. 
nit  (gar)  1)  verwundernd  oder  zweifelnd  G;  Z.  2)  stark 
verneinend,  abweisend  G;  Seu;  Z.  Oft  zur  Einleitung 
von  Fragesätzen  statt  syntaktischer  Verknüpfung 
(.weil').  Du  chunnst  iez  au  nüt  über  devo",  w.  laufst 
dero,  du  bekommst  Nichts  davon,  weil  du  davon  läufst 
Z.  ,Es  sage  express  Nichts  davon,  warum  mache  sie's 
ihm  so  wüst'  [weil  sie  es  so  schlecht  behandle].  Lütolf, 
Sagen.  ,Si  möge  dene  neue  Mode  nüt  [sei  ihnen  nicht 
hold],  w.'s  denn  albets  viel  besser  g'gange  syg.'  Gotth. 
Elliptisch  eingeschaltet  im  S.  von  ,denn'  oder  ,weil', 
z.  B.  ich  habe  nicht  kommen  können.  Warum?  ich  l| 
wurde  aufgehalten  =  weil  ich  aufg.  wurde  Z. 

Der  letzt  angeführte  Gebrauch  entspricht  genau  der  Etjjj 
mologie  des  frz.  car  aus  lat.  qua  re  uud  beide  helfen  ei) 
ander  erklären.  Es  liegt  dabei  eine  ähnliche  Umkehrung  dd 
logischen  Vorhältnisses  vor  wie  hei  darum  2  b  2). 

zend-  Minnich  (auch  -ume);  Man.  (,-umb'),  zentm 
Scu,  z^ntume  Z:  ringsherum,  überall,  allenthalben. 

Gotth.  schreibt  ,centuui'  uud  ;/.'  tiitum'.  —  S.  u.  En^ 
u.   Tgl.   zent,   zeiilcr. 

ume,  uma,  umi  s.  um-hiii,  -her.        niniiu',  u 
mends  s.  nummc,  -eiids. 

umedani,  umedum  s.  um  II  Sp.  22(i. 

iiiinneder  omrder  SenHall.,  umedrr  S('HSchl..  u  m 
Scu    (FRAüENFELnEu),    umuier,    ummeret    Srn  Schi.: 
immer. 

Wahrsch.  aus  ,um  nud  dar'  oder  ,nm  und  durch  (dur)'; 
vgl.  eisder,  immer,  aus  cinez  dar,  an  Einem  fort.  Nachdem^ 
wie  häufig  in  solchen  Verbindungen,  aller  Tou  auf  dou  ersteh 
Teil  sich  concentriert  hatte,  konnte  leicht  Verkürzung  t.tff 
uiidcr,  t.  zu  ummer  eintreten,  Letzteres,  dessen  sich  auch  Vad« 
bedient,  viell.  unter  Mitwirkung  des  syn.  (der  Volksspr. 
allerdings  fremdeu  oder  abhanden  gekommenen)  .iMinin'.  Die 
Betonung  in  Schleith.  ist  eine  Verirrung,  wiilil  v.Taulassl 
durch  das  W.   m(de. 

Uininel  m.,  PI.   Umle:  kleines  Kind  BO. 

Wohl  eig.  =  Hummel,  welcher  Ausdruck  auch   uhd.  auf' 
lebhafte   kleine   Kinder    angewendet  wird;    vgl.   engl,    um 
eig.   Igel. 

Ummel  m..  Ummcle  f.  s.  Humhel. 

iiiniiier    1.   Adv.    umher,    s.  u.    um -her,    -hin. 
2.  Präp.   um  S.    —    2   beruht  auf  ungehöriger  tihertr.igungl 
vum   Adv. 

ailliuet.  .Umatt  Zürich',  um  Z.  lierum.  .Die  uuied'.i 
die  Umwohner.  Stockar.  -  Viell.  abstrahiert  aus  der  Ver- 
bindung umedum   s.   ,Sp.  226. 

nmba  s.  umher,  -hin.  | 


I 


Am.  om,  im,  oiii.  um.     .\iiil)— umb 


2§4 


"I         Uinler,  Umb(e)ler  m.:  t^chul'ortucli.  vom  Priester 
bei  der  Messe  getragen.  XV.  XVI. 

Mha.  viiibral,  -e  f.  hvmn-ah,  von  lat.  (h)uiiKrui,  Schulter. 
Dariius,  dass  das  Kleidungsstück  zuweilen  auch  über  den 
Kupf  getragen  ward,  erklfirt  sich  die  Angabe  bei  v.  Arx 
1811,  203  ,Biret',  Baret.  und  weil  es  um  Schultern  oder 
Ki>iif  gutragen  wurde,  wurde  das  W.  wahrsch.  auf  das  deutsche 
um,  mhd.  umhe,  umgedeutet.  Umln-  durch  Umstellung  von 
/   und   (  gebildet. 

Umlig.s,    Tcr-iimlich    s.    loi-ijllrh.  ümme 

s.  Hiuiiiiw.         Uiiimess    s.  Iiiihixx. 


.\mb-  s.  auch  die  Reihen  B-,  P-  mit  Vorsilbe  an. 

.\lllbacllt.  1.  Ambach,  äbach  n. :  eine  gewisse 
Anzahl  Kühe  auf  der  Alp.  die  unter  einem  besondern 
Meisterhirteu  stehen  BO.  It  St.'s  Anon.  y.  Habk.  u. 
Zyro.  —  2.  A'mbacht  f.:  Andacht  Gr. 

Mhd.  uiiihuhte  u.,  s.  u.  ,Ame;  .ambacht'  noch  1329/.53 
in  kaiserl.  Ukdn  (Gfr.  20,  31.5.  320).  1.  Der  Wegfall  von  ( 
erklärt  sich  durch  die  vielen  Fälle,  wo  t  ungehörig  angesetzt 
wurde.  Form  und  Geschlecht  von  St.  willkürlich  geändert 
in  .Anbach  m.'  und  Letzteres  von  Zyro  wahrsch.  nur  kopiert. 
—  2.  Ausgehend  von  dem  W.  Amt  im  S.  von  Gottesdienst, 
mag  CS  immerhin  von  dem  W.  Andacht  das  Geschlecht  be- 
kommen haben.   Oder  es  ist  bloss  eine  Entstellung  aus  , Obacht'. 

Aniballasclie  ämWns'j  f.,  -;  n. :  Zeug  von  geringem 
Gewebe  zu  Packhülle  verwendet  Z.  —  Vom  fz.  embaHai/e. 

Anibalk.  A.  gen:  Gehör.  Aufmerksamkeit  schenken 
Gr  Malix  (Sehällib.). 

Aliibass,  verk.  aus  .Ambassador-,  Gesandter,  z.B. 
Tagsatzungsbote.  !-o  als  PI.  bei  ECys.,  mit  dem  vollen 
W.  wechselnd,  das  im  Volksmunde  AmhasidOr  lautet  f- 
Äinhasidörli,  neckischer  Titel,  eig.  für  einen  eiteln, 
grosstuenden  Menschen  Nnw. 

Ambeiss{e),  Ambeissgi.  Ambessgi,  Am- 
bixi.  Ambeizgi,  Ambitz(g)i,  Ambesse  s.  .4me(«e 
Sp.  216.  Ambiss  s.  Imbiss.  Amboldere  s.  Am- 
molter  Sp.  220.  Amböss  s.  An-bö$s.         amber-, 

ambr-,  embr-,  umbr-  a.  aber  Sp.  40.  41.  ambri. 
embri  s.  amber-ln. 

„Ambra,  Ambrast  m.:   Sorge,  Unruhe  Sch."  St.*" 

Aus  frz.   eiitUrrras,    die  letztere   Form   mit  Anlehnung  an 

Braat,  Lärm,  veranlasst  durch  verbale  Formen  (embarasser). 

Ambrasse  f. :  kleiner  messingener  Arm,  hinter  wel- 
chen die  Fenstervorhänge  zurückgeschoben  werden 
können  ZStdt.   —   Das  frz.  cmiratm  f.,  Gardinenhalter. 

Ambräsch  s.  Arbrest,  Armbrust. 

Ambrusi  m. :  1.  A'iiibros,  -i  W;  A'mbrösi  Aa,  m. 
Taufn.,  Ambrosius.  allg.  —  2.  Mensch,  namentlich 
jüngerer,  der  durch  Korpulenz  auffällt  Aa;  vgl.  BrosU. 
-  3.  Flickw.  an  der  Stelle  von  , Seele'  in  der  Be- 
tcurungsforniel  mt  türi—A.!  A.iKued. 

Ob  letztere  Anwendung  zunächst  von  studierten  Kreisen 
ausgieng,  da  gr.  ambrosiot  ^  unsterblich  V 

Auibrosier  m.:  eine  mailändische  Münze.  M.  XTV. 
im  Z  Ratsb.  erwähnt. 

Emb   s.  Amed  Sp.  213.^  Embäslc    s.  Ameise 

Sp.  21t).  Emberiz  s.  ^wcn>e  Sp.  218.  eimbren 
s.  ein -baren. 

Imb.  1.  m.  Imb  Aa;  Bs;  S;  Z;  XVI.  u.  Halesüter, 
Inibe'.  XV.  Aa.,  Imp  BM.,  S.,  auch  Urbar  Schwarzb. ; 
L;  Z  (selten),  auch  Mal.,  Impe  B.  ,Emp-.  LGorm. 
Kircbenr..    Imm   Soh  St.  u.  schon    bei  Stockar   1-MO; 


ZO.,  IS.,  Imme,  Ime  Gl;  L;  G;  Seil;  SThierst;  Tu; 
XVI.,  ima  Ai>,  ,ymen'.  l.">29  GRli..  Imi  (n.)  GnPr., 
Imfbjd  SlhwE.;  ZO.;  XVI.;  JCWeissexb.  1701, 
Imfpjt  BH.;  Id.B.:  Bienenschwarm  und  -stock. 
Zum  Imb,  Name  eines  Hauses  EsStdt.  ,Novae  soboles, 
der  jung  ymb.'  Fris.  ,Imt.  bejistock.  alvearium.'  Id.  B. 
.War  aber  sach  daz  einer  den  imben  verkoufte  ze  fasel 
[zu  Brut]  so  leit,  der  in  hinweg  treit,  4  Heller  uf  den 
imbbank  und  hat  in  ouch  verzechnet  [verzehndet].' 
XV.  Oi'PN.  Würenlos.  ,Apes  glomerantur,  der  imme 
schwärmt.'  Denzl.  1677.  1716.  ,Ein  seltsams  getön, 
als  ob  es  ein  schwärm  bygen  wäre  oder  ein  gantzer 
Imbd'  [von  d.  Summen  des  Todtenvolks].  ECvs.  bu 
Herrschaftsrecht  von  BW3I 1471  werden  die  .Impfen- 
mit  .Mulvech'  d.  i.  herrenlosem  Gut  zusammengestellt, 
und  sie  gehören  zum  sog.  jungen  Zehnten,  ebd.  1643. 
Übertragen  auf  Kinder,  die  in  dichter  Schaar  aus  der 
Schule  herausdrängen:  si  tröled  ».«c  irie-n-en  I.  Aa. 
,VBreme  [Bremsen]  fläged  ume  wie-n-en  I.'  Stutz. 
Sprw. :  ,in  einen  I.  stupfen'  =  sich  mutwillig  Feinde 
zuziehen.  Kirchh.  ;  vgl.  Wespi-mat.  Wem  d'Wlher  übel 
u-'end  [wollen]  und  (Vliinni'  injj  [wem  die  Frauen  sterlien. 
die  Bienenstöcke  <l,iu-iii  ^jedeihen],  de'  iriinl  |\\ir.l| 
rieh.  SüLG.  i';(  Iiiiiiii'-u  und  e  Geiss  sind  nnrd/  mc 
eimol  feiss.  ebd.  Im  Maie  schwer,  im  Auyste  lär,  d.  h. 
anhaltend  schöner  Mai  lässt  einen  nasskalten  Sommer 
befürchten  ß.  En  Maienimt  ist  so  ril  nert  das  [als] 
es  Augstefiilli  B.  Wie  d'Imme,  .lo  de  Herbst.  Sulg. 
Für-en  starche7i  I.  sind  S  Tag  me  wert,  as  fiir-en 
schwachen  S  Wuche  Z.  Technische  Ausdrücke:  Der 
I.  lat  AAFri.;  Ai;  Sch;  Th;  Z,  stösst  AaF.;  Gl;  L; 
G;  S;  Uw;  W;  Z,  von  der  Ablösung  (eig.  Loslassung) 
und  dem  ersten  Au.sfliegen  eines  jungen  Schwarmes. 
in  SuH  Ersteres  auch  bildlich  vom  Auseinandergehen 
einer  Ter.sammelten  Menschenmenge  oder  Gesellschaft. 
,Dass  der  jung  Imbd,  der  gestossen  hat,  nit  hinweg 
fliege.'  Mal.  ,Die  Immen,  so  vor  Johani  stossen,  sind 
die  besten.'  JTobler  Kai.  1722.  Atti,  chum  hei,  der 
Imb  hed  g'stosse;  chum  und  tue  ne  [ihn]  au  respe! 
Wolf  Bauerngespr.  En  I.  rispe,  respe,  aufzufangen 
und  zum  Ansetzen  zu  bringen  suchen  L;  Zg;  Z.  Dies 
geschieht  durch  Anschlagen  von  Metallwerkzeugen, 
bes.  der  Sense,  wofür  der  Ausdruck:  dem  I.  täiigelen 
B;  S,  dem  I.  mit  der  Segesse  läte  Z  (KdMey.).  En 
I.  sclwpfa,  einen  abgestossenen  Schwärm  in  den  Korb 
schütteln  Ap.  Im  [dem]  hnb  z'esse  ge  L,  sonst  auch: 
den  I.  splse",  hirte",  fuetere"  (letztere  beide  auch  mit 
Dat.).  Dem  I.  ne.  Etwas  vom  Honig  wegnehmen,  ab- 
schneiden, zeideln.  Bildlich:  ,Vonnöhten  ist  vor  allen 
Dingen,  dass  man  der  Bauren  Hochmuht  demme,  dass 
man  dem  Imbd  die  Waben  neninie.'  JCWeissenb.  1702. 
So  schon  bei  HBull.  1532,  aber  wie  in  der  Volksspr. 
absolut :  ,damit  sy  zun  zyten  dem  ymb  nämind.'  Man 
unterscheidet  einen  leichten  und  schweren,  starken 
und  schwachen,  jungen  und  alten  I.  (Tochter-  und 
Mutterstock).  Augenscheinlich  ist  ein  Mal  der  Bienen- 
stand gemeint  im  Tierb.  1563:  ,derhalb  lauft  der  Bär 
zuo  einem  ymmen,  reysst  die  körb  auf'  —  2.  f.  Imbe 
GrV.,  Imfmje  Bs;  GlK.;  GO.;  Sch;  ZSth.;  Denzl. 
1677.  1716;  als  PI.  Imbe  Z,  Imjie  S,  Im(m)e  SThier.st.; 
Th;  XVI.,  Ima  Ap;  n.  Imbi  Aa;  Bs;  S;  Mal.,  Imbli 
Bs;  B;  G;  Z;  Mal.;  Lied  1656,  Imbeli  Bs,  Impi,  Im- 
p(ejli  L;  Uw;  Imfmji  Aa;  Gl;  Gr;  Fris.,  Mal.,  Immli 
Ap  (l-);  Gl;  G;  Th;  Uw;  Z.  Immeli  Aa:  einzelne 
Biene.     .Apis,  ein  Bynii  oder  Ynnrii.'    Fuis.     , Imben 


äSS 


Amlj — umb 


236 


oder  Bienen.'  JLCys.  1661.  ,Die  Irnme,  beino,  apes.' 
1662  Red.  ,Der  Bär  [die  Berner]  thät  zwar  gern  Honig 
lecken,  wenn  ihn  nicht  wurden  die  Imble  stechen.' 
1656  Lied.  Bildlich :  .die  falsch  glaubloso  Immen,  die 
auf  die  Blumen  klimmen  mit  newer  WüssenschafFt.' 
1676  RüEGG.  Es  oHs  Imbi,  eine  alte  Frau  Bs.  En 
Immeschwarm  im  Mai  ist  teert  e  Flieder  Heu.  ebd. 
D'Ima  stönd  spät  üf:  's  Wetter  hllht;  d'I.  setzid  starch 
für  [spannen  vor,  beeilen  sich]:  's  W.  änderet -si"''; 
...störmid  [stürmen]  lang:  es  c/ed  [gibt]  rüch  W.  Ap. 
Immen  und  Schaf  nären  im  Schlaf,  gedeihen  ohne 
viel  Zutun  der  Menschen;  dies  aber  beschränkt:  häb 
[halte]  (wer  hat,  wer  will  ha)  Impe  und  Schaf  (li 
Tuben,  Imben  und  Schaf),  Uij  nider  und  schlaf,  aber 
nit  z'  lang,  dass  dir  (im)  de  G'irünn  (G'werb)  nit  rer- 
gang  L;  S.  Vil  Öpfel  und  Bire,  fil  Immen  und  Hung 
Z.  Trübe  g'nueg  bringt  d'Immen  in  Zug;  Omd  und 
Heu  sind-ene  treu  ebd.  Hagel  im  Äprelle  hilft  den 
Imblene  uf  d'Bei"  Sch.  Im  Früelig  gilt  es  Imbli  ein 
Rappe,  im  Herbst  ztce  Z.  —  Unbestimmt  ob  im  S. 
von  1  oder  2:  ufg'hOrt  mit  de-n-Imbel  Mahnung,  ein 
nicht  gedeihliches  Geschäft  aufzugeben  S  (Schild). 
,Den  Hunig  von  Ymen'  neben  ,den  H.  vom  Ymen'.  1529 
GEh.  (SxRicKL.  Act.).  ,Die  Bären  steygend  auf  die  böum 
den  ymmen  nach:  ist  aber  kein  ymb  am  bäum,  .so  . . .' 
TiERB.  1563.  Beides  beisammen;  ,Einymbd:  ein  schwärm 
der  ymmen.'  Fris.;  Mal.  —  Glaube.  Wenn  der  Bauer 
stirbt,  so  müssen  die  Bienenstöcke  versetzt  werden, 
sonst  ,sterben'  sie  auch.  (Vom  Bienenvolk  braucht 
man  ehrerbietig  den  Ausdruck  .sterben',  nicht  etwa 
, verderben'.)  Beim  Tode  des  Bienenvaters  kommen 
die  Bienen  vor  das  Fenster  und  nehmen  mit  jammern- 
den Tönen  Abschied  W.  Von  einem  Verstorbenen  soll 
man  keine  Imen  kaufen,  denn  sie  ,tun  nicht  gut'  [ge- 
deihen nicht]  Ar.  D'Ime  tuend  nid  alle  Litte  guet. 
ebd.  D'Imme  chünned  's  Fhieche  nid  lide;  sie  chömmen 
und  stechen  Eim  L;  Sch.  Vlmpe  fliehe  Flueche  und 
Strite.  Ineichen.  ,Die,  so  einem  fliehenden  Imt  nach- 
laufen, werfen  den  linken  Schuh  in  die  Höhe.'  B  Hink. 
Bot.  1845.  Für  den  Bienenstich  ist  Bienenhonig  das 
beste  Heilmittel  L.  Endlieh  gehört  hieher  der  im 
alten  Lied  von  der  Schlacht  bei  Sempach  bezeugte 
Glaube,  dass  die  Erscheinung  eines  Bienenschwarm.s 
an  einem  Orte  baldige  Ankunft  eines  feindlichen  Heeres 
vorbedeute:  ,Da  kam  ein  imb  geflogen  In  dlinden  er 
g'nistet  hat . . .  Das  dütet  fremde  geste,  So  redt  der 
gmeine  Mann.'  —  3.  Imbeli  n. :  Bienenragwurz, 
ophrys  apifera  Aa.  Die  Blüten  werden  mit  Bienen 
verglichen.     S.  Immi  II. 

Ahd.  imjd  n.,  Bienenschwarm  (impi  lAano),  mhd.  Imhe  in. 
Vgl.  ahd.  j'"ti  n.  Schwärm,  mhd.  hic  m.,  ucben  pia,  hu  f., 
auch  hin,  Biene.  Ohne  Zweifel  ist,  wie  schon  Grimm  (Gr. 
3,  366)  bemerkt  hat.  die  collektive  Bcd.  die  ursprüngliche; 
vgl.  die  bekannte  Analogie  von  ,Frauenzinimer,  Kamerad, 
Bursche'  und  auch  die  urspr.  collektive  (nicht  plural.)  Bed. 
des  ahd.  -ir,  mhd.  nhd.  -er  in  den  Pluralforraen  von  Tier- 
namen wie  ,Huhn,  Lamm,  Rind'.  Übrigens  bedeutet  BSi. 
liiji  u.  aucli  den  Schwärm,  ebenso  Bi  f.  in  U  und  Bi  m. 
in  Franken.  Im  Elsass  gilt  Imm  f.  für  Biene,  Imme  m.  für 
Schwärm;  an  der  Lippe  Imme  n.  für  lieides.  Imme  überh. 
ist  nord-  und  sUdd.,  während  Mdeutschland  die  Heimat  der 
Form  Bin,  nhd.  Biene,  zu  sein  scheint.  Vgl.  Fromm.  '2,  209. 
6,  213.  Die  Ap  Form  ime  ist  auffallond,  doch  auch  an  der 
Ruhr  neben  imme  Ublicli.  aaO.  6,  4.5.  Ebd.  findet  sich  auch 
der  Zusatz  (.•  imlc.  Das  (  (d)  scheint  rein  lautliche  Erwei- 
terung (nach   (ir.  2,   105  Ableitung).    —    Zu   dpn  Kunstaus- 


drücken  gehören  noch  1.  von  Tätigkeiten  der  Bienen  selbst: 
harten,  häUtehen,  (an)sitzen,  üsgän,  heimgän;  jmpen,  surren, 
hrüsen,  fäiiieren,  rüeehen,  stürmen;  Hchüttl^n,  ßötterlen;  hotzen ; 
iingten,  heeken,  hicken.  2.  von  solchen  des  Bienenzüchters:  fl«- 
Jagen,  üshaucn,  töden,  schlacliten.  —  Syn.  Vogel.  —  Vgl.  auch 
den  Art.   Bi. 

Vor -Imb:  erster  Schwärm  der  Bienen.  Vgl. 
Nach-Imb. 

Fasel-;  Zuchtstock  der  Bienen. 

Jumpferen-:  ein  Schwärm,  den  ein  junger  Imb 
im  gleichen  Jahr  resp.  Frühjahr  ausstösst,  wo  er 
selber  sich  vom  Mutterstock  löste,  also  Schwärm  von 
einem  Tochterstaat  Z.     Vgl.  Jumpfcremrachs. 

Mist-Imbi  n.:    Schimpfn.  Aa. 

Eig.  eine  Biene,  die  ihre  Nahrung  auf  dem  Misto  statt 
in  Wald  und   Wiese  sucht. 

Nach-Inib:  zweiter  Schwärm  der  Bienen. 

Brach-:  Drohne  AABb.;  Z. 

So  benannt  von  der  Untätigkeit,  die  auf  der  Brache 
herrscht,  oder  von  ihrer   Unfruchtbarkeit. 

Imb(e)ler  S;  Z,  Imler  Ap:  Bienenvater,  -Züchter. 
Wie  der  Imbler,  so  der  Stand  S.  —  Syn.  huhmrni.r, 
-munn.      A'gl.   den   BGeschlechtsn.   Beiehr. 

imb(e)len:  Bienenzucht  treiben.  .Wer  imblet, 
fischt  und  jagt,  Koimnt  um  Alles,  was  er  hat!'  Z. 

Irabele  f.  s.  Himbele,  Himbeere. 

Iiiiber  Bs;  Gh;  Z  XVI.,  Imper  Ap;  GL;GWe.;  L; 

Uw;  LT;  Z  —  m. :  Ingwer,  amomum  zingiber  offic, 
bzw.  dessen  Wurzelstöcke.  'Bachnan  I.,  morsuli  zin- 
giberis  Ap.  In  BsStdt  ein  Imbergässli.  —  Mhd.  ingtinr, 
imjeher,  aus  dem  lat.  W. 

Inibiss  I  imbis',  -is'  Aa;  BO.;  Gr;  L;  ScnSt. ;  Th; 
W;  Zg;  Z,  ümbis  AaF.;  ZLunn.,  embiss  P,  imbig  ZS., 
Wald,  Wettschwil,  imfmjis  Aa;  Bs;  B;  GRSchams; 
L;  Sch;  S;  Th;  W;  ZDättL,  Wetzik.,  ilmfmjis  L;  Sch; 
ZWl.,  Auss.,  ümnss  GrV.  —  meist  in.:  1.  Essen, 
Mahlzeit,  Erquickung  mit  Speise  und  Trank  überh., 
ohne  nähere  Bestimmung  von  Zeit  und  Beichlichkeit 
P;  en  Imbiss  we"  GRPr.  ,Hurtig  zur  Arbi;t,  hurtig 
zum  Imbiss.'  Sulg.  ,Die  lehenlüt  sollen  dem  pmpst 
fuoter  und  imbis  geben'  [Jenes  für  das  Pferd].  BsRq. 
—  2.  häufig  n.;  auch  der,  das  Zimis  Bs;  W  (zlmis^); 
ZWL;  Zimbis  B;  Z,  Zimbig  Z:  Hauptmahlzeit, 
Mittagessen;  vom  XIV.  an  und  noch  heute  fastallg.; 
besonders  in  der  Verbindung  z'  I.  esse",  wofür  früher 
auch  etwa:  ,zum  Immis  essen'.  Ans.,  ,zuo  Imess  essen'. 
B  1565,  ,den  imbis  nemen'.  1576;  neben  ,z'  imiss 
essen'.  ,Den  Imbis  essen'.  JBreit.  1618.  Syn.  (gross) 
Maränd;  Morgen;  Äben  (Sp.  35).  ,Rundgesang  beim 
Eidgen.  Militär-Imbis  in  Langenthai . . .  1822.'  Z'  1. 
träge",  Arbeitern  das  Mittagessen  auf's  Feld  hinaus 
bringen  Gr;  Z.  Z' I.  mache",  choche",  rüste",  das 
Mittagessen  zubereiten.  Z' I.  n'c".  Lebed  wol  z'  LI 
sagt  man  zum  Abschied  vor  dem  Mittagessen  (, wünsche 
wohl  zu  speisen !')  ZDättl.  Z'  I.  ge,  bildlich :  Sehläge 
geben  Scu.  Liseli,  wafsj  händ-er  z'  I.  g'hä?  Ha,  öpph 
G'koehets!  ZWettschw.  Mer  händ  en  guete  Z.  g'ha. 
ebd.  In  den  ä.  Quellen  ist  als  Zeit  des  Essens  nicht 
immer  sicher,  aber  meist  wahrsch.  der  Mittag  anzu- 
nehmen, entsprechend  dem  römischen  prandium,  gegen- 
über der  Hauptmahlzeit,  coena,  am  Abend.  ,Sol  man 
dem  apt  von  engelberg  guoten  Elseser  [s.  Sp.  202] 
geben,    uss    swelem   Hof   er    ouch    den    Imbis    nimet.' 


•2:;7 


Aiiili— iiiiib.    Aiiid 


Ami     iiiiif.     Aiiip— uiii|) 


238 


XIU.  M\'.  Hulr.  Km^klii.  Zur  .Strafe  soll  Einer  ,ilas 
uiorgeiibrot,  den  reehten  imbiss  und  den  Schlaftrunk 
daheimend  und  nit  da  ussen  nemen.'  152'2  Z.  .Wie 
es  hüt  vor  djni  jmbis  blibon  ist'  [heute  Vormittag]. 
ZwiNGLi.  ,3  malen  essen,  zu  Imbis,  zu  Abend  und  zu 
Nacht.'  1523  Stockar.  .Zimbys  Pläsch  [Fleisch]  und 
ain  Suppen  und  Krutt  und  Win.'  ebd.  .Welliche  kund- 
schafter  nach  dem  Ymbis  in  einem  halben  tag  alhio 
erschynen  niögent.  denen  solle  man  am  abend  das 
nacht-  und  morndes  [am  folgenden  Tage]  das  Ymbis- 
nial  und  darzuo  für  das  ander  nachtmal  10  seh.  bo- 
zalen.'  1563  Z.  .Prandium:  der  imbiss.'  Fris. ;  Mal.; 
aber:  ,prandiculuni:  ein  morgenbrötle,  ein  imbissle.' 
ebd.;  .prandium  prsebere,  accipere  alqm.  in  prandio: 
Eim  zuo  imbiss  (ze  essen)  geben.'  ebd.;  .meridiari: 
zuo  mittag  oder  zuo  imbiss  essen.'  ebd.  .Imbiss,  imbig. 
inittagessen: prandium.'  1662Eed.  ,Prand.:  Mittagessen, 
Imbis-essen.'  Denzl.  1677.  1716.  ,Die  Geschwornen 
sollen  ermant  werden,  das  sy  an  Gerichten  nit  so 
schnell  ufliören  richten,  sondern  sitzen  sollen  von  der 
Mässzyt  bis  uf  den  Imbiss  und  vom  I.  bis  uf  das 
Nachtmal.'  1575  L.  ,Sie  sollen  die  Fremde  (sc.  Arme), 
wa  [wann]  sie  echt  vor  Immis  kommen,  mit  einer 
Steuer  gleich  wieder  fürweisen  [weiter  schicken];  wa 
sie  aber  um  Nachtessenszeit  zuerucken,  beherbergen.' 
1590  Bs.  —  3.  Zwisohenmahl  a)  um  die  Mitte  des 
Vormittags.  Syn.  z'Nüni,  z'Zechni.  .Und  dass  allzit 
im  Somer  das  essen  ze  ymbis  unib  die  nüni  bereit  sig 
und  in  dem  winter  umb  die  zechni.'  1495  GKüchenordn. 
.Nach  dem  ymbis  soll  er  [der  Lehrer]  umb  die  eilften 
Stund,  so  es  nit  Fasttag  sind,  und  so  es  die  wären, 
umb  die  zwölften  stund,  bey  den  schüleren  erschynen.' 
XV.  Schulordn.  Brugg.  ,Zur  früen  Imbisszeit.'  Tschddi 
II,  450  ist  wol  =  zur  Zeit  des  Frühinibisses,  aber 
zweifelhaft,  ob  damit  ein  erstes  oder  zweites  Früh- 
stück gemeint.  Dass  auch  ersteres  I.  genannt  wurde, 
scheint  aus  folgenden  Stellen  hervor  zu  gehen:  ,von 
dem  imbiss  oder  morgenbrot  an  biss  zum  mittemtag.' 
1557  VooELB.  .Nüechter  vor  dem  ymbiss.'  LLav.  1569, 
=  ,vor  mittag'.  1670  ebd.  Im  BE.  isst  man  z'Immis 
um  9  Uhr  (ImObersteg,  aber  im  Widerspruch  mit  an- 
dern Angaben).  —  b)  (auch  Zimmis  BM. ;  S)  um  die 
Mitte  des  Nachmittags,  ca.  4  Uhr,  Vesperbrot  B;  S; 
Zu;  Syn.  Ahe.  Vieri,  dilei  Marewi.  In  SL.  besteht 
dieses  Abendessen  in  Brod,  Käse  und  Most  oder  ein- 
gelegten Birnen  und  Kirschen;  im  BO.  in  Kaffee  mit 
Brod  und  Käse  (ImO.).  .Das  Z'immis  oder  die  Magen- 
.•itation  zwischen  Mittag  und  Nacht.'  Dennler  1817. 
's  Mareili  [25.  März,  Maria  Verk.'?]  hrinijt  's  Zimhis, 
's  Vreneli  [1.  Sept.]  nimmt  's  vey  B.  — ,c)  sowol  a  als  b, 
näml.  =5'iV!bu  oder  i' O^e  Aa;  S.  —  4.  Mittagszeit, 
mit  oder  ohne  Bezug  auf  das  Essen  Th;  Z.  Z'  Imis 
ane,   um   die  Mittagszeit   Sch.     ,Nach   irais    zwischen 

■  drien  und  vieren.'  Const.  Chr.  1462.  .Wolle  in  [ihn] 
I  die  tag  [in  diesen  Tagen]  doch  uff  den  imess  besuochen.' 
'  FPlat.  1579.  —  5.  (m.  Bs;  Z)  Nachmittag.    Z' Imbis, 

i»ch  dem  Mittagessen   und  im  Lauf  des  Nachmittags 

Hs;  Z.     ,Th'  Herr  sei  z'  I.  nie  dert  fi'si'  [M'it  Mittag]. 

I  MÜSTEKi.     ,So  iscli  lim  Ztcölfi  d'Scliiii/1  ccrhci   Und  au 

1  der  ganzi  Immis  frei.'  Hindermann.  Vgl.  Ümmischirche, 

■  (Nach)Mittagsgottesdienst  Sch. 

Aha.  in-,  imjns,  mhd.  in-,  iin-hiz,  imhiz,  Nbf.  imlis,  immis, 
'  imma,  ummes  m.  n.,  zum  Yb.  en(t)bizen,  speisen  (lioll.  ont- 
j  bijten,  frühstücken),  eig.  zu  heisson  anfangen;  vgl.  Hür-enheim. 
i  Es  findet  sich  daher  neben   .Imbiss'  auch   , .imbiss'.  welches 


aller  Vadian  als  unscliweiz.  oder  veraltet  bezeichnet:  .das 
wir  ietz  den  imbiss  nennend'  und  jene  Nbf.  wird  a.  15'28 
ausdrücklich  als  in  IJs  unbekannt  verzeichnet,  statt  .niorgcn- 
essen'.  Fromm.  0,  41.  —  Die  ä.  Form  mit  langem  i  des 
.Stauimw.  ist  viell.  noch  bezeugt  in  der  Schreibung  ,Imbyss' 
Aa  1.526  lind  bei  Platter  (neben  ,imess'),  , Zimbys'  hei 
Stockar,  während  in  der  Schreibung  , ymbis'  Brugg  XV.; 
G  1495,  ,ymbiss'  Lavat.  1569  y  möglicherweise  das  ü  ver- 
tritt, welches  noch  in  heutigen  Nbff.  vorkommt,  erzeugt  durch 
Einfiuss  der  folgenden  Lippenlaute.  Die  Assimilation  imm- 
aus  imh-  (wie  in  nhd.  .Zimmer'  neben  schwz.  zimheren,  Imme 
aus  Jmhe  [Sp.  233]  u.  a.)  findet  sich  auch  schon  bei  Stoltz 
Jerus.  und  in  der  Beschreibung  des  Strassburgerschützen- 
festes  1576,  hier  neben  dem  gew.  .Imbiss'.  Der  Unterschied 
zwischen  mm  und  m,  ss  und  s  in  den  heutigen  Formen  ist 
fliessend,  der  einfache  Laut  jedenfalls  spater.  Die  Form 
Imlny  ist  offenbar  nur  nach  Analogie  von  Abiij,  Abend,  ge- 
bildet, also  auch  nur  auf  dem  Gebiet  der  letztern  Form  zu 
finden,  übrigens  schon  bei  Redinger  neben  , Imbiss'.  Manche 
von  jenen  Formen  finden  sich  nur  in  der  Verbindung  mit 
dem  vorgesetzten  z'  und  manche  MAA.  scheinen  das  W.  iibh. 
nur  in  dieser  A'erhindung  zu  kennen.  Das  s.  Geschlecht 
konnte  aufkommen,  indem  man  an  ,das  Mahl'  dachte;  es  ist 
für  die  Neubildung  Zimhis  usw.  das  vorherrschende  Geschl., 
woneben  ,der  Z.'  nur  als  Ausnahme  erscheint,  mit  bei- 
behaltenem Geschl.  des  einfachen  W.  Für  die  in  W  neben 
Im(m)is  vorkommende  Form  Zimis  lässt  sich  das  Ap  imt'  neben 
Imme  (Sp.  233)  als  Parallele  anführen.  —  Die  Bed.  prandium 
schon  in  einem  a.  Yocabular  des  Klosters  Engelberg.  Dass 
Zeit  und  Inhalt  des  .Imbiss'  genannten  Mahles  je  nach  den 
Landesgegenden  verschieden  sind,  erklärt  sich  t.  aus  der 
allgemeinen  Grnndbed..  t.  aus  dem  Vorwiegen  romanischen 
Speise-  und  Sprachgebrauches  in  der  Westschweiz,  wo  z.  B. 
in  der  Stadt  B  das  Mittagessen  auch  z'  Mnnje"  genannt  wird, 
weil  das  Frühstück  deschtinierifn  (dejeuner)  heisst,  aber  in 
andern  Teilen  des  Kt.  B  auch  z'  Ahe,  weil  es  als  Haupt- 
mahlzeit der  röni.  ctena  entspricht;  vgl.  Abend  Sp.  35.  36, 
auch  wegen  der  aus  der  Adverbialverbindung  z'  I.  hervor- 
gegangenen Neubildung  Zimhis. 

Y^or-:  Frühstück.  Z' FermbLss,  zum  Frühstuck 
[oder  zur  Zeit  desselben?]  P.  —  Auch  das  Verbalpraii.\ 
ver-  wechselt  mit  ßir  und  dieses  mit  i-or. 

Nacht-:  Nachtessen  (Minnich.  ,n.')  .Kamend  zuo 
uns  zum  nachtimbis.'  1529  Z.  Strickl. 

Bis-  Bisimmis:  Vormittag  Tb.  De  ganz  Bisümiiiis 
ZWl.  [?] 

Imbiss  II   s.  Ameise   Sp.  216.  Imbrüze  s. 

Ameriz  Sp.  218. 

Omb-,  Umbeisse,  Umbasle  s.  Ameise. 

umb    s.  um    Sp.  '225.  Umbele    s.  Hiiiiiheh: 

Umb(e)ler  s.    Umkr  Sp.  '233. 


Uinbei' 


Taufn.,  Umbertus  F. 


Aiinl.   amderen.    Emd.    »hiid  s.  Amiid  Sp.  213. 
A  111(11  i  s.  AiinircUe  Sp.  214. 

lind  s.  1.  Amiid.  2.  Imb  Sp. '233. 


Uliifc:    licruiii  <iRSpl.    —   Ans   ii/«//;:  d.  i.    umhin,   mit 
Vergriilieruiig  des   Hauchlautes. 


Alllliar:  Amber.  ein  wohlriechendes  Erdharz.    .Ein 
angemachter  Augstein   oder  Ampar.'    Tierb.  1563.   - 

Mlat.   <n,ihra    f..  nmharnm   n. 


239 


Aiii|i-  null).    Aiuiif    uiiipf 


MO 


Aiil|)e  f.:  Brombeere,  Himbeere,  uiitcrsuliiedon  durch 
die  Attribute  sclunirzi,  roti  GaPr. 

Aus  chiirw.  ampa,  omjjchia,  tess.  nmpoiullo  (mit  augc- 
schweisstem  Art.  it.  lampone)  und  diese  aus  deutschem  .Him- 
beere' bzw.  dessen  Ncbenf.  Dass  die  deutschen  Büiiduor  d.as 
W.  von  den  Romanen  entlehnt  haben,  verrät  die  auf  Scewis 
übliche  Form  Awpc«  d.  i.   der  churw.  PI.  ainjim. 

Aiiipei.sse  s.  Ameise  Sp.  216. 

Ainpcle  f.,  dim.  Äinp^li  Aa;  BSi. ;  GG.;  Sch;  S; 
Ohw;  Ämprli  AxFn.;  Bs;  GG.,  0.;  SThierst.;  Z;  Ampi. 
Ampi  BSi. :  1.  gemeine  Lampe  mit  Talg  oder  Ol; 
allg.,  aber  meist  f-  Miimpfel  mache  [Bissen  nehmen] 
Wie  Amjjeli  AaL.  , Zehen  jungTcfrauwen,  die  jre  am- 
pelen  nahmend.'  1-531  (wechselnd  mit  ,liechter').  15G(: 
Matth.  ,Die  fünff  thoracliten  Jungfrawen,  welche  . . . 
nit  nach  nohtdurft't  bereitet  hattend  ihre  Ampelen.' 
1628  JBreit.  ,Den  Ampelen  unscrs  Hartzens  lass 
nicht  gebrächen  weder  an  öl  noch  an  liecht.'  JJBreit. 
Kilbe.  ,Lychnus:  ein  ampel  oder  latern.'  Fris.;  Mal. 
,Lampas:  ein  amplen,  facklen  oder  torschen.'  ebd. 
.Lampada:  eine  Ampel(n),  Facliel.'  Denzl.  1677.  1716. 
In  der  Christenlehre  [kathol.  Religionsunterricht] 
mussten  die  Schwatzenden  zur  Strafe  unter  die  grosse 
Ampel  knieen  Aa.  In  S  auch  ein  falbölgefäss.  — 
2.  schmutzige  Weibsperson  LG.  Vgl.  Schmutz- Ampele. 
-  3.  dumme  Person,  Es  felt-em  numme-n-e  Döchte-n-in 
's  Mal,  so  irär  's  cn  AmpcJc  Bs.  —  Mhd.  umiKl,  aus 
hit.  ,„„i,i,ll„. 

Eren-.  ,Die  Bauern  meinten,  die  Herrschaften, 
die  die  gemeine  Landesehre  nicht  achten,  brennen 
sich  selber  in  ihren  Ehrenampelen  auch  zu  Tod.' 
HPest.  1787. 

Garap-:  Ollamiie,  die  auf  zwei  Zapfen  im  Gleich- 
gewicht schwebt,  ,f/((«/jJCf  ZKn.  —  St."sAuirnlie  .^'/i/m^.-Z- 
wird  auf  einem  Schreibversehen  beruhen. 

Chue-Ampeli  n.:  Schimpfname  auf  eine  dumme 
Person  S. 

Kuchi(n)- Ami)ele:  Küchenlampe  Bs. 

Kilter-:  Lampe  zur  Nachtarbeit  oder  -gesell- 
schaft  S. 

Nacht-:  Nachtlampe  Bs. 

Pump-:  Lampe,  bei  welcher  der  Doclit  von  Zeit 
zu  Zeit  durch  HeraufpuMipeu  iles  01s  gespeist  werden 
muss  Tu. 

Plamp-Ampeli:  auf  einer  Gabel  bewegliches 
Lämpchen  Aa  ;  B.   —   Von  plunqmi,  hangen.    Vgl.   (Jump-. 

Sür- Ampele  s.  Si'ir-Ampfere. 

Schmutz-:  unreinliche  Frau  L. 

Schwätz-:  schwatzsiichtiges  Weib  Bs. 

Aniiidi  n.:  Karpfenforellc ,  sahuo  unibla  FMu. 
(Haktmanx).    —   Viell.  aus  dem   lat.   Xauicii   umgeformt. 

„Allipcr  n. :  Getöse  W.  —  Viril,  aus  frz.  cmhiu-ms." 
Klieiu.   Ä,„hra   m.      Vgl.   das  folg. 

Amprete  f.:  en  A.  ha,  ein  Weites  und  Breites 
machen  Blvi. 

Schwerlich  von  mhd.  auipaiT,  uminvn-,  alul.  iiuljiani,  Aus- 
sehen, Gcbcrdung,  unter  Verschiebung  des  Acceutes  abge- 
leitet, sondern  vielmehr  von  dem  vorhergehenden  W.  bzw. 
einem  daraus  zu  erschliessendeu  Vb.  tniiji(r)rrn.  —  Syu. 
l'r,ln.j.i<u: 

Empeis(s')le  s.  Ameise  Sp.  216.  Imii,  Impi 
s.   linh  Sp.  •_':!:!.         Unipeis(s)o  s.  Ameise. 


Impele.  Impere,  Ümpele,  Umpclc  s. ////H/ide 
Himbeere.  Im  per  s.  Hind-Beri.  Imper  s.  Imher 
Sp.  236. 

Impci'di  ""'  f. :  Sympathie,  bes.  im  S.  von  Zauber- 
kunst GlH. 

imiicrtieren :    Etwas  treft'en,   erreichen  Z.  —  Von 

frz.  niijiiirter ;  Viiiipurttr,   den  Sieg  davon   tragen. 

Umpeisse  s.  Ameise  Sp.  216.     unip-lia  s.  loii-liin. 


Aiiipfere  Ai';  G;  Scuw;  Nnw,  Ampf'jr  SchwE., 
Hampfere  kv;  G,  Ampf(e)lc  A.\;  „B";  Gl;  Gii; 
L;  G;  Sch;  Scuw;  Uw;  U;  ZO,  HampffeJlcAA;  L; 
G;  ScHW;  U;  Z«;  Z,  Wanipfele  [wo?],  Ampele 
GW.,  Sa.;  SciiwEeichenb.,  AmpfrtQ  Bs,  Hämpfete 
SSchwa.  —  f.:  Ampfer,  rumex  acetosa  et  acetosella. 
,Ampferen'.  Fris.;  Mal.     S.  u.  Hämpfeli-Fiiei: 

Mhd.  aiiiji/cr  m.  Die  Anlehnung  an  das  W.  Humpße 
(Handvoll)  mit  Bez.  auf  die  reichen  Blättcrbüschel  der  Stöcke 
im  Frühling. 

Gauch-,  Gugger-:  eine  Pflanze  mit  sauer 
schmeckenden  Blättern,  etwa  französischer  Sauer- 
ampfer, rumex  scutatus,  oder  Sauerklee,  oxalis  aceto- 
sella. Beide  auch  Giiygcr,  Giiggersnr  genannt.  Der 
Bär  reinigt  seine  Eingeweide  mit  einem  ,kraut,  heissen 
wir  Gauchampfern  oder  Guguckerbrot'.  Tierh.  l-'JGS. 
Das  LPestilenzbüchl.  1611  empfiehlt  ..5  oder  6  frische 
Ampferbletter  oder  in  gleicher  viele  [.\nzahl]  Guggor- 
ampfern'. 

.Hasen-Ampfer:  Sauerklee,  oxalis  acetosella.' 
XVn.  Birl.  B  Arzn.-B.  —  Auch  mhd.  so. 

Lüs-Ampfere:  Ampfer  in  der  Blüte  Ae;  G  oRh.,T. 

N:ich  dem  Volksglauben  bekommt  man  Läuse,  wenn  man 
die  BlUteu  und  Samen  (Beide  auch  selber  Lüs  guheisseu) 
mit  geniesst. 

Wi]c\).-A)iipfeJa:  Wiesenbocksbart,  tragopon  jira- 
tensis  GG.  —  Syn.  MüM-rüt  udgl.,  .S'«fM-.l«v;/''' ■■  nach 
ihrem  milchigen  Safte  und  einiger  äusseren  Ähnliclikeit  mit 
dem  Sauerampfer  benannt. 

Buech-Ampfere:  Sauerklee.  ,Bucha)npfer,  ein 
kraut,  acetosella.'  Denzl.  1677.  1716.  —  So  genannt, 
weil  unter  Buchen  wachsend,  oder  weil  die  Blätt.er  sich 
luichartig  zusamraenschmiegen. 

Ross-Hampfere:  Wasserampfer.  rumex  crispus':* 
oder  optusifolius?  Ai". 

Sür-Ampfere  (usw.):  1.  Ami)fer,  ein  Naschwerk 
der  Kinder,  zumeist  rumex  acetosa,  acetosella.  aber 
auch  r.  scutatus  Gr;  Sch,  r.  obtusifolius  Aa.  E  G'sicht 
mache,  wie  tcenn-me"  S.  (/'esse  hett  Z.  Sauerampfer, 
beim  Schneiden  des  Getreides  gefunden,  wird  in  die 
Garbe  gebunden  zum  Schutz  des  Rindviehes  vor 
Krankheiten  ZB.  —  2.  Sauerklee.  , Oxalis:  die  klein 
rund  saurampfer.'  Fris.;  Mal.  —  3.  Wiesenkresse. 
Kukuksblume,  cardamine  pratensis  AASchmitzgn.  — 
4.  Särampfele  L;  G,  -Ampele  Bs;  G:  Sauertopf,  un- 
freundliche Person.  —  Syn.  Surkrüt;  Sürbcmjd :  O'utjr/rriOr, 
NümpjHimr;  die  .SVu-c,  tiüiiOk;  das  Süri;  der  Sürll/  ,STo/.'»y. 

Prauen-S.:  Sauerdorn,  berberis  Tulg.  G. 

Gugger-S. :  Sauerklee,  oxalis  acet.  ScnwE.  — 
Syn.  G nijtjermr ;  Gmjrjer,  rom.  havha  mt  cuiu-ou,  jnm  ciuitlu  usw. 

Lüs-S.:  =  Lüsampfere  SchwE. 

Ross-S. :  stumpfblättriger  Ampfer,  rum.  obtusi- 
folius. —  ,Ross'  bezieht  sieh  auf  das  grössere  Format  dci 
Blätter. 


241 


Aiii|il'    iiiii|.r,     Anis 


Ami— iiiiit 


21  i 


S  ü  !•  s  s  -  A  III  |i  [\;  1  ,_•  :     WR's.'nli.icksliart ,     tnig-upuii 

inat.  (;(;, 

a  111  Ji  l't;  r  iMi  :   Saiirraiiiiifrr  siiclifii   Ap, 

(Mil|if(>r.  .Boliii'lt  im  |sicli|  iji.'reclitin-kint  uinl  y-walt- 
saiiK'  fiiiiifor  (ciiiiihor)/  Vad.  I   11(1.    111.  bis. 

M.Tkwiinli?.'  Misrliuiis  zw.  ,,„/,„,■  miil  ,;„■ :  v^'l.  .riurt.Ml' 
liir   .Vniti'il'.   cl"!.   ■■',■!'.>. 

illl|lfrii:  1.  pli-HiilVii.  ,liii[iri'ii  (yiiiiitViil:  iiHaiizeii. 
zwi'yeii,  eiiisctzt'ii,  iuoculare,  einpla.straro,  inserere.' 
Mai,.  ,.Sitzend  auf  die  zwey  [Pfropfreiser]  der  ge- 
iiiHifteii  biunneii.'  Voi;i:i,i!.  15.^7.  Jetzt  dafür  zielen. 
—  2.  wie  iiliil.  mit  l!cz.  auf  die  l'ncken.  —  Mlid. 
imi'/'ttii,    iiiififiii. 

Impfe:  Pfropfreis.  ,.So  gute  Art  Apfel,  dass  auch 
die  Impfen  davon  in  die  Fremde  verschickt  werden.' 
Spkenu.   —   Ä.  iihd.  .IiniiP. 


Allisle  f.:  1.  Amsel.  Sprw.:  Wenn  die  Amseln  den 
Schnabel  an  den  Kirschen  wetzen  können,  geben  sie 
das  Pfeifen  auf;  vgl.  Guyger.  U/'e,  Bäbi  Aa,  liau-si 
(Felix  oder  Fridli  Z)  Bs.  's  /.sY  eil  A.  (auch  e  Hör- 
amsle  Bs) !  scherzhafte  Ermunterung.  —  2.  Rausch. 
En  A.  ha  GRHe. 

Mhd.  ebenso;  ahd.  niii(i)mlu.  —  2.  Vom  Vogelfang  her- 
gciionimen,  ,Etwas  gefangen  haben',  oder  mit  Bez.  auf  die 
Sangeslust  des  Berauschten. 

Gold-:  „gelber  Pirol,  oriolus  galbula." 
Hag-:  1.  ,Die  ander  art  [der  Amseln]  ist  mer 
braunläoht,  am  hauch  schier  äschenfarb,  mit  einem 
gar  schwarzen  schnahel  und  singt  nit  als  wol;  dise 
kommend  zuo  herbstzeyt  und  werdend  hochlieh  zuo 
der  speyss  geprisen;  dise  wirf  bey  uns  Birg-  oder 
Hagamslen  genennt.'  Vogelb.  1557.  —  2.  Scheltname 
für  weibliche  Personen  Ap,  mit  dem  Begriff  der  Un- 
ordentlichkeit im  Äussern  und  auch  moralischer  Ver- 
dächtigkeit ScaSt.,  sonst  dagegen  in  Sch  =  aufgeweckte, 
lustige  Person. 

Bei  der  übertrageneu  Bcd.  ist  t.  der  Bi-griff  der  zer- 
zanscnden  oder  bergenden  Hecke,  t,  derjenige  der  iincMniüd- 
lichen  Sängerin  zu  betonen. 

Kol-:  die  gemeine  Schwarzamsel  AAKlingn. 

Kammer-,  Chiiiimcriuimxle:  huinor.  Bezeichnung 
eines  Säuglings,  kleinen  Schreiers  (als  nächtl.  Ruhe- 
störer) Gr;  Z. 

Das  n  in  der  tir  Form  mag  zum  erstem  W.  geboren, 
kann  aber  auch  als  Versetzung  gcfasst  werden  wie  iu  A'r<«( 
für  .l«f  udgl. 

,Chur-:  Ringdrossel,  merula  torquata.'  Vogelb.  1557. 

Die  Benennung  scheint  auf  der  Annahme  zu  fnssen,  dass 
dieser  Strichvogel  uns  von  Granbünden  aus  besuche.  Syn. 
nu,j-A. 

Klag-:  melancholische,  zum  Jammern  geneigte 
Person  U.  ,Er  ist  eine  rechte  Klagamsel,  querimonias 
nitro  citroque  jactat.'  JMkv.  1692.  Angeber,  wer  An- 
dere gern  verklagt,  bes.  von  Kindern  Gl;  G;  Syn. 
Klagüätsch,  Sök. 

,Birg-Amsel:  1.  Ringamsel.'  Mal.;  Vouelb.  1557, 
S.  18".  —  2.  =  ,H(it/ainsle'.  Vogelb.  S.  17''. 

BiU-Amsle:  Betschwester  L. 

Blau-Amseli  n.:  blauer  Eisvogel,  Alcedo  i.spida 
ZW.     Vgl.  Blaii-EiiDiietli  Sp.  21',i. 

Schw.  Idiotikon  I.  2. 


Ii'ing-Aiiisle:  Ringdrossel.  merula  torqiiala  GO.; 
U;  auch  bei  Mal.  und  Vogelb.  1557.  Syn.  Chiir-, 
Birg-,  JJo.ss-,  Stein-,   Wald-A. 

Ross-:  Ringdrossel.  ,Rossamsel  darunib,  dass  .sy 
in  wählen  würnilin  sueeht  im  Rossmist.'  Vogelb.  1557. 
Syn.  Hing-. 

Sprigel-:   Singdrossel  AaRHiihii.  V(,ii   ihrem  ge- 

siiiTiikcltcii   Kl.'i.J,.. 

.Stein- A  msel:  Ringdrossel,'  Vogelb.  1557.  -  N.ach 
ihrem    Aiilriillinltsort  benannt. 

.Wald-:  Ringdrossel.'  Mal.;  Vogelb.  1557. 
Wasser-Amsle:  Wasserstaar,  cinclus  aquaticus 


B;  (ii,. 


Biirameise  S|i.  217 


,eiiisig' noch  bei  Fius.;  Mal.;  LLav.  15G0,  dagegen 
in  der  Ausg.  1670  durch  ,fleissig'  ersetzt,  (lanz  aus- 
gestorben, wenn  es  nicht  etwa  in  dem  Adv.  msji/ 
fortlebt. 


sitzanzeigeiides 
prädikativ :  das 


illlS,    iinsch,    imschcn:    seines 
Pron.  n.,  auf  3.  P.  ni.  n.  deutend, 
TIüs  ist  itnsch  GsPr. 

Von  «I»,  dem  Dat.  des  persöul.  Pron.  aus,  nach  Analogie 
von  miii-n  usw.  gebildetes  ad.].  Pron.  Jmmhen  mit  geuct. 
Flexion,  zu  wiederholter  Bezeichnung  des  Besit^verhältnisses; 
vgl.   ebenso  nncn.    —    Gr  «  =  gemein-alem.  ». 


Amt  n.,  älter  Ampt,  Ambet:  1.  regelmässige 
Dienstleistung,  Verrichtung  eines  übernommenen 
oder  übertragenen  Geschäftes.  .Mangelte  [er  entbehrte] 
der  ämter  der  gespräch  und  der  gehörd'  [der  Ver- 
richtungen des  Sprach-  und  Gehörorgans,  von  einem 
Taubstummen],  GHdschr.  ,Ampt  des  tichtens,  stili 
officium.  Mit  allem  Ampt  der  Minn,  cum  omni  officio 
caritatis.'  ebd.  ,So  ist  unser  aller  pHicht  und  ampt, 
das  wir  Gottes  eer  suochen.'  RWalteh  1550.  Amt  = 
Gottesdienst,  Hochamt,  Messe;  vgl.  Oräzi-,  Freuden-, 
Rätsherren-,  Kaheusi-A.  Insbesondere  die  Rechte  und 
Pflichten  Angestellter  in  Staat  und  Kirche.  ,Wehr- 
uiul  Lehrambt'  [Kriegs-  und  Schuldienst,  sonst:  Wehr- 
und Lehrstand].  Hott.  1666.  Sprww.:  3Iit  dem  A. 
chunnt  de  Verstand  L.  's  A.  lert  de'  Ria"".  Sülg., 
, lehret  regieren'.  JMet.  1692.  D'Ämter  sind  Gottes, 
d'Amtslüt  's  Tüfels.  Sulg.  Ämter  niiil  Znuft  mänid 
[müssen]  se  rein  sl",  als  hättid  s'  //"I'hIh  :'siiiiiiiii''trrjf 
[zusammengetragen,  bei  Simrock:  gelesen  j.  ebd.  ,Was 
der  Mann  kann,  zeigt  das  A.  an.'  JMey.  1692.  ,Es 
ist  kein  Amtlein,  es  hat  ein  Schlämplein;  es  ist  kein 
Ä.  so  klein,  es  ist  henkenswert;  man  kann  sich  darbei 
wärmen,  oder  daran  vergreifen:  tam  probus  haud  quis- 
quam,  officium  qui  expers  utilitatis  agat.'  ebd.  und 
ähnlich  noch  jetzt  L;  Sch.  Chlini  Ämtli  bringe  cliurzi 
Er  und  langi  Chöste.  Ineicben."  Wer  Alles,  tvas  er  i' 
s'iiii  A.  Im-  s(ill,  uf'-eme  Briefli  [Verzeichniss]  ha"  ivill, 
tiici  -icllr.  »(IS  drin  stöt.  Sulg.  Amt  uni  [ohne]  B'soldig 
iiiiitlil  Diel),  ebd.  Wer  en  A.  überchunnt,  wird  uf  ei 
Mal  en  andere  Ma;  Lungen  und  Lebere  ehered-si''' 
in  im  um.  SrLc;.  Wer  en  A.  häd  übernu,  isf  um 
d'Freilmt  diu.  ebd.  Er  ist^  en  schlechte  Pfarrer  — 
sl  A.  W'gschimpft.  ebd.  's  heilig  A.  id'd'illc  g'stellt.' 
[wobei  das  A.  als  solches  immerhin  soll  in  Ehren  ge- 
halten werden].   Ineichen.     RA.  Eim  i  's  A.  grife,  in 

lij 


Amt— umt 


244 


die  Amtsspliäre  eines  Andern  ein-  oder  übergreifen.  — 
2.  Verwaltungsbehörde,  zumeist  für  ökonomische 
Angelegenheiten,  ohne  richterliche  und  polizeiliche 
Befugniss.  In  Z  unterschied  man  bis  1798  ,äussere' 
und  ,innere  Ämter',  erstere  solche,  die  ihren  Sitz  auf 
dem  Lande  hatten;  s.  DWiss  1796,  64.  Das  Stift  zum 
Grossmünster  ebd.  besass  ein  Keller-  und  ein  Kam- 
mer-A.,  jenes  zur  Verwaltung  dos  nassen,  dieses  zu 
derjenigen  des  trockenen  Zehntens;  ein  ,Kell-A.'  (für 
Kehl-;  s.  Kelnlwf)  besass  das  Stift  L  Beromünster. 
Vgl.  Kammer.  Auch  die  zu  einem  A.  gehörenden 
Kassen  und  Magazine.  ,Die  Amter  öiTnen',  aus 
den  obrigkeitlichen  Magazinen  Vorräte  an  Getreide, 
Wein  usw.  verkaufen,  um  der  Teurung  zu  begegnen. 
Z  ä.  Kanzleispr.  ^Hif  =  Amtswohnung  oder  Dienst- 
zimmer eines  Beamten  B;  uf  's  A.  gä",  zum  Statt- 
halter AABb.  —  3.  Landesteil,  Verwaltungs-  oder 
Regierungsbezirk,  über  den  ein  Beamter  (Amtmann, 
Vogt,  Landrogt.  Obervogt,  Oberamtmann,  der  letzte 
nach  deutschem  Vorbild  von  1815—1831  in  Z;  B) 
gesetzt  ist.  Jetzt  statt  dessen  gewöhnlich  der  Aus- 
druck ,Bezirk'.  Eine  Verwaltungseinteilung  in  Ämter 
(offlcia)  findet  sich  schon  in  dem  Gebiete,  in  welchem 
Habsburg-Östreich  hoheitliche  oder  grundherrliche 
Rechte  besass.  So  ,Amt  Kyburg,  Amt  Zug'.  Übersicht 
dieser  Ämter  in  dem  Habsb.-Östreich.  Urbarbuch,  hrsg. 
von  Pfeiffer.  Später  wurden  die  aus  einzelnen  Graf- 
schaften, Herrschaften  usw.  hervorgegangenen  Vogteien 
der  Landschaften  in  den  Städtekantonen  oft  auch 
, Ämter'  genannt  (so  in  B;  L).  I>ie  grosse  , Grafschaft' 
oder  ,Landvogtei-  Kj-burg  wurde  in  4  Haujitteile  ge- 
teilt: ,das  obere,  untere,  äussere  und  ennere  Amt.' 
.St.  Michelsamt'  hiess  das  an  L  fallende  Gebiet  des 
Stiftes  Beromünster,  so  weit  es  unter  einem  Ostreich. 
Vogt  gestanden  hatte.  Segesser  1.  704.  , Burgamt, 
Burgämter'  wurde  das  unmittelbar  dem  Schloss  Baden 
unterworfene  Gebiet  genannt.  Für  einzelne  Gebiete 
fixierte  sich  der  Name  bleibend  im  Volksmunde  bis 
in  die  Gegenwart.  So  das  ,Knonaueramt'  oder  's  Amt 
schlechtweg  in  Z  für  den  jetzt  offiziell  sog.  Bezirk 
Atfoltern.  Das  .Kclleramt'  an  der  Reuss,  das  ehemals 
zu  dem  Kelnhof  des  Stiftes  L  zu  Lunkofen  gehörende 
Gebiet  (Ann.  10,  69).  Das  ,yeuamt'.  der  1442  von 
der  Grafschaft  Kvburg  abgetrennte,  auf  dem  linken 
Ufer  der  Glatt  liegende  Teil,  der  damals  bei  Rückgabe 
der  übrigen  Grafschaft  an  Ostreich  Zürich  verblieb; 
Keuamt  genannt  wohl  desshalb,  weil  es  eine  neu- 
gebildete Verwaltungseinheit  war.  Eigentümlich  ist 
der  alte  Begriff  von  , Freiamt',  wie  er  im  XIV.  be- 
sonders in  dem  Gebiet  zwischen  Albis  und  Reuss,  in 
der  LTmgegend  von  Willisau  und  anderwärts  vorkommt. 
Er  bedeutet  einen  Complex  von  Gütern;  ,in  dem  F. 
sitzen':  auf  einem  dieser  Güter  wohnen;  noch  eigent- 
licher persönlich  :=  die  Gesammtheit  der  Genossen,  die 
zu  der  durch  gemeinsames  Gericht,  Dienst  und  Steuer, 
Ehegenossenschaft  verbundenen  Gemeinschaft  von 
Freien  gehören.  So  noch  in  den  ersten  Decennien 
XIV.  (F.  V.  Wyss  in  Ztschr.  f.  Schw.  Recht  18,  42—62). 
Im  Laufe  des  XIV.,  bzw.  XV.,  da  das  besondere  Recht 
der  Freien  in  dem  gemeinen  Rechte  der  Grafschaft 
aufgegangen,  wird  der  Ausdruck  .F.-A.'  zu  einem  geo- 
gi-aphischen  Begrifte  und  hat  sich  für  das  Z  Gebiet 
zwisclien  .\lbis  und  Reuss  als  vulgäre  Bezeichnung 
erhalten.  Andern  aber  noch  dunkeln  Ursprung  hat 
die    erst  im  XVI.  vorkommende  Bezeichnung   der   im 


jetzigen  Kanton  Aa  liegenden,  noch  jetzt  so  genannten 
,Freiämter'  (Ztschr.  f.  Schweiz.  Recht  18,  70). 

Mhd.  cuiibet,  ahd.  amjtaht,  got.  aiidbtihti.  Die  alte  Fnrm 
noch,  nur  mit  Einhiisse  des  t,  bis  auf  heute  erhalten  in  un- 
serra  Ambach  Sp.  '233,  wobei  die  Pflicht  der  Überwachung 
zur  Bezeichnung  des  Gegenstandes  derselben  geworden 
ist.  Der  selbe  Begriffsübergang  gilt  auch  hier  von  '2  (Be- 
anitung)  zu  3  (das  ihr  zugeteilte  Gebiet)  genau  wie  im  lat 
jinivincia,   eig.  =  amtlicher   Auftrag. 

Ob  er- Amt:  eine  vorübergehende  (1815 — 31)  Ein- 
teilung der  Kantone  B  und  Z  in  Verwaltung.sbezirke. 

Der  Name,  mit  welchem  der  nach  der  einen  Seite  an- 
stössige,  weil  aus  der  Helvetik  herrührende,  Titel  , Distrikt' 
und  der  hinwiuder  für  Andere  gehässige  ältere  ,Vogtei' 
sollten  ersetzt  werden,  war  hergeholt  aus  den  angrenzenden 
deutscheu  Staaten. 

Almosen-:  ein  zunäclist  für  die  Bürgerschaft  der 
Stdt  Z  bestimmter  Annenfond  und  dessen  Verwaltung 
—  eine  Schöpfung  der  Reformation,  gegründet  aus 
sequestriertem  Kirchengut  und  weiter  dotiert  aus 
Vergabungen  und  dem  Kirchenalmosen,  ihre  Unter- 
stützung, t.  an  Naturalien,  t.  an  Geld,  auch  auf  die 
Bedürftigen  der  Landschaft  ausdehnend  und  die  Brot- 
austeilungen auch  in  sog.  ,äussern  Almosenämtern', 
d.  i.  Filialen  auf  dem  Lande,  vollziehend;  jetzt  in 
, Kantonalarmenfond'  umgetauft. 

Grate-,  Orazi-,  Rote-:  ein  gewisser  Gottes- 
dienst der  katholischen  Kirche  in  der  Adventszeit, 
das  Engelanit  Vw. 

Der  Ausdruck  verderbt  aus  dem  lat.  ,rorate  (coeli  du- 
super  etc.)',  mit  welchen  WW.  des  .lesa.j.  145)  dieses  Amt 
beginnt. 

Schirm  vogtei-:=  Schirmvoytci.  —  Eine  pleonastisi'he 
Zss.,  welche  auf  der  Geläufigkeit  des  W.   ,Amt'  beruht. 

Fülle-:  ,Monetarii  officium  dictum  fülleanipt.' 
XIV.  Bs. 

,FUlli'  könnte  ,Walke'  bedeuten,  von  ,fullen',  walken,  und 
es  wäre  denkbar,  dass  die  Münze  zufällig  nach  dem  Gebäude 
benannt  worden  wäre,  in  das  sie  verlegt  wurde. 

Befelch-:  höhere  Bearatung.  welche  über  Unter- 
gebene zu  gebieten  hat.  ,Die  betelch-  und  eluen- 
ämbter.'  Giler  1616. 

Fünfer-:  vormals  eine  Behörde  (C'ommission), 
welche  über  Baustreitigkeiten  entschied  BsStdt. 

Freuden-:  in  der  katholischen  Kirche  bei  der 
Gedächtnissfeier  für  Verstorbene  dasjenige  Amt.  wel- 
ches im  Gegs.  zu  dem  , Trauer-'  oder  ,Seel-A.'  in  far- 
bigen Paramenten  (denjenigen  des  betr.  Kirchentages) 
und  mit  entsprechender  Musik  abgehalten  wird. 

Hüsherren-:  das  Amt  der  Verwaltung  des  Kauf- 
hauses in  ScnSt. 

R'atsherren-:  ein  Gottesdien.st,  dem  die  liats- 
herren  in  L  vor  ihren  Sitzungen  beizuwohnen  hatten, 
welche  Verpflichtung  als  solche  i.  J.  1871  aufgehoben 
wurde,  obwohl  der  Gottesdienst  fortbesteht. 

Hard-:  .die  obrigkeitliche  .Aufsicht  über  die 
städtische  Gemeintrift  [im  sog.  Hard]  Z.- 

Kabeusi-:  ein  gewisses  Hochamt,  gestiftet  von 
einem  Geistlichen,  der  den  Zunamen  .Kabeusi'  trug  Zg. 

Känterlins-:  ehemals  ein  zur  ,Grafschaft'  Thun 
gehöriger  Bezirk.  —  Urspr.  wohl  =  Kastvogtei  und  einem 
Gntteshause  zugehörig:  s.  (laalcr  mit  d.  spec.  Bed.  Geldschrank. 
C  0  n  s  t  a  n  z  e  r  - :  die  Verwaltung  der  vom  ehemaligen 
Hochstift  Constanz  i.  J.  1805  übernommenen  Gefälle 
Z  bis  1831. 


Ö4S 


Amt  -uuit 


'HG 


Korn-:  die  BehörJi;  (iiiul  ilir  T,cjkal).  welche  die 
stiidtisclieii  (später  staatlichen)  Getrcidevurräte  zu  ver- 
walten hatte  Z  bis  1833. 

Laden-:  eine  Behörde  im  a.  Bs  zur  Einziehung 
diT  Zinse  von  den  auf  obrif,'keitlichcni  Boden  stehenden 
Kaufladen  und  Gebäuden.  Si'UENr.. 

Lön-:  das  Bauanit  im  a.  Bs,  welches  die  Aufsieht 
über  die  obrigkeitlichen  Bauvorratshäuser  hatte,  den 
zu  den  städtischen  Gebäuden  bestellten  Arbeitern  und 
Handwerkern  (,Lün-Äjntleren')  ihre  Arbeit  vorschrieb 
und  sie  bezahlte.  ,Am  Lonaint  schaffen-,  von  Taa:e- 
Udmcrn  und  Handlangern.  Spreng. 

Lüt-:    das    einem    Küster    übertragene    Amt    des 
I.iiutcns  L.     .Ein    Küster   zu   Luccrron   hat   auch   zu 
lichenne  [verleihen]  das  lütarapt  an  dem  Gotshuse.'  1327. 
Lüteu-  s.  Lütenant. 

Obmann-:  das  Departement  (und  die  Verwaltungs- 
gebäude) des  sog.  , Obmanns  gemeiner  Klöster',  welches 
zur  Zeit  der  Reformation  gegründet,  die  Güter  der 
städtischen  Klöster   der   Barfüsser    und   der  Prediger 

,    zu  verwalten  hatte;  so  bis  z.  J.  1831;  jetzt  nur  noch 

i    Name  der  betr.  Gebäulichkeiten  Z. 

I  Mutt-:  das  Amt  des  Salzverkaufes  im  a.  Bs.    ,A" 

t  1373  übertrug  der  Bischof  auf  die  Stadt  die  Fronwage 
und  das  Muttamt,  d.  h.  das  Recht,  die  , Mütter'  zu  be- 

I    stellen,  welche  das  Salz  zumassen.'  Hedsl.  Verf.  Gesch. 

1     ^  Mhd.  7Hii((e,  Scheffel,  mutier,  Fnichtinesser. 

)  Bulg(en)-:    im   a.  Bs  o.  Zw.  s.  v.  a.  Seckelamt. 

'     das  Amt  des  Stadtkassiers.    —  Bulge,  Sack. 

Berg-:  die  Behörde,  welche  die  Aufsicht  über  das 

;    auf   dem    Zürichberg    gelegene,    der    Stadt   gehörige 

j     Wald-  und  Weidegebiet  hatte  Z  noch  1801. 

j  Bös-:  (auch  ,Äniptli'):  ein  gewisser  Teil  des  sog. 

]:    Neuamtes  im  Zürichbiet.  z.  J.  I.'i87  erwähnt  von  Dienrr. 

•    Oberglatt  53.  54. 

l  Wahrsch.  Spottname  für  oinige  Hufe  von  schlechter  Be- 

il   »chaffenheit.    Vgl.  .Bösarni-  und  ,Richarni',  Höfe  in  B  Biglen. 

'  Bitt-:  erbetenes,  begehrtes  Amt  GrD.    ,Bittäniter' 

.sind  dort  diejenigen  eines  Landschreibers,  Weibels 
und  Seckelmeisters;  in  Arl.  heissen  .bittende  Ämter' 
die  wegen  ihrer  Einträglichkeit  begehrten  Amter  des 
Landschreibers  und  Weibels. 

Pfleg-:  die  Verwaltung  einer  öffentlichen  Anstalt, 

ij    SO  des  Siechen-,  später  Pfrundhauses  zu  St.  Jakob  bei 

\    Zürich. 

Presten-:  die  Verwaltung  des  bürgerl.  Kranken- 
hauses in  St.  Gallen.  Vgl.  Sehimt.  —  Prentm,  körper- 
liches Gehrechen. 

Bretter-:    die  Verwaltung   des  Holzbedarfes    der 

'    bischöflichen  Ziegelbrennerei  Bs  XIV. 

\,         Sibner-.     ,S.  so  wir  noch  [1792]  haben,  hat  von 

f  oen  urspr.  Pflichten  [Finanzverwaltung]  nur  1  be- 
halten, dass  es  das  Weinumgelt  und  gewisse  Zölle 
zählen   helfe;   hingegen   hat   es   die  Obliegenheit  be- 

_    kommen,  Verbrecher  und  Übeltäter  zu  examin.'  Ocns. 

[    Es  bestand  schon  1354. 

■  Siechen-:    Verwaltung   des    sog.    Sondersiechen- 

hauses,  urspr.  für  die  Aussätzigen,  jetzt  für  unheilbare 
Kranke  überhaupt  bestimmt  Sch.  —  Corrigiere  danach 
iLioferauit'  hei  Simler-Leu  II'  4.^8. 

|;  Seckel-:  Verwaltung  des  Staatsschatzes,  Finanz- 
direktion ScH;  U;  Z  t,  anderswo  auch  des  Gemeinde- 
gutes.  —  Vgl.  Sech'hiici.'ite): 


Sei-:  1.  Gegs.  zu  Freiidanit  s.  o.  —  2.  in  St.  Gallen 
eine  alte  Stiftung  zur  Pflege  kranker  Fremdlinge, 
Pilger  und  Bettler,  später  überh.  Frenidenspital,  im 
Unterschied  von  ,Presten-Amt'.  Das  Gebäude  hicss 
, Seelhaus',  der  Verwalter  , Seelmeister'.  Die  Hand- 
werker hatten  von  ihren  Gesellen  eine  wöchentliche 
Steuer  zu  Gunsten  des  Seelamtes  zu  beziehen  und 
abzuliefern.  Ähnlich  in  Schaffh.,  aber  speciell  für  das 
männl.  Geschlecht,  mit  einem  , Schwesternhaus'  an  der 
Seite;  bis  1833. 

Der  Name  rührt  wohl  daher,  dass  die  Stiftung  urspr. 
für  das  Begrähniss  armer  Fremder  uud  für  (ichetc  zum  Heil 
ihrer  Seelen  hestimmt  war. 

Sinn-:  das  Amt  der  Festsetzung  der  obrigkeit- 
lichen Hohlmasse  für  Flüssigkeiten  und  der  Ober- 
aufsicht über  die  im  Verkehr  gebrauchten  Gefässe  L. 

Schild-:  ,Ritterschaft  hiess  bei  unscrn  Vätern 
Schildesamt.'  JvMiJLL. 

ScliaiizLMi-:  bis  183U  die  Aufsicht  über  Anlage 
und  l'iitri  lialtung  der  Befestigungen  der  Stadt  Z.  Vgl. 
Srhair.nihn-r. 

Spend-:  das  Amt  der  Brodverteilung  an  Arme 
und  die  Kasse,  aus  welcher  solche  Spendungen  be- 
stritten wurden;  Verwaltung  des  Armengutes  ScuSt. ; 
Th;  Z.  ,Spendoramt'.  Bs  XIV.  unter  den  bischöflichen 
Beamtungen  erwähnt. 

Stich-:  in  L  seit  Ende  des  XIV.  zum  Bezug  des 
Umgeldes  und  der  Handänderungsgebühren,  welche 
mit  der  rechtlichen  Form  des  , Weinkaufes'  verbunden 
waren.  Der  betr.  Beamte,  ,Winsticher',  bezog  noch 
im  XVI.  die  Hälfte  der  Kanzleitaxen  für  Aus.stellung 
von  Kaufbriefen;  er  vertrat  die  Stelle  des  Grundherrn 
beim  Kauf  von  Gütern  und  Häusern,  die  Erblehen 
des  Stiftes  lin  Hof  waren. 

Stock-:  in  St.  Gallen  ein  Armenamt,  beruhend 
auf  Stiftungen  und  auf  dem  Ertrag  des  Üpferstockes 
in  den  Kirchen,  zur  Unterstützung  der  Ortsarmen. 
Vgl.  Seiamt. 

Stall-:  die  Aufsicht  über  das  in  obrigkeitlichen 
Ställen  untergebrachte  Marktvieh  [?].  ,Den  Pfund- 
zollern  aufgetragen,  dergleichen  Käufe  unter  keinem 
Vorwand  einzuschreiben,  sondern  die  Contrahenten 
loblichem  Stallamt  zur  gebührenden  Bestrafung  zu 
verzeigen.'  Bs  Kq.  1784.  —  PfiindsüU,  Abgabe  von 
Marktvieh. 

Stempel-:  die  Verwaltung  des  obrigkeitlichen 
Stempelrechtes,  Ausfertigung  der  mit  dem  Stempel  zu 
versehenden  Akten.stücke  und  Bezug  der  betreffenden 
Gebühren  Z. 

Wusch-:  das  Amt  des  Wischens.  Kehrens  einer 
Kirche  L  1324. 

Züg-:  das  A.,  welchem  die  Beschaffung  und  Unter- 
haltung der  Kriegsvorräte  übertragen  war.  Der  Vor- 
steher hiess  , Zügherr';  unter  ihm  stand  ein  ,Zügwart' 
mit  seinen  Arbeitern  Z. 

amten:  1.  ein  Amt,  bes.  eine  Verwaltungsstelle  in 
der  Gemeinde  oder  im  Staat,  bekleiden.  Er  hecl  giiet 
g'amtet,  seine  Stelle  rühmlich  versehen.  —  '2.  , eines 
Amtes  gewissenhaft  warten,  strenge  Aufsicht  halten. 
Er  amtet  nid  Th."  —  3.  „übh.  Acht  geben,  aufmerken, 
aufpassen,  ebd."  —  4.  „streng  verfahren,  "charf  reden, 
derbe  Verweise  erteilen.  Tuend-er  nid  recht,  so  iiities- 
/'■''   iiiiile    Tu.     Er   hcd-rni    (j'fiiiitct,    scliarf    zugeredet 


U1 


Amt— umt.  -    An,  cn,  in,  oii,  Uli 


248 


ScH."  —  5.  das  Hochamt   in    der   Kirche   halten   Aa; 
VOrte;  S;  vgl.  ämteren. 

Für  den  Übergang  zwischen  3  u.  4  vgl.  ojicn,  anden  und 
lat.  animadverterc.  Die  Bed.  4  ist  urspr.  von  der  vollen 
Amtsgewalt  Gebrauch  uiaclieu;  dann  übertragen  auf  Privat- 
verhilltnisse. 

über-aniten  m.  Acc.  P.  Eiiioni  ein  Amt  auf- 
biirden, dem  er  nicht  gewachsen  i.-^t  Ae. 

US-;  ein  Amt  zu  Ende  fuhren.     Er  hiid  nsifmiild, 
luuncre  perfunetus  est  Tn. 

ämtclen:  Neigung  zu  einem  Amte  zeigen;  sich 
wie  ein  Beamter  benehmen,  ihn  spielen  Ae. 

ämteren:  Hochamt  halten  W;  s.  amUii  •>. 

Amtetf'e-J  f.:  richterlicher  Urteilsspruch.    Er  Ued 


d'Emtel  hi  offener  Tor  öherchö,  der  Urteilsspruch  wurde 
ihm  in  oft'enem  Batssaale  kund  getan  Ar. 

Der  Umlaut  (ä)  ist  nur  erklärlich,  wenn  das  Suffix  -rt 
-ede  ahd.  -ida  ist.  Übrigens  führt  die  Schreibung  im  ä.  Ap 
Idiot.   ,Ochnidet'  von   ,Anit'  ab. 

Amti  "'  f.  =  Amt  3.  So  die  Wasser-A)iiti,  ein 
in  den  Niederungen  des  K.  S  gelegener  Verwaltnngs- 
bezirk. 

ge-ämtlet:  mit  einem  (kleinern  oder  grii.ssern) 
Amte  betraut.     Er  ist  y.,  bekleidet  ein  Amt  Aa. 

Ämtler:  die  Bewohner  des  früher  (und  noch  heute 
im  gemeinen  Sprachgebr.)  so  genannten  .Amtes'  Knonau. 
jetzt  Bezirk  Afi'oltern   Z. 

Amt,  Kmt  s,  Amcd  Sn.  213. 


An,  en,  in,  on,  un. 


An  m.:  Ahne;  im  eng.  S.  =  Urgrossvator.  ,Sinen 
An  oder  grussvatters  vatter.'  KCys.     Son.st  A)i.i,  s.  d. 

Ane  f.  äne  AABb.;  Gr;  PP.,  Ager;  T,  in  ä.  Quellen 
noch  ana,  anna,  aber  auch  an;  Näne  Gr;  GO.  — 
Dim.  ntr.  Ani  Gr:  1.  Grossmutter.  ,Ein  gross- 
mutter  oder  anna.'  Offn.  Asch.  ,Ein  ana  oder  gross- 
mutter  mag  ir  änklein  nit  erben.'  Landr.  Gaster.  Dem 
Tafel  schins  Ani,  des  T.  Grossm.  GrD.  —  2.  Ur- 
grossmutter  Aa  {Ani  n.). 

Mhd.  ane,  ahd.  ana.  Die  Schreibung  anna  bez.  nur  die 
urspr.  Kürze  des  Voc.  Zu  Näne  vgl.  Nann  =  Ann(a).  Eine 
(dim.)  Form  Näni  Gr  ist  nur  schwach  bezeugt  neben  gleich- 
lautendem Masc.  Das  Schwanken  zwischen  den  Bedd.  Grossm. 
und  Urgrossm.  ist  weniger  bezeugt  als  das  entsprechende  bei 
dem  Msc.  Ani.  In  Zg  Quellen  von  1566  scheint  Ane  Beides 
bedeuten  zu  können;  das  von  H.  überlieferte  Ani  n.  aber 
ist  ans  dem  in  Aa  sonst  üblichen  ÄnigrOeemueter  abstrahiert. 
In  der  von  Kothing  abgedruckten  Stelle  ,eine  Äheini  oldt 
Ahnfranw  mag  die  Änklin  [Enkel]  nit  erben'.  1756  Schw 
Kq.    114,  1.   ,Ahnin'.      Vgl.   noch   Ani,   auch  Nännc.    nani. 

Ur-:  Urgrossmutter.  ,Uräna.'  1594  Landr.  Mölin- 
BACH.   —   Gegenüber  ,Uräni'.  dem  es  nachgebildet  ist. 

Pfuch-^«e,  -Näne:  dass.  Gii.  .Pfuchähnin,  atavia.' 
Denzl.     S.  Pfiich-Ani. 

Pfüf-:  dass.  Gr.    S.  Pfuf-Äni. 

Äni,  Enne  ra.  enno,  ennu  P;  T,  enne  GrV.,  ani 
Aa;  Ap;  Bs;  P;  Gl;  Gr;  L;  S;  Uw;  W;  Z,  Näni  Gr; 
GO.,  W.:  1.  Grossvater  Ar;  Bs;  Gl;  Gr;  P;  GG., 
W. ;  T.  ,Kind  oder  Kindskind,  die  abgond  [sterben] 
vor  dem  vater,  muoter,  enin  oder  anen.'  Stadtr.  Bad. 
1384.  ,Und  sol  ouch  ein  jeklich  kind  sinen  enin  und 
sin  anen  erben  für  [vor]  des  selben  enis  und  der  anen 
geschwistergit.'  Gl  Lands.  1387  und  Z  1419  (, sinen 
Anin').  ,Der  äny  [soll  rächen]  siner  kinden  kind.'  Z 
1448.  ,Avi:  äninen.'  Collin.  ,Obed  Davids  äny.'  1531 
Ruth  =  ,grossvatter.'  1548.  ,Ouch  sol  ein  Äni  synes 
suns  kind  erben;  ein  Ana  die  sol  nit  erben.'  1581 
ZErbr.  —  2.  Urgrossvator,  Ältervater  Aa;  F;  Gr 
UVatz,  Eh.;  S;  Uw;  W;  ZKn.  ,Proavus:  der  äne, 
d.  i.  des  grossvatters  vatter.'  Fris.;  Mal.  ,Äne:  pro- 
avns.'  Pasyp.  und  so  noch  Denzl.  1716,  der  auch  das 
.schwerlich  auf  wirklicher  Kode  beruhende  Fem.  ,Ähnin' 
beifügt,  ,0b  abstürbe  Man  oder  Frau,  so  weder  Kind 
noch  Kindskind  meer  hotten  und  aber  Anikli  da  we- 
rend,   da  sollend  dieselben  ire  Äni  und  Anen    erben.' 


15(50  Zo  Stadt-  u.  Amtsb.  ,Nicht  allein  gegen  Gross- 
vätter  und  Grossmütteren.  sondern  auch  gegen  Ähny 
und  Ahna,  darzu  Urähni  und  Urahna.'  Bs  1635.  ,Ihrer 
Vätteren,  Grossvätteren  und  Änenen.'  JJBreit.  1041. 
,Der  vater,  so  aber  der  nit  mehr  im  wesen  [am  Leben], 
grossvater,  äni  oder  uräni.'  Erbr.  v.  Kadelbvro;  1078. 
,Vatter — Gross  vatter — Äni'.  1722  JBütt  (viell.  nach 
alten  Vorlagen).  Auch  in  den  Zss.  Ani-Grossvater, 
-mueter  steht  Ani  =  Ur-,  und  Anirater  UwE.  ist  =  dem 
einfachen  Äni  in  der  dortigen  Bed. :  Vater  des  Gross- 
vaters oder  der  Grossmutter.  —  3.  änrli  n.  (It  Schuler 
Äni):  Enkel,  -in  Gl  mit  den  Syn.  Änisu",  Äni- 
tochter.  ,Das  ein  an  ir  enny  nüt  sol  erben,  als  ein 
muotter  ire  kind  och  nüt  erbt.'  Landr.  March. 

Mhd.  ane,  ahd.  uno.  Die  Kürze  des  Stanuuvoc.  hat  sich, 
in  einigen  unserer  Formen  deutlich  genug  erhalten,  aber 
durchweg  mit  dem  Umlaut,  der  schon  in  mhd.  ene  vorliegt 
und  von  Grimm  aus  einer  ahd.  Grundform  'anio  erklärt  wird. 
Die  Schweiz.  Endung  -i  an  vielen  männl.  Personenn.  entspricht 
allerdings  schwachen  Formen  der  ä.  Spr.,  ahd.  -o,  rcsp.  dem 
-in  des  Gen.  u.  Dat.  Sg.  derselben,  das  in  den  Nom.  dringen 
konnte  und  sein  n  verlieren  musste.  Den  Umlaut  konnte 
solches  (unechtes)  t  nie  wirken.  —  Betr.  die  Bed.  stehen 
sich  hier  1  und  2  viel  bestimmter  als  bei  Ane  f.,  und  beide 
fast  gleich  ^stark  bezeugt,  gegenüber.  Die  Bod.  2  konnte 
leicht  eintreten,  wo  für  1  ein  Comp,  mit  , Gross-'  daneben 
bestand,  das  dann  alleiiiherrschend  wurde  und  dadurch  Ani 
zu  ebenfalls  alleinigem  Gebrauch  für  2  befähigte.  —  ,Änis, 
Enis',  Geschlechtsn.  in  GKriess.  XV.,  in  Z  Auf.  XIV.  sogar 
.Heinr.  Bilgri  mis  (mins)  Enis.'  Übrigens  haftet  an  dem 
Begriffe  au  sich  etwas  Nebelhaftes,  so  dass  das  W.  erst  durch 
den  Zshang  bestimmte  Gestalt  gewinnt.  Daher  tritt  in  der 
oben  angeführten  Eechtsquelle  von  Zg  Ä.  auch  mit  der  Bed.  1 
auf.  ,Wo  Kindes  Kind  von  Todes  wegen  abgant,  da  ir  Vatter 
davor  abgestorben  war,  da  sol  der  Äne  Erb  sin  vor  sines 
[des  gestorbenen  Enkels]  Vatters  Geschwistergit.'  Einzelne 
Angaben  lauten  unbestimmt  und  deuten  auf  die  allgemeinere 
Bed.  des  nhd.  ,Ahne',  ohne  bestimmte  genealogische  Ab- 
stufung; so  ,sein  anher  [Ahnherr]  oder  äni'.  Vad.  Die  Bed.  3 
ist  auffallend,  auch  wenn  sie  durch  kurzen  Voc.  gegen  1 
abgegränzt  ist.  Aber  wenn  die  Erklärung  des  W.  .Enkel" 
als  Dim.  =  kleiner  Ahne  (Grossvater)  nicht  ganz  uustattliaft 
ist,  da  ja  der  Enkel  nach  unten  hin  sich  wieder  als  Stamm- 
halter und  (künftiger)  Ahnherr  jüngerer  Geschlechter  be- 
trachten lässt,  viell.  auch  wegen  der  in  Enkeln  oft  hervor- 
tretenden Ähnlichkeit  mit  den  Grosseltern  oder  wegen  des 
Rückfalls  blöder  Greise  in  , Kindlichkeit'  —  so  konnte  wol 
aui-h    einmal    das    einfache    Äni   geradezu  ^  Enkel    gesetzt 


24Ö 


An,  en.  in,  ein.  uti 


m 


wei-deu;  vgl.  PfuJicr  ueljcii  l'fmh-Ä„i.  —  In  (ir  kommt 
aucli  Xani,  Xmi  vur,  eutsprciliiiid  Xunr  f.  und  in  seinem 
Anl.iut  zu  erklären  wie  jenes. 

.\b-:  Urgrossvater  B. 

.16  bezeichnet  hier  die  weiter  ah  liegende  Stufe,  ist 
ühiiitens  zunächst  wol  nur  aus  dem   lat.  uli-avue  entlehnt. 

Ur-:  1.  Ältci-vater,  Urgrossvater  Ai';  Gr;  Z.  ,Siiis 
Vatters,  Grossvatters  und  Uriinis.'  ATsciiuoi  15Ü8.  — 
2.  Vater  des  Altervaters.  ,Des  uräiiis  vator,  abavus.' 
Fkis.;  Mal.;  Denzl.  1710. 

lUe  Bed.  2  ergibt  sich  als  n.itw.ndiif,  wo  das  riularhe 
Äni  schon  Urgrossvater  bedeutet;  s.  Ani  ;'.  —  Svn.  mit  2 
ist   Äni-Att  F.      S.  auch   Pfadi-Äni. 

Guck-:  des  Ältervaters  Grossvater  Gu. 

Ij'uggenene  Tirol.  Guck  wol  eine  Nbf.  zu  , Gauch",  Kukuk, 
uud  bezieht  sich  auf  die  kindische  Einfalt  altersschwacher 
Greise.      A'^gl.    fJugger,   Kukuk. 

Pfuch-  2'fAx'  Ap;  Gr;  Uw;  Z,  Fach-  „L;  Z"  It 
St."',  Viik-  ZO. :  Ahne  in  einem  über  den  Urgross- 
vater zurückgehenden  Grade.  ,Sin  Ahni  und  Urähni 
und  Vulcähni.'  Stutz.  ,Tritavus:  der  pfuchäne,  d.i. 
des  uränes  vatter,  oder  änes  grossvatter.'  Fris.  ;  Mal. 
,Ätavus:  Pfuchähne  (pfuchahn).  Atavia:  pfuchähnin.' 
ÜENZL.  1677,  1716.  ,Da  sein  Vatter  und  Grossvatter 
und  Äni  und  Uräni  und  Pfuchäni  auf  dem  Wasser 
das  Leben  verlohren.'  Z  Kai.  1724.  Die  Aufzählung 
der  Reihenfolge:  T'fl(w,  Grosavaler,  Urgrossvater,  Äni. 
üräni,  Pfuchäni,  Pfuipfuchäni  Z,  mit  welcher  das 
7.  Glied  der  Ascendenz  erreicht  wird,  ist  natürlich 
mehr  ein  Stück  Volksgelehrsamkeit,  als  dass  sie  je 
praktisch  geübt  worden  wäre. 

Die  gewöhnliche  Erklärung  des  I'/uch  als  luter j.  =  pfui 
wird  gestützt  durch  das  syn.  •Stink-Äni.  Diese  Namen  würden 
sich  auf  die  mit  Altersschwäche  oft  verbundene  Unreinlichkeit 
beziehen  oder  der  Geringschätzung  des  Naturmenschen  gegen- 
über der  Kraftlosigkeit  Ausdruck  geben.  Nach  milderer  Auf- 
fassung, für  welche  hinwieder  das  Syn.  P/üf-Ani  spricht, 
wäre  Pfuch  zu  pfaehen,  blasen,  keuchen,  zu  stellen  und  der 
Name  auf  die  häufige  Engbrüstigkeit  des  hohen  Alters  zu 
beziehen.  Ahne  und  Enkel  tretfen  auch  hier  wieder  zus., 
indem  Pfucher  einen  Knaben  bedeutet,  entw.  als  stinkenden 
oder  als  (wegen  seiner  Dicke)  schwer  atmenden. 

Pfüf-:  Urgrossvater  GrD.,  Eh.  —  Von  ifüfe",  pfau- 
chen, blasen  =7)/kcJc«. 

Pfusch-  pfui^-:  Ururahn  Ndw. 

Entstellung  von  jnfudi-,  viell.  angelehnt  an  .pfuschen', 
mit  Bez.  auf  ungeschickte  Bewegung,  Uubehülflichkeit  des 
Alters. 

Stink-:  „Vater  des  Pfuchäni  L."  Urgrossvater 
kx.    S.  die  Anm.  zu  Pfucli-Äni. 

Dur-  =  Pfuch-Äni  ZW. 

Dur  d.  i.  durch  kann  verstärkende,  steigernde  Bed.  haben 
wie  iu  manchen  Comp,  der  ä.  Spr.  und  wie  lat.  y>e*--.  Es 
tommt  aber  anch  Verderbniss  aus  deui  Präf.  ur-  in  Frage  ; 
s.  iluralt  Sp.   206. 

Wiber-  mbf-:  weibischer  Mann  GfiEh.  -  ^^'ihe 
schwache  Pl.-Form. 

an  I.  Präp.  mit  Dat.  u.  Ace.,  vor  Cons.  meist 
verkürzt  ä,  vor  Voc.  mit  beibehaltenem  (resp.  wieder 
eintretendem)  w;  doch  durchweg  cm  BsM.,  U.;  BO. ; 
Gr  tw.  Mit  dem  folgenden  best.  Art.  zsgez.  im  Dat. 
Sg.  m.  n.  am;  im  Acc.  Sg.  u.  Dat.  PI.  an  fast  allg., 
ö  Aa;  B,  an  den;  Dat.  f.  ar  B,  an  der;  mit  dem  Dat. 
des  unbest.  Art.  amefne),  an  einem,  fast  allg.,  äre,  an 
einer,  Gr  tw.:  1.  räumlich,  wobei  aber  die  Orts- 
bestimmungen auf  nicht  leirlit  unti'rscheidbare  Weise 


in  innere  Beziehungen  übergelien.  a)  vor  Ortsn.  t. 
für  Aufenthalt  =  in,  zu;  t.  für  die  lüchtung  =  nach, 
gen  \V;  z.  B.  on  Jitnyen,  auf  der,  auf  die  .\lp  Jungen, 
und  so  häutig  bei  ThPlatt.  —  b)  bei  appell.  Orts- 
bestimmungen, zunächst  wie  nhd.  und  mitunter  sach- 
lich richtiger  als  dort  z.  B.  , Einem  an  den  Kopf 
stossen'  B  =  nhd.  (allerdings  bildl.)  .vor  d.  K.';  ,dass 
sie  har  [in  die  Stadt]  ziechen  und  min  herren  an  die 
köpf  wellten  schlacheu.'  1528  Stkickl.  ;  aber  hinwieder 
auch  oberflächlicher:  , Kerzen  an  den  lienden  tragen.' 
Bs  XIV.;  sodann  bei  Adverbien  z.  B.  vor  am  Dorf,  vor 
dem  D.;  er  ist  vor  avt-mer  (zuej  (j'sesse",  vor  mir; 
meist  aber  ^  auf,  in.  Obwohl  die  Volksspr.  sich  der 
eigentlichen  Bed.  von  ,an'  im  Ggs.  zu  ,in'  usw.  wohl 
bewusst  ist  und  gut  unterscheidet:  nie"  cha"  wol  d 
d'Lüt  g'seh",  aber  nüd  in-si,  genügt  ihr  in  den  folgen- 
den Fällen  die  ungefähre  Bezeichnung  des  Verhält- 
nisse.'C  Die  Schweine  ,an  der  Welt'  spazieren  lassen 
:=  frei  laufen  1.  Bs  XIV.  ,Ein  Schloss  an  der  Insel.' 
1522  Absch.  ,An  der  einige',  in  der  Einsamkeit.  Salat. 
Am  Bery  sV,  sich  auf  der  Alp  aufhalten,  alpen  B 
(aber  ebd.  auch  bildl.  wie  nhd.  =  auf  ein  Hinderniss 
stossen,  in  Verlegenheit  sein).  A  [d.  i.  an  den]  Berg 
si",  auf  den  B.  gegangen  sein  BO.  ,Das  Vieh  an  der 
.Alp  haben'  BHa.  (Doch  ist  in  diesen  Fällen  urspr. 
genauer  an  die  seitliche  Abdachung  des  Berges  ge- 
dacht, wo  die  Weideplätze  und  Sennhütten  sich  be- 
finden, nicht  an  die  eig.  Höhe,  den  Gipfel.)  ,An  die 
Frönibde  ziehen,  kommen,  schicken;  an  der  Fr.  sin.' 
durchgängig  so  im  XVI.  und  noch  1793.  Am  Rüggen 
sin,  auf  dem  Bücken  liegen  BHa.  , Legend  sich  ann 
rugken.'  Vogelb.  1557.  A  Bett  gä",  si",  zu  B.  gehen, 
im  B.  sein  GrV.,  ohne  Art.  wie  nhd.  ,zu  B.'  ,So  einer 
an  sinem  todtbett  ligt.'  LLav.  1578.  ,Das  Bett  dorann 
sy  glägen  sind.'  Z  1558;  aber  auch  in  der  selben 
Bechtsq.  ,daruff'.  ,Wer  unwüssend  an  sein  Bett  harnet.' 
VoGELB.  1557.  ,Da3s  nit  ein  yeder  alles,  das  in  guot 
bedunkt,  ann  der  Canzel  predige.'  Zwingli,  und  so 
immer  im  XVI.  XVII.  , Stund  der  pfarrer  an  die 
Canzel  und  sagt . . .'  LL.av.  1569  =  ,der  Pf.  beredete 
das  Volk  ab  der  K.'  ebd.  1670.  ,Dass  ich  an  einer 
Comedi  habe  hören  singen  dise  Vers.'  Schobinrer  1695. 
Der  Narr  am  Spil  W,  vom  alten  Volksschauspiel  her- 
genommen. Auch  von  Schriftstücken  wurde  früher 
,an',  nicht  ,in'  oder  ,auf'  gesagt;  vgl.  mhd.  an  den 
buochen  lesen.  ,D6  ich  dis  materi  an  kaiser  Julien 
coronica  las.'  1336/1446  Z  Chr.  ,Der  person,  die  an 
dem  zedel  geschriben  ist.'  1472  Z.  ,Das  er  mir  ettwas 
an  ein  zedell  verzeichne.'  XVI.  B.Amerbach.  ,Wie  du 
dem  veter  iez  znechst  [neulich]  an  die  brief  geschrieben 
hast.'  Z  M.  XVI.  ,Die  fragstuck,  die  jm  der  Läsmeister 
vorhin  an  einem  brieff  geben  hat.'  LLav.  1569  =  ,in' 
ebd.  1670.  .Briefe  an  bermende,  an  Papire.'  Z  1348. 
,Was  von  beiden  teilen  [auf  der  Disputation]  an  die 
feder  goredt',  zu  Protokoll  gegeben  [worden].  .Absch. 
1526.  Wie  's  am  Sprüchwort  heisst  BRi.  Mit  an 
citierte  man  und  citiert  altvaterische  Sprache  noch 
heute  die  Abschnitte  einer  Schrift;  daher  noch  allg. 
gebräuchlich:  Maithei  am  letste"  [sc.  Capitel],  sprichw. 
für:  Ende  überh.  So  steht  an  statt  anderer  Präpos. 
noch  in  vielen  einzelnen  Verbindungen  der  ä.  und 
heutigen  Spr.,  wo  die  Ortsbestimmung  teilw.  in  ab- 
straktere, mehr  innere,  causale  Bed.  oder  in  Zeit- 
bestimmung übergeht.  ,Am  Härd  ligen',  auf  dem 
Boden.    Vogelb.  1557.     ,.\in   geschrai   an   der   gassen 


§51 


An,  eil,  111,  011.  Uli 


2.iä 


füereir.  auf  der  G.  Lärm  machen.  Absch.  1529.  ,Vil 
lilt  haiid  an  der  gassen  gspunnen  und  gwoben.'  UMey. 
Chron.  ,Nit  vil  win  ist  an  etlichen  wiugarten  worden.' 
1544  ebd.  ,Zuo  obrist  im  Durgöw  ligt  die  stat  Sant- 
gallen,  an  der  wir  anfangen  wellend.'  Vad.  ,Von  den 
vöglen,  welcher  namen  am  [mit  dem]  buchstaben  I 
anhebend.'  Vogelb.  1557.  Er  ist  dö  [damals]  na  [noch] 
nilä  a  der  Welt  g'sl  Z.  ,An  die  Welt  kommen:  nasci.' 
Hospin.  A  dr  Stell,  auf  der  Stelle,  sofort  Z.  A  d'Aiige 
chO",  sich  zeigen,  sich  sehen  lassen  Z;  i  mag-etn  nüd 
a  d'Auye  gä,  nicht  mich  ihm  zeigen,  ebd.  Jmdn  nicht 
a  den  Auge  ha  (lide")  möge,  ansehen,  leiden  mögen 
U;  Z;  vgl.  ah  Sp.  25.  ,Am  Rechten  erschinen',  vor 
Gericht.  1801  Z  Kanzl.  ,Wer  nit  an  das  Recht  kommt.' 
1611  BsRq.  Jetzt  heisst  a  d' Recht  cho":  für  Schulden 
gerichtlich  betrieben  werden;  ähnlich  .Tmdn  a  d'Iiecht 
gi".  ,Am  G'richt  hocken',  im  G.  sitzen.  Gotth.  .Die 
so  an  den  Unzuchten  sitzen,  das  si  die  unzüchte 
richten',  also  die  sonst  ,Unzüchter'  genannte  Polizei- 
behörde. Bs  Rq.  ,Sövli  [so  sehr]  dumm  Manne  wird 
man  doch  nie  an  Gemeindrat  wählen.'  Gotth.  4'» 
einte  —  am  andere,  einerseits  , —  andrerseits  Öchw.  ,Am 
einen  —  am  andern  Teil',  von  gerichtlichen  Parteien. 
1710  Z  Kanzl.  ,Er  soll  auch  kein  gewer  [Gewehr] 
mer  an  im  [bei  sich]  tragen'  [zur  Strafe],  Sch  1535. 
,Nam  an  sich  den  orden  und  die  Regel  Sancti  Bene- 
dicty.'  RCvs.  ,Den  von  Leyden  an  ihn  gebrachten 
Beruf  [Ruf]  zu  gleicher  Profession  [Professur].'  Tur. 
sep.  1778;  vgl.  .anbringen'.  Von  einer  unehlichen 
Mutter  heisst  es  etwa:  si  muess  das  Chind  an-ere 
seiher  ha,  d.  i.  die  Last  der  Erziehung  allein  tragen. 
De  Schaden  an-im  [sich]  seiher  ha"  Z.  Nüt  an  im 
selber,  an  sich,  im  Grunde  Nichts,  nichts  Besonderes. 
Gotth.  ,Das  ist  an  im  selbs',  versteht  sich  von  selbst. 
LLav.  1584,  aber  1670  ersetzt  durch  ,zwar  ist  nicht 
minder,  dann  dass . . .'  Er  hat  an  im  Ntt,  keinen 
nennenswerten  Widerstand,  er  beraeistert  ihn  leicht 
W.  Es  ist  Nu  me  an  im,  er  ist  abgemagert  W.  Es 
isch  Oppis  an  in  chö,  er  ist  auf  einmal  krank  ge- 
worden G;  Z.  Es  ist  g'sclin-ind  Oppis  a-me  Ma^,  es 
kann  Einen  leicht  ein  Unfall  tretten  L.  Am  Stich 
/ft"  Ar;  Gl.  I  bi  drl  Wuche  a  dr  Segeze  [Sense] 
g'stande,  habe  als  Mäder  gearbeitet  Gl.  Am  Iure  Strau 
drösche  Gl.  I  irill  Niemere  [Niemandem]  am  [im]  Weg 
si,  hinderlich  (sonst:  gelegen)  B.  ,Öppis  z'schnurpfen 
[ein  wenig  zu  flicken]  war  manchmal  kommod,  aber 
das  dolders  (verfluchte)  Fädmen  sei  ihnen  am  Weg', 
unerwünscht.  Gotth.  Sich  a  Weg  machen,  sich  auf 
den  Weg  machen,  eine  Reise  antreten  Grü.  ,An  weg 
fahren  (riten).'  Mey.  Chron.,  jetzt  eweg,  weg.  Not  am 
Wasser,  Wassermangel;  Überschwemmung;  Urinbe- 
schwerde Z.  ,Verkünder  am  Wort  Gottes',  im  Kirchen- 
dienst Angestellte,  Geistliche.  Bs  1779.  ,Er  zalt  a 
Silher,  in,  mit.'  Id.  B.  ,Der  Vater  soll  sine  Kinder  an 
allem  ihrem  guot  erben.'  Rothenbirg.  1490.  ,Pfänder 
an  einem  würt  ligen  heissen',  bei  einem  Wirt  hinter- 
legen. S  1530.  , Desselben  pfand  soll  er  an  einen  wirt 
stellen.'  1535  Mumpf.  ,I<'oedera  partita  lecti:  sy  hat 
zween  an  iren  gehebt.'  Fris.  ,Wie  si  in  nünz'ger 
Jahren  en  Chasseur  an-ere  g'ha  heb',  ein  Liebesver- 
hältniss  mit  einem  Ch.  MUsteri.  Aber:  er  het  sin 
Vetter  an-em,  als  Helfer  in  der  Not  Z.  ,Dass  Gott 
so  wül  an  iren  was',  es  so  gut  mit  ihr  meinte.  LLav. 
1569.  ,Valckenstein  wz  [war]  vast  wol  an  den  von 
bnigk'  |don  Bruggern  geneigt].  (iEni.ni.    Er  het 's  a>t 


de  Lüta,  ist  beliebt,  populär  GW. ;  . . .  ,a-de  Göttere', 
steht  in  Gunst  bei  den  Magnaten.  Togg.  Anzeig.  1872. 
An  eim  äke  B,  sl  Aa;  L;  Sch;  Z,  mit  (ermüdenden) 
Bitten  anliegen,  zu  überreden  suchen.  Und  wir  müessen 
um  geleit  an  sy  [bei  ihnen]  werben.'  1521  Strukl. 
,Diss  [dass  sie  länger  geblieben  wären]  band  wir  nit 
mögen  an  inen  erlangen.'  1521  Absch.  ,0b  er  es 
möchte  an  inen  ghaben  [von  ihnen  erlangen],  dass 
sie  sich  an  einer  Wuchenpredig  vernuegen  liessind.' 
1555  Mey.  Wetzik.  .Die  Tochter  habe  an  sinen  Kämer- 
ligen vermögen,  dass  sy  das  liecht  habind  gelöscht.' 
LLav.  1569.  ,Hand  wir  uns  erinneret,  auch  an  [von] 
etlichen  alten  Amptslüten  erfahren,  das...'  1554 
WiLLisAi'.  ,Und  (haben)  an  sy  [von  ihnen]  erfordert 
ein  geschribnen  abscheid.'  1521  Strickl.  ,Desse  be- 
gärt er  an  den  kämerling,  er  wölte  jin  das  selbig  ge- 
statten.' 1531/1667  Dan.  ,Dass  nüt  merers  an  ihn 
begert  worden.'  1651  Si:himpfr.  ,Üb  neusswer  [irgend 
Jemand]  an  disen  predicanten  ze  sprechen  hätte',  einen 
rechtlichen  Anspruch  gegen  ihn  zu  erheben.  Etwas 
von  ihm  zu  verlangen.  Absch.  1530.  ,])u  hast  an  mich 
nichts  zu  sprechen.'  1569  LLav.  —  eine  Konstruktion, 
welche  dem  nhd.  .Jemanden  um  Etwas  ansprechen' 
zu  Grunde  liegt.  ,Daz  uns  nieman  sprechen  sölt  an 
unser  puntnus'  [das  Bündniss  anfechten,  bestreiten]. 
Z  Chr.  1336/1446.  .Wellicher  dem  andern  an  sin  Ere 
ret  [redet]  und  das  nit  uf  in  bringen  mag.'  Rechtg. 
Stammh.  ,An  Jmdm  (Etw.)  sein'  kann  auch  andere 
Bed.  annehmen  als  die  oberwähnte:  an  enandere  si', 
hn  Streit  mit  einander,  hinter  einander;  vgl.  ,an  ein. 
geraten';  an  enand  üf,  im  Begriff  handgemein  zu 
werden.  ,Der  herzog  was  an  uns,  stiez  und  reiset  all 
tag  uf  uns',  bedrängte  uns  mit  Angritfen.  1336/1446 
ZChr.  ,An  Etw.,  Jmdm  sein',  im  Sinne  haben;  am 
Lätze  sl",  nicht  das  Rechte  (den  Rechten)  meinen. 
An  Etw.,  Jmdm  starch  si",  sehr  begehren,  lieben  GrD. 
An  Einen,  Etwas  nüd  clw"  chönne,  nicht  finden  Ap, 
sich  nicht  darauf  besinnen  können  Ap;  B;  Gl;  L; 
GG.;  Ndw;  aber  in  Z  an  Oppis  cho,  darauf  zu  sprechen 
kommen,  und  in  B;  L:  me"  cha"  nid  an  in  cho,  sich 
nicht  auf  ihn  verlassen.  ,Dr  Käufer  [der  zugleich 
Pfandgläubiger  an  dem  zur  gerichtlichen  Steigerung 
gebrachten  Heiinwesen  ist]  muss  selbst  kommen  und 
es  erklären,  dass  er  sein  Bott  [Angebot]  abtrete  und 
an  dich  kommen  [sich  an  dich,  den  Debitor,  halten] 
wolle.'  Gotth.  Wem-mu  mid  dum  Eppis  verabredt, 
so  cham-mu  glich  nie  dra  chon  BRi.  ^VcHn-i-ma  [ich 
ihm]  schon  Eppis  sägen,  su  mag  är  nie  draehon  u 
geid  geng  Epper  anders  ga  fragen,  ebd.  I  lö-mi  ati 
eil,  verlasse  mich  auf  euch  SouSt.  I  lön-es  an  eu, 
überlasse  es  euch,  z,  B,  die  Zeit  zu  bestimmen  AABb. 
,Das  lass  ich  an  die  gelerten-,  lasse  es  auf  ihr  Urteil 
ankommen,  RCvs.  .Wann  ihr  müesstet  anderen  den 
schweif  nachtragen  und  an  ihre  erbarmung  kommen.' 
AKlingl.  1688,  ,Der  Sünder  weist  die  gerechtigkcit 
Gottes  an  den  Bürgen  Jesum  und  sagt:  an  diesen  bist 
du  kommen  [auf  diesen  hast  du  abgestellt],  an  mich 
hast  keine  anforderung  mehr.'  ebd.  1691.  An-en  Ttihter 
ane  mücsse,  sich  an  den  Arzt  wenden  müssen  Z. 
,9  personen,  die  muesscnd  an  [au  den]  scherer  gan', 
den  Wundarzt  zu  Hülfe  nehmen,  UMey,  Chr,  ,Er  hal 
grusamlich  an  die  Statt  gestürmt,'  Bossh,-Goldschm. 
,Die  knecht  wären  lustig  an  sy  zuo  ziechen',  gegen, 
auf  sie  los,  Strickl.  Akt,  Eim  a  's  Obst  gä"  [um  ZK 
stehlen],     .Wo  ein   Amtsmann    einen  findet  bei  sinen 


253 


An,  eil,  in. 


254 


ulilii-lu'ii    ^rriiaclirl,    Schwester    oder  clneliler,    und   an 
sein  scliandt  und  laster  ergritfet'  [ilin  auf  der  für  ilin, 
den  Hauslierni,  schimpflichen  Handlung  ertappt].  1190 
RoTiiKMU'Rii.     ^4»  Eint   lose,   seine  Gesinnung   zu    er- 
forschen  suchen    U.     An  Eim   fraye',    Juidn   fragen, 
aller  cig.  bei  ihm  anfragen  (gleichsam  anklopfen)  Ap; 
,iiihI   Jiqtft    de   Hitet:    „  Wenn-i''''   au    dar   [darf]   an-i 
[euch]   fröi/e.''    Merz    18.36;    vgl.  frz.   deinander  ä... 
's  G'spiitt  an  Eim  ha,  seinen  Spott  mit  Einem  treiben 
Aa.     ,Es  tuot  mir  am  herzen  we,  dass  man  üch  also 
verachtet.'  Ötkickl.  Akt.  1529.     So  schon  mhd.    Öppis, 
null  am  Herz  ha,    nicht   über   sich   bringen   können, 
nicht  tun  mögen  B.    Neids  a  ds  Hers  ni",  eine  Magen- 
stärkung  zu   sich   nehmen;    da  ist  02>pis  a  ds  Herz! 
Gl.    Eim  a  d'Sel  grife,    einen   empfindlichen   Punkt 
'    berühren.  Sulg.  ;  syn.  Eim  i  's  Hers  ine  lange.     Wenn 
's  am  Wetter  ist,  wenn  das  W.  es  erlaubt  BBe.    ,Er- 
,    findt  es  sich  hernach  an  der  thaat',  in  der  Wirklichkeit. 
LLav.  1569.     Ich  bin  am  Geld  üschö,   das  G.  ist  mir 
i    ausgegangen  G;  Z.     ,Ein  Haus,  so  sye  vom  Gottshuss 
!    am  Zinss  [zur  Miete]  haftend.'  RCys.     .Nachdem  wir 
einmal  eine  Liebe  an  den  Boden,  auf  welchen  uns  die 
Schickung  ausgeworfen  hat,  geleget  haben.'  1739  Beitr. 
Lauf.     Verla ferel,  vernarret  an  Eine,  verliebt  in  ihn 
.\!'.     ,7  Mark  Silbers  jahrlich  gült  soll  an  der  brüe- 
deren   kleidung  dienen-    [zur  Bestreitung  der  Kosten 
der  Kl.].  RCvs.    , Heischen  an  ein  kelch,  an  ein  gotz- 
hus',    Gaben   sammeln   für . . .    Gengenbach.     So   noch 
,    jetzt:   Etwas   geben   an  Etwas,    als   Beitrag   zur  An- 
'    Schaffung  eines  Gegenstandes  oder  zur  Vergütung  eines 
i    Schadens  (allg.);   in  Gr;  G  als  Preis  bezahlen.    Das 
'    g'hürt-em,  a'n  Hah,  das  verdient  er  als  Strafe  Z.    ,Das 
'.    [neugeborne]  kind  wirt  im  [dem  Vater]  gen  an  sinen 
arm' [auf  den  A.  gelegt].  Meinradslegende.   ,Ir  werdind 
!'    an   sy  treffen   am  Rhormeer',    mit   ihnen   zusammen- 
j    stossen.   1531/48  II.  Chron.  ;   vgl.  , antreffen'.     Heb  an 
di!  ziehe    das    Ruder,    den    Hebel,    den    Arm    (beim 
Schwingen)  an  dich!  B  {an  ist  hier  prägnant,   betont 
und  darum   auch    nicht  verkürzt).     Er   treit,   was-me 
's    chu  [kann]  a-n-es  Seil  legge,  vermag  die  ganze  Bürde 
(    Heu,   so  viel  das  Heuseil  zusammen  fasst,    zu  tragen 
Gl;  vgl.  an-tragen,  a  irWiil  legge",  bei  der  Getreide- 
ernte.   ,Die  Hintersassen,  welche  an  das  Almosen  an- 
zunehmen würdig.'    XVII.  JJBreitixger.     ,Es  sei,    si 
bizügi's  a  Gott,  irahr!'  sie  rufe  G.  zum  Zeugen  dafür 
.!   an.  MUsTERi.     ,Züg  ich  an  minen  Gott',  wofür  ich  G. 
zum  Zeugen    anrufe.    1527  HBull.     .Es  mögent  auch 
alle  Dienstknecht  ihren  Meisteren,   wann  dise  an   sie 
zeugent  [sich  auf  sie  als  Zeugen  berufen],  wohl  Kundt- 
schaft geben   [Zeugniss  ablegen].'    Stadtr.  L  1706/65. 
•  Zuo  gott  und  an  die  helgen  schwören.'  GEdlib.    ,An 
helgen  schweren.'  L  1469.     A  d'Freud  säge,  eine  Ge- 
burt  den  Freunden   anzeigen  (Sijtermstr),   gew.  d'F. 
\    a'säge"  Z;   der  erstere  Ausdruck  wahrsch.  nach  Ana- 
;    logie  von  a  's  Leid  s.,  zum  Leichengeleite  einladen  Z. 
,Er  Hess  an  in  gon',  Hess  ihm  zu  Ohren  kommen.  Vab. 
[   Ä  d'Lugi  stellen,  der  Lüge  beschuldigen  BRi.  A  d'  Urte 
seliicke,   einem   Hochzeitsgaste    ein   Geschenk    an   die 
.    Mahlzeit    schicken;    gew.   i"  d'Ü.     ,Swas   ein   buman 
[Bauer,  Lehensmann]  einem  burger  [seinem  Creditor] 
;    kornes  an  sin  gelt  bringet  [auf  Abrechnung  des  Pacht- 
zinses].'   Z  Richtebr.     ,Ein    Amptmann    sol    gepieten 
Efaten  [Zäune]  zuo  machen  an  dry  Schilling'  [bei  Busse 
von  . . .].  Offn.  BuRGAu  1472.    .Die  von  Roschach  habend 
an  8  p.  d.  verbotten.  dass  niemand'  usw.  Absch.  15'29. 


.Wer  irem  gheiss  iiit  ghorsani  weri,  dem  mögen  sy 
an  zwen  Schilling  gebieten.'  Elgg  153.'i.  .Heute  wird 
geölt,  der  Druck  an  1  ß.'  Dies  allg.  übliche,  zur  Preis- 
bestimmung (nach  dem  Stück  oder  Mal)  dienende  an 
ist  wohl  nur  aus  dem  frz.  ä  entlehnt.  Zur  Bestim- 
mung des  Zieles;  , Ledig  und  eigen  bis  an  Zehenden.' 
Z  Kanzl.  1818.  Es  gat  bis  an  e  Möl  (in  (hier  exclus.). 
.Bis  an  wytern  bescheid.'  1531  Strickl.  ,Hatt  jm  von 
einem  an  das  ander  erzelt  [von  Anfang  bis  zu  Ende], 
wie  es  ergangen.'  LLav.  1569.  —  Sind  die  Rektions- 
verhältnisse im  Allgemeinen  in  Übereinstimmung  mit 
der  nhd.  Grammatik,  so  verdienen  sie  auf  folgenden 
Punkten  besomhi.'  K.arliiung.  Es  heisst  mit  Acc.-Obj. 
i  friere  a  d'Hiiml.  Ziiniet  's  nüd  a  m.i'''  Ap.  ,Er 
meint,  man  zürne  an  in  nit.'  LLav.  1584;  anders 
GoTTH.:  ,Mein  Meister  würde  es  an  ihm  zürnen.... 
er  möchte  nicht,  dass  er  [der  Meister]  Etwas  gegen 
ihn  zu  z.  hätte.'  Ein  Mal  steht:  ,Wer  einem  Amt- 
mann an  sinen  Ehren  redt.'  1490  Rothenb.,  sonst  und 
in  der  gleichen  Quelle  ,an  sin  Ehre';  s.  o.  Ebenso 
wechselt  im  Z  Richtebr.  1304  ,an  disem  buoche  ge- 
schriben'  mit  ,an  dis  b.  g.'  Es  kommt  eben  auf  den 
Gesichtspunkt  an.  Dagegen  dürfte  die  Stelle  bei 
JHoFST.  1865:  ,Er  het  dr  Huf  wider  annem  selber 
g'no',  an  sich  gezogen,  einen  Druckfehler  enthalten. 
— ■  2.  zeitlich,  a)  Jahreszeit:  am  Winter  usw.  Aa; 
GO.;  ScHW;  U;  W;  Zf  u.  SO  im  XV.~XVn.  -  b)  Tag 
und  Tageszeit:  am  Wienecht  aScnw;  am  eis,  zwei,  drä, 
fieri  usw.  allg.,  doch  in  Aa  dafür  um;  am  Viertel 
ilher  Sechsi,  1  V.  nach  6  Uhr  Z.  3fornrmorge  (morn- 
e(m)-morge),  morgen  früh  Z.  ,Uf  hüt  am  morgen 
früey.'  1525  Strickl.  ,Hodierno  mane:  beut  am  morgen, 
disen  morgen.'  Fris.  ,An  dem  Sonntag  am  Morgen.' 
Z  1762/79.  —  c)  unbestimmtere  und  z.  T.  räumliche 
Angaben,  besonders  auch  mit  Adj.:  ,am  ersten  Anblick, 
prirao  aspectu;  am  ersten  zuogang,  primo  accessu.' 
Mal.  ,2  tag  an  einanderen.'  UMev.  Chron.  1542.  ,Zwei 
jar  an  einanderen.'  Bossh.-Gold.schm.  Gelegenheit,  An- 
lass,  oben  obwaltende  Beschäftigung,  also  zusammen- 
treffend mit  dem  engl.  Sprachgebrauch  (bti):  ,Die  um- 
kumen  sind  an  der  schlacht  zuo  Kapel.'  1531  Strickl. 
,Am  Widerkehr',  bei  der  Rückkehr.  1636  Inschrift. 
,Syen  im  an  dem  widerker  etlich  entgegen  kommen.' 
1522  Strickl.  ,Am  widerkomen.'  Vad.  Es  ist  no  nüd 
a  dem,'  noch  nicht  an  der  Zeit,  handelt  sich  noch  nicht 
darum.  , Jetzt  war  es  an  dem,  dass  wir  selten  . . . .' 
1661  JMüLL.  ,Sich  nit  ze  sumen,  dann  es  an  der  not 
ist.'  1531  Strickl.  ,Diewyl  es  uns  an  aller  not  ligt.' 
ebd.  ,Umb  sein  Baargeld  wider  zu  haben  an  der  Noth 
sein',  Not  haben,  es  wieder  zu  bekommen.  L  1706/65. 
—  3.  zur  Bildung  des  Superlativs  von  Adv.;  allg.; 
syn.  ze.  ,Er  sei  grusam  schläfrig  und  neue  [gewisser- 
massen]  nit  am  Besten',  nicht  recht  wohl.  Gotth. 
,Doch  wurdent  sy  [die  Gefangenen]  erbetten  [los  ge- 
beten], dz  man  sy  am  hindersten  [zuletzt]  ledig  Hess.' 
GEiiLiB.  ,Wer  Gott  fürchtet,  dem  wird  wohl  sein  am 
letzten',  zuletzt.  1707  Sir.  ,Am  ersten',  zuerst.  I.  Macc. 
1707.  —  4.  causal,  zur  Bezeichnung  eines  Grundes 
oder  Merkmals,  aus  welchem  Etwas  geschlossen,  an 
welchem  Etwas  erkannt  wird;  vgl.  engl.  by.  Unsere 
Abweichung  vom  nhd.  Sprachgebrauch  besteht  darin, 
dass  wir  der  Verba  des  Erkennens,  Schliessens  nicht 
bedürfen,  dagegen  uns  nicht  gerne  der  blossen  Präp. 
bedienen,  sondern  sie  als  Adv.  hinten  angefügt  wieder- 
holen.    A  dem  ä,  dem  nach,  daraus  zu  schliessen  Z. 


255 


An. 


eil.  111,  011,  1111 


2.56 


Am  Schi  II,  dem  Aii.seliciii  iiaoli  Zu.  Am  Wetter  ä  Z. 
Er  nimmt  's  a  sine  Bire-n-fi,  wie  andrer  Lüte  (sc. 
Birnen)  teiggeä.  A  dir  ä,  so  viel  aus  deinem  Ver- 
halten zu  entnehmen  ist;  vollständig:  i  nimm  es  a 
dir  ä,  ich  nehme  es  von  dir  ab,  urteile  nach  deinem 
Verhalten.  Am  Belle-n-ä  ist  das  nüd  äiisere  Hund  Z. 
Am  Bede-n-ü  han-i  e"  (/kennt,  an  der  Sjirache  habe 
ich  ihn  erkannt  Aa.  ,.S'i  kenn  mich  a  dr  Mueter  ä', 
aus  der  Ähnlichkeit  mit  d.  M.  Stutz.  —  5.  Verstärkend 
zum  Ausdruck  des  Dativs  Gl  u.  aaO.;  vgl.  in.  .Da 
lauf-er  a  Sebem  [Jenem]  nah.'  Wolf  Bei.  Gesjir. 

I.  Die  von  JBreit.  1640  gebrauchte  VeibimUmg:  ,wer 
■\volte  nit  gern  umh  sy  und  an  sy  sich  befinden?'  mag  aus 
der  üblichen  adv.  Verbindung  um  und  an  sin  abstrahiert 
sein.  —  2.  Bei  anderen  Tagesabschnitten  als  ,Morgen,  Vor-, 
Nachmittag'  ist  die  Präp.  ze  üblicher,  bei  ,Naeht'  die  einzig 
angewendete,  blosse  adv.  Casus  aber  gänzlich  von  der  Volks- 
sprache ausgeschlossen,  ausser  de  Monje,  das  sich  wahrsch. 
aus  hütemorije  herausgeschält  hat,  und  Subst.  in  Verbindung 
mit  Pronomina  z.  B.  die  [diese]  Tage,  neulich,  weUc  Tag?  an 
welchem  T.  V  —  .5.  Aus  am  (,du  solltest  am  1.  Gott  danken.' 
Gotth.),  ame,  blosser  Lautverstärkung  für  (in,  nne,  den  Ver- 
stümmelungen der  Art.  ,dem,  einem',  irrtümlich  entwickelt, 
wozu  das  nämliche  Prinzip,  das  bei  der  roman.  Dativbezeich- 
uung  waltet,  mag  fördernd  mitgewirkt  haben.  —  Berührung 
mit  in  zeigt  sich  auch  beim  Ausdruck  des  adv.  Superl.  (oben  3). 

II.  Adv.  (meist  ebenf.  ohne  «,  aber  mit  unorganisch 
verlängertem  Voc,  in  Gebirgsmundarten  an,  ä  und  an) 
1.  verbunden  mit  der  Präpos.,  dem  Subst.  nach- 
gesetzt. 1)  örtlich;  zur  Bezeichnung  unmittelbarer 
Nähe  Aa;  B;  Z.  's  Hüs  steit  a'r  Fliie  ä,  ganz  nahe 
an  der  Felswand,  's  Hüs  ist  a  dr  Sträss  ä,  steht  dicht 
an  der  Strasse.  Am  Wald  ä,  ganz  nahe  am  Walde. 
An  enand  ä,  hart  an  einander.  Bis  a  d'Schafmatt  ä, 
bis  an  den  Fuss  des  so  genannten  Berges.  Er  chunnt 
an-en  ä,  berührt  ihn  Aa.  Am  Hag  (Berg)  ä  sl  Aa; 
B,  s.  u.  3,  d,  a.  —  2)  causal,  s.  I  4.  —  "2.  verbunden 
mit  der  Präp.  von,  zur  Bezeichnung  eines  räumlichen 
od.  zeitlichen  Ausgangspunktes,  wie  in  der  Schriftspr. 
Von  eben  ä;  vo  dem  ä,  seither;  ron  erst  ä,  vo  s'roderist 
ä,  von  Anfang  an.  —  3.  allein  stehend,  a)  Wo 
gast  ä?  wo  gehst  du  hin?  AALeugg.,  sonst  allg.  ane, 
anhin.  Bing  ü,  ring  ab,  sprichw.  leicht  gewonnen 
und  verloren  B.  —  b)  mit  vorgesetztem  Dativ  causal 
wie  bei  I  4.  Allem  ä,  nach  Allem  (zu  schliessen), 
allem  Anschein  nach  Aa;  Ap;  Z.  Dem  ä  irol,  dem 
nach  allerdings.  So  auch  nach  dem  Dativ  betonter 
Pron.  und  Substantiva.  Mir-d,  nach  mir  zu  urteilen 
(s.  d.  Comp.);  dir-ä  usw.  Aa;  Z.  -  c)  ((  (am  ZLunn.) 
ha",  Kleider,  angezogen  haben,  tragen.  —  d)  an  sin. 
a)  =  am  Berg  (Hag),  d.  h.  in  Verlegenheit,  vor  einem 
Hinderniss  (Aiistos.s)  stehen;  zuweilen  noch  verstärkt 
durch  vorgesetztes  und  betontes  ironisches  schön.  Jez 
bin-i  .^chön  ä  (oder  ann)  B.  .Wie?  fragte  der  Major 
kurz.  Wie?  Da  war  Jacot  an.'  Gotth.  .Wenn  Alle 
an  waren,  so  wusste  Vreneli  noch  den  besten  Kat  und 
fand  den  Ausweg.'  ebd.  \'gl.  an-laiifen,  anrennen,  auf 
Hindernisse  stossen.  —  ß)  ,'s  Spinne  sig-i  siist  r^id  ä', 
sei  euch  nicht  angenehm,  ihr  seid  es  nicht  gewohnt. 
HXfl.  1813.  Mit  Dat.  P.  , Einem  wol  (übel)  an  sein', 
gün.stig  (feindlich)  gesinnt  Schw;  Z,  wie  nhd.  Ebenso: 
will,  idiel  an  kommen,  an  gän,  aufgenommen  werden, 
Eindruck  inacheii.  —  e)  ;in  mögen,  a)  mit  Dat.  P. 
zusagen,  sympatisch  sein,  anmuten;  z.  B.  si  mag-mer 
nid  d  Aa.  Es  hed-mer  nid  mögen  ä,  ich  mochte  nicht, 
habe  es  nicht  iihor  mich  bringen  können,    ebd.     .Ich 


bin  mit  dem  Götti  zufrieden,  nur  mag  es  mir  nicht 
an,  ihn  zu  fragen.'  XHerzog  1862.  —  ß)  ,Mängc  wird 
de  no  [dann  noch,  vor  dem  jüngsten-  Tag]  's  Hochsig 
[die  Hochzeit]  b'stelle,  wenn  's  scho"  nid  me  ä  mag', 
Platz  findet,  Statt  haben  kann,  Zeit  dazu  ist.  Häfl. 
1813.  —  f)  an  werden,  zu  Teil  werden  (lassen)  Ap. 
—  4.  ä  und  ä  1)  nach  und  nach,  z.  B.  von  einem 
allmählich  ansteigenden  Wege:  es  gät  ä  und  d  GRh.; 
Z,  syn.  es  ist  a"läg.  2)  anhaltend,  z.  B.  ä  und  ä  het  's 
g'ivetteret,  fiel  Gewitterregen  GRh.  —  5.  mit  vorge- 
•  setzten  andern  Advv.  durch  ,und'  verbunden  (vgl.  die 
Comp,  ohne  .und'),  a)  iis  und  an.  a)  Es  gilt  mcr 
üs  und  ä,  beim  Kegelspielen  und  Schiessen,  wenn  man 
mit  einem  Wurf  oder  Schuss  eine  Partie  endigen  und 
zugleich  eine  neue  anheben  will  BHk. ;  Z.  .Priester, 
die  allda  on  underlass  uss  und  an  singend  den  latini- 
schen psalter.'  Kessler.  Vgl.  u.  an  in  der  Zss.  mit 
Vbn  1.  —  ß)  J  weiss  nüd  tco  üs  und  ä,  vor  vielen 
Geschäften  oder  Verlegenheit  (aus  dem  Wirrsal  hinaus 
und  an  einen  Euhepunkt)  Gl;  Z.  —  b)  für  und  an: 
fortwährend,  anhaltend.  ,So  vil  elend  flr  und  an  mit 
angst  und  not  erlitten  han.'  Comedia  Beati.  und  pleo- 
nastisch  ,ura  welches  sy  stets  für  und  an  so  grosse 
sorg  band  miessen  han.'  ebd.     Vgl.  u.  fiir-an. 

An  als  erster  Teil  von  Compositen:  1.  Anfaag  der  l)etr. 
Tätigkeit,  z.  B.  an-/uren,  anfangen  zu  fahren  (mit  c.  Schiff), 
d.  h.  =  vom  Land  abstossen,  abfahren;  an-teiygeti,  anf.  zu 
kneten;  ari-klänken,  anf.  zu  läuten;  dagegen  an-hlasen,  durch 
Blasen  des  Hernes  anzeigen.  Modifikationen  .jener  Grundbod. 
sind  a)  Fälle  wie:  an-lismeti,  einen  Strickstrumpf  auf.;  on- 
füreii,  Feuer  anmachen,  b)  an-zähn,  ein  Kinderspiel  einleiten; 
an-hd/cn,  zu  einem  Anfang  verhelfen,  c)  an-riknn,  den  ersten 
Vfurf  tun,  im  Kegelspiel;  an-gehen,  -nemen,  im  Kartenspiel; 
an-raten;  im  Rat  ein  erstes  Votum  abgeben,  eine  Beratung 
eröffnen  (dagegen  in  der  Formel  rät-mer  i,  rat-mtr  a,  am 
Sehluss  von  Bätsein,  wol  eher;  raten  helfen;  s.  auch  a  III 
Sp.  2).  Substantiva:  An-streich,  der  erste  Schlag;  An-käa, 
der  erste  K.;  An-icnri,  das  erste  W.  (in  einem  Wortwechsel); 
An-hot,  erstes  Angebot;  An-trinket,  Eröffnung  einer  Sclienk- 
wirtschaft.  d)  ein  geringer  Grad,  dgl.  oft  mit  dem  Anfang 
einer  Tätigkeit  verbunden,  z.  B.  an-trlicknen,  ein  wenig  räu- 
chern (Fleisch);  an-netzen,  ein  wenig  reguen.  e)  bei  Verben 
der  Bewegung:  an-gän,  in  Bewegung,  in  Brand  geraten;  on- 
schäuken,  in  schaukelnde  Bewegung  setzen;  dagegen  an-tnhen, 
In  die  Enge  treiben.  —  2.  vor  WW.  der  Sinneswahrnehmung: 
Ähnlichkeit  eines  Eindruckes  (da  ja  .ähnlich'  selber  von 
,an'  abgeleitet  ist) :  an-tinlcekn,  wie  Butter  riechen;  an-heimden, 
heimatlich  anmuten.  Vgl.  ^I7i6i(ü,  Beigeschmack.  —  3.  schiefe 
Richtung,  und  bildlich:  Verkehrtheit:  an-treten,  schief  auf- 
treten; an-blicken,  scheel  ansehen;  an-rcdrn,  irre  reden;  ««- 
tagen,  ungeschickt  anordnen.  Vgl.  an-läg,  schief  liegend; 
syn.  ah-Jaij.  S.  auch  an-iächt.  —  4.  wo  Vcrba  durch  vor- 
gesetztes an  erst  aus  Subst.  oder  Adj.  neu  gebildet 
sind:  an-Bchwämen,  ein  Füllen,  au  den  Schwanz  der  Stute 
binden;  an-winen,  ein  Fass,  zur  Fnlluiig  mit  Wein  zubereiten; 
an-gbifen,  mit  Stecknadeln  anheften.  So  auch  an-halhen,  -half- 
teren, -hrrde»,  -kunkkn,  -latschen,  -flutschen;  an-giinzvn,  etwas 
Ganzes  angreifen;  nn-fmnden,  als  fremd  behandeln.  —  An 
vertritt  oft  andere  Präfixe:  an-getcinncn,  abgewinnen; 
an-ziehen,  ein  Messer,  schleifen,  wofür  auch  ah-  gilt:  ««- 
fremden,  befremden:  an-mlchen,  beschmutzen;  an-zälen,  auf- 
zählen; an-bilden,  nachbilden;  an-ligen,  obliegen;  an-dinge«, 
ausbedingen;  an-sehrihen,  ausschreiben;  un-seifen,  einseifen; 
««-»(all,  eintreten  (vom  Wettei"),  aber  auch:  beistehen;  «n- 
i/ibrachl,  hergebracht  (von  Sitten):  ansagen,  zusagen  (Gogs. 
iih-)\  nn-slmmm,  zustosseu  (von  UnglücksfiiUen);  an-helminch, 
einheimisch;  anständig,  bevorstehend  (InstAns).  An-iiiuet, 
Zuneigung:  An-nanie,  Über-,  Spottname.  —  An  verbunden 
mit  tonlosen  Präfixen:  an-er-aterben,  durch  Erbschaft  zufallen; 
an-be-hihiu    (den   Sieg  Einem),    abgewinnen;    un-rer-daehl,    in 


257 


All. 


en.  111,  011.   Uli 


25K 


(iüdauki)ii  lAiuliifht)  vcitiuft.  —  Au  plcuaustiscli:  an- 
achämctt,  <■»  sehUml  mi  a,  ii'h  schäuie  mich;  en fumjt  a  a-bmnere, 
vgl.  ijä  tjoye  . . .,  gehen  um  zu  . . .  —  In  ä.  Schriften  zuweilen 
,an'  geschrieben  für  das  alte  Prilfix  a-,  ilcni  .jenes  in  der 
Volksspr.  gleich  lautete,  z.  B.  ,An-kust'.  S'iili.'litL-l,.  it.  ,An- 
histiT',  Schimpf,  Fehler.  Umgekehrt  ist  .1-,»,,;,  Mutirrmal, 
=  dem  alten  ,An-iiiäl'.  —  An  ist  (teilwi  is.'  lllt^t.|ll)  ent- 
halten in  Am-bäK,  neben  A-bäd,-,  Haublock  für  Hulz;  a-<7i«r, 
halb  ntfen  (von  Türen);  >i/c  für  anfangs  usw.;  arträch,  er- 
picht (?).  —  Betr.  die  Berührungen  mit  itnn  u.  nne  (anbin)  s.  d. 

cben-an:  eljon  liiii.  auf  gk'icliur  Fläche  Z.  S.  auch 
elim  I  1  Sp.  43. 

ussen-:  am  äussern  Ende. 

vor-  1.  tilv-a:  an  der  vordem  Seite.  Ein  zu  Boden 
gefallenes  Gebetbuch  inuss  man  rnr  a  und  kinne-n-a 
chmse,  dass  de  l.  Gott  nit  hö"  n-erd  ZO.  —  2.  vur-ä. 
Es  llt  [liegt]  vorä,  bei  der  Hand,  ist  leicht  zu  finden  Z. 
V.  cho",  vorwärts  kommen,  ökonomisch  Bs.  Vgl.  obenuff. 

für-  /it'r-ä:  1.  meistens  B.  ,D'Joggeni  [die  den 
Namen  Jakob  tragenden  Leute]  seien  doch  Iura  etwas 
wunderlich,  es  wohne  dem  Namen  an.'  Gorni.  — 
2.  =  für  und  an,  s.  o.  II  5  b.  ,Du  wollest  mich  allein 
flran  Zuo  diner  ehelichen  frauwen  han.'  Comeuia  Bkati. 

fort-:  weiter  Bs;  Zu.     jUnd  au  fortan'  =  utiw. 

hie-.  .Hie  an,  in  unserii  Tagen  auch',  in  gegen- 
wärtiger Zeit  [V].  Ansh. 

zaehin-  zuechcnä:  ganz  nahe  1.  mit  Dat.  ,M^enn- 
me  dem  Sterbe  zueche  a  ist.'  (jottii.  2.  mit  a)i  u.  Acc. 
Es  klagt  Einer,  dass  die  Arzte  ihre  Patienten  a  d'G'aund- 
hell  ziieclie  ä  führen,  und  sie  dann  doch  wieder  zurück- 
fallen lassen,  ebd. 

liar-:  hieran,  daran.  ,I.st  unser  bitt,  haraii  zu 
sind',  dafür  besorgt  zu  .sein,  da.s.s  .  .  .  1.521  Stkhm.,, 
s.  daran.  ,Als  ich  haran  habe  gele.sen',  darin,  in  dem 
betr.  Buch.  KvAmmenii. 

mir-  mirö  GA.  (ineist  mit  Betonung  des  Pron.): 
meinetwegen,  als  Ausdruck  der  Gleichgültigkeit,  des 
Nachgebens;  oft  mit  dem  Neben.sinn  von  Ungeduld 
oder  Unwillen,  allg.  Zu  erklären  i.st  er  nach  an  II  3h; 
jedoch  ist  diese  Verbindung  so  stehend  und  fest  ge- 
worden, dass  der  ursjir.  Sinn  verdunkelt  und  verändert 
werden  konnte.  Statt  der  Bed.  .nach  mir  (meinem 
Zustand)  zu  urteilen'  gilt  nun  die  Modifikation  ,was 
mich  betrifft,  so  viel  an  mir  (meinem  Willen)  liegt', 
womit  zusammen  hängt,  dass  die  Verbindung  in  diesem 
Sinn  eben  nur  mit  der  ersten  Person  stattfinden 
kann.  Kommt  teils  alleinstehend  vor,  etwa  mit  bei- 
gefügtem betonten  vol,  als  Antwort  auf  eine  Aussage 
oder  Bitte,  teils  in  Satzform  z.  B.  yany  du  m,  dem 
Tüfel  zue!  Mira  ehann  er  gä,  cho.  Syn.  weye  mmc 
vol!  Die  Thurgauer  machen  das  Wortspiel,  dass. 
wenn  A  sagt:  mira!  B  antw^ortet:  mira  ö  [auch],  demi 
[dann]  yit  's  e  Tohcl  [eine  Kluft],  wobei  mira  in  mi 
Bä,  mein  Eain,  Abhang,  umgedeutet  und  unter  dem 
Tobel  eine  gründliche  Trennung  oder  Scheidung  ver- 
standen wird.  In  B  kommt  m.  auch  als  Ausdruck  der 
Bereitwilligkeit  z.  B.  zur  .\nnahine  einer  Gabe  vor  = 
recht  gern.  ,E  chöycs  Mira',  ein  trotziges:  Meinet- 
wegen! MUsTEKi;  bei  dieser  Bed.  auch  etwa  mit  Be- 
tonung des  Adv. 

mit-:  1.  daneben,  nebenbei,  zugleich.  ,Muess 
warlich  der  Stadt  Bern  Friheit  svn  entsprossen  zuvor 
uss  des  allmächtigen  Gotts  Gab,  und  mitan  wyser  und 
mannhafter  Oberkeit.'  Axsn.  —  2.  damit.     .Nachdem 

Schw.  Idiotikon.  I.  2. 


Gott  Pestilenz  [usw.]  die  unsinnige,  boshaftige  Welt 
m.  zu  strafen  und  zu  bessern  usssendt.'  ebd. 

nienen-:  1.  in  der  Verbindung:  oben-üs  (hoch  üf) 
und  n.  ä,  zur  Bezeichnung  eines  Menschen,  der  hoch 
aufstrebt  und  gleichsam  nirgends  über  sich  eine 
Schranke  erkennen  will;  Prahler,  Grosshans  B;  Soh; 
Scuw;  S;  W;  Z.  Man  erzählt  noch,  dass  ,dur  's 
Chämmi  üf  und  niene  ä'  der  Wahlspruch  der  Hexen 
gewesen  sei,   wenn  sie  zum  Hexentanz   fuhren   GWe. 

-  2.  Juhvhci  und  niene  ä  si,  sorglos  lustig  sein  U. 
/Jraduse  yäny  [immer  geradaus]  und  niene-n-ä!'  Wahl- 
spruch eines  ott'enen  Charakters.  Schild.  —  3.  niener  ä, 
an  Nichts  L.  Das  y'hört  niener  ä,  das  ist  unpassend, 
ungereimt  BHk.  ,Vacare  animo:  niener  an  gedencken.' 
Fris.  ,Es  habe  jnen  ouch  nieneran  gmanglet'  LLav. 
1584.  ,Wie  man  gmeinlich  spricht,  so  verlüret  man 
niener  an  mehr,  dann  an  den  ratschlegen.'  RWalth. 
1584. 

dar-,    dran.      1.    mit    bestimmter    Beziehung. 

a)  räumlich,  z.  T.  mit  Wiederholung  von  an  oder  mit 
ane  (anhin).  Bra-n-ä,  dicht  daneben  s.  an  IIb.  Me 
y'seht  [man  sieht]  de  Lüte  nur  drän  ane,  nüd  drin 
ine,  ins  Gesicht,  nicht  ins  Herz.  Mer  loend  iez  drä 
hi",  wir  wollen  jetzt  an  die  Arbeit  gehn.  I  yanye- 
H-iez  drä  B.  ,Dran  geraalet',  darauf  gemalt.  UMey. 
Chron.  G'rad  dura  chunnt  's  nit,  gerad  soweit  kommt 
es  nicht  W.  ,Es  wird  geschruwen  [geschrieen]:  drani 
dran!'  HBull.  1571.  Vgl.  ,drauf  und  dran!'  Buf  zum 
Angriff.  Relativ:  ,Lectulus:  Bettle  daran  einer  allein 
ligt.'  Fkis.,  und  getrennt:  ,Bett  da  ledige  personen 
an  ligend ,  cslebs  torus.'  Mal.  Vgl.  an  IIb.  — 
I))  zeitlich:  darauf,  dann.  Er  ist  umimiilitiii  [.ihn- 
iiiächtig]  y'si,  drä  hat  men-en  under  der  jVcm  ifLni-^rhi 
[gekitzelt]  ScuSchl.     Viell.  verk.  ans  dcnin,  danunli? 

—  c)  causal.  ,üas  du  mich  denn  lobist  dran.'  15.35 
Eckst.  —  2.  mit  halb  oder  ganz  unbestimmter  Be- 
ziehung und  mit  Übergang  von  Ortsbestimmung  in 
Objektsallgabe.  Dr.  sin:  1)  der  Reihe  nach  folgen. 
Dil  bist  drä,  die  Reihe  i.st  an  dir  Bs;  Z.  —  2)  an  der 
Arbeit  sein  Bs;  GF.,  G.,  meist  mit  dem  Nebenbegriff 
des  Fleisses;  rastlos -arbeiten  G;  Z;  es  mues  Eine 
i/'wüss  drä  .si,  wenn  er  Oppis  %m,U  verdiene  dein.  Drüf 
und  drä  Gk;  G,  drüff  und  drä  Z:  a)  dasselbe  G;  Z. 

b)  im  Begriffe  sein,  auf  dem  Punkte  .stehn  (pers.  u. 
unpers.)  Aa;  Ap;  Gl;  Gb;  G;  Z.  ,i)ra  ä?,  in  procinctu 
.Stare.'  Id.  B. ;  syn.  uf-em  Triff.  —  3)  darauf  bedacht, 
dafür  besorgt  sein;  darauf  halten,  dringen,  dass  Etw. 
geschehe.  ,Das  der  Convent  daran  sein  [sölte],  das 
dieselben  in  .straf  geben  werdend.'  1.501  Th  Urbar. 
,[Er  habe]  sy  gebätten,  dass  sy  daran  wärind,  dass 
man  den  Tag  fyren  wölte.'  LLav.  1569.  —  4)  der 
Meinung  (gewesen)  sein,  dass...  G;  Z.  —  5)  yuet 
(wolj  drä  sl  a)  wohlgenährt,  gesund,  beleibt  sein  Bs; 
G;  Z.  b)  ,Du  bist  wol  daran',  du  beliebst  zu  scherzen. 
Hosr.  (cig.  wol:  du  bist  munter,  gut  aufgelegt.)  c)  ,Er 
ist  wol  dran',  gut  angeschrieben.  Hosp. ;  vgl.  an  113  d^. 
Bös  (übel)  drä  sl,  in  übler  Lage  sein  G;  S;  Z.  ,Lötz 
dran  sin',  im  Irrtum  sein.  Hosp.  ,Nachwerts  verstond 
sy,  dass  .sy  unrecht  dran  gsin  sind.'  LLav.  1584.  Ebenso 
1(395  ScHOBiNG.  —  Dr.  han:  1)  Anteil  haben  B.  — 
2)  I  hä  yrad  Nüd  drä,  vermag  die  Last  (Aufgabe)  nicht 
zu  bewältigen  OnHe.  —  3)  die  Folgen  von  Etwas  zu 
tragen,  zu  leiden  haben  Gl;  Gk.  —  4)  sich  begnügen, 
gefallen  lassen.  Gad  so  drä  hä,  icic  's  stät  und  yät 
kv.  —  Dr.  gän:  1)  auf  einen  Handel  eingehen  S.  — 


259 


An. 


en,  111.  Oll.  un 


260 


2)  ab.sU'lieii.  von  'J'ieri'ii  Gu  I^clniclor.s;  v,l,4.  dnif  (jä, 
zu  Grunde  fachen;  .liran  schhur,  zu  Hoden  .schlagen V 
Manuel.  —  dr.  chon:  1)  an  die  Reihe  kommen  Bs;  Z. 

—  2)  sich  begnügen  Ar ;  .acquiescere'.  Id.  B.  ;  als  wahr 
anerkennen,  zugestehn  Gl.  —  3)  drä  chü  niüe^se,  sich 
dem  Spruche  des  Richters  unterziehen  müssen  ürHc. 

—  dr.  (glauben)  müssen:  herhalten,  leiden,  zu 
Grunde  gehen  müssen  Z.  —  dr.  bringen:  zu  Etwas 
bewegen  S.  -  dr.  tuen.  Wenn  Jemand  recht  wohl- 
genährt aussieht,  sagt  man:  er  wird  au'''  drä  tue,  er 
wird  eben  brav  essen  und  trinken  SchwE.  Z'ril  drä 
tue,  eine  Sache  übertreiben  Z  und  schon  bei  UMev. 
Chron.;  LLav.  1581.  —  dr.  denken,  in  Dankbarkeit 
oder  Groll  Bs;  s.  Denk-dran.  —  dr.  triben,  drä  ume 
drtbe:  Etwas  beabsichtigen  Bs. 

Hans-oben-dran.  Er  u-iU  H.  si",  der  Erste. 
Oberste,  Vornehmste  GA. 

gross-dran:   prahlerisch,   hocliniütig,  stolz  G  oT. 

da-dran:  verstärktes  daran  BSi. 

Denk- dran  m.  Wenn  Kinder  ungeduldig  nach 
Geschenken  fragen,  so  wird  ihnen  zur  Abfertigung 
etwa  versprochen:  es  guJdiya  Nüteli  [kleines  Nichts] 
und  e  länge  Denl:dra  S. 

des-dran;  deshalb,  deswegen,  darum  S;  vgl. 
dran  1  c. 

an  11,  anne  Adv.,  gleiclibed.  mit  an,  aber  nur  in 
Verbindung  mit  .sein-  und  .haben',  also  nur  von  Ver- 
hältnissen der  Ruhe,  entsprechend  der  Präp.  in.  Dat. 
B.  Der  Tisch  ist  ann,  steht  fest  an  der  Wand,  stösst 
daran.  Eis  Hus  ist  am  andere  anne,  dicht  daneben; 
vgl.  an  II 1  a)  an  Etic.  ä".  Ann  sl,  vor  einem  Hinder- 
niss  stehn,  keinen  Ausweg  finden;  vgl.  an.  II  3  d  a. 
Es  Chleid  ann  (anne)  hä",  anne  h'hä,  b'lialtc,  an  be- 
halten; vgl.  an  II  3  c.  —  dar-,  dranne  =  daran  mit 
obiger  Beschränkung  B. 

Anne"  mit  der  Verkürzung  «71/1  verdankt  seine  Entstehung 
dem  Bestreljcn,  die  Verhältnisse  von  Bewegung  und  Ruhe, 
Linie  und  Punkt,  auch  sprachlich  zu  unterscheiden,  und  da 
die  das  Ziel  bezeichnenden  in,  m»  zur  Bezeichnung  des  Spiel- 
raumes der  Tätigkeit  ihre  innen,  umen  und  inn,  uss  (jene  aus 
ahd.  innana,  nzana,  diese  aus  ahd.  inne,  iize)  znr  Seite  haben, 
so  lag  die  Analogiebildung  nahe.  Ableitung  von  der  ahd. 
Verdoppelung  anan  (wie  i'iim)  ist  nicht  anzunehmen,  weil 
diese  letzteren  Bildungen  nur  für  die  Präp.  gelten.  Der 
Bed.  nach  verhält  sich  ann  zu  dem  Adv.  an  (a)  ähnlich  wie 
uff  :  uf  (s.  Sp.  118),  inn  :  ift,  uss  :  ns,  indem  die  Formen 
mit  kurzem  Voc.  nur  auf  die  Frage  Wo?  stehen;  aber  in 
uff  ist  der  kurze  Voc.  erst  durch  Verkürzung  entstanden,  in 
unn  ist  er  ursprünglich.  —  Im  Ggs.  zu  obigem  mit  gemin.  11 
gesprochenem  anne  bezeichnet  das  ans  ,anhin'  verstümmelte 
ane  die  Bewegung. 

än-lich  .enilliXw;  Z:  wie  nhd.  Oft  in  der  Formel 
üf  und  ätdi,  von  auffallender,  sprechender  Ähnlichkeit 
des  Äussern  zwischen  Blutsverwandten,  bes.  Kindern 
und  Eltern ;  er  ist  üf  und  ä.  sin  Vater,  das  Ebenbild 
seines  Vaters  Z;  er  glichet-em  üf  n.  ä.  Gl,  wofür  ebd. 
auch  kürzer:  er  ist  der  änli  Vater.  In  S  auch  üf- 
änlich.  Vgl.  üf  B  1  1)  Sp.  119.  Syn.  har,  ahgesehnetzlet. 

—  lib-:  =  «/  und  änlich,  eig. :  leibhaftig  ähnl.  Bas 
Chind  ist  slr  [seiner]  Mueter  hbänlig  S;  TiiErmat. 
Dann  auch  allgemeiner,  von  Sachen:  ganz  ähnlich  S. 
In  S  auch  die  nahe  liegende  Entstellung  liehänKg. 

Die  Herkunft  von  ii.  ans  ahd.  anatißtich  verrät  sich  noch 
in  dem  Ausdruck  l'schudi's:  ,der  alte  brief  ist  dem  nüwcn 
angelii-h'   |aiigleif-li|. 


aii-leclit.  -ig  i'i-Lirlii,  -!ij:  schmächtig,  schwäch- 
lich, mager,  liager,  unansehnlich  von  Gestalt,  vou 
unschöner  Gesichtsfarbe;  dann  auch:  von  geringem 
Stande.     En  äläclitigs  Mannli  Uw. 

A'on  an,  in  der  unter  den  Comp.  3.  angegebenen  Bed., 
mit  der  adj.  Bildungssilbe  -hcht,  welcher  noch  plenuastisch 
das  allbcliebte  -jg  angehängt  wird.  Vgl.  das  scheiubar  ent- 
gegengesetzte, aber  faktisch  synonyme  aUächllij,  kraftlos,  fade. 
Schmell.  1*  1428.  Da  neben  diesem  auch  ahlUg,  -iij  besteht, 
und  schwz.  anl&ij,  schief  ansteigend,  vorkommt,  so  ist  es 
möglich,  dass  dieses  bei  der  Bildung  von  an-läcjtt  zur  An- 
lehnung gedient  hat,  weil  sonst  an  in  jener  Bed.  nur  vor 
selbständige  Begriffsw.  tritt. 

an  s.  and.       Heb-Ann(e)  s.  Hch-Ainm  Sj!.  212'.3. 

Anna  Anne  ZS.,  Ann  Ar;  G;  Z  (derb),  Anni  .»Va;  B 
(derb);  F;  L;  Schw;  Uw;  W,  Antsehi  Gl  (derb),  A)iniß 
kv;  F;Gl;Gr;6;Scii;  VOrte;  Z,  ,Andli'.  1570  Wetz., 
ebenso  u.  ,Endli'.  GHdschr.,  Annel  und  Agel  (111.) 
ZO.  (derb),  Anne  ZO.,  Änni  Aa;  BM.;  L;  ZO.,  ÄnneU 
Aa;  B,  Nann  Ai>;  L,  Nanni  Ap;  6r;  U;  Z,  Nänne  Z, 
Nänni  Aa;  BsL.;  Gl;  L;  Uw;  U,  Xänneli  Ap;  Uw;  Zg; 
Z,  Ndnefte  Ap;  Z,  Nette,  -i,  -li  Z:  1.  w.  Taufn.  wie  nhd. 
Anni,  Anneli  .^aHoM.  =  Johanna.  In  Kinderreimen: 
Anneii  I'fanneli  Sechastil:  Wenn  d'  das  niid  merkst, 
so  chast  nüd  ril  Ap.  Anneli  Pfanncli  (Anni  l'fanni  hj 
ChcsselilKida:  Was  du  säst  (seist  D  ist  alls  cihiga  Ap. 
Anni  l'fanni  Chesselhoge,  Sihe  Jor  am  Lulli  g'suge  L. 
In  dem  entstellten  Bettelspruch:  Annn  Laffc  Chrnmb- 
bei",  Gib-mer  e  Wurst,  so  chumm-i  hei'"  Z  soll  .Anna' 
anspielen  auf  Hamme,  Schinken,  Laffe,  Läff'li  für 
Schulterblatt  des  Schlachtviehs.  —  2.  Da  der  Name 
sehr  beliebt  und  verbreitet  ist,  so  gewinnt  dieses  W. 
in  gewissen  Verbindungen  fast  appellative  Bed.  = 
Mädchen,  Frau  übh.  Annali  rotsch,  rutsche,  rücke! 
ein  Kinderspiel  ähnlich  dem  Vögeli  flüg  üs!  wobei  die 
Plätze  vertauscht  werden  Ap.  Heden,  wie  's  Anneli 
bim  Brunne,  Alles  durch  einander,  unzuverlässig 
ScuwMa.  B'reihe  [bereichen,  treffen]  wie  's  Anni  go 
Eisele  [Einsiedeln],  gerade  zur  dortigen  Beichtstunde 
eintreffen,  also  nicht  warten  müssen  L.  Aller  {alh;  Ap) 
Buebe  Anneli  heisst  ein  Mädchen,  das  mit  allen  Bur- 
schen Umgang  pflegt  Ap;  B.  's  brün  Anneli,  das  in 
Begleit  eines  Knaben  umziehende  Mädchen,  welches 
den  Frühling  ansingt  Aa,  vgl.  Marieli.  Anneli  heisst 
auch  die  Heldin  mehrerer  alter  Volksballaden,  hinter 
welcher  eine  alte  Göttin  stecken  kann,  aber  nicht  der 
Name  der  altn.  ,Kanna',  vgl.  Ltx.  Sag.  S.  74/5.  Es 
(rechts)  Nänni,  weibischer  Mensch  L;  zu  Grunde  liegt 
der  Begriff  der  Dummheit,  es  dumms  N.  =  es  d.  Babi, 
ebd.  —  3.  da  der  Anna-Tag  in  die  Erntezeit  fällt, 
auf  den  26.  Juli,  Jakobs-Tag  auf  den  25.,  so  heisst 
es:  dr  Jakob  und  's  Anneli  gö  [gehen]  mit  enangere 
[einander]  s'Ern  S.  -Auf  den  (tessinischen)  Alpen  ist 
St.  Jakob  und  St.  Anna  der  Zeitpunkt,  wo  die  Milch 
der  Kühe  gemessen  wird,  wonach  der  Anteil  ihrer 
Besitzer  an  den  Milchprodukten  bestimmt  wird.  Jakob 
und  Anne  —  sotted  [sollten]  d'Trübe  hange,  nicht 
mehr  aufwärts  gerichtet  sein  Z.  Da  übrigens  , Jakob', 
Joggeli,  unter  den  männlichen  Namen  eben  so  häufig 
ist,  wie  ,Anna'  unter  den  weiblichen,  so  finden  sich 
die  beiden  Namen  auch  sonst  formelhaft  verbunden, 
so  dass  z.  B.  ein  Joggeli  und  ein  Anneli  (d.  li.  ein 
Bursche  und  sein  Mädchen)  schon  in  der  Sage  von 
der  Einnahme  des  Schlosses  Rotzberg  (1808)  als  Haupt- 
personen vorkommen.  JCWEissENBAnr  1702.    Während 


äei 


An, 


lMi,  in.  oll,  Uli 


262 


dies  auf  den  appell.  Begriff  (2)  zurückweist,  erscheint 
die  Heilige  Anna  als  Helferin  gegen  Heuschrecken- 
plage, indem  eine  Procession  zu  ihr  veranstaltet  wird, 
der  die  schädlichen  Insekten  folgen  müssen,  um  dann 
auf  einen  Gletscher  gehannt  zu  werden.  Alpenpost 
II  öl.  Ob  diese  Verehrung  der  h.  Anna  sich  nur  auf 
die  Stelle  ihres  Namens  im  Kalender  (eben  in  der 
Erntezeit)  gründet,  oder  ob  diese  Stellung  selbst  einen 
mythologischen  Grund  hat,  bleibt  fraglich. 

.Xuha'  urk.  Hi  Z  Gau,  .Aniiali'  Z  Wiut.  1593,  neuestens 
in  liiiliern   Kreisen  wieder  Anna    aus  der  Schriftspr.      Ännr 
sonst  nur  in  Verbindung   mit  andern  Namen.     Die  Formen 
auf  einf.  -i  und  -tschi   sind    weniger   Terkleinernd    als    ver- 
gröbernd, immerhin  vorwiegend  n.,  seltener  (die  erstem)  f. 
nach  Analogie  der  Feminina  auf  -».     In  Antjel  steht  ng  rein 
I     lautlich   für   »n,    wie  nd  in  Andli.     Per  Umlaut  ist  in  den 
I     Formen  auf  -i  aufgekommen  und  von  da  auch  in  die  Grund- 
formen [Ännc  usw.)  eingedrungen.    In  den  Formen  mit  anl.  n 
ist  dieser  Laut   reduplicierend    vorgesetzt  wie  m,  b,  d,  t  in 
!     Kosewörtern    der  Kinderspr.     JVeUe   verk.    aus   frz.   Annette. 
,Enne'  bei  HPest.  1781   wird  als  frz.  Übersetzung  von  Anneli 
■     gegeben.   —   S.  noch  ^  Anni.    ~    2.   Da  A.  gelegentlich   die 
'     BSuerin,  die  Hausmutter  meint  {.Und  's  Anni  rüstet  's  Oaffe 
ncho',    schliesst    der   Bcrgbesteiger,    da    er    aus    den   Hütten 
Ranch  aufsteigen  sieht.   Schweizerb.  1820),  so  lässt  sich  das 
später  folgende  jyaHm?  =  Mutter   usw.   erwägen.     - 

Schiess-  schüss-niie:    voreilige,    unvorsichtig   zu- 
fahrende Person  Z. 

, Schiessen'   im  S.  von   .stürzen',   ,Anne'   appell.   (s.  2)  wie 

.     Fürehgrel,  furchtsame  Person  n.  ä.     Oder  ane  =  anbin,  drauf 

I     los?     Dann    wäre  der  Name   imperativ,  gebildet    nnd    nicht 

hieher  gehörig.     Der  Accent  spricht  für  die  er.stc  Auffassung, 

die  zweite  mag  mitspielen. 

ana   (äna  ApM.):    Interj.    der  Verwunderung    und 
.\bwehr.     Äiia,  ana,   ei,  ei!     Ana  b'hiiet-is  trüli,   be- 
,     wahre    uns  Gott   davor   Ap.  —  Viell.  zsgs.  mit  m,    das 
f    freilich  selten  gehört  wird;  vgl.  aber  aucli  an-Iiin. 

I         Anares:  m.  Taufn.,  Andreas  GRh. 

i         Annagle,  Annäglctc,  Haue  im  Mühlstein,  s.  ^1«(- 

!J    (rägli. 

äne  äni  BO.  (nach  Zvro  (hii)f;  F;  GaValz.;  ZS., 
;|    sonst  meist  öni  (fmi  AALeer.),   tVni  A^Bb.;  Gl;  GO. ; 
';    ScH,   nni  Bodensee;    ZW.,    ,on  Xk\   Id.  B.,    ä  (in   ge- 
[    wissen    formelhaften    Verbindungen)    BO.;    GW.;    Z, 
;    ,onet'.  XVI.,    ,anent'  B  Handv.  XIV.,    önist  Ap;  Gr, 
I    ü'nist  GWsst.:    ohne.     1.    a)  Präp.   wie   nhd.,    aber 
:    eigentümlich  in  den  Formeln:  ä  Not  [ohne  Nötigung, 
Zwang]  lä";  ä  feie",  unfehlbar  BO.;  öni  hören,  unauf- 
hörlich Gr;  öne — Ap;  «  G'för  GW.;  öni  G'fär  ZK., 
ungeführ.     ,Den  andern  ohne  Schaden  han',   schadlos 
halten',    vor    Schaden    bewahren    oder   nachher    ent- 
schädigen. 1490  Rothenburg.    ,Der  fall  geschihet  ohn- 
ver-sehens  und  gähling,  und  oft  gar  ohn  zeit.'  JRHop- 
MSTR.  1645.  —  b)  Adv.  äne  st'   m.  Gen.,    entbehren, 
frei  sein  von  . . .    ,0b  caplanyen  da  wärend,  dero  man 
;    mit  der  zit  an  sin  möchte.'  1525  Eon  Act.    ,Er  ist  der 
Anfechtungen  des  fleischs  nit  on.-  Zwincli.    NU  ä.  sl", 
.    nicht   ohne    Grund    (zur   Beachtung,    Wertschätzung, 
,    Vermutung,  Befürchtung);    ex  ist  nüd  ä  B,  öni  Z,  es 
)    hat  seine  Gründe,  non  e  re  est,  syn.  nit  us  Weg.    Im 
'i    XVI.  häufig  zur  Einleitung   eines  Antwortschreibens, 
'    z.  B.  ,wir  haben  gosechen  üwer  schriben  und  ist  nit 
ane . . .',   nicht   aus   dem  Leeren.     ,So   ist   nit  on,   es 
muoss  zu  grossem  schaden  der  Christenheit  erwachsen.' 
ZwiNGLi.     ,I)och  ist  nit  on.'  LLav.  1578  =  ,kan  nicht 
geläugnet  werden.-  ebd.  lilTll.    .Nun  ist  zwor  nit  onne. 


wir  sind  gewarnet  worden.'  ARvff  1600.  —  ,I)as  ma- 
iiiger  arme  handtwerker  auff  ain  tag  sovil  onwirt  und 
verzert.'  JStrauss  (von  Basel)  1522.  ,Auf  das  wir  der 
Sünden  on  wurdind.'  1531  I.  Petr.  =  ,sunden  loss'. 
ebd.  1548.  .Damit  ein  Anderer  [Bäcker]  ouch  möge 
synes  Brots  ohn  werden.'  Z  1617.  —  2.  a)  ausser, 
ausgenommen,  nach  ,all,  wenig,  kein,  Nichts'  oder 
Superlativ.  1)  ÄUi  uni  mv*  GA.  All  oni  eine,  nicht 
zweideutig  wie  der  schriftd.  Ausdruck  ,bis  auf  einen'. 
Id.  B.  ,Er  mag  verkaufen  [Alles],  was  er  will,  anent 
das  hus,  da  er  in  ist.'  B  Handv.  XIV.  ,Ire  federen 
sind  allenthalben  schwarz  on  an  dem  hals.'  1557  Vogelb. 
2)  Uni  was  d'Fabrike  sind  [ohne  den  Verdienst,  den 
die  F.  darbieten],  cha'-me  Niit  verdiene  ZW.  ,Kein 
panner  onet  allein  die  einig  bluttig  [einzige  blosse] 
Zürich  panner.'  HBull.  ,Wen  achtet  er  ungehorsam 
und  nfrü.'iin-  sin,  onet  die  sich  siner  Tyranny  ...  nit 
uiidrrHiiif.'iidy-  HBull.  1551.  ,Wir  haben  hie  uss 
Fraiikryrii  wenig  onet  ungwüsse  Geschrey  [Gerüchte] 
und  Reden.'  Lind.  Wint.  Chr.  ,I)er  nichts  tauget  ohn 
zum  brennen.'  R.  u.  CMey.  1650.  3)  Die  änderest  o 
ene,  die  zweitunterste  Ap.  Der  altist  oni  eine,  der 
Zweitälteste  U.  ,Sein  jüngster  Sohn  ohne  einen',  der 
zweitjüngste.  1722  Mise.  Tig.  ,Der  klinst  [sc.  Buob] 
oh  Sachs.'  1701  JCWeissenb.  ,Das  best  houpt  an  (on) 
eins',  das  zweitbeste  Stück  Vieh,  als  Abgabe  beim 
Tod  eines  Hörigen,  häufig  in  Oifn.  Einmal  mit  Dat.: 
,Der  lezt  Tag  des  Merzen  aun  [d.  i.  an']  Einem',  der 
vorletzte.  B  Urk.  Selten  bei  Grundzahlen :  ,hat  geben 
an  eis  vierzig  pfunt',  39  Pfund.  Winterth.  1330.  — 
b)  Conjunction  vor  neg.  Bedingungs-  und  Folge- 
sätzen: es  sei  denn,  dass  . . .,  ohne  dass  ...  Es  suecht 
keine  der  ander  hinder-em  Ofe,  uni  er  slg  [sei]  selber 
dehinde  g'sl  GA.  We  geng  's  echt  [wie  gienge  es  wol] 
de  Lille  uni  g'strälet  und  g'luset?  wenn  sie  nicht  ge- 
kämmt würden  GSa.  (uni  streift  hier  teils  an  2  a, 
teils  an  das  Präfix  ,un-').  ,Nichts  ist  unrein  an  im  selbs 
[an  sich  selbst],  on  der  es  rechnet  für  unrein',  ausser 
wenn  Einer  es  ...  =  sondern  nur  was  . . .  1548/60  Rom. 
—  3.  Conj.  aber.  Jez,  wo-mer  d'Chind  i  der  Fahrigge 
schü  [schön]  verdiened,  chäm-i  vorwärts.  Uni  iez  ver- 
langt der  Pfarer,  i  miiess  d'Chind  vnder  i  d'Schuel 
schicke  Gl. 

Mhd.  und  noch  ä.-nhd.  ane.  Die  Verdunkelung  des  Voc. 
schreitet  zunächst  von  a  nach  s  (wie  in  nhd.  .Argwohn'  aus 
Argwän],  dann  von  5  nach  ü;  die  hUcherd.  Form  (gespr.  öui) 
ist  aber  im  Begriffe  die  einheimischen  Formen  allenthalben 
zu  verdrängen.  Die  Verkürzung  des  W.  zu  an  ist  von  den 
Lautgesetzen  der  MA.  gefordert  und  konnte  weiter  zn  blossem 
a  fortschreiten  (das  sich  dann  mit  a  =  ,an'  lautlich  mehr 
oder  weniger  deckt).  ,An'  XV.  XVI.  häufig,  ,ann'  1.54.5 
Ndw  Landb.,  noch  1619  bei  VFriedr.  ,ahn  alles  geschrei.' 
,Ohn'  1G50  R.  u.  KMey.  Dazwischen  bei  HBnll.  1551:  ,üch 
onet  und  iissert  der  H.  Gschrift  allein  durch  Menschen- 
satziingen  regieren  lassen.'  In  der  Formel  a  Not  war  Abfall 
des  n  noch  durch  den  folgenden  Anlaut  begünstigt.  Anet, 
önet,  scheinen  das  selbe  t  angenommen  zu  haben,  wie  manche 
nhd.  Advv.  (,,ietzt,  sonst,  einst')  und  das  Schweiz,  nebet  (neben-t). 
Onüt  (das  nicht  als  Präp.  zur  Verwendung  kommt)  hat  den 
Schein  einer  Superlativbildung  bekommen,  vgl.  nhd.  , selbst, 
nebst,  einst,  sonst'  und  die  Schweiz,  einist,  änderst  usw.  Der 
Schlussvoc.  5  ist  der  selbe,  welcher  immer  dem  schriftd. 
Auslaute  r  entspricht,  wo  voc.  Auslaut  (gegen  den  Geist  der 
MA.)  beibehalten  werden  will;  die  Bücherspr.  seheint  dem- 
nach seit  lange  in  diesem  W.  den  Ton  angegeben  zu  haben 
auf  Kosten  des  einzig  konsequenten  a(n)  bezw.  on.  un.  wel- 
ches in  doui    lolprendon  Comp,   als   Adv.   sicli   fest  behauptete, 


26S 


An,  eil,  in,  on.  un 


264 


während  es  als  Präpos.  wegen  der  ihm  erwachsenden  No1^ 
wendigkeit  zu  lautlichen  Anbequeiiiungen  wenig  geeignet  war. 
—  Nicht  bloss  dem  Laut,  sondern  auch  der  Bed.  nach  gränzt 
das  aus  cme  verkürzte  s  an  das  alte  Präf.  a-  s.  Sp.  1/2; 
vgl.  uhd.  , Ohnmacht',  mhd.  ämaht.  Es  ist  daher  schwer  zu 
cutscheiden,  mit  welchem  a-  das  Adj.  afädig,  ohne  Fäden, 
zsgs.  sei.  Auch  Berührung  mit  un-  (welches  z.  B.  in  Ap  ö- 
lantet)  liegt  nahe;  s.  o.  1  a  die  Stelle  aus  Hofmeist.  —  Die 
Bed.  2  erklärt  sich  aus  1  leicht,  dann  aber  auch  3  aus  2; 
vgl.  ahd.  ümr  (ausser),  welches  auch  ,aber'  bedeutete;  mhd. 
wan,  nur,  als  (nach  Negation);  aber.  —  2  a.  Für  die  Vor- 
anstellung der  abzuziehenden  Einheiten  vor  die  runde  Zahl 
(2  a  Schluss)  s.  auch  ein  I  1  h  und  Schmell.  1^  84;  vgl. 
auch  lat.   unde-,   duode-viijinti  etc. 

dar-äne  drä^  GrV.,  Obr'.;  L;  Zg;  Z,  drä  GRSav., 
Sculm,  drön  Bs;  GRLangw.,  drö  Ax  (trö  Staufen);  Ai>; 
Bs;  Th;  ZB.,  0.,  drü'  ApK.;  GTa.,  Sa.;  SoHSt:  (dar- 
ohne)  ohne  dasselbe.  Drön  gän,  ohne  Etw.  fortgehen 
Gr  (Langw.?)  ,Was  sött-i  da  Bündel  scho  üf-ne? 
gät-nie  doch  ringer  [leichter]  drö.'  MUsteri.  I  cha  's 
drä  mache  Z.  ,Er  halt  nüt  uf  das  saerament  des 
jüngsten  toufs  [der  letzten  Ölung];  desshalb  hat  er 
einen  daron  lassen  sterben.'  152'2  Egli,  Act.  ,Ein 
yeder  handel  wirt  ab  verwendten  [durch  künstliche] 
reden  schöner  weder  [als]  dron.'  Zwixrli.  Bes.  ver- 
breitet ist  die  RA.  dr.  sin,  es  entbehren,  freiwillig 
oder  notgedrungen,  meist  verbunden  mit  ,können', 
bes.  von  leibl.  Bedürfnissen  wie  Speise  und  Trank, 
auch  von  Gewohnheiten.  Me  mites  d'Lüt  ha  [nehmen]. 
wie  s'  sind  oder  drö  sl,  ihres  Umganges  ganz  ent- 
behren ZG.  ,Wenn-me  's  nit  so  g'set,  so  tcird-me  au 
nit  g'lustig  [lüstern]  dernö  und  cha  gar  ordeli  drön  si.' 
Breitenst.  1863.  I  rauche  scho  mängs  Jor  Back  und 
chönnt  nüd  drö  sl  Ar.  ,Kann  kurn  sin  dran.'  Salat. 
,Wend  ir  in  [ihn,  den  Ablass]  nit  lösen,  so  sind  doran.' 
Mandel.  ,Aliqua  re  facile  carere:  wol  mögen  dron 
seyn,  ring  mögen  nianglen.'  Fris. 

Während  einige  MAA.  daränc  und  dordit  in  drä  zusammen 
rinnen  lassen,  vermögen  andere  die  beiden  WW.  gut  im  Voc. 
von  einander  abzuheben.   —   S.  auch  das  syn.   dar-um. 

onist:  1.  ^=  äne  Conj.  Sp.  262.  —  2.  Adv.  ohne  dies, 
sonst  GrHc.  ,Den  schiffman  bad  ich,  er  solte  mich 
umb  gotte.s  willen  über  see  fieren.  die  will  er  doch 
annest  villicht   lär   heim  miesste  faren.'    1572  Platt. 

änig:  frei,  ledig.  ,Dass  unser  land  von  allen  er- 
diensten  entbrosten  und  änig  sie.'  1497  Herkommen. 
,Dass  sy  des  bettlens  ä.  und  dest  bass  der  geschrifft 
obligen  niöchtend.'  Bossil-Goldsmim.  ,Laster,  deren 
Christen  billich  ä.  sin  sollend.'  1530  Egli,  Act.  ,r)as 
jr  aller  frömbden  herren  und  schaden  ä.  werden  möch- 
tind  und  verhüet[et].'  Zwingli.  ,Der  des  geyts  ä.  i.st.' 
1531  Prov.  =  ,der  den  gyt  hasset.'  ebd.  1548. 

Mhd.  acncc,  unmittelbar  von  änc  gebildet,  ,ohne  seiend'. 
Später  auch  entstellt  in  einig,  s.  d. 

ent-änen  rofl.:  sich  entäussern.  ,Wil  der  Vatter 
sich  des  hofs  entänen  sechs  wuchen  und  dryg  tag,  so 
mag  er  das  Kind  enterben.'  Oft'n.  Altorp.  —  Mlul. 
entanen,   entacncn.    —    S.  auch   das  syu.  ent-rinifjcn. 

ane  s.  an-hin. 

anne:  Zusammenrückung  der  Prüp.  an  mit  tonlosem 
Pron.  pers.  1)  der  3.  P.  m.  Acc.  Sg.  =  an  ihn.  'J)  der 
3.  P.  PI.  Dat.  =  an  ihnen. 

Annebadadi  =:  jldrfftrttrtrfei  Sp.  85. 

AiKMilone  A'nijnöndli  Z  seit.,  A'lemoiidll  Aa;  Z. 
Sii  friiidiidli    7,         n.:     1.    GartcnanemoiH',    anemuno 


hortensis  Z.  —  2.  sternblütiger  Winterling,  eranthis 
hiemalis  Salisb.  AABb. 

Aus  dem  lat.  W.  mit  Vertauschung  des  erstem  n  an  das 
vrwdte  \  dem  Wohllaut  zu  lieb,  wie  in  it.  Dial.  das  zweite  »i 
weichen  musste  (anemolo).  Das  vorgesetzte  s  vom  Art.  Iier. 
.Animoni  ist  ein  Bluemen.'  JCWeissenb.  1702.  —  Bed.  2 
beruht  auf  der  äussern  Ähnlichkeit  beider  Blumen. 

änen:  ahnen.  Mit  Acc.  P.,  es  änid-mi'''  Ndw.  — 
Vgl.  nnden. 

an  bar  „änhrr~ :  .strafwürdig.  ,.Ein  ahnberes  Wört- 
chen S."  —  Von  änen  im  S.  von  .ahnden'. 

aner    üner    s.   an-her.  anner,    annerig    s. 

ander  usw. 

Anneres,  dim.  A'nnerschli:  m.  Taufn.  Andreas 
GSev. 

Wechsel  von  nd  und  im,  «  und  i-li  in  gewissen  MA,\. 
häufig,  noch  häufiger  die  Eiuschiebuug  eines  furtiven  r  .als 
Übergang  von  einer  Liq.  zu  anderen  Conson. 

Anes  s.  Agnes  Sp.  128.  ani  s.  an-hin. 

Alini  n.:    Narden-,  Burstgras,    nardus  stricta  BSa. 

Schatjimanns  Schreibung  ,Äni'  führt  viell.  auf  die  richtige 
etymol.  ,Spnr,  indem  für  unser  Gras,  das  in  Büscheln  wächst, 
welche  vom  Vieli  ausgerissen  und  von  der  Sonne  gebleicht 
auf  der  Weide  herum  liegen,  die  Vergleichung  mit  Gross- 
mUtterchen  (s.  Ane  Sp.  2ßl),  bezw.  dessen  welkem,  strup- 
pigem Haar  nahe  liegt. 

Aiiiiiiia  f.:  w.  Taufn.,  angeblich  Anna  Katharina 
GRLdq.,  wahrsch.  aber  nichts  Andres  als  das  it.  Dim. 

Anis  B  tw.,  Anis  allg.,  «emV  Bs;  Z,  enis  Gr  tw., 
eiiis  Gr.  enes  Ap,    Vnis  (nasal.)  GG.,  Rh.  —   Ton  auf 

1.  Silbe  —  m. :  1.  Anis,  pimpinella  anisum,  allg. 
,Aniss'.  B  Kai.  1745.  ,Anicetum,  anisum:  eniss  oder 
äniss.'    Fris.;  Mal.     Enesli  (dim.),  Anissamen  Ap.  — 

2.  Fenchel,  foeniculum  offic.  G. 

„Stern-  f.:   Bergwohlverlei,  ariiica  montana  Gr." 
Aus  dem  lat.  W.  umgedeutet;   di.'  Zss,  luit  .Stern'  h.'zielit 

sich  auf  die  stralileiitiinuig    um   den    Uliitiiiboden    stebemleri 

Randbluten. 

aniwicren:  sich  ereignen  S<'HwE.  -  Vciilcrlit,  aus 
.arrivieren',  frz.   itn-ivrr. 

anno  «»»■_. •  im  Jahre  (so  und  so).  -  Aus  di'ui  l,at. 
—   S.    riil„d: 

äne,  äni  s.  an-hin. 

Änecher  m. :  eine  süsse  Apfelsorte  SSeliw.  Snr-: 
saurer  Apfel  ebd.    —   Zsgs.   mit  A,li,r  Sp.   0."i/ß. 

Änikli  s.  lineUi.        änen  s.  ämdcn  Sp.  213/4. 

ünese  änrSa:  Interj.  der  Verwunderung,  des  Ekels. 
Anesa  pf'utter  Tüfel!  GG.  —  Zusammenrücknng  von  «  »«" 
so,  den  selben  Bestandteilen  wie  in  dem  unter  ä  V  Sp.  4 
mitgeteilten  äsenv. 

Änete  ,*«c''J  f-:  Ente  PPo.  -  Alid.  »««(.  lai.  „mt-, 
it.   (inilm. 

änigc  s.  einige.         änisch  s.  jiinisch. 

änuliar  unohar:  Interj.,  lasst  sehen,  micli  wundert, 
was  meinst  du?  ,A.!  was  chunnt  da  vam  Widics?' 
W  Hauskai.  1843.  A.  chunnt  's  leid?  üb  es  niclit 
schlechtes  Wetter  gibt?  W.  —  Von  dia-  alid.  Fragepart. 
CTio,    inu   und   mit  har,  her,  zsgs. 

6n  s.  el  Sp.  10.  11.        on  s.  1.   in  Präp.    2.  und. 

enauwen  s.  neisswa.         eni'bet  s.  iiilicn. 

cnciwcl  s.   Dcissweh-h. 


All,  eil.  in 


2G6 


li  ene';  -i;  -es  «'»j,  -/,  -w,  zsgez.  <*»s  Zg,  sonst  (iis 
(ScHwMuo.  Jene,  rfs),  PI.  äni  —  ä  noch  vorwiegeiul  kurz 
—  .\aZ.;  Gl;  (iRÜ.  (änna);  GA..  Eh.;  Schvv;  UwE.;  U; 
Z  (am  See  t),  «'«? — «'»««  oder  e's  ApK.;  GRh.  It  T.. 
F»f  usw.  GO.,  d^ne;  -i;  -es  AaF.;  Zö;  ZKn.  {^,  ntr. 
-«u. -crs):  Pron.  demonstr.  1.  jener,  fast  allg.  ,Wie 
enni  Frau  s'spri>i(/e  ehurmtl'  gesprungen  kommt.  Stutz. 
,Eni  Wuche',  die  letztvergangene  Woche,  ebd.  (all- 
gemeiner gebräuchlich  die  comparative  Form  die  euer' 
W.).  Iiiem  han-i  's  g'maclit!  Jenem  (dem)  hab  ich 
den  Meister  gezeigt!  GO.  Inerc  ist  recht  g'schi!  Jener 
[Frau]  ist  r.  geschehen,  ebd.  ,Dem  für  die  stat  ge- 
hotten wird  [der  vor  das  städtische  Gericht  geladen 
wird]  von  geltes  schulden  [weil  er  Schulden  bezahlen 
soll],  kumt  der  harin  [herein],  den  soll  enne  [der- 
jenige] an  rechen  [verfolgen?  oder  1.  ,anvechen',  be- 
fehden?], dem  er  denne  gelten  sei,  und  han  [er  soll 
ihn  festhalten].'  Stadtr.  Baden  1290,  ,Des  Wägers 
buosse  stat  an  [steht  bei]  des  rates  bescheidenheit 
[Gutfinden]  und  ir  eide  [die  Eide,  welche  Kläger  und 
Beklagter  zu  schwören  haben]  nach  ens  schaden  [ge- 

,  niäss  dem  Schaden  Jenes,  des  Klägers]  und  nach  an- 
derro  gelegenheit  [nach  dem  übrigen'  Sachverhalt].' 
Z  Kichtbr.  1304.  .Einer  diss,  der  ander  ens  '  Edlib. 
.Disers  oder  ens.'  ThPlatt.  ,Wolte  ein  teil  disen, 
der  ander  teil  enn  [Jenen,  als  Obmann].'  Edlib. 
.Folgend  etlich  dem,  der  ander  em'  [zsgez.  aus  ,enem']. 
ebd.    ,Dert  in  ener  Welt',  im  Jenseits.  Faeri,  Pilgerb. 

1  Der  Fährmann  soll  den  Flüchtling  über  den  See 
fuhren,  ,so  er  baldest  mag  und  sol  in  in  enem  land 
[jetzt  am  enere"  L.,  am  jenseitigen  Ufer]  hinus  lassen.' 
Hofr.  Wangen.  —  2.  dieser  ApK.  u.  GRh.  It  T.  In 
U  bekommt  ä.  diese  Bed.  erst  durch   beigefügtes  da. 

Mild,  tner,  jener,  ijener,  auch  geiner,  yiener,  ahd.  ener  (bes. 
bei  imserm  Notker),  got.  jaim.  Auffallend  ist  der  Übertritt 
in  e'  Ap.    8.  uoch  einer  (Pron.)    Die  hochdeutsche  und  rich- 

i  tigere  Form  begegnet  nur  in  der  Verbindung  diw  und  Jene 
(neben    d.  u.  di'ne    ZO.),    meist    zur    Umschreibung    des  W. 

I  .Teufel'  oder  eines  Schimpfw.  Potz  dise  v.  j.  I  Du  d.  u.  j.  J 
Doch  aucli  sonst  im  Wechsel  mit  den  übrigen  Demonstrativ- 
pron. :  Ea  iat  ä  [auch]  nüd  Alles,  rieh  a'si";  rf((  chunnt  de, 
dUe  und  Jene  und  meint,  me  aött-em  sini  Schulde  zaie.''  Z 
(Tgl.  engl,   thia,    that  and  the  other).      ,Der  dieser    und  jener 

'  hat  mir  das  und  das  getan,  Gott  wolle  ihn  strafen.'  Ulr. 
1727.  In  diesen  Verbindungen  steht  nicht  nur  /ftie''  der 
Form  nach,  sondern  auch  dise''  der  Bed.  nach  von  dem  son- 
stigen Sprachgebrauche  der  MA.  ab.     In  ä.  Lit.  läuft  aller- 

■  dings  die  Form  mit  j- auch  mit,  .Das  und  jheniges'.  Kessl., 
das  ist  aber  eben  Schriftspr.  Übrigens  ist  wolil  in  der  eben 
besprochenen  Berührung  mit  ,dieser'  der  Ursprung  der  Form 
rf-ene''  zu  suchen,  welcher  auch  die  mit  demonstr,  d-  (di-,  du) 
gebildeten  oder  zsgesetzten  Advv.  (s,  Sp.  51  o.  u.  d-ünen,  dei) 

,  Vorschub  leisteten.  —  Der  Übergang  zu  Bed.  2  ist  nur  das 
ücgoustück  dazu,  dass  dise''  bei  uns  fast  durchgängig  .jener' 
"idor  ,der  andere'  bed.    —   Syn.   1  eelb. 

ünerig:  von  jener  Sorte  SchwE.  I  icott  [will] 
niid  vo"  dem  da,  i  ivott  Ennerigs. 

enor  allg.,  ender  BO.;  W,  -e'';  -i;  -s:  jenseitig. 
,Uf  der  änere   Site.'    Spreng.     Die   äner  Matte,   die 

•  zweitnächste  UwE.  D'Geisse  toei  [wollen]  allewil  's 
Äner,  das  Entferntere  AaF.,  Frl.  Dr  Äner,  der  Nach- 
bar, drüben  im  nächsten  Haus  oder  in  der  anstossenden 

■  Wohnung  des  selben  Hauses  L;  ZKn,;  's  Änere,  des 
Nachbars  [Haus  oder  Leute] ;  die  Änere,  die  Nachbars- 
leute L.  ,Am  eueren  Theil  des  Seews.'  ECvs.  (der  aber 
auch  ,uff  der  jheneren  syten'  schreibt).    ,Erst  um  das 

i,   jarl270  ist  sie  (die  Kleine  Stadt  Basel]  zu  einer  statt 


worden,  Enruii  Basel  geheisson.'  Wukstis.  (.enrun-, 
die  Form  des  Cas.  obl.,  hier  in  den  Nomin.  übertragen). 
--  Enerst,  iinerist  Aa;  Bs;  B;  G;  S;  Uw;  Z,  enderst 
ZO. :  äusserst.  Die  änerst  3Iatte.  die  fernste  UwE. 
jZ'änerist,  ad  extremum.'  lu.  B.,  am  fernsten  drüben, 
allg.,  häufig  mit  dem  Zusatz  ene.  —  Steigerungsfurmen 
zu   ene'', 

ene"  allg.,  mit  gedehntem  Voc.  AAFri.;  Bs;  BS.; 
Ndw;  Zg;  ZKn.,  e'nn  Ar;  G  oT.,  Hn  vor  Voc.  S  u.  in 
Zss.,  jic^ua  GO.,  oEh.,  z'ehierst  Jen  GO.:  1.  jenseits, 
drüben,  bzw.  diesseits,  hüben;  immer  mit  vorgesetzten 
oder  nachfolgenden  näheren  Ortsbestimmungen,  bes. 
anderen  Advv.  Do  e.,  diesseits,  dei  e.,  dort  drüben 
ScH,  Als  Steigerung  bas  <£.,  weiter  drüben  GA.  Uf-e 
[den]  Gottert  ufe  und  ««w  ahe  in  ItaJie,  jenseits  hin- 
unter nach  1.  S.  Über  mir  e.,  mir  gegenüber  Z/Sch, 
sonst  vor  mir  übere.  Verbindet  sich  mit  an  zum  Aus- 
druck der  Präp.  .jenseits':  ^enen  am  U^n.s.ser  lieisst 
dem  Leberberger  das  Amt  Kriegstetten  S.  ^n  a  der 
Aare  S.  ,Es  dunneret  ehnen  am  Rlilstriim.'  Hebel. 
.Enen  dem  Rhodan.'  FPlatt.  In  W  für  sich  allein, 
mit  Dat.,  ««wj»  dum  Wasser.  Dafür  sonst  enent. 
E.  abe,  ab,  auf  der  andern  Seite  abwärts,  hinunter, 
meist  bildlich  von  Altersschwäche  und  ökonomischem 
Ruin:  es  göt  e.  abe  mit-em.  E.  a.  clio,  ökonomisch 
rückwärts  kommen.  E.  ume  chö,  umkehren,  auch 
moralisch  B.  ,E.  u.  hü,  se  convertere.'  In.  B.  ,E.  u. 
gä,  hintergehen.'  Spreng.  E.  u.  ne,  bekehren  (zu  einer 
andern  Ansicht  oder  Absicht)  B;  Z.  Bis  i}.  use,  bis 
über  das  Ziel  hinaus,  aufs  Ausserste,  hartnäckig  über- 
trieben (sich  wehren,  Etwas  rühmen,  beteuern)  B;  S; 
Z  =  bis  dort  use.  E.  füre  [fürhin],  auf  der  andern 
Seite  hervor.  E.  dure  [durchhin,  hindurch],  auf  einem 
Umweg  zum  Ziel  S;  e.  d.  g' gange,  von  einem  ver- 
fehlten Unternehmen  Z;  dei  ena  döri,  drüben  hin- 
durch, d.  e.  zueni,  hinzu  Ap.  E.  naclie,  nahi  B, 
näe  Z,  auf  der  andern  Seite  eine  Strecke  weit,  in  B 
mit  abgeschwächter  Bed.  des  Zusatzes  überh.  nur  = 
jenseits,  auf  der  andern  Seite,  rf.  n.  htege,  die  Kehr- 
seite betrachten.  E.  drä  [daran],  auf  der  andern 
Seite  davon  Z.  E.  har,  [von]  jenseits  her  BsL.  — 
2.  hinüber  AaF.;  L;  aScHw;  Zg. 

Enen  blosse  Nbf.  zu  iiitent,  aus  welchem  es  verkürzt  ist. 
Über  Quant,  u.  Q,ual.  des  Voc.  s.  b.  gne''.  Die  einsilbigen 
Formen  (z.  B.  auch  in  enkalh;  ensit;  zu  Endorf,  Ental  vgl. 
Encd-Aa  (Enneda),  Ennetbaden)  beruhen  auf  Verstümmelung 
wie  ob  Sp.  .50,  ann  Sp.  259,  inn,  uss  aus  oben  usw.  J  ist 
nicht  eins  mit  dem  in  der  hochd.  Form  .jener'  vorkommenden 
Anlaut,  sondern  entwickelte  sich  hier  wie  in  anderen  Advv. 
der  Ruhe  zunächst  aus  der  Verbindung  mit  dei,  dort,  oder 
di-,  da;  vgl.  (fejoi  Sp.  50,  djoba  Sp.  51.  —  Bed.  2  Hesse 
sich  daraus  erklären,  dass  die  MA.  auch  in  einigen  anderen 
Fällen,  doch  vorwiegend  in  roman.  Nachbarschaft,  die  Ranni- 
verhältuisse  ,wo'  und  , wohin'  verwechselt.  Doch  muss  sehr 
auffallen,  dass  z.  B,  Zg  .hinüber'  mit  Jene  von  ,drüben'  ^ne 
scheidet;  es  legt  sich  daher  die  Annahme  nahe,  dass  unser  2 
eig.  das  selbe  W.  mit  äne,  der  eben  in  den  betr.  MAA.  üb- 
lichen Form  für  Üne,  ,anhin'  sei;  s.  jedoch  u.  über-f.ne.  In 
jedem  Falle  haben  in  unserem  2  zwei  WW.  ihre  Begriffe 
(.drüben'  und  ,hin')  vermischt. 

über-e««  (-e^rwe  TuTäg.,  -.;e*«  60.):  verstärktes 
iine.  1.  drüben,  jenseits,  auch  im  Sinne  von:  in  der 
andern  Welt  L;  Uw.  D' Wuche  ü.,  die  zweitfolgendc 
Gl.  Ü.  sin,  gewisse  Schwierigkeiten  überwunden,  das 
Ziel  erreicht  haben  Z.  —  2.  hinüber  h.  Über^ne 
(fit,  ins  Jenseits,  also  =  sterben  Uw. 


•267 


An.  eil,  in.  oii,  tili 


2GH 


Zur  Erklärung  von  ine  S  fallt  ii.  2  ins  Gewicht,  weil  in 
Uw  cene  immer  das  alte  ,i;ncn'  ist,  nie  für  ane,  ,anluu',  eintritt. 

hie-'enen  hene  (he'nn  Av):  tUesseits  ApH.  Hentie- 
n-und  denne,  hier  und  dort  ScnSt.  Reimend  und 
scherzhaft:  döt  jenn  vor  der  Nase  henn  GWe.  Daher 
nannten  die  Einwohner  von  Gross-  nnd  Klein-Basel 
sich  selbst  nach  ihrem  Standpunkt  zum  Ehein  Hä- 
nemer.  Spreng.;  vgl.  d-ene. 

selb-  seb-  Aa,  siild-  Z  Müiich.,  seit-  ZKii.:  dort 
drüben. 

da-,  deiir  Mg.,  der)ir  TnTäg.,  ?danii  W:  drüben, 
jenseits.  Dänntirr,  Gegenstück  des  obigen  Häiiriiirr. 
Was  übere-n-ist,  ist  d.,  Sprw.,  Geschehenes  ist  nicht 
zu  ändern;  Tautologie  wie  in  dem  Kinderreim:  über-e 
[den]  Gdtfcrd  ilih/ed  d'Brime  [Bremsen],  und  wenn  si 
übere  sind,  m  suiil-si  d.  Gl.  Abstract:  ,über  das,  u-u 
[das]  d.  isi-h.  Onis  !o  wachse.'  Schild.  Das  vem-mer 
[wollen  wir]  iez  d.  hl,  beiseite,  unberührt  lassen  Z. 
D.  .st,  berauscht  sein.  Suterm.  Als  Präp.  in.  Dat.  z.  B. 
d.  dum  Rotten,  jenseits  der  Khone  W. 

Fällt  lautlich  ganz  oder  beinahe  zusammen  mit  dänne, 
dannen;  in  W  MA.,  welche  für  letzteres  Adv.  zu  der  reinen 
Form  zurückgekehrt  ist,  scheint  das  vorliegende  d.,  welchem 
a,  ii  gebührte,  mitgerissen  worden  zu  sein;  doch  ist  fraglich, 
ob  daim  übcrh.  hieher  gehöre  und  nicht  violm.  in  da-nnrli 
zu  zerlegen  sei,  da  hkna  den  Gegensatz  dazu  bildet. 

über-d.:  Verstärkung  des  einfachen  d.  GrD. 

di-L'ue  Z,  dijen  GW.,  djennr  GlK.;  GSev.: 
drüben. 

Über  da'i  aus  da  abgeschwächte  di-  vgl.  Sp.  51  o.  und 
das  Adv.  dei.  Das  j  in  dijenn  ist  wol  erst  aus  dem  vorher- 
gehenden i  vor  abermaligem  Voc.  entwickelt;  in  den  Formen 
mit  dj  ist  es  statt  des  i  selbst  eingetreten. 

dei-iinig  G,  d%ji-nig  GO.:  jenseits,  drüben;  all- 
dort,  daselbst.    —    Mit  der  beliebten  F.nduug  -»/  aligeh^itet. 

ünene"  Aniina:  jenseits,  auch  als  Priip.  (mit  Dat.): 
üC.  dum   Wasser  W. 

Die  W  Lautverhältnisse  lassen  uns  im  Zweifel,  ob  wir 
eine  pleonastische  Weiterbildung  mit  cn  (vgl.  amw  Sp.  26() 
aus  ,auana',  usw.),  dgl.  die  dortige  MA.  entschieden  besitzt, 
oder  eine  Zss.  mit  n«''''  annehmen  sollen;  vgl.  o.  dana. 

Eni^gc":  Lückenbüsser  für  einen  Ortsn.  L. 
,Z' Annige  derl  roU  hinde.'  Ineich.  1859. 

enent  enet,  med  Aa;  BO. ;  Gl;  Gr;  L;  G;  P;  Uw; 
W;  Z,  e'net  Ar;  inert,  enerd  Ak;  Ap;  Siu;  Z,  ccnder 
U,  ecnderl  BL.  —  Voc.  kurz  verbürgt  Aa;  Gl;  G; 
SciiSt. ;  Z,  lang  PPo.;  ^,  u.  e*  wie  bei  i-ne":  jenseits. 
.«.  na'''hi"  B  wO.  Vgl.  enen.  —  1.  Präp.  m.  Dat. 
(früher  m.  Gen.).  E.  dem  Bach  sind  (iroiicd)  au"''  LxU, 
Sprw.,  nicht  alle  Menschen  sind  von  gleicher  Art; 
andere  Leute  können  auch  Etw.  lei.sten.  E.  dem  Bach 
kann  auch  scherzhaft  Amerika  bezeichnen.  ,Ennenl 
der  Aren.'  1320  Klingn.  ,Ennet  dem  mer.'  1330/1446 
ZChr.  ,Enneiul  dem  graben.'  1433  Eüedlgn.  ,Enel 
Ryns.'  Lenz  ca.  1.500.  ,lenet  dem  see.'  Kessl.  ,Ene( 
Birs.'  Bs  Chr.  ,Ennert  der  Thur.'  UMev.  Chr.  ,Ennet 
Rins.'  1551  S(Mi.  ,Enend  Bodensee'  neben  ,endert  dem 
see.'  Vai).  ,Enet  dem  Jordan.'  1549  Aal.  ,Ennert 
dem  iiicer.'  1557  Vogelb.  ,Yenseit  dem  meer,  yennert 
dem  in.  här.'  Fuis;  Mal.  ,Ennet  der  Iser.'  Platt. 
157'2.  ,Ehnct  Rheins.'  1765  Wurstis.  G  a.  Hdschr. 
unterscheidet  ,cnnent  dem  Jordan'  und  ,hie  disent 
d.  J.',  Ansii.  ,änot  Rhyns'  und  ,disent  Eh.'  Aus  solchen 
Verbindungen  sind  viele  Ortsn.  entstanden,  sämmt- 
lich.'  mit  d.'iii  T.in  auf  d^'m  '2.  W.:  Fiiiiedä  (s.  Sp.  64 


u.  Äch),  Enedberg,  -Uni,  -egge,  -märch,  Enesebe  (eig. 
Jens,  des  Sees),  sänimtl.  Gl,  Ennetmos,  -bürgen  Uw, 
Enetilfis  L,  mit  den  Abll.  Enetberger,  enetbirgisch, 
Enetu-ässler  =  Däiiemer  Sp. '267,  ,ihenetsee'sch.'  Kessl.; 
anders  Ennetbaden,  das  jenseits  der  Ijimniat  liegende 
Baden.  —  2.  Adv.  BEL;  Gr;  P;  W;  ,e.  d.  i.  im  Wallis 
PPo.     E.  na'''hi"  BwO.     Vgl.  iinen. 

Über  das  Verhältniss  von  eucnt  zu  emn  s.  d.  In  cncrl  ist 
r  blosses  Einschiebse)  oder  es  ist  Liquida  (n)  an  Liquida  (r) 
vertauscht;  vgl.  Niemerd,  Niemand.  Hinter  re  steigt  in  den 
Gebirgs-MAA.  leicht  d  auf;  wenn  aber  in  ZFisch.  ebenfalls 
gehört  wird  .xnderm  Zu",  so  wollten  wir  an  diesem  Orte 
eher  Umstellung  (für  cenerd-dcm)  annehmen;  freilich  zeigte 
auch  schon  eine  Z  Urk.  1573  und  die  ZChr.  1336/1447 
,ändert,  endert'.  Ender  hat  die  nnorg.  Elemente  (d,  r)  be- 
halten, aber  den  gehörigen  Auslaut  t  preisgegeben.  Eine  zur 
Einsilbigkeit  zsgerückte  Form  findet  sich  in  der  Zss.  mit 
-hidh,  -värfa  s.  d.;  dieses  cnt  lässt  sich  auch  in  dem  Gl  Ortsn. 
Emiiluirlil!  .  rkruiien.  Formen  mit  anlautendem  j  nur  in  ä. 
Qu.'IIdi;  .i.iinitlialb'.  1522  Strickl.  —  Einige  MAA.  ent- 
halti'Ti  sirli  iliosiT  Präp.  und  buhelfen  sich  der  Umschreibung 
enen  an  .  .  .  Die  alte  Genetivkonstruktion  ist  bis  heute  be- 
wahrt in  dem  Gl  Ortsn.  EnedbMs.  Kessler  konstruiert  (la- 
teinischer Analogie  folgend?)  auch  etwa  mit  Acc. :  .ihenct 
die  Sanromatas.' 

Iiie-  hjänet  GRKübl.,  hauet  Bs:  diesseits.  ,H. 
dem  Ehin.'  Spreng.;  auch  als  Adv.  Gr. 

Das  j  in  hjänet  ist  aus  i  (iV;  in  ,hie-r')  vor  folgendem 
Voc.   entwickelt  wie  in  den  Formen  mit  anl.  dj  bei  rnen. 

da-  dienet:   drüben  BRi. ;  Gr. 

enefer(t)  s.  enen- für,   drüben. 

ijnezen:  auf  der  andern  Seite.  .Zwei  Jucharten 
stossen  änetzen  an  . . .,  oben  an  .  . .'  1520  Kriess. 

Ein  genetiv.  weiter  gebildetes  enenis  mit  der  adv.  Kudiing 
-eil  oder  zsgs.   mit  an. 

Ennetä  s.  Hennendarm,  stellaria. 

Enekli  CMÄ^j,  änekli,  änikli  Gn,  Anechli  „(ii."; 
GRUVatz;  GO.,  „Enichli".  Satzg.  VDörf.  Gr.  Änrgli 
GrS.,  ,Eniglichen  (PI.)'.  Satzg.  Ortenst.  Gr,  EnTcelti 
GrV.,  ,Enkly'.  r713/18'27  Ob.  Bund  Gr,  rf»i</i  Gl,  En- 
ketli  GrA.:  I.Enkel,  Enkelin  „Gl";  Gr;  GO.  ,Nahe 
und  auch  weiter[e]  Kinds-Kinder,  die  dann  Enikli  und 
Urenikli  genamset  werden.'    1633  Satzg.  Zehnger.  Gr. 

—  '2.  Urenkel,  des  Enkels  Sohn  Bs  XV.  und  noch  zur 
Zeit  von  Spreng;  Zg  1566  (Änickli),  s.  Sp.  247  Äni  2. 

—  3.  Neffe.  ,Drei  auss  seinen  geschwüstertigen  er- 
boren Jüngling'  werden  gleich  darauf  , seine  enkel' 
genannt.  Vad.  I  150. 

Mhd.  eni(n)M,  enenkel,  ohne  Zweifel  von  Äni  (nacli  der 
auf  Sp.  '248  besprochenen  Vorstellung)  mit  der  dopp.  dimin. 
Endung  i(n)l,-lln  gebildet  (vgl.  lat.  av-unc-ulu«  und  ähnliche 
Bildungen  bei  Gr.  Gr.  3,  681.  697).  ,Enikli'  schon  1469 
Zehnger.  Gr.  —  2.  Sonst  bezeichnet  man  etwa  des  Enkels 
Sohn  mit  .Gross-',  den  Sohn  von  diesem  mit  .Ur-Enkel'.  — 
Zu  3  vgl.  lat.  «(7)0.1,  welclies  ebenfalls  die  Hcd.  Neffe  und 
Enkel   vereinigt. 

enengget  s.  ciii-ciiiig. 

euer  s.  e  Sj!.   10/ 11.  uu-ciier,   cneroclitig 

s.  ebd.  11. 

enei'C  I  '„■»(■)>:  einer,  unbost.  Art.  f.   Dat.  Sg. 

encrc  II  c'-iirirr<-:  ihr,  corum,  Icur,  il  loro,  Pron. 
poss.  der  3.  P.  PI.   ApI. 

Von  dem  Dat.  des  pers.  Pron.  [cne,  ihnen),  «.■Iclur  mit 
,von'  zur  Umsclireibung  des  Gen.  dient,  abgeleitet  iiarh  Aua- 
logi(i   von    .unsere'*'. 


2ti9 


All.  eil.  ein.  in. 


270 


Eniierli.  E-,  Scnnerli,  Sibcrii,  sa,  Aiiraii^'  eines 
Abzählsijruches  GiStdt. 

cnest  s.  einist;  dennest.  eneuer  s.  iieissver, 
Jind.  enig  s.  1.  eiiiii/.  2.  (■/'»cinrc;/.  gleiclnvohl. 
eniiiiie"  s.  iinwit.         eiiu  .s.  itnii. 

ein  1  Zalilw.  alleinstehend  ein^  fast  allg.,  ei  im, 
liiiii,  rtj»)  Ai-;  GaL.;  Seil;  eini  (äni,  enij;  eis  (äs,  es); 
Gen.  ni.  n.  eisse  B;  Bat.  eim;  einer  feire  B;  ZÜ.^; 
verbunden  ein  Z,  ei  Aa;  Bs;  B;  Gl;  ei;  eis,  ei.  Gen. 
eis  in  adv.  Zss. ;  Dat.  eim;  einer  allg.,  eir  B.  —  1.  Ein- 
lu'it  der  Zahl,  a)  für  sich  allein.  Eis  macht  's, 
/ireii  hei  (fnueü  z'tue",  drü  werde"  nie  fertig,  Sprw. 
der  Frauen  in  Bern.  ,Eis  lä  g'rad  sl,  connivere,  in- 
dulgere.'  In.  B.  I  sägen  Eis,  ich  will  nur  dies  Eine 
bemerken  L.  .Wegen  derselben  jr  .stöss  [Streitig- 
keiten] si  nun  uf  uns  bald  als  uf  ain  man  ze  cnt^ 
scheiden  komen  sind.'  Senn.  Kirch.  Urk.  Anno  eis, 
iro  de  Tüfel  no'''  jung  g'sl  ist  L.  .Nach  Essens  umb 
das  Ein.'  GBrdnn.  1522.  .Samstag  um  das  j  nach 
mittag.'  1531  Striukl.  ,Das  nachtmal  hat  gewäret  bis 
nach  dem  einen  nach  mittnacht.'  1576  GKeller.  Jetzt 
pluralisch  nach  Analogie  der  übrigen  Zahlen:  na''' 
den  Eise"  Z;  in  ä.  Spr.  ,umb  das  ein'.  1532  Z  Schul- 
ordn.,  aber  auch  schon  .die  ander  [Unterrichtsstunde] 
von  den  einen  bis  zu  den  IL'  ebd.  ,  Von  eim  Streich 
failt  kei  Eich.'  Stutz.  Ein  Weg,  auf  Dampfschiffen 
und  Eisenbahnen,  im  Ggs.  zu  Eetour  (anders  einnceg, 
s.  d.)  —  b)  verbunden  mit  anderen  Zahlbegriffen.  In 
eim  Schutz  zwe  Vögel  schiesse,  mit  einer  Handlung 
zwei  Zwecke  erreichen.  Schild.  ,Undecentum:  on  eins 
Imndert,  neun  und  neunzig,  eins  minder  dann  hundert.' 
Fkis.  ;  Mal.  .Proximus  a  postremo:  der  letst  on  einen', 
der  vorletzte,  ebd.  (s.  äne  Sp.  261).  .Dann  sy  wol 
eins  zwei  dünken,  dass . . .'  [Beteurung,  sie  wollen 
1  für  2  halten].  Strickl.  1529.  .Ein  tag  und  all  tag.' 
ebd.;  jetzt:  ein  und  all  T.  oder  all  und  ein  T.,  Tag 
für  Tag,  immerfort,  alle  Zeit.  .Er  stilt  ein  stund  und 
all  stund.'  Fkis.  All  bi  Eim,  Alle  bis  auf  Einen  [den 
Letzten  incL],  ad  unum  omnes.  So  halb  und  ei,  halb 
und  halb,  beinahe  Gl  (Schüler).  Weder  Eis  no'''  Kcis, 
gar  Nichts  BRi.  Ein  Ma""  ist  kein  Ma"".  Ei  ZU 
ist  nüd  alli  ZU  7iW.  Daran  schliessen  sich  folgende 
Fälle,  welche  schon  mehr  pronominalen  Charakter 
besitzen.  Eis  wie  's  Ander;  Eis  um  's  Ander;  es  iiber 
ds  ander  sc.  Mal  BHk.  Eis  i  's  Ander  rechne.  Er 
chunnt  eis  wie  's  ander,  jedenfalls  ZG.  ,Es  werden 
gegen  die  70  sein,  eis  ol  ds  ander,  eines  oder  das 
andere  ab-  oder  hinzugerechnet,  also:  ungefähr  PPo. 
.Eine  und  andere  [diese  und  jene]  sachen  aufgezeichnet.' 
Z  1666.  ,Dass  nit  ein  ungeschickters  folge  dann  das 
ander.'  LLav.  1584.  Mit  dem  best.  Art.  verbunden 
nnnnit  ,ein'  (in  der  Volksspr.  fast  durchweg)  die  Form 
eint  an  (nach  Analogie  der  Ordinalzahlwörter).  ,J]s 
sind  zweierley  galioten,  die  einten  heisset  man  . . ., 
andere  aber . . .'  König  1695.  ,Im  Eint  und  Andern 
den  Respekt  vergessen.'  Z  1700.  .Die  einden.'  1707 
I.  Makk.  ,Der  Einte  und  Andere.'  HPest.  Der  Eint 
häd  de  Seckcl,  der  Ander  ',<  Geld  Z.  (Eint  s.  auch 
noch  u.  2.)  Der  E  u-ill  hott,  der  Ander  Mist,  der 
Eine  will  rechts,  d.  A.  links  Ap.  Einer  [Einige  oder 
die  Einen]  diömmen.  Ander  gangen  BRi.  Die  selbe 
Form  auch  ohne  den  Art.,  wenn  einem  ,ander'  gegen- 
iiber.steliend.  Eint  und  Anderes.  .Eint  und  andere.' 
vMoos  177L     .Eint  oder  anderer.'   JDübs  1879.     Cor- 


rclativ  doiipelt,  mit  und  oline  best.  Art.,  im  S.  vcni: 
der  eine  (einer)  —  der  andere  (ein  anderer),  woraus 
zuletzt  der  Gebrauch  entspringt,  dass  es  auch  allein 
stehend  ,ander'  oder  ,jener'  bedeutet  (wie  umgekehrt 
lat.  aller,  der  andere,  in  Correlation  auch  =  der  eine); 
so  in  Ap  und  Nachbarschaft.  Der  ä  ond  der  ä,  der 
eine  und  der  andere;  das  ond 'sä,  dies  und  jenes  Ap. 
,Me  brückt  halt  aller  Gattig  Lüt;  was  En  will,  g' fallt 
dem  Änen  niU.'  Merz.  ,Säg,  was  för  cn  Onderschäd 
i'n  Epfel  cor  em  änen  het.'  ebd.  ,Lit  adcii.  En  zom 
Äne  cho.'  ebd.  Ä  Gottere  om  die  ä,  eine  Flasche  um 
die  andere;  äs  om  's  ä,  eins  um  's  andere,  nach  und 
nach ;  ä  Mol  um  's  ä,  ein  Mal  um  's  andere  A".  Es 
ist  ein  Tag  wie  der  ä  GStdt.  Der  Ä  (oder:  der  ander) 
het  das  g'sät  [gesagt],  der  Ä  (oder:  der  Ander)  das. 
ebd.;  oTh.  Die  Ana  hend  das  wöle,  die  Ana 's  A  Ap. 
Der  ei,  die  ei,  's  ei,  der,  die,  das  andere;  die  eine,  die 
andern  ApSchönengrd.  Es  ist  nüd  der  do,  es  ist  der  ä, 
nicht  dieser,  sondern  jener,  der  andere  Ap.  Die  roder 
Woche?  Nei,  die  ä  (Woche)  oder  no  die  ä,  die  vor- 
dere, letzt  vergangene  W.V  Nein,  die  vorletzte  oder 
die  noch  frühere  Ap.  Die  äne  Lüt,  die  andern  Leute 
GTa.  D'Frau  ist  uf  Herisau  ine  g'fare,  too  de  Ma 
zom  äne  [andern]  Loch  usi  ist  Ap.  Der  öa  hat  alli 
Schuld  uf  nii"''  g'schupft  und  (>''  natürlich  alli  uf  an 
öana  G  Berneck.  Dieser  Gehrauch  reicht  in  schwä- 
cheren Spuren  bis  Sch.  —  2.  Einheit  des  Wesens 
(ein  und  der  selbe).  ,Kament  eins  Jahrs  wider  heim', 
noch  in  dem  selben  Jahre.  Ans.  ,An  einem  Faden 
laufen',  von  gleichmässig  gesponnener  Seide,  die  daher 
auch  leicht  zu  verarbeiten  ist  Z.  Es  ist  nid  immer 
in  eim  Ohäppeli  [Kapellchen]  Chilbi  [Kirchweih]  S. 
Eifn)  Ding,  „edig  F",  eding  Ap,  einerlei,  gleichviel, 
allg.  Es  ist  ei'  tue",  gleichgültig  (in  Uw  aber  auch: 
gleichwol,  dennoch,  was  sonst  einewe ghehst;  i  tue 's 
eitüe  nid);  s.  u.  tuen.  Es  ist  ein  Tüfel,  auch  noch 
mit  dem  Zusatz:  de  Tcatolisch  und  de  refermiert  (eusere 
[der  unsrige]  und  de  Icat.),  gleich  schlecht;  ebenso: 
iiin  Hund.  Sulg.,  ,ei  Bettel.'  Id.  B.  's  isch  Eis,  einerlei, 
gleichgültig  Bs;  Uw  (aber  auch  1  Uhr,  s.  o.  1.;  daher 
das  Wortspiel:  c  Stund  na'''  zwölf  isch-es  Eis,  was 
me  tüei  L).  Es  chunnt  uf  Eis  nse,  es  kommt  auf  das 
selbe  hinaus  Z.  ,Zum  Tüfel  oder  zu  dir  käme  mir 
in  Eins',  wäre  mir  einerlei.  Gotth.  's  gät  in  eim 
[Gang]  (zue),  es  lässt  sich  zugleich  mit  einem  andern 
Geschäft  abtun  Aa;  B;  Z.  Eis  Wegs,  bald,  sogleich 
Uw;  Z.  ,Eis  Mals,  ex  improviso.'  In.  B.  En  enne(r)sch- 
[einers-]  mol,  auf  einmal;  auch  enncrsch  eniga  Mol  Ap. 
Des  einte  werde,  sich  mit  einander  verständigen  Gl. 
Mer  sind  des  Märts  [Handels]  des  e.  worde.  ebd. 
.Wan  sie  nicht  mit  einander  desseintcn  werden.'  ApI. 
Ldb.  1585/1828.  ,Die  erste  christliche  Kirch  und  un- 
sere jetzige  seyen  des  einen',  stimmen  überein.  1617 
JBreit.  ;  ,des  einten',  ders.  1634.  ,Wer  ist  gern  ver- 
hassty  Wer  ist  nit  lieber  mit  den  leuten  des  einen':" 
1655  FWyss.  ,Des  einen  werden,  de  re  eonvenire.' 
Denzl.  1716.  ,0b  einer  mit  dem  Jenigen  nit  könte 
freuntlich  dess  eindten  werden.'  1756  Ldb.  March. 
.\uch  mit  Präp.  statt  des  Genet. :  z'  einte  sl",  tcerde"  L ; 
Z;  und  verk.  für  , dessen  des':  ,wie  sie  dessen  einten 
worden.'  1735  ApA.  ,Ist  euch,  dass  einer  oder  me 
stössig  werdent,  kunt  da  Jeinan  zuo  und  sy  darumb  in 
ein  bringend  und  richtend  [schlichten] . . .'  1435  Offn. 
BiNz.  ,ln  ein  komen',  überein  kommen.  Scn  Stdtb. 
1.S90.     Eis,    handelseins,    einverstanden;    eis   werde. 


271 


An.  eil.  ein.  in. 


übiTeinkiiniiiien.  Kis  ist  hesser  ireäcr  iineis,  Wortspiel 
als  Trost,  wenn  man  sich  mit  Einem  begnügen  muss. 
MrT  sind-schen  [sin,  Gen.  v.  esj  eis,  wir  sind  darüber 
einverstanden  Gu.  Mer  vend  wider  eis  sl,  zufrieden 
mit  einander;  s.  noch  überein,  -s,  und  nneins;  einsen, 
veruneinsen.  —  3.  Einheit  der  Bewegung,  Eichtung; 
Coiitinuität.  Geng  in  Eim,  in  oder  an  Einem  fort, 
immerfort  B.  ,Murrte  er  in  einem.'  HPestal.  1790. 
,/  hett  's  iez  ober  dem  eine  [immerwährenden,  fort 
gesetzten]  Blaudere  bald  wider  vergesse.'  1825  Ap. 
.Ich  füer  euch  eins  farens  in  die  Hell',  in  einer  Fahrt, 
geraden  Wegs,  ohne  Aufenthalt.  Ziely.  Der  ä.  Spr.. 
bes.  der  asketischen  Schriftsteller  des  XVII.  eigen  ist 
im  selben  Sinn  die  Verbindung  eines  Vb.  mit  dem  Gen. 
seines  substantivierten  Infinitivs.  ,Luifend  [liefen]  eins 
loufen[s].'  Edlib.  .Acceptare  (frequentativum) :  nemnien 
eins  nemmens.  Aditare  (frequ.):  gon  eins  gon,  oft  gon.' 
Fris.  ,Gott  wartet  eines  Wartens  auf  die  Buoss.  Lang 
warten  ist  nicht  geschenkt.'  1Ö61  JMüll.  ,Die  straf 
näheret  sich  eins  näherens.'  ders.  1665.  .Halte  darum 
an,  geine  [gähne]  eines  geinens.'  Klingl.  1688.  ,Flehet 
eines  Flehens;  bätet  eines  Bätens;  schreyet  euch 
müde.'  1733  Ulr.  Vgl.  Schmell.  1^87.  Vor  Sub.st.  im 
Sinne  von  ,all'  (s.  d.)  oder  ,voll',  zur  Bezeichnung 
eines  hohen  Grades,  allg.  ,Sedulo  dicere,  in  einem 
ernst  sagen.'  Fris.  In  einer  Angst,  Täiibi,  Freud;  in 
einer  Früei  Gl;  ei  Wuet  nslä;  's  ist  Alles  ei  Gülle, 
von  einer  einzigen  Lache  bedeckt  Aa.  Am  Ahed 
bringt  me-ne  [man  ihn]  ei  Längi  nüd  i  ds  Bett,  mit. 
trotz  allem  langen  Zureden  Gl. 

II.  Unbest.  Fron.  1.  Irgend  eine  Person,  aliquis. 
quidam.  irgend  ein  Ding.  Eine,  ein  lediger  Bursch  oder 
ein  Mann.  Eini,  ein  Mädchen  od.  eine  Frau,  bes.  wenn 
Personen  verschiedenen  Geschlechtes  in  einem  Liebcs- 
verhältniss  von  mehr  oder  weniger  sittlicher  Art  ge- 
dacht werden  Ap.  Si  hed  Enn,  sie  hat  Einen  [Lieb- 
haber]; er  hed  Eni  le  'tue",  er  hat  ein  Mädchen  (als 
Frau)  heimgeführt.  Si  hed  Es  'hrocht,  ein  Kind  zur 
Welt  gebracht  Ap.  Sonst  kann  das  Neutr.  Eis,  wie 
beim  betonten  Zahlw.,  auch  eine  erwachsene  Person, 
bes.  weibl.  Geschlechtes,  bezeichnen;  vgl.  es;  z.  B. 
Es  hed  Eis  g'nueg  z'tue".  ,Was  eins  [Einer]  in  dz 
schiff  getragen  mag.'  Hofr.  Wanken.  Sonst  von  Sachen 
=  Etwas:  das  isch  Eis,  das  tvahrisch!  eine  Wahrheit 
B.  ,Selb  sei  Eines  [das  sei  Etwas],  iro  leahr  sei.' 
Breitenst.  1860.  ,Tuon  ich  dann  eins  und  loufen  hin.' 
Manuel  1522.  Eisse  Chnecht  sl".  Jemandes  Kn.  sein  B. 
,I)ass  [du]  ö})}}e  o  [etwa  auch,  doch  wenigstens]  Eiert 
[Bliner]  ghjchist,  die  us-eme  Burehiis  chiiiiiit',  einer 
rechten  Bauerntochter.  Gotth.  Prägnant  und  oft  be- 
tont: Dil  bist  (glich)  au  Eine!  ein  wunderlicher  oder 
schelmischer  Mensch;  du  bist  doch  afcEinel  du  treibst 
es  doch  zu  arg!  das  ist  Eine',  ein  au.sgc/eichnet  tüch- 
tiger oder  gefährlicher  Mensch  B;  Z;  iiüd  gar  Eine, 
ein  nicht  eben  Hervorragender,  ein  Mittelmässigcr  BKi. 
Esö  Eine,  ein  Mensch  von  solchen  Eigenschaften. 
,Wenn  ich  zurückdenke,  wie  ich  Eins  gewesen  bin' 
[was  für  ein  dummes  Geschöpf].  Gotth.  —  2.  mit 
Einschluss  der  ersten  Person:  man,  bes.  in  den  Gas. 
olil..  doch  auch  im  Nomin.  Es  chief  's  Eine  für  ds 
Halbe,  man  konnte  es  um  die  Hälfte  kaufen  B.  Wer 
wott-si'''  Eisse  än'e?  Wer  wollte  sich  Unsereines  an- 
nehmen V  B.  Er  seil  Eim  Nüt  [uns  oder  Andern]. 
,Da  welle  er  Eim  [einem  Jeden]  des  Rächten  sin',  vor 
(iericht  Rede  stehen.  UMev.  Chron.     Es  nimmt  Eine 


Wunder  B;  Z.  Es  meinti  Eine  ('s  sott  Eine  meinej, 
man  könnte  meinen  B;  Z.  ,Es  meint  Einem.'  Gotth. 
Der  Dat.  überh.  oft  für  den  Accus,  z.  B.  ,Selligi  Wort 
rhönne"  Eym  Tag  und  Nacht  verfolge".'  Gotth.,  welcher 
diesem  auch  in  den  übrigen  Kantonen  beliebten  Pro- 
vincialismus  auch  in  verhochdeutschter  Rede  treu 
bleibt:  ,Da  mache  Niemand  Einem  höhn  [böse].'  ,Es 
komme  darauf  an,  wer  um  Eim  sei.'  ,So  freu  es 
Einem  auch.'  ,Es  würde  Einem  zuletzt  versprengen.' 
Auch  ein  Mal  für  den  Nom. :  ,Üser  eim  [Unsereiner] 
muss  Zinsen  geben.'  Umgek.  Acc.  für  Dat.  3Ic  viues 
Ein  [sich,  sibi]  icüsse  z'helfe  Aa. 

ni.  Unbest.  Artikel,  m.  j»  Z,  r  Aa;  B;  Gl,  p,  me 
Bs;  Uw,  f  u.  en  W,  Gen.  cs,  nrs  B;  Uw;  W,  Dat.  .«f»i, 
W,  „ijii-mcm  BGrind.",  riiune,  jtoj  B;  Z,  humi-  Aa;  Uw, 

imrtlr,    inir  AA;  Bs;   Uw  n.    fS,   MgS,    f,    nr  —  f.    rn  Aa; 

W,  c  Aa;  Bs;  B;  Gl;  Uw;  W;  Z,  «g  Bs;  Uw^  Dat. 
iMf-r  W,  enij'e,  (Tj  B;  Z,  inp>  Aa;  Bs;  Uw;  Acc.  an 
Präp.  angehängt  m.  f.  auch  -jWf,  n.  -jMjS.-  1.  Scheinbar 
pronominal  gesetzt,  aber  mit  deutlicher  Ergänzung 
best.  Sachsubstantive.  ,Tanz':  mer  iceiä  eine  mit  eiiand 
fare  Gl;  er  liet  eine  mit-ere,  er  tanzt  mit  ihr.  Spterm. 
,Er  fragte  das  Mädchen,  ob  sie  einen  mit  einander 
haben  wollten.'  Gotth.  Eine"  iw",  einen  Trunk. 
Schoppen;  ebenso  eini,  eine  Flasche,  halbe  oder  ganze 
Mass  B;  Z;  eis,  ein  Glas  oder  irgend  ein  Mass,  z.  B. 
chumni,  trinlc  eis!  chumm,  tue  eis  B'scheid!  ,Rausch': 
er  hat  eine!  Bs;  Schw;  Z;  auch:  er  het  wider  eine 
g'füert  BBrisl.  Weniger  bestimmt:  eis,  ein  wenig,  ein 
Mal,  ein  Weilchen  usw.;  vgl.  eins  als  Adv.  Eis  lebe, 
sich  wohl  sein  lassen,  gütlich  tun  S.  ,Seye  heut  eines 
mit  uns  lustig.'  Mey.  1692.  Es  g'lnstet-vii'''  eis  ;'spa- 
ziere.  1  mnes  eis  ga  luege,  ob  ds  Hue  eis  [ein  Ei] 
g'leit  het  B.  Witt  eis  i  d'  Wlti?  willst  du  ausreisen V 
Ndw.  Si  händ  eis  mid  enandere  g'churzwllet,  Karten 
gespielt  Ndw.  Das  ist  wider  eis  mm  em!  =  es  Mii- 
sterli,  eine  Probe  von  seinem  Charakter,  einer  von 
seinen  Streichen  Z.  ,Das  wäre  aber  eins!  Das  wäre 
mir  eins!'  Ausrufe  der  Verwunderung.  Siml.  Urk.  1760. 
Dagegen  ^i's,  ein  Schlag,  z.B.  gib-em  Eis!  —  2.  Die 
ä.  Spr.  setzt  in  gewissen  Fällen  den  unbest.  Art.  statt 
des  bestimmten  oder  auch  wo  heute  das  blosse  Subst. 
steht.  ,Modum  facere:  ein  mass  halten.  Naufragiuni 
f.:  ein  schitl'bruch  leyden.  Spiritus  f.:  Einem  ein  muot 
machen.'  Fris.  ,Ein  lär  strouw  tröschen.'  UMev.  Chr. 
,Wann  du  ein  notdurft  geessen  und  trunken  hast.' 
1670  Werii.-u.  .Durch  ein  flcissiges  Lesen.'  1778/80 
vMoos.  Die  Kanzleispr.  setzte  vor  Titeln  von  Be- 
hörden ,ein'  im  S.  von  .der  jeweilen  im  Amt  stehende', 
weil  bei  der  regelmässigen  Ordnung  des  Staates  die 
Person  des  jeweiligen  Inhabers  eines  Amtes  im  Grunde 
gleichgültig  und  insofern  unbestimmt  ist.  Daher:  ,eir 
hoehweiser  Rat  hat  beschlossen'  udgl. ;  ,vor  eim  Schult- 
hess',  vor  dem  Schultheiss.  UMey.  Chr.  Dann  freilicl 
auch  von  einer  ganzen  Stadtgemeinde:  ,Anno  llOt 
liand  wir,  ein  stat  Basel,  uns  verbunden'  usw.  Aucl 
die  heutige  Spr.  setzt  zuweilen  ein  in  bestimmtem 
Sinne,  z.B.:  ,Wie  du  denn  doch  e  Sach  a"z'hrintji 
weist!'  Stutz.  ,By  Verliebte  überlauft  e  Ding  gar  gli' 
was  sie  tun,  wird  leicht  übersehwänglich.  Hexüelei 
1836.  Für  e  Fürsorg,  zur  Fürsorge  B.  Si  hdiid  m 
welle  zu-me  Fancträger  mache  Z;  vgl.  nihd.  z'cim< 
lierren  hän,  zum  Herren  haben.  —  3.  vor  den 
Ntr.  eines  Adj..  welches  dadurch  substantivier 
wird:  es  Anders,  etwas  Anderes  FJ.;   uf-c  Neits,  auf 


273 


Ai 


•II.  ein,  in.  nii.  im 


■274 


Neue  Z;  CS  B'xtcllls  tiiadtc.  oiii  .Stelliliclit.'iii  veralirodeii 
BE.  .Damit  wir  harin  ein  luters  [Klarheit  hieriiberj 
haben.'  1525  Strrkl.  ,Es  war  ein  Selzanis',  etwas 
.Seltenes.  Bossh.-Goldsihm.  ,Lass  dich  benüegen  an 
eini  zininiliehcn,  das  man  dir  fürstellt:  ne  appetas 
ilelicias.'  HBill.  1570.  .Accepto  ferre:  für  ein  empfan- 
(jens  haben.'  Fris.  ,Auf  ein  newes.'  JMüll.  IGOl. 
.Bis  dass  er  solches  Geld  bezahlt  oder  von  dem  An- 
spreeher  ein  bessers  [billigere  Bedingungen?  Nach- 
lassV]  erlangen  mag.'  L  Stadtr.  1706.  —  4.  vor  Stoff- 
substantiven, meistens  wenn  nicht  eine  allgemeine 
Kigenschaft  des  Stoffes,  sondern  irgend  ein,  nicht 
genau  gemessenes,  aber  zu  bestimmten  Zwecken  als 
bekannt  vorausgesetztes  Quantum  desselben  gemeint 
ist.  ,Bitterer  dann  ein  gall.'  LLav.  1569  (,als  gallen'. 
ebd.  1670).  ,Ein  sehaffleisch  oder  dergleichen;  etwas 
kalts  in  einem  essid  [Essig-];  ein  prättes  [Gebratenes]; 
ein  pfeffer;  ein  Reben  [eine  Tracht  weisse  Rüben], 
fisch,  baches  [Gebackenes]  und  ein  Haberkern.'  G 
Küehenordn.  1495.  Es  Wasser,  ein  Zuber  voll;  e  Milch, 
eine  Mass  Aa.  ,'s  EUasse  Chind  ist  do;  es  möclit  e 
Milch.  Wo  niuess  em  eini  ge?'  Stütz.  ,Wenn  ihm 
ein  Nachbar  eine  Milch  oder  sonst  Etwas  gab.'  HPest. 
1790.  —  5.  bei  Zahlangabon,  die  nur  ungefähr, 
nicht  genau  zu  nehmen  sind.  ,En  Giildi  zeit  bis  filfzeh.' 
Stütz.  .Ein  capitel  4  oder  5.'  1525  Egli,  Akt.  ,Uf  ein 
jar  acht.'  1525  Absch.  ,Nit  lenger  dann  ein  tag  zwen 
drey.'  Vogelb.  1557.  ,Unus  et  alter  dies  intercesserat: 
e.s  hatt  sich  ein  tag  zwen  darzwüschend  verlaufen.' 
Fkis.  Stockar,  Jerus.  setzt  die  Zahlen  unmittelbar 
nach  ,ein'  vor  das  Subst. :  ,ain  5  oder  6  oder  7  oder  8 
oder  9  oder  10  nitt  mer';  ,ain  3  dugatten'.  Hieher 
gehört  auch  das  ,cin'  vor  .Stück'  in  der  Formel: 
e  Stiick-cr  mit  folgender  Zahl.  Das  mit  ,ein'  vor- 
geschobene Subst.  i.st  die  Masseinheit,  welche  so  und 
so  viel  Mal  genommen  werden  soll;  oder  es  bedeuten 
,cin'  und  die  anderen  Zahlen  die  beiden  äussersten 
Grenzen  der  Zählung.  —  eis  Järsch,  vor  einer  An- 
zahl Jahre  GA.,  ist  offenbar  nach  eis  Tags  gebildet. 
—  6.  pleonast.  vorgesetzt,  oft  vor  mäng,  manch; 
iede  (eniede);  s.  noch  o.  Sp.  12  e  3.  (Dagegen  in  ekein 
ist  e  die  alte  Negationspartikel  en  =  ne,  obwohl  un- 
geschickte Verhochdeutschung  es  als  den  Artikel  dar- 
stellt; s.  kein.)  Beliebt  ist  Wiederholung  des  ,ein' 
vor  einem  durch  ein  Adv.  bestimmten  Adj.  und  bei 
,so'  z.  B.  en  b'sotiderig  en  frla  Ma"",  ein  besonders 
freundlicher  Mann  Ap;  e  recht  e  schöni;  es  recht  es 
grosses  Schw;  S;  Z;  eso  e . . .,  solch  ein  Gl;  Z. 

Die  Deklination  ist  die  selbe  für  I  u.  II.  Für  Nom.-Acc. 
Dl.  ist  in  Aa;  S  die  Form  ein  beliebt,  wenn  es  partitiv 
steht:  ein  ro  dene  Buehe ;  und  in  den  Verbindimgen  ,Unser- 
einoi"  usw.  wechseln  die  beiden  Formen  allgemein.  Ein  für 
Einen  schon  bei  Stock.  1519:  ,do  hatt  unser  batron  ain  im 
schiff,  der  .  .  .'  Übrigens  ist  der  Unterschied  zwischen  eine 
und  ciii  ein  ganz  nebensächlicher.  Beides  sind  Accusativ- 
formen.  jenes  eine",  dieses  ein'n;  sie  konkurrieren  in  säinrat- 
lichcn  MAA.  in  Fällen  wie  ein  Weg  und  adv.  eineweg  (jeden- 
falls), uud  in  der  Bed.  ,man'  so,  dass  Eine  dem  Noni.,  Ein 
dem  Acc.  zugeteilt  ist.  Das  flektierte  Ntr.  ei(n)»  auch  in 
adj.  Stellung  schon  in  ä.  Lit.  Der  Gen.  einesae",  ein-s-e" 
Ceinse'  =  alicujus,  schon  1556  Z)  beruht  auf  pleonastischer 
Flexion;  wie  hd.  ,dcssen'  aus  ,des';  vgl.  ali  Sj).  169;  ebenso 
der  Dat.  f.  eire  aus  ,einer-e"'.  Die  Synk.  im  Dat.  schon  mhd. 
leime).  Die  Form  des  Nom.  PI.  mit  er  erklärt  sieb  entw. 
ans  Analogie  mit  amler.  d.  i.  andere,  und  den  Possessiven 
iinan;  euer,  unsere  =  die  unserigcn  u.  s.  w..  deren  er  ja  aiicli 
i"  gebildeten  Kreisen  häufig  als  adj.  Flexion  aufgefasst  wird, 
Schw.  Idiotikon  I.  2. 


oder  als  erstarrter  und  dami  nach  Art  des  frz.  Teiluugsartikels 
gebrauchter  Geuet.  PI.  in  partit.  Bedeutiiug;  vgl.  Hchm.  I"  3'. 
So  weit  läuft  die  Deklination  teilweise  parallel  mit  derjenigen 
der  |iossess.  Pron.  ml«  usw.  Was  die  Form  Eiiii.  beim  Prou. 
betrifft,  so  licsse  sich  zu  ,iueineu'  freilich  der  Dat.  begreifen, 
da  ,uieinen'  nach  Analogie  von  ,scheinen'  konstruiert  wäre; 
allein  die  Freiheit,  welche  die  MA.  sich  mit  der  Form  Eim 
nimmt,  zeigt  deutlich,  dass  der  Vorgang  nicht  ein  bloss  syn- 
taktischer, sondern  auch  ein  lautlicher  ist;  er  bezweckt,  den 
Cas.  obl.  (Acc.)  von  dem  Nom.  durch  eine  ausgeprägtere  Flexion 
abzuheben.  —  Sonderbar  bei  Stockar  1519  die  Zsziehuug 
,ar'  d.  i.  Eir,  Einer  (,das  Ar  sin  Lcbeulaug  numen  [nicht 
mehr]  frölichen  wiirdi'),  da  der  Nom.  auf  r  doch  nur  aus 
der  Schriftspr.  konnte  hergeholt  werden.  —  Eint  lässt  sich, 
wie  überhaupt  das  erste  Glied  in  kopulativen  Vorbindungen, 
gerne  an  der  Flexion  des  zweiten  genug  sein.  ,Iiu  Eint-  und 
Andern.'  1706  Dien.  ObGl.  —  Die  Erörterung  der  Formen  des 
Artikels  rauss  der  Gramm,  anheimgestellt  werden;  hier  nur 
zur  Ergänzung  der  oben  aufgezählten  Formen  noch  ein  Gen. : 
,eis  kusters'.  1:327  Gfr.  und  die  Erwähnung  der  an  italieu. 
und  lat.  Sprachgebrauch  erinnernden  Konstruktionen:  en 
minige  Briieder,  un  mio  fratello  AP;  „«ue  diner  eme  Tagliiiu-r 
Gr;  W,  ad  unum  tuorum  mercenarioruui,  engl,  to  a  work- 
man  of  yours.  —  Der  Bedeutungsunterschied  zw.  I,  11  u.  III 
ist  natürlich  stellenweise  ein  fliessender,  da  es  sich  ja  nur 
um  stufenweise  Abschwächung  des  Begriffs  eines  und  des 
selben  W.  handelt.  Über  die  Entwic.kelung  der  Bed.  ,ander' 
und  ,jener'  aus  , einer'  und  das  teilweise  Ineinanderttiessen 
des  hier  besprochenen  W.  mit  dem  Pron.  einer,  äiner,  jener, 
s.  d. ;  vgl.  auch  Schni.  I^  88  o.  Die  Bed.  4  beim  Numerale 
erklärt  sich  aus  innerer  Vwdtsch.  und  öfterer  Verbindung 
der  Begriffe  ,ein'  und  ,aU';   s.   I   b.  und  all  Sp.   167.   168. 

üb  er- ein  Adv.:  1.  durchaus.  Überei  de  ganze 
Tag.'  Heng.  1836.  ,Ü.  veracht",  gänzlich  verachtet, 
ebd.  Im  XVI.  bes.  in  Verbindung  mit  , wollen',  z.  B. 
,Wenn  man  die  disputation  über  ein  ze  Baden  haben 
wil.'  ZwiNGLi  1526.  ,Wilt  du  aber  ü.  iiit  binauss  gon.' 
1531/48  Jerem.  (1667:  ,gar  nicht').  Auch  bei  Manuel. 
—  2.  überall,  allenthalben,  allgemein  Schw;  Uw;  U. 
Uberei  g'hert-me  [hört  man]  das  Ndw.  Es  heisst 
überei .  . .,  es  »ist  ein  allgemeines  Gerede  Schw.  ,Tm 
Land  uberein'  heisst  es  im  Sc-inv  Steuerrodel  v.  1503. 
da  die  Quoten  der  einzelnen  Bezirke  zusammen  gewählt 
werden.  —  3.  beisammen.  Me g'sH  [man  sieht]  die 
zicei  nie  iiherei  SchwE.  —  4.  .Immittere  rudcntes:  die 
Schiffseiler  nachlassen,  übereyn  lassen  und  rüsten  ze 
faren.'  Fris. 

1.  erklärt  sich  aus  dem  Begriff  der  Übereinstimmung 
mit  sich  selbst  oder  Andern,  beharrlicher  gleichmässiger 
Willensrichtung;  vgl.  ,über  einen  Leisten  schlagen.'  —  Bei  2. 
zeigt  sich  die  schon  mehrfach  bemerkte  Berührung  zwischen 
.ein'  und  ,all'.  —  3.  ist  wohl  nur  eine  äussere  Erscheiuung 
innerer  Übereinstimmung.     S.  auch  ühcrcim. 

after-  afterei  Kay.:  überall,  durchweg  UwH;  W; 
a.  nass,  durch  und  durch  n. 

Eig.  , einer  Kichtung  nach',  s.  a/ter  Sp.  124.  Syu.  after- 
,all',  wo  wieder  ,all'  für  ,ein'  eintritt.  Mhd.  n/terein,  nach 
einander.      Vgl.  auch  a/terlands. 

all-  elei  Z,  alä  Th,  anderswo  auch  bloss  lei.  Er 
ist  nüd  elei,  hat  einen  Rausch  ZKn.  EUei  ml"  oder 
lass  gar  .s'j",  ich  will  Alles  (allein)  haben  oder  gar 
Nichts.  SüLGER.  Ellei  singe  und  drösche  ist  die  lang- 
wlligst  Arbet.  ebd. 

all-eini  eleini:  allein,  als  Adv.  Bs;  BM.;  S. 

Aus  mhd.  «feine,  ahd.  'aleino  mit  Übergang  von  tief- 
touigem  e  in  i,  wie  im  Conjunctiv  und  bei  der  Femin.  auf  -i, 
mhd.  -e,  nicht  etwa  verk.  aus  .alleinig',  da  das  g  dieser 
Rndnng  nie  abfällt.     Hofstätter  schreibt  abwerhselnd  -e  u.  -i. 


275 


An. 


276 


alleinig  1)  aleinig,  ^le'miy  B;  Uw;  W;  Z,  2)  all- 
cinggen,  allenggen  BO.,  Unggr.  LE.,  3)  fleigge  Aa, 
rWgge  .S'cHBuch,  4)  fleige  S;  Z,  nläge,  eUige  ScHStdt; 
ZSth.,  5)  alleiged,  'Jeiget  Z:  1.  allein.  Si  ist  nid 
ßümmej  a.  BSi;  L;  W,  mulier  gravida.  Eend  ir  en 
länige  Herrgott?  einen  besondern,  für  euch  allein? 
Th.  ,E.  ist  alleinig  zuo  dem  M.  gefaren.'  1531  Absch. 
Adr. :  ,niclit  alleinig  —  sondern  auch.'  Bs  1655.  — 
2.  einzig.  Er  ist  eleinege  Sun  Uw,  lengge  Erbe  LE. 
Syn.  eigen  4  Sp.  146. 

Die  Formen  i  und  5  scheinen  zsgs.  aus  ,all-eigen',  was 
dem  Sinne  nach  wohl  möglich  wäre,  da  .eigen'  sich  oft,  hes. 
in  Zssetzungeu,  schon  in  der  a.  Spr.  mit  ,ein'  berührt;  den 
Zusatz  eines  rf,  (  hei  i  zeigt  auch  das  einfache  eiyen,  s.  d. 
Aber  3  lässt  sich  nur  durch  Assimilation  von  nr/  zu  ijtj  er- 
klären. Die  Endung  -t"  ist  die  in  der  ä.  Spr.  häufige  adv. 
Form.  Dass  bei  2  ein  gg  auch  nach  beibehaltenem  n  er- 
scheint, erklärt  sich  aus  der  Neigung  jener  MAA.  zu  Bei- 
behaltung des  n  übh.,  auch  im  Auslaut,  und  zu  Verdopplung 
anderer  Consopanten.  Immerhin  kann  und  muss  wol  teilweise 
Beimischung  von  ,eigen'  angenommen  werden,  wenigstens 
bei  5,  wo  der  Zusatz  von  d,  t  sonst  nicht  zu  erklären  ist. 

müs-entig-allein:  ganz  allein  GrD. 

£71(13  dient  auch  sonst  zur  Verstärkung,  s.  d.  W.  — 
ilüi  abstrakt  verstärkend  vorgesetzt,  entnommen  aus  con- 
creteren  Verbindungen  wie:  müsstill,  -tüd,  -iias«. 

niüs-bein-,  müs-sel-:  dass.  Gr. 

Auch  hier  sind  die  beiden  vorgesetzten  VVW.  nur  getrennt, 
also  als  gehäufte  Verstärkung,  und  ohne  Begriffszusammen- 
hang mit  dem  Grundw.  aufzufassen,  abstrakt  übertragen  aus 
andern  Verbindungen,  in  welchen  die  Verstärkung  auf  con- 
creter  Anschauung  beruht,  s.  das  vorige  und  vgl.  ,bein- 
dürr,  -hart'. 

muetcrs-  muetersch-elei :  dass.  GA.,  ,muttersalein'. 
FPlatt. 

Eig.  ^  (sogar)  von  der  Mutter  verlassen.  —  Das  «  viell. 
nach  Analogie  des  mhd.  alterseine,  vom  ganzen  Zeitalter,  von 
der  zeitgenössischen  Welt  verlassen ;  vgl.  .Nachts'  nach  Anal, 
von  ,Tags'. 

raueter-sel(en)-,  in  Ap  -sels-  und  -seligs-.  bei 
Hengeler  auch  mueter-se-:  dass. 

liPueterse  mit  Abstossung  des  /  wie  in  Muetine  für  Miu:tis-hef 
(die  wilde  Jagd)  r  abgestossen  ist.  In  -«c?iV/«  ist  -ig  das 
beliebte,  aber  oft  sinnlos  angewandte  Mittel  der  Worterwei- 
tcrung,  -»  adv.  Endung.  —  Die  urspr.  Bed.  war  entw.:  ver- 
lassen von  jedem  von  einer  Mutter  geborenen  Menschen 
(Seele  =  Mensch),  oder  —  da  ein  Compos.  ,Mutterseele"  in 
jenem  Sinn  nicht  vorkommt  —  die  beiden  Begriffe  waren 
coordiniert,  der  eine  den  andern  verstärkend;  vgl.  hrand- 
erde~»chwarz  u.  a. 

muetersengg-  müetersänggeläi  UwE.:  dass. 

Entw.  blosse  euphem.  Entstellung  von  muetcrecl-,  wie 
mitex  udgl.  statt  der  Beteuruug  ,meiner  Seel';  oder  eher 
abzuteilen  mueters-engg-,  das  letztere  aus  einig  im  Sinne  von 
, einzig';  s.  all-einig. 

müeterlichs-:  dass.  1405  Ap  Krieg. 

Wenn  die  Schreibung  ,mütterlichs'  richtig  ist,  so  kann 
nur  an  das  Adj.  gedacht  worden,  etwa  im  S.  von  ,mütter- 
lichen  Teils'.  Sonst  könnte  zu  Grunde  liegen  Muvicr-hch, 
Mutterleib,  oder  die  Coordination  Mitcter  u.  itcJ  ^  Leichnam 
(Christi),  welches  letztere  W.  auch  als  Beteuruug  und  Vor- 
stärkung vorkommt  z.  B.  Iichnamvil. 

selig-:  dass.  Z.  —  Verkürztaus  mueteraelig-,  s.  0.,  oder 
aus  einem  daneben  selbständig  üblich  gewesenen  «elcn-allein, 
von  jeder  Seele  verlassen. 

dri-.  Das  sog.  ,DreialIcintanzeir  ist  in  einem  L 
i>ittonmandat  von  1806  streng  untcrsacrt. 


Ver-ein  1.  n.  B;  S:  wie  nhd.,  speziell  Gesell- 
schaft, worin  beide  Geschlechter  vertreten  sind,  z.  B. 
ein  gemischter  Chor.  Dim.  Vereinli:  gesellige  Ver- 
einigung von  sog.  Gespielen,  d.  i.  Jugendfreundinnen 
Z  Stdt,  Winterth.  —  2.  f.  Vertrag,  Büudniss.  Absch. 
XVI.     ,Nach  lut  der  verein.'  1521  Strickl. 

Abgekürzt  aus  vereine,  f. ,  Vereinigung,  wie  das  Geschlecht 
von  2  zeigt.  Das  von  1,  welches  sich  übrigens  jetzt  an  den 
meisten  Orten  dem  nhd.  Sprachgebrauche  anbequemt  hat, 
viell.  übertragen  von  dem  des  begriffsverwandten  ,Buud'; 
auch   ,Chor'  und  , Gesang'  sind  in  der  Volksspr.  meist  n. 

Jär-gänger-v.  m.:  Gesellschaft  v.  Männern,  welche 
im  gleichen  Jahrgang  geboren  sind,  eine  von  St.  Gallen 
aus  auch  auf  andere  Orte  übertragene  Institution;  s. 
PScHEiTL.  1829.  In  V^'interthur  sogar  ein  ,Kaltjar- 
gängerverein'  mit  Bezug  auf  den  kalten  Winter  1829/30. 

Ge-sang-v.  n.  Bs;  Zf:  wie  nhd. 

ver-un-einen  verüeinn:  vergiften,  v.  Tieren  Ar. 

Die  Einheit  des  gesunden  Organismus  durch  Beimischung 
fremdartiger  Elemente  stören. 

ver -einen:  1.  vereinzeln,  vereinsamen.  Nur 
im  Partie.  , veraint',  verödet.  1408  Ap  Krieg.  Vgl. 
Einet,  Einöde.  —  2.  versöhnen,  schlichten.  Strei- 
tende Parteien  , richten  [vergleichen]  und  vereinen'. 
G  1485.  ,Sich  der  zwytracht  v.',  aus  Zwietracht  zu 
Einigkeit  kommen,  über  streitige  Punkte  sich  ver- 
ständigen.  1525  Absch. 

Vereini^g  f.:  A'ereinbarung,  Übereinkunft,  Fest- 
setzung. ,Lut  der  Vereinung  und  ordinanz.'  1521 
Strickl.  ,Des  küngs  vereinig',  der  mit  dem  König 
geschlossene  Vertrag.  Absch.  1521. 

ge-einen.  Die  streitenden  Parteien  .gcrichten, 
geeinen  und  betragen';  ,ger.,  schlichten  und  geeinen', 
zu  einem  Vertrag  bringen  ZWetzik.  1480. 

Einer  m. :  1.  was  den  Wert  einer  Zahleinheit  hat, 
z.  B.  ein  Ein-Rappenstück.  Einerli"  n.:  Brot  oder 
Kuchen,  zu  welchen  ein  einziges  .Stück'  Teig  (s.  Stiiclc) 
verwendet  worden  ist.  Solche  Gebäcke  heissen  daher 
auch  einstiickig ;  Eineru-eggen,  -wäjen.  —  2.  nur  in 
1  Exemplar  vorhanden.  Lt  Gr  Samml.  1804  wurde 
damals,  um  den  Milchertrag  des  verschiedenen  Be- 
sitzern gehörigen  Viehes  einer  Alp  und  danach  die 
Anteilsquoten  am  Ertrag  der  betr.  Sennerei  zu  messen, 
,8  Tage  nach  der  Alpfahrt  von  den  Kühen  eines  jeden 
Besitzers  zu  gleicher  Zeit  eine  gemolken;  diese  heissen 
die  Einer  [von  denen  je  1  das  ganze  Besitztum  eines 
Genossen  auf  der  betr.  Alp  ausmacht],  dann  folgen 
ebenso  die  Zweier,  Dreier  usw.  Dies  heisst  z'Einer 
oder  z'Wechsel  [s.  d.]  melken'. 

Einer-ling  e-«e)7«/ m.:  Einer.  Bei  den  Webern: 
nur  ein  Faden  in  dem  Zahne,  wo  zwei  sein  sollten  Ar. 

einest,  -ist  einist  Ca-,  ä-J  allg.,  Fst  ApI.,  einisch 
oAa;  Bs;  BE.;  G;  SB.;  U,  einitsch  WVisp.:  Adv.  ein- 
mal. 1.  multiplikativ.  Ein.  me,  länger,  nocli  einmal 
so  viel,  so  lang;  e.  minder,  um  die  Hälfte  weniger 
L;  Z.  , Wol  noch  ainest  also  w.ytt.-  G  a.Hdschr.  ,Umb 
einist  mehr  Wert  schätzen.'  ApI.  Landb.  1585/18"28. 
,Gleichen  lohn  mit  dem.  der  einist  mehr  schneide.' 
1651  ScHiMPFR.  ,Noch  einist  so  vil.-  1671  Kadelbürg. 
—  2.  zeitlich,  a)  ein  einzelnes,  einziges,  erstes  oder 
weiteres  Mal  Aa;  Bs;  B;  L;  G;  Si-nw;  Zf.  Xonime 
einisch,  nur  einmal;  amel ,  amig  au  einisch,  doch 
wenigstens  ein  einziges  Mal  G.  We-me  dr  's  [wenn 
man  dir  es)  c  seit  [sagt],  so  sott  's  g'nue  si  [sollte  es 


m 


An, 


eil,  ein,  in,  011,  Uli 


278 


genug  sein]  B.  Wenn  d'Wiher  i  Strlt  chömid,  se 
ehrählid  s'  [kratzen  sie]  enand  gll  [bald]  e.  Schw. 
Aber  e.,  wieder  einmal,  schon  wieder  B ;  s.  aber  Sp.  40. 
Es  (jöd  zwei  Möl  übel,  ob  e.  recht  L.  ,Wenn  si  's  noh 
einist  probiert.'  Müsteri.  ,We-er-ne  [wenn  er  ihn]  es 
[eines]  Tags  zwure  [2  Mal]  cha"  schräpfe,  su  lät  er  's 
nit  bi  einist  gitet  sy',  so  lässt  er  es  nicht  hei  einem 
Mal  bewendet  sein.  Gotth.  ,Ki)iel  einist  brüch-i  Nilt 
ml',  wenigstens  für  einmal,  einstweilen,  ehd.  ,Ds  erst 
Mal  ist  einist.'  ebd.  Wer  e.  stilt,  ist  slner  Lebtig  e 
Schelm  L  (gegenüber  dem  sonstigen  ,ein  Mal  ist  kein 
Mal').  Der  fraged-is  neiime  vil  of  eineste,  ihr  fraget 
uns  ziemlich  viel  auf  ein  Mal  aScuw.  Uf  e.  Aa,  uf 
einistmol,  z'änistmol  GStdt,  plötzlich.  ,Gat  järlieh  nun 
[nur]  einest  in  das  Heyligtum.'  Bibel  1531.  ,Wenn 
Donati  grammatica  einist  us  ist,  soll  sie  widerum  an- 
gehept  werden.'  153'2  Egli  Act.  ,By  dem  das  eynest 
gsprochen  ist,  Soll  es  blyben  zu  aller  früst  [Fi'ist].' 
HßuLL.  1533.  ,A11  monat  ainest'  1535  Sch,  daneben: 
,Da  bat  si  Hensli  noch  ainst.'  ,Denuo,  iterum:  noch 
einist  (einest),  zum  anderen  mal.'  Fris.  ,Nur  einst, 
nicht  öfter.'  E.  u.  CMey.  1650.  Dagegen:  ,nit  einist' 
=  nicht  nur  ein  Mal,  sondern  öfter.  Rcef;  vgl.  ,nit 
einist,  wan  dicke'  [sondern  oft].  Mone  Fhidol.  , Einist 
akl  zwirunt  ald  dristunt',  1,  2  oder  3  Mal.  ZEichtebr. 
und  noch  spät  in  der  Kanzleispr. :  ,einist  oder  zwürent. 
einist,  änderst,  dristund';  in  Bs  jetzt  einiat,  ztreinist, 
drünist.  .Yederman  sol  dem  andern  furfal  [Spielraum 
auf  der  Ackergrenze]  geben,  zuo  dem  brächet  [zum 
Pflügen  des  Brachfeldes]  zwürent  und  zuo  dem  habret 
[zum  .Anbau  der  Sommerzeige]  ainest.'  1433  Offn. 
BüL'HB.  ,Ze  Sunngichten  eini.st.  und  ze  sant  Andrestag 
ze  dem  andren  male.'  1400  Kollikon.  ,Manend  üch, 
einist,  anderist  und  zum  dritten  mal.'  Z  1531.  , Einist 
und  anderist  und  zum  dritten.'  1634  Kyburg.  Einist 
(HnischJ  über  anderist  (anderisch,  änderst),  ein  Mal 
über  das  andere,  schnell  nach  einander  Aa;  B;  Uw; 
auch  schon  bei  ÄTschitdi.  E.  xm  änderst  (anderisch), 
ein  Mal  um  das  andere,  fast  unablässig  Aa  ;  BM.  E. 
oder  anderist,  etwa  einmal,  zuweilen  aScHW.  ,E.  und 
anderisch',  fast  unaufhörlich.  Gotth.  „E.  und  andrist, 
ein  und  das  andere  Mal."  —  b)  ^  nhd.  einst,  a)  in 
der  Vergangenheit  Uw;  U.  Diemal  e.,  neulich 
einmal.  Han  einist  e  Schatz  g'ha,  iez  han-i  e  Wuest 
[ein  Scheusal].  L  Liedchen.  , Einest  wärest  du  un- 
sichtbar.' ZwiNGLi  1527.  ,01im:  einist,  vor  alten  zeyten.' 
Fris.;  Mal.  ,I)ie  Wiiitertaurer  hattend  einist  einen 
Herren  [Pfarrer].'  1651  Schimpfr.  ,Dieses  Schloss  hat 
einist  geheissen  . . .'  HEEsch.  1692.  —  ß)  in  der  Zu- 
kunft BSi.;  F;  S;  Uw;  U.  Gli  e.,  bald  einmal  Uw. 
Er  wird  Inist  de  Lö"  ubercho  BSi.  Es  geit  bis  einisch, 
es  geht  bis  es  einmal  aufhört;  der  Krug  geht  zum 
Brunnen  usw.  FMu.  —  c)  mit  dem  Nebenbegrilf  ,end- 
lich  einmal',  der  auf  die  Gegenwart  bezogen  Ausdruck 
der  Ungeduld  sein  kann  Aa;  Bs;  B;  aScHW;  W.  Einist 
chunt  dr  Tod  W.  Er  wird  doch  einist  g'nue  übercho  B. 
Chiimm  doch-  einist!  Aa.  Heit-er  's  au  einist  g'irogt? 
habt  ihr  's  auch  einmal  gewagt  sc.  uns  zu  besuchen, 
Anrede  an  einen  seltenen  Gast  Bs.  I  gan  einist,  end- 
lich aScHW.  —  3.  abstrakt,  a)  (betont)  nun  doch 
einmal,  dennoch;  mit  folg.  Negation:  ja  doch  nicht 
BGr.;  Gr;  Schw;  W.  Es  ist  ä„ist  [d6ch]  jsö  SchwE. 
Was  welle-wer  iez  d' Wasch  nfhciclui  [aufhenken],  es 
nird  e.  nid  hübsch,  es  gibt  docli  kein  gutes  Wetter  GrD. 
Doch    eiiiist,    gleichwol.    ebd.     ,  Wenn  's  au.  g'riiiiipkl 


[gedonnert]  het  tind  se  yrüsUg  g'schüttet  [geregnet], 
's  isch  einist  sclwn  und  lustig  g'sL'  Breitenst.  Wir 
wä  [wären]  z'friden  mit  so  vH;  esn-as  Rabsch  blibt- 
schisch  einest  mit,  etwas  Erhebliches  bleibt  uns  ja 
jedenfalls  nicht  W.  ,Der  Tod  ist  der  Peyrabend  ihrer 
Arbeit;  doch  bleibet  er  einest  ihr  Feynd  dem  Leyb 
nach.'  JUlr.  1733.  E.  wie  änderst:  so  oder  so,  jeden- 
falls B;  ZO.  EA.  ,Er  hält  einest  u'ie  änderst  sterbe 
müesse:  nihilo  secius.'  Id.  B.  ,Ein  wahrer  Christ  bleibet 
einest  wie  änderst  ein  geistlich  reicher  Christ,  ob  er 
gleich  in  der  Welt  am  Hungertuch  nagen  muss.'  JUlr. 
1727.  Syn.  eineiceg.  —  b)  (nicht  betont)  doch,  ohne 
Gegensatz,  nur  verstärkend  und  hervorhebend,  im  S. 
von  wahrlich.  Das  ist-mer  iez  e.  e  Lärme!  Aa.  's  ist 
e.  au  grüsli!  es  ist  doch  schrecklich  Schw.  .Es  ist 
enest  en  Sommer!  das  ist  einmal  ein  (schöner)  Sommer! 
er  ist  enest  en  Füle!  er  ist  doch  ein  rechter  Faulenzer! 
es  ist  enest  au  wüest  Wetter!  Ap;  ,der  Bueh  hed  est 
(enest  au;  amig  o)  möga  lacha.'  T.  S.  XXX  (vgl.  XXXI. 
XXXIV).  Das  fröut-mi  e.  au!  doch  recht  sehr  G. 
Das  isch  e.  öppis  [etwas]  Schöns!  S. 

Mhd.  eines,  adv.  Gen.,  mit  angehängtem  (  wie  in  nhd. 
,sonst'  (mhd.  sus,  schwz.  mst)  u.  a.  Vgl.  eins.  In  der  Form 
auf  -isch  ist  das  (  scheinbar  wieder  abgefallen,  aber  im  Grund 
in  dem  sch-L&at  noch  enthalten.  —  Die  Bed.  ,doch'  ent- 
wickelt sich  bei  2  c)  und  'i  aus  hinzugedachtem  Gegensatz 
zu  bisherigem  Verhalten,  wie  bei  nhd.  , einmal'  in  den 
Formeln:  ,das  ist,  das  heisst,  das  nenn  ich  einmal'  in  Aus- 
rufsätzen, welche  lebhafte  Befriedigung  oder  sogar  Bewun- 
derung ausdrücken,  und  In  einigen  unter  3  b)  angeführten 
Beispielen  kann  noch  der  tempor.ile  Begriil'  von  2  a)  durch- 
gefühlt werden;  aber  in  den  übrigen  ist  er  verblasst. 

über-:  nächstens  ZDietik.  —  S.  uher  Sp.  58;  und 
vgl.   ,über  kurz  oder  lang'. 

alwen-  cdmefn)-,  albefn)-  {albeinis  BSi.),  albets-, 
amefn)-,  allefn)-:  1.  =  ahven  2,  zuweilen  Aa;  B;  L; 
S;  Zf.  Alleneinist  Vögel  und  a.  Fisch  und  a.  Chüechli, 
wenn  's  scho  nüd  Chilbi  isch  L.  Syn.  <•s^e  eiws.  Cor- 
relativ:  bald — bald  B.  —  2.  ^  ahven  3,  ehmals  AAAarb. 
-  S.  Sp.  208  ff. 

under-:  auf  ein  Mal  1.  zugleich  Aa;  B;  L;  S;  Zg. 
Alles  ungereinisch  cha-me  nit  äschaffe.  Geng  numme 
[nur]  eis  u.  Er  hett  Alls  u.  fürt  'treit  [auf  ein  Mal 
fortgetragen].  ,Hür  [dies  Jahr]  isch  e  Wunsch  u.  sövel 
[so  viel]  wert  as  fern  [voriges  Jahr]  unger  zioöti  Mole.' 
Schild.  1873,  S.  62.  ,En.  eigeni  Herd  isch  Goldes  wert! 
het  selbe  Ma  g'seit,  wo  [der]  u.  het  müesse  13  Ching 
früsch  lo  b'chleide.'  BWvss.  —  2.  plötzlich,  unerwartet 
B;  S.  U.  ändere  chann-i-mi  nit.  Was  chunnt-ech 
[kommt  euch]  ä"  so  it.?  ,U.  fort  e  schwarzi  Wulche 
us-em  Gade  [Gemach]  use'  [bei  einem  Feuerausbruch]. 
HofstStt. 

Vgl.  nnder  Präp.  2  a. ;  nhd.  .unter  diesen  Umständen, 
unterdessen,  unterwegs";  mhd.  underzlten,  -stunden,  zuweilen; 
vgl.  Schmell.   1^  87   unten. 

Einet  äwji  n.'?  f.?:  Ortsn.  Th. 

Nicht  verk.  aus  einem  Compos.  ,Ein-öde'  (dessen  Tiefton 
auf  der  zweiten  Silbe  schwerlich  Verkürzung  bis  zu  j  zu- 
gelassen hätte),  sondern  aus  der  Ableitung  ,ein-öt',  welche 
nur  Vereinsamung,  Einsamkeit,  nichts  von  ,Öde'  aussagt. 

einet,  ,eineten',  ,von  einet',  Adv. :  fortwährend. 
,Die  knaben ,  so  etwas  des  latins  gefasset  habend, 
sollend  gehalten  werden,  dass  si  von  einet  latin 
redind.'  1532  Egli  Act.  ,Homerus  und  O^idius  sollend 
von  einet  in  der  schuol  blyben.'  ebd.  ,üie  pfarrer 
sollen  V.  ei.  ernianen.    dass   man   gctrüwlich  mit  dem 


279 


All,  en,  ein,  in,  on,  Uli 


Kilcheiiguot  umbgange.'  ebd.  ,Der  Pfarrer  soll  v.  ei. 
erraanen,  dass  man  getrüwlich  darmit  umgange.'  Z 
Mand.  1628.  Jhr  Sprechens  [sprechet  es]  zwar  aineten 
schon  in  das  sechste  Jahr  an  ohn  einigen  Erfolg.' 
GesprXch  t?CHW  1708. 

,Von'  seheint  beigesetzt  wie  in  ,von  je,  von  Alters  her'; 
in  eineicn  künnte  «i  aus  ,an'  abgestumpft  sein,  vgl.  .fortan, 
von  nun  an';  oder  die  alte  Form  adv.  Cas.,  vgl.  bair.  cimten 
=  einst  (nhd.  einstcn-s).  Aber  die  Torni  einet  selbst  ist 
lätselhaft.  Sollte  das  obige  alte  Subst.  Einet  hier  mit  dem 
Begriff  der  zeitlichen  Einheit,  Continuität,  zu  Grunde  liegen 
(vgl.  ein  I  .S.)?  Lautlich  könnte  einet  auch  aus  , Einheit' 
abgestumpft  sein,  vgl.  Arbet,  Arbeit,  Fülhit,  Faulheit. 

einen t  Adv.:  von  der  einen  Seite.    ,Dass  da  zwü- 
schent  nit  wyter    sy   einent   denne   anderen!'    Alem. 
G,  277.     -   Wahrsch.   mit   angeschobenem   t  aus  einem  adv. 
Casus  von  ,ein',  oder  nach  Analogie  von  ,dannen,   wannen', 
einig  I  änig  Av;  ScnSt;  in  Gl  auch  einech:  Adj. 
u.  Adv.  "l.  einzig.     En  einigs  Mal  Z,   einig  u.  elei, 
nur,  bloss,  ebd.    Kei  einrchi  Hoffnig;  kei  einigs  Leche, 
gar  Nichts;   en  einigs  Chindli   Gl.     Ken  enzigs  enigs 
"FlfigH  ki:  ,Kein  äniges.'  Suloer.  ,Ein  einiges  Bienlein 
ist  besser  als  ein  Schwärm  Fliegen.'  Sprw.  18'24.    .Ane 
einig  den  Lütpriester,  prseter  sacerdotem'  [einzig  aus- 
genommen]. XIV.  B  Handf.     .Zur  einigen  Hand  kom- 
men',   einziger    Erbe    werden    (nach    Absterben    der 
nächsten  Blutsverwandten).    ,Wenn  ein  Mensch  abgat, 
das  zu  einer  aynigen  band  komen  ist  und  sin  gut  nit 
verschaffet  [testamentarisch  vermacht]  hat,  so  sol  einem 
herrn  werden  die  farend  hab  und  der  fall  [die  Gebühr 
bei  Todesfall]  voruss.'    Offn.     ,Quod  unum:    welches 
das  enig  ist.'  Fkis.    .Einiger  sun,  einig  kind,  ein  ein- 
geborner  sun,  der  weder  schwöster  noch  brüeder  ge- 
hebt hat.'  Mal.    ,So  ihm  semlicher  [solche]  ufligender 
Last  einig  wolle  zu  schwer  sin.'  Ansh.    ,Sölte  es  mir 
einigem  verderblich   sin?'    Kessl.     ,5  panner    [zogen] 
über  das  einig  fendlin  [Fähnchen]  von  Zürich.'  HBull. 
1532.     ,Wann   ein  Fürst  Gesätze   stellt,    so   sol  einig 
Gottes  wort  deren   richtschnuer  seyn.'    GMüll.  1657  ; 
.einig  dahin  zielen.'  ders.  1674.    ,Der  erst  und  einig.' 
Hott.  1666.    ,I)en  Darium,  der  in  siben  malen  IdOOOd 
man  stark  gewesen,  hat  er  mit  30000  eiuiy-en  Soldaten 
angegriffen.'  AKlingl.  G.  B.  1688.    ,Er  ist  ein  einiges 
Kind',   einziger  Erbe.    Hospin.     ,Die  Raben  einig  nur 
der  todten  Körper  Augen  aushacken.'  Siml.  1652.    ,Ein 
einiger   Mann.'    1707  Ezech.     ,Unser   Glück   bestehet 
einig  in  dem  Frieden  mit  Gott.'  Tim.  sep.    ,Herr  Jörg 
einiger  mit  keinem  Bystand.'  GBrunn.  1522.    ,Dass  er 
der  einige  eigentums  besitzer  von  diseni  brunnen  seye.' 
Z  1741.     .Eine   einige  Juchart  Wiesen.'    Z  1776.     ,In 
allen  6  Jahren  bin    [ich]   an    zwölf  einigen  Ausrich- 
tungen gewesen.'  JCEsch.  1723.  —  2.  einzig  wohnend 
Z;    einsam;   allein,  einsiedlerisch  lebend.     ,Ach  wie 
sitzt  die  statt,   die    etwan    voller   volks   war,    so   gar 
cynig!'    1531  Thres.    (1667:    ,einsam').     .Dasselb  end 
[jene  Gegend]    ist   einig  und  wüest  worden!'    Stkätl. 
Chron.  1464.     ,Und  man  irenthalb   [wegen  der  Land- 
streicher] insonders  uf  den  einigen  Höfen  in  grossen 
sorgen  stahn  muoss.'  Z  Mand.  XV.— XVI.    ,Monachus: 
ein  einsidler.    oder  der  einig   labt   und  wonet.'    Fris. 
.Einig   wonend   von    der   Welt'    [abgeschieden].    1509 
Siml.   Urk.     ,Ainig    leben:    vita    solitaria.'    G  Hdschr. 
,Sy  blibe  einig  [ledig.  Wittwe[   oder  manne   [heirate] 
widerum.'  UMey.  Chr. 

Zu    .alles    Zwifcls    einig'.    Zitglöggl.     vgl.   mlul.  einec  m. 
den.,    frei    v.iu.      Dncli    passt    iVu-   Vfidi.-hlurig  .-   in)    aus   ri 


nicht  zu  Seh  MA. ;  wahrsch.  ist  es  daher  =  änig,  s.  Sp.  263. 
Das  Selbe  gilt  noch  sicherer  von  dem  Vb.  sich  enteinigen, 
s.   unten. 

ein-einig  eiiengget  ™<Ä<  =  einig  1  in  verstärktem 
Sinn  GT. 

Die  Adv.-Bildung  mit  -en  (ein-rinirjen),  der  Zusatz  (,  die 
Verhärtung  k  für  »13,  V9  nach  Entfernung  des  dazwischen 
liegenden  i,  die  Verdichtung  des  Diphthongs  zu  e  wie  bei 
alleinig  Sp.  275;  hier  kommt  noch  die  Verstümmelung  des 
vorgesetzten  Zahlw.  (wenn  nicht  ein  beieits  aus  einig  verk. 
ist)  in  Folge  des  Tonverlustes  dazu.  Encngget  Hesse  sich 
freilich  auch  als  bloss  lautliche  Abweichung  aus  elemjget  mit 
Vertauschung  von  l  mit  n  verstehen. 

ent-einigen:  (refl.)  sich  enthalten.  ,Es  sol  dhein 
[kein]  scliultheis  dheinen  satz  [schiedsrichterliche 
Tätigkeit]  an  sich  nemen,  sunder  sich  der  [der  Sätze] 
genzlich  e.'  1457  Bs  Rq.  —  Durch  Erweiterung  aus  <»(- 
äntn  Sp.  263   mit  Anlehnung  an  einig. 

ver-:  vereinzeln,  einsam  machen.  Nur  im  Partie, 
„vereinigt,  ganz  allein  BO." 

Einigi  f.:  Einzigkeit.  Verlassenheit.  .Erlös  von 
den  hundcn  mein  einige.'  1531  Psalm  (1667:  .Einsam- 
keit'). .[Bruder  Claus]  gieng  an  einige',  in  die  Ein- 
samkeit. Salat.     Daher  der  Ortsn.  Einigen  BO. 

Einigkeit:  Einsamkeit,  Einsiedlerleben.  ,Das 
wort  munch  ald  ainsidel  bedüt  ainikeit;  einikoit.  dass 
der  mensch  gern  alleine  sye.'  GHdschr. 

.einig,  einich'  II:  Pron.,  irgend  ein,  auch  als 
Sg.  .Obschon  alte  kirchenrecht  einichen  mönch  zu 
einicher  cura  gar  nit  zuliessend.'  Vad.  .Ane  einich 
schand.'  1531  Sirukl.  .Einigen  weg',  auf  irgend 
eine  Weise.  Zwingli,  sonst  ,in  ein.  w.',  z.  B.  XVI. 
Kloster  Muri;  RCys.  ,Er  soll  einig  isin  geschir  nit 
machen  lassen,  er  habe  dann  vorhin  darumb  gefragt.' 
XVI.  Muri.  .Er  noch  einiger  anderer.'  ebd.  .Einichen 
schaden  leiden',  in  negat.  Zusammenhang  i.  S.  v.  gar 
keinen.  ApI.  1585/1828.  ,Ussert  einichen  pflichten 
[ohne  irgend  welche  Verptiichtungen],  uss  luteren 
gnaden.'  1544  Z.  .Dass  ich  kein  ruow  hab  einige 
stundt.'  Com.  Beati.  .Wann  aber  sy  derglychen  einiche 
mittel  ganz  und  gar  nit  habend.'  Z  1660.  ,Wol  fundierte 
Gelehrte  [gründliche  Gelehrsamkeit]  riecht  weiter  alss 
einicher  Balsam.'  Hott.  1666.  ,Ehe  ihr  einigen  Stein 
auf  den  andern  leget.'  1707  Haggai  (1811:  ,ein(en)'). 
,MIt  einicher  Sichel  oder  Sägesen  dareyn  zugehen  ist 
verbotten.'  Baden  1752.  ,Soll  der  Schuldner  dem 
Botten  nichts  zu  lieferen,  auch  einige  [keinerlei]  Un- 
kosten zu  bezahlen  nicht  schuldig  sein.'  Bs  1757. 
,Ohne  einige  Abgabe.'  HPest.  1790. 

Das  Pron.  in  Verbindung  mit  Negation  berührt  sich  mit 
dem  Adj.  im  S.  v.  .einzig':  .einig  nicht'  oder  .nicht  einig' 
^  kein  einzig. 

einigist,  nur  in  der  Verbindung:  der  einigist,  der 
und  der,  ein  gewisser,  dessen  Namen  man  nicht  kennt- 
dessen  Worte  man  aber  anzuführen  weiss  Uw.  ,  Uclwm 
[Unkraut]  verdirbt  nid',  hed  der  Einigist  g'seid.  Auc| 
adj.  z.  B.  der  einigist  Bettler.  ' 

Das  Pron.  einig   hat   hier  die  Form  eines  Ordinalzahlv« 
angenommen,  urspr.  also  viell.  i.  S.  v.   ,der  so  und  so  vielte, 
dann:    irgend  einer  in  einer  unbegränzten  Reihe,  aus  einsH 
unbestimmten  Menge;    frz.  «n  tcl.     In  apolngischen  Sprww.-" 
wird  syu.  gebraucht:  de  Sl:b  (der  Selbige  =  Jener),  (/')(•"•■'', 
tl)  leine''. 

Eini"g  einig  BO.  m.;  Vereinigung  und  Verein- 
barung freier  Gemeinds-  oder  Gewerbsgenossen  zur 
Festsetzung  und  Wahrung  der  gemeinsamen  Interessen. 


m 


An. 


en.  ein.  in,  nn.  un 


282 


1.  vereinbartes  Gesetz.  Rechtsonlnung  eines  ganzen 
Landes,  doch  meist  einer  (Land-  oder  Stadt-)  Gemeinde, 
auch  nur  einer  einzelnen  Berufsgenossenschaft,  haupt- 
sächlich enthaltend  polizeiliche  Bestimmungen  über 
die  Grenzen  des  zuständigen  Gebietes  und  Gebrauches 
und  über  Strafen  für  Übertretung;  Stadtrecht:  Hof- 
recht; Statut.  ,Was  die  dorflüt  einunge  ufsetzend 
u?nb  iren  frid  und  nutz.'  Ofpn.  Höngg.  ,Wir  setzen 
nf  unsere  Burger  und  die  hie  wonhaft  sind,  dass  si 
die  Torgeschriben  einunge  und  gesetzeden  [Satzungen] 
von  dien  müliuon  [den  Mühlen]  und  von  nialennc 
stete  haben.'  Z  Eichtebr.  .Des  einunges  von  malenne 
und  von  mülinon  ze  hüetenne.'  ebd.  .Den  Einung 
brechen,  meren  und  niindren.'  Z  1396.    ,Die  Zile  [Be- 

I    Stimmungen]  des  grossen  Einungs.'   Gl  Landb.     .Mag 

'  er  die  Busse  nicht  verbürgen,  so  lige  er  als  [so]  lano'e 
30  der  Einung  wert.'  Z  XIV.  ,Dass  ein  jeder  fischer 
trachte,  den  übrigen  in  Haltung  des  Einungs  mit  einem 
guten  Exempel   vorzugehen.'    Z  1710/57.     ,Wir   ver- 

;;    bieten   alle  Neuerung  wider  den  Einung.'   ebd.  1779. 

(I  —  2.  ,m.  Versammlung  sämmtlicher  Anteilhaber 
einer  Gemeinalpe  zum  Behuf  der  Kechnungsablage. 
BHk.'  Anon.  —  3.  Grenzbestimmung,  Bann,  Gemar- 
kung. Bezirk  einer  Stadt  oder  Dorfschaft  BS.;  S.  So 
Aarau  Stadib.  159'2.  , Anstände  wegen  dem  Weidgang, 
gescheid  [Grenzordnung]  und  einungen.'  1500  Bruckn. 
,Ein  einig  [Grenzhag  oder  -weg]  facht  an  by  . . .  und 
gat...'  [mit  Ortsbestimmungen].  Z  Steinmaur  15«1; 
.Einigen'  werden  das.  von  .efaden'   und   .brachwegen' 

'  unterschieden.-  4.  die  auf  Übertretung  des  Gemeinde- 
statuts, bes.  betr.  Flurgrenzen,  Holzhau  und  Weid- 
gang, gesetzte  Geldbusse.  , Ader  öss  [seitdem  dass] 
er  [der  Bannwart]  keini  Einig  me  z'zieh  het.'  Hebel. 
.Einungen  und  Strafen.'  Rheinad  1464.  , Einung  und 
buss.'  1524  ScHw  Landb.  , Einung  und  Besserung.' 
Bs  Rq.     , Einung   geben,    nemen    [einziehen],    bestan 

'  [schuldig  werden],  des  einungs  fellig  werden,  den  e. 
nit  geweren  mögen,  den  e.  uf  jemand  kuntlich  machen 
[Jemand  als  bussfällig  verzeigen].'  15'24  Schw  Landb. 
, Einung  verschulden.'  Schw  1339.  ,So  die  hirten  mit 
dem  Vieh   in   die   ess    [Saatfeld]    faren    und    schaden 

,  thuend,  so  ist  ein  tag-einig  XVIII  haller  [Heller]  und 
ein  nacht-einig  ein  Batzen.'  Gem.  Aroh.  Z  Wiedikon, 
.Ist  erkent,  das  die  hirten  nit  in  die  höw  [Haue, 
Wälder]  faren,  und  ist  ain  aynung,  naniblich  3  pfd.  h., 
daruff  gesetzt,   welche   ain  jeder   verfallen   sin    soll.' 

.  Scu  1544.  ,Die  von  Läufelfingen  sollen  die  bannhäg 
machen,  solche  auf  und  zu  thun,  schniden  und  einung 
nemen.'  Brücks.  .Was  Einingen  falt  von  Efaden.' 
HoPB.  V.  Z  Albisriedcn  XV.  ,Won  [ma,n]  sol  euch  alle 
einunge  einem  Herren  gebessrun  [büssen]  an  [ohne] 
allein  die  velt  einunge,  die  uf  gesetzt  werdent  so  daz 
veld  gebannen  wirf.'  kx  Weist.  , Welcher  tannelatten 
hüwe  [hiebe],  so  sönd  [sollen]  die  Vier  [eine  Behörde. 
Tgl.  Miieteini''g  und  Eininger]  von  einer  Hagtannen 
ein  Einung  anschlachen  und  von  fünf  tannestecken 
«uch  ein  einung.'  ebd.  ,Dan  soll  der  also  den  schaden 
gcthan.  den  banwarten  den  einig,  ouch  schaden  ab- 
tragen.' BsRq.  1534.  ,Wer  frevelt  in  Holz,  Feld, 
Säten  oder  in  der  Almende,  des  Einung  stat  in  Gewalt 
der  Gemeinde.'  Hüningeü  1450.  ,Hat  aber  der  da  ge- 
schnldiget  und  beklegt  wird,  nicht  guotes,  daz  er  den 
einung  nicht  richten  [entrichten]  mag,  so  sol  man  in 
vürschrigen  [verschreien],  das  in  nieman  huse  noch 
hofe   [bei  sich  aufnehme].'    133!»  Schw  Landb.     Noch 


1786  bei  JRGkimm  .Einung:  Züchtigung  oder  Straf': 
und  1797  bei  HZschokke. 

Die  Zeugnisse  aus  der  ä.  Spr.  setzeu  uin  Mask.  'einunrj 
voraus;  Jas  w.  Geschlecht  trafen  wir  nur  l  Mal  im  .Sclnv 
Mb.  V.  .1.  1339  i.  S.  v.  4  und  1  Mal  in  der  Z  Gesetze- 
samui!.  1776/9  i.  S.  v.  1,  in  beiden  Quellen  neben  vorherr- 
schendem m.,  in  einer  Urk.  v.  Uürs.  1363  aber  das  weibl. 
Gesclilecht  vorherrschend.  Jetzt  allerdings  ist  das  W.  (im 
S.  V.  3)  an  das  bekannte  Fem.  (nihd.  einunge)  vertauscht 
und  auch  iji  den  folgenden  Zssen  ist  es  bald  d.as  eine,  bald 
das  andere.  Da  aber  im  Ahd.  Mhd.  Bildungen  auf  -iwij  m. 
für  Sachuauien  fast  unerhört  sind  und  da  bei  uns  wie  in 
auderen  deutschen  MAA.  und  gernian.  Dialekten  die  Fem.- 
Endung  -unt;  an  -!?ig  vertauscht  ist,  so  liesse  sich  etwa  an- 
nehmen, dass  auch  unser  W.  ursprünglich  ,die  E.'  geheissen 
habe,  später  aber  in  die  Analogie  von  .Pfenning,  Schilling' 
u.  a.  übergetreten  sei,  wobei  man  bes.  an  die  vorherrschende 
Bed.  4  denken  mochte,  welche  den  Begriff  eines  Geldstückes 
mit  sich  führte.  Ins  Frz.-Lat.  aufgenommen  heisst  es  ,tale 
bannum  seu  tale  Enon'.  1304  Werro  Recueil.  Einnwl  findet 
sich  , Einigung'  gleichbed.  mit  Eiuung  (,Was  für  Einigung 
verfallend.'  1670  AaNesslenb.),  aber  dies  ist  erst  eine  spätere 
Bildung.  Umgekehrt  steht  , Einung'  ein  Mal  für  .Einigung' : 
,des  Rychs  Einung  suechen  und  fürderen.'  Ansh.  —  Bed. 
4  u.  1  im  Wechsel:  ,Wär  aber,  das  dekain  [irgend  ein] 
ainuuge  wäri  von  sus  [so]  verbottene  aynunge  [XB.  der  Rat 
allein,  nicht  die  einzelnen  Gewerke  dürfen  Einunge  setzen] 
genomen,  den  sol  man  wider  gen.'  ca   1400  Diessenh. 

Erb-  f.:  Staatsvertrag,  der  sich  auf  alle  Nachfolger 
der  Contrahenten  vererbt,  Uga  hereditaria,  insbes.  der 
Vertrag  zwischen  dem  Haus  Oesterreich  und  den  Eid- 
genossen 1477  u.  1511. 

Feld-:  festgesetzte  Strafe  für  Feldfrevel.  .Das 
dorf  hat  die  veldeinung  ze  strafen  und  ze  bezüchen.' 
1585  AABöttst. 

Fisch(er)- m.,  Pisch-eine  f.:  Fischerciordnung 
und  betr.  Busse.  ,Der  lütpriester  zuo  Meila  hat  bi 
minen  Herren,  so  den  flschereinung  zuo  Meila  inge- 
nommen, ob  dem  tisch  gessen.'  1527  Egli  Act.;  .am 
fischeinung[tag]  zuo  Meila.-  ebd.  ,Die  Fischeine  durch- 
gehen.' Z  Ges.  1776. 

Hag-:  Straf  bestimm  ung  betr.  mangelhafte  Ein- 
friedigung von  Gütern  oder  Verletzung  derselben. 
1585  AABöttst. 

Jär-  m.:  Sühngeld,  mit  welchem  ein  wegen  Frie- 
densbruch oder  Meineid  auf  ein  Jahr  aus  der  Stadt 
Verwiesener  den  Wiedereintritt  in  dieselbe  erkaufen 
musste;  er  niusste  ,ein  jar  und  ein  mile  (oder  auch 
,zwey  jor  und  zwo  mile')  vor  der  stette  krüzen  [den 
Stadtgränzen]  leisten  [Strafe  aushalten]  und  den  jar- 
einung  geben,  ee  er  wider  in  die  statt  komet.'  BsRq. 
XV.  XVI. 

Muet-:  die  auf  Übertretungeines  Verbotes  gesetzte 
Strafe,  auch  Muothann  genannt.  ,Die  muteynung,  so 
die  Dorfvierer  und  der  ündervogt  ussetzen.'  Opfn. 
ZFlaach. 

Muet  wahrsch.  in  der  selben  Bed.  zu  nehmen  wie  in  dem 
begrifTsvwdten  mhd.  muoteclutr,  Teilung  von  Gesammteigentum 
durch  Übereinkunft,  also  muot  i.  S.  v.  Gesinnung.  Verlang™, 
Wille. 

Berg-:  Assoziation  zum  Betrieb  der  Milchwirt- 
schaft auf  einer  Alpe  BO.;  s.  Eining  3. 

Teiler-:  Ordnung  d.  Säumergesellschaften  in  U 1429. 

Dorf-  m. :  Flurordnung  eines  Dorfes  und  Busse 
von  3  Schilling,  die  einer  bezahlen  musste.  der  einem 
Andern  Schaden  an  seinen  tjütern  getan  hatte.  BsRq, 
14SS  n.  1534. 


m 


All,  eil.  ein,  in,  oii,  iiii 


eini"gen  einigen:  Eiiiung  halten,  im  Sinne  von 
Eini'g  2  BO. 

„ab-einigen:  Geschäfte  rechtlich  abtun.  Kanzlei- 
sprache Zg." 

Einleger,  Einiger  m.:  1.  ein  Polizeibeaniter, 
der  über  die  Rechtsordnung  zu  wachen,  Vergehen 
gegen  dieselbe  zu  verzeigen  und  Bussen  dafür  ein- 
zuziehen hatte,  ,0b  ein  burger  sidun  wil  koufen  von 
eim  gaste  [Fremden],  das  da  der  einunger  eirae  [1. 
.einer']  ali  zwene  [oder  2]  zegegeni  sun  [sollen]  sin.' 
Z  Richtebr.  ,Von  dien  vier  einunger,  die  man  ierlich 
hier  über  [über  den  Verkauf  von  Seide]  ze  huetenne 
nemen  sol.'  ebd.  ,Wenne  man  einunger  ze  dem  einunge 
von  lualenne  neinen  sol.'  ebd. ;  s.  EinV'g  1.  ,Ober-  u. 
Unter-Einiger',  als  Beamte  des  XVI.  XVII.  aufgeführt 
in  Ölhafens  Aar.  Chr.  ,Unsere  Einunger  und  Gricht- 
schryber.'  B  16'28.  Nach  Durheim  hatten  die  Einunger 
in  BTh.  die  Geldbussen  einzutreiben.  , Einunger: 
Friedensrichter  BTh.,  BStdtfr  HZschokke  1798.  — 
2.  Ausgewiesener.  ,Begehrtent  etlich  Eininger  mit 
dem  fähnli  ynzeziechen.'  Ansh.;  vgl.  Ächter  ebf.  in 
passivem  Sinn. 

Die  auch  von  St.  angegebene  Erklärung  ,E.  =  Friedens- 
richter, der  bei  Schlaghändelu  Friede  zu  gebieten  hatte', 
beruht  auf  der  nahe  liegenden  Ausdeutung,  als  ob  Einiger 
von  einiyen  i.  S.  v.  .versöhnen'  gebildet  wäre,  während  es 
vielmehr  von  Eini"g  abzuleiten  ist,  wie  die  obigen  Belege 
aus  der  ä.  Zeit  beweisen. 

einisch:  eigenartig,  sonderbar.  ,In  mancher  Be- 
ziehung war  er  sehr  e.'  GSa.  —  Ein  und  cigtn  berübren 
sich;   vgl.  alli'inig. 

einlich:  einzig,  ungepaart  GrD.,  Pr. 

„einlif"  ainlif  Bsf  (Spreng),  enlif,  ntr.  enlefi  B; 
F;  SBb.,  einl^f  BsL.,  eindlef  Aa;  GlH.;  L;  S;  Uw; 
U;  ZS.f,  eindlöf  aScHW,  endlif  ZWl.,  endlif  AaF., 
endh;f  B,  englrf,  englf  BM.,  eintUJ  BsL.;  Gl;  U; 
ZO.,  e«<?</BsL.,  einhift  ZO.,  Stdtf,  eindJ.ft,  eimhh-ft 
ZWyla,  eintkft  Z,  selten,  e'lf  allg.,  ölf  kx;  Bs;  Gl; 
GS.;  SciiwE.;  S;  alf  ScH  u.  angrenz.  Z,  oalf  GRh.: 
elf.  Substantiv,  zunächst  mit  Ergänzung  von  , Stück, 
Uhr'  usw.  erhält  es  wie  die  anderen  Zahlww.  von  4 
an  die  ntr.  Pluralflexion  -i  (F  u);  diese  Form  dann 
auch  als  Ntr.  Sg.  zumal  im  S.  der  Ziffer  11  überh. 
behandelt.  Die  Angabe  der  Tagesstunde  kann  auch 
mit  dein  Art.  verbunden  werden:  es  gät  uf  die  elfi, 
und  der  Dat.  wird  nur  in  diesem  Falle  flektiert:  ab 
den  Elfe»,  nach  11  Uhr,  sonst  ah  Elfi.  Z'Nmd  ne" 
[am  Neunebrot  sitzen]  bis  am  Elfi.,  d.  i.  bis  zum  Mittag- 
essen, das  ehemals  (und  z.  T.  noch  jetzt)  auf  diese 
Stunde  fiel.  Vkh  Elfe  bis  z'Mittag,  sprichw.  für  eine 
sehr  kurze  Dauer,  weil  auf  dem  Lande  schon  um  elf 
Uhr  zum  Mittagessen  geläutet  wird.  Vgl.  das  ebf. 
tautol. :  das  isch  e  Vüspei-  und  e  Eürobe  =  Feierabend 
S.  Eaz  hat  der  Tüfd  öalfi  g'worfe,  jetzt  ist  das  Spiel 
verloren,  die  Sache  verspielt  GRh.  Hafner  Schaupl. 
2,  48  bestreitet,    dass   die  Zahl  11  Unglück   bedeute. 

Mhd.  cinli/[ä.  i.  eins  über  10,  lif—Ub  in  b-liben,  bleiben), 
ciU/.  ,Einlif(f)'  u.  A.  noch  bei  Friind  144G;  Tierb.  1563; 
Jerem.  1531  (,e.vlf.'  1548);  LLav.  1576;  GMand.  ICH  (wech- 
selnd mit  ,cilf);  ,cinlof  in  G  u.  Seh  Urk.  XVI.  Die  Ein- 
schiebuug  eines  d  oder  (  zwischen  n  und  l  ist  fast  unver- 
meidlich, ganz  wie  in  ffüen-d-li,  Htlhnchen  u.  v.  a. ;  sodann 
n.7  statt  nd  wie  durchgängig  in  dem  betr.  Gebiete.  O  für  r, 
wie  in  .zwülP;  «  (aü  dagegen  nicht  aus  Wechsel  mit  e  zu 
Verstehen,  sondern  zunächst  aus  a  cnrrigiert.  welches  in  den 
betr.    MAA.   der    stehende   Vcrtrctci-    von    iiilid.   <i  ist.      Die 


seltene  Z  Form  mit  (  ist  offenbar  von  der  Ördnungs-  auf  die 
Grundzahl  übergegangen.  In  ein  und  der  selben  Urk.  wechseln 
Form  und  Ausdruck:  ,umb  einliff  uhreu  —  nachdem  es  eilffe 
geschlagen.'  G  1611.  —  Die  zweisilbigen  Formen  allenthalben 
im   Aussterben. 

.einlift',  eindleft,  elft,  in  Uw  auch  eindlefist :  der 
elfte.  Als  11.  Gebot  wird  dem  Dekalog  scherzhaft  an- 
gehängt, dass  man  sich  nicht  solle  erwischen  lassen  Z. 

Der  ,einliste  tag'  bei  GEdlib.  S.  267  wohl  ein  Versehen 
seiner  nicht  geschickten  Feder,  oder  verkürzt  aus  der  Super- 
lativbildung einlefist. 

,Einlifer',  Eindl-frr,  Elfer,  ÖIfcr  m. :  1.  Wein 
vom  Jahrg.  1811.  —  2.  im  Jahr  1811  Geborener. 
3.  je  11  Vorsteher  von  jeder  der  6  Zünfte  in  St.  Galleni 
XVIII.  Mitglied  des  Geschwornengerichtes  und 
Wochenrates ,  der  im  Geschwornengericlit  sitzende 
Landrat  Ndw.  —  An  letzterem  Orte  aus  der  Zeit  fortj 
gepflanzt,  da  die  Mitgliederzahl  eben   11   betrug. 

Elftel  (ScH  Älftf^l)  m.:  elfter  Teil  -  Seh  a  wi 
beim   Grnndzahlw. 

einbaren:  refl.,  sich  vereinigen,  verständigen 
,Und  sich  da  auf  jegliche  Artikel  einhelliglich  ein 
bahrten  und  sich  darauf  unterredten.'  1439  Beitr.  Lauf 

eins  eis  I:    einig  (sein  oder  werden);    s.  ein  I  H 

un-  I:  uneinig,  allg.  ,Discordias  cum  hostibu 
exercere:  mit  dem  feynd  u.  und  spänig  seyn.'  Fris 
Substant.  ,da  ward  in  der  gmeind  ein  u.  und  murineh 
und  Zwietracht'  1527  Mey.,  Wetzik. 

einsen:  eins,  einig  werden;  sich  versöhnen  GRPr 

un-  uneise  B;  LE.,  -eisse  W:   uneins  werden,  ha 
dern,   streiten;   in  BSi.  etwas  milder  als  , zanken', 
sich  ver-:  in  Zwiespalt  geraten  B. 

eins  eis  II;  Adv.  1.  einmal.  Eppe  eis,  etwa  ein- 
mal BO. ;  esie  eis,  jeweilen  einmal,  dann  und  wann^ 
ebd.;  s.  Sp.  21;  Syn.  allen  eis.  O'rad  eis,  geradezu 
gleich  jetzt  BO.  Säg  's  noch  es  BHk.  ,Für  [um]  di\ 
dy  Hochmiiet  eis  z'vertrybe',  endlich  einmal?  oder  eil 
für  alle  Mal?  HsOtt.  ,Der  tagen  eins',  dieser  Tage 
einmal.  152ö  Absch.;  1533  HBull.;  1560  Rom.  (1667 
,der  malen  eins').  ,Der  tag  eins.'  1560  Bibel  Vorr.  ,F 
eins  kommen  wir  zu  ruh.'  R.  u.  CMev.  1650.  Pleonast. 
.versäumst  diss  einmal  eins,  traur  ewig.'  ebd.  Vg!j 
auch  ein  Ib.  III 1.  —  2.  immer.  Eis  und  alli  Tc^ 
W.     Vgl.  ein  und  all  Tag,  ein  IIb. 

Das  alleinstehende  Adv.  eins  1  ist  der  mhd.  adv.  Gen; 
einet,  bei  dem  man  malen  ergänzen  kann,  «nd  aus  dem  dureb 
Zusatz  von  t  einest  entsprungen  ist;  s.  d.  In  der  Verbindui^ 
,der  tagen  eins'  kann  ,eins'  nicht  wohl  regierender  Geis 
sein  i.  S.  v.  ,an  einem  dieser  Tage',  weil  ,der  tagen' 
ohne  beigefügtes  ,eins'  adv.  =  , dieser  Tage,  in  diesen  Tagen'* 
vorkommt,  und  weil  die  Verkürzung  ,eins'  nur  vor  t 
Subst.  vorkommt.  So  erklärt  auch  Schmeller  1*  87,  w« 
übrigens  auch  ,eins  der  tag'  als  schweizerisch  angeführt  wird. 
—   2  ist  der  mhd.  adv.  Accus,  eine«,  in  einem  fort. 

über-:  ,Ü.  kommen'  1)  =  nhd.  überein  k.,  d.  L' 
überein  stimmen.  .Mit  den  Leuten  nicht  ü.  kommen',! 
nicht  friedlich  auskommen  Uw.  ,In  vil  stucken  kom^ 
mend  sy  ü.'  Fischb.  1563.  2)  ins  Klare  kommen,  zu-i 
recht  k.  S.  ,Kit  emöl  mit  de  Prattigzeiche  [Kalender-? 
zeichen]  bin-i  recht  ü.  cho.'  Joach.  1881.  Es  ist  Alles 
ilbereis  g'gange,  mit  Einstimmigkeit  ausgemacht  worden 
Z.     Vgl.  .eins  sein,  werden';  überein  Sp.  274. 

alles-  allscis:   ununterbrochen  Gl  H. 

S.  ring  If  i'.  .1/^-  ist  adv.  Acc,  mhd.  atlez,  welches 
auch  l'ni-  sii-li  allfiii  scbnn  .ininiei'  bed.  kcinute,  s.  fiH«  Sji.  17fti 


285 


An, 


286 


UM-  11:  neulich,  letzthin  BKi.  —  Walus.-,h.  uiii^'cstcllt 
oiUt  mit  Abwerfiing  des  ersten  h  aus  nu"-r-i«. 

Einser  eiser  m. :  1.  die  Zahl  Eins  Aa,  auch  die 
Zahlen  bis  9  im  Gegs.  zu  Zehner  usw.  B.  —  2.  ein 
im  Jahrgang  1  Geborener  Aa. 

eine/;-!;  „eins  BE. ;  LE.",  eis  B,  düine;-i;  däis 
Aa  (ohne  F.);  oBs;  LH.;  ScuMerish.  (deune;  deui; 
deiis);  S  äi-,  Gen.  äisse,  äiesse;  ain^re  [eini^i-ra  BEi.), 
äirc.  Dat.  äinetn,  uim,  PI.  Noni.  Acc.  äiwi  BM.,  einer 
Ki.  —  adj.  ein;  ein;  eis  BEi.,  (djäi;  (d)äi;  (djäis 
Aa;  BU.;  S,  Gen.  eis;  ein' Ei.,  Dat.  eimm  ebd.:  jener; 
der  andere,  in  letzt.  Bed.  auch  mit  best.  Art.  „Eis 
Meitschi  dcrt",  u.  noch  mehr  pleonast.  gehäuft:  däine 

■  dertige  dert  L.    Das  Messer  isch  Äisse,  gehört  Jenem. 

■  /  ha  's  Aim  g'g'c.    I  wott  vo  äim,  ich  will  von  jenem. 

■  Einer  [jene]  g'falkn-mer  besser  ivan  diser  [diese]  BEi. 
Bäinere,  von  jener  Art;  i  u-ott  nit  d'ere,  i  wott  däinere 
Aa;   L;    auch  adj.   (indeklinabel),   z.  B.    däinere  Lüt, 

;  Wi",  Brod.  Mit  äir  Hand,  mit  der  andern;  äi  Weg, 
\  anf  jene  Weise.  Ais  Jar,  das  andere,  nächste;  eis 
Jars,  in  jenem  J.  BBe.  De  äi  Tag,  am  andern,  fol- 
genden; äis  ist  war  (etwas  früher  oder  von  einem 
.  Andern  Gesagtes);  isch-ne  Ais?  ist  es  Jener V  (eig.  ist 
.  Jenes  ihnV)  Ichnimine  das  und  dii  cliast  eis  ne.  Wei 
[wollen]  si  das,  so  wott  [will]  i  äis.  ,Das  und  deis' 
und  ,deis  und  das'.  Hebel,  ebenso  Bs;  S  neben  syn. 
das  und  selb  (s.  auch  diilb)  Bs,  das  und  disers;  diss 
und  däis  S.  Den  manigfaltigsten  Wechsel  von  Syn. 
für  das  Demonstrativum  sucht  der  Kinderreim:  Ich 
und  du  und  de''  händ  enandere  g'ge;  ich  und  du  %md 
Dise  händ  enandere  'bisse;  ich  und  du  und  Däine 
(DeneJ  dert  händ  enandere  d'Haar  (d'Chiipf)  uszert. 
Dise  und  Aine!  euphemistische  Fluchforniel  statt:  ein 
Verwünschter.     ,Bei  Diesem   und  Äynem!     Wo   diese 

■  und  äyne  [wo  zum  Teufel]  hat  man  mir  doch  das  hin 
getan?'  Gotth.  Du  Dise  und  Däine!  Bs.  De''  Däin 
und  Selbe!  ebd.  Auch  wie  die  syn.  de  Selb,  der 
Einiyist  Sp.  280  u.  a.  im  S.  von  Jemand,  ein  Gewisser, 
quidam.  So  zur  Einleitung  von  Sprww.:  Aine  häd 
g'seit  usw. 

Die  auf  diesem  Punkte  einmal  Nichts  zu  wüDschcn  übrig: 

,'  lassende    Bestimmtheit    der  Charakteristik    des  Lautes,    wie 

:   solche  aus  Aa;  Bs;  BM.  vorliegt,  enthebt  uns  alles  Herum- 

tastens    nach   dem    Ursprung    dieser    beiden    eigentümlichen 

WW.  oder  vielmehr  Wortformen.     Danach  hebt  sich  unser 

Diphthong    entschieden    ab    von    mhd.  ei,    welches    z.  B.  im 

I    Zahlw.  eine''  Sp.  268   enthalten  ist;   es  ist  der  nur  in  einer 

kleinen  Gruppe    von  WW.  gehörte  Laut,    in    den  WW.,    in 

welchen    die   Lautverbindung    en    vor  Spirans    (/,  z,   ach,   ch) 

;   verkommt;    in  dieser  Lage   entwickeln  die  genannten  MAA. 

I  das  e  (ä)  zu  einem  eigentümlichen  Diphthong,  wobei  n  sich 

■  verflüchtigt;  s.  H.  LH  u.  Fromm.  VII  333/4.  344.  346. 
Damit  erhält  auch  der  auffällige  Parallelismus  und  lautliche 
Anklang  mit  ine'',  dgne''  (Sp.  26.5)  und  die  Tatsache,  dass 
alle   diese    WW.    einander    geographisch    ausschliesscn,    ihr 

'   Licht:  sie  sind  ein  und  das  selbe  W.  in  provincieller  Tracht. 
'  Entgegen  der  in  Fromm.   355   aufgestellten  Behauptung  be- 
'  gegneten  wir  o.   Sp.  265  der  Tatsache,   dass  ins,    obwohl  « 
1  nicht  stammhaft  ist,  in  ei'«  (äta)  übergehen  kann,  wobei  viell. 
das  Zahlw.  eis,    mit  welchem  sich  das  Demonstrativpron.  ja 
\  auch  bcgritflich  auf  einigen  Punkten  berührt,  mitwirkt.  Jeden- 
,  falls  hat  nun  von  diesem  Ntr.  aus  rückwärts  die  Erstellung 
einer  Mask. -Fem. -Bildung  aine;  -i  (deui,  deune)  nach  Analogie 
von  eis,   unum,  alqd:  eine;  -i  unus,    una,    aliquis.    Statt  ge- 
funden.    Äis  knüpft  die  Reihe  aine''  an  i'ne'',    indem    es  als 
Ntr.  für  beide  gilt;    eine  Form  aineJi,    welche  von  äine  aus 
für   das  Ntr.  zu   erwarten    wäre,    kommt    nicht    vor;    wenn 


Stalders  spätere  Angabe  aina  Richtigkeit  hat,  so  ist  sie  eine 
Bildung  dritten  Ranges,  d.  h.  nur  dem  neugeschaffenen  Msc. 
äine  zu  lieb  gebildet.  In  dcns  ist  statt  des  i  der  ü-Laut  auf- 
gestiegen, wie  sonst  vorm  häufig  (Eumcj- Sp.  221).  Lt  St."» 
war  einst  äin  auch  in  Zg  zu  hören;  und  Tatsache  ist,  dass 
Jas  aus  dem  Pron.  abstrahierte  Adv.  d-ei  eine  weit  über 
das  für  obige  Pronominalform  angegebene  geographische  Gebiet 
hinausgehende  Verbreitung  hat.  In  der  ä.  Lit.  sind  wir  nur 
einem  Beispiele  begegnet  und  zwar  bei  einem  unsichern 
Schreiber:  ,uf  eim  teil',  auf  der  andern  Seite.  Edlib.  S.  69, 
der  sonst  ,em'  (s.  Sp.  265  M.)  schreibt.  Zss.  einhulb,  .jen- 
seits. Zu  erwägen  bleibt,  ob  das  syn.  fränk.  den,  dener 
unserem  däin,  däine''  auch  lautlich  entspreche.  —  Über  das 
vorgesetzte  d  s.  denc''  Sp.  265.  Zur  Dekl.  vgl.  ein  Sp.  268 
u.   273;   Nom.   m.   dein  neben  deine  Bs. 

einige  beinige  Ap;  GStdt,  änige  6.  Aa;  B;  L  (auch 
änegi);  GT.;  ScH;  ScHW  (änegi);  S,  ä.  dän.  Aa;  BStdt; 
ZSth.,  ä.  man.  Th;  ZWint.,  ane  b.  AaF.,  anede  b.  L, 
aneti  b.  ScHwMa.,  äneti  b.  L,  äni  m.  ZStdt,  S.,  ene  b. 
BSi.,  e.  d.  ZG.,  one  d.  AAEh.,  Endeli  Bändeli  Eouhh., 
endi  b.  W,  antis  b.  GG.,  binige  beinige  Zg:  Anfang 
eines  Anzählspruches. 

Wie  bestimmt  sich  behaupten  lässt,  dass  dieser  in  un- 
zähligen gleich  sinnlosen  Variationen  über  alle  deutschen 
Lande  verbreitete  Spruch  auf  ein  undeutsches  Idiom  zurück 
gehe,  so  schwer,  ja  unmöglich  ist  es,  dieses  Idiom  zu  nennen 
und  die  Wörter  zu  deuten.  Wohl  bieten  sich  etwa  frz.  ,un 
deux'  oder  ,une  main'  an,  oder  hebr.  ani,  anoki,  ich,  dessen 
Anlaut  Veranlassung  gegeben  hätte  in  die  Abwickelung  der 
Laute  des  Alphabetes  überzuspringen. 

in  I.  Präp.  mit  Dat.  u.  Acc,  in  vor  Voc.  (in  uBs; 
B;  Gr;  W  auch  vor  Cons.),  sonst  i;  in  Verbindung 
mit  dem  Art.  ,den'  t  Aa;  B,  sonst  in  (W  in-nu  Acc. 
Sg.  m.,  iw-reg  Dat.  PI.);  ,der'  ir  B,  inner  W;  ,die'  it, 
bzw.  int;  ,das'  is,  bzw.  ins;  , einen'  ine/n),  ing)irfnj; 
, einem'  hi-am  W,  sonst  iwjwig,  mh^otj,  imj;  ,einer'  ire 
Gr:  im  Allg.  wie  nhd.,  aber  (bes.  in  räumlichem  S.) 
gerne  verstärkt  durch  Beifügung  der  entsprechenden 
Advv.  inne,  drin.  Ine,  hin-,  herein,  z.  B.  i-der  Stuben 
itine,  i-d'St.  ine.  1.  räumlich  (mit  unmerklichem 
Übergänge  in  innere  Beziehungen),  a)  vor  Ländern. 
1)  m.  Acc.  =  nach  ß;  Gl;  LE.;  P;  S;  W.  ,In  Egypten 
fliehen.'  Gotth.  ,/  u-iU-mi  dinge  i  Flanderen  l',  mich 
nach  Fl.  anwerben  lassen.  S  Volksl.  /  Aletsch  fare 
W  (man  sagt  das  A.).  Früher  durchweg  so.  ,In  Italiam 
eilen.'  Mal.  ,Wie  nun  der  brach  in  Eidgnossen  ist, 
dass  sy  priester  mit  inen  fuerend  in  die  reis  [ins 
Feld],  ist  auch  Zwingli  mit  dem  land  Glaris  in  Mey- 
land  [die  Lombardei]  gereiset.  1572  HB^ll.  , Zügen 
heim  in  Walles.'  1572  Platt.,  jetzt  mit  dem  Art.  i  's  W. 
.Attigit  Britanniam:  er  ist  in  Engelland  kommen.'  Fris. 
,Zum  beweistumb  ist  unnotwendig,  dass  wir  in  Italien 
laufen.'  1665  JMüll.  ,Ihn  [Juvenal]  bracht  in  Lybien 
das  Gift  der  scharfen  Feder.'  AHall.  1732.  ,Er  ist 
mit  seiner  Haushaltung  in  Carolina  gezogen.'  1774 
Moos.  ,Begab  sich  in  Holland.'  Holzhalb  1791.  Die 
Schreiber  scheinen  die  Zweideutigkeit  des  Ausdruckes 
nicht  gefühlt  zu  haben,  wenigstens  scheuten  sie  sich 
nicht  vor  Angaben  wie:  ,Lachen,  ein  grosser  Pass  in 
Pündten.'  JEEsch.  1692  (Lachen  am  Zürichsee);  ,in 
Indien  reisen.'  1741  Goliath;  ,eine  Eeise  in  Hol- 
land.' TüRicDM  Sep.  1778;  gemeint  ist  .nach  Grau- 
bünden usw.'  Selten  und  nur  in  ä.  Spr.  vor  Ortsn. 
statt  des  üblichen  ,gen',  go.  ,Bis  das  er  in  Gasen 
[Gassen,  die  volkstümliche  Benennung  von  S.  Nicolaus 
W]   kam.'    1572  Platt.     ,In    London    zu    gan.'    1575 


287 


An. 


288 


WiNT.  Cliroii.  ,Iii  Zürich  koimiieii.'  1741  Goliath. 
.Hat  die  Juden  in  Babel  geschickt.'  JKHofmeist.  1744. 
2)  ni.  Dat.  ,In  Eidgno.ssen',  in  der  Eidgenossenschaft. 
Edlib.;  HBull.  u.  a.;  vgl.  lat.  in  mit  Völkern,  und 
,in  Franken,  Baiern'  usw.  —  b)  vor  Appellativen,  bes. 
Stoffuamen.  mit  Verben  der  Bewegung  zur  Angabe 
des  Zweckes,  Etwas  von  jenem  Stoffe  zu  holen, 
kaufen,  sammeln.  I  's  Holz  f/ä",  in  den  Wald,  um 
dort  Holz  zu  sammeln.  I  d'Upperi  yä  oder  schiclce. 
um  Erdbeeren  zu  pflücken;  und  dem  entsprechend: 
sl  sind  i  den  Epperene.  I  niiies  i  d'Schue,  i  's  Ol. 
gehen  Schuhe  usw.  zu  kaufen.  Giind  i  's  Fleisch,  geht 
Fleisch  zu  holen.  St  scliidi  tri  Cltind  i'n  Mist,  den 
Viehkot  auf  der  Strasse  zu  sammeln  Z.  I'n  Tei/j 
springe'',  beim  Bäcker  Teig  zum  Kuekenbacken  zu 
holen  Bs.  —  c)  in  einigen  besondern  Verbindungen 
und  Redensarten.  /  's  End  schlä,  sich  dem  Ende 
(Tode)  nähern  L.  Si"''  i  d'Sel  ine  schäme,  in  die  tiefste 
Seele  hinein.  Es  gat  i'n  Herbst  (es  wird  eingerechnet 
in  die  Freiheit  der  Weinlese)  zur  Entschuldigung  von 
allerlei  Mutwillen,  der  um  jene  Zeit  begangen  wird. 
Es  gät  immer  im.  Gliche,  z.  B.  von  einer  langwierigen 
Krankheit.  Im  G'wonte,  für  gewöhnlich  B;  vgl.  frz. 
ffl  l'ordinaire.  ,Mutat  terra  vices:  die  erd  verenderet 
sich,  ist  nit  allwäg  in  eim.'  Fris.  In-si"''  ha",  es  mit 
sich  bringen,  von  Natur  so  beschaffen  sein;  de  Hor- 
ning  het  's  so  in-si,  er  bringt  meist  rauhe  Witterung. 
SuLGER;  es  het  's  in-si,  es  liegt  in  der  Natur  der  Sache 
Aa;  ,in  sihä,  solere.'  In.  B. ;  dagegen:  es  hed  ril  in-si, 
die  Sache  ist  von  hoher  Bedeutung  Ap.  Im  Berg  obe, 
in  den  an  oder  auf  dem  Berg  gelegenen  Gütern  oder 
Häusern  Z ;  Gegs.  im  Bode.  Was  git  's  Nüs  [Neues] 
im  B.?  fragt  der  Alpler.  I  de  Berge"  (ine),  in  der 
Hochgebirg.sregion.  .Vychhirten  so  in  bergen  wonend' 
[nicht  gerade:  auf  den  Bergen,  sondern  auch  in  den 
Hochtälern].  ECys.  —  2.  bei  ungefähren  Zahl- 
angaben. ,Von  5  in  0  gbln.'  ECvs.  ,Von  10  in  die 
11  und  12  Gl.'  ebd.  ,J.  Maag  [der  Schulmeister]  hat 
ghan  in  die  60  Schulkinder.'  16.51  OGlatt.  ,18  firsten 
yngeäschoret  worden,  darunder  in  36  Hausshaltungen 
gewohnet.'  ebd.  1670.  ,Von  6  in  7  cronen  kosten.' 
1686  B.  ,ln  siben  malen  hunderttausend  mann  stark.' 
an  die  700,000.  AKlingl.  G.  B.  1688.  ,Ab  Obs  in  die 
100  Taler  erlösen.'  JEEsch.  1692.  ,Dass  die  noch 
Minderjährige  dess  Tags  zwo  in  drey  Stund  baden 
können.'  1702  Hott.  ,Es  waren  allhier  5,  6,  in  7 
Kinder.'  Mise.  T.  1722.  .Oberglatt  hat  Eäbbögen  zu 
2  in  3  Eynier.'  1746  OGlatt.  In  der  lebenden  Spr. 
dagegen  mit  dem  Dativ:  i  de  Vierzge,  über  40;  i'n 
Hunderte,  über  100.  allg.  —  3.  zeitlich  a)  mit  dem 
Dativ:  In  einem  Zeitpunkt  oder  während  eines  kürzern 
Zeitraums.  I  disem  Mal,  das  andere,  näch.ste  Mal  Z; 
•j  dem,  in  dem  Augenblicke,  gerade  Bs  (vgl.  nhd.  indem 
als  Conj.).  .Haben  den  tatsch  versteckt  und  in  disem 
ist  er  unigewendt  worden.'  1.576  GKeller.  .In  sol- 
chem', unterdessen.  Mev.vKn.  Vgl.  (u.  vären)  .in 
währender  Schlacht'  und  .währendes  Krieges'  udgl. 
Ausdrücke,  aus  welchen  die  nhd.  Konstruktion  .während 
des  Kr.  usw.'  herausgewachsen  ist.  Es  u-ird  regnen 
im  Tag,  im  Laufe  des  T.  BHa.  Im  Nomittag  B;  S. 
,Im  tag  ist  er  auf  erden,  zenacht  im  wasser'.  Mal.; 
ebenso  HBull.  1533.  .Samstag  im  tag  umb  Zwölfe, 
nieridie.'  Z  ä.  Prozessakt.  ,Das  Danzen  in  dem  Baden.' 
1792  Hott.,  =  während  der  Badccur.  ,Ini  besten  seiner 
.lalnen'.    in    der  Blüte.    Kraft,    im  schönsten  Mannes- 


alter.   KvBi-Kz  17.53.     .Robur   a;tatis,    so   der  men.sch 
im  besten  ist.'  Fris.    ,Do  der  Strit  in  dem  besten  was', 
auf  dem  Höhepunkt.  1336/1446  Z  Chr.     Etwas  ist  im 
Werde",  im  Tue",   in  allem  Tkc"  Z.     In  eim  Fueter, 
ohne  ein  Zwischenfutter,    einen  Halt  (fahren)    Z.     I" 
hange"de  licehte,   eig.  während  der  Process   noch  vor 
Gericht  schwebt,    die  Sache   noch    unentschieden   i.st; 
dann  übh.  =  ungewiss  Aa;  BO.     ,In  rechten  hangen', 
noch  schweben,  unentschieden  sein.  1521  Absch.     ,In 
ergangenem  und  noch  hangendem  krieg.'   Ansh.     ..lez 
in  hangendem  bericht,  wo  man  [täglich  oder  stündlich] 
bericht  erwartet.'  Bossh.-Goldsciim.    .Wann  der  Winter 
im  kältesten  gewesen.'  Cvs.     Im  Taubste,  im  Moment 
oder  Zustand  des  höchsten  Zorns.     Statt  ,wir  sind  im 
essen  gsin.'  UMey.  Chron.  sagen  wir  jetzt:  am,  aber: 
in  allem  Esse  [mitten  im  E.]  nf  de  gri'ist  Löffel  luege 
seinen  Vorteil    zu   keiner  Zeit  aus  den  Augen  lasse 
ZLunn.;  s.  all  Sp.  167.  —  b)  mit  Accus,  zur  Angab 
bestimmter  Zeiträume,    für   welche    Etwas,    z.  B.  el 
Vertrag,    gelten    soll.     ,Dic   Brautwerbung    oder   da 
Dingen   in   das   lange  Jahr.'    Z;    i  's  lang  Jär  dingi 
heiraten  B;  L.     ,Uf  d' Wienecht  i'sJör  dinge',  eine 
Mietvertrag  von  Weihnacht  bis  W.  schliessen.  Schili 
.Eine  Verstandnuss    [Staatsvertrag]    in    die   Ewigke: 
machen.'  Ansh.  —  4.  distributiv.     .Geschwi-sterteii 
kinder.  deren  seyen  viel  oder  wenig,   sollen  erben  i 
die  Häubter',  auf  die  Köpfe,  jedes  gleich  viel.  Bs  175' 
,Das  Almosen  nicht  auf  ein  mahl  gänzlich  aussteilei 
sonder  in  dies  singulos,  ein  Tag  in  den  andern.'  169 
AKlingl.     Vgl.  dagegen:    ein  Schrei  i  dr   ander  tw 
einen  Schrei  nach  dem  andern  ausstossen  B.    De  gan. 
Tag  ei  Schnarz  [Schelte]    i  der  ander  g'höre  Seiiwffl 
In  Drittel  degge,  ein  Haus  mit  Ziegeln  ohne  Schindel 
decken,  während  ei  fach  degge  bedeutet :  mit  unter  di 
Ziegel  geschobenen  Schindeln   decken  STh.;   vgl.  in 
declen.  —  5.  in  ad v.  Ausdrücken  mit  einem  subst 
Adj.  neutr.    In  übel  ne".  allg.    ,ln  übel  ufnemen  un 
vermerken.'    1-3.36/1446  ZChr.,    entw.  accus.  ,nach  der 
Übeln  Seite'  oder  dativ.  ,in  übelm  Sinne'.    Für  letztere 
.Auffassung   sprechen  Konstruktionen    wie:   ,In  argeöt 
vermerken',  übel  aufnehmen.  Klingl.  1688.    ,Im  besteii 
aufnehmen.'  Absch.  1521.  .Verstond  [versteht]  diss  myn 
ylends  schryben  mit  fugend  im  allerbesten.'  Zwingli 
,Im    besten   beschehen',   in   bester  Meinung,   Absicht, 
ders.    Und  so  häufig,  auch  bei  Fris.;  Mal.    .Den  Weg 
zeigen,  wo  es  im  Geraden  durch  müsse.'    Gotth.     ,In 
gemein',    insgemein;    vgl.    ,in   teil  und   gemein    stan. 
ÜKK.  1540.     ,In  geheinid',    insgeheim.     ,In   samt  und 
sonder',  sammt  und  sonders,  insgesammt.  Absch.  1522, 
—  6.  andern  nhd.  Präp.  entsprechend,  über.  .Hart-' 
manns  Bemerkungen  in  ein  Paar  Appenzeller  Alpen, 
1804  Steinmüll.  —  auf.    ,Su  chömm  es  eim  g'rad  i's 
Ghjche  use',  auf  dasselbe  heraus.  B  Kalender  1840.    Jnl 
Eis,  auf  Eines  hinaus  kommen  B.    .Studie  oder  Stüdelil 
kommt  in  Eins.'    Gotth.     I  de  Stocksände  lache,  sich 
heimlieh   freuen  UwE.  =  nf  (lünder)  de  Stocl;zäne  Z, 
I'n  Bode  (abe)  falle;  i'n  B.  nsc  ligge  Z.    .Die  aber,  diel^ 
dreyn  hoffend,  sind  des  tods  wirdig.'  1531/48  Sapientia. 
.In  ein  Kaiss  fahren',  auf  einen  Kriegszug  gehen.  BiEt 
1352.     ,In  mengen  weg',  auf  mancherlei  Weise.  1519 
Stulz;  ,in  den  weg',  auf  diese  Weise.  AgTschudi  1531: 
.in  kein  wäg.'  Fris.;  Mal.;  .in  zween  wäg.'  LLav.  1569 
=  .auf  eine  zweifache  weise.'  ders.  1670;    ,in  keinen 
weg  [Etwas]   gestatten.'    SHochholz  1591.     ,Die   sich 
alle  gründend  in  der  kirchen'.  die  gegründe'  sind  aul 


289 


An.  eil.  in. 


290 


die  I.f'lirc  vnii  .Icr  Kirclir.  ZwiMii.i.  .In  ilor  tiiu-lil.- 
BossH.-GoLuscii.M. ;  KCvs.  10,^1.  .Diu  Gia.sniuck  gleljt 
[ernälirt  sicli]  der  ■nüniiliiien,  die  in  den  böumeii 
wachsend'  [in  der  Laubkroiie  derselben].  Vouelb.  15">7. 
.Daruf  liiess  man  in  [d"]  trnnnnen  fTrunnneln]  .selilan.- 
157(i  HiKSBKEiK.iHRT.  .IMe  fehlbarcii  gleich  im  tn.sz- 
stapfen  rügen',  auf  der  Stelle,  in.  o  ve.stigio.  Bs  Kq. 
liUO.  .Ein  Ehemann  soll  in  .seiner  chlichen  frauweii 
Ivlcidern  kein  Elirecht  [Erbrecht]  haben.-  L  Rothbg. 
lliKl.  (Statt  =  .auf'  c.  A.  kann  hier  .iir  auch  nacli 
älterer  Weise  =^  .an'  c.  D.  erklärt  werden.  |  .In  seinem 
todtbett.'  1(352  Sohimpfr.  und  häuHg  in  den  alten 
Rcchtsq.  ,In  einer  groahlten  tafelen  [auf  einem  Ge- 
mälde] die  histori  Josejdis  gsehen.'  ebd.  —  um.  .Im 
höchsten  Pfenning  verkaufen',  um  den  höchsten  Preis. 
Z  171.').  —  an  (wie  sonst  unigek.  ((«==  in.  s.  Sp.  "249). 
••l»-  steid  imiiir,  lieiiit'iclii,  es  stellt  an  einem  Eainchen 
Gr;  vgl.  1.  c  (Hl  Berf).  Eine"  im  Xareseil  fitere" 
ÜSchäch.  Jemanden  im  StrickJi  ha",  ihn  sich  zii 
Willen  haben,  ebd.:  vgl.  Jemanden  «/'  ein  Spi.fa  ha". 
In  )>i liier  Statt,  an  meiner  Stelle,  ebd.  .Das  Zunft- 
gericht erkennt:  es  solle  ein  Jeder  in  [an]  das  Ge- 
richt bezahlen  2  Franken.'  Wolf.  Rel.  Gespr.  .In 
sin  inesser  grifen.'  L  1308.  .Wer  gegen  dem  anderen 
svn  band  in  sj'n  messer  schlecht.'  This  1.539.  .Ob  d/ 
also  in  im  selber  were'.  ob  es  sich  so  verhalte,  an 
sich.  Edlib.  .Der  sein  fröud  hat  im  gerten  [Ochsen- 
stachel]  und  stäcken.'  1531  Sir.  (.in' auch  1-548.  Iö67; 
.später  .an').  .Xoch  in  leben  syn.'  LLav.  1569.  .Sich 
mit  wyb  und  kinden  in  bättelstab  richten-,  an  den  B. 
bringen.  M.^xn.  Z  158(;.  .Der  8.  oder  l.  teil  in  der 
buos.s'.  Anteil  .an'  oder  Teil  .von'.  B  11328.  .Glauben 
in  die  Dreifaltigkeit.-  Hott.  I(i66;  .in  den  Sohn  Gottes 
glauben.'  JMüli..  I(i73.  ,Haar  in  Zäiien  haben.'  Hospin, 
.Ins  Herz  wachsen.-  ebd.  Derselbe  hat  auch :  .im  liag 
sin-,  in  Verlegenheit,  was  aber  nicht  =  .am  H.-  (vgl. 
.am  Berg-  unter  an)  erklärt  zu  werden  braucht.  Aus 
Fällen  wie:  .Wann  der  Winter  im  kältisten  [in  seiner 
k.  Periode]  gewesen.'  1661  Cvs.  und  ,»'»>  Taubste'  (o.  3) 
entwickelt  sich  der  Gebrauch  von  in  für  jenes  an, 
mit  welchem  der  Superl.  des  .\dv.  gebildet  wird:  im 
frlhtste.  am  Ehesten;  es  irär  im  Allerbeste  Z.  —  unter. 
•Im  Lnte-n-inne.'  Sti'tz.  .Ein  Gebäude  anfangs  im 
Dach  haben-,  wenn  die  Baute  so  weit  gediehen  ist. 
dass  sie  unter  Dach  gebracht  ist  U.  .In  Tacht  brin- 
gen', unter  Dach.  Eni.iB.  .Es  sigen  ouch  derselben 
kind  über  sy  gefaren.  und  in  sy  geschlagen  und  ge- 
rouft.'  Z  M.  XVI.  .Einem  daiifer  in  [unter]  die  zän 
stan.'  1569  LL.w.  —  von.  .Der  mensch  wirf  nit  in 
dem  brot  allein  laben,  sunder  in  einem  yetlichen  wort.' 
1531/18  Matth.  —  vor.  .Im  reclit.  im  recliteir.  vor 
Gericht;  in  einer  Menge  von  Formeln,  s.  Hecht.  — 
gegen.  .Die  der  sünd  in  lieiligen  Gei.st  nach  [nahe! 
verwandt.'  JMüi.l.  1665.  .Und  der  Sünde  in  den  h. 
Geist  nahe  kommt.'  Goliath  17tl.  Noch  jetzt:  das 
ixt  inii  h.  Geist  ine  [hinein]  ifsitndif/et  Z.  —  mit. 
AV  macht  Alls  i  linyg,  mit  der  linken  Hand  B.  .Die 
spillut,  die  machent  [Musik]  in  häfen,  mit  tellern. 
oder  in  ander  weg  zuo  tanz.'  Ecsli  Act.  1521.  .Mein 
lieber  sun  in  dem  ich  zuofrideii  bin',  an  dem  ich 
Wohlgefallen  habe.  1531/48  .Makc.  —  nach.  .In  mym 
bedunken-.  nach  meinem  Dafürhalten.  Eulib.  Vom 
Ungläubigen:  , Alles  so  er  tut  im  schin  guot,  ist  sünd'. 
ob.schon  es  auch  dem  Scheine  nach  gut  sein  kann. 
KtssL.  —  durch.  .Unz  [bis]  er  burgrecht  kouft  oder 
Schw.  Idiotikon  I.  3. 


rs  in  rei.^e  [durch  Teiliialiiiie  an  eiiicin  Kriegszug] 
gewint.-  BsKii.  145(1.  -  zu.  Im-cue  Teil,  zum  Teile  Z. 
.In  der  Er  des  liailgen  crutz  gebuwt',  dem  li.  K.  zu 
Ehren.  .Gewidit  [geweiht]  in  der  ere  sant  Aurellyen.' 
GHdschr.  .In  die  gegenwer  gerüst',  zur  Gegenwehr 
gerüstet.  15-24  Absch.  .In  das  recht  sitzen',  zu  Ge- 
richt. 1530  ebd.  ,Im  rechten  sitzen-,  zu  Gericht  sitzen. 
WiNTKKTH.  1570.  .Wier  kleinen  buchen  sassen  nüm- 
merg  ztisch  in  dsmall  [nirgends  an  den  T.  zum  Male].' 
1573  ThPlatt.  .Den  zimlichen  und  gewolmten  Bruch, 
da  man  eiiiandern  das  Vych  in  halbem  gibt  und  zuo- 
stellt',  d.  h.  zur  Fütterung,  wo  dann  der  Nutzen  zwi- 
schen Eigentümer  und  Besitzer  gleich  geteilt  wird. 
B  1628.  .Ich  will  gern  mit  dir  hn  halben  bezahlen',  die 
Hälfte  der  Auslagen  auf  mich  nehmen.  HPest.  1783. 
,Die  künftig  Zit  in  Bat  nehmen',  zu  Kate  ziehen,  be- 
denken, berücksichtigen.  Felner  1803.  —  7.  in  Fällen, 
wo  sonst  keine  Präp.  steht:  im  bare  Chopf,  barliaupt 
(nach  Analogie  von  ,im  blossen  Hemd'  udgl.)  GlK. 
, Bliebe  zuletzt  im  stecken',  blieb  stecken.  15'25  It  Mev. 
W'etzik.  ,Es  sagt  Mutianus,  dass  der  Äff  auch  lerne 
im  Sehach  spilen.'  Tierb.  1563;  vgl.  frz.  aiix  echecs. 
,Talos  jacere:  im  bret  spilen.'  Fris.  ,Eine  Coniedi  und 
Narrenspil  anzusehen  oder  in  der  Karten  und  im  Brett 
zu  machen,  ist  ihnen  die  Zeit  nie  zu  lang.'  Ulr.  1727. 
.Im  rechten  studieren',  Jurisprudenz.  Fris.  ,In  der 
arzny  studieren',  Medizin  st.  Platt.  157'2.  .Sie  hatten 
im  Befehl,  alle  getreue  Truppen  an  sich  zu  ziehen.' 
1760.  SiML.  Urk.  ,In  Baumwolle  weben  oder  in  Rei.sten.' 
1822.  Mev.,  Wetzik.  —  8.  pleonastisch  vor  dem 
Dativ  Aa;  Gl;  VOrte;  Sch;  S;  Z  tw.  /  mir,  mir; 
i  Eim,  Einem.  Mit  Art.  i'm.  dem;  i-d'r  (in-d'r  AiFri.), 
der;  i-de  (in-de  AAFri.),  den;  i'me,  einem.  —  9.  Ac- 
cusativ  statt  Dat.  ,In  das  gägenteih'  LLav.  1578 
(=  .hingegen-,  ders.  1670);  so  auch  noch  Ende  XVII. 
Vgl.  auch  0.  2. 

Zu  den  durch  die  Verbiudung  mit  dem  Art.  cntstcheuden 
Formen  vgl.  an  Sp.  249.  In  einem  Teil  von  Aa  nimmt  die 
Präp.  wieder  ihren  vollen  Leib  an,  wenn  sie  eine  Enclitiea 
zu  tragen  bekommt:  in-dn-,  in  dir,  dag.  i  dir,  dir;  s.  auch 
n.  8.  In  Geschlechtsun.,  welche  vom  urspriinglicheu  Wohu- 
ijrtc  hergeholt  sind,  wie  Imichai,  Jnidbun,  mag  die  Synk. 
in'n  für  in  de»,  welche  auch  in  der  Lit.  früh  auftaucht, 
stecken,  Abschwächung  zu  jii  mit  Anlehnung  au  den  uubest. 
Art.  s.  u.  Acht  Sp.  179;  zu  blossem  <■  in  den  Formeln: 
i;  (tolts  Kami;  (vgl.  die  engl.  Verstümmelung  «'  (Ind's  name) ; 
f  de  Weij,  auf  diese  Weise;  eiceij  (nihd.  eamx)  aus  in  W«/, 
auf  den  Weg  (nhd.  hiu-weg),  woneben  i'n  Wey,  in  den 
Weg,  hindernd,  besteht;  und  .enzwischeu'.  inzwischen.  B  16'28. 
Umgekehrt  ist  i'»»  ^  dem,  twc  =  einem  (o.  8)  lautliche  Ver- 
stärkung für  'etil  und  rmr  leime)  und  nur  durcli  Missdeutung 
als  i'in,  i'me  verstanden,  so  dass  ein  förmliches  in  heraus- 
geschält wurde;  vgl.  an  Sp.  '25.j.  Ebenso  beruht  auf  Miss- 
verständniss  die  sinnlose  A'erbindung  .in  keinswegs'.  ÜMey. 
Chron.,  welche  sich  anlehnt  an  die  Konstruktion  ,iu  keinen 
weg'  (s.  0.  6),  in  der  Tat  aber  auf  diu  vollere  Form  des 
l'ron.  (eidein)  zurückzuführen  ist.  ,Iu  hinderrucks'.  Winterth. 
Katsb.  Iü7:j.  mag  als  Ellipse  (in  H.-Weisc)  verstanden  worden 
sein.  —  Zu  I.  Vor  Ortsn.  im  Dat.  (auf  die  Frage  wo'/)  ohne 
Art.  ist  in  ganz  und  gar  uicht  gebräuchlich,  dafiir  z'  (sc;. 
—  '2.  Zwischen  zwei  Zahlen,  durch  welche  die  Unbe- 
stinuntheit  eingeschränkt  wird,  setzt  die  lebende  Spr.  <i,  das 
sich  als  .all'  oder  als  frz.  a  deuten   lässt. 

II.  Adv.  inn:  in,  darin;  innen.  1.  Ortsangaben  zu 
näherer  Bestimmung  od.  Verstärkung  nacliges.  Aa;  Bs; 
B;  Gr;  S;  nw  Z;  dafür  anderw.  inne.  Im  G'hürst  [Ge- 
sträuch] inu.  ,Bis  endli;/  Biieih  in  der  Cliiiche  inn  g'si/ 
Isch.'  Breitexst.   /((  de  Bergen  inn.  .Im  Geld  inn  sitze'. 


291 


An.  en.  in.  on.  un 


•292 


viel  Geld  besitzen.  KdMev.  In  der  Drucken  [ScliaL-htel], 
im  Hüs  inn  S.  Im  Kanton  inn,  innerhalb  des  Kan- 
tons. Z'Langnaii  inn  [das  weiter  talein  wärt  s  liegt] 
BE.  Bis  a'n  Tsdmijgen  inn,  bis  an  den  Berg  T.  tal- 
einwärts  und  dort  drin  GkD.  Dort  inn,  dort  drinnen  S. 
Undeii  inn  ZW.  Auch  bei  abstr.  Verhältnissen:  in-ere 
Täitbi  inn  sl"  S.  ,Mcdium  rcs])onsum:  zwej-felhaftig. 
halb  auss,  halb  inn.  Fides  clauda:  ein  hinkender 
glaub,  d.  i.  unstät,  h.  a.  h.  i.,  wie  man  spricht.  Dubiis 
pennis  volat  victoria:  der  sig  stat  im  zweyfel  od.  h.  a. 
h.  i.'  Fris.  —  2.  ohne  andere  Ortsangabe.  Inn  sl" 
(wechselnd  mit  i',  s.  d.):  a)  im  Haft  oder  Knopfloch 
Bs;  Z.  b)  im  Stall  Bs;  B;  Z.  c)  im  Zimmer  oder 
Bett,  das  Z.  oder  B.  hüten  B;  Z.  d)  im  Gefängnis« 
Aa;  B;  Z.  ,I>a  du  inn  [gefangen]  wärest.'  HPest. 
1783.  Inn  ha',  gefangen  halten  Aa.  Inn  b'Jmlte": 
a)  zurück  behalten,  z.  B.  eine  sonst  schuldige  Sunuue 
B;  Z.  b)  eine  Person  im  Haus  oder  Zimmer,  nicht 
ausgehen  lassen,  Schüler  nach  beendigter  Schulstunde 
zurück  behalten.  Inn  stä",  gleich  stehen,  zunächst 
von    der  Wage,    übergetragen    auf  Abstimmungen   B. 

har-in:  hierin,  darin.  , Welcher  sich  h.  übersehen', 
verfehlt.  XVTI.  Muri  (neben  ,hierinnen'). 

niener-:  nirgends  in,  in  Nichts.  ,N.  zuo  ver- 
glychen.'  JBreit.  1619. 

dei-  drjin:  drinnen,  da  innen  G(). 

dar-  dri  Gl;  Sciiw;  U,  sonst  drinn:  wie  nhd. 
Verstärkt  und  näher  bestinnnt  drinn  inne",  unde", 
iime  usw.  ,Nit  darin  sin  wellen',  von  Etwas  Nichts 
wissen,  keinen  Anteil  daran  haben  wollen.  Absch. 
Die  Römer  verlangten  Keichsfreiheit  vom  Kaiser,  ,dar- 
zuo,  dass  die  umligeiiden  stett  tribut  geben  soltind. 
Darin  der  bapst  gar  nit  sin  wolt.'  Vad.  .Woltend  sj' 
gar  nit  darinn  sj'n  [die  Beschuldigung  nicht  gelten 
lassen]  und  schruwend  [schrieen]  umb  recht.'  Kessl. 
Syn.  d'innen.     Zu  unterscheiden  von  drl". 

war-:  worin.  106(5  JHHott. 

zwischen-  simischenin  B.  —  Vgl.  emwiscJien,  in- 
zwischen. 

in  l'n  BO.;  Gk  tw.;  [P;  W,  sonst  l':  ein;  in 
Gk;  P;  W  auch  her-  oder  hinein  (wofür  sonst  ine, 
inliiu).  Dur  d'Tür  i;  dur  's  Dorf  i;  zum  Tor  l  Aa. 
I("J  d'Stuhen  if")  clMf"J  W.  t-yügyele,  (durchs  Fenster) 
hinein  gucken  GitV.  Ich  hau  g'meint,  es  chömi  es  Un- 
g'hür  l  ebd.  I  gän  l  ebd.  D'Sträss  i  chö",  auf  der 
Str.  heran,  daher  Ar;  Sch;  Z.  In  der  einfachen  Bed. 
selbständig  ist  es  ausserhalb  der  drei  oben  genannten 
MAA.  ziemlich  selten,  nur  etwa  in  Verbindungen  wie: 
Jar  t  Jar  üs;  wohl  aber  z.  B.  in  Gr  in,  talein wärts; 
I«  und  üf,  bis  hinten  ins  Tal  und  auf  (über)  den 
Berg.  Dagegen  zuw.  prägnant  mit  Ergänzung  eines 
Verbalbegritts  z.  B.  d'Schihen  isch  1,  eingeschlagen. 
Ml  Ureglas  isch  j,  zerbrochen  Bs.  Ds  Veh  isch  i,  in 
den  Stall  getrieben  (neben  i«M,  drinnen).  Es  tnU-mer 
niid  i,  in  den  Kopf,  ich  kann  es  nicht  begreifen  Z. 
Ah  and  t  [abgemälit  und  eingebracht]  ist  au  g'heuet 
Ai'.  D'Predig  ist  in,  hat  begonnen  B.  Sonst  nur  in 
Co III Position.  1.  in  auch  iu  Noiniiialconii).  uebeii  in-, 
welches  hier  allein  zu  erwarten  wäre,  was  z.  T.  darauf  be- 
ruhen kann,  dass  das  aus  in  verkürzte  i  {dri,  darin,  s.  d.) 
durch  Verlängerung  des  Voe.  dem  i",  ein,  nahe  kommt.  Wie 
nhd.  .Eingeweide'  für  .Ingew.'  steht,  so  schwanken  die  An- 
gaben bei  unseren  WW.  Insic/tl.  Fni/mchlächl  zwischen  1  u.  i; 
dem  nhd.  .inbrünstig'  steht  bei  uns  tnbr.  gegenüber:   un36rm 


Inburijir  hinwieder  schon  nihd.  tni/ome,  Insasse:  '"-  und  iiisfPM 
schwanken  seit  alter  Zeit.  Man  kann  sich  das  m-  vor  Subst. 
z.  T.  aus  entsprechenden  Verbalcompositen  erklären  (z.  B. 
tn-siizin.  sich  niederlassen;  sesshaft,  ansässig  werden),  während 
innerhalb  der  Verbalsphäre  selbst  in-haben,  in  Gewahrsam 
halten,  neben  dem  gewöhnlichen  in-Jmben  nur  etwa  auf  An- 
lehnung au  in-iui-n,  ins  Gefangniss  stecken,  beruhen  kaun. 
In  den  Vb.  tn-futlenn,  -hiilen,  -tränken  (das  Vieh  im  Stall 
fütteru  usw.,  statt  es  im  Freien  weiden  und  am  Brunnen 
trinken  zn  lassen)  st«ht  m-  offenbar  für  in-.  Vor  Ad.jj. 
erscheint  mhd.  wie  ags.  und  altn.  ein  vcrstärkeudes  in-  i.  S. 
von  das  Innere  durchdringender,  also  hochgradiger  Eigen- 
schaft; wir  haben  aber  nur  noch  luijrüen  (Siungrün,  Immer- 
grün); dem  mhd.  inhitzn-  entspricht  dagegen  in-Aei««  (vgl.  iii- 
tümjtjii/,  schwül);  und  ebenso  steht  in-  vor  ->oi,  -achicmi, 
-recht,  -Uir,  -i/'nOI.  Bei  solchem  Verhältnisse  zw.  (n  und  4» 
ist  es  in  Fällen  aus  der  Lit.  oft  schwer  zu  enischeideu, 
welches  gemeint  sei.  —  2.  Begreiflicher  und  auch  der 
Schriftspr.  nicht  fremd  ist  bei  Yerbalcomp.  Wechsel  zwischen 
in-  und  inhin,  z.  B.  bei  -wp'ttf.H,  -tüten  s.  d.;  neben  inJnn- 
rfinien  (vom  Getreide)  steht  in-ämilcn  (vom  GrummetI  und 
von  der  selben  Arbeit  gilt  in-  und  inliintucn;  in-uiuinji/in, 
den  Mund  voll  stopfen,  neben  inhin-mullen,  gierig  verschlingen. 

—  :j.  Vielseitige,  z.  T.  dem  Nhd.  fremde  Bed.  entfalten  di« 
Comp,  in-ßhicn,  -ijän,  -kuuimen,  -let/ycn,  -ncmcn,  -eehiisKH. 
selilaijen,  -nitzen,  -titän,  -ntelten,  -tntyen,  -ziehen.  Vom  Nhd. 
abweichende  Bed.  zeigen  die  Subst.  In-/ull,  -ijatuj,  -luy.  -brueh, 
-bii,  -scliin.    Eigen-  und  altertümlich  ist  das  Partie,  tn-ycirei/en. 

—  4.  Andern  Präp.  oder  Präfixei.  entspricht  fii-  in  Fällen 
wie:  tn-lilapjjen-n,  aufschwatzen;  -brnhen,  ausbrechen,  vuu 
Krankheiten;  -wunen,  bewohnen,  inhabitare;  -fücren,  ver-, 
anführen;  -ralt«,  anraten;  -titchtn.  (Feuer)  zudecken. 

Das  Adv.  lim  verhält  sich  der  Bed.  nach  zu  f«  wie  aß  zu 
üf,  d.  h.  es  bezeichnet  Kühe  gegenüber  der  Bewegung,  steht 
auf  die  Frage  woV  gegenüber  wohin?  Es  entspricht  also  der 
Präp.  in  mit  Dat.  gegenüber  Acc.  Aber  eben  daraus  folgt, 
dass  es,  so  weit  es  nicht  das  mhd.  i«nc  (alid.  inni,  /nun) 
repräsentiert,  mit  der  Präp.  (wenigstens  in  den  Zss.)  das 
selbe  W.  ist,  also  ui-spr.  beiden  Anwendungen  derselben 
entsprochen  haben  muss,  wie  denn  die  älteste  Spr.  noch  kein 
in  neben  ik  kennt  und  in  Zss.  In-  und  in-  wechseln.  Vgl. 
das  zn  «n«  Sp.  '259  Gesagte. 

aber-  abrlfnj  W,  rhriCnJ  BO.;  Obw;  W.  umhri(n) 
P;  W,  emhri(n)  BO.,  inbrin  P  —  Ton  auf  2.  Silbe  -: 
1.  taleinwärts  BO.  —  2.  hinunter,  hinab.  Amhri  gii", 
lotsu,  schauen  BSi. ;  P;  W.  —  3.  unten  W.  S.  aljer 
Sp.  40/1;  und  vgl.  berg-in,  rain-in.  —  Der  2.  Teil  des 
W.   wird  auch  zu  t  abgeschwächt. 

Über-.  .Li  dir,  meinem  Gott,  spring  icli  über  ein.- 
1531  PsAL.M  =  ,über  die  niaur  evn  (hinein  1667).'  1548; 
,überspring  ich  Mauern.'  1860.  —  dar- über-  drüben 
B:  darüber  hinaus,  obendrein,  als  Zugabe  z.  B.  über 
einen  bedingten  Preis  oder  Lohn  Aa;  B.  .Dridier  i  ge. 
auctuarium  adderc.'  In.  B. 

hin-  nur  in  ä.  Lit.:  fehlt  der  lebenden  MA;  s. 
dafür  inhin. 

da-nebcn-.  Dnüben't  chö".  entbehren  müssen. 
nicht  erlangen.     Syn.  dernebet  cho". 

berg-,  rain-  rei-l:  berg-ab,  -unter  ZWäd. 

dar-  dri(n).  's  ist  Öppis  drl  cho,  es  ist  ein  Hinder- 
niss  eingetreten,  dazwischen  gekommen  GStdt.  J  irett- 
der  nüd  pftfe  drl,  ich  gebe  dir  Nichts  dafür,  es  ist 
mir  ganz  gleichgültig  Z.  Drnss  und  dri  [draus  und 
drein],  ohne  Ordnung  und  Regel,  aufs  Geratewol  .\i'. 
Oft  verstärkt  durch  nachgesetztes  In  od.  ine,  hinein  Z. 
Das  gut  dri.  geht  als  Gratiszugabe  in  den  Kauf.  ebj. 
Drl  ge",  gratis  dazu  geben,  ebd.  .Machtend  ain  grossin 
Dürin  [Türe]  drin  ju.'  1519  Stoikak.  Drl  und  dernehe 
got  cd,  ironische  Entschuldigung,  wenn  Jemand  neben 


An. 


294 


!J  das  Got'iiss  ^'iesst  lis.  Zsges.  mit  Verben :  drl  g'seli, 
liief/e,  ilreiii  sehen,  ausselien  Bs;  B;  Z.  Drl  stä,  in 
die  Lücke  treten,  für  Jem.  einstehen  B.  —  hinden-. 
liinder-  hiiicr-dri  BM.  Hinde  drin  sin,  mit  Arbeit 
im  Rückstände  sein  BHk.  Hinne  dri  clin,  liiiiterher, 
zuletzt,  zu  s])iit  konnncn;  in  Eückstand  geraten  Z.  — 
Trampi-:  (ein  scliwerfällig  einhergelienih-r)  lang- 
samer Mensch  S. 

durch-  dui'i,  (lur'i:    1.  den  Weg  hinein  Ap;  einem 

Centrum   zu.    z.  B.  in  der  Richtung  gegen   die  Stadt, 

•    die  innere  Schweiz.     Vgl.  d'Strass  t.  —  2.  durchaus, 

■    durch  und  durch.     Oft  wiederholt:   ditrl  und  i,  bes.: 

i    d.  und  l  nass,   bis  auf  die  Haut   Z.     Es  ist-mer  na''' 

'    nü  durl,  sc.  besser,  ich  bin  noch  nicht  ganz  wohl  Z. 

Es  ist  nw''  nikl  d.,   hat   noch   nicht   genug   geregnet 

(der  Regen  ist  noch  nicht  tief  genug  eingedrungen)  Z. 

!    D.  und  i  ron  Oppis  rede,   eine  Sache  gründlich  ver- 

I    handeln  Z.  —  di;(r)-durt'':  dass.  aber  stärker  deik- 

\   tisch.  —  Vgl.  durch-äb  Sp.  32. 

i'         innen  «i«'j  und  iMf-  {i-ne  Ar;  ZRafz):  Adv.  inner- 
halb, im  Innern,  darin,  inwendig.   1.  meistens  vorher- 
gehenden   Ortsbestimmungen   verstärkend   bei- 
gefügt:   z'Bern   inne,   in   der  Stadt   B.   drin.     Es   ist 
(ülethaltie   Welt,  in  Amerika  inne  [im  Innern  von  A.] 
u-ie  da   hi-n-eus   [bei  uns].     Immene  Sack   inne.    Im 
ganze  J'agmen  [Gemeindebezirk]  inne  kei  ernieri  Hus- 
haltig.    ,Cava  lumina:  Augen,  die  tief  im  haupt  innen 
stond.'  Fris.    ,In  den  hüsern  inen.'  Z  1611.  —  2.' selten 
alleinstehend:  inwendig,  auf  der  Innenseite,  imGegs. 
zn  tisse  ScHw;  Z.     üsse  fix  und  inne  nix  [Nichts],  von 
einem   auswendig  schönen  Hause  (Menschen),   dessen 
'    Haushalt  oder  Finanzen  zerrüttet   sind   Z.     Öfter  be- 
I    gleitet  von  andern  Raumadv.,    womit   zugleich  Schat- 
tierungen   des    Begriffs    entstehen:    inne- für,    -nache, 
;    -zueche  usw.;    innerä  Ap.    —    3.   mit   dem   Gen.    des 
demonstr.    Pron.,    während    dessen.     ,Die    Usseren 
I    [Hofleute]  sond  da  sin,  e  das  man  anvahe  offenen  oder 
i    si  son  aber  komen  innendes  so  man  offenet.'   XV.  Z. 
I    —  4.  mit  Verben:  sielt  inne  halte",  zu  Hause  bleiben; 
,    Tgl.»'««*".    7iM(e"  B;  Z,  inn^iryi^t.  werden,  empfinden, 
I    vernehmen,  erfahren,  zu  fühlen  bekommen.   Er  wird's 
no  inne  w.,  später  schmerzlich  empfinden  z.  B.  früher 
,    begangenes  Unrecht  BBi.     Dass  dieses  jetzt  wohl  als 
;   Acc.  verstandene   's  (es)  eig.  Genetiv   ist,    wird  deut- 
licher aus  der  ä.  Lit. :    ,Bist  du  dess  erst   yetz  innen 
.   worden?'  Mal.     Nicht  anders  verhält  es  sich  mit  der 
scheinbar  refiex.  Konstruktion:  Er  isch-si  inne  worde, 
\    hat  es  zu  merken  bekommen  ZKn.,  da  si  aus  sm.  Gen. 
;    von  es,  verkürzt  ist;  s.  sin.     Mit  fehlgegrift'ener  Ver- 
hochdeutschung    schreibt    JHHott.    1666:     ,lass    die- 
selbigen  ihnen  werden,  dass  . . .'    S.  en-innen,  inneren. 
Mild.   i/i,ic;i,  ahil.   i'jraan  aus  alt.  innmm.    Eine  Verstüm- 
raelung  tritt  etwa  ein  in  der  Verbindung  iim-iisr,  von  innen 
heraus  (Gottli.).     I1as  Hiniilierspielen  des  »  (i^)  in  e-  in  ge- 
wissen MAA.  hängt  wolil  mit  näselnder  Aussprache  zusammen. 
I    Einige  MAA.  vermögen  obiges  inne  von  ine  (inhin)  zu  unter- 
I    scheiden,  die  einen  durch  die  Quant,  und  durch  die  Qual,  des 
r    Voc.  (s.  iii-hin),  andere  wie  z.  B.  Gl  durch  die  geminierte  und 
'    die  einfache  Aussprache  des  »i.  Fris. ;  Mal.  gehen  ueben  .innen' 
■    die  Form  ,inden',  nach  einem  leicht  begreiflichen   Lautilber- 
gang;  vgl.   o.   Sp.   268  Sndert ;  nhd.    ,uberwiudeu'  aus   .iiber- 
winnen'   .minder'  aus  , minner'.  —  S.  noch  dn-iumm.  —  Zu  2. 
fnnerä  aus  innen  dran  oder  inner  =  innai ;  vgl.  »her  =  ulm 
Sp.  52;  nach  .\nalngie  von  nimer-  für  die  neuere  Form  nientn- 
in  der  Zss.;   vel.   auch    innrr  für   .innert';   s.   d. 


Über-:  verstärktes  innen,  mit  Hervorhebung  des 
Kindringens  von  aussen  nach  innen  (s.  Sji.  .59),  dort 
innen  Gl;  Sch;  U;  Z.     Ggs.  üherusse". 

in-  1.  i-inn^:  drinnen,  immene  Mir  i-inne  SKriegst. 

—  2.  rtWHj;  nur  in  der  Verbindung  e.  werden  ■==  inne" 
werden.  ,Wenn  's  nw  ml  Mueter  nüd  e.  wird.'  Sthtz. 
Du  wirst-ne  [ihn]  sclio  na  [noch]  e.  werde!  erfahren, 
kennen  lernen ;  gewahr  werden  Aa  ;  ßs.  —  Diese  pleonast. 
Bildung  schon  mhd. 

hie-  hijinnrf,  lijinnn,  hinna,  j^hinne,  äjinnn  GrD., 
I'r.,  hinne  BO.;  Sch;  Uw;  U:  1.  hier  innen,  bes. 
hie  zu  Lande  Id.  B;  Gr;  G  1799;  U;  vgl.  unten  ein 
Innere''.  ,So  wir  [Sendboten]  nit  hinnen  [hier  in  Italien] 
wären  gesin.'  1.521  Strickl.  ,(Von)  hinnen  üs',  von 
hier  innen  [Luzern]  aus  [nach  Zürich].    Ahsch.  1658. 

—  2.  drinnen,  inwendig  (ohne  die  Beziehung  auf 
den  Sprechenden)  BBe.;  Sch  m.  angr.  Z.  's  Brod  ist 
i-der  Tisehtrxicke  hinne  Sch.  ,Lag  die  erst  nacht  hinn-, 
darin.  Salat.  —  3.  herein  UwE. 

Die  Reduktion  des  hi(e)  auf  h  wie  in  hoben  Sp.  50  (nhd. 
,hiibeu'),  hinen  Sp.  '267  ;  in  den  Vorsilben  je-,  ei-  lassen  sich 
Verstümmeluugeu  oder  Ausätze  eines  zum  zweiten  Mal  vor- 
gesetztou  hii-  erkennen.  Das  zwischeugeschobene_/ aus  dem  i 
je  dos  erstem  W.  entwickelt.  A'gl.  hir-en.:!  Sp.  268:  ///-;- 
«nden. 

har-:  hierin,  darin  (ä.  Spr.). 

da(r)- d'm«e  Bs;  Gl;  Th;  Z,  djinne  (ii.K..  drinne 
BM.  Was  nid  d'innen  ist,  cha  nid  wssen  [hinaus], 
zur  Entschuldigung  eines  Schwachkopfes  Tu.  Dinne 
sl  fmüesej,  Strafarrest  in  der  Schule  aushalten  Z  (auch 
d.  bll.be);  in  ein  Amt  glücklich  hineingeschlüpft  sein. 
Spreng.  D.  ha",  vollständig  d'Beiti  d.  ha",  dasjenige 
Stück  Zettel,  welches  jeweilen  die  Strecke  zwischen 
beiden  Webebäumen  ausfüllend  zum  Verweben  vor- 
bereitet wurde,  fertig  gewebt  haben  Z. 

Fris.;  Mal.  haben:  ,intro.  inhin,  daindcn  ;  intus,  daiuden 
aussbin.'  Die  erstere  .\ngabe  beruht  wabrsch.  auf  Verwechs- 
lung mit  inen  =  inhin,  hineiu;  in  der  zweiten  ist  entw.  das 
lat.  W.  oder  der  Zusatz  ,anssbiu"  irrig.  —  Über  die  Form 
nd.  s.   die   Anm.  zu  innen. 

inne  na  innana  ^  innen  WL. 

Schwerlich  durch  Zss.  mit  -an  oder  -iintA  entstanden, 
sondern  wie  unnnna,  unten,  umne,  ümrtnn,  aussen,  ennna 
(Sp.  267)  als  eine  Art  redupl.  Weiterbildung  zu  verstebeu ; 
S.    «lenen   S]).    51! 

innenklich:  inniglich.  Zwimu.i.  .l)as  allen  in- 
nenklichen  leid  wäre.'  Obw  1469.  —  Mit  eingesilinbeueiu  n 
aus  mhd.    innccHch. 

er-innen.  ,Sich  e.  mit  gloub  und  rüweii  [Reue] 
vor  dem  Opfer'  [in  sich  gehen?].  Ruef  1550,  3735. 

Ähnlich  gebildet  wie  .erinnern',  aber  vom  Adv.  inne  oder 
dem  einfachen   im«. 

inner,  im  Geb.  inder:  Adj.  wie  nhd.  Vielfach 
Substantiv.  1.  von  Personen:  Einheimischer,  Orts- 
burger. , Bedarf  der  inner  von  dem  ussern  [Fremden] 
des  rechten  [Gerichtes],  so  sol  der  usser  dem  Innern 
vertrce.sten  [zusichern],  das  recht  da  ze  lassen  [am 
Wohnort  des  Erstem  anzunehmen].'  1439  Hofr.  Altorp. 
,0b  ein  ussrer  mit  einem  so  in  den  Gerichten  sitzet, 
in  stöss  kerne,  so  soll  der  indrer  frid  geben  und  der 
ussrer  vertrösten.'  Otfn.  Stallik.  , Keiner  soll  zum 
landmann  [von  BEschi]  ufgenommen  werden,  er  sye 
dann  ein  inderer,  namblich  das  er  sye  us  unser  statt 
Bern  und  unsren  gebieten  geboren.'  B  1469.  ,Die 
inren',  ilio  Belagerten  (vgl.  lat.  oppidani);  .die  usseren'. 


205 


An, 


.'11.    111.    Uli.     Uli 


'l'M 


die    Bi'laffcrcr.    ]ioNKR.   —  2.  vnii  Suchen :    (his  Indri, 

der  Kern,  z.  B.  einer  Nuss  W.    Dim.  ^Inuerli :  Weste, 

Wam.s  B. "    —    Ü1)C1  ilie  Form   mit  nd  s.  die  Aniii.  zu  innr.n. 

innerst.    Z'indrist  inha,  im  innersten  Teile  BHk. 

—  Inliu  sonst:  her-  oder  liineiu,  liier  für   imm. 
inner(t),  innet  BO.;  GlK.;  Z:  1.  l'rii]!.  in.  Tiat. 

(in  ä.  Spr,  aueli  mit  Gen.)  nnd  m.  Acc.:  innerhalb, 
a)  räumlich.  Innert  dem  Kantmi.  Iivnet  Tschingelhery 
zueche  BO,  Jnrent  diu  selben  zil  nüt  komen,'  1449  L. 
,Ussrcnt  ettern  [Grenzzäunen]  oder  indret  etters  ge- 
legen', um  1480,  Eechtung  Dübend,  .Innert  un.seren 
Gränzen,'  TiRie,  Sep,  ,Inner  (innert)  den  Grenzen,- 
Steinm,  1802.  —  b)  meist  zeitlich,  allg,  ,Indrent  den 
nächsten  8  tagen.'  ISKi  B,  ,lnrunt  den  nächsten  vier- 
zehen  tagen.'  Wvi.  1344.  ,Inrent  acht  tagen.-  'A  1403, 
.Die  Zügen  innerthalb  der  Eidgnoschaft  söllent  indrunt 
dryer  wuchen  gestellt  werden,-  152li  Absoh,  .Indert 
5  Wochen,'  1589  Salat,  ,Indart  (indert)  10  jaren,- 
Kessl,  -  2,  Adv,  a)  innerhalb,  .Ausser  sind  dise 
nmschelen  fältlecht,  inner  ganz  glatt,  äussert  in  der 
circumferenz  gesäget,'  Fischb.  15ü3,  b)  taleinwärts; 
Gegs,  ilsset,  talauswärts  BHa. 

Mild,  inner,  inie,  inrenl,  iiirunl.  Das  I  ist  wahrsch,  nach 
.\nal,  von  i'nert,  .jenseits,  angeschoben,  wo  es  begründet  war; 
s,  eilen«  Sp,  267.  In  lebender  Spr,  r  vor  (  ausgefallen  wie 
in  »i««e(,  aiisser(t)  u,  a,.  Die  Endung  kann  gespart  werden  in 
der  Verbindung  ,in  und  äussert'.  Tur.  Sep,  —  2.  Auch  die 
.innere'  Seite  des  Hauses  bezeichnet  in  BHa.  die  taleinwärts 
gekehrte.  Es  scheint  hier  die  im  Gebirge  öfter  vorkommende 
Verwechslung  oder  Zsfassung  des  Wo  und  Wohin  vorzuliegen; 
vgl.  Sp.   2i)2   Schluss  der  Anm. 

innerlich,  .Inderlicher  rat  des  t'iirsten-.  ver- 
trauter, geheimer  Ratgeber,  Vau, 

inneren:  1,  refl,  m,  Gen, gewahr  werden.  Haih.oub. 

—  2,  ,ge-inret  werden-:  inne  w,.  gewahr  w.;  s.  innen. 
.Wenn  sin  nachgeburen  sin  geinrot  werden,-  XIV, 
Überling,  Stadtr,  —  3.  ,ge-inret  sin-,  eingedenk  oder 
überzeugt,  bewussty  sein.  ..Ms  wir  des  wol  geinret 
sigen.'  Urk,  1381, 

er-:  erinnern,  refi,  ,r)an  er  sich  des  erindern 
möcht,-  Vad.  —  In  der  lebenden  MA.  dafür  lieber  »iV* 
benmien,  dmii  (drüß  hon  udgl.     H.  noch  ir-indh,,.  —  ail-er-: 

verstärktes    erinnere».     ..\.  lassen    durch    seinen   jiro- 
curatoren,-  XVII,  G  Oberried, 
in  11  in  s.  ine". 

iiine.  /.  machen:  V'crbergens  und  Suchens  spielen 
GrI).  —  Syn.  giuii/its.  Ks  ist  kaum  an  hebr.  himieh.  siehe, 
zu  denken,  welches  durch  (ieistliche  eingeführt  worden  sein 
milsste, 

ine"  (Wf  BHk.;  Gl.  irut  G,  ini;  \V:  ilin,  Acc.  des 
Pron.  .3.  P.  Sg.  m,  GLÖchwand,;  W.  In  Aakaii;  BsStdt; 
G  aL,  und  Tu  tw.  nur  noch  i.  Sinne  der  2,  P.  als  höf- 
lich.ste  Anrede  =  nhd,  Sie,  [Ich]  rjriie.ta  Ina!  1  Itan 
Ina  erwartet. 

Mhd,  inen,  ahd,  !m,u  (neben  in).  Auch  di.'  sonst  allg. 
übliche  Form  in,  in  angehängter  Stellung  -ijn).  redupl.  rii-jn) 
niuss  wohl  aus  iu'n  erklärt  werden,  da  aleiii.  MA,  einfaches  n 
im  Auslaute  schwinden  lässt,  —  Die  (1  Anwendung  ist  ein 
Überrest  aus  der  Zopfzeit,  da  das  Pron,  3.  Pers.  (er,  sie) 
für  htifliche  .\nredc  verwendet  wurde:  s.  er. 

in  es  Ines  Gl,  ins  allg.:  es.  als  Acc,  des  Pron, 
3,  P.  n.,  betont,  doch  nur  von  einem  persönliclien 
We.sen.  .Mit  auf  ihns  gelieftetem  Auge.'  Darstell.  18(i2. 

Nach  Analogie  des  Acc.  masc.  Inen,  hi'n  gebildet.  Unbetont 
aufehäugt    «inl   nur'  .,  (  ,,    .,,,    unil    uiit   ri'diipl.    Form     <.,i. 


inere":  1.  Gen.  d.  Pron.  3.  P.  I'l..  ihrer  z.  li. 
/.  swe  Aa  um  Z.  —  2,  Pron,  poss,  der  3.  P.  PI.  und 
3,  P.  Sg,  f,.  ihnen  oder  ihr  gehörend;  nur  in  Ver- 
bindung mit  dem  unbest,  Art..  also  partitiv.  1^'n  inijn 
Fründ,  ein  Verwandter  von  ihr.  von  ihnen,  un  siio, 
Uli  loro  cognato  G  al.,  —  S.  enere  II  S]i.  2Ci8, 

Mit  Beziehung  auf  das  Prou.  Sg.  uiuss  ruistelhuig  aus 
Irene,  einer  Ableitung  oder  Weitelbildung  aus  lit",  ihi(eul, 
angenommen   werden. 

Inneleii:  Birnenname  GW. 

in  er  s.  r>i-]ier.  Innerig  s.  Enfiericli.  Enger- 
ling,        ineracht   s.  Acht  Sp.  79, 

infam  im-  Bs.  i-  Gr.  i-  Z,  i-fäm  Av.  G;  Tu:  1.  Adj, 
.\dv.    schlimm,    gottlos,     En   ifüme  Kerli.     Er  hat 
'tue,  abscheulich  gelärmt  oder  gezankt  GG,  —  2.  Adv.1 
zur  Steigerung  des  Begriffs    und   zwar  nicht  bloss  in 
übelni.  sondern  auch  in  gutem  Sinne.    I.  wüeat,  höch^ 
f/uet.    Es  chU  [tönt]  i.  stdier.    Wie-n-ei'  ,s-o  i.  g'springit- ; 
chunnt.    Du  sellist-)iier  doch  nffini/e  [allbereits]  i.  alt' 
sl?  Stutz, 

ini  s,  in-hiii. 

Inspektor  Inip^kx'er  hiess  1.  in  Z  seit  1030  und 
bis  E.  XVIII.  der  geistliche  Vorsteher  nnd  Verwalter 
des  sog,  Zuchthofes,  eines  Alumnates  für  Thcologie- 
.studierende ;  vgl.  Xuchtherr.  —  2.  in  ArA.  vormals 
so  lange  es  in  kirchlichen  Dingen  mit  G  verbunden 
war.  der  .ober.ste-  Pfarrer,  von  <ler  Sviioile  über 
.Landcäpitel  Ar-  gesetzt. 

Instanz:  sofort,  auf  der  Stelle  FMu. 

.\us  dem  lat.  (in)  instünli,  im  .Augenblick  (von  Im 
bevorstehen,  nahe  sein)  mit  Beseitigung  der  zugehilrigeii 
Präp.  und  Acceiituierung  nach  ,4rt  der  deutschen  Wnrtt^ 
bildung;  s  viell.  von  dem  eiitsprecli enden  Snbst.  InHiantiA 
hergenommen,  oder  in  f-«  zu  zerlegen,  mit  dem  .Vdvv,  bil- 
denden ». 

leneli  s.  I-eiieli  Sp.  '20. 

fienen.  ien(d)ert.  ienders:  irgendwo.  .lendertj 
liin.-  Z  ItBr.  .Louf  bald,  ob  du  ycnert  ein  froweiv' 
fündest'  1521  Zielv.  .Ob  ir  ienan  ver.schwigen  lechen'. 
wisstind.'  Vad.  Bei  ÄfiTscmni  .iena-,  .Kein  maulescl' 
yenders  in  der  wält,-  Tierb.  1503.  .U.spiani:  yenen,' 
etwan  an  einem  ort.-  Fris.  ;  Mal.  .Man  wolt  uns  kum 
ienert  inlassen.'  1572  Platt,  .Wo  jendert  alte  Für.sten 
Gotzhüser  gebuwen.'  1572  ÄGTsi-Hini,  Mit  alhnäh- 
lichem  Übergange  zur  modalen  Bed,  irgendwie; 
irgend,  .Were  ouch  dass  unser  dekeiner  jendert  ge- 
war  wurde,'  XIV.  Lauf,  .In  dero  hand  das  guot  .jend 
komt,'  14'20  G,  .Als  ich's  ienan  ver.standen  hab,'  1440' 
HFründ,  .Und  ob  er  jendert  by  der  zerwürfnuss  wäre, 
CS  wäre  mit  Worten  ald  mit  werken.-  Hofr.  GrytfenbgJ 
1475.  .Alle,  so  uns  jendert  befundend  wider  gott  ge- 
irret haben.-  Zwincli,  .E  dann  yenen  ein  steudliii 
was,'  1530,00  I,  Mos,;  dafür  1007  .irgend  ein-,  .Die' 
Sonn  oder  yenen  ein  hitz.-  1531/00  Apokal,  ;  dafür - 
1007  .einige  hitze-,  .Soferr  uns  Jena  müglich  ist.' 
1530  Absch..  im  Wechsel  mit  .iemer".  ,0b  etwas  korns' 
by  üch  wäre,  dess  ir  jenan  empären  möchten.'  1531 
Strickl.  ,0b  man  indert  ainich  weg  finden  möcht, 
damit  sieh  die  partien  ver.stuendind,'  Vad,  .Und  er- 
.sticktend  der  herren  vil.  ee  si  ienen  wund  wärind.' 
ders.  .Auf  das  aller  demüetigist  als  man  yenen  mag.' 
Fris.  .Ist  unter  euch  yenen  ein  trost.'  1500  Philipp.' 
.Gott  hat  sich  unser,  ee  und  [als]  wir  yenen  warend, ' 
.•rbarnict.'  PWaltii.   15S4. 


'iitT 


i'ii.  III.  Uli.  ml 


2!)S 


.Mh.l.  um,  (aus  aliil.  m  //.  .,„,  ir-cua  auf  KrUcnl,  kmi,;;  -i, 
mit  ciiigesohnlicTiftiii  d  zwischen  ii  und  r  wie  iu  unsciiii  inder, 
iiiiior,  s.d.,  und  mit  angcseholienem  «  wie  an  andern  Advv., 
viell.  zunächst  nacli  Analogie  von  i-nerl,  s.  enent  Sp.  2G7, 
wek-hi's  auch  den  Übergang  zwischen  n  und  i-  zeigt,  nur  iu 
uiugeliolirter  Richtung.  Die  in  unsern  Quellen  vorwiegende 
Form  ,ieiu'ii'  entspricht  dem  encn,  .jenseits.  Die  einzig  rich- 
tige Form  erscheint  in  unserer  Lit.  nur  in  der  Zss.  z.  Ii. 
,yenerair.  IIBull.,  ,.jenarmit".  1."):10  Ahsch.,  au,  mit  irgend- 
was.  -    S.   ,i/./i./i. 

on-,  .oliii--.  eine  Aiilelimiiio-  an  das  vwilte  .oliiu-, 
s.   Ill>-. 

(Ine  o'ih  f.:  ffcmeiner  Scliilf.  iilii-a.i,niiites  euiiini. 
.\.*Bb. 

Scheiut    durch    Wegfall    einer    Liquida    im   .\nlaute    eut- 
'   standen  zu  sein;  s.  die  in  nächster  Nachharscliaft  gehriuich- 
liche  Form    -Vroic   und   kärnt.    Lün. 

oiiet.    oni    s.  äiie  S|i.  lilil.  Oiiii;-    s.  Ortliii"!/. 

j,        Oniuius:  m.  Taufn.  Hiuronymus  >Si'n. 
1        Onuos  s.   l'ii-iiiuesti,  Beschwerlichkoit. 

tj        im-,  n-,  Ai"  0-,  Ü-:  untreniibare.s  Prüf.,  im  Ganzen 

I'  wie  nhd.,  aber  so,  dass  einzelne  Coiiipp.  dem  Nhd. 
ganz  fremd  .sind  oder  eine  dem  entsprechenden  nhd. 
W.  fremde  Bed.  liaben.  1.  einfach  negativ:  iinf/e- 
lioriy,  taub;  unyerimt,  zur  Unzeit  kalbend;  unberdig, 

.  unbändig;  inii/eniten,  unreinlich;  ?,■■//(«(«•(, Mutlosigkeit; 

i   Unzucht,  Polizeivergehen.  ,Dass  wir  mit  etlichen  Orten 

'  der  Eidsgeiios.senschaft  in  Widerwillen  und  Unfreund- 
schal't  kiiiiien.-  l-l:'>9  Bkivr.  L.iUFK.  ,l>or  Herzog  het 
uns  noch  kein  unfrüiidschaft  erzöiigt.'  15H1  Stkiokl. 
Hieher  gehurt  auch  das  uh-  vor  Partie.  Perf.  in  act. 
Bed.  =  ohne  .. .  zuhaben:  tmi/'esse,  ohne  gegessen  zu 
haben;  uny'reii/iet.  ohne  dass  es  regnet(e).  ,lmpransus, 
Uiizinibiss    geessen,    der    nit    zeinibiss    geessen    liat.' 

i  Pkis.  ;  Mal.  ,lnci-enatus:  unzenacht  gässen.-  ebd.  Un- 
(/»paunet,  uny' spamie" ,  ohne  gespannt,  den  Wagen  mit 

j!  iloin  Hadschuh  gehemmt  z.  h.  Di'  cha"  nüd  ung'fluechet 

'  si,  i.st  ein  unverbesserlicher  Flucher.  .Ungosegnet 
[ohne  sich  besegnet  z.  h.]  und  ungebetet  zu  Bett  ge- 
legen.'   17?i4  Ulr.     ,Unbereit    ussgan',    ohne    bezahlt 

I  z.  h.  das  Wirtshaus  verlassen.  Oifn.  Diktikon.  .Was 
nian  10  jar  ze  Zürich  ungesungen  |  ohne  Messgesang] 
'  und  an  allen  gntte.sdicn.st.-  1:^36/1440  Z  Chr.  ,Unge- 
blhizt:  unverwenkt,  on  zwitzeren  oder  on  nicken  der 
äugen,  inconnivens.-  Mal.  Verbunden  mit  .haben': 
.  .Er  sol  ungefrevelt  han-,  nicht  gefrevelt  haben.  Offn. 
üiKTiK.  ,Wir  wollend  uns  ungerüemt  h.'  15'21  ABsr:H. 
I  [Mit  .werden-  s.  Sp.  300  u.]  Das  Part,  in  gewöhnl.  Bed. 
.  wird  verwendet  zu  den  Yexierbescheiden:  Öpjiis  mi- 
H'machU,  ung'luetjetx,  iiny'lacliets  auf  die  Fragen :  Was 
machst?  hieyist?  lucMst?  Aa;  Z.  —  '2.  neuen,  posi- 
,  t  i  V  e n  Begriff  erzeugend :  Unmuess,  Besehwerde,  Mühe ; 
l'nrat,  Schaden,  Gefahr,  Trug,  Mangel;  mujerecht, 
'  fehlerhaft;  unijichtiy,  ungeständig,  streitig;  unnätiy 
s.  öp.  90;  unerlcaiirtt,  rücksichtslos,  roh,  grob;  nnender 
■  [-eher],  weniger  leicht;  vgl.  Sp.  10.  —  3.  mit  dem  Be- 
griff von  übel,  schlecht;  Hemmung.  Mangel,  Irrung, 
,  Entstellung,  a)  Subst.  rnmeinimg,  schlechte  M. ; 
rntätii,  Fehlerchen;  UnwiJrtU,  böses  Wort  —  diese  3 
immer  mit  vorgesetztem  .kein'.  Unlei,  üble  Art; 
l'nmann,  grober,  harter  M.;  aber  auch  nur:  ein 
überaus   grosser;    Unarheit,   niedrigster   Dienst;    Un- 

.  !  fliehe,  schlimiiie;     Irnholz,  Wucher-;     J'iistand,  Übel-; 

I  I  Unheimetli.   ;irniseliges  Bauerngut;    Tiihalli.    iiiircclile 


Seite;  l'nhu,  mangelhafte  Bebauung;  Uiii/eicächs,  Mh^- 
vachs;  U'nxpunni,  Vorwerg,  Abfall  von  Hanf;  Unln-üch, 
li-ss-;  Unhandel,  Rauf-;  Unbol,  zu  niedriges  Angebot; 
Unkosten,  ungenannte,  ausserordentliclie  Kosten;  Uni, 
ir,  Concubinat.  ,Dic  von  Scliwyz  iiand  uns  ein  un- 
lienst  [schlechten  Dienst]  getan.'  1529  Strickl.  ,Der 
[ensch  sei  durch  die  Sünde  uss  Gottes  bildnuss  in 
.in  ungstalt  verkehrt  worden.'  Kessl.  ,Unprobst',  ein 
um  Fasnachtscherz,  also  missbräuchlich,  gewählter 
.'robst.  L  iri8."i.  .Zorn  und  Grimm  ist  der  leidige  Un- 
aamen  zu  allein  Mord.'  Ulr.  1727.  —  b)  Adj.  un- 
rtiy,  schwer  zu  pflügen,  zu  lenken;  unfüriy,  schwer 
leizbar;  unyeniriy,  langsam  heilend;  tinyeschaffen, 
lissgestalt;  ttidinyly,  langwierig;  unyemerkiy,  schwer 
lerkend;  uiiziiVuj,  nicht  gerne  zahlend.  -  4.  vor  WW.. 
äe  bereits  negative,  resp.  üble  Bed.  haben  oder  hatten, 
■  ur  zur  Verstärkung  resp.  Wiederauffrischung,  ähn- 
icli  wie  an  Wortstämme  von  lieg.  Begriff  zuweilen 
■in  pleonast.  -hm  gehängt  wird  (s.  d.).  a)  Subst. 
"iiiiilk,  Kkel  (von  TUt//e  =  nausea) ;  Unirniny,  arge 
törung;  Unschcr,  unnötige  Mühe,  Plage;  Untüss, 
Tücke;  Unanter,  Spottwort;  Unhund,  -tüf'el,  roher 
■.lensch.  —  b)  Adj.  unyehit,  ärgerlich,  mürrisch,  un- 
.irtig;  tiiiliif'cli/i,  teufelniässig;  imtäppisch,  tölpelhaft; 
iiiiabscliiilieiilich',  abscheulich?  Cvsat.  —  c)  Verba: 
vidi.  Kiiiyk'H  s.  Sp.  151.  —  5.  Übermass,  auch  ohne 
üble  Nebenbedeutung,  oft  nur  ungewöhnliche  Grösse 
von  Naturgegenständen,  a)  Subst.  Unmensch  [also 
.ib  weichend  vom  Nhd.],  -kiie,  -schaf,  -nase,  -mCil,  -stuck, 
-huet,  -tief),  grosse  Tiefe,  also  das  Gegenteil  des  nhd.. 
-lünyi,  selir  lange  Zeit,  -last,  schwere  Menge,  -schiii, 
-wind.  —  b)  Ai}.  ungross,  ungeheuer  gross;  unschön, 
ehr  schön.  —  c)  Adv.  unding(sj,  übermässig,  sehr. 
-  d)  Sogar  ohne  Zss.  vor  Partie,  im  Vb.  finit. :  es 
hed-mi  u  y'freut,  un-  oder  übermässig  GT.  Es  hed  n 
/'schnit  und  u  y' -windet.  Dial.  228;  vgl.  uniy. 

Die  volle  Form  nur  vor  Voc,  doch  gibt  es  MAA.  (z.  B.  Ap), 
welche  den  Hiatus  vorziehen.  Vor  Cons.  schwindet  ;i  in  der 
;;ewöhnlichen  Rede,  nur  behalten  die  Gutturale  den  Nasal, 
natürlich  als  y.  vor  sich  —  eine  Verstärkung,  welche  der 
Vorsilbe  sogar  das  Übergewicht  vor  der  Stammsilbe  ver- 
chaffen  kann;  vm/n;  vyri;  ungern.  8tatt  (r„-  .rs.li.-int  zu- 
weilen I««-,  was  mit  Umdeutung  auf  die  ul.irhl.nit.  iidu  Prä]>. 
(s.  d.)  verbunden  sein  kann.  Umfeld  {^y.itrr  (hu.j.ld)  aus 
b'nijelt;  l'mkoiten,  vicU.  mit  Anlehnung  an  , Umtriebe,  Um- 
schweife'; dagegen  C'w-//iaiA(,  Ohnmacht,  rein  lautliche  Assi- 
uiilation;  Umtagt  [an  denen  die  Fischerei  verboten  warj  ans 
IIa-  oder  wirklich  mit  in«-  im  Sinn  periodischer  Wiederkehr':' 
S.  auch  Umliija  (uu-ijheh).  In  einigen  Fällen  wechselt  es 
mit  ur-  und  es  ist  die  Frage,  welche  Form  die  urspr.  ist: 
Un-holz,  -sjmiin,  -selditt  neben  Vr-.  Beidemal  kann  die  Mischung 
rein  lautlichen  oder  zugleich  begrifflichen  Grund  haben.  — 
Statt  un-  findet  sich  auch  ohn-,  eine  Anlehnung  an  das  vwdte 
.ohne',  wie  umgekehrt  nhd.  .ungefähr'  aus  ,ohne  Gefahr'; 
s.  ane  Sp.  '261.  ,Ein  onunderworfne  statt.'  Zwingli.  ,0n- 
.mgesehen,  onerschrocken.'  BsChron.  ,Ohnnütz.  Ohnordnuug.' 
1717  ZObergl.  und  überh.  im  XVIII.  üppig  wuchernd.  — 
Kin  und  das  selbe  W.  kann  je  nach  dem  Gesichtspunkt  der 
verschiedenen  MAA.  zu  mehreren  der  obigen  Rubriken  ge- 
hören, wodurch  Widersprüche  entstehen  wie  zwisclien  MA. 
und  Schriftspr.  S.  z.  B.  ««(«/■  1.  wertlos,  i.  ungeschlacht; 
stark;  unempfindlich;  wild,  gespensterhaft.  ".  über  die 
Massen  teuer. 

unig  (ö»u^  Ai'tw.;  Th),  nünig  ApK.;  1.  Adj. 
ungeheuer,  ungemein,  ausserordentlich,  übermässig; 
meist:  überaus  gross  Ar;  Gl;  G;  ScuSt.;  SchwPj.; 
Tu;  7,.    a)  mit  Subst.  eii  iiiiiye  Ma"" :  eii  iniiyi  Freud; 


'299 


All.  eil,  in,  011.  nii.    Ancli    uiuli.    km\ 


en  u.  llid;  en  ii.  Gileti;  cn  iinigs  Tier.  Von  mo- 
ralischen Eigenschaften:  arg:  en  unige  Fluecher  GA. 

—  h)  selb.st  subst.  er  ist  en  Unige,  ein  feiner  Kauz 
Th.  —  2.  Adv.:  überaus,  sehr,  a)  vor  Adj.  u.  scliü 
[.schön]  GG.,  recht  miig  schö  Ai-Schönengr.;  u.  fri'mtli 
[freundlich]  ZDättl.;  «.  gro^s,  utarch,  grob  GEh.,  A.; 
ScHwE.;  en  onig  hrare  Ma  Tu;  imig  ril  GTa.,  A.; 
u.  [ö.  Th)  guet,  .sm«s.s  ZStaniinh.  Du  bist  u.  e  Bueb! 
GTa.  —  b)  vor  Verben :  es  hed-mer  ii.  we  Hä  GEh. 
Es  hed-mi  «.  g' freut  ZDättl.  Er  het  u.  g'scltaffet  [ge- 
arbeitet] Gl;  GWe.  Si  [die  Bremsen]  chümmed  recht 
u.,  unverschämt  GT.  Es  gut  u.  .lue,  arg,  wild,  un- 
ordentlich. DiAL. 

Unmittelbar  und  in  eigentiimiielier  Weiso  von  dem  sonst 
unselbständigen  un-  in  der  Bed.  5  abgeleitet,  mit  welcher 
es  mehrfach  zusannncn  trifft:  en  nniije  M»  =  V"  ma;  n  tf/reul 
=  unlij  ij'fr.    —   Das  "W.  auch  noch  iu  ZO.,  aber  nur  selten. 

—  Die  iirspr.  Kürze  bezeugt  für  AiiScliönengr.,  während 
sonst  in  diesem  Kt.  Dehnung  vorwiegt  wie  in  (il ;  (■ ;  SchSt. ; 
Th:  lind  zwar  wird  es  allenthalben  rt-  sein,  wie  aus  (J  ver- 
bürgt ist. 

un  II  s.  und.  uno.  uiui.  uni  s.  uf-hin.  iiini, 
nn(n)e,  (yn(n)a  a.  undeii.  unädig  i^.  uii-ädig  i>\>.  9U. 
Unagel,  uncglen.  unegglen  s.  mi-igh»  Sp.  1.51 
und  Kue-NageJ. 

illie  üne:  Interj.  der  Freude.  Vorwuiiderniig,  bei 
Kindern;  ei,  wie  schön!  AABb. 

une.  uni  s.  üf-her,  nf-Uin.  uniie".  uniiene" 
.s.  linden.         Uneise    s.  Ameise  iSp.  21(i.  uni  II 

s.  äne  Sp.  201. 

Ulli"g,  nur  in  der  Verbindung  f'.  stifte:  Uncinig- 
keit  .stiften,  Unheil  sinnen  GO. 

Anscheinend  eine  Ableitung  von  einem  aus  dem  Präf.  «;i- 
(s.  Sp.  2971  gebildeten  Vb.  '  iinm,  dnidi  schwer  zu  trennen 
von  l'mlig  usw.  |s.  vn-ijliKh);  also  wohl  nur  angelehnt  an 
den  Stamm  vn. 

ver-unieren  s.  runieren. 

Unot,  ,Aniiot'.  IJnord,  Münöt:  Name  verschie- 
dener Befestigungswerke  und  .sonstiger  Anhöhen. 
1.  .Der  Annot'  1392,  ,der  Unnot'  XVI.,  ,der  Uii-Nott- 
Durm'  Stoi'kar  1523,  jetzt  Mi'inöt:  ein  Turm,  seit 
Ende  XVI.  ein  Festungswerk  über  Schaffh.  —  2.  ,(Die) 
ünnoth.'  1786/1822  Balthas.;  1792  Schdmach.:  kleiner 
Turm  an  der  Einginauer  von  Luz.  Kleinere  Stdt;  aber 
.die  Munoth'  im  XVIll.  Name  des  Spitalmagazins  da- 
selb.st.  —  3.  Unord  f.:  der  sog.  Stein  zu  Baden  ZW. 

—  4.   Unöt  f.:  steile  Anhöhe  im  ,Berg'  von  ZMeilcn. 
Annot,  Name  eines  Huthäuslcins  bei  Wurmlingen.   .Unuot' 

1)  eine  der  Befestigungen  der  Klause  bei  Bregeuz.  2)  Weiler 
bei  Sulgen  im  Schwarzw.  Ks  liegt  durchweg  der  Begritt 
eines  festen  Turuics  zu  Grunde  (welcher  dem  W.  dann  auch 
tw.  das  mänul.  (icschl.  aufdrückte);  auch  wo  jetzt  wirklich 
kein  Turm  mehr  steht  (wie  bei  Wurmlingen),  oder  wo  eine 
blosse  Vergleichung  der  Örtliehkeiten  vorliegt.  Die  alt  über- 
lieferte Schreibung  mit  t  und  dopp.  n  scheint  auf  Zss.  mit 
dem  .Subst.  ,Not'  zu  weisen,  welche  im  XVI.,  XVII.  mit 
Bezug  auf  den  in  Schaffh.  damals  vorgenommenen,  die  Bürger- 
schaft schwer  bedrückenden  Umbau  als  unzweifelhaft  ange- 
nommen und  in  spöttischem  Sinuc  gedeutet  wurde  (Haider 
185'.),  40,  und  noch  18.')6  ausgesponueu:  ,Da  kam  uns  in 
die  Wochen  die  Unnoth  mit  der  Notlr  —  ein  leeres  Wort- 
spiel, da  bloss  gesagt  werden  will,  dass  damals  schwere  Not 
über  Schaffh.  eingebrochen  sei);  auch  in  Luz.,  wo  der  betr. 
Turm  157'J  ,Lueg-in-d'Statt'  hiess,  gegenüber  dein  als  eine 
Notwendigkeit  erkannten  ,liueg-ins-haud',  mag  diese  nämliche 
Deutung  Stiitt  gefnuden    haben:    aber    wenn    aueb     wirklich 


mit  .Xcif  zsges.,  wuUtc  der  Niime  wohl  wie  ,der  Undurft' 
iu  Si'h.  der  Name  eines  andern,  nahe  verbundenen  Turmes, 
anders  (Ende  der  Noty)  verstanden  sein.  Auch  Vnmd.  falls 
es  eine  selbständige  Bezeichnung  ist  und  nicht  bloss  auf  rein 
lautlicher  Einseliiebung  von  r  nach  langem  Voc.  beruht,  son- 
dern als  ,lln-0rt'  verstanden  sein  will,  kommt  auf  Ähnliches 
hinaus.  Das  gilt  auch,  wenn  in.an  An-ot  als  die  richtigere 
Schreibung  ansetzen  und  das  W.  ^  , Unheil  sc.  den  Feinden' 
deuten  wollte  (ahd.  oi,  Out,  (ilück).  Das  m  in  der  iu  Scli 
schon  zu  J.TRüegger's  Zeit  populären  Form  Minmi  ist  ans 
dem  Dat.  dis  Art.  angeschweisst.  Zu  der  Vevtauschiiug  der 
syn.   Partikeln   uii(e)   nnd  vn-  s.   Sp.   21!:!   o. 


ancliari.  halboffen,  s.  Kar. 

tAncher,  An  eher  m.:  Schitfsanker.  ,Die  schiff  leufc  i 
werfend  ire  encher.  Heftet  sich  an  die  felsen  als  iniM 
einem  encher  oder  hagken.'  Pischb.  1563,  wo  danebe 
als  Sg.  auch  ,ein  ancher'.  —  .äncheren,  anckerer 
den  anker  eynwerfen.'  Fris.;  Mal.  —  er-:  mit  dei 
A.  erreichen.  ,Den  abgrund  des  zornmeers  gottes  kan 
kein  mensch  erankern.-  1688  AKlingl.,  g.  B. 

Diese  Formen,  neben  welchen  sonst  gleichzeitig  da.' 
vermittelte  Fremdw.  .anker,  ancker'  her  geht,  rejiräseutiereri 
falls  sie  nicht  etwa  blosse,  von  dem  lat.  Vorbild  (nin-hnn 
kopierte  Schreibungen  sind,  die  regelrechte  Übertragung  i 
alemann.  Lautgebung.  Der  Umlaut  des  PI.  scheint  tw.  in  de 
Sg.  eingedrungen  zu  sein. 

anchseii  üchse  kv,  (i  (mit  nasal.  Voc.  GW.),  äss 
ApK. :  ächzen,  .stöhnen;  auch  von  der  Nachteule. 
Nachtüla  ässid,  's  ged  [gibt]  l;e  gued  Zitn.  —  Dimii 
uchile:  von  Kindern,  hastig  und  kurz  atmen;  mit  einei 
Schmerzenslaut  ausatmen.  —  Anchs  Ächs,  Ass  iti 
-    PI.  Ächs,  Äss:  ein  solcher  Laut. 

Mild.  UHchxen,  Schwab,  annchze,  Verstärkuugeu  von  ächz 
(s.  Sp.  84)  durch  n(i/);  vgl.  JSchmidt.  Vocal.  I;  Fromm.  VI 
60  ff.  77  ff.  Über  die  Dehnung  des  Voc,  den  Ausfall  von 
s.  Fromm.  34,  über  den  Ausfall  von  cA  ebd.  383  f.  —  D« 
Grundform  uchsyen  (Sp.  84)  entspricht  afarje  GrTschapR 
Furna  mit  Wechsel  von  vh  und  /'  wie  in  Fofe  (s.  f'unia 
.Schlittkufe'  aus  Kun-hr.  Üt.'s  Angabe  „.achsen  Ap;  Gl 
Scliw'  vermengt  zwei  versc.hiedcue  WW.,  da  wenigstens  fü 
Schw.  wo  aus  <i)i  vor  Spiranten  niemals  h  wird  (Fromili 
VII  33),  ii,hH,:n,  eine  N'bf.  zu  nrhzm,  muss  gelesen  werdeiT.' 
S.   noch  antt(/en. 


Aud  -  und   vgl. 


■l 


Heb- And  s.  Hehnmm  Sp.  212. 

And,  Ant,  ü"  AAPri.;  Seil  (neben  And):  nur  ilt 
(meist  unpersönl.)  Verbindung  mit  .sein,  werden,  tun'. 
Es  tuet-eiii  nit  gar  Ant,  er  fühlt  keinen  starken  Triell 
dazu,  z.  B.  zur  Arbeit  Bsf.  Es  tfit-em  And,  er  wür^a 
es  ungern  missen  Zf.  Es  häd-mer  Ant  (ü)  'tue  1)  ?S 
hat  mir  weh  getan,  z.  B.  bei  einem  Abschied.  2)  icll 
habe  eine  Ahnung  gehabt,  z.  B.  vom  baldigen  Tode 
einer  Person  Sch.  ,Meng  fromm  mann  ward  er.stoeheni 
das  tat  den  Glarnern  and.'  Schlacht  b.  Näfels.  ,Hetl 
ich  ein  sölich  .spil  [wäre  ich  in  solcher  Lage], 
war  and  [bange,  leid].'  Man.  ,Wenn  si  des  bunds  innen 
werden,  es  mues  inen  worden  and.'  JLenz.  ,Der  Woll 
tuet  den  schafen  andt.'  Lied  des  XVI.  ,Mir  ist  anf 
ich  bin  zornig.  Schade  1863.  ,Noch  tuet  mir  and^ 
das  unerkannt  soll  werden  syn  getriiwc  tat.'  HBiill' 
l.").'!3.     .Der  <ilanz   wird   im   zum   ersten    and   und   wef 


301 


And—  miil 


302 


tuiiM.'    Kkssl.     ,Das   tut    mir    and;    in<ivi'i>r.    otlViicIm 
hiijiis  insdlentiii.'  Denzl.  1<J77.  1710. 

Mhil.  im.l,;  iji.  (aliil.  iiiiwln.  vi.n  gnt.  ,„  „„,  liiiii.-lmii. 
sthuaulpcu),  auch  silioii  uni.  Zniii,  Eil'ur,  Uiiiiiiit;  daiiii  alier 
auch  von  iiiildurcu  Schiiicrijgefiihleu  veisclücdeuir  Art.  Hiehcr 
gehört  auch  das  bei  Schni.  1*  99  augeführtc  aiuliij  läniit. 
unwillig,  uniiuitip;.  —  Die  zweite  Bed.  des  Seh  and  lue" 
beruht  wo)  auf  einer  Vorttechslung  mit  dem  Vb.  nnik». 
welches  allerdings  in  beiden  Bedd.  zum  vorliegenden  Subst. 
gehört  und  von  demselben  al^geleitet  ist.  Bei  a  tuf  ist  Ver- 
mischung uiit  dem  Adv.  «m  anzuuehmeu;  vgl.  Jioid  autuu'. 
auch  .antun' =  verzaubern;  s.  «a  Sp.  256  und  (uta.  —  Syu. 
Kiiicui   iKirliiinii,   iiifhmirhin.    S.  auch  unij.   —  S.  auch  und». 

aiuicii  1  <i-  V..  (i-  AaIw.,  a»»(e  AaKuIiii:  1.  leicht 
tadeln,  rügen,  zu  merken  geben;  sich  beleidigt  zeigei: 
Aa;  U;  Z.  ,I)a.ss  er  das  Stür-wesen  geandet  und  ge- 
tadlet.' Wadischwvl  1640.  , Anden:  nioncre,  .egro 
ferre,'  Denzl.  1077/1716.  ,Anden,  eines  dings  gedenken. 
tadlen:  molestius  ferre.  mentionem  facere,  conqueri.' 
Hosi'iN.  —  2.  anzeigen,  ankündigen.  .Icli  geloub. 
dass  der  gottes  sun  geandet  wart  von  dem  li.  engel 
tiabricl.'  Vad.  (Übersetzung  des  ahd.  Ghmbeusbekennt- 
nisses  bei  Müllh.  Üchever  93,  wo  ,gekundot'  steht.) 
.Anten:  melden  f.'  1797  Zschokke,  nach  (jrimm  1786. 
Kefi.  von  Verstorbenen:  als  Geist  erscheinen,  ,sich 
künden'.  .Die  Verstorbene  soll  sich  ihrem  Vater  ge- 
ahndet haben,  dass  sie  so  lange  büssen  müsse.'  Ruppkn 
1861.  —  3.  selnnerzlicli  beklagen,  sohnlich  begehren. 
,Re4uircre:  sich  etwas  reuwen  lassen,  ein  ding  fast 
anden  und  klagen  oder  wider  wünschen.'  Fhis.;  Mal. 
,Wir  habend  derglychen  Kranken  exemiiel  die  iliren 
Pfarrer  geandet  ein  ganze  nacht',  schmerzlich  ver- 
langt, um  ihm  vor  dem  Tode  noch  Bekenntnisse  zu 
machen.  lö'26  JBreit. 

anden  II  ä-:  ahnen  Aa;  SonSt. ;  Z.  's  ist-mei 
icie  vor  [ich  habe  Etw.  wie  ein  Vorgefühl],  es  ändei 
mir,  animus  pritsagit.'  Sulu.  ,./«  uiiger,  es  aiidet-iiiei 
sdiier.'  SruTZ.  ,Die  arme  Mutter  ahndete  dies  nun 
auch  selbst.'  ebd.  ,Der  Menscli  wünscht,  hofft,  suclit. 
ahndet.'  Huber  1787.  , Ungeahndet  und  ungesucht.' 
HBossH.  1810.  —  yyn.  schivänen. 

I  und  II  sind  das  selbe  W.  Die  ä.  Spr.  kennt  das  Vb. 
(ndid.  uiidiii,  ahd.  mmdii«,  aiiiOn)  fast  nur  in  der  Bed.  .Zorn 
bezeigen,  rügen,  rächen':  doch  findet  sich  mlid.  (bei  den 
Mystikern)  auch:  iindi  umlet,  mich  kränkt,  schmerzt.  —  Die 
liruudbed.  ist  die  eines  tief  inaern  schmerzlichen  Gefühls, 
welches  ebenso  gut  Vorgefühl  eines  drcjhenden  Unheils  als 
Nachgefühl  einer  erlitteneu  persönlichen  Kränkung  oder  einei 
■Störung  der  Kechtsordnung  .sein  kann.  —  12  eutspringl 
aus  1,  weil  die  Bemerkung  oder  Empfindung  eines  llurechtf 
leicht  zur  Anzeige  desselben  an  höherer  Stelle  führt,  welchen 
Sinn  auch  ,melden'  in  der  ä.  Spr.  hatte.  —  1  :3  verhall 
sieh  zu  2  wii',  Klage  zu  Anklage.  ,Sich  ahnden'  von  Geistern 
ist  svu.  mit  ,sich  melden,  sich  künden',  erinnert  aber  auch 
daran,  dass  (Jeistcr  von  Verstorbenen  oft  mahnend  unö 
klagend  erscheinen.  Von  hier  aus  eröffnet  sich  dann  Zshang 
von  I  mit  II,  weil  Geistererscheinungen  auch  durch  innere 
Stimmen  ersetzt  werden  können  und  oft  nur  krankhafte  Ob- 
jcctivierung  solcher  sind.  So  erklärt  sich  dann  auch  das 
Seh  e«  liäd-mer  and  'tui:  2).  —  Da  a.  II  durchweg  mit  <i 
gesprochen  wird,  so  ist  niiiglich,  dass  es  ;!unächst  aus  dei 
nhd.  Form  ,ahnen'  hcrvorgieng;  diese,  wie  schon  mhd.  nnev 
neben  iimh-n.  auf  rein  lautlichem  Wege  aus  dem  letztern 
cDtstjmdeu,  entw,  durch  Reduction  von  ml  auf  »,  da  sons1 
umgekehrt  «  (nn)  zu  nd  erweitert  wird,  oder  indem  man  die 
3.  P.  Sg.   f<«(,   verk.  aus  andt,  tmdrt.   als  aii-t  deutete. 

Andägle  s.  Anlrfii/li,  Haue  im  Mühlstein. 


aildt'  (tuT.;  ^Th-*,  .andig'  UStdt  IT'.iii;  immer; 
früher  allemal.     -   Die  nächste  Grundform  zu  tid>  s.  Sp.  85. 

ander;  Neutr.  Hg.  nnden  üA.,  Kiiderst  (Ik;  W. 
1.  Ürdinalzahlw.:  der  zweite  in  der  Reihe.  Ohne 
den  Art.  bei  Spielen,  wo  es  heisst:  I'''  bi"  erst,  du 
bist  ander  'L,  oder  bei  einer  Preisvcrfcilung:  er  ist 
ander  L.  Dagegen:  der  erst  —  der  amlerl  S.  iiSt.  oder 
's  erst  —  's  ander!  Z,  Drohung  augenblicklicher  Er- 
widerung eines  Angriffs.  Bei  Versteigerungen:  (zum 
erste,)  zum  andere  (und  zum  dritte)  [Mal]  sc.  au.s- 
geboten.  AU  ander  Tay,  je  den  2.  Tag;  all  a.  Zilete, 
abwechselnd  je  die  2.  Zeik';  dag.  der  ander  Tay,  Tags 
darauf  Z ;  am  andere  Tay  =  morndriys,  morndes,  mor- 
gen; am  nächsten  Morgen  Aa.  Z'anuer  ubermm-u,  in 
3  Tagen  W.  Die  ander  Wache,  nächste  Woche  Ap; 
Bs;  Seil  Uw;  Z.  Ellipt. :  in  der  andern  Uu.  Die  a. 
Wuche,  aber  nüd  y'rail  am  Mändiy  [Montag]  L;  Z, 
die  a.  W.  hinne  [hinten]  dri  Z,  unbest.  Vertröstung, 
verblümte  Abweisung.  En  andets  Jor,  künftiges  Jahr 
Ap.  ,Über  's  Jar  im  andere  Summer.'  Vor.Ksi..  Gend-is 
[gebt  uns]  d'Er  en  anders  3Ial.'  Formel  zur  Ver- 
abschiedung eines  Kunden  oder  seltenen  Besuches. 
Mach's  's  ander  3[al  besser!  das  nächste  oder  ein 
nächstes  Mal.  Das  ist  ei  Sau,  u-o  chunnt  die  ander 
her?  versteckte  Beschimpfung  Z.  D'G'tvonet  [(lewohn- 
heit]  ist  die  ander  Katur.  Einem  zur  andere  Natur 
worde.  ,Blitz,  Strahl,  Hagel,  Teufel  waren  sein  anderes 
[je  das  zweite]  Wort.'  UBrXgger.  's  ander  Fär  Auye, 
die  Brille.  /  die  ander  Welt  (Wuche)  dure  y'seh, 
schielen  Z.  ,Gedenk,  was  über  den  andern  Mund  au.ss 
kommt,  bleib  nicht  verschwiegen.'  Sprw.  bei  HBüll. 
1527.  .Järlich  uff  den  andern  donstag  im  abereilen 
[April].'  Näfels.  Fahrtbrief  1389.  's  Ander  Ute"  Z, 
ändert  l.  LG.,  das  zweite  Zeichen  mit  der  Glocke  vor 
dem  Gottesdienst  bezw.  Begräbniss.  Es  het-em  '» 
Avyere  g'lüte,  bildl.,  es  geht  mit  ihm  zu  Ende.  Schild. 
Es  het-em  's  Anyer  y'lütet  —  's  lätet-em  ylih  z'sämme 
[bald  zusammen,  d.  i.  das  dritte  und  letzte  Mal], 
Vgl.  noch  änderst.  Jedes  ander,  ie  ds  ander,  iedes 
anders,  ieianders,  jedes  oder  je  das  zweite,  zum  zw. 
Mal,  alle  Augenblicke;  so  in  der  Verbindung  i  finde 
ie.  a.  d'Wort  nit  (aber  auch  anders  gewendet  ie  das 
ander  W.),  ich  bin  verlegen  um  den  jjassenden  Aus- 
druck, die  Worte  versagen  mir  Gr.  Eim  um  ds  Ander, 
Einem  nach  dem  Andern  GSa.;  s.  ein.  Z'andere  ühinde 
(Chind  Bs)  verwandt  sind  Kinder  von  Geschwister- 
kindern VOrte;  S;  Z;  auch  schon  bei  BGletting  XVI.; 
syn.  uf-em  dritte  G' schlecht  (stä");  z' dritte"  Chinde"; 
immerhin  eine  unsichere,  zweideutige  Bezeichnung, 
da  sie  auch  etwa  identifiziert  wird  mit  Geschtvi.sterti 
Kind.  Z'ander,  zu  zweit  Aa.  ,Der  ander  Herbst',  Oc- 
tober.  Vad,  ,Der  ander  Äugst',  September;  s.  Schmell. 
V  54;  Grimm  G.  d.  d.  Spr.  '  58.  Ol.  78.  Der  ander- 
underst,  der  zweitunterste  Z.  ,/  hin  i-der  Schuel  allitvll 
eh  der  linderst  als  der  Anderunderst  y'sesse.'  MUsteki 
1854.  Das  icär  iez  na  [noch]  's  Anderärtiyist !  ironisch, 
fast  das  Unartigste  Z.  Ebenso:  er  ist  der  Anderbrärst! 
nicht  eben  der  Beste  GA.  -  2.  unbest.  Pron.  Der 
ander  —  der  ander,  der  eine  —  der  andere  GStdt,  T.; 
oTii.  Vgl.  ein  IIb  und  lat.  alius  ~  alias,  alter  —  alter. 
Die  ander  Stadt  heisst  je  nach  dem  Standpunkt  die 
eine  oder  die  andere  Hälfte  der  Stadt  Z,  die  ,Grosse' 
oder  die  .Kleine  St.'  Hieher  gehört  der.  wahrsch. 
nach  ein,  unus  oder  ille  (vgl.  auch  der  selb),  gebildete. 


303 


AikI  -  mifl 


aus  BO.;  F;  Gk;  W  bezeugte,  Gebrauch  vom  der  andei 
=  ein  gewisser,  bei  Anführung  von  Sprww..  bes.  apo- 
logischen,  in  den  Formeln:  i  ha  's  wie  der  A.;  et 
i/eit-me.r  u-ie  dem  Andere;  i  mues-eK  ha",  wie  der  A. 
f/.teit  hed,  wobei  .der  Andere'  immer  einen  sonst  un- 
belv-annten  Menschen  bezeiclinet.  von  dem  man  einen 
Schwank  usw.  erzählt,  z.  B.  es  f/eid-mer  wie  dem  An- 
dere: rvas  via"  nid  im  Cliopf  hei  [habe],  hei  ma"  in  de 
Beine!  Gr.  Es  ist  an  allen  Orte  üppis  [Etwas  sc. 
mangelhatt],  het  's  ander  Meitli  (/'seit,  jenes  Mädchen 
sc,  welches  in  einem  ähnlichen  Falle  war  FI.  In 
WLötsch.  auch :  's  Anneri.  das  [der]  Andere.  —  '■'>.  einen 
Übergang  von  prononi.  zu  adj.  Bed.  macht  a)  ander 
i.  S.  von  übrig.  Kr  ifliört  .:iim  andere  Veh  [Vieh]  L. 
,Dii  lügst  wie  ne  aiir/ere  Schelm'  (sonst  auch  ohne 
ander).  N.  B  Kai.  1843.  ,/)•  atidere  Stadthit.'  B  Hist. 
Kai.  1775.  Im  letzten  Fall  steht  aber  ander  aus- 
schliessend  und  ist  zugleich  qualitativ,  das  folgende 
Subst.  prädikativ :  Ihr  andern,  die  ihr  Ätadtleute  um! 
als  solche  von  uns  verschieden  seid;  vgl.  frz.  rnva 
untres.  Dagegen  wird  gleiche  Beschaffenheit,  nur  Ver- 
schiedenheit der  Person,  ausgesagt  in  Sprww.  wie 
jTuesch  [tust  du]  wie  anyer  Lüt,  so  hesch  's  [hast  di; 
es,  geht  es  dir]  wie  a.  L.  Schild.  Wer-si  iif  Aiideri 
rerlvt,  der  ist  rerlö  L.  Er  fliclt  Andere  d'Schneh  wn< 
f/ot  selber  barfness.  Sulg.  fs  ander  Lüte  Leder  is' 
giiet  Rieme  schnlde  (auch  schon  in  einem  hist.  Volks!. 
XV.).  —  b)  andere  und  andere  i.  S.  von  diese  um' 
jene,  aber  zuweilen  fast  s.  v.  a.  immer  neue,  etwa.'^ 
mehr  als  ein  und  ander.  .Andere  und  andere  be 
schwerden.'  Th  1530.  .Und  geschachend  all  tag  Pro- 
cessen [Prozessionen]  in  ander  und  ander  kirchen.' 
Vau.  .Kein  Aberglauben  ist  es.  wann  wir  uns  auf  dii 
erscheinung  der  Conieten  vor  pestilenz  und  .sterben 
vor  teure  und  hungersnot,  vor  anderen  und  andere) 
schweren  gerichten  förchten.'  JMüll.  1665.  .Von  an- 
deren und  anderen  notwendigen  Waren.'  Hott.  1702. 
—  4.  Adject.:  von  verschiedener  Beschaffen- 
heit, a)  einfache  Verschiedenheit  aussagend.  Es  (ji, 
gäny  üppis  Anders,  immer  etwas  Neues  B.  En  ändert 
Platz,  en  andere  Schatz  G  =  nhd.  .andre  Städtclien 
andre  Mädchen.'  Was  annerst  [Anderes]?  warum  nicht': 
WLiitsch.  .De  Herr  Gott  wöll-der's  am  Andre  fawe- 
n-A.)  (je'.'  Stutz,  entw.  i.  S.  des  Neuen  Testaments:  ({utt 
möge  dir  von  einem  Andern  eine  ebenso  grosse  Wohltal 
zu  Teil  werden  lassen,  oder  G.  möge  deinen  übrigei 
Besitz  segnen,  Formel  des  Danks,  sonst  amen  andrei 
Ort  ersetze,  ,'s  ist  Xüt  nie  Anders:  si  stirbt!'  ebd. 
,Andri  Jör,  ander  Hör',  der  Mensch  ändert  sich  mit 
den  .Jahren.  Sulg.  .Andere  jar.  andere  mär.'  Sprichw. 
bei  Manukl.  i.  S.  von :  mit  der  Zeit  kommts  besser : 
konnnt  Zeit,  kommt  Rat.  .Quianam  sententia  vobi.' 
versa  retro'r'  Warum  sind  ir  eins  anderen,  oder  habend 
ir  euwere  meinung  verenderetV"  Fuis.  —  b)  prägnant 
nach  der  guten  oder  schlimmen  Seite;  im  letzterei 
Fall  z.  T.  euphemistisch.  Das  ist  en  andere  Köbi 
[Kerl]!  viel  tüchtiger;  auch  nur:  das  ist  en  andere!  B. 
Das  j.sf  en  anders  Esse!  en  andere  Bränz,  vorzüg- 
licher. Der  chann  eswas  Änderst!  mehr  als  Brot  essen: 
hexen  W.  I  seiti  [sagte]  lieber  ujipris  [etwas]  Andersl 
I  nämlich  das  Gegenteil],  höfliche  .\ndcutung  entgegen- 
stehender Ansicht  W.  Das  int  en  anderi  (iattiy  Hilener! 
liildl.  von  Sachen.  Das  ist  ander  Wetter!  die  Sache 
hat  sich  geändert.  ,Abcr  sobald  ich  in  die  Audienz- 
.stubc  trat,  sah  ich,  dass  da  ander  Wetter  sei  als  sonst.' 


Gotth.  Tue  das  oder  es  (jit  iipfiis  Anders,  Drohung 
von  Strafe  Z.  Überhaupt  dient  das  W.  zur  Verhüllung, 
daher  schneidet  man  vor  unberufenen  Ohren  eine  Er- 
örterung ab  mit  es  ist  Oppis  A  nders.  In  allen  diesen 
Fällen  ist  ander  betont;  dagegen  nicht  in:  es  r/it  ander 
Wetter,  wenn  damit  bevorstehende  Änderung  (Ver- 
schlimmerung) des  Wetters  gemeint  wird,  auch  nicht 
in  der  bildl.  Verwendung  des  selben  Ausdrucks  für 
die  Katamenien  Ar;  Bs;  Si'h.  Niederkunft  Siteum.. 
und  in  dem  vwdten:  im  (W,  in-eme  Uw;  U)  andere 
Stand  si.  gravidam  esse.  —  Neutr.  mit  dem  unbest. 
Art.  statt  des  Adv.  ,Es  ist  ein  anders  mit  mir  worden: 
Ich  bin  ein  Mahl  [endlich]  vom  Bättier  Orden.-  Com. 
Beati.  .So  bald  sy  gemerkt,  dass  Gott  ein  anders  mit 
jnen  machen  welle,  sich  zum  tod  und  grab  gerüstet.' 
RWalth.  1584.  .Es  werde  bald  mit  den  sichtbaren 
himmlen  ein  anders  werden',  eine  Änderung  vorgehen. 
JMüll.  1665.  Mer  wend  's  Best  hoffe,  's  Ander  [das 
Schlimme]  chn)mt  snst  [sn.it  betont:  son.st.  von  selbst, 
ohne  unser  Zutun]  Z.  Niit  Anders  l)^nur.  zur 
Verstärkung  des  positiven  Begriffs.  .Sie  meint  nichts 
Anders  als  furttahre.'  Gotth.  EUipt. :  Die  Schaf  hent 
au  niid  änderst  [sc.  zu  tun]  as  z'hläre,  diese  Schafe 
blöken  unaufhörlich  Gr.  2)  prägnant:  nichts  Be- 
sonderes. Ausserordentliches.  Wichtiges  Bs;  B;  Z. 
Was  maclied-er  [macht  ihr]  V  Nät  Anders,  Grussformel 
Aa.  .Du  könntest  zaubern.  Scheerer.  aber  das  ist 
nichts  anders:  Leute  von  deinem  Handwerk  müssen 
auch  Zauberkünste  verstehen.'  HPest.  1790.  .Ich  weiss 
wohl,  dass  ich  immer  an  Allem  Schuld  sein  soll;  das 
ist  mir  nichts  mehr  Anders  [Neues].'  Gotth.  .Das  ist 
nichts  .\nders  und  ich  wollte  das  nicht  für  eine  böse 
Bedeutung  nehmen.'  ebd.  .Es  dünkt  mich  nichts  an- 
ders' und:  .nicht  anders',  ebd..  otfenbar  gleichbed., 
obwol  a.  im  letztern  Fall  das  Adv.  ist. 

Wo  „nder  unflektiert  steht  (e«  drmit  lilrolil  |  /«-  i.l.'iri| 
(inder--W,a,r  S  It  .Joacli.  1881),  ist  es  eine  Art  Zss.  mit  d.'ui 
Snlist.  ciugegangcn:  eig.  aber  ist  es  luu'  iler  Vf'i-strimite 
Noin.  —  Anderi  Intcn,  mit  Flexion  nai'h  .\nalojrie  iler  ei?. 
Z,ahlww.  z.  B.    Vieri  iMä'. 

ein-  1)  .einander(e)n'.  XVI.— XVIII.,  ..«(uh/.i'.  Aa; 
BG.;  KMu.:  Gu;  Zf.  v""9'.'"f  l^U.;  S,  t^nandn-  BSi. ;  W, 
i.naiidrr  Gl;  S,  rnannrr  Vi ,  cnand  GnHe.;  Z,  nander 
S.  deniindcr  Gl,  denand  GlK.:  Gr;  Z.  2)  es  anders 
BHk.:  1.  wie  nhd.  D's  Hantercht  [das  Handwerk. 
Leute  vom  gleichen  H.]  hasset  (djenand  Gl.  Ich  und 
du  und  de  händ  enandere  g'ife.  Schläge  gegeben  Z 
Kinderspr.  .Kinanderen  verletzen.'  VFripek.  1619. 
.Alle  einanderen  förderen.'  KdMev.  1657.  .Dns  Ab- 
sehen (lottes  ist.  dass  alle  einandcrn  dienen.'  ebd. 
1674.  —  2.  zuweilen  nicht  reciprok,  sondern  nur  von 
einer,  aber  unbestimmten  Person.  Da^  macht 
enandere  sls  Sächli  i\mmmeha"!  das  lelirt  Einen  Spar- 
samkeit! FMu.  Das  b'richtet  magere  scho" !  das  Iclirt 
Einen!  ebd.  Ebenso  BSi.  -  3.  unpersönlicli  und  in 
der  lebenden  Spr.  völlig  abstr.  in  der  Verbindung  ein- 
ander-nach  enandere- \i  (enayere-):  Gk;  L;  P;  ScHSt.; 
Uw;  U;  Z,  d-  Gl;  Z.  <inanniir<i-  BSchw..  enandre- 
ZO..  d-  GT..  enander-  Aa;  Ai'°;  Bs;  B;  G;  Z;  Hebel. 
d-  Ar;  <i,  <inanniir-  W.  nander-,  nager-  S,  cnand-  nZ, 
d-  GWsst..  (d)enand(e)rigs-  Z  nä  ("nöj:  (rasch)  hinter 
einander;  alsbald,  auf  der  Stelle;  jetzt  s\n.  mit  ei's- 
iret/s  und  bestimmt  unterschieden  von  mr''  cnand. 
Eis  um's  Ander.  Chnmm  e.!  Z.  M'oisch  [willst  ilu] 
das  mache"  enam/ere  nah,  oder  i  säge  's  'em  Vater!  Gotth. 


305 


Aurt— Ulli] 


306 


Jiii  |ilt'iM|  Hill-  iscli  's  iHiiiihi-iiii  ^'Siiiii  cldi.  Aiut'Tilrc 
ihihiwl  scliloh,  's  irinl  n.  iifyoh.'  BWvss  lsü3.  Dcicli 
in  ii.  Siir.  =  micheinaiider.  ,E.s  wird  allen  Christglou- 
bigeu  bcilsaiu  sin,  dass  sy  diso  ganze  history  ein 
anderen  nach  erwägind.'  Gualth.  1584.  ,Zura  vorder- 
sten stände  der  Name  des  Hausvaters;  darnach  ein 
anderen  nach  die  nanien  der  kinJen.'  1(J2G  JJBrkit. 
.Bade  ulme  Underbrechen  ein  anderen  nach.'  .SHott. 
1702.  Audi  substant.  im  EiiaiidrhjsnO,  oder  i'ine  [in 
einem]  Nanclr.,  in  einem  Augenblick,  bald  Z.  ,Iriitsche 
hühscheU  zum  Tiach  und  im  enamlriijsno  Ist  sclio  en 
Svlwppen  um  4  Schilliij  do.'  Stütz. 

lue  Vcrküiziinff  -und  erklärt  sich  aus  ilcr  einlieitlicheu 
iiiiil  uft  abstrakten  Beil.  des  Compos.,  an  dosscu  Bestaniltcilo 
dann  nicht  mehr  getiacht  wird,  da  ja  auch  der  erste  Teil 
»US  lictoutcui  .uiu'  tw.  bis  zu  blossem  n  verkürzt  ist;  minder 
Qbriguus  zunächst  iu  Verbindungen  wie  hinander,  münander 
(durch  Ausstossung  des  e)  entstanden;  bei  den  Verbindungen 
gfijenandcr,  nlbenander  ist  schwer  zu  sagen,  ob  es  die  Präj). 
sei,  welche  ihre  Nachsilbe,  oder  das  Prou.,  welches  seinen 
ersten  Teil  (ein)  eingebüsst  habe.  Das  Gegenstück  dazu 
sind  die  tlectierten  Formen,  die  in  Schriften  des  XVI.  bis 
XVIII.  vorkonnncn,  früher  aber  nicht.  Die  Form  den<ind(er) 
erklärt  sich  kicht  aus  Herüberziehen  des  d-  oder  (-Auslautes 
eines  vorhergehenden  Yb.  in  3.  P.  PI.  oder  Sg.,  welcher  Zulaut 
dann  auch  in  andern  Fällen  blieb.  —  Zu  2.  Statt  obiger 
Auffassung,  welche  die  der  einheimischen  Einsender  ist,  wird 
nach  unserem  Dafürhalten  der  erstere  Fall  richtiger  aufgelöst 
in  eil  Andere,  so  dass  also  dem  einfachen  Pron.  die  Bed. 
de""  .unbestimmten  Person'  zufiele;  vgl.  der  ander  Sp.  303,  o. 
Dan  hrichtei  e.  hinwieder  lässt  sich  als  ein  Beis]).  der  ordinären 
Bcd.  von  ein.  verstehen,  wenn  man  sicli  nur  .als  den  eigentl. 
Sinn  desselben  denkt:  die  Gegensätze  und  VTidersprüche  kor- 
rigieren sich  Einem  von  selbst  und  führen  zu  der  richtigen 
Diagonale  der  Kräfte.  —  3.  Die  abstr.  Bed.  von  einander- 
nach  =  ,süfort'  ist  natürlich  in  Fällen  entstanden,  wo  per- 
sönliche Subjekte  standen  z.  B.  »i  chömmed  c.  urspr. ■  sie 
konnncn  Einer  nach  dem  Andern,  d.  h.  rasch  hinter  einander. 
Sächlich-abstr.  Bed.  von  einander  tritt  in  mehrern  der  fol- 
genden Zssen  mit  Präp.  ebenso  deutlich  hervor. 

ab-  (cq)-  Ai'):  1.  von  Körpern,  a)  enzwei.  Das 
Glas  ist  a.,  zerbroclien.  Spülte  [grosse  Scheiter]  tut 
emäl  a.  tue,  nochmals  spalten.  Schaffe,  his-me  schier 
a.  ist,  sich  halb  todt,  todmüde  arbeiten  Z.  Ml  Schueh 
sind  a.,  zerrissen  Gl  (Syn.  i-erhit).  E  Tütschi  [Block] 
a.  saye  [sägen];  eii  Ast  a.  haue  Gr.  De  Vater  schUid- 
vii'''  a.!  wird  mich  aufs  Derbste  prügeln  B.  >S'i''' 
z'chrunk  a.  lache,  sich  halb  todt  lachen,  vor  Lachen 
fast  bersten  Aa.  A.  r/'heit,  aus  einander  gefallen,  zer- 
brochen Tn.  Es  hiit-nii'''  fast  a.  rjnö!  G.  A.  hriiu/e, 
zu  trennen  vermögen  Seil.  Hieher  geliören  aucli  die 
vom  Bild  eines  gewaltsamen  Bruches  entnommenen 
Schwurfornieln  als  Ausdruck  der  Verwunderung  oder 
Drohung:  potz  Wetter  a.!  Donder  [Donner]  «..'  BEi.; 
potz  Tüsig  «..'  B;  him  Düfel  a.!  S.  Dolder  [euphem. 
für  Donner]  ahenawje!  Gotth.  —  b)  Eins  vom  Andern 
herunter.  Tue  die  Bi'iecher  a.  [wenn  sie  aufeinander 
liegen]  Z.  Schiter  a.  tue,  aufgehüufte  Scheiter  einzeln 
verlegen  (sonst  aber  auch:  spalten)  Xv.  .Böuin  in 
einem  wald.  die  der  wind  zehauften  gewortfen  hat,  ab 
einandern  walen  [wälzen].'  Fris.  Wenn  von  vier 
Nüssen  die  vierte  nicht  mehr  auf  den  drei  andern 
sitzt,  so  sind  d' Noss  a.  Ap.  A.  hrinrje,  versöhnen. 
zwei  Streitende,  die  hitzig  an  oder  auf  einander  waren ; 
stärker  als  ronenand,  aus  einander  bringen  Sini.  Je: 
:<in''-mer  a.  abe,  sind  einander  Niclits  mehr  schuldig 
(bei  einer  Abrechnung.  Erbteilung)  Z.  —  c)  Eins 
genau  nach  dem  Muster  (gleichsam  der  Unterlage) 

Schw.  Idiotikon  I.  J. 


eines  Andern,  in  der  Verbindung  a.  <j'sehnittc,  von 
zwei  Personen  oder  Gegenständen,  die  einander  zum 
Verwechseln  ähnlich  sehen.  Doch  in  diesem  Kinn 
meistens  abenand  abe  g.  Scn;  Z,  da  sonst  der  Aus- 
druck auch  ,enzwei  geschnitten'  bedeuten  kann;  Syn. 
US  eim  Model  use.  —  '2.  geistig;  a.  chö,  auseinander 
konnnen,  uneins  werden,  sich  enzweien  Z ;  vgl.  a. 
brinye  in  beiden  angef.  Bedd. 

Der  Unterschied  von  voneinander  ist  oft  gering.  .Diiluco, 
von  einanderen  oder  ab  einanderen  ziehen.'  Fris.  A.  m 
[nehmen], /atte  (Gl)  ist:  auseinander  und  könnte  wol  auch 
heissen  von  en.  Ein  Unterschied  kann  darin  bestehen,  dass 
bei  ab  die  Trennung  mehr  in  vertikaler  Richtung  erfolgt 
(so  dass  dabei  ein  Stück  vom  andern  herunterfällt),  bei 
von  mehr  in  horizontaler,  und  damit  mag  zshangen,  dass  bei 
ab  die  Trennung  etwas  gewaltsamer  und  plötzlicher  geschieht 
als  bei  von.  Klar  ist  der  Unterschied:  JSüeeher  von  e.  Ine, 
so  dass  sie  einander  nicht  mehr  berühren  (Z),  SehUirr  von 
e.  tue,  beim  Spalten  ganz  von  einander  lösen,  wenn  sie  etwa 
noch  an  Fasern  zshangen  (Ap),  Beides  verglichen  mit  den 
im  Te.xt  angef.  Verbindungen  der  selben  WW.  mit  id,rnnud. 
Vgl.   voneinander. 

Über-.  Zwo  Belzchappe  ühernander  S.  ,Zwen 
hotten  überainandren',  rasch  nacheinander.  GHdschr. 
über  enander  use  cho  =  hinder  enander  cho,  in  Streit 
geraten  Bs;  Z. 

u  f-.  Uf  enandere  sl,  einander  aufsätzig,  verfeindet 
sein  Uw.  Zeitl.  rasch  nach  einander  Bs.  'sisch  dril  BIol 
ufe.  cho,  die  kirchliche  Verkündung  einer  Ehe  ist  (aus- 
nahmsweise) an  einem  Sonntag  für  alle  drei  (sonst  auf 
drei  Sonntage  verteilten)  Male  zugleich  erfolgt   STh. 

um-:  1.  von  Personen,  selten,  etwa  mit  folgendem 
ume,  z.  B.  itm  e.  ume  gä,  um  einander  herum  gehen, 
und  in  der  Verbindung:  um  e.  mache,  Kehrum  machen, 
abwechseln  G.  —  2.  sächlich  abstrakt:  a)  hin  und 
her,  herum.  So  zieht  das  Mannli  umenand,  kromt 
[verkauft]  Besen  überall  im  Land  Bs.  Fifaltre  züttied 
Hiiiciiiiiiilrr.  Sclimetterlinge  flattern  herum  Schw.  I  dr 
fliiii.c  (liilhii  II.  ScHW;  Z,  wlt  itmenager  bikatmt  S. 
,1)0  ifsrhl-iiie  irit  umenand',  hier  hat  man  eine  weite 
Aussiclit.  Stutz.  ,Dasselbige  Büchlein  schickten  die 
von  Zürich  in  ihrer  ganzen  Lantschaift  um  einander.' 
Sai.at.  ,Ich  hah  umenander  zu  schaffen  gehebt',  da 
und  dort  zu  tun.  XVI.  ARechbur«.  .Umeinander  fieren', 
herumfuhren.  FPlatt.  1572.  ,Sie  sind  auf  das  Papier 
nicht  gebracht  worden,  dass  sie  weit  umeinander  kora- 
mind.'  Auf.  XVU.  JJBreit.  .Geschirr  umb  einanderen 
ligen  lassen',  herum  liegen,  unordentlich  zerstreut. 
Argov.  —  b)  irgendwo  in  der  näheren  oder  weiteren 
Umgebung,  meist  mit  vorgesetzten  andern  Ortsadv. 
Do  umenand,  in  der  Umgegend  dieses  Ortes  G;  Z. 
Asivo  u.,  irgendwo  in  der  Nähe;  niene  wnenanäere, 
nirgends  Gr.  ,Do  hinne  umciiiiiiih'rr',  liier  im  Iliiiler- 
land  da  und  dort.  Stutz.  D'<  'hm .  ist  ,m,,,n  „//  nuinnind, 
die  Katze  ist  sonst  immer  in  dei-  Naln'  Ar.  /  .  Imiic, 
umherblicken.    ,Ummenandere,  alicubi  locorum.'  Iu.  B. 

an-  (an<marnn  neben  annnannara  W):  1.  von  Per- 
sonen: a.  Sl,  cho,  hintereinander,  im  Kampfe  mit  ein- 
ander begriften  sein;  in  Streit  geraten  Ap;  Bs.  Si 
hanyed  ouenandferej  wie  Harz  GA.  Si  sönd  wie  an. 
ane  'bacha  Ar.  —  2.  von  Körpern.  Teilen  eines  Ganzen : 
an.  sl,  zshangen  Ap;  Z.  Ah.  ha,  zshalten;  er  hat  chüm 
me  an.,  von  einem  gebrechl.  Menschen.  Zwo  Jurte 
an.,  2  Jucharten.  die  aneinander  gränzen,  zshangen 
Bs;  Z.  's  ist  no''' Alles  anenander  Bs.  Anenander  Bs, 
iinenand   ane  Ap    cho,    sich    berühren.     Anenander  ä, 


307 


And— unil 


m 


hart  neben  einander  lis.  D'Suhlate  stä»  anenanneren  ä, 
dicht  aufgestellt,  Mann  an  Mann  BSchw.  Schwinigs  an., 
Schweinefleisch  mit  Speck  Ap.  Jez  ist  der  Teller  wider 
an.,  zsgeheftet  (nachdem  er  abenand,  zerbrochen,  war). 
,Änenandere,  contiguus.'  Id.B.  An.  tue,  versch.  Sorten. 
z.  B.  von  Korn,  Wein,  vermischen.  Sulg.  —  3.  von 
der  Zeit:  a)  unaufhörlich,  anhaltend,  ununterbro- 
chen, an  Einem  fort.  allg.  5  Stwul  an.,  3  volle  St. 
Bs;  Z;  verstärkt  als  (s.  Sp.  170)  an.  Bs.  ,Ich  musste 
fast  an  einander  antworten  von  2  bis  5  Uhr.'  TJBRXGfi. 
Los  doch  an.!  hör  doch  ohne  Unterbrechung  zu!  Bs. 
's  Chind  sehnt  an.  GG.  Onenand  ch'ibe  [schelten, 
zanken]  GA.  Er  ist  an.  dö,  immerfort  hier  Ap,  oft 
noch  verstärkt  durch  vorgesetztes  all.  An.  chö,  häufig, 
ein  Mal  ums  andere  Schw.  ,Die  nech.sten  [letzten] 
hundert  jar  har  anenandern.'  GHdschr.  ,Dö  was  es 
XII  wuchen  an  ainander  schcen.'  1336/1440  ZChr. 
,Drü  jar  ananandren.'  Vad.  ,Er  schlief  an  einanderen 
bis  gegen  Tag.'  JBreit.  1611.  —  b)  sofort,  auf  der 
Stelle  W ;  ,continuo'.  Id.  B. 

in-einander:  1.  zusammen.  Jh.  ftire,  .juelic. 
heftig  erschrecken.  Sulg.  —  2.  im  Durchschnitt. 
In.  ifralimi  all  Tag  en  Franke  verdiene  Z.  In.  sönd's 
scIkiiii  Chi-ir^i  Ap.  Die  chllne  und  grossen  Eier,  's 
Stuck  in.  für  en  Feufer  [Fünfer]  Z. 

under-:  1.  einer  oder  einen  unter  den  andern,  von 
räumlicher  Lage,  z.  B.  si  hl  [sie  haben]  nnannrrf  un- 
ner^nannQTi-  tmnerhi"  g'hit  [geworfen]  BSchw.  (Sprech- 
übung). —  2.  in  Unordnung,  durcheinander,  vermischt. 
U.  cho,  in  U.  geraten  Bs;  Z.  's  llt  «.,  icie  Sulye-n- 
und  Bürgte  [zwei  Th  Gemeinden,  deren  Grenzen  in- 
einanderlaufen]; Syn.  durch-.  —  3.  abwechselnd.  Es 
gat  II.,  das  Befinden  (eines  Kranken)  ist  bald  besser, 
bald  schlinnner  GTa. 

US-:  1.  voneinander.  Zwei  gleichlautende,  neben- 
einander geschriebene  Exemplare  einer  Vertrags- 
urkunde wurden  ,uss  einandern  geschnitten'  und  jedem 
Teil  eins  gegeben.  S  1463.  —  2.  Us  enand  si"  a)  ver- 
renkt, ausgerenkt  sein,  von  Gliedern,  Gelenken  Ap; 
Tu;  Z.  b)  zerfallen,  in  Zwietracht  sein  Ap.  —  3.  ms. 
mache,  verwirrte  streitige  Bechtsverhältnisse,  Besitz- 
ansprüche ausscheiden  und  feststellen  Z,  daher  m.  si" 
auch  =  mit  einander  abgerechnet,  die  Geschäftsver- 
bindung aufgelöst  haben;  syn.  von  e.  —  4.  us.  ne 
a)  einen  Mechanismus  in  seine  Bestandteile  zerlegen, 
z.  B.  eine  Uhr.  Flinte,  b)  einvernehmen,  ausholen. 
,Er  nahm  mich  genau  auseinander  über  meine  Um- 
stände und  meinen  Gemütszu,stand.'  Gotth. 

von-.  V.  gä"  1)  von  Personen:  auseinandergehen, 
scheiden  Z.  2)  von  Körpern:  einen  Riss  bekommen, 
sich  spalten  ScnSt.  ,V.  tue,  aufsperren,  öffnen,  den 
Mund,  einen  Sack.'  Id.  B.     Vgl.  ab-. 

vor-.  V.  chün,  neben  einander  vorbeikommen, 
beim  Begegnen  GuD. 

für-:  aneinander  vorbei.  Verstärkt  /'.  äne  (fürhl, 
mne-n-und  äne,  durej,  vor  einander  vorbei,  hin  und 
her  Aa.  Das  gät  f.  dure,  bildlich,  das  ist  gar  nicht 
gleich,  da  ist  ein  grosser  Unterschied  Z. 

hinder-:  1.  hinter,  nach  einander;  eins  ums  andere 
BSi.  JRöt  [rate]:  wo  chömmed  d'Lüt  allewil  [immer] 
hinder  enand?  Antw.  i  der  Chille,  Vexierfrage,  wort- 
spielend mit  —  2.  in  Streit  (sein,  geraten,  bringen) 
Bs;   G;    Z.     H.    richte,   (Leute)   gegen   einander   auf- 


bringen, -reizen,  -hetzen  GG.;  Z.  Syn.  für  c.  ushin; 
z'Hinderlegi. 

mit-  mitnander  S.  .Die  Schrift  streitet  mitein- 
anderen',  mit  sicli  selbst,  enthält  widersprechende 
Aussagen.   Schimpfe. 

neben-  nebefnjayerc  BU.,  nebenand  GlK.  ,Es  sei 
ihm  noch  so  nebeneinander,  sagte  Uli',  noch  schwan- 
kend zw.  .\nnahme  und  Verwerfung  des  Vorschlages. 

GOTTH. 

nach-,  nahen  andern'.  LLav.  1.569,  nmienandere  Aa, 
nä-fnö-Jenand  Scn;  Z:  1.  nachein.  allg.  —  2.  sogleich. 
Chumm  n.!  ScuSt.  Syn.  mit  dem  umgestellten  emtn- 
dcrenöh,  s.  einander. 

bi-  binandp\,  hinayri;  S,  hinenand  2.,  -j)v  B.  .B. 
ha,  sammeln;  es  ist  Alls  h.  'blibe,  mulier  frfituni  eniti 
non  potuit.'  Id.  B.   —  Die  Eiuschielnin^  von  ii  wie  bei  zut-. 

zesamm-  tse^nunand:  miteinander.  G  1799.  -  Eine 
plconast.   Verinndnng. 

dur(ch)-:  1.  Adv.  a)  wie  nhd.  allg.  Alh  durcnand 
wie  Sulgen  und  Bürglcn  Tn;  s.  under-.  „D.  hnsplen, 
verwirren."  —  b)  abwechselnd  im  Kehrum,  der  Reihe 
nach;  oder  auf  allgemeine  Kosten,  insgemein,  insge- 
sammt?  ,Wöllind  sie  ihn  durcheinanderen  z'gast  halten.' 
ScHiMPFK.  —  2.  Subst.  a)  sächlich,  n.  und  m.  GG.;  Z, 
n.  Bs:  Wirrwarr,  Unordnung,  Mischmasch.  —  b)  per- 
sönlich: unordentlicher  Mensch,  der  Alles  verwirrt, 
Strudelkopf  Tn.  —  durcheinanderen  dürenÜHdere 
BE.,  meist  dirain.  -len  Bs;  B;  Z:  unpers.,  nach  ver- 
schiedenen Stoffen  (alten  Kleidern,  Betten,  Speisen) 
riechen,  die  in  einem  verschlossenen  Zimmer  sich  be- 
finden. ,Es  het  grüsam  dürenändert  vo  Pastetlene  [Pa- 
stetchen], Gänseschmuts  [-fett],  Tuding  und  Schnupf- 
tabaJc.'  GoTTH.  Wenn-nien  in-e  Zimmer  chunnt,  ivo 
me  g'spist  het,  so  durenänderlet  's  ganz  grisli  [gräulich] 
Bs.  —  durch einänderlich  durenändcrUg  B.  .Ehe 
die  Stubenmagd  frische  Luft  eingelassen  hat  in  die 
durenänderlige  Unaussprechlichkeit,  in  die  nnau.s- 
sprechliche  Durenänderlichkeit.'  Gotth. 

zue-  zuenenand  Aa,  zunenand  Z:  wie  nhd. 

bi-ander(en)  hander(e).  Z'bander,  Arm  in  Arm 
Th.  Zum  bandere  GRh..  zom.  pandera  Ap;  GTa., 
z'pandere  SchKI.:  selbander.  Zorn  pandei'a  Mul,  zum 
zweiten  Mal  Ap. 

Das  vorgesetzte  2m,  ztmi  ist  aus  der  syn.  Verbindung  ,zu 
zwei(cn)'  und  andern  adverbialen  Ausdrücken  entnommen; 
in  aom  ji.  Mal  ist  das  p  mechanisch  aus  der  sonst  geläufigen 
Form  pandei;  welche  aber  nur  persönliche  Bed.  hat,  herüber- 
gezogen.     S.   noch  2>andermä,dli:,  beim  Mähen  übertreffen. 

selb-,  seb-:  Einer  in  Gesellschaft  eines  Andern, 
eig.  aber  so,  dass  er  sich  selbst  als  Zweiten  bezeichnet, 
allg.  .Dem  vogt  selbander  [wenn  er  in  Begleitung 
eines  Andern  kommt]  essen  und  trinken  geben.'  Gfpn. 
XV.  /S.  si«  1)  berauscht  sein  Scnw;  Zg.  2)  gravidam 
esse  BSi.;  Gl;  Gr  fselbanderij ;  L;  ScH;  Uw;  U;  Zg; 
=  s.  gä'  B.  Z's.  tsalbander:  zu  zwei  Th.  —  Viell. 
denkt  sich  der  Thurgauer  den  ersten  Teil  aus  s'Jiitlli  ent- 
standen; doch  auch  bei  Edlibach  ,salb  tritt'.  —  Selb- 
ander. Subst.  m. :  ein  in  B  ehemals  beliebter  Tanz, 
von  einem  einzigen  Paar  bestellt,  bezahlt  und  so  aus- 
geführt, dass  der  Tänzer,  stark  auf  den  Boden  stam- 
pfend, mit  den  Fingern  schnalzend  und  aufjauchzend 
seine  Gefährtin  umtanzte,  welche  graziös  sich  drehte; 
auch  Verschlingungen  und  Lösungen  Beider  scheinen 
üblich  gewesen  zu  sein.     .Er  befiehlt  S.'  Gotth. 


A  11(1— und 


810 


.  änderen  ägni-a  BU.:  1.  intr.  Us  ('s  Wetter)  will 
ä.,  es  droht  Regen  B;  Z;  doch  auch:  es  änderet,  der 
Regen  lässt  nach  'l'ii.  l'Js  äiuleret  denn  öppe  bcdd 
bl-n-em,  er  wird  wol  nicht  mehr  lange  leben  B.  ,Sic 
hatten  nie  daran  gedacht,   dass   das   bestehende  Ver- 

I  hältniss  ändern  konnte.'  Gotth.  Auch  moral.:  andere 
Gesinnung  und  Lebensweise  annehmen  B.  Ä.  und 
bessere  sind  zireierlei  L.  Es  änderet  güny  iind  besseret 
nüd  BRi.,  Sprichw.  betr.  politische  Neuerungen.  — 
2.  trans.  D'  Färb  ä.,  in  Folge  von  Uemütsaufregung 
die  Gesichtsfarbe  verlieren,  erblassen  B.  Meitli  n., 
Dienstinägde  wechseln.    De  Stand  ä.,  heiraten;  vgl.  3. 

'.  —  3.  refl.  D'Xatiir  hät-mn-schi  [ihm  sich]  vellifi 
g'ündrot;  mii  [man]  g'seht,  dass  's  stim  End  (jeit  W; 
vgl.  Anderi"g.  —  Sich  umkleiden  B.    Sich  verheiraten. 

'  ,0b  aber  die  selb  person  sich  anderwert  [ein  zweites 
Mal]  endert  und  [sie,  das  neue  Paar]  aber  [wieder] 
Kind  übcrkement.'  G  Hdschr.  ,Dass  sich  ire  kind 
endertind  [ändern  würden]    in  elichen    stät.'   Diessex- 

.  HOPEN  1481.  ,Ist  aber,  das  ein  wib  abgat  und  wyl 
sich  denn  ein  man  endern,  so  sol  den  kinden  werden 

'  ir  niuoter  guot.'  1-501  Regensb.  ,0b  sy  sich  nach 
synem  Tod  endert  und  einen  andern  man  nimpt.'  1511 

;    FiscHENT.  Hofr. 

!         ab-:    1.  „Tauschgegenstände    auswechseln    Schw; 
;    Zg."     Beamte,   Dienstboten    durch  neue  Anstellungen 
'    ersetzen.     ,Wann  ein  Schulniei.ster  alle  Jahr  die  Ab- 
'    enderung  besorgen  [fürchten]  müsste.'  1737  Schulordn. 
Heiden.    ,Die  Diensten  a.'  1770  Waisenh.  Z.    .Rudolph 
änderte    den    Reichsvogt    je    nach    zwei    Jahren    ab.' 
JvMüLL.    Schw. -Gesch.     ,Gut    gewüssen    milteret    die 
traurigkeit  der   abgeänderten',    z.  B.  der  Geistlichen, 
welche    die    Pfarrei    zu    wechseln    genötigt    werden. 
JMüLL.  1673.  —  2.  intr.     ,Der  Bund  soll  heilig  sein, 
aber  die  besondern  Regimenter  [Regierungen]  ändern 
immer  ab.'  JvMüll.   —  Abänderi''g:    1.  Versetzung 
eines  Pfarrers  an  eine  andere  Gemeinde.    ,Dise  meine 
abenderung,  diser  mein  abscheid.'  JMüll.  1673.     ,Bis 
auf  des  Hrn.  Pfarrers  Abänderung.'  1704  Wetzik.  — 
2.  die  Involution-spcriode  der  I'rauen,  die  kliinakteri- 
'    sehen  Jahre.    A-dr  A.  ume  mache,  an  dieser  Verände- 
rung leiden  Ap;  GA.;  Z. 

voll-:  verändern.     , Satzungen  der  alten,  die  liar- 
nach  volendert  und  sunst  nit  gehalten.'  Zwinöli. 

Wahrscheinlich    nach  Analogie  von  ,voll-endeu,   -führen, 
-bringen,  -ziehen'  gehildot. 

f         vor-:    1.  's  Bluet   v.,   Aderlassen    (in   geringerem 

I    Masse)  AaZ.;  GTa.     Die  Katamenien  bekommen    ZO 

i   —  2.  den  Stand  (des  Vermögens,   Lebens,   Bekennt- 

I   nisses)  v.     ,Ihr  Religion  verenderen.'    1651  Schimpfr. 

Mit  persönlichem  Objekt:  ,In  diesem  Hus  werdend  die 

Waysen,   nachdem  sy  erzogen,    wieder  verändert  und 

US  dem   Hus    gelassen.'    1657  Z.     ,Lass    dich   keinen 

■   Menschen  v.'  Sirach  1707;  dafür  1860  ,verkaufe  dich 

'   keinem  Menschen',  d.  h.  gib  dein  Recht  und  Vermögen 

nicht  vorzeitig  aus  der  Hand,  z.  B.  den  Kindern.    ,Sich 

.   verändern  zu  Gott',  sterben,  aus  der  Welt  abscheiden; 

,zu  der  Welt',  wieder  heiraten.  Alte  Klettg.  Statuten. 

,Sich  verenderen:  heuraten.'  Denzl.  1677/1716  und  so 

•   nochallg.;  Syn.  si'''' verengeren,    ,0b  eim  man  sin  wib 

abgat,   so  nimpt  er   ein   bett  von  iro,   das   nutzet   er 

diewil   er   sich  nit  verändert.'    Aa  Weist.  1495.     ,Die 

fron  soll  [bei  des  Mannes  Tod]  den  dritten  teil  farender 

hab  erben   und  einen  winkel    in    ilem    hus,    diewil    si 


sich  nüt  verändert.'  1525  E(!Li  Act.  ,Ub  glych  wol 
ein  frouw,  also  nebent  der  Ee.  ein  kind  überkeme. 
So  solle  sy  sich  doch  damitt  nitt  verändert  noch  Ir 
verordnet  lybding  verwürckt  haben.'  Z  Ratsverordn. 
1534,  1604.  ,0b  der  krank  teil  [Gatte]  dem  gesunden 
sich  anderwert  zuo  verendern  gönnen  wolto.'  BsKq. 
1548.  , Hotte  sich  aber  [die]  Muter  ehelichen  mit 
einem  andern  Mann  verändert.'  1617.  ,Soll  sich  auch 
keiner  verenderen  zu  Unehren.'  Hausordn.  St  Jacob 
A.D.S.  1693.  Unverändert,  unverheiratet,  ohne  zu 
heiraten.  ,Min  Husfrow  sol  mit  spis  und  trank  ent- 
halten werden,  so  lang  si  unveränderet  belipt.'  B  1519. 
,So  sol  die  person,  so  daheim  sitzend  verlassen  wurd 
[von  ihrem  Gatten],  sins  abgewichenen  gemahels  2  jar 
unverendert  warten,  sich  nit  verhiroten.'  BsRq.  15.82. 
,Benannte  zeit  über  [3  Monate  lang]  im  witwenstand 
sich  unverendert  halten.'  ebd.  1611.  Trans.  ,Wer  dem 
andren  sini  kind  zuo  der  e  berieft  und  verendert  an 
[ohne]  sin  vatters  und  muoter  willen.'  Hofr.  Wangen. 
—  3.  in  andere  Hand  bringen,  entwenden,  ent- 
fremden; entstellen,  verderben.  ,Vil  wins  uss  den 
vassen  getrunken  und  verendert  werde.'  G  Hdschr. 
,Und  was  uns  unser  Zug  [Reisegepäck]  verendret  und 
verruckt.'  1519  Stülz.  ,Vil  armer  freuen  habend  uns 
geklagt,  dass  inen  die  savoyschen  amptlut  das  ir  ge- 
nommen, zum  teil  gessen  und  sunst  verändret.'  B  1-526. 
,Wie  des  gotshus  ding  entfüert  und  verändert  worden.' 
Absch.  1529.  ,Dass  er  [der  Klosterkoch]  alles  das,  so 
ihm  übergeben  wirt,  in  guoten  ehren  behalte,  darvon 
nutzig  [nichts]  verendere,  ausliche.'  Argov.  1861.  — 
Veränderi"g.  ,Verenderung  der  geburt  und  unstand- 
hafte der  Ee.'  1530/1707  Weisht,  nach  Luther:  Blut^ 
schände.  —  Bluets-:  Aderlass,  bes.  im  Frühling,  wie 
es  z.  T.  noch  jetzt  üblich  ist  L. 


Wetter-.    Es  will  u:  BBe. 


Wetter  ivill  ändere 


Änderi^g  f.:  1.  en  Ä.  vor  em  Tod,  eine  auffallende 
Änderung  in  den  Grundsätzen  oder  Gewohnheiten  eines 
Menschen,  dgl.  man  sonst  nach  altem  und  weit  ver- 
breitetem (auch  bei  Göthe  und  Shakspeare  bezeugtem) 
Glauben  nur  bei  nahe  bevorstehendem  Tode  beobachtet. 
—  2.  euphemistisch  für:  (nahe  bevorstehender  oder 
walirscheinlicher)  Todesfall  B;  Sch;  Z.  Es  cliönnt 
bald  en  Ä.  ge;  Kenn  's  en  A.-  g'e  sott  [sollte]  udgl. 
, Michels  Mutter  hatte  auf  dem  Sterbebett  zu  Anni 
gesagt:  Gelt,  du  luegst,  dass  er  nit  unterdrückt  wird, 
wenn  es  hier  eine  Änderig  [und  in  Folge  davon  eine 
Sticfinutter]  geben  sollte.'  Gotth.  ,Der  arme  Alte 
sagte  mit  gebeugtem  Haujtt  zu  ihnen:  es  hat  in  Gottes 
Namen  eine  Änderung  gegeben.'  Pest.  1785.  —  3.  in 
L  bedeutet  Surse-Ä.  seit  alter  Zeit  das  Kirchweihfest 
von  Sursee,  ein  viel  besuchtes  Volksfest  mit  allerlei 
weltlicher  Lustbarkeit.  Nur  sekundär  bedeutet  diese 
Benennung  die  Kirchweih;  urspr.  war  damit  die  Neu- 
bestellung der  städtischen  Obrigkeit  gemeint,  welche 
bis  zur  grossen  Revolution  je  auf  den  ersten  Sonntag 
im  Herbstmonat,  den  Tag  der  Kirchweih,  fiel.  S. 
JStafkelbach  1882,  18. 

Hand-,  PI.  Handünderge"  Gr:  1.  Änderung  des 
Besitzes  von  liegenden  Gütern,  durch  Erbschaft  oder 
Verkauf  B;  Gr;  Z.  —  2.  Taxe  (,Handänderungsgebühr'), 
welche  dafür  gew.  an  die  Gemeinde,  auf  deren  Gebiet 
sich  der  Besitz  befand,  zu  entrichten  ist  Bs;  Gr. 

anderent:  von  der  andern  Seite.     S.  einent. 


311 


Atul  -  und 


U2 


anderig  auneri;/:  iUnliT.  iJi  d.  MihJi.  aus  oiiieui 
andern  Kruge  GTa. 

Änderli  ni.  I:  „beim  Scheibenschiesseii  der  Zweite 
in  der  Rangordnung  Scnw;  Zg."  —  Diiii.  von  ander  i. 

anders,  -st  anders  BHa.,  aycrs  BM.,  andersch 
ZO.,  änderst  Ap;  Gl;  6r  (auch  anderist);  GA.;  Sch; 
W;  Z,  anderster  Z  (am  See  aucli  anderscher);  Hebel, 
ander(ijsch,  agerfijsclt,  ai/erist  B;  S:  1.  Adv.  zu  ander  1: 
zum  zweiten  Mal,  wieder.  Z'audrisch  B.  Es  lüt't 
änderst,  das  zweite  Zeichen  zum  Gottesdienst  [s.  ander), 
auch  mit  dem  scherzhaften  Zusatz:  si  hei  ds  erst  Mal 
nüd  recht  g'lilt't,  wobei  änderst  in  der  2.  Bed.  ge- 
nommen wird  GA.  ,Angerist  und  angerist  [immer 
wieder],  i  glaub  emmel  es  Dotze  [Dutzend]  Mal.'  Gotth. 
I  ha  's  geng  angers  wider  [immer  wieder  von  Neuem] 
müesse  aluege  B.  Am  änderst,  'm  änderst,  nochmals, 
abermals,  aufs  Neue  W  (am,  'm  =  aber,  s.  d.).  Einist 
(-sch)  wie  änderst  (-sch),  ein  Mal  wie  das  andere,  ein 
für  alle  Mal  ZO.  Einisch  über  anderisch  cho",  rüefe" 
=  ein  Mal  um  das  andere,  schnell  wiederholt  B.  ,Ver- 
bannend  's  g'rieht  einist,  andrist,  zum  dritten  Mal, 
wie  recht  hie  ist.'  EMan.  , Einest,  andrest,  drystod 
[zum  3.  Mal].'  Zwinsll  ,Er  hett  änderst  gewybet', 
zum  zweiten  Mal  geheiratet.  UMey.  C'hron.  , Fahrt 
darin  für  [vorwärts,  fort]  einist  wie  änderst.'  Schimpfr. 
,Ein.  als  and.',  d.  i.  sowohl  Morgens  als  Abends,  ebd. 
—  '2.  Adv.  zu  ander  2:  auf  andere  Weise,  in 
höherem  Grade.  Für  ds  Anderstirerde  chänn-me  Nüd, 
säged-si  albed  Gl,  doppelsinnig:  1)  Sinnesänderung, 
2)  Katamenien  Gl;  Sch;  Z;  sonst  bed.  a.  sin  auch 
gravidam  esse  Ap;  GA.  Mängi  Ur  zeiget  änderst  und 
Schlot  änderst.  Sulg.  B'Glogge  het  änderst  g'schlage, 
die  Sache  hat  sich  geändert,  ebd.,  vgl.  ander  Wetter 
Sp.  30.3.  's  Lebe  im  Dorf  isch  halt  doch  ganz  angerisch, 
as  so  iif-eme  Höfli  usse.  BWyss.  Wie  wett  's  chönne 
angerisch  sy?  S.  Das  isch  jiz  an  anders  gueti  Zupfe! 
nämlich  als  man  sie  gewöhnlich  bekommt,  somit  eine 
vorzüglidi  gute  B.  ,1  ha  .g'ivüss  au  nu  [noch]  grossi 
Auge  g'ha:  da  hed-me  's  aber  andri.st  wgt  ufg'sperrt.' 
Schweiz.  Erzähler  185.5.  Das  tönt  änderst!  1)  das 
klingt  viel  schöner!  2)  das  ist  eine  ganz  andere  Nach- 
richt! GA.  ,Man  sehe  wohl,  dass  das  der  Schneider 
nicht  gemacht  habe,  der  mache  es  anders  bravs;  es 
werde  öppe  nit  lang  ha  [halten].'  Gotth.  Schön  ist 
änderst  =  das  ist  unschön  Z.  .Das  dünke  sie  nicht 
anders',  komme  ihr  nicht  auffallend  vor.  Gotth.  = 
.nichts  Anders',  ders.,  s.  ander  3.  Wie  gut  's.^  Antw. 
Nid  änderst!  (wie  gewöhnlich).  Es  wird-mer  niiinme 
änderst  [besser]!  ich  kann  micli  vom  Erstaunen  nicht 
mehr  erholen!  hyperbol.  Ausdruck  höchster  Verwun- 
derung. Syn.  iez  tvird  's-mer  nämme  be.-<-ser!  Bs;  Z. 
-  3.  nur,  doch  [?]  Uw  1781.  ,Sind  Sy  onders  da  nid 
so  bes!'  Talhochz.  1781.  .Bessers  Lebe  will  [ich] 
onders  afä".'  ebd.  —  4.  conjunctional.  a)  mit  Con- 
junctiv  des  Vb.:  ausser  dass,  —  wenn,  es  sei  denn 
dass  ~;  ohne  dass  — ;  nur.  Si  gät  nid  fürt,  änderst 
es  bhbi  Upper  deheim  Z.  Tanze  chann-i  (Ap  tuen-i) 
nüd  ellei,  änderst  du  lupfiat  aw''  es  Bei  Z.  ,Er  mäht, 
ohne  ein  einziges  Mal  zu  wetzen,  anders  die  Sägis 
wolle  aucli  gar  nicht  mehr  hauen.'  Ap.  ,Man  sieht 
die  Fehler  nicht,  anders  man  halte  das  Tuch  gegen 
das  Licht.'  ,Hand  zu  gast  g'laden  alle  Eidgnossen 
und  ander  Herren,  änderst  vom  Hus  üsterich  niemand 
g'laden.'    UMev.  Chron.     .Das  Si.il  [von   der  Urstendi 


Christi]  ist  wol  von  statt  gangen,  a.  die  Tüfel  hcml 
die  Hell  mit  dem  Bulfer  anzündt.'  ders.  , Hänge  dich 
an  keine  Gesellen,  anders  unterweilen'  [ausgenommen 
bisweilen,  ausnahmsweise].  HBpll.  ,Ein  hun  dem 
Kloster  Eeinauw  als  ohnablosliches,  ander.st  Creditoren 
bewilligen  es.'  1704  Z  Proc.-Act.  —  b)  mit  Indicativ : 
sonst.  ,Man  fasset  nit  den  most  in  alte  schleuch, 
anders  die  schleuch  zerreissend.'    1531/60  Matth. 

Anders  ist  adv.  Genetiv,  dem  Sinn  nach  verschieden  vnn 
dem  gleiclilantenden  Neutr.  des  Adj. ;  es  gibt  aber  Fälle,  in 
welchen  man  über  die  Auffassung  schwanken  kann.  ,Dz  sy 
[die  operierte  Blinde]  ein  jetlich  ting  uff  dem  tisch  und 
andersch  [sonst?  Anderes?]  wol  erkennen  mocht.'  Edlib. 
Änderst  (so  auch  Heut.  1658;  JHott.  16fi6:  Wurstis.  1765, 
in  der  1.  Bearbeitung  ,anderist',  wie  auch  Walther  1584; 
bei  Fris.;  Mal.  .anders'  und  .änderst")  aus  nnAi-»  entwickelt 
wie  einist  (s.  d.l  aus  eines;  in  andirsrh  ist  das  angehängte  ( 
wieder  abgeworfen,  die  durch  (  bewirkte  Vergröberung  des  » 
aber  geblieben,  oder  es  hat  sich  (so  bei  HKram.  1478  ,an- 
derschwar',  anderswohin)  «  nach  r  vergröbert;  anderster  (schon 
bei  Kessler)  comiiarativisch  gebildet  wie  alder  (oder),  echter, 
hedter  (s.  dd.).  ,Iemants  anderster',  Jemand  anders,  (bei  Kessl.) 
kann  adjectivisch,  und  dann  gleichsam  superlat.,  aufgefasst 
werden;  auch  ,anderts  (woher)'.  UMey.  Chr.  ist  eine  Super- 
lativbildnng;  vgl.  u.  andertens.  Eine  entschiedene  Flexions- 
form ist  enthalten  in  ,von  jemand  anderseu  wegen.'  Absch. 
1G71;  vgl.  die  Genetivformen  edlsen,  einessen;  auch  im  nhd, 
.jemand  anders'  ist  das  Letztere  ursp.  weder  Adv.  noch  Ap- 
position, sondern  partitivcr  Genetiv.  —  Der  conjunctionale 
Gebrauch  (4)  entspricht  dem  des  ä.  nhd.  .anders',  nur  dass 
dieses  den  Nebensatz  nicht  eröffnen  kann.  Übrigens  ist  klar, 
dass  es,  wie  andere  Conjunctionen,  urspr.  dem  Hauptsatz 
angehört  und  erst  später  in  den  Nebensatz  herüber  gezogen 
worden  ist,  der  eigtl.  mit  einem  vergleichenden  .als,  denn' 
(vgl.  nhd.  .denn'  =  anders,  mit  Conjunctiv)  beginnen  sollte. 
Dieses  Mittelglied  ist  erhalten  in  der  Formel:  ,anders  dann', 
ausser  dass.  1521  Absch.;  .Jeder  Teil  soll  seine  Kosten  selbst 
tragen,  anders  dann  jede  Stadt  den  Murtnern  10  Kronen 
geben  soll';  während  bei  Justinger  und  Frickart  umgekehrt, 
mit  Auslassung  von  ,anders'  vorkommt:  .danne,  dann  dass' 
=  ausser  dass.  Hieher  gehört  auch  noch  anders  wann  =  nur, 
Conjunktion  fUr  einschränkende  Sätze  BHa.,  mit  pleonast. 
anders,  da  mhd.  ican  urspr.  und  für  sich  allein  schon  ,nur' 
bedeutet.  Es  ist  nachlässige  Rede,  wenn  im  Falle  von  3  a 
der  Ind.  gebraucht  wird:  ,Das  Lesen  rechne  ich  mir  nicht 
zur  Sünde,  änderst  du  nennst  mir  die  schlimmen  Bücher.' 
UBrägg.    1777. 

ander  ist:  Ordinalzahlw.  Der  A.,  der  zweite, 
nächstfolgende  B. 

Statt  des  einfachen  ander  superlativisch  weiter  gcbililot 
nach  .\nal.  von  erst  und  den   Ordinalzahlen  von  20  an. 

andertens:  ordinales  Adv.,  zweitens,  entsprechcml 
einem  vorangehenden  .erstens'.  G  1757. 

Gebildet  von  einer  bei  Gr.  WB.  bezeugten,  nach  Anal. 
von  .zwei-te'  usw.  gebildeten,  Form  ,anderte',  und  entsprechciul 
einer  ebd.  bezeugteu  richtigen  adv.  Form  .anderns". 

Allllive  Aa.  A'ntif'i  Bs;  S;  Z  — m.:  Endivie.  Ci- 
chorie.  (Jichorium  Endivia.  .Endivien  sind  zweyerlcy. 
die  ein  in  den  gärten,  die  ander  Wildvvegluog  genannt.' 
Fris.;  Mal.  .Uhre.ston.  zahme  endivien,  sonnenwirbcl; 
Condrillum,  gänsdistel.  wilde  e.'   Denzl. 

Andlet  s.  Antlit.        Andli  s.  Anna  Sp.  200. 

a  n  d  ö ,  0  n  d  6  a^ndr,  in  der  Verbindung  Jeses  (Jegersch) 
((..':  Ausruf  der  Verwunderung  und  des  Schmerzes  G. 

Viell.  das  o.  Sp.  .300  erwähnte  Subst.  And,  Schmerz,  zu 
welchem  ,Jesus'  als  Gen.  gehörte;  oder  and  verderbt  aus 
und  ((md)f  In  beiden  Fällen  ist -6  nur  die  angefügte  lutorj.. 
wie  die  Formel  ondo  und  o  bestätigt. 

.\ndorn    s.  An-dnrn. 


•M-^ 


Ami     11 11.1 


814 


Aiidrt'S  A'Hdir)n''s  Aa;  üs;  W;  Z,  Aitdrcics  li 
Eorsi-Ii.,  Ändreiii  (luA'al.,  Andris  ebd.,  „Andrist  BUr.", 
i»f?)-(  W.  „Aiidcrii  liGr.",  Änderli  BöO.;  GiiPr., 
Ändi,  diiii.  it)((/j;/(' GrD.,  Dresfi,  -lij  BGr.,  Sa.,  JJes 
AAEndf.;  BO.;  L;  G;  Zg;  Z,  Äese?  SchwE.,  „Nanzi 
GrHc.":  Andreas;  im  Kalender  der  30.  November. 
.Andresensulmee  tuet  den  Bäumen  weh.'  S.  Jener  Tag 
war  frülier  (bis  ins  XVIII.  hinein)  auch  Termin  für 
die  Entrichtung  von  Zinsen  und  Zehnten.  ,Von  jeder 
Fürstatt    [Herd]    auf   Johannis    ein   junges    und    auf 

■  Andreas  ein  altes  Hun.'  B  Scnw.  , Einem  Amptmann 
järlich  uf  St  .\ndresen  Tag  10  Pfd  entrichten.'  ebd. 
,Man  [die  Loheiileute]  sol  den  haberen  [Haferzehnten] 
zu  Saut  Andress  Tult  [Fest]  gegeben  han.'  Th  1300. 

,   In.sbes.  aber  ist  der  Vorabend  des  Andreastages,  resp. 

j  die  Nacht   und   noch   genauer  die  Mitternachtsstunde 

zw.  dem  '29.  und  30.  Nov.,  eine  der  durch  alten  und 

weitverbreiteten  Glauben  verbürgten  Zeiten,  wo  unter 

allerlei   Bräuchen   Orakel    über   künftige    Schicksale, 

;   bes.  von  Jungfrauen  in  Bez.  auf  den  ihnen  bestimmten 

j   Gatten,   empfangen  werden  können.     Der  h.  Andreas, 

f  der  in  einer  alten  Quelle  ,sanctorum  mitissimus',  also 

bes.  freundlich,  freigebig  und  mildtätig  genannt  wird 

und  mit  diesen  Eigenschaften  wahrsch.  an  die  Stelle 

eines  Gottes  getreten   war,   wurde   angerufen,   glück- 

■  liehe  Ehe,  zuweilen  auch  Schätze  zu  verleihen.  In 
ZfiMenz.  stellte  man  in  jener  Nacht  (auf  welche  wie 

;  gesagt  ein  Zinstermin  folgte)  eine  ,Mutte'  voll  Wasser 

j   in  die  oberste  Kammer  des  Hauses  und  betete  dabei, 

;  in  der  Erwartung,   am  Morgen  Geld   in   dem  Wasser 

'•   zu  finden.    Der  Mann,  der  am  Morgen  einem  Mädchen 

zuerst   begegnet,    hat   das  Aussehen    ihres   künftigen 

Bräutigams   ZSchottikon.     Gwerb  1040  und  noch  das 

\  in  Z  1704  gedruckte  Buch  ,Entlarvte  Zauberey'  spre- 

f  eben  von  , fürwitzigen  Leuten,  die  Gott  dem  Herrn  in 

\  .seine  Kunstkanmier  greifen  und  ehezeit  erfahren  wollen, 

wer  ihnen  zum  Ehegemahel  bestimmt  sei.  und  zu  dem 

Ende  an  St  Johannis  Abend  oder  an  St  Andresen  Nacht 

'.  allerhand   gottlose   Gaugelspiel    und    Zauberstucklein 

j  brauchen.'    Einer  Magd,  die  ,an  A.  Nacht  um  12  Uhren 

)  nackend  hinder  sich  die  Stuben  gewüscht'  [einer  jener 

\  Bräuche,  wobei  man  den  Zukünftigen  zu  erblicken  hofft 

I>;   Z],    habe   der   böse  Geist   einen  Streich    versetzt, 

\  von  dem  sie  ein  Merkmal  am  Leibe  behielt.  Zaubkrei 

l!  1704.    Der  selbe  Brauch  wird  noch  aus  neuerer  Zeit 

'•.  für  Z  und  ScH   bezeugt;    aus  dem  selben  Gebiet  und 

Tu  der  andere.  Eier  in  ein  rücklings  und  stumm  ge- 

lioltes  Glas  Wasser    zu    schlagen    und   aus   den    sich 

■  bildenden  Formen  die  Gestalt  des  zukünftigen  Mannes 
il  oder  sein  Handwerkszeug  zu  erkennen;  aus  AALeugg.; 

f  B;  Sen;  Z  das  selbe  Verfahren  mit  in  Wasser  ge- 
gossenem Blei  oder  Kaffeesatz;  in  GT.  sucht  man  das 
Bild  des  oder  iler  Zukünftigen  in  einem  Wasserspiegel. 

'  Unmittelbarer  wandte  man  sicli  an  den  Heiligen,  indem 
man,  rückwärts  das  Bett  besteigend,  den  Spruch  sagte: 
,Wie  ich  diesen  Bettladen  betritt.  Heiliger  A.  ich  dich 
bitt,  Sag  du  mir  gewisslich  a.  Was  ich  für-ne  Ma 
ward  ha'  B.  Oder  in  ZO.:  ,Hier  uf  der  Bettstatt  sitz-i, 
0  Andreas  ich  bitt-di,  Zeig-mer  hinecht  i  der  Nacht, 
Weh  Schatz  mich  denn  biivacht.  Ist  er  rieh,  so  chunnt 
er  g'ritte,  Ist  er  arm,  so  chunnt  er  g'schritte.'  Der 
Zukunftige  soll  hier  im  Traum  geschaut  werden.  Aus 
B  Werden  noch  folgende  Bräuche  berichtet,  welche 
beim  Läuten  Abends  8  Uhr  geübt  werden:  1)  Wasser 
zum  Gefrieren  stellen  und  iHe  ontstandenen  Eisfiguren 


ausdeuten.  2)  den  Schafen  kbipfen,  wobei  das  ant- 
worteiule  Blöken  eines  alten  oder  jungen  Schafes  das 
Alter  des  Mannes  anzeigen  soll.  3)  rücklings  aus 
einer  Schtterhig  ein  gerades  oder  krummes  Stück 
(Glück  oder  Hinderniss)  herausziehen.  4)  rücklings 
von  der  Hau.streppe  den  rechten  Schuh  über  die  linke 
Sdiulter  hinunter  werfen ;  fällt  er  mit  der  Spitze  gegen 
die  Treppe,  so  bleibt  das  Mädchen  noch  ledig;  fällt 
er  auswärts,  so  wird  es  bald  an  Mann  kommen. 

, Änderli' als  Taufu.  l.")04  Jenatz.  ,Kndens'  imd  ,Endcrli' 
Geschlechtsnn.  —  Die  Form  olme  -«  ist  dem  Churwelsch  oder 
Itiilienisclien  entuommen. 

andreslen  dnd(e)rhk  Scii;  Z:  1.  in  der  Andreas- 
nacht einen  von  den  o.  angegebenen  abergläubischen 
Gebräuchen  ausüben  Aa;  B;  L;  G;  Sch;  S;  Th;  Z, 
„u.  A.  auch  Schätze  ausgraben".  ,Es  hat  mir  ein 
glaubhaft  weyb  erzeilet,  dass  auf  ein  zeit  ihr  magt 
die  fürwitz  gestochen,  dass  sie  auch  gcandereslet  habe 
(also  nennts  diss  gsindle).'  Gwerb  1646.  —  "2.  an 
StA.-Abend  lärmendes  Wesen  treiben,  mit  Schellen, 
Hörnern,  Trommeln  udgl.  in  den  Dörfern  herumziehen 
LG.;  in  OiiH  cliciiialM:  in  der  letzten  Nacht  des  Jahres 
mit  Ketfi'ii  la—clnd  vor  den  Häusern  herumziehen; 
s.  Stiipfcniiiilit :  svn.  clirunyelen. 

Die  in  duu  zwei  letzten  Angaben  enthaltene  Verschieden- 
lieit  des  Brauches  und  tw.  der  Zeit  erklärt  sich  daraus,  dass 
liherhaupt  später  bei  den  Überresten  heidnischer  Bräuche 
die  Handlungen  und  die  Termine  in  einander  geschoben  und 
vermischt  wurden,  wie  denn  insbcs.  das  Suchen  von  Liebes- 
orakeln auch  in  der  Weihnacht-  und  .Johannisnacht  stattfindet. 

Änd  s.  Ainad  Sp.  213.  Änderli  II,  Ändri, 
Ändi  s.  Andres  Sp.  313. 

End  I  c-,  «e-  n.  1.  räumlich:  Ort;  Punkt;  Eand; 
Ende.  ,Dass  sie  nachts  in  die  stall,  unter  die  metzg,  oder 
derglich  offne  e.  gähnt.'  Z  1408.  ,Ein  zolner  gesetzt 
an  ein  e.,  so  vormals  nie  sye  gewesen.'  1523  Absch. 
,Das  bluot,  das  ir  vergossen  hend,  Lag  es  yetz  frisch 
an  einem  e.  [beisammen],  Ir  mochtend  all  darinn  er- 
trinken.' Man.  ,Ich  bin  unschuldig  am  selben  e.',  in 
diesem  Stück,  Punkt,  ebd.  ,Alle,  so  durch  dise  e. 
ziehent.'  1521  Absch.  ,An  vil  enden',  in  vielen  Ge- 
genden. Bs  Chr.  .Und  verbüt  uns  Christus,  dass  wir 
in  nit  an  enden  noch  stetten  suechen.'  Vad.  ,Den 
geschicktisten  by  den  enden',  in  jener  Gegend.  Bull. 
,An  etlichen  enden.'  L  1484.  ,Geg  toeUe-n-Ende-n-ist 
aw''  d' Stadt?'  in  welcher  Richtung?  Stutz.  Der  Ende", 
in  dieser  Gegend  Th;  Z.  ,Notariat  Höngg  u.  d.  E.'  Z. 
An  alle-n-Egge-n-und  Ende  Z.  Alles  uf's  End,  auf's 
Äusserste,  Genaueste;  .syn.  Alles  nfsNegeli;  vgl.  ,bös 
auf  ein  End.'  Schm.  I'''  102.  Eine"  nf  alli  End  tiise 
rieme,  übermässig  rühmen  Nnw.  ,Das  setz  ich  uf  ein  e.', 
das  will  ich  (als  endgültig)  behaupten.  Lied  v.  1446. 
Me  miies  Alls  bim  rechte  E.  fasse  L.  Z'  Ort  und 
(z'J  Ende,  an  einzelnen  Orten,  da  und  dort  L.  ,An 
ort'  und  end'  ze  züchen,  da  [wo]  . . . .'  1531  Strickl. 
Auch  ohne  Präp.,  aber  ebenfalls  adv.  Ort-  und  Ende' 
ScHwMuo.  ,Das  Endesstehende  Datum.'  Z  Kanzleispr. 
1818  (am  Ende,  unten).  , Endsunterzeichneter'  (adv. 
Gen.).  E.  zuweilen  statt  des  sonst  üblichen  Endi 
(s.  d.)  i.  S.  v.  Eand  eines  Stückes  Tuch  Ar;  Sch;  Th. 
,E.  der  Welt'  heissen  abgelegene,  ringsum  eingeschlos- 
sene Orte,  z.B.- in  UwE.;  U.  Der  Welt  en  E.  chö, 
an  's  Ende  der  Dinge  kommen  U  {en  für  an  ein;  vgl. 
dem  G'wwnder  an  E.  chö,  2.).  ,Diser  wallfisch  hat 
an  statt  der  zäu  in  yodem  kiff' [Kiefer]  liürnino  bläeh. 


315 


And — und 


yi6 


welche  bey  end  ausswachsend  als  seiiwburst',  zu  äus- 
serst sich  ausspitzen  wie  Schweinsborsten.  Fischb.  1563. 

^Sy  verböserend  mit  iren  ratschlegen  die  sach  mer, 

dann  dass  sy  irein  guoten  fürnennnen  an  ein  e.  kom- 
men [den  Zweck  erreichen]  mögind.'  RWalther  l.'iSB. 
—  2.  zeitlich.  Eiuh  Maie",  am  B.  oder  gegen  E. 
des  Monats  Mai  (adv.  Gen.).  Am  K.,  vielleicht,  wie 
nhd.;  z'ktst  am  E.  Z;  jmt  am  E.  a.  jmtcment.  Am 
E.  (oder  z'E.)  aller  Ende,  zu  allerletzt  Gl;  Seit;  Z. 
Du  stOrst-mi  oni  E.,  unaufhörlich  ZO.  ,Die  sach 
dapfer  angrifen  und  kurz  e.  geben.'  15'29  Absch.  ,Wär 
unscrs  willens,  dass  ir  e.  gähind  und  dapferlich  für- 
füerind  [fortführet],  dann  es  ist  an  der  zyt,  dass  man 
uf  da.ss  heiss  ysen  schlach.'  1528  Strickl.  , Waren 
sehr  begirig,  die  sachon  mit  dem  Franzosen  an  ein  e. 
zu  machen.'  Cys.  ,Dor  Nabal  wusst,  also  zuo  reden, 
sines  guots  kein  end.'  LLav.  1584;  vgl.  ich  weiss  mls 
Leids  fcei  E.,  bin  von  Kummer  überhäuft  Z.  ,Dem 
Wunder  an  ein  E.  konnnen',  für  seine  Neugierde  ein 
Ende  finden  (oder  mehr  räumlieh  gedacht:  den  Grund, 
Ausgangspunkt  einer  auffallenden  Erscheinung  er- 
kennen?) GwERB  1604.  ,Dannt  du  dem  Wunder  an 
ein  E.  kommest,  will  ich  dir  daraus  helfen.'  Tomann 
1708.  Bern  G'wunder  nn  E.  chö  B  (s.  1  am  Schluss); 
syn.  iis-em  Wunder  chö.  —  Er  chiinnt,  u-enn  alli  Er 
en  E.  hat,  zu  spät.  Sulger.  's  E.  nnii  (romj  Lied, 
Ausgang  der  Sache,  der  Kern,  Grund,  Endzweck  Sch; 
S;  Z.  Am  A fang  ist  eil  g'lege,  aber 's  E.  nmes  d' Last 
träge,  auf  das  Ende  kommt  es  an.  Sülqer.  Alles  het 
sis  E.,  nu  d'  Wurst  het  zwei  L;  Scn  (Wortspiel  mit  1). 
Am  Afang  g'seht-me  nit  a's  E.  L.  Insbes.  bed.  E. 
prägn.  das  Ende  des  Lebens,  Todeskampf,  Tod.  ,In 
der  stund  ewers  lotsten  end  Bevehlend  d'seel  in  seine 
[Gottes]  hend.'  1579  Bigandus.  ,Ich  nim's  uf  myn 
letstes  e.',  ich  beteure  es  bei  meinem  Leben,  so  wahr 
ich  selig  zu  sterben  hoffe.  HBull.  1533.  In  einigen 
Teilen  des  K.  L  geht,  wenn  Jemand  ans  Sterben  kommt, 
ein  Glied  der  Familie  vor  das  Haus  und  ruft  an  jeder 
Ecke  desselben  mit  lauter  Stinmie:  Huwi  [eig.  =:Uhu, 
Eule] .'«MW  E.!  Für  den  Todeskampf,  den  Eintritt  und 
die  Dauer  desselben,  gelten  die  RAA.  i  's  E.  schlä'  L ; 
Uw,  i  's  Eng  falle  S,  i  's  E.  chö  B,  im  E.  liggc  AaZ.; 
Bs;  S;  Uw.  Für  Zugegensein  beim  Tode:  am  E.  sl 
Nuw,  Eim  i  's  E.  laufe  Z,  i  's  E.  gö  AaZ.,  sum  E. 
chö  Ar,  Eim  zum  E.,  uf  's  E.  warte  Z,  zum  E.  rüefe, 
die  Nachbarn  herbeirufen  L.  Bei  den  Katholiken  wird 
während  des  Todeskampfes  (oder  unmittelbar  nachher 
Ar;  UwE.)  die  Sterbeglocke  (das  Endzeichen)  geläutet: 
Eim  i  's  E.  lüte  Bs;  Sch;  S  (t  's  Eng,  was  man  leicht 
für:  ,in  's  Enge,  in  's  Grab'  missdeuten  könnte);  Uw, 
zuem  E.  lüte  Av;  Dettl.  Chron.,  Einem  's  E.  l.  Ar. 
Bildlich:  icenn-me  's  erst  Mül  Icürt  [hört]  trusche,  so 
lütet  's  'em  Chummer  [der  Nahrungssorge]  i  's  Eng. 
Vgl.  i  's  Elend  l.  I  wünschen-ecli  es  guets  u  glück- 
haftigs  neus  Jär,  n  z'letsch  es  seligs  End,  Neujahrs- 
gruss  Bf.  Das  ,Ende  der  Welt'  wird  nach  dem  Volk.s- 
glauben  durch  mancherlei  Zeichen  voraus  bedeutet, 
bes.  durch  eine  grosse  Schlacht,  in  welcher  die  Bosse 
bis  an  die  Bäuche  im  Blute  waten,  die  Türken  ihre 
Rosse  im  Rheine  tränken  werden,  und  welche  ein- 
treten soll,  wenn  ein  gewisser  Baum  (eine  Linde  oder 
Buche  auf  dem  Rafzerfeld  Z,  auf  dem  Eramenfeld  L, 
ein  Dornstrauch  auf  dem  Birrfeld  Aa  usw.)  ausge- 
wachsen, ,,sackesdick'  sein  wird,  nach  der  aus  den  Si- 
byllinisclion  Biicheni  ^'cschö]iftiMi  rro]ilii'zoiung.  wolclio 


in  Deutschland  mit  dem  Glauben  an  das  Erwachen 
des  verzauberten  Kaisers  verbunden  ist  und  mit  der 
altnord.  Sage  vom  Endkampf  der  Götter  und  dem 
Weltbrand  zshängt.  Vgl.  Stutz,  Gem.  3,  54;  Rochh., 
A.  S.  1,  60/1.  Sieben  Jahre  vor  Ende  der  Welt  wird 
das  letzte  Knäblein  geboren;  dann  nur  noch  der  Anti- 
christ L  (LliroLP,  Sagen,  Nr.  533).  —  3.  Endzweck, 
Gesichtspunkt.  ,Dieselben  vier  [fürsprechen]  sülent 
dien  Lüten  irü  wort  tuon  mit  guoten  trüwen  als  si 
ir  Ende  und  ir  Er  wise,  daz  das  gerechtest  sy.'  Z 
Gerichtsordn.  E.  XIV.  ,Diewyl  die  Gefätteren  [Tauf- 
paten] auch  uf  das  e.  angesehen  [sind],  dass  dieselben 
Zügen  werind.'  Z   1650. 

ze  End  zänd  Bs  It  Hebel,  POchs,  zündet  AaB., 
zänt  Bs;  Gl;  L;  GW.;  Sch;  S;  Z,  zäntfejr,  znntert 
ZO..  z'inter  Tu,  sunt  Aa:  (bis)  ans  Ende,  völlig;  fast 
durchweg  mit  einem  Adv.,  seltener  mit  einer  andern 
adv.  Ortsbestimmung  oder  einem  Casus  verbunden. 
,Sudor  existit  toto  corpore,  der  schweiss  gat  mir  zeend 
dem  leyb  auss.  Inerrat  ignis  sdibus,  das  feür  [gat]  zend 
dem  hauss  hinweg,  ist  allenthalben  im  hauss.'  Fkis. 
.Zenter  dur  die  stat  basel  hinweg.'  Edlib.  ,Die  efaden 
gand  [vom]  himberhag  ze  end  uf  unz  an  die  straass;  uf 
der  bachtallen  zendab  uf  dem  rein ;  zend  inhar  unz  under 
die  hubhalden;  den  bach  zend  ufhin;  also  zend  ushin, 
als  der  Volkheininor  weid  gät.'  Offn.  Flaach.  ,Zennt 
dem  ganzen  land  hin.'  1601  Z  Mand.  Wie  's  gruenet 
zent  nf  alle  Plätze!  JHofst.  1865.  Zänt  Cd  (uij,  fort 
und  fort  ab(auf-)wärts,  z.  duri,  ganz  durch  GW.;  z.  ume 
allg.,  z.  ane  Bs;  Z:  1)  allenthalben  hin,  2)  allentlialben. 
Zänt  der  Welt  ume,  in  der  ganzen  W.  herum  ZO. 
I  alle  Unsere  zent  im  Eevier  ume.  JHofst.  Das  wird 
iez  zenter  der  G'meind  ume  'trait.  Stutz.  I"''  weiss  wol, 
ivem-men  Öppis  sait.  Es  wird  g'rad  zenterume  'trait. 
ebd.  Wo  er  ag'fange  hat  niitrechts  tue,  göt  's  zenter 
der  G'meind  ume-n-a".  ebd.  's  ist  zentume  Öppis,  nur 
i"  mvm  Geldseckel  ist  Niid.  Ineichen.  S.  auch  z.  um 
Sp.  232.  Alles  haiter  und  hei  [hell]  und  blau  zänt- 
ummen  und  ane,  kai  Widchli  am  Himmel.  Breitenst. 
Es  glitzeret  zendane  [wo  man  nur  hinschaut].  Hebel. 
Auch  subst. :  im  ganze  Zäntumme,  ringsherum  S. 

Zu  der  Herleituug  von  ,zesammt'  (vgl.  ssätnmc  und  sant) 
oder  von  mhd.  sent,  Gericht,  Versamuilung,  oder  von  ,um- 
senden',  welche  durch  die  Abweichung  sent  und  Hebels  ä. 
Schreibung  n'scnd  befürwortet  zu  werden  scheint,  passen  t. 
der  Voc.ll  und  die  aussorschweiz.  Formen,  t.  die  Bedeutung 
nicht.  Die  Verhärtung  des  Auslautes  von  End  zu  1  wird 
wol  urspr.  in  stehenden  Verbindungen  vor  folgendem  d  oder  ( 
oder  auch  vor  anderen  Cons.  durch  Angleichung  eingetreten 
und  dann  auch  vor  Voc.  stehen  geblieben  sein.  Zündet  ist 
nach  .Analogie  von  enet  (Sp.  '267)  «.  ähnl.  gebildet;  ziiniir 
aus  der   Verbindung  z'  End  der  (Will)   versteinert. 

Endi  n.,  PI.  Endini  BSi.;  W  in  der  Bed.  2,  sonst 
=  Sg.:  Endstück,  Abschnitt  eines  Raumes  od.  Körpers. 
1.  Es  E.  Wegs  =  eine  Strecke  Weges  ZRichtersw. 
Er  chimnt  nie  der  Endi,  in  diese  Gegend  SenSt.  = 
der  Ende",  's  Endi  von-ere  Schnuer  L.  —  2.  insbes. 
der  Rand  (zu  beiden  Seiten  der  Länge  nach)  an  einem 
Stücke  gewobenen  Zeuges,  urspr.  das  Ende  des  Zettels, 
nhd.  Ecke,  Sahlband,  -leiste,  Anschrot.  Endstreifen, 
frz.  lisiere,  gewöhnlich  etwas  stärker  gewoben  und 
anders  gefärbt  als  der  dazwischen  liegende  Stoff  (der 
,Boden')AA;  BSi.;  L;  Sch;  UwE.;  W;  Z.  Man. unter- 
scheidet gespitzlete,  angestreckte  (auch  strenge  oder 
dränge)  und  (im  Gegs.  zu  den  letztern)  higge  Endi 
(s.  il.  WW.).     Junge,  lueg  ufs  Endi!  ruft  lier  Weber 


318 


dem  ]>i'lir,iuii;;-i'!i  zweideutig,  denn  es  soll  damit  aucli 
gesagt  sein:  HiMlcnkc  das  Ende  deiner  Arbeit!  L.  Eben 
so  düiiiiolsinnig  das  .Sprw.  am  Endi  kennt  me  's  Tuech 
SfiiSt.,  's  Wupi)  [Webstück]  L.  ,Ein  Ende  als  von 
dem  tuech,  orse.'  Mal.  ,Man  sei  zu  jeglichem  Stuke 
beide  Ende  und  beide  Listen  die  Richte  [gerade] 
durch  ab  zorsniden  oder  schrenzen.'  Beitr.  Lauf.  — 
3.  der  andersfarbige  Saum  eines  Kleides.  ,Dass 
enkein  eliclio  Wip  noch  Witwa  noch  mit  Namen  enkein 
Frow,  weder  Begin  noch  ander  Frowen  an  enkein 
Tuoch,  weder  Sleyer  noch  ander  Tuoch,  weder  sidin 
noch  gärnin,  enhein  [irgend  ein]  E.  setzen  sol.'  Beitr. 
Lauf.  ,0r»,  Belege  oder  soum  an  einem  kleid,  ein 
Ende,  bort  oder  ortband.'  Fris.;  Mal.  Syn.  B'leyi. 
Der  Form  nach  ist  Endi  verschieden  von  End:  deim  es 
ist  uicht  etwa  die  verbliebene  alte  Form  des  letztern  (die 
iiiau  höchstens  in  alten  oder  in  erstarrten  Ortsnn.  wie  Endi, 
Name  eines  Berggutes  Gl,  ,Eudivelt'  um  1300.  jetzt  End- 
fcUltii  hei  Aarau,  .Entegassen'  bei  Eschenz,  um  1.300,  viell. 
auch  Enübiichd,  .Grenzhügel'  zwischen  ZZollikon  und  Ries- 
bach, wiederzufinden  sich  getrauen  darf),  sondern  eine  neue 
dini.  Bildung  auf  -i  von  dem  aus  mhd.  endi,  rndc  (ahd.  enti) 
verkürzten  End;  vgl.  Topf :  Tüpfi  (Stuck  :  Stuck i)  u.  a.  Auch 
in  der  Bed.  bestellt  ein  Unterschied,  indem  Endi  nicht  in 
.^b8tr.,  End  nicht  in  dem  eigentlichst  concr.  Slnnc^gebraucht 
wird.  Doch  kommt  tw.  Berührung  nnd  Mischung  der  beiden 
Formen  vor,  zumal  die  nhd.  zweisilbige  Form  für  End  im 
Mnudo  dos  Ungebildeten,  wenn  er  Bücherdeutsch  liest  oder 
kopiert,  ebenfalls  Endi  lauten  muss,  z.  B.  Endi  (juet.  Alles 
ijuet  (aus  dem  Nhd.).  Me  müem  alli  Strick  a"zich,  wenn  nit 
der  Waffen  am  Endi  doch  no  h'steeke  soll.'  Breitenst.  End 
fanden  wir  auch  in  der  Bed.  von  Endi  S,  und  umgekehrt 
entspricht  der  Endi,  in  dieser  Gegend,  dem  sonstigen  der 
Ende".  Auch  das  Wortspiel  in  dem  Ruf  des  Webers  beruht 
auf  Schwanken  der   Form  und  Bed.   zw.   End  und  Endi. 

Faden-.    ,Das  Fadenende  meines  Lebens.'  Eeith. 
1846. 

endlich  äntlich,  -lig,  -U  AAj.  und  Adv.:  1.  eifrig, 
eilig,  tüchtig,  rüstig,  gewandt,  schnell  B  1440;  häufig 
bei  Fründ  und  Edlib.    ,Wäre  daz  dckcin  [irgendeine] 
Sacli  als  cndelich  [eilig,   dringend]    unser  Burger  de- 
keineni  [irgendeinem  unserer  B.]  uflüffe.'  Z  1315.  ,Herr 
V.  Montfort  nebt  sich  gar  e.',  bemühte  sich  eifrig,  war 
sehr  tätig,  bei  Wahlintriguen.  Vad.  —  2.  endgültig, 
be.stimnit,  förmlich,  zuverlässig,  gänzlich.    ,So  ist  ge- 
wonlich  unde  recht,  daz  'man  mit  schrift  bestäte,  swas 
man  endclicher  dinge  in  disen  tagen    zeschaffcn   hat.' 
1282  Gfkd.     .Die   sol   er   künden   und  bitten  endlich 
[förmlich].'  1399  Abtei  Eins.    ,Was  entlicher  urteilen 
hinfür  an  dem  gericht  mit  merer  folge  |  Stimmenmehr- 
heit] geben  werdent.'  BsEq.  1457.    .Entlichen  warten,' 
m.  Gen.  d.  S.,  sorgfältig  bewahren,  ebd.  1520.     .Etwas 
endliches  beschliessen',   etw.  Endgültiges,  Definitives. 
1522  Abscu.    ,Nüt  endlichs  zuosagen.'  1524  ebd.    .Da- 
mit  wir    unser   Bottschaft    habint    und    aller   .sachen 
halb  grundlich  und  endlich  mit  üch  handien  mögint.' 
'  Aksh.     ,Die  Landlüt   habend   den   adel   endtlich   ver- 
'  triben.'  Stumpf.    ,In  medio  relinquere,  im  zweyfel  las- 
;  »en,   nüt   endtlichs   von   einem   ding   handien.'    Fris. 
:  .Und  ist  das  ouch  gar   entlich   [gänzlich]   gwüss:    so 
,  fings  uf  erd  kein  wa.sser  flüs.st.'  1576  Lob.sprui:ii.    ,Das 
'  ist  mein  entlicher  will,  ita  fert  corde  voluntas.'  Hosr. 
<  .Sie   haben   sich   endlich  verbunden   und   gschworen.' 
Lied  v.  1712.  —  3.  (auch  end-  B;  S,  i-nt-luje"  B,  -liehe 
Uw)    wie  nhd.,    zuletzt.     Endlich  hltht  nid  ehitj  us, 
von  versiiätetem  Eintreffen  von  Personen  oder  Sachen 
!';  Seil;  Th;  Z.     EtidU  ist  nid  ebig  AAFri.;  L. 


Bed.  1,  schon  mhd.,  entspringt  aus  dem  Hegriff:  zu  einem 
Ende  führend,  treibend,  dienend.  In  einzelnen  Fällen  ist 
die  Bed.  nicht  ganz  sicher.  So;  ,lch  nicht  glob,  das  ain 
mensch  sinor  ondtlichen  handnerung  so  stif  und  gänzlich 
oblige,  der  nit  von  etwas  kurzwil  angefochten  werde.'  Kessl. 
(zweckmässig,  bestimmt,  nötig,  flcissig?)  ,Als  endelich  dass . .', 
so  gänzlich,  in  dem  Grade?  1282  Gfr.  ,Sicht  menklich  [män- 
niglich  sieht],  woruf  des  Papsts  Ratschleg  gand,  und  wohin 
sich  sin  endelich  Beginnen  landet.'  HBulI.   1551. 

un-  unentli:  1.  von  Sachen:  was  zu  keinem  Ende 
(Zwecke)  dient;  unnütz,  unnötig,  unzuträglich.  ,Die 
rechtsprocher  bedunkt,  dz  es  ein  liederliche,  unend- 
liche und  unbilliche  sach  sye.'  c.  1470  Gl.  .Mit  dem 
strengen,  wytschweifigen,  unentlichen  geistlichen  Ge- 
richtszwang.' 1524  Absch.  ,Dass  sölich  Zweyung  und 
unendlich  Gesellschaft  hinnenhin  niemer  mer  uf  ge- 
standen.' Beitr.  Lauf.  —  2.  von  Personen :  (unnütz  in 
der  menschl.  Gesellschaft)  liederlich,  schlecht.  ,Buoben 
und  ander  unendlich  volk.'  Z  Richtebr.  .Wurde  aber 
dehein  [irgend  ein]  uiirinb'li.lirr  man  also  meineidc.' 
BsRq.  —  3.  Adv.  über  dii'  Ma.^i  u,  dass  es  nicht  zu 
sagen  ist.  De  Hund  ^priiKjt  iniiiiitli  Z.  —  Bed.  2  hat 
auch  schon  mhd.   unendelich  meistens. 

Endschaft  i.  =  End  3,  nur  etw.  nachdrücklicher 
und  nur  noch  in  einigen  Formeln  der  ä.  Kanzleispr. : 
endgültige  Erledigung  einer  Rechtssache,  Ablauf  eines 
Vertrages.  ,Was  sachen  nach  des  gerichts  ordenungen, 
ir  entschafft  und  ussträge  haben  mogent.'  Bs  1457. 
.Wir  haben  den  schidlüten  zuogeschriben  und  sy  trun- 
genlich  [dringend]  ankert  [angekehrt  =  angegangen], 
kurz  entschaft  zu  geben.'  Absch.  1530.  Vgl.  .kurz  End 
geben'  Sp.  315.  ,Wann  alles  zur  endschaft  gebracht 
syn  wirt.'  Z  1639.  ,Der  Vertrag  hat  hiemit  seine  E. 
erreicht.'  Neuere  Gerichtsakt.  Z.  Dem  Strit  en  E. 
mache  W. 

obenende:  Adv..  Präp..  oberhalb.  .Obenendi  der 
berge.'  Wsi.  I  6.  .Als  der  schnee  von  ebnende  der 
bergen  gegen  disera  tal  schmilzet.'  Vad. 

Obwol  u.  A.  die  ahd.  Nbf.  ohanontüj  (AdJ.)  für  die  auf 
S]i.  51  aufgestellte  Etymologie  spricht,  so  soll  dennoch  die 
Müglichküit  zugegeben  werden,  dass  man  im  Laufe  der  Zeit 
an  Zss.  mit  End  dachte. 

enden:  1.  trans.  vollbringen.  , Es  ist  bald  geendet 
was  lange  schändet.'  Sprw.  (Sülger).  —  2.  intr.  zu 
Ende  gehen.  Es  endet  (mit  im),  er  liegt  am  Sterben 
AaZ.;  pers.  sterben  UwE.  —  ver-:  1.  trans.  a)  voll- 
enden. ,Die  werke(n),  die  wir  uss  fryem  willen  er- 
wellend und  nach  unsern  kreften  verendend.'  Zwingli. 
—  b)  ausrichten,  bestellen  (einen  Auftrag,  eine  Bot- 
schaft). Der  Weibel  hat  die  ihm  übergebenen  Briefe 
nicht  ,verendet',  bestellt.  Absch.  1530.  ,Brieft' verenden 
oder  überantwurten,  und  dem  sy  gehörend  zuestellen, 
literas  perferre.'  Mal.  ,Ich  han  min  einpfelch  [das  mir 
Anempfohlene]  verendet.'  Ziely.  ,Die  sach  verenden', 
eine  Botschaft  ausrichten.  Lenz.  —  2.  intr.  sterben 
UwE.;  Z.  —  ,Der  Gsichteuder,  horizon.'  Mal. 

endig  entig  Entig  chlei,  sehr  klein;  vil  entigi 
Mal,  sehr  oft  GrD.  —  inüs-:  ganz  allein,  ebd.  — 
bar-:  verstärktes  ,bar',  rein,  offenbar,  leibhaftig.  Er 
ist  a  barentiga  Tiifal;  es  ist  der  harentig  Drück,  nichts 
als  Dr.  ebd. 

Weuu  die  Differenz  zwischen  d  und  (  nach  n  im  Gebirgs- 
dialekt  nicht  in  Anschlag  gebracht,  resp.  das  (  dem  in  ahd. 
cKr;  =  uinhd.  ende  gleichgesetzt  werden  darf,  >.o  ist  die  eigtl. 
Bed.  des  obigen  Adj. :  durchgehend  (durch  das  Ranze  bis  ans 
Ende) ;   vgl.  Alles  ufs  End,   uf  alli  End  und   das   syn.  üsendiij. 


319 


Ami — 1111(1 


rV20 


In  mV  c.  Mal  wäru  die  licil.  zu  rtlistr.  Verstäi-kuug  abge- 
schwächt; in  wiSs-c.  wäre  das  Gnindw.  ,alleiu'  (s.  d.  uiit  s. 
Zss.)  hinzuzudenken,  viel),  weil  cntU/,  au  ,einzig'  anklingend, 
dasselbe  mit  zu  enthalten  oder  zu  ersetzen  schien,  und  weil 
in  verstärkenden  Zss.  dieser  Art  übh.  die  Begriffe  der  Be- 
standteile nicht  mehr  klar  gedacht  werden.    Doch  s.  u.  cntig. 

üs- endig  AaF.;  B;  S  (auch  usentig);  Vw;  Z, 
si'ndig  BM.,  üsicendifj  ebd.,  Hrischl^ndig  SciiwMuo.: 
1.  Adj.  ,aus  bis  ans  Ende',  Yollstäudig,  unausgesetzt. 
andauernd,  syn.  g'schlage",  gottseiidig,  v.  d.  Zeit,  aber 
nur  in  den  ^Verbindungen:  dr  usemlige  Tag  BSi. ;  de 
ganz  uscndig  (wj(Sc/i?(«i(Zf(7  SciiwMuo.)  Tag  AaF.;  BS.; 
S;  Z;  e  ganze(n)  usendige  Tag  BM.,  S.;  de  ganz  us- 
endig  Nämittag  S;  e  ganze  sendige  Näm.  BM.;  die 
ganz  üsendig  (ganzi  sendigi  B)  Nacht  Z.  ^  2.  Adv. 
a)  „beständig,  unablässig,  immerfort,  z.  B.  u.  Eim 
z'Leid  tue;  ii.  hl  Eim  si  B;  Vw."  —  b)  übermässig, 
durch  und  durch  z.  B.  u.  schicitze  L. 

In  iiuarhl.  lässt  sich  das  angeschobene  )i  aus  Heriiber- 
nahme  des  Auslauts  eines  vorangehenden  .ein'  (cii)  leicht 
erklären;  im  Übrigen  aber  liegt  gänzliches  Vergessen  der 
Grundform  nud  grobe  Missdeutung  oder  Anlehnung  an  das 
Ptc.  Impf,  von  scMan  (vgl.  ,den  geschlagenen  Tag')  vor. 
Uswendiij  versucht  die  Deutung  auf  ,den  T.  bis  da,  wo  er 
sich  zum  Ende  wendet'  oder  geht  auf  mhd.  imulc,  tirenze, 
zurück. 

gottsendig,  nur  in  der  Verbindung:  der  gutts- 
endig  Tag,  den  ganzen  langen  Tag  U. 

Guti-  in  verstärkenden  Zss.  ist  häufig;  vgl.  kci  i/vlziije. 
Es  bleibt  nur  die  Frage,  ob  mau  das  s  zu  Gott  oder  zu  aulii/ 
(s.  us-endig)  nehmen  soll,  so  dass  eine  doppelte  Verstärkung 
vorläge. 

End  n.  LI,  enden  s.  Ämad,  amateu  Sp.  '213. 

Endecll  ^nd^x  Uw,  Antech,  Äntech  B;  L  m.: 
Indigo.  ,Indicuin:  Endich,  ein  blaue  färb.'  Denzl. 
11)77/1716.  .Die  Tuechschärer,  so  von  Gästen  [Frem- 
den] Lynöl,  Endich,  Weid,  Tuechschären  oder  anders 
kaufent.'  Z  1040/1757.  —  Mhd.  ImllcJi  aus  lat.  <;irf«V«m, 
(cohrjindicus. 

ender  s.  t  I  (Sp.  lü).  ünder  s.  cner  Sp.  '2ü5  f. 
eiider(t)   s.  äient  Sp.  '2ü7  f. 

eiuler:  einer,  Zahlw.,  in  der  Verbindung  eii  c'-ndei')! 
Möl  Ap  =  e«  ennersch  3Iül  Sp.  '27U. 

Xach  n  ist  d  aufgestiegen  wie  in  den  3  vorhergehenden 
W\V.  —  Konstruktion  uud  Flexion,  urspr.  .eines  Mals',  in 
Unordnung  geraten. 

-Enderccll",  Endrecli  111.:  Ki'itel.  rote  Kreide 
„BSa.";  FJ.  —  Regelrecht  verschoben  aus  lat.  unflira,-. 
Menuigerde. 

Endli  s.  ^1))««  Sp.  '2iJ(i.       endlif  s.  ciiilifi^i<.  2i<». 

Hinder-Endlike":  fingierter  Ort,  von  wo  die 
kleiuen  Kinder  kommen  ZWint. 

Gleichsam  noch  hinter  dem  äusserston  Endo  der  Welt. 
Der  Name  nach  Analogie  der  in  Z  so  häufigen  Ortsnamen 
auf  -(l)ll.r   (-buj-hufcn)  gebildet. 

t'IKlreellft)  cndritch(t):  eher  als  nicht  (modal).  ~ 
Sjii.   vmkr,   s.   Sp.    II,  aus  dem  es   weiter  geliildut  ist. 

Eindli;  eindlef;  inden  usw.;  indrunt  =  £'m?i 
Sp.  1:5;  ei>dif  ^(1.  28:);  innen  Sp.  '203;  innert  Sp.  295. 

luiiistllt:  im  :\[iHi.le  der  Ungebildeten  für  Institut. 
Erzieliungsaiistalt. 

indjtä.  iHf?iViGR,  indit,  i  ha-di  g'seh!  ZStdt:  Au.sruf 
der  Kinder  beim  Verbergespiel,  sowohl  zum  Zeiclien. 
dass  das  Sudien    nun   beginnen    könne,    als  das.s    das 


Suchende  das  Verborgene  nun  entdeckt  habe  od.  dieses 
ans  Ziel  gekommen  sei  Gr. 

Vgl.  ackit;  erlöst;  fjeiiivhi»am;  zilö,  und  viuil.  wie  dieses 
Ictütere  eine  Zss.  mit  einer  Interj.  (je,  .  i  .■  iinl=init. 

er-indlen:  erinnern.  Durch  richterlichen  Spruch 
1465  in  Sursee  wurden  die  Ansprüche  zweier  Surseer 
an  den  Abt  von  Eins,  für  einmal  abgewiesen.  ,Muge 
aber  Cl.  oder  H.  unsern  Herren  von  Einsidlen  etwas 
e.,  des  sie  truw'cn  ze  geniessen  [was  sie  ansprechen 
zu  können  glauben],  guiid  [gönnt]  man  inen  wol.' 

nd  für  IUI  wie  in  den  ob.  WW.  und  wie  in  crindcrn  Sp.  'J!)ö; 
/  im   Wechsel  mit  r.    S.  auch  er-intjen. 

iender(t)  s.  icnen  Sp.  290.         ondig  s.  äundig. 

und.  in  B  oft,  bes.  vor  Voc,  >in,  noch  öfter,  auch 
vor  Voe..  h:  u)i  (auch  vor  Cons.)  bei  Hebel;  zwischen 
eng  verbundenen  WW.  zuweilen  abgeschwächt  zu  .;«, 
iß,  t,  <•:  1.  einfach  copulativ  in  formelhaften  Ver- 
bindungen, a)  bei  verstärkender  Wiederholung  des 
selben  W.  Bur-e-dur,  durch  und  durch;  nö-t-nö, 
nach  und  nach;  fergiciisu  ii.  f.,  ganz  gewiss  BG.;  ein- 
ed-einzig,  ganz  einzig  Z.  Mehr  s.  Sp.  12,  6.  ,Dz  gauz 
schiessen  uss  und  uss  all  tag',  immerfort.  Edub.  ,A11 
und  all',  alle  zusammen.  Vad.  .Änderst  und  änderst', 
immer  a.  1707  Sir.  —  b)  bei  paarweiser  Verbindung 
von  Syn.  od.  Antonymen.  Stei-e-Bei  g' fröre  S;  Vhuiif- 
e-Lanf;  ab-c-zue;  Lüt-e-Veh  L.  —  2.  iu  einigen  For- 
meln der  Umgangsspr.  elliptisch:  mit  vorgesetztem 
ja  od.  ohne  dies:  (ja)  und  en  Tüfel  CCliabis,  Dreck) ! 
derbe  Abweisung  einer  Ansicht  od.  Bitte  Z.  Und  diimi 
(au)l  ironisch  =  und  wenn  auch!  gleichviel!  hat  Nichts 
zu  .sagen!  Z.  —  3.  verbunden  mit  aber,  dieses  ver- 
stärkend. ,Und  a.  auch  wol.'  Z  Mand.  1650.  .Und  a., 
weil  .  .  .'  Müll.  1673.  Schön  «.  a.  chll  Z.  Vgl.  oder 
aber  Sp.  40.  Dagegen  in :  ,so  vil  und  aber  .  . .'  Bs  Rq. 
1530  gehört  itnd  als  relat.  Conj.  zu  so;  s.  u.  10.  Einige 
andere  Fälle  des  relat.  Gebrauches  von  und  aber  s.  u. 
-  4.  und  doch.  ,Es  schlnt,  er  sei  ivider  besser  und 
hed-e"  eso  hert  g'ha-,  obwohl  er  so  schwer  krank  war. 
Baurengespu.  XVni.  ,Keis  Wöretli  [nicht  die  geringste 
Wahrheit]  sait-si  und  hat  [doch]  eisig  [immer]  's  3/«/ 
off'.'  Stutz.  I  hl  n-aul  [wohl]  ait  zue  Mittle  [Vermögen] 
clio  and  ha  Nüts  [Nichts]  g'lta  Ap.  En  Stich  und 
hli'tetet  nid,  ein  Stichelwort  ZLunn.  Wo  ne  [nehmen | 
«.  nüd  Stele?  ohne  zu  stehlen.  Alle  diese  Fälle  lassen 
.sieh  leicht  in  Nebensätze  verwandeln  und  zu  14  ziehen. 

—  5.  auch,  sogar,  vor  condition.,  resj!.  eoncess. 
Sätzen.  I  gä",  und  wenn  's  Chatze  regnetl!  auch  beim 
schlechten  Wetter  oder  trotz  andern  starken  Hinder- 
nissen Z.  Es  n'ott  en  ledere  afange  [nachgerade]  e 
Sackfir  ha,  und  sett  [sollte]  er-si  bim  Salirnicnt  nr 
[stehlen].  Bai'rengespr.  XVHI.  Er  ist  ke  Batze  wert, 
and  trenn,  er  en  Guldi  im  Mal  hätt!  L.  En  Eelcr  ist 
allweg  [jedenfalls],  und  sei  er  denn  . . .  Stutz.  —  6.  in 
einfachen  Sätzen  ein  vorangestelltes  W.  mit  einem 
Demonstr.  wieder  aufnehmend,  sonst  pleonastisch. 
Gester  und  so  bin-i  fürt  g'sl  (tG.  .Scheiden  und  das 
tut  weh.'  VoLKSL.  b.  Stutz,  's  Sechslläte  ii.  das  ist  da, 
es  grucnet  Alles  i"  Laub  und  Gras.  a.  Lied  Z.  .Die 
Glocke  und  die  hat  2  Uhr  geschlagen.-    HPest.  1790. 

—  7.  einen  Nachsatz  einleitend,  ein  so  vertretend 
oder  demselben  noch  vorgesetzt.  Wenn  d'  niid  rhust 
chö,  und  sc  süg's  denn  Z.  .M'^enn-i  g'seh.  dass  er..., 
und  so  will-i  . . .'  Stutz.  .Kaum  war  der  Held  um- 
gebracht,   und    Franken    und  Alemannen    zogen    über 


321 


AiiJ— und 


322 


den  ria'in.'  .IJliLi..  Scli\v.-G.  —  S.  dem  I'rdii.  iiiturv. 
oder  deiiioiistr.  iileonastiscli  vorgesetz t.  ,Ks 
sijilten  drei  (iesellen  auf  einem  .schmalen  Hrett,  Und 
welle  dass  [welcher] . . .  schlafen  sott.'  Volksl.  , Vetter 
Kiiede,  vmd  wer  ist  aber  der  gross  KeiserV  Man.  Auch 
sonst  im  Anfang  von  Sätzen,  nicht  verbindend,  sondern 
nur  einleitend  oder  ausfüllend.  .An  einem  Mäntag  es 
beschach.  dass  man  die  Osterr3'cher  ziehen  sach,  und 
Doriieck  wollten  sie  beschowen;  und  Dorneck,  du  vil 
Iiöchcs  hus,  du  tuost  inen  wee  in  den  ougen.'  Lied 
V.  l'ornach  1499.  Ebenso  vor  einem  Nebensatz:  ,Do 
sandt  inen  gott  der  herr  das  herz  und  nianneskraft 
und  [so]  dass  si  tapfer  kartend  [kehrten,  sich  wandten] 
jetz  gegen  der  ritterschaft.'  Lied  v.  Sempach.  Auch 
ganz  elliptisch:  u.  ies?  was  weiter'?  ii.  denn  au!  gleich- 
viel! Mit  der  Frage  u.  was  ivottst  du?  oder  auch 
bloss  und?  ladet  man  einen  Eintretenden  ein,  sein  An- 
liegen vorzubringen.  —  9.  pleoii astisch  vor  relat. 
Fron,  oder  Adv.  (Coiijunctionen).  I  mues-schen  [sein, 
dessen]  entijelten  (und)  descli  [dessen]  -t  su  treniy  ver- 
mag [woran  ich  doch  s.  w.  Schuld  bin]  GrD.  ,Man 
solt  jm  schicken  ander  gschütz,  und  das  da  war  an 
türmen  nütz  [das  man  gegen  Türme  brauchen  könnte, 
also  Belagerungsgeschütz],  und  dass  [damit]  sy  's  möch- 
ten brechen.'  B  Lied  1-556.  ,üo  nun  die  Walchen 
[Welschen]  sahend  das,  und  wie  das  sehloss  erstigen 
was.'  LiEU  aus  d.  Burg.  Krg.  —  10.  das  Pron.  (Conj.) 
rel.  selbst  vertretend,  nach  einem  vorhergehenden 
Demonstr.  mit  oder  ohne  Subst.,  auch  nach  Adv.  .Der 
hilf  und  [die]  ich  dir  getan  han.-  1330/1446  Z  Chr. 
,ln  aller  mass  und  sie  tuend',  ganz  in  dem  Masse,  der 
Weise  wie  . .  .  ZObergl.  1482.  ,Sidmals  und  ich  be- 
trachtet hab',  sintemal,  da,  weil,  eig.  seit  dem  Male, 
Zeitpunkte,  wo  . . .,  dass  . . .  ebd.  ,Die  Zit  und  die 
werent',  die  Zeit  über,  wo  die  [Schützenfeste]  währen. 
G  148.5.  Vgl.  unt.  fdiej  tvil  und.  ,Und  wolt  im  sölichs 
durch  die  sinen  erwert  han  und  Ach  [welche  Aachen] 
ingnommen  hattend.'  V.iii.  ,Sy  [die  jungen  Esel]  gwän- 
ncn  [gewöhnen]  darzue  und  [wozu]  man  sy  brauchen 
wil.'  TiERH.  1.503.  Nach  dem  und:  1)  nach  Mass- 
gabe dessen,  was  .  . .,  wie  ...  ,N.  d.  u.  der  apostel 
sprichet.'  Z  Hdschr.  1393.  ,Er  wirt  nit  n.  dem  u.  seinen 
angen  wirt  zue  sehen  geben,  richten:  noch  n.  dem  u. 
seinen  oren  wirt  fürgehalten,  straafen.-  1.531/45  Jes. 
,N.  dem  u.  [gemäss  dem  wie]  es  der  künig  verordnet 
hat.'  1581/48  III.  EsRA.  ,N.  d.  u.  im  buech  Mosis  ge- 
schriben  ist.'  ebd.  ,Metiri  suo  se  pede,  sich  strecken 
n.  d.  u.  er  Decke  hat.'  Fris.  2)  zeitlich  =  nhd.  nach- 
dem, post(iuam.  ,N.  d.  u.  aber  der  Landsherr  ein  wit- 
ling  ward.'  Zwingli.  ,N.  d.  u.  ich  aber  mithilfen 
funden  hab.'  Gyrr.  1523.  ,N.  d.  u.  die  stat  gwonnon 
ward.'  Vau.  ,Unlang  n.  d.  u.  Zwinglin  umbkommen.' 
HBuLL. ;  dafür  auch  die  Umstellung:  ,dem  nach  und.' 
,D.  n.  u.  die  von  Schwyz  und  Glaris  Utznach  einge- 
nommen.' Edlib.  Damit  und:  damit  dass.  ,D.  u.  sy 
auch  innen  werdind.'  1531  Ezech.  ,D.  u.  sy  dest  ruo- 
biger  schlafend.'  Kessl.  ,Wo1  vermachen  [schliessen], 
d.  u.  weder  lüt  noch  vych  darein  gang.'  Fris.  ,Darmit 
u.  [dass]  Gott  allein  die  ehr  hab.'  Eckl.  1575.  1667. 
Als  (so)  und:  so  wie  (als).  .A.  vil  u.  ich  des  bericht' 
bin.'  Edlib.  .Vergib  uns  unser  schuld,  a.  u.  wir  ver- 
gebend.' 1525  Z  Catech.  ,A.  wyt  u.  [so  weit  als]  ire 
luarchen  gand.'  1538  Rdef.  ,A1s  vil  u.  die  krankheit 
antrifft  so  stat  es  wol.'  Fris.  1574.  .So  verre  u.  er 
iiia','-,  so  weit  [als]  er  vermag.  149(1  Urbar  Baden. 
Si-liw.  liliutikuu.  i.  J. 


j  ,S(i  IVrr  u.  ich  mich  der  g.scliritft  ver.ston.'  /wi\(;i.i. 
,So  dick  [oft]  n.  jnsinsünd  [Sünden |  gerüwen.'  Man. 
,So  vil  u.  aber  die  Apostel  antrifft  .  . .'  IiWaltuek 
1553.  .Sobald  u.  [als].'  1576  Z.  ,So  vil  u.  aber  ich 
in  erfahrung  bringen  mögen.'  Küegeu  1605.  Sider 
und:  seitdem  dass.  ,S.  u.',  i.  S.  v.  weil,  sintemal. 
Ansii.  Vgl.  0.  .sidmals'.  .Siderhar  u.  [seit  dem  dass] 
man  hatt  fallen  lassen.'    LLav.  1569.     Die  wil    und: 

1)  temporal.  ,Die  wyl  u.  [so  lange  als]  sy  nit  andre 
bericht  darvon  habend.'  Zwingli.  .Vitae  meie  acta,  zuo 
meiner   zeyt   oder   dieweyl   u.  ich  gelabt  hab.'    Fris. 

2)  causal.  ,Die  wil  u.  der  Schwäbische  bundt  in  diseiii 
jar  geendet.'  Kessl.  ,Dieweil  u.  aber  [weil  aber]  von 
alter  her  ein  brauch  gewesen.'  Eckl.  1575,  1667.  ,Die- 
vveyl  u.  aber  dise  sach  wichtig  ist.'  SHochh.  1591. 
Auch:  ,Wiel  [1.  weil]  u.  aber  jhme  die  leibs  nahrung 
anfleng  zumanglen.'  Cys.  1661.  ,Weil  u.  aber  wir  von 
uns  selbs  weder  den  willen  zur  buoss,  nach  das  voll- 
bringen derselbigen  haben.'  ,TMüll.  1665.  Vor  dem 
und:  bevor,  ehe.  ,V.  d.  u.  er  S.  Othmars  leben  zu 
beschreiben  furgenommen.'  Vad.  ,üry  tag  vor  dem  u. 
er  erstochen  ward.'  LLav.  1569.  Auch:  ,Vor  u.  üwer 
brief  mir  worden  [zugekommen].'  1486,  Geschf.  Ges. 
Mit  copulativem  ,und'  (welches  aber  wahrsch.  aus 
Missverständniss  des  alten  relat.  erwachsen  ist):  ,Vor 
u.  ehe  wir  es  erfahren  müssen.'  Müll.  1673.  (Früher 
.vor  und'  oder  ,ehe  und',  jetzt  beide  Formeln  zu  einer 
neuen  tautologischen  zsgeschoben.)  E  und,  ehe.",Ehu. 
ers  empfangen  hat.-  1420  Kempt.  Im  XVI.  häufig,  doch 
bemerkenswert  in  der  Bibel  von  1.548  nur  noch  ,ec' 
an  der  Stelle  von  ,ee  und'  1531  und  im  XVII.  ,Emolen 
und.'  Elgg  1535.  —  11.  relativen  Adverbien  pleo- 
nastisch  nachgesetzt.  .Nun  füegt  sich,  dz  graf 
Fr.  starb  vor  der  frowen,  damit  u.  [womit  d.  h.  worauf, 
in  Folge  wovon]  die  frow  den  man  erpt.'  Edlib. 
.Wiewol  u.  der  Herzig  zuo  uns  redt  ernstlich.'  15'22 
Strickl.  Act.  ,Dass  man  im  nachsingt  wie  u.  er  an- 
dere gemeinden  zu  singen  anbracht  [angeleitet]  hat.' 
Vad.  —  12.  einen  Conditionalsatz  einleitend, 
also  fast  =  wenn.  /  gab  en  Finger  ab  der  Hand  and 
hätt-es  wider,  wenn  ich  es  wieder  bekommen  könnte 
Ai'.  ,L'nd  er  deheinen  win  mer  schenkte,  dennoch 
müeste  er  die  5  Schilling  geben.'  Arüov.  —  13.  als 
ob.  ,Die  grossen  bansen  bochen  [prahlen]  u.  wettends 
alls  erschlachen.'  Strickl.  Act.  —  14.  Concessivsätze 
einleitend,  also  i.  S.  v.  da  doch,  während,  ob- 
gleich, aber  z.  T.  in  copul.  und  beiordnender  Satz- 
form. Vgl.  4.  yChimnst  irider  e  Mol  mit  [sprichst  du 
wieder  von]  dene  verftuechte  Schulde  und  kei  hml',  da 
du  doch  . . .,  deren  du  doch  . . .  Stutz.  ,Es  wäre  fatal, 
wenn  er  einen  Regenschirm  nehmen  würd  u.  der  Stock 
täte  es  auch',  während  d.  ht.  ausreichen  würde.  Gottii. 
,Er  meint,  er  mües  euse  Pfarrer  lere,  und  er  [da  doch 
dieser]  tausig  Mal  me  kennt  weder  er!'  Baukenuespr. 
XVIIT.  Was  brüclit  er  mir  esö  z'  sägen  und  's  denn 
im  Brief  eso  stät  [ganz  anders  lautet]  Z.  ,Es  für 
gsundt  gegeben  u.  aber  nit  also  ist.'  1585  ApLdb.  — 
15.  scheinbar  copulativ  beiordnend,  aber  su,  dass 
das  zweite  Vb.  eigtl.  nur  den  Inhalt  des  ersten  angibt 
und  der  Satz  auch  in  einen  Nebensatz  mit  ,dass'  oder 
eine  Construktion  mit  ,zu'  u.  Intin.  verwandelt  werden 
kann.  ,G'irär-di'''  u.  lue  mlne  Chindlene  Oppis!-  hüte 
dich,  meinen  Kindlein  Etwas  anzutun!  JKdMe\'.  1844. 
Ximm-di'''  in  Acht  u.  sclilay-mer  na-mäl  Opfel  ahe!  Z. 
.Bis  [sei]  niid  so  tiimm  u.  zal  Niul  [Nichts  zu  zahlen].- 


323 


Aiiil-  und 


:>24 


Baukengesi'r.  XVIll.  ,  Wenn  's  Gotts  Will  int  u.  an 
Niemed  chunnt',  dass  Niemand  kommt.  Stutz.  WeCnnJ 
d'Herdöpfel  afä  u.  si  zupfen,  wenn  die  Kartoffeln  an- 
fangen zusammen  zu  sciirumpfen  BRi.  ,Din  guoter 
Will  uns  wohl  gefalt.  luog  und  den.selben  alzeit  bhalt', 
sieh  zu,  dass  du  . . .  behaltest.  Com.  Beati.  ,Der  Erz- 
bischof  von  Mainz  gebot  unserm  abt,  dass  er  dächte 
u.  von  dem  Kling  züche',  darauf  bedacht  sein  sollte, 
von  der  Partei  des  Königs  abzulassen.  Vad.  —  16.  un- 
regelmässig, mit  veränderter  Satzwendung:  ,0b- 
gleich  man  einen  rechten  Mann  [zu  der  Stelle]  nimmt 
u.  aber  fda  man  aber]  zuerst  ihn  verleitet  [dass  er 
die  Stelle  teuer  bezahlen  muss],  hat  es  schon  gefehlt', 
hat  die  Wahl  zuweilen  üble  Folgen  gehabt.  JCEsc'h. 
1723. 

Ein  Gegenstück  zii  der  Verkürzung  von  und  in  ed,  en,  < 
(s.  Sp.  12,  6)  ist  die  Herstellung  eines  und  statt  gewisser 
Endungen,  welche  der  Verkürzung  des  und  lautlich  nahe 
kommen  und  eine  Umdeutung  auf  dasselbe  gestatten.  So 
G' schwUalerig  und  Chind  Schw  statt  des  sonstigen  G'echimi- 
sliiget-,  G'achwiuterti-Ckind,  Geschwisterkinder;  der  Tag  und 
mines  Lehes  Z  für  da-  Tage"  m.  L.,  mein  Lehen  lang.  Auch 
,weil  und  aber'  10  könnte  aus  .weilen  aber'  entstellt  sein; 
vgl.  nhd.  , weiland',  einst,  aus  .weilen',  vor  Zeiten.  —  ,Jetz- 
nnd'  (s.  ica)  ist  bekanntlich  entstellt  aus  iesuo  (.jetzo),  aber 
wahrsch.  mit  Anlehnung  an  ,weil  und'  und  andere  oben  an- 
geführte temporale  Formeln  der  ä.  Spr.  —  ,Mit  und  allem 
dem.'  Brief  um  1570,  ist  viell.  i.  S.  v.  ,mit  sammt  allem 
dem'  gedacht,  weil  das  copul.  ,und'  oft  einem  , sammt'  ent- 
spricht. —  In  gottegnucg  ist  Sp.  12  der  Dat.  von  Gott  ver- 
mutet; die  Dativendung  müsste  sich  aber  aus  alter  Zeit  in 
dieser  Formel  erhalten  haben,  was  in  der  gleich  alten  Forme] 
Gottwilfhe,  willkommen,  nicht  der  Fall  ist;  das  -e-  ist  wahrsch. 
nur  unorganischer  Bindevoc.  nach  Analogie  vieler  ähnlicher 
Zss.,  und  Gott  hat  abstr.-verstärkende  Bed.  wie  in  den  hei 
Fromm.  .5,  10/11  aufgezählten  Compos.,  wo  das  «  von  Gottn- 
eben  auch  nur  Bindelaut,  nicht  wirkliche  Geuet.-Endg  ist. 
—  Nhd.  Analogien  zu  der  Verwandlung  von  und  in  eine 
Endung  des  ersten  W.  einer  häufigen  Verbindung  bietet 
Griumi  WB.  5,  256  u.  , Käsenbrot'.  —  Über  den  weit  aus- 
gedehnten, bes.  allgemein  rel.  Gebrauch  des  mhd.  vndi-  s. 
Pfeiffer  Germ.    13,  91/104.   17,  257/S. 

linden  «»(/»  Aa;  Bs;  B;  Gl;  GSa.;  Sciiw;  S;  ZKn., 
,unden'.  Eülib.;  JEEscher  1692;  Lied  v.  1712,  unfnjc 
BGr.;  ür;  GT.;  Sfii  (Kirchhoper);  U;  Z,  onfnja  Ar; 
ScH,  ,unnan'.  1458  Bludenz.  .unnen'.  GnJcnatz  1.510: 
Ndw  1540;  UMey.,  Chron.;  ScnSt.  1576,  mm  FrJ.: 
Adv.  unten.  .Biss  unnen  an  die  langquart.'  1510 
Akch.  Jen.  , Welcher  teyl  im  Käehtcn  unnen  g'lid". 
vor  Gericht  unterliegt.  Ndw  1540.  .Der  sich  muess 
eine  Zeit  lang  schmiegen,  wird  darum  nicht  stäts  unten 
liegen.'  Ap  1790.  Mit  nachgesetzten  andern  Ortsadvv., 
welche  aber  z.  T.  nur  die  Angabe  der  Lage  unten  od. 
der  Richtung  nach  unten  noch  weiter  erstrecken,  nicht 
mndificieren.  ,Subeuntes,  die  so  unden  aufliin  fächtend 
oder  tringend.'  Fris.  Er  ist  nndülie,  von  unten  her- 
auf, aus  dem  tiefern  Landesteile  ZW.;  es  chunnt  xinne- 
«-«/le  ZO.  auch:  im  Westen  herauf.  Unna  inhi,  unten 
herein  BGr.  3Ier  woned  une-n-ine,  zu  ebner  Erde  Z. 
Vnde  ine  fare,  eine  tiefe  Richtung  annehmen,  resji. 
eine  niedrige  Besoldung  ansetzen  Bs.  Unde-n-us  «e, 
Einen,  von  unten  (bei  den  Beinen  anpackend)  um- 
werfen. In.  B.  D'  Fiiess  sin  im  it.  üs  gange,  er  ist 
au.sgeglitten.  ebd.  Umlefür  Srnw,  unefür  Z,  undrfij- 
Bs;  wditer  unten,  an  der  untern  Seite,  unterhalb. 
Onna  füra  schuiiiza,  obscön  reden  Ai-.  Unne  füre 
ehrüche,  von  unten  hervor  kriechen  ScnSt.;  Z.     U.  f. 


lucge,  (heimlich)  unter  einem  deckenden  Gegenstand, 
z.  B.  den  gesenkten  Augeuliedern,  hervor  blicken  Bs; 
ZO.  U.  f.  gränne,  von  einem  nur  halb  versteckten 
Gegenstand  Bs.  In  der  Underroch  chunnt  u.  f.,  ist 
länger  als  das  Oberkleid  Z,  gehört  füre  näher  zum 
Vb.  als  zu  ti.  Unneher,  unten  ScnSt.;  davon  nnde- 
harig,  unterhalb  Bs.  U.  hindere,  unten  (auch  westlich) 
nach  hinten  (Norden)  ZO.  U.  na'%  unten  =  nnnefür, 
-diir.  De  Bnclc  ist  u.  n.  chötig,  dem  Saume  nach, 
SuLG.  U.  dur''''  Z,  u.  diir  GT.,  unten  (hin).  IT.  diire 
[durchbin]  müese,  sich  ducken,  demütigen  müssen  Bs; 
B;  Z.  U.  dure  yn  [gehn].  sachte,  bescheiden  tun  G. 
U.  zue,  u.  dran  Z. 

Schon  mhd.  durchweg  unden,  und  diese  Form  von  schwiiz. 
Schriftstellern  noch  im  XVIII.  festgehalten.  Die  Assimilation 
von  nd  in  nn  ebenso  bei  hinde"  :  hinne",  hinten;  nicht  aber 
in  den  entsprechenden  Präp.  und  Adj.  (under,  hinder).  Für 
Ap  ist  genau  zu  unterscheiden  zw.  o^n(n)a  u.  una  (s.  )//-//  in). 
Die  Verkürzung   inm  lehnt  sich  viell.   an  ann  u.    inn,   s.  dd. 

—  Die  folgenden  Zss.  haben  den  Hauptton  auf  dem  2.   W. 
Über-:  drunten,  z.B.  im  untern  Stockwerk;  in  'A 

auch:  unten  vor  dem  Hause. 

vor-,  für-:  vor  dem  Haus  drunten  Aa;  Z.  —  Vgl. 
vordb-hin.  —  hie-  hinnna,  hjune,  heiune,  hunne,  je- 
hunne,  äjunne  GnPr.,  D. :  hier  unten,  drunten.  Vgl.  hie- 
innen  Sp.  294.  —  d(a)-  di-  G;  Z,  djunna  G  oRh.,  d- 
allg. :  drunten,  unten.  Dun{d)e  sl,  in  niedrigem  Preise 
stehen,  z.  B.  von  Häusern  Z ;  von  Menschen :  a)  öko- 
nomisch ruiniert  s.  Aa;  b)  niedergeschlagen,  mutlos 
sein  Aa;  Z.  ,Wurdent  die  .stüel  zum  Grossen  münster 
da  unden  uss  der  kilchen  getan.'  Edlib.  ,Mit  köst- 
lichem sammet  da  oben  und  unnen.'  ders.  —  J)i-  wahrsrh. 
nach   Anal,  von  lii-,  hier,  s.  o.     Vgl.  da-ohcn  Sp.   51. 

undenen  imnrnn,--^ni},  -annW:  1.  unten.  ,Undni'n 
an  [an  den]  graben.'  Senn.  Kirch.  —  2.  underhalb. 
,Es  sol  ein  hurd  ston  undnan  des  Ertzingers  bunt.' 
Rüedl.  1433. 

Amhd.  undenän,  verk.  aus  uudamnm,  einer  Doppelbililiiiig 
nach  Art  vou  obenan  Sp.  51.  In  dem  zweiten  Beleg  isl  n. 
viell.   iu  , unden  an'  aufzulösen. 

under  I  A.  Präp.  m.  Dat.  n.  Acc.  1.  räumlich, 
a)  unterhalb.  U.  'cm  Hüs  kann  in  wirklich  ver- 
tikalem S.  verstanden  sein,  kann  aber  auch  bedeuten: 
vor  dem  H.,  mit  Beziehung  auf  die  höher  liegende 
Wohnstube  oder  spec.  auf  derjenigen  Seite  des  H., 
deren  Terrain  niedriger  liegt.  Bis  u.  d'  Chanzle  stu- 
diere, Theologie  studieren,  aber  das  Staatsexamen  nicht 
machen  Z.  Jmdn  .under  dach  führen.'  1G57  JHAmm. 
U.  Tach  sl,  geborgen  sein  Z;  u.  's  Hüs  stä",  unter 
den  schützenden  Dachvorsprung  desselben.  D'Händ 
u.-etn  Fass  ha,  Syn.  'hundni  Hand.  Svlg.  U.-em 
Strich,  schlecht  GW.;  u.-em.  Hund,  u.  aller  Kritik  Z. 
Wenn  d'  Geissen  underm  Hirt  sl,  seiner  Obhut  be- 
fohlen sind  BBe.  Deich  au  [denke  doch]  u.  Giitt! 
um  's  Himmelswillen!  eig.  =  ist  Solches  unter  Gottes 
Weltorduung  (unter  dem  Hinunel)  möglich!  Gr  (doch 
s.  die  Anm.).  U.  Kim,  im  Beisein  Jemandes,  vor  seinen 
Augen  Z.  Eint  n.  d'  Zä'"'  stö.  Trotz  bieten  Z.  U.  de 
Järe,  underjdrig,  minderjährig,  nicht  confiriniert  Gl; 
vgl.  ob  Sp.  50  0.     Vgl.  nnder-sich;  Aug   Sp.  133  o. 

—  b)  zwischen.  ,So  ist  u.  jm  und  einem  knecht 
kein  underscheyd.'  1531/48  Gal.  (1667:  .zwüschen'.) 
,Ein  faden,  der  hat  die  mittelst  gstalt  u.  der  runde 
und  viereckete.'  Vogels.  1557.  .Etwas  mittles  [Jlitt- 
leres]  u.  dem  fleisch  und  feisste  [Fett],   als  das  Uter 


32S 


Aiiil  -uu([ 


32ü 


an  lU'i-  Kue.-  Tierh.  15(13.  S.  noch  imdei-  eiiiaiul 
Sp.  3U7.  ,Unter  die  saclien  reden',  vennittlen.  Edlib. 
V.  Bede,  in  beiderlei  Weise;  es  git  's  ti..  B.,  Beides 
kommt  vor  BHk.  Namen  von  Orten,  die  zwischen 
zwei  Wassern  liegen,  sind;  Under-Schächen  U,  am 
Zsfiuss  zweier  Bäche  gelegen;  Undersem  BO.,  zw. 
Thuner-  und  Brienzersee,  .sjn.  mit  dem  Namen  des 
angrenzenden  (Klosters)  Interlaken.  UndcrbächfenJ, 
Ortschaften  in  Aa;  B;  W,  im  gleiclien  S.  benannt  wie 
Zwischen fdenjbäch(eiij,  B  Ortschaften;  Underwasser 
GT.;  W  (vgl.  Entracque  in  Piemont);  viell.  aucli 
Uiulerwalden  (versch.  von  Nidwaiden);  vgl.  die  mit 
.zwischen'  gebildeten  Namen.  Hieher  gehört  auch 
u.-em  Loch,  eig.  zwischen  den  Rändern  des  L.;  u.-em 
Feilster  üyye,  im  F.  liegen;  u.  's  Hüs  gä",  sich  in  die 
Haustüre  stellen.  —  2.  zeitlich,  a)  innerhalb  einer 
Frist.  U.-eme  Jai;  binnen  Jahresfrist  Z;  u.  e  par 
Jare,  vor  Ablauf  einiger  Jahre  Z.  Das  nmes  it.  drei 
Tage  g'scheh,  innerhalb  3  Tagen  Z.  Öppe-n-en  Monet 
u.  'ein  Jor,  vor  Ablauf  des  Jahres,  also  ungefähr  An- 
fangs Dezember  L.  ,0b  H  Tagen  und  under  3  Wo- 
chen', gerichtliche  Terminbestiminung  zwischen  2  und 
3  Wochen.  Offn.  Binzikon.  .Geschehen  under  den 
Jaaren  . . .  tausent  fünfhundert  siben  acht  iind  nun.' 
XVI.  HEiuEGr.ER,  Spieler  z.  Willisow.  —  b)  während 
eines  Zeitraums  od.  der  denselben  füllenden  Tätig- 
keit. ,l)a  sy  under  tagen  [bei  Tage]  von  denen  starken 
bättleren  vil  unruowen  gehebt,  und  demnach  [nachher] 
ZUG  nacht  mit  beherbergen  vor  denen  strichlingen 
[Landstreichern]  jres  lej'bs  und  guots  nit  sich&i-  ge- 
wäsen.' SHocHHOLz.  1591.  U.  Tage"  Gl;  Z,  ii.  Tags 
Ap;  Bs;  Gl;  Z,  u.  Tag  Ai';  Z.  1)  bei  Tageslicht; 
2)  under  Tags,  nach  Mittag  VO.;  vgl.  lat.  interdiu. 
U.  ('ein  SuLU.)  Lieclit,  in  der  Abenddämmerung,  bei 
Einbruch  der  Nacht,  wenn  man  die  Lichter  anzündet 
Ap;  ScuSt.;  Z;  syn.  zwilsche  Für  und  Liecht.  U. 
Fuetren,  während  des  Fütterns  GnLangw.  V.  der 
CliiUe  [Kirche],  während  des  Gottesdienstes  Aa.  U. 
der  Vesper  Schw.  U.  'ein  Tag,  Jär,  während  des 
Tages,  J.,  den  Tag,  das  J.  hindurch  zuweilen  S;  Z. 
Unger  der  Stuny,  w.  d.  Schulstunde  S.  U.  der  Wuche, 
im  Lauf  der  Woche.  Underdhii,  inzwischen,  unter- 
dessen, welches  letztere  in  ZO.  auch  underesse  lautet; 
,nnder  diesem',  während  dessen.  Wcrstisen.  ,U.  der 
predig  in  wirtshüsern  sitzen.'  Absch.  1530.  ,Nach,  vor 
oder  u.  der  predig.'  ebd.  ,Er  ist  unter  währendem 
Läuten  in  die  Morgenpredigt  . . .  gestorben.'  Tun.  Sei'. 
,Aus  der  Kirche  laufen  unter  dem  Gesang.'  Z  Mand. 
1744.  Under  bedeutet  auch  die  Zeit,  da  der  Betr. 
regierte,  waltete,  und  abgeschwächt,  bei  Lebzeiten  des- 
selben: u.-em  Vater  hett-iue  das'nüd  törfe  [dürfen] 
tue",  als  der  V.  noch  lobte.  Bas  Becld  ist  u.  der  Grite 
a'g'schaß't  uorde,  als  Margaretha  Magd  bei  uns  war. 
U.-em  Hans  isch-es  e  Freud  g'si,  so  lange  H.  unser 
Nachbar  war,  waren  die  Verhältnisse  angenehm.  — 
c)  distributiv.  ,Mir,  wo  8  Sack  Zehntechorn  u.  's 
Möl  in  's  Chornhüs  trait',  auf  ein  Mal.  BWyss  1863. 
Under  eiiiist  s.  Sp.  278.  ,I)ie  Purgaz,  die  gib  ihm 
unter  zwei  Malen',  auf  2  Male  verteilt.  Gottb.  ,Uer 
Stallknecht  pressierte  und  fragte  unter  zweien  Malen, 
ob  er  abspannen  sollte',  2  Male  bald  nach  einander. 
B  Kai.  1840.     Under  ziviret,  in  2  Malen. 

Nebeu  n.  Gott  wird  ebeiif.  in  GrPr.  (Seew.)  gesproclien 
Wunder  G.,  and  es  lässt  sicli  fragen,  welclie  EA.  die  lu- 
»liviinjilielip  sei,   da   ir  zwisclicn   zwei    «   eljen  so  widil   iintiT- 


gelien,  als  miorgaiiisch  aiiftiUH'licii  kann.  7,u  1.  a  oder  2 
seliört  aucli  die  adv.  Verbindung  umlerhümU,  s.  Hand;  under- 
wcge",  s.  Weg;  zu  2.  1)  oder  c  mulerwile",  s.  Wil.  Under 
f.tcciu  ursprünglich  der  Mittclzustand  zwi seilen  dem  natür- 
lichen Tageslicht  und  dem  künstlichen  Hausliclit;  daher  an- 
gemessen pluralisch  under  Hechten  in  Baieru  wie  ahd.  under 
zwuken  lichten,  entsprechend  dem  nhd.  , Zwielicht',  lat.  ,di- 
luculnm';  dass  es  früher  auch  bei  uns  so  geheissen  habe, 
ist  zu  vermuten  aus  dem  sonst  rätselhaften  PI.  under  Tagen, 
als  Gogs.  zu  jenem  gebildet.  Dass  der  urspr.  Sinn  auch 
anderswo  verkannt  wurde,  zeigt  die  bair.  Form  , under  der 
Liechten'  und  die  vorarlb.  under  Liechla,  entsprechend  un- 
serm   un^ler   Tay«. 

B.  Adv.  1.  hinunter,  im  Allg.  nur  in  Verbin- 
dung mit  Vbb.  z.B.  u.  ha,  ein  Gefäss  zum  Auffangen 
darunter  halten;  in  Gr;  P  (unner)  aber  auch  selb- 
ständig: undar  d's  Bett  undar  schlüfa.  Kleidungs- 
stucke under  a"  han,  a'leggen,  d.  i.  unter  den  Ober- 
kleidern; Gegs.  über  Sp.  59.  In  diesem  Sinne  sonst 
iitiderhin;  doch  auch  in  S  die  RA.  unger  t"  [in  den] 
Arm  trerfe,  s.  Arm.  —  2.  unten.  I)a  unger  BM.; 
g'rad  unger  dra  BS.  S.  auch  fz'J  under  obe  Sp.  50; 
r.' under  ob  (über)  sich  (u.  sich).  ■ —  3.  substant.  in 
der  Verbindung  u.  und  über  (s.  Sp.  59)  zur  Bezeich- 
nung aller  leiblichen  Bedürfnisse  und  deren  aus- 
reichender oder  reichlicher  Befriedigung.  Under  u. 
Über  g&n,  alle  Genüge  tun  GRPr.  Er  hat  U.  u.  Ü. 
,;'  esse,  völlig  genug  zu  essen  ZO.  ,Mit  Kammer,  Stu- 
ben, Essen  und  Trinken,  kalt  und  warm,  unter  u.  ü., 
mit  ttissiger  und  gedeihlicher  Pfleg  . . .  getruwlich  ver- 
sehen.' ScH  15"24.  ,Da  mir  mit  essen  und  trinken, 
under  u.  ü.,  auch  mit  . . .  allen  anderen  notwendigen 
Sachen  alles  guets  besehehen.'  BurkLeemann  1531/1613. 
.Denen  sollte  an  statt  des  Gelts  mit  under  u.  ü.  Vor- 
schub getan  werden.'  1693  Klingl.  ,Kostgänger,  denen 
er  Unter  u.  Ü.,  Hülle  und  Fülle  geben  muss.'  Ulr. 
1727. 

Under-  in  Compos.  erzeugt  bes.  in  der  Bed.  ,zwischen 
eine  Eeihe  von  WW.  oder  Bedd.,  die  dem  Nhd.  fremd  sind  ■ 
z.  B.  undergan,  die  Flurgrenzen  begehen;  -näusen,  die  Taschen 
durchsuchen;  -achlan,  eine  Zwischenwand  machen;  -spicl-en, 
mit  verteilten  Stücken  Speck  besetzen;  -tragen,  hindern; 
-ziehn,  das  Geläute  unterbrechen,  -'zogen,  gestreift;  -rüereti, 
-schodien,  durch  einander  rühren,  schütteln.  Das  Vb.  erst 
von  einem  Subst.  gebildet:  -garnen,  verhindern;  -säelclen,  den 
.Sack  durchsuchen;  -steinen,  mit  Steinen  besetzen  (die  Grenze). 
Subst.  U.-schlacht,  Zwischenwand,  Schublade;  -husjxl,  -risjxl, 
Verwicklung  des  Garns;  -sätelc,  unbesäet  gebliebene  Streifen 
Landes;  -kau/,  Kaufvermittlung;  -etuck,  Zwischenstück,  Be- 
standteil einer  Kette.  —  Die  gewöhnl.  Bed.  erscheint  prägnant 
in:  u.-hmfen,  erschleichen;  u.-reden,  beschwatzen;  u.-neblen, 
berauschen.  S.  noch  u.-Juren,  -brennen.  Für  den  Unterschied 
zwischen   under-  und  undere,   uuterhiu,  vgl.  guggen. 

da r - ü  n  d  e  r :  1.  entsprechend  under  A 1  a.  ,Drunder 
rliö,  gc'  (unter  e.  gewissen  Preis),  wohlfeiler  zu  stehen 
kommen,  verkaufen.  Id.  B.  Oft  verstärkt  oder  ergänzt 
durch  nachfolgende  weitere  Ortsbestimmungen:  dr. 
nnne  auf  die  Frage  Wo?  z.B.  En  ivarme  Hock  und 
dr.  u.  e  chalts  Herz  heisst  es  von  dem  hartherzigen 
Reichen.  Dr.  (/HrZere,  auf  die  Frage  Wohin?  Dr.  dar, 
dure,  darunter  hindurch  z.  B.  unter  dem  Regen  ohne 
.Schirm  gehen  Z.  ,Es  chünnt  villicht  öppis  dr'unger 
ine  gö',  etwas  wohlfeiler  zu  stehen  kommen.  Schild. 
Es  göt  Milngs  dr.  u.  drüber,  es  sind  damit  allerlei 
unvorhergesehene  Ausgaben  verbunden  Z;  da  gut  's 
dr.  u.  dr.,  in  diesem  Hause  herrscht  Verschwendung  Z. 
—    2.   dazwischen    (s.  midcr  A   7  h).     1)  .Darunter 


B2l 


And— uikI.     Auf— unf.    Aiig— micf 


riten,  reden',  vermittelnd  einschreiten.  Edlib.  "J)  unter 
eine  Masse  sreniiseht  z.  B.  ea  Imd  Giisel  [Keliriclit]  (h:  Z. 

nnder  II:  Adj.  der  untere,  wie  nhd.  Im  nndere 
Pnrliment,  scherzhaft  =  im  Unterleib  Z.  Substant. 
1.  Neutr.  's  Umlere  für  's  Oher,  das  Untere  nach  oben 
gekehrt,  s.  Sp.  50;  ds  Under  ist-em  nfe  cho,  er  hat 
sich  erbrochen  BBe.  —  2.  Masc.  En,  die  Undere(n), 
Bewohner  des  Unterlandes,  im  Gegs.  zu  denen  des 
Oberlandes  BO. 

Under  m.:  im  Kartenspiel  =  fz.  garQon.  —  Schel- 
len-: 1.  diese  Karte  in  der  Farbe  .Schellen'.  —  2.  Spitz- 
name für  einen  schief  gewachsenen,  krummbeinigen 
Menschen,  weil  die  Figur  auf  der  Spielkarte  diese 
Gestalt  trägst  L. 

undere  s.  under-hin,  -her. 

„ünderlen:  herabwürdigen,  von  oben  lierab  be- 
handeln L." 

underne:  unten  BK.  —  Von  «7i<;.r  (Adv.)  jotiililot 
Win  ohimi  Sp.  .JI. 

under  lU  s.  iimmeder  Sp.  2:!2. 

iinderent  -<*-  BBi.,    „unteränd":    ungefähr  BO. 

Aus  nilrl.  Kriegsdienst  zu  uns  gekommen.  Hnjl.  nm-, 
niilrnit,  ndrs.  umtmnl,  ostfries.  vmh  den  TrrnI,  von  Tmiit, 
Kreis;  vgl.   lat.   circa  und  circvn. 

undeschi  s.  iinder-sich. 


Anfcntür  s.  Aroitür  Sp.  U". 

infam  s.  Sp.  29ü. 

Infeien  ifele  Gl;  L;  GO.;  Schw,  UwE.  (e'ipele), 
Htfele  Uw,  NiPele  AxBh.;  L:  1.  ,Mitra,  bischofs- 
huet,  ynfel  (yffel).'  Fris.;  Mal.  ,Die  infel,  pfaffen- 
mütz,  infula.'  Reu.  1662.  ,In  disem  jar  [1481]  was 
ein  grosse  prozess  [Procession],  es  war  der  bischof, 
der  apt,  deren  der  mertol  [die  Mehrzahl]  under  iren 
yfflen  giengent.'  Edlib.  ,100  guldin  costet  die  nüw 
yffel  zuo  machen.'  a.  Hdschr.  G.  .Die  bildnussen  der 
bischofen  mit  den  eifeln  und  der  äpten  one  eifel.' 
Vau.  ,Mit  mantel.  stab.  eiffel  und  anderer  äbtlicben 
zierJ.-  ebd.  Kopfbedeckung  der  katholischen  Prälaten 
bei  kirchlichen  Funktionen  VOrte.  —  2.  übertr.  auf 
ähnlich  gestaltete  Kopfbedeckungen  zu  weltlichem  Ge- 
brauch, a)  aus  Pappdeckel  angefertigte,  mit  ausge- 
schnittenen, farbiy  transparenten  Figuren  gezierte  und 
von  innen  erbnu-htote  Kopfbedeckung  der  den  St. 
Nikiaus  vorstellenden  Bursche  Aa;  SenwMa.  (Liecht- 
iffelej;  Z  rS.  Syn.  Klamkappe,  Klausgesicht,  Narren- 
antlit.  b)  zugespitzter  Hut  der  Fastnachtsuarren 
LG.  c)  Mütze  für  Verbrecher  am  Pranger.  Bs 
XIV.  Das  L  Ratsb.  1421  bestimmt  über  einen  Ver- 
brecher, dass  man  ihn  ,an  Fischmarkt  stellen  und  ein 
Iffelen  uflegen  und  daran  schriben  sol,  was  er  tan  hat' ; 
vgl.  Infehedel.  ,[Die  Flucher]  soll  man  in  offne  Hals- 
ysen  schlahen  und  mit  Ufsetzen  der  Infel  die  Ver- 
fluchung und  Misshandel  offnen.'  Ansh.  zu  1481'?  — 
inflen:  mit  der  Infel  ausstatten.  ,Geiflet'.  1441  Con- 
stanz.  Chr.  ,'s  ginflet  gsind',  Übersetzung  von  ,mitrati 
proceres.'  Kessl.  ,Der  abt  hat  sich  inflen  und  bestäten 
lassen.'  1530,  Strickl. 

Über  die  Umwandlungen  der  Form  und  die  besondere 
Bed.  dieses  W.  für  die  Geschichte  des  Überganges  von  In 
zu  i  uud  v.m  j  zu  li  s.  Fromm.  7,  '21.  206.  :»)>)  f.,  wo 
:il"T   die    Vml.'srbo    Form   Hliersehen    wurde. 


Ang — ung.      V;;!.   ;uuh   die   (ircippe   Aud  —  und. 

ang  in  der  R.\.  Einem  a.  tue:  wehe  tun;  ungewohnt 
vorkommen  Scii,  seltener  als  and  (ä)  Sp.  300. 

Mhd.  itntje  (a.  und  ande  tuoit)  die  adv.  (Trnndforut  zu  ilrui 
Adj.  enge  wie  räsn,  fast,  schon  zu  räm,fc«l,  mhön.  V^l.  -1«;/'- 
«tein,  Burg  an  einem  Engpasse  in  BsL. 

angelen:  1.  „stöhnen,  tief  und  schwer  oder  laut 
seufzend  atmen  LE."  —  2.  schmerzlich  empfinden, 
syn.  anden  BLf. 

Seufzen,  stöhnen  entsteht  durch  eine  Verengung  des  At- 
mnngs-  und  Sprachorgans:  vgl.  gr.  OTSVÖJ,  eng,  auch:  l;iiiiiip. 
l<arg,  zu  OTEVO),  seufzen,  zu  dem  auch  , stöhnen'  gehört. 
Übrigens  könnte  a.   2  aus    'andclcn   umgedeutet  sein. 

Angell  m.  (PI.  Angel);  AngU^Ii.  GrV.:  I.Sta- 
chel der  Insekten,  besonders  Bienen  Ap;  ßs,  {Ängeli, 
dim.);  GRHe.,  Pr.;  L;  Ndw;  GSa.;  Z.  ,Schädliche 
Angel  der  Ymmen,  noxia  spieula  apis.'  Mal.  .Gleich 
einem  Wespen,  das  seinen  A.  verlohren.'  Ulr.  17'27. 
Syn.  Dorn.  Bildl. :  ,Du  empfindest  also  die  Frucht 
der  Sünden,  da  der  leidige  Satan  alles  zuckersüss 
machet,  nur  das  angenehme  Aas  sehen  lasset,  aber  den 
spitzigen,  tödlichen  A.  verdecket.'  JMev.  1694.  ,Dic 
Stadt  musste  von  den  Edeln  zu  Wurp  Verdruss  er- 
dulden. Um  sich  diesen  A.  wegzuschaffen,  belagerte 
sie  das  fchloss.'  JKdFXsi  1768''.  (Vgl.  ,der  .\rmut  A.' 
HSachs;  Tahd.jamers,  leides,  schänden  a.)  Syn.  Dorn.  - 

2.  ,Das  ausser  Thcil  an  dem  A.,  d.  i.  was  in  den  Stock 
[beim  Pfropfen]    eingesteckt  wird.'    Rhagor.  1639.  - 

3.  Fischangel,  allg.  .Mit  dem  A.  fischen.'  RiEnEN 
1700.  , Seinen  hals  wie  ein  a.  herumbbucke.'  1531, 
Jesa.i.  Bildl.:  Mit  guldige  Angle  ist  guet  fische  L. 
Den  A.  g'schlückte  [geschluckt]  han,  in  peinlicher 
Angst  sein  BRi.  Allewil  würf  [immer  wirf]  Angel,  so 
lidst  kei  Mangel.  'Sülg.  ,Im  krieg  ist  selten  mangel, 
Der  Houptman  gibt  mir  gölt.  Dem  Buren  leg  ich  den 
a..  Wenn  es  sunst  alles  feit.'  Klaglied  ü.  Pemond. 
—  4.  Türangel  Ndw;  Z,  Fensterhaken  Z.  ,Fores  ex- 
passa;,  am  a.  offen.'  Fhis;  vgl.  oß'en  Sp.  113.  , Christus 
hat  die  eisene  porten  auss  dem  a.  geworfen.'  FWvss 
XX,  1650.  Bildl.:  ziciische  Tür  und  A.  stecke"  Sch; 
syn.  zu:  Boxs  niid  Wand.  Ztnisse  Tür  u.  A.  cho,  es 
mit  Allen  verderben,  nirgends  gut  ankommen  BHk. 
,Des  Bapstes  züg  auch  nit  zwüschen  für  und  a.  bleib.' 
1521,  Strickl.  ,Hie  ligend  wir  nun  zwüschen  t.  u.  a.' 
Zwingli  1526.  (Lat.  Hie  inter  malleum  et  incudein 
positi).  ,Sy  dannen  triben,  damit  wir  nit  zwüschen 
t.  u.  a.  züchen  [ziehen].'  1531,  Strickl.;  s.  noch  u. 
verstecken.  Syn.  Angen  I  (s.  d.);  Dorn;  Kloben.  — 
5.  das  Angelt:  das  Ringlein  von  Drat,  an  welchem  der 
Knopf  angenäht  wird  Z.  —  Mlul.  'oi;/. /  ui..  f.  Als  r.  ist 
J'iir-n.  au.s   GrGIar.   angegeben. 

Feder-:  eine  künstlich  aus  Vogelfedern  bereitete 
,Mücke'  zum  Fang  der  Forelle  Th.  , Fäderangel'  auch 
schon  bei  Cys. 

Fri-.     ,Das  Fischen  mit  freiänglen.'   L  1758. 

Nacht-:  eine  für  die  Dauer  der  Nacht  gelegte  ; 
Fischangel  Bs. 

Pol-.  .Mit  dem  P.  darf  man  solche  [Fische  se.i 
die  Ascher]  bey  uns  nit  fahen.'  Fischii.  1563.  —  bol-|I 
anglen.  Bei  dieser  Art  zu  fischen  fährt  man  in  einemt| 
Kahn  und  wirft  die  an  langer  Schnur  und  Rute  han-i 
gende,  bis  nahe  an  die  Spitze  mit  Federchen 
hinten  mit  einem  schwarzen  Kügelchen  von  Filz  be-^l 
deckte  Angel    liäuflg   gegen    das  Ufer.     Man  lässt  .SM 


329 


AiiK— nun- 


330 


nicht  in  die  Tiefe  sinken,  sondern  zieht  sie  Lald  wieder 
heraus.  Es  gehen  an  diese  einem  geflügelten  Insekt 
gleichende  Angel  nur  P'ischo,  die  sich  z.  T.  von  über 
dem  Wasser  schwebenden  Insekten  nähren,  z.  B.  Fo- 
rellen, Alet,  Hasel.  Sitlg. 

Biit  wahrscli.  das  an  der  A.  aujcbrai-lito  Küj^clclieii;  vgl. 
Il„ll-Au;,  Sil.  137;  BoII-K;  S]i.  17:  v^-l.  alicr'  aiiHi  'h.len, 
ttcrfon. 

.Brunnen-angel  oder  hacken,  harpago.'  Denzl. 
I(i77.  1710.  Es  ist  wohl  der  wie  der  Wassereimer  an 
einem  Wagebalken  spielende  Enterhaken  gemeint. 

Schurpf-:  A.  die  nicht  bloss  festhält,  sondern 
verletzt,  .schürft'?  ,Mit  Schurpfanglen  geschürpft.' 
Cvs.     Vgl.  das  folg. 

Seh  ranz-.  .Die  Alet  werden  [u.  A.]  mit  Schrenz- 
ünglen  geschrenzt  [gerissen].'  JEEscher  1092. 

Schweb-.  , Solle  jederem  Burger  erlaubt  seyn, 
mit  dem  Sehwäbangel,  der  Fedorsehnur  und  mit  dem 
Gceren  zu  fischen,  änderst  aber  nicht.'  Z  Fischorordg 
1710/79. 

Mild,  sweh  heisst  auch  ufuiloso  Wasscrticfc,  Stelle  in  der 
Mitte  eines  Stromes  oder  Sees. 

anglen:  1.  stechen,  von  Insekten,  tr.  und  intr. 
Aa;  ßSi.;  Gr;  L;  GO.,  T.;  ScH>V;  S;  Uw;  U.  Syn. 
hecken,  stüpfen.  Bildlich:  g'anglet  sl":  gravidam 
esse  Ap.  In  Scherz  oder  Ernst  necken  mit  ,Sticli- 
worten';  si  händ  enander  (f  anglet  UwE.  —  2.  mit  der 
Angel  fischen  L;  ZO.,  tran.s.  fangen  Th;  bildlich 
Menschen  mit  List  zu  fangen  suchen  SchwE.,  von 
einer  Coquette  L.  Er  het  derna  [darnach]  (/'anglet. 
ebd.  Gewinn  suchen,  v.  e.  Geizhals  BSi.  „Schmerz- 
lich nach  Etw.  trachten."  —  3.  Not  leiden,  mit  Not 
kämpfen,  mit  schwerer  Mühe  arbeiten,  die  Familie 
kaum  durchbringen  L;  mühsam  pflügen  AAFri.  —  Vgl. 
das  Adv.  angd  Sclim.    1.    105. 

Angler  m. :  Fischer,  der  nur  die  Angel,  keine 
Netze  gebraucht.  Gotth. 

Angel  II  m.:  Ecke,  Winkel,  aus  \a,t.  angiihia  {Yg\. 
Angle);  nur  in  den  Conipp.  Vier-:  Viereck.  ,In  Form 
eines  Vierangels.'  1734  Carolina.  Dri-  Bs.  tri-  Gl; 
Z  (auch  drei-) :  dreieck-  oder  übh.  winkelförmiger  Riss 
in  einem  Kleide.  Syn.  Fi'mfi.  -  In  iH-  ist  l  nicht  das 
altd.,  sondern  d.as  lat.   in  ti-iauriuhi«. 

Angel  III.  IV  s.  Anna  Sp.  200;  ÄJige"  II. 

Angelik  ''. :  eine  Pflanze.  .Costus  niger,  Angelica.' 
Denzl.  1710.  ,Der  meerteil  der  geleerten  achtend, 
unsere  wolriechend  Angelick  seye  Laserpitium  Galli- 
cum.'  Fris.  .Angelica,  ein  edelwurz.'  Mal.  Die  Z 
Obrigkeit  empfiehlt  1779  .Angeliken  oder  Meisterwurz' 
gegen  den  .fliegenden  Zungenkrebs'  des  Viehs.  — 
Garten-:  echte  Engelwurz,  angelica  archangelica  B. 

,Allgelin  [m.?  n.?],  der  schönest  fisch  auss  den 
Albulen,  wirf  in  dem  Bieler  See  gefangen,  ganz  weiss 
wie  der  Schnee.'  Fischb.  1563.  Nach  Hartmanns  Ver- 
mutung =  Kilchen,  salmo  marsena  media. 

Angelas  m.:  das  Gebet  des  englischen  Grusses. 
Der  A.  bi'te"  W.  —  Von  dem  lat.  W.  angdus,  mit  welchem 
I.iif.   1.  28  die  Erzählung  von  diesem  Grusse  anhebt. 

Angc"  I  ni.  BSi.;  Gr  tw.;  „W",  f.  Gr  vorw.: 
1.  Türangel  BSi.;  W.  „Zwischen  Tür  und  A.  sein 
=  in  misslicher  Lage  W";  vgl.  Angel  1 4.  Es  G'läff 
mi  Tür  ii.  A..    ein  ungezügeltes  Maul    W.     .Teil    wil 


den  himmel  erschütten,  das  sich  die  erd  auss  den 
angen  entwegen  muoss.-  1531  Jksa.i.,  dafür  .ihrem  ort' 
1067.  —  2.  das  Beschlag  an  der  Seite  der  Tür,  mit 
welchem  diese  an  dem  Angel  hängt,;  sonst  li'henl: 
Die  ,Ange'  läuft  auf  dem  ,Dorn'  Gr. 

Die  Crundf.  zu  Avr/d  /,  mit  dem  es  auch  in  der  Zss. 
mit  offen  (Sp.   HS)  wechselt. 

„Angc"  II  ScH,  Range"  GRh";  ScuSt.,  Angel  „L'-; 
ScuSt.  —  m.:  Bräune,  eine  Krankheit  der  Schweine, 
angina,  porrigo;  im  GnRh,  zu  Stkixm.  Zeit  .der  kalte 
oder  hcisse  Bangen-  genannt.  ,Der  rangen  ist  ein 
gefarlichc  krankheit  der  Seüwen:  sölichs  begägnet, 
so  man  inen  ire  trenke  zuo  warm  fürschütt.'  Tiere. 
1563.  ,Cynanche,  ein  krankheit,  die  einen  würgt,  hals- 
strenge, das  vvulken  oder  der  rangen.'  Fris.  ,Ein 
prästen  der  seüwen.'  Mal.  Daher  auch  .der  süw-rang". 
RüEP,  E.  H.  .Inwendig  an  dem  Kifer  entstehen  runde 
oder  ablange  drusenartige  Blattern  oder  Bluteissen, 
welche  man  gemeiniglich  das  Zäpflein  oder  Angel 
nennet.'  Z  Mandat  1732/79.  Als  Verwünschung:  ,Gott 
geh  dem  B.  den  rangen.'  Man. 

Für  die  Ableitung  dieses  W.  aus  lat.  aiyma  spricht  die 
Vermengung  mit  Aiigd,  durch  welche  es  dem  Antjen  I  sich 
an  die  Seite  stellt;  die  Umdeutung  lag  nahe,  weil  die  Krank- 
heit eine  stechende  oder  erstickende  Wirkung  hat;  Knmjni 
ist  in  diesem  Falle  aus  der  Angen  entstanden,  wie  Itür/erte. 
Sp.  129  aus  der  Ä.  und  Nast  aus  den  A.  Allein  da  schon 
mhd.  die  Namen  ränge,  rankorn  (d.  i.  wahrsch.  ranr/-tum,  mit 
Bez.  auf  die  erbsengrossen  Blattern,  welche  den  ,Raugen' 
begleiten)  usw.  und  für  eine  Krankheit  der  Kühe  ndrl.  ,der 
wmiig'  vorkommen,  so  ist  sehr  fraglich,  ob  nicht  uuigekelirt 
die  Form  mit  Jl-  die  echte  sei  und  die  übrigen  auf  irrtüm- 
licher Anlehnung  beruhen. 

angengig  s.  Nanggeng. 

Angeri,  Angi  ay-  m.:  Heinrich  Bs.  —  Für  Hiwgeri 
(s.  d.)  aus  frz.  Henri. 

Angläs(e) -c^.«  BG.,  -HsGl;  S,  -ess  Bs,  -e  AAHoldb. 
—  m..  -e-V  Z  —  f.,  Glasli  n.  B:  Rock  von  langem, 
städtischem  Schnitt,  Sonntagsrock  im  Unterschied  von 
Chutte,  Chittel,  Frack.  ,Am  Samstig  z'  Ohe  iscli  dr 
Scliuelmeister  cho  und  het  dr  Sunntigangles  a'g'ha".' 
BWvss  1803.  .Der  nrchig  [ursprüngliche,  altherkömm- 
liche] Zwilclie-Chittel  wird  [von  der  heutigen  Genera- 
tion auch  auf  dem  Lande]  an  e  fyne  guet  tüechige 
Angles  i^ertüschet.'  Schild.  ,Wenn  Eine  zum  Frack 
gibore  iscli,  so  üherchunnt-er  kei  Angless.'  ebd. 

Urspr.  ein  nach  englischer  Mode  (u  l'Anijlaim)  geschnit- 
tener Rock.  Das  vorwiegende  männl.  Geschlecht,  des  W. 
ist  dem  Geschlecht  des  deutschen  ,Rock'  oder  C'liitid  ont- 
uommen. 

Angle"  f.  1.  =  Angel  I  GrV.  —  2.  =  Agle"  s.  Agnc 
Sp.  127;  daher  auch  Dörner,  Spitzen  gewisser  Pflanzen 
GRFurna.  Ingle,  die  Abfälle  des  Hanfes  beim  Brechen 
BBe. 

Angli(g)  s.  Antut.  Angne.«  s.  Agnes  .Sp.  128. 
Angus  s.  Agnusdei  Sp.  128. 

Ängeli  Gl;  Zg;  Z,  Ängelinc  Z:  weibl.  Taufn.. 
Angelica  oder  Angeline. 

eng,    engg   c  resp.  «e,  e^   {e'  GWsst),   egl/  BS.; 

FMu.;  Gl  mit  GA.;  GbD.,  Pr.;  ScHW;  SL.;  W,  eng 
GWsst..  sonst  et/:  1.  in  eigentlichem  S.:  schmal, 
z.  B.  ein  Pfad,  eine  Türe.  allg.  E.  ig'hüset,  im  Wohn- 
raum beschränkt  B.  I  's  Eng  li'Ue,  zu  Grabe  läuten, 
s.  End  Sp.  315.     Engg  laufe,    von   Pferden,    mit  den 


331 


Aiig— ung' 


382 


Hufen  einwärts  gehen,  Gags,  französisch  l.  L;  vgl. 
eng-ächs  !-p.  75.  .Arctissime  sorere,  vast  [sein]  eng 
und  dick  in  einanderen.'  Fris.  Scliweratmig  GA.,  enge 
(enggej  Ate  Aa;  UwE.;  W;  Z,  e.  ha'  engljrüstig  .sein 
Ak;  Xp;  Bs;  Gk;  G;  Th;  Z,  's  ist  (irirclj-iiier  e.  z.B. 
beim  Steigen  Aa;  Z.  auch  psychi.sch:  ich  bin  beklom- 
men Bs,  i  han  e.,  mir  ist  bang  Gr.  Es  ist  im  i-dr 
mte  Hut  inne  z' e.  Aa;  ScnSt.;  Z.  ,Es  wird  einem  in 
der  weiten  Welt  zu  enge',  von  innerer  Unruhe.  Klingl. 
1C91.  Von  äusserer  Notlage,  Bedrängniss,  im  Haus- 
halt: e.  dra"  sl",  in  enge'  Hose"  stecke"  B.  In  enge 
Schuehne  [Schuhen]  stä"  UwE.  In  engge  Räte  stä" 
Gl  (vgl.  ,Hausrat,  Vorrat').  ,Die  frommen  sollend 
enge  ding  leyden  und  weyte  hoffen.'  1531/1667  IV.  Esra. 
,Klemnie  und  enge  Zeiten.'  Klingl.  1691.  —  2.  un- 
eigentlich: engherzig,  karg,  geizig  FMu.  Es  ist  en 
etigge,  engg  hinder  den  Ore"  Gr.  Bas  ist  en  enggi 
(Sclieri,  eig.  Scheere),  ein  geiziges  Weib  W.  „Unver- 
träglich, undienstfertig. "  St,*»  ,Wann  etwan  unguete 
leut  in  der  Kirchen  selbs  [sogar  in  der  K.]  einandern 
schelb  ansehen,  einandern  zu  äng  tuen.'  Wyss  1653. 
Vgl.  eng-üchs  2. 

Alld.  aiit/i,  engt,  iiilul.  enye;  ZH  mii/  Sp.  328.  Die  Ausspr. 
-i)k  geht  viell.  auf  got.  at/yvuH  zurück  in  der  Weise,  dass 
das  10  bei  seinem  Wegfall  den  vorliergcheiiden  haut  verstärkt 
liätte,  res]).  nacliJein  es  alid.  in  -j  übergegangen  war. 

engen,  enggen:  1.  trans.  a)  drücken,  , spannen', 
von  zu  engen  Kleidern  und  Schuhen  AAKais. ;  B;  L; 
Nnw;  W.  DefrJ  Bock,  Schiieh,  d' Cracatte  engt  (enged 
Nnw,  enggot  W)  mi.  Es  tüet-mi  enge  iher  d'  Brust 
diire,  icli  fühle  einen  Druck  über  die  Brust  hin  ü. 
,Das  mich  mein  weite  Kutten  engt'  (von  innerem  Un- 
behagen, Bangen).  RudMev.  1050.  Auch  von  Atmungs- 
beschwerdc:  der  Sidestaih  enged-mi  Ndiv.  ,Coarctare, 
einzwengen,  engen,  zesamen  brysen  [schnüren].'  Fris. 
, Augen,  würgen,  nöten.'  1656  Ked.  Eng  einschliessen, 
eine  belagerte  Stadt:  ,So  man  nit  stürmen  wurd,  so 
wirt  man  si  engen,  als  fast  [so  stark]  man  mag;  dann 
si  hand  raangel  an  mel  und  brot.'  Absch.  15'23.  — 
b)  plagen,  quälen.  ,Es  thuot  inen  wee  und  ängt 
sy  übel.'  Bull.  1531.  ,Uro  hominem,  ich  mach  in 
zemüegen  [bemühen],  ich  eng  u.  plag  in.  Scrupulus  qui 
me  male  habet,  der  mich  vast  irrt  und  übel  engt.' 
Fris.  —  2.  intr.  eng(er)  werden.  Das  Loch  i  [in 
den]  Berg  innen  [hinein]  enged  Ndw.  Der  Ate  enged- 
mer  UwE. 

engeren.  ,Si  wollend  die  gschrift  [h.  Schrift] 
wyteren  oder  e.,  wie  jneu  gfelt.'  Zwinhli.  Die  gleiche 
Gegenüberstellung  bei  Kkssl.  —  ver-:  refl.,  sich  ver- 
heiraten BsL.  (Si'RKNii).  Syn.  mit  sich  veränderen 
(Sp.  200).  Die  Ehe  als  eine  Verengung,  Einschrän- 
kung der  persönlichen  Freiheit  aufgefasst;  vgl.  waldens. 
etre  embarrasse. 

Engeti  f.:  enges  Beisammenstehn  der  Häuser  in 
einer  Stadt.  I  so  erc  [in  einer  solchen]  E.  inne  möcht-i 
nüd  sl  kl'. 

Gebildet  wie  Xamti,  Narrbeit  u.  a.,  nut  der  augeliiingten 
ronian.  Endung  -I,  nhd.   ,-ei',  statt  Emj^t^. 

Engl  f.,  ei]}c{  Gl  (appell.);  GA.;  Schw;  W,  sonst 
Ctji  (auch  in  Gl,  alsOrtsn,):  1.  räuml.:  enger  Durch- 
pas s,  Schlucht.  Angene",  schmale  Stellen  in  Strassen 
oder  Flüssen  U.  Hohlwege,  Engjjässe.  1707  Judith. 
Als  Ortsn.  in  Ap;  B;  Gl;  LE.;  U;  Z.  Enger  Raum: 
Du  bist  au  gern  i  dr  Engi  wie  d'Flöh  Tu.  Mer  tvoned 
hidl    i-dr    Engi!    Wortspi.-l    mit    dein    Ortsn.    Z.   — 


'2.  Engbrüstigkeit,  schwerer  Atem  Ar;  Gl;  GA.; 
ScnSt;  Z,  einzelner  Anfall  Z.  ,Enge,  schwerer  Atem, 
Kelchen,  Husten.'  Fischb.  ,Änge  im  Hals,  angina.'  Reu. 
Vgl.  Angen.  —  3.  bildl.,  Not,  Verlegenheit.  I  Nöte 
und  Engge  Gl.  I  d'  Enggi  bringe  W.  I  d' Angi  trihe 
Uw.  ,Gott  will  dich  durch  die  Enge  zum  Gepränge, 
durch  die  Schmach  zur  Ehre  führen.'  Mkv.  1694. 

Mer-,  auch  , Angst  und  Not'  hiess  ein  Quartier 
im  alten  Glarus,  wo  die  Hauptstrasse  sich  eng  zwischen 
den  Häusern  durch  wand  und  einem  Lastwagen  kaum 
Durchpass  gestattete. 

Engel  eyel  m.:  1.  wie  nhd.  ,Genius  comes,  unser 
<ler  guot  E.'  Fris.;  Mal.  Der  hed  e  guete  E.  g'ha, 
ist  einer  Gefahr  glücklich  entgangen  L.  E  schöne  E., 
hed  aber  rur  [vorn]  eB  [ist  vielmehr  ein  Bengel]  L; 
vgl.  u.  Holzengel.  Jung  E.,  alt  Tafel  L.  ,Sie  ist  wie 
ein  gemahleter  Engel'  =  von  wunderbarer  Schönheit. 
Mey.  Hort.  1692.  E.  öni  FMK  [die  nur  nii';  Kopf 
und  Flügeln  abgebildeten]  chömid  de  rot  Schade  [die 
Ruhr]  nid  über  L.  Das  irürd  en  E.  roiii  Himmel 
tauh  mache  [erzürnen]  Z.  ,lr  dichtend  wort,  die  weder 
ir  noch  ghein  [irgend  ein]  e.  also  verstat,  als  [wie] 
ir  die  wort  zäinen  wättend  [zusammen  verbindet].' 
Zwinhli.  Si  hend  en  E.  im  Himmel  äberchu  [bekom- 
men], es  ist  ihnen  ein  Kind  gestorben  G.  Schlafe 
u-ie  d'  E.  GT.  Er  n-ott  Hecht  ha",  und  wenn  en  E. 
rom  Himmel  mit-eme  Schwert  vor-em  ziie  stiend  Z. 
Euphemistisch:  I  tvett,  er  ivur-en  'hrätne  E.,  er  ist 
mir  im  Weg  [eig.  ich  wollte,  er  würde  ein  E.  von 
derjenigen  Art,  welche  in  der  Hölle  gebraten  werden, 
ein  Höllenbraten,  ich  wollte,  der  T.  wurde  ihn  holen]. 
Singe  wie  d'  E.  im  Himmel  Z.  Er  g'hört  d'  E.  im 
Himmel  singe,  er  ist  seiner  Auflösung  nahe,  es  öflnet 
sich  ihm  der  Himmel  L.  D'  E.  singed,  wenn  Nachts 
der  Wind  in  den  Bäumen  rauscht  Th.  Wenn  bei 
schönem  Wetter  der  Wind  im  blühenden  Kornfeld 
Wellen  schlug,  sagte  man:  die  E.  fahren  über  das 
Feld  und  segnen  es  G;  Z.  Es  göd  en  E.  dur  d' Stube 
.VABb..  es  ist  en  E.  dur  d' St.  g' flöge  L;  SeaSt.,  es 
/lägt  en  E.  über  's  Hüs  Gl,  wenn  in  einer  Gesellschaft 
das  Gespräch  einen  Augenblick  stockt(e).  Wenn  ein 
Kind  seine  Hände  vor  das  Gesicht  hält  und  sie  be- 
trachtet, so  freut  sich  die  Mutter,  weil  das  Kind  in 
den  Händen  sein  Engelein  sehe.  Auch  wenn  es  .schon 
frühe  nach  dem  Lichte,  besonders  dem  himmlischen, 
schaut,  sieht  es  Engelein.  Wenn  es  im  Sdilafe  lacht, 
erscheinen  ihm  E.  B  It  Rothenbach.  Im  Nachtgebet 
bitten  Kinder  E.  an  das  Bettchen:  lez  icem-mer  [wollen 
wir]  e  Gotts  Name  i  's  Bett  gä  und  IG  E.  mit-is  [mit 
uns]  lü:  zwe  z'  HauptHr,  3  z'  FuessAii,  Ü  das-is  [die 
uns]  legged,  ■  U  das-is  decked,  ä  das-is  n-ecked,  2  das-is 
u-lsed,  2  das-is  sptsed,  2  das-is  i  's  Paradls  ufe  ziend 
ZZoll.  Eine  Art  Parodie  von  Gebet  lautet:  Engeli, 
E.,  Zitli!  Weck-mi''''  am  Marge  zltli  (Var.  hi  Zite), 
Nüd  se  früe  and  nüd  se  spat,  Wenn  das  Gliiggli  achti 
^chlat.  Ein  in  GBuchs,  Scv.  übliches  Kinderspiel  be- 
steht darin,  dass  ein  einzeln  stehendes  Kind  mit  aus- 
gebreiteten Armen  den  ferner  stehenden  kleineren 
zuruft:  Engeli,  Engeli,  chomm  zu  mir!  worauf  die 
letztern  nach  dem  erstem  springen.  Das  selbe  Spiel, 
mit  dem  Namen  Engeli  ufzücha  [aufziehen]  in  Ar: 
ein  stehendes  Kind  fragt  das  erste  der  sitzenden, 
welches  Maria  Mueter  Gottes  hcisst:  Tar-i  [darf  ich] 
en  Engeli  uf~ücha?     Nai-tidcni  die  weitere  Frage,  ob 


Ana'     11  nn 


■r,'M 


es  tanzen  kiniiu',  bejalit  ist.  wird  ilas  Kind  aufgehobeii 
und  tanzt  mit  dem  abholenden.  Wenn  es  dabei  lacht, 
kommt  CS  unter  die  Teufel,  sonst  unter  die  Engel. 
(So  aufli  in  dem  Kinderspiel  Frau  Hose,  s.  d.  und 
KoeHH.  S.  437.)  Der  Schluss  ist  ein  Kampf  zwischen 
Beiden.  Beim  Eiigulti  trägu  [Engelchen  tragen]  W 
verabreden  2  Kinder  (EngeJ),  in  alle  4  Winkel  de.s 
Zimmers  gehend,  welcher  von  diesen  den  Himmel,  das 
Fegfener,  die  Vorhölle  und  die  Hölle  bedeuten  solle. 
Zu  den  andern  Kindern  tretend,  fragen  sie  der  Reihe 
nach  ein  jedes,  wohin  es  wolle.  Antw.:  in  den  Himmel. 
In  welchen  Winkel?  Dann  schliessen  die  Zwei  ihre 
Hände  fest  zusammen  und  tragen  das  Kind  auf  den 
Armen  an  den  von  ihm  gewünschten  Platz.  Erst 
bei  einer  zweiten  Umfrage  stellt  sich  dann  heraus, 
dass  die  Mehrzahl  der  Kinder  an  die  weniger  wün- 
schenswerten Orte  gekommen  sind;  sie  werden  aus- 
gelacht und  brechen  in  Klagen  aus,  während  die  in 
den  Himmel  gekommenen  jauchzen  und  singen.  Ähn- 
lich bei  RocHH.  441.  In  einem  von  Rochh.  S.  438 
beschriebenen  Kinder.spiel  kommt  ein  E.  mit  einem 
goldenen  Stab  die  als  Farben  bezeichneten  Kinder 
abzuholen ;  die  er  errät,  führt  er  mit  sich  in  den 
Hinnnel.  Nachdem  auf  anderm  Weg  auch  der  Teufel 
seine  Schaar  gewonnen  hat,  entsteht  ein  Wettkampt 
zwischen  beiden  Parteien ;  s.  3IiUxche.  —  2.  Eiigeli. 
Batt-,  Bntt-,  Bart-.  Matt-,  Mutt-,  Mi(sl;et-;  Berg-] 
Sammet-:  Pflanzennamen,  s.  Badoiiikli. 

Über-:  ein  die  E.  (an  Güte)  übertreffendes  Wesen. 
.Der  Pabst  zeigt  sich  in  seiner  Bulle  im  Schyn  eines 
Engels,  ja  Über-Engels!'  Ansh. 

Flieg-.  Flügengeli(s)  mache:  Spiel  mit  einem 
kleinen  Kinde,  das  zwei  Personen,  unter  seinen  Armen 
aufhebend  oder  auch  auf  ihre  eigenen  verschlungenen 
Hände   setzend,    schaukeln    oder    vorwärts   tragen    B. 

;    Davon  das  Vb.  Ilügengelcn  AiFr.;  L;  Si'uwMa. ;  s.  auch 

'    engeleti. 

I  Flug-:    päpstlicher  Gesandter,  Nuntius.     .Schickt 

der  pabst  sine  flvigengel.'  Vad. 

Bassgigen-:  ein  Bassgeige  spielender  Engel  aul 
Bildern.  —  Vgl.  .Posaunenengel'. 

i!         Gassen-:  Person,  die  öffentlich  sich  gut  beträgt, 

ij  insgeheim  aber  schlecht.  Daher  das  Sprw. :  Gasne)!- 
engel — Hünhengcl  od.  umgek.  ,Dass  sein  [des  Tabaks] 
Gebrauch  unter  die  Üppigkeiten  gezehlet,  und  von 
einigen  Gassen-Engeln  mit  theologischen  Anathematen 
angefochten  wird.'  (iHkid.  1732  (hier  wohl  Geistliche 
als  strafende  Engel?). 

<i  utschen-E  ngeli:  kleines  Kind  in  ilcr  Wiege 
((inlschlij  L. 

Glorie-Engel:  ein  gar  zu  sehr  aufgeputztei 
Mensch,  bes.  Geistlicher  AAZurz.  ISlö.    Glöri-engeli, 

.   Schimpfname  für  Mädchen  SB. 
li         Holz-:  WaldgeLstV  Teufel?  tind.ian? 

Vom  grol.cu  Stoff  oder  vom  AiifcuHialt  im  Wald?  Y^l. 
'■    «w  rf.T  Il.jlzehamimr,   Bengel;  rii   E.   uul-tm,-   fl. 

Küchen-.  I'füsbaggc  ha"  wie  cn  Cliircheii-E. 
\gl.  I'f'ixi-. 

*Korn-.    Im  Aa  herrschte  der  (ilaube.  dass  man  in 

blühenden  Kleefeldern  zuweilen  ein  engelschönes  Kind 

liegen   finde,    das,    wenn   man    es   aufnehme,    immer 

■    schwerer  werde  und  dann  plötzlich  verschwinde.    Es 

sollte  den  Tod  des  Finders  bedeuten,  aber  auch  einen 


besonders  fruchtbaren  .Tahrgang.  Üder  es  war  der 
Kinder  ein  Pärchen,  das  über  die  blühenden  Saaten 
hinsehwebte.  Rocuii.  1856,  1,  273.  Kohlrusch  S.  322. 
Am  8.  Juni  lOSCi  sahen  zwei  Edelleute  auf  dem  Wege 
nach  Chur  an  einem  Busch  ein  kleines  Kind  liegen. 
Der  eine  von  ihnen  befahl  seinem  Diener,  es  aufzu- 
heben; aber  dieser  vermochte  es  nicht,  auch  als  ihm 
der  Diener  des  andern  zu  Hülfe  kam.  Das  Kind  selbst 
sagte  endlich:  „Lasst  mich  nur  liegen;  dieses  Jahr 
wird  ein  köstliches  und  fruchtbares  sein,  aber  Wenige 
werden  es  erleben."  Darauf  verschwand  es.  Grimm, 
deutsche  Sagen  Nr.  14.  Nach  Flugi,  Volkssagen  aus 
Graubünden  S.  122,  war  es  ein  Bauer,  der  in  einem 
wonnigen  Frühling  bei  einem  Gang  durch  die  blühende 
Flur  unter  Ähren  ein  Kind  fand,  das  er  nicht  aufzu- 
heben vermochte;  es  erglänzte  auf  einmal  von  lauter 
Gold,  und  sang,  als  Engelein  entschwebend,  einen 
Segensspruch. 

Später  ist  die  Sage,  mit  Abstreifung  ihrer  symbolischen 
Bed.,  ins  Historische  gezogen  worden,  indem  der  Ahnherr 
des  Geschlechtes  der  Salis  als  Kind  unter  einem  Weiden- 
husch  (Säle,  salix)  gefunden  worden  sein  soll,  und  ein  Ritter 
Rüdiger  von  Limpach,  der  im  Jahr  1194  Vergabungen  an 
das  Kloster  St.  Lucius  bei  Chur  machte,  dies  darum  getan 
haben  soll,  weil  er  seinen  in  der  Ernte  unter  einer  Garbe 
eingeschlafenen  und  erstickten  Sohn  am  Tage  des  h.  Lucius 
gefunden  hatte.  Hinwieder  hat  Reithard  aus  dem  Kornengel 
zwei  in  einem  Ährenfeld  verlorene  Kinder  gemacht.  Die 
wesentlichsten  Züge,  von  der  Schwere  und  von  der  Vor- 
bedeutung des  Kindes  für  Fruchtbarkeit,  sind  in  diesen  spä- 
tem Fassungen  verloren  gegangen.  Die  Schwere  des  Find- 
lings erinnert  auffallend  an  das  zunehmende  Gewicht  des  von 
dem  h.  Christophorus  über  die  Flut  getragenen  Christuskindes, 
eine  Legende,  die  in  ihrer  jetzigen  Fassung  natürlich  auf  den 
geistigen  Segen  des  Christentums  zu  beziehen  ist.  In  den 
Sagen  von  den  Kornenr/eln  ist  die  Halmfrucht  als  Kind  dem 
Mutterschoss  der  Erde  entsteigend  gedacht.  Uralte  Sage 
erzählt  von  einem  jungen,  aus  göttlichem  Geschlechte  stam- 
menden Helden,  der  auf  einer  Garbe  in  einem  Schiffe  schla- 
fend ans  Land  getragen,  der  Stifter  des  Ackerbaus  wurde. 
Vgl.  Mauuhardt,  die  Korndämonen  S.  28/9.  Simrock,  Myth.  * 
Sp.  292.5,  und  bes.  Dr.  FVetter,  Progr.  der  bündnerischen 
Kantonsschule   1872. 

Kr  ÖS-  Cltrös-:  Liebling  Z. 

Das  Gekrüsc  als  Innerstes,  Sitz  der  Seele  gedacht.  Vgl. 
das  syu.   Ha-zlafir. 

Pfusi-:  Engel  mit  Pausbacken,  wie  sie  oft  gemalt 
werden.  Farbe  hend  a'  [die  reifen  Äpfel]  wie  g'mölet 
Pf.-E.  Henu.  1836.     Vgl.  Kilcheii-. 

Siden-:  It  Breitenst.  einer  der  spöttischen  Titel, 
die  den  oberen  Angestellten  und  Aussendlingen  der 
Seidenbandfabrikanten  erteilt  werden  Bs. 

Schutz-.  Schäm-di!  's  Schiitzengeli  (■Iiiond  mit 
dr  fürige  Knete!  zu    einem  schamlosen  Kinde  gesagt 

ScHW. 

Ansiiiehmg  auf  den  Engel  mit  dem  Iciirigim  Schwerte, 
ili;i-  den  sündigen  Ureltern  das  Paradies  vcrschloss.  1.  Mos. 
:>,   "Jl.      S.  auch  Schutzcnf/d-Stinntay. 

Wark-:  Würger,  als  Name  des  mörderischen  Raub- 
vogels Lantus.  ,Die  Warkengel  oder  Tornträer  [Dorn- 
drelicr]  nemmenddie  Spatzen  auss  iren  nestern.'  Vogelb. 
l.").')7.  ,Der  Warchengel  hat  einen  krumben  Schnabel.' 
ebd.     , Warkengel,  lanius  raaior.'  Mal. 

Aus  mild,  warc-gengd,  Neuntfldtcr,  der  als  mav  iiany), 
Bösewicht  (Würger),  herumgeht,  lautlich  vereinfacht  und,  da 
das  W.  Gfnt/el  früh  veraltete,  an  die  biblische  Vorstellung 
eines   .Wiirg-Engels'   (2.   Mos.    11.    12)  angelehnt. 


335 


Anjj-un;j 


336 


Zucker-Engel:  Kosewort  für  ein  Kind.  —  Süss, 
geliebt  wie  Zucker,  scliwcrl.  den  Zucker  liebender  E. 

Kiigelew  =  flief/eiiycleii,  s.  o.  Gl;  L;  Sciiw;  Uw; 
'Ar,;  ZKn.;  dann  übh.  eine  kleine  Person  am  Arme 
führen,  nmen-ent/ele"  Gl.     In  Z  syn.  hänyelcn. 

Ohne  Zweifel  ist  eig.  gemeint:  ein  Kind  als  (scb webenden) 
Engel  tragen  oder  dazu  macheu,  sei  es  min,  dass  unter  E. 
ein  wirklicher  vom  Himmel  gesandter  oder  eine  zum  H.  auf- 
schwebendo  verklärte  Kindesseele  gedacht  werde;  schwerl. 
dachte  man  umgek.  aji  zwei  Engel,  welche  eine  Menschen- 
seele auf  jene  Weise  empor  tragen.  Das  anmutige  Bild  eines 
fliegenden  Kinderengels  tritt  dem  Beschauer  in  katholischen 
Kirchen  häufig  entgegen. 

büt-:  ein  Kind  auf  den  Armen  wiegen;  in  die 
Hölie  heben  und  schnell  wieder  hinablassen  S?. 

Von  püten,  Kinder  wiegen,  in  dem  bekannten  Liedcheu: 
Htie  püte,    Wieijeli  stö^s   usw. 

englisch  I  e>j-:  auf  Engel  Bezug  habend.  Der 
englisch  Gruess,  das  Ave  Maria.  ,Es  sprechen  zween 
Engelsch  man  [Engel]  Act,  1,  11  zue  den  jüngeren.' 
ZwiNGLi.  .Lieplich  Englisch  gesang  gehört.'  Cys.  ,Auf 
einem  Englischen  wagen'  [fuhr  Elias  gen  Himmel]. 
HOFMSTR   1Ü4-5. 

Engeländer  m.:  1.  eine  Sorte  Erdäpfel,  irissi  E. 
SuHw ;  Z ;  syn.  Bodeiisiirciifici-.  Hute  E.  Scnw.  —  '2.  eine 
Birnensorte,  graue  Butterbirne  ZZoll.  ,Eiigeläiider,  die 
heh-si  sclw  g'csse,  doch  eiiylischi  Bire  sei-ere  öppis 
Netts.'  UsTERi.  —  Von  der  Herkunft,  oder  der  einfache 
Name  viell.  ursprünglich  von  der  roten  Art,  mit  Be- 
ziehung auf  die  Farbe  der  Uniformen  engl.  Söldner. 
Vgl.  Afrikaner  Sp.  106;  Amerikaner  Sj).  210;  blaui 
UoUäiider. 

Engelleser :  Engländer,  bei  Vad.,  den  roniaii.  Na- 
mensformen nachgebildet,  neben  , Engelländer'. 

Enger,  -ich  Ärjer  ÜO.,  Ljer  B;  GuPr.;  GT.;  Schw 
(schon  im  Landb.);  Uw;  U;  Z,  Lßcer  GRVal.,  Ljeri 
Gl;  GO.,  W.;  S,  Ljele,  Ljeli  G  oT.,  üi/eric/i  AALeugg., 
Zein.;  Ar;  Gr  1780;  Sch,  Eyrr^ch  ÄASeetal;  Bs;  S; 
Tu,  Ljcrech,  Igerig  GhH.,  Innerig  Gu  Äyerlig  Bs, 
E-iierli  (in.)  Ar  —  Ingeri,  Ingeli  n.,  die  übr.  Formen 
ni.:  1.  a)  Engerling,  Larve  des  Maikäfers,  allg.  — 
b)  , Maikäfer  Gr",  Käfer  BS.  Die  meisten  nähern 
Angaben,  auch  aus  der  ä.  Zeit,  bezieben  sich  auf  a) 
und  betreffen  inshes.  die  Schädlichkeit  der  Enger- 
linge. Bekanntlicli  wurden  sie  dafür  im  J.  1479  vor 
das  Gericht  des  Bischofs  von  Lausanne  geladen  und 
durch  Beschwörung  aus  dem  Lande  vertrieben.  .Die 
schadhaften,  räubischen  Inger.  Käfer  und  Wurm.' 
A.ssH.  ,Dem  körn  was  von  kroten  und  ingeri  vil 
Schadens  widerfaren.'  Vao.  Nach  dem  Fischb.  werden 
,die  würm,  Engerich  genannt',  in  Reusen  gebunden; 
sonst  ,ira  Meyen  [Mai]  in  Käfer  verwandlet.'  Fris., 
in  Verlegenheit,  lat.  ,bruchus,  species  locustaj  parum 
nota'  zu  übersetzen,  erlaubt  sich  die  Zusammenstellung 
,graswurm  oder  raup,  inger'.  ,Von  den  Ligeren  sei 
grosser  schad  geschehen  an  guet.'  Scnw  Urbar  1582. 
.Der  Inger,  enger,  käfer,  bruchus.  campe.'  1662  Ked. 
.Heuschräcken  und  Inger.'  Hott.  1666.  .Haben  die 
üaupen  oder  Engerich  an  dem  Grass  zimblichen  Scha- 
den gethan.'  Hakn.  1666.  ,Spondylus,  Inger  sive 
Enger.'  16S(I  Wagx.  ,Die  Evangelisclie[n]  wie  das 
Unziffer  oder  Angcrich  auss  dem  Land  zubeschwecren 
wie  jener  Lausannische  Bischulf  vormahls  gethan.' 
C'lSchob.  16i'">.    Bei  der  Verfassuncrsänderung  von  1830 


sagte  ein  Sarganscr:  ,Es  ist  sit  Anno  (17)98  ei  Tiifel 
I  gleichgültig],  wer  regiert :  das  ei  Jor  Chäfer  und  das 
ander  Ingeri.'  —  '2.  der  /leugend  Inger:  Schmetter- 
ling, im  Gegs.  zu  Bodeninger  GnPr.  —  3.  Vieh- 
zecke, „Wurm  zwischen  Fell  und  Fleisch  gewisser 
Tiere"  S.  Engerech,  schwärzliche  Würmer,  die  sich 
in  der  Haut  bes.  des  Weideviehs  ansetzen  S.  Inger 
oder  Werrfiir,  Engerlinge  unter  der  Haut  des  Rind- 
viehs ZS.  —  4.  Sprinkel,  Flecken  im  Gesicht.  .Seur- 
lin,  engerlin,  bläderlin.'  Paracels.  Syn.  Gitwurm. 
.Engerlin  under  dem  angesicht  vertriben:  wasche  dich 
wo  du  ängerlin  hast.'  XYH.,  B  Arzn.  —  5.  Nasen- 
rotz, Rotznase  S.  —  6.  Ingerli",  ein  kleiner  Fisch, 
oben  bläulich,  unten  weiss,  mit  grossen  Augen  Scnw. 
Syn.  Äzeli,  Lnendi.  —  „engerig:  von  Engerlingen 
gewühlt  Gr." 

Ahd.  aniiar(i),  ciiiiiiiiif ;  mhd.  unrjer,  eni/cr,  eiigirriiu-,  mjcr- 
liiK-,  Koruwurm.  Die  einfache  Form  anyar  macht  es  unwahr- 
scheinlich, dass  das  W.  von  dem  gleichlautenden,  in  der 
Schweiz  nicht  vorkommenden  <tn;inr,  nhd.  Änyer,  Wiese,  ab- 
geleitet sei ;  eher  ist  Vwdtsch.  mit  gr.  äxapt,  Milbe,  möglich, 
—  Als  dim.  Form  gilt  InijerU  ZO. ;  ob  aber  auch  Jnyeli  G  oT. 
dim.  Bed.  hat,  ist  unsicher;  es  könnte,  statt  aus  Ingiiii  verk., 
direkt  =  Ingeri  sein.  Das  i  dieser  Form  kann  nicht  unch 
das  von  ahd.  angari  sein,  sondern  verk.  aus  der  Endung  -kh, 
ahd.  -ine,  od.  neue  Neutralbildung  (vgl.  das  Chrie»i,  Kirsche), 
viell.  mit  coli,  statt  dim.  Bed.  Das  C  in  der  Stannnsilbu 
scheint  spezifisch  schwz.  und  ist  wohl  nur  aus  Verdi'iuuuug 
von  c  zu  erklären.  —  Bed.  4  kann  aus  dem  Glauben  erklärt 
werden,  dass  solche  Würmer  sich  wirklich  auch  in  die 
menschliche  Gesichtshaut  einnisten.  —  Zu  5  vgl.  den  nhd. 
Ausdruck  .die  Würmer  aus  der  Nase'.  6  wird  auf  scherz- 
hafter Vergleichung  der  kleinen  Gestalt  beruhen. 

Engeral  verderbt  aus  General.  Denn  ifäged  s" 
rom-e  Ammeral,   War  of'-em   Wasser  E.   JMeui;  1836. 

Engine:  Kriegsmaschine.  ,Engenen'  aus  Zotingen 
in  der  2.  Hälfte  des  XIV.  erwähnt  von  JvMüll. 

Aus  frz.  cHj™  und  dieses  aus  lat.  Ingeiiiiim.    A'gl.  ,(ieni(i-' 
korps'. 

Engishofei".  Apfelsorte.  Kronenreinette  Tn.  —  Vu 

Ortsu.    En;iisIio/u,. 

englef  s.  einlif  Sp.  283. 

englisieren:  mit  besondern  Schnüren  und  Angeln 
tischen.     Englisieri"g  f.:  das  Angelgeräte  Z.         -j 

Diese  WW.   mögen  von  Anyel  ausgegangen  sein,    spielmt 
aber  jedenfalls  auf  englische  Passion  an. 

englisch  II  <•/;-.•  auf  England  Bezug  habend.  Eng- 
lische'' ScMü^seh  ein  zangenartiges  eisernes  Instrument 
mit  Schraube  zum  Offnen  der  Fasshülsen  usw.  Z,  Syn. 
Schnlbeschliissel.  Englischi  Nüt,  eine  Art  von  N«t 
(Dojipelnat),  die  aber  auch  Bariser  N.  genannt  wird. 
Englisch  Grits  =  amerika))isch  Gr.,  s.  Sp.  219.  ,I)er 
englische  Schweiss',  eine  It  JJHott.  (1666)  u.  A.  zum 
ersten  Male  im  J.  1529  bei  uns  aufgetretene  Krank- 
heit. .Liess  spizhuben  machen,  den  man  noch  gewon- 
lich  spricht  engelsch  hüben.'  Z  Chron.  1336/1446. 

Inglischer  -»'-  m. :  Engländer  P.  —  Aus  Emßüh 
(spr.  I-).  aber  nach  .\ual.  von  ,Italiäner'  gebildet, 

Ingeli  n. :  die  beiden  häutigen,  behaarten  Fortsätze, 
Zäpfchen  am  Halse  ungehörnter  Ziegen  Ar. 

Das  durch  unrichtige  Worttrennung  ('s-  Iinjcli  st.  'nSiiu/di) 
verstümmelte  Dim.  zu  SingrU,  welches  zwar  bei  uns  nur  JTJ 
der  Bed.  ,Ohrfeige'  vorkommt,  urspr.  aber  ohne  Zweifel  s)?Bi 
u.  vwdt  ist  mit  der  Sim/eese,  Klingel,  der  bair.-flstr.  NachbÄr' 
Schaft;  vgl.  Maulschelle.  Es  wären  also  jene  Zäpfchen  mit 
angehäuften  (ilöckchcn  verglichen.    —   Svn.  X'itirli. 


337 


Angst— unsst 


338 


iii};j  er  s.  lii-licr. 

ei-iilj;lei1,  refl.:  sich  erinneni,  besinnen  und  ilarauf- 
liiu  besohliessen.  ,E.s  haben  sieh  ouch  alUla  min  Herren 
|.lio  Oia-ig-lieit]  erynglet,  das  es  ein  alter  brüch  und 
landsret-bt  sye...  Habent  sieh  ein  Aniniann  und  jje- 
sessiior  Kat  der  sach  halb  eringlet  und  under  inen 
selbs  erkundet  und  band  funden  ein  alter  brueh  und 
für  ein  landsrecht  ghalten  sin  . . .  Hand  wier  uns  er- 
ynglot  und  vindent . . .  Hand  sich  ein  A.  u.  g.  R.  cr- 
inglot  und  erlütert,  das  unsers  Landsrecht  sye  . . .  Ein 
Landamnian  u.  e.  g.  R.  zu  Schwyz  habent  sich  under 
einandern  erynglet  und  erfunden  . . .'  XVI.,  Scnw  LB. 
—  Aus  ei-indicn  (Sp.  320)  entstellt  unter  gleichzeitiger  Ver- 
i'nircruug  des  Bogriffs. 

Unger  tnjrr  ni.:  1.  Ungar.  —  2.  eine  Goldmünze 
L  1435,  in  der  eidgen.  Münzconvention  von  142.5  , un- 
garischer Gulden'  genannt.  —  Ungeren  u>)rre:  Un- 
garn. ,Zuo  Ungern.'  Z  Chr.  1336/1440.  ,In  uVgeren.' 
LLav.  1.578.  —  ungarisch.  ,Frömbde  pflaumen  oder 
kriechen  aus  Damasc,  an  welcher  statt  man  bey  uns 
braucht  die  Ungerschen  Zwetschgen  genannt  oder  die 
S]iangischen.'  Fris.  ,Sind  vil  Soldaten  vom  Haujit- 
wehe  oder  ungarisch  suclit  gestorben.'  S  l<i35. 

unger  tiijffij'  s.  loi-f/crii. 

Ungle"  pl.:  die  Nägel  an  den  Fingern  iiml  Zeilen 
L.  —  Das  frz.  miißen,   walirsch.  ilurch  Söldner  liuiiugclnacht. 

Unglet,  Unglit,  Unglix  s.  tin-gltch. 


Angst,  All  fit  Aa;  BsL.  (Spreng)  —  PI.  Dat.  i-äcn 
Ängste  Aa;  Z,  Aco.  ,Ang.sten'  Gottii.  —  f.:  1.  wie  nhd. 
„Die  Angst  oder  unsers  Herrn  Todesangst  läuten,  d.  h. 
an  den  Donnerstagen  nach  dem  gewöhnlichen  Bet- 
glnckenklang  noch  mit  einer  grössern  Glocke  läuten, 
um  an  die  Angst  Christi  am  Oelberg  kräftig  zu  er- 
innern. Kath.  Schweiz."  A.  bete,  während  dieses  Läu- 
tens  ein  besonderes  Gebet  verrichten  L.  ,Wer  zu 
disen  Eiden  [Beteuerungen  bei  den  Wunden  usw. 
Christi]  das  ferch  [Leben],  das  bitterlich  und  das  An- 
gest  leit  [hinzufügt],  der  git  Buesse.'  Z  1348.  Z'Tod 
A.  hfl,  sich  zu  Tode  ängstigen,  tödtliche  A.  empfinden 
Bs.  Eine"  i"  d'A.  jage  Z.  Der  schüchternen  Patin 
macht  's  A.  nf 's  Tanfe'  hi".  Adject. :  Es  ist  im 
[ihm]  so  a.  vie  an-ere  [einer]  Cliats  im  Sach  SonSt. ; 
daher  das  Comp.  l;atz-a..  s.  d.  Es  ist  mer  a.  und  hang 
Aa;  Z;  daher  auch  mit  Steigerungsformeln:  engster  Gl; 
Z.  Es  wird-mer  ängster  allimi,  immer  mehr  a.  Stütz. 
.So  angst,  dass  es  einer  Katz  im  Sack  nicht  ängster 
sein  könnte.'  HPest.  ,Das  jhme  noch  äng.ster  macht.' 
ECts.  .Was  [war]  mier  aller  ängstest.'  1572  Platt. 
—  2.  Mühe.  Mit  A.,  mit  Mühe,  kaum,  höchstens 
L;  Id. B.  Mit  A.  und  Not,  mit  grosser  Mühe  z.B. 
Platz  finden  L.  ,Angst  und  Not'  hiess  ein  schmales 
Gässchen  in  Gl  (s.  Engl);  auch  ein  (wahrsch.  entspre- 
chend gelegener)  Hof  in  ZBub.  Es  wird  im  [ihm] 
A.  tue  z'diene,  schwer  fallen  BSi.  Es  tvet-mcr  A., 
ii'h  bin  nicht  daran  gewöhnt,  ebd.  —  3.  Hast,  Eile, 
aucli  ohne  begleitendes  Angstgefühl  B;  L.  EU  net 
[habt  nicht]  so  A.,  beeilt  euch  nicht  so  sehr  BSi. 
Wolii"  Jaufed  dir  [ihr]  so  i  dr  A.?  so  eilig  BHerzogb. 
Vgl.  ängstlich.  —  4.  Drang  nach,  Lust  zu  Etw. 
, Einem  A.  machen  Etw.  zu  tun'  BHa.  Es  ist-em,  nid 
Schweiz.  Idiotikon  I.  3. 


.1.  dniiii.  niclit  darum  zu  tun  \,\,  Vgl.  luigsliii  i 
.Weiberangst',  Sebnsnclit  nacli  W.  ((jrimm  WB.) 

Mild,  «iifint,  alul.  amjuKt,  von  amji,  enge.  Vgl.  \:\i.  on- 
fjuxtuH.  —  Üboi'  die  Entstehung  des  Diphth.  im  aus  im;/  s. 
Fromm.  7,  334.  —  Wenn  in  Dial.  '211  ui.'lil  ein  liiiick- 
fchlcr  vorliegt,  so  kam  zu  St. 's  Zeit  auidi  uorh  d;is  iiiHtiiiI. 
(ieschl.   vor  wie  im  Mhd. 

Hellen-,  Höllen-:  grosse  Angst;  sehr  angst. 

Himmel-  und ge.steigert Himmel-Erden-,  Him- 
mel-Todes-: dass. 

In  allen  drei  Fällen  sind  die  vorgcsutztou  Wilrti'r  (aus- 
genomnicu  Tuden-)  nicht  in  concret  licsoudiTi  in  Sinn,  sninh-rn 
nur  als  abstracto  Verstärkung  aufzufassi'u  wir  Sluilicla'  vor 
ailein,   s.   d. 

katz-:  sehr  angst.  Eim  cli.  iiiaclic.  Es  ist-mer 
eil.  u-orde  Scn;  Z. 

Erklärt  sich  am  Einfaelisten  ans  den  ii.  A.  J  angeführten 
KAA.      Vgl.   Kulz. 

boden-:  ebenfalls  nur  abstr.  verstärkend,  eig. 
,gründlich';  s.  Boden.  ,Dass  inen  allen  b.  darby  wurde.' 
15.30,  Striokl. 

himmel-solig-:  wie  das  v<irige  B.  —  S,li^  für 
.Seelen-' ;   s.  muetcr-scUg-allfin. 

schiss-:  so  angst,  dass  man  (in  die  Hosen)  seil, 
möchte  Aa;  Bs;  Z.  —  A'gl.  engl.  ,lirl-fnir  und  .angst- 
srhi'issigo  Not'.   Grimm   WB. 

angst en,  aitste  Aa:  1.  Angst,  Kummer  haben 
und  zeigen,  allg.  Angsted  doch  nüd  cso!  Das  git 
[geht]  «C'"  Alls  am  Beste,  wird  noch  Alles  ein  gutes 
Ende  nehmen  B.  ,Gönnt  euch  Ruhe;  angstet  nicht 
mutwillig,  das  Ängsten  kömmt  von  selbst.'  Gotth. 
,Allitri/l  [immer]  a.  und  sorge.'  Usteri.  Unpers.  es 
het-em  g'austet,  er  hat  A.  bekommen  Aa.  .Christus 
fleug  an  bekümberet  zu  werden  und  heftig  zu  a.  am 
Olberg.'  1655  FWvss.  .Die  Evangelische  Kirch  hat 
nicht  Ursach  zu  a.  oder  zu  zweiflen,  ob  sie  irre.'  Cl 
Schob.  1695.  —  2.  sich  beeilen,  bes.  mit  Arbeit; 
hastig,  und  darum  wohl  auch  unordentlich,  arbeiten 
B;  L;  im  letztern  Sinn  syn.  j^fudlen,  strudlen.  Hut 
[heute]  lian-i  recht  müesse  a.,  sust  liütt-i  nüd  möge 
g'cho  [sonst  hätte  ich  nicht  fertig  werden  können]  B. 
In  Angst  und  Hast  sein  Gl.  ,Angste  und  räble',  an- 
gestrengt arbeiten.  Usteri.  Vgl.  Angst  3.  —  3.  sich 
schmerzlich  sehnen.  ,Matrera  suspirat,  er  seufzet 
oder  angstet  der  mueter  nach.'  Fris.;  Mal.  ,Wer 
nach  dem  glauben  angstet  und  jahmeret,  der  hat  den 
glauben.'  1655  FWtss.  Vgl.  Angst  4.  —  Mhd.  nnijiMcn, 
in  Sorgen  sein.  S.  noch  pfnimjsifn.  —  er-:  „eine  vor- 
genommene Arbeit  hastig  zu  Ende  bringen." 

ängsten,  e'-  Gl,  sonst  ä-:  1.  trans.  äng.stigen, 
Angst  machen  Gl;  GnChur.  ,Urgere,  treiben,  engsten, 
trengcn,  trucken.'  Fris.;  Mal.  .Sollicitudinuni  aculei, 
die  müey  [Mühe]  und  verdruss,  die  uns  yemerdar  stä- 
chend  und  ängstend.'  Fris.  —  2.  intr.  =  anysten,  ängst- 
lich sein  und  sorgen.  .Ang.sten  und  bekümmern  sich.' 
Stutz.  ,31en  ist  na  tiimm,  dass-me  .so  änrjste  mag.' 
ebd.  Er  hat  e  schillis  [schreckliches]  Ängste  Z.  — 
Mild,  iinrjcüten  anch  trans. 

Angster  I  m.  Der  Angstcr  im  Bliese  hä,  in 
grosser  Angst  sein  BsLd  It  Spreni;.  Der  Geist  der 
Angst.  —  Zugleich  Wortspiel  mit  vl/i,(/«(ec^Münzcod.  Flasche. 

.\ngsti  m.:  der  bei  allen  seinen  Arbeiten  Angst 
hat  (nicht  bei  Zeiten  fertige  zu  werden);  der  schnell 
arbeitet;  der  ängstlich  hin  und  her  geht  B;  Z. 


339 


An^st— ungst.    Anftg— 1111?? 


340 


Allgsti  f.:  Alipst  7,.  -  (;,>l,ilcia  wie  snnsl,  w,il,l. 
Siilist.   von   Atlj.,  alsr.  vcni  :\il,j.   '..iy«(. 

ängstig,  enstijf  (TRScuolins:  ängstlich  UEckstein; 
sorgsam,  emsig  auf  Ökonomie  bedacht  W;  furclitsam 
GrSc.   —   Ahd.  uHijustic  neben  awjuHtUch. 

Ängstigi  f.:  Ängstlichkeit;  bes.  übcrtriiOjene  .Spar- 
samkeit, Geiz  W. 

angstlich,  ängstlich,  ohne  Uml.  B  vorzugsw.; 
GRChur,  Pr.  (wßtU),  D.  (cujiHy):  1.  Angst  habend, 
a)  von  A.  erfüllt,  leicht  zu  A.  geneigt  =  nhd.  äng.stlich 
B;  Gr.  En  angstlivhe  Ma",  der  mit  seinen  Feld- 
arbeiten frühe  anfängt,  um  nicht  zurückzubleiben;  er 
hct  en  a.-i  Natur  BSi.  ,Engstiklich  anruefcn.'  Zwingli. 
,Mit  angstlicher  ejl.'  1.531  Bbut.  —  b)  eilfertig  B; 
,.L."  ,Stüdi  kam  daher  fast  im  Galopp.  Je  aber, 
)5tüdi,  sagte  ich,  wo  us  [wohin]  so  angstlig:"  B  Kai. 
,Der  Herr  wartet  nicht  lange,  er  ist  gar  e  Angstlige.' 
GoTTH.  —  2.  Angst  erregend,  beängstigend,  a)  im 
eig.  S.  z.  B.  von  Krankheiten  und  gewissen  Symptomen. 
Ä.  Wetter,  im  Sommer,  wenn  Gewitter  drohen  SciiSt. 
Es  ist  a.  bi-me  fjriiseliye  Donnerwetter  z'  Nacht  uf  dr 
Strtiss  sl  B.  In  Gr  bes.  Beiwort  des  'l'eufels:  dr 
(Wf/stU  Tüfel.  Dann  auch:  en  angschliga  Lug,  eine 
höllische  Lüge  GrD.  —  b)  abstr.  verstärkend.  , Angst- 
lichen übel  wirt  sich  Sin  förchten.'  1.531/48  Ezei'ii. 
(.sich  heftig  ängstigen.'  1607).  ,Wie  es  im  land  so 
übel  gat,  so  angstlich  jenierlichen  stat.'  1.588  Rüef. 
,Er  ist  jren  [ihr]  angstlichen  hold,  er  hat  sy  über  alle 
maass  lieb,  eam  niisere,  perdite  aniat.'  Mal. 

Mhd.  arnji-HilUh,  eiuj-.  Crl'r,  lir.uo-ht  "ii;/,//;  in  der  .ilistr. 
Bed.  2  1)),  sonst  i: 

Angster  11,  Auster  AALengg.,  ni.:  alte  Scheide- 
münze =  2  Heller  (oder  2  Pfennige  L,  2  Stehler  Bs). 
der  6.  Teil  eines  Schillings,  durch  das  neue  eidg. 
Münzsystem  antiquiert,  aber  noch  in  einzelnen]  RAA. 
üblich  Aa;  Ar;  Gl;  L;  Zg;  Z.  Kein  A.  wert,  nicht 
das  Geringste,  gar  Nichts  w.  Aa.  Wer  zinn  A.  giliore- 
n-ist,  chunnt  nit  zum  Guldi  Ij.  Der  A.  gilt  am  nierste, 
wo  er  g'scMage  wird.  Dini.  Angsterli  als  Spiel- 
pfennig hei  Kindern.  A.  üsteile",  ein  Spiel,  bei  wel- 
chem ein  kleiner  Gegenstand  in  den  Händen  der  Kinder 
versteckt  herumgeboten  wird  und  bei  einem  erraten 
oder  gefunden  werden  soll  Z.  A.  verteile'^,  ein  anderes 
Spiel,  wobei  jedem  Kind  angeblich  ein  A.  in  die  Hand 
gedrückt  wird,  über  dessen  Verwendung  es  dann  l'e- 
chenschaft  geben  muss;  vgl.  Mäppli  gi". 

Mhd.  miytiter,  nur  in  Schweiz.  Quellen,  wahrseh.  aus  lat. 
anijvgius,  eng,  i.  S.  v.  schmal,  klein,  dünn.  Vgl.  Ani/nter  III. 
Krstes  Vorkommen  von  A.  und  Untier  s.  6fr.  21,  241;  in 
Us  seit  ]3()2  bezeugt.  ,ltem  wird  geschroten  39  A.  uf  ein 
lot.'  Absch.  XV.  Der  Wert  des  A.  !.  J.  1335  entspricht 
It  Mey.  V.  Knon.  in  die  heutigen  Verhältnisse  übersetzt  dem 
von  15  Ct.,  1425  nur  noch  dem  von  3  Ct.  1410  machten 
in  L  3  A.  einen  EcUiw<r  (s.  ,Sp.  83).  1456  soll  ein  Zürcher 
A.  an  einem  Kopf  (WciumassJ  gewonnen  werden.  ,Das  es 
von  alter  har  gsin  sy  dry  liandtschillig,  d.  i.  der  yetzigun 
werschaft  viorzocheuthalben  a.'  1520;  44,  Schw  LB.,  also 
1  L.-Sch.  =  4'/2  A.  Nach  einem  Z  Sittenmandat  von  1530 
war  bisher  um  1  A.  zu  spielen  erlaubt  gewesen.  ,1  Bern- 
angster  2  Pfennig,  sonst  2  A.  3  pfenuig.'  St«ttler,  Chron. ; 
s.  auch  AnijHlerpfrMÜii.  Möglich  ist,  dass  der  Name  der 
Münze  von  dem  gleichnamigen  Weinm.ass  (s.  111)  übertragen 
war  oder  demselbeu  sachlich  parallel  sfcmd,  wenn  nämlich 
yliii/dto- auch  =  .Kopf  gebraucht  wurde,  welcher  2  Mass  hielt. 

Haupt-:  eine  Kopfsteuer,  zur  Deckung  von  Kriegs- 
kosten im  XV.,  XVI.  in  B  erhoben. 


Büggeli-:  A.  in  Form  einer  Hohlmünze.  .B.-.\. 
gand  41  uf  ein  lot.'  L  11-50.  Er  war  also  ein  wenig 
geringer  als  der  gew.  A.  und  enthielt  nicht  2  volle 
Heller, ■  deren  4'/is  auf  1  QuintU  giengen,  während 
1  Q.  2*/i7  B.-A.  gab.  Wegen  fortgeschrittener  Ver- 
schlechterung i.  J.  1451  von  der  Tagsatzung  zu  bloss 
1   Haller  taxiert.    —    Von   Hv'i<iri,   Erhöhung,   Wölbung. 

Wuchen- =  i/ffl«pJfi«j/.sicr  und  Angstergeid;  s.d. 

Dri-Angstler,  neben  andern  kleinen  Münzsorten 
genannt  in  einem  Müiiz-Mandat  L  17(j(.i.  Wahrseh. 
also  =  Echtitver. 

Angster  III,  bei  Sprung  auch  Engster,  m.:  ein 
Weingefäss,  Flasche  mit  engem  Hals  „B;  U."  .Eng- 
hälsige  Flasche,  Bottcl.'  Spreng.  Syn.  Schlegel.  .A. 
mit  eim  langen  halss  daruss  man  trinkt,  ampulla.' 
Mal.  ,A1s  wir  kein  trinkgschir  hatten  dann  ein  a.. 
giengen  wir  mit  dem  a.  in  keller.'  1572  Platv.  .Boin- 
bylius,  gülchglass,  angster.'  Denzl.  1G77.  171().  Nmli 
im  S  Kai.  1753. 

Mhd.  amiHti-r;  aus  mbH.  itminttnun,  ital.  iiitjuintdru.,  loi- 
fliiiilani;  von  der  engen  Hat.  "»;/n«(i/«|  Gestalt  des  Halses. 
Vgl.  Auynter  II.  —  Jämjiitii  entw.  die  Plur.-Forin  mit  Umlaut 
in  den  Sg.  gedrungeu  oder  näher  an  die  ital.  Form  imj-  oder 
direkt  an  ,eng'  gelehnt.  —  Die  Angabe  Konr.  v.  Megenb. 
1349:  .vier  secbsteil  weins  das  sind  vier  gar  gro.ss  angstär' 
zeigt,  dass  das  Hohlniass  A.  ein  Sechstel  eines  andern  Masses 
war,  wie  die  Münze  Vb  des  Schillings,  bestätigt  also  den 
Zshang  zwischen   11   und   III. 

Wald-Engste"  s.    Wald-lfoigst. 

engstig:  allein.    Engstigs  Cliind  sl"  GT. 

Weiterbildung  aus  inhd.  ihiiiiUl .  vorarlb.  fiiiiiisl,  der 
Superlativ!,  zu  rlnl.j  I  (8|i.  27«!.'  Zu  der  Synkope  vgl.  ■■IL 
iiiijuen  ans  -ciiii<jiii   (Sp.   'JT.'.I    und   scbnu   iiibd.  •iiiyiih'i(j  aus 


Anc 


d.    i.    ai/k- 


auch  Ang  usw..   .\nk 


AllggPl  m.:  woibl.  Vorn.,  Anna,  in  derber  Rede 
ZO.     ,Heiggel  und  A.'  ein  Dialog  bei  Stptz. 

Die  Vergi-ölierung  des  lyautes  aus  Ayd  (Sp.  21',  1|  ili-r- 
jenigen  des  Sinnes  entsprechend. 

Anggli.  Bäs-:  kosende  Benennung  für  Kinder  Seil 

(KiRCHll.). 

Viell.  Dim.  zn  dem  vorhergehenden  W. :  ,Anna'  einst  der 
allgemoinstc   J'ranenn.,  s.   Sp.   2(50.      />Vm  ^  Base. 

Änggeli  n.  1.  tCnkcli  AaüoIA.;  Z,  Änggel  ScnNnk., 
in.,  Mänggcli  AAKlingn.,  Mänggel  Scn:  die  Stelle 
am  Brote,  welche  durch  Zusammenbacken  besonders 
reich  an  Knuppern  ist,  Auswuchs,  Bug  am  Brot,  - 
2.  Schaden,  Sehlappe,  Nachwehen.  Er  hiid  aa  es 
A.  übercho  {dervo"  'traid,  getragen)  Z.  —  3.  Blunu'u- 
iiame,  gemeine  und  geruchlose  Schlüsselblume,  primula 
off.  u.  elatior  ZW..  s.  Badonikli. 

1.  M.  blosse  Afterform,  durch  Anschweissung  des  m  vom 
Dat.  des  Art.  und  mit  Anlehnung  an  mämjijden,  bedächtig 
kauen.  —  Das  A'orwiegen  von  gijii  neben  dem  einzig  aus 
ZGlattf.  bezeugten  ylx  scheint  zur  Herleitung  des  W.  aus  od. 
wenigstens  Anlehnung  an  Anifrl  II,  Winkel,  Bug  (Sp.  329), 
zu  nötigen,  da  unser  yk  sonst  immer  aus  y(j  hervorgeht; 
sonst  würde  allerdings  das  mhd.  bei  uns  sonst  ganz  ausge- 
storbene r.nhd,  Knöchel,  (relenk,  einen  hübschen  Sinn  ergeben, 
da  der  Brotlaib  vielfach  mit  dem  menschlichen  Leihe  und 
gerade  die  fragliche  Stelle  (Mündli)  auch  mit  den  Lippen 
verglichen  wird  (s.  ,das  Brot'.   S.  40  ff.    Synn.  s.  ebd.  S.  42 


'Ml 


Ang 


iliig 


Ank— unk 


342 


u.  vgl.  das  Sachs.  ,Muuilbiödeheu',  Semmel  mit  zwei  schwiil- 
stigeu  Lippen).  —  Bed.  '2  viell.  =  1  bildlich  gewendet.  Syn. 
,Va»»i.  Gegen  die  Eukstehung  aus  VciJccIi  (Andenken)  spricht 
auch  hier  die  Ausspr.  jjj/.  —  Zu  3  vgl.  Emjdi  Sp.  333. 
lloeh  legen  sich  auch   DcnkxU  und  Ankcnlhiait   uahe. 

Enggeisle  s.  Ameise  Sp.  21(j. 

engge"  <ri,k^  GT.,  c-gk,,  P8al.,  engget  GT.:  Adv. 
;ilkin,  einsam;  auch  adj.  gewendet:  i''<  gO"  engije(t) 
und  en  eiiggete  Brüedei;  es  engges  Chi»d. 

Verk.  aus  aileittiyen,  allenyyen  Sp.  275;  vgl.  mtictcrevnnti- 
tttliin  ebd.     -(  augeschubeu  wie  in  eifjent  Sp.    146. 

,Uoseilggen  m. :  Wassernymphe,  libellula  BSa." 

Her   1.    Teil  des  W.   wie  in  deui  Syn.   liosenechieaser    ist 

Koss,    Hos,    Teich.     Als  2.   Teil  würde    für   das  geschäftige 

Insekt  das  als  Siraplo.\    allerdings    bei    uns    nicht  mehr  er- 

'     halteue  mhd.  enke,  Knecht,  dem  Begriffe  nach  trefflich  passen 

iTgl.   Weberknecht,    ebenfalls    ein  Insekt);    doch    macht   auch 

hier  die  Ausspr.  gg  (statt  k]()  Schwierigkeit.     Teilt  man  ab 

Roi»-«cngtjen,   so  setat  dies  eine  sonst  nicht  belegte  Abi.  von 

'     ,seugeu'   i.  S.  v.  stechen  voraus;  vgl.  das  Syn.  Augenstecher. 

Inggis  m. :  1.  Versteck  zunächst  für  heimliche  Vor- 
räte (s.  2Iutech);  gelegentlieh  auch  ein  Sehlupfwinkel 
•  Aa.  /  chUderen  [klettere]  uf  ml  Hulzhige  noch  [nahe] 
under  's  Straudach  ue-n,  aber  si  g'icaret-mi'''  i  mim 
I.  obe.  AGysi.  1"  slm  I.  hinde  Iure",  ebd.  —  2.  das 
Grübchen,  in  welchem  sich  beim  Spiele  die  Schussern 
,    oder  die  Bohnen  sammeln,  ebd. 

!  In  Folge  unrichtiger  Abteilung  verderbt  aus  (im)  MinggU, 

Vorrat,  Durcheinander  (und  Winkel,  wu  dgl.  aufbewahrt  wird). 
Güll-Üngge  s.  ß.-Unke. 

L'iiggle,  o))k)rle  G,  xii/k/el  ScHW  —  m. :  Oheim,  in  den 
sog.  gebildeten  Kreisen  st.  der  volkst.  ÖcM,   Vetter. 

Die  Ausspr.  mit  yk  geht  direkte  auf  das  frz.  unele,  die 
mit  !/<■/  auf  das  germanisierte  ,Uukel'  zurück.  —  S.  S/iurha/e. 


.\nk   (d.  i.  gk]()   usw.   s.  auch  Angg  usw. 

Auke"  I  Aa;  BsLd;  BU.;  GuHe.;  P  (-uj;  GG.;  S 
sJura;  Vw;  Z,  Angge  aykf^  ßsStdt;  BBrisL;  Gl;  GA., 
ü.,  We.;  SnJma,  Ache,  Ahe  a/'e  BÜ.,  ahe,  aha  BO. 
(ä  nasal.  Si.);GRBh.,V.;  PP.;  WKar.,  Auche,  Äuhc 

aux'e    BÜ.;    GnChurW.,     «ü/'j,    -u,    -.<    W,     r.uhe,    -n,    vuhe 

BSchw.,  G.;  F;  W  —  m. :  Butter,  allg.  mit  Ausn.  von 
Kr;  liKChur;  G  aLd.;  Scii;  Tu.  Nüe,  süesse  A.,  frische 
B.  Gl;  GA.,  Syn.  Nuschmulz.  ,Chrumet  [kauft]  süesse 
Anke!'  Hebel,  Kuf  der  Marktweiber  in  BsStdt.  Alte 
(Gl),  usg'lönte  [ausgelassener]  (GA.)  A.,  ausgesottene, 
Schmelzbutter  (zum  Kochen).  Andere  techn.  Ausdrücke 
sind  heren,  kneten,  üsrüeren,  üsstössen;  Berete,  Anke- 
bulte,  -stock,  -bock,  Zolle,  s.  dd.  Het  's  dr  A.  gUje^ 
ist  die  B.  geraten?  auch  bildl. :  ist  die  Sache  gelungen? 
U.  ,Den  Anken  thuent  s'  [die  ,grempler'  in  Paris] 
byni  gwicht  verkuufeii,  ongsotten,  ist  der  sit  [Brauch], 
denn  gsotten  essent  sy  in  nit.-  1530  ZBletz.  ,0  Mensch, 
fass  in  Gedanke:  Zxci  Batze  chosl  d's  Pfund  Anke!' 
B  in  der  Teurung  von  1810/7.  Er  tceisst,  uas  dr  A. 
gilt,  kennt  den  Lauf  der  Welt  ZKn.  Da  stä"  wie  der 
A.  a  der  Sttnn,  verlegen  dastehen  Z.  ,3Ii  A.  us  Brot 
verspreche',  melir  v.  als  man  halten  kann.  Schild.  Da^ 
wc/i  nit  Alles  A.,  nicht  lauter  Gold,  nicht  ganz  zu- 
verlässig LG.;  S.  ,Es  ist  nid  Alls  A.',  jedes  Ding 
hat  auch  seine  Schwierigkeiten.  Inek'hen.  ICs  isch 
doch  nit  Alles  A.  drbl,  nicht  reiner  Gewinn  Bs.  Es 
isch  nid  Alls  A.,  mis  d'Bttre  scht^sid,  den  Bauern  ist 


nicht  innner  zu  trauen  Scuw.  Der  meint  an,  si"  Dreck 
slg  A.,  er  ist  stolz,  ebd.  A.  «.sfö  [auslassen,  schmelzen]. 
Winde  lassen  S.  Mis  Füdli  bisst-mi'>-,  ml  Sehwigeri 
südt  A.  Z.  Er  ist  so  g'schld,  wie  .liib  [jenes]  Hiindli: 
das  het  's  Becki  g'fresse  und  der  A.  lo  si  [liegen 
lassen]  L.  ,Es  gieng  Alles  wie  gewünscht,  sozusagen 
dür'''  en  A.',  d.  h.  glatt,  geschmeidig,  oline  Anstoss 
BS.;  freilich  gab  es  einst  Fälle,  da  die  B.  sich  zu 
diesem  Bilde  nicht  eignete:  ,Es  sind  etlich  der  kunst 
so  wol  bericht,  dass  sie  auch  ein  Ankenballen  also 
verhärten  können,  dass  man  mit  keinem  messer,  schwert 
oder  achs  dieselbig  anschneiden  möge.'  EGwerb  1040. 
,Er  will  au  mich  der  A.  drüber  brünne,  über  das  Ge- 
sagte auch  noch  seine  Meinung  äussern,  sicli  unnötig 
in  das  Gespräch  mischen  Gl.  Die  g'schldist  Frau 
cha  dr  A.  verbrenne  Z.  Als  Leuchtstoif  verwendet 
erscheint^,  in  alter  Zeit:  ,ein  küpfrin  gesehir,  darin 
der  Anken  brünnt  in  dem  kor  zu  St.  Oswald.'  Zu.  Als 
Wagenschmiere'?  vgl.  Hameranken.  Auch  Familienn.  B. 

Mhd.  «nA-e,  ahd.  ajicho,  zu  skr.  anj,  schmieren,  wovon 
ägija,  fiüss.  Butter  z.  Opfer,  lat.  ungere,  wovon  «n<;ii«i,  Fett. 
Das  W.  scheint  sich  auf  das  alam.  Gebiet  beschränkt  oder 
zurückgezogen  zu  haben  und  ist  doch  auch  auf  diesem  nicht 
mehr  in  unbeschränkter  Geltung.  Ein  B  Sprechspiel  macht 
sich  über  die  alam.  Brüder  im  Elsass  lustig:  z'  Straaaburg 
him  Münster  het  's  Buttenneitschi  [-mädchen]  Anknoeggli  [-bröt- 
chen)  _/«i7.  Nach  Gr.  Gesch.  *  696  wäre  im  u Elsass  ,-liui<ä  = 
geschmolzene  Butter.  Auch  die  nordöstlichen  Grenzkan- 
tone der  Schweiz  haben  statt  A.  das  W.  Sehmalz.  Die  gott- 
lose Büntner  süged  dem  heilige  A.  Schmalz.  In  einigen  Kant, 
kommt  (oder  kam  wenigstens  früher)  Beides  neben  einander 
vor;  1566  werden  in  Gl  ,Schmäl2ler'  erwähnt,  ,so  [die]  A. 
aus  dem  Land  fiieren'.  .Schmalzküufer,  Schuiälzler,  Grerapler 
mit  A.  und  Salz.'  Mal.  ,Butyrum,  A.,  butter,  schmalz.'  Fris. ; 
Mal.  Ebenso  Dasyp.  ,Butyrum,  Butter,  anken.'  Denzl.  Gessn. 
gibt  , Anken'  als  Schweiz,  im  Gegs.  zu  schwäb.  .Schmalz'. 
.Das  Schmalz  oder,  wie  wir  es  nennen,  ein  ankenballeu.' 
1646  Gwerh.  ,A.  und  milch.'  153I/G0  Genes,  (dag.  1667: 
,butter',  obwohl  noch  die  Z  ZoUurdn.  1692  unbedenklich  von 
,A.,  ziger,  käs'  redet).  ,,4.  oder  butter.'  Cosmogr.  1546. 
(Dafür  1628  bloss  ,B.')  ,A.  oder  schmalz.'  Wagenbusen  1552. 
,A.  oder  Butter.'  Cys.  1661.  Wenn  gebildet  sein  wollende 
Rede  sich  des  W.  ,Butter"  bedient,  so  ist  wenigstens  das 
Geschlecht  von  A.  herüber  genommen  (wie  das  mhd.  u.  nhd. 
.die  Butter'  viell.  auf  ahd.  ankä  f.  zurückgeht)  und  so  schon 
1666  Hott.  ,vou  frischestem  Butttir'.  —  Betr.  die  Ausspr. 
besteht  zwischen  k)r  und  reinem  k  die  geogr.  Grenze,  die 
auch  sonst  für  diese  Laute  gilt.  Auffallender  ist  das  Tb. 
iniken  neben  dem  Subst.  Avhu  W  und  umgek.  Anke  neben 
dem  Vb.  ache,  uuhe  Gr.  tjher  die  Verlängerung  oder  Diph- 
thongierung des  Voc.  mit  Ausstossung  des  n  und  Verwand- 
lung von  i/  in  blosses  /  oder  h  s.  Fromm.  7,  334,  366; 
vgl.  auch  i'eeh  Sp.  74,  mhd.  «<*<,  Nbf.  von  tinke;  und  Oggle 
Sp.    160. 

Eier-in-Anken  s.  Sp.  1:5. 

As-.  .Agsanke:  karnsalb;  axungia.'  Eed.  —  Vgl. 
ahd.  ancsmero,  axungia. 

Umgang-.  ,Jeder  Sentenbauer  ist  schuldig,  auf 
jede  Milchkuh  8  Pfd.  U.  zu  liefern.'  Gl  Landb.  1807. 
,U. :  der  Teil,  welcher  in  die  Tagwenwaagen  abgeliefert 
werden  musste  zum  Verkauf  im  Lande'  [um  billigen 
Preis  für  die  Armen].  Steinm.  1802.  Vgl.  Pf'ünder-, 
Zu'ing-A. 

Gras-:  Butter  aus  der  iMilch  von  Kühen,  die  mit 
Gras  (nicht  Heu)  gefüttert  werden  oder  im  Freien 
weiden  B;  Uw;  Z.  Solche  Butter  ist  gelber  und  gilt 
für  kräftiger.  .Sein  Herz  hätte  weich  werden  sollen 
wie  Gr.'  Gotth.     S  vn.  .s'hhohc)-.    Xnt.  Heu-,  Winter-, 


343 


Ank— unk 


m 


Halb-Ankeii:  die  mehr  oder  weniger  fest  ge- 
wordene geballte  Buttermasse,  welche  im  Butterfass 
noch  ferfig  zubereitet  wird.  Steinmüll.  1802. 

Hamer-:  scherzhafte  und  verhüllende  Bezeich- 
nung des  Geldes,  sofern  es  zu  Bestechung  verwendet 
wird.  Dr.  Faber  gieng  nach  Luzern  ,den  Wagen  zue 
schmirwen  [schmieren]  mit  h.'  HBull.  1572.  .Die 
jungen  kriegslüt  sagtend  [mit  Beziehung  auf  den  frem- 
den Kriegsdienst],  es  were  inen  guet  mel  und  h.  und 
gebe  inen  guet  höw,  verstüendent,  es  were  inen  guet 
gelt,  darus  sy  koufen  möchtend  gueten  wyn  und  wol 
leben.  [Darüber  schilt  der  Prediger  und  sagt]  Ir  er- 
denkend uss  muetwillen  ein  nüwe  sprach  und  heisst 
üch  miil  oder  h.  gelt,  das  ich  üch  nit  me  verstau  kan.' 
ebd.     ,Mit  h.  oder  gelt  zue  weg  bringen.'  Kessl. 

Es  dürfte  .das  als  Schmierstoff  (Anken)  verwendete  Er- 
zeuguiss  des  Münz -Hammers'  gememt  sein.  Doch  lässt  sieb 
auch  au  die  Goldauimer,  welche  mitunter  auch  Hammer  ge- 
uauut  wird  (Sp.  '218),  denken  (vgl.  ,Goldvögel'  =  Gold- 
niüuzcn)  und  endlich  au  die  ,Steiubutter',  ein  strohgelbes 
(iemcnge  aus  Alaun  usw.,  nur  wären  wir  damit  zu  der  An- 
nahme genötigt,  unser  "W.  stamme  aus  dem  eisgrauen  Alter- 
tum, da  der  Hammer  noch  aus  Stein  verfertigt  war.  Dass 
an  sämmtlicheu  Stellen  das  W.  bloss  mit  1  m  geschrieben 
ist,  deutet  viell.  an,  dass  die  Schreiber  nicht  au  , Hammer' 
im  gewöhnl.  S.  gedacht  haben  wullteu. 

Hütten-:  B.  welche  man  aus  der  Sennerei  bezieht. 
Gegs.  Püren-A.,  der  von  den  Bauersleuten  zu  Hause 
bereitet  wird. 

Kübel-:  gesottene  B.  geringerer  Qualität,  in  Chüble 
[Tonnen]  versandt  Z.     Sj'n.  StändU-A. 

Küechli"-:  B.,  die  nach  dem  Chüechle  [Kuchen- 
backen] in  der  Pfanne  zurückbleibt  SB.;  s.  d.  folg. 

Küel-:  beim  Backen  von  Kuchen,  Fischen  u.  a. 
zurück  gebliebene  B.  Aa;  „B;  Vw;  Zg;"  Z. 

So  gcheissen,  weil  die  zurüclf  gebliebene  Butter  auch 
:ibgelcülilt  ist,  während  sie  zum  Backen  heiss  genommen 
wird.      Vgl.   Bach-A. 

Kilbi-.  Früher  war  der  Pächter  einer  Gemeindealp 
im  Kt.  Gl  gehalten,  eine  gewisse  Zahl  Zentner  A.  an 
die  Gemeinde  zu  einem  bestimmten  Preise  zu  liefern, 
namentlich  auf  die  Kirchweih.  Den  konnten  dann  die 
Genieindsgenossen  zu  einem  billigern  Preise  bekommen. 
Der.K.-A.  war  eine  grosse  Berühmtheit.  (Becker.) 

Maien-:  B.  aus  Milch  von  Kühen,  die  das  erste 
frische  Gras  im  Mai  gefressen  haben;  vgl.  Gra$-A. 
,Grundlen  [eine  Art  Fische]  sol  man  in  Meyenanken 
sieden  und  den  grind  damit  schmieren.'  Fiscub.  1.503. 

Mödcli-:  in  einem  mit  Blumen,  den  Namons- 
chiifern  des  Sennen  udgl.  verzierten  Modell  gepresste 
B.  in  viertel-  und  halbpfündigcn  Stücken  Z. 

Mos-:  gemeines  Fettkraut,  pinguicula  vulg.  B;  LE. 

Wegen  der  fettigen,  schleimigen  Blätter  und  wegen  ihres 
Staudortes  in  Sümpfen  so  benannt  Syn.  Änkeli,  Afd-aMüemU, 
,Butterkraut,  Schmalztaschc',  üchmutzkrai. 

Bach-:  ,braune  B.,  welche  in  der  Pfanne,  darinnen 
man  Etw.  gebacken  oder  geröstet  hat,  zurückgeblieben 
ist  und  zu  weiterem  Gebrauche  für  das  Gesinde  auf- 
gehoben wird.'  Spreng.    Syn.  Küechli"-,  Küel-A. 

Bifer-=  Vorhrucll-A.  —  Ä/cr,  geronnene  Milch  mit 
Blasen. 

Ballen-:  geballte  Butter  B.     Vgl.  Stock- A. 
HiM-g-:    1!.  aus  Alpniilch.  also  vorzügliche  B. 


Pfünder-:  B.  in  kleinen  Pfund- ('PfÜHdcc-^ Ballen V 
, Aller  Anken  (äussert  dem  sog.  Pf.-A.,  so  bey  den  Häu- 
sern der  Burgerschaft  verkauft  wird)  soll  zu  der  Anken- 
Waag  getragen  und  allda  öffentlich  verkauft  werden.' 
B  1754.     Vgl.   Uinyang-,  Ziciny-A. 

Vorbruch-:  B.  aus  dem  Stoff,  der  nach  Heraus- 
hebung des  Käses  aus  dem  Kessel  zurückgeblieben, 
durch  nochmaliges  Feuern  mit  Zusatz  des  am  Morgen 
von  einem  Teil  der  Milch  des  Vorabends  abgenom- 
menen süssen  Eahms  bereitet  wird;  also  eine  Ar 
Nachbutter  von  geringerer  Qualität  B;  Zg. 

Sü-  Söi-:  Schweineschmalz,  schxclni  Schmal-  Z. 
Gegs.  Chile-;  vgl.  Grub  und  Liire. 

Senn(en)-:  von  einem  wirklichen  Sennen  gemacht 
Ndw;  Z.     Syn.  t.  Bery-A.,  t.  Hütten- A. 

Schngggen-:  mit  Kräutern  und  Spezereien  ver- 
mischte B.,  mit  der  die  Schneckenhäuschen  ausgestri- 
chen und  in  der  die  Schnecken  gekocht  werden  UwE. 

Stock-,  Stöckli-:  in  geradlinige  Form  gebrachte 
B.  von  grösserem  und  kleinerem  Gewicht  Z.  Vgl. 
Ballen-,  Mödeli-A. 

Ständli-  =  Kübel-A.  Bs. 

Zwing-  ,heisst  der  Drittel,  welcher  von  aller 
Butter,  die  durch  Basel  geführt  wird  und  über  10  Pfd; 
beträgt,  im  Kaufhaus  zurückbehalten  und  auf  Rech- 
nung des  Eigentümers  durch  den  Wagmeister  um  einen 
Vierer  oder  zween  Eapjjen  unter  dem  marktläutigen 
Preis  verkauft  wird.'  Spreng.  Vgl.  Ffünder-,  Um- 
(jang-A.  —  Zk'uuj  i.  S.  von  Zwaugspreis. 

anken,anggen,ächen,ähen,auchen,auhen: 
1.  a)  Butter  machen  Aa;  BG.,  Si.;  Gl;  Gr;  L;  Ndw; 
GA.,  0.;  W;  Zg.  Syn.  anklen,  anknen,  ^dütschen, 
rüeren,  fitzen,  schmähen,  's  A.  ist-mer  y'nö  [benom- 
men] sagt  man,  wenn  die  Bereitung  der  Butter  aus 
dem  Piahm  nicht  gelingen  will.  Das  Buttern  kann 
durch  Zauber  gehindert,  solcher  Zauber  aber  auch 
gehoben  werden  z.B.  indem  man  Salz  und  Brot  ins 
Butterfass  tut  Vw.  (Lütolp  225.)  Das  Buttern  ge- 
schieht entw.  indem  man  das  Achij'reis  im  cylindri- 
schen  Ank-  oder  Stösschilbel  (Tutel)  auf  und  ab  bewegt 
oder  indem  man  den  kreisförmigen  Motkhübel  (Anken- 
fass,  die  Lire,  TröliJ  umdreht.  ,Butyrum  conficerc, 
anken  machen,  anken.'  Denzl.  —  b)  Butter  geben, 
zu  B.  werden.  Es  unket,  der  Kahm  fängt  an  zu  B. 
zu  gerinnen;  es  tuet  lang  nüd  a.,  man  muss  den 
Rahm  lange  rühren,  bis  er  gerinnt  GA.  De  Nidel 
[Rahm]  anlcct  nüd  Z.  —  c)  mit  B.  würzen  B;  L. 
G'ü('cjhets  Brod,  feines  Weissbrod  mit  eingekneteter 
Butter  BO.  Syn.  'säget,  g'ächig.  „  Umfanket,  nicht 
mit  Butter  gewürzt  z.  B.  Brühe."  —  2.  a)  pumpen, 
Wasser  aus  einem  Sod-  oder  Ziehbrunnen  (weil  bei 
der  altern  und  gewöhnlichem  Art  der  Butterbereitung 
eine  ähnliche  Bewegung  stattfindet)  Aa;  „B";  GuHe.; 
GÜ.;  „S;  Vw";  W;  Zg;  Z.  Syn.  ankJm.  Diese  Bed. 
schon  in  einer  Königsfelder  Urk.  v.  1348.  —  b)  übcr- 
getr.  auf  ähnl.  Bewegungen:  a)  Für  äclie,  scherzh., 
Feuer  mit  dem  Blasbalg  anfachen  Gr.  —  ß)  von  der 
Bewegung  des  Sägens  Aa.  —  y)  von  dem  hin  und 
her  Ziehen  oder  Stossen  zweier  kämpfender  Parteien 
bei  Spielen,  z.  B.  Knaben  anken  miteinander  auf  einer 
Bank  L,  oder  mit  einem  Seile,  und  zwar  unpers.  es 
lui  lang  hin  und  her  g'anket,  der  Sieg  schwankte  A.i; 
in  S(  iiSt.  =  Chiis  drucken,    wobei  Kiiuler  einander  in 


345 


Ank — link.    Alis 


346 


eiigeiii  Kaum  zlisamuioliiires.son.  Geistig:  e.s  ixiiket  in 
im,  er  kämpft  mit  Zweifeln  B.  —  8)  schwer  atmen. 
ächzen,  stöhnen,  röcheln,  meist  von  Tieren  „Gl*-,  doch 
auch  von  Menschen,  wenn  ülut  oder  Schleim  in  der 
Brust  ist:  er  anket  oder  es  anket  in  im  „L";  W.  — 
s)  ubsc.  und  gemein:  coire  Aa;  ZKn.  —  Über  die  L.aut- 
fDi-iiien  s.  beim  Subst. 

US-,  use-:  ausschlagen,  ein  Ende  nehmen.  Kiid 
lliiet  us-a.  Z.     Vgl.  aiiken  :i  h  y. 

Anker  I:  die  Pumpe  an  einem  Sodhrunneii,  der 
Hebel  Aa;  B;  S;  VOrte;  Z.  Auch  Geschlechtsn.  BS. 
Sjii.  Ankere,  Anklere,  Gamper. 

Güllen-:  die  Pumpe,  mit  der  man  die  Jauche 
pumpt  Aa. 

Ankere,  Ankrri-  f.:  1.  drehbares  Fass  zur  Butter- 
bereitung „BO."  —  2.  =  Anker  I. 

Ankete,  AchrU  f.:  das  gebräuchliche  Quantum 
Rahm  zum  Butter  machen  GRNufenen;  der  einmalige 
Ertrag  des  Butterns  GT. 

AnkiL;  Z,  Anke  AaZ.  — f.  =  ,'l»ito-J.  —  Gülle n- 
=  Güllen-Anker  L. 

anklen:  l.  =  an]cenlaJ'Uw'E.;U.  —2.  =  an];en3u) 
Ndw.  —  „Anklere  f.:  =  Anker  I." 

anknen:  l.  =  ankeH  1  a)  Bs;  Gl;  aScuw;  U.  Auch 
bei  Denzl.  —  2.  =  anken  1  b).  ,Bie  Milch  anknet  yar 
wol.'  Si'RENG.  Eefl.  Allerlei  Dreck  anknet-si'''  nid,  aus 
allerlei  Unrat  kann  keine  Butter  werden;  in  bildl. 
Sinn:  aus  Schlechtem  nichts  Gutes  L;  S.  —  us-.  die 
Milch:  die  sämmtlichen  Butterteile  aus  der  Milch 
entfernen  BE. 

ankig:  was  mit  Butter  bestrichen  oder  beschmiert 
ist,  z.B.  ein  Teller,  Messer  B.  —  ge-  (fähig  BSa.  = 
ge-anket,  s.  anken  1  cj. 

änkelen,  üheleBSi.:  nach  Butter,  bes.  alter,  ver- 
dorbener, riechen  oder  schmecken  Bs;  BSi. ;  U;  Z. 
,D'  Suppe,  das  Chind  änkelet.'  Spreng.  —  „an-:  mit 
Bnttergeruch  oder  -geschniack  afflzieren.  Es  änkelet 
mi  a"'  Gr;  Z.  —  änkelig,  g'änkelig:  ,was  einen 
widerlichen  Geschmack  oder  Geruch  wie  Butter  und 
Fett  hat.'  Spreng.  „Nach  Butter  übel  riechend  oder 
schmeckend,  entw.  dass  an  Speisen  zu  viel  Butter 
oder  dass  sie  ,anbrüchig'  ist." 

Anke  H:  S  Nbf.  zu  Acka  Sp.  163.  ,Aijkxc!'  ruft 
beim  Verbergespiel  Jedes ,  welches  früher  als  das 
Suchende  das  Ziel  erreicht.     Syn.  ang' schlagen! 

Entweder  eine  auf  lautlichem  Wege  erweiterte  Furui,  oder 
mit  irgend  einer  Anlehnung  an  A.  I. 

.Vnkcr  U,  (er-)ankeren  s.  Ancher  Sp.  300. 

Ankeii  n.:  \.  =  Mösanken  Sp.  343.  „LE.  So  ge- 
nannt wegen  des  Wahnes,  als  werde  die  Butter  be- 
sonders schön  gelb,  wenn  die  Kühe  davon  fressen." 
Vgl.  aber  auch  das  zu  M.-A.  Gesagte.  —  2.  dreifarbiges 
Veilchen,  viola  tricolor  Z.  —  3.  Garteuschlüsselblume, 
primula  auricula  Z. 

2  verderbt  aus  Vmkdi,  s.  d. ;  3  hat  Ähnlichkeit  mit 
den  beiden  andern  Blumen  aufzuweisen. 

Enkeli,  Enkly,  Enkelti,  Enketli  s.  Enckli 
Sp.  268. 

l'nke  nur  in  wenigen  verdeckten  Spuren  erhalten : 
Güll-Ünggu  f.:    die   in   den   nas.sen  Wiesen  des 

'^  NMranites  sich  aufhaltende  Unke,   Feuerkröte,  bufo 

bonibina. 


Dur  Uuilaut  aus  einer  stiirkeu  l'lunUl'orm  in  den  Sg. 
gedrungen.  —  ffii/fe  =  trUbe,  stehende  Flüssigkeit;  vgl.  die 
Syun.  GüUen-Güyycr,  -Glmjtji-rll,  -Grüiujijel,  -Miiijijer,  -Jinijijer. 
S.  auch   Gütje-,   Gügcr-,   Giirji/c-Mül,  -MannU,   -Moiili. 

Lätt-'Ucch(e)  f.,  meist  dim.  -Uechi,  Uechji, 
-Ueclili:  1.  Eidechse,  die  graue,  kleinere  Ge;  W.  — 
2.  Wassermolch  GrV. 

Zu  dem  Übergang  von  unk  zu  h<.7j  und  von  diesem  zu 
un-h  s.  Fromm.  7,  351  f.  3.57.  376.  Der  erste  Teil  der  Zss. 
kaum  aus  lat.  kiccrta,  Eidechse,  sondern  das  deutsche  ,Latte', 
was  eig.  das  Hervorgesprossene,  uoch  jetzt  bei  uns  Zweig, 
Kute  bedeutet.  Die  Bezeichnung  als  ,gesehw!lnzte  Unke'  passt 
vortrefflich  zu  2,  da  Färbung,  Grosse  und  Aufenthalt  sehr 
an  die  Unke  erinnern.  —  Die  Aufzeichnung  im  ,Ausland' 
aus  P  ,lettJoch  m.'  ist  nicht  zuverlässig. 

unken  I:  jammern,  stöhnen  in  Folge  mürrischer 
Gemütsart,  bes.  von  Kindern.  Unk-mer  doch  nit  gäny ! 
I  cha"  doch  die  Chinder  hasse,  wo  [die]  NtU  cheu 
weder  allbott  [Nichts  können  als  alle  Augenblicke]  u. 
BAarb.  —  Von  dem  kläglichen  und  zugleich  unkräftigon 
(iesaug  der   Unken  hergenommen. 

unken  11:  „kälbern,  tändeln  (Kdrspr.)  B". 


einse  s.  ein  Sp.  269.  ins  s.  1)  ines  Sp.  20.'J. 
2)  MKS  und  unser. 

Insle,  Isel,  Eisel  f.:  Insel  B;  Gr;  Jsel  auch 
Name  eines  Klosters,  seit  der  Reformation  Spitals  in 
der  Stadt  Bern.  ,Eissel,  ensel:  insula.'  Id.  B.  .,Eisel 
Bü."  Isel,  Name  eines  durch  Bäche  isolierten  Viertels 
der  B  Gemeinde  Hutwyl;  in  Bern  versteht  man  unter 
diesem  Namen  die  Petersinsel  des  Bielersees.  Iselt- 
wald,  Dorf  am  Brienzersee,  hat  seinen  Namen  von 
dem  Iselti,  welchem  es  gegenüber  liegt.  ,Iselgouw' 
hiess  vormals  das  B  Seeland,  als  von  Gewässern  überall 
umgeben.  Iselallme  heisst  noch  heute  eine  Allmeine 
im  B  Amt  Erlach.  ,Waide  und  isel,  die  gelegen  sind 
zwüschent  dem  Gelengen  [Fluss  Glenner]  und  der  stat 
ze  lulanz.'  1344  Ilanz. 

Bemerkenswert,  dass  dieses  Fremdwort  nur  in  roman. 
Nachbarschaft  aufzukommen  vermochte,  während  die  übrige 
Schweiz  an  deutschem  Au  festhält  (s.  Au  II,  Sp.  5),  welches 
sogar  auf  jenem  beschränkten  Gebiet  mit  Inad  konkurriert. 
Aus  Gr  scheint  das  Fremdw.  noch  weiter  rheinabwärts  ge- 
tlosscn  zu  sein:  im  J.  1491  verkauft  K.  F.  von  Bernang, 
,uf  der  Yssel  gesässen',  sein  Eigen,  ,mit  namen  das  Bus  uud 
die  Hofstatt  und  die  Hofraiti  und  die  Yssel  mit  irem  infang', 
ferner  das  ,Öweli'.  —  Über  die  Formen  ohne  «  s.  Fromm. 
7,  21.  200.  Dass  die  einfache  Länge  (ij  in  Gegenden,  welche 
in  solchen  Fällen  sonst  zum  Diphthong  (e'i)  übergegangen 
sind,  fortdauert,  deutet  darauf,  dass  das  W.  mehr  als  Eigenn. 
denn  als  Appell,  gefühlt  wird  und  darum  sich  versteinern 
konnte.  Wenn  St.  sein  d  aus  dem  eig.  Oberland  schöpfte, 
so  kann  es  nur  als  e'i  verstanden  werden  und  sein  Eimi 
wäre  dann  wie  der  gleichwertige  WDorfu.  Eiachul  eine  Ab- 
leitung von  Ei  II  (Sp.  18);  das  betr.  W  Tal  mündet  auf 
eine  Ei  aus. 

(Inscler)  Iseler  m.:  in  B  bis  E.  XVIU.  eine  Be- 
amtung,  mit  welcher  das  jüngste  Mitglied  des  Grossen 
Rates  betraut  wurde;  Aufseher  über  die  Weinberge 
dos  Staates,  zugleich  Eichmeister. 

Diese  Beamtung  bezog  sich  viell.  urspr.  auf  die  Eiukünfte 
für  den  Inselspital. 

uns,  bis-  s.  imz. 

Uns  BsStdtf,  Spreng;  Zwingli,  ünsch  (inschj  (ja-, 
I'Ph.;  W,  ils  ßsj  AAuFri.;  Aell.,  K.  iß's  \..  M..  St.); 


.547 


Ans— uns.    Aiisg— tinsg'.    Aiisch— iinscli 


848 


BsL.  It  Si'REN«;  Hebel;  B  (Is  Gr.,  ös  uasal.  Si.);  F  (os); 
Gl;  G;  P  silv.;  Scu  u.  angr.  Z;  ScHw;  S;  Th;  Uw  u.  U 
ßs);  W  (ii'J,  öi*'  Aa  übeiw.;  BsL.  (z.  T.  e'is);  Z  u.  angr. 
Zg,  lins  BsStdt  modern — enklit.  -is  (W  -ii;  PGr.  -nü). 
-schisch'W:  uns  sowohl  Dat.  als  Acc.  iV  ist  vonös 
usa,  ist  von  Innerrhoden,  sagt  der  Ausscrrhoder  mit 
spottender  Anspielung  auf  die  provincielle  Aussprache. 
Genetiv:  's  ist  Alles  üse!  wir  sind  wieder  die  besten 
Freunde  GStdt;  vgl.  Sp.  108  M. 

Der  Umlaut  ii,  welcher  iii  unseren  uiuliuimischen  Ur- 
kunden mit  Beginn  XIV.  allgemein  durchgedrungen  ist,  er- 
klärt sich  aus  der  noch  K.  XIII.  vorkommenden  Acc. -Form 
umich.  Schon  JCWeissenh.  1702  gibt  als  Volksspr.  «««.  — 
Betr.  die  abgeleiteten  Lautformen  s.  Fromm.  7,  350.  —  Der 
üen.  begnügt  sich  meist  mit  Anhäugung  von  blossem  i-,  i, 
doch  hört  mau  auch  die  volle  richtige  Flexion  iser  und  sogar 
doppelt  flektierte  Form  tieru  W.  —  iH  beruht  auf  Redupli- 
kation  wie   W  «r«  für  enklit.   es. 

Unser"''  Z  1301  1)  i«»vrj",  öi'svjv/',  -i,  -s  (Ap  -»), 
itJistr"'  ßsStdt  —  2)  uns"''  insr"  P  silv.,  mjhj»,  inir" 
Gr;  PPc;  W  (ntr.  inies,  lies  oder  ins,  ins,  %s),  üsf 
B;  G  fMSj«,  üsi,  ÜSi^sj;  ScHW;  S,  iiij,",  -i,  -,j  (Mse., 
Ntr.  auch  w)  W,  öise  BsL.:  unser.  Gang  numme; 
wenn  fürt  bisch  [wenn  du  weg  bist],  sl-mer  denn  üsi, 
unsere  eigenen  Herren.  Schild.  Alls  üses!  s.  Sp.  1G8. 
Subst.  Üse  =  der  Pfarrer.  Gotth.  Eusere,  unser 
Sühn  Z.  Euser(i),  die  Unsrigen,  unsere  Familie.  Partei, 
Landsleute;  die  Eltern  Z.  Üsersch,  Eusers,  unser  Be- 
sitztum, Haus.  Chomm  i  Ösersch  Ap,  chönnd  au  [kommt 
doch]  in  Eiisers  Z,  Einladung  ins  Haus  zu  treten, 
's  ist  j\7('(Her  (lilieim  in  Euserem,  Niemand  bei  Hause 
Zu.  l)ö  rhöiiniici-  [können  wir]  iez  geg  Eusrem  abe 
luege.  Srurz. 

Über  die  zwei  verschiedenen  Flexionen  vgl.  ieder  Sp.  95. 
Ap  MA.  lässt  im  Ntr.  beide  zu  (uteri  und  ii«<).  Im  XVII. 
Hess  man  sich's  an  einem  einmaligen  -er  für  die  Bilduugs- 
silbe  und  für  die  CasusHexion  des  Dat.  f.  oder  des  Gen.  PI. 
genügen,  wodurch  das  Pron.  das  Ansehen  erhielt,  als  sei  die 
ciusilbige  Form  zu  Grunde  gelegt.  ,Iu  unser  Uussstund.' 
JMüll.  166Ö;  ,in  unser  Religion.'  JHott.  1666;  ,aus  der 
praxi  unser  Alten.'  ebd.  Im  Gegs.  zum  Nhd.  wird  von  den 
meisten  schwz.  MAA.  der  Nomin.  auch  im  Masc.  und  Ntr. 
flektiert:  ii«»«,:''  Valer,  iinso-«  Clrind.  ,Unsers  ianlin.'  Salat. 
,ünsers  frolockeu.'  Z  Liturgie  1644.  Noch  1772  schrieb 
AvHaller:  , Unseres  Jahrhundert'.  Der  Nom.-Acc.  m.  üaen 
sety.t  verdoppelte  Flexion  voraus  (-enn).  —  Durch  Synkope 
muss  nach  W  Lautgesetz  aus  iseh'»  werden  i»  (vgl.  ii  =  ifa, 
ist  es).  —  In  unbctnnter  Stelluug  kann  di-r  Vuc.  Küizung 
erleiden  GIK.;   G. 

Vaterunser.  1.  ,V.  U.  oder  U.  V.y  Jenes  pflegen 
durchgehends  zu  thun  die  ]'api.sten;  aber  auch  die  der 
Augspurg.  Confession  durch  ganz  Teutschland.  Dieses 
liingegeu  alle  lleformierte,  au.sgenommeu  vielleicht 
(warum?  weiss  ich  selber  nicht)  unsere  einige  Züri- 
cherische  und  die  einte  und  andere  kleinere  Eyd- 
gnössische  Kirche.'  Ulk.  17'27.  Und  so  noch  heute 
im  Munde  der  ii.  Generation,  während  die  Jungen  mit 
der  neuern  Liturgie  zu  U.  V.  übergetreten  sind.  ,Fünf 
vatterunser  hernach.'  GKönig  1ü95.  Uni  Saft  und 
Chraft,  wie  's  latholisch  V.  (diesem  fehlt  die  Doxo- 
lügie:  ,denn  dein  i.st  das  Keich'  usw.).  Sulg.  's  ist 
nid  guet,  wenn-me  eiveierlei  V.  linder  einer  Uecki  bitet 
(ebd.),  d.  i.  gemischte  Ehe.  VU  China  ■—  ril  V., 
also  Kinder-Segen,  weil  die  Kinder  beten  helfen. 
Es  ist  iiiid  ehalt  |ni;ui  darf  nicht  von  emiiHiullicliei- 
Wiiiterkiilte  spreflieii|,  bis  de  liilllcr  sis  V.  [die  BettliT 
pflegten  (iobcte  her/nsagen,  deren  Wirkung  dem  Geber 


zu  gute  kommen  sollte]  tanzet,  bis  er  vor  Frost  sich 
nicht  mehr  stille  auf  den  Beinen  zu  halten  vermag 
ScHwMa.  Einander  ds  V.  beten,  auszanken  W.  (Beides 
geschieht  mit  eifrigen,  ununterbrochenen  Worten;  vgh 
den  Text  lesen;  abe  kapitlen  usw.).  Es  V.  lang,  eine 
kleine  Weile.  D'Eier  muess-me"  es  V.  lang  la  süde' 
(alte  Regel  für  das  Eiersieden)  Z.  —  2.  Vateramerli 
n.:  ein  im  Getreide  wachsendes  Blümchen,  schattiger 
Steinbrech,  saxifraga  umbrosa  GWe.  Syn.  Herrgotts-, 
Jelwra-,  Jesus-,  Christi  Llden-Bliiemli. 


(ge-)ansgen  äsge  Gr  (nasal,);  GÜ.,  häsge  nasal. 
GRChur:  schwer  atmen,  ächzen.  ~  Duich  Umstellung 
aus  uncliKfii,  s.  Sp.  äüO. 


Ansch  — unsch.      Vgl,   die   Gruppe  Aus  usw, 

ünsclilicht  1)  umlecht  GRPr.,  ümlicht  D.,  l'r. 
'2)  Unschlit  GrS.;  Lit.  vom  XIV.  an,  umle-t  AaKöW., 
unihit  GrD.,  S.,  V.,  uniled  BsStdt,  Unschlit,  -et  Gr, 
,Unschelt'  Gr  1780.  3)  Unschlig  Gr;  U,  -ik  Bs 
Stdt;  GWe.  4)  Üschlech  TuFr.,  Üilig  B;  VOrte;  GO., 
oEh.;  ScH  {-ik  Kirchh.)  u.  angr.  Z;  Tu,  Liilet  Gl;  S, 
Ouschlit  AaL.,  -et,  -ed  Bs,  -ig  GW.;  Z  u.  angr.  Aa. 

5)  Üschtlig,  Üstlig  ApI.  (öHligJ,  K.  (üitli);  BM.; 
LStdt;  ThHw.  (-ech),  Ousth-t  aAA,  -ig  AASeet;  LG.;  Z. 

6)  Urschlech,  Orschlig  GStdt,  G.,  -rt  Gl,  Urstlig 
ApH.,  M.  —  m.  Aa;  Z«;  Z  tw.,  sonst  (in  der  ä.  Spr. 
ausschliesslich)  ii.:  Unschlitt,  Tierfett.  Gitzi-,  Chiie- 
Unschlet  Gr.  's  Chüeousehilig  gibt  die  besten,  's  Sch((f- 
ouschtlig  die  schlechtesten  Kerzen.  In  Z  im  Gegs,  zu 
Schmalz,  Schmutz,  Feissi  nur  solches  Tierfett,  welches 
nicht  zum  Essen  benutzt  wird.  Bei  Stutz  streiten 
Zwei,  ob  die  Hunde  U.  oder  Schmutz  haben.  .Unschlitt, 
Smer  oder  Smalz.'  IStiO  Beitr.  Laif.  ,l)ie  greiupler 
[Kleinkrämer]  band  das  unschlit  gen  [gegeben]  um 
."i  krüzer.'  UMev.  Chr.    ,Anken  und  unsschlet.'  Bs  Chr. 

Alid.  nimlilit,  mhd.  unslit  u.  Aus  -clit  wurde  zuuäehst 
-((  ((,  d)  durch  Assimilation,  -iy  konnte  unmittelbar  aus  -it 
werden  wie  in  Abiy  aus  AOed,  wobei  die  allgemeine  Beliebtheit 
der  Endung  -iij  mitspielte  (vgl.  Jmbiij  aus  JmOine!);  es  konnte 
aber  auch  das  y  aus  cA  entstehen  nach  Abfall  des  (-Auslautes. 
Die  Veränderungen  des  Präf.  erfolgten  nach  den  hei  Fruiiiiii. 
VII  (vgl.  bes.  361)  entwickelten  Gesetzen,  «ist  wohl  dunli- 
weg  als  fortis  zu  nehmen,  da  diu  Vocalisierung  des  n  vor  » 
meist  mit  Schärfung  des  letztern  verbunden  ist.  Einschiebung 
eines  r  endlich,  vor  «  oder  it,  geschieht  häuflg  nach  langen 
Voc,  Ü-  (sporadisch  auch  schon  nihd.)  durch  das  i  der 
2.  Silbe  bewirkt,  welche  auch,  damit  u««t7i  zu  m«cA  werden 
konnte,  als  blosse  Ableitungsendung  betrachtet  werden  musste. 
—  Sachlich  und  lautlich  berührt  sich  unser  W.  mit  Un- 
ijeschlecht.  —  In  BSi.  gilt  dafür  Sehmalz,  Sclnmr,  welche 
auch  in  der  ii,  Spr,  fast  syn.  mit  demselben  verbunden  vor- 
koniuien. 

Brand-:  U,  als  Brennstoff  für  Lichter,  In  einem 
Z  Mandat  1040  (und  noch  1757)  neben  ,rauweni  (und 
au.sgelassenem  [geschmolzenem])  U.'  und  andern  Tier- 
.stoft'en,  die  von  Schlächtern  verkauft  werden, 

unschlichten  ..tischligenXv",  itschelc  Sou,  üusch- 
tele  Z,  dim,  iinschligla  GfiChur:  nach  Unsclil,  riechen 
oder  schmecken. 


.    349 


Anst— unst.     Auf— nnt 


änstig,  e-  s.  iimisliti  S|i.  M30. 

011  st  s.  c  I  S]i.   In.         Eilst,  eil  st  ig  s.  Ernst. 

Illst(e)l'oinedi  f.:  eine  etwas  drollige  oder  schliiiiiiie 
Geschichte;  Streithandel  Nuw. 

Scheint  ans  hutcmicnl,  Iiistiumeiit,  Saclii-,  iiml  Kiuiifili, 
rdinöilio,  verquickt  zu   soiu. 

hxMrumfnt  In fi/jsf er mävf  ^l;  S,  In^lercmcnt  Bs: 
I.  Werkzeug  von  künstlicherer  Art  z.  l'>.  Musikinstru- 
ment, allg.  BWvss  1SG3  braucht  das  W.  auch  von  der 
Bewaffnung  des  Landsturms.  —  2.  Ausweissclirii't  S ; 
gerichtliche  Urkunde.  Dokument,  allg.  ,Alle  acta,  in- 
■struiiiont  und  schritten  in  latinischer  sprach  bescliri- 
ben.'  Cvs.  —  Schuld-:  Scliuldbrief.  DWyss  179ö. 


Ant-unt  s.   auch   ilit-   (inippf   A  iicl 


Aiit 
.  310. 


Antecli,    Antecli    s.   Enderh 


\         A'ntere  nnfgi-j  f.:  Höhle  BNdrhipp,  .Si. 

\  Es  ist  das  untre  der  frz.  Nachhaieu    (lat.  nntrum),   ahcr 

\    mit  Terämlerteni   GcsiOiloi'ht. 

i         »ntereii    antp\   B;    GitSclianf.;    Vw,    nntreu   Bü.; 
i    GrAv.,  Rh.;    W:    1.  die  Geherdeii    oder    Reden    eines 
Andei'n,    zumal   das  Aiittalleiide    in  denselben,    spöt- 
j    tisch    nachmachen;    mit   Acc.  d.  V.    In    BSi.    be- 
[    schränkt  auf  die  Redeweise  (Worte  und  Ton,  fremden 
\   Dialekt),    und   bes.   den  Kindern   verboten;    syn.    üs- 
richten,   f^/iotten,    speien  m.  Acc.  P.     In    W   aucli    st. 
■   zänncn,  Jnidm  Gesichter  schneiden,  Grimassen  machen. 
Dann  übli.  liosliaft  nachahmen,  äffen.     Ben  Tüfel  a., 
die  Erreichung   eines  Zweckes  verhindern,   d.  h.  den 
T.  in  seiner  Eigenschaft  boshaften  Verderbens  nacli- 
ahmen,   z.  B.  es  timd  einmel  hiU  aber  Alls  ä'n  T.  a. : 
i  bringen  afen  eis  Niki  s'wegen,    heute   will   wieder 
einmal   Alles    fehl    schlagen:    ich    bringe    Nichts    zu 
Stande  BRi.     In  milderem  Sinne:  scherzen  (nur  zum 
Scherze  nachahmen).    1797  Zschokke.     ,Exprimero  et 
reddere  alqm.  Einen  andteren,  tuen  wie  er  tuet.     Pin- 
gere se  rhetora,  eim  rcdner  gleych  tuen,  ein  r.  anteren. 
Exprimebat   omnes   vultus,    er   antäret  alle  angsicht. 
Hypocrisis,   anmassung   [Nachahmung]   und   anterung 
frönibder  person.    Effingere  verba  alicuius.  Einen  an- 
tären,  reden  wie  ein  anderer.    Vocum  simulantior  ales, 
der  bi'iss  könnte  alle  .stimmen   gleychssnen,   die   wort 
anteren.'    Fris.;   Mal.    -     2.  von  Etw.    wiederholt 
reden,  immer  wieder  dai'auf  zurückkommen.    Erhet 
-  eister  [immer]  dervo"  r/'anteret  U.    Vgl.  eiferen.  —  ü  s  - 

•  =a.  1  B;  Gr;  Vw;  W.  Usanterer  m.,  -teri  f.:  Person, 
die  das  tut  Gr.  —  ver-  B;  GW.;  Scnw,  frantere 
BRi.;  G  oRh.;  ScHwMuo.,  auch  üs-ver-a.,  üs-fr.  aScnw, 

.  ««-/"/ariicre  ScHwlberg.  ver-fr.  SchwMuo.  :  dass.  Das 

i(rt  doch  eti  irüeste  JSiieb,  wo  d'Lüt  eister  verfranterct. 

■'  '-  an-frantere":  Jmdn  ins  Gesicht  höhnen  SchwMuo. 

•  Syn.  ansännen. 

i  Ahd.  iinim-im.    mhd.  riiilcren,    riilirn,    liaclialllili-U.     Ycnilut- 

t   lieh   mit  der  liliiifigcn  Bildungssill)o  -«)■-  von  dem  Präf.  ant 
I  (niibctdiit  iiit-)  allgeleitet,  welches  einst  selbständig  war  und 
:   den  Begriff  ,gegenüber,  entgegen'  enthielt,  aus  dem  sich  der 
■  von  ,nachahmen'  erklären  lässt  als  urspr.  ,gegenUberstellen'. 
Vgl.  .entgegnen,  erwidern'.   —   Bed.   2    ist   wohl    aus   1   ab- 
strahiert,   unter    Einwirkung    des    syn.  ä/eren.   —    Dass    die 
Form  fmntcrm    nachgerade    als  Simplex    verstanden    wurde. 


erhi-lll  ans  di-r  Verliiuduug.  wcl.-h.'  .s  zum  zweiten 
mit  i-ci-  eingeht,  und  aus  der  Fiinn  des  \'U\  ;i'fninirr,-t. 
aus  dorn  Übergang  zu  flanieren. 

„TIn-antcr,  -ander  n.:  veraclitliches  Spott- 
Schmähwort,  meist  nur  in  verneinenden  Sätzen. 
hed-mer  ekeis  U.  (/'seit  LE." 

Uli-  verstärkend  oder  plconastiseh ;  s.  ?i/i  Sp.  'J'.i". 
auch    l'iiiiiitirort   (Unanlerl). 

Antivi  s.  Andive  Sp.  312. 


Male 
sowie 


oder 
Er 


Vgl. 


ailtiqilitiitiscll :  altertümlic 
buclistaben.'  1749  Sereisu. 


.Mit  antii|uitätsclien 


A'ntlit  XIV.— XVI.  und  iH,cli  l'.Iie.,  Anth,t  GuOhs., 
Andirt  GlS.;  GoT.,  Antliy  ,1.E.";  Z,  -Irij  Uw;  U, 
AdUh  Ja",  Antlits  BO.;  F;"GrR1iw.  —  n'.:  1.  An- 
gesicht und  zwar  It  In.  B  streng  unterschieden  von 
G'sicht,  Visus,  während  dieses  letztere  in  der  übrigen 
Scliweiz  jenes  ganz  verdrängt  und  Antlits  z.  B.  in 
G  Rtdt;  Z  nur  noch  als  Häusern,  sich  erhalten  Iiat. 
[Am  Hirzel  vor  der  Letze]  ,.schruwend  die  eignossen 
[als  sie  lange  nicht  Herr  zu  werden  schienen]:  mord, 
reiner  nie  mord,  dz  wir  nüt  die  lüt  mit  den  wiss  aiit- 
litten  [Stadtgesichter,  Hcrrenvolk]  band  angriffen  uff 
dem  Albis,  wz  wolten  wir  ye  an  dise  frommen  lüt'?' 
EoLiii.  Auf  dem  A.  lag  das  Hauptbanner,  am  H.,  wie 
OS  scheint,  Leute  vom  See,  Bauern.  ,Sy  .stöubend  den 
staub  ab  jren  antliten.'  1531  BARUfii.  ,Er  kund  weinen, 
dass  im  die  zacher  durch  das  aiitlit  luffend.'  Vap. 
,Ein  glat  angsicht  oder  antlit'  Fnis.  —  2.  künstlich 
erstelltes  Angesicht,  Maske.  ,W'er  in  tüfels  wise 
loufet,  [wird  gebusst]  und  will  man  den  Wachtmeistern 
enipfelhen  die  antlit  abzezcrren.'  Bs  1420.  .Haftend 
silhrine  antlitt  vor.'  Edi.ib. 

Eig.  zwei  grundverschiedene  WW.,  das  eine  =  ahd.  nni- 
lutti,  mhd.  nnllüUe,  -lit,  das  andere  =  got.  [imdn-J  vlil»,  ags. 
and'vlite,  mhd.  ant-litze.  Im  Volksmuude  hat  das  Präf.  die 
Rolle  der  Stammsilbe  beknminen,  die  eig.  Stammsilbe  aber 
ist  zur  blossen  Ableitungssilbe  geworden. 

Uren-:  Name  eines  der  Strafinstruraente  der  ,Ge- 
sellen  des  törichten  Lebens'  in  Zug  XV. — XVIII.  Es 
wurde  Leuten,  die  auf  ihre  vermeintliche  Schönheit 
eitel,  in  Wii-klichkeit  aber  .unflätig  wüest'  waren,  vor 
das  Haus  gestellt. 

Trotz  der  überlieferten  Schreibung  ,Urren-'  wirdes  die 
Maske  eines  Stierkopfes  {Ur,  Auerochse)  gewesen  sein. 

Narren-  Närenät)gli(t)  n.:  Maske  mit  Hut  für 
die  ,Kläuse'  (s.  Infeie  2  Sp.  327)  ZO. 

Dass  Antlit  zu  Grunde  liegt,  erhellt  durch  das  am  gleic'hen 
Ort  übliche,  geradezu  die  Übersctznng  des  obigen  Ausdruckes 
bildende  Syn.    Chlavmj' sieht. 

Böggen-,  Butzen- Antliy  „Sch;  Vw;  Z":  Maske 
der  Vermummten.  ,Larva,  persona,  ein  böggenantlit, 
butzen-a. ,  oder  schönbart,  gemacht  antlit.'  Fris. 
,Böckenantlitter.'  1420  Bs.  ,Bög(g)enantlitz.'  Denzl. 
1677,  1716  und  Id.  B.  ,l)ie  Butzen-Antlitz  hei.ssen 
leisten  [aus  der  Stadt  verbannen].'  Ansii.  ,I)as  Butzen- 
antlitzspiel  der  niaskarierten  rotten  von  frommer  Obrig- 
keit ist  zwar  mit  ernst  verbotten,  wo  zucht  noch  oben 
schwebt.'  1657  JHAmm. 

AlltOTl(ius)  jl)!to«i  Scn;  Simw;  S;  Tii;W,  -«--Gl; 
W,  „Ante  F,  Anti  BO.",  Toni,  D-.  allg.  (Tiini  Gl; 
GRBhw.;  W),  Toni,  „allg."  Tönel,  D-  VOrte;  S, 
,Antscho.'  ThPlatt.,  Tiintsch  GKRhw.  —  in.,  dhii. 
Toneli,   D-  Aa;    BE.;    F;    Uw;    U,    -ö-  S:    ni.  Taufn. 


351 


Ant.  onf.  int,  mit.  mit 


3r,2 


Wenn  's  a"  Antoni  [17.  Jan.]  regnet,  so  göd  's  Grundis 
tw'''  AABb.  ■ —  sc  iffrürt  de  Zürise  no''''  ZW.  Dem  h.  A. 
schreibt  das  Volk  mehrerlei  Wirkungen  zu:  a)  er  soll 
Verlornes  wiederbringen.  St.  Antoni  von  radua,  Siteclt 
(gibj-mer,  was  i'"''  verlöre  ha'  L ;  S.  ,Für  's  Finde-n- 
isch  liei  bessere  Ma,  ('s  soll  Iceine  g'schulte  [herabgesetzt] 
sy)  Als  Santi  Toni  vo  Padua.'  JIneichen  1859.  b)  er 
beschützt  das  Vieh.  In  dieser  Eigenschaft  wird  er  im 
Alpsegen  für  die  Nacht  neben  andern  Patronen  ange- 
rufen L ;  auch  für  den  Schutz  des  Viehs  auf  dem  Stafel 
während  des  Winters  U.  Wenn-i'^'  denn  einist  mit 
mwi  Veli  nit  well  ril  Arhet  ha",  Se  müess-i"''  nur  znm 
Sant  Anton  und  zum  Sant  Wandel  gä".  Tryner  184 (t. 
Im  Kt.  Tessin  lässt  man  am  St-A.-Tag  kleine  Lichter 
vor  dem  Bild  oder  Altar  des  h.  A.  anzünden,  für  die 
Gesundheit  des  Viehs;  in  Lugano  lässt  man  die  Pferde 
segnen.  Als  Patron  der  Metzgor  wird  er  in  P  gefeiert. 
In  einem  von  Gwerb  104(5  angeführten  Segen  um  Ge- 
sundheit für  Mensch  und  Vieh  wird  er  neben  S.  Michael 
angerufen.  ,Der  Bär  was  der  Diana  zuogeoignet,  wie  zu 
unseren  Zeiten  etliche  färlin,  so  man  S.  Antoni  schenkt 
und  umlaufen  lasst.'  Pischb.  1563.  In  einer  U  Anek- 
dote verspricht  der  Bauer  dem  Heiligen  einen  Tribut 
an  Nüssen,  wenn  er  ihn  heil  vom  Nussbaum  herunter 
kommen  lasse,  c)  ,S.  A.  wirt  von  denen,  so  ire  Glider 
entzundt  sind,  angerucft.'  Kessl.  Sabb.  .Anthrax,  Bluot- 
geschwär,  der  Carfunkel,  S.  Antonisfeur.'  Denzl.  1677. 
1716.  ,Der  fünfte  Siechtag  [der  5.  Grad  des  Aussatzes] 
ist  S.  Antoniens  Rah  [Rache].'  L  Ratsbücher.  St-A. 
war  Schutzpatron  des  Siechenhauses  zu  Ghur.  Zu  Mel- 
lingen  ein  Sieehonhaus  nächst  der  S.  Antons-Kirche. 
(ANüscHEL.)  .Zittermal.  Ein  böser  umfrässcnder  schad 
mit  vil  bläterlinen.  Etlich  nennends  S.  Antonis  fheur 
oder  plag.'  Mal.  —  2.  appellativ,  z.  T.  als  sinn- 
loses PuUw.  in  Zssen,  welche  als  Spottnamen  dienen. 
Wctter-Antoni:  ein  Tausendkünstler,  pfiffiger  durch- 
triebener Bursche,  der  sich  in  Leistungen  wie  Tanzen. 
Singen,    Springen,    Unterhaltung    auszeichnet     GTa. 

—  Wetter  zur  Steigerung  des  Begriffs  vor  Subst.  gesetzt.  — 
Chnppetöni  SchwE..  -toni  Zg:  1)  Caspar  Anton. 
2)  Einer  der  immer  eine  Mütze  trägt.  3)  leichte 
Schelte  für  eine  begangene  Dummheit.  Muestoni: 
der  viel  Brei  isst  Z.  —  3.  wisse  Anton  S,  Antoni  L: 
Name  einer  Pflanze,  deren  Absud  gegen  Harnbeschwer- 
den gebraucht  wird. 

,Doni'.  ZOGl.   ,Diini'.  l.-)l:l  .loiiatz.   .Toni'.  1.570  ZWotzik. 

—  01)  die  unter  1  augeführten  Heilwirkungen  sicli  alle  auf  den 
selben  Heiligen  beziehen  oder  auf  mehrere  und  warnni.  ist 
nicht  klar.  Nach  Wolf  Beitr.  z.  d.  Myth.  2,  86  ist  A.  als  Be- 
schützer des  Viehs  nicht  der  von  Padua,  sondern  eiu  älterer, 
der  in  Rom  als  Fleischer  gelebt  hatte  und  durch  den  An- 
hlick  der  Standhaftigkeit  christlicher  Märtyrer  bekehrt  ihrem 
Beispiel  folgte.  Dagegen  könnte  A.  als  Finder  (1  a)  und 
Tausendkünstler  (2)  der  Franziskaner  sein,  der  seine  hin- 
reissende Beredsamkeit  sogar  an  den  Fischen  versuchte. 
1  c)  kann  sich  auf  den  ägyptischen  Einsiedler  beziehen,  der 
nicht  bloss  um  Hülfe  gegen  jenen  Leihschaden,  sondern  auch 
um  Schutz  gegen  Feuorshrünste  angerufen  wurde.  —  3.  Ob- 
wohl es  eine  Pflanze  (cpilohium  angustifoHum)  gibt,  welche 
St-Antonienkraut,  herbe  de  St-Antoine,  auch  Feuerkraut 
(vgl.  1  c)  und  Hejcclirüi  hcisst.  oder  die  weisse  Braunelle, 
prunella  vulg.,  vormals  unter  dem  Namen  Antonienkraut  ge- 
braucht wurde,  so  ist  obiger  Name  nur. als  Anlehnung  zu 
betrachten  für  eig.  Avini-n.  weisser  Andorn,  marrubium  vulg., 
dessen  Absud  It  den  alten  Kräuterbüchern  ,die  Harnwinde, 
tröpflich  Harnen  und  den  kalten  Seich  leget'.  —  Abi.  Tiitijer 
und  die   Ortsn.  Tninuini,    Tcujcn.      S.   nncli    Toni  m. ;    Tini  i. 


Antonia  Tmie  Siiiw;  W,  Tondje  P  silv..  dim. 
Töncli  Ai';  Scinv:  w.  Taufn.  To»a  heisst  auch  die 
grosse  Glocke  zu  Naters  zu  Ehren  ihrer  Taufpatin, 
einer   Gräfin  von  Blandra;    s.  Walliser   Sagen   S.  34. 

—  S.  auch  Dunjc. 

Antonianer:  Anhänger  des  Antonius  Uiiternäbror 
von  LSchüpfen,  welcher  Irrlehren,  ähnlich  denen  der 
Wiedertäufer,  predigte  und  auch  im  BO.  Jünger  fand 
BO.     Vgl.  Schnägf/kr. 

Antonike  brfini  Antonclce:  ein  Kraut  SciiwMuo.; 
S,    nach  Angabe   aus  letzterem  Kanton  Wiesensalbei. 

Antorf:  Antwerpen.  XVI.  f.  Nach  Antörfer-Gewicht 
wurde  noch  bis  M.  unseres  Jhdts  in  Bs  das  Seiden- 
gewicht berechnet.  Man  reduzierte  aus  Mailänder- 
durch  Antörfer-  in  Schweizer-Gewicht. 

-/den  Lautgesetzen  entsprechend  für  ndrd.  p:  im  Übrigen 
aber  Anlehnung  au  das  W.  ,Dorf"  und  den  ähnlii-hen  zsgs. 
Ortsn.   .Altdorr. 

eilt-,  meist  et-,  und  dieses  oft  mit  Assimilation  des  ( 
an  nachfolgende  Lippenlaute,  nicht  bloss  an  f  wie  nlid. 
(epfinde,  empfinden),  sondern  auch  b  od.  j),  z.  B.  epperc, 
entbehren :  untrennb.  Präf.,  im  Ganzen  wie  mhd.  und 
nhd.,  zur  Bezeichnung  des  Heraustretens  oder  Heraus- 
versetzens  aus  einem  Zustand,  aber  1.  in  vielen  Zss., 
welche  dem  Nhd.  und  z.  T.  auch  dem  Mhd.  fremd 
sind;  darunter  Fälle,  wo  das  Vb.  erst  für  die  Ver- 
bindung mit  dem  Präf.  aus  einem  Sub.st.  oder  Adj. 
gebildet  ist,  und  solche,  wo  schon  das  einfache  Vb. 
unserer  Spr.  eigen  ist.  Beis]iielo :  ent-alperi,  -brauen, 
-kleiben,  -nachten,  -hüesmcn,  -bi'llcn,  -ri/len,  -schüelien, 
-schieben,  -wänen,  -frören,  -gneten,  -nauren,  -räiien, 
-seien.  —  2.  in  Zss.,  welche  das  Mhd.  und  Nhd.  nicht 
in  unserer  Bed.  kennt,  z.  B.  ent-sehen,  vorauss.,  er- 
warten; empfangen,  ein  Kind,  v.  d.  Hebamme:  ent- 
setzen, einen  Nerv,  lähmen ;  -stän,  anheimfallen ;  -stellen, 
refi.  sich  unartig  benehmen;  -stiften,  eine  Stiftung  auf- 
heben; -werfen,  eine  Brache,  zum  zweiten  Mal  pflügen; 
refi.  sich  krümmen,  v.  Holz.  —  3.  entsprechend  andern 
Präf.  od.  Präp.  ßeisp.  davon  schon  bei  1  u.  2,  ausserdem 
noch :  a)  =  v  er-:  ent-fallen,  in  Busse;  -leren,  verlernen; 
-strämnien,  verstrecken,  e.  Sehne  =  entsetzen;  -zihen, 
refl.  verzichten;  -lieissen.  b)  =  er-:  ent-getzen,  ent- 
schädigen =  eri/et^ew,  vergessen  machen;  -lüpfen,  er- 
heben, V.  Nebel;  -manglen;  -marflen,  erstarren,  aber 
auch:  aus  der  Erstarrung  lösen;  -retten;  -bieten,  refl., 
sich  anheischig  machen ;  -klilpfen,  erschre'cken;  -nies- 
sen,  refl.,  st.ark  niesen;  -hützen,  erzürnen  =(>r-;  -wachen; 
-heben,  rühmen.  (,Enttrenkt.'  Sch  1637,  viell.  bloss 
lautliche  Entstellung.)  c)  =  er-  u.  ver-:  ent-briiiien, 
refl.,  sich  rühren,  mucksen.  d)  =  he-:  cnt-ranben. 
e)  =  verschied.  Präp.:  ent-ginnen,  anschneiden;  -halten, 
auf-,  aufrecht-,  unter-,  vorent-;  -haben,  aushalten, 
-reichen;  -.sc7ieif?c>?,  unter-;  , entscheiden'  (altes  Ptc.)  = 
verschieden;  -helfen,  ab-;  -schlafen,  einschläfern,  aber 
auch:  aus  dem  Schlaf  bringen;  -machen,  auf-,  öffnen. 

—  4.  pleonas tisch,  resp.  verstärkend:  ent-änen, 
refl.,  sich  entäussern,  entschlagen;  -fidken,  flüditen 
(trans.);  -armen,  arm  machen;  -köpfen;  -fangen.  Feuer 
f.;  sich  -färben,  von  reifenden  Trauben,  Farbe  an- 
nehmen; -fremden,  scheu  sein,  von  ICindern,  auch: 
fremd  vorkommen  =  be-;  -mi'iessigen,  refl.,  sich  ent- 
halten; -schlagen,  Feuer  schl. ;  -stiirflen  =  stürchlcn, 
straucheln;    -troiucn;    -schu-äclien;    -nncren    (ebenso 


353 


Aiit,  t'ilt.  int.  iiiit.  mit 


354 


|ili/(iii.  wif  iilid.  .ver-'l;  -.stiireii,  Veiwniiileniiig  mäs- 
sijL,'en,  sicli  ziueeht  finden.  (Dagegen:  ciit-plündcren, 
ur.spr.  des  Plunders  berauben.) 

Die  Assimilation  des  (  in  der  Schrift  niclit  immer  aus- 
gedrückt z.B.  .entböriing'.  Lind.  Wint.  Chr.;  zuweilen  aber 
auch  mit  Beibehaltung  des  (  verbunden  z.  B.  .entpfunden'. 
Walther  1584.  Eigentünilieh  entstellt  ist  die  Schreibung 
bei  Edlib. :  ,enewichtcn',  entweihten;  ,enendactend',  ent- 
deckten; wahrsch.  mit  Anlehnung  an  das  mhd.  en-  für  int-. 
Vgl.  umgekehrt  etirf-g  B  für  enttreg,  dieses  mit  eingeschob.  ( 
(für  ernffr),  etrer/,  hinweg,  aus  in-weg);  ,entiwischen'.  1666 
Hafn.  (für  ,inzw.'),  wie  nhd.  ,ent-zwei,  ent-gegen'.  Verschie- 
denen Ursprungs  ist  auch  das  et-  in  ctimckr,  entweder,  neben 
eitweder  (aus  eindeweder),  und  ent-  statt  des  neg.  Präf.  en- 
in  Schreibungen  wie:  ,wir  entsöllent',  wir  sollen  nicht.  1502 
Absch. ;  ,es  entsol',  soll  nicht.  1524  ebd.  Doch  sieht  man 
auch  aus  dieser  Entstellung,  dass  die  Einschiebung  eines  ( 
(wie  sonst  eines  d  nach  n  übh.)  nach  en-  eben  so  nahe  lag 
wie  die  Ausstossung  des  t  der  wirklichen  Vorsilbe  ent-  im 
Mhd.  vor  b  und  «.  Fraglich  bleibt,  ob  in  taehuuehe,  scheu- 
chen; tschuderc,  schaudern,  das  vorgeschobene  t  eine  Ver- 
kürzung aus  ent-  oder  nur  eine  rein  lautliche  Verstärkung 
sei,  welche  in  manchen  andern  VfW.  ohne  Zweifel  anzunehmen 
und  aus  verschiedenen  Ursachen  zu  erklären  ist  (s.  tach-). 
Dagegen  scheint  ent-  wirklich  zu  (  verkürzt  in  tü/en,  öffnen. 
Aus  der  Combination  ent-be-  musste  emj>-  entstehen,  das  mit 
Ausstossung  des  folgenden  Stammanlautes  h  vorliegt  in  empützt, 
erzürnt  =  einf.  cnthützt  (3  b).  Mit  Ausstossung  des  «i  in 
tmp-  entstand  ep-elio  (ent-be-kommen),  begegnen,  vergelten, 
sich  erholen,  neben  einf.  ct-chö  (el-^o);  ep-chime,  sich  er- 
holen; ep-aich  (ent-be-ziehcn,  mit  Vereinfachung  von  z  in  s 
wie  in  b'mh,  bezahlen),  einholen;  ejj-hä,  auf-,  aushalten; 
ep-urhürHiii ,   iiffuen. 

uf-:  jdecinast.  für  einfaches  oit-:  .ufenniören';  für 
einf.  fif-  uder  ent-:  ,uf-ent-halten',  aufrechtbalten. 

er-  .scheint  vorzuliegen  in  ert-nucl;e,  einnicken; 
■leae,  untersuchen,  durchprüfen,  mit  Auswahl  Bs; 
-riinne,  entrinnen;  -laufe;  -flieh;  -<jä  L;  -hcrc;  -brinne, 
entbrennen;  -lade;  -lene;  -setzlig;  erpfä,  empfangen; 
erpfele,  empfehlen;  erpfinde. 

Pa  die  simultane  A'erbiuduug  zweier  unbetonter  und 
coordiniertcr  Präf.  sonst  selten,  auch  in  der  ä.  Spr.  nicht 
nachzuweisen  ist,  da  ferner  die  Ausspr.  .jenes  ert-  von  tw. 
daneben  bestehendem  et-  oder  en(-  wenig  verschieden  zu  sein 
scheint,  überdies  er-  geradezu  statt  ent-  vorkommt  (s.  er-; 
auch  in  ergeben,  entgegen),  wie  wir  umgek.  oben  ('.i  b)  cnt- 
auch  statt  er-  fanden,  so  lässt  sich  ert-  auch  als  blosse  laut- 
liche Variante  von  ent-,  et-  ansehen,  wofür  die  wechselnden 
Forineu  enent,  enert,  enet;  innent,  innert,  innet  (s.  Sp.  267) 
willkommene  Parallelen  darbieten.     Vgl.  noch  das  Folg. 

ver-  scheinbar  vorliegend  in  cert-tcenne,  ent- 
wöhnen; -wache,  erwachen;  -leide,  verleiden;  -lü,  ent^ 
lassen;  -schwere,  schwären,  eitern;  -lie,  -lene,  leihen, 
entlehnen;  -clio,  begegnen  (alle  diese  inGoT.);  dazu 
noch  anderwärts:  rert-schlafe,  ein-;  -nnrc,  einschlum- 
mern; -wtclie,  einnicken;  -riinne,  entrinnen;  -wütsche, 
entwischen;  -treffe,  fehlgebären;  -schlafe,  sich  ver- 
kriechen; -näpfe,  schlechtes  Aussehen  bekommen; 
-schnupfe,  sich  im  Sprechen  verfehlen;  -wile,  ver- 
weilen; -schiengfje,  schieftreten;  -scWiMc,  erschüttern, 
schütteln;  -ha,  zu-,  zurückhalten;  -läffe,  laffenstützig 
werden;  -lere,  verlernen;  -löchere,  wasserdicht  werden; 
-hielte,  ausziehen  (Pflanzen  aus  dem  Boden). 

I'as  principielle  Bedeuken  gegen  A'erbinduug  zweier  un- 
betonter Präf.  gilt  natürlich  auch  hier;  ferner  kouiuit  in 
Betracht,  dass  statt  oder  neben  rert-  bei  mehrern  der  auf- 
gezählten Comp,  nicht  bloss  das  selbst  zweifelhafte  ert-,  son- 
dern auch  einf.  er-,  ver-  und  ent-  (et-)  vorkommen,  und  dass 
-  (s.  d.),    übh.   sehr    beliebt,    bes.    auch    für    er-  eintritt. 

S.-hweiz.  Idiotikon  I.  3. 


KfW-  ist  also  möglicherweise  nur  lautliihe  Verstärkung  di:s 
einfachen  vcr-,  indem  der  Zusatz  (  zunächst  von  ert-  licrübi;r 
genommen  wurde.  Eher  als  ein  ursprünglicher  Trieb  zu 
begrifflicher  Verbindung  zweier  Präf.  ist  wohl  anzunebuien 
ein  Schwankon  der  Wahl  zwischen  zwei  ähnlich  lautenden 
Syn.,  welches  dazu  führeu  kounte,  dass  Elemente  von  beiden 
an  oder  in  einander  geschmolzen  wurden,  wie  dgl.  in  rein 
physiologisch-mechanischer  Weise  auch  sonst  vorkommt.  Dass 
Produkte  solcher  Verschmelzung  im  vorliegenden  Fall  nicht 
nur  vorübergehend,  individuell  zufällig,  geschaffen  wurden, 
sondern  bleibendes  Dasein  und  Nachfolge  erlebten,  musste 
allerdings  einen  Grund  haben,  und  zwar  eben  darin,  dass 
sie  jener  Deutung  aus  verkürzter  Zss.  tSbig  schienen. 

Ent  e-  f.:  Ente.  .Die  Ent(en),  Entvogel,  anas.' 
Fris.;  Mal.  In  der  lebenden  MA.  nicht  recht  volks- 
tümlich, dafür  lieher  die  Kosenamen  Wudle,  Wtiri 
(s.  d.).  ,Ent'  und  ,Grans'  waren  zwei  grosse  Flösse 
getauft,  welche  die  Zürcher  im  XV.  zu  Kriegszwecken 
ausrüsteten.  Sack  voll  Ente!  Verhüllung  des  Fluches 
,beim  Sakrament'  L,  schon  164ü  B  unter  den  straf- 
würdigen Schwüren  aufgezählt.  ,Blaue  E.',  blauer 
Dun.st,  Lüge.  , Darum  Eugenius'  fürschlag  nünt  anders 
dan  ain  blauwe  ent  was,  damit  man  achten  sölt,  er 
hett  ouch  etwas  zuoweg  bracht.'  Vau.  .Dass  es  list- 
fündig uszüg  [Ausflüchte]  und  blauw  cuten  warend.' 
ebd.  Daher  bei  Paracelsus :  ,hlaw  enten  arbeit',  ver- 
gebliche A.    ,B1.  E.'  auch  als  Wirtshausschild  z.  B.  in 

z  Aitst.  xvm. 

Mhd.  ante,  ent,  ahd.  anut.  Die  altertümliche  Form  , Anten' 
auffallenderweise  bis  ins  XVII.  fortgeerbt  in  der  Gesindc- 
orduung  von  Muri;  s.  auch  Antvogcl.  Da  schon  das  Vogelb. 
1557  die  gemeine  Wild-E.  .blauwe  E.'  nennt,  so  kann  dieser 
Ausdruck  im  Tropus  nicht  wohl  etw.  in  Wirklichkeit  übh. 
nicht  Vorkommendes  meinen,  sondern  wird  sich  auf  die 
Prahlerei  der  Jägerzunft  beziehen. 

Is-:  1.  ,Ein  Merchengeschlächt.  so  die  unsern  yss- 
entle  nennend,  etwas  kleiner  dann  die  [gemeine]  Ent, 
am  köpf  dunkelrot,  gegen  der  brüst  äschenfarb,  der 
rugken  schwarz,  der  bauch  weiss.  Bei  uns  allein  in 
grosser  kelte  gefangen,  dannenhär  es  den  namen  über- 
kommen.' Vogelb.  1557.  Nach  der  selben  Quelle  etwa 
mit  Ehln-  verwechselt.  Lt  JEEscher  1692  die  Kriek-E., 
anas  crecca.  —  2.  Grössi  I.,  die  grosse  Tauchgans, 
mergus  merganser  Bodensee;  Syn.  Äsch-. 

Isen-.  .Das  Eysenentle.  mergus  (major).'  Fris.; 
Mal. 

Asch-.  ,A.  von  wegen  der  fischen  so  sy  issot.' 
Vogelb.  1557.  ,In  dem  Bodensee  ist  ein  geschlecht 
der  enten,  welche  auss  dem,  dass  sy  insonderheit  die 
äscher  fressend,  von  inen  äschenten  genennt  werdend,' 
PisoHB.  1563.  Von  Hartmann  1827  in  allen  Teilen  in 
Abrede  gestellt.  —  Der  Name  bezog  sich  viell.  eher  auf 
die  Farbe. 

,Voll-Enten  nennend  die  unseren  anatem  cirrha- 
tam  von  wegen  der  grosse  jres  leibs.'  Vogelb.  1557. 
,Poll-Ente,'  JEEscher  1ü9'2. 

Grau-Entli:  ,Kleine  ent,  Kriekente,  anas  crecca.' 
Vogelb.  1557. 

Grab-Ent:  die  gemeine  wilde  E..  anas  boschas  L. 

(iross-,  Hag- =  i?fifsc/i-.  Vogelb.  1557. 

Halden-:  „Scharbe,  pelecanus  gracnlus  G;  Tn." 
Nach  Hartji.  1808  =  Kormoran,  pelecanus  carbo;  so 
genannt,  weil  dieser  Vogel  sich  in  kalten  Wintern 
noch  einzeln  in  den  Seerevieren  aufhält,  wo  es  an 
der  Halde  heisst. 

:;:) 


355 


Ant,  eilt.  int.  ont.  unt 


856 


,Käfer-Eiitli:  Duclientlin,  pygoscelis  minor.'  Mal. 
—   K.  (s.  d.)  l)eziüht  sich  viell.  auf  die  Lebhaltigliuit. 

.Kriuli-,  Kiuck-entlin,  Krig-cnto':  Kriek-E.,  a. 
crecca,  cjuerquedula.  Vogelb.  1557. 

Aus  ndrd.  krikke,  das  viell.  die  kriecheuilc  d.  li.  kurz- 
beinige bed.,  viell.  aber  auf  dem  lat.  lyiwny.  beruht. 

Krüt-:  Sonimerhalbente,  a.  circia  Bodensek.  Aiuh 
dem  VoGELii.  1557  aus  dieser  Gegend  bekannt. 

Krüz-:  der  weisse  Säger,  niergus  albellus.'  Ht^^•Hl^■z 
1842.  —  Der  Name,  wie  das  Syn.  Nunnownt,  schuiut  sieh 
auf  die  Farbe  derselben  zu  beziehen. 

Lett-Entli:  1.  Kriok-E.,  „anas  ereeca  ü."  — 
'i.  Zwerg-E.,  anas  minuta.  Hautm.  1808. 

Mugg-Ent:  anas  niuscaria.  Mal.  ,A1sij  genannt 
darunib  dass  sy  muggen  fabet.'  Vogeld.  1557. 

Muer-:  Kriek-E.,  anas  crecca.  JEEsihek  1C)9'2. 
Nach  Fris.  und  Mal.  =  .Sorent.  kleine  grauwe  eiitle, 
querriuedula.' 

Von  Mucr,  Schlamm,  iu  welchem  sie  wühlen,  als«  gleich- 
bed.   mit  Leu-,   Mos-,   Sor-,   Hchlkf-E. 

März-:  Wild-E.  und  zwar  ,anas  fera  torquata 
maior.'   Mal.,   aber  nach  Vogelb.  1557  a.  f.  t.  minor. 

Mos-:  die  gemeine  wilde  Ente,  anas  boschas  (fera). 
Hartm.  1808.  Denzl.  1677.  1716  ,Mooscnt'.  Im  Vogelb. 
1557  ,Massent'  mit  der  Kriek-E.  identificiert. 

Nunnen-  =  Krüs-E.  Schinz  1842. 

So  genannt  wegen  des  Wechsels  von  schwarzer  und  weisser 
Farbe.    —    Syn.   Aunnentauchcr. 

ßisam-Entli:  1.  Knäck-E.,  a.  querquedula.  Öoiiinh 
1842.  —  2.  Kriek-E.,  a.  crecca.  ebd.  —  3.  „Bismatt- 
Ent:  a.  rufina  Bodensee."  Kolbenente.  —  Die  Benennung 
bezieht  sich  auf  den   Geschuiaclt  des  Fleisches. 

Blass-Ent:  die  gemeine  wilde  E.,  anas  boscbas 
(fera).  Hartm.  1808.  A.  fera  torquata  minor.  Vogelb. 
1557. 

Hartuianns  Schreibung  ,Blas-"  darf  wohl  als  ,Blass-'  ver- 
stjiudea  werden,  und  letztere  Bezeichnung  bezieht  sieh  auf 
den  weissen  Ring  um  den  Hals. 

Euech-:  die  Gattung  Taucher,  colynibus.  Hartm. 
1808.  —  S.  Muecli. 

Ehin-.  ,Eynent,  mergus  Eheni.'  Mal.  ,Von  den 
Merchen  ist  das  Ehynentle  der  Enten  [an  Grösse] 
gleich.'  Vogelb.  1557.  ,Eliein-Ente,  die  grosste  under 
den  Enten.'  JEEscher  1692. 

Bot-:  Tafel-E..  anas  rufaV  .Wird  also  genennet 
von  ihrem  roten  Kopf  und  Halse.'  JEEscher  169'2. 

Eätsch- =  jSpiegelent,  wilde  blauwe  ent,  a.  fera 
torq.  min.'  Mal.  Vogelb.  1557.  JEEscher  1692.  — 
Der  Name  bezieht  sich   wohl  auf  die  Stiniuic;   s.   rütuclien. 

)Sor-:  ,kleine  grauw  entle,  querquedula.'  Mal. 
Nach  JEEscher  1692  =  Kriek-E.,  a.  crecca.  —  ,SV  hier 
ohne  Zweifel  i.   S.   von   Muer  (s.  o.). 

Schell-:  1.  Quakente,  „a.  clangula  Boüensee." 
Hartm.  1808.  —  2.  Spatelente,  a.  glaucion.  ebd.  — 
8.  Braunkopf,  weissäugige  E.,  a.  nyroca.  ebd. 

Das  Vogelb.,  welches  sowohl  ,Schall-'  als  ,Schell-'  erwähnt 
(,Si'hal-'  auch  Cys.  16611,  hat  zu  der  erstem  Form  die  richtige 
Krklärung  ,von  sterko  der  tlüglen',  mit  welchen  ein  besonderer 
Klang  hervor  gebracht  wird. 

Schilt-.  ,Ein  gschliJcht  der  breitschnäbligen  En- 
ten,   Seh.  genennt,   item  Täschenniul.'    Vogelb.  1557. 

Schlief-  iläf-:  1.  Eeiherente,  a.  fuligula.  Schinz 
1842.  —  2.  .Scbleufentlein.  Kriek-E.'  JEEscheu  1692. 


Der  Name  deutet,  wie  die  Syn.  ,Muder-E.'  für  1,  Mnn-E. 
usw.  für  '2,  auf  die  Gewohnheit  dieser  Vögel,  im  Schlannue  zu 
wühlen. 

Sehn  ad  er-:  spöttische  Bez.  einer  geschwätzigen 
Person  Bs;  Scii. 

Schwalben-:  Spiess-E.,  Pfeilschwanz,  a.  acuta. 
Hartm.  180S.  —  Vnn  ihrem  keilförmig  gestalteten  Scbwauz 
so  gcnauut. 

Spiegel-:  die  gemeine  wilde  E.,  a.  boschas  (fera). 
Hautm.  1808;  Mal. 

Spitz-:  Gattungsname  für  Tauclicr,  colynibus. 
Hartm.  1808. 

So  genannt  mit  Beziehung  auf  den  spitzen  Schuiibcl.  im 
Gegensatz  zu  dem  breiten  Schnabel  der  Enten. 

Storr-:  Stör-E.  ,Storent,  die  grössere  wilde  blawe 
Ejit,  darumb  [so  genannt]  das  sy  mit  dem  Schnaliel 
im  erdtrich  störet  [wühlt].'  Vogelb.  1557. 

Storz-  Sturz-  Z,  ,Störz-.'  Cys.  1661:  die  grössere 
Stock-,  Störz-E.,  a.  boschas.  Schinz  1842;  Vogelb. 
1557;  Mal.;  JEEscher  1692. 

Strüss-Entli:  die  europäische  Haubenente,  Eei- 
herente, a.  fuligula.  Hartm.  1808.  —  Syn.  ,S7mi«»wüi-. 
,S'(;-!»s«  =  Federbusch. 

Tuch-,  Tuchel-Ent:  Taucherente,  mergus  U; 
Vogelb.  1.557;  Fris.;  Cys.  1661. 

Syn.  Tmhd.  Der  kurze  Voc.  weist  auf  den  Plur.  l'rät. 
eines  Vli.  lutkni,  viiri  dessen  Sg.  Prät.  das  nhd.  .Tauchen' 
abgeleitet  ist. 

hus-enten:    im  Hause  herum  geschäftig  sein   B. 

Die  in  Schlappschuhen  im  Hauso  herum  watschelnde, 
uicht  leicht  in  die  Ferne  schweifende  Hausfrau  der  Ente 
verglichen.      Syn.   Tixi><a»ten. 

Enterich,  dafür  volkstümlicher  Entcuyel,  Eätsch. 
, Indianische  Entrach.'  JÜWeber  1695.  —  Eätsch-  = 
Schnäder-Ent  BsStdt.     Vgl.  Bätsch-Ent. 

entlen:  1.  wackelnd  gehen,  wie  die  Enten  B.  — 
2.  im  Wasser  mit  den  Händen  rudern,  wie  Anfänger 
im  Schwimmen  tun.  ebd. 

entlin  -/?;  von  der  Ente  herrührend.  Subst.  EntHs, 
Fleisch  von  einer  E.  Seit.  —  Zunitchst  vom  Dim.  Entll 
abgeleitet. 

entig:  Adj..  andern  Adj.  verstärkend  vor-  oder 
nachgesetzt,  i.  S.  v.  sehr,  ganz;  nur  in  Gr.  1)  Eiitigi 
Mal,  sehr  oft  Chur.  Wohl  nur  verkürzt  aus  dem 
häufigeren  vil  (riJ)  e.  M.  2)  Es  entig  chleis  Meitji, 
ein  ganz  kleines  ]\r;iilrlien  Dav.;  müs-entig-allein.  ebd.; 
s.  Sp.  275.  '■'■)  hrir-nitii/,  verstärktes  ,baar',  rein,  offen- 
bar, vollständig;  Syn.  har-lütig.  ebd.  En  Tjareutige 
Lügner,  Lump,  Narr;  es  barentigs  Chalb  (als  grobes 
Schimpfw.  für  einen  dummen  Menschen). 

Bar-entiy  auch  um  Bregenz.  Fromm.  6,  121;  daneben 
vorarlb.  bfircntig.  3,  531  (iör  für  püi;  rein,  also  syii.  mit 
bar).  —  Zshang  des  «lit«;  mit  ,Ende'  i.  S.  v.  ,vollendct,  voll- 
kommen', Hesse  sich,  wie  auf  Sp.  318/19  versucht  wurde, 
soweit  nur  die  Bed.  in  Frage  kommt,  wohl  nachweisen;  be- 
grifflich würde  auch  üs-endiij,  ununterbrochen,  Schwab,  fit- 
endig,  gar  sehr,  sich  wohl  zur  Erklärung  herbeiziehen  lassen, 
ebenso  das  bair.  enz-  (emh-)  =  erz-,  mit  dem  Adj.  naiech, 
enzeruch.  Allein  das  !  für  d  lässt  sich  nicht  überzeugend 
rechtfertigen.  Nun  stehen  wir  aber  in  Gr  und  Vorarlb.  auf 
urspr.  ronum.  Boden,  nnd  es  werden  in  den  mailändischen 
Dialekten  und  im  Dialekte  des  aus  Italien  nach  dem  Engadin 
herüberführenden  Puschlav  die  Adj.  im  S.  der  Verstärkung 
mit  der  aus  dem  Lat.  stammenden  Endung  ent(o)  verbunden, 
z.  B.  buntniu  st.  Intuiiinsi/iw,    mvento  st.  imovmimo,   in  Puschl. 


857 


Ant  mit.    Antscli— niitscli.    Aiix  -unx.    Äiiz— iiii2 


358 


noo  nuvml,  nagelrißu,  culd  caldenl,  siedcMidlieiss,  sei  es  dass 
(licsolbo,  wie  in  den  ersteru  Beispielen,  aus  dem  Fülle  oder 
licihea  Grad  bezeichnenden  lat.  -entus  in  cru-cuiun  u.  ä.  oder, 
wie  bei  caldent,  aus  dem  Part.  Präs.  eines  Vb.  entnommen 
war.  Aus  solchen  Verbindungen,  in  denen  die  Silbe  cnt  eine 
verstärkende  Kraft  zu  haben  schien,  konnte  sie  heraus  gelöst, 
aufs  Deutsche  übertragen  und  durch  das  zugesetzte  -»/  selb- 
ständig gcmaclit  werden.  So  erklärt  sich  auch  der  auf  entiij 
nach  mit«-  und  liar-  liegende,  der  gewöhnlichen  Betonung 
deutscher  Comp,  widersprechende  Accent.  Eine  Consequenz 
(oder  Voraussetzung)  dieser  Erklärung  ist  freilich  auch,  dass 
nrspr.  nur  Verbindungen  wie  bar-,  vil-entig  bestanden,  nach 
welchen  dann  schon  abstr.  müs-e.  gebildet  wurde;  uocli  weiter 
ab  nibrte  die  Stellung  c.  chki  statt  rlihi-,.,  iituI  euillicli  wurde 
gar  entiij  allein  gewagt. 

eint  .s.  ein  Zahlw.  Sp.  269.  274.  Nach  Analogie 
von  eint  und  ander  auch  in  der  Verbindung  ,ihr  Eint 
,nid  Alles'  Bs.  Mev.-Mer.  1860. 

eintlef(t)  s.  einlif  Sp.  288.       niter  du  s.  heiid. 

Inträde  f.:  Einkünfte.  ,Kentniei.ster,  die  allerlei 
intraden  einzogen.'  Vad.  ,Der  Zoll,  Unigelt  und  andere 
Intraden.'  1666  Hafn.  ,üie  Uhr  anbelangend  [in  der 
kath.  Kirche],  soll  selbe  im  Gemeinen  dienen,  nur  soll 
sie  der  kath.  Messmer  richten  [aufziehen]  und  eine 
Krone  Intrade  beziehen.'  1646  Trimmis.  —  Aus  it.  intmia. 

Intresse  intfejressi  n.:  Proccnte  von  Anleihen  auf 
blosse  Handschrift  ohne  Unterpfand,  im  Ggs.  von  ,Zins' 
oder  ,Gesuech'  [auf  Hypothek].  ,Und  nennt  man  sol- 
ches: Interesse  und  nicht  Zins,  denn  es  sei  eine  fah- 
rende Schuld.  Ob  man  solchen  [hohen]  Interesszins 
zu  nehmen  abstellen  wolle.'  1557  Ausrn. 

intressant:  interessiert  BsLd. 

intressiert  Gr,  -e-  Ai';  Bs,  -e'-  Z,  l-tressiert  L; 
8:  auf  das  eigene  Interesse  bedacht,  eigennützig, 
geizig. 

Itie  in  L;  S  übliche  Form  beruht  auf  i.-Iitig.-r  Ab- 
teilung und   Anlehnung  an   d.as  deutsflie    l'riil'.    in-. 

ver-interessieren:  verzinsen.  ,l)as  Geld  ent- 
lehnen und  V.  müssen.'  Z   llbl. 


Alltschi:  dim.  Form  won  Amxi  (Sp.  260).  „AntHclili 
Bßr.",  nochmals  dim.  gebildet. 

Antscho  s.  Anton. 

Untsche  f.:  Papierdüte  BGr.  Hy».  Brief;  Bulrer-, 
Bapir-,  Pfefferhüsli;  Sharnuzz. 

Provinciclle  Ausspr.  für  ,Unze',  cig.  das  lieivicht,  bei 
welchem  man  kauft,  übertragen  auf  das  Paket.    S.  auch  Vnz. 


Kwü.  ,Unsers  Anzis  oder  Grossvaters  Vater.' 
CPfypper  1571. 

Eine  Ableitung  als  Koseform  von  A».  .1«/  |S|i.  'Jt?!.  wii- 
sie  sonst  nur  bei  wirkliclien  PirsiounnanoMi,  z.  H.  A'".«.-:aus 
Kvenfrad),   üblich   ist. 

änzen,  enzcn:  1.  tadeln,  bekritteln,  rügen,  vor- 
werfen, oft  mit  dem  Nebenbegritlder  Unverträglichkeit, 
Bitterkeit  und  lästiger  Wiederholung  Gl;  G;  Slhw. 
Lüt,  wo  [welche]  eisder  [immer]  Öiipis  z'  änze  händ, 
ehann-i  nid  lide  S(  iiwMuo.  Er  hed  em  's  übel  g'änzt. 
ebd.  An  Öppis  ume  ä.,  an  Etwas  herum  kritisieren, 
ebd.     ("tpjic    bim    Bolle»    [(Jbst    zu    Most    mahlen]    es 


Eimerli  ztvei  voll  süberes  }Vasscr  id)er  d'  Stei"  ine 
[herein]  z'  schütte",  dasselb  ist  recht,  das  chann-me 
nid  ä.  ScHW  Erzähler  1856.  Du  muesch-es  [mnsst, 
kannst  es  nicht  unterlassen]  eisdig  ä.  GG.  In  der  ä. 
Kechtsspr.  bes.  vom  ,Rügen'  eines  gerichtl.  Criminal- 
Urteils.  „Wer  diese  Urtol  ä.  oder  äfern  sollte,  soll 
in  die  Fussstapfen  des  Verurteilten  gefallen  sein*-,  bei 
Malefiz- Sentenzen  Schw.  Einen  Richterspruch  ,ä., 
äfern  oder  schmächcn.'  Gl  Blutgerichtsordn.  XV.;  syn. 
.niemer  [niemals]  ze  anden  noch  ze  ätfern.'  G  1395. 
a.äferen  Sp.  106/7.  —  2.  in  beleidigender  Art  wieder- 
holen, was  Einer  sagt,  und  ihn  so  reizen  GlH. 
—  3.  verdriesslich  klagen,  mit  Bitten  beschwer- 
lich fallen.  Syn.  kären,  milcden  G  oT.  —  an-:  an- 
hetzen GO. 

Zu  abd.  anazan,  antreiben,  reizen  (direkte  von  der  Präp. 
:iii  ;;iOjildet),  würde  wohl  Bed.  2  unseres  W.  u.  anänzen  passen, 
uirbt  aber  Bed.  1  und  3,  während  2  und  3  sich  leicht  aus  1 
i;ntwii-keln  lassen.  Es  euipfiehlt  sicli  daher  besser  die  Abi. 
aus  anden  (Sp.  301),  entweder  mit  der  Intensivendung  abd. 
-itzan,  auch  -izan  (daher  der  Umlaut,  der  sonst  freilich  bei 
diesen  Bildungen  im  Mhd.  ausbleibt,  weil  das  i  nicht  urspr., 
sondern  nur  aus  a  geschwächt  ist,  doch  auch  in  nhd.  ,ächzen, 
krächzen'  erscheint),  oder  mit  »,  resp.  abd.  -inun,  also  für 
and-s-en,  vgl.  das  vereinzelte  nhd.  ,ahnsen'.  Für  diese  Abi. 
spricht  auch  der  syn.  Gebrauch  von  andtn  neben  ufenn  in 
der  Rechtsspr. 

Eilz  I:  m.  Taufn.  Lorenz  Ap. 

Enz  II  n.:  Erz,  das  frisch  aus  den  Minen  gekonnnen 
ist  AAFri.  Dazu  Enzknapip,  Bergknappe.  —  Mag  zu 
Enzi,   Berg,  gehören;   vgl.   Enzluch  =  EnzHoch. 

Enzi  I:  w.  Taufn.  Emerentia  L. 

Enzi  n  „n.:  oberste  Kuppe  eines  Grenzberges.  So 
gibt  es  ein  Entlebucher-,  ein  Berner-Enzi."  Aber  aucli 
ein  Bnmöser-,  WiUisniter-Enzi,  sämmtlich  in  LE. 
Enziloch,  am  Napf,  auf  der  Grenze  zw.  B  u.  L,  ebd. 
auch  eine  Enzi-flueh ;  Enzi-wald  hinter  Hergisw.  bei 
Willisau.  Am  Enziloch  erscheinen  in  der  Sage  die 
Enzimanuen,  Berggeister,  welche  dort,  zeitweise  durch 
Getöse  sich  kund  gebend,  das  Wetter  machen.  Es 
sind  nach  der  Sage  die  unseligen  Geister  von  Men- 
schen, welche  zur  Strafe  einer  begangenen  Übeltat  in 
jene  Wildniss  gebannt  wurden,  wie  Ahnliches  von 
andern  Gcbirg.sgegenden  erzählt  wird.  Das  Enziloch 
und  seine  Umgebung  ist  auch  noch  durch  andere 
Geistererscheinungen  unheimlich.  Vgl.  Lütolf,  Sagen 
27.  393.  513.  519.  Im  Eomoser  Enzi  weilt  eine  ver- 
wünschte schatzhütende  und  wettermachende  Jungfrau, 
ebd.  504. 

Enzi  hängt  wohl  zusammen  mit  dem  Subst.,  das  appel- 
lativ  mit  der  Bed.  ,Riese'  nur  im  Ags.  (ent)  vorkommt,  aber 
auch  in  ahd.  Personen-  und  Ortsn.  erhalten  zu  sein  scheint: 
bair.  Eiaimann,  Enzcmba,  &!2™i<'m  (Wiese);  vgl.  auch  ,Enzen- 
bcrg'  und  ,Enziungfrau'.  Simrock  ^  391.  408.  Die  Wetter 
machenden  Enzimrmnen  an  nnserm  Enziloch  sind  ohne  Zweifel 
urspr.  Riesen,  erst  später  in  menschliche  Geister  verwandelt, 
und  auf  mythologische  Bed.  weisen  auch  die  übrigen  Lokal- 
sagen. —  Das  männl.  Geschlecht  erklärt  sich  durch  hinzu- 
gedachtes ,Berg';  das  weibl.  Geschlecht  bei  Cas.  Pfyffer  1859 
ist  ganz  vereinzelt.  —  St. 's  Definition  ist  beeinflusst  durch 
die  etymol.   Deutung  auf  ,End'. 

Enzian,  Enze,  Enzene,  Enzele,  Enzni  s. 
Jenze. 

einzig,  ('-/(^/^  AASeet.;  Bs  (SpREN(i);  ß;  SoH;  Schw; 
S;  ZB.,  „//(,.-/(/ VUrte";  BHk.,  sonst  e''i-:  1.  wie  nhd. 


359 


Anz.  enz,  inz.  onz.  unz 


3Ö0 


,Die  grusligen  [schrecklichen]  Äst,  wo  ein  enzig  [toh 
denen  einer  allein,  ein  einziger]  scho  so  diel;  isch,  ine 
nes  Saghäiimli.'  BWvss  18G3.  Subst.  ,D(ts  wird  notti 
[doch]  nil  ds  Enzige  i  dr  Welt  sl.'  Gotth.  I  wollt- 
ech  viimmen  es  1-nzigs  säge,  nur  dieses  Eine  will  ich 
Eucli  sagen  BHk.  —  2.  irgend  ein  =  einig  Sp.  280; 
in  der  ii.  Sjjr.  nach  Negation.  ,Ohnc  einziges  Melden.' 
1585  Ap  LB.  —  3.  allein,  einsam,  lär  göt  enzig  go  N., 
er  geht  allein  nach  N.  Aa.  ,Das  Ching  nie  enzig  lo, 
weder  t"  der  Stube,  vo  rorusse.'  BWyss  1803.  ,Man 
hört  auch  etwan  nachts  in  den  Klöstern  oder  sunst 
an  einzigen  orten  klopfen.'  LLav.  1569  (1670:  , ein- 
samen'.) Der  Selbe  spricht  1584  von  Bettlern,  die 
,uf  den  einzigen  höfen  [einsamen  Bauernhöfen]'  von 
den  Frauen  Almosen  erpressen.  Er  h'chemit  [kennt] 
die  hinderist  und  ei.  Cime  uf-der  Alp  Gl  [eig.  die  am 
äussersten  Ende  der  Alp  einsam  weidende?  oder: 
alle,  sogar  die  eine  letzte'?],  einzigist:  alleinig  Ndw. 

Die  Verengung  des  ei  zu  c  ist  wohl  durch  e  hindurch 
gegangen,  wie  nhd.  , wenig',  schwz.  iri'nig,  aus  irciniy  (eig. 
liläglich,  \g\.  h./aible  Ans  Jlibilis);  schwz.  *?%</  aus  ,heilig', 
iri-liji;  (Hciligen-)Bild.  Die  Ansspr.  c*  erklärt  sich  hier  wohl 
daraus,  dass  auf  n  noch  ein  Cons.  folgt. 

,über-enzig:    übrig,    überschüssig'    Bs  (Spreng). 

all-einzig  deinzig  Aa;  B;  P;  W,  dlenzig  B, 
lenzig  Zvro,  alhizi  FS.:  ganz  allein;  muetersiJen- 
(dleinzig  BsStdt  (BMeyer).     S.  cdlein,  -ig. 

ein-einzig  „VOrte";  Z,  ei-einzig  Aa;  B:  ganz 
einzig;  auch  nur  ein  einziger.  „Sie  ist  die  eininzige 
Tochter  V\v;  Zg."  Er  ist  der  Eineinzig;  Icen  [kein] 
Eineinzige  sait  [sagt]  das;  de  eineinzig  wett-i  möge 
g'seh  [möchte  ich  sehen]  Z.  E  eieinzige,  einen  ein- 
zigen B.     Er  einedeinzig  ist  chö,  einzig  und  allein. 

ed  Verkürzung  von  und  wie  in  Zahlverhindungen  z.  B. 
eitiedachzij. 

gotts-:  ganz  allein  Schw.     Vgl.  gotzig. 

einzechtig:  einzeln.  .Es  solle  bey  all  disen 
respective  gemein-,  halbteiligen  und  einzechtigcn  be- 
strafungen  sein  bewenden  haben.'   1670. 

Mhd.  cinzeht,  -i</,  cinzdiJit.  Die  Anhäuguug  des  -f-ht  an 
Zahlliegriffe  ist  sonst  unerhört;  aher  die  fragliche  Bildung 
luuchte  stattfinden,  weil  einzd  schon  uihd.  selten  und  unserer 
Spr.  vollends  fremd  ist,  welche  dagegen  viele  Bildungen  auf 
-hcht  (gemischt  aus  -lUh  und  -echl)  aufweist. 

inz  s.  iin.ser  Sp.  347. 

Unz  f.:  1.  das  bekannte  Gewicht  =  ,2  Lohte,  oder 
8  Quintlein,  oder  '/le  Pfund.'  JBEscher  1685.  Auch 
msc:  ,Wer  auch  nur  einen  Unzen  Christenthums  hat.' 
Ulr.  17'27.  —  2.  Längenmass.  , Einer  [sc.  Capaun- 
stein]  gefunden  worden,  der  ein  unz  lang  und  ein  halbe 
unz  hoch  gewesen:  der  undertcil  ist  etwas  holächt 
[leicht  gehöhlt].-  Voüelb.  1557.  Vgl.  VntHrhr  Sp.  -ihl. 


unz  ons  ApL,  nss  BBe.,  Ei.,  iinze  L;  Zr..  usse 
BBe.,  Ha.,  unzig  L;  Schw,  „iissigW'',  unzit  ii.  Spr.: 
1.  bis.  a)  Präp.  ,unts'.  1405  Ap  Krieg.  ,Von  der 
obern  Trenki  hinab  unz  under  Kadclburg.'  1443;  clid. 
in  der  selben  Ortsangabe  ,unzit'.  ,Unzit'.  Z  Gerichtsakt. 
1470.  ,Unz  biss  uffs  kind  in  der  wiegen.'  Absch.  1530. 
,Eichten  umb  alle  frevel  unzet  an  die  hocheu  gricht.' 
Aa  Weist,  c.  1539.  ,Von  anfang  der  Bibel  unz  zuo 
end.'  Bibel  1548/60.  ,Die  .^'clilaghändel  zu  strafen  unz 
oder  bis  an  das  Blut.'  JCEsch.  1723.  —  b)  Conj. 
P  silv.  .Unzid,  biss  das,  donec'  Mal.  , Unzig  ieder- 
man  gefertiget  ist'  XVII.  Muri.  ,Der  Franzos  hat 
mich  [die  Stadt  Mailand]  lang  inghan,  unz  biss  die 
recht[e]  Stund  ist  kan  [gekommen].'  Spiel  v.  1514. 
,Unz  das  er  z'letst  heime  kam.'  1579  Bigandds.  ,Und 
soll  derselb  pfaff  in  niemants  schirm  sin,  alle  die  wj'le 
[so  lange]  unz  er  von  den  fremden  Gerichten  stat  [ab- 
steht].' 1779  BsChr.  —  2.  Adv.  unterdessen  (bisse 
lange,  bis  dahin)  BÖ.;  L;  Schw;  W.  ,Chömmid  gen 
essen  und  h'schlü,isid  u.  d'  Schür  [die  i-'cheune].'  Hafl. 
,De"»  glitzeret  d'  Sunne  u.  i  d'  Welt.'  ebd.  Du  chönn- 
tist  uss  warten  BRi.  Beit  ussen!  warte,  bis  ich  wieder 
komme  oder  fertig  hin  BO.  ,Doch  d'  Schwyzer  fallid 
unz  uf  d'  Chneu  [Kniee]',  während  Hasenburg  dem 
Herzog  seinen  Rat  erteilt.  1819  Sempacber  ScuLAcnr. 
-^  bis-  hisuns  Ap:  1.  bisher.  I  ha  h.  nitd  'glüht 
[geglaubt],  dass  ...  —  2.  bis  dann.  ('Mannst  [kommst 
du]  h.? 

Mhd.  unzi:,  unz,  ans  ahd.  iiut,  bis,  u.  2f,  zu,  später  auch 
unzfii,  aus  unz  an  oder  -in,  mit  angehängtem  t  (vgl.  nhd. 
,Nieman-d',  scliwz.  Nieme(rH)  unzcnt,  dieses  verderbt  in  unzet, 
-it,  -ig.  Unziy  entw.  aus  unzid,  wie  AIng  aus  Ahed,  oder 
dir.  aus  unz  mit  dem  auch  zur  Bildung  von  Adv.  beliebten 
-ig  (vgl.  bis-ig,  unterdessen).  Die  Form  unzen  erklärt  sich 
entw.  aus  dem  mhd.  unzen  oder  aus  "umhin.  Der  Übergang 
von  2  in  «  (onn)  findet  sich  auch  in  dem  syn.  bi»,  zunächst 
aus  blas,  dieses  aus  bi  ze  (bei  zu),  wo  ein  urspr.  anlautendes  > 
durch  Zsfügung  inlautend  und  zuletzt  auslautend  geworden 
ist.  Die  Formen  ohne  ?i  erklären  sieh  nach  Fromm.  7,  196/7. 
Die  Kürzung  des  Voc,  welche  für  BHa.  u.  Ri.  konstatiert 
ist,  entspricht  derjenigen  in  dem  gleichlautenden,  aber  ganz 
verschiedenen  unsen  aus  üesen,  aussen.  Dass  aber  anderw. 
in  BO.  die  regelrechte  Länge  vorhanden  ist  oder  war,  be- 
weist St. 's  Verhochdeutsehung  ,anssen'.  Das  W.  scheint  sich 
übh.  früh  verdunkelt  zu  haben;  daher  die  pleonast.  Vir- 
bindnngen  mit  dem  syu.  und  ähnlich  gebildeten  ,bis':  .unz 
biss:  unz  oder  bis;  bis  nnz'.  In  ,die  wyle  unz'  kann  auch 
die  lautlich  uud  begrifflich  nahe  stehende  Verbindung  ,die 
wlle  und'   (so  lange  als,  s.  und)  mitgewirkt  haben. 

unzig  II   s.  munzig. 

iinzit:  irgendetwas.  .Wenn  jemand  dem  andern 
ünzit  vergäbet.'  Bs  Rq.  1457.  —  Aus  uizii  (Sp.  S4)  dmoh 
Eiusehiebung  von   n  gesi'hwellt. 


Ap. 


962 


Ap,  ep,  ip,  op,  iip   i>s|i.  app  usw. 


ap  s.  ab  Piiip.  u.  Adv.  Sp.  2r>.  2'.K  ap.    apa 

s.  li  I  (Sp.  2)  u.  pa.         appa,  appas  .s.  etwa  usw. 

apiirt  BsStdt,  apdiii  Ai<;  BsStdt;  Gk;  L;  G;  Srn; 
Z,  tipdrdi  Z,  cepärdi  Gl,  ahärti  LG.:  1.  bei  Seite 
i.  S.  von  ausgeschieden,  abgesondert,  be.sonders.  allg. 
Etw.  u.  tue  [legen].  G'spass  a.!  Scherz  beiseite!  Dass. 
scherzend  zum  Un.sinn  ausgesponnen:  G.  a.  und  der 
Ernst  bisUe"!  Bs.  —  2.  in  besonderem  Grade,  gar 
sehr,  gar  zu;  als  Steigerungsadv.  z.  B.  n.  schön,  guet, 
gern  Gii;  Z.  .Apparti  g'wundrig  [neugierige]  Leute.' 
GoTTH.  Und  auch  für  sich:  er  y'fallt-mer  nüd  a.  Si 
händ  nüd  a.  g'schmält,  eigentlich  gezankt  haben  sie 
gerade  nicht  Gl.  Er  hät-mer  a.  Niit  z'  leid  'tä",  und 
doch . . .  I  weiss  a.  Nut,  han  a.  mit  Anders  g'seh",  nichts 
besonders  Bemerkenswertes,  Aussergevvöhnliches. 

Aus  dem  lat.  a  jxirte,  mit  der  bei  Lelinww.  üblichen  Er- 
wiMi-hiiiig  der  Tennis  (t)    und   Wiedergabe    von  <:'  durch   t*. 

apartig,  apardig,  ccpardig:  das  Adj.  zu  Obigem. 
Kr  isch  e  ganz  apartige  Mansch,  ein  Sonderling  B. 
Öppi-t  (Ettis)  Apardigs  (Apardis),  etw.  Ausserordent- 
liches. ,Die  Mutter  wollte  [behauptete]  nichts  Ap- 
partes  [zu]  wissen.'  Gotth.  En  Apardne,  ein  Sonder- 
ling Z.  En  apardes  Maidli  sagt  Stutz  von  einem 
scheinheiligen  Mädchen.  ,Öpper  Apartigs.'  Gotth. 
Auch  als  Adv.,  also  mit  dem  Grundw.  konkurrierend: 
/  hin  apartig  darum  cho,  express  L.  Jedes  schläft  a., 
in  seinem  besondern  Bette  B;  a.  Wime".  Im  Wechsel 
mit  seinem  Syn. :  er  het  's  b'sunderig  gern  a.  Aa.  In 
li  tautologisch  verstärkt:  extra-  exire-,  elsiti-f-ap.  - 
Apartigi  f.:  Sonderbarkeit,  Wunderlichkeit. 

Die  Nbf.  des  Ntr.  ajMrtia  ist  wie  nlid.  .Aiiartes'  unmittelbar 
von  dem  Urundw.  aus  gebildet. 

appe(r)  s.  ab-hin,  -her. 

Apel  I  ni.:    Ekel.     I  han  en  A.  d'rab  g'esse   Scn. 
Für  "Abwille  =  AberwilleV     Vgl.  i/nj,jA  aus  ,Gott;  wiill'. 
Kher  dunOi  ungeschickte  Verteilung  der  Laute  ans  (hr  Rnpial. 
Appcl  II  s.  AppeJe. 

Appellane  f.:  eine  Art  bleichroter,  sehr  schöner, 
aber  unschmackhafter  Pflaumen  B  It  St.'' 

Verderbt  aus  it.  mirobaUmo,  lat.  (j>niuui)  mi/rfiliahimu, 
Mirabelle;   vgl.   Mer-ÄppH. 

Appellatz  äpi-hiz  m. :  Berufung  auf  eine  höhere  Ge- 
richtsinstanz Z.  A.  ne".  ,Ich  begehre  der  Abbalatz.' 
Bauerngesi'r.  XVIII.  ,Provocatio,  das  appellieren  oder 
appellatz.'  Fris.;  Mal.     Mehr  Beispiele  bei  Tsch.  25. 

Die  mehr  deutsch  klingende  Endung  -alz  für  lat.  -atio 
beliebt  in  WW.  mit  conson.  geschlossener  Stammsilbe;  vgl. 
Vexalz  udgl. 

appellatzen:  appellieren.  .Alles  trölcn  [proces- 
sieren],  a.  und  unnötiges  Rat  halten  an  Sonntagen 
verbotten.'  BMand.  1628. 

Appele  I  f.:  Pappel  Ai'Schwellbr. 
Scheint  auf  einer  Verquickung  des  hochd.  W.  mit  Allm-e 
i^p.   186)  zu  beruhen. 

Appele  II  f.:  1.  w.  Taufn.  Apollonia  Aa  It 
KooHH.;  Scuw  (ÄpeliJ;  Uw  (ebenso);  in  frühern  Jhdten 
auch  Z.  -  2.  ÄjieJe  (seit.  ^i>jv)  Tu,  Aple  Sc«;  TuHw.. 
Äpel  m.    Xxßh.  m.  angr.  Z;  "ScH;    Th   --   dim.  Äpeli 


Bs;  Scn,  Äpcli  Tn;  ZW.:  närrische  Person,  bes. 
auf  Weibspersonen  als  leichte  Schelte  bezogen;  dim., 
von  Kindern,  Närrchen.  Lache  rcie-n-en  Appere  Th. 
—  Mari-Appele:  halb  närrischer  Mensch,  welcher 
dumm  aufbraust  LG.  -  Fasnacht-Appeli:  Kose- 
wort für  possierliche  Kinder  Bs.  —  Bäs-Apple  = 
Appele  Sin  (Kikchh.). 

Bed.  2  beruht  auf  appell.  Verwendung  des  Eigeun.  mit 
Anlehnung  an   Lajijji.   —   Zu  Biu-a.  vgl.  /I,iy-Ai„,,i;  Sp.  :Un. 

äppelig:  einfältig,  kindisch  Tu. 

g'narrapplig:  sich  dumm  geberdend  ZFlurl.  — 
Zu   dem  vorauszusetzenden  A'arrapjii:l(e)  vgl.   Fmimchl-A. 

appclen:  ein  gewisses  Kartenspiel,  ähnlich  dem 
Kümmertshoferspiel,  machen  Ap  It  T.  —  Appell  m.: 
die  Sau,  der  Zehner  und  Neuner  in  diesem  Spiel. 

Appelone  (i/jj/S^nj  Th,  apalüne,  ap%lane  Schw  —  f., 
Apelun  n.,  Apielilnnel,  Apelüntschel  m.  Schw,  Aj)- 
lilnni  L,  ,Aplunje,  Aplunneli.'  Si-reng,  Planne 
Schw,  ahn.  Plunni,  Pliinni,  Plünneli  L,  Lunne,  dim. 
Lilnni,  als  m.  Lunn,  Lilnnel  Schw:  w.  Taufn.  Apol- 
lonia. St-Apollonia  hilft  gegen  Zahnweh.  ,Sy  rüefend 
an  in  äugen-  oder  zanwee  by  S.  Ottilia  und  Appo- 
lonia.'  Gi'ALTH.  1584.  .Apelun.'  Z  1G09.  Vgl.  noch 
Api)ele  II. 

appelönisch  Ap;  GRh.;  /i^jerl-  GTa..  äpelänisch 
TflTäg.,  äpelünig  ZO.:  1.  eigensinnig,  launisch, 
wetterwendisch  GTa.;  TnTäg.;  ZO.  —  2.  schlau, 
gewandt,  verschmitzt  Ap;  GRh.;  TuTäg. 

Wahrsch.  aus  aherlünisch  durch  Beimiscluing  von  Äppeh, 
Ajipelone    umgestaltet.      Vgl.   auch    bair.  aperlm,    wunderlich. 

Apeinre:  veränderliche  Laune.  —  apelurig.  -«-: 
wetterwendisch  gestimmt  Z. 

Wahrsch.  aus  Aherlune  entstellt  mit  Anlehnung  an  Appdone. 

Appenzeller  Appe-,  Appizäler:  1.  Einer  aus  dem 
Kt.  Ap.  Si  lebed  nö-n-em  alte  selig  muchede  Kalender, 
icie  d'  A.  [der  gregoi-ian.  Kalender  wurde  von  ihnen 
erst  nach  der  Revolution  angenommen].  Sulc;.  Er 
chunnt  hinnedn,  ine  der  A.  [Anspielung  darauf,  dass 
die  A.  erst  spät  in  den  Schweizerbund  aufgenommen 
wurden,  oder  eher  darauf,  dass  die  Rechnung  nach 
dem  alten  Kalender  die  Kalendertage  um  zwei  Wochen 
verzögerte].  —  2.  Fehlschuss  auf  der  Kegelbahn  GStdt. 
Syn.  Pudel.  —  3.  ein  Tanz.  —  Appenzellerin:  Kuh 
von  einem  gewissen  Schlage  des  Rindviehes  Z. 

Aperi  s.  Heid-Beri. 

Appetit  -'.-  fast  allg.,  Apitlt  Z,  Apedlt  Schw,  Abedit 
Bs,  Apetlgg  Ap  zuw.;  GlK.;  Zg;  Zf  —  m.:  Esslu.st. 
Der  A.  «•«;■  dö;  wo  ist  aber  der  Brötis?  L.  Wusch 
[wünsche]  guete  A.!  Gruss  beim  Eintritt  in  eine  Stube, 
wo  eben  gegessen  wird,  aScHW.  Lust,  Eifer  übh. : 
/  han  kei  A.  z'  schribe  Uw.  Daher  ist  das  Comp. 
Ess-  Ap  möglich. 

appetitlich:  1.  Appetit  habend  Ai';  B;  GG.  — 
2.  Appetit,  Esslust  erweckend  (vgl.  zum  Fressen  artig); 
reinlich,  einladend  Ap;  Bs;  ScuSt.  En  unappetitlige 
Burst,  en  unappetitligi  Magd  Bs. 

Appezc.  Appize  s.  A-B-C  Sp.  1.     Appi  s.  Zappl. 


Ap,  ep,  ip,  op,  up 


304 


Apiste  n.:  Eitergeschwür  Sciiw.  —  Vorderlit  aus 
,Apost«m',  gr.  dn6aTr)(j.a. 

Apitegg  Uw;  W;  Z,  Äpf-  A^vBb.:  L;  G;  S,  Abideyg 
Bs  —  f.:  1.  Apotheke.  ,In-ere  Schmitte  und  in-eren 
A.  sell-me  Nut  a"rüere".'  Schild.  Er  lueyet  's  a",  ivie 
xcenn  e  Chue  in-en  A.  ine  lueget  Z.  Die  Apotheker 
sind  übel  angeschrieben  wegen  ihrer  hohen  Preise. 
D'  A.  ist  e  türi  Chuchi  L.  So  [teuer]  chönnt-me  's  i 
der  A.  ha.  allg.  lez  miiess-me"  d'  Milch  und  d'r  Anke 
afen  us  d'r  A.  chaufe,  sind  so  teuer  wie  die  Apotheker- 
waare  UwE.  —  2.  euphem.  für  den  Abtritt  Bs;  Z.  — 
3.  (scherzhaft)  die  Blosse.  —  Mhd.  ujioteke.  jAppodokh.' 
Cysat. 

Apitegg  er.  Hundert  A.  nilnenünzy  Narre.  Sulg. 
,Was  einer  by  den  Appotegkereu  unib  Fastenspyss  und 
derglychen  Sachen,  deren  der  Mentscli  ontberen  mag, 
ufschlüege  [auf  Kredit  bezöge]  . . .'  Z  l(jll.  ,Diese 
Ordnungen  sind  bei  uns  zcithero  under  denen  vielen 
Apotheckern  auss  eigener  Schuld  vast  in  abgang  kom- 
men. Sie  practicieren  innerlich  und  äusserlich,  gleich 
denen  Medicis.  Die  Medici  aber  geben  Arzneyen  selbst 
auss  wie  die  Apothecker.-  JMurält  1097. 

apiteggerlen:  nach  Arzneien  oder  Apothekcr- 
waaren  schmecken,  z.  B.  die  schwarzen  St.  Johannis- 
beeren Z.     Syn.  dükterkn. 

apjen  s.  üben  I  Sp.  34.  apjenen  s.  ahjenen 
Sp.  42.        Ajjpliss  s.  Ab-lass. 

applizieren:  die  Messe  für  Jnidn  besonders  lesen 
Xiiw. 

aploch  s.  ab  Loch. 

apulipo  in  ungeschicktem  Munde  für  apropos  Ap. 

appollieren:  appellieren.  ,Urteil  a.  Es  mag  einer 
frilich  ziechen  und  a.  gan  Bern.-  TnuN  1539.  Syn. 
ai)peUatze>i.. 

apüsta:  besonders,  express  Gr.  —  Aus  dem  it.  ajijjoatu. 

Apostel:  1.  Den  Tüfel  zum  A.  mache,  den  Bock 
zum  Gärtner  setzen  Gk.  Under  zwölf  Apostlc  ist  Eis 
[Einer]  c  Judas  [Verräter]  g'sl  L.  De  13.  A.  si,  der 
IT).  Nothelfer  L.  Sprw.  Es  darf  nid  regne,  wenn 
d'  A.  [die  Geistlichen]  reise  L.  —  2.  scherzend-spott- 
hafte  Bezeichnung:  ein  herumziehender  Mensch,  der 
allerlei  erzählt  Nnw.  En  eigenen  A.,  ein  wunderlicher 
Mensch  S.  Das  ist  mir  en  schönen  A.  (A.  MerrettechJ, 
ein  dummer  Mensch  Sch  ;  Z.  —  3.  Name  eines  steilen 
Vorberges  bei  Elm  mit  einem  Schieferbergwerk. 

Apostützler:  1.  abergläubischer  Mensch.  Sülger. 
,Du  lydenloser  a.'  Uuep  lö.iö.  ,Religiosus,  Aposteützler 
(Apostützler),  aberglöubig.'  Fris. ;  Mal.  ,lez  bist  ein 
gueter  Schwyzer,  Geboren  uss  Normandin,  Ein  grossen 
Apostützler  All  din  Tag  bist  nie  gsin.'  Lind.  Wint.  Chr. 
—  2.  Heuchler.  HBi:ll.  1572.  ,Es  tuend  aber  dise 
abenstützler  glych  denglychsnereu.  die  in  ires  nächsten 
oug  ein  aglen  suochend.-  KWalther  1559. 

Apostütz(l)eri:  Aberglauben.  ,Was  ist  sollich 
zwyspeltig  predig  anders,  dan  ein  deckmandel  aller 
Apostüzlery  y  Bs  1529.  ,Sye  hat  sich  ganz  von  den 
apostützlerwerken  gekert  und  ist  rechtgloubig  worden.' 
Bs  Carth.  M.  .Darumb  auf  solche  Apostützlerey  und 
kindenwerk  [d.  h.  gute  oder  böse  Zeichen]  achten 
eiteler  aberglauben  i.st.'  Gwerb  1U46.  ,Wir  sind  von 
der  Religion  zur  Apcsteusslerey  abgefallen.-  ClSchob. 
1095.     .Apostutzon.-  L  1577. 


Nach  Griuiiu  und  Diüz  aus  it.  apo9ticcio,  mlat.  aponiizun, 
falsch.  Auffallen  muss,  dass  wie  der  Reim  auf  iS'c/iw^zfc  und 
schlagender  die  Verhochdeutschuug  in  in  beweisen,  ii  vornials 
gedehnt  lautete. 

Apprenziö"  f.:  Abneigung  Ap. 

Aus  frz.  (ippnheniimn,  Furcht,  welches  auch  unter  der 
Form   Appnhinaimi  in  BsStdt  üblich   ist. 

Aprich  s.  Äbrich  Sp.  42. 

Api'ille  Apr'ele  S  (""');  U,  uprel  FJ.,  Abrille, 
Abril  Gr,  aberil  Gl;  TnTäg.,  aberel  ZB.,  abfejrele  Bs 
("*");  BU.;  GlK.  (•"-);  Gr;  GA.;  ZU.,  abrel  BO.;  Gr 

—  m.:  April.  Der  A.  ist  au  en  Winterg'sell.  Sulg. 
Nimmt  de  Merz  de  Fflueg  bim  Sterz,  so  ehunnt  der 
A.  und  hebt-en  wider  still,  ebd.  De  Merz  im  Schwanz, 
der  A.  ganz,  de  Maie  neu  halted  selte  Treu.  ebd.  Der 
A.  tuet,  was  er  will.  ebd.  Es  ist  kein  A.  to  guet,  er 
macht  (gitj  noh  iedem  (Zün-jStUcke  e  Muet,  oder:  er 
schneit  im  [dem]  Bär  (Hirt,  Schäfer)  uf-e  Huet  fem 
Stecke  nuh  nen  H.).  allg.  Abreletander  [Donner],  Maie- 
schne  GA.  Donnert  's  im  A.,  so  soll  es  keinen  Keif 
mehr  geben.  Ineicuen.  Nasse  A.,  trochne  Brächet,  ebd. 
A.  nass  füllt  Schüren  und  Eass.  A.-Schne  ist  be-fsm' 
weder  Schafmist  BU.  A.-Bluest  halb  guet,  Maiebluest 
ganz  g.  S.  Merzegrüe"  nie  guet,  A.-Grüe"  halbe  g., 
Maiegrüe"  ganz  g.  Sulg.  Im  Merze  wie-ne  Meis,  im 
A.  wie-ne  Geiss,  im  Maie  wie-ne  Chue,  im  Bröchet 
hei  [haben]  alli  Tierli  gnue«  Bs,  die  steigende  Er- 
gibigkeit  der  Vegetation  malend.  Der  A.  muess  eni 
Maie  's  halb  Laub  und  Gra^  bringe".  Sulg.,  mues 
d'  Wise  clwche.  Tsch.  Der  Guckus  [Kuckuck]  chunnd 
den  0.  A.,  si  der  Erüelig,  wä  [wo]  er  will.  ebd.  Chömm 
d'  Ostere,  ivenn-si  icell,  so  chunnt-si  doch  in'n  Aberell 

—  sonderbarer  Volksspruch,  weil  nicht  wahr.  Sulg.;  Z. 
Der  erst  Tag  Abrel  ist  de  vürworfnist  Tag  im  ganzen 
Jär;  wemmu  [wenn  man]  an  dem  Tag  ettes  Wichtiges 
fürnen  will,  so  bringt  's  Nud  icann  U'gfell;  der  Tüfel 
ist  a  dem  Tag  us-em  Himmel  rürsiosse  uorde  BBe. 
Ebenso  der  21.  A.  Kinder  am  1.  A.  geboren  haben 
ihr  Leben  lang  Missgeschick,  sterben  auch  wohl  eines 
unnatürlichen  Todes  Zf.  Säen  am  ersten  A.  Verderbt 
de  Bür  mit  Stumpf  und  Stil  Aa;  Z.  Er  ist  übh.  ein 
verworfener  Tag,  ,weil  an  ihm  der  Heiland  von  Judas 
verraten  wurde-  Z.  l'n  A.  schicke  (springe)  wird 
nicht  nur  am  1.,  sondern  in  BsStdt  auch  am  3l).  A. 
getrieben.  Dem  Gefoppten  ruft  man  an  letzterem  Orte 
zu:  [an  die]  Nase  g' längt,  (in'n)  A.  g' sprengt!  nach 
der  N.  gegritfen,  um  sich  zu  überzeugen,  wie  lange 
sie  geworden.  Vgl.  Ibidnm  Sp.  IS.  Man  gibt  dem 
Boten  ein  Briefchen  mit,  auf  welchem  geschrieben 
steht:  Am  i.  A.  schickt-me'  d'  Nare  [s.  Aprillennarr], 
wo-me"  icill,  am  1.  Mai  schickt-me  »•'  wider  hei'"  oder 
mit  weniger  gelungenem  Reime:  Gend  [gebet]  dem 
Nar  es  Stückli  Brot  und  schicked-C  an-e"  anders  Ort. 
vMoos  1775  fügt  bei:  .Dieses  Aprilschicken  kann  unter- 
weilen zur  Injurienklage  Ursach  geben,  wenn  es  zwi- 
schen  ungleichen  Personen   vorgegangen.-     Am  1.  Ä. 

—  sagt  man  den  Leichtgläubigen  —  werden  zu  Bern 
die  Mutzen  [die  Insassen  des  Bärenzwingers]  frisch 
gewaschen  und  gekämmt.  Auch  abgelöst  von  diesem 
Brauche  sagt  man  jetzt  i'n  A.  laufe,  einen  unnützen 
Gang  tun  Aa. 

Mhä.  aleriillc,  ajirill,:  ,Aprel-.  Froschauer  lüj-J.  JEEscher 
1692.  ,Aprell'.  Fris.;  Mal.  ,Aprel(l)eii-.  Tierb.  1563.  JMUll. 
1673.  ,Deu  6.  tag  abrell  IIS'.I  gericht.-  Waldmanus  (iisb- 
stein.    .Im  Aprijleu.'    lleuuir.  Tig.  174-2.    Has  llernntersiuken 


A)).  p|i,  i|i,  o|). 


A|if,  ('iif.   i|.l',   (.[if,   u]if 


36« 


von  /.  zu  /.  .■lKM..Iilriisi,'il,  iliis  W.  ;ils  l,rluiw.  Siindiüliiir 
ist.  ,aiii  '2.  awt'i-ilen'.  I(i71  Z  Olilatt.  Uiu  drei-  (bzw.  vier-) 
silbigo  l'urni  auf  -t»  hervorgegangen  aus  der  sclnvachcn 
Flexion  des  W.,  welcher  wir  auch  iu  gedruckter  Ijit.  be- 
gegne», z.  B.  ,des  Aprillcn'.  Naturf.  Ges.  Z  1764.  —  Die 
Bettinung  des  W.  ist  schwankend.  —  Der  über  ganz  Europa 
verbreitete  Brauch  am  1.  Ap.  {n!l  fnoh'  da;/.  Engl.,  ,Ver- 
üendinigstng',  Vlaniingcn)  reicht  bis  nach  Indien,  wo  beim  Früh- 
lingsfeste (Huli)   noch  immer  solcher  Schabernak  geübt  wird. 

iipprojiö  Z,  äpn-opo  S.  ("iij.vhö  G,  ah(e)reho 
GoTTii.:  (las  frz.  (I  jiriipos.  beiläufig  gesagt.  —  Ap- 
proiin  A.v;  B;  Gr;  Z,  A/n-rpo  B  —  f.  B,  sonst  m.: 
1.  boaclitenswertor  Umstand,  Umstand  der  ins  Gewicht 
fallt,  einen  Unterschied  macht,  sich  als  Hinderniss  in 
den  Weg  stellt  Aa;  B;  Z.  Das  ist  en  schüne  A.,  macht 
einen  bedeutenden  Unterschied.  Syn.  Item.  —  2.  der 
entscheidoude  Moment.  Er  verspricht,  aher  wenn  's 
an-en  A.  Jctinnt  (uf  en  A.  ankKnnt,  sobald  es  Ernst 
gilt),  so  will  er  Nitt  zale  Gr. 

Äperli  s.  Ahrich  Sp.  42. 

Mer-Äppli:  Mirabelle,  Pflaumunart  Z.  —  Umge- 
deutet aus  it.   mirnlnlann;  s.    ApiManu  8p.    ;',(;i. 

e  p  -  =  ent-he-  s.  ent-  Sp.  3.52. 

eppe.  eppme,  eppige";  epper;  ep]>es,  epp- 
niis,  öppe  usw.  s.  etwa  usw.  Epper,  E2)pere, 

Äppcre  s.  Erd-Ber.        Eppeu  s.  Eh- Heu. 

Eppich  Eppech  ra. :   Eplieu,  hedera  helix   Sciiwlb. 

Viell.  nur  aus  dem  Nhd.  entlohnt,  s.  Ebii-h  und  Ebucrh 
Sp.    IT.      .Eppich'.   Vogelb.    1.5.57;   Tur.  sep.    1778/80. 

.Berg-:  oreoselinum,  dem  peterle  oder  eppicli 
gleich.'  Fris.  ;  Mal.  ,Bergeppich,  Bergpeterlein,  oreos., 
apium  montanum,  petroselinum  mont.'  Zwinoeb  1696. 

,Fygwarzen-,  sardoa,  ein  kraut.'  Mal.  ,rig- 
werzeu-,  batrachiuni.  Halinenf'uss.'  Ems. ;  Mal.  ,Fig- 
wirzeu-,  b.'  Mal. 

Es  wird  Liune's  ranunculus  ficaria,  das  kleine  ScliöMkraiit 
sein.  Zwinger  1696  führt  einen  ran.  (batrach.)  palustr.  mit 
oppich-ähnlichen  Blättern  an. 

Eppir  s.  Eril-liir. 

Epist:  Pieti.st.  Stmidkr  ntid  Episten  .Scn.  .Der 
Pfaft'  ist  ein  E.,  ein  Herrenhuter,  ein  Aristokrat!'  Scn 
Pilg.  1860.  —  Yiell.  aus  .Pietist'  durch  Lautunistellung 
gebildet. 

Epistler:  der  Subdiakon,  dem  in  der  Kirche  das 
Lesen  der  (mit  den  Evangelien  abwechselnden)  Episteln 
oblag;  s.  Erangelicr  Sp.  108.  So  im  Päbstl.  Pefor- 
raationsart.  1.580. 

ab-epmen  s.  ah-ehnen  Sp.  46. 

Eipere  s.  Erd-Ber. 

Fpper:  eine  Art  Tuch.  ,Das  man  von  einer  eine 
von  1.  sol  geben  2  den.  ze  scheren,  und  von  einer 
eine  von  Schalun  und  von  andrem  tuoche  1  den.'  A. 
L  Ratsb. 

Nach  dem  Orte  seiner  Fabrikation,  Ypcrn  iu  WestHandern, 
benannt.  .Sonst  bedeutet  das  W.  auch  eine  von  dort  stam- 
mende Ulmenart. 

Ipern  s.   Tod.         l]ipokras  s.  Hippola-ns. 

Ippolotte:  w.  Taufn.  1513  Arcu.  .Jen.  —  Aus  dem 
ital.  Ii,p,iliia. 

lepo  .<.  .flippe. 

opji  s.  oh  Adv.  Sp.  ÖU.  opp,    oppe    s.  etwa. 

"Plias.s  .s.  7i-. 


(ippeiiieroii:  1.  rrtl.  .,p]n,iiieroM  i.  S.  v.  sicli  ver- 
teidigen, mit  Worten  oiler  mit  Taten  liSi.  —  2.  auch 
a-:  abonnieren  Z. 

Oper,  öperlen   s.  Otmiir  usw. 

Opcre  .5-  f.:  Geschichte,  Umstand  Tu;  Z.  Di-  hed 
e  wücsli  0.  Das  ist  iez  en  anderi'J).,  jetzt  ist's  oder 
kommt  's  anders.  Da'  teiirt-mer  e  schdni  0.  absetze, 
das  wird  mir  eine  heitere  Geschichte  geben.  Vgl.  das 
syn.  Kumhli. 

Opftrnient.  .Auripigmentum.  (>..  Arsenik.'  Fris.; 
Mal.;  Denzl.  1677,  1716.  ,Hr.  Dr.  Muralt  lande,  dass 
sie  [die  Vergifteten]  den  Magen  voll  0.  liatten.'  Pfarrb. 
Zoll.  1693.  Noch  in  der  RA.:  er  isl-uier  z' wider  wie 
Gallen  und  0.  Sulr.   —   Mlol.  ■■>i/,)/,rri„hii.  ■,,„,„„■111. 

Opi  n.:  Opium  üw.  —  ;  in  Vw  helicblc  Abkürzung 
di^r   lat.   Endungen  -mm,   -/im. 

Oppi  Aa;  Bs,  Ö-  Bs:  1.  m.  Taufn.  .lakob,  Hans- 
Oppi    Aa;    Bs;    vgl.   Noppi.  2.  Öppi:    einfältiger 

Mensch  Bs. 

Verstümmelt  aus  ./opju  d.  i.  .Jakidi.  'J  aiiprll.  gewendet 

wie   iu   der  Nhf.   Jotjyd. 

Chachöpi  -6-  m.:  einfältiger  Mensch,  Narr  Z 
Fehralt. 

Zum  1.  Teil  vgl.  das  syn.  Käihdrr  (cacliiuuus).  Der 
Zsstellung  mit  obigem  W.  bereitet  allerdings  die  veränderte 
IJuantität  des  Voc.  einige  Schwierigkeit. 

fir-opnen  s.  fir-ahnen  Sp.  .37.  öppe,  -er,  -is 
s.  etwa  usw. 

l'ipali  he:  Ausruf  des  Vergnügcus,  der  Lust,  z.B. 
in  Tanzreigen  Gl;  Z. 

uppe(r)  s.  uher-hin,  -her. 

Ifpperech  =  Iherich  1.  Sp.  48  ZFisch. 

üppig:  schwül,  drückend  heiss  ZSf. 

Für  das  sonst  allg.  gebrauchte  lii/i/'i;/.  in  Fnlni.  uurii-h- 
tiger  Abteilung  der  WW.  c«  ut-(l)äj,jjni.  Das  iilol.  .üppig' 
wenigstens  im  phys.  S.   unserer  MA.  frenol. 

Upikraz  s.  HippoVras. 


Apfeilt  -<■"'  m.:  Advent.  Apfikat  s.  Adnikat 

Sp.  89. 

Epfel  W,  e'-  Ap;  Bs;  GRVal.,  e-'-  PP.,  öpfel  ArK. 
f-ilj;  B;  Gr;  L;  GT.,  0.;  Sou;  SnJ.,  G.;  Z  —  m.: 
1.  Apfel.  ,Malum,  ein  öpfel.'  Fris.;  Mal.  ,0b  er 
meine,  er  könnte  den  Hof  vielleicht  bald  erben '?  Aber 
er  sei  sich  noch  nicht  Sinns,  bald  da  dänne  [von 
dannen  sc.  abzuscheiden],  und  es  hätte  schon  mancher 
Alte  mit  jungen  Beinen  [Gebeinen  jüngerer  Leute] 
Apfel  ab  den  Bäumen  geworfen.'  Gotth.  Es  sind  wf'' 
nüd  alli  Opfeli  rlf,  wir  sind  noch  nicht  am  Ziele. 
Stutz.  Der  A.  als  verfängliche  Frucht  s.  Ei  0  (Sp.  14). 
Me'  muess  d'  Chind  äo  strofe,  dass  der  0.  hi-der  Buete 
lit.  SiiLG. ;  vgh  Hebel's  .Mutter  am  Christabend'.  I" 
d'  E.  flüge"  (joclce"),  ein  plumpes  Spiel,  wobei  man 
einen  Tölpel  veranlasst,  von  einer  erhöhten  Stelle  aus 
nach  den  auf  der  Erde  liegenden  Äpfeln,  die  sein  Preis 
sein  sollen,  hinunter  zu  springen;  durch  seine  Ärmel 
hat  man  einen  Stab  gesteckt,  den  zwei  Bursclie  fest- 
halten, so  dass  Jener  ohne  Kleid  unten  anlangt  A». 
In-mi  Suren  Ö.  bme",  sich  einer  Unannehmlichkeit 
unterziehn.  Sprww.  Dr  0.  fallt  nit  iiit  mm  Baum, 
oder  er  skj  am-ene  Bainli,  a.9s  [so  dass]  er  troll  [rolle]  S. 


367 


Apf.  if\){.  ijiT.  o|it'.  Hilf 


M'eiiii  (/'  |(lii]  ('((  Churb  ruU  Ö.  iif-cii  Bai"  schüttist, 
so  trolet  keine  f/Uch  uit  >S.  De  Born  tmid  [trägt]  für- 
si'''  selber  keini  Ö.  Sulg.  En  fule  Ö.  macht  sehen 
ander  ful.  ebd.  En  Ö.  wo  [welcher]  z'sämmestriq)ft 
[zsschrumpft],  fidet  nid  bald.  ebd.  Der  schönst  Ö. 
hed  au"''  en  Wurm.  Ineicuen.  Die  rerbotene  O.  sind 
die  süessiste.  ebd.  Wenn  der  0.  rif  ist,  fallt-er  vo 
selber  vom  Baum.  ebd.  —  Apfel  bilden  einen  wesent- 
lichen Teil  der  Kinderbescheerung  an  Weihnachten 
bzw.  Alt-  oder  Neujahr.  Doch  wer  Äpfel  in  der  heil. 
Nacht  isst,  bekommt  den  ganzen  Leib  voll  Eiterbeulen 
BU. ;  S.  Für  das  hohe  Alter  der  Kultur  oder  der 
Wertschätzung  des  Apfelbaumes  zeugen  die  vielen  mit 
Äff'el-  zsgs.  Ortsn.  —  2.  Exkrement  vom  Pferde;  svn. 
Rossboppele,  -holdere.  Vgl.  .Ein  Sprüchw.,  welches  von 
denen  gesagt  wirt,  so  sich  ein  ungelecrter  under  die 
geleerten  stäts  gesellen  wil.  Wie  wir  Teutschen  spre- 
chend: den  [sie]  rossträck  machet  sich  zum  öpfel; 
oder:  der  meussträek  mengt  sich  zum  pfefler.'  Vogelb. 
1557.  —  3.  Öpfeli:  a)  die  Früchte  von  Zierpflan- 
zen, welche  durch  Form  und  Färbung  an  Apfel  er- 
innern Z.  -  b)  die  Beere  der  Kartoffelstaude  LViz.; 
ayn.  Bolle.  —  c)  der  Eidotter  S.  Glatt  und  z  Und  gel 
[feuriggelb]  icie  es  Öpfeli  us-eme  Osterei.  BWvss  1863. 
Ahd.  aj.hul.  „jißl,  PI.  vpßl.  mM.  aj,/d,  später  c-,  XVI., 
XVII.  öp/el.  Die  Form  des  PI.  liat  sich  auch  des  Sg.  be- 
mächtigt wie  in  den  WW.  Ol  (AI  Sp.  IGT),  Briicder,  ruchtcr. 
Diese  umgelautete  Form  erlauben  sich  nicht  bloss  Schrift- 
steller wie  Hafn.  1666,  sondern  sie  entschlüpft  sogar  einem 
JRWyss  1S15.  Die  Verdunkelung  des  c  zu  ;;  tritt  bes.  vor 
Spiranten  ein;  vgl.  Löffel,  Sdurüfiir.  —  In  der  Verwendung 
des  A.  (und  der  Nuss)  an  Vfoibnacbten  schimmert  viell.  noch 
symbolische  Beziehung  auf  Fruchtbarlccit  und  Segen  durch  (?). 

—  Syn.  1.  Aclicr  (Sp.  65).  mit  welchem  es  tsiutologischc 
Zss.  eingeht;  s.  noch  PmiuiKdäpiirli ;  Retuttcch.  Vgl.  Sliirkli 
(Stuck). 

Es  folgen  nun  zunächst  diejenigen  Zusammen- 
setzungen, welche  eigentliche  Apfelsorten  be- 
deuten. Diese  werden  näher  bestimmt  nach  der  Ort- 
schaft, von  wo  her  sie  zunächst  bezogen  wurden  oder 
wo  sie  wachsen;  nach  dem  Manne,  der  sie  zuerst  (in 
der  Umgegend)  kultivierte;  nach  ihren  besonderen 
Eigenschaften;  nach  anderen  Naturprodukten,  mit 
denen  sie  in  Gestalt,  Farbe,  Geschmack  oder  Haut 
irgend  eine  Ähnlichkeit  besitzen;  nach  der  Zeit  der 
Reife  oder  nach  ihrer  Dauer;  oder  nach  der  vorzüg- 
lichen Verwendung  bezw.  Verwendbarkeit;  nach  der 
.\rt  ihres  Wachstumes;  in  einigen  Zss.  blicken  auch 
religiöse  bezw.  mythologische  Bezüge  durch. 

NB.  Diejenigen  Namen  in  der  hier  folgenden  Liste,  neben 
denen  kein  Bindestrichlein  steht,  können  auch  selbständig, 
ohne  den  Zusatz  ,Epfel'  gebraucht  werdeu. 

Eier-  ZZoll.  1808.  —  Abrahams-:  Parmain  Drue 
Aa;   Tu.    Von  einem  Abraham  Zimmerli  im  Aa  eingeführt. 

—  Oberrieder:  Glanzreinette  ZWoll.  Syn.  Hans- 
T^eli.  Von  der  Z  Ortschaft  Oberrieden.  —  Obholzer- 
Tn.  Nach  einem  Orts-  oder  Familienn.  —  Achackere r- 
Tii.  .\uf  dem  Eichacker  gewachsen.  —  Adams-  Th.  Für 
den  anderwärts  mit  diesem  Namen  bezeichneten  Knorpel  der 
Luftröhre  bat  unsere  Spr.  das  W.  Biiziji.  —  Agat-:  eine 
Goldreinettenart  Tu ;  Z.  So  genanut  von  der  an  Agat  or- 
innerndeu  Färbung  oder  der  Härte  des  Fleisches.  —  Augst- 
Z,  AiKjsten-  (mh.  (-Epfeli):'V\i;  Z.  Amistler  "i^:  ver- 
schiedene Porten  frühreifer  Apfel.  z.B.  der  Schmelzung. 
Syn.  Em-,  Chilbi-E.  ~  Egg-:  Kantenapfel  ScuSt.; 
T»;  Z.    E(j(je>ier  ZRicsbach.   Ei/i/er-  Ar;  Th:    in  drei 


Varietäten,  weiss,  rot  und  gestreift  vorkommend  Tu; 
mala  claudiana    Sülg.,   gelbe  Winter-Reinette   ZPfäfif. 

—  Süess-Eggener:   gelber  Herrenapfel   ZHirsland. 

—  Wiss-Egger  GSa.  —  Hans-Üeli-:  saurer  A., 
ähnlich  dem  Spitz  irissiker  und  wahrsch.  ein  Sämling 
von  diesem;  sehr  geschätzt  am  ZSee  als  eine  der  vor- 
züglichsten Handelsfrüchte.  Syn.  HansiieJer,  Ober- 
rieder Edelrenette,  Hans-Bitedi,  Christenöpf'el,  Winter- 
Heiner.  Hat  den  Namen  von  Hans  Uliiih  Staub  in  Ober- 
riedeu,  von  dem  diese  Sorte  zuerst  c.  1810  gepflanzt  wurde. 

—  Albisser:  säuerlich,  gelb,  sehr  geschätzt  ZPfäff. 
Syn.  Streif  acher,  Grundacker,  Schnideröpfel.  —  Ulmer- 
Th.  —  Amliker-   Th.     Von   der  Th  Ortschaft  Amlik.m. 

—  Emd-  Th:  eine  frühe,  süsse  Art,  deren  Reife  mit 
dem  Eiiidet  zusammen  trifft.  —  Oppler-  Tn.  Von 
Opjiel,  d.  i.  Obbühl,  Th  Ortschaft.  —  Aarauer-  Th.  — 
Erlanger  ZZoll.  1808.  —  Ern(d)-,  E-nd-  Tn;  Z 
z.B.  Zoll.  1760,  Enten-  Bs:  englischer  Kantapfel,  eine 
frühreife  Sorte,  in  Bs  sowohl  eine  süsse  als  eine  saure; 
Syn.  Augsten-.  —  Isazecher  Th.  —  Isen-:  mehrere 
saure  Äpfelsorten  Th  ;  Z  z.  B.  Zoll.  1808.  Wegen  des 
specif.  Gewichtes  und  der  Haltbarkeit  so  benannt.  Svii. 
Güsvlgrucla:  —  Isen-Öpfeli:  der  kleine  Bohnapfel,  gelb- 
lich rot,  säuerlich  ZMeil.  —  Welsch  Esper  in-:  klein, 
spitz,  sauer  ZWoll.  —  Uster(i)-:  die  ertragreichste 
und  häutigste  Sorte  im  Kt.  Z,  Vio — V*  'ill'-'r  Apfel- 
bäume betragend;  süss,  gelb,  spitzig;  so  in  Zoll,  schon 
1760.  Entw.  von  dem  Z  Orts-  oder  von  dem  gleichlauteiideu 
Geschlechtsn.  Syn.  tlold-,  Knxijmi-,  Sckiuhmavlicr-,  Schlultn-, 
Diener-,  Citrvnen-iip/el;   Ojrosscr)  Ilansmillhr ;  Kridaibüchatlrrl ; 

Citriinhr.  —  Ätti-  S.  —  G r ossätt cler  S.  —  Ötten- 
bacher:  grüne  Reinette  ZWoll.  ,0.'  Z  Ortsch.  ^  Utt- 
wyler-   Th.     ,U.'   Th  Ortsch.     Syn.    GMrcnelte,   Sjmthud,,,: 

—  Feld-  Gl.  Felder-  ZZoll.  1779:  eine  süsse  Sorte.  - 
Langfuri-  Th.  /"un' =  Furche.  \g\.  Lnmjfih-lfT-Bir.  ^ 
Fürsten-.  Grüener  F. :  grünlich,  mit  mattroter  Wange, 
wenig  säuerlich  ZTalw.  Als  Lieblingsapfel  Friedrich  des 
Gr.  so  benannt.  —  Fasanen-:  sehr  feine  Sorte  mit 
schöner,  roter  Farbe  Th.  —  Fässler-  GRh.  It  Steinm. 
180-1.  Nach  einem  Geschlechtsn.  —  Fässli-;  langer, 
walzenförmiger,  säuerlicher  Apfel  Th;  ZS.  Vidi-: 
oval,  grüngelb,  trocken  ZWoll.  Nach  der  Gestalt  lienaunt. 

—  Welscher  Fischer-:  der  sog.  späte  Usterapfel 
ZHerrl.  —  Fest-  Th.  Vom  festen  Fleisch?  vgl.  fehihrud. 

—  Vater-  Th.  Vgl.  Ätti-.  —  Flaschnecher-  Th.  — 
F  r  a  u  e  n  -  Th.  Vgl.  Fruum-Bir.  Viell.  ist  .Unsere  1.  Frau',  die 
Mutter  Gottes,  gemeint;  vgl.  Man/clar-E.  —  Jumpferon-: 
eine  Glanzreinette  ZHirsl.  Syn.  Sttr  Uster-E.  —  Fri- 
burger-  Th.  Syn.  Fribtiri/erli.  —  Früehar,  Friich- 
ärli:  Gravensteiner,  doch  geringer  ZUit.,  irelschvr  F. 
ZStäfa.  —  Frönd-  Th.  Syn.  (fzwijet  Uolzöpfel. 
Guggenheimer-  Th.  —  Gallwiler:  1.  Glanzroi- 
nette  Z.  ■ —  2.  =  Maryelar  Z.  —  3.  Danziger  Kantapfcl, 
Schtfäben-,  Erdberi-E.  Z.  —  4.  roter  G.:  calvilleartiger 
Winterrosenapfel  Z  IS.  Der  Name  umgcdcntscht  aus  deui 
Fremdw.     Syn.  Zrirelicr-,  Zitrunen-üpfel;  Guetenswiler;  Winii/n: 

—  Gold-  I:  1.  eine  zitrongelbe  Reinettenart  Tu; 
ZHerrlib.  Syn.  Boslrcnette.  —  2.  =  l'ster-  ZRiclit.. 
Schlaft.  —  Goldacher,  Goldecker  GrHc.  So  gcnaunl 
wegen  ihrer  gelben  Farbe.  —  Gummi-:   süsse   Sorte  L. 

—  Gumpisperger:  französische  Edelreinette  ZWoll. 
Syn.   klini  Benette.   —   Gümpli-:    eine   Reinettenart  ^ 
ZStäfa.     Syn.  Marr/elar.  —  Giri-   Th.   —   Garten- 
frühe Sorte    GRh..  W.  1804.  —  Gassaeker-  Th.  — i' 
Gassen-    Th.  ■-  Gatter-    Tn.    Gättcrli-  Z  =  .9/Mte-jJ 


Apf,  epf,  i|.r.  i.|.f,  iijif 


3711 


1BISsi1;er.  Bei  eiui-m  Onllfr  srewai'lisin.  —  Güldi-Oat- 
tiker:  bis  in  den  Mai  dauernder  Süssapt'el,  an  grossem 
liaunie  waclisend  Z.  —  Götter-:  Doniinisca  Tn.  Natiir- 
lirli  oiii  solir  iiKiik'iner  Niime.  .Sju.  /hrn-mijj/il.  —  Göttig- 
luifer  Tu^pross  Ilohöpfd.  —  Herrgottner-  ZStiiia. 
-  Guetenswiler:  Glanzreinette.  Calville  Z  liuss. 
Syn.  Zi'irclwr-,  Zitranen-öjifel ;  (riillirilcr;  Wtiii(in-. 
(i'iietikhüser:  roter  Horljstcalvillc  ZFelir.  -  (i  hui  z- 
Tii.  —  Glas-:  1.  plattruiid,  durclisielitig  liellgellj  Z  rS. 
Syn.  Wachsöpfd.  —  2.  die  Clianipagner  Eeinette  Tu. 
Syn.  Gla.srendtc.  —  Glessiker  ZW.  177(1.  —  Glatt- 
Tii.  —  Grau-  Tu.  Grauaelier  Tu,  Grauclicr  Aa, 
(rniiteclicr  S,  Grttiieh'cr  Aa,  Oraiiach,  Cinutcch  B. 
Ihimacher,  Gnniccher,  Granil-er  Z.  Gröiuaiir  ZB.. 
(ir<miker  ZW.  1770,  Gmnaher  ZDubendf,  Gränär  Z 
z.  li.  Zoll.  17ij0,  Grönör  ZO. :  eine  Art  luildsaurcr.  vor- 
tretllicher  Spätapfel.  Woni  F.iiic  <lc  Murrje  und  z'  Obi<i 
en  G.  issf,  .vr,  .^lirbt  er  iiiidcr  Tu;/,'  und  ZWald.  Chllne 
G.:  deutsi-her  Kupferseliniid.  lieiiiette;  einer  der  ver- 
breitetsten  Z  Äi)fel;  bald  rund,  bald  etwas  spitz;  bald 
grösser,  bald  kleiner;  weiss,  grüngelb,  rötlich  gestreift; 
Fleisch  mürb,  säuerlich.  Syn.  Ilans-Udi-,  Joppen-, 
Kiteddi-,  Kilbi-,  il/o.vf-,  Sdimutz-,  Sdijtider-,  TöbeU- 
öpf'el;  Strimier;  M'inii/ci:  i«W(/-Cr.  ZW.  ITji).  Siir- 
Grauedi  B,  sure  Gnindr  'L:  Berner  Winterstreifling, 
Bayee  grise  de  Berne;  inittelgross;  ruml  oder  hoch- 
gebaut;  rötlich  gestreift,  mit  blassen  Punkten  und 
grauem  abwischbareui  Duft;  Fleisch  sehr  saftig,  süss- 
wcinsäuerlich.  Syn.  ynt-,  lirdbcri-üpfd.  Silesucr  G.: 
der  beduftete  Langstielapfel;  Fleisch  saftig,  wenig 
säuerlich;  seine  Rippen  verlaufen  über  die  Frucht; 
grün,  verwaschen  rot  Z.  Syn.  rot  Grueniker,  weladi 
Ganipaner;  vgl.  irdsdi  Griiuniar.  Welsch  G.:  roter 
Herbstcalville  Z.  V««  der  urs|ir.  so  beuanntun  auch  auf 
andere  Sorten  üliertr.  und  vci'nicugt  luit  i! i-ueiiacher.  — 
Spitz-Grauikcr  ZW.  1770.  —  Güselgrucber  Z  rS. 
z.B.  Zoll.  17G0,  Gitad-  Z  Bat:  grün,  schwach  rot  ge- 
streift, säuerlich,  sehr  geschätzt.  Syn.  Inen-.  Giuel 
=  Kcluidit.  —  Grafen-:  der  saure  Paradiesapfel  Th. 
Syn,  timvctisleiner  und  aus  diesem  W.,  welches  auf  das  Schloss 
Giuvcnstcin  in  Schlesien  zurückgeht,  abgekürzt.  —  Welscher 
Granater:  dem  süssen  Grauadier  ähnlich,  mit  deut- 
lichen  Rippen   ZStäfa;  =  (/rüener  Fürsten-   ZÜlikon. 

—  ,Ein  gescheelter  Grüenling-A.,  gegen  den  Bluest 
[Blüte]  oder  Butzen  geschabet  und  geessen  laxiert, 
schabet  man  ihn  aber  gegen  den  Stiel  und  isset  den- 
selbigen,  so  stopft  er.'  um  1690,  JMurai.t.  —  Gruen- 
ächer  BsStdt  It  Zwinger  1696;  ScnSt.;  Tu;  ZPfäff., 
Grueniker  GBh. ;  Tu;  Z,  1770  aus  ZW.  erwähnt, 
Grüenodier  ScnSt. :  ziemlich  zahlreiche  Sippschaft 
unter  den  Plattäpfeln.  Siiessgrueiiiker  ZZoll.  .Malum 
orbiculatum,  edel  rundöpfel,  gruenacher,  wiewol  sy 
etlich  Paradyssle  teütschend.'  Fris.  .Melapida,  vel 
ponia  Appiana,  Öpfel  mit  grosse  und  geschmack  den 
küttinen  änlich,  ein  gattung  der  öpüen  die  man  Gruen- 
acher nennt,  Granwdetling,  Stichöpfel.'  ebd.  ,Mela- 
l'iiim,  apfel  wie  ein  bir  gestaltet,  grunnacher.'  Denzl. 
l'iTT.  1716.  ,Inter  poma,  prasomela,  die  Grunicher.' 
li;-<ll  WaüN.  Das  Hauptuiurkmal  aller  (/.  ist  die  mehr  oder 
wunifTcr  grüne  Tärbung.  Syn.  (Jniinuhn:  —  Welscher 
Grundacker  =  ^/ftisscr  ZAlt.  —  (jrat-:  Leder-Rei- 
nette, grauer  Apfel,  späte  Winter-Reinette  ZPfäft'.  — 
(jrüter-  Tu.    Nach  einem  Geschlechtsn.   —  Hayas-  Tu. 

—  Heu-:  frühreif,  weissgelb,  mürbe,  säuerlich  ZWoll. 
\"i  die  Heuernte    bezogen?    er  ist  immerhin  erst  im  Sept. 

Schweiz.  Idiotikon.  I.  3. 


r<'if.  —  Haben-:  sauer  Zllerrl.  Nach  i-ineni  (ieschlechtsu. 
S.vn.  ßrU'iizr,:  —  Haber-  ScnSt.;  ZW.,  r/de  H.  Tu. 
Weil  zur  Zeit  der  Haferernto  reif.  Vgl.  {/„heriiuyHki:  -  - 
Hübli-  Tn.     Hübli   ein  Th  Geschlechtsn.   —  Heiden-: 

1.  weisse  Wachsreinette  ZS.  Syn.  Gold-,  Frileh-,  Wlss-, 
Leder-,  L'dd-Benette ;  Marc/dar;  Juden-,  Leder-E.  — 

2.  =  Krdbir-epfd  ZBauma.'—  Hofwyler  ZZoll.  1808. 
^'on  der  bekannten  landwirtschaftliidion  Erziehungsanstalt  aus 
verbreitet.  —  Hofikcr-  Tu.  —  Hag-  (1)  Tn;  ZW.  1770. 

—  Hagcnwyler-  Tu.  Nach  einer  Th  Ortschaft.  — 
Hocken-  Th.  Syn.  ffrtY/öyjfrf.  —  Hellen-  Tu.  II, il 
nicht  selten  Naiuo  wirklicher  Örtlichkeiten.  —  Holländer 
Tn.  -  Halden-  Tn.  —  Holz-:  1.  die  Frucht  des 
wilden  Baumes,  allg.  Du  madist  e  G'sidit,  wie  wenn 
d'  in-en  H.  'bisse  hettist  So«,  oder  auch  bloss  we-nen 
sürc  H.  Tu.  .Hicmit  verwarf  Zwingli  die  h.  Lutheri 
fiuif  dl  T  l)i.s|,a(;ifinn  zu  Marburg].'  Grob,  Chron.  — 
■J.  J:',/,  hin, Irr.  ,ir,,ssc  (Syn.  Gdllii/hofer),  blaue,  rote, 
N)«  \M',  ii-iss,',  -.irciiir  !{.,  verschiedene  veredelte  Sorten 
Tu,   Ülziker  H.,  gelb,  säuerlich,  lange  haltend  ZStäfa. 

—  G  r  ü  e  n  h  0 1  z  0  r :  englische  grüne  Nordreinette  ZWoll. 
Syn.  Gri'ini-Vuiirll,-.  —  Hön-  Th.  //.  Geschlechtsn.  — 
Händsciirii-  SinSt.;  Tn.  Hämhdüer-  Tu:  eine  Art 
mit  raulicr  liaul.  IJauh  wie  wenn  er  in  einem  Handschuh 
stiiko.  Syn.  X«fe)--_E.;  Zwei-jUrler.  —  Hanf-  Tn.  Mit  d.-m 
Hanf  reif.  —  Hans-  Tu,  Han,ien-  ScuSt.  Weil  um 
.lohanni  reif.  —  Chriesi-hanscr  ZZoll.,  -hansler 
ZEnge:  rot  gestreift,  gelb,  süss,  mehlig.  Glirksi  = 
Kirsche.  —  Spitz-härecher  Aa.  Vgl.  Spitzacher.  — 
Herren-  Aa;  Gr;  S,  die  Champagner-Reinette  Th; 
ZS. ;  Syn.  Kapiziner-,  Wunder-.  Aarf/auer  H. :  mittel- 
gross, hochgebaut,  blassgelb,  rötlich  gestreift,  süss. 
Reift  Ende  Okt.;  hält  bis  Jan.  B.  —  Bürger-herren- 
Th.  —  Hord-  Tu.  es  gibt  einen  kleinen  und  einen 
grossen.  Ks  ist  wohl  Huid  gemeint,  also  Lager-,  Keller- 
.apfel.  —  Horgen-    ZZoll.  1808.     Von   der  Z  Ortschaft. 

—  Hasen-:  sehr  klein,  .spitz,  gelb  und  rot  gestreift, 
säuerlich  Z  Wollish.  Syn.  wdsdi  Esperinöpfel.  — 
Hessenrüti-  Tu.  —  Hüs-  Tu.  Am  oder  in  der  Nähe 
des  Hauses  gewachsen.  —  Husäne-:  dem  Fasanen- 
ähnlich  Th.  Das  W.  wahrsch.  aus  diesem  entstellt.  — 
Imben-hüsler:  mittolgross,  grün,  sauer  ZTalw.  — 
Juden-:  Lederapfel  ZStäfa.  Syn.  Heiden-E.  —  Jog- 
ge be-  ZStäfa.  Nach  einer  Obstzüchterin  Jakobäa?  — 
Gel(b)-joggecher-  Th,  Gd-jokeber  7j:  vorzüglicher 
Mostapfel;  im  Verschwinden  begriffen.  Nach  einem 
Bauern  zu  Engishofen,  dessen  Familie  jetzt  noch  den  Namen 
ße(yo;/;/i'«  führt.   -ecAer  =  äcÄer,  Apfel.   --  Joggeb  erger- : 

englischer  Kantapfel;  frühe,  gute,  saure  Sorte  Z.  Syn. 
Sur  Paradis-.  —  StJohannes-  Th.  St  Johann  be- 
deutet wohl  die  Zeit  der  Keife.  —  Jakober  GSa.,  Jakobi- 
Gr;  Th,  Jokebs-:  1.  der  weisse  Astrachan  GSa.;  eng- 
lischer Kantapfel  Z.  Syn.  Paradisapfel.  Von  der  Keifezeit 
um  Jakobi.  Syn.  Enidöpfd;  vgl.  JalcoHner.  —  2.  ein  am 
ZSee  sehr  verbreiteter  A.,  reift  im  Sept.,  mürbe,  säuer- 
lich. —  3.  sjyate  J.,  sauer,  schmackhaft,  reift  Okt. 
ZWoll.  —  J  unker  en-  B.  —  Joppen-  =kliner  Gran- 
acher  ZUster,  säuerlich,  rundlich,  grüngelb;  gering.  — 
Jär-:  süsser  Champagnerapfel  h,  z=  Isenöjifel,  Ihrer 
Tu;  Z.  So  bemannt,  weil  er  sich  bis  in  den  folgenden  Sommer 
hinein  frisch  erhält.  Syn.  Üheijärech,  Zuöpfd.  —  Jeru- 
salems-: roter  Herbsttaubenapfel  Z.  Syn.  Rotöpfd, 
Tubeherz.  —  Kib-  Th.  —  Kuchi-  Tu.  —  Küechli-: 
runder,  säuerlicher  Apfel,  von  hellgrüner  Farbe  ZHerrh 
Zu  Apfelkiiclieu  sich  eignend.   Syn.  Achueker, ,■-,  Kilbi-,  /.'/'n/tii- 


371 


Alif.  ppf.  iiif,  (iiif.  iqif 


iilifd.  —  l'faiiu-kiiecliun-  >STliiorst.  -  Kuder-  (1) 
Glih.;  Tu.  Syii.  CampHnncrU.  —  Kugel-  Tu.  — 
Keller-:  zus'esjiitzt,  schiiii  gelb,  rot  gestreift,  sauer, 
schmackhaft  ZMänn.  Znin  Einkelleni  geciguet,  da  er  sich 
lauge  hält?  oder  nach  dem  Geschlcchtsn.?  Syn.  Schimen-, 
Sthnideropfel.  —  Kolibander:  halbsaure  Sorte  GSa. 
Vou  Kuh'han  d.  i.  Cohimlmn.  —  Kölliker-:  der  sog.  rote 
Herbsttaubenapfel;  ziemlich  klein,  oval,  gelb  und  rot 
gestreift,  süsslieh  ZTalw.  K.,  Geschlcchtsn.  —  Kalber- 
Th.  —  Campann  er  Z,  Cam2)a'>ijer  Bs,  Capanner  ZZoll. 
1779  u.  1808,  Capännerli  Sch;  Z,  ,Carpannier'.  Zwinger 
1696:  verschiedene  Sorten  kleiner,  saurer,  rotbackiger 
Äpfel  mit  kurzem  Stiel,  die  über  ein  Jahr  dauern. 
Süess  ü.  ZZoll.  1808.  Wehch  C:  bedufteter  Lang- 
stiel, edler  Borsdorfer;  einer  der  feinsten  sauren  A. 
ZS.  Von  frz.  (onrt-pcndu,  mjtendu.  —  Konstanzer-  Th. 
— ■  Kapiziner-  SnJ.;  Tu:  Champagner  Reinette  Tn. 
Syn.  Hcrrenöpfel.  —  Pfaffen-Käppier  GSa.  — 
Käppli-  Tu.  —  Kapfen-:  eine  Beinettenart  ZHerrl. 
Von  Kuji/=  Hügel   oder  vom  gleiclilautcndeu  Geschlcchtsn. 

—  Kopf-:  gross,  grün,  sauer  ZZoll.  Syn.  Pfaffen-.  — 
Kurroz-GRh.     Viell.  vou  A'Kcjiimi,    Clmcret,   mit  gcuet. -». 

—  Kurbsen-  Th.  —  Kernacher  Tu;  ZPfiitf.,  Egg, 
CliciHür  ZMönchalt.,  Kerniker  Tu:  mittelgross,  säuer- 
licli,  konisch,  grün,  rotgestreift.  Keruhans  sehr  gross, 
weit  offen,  mit  zahlreichen  kleinen  Samen;   vgl.   Oni-Chcrne. 

—  Korn-  Tu.    Zur  Zeit  der  Kurnurnto  n-il'?  —  Käs- S. 

—  Kisel-  Tn.  —  Kcstcncn-.  Siic.fse  ('lt.:  klein,  rund, 
trüb  braunrot,  von  fadem  Geschmack  ZTalw.  —  Ka- 
tarinen- Tu.  —  Kutten-:  1.  Chüttenen-:  die  eig. 
Quitte  in  Apfelform  ZZoll.  —  2.  ein  dem  gestreiften 
Mu.skatencalville  vwdter  A.,  hollgelb  Z  rS.  Syn.  Po- 
nii_'riinzona|ifrl,  Zimmdöiifd.  —  3.  der  kleine  Zürcher 
Natiipfd,  .sü.sssäuerlich,  licht  zitronengelb,  um  Z.  — 
-1.  weisser  Wintercalville  Z.  —  Klaffiker-  Z  z.  B. 
Zoll.  1760,  Klaffkhcr,  Klaffaclwr  'Tn:  vortrettlich, 
sauer,  saftig,  gelb,  rotgestreift.  Süess  Kl.  u.  sio-  Kl. 
ZZoll.  1779.  Von  .klaffen',  weil  der  Kelch  in  einer  weiten 
Einscukung  sitzt.  —  Klefeli-:  Klapperapfel  B;  S;  Vw; 
Zu.  Fürzimdrote  Santichlaiis-Chl.  S,  wahrsch.  keine 
bes.  Abart,  sondern  nur  wegen  der  Verwendung  zur 
Kinderbescheerung  mit  diesem  Zusätze  benannt.  Klr- 
j'fkn  ^  Idrqqirnt.  —  K Ungar:  glänzcud,  trocken,  gelb, 
carmoisingestreift  Z  rS.  Kleiner  Kl.  ZHerrl.  —  Klap- 
per- Th.  —  Klopf- GW.  —  Klarsrüter- Tn.  Nach 
dem  Th  Ortsn.  Ktararliii.  —  Klaus-  Tn,  Klausen-  Ar; 
GKh. ;  Th:  mehrere  Sorten  z.B.  roter  Herbstcalville. 
Wie  das  Syn.  StNildans-Tj.  zeigt  (wegen  der  schönen 
Farbe,  Syn.  liul-E.)  zur  Kinderbescheerung  verwendet. 

—  Kläusler,  sfir,  .süess;  klein,  aber  von  schönem 
Aussehen  und  schmackhaft,  daher  zur  Bescherung 
verwendet  Aa.  —  Klostor-  Tu.  —  Knupen-:  Sorten 
von  Äpfeln,  welche  in  Gruppen  (Knüpen)  am  selben 
Zweige  stehen  z.B.  Uster-  Z.  —  Knüpenär  =  Sc/tin- 
zenvpfel  ZZoll.  -  Los-krieger-:  Champagner  Rei- 
nette Th.  —  Krönli-:  Name  für  den  Ham-Ucli  ZWoll. 
Von  den  den  Kelch  umgehenden  kleinen  Höckern.  —  Kropf- 
=  Kai-  AAlvlingnau.  —  Kressen-  Th.  —  Krisjiler- 
Th.  V(in  einem  Orte 'KrieshüelV  —  Christen- = //cms- 
Ueli  Z.  --  Lauer-  GW.  —  Leuen-:  1.  sauer,  ziem- 
lich gross  ZZoll.  —  2.  (jrosse  L.,  der  rote  Backapfel; 
gross,  glatt,  rund,  sehr  rot,  blau  beduftet,  fein,  süss 
ZStäfa,  Erlonb.  Leu,  Geschlcchtsn.  —  Lyoner-  Th.  — 
Garten-laubcr-  Th.  —  Herbst-lanber-  Tn;  Spat- 
lanber:    zwei    .\rten.    die    spät    Laul)    (und    Blüten) 


tragen  und  spät  reifen  (iivh.;  Tn.  Syn.  Uttivi/Ici:  Vgl. 
Sdiläfler.  —  Laubi-  Tel  Lnuhi,  Geschlcchtsn.  —  Läub- 
1er-:   der  weisse  Matapfel  ZStäfa.     Syn.  rot  Breitär. 

—  Breit-läubler  ZW.  1770.  —  Schwarzlöchler 
=  Breitär  ZNhasli.  —  Lauchsen-  Th.  Syn.  Fässli-, 
Win-.  —  Leder-:  verschiedene  Reinettenarten,  mit 
lederartiger  Haut  GRh.;  S;  Th;  Z  z.B.  Zoll.  1779. 
Syn.  Heiden-,  Händschen-,  Juden-.  —  Li n dar:  weiss- 
gelb,  säuerlich,  mit  mürbem  Fleisch,  saftig  und  sehr 
angenehm  ZStäfa.  —  Lindauer  GRh.;  Th.  —  Lang- 
Th.  —  Linsi-  Leisi-:  rot,  süss,  ziemlich  klein  ZStäfa. 
L.,  Geschlcchtsn.  —  Schuehmacher-  Th;  Z.  Sch.,  Go- 
schlechtsn.  Syn.  Uster-,  IIiAz-E.;  iceisch  Knohkmcher;  Jlmia- 
miilhr;  Kriilenhürhdi.  —  Mancher-:  grün,  der  Reinette 
im  Geschmacke  nahe  kommend  Bs.  Viell.  von  der  Neigiuig 
zum  mäuehitj  werden.  —  Ma(r)gelar:  weisse  Waclis- 
reinette;  Schweizer  Glanzreinetto;  kleine  grüne  Rei- 
nette ZS.  z.  B.  Zoll.  1760.  Syn.  Zitrouniöpfd.  (iaU- 
iriler.  Nach  anderer  Angabe  der  kleine  Champagner. 
Sure''  M.  ZTalw.  SüessC  M.,  der  weisse  Schinzenapfel 
ZS.  Syn.  Sehinzacher.  Vgl.  ,Margramai>fcr  (Schmell.)  "ik-r 
Mnrißcn  als  Ortsn.  Wahrscheinlicher  ,der  .Jungfrau  Maria  (alt 
MmycH)  geweiht';  vgl.  Mareen;  Fnium-E.  —  Mijl-:  mittid- 
gross,  hoch;  süss-säuerlich;  Schale  glänzend,  trocken 
Tu;  Z.  —  Müller-  GRh.  It  Steinm.  1804;  Th.  Ver- 
schieden von  —  Hans-Müller:  1.  .spitz,  weissgelb, 
süss,  lange  haltend,  dem  Uster-  ähnlich,  aber  kleiner, 
weniger  saftig  und  mürbe;  sonst  vortreltlich  zu  ge- 
trockneten Schnitzeln  Z  rS.  z.  B.  Zoll.  1779.  Syn. 
Bebocher,  öhridehüchsli,  Schuehmacher-.  —  2.  =  l^ster- 
ZEgg,  Wipk.  —  Melcher-  Th.  —  Früeh-melclier: 
.sauer,  frühreif  LT.  —  Milch-:  Zürcher  Transparent- 
a]ifel;  ein  bekannter,  mittelgrosser,  saurer  A.,  der  sich 
durch  seine  durch.siclitig  weisse  Farbe  vor  allen  andern 
Ä.  auszeichnet  Tn;  Z.  Syn.  Transparent.  ^  Milt- 
acher  GrHb.  Wegen  seiner  Milde.  —  Malzächer 
Malzecher  Bs;  Tn,  Malzicher  Bs,  Malziger  Bs:  köst- 
licher süsser  A.,  welcher  grün  und  getrocknet  sehr 
gut  schmeckt  Bs.  Von  mnk.  saftig,  weich.  —  Schibli- 
Malzech  Nnw.  —  Züri-Malzech,  -Malzeker:  zum 
Kochen  und  zum  Dörren  verwendet  L.  —  Oberanit- 
manns-  Tn.  —  Mönchs-:  klein,  trüb  rot,  fade  ZStäfa. 
Syn.  Süesse'Chestcnen-.  —  Allmend-  ZZoll.  177'.i  u. 
1808.  p;ig.  von  Bäumen,  die  auf  der  Allmcine  stehen.  — 
Moren-:  mehlig  mit  glänzender,  schwarzroter  Schale 
ZUster.  Syn.  Brumhiri-,  Erdheriöpfel.  —  Mür-  = 
Breitär  Vj.  —  Märgen-,  Mägen-,  Mäggen- Tn.  Müiy 
kann  ^  Maria  sein;  vgl.  Mari/clar-E.  Ob  Mägije  als  bloss 
orthogr.  Nbf.  genonnnen  werden  dürfe,  wissen  wir  nicht.  — 
M ä r  k e n -  Gr  ;  Th.  —  M  e  r  k  e n -  GRh.  Merk,  Geschlechtsn. 

—  Kurzenmüser-  Tu.  —  Katzcnmüser:  grüne 
Reinette  ZHirsl.  —  Dürenmosler:  schön,  gelb  und 
rot,  süss  ZWoll.  Syn.  Kot  Breitär;  «t/.sc/ic''  Schiiicen- 
öpfcl,  Läidiler.  Unrrmmni  Finrn.  z.  B.  in  ZHirz.  —  M  u  e  s - : 
Sorten,   die  gekocht  bald  zu  einem  Brei  werden  Sch. 

—  Mist-  B;  SThierst.  Urspr.  .\.  von  einem  in  der  Nähe 
des  Miststoekes  geiiHanzten  Baume.  —  Most-:  Sorten,  die 
zum  ,Mosten'  verwendet  werden  Av;  Tu.  --  Gross 
Muster-:  die  wahre  weisse  Herbstreinette  Z.  Soll 
durch  den  Namen  empfohlen  werden.  —  Mettler-  Tu. 
Von  U.  Geschlcchtsn.  oder  Mcttlcn,  Metlli,  Ortsu.  Syn. 
Schiinitawhcr,  .Sc7imrtfoy;/W.  —  Mettli-:  ein  Süssapfel. 
bis  Mitte  Mai  dauernd  Z  IS.  —  Mueter-:  süsse  Arl 
L:  Th.  Vgl.  Ätti-,  Vater-E.  -  Grossmueter-:  süss 
schon  im  Augstm.  reifend   SThierst.;    Z.     Syn.  Km- 


m 


Api',  ,c]if,  ipf,  opf,  upf 


S74 


Schinzeu-E.,  Knupenär.  Etwa  weil  dieser  vortreffliche  A. 
wegeu  seiner  Mürbe  auch  noch  von  (irossniiittern  gegessen 
werden  kann.  Doch  vgl.  auch  Muelcr-,  Vater-E.  udgl.  — 
Meitschi-  B.  Nach  seiner  Schönheit  so  benannt;  vgl. 
Fntuen-.Junsfrauen-E.  —  MntscheUen-TB.    itf.  Ortsn. 

—  Matzär:  gelber  Herrenapfel;  frühe,  süsse  Art 
Z  rS.  —  Wicnechts-  Th.  Erst  «mW.  geniessbar?  — 
Nägeli(s)-:  1.  ein  schöner  gelber  und  roter,  süsser 
A.  Ap;  G;  Th;  ZStäfa.  Vom  Cieschlochtsu.  Sju.  /-««Wer, 
rot  Bmtar,     welacker    Schhizenöpjch     —     2.  ICelscll  N.:    die 

grosse  Casselerreinette  Th;  grosser  Campaner  Z.  Wo) 
von  XSgcli,  Gewiirznell^o:  denn  Syn.  Zimmetüpfd.  —  St 
Nikiaus- Th,  ,S((iilirlilaus- S  =  Klaus-E.  —  Schäfs- 
nase  =  SiiitzinasiJ.ercjifel  Z.  lioti  Seh.  Th.  —  Nuss-: 
mittelgross,  niattgelb,  fast  allenthalben  mit  streifigem 
oder  trübem  Rot  bedeckt,  süsslich,  mürbe  Th;  Z.  — 
Nät-:  mehrere  Sorten  aus  der  Klasse  der  Calvillo, 
bei  welchen  vom  Kelch  zum  Stiel  auftallend  hervor- 
tretende Rippen  verlaufen  ZS.;  z.  B.  ^  gür  Granär, 
Kropf-E.,  Seh  äfnase,  Kütten-E.,  Stötzlicher.  —  Babeli-: 
,  ein  saurer,  saftiger  Spitzapfel,  reift  Okt.,  bleibt  bis 
Febr.  Th;  ZHerrl.  Syn.  welscher  SpilztvUser.  —  Bach- 
Th.    üyn.  Leuen-.  —  Bächler:  eine  Goldreinettenart 

•  Th;  ZHerrl.  ÄVcA,  Ortsu.  —  Chridebüchs(Li), -ftiiAs- 
ler  =  Uster-  Z.  Nach  Gestalt  und  Farbe  so  benannt.  Syn. 
Gold-,  Sdiuelinmchcr-,  Zitronen-E . ;  Ham-Mülhr.   —  Bader- 

•  ZZoll.  1779.  —  Boden-:  der  grosse  Grueniker  ZHerrl. 

—  Büggli-  ZHerrl.:  1.  ein  süsser  A.,  dessen  Kelch  von 

•  Pleischbeulen.  Bilr/yel,  umgeben  ist.  —  2.  =  Schinzen- 
üpt'el.    So  benannt,  weil  er  kantig  ist  und  Erhöhungen  hat. 

—  Balinger-:  Schweizer  Glanzreinette  ZStäfa.  Syn. 
Marfjehir,  Grüenling.   Von  dem  schwäh.  Orte?  —  Beili-: 

1  eine  frühreife,  saure  Art,  Schmelzung  ZHirsl.  Syn. 
Augxteniipfel .  A'on  Bienen,  Bcili  (und  Wespen)  gerne  an- 
gebissen? —  Bollen-  Th.  ßiHh  =  Zwiebel.  —  Palm-  (I) 
Th;  Z,  Bahnen-  TiiHw.:  welscher  Campanner,  auch 
etwa  die  platte  Granatreinette ;  engl.  Scharlachparmänc. 

I  Syn.  Renette,  Zimmel-,  Nägeli-E.  Die  Benennung  daher. 
dass   er  wegen    seiner  Schönheit    am   Falmtagc  an  Tainiäste 

[]    befestigt   wird,    um    die   mangelnden    wirklichen  Palmen   zu 

;!    ersetzen  Th.  —  Pelz-:  graue  Herbstreinette  Th.    Nach 

,    der  rauhen,  lederartigen  Haut  benannt.    Vgl.  JIUmhchen-E.  — 

I  Pommet-:  der  saure  Vstenipfel  ZHerrl.  P.  wohl  = 
Pommert  d.i.  Baunigartcn.  -  Bänkli-:  dem  roten  Ros- 
marinapfel  vwdt,  gelbgrün,  mit  roter  Wange;  süsslich 
ZHerrl.  —  Papirler  GSa.  —  Bär-:  ein  in  Z  IS. 
verbreiteter,  grosser,  rotwangiger  A. ;  sauer,  für  Küche 

.  UJld  Most.  Stammt  wohl  von  ZgBaar.  —  Paradis-  Pitre- 
(iisli,  PiiredlsU  ZZoll.,  Baredisler  ZMönch. :  englischer 
Kantapfel,  eine  wegen  ihrer  Frühreife  (Juli,  August) 
über  ganz  Europa  verbreitete  Sorte.  .Ulf  da.s  dar  hain 
ic!i  gehan  zitig  berdyser  Epfel  und  Bluest  by  ain- 
anderen.'  1519  Stockar.  ,Von  Paradeiss-  und  Zwerg- 
Oepfelbäumen.' 1639  Rhag.  ,Die  Zwerg-Oepfelbäunilein 

i  vergleichen  sich  den  kleinen  Paradeiss-Oepfelbäumlinen 
nicht  übel,  die  Frucht  ist  ein  gut  Brat-opfelein.'  ebd, 
,Melimclum,     süssapfel,     paradeisslein    (Paradyssle).' 

.  Denzi.  1677.  1716;  Pris.;  Mal.  ,Poma  orbiculala, 
Paradyssle.'  Fris.;  Mal.  ,Gregalia  poma,  früey  ops  wie 
Paradyssle  und  Höuwbirle,  die  zum  ersten  seltzam 
sind  und  vil  gelten,  ileren  man  nachwertz,  so  das  ops 

.  angat,  gar  nit  achtet.'  Fris.  Viell.  weil  es  der  früheste 
A.  ist,  für  den  aus  der  Bibel  bekannten  genommen.  Syn. 
Krntd)-,  (Jm/cn-,  .Jvkehi-iipfil;  .Joiiyohmjvr ;  Jnlmhimr ;  Gram- 
'■■■'■■:  ~ErA\i,-r\.  E/ijieri- G;  SniSt.;  Z:  1.  calvillc- 


artigor  Winterrosenapfol  Z.  Syn.  Heiden-,  Hosen-, 
Schicaben-,  Banziyer-,  Zimmet-öpfel ;  Herbst gitllu- Her; 
Sommerer.  —  2.  roter  Herbst-Calville.  Syn.  Imperi-, 
Bhiet-,  Bosen-öpfel.  —  Hindberi-  Imperi-:  roter 
Herbst-Calville  Th;  Z.  Von  dem  Himbeergeschmack.  Syn. 
Erdberi-,  Jiluet-,  Rosen-Opfd.  —  Brumberi-:  dunkel 
schwarzrot;  mürbe,  mehlig.  Syn.  Maren-,  Erdheriöpfel 
ZStäfa.  Nach  dem  Gerüche  benannt.  —  Schachtber- 
GRh.  1804.  -^  Wissberi-:  Th.  —  Betbur-  bäpür: 
1.  roter  Herbsttaubcnapfcl;  ziemlich  kleiner,  dick- 
häutiger, ovaler,  vortrefflicher  süsser  A. ;  ungemein 
fruchtbar  Z  z.  B.  Zoll,  1760.  —  2.  =  Chriesihanser 
ZStäfa.  B.  Ortsn.  Syn. /«-iwafc;»«-,  KiilUker-,  Rut-E.;  Tabe- 
herz.  —  Burg-  Th.  —  Burgunder-  Th.  —  Birmens- 
dorfer:  1.  gestreifter  Pfaffenapfel  ZHerrl.  —  2.  später 
Usterapfel  ZBirm.  —  Basler-:  grosse,  rotgestreifte 
Sorte  Gr.  —  Kei"  besser:  vormals  beliebte  Sorte, 
rot,    sauer    Z  rS.  —  Bussnanger-  Tu.     /I.  Th  Ortsn. 

—  Busch-  Th.  —  Batten-:  rote,  süsse  ZZoll.  1779 
(bis  jetzt).  Ää(  =  Beatus.  Syn.  ZoUikumer-E.  —  Peter-: 
ein  gelber,  rotgestreifter,  saurer  Spitzapfel  ZHirsl. 
Syn.  StreuUöpfel.  —  Kindbetter-  Th.  Gewiss  eine 
edle  Sorte;  wie  man  den  edlen,  milden,  alten  Wein  Chind- 
betlennl  ncmit.   Vgl.  Grö«miuder-E .  —  Pfaffen-   L;  S;  Th; 

Z,  Pf  äff-  B:  Sauersteif  kant  L;  =  Sjritztclssiker  ZHln,; 
gross,  grün,  .sauer  ZZoll.,  Syn,  Chopföpfel;  Reinettenart 
ZStäfa.  —  Pfeffer-  Th.  —  Pfullinger-:  Luyken- 
apfel Th.  Von  der  schwäb.  Ortschaft.  —  Pfyner-  Th. 
Nach  einer  Th  Ortschaft  henannt.  —  Pfund-  Th;  Z:  die 
grössten  Sorten  saurer  Äpfel,  frühreif  Z.  Syn.  grosser 
Murbächler;  Bisenöpfeh  —  Pfersi-  (!)  =  Margelar 
ZWoll.  P/e/»i  ^  Pfirsich.  —  P fluni en-:  kleiner  früher 
Schmalzapfel,  rot,  sauer  Z  rS.,  schon  1760,  Zoll.  Syn. 
Erdberi-,  Hindheri-,  Augsten-E.  —  Pflaster(er)- 
Th.  —  Blau-  Z,  Blauecher  B:  ein  Streifling.  Syn. 
Bosenrenette.  —  Bleicher-  Th.  —  Blatt-,  PI-  Th.  — 
Bluct-  Tu;  Z:  roter  Herb.stcalville  Z.  Syn.  Hindberi-, 
Erdberi-,  Bosen-E.  —  Süesser  Brach-:  ein  unserer 
Gegend  eigentümlicher  A. ;  keine  edle  Art;  gelblich; 
Fleisch  trocken,  fade  ZWoll.  —  Brugger-  Th.  Vom 
G  Ortsn.  Brufjrjcu.  —  Brand-öpfeli  ZW.  1770.  Br. 
Flurn.  —  Brändli-öpfel:  der  grosse  Winterfleiner  ZS. 
Bi:  Geschlechtsn.  —  Bränz-  Th.  äi.  ^  Branntwein.  — 
Sürer  Brienzer:  einer  der  grössten  Spitzäpfel,  von 
stumpf  kegelförmigem  Bau;  gelb;  trocken,  sauer;  reift 
Okt..  hält  bis  Frühjahr  ZTalw.  Syn.  Haben-E.  — 
}ixM\>\'ä,x  =  Pfaff'enapfel  ZHerrl.  Nach  dem  dort  eiu- 
heimisclK^n  Gesclileclitsn.  Brup/mdm-  oder  dem  dortigen  Bnijj- 
iKirh  (Bach,  den  die  Strasse  schon  in  alter  Zeit  vermittelst 
einer  Brücke  überschritt).  —  Brasselem-:  der  braune 
.M.atapfel  ZHerrl.  Syn.  Galhciler.  —  Schwizer- 
Breitläclit:  halbsaure  Sorte  GSa.  —  Breitling  Th, 
Breitaclior  L;  Th;  Z  f-öpfelj,  Breitechcr  Aa;  L;  S; 
Th,  Breiticher  S,  Breitocher  ScnSt. ;  Th,  Breitech  L; 
Ni)W,  Brcitiker  Z,  Breitur  Th;  Z  z,  B.  Zoll.  1779: 
pomeranzenartiger  Borsdorferaijfel;  breit,  sauer,  vor- 
züglich beliebt  L;  Z;  der  poinme  reinette  ähnlich 
.Kx;  süsse  Sorte  S.  Syn.  Mür-,  Tatsch-,  Wald-üpfel; 
Schu-arzlöchler ;  Breitling;  BreitscUibiker,  Schtbler; 
Sunnen'irbel.  Dass  es  ein  altschweiz.  Apfel  ist,  beweist  der 
frz.  Name  pumnie  large  de  Snisse.  —  E d el  -  Breiiocher  Th. 

—  Bot-Breitiker  Z,  -Breitär  ZWoll.:  die  Murer  Rei- 
nette, Pariser  Ranibour;  der  weisse  Matajifel.  Ban  sehr 
flach  und  die  Sonnenseite  auffallend  gerötet.  Syn.  wdsclie 
S,lihi::r„r,i,fd,  /.inibbr.jrumimmh,:  —Breiten-  GW,  1801, 


37S 


Apf,  epf,  ipf,  opf,  upf 


—  Eäb(en)-:  saure  Sorte,  Stern-Eaiiibour  B;  Graii- 
acher  L.  Nach  Form  uud  Grösse  der  weissen  lüiln'  vrr- 
glichcn.  —  Rebocher:  spitz,  schön  gelb,  süs-.  tiuckru  ; 
reift  Okt.,  liält  bis  Frühling  Z  rS.  "Syn.  Il,ii,s-Mi,ll,r. 
Rilcbli-:  Nürnberger-A.  Th.  —  Eiedacher  Tu.  — 
Hans-Kuedi- =  i/fM)s-f/eM  Z.  —  Eeigelär  ZZoll.: 
süss,  grün-gelb.  Der  Baum  ist  antfällig  durch  seine  langeu 
,rcigligen'  d.  i.  raukendeu  Aste.    —    Roggen-öpf eli  S. 

—  Relliker:  rund,  gelb,  rot  punktiert,  ge.streift,  sehr 
süss,  ziemlich  trocken;  dauert  bis  April.  Wol  eine 
der  ältesten  und  verbreitetsten  Sorten  um  ZPfätf. 
,Rellikon' Ortschaft  bei  ZEgg.  —  Renette  A.i;  GEh.;  S; 
Z  z.  B.  Zoll.  1760,  Benetter  Aa;  Th,  Einetech  L;  Ndvv. 
Benetecht  GSa. :  ponune  reinette  Aa;  Th.  , Renetten 
rot  und  weiss,  Eenetten  von  Buch.'  ZZoll.  1808.  Syn. 
CarhäniUer.  —  Edel-E.  Z.  —  Englisch-R.  =  Mitr- 
Z.  —  Gold-R.:  sehr  schmackhafte  Sorte  Z.  —  Grat-R. 
=  Mür-  Z.  —  Welsch-Heiden-R.  Z  Stäfa.  Syn. 
Gold-,  Lederrenette.  —  Leder-R.  ^  Mür-  Z.  — 
Mür-R.,  Mürer-,  Mür(e)mer- :  Pariser  Rambour-R.  Z, 
A.  ersten  Rangs..  Gedeiht  am  besten  in  ZMaur.  Syn. 
J^'J'J-J^-;  Breitär;  enr/Hscli,    O'iäl-,     luhr-,   yel,    spat    Winter-r. 

-—  Uüsev-'R.  =  Margelar  ZHerrl.  —  Stadt-R.  = 
Welsch  Grueniker  ZHerrl.  —  Wiber-R. :  einfarbige 
R.  Th.  —  Wachs-R.  Z.  —  Gel,  spa«  Winter-R.  = 
Mür-  Z.  —  Ehinauer-öpfel  Th.  —  Rhintaler-  = 
Epperi-E.  Th.  —  ,Rund-:  nialum  orbiculatum.'  Fris.; 
Mal.  —  Renti-  Th.  —  Eipp-:  Gravensteiner  oder 
englischer  Kantapfel  Th.  Syn.  Paradis-E.  —  Eisen-: 
pomme  raenagere  Th.  Syn.  Pfimd-E.  —  Roseiiker- 
ZW.  1770.  —  Eosen-  GW.;  Z:  1.  calvilleartiger 
Winterrosenapfel  Z.  Syn.  Heiden-,  Erdberi-,  Schtm- 
hen-,  Danziger-,  Zimmet-E. ;  Herbstgnlhriler ;  Sommerer. 

—  2.  roter  Herbstcalville  Z.  Syn.  Erdberi-,  Hindberi-, 
Bluet-E.  —  Rosenberge r:  grosser  gerippter  Herbst- 
süssapfel  ZTalw.  —  Garterösler:  Meyringer  Rosen- 
apfel; rot,  fein,  schwachsäuerlich  ZHerrl.  Syn.  Bosen- 
epfel,  rote  Benette.  —  Rosmarin-  Bosmeri-:  Name 
mehrerer  Sorten  schöner,  säuerlicher  Ä.  von  ange- 
nehmem Geschmack  ZS.  —  Rot-  Th;  Z  :  dem  gestreiften 
Muskatcalville  vwdt;  hellgelb,  verwaschen  rot  ZStäfa. 
Syn.  Jerusalem-,  Kutten-,  lüaus-,  Bomeranzen-,  Bet- 
bur-.  Kindbetter- E.;  Tüheherz.  —  Rotacher  GkRc. ; 
L;  Th,  Botecherli  S,  Botiker  ZHerrl.,  Botär  ZZoll. 
17(50,  Botärli  ZHerrl.:  saure  Sorte  Jj;  ein  kleiner, 
vorzüglicher  Tafel-  und  Wirtschaftsapfel,  kugelig, 
glatt,  glänzend,  carmoisinrot  ZHerrl.  ,Min  rotacher 
öpfelbaum  stund  vollen  öptlen.'  Bossh.-Goldsuhm.  So 
genannt  nach  seiner  Farbe.  —  Frau-Rotacher  G;  Th, 
Frauen-  Th  1779;  Z,  Frau-Böticher  Ap,  -Botocher  Th, 
Frauen-BotechGh;  GT.,  B'rau-Botiker  ScHÜt;  Z,  Frau- 
Bothacher  Z;  rotgestreifter  Schletterapfel  oder  Ananas- 
apfel, pomme  de  chätaigne ;  .sauer,  flach  Z.  Der  Name 
mag  den  roten  oder  rotgestreiften  A.,  der  wegen  seiner  vor- 
zügliclicn  Eigenscliaften  entw.  der  Kran  xax'  IgoxTJv  (Mutter 
Gottes)  oder  dem  weibl.  Geschl.  übli.  zugeeignet  wird  (vgl. 
Frauen-,  ./uH'i/raucn-,  Mtieter-E.)  bedeuten.  Syn.  TiiUjxmm- 
i^pj'd;  IUI  JircUui:  —  Spit z-R  0 tikc r :  der  weisse  Som- 
merrabau  ZHerrl.  Syn.  Bosen-E.  —  Win-Rotceh: 
Süssapfel  Gl,.  Syn.  Kutzenmmech.  -  Rötler:  cal- 
villeartiger Schmelzung,  rötlich,  .sauer  ZHerrl.  Syn. 
Erdheri-E.  —  Rüti-:  gross,  glänzend  gelbgrün,  rot- 
gestreift, sauer  ZEnge.  ]t.  ürtsn.  —  Neu-Rütlingor-: 
Luykenapfel  Tu.  Eutschmer-  Tu.  —  S6-  (1)  ZW. 
17ili.      Vi.m    ZSee    her    eiugot'iibil.    —    Segässler:    ein 


Streifling  ZElgg.  —  Segler-  Tu.  —  Sügeli-  Tu, 
•V.  =  Zitzen.  —  Salomons-  Tn.  —  Sammet-:  kleiner, 
früher  Schmalzapfel,  rot,  sauer,  mit  glänzender  Haut 
ZHirsl.  Syn.  Erdheriüpf'el.  —  Sommerer-:  der  wür- 
zige Erdbeerapfel,  calvilleartiger  Winterrosenapfel. 
Von  einem  Bauer  in  ThSomnieri  eingeführt  und  verbreitet. 

—  Sür-  Z,  Süracher  Tu;  Z,  Sürocher  GW.;  ScnSt.; 
Tn:  stark  .sauer,  sehr  dauerhaft  Th;  Z;  jeder  saure 
Apfel  ScuSt.  Syn.  Sür-,  Späi-E.;  Kirchliu/ter;  Winx- 
ücher.  —  Rot-Sürech:  Danziger  Kantaptel,  rot,  sauer 
Ij.  —  Win-S. :  Sauergrau,  Weinsäuerling,  vorzüglich 
zu  Most  L.  —  Süess-  GRh.;  Th;  ZZoll.  1700:  eine 
bestimmte  Art  ZZoll.  1700;  gross  S.  ZW.  1770;  Bächer 
S.  ZZoll.  1808;  hart  S.  ZW.  1770;  lind  S.  ZW.  177(1; 
rot  S.  ZW.  1770.  —  Süess-acher  GrHc.;  GRh.; 
Th,  -är  ZMünch.:  1.  gefleckter  Calville.  —  2.= 
Zuckeröpfel.  Syn.  Sümskr.  —  Zai-Süessecher:  süsse 
Apfelsorte  SThierst.  —  Süesslor  GuHe.  —  Breit- 
schibiker  =  üreitacÄer  L.  —  Schibier  GW.;  '/.: 
gestreifte  feine  Apfelsorte  GW.;  plattrunder,  zusam- 
mengedrückter Breitar  Z;  gel  Seh.  Th.  —  Schibli- 
ZRgnsdf.  Schybli,  Geschlechtsn.  —  Schachen- G;  Tu: 
saure  und  süsse  Sorte  GEh.   Sek.,  Ortsn.  Syn.  LiünnerUpf,!. 

—  Schaf-  S;  Th.  —  Schäfer-  Th.  —  Schöllen-: 
gross,  länglicht,  sauer,  meist  zum  Keltern  verwendet 
Ap.  —  Rotschiler:  sauer,  verwaschen  carmoisinrot 
mit  grüngelben  Streifen  ZWoU.  —  Schanz  1er:  die 
englische  rote  Winterparmäne  ZMänn.  Syn.  EdclrenelU; 
welsch  Graiiar.  —  Schinzacher  ZUl.,  Schinzar  ZEgg: 
breitkugelig,  grünlich  rot,  saftig,  säuerlich  ZKgg.  ^ 
Schinzen-:  kantig,  breitrund;  grünlich,  gelbrot; 
Fleisch  weiss,  saftig,  angenehm  säuerlich  ZS.  Syn. 
Cheller-,  Grossmueter-,  Büggli-,  Schnlder-,  Streuli-E.; 
ühnüpenär.  Welsche  Seh.:  schön,  gelb  und  rot,  süss 
ZWoU.  Syn.  Länbler,  Dilrenmösler,  rot  Breitar.  .sv/i , 
Geschlechtsn.  —  Scheradem-  SThierst.  Scheint  nach 
einem  ,Adam  Scher'  benannt  zu  seiu.  —  Schlosser-: 
xeine   saure    Sorte   GSa.  —  Schlatter-  =   Uster-  Z. 

—  Schläfler:  Name  für  den  Eraurotacher ,  weil 
spät  blühend  Aa.  —  Schmid-:  gross,  grünlich,  zart 
bäuerlich  Th;  ZHirsl.  Syn.  später  Transparent.  — 
Kupfer-schmid  S;  Z  z.B.  Zoll.  1740,  -schmidech  L, 
-schmidecher  S:  kugelförmig,  niittelgross,  gelblK-lirut, 
fem  Eraurotacher  ähnlich,  doch  weniger  edel  und  mit 
geschlossenem  Kelch  ZEgg;  ein  ähnlicher,  rötlichyc- 
itreifter  A.  ZHirsl.;  saure  Sorte  L.  Hyn.  Bosmerlnöplil. 
i/ro.is  Campanner.  —  Schmalz-  (1)  Th;  Z,  Schmal z- 
acher  Ai-,  Schmalzecher  Tu:  fettig  anzufühlende  Sor- 
ten. Syn.  Schmalz-E.,  Schmutziker.  —  Seh  malz  er; 
goldgelbe  Somnierreinetto;  zart,  mürbe;  ein  früher, 
säuerlicher,  zum  Essen  und  Kochen  guter  A.  ZHerrl. 
Syn.  wisse  Ernd-E.  —  S c  h m  e  1  z  1  e r  Th.  —  Schmutz-: 
I.  Schwfizerrosenapfel,  gelb,  darüber  eine  bräunliclie 
mit  (jrün  gemischte  Missfarbe;  saftig,  säuerlich  ZS. 
Syn.  Erdberi-,  Bosen-E.  —  2.  der  saure  Hans-Müll& 
Z  Herrl.  —  3.  =  grüener  Fürsten-E.  —  S  c  h  m  u  t  z  a  c  h  er 
I'h,  Schmutzecher  GRli.;  SThierst..  Sehmulzocher  Th, 
Schmutziker  Tu,  Schmutzär  ZZoll.  170(1.  Schmutzer 
Tu:  sauer  S.  Üyn. Schmalz-E.,  Schmahecher.  —  Sclini- 
iler-:  1.  gross,  gelblich  grün,  mit  festem,  säuerlichem 
Fleisch  ZEgg.  —  2.  =  Albisser;  obigem  ähnlich,  nur 
rötlicher;  auch  säuerlich  ZRuss.  Syn.  trelsch  Grund- 
acker,  Streifacher.  —  :5.  ein  säuerlicher  A.,  dem  vorber- 
gehenden  älinlich  Z  IS.  —  -4.  eine  süsse  Sorte  ZWi)ik. 

Syn.    Uuiix-V.ll-.    .J„jqm,-.     ChucMi-,     VhM,r-,     CInll.i-.     Mml-, 


37  ■; 


Apf.  epf,  ipf.  opf,  upt' 


378 


.SV/iinzen-,    Sduimlz-,   rnUH-K.;    Gmnnvher ;   Slnml.r ;    Winiytr. 

—  Schnorr  eil-:  breit,  weiss  Z  Meilen.  Der  Form 
wegen  sogenannt.  .SV/,«. ^grosses  Maul.  —  Schnitz- = 
Suessecher,  Zucker-E.  Th.  Der  A.,  der  sich  nicht  verkochen 
lässt,  sondern  nwx  Schnitze  (Stückli)  gibt.  • —  Sehwaben- 
Tii;  Z:  1.  Gravensteiner  ZMänn.  Syn.  Fiiiehar.  — 
2.  der  sog.  schwäb.  Rosenapfel  ZStäfa.  —  3.  Danzij^er 
Kantapfel,    calvilleartiger    Winterro.senapfel    Z.     Syn. 

Ileidai-,   Erdhiri-,   Rosen-,   Dunziger-,  Zimmet-E.;  Ilerbst-Gall- 

wiler;  Sommerer.  —  Schwizer-  Th.  —  Speck-  Th.  — 
Späli-:  süsse  Sorte  SThierst.  —  Spillmannacher 
,Spilnieor'.  ZZoll.  1808.  —  Spilicher:  saure  Sorte 
ZFisch.  —  Spat- =  ÄHrnc/jer  ZB.  —  Herrenspütler 
ZZoll.  1760.  —  Spitz-,  süri  Th;  ZZoll.  1808.  — 
Klafiker-Spitz-:  ein  Spitzapfel,  grüngelb,  niürb, 
angenehm  süsssäuerlich  ZHerrl.  —  Spitzachor  Th; 
ZO.,  Sjntzeker  ZHirsl.,  Sjutzär  Z,  Spitzärli  ZHerrl. 
1.  früeh:  spitzer  A.,  eine  Sommer-  od.  Frühsorte  Th; 
Z.  —  2.  rot:  der  rote  Herbsttaubenapfel;  ziemlich 
klein,  oval,  süss,  vorzüglich  Th;  ZHerrl.  Syn.  Tübelterz. 
SpitzärstiickU  als  Hüreiiheiss  beim  ührähanc   ZWetz. 

—  3.  sure''  Sp.  =  Bethurapfel  ZHirsl.  Vgl.  Sjntz- 
härecher.  —  Spate  Spitzer:  ein  saurer,  gelbroter 
Spitzapfel  ZHirsl.  Wohl  e\g.Sjntzär  (-acher).  Syu.  Strculi-E. 

—  Stachen-  Th.  ä  :=  Eustachius.  —  , Stich-:  mc- 
lappia,  vel  ponia  Appiana.'  Fris.;  Mal.  —  Stüdacher 
GrHb.  —  Stegen-  Th.  —  Stigeli-  TnWeinf.  Urspr. 
von  einem  Baume,  welcher  neben  einer  kleinen  Stii/de,  Durch- 
gang in  einem  Zaun,  stand.  —  Stock-  ZKapp.  —  Zucker- 
stock- Th.  Von  der  Kegelform.  —  Säuställer:  der 
kleine  Bohnapfel,  vortrefflicher,  gelblichroter,  säuer- 
licher A.  ZAlbisr.  Hyn.  Isenöpfeli.  —  Kurz-stil- Th. 
Vgl.  Kiirzstilertn.  —  Lang-stiler:  Schweizer  Glanz- 
reinette ZStäfa.  —  Stumpen-:  feine,  frühreifende, 
zum  Kochen  vortreffliche  Art  Ap.  —  Steiner-  Th. 
Stein,  Stadt  an  der  Grenze  von  Th.  —  Stein  1er:  sauer 
grüngelb,  rotgestreift  Th  ;  Z.  Syn.  früeh  Gränär, 
Chilbiepfel.  —  Stör-.  ,Die  runden  Früchte  des  Meer- 
kirschbaums (arbutus,  7i6|iapos)  fast  in  der  Grösse  der 
Storäpfeln.'    ZvVinger  1696.  —  Storzen-   GW.  1804. 

—  Stötzlicher  =  Nät-E.  B.  —  Strübelen-  ScHSt., 
Benkenier  Strübler  Z:  saurer  A.,  zum  Verbacken 
geeignet.  Von  etrüh,  rauh?  oder  mit  Beziehung  auf  den 
Kuchenteig,  weil  er  zu  Strübli  (einem  Gebäck)  verwendet  wirdV 

—  Streifacher  Th;  Z,  Strifucher  Z,  Strlfech  B:  mit 
roten  Streifen  B;  Z;  säuerlich,  gelb,  sehr  geschätzt 
Z.  Syn.  Albisser;  Schnider-E.;  iceisch  Grundacker.  — 
Süess-str(e)ifecher,  -slrifiker L.  —  Streifer  GW. 
1804.  —  Sür-Str.  ebd.  1804.  —  Streiffler  ZW. 
1770.  —  Kärenstrigel  ZNer.:  ähnlich  dem  Fass- 
öpfel,  der  Scliafnase.  —  Streuli-  Z  rS.,  Streiilis- 
ZWädensw. :  ein  gelber,  rot  gestreifter,  saurer  Spitz- 
apfel ZS.  ,S'(i-.,  Gesehlechtsn.  Syn.  Biiggli-,  Schinzcn-E.;  sjmIc 
Spitzer.  —  Strimacher  Gr.     Von  seinen  roten  Stnmen, 

I  Streifen.  —  Strimen-  Tu.  —  Strimiker  Th.  Syn. 
:  Strilbeler.  —  Strimler:  rund,  säuerlich,  weissgelb, 
}  auf  der  Soiiiicnseit.'  iiiil  dirlilm  Carininstreifen,  auf 
:    der  S.'liuttrii>rit.>    mit    Ma^^rn   SiLvir.'n   ZWoll.     Syn. 

Uanx- 1  'rh-,  .loppni-,  ( InirvJili-,  ( 'liilln-.  Mi).it-,  Schmutz-, 
■■  Sehnider-,  Tubeli-E.;  Granacher ;  Wi»ii)er.  —  Stro- 
;    mcr-:   engl.  Kantapfel,   Gravensteiner  Th.     Wohl  von 

SlrättKn  (^  Sirimcii),  womit  hier  die  Rippen  gemeint  sind.   Syn. 

liirömliwj,  Itijij,.E.  —  Stründler:  ziemlich  klein,  breit; 

gelb;    wenig    saftig,    mild    sauer    ZHirsl.     Syn.    ('hli 

Grueniker,  I.sen-E.  —  Töbeli-  Th;  ZHerrl.:  säiierlicli 


Z.  Kig.  in  oder  an  einem  Tvl«l,  Schlucht,  gewachsen.  Syn. 
'■?iliiic  üranachrr.  —  Dübendorfer:  kuglig,  rot,  saftig, 
bäuerlich;  zum  Rohessen  erst  von  Mitte  Bez.  an 
brauchbar  Z  Pfäff.  —  Dach-  Th.  —  Duft-  Th.  — 
Decker-  Th.  —  Tulipanen-  Ap;  GRli.  1779.  Syn. 
Frauenrotacher.  —  Diener-:  der  sog.  Usterapfel  Zt). 
I).,  Gesehlechtsn.  Syn.  Zilronc-t:.,  Chridchüchulcr.  —  (Welsch) 
üünner-  =:  Schachen-,  Schürli-öpfel  Tn.  /).,  Ge- 
ichlechtsn.  —  Dinten-  SThierst.  Wohl  von  dunkler 
Farbe.  —  Thurgi-:  der  sog.  Gravensteiner  ZTalw. 
iyn.  Früeliar.  —  Torggel-  Ap;  GRh.;  Th:  spät  rei- 
fende Art  Ap.  Zum  Mosten  (loryylen)  geeignet.  —  Tusch- 
Th.  —  .Grau-detling:  melappia,  vel  poma  Appiana.' 
j'ris.;  Mal.  —  Tatsch-  =  Breitar  Th.  T.,  etwas  breit 
.leschlagenes.  —  Trüben-  Th.  Traubenförmig  am  Zweige 
;tehcnd?  vgl.  Knüiien-E.  —  Drucker-  Th.  —  Trans- 
)arent  B;  ZS.,  Tranüiinranl  Th:  weisser  Astrachan; 
,'elblich  weiss,  zuweilen  blassrötlich;  Fleisch  rein 
■veiss  B;  ZS.  Syn.  Jl/(7c/t-,  Wachs-E.  Später  T.  = 
'^chmidapfel  ZMdf.  —  Truppel-:  der  grosse  Gruen- 
iker  ZHerrl.     Trvjtjtele  =  Schsar ;  der  Baum  trägt  reichlich. 

—  Trür-  Th.  Von  dem  einer  Trauerweide  ähulielien 
Baum.  —  Weber-  Th.  —  Kilch-wich-,  Chillii-  (ilMi.; 
^  rS. :  verschiedene  Sorten,  welche  um  die  Zeit  der 
iürchweih,  d.  h.  August  (auch  Sept.)  reifen,  z.  B.  eine 
iäuerliche,  grüngelbe,  rotgestreifte  Sorte  Z  rS.  Syn. 
Küechli-E.;  früeh,  chlv  Graitacher.  —  Wach.s-  Th; 
i  rS.:  plattrund,  durchsichtig,  hellgelb  Z.  Syn.  Gtas-E., 
Transporant.  Kote  W.:  Schmelzung,  Schale  glän- 
zend,  durchscheinend  gelb,    etwas  rot  gestreift    Z  rS. 

—  Widen-  Th.  —  Weg-  Th.  Eig.  von  einem  am  Wege 
tehenden  Baum.  —  Wald-  =  Ereitär  ZW.  und  schon 
1770.  —  Welsch-:  dem  ZS.  eigentümliche,  aus  Kernen 
.■rzogene  Sorte,  ziemlich  verbreitet;  ziemlich  gross, 
;elb,  süsssäuerlich;  gehört  zu  den  besten  einheimi- 
schen Sorten  ZHerrl.  Syn.  Nät-,  Kütten-E.  —  Win- 
I'h.  Syn.  Fässli-,  Lauchsen-E.  —  Winiger  Z:  Glanz- 
.■einette,  rundlich,  gelbgrün,  rotgestreift,  säuerlich  Z. 

-iyn.  Kilbi-,  Zürcher-,  Zitronen-E.;  Gallu-ller;  Ouetensiciler;  chll 

ilmnacher.  —  Winiker:  gross,  plattrund,  weiss,  säuer- 
lich, mit  sehr  dünner  Schale  und  ganz  weissem  Fleisch 
ZEgg.  Stammt  aus  dem  Th.  Das  Fleisch  zeichnet  sich  durch 
'icrvoi-stechenden  Weingeschmack  aus.  —  Wunder-:  eine 
^leinettenart,  breit,  ziemlich  gross,  hellgelb,  von  sehr 
.ein  weinsäuerlichem GeschniackZHerrl.  Syn. Herren-E. 

—  Winterturer-:  Citronen-Reinette  Th.  Syn.  Gold-, 
Uster-E.  —  Sunnenwirbel:  schöner,  grosser,  hell- 
,'elber,  säuerlicher  A.  Z.  Syn.  Breitär.  —  Werd- 
■iiüller-:  ein  dem  Kt.  Z  eigentümlicher  A.,  eine  Art 
Epperiöpfel,  zart,  säuerlich  ZUster.     W.,  Gesehlechtsn. 

—  Warten-  Th.  Tf.  Th  Ortsn.  —  Gewürz-  G.  — 
Weisiker-  ZW.  1770.  W.,  Weuziker,  Gesehlechtsn.  — 
Wiss-  Th.  Syn.  Wlssacher.  —  Wissacher  GW.; 
Th,  lf'»ssec7i(T  Aa,  TTissöc/jer  ScnSt;  ZWeissl.,  Wiss- 
rker  Gr:  =  Spitzwissiker  Z;  jeder  saure  A.  ScnSt. 
.Syn.  Kirchhöfler,  Süröcher.  So  genannt  von  seiner  weissen 
Karbc.  .  Voll-wissiker  ZW.  1770.  Mai-wissicher 
I'h.  Süess-wissech  Gl.  Spitz-wissiker,  ,Spitze-' 
.'■^ZoU.  1700:  alte,  im  ganzen  Kt.  Z  geschätzte  saure 
Sorte.  Syn.  Uailerli-,  Pfaffen- E.;  Sehafonme;  Wimocher; 
.-Ijiiizinmr.  W eis c li  Sp.  ZRuss.  Der  A.  ist  sowohl  spitzig 
.ils  weiss.  —  Spitz-wisser  =  Spitzunssiker.  Wel- 
scher Sp.:  kleiner  Fleiner  ZHerrl.  —  Wettinger-: 
(äne  Art  gestreifter  Borsdorfcr  Reinette  Z  rS.  —  Früeh 
VVetziker:  Mnskatreinette  ZMänn.   .Wetzikon' Z  Ortseh, 


S79 


A|]f.  cpf.  iiif,  oi)f.  upf 


—  Zeien-Ai'K.;  GRh.:  eine  saUre,  mittclgrosse,  zum 
Überwintern  sich  eignende  Art  ApK.  —  Zuger-  = 
grüene''  Filrsten-E.  • —  Zucker-  Th.  Ton  suinem  Ge- 
schmack. Syn.  Äie«««;7iei-.  —  Z ollikumer- =  2Jot<ew-i^. 
ZErlenb.  —  Zimmet-  Th;  Z:  Danziger  Kantapfel, 
calvilleartiger  Winterrosonapfel  ZMönch. ;  eine  mittel- 
grosse Sorte;  grüngelb,  trüb  carminrot  gestreift,  mit 
hellen  Rostflecken;  Fleisch  süss  weinig  ZMiinn.  Syn. 
Kutten-,  süesse''  Leder-,  Niujeli-,  Pomeranzen-,  Erd- 
heri-E.;  Renette.  —  Zapfen-:  ein  mehr  oder  weniger 
hoch  gebauter  Spitzapfel;  grüngelb,  süss  säuerlich 
ZHerrl.  —  Zürich-  GW.,  Zürcher-  ZBauma:  Glanz- 
reinette. Syn.  Zitronen-E.,  GallwiJer,  Guetensivlhr, 
Winiger.  —  Zurzi-  ZW.  1770.  Zurzach,  Stadt  im  be- 
nachbarten Aa.  —  Zit-  =  /ä?'-  L.  —  Zitron-  ZSeuzach, 
Zitrone:"-  GEh.;  Z:  1.  =  Uster-E.  ZSeuz.,  Eichtersw.  — 
2.  Glanzreinette  ZAltorf.  —  3.  =  Margelar  ZHerrl., 
WoU.  Von  der  schüngelben  Farbe.  Syn.  Viaier-E.,  Chridc- 
huchder,   Winiger.  —  Zitrönler  =  Ustev-E.  ZEgg. 

Eich-Epfel:  Gallapfel.  ,Eychöpfel  gestossen  mit 
ßärenschmalz'  oder  ,Stierunschlit,  eychöpfel  gepülfert' 
empfohlen  gegen  das  Ausfallen  der  Haare,  im  Tierb. 
1563. 

Obige  Deutung  wird  bestätigt  durch  lebende  MAA.,  aucli 
durch  Bock,  Kräuterbuch  1577:  ,das  Eychenlaub  bringet 
etwann  runde  lucke  öpfelein,  darinn  wachsen  inaden.' 

Alrünen-:  Frucht  des  Alrauns  (Sp.  174).  ,Wo 
der  Bär  etwan  Allraunenöpfel  verschluckt,  dessen  er 
sterben  müesst.'  Tierb.  1568. 

Bock  1577  nennt  die  Frucht  ebenfalls  ,Öpfel',  diejenige 
des  , Weibleins'  .Öpfelein,  nicht  grösser  denn  die  Nespeln 
[Mispeln]',  Forer  selber  aber  nur  ,grosse  beeri,  davon  so 
yeniants  isset,  gleich  entschlaft'.  Aus  letztereui  Grunde  heisst 
diese  Pflanze  laut  Bock  auch   ,Schlafopfcl'. 

Erd-  GBern.,  T.;  ZO.  zuw..  Er-  GSev.,  Herd- 
Aa;  Ar;  Bs;  B;  VOrte;  Gl  fe'J;  GRÜbs.;  GO.,  oRh. ; 
Sch;  Th  (e'J;  S;  W;  Z,  Hörd-  AABb.,  Hehl-  Z,  Hir- 
Bs;  BG.;  GlK.  (cy;  PP.;  GoRh.;  ZO.  (tw.  ö%  Rar- 
ZWäd.,  He'rrpfil  V^TiAch.,  Herpfel  BG.;  ÜrY.;  G  oEh. 
(ü^),  dim.  ILrrpfi  Ndw  Kdrspr. :  1.  Kartoffel,  So- 
lanum tuberosum,  schon  1730  auffciuchend,  aber  erst 
durch  die  Fehljahre  1770/71  und  besonders  durch  die 
die  Zehntenpflicht  wegräumende  Revolution  von  1798 
zu  allgemeiner  Geltung  gebracht;  vgl.  JFrei  in  Alpenp. 
■t,  2Ö'2  ff.  Mit  Bez.  auf  die  grosse  Bed.  dieses  Nahrung.s- 
mittels  für  das  Volk  heisst  es,  man  solle  zwei  Male 
[doppelt]  über  Tuch  hcte",  wenn  man  Kartoffeln  habe, 
und  spottet  man  über  Einen,  der  wohl  das  Gelüsten, 
nicht  aber  die  Mittel  zur  Befriedigung  desselben  hat: 
de''  chann  E.  süde",  wenn  er  e  Pfanne  hed  GT.  Hin- 
wieder spricht  sich  die  Klage  über  das  ewige  Einerlei 
aus:  Am  Morge  sür,  z'  Inilng  i"-der  Mundiir  [mit  der 
Schale,  also  gesotten],  z'  Nacht  g'schnrllt  und  ane 
y'nteUt  [aufgetragen].  Ineich.;  Sulo.  G'chochti  (g'chn- 
chetj  E.  GoRh.;  ZO.,  'hrdtlet  E.  ZS.,  gebratene,  ge- 
röstete E.;  ayn.  E.-bretisi,  -rösti.  Sür  E.,  Gericht  von 
E.  an  einer  sauren  Brühe  VOrte.  Setz-mi''''  (d'  II.) 
tcemi  d'  (du)  witt,  V(n--em  Brächet  (Maie)  chumm-i 
(chiimme  s'j  nit.  Wenn  man  mit  Bez.  auf  eine  Fcucrs- 
brunst  sagt,  es  sei  him  H.-uäsche  wg'yange,  so  soll 
absichtliche  Brandstiftung  angedeutet  werden  BSis. 
./(/,  3  E.  und  c  Liecht!  Abweisung  GBern.  Ül)ertr. 
die  Null,  welche  beim  Kartenspiel  Jansen  demjenigen 
anfgckreidet  wird,  der  zu  wenig  Punkte  gemacht  hat. 
D'  H.  s'nid    hin-   giiet    ifnile"     ln^isst    es    dann,    wenn 


Einer  mehrere  solche  Zeichen  erhält.  —  2.  amcri- 
kanm-he  H.  s.  Sp.  219.  Syn.  Herdmandle.  —  3.  vor 
Einführung  der  Kartoffel  Name  verschiedener  in  der 
Erde  oder  nahe  an  ihrer  Oberfläche  wachsender  kug- 
liger  Pflanzenprodukte.  So  eine  Art  Kürbis  oder 
Melone.  ,Hüet  dich  sunderbar  vor  kürpsen  und  erd- 
öpfel'  warnt  E.  XV.  der  G  Arzt  ARickli.  Erdscheibe, 
cyclanien  europajum,  deren  Wurzelknollcn  geröstet  ge- 
nossen werden  und  wie  Kastanien  schmecken.  .Zwacli 
[wasche]  dein  haupt  mit  dem  wasser  oder  saft  vnn 
dem  kraut  erdöpfel  oder  seuwbrot  genennt;  also  wer- 
dend von  diesem  die  niss  getödt.'  Vogelb.  1557.  .Erd- 
öpfel, sewbrot,  chelonium  rapum  terr».'  Dasyp.  Syn. 
Gäziepfel,  Haselgitmmeli.  Eine  L  Urk.  1158  erwähnt 
einen  Kleinzehnt  von  ,erdäpfeln". 

Ahd.  erdiijjliul,  mhd.  crdapfd.  llrrd  die  vorherrschende 
Form  für  , Erde',  üyn.  za  1:' Erd-,  Grund-,  liode-bir;  Clum- 
mct ;  besondere  Arten:  Jakohscpfd,  lioth,  Schetjg,  Uodcnsjyrcnyr, 
Weijgen.  Teile  des  E. :  Kopf,  Köppd,  Krön,  Füdli.  Die  Beere : 
Ep/di,  Kugdi,  Kluggere,  Knallt:,  Bolle,  Bralle,  Rollt.  Maui- 
pulationen:  stecken,  setzen,  hecken,  hü/clen,  üstuen,  {tt^igrahm ; 
ah-,    iiher-,   verhalten;  schinden:   marteren;  verhorren. 

Die  folgenden  Artennamen  können  tw.  als  Zss.  oder 
für  sich  allein  gebraucht  werden;  bei  den  letztern 
lassen  wir  den  Bindestrich  weg. 

Eier-:  weisse  Engländer-Kartoffel  U;  ZHorg.  Die 
Knollen  sind  oval  oder  eiförmig.  —  Wiss  E b i k e r  =  A'i'f r- 
Scnw.  —  Ob  holzer:  verlängerte  Bodensprenger  Kar- 
toffel ZRafz.  Nach  Rafz  soll  sie  ISIO  von  Oliholz,  einem 
Hofe  bei  Kloten,  gekommen  sein.  —  Afrikaner  s.  Sp.  Ulli; 
auch  in  L;  Schw;  U.  —  Ageri-:  Gericht  aus  Kar- 
toffeln, welche  zuerst  beschnitten  und  danach  gesotten 
wurden  und  (mit  einer  Tunke  von  sog.  Birnenhonig 
ZoÄgeri)  ohne  Salz  und  Butter  verspeist  werden  7,r, 
Stdt.  —  Ängste"-.  Augstier  s.  Sp.  1.54.  —  Elgger, 
rote:  glatthäutige,  altrote  Kartoffel  ZAussers.  —  Al- 
tenberger:  Mohrcnkartoffel  ZAft".  —  Amerikaner 
s.  Sp.  219.  —  Einsidler:  rote  Engländer  Kartoffel  Z. 

—  Engelländer  s.  Sp.  3.38.  —  Erstfelder:  1.  rote 
U.  Syn.  Hader.  —  2.  weisse  U.  Syn.  Brienzer.  — 
Ottiker,  rote  ZMeilen.  —  Veh-:  geringere,  ausge- 
schossene E.,  die  man  unter  das  Viehfutter  mengt  Tu. 

—  Verena-,  Schillinger:  sog.  wilde  K.  Gl.  —  Fu- 
riere"-: kleine  Rollenkartoffel  ZRittersw.  Nach  einer 
Baiiernfamilie.   welche  den  Beinameu   Furier  hatte,    ben.iunt. 

—  Fischli-:  Gurkenkartoft'el;  Sorte  von  länglicher, 
schmaler  Form  Z ;  gefleckte  F.,  eine  Abart  dieser  Sorte 
Z.  —  Fröble  (PL):  Eoliankartoffeln  Z.  Von  einem 
Handelsgärtuer,  Namens  Fröbel,  verbreitet.  —  Glaruer: 
gelbe  Zapfenkartoffel  GRh.  —  ,Häkli:  rote  Nieren- 
kartoffel Z.'  Heer  u.  Re«.  1845.  —  Holländer:  lange 
rote  Kartoffel  ZRafz.  Blaui  H. :  Sorte  mit  bläu- 
licher Schale.  Vgl.  AmcrUuinrr.  llolliindische  E., 
Zuckcrkartoftcl  Z.  —  Halt  1er:  rote  Sorte,  welche 
zuerst  am  ,Haltli'  in  MoUis  gepflanzt  wurde  Gl.  — 
Hansech-;  die  sog.  gelbe  Zapfenkartoff'el  Gl.  Nach 
einem  Manne  Namens  ,Haus-Uech'.  —  Herren-:  Zuckcr- 
kartoftcl Z.  —  Hasler  oder  Burgler:  rote  Sorte  Gl. 
.Aus  GnHaslen  von  einer  Frau,  Burglen  genannt,  einge- 
führt. —  Jakobi  •,  Jakübler:  Sorte,  welche  um  Jakobi, 
25.  Juli,  geerntet  werden  kann  Th;  Z.    Üyn.  Äng.stler. 

—  Jörcli-,  Markgräfler,  Bademer,  Betschwan- 
der.  Zuger:  rote  Sorte  Gl.  —  Kyburger:  in  ZW. 
im  XVIII.  Name  der  ersten  daselb.st  gepflanzten  K.; 
glattliäutige  altrote   K.    ZNdrbasli;    weisse  Engländer 


Li 


381 


A|if.  e|)l',  i]ir.  o|,f,  11], f 


382 


K.  ZNdiwfii.  Weisse  A'.,  veredelte  Boileiisiireiitier  Z 
Aussers.  K i e n a s t c r  Z ().  A'.  (iesehlu.  —  K o r s i k a ii e i' : 
spät  geniessbar  wenleinle  J^orte  Z.  Syii.  Afrikaner.  — 
Kaiserstueler  =  Bodensprenr/er  Z.  —  Kliisli-: 
(iurkenkartoffel  ZEiffersw.  —  Krüzlinger:  die  röt- 
liehe peruviaiiische  K.  Gl.  —  Lunkhofer:  Kohan- 
kartoffel  Zg.  —  Luterbrunner:  hartnichliKO  K.  Gl; 
(in.    Stammt  aus  ilcm  BO.  —  Luzerner,  gelbe  Ö(;iiw. 

—  ]\Ieyen-  U.     Wird  in  UMeyental   allgemein   augebaiit. 

—  Dri-Monet:  die  früheste,  in  3  Monaten  reife  Sorte 
Z.  — Mandel,  kleine:  kleine  Schottländerkartoftel  Z. 
Kuolleu  sehr  kleiu,  kaum  so  breit  wie  Mandeln.  —  Mören 
ZAtfoltern.  —  M. n sli -  ^  FischU-  Z.  Weisse  grosse 
M.,  gelbe  Zapfenkartoffel  Z.  Kleine  M.,  kleine  Schott- 
liinderkartoffol  Z.  Blaue  M.,  blaue  Hornkartoffol  Z. 
Rote  31.,  rote  Zapfenkartoffel  ZKloten  —  Unniistler: 
rote  8orte,  welche  wenig  Dünger  bedarf  Gl.  —  Mueta- 
taler:  kleine  Rollenkartotfel  U.  —  Niederländer: 
verlängerte  Bodensprengerkartoffel  ZSeeb. ;  weisse  Eng- 
länderkartoft'el    ZHöngg;   rote  Äugstlerkartott'el    ZAft'. 

—  Nieren-:  1.  rote  N.  Z,  schon  1795  erwähnt.  -- 
2.  grosse  weisse  N..  Gurkenkartotiel  Z.  Knollen  mässij: 
gross  und  sehr  stark  gebogen,  niercnformig.  —  Bankert-: 
Ton  selbst  wachsende,  verwilderte  K.  Gr.  - —  Peru- 
vianische:  weisse  Pcruanorkartott'el  ZS.;  rötliehe  J'. 
Gl.  —  Burgler  s.  Hader.  —  Bern  er  Gl;  Z,  Br len- 
zer BO.;  Gl;  .SuuwMa.;  XJ;  Z:  1.  weisse,  frühe,  grosse. 
kugelige  Sorte;  veredelte  Bodensprenger  BO.;  Gl: 
SiuwMa.;  U;  ZS.  —  2.  welsche  JB.,  hartmehligo  K.  Z. 

—  3.  lange,  rote  ZS.  Stenmit  aus  dem  BO.  —  Basler: 
Kohankartoffel  ZIS.;  :=  Äugstlerkartoflfel  ZHettl.  - 
Boston,  rote:  rotblau  marmorierte  K.  Z.  —  Patate: 
lange  altrote  K.  Gr.  —  Pfalz  1er:  verlängerte  Boden- 
.sprengerkartoffel  Z.  —  Eöt-,  Wiss-bluestler  Durh.: 
neue  Amerikaner-K.  BTliun.  Narh  der  Färbung  der  Blüten 
benannt.  —  Brionzer-  s.  Beriicr.  —  Rüebli-:  gelbe 
Zapfenkarfcjffel  ZEafz.  —  Eiedner:  die  wilde  Kar- 
toffel ZWallisellen.  —  Rollen-:  1.  kleine,  weisse«. 
SfHwMu.;  Züüti.  —  2.  rote  iü.,  die  wilde  Kartoflel 
ZRuti.  —  Bluest-Eollen:  Kienasterkartoffel  ZEüti. 

—  Boller,  runde,  grosse,  weisse:  grosse  Eollenkar- 
toffel  Z.  —  .\lt-rote:  die  älteste  schweizerische  K., 
rot  Gl;  GEh.;  Z.  --  Sauen-,  Sau-:  1.  kleine  Sonnen- 
blume, helianthus  tuberosus  GWe.;  syn.  amerikanisch 
E.  —  2.  die  wilde  K.  ZEafz;  kleine,  geringe  K.,  welche 
zu  Schweinefutter  ausgeschossen  wird  Tu;  Z.  ,Üie 
Schulstube  hatte  den  Sommer  über  zur  Grünipelkam- 
mer  'gedient.  In  ihr  war  Obst  aufgeschüttet  worden 
und  die  Säuerdäpfel  aufbewahrt.'  Gotth.  Schimpf- 
weise:  es  G'scMpf  Gottes  wie-ne  S.  —  Sattler:  rote 
Engländerkartoffel  Zg.  Weisse  S.,  Schmalzkartoffel 
SoHw.  —  Saxer:  verlängerte  BiMb'nsprciinerkartoffel 
ZVolketsw.  —  Scheggen  =  Afnl^iurr  Smw.  ---  J'ri- 
schäron-:  von  der  Krankheit  aiigr.tc.klc  IC.  Zc.  1» 
Erinnerung  au  die  Freisehaarenzüge  im  K.  L,  deren  letztir 
in  dem  selben  Jahre  (1845),  in  welchem  die  Kartoffelkalamitjit 
zum  ersten  Male  auftrat.  Stattfand.  —  Schlarpen:  weisse 
Engländerkartoffel  Z.  ^  Schmucker:  kleinere,  rote, 
vor  der  Kartoffelkrankheit  (1845)  sehr  beliebte  Sorte 
L;  Uw.  Vom  Geschlechtsn.  Schnucki?  od.  von  »i<''  nhmmhn, 
sich  klein  machen?  —  Schmalz-:  verlängerte  Boden- 
sprengerkartoffel ScHw;  Z.  —  Schnäbeler:  rote 
Nieren-K.  Gl.  —  Schwyzer  =  gelbe  £»ier«er  U.  — 
Boden  Sprenger:  die  grosse  Yiehkartoffel,  Howard- 
kartott'el,  Surinaniische  Kartoffel  Gl;  Schw;  U;  Z.  — 


Steger:  weisse,  länglichl  K..  vorzüglicli  zu  Schweine- 
mästung  verwendet  Gl.  —  Tschüf^gcn  =  Afrikaner 
Z.  —  Walder:  rote  Sorte  Gl.  —  Wöntaler:  weisse 
Engländer-K.  ZNdrhasli.  —  Breitwiss:  dass.  ZHettl. 

—  Zucker-  Z.  —  Zürich-:  weisse  Engländer-K.  Z. 
Zwetschon-:  Äugstlerkartoffcl  ZEüti.  —  erdepflen 
ardop/le  ThM.,  sonst  fast  durchweg  h-,  luerpfle  BG., 
iMrIle    ebd.:    1.  die   Kartoffeln   ernten    B;  U;   Z.  — 

2.  die   Kartoffelsaat   bestellen    Aa;   B;   Soh;   Th.    — 

3.  „nach  Kartoffeln  riechen  oder  schmecken."  — 
Herdöpflet  m.:  1.  Kartoffelernte  Z.  —  2.  Aussaat 
der  Kartoffeln.  —  Erdepfler,  Herdöpfler  m.:  1.  arme 
Leute,  die  Land  zur  Anpflanzung  von  Kartoffeln  ge- 
liehen erhalten  Z  rS.  —  2.  Kartoffelbrauntwein  BU.;  S. 

—  3.  Bauer,  der  aus  der  Bereitung  dieses  Getränkes 
ein  Gewerbe  macht;  Schnapshändler.  ,Käsluindler, 
Herdöpfler  und  dere  [solches]  Zur/.'  Gotth.  —  Herd- 
öpflere  f.:  ein  mit  Kartoffeln  bepflanztos  Stück  Land. 
Über  die  Bildung  des  W.  vgl.  Dial.  S.  220/1. 

F  ü  1  -  ö  p  f e  1  i  =  Schlaf-  Z. 

Gall-Epfol:  wie  nhd.  Eine  eigentümliche  Über- 
tragung s.  u.  Agehternaufj  Sp.  135. 

Gold-:  Türkenbund,  Berglilie,  liliuni  niartagon 
GSa.  —  Syn.  GoldbUllc,  -wUr^i:  Nach  der  goldgelben,  von 
der  Volksmedizin  verwendeten  Zwiebel  benannt. 

Gümpist-  Aä;  Bs;  Vw;  Z,  Gumblst-  SNieder., 
GKDipii.'ich-  S,  Gitiiipis-  SRech.:  Apfel,  welche  im  Sauer- 
kraut gelegen,  mit  demselben  gegohren  und  davon  eine 
gelbliche  Färbung  und  einen  eigentümlichen  Beige- 
schmack bekommen  haben.  Vormals  sehr  beliebt,  jetzt 
noch  in  BsStdt  auf  den  Markt  gebracht.  ,In  Zürich 
kauft  ein  päurli  für  1  pfennig  brot  und  für  1  pf. 
schwefelhölzli    und    für    1    pf.    gumpistöpfel.'     1651, 

SCHIMPFR.    —    Vgl.    auch    ßumjHsUiffd. 

Gäzi-:  CyUame,  =  Erdepfel  S.     GO. 
Der   1.   Teil  verkürzt   aus   Gr   Pufjüzli,    welches  aus  dem 
Ciiurw.  entlehnt  ist. 

Glücks-:  A.  welcher  aus  zwei  z.sgewachsenen 
Früchten  be.steht   und  zwei  Kerngehäuse   enthält   Z. 

Dgl.  seltene  Naturgebilde  (vgl.  Gl'ih-lsnum,  -liri,  vier- 
bliittriger  Klee)  bringen  dem  Finder   Glück. 

Granat-:  als  Hausn.  in  Z. 

Hag-öpfeli  11:  Frucht  des  gemeinen  Hagedorns, 
cratfflgus  oxyacantha  GSa. 

Das  W.  kennen  auch  Collin,  Mal.,  Dcnzl.,  übersetzen  es 
aber  mit  arbutus  und  coniarus,  welche  Namen  exotische 
Sträucher  bedeuteten. 

Harz-epfeli:  Frucht  des  Zirbelnussbaumos,  pinus 
cembra  U.  —  Schon  ahd.  erscheint  der  Name  A.  für  Zapfen 
der  Nadelholzbäume. 

Chüder-epfel  H:  Pfirsich  Tu  (Puimk.).  -  Der 
Flaum   der  Haut  mit  Werg  verglichen. 

Uflös-:  A.  der  von  selbst  vom  Baum  gefallen  ist. 

La.^ier-:  die  Frucht  der  Coloquinte,  cucumis  colo- 
cyuthis  B.  —  So  genannt  wegen  ihrer  heftig  purgierenden 
Wirkung. 

Mäd-:  Frucht  der  stengellosen  Eberwurz,  carlina 
acaulis  BSa.,  Si.   —  Mad  =  Heubezirk. 

,Mos-:  pannucea.'  Mal. 

Matt-:  stengellose  Kratzdistel,  cirsiuni  acaule  BO. 

Vgl.  Miatwhartc,  cirs.  oleraceum.  Unser  '.'omp.  sagt  eig. 
das  Selbe,  was  das  ob.  Madepfd;  beide  Pflanzen  sind  einander 
iihnlich. 


383 


Ajit'-niif.     A|)s — ups.     Apsch— u|]sch. 


Aqu. 


384 


Wind-Polizei-:  Frucli*  der  Ivnl.niuiiitL'  (Uurke). 
cucumis  colocynthis  B  It  Durli. 

rolisti  Verdeutschung  von  Colozi/nlh.  WhitI  uag  sieh  aul 
die  sich  wiudendou  lianlica  beziehen. 

Palm-  11:  Steclii)aliuen  udgl.  Stiiiucher  mit  Cam- 
]ianeriipfcln  geziert,  dgl.  am  Paliiisunntag  von  den 
katliolikeu  zur  Kirche  gebracht  «erden  Tu. 

Bi.sam-:  ein  rundliches  Behältniss  für  Bisam.  Riech- 
büchsehcn.  .Olfactoriuni,  etw.  daran  man  sclimöckt. 
Bysemöpfel  oder  meyen.'  Fris.;  Mal. 

In  der  lutherischen  Bibel  unter  den  Zieraten  der  weibl. 
Tracht  erwähnt,   wofür  die  zürch.   bloss   .Biseni-   setzt. 

Pfersich-  II  =  Pfirsich.  Fuis. 

Blatten-:  ein  Gericht  bestehend  aus  halben  Äpfeln 
mit  Kosinen  und  Wein  gekocht  Z. 

Ti{üss-=:Epfd2  Z. 

.Seeapfel  II  =  Meerygel  (vgl.  Stechapfel),  echi- 
nus.'  Mal. 

Schaben-:  Quitte,  cydonia  vulg.  GWe. 

Weil  gegen  die  Schaben  in  die  Kästen  gelegt;  vgl.  das 
syn.   SchiMolMrc. 

Schueler-:  Apfel,  welcher  durch  Schnitte  an  be- 
sonderen Stellen  in  2  gleiche  Hälften  geteilt  wird,  die 
schiin  wieder  ineinandergelegt  werden  können  Z. 

Yim  Sflitivlir  im  alten  Sinn  ^  gelehrter,  kunstfertiger 
Mensch.  Jetzt  ein  von  den  Schulkindern  geübtes  Kunststück. 
Voruuils  wurden  solche  Apfcd  mit  lat.  Worten  beschrieben 
zu  medizinischen  Zwecken  virnendet;  s.  Germ.  24,  311.  — 
Syn.   Sthmkrbiet. 

Sciilaf-;  1.  ein  durcli  den  Sticli  der  (iallwespe. 
cynijis  rosaruni.  an  den  Zweigen  der  wilden  oder 
Hagrose  oder  an  Brombeersträuchern  verursachter 
moosähnlicher  Auswuchs,  ein  Fadengebilde  von  grüner 
und  riitlicher  Farbe  Aa;  B;  L;  G;  Uw;  Z.  ,Spongiola, 
Scblafö]ifel.  ilie  an  wilden  roten  dornen  wachsend.' 
Fkis.;  Mal.  I'nter  das  Kopfkissen  (das  Ohr)  gelegt 
bewirkt  er  nach  dem  Volksglauben,  dass  der  Schläfer 
von  selb.st  nicht  mehr  aufwacht,  wenigstens  nicht  bis 
der  SchJ.  weg  genommen  wird.  Er  wird  daher  auch 
als  Beruhigungsmittel  für  Kinder,  wenn  sie  wegen 
Krämpfen  nicht  einschlafen  können,  etwa  angewendet, 
.da  er  die  Verhexung  lost';  ferner  gegen  den  .schla- 
fenden Wurm',  panariciuni,  auf  dem  Leibe  getragen. 
—  2.  Person,  die  gerne  schläft  oder  sonst  träge  ist. 
ebd.  ,Er  ist  ein  rechter  sohl.,  hat  ein  gute  stimm 
zu  schlafen,  glire  sonmolentior.'  Mey.  Hort.  1692. 

Schmalz-epfeli  II:  die  Früchte  des  Weissdorns, 
crata'gus  oxyacantha  G;  Z. 

Wegen  ihres  weichen  Fleisches  nach  der  Butter,  ScJimah. 
benannt.      Syn.   Ankebälldi,   MUh?,-!. 

Stcch-cpfel:  1.  Stechapfel,  datura  stramonium 
Seil;  S;  Z.  —  2.  Kardendistel,  dipsacus  silv.  Z. 

Sternen-:  eine  Abart  des  Schiielerupfels,  welche 
darin  besteht,  dass  die  Schnitte  eine  gezahnte  Linie 
und  die  SchnittHächo  die  tiestalt  eines  Sternes  dar- 
bieten Z. 


Tannen-:  Tannzapfen.  XV.  Seuw  Arzn. 

Zangg-:  zänkischer  Mensch  Nnw.  —  Tue  Über- 
tragung auf  eine  Person   wie  in  Sililai'<jilil. 

Epfi-  ccpfi:  verk.  Dim.  für  Erdepfe!  (Kdspr.)  Nnw. 
Vgl.  Hnrpti  Sp.  S19. 

epflen  öp/le:  .4]ifel  herunter  schütteln  B.  — 
iföpllet:  bloss  mit  Äpfeln  genährt.  Eii  (jiip)lctc  Ma"' 
und  ca  Straiiriiid  [bloss  mit  Stroh  genährtes]  .und 
hcdi  pltch  g'schichid  Z.  E  ffsprCiritis  Ixims  iitid  en 
fl'vpflete  M(t  sind  im  Früelig  glich  n-ul  dra  [daran]  Z. 
Es  gibt  Bauern,  welche  ihre  Pferde  zum  Notbehelf 
mit  Spreuer  und  Kleie  füttern. 

Epf,  Epfich:  verschiedene  Arten  von  Epjiidi, 
apium.  ,Eiu  kraut  .wie  Epfich.'  Tiekc.  1503.  .WiM 
Epfen,  apium  montanum  petroselinum.'  ebd.  .Pulli 
oleris  radix,  h.  e.,  olusatri  (hipposeliuum),  die  wurzeu 
von  schwarzen  Epfen,  von  welieher  man  den  schwar- 
zen in  Apoteken  gemeinklich  petroselinum  Macedoiii- 
cum  nennt.'  Fllis.  15G8.  -  In  dieser  Form,  im  ligs.  zur 
uhd.,  aus  dem  Lat.   regelrecht  verschoben. 

,Wasser-,  doch  nit  eigenllich,  ein  wolgeschmackt 
kraut,  laver.'  Mal. 

Opfur:  das  kirchliche  Almosen,  kath.  Schweiz,  in 
Bs  bei  beiden  Confessionen.  ,Swer  ze  dem  Altare  mit 
Kerzen  ze  Armen  oder  ze  0.  gat'  [bezahlt  eine  Busse]. 
XIV.  Z.  ,Er  gehet,  als  wolte  er  zum  O.  gehen :  gravi- 
tätisch.' Mey.  Hort.  1092.  Die  drei  weissen  Opfer: 
eine  in  Mehl,  Eiern  und  Milch  bestehende,  früher  an 
Ostern,  Pfingsten  und  "Weihnacht  abgelieferte  Kircheu- 
abgabe,  kath.  Schweiz.  De  l'f"lf'  'ßt  ^'f'  '•*•  '""<"  [zu- 
rück]. SiiLG.  Z'  fri'teh  (od.  vor  der  Mess,  vor-cm  Ki/rie) 
z'  0.  gn",  verblümte  Ausdrucksweise  L;  Senw. 

opferbar:  befugt,  zum  kirchlichen  Opfer  zu  gehen, 
was  man  mit  dem  12.  Jahre  wurde  Bs  XIV. 

opferen:  in  die  Kirchenbüchse  einlegen  SciiSclil. 

üf-:  ein  Ojder  darbringen.  ,Ja  sy  habend  den 
tüflen  und  nit  got  ufgeo])fret.'  Zwinhli.  .Dem  Closter 
umb  seiner  Tochter  willen,  die  er  der  Muter  gottes 
dahin  ufgeoptert  und  ynbesclilossen.'  PGys. 


iipsT  B,  iiimchi  B;  „L;  Z(i'':  Interj.  zur  N;u-Ii- 
ahniung  des  Niesens,  z.  B.  scherzend  vor  kleinen  Kin- 
dern beimlüechen  an  einer  Blume.  —  Syn.  älsi,  ätsM. 

Ips,  leps.  ipsen  s.  Jijis: 

ipsi  0|isi:  damit  zugleich  Z.  -  Aus  lat.  <y  ipm  zu 
einer  reiadiaften   Formel   umgemodelt. 


epsch  s.  cttriix,  etwa. 

Ö|iscli  m.:    geringschätzige  Verunstaltung  des  Na- 
■ns  Oinr  d.  i.  (»tmar  GlH. 


Acju. 


.\(|m',  Ai|ne:  gemischte  Kruclit.  gleichviel  Korn 
und  llal.rr.  .Ein  Viertel  Aciiuee  (Aijuc,  Acgue).'  L 
Kantonsbl.  z.B.  181ü.  1847. 


Aus  dem  lat.  Adv.  «oyeii-,  gleiclimässig.  Pas  nicht  ver- 
standene Freuulwort  charakterisiert  durch  das  Herumtasten 
der  Schi'eibung. 


385 


Ar, 


er,  ir,  or,  ur 


386 


Ar,  er. 


or,  ur  liy,\\.  arr  usw. 


Ar- 


ll,h- 


-Ar  s,   Ächer  I 


■0.  itni  W 
Diui.  Ali 


111.:    ,1,'ro.s.srr  luuilivoijfel, 
(PI.  Arini)   aucli   bildl. 


Ar  .s.    Arhf. 

Ar  I.  Aro".  <. 
Alller,  Cieier.  Hu 
=  Wucherer  W. 

Alui.  iin,,  nihil,  arfc)  mit  sclnvacher  Flexion,  die  sicli  in 
W  MA.  aiicli  im  Noinin.  festgesetzt  hat;  vgl.  auch  Arucuyd, 
Arohid  (W)    mlien   Ano-i  (Z).    —    Syn.   ÄrUer    Sp.    90;     Gtr. 

Fisch-.  ,Haliacetus,  Moeradier.  Fischarn  (-arnd).' 
Denzl.  1677;  1716.  —  Am  auch  mhd.;  -d  eine  müssige 
nach  n  beliebte  Erweiterung. 

.Hüener-:   hüenerdieb,  wih,  ruilvus.'   Fkis.;  Mal. 

Stock-:  Stockadler  oder  -falke.  ,Gal)  mir  Han.s 
Waldkilch  ain  grossen  Fogal,  was  ain  Stock-Aren.' 
Stockar  1525. 

Stocliar  scheint  diesen  Vogel  als  Wappen  mit  seinem  Na- 
men in  Beziehung  gesetzt  zu  haben,  obwolil  dieser  wohl  nur 
eine  ältere  Nbf.  des  verbreiteteren   , Stocker'  ist. 

Stöss-:  ein  Raubvogel,  wohl  eine  Art  Falke. 
1510  wurden  bei  Burgdorf  gefangen  .Reigel,  Scharben, 


Ar  II,    Aar,   meist  Aiv  f.:    Aare,   Name   des   be- 

I  kannten  Stromes,  noch  mit  halb  appell.  Bed.  in  den 
Namen  der  Quellbäche  od.  Zuflüsse:  .Gadmer-,  Grimsel-, 
Urbach-Aar',  und  in  dem  Dini.  Jireli,  ein  in  der  Tal- 
fläche sich  bildender  Bach  (GnNufenen).     In  Spruch- 

i  reimen:    über  d'  Aare   bin-i  g'fare  mit-eme  Schimmel, 

II  die  lustiffe  Meitschi  chömmen  alli  i  Himmel.  Über 
d'  A.  bin-i  cj.  mit  Schiff  iinrl  Ttiieder,  zum  Schätzeli 
ijang-i  tiümmc  [nicht  mehr|,  rs  ixrli  es  Lueder  S.    B'r 

'  Lting  [Radnagel]  inrh  ilss  und  's  Bad  isch  ab,  d'  Schelme 

i  fare  d'  Aare  ab. 

|l         Wahrsch.   keltisch:    vgl.   den  gali. -römischen  Flussnamen 

[  Ärar(w),   Saone,   in   reduplic.   Form. 

i;        Aarau:    Name   der  Hauptstadt  des   K.  A.\.     l'otz 

(  (oder  o)  Hagel- A.!  grober  Ausruf  der  Verwunderung. 

I         Obwohl  diese  Darstellung  der  jetzt  landläufigou  Auffassung 

||  entspricht,  ist  wohl  abzuteilen  Ar  au''';  ,Cieier'  =  Ar  in  Ver- 

\  wfinschungen  ist  bekannt,  und  ««''''  wird  gerne  in  Si-hwur- 

I;  formcln  augebracht. 

!■  Ar  in  f.:  das  Gepflügte,  die  Furchen.  E  frisclü, 
[  schihii  Ar;  de  neu  I'flueg  macht  e  giieti  Ar  ZDättl. 
I  Frisch  gepflügtes  Feld.  Suhiek. 

Das  W.   findet  sich  sonst  nur  noch   in  den  Zss.  Ar-mtinn, 
■weg,    auch  mhd.  nur  in  arwartr-,    Feldhut,    gehört  aber  un- 
zweifelhaft  zum    folg.  Yb. ;    nur  ist  die  Frage,    ob  es  nicht 
ZDDächst  aus  Ared,   Art  (s.  d.)  verstümmelt  sei;  vgl.  oru/ ans 
artiij.    Redinger   1656  stellt  zusammen:   ,Ar,  ard,  Furch'. 
!       aren  Ai-H.,  M.;  B;   GrD,;    GT.;    Z  —  Ptc.  g'aret 
;  Gr:   ackern,   pflügen;   in  GrI).  übb.  den  Acker  be- 
!  -stellen,  also  auch:  säen  usw.    .Eine  Jucharte  P'eld  zu 
:a.;   eine    zu   a..   säen    und    eggen.'    Bs  Ociis  (jetzt  f)- 
;  Eine  ,.Allment  uftuen.  buwon,  aareii  und  säyen.'  Cvs. 
I  ,Dass  die  Buren  das  Land  wider  änderst  gearen    und 
jgesäyt.'  ebd.     ,Are,  ere:  ackere,  pflüge.-  Reü.  1656. 
;         Mhd.   nur  als  Ptc,  (jear(e)n,   während   das  Präs.   nur  die 
Form  erfcM  zeigt,  wie  schon  ahd.   meist  emin,    mit  Umlaut 
'  und  Assimilation  aus  der  schwachen  Grundform  'arjan,  ent- 
sprechend   dem    lat.  urare,    gr.  äpöeiv,    so    dass    die    starke 
Flexion  in  diesem  Fall  viell.  erst  später  eingetreten  ist.    Die 
Schweiz.  Idiotikon  I.  3. 


alte  Kürze  des  Yoc.  scheint  sii-li  tnilz  der  lüugenileu  Kraft 
des  r  in  li  hin  und  wieder  erhalten  zu  haben;  s.  ,urm'. 
Id.  B;  auch  ,gearen'.  14C7,  Samen.  Häufiger  ist  auch  bei 
uns  die  Form  cmi  (s.  d.).  Das  uralte  und  darum  ehrwilrdige 
W.  ist  am  Aussterben. 

über-:  absol.,  beim  Pflügen  die  Grenze  verletzen; 
m.  Acc.  P.,  einen  Grenznachbar  dadurch  schädigen. 
.Wer  den  anderen  überarret  oder  überzünet.'  Bs  1611. 
,So  einer  dem  andern  einen  Markstein  verruckt  oder 
im  Ackerpaw  überahret.'  ebd.  16'27. 

üf-:  aufpflügen,  mit  dem  Pflug  Erdreich  aufbre- 
chen.    .Liessend  ihr  AUmend  ufaareu.'  Cvs. 

um-:  umackern,  -pflügen  Ar;  GT. 

dur(ch)-:  alle  Furchen  durchpflügen  (nicht  nur 
je  die  zweite,  was  bestrüchen  heisst)  Z. 

araben  s.  herabhin. 

arabisch:  als  Typus  des  Unverständlichen.  , Der- 
gleichen, so  die  teutsche  Sprach  verdunklet,  und  halb 
arabisch  gemacht.'  GHeih.  1708.  —  Vgl.  böhmisch, 
spanisch. 

Ariider  GnSch.,  Trim.,  mit  vorn  angewachsenem 
Art.  Laräder  GnCast.  —  PI.  unver. :  1.  eine  Art  ein- 
facher Pflüge.  —  2.  Pflugschar  Gast.  —  Aus  dem  räto- 
rom.    arader,    lat.    arntrum. 

aranscli:  sofort,  gleich,  schnell.  A.  dran!  A.  d>-r- 
dürüf  [bergauf,   aufwärts]    GrD.   —  Aus  dem  Kätorom. 

arranseliicren :  (Einen)  durchprügeln  W.  —  Aus 
frz.  arranrjer,  herstellen,  i.  S.  v.  hernehmen,  hart  mitnehmen. 

Arrass  m.  oder  n.:  Rasch,  ein  im  spätem  Mittel- 
alter und  bis  ins  XVI.  oft  genanntes  leichtes  Wollen- 
gewebe, verfertigt  in  der  belgischen  (jetzt  französ.) 
Stadt  Arras.  ,Tuoch,  arras'  usw.  Bs  1417.  .Schwarz 
arras  tuoch.'  S  1465.  ,Sammat,  Darha.st,  Schamlot, 
Atlass,  Taifent,  .Arrass.'  Sch  1535.  ,Etliche  Stücke 
Arris.'  Abscu.  1557.  .4  Brief  [Päckchen]  Arrassin 
Bendelschnüer.'  Z  1571.  ,Grüener  Ariss.' '  L  1578. 
, Schwarz  Arrass  Tuch.'  Hafn.  1666. 

Mhd.  arraz;  mlat.  anasium,  -acium ;  nhd.  .Kasclr  mit 
Abwerfung  des  Aulautes  und  Übergang  vou  »»  in  »i7i. 

Are  s.  Arm.      Aref  s.  Arhe.       Arelen  s.  Arien. 

Lein-. Art"':  ahornblättriger  Massholder,  acer  pla- 
tanoides  (Dürii.). 

Syn.  Lcinhaum:  Spiiznhnn.  Der  I.  Teil  stimmt  zu  nhd. 
,Lehne',  AFiorn,  der  2.  ohne  Zw.  zu  Almru  (Sp.  101 1,  so 
dass  eine  tautologische  Zss.  vorliegt. 

ver-arrestieren:  (Jmdn  oder  sein  Gut)  verhaften, 
mit  Beschlag  belegen.  Hosp.  ,Sie  iniigen  verarrestiert 
und  verhaft  werden.'  1756,  Lehmann. 

Mit  pleonast.  xer-  nach  Analogie  des  syn.  .verhaften', 
von  frz.  arreter  ans  adrestare. 

Ari  I:  1.  m.  Koseform  des  Namens  Eduard  LG. 
—  Zunächst  verkürzt  aus  -<(rdi.  —  2.  n.  Kusef.  des  weibl. 
Namens  Afra  BGadm. 

Ari  U  f. :  1.  Weise,  Melodie  eines  Liedes.  Das 
hed  e  schöni  A.  L.  —  2.  Singstimme,  Gesangsorgan. 
Er  hcd  IUI  gar  kc  A.  L. 


387 


Ar.  er.  ir.  m-.  ur 


ari"  {n-  BsLd  tw.-,  BLf.),  in  B  auch  äri  —  Comp. 
areflcr^und  eh-<ßr  Ndw;  8rinv.    8 up c rl.  «riryisS  Ndw; 
ScHW,  arigst,  e'rgist,  e'rgst  Ndw:    1.  hübsch,  schon, 
anmutig;   artig.     Es  arigs  BlüemeU  BO.,  E.     ,A.  an- 
zusehen.'   B  Landw.  Wochenbl.  1857.    -    2.  sinnig, 
sinnreich;   naiv    ,B;  L;"    Ndw.     En  arige  Ifall    em 
witziger  UwE.   Vgl.  6.  -  3.  klug,  gescheid,  geschickt 
gewandt  VOrte.     lez  machsch-es   doch  fri  a.,   recht 
gescheid.    ,Argutus.'  Id.  B.  -  4.  arg,  schlau    listig, 
durchtrieben,  heimtückisch,  hinterlistig  AaF.;  BU.;  1.; 
GG.;  Uw;  U;  W;  ZKn.    A71  ariga  Vogel!   Es  ist  Keine 
so  arig,  er  findt  wo  en  ärgere.  Ineich.    Si  hmfid  All  um 
d' Hütte  mne  [um  dem  Spuk  auf  die  Spur  zu  kommen], 
q'sehnd  aber  Niemer:  der  Grilen  ist  ärger  as  d' Alpler. 
EkzXhler  1856.  -  5.  sonderbar,   seltsam,   wunder- 
lich   eigentümlich,  oft  mit  dem  Nehenhegriff  von  ko- 
misch Aa;  Bs;  B;  GnTals;  L;   S;    Zg.     ,D' Herrelüt 
si"  arig  Litt,  si  essen  alle  Plunder  [allerlei  durchein- 
ander].' GJKcHN  1819.    ;s  wär-mer  doch  es  arigs  3ese, 
tpenn-i   loider   hei«   sott   gä".    ebd.   1806.    ,Es   angs 
Schlössli  [ironisch  vom  Armenhaus].'  Schild.    ,Lueget 
auch  wie  a..  die  hat  die  Nase  über  dem  Mund!'  Breit. 
1860.     ,Der  Herr  Gütterli  [Fläschchen]  müsse  em  gar 
arider  Herr  sein,  weil  er  so  einen  arigen  Namen  habe.' 
ebd.    ,Eso  a.  göt  's-nier,  i  cha"  der  Wl  im  Mul  nit 
tollen  [dulden].'  ebd.  En  arige  Cime,  ein  kurioser  Kerl. 
,I-me  Hus  göt  's  a.  zue,  wo  Icei  Tür  drin  iscli.'  Schild. 
'es  nird-em  so  a.  um  's  Herz:   er  weiss  nit,   was  er 
denke  selU   ebd.    En   arige  Burscli,    den   man   nicht 
recht  begreifen   kann    BsLd.     ,En  a.  Chopf.'   Gotth. 
,En  arigi  Chiist',  ein  eigentümlicher  Geschmack,  ebd. 
Es  arigs  G'seluift,  eine  sonderbare  und  zugleich  amü- 
sante Sache   BStdt.     's  isch  gar  mängs  arigs  G'siUzh 
[Verschen]  dra",   Worbi-me  frölich  lache  »»a».  GJKühn 
1819.      Syn.    eigelig ;    artig,    artlig ;    lurlig;    seltsen; 
g'spässig.  -  6.  drollig,  spasshaft,  närrisch.  En  arige 
'Purst  [Bursche]  Aa.  Scherzhaft,  witzig,  von  Menschen, 
Eeden  BO.   -  7.  schwierig,   verwickelt,  heikel;    es 
arigs  G'schäft  UwE.    -    8.  unbehaglich,    unwohl. 
Es  ist  mir  a.  B  oHa.     Es  ist  im  [ihm]  ärger,  sclilim- 
iner.  Ineicuen.     Syn.  artig,  arm. 

Die  Steigerungsfornien  erger,  ergst  und  liio  Bed.  4  (7.  8) 
sclicinen  darauf  zu  deuten,  dass  arig  aus  arg  entstanden  sein 
könnte,    welcher    Vorgang    aber    in    unserer    Sprache    wohl 
ohne  Beispiel    wilre;    und    noch    mehr    spricht    dagegen    die 
Mehrzahl  der  Bcdd.,  welche  sich  aus  der  von  ,arg'  schlechter- 
dings nicht  ableiten  lassen.    Es  kann  also  höchstens  stellen- 
weise   Berührung    und    Termiscluing    mit   arg    angenommen 
werden.     Dagegen    erklären    sich  sämmtliche  Bedd.  aus  der 
Grundf.  artig,    welche  z.  T.  auf   dem  selben  Gebiet    und    in 
den    selben  Bcdd.  (i,  8,  anch   1)    neben    arig   besteht,    und 
auch  einmal  (in  Obw)  die  Nbf.  avdig  annimmt,  aus  der  durch 
Assimilation  und  durch  fortschreitende  Erweichung  des  d  arig 
werden  konnte,  wie  viell.  das  ferig  im  Mund  der  Eisenbahn- 
.uiulucteure    durch    gehäuften  Gebrauch    aus   (/erdig)  fertig; 
\Sf\.  auch  Ar  viell.  aus  ,.\rt'.    —   Die    im  Text    angesetzten 
Bnld.  fliessen  z.  T.  in  einander  über.     Aus  5  flicsst  8  durch 
den  Mittelbegriff:  seltsam  zu  Mnte.    Bed.  1,  2  und  3  kom- 
men auch  dem  nhd.   ,artig'  zu  (2  und  3  wenigstens  noch  im 
XVIII.),    während    die    Anwendung    auf    sittsames    Betragen 
uuserm  arig  fremd  ist.     Die  ganze  Begriffsentwicklung  lässt 
sich  auch  unter  folg.  Hauptgesichtspunktc  bringen:  I.  gute 
Art:   1,  2,  3.    II.  schlimme  Art:  4,  7,  8.    III.  seltene 
Art:  5,  6.    4  kann  allerdings  auch  als  blosse  Übertreibung 
oder  schlimme  Anwendung  von  3  gcfasst  werden,  oder  II 
iibh.  nur  als  prägnant  ironische  Anwendung  von  I,  wie  nhd. 
.schön,    sauber'    fast  als   Gegenteil    gemeint  werden  können. 
Vgl.   «bh.  artig.    —    Von    den  folgenden   Compos.   ist  y'»^«««- 


Miir  eine  deiitliclirie.  f;ist  pleimastiscbe  Bezeicbniing  von 
„rig  ß,  die  beiden  andern  bezeichnen  nicht  eine  Art,  son- 
dern einen  gesteigerten  Grad  von  «.  1,  2  od.  3;  in  allen 
dreien  ist  -arig  verschieden  von  dem  nhd.  ,-artig'  in  Fällen 
wie  ,tierartig,  traumartig'   udgl.   —   Abi.  ärglen. 

schamper-,  wunder-:  lieblich,  halb  scherzhaft 
und  'schelmisch.  ,Es  [das  geliebte  Mädchen]  hiegt  so 
seh.  dry,  Gitmir  viltusig  Müntsclieni  [Küsse].'  G.IKuhn 
1819  (Vungerarig.'  ders.  1806). 

Seh.  aus  sehandhar,  dieses  aber  nicht  im  bösen  Sinn, 
sondern  nur  abstrakt  verstärkend  wie  arg,  grüselieh,  hiiUiteh, 
meineidig  u.  a.  Für  die  Form  vgl.  mhd.  eemper  (-vrl)  aus 
scntha^re,  sendbar  (gerichtsfahig). 

gespass-,  gipass-:  spasshaft,  zu  Spiissen  auf- 
gelegt L. 

Arist  s.  Ernst. 

arriwieren:  begegnen,  vorfallen  Bs;  S.  —  Von  frz. 

„Aroiliatik  m.:  eine  Art  Stroh  wein  aus  überreifen 
Trauben  gemacht  Gr.  It.  vino  aromatico."  -  Von 
dem  eigentümlichen  Duft  (Bouquet). 

Aron  m.?  Sch,  Aröiie  f.  oder  PI.  BSa.;  Z,  dim. 
Aröneli  Zg:  1.  gefleckter  Aron,  arum  maculatum;  sehr 
beliebtes  Volksheilmittel  gegen  Lungenkrankheiten 
Sch;  Zg;  Z.  —  2.  Alpenhahnenfuss,  ranunculus  al- 
pestris  BSa.;  vgl.  Arunl-el. 

Aus  dem  Lat.  (Griech.).  Syn.  Ahone  Sp.  174.  Bed.  2 
beruht  auf  Übertragung,  da  Arum  im  Gebirge  nicht  vor- 
kommt, beide  Pflanzen  aber  den  scharfen,  ätzenden  Saft  ge- 
mein haben. 

Arün(e)  s.  Alrun  Sp.  174.  -  Erz-Arun:  Name 
einer  Schätze  hütenden  Jungfrau  Uw;  s.  Lür.  Sagen 
S.  507. 

Arunkel  Arunl;^  n.:  Aster,  Stornblume,  ranun- 
culus asiaticus  Z.  -  Aus  dem  lat.  (iattungsn.  entstellt. 
Vgl.   Arone. 

ärüt!  Interj.  auf!  vorwärts!  S.  -  Aus  frz.  «« /•'.««. 
Arwolte  s.  -Wolle. 

Ar  e»rn.:  Ansehen.    Er  cluf-si'-'' en  Ar  gi  [geben] 
ScuStdt.   —   Vou  frz.  «iV,   Aussehen,  Ansehen. 
Ar,  Ari  s.  Ächer  Sp.  69. 

Ärrach,  Errach  n.:  Pfahlwerk  im  See  zum  Fisch- 
fang angelegt  Bodexsee  It  Birl.    Vgl.  Geivellstatt;  Bis. 
In  Schwab.  Urkunden  ,der  Erich,  Erken',  in  bair.-östcrr. 
,Arch,  Ärch',   Flechtwerk  zu  Fischfang  und  zu  Dämmen.    Ans 
Arch',  lat.  arcu,  i.  S.   von  Verschlag,  Einfassung,  mit  Ent- 
wickeliing  eines  Voe.  zwischen  r  und  eh  und  Anlehnung  an 
die   Collektiva  bildende  Endung  -aeh.    S.  auch  Are  m.,   .4n  f. 
älTÜx!  Interj.,  Hetzruf  an  Hunde  Gl;  GO.    Ä.  ('<■■' 
oder  ä.  da-da!   Gl.     Ä.  mache,   anreizen,   aufhetzen, 
auch  V.  Menschen;  das  ist  gad  [gerade]  wie  ä.  g'viacM, 
das  heisst  nicht  zurückhalten,  sondern  noch  reizen  GO. 
Vgl.  ärd-gU;  woraus  äräx  viell.  zsgez.  ist;  doch  wird  um 
zu    hetzen    auch    einfach  x!  gemacht;    r  aber    (aus  welduui 
jenes  ärä  sich  entwickelt  hat)  heisst  geradezu  die  vo.x  caniiia, 
der  Laut  der  oder  für  die  Hunde. 

Are,  rf-  in.  Z,  Äri  f.  Bodensee,  .8«  als  PI.  VwS.: 
1.  das  obere  und  untere  Ende  eines  Fischornetzcs, 
wo  das  Garn  au  den  Stricken  befestigt  ist  Bodesskk. 
-  2.  die  zwei  Seile,  zwischen  welchen  ein  grosses 
Netz  befestigt  ist;  die  beiden  Schnüre,  welche  durcli 
die  äusser.sten  Maschenreihen  des  obern  und  des  un- 
tern Saumes   eines  Netzes  gehen    und   durch   welche 


Ar.  er,  ir,  or,  tu' 


m 


(las  Netz  vermittelst  Sclncuiiiiievii,  PHöckchen  aus 
Liiulenholz,  am  obcni,  und  Bleigewiolitcn  und  Steinen 
am  untern,  aus  Eosshaar  geüochtenen.  Strange  au.s- 
gcspannt  und  in  der  Schwebe  erhalten  wird  Bodkns. ; 
Vw.  ,Dle  Aeren,  die  seiler  unden  und  oben  am  Jeger- 
garn,  darmit  man  das  garn  ausstreckt  oder  .spannet, 
plagic.'  Fitis.;  Mal.  NB.  Nicht  mehr  in  der  Ausgabe 
1541  und  den  Nachfolgern.  —  ?<.  Arli  n.:  kleiner 
Strick  am  Kemmstrick,  an  welchem  der  untere  Teil 
des  Segels  bei  starkem  Winde,  wenn  das  Segel  tiefer 
gehängt  werden  soll,  aufgezogen  wird  Bodens.  Vgl. 
Ar-seiL 

Die  einzige  lautliche  Vwdtschaft  bietet  das  bes.  iu  Baieru 
und  Österr.,  aber  auch  Ubh.  in  der  Weidmanusspr.  vorkom- 
niende  Syn.  ,die  Arch',  welches  durch  die  umgelautete  Nbf. 
,Ärch'  «nd  die  verstlininielte  Nbf.  ,das  Ar'  den  Übergang 
zn  den  Schweiz.  Formen  andeutet,  bes.  wenn  noch  das  obige 
Arrarh  dazugehalten  wird.  Wir  müssen  unser  Ari,  Are  durch 
VcrHuchtigung  des  auslautenden  di  (vgl.  die  zahlreichen  Ortsn. 
auf  -1  aus  -uch;  s.  Sp.  63)  aus  Areli  herleiten,  und  da  alle 
die  hier  erwähnten  Formen  dun  beiden  Bed.  ,Strick'  und 
,Behälter'  gelten,  so  werden  wir  kaum  zwei  «rspr.  verschie- 
dene WW.  annehmen  dürfen,  obwohl  sich  AreJi,  ÄH  im  S. 
Tou  ,Strick'  durch  den  Mittelbegriff  des  Flechtworkes  mit 
ahd.  om/i,  Teppich,  vereinigen  Hesse.  ,Arche',  Behälter, 
bedeutet  auch  eine  Sarge,  und  als  Einfassung  smd  die  ge- 
nannten Stricke  an  den  beiden  Arten  von  Netzen  zunächst 
aufgofasst.  —  Die  Vermeugung  aller  drei  grannnat.  (ienera 
hat  dieses  W.  mit  anderen  alten  WW.  gemein. 
Are  m.  s.  Em. 

Ares  s.  Erhis.      Arisch,  Ar  ist,  Erist  s.  Ernst. 
Äri  n.  s.  Acher  Sp.  69. 

Ober-Äri  n.:  Oberhaut;  '.s  O.  dhiiiarhe",  eine  Haut- 
schürfung erleiden  L. 

Zur  Vergleichung    bietet    sieh  das  bair.-ijsterr.   iler,    tlm 
Arich,   Arvh,    Irt-h,    t.  die  feine  Beinhaut,    t.   Koptausschlag, 
Krätze,  an ;   es   wäre  wieder  Verflüchtigung  des  auslautenden 
cÄ  anzunehmen.     Vgl.  auch  das  obige  Are. 
ärli  s.  vjärlicli. 

Aurikle"  f.:  Aurikel,  ju-imula  aurieula  A.\. 
Anrln.  ,Wildaurin'  bei  Denzl.  1G77.  ITlti  das  eine 
i!  Mal  mit  ,centauroides',  das  andere  Mal  mit  ,limnesium, 
'  klein  Tausendguldenkraut'  erklärt.  Ahnlich  bei  Zwin- 
'  GER  IGOU.  Es  sind  hier  gratiola  offic.,  Gottesgnade, 
||  und  gentiana  (erj^thraja)  centaurium,  Tausendgülden- 
I  kraut,  vermengt.  ~  Das  W.  i.st  aus  dem  lat.  centaurium 
f    abstrahiert. 

;  Er  I,  f.:  Ehre,  im  Ganzen  wie  nhd.,  oft  im  Plur. 
;  auch  bei  Sing.-Begriff.  1.  persönliche  Ehre.  Die 
\  Anfangsworte  des  kirchlichen  Gebetes:  ,Ehre  sei  Gott 
:  dem  Vater'  usw.  in  ein  Subst.  n.  Ersi  zur  Bezeichnung 
eben  dieses  Hymnus  verwandelt  Ndw;  s.  auch  Erisl. 
,  ,Dis  closter  sambt  dem  fronaltar  gewicht  in  der  Ehr 
)  [zu  Ehren]  der  Heiligsten  Jungfrauwen  Maria.'  Cys. 
}  ,Zu  seiner  Ehr  und  Lehr.'  Z  1(3(36  ('?),  ,Sy  werdend 
I  nit  anders  gethon  haben,  dann  das  den  eeren  gezimpt.' 
'I  LLav.  1584.  .Brot  das  nicht  nach  eeren  und  nutz 
j  gebachen  wäre.'  Z  1593,  so  dass  es  dem  Bäcker  Ehre 
;  macht  oder  den  Vorschriften  der  Zunft  entsprichtV 
!  Tgl.  4.  ,Der  Edelmann  tragt^  ihn  [den  Habicht]  uf 
|i  der  hand,  hat  synen  ein  er.'  Breit.  16.34.  ,I)ise  3  stett 
';  halt  ich  der  eeren,  macht  und  dapferkeit',  traue  ihnen 
;  so  viel  zu  [?].  ZwixGLi.  ,Wyl  ihn  der  ander  so  ohn 
,  ehr  halt',  d.i.  duze.  Schimpfk.;  s.  Iren  ä.  Er  und 
*  EespelU  ror  Eim  han  GBPani.  Gend-is  [gebt  uns] 
d' Er  en  anders  Mal!  =  'ki)umit  wieder  zu  uns.  sagen 


Verkäufer  zu  ihren  Kunden.  Er  mit  Oji/iis  ufhelie 
(Nefuje,  iif/e.ic),  einernten.  ,Ehre  dem  Ehre  (jeliiihrt: 
Herr  J'farrer,  putzet  's  Liecht ."  Kiui'un.  Es  f/öt  den 
Erenö  [nach]:  Vater,  trag  du  d' Muite  (BultcJ  | Trag- 
korb]! B;  G.  Es  f/öt  der  Er  nö:  de  Cher  [die  Reihe] 
ist  z'Utst  fi»  dir!  Sülg.  Es  häd  Eine  vH  e'  lide,  bis 
er  z'  Ere  chunnt.  Ineioh.;  Sulg.  Wo  ke  Er,  ist  uuke 
Schand.  Ineich.  Wo  ke  Scham  ist,  ist  kei  Er.  Sulo.; 
BkXgger  1780.  Er  macht  Umcher  [wechselt].  Ei"  Er 
ist  die  ander  wert.  Besser  arm  mit  Ei'e  als  rieh  mit 
Schande.  Was  bringt  zue  Ere?  Si"''  were.  's  ist  Keine 
so  arm,  d'  Er  freut-en.  D'  Er  tuet  im  gar  wol  im 
Chropf.  D'  Er  macht  Eine  zu-me-n-andere  Ma".  E 
chlini  Er  ist  au"''  en  Er.  I-m-enen  Eimer  Wl  llt 
vil  Er  [mit  Bez.  auf  Wahlbestechungen].  Was  z'  Eren 
[um  der  E.  willen]  üsgöt  [ausgegeben  wird],  göt  z'  E. 
[mit  E.]  u-ider  i»  [z.  B.  bei  Hochzeiten,  Kindstaufen]. 
Sulg.  Er  wont  det  [dort],  ivo  alli  Er  en  End  hat. 
liegt  im  Grabe,  in  welchem  Alle  gleich  sind  und 
Ehrentitel  Nichts  mehr  gelten;  vgl.  cho",  icenn  alli  Er 
en  End  hat  (Sp,  315).  Wenn  man  vor  oder  von  höher 
stehenden  Personen  Etw.  vorzubringen  hat,  was  -den 
Anstand  verletzt,  od.  wenn  man  sich  starke  Ausdrücke, 
auch  sonst  unpassende  Vergleich  ungen  erlauben  will, 
entschuldigt  man  sich  mit  Formeln  wie:  ,Üiess  alles 
ist,  üwcr  eer  vor  (bevor),  erstunken  und  erlogen.' 
ZwiNGLi.  ,Mit  ehren  zu  melden,  sit  bonos  auribus.' 
Denzl.  1677;  1716.  Jetzt  syn,  mit  Eespekt  z' melde", 
salve  reni.  ,Man  kömmt  am  ungebissensten  davon 
[im  Umgang  mit  bösen  Mensclien],  wenn  man  es  mit 
ihnen  gerade  macht  vfie  mit  den  Hunden  [d.  h.  ihnen 
aus  dem  Wege  geht],  ihre  Ehre  vorbehalten  [ironisch].' 
GoTTH.  Die  Formel  wird  aber  später  so  gewendet,  dass 
das  W.  die  ehrenwerte  Person  selbst  bezeichnet, 
der  man  die  Rücksicht  schuldig  zu  sein  glaubt;  Euen 
Ere"  vorb'haUe"  L  kann  allenfalls  erklärt  werden: 
, Euerer  Ehre  unbeschadet',  aber  die  Umdeutung  ist 
vollzogen  in:  ,mit  Urlaub,  mit  züchten  vor  euweren 
eeren  zereden,  honore  dicto.'  Fris.  ;  Mal.  Vor  Euen 
Ere"  g'seid  [gesagt].  Ineich.  1859.  Vor  Eueren  Ere" 
z'  rede  G;  Z.  Auch  mit  ron  statt  vm'  BsStdt;  Z  {vo, 
was  namentlich  in  ZO.  freilich  auch  aus  vor  abge- 
schwächt sein  könnte).  Und  vollends  in  folgender 
Verbindung:  ,in  Anwesenheit  ihrer  Ehren  und  Ver- 
wandten.' 1750,  Gl  Jahrb.  In  ehrerbietiger  Anrede 
an  Behörden  und  als  Titel  vor  den  Namen  derselben 
steht , Ehren'  geradezu  =  ehrenwert  (vgl.  irend).  ,Unser 
eeren  statt  Basel  Zeichen  [Wappen].'  15'24  Absch. 
, Ehren-Zunft.'  ßs  1545.  ,E. -Regiment,  -Stand,'  ebd. 
In  der  Bs  Kanzleispr.  noch  heute,  mit  abgekürzter 
Schreibung,  z.  B.  ,E.  E.  Kleiner  Rat,  Grosser  Rat', 
neben  der  ebenso  üblichen  und  bequemen,  aber  noch 
abstrakteren  Formel  ,Tit. !'  (titulierte,  oder  Titel). 
,E.  E.  Gesellschaften',  zunftartige  Corporationen  in 
Klein-Basel.  Ebenso  in  Comp,  wie:  ,Der  hochzyteren 
ehrenfründschaft;  die  Ehren -Hochzyt.'  Anf.  XVII. 
Wolf.  ,Ehrengemeldter  Herr.'  Memor.  174'2.  Vgl. 
Erenhüs;  Erenlön.  —  2.  bürgerliche  Ehre,  a)  eines 
Mannes.  Eine"  a"  den  Eren  a"grifen  Z.  Eine"  in 
slnen  alten  Eren  län  gän,  Satisfaction  geben  GRPr. 
Er  und  guete  Name  sind  bald  verlöre",  aber  schtver 
eru-orbe".  Ineiciien.  (Kei")  Er  im  Lib  ha"  S.  3Ie  soll 
amene  [einem]  Mensch  d'  Er  nü"  Mol  verdecke  [in 
Schutz  nehmen].  Sulger.  Öppis  uf  d'  Er  ne,  als 
Ehrensache  auflassen  BStdt.     Bi  Er  und  Eid  (nudj! 


391 


Ar,  er,  ii'.  Ol',  ui' 


392 


uf  Er!  Beteuoiungon  Z.  ,Siben  Man,  die  Jas  uf  cid. 
sei  uiiil  ocr  mit  uferliabnen  händen  wölten  behalten 
lljL'statitccn].'  1394  Zg.  , Welcher  einen  andern  iimb 
(;id  niid  eer  wysen  [des  falschen  Schwörens  überweisen] 
wil.'  1598  Saanen.  ,So  ist  auch  das  nun  »ar  zuo  ge- 
mein worden,  dass  man  den  jungen  hausshaben  (Haus- 
halteren) gelt  und  gelts  wert  anhenkt,  auf  ehr  [Ehren- 
wort, also  =  auf  Kredit]  und  erb.  welches  billicher 
auf  ehr  und  seelvcrdcrb  möchte  genennt  werden.' 
SHocHiioLZ.  1591  (1G93).  Sr  und  G'wei;  bürgerliche 
Khrenfähigkeit  verbunden  mit  dem  Recht  Waffen  zu 
tragen;  hi  Er  und  G'wer  sl";  ru  [von]  E.  u.  Cr.  (if  setzt) 
fsi",  um  E.  u.  ü.  cho",  das  Gegenteil  Gl.  .Welcher 
über  einen  zuckt,  mit  dem  er  in  Frid  stat,  sol  von 
Eer  und  Gwer  entsetzt  werden.'  1546  Gl.  ,Ehr  und 
Gwchr  ward  ihm  abgenommen.'  Erzähler  1856.  Vgl. 
u.  i'rhs.  b)  für  weibl.  Personen  wird  ,Ehre'  fast 
gleichbedeutend  mit  ,Ehe'  nach  vorau.sgegangenem 
vertrautem  Verkehr  mit  Mannspersonen:  (eine  Ge- 
schwächte) s'  Era  füera  Ar,  ä'  E.  sieh  BHk. ;  Gr  ;  W 
[durch  Heirat] ;  vgl.  4.  ,Zun  eren  han.'  Manuel.  .Ich 
begcr  ir  nit  zu  keinen  eren',  ich  will  sie  nicht  als 
Frau.  ebd.  In  einem  alten  Volkslied  von  3  Jungfern 
hcisst  es:  ,üie  dritt  hab  ich  genommen,  zu  Ehre  will- 
i-si  ha.'  Daher  dann  auch:  ,dio  er  übertreffen'  [über- 
treten] =  Ehebruch  begehen.  ,Wa  die  frow  ir  er 
übertrifft,  die  sot  gar  und  genzlich  von  ir  gemächde 
sin  [das  ihr  von  dem  Ehemann  zugesicherte  Gut  ver- 
wirkt haben].'  Opfn.  Holderbank.  ,Zur  Trennung 
vieler  eeren  [Ehen]  Anlass  geben.'  Absch.  1531.  Vgl. 
Un-er,  Hüs-er,  im-erlich.  Verbunden  und  mit  ob- 
jectiver  Beziehung  auf  den  Mann:  ,Wie  sy  jn  [ihn] 
zuo  der  ee  und  eeren  gnomen  habe.'  JLLav.  1584.  — 
3.  concret:  Ehrenzeichen,  bürgerliche  (Wappen) 
und  militärische  (Banner).  .Unser  eer,  wappen  und 
zeichen  uss  den  fenstern  schantlich  zerschlagen.'  15'29 
Anscii.  .Die  V  Orter  init  iren  eren.  fendlin  [Fähnchen] 
und  panieren.'  Edlib.  Auch  von  den  nuiunlichcn  Ge- 
schlechtsteilen. ,An  Ehren,  Nasen,  Barten  gestümnielt.' 
1653  Lauf.  Beitr.  —  4.  übertragen  auf  Sachen:  Güter, 
Grundstücke,  Bauwerke,  Strassen;  Haushalt.  Guter 
Zustand,  Nutzbarkeit.  In  Ehren  liegen:  .Zue 
einem  Bauw  sorg  haben,  das  er  in  gueten  eeren  ligge, 
cavere  a;dificiis.'  Mal.  In  Ehr(en)  legen:  .Welche 
hofstätten  der  vogt  wieder  äfern  und  in  eer  leggen 
wolle.'  1522  Strickl.  Act.  ,Den  selben  turn  zue  buwen 
und  in  eer  zue  legen.'  1524  Strickl.  Act.;  Absch.  ,Ist 
hiemit  unser  will,  dass  alle  Weg  und  Straassen  in 
Unseren  Landen  ohne  Verzug  in  ehr  gelegt  und  in 
guetem  wesen  erhalten  werden  söUind.'  Z  1646;  1707. 
, Ausgebrauchte  Äcker,  die  man  nicht  in  ehr  gelegt, 
misten.'  HosriN.  .Ein  verwarlostes  Grundstück  ,in 
Ehren  legen',  Mattland  daraus  machen.  UBrXoger. 
Mit  durch  Allittoration  hervorgehobenem  Gegs.  ver- 
bunden :  dadurch  der  erarmet  gmeine  Mann  viel  Häuser 
widerumb  in  ehr  leget,  welche  sonst  in  der  Eschen 
[Asche]  blieben  weren.'  Wurstis.  Zu  E.  bringen: 
Öppis  z'  Ere  bringe,  gut  anwenden  Bs.  Eigene  Güter, 
die  ,zu  Unehren  gekommen',  wieder  ,zu  Ehren  bringen'. 
1531  Absoii.  ,Nebes  [Etw.]  in  E.  halte,  in  gutem  Zu- 
stand erhalten  Ar.  ,Wcr  dem  andern  etzet  [sein  Vieh 
auf  dem  Boden  des  Nachbar.s  weiden  lässt],  su  mag  der. 
so  gcetzet  ist,  selb  vech,  so  er  in  dem  sinen  findet,  yn 
thuen  und  in  ehren  han  [unterhalten,  bis  der  Eigentümer 
es  an.slöst].'  Kotenr.  Amtsr.    .Die  ]iredicanten  sollen  ire 


pfruendhüser  in  fach,  gemach  und  eren  halten.'  15.30 
Absch.  ,Steg  und  Weg  in  ehren  erhalten.'  Ap  1681. 
.Der  Obmann  des  Barfüsser  Kloster  muss  gewüsse 
Pfarrhäuser  in  ehren  halten.'  JEEscher  1692.  ,In- 
ehrerhaltung  des  Bodens  betreffend.'  Z  1682/3.  Zu  E. 
ziehen:  ein  Ding  ausnutzen,  geschickt  zu  benutzen 
wissen.  Es  ist  das  Lob  einer  guten  Haushälterin, 
dass  sie  Alles  z.  E.  ziehe,  d.  h.  Nichts  zu  Grunde 
gehen  lasse  B;  S.  Wi'""  ds  Wetter  no'''' c  chl in  hengti 
[günstig  bliebe],  au  irurd  no  Mengs  z'  Ere  'söge  BRi. 
,Sie  wurden  bei  allem  Geiz  die  kostbarsten  [am  mei- 
.sten  brauchenden]  Hausfrauen,  weil  sie  Nichts  zu  E. 
z.  konnten  [zu  z.  ver.standen].'  Gotth.  Auch  wieder 
rückwärts  auf  Personen  übergetragen:  verwahrlosten 
Kindern  eine  bessere  Erziehung  geben.  Ds  Wlh  hat 
du"  Ma"  z'  Em  gizogu,  zu  Ansehen  gebracht  oder 
aus  einem  Verschwender  zu  einem  Haushalter  gemacht 
W.  Übrigens  vgl.  2.  —  5.  Badhemd.  Der  Rat  von 
AaB.  erklärte  i.  J.  1506  denjenigen  bussfällig,  der 
ohne  ein  Niedergewand  in  ein  anderes  Bad  gehe,  des- 
gleichen eine  Frau  ohne  eine  ,Eer'.  S.  übrigens  Badere. 
Bei  ,iu  Ehr  legen'  von  Äckern  könnte  man  an  ein  ' Er 
^  Ar,  PHUguug  (s.  eren,  pflügen),  (lenken,  weil  auch  .bracli 
legen'  gesagt  wird;  dann  müssten  aber  die  übrigen  Anwen- 
dungen alle  aus  dieser  entsprungen  sein  und  mau  kann  docli 
auch  umgekehrt  erklären :  es  gereicht  dem  Acker  oder  wenig- 
stens dem  Besitzer  desselben  eben  zur  Ebre  und  ist  sein 
Normalzustand,  dass  er  gebaut  wird.  —  ,Eliren  und  Ver- 
wandten' dürfte  aus  der  üblichen  Ausdrucksweisc  .Eliren- 
verw.'  (vgl.  Erenfründechaft)  oder  .ehrenden  V.'  umgemndolt 
sein.  ,Er  war  nicht  der  ehren  gewesen  dass  . .  .'  =  er  hat 
mir  diese  E.  nicht  erweisen  wollen  (Hospin.)  steht  auch  bei 
Schm.,  aber  neben  der  vollem  Form:  ,der  E.  wert',  und  so 
erklärt,  dass  die  E.  auf  Seite  dessen  fällt,  der  einer  Rück- 
sicht des  Anstandcs  genügt,  indem  er  einem  Andern  Etwas 
erweist,  also  damit  sich  selbst  ehrt.  —  In  der  Stelle  ,er 
sol  dasselb  mit  dryen  eren  manspersonen  oder  aber  in  [niifr"! 
zwo  froHwen  für  ein  eren  ufrichten  [beweisen].'  1598,  Sanon, 
ist  ,eren'  natürlich  elliptisch  zu  verstehen  =  ,eren  maus- 
pcrson'.  —  t]ber  die  Berührung  mit  E  s.  Sp.  7.  —  Zu 
den  vielen  z.  T.  reimhaften  und  alliterierenden  Amplifiliatinncu 
(Kr  uvd  Eid;  Er  und  Respekt;  Er  und  Girer;  Kr  yn,l  L.r: 
E  und  Er)  mochte  z.  T.  die  Magerkeit  des  WSrtchens  Imkru; 
vgl.   nocli   Er  :  End;  Er  :  Eschen.    —    S.  noch   ir. 

Un-er:  Unehre.  1.  Schande.  Besner  arm  mit 
Ere  ah  rieh  mit  Unere  Z.  Auch  in  abgeleiteter  Bed. 
Schaden,  Verderbniss.  ,Die  Jemant  das  sin  ver- 
honty  [1.  verhonent],  zergantent  oder  zue  uneren  brin- 
gent'  c.  1470  Gl.  Alles  syn.  Ausdrücke;  vgl.  gc- 
schänden.  —  2.  Unzucht,  Notzucht.  .Einer  tochtcr 
die  uneer  (der  uneeren)  zuemuetcn.'  Mal.  —  3.  Un- 
ehe,  wilde  Ehe,  Concubinat,  Gegs.  z.  Er  2  h.  ,Ze 
Uneren  sitzen',  im  Concubinat  leben.  .Eebrecher  und 
die  oftenlich  zuo  Uneren  sitzen.'  c.  1500  Z.  .Welichc 
offenlich  zue  den  uneeren  sitzen,  sollen  darzue  ge- 
halten werden,  das  sy  einandern  zuo  der  ee  nemcn 
und  zue  kilchen  füeren.'  Bs  1534.  .Hielte  einer  eine 
Weibsperson  zue  Unehren.'  1524  Absch.  Syn.  Uni  Sp.  7. 

un-cr  ,'.->r  Kv:  1.  Adj.  a)  ehrlos  ApK.  —  b)  mür- 
risch, unzufrieden,  unwillig,  ungehalten  ApL,  M.  — 
2jAdv.  hastig  und  gierig  (essen)  GrD.    Syn.  schirittig. 

Mit  dem  Subst.  gleichlautende  Ad.j. -Bildung  ist  siltiii, 
doch  in  der  ;l.  Spr.  nicht  unerhört,  vgl.  auch  nhd.  nihmaek 
und  Srhmuek.  —  Bed.  1  b)  muss  entsprungen  sein  aus: 
Anderen  keine  Ehre  erweisend,  den  Anstand  verletzend. 
Dieser  Begriff  konnte  auf  das  Verfahren  des  Menschen  mit 
der  Speise  Ulierg(!tragcn  werden,  indem  snwnlil  ein  ühertrioben 


m 


Ar,  or,  ir,  ur,  ür 


m 


wählerisches  Vevlialtcii  (was  anch  mit  ertot  bezeichnet  «inl), 
als  ein  hastiges,  gieriges,  unordeutliches  Essen  auch  der 
Speise,  als  einer  Gabe  Gottes,  nicht  die  geziemende  Khrc 
■antut  oder  die  Rücksicht  gegen  Andere  verletzt.  Aber  im«- 
iu  dieser  letztern  Bed.  könnte  aus  der  bei  Schni.  angetilhrten 
Virhindung  rn,  an  ä-  =  .tüchtig'  (gleichs.  so  dass  es  eine 
.,\rt*   hat)  entstellt  sein;  nx,  an  aus  .in'  oder  ,eine'. 

Hüs-iT:  1.  Ordnung,  »eordnetcr  Zustand  des  Haus- 
wesens und  Haushaltes  BO.  Ironisch :  das  ist  fi"  e 
HClU'mi  II.!  das  sieht  sauber  aus!  BHk.  .Einem  Christen 
Staat  zue,  das  er  werke,  nit  das  er  sin  huseer  zergon 
lasse,  sunder  das  er  sorgsam  sye.'  Bull.  15.31.  ,Res 
faniiliaris  et  doinestica,  haushaltung  oder  haushab,  die 
hauseer.'  Fris.  ;  Mal.  Auch  der  gute  Name  des  Hauses. 
D'  H.  rette,  für  die  Ehre  des  Hauses  einstehen;  die 
Honneurs  machen ;  aber  auch  (scherzh.)  er  muess  d'  H. 
r.  =  das  Haus  hüten.  Sülger.  --  2.  ,H.  nennen  unsre 
alten  Männer  noch  ein  fromnis  und  liebes  Eheweib.' 
Spreng. 

In  Bed.  1  streift  das  W.  nahe  an  das  .oft  zu  üleichlaut 
Tcrkiirzte  t/üt-ern  (s.  d.),  welches  aber  rein  örtlichen  und 
rechtlichen,  nicht  moralischen  Begriff  hat.  Bed.  2  beruht 
darauf,  dass  1  wesentlich  auf  der  Hausfrau  heruht  und  in 
ihr  gleichsam  personifiziei't  ist.  Ygl.  Luther  zu  Psalm  G8,  13: 
, Haussehre  heisset  auf  Ebreisch  ein  Haussfrau',  wo  freilich 
die  Zürcher  zur  selben  Zeit  .Hauszierd'  übersetzen,  also 
diese  Bed.  ablehnen. 

Bad-  s.  Badere. 

Zeiger-:  das  erste  Accessit  nach  den  Gaben  auf 
den  Schiessplätzen  Vw,  oder  die  letzte  geringste  Gabe 
für  einen  Schuss,  der  eben  noch  .gezeigt'  werden 
durfte;  Gnadengabe  Z. 

llen  ausserhalb  des  Trefferkreises  fallenden  Schüssen  wird 
vom  Zeige!'  nicht  mehr  die  ,Ehre'  des  Weisens  angetan.  Vgl. 
a.  /er. 

er-haft  =  ehaft  Sp.  7.  ,Das  sol  einer  tuen  in  jars 
frist,  inn  icrr  [ihn  hindere]  dann  erhafte  not.'  1510 
Ndw.  .Jedoch  vorbehalten  ehrhafte  Not  und  Gottes- 
gewalt.' 1756  ScHw.  ,Der  seinen  Nachbauren  mit  ehr- 
haftem Zaun  weiter,  dann  die  March  weis,  übervorteilt.' 
1659  B.  Noch  stärker  entstellt:  , ehrenhaft'.  —  Die 
selbe  Berührung  s.  bei  E  und   Er;  Urlich  .;. 

er-lich,  meist  erli,  erlig  Ap;  BM. ;  G;  SBuchsg. : 
1.  wie  in  der  heutigen  Schriftspr. :  ehrenhaft,  -fest; 
redlich,  rechtschaffen,  gewissenhaft,  wahrhaft.  En 
irliche  Tusch  ist  kei  Schelmestuck.  En  erlichi  Hand 
chimnt  dar  's  ganz  Land  und  tcider  ume.  Lieher  en 
irliche  BMz  [Flicklappen]  als  e  schantU  Loch.  Bi 
erliclie  Lüte  göt  's  erli  zue.  Erli  (ErlichkeitJ  macht 
rieh,  aber  langsam  [auf  langsamem  Wege].  Sülger. 
Erlich  bete"  hilft  us  Ängste.  Ineichen.  Er  ist  erlig: 
er  Sit  [sagt]  nu:  fluch  [flieh]  oder  i  neam  [nehme]  -dj"*, 
und  denn  flucht  's  nild  GBerneck.  , Erlich  bcgän  [Amts- 
geschäfteV  gewissenhaft  verrichten?].'  Gfr.  17,  19. 
, Ehrlich'  hiessen  ehedem  polizeiwidrige  Vergehen, 
welche  nicht  gegen  die  Ehrlichkeit  verstiessen.  , Er- 
liehe Frefel.'  Sprüchbrief  1441  =  Schlaghändel  udgl. 
In  der  Z  Gerichtssatzung  XVI.,  2  wird  unterschieden 
.gmeiner  und  ehrlicher  todschlag'  und  .gefaarlicher, 
schandtlicher  ald  unredlicher  T.';  letzterer  ist  der 
Mord,  tückische  Nachstellung,  Tödtung  mit  unerlaub- 
ten Waffen.  Dem  gemäss  bedeutet  .erliche  Sachen' 
GRi'NiNGEN  1525  kleinere  Vergehen.  —  2.  ehrenvoll, 
ehrerbietig,  ruhmlich,  festlich;  auszeichnend;  v.  Pcrs. : 
hoch  angesehen,  berühmt.  Trinkspruch  einer  Magd: 
/  irill-ech'n   bringe  zu  erliche  Dinge,    zu   guete  Sache 


[usw.]  LGunzw.  ,Cantemus  domino  gloriose,  wir  sül- 
lent  crlich  dem  herren  singen.'  GHdschr.  ,Was  jr  vor 
[vordem]  in  zwen  tagen  sind  'zogen  gegen  uns  har 
gan  Paf}',  sind  jhr  in  eim  wider  geflohen,  wie  ehrlich 
üch  das  sy.'  Mandel  [iron.J.  .[Die  griechischen  Prie- 
ster] tragen  ain  erlich  Kleidung  lang  bis  uff  die  Füess.' 
Stockar.  ,ünd  hat  der  Babst  die  5000  Mann  crlichen 
[Adv.]  begäbet  mit  Syden  und  Geld.'  ebd.'  .Hochzit- 
lichs  kleids  sollen,  wir  nicht  vergessen;  dem  brütigam 
entgegen  gan,  die  ccrlich  bkleidung  tragen.'  Carh.  Lied. 
, Ehrlich  [ehrerbietig,  ehrenvoll]  empfangen  [eine  Ge- 
sandtschaft].' 1521  Aesch.  .Dass  man  zu  Hauptleuten 
der  Soldtruppen  solche  wählt,  die  dem  König  nützlich 
und  den  Eidgenossen  ehrlich  seien.'  ebd.  152'2.  ,Dass 
nur  1  Stuck  [goldene  Medaille  als  Taufpfennig]  aber 
ein  desto  erlicheres  gemacht  werde.'  ebd.  .Bestattetend 
die  leych  treffenlich  eerlich.'  1531,  II.  Chron.  ,Wenn 
mir  yemants  dienen  wirf,  den  wirf  min  vatter  ee.  be- 
gaben.' 1555  JoH.  ,Tua  laus,  dir  loblich  und  eerlich. 
Dies  celeberrimus,  der  aller  eerlichest  tag,  daran  einen 
grosse  eer  anfallt.  Stola,  ein  eerlich  frauwenkleid. 
Ornamento  esse,  eerlich  seyn,  Eer  bringen.  Amplis- 
simo  loco  natus.  von  einem  verrüempten  und  eerlichen 
geschlecht.'  Fris.;  Mal.  ,Er  sey,  wenn  auch  unehe- 
lich, doch  vom  Vater  her  eines  ehrlichen  Geschlechts.' 
[Worte  eines  Unehelichen,  der  seine  Rechte  verteidigt.] 
Ndw.  1641.  ,Die  Züricher  Predikanten  lassen  die  Lu- 
therische Dolmetschung  auch  gelten  und  reden  ehrlich 
[mit  Anerkennung]  von  derselben.'  Chlostergüogü.  — 
3.  angesehen,  ansehnlich,  stattlich.  ,Der  gros 
berg  bernegk  ist  gesin  ain  gros  erlich  nutzlieh  holz.' 
G  Hdschr.  ,Mit  reisigem  züg  und  erlichem  gschütz, 
damit  man  gnuogsam  bewart  sye.'  1522  Absch.  ,In 
senftmüetigkeit  mache  dich  ee.  und  gib  dir  die  eer, 
die  dir  zimpt.'  1531/1667  Sirach.  , Erzeig  dich  freund- 
lich gegen  der  gmeind  und  vor  dem  eerlichen  beug 
dein  haupt.'  ebd.  ,Ein  nüw  ziemlich  ehrlich  hus  bu- 
wen.'  1534,  Mey.  Wetzik.  ,Guet  gesellen  und  von  ehr- 
licher freundschaft  [Verwandtschaft].'  RCvs.  .Grosse 
und  eerliche  fründtschaft:  aniicitia  ampla.  Ein  gross 
und  eerlich  hausgesind:  familia  ampla  et  honesta.' 
Mal.  ,Mit  etlichen  eerlichen  luten.'  JLLav.  1569. 
(1670:  ,in  begleit  viler  fürnemmer  Männern.')  ,Us 
gnaden  und  fürbitt  erenlüten  und  siner  erlichen  fründ- 
schaft.'  WiNTERTH.  ,E.'  ist  offizielle  Anrede  der  Bürger 
an  der  Gl  Landsgemeinde;  vgl.  Er  und  G'wiir,  und 
Er  1 2,  Sp.  390.  En  erlige  Burger  vo  Basel,  einer 
vom  alten  Schrot  und  Korn.  ,De  honestate  delibaro, 
eer  etwas  verkleineren,  oder  ein  eerlich  ding  etwas 
schwecheren.'  Fris.  .Ehrliche  Mittel',  Wohlstand.  1867 
MRohn.  —  4.  anständig.  Absch.  1525.  ,Der  Canzlei- 
verwalter  soll  in  allen  Sachen,  so  ihm  e.  [der  Ehre 
seines  Amtes  angemessen]  sind  und  zuestand,  sich 
willig  brauchen  lassen.'  Mürj  XVII.  .Ehrliche  kleider, 
under  und  über.'  BSpyri  1656.  .Im  Waisenhaus  werden 
die  Kinder  versehen  mit  aller  nothwendigen  und  ge- 
bührenden Speis  und  Trank  und  ehrlichen  Kleidern.' 
Z  1757.  Es  ist  nicht  e.  viel  zu  trinken  U.  Dafür 
sorgen,  dass  das  Chind  e.  bllht:  eine  wiederhergestellte 
Sache  nicht  neuerdings  verderben,  z.  B.  mit  Beziehung 
auf  einen  Reconvalescenten  Gl.  Adv.  und  in  scherz- 
hafter Anwendung:  tüchtig,  gehörig;  Eine"  erlichen 
abwüschen,  scharfen  Verweis  erteilen  LG.  —  5.^elich3 
(Sp.  9)  und  wahrsch.  aus  diesem  entstellt  oder  damit 
vermischt   wie  Er  mit  E   und  irhaft   mit  ehaft.     ,So 


3Ö5 


Ar,  er,  ir.  or,  in' 


39C 


einer  mit  Tod  abgielige,  erliche  Kiuder  hinder  im  ver- 
liessc  [sterbend  hinterlies.se].'  150'2  Z.  ,So  einer  mit 
einem  erlichen  Weib  hausheblichcn  wonte.'  ebd.  .Kin- 
der, so  ehelich  und  ehrlich  geboren  sind.'  1617.  ,Wann 
Kinder,  e.  oder  unehrlich  geboren,  abstürben  und  kein 
ehrliche  Leiberben  hinterliessen.  Wann  ein  Sohn  ab- 
stirbt ohne  ohrliche  Leiberben  [im  ital.  Text  sensu 
proh  legitimay  Daneben  .unehliche  Kinder-,  c.  1700 
ü.     Vgl.  noch  ärlich  u.  d.  W.  ivärlich. 

un-erlich:  1.  nicht  zur  Ehre  gereichend.  ,Dass 
unser  bitt  Gott  u.,  einer  stat  Basel  schädlich.'  Eyff  Chr. 
—  2.  ö(n)-erK(j.  ü-  Ap:  unehlich.  En  Oerligs  Ap,  en 
Unerlis  Z,  ein  unehliches  Kind.  Vgl.  Er  2.  —  3.  ,Uh- 
erlicher  todschlag',  heimlicher  Mord.  Gegs.  zu  ,er- 
licher'  s.  d.  1. 

haupt-.  Uoiderlrche"  hielte",  herzlicli  und  laut,  aber 
bes.  aus  Schadenfreude  oder  Spott  Übw. 

Erlich  scheint  hier  den  Begriff  der  Offenheit  (1.)  zu 
haben;  doch  lässfc  sich  fragen,  ob  die  obige  Furui  ni.-.lit  bloss 
aus  dem  syn.  liauplhöchligen  (lioidhäcM.)  umgedeutet  sei;  in 
jedem  Fall  bat  haupt-  verstärkende  Bed.  und  ist  -en  die  adv. 
Endung. 

6r-bar    crh.rr  Ap;    VOrtk;    Gii;   G;   S;    Tu,    (hher 
GWe.,  jerliri-  uTn,  eher  ScnwW.:    1.  wie  nhd.  mora- 
lisch  achtungswert,    sittsam,    anständig,    wacker. 
Gär  erler  trittke",  nur  wenig,  bescheiden  GSev.     En 
ärheri  Simse,   eine   wackere  Braut   GWe.     Ähnlich   S 
Buchsg.  Erhari  Lüt  rede"  nid  schandhari  Wort.  Ineich. 
Ironisch;   du   bist   es  erhers   [sauberes]  BürschU,   dti! 
GRJenatz.     ,Das  erherste  und  wegste  [Beste]  tuegent 
[tuen].'    14-10  F.     ,Die  eltesten   und   erbesten.'    14.58, 
Urk.    ,Lebend  züchtig  und  crbar.'  Bib.  1560.    ,Dunkt 
dich  das  erber  und  billich  seyn,  dass  du  mich  gewalt- 
samest   [mir  Gewalt  antuest]   und   verschupfest  [ver- 
stosscst,   verächtlich    behandlost]'?'    ebd.  —  2.  in  der 
Gesellschaft  angesehen,  durch  Stand  od.  Charakter, 
oft  als  Titel.    ,Und  sol  man  ze  deheins  [sc.  Richters] 
kur   [Wahl]   ahten   cnheinr   wirdi   [keinerlei  Würde], 
ald  das  eine[r]  erberer  [vornehmer]  si  danne  der  ander.' 
Z  Richtebr.     ,Üas  ward  offenlich   in  unsen   rat  gesait 
[gesagt]  von  erbern  lüten.'  Diessenh.  Stadtr.    ,Schidlüt 
. . .  nun  erber  man.'  ÄgTschudi.    ,Der  erbre  geistliche 
Mann    Bruder  Heinrich.'    ebd.     .Erberer   alter   mann, 
jiresbyter.'  Fris.;  Mal.    ,Die  frommen  und  crbren  Toni 
\uul  Andres  Spreeher.'  GRjenatz  1-547.     ,Die  Elti.sten 
und  Ehrbaren  in  der  Gmeind.'  1-596  Z.    ,Erbar'  einst 
Anrede    der   Räte    wie    ,ersam'    des    Bürgermeisters. 
Spreng.     ,Erbare  frau.'  GBHartmann  1817.  -  3.  von 
Sachen;    angemessen,    ansehnlich,    beträchtlich. 
Einen    Gefangenen    ,uf    erber    trostung    [Bürgschaft, 
Sicherheit]  und  gewonlich  urfech  [Urfehde,  Friedens- 
versicherung, Verzichtleistung]  uslassen.'  Fründ.  ,Eine 
erbere  zal  büchsen.'  1521,  Sthukl.  Act.    ,Eine  erberc 
Summe   Geldes.'    1523   Absch.     ,Erber   hezalung,    be- 
kerung  und  abtrag  thuon.'  1539  Bs  Rq.    Vgl.  erlich  3. 
—  4.  Adj.  u.  Adv.   recht  ordentlich,    ziemlich.     Er 
het  slni  G'schäftU  erber  uf  der  Site  fco   [gehabt]   Ap; 
e.  chlage;  er  löt-si'"''  e.  g'höre;  e.  clialt.  ebd.     E.  gross, 
ptueg.  ril  usw.,  iiiiss,  räss  usw.  G.     Do  göt  's  neba  c. 
I.riiliii  .:iii\    liier  golit  es,    dünkt  mich,    ziemlich  bunt 
lier  (iuKli.    l>ie  Sonne  hat  Wasser  gezogen;  da  kann 
man  e.  drttf  Itiegen  [mit  ziemlicher  Sicherheit  daraus 
schliessen,  dass  Regen  bevorsteht]  G  uRh.     Er  hed  e. 
Geld   L.     Grad  e.  lang  ist-er  i-de''  Sttihe  g'hocl;et;   es 


gii  e.  wol  üs  [die  Ernte  ist  ziemlich  ergiebig];  es  git 
e.  gross  Erdöpfel;  er  hat  e.  'boset,  ist  ziemlich  mager 
o-eworden  SenwW.  's  liürig  Jär  ist  wider  jerber  gtiet 
"(/'si  Th.  's  ist  e.  tvarvi  L;  Zr..  ,Es  ist  hür  ein  gute 
Ern  gesin,  erbor  gut  Korn  und  gut  Wetter  ze  schni- 
den.-  Bossii.-GoLDScnM.  Er  ist  e.,  ziemlich  stark  an- 
getrunken ScuwE. 

Er-bar-kcit:  1.  wie  nhd.  Sittsamkeit.  —  2.  con- 
cret  coli.:  die  ehrbare  Gesellschaft,  der  bessere 
Teil   der   Bevölkerung   eines  Ortes   oder  Landes,   die   .■ 
anständigen  Leute;  die  verfassungsmässige  Obrigkeit  S 
gegenüber   eigenmächtig   auftretenden  Gewalten   "ier» 
einzelnen  Unzufriedenen,  Unruhestiftern.    ,Dz  solicheÄ 
geschieht,  durch  die  jren  begangen,  aller  e.  leide  sye.'^p 
B  an  Bs  14G5.     ,An  der  erberkoit   und   dem  gmeinen '- 
bidorman.'  1521.  Sthickl.  Act.  .Wir  mögend  wol  spüren 
die  falschen  pratik  von  dem  so  hievor  sölich  unruow 
und    zwitracht   ouch   gestift,    der  selb  abermalen  ein 
coniun  [den  gemeinen  Mann]    über  die  (ein)  e.  wisen 
[gegen  die  Obrigkeit,  die  Regierungspartei  aufwiegeln] 
wöflt'  1521  Absch.     ,Ober-  und  erbarkeit.'  ebd.  1525. 
,Sonilichs  [Solches]   haben   liederlich  lüt   und  nit  die 
erbevkeit  im  Turgöuw  gethan.'  ebd.  1526.    .Ein  obcr- 
keit  und  erberkeit  zuo  Underwalden  hat  die  von  Bern  .,'• 
nie  gescholten.'  Absch.  15'29.     ,Die  erberkeit  in  jeder 
gemeind  soll  zuovor  umb  das  tanzen  utt'  den  hochzyten 
begrüesset  [angefragt]  und  gebetten  werden.'  ebd.  1530 
Th.  Nach  der  Verbrennung  von  Wyl  zogen  alle  Biirger 
aus  und  ,blieb  von  der  erborkait  niemand  denn  ainer'. 
ebd.    ,Dass  das  Segnen  [zauberhatte  Beschwörung]  ein 
unehrlich   ding   seye   und  sie  dessen  bey  der  e.  auch 
schlechten  rühm  und  dank  beholen  [ernten]  wurden.' 
Gwerb.  1646.     ,Nit   allein    unsere    oberkoitliche    Be- 
amptete,   sonder  auch   ein  gemeine  Ehrbarkeit  in,sge- 
sammt.'  Z  Mand.  1650.     .Auf  der  gassen,  als  vor  den 
äugen   aller  e.'    1673  JMüll.     ,l>ass   ihr  vor  aller  E. 
verachtet  werden.'  JMuralt  1697.    ,Dennocht  landend 
sich  ungeschirrige  [ungcberdige]  Leut,  die  dem,  wor- 
nach  die  ganz  E.  eifrig  geschruwen,  sich  widersetzen 
dorftend.'  1722,  Mise.  Tig.  —  3.  die  Ge.sammtheit  der 
(ehrbaren)  Bürger  einer  Gemeinde  als  solcher,    's  ist 
z'  Schwargebitrg  Märit  g'sy';  als  President  jener  lühl. 
E.  han-i  Allz  uherltiegt  BG.    ,Soll  der  E.  vergünstiget 
.sein,   denjenigen  so  Böcke  im  Land   zu  sommern  be- 
gehren, die  Erlaubniss  zu  erteilen.'  Deutsch  Spruchb. 
von  B  1798.   —  4.  Ausschuss,   Vorsteherschaft 
einer   Kirchgemeinde,    Kirchen  vorstand,  jetzt   Ehe-, 
Chor- oder  Sittengericht  genannt  „B"f.  .Denen,  welclic 
den  Gottesdienst  stören  würden,  drohte  der  Landyogt, 
dass  sie  durch  die  E.  von  allem  Genüsse  der  Gemeinde- 
güter ausgeschlossen  würden.'  Th  1530,  Pppik.    ,Dass 
solche  Persohnen  [Dienstboten,  welche  sich  verheiraten 
wollten],  bevorderst  für  die  E.  beschickt  und  daselbsten 
examiniert  werden  sollind,  wie  sie  sich  selbs  erhalten 
woUind.'  B  1690.    ,Vor  Mhrn  Castlan,  dem  Pfarrer  und 
der  K.  Rechnung  ablegen.'  B  Kai.  1765.  ^  Un-;  Un- 
sittlichkeit.     ,0b    micli   glych   etlich   vil    ungemässcr 
dingen  und  unerbergheiten  zyhen.'  Zwingli. 

Cr-bar-lich:  1.  =erbar  1.  Si"'  erberlig  ütfitere', 
anständig,  sittsam  S.  —  2.  =  erbar  4,  ordentlicli  viel. 
,Ward  erberlichen  win  und  körn.'  Edlib.  --  IHo  ndv. 
Endung  -en  wie  bei  erlich  S. 

er-sam;  achtbar.  Titel  für  Personen,  wenn  sie 
etwa    zur   Hochzeit    oder    als   Verstorbene    kirclilich 


Ar,  er,  ii'.  or. 


voiküii(]et  werden;  ilalier  auch  auf  (Trabsteineii;  früher 
auch  Titel  für  Behörden,  im  Kanzleistil  Ndw.  ,Ein 
ersanier  Grosser  Eath.'  18(57  MRohn.  Als  Subst.  Ge- 
schlcchtsn.  in  Aa;  Ar;  Z.     \g\.  erbar  ü. 

ftr-sami  f.:  Leumund.  ,In  Sachen,  die  allein  in 
und  uf  Muetmaszungen  standen,  sollen  die  Richtere 
die  Handveste,  Ersame  und  Glauben  [Glaubwürdigkeit] 

beider   Teilen,    des  Cläger   und  Antwurters mit 

Fleisz  bedenken.'  1627,  Bs  Eq.  —  Ge-,  Eine  Magd 
hat  ausser  dem  Lohn  noch  d'  Gersami  in'n  Schuehne, 
d.  i.  den  Anspruch,  dass  man  ihr  Schuhwerk  in  Ehren 
halte  ZBenk. 

eren:  Ehre  erweisen  1.  bes.  durch  Geschenke. 
Gewährung  von  Bitten;  vgl.  rereren  und  Ering.  ,Also 
eröt  der  Herzog  die  von  Schwiz  und  liez  den  selben 
zal  ab.-  1336/1446  Z  Chr.  ,Eer  und  gewär  mich  diser 
bitt.'  Sal.^t.  ,Ich  will  dich  der  bitt  gctrülich  eeren.' 
ebd.  , Eeren  mit  der  bitt.'  ebd.  ,Er  ward  siner  bet 
geeret.'  Eulib.  ,Toppelsöldner  können  die  houptlüt 
nit  eren  usser  irem  gelt.'  1521  Strickl.  ,Eer  Gott 
myn  Fründ!'  Grussformel.  HBull.  1533.  ,Das  kripli 
band  wir  geret.'  Faber,  Pilg.  1557.  —  2.  durch  die 
Form  der  Anrede:  mit  Ihr  anreden,  ihrzen  im  Gegs. 
von  duzen  Aa;  B;  VÜrte;  Gr.  ,Wo-me"  Hecht  [einiger- 
massen]  vornehm  ist,  ehre"  Ma"  und  Frau  enandere.' 
GoTTH.  ,Anne  Bäbi  sollte  ihm  raten,  ob  es  die  junge 
Meisterfrau  e.  müsse;  „säg,  Marei!"  werde  wohl  zu 
unhöflich  sein  für  so  ne  Zimpferlige.'  ders.  .Darumb 
ich  meine  frauw  auch  lange  Zeit  nit  geduzt,  sunder 
geert,  das  mein  vatter  nit  gern  sach.'  FPlatt.  Vgl. 
ir,  du,  er. 

Nichts  nötigt  uns,  eiun  m-spr.  Vermischung  zwischen  eren 
nnd  .ihren'  anznnehmen,  obwohl  eine  allmähliche  Berührung 
beider  Ausdrücke  zugegeben  werden  muss.     Vgl.   iren. 

erend:  Ptc.  des  vor.  mit  pass.  Bed.  ,zu  ehrend, 
ehrenwert'  vor  Titeln  in  der  Kanzleispr.  ,Meinen 
gnedigen,  ehrenden,  lieben  Herren  und  getreüwen  vät- 
teren.'  SHochholz.  1591.  .Mit  Bewilligung  beiderseits 
ehrender  1.  Eltern.'  1641  Wimerth.  So  noch:  ,der 
E.  Stillstand  [Kirchenvorstand].'    S.  rereren  1. 

un-eren:  „entehren,  schänden;  Einem  mit  Worten 
zu  nahe  treten."  —  ent-un-:  pleonast.  =  dem  vor. 
,Das  hailtumb  darus  geschütt  und  grösslich  entuneret.' 
1530  Absch.  ,Der  nam,  der  über  uns  angerüeft  ist,  der 
ist  entunceret.'  1531/1667  Esra.  ,Wie  könndind  ir  ein 
Stadt  von  Z  gröblicher  e.'  1532,  Egli  Act.  Auch  bei 
Eckst.  1535.  ,Schenden,  geschendeu,  entuneeren.'  Mal. 
.Gott  wird  entunehret.'  1673  JMüll.  , Die  Gaben  Gottes 
also  entunehrt'  [durch  Mischung  von  Wein  mit  Wasser]. 
ScHiMi'FR.  1651.  ,Der  entunehret  sie  [die  Götter].'  Ulr. 
1727.  .E.  sagen  Unverständige  für:  verimehren  oder 
entehren.'  Spreng.  —  ver-ent-un-  verdunere:  zer- 
trümmern, zu  Grund  richten  SB.,  Ndramt.  —  Doppelter 
Plconasm. 

ent-:  in  den  Kirrlicnbanii  tun  Sihaihz. 

ver-:  1.  mit  Acc.  P.  a)  hochhalten.  ,Yereerender 
Luther  [verehrungswürdiger,  reverende].'  ZwnfGLi.  So 
noch:  de  rerered  StiUstand  Ti-,  vgl.  erend.  —  b)  Ehre 
erweisen.  Verehrung  bezeugen,  einen  Gefallen  tun 
GG.  .So  bitten  ich  dich,  dass  du  mich  doch  in  diseni 
kleinen  Stuck  verehrest  und  disen  Brief  niemand  sehen 
lassist.'  Blll.  1527.  ,Sy  wellind  auch  die  dryg  Pündt 
fcreret  haben,  gueter  hoifnung,  sy  auch  von  inen  eine 
besoldung  [erlangen]  werden.'  1557,  UMey.  Wint.  Chr. 


,Man  tet  s'  ouch  mit  dem  sitz  v.',  zeichnete  sie  durch 
einen  Ehren.sitz  bei  der  Tafel  aus.-  1576.  —  c)  be- 
schenken. .Ich  gedacht  ich  wülte  dich  hoch  v.  und 
begaaben.'  1531/48,  IV.  Mos.  ,Uf  hütt  habend  M.  g. 
H.  Hansen  N.,  den  gwardiknecht,  vereoret  und  ime 
15  krönen  geschenket  und  ine  zum  Burger  angenom- 
men.' 1572,  L  Ratsprot.  .Es  ligt  nit  wenig  an  dem, 
wenn  man  einen  v.  wil,  dz  man  jm  gaaben  gäbe,  die 
jn  fröuwind.'  LLav.  1584.  ,Dass  gott  der  herr  mich 
thuot  V.  also  sehr  und  mier  ein  Engel  hat  gegeben, 
der  bschitzen  soll  mein  leib  und  leben.'  Com.  Beati. 
Mit  Angabe  der  Sache,  welche  meistens  durch  ,mit' 
eingeführt  wird.  .So  Jemand  verehrt  wird  mit  Holz 
abzuhauwen  [die  Erlaubniss  dazu  bekommt].'  Otfn. 
ScHWAM.  1533.  .Dass  der  Bisem  ein  schätz  ist  und 
allein  die  höchsten  personen  darmit  vereeret  werden.' 
TiERB.  1563.  .Die  frömbden  und  andere  bekanten  mit 
wyn  zu  V.'  ECys.  .Üwre  Büecher,  damit  ir  mich  ver- 
eeret.' ATscHüDi  1565/72.  ,Prämiis  affectus.  mit  be- 
lonungen  vereeret  oder  begaabet.'  Fris.;  Mal.  ,Er 
mag  in  mit  einem  Drinkpfennig  [Trinkgeld]  wol  v.' 
1617  Z.  ,0b  nit  ein  Carmen  könnte  getruckt  werden, 
diejenigen,  so  ir  Gutjahr  dahin  bringen,  darmit  zu  v.' 
1644,  Z  Stadtbibl.  ,Die  Römer  waren  gewohnt,  auf 
solchen  tag  einanderen  zu  v.  mit  gaaben.'  FWyss  1650. 
,Soliche  notwendige  [bedürftigen]  Leuth  mit  einer  Stür 
vätterlich  v.'  1652  Trogen.  ,Wir  wollen  sie  [die  Bar- 
füsser]  mit  dem  Platz  zu  Ehren  dem  hl.  Antonio  ver- 
ehrt haben.'  L  1656.  .Die  Unsern  mit  einer  ergi;b- 
lichen  [reichlichen]  Bysteur  zu  y.'  Z  ÜGl.  1660.'  .Den 
könig  mit  gold  v.'  1707,  Makk.  .Welchen  der  Kaiser 
hievor  mit  Gaaben  verehret.'  Würstis.  1765.  —  2.  mit 
(Dat.  P.  und)  Acc.  S.,  schenken,  allg.  's  ist  nüt 
Vererts,  nicht  eben  wohlfeil  Z.  So  Eiipis  tcellt-i'''  nüd 
g'cererts  [auch  nicht,  wenn  ich  es  geschenkt  bekäme] 
BEi.  V.  und  loschiere"  (frage'),  gesellschaftliche 
Sprechspiele,  wobei  Gegenstände  (nur  in  Worten)  ge- 
schenkt werden  Z.  ,Die  Wappen,  wie  ir's  seend  an, 
Habend  wir  v.  duon  Einem  redlichen  Erenmann.-  1610, 
Inschrift.  ,Man  vererte  uns  30  Kanten  [Kannen]  mit 
wein.'  FPlatt.  ,Den  Wein  v.',  Fremdlinge,  besonders 
vornehme,  ehrenvoll  bewirten.  Dissert.  de  vino  1712. 
Freiwillig  überlassen,  eine  Schuld  nachlassen:  es 
soll-em.  rerert  und  g'schenJct  sl"  GG.  Zu  beliebigem 
Preise  überlassen:  ehrbare  Leute  verehren  ein- 
ander, wenn  sie  nicht  Handels  einig  worden  können, 
den  Gegenstand,  d.  i.  der  Verkäufer  überlässt  es  dem 
Andern,  den  Preis  nach  Wissen  und  Gewissen  zu  be- 
stimmen BSi. 

Die  Behauptung,  dass  im  XVI.  ,v.'  (Einen  mit  Etw.)  fast 
durchgängig  von  ,schenken'  so  unterschieden  werde,  dass 
jenes  von  niedriger  Stehenden  gegenüber  Höhern  gelte,  dieses 
umgek.,  würde  zwar  mit  der  urspr.  Bed.  übereinstimmen, 
lässt  sich  aber  nicht  festhalten.  Die  Construktion  2  ist 
offenbar  aus  1  c)  entstanden  und  beide  begegnen  sich  bei 
FPlattcr.  Zu  dem  Begriffe  vgl.  die  KA.  Einem  ,ein  cerliche 
schenke  tun'. 

Ver-ering,  Vereng:  Geschenk,  =  Ering  1.  allg. 
,Was  er  hätte  erübrigen  mögen  von  der  Hrn.  Staaten 
Verehrungen  u.  Letzigeld  [.Absehiedsgeschenk].'  Breit. 
.Solle  selben  ein  guote  Verehrung  darfür  gegeben 
werden.-  Zurgilg.  1656.  —  Ins  Lat.  übertragen:  ,hono- 
rantia'.  1327. 

ver-erlich:  l.v.Pers.  ehrenwert.  .Der  verehrliche 
Stillstand'  =  erend.  s.  d.  —  2.  v.  Sachen:  ehrenvoll. 


399 


Ar,  er,  ir,  or,  ur 


400 


Wohl  hat  er  verdienet  um  mich  die  verehrliche  Gabe.' 
1815  JRWyss. 

Eri"g:  1.  Ehreno^eschenk,  Schenkung.  ,Uf  das 
kament  die  schitfknecht  und  amptlüt  und  hegijrten  von 
uns  erung.'  1519  Stülz.  ,Sind  wol  40  im  schifi'.  denen 
man  e.  duot  und  sy  begäbet.'  ders.  ,Nach  dem  mol 
[nachher]  hat  er  jedem  hotten  gehen  50  krönen  für 
ein  e.'  15'21  Strickl.  , Statt  des  gewünschten  Jahr- 
gelds eine  einmalige  Ehrung.'  1521  Absch.  .Dem  herrn 
wichbischof  für  sin  arbait  ein  zimliche  (gebührende] 
erung  tuon.'  1524  Gr  Artikelbr.  ,Wir  habent  em- 
pfangen üwer  brot  und  win  und  dankend  üeh  söm- 
licher  üwer  e.'  1531  Absch.  Ein  im  Krieg  Verwundeter 
bittet  die  Tagsatzung  um  ein  .eerung'  zu  einer  Baden- 
fahrt, ebd.  —  2.  Ehrenerhöhung.  Beförderung  zu 
einer  höhern  Würde.  ,Otton  von  Wittlispach,  uss 
Keiser  Fridrichen  Ehrung  Pfalzgraf.'  Ansh. 

Er  n  e'r  n.,  B;  VOrte;  G;  S,  ni.  BHk.  (■(Ir):  Erz. 
spez.  Metallmischung  zu  Fleischhäfen,  zu  Glocken, 
Kanonen  usw.  ,Er  und  ysen.'  G  Hdschr.  ,Gegozzen 
von  ere.'  Boner.  .Geschirre  von  guetera  ehr.'  1531/48, 
EsRA.  ,Er,  Erz:  Kupfer.'  Eed.  .Kupfer  und  Öhr.'  S 
Mand.  1702. 

Amhd.  er,  got.  tili',  lat.  acs;  auch  mhd.  (selten)  m.  Das 
syn.  ,Erz'  (s.  Erez  und  Erz)  ist  wahrsch.  mit  Er  gar  nicht 
vwdt,  indem  sein  z  wahrsch.  nicht  Ahl.,  sonderu  stammhaft 
und  sein  Voc.  urspr.  kurz  ist.  —  Mal.  hat  abweichend  von 
der  ZBibel  ,crtz',  aber  doch  das  Adj.   ,eerin'. 

erin,  erig  m"GR;  GSa.;  Sch;  Th;  Uw;  Z,  eheri 
Th,  m/7  Aa;  BM.,  Si.;  L;  S;  Uw,  ärig  BHk.,  earn, 
earag  GWa.:  ehern,  ,'s  Sri  ist  mir  lieber  als  's  Kupfer 
[Wortspiel].'  Kirchh.  En  erene,  erige  Hafe;  en  ereni 
Pfanne;  es  erigs  Tüpfi  [Töpfchen].  Bes.  von  dem 
grossen  Hafen,  der  den  Hauptbestandteil  des  Geschirrs 
in  der  Küche  (auch  in  der  Sennhütte)  ausmacht,  nach 
alter  Sitte  an  einem  Gehänge  über  dem  Herde  schwebt 
{d'r  erig  Hafe  a'-il'r  Hole-  S)  und  als  das  beste  Stück 
Hausrat  gilt.  Si  flattiert-em  [dem  Erbonkel] ;  si  meint, 
si  iiberchömm  denn  der  eri  H.,  werde  Haupterbin. 
Bildl.  sogar  für  die  Tochter  des  Hauses  selbst:  er  treit 
d'r  erig  Hafen  us-em  Hüs,  führt  die  T.  heim.  Schild. 
,Ein  erin  haven.'  Boner.  ,Isy  und  eery  stain  und 
kuglen.'  G  Hdschr.  ,Ein  örin  hopt  [haupt].'  1521  Ziely. 
.Eerine  (erine,  erhine,  ehrene)  rören.'  Bibel  1531/1607. 
,Thubal  Kain.  der  ward  ein  giesser  in  allen  meister- 
stucken,  erins  und  eisens.'  ebd.  1560.  ,Erin  stein, 
darauss  man  mösch,  crz  oder  kupfer  machet,  chalcitis.' 
Mal.  .Ein  erhiner  kessel.'  Fris.  .Aheneus,  eerin  oder 
küpferin,  von  erz  oder  kupfer  gemacht.'  Fris.;  Mal. 
,An  kupfer-,  zinni  und  ehri  Gschir.'  1600  Z.  ,Erin, 
was  von  Erz  ist.'  1656  Eed.  ,Chalceus,  erin.'  Penzl. 
1077.  1716.-  .Meine  Stirn  ist  Ehm.'  JMev.  1694. 
,Ehrigs  und  Zinnigs,  Kupfer  und  ander  fahrende  Hab- 
schaft.' 1722  Enc.elberg.  ,Mit  der  ehrenen  Schlange.' 
TuR.  sep.   —  „erelen:  nach  Erz  riechen.'- 

£  r  s.  Em. 

n-,  erre.  c'r,  rrder  BO.;  W,  erdrigBO.:  Adj.  zum 
Adv.  e,  fr,  ehe  (Sp.  10).  der  ehere,  frühere,  vorher- 
gehende oder  -gegangene.  /■"''  hi"  dr  er  g'sl",  bin 
früher  dort  gewesen,  zuerst  angekommen;  auch  vom 
Rang  in  der  Schule:  habe  einen  höhern  Platz  einge- 
nommen BSa.  Jh  er  Mal.  ebd.  „Am  erren  (erderen) 
Tag,  am  vorhergehenden  BniO."  Ber  erder  Tag  der 
liehro,  je  elier.  desto  lieber  W.     Bie  erdrig  (B  Abi.), 


irder  (W)  Wuvlie  , Stirbt  der  Vater,  so  erben  die 
erren  und  die  nachgende  [nachfolgenden]  Kind  geliche : 
tam  priores  pueri  quam  posteriores.'  B  Handfeste,  Auf 
XIV.  und  danach  1404;  dafür  1529:  ,deu  erren  oder 
[den]  aftren.'  .Der  [dieser]  schaden  und  der  erre  [frü- 
here].' 1304  Z  Richtehr.  ,Ze  dem  dritten  male  git  er 
aber  [wieder]  ein  Pfd.  ze  der  erren  buosse.'  ebd.  ,Zwei 
jar  nach  einandern  zu  niessen  umb  11  müt  Habern, 
des  erren  [jars]  6  Müt,  des  andern  5  Mut.'  L  1324. 
,Alle  jar  zwischen  den  zwei  messen,  unser  frowen  tag 
der  erren  und  unser  frowen  tag  der  Jüngern.'  Bs  1333 
d.  i.  Maria  Himmelfahrt,  15.  August,  und  M.  Geburt. 
,Des  erren  jares  [im  vorigen  J.].'  Bs  1337.  ,Unser 
frowen  uftart,  die  nüwlich  zu  der  erren  hochziten  wart 
von  dem  babst  gezelt.'  Schachz.  ,Wenn  ein  mönsch 
hinder  im  verlasst  eeliche  kind  und  derselben  kinden 
zweierlei  werind  als  erri  und  aftri.'  1598  Saxe.n.  ,So 
aber  ein  mönsch  abstirbt  und  verlasst  keine  aftre 
[aus  2.  Ehe],  sonder  allein  erre  kinder.'  ebd.  Dafür 
B  1535:  ,die  kind,  ehend  und  nachgehend'  und  .erstere 
und  nachgeheudere'. 

Mhd.  trrc  aus  erere,  ahd.  eriro,  Conipaiativl'orm  zu  er; 
vgl.  nhd.  , mehrere'  neben  älterm  , mehre',  aus  ,mehr'.  Be- 
merkenswert ist,  dass  die  adj.  Form  sich  von  den  Sp.  10 
angegebenen  Nbff.  dos  Adv.  frei  erhalten  hat  und  dadurch 
unterscheidet.  In  der  Formel  , unser  Fr.  T.  der  erren' 
(versch.  von  ,U.  Fr.  T.  der  erende'  oder  ,zem  Arnde' ;  s. 
diese  WW.)  sollte  erre  eig.  auf  den  Tag,  nicht  auf  Frau, 
bezogen  werden,  also  des,  dem,  den  e.  Das  Fest  Maria  Himniel- 
fahrt  wurde  früher  eingeführt  als  das  der  Geburt  und  doch, 
nach  der  Stelle  aus  dem  Schachz.,  auch  erst  später  den  altern 
Festen  beigezählt.  S.  B  Anz.  1881,  375  ff.  378  ff.  Die 
später  aufkommende  Umdeutung  , Ehrentag'  konnte  dadurch 
begünstigt  werden,  dass  statt  erren  auch  bloss  eren  geschrieben 
wurde,   wie  mhd.  mere  neben  merre. 

er:  Fron.  3.  P.  S.  m.  1)  betont:  ^t  B:  VOrte; 
W,  e-r  Aa;  BsStdt;  Z.  Gen.  slner  und  sine"  Aa;  Z, 
sXnerr  BHk.,  sine  W.  Dat.  hnfmj  Aa  neben  l-m.,  was 
auch  in  BsStdt  gilt,  während  in  BsLd  nur  imm  wie 
in  Z,  (i)imm,  nimm  ScnNnk.,  imxi  W.  Acc.  in(n)  und 
Vn  kk,  inn  Bs;  Sch;  Z,  enn  nach  Dial.  in  Tu?,  ine 
BHk.  (tne);  W,  inu  W.  —  2)  unbetont:  er,  nr,  r. 
Dat.  -rm,  -nm  Aa;  Z,  -mr  BHk.,  -mn  Gr;  W.  Acc. 
-rn  Sch,  -<■  Th;  Z,  in  Aa  und  Bs  auch  nr,  ebenso  B; 
L,  -nu  W:  1.  der  Dat.  hat  seit  alter  Zeit  auch  re- 
flexive Bed.  und  er.st  seit  neuerer  Zeit  dringt  da- 
neben die  urspr.  nur  dem  Acc.  gebührende  Form  si(t-}i) 
ein.  Uingek.  kommt  auch  statt  des  rechtmässigen  sich 
etwa  in  vor.  ,Daz  selbe  gelt  behuob  im  künig  Adolf 
allain  [behielt  er  für  sich].'  1336/1446  Z  Chr.  ,Er 
kond  im  selber  usser  not  gehelfen  nicht.'  Boner.  ,Be- 
sintlich  [nachdenklich]  er  ze  im  selber  sprach.'  ebd. 
Er  het  's  mit-em  g'nö,  mit  sich  genommen.  Er  fiircht- 
em,  fürchtet  sich.  Auch  in  allgemeinen  Sätzen  als 
Dat.  zu  ,man'.  's  Bus  lernt-me  mm  im  selber;  auch: 
vor-em  s.  Er  het  's  reelle  für  in  b'halte.  —  2.  das 
betonte  Pron.  steht  auch  absolut  d.  h.  ohne  Rück- 
beziehung auf  ein  Subst.,  selbst  substantivisch,  a)  im 
S.  V.  der  Ehemann,  Hausherr,  jedoch  nur  im  Munde 
der  Frau,  so  wie  umgek.  diese  vom  Mann  gegenüber 
Dritten  einfach  sl,  es  genannt  wird  Bs;  Gr;  G;  Th; 
W;  Z.  ,Es  ist  Gottloh  Nüt  mit  dem  Veh:  nu  Er  M( 
eso  es  Büchweh.'  Stütz.  ,Wenn  nu  au'''  Er  chäm!' 
ebd.  ,Hätt-i'''  au  nw  's  halb  vo  dem,  was  Er  verputzt 
hat  scho  sl  Bebetag.'  ebd.  Ar  und  As  (Sei)  zanggid 
mit  enand  UwE.  Auch  das  Männchen  einer  Tierfaniilie: 


401 


Ar,  er,  ir,  or,  ur 


•102 


.Dit'weyl  zuo  Heiii  die  jnn<ji'n.  su  ilie  Itäriii  braclit., 
er  ziM  stnmi  erwürgt  hat.'  Tiehb.  15()o.  Im  der  Haus- 
lialtiiiii^ssiir.  kann  L'r  im  Munde  der  Eltern  auch  den 
erwachsenen  einzigen  Sohn  bezeichnen  Z,  hiiu%  auch 
irgend  eine  Mannsperson,  welche  aus  den  sachlichen 
Verhältnissen  .sich  erraten  liisst.  —  b)  prädikativ: 
männlichen  Geschlechtes,  zunächst  von  Vögeln,  im 
Ciegs.  von  .s/,  ein  Weibchen.  „Ist  's  ein  Eher  oder 
eiue  Sie?  Ar."  /.•>  isch  e  Si,  es  ist  Icei  Er.'  Hedel.  — 
Vgl.  engl,  he  lind  ahe,  henueb.  Aci,  md,  zur  (jeschlechtsbezeich- 
Duiig  von  Tieren.  —  3.  als  Anrede,  a)  höflicher  als 
Ir  z.  B.  gegenüber  dem  I'farrer  Gii;  PP.  —  b)  an 
Leute  untergeordneten  Standes,  die  man  doch  nicht 
duzen  will  IJsStdt.  —  c)  in  dem  fingierten  Briefe  eines 
Schriftstellers  an  seinen  Leser.  S  Woch.  180.5. 

Der  dem  W.  gebührende  Yocallaut  »e  (mhd.  c)  wird  aiicli 
durrli  die  Schreibung  .är'  bei  Salat  u.  A.  angedeutet;  die 
FSrliiing  f*  ist  durch  r  bewirkt.  —  Die  W  Form  inm  imu) 
ist  nicht  das  ahd.  imu,  inm,  da  auslautender  Voc.  sieli  im 
Alcm.  nirgends  gehalten  hat,  sondern  das  u  ist  der  unbest. 
Flcv.-Voc.  jener  MA.  vor  a))gefallenem  n;  also  ist  eine  Grundf. 
imcn  anzunehmen,  gebildet  nach  Anal,  des  Acc.  inu,  der  aller- 
dings dem  ahd.  innn  entspricht.  —  Zu  2  a.  In  ,Er  von 
Ütjsingcn'  (Cys.)  und  ähnlichen  Titeln  ist  er  wie  mhd.  u. 
änhd.  aus  her,  Herr,  verkürzt;  vgl.  mhd.  rcr  aus  vmuwe, 
proveni;.  En  vor  Namen  aus  dum  (spau.  tlon),  ilominus.  — 
Zu  S  vgl.  ine"  Sp.   29.5. 

Leb-  le-he-r  (*'')  Kv  (auch  Lehler);  Scn:  scherz- 
hafte Antw.  auf  die  Frage:  Wer?  wenn  man  nichts 
Anderes  weiss  oder  sagen  wilL  Auch  noch  mit  Zusatz: 
Der  L.,  sl  Frau  und  du  aw''  Ar. 

Kirchhofer  (Seh)  schreibt  LehhUr,  was  zur  Lösung  des 
Rätsels  Nichts  beiträgt.  Es  ist  immerhin  die  Frage,  ob  übh. 
hb-tr  ZU  trennen   und   ob  -er  das  Fron,   sei;    vgl.  frz.   hpire? 

i'ren:  Einen  mit  Er  anreden  Bs. 

er-:  untrennbares  Präf.,  im  Ganzen  wie  nhd.,  jedoch 
nach  einzelnen  Richtungen  stärker   und  eigentümlich 

;  angewandt.  1.  zur  Bildung  von  Intransitiven  (auch 
einigen  Eeflexiven),    welche   das  Eintreten   eines  Zu- 

1  Standes  oder  einer  Eigenschaft  bezeichnen,  a)  von 
Adj.  z.B.  er-äberen;  -fülen;  -galien,  keine  Milch,  kein 
Wasser,  keine  Eier  mehr  zu  gi'lien  anfangen,  Gegs. 
ernülken;  -strammen;  -slUlen;  -irihlni :  -silnti-hen,  scheu 
werden;  -tusfejmen,  still  w. ;  -tauben,  böse  w.;  -blutten, 
bloss  w. ;   -hröden,  zu  Bröd  w. ;   -vollen;   -kecken,   er- 

'  starken  (nicht  refl.  in  nhd.  Bed.) ;  sich  ergeilen,  freuen ; 
sich  ernueferen,  erholen.  —  b)  von  Subst.  z.B.  er- 
hasen,  -häsmeii.  erschrecken;  -schetmeii,  untreu  werden; 

.  -gauchcn  und  sieh  crf/äiteheii,  närrisch  w.,  s.  närrisch 
lustig  machen;  -hanen,  ein  Hahn  werden,  zu  krähen 
anfangen;  -heuen,  dürr  werden;  -nachten;  -buderen, 
verkrüppeln,  verkümmern.  —  c)  von  Verben  z.  B. 
er-lechnen,  Risse  bekommen;  -ehiehiien,  ein  wenig  ein- 
trocknen; -schu-ercn,  zu  eitern  anfangen;  -schämen,  anf. 

'   sich  zu  schämen ;  -muffen,  grau  w. ;  -tuslen,  schwach  w. ; 

'   -schnüfen,  zu  Atem  kommen ;  -stinken,  faul  w. ;  -zäffen, 

i  ein  wenig  lachen ;    -chtben,  böse  werden,   verwildern. 

.   —  2.  zur  Bildung  von  Transitiven  (und  Reflexiven). 

;  a)  von  Adj.,  so  dass  das  Vb.  Herbeiführung  des  betr. 
Zustandes,  oder  Versetzung  in  denselben  bezeichnet, 
z.B.  er-vnllen,  voll  machen,  ergänzen;  -rrriren,  von  war, 
TgL  nhd.  .bewähren';  -grämen:  sidi  ei-tiliideii.  sich  ein- 
schüchtern lassen;  -tümmen,  dumm.  iMwii.^^tlus  machen. 
—  b)  von  Subst.  a)  so  dass  das  Solist,  i'in  Obj.  be- 
zeichnet. Hieher  gehört  eine  Gruppe  von  Vben.  welche 
Schweiz.  Idiotikon  I.  3. 


körperliche  Misshandhmg  oder  Ziic-btigung  bezeichnen 
z.  B.  cr-härcn;  -ören;  -grinden;  -tschüpen,  beim  Kojif, 
Schopf  nehmen;  -lüsen,  -flöhen,  eig.  die  I^äuse,  Flöhe 
austreiben;  -flachsen,  ausklopfen  wie  Flachs;  -sumberen, 
erschüttern  wie  eine  llandtrommel,  stimber.  Ferner 
bildl.  Ausdrücke  wie  er-bütlen,  erörtern,  eig.  durch 
das  Beutelsieb  laufen  lassen;  -kernlen,  dass.,  eig.  den 
Kern  herausschälen;  und  eigentliche  wie:  er-tcasen, 
Rasen  abstreifen ;  -bonelcn,  Bohnen  und  Ähnliches  aus- 
hülsen ;  -fündlen,  ausförscheln ;  -zwölferen,  einen  Aus- 
schuss  von  oder  aus  1'2  Männern  wählen;  -schclkcn, 
unwillig  machen,  ermüden,  eig.  zum  schalle,  Knecht, 
machen  oder  als  solchen  behandeln,  abnutzen.  —  ß)  so 
dass  das  Subst.  eine  Adverbialbestimmung  enthält, 
meistens  ein  Mittel  zur  Erlangung  eines  Gegen- 
standes z.  B.  er-gaufleii,  -hampflen,  -arflen,  mit  der 
Hand,  dem  Arm  umfassen;  -grinden,  mit  dem  Ko])f 
aussinnen,  durchsetzen;  -pracken,  erbeuten,  mit  der 
Tatze ;  -schwicken,  mit  schnellem  Blick  erfassen ;  -tagen, 
durch  Rechtsurteil  erlangen;  -säuen,  durch  Schweine- 
zucht gewinnen;  -(jra&tereM,  erschrecken,  aufregen,  eig. 
durch  Zauber;  -ankeren,  mit  dem  Anker  ergründen. — 
e)  von  Verben,  a)  eausativ  z.B.  er-gnappen,  wanken 
machen;  -leellen,  wallen,  sieden  machen;  -schwingen, 
in  Schwung  versetzen.  —  ß)  das  Präf.  bed.  Erreichung 
eines  Zweckes:  er-tüslen, -tlchen,  erschleichen;  -küenz- 
len,  erschmeicheln;  -mannen,  -wiben,  durch  Heirat  ge- 
winnen; -rennen;  -riten;  -laufen;  -strichen;  -grätschen, 
einholen;  -strublen;  -strütten;  -gritten,  eilfertig  voll- 
enden; -tr'iben,  mit  Gewalt  durchsetzen;  -habeti,  durch 
Zurückbehalten  einer  Waare  Gewinn  machen ;  -fueren, 
Vieh,  durch  gute  Nahrung  emporbringen ;  -bächelen, 
durch  sorgfältige  Pflege,  bes.  Warmhalten  allmählich 
wieder  herstellen;  -büßen  dass.;  -arbeiten,  durch  Arbeit 
in  guten  Stand  setzen  und  darin  erhalten;  -hunden, 
-schelken  u.  a.  durch  harte  Arbeit  erlangen,  mit  Not 
zu  Stande  bringen.  —  y)  das  Präf.  bed.  gründliche, 
gänzliche  Ausübung  oder  Vollziehung  einer  Tätig- 
keit; Betreibung  derselben  in  hohem  Grad  (bis  zur 
Sättigung);  daher  dann  wol  auch  Übertreibung,  resp. 
Überanstrengung,  Abnutzung:  er-tätden,  sorgfältig  be- 
tasten ;  -butzen ;  -troclinen ;  -beizen ;  -icäschen ;  -heizen ; 
-schiän;  -hauen;  -denken,  -glauben,  -sagen,  ganz  er- 
fassen, aussprechen,  meist  in  Verbindung  mit  negiertem 
,mögen'  oder  ,können';  sich  ermessen,  stark  niesen; 
-Stoffen,  vollstopfen;  sich  erbissen,  sich  fest  bcissen, 
satt  werden  usw.;  sich  erluegen,  -springen,  -klagen, 
sich  satt  sehen  usw.;  -fueteren,  satt  füttern;  -ste'cken, 
überfüttern,  bis  zum  Ersticken;  -plagen;  sich  erablen, 
überanstrengen;  sich  erfrctten,  abmühen;  sich  erjauzen, 
übermässig  aufregen;  ferner:  er-fallen;  -trölen;  -tcer- 
fen;  -bissen,  zu  Tode,  vgl.  nhd.  , ertrinken';  er-hungeren 
ist  nicht  ganz  =  ,ver-',  aber  =  ,aus-'.  —  8)  das  Präf. 
kann  aber  auch  nur  eine  leise  Verstärkung  oder 
anderweitige  Modifikation  der  Tätigkeit  andeuten 
und  bis  zu  fast  pleonastischer  Bedeutungslosigkeit 
herab  sinken:  sich  erleggen,  sich  endlich  vollends 
niederlegen,  Jntr.  erliggen;  sich  ersetzen,  zur  Ruhe 
kommen,  sich  behaglich  hinsetzen;  sicherstellen,  fest- 
stellen und  stehen  bleiben;  er-henken,  unerreichbar 
aufhängen,  intr.  er-hangen;  er-fällen;  -lämen;  -basch- 
gen ;  -zucken;  -lupfen;  -treffen:  -gnieten;  -nötigen; 
-träumen; -schmecken;  -äferen;  -üfnen;  -reichen,  herbei- 
holen. —  3.  gleichbedeutend  mit  andern  Prä- 
fixen:   ver-.    z.  B.    er-gOn:    -öden:    -slgen :    -dorren; 


403 


Ar,  er,  ir,  or.  ur 


-iMnlen,  verderben;   -sessen,  versessen  aut . . . ;  ■stam- 
men- -zagen: -längere»; -besseren;  -böseren;  -breiteren; 
-tünneren,   verdünnen;    -brauen,   sich  regen;   -leHden; 
-gelten,    ver-    und    entgelten;    -werfen,    missgebaren; 
-setzen,  Marksteine;  -sperren;  -jungen.  —  ent-,  z.B. 
er-län,  entlassen;   -bieten;  -boren,  empören;   -brunnen, 
entbrennen;  -reinen,  deflorieren;  -beinen,  die  Knochen 
aus  dem  Fleisch  nehmen;  nn-crgeltU":  ö.  d.  Anm.  und 
ent-.  —  be-:  sich  er-klagen;  s.  -laufen;  s.  -trachten,  be- 
sinnen; s.  -mächtigen;  -sorgen,  bang  erwarten;  -wegen; 
-Zügen;  -kannt.  -  ge-:  erboren,  Ptc.  =  geboren;  steh 
erliden,  gedulden.   -   ab-:    er-wenden;   -hunden,   ab- 
quälen; -sehelen,  abschälen;  -zwacken.  —  an-:  ersetzen, 
ansetzen,  flicken;  -bissen.  —  auf-:  er-hiitzen,  auffahren; 
-Zellen,  aufzählen;  -rinnen,  aufspriessen.  —  aus-:  er- 
graben; -7»ete«,  aushecken;  -was?«»,  ausschnüffeln ;  sich 
-spräche»,  aussiireehen,  unterreden;  -jiellen,  ausscliälen; 
-hm feil :  '-hrrrlien,  Schosse  an  Reben  ;  -hauen.  Bäume; 
-schidiai,  :ius.4(.pfen.  —  über-:  er-zügen,  überweisen. 
^  nm-:  er-artlen,  -chläfteren,  umfassen;  -keren, -ivin- 
den,    umkehren.    —    ein-:    er-tosen,    einschlummern; 
-schüchen,  einschüchtern;  -träglich,  einträglich.  —  un- 
ter-: er-spcrrai,  unterstützen.  —  durch-:  er-gerben; 
-näusen,  durclistübern;    -waschen,  durchnässen;  -hutz- 
len,   durchrütteln,    vgl.  2  c,  y)-   -   vor-:    er-findcn; 
-klagen,   klagend  vorbringen.    —   nach-:    cr-lcsen. ^ 
wider-:  sichersetzen.  —  zurück-:  erforderen,  henn- 
rufen.   --  los-:    erbitten.     Zuw.    entspricht   das  Präf. 
mehreren  Präpos.:  ergeben,  aus-,  nach-,  zu-;  -saechen, 
unter-,  durch-;  -winden,  umkehren,  ablassen,  autliören. 
—  4.  Composita,  welche  eine  vom  Nhd.  stark  abwei- 
chende   Bed.    zeigen:    er- folgen,   erlangen;    -grimdcn, 
urbar  machen;  -halten,  bewei.sen;  -holen,  sich  zuziehen, 
gewinnen;  -jagen,  rechtlich  betreiben;    -trinken,  auch 
von  Sachen:   untergehen;   -bütcen,   durch  Anbau    von 
Land    gewinnen;    -schiessen,    ausschlagen,    gedeihen, 
übrig  bleiben;  -schrecken,  auf  die  Seite  springen;  ge- 
rinnen, erfrieren;   -schre^cken,   abkühlen;    -zilgen,   be- 
weisen, herbei  schaffen,  aufbringen  u.  a.  —  5.  in  Ver- 
bindung mit  andern  Präf.  oder  Präpos.    a)  nach  fif-, 
pleonastisch :  äf-er-g' frieren,  auffrieren;  vgl.  nlid.  ,auf- 
erbauen'.  —  b)  vor  ge-,  pleonast.,  wenn  ,7e- mit  dem 
Vb.  fest  verbunden. ist  (wie  auch  schon  in  g' frieren): 
cr-g'winnen,   gewinnen;    oder    wenn   ge-  vor   den  von 
,mögen'  od.  ,können'  abhängigen  Inf.  tritt:  er-g'mungle 
chönne,   entbehren   können.     In  diesem  Fall   tritt  er- 
sogar  vor  Vben,  denen  es  sonst  nie  zukommt:  (r-g'chö' 
(nachkommen  zur  rechten  Zeit),  -g'si«  (stehen  bleiben, 
sich  aufrecht  halten)  möge".     S.  ge-. 

Wenn  Forer  etwa  ,crnider'  für  ,hcr-'  schreibt,  so  liess 
er  sich  wahrsch.  durch  ,criiiedereu'  uiit  veranlassen.  —  Von 
der  unmittelbaren  begrifflicheu  Berührung  mit  ent-  (s.  III  b) 
ist  der  Fall  zu  unterscheiden,  dass  das  Präf.  erl-  aus  er-eul 
zsgez.  sein  kann  (s.  ent-).  Dieser  Fall  findet  viell.  auch  Statt 
in  cv-z!/eren,  cntüiffevn ;  Er-ziindi"!/,  Entzündung;  er-zorjen,  ent- 
ronnen u.  il.  —  £r-jAUzl,  erzürnt,  ist  zsgez.  aus  er-hc-hülzt, 
wie  das  syn.  cminitzt  aus  ent-be-hiUzt,  beide  neben  den  glcich- 
hodentenden  einfachen  ent-  und  er-hützt.  —  In  er-ijüilty,  ver- 
schwenderisch, kann  er- iileonastisch  scheinen,  es  kann  aber 
auch  =  rer-  genommen  wurden.  —  Er-trajipicren,  eine  Zwitter- 
hihUing  aus  ,attraiiiiioren'  und  .ertappen'.  —  Zuweilen  begibt 
sich  die  MA.  im  Auschluss  an  das  Mhd.  des  Präf.:  bärnkli''', 
erbärm(igllich.  vgl.  mlid.  Vb.  Im-mtr,;  vmmjUn,  persönl.  = 
er-mangeln. 


Erckli,   Hoden- 

Tll    PUI'IK. 


■,K-i;   n.:    Hanben-.    Wog-I.erclie 


Scheint,  durch  ungerechtfertigte  Zerlegung  der  amhd. 
Fcirm  leirrich  uns  der  2.  Silbe  entwickelt  oder  auch  aus  mhd. 
liriclic  durch  Ahworfung  von  l  entstanden  zu  sein. 

Ereniiess,  Ereraisel:  m.  Taufn.,  Jeremias  SohwE. 
ei-en  GrV.,  e-  BG.;  Scuw,  ,erre.'  Id.  B,  e-  Ar  tw,; 
BM.,  S.;  GRIi.,  T.;   Scn;    Th  tw.;    Z,    ei-  AcH.,    et^je 
GF.,'  Ta.;    Tntw.  —  Ptc.  'g'are"  ApK.;   BG.;   Siiiw; 
Tu  (auch  'g'öre);  Z:  pflügen,  ackern.     Bist  am  Ere? 
I  ha  mls  Feld  (fare.    üa^  Feld  ist  frisch,  schön  g'are 
ZDättl.     I  dr  II   ere  git   hös  Furene  [Furchen]   ZB. 
,Wer  da  buwet,  es  sye  mit  eren,  schnidcn  und  höwen.' 
Offn.  XV.     ,Wcr   usserthalb   dem  kreis  gesessen  ist, 
der  sol  in  dem  twing  weder  wunn  noch  weid  haben, 
denn  die  wil  er  da  selbs  6rtt.'   Aa  Weist,  nach  1408. 
.Diewyl  er  da  ert  und  buwt,  so  soll  er  wun  und  weid 
da  haben,  als  einer  der  da  gesüssen  ist.'   14'2(i,  Ofn. 
Dietlik.     ,Die  acher,    die  entwers  [querüber]   gearren 
sind.'  1407,  Sarnen.     ,Einer  halben  ackerlengc  velds, 
das  ein  par  ochsen  einen  tag  eeren  mag.'  1531,  1.  Sah. 
Si  habend  auf  meinem   rugken  geeeret   (gerret)   und 
furhen  gemacht.'  1531/60,    Psalm.  .Wie  ein  acker,  den 
man  eerhet.'  1531/48,  Jerem.  (,pfluget'.  1667).    ,Wenn 
ein  hueber  äret  und  es  bricht  im  sein  pflueg.'  Twinghof 
BöTziNGEN  (JvMüLL.).    .Wie  anstössere  ire  agker  gegen 
einander  erren  söllent.  Sie  söllent  dieselben  einanderen 
nach  eeren.'  Offn.  Knonaii  1534/1601.     .Die  Esel  smd 
in  ebnem  veld   und  leichten  boden   auch   zum   ehren 
guot.'  TiERB.  1563.    .Arare,  zeackergon,  eeren  (erhen), 
brachen,  das  vi^ld  bauwen.    Arati  agri,  die  schon  ge- 
aren  und  bauwen  sind.'  Fris.;  Mal.    ,Sültend  die  zun 
also  stan,   dass  iedermann   das  syn  usswendig  geeren 
möge.'    1609,    Offn.    Kloten.     ,Wer    über    die   raarch 
zunet  oder  ehret.'  1615  B  Stadtsatz.  ,Ich  knettet,  kehrt, 
ehrt,  wijndt  die  Erden,  Jetz  deckt  sie  mich,  nuiss  ihr 
glich  werden.'   KudMev.  1650.     ,lterare  agrum,   einen 
acker   falgen,    zum   andern   mal   ährcn.'    Denzl.  1677 
(,ackern.'  1716,  an  anderen  Stellen  ,ehren').    Z'  Said 
ZElgg,  z'  Säet  ZB..  .-'  Säit  AABb.  e.  (fare"),  zum  letzten 
(2.  oTer  3.)  Mal  pflügen,  um  gleich  nachher  zu  säen. 
Zue  der  saat  e.,  tertiäre  agrum.'  Fris.;  Mal.;  Denzl. 
1677.  1716.    ,Säyen  garren.'  ZNdrgl.  1792.    S.  sät-ere». 
Eren  ist  (durch  Umlaut)    von  aren  (Sp.   3S.5)  abgeleitet, 
also  schwacher  Conjug. ;  gleichwohl  braucht  das  starke  Ptc. 
gearen  wenigstens  für  die  MAA.,  welche  das  Grundw.  nicht 
kennen,    nicht    zu    diesem  gezogen  zu  werden:    s.  innnerhin 
u.  aren.     Über  die  Schreibung  ,erren'   s.  Anm.  zu  nnn;  aber 
eh.it  seine  urspr.  Kürze  in  mehreru  MAA.  auch  vor  ein- 
fachem r  noch  erhaltcu.    Die  Verläugerung  des  Voc.  konnte 
zu  Missdeutung    resp.  Verwechslung   mit  ,ehren',    honorare, 
führen,  wie  denn  Denzl.  (obwol  er  auch  einmal  ,ären'  schreibt), 
,Ehrt*>gwan'  (mhd.  ertagintii,   Tagwerk  auf  dem  Acker,  Froliii- 
dienst)  mit  ,opus  honorarium,    Ehrendienst'   erklärt!     Auch 
.lohWagn.    1581:    ,Kein    Pfluog,    damit    man    's   Feld    tuet 
ehren.  Sollt  ir  zerbrechen  oder  gschenden',  erregt  den  Ver- 
dacht, als  habe  er  in  ,e,'  den  Ggs.  zu  ,gesehändea'  gesehen. 
Die  Formen    mit   ei    beruhen    auf   einer    einigen  MAA.  des 
Nordostens  eigenen  Laut.<vffektion.     Das   i  der  Abi.  scheint  lu 
den    Stamm    zurücktretend    mit    dem  Voc.    desselben    einen 
Diphthong  erzeugt  zu  hal)en,  also  spe-i-re  aus  «perje,  sperren, 
ähnlich  wie  fz.  i,loire  aus  .jlorui.  während  es  sonst  sich  dem  .■ 
assimiliert;    doch  kann  ci  auch  nur  eine  nach  .  fortschrei- 
tende Tonerböhung    von  e'   sein,    hervorgerufen    durch    den 
in  r  steckenden  Stimmlaut;  vgl.  auch  die  Ausspr.  des  c  (a  ) 
ühh.   in    engl.  Munde.   -   Bezeichnungen    besonderer    Arten 
vou  eren  sind:   ijammen,  griitai,  struehn,  Imelien,  fahjm;  s.  AA. 
ab-:  1.  „das  hei  der  Pflügung  nach  der  Länge  übrig 
bleibende  Stück  Acker   am  Ende   auch  noch  pflügen. 


405 


Ar,  (»r,  ir,  or,  ur 


40(1 


l)h}  Abc  ri  !i :  Pllugsrot-lit,  d.i.  ein  bi.s  zwei  Fu.ss 
breiter  Rand,  den  der  Besitzer  eines  bi.shcr  auf  oftenem 
Feld  gelegenen  Ackers,  wenn  er  denselben  für  sich 
einzäunen  will,  ausserhalb  des  Zaunes  stehen  lassen 
inuss.  damit  der  Nachbar  sein  Land  ungehindert  um- 
ackern kann."  ~  2.  beim  Pflügen  dem  Nachbar  ein 
.Stück  von  dessen  Land  abreissen.     S.  über-e. 

In  1.  hat  iili  die  Bedeutung  des  Vollendens,  in  2.  ist  es 
räuinlichos   , hinweg'. 

üher-eren:  =  über-aren  (Sp.  38G).  ,Wer  den  an- 
dern übererret,  dz  sol  der  sniden,  der  überarren  ist 
und  sol  der,  so  da  uberaren  hett.  dem  gericht  3  pfd 
bessren  [Busse  bezahlen]  von  ieklich  füren  [jeder 
Furche]  als  manig  [so  manche]  er  sinen  nachgepuren 
[Nachbarn]  abgeären  hett'  Aa  Weist,  um  1300.  .Wo 
ainer  den  andern  übermalt  [-mäht],  -zünt  older  -cert.' 
Ai'  Ldb.  1409.  , Welcher  den  andern  über  offen  marken 
übererct,  überraäet.  überschnidt  oder  überzünet.'  G 
Hdschr.  und  ebenso  1474  Weinpeld.  Offn.  (.übereieret'). 
,Wcr  uf  dem  veld  den  anderen  übereheret  umb  drü 
füren  [3  Furchen]  oder  mer'  usw.  1411,  BsRq.  (.über- 
erret'. 14'27).  ,Überehret'.  1490,  Amtsr.  Eotenuuru, 
dafür  in  der  Überschrift  , überfahrt'.  , Welcher  unge- 
ferlicher  wis  [ohne  böse  Absicht]  den  a.  übermeyt, 
überert  und  überschnidt.'  Sch  1541.  Auch  mit  Accus. 
S.:  ,Der  einen  andern  uberehret,  soll  von  ieder  fuhren, 
die  er  uberehret  hette,  dry  Pfundt  zu  Buss  entrichten.' 
B  lOlf).  Abwechselnd  ,-eren'  und  ,-aren'  z.  B.  Bs  Rcj., 
1611. 

um-.  1.  vin-  ScnSt.,  ume-  ZWl.:  umackern,  d.h. 
mit  dem  Pflug  aufbrechen,  umkehren.  D'  Halm  u.-e. 
.Obarare,  umb  erben  oder  brachen.'  Fuis.  —  2.  beim 
Pflügen  umreissen.  .Wann  einer  einen  markstein  one 
geverde  umberte,  der  sol  solichs  sinem  nachpuren,  den 
solicher  umbgeerter  stein  berUert,  anzoigen.'  I.'j34, 
Bs  Rq. 

in-  s.  f(s-. 

linder-,  inidcre-:  durch  Pflügen  den  Samen  in  ilie 
Erde  vertiefen;  die  Kartoft'elsaat  bestellen,  indem  man 
Furchen  pflügt  und  die  Saatkartoffeln  in  dieselben  legt 
G.  .Segetem  vertere,  undereren,  als  wenn  man  honen 
säyet  und  .sy  darnach  underert.'  Fris.  ;  M.\l. 

er-:  durch  Feldarbeit  erwerben.  Wer  mi  irill 
rerzire,  als  sin  Pflueff  mag  erere. . .  Öuloer. 

ÜS-:  durch  oder  beim  Pflügen  ausrcissen.  ,Wer 
olfen  marken  usert  oder  usgrebt  oder  offen  Strassen 
inert  [zum  Pflugland  .schlägt,  in  den  Bereich  des 
Pfluges  zieht]'.  Offn.  Burhau  1472. 

ver-:  ausebnen.  Stei"  i\,  mit  dem  Rechen  eben 
machen  L.  —  Der  Rechen  tut  liiev  die  selbe  Wirkung  wie 
siinst  i'fliig  oder  Egge. 

zesammen-  =  gräten. 

sät-  Tu;  Z,  säet-  Z  oGlatt,  säul-  Tu,  seit-  AAlJb.: 
pflügen  zur  Saat  (resp.  im  Frühherbst  zur  Winter- 
saat). Die  drei  auf  einander  folgenden  Pflügungen 
heissen  im  Tu  brachen,  falgen  und  seideren.  , Saatare, 
tertio.'  Ked.  1G62.  —  „Der  Sdeteret:  die  Zeit  des 
letzten  Pflügens  unmittelbar  vor  dem  Säen." 

Sehr  hübsch  werden  iu  Sch  nnd  Gl  die  drei  Stadien  der 
Feldarbeit  auf  die  Arbeit  des  Predigers  übertragen:  die  Pre- 
digt schreiben  und  lesen,  sie  auswendig  lernen,  sie  von  der 
Kanzel  vortragen. 

„Kri  f.:  Pflügung."  —  Tag-:  so  viel  Land,  als 
man  in   1  Tage  mit  1  Gespann  pflügen  kann;  ein  Feld- 


mass  (Morgen  od.  Juchart)  B;  „Gl;  L;  GT.*-     Tagire: 
Mannwerk  per  Tag  ZG. 

Eri"g  f.:  Pflügung  Z.  Es  gibt  bei  der  Dreifelder- 
wirtschaft drei  Erige:  bräche,  falge  (beide  weniger 
tief  gehend)  und  Säet-Erig^  die  tiefste  unmittelbar 
vor  dem  Säen. 

ere"  rr^:  1.  unbest.  Art.  f.  Dat.  Sg.,  einer,  s. 
Sp.  272.  —  2.  pars.  Pron.  3.  f.  Sg.  Dat.,  ihr,  unbe- 
tont. —  3.  pers.  Pron.  3.  PL  Gen.,  ihrer,  deren 
B;  W.  Auch  substant.:  es  git-ere,  si  fürchte"  d' Müs, 
es  gibt  Leute,  welche  usw. 

'2.  abgeschwächt  aus  der  betouten  Form  in".  —  3.  ent- 
spricht  mit  dem  zugehörigen  Sg.  »cn,  dessen,  dem  Gebrauche 
des  frz.  en. 

Ereildinger  Ere-,  in  der  RA.:  WeiDi-der  das  nüd 
g' fallt,  so  friss,  was  der  E.!  d.  h.  Dreck  Z. 

Bezieht  sich  darauf,  dass  die  Bewohner  von  Ehrendingen 
bei  Baden  aus  den  Mergel-  und  Gipsgruben  der  biigern  einen 
Broterwerb  zieheu. 

Eres:    trockener    Kopfgrind    Glih.     Judendeutsch. 
—    Von  hebr.   ärez,   Erde,  erdige  Schlacken':' 
Eres  s.  Erhis. 

Eret  ei'jt  Z,  Ered  Bs:  m.  Taufn..  Erliart. 
Erettiker  s.  Ettiken. 

Erez  n.:  Erz  Gr. 

Zweisilbig  nicht  als  Fortsetzung  einer  abd.  Form  ruizi, 
sondern  durch  neue  Entwicklung  des  Stimmlautes  von  r. 
,Erzt'  bei  AvHallcr  ist  nicht  Schweiz.  S.  übrigens  Er  II 
Sp.    399   und  Erz. 

Schiff-eri  e'ri  f.:  Abteilung  eines  Gebäudes,  in 
welche  ein  Kanal  aus  dem  See  geleitet  ist,  um  ein 
Schiff  unter  Dach  beladen  zu  können  LV.,  W.  —  Ab- 
geleitet von  Em,  Ere",  Hausflur. 

Eri  e'ri  n.   s.  Acher  Sp.  69.  er  ig,    l'^rli"g 

s.  .järig,  Järli"g. 

El'isl  eriseH  n.:  grosse  Perle  im  Rosenkranz,  dgl. 
je  eine  zwischen  den  einzelnen  ,Gelieimnissen',  den 
10  Avemaria,  eingefügt  ist  GTa. 

Das  W.  aus  den  Änfaugsworten  des  Gebetes  ,Khre  sei 
dem   Vater'   usw.  gebildet.      Vgl.    Erti  u.    Er   I. 

er  ist  s.  erst;  Ernst. 

Erlikon:  erfundener  Ortsn.  in  dem  Blumenn.  Bös 
von  Erlihe,  zahmes  Geissblatt,  lonicera  caprifolium. 
Durh.    —   Ans  Jericho  verderbt;   s.   d. 

Erlibacher  s.  E.-Trübe. 

eire  s.  1)  ein  Sp.  269.  —  2)  eine'-  Sp.  285. 

eirin  s.  Ei  Sp.  13.  15. 

ir  I:  Pron.  2.  P.  PL,  ihr.  1)  betont:  ir  Tb,  i^r 
Aa;  Bs;  Z,  ier  B;  Si:h;  Sciivv,  jier  BRi.,  di^r  Aa; 
Bs;  B;  S,  dier  LE.  2)  unbetont:  er,  r  Aa;  Z,  der 
Aa;  Bs;  B.  —  Von  Interesse  ist  der  Gebrauch  des 
,Ihr'  zu  vcrsch.  Zeiten  in  einzelnen  persönlichen  oder 
sozialen  Verhältnissen  gegenüber  dem  ,Du,  Er,  Sie' 
(u.  welchen  WW.  ebenfalls  nachzusehen  ist).  Mit  ,ir' 
und  ,lieber  Herr  und  Bruder'  redet  1485  MJi  n  seinen 
geistlich  gewordenen  Bruder  an,  wie  es  noch  heute 
in  der  katholischen  Schw.  die  Sitte  fordert.  Bei  der 
Beeidigung  wurde  (um  die  selbe  Zeit)  in  Sch  ein 
Läufer  mit  .du',  ein  Bürgernleister  mit  ,ir'  angeredet. 
.Maria  du  edle  Jungfr.anwkron.  ich  bitt  land  Euch 
bevohlen    syn    ein    Statt    Lucern,'     Cvs.     JWSrMMLER 


407 


Ar,  er,  il',  or,  ur 


■Ins 


braucht  1652  in  seinem  Elirengediclit  an  Jen  Bürger- 
MR'ister  .ihr-.  I'ic  Gattin  des  Generals  WerJuiüUer 
(XVII.)  sclireibt  an  ihren  Mann:  ,Bit  üch,  min  Schatz!' 
JGEsciiKR  (Anfg  XVIII.)  redet  .seine  Gattin  in  Briefen 
mit  .Ihr'  an;  ebenso  in  Z  im  ,Un.sichtb.  Eeis.'  1793 
die  Frau  Pfiirrerin  (!)  ihren  Gatten.  In  diesem  Tone 
verkehrten  die  Ehegatten  in  jener  Zeit  auch  in  Bern 
mit  einander.  Canonikus  Erkitinoer  (Mitte  XVIII.) 
bedient  sieh  in  der  Corresjiondenz  mit  seinem  Freund 
und  Mitarbeiter  JBodmer  des  ,Ihr'.  ,Dort  Eine  ruft: 
Ihr  Damen!  0,  kommen  Sie!  Sie  nahmen  Mir  allemal 
was  ab.'  Z  Neuj.  1791,  und  noch  jetzt,  wo  mit  Sl  an- 
geredet wird,  doch  Ir  unmittelbar  vor  dem  Titel  Z. 
Bei  der  Trauung  wurden  die  Verlobten  bis  1709  mit 
,Du'  angeredet,  seither  mit  ,Ihr.  ,Ihr,  Herr  Verwalter, 
sollt  schweeren.'  1770,  Z  Waisenh.  In  der  Anstellungs- 
urkunde des  Z  Rates  an  den  herzogl.  Mein.  Bau- 
inspektor JFeer  von  Z  1805  wird  Letzterer  mit  ,Ihr' 
angeredet.  Der  Deutsche  Lehmann  1799  stiJsst  sich 
daran,  das.s  in  Gr  die  Fremden  vom  Adel  zwar  mit 
grosser  Gastfreundschaft  aufgenommen  werden,  aber 
es  .sich  müssen  gefallen  lassen,  mit  ,lhr'  augeredet  zu 
werden.  Das  musste  sich  i.  J.  1814  auch  Kaiser  Ale- 
xander von  Russland  am  Rheinfall  gefallen  lassen, 
dem  der  Schiffer,  als  er  in  dem  schwanken  Kahn  auf- 
.stehen  wollte,  zurief:  Hocked  abe,  Majestät!  Noch 
im  ersten  Quartal  XIX.  galt  in  Z  .Ihr'  als  höflichste 
Anrede,  und  bis  gegen  die  Mitte  des  Jhdts  redeten 
Kinder  ihre  Eltern  so  an;  Beides  ist  unter  der  länd- 
lichen Bevölkerung  noch  vorherrschend  und  weicht 
nur  allmählich  dem  Sl  bzw.  Du.  Wohl  selten  mehr 
kommt  /)•  zwischen  Eheleuten  vor.  Am  Berner  aber, 
auch  in  den  vornehmsten  Kreisen,  ist  das  Festhalten 
au  dem  natürlichem  (freilich  auch  durch  den  Sprach- 
gebrauch der  frz.  Grenznachbaren  gestützten)  ,Ihr'  und 
das  Abwehren  des  neumodischen  ,Sie'  charakteristisch. 
,W(>  icci/t-d'r  hocke?  frug  die  Eine  Stüdeli.  Mit  wie 
jMiiiKjeiH  redst?  frug  dasselbe  [welches  mit  Du  wollte 
augeredet  sein].  He,  war  die  Antwort,  umme  [nur]  mit 
Eirii,  aber  es  'wott-si'''-m'r  neue  nit  angers  schicke.' 
GoTTH.  Ein  Bauer  aus  ScHSchl.  sagt  zum  Pfarrer: 
Wiissed-er,  Herr  Pfarer,  mer  iered  halt  Niemed  i-der 
G'mä  [Gemeinde]  als  dich  und  de  President;  s.  iren. 
Mit  ,Ihr'  redet  der  Knecht  den  Herrn  an.  dieser  jenen 
mit  ,Du'  Th.  Eigentümlich  ist  die  RA.:  das  lieisst  Ir! 
von  Sachen  i.  S.  v.  das  ist  etwas  Ausgezeichnetes! 
Di:''  het  e  Wlli  [ein  Weinchen],  das  heisst  Ir  (nicht 
Du)\  ScHSt.  De''  Chäs  heisst  Ir!  ebd.  De''  schafft, 
dass  's  hässt  Ir,  dass  es  eine  Art  hat;  da"  ist  en  Arbet, 
d.  's  h.  Ir,  eine  sehr  schöne  A.  Tu.  Von  persön- 
licher Ehre:  Das  ist  Eine,  ivo  na  [welcher  noch] 
meint  Ir,  der  sich  noch  Etwas  einbildet  Z  Schottik. 
Vgl.  Kr. 

Die  diphtli.  Ausspr.  iV  fiitwickelt  sich  leicht  vor  r  (wie 
vor  t7i,  s.  ich  Sp.  H).  Vorschlagendes  j  aus  »'  entwickelt. 
Das  d  liat  sich  aus  der  Flexion  des  vorhergellenden  Vb. 
angeheftet;  vgl.  altn.  Ilwr  für  ,r.  —  Vgl.  ü  Sp.  24;  iivh 
Sp.   71;   uw,. 

Iren  I  l^rc  AeK.;  G.\.;  '/.,  i-re  Bs,  iere  Üvu:  mit  Ihr 
anreden,  ihrzen  Aa;  Bs;  „Gl";  GA.;  „Sch";  SchwE.; 
„Zg";  Z.  Bei  den  Friedensverhandlungen  zwischen 
Sriiw  und  Z  nach  der  Schlacht  bei  Ragatz  (144(3) 
sagte  der  Sinw  Ammann  Abyberg  zum  Z  Gesandten 
HvKechberg:  .Hans,  ich  solte  dich  ihren  (.irren'. 
Kni.iii.):  so  |d,M-li|  hat  |i's|  jetzu  nit  fuog.  doch  .■icha.let 


es  dir  an  deinem  adel  nüt  und  mir  an  meinen  matten 
zu  Schwyz  auch  nüt'  u.sw.  Bull.  Chron. 

Vgl.  «rn  (Sp.  397)  als  Syn.;  beide  Ausdrücke  begegnen 
einander  im  Kt.  Ap.  Gewisse  MAA.,  welclie  i*  und  c'  ganz 
gleich  aussprechen,  lassen  uns  im  Zweifel,  welches  der  beiden 
WW.  gemeint  sei.  Neben  diesen  beiden  Ausdrücken  kennt 
die  MA.  seit  Altem  auch  irzen,  mhd.  irrzen,  irzi-n,  nhd.  ihnen. 
.Ich  will  dich  nit  irzen,  sonder  duzen,  du  g.Hst  mit  Intter- 
werch  iinib.'   1523,  Egii   Act. 

ir  II:    Pron.  poss.,    ihr.     Auch  subst. :    Ire",    z.B. 
ihr  Mann;   Ires,   ihr  Besitztum,    ihr  Haus;    Iri,  Irni,     , 
Irer,    die  Ihrigen,    Leute   von    ihrer  Familie.    Partei. 
,Wie  sie  es   nicht  geglaubt   hätten,   dass  es  Ihrer  so 
wohl  könnten.-  Gotth. 

Betr.  die  Flexion  s.  ühhit  Sp.  347.  Auch  hier  ist  in 
den  meisten  MAA.  die  Flexion  für  den  Nom.  Sg.  n.  gefordert: 
,Irs  bott  [Gebot].'  1522,  Egli  Act.;  ,ires  fleisch.'  1563, 
Fischb. ;  ,ires  saft.'  1639,  Rhagor. ;  ,an  ihres  gebärendes 
ort.'  VFrider.  1619;  .ihres  zusammenlaufen.'  Kriegsbüchl. 
1644;  , ihres  wesen.'  PCWeissenb.  1701.  Während  für  das 
Masc.  jetzt  die  Accusativform  (ire",  u.  G;  Th  iren,  c.ren  d.  i. 
iien'n)  gilt,  hält  sich  die  ä.  Litt,  an  die  schulgerechte  Form : 
,Es  ist  jrer  schirm  von  jnen  gewichen.'  1531/48,  IV.  Mos. 
,Gelag  den  buren  irer  trutz.'  JWagn.  1581.  Die  Flexions- 
silbe -en  wurde  in  einigen  MAA.  als  Bilduugssilbe  aufgefasst 
(der  Revers  zu  der  Auffassung,  welche  das  -er  in  ifder,  umrr 
usw.  z.  T.  erfahren  hat)  und  daraufhin  weiter  flektiert 
inie",  -i,  -<■«.  ,Ihrne  Weib  und  Kinder.'  1663,  Ap  Volksbl. 
Zu  der  Form  irer  für  den  Nomin.  Acc.  PI.  s.  das  bei  tin 
Sp.  273/4  Gesagte.  Aus  dem  PI.  ist  dieselbe  auch  in  den 
Noniin.  Sg.  f.,  der  ja  Ubh.  nüt  der  Pluralform  Hand  in  Hand 
geht,  eingedrungen.  ,  Wo  emmel  die  Chiiuhr  ufnmjc  irer  Stich 
i/'hu"  hei**.'  Brcitenst.  1864.  Noch  spät  begegnen  wir  der 
scheinbar  unflektierten  Form  ir,  d.  i.  dem  Gen.  des  pers. 
Pron.,  welcher  amhd.  die  Funktion  des  Poss.  vertrat  wie 
lat.  ejus.  ,Von  ir  ufsatz  und  hass.'  1531,  Egli  Act.  .D.is 
selbig  wärme  sy  [die  Bärin]  an  ir  brüst.'  Tierb.  1563. 
S.   noch  ire"  II. 

irigen:  zu  dem  Ihrigen  nuichen.  ,Es  ist  nicht 
bald  ein  Wort  [Maxime],  welches  die  Menschen  so  i. 
wie  dieses  W.'  Gotth.  18.54  (in  späterer  Bearbeitung 
umschrieben).    —    Vgl.   miiuijen,   smigm,   sich  aneignen. 

irr  l-r  A.t;  L:  irre.  Ir  gö",  rede",  sl",  wie  nhd. 
Aa;  in  L  aber  ir  sl",  sich  geirrt  haben.  ,Als  wolt  ich 
in  [ihn]  irr  machen.'  1.548,  I.  Mos.  Adv.  Gen.  irr(e)s 
in  der  ä.  Spr.  häufig,  verbunden  mit  ,sin'  und  noch 
öfter  mit  ,gän'.  ,Noch  eins  ich  dich  frag,  danu  umb 
dasselb  bin  ich  noch  irrs  [ungewiss].'  1576,  Sohirt  >^| 
und  Schuoler.  ,Als  dehain  ordenlich  hofsrecht  gewesen  :. 
ist  und  die  insessen  oft  irs  gangen  sigen.'  1481,  Hofr. 
Oberbüren.  ,Das  unsere  Predicanten  ires  gangind.' 
1524  Z.  ,Das  er  irrs  gieng  auf  dem  veld.'  15.31/60, 
I.  Mos.  ,0b  iemand  mainte,  dass  si  iers  giengind.' 
Vad.  ,Irrs  oder  ab  dem  weg  gon.'  Fris.;  Mal.  ,Weun 
unsers  fj'ends  esel  irs  gat.'  LLav.  1584.  Jetzt  nur 
noch  selten.     ,Du  bist  irrs.'  Baurengespr.  XVHI. 

irren  Ire  Ap;  Schw;  TJ;  Zö;  Z.  i-re  Aa;  Gl;  Uw, 
iere  Scn;  Th,  jere  Ap  It  Merz:  1.  intr.  a)  herum- 
irren, als  Bettler.  ,1.  oder  mangel  13'den  tuet  wee.' 
ScHiMPFR.  1651.  —  b)  sich  irren  ScHwE.  -  c)  er- 
mangeln, m.  Gen.  d.  S.  .Welichcr  schindlen  irret,  der 
sol  zuo  aineni  vogt  gaun  und  inn  darumb  pitten.'  1481. 
Hofr.  Oberbüren.  —  2.  trans.  hindern,  belästigen, 
stören  Aa;  B;  OrPt.;  L;  Sch;  U;  bes.  die  freie  Be- 
wegung der  Glieder.  Die  hoch  Ac]isle  irrt-ne  im  Bücki 
träf/c  [im  Tragen  einer  Bütte]  ZWl.  Das  ühleid  ird-mi 
im  <fn;  d'  Xihid  irid-mi  miingist  im  Cliiu-c  [Kauen]  Uw. 


409 


Ar,  er,  ir,  or,  ur 


410 


Mi  hinfi  [kranke]  Hiiiul  irrf-mi  B.  '.v  Halsn-e  irret 
Killen  im  Schlucken  Si'HW;  Z(i.  Üch  der  Sack  z' trage 
tute  mich  nit  irre  U.  D'  Ftissi  irrt-mi  nit,  ich  bin 
iiiilit  eben  fett  U.  ,  Wottsch  öjipe  rite  [auf  den  Wagen 
steigen]-"  ,Gar  gern,  we's-di  riüt  irrt.'  Gott».  Sel- 
tener von  geistigen  Tätigkeiten  oder  Scolenzuständen. 
/  ha  jo  nid  usserede  chönne;  allcwil  ist  er  du  f/sefi.se 
und  da'  hät-mi  g'ieret  Sch.  ,H()l  is  iio'''  Für  [für  die 
Tabakpfeife]!  so  jeret's-mi  nommen  [nicht  mehr]  im 
Früchte  [erzählen].'  Mkrz  183G.  Der  Lärme  het-mi  am 
Schlafe  g'iret  BRi.  .Die  Tagcsheiteri  irrte  [zärtliche 
Annäherung]  nicht  wehr.'  GoTTri.  ,Unrecht  niinnär 
[Liebhaber]  irrent  recht  niinnäre;  einer  macht,  dass 
vieren  rai.ssetriuwet  wird.'  Hadloub.  ,Dur  der  deheines 
[jurch  Nichts  von  dem]  dirre  brief  möchtin  hernach 
gesumet,  geirret  old  gekrenket  werden.'  1304  B.  ,Der 
probst  und  daz  capittel  sont  die  procession  began,  es 
si  danne,  daz  si  von  redelicher  sache  hier  an  geirret 
werden.'  13'20j30  Z.  ,Und  sol  si  des  der  apt  nit  irren.' 
Hofr.  Engelb.  ,A1so  daz  wir  daz  Chloster  nit  beswären 
sullen  noch  ieren  mit  gerioht,  noch  an  gericht.'  1831, 
Abt  KuDOLP.  ,So  sol  in  [ihn]  der  recht  Vatermage 
orben,  der  im  [ihm]  also  nache  geschaffen  [vwdt],  daz 
es  ein  ee  geirren  [verhindern]  mag.'  1340  Z.  ,Inrent 
din  ziln  ist  ein  Alment;  do  sol  nüt  i.,  kein  zun  noch 
türli,  unz  in  den  hochwalt.'  Ütfn.  Malters.  ,Das  einer 
mag  machen  uf  der  allmend  einen  garten  mit  dem 
gedinge,  dass  er  weder  stege  noch  wege  irre.'  Gersau 
143G.  ,I)a  wurden  wir  an  der  Lösung  [Einlösung  des 
Unterpfandes]  gesäumt  und  geirret  von  denen  von 
Schw  und  von  Gl.'  1437,  Beitr.  z.  Laüffer.  ,Sumen 
und  irren.'  151.3,  Arch.  Jen.  ,I)er  hat  sinen  schütz 
[Schuss]  verlorn,  in  [ihn]  ire  dann  est  [Äste],  listen 
oder  nagel.'  1504,  Z  Schiessplan.  ,l)a.s  sol  gheinen 
frunnnen  Christen  i.'  Zwingli.  ,Uass  kain  tail  den 
andern  solte  an  sinen  lütcn  und  landen  beschedigen, 
hindern  noch  ierren.'  Vad.  ,Wie  es  dise  Lüt  ser  übel 
jrrte,  wo  man  jn  der  kuehe  nit  flyssig  ufrumte.'  ECys. 
,Er  sölte  sich  das  nit  irren  lassen.'  LLav.  1509  (,sich 
darab  nit  entsetzen.-  1670).  —  3.  unpers.  a)  woran 
gelegen  sein.  ,Non  nuiltum  refert,  es  ligt  nit  vil  daran, 
es  irrt  wenig.'  Fris.  ,Was  irrt  es,  wo  du  sterbestV' 
RudMey.  1650.  Es  iert-mi  nüt  drum.  Pupik.  —  b)  ge- 
lüsten.    Es  irrt-mi  nüd  Ap. 

Bed.  3  entspringt  aus  dem  üruudbegriff  ,irre  machen, 
vom  Wege  abbringen',  insofern  dazu  ein  besonderes  Interesse 
erforderlich  ist;  in  einzelnen  Fällen  kann  auch  Bed.  2  zu 
Grunde  liegen,  mit  dem  Nebenbegriff  .schaden'.  3  b)  ent- 
springt hinwieder  aus  a),  insofern  eine  der  möglichen  Formen 
oder  Folgen  des  Interesses   eben  das  Gelüsten  ist.' 

un geirret:  Ptc.  pass.  von  irren  2  mit  präfig.  Neg. 
.DaruiQ  im  [dem  Abt]  obgenannte  lechenschaft  von 
den  von  Appenzell  genzlich  onbekömbert  und  ongeiert 
bliben  sölt.'  Vad.  ,Zuo  danken  den,  die  still  sind 
gsin,  uns  glan  ungirt.'  Com.  Beati.  Etw.  anders  bei 
Anselm:  ,ungeirret  des  grossen  banns',  ohne  sich  durch 
denselben  irre  machen,  stören,  abhalten  zu  lassen; 
also  s.  v.  a.  ,ungeachtet',  und  von  der  gewöhnl.  Constr. 
abweichend,  welche  den  Gegenstand,  nicht  die  Ursache 
der  Hinderung  in  den  Genet.  setzt. 

ver-irren  -ie-  Ar;  GRpr.;  GTa.;  Sch;  Tu,  -i-- 
GA.:  1.  intr.  a)  den  rechten  Weg  verlieren,  allg.  — 
b)  einen  Fehler,  Irrtum  begehen,  sich  irren,  z.  B.  im 
Rechnen,  in  der  Beurteilung  der  Menschen  Sch;  Th; 
7i.    ,Der  Tod  ist  in  ihm  verirret',  er  ist  noch  lebens- 


kräftig, -lustig.  169-2,  Mev.  Hort.  ,Es  ist  das  Elend 
meines  Lebens,  dass  ich  immer  an  allen  Menschen 
verirre.'  HPest.  1790.  ,Bist  du  um  keine  Nulle  ver- 
irrt?' ebd.  Er  ist  reriret,  vie  de  Metzger  i-der  Cime. 
SiiLGER.  c)  halb  oder  ganz  geisteskrank  werden; 
irre  reden,  delirieren  Ar;  GTa.  Ptc.  rerirr(e)t  als 
.\dj.:  irrsinnig,  nicht  ganz  bei  Sinnen  Ap;  B  {verurrt 
(it.);  GTa.  ,Anne  Bäbi  meinte,  er  sei  verirrt,  und 
vielen  Leuten  kömmt  das  Verirren  vor  wie  ein  Vor- 
bote des  Todes.'  Gotth.  ,Sagt,  es  wäre  im  nie  bass 
gewesen,  dann  do  er  im  haupt  also  verirret.'  LLav. 
1569  (1670  ,verwirret').  —  2.  trans.  in  die  Irre  führen, 
zu  Irrtum  veranlassen.  HSulz.  1830,  f. 

Die  Form  verurrt  beruht  (wie  das  syn.  verckorl,  eig.  ,ver- 
kehrt')  auf  dem  sog.  Rückumlaut,  indem  in  MAA.,  denen  i 
(und  e)  zugleich  ii  (und  ö)  vertritt,  falsche  Auffassung  des 
I^antwcrtes  des  Voc.  nahe  liegt. 

ge-ver-  kf(r)rire  =  rer- 1  Z.  G' reriret,  irrsinnig, 
verrückt  GW.  —  geverirrlich  Iferirli:  wo  leicht 
zu  irren  ist  Z. 

Ver-irrer:  Abtrünniger.  Von  einem  Ratsmit- 
gliede,  das  gegen  seinen  Eid  handelt,  heisst  es  im  ä. 
Z  Richtebr.:  ,Denselben  v.  suln  die  andren  des  rats 
von  in  [sieh]  scheiden  und  ein  andren  an  sin  stat  kiesen.' 

ver-irrig  -Fr- Uw,  -ie-  kv:  verirrlich.  leicht  irre 
führend  Ap;  UwE. 

ver-irrlich  -Vrlig  Bs;  Z  (auch  g'v.):  1.  leicht  irre 
führend.  V.  und  öd,  von  Wegen  Bs;  auch  von  Orten, 
wo  man  sich  leicht  verirren  kann  BSi. ;  Z.  —  2.  „=:  rer- 
irrt  i.  S.  v.  nicht  bei  Sinnen  Z." 

irrig  Vr-  Sch;  UwE.,  ireg  P:  1.  von  Personen, 
a)  in  Irrtum  begriffen,  befangen.  I.  sin  =  sich  irren 
Scu;  U;  Z.  ,Wir  warend  auch  vor  zeyten  yrrig.' 
1531/48,  Epist.  Tit.  (.verirret'.  1667).  —  b)  unwillig, 
erzürnt  P.  —  2.  von  Sachen,  a)  unrichtig,  bestritten. 
,Es  were  denn,  dasz  vil  beredung,  vorbehebung  [Vor- 
behalt] oder  irrige  dinge  darinn  wärent.'  1457,  Bs  Rq. 

—  b)  irre  führend.  ,Bei  Volmon[d]  sind  ire  [gewisser 
Tiere]  baan  [Bahnen,  Spuren]  ganz  i.'  Tierb.  1563. 
, Irrige'  Ort,  avia  loca;  irrige  wäld,  nemora  avia;  die 
Strassen  sind  irrig,  habend  vil  abwäg;  irriger  wBg, 
der  nit  zu  treffen  ist.'  Mal.  —  c)  verwirrt.  .Die  un- 
ordentlichen irrigen  haar  der  augbrawen.'  Tierb.  1563. 

—  Bed.   1  a)  kommt  auch  dem  mhd.   im  zu. 
irrisch.     .Irrische    Secten',    irrgläubig,    von    der 

Kirchenlehre  abweichend.  Lind.  Wint.  Chr.  .Janseny 
Lehr  als  i.  verworfen.'  FrHaffner  1666. 

Irri"g  Vrig  UwE..  ierig  GW.:  1.  Irrtum,  Miss- 
verständniss  GW.;  UwE.  ,Der  gerichtschriber  [soll] 
die  wort  derselben  urteilen  inschriben  und  vorlesen, 
umb  das  dadurch  i.  der  urteilen  vermitten  werden 
möge.'  1457,  Bs  Rq.  —  2.  Hinderniss,  Störung. 
.Intrag  und  Irrung'.  ,Doch  solle  solichs  der  stadt  recht 
und  harkonnnen  kein  intrag  noch  i.  bringen.'  1431, 
Bs  Rq.  Auch:  .i.  und  enderung',  in  Gesetzen  oder  Ver- 
trägen, ebd.  ,So  nun  Jemand  wäre,  der  eine  Irrung 
oder  Hinderung  diser  Ehe  wüsste,  der  solle  das  zu 
rechter  Zeit  und  an  gebürendem  Orte  anzeigen.'  Z 
Liturgie.  —  3.  Zwist.  ,Irrung  und  spenne  [Span- 
nung]'; , spann  und  irrungen.'  1531.  Strickl.  .1.  u. 
Missordnung;  I.  u.  Unrat;  I.  u.  Misshäll;  I.  u.  Wider- 
wertigkeit.'  Bs  Rq. 

Un-:  Störung  ScHW;  Zg.  Machid  aw'' kei  Unirig! 
scliiänket  euch  um  meinetwillen  nicht  ein.  1840,  Trtner. 
Vgl.  Umstand.   —    Un-  hier  in  pleouast.  vorstjii-kender  Bed, 


411 


Ar,  er,  ir,  or,  ur 


412 


Irr-nuss  f.:  Hindcrniss.  titöniiiij.  .Die  uns  daran 
belvunibern  oiler  drliein  Irniisso  darzuo  tuen  wiiltcn.' 
Beitr.  Laif. 

Irr-sal  m.  f.:  1.  Irrtum.  ,Min  i.  bekennen.' 
ZwiNGi.i.  ,Wo  er  irrete,  abston,  seinen  i.  enderen.' 
Bibel  1.531.  ,So  ihr  vergebend  der  menschen  ire  irsäl.' 
1.531/48,  Matth.  ,Aus  1.  oder  Einfaltigkeit  sündigen.' 
17(17,  EsEKiEL.  —  2.  Irrlehre.  ,nesshalb  das  sy 
offne  irrsei  wider  die  Gottheit  Christi  leeretend.'  Bib. 
1531.  —  3.  Störung,  Streit.  ,Das  darnach  mit  krieges 
anvaht  iht  stösse  oder  irresal  darin  yalle.'  Twingr. 
BoswYL.  —  irr-selig:  Adv.  irriger  Weise.  .Götzen, 
durch  die  wir  irrselich  vermaint  habent  verzyhen  der 
Sünden  erlangen.'  Zwingli.  —  Mit  UniLant  wirkendem  -i<j 
al)geleitet  vom  Subst. 

Irrtag  BSa.,  JiTtij/ BM.  -  m.,  .Irtung-:  1.  Irrung. 
Irrtum.  I  bi"  im  L,  habe  mich  verrechnet,  od.  habe 
die  Sache  falsch  angegriffen  BSa.  ,Hansli  sagte,  man 
könnt  's  vergessen,  oder  es  könnte  sonst  e  Irrtig  r/e.' 
GoTTH.  ,Künftig  irrtung  zuo  versehen,  so  erlütern  wir 
uns  hiemit.'  1521,  Aesch.  ,Sy  [die  Schulkinder]  der 
letzgen  verhören  und  irn  geprust  [Mängel]  und  irrtung 
sagen.'  Schulordn.  Briigg.  —  2.  Hinderniss.  Esliet 
im  [ihm]  da  cn  Irrlag  g'ge"  BSa.  ,ün  intrag  und 
icrtung.'  Vai>.  =  Irri'g  3.  —  3.  Streit.  ,Irtung  er- 
wachsend, wo  zwen  gegen  einandern  spilent.'  1503, 
Landb.  Schw.  ,Das  in  künftigem  hierin  Irtung  ver- 
mitten  blib,  ist  gesetzt  also.'  1518.  ebd.  ,Domit  kein 
irtung,  klegt  oder  Unwillen  in  gebruch  des  rechtens 
uferstande.'  1526,  Absch.  ,Biss  zuo  usstrag  der  irtung 
und  spännen.'  1530,  ebd.  ,Uns  schwebender  irtungen 
halb  güetlich  mit  einandern  zuo  betragen.'  1532, 
Striokl.  .Als  tlann  Spiin  und  Irtung  gewgsen  ist  zwü- 
schendt  dem  Hän.sj  B.  an  einem,  auch  N.  N.  anders 
teils.'  1532,  Z  Proc.-Act.  ,ln  allen  spennen  und  ier- 
tagen  diser  parten.'  Vad.  ,Span,  ierrtäg  und  kriege.'  ebd. 

Mliii.  irreiac  und  so,  als  Zss.,  nocli  von  Vadian  verstanden, 
der  daneben  aber  auch  der  alem.,  auf  Umwandhnig  der  Zss. 
in  eine  Ableitungsbitdung  beruhenden  Afterform  sich  bedient. 
Vgl.  zu  letzterer  die  Namen  der  Wochentage,  auch  Lebtig 
u.  a.,  Apliaa  aus  ,Ablass',  Tnrr/i  aus  ,Turgau'  u.  v.  a.,  wo 
,Tag'  und  Ubli.  das  zweite  W.  die  gleiche  Degradation  er- 
fahren. Mit  Irtuny  ist  die  Verhochdeutschung  von  /rd'j 
beabsichtigt,  nach  der  Analogie  Irrig  :  Irrung,  indem  (  mit 
dem  Stamme  verbunden  oder  Irrtum  und  Irrung  eombiniert 
wurden.      Zu  Irrtag  vgl.   liiehlag  =  Itichtum. 

Un-  „Unirrtig  f.:  grosses  Hindcrniss;''  =  Uiiirri''g 
L.  „T'' chumme zuc-d'r,wenn-i''''kei  Unirtig mache.''  St."». 

Verirrtigi  f.:  Verirrtheit  i.  S.  v.  Delirium,  Geistes- 
störung BNeuenegg.  —  Nach  Art  der  weibl.  Abstractji  auf 
-i  aus  ■  Verirrtag  weiter  gebildut. 

Irrtum  f.  u.  n.  ,Die  in  irer  irrtumb  verharrend.' 
AnsfH.  1530  Th.  ,Von  siner  irthumb  zc  .ston  [abzu- 
.stchen].'  Kessl.  ,Dic  das  iertum  gsechen  und  doch 
die  Wahrheit  wider  die  selb  nit  erhalten  mögen.'  Vad. 
,I)ie  päpstische  Irrtum  und  die  evangelische  Wahrheit 
gelehrnet  erkennen.'  XVII.  Mise.  T.  PI.  ,die  Irr- 
thumben.'  l(ii;l.  JMüli..  —  Das  wcibl.  Gesdilecht  scheint 
vcui   dem    \V.    /,(„„;/  entlehnt  zu   sein. 

ire"  II  (/i-j  BO.;  W),  ,iro':  Fron.  pers.  1.  ero 
P  silv.  f.  Dat.  Sg.,  ihr.  allg.  —  2.  erjun  l>  silv.  PI. 
Gen.,  ihrer  BO.;  W.  hier  auch  an  der  Stelle  des  poss. 
Pron.  D'  ('lii)id  srlliDid  ini  \',tlrr  und  int  3Iitetcr 
folgen.  Schi  liciiid  c  Freid,  das  int  (iclti  und  int 
(rotte  [Paten]  xind  chon.     .Sclii  Hiitiiiiid   xrlio"  htng  in 


int   Bett.     .Dann    solle    alles   ir   guet   an    iro   vatter 
fallen.'  1565,  Landr.  Hennkberg  (Peterz.). 

Ahd.  irü,  im,  iru,  mild,  (ire),  ir.  Pas  Alem.  hat  die 
zweisilbige  Form  gerettet,  indem  es  schon  früh  (s.  Weinh. 
A.  Gr.  S.  457)  die  voc.  Endung  an  die  conson.  (schwache) 
-en  vertauschte.  Sehr  eigentümlich  ist,  dass  P  den  Sg.  und 
den  PI.  dissimiliert.  Dass  das  possess.  Pron.  PI.  durch  den 
Gen.  des  pers.  Pron.  vertreten  wird,  ist  alter  deutscher 
Sprachgebrauch  und  das  Ursprünglichere ;  es  muss  aber  gesagt 
werden,  dass  W  sich  auch  des  poss.  Pron.  daneben  bedient 

irene:  pers.  Pron.  PI.  Gen.  in  partitivem  S.,  ihrer, 
z.  B.  i.  drei  Bs.   —   Eine  Bildung  mit  redupl.  Fle.vion. 
Hans-Ier(i)  s.  Jerg.        lere  s.  Jere. 

Or  o")"GW.  n.:  1.  a)  das  Ohr  als  Teil  des  Kopfes. 
,Item  Einer  und  sein  Weib,  weil  sich  dieselbe  bei 
ihrer  Copulation  als  ein  reines  Meitle  mit  dem  Kranz 
eingestellt,  da  doch  die  Erfahrung  hernach  bezeuget, 
dass  es  eine  Braut  mit  4  Ohren  gewesen,  gebüsst.' 
Gli'r  1835.  Orc  wie  Chahisbletter,  grosse  S;  Z.  iSi"* 
ttf's  fitf-enesj  Or  legge,  zum  schlafen  Bs;  B;  Z.  D'  Ore 
lo  latnpe  [hangen  lassen],  verzagt,  erschrocken  sein 
ScH;  Z.  Das  Ohr  als  empfindliche  Stelle  für  Züch- 
tigung: Wart  i  will-dr  (Mues-dr?)  d'  Ore  Id,  IC)  fitö 
(und 's  Lebe  schenkej!  scherzhafte  Drohung,  an  Kinder 
gerichtet  A'.';  Bs;  G;  Z;  in  Ar  auch,  noch  scherz- 
hafter: d'  Haue-n-abore  für:  d'  Ore-n-ahhaue.  Ähnlich: 
Eini.  de  Chopf  ztriischrt  d'  Ore  setze  GrD.  (vgl.  nhd. 
Einem  den  Kopf  zuiin  hi  -ctz.'n).  D'  Orelire  [drehen, 
wickeln]  (und  's  Lihc  scliml.-cj  S.  Eim  d'  Ore  ilriije, 
strafen  B.  Uf  d'  Ore  yi,  züchtigen  B;  ausschelten. 
SuLGER.  Ebenso:  Eine"  bi-den  Ore  nii"  Aa;  Scii;  Z, 
oder  gröblich  bim  Söuörli  Aa.  D'  Oren  l"rlbe",  streng 
zurecht  weisen  Th.  Es  chitnnt-em  itm  d'  Oren  ume, 
er  muss  die  Polgen  tragen;  öfter  syn.  um  de  Chopf 
ume  Z.  Eim,  d'  Hut  iiber  d'  Oren  abe  zühe,  Einem 
das  Seinige  abzwingen.  Sulger.  De  Wolf  bi  'n  Ore 
ha^,  in  Verlegenheit  sein.  ebd.  ,Dä  Bur  muess-me' 
schlnt  's  bi-me  anderen  Or  packe,  sunst  redt  er  nit!' 
BWyss  1863.  Er  lie.'is-em  um-ene  Krüzer  dur''''  's  Or 
dtire  steche",  um  Geld  ist  er  Alles  zu  erleiden  bereit 
L;  S.  Zur  Bezeichnung  hohen  Grades:  bis  über  d' Ore 
in  Schidde  stecke"  Bs;  Sch;  -dinne  sl",  im  Pech  B; 
-  z'  tue"  ha"  B.  Dem  Tu  fei  es  Or  ab-laufe  Bs,  -renne 
Z,  -lüge,  -schwöre,  -schwätze,  übermässig,  unsinnig 
laufen  usw.  Esse",  bis  d'  Ore  gnapped  [wackeln],  un- 
mässig  Sch  Z.  Fresse",  dass  Eim  der  Sehmutz  [das 
Fett]  zu  den  Oren  itsse  flässt  Gr.  ,Er  nimmt,  bis  ihm 
die  Ohren  entfallen,  Atticus  moricus  panem  porrigit.' 
HospiN.  =  unersättlich,  gierig  bis  zum  Tod.  , Manns 
in  Aetolis  habet,  er  ist  ein  Gabenfresser:  er  näme,  biss 
ihm  die  Ohren  entfielen.'  Denzl.  1677.  1716.  Ohr  als 
wesentlicher  Bestandteil  eines  Ganzen.  ,Ein  Ohr  ab 
haben',  von  einem  Mädchen,  die  Unschuld  verloren, 
unehlich  geboren  haben  L;  Syn.  ,ein  Eisen  ab  haben'. 
Er  dräit  [dreht]  .itm  ü' schüft  es  Or  ab,  schwächt  es 
durch  grosse  Verluste.  Schild;  Siterm.  S.  noch  litzen. 
-  b)  das  Ohr  als  Organ  des  Gehörs  und  Sitz  des 
Verstandes.  D'  Ore  lilte-mer  [läuten,  klingen  mir], 
ich  ahne,  dass  man  von  mir  spricht  Bs;  B;  Sen;  S;  Z. 
Das  rechte  Ohr  läutet,  wenn  die  Eede  günstig  oder 
wahr  ist,  das  linke  im  entgegenges.  Fall  B;  Sen;  S;  Z. 
.Sclion  wieder  h.abt  ihr  mich  hinter  meinem  Bücken 
verhandelt,  nnd  das  linke  0.  hat  mir  geläntet.'  Gotth. 
JJiir*  d'  Ore  jiflfe,  gä,  durchdringenden  Ton  haben. 
Es  gillet-mer  d'  Ore  roll.     D'  Oren  alieiiaitdcre  mache 


413 


Ar,   er,  ir,  or,  ur 


414 


[zersiireiipcn]  B.  , Ohren  gelji'ir,  (ioliiir  Tu.  Was  mich 
nit  n"ijeit,  (hm  ijUien  i  >iid  Orc  —  hcl  ihr  Ciriitilelindihr 
g'seit.  .SiTKKM.  ,Üass  gnieiner  orten  gesandte  denen 
unniehwigen  lenten  so  vil  oliren  geben.'  ISfiS,  Ar 
Landteilungswirren.  Z'  Ore  lu,  Gehör  sehenken.  Si'kkng. 
D'  Ore  strecke  Gk,  sjiitse  GW.;  ScnSt.,  strüsse  S,  auf- 
merken. ,T>ie  Orcn  cntsehiehen'  [von  Verstopfung  be- 
freien], offnen.  liii.L,  Kcis  Or  er-schiUtc",  tun  als  ob 
man  nichts  hörte  (iuD.  Am  liii;/;ie,  am  bessere  Or  nild 
(fhöre,  nielit  beachten  wollen  L.  Er  liet  ä'  Orcn  am 
li)i<l(ien  FMeboge,  ist  unfolg.sam.  Stii.G.  ,Es  hilft  aber 
doch  nüt,  wan  in  aller  not  alle  Gottesforcht  hinder 
die  obren  gesebhvgen  [unbeachtet  gelassen]  wirf.'  Guon, 
Wint.  Ohr.  ,Mit  verachten  wirt  gfar  nit  verinitten. 
Hette  Abigail  desse  red  lassen  für  oren  [an  den  0. 
vorbei]  gan  und  nichts  zun  Sachen  than,  so  werend 
sy  alle  mit  einander  umkommen.'  LLav.  1584.  liim 
d'  Ore  bore,  zum  Gehorsam  zwingen  BSchw.  !'>•  han 
d'  Ore  nit  im  Sack  C)1ur.  Für  d'  Ore  eho,  zu  0.  kom- 
men Z.  Er  und  llsfij  Ore,  feine.  Sülger.  De  Wahl 
hat  Ore,  's  Fehl  Aiiye.  ebd.  Me  mnes  nid  (jen;/  überall 
d'  Ore  :iieche  ha,  Alles  wissen  wollen,  was  die  Leute 
schwatzen  B.  Z'  Ore  träge,  bringe,  berichten.  Sulüek, 
In  d'  Ore  chüschele  [flüstern]  B.  De  Staub  ro  den 
Ore  blase,  eindringlich  zureden,  tüchtig  ausschelten 
Gr;  Sch.  /  den  Ore  lige,  mit  Bitten  belästigen  B. 
,In  die  0.  bläuen',  oft  vorsagen;  zudringlich  bitten. 
fJi'LOER.  Eim  d'  Ore  melclie,  den  Fuchsschwanz  strei- 
chen, ebd.  Eim  d'  Ore  warm  mache,  in  Harnisch  brin- 
gen, ebd.  Chütiligi  Ore  ha,  leicht  zornig  werden,  ebd. 
Vor  Eueren  Ore  s'  rede,  mit  Züchten,  mit  Respekt; 
Formel  der  Entschuldigung,  wie  sonst  auch :  vor 
Eueren  Ercn.  ebd.  I  's  Orli  fasse,  hinder  's  Ö.  stecke. 
ebd.;  KiRcnuoFKR.  Hinder  's  Or  fd'  Ore)  u-e  lue  L;  S. 
Hinder  d'  Ore  stecke  Gl;  GW.;  S;  Z,  -schribe  GW.; 
SeiiSt. ;  W,  sich  Etwas  merken,  daran  denken  (eine 
Lehre  für  sich  selbst  daraus  zu  schöpfen  oder  um  es 
gegen  Andere  später  irgendwie  wieder  geltend  zu 
machen).  Er  hat  's  (dick,  füstdick)  hinder  den  ()., 
ist  .schlau  Aa;  Bs;  L;  GTa.;  ScnSt.  Troche  hinder 
den  0.  sl",  erwachsen,  verständig  Ap;  GrD. ;  nu  nild 
tr.  (noch  nassj  usw.,  noch  unreif  am  Verstand  GW.; 
ScnSt.;  S;  W;  Z.  Hinder  den  0.  füre  ne,  liinder  d'  0. 
grife,  erdenken,  ersinnen  B.  ,Diser  Mann  hat  die 
Wort  genommen  nicht  auss  Augustino.  sonder  hinder 
Jen  Ohren  herfür.'  ClSchob.  1695.  ,Er  nimmt  hinder 
den  Ohren  herfür  so  viel  als  er  wil',  ist  ein  Lügner. 
1702,  AKlingl.  S.  Mugg.  Hinder  den  0.  cnyg  sin, 
geizig  sein  GrD.  Hinder  den  O.  chratze,  bereuen. 
Si'LGER.  —  2.  Teil  von  Gerätschaften,  a)  (undurch- 
brochene) Handhabe  an  altmodischen  Katfeetassen 
GrO.  —  b)  umgelegte  Ecke  eines  Blattes  Papier, 
bcs,  in  einem  Buche  Z.  —  c)  Ecke  der  Pflug- 
schar, in  welche  die  Kiester  eingehängt  wird  Z. 
.Beide  Oren,  das  ist  die  riesteren  am  pfiuog,  biiiiv 
anres.'  Mal.  ,Bie  Ohren  oder  Flügel  des  Wegeisens.' 
1772,  Z  Anl.     ,Stil  und  Oren  des  Feldgcschirrs.-  ebd. 

.Uli.   nlimiin. 

Orli  n.:  eig.  Dim.  zu  Obigem.  8pcc.  1.  ein  in 
der  Gestalt  einem  Ohre  ähnliches  Gebäck,  dünn  aus- 
gewalzt und  in  Butter  gebacken,  aus  Eierteig  GTa.; 
Th.  Am  Funkensonntag  traktiert  der  Wirt  seine  Gäste 
gratis  mit  Örli  G.  Fasnachtküchlcin  GW.;  ZO.  Runder 
oder  viereckiger  Kuchen  Ap.  Pfannbrot,  an  welchem 
eine  Ecke  aufgestülpt  wird  OnPr.    S.  u.  Eier-,  Hasen-, 


Mihh-,  Mfisijrli.  —  2.  eine  .\rt  essbarer  Schwämme, 
welche  namentlich  in  magern  Wiesen  wachsen  ZWyla. 

—  3.  Name  einer  hervorstehenden  Felszacke  am  Sentis. 

—  4.  ,Ohrli  machen,  schänzlen,  trätzlen',  necken,  fop- 
pen, eig.  indem  man  dem  Andern  .Eselsohren'  vorhält. 
1702,  AKlingl. 

Eier-:  „kleine  Kuchen  aus  dünn  gewalztem  Teig 
mit  Eiern,  in  Butter  oder  Ol  gebacken  VOrte;"  AAFr. ; 
in  G  und  Z  an  der  Fasnacht  üblich,  aber  in  Z  ver- 
schieden von  den  (flachen)  sog.  Fasnachtchüechli;  ähn- 
lich wie  die  sog.  Chneublätz,  aber  feiner;  auch  grösser 
als  'trolti  li^i'Wiilztc]  ChüechU.  Si'''  ü/la"  [aufgehen, 
bildl.  sich  urnss  imirlicn]  toie  es  E.  L.  Vgl.  ,In  Kloster- 
schatteii  und  Xilwasser  gehen  die  Weiber  auf,  wie  das 
Eierküchlein  in  Anken.'  Klosters]).  B  1841.  hugymilch 
[geschwungener  Rahm]  mit  Eierörli  gibt  man  in  GRh. 
den. Kindern  am  Frühlingsfeste  (La'tare).  ,Auss  den 
eiern  machend  die  unseren  küechle,  eycr-  oder  milch- 
örle  genennt.'  Vogelb.  1557.  ,Eierörle,  laganum,  ein 
gattung  der  küeehlinen.'  Mal.  —  Oft  Eia-rörli  guspr. 
und  geschrieben;   ,Ejerrcerli'.    1781.  Balz. 

Esel-or=Or.3  6;  B;  Zg. 

Fisch-:  1.  Mu.schelschaalo  Nuw.  ,Conclia\  liseh- 
oren,  darein  die  maier  ir  färb  tuond.'  P'ris.  ;  M\l.  — 
'2.  ,Vischoren,  branchiie  [Kiemen].'  Mal. 

Herz -oren:  die  Vorkammern  oder  Ventrikel  des 
Herzens  von  Tieren;  von  den  alten  Metzgern  und 
Bauern  seltsamerweise  immer  weggeworfen  als  unge- 
niessbar  Z. 

Hasen-or,  -örli:  1.  ein  (iebäck,  eine  .\rt  dün- 
ner Kuchen,  in  der  Gestalt  ähnlich  einem  Hasencdir 
(je  zwei  fingorslange  und  zwei  Finger  breite  Riemen 
zsgebacken  und  eine  Ecke  eingebogen)  Bs;  Z.  „Hasen- 
öri,  ein  aufgeblasenes,  hohles,  in  Butter  gebackenes 
Backwerk  B."  .Itrium,  dünne  Kuchen,  Hasenöhrlein.' 
Den/.l.  1710.  —  2.  Name  versch.  Pflanzen:  a)  Eier- 
schwamm, gemeiner,  gelber  Ptift'erling,  agaricus  can- 
tharellus  B.  —  b)  gemeine  Haselwurz,  asarum  euro- 
paium  GW.  —  c)  Hasenohr,  bupleurum  ranunculoides 
It  Denzl.  1677.  1716;  Bauhin  1664;  Zwinger  1696; 
jetzt  Miis(en)örli.  —  d)  gemeine  Flockenblume,  cen- 
taurea  jacea  ScnwMa.  -  e)  gemeiner  Taubenkvopf, 
Pettel,  cucubalus  beben,  silene  tuberosa  B;  Gr;  LE. 

—  f)  Schweinsbrod,  Erdscheibe,  cyclamen  europajuni, 
spec.  die  Blüte  B;  Gl;  Gr;  GO.  u.  Eh.;  aScnw;  U.  — 
g)  Katzenpfötchen,  Ruhrkraut,  gnaphalium  dioicum 
BO.  —  h)  Bitterklee,  dreiblättrige  Zottenblunie,  me- 
nyanthes  trifoliata  Vw.  —  i)  Rapunzel.  Ragwurzel, 
phyteuma  spicatum  GT.  —  k)  Wiesensalbei,  salvia 
prat.  Z  (schwach  bezeugt).  —  1)  Ackerscabiose,  sca- 
biosa  arv.  Dürh. 

Bei  den  meisten  dieser  Pflanzen  (<■,  (/,  .,  </,  /,  l)  passen 
die  spärlich  am  Stengel  stehenden,  schmalen  und  hochragen- 
den Blätter,  hei  /  die  der  Blüten  wohl  zu  der  Vcrgleichung; 
h  heisst  auch  frz.  oreille  d'hnmme,  orolhUetta  (Jura),  l  auch 
Svhafofr,  und  darum  erscheint  Hatel  in  dem  Namen  Hitnrl- 
iriin:  für  h  und  J  als  blosses  Verderbniss  aus  Hoku.  Der 
Schwamm  n  heisst  auch  .Rehgeiss';  beide  Namen  werden  auf 
die  Farbe  des  Gewächses  anspielen,  auf  die  Gestalt  jedenfalls 
nur,  sufern  man  sich  dasselbe  nmgestürzt  denkt. 

Kappen-orcn:  die  an  einer  Mütze  zum  Schutz 
der  Ohren  angebrachten  seitlichen  Klappen  Z. 

Kapuzen-örli:  Mücke,  müclveniörmigc  Ragwurz, 
ophrys  myodes  G.     Auch   Kapuxmerli. 


415 


Ar.  er,  ir.  or.  ur 


416 


Lab-or:  1.  lang  herunter  hangendes,  weit  vom 
Kopf  abstehendes  0.  GTa.  Lnbui;  Lahl,  ein  Pferd 
von  F  Rasse  mit  breiter  Stirn  und  weit  aus  einander 
stehenden  liangenden  Ohren;  auch  als  Schimpfw.  = 
Tölpel  L.  —  2.  umgebogene  Ecke  eines  Blattes  in 
einem  Buch  als  Zeichen  Tu.  Syn.  Litz.  .Scherzh. 
ören  und  lahören,  Übers,  v.  ora  et  lahora!  [bete  und 
arbeite]  Th  Pi;pik.  —  „Lab-öri",  -öri  Ap,  Lapp-öri 
St'irw  m.:  1.  „Tier  mit  herunterhängendem  0.,  z.B. 
Hund,  Scliwein;  auch  von  Pferden,  die  ihre  Ohren 
schlecht  tragen."  In  Ap  auch  von  Menschen.  —  2.  ein- 
fältiger Mensch  Schw.  —  Hoch  s.  am-h  Lappi.  —  lab- 
örig,  -örig:  Adj.  zu  Lnbori  1.  —  Zu  Lub-,  Laiip-  vrI. 
lamjien,   hcnintprhangcn ;   .Lanipolir'. 

Leg-:  1.  n.  in  einem  Buche  gelegtes  ,Ohr'  als 
Lesezeichen  Tn;  ZWint.  Vgl.  Ör  ä  h)  u.  Eselör.  — 
2.  m.  (auch  Legori)  a)  maskierter  Narr,  Hanswurst, 
an  der  Fastnacht  Zr.Baar.  In  ZcÄgeri  ein  Maskierter, 
der  um  Weihnachten  und  Dreikonigstag  die  Legoren- 
siiigcr,  zwei  Knaben,  welche  einen  Stern  tragend  Lieder 
sangen  und  Gaben  sammelten,  begleitete  (hgorenlaufen) 
und  seine  Spässe  machte,  namentlich  die  Berufsarbeiten 
des  betr.  Hausbewohners  nachälfte,  sobald  jene  Beiden 
mit  ihrer  ernsten  Aufgabe  fertig  waren.  —  b)  Narr  im 
allg.  S.  Zc.  —  c)  der  Schellenunter  Zc.  —  d)  „Klatsch- 
base, Zuträger  LG." 

Kig.  muss  auch  bei  2.  ein  Ntr.  zu  Grunde  liegen,  welches 
danu,  gleich  den  possessiven  Comp,  aus  Adj.  und  Subst.  wie 
,Langohr',  persönliche  Bed.  annahm.  Legor  konnte  ein  Ohr 
bezeichnen,  welches  man  beliebig  an-  oder  herunter  ,legen' 
konnte,  wie  dgl.  an  Narrenmasken  vorkamen.  Oder  es  war 
geradezu  =  Lah-or,  heruutergclegtes.  hangendes  Ohr ;  dies 
als  Zeichen  der  Dummheit  betrachtet  und  dann  persönlich 
wie  Lahor.  Die  grossen  Ohren  mit  kleinen  Schellen  an  der 
Spitze  werden  au  der  obigen  Maske  bes.  erwähnt  und  cr- 
scheiuen  auch  an  dem  .Leger',  welcher  auf  dem  Banner  der 
.licscllen  vom  tollen  und  torecliten  Leben'    gemalt  ist. 

leg-oren:  1.  die  Ohren  legen.  .So  der  Hirz  seine 
oren  reckt,  so  sol  er  ein  überauss  scharpf  gehörd 
habi'u :  wo  sy  aber  leggorend.  so  sollend  sy  ganz 
ilunini  one  gehörd  sein.'  Tierb.  1563.  Syn.  die  0. 
litzen.  —  2.  „als  Harlequin  herumlaufen  Zo."  — 
8.  „ein  Geräusch  machen  z.  B.  mit  Plaudern,  Sprin- 
gen Z."  —  1.  -Neuigkeiten  zutragen,  um  sieh 
bei  Andern  einzuschmeicheln."  —  5.  „(unpers.)  ins 
Stocken  geraten,  hapern;  fehlschlagen  Z."  's  Wetter 
fad  a"  [fängt  an]  /.  De  Meie  [Monat  Mai]  vill  ganz  1. 
,Es  luit  glegohret.'  MUsteri.  —  0.  faseln,  lügen  Z. 
—  7.  trans.  betrügen.    Er  ist  g'legoret  reoräe  ZWint. 

1.  Legoren  statt  ,0.  legen'  setzt  ein  imperativ,  gebildetes 
pcrs.  Legar  voraus.  —  5.  6.  7.  beruhen  auf  dem  Übergang 
des  Begriffes  .Spässe  machen'  in  den  des  Gaukeins,  Schwan- 
kens und  des  Truges.  Freilich  lässt  namentlich  ö  auch  an 
bildliche  Auffassung  des  Hinunterlegens  der  Ohren  bei  Tieren, 
z.  B.  Pferden,  welche  ausreissen  wollen,  denken.  Auffällig 
bleibt  immerhin  beim  Subst.  und  beim  Vb.  (.ausser  1),  dass 
in  dieser  Zss.  von  der  im  Alem.  überwiegenden  Form  des 
Vorhalstammes  (mit  </;/,  aus  ijj)  Umgang  genommen  ist,  so 
dass  für  den  Gedanken  an  Ableitung  von  , Allegorie',  voraus- 
gesetzt, dass  in  alter  Zeit  in  Zug  dem  Schauspiel  dieser 
Name  gegeben  wurde,  oder  von  ,persona  allegorica',  falls 
der  die  Scenen  connnentierendc  und  die  Zwischenräume  aus- 
füllende Zwischenmann  einmal  so  benannt  wurde,  einiger 
H.iiim   bleibt. 

1/anip-or:  1.  n.  herab  liangendes  Ohr.  z.B.  von 
.lagilluiiiden.  Sclnveinen.    Es  said  vi"  San  der  andere: 


Lampiirl    -  2.  ,l)er  Lampor,  Haccus.  der  lanipächtige 
oren  hat.-  M.iL.   —   Vgl.  UO,-,  /.,iii,j-,  s,l,l,,(i,r;n: 

Lang-ürli:  Kuhnanie. 

Milch-:  Kuchen  ähnlich  den  Eicrurli  L;  Zg;  ZB. 
,Milchörle  (oder  eierörle),  kiiechle  die  aufgond  und 
ein  hole  habend  (wie  küssele),  laganum.'  Fris.  ;  Mal, 
,6  niilchöhrli,  11  Eieröhrli  uml  1  Kanten  mit  Wein.' 
Wintert.  Stadtbuch. 

Mungg-:  eine  kleine,  schwarze,  unansehnliche 
Person.  —  munggörlig:  schwärzlich  Sen. 

Muiiijijai  ist:  undeutlich  sprechen,  und  ohne  Zweifel  vwdt 
mit  mninjtfd,  dämmerig,  trübe.  Zwischen  WW.  für  Gesichts- 
und (ieliüiwahrnehnuingen  findet  vielfacher  Übergang  Statt; 
man  begreift  nur  nicht,  wie  gerade  das  Ohr  ins  Spiel  kommt; 
viell.  weil  mit  Stummheit  resp.  undeutlicher  Sprache  auch 
Taubheit  resp.  Schwerhörigkeit  sich  verbindet.  Vgl.  lat. 
surdvs,  taub,  lautlich  nahe  kommend  dem  lat.  sordidus  und 
dem  damit  vwdt.  deutschen  .schwarz'.  Dass  der  Name  Mungg 
für  das  Murmeltier  sich  je  der  Seh  Volksspr.  mitgeteilt  habe, 
ist  nicht  denkbar.      Vgl.  auch   das  syn.   munggetihrun. 

Müs-or:  1.  die  grösste  Fledermaus  L  (Feier- 
abend). —  2.  MfisÖrli:  .eine  Art  kleiner  Hohlküchlein, 
die  man  anderswo  in  der  Schweiz  Milch-  oder  Eierörli 
nennt.'  Sprenu.  Nach  S.  =  Mnsli(-KiieeliH),  Salbei- 
blätter in  Butter  gebacken.  —  3.  Name  v.  Pflanzen, 
a)  Sumpfschafgarbe,  weisser  Eainfarn,  achillea  ptar- 
mica  AAMuhen  —  wahrsch.  nur  durch  Verwechslung 
mit  gnaphaliuni.  —  b)  Hasenohr,  bupleurum  ranunc. 
et  stellatum  BO.  (Müsenürli).  —  c)  Ruhrkraut.  Himmel- 
fahrtsblume, gnaphalium  dioicum  B;  LE.  (Mi'isenöri). 
Audi  Hasenürli.  —  d)  Nagelkraut,  hieraciuin  iiilosella 
BO. ;  G;  .Musörlin,  pilasella.'  Schw  Arzn.  E.  XV.  Auch 
frz.  oreille  de  souris  (ratsj,  it.  orecchio  äi  topo.  — 
Guldeni  M.:  pomeranzenfarbenes  Habichtskraut,  hie- 
raciuin aurantiacum  (Durh.).  —  e)  echtes  Vergissmein- 
nicht,  luyosotis  pal.  Aa.  —  f)  Wegerich,  plantago  Aa 
(MüHLB.),  wahrsch.  pl.  lanceol.,  welche  auch  it.  oreecldo 
di  lepre  heisst. 

„Mutz-:  abgestutztes  Ohr;  Tier  mit  solchen 
Ohren."     Vgl.  Sttiti:-. 

Narren-:    Versehen,    als    Zeichen    von    Torheit. 
Zwingli  dankt  Gott,  dass  dem  Z  Gesandten  beim  Papst 
.ein  solch  narrenor  entfallen  sei.'  1526.  Egli  Act. 
—    Von  den   Ohren  an  der  Narrenkappe;   vgl.   Icgnr. 

Bären-örli:  1.  Gartenschlüsselbluine.  priniula 
auricula  GRh.  —  2.  gemeine  Schlüsselblume,  jirini. 
veris  (oftic.)  Aa.  .Baluster,  Bären-Ohrlciii.  Auriklen 
(Auricula  ursi)  sonsten  Händschelein  genannt.'  JCSri.z. 
1772.  —  Nach  St.  so  genannt  wegen  der  -Üiuliohkeit  mit 
Bärenobren.      Auch  it.   orecchlu  d'  orso. 

Pfaffen-  s.  Pf.-Börli. 

Sü-ör.  Ein'n  hini  Siiunr  nr,  verhaften,  einstecken 
Z.  Ein'n  am  Söuörü  ii('\  iluu  den  Meister  zeigen  Aa; 
Bs;  s.  Or  1  «. 

Schübel-m.:  ein  Ubelhörender  L;  Nnw.  in  ZStdt 
auch  Sehühel-örum,  in  Sch  -öri. 

Schaf-:  scabiosa  arvensis  Aa;  SB.     Syn.  Hasen-. 

Schümel- =  .Sie/««&e?ör  und  nur  daraus  entstellt 
mit  Anlehnung  an  ,Schimiuel'  'Ac. 

Schlotter-.  .Flaccidie  aures.  lampendo  oren. 
sclilotteroren.'  Fris.  ;  Mal.     Vgl.  Lamp-,  Lnli-. 

Schneggen-.  Wenn  ein  vorwitziges  Kind  fragt: 
Wa'  häm-mer  z'  L'nrmls?  [was  haben  wir  zu  Mittag?] 
so  antwortet  man:  Chrehschiitth'ti  ii.  Schneggenöre.  Sulc. 


417 


Ar,  L'v.  ii-,  Ol",  ur 


418 


SiiitZ"iL'c/hiT:  (-■ine  Art  Äplol  S  uA.     Vi,'!.  Achcr 

.Stil'el-iiri  ii. :   Kinfaltsiiiiisel  W. 

Ulis  VV.  :ils  iliui.  i;iMung  tiulKulasst  iiui};  ei!;,  bucli'nt.iii 
SU  ilumiii  wie  das  Ulir  (ilur  Zuüriiunirnl  uirics  StiDfolsy  Hoch 
lässt  es  sich  ;iui^li  als  lilussi;  Aljl.  iiacli  Amilugie  gewisser 
Lcliiiww.  aus  ileiii  l-al.   aiiffasseu. 

Stutz-or  111.:  ri'erd  mit  ijestutzten  Ohren.  .Kiii 
teutsclier  h!tutzohr,  un  courtaut  d'Alk'iiiivijfne.'  Du  la 
Colli  17:!U.    Vj,'l.  3Iitli-. 

VVi.ss-ur  n. :  Name  von  Kühen  uii4  /ie^cii  Av. 

nren:  bei  den  Olirou  reisseii,  als  /üclitigunt;'  Ii; 
F;  Sriiw;  U.  Einen  hnrc  [au  den  Haaren  reis.sen] 
und  on:  /■''  ore  dich  y'u'ils^,  v:enu  d'  nid  hörst  [aul- 
liiirstl !  Ds  Vre  mues-vw  brüvhc  hi  de  Oösc  Bliebe  BÖi. 
Bildl.  liart  initiiehiuen  z.  B.  ds  Gelt  o.,  viel  ausgeben 
BKi.  Dini.  örlen  s.  u.  —  ab-  s.  Vr  1  a.  8311.  d'  Ore 
ab-itra  Ar.  —  er-:  beolirfeigen  Gl.  -  „ver-geiss-: 
aus  Uiibedaclit  verlieren,  verscherzen,  verderben,  z.  B. 
you  Quack.salbern  )B."  —  Es  uniss  eine  bilill.  Meil.  vdii 
(lem-vr  zu  Grunde  h'egeu;  vidi,  eine  Beziehuii!,'  auf  den 
Teure),  der  oft  mit  der  Ziege  eomliiiiiert  wird.  Vgl.  miu/lni 
=  verderlMii. 

„Ürenell  =^  urcn  W."  —  Vi.n  der  iirspr.  srliwaeliell 
Form  des  Solist,   mlid.  Onln)  gebildet. 

Ürele.  Orle  GiiuVatz;  (iA..  oT..  O/vA  I;I0.,  Si.. 
tf'irk  Giil'r..  Örle  LE.  —  f.  —  (h-eli"  n.  Blla.: 
Ohrenwurni.     Sjn.  Oder;  Oroi-miKjcjlcr,  -nhjijeler. 

Creler  ZLaiign.,  ^Örler  LE."  111.:  dass.  -  Nhd. 
.Ohrliug-. 

Orete  i'.  l»as  üeis.seu  an  den  Ohren  als  Ziieli- 
tigung.  .Wie  viel  HaarrüpI'e,  Stiisse,  Olireten  es  da 
absetzte,  kann  Niemand  zählen.'  Gottii. 

üring,  Orlig  .s.  Öring. 

Öril  m.:  Geschl.-Naine  Z.  Walirscli.  nrspr.  (llier- 
namc  eines  LangOhrigen  oder  Hartliorigen.  Kin  Ori 
von  Z  war  durch  seinen  Reichtum  spriciiw.,  daher 
mf  vieiiiti,  er  war  de  rieh  0.  Sulger.  Ein  Pfarrer 
dieses  Namens  (ebd.)  schloss  seine  Predigten  mit  dem 
liebet:  0  Herr,  crhöri  diiicii  Ort! 

Halb-:  Einl'alt.spinsel.  Purin.  -  H.  li.  liall.linrig  == 
stuoipfsiiiiiig. 

Kue-:  dass.  Z. 

Kalber-  n.:  dass.  Z.  —  Das  u.  hier  nur  dun  h  t'ui- 
deutuug  auf  Ori  II  oder  mit  Bezug  auf  ein  Kind  odii-  W.ih. 

Lall-:  dass.  Si'teumstk.  —  ,Der  Icauiu  sprei-lini  N.iini.- 
Ygl.   Lau.   Narr. 

Lampen-:  Unideutung  und  Entstellung  von  Ti^m- 
percur,  mit  veräehtliclier  Anlehnung  an  Lainp-nr  Aa. 

■Läpp-:  einfältiger  Mensch  Sciivv     Vgl.  Liih-or. 
"  B0I-:   Ülielliiiriger.  8uli.;ek.  -  Nach  Anal.  v.  /!.,ll-a,„i 
gfilnldet. 

Buser-;  1.  Ruhrkraut,  Katzeiiplotcheii,  giiaidia- 
linin.  —  2.  Blumo  übh.  Heuel. 

Von  Iliu,  Katze,  weil  der  Sanieuhart  der  weil>l.  liliiteii 
an  die  Samiuetjifote  der  Katze  erinnert  (oder  wegen  der 
nizig(ai  Blätter).  Auch  //,«-•»-,  Mu>,-iirU.  Übrigens  seheint 
•Jan  W.  aus  euplnmisehen  Urüuden  in  die  Zss.  mit  ,K(dire' 
Übergesprungen  zu  sein. 

Schübel-:  Übclhöriger  oder  Taulier  SruSt.  Kr 
isl  cn  Seh.  SuTERM. 

.\ls  ob  er  einen  Üch'übd,    Pfropf,    in  den  Ohren   hätte': 

^'lii(bd-or.    Auch  Srhübcl  allein  kann  diese  persüul.  Bcd. 

Schweiz.  Idiutikuli.  I  3. 


Ori  II  II.:  1.  Handhabe  an  Korben.  Gelassen; 
Henkel;  von  der  einem  Oiirläppchen  ähnlichen  Gestalt 
Aa;  B;  Gl;  L;  Scu;  Z«;  ZDättl.,  0.  Gelte  [Zuber] 
mit  eim  [nur  einem]  Ö.!  rief  ein  Botticher  in  einem 
gewissen  Dorfe  seine  Kübel  [Eimer]  aus,  weil  das  Dorf 
dieses  W.  zum  Necknamen  trug.  ,Diota,  geschirr  mit 
zweyeii  ürenen  oder  handhaben.'  Fris.  ,Lingula  edo- 
lata,  ein  öre  wie  an  einer  gelten,  ein  klein  handhäblc.' 
Fris.;  Mal.  ,Das  sol  die  .stang  undenen  rtiereu,  so 
man  si  in  die  [beiden]  öri  [des  Zubers]  stosset.'  XIV., 
Scu  Stadtr.  —  2.  an  Werkzeugen  wie  Axt,  Sense, 
Hacke,  die  (der  des  Ohres  ähnliche)  Öffnung,  in  die 
der  Halm  oder  Griif  eingefügt  wird,  und  der  betr.  Teil 
des  Werkzeuges  im  Gegs.  zur  Schneide,  z.  B.  an  der 
Axt  der  Bücken,  mit  dem  geschlagen  (nicht  gehauen) 
wird  Aa  ;  B;  S.  Auch  die  oben  an  der  .Gerte'  des  Flegels 
mit  Nägeln  befestigte  hölzerne  Schlinge  Aa  (HijifiiiN). 
Nadelöhr  B^  Z.  —  3.  =  Or  2  b)  Scu. 

Achs-  Exdr  GRuVatz,  Agschenuri  Vi\tli.:  der  glatte 
obere  Teil  der  Axt.     Syn.  Ägschenhübe,  Hns. 

Gelten-:  Ohr  eines  Zubers  Z.  ,Lingula,  gelten- 
öhre.'  Denzl.  1677;  171t>. 

Schisshafen-:  Öhr  eines  Nachttopfs.  Seh.  iiuiehe, 
mit  in  die  Seite  gestützten  Annen  untätig  da  stehen  Tu. 

Biel-:  Beilöhr;  s.   Ädere  Sj).  Sti. 

ören,  neu-:  mit  einem  (neuen)  Ohr  versehen 
z.  1!.  Beil,  Sense  Aa;  „B;  L." 

(•ring  Öri()  m.:  1.  „der  Henkel  am  ledernen  lüe- 
nieii.  in  welchen  der  eiserne  Strang  oder  Zugstrick 
eingreift,  an  dem  die  Pferde  ziehen;  auch  jener  IJiemen 
selbst  L."  —  '2.  Henkel  an  einem  Gefäss  =  Öri  II 1. 
.Giildine  gschirr  und  fass  mit  iren  Öhringen.'  Tieeb. 
1.^G;^.  -  -  3.  Ohrfeige  Ar;  G,  auch  Örigs  G.  ,Orig'. 
E^rLEll.  1.570.  .Schweig,  eb  [ehe]  dir  ein  örig  werd!' 
BMancel.  .(Jolaphus,  ein  backenstreich,  schlappen 
oder  ein  öring.'  Fuis.  .Einem  ein  O.  geben.'  Mal. 
,Orig'.  AaL.  1604.  ,Hey,  wenn  mir  mein  Weibchen 
nochmalen  so  tut,  Ich  gib  ihr  ein  Örig.'  Bräuher  1779. 
Auch  bildl.  =  Schlag,  Schlappe.  ,Dise  lüt  .sind  nüt 
anders  begirig,  dann  wo  sy  uns  ein  öring  geben  möch- 
ten.' 1.5 '29,  Anseu.  ,Wie  ungelegen  es  den  beiden  Orten 
käme,  wenn  eines  ein  oring  empfangen  würde.'  1529, 
Strickl. 

Gebildet  wie  H(ä»i(n)<i,  P/enni(n)ij.  Oriy«  entw.  als  Geu.- 
Korm  zu  verstehen,  welche  bei  Ausdrücken  für  Züchtigung 
Indiebt  ist  (vgl.  Pumpis,  Filzin  usw.),  oder  als  Unideutung 
in  ein  .\dj.  ntr.  mit  -ö/  statt  -in,  -cn,  gleiclisani  etwas  das 
Ohr  Betreffendes. 

Öris  m.:  d'r  Hiiet  uff-ein  Ji'/'/.s  träije",  schief  auf 
der  Seite  BsStdt. 

Urspr.  eine  genetiv.  Adverbialbildung  (vgl.  cii/eiis  Sp.  116, 
iibcmiy'i  Sp.  158,  im  Sp.  4U8,  «"lireris,  quer  usf.),  dann 
umgedeutet  in  ein  Subst.  von  einer  der  MA.  sehr  (bes.  für 
einigermassen  scherzhafte  Benennung  der  Gegenstände)  ge- 
läufigen Bildung. 

örlen:  1.  (ein  wenig)  bei  den  Ohren  reissen,  Dim. 
von  ören  B;  GrD.,  Malans;  GA.,  eine  Ohrfeige  geben 
GuLandq.,  Chur,  in  die  Ohren  zwicken  B;  GnPr. ; 
({  oT.,  W.  In  B  heisst  aber  örlen  auch  eine  Freund- 
schaftsbezeugung. —  '2.  Örli,  Kierörli  backen  Ar; 
GoT.,  Ta.;  ZO. 

örlenen  =  ÖWen  i  OuVals.     Vgl.  örenen. 

Orling  „Örliy  =  Öring  3  Ar;  GEh."  -  .Ohrling' 
auch   bei    HsSachs. 


419 


Ar,  er.  ir.  or,  nr 


Oranf:  LoWL-nmavil,  aiilinhliium.  Bai'hin  16(i-4. 
,Cynofephaluii,  lierba,  Huii<lsknpf.  uraiit.-  Denzi,.  1Ö77; 
171(;.  —  Aus  iiilat.  uiyuniim,  rflaiizuiiii.  vun  versolüeilenci- 
Heil.      Nlif.   .iloiant'. 

ü.s-per-ori ereil :  Kinen  scharf  tadeln  Ndw.  -  Aus 

llcni    lat.  pcroiair. 

Kiroh-Öri  s.  K.-Höri. 

Ur  1  111.:  „Urochsf".  .1'»  Sibciital  und  in  dor 
Eivicr  daselbs  werdend  noch  die  stier  Uren  gcneniiit.- 
ÄuTsuHUDi  1538.  Vgl.  Alp.  1800,  112.  Ant.  Z  XU,  (jl. 
Mild,  ur,  un;  lat.  unu,  nlul.  Aucr-Oclise.  —  Nach  8t. 
wäre  der  Name  Uri  von  diesoiu  W.  gebildet,  aber  wenigstens 
Beziehung  auf  das  Wappen  dieses  Kantous  wird  abgeschnitten 
durch  ÄTschndi:  ,Es  sind  ouch  die  wilden  Uren  nit  glych 
gemäss  der  gestalt  des  wappens  des  lands  Uren,  so  eines 
Stierkopfs  form  hat.'  Uri  ist  wol  eher  mit  dorn  Adj.  «r  in 
Bez.  zu  setzen;  auch  dass  ein  junger  verschnittener  Stier 
Urncr  heisst,  kann  für  jene  Etym.   nichts  bcj[cisen. 

Ur  II  f.:  1.  stunde.  Daher  bei  Angabe  der  Tages- 
zeit in  der  ä.  Spr.  der  Plural,  wie  bei  frz.  lieure.  ,Uni 
drei  uren  nachmittag.'  15'24,  Absch.  ,Zu  8  uhron  22 
niinuten  noch  mittag.'  KDasyp.  1578.  ,Um  5  uhren.' 
AKvFF  1000.  ,Umb  einlif  uhren.'  G  Mandat  1011 ; 
(daneben :  .nachdem  es  ei4fe  geschlagen'.)  ,Umb  siben 
uhren  gegen  der  nacht.'  B  Mand.  1028.  ,Umb  vier 
uhren.'  Z  Mand.  1050.  ,Von  11  biss  gegen  4  uhren.' 
Hkut.  1058.  .Zwischen  9  und  10  Uhren  n.  M.'  JMüll. 
1001.  .Ich  schlief  diese  Nacht  von  Zehen  Uhren  ge- 
stern Abends  bis  um  Sieben  Uhren  diesen  Morgen.' 
Mise.  TiG.  1722.  Daher  dann  auch  wirklich:  ,die  ze- 
hende Uhr.'  1552,  Offn.  Wagenh.  Freilich  auch  mit 
versteinerter  Form:  ,um  Ein  Uhren.'  1715,  Z  Stadtger. 
.Welliche  so  lang  verharren,  dass  die  acht  uhren  sy 
uff  den  Zünften  erreichen  wurde.'  Z  Mand.  1650.  — 
2.  Uhr.  In  B  Staatsrechnung  zuerst  1575,  früher  das 
ZU.  Hafn.  1660  erwähnt  ,zeigende  und  Schlaguhren' 
auf  einem  Tor  ,teils  zur  Zierd,  teils  zur  Kombligkeit 
[Beciueralichkeit]  der  Burgeren,  so  in  den  Sommer- 
häusern sich  aufhalten.'  Sprichw.  EAA. :  .So  gewiss 
als  die  U.  schlagt.-  HPest.  1785.  Wenn  d'  Uren  all 
glich  schlacje"d,  d.  i.  niemals.  Sülg.  Mängi  Ur  zeiget 
änderst  und  schlöt  änderst,  ders.  Da'  ist  wie  en  Ur! 
so  pünktlich,  sicher  wiederkehrend  Z.  —  Mhd.  üre  = 
vrr,  höre,   stunde.      Aus  lat.   hora.     Vgl.    OrUL 

Hals-:  Uhr.  die  an  einer  Halskette  getragen  wurde. 
,Meinem  Beichtvater  sollen  die  fürnembsten  Dafelen 
[Wandgemälde]  sambt  dem  schlagendten  Hals-Urlin 
gegeben  werden.'    1058.  GFRn. 

Sack-:  Taschenuhr  Z.  Das  Z  Mandat  1793  ver- 
bietet .das  Tragen  mehr  als  einer  S.  für  Weibs-  sowohl 
als  Mannspersonen.'  —  versacküren:  1.  überlisten, 
liintergehen  UwE.  Syn.  rerhändlen.  —  2.  ruinieren 
LW.  VersacMreti  Eier,  in  den  Topf  geschlagene,  zu 
Slicrenauycn  (s.  d.)  LE. 

Bed.  1  wahrsch.  zu  verbinden  mit  der  nhd.  RA.  Einen 
in  die  Tasche  stecken  i.  S.  v.  leicht  mit  Einem  fertig  werden, 
ein  Spiel  mit  ihm  treiben,  ihn  bomeistern.  —  Bed.  2  wahrsch. 
cig.  zerbredien  wie  Eier,  welche  in  den  Topf  geschlagen  ge- 
wisserinassen  aussehen  wie  Sackuhren;  vgl.  umgekehrt  .Nürn- 
berger Ei'. 

Sumiswalder-:  eine  in  BSunüswald  verfertigte 
Art  Stockuhren  von  geschweifter  Gestalt. 

Sand-.  .Damit  der  Prediger  ein  Zeitmass  habe, 
war  ehedem  der  Gebrauch  von  S..  die  auf  Stunden 
berechnet  waren,  auf  Kanzeln  fast  allgemein,'  FmcK.. 


Kirchengebr.  Also  entsprechend  dem  Gebrauch  der 
Wasseruhren  auf  der  Kednerbühne  des  alten  Athen. 
,Wi)-si  g'sunge  hen,  so  chunt  der  Pfarr  itf  d'  Chande 
und  dreit  's  Stundeglas  und  rüttlet  's  etcenig  und  chlopft  '' 
druf  —  's  het  nit  iveUe  laufe.'  Hebkl.  Solche  sind 
noch  an  vielen  Orten  aus  der  frühern  Zeit  verbliehen 
und  werden  jetzt  etwa  als  Symbol  der  Vergänglichkeit 
betrachtet.  Auch  in  einem  Schulzimmer  des  alten 
Chorherrenstiftes  Z  befand  sich  bis  zur  Schleifung 
des  Gebäudes  (1840)  eine  vierfache,  welche  auch  die 
Viertelstunden  anzeigte.  Eine  erscheint  auch  im  In- 
ventar des  Musikcollegiums  Winterthur  lOOO. 

Senkel-:  Wanduhr  mit  herabhängenden  Gewich- 
ten. ,St.  Peter  [Kirche]  hat  in  dem  Turn  einen  Per- 
pendicul  oder  Senkeluhr.'  JEEscher  1092. 

Stock-:  Stand-,  Tisch-  oder  Federuhr  im  Gcgs. 
zu  '[Vund-  (Schif(ir:u-ähh'r-)  Ur,  Gewichtuhr,  Schcrzli, 
I  han  c  St.  im  Sud:,  eine  Taschenuhr,  die  stellen  ge- 
blieben ist,  stuckt. 

T6tcn-ür.  -ürli:  der  Holzwurm,  sphinx  atrojHis, 
anobium  pertinax,  dessen  dein  Ticken  einer  Uhr  ähn- 
liches Geräusch  im  Getäfer  der  Wand  als  Vorzeichen 
eines  nahen  Todesfalles  betrachtet  wird  Aa;  Bs;  L; 
Tu;  Z.  —  Syn.  Totchickir.  Nach  Cys.  aber  sagte  mau:  ,ilas 
Toggeli  [elbischcr  Zwerg]  schmidet'. 

Zit-:  pleonastische  Bildung,  da  auch  Zil  allein 
Uhr  bedeutet.  .Wurde  disputiert  under  zween  zeit- 
uhren,  welche  recht  zeige  und  schlahe.'  Wvss  1050. 
.Die  zeit-uhr  gehet  recht,  die  gericht  ist  nach  der 
sonn.'  ders.  1053. 

üren:  (unpers.)  Wie  miings  iird's?  welche  Stunde 
zeigt  die  UhrV  BE. 

Urler  m.:  Uhrenmacher  BS. 


nr,  -e(n),  -ig:  Adj.  u.  Adv.  1.  wild,  stürmisch 
Uw.  's  Wetter  ivird  ur,  's  iriU  urc  werde.  Im  Winter, 
ivenn  's  ure  macht.  Es  ist  fuil  [faul,  arg]  ure  (Wetter), 
trostloses  Regenwetter.  En  urne  Tay  Nnw.  --  2.  von 
menschlichem  Charakter  od.  Betragen :  unwirsch,  grob, 
unartig,  zornig.  De''  Mensch  hed  ure  'tä,  sich  wild 
geberdet  Ndw.  Dr  Vater  hed  ure  mid-mer  g'schmäld 
[gezankt],  ebd.  Das  ist  c  Mjvwf.'  Di"'  hed-mi  urc 
a'g'redt  Übw.  In  G ;  SchwM.  urig.  Syn.  tinmär,  un- 
artig. —  Ürni  f.:  anhaltend  schlechtes,  nasses  Wetter 
UwE. 

Vr  Lautnacbalimuug  des  Wilden,  Schaurigen,  Kaulion 
durch  den  dunkeln.  trUhen  Yoc.  und  den  schnarrenden  Oons. 
Vgl,  huriglcn  Sp,  1.51  ff.  An  den  einfachen  Stamm  konnte 
en  ans  der  Flexion  sich  .ansetzen,  -iij  ist  für  Adj.  u.  Adv. 
allenthalben  beliebt;  vgl.  «n-iy  Sp.  298.  Aus  dieser  Vci- 
gleichung  entspringt  übrigens  die  Möglichkeit,  dieses  ur  mit 
dem  glciclilautenden  Präf.  in  Verbindung  zu  bringen,  weldies 
zuweilen  verstärkende  Bed.  hat.  "Von  unserem  nr  vidi,  der 
Name  Uri  als  der  eines  rauben  Gebirgslandes,  und  CnV/i, 
Drirh,  Name  einer  wüsten  sumpfigen  Gegend. 

nr-:  betontes  Präf.  vor  Subst.  u.  Adj.,  eutsprechcurt  dem 
daraus  abgeschwächten  unbetonten  n--  vor  den  dazu  gehBrendcu 
Vben.  Vgl.  nhd.  ,Urlaub,  erlauben'  u.  a.  Es  gibt  aber  auch 
Übergänge  zwischen  beiden  Gestalten  des  Präf.;  vgl.  uhd. 
,urteilen'  als  Abi.  von  .Urteil'  statt  des  iilt.  crtcihn,  und  so 
kann  auch  statt  Abi.  von  einem  mit  rr-  zsgs.  Vb  Ableitung 
von  einem  liegriffsvwdten  Subst,  mit  ur-  angenommen  werden. 
Von  dieser  Art  scheint  .urbiittig'.  erbötig.  bei  Wurstiscn 
(1765  .urbietig')  u.  Striekl.  Act,,  nicht  von  ,er-bieten',  son- 
dern von  .urbot'.  Anerbictung.  So  mag  auch  noch  .ur- 
springeu-    statt    ,cr-'   oder  ,eut-spr.'  bei  EudMey.    Ifir.O    als 


I'il 


n-,  nr.     -  Arl).  erb.  irb.  orb,  urb 


42ä 


Abi.  \mi  iinjiriiir.  Ursiiruug,  jjodaclit  sein;  iuiliviJiiolli'  Vcr-. 
irniiig  aber  ist  ,iirkonimen',  zuliomincn,  statt  -oi-'  oil.  .über-' 
b.>i   Kdlibacli.    —    Zss.   (AM.)    Urbar,    Urbi: 

urech,  -i|af  s.  iirchen.  verurrt   s.  rcr-irreii 

8|i.  -110.  Ui-i  II.  s.  Hnri. 

ni'ibcl:    horribel.   zum  Entsetzen,  zum  Er.staunoii, 
meist  als  Verstärkungsadv.  ZWl..  S. 
ii  r  s.  üirer.  uer  s.  nf-licr. 

Uere  n.:  im  XIV.,  Name  eines  Bezirkes  voll  alten 
Cieinäuers  oberhalb  Klein-Basel.  Und  noch  jetzt  heissen 
im  benachbarten  Wiesental  Stein-  Uere"  längliche  Hau- 
fen Kcldstoine  in  fruchtbarem  Ackerfeld. 

Srhwoilicli    stei-kt    M'uir,    n.inini,    hinter  dorn   W. :    rlnr 

ri,(,;,(,     Willi.    S|l.     420. 

Uerieh  L;  Tii.  I'rrech  GStilt:  Z.  Urrch  Z.  TV//; 
m.  Taufn.,  Ulrich.  .Uorich'  häutig  im  X\l.  s.  l'elericlt 
Sp.  183. 


Arbe  BSi.;  FJ.;  GrD.,  Pr.  (z.  T.  dim.  Ärbcli);  GSa.; 
W  (Arhi,  dim.),  Arvf  B;  GRRh.;  Obw;  U,  nach  Ditrh. 
u.  St.  ,()rff  W,  Araf  Gr  und  Arfle'  -  f.:_l.  Arve, 
pinus  cenibra.  ,Auch  sol  kein  nachpur  nit  befuogt 
sein,  holz  und  schindla  noch  arbä  aus  unserm  gericht 
zuo  verkaufen.'  Oft'n.  Klosters.  .Desglichen  sind  ver- 
bannet: Eichen,  Arfen,  Kriesbäura  [usw.].'  1605,  Ldb. 
Gkrsau.  ,Das  wolriechende  Holz  des  Baumes,  wenn 
er  nicht  auf  zu  feuchtem  Grund  erwachsen  ist,  gilt 
für  beinahe  unverweslich.  Es  reisst  unter  dem  Hobel 
nicht  wie  dasjenige  der  übrigen  einheimischen  Pinus- 
artcn.  Seine  Verarbeitung  zu  den  niedlichen  Milch- 
gefässen  unserer  Hirten  ist  bekannt.  Zu  Schränken 
angewendet  hält  es  durch  seinen  eigentümlichen  Ge- 
ruch die  Motten  ab.'  JRWyss  1817.  Die  aus  der 
Frucht  gezogene  Milch  wird  als  ein  balsamisches 
Hülfsmittel  wider  die  hektischen  Krankheiten  ange- 
priesen. AH(iPFS.  Syn.  Krummholz,  Zirhelhaum.  Die 
Frucht:  Arhcn-,  Ar-zapfen;  Harzepfeli;  Arren-,  Zier- 
nüssU.  Der  Samen:  Biherli.  —  2.  Alpenzwerg- 
kiefer, Legföhre.  Krummholzfichte,  pinus  pumilio 
oder  p.  niughus  Uw;  U  (wo  p.  cemhra  nur  sehr  selten 
vorkommt).  Syn.  Arie.  —  3.  Kiefer,  Föhre,  pinus 
silv.  BE.;  aScnw;  Uw;  U.  Syn.  Chienhaum,  Fore, 
Tüle.  —  arbi",  arfi":  Adj.  dazu.  E)i  arhnnn  (ar- 
fntiu)  Stiiel,  es  arhis  Britt  GrD.  Das  Ntr.  auch  subst. 
=  Arbenholz.  —  Arvi  n.:  Gegend  an  der  B  Sausalp. 
die  ehemals  mit  Arven  besetzt  war. 

Arvr  »ag  mit  engl,  arroir  aus  ags.  areire,  earh,  got.  »rliriiinii. 
Pfeil,  zshangen.  Mhd.  findet  sich  arf,  Wurfspiess.  Zu  dem 
Wechsel  zw.  /  und  h  vgl.  m/er :  aüher. 

arben  GT.,  .arjfew'P  silv,,  ärhe  Tn:  1,  (refl.)  sich 
mühen  G;  Tu,  „Ich  mag  mich  dessen  nicht  arben." 
Syn,  sich  (g')ärbeten.  ,Si  arbete  sich  von  ir  vater  und 
mueter  für  glich  fingerli  [Fingerringe],'  1364,  Gfrd. 
—  2.  (intr.)  arbeiten  P.  /  han  lang  gearwod  far 
dich.  Schott.  -  ge-ärben,  g'ärbr  SchwE.;  ,LE.; 
Uw;  Z' =  (irhni  1.    Er  mag-si'''  ni'ul  g'ärbe   ScnwE. 

■Arben  ist  Rückbildung  aus  arbeten  und  zwar  aus  dessen 
rxe.  Pcif.  ij'arbctct,  zsgez.  g'arbel(l),  was  dann  von  einem 
einfachen  arben  zu  kommen  schien.  Doch  vgl.  auch  das  syn. 
varben,  ije-vilrben,  falls  dieses  nicht  blosse  Abweichung,  son- 
dern die  urspi-nugliehere  Form  wSre.  ~  Die  Orthographie  von 
S.-hotfs   Kiirrespondent  (der  aneh  feijen    für   ir.y/rn    srhreilitl 

»■(•der   khir  ikm'Ii   zuverlässig. 


ärber  s.  über  Sp.  39. 

Arbeit  ^Wi.«  Aa;  B&(ärpeß);  B;  Gl;  Gb;  L:  Ndw 
fiirbedj;  Obw  farbitj;  ScnSt.;  Tn;  Z,  ÄrbeJ  Ar;  (BHa.); 
PPo.  (auch  -eit);  GRefis,  Ta.;  Tn;  (Z)  —  f.:  1.  Mühe, 
Not,  Anstrengung,  Leiden,  Treiben.  Er  hihi  A.,  er 
wird  es  kaum  zu  Stande  bringen.  Er  hat  lang  demit  A. 
g'ha",  damit  zu  tun  gehabt,  namentlich  auch,  um  sich 
von  einer  Sache  (Krankheit,  Übel,  Wunde)  zu  befreien. 
Er  hat  scho  schüli'''  vil  A.  g'ha"  demit,  Umtriebe.  Es 
ist  emol  en  A.  g'si",  es  hat  Alles  i"  das  Amerika  inne 
u-elle"  Z.  Das  ist  aw''  en  A.!  Mühsal,  Plage,  z,  B. 
wenn  von  den  Hunden  die  Maulkörbe  sollen  getragen 
werden.  Eine  stehende  Verbindung  ist  Mile  und  A. 
(A.  ZO.)  (mit  Jmdm  haben).  Refl,  I''''  mikht-mi''''  nild 
der  Ä.  ha"  Ap,  Magst-di'''  iez  au''''  Ä.  ha?  wie  kannst 
du  dich  nur  darum  quälen?  ebd,  H,  Ä.ha"  milenand, 
mit  einander  prozessieren,  sich  herumschlagen,  auch 
bloss  scherzend  sich  necken  Z.  I"''  gan  {sen  [dessen]) 
in  Arbeten,  gehe  mit  der  Absicht  um, , . .  BHa.  ,Des 
[wovon,  woran]  min  herze  in  a.  lit  [liegt].'  HAm..  ,Unz 
daz  si  von  iren  arbeiten  kommt  [entbunden  ist].'  13.54, 
Strafr.  Baden.  ,In  hoifnung,  es  wurde  frid  und  ruob 
[Ruhe]  bringen  und  künftig  müeg  [Mühe]  und  erbet 
vermitten.'  1529,  Strickl.  —  2.  Tätigkeit  (wie  nhd.). 
allg.  Der  1.  Gott  hät-is  ds  Arbetli  g'segnet  Gl.  A. 
und  Spare"  macht  rieh  Chnecht.  Um  A.  sind  all  Ware" 
feil.  D'  A.  itf-em  Eugge  treit  de  Lön.  Sulg.  D'  A'. 
muess-es  mache  und  nild  's  Mul.  Tsch.  Das  icär  es 
Arbetli  für  dich,  eine  leichte,  angenehme  A.  Z.  — 
3.  die  Berufstätigkeit.  Uf-der  A.  sl",  seinem  Beruf 
nachgehend  ausserhalb  arbeiten  Z.  Die  grossen  Feld- 
arbeiten Bs.  —  4.  Gegenstand  der  Arbeit,  Ar- 
beitszeug, Arbeitsstoff  Ar.  Nimm  di"  A.  zur  Hand! 
Z.  Weibliche  Handarbeit  und  Unterricht  darin.  Iez 
hai-mer  A'rped.  Arbetli,  Strickzeug,  Näharbeit  Bs.  — 
5.  Arbeitsprodukt,  gefertigte  Gegenstände.  Gueti 
A.,  tili  Chunde".  Ineich.  Das  ist  kein  A. !  eig.  keine 
befriedigende  A.,  dann  allg.  =  das  geht  nicht  an  Gr; 
Syn.  G' schüft.  Iron.  das  ist  en  A.!  ein  Durcheinander. 
Wie  machst  en  A.!  Unordnung  durch  Abfälle  beim 
Arbeiten,  beim  Essen  usw,  Sch;  Z. 

Mhd.  ar(e)beit  und  auch  schon  erheit  mit  dem  Unil., 
welcher  durch  die  zu  -it  geschwächte  Ableitungssilbe  un- 
gehöriger Weise  bewirkt  wurde.  In  B.  Th,  Z  erscheinen 
die  Doppelformen  mit  und  ohne  Unil.  neben  einander,  doch 
mit  leichter  Differenzierung  der  Bed. ;  s.  d.  Beispiele. 

Un-:  niedrige,  verabscheute  A,  ,Zuc  Thomys 
muosten  sy  [die  Christensklaven]  alle  Unarbeit  tuen.' 
NGdldy  1536. 

Blauenten-  s.  Ent  Sp.  354. 

Fusel-.  i^.-A  i«ac7«',  geringe  Arbeiten  verrichten, 
das  Aschenbrödel  versehen  Bs.  —  F.  =  Auskchricbt, 
Etw.   von  geringer  Qualität. 

G'vättorli-:  leichte  A.;  A.  bei  deren  Ausführung 
man  keinen  rechten  Ernst  hat  walten  lassen  Z. 

Vetterli-:  Handeln  aus  vwdtschaftlicher  Rück- 
sicht Scn;  scherzhaft  auch:  Bäsi-A.  Pilger-KAL.  188'2. 
„Die  Handlungen  eines  Vctterli-Gcrichts,  parteiische 
Entscheidungen  Tu.'-    -   Vgl.   Viihriiii,-i.J!. 

„Flauder-,  Fläuder-:  eine  schlechte,  nur  ipben- 
hin  getane  A,  Gr;  L;  Z." 

Flurlinger-:  verkehrte  A.  Scu. 

Von  dem  benachbarten  Z  Dürfe  her  ln-naunt,  dessen  Be- 
wuhneru   man   in   Seh  allerlei  verkehrte  Streiehe  naehsagt. 


423 


Arl).  erb.  irb,  orb,  urb 


1-21 


Gäugeli-Arbeit:  einfältige  A.  .Scii.  —  (läuijij,!, 
Gäui/el,  närrischer,  zu  Possen  aufgelegter  Mensch. 

Gänggeli-:  leichtfertige  A.,  bei  der  die  Zeit  ver- 
trödelt wird.   —   Von  gänggekn. 

Güeter-:  landwirtschaftliehe  A.  Z. 

Steinhauer-:  schwere,  nur  langsam  einen  Erfolg 
zeigende  A.  Das  ist  iez  aw''  f  St.  mit  dem  Mensche''! 
er  hört  auf  keine  Ermahnungen  oder  Belehrungen  Z. 

Heiden-:  gewaltige,  höeh.st  schwierige  A.  —  ll,hh„- 
in  abstr.  vcr.stürkcnJor  Bcd. 

Knie-,  Chnü-:  Beten  Z. 

Krutter-:  widerwärtige  BsTherw. 

Viel),  für  Kmtlm-,  das  umi.  weil  eine  Alt  Fluch  ihiriu 
liegt,  umgehen  wollte,  an;,'i'li-liTit  an  ('luuirr,  alter  Mann, 
oft  geringschätzig. 

Li  echt-:  A.  bei  Licht,  bes.  im  Ggs.  zu  der  Arbeit 
im  Sommer,  da  alsdann  Abends  vielorts  kein  Liebt 
angezündet  wird  Z.     Anderw.  Kilt-. 

Lödeli-  ScH,  Lutter-  Z:  wenig  solide  A.,  die 
nicht  zshält.  -^  LikMi  Dim.  zu  loih",  Luniiu-n.  I.ikhh:,,. 
lotteren,  nicht  recht  zshangen,  scliwanken. 

Lumpen-:  A.  mit  der  Nichts  anzufangen  ist;  auch 
von  verwickelten,  widrigen  Angelegenheiten  Z. 

Lüs-:  A..  die  viel  Mühe,  besonders  Anstrengung 
der  Augen  kostet,  aber  wenig  Gewinn  abwirft  „L";  Z. 
Syn.  Lusetc. 

StNikolaus-  Santichlaus-  S,  StimicMaiis-  7,r,: 
vergebliche  oder  unnötige  A.  .Während  mancher 
sauern  Stunde  hatten  wir  für  den  StN.  gearbeitet.' 
Haktmann  1803.     Syn.  Bögr/cn-A. 

Vgl.  .travaillcr  pour  le  n.i  de  Trusse'.  StN.  liesorgt 
seine  Arbeiten  selbst. 

Bü-:  A.  bei  Neubauten,  im  Gegs.  zu  ,Kundon-A.'. 
die  sich  meist  auf  blosses  Flicken  beschränkt. 

Bochsel-,  Bossel-:  geräuschvolle,  müh.same  A.; 
rohe  Handlanger-A.,  untergeordnete  Dienste.  Bei  Man. 
in  obse.  S.  ,Von  arbeitsamen  lüten.  da  man  sagt:  Er 
mag  alles  creslcn,  oder  so  einer  alle  bossel-a.  und  was 
im  sein  hcrrschaft  zuomuotet,  zetuon  nit  scheucht.' 
TiERB.  150.'?.  .Wann  die  Biber  Nester  wollen  bawen. 
so  werfen  sie  einen  under  ihnen  an  Rucken,  laden 
zwischen  seine  Beine  Holz,  schleifen  ihn  damit  [usw.]; 
wo  ein  frömbder  under  ihnen,  der  müesse  herhalten 
und  ein  solche  Bochselarbeit  aussstehen.'  Oys.  UiOl. 
Über  den  nämlichen  Gegenstand  spricht  das  Tieho. 
1503:  ,Zuo  diser  bossel-a.,  als  ob  der  ligend  dardurch 
geschmächt  [würde].'  ,A11  iiochsel-a.  mustu  treiben,  do 
[die]  billich  zugehört  den  weibern.'  Wahksaher  107.5. 
,Es  sind  lüten  gnuog  zc  antwurten,  er  wird  sich  din 
nit  beladen,  wir  schlechten  schnydcr  und  schuomacher 
[wir  gleich.sam  seine  Handlanger]  wend  im  die  bossel- 
arbcit  wol  ussrichten  [die  gröbere  A.  für  ihn  tun].' 
Gyrr.  1523.  ,[Die  Mönche]  achtend  das  christcnlich 
füri)itt  aller  heiligen  für  ein  schlecht  posselarbeit.' 
Vab.    —    Von  hnch^hn  und  hr.mkn,   poltern,   klopfen. 

Böggen-:  A.,  bei  der  man  wie  beim  Bögyen  (mas- 
kiert hernm  laufen)  nur  Possen  treibt.     Vgl.  ßiiugeU-. 

Haschet-,  räscheli-:  kleine  Hand-A.,  bei  der 
wenig  ausgerichtet  wird  Z.  —  Jtii„-I„h„,  spieleuil  arbeiten. 

Büscheli-:  das  Her.stellen  von  Eeisigbündeln  GR. 

Pfoch-  Ap,  Pfüdis-  Ar:  Z:  garstige,  ekelhafte, 
verwünschte  A.    -    P/u.l,,  ,,ß„li.   Inter.ji.   des  Absehens. 


Pridesrichter-:  (scherzh.)  eine  Schlägerei  Seil; 
Z.     Syn.  StatthaUerwetter. 

Ross-:  übermässige  A.  Aa;  Z. 

Sou-,  Söu-  Z,  Seh  Win-  Gr:  schmutzige  A.  als 
Tätigkeit  od.  liederlich  ausgeführtes  Produkt  derselben. 

Schiss-:  sehr  flüchtige  od.  sehr  nnangonclniie  A., 
als  Tätigkeit  wie  als  Resultat  derselben  Z. 

Schlüderi-:  nachlässige  A.  Ndw.  —  s,hhi,l,y,n, 
schlecht  und  Lässig  arbeiten. 

Schnefel-.  ,Sic  zogen  aus,  er  mit  einem  JCorbe 
oder  irgend  einer  Sch.-A.'  Gottu.  —  .SV/m,/?, h,  v.iiiiitzen. 

Tag-:  gewöhnliche  Tage.s-A.,  im  Gegs.  zur  WiJ-A. 

Dur-:  Naeht-A.  Z. 

Von  ilü-i-,  durch.  In  Fabriken  wird  bei  Arbcitsauliäufuug 
oder   W.asseiinaugcl   die  ganze  Nacht  hindurch  gearbeitet. 

Dreckli-:  unsaubere  A.,  auch  langsame  A.  Scn.  — 
Im   letztern   S.   von   Jnckhii,   mit  Dr.  spielen;  vgl.   torggin. 

Wil-:  über  den  Feierabend  hinaus  sich  erstreckende 
oder  in  der  sonstigen  Ruhezeit  gemachte  A.  Z.  , Weil- 
arbeit mache  du  nirgends  keine,  die  Tagarbeit  ist  so 
schon  genug  für  dich;  denke  an  deine  Gesundheit  und 
greife  dich  nicht  zu  stark  an.'  (Vater  an  s.  Sohn  1810). 

So  benannt,  weil  nach  der  darauf  verwendeten  Zeit  (Weile) 
bezahlt  oder  von    Wil  i.   S.   von  Ruhe,  Feierabend. 

arbeitsclig  GrD.,  arifi-Bs;  L,  ärhj-,  erh,J- Ali; 
ZW.:  1.  voll  Arbeit,  Mühe,  äusserer  Not  und  Seclen- 
schmerz  (in  subj.  u.  obj.  S.);  arm,  armselig,  ge]dagt. 
unglücklich  ZW.  ,0  du  erbentseliger  künig!'  Ziei.v 
15'21.  ,Plagen  und  .strafungen  von  gott  und  auch 
mengerlei  crbeiseligkeit  [so  !].•  Strattl.  Chr.  XV.  M. 
.Was  arbeitseligen  tiers  (dings)  es  sei  nmb  ein  men- 
schen, der  nach  reichtag  [Reichtum]  .stellt.'  1531/1007, 
SiRACn.  .Gro.ssen  hunger  und  arbentseligkeit  liden.' 
1523,  Egli,  Act.  ,0b  etwar  so  arm  und  arbeitsälig 
sin  wurde,  das  [welcher,  oder  dass  er]  nützid  zuc 
gwünnen  oder  zu  verlieren  bette.'  Z  Mand.  15.30/10.50, 
,In  ein  Unglück  kommen,  in  arbeitsäligkeit  fallen.' 
Fris.;  Mal.  ,Diser  falsch  Samuel  trost  in  [den  Saul] 
nit,  sonder  macht  in  noch  arbeitseliger  als  er  schon 
was.'  LLav.  1569.  .Die  blödigkeit  und  arbeitseligkeit, 
die  allen  menschen  anhanget.'  HBrn,.  1507.  ,Arbcnd- 
seligkcit  und  ellendigkeit.'  ebd.  ,Wyl  sy  in  der  Be- 
kleidung so  a.  g.syn,  dass  er  keines  Wegs  glauben 
können,  dass  einer  unter  inen  solte  dyn  son  .syn.' 
JJBreit.  1010.  ,Sie  ist  gar  a.  auf  dem  Rabenstein  ge- 
richtet worden.'  ebd.  1031.  ,Es  ist  dennocht  ein  a.  ding 
[für  einen  armen  Pfarrer],  das  geistlich  brot  austeilen 
und  dornebend  das  irdisch  br.  kaufen  müssen.'  1051. 
SiniMPFR.  ,0  me  miseruni!  0  wie  bin  ich  so  a. !' 
Denzl.  1077;  1710.  .Es  ist  gar  ein  arbeitseliges  leben 
von  haus  zu  h.  zu  gehen  und  wo  man  dann  zu  herberg 
ist,  seinen  mund  nicht  dörfen  auftun.'  1707.  Sirach. 
,Es  habend  die  Uneinigkeiten  den  zustand  im  VeltHn 
fast  elendig  und  a.  gemacht.'  F  Sprecher  1772.  — 
2.  elend  im  moralischen  und  theologischen  S.,  ver- 
iliirben,  verkommen,  verblendet.  .Arbeitselge'  Leute 
nennt  Vaihax  die  nach  hohen,  einträglichen  Stellen 
strebenden  Geistlichen  und  ihre  Parteigänger,  weil  sie 
statt  hoher  Aufgaben  niedrige  Ziele  verfolgen.  ,Deii 
arbeitsäligen  lüten,  die  sich  selljs  umbbringend.'  JLLav. 
1500  =  , unglückhaften'  1670.  .Da  wir  glycb  an  an- 
deren sehen  könnend,  was  inen  übel  anstat.  so  sind 
wir  doch  so  a..    das    wir  es  an   uns  selbs  nit  sehend.' 


125 


Arl).  erb,  irb. 


ui-b 


I2G 


(Uts.  1584.  .Kill  a.-er  vei'Jurbeiier  uiciisch.'  Bi;ll. 
1597.  .Von  .syiie.s  lieilerliclien  und  arbeitsiiligen  ver- 
.sciffenen  Lebens  wegen.'  Ratsman.  Aarau  1C08.  .Nabal 
hatt  dise  ding  [die  das  irdische  Wolüsein  ausmachen] 
aUe,  aber  diewyl  ihm  an  Gottsforoht  manglet,  so  ist 
er  auch  hie  in  zyt  a.  gsyn.'  JLLav.  1584.  ,So  aber 
einer  so  a.  sein  wollte,  dass  er  seinen  Lidlohn  ver- 
zechen und  Wib  und  Kinder  nur  mit  andern  Leuten 
essen  lassen  wollte  .  .  .'  JJBreit.  1623.  ,Und  der- 
gleichen ding  noch  vil  brauchen  die  arbeitsäligen 
[dem  Aberglauben  ergebenen]  Leüt,  .sich  vor  gewalt, 
streich  und  schüss  zubowaren.'  Gweru  lGl(i.  .Sind 
(lerhalben  blind  die  arbeitseligcn  Juden,  die  nit  sehen 
wollen,  dass  der  Messias  schon  langest  kommen  seie.' 
Ml'i.i..  106.5.  ,Alle  feinde  deines  volks  sind  unweis, 
a.  und  torechter  dann  die  kinder.'  1707,  Weish.  — 
3.  gebrechlich,  verkrüppelt,  krank,  daher  arbeits- 
untauglich; auch  in  geistiger  Beziehung,  untüchtig 
Aa;  Bs;  L.  Er  cha"  Nut  me  verdiene",  er  iscli  e  ärbed- 
selige  Tropf  ßs.  ,Aegra  respublica,  ein  schwach  un 
a.  regiment,  das  nit  in  rechter  Ordnung  und  wesen 
ist.'  Fris.  ,Ein  gar  arbentseligs  und  doraehtigs  mensch.' 
Z  Spitalact.  1563  (auch  ,arben-s.').  , Diewyl  sunst  durch 
arbeitseligkeit  [Hinfälligkeit  od.  Gedächtnissschwiiche] 
der  menschen,  die  fürtreffenlicher  Sachen  bald  ver- 
gessen hat,  herrliche  Werke  Gottes  gar  verbuchend.' 
HBri.L.  1572.  Lt  L  Schulprot.  1578  wird  von  einem 
,knab,  der  etwas  a.  [ist]  und  etwas  flusses  hat',  An- 
steckung für  die,  so  in  der  Schule  neben  ihm  sitzen, 
befürchtet.  Mit  Bez.  auf  den  Lahmgeborenen  (Apost. 
3,2)  redet  JBrkit.  1642  ,von  einem  arbeitseligen  mann'. 
,Zu  einem  arbeitsöligen,  räudigen  gsellen'.  Souimpfr. 
1651.  ,l)ic  so  ihr  Vaterland  erreichten,  waren  so  a., 
dass  man  sie  zu  Freiburg  und  Bern  mit  Leiterwägen 
krank,  sterbend  heimführen  musste.'  Müll.  Schwz.-G. 
.Bärbel  Seh.,  eine  zehus  sitzend  tochter,  wegen  eines 
kurzen  arms  arbetselig.'  1G68,  HoiinREcnT.  ,In  dem 
StVcrenä-Bad  seind  den  ganzen  Sommer  hindurch 
Kranke  anzutreffen,  angeloffne,  aussätzige  und  sonsten 
ganz  arbeitselige  Personen.'  1702,  Hott. 

Selig  hier  nicht  wie  in  (loni  nilul.  arbeiimcW  mul  gleiih 
nhd.  «f/ti/,  sonilcru  wio  clif.  iiihcl.  {arhiuelii])  adj.  BilJmig 
auf  -i(j  zu  einem  vorauszusetzenden,  nach  Aual.  von  , Mühsal' 
gebildeten  Arhoitml. 

arbcit-sam:  1.  mühsam,  beschwerlich.  ,In  der 
wücste,  dem  arbeitsamen  land.'  1531/48,  Hosea  (=  ,ganz 
dürren'.  1067).  ,Aur  einen  arbeitsamen  schlipferigen 
weg  gib  dich  nit.'  1531/1707,  Siracii.  ,Allerloy  schwur 
nnd  a.  Geschütz,  darauss  in  die  weite  zeschiesson, 
tormentum.'  Mal.  (Geschütz,  dessen  Handhabung  und 
Transport  viel  Arbeit  verursacht.)  ,Müeyselige  und 
arbeitsame  Übungen.'  ders.  —  2.  zur  Arbeit  taug- 
lich, verwendet.  ,lhnen  helfen  mit  rösseren  und 
anderen  arbeitsamen  Tieren.'  1707,  Esdra,  d.  i.  mit 
Zug-  und  Lastvieh.  —  Für  a.  i.  mlid.  S.  ist  der  Vnlksspr. 
.iiiKemessener   tm-t-hlnn-  n.  n. 

arbeiten  arh-tr  Ai-K.;  GrD.,  ärheite  PP..  nrh'Jr  Ar 
{Gais  ürhede);  GnHe.,  Churw.;  G:  1.  intr.  a)  arbeiten. 
Di  G'schlde  und  d'  Nare  arheited  nüd,  nur  d'  Htdli- 
nare  arheited  Gl.  Wer  nid  schwitzt,  de"  söll-ine"  rlhe", 
wer  nid  arbeitet,  de"  söll-me''  trtbe".  Sülr.  ,Bim  A. 
irird  Alls  schöner,  nummc  [nur]  d'  Lüt  nit.'  Schild 
1873.  Der  Gletscher  arlieitct,  rückt  vor;  der  Teig 
arbeitet,  wenn  er  gälirt;  das  Kapital  mues-mer  a., 
nicht  zinslos  im  Kasten  liegen  B.     Eine  Last  schle]ipoii 


Gitb.  —  b)  Mülisal  erleiden.  .Komenil  lier  zuu  mir 
alle,  die  ir  arbeitend  und  beladen  sind.'  1530,  Mattua. 
(jetzt  ,die  ir  mühselig  seid').  ,Alle  beschwerten  und 
arbeitenden.'  Zwingli.  —  2.  refl.  sich  mühen  mit  Etw. 
Ar;  Gr;  GG.,  Ta.  Er  inag-si"''  ä.,  gibt  sich  Mühe  Ar. 
Als  subst.  Inf. :  er  ged  [gibt]-si'^''  ien  Ä.  ebd.  Bas  ist- 
mer  doch  en  Ä.!  ein  unruhiges  Treiben,  ebd.  Vor- 
wiegend in  verneinenden  Sätzen:  sich  nicht  dran 
kehren,  nicht  der  Mühe  wert  erachten.  Um  sürel 
nwcht-i'''-mi'-'''  nid  ä.  G.  8i  hind-si  nit  emnl  nriiessen 
ä.  az'chlojife  GSa.  Magst-di  iez  au  ä.?  Kv.  Auch 
unpcrs.:  es  mag-si  nüd  ä.,  lohnt  sich  nicht  der  Mühe 
Ar.  ,Sich  in  trüwen  zue  a.  und  zue  erzögen,  damit 
die  Sachen  sollent  zu  gueten  komoi.'  1462,  S  an  Aarau. 
.Die  .Jäger,  welche  sich  auch  a.  mit  gcschutz  wider 
recht,  sollen  angezeigt  werden.'  1492,  Kind  Urk.  ,Das 
du  under  einem  berichten  houptman  in  der  zahl  siner 
jungen  beiden  dich  arbeitest  (quod  sub  Glareani  signis 
mores).'  Zwingli.  , Wellend  [wollet]  üch  güetlichen  a., 
damit  üch  der  handel  ab  hals  komm.'  1521,  Abscii. 
,Das  aber  der  bapst  sich  a.  wirt,  das  fest  der  em- 
pfängnuss  abzetuen.'  Bossh.-Goldschm.  ,Hat  der  küng 
von  fr.  sich  heftig  gearbeitet,  ob  er  die  Eidtgnosseii 
möchte  vereinbaren.'  ebd.  ,Uns  in  semlichem  spann 
[Streit]  zuo  mueigen,  zuo  a.  und  zuo  beflyssen,  damit 
derselb  güetlieh  hingelegt  [werde].'  1530,  Abscii.  ,Ler 
deinen  sun  und  arbeit  (.bearbeit'.  1067)  dich  mit  im.' 
1531,  SiRACn.  .An  welchen  [Höfen  der  Fürsten]  man 
sich  alle  tag  erbeit  um  das  meum  et  tuum.'  Vad. 
,Fablen  und  sprüchwörtcr,  mit  welchen  man  sich  in 
Latinscher  nnd  Griechischer  spraach  viel  arbeitet' 
[übt;  vgl.  umgekehrt  ,sich  üben'  i.  S.  v.  ,sich  mühen']. 
VoGELii.  1557.  ,Dass  einer  einen  grossen  nutz  dervon 
[von  Fasanenzucht]  haben  mög,  wenn  er  sich  allein 
desse  a.  mag  und  sich  dessen  keinen  ko.sten  dauern 
lasst.'  ebd.  ,lch  meint  nit,  daz  sich  mein  vatter  der 
dingen  annäme,  oder  sich  deren  dingen  arbeiten  möchte.' 
Pris.  ,Sich  eins  dings  a.,  laborcm  capere;  sich  a..  mit 
allem  vermügen  helfen,  allen  fleiss  ankeeren,  einem 
ding  obliegen,  navare.'  Mal.  .Da  hat  sich  BuUinger 
treft'enlich  [angelegentlich]  gearbeitet  und  vorschaffet 
by  sinen  Herren,  dass  .sy  sich  der  Sach  angenommen.' 
LLav.  1576.  Syn.  sich  arben,  ärhen,  geärbeten,  ilrliigoi. 
Ärheten  aus  der  Form  Ärhct  des  Subst.;   s.  die  Aiiiii.  dort, 

-  Für  lied.  la  ist  wen-lin,  das  ältere,  vellisliiiiili.-lic  \V. ; 
s.   auch  schaffen. 

ni-:  (Holz)  spalten  und  aufschichten  Gl. 
er-:  1.  trans.  durch  vielen  Fleiss  zu  Stande  oder 
in  guten  Stand  bringen.     „Du  chaust  das  Guct  nit  e." 

—  2.  refl.  a)  sich  bemühen.  ,Wir  wellen  unsers  teils 
mit  hochem  flyss  uns  e.'  1527,  Absch.  —  b)  „sich  durch 
A.  abmühen,  entkräften,  seine  Gesundheit  dadurch  ge- 
fährden."   Auch  bei  Spreng. 

go-ärbeten  GrV.,  Untervatz;  L;  GG..  T.,  W.;  „Uw; 
Z",  y'ärhigen  GnSav.:  (refl.)  sich  bemühen.  I  mag- 
mi"''  nit  g'ä.  Er  mag-si''''  nit  g.,  as  [dass]  er  das  und 
das  tat.     I  han-mi"'  lang  g'ärbiget  dermit. 

Die  Endung  -uj  im  "Wechsel  mit  c^  wie  in  Ahiij  (S]!.  :)4) 
und  in  sehr  zahlreichen  Beispielen. 

abbin-,  nftm-arbeiten:  (refl.)  sich  durch  A.  von 
Kräften,  sich  hinunter  bringen  B.  Besser  si''''  ahivcrchen. 

hc-  pärbete:  (refl.)  sich  beschäftigen,  .sich  Mühe 
geben,  sich  an.strengen  Ap;  Th.  I  miicht-mi'''  ned 
b'iirliric,  nicht  bemühen  oder  ärgern  TiiBerg.    .Ich  hab 


427 


Arb.  ei'li,  ivb,  orl»,  iirb 


■II'^ 


mich  ouch  bearbeitet  mit  dem  scbreinerwerk.'  üvff 
1592.  .Welcher  hatt  ic  wöler  irrtumbe  usszerüten 
sich  bearbeitet.'  Kkssl.  ,Hii.beii  sich  ernstlich  be- 
arbeitet und  mit  mye  [Mühe]  die  Müli  erhalten  [ge- 
rettet].' RCys.  .Sollen  sie  allwegen  dahin  fürnehmlich 
sich  b.,  dass...'  Dortrecht.  Instr.  1718.  ,Dass  man 
sich  um  eine  saubere  Übersetzung  b.  solte.'  1066, 
JJHoTT.  ,Icli  will  mich  b.,  so  yil  ich  kann,  omnes 
nervös  explioabo.'  Hospin.  168.3.  .Der  befleisse  und 
bearbeite  sich  der  Weisheit.'  1707,  Wkish. 

Arbeiter  m.:  wie  nlul.;  spcc.  Handwerksleute  Gl: 
i  ha  d'  A.  Eniphat.  arbeitsamer  Mensch.  Em  A.  hilft 
Gott.  8i;lgf.r. 

Moderner  Ausdruck  für  1.  Wt-i-hnumn,  TttfjUiiur;  liumi- 
mrkmuinn,   liütül,  Prafvmomat;   0"Hell.    S.  flmiij,  Werchiiilen. 

Arte  f.:  Morgendämmerung.  An  der  Arbo  bin  i 
fort  P  (Schott.).  —  Walirsfh.  mit  Ülierganjr  von  /  in  ;• 
.aus  it.  titltfi. 

Arbis  s.  Erbis. 

Arbogast:  ,urspr.  Name  eines  tajifern  Kriegers, 
aber  auch  in  bäurischen  Kreisen  üblich  als  Benennung 
eines  kräftigen,  strengen  Arbeiters  auf  dorn  Fehle.' 
Si'REKG.   —   Ahd.  Personenn. 

Arbrest,  Arbrist,  Arbrisch  s.  Armbrust. 

Erb  1  11.  —  Plur.  ebenso:  1.  Lehen,  das  zu  erb- 
lichem Besitz  und  Nutzung  nach  Hofrecht  verliehen 
ist;  hofrechtliches  Erblehen;  ererbtes  und  vererbbares 
Grundeigentum.  .Dasselb  Gut  ist  Erbe  und  höret  nicht 
in  den  Hof.'  1'296.  Oifn.  Eschenz.  ,1  juchert  reben, 
die  erb  sint  von  unserm  gotzhus  jerlich  umb  zwen 
j)fenning.'  Zollikon  1377.  ,Und  versteht  sich  allwegen, 
wo  das  Wort  Erb  stallt,  dass  es  bedeuten  soll  ligende 
Stuck  und  Güter,  so  von  dem  Gottshus  von  eigentumb- 
licher  Gerechtigkeit  zu  Erb  oder  Erblehen  hailangend.' 
1600,  L.  Über  die  stehende  Formel  ,E.  und  Eigen' 
s.  auch  Sp.  146.  ,Wär,  das  ir  der  man  abgieng  on  lyb- 
erben,  hatt  er  eigen  oder  erbguet,  das  soll  sy  niessen 
ze  end  ir  wyl  [bis  ans  Ende  ihrer  Lebenszeit].'  Oifn. 
Brütte.v.  ,Des  gotzhuses  eigen  und  des  mannes  erb 
mag  niemant  versetzen  und  verkoufen  ane  des  gotz- 
huses band  [Bewilligung].'  Offn.  Tal>v.  1.572.  .Umb 
des  gottshus  eigen  u.  e.  sol  niemand  richten  dann  ein 
vogt  an  des  gottshus  .statt.'  ebd.  ,Wer  eigen  u.  e. 
ansprechen  wil,  der  sol  den  burgern  vertrösten  für 
10  Pf.'  1.501,  Freih.  Reukxsb.  ,Was  zwischen  den  vor- 
gen.  zilen  ertrichs  lit,  das  ist  der  [Leute]  von  Lucern 
e.  u.  eigen,  und  was  auch  dazwischcnd  gemeinwerchs 
lyt,  das  ist  des  gottshus  von  Lueern  eigen  und  hört 
zuo  der  genossen  eigen  u.  e.'  Offn.  Ki'sxacht.  In  dieser 
Verbindung  für  liegendes  Gut  übh.  ,Konipt  die  frow 
verdingot  zu  dem  man,  das  daz  ir  [ihr  fahrendes  Gut] 
.sölli  ligen  an  eigen  und  an  erb  [behandelt  werden 
solle  wie  liegendes  Gut].'  Offn.  Altorf  1439.  Daher 
hie  und  da  als  Flurn.  Gr  z.  B.  Name  einer  Alp,  an- 
geblich weil  dieselbe  nach  der  Sage  in  einer  Nacht 
zur  Zeit  der  Pest  sieben  Mal  geerbt,  also  zu  einem 
E.  y.ax"  ejoxV  wurde;  W  (Erbji);  Z.  —  2.  Erbschaft 
übh.  Allg.  ,Wo  das  nicht,  da  werden  auch  grosse 
Erb  vertan  mit  Schand  und  Leid.'  Bull.  1527.  ,Ex 
acadomia  vcnis,  du  bist  hoffärtig:  ich  meyn  es  sey  dir 
ein  erb  worden.'  Dexzl.  1677;  1716.  Im  S.  v.  , erben' 
sagt  das  L  Stadtr.  1700/6.5:  .Kinder  sollen  neben  der 
Eiteren  Geschwüsterten  zu  E.  gehen.  Es  E.  ixl-mn 
g'fttUa.  ihm  zu   Teil  geworden  Gr. 


Mlul.  trh,.  lu  Juni  Kreikaufsbrief  der  Knjjollj.  Tulloute 
vuu  14'22  taucht  auch  eine  dim.  gebildete  Abi.  ' Eihi  auf: 
,Die  erbe,  die  fallen  möchtin  [usw.].  Von  der  erbinen  wegen', 
durch  welche  eine  zweckmässige  Dissimilation  gegen  das  gleich- 
lautende Mase.  sich  erreichen  Hess. 

Erb  II 111.  —  Plur.  Erbe".  Vil  Erbe",  wenig  G'winn 
FMu.  D'  Schulde  sind  der  nächst  E.  Lacheti  [-ende] 
Erbe",  stiUi  Begrähnuss.  Niemer  stirbt  one  Erbe",  als 
wer  Nüd  kinderlöd  [lässt].  Vil  Erbe"  mache"  schmali 
Teil.  Wer  u-iU  ruejig  sterbe,  der  lö  [lasse]  sls  Guet 
de"  rechte"  Erlie".  Ineichen.  Über  die  Bed.  Erb  = 
Erbburger  s.  letzteres  W.  E.  erscheint  auch  als  Fa- 
milienn.,  so  in  Z.   —  Mhd.  erbe. 

ge-erb:  miterbend,  erbberechtigt.  ,Unsres  [des 
Fraumünsters]  Gottshuslüt  sint  genoss  und  g.  des 
Gottshuss  ze  S.  Gallen.'  XY.,  Z.  ,Sol  ers  [das  Grund- 
stück] bieten  in  die  Witreiti  [dem],  der  sin  genoss 
und  g.  sin.'  ebd.  .Die  einandern  genoss  und  g.  sind.' 
XV..  Oft'n.  Brütten.  .Wenn  die,  so  den  zins  geben 
müessent,  als  vil  darumb  erleggent,  als  der  in  kouft 
hat,  so  söUent  sy  des  g.  sye.'  Landr.  Henxeb.  1.565. 

Lehen-  ni.:  Erbe  eines  Erblehens.  ,Und  behan 
[behalte  ich]  mir  noch  niinen  lenerben  haran  [an 
einem  vergebenen  Mannlehen]  kein  recht  nie.'  Weissenb. 
1352. 

Not-:  pflichtteilberechtigter,  gesetzlich  nicht  zu 
übergehender  E.  ,So  sich  zutrüge,  dass  Jemand  ohne 
Hinterlassung  ehelicher  Leibs-  oder  Not-Erben  mit 
Tod  abgehen  wurde.'  ßs  LO.  1757.  —  Sui  i.  S.  v.  ,Nnt> 
wendigkeit.  Zwang'. 

erb-lich  er2)Ug  Av;  Bs;  FMu.,  erpli  Aa;  G;  Z: 
Adj.  1.  mit  Bez.  auf  Gut.  a)  von  Personen,  erbfähig. 
Ein  Kind  eli''''  und  e.  erchenne",  dem  Beklagten  als 
.ehe-,  erb-  und  erliches  K.  zuerkennen'  Z.  —  b)  von 
Sachen,  erblich.  ,Wir  tallüten  vermeinent,  dass  wir 
keine  erblinge  guter  haben  und  wir  nicht  ehrschätzig 
[abgabepflichtig  beim  Wechsel  der  Personen]  sigcnt.' 
1619,  Ouiv.  —  2.  mit  Bez.  auf  Krankheiten,  a)  von 
Personen :  für  Ansteckung  empfänglich  FMu.  —  b)  vou 
der  Krankheit,  ansteckend  Bs;  G;-  Z.  , Erbliche  krank- 
hcit  durch  anschouwung  eines  andern,  contagio  aspec- 
tus.'  Mal. 

.Erbling-  für  -lig  (-Uch)  durch  verfehlte  Vorhocbacutsi-bung 
nach  Analogie  der  vielen  Fälle,  wo  niuudart.  -ig  =  lul.  -(»;/. 

Erb-schaft:  wie  nhd.  EnE.  tuen,  eine  E.  machen 
GrD. 

erben  erpen  Gr:  1.  mit  Acc.  P.  Jemanden  be- 
erben, z.  B.  d'  Chind  erbed  de"  Vater  Z.  .Dazue  sol 
sich  nieman  partyen  oder  rotton,  doch  mit  vorbehalt- 
nuss,  wo  einer  sin  bruoder  oder  fründ  (so  er  zu  rächen 
oder  e.  hätte)  in  libs  nöten  säche.'    1567.  Kriegsord. 

—  2.  mit  Acc.  S.  a)  Etw.  rechtlich  erlangen.  ,Der 
vatter  erbt  des  suns  guot  ohne  abgang  oder  abzug.' 
Mal.  ,Wedrer  teil  [an  dem  angesetzten  Eechtstage] 
nit  kerne,  weltind  wir  dem  andern  lassen  recht  erpen', 
d.  i.  wenn  von  zwei  vorgeladenen  Parteien  die  eine 
auf  den  angesagten  Eechtstag  nicht  erscheint,  soll  die 
andere  das  Recht  haben  oder  bekommen.  —  b)  sich 
(eine  ansteckende  Krankheit)  zuziehen   Ai";  L;  G;  Z. 

—  3.  neutr.  Er  wott  go  erbe,  sagt  man  von  Einem, 
den  man  schnell  laufen  sieht  BSis.  Sprww.:  1'j.  macht 
kei  Blötcre  Gii;  L.  Wer  büt  nf's  E.,  chunnt  i  's  Ver- 
derbe Gl.  Wer  uf  '.<  E.  baut  vnd  iif  de  Mö''schi" 
gut,  chunnt  z'  friieh  oder  s' spät.  Stlu.     Wc  si'''  nf's 


429 


Arb.  erb.  irb,  orb,  urb 


E.  rerltit,  chiiiiiit  z'  fr.  oder  s' sp.  G;  Z.  Mc  (««ra.s 
iiid  itf  's  -fc'-  '""  hüae«.  .SiiLii. 

ge-erbt:  erbberechtigt.  1.5U1,  Wes.  Stailtr.  -  Nii;hl 
I'tc.  Pei-f.,  soiuluni   vou  Subst.  trebildut  wie  y.;(.:i/(   (s.  d.). 

erb:  anständig,  von  KleiiUnn.  wek'be  .•<icb  iiirer 
ilunkeln  Farbe  nach  zu  Halbtrauer  eignen  <1kI>.  Bas 
ist  recht  erbs  Zug  sunt  Üslrure. 

Aus  erüef,  crhcHt,  den  synk.  Formen  t'ür  (.'niiiii.  ii.  Siip. 
von  fi-Uir,  erbrr,  abstrahiert;   vgl.  in-urücn  aus    Vrhui-, 

erber,  erbest  s.  er-bar.        Erbet  s.  Arbeit. 

Erbis  Arbis  GrS.,  Ärbcs  FJ.,  Ärbis  GuGlar.,  übS.. 
Ärpsc  GuTschapp.,  Arps  Aa;  BM.;  Gl;  GKh.;  Z, 
E'rpse  ThHw.,  Ares  Ar  —  m.  Ndw,  sonst  f.:  1.  Erbse, 
pisuni.  ilie  Tflanze  und  die  Frucht.  In  ZZoU.  diejenige 
Porte  von  |ii.suni  sativum,  von  welcher  im  Gegs.  zu 
den  Chiifen  nur  die  Samen,  und  zwar  gedörrt,  ver- 
speist werden.  —  2.  Bohne,  phaseolus  GEh.  S.  auch 
die  Zssen.  —  Die  Form  des  Sg.  oft  in  coll.-plur.  S. 
Aa;Ai';  BM.;  GlH.;  S.  ,In  Schuhen,  vollgestopft  mit 
Krb».'  PcsTnEiKi.  ,3  miltt  erws.'  1831,  Eueinau.  ,Eot 
und  wiss  örbis.'  G  Küchenordn.  1495.  ,Erbs,  honen, 
linse'  als  Bestandteile  des  Grossen  Zehntens  aufgezählt. 
Absch.  1.525.  ,Die  erbs  also  unzeuget  [ungeschmalzt].' 
VoiiELB.  1557.  , Erbis,  bonen,  kicheren.'  Tiekb.  15G3. 
,Habcrn,  erbiss,  bonen,  linsen,  beiden.'  Guler  1610.  ,Le- 
gumen,  erbs,  bonen.'  Fris.  ,Es  sei  Wein,  Werch,  Bonen, 
Ärbs  auf  dem  Feld.'  1585,  Ap  Ldb.  ,Erbs'.  lül.5,  Egli 
.\ct.  ,Von  seinem  körn,  haber,  ärbs,  bonen.'  1651, 
ScHiMi'FR.  , Erbiss  oder  kiefern.'  GHeid.  1732.  Die  ein- 
zelne E.  wird  etwa  durch  das  Dini.  bezeichnet:  Äre.sJi 
Ar.  Er  j.sJ  de"  Büren  i  d'  Erbse  y' falle,  macht  sich 
verhasst.  SuteUm.  's  gcit  i  's  Heeren  [des  Pfarrers]  Erbs, 
wenn  ein  Schütze  die  Scheibe  verfehlt,  ebd.  Von  einem 
Blatternarbigen  heisst  es:  de  Tüfel  hed  Erbs  uf  'cm 
'trüschet  L,  oder  er  ist  i"  d'  Erbse  g' falle  Z.  Aus  der 
Stimme  der  Wildtaube  glaubt  man  zu  vernehmen,  dass 
sie  (nach  Soloturn)  auf  den  Markt  will  go  Erbs  chaufe". 
Schild.  Wie  man  sich  durch  Erbsen,  welche  in  den 
Augenhöhlen  einer  Eidechse  gelegen  haben,  das  Glück 
beim  Kegeln  sichern  kann,  s.  ebd.  3,  159.  —  Bildl.  dient 
die  Erbse  ihrer  Kleinheit,  tw.  auch  ihrer  runden  Form 
wegen  zur  Bezeichnung  geringer  Grösse  oder  Menge. 
/  ha  nummen  eren  E.  grö'is  g'nö  B.  CMi  icie  E. 
AABb.  .Einer  ärbiss  gross  zucker.'  Vogelb.  1557. 
.Einer  erbss  gross.'  XVII.,  B  Arzn.-B.  Scherzweise 
auf  kleine  Kinder  angewandt:  du  chhniE.  du,  channsch 
seimige!  B;  vgl.  Bon.  Syn.  Fisel,  Erbsenböncn.  S. 
auch  Stupfen,  stecken. 

Mhd.  unweiz,  ennciz,  erhiz,  ahd.  «iwicciz.  .Erwesseu'. 
l;!a6/144fi,  ZChr.  1399,  Lehenbr.  OGlatt.  ,Erwssen'.  4354, 
B  In^jcdsp.  ,Erws'.  1331,  Rheinau.  —  h  für  w  eine  Ver- 
härtung, welche  bes.  gern  nach  I  oder  r  eintritt;  vgl.  mui-b, 
harh,  clb  Sp.  187.  lu  Ares  ist  u'  ausgefallen.  Die  synk. 
Form  kämpft  z.  B.  bei  Heuslin  noch  mit  der  zweisilbigen. 
Die  Abi.  auf  -ciz  (vgl.  Ameise,  Ämeiza  Sp.  217)  in  einzelnen 
MAA.,  .allerdings  in  geschwächter  Form  mit  t,  das  un- 
echten Umlaut  bewirkte  (vgl.  Ärhet  aus  Arbit  für  Arbeil). 
bis  heute  erhalten. 

Ess-:  Früh-E.,  Zucker-E.,  pisum  sativum  Gl;  G 
oT.,  We.  —  Die  so  bezeichueteu  Sorteu  kiinucn  grün  ge- 
gessen  werden  und  werden  nicht  gediiiit. 

Allsesse"d  Ares:  dass.  Ar.  —  Sn  benannt,  weil 
auch  die  Schoten  davon  verspeist  werden.    Vgl.  AHsrjuctniri. 

Vogel-  versch.  Arten  der  Gattung  vicia,  Wicke. 
1.  vicia  cracca,  Vogelwicke  U.  —  2.  v.  sativa.  angebaute 


Wicke  LE.  —  3.  v.  sepium,  Heckenwicke  LE.;  G  oEh., 
T.     "    Man  füttert  mit  den    VoijderbsU  Taulieii. 

Feld-:  1.  Acker-E.,  p.  arvense  B.  —  2.  die  Saat-E., 
p.  sat.  Bs.  —  3.  Heckenwicke  GWyl. 

Fisol-:  E.  mit  essbaren  Hülsen  wie  die  Eiscl, 
pliaseolus  BSi.  Syn.  Ess-E. 

Früeh-:  frühe  Sorten,  die  mit  den  Hülsen  vor  der 
Eeife  der  Samen  gegessen    werden   Gr;  L;  GEh.;  Z. 

Fress-  =  J5ss-,  Chifel-E.  GlH.;  L;  GG.,  0. 

Gnet-:  Sorte  mit  essbaron  Hülsen  Z.    Syn.  Chdfen. 

AUsguet-:  „die  Kichererbsen,  p.  sat.,  weil  daran 
Alles  gut  zu  essen  ist  LG."  In  AaF.  tragen  frühe 
Zucker-E.  diesen  Namen. 

Hodel-:  pisum  sat.  GG..  S. 

Hock- i/of/(/- GWe.,  7/ot7,er- GrHc.:  kiicclicMde. 
Zwergbohne,  phaseol.  nanns.  Syn.  Uoclcercn,  llöckerli, 
Boden-E.,  Grüper. 

St Johanns-Erbsli  BBc.  —  Von  der  Zeit  iluer 
Keife   benauut. 

Choch-Erbs:  mit  den  Hülsen  als  Gemüse  ge- 
kochte E.  LE.;  GWe. 

Chifel-:  pis.  sat.  GlH.;  Uw.  -  E.,  deren  ''/,(/,/, 
Hülsen,  gegessen  werden. 

Kapuziner-:  rotblühemle  Windenljoline,  phas. 
vulg.,  mit  grossem  Samenkern  aSenw. 

Chrönli-:  Sorte  von  pis.  sat.  AABb. 

Maien-:  Zucker-E.,  pis.  .sat.  ZLunn.  —  A'ou  der 
Zeit  ihrer  Eeife  oder  Verwendbarkeit  her  benannt. 

Monet-:    Sorte,    welche  in  3  Monaten  reif  ist  Z. 

Grossniueter-:  Feuerbohne,  phas.  multiHorus  Z. 

Boden-:  Zwergbohne  GW. 

Plump-:  die  Saubohne,  vicia  faba  GBuchs.  — 
Ihrer  dicken  Hülsen  wegen  so  benauut. 

Brockel-:  Stangen-,  Windenbohne,  plias.  vulg. 
Bs;  L;  Z. 

Eingcl-:  die  eigentliche  B.,  pis.  sat.,  im  (igs.  zu 
E.  schlechthin  (s.  o.)  BSigr.  —  Den  Namen  hallen  ilir 
die  Rauken  zugezogen. 

Eorschacher-:  Sorte  von  pis.  sat.  Glili. 

E  oss-  =  Grossmueter-E.  G  oEh. 

Die  Zss.  bedeutet  eine  geringere,  gWiliere,  uneclite  .Vit 
(vgl.  z.  B.  Rosschümmi).  die  für  Pferde,  nicht  für  den  Men- 
schen, taugt. 

Eüti-:   Platt-E.,  lathyrus  sativus  BSi.;  LE.;  Uw. 

So  genannt,  weil  sie  meistens  auf  Rüteneii  (frisch  ge- 
reuteten  Grundstücken)  gesät  wurde. 

Schleck-:  Zuekererbse,  pis.  sat.  GEh. 

Schwaben-Erbsli:  getrocknete  Erbsen,  von  hau- 
sierenden Schwaben  zu  uns  gebracht  Bs;  Z. 

Speck-Erbs:  pis.  sat.  GSa.  Syn.  Speck-Chifel. 
—  So  benannt,  weil  sie  als  GiMuüse  zum  Speck  zu  dienen 
haben. 

Stiegel- -Ai'K.;  Gn  oHe.,  Stickel-GRHü.;  GÜ., 
Eh.,  Stichel-  S:  1.  phas.  vulg.,  an  Stangen  (Stiegele, 
Sticket)  gezogene  Bohnen,  im  Ggs.  zu  Boden-E.  Syn. 
Stickelbone.  —  2.  eine  bes.  Art  E.  mit  essbarer  Hülse 
S.  .Stich  cl-Erws'  [gebraucht  zur  Bewirtung  des  Zin- 
sers]. Offn.  BuocHS. 

Dräj-  Dräi-,  Treij-  BöG.:  Windenbohne,  phas. 
vulg.  —  Von  den  sich  um  die  Stange  windenden,  .drehenden' 
Stengeln   benauut. 


431 


Alb.  ei'b.  ii'li.  (irli.  iirli 


AViil.SL-li-Erb.s:  !5tan!,'üiibuhue ,  plias.  vulg.  Av; 
GKli..  T.  .l'isuiii,  crbs.  wiilscherbs ;  Tragus  teutscht 
es  Kicheren.  Siuilax  horteiisis,  walscliorbs,  wiilscli- 
boncii.'  Fius. 

Wind-;  Staiig-eiibohue,  phas.  vulg.  VOrte;  Gl; 
(iiJ'r. ;    G;    Z.     Syn.  SUckd-E.   —   \un  wlmkn,  raukcu. 

Wiss-:  pis.  sat.  GIMi.  In  coUekt.  t>. :  ,I)arnacli 
ain  wiiscrbs,  abgesotten  visch  [etc.].'  G  Küchenordn. 
ll'.l.i.  Syn.  Ess-E.  —  You  Uur  wcissuu  l'arlic  der  Uliitcu 
lioriannt. 

Zucker-:  1.  jii.s.  sat.  Aa;  GneuT.;  Z.  .Zucker- 
erwiss',  Äpfel,  Kirschen  usw.  zur  Bcwirtliuiig  Tor- 
iiehincr  Gaste.  15s  XIV.  —  2.  Coufekt  aus  Mehl  uml 
Zucker  in  Gestalt  und  Grösse  wie  Erbsen  Z.  ,Der 
Magen  hat  sein  gewüsses  Miiss,  darüber  iluu  nüt  wei- 
ters einzubringen  und  sollten  es  gleich  sein  lauter 
Zuckerorbsli  und  Binienzelten.'  lüoS,  JBkkit. 

Züri^''-Erbsli:  pis.  sat.  ScnwMa. 

Ziser-Erbs.  ,Hat  kernlin,  wie  die  cisererbiss 
dick.'  TiEKii.   1563.    —   Yun  lat.   <-ie<r. 

erbsen:  Erbsen  pflanzen.  ,Den  ij.  April  hat  man 
auch  geerbset.'  M.\A(i  1787. 

erbslen:  ein  Kinderspiel,  bei  welchem  Erbsen 
nach  einem  Grübchen,  als  Ziel,  hingekugelt  werden  GA. 

Erbscre  f.:  Stück  Land,  wo  Erbsen  angepHanzt 
sind  BöÜ.;  ^LE."  —  St.  sehreilit  in  ilcr  1.  Aiill.  A',-(.«.7r. 
Über  die  AbleitHngsendung  -m    s.   Hial.   iii).  'J'Jl. 

lerb  s.  Järb. 

Orblig  s.   Urlatih.         Urbe  s.    UrbC. 

Urbau  Urhe(U)  Bs;  ^n\;  SenwE.,  VrU  L:  1.  Per- 
sonenn.  —  2.  Käme  und  Tag  (2ö.  Mai)  des  Heiligen. 
■StUrban,  sagt-  Agricola,  setzten  unsere  Alten  an  die 
.Stelle  des  Bacchus  zum  Pfleger  des  Weins.  StU.  ist 
der  Nitus-  und  der  Wftay  FMu.  .Pankraz  und  U. 
idme  liegen,  folgt  ein  grosser  Weinsegen'  SGr.  (hrhujcd 
ijerii  iri".s(7/c.  SuLd.).  StU.  ist  du'''  en  Wdield.  Suni. 
M'eiin  's  a  StU.  schön  tsc/(,  so  (jit  's  vil  Wi".  Schild 
18üU.  Die  Ehre,  bes.  Weinheiliger  zu  sein,  teilt  StU. 
mit  den  Heiligen  Nikolaus,  Medardus,  Barnabas,  Vitus, 
10(1(1(1  lütter  und  Johannes,  deren  Gedenktage  alle  in 
ilen  Brachmonat  fallen,  d.  h.  in  die  wichtige  Zeit  der 
Traubenblüte.  Als  Weiuheiliger  ist  StU.  auch  der 
Schutzpatron  der  Winzer.  Aber  auch  zum  Getreide- 
und  lleusegen  wird  er  in  Beziehung  gebracht,  wenn 
auch  ■/..  T.  nur  in  neg.  Bed.  Uf  StU.  ist  d'  Frucht 
('s  UhiiriiJ  weder  t/rute  nu'''  cerdorhe,  d.  h.  man  kann 
über  den  Ausfall  der  Getreideernte  daunzumal  noch 
nichts  Entschiedenes  sagen.  Ineichen;  Sul«.  ,Danket 
StU.  dem  Herrn,  denn  er  gibt  der  Frucht  den  Kern.' 
ZUliw.  Wie  's  Wetter  um  StU.,  so  im  Heuet.  Ixeuh. 
.Was  Pankraz  und  Servaz  (12.  u.  13.  Mai)  übrig  lässt, 
dem  gibt  Urbanus  gar  den  Rest,'  Si'lg.  Unanständig 
aber  trelVend  sagt  man:  der  Urbe  het  hit  d' Nuse 
ij'rumjift  und  het  in  die  eigne  Hose  'brunzt,  d.  i.  hat 
sich  durch  Beg'cn  an  seinem  Festtage  selber  um  den 
Herb.stsegen  gebracht  Bs.  —  3.  als  Ausruf  der  Un- 
gliiubigkeit  bei  Übertreibung:  o   Urbe!  Sc«. 

VVemi  im  Sarg.mserland  das  Bild  des  h.  U.  am  25.  Mai 
in  den  Bnmuou  getaucht  wild,  so  geschah  es  urspr.,  wie 
aiml"i;i'  fiebiäuchc  bei  Kriihlingsfestcn  an  a.  0.,  um  einen 
Kcgcnzaubcr  zu  bewirken.  In  Bs  wurde  It  Schweizci'b.  ISli) 
die  l'rliansbildsänlc  auf  einem  der  Stadtbrunnen  festlich  ge- 
kleidet, mit  Blumen  gcsflimückt.  und   ihr  in  jede  Hand  ein 


Glas    n(ti;n    und    weissen    Weiues    gegelieii;    am    Festnmlile 
Abends   winde  dem  Heiligen  das  Wachstuui  für  das  laufende 
Jahr  emiifulilen.     In  Nürnberg  wurde  der  StUfhanstag  uoch 
im  XVII.  durch  eiuen  Umzug  gefeiert,  in   welchem  StU.  als 
Betiunkener  die  Hanjitpersun  spielte.  Fromm.  YI,  8  f.  Regnete 
es  au  eiucm  Tage  des  Umzugs,    so  wurde  der  Repräsentant 
des  Heiligen  in  einen  Wassertrog  geworfen.    ,StU.'s  Plag'  be- 
deutete:  Trunkenheit,  durch  übermässiges  Trinken  erzeugte 
Podagra,  und  ein  hitüigos  Fieber.    Daher  dann  auch  die  Yer-     ' 
wunschung  hei  GvKaisersberg:    ,dass    dich  StUihaus  Plag!'     i 
Manche  Spuren  deuten  auf  einen  alten  Hott  des  Weins  und     i 
der  Früchte,  wohl  Wuotan.     Andere  hiefür  sprechende  lic-    ( 
brauche  bei  Wolf,  Beitr.   II,   HO  f. 

U'i'Lar,  Urber,  Über,  Urbe"  L  (m.);  Ndw,  Orte" 
in,  ZZoll.,  Urbüri  n.  Scnw:  1.  amtliches  Verzeich- 
niss  von  Gütern  und  Gebäuden  der  betr.  Sehublner 
und  Beschreibung  der  ziiisptliclitigen  Liegenschaften, 
des  Jahresertrages  an  Naturalien  oder  Geld.  Auch  . 
die  Aufzeichnung  über  andere  herrschaftliche  Rechte. 
Im  erstem  S.  noch  in  Kanzleispr.  ,Die  buossen,  wie 
die  da  je  ertailt  werdent  und  das  urbarbuoch  zuogibt.' 
1101,  üft'n.  EuEiNAr.  Ein  Rechtspruch  des  selben 
Klosters  149()  wird  ,in  das  klein  urberli  (in  einer  an- 
dern Abschrift  ,ubcrli')  geschriben.'  .Die  kildiengüeter 
und  järlieh  gefäll  in  ein  urber  zuosainnien  verscliriben.' 
1528.  Z  Mand.  ,Sino  [des  Abts]  urbar  und  rödel.'  1529, 
Stuickl.  ,Die  Früclitzins,  so  in  den  Urbern  begrift'en 
siiit.'  1530,  Z.  ,I)er  Urber  der  kilchen  Hünwyl.'  1530. 
.Der  alte  Urbar.'  1U02,  Mey.  Wetz. ;  vgl.  ebd.  1533:  ,cincn 
permcntin  Urbar.'  ,Auch  soll  man  zwen  urber  lian.' 
XVI./XVU.,  Bossn.-GoLDSi'iiM.  ,In  den  Urben  unserer 
gn.  Herren  verzeichnet,'  1700,  GBuclis.  , Einen  wol 
gformirten  nüwen  Urben,  und  ist  dieses  nüw  geniacliteu 
urbers  bestätigung.'  ebd.  --  2.  jirivatc  Aufzeicli- 
nungen  des  Gläubigers,  in  welchen  der  Kapitalwert 
eines  Grundstückes,  das  haftende  Gut,  die  ,Vorstände' 
(frühere  Hypotheken),  Datum  usw.  enthalten  sind; 
solchen  wird  vor  Gericht  Beweiskraft  zugeschrieben 
Ndw.  —  3.  amtliches  Vcrzeichniss,  Register  üb h. 
z.  B.  d'  Chillcn-Orbc",  Vcrzeichniss  der  Plätze  in  der 
Kirche  ZZoll. 

Mhd.  urb.ii-  f.  n.  u.,  siiwehl  das  einen  Ertrag  ..iliärinde' 
lir\iiidstiick,  als  dieser  Krtrag;  von  hrmn,  tragen.  l>er  Teu 
liegt  wie  hei  allen  Nominalzuss.  mit  ur-  (uud  wie  noch  im 
uhd.  Ad.j.  ,urhar',  fruchtbar)  auf  dem  Präf.,  und  zwar  su 
stark,  dass  iu  Folge  davon  die  Stammsilbe  ihren  vollen  Aue. 
verlor:  Urlicr,  woraus  dann  Urbv  werden  konnte;  vgl.  trh 
Sp.  429.  Uilmii  aber  ist  aus  der  latinisierten  Form  m- 
liiirnim   Verkürzt. 

Gegen-:  t'opie  eines  LTrbars  zum  iJehufe  der  C'on- 
trolierung  der  Verwaltungsbeamtcii.  .Item  dass  ouch 
gegenurber  gemacht  werdint  alles  inkommeiis,  damit 
man  von  eiin  sclialfncr  gewisse  rechnung  haben  iniige.' 
1520,  Aiiscn. 

Schlaf-:  vormals  in  B  ein  L'.,  welches  im  Ardiiv 
der  Zünfte  deponiert  blieb,  während  ein  gleiclilautendes 
Dojipel  dem  Seckelmcister  zum  Gebraueli  diente.  Lt 
Absch.  V.  J.  1532  sollte  auf  der  Jahrrechnung  zu  IJailen 
das  Urbar  gegen  dem  Sclil.-U.  verlesen  werden.  Vgl. 
das  Folg. 

Das  deponierte  Urbar  wird  als  ein  ruhig  liegendes,  selila- 
fendes  bezeichnet.  Dazu  die  sonderbare  Glosse  von  .lliGrimiii 
178G:   ,Urbar  bedeutet  ein  Schlafbuch.' 

!-'ehlief-.  .Sehlüff-Urbar'  heisst  ein  U.  der  Stifts- 
kamiiierei  L  v.  J.  1050.  —  Yen  sdilafm,  sililüßn,  sich 
verbergen,   oder   eher  nur  Sehveibrebler   für   ,Schlaf-'. 


433 


Alb    iirlt.    Arbs-iirlis.    ArcU-iircli 


431 


in-lirben:  finverb^bon,  tVstwurzelu  hissen.  Gottii. 
.Man  hat  Zeit,  eins  naoli  dem  andern  dem  Hause 
einzmirbon.'  ,Wo  der  Glaube  eingeurbet  ist,  dass  die 
Zeit  gewonnen  sei.'  ,Den  Leichtsinn  kennte  sie  nicht 
la.ssen,  der  war  eingeurbet,  die  Liebe  aber  neu.' 

Hoch  wohl  vom  ob.  Vrlic,  Urliar,  also  cig.  Etw.  als  feste 
llnliiniig    anfiiehiiieii,    es  ffleielisam    in  ein    Urliar  einti-agcn. 

Urblet,  Urblat,  Urblig  s.    Urlaub. 


l'h-bs,  erbsen  s.  Erhis  Sp.  429. 
Erbsele"  Aa;  G,  (■'rhsrjQ  „Ap;  VOrtk;  S;"  B;  Nnw; 
Z,  rf-  Aa;  UwE.;  Z(t,  ■«-  Bs;  aSciiw,  Ärhschele  Aa, 
EbselcAx,  ÖrhselcLHa.,  Öbsele  Z,  Ürbsele  SonSt., 
Üerbsele  TiiTäg.,  Ihsele  VOrte,  Ibschele  LB.,  W.; 
Obw;  U;  obige  Formen  auch  dim.  gewendet  -('  und 
mit  -Bir(i)  zsgs.,  auch  mit  Sur-;  ,Erbsich':  Sauer- 
dorn, berberis  vulg.,  eine  wegen  der  säuerlichen  Blätter 
und  Früchte  bei  Kindern  und  Ziegen  beliebte  Pflanze. 
deren  Holz  zu  Rechenzähnen  und  Schuhzwecken  dient. 
Er  macht  es  G'sicht,  tvie  irenn-er  Urbsekberi  i/'esse 
hau  ZWald.  .Somen  von  erbseleukörnern.'  Vocelb. 
1557.  ,Die  Erbselen,  Erbselcnstaud,  oxyacairtha.'  Mal. 
,Saurach  oder  Erbsich.'  Tierb.  1563.  ,Disen  dorn- 
stauden  mit  seinen  Beerlein  nennet  man  Versing. 
Erbsal  und  Saurach,  seines  Essiggeschmacks  halben.' 
Bock  1584.  , Berberis,  erbselenstaud;  erbseien.'  Denzl. 
1677;  1716.  , Erbselen,  berberis.  Erbselenstaud,  oxya- 
cantha.'  Nov.  Vestib.  1692.  .Wer  nur  Schlechen,  Erb- 
selen und  Hecken-Beeren  isset.'  SLutz  1732.  ,Wie 
sauer  die  E.'  Herzbrech.  Fred.  1759.  Als  Abt  Kuno, 
von  den  Appenzellem  1407  bezwungen,  von  seinem 
Zufluchtsorte  nach  StGallen  heimkehrte,  spottete  das 
Volk:  er  habe  in  Wyl  nur  Erbselentrank  getrunken; 
nun  werde  man  ihm  in  G  Most  oder  Wein  geben. 

Obige  Formen  entstellt  aus  dem  lat.  hcrherU.  tw.  mit 
Anlehnung  an  Erhuc  und  Ürhui  Ihwlc  (mit  ausgei'alleneni  r) 
ist  eig.  ^  Ü(r)bsele.  Die  Endung  -ich  in  .Erbsich'  ist  dii 
iHii  Pflanzen  so  häufige  Abi, 

Sür-Erbseler,  -Öbseler:  saurer  Wein  Z. 

Spöttisch  nach  den  .Erbselenbeeren'  benannt,  ans  ivelclii  ii 
Essig  gezogen  wird.      Vgl.   Sür-rebis»er. 

Ürbselen  s.  Erbsden.  Ürbsi,  Ürbseli.  Irbsi 
s.  GiiHm. 


Al'Cll  f.:  1.  ..die  A'"ürbrücke  samnit  doiii  .Tudi  der- 
selben LE."  St.''.  Brüekenjoch.  Aus  lis  XIV. 
wissen  wir,  dass  Buden  und  eine  Kapolle  auf  den 
Archen  der  Rheinbrücke  standen.  —  2.  Befestigung 
der  Ufer  durch  Wehren.  ,Und  vahet  der  twing  an 
by  den  Archen  zuo  dem  estor.'  1363,  Off'n.  Birjiensd. 
,So  beschwert  gniein  hof  [im  Rheintal]  grösslieh  der 
fachen  und  ärchen,  euch  wuerungen  im  Ein,  also  dass 
etlicb  herren  im  Rin  ärch,  fach  und  wüerungen  ma- 
chen.' Strickl.  1529.  Unter  Archen  versteht  man  It 
Vcrkommniss  über  den  Bau  der  L  Wolhauserbrücke 
von  1576  ,Steinkrätten'  zur  Befestigung  der  Webren. 
—  3.  das  Schiff  Noä.  Vij"-(le.r  Arclt  Noe  her.  Eine 
(Öppis)  iis-der  A.  N.,  alt;  altfränkisch;  Syn.  iis-em Ä.  T. 

Über  dieses  W.  s.  Ire  Sp.  38S.  Viell.  ist  dasselbe  in 
der  Beschwerde  der  Kheiiitaler  nicht  syn.  mit  2,  sondern 
bedeutet  wie  im  Bair.   Einwand  ungen  zum  Fischfang. 

.\rchelei  s.  ArlccU. 
Schweiz.  Idiotikuu.  I,  3. 


Archiatcr:  erster  Stadtiirzt.  wchhcr  mit  seinfin 
Adjunkten,  dem  l'oUater,  im  Spital  die  innerliclie  lie- 
handlung  aller,  auch  der  chirurgischen.  Kranken  zu 
besorgen  hatte,  während  dem  , Stadtschnittarzt'  und 
dem  ,Spitalarzt'  das  rein  Chirurgische  oblag  und  zwar 
bis  zum  Übergang  des  Kantonsspitals  an  die  Pro- 
fessoren  der   inzwischen  gegründeten  Hochschule    Z. 

Archier  s.  Arschier. 

Archiv  n. :  kleine  Nische  in  der  Wand  unter  dem 
Stubeiiofen.  in  welcher  eine  Truhe  mit  Wertsachen, 
namentlich  Wertschriften,  aufbewahrt  wird  BS.  —  Der 
Ausdruck  auf  rrivatverhältnisse  angewendet  wie  Urtii-,  Urbar 
Sp.   i-i-i. 

irclliir.  aus  feinem  Weissleder  bestehend.  ,I)as 
kain  frowenbild  kainen  wissen  nach  irchin  Überschlag 
über  den  rihon  [Fussrücken]  an  den  schuochen  tragen 
soll.'  Kessl.  ,Diss  pfiaster  uf  ein  yrchi  löder  gestrichen.' 
Ruep  1.5.54. 

Zu  dem  Snbst.  InJi,  nihd.  Ircl,.  rrd,,  abd.  inil, ;  dies 
von  lat.  kirous,  Bock. 

Orch  s.   Uelerich  Sp.  183. 

nrclieii  1)  urchi"  Aa  («-');  BsStdt;  Schw;  Z  (».'  t.  ", 
t.  -);  ü'-  SoH,  ue-  G;  Th,  0-  ZO.  2)  urchi  BsLd;  Sc;n 
Stdt;  ScHwE.,  Jirjc/w' TnTägerw.  3)  iirchiy  BsLd;  B; 
Gl;  GT.,  Ta.;  Schw;  S  (Schild);  Th;  Zb;  Z,  o-  ZO. 
4)  ürig  Gr,  m*-  S,  ue-  S  nJ.,  ü^-  und  urr-  Bs,  nrf;ch 
oBs,  urch  Spremg  —  Comp,  ürchner,  Superl.  ürchst 
(scherzh.y)  Z:  1.  rein,  un vermischt,  unverfälscht; 
von  Stoffen,  bes.  Wasser,  Wein,  Milch,  doch  auch  von 
festen,  wie  Getreide  und  Mehl,  Heu,  Metall  Aa;  Bs; 
BBrisl.;  Gr;  Seh;  STh. ;  Z.  Syn.  ldti(/,  pur.  Urirj 
Wasser  trinke  Bs.  's  Kafi  urche  trinke,  ohne  Milch 
oder  Zucker  Z.  Orche  Zucker.  Stutz.  Nei,  eusre  Beck 
macht  doch  efanr/e  Brod:  es  ist  ml  Sei  fast  o.  Gerste- 
mel!  ebd.  Me"  cha"  de  .jung  Chle  nid  urche  hirte  [den 
Kühen  als  Futter  geben,  weil  er  bläht].  I'''  trinke 
lieber  urchni  Milch  oder  d'  Milch  lieber  urche.  Urchne 
Wl.  iirrhes  U'a.f.-icr  Z.  Die  urche  Milch,  die  Milch 
isl  iirrtie.  aucli  iirchigi  Milch  Z.  En  urige  Wald,  tcu 
d'  Siinn  iiit  cucchmmt  [also  dicht,  von  keinen  lichten 
Stellen  unterbrochen].  LFDorn  1843.  ,Und  sol  das  brot 
nit  von  urichera  roggen  sin;  es  sol  von  bederlei  körn 
sin.'  Rheinau.  Fisch.  1259.  .Ein  urich  gülden  crüz', 
von  lauterem  Gold.  1357,  Königspeld.  Kirchenschatz. 
.Vinum  submerum,  schier  urche  wein,  darin  wenig 
Wasser  ist.  Columna  solida,  urche  oder  lauter  guldin. 
Crater  auro  solidus,  urchin  guldin.'  Fbis.;  Mal.  ,Rein 
und  urche.'  JJBreit.  1639.  , Eitel,  lauter,  urche,  ganz, 
pur,  rein,  nierus,  sincerus,  purus,  putus.'  Red.  1662. 
.\uch  von  geistigen  Dingen:  .Damit  der  bystand  des 
Herren  in  unserem  herzen  sich  erzeige  fyn  urche;  was 
wir  tuend,  dass  es  der  Herr  getan  habe  fyn  selbs.... 
dass  Er  uns  trybe  zu  allem  gueten  mit  urchenem  hei- 
ligem trib.'  JJBreit.  1620.  ,Die  urchene  und  bare 
Wahrheit.-  Ulr.  1727.  ,Si  redend  weder  urche  Tütsch 
noch  luter  Keltisch.'  1656,  Red.  ,Wenn  die  qualit. 
Bed.  ,rein'  in  die  quantit.  von  .lauter,  bloss,  aus- 
schliesslich, gänzlich'  übergeht,  so  wird  das  W.  oft 
adv.  (unflektiert)  gebraucht  i.  S.  von  ,Nichts  als . . ., 
nur'.  Neben  fV/fi-s  ist)  urchne  Wi  (dieser  Wein  ist 
rein)  gilt  daher,  wenig  verschieden,  doch  nicht  ganz 
gleichbed.,  das  ist  urche  (Adv.)  Wl,  dieser  Stott'  ist 
Nichts  als  W.;  neben  urchni  Milcli:  urche  gueti  Milch 


436 


Arcli,  ereil,  irch,  orch,  urcll.  —  Anl.  enl.  inl.  nr.l.  iinl 


Z.  I)&'  Wi  int  run  iirchc  röte  Trübe  Z.  Urip  Rots, 
lauter  blaue  Trauben;  urig  Buebe,  lauter  männliche 
Nachkommenschaft  Bs.  Urche  Bire,  Birnen  ohne  Zu- 
satz von  Äpfeln,  zum  Mosten.  Vom  Produkt  kann 
gesagt  werden:  Da  ist  urche  Biremost,  nichts  An- 
deres als  Birnenmost,  während  urchne  oder  urchige 
B.  bedeuten  würde:  unverfälschter  B.  Der  Unter- 
schied tritt  noch  heller  ins  Licht  in  Fällen  wie: 
urche  Weghtege  [Cichorien]  zum  Kofi  ne"  Z,  wo  nicht 
die  Qualität  der  Cichorien  [urchni  oder  urchigi),  son- 
dern die  Ausschliesslichkeit  ihrer  Verwendung  gegen- 
über andern  Kaft'eesurrogaten  bezeichnet  werden  soll: 
oder  vollends:  Er  hät-mi'^''  mit  urche  Feufllbere  [Fünf- 
Uvretaler]  'zalt,  wo  nicht  das  Vollgewicht  des  Silbers, 
sondern  die  Art  des  Geldes  gegenüber  andern  Münz- 
sorten betont  wird.  So  wird  dann  auch,  sogar  mit 
adj.  Form,  nicht  bloss  gesagt:  urchigs  Bluet,  Nichts 
als  Bl.,  sondern  auch  urchige  Schmutz,  wo  Reinheit 
im  gewöhnlichen  Sinne  ausgeschlossen  ist.  Da'  Holz 
ist  urche  Chä  [Kien]  ScuNk.  Urige  Phatest,  reiner 
Spass.  Hebel.  Unbestinnnt  ist  der  Ausdruck:  es  ist 
nid  urig  Gold,  tvas  glitzeret  [nicht  Alles,  nicht  lauter, 
oder:  lauteres?].  Auch  die  ä.  Spr.  kennt  die  abstraktere 
Verwendung  des  W.  ,Sie  läge  in  ihrem  weichen  Bett, 
als  auf  urchenen  dornen.'  1733-1,  Ulr.  Und  von  nicht 
körperliehen  Dingen :  , Berufsgeschäfte,  die  sein  Leben 
zu  einer  ununderbrochenen  Ketten  urchener  Arbeiten 
und  Arbeiten  gemachet  haben.- 1722,  Mise.  Tig.  ,Mengk- 
lich  [Jedermann]  ist  by  uns  ledig  von  allen  wüssent^ 
haften  [erkennbaren]  urchenen  menschensatzungen.' 
Z  Mand.  1639.  ,So  ich  alle  Wollüste  versuchet  und 
mein  ganzes  Lehen  gleichsam  eine  urchene  Badenfart 
[Lustbarkeit]  gewesen.'  1733,4,  Ulk.  —  2.  echt,  ur- 
sprünglich, urwüchsig,  urkräftig,  ausbündig, 
kernhaft,  eigentümlich,  von  menschlichem  Charak'er 
Aa;  Bs;  G;  Th.  Eine  ro  dciie  urchige  Manne,  ico-me 
[vor  denen  man]  de  Huet  hätt  solle"  abzieh".  Schild. 
Vom  urchige  Mueterort  usrtsse".  ebd.  Urchigi  Husg'rät, 
von  urspr.  Einfachheit,  ebd.  .Ein  urcher  Schweizer.' 
Si'REXG.  In  G  diente  das  W.  eine  Zeit  lang  zur  Be- 
zeichnung politischer  Parteifarbe,  z.  B.  en  urchige 
(Uölstrumpf)  [Ultramontaner].  En  urige  Hund!  als 
Schimpfw. :  ein  hundsgemeiner  Kerl  BsLd.  Seh  ist  e 
ehll"  en  Urchne.'  jener  Mensch  ist  etw.  seltsam,  selb- 
ständig; er  besitzt  mehr  natürlichen  Verstand  als  Bil- 
dung ZO.  —  3.  lauter,  sauber,  sicher,  meist  mit 
Neg.,  vom  Wetter  (zuverlässig),  von  Geisterspuk  od. 
anderer  Gefahr  (geheuer,  traulich),  von  physischem 
und  psychischem  Befinden  (wohl),  von  ökonomischem 
Stand  und  Euf  (fest),  vom  Charakter  (ehrlich)  Bs. 
's  Wetter  ist  nüd  urche,  zweifelhaft  Z.  's  ist  nie  ganz 
urig  im  Summer,  tcenn  der  Blaue  [ein  Berg]  e  Chappe 
het  [bewölkt  ist]  Bs.  Da  isch  es  nüd  urche,  nicht 
.geheuer  BsStdt;  Sch;  S;  Z;  sjn.  ung'hür.  Es  i-st-mer 
nüd  u.,  unheimlich,  ich  bekomme  eine  Anwandlung 
von  Furcht  Z.  '*•  lingg  Or  het-em  ivelle  liite,  u-o-n-er 
das  g'hört,  und  's  isch-cm  nit  recht  urig  rorcho.  BWyss. 
Es  ist  nit  Alls  urig,  sauber  S.  's  isch  nit  ganz  urig 
mit-em,  i  glaube,  er  wird  chraidc  Bs.  ,Ein  wenig  frische 
Luft  schöpfen,  es  sei  ihm  nicht  recht  urchen  uf-em 
Herz.'  Stutz,  's  isch  nid  ganz  urclie  mit  (bi-nj-em, 
er  ist  nicht  in  den  besten  Verhältnissen  ZO.  Bi  dene" 
Lüte"  isch  es  no''''  ii.,  man  fühlt  sich  bei  ihnen  wohl, 
heimelig.  De  hat  's  tw''  u.  Ig'richt,  er  ist  wohlhabend 
ZWetz.     De  ist  nüd  ».,    unzuverlässig,    nicht  ehrlich 


ScH;  Z.  Das  ist  kein  Urchige!  er  siebt  unheimlich, 
verdächtig  aus  ZWetz.  -Das  ist  nüd  u.,  verdächtig 
ScH;  Z.  E  liebe  Fründ,  so  urchig  guet  as  eine  [irgend 
einer].  Hengeler. 

Das  W.  fehlt  mhd.,  gehört  aber  ohne  Zweifel  zu  ahd. 
erchan,  erchen,  echt,  ausgezeichnet  (auch  als  erster  Teil  von 
Personenn.),  got.  airkni-s,  rein,  heilig,  ags.  eorcamtan,  altn. 
iaikiKMteln,  Edelstein;  vgl.  irchinf  Doch  kann  das  e  (ge- 
brochen eo,  ia)  nicht  unmittelbar  nnserm  u  gleichgesetzt, 
sondern  es  nniss  ein  starkes  Yb.  der  c-Classe  angenommen  ' 
werden,  das  im  Prät.  PI.  den  Ablaut  u  ergeben  konnte.  Vgl. 
icürlcrn  (wurvhjaii) :  werk.  Das  Vcrhältniss  dos  nominalen 
betonten  Präf.  «/■-  zu  dem  ihm  z.  T.  entsprechenden  verbalen 
unbetonten  er-,  ahd.  ar-,  ir-  (s.  o.  Sp.  420  und  401)  ist 
natürlich  ein  anderes,  weil  in  erchan  das  e  betont  ist.  Mög- 
liih  ist  aber,  dass  das  Präf.  «<•-  mitwirkte,  weil  es  in  einigen 
Compos.  einen  vwdten  Begriff  ausdrückt.  In  Schwaben  gilt 
syn.  erzig  (von  dem  Piäf.  erz-  aus  archi-).  Aus  den  mangel- 
haften Angaben  unserer  Quellen  betr.  Quant,  und  Qual,  des  u 
scheint  sich  zu  ergeben,  dass  u  zwar  vorherrschend  lang, 
aber  trübe  (u-),  also  die  Kürze  das  Ursprünglichere  ist;  die 
Dehnung  leicht  erklärlich  durch  Einfluss  des  r,  resp.  eines 
vor  oder  hinter  demselben  aufsteigenden  Nebenvoc.  (u'rig, 
ur'ch).  Sch  u'  muss  auf  einer  ungehörigen  Anlehnung  be- 
ruhen. Die  Schreibung  uc  (neben  ii)  beabsichtigt  tw.  viell. 
nur,  den  einfachen  Yoc.  als  trüben,  keinen  wirklichen  Diph- 
thong zu  bezeichnen.  0  ist  nur  unbedeutende  Tonerhöhung 
von  «*.  —  Zu  der  Grundform  urchen  lauten  die  flektierten 
Formen  urchne,  urchni,  das  Neutr.  aber  nur  urches  (für 
urchms;  vgl.  eine,  -i,  cii).  Vrehi  mag  auf  Verdünnung  dos 
e"  zu  i  beruhen  wie  in  Ableitungs-  und  Flexionsendungen, 
viell.  unter  Mitwirkung  des  -i  der  Endung  -in  (nhd.  -en)  von 
Stoffadj.,  denen  unser  W.  insofern  nahe  kommt,  als  es  zwar 
nicht  selbst  einen  bestimmten  Stoff,  aber  Reinheit  stofflicher 
Beschaffenheit  anzeigt.  Da  indessen  die  Erinnerung  an  eine 
adj.  Bildungssilbe  nie  ganz  erloschen  war,  so  konnte  statt 
-CTi,  dessen  n  flexiv  oder  euphonisch  scheinen  konnte,  das 
festere  und  allbeliebte  -ig  eintreten,  angebahnt  durch  urehi. 
—  Die  Ausstossung  des  ch  in  der  Form  urig  hatte  ihren 
Grund  wahrscli.  in  der  halb  gutturalen  Beschaffenheit  des  r 
(bes.  in  Bs),  viell.  auch  in  Anlehnung  an  das  Präf.  ii;--;  s.  o. 

Uerch  s.   Uelerich  Sp.  183. 


Ard,  nach-arden  s.  Art. 

Ärdjc:  Borstenglas,  rauhes  Waldgras,  nardus  stricta 
Gii.  —  Von  dem  lat.  bzw.  churw.  Namen  nach  Abstussuug 
des  anlauteudeu  n  abgeleitet. 

erder   s.  er(erj  Sp.  399. 

Erde"  c^-  und  rf-  nach  den  gewöhnlichen  (irenzcn 
dieser  Laute,  E'd  GEh.,  Arte  BsLd  —  f.:  1.  Erde 
als  Weltkörper,  im  Gegs.  zu  Himmel,  und  als 
Wohnort  der  Menschen,  allg.  Die  Berghäuslibesitzer 
zu  LNottw.  haben  1749  das  Eecht.  zur  Winterszeit, 
,wenn  's  zwischen  Himmel  und  Erden  durchgeht', 
über  die  N.-Weid  in  den  Wald  zu  fahren,  d.  h.  wenn 
der  Boden  mit  Schnee  bedeckt  ist,  Fuss  und  Fuhr- 
werk also  die  Erde  so  wenig  als  den  Himmel  berühren. 
Uf  Erde,  in  der  Menschenwelt  Aa.  D'  Erde  verzert, 
tvas  si  erncrt.  Sülg.  —  2.  Erdreich,  als  Stoff,  bes. 
als  Element  der  Pflanzen,  doch  auch  der  Menschen 
nach  bibl.  Vorstellung  (=  Staub).  Gucti  E.;  i"  dr  E., 
udgl.  Aa;  vgl.  Erdlösi,  aufgelöste  Erde,  Schlamm. 
Das  chost'  Geld  wie  E.  =  wie  Stci",  so  viel  (iilul.  ,wie 
Heu')  ZBauma.  Vgl.  4.  .Hauswüscheten  [Kehricht]. 
Gassenkat,  unrechte  Erden.'  1738,  JCNäg.  Erde  bist 
du,  ro"-der  E.  lebst  du,  E.  wirst  du.  Iseichen.  — 
3.  Grundstück,   -besitz.     ,Han   geben   und   verkoft 


437 


Ard,  erd,  iril,  «rd,  nnl 


438 


min  crda  und  min  güot.'  1305,  Interlakkn.  —  4.  ver- 
stürkend  Adj.  und  Subst.  vorgesetzt,  oft  noch  mit 
einem  andern  vorgesetzten  Verstärkungsw.  ähnlicher 
Art  verbunden;  qualitativ  vergleichend  viell.  nur  in 
hmnderdeschwars ;  erdemüed  viell.  so,  dass  man  zur 
Erde  sinken  möchte;  erde-vil,  -g'nueg  viell.  auch  nocli 
concr.  von  der  Masse  des  Elementes  oder  der  Vielheit 
seiner  Bestandteile  (yg\.  ohexi  Gehl  u-ic  E.);  sonst  rein 
abstr.  quantit,  so  dass  die  Vorstellung  von  der  Grösse 
der  Erde  als  Weltkörper  zu  Grunde  liegt,  oder  dass 
auf  der  (ganzen)  Erde  nichts  Ähnliches  zu  finden  sei; 
Syn.  himmel-.  Ho  i.B.  ei-de-;/ross,  -hübsch,  -schön,  -hüs, 
-schleclit,  -ühel  h;  7j.  Es  cliiistct  ijnr  crdc-vil.  De  Salat 
igt  erde-sur.  Schiiid-erdc-mayer.  In  L  kann  erde-  vom 
Adj.  auch  getrennt  werden,  z.  B.  gar  erde-n-e  wüeste 
statt  gar  en  erdewüeste;  oder  das  Adj.  rcsp.  Adv.  weg- 
gelassen, z.  B.  er  hed  gar  erde  'tö,  er  hat  sich  sehr 
leidenschaftlich  geberdet,  statt  erdeu-iXest,  -wild,  -bös. 
Seltener  vor  Subst.,  z.  B.  es  Erdechalb,  grob  =  ein 
kreuzdummer  Mensch;  en  Erdespüzbueb,  ein  ausge- 
machter, durchtriebener,  vollendeter:  Syn.  Erz-.  Eim 
(tili  Artelaster  säge,  ihn  mit  allen  erdenklichen  Schimpf- 
wörtern überhäufen  BsLd. 

Has  W.  ist  lii'i  uns  verliältuissmässig  selten,"  recht  ein- 
gebürgert nur  in  Bed.  4;  in  Bed.  1  (u.  3)  wird  es  meistens 
durch  ir.i(,  in  Bedeutung  2  u.  3  nebst  den  entsprechenden 
Zss.  und  Ableitungen  meistens  durch  Nerd  vertreten,  welchem 
hinwieder  die  obigen  Bedd.  1  und  4  fremd  sind.  Zum  ganzen 
Art.  vgl.  durchaus  Herd  mit  dessen  Zss.   nnd  Abi. 

Ambeissi-Erde:  „schwarze,  mürbe  Erde,  d.h. 
ein  Gemisch  von  verfaulten  Vogetabilien,  Sand,  oft 
auch  von  etwas  Ton;  so  genannt,  weil  die  Anicisen- 
liaufen  aus  solcher  Erde  bestehen  B;  L." 

Hüper-  s.  Hubert. 

Hasel-  s.  -Grund. 

Brand-:     Erde    von    gebranntem    Basen    (Gras- 

■1     mutten),  auch  verk.  Brand  L. 

1 

i  Schwaben-:  ein  Giftstoff. 

Wurm-:  die  Erde,  welche  vom  Regenwurm  über 
die  Oberfläche  empor  gestossen  wird.  Trockene  W. 
trifft  der  Mäher  in  der  Matte  BSi.  ,Was  es  ist  durch 
W.  mähen,  kennst  du  nicht.'  Gotth.  Sie  gilt  als  Heil- 
mittel gegen  Insekten.stich  Z. 

erdelen,  erdelig  s.  herdelen. 

erden:  (den  Samen)  mit  Erde  bedecken,  säen.  In 
allitt.  Formel  verbunden  mit  ernen,  ernten.  ,Wer  ouch 
acher  oder  weiden  het  in  den  vorgenanten  höf,  wll  er 
die  niessen,  so  sol  ers  zünen,  wegen  und  stegen  un- 
schedUch  ze  erden  und  ze  ernen.'  XIV.,  L  Adligenswyl. 
Hofi.  ,Item  ein  veweg  ze  e.  und  ze  e.,  den  sol  ieder- 
man  farn  uf  dem  sinen,  so  er  unschedlichest  mag.'  ebd. 
.Item  ein  weg  ze  e.  und  ze  e.  am  wyezbüel,  dafürhin 
sol  iederman  farn  uff  das  sin.'  ebd. 

In  einem  elsäss.  Weist,  finden  sich  formelhaft  verbunden 
,crren  und  erden'.    —   Vgl.  noch  herden. 

erdin:  irden  Bs;  L;  Z.  Erdis  G'sclür  Z.  Erdeni 
Häfen  L.  ,Arte  G'schirr.'  Spreng.  ,Ein  erdcnes  Mariä- 
büd.'  Eins.  Chr.  1752.  -  Vgl.  herdin. 
}\  irdisch:  Bezug  habend  auf  die  Erde,  das  Land 
im  Ggs.  zum  Wasser.  ,Der  Meeradler  den  irdischen 
Adlcren  [die  ihre  Nahrung  auf  dem  Lande  suchen] 
nit  ungleich.'  Vogelb.  1557.  ,Grosse  würtn,  etliche 
haben  sie   für  inlisch  Crocodylen   geaclitet  zum  niider- 


scheid  deren,  so  ihre  wohnung  im  wasser  habent.' 
RCys.  1600.  —  Das  W.  in  seiner  geistliehen  Bed.  der 
Vollisspr.  wenig  vertraut;  dafür  wdtlk-li. 

Er  die  s.  Erle. 

Ordele",  ordelen  s.  Orgele. 

„OimI  m.:  Dreck,  Strassenkot.  ordrig:  dreckig BO." 

Aus  frz.  ord,  it.  ordß,  schmutzig,  lat.  Urridm,  (v.  Schmutz) 
starrend.  In  ordrig  wird  das  zweite  »•  nach  Analogie  zahl- 
reicher deutscher  Adj.  auf  -i-rirj  zu  erklären  sein,  welche 
von  intensiven  mit  -er  gebildeten  Vbn  abgeleitet  sind,  wie: 
.holperig,  löcherig',  oder  von  Subst.,  die  ein  ableitendes  -er 
haben  wie  , Wasser  :  wässerig'.  Ein  zugesetztes  r  hat  auch 
unser  montdrig,  bei  welchem  viell.  das  -er  der  Comparativ- 
endung  mitgewirkt  hat. 

Orde"  ni.:  Stand  und  Beruf,  urspr.  heiliger,  dann 
allg.  auch  v.  weltlichem.  War  Hohschifen  en  Orde, 
.se  wärid  nid  so  Vil  Münch  worde.  Sulg.  .Den  orden 
der  h.  E  hat  Gott  selber  ufgesetzet.'  XIV.,  Kloster 
Saknen.  ,I)ie  erste,  der  in  der  nüwen  stift  [Kloster] 
der  orden  angeleit  ward.'  G  Hdschr.  XV.  ,Ich  bin 
ungstaltig  worden,  dass  ir  nit  kennend  minen  orden, 
min  form  und  gstalt,  ouch  min  person.'  1550,  Eiief. 
Ein  Lied  vom  Vogelgesang  schlicsst:  ,Min  frouw  ist 
meister  worden;  das  lan  ich  syn,  so  [da]  ich  nit  bin 
allein  in  disem  orden.'  —  Mhd.  orden,  aus  lat.  ordo,  ordin-. 

Buchen-:  liederliches  Leben.  ,So  ist  iez  nun 
der  jungen  bracht:  täglich  bim  win  und  ouch  bin 
wiben  und  uf  der  gass  vil  muetwills  triben,  füeren 
also  den  buebenorden.'  1516,  Gengenbach. 

Bettel-.  ,Bim  B.  ist  Mänge  [Mancher]  en  Herr 
icorde.  Sülgeu. 

Zatel-:  Cisterzienser?  1888. 

Für  ,Zitel',  von  frz.  ateh,  Citeaui:'  Khcr  Zaie!  =  ^„i  1,1, 
vom  zottigen  Stoff  des  Ordcnsgowandes,  oder  von  einer  daran 
herabhangenden  Zottel,  Quaste  V 

ordenlich  ordentlich  W,  ördetli''',  örditli'''  Ndw, 
ördelich  B  oSL,  -lech  B;  ThHw..  örteli  BsLd,  örtlig 
BsLd;  S,  ördelig  Ap;  B;  L,  ördeli  Ap;  Bs;  BHa.;' 
GlH.;  GT.;  Sch;  Uw  (-ili''');  Zg;  Z,  ördlig  Aa;  Bs; 
S  (Hofst.),  ördli  AAtw.;  L;  Obw;  GG.;  SL.;  aScHvv; 
Uw  {-''•,  Engelb.  -»);  Z  —  Comp.-Pormen:  ördliger, 
ördligst  B;  S,  ördlicher  usw.  Z:  1.  Adj.  a)  artig  im 
Betragen,  sittsam,  bescheiden,  anständig,  brav  Ap; 
B;  Ndw;  S;  Tu;  Z.  —  b)  gutartig,  -mutig,  freund- 
lich, umgänglich,  gefällig  Aa;  Bs;  B;  S;  UwE.  ,Isch 
gar  ne  ordlige,  fründlige  Ma'.'  J  Hofst.  1865.  — 
c)  artig  von  Aussehen.  Was  chli  ist,  ist  o.  Aa. 
Hübsch  (Haus,  Weg,  Vieh)  L.  Schön:  en  o.  Chind 
AABb.;  S.  Hübsch  ond  fi"  ond  o.  b'hilet-iner  Gott  mi 
Babali !  Ap.  Prächtig,  stattlich,  von  einem  Baum  Bs. 
Zierlich  z.B.  von  den  Fingerchen  eines  Säuglings  Ap; 
nett  Zg;  niedlich:  das  n.  Chilchli  Bs;  reinlich  ZO. 
Kleidsam,  bequem  Obw.  Syn.  gäbig.  —  d)  ängstlich 
g  c  n  a  u  bis  zur  Wunderlichkeit  W,  Syn.  eigelich,  ebenlich. 

—  e)  ziemlich  gross,  gut.  Eno.Burdi  ZO.  Bedeutend, 
beträchtlich:  en  o.  Bechnig  S.  En  ordlech  Stuck  Land 
Tu  oder  subst.  es  eiges  Hüsli  und  no'''  ordlich  Land 
dersue.  MWalden.  En  o.  Bröckli,  ziemliche  Strecke 
Weges  Ap.  —  f)  mittelmässig  bis  gering.   Spreng. 

—  g)  angemessen,  hinreichend.  ,Wie  disen  durch 
ordenliche  Mittel  gehulfen  [werde],  damit  sie  nicht 
erligen.'  1666,  Hott.  —  h)  rechtmässig,  förmlich. 
.Glich  wie  die  jüdischen  priester  ordenlich  brüett't 
sigind,  also  sigind  zum  dienst  der  kilchen  ordenlich 
brücfft  auch  wir.'  Breit.  1611.    .Minderjälirig-e  Kinder 


4Sfi 


Anl,  erd,  iril,  oi'd,  urd 


440 


mögen  mit  Hand  und  Gwalt  ihres  ordenlichen  Vogts 
ihren  eignen  Müeteren  den  20sten  Teil  ihres  Guots 
verordnen.'  L  Stadtr.  1706/65.  ,Zu  ihrem  ordenlichen 
Pfiirrcr  herufen.'  1711.  Taufb.  Heiden.  ,Der  ordent- 
liche Rat  in  S  war  die  Versammlung  der  Alt-  und 
Jungriite,  die  sich  gegenseitig  erwählten.'  1845,  Krütter. 

—  2.  Adv.  (in  Ar  ordeliga  d.  h.  ordenlicheii).  a)  den 
adj.  Bedd.  entsprechend:  Er  liet  d'  Sack  o.  (/'iiindit: 
er  het-si''''  o.  g'Jialte;  er  cluinnt  o.  daher,  anständig 
gekleidet  B.  Das  Meitli  tuet  gar  o.  S.  Bas  g'hcrd 
[hört]  men  o.  (stark)  Ni>w.  En  o.  grosse  Born  [Baum] 
Tu.  's  ist  0.  ehalt  UwE.  Er  hed  's  ordeliga,  er  he- 
findct  sich  wohl  Ar;  es  geit-mer  iez  o.  (physisch  oder 
ökünomiseh)  B;  er  ist  izt  o.  (von  einem  Kranken)  Sch. 
Eine  o.  zuerichte  (ironisch),  arg  misshandeln.  Spreng. 
Orteli,  Antwort  auf  die  Frage:  wie  göt's?  BsLd.  ,Si 
redt  so  ortlig.'  Eaitracia  1862.  ,Es  GläsK  über  's  G'sats 
[über  das  gewöhnliche  Mass]  het  im  o.  's  Herz  und 
d'Xiinge  g'löst.'  Schild.  ,Los  [höre]  -mer  fri  o.  ztie!' 
ebd.  ,Uli  hatte  nun  in  der  Kasse  o.  über  150  Kronen 
[Taler].'  Gotih.  Es  hed  o.  Härdejifel  g'g'e  Gl;  Ndw. 
I  ha  o.  Gelt  'brücht.  Er  hät-ne  [ihnen]  o.  usteilt  B. 
Er  hiid  o.  g'nueg,  ziemlich  oder  gerade  [getrunken 
oder  zu  tragen]  ZO.  0.  vil  Aa;  Ap.  ,'s  tcerd-eren 
ordeli  [ziemlich  i.  S.  von  ,wirklioh'  oder  ,geradezu'] 
hang.'  Usterl  —  b)  ausschliesslich  und  eigentümlich 
adverbial,  a)  von  Grad  oder  Art  und  Weise:  gerade, 
genau,  übergehend  in  die  Bed.  sicher,  gewiss, 
richtig  (d.h.  genau  entsprechend  einem  Sachverhalt 
oder  einer  Erwartung),  's  ist  o.  glich,  ganz  gleich- 
giltig.  Stl'tz.  0.  ase,  gerade  und  ganz  so  ZO.  Hass 
's  iez  au  o.  das  hat  müese  gc"!  ebd.  ,'s  ist  halt  ganz 
o.  tele  die  Miche  hciul  welle.'  Baurengespr.  XVIIL  ,J<i 
[Einwendung  erhebend],  mir  gönd  [wir  gehen]  linggs.' 
„Ich  ordli  [eben]  «iC''."  Stütz.  ,Das  Crocodil  hat 
grosse  lange  zän  o.  wie  ein  sträl  [Kamm].'  Tierb.  1563. 
Das  chann  ich  nüd  ordli  [präcis]  säge"   Z.     I"''  weiss 

'  iez  niid  ordeli,  wie-n-er  's  macht  Z.  Er  chunnt  o.  nüd, 
sicherlich  nicht  Z.  Du  fällst  o.  no'''!  Z.  Ja,  ordeli! 
ganz  richtig  GT.  I  hän  o.  [richtig]  'denkt,  es  chämm 
eso!  ZO.  oder  das  Adv.  aus  dem  Satz  herausgehoben: 
o.,  i  hä"  g'wiiss  'd.  usw.  Ordeli,  eben  e  de-  Weg  [so]! 
wie  wetti  's  änderst  chönne"  sl"?  ebd.  Jez  hat  er  's 
0.  iiiilese  säge!  er  hat  es  also  wirklich  nicht  verschwei- 
gen können!  ehd.  —  ß)  von  der  Zeit:  eben  damals, 
so  eben.  Er  ist  o.  tod  im  Hus  g'l'cge  Siuiw.  ,Es  hed 
0.  Zwölft  g'schlage,  wo-n  j""''  de"  erst  Tritt  '(«"  ha".' 
Baurengespr.  XVIII. 

Mhd.  nrilcnlich   iiiiil  SO  (liirclnveg  auch   in  unserer  ä.  Lit. 

—  Die  Fonnen  mit  -(-  sind  iiiclir  modern  nnd  dem  Büelier- 
dentscli  entlelmt  und  dienen  darum  nur  der  eig.  Bed.  d.  W. 

un-  unordeli:  unsäuberlich  BHa. ;  Z.  Syii.  un- 
eigenlich. 

Ordenlich  Ordeli  n.:  Liebkosung,  zärtliches  An- 
schmiegen, bes.  von  Kindern  ÄAZei.     Syn.  Ä,  Ali. 

Von  dem  in  der  Weise  einer  Interj.  angewendeten  Adv. 
i.  S.  V.  freuudlich,  licl),  nett,  od.  im  gewühnl.  S.  (mach  's  o.!). 

(iar-  Garofrjdeli  m.:  Mensch,  der  Alles  gar  ordent- 
lich haben  will,  iron.  aufs  Gegenteil  bezogen  SchwE. 

ordenlichen  ordlige:  ordentlicher,  artig  werden 
B;  Uw.  Von  Menschen:  gesitteter  w.,  Syn.  wätlichen; 
von  Sachen:  in  bessere  Ordnung  kommen;  es  het  ril 
g'ordliget  um  di  Hüs  nme,  die  Umgebung  deines  Hauses 
lint  ein  viel  besseres  Aussehen  bekommen. 


Orden lichi  Ördligi  f.:  sittsames,  freundliches 
Wesen  ß. 

ördelen  Sch;  Z,  örnele"  Ar:  in  niedliche  Ord- 
nung bringen,  mit  dem  Nebenbegriff  einiger  Gemäch- 
lichkeit, aber  erhöhter  Sorgfalt  im  Kleinen.  —  Or- 
deler  m.:  der  diese  Tätigkeit  übt  Z.    Syn.  Biischcler. 

ordnen  orne  Ap;  BsLd;  B,  urmn  Snuw:  1.  in 
Ordnung  bringen  oder  stellen,  besorgen  (Personen 
oder  Sachen);  wie  nhd.  (allg.).  ,Und  do  si  den  .strit 
ganz  geordneten',  geschlichtet  hatten.  1336/1446,  ZChr. 
Rohe  Seide,  in  die  Färb  [zur  Ablieferung  in  die  Pär-  ^ 
berei]  o.  oder  ,rüsten',  indem  man  den  Stoff  in  ein- 
zelne Stränge  teilt,  diese  abzählt  nnd  bezeichnet  Z. 
Auch  absol.  Ordnung  machen  Schw.  —  2.  mit  Dat.  P.: 
„Einem  Etw.  verschaffen;  z.B.  eine  Frau  Vw;  Zo." 
Verordnen,  verschreiben,  vom  Arzt  B.  —  3.  an- 
ordnen, verfugen,  beschliessen,  festsetzen,  besthnmen. 
Von  Gott:  ,Was  gornet  ist  von  gott  dem  lierren,  kan 
niemand  hinderen  noch  wehren.'  Com.  Beati.  Mit  Dat. 
P.:  zuteilen  z.B.  ein  schweres  Schicksal,  Leiden:  Das 
isch  mer  halt  vom  l.  Gott  so  g'ornet  B.  Mit  Acc.  P. 
.Fluch  [fliehe]  von  mir  hin  in  die  selb  statt,  dahin 
dich  gott  geornet  hat.'  Com.  Beati.  Von  Menschen: 
.Was  er  verschuof  [befahl]  und  orndnete.'  Vad.  ,Wic 
bestimbt  und  geornet  wirt.'  Sarg.  Landr.  1674.  In 
der  ä.  Rechtsspr.  insbes.  a)  zur  Leitung  weiterer  Ver- 
handlungen oder  zur  nähern  Untersuchung  einer  Streit- 
sache besondere  Beamte  bestellen,  die  Sache  einer 
Commission  überweisen.  ,Dass  alle  Sachen  mit  Recht 
usgesprochen  [sofort  abgeurteilt]  und  ohne  not  nit 
(da  es  keine  Erdurung  wytlauflger  Schriften  betrifft, 
zuo  keinen  Sachen)  geordnet  werden,  und  so  man  je 
ordnen  rauss.  wie  die  Verordnung  beschehen  und  was 
für  Belohnung  sy  zuo  nemen  befuegt  syn  sollen.'  1668, 
Z  Stadtger.  Syn.  verordnen,  vgl.  nhd.  abordnen.  ,Ein 
gesetzter  und  geor(d)neter  Richter.'  Archiv  Jenatz  1512.  i 
—  b)  testamentarisch  vermachen.  ,Für  uns  kam  N.  N., 
ordnet  und  machte  da  vor  uns  [dem  Rat]  110  guldin 
siner  elichen  wirtin  ze  lipding.'  1389  Z.  , Ordnet, 
macht  und  schafft  sinen  döchtren  50  gülden.'  1429  Z. 
.Einander  farendes  guot  vergaben,  ordnen  und  machen.' 
Bs  Rq.  1481.  ,Sin  leisten  willen,  gmechnussen  [Ver- 
mächtnisse] oder  Vergabungen  ze  setzen,  ze  ordnen.' 
ebd.  1539.  ,Ir  hab  und  guot  zuo  vermachen,  zu  o. 
oder  zuo  vertestieren.'  ebd.  1567.  ,Söniliche  [solche] 
gemecht  [Vermächtnisse]  tuen  u.  o.'  L  XV.  —  4.  or- 
dinieren, zum  geistlichen  Amt  weihen.  ,Er  Hess 
sich  0.,  wie  domals  der  bruch  was,  von  dem  bischoif.' 
HBuLL.  1572. 

Die  erleichterte  Form  ornen,  welche  schon  friili  auftAuelit 
(s.  Mhd.  WB.),  dürfte  auch  als  die  allg.  volkstiimlicho  liii 
uns  angesehen  werden,  welche  erst  allmählicli  von  der  liiu- 
reliten  Form  wieder  verdrängt  wird;  s.  ancli  die  Zss.  und 
()rdni"g.  —  Vad.  u.  Kossl.  (,orndnen,  ondnen')  lassen  durch- 
gängig, t.  mit,  t.  ohne  das  r,  >i  aus  der  Endung  audi  in  die 
Hauptsilho  vorschlagen. 

■V er-  =  ordnen  3.  ,Der  hoptman,  der  in  zuo  ver- 
hüeten  [bewachen]  vcrondt  was.'  Vad.  ,Hand  mich 
gen  Baden  verorndt',  abgeordnet.  Kessl.  ,Verornete 
Ratsbotten.'  Absch.  1598  (W).  ,Die  fürgesetzten  und 
verorneten  der  Gmeind.'  Taufb.  Zoll.  1612.  ,Das 
mengklich,  es  sy  man  oder  frow,  das  sin  mag  ver- 
schaffen, verordnen,  vermachen  und  vergaben,  war  und 
wem  er  wil.'  1 180,  L.  —  Gelds-Vcrordneter.  Pic 
Gesellschaft  von  .Kauf leuton'  in   H.'rn    iilit   schon   im 


441 


Axi\.  cid.  iid.  ord.  Hill 


442 


XVI.   die  Besorgung'   der  Geldstago  [Kunkur.se]    ihrer 

Angehürigcn  durch  , Geldsverordnete'  aus.  B  Taschenb. 

vor-:    zum  Voraus   verfügen.     ,Dz  uns  onc  sinen 

willen  und  vorordnung  gar  nüt  widerfaren  mag.'  1.559, 

GUALTII. 

ürdni"g.  meist  ohne  d,  Orwi'i;  Scir,  Oc«»// P  silv.. 
Önig  ZO.f:  1.  Ordnung,  a)  im  Hause,  in  Privat- 
geschäften. Dini.  ÖrnigU,  niedliche  0.  Ap;  Z.  jAlleii 
schön  i-der  0.  ha".'  Stütz.  D'  O.  ha,  die  Hausgesehäfto 
besorgen  UI.  D'  0.  ist  's  Best  in  alle"  Dinge'.  Sülg. 
J  d' 0.  mache,  ins  Eeine  bringen  Tu;  Z.  , Einem  die 
0.  inadien',  den  Meister  zeigen.  ,Der  Frühling  macht 
dem  Sclniee  0.',  schafft  ihn  weg  Ar.  Kritisieren  und 
Kim  d'  ().  mache  toelle",  zeigen  wie  es  sein  sollte  L. 
().  schisse,  unbefugt  und  ungeschickt  0.  machen  wollen 
Ap;  Z.  K  wüesti  0.  mache,  einen  Ort  verunreinigen, 
■/..  B.  cuphem.  von  tierischen  Excrenienten  Z.  Oft  hat 
das  W.  auch  oline  Attribut  ironische  Bed.  Es  ist  en 
().,  CS  gab  siro  drus.'  Z.  Ks  ist  l;ei  0.  i  's  Hanse 
G'meind  (sprw.).  Es  ist  do  ne  0.  wie  z'  Wange  i-dr 
Chefi  [Gefängniss]  S.  E  süberi  0.!  Stütz.  Auch  von 
natürlichen  Dingen,  die  ihren  regelmässigen  Verlauf 
liaben.  1  ha"  ml  0.,  Katamenicu  SriiwE.  IJ'  Sacli 
hat  ().,  's  Mensch  [die  Geliebte]  hat  g'lachet,  sprw., 
wenn  Aussicht  auf  guten  Erfolg  (eig.  der  Werbung 
um  ein  Mädchen)  vorhanden  ist  G  uRh.  —  b)  in  der 
Schule.  ,0.  heisst  insbes.  der  Zug  der  Schüler,  wenn 
sie  nach  geendigter  Lehre  eine  Strecke  aus  der  Schule 
geführt  werden :  Er  ist  iis  der  0.  zue-n-eme  Dienst  ho.' 
SpRKKG.  —  c)  im  Militär:  Aufstellung.  ,Si  schussend 
ob  der  0.  hin',  über  die  Köpfe  weg.  Copie-B.  Wvi,. 
.Wir  haben  unser  fiend  mit  gefärlicher  0.  angegriffen.' 
Geschichtsf.  Ges.  Man  sei  ,im  Schachen  in  der  o. 
gestanden'.  15.31,  Strickl.  —  d)  im  Staate.  , Wider 
ircn  cid  und  ornig.'  L  Sondersiech.  1614.  —  e)  in  der 
Welt.  ,Die  0.  Gottes' P.  —  2.  Anordnung,  Befehl. 
„Ordnig  gen,  Befehl  geben,  allg."  ,Gang,  Canzler,  du 
gen  ornig  giin,  dass  unsere  statt  werd  angezündt.' 
Com.  Beati.  ,Us  [^uf]  Ordnung  unser  gn.  Herren.' 
Cts.  —  3.  Vermächtnis s.  ,Ist  dass  er  vor  sinem 
vatter  abstirbt,  so  sol  dise  o.  und  gemecht  gänzlich 
ab  sin.'  1389,  Z.  ,Wie  einer  old  eine  ein  gemecht 
und  0.  tuen  mögen,  dass  es  kraft  hat.'  1480,  L.  ,Sölich 
gemecht,  o.  old  vergabung.'  ebd.  ,Wer  ein  o.  machen 
wil,  das  sol  beschechen  mit  der  nächsten  fründen  und 
erben  wüssen.'  BHa.  1534.  ,Wer  Ordnungen  machen 
und  testieren  mag  [dazu  befugt  sei].'  1572,  Aa.  — 
4.  ,Vorhältniss.  Der  0.  na''e,  nach  Verhältniss, 
verhältnissniässig  Z."  —  5.  billiger  Preis.  Eppis 
in-ere  0.  ge,  lä,  billig  verkaufen.  In  ere  0.  cho,  zu 
stehen  kommen  Ndw.  —  6.  Art,  Geschlecht,  Ver- 
wandtschaft. Er  g'seht  i  's  N.'s  0.,  er  hat  das  Fa- 
miliengepräge des  N.  ZLunn.  —  7.  Ordination, 
Priesterweihe.    XV.,  G  Hdschr.,  Kegel  Benedicti. 

Für-:  die  gesammte  Feuereinrichtung  in  einem 
Hause,  Öfen,  Kochherd  und  die  Eauchabzüge  Z. 

j  Guntel-:    Unordnung,    Gepolter    BEi.   —    liunilm. 

\     «ehlcifcn,  poltciu. 

Hudel-:  schlechte,  liederliche  0.  BO.;  S.  -  //«*/, 
l.iiiiijieu.      ])ah.  syn.  anderw.    Lumpen-0. 

Heils-:  die  göttl.  Eatschlüsse  zur  Erlösung  der 
Menschen,  in  kirchl.  Lehrbüchern  (Katechismus)  dar- 

'     gestellt.  , (Neben  dem  Katechismus]  wird  zuweilen  auch 
'lii'  11.  iiiiswcnilig  gelernt.'  Sciiri,nnnii  irr  Heiden   IXHli. 


Küchen-:  Liturgie.  Sammlung  der  kirchl.  \'cr- 
ordnungen  betr.  den  Gottesdienst  Z. 

Kleider-:  obrigkeitliche  Vorschriften  betr.  die 
ICloidung  resp.  gegen  Luxus  in  derselben,  vom  XVI. 
bis  XVIIL  häufig,  aber  fruchtlos,  erlassen,  und  darum 
eher  Gegenstand  des  Spottes  als  der  Achtung.  Das 
ist  gegen  alli  Chi.!  nicht  schicklich  od.  erlaubt  (sprw.) 

SCH    It    KiRCHH. 

Bann-:  Kirchendisciplin  zur  Bestrafung  von  Üppig- 
keit und  gegebenem  Ärgerniss  Bs;  im  XVI.,-  XVII. 
Ausschliessung  von  Ehrenämtern  und  besondere  Kir- 
chenstrafen verfügend;  s.  Bs  Rip  Vgl.  /l'unilinnn, 
Kivclicnvorstehcr. 

Ge-schau-  ,Gschau-':  Verordnung  betr.  Unter- 
suchung (,Goschau')  armer  Kranker  vor  ihrer  Auf- 
nahme in  den  SpitaL  Z  Ges.  1709/79. 

Ge-sclieids-:  Vorschriften  betr.  Sclilichtuug  von 
Grenzstreitigkeiten  BsStdt  bis  1875. 

Be-schnitz-:  Steuergesetz  GrI>.  —  SiUnltz.  Sk-uor; 
hmclmüzen,   mit  St.   belegen. 

Still-stands-:  Vorschriften  betr.  die  durch  den 
.Stillstand',  Kirchenvorstand  einer  Gemeinde,  auszu- 
übende Kirchenzucht  Z. 

Strich-:  Flankenraarsch.  1575,  Brief  aus  Fraukr. 
~    Slnchen,   in   die  Länge  zielm. 

Wurf-:  Alpordnung,  sofern  sie  durch  das  Losen 
mit  Würfeln  bedingt  ist;  Verlosung  der  Alpen  Obw. 
.Laut  Wurfordnung  mag  ein  jeder  auf  eine  Kuh  Schad- 
alp wieder  eine  lehnen,  weil  man  die  W.  in  Kräften 
verbleiben  last.'  1820,  Obw. 

Wasser-:  obrigkeitliche  Verordnung,  wie  es  in 
Wassernöten  gehalten  werden  soll  Bs  1531.  1686. 

ordningen  örnige:  ordnen  UwE.  —  ver-:  ver- 
ordnen, befehlen,  ebd.  —  ver-uu-  rcrüniirhc:  aus 
der  Ordnung,  in  Unordnung  bringen  U. 

Ordienz:  Audienz  S. 

ordinilri,  orden^ri:  1.  Adj.  und  Adv.  gewöhnlich 
Bs;  Z.  Früher  -äri:  , Welches  damals  mein  Ordinari- 
Text  war.'  1661,  JMüll.  ,Wann  man  ordinari  an  den 
Sonntagen  nach  dem  Rosenkranz  in  den  Dörferen  der 
Tanzlauben  zueilet.'  1695,  ClSchob.  ,Ich  hab  ordinari 
dazu  berufen  beide  Landschreiber.'  JCEsch.  1723.  — 
2.  Neutr.  als  Subst.  {Ordinär!  Bs):  a)  Gewohnheit 
übh.  Bs.  —  b)  die  Katamenien  Bs.  —  c)  bestimm- 
tes Mass  an  Speise,  alltägliche  Kost  Bs.  Bi  slm.  0. 
bllbe"  ScH;  Z.  Syn.  Pfemmet.  —  d)  die  bestimmte 
Mundportion  der  Soldaten  Aa;  Bs;  Z.  Das  Mittag- 
essen wohlhabender  Bauersleute,  Viehhändler  u.  Fuhr- 
leute im  Wirtshaus,  an  Markttagen  oder  auf  Geschäfts- 
reisen; table  d'hOte  Bs;  B;  L;  S.  Die  rlchere  Bure 
gö  [gehen]  sogar  i  die  erste  Gasthof  a  's  Ordinari. 
JHofst.  ,Ein  0.  besteht  aus  Suppe,  Rindfleisch  und 
Speck  mit  Gemüse,  Braten  und  Salat.  Nachtisch.' 
AHartmann.  —  e)  das  gewöhnliche  Mass  Futter  in 
Gasthöfen  eingestellter  Pferde,  allg.,  wobei  ,däs  grosse 
0.  V^  Mass  Hafer  statt  '/^  beträgt.'  Gotth.  -  Vom 
frz.   „rdiniilr,-. 

ordinieren:  1.  verordnen,  anordnen,  veranstalten 
UwB.  (auch  rer-).  .Es  Huttli  Chris  [einen  Korb  voll 
Tannreis]  zum  Kür  o.  BO.  Medizinen  verschreiben  S. 
Ab  sol.  Befehle  geben,  Arbeiten  leiten  S,  ,[D]ass  die 
JMidleri,  trenn  der  Ma""  nf  der  Tiris  gsl  isi-li,  Sliuidc 


443 


Ard,  eril,  ird,  oi'd,  urd.    -   Arf,  erf,  Irf,  orf,  iirf 


411 


Imui  (forilitiierl   hei    und   ff  schaffet.'   BWyss  1863.  — 

2.  beauftragen,  mit  einem  Auftrage  aussenden. 
,Woltc  er  seine  Jünger  o.  und  ausschicken,  so  betete 
er.'  1753,  Kyb.  =  ,befelchncn'.  Zürch.  Ausg.  1760.  — 

3.  ordnen.    ,Z' ringelmn  Alls  ordiniert.'  1859,  Ineich. 

Bfd.  1  und  2  beruhen  auf  frz.  ordonner;  in  Bei.  3  hat 
das  W.  nur  die  fremde  Kndung  angenommen  statt  des  cin- 
faclicn  ordnen. 

Ordonnanz  Ordincmz,  0  r d e I a n  z.  ,In  dem  Staat 
und  Ordonnanz  für  dises  Jar',  in  dem  festgestellten 
Jahresbüdgct.  Aesch.  1528.  ,Söllend  die  niesger  schwe- 
ren, die  ordelanz  [Gewerbeordnung]  zue  halten.'  Ldb. 
Nnw  1565.  —  Kriegs-.  ,Er  schreib  dem  houptmann 
zuo,  er  solte  in  von  nüwem  die  kricgsordinanz  lassen 
schweeren.'  LLav.  1584. 

orderen.  .Alles  da.s,  was  da  verhandlet,  geordert, 
verordnet,  beschlossen  und  beschechen.'  RCvs. 

Abi.  auf  eigene  Faust  von  frz.  ordre,  Befehl,  mit  Umlaiit 
nach  Analogie  anderer  AbleitungenV  oder  ungeschickte  Schrei- 
bung-für  [crlörhrtf 

Ör  dl  ig  er  s.  Nürdli"ycr. 


Arf — urf  resp.  arv  usw. 

Arfel  1)  Ar  fei  m.  allg.  {arfoll  ZLunn.,  Arfal  Gk 
Chur,  -ü  ApK.;  GKh.,  arfii-  BM.)  —  PI.  Ar  fei  Av; 
B;  GA.;  Z,  Arße  ThHw.  —  Bim.  Ärfeli.  2)  Arfle  f. 
Bs  (neben  1);  Gl;  Gr  (neben  1);  ZO.  (neben  1):  ein 
Arm  voll  von  irgend  einer  Masse,  so  viel  man  mit 
dem  einen  Arm  in  den  gebogenen  andern  legen  oder 
auch  mit  beiden  umfassen  und  umfasst  halten  und 
tragen  kann,  z.B.  Holzscheiter,  Reisig,  Heu,  Stroh; 
dann  auch  von  Menschen,  bes.  Kindern;  frz.  hrassec. 
Z'  Ärfel  mache,  das  Heu  zusammen  fassen  zum  Auf- 
laden GA.  Heu  ärfelwis  laden,  auf  das  Heuseil  legen, 
indem  man  es  zsrecht  und  mit  Rechen  und  Arm  auf- 
nimmt BHk.  Laut  einem  Urbar  von  Atfoltern  (BE.) 
gehören  zu  einem  Birlicj  (s.  d.)  12  geschlagene  währ- 
schafte Ärfel,  was  ein  Mann  mit  dem  Rechen  und 
Arm  erarlkn  und  tragen  mag.  Arfleins  fürt  trage", 
einen  Arm  voll  um  den  andern  Bs.  Ebenso  arfels- 
Aa;  UwE..  ärfel-  BHk.,  Jirfelis-icis''  =  A.  um  A.  Bs. 
Syn.  arflige".  An  e"  A.  ne,  zsratfen,  aufpacken  B; 
New.  Es  gab  en  ganze  A.  KdMey.  1844,  von  Etw., 
das  sich  in  verhältnissmässig  grosser  Masse  vorfindet. 
's  isch  besser  en  A.  3IissgHn.■^t,  as  es  Hämpfeli  [kleine 
Hand  voll]  Mitlide  S.  Für  de  Wiieste  [Husten]  i^t 
am  beste  es  Arfeli  Brustthe  (iron.)  Aa.  Von  einem 
kleinen  Kind,  das  verhältnissmässig  gross  und  schwer 
ist,  sagt  man:  es  ist  en  ganze  A.  Z.  Bas  China  isch 
wol  drann,  es  ist  grad  en  A.  BRi.  ,Gebar  einen  Buben. 
Ja  das  war  einer  g'rad  wie  ein  Prinz,  ein  ganzer  A., 
hatte  Baggen  wie  Rosen  und  eine  Stimme  wie  ein 
Husar.'  Stutz.  An  en  A.  (es  Ärfeli  mit  Bez.  auf  kleine 
Personen)  ne,  umarmen  aus  Liebe  B;  LG.;  S;  Zg. 
Chind,  •chömmid  g'rad  eis  [kommt  einmal  her],  sii 
rhatiH-urh  [euch]  an  es  ArfclU  neu,  jer  sit-mer  .sccc? 
h)nbi  [ihr  seid  mir  gar  so  lieb],  sagen  etwa  zärtliche 
Eltern  zu  ihren  Kindern  BRi.  D'  Frau  an  e"  A.  nii 
B.  Selten  in  e  A.  ,Und  nahm  der  [den]  Jungehnab 
in  Arfel  Sprung  mit-em  i"  Bodesee.'  Volksl. 

n  ist  meist  lang;  /  meist  /';  p  nur  für  Gl  bezeugt,  wo 
die  Verdopplung  des  /  sich  aus  Assimilation  des  vorher- 
gi-lu^rnbu    m    iikliirl.  Ui,.    l'liir.-F.inn    .1,;//.    (Th)    'fAwv\ 


wahrsch.  zu  dem  weibl.  Sing.  (2).  Die  weibl.  Form  selbst 
erklärt  sich  aus  Analogie  zu  ffampße,  Hand  voll,  Gauße  (nihd. 
(/oufe),  wie  auch  neben  Mv,wjifel  (Mund  voll)  Mumpflr  f.  vor- 
kommt. Die  Entstehung  der  Verkürzung  liegt  in  Arfal  noch 
deutlich  vor,  während  das  syn.  Armrolk  Gr  noch  nicht  als 
wirkliches  Comp.,  sondern  noch  .ils  syntakt.  Construction 
(mit  starker  Endung  dos  prädikativen  Adj.)  zu  betrachten 
ist.  Mhd.  armvol  m.  heisst  eine  umarmte  Person  (geliebte 
Frau).  Arm/d  (mit  beibehaltenem  m)  kennt  die  henneliergische  •■  ■ 
MA.  u.  a.,  s.  Fromm.  7,  138.  Beispiele  der  Verkürzung  ,  i 
eines  stammhaften,  tieftonig  gewordenen  o  im  zweiten  Teil 
einer  Zss.  sind  wohl  selten,  aber  sie  erklärt  sich  wie  die- 
jenige anderer  Voc.  durch  die  Umgestaltung  einer  Zss.  in 
ein  einfaches  W.  von  der  Art  einer  Abi. ;  vgl.  nhd.  ,Eimer' 
aus  rin-har;  schwz.  ÄVniifii/ ^  Sonntag;  Nachher  aus  mhd. 
nuchfi/clhür(i-),  nhd.  ,Xaehbar'  (neben  ,Nahbaner',  Geschl.-N.). 
—  Die  bern.  RA.  «i''''  zcm  (ze  'mc,  zu  einem)  A.  sehla".  sich 
zum  Wintorschlafe  legen,  w.ahrsch.  aus  e'  Marfrl  (s.  d.)  um- 
gedeutet, weil  anlautendes  in  beweglich  ist,  hier  also  als 
Verkürzung  eines  vorhergehenden  dem  erscheinen  konnte, 
und  weil  die  von  manchen  Tieren  und  Menschen  zum  Schlaf 
angenommene  Lage  einer  Selbstnmarmnng  gleicht.  Die  RA. 
wird  aber  gerade  auf  den  Menschen  nnr  uneigentlich,  scher- 
zend angewendet.  —  In  der  RA.  an  en  A.  ne"  steht  an  nach 
ält.  Weise  statt  in;  s.  an  Sp.  249.  —  Syn.  Ärfling,  Arßeie, 
Annete,   TseliupiJen. 

arflen  ararallon  P  silv.,  ärflen  S:  1.  einen 
Arm  voll  nehmen;  mit  einem  oder  beiden  Armen 
umfassen,  z.  B.  Heu,  Stroh  B;  UwE.  E  grosse  Ma 
mag  me  g'arfle,  weder  [als]  e  so  e  chline  Chniider 
[Knirps]  Schw.  Das  gedörrte  Gras  so  zurecht  legen, 
Jass  man  einen  Haufen  davon  mit  dem  Rechen  auf- 
nehmen u.  zur  Hauptladung  tragen  kann  Ap;  Z.  Auch: 
umarmen  und  küssen  P  silv.  —  2.  sich  einer  Sache 
annehmen,  sie  an  die  Hand  nehmen,  zur  Ausführung 
übernehmen,  bes.  von  verwickelten  schwierigen  Ge- 
schäften, zuweilen  mit  dem  Nebenbegriflf  von  Unbe- 
scheidenheit  B.  Daher  auch:  Etwas  an  sich  ziehen, 
sich  zueignen,  anmassen  BRi.  —  Bed..  2  hat  anch 
das  frz.  embrasner,  welches  viell.  auf  den  B  Sprachgebrauch 
eingewirkt  hat.  —  um-:  umarmen,  umspannen  Aa  (-«- 
u.  -ä-);  Bs;  UwE.  Eine  Person  „-umarmen".  —  er-, 
dim.  -ärfelen:  (mit  den  Annen)  umfassen,  umspannen 
Aa.  ,Heu  erarflen'  s.  u.  Arfel.  „Umarmen",  umfassen 
und  an  sich  ziehen  BSi.  Eine  Sache  bewältigen,  ihr 
gewachsen  sein.     ,/  chann  's  mit  alls  e.'  Ebel. 

ärfelen:  1.  so  viel  Heu  zsrechen,  als  auf  1  Mal 
mit  den  Armen  umfasst  werden  kann  Scnw.  Kleine 
Büschel  machen  UwE.  —  2.  liebkosend,  zärtlich  um- 
armen. 

Arflete  f.  =  .4i/(>/.     Fii  Ar/Ua  Hol:  W. 
Arfli"g   Id.  B,    Är/lig  A.k  =  Arfel.    Arfligcn-is^ 
arfclwls  UwE. 

arflig:  was  sich  mit  den  Armen  umfassen  lässt 
.\aZu.  En  arflige  Baum  UwE.  Dim.  Jirfelig".  ■— 
Dazu  als  Adv.  „arfligen,  ä-:  mit  vollen  Armen". 
,Ärßge,  per  cumulos,  haufenweise.'  Id.  B.  Syn.  arfeh- 
wts  usw.  —  Vgl.  mhd.  armvölkc,  V.  e.  Kind,  Speer. 
gQ-ärßg  =  arflig.  E  g'ärflige  Baum  L  (Inf.ich.). 
Arve",  Orve",  Arvle"  s.  Arbe"  Sp.  421. 

Urferl  BG.,  NurferF,  UrfelBs;  B;  L;  S,  Turfel 
B  —  m.  —  PI.  Urfere  BG.:  verschnittenes  männliches 
Schaf,  Hammel  Bs;  BE.,  M.,  S.,  Sigrisw.;  F;  L;  S, 
nach  einer  L  Angabe  auch :  verschnittenes  Mutterschaf 
(auch  Urfelschaf).  ,Es  sollend  khein  urvar  [dafür 
von  viel  spätrer  Hand  .Bock']  nocli  Stier,  so  über  ein 


■II." 


Ai-r.  iTt',  iif.  Ulf,  iii'C. 


Ar; 


446 


jar  alt  siml,  ut  diu  AUiiii'iidt  tribfii  werden.-  8tadtsatz. 
Tiii'N  1530.  ,l)er  liauiel,  scheps,  urter,  wider,  vervex. 
castratus  aries,  nias  oviuni.'  16ö2,  Red.  —  urferin: 
von  Haiimielfleisch.  In  der  Küchenrechnung  der  Pfl- 
stcrnzunft  B  1570:  ,16  Pfd  urferis  Fleisch  zu  1  ß.' 
,Urfris',  subst.  Neutr.  (wie  Schim)tis,  Sehweinefleisch). 
Ansh.  —  urficn:  „einen  Schafbock  verschneiden  B; 
L;"  S. 

Ahd.  iir/Cii;  spado,  Vorschuittener,  mit  dem  Vb.  arfürjan, 
-ßuran,  cr/üran,  castrare,  nahe  vwdt  arfurpan,  pnrgare;  s. 
fiirlxn.  Das  ahd.  für  könnte  dem  lat.  ^jMr-u»  entsprechen, 
da  die  Begriffe  ,rein'  und  .ganz'  ineinander  übergehen;  ur- 
wäro  privativ,  also  gleichsam  ,eut-gänzen',  d.  h.  der  reinen 
vollen  Männlichkeit  berauben;  oder  dem  gr.  Ttüp:  des  Feuers 
berauben?  vgl.  mimaniun.  Im  Mhd.  ist  das  W.  nicht  be- 
zeugt, denn  in  dem  ohnehin  zweifelhaften  urful  scheint  I 
ursprünglich,  das  vorhergehende  u  kurz,  und  die  Bed.  ,un- 
verschnittener  Eber'  widerspricht  dem  wesentlichen  Begriff 
unsers  W.,  denn  nur  für  l'ur/el  lautet  die  Angabe  einfach 
.Schafbock,  Widder'.  Aus  urfür  wurde  durch  fortschreitende 
Abschwächung  des  zweiten  Voc.  Ur/er,  wie  aus  nmh(ge)lur 
Nachher,  während  dem  n  in  der  Thuner  Quelle  das  von 
.Nachbar'  entspricht.  In  Nur/er  ist  n  aus  vorangehendem 
an,  in  Turfd  t  aus  vorangehendem  verkürztem  die  (Plur.) 
angewachsen.  In  der  Endung  wechselt  ;■  mit  I,  letzteres  im 
Vb.  (urßm)  ausschliesslich  bezeugt.  Wahrsch.  geliört  darum 
hiehor  auch  der  Ortsn.  i-<lr  Orfic,  früher  Orjlemeid  ZFischent. 
—  Vr/er  scheint  jedenfalls  sehr  altertümlich !  —  Syn.  Stacken, 
FrUehi'.j. 

Urfer  II:  kleine  Münze,  neben  Pfd  und  ß  erwähnt. 
B  Strätl.  1441. 

Dies  W.  gehört  wahrsch.  nicht  zum  vorigen,  da  die  zürch. 
Münze  Bock  =  10  Schilling  im  Geldwert  zu  weit  absteht. 
Viell.  bedeutete  es  urspr.  die  kleine  Münze,  die  man  als 
Fährgeld  bezahlen  nuisste  und  gehört  zu  mhd.  urfur,  Über- 
fahrt. Fähre. 


arg,  crg  Obw  —  Comp,  eryer  (c'  n.  e-),  Superl.  ergst, 
.erffist'.  Bull.  1530,  ,ergerest,  ergerst'.  Fisohb.  1563. 
In  TuHw.  kommt  der  Positiv  nicht  vor.  1.  schlimm, 
stark  in  schlimmem  Sinn.  Er  ist  es  lewjers  i  [je 
länger  je  sc.  mehr]  en  ergra  Safer  BO.  Er  ist  dr 
ärger,  der  schlimmere  (von  Zweien)  Z.  Dr  letst  Bi- 
trug  ist  erger  as  der  erst  Gh.  —  2.  schlecht,  gering. 
.Der  ergern  win  danne  unscrn  lantwin  under  andern 
win  mischet,  der  ist  des  velsches  schuldig.'  Z  Eichtebr. 
Zu  der  i.  J.  1530  angeordneten  Mehlprobe  nahm  man 
•Kernen  bim  besten,  mittlisten  und  ergisten.'  HBull. 
1572.  ,I)ise  fisch  haben  das  ergerest  fleisch.'  Fisohb. 
1563.  —  3.  übel,  bös,  subst.  Neutr.  ,Dass  solichs 
uss  vergesslichkeit  und  uss  deheinem  argen  [in  keiner 
bösen  Absicht]  sye  beschöchen.'  Absch.  1521.  ,Ze 
argen  uf  ze  nemen.  Zu  keinem  argen  wellind  ge- 
denken.' UMev.  Chr.  ,In  argem  vermerken.'  AKlingl. 
1691.  —  4.  schlau,  pfiffig,  listig  GlH.;  Obw;  GA., 
Sa.;  ScHW.  De  settist  nu''' erger  sV  (du  solltest  noch 
schlauer  sein),  ich  habe  deine  List  durchschaut  Obw. 
Du  liest  leider  en  arge  Streich  g'macht!  GlH.  Er  ist 
tiil  der  ärgst  Scuw.  ,Er  ist  wol  arg  [schlau]  genug.' 
Eliata  1762.  Auch  ironisch  s.  v.  a.  dumm.  Das  ist 
au  en  Arge,  ein  Schlaukopf  =  Dummkopf  GlH.  In 
besserm  Sinn:  fein,  geschickt,  gewandt,  aufgeweckt 
GA.,  Sa.;  ScHW.  En  args  Chind  GlH.  —  5.  Adv. 
sehr.  ^)-(/ sc7i7ec/ti  ZDübd.  Das  ist  [heisst]  Einen  arg 
hindergaiige !  Z.  Er  ist  arg  druff)  sehr  darauf  erpicht 
Aa  (Hi-Nz.). 


Jlhd.  urr,  ,-r,j,:r.  Über  die  Herüliruns  mit  uri,j  s.  Sp.  387. 
Der  Positiv  ist  nur  in  der  abgeleiteten  Bed.  4  recht  volks- 
tümlich, die  Anwendungen  unter  5  daher  wohl  sehr  modern. 
S.   auch  ärgaükh. 

ver-argen:  1.  verringern,  schmälern.  ,Will 
dardurch  dem  wolgeachteten  herren  E.  syn  ruom  nit  v.' 
1538/60,  AgTschüdi.  —  2.  anklagen,  beschuldigen, 
verdächtigen.  ,Darum  er  auch  verargt  [wurde,  er] 
wäre  Lutherisch.'  1574?  Mise.  T.  ,Da  die  Stadt  ihren 
alten  edlen  Bürger  und  Schultheissen  umb  verargter 
Miet  willen  [wegen  Verdachts  von  Bestechung]  uss- 
stiess.'  Ansu. 

Ärgi  f.:  Arglieit,  Schlauheit,  Verschmitztheit VOrte 
fe'J;  Z  fe'). 

ärgeren:  1.  verschlimmern.  ,Man  sol  das  hus 
besseren  und  nicht  ergeren  [verfallen  lassen].'  ZZoll. 
1315.  Dass  die  Feste  von  den  Feindon  ,gewüest  [ver- 
wüstet] und  geergrot'  werde.  Kriess.  1420.  —  2.  (refl.) 
sich  beschädigen  B  oSi.  Syn.  icirsen  von  jcirs, 
schlimmer. 

a.\>-ergere:  (refl.)  sich  zu  Tode  ä.  Gr.  —  Vgl.  nhd. 
,sich  abhärmen'   u.  ä. 

ver-ärgeren:  1.  verschlechtern,  verderben. 
,Wann  jemands  freie  Strassen  mit  Wasserleitenen, 
Wasserw Uhren,  Gräben  verärgerte  und  verderbte.' 
1659,  BE.  Von  Pers. :  beschädigen,  verletzen.  .Den 
Nächsten  beschädigen  oder  v.'  JMey.  1694.  , Einen 
etwarin  [in  irgend  etwas]  verergeren  oder  verletzen, 
in  aliquo  aliqucm  offendere.'  Mal.  Auch  in  subj.  S. : 
Ein  Klagepunkt  gegen  die  Rädelsführer  des  Aufstandes 
am  Z  See  1646  war  ,Verergerung  der  Oberkeit'.  — 
2.  enzweien,  verfeinden  (Zwei  gegen  einander). 
Abscu.  1524.  —  3.  ärgern,  Ärgerniss  geben  in 
bibl.  Sinn,  d.  h.  das  moralische  Gefühl  eines  Andern 
verletzen,  sein  Urteil  über  sittliche  Dinge  irre  leiten, 
ihn  durch  schlechtes  Beispiel  verführen.  ,Dainit  hie- 
durch  niemand  verärgert  werde.'  1523,  Strickl.  ,Die 
widerwertigen  [Andersgläubigen]  verärgeren  [durch 
unanständige  Aufführung].'  JMüll.  1673.  ,Nit  allein 
für  sich  selbs  ihrer  Oberkeit  sich  unghorsam  erzeigt, 
sonder  auch  vill  andere  mit  ihrem  bösen  exempel 
hoch  verergeret.'  Z  1646.  ,Duroh  böse  Exempel  ver- 
ärgert und  verführet  werden.'  1733/4,  Ulr.  ,Ich  ver- 
erger  mit  myner  Musicam  niemand.'  Grob  Chr.  ,Die 
rumörische  [auffallende]  Kleidung  der  Prädikanten 
gebihrt  nicht  wenig  Verärgerung.'  Hess,  Samml. 

ärgerlich:  Ärgerniss  gebend.  ,Indem  wir  ge- 
fallen wollend  einem  ärgerlichen  Brueder.'  1637,  Breit. 
.Das  die  frowen  ain  erbern  [ehrbaren],  züchtigen  und 
unergerlichen  wandel  fücrind.'  Sch  1544. 

Ärgernuss.  ,Zue  vermidung  [von]  ergernus.'  Scu 
1540.   —   S.  auch  Sp.  130,  11  (Ägerte). 

„ärgernüssisch:  voll  Ärgerniss."  St.'^ 

argelieren,  argidieren  s.  arguieren. 

Argemoni,  -mönli,  -mündel,  -mündli,  -wönli 
s.  Agermönli  Sp.  127. 

fArgetänt  Ap,  Argi-  Aa.  Argidant  B  öO.,  Arkcdant 
Gr  —  m. :  Adjutant,  Gehülfe  des  Majors  od.  Obersten 
eines  Bataillons.  Zunächst  s,\xsAditant,  wie  das  Fremd- 
wort in  mundartlicher  Ausspr.  lauten  musste,  durch 
Einschiebung  von  r  und  Übertritt  aus  dem  Ziingen- 
in  das  Gaumenorgan  (d  in  g). 

Argiste"  s.  Agelstere"  Sp.  125. 


147 


Al'S.    «TJ 


'ig,  ergg,  iro-g,  ur^x.  "i> 


418 


Arglo"  s.  Gwyle".  arglig  s.  artUch. 

ai'giiicren  art/rw-  ZZoll.,  argiä-  ZKii. :  rechten, 
mit  Gründen  streiten,  disputieren,  räsonnieren  Z.  ,Ich 
will  nit  arguieren,  sunder  gehorsam  sin.'  Zwingli. 
,üer  lantsfriden  hat  disputieren  und  a.  hindan  gsetzt 
[verboten].'  Vad.  ,Sie  wollen  nichts  darin  [in  dem 
h'ijan]  a.,  sondern  begehren  einzig,  dass  [Zürich  eben- 
falls zum  Bundesrechte  angehalten  werde].'  Abscu. 
1.530  B.  ,Bruninilen  und  a.'  1555,  Gualth.  ,Was  die 
bussen  belanget,  lasst  mans  bi  ufgerichten  briefen  und 
siglen  vorblyben,  one  witers  a.'  1603,  Obw.  .Argoliert.' 
Madleni  1712.  ,Wir  sollend  und  wellind  sy  [bei  ihrem 
Glauben]  ungearguwirt  lassen',  unangefochten.  Bossh.- 
(ioLiiscnji.  , Einen  ungearguiert  und  ungedisputiert 
lassen.'  Hott.  lötlÖ.  Auch:  um  Stimmen  werben  zu 
einer  Wahl.  ,Das  praticieren  und  a.  umb  das  Amnian- 
ambt  [ist  streng  verboten].'  1588,  Ursern. 

Zu  der  Entwicklung  eines  ?  aus  w  (u)  wirkte  wiiluscli. 
Analogie  von  ,rcgHlieven'  od.  ii.  mit.  Zwisclien  I  uml  d  ist 
rein  lautlicher  Übergang  möglich,  duch  könnte  nnjid.  zunächst 
auf  lat.  arijutitre  beruhen. 

Ärgel  s.  Err/i/eL  Argent    s.  Ar/erte  Sp.  130. 

Ärge(r)st  s.  Agelsterc  Sp.  1*25.  Argeto  s.  Ät/erte 
Sp.  1'29. 

us-ärglen  -.<;-:  ausklügeln,  sclilau  ausdenken,  syn. 
usspintisieren  UwE. 

Von  itn)f  s.  Sp.  387;  Ableitnnii'  von  tfnj  ausgeschlüsseu 
diin-li   d.'ii    Laut  „,:   statt  . '. 

erg  s.  ary.  ergolen,  orgcn,  irgelcn  s.  cry- 
gelen,  ergfjen. 

Erg,  Irg,  Icrg  s.  Gcoir/. 
Irgel  s.  Ergyel. 

,ierglicll':  irgendwie.  —  Vun  mhd.  ur.j,,,  durch  Ver- 
iiuickuug  mit  dein  adj.   iei/lkli. 

Organ  n.:  speziell  das  Geliörorgan.  ^iiii  0.  lidi". 
übelhörig  sein  ZRümlg. 

Orgele"  vorw.  (Bs  Orkde),  Dim.  Ör<jeU  (Aa  ()-). 
GoryeJi  (dimin.)  BsL.  (Spreng),  Ördrl^,  Dim.  Ordeli 
GrV.;  LG.,  Orla  BG.  —  f.:  1.  Orgel,  Instrumenl 
für  Kirchenmusik.  (D'J  0.  schloh  [schlagen],  spielen 
Aa;  BsL.  Örgeli  (Dim.),  Drehorgel,  Leierkasten. 
E  iStivim  tcie-n-es  Ö.,  eine  feine,,  hohe,  helle  Sch;  Z. 
iS'i.s  Ö.  ist  am  Üslüte",  es  geht  mit  ihm  zu  Ende. 
SuTERM.  —  2.  Bütte,  Örgeli:  Zuber,  Kübel  BsL. 
,Situla,  schöpfgschirr,  oimcr,  kübel,  örgeli.'  Fris.  ;  Mal. 
—  o.  Handhabe  an  Gefässen,  z.  B.  an  einem  Wasser- 
züber,  an  einem  Milchliafen,  einer  Kaffeekanne  AAFri. ; 
BsL.  Die  zwei  nach  oben  verlängerten,  einander  gegen- 
überstehenden, mit  einem  Loch  zum  Einfügen  eines 
Deckels  versehenen  Dauben  einer  ,Büttene'  AaP.  Vgl. 
Handorgeh.  —  4.  Örgeli:  (scherzh.)  Buckel  Bs,  Kropl 
Aa.  —  5.  Mädchen  BsWiesent.  Als  Margrefler  ErgeU 
hänseln  die  Basler  die  Bewohnerinnen  der  benachbarten 
(alten)  Markgrafschaft  Baden. 

Mhd.  in-grli:  und  oryune  aus  lat.  PI.  orijaim.  Yicll.  darl 
KCysats  Schreibung  ,Orgalen'  noch  als  ein  Rest  der  Grund- 
form betrachtet  werden;  vgl.  auch  Oi-i/aUki.  Zu  der  Form 
mit  vorgesetztem  (j,  welches  aus  dem  Prüf,  dos  Ptc.  r/'/injelei 
nnig  zum  Stanmie  gezogen  worden  sein,  vgl.  den  umgekehrten 
Vorgang  in  Anjh:  Es  scheint  mit  jener  Form  zu  Spreng's 
Zeit  in  BsL.  Dissimilation  angestrebt  worden  zu  sein:  G.  = 
iMusikinstrument,  Ö.  =  GcRlss  und  Handhabe.  Ordclc  beruht 
auf  Vertauschnng  des  Organs;  von  da  aus  ergibt  sich  Oi-Jr, 
indem  die  weiche  Dentiile  (.i')  vor  der  vwdten  Liipüda  (I)  leicht 


untergeht.  —  Bcd.  2  erklärt  sich  viujl.  aus  der  .Vlnilichkeit 
der  verhältnissniässig  schmalen  und  hohen,  sauber  in  der 
Reihe  stehenden  Dauben  mit  Orgelpfeifen,  od.  aus  der  kasten- 
artigen öestalt  namentlich  der  altern  (Wasser-)Orgel.  ßed.  3 
ergibt  sich  aus  2  als  pars  pro  toto;  aber  es  mag  das  W. 
Öri  (Sp.  418)  mitgewirkt  haben;  auch  niuss  ei innert  werden 
an  Lire,  welcher  Ausdruck  von  dem  mit  Kurbel  versehenen 
Leierkasten  auf  den  Begriff  Kurbel  tlbh.  und  von  diesem 
auf  den  des  RUhrfasses  übertragen  wurde;  so  lässt  sich 
fragen,  ob  nicht  unser  2  sich  vielmehr  aus  3  entwickelt 
habe.  4  erinnert  an  Leierkasten  udgl.  Musikinstrument«, 
welche  man  angeschnallt  trilgt.  Wenn  5  sich  bloss  auf  die 
Markgräflerinnen  beschränkt,  so  bezieht  es  sich  wohl  auf 
eigentümliche  Tracht,  also  auf  den  auffälligen  Kopfschmuck 
oder  möglicherweise  auf  die  Röcke  mit  dichten,  den  Orgel- 
jifeifen  vergleichbaren  Falten,  vorausgesetzt,  dass  solche  unter 
ihnen  länger  im  Schwang  waren,  als  unter  den  Bs  Land-  i 
mädchen.  Sonst  milsste  etwa  daran  erinnert  werden,  dass 
weibliche  Personen  nicht  selten  mit  musikalischen  Instru- 
menten vorglichen  werden,  auf  oder  mit  denen  mau  feiner 
oder  handgreiflicher  ,spielt',  d.  h.   kost,  scherzt. 

Hand-;  1.  Handharmonika  B;  TuHw.;  Z.  —  2.  eiser- 
ner Bogen,  an  welchem  ein  Kübel,  Eimer  getragen  wird 
BsL.     Syn.  Hiene. 

Mitl-:  Maultrommel,  Mundharmonika  GlH.;  Gk; 
ScHW;  Uw  f-orgilij.  Syn.  Triimmi,  Trmiipc,  Mfdglge. 
—  »1  äl-orgele":  auf  einer  Mundharmonika  spielen 
GrL. 

örgelen,  bzw.  ordelen  Aa;  Bs;  B;  Nuw;  S, 
orgle  G;  Z:  1.  Orgel  spielen  BHk.;  G;  S;  Z.  So 
lang  men  orglet,  ist  d'  Chirche  nanig  [noch  nicht]  üs 
(sprw.)  G.  In  Bs  auch:  die  Handorgel  spielen.  -- 
2.  heulen,  vom  Wind.  De  Wind  orgelet  eis  i  de 
G'irettene  [im  Balkenwerk  des  Hauses].  Jauchzen  Ndw; 
weinen,  namentlich  stossweise  Gr;  Uw.  —  3.  sich  er- 
brechen AAZei.  —  Bed.  3  bezieht  sich  auf  die  tiefen, 
dumpfen  Töne  einer  0.,  wenn  nicht  etwa  vom  Partie.  Perf 
aus  eine  Vermischung  mit  , Gurgel,  gurglen'  stattgefunden 
hat.  —  11 S-:  zu  Ende  spielen.  Bildl.  übh.  zu  Ende 
bringen.    Es  ist  üsg'orgelet,  es  ist  aus,  vorüber  UwE. 

örgelen  (jförjrc/e»  BsL.  Si-reng);  auf  einer  kleinen 
Orgel,  bes.  Drehorgel  spielen  Z.  Es  göt  wie  g' orgelet, 
leicht  und  nett  von  Statten  GG.  ,Man  wird  derselben 
[der  Erbtante]  zwar  stets  höbein,  die  allerliebsten 
Sachen  orgeln',  bildL,  allerlei  Schönes,  Schmeichel- 
haftes vorschwatzen.  HSulz.  1830,  f. 

Orgeler  m.:  Orgelspieler  BHk. 

Orgelist  BEi.;  L;  Z,  Orgalist  GhV.:  dass.  ,Des 
Orgenlists  Ffruendhus  in  der  Neustadt  Züricli.'  Z  1573. 
,Dem  Orgalisten.'  B  1500. 


Erggel  GlK.;  Z  feV,  •<^i¥  GnPr.,  ierl-l  Tn,  irl-l 
ZSt.,  „Ärgel"  «c-  Aa;  Bs;  °BS.,  Irgl  SeiiSt.,  Ncrgl 
BRohrb.  (-rf-);  Zg,  , Argger'.  Diessenh.  um  1400  —  ni.: 
1.  Erker,  Vorbau,  Vorsprung  an  einem  altertümlichen 
Haus,  Schloss,  Turm,  Tor,  zur  Ausschau  oder  Ver- 
teidigung, oft  verziert  Aa;  B;  ScnSt. ;  Tu;  Zg;  Z. 
,Der  ergel  uf  dem  dor  ze  Baden.'  1384,  Stadtr.  Baden. 
,Im  andern  erggel  uf  dem  schloss  Tübelstein.'  148S), 
Waldm.  Inv.  ,Podium,  meniana,  Solarium,  ein  ärkel 
oder  lauben  vornen  am  haus.  Projecta.  erkel  oder 
fürtächle  [Vordächlein]  an  heuseren.  gemach  so  für- 
auss  gond.  Speculaj,  ä.  dardurch  man  luogt.  wer 
komme.'  Fris.;  Mai,.  .Arcera.  erkel  an  einem  haus.' 
Dknzl.   1077.    171Ö.     Vgl.   Übcrschuts.    —    '2.   später 


11(1 


Ärgst— urgst.     Ark     urk.     Arl-rUrl 


450 


angebauter  Teil  eines  Hauses  BRohrb.  —  3.  Haus, 
das  in  Rieg  gebaut  ist.  ebd.  Syn.  Nünjl.  — 
4.  ^■citenwand,  Widerlager  einer  Brücke  GitPr. 
Syn.  Anstreh,  Lene.  —  5.  scherzh.  vergleichend :  (stark 
vorspringende,  grosse)  Nase  Z.    Syn.  ühämi,  Kamin. 

Mhd.  äfktr,  aus  lat.  arca,  kastenförmiger  Vorbau  an  der 
Kingiuauer,  zunächst  von  den  Byzantinern  den  Arabern  nach- 
geahmt. Mitth.  d.  Ant.  Ges.  Z  XI.  Die  Aussprache  mit  </, 
welche  sich  schon  1385  im  Z  Rat-  und  Richteb.  findet,  ist 
olne  spät4;re  Erweichung  oder  ungenaue  Bezeichnung  des 
Lautes;  vgl.  eryijen.  Der  ä-Laut  steigt  allmählich  zu  e'  und  i 
»uf ;  der  Anlaut  n  ist  aus  vorhergehendem  ein  angewachsen. 

erggcn  I:  1.  ekeln.  ,Fastidire,  erken,  massleidig 
sein.  Facere  nauseam,  Unwillen,  kotzen,  erken,  sich 
erbrechen.'  Fris. ;  Mal.  , Erken:  ein  Unwillen  und 
abscheuhen  ab  eim  ding  haben;  im  [sich]  lassen  erken.' 
Mal.  ,Erkten  [1.  -Icn?],  erken:  görbsen,  kopen.  uf- 
stossen,  eructare,  exgurgitare.'  Red.  1656.  , Erken. 
erkelen,  ekelen,  Unwillen:  fastidire,  nauseare.-  ebd. 
1662.  —  2.  wiederkäuen.  ,Wenn  ein  Ochs  sich  ver- 
engen (verstrickt)  hat,  so  erket,  kühlet  oder  ruminiert 
er  nicht.'  Chür.  Kai.  1712. 

erggelen  eM-j/g  GlK.;  Sch,  ergifle  LG.:  dass.  in 
(liuL  Form.  1.  ekeln.  ,Es  erkelt  irer  seel  vor  aller 
speis.'  15'2Ü/30,  Psalm.  —  2.  verdriessen,  m.  Acc.  P. 
L;  ScB.  Vgl.  if/len.  —  ge-  „gerglen:  ekeln;  es  ger- 
gelet  im  B." 

ge-erggelig  g'e^rggelig  BE.,  „gergeUg:  ekelhaft, 
ckelig  B;  Gr."  Syn.  gängerlig.  Wer  leicht  Ekel  hat, 
vor  etwas  Fremdartigem  in  Speisen  zurückscheut  BE. 

Krtigen  usw.  mhd.  nicht  bezeugt,  auch  im  ä.  Nhd.  selten, 
da  schon  im  XVI.  die  Form  ,ckeln'  aufkommt,  ohne  Zweifel 
ans  erkeln  entstanden.  Das  engl,  irk  kann  wenigstens  für 
erggelen  2  in  Anschlag  gebracht  werden,  obwohl  dem  k  in 
unserem  Dialekt  ein  ch  entsprechen  sollte.  Ergrjeii  S  konnte 
ans  irggm  (vgl.  u.  irijgekn)  entstanden,  dies  aus  mhd.  itriidcen, 
ahd.  ilarnchjan,  iliuchen,  wiederkäuen,  verk.,  und  damit  eine 
Etymologie  für  das  sonst  einsame  W.  gewonnen  sein.  Es 
spräche  dafür  bes.  auch  die  obige  Angabe  von  Rcdinger,  da 
rticlan,  gr.  4peÖy(0,  auch  lautlich  dem  ahd.  (ila-)  ruchjmi 
entspricht.  Indessen  kann  Bed.  2  eher  aus  1  erklärt  werden 
als  umgekehrt  und  jedenfalls  ist  Vwdtsch.,  wenn  nicht  Iden- 
tität, mit  erggcn  11  anzunehmen. 

crggen  II:  grimmen,  stechen,  schauern,  d.  h.  ein 
unangenehmes  Gefühl  haben  oder  verursachen.  1.  beim 
Knirschen  und  Bürsten  der  Zähne,  beim  Beissen  in 
wollenes  Tuch,  beim  Hören  des  Ritzons  mit  einem 
Messer  auf  Glas,  beim  Scharreu  oder  Feilen  mit  Eisen 
auf  Eisen,  beim  Kehren  mit  abgestumpftem  Besen 
adgl.  W.  —  2.  zuckenden  Schmerz  verursachen  bei 
Eiterung  z.  B.  in  einem  Finger.  TSs  ergget-mi  W.  Syn. 
zocken.—  3.  quälen,  vexieren  B  oS.  —  un-:  (unpers.) 
vor  Kälte  steife  Finger  und  prickelnden  Schmerz  darin 
haben  W.     Syn.  uniglcn  Sp.  151. 

Neben  erggu  W  in  der  Bed.  2  soll  auch  eggu  gelten. 
welches  wahrsch.  mit  dem  Ap  eggrJe  (s.  tinighii)  und  dem 
dort  üliergangenen  Comp,  i-eggde  ApK.  zsgehört.  Das  Letztere. 
unpers.  rcN.,  bedeutet  die  unangenehme  Empfindung,  welche 
man  hat,  wenn  man  Jmden  etwas  Saures  essen  sieht,  aber 
auch.  Wenn  man  mit  den  Zähnen  knirschen  hört,  trifft  also 
mit  dem  folgenden  irggehn  in  der  Bed.  zusammen,  so  dass 
nur  die  Frage  bleibt,  ob  egg-  hier  aus  ergg-  entstanden  sei 
oder  ob  es  dorthin  gehöre.  Ob  3  hieher  gehört,  ist  frag- 
li'h.    Es  könnte  auch  eine  Abi.  aus  arg  sein.    —   Das  Präf. 

« ie  in  uniglcn  zu   erklären. 

'Tggelen,  irggelen:  „vom  Beissen  unreifenKern- 
"l'stes  Schmerz  in  den  Zähnen  haben,  unjiers.  m.  Dat. 

Scliwelz.  Idiotikon  I.  4. 


Tn.-  Stunipfwerden  der  Zähne  von  Säure  oder  kirren- 
dem Ton,  z.  B.  eines  Rades;  Syn.  es  göt  Eim  dur 
d'  Z«>  dure  ScnSt. ;  ZBenk.  ,Die  zän  der  kindern 
erkelend.'  15S1,'48,  Jerem.  (=  .werden  stumpf'.  1667). 
,Lach  nit  mit  im  [deinem  verzärtelten  Sohn],  dass  du 
nit  auch  mit  im  weinen  müessest,  und  das  dir  am 
letsten  deine  zän  erkelind.'  1531/48,  Siu.  (=  .kirren'. 
1667).  .Fructus  acerbus:  ein  grüene  unzeitige  frucht, 
die  einem  die  zän  macht  erggelen.'  Fris.  Vgl.  Erggeli- 
Zan(dJ. 

erggelig.  irggelig  Scii  Sulger;  TuSteckb.,  erg-, 
irg-  AAZei.;  Tu,  g'irgeVg  ZUhw. :  stumpf,  fieberhaft, 
von  den  Zähnen  in  Folge  von  Genuss  unreifen  Obstes. 

Auffallend  stimmt  in  der  Bed.  zu  irggchn  das  spät  mhd. 
und  ä.  nhd.  ,i]gern',  stumpf  werden,  von  den  Zähnen,  welches 
ohne  Zweifel  auf  ahd.  UM,  fames  vel  Stridor  dentium,  zurück- 
geht, aber  allerdings  auch  von  der  Empfindung  des  Ge- 
lüstens  nach  sauren  Speisen  gebraucht  wurde,  und  die 
einfache  Form  ilgcn  neben  sich  hat,  daneben  wieder  mit  -er 
das  Adj.  ,elger',  stumpf,  von  den  Zähnen.  Aus  ,ilgern' 
könnte  durch  Umstellung  irgeln  entstanden  sein.  Da  aber 
in  Laut  u.  Bed.  unserm  W.  einfaches  erggen  (II)  zu  Grunde 
liegt,  welches,  weil  ihm  l  fehlt,  nicht  mehr  mit  ,ilgern'  zu 
vermitteln  ist,  so  muss  die  Möglichkeit  ursprünglicher  Ver- 
schiedenheit, viel],  nur  zufälliger  späterer  Berührung  beider 
VfW.  und  Zugehörigkeit  von  erggelen,  irggelen  zu  erggen  I 
offen  gelassen  werden.  Die  Bedeutungen  wären  hier  nicht 
unvereinbar,  denn  Gefühls-  und  Geschmacksempfindung  gehen 
leicht  in  einander  über,  und  insbesondere  kann  sich  das 
Gefühl  des  Stumpfwerdens  der  Zähne  eben  so  gut  mit  einer 
Anwandlung  von  Ekel  wie  von  Gelüsten  verbinden;  das  Ap 
i-eggeh  (s.  Anm.  zu  erggen  11]  ist  auch  nicht  zu  trennen  von 
eggelc  =  uniggle  usw.,  welches  wie  unerggen  (s.  u.  erggen  II) 
den  stechenden  Schmerz  der  Kälte  in  den  Extremitäten  be- 
zeichnet. Lautlichen  Zshang  mit  igten  durch  ilgen,  iltjern, 
sowie  weitere    mögliche  Vwdtschafteu    lassen  wir  bei  Seite. 

ver-un-n  rggen  s.  rer-tm-nrdmngen  Sp.  442. 


äl'gstlicll    c'rgitJi   ZoStdt,    ergilig  ZoÄg. :    unartig, 
hässlich,  ungeschlitfen.   —  Vom  Sup.  ärgste 


Arkedant  s.  Argedant. 

Arkoli  Arclielei-\  ZscnoKKE  1797  f.:  Artillerie,  Ar- 
tilleriekunst. .General  über  die  Arkeley.'  JKLav.  1644. 
—    Von   lat.  areuhaliata,  Wurfmaschine. 

Arkord  s.  Akkord  Sp.  131. 

Erker  n.:  Ertrag  der  Buchen  für  Schweinefutter. 
,Wann  die  Achelen  [Eicheln]  und  das  E.  wohl  grat 
[gerät].'  Stockar  1521. 

Mit  Einschicbung  von  r  aus  lid.  ,Ei:ker(nl'  entlehnt. 
Vgl.  Aclicrcn  S]!.  70,  bes.  in  dir  Auni..  w..  die  Formen  mit 
-<■/.■-  für  das    iiönliiehe   Grenzgebiet  nachgewiesen  sind. 


Arie,  Arele,  auch  Buchs-  Bii.c-  f.:  Alpen-,  Berg-, 
Leg-,  Zwergföhre;  Krumm-,  Knieholz;  Zwerg-,  Alpen- 
kiefer, pinus  montana,  pumilio,  humilis,  mughus  Gr. 
Syn.  CliüeUiime,  -höh;  Fece;  Tale.  Nach  St.  nebst 
Tross  das  letzte  Gehölz  auf  denjenigen  Alpen,  wo 
nicht  die  Arve  (pinus  cembra)  wächst. 

Name  und  Pflanze  auch  in  Tirol  und  Vorarlberg.  Das 
W.  scheint  mit  Arte  (s.  Arhe  Sp.  421)  zszuhangen,  für  das 
auch  Arfle  vorkommt;  der  Lippenlaut  konnte  vor  dem  zu- 
getretenen diniin.  l  ausfallen  und  dafür  a  verlängert  werden. 
Arre  :*  bezeichnet  wirklich  das  Selbe   was  Arie,   und   wie  die 

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151 


Arl,  ci'l.  irl,  orl,  iii'l.  —  Ann,  orni,  iim,  urm,  uriii 


452 


Ijculüii  üowäclise  gcogi-aiiliisch,  so  st-lu-iiu-u  ilio  Namcu  oiu- 
audcr  vertretea  zu  küriucu.  Fcnior  wird  für  Ärvc  :i  das 
selbe  Syu.  angegcljun  wie  für  AHc  —  Kambert  setzt  frz. 
arolk  =  Arve. 

arlört  s.  alert  Sp.  172. 

Erle  e'-  Ostschw.,  EierU  Tu  (ruriK.),  Berle 
BHa.;  Oiiw,  Eräle  BLauterbr.,  Edle  BSi.  f.:  alnus, 
und  zwar  hier  a.  glutiaosa  Tu,  wofür  g-enauer  schimrzi 
E.  gilt,  dort  Weisserle,  a.  incana  BSi.;  Syn.  Trosle. 
Chlini  oder  Fehen-E.,  niedriger  Wcgdorn,  rliamnus 
puinilus.  Wildi  E.,  Alpenerle,  betula  a.  viridis  W; 
Syn.  'Trosle.  Der  PI.  d'  Erle",  als  Orts-  oder  Flurn. 
z.  B.  Korporationsgüter  in  Scnwlbach;  ttf  E.,  ein 
Quartier  des  alten  ül.  Vgl.  das  Erli,  Erlach.  —  Erlen- 
äste an  einem  Freitag  früh  zu  Pflanzen  gesteckt  ver- 
treiben den  Mehltau.  RoinENBAcn. 

Alid.  crila  und  elim.  Ei-  für  c'  vor  r  beliebt  in  den 
n.-a.   MAA.,  vgl.   u.  eren  Sp.   404. 

Brand-:  alnus  incana  AiBb. 

Kuess-:  Alpenrosenstaudo  SonwMuo.  —  Entstellt 
aus  Drues-,  dessen  d  als  Art.  aufgefasst  wurde.  Vgl.  Syu. 
Druea~näyeli^  Hücncr-drusli. 

Schwarz-:  1.  alnus  glutinosa  (s.  o.)  Z.  —  2.  Faul- 
baum, rhamnus  frangula  G  oT.  —  Li^tzterer  audi  im  It. 
alno  nero  genannt. 

Drues-:  alnus  viridis  LE.;  SciiwiMa.  Syn.  Trosm, 
Trtiess,  Trosle. 

Erli  n.:  Erlengebüsch,  -wald;  Flurn.  Aa;  Z.  .Die 
sat  in  dem  erly.'  1485,  S  Woch.  Als  fingierter  Ortsn. 
und  Wortspiel  mit  erli,  ehrlich,  i.  S.  v.  Ort,  wo  ehr- 
liche Leute  wohnen,  z.  B. :  Im  E.  hat  's  nüd  eil  Lüt, 
CS  ist  schier  üsg'storhe,  d'  Lüt  yönd  lieher  yo  Erlose  Z. 

Wahrscli.  =  ,Erlaeb',  BOrtsn.,  oig.  appellativ,  uibd.  erla<:h 
(ahd.  eiiuhi),  Krleugcbüsch. 

crlin  eierle"  GAndwil,  sonst  c'rliy,  erli":  erlen,  aus 
Erlenholz  Aa;  B;  Sch;  S;  Z.  Erlis  ist  nid  Buechis. 
SuLGER,  mit  verstecktem  S.;  vgl.  Erli.  Ebenso:  Nimm 
erligi  Bletter,  drück  se-n-üs  und  wasch  d%"  Llh  dermit. 
Schild.  Erlis  ist  's  hrsl  IIiJ..  n-il  's  am  Länystc  wärt 
Z.  Er  ist  nid  rom  ciiliir  llnl.:  ifmacht,  nicht  ehrlich 
Aa.  Erlis  IIols  im  eig.  Sinn  gilt  als  das  dauerhafteste 
zu  Wasserbauten. 

Erli  GKh.,  Irli  Son:  m.  Taufn.,  nach  G  Angabe 
^  Ulrich,  nach  KiRcuii.  =  Georg. 

Erstere  Bed.  beruht  anf  willkürlic-lier  ijbertragiing.  da 
namentlich  der  Voc.  der  wirklichen  Abi.  ans  Ullrich  im 
Wege  steht.  Dagegen  konnten  diese  Eornion  leicht  aus  Jürli, 
Georg  (s.  d.)  entstehen,  indem  das  cons.  /  im  nachfolgenden 
Voc.  uutcrgieng. 

Erlig,  Erli"  ni.  s.  Järli'Uj. 

El'libiichcr  m. :  1.  Name  einer  Pferderace.  — 
2.  blaue,  sehr  grosso  und  säuerliche  Traubonsorte, 
welche  zur  Erfrischung  anderer  Weine  sehr  beliebt  ist  Z. 

1  von  dem  durch  seine  Pferdezucht  und  seinen  l'fcrde- 
markt  bekannton  Orte  Erlenbach  BSi.,  2  (verstehe  -Truhe  m.) 
von  einer  Ortschaft  am  ZS. 

erlibacheren:  zechen  mit  dem  Nebenbogriff  der 
Behaglichkeit  und  Fröhlichkeit  Z. 

üyn. /ullaiulercn.  Beide  Ausdrücke  schieben  den  genannten 
Hang  aus  nachbarlicher  Neckerei  den  Bewohnern  der  betr. 
Z  Ucmeinden  zu. 

Orleander  m.  =  Aliander  (Sp.  173)  6T.,  W. 

Ol'lc":  einen  schrillen,  pfeifenden  Ton  durch  die 
Nase  ausstossen,  wie  die  Ziegen  und  Gemsen  tun  G  oT. 


Syn.  ■pfxiichsen.  —   Wabrscb.  aus  hurrlc  (s.  d.)  durcdj  Auf- 
geben des  h  verderbt. 

Orle"  s.  Oryele"  Sp.  447. 

Orli,  Orlei  n.:  Uhr;  das  Uhrwerk.  Das  Jahrzeitb. 
des  TnKlosters  Tänikon  verzeichnet  ,ain  orlai'  als 
Geschenk.  ,Als  du  das  Urlei  witt  richten  und  das 
gewege  uf  ziehen'  [usw.].  1885,  Instruktion  zu  der  in 
L  von  einem  Basler  erstellten  Turmuhr.  ,Orlimacher'. 
1455,  Bs.  ,Das  Orley  zu  unserer  Zügklocken  [Zit- 
glocke  d.  i.  Schlaguhr].'  Würstis.  1779. 

Mhd.  or(u)lei,  urlei  aus  spätlat.  liorologium,  welc-bes  W. 
in  dem  obigen  L  Eintrage  neben  der  umgedeutschten  Furm 
in  lat.  Texte  vorkommt.  S.  auch  Bs  Taschcnb.  1S52,  244. 
Hieher  gebort  viell.  auch  (falls  nicht  vielmehr  zu  lesen  ist 
,Örti'  s.  Vric)  St. 's  Angabe  aus  UUrs.  „ÖWi  f.,  Zeche";  zu- 
nächst =  Zeit,  Stunde,  welche  den  (Abend-jTrnnk  beendigt, 
oder  das  der    Geselligkeit  gewidmete  , Stündchen'. 

Örlig(er)  s.  Nördli"ger. 

Urlet,  Urlib  s.   Ur-laiib. 

Urli  s.   Uelerich  Sp.  183.         Urlig  s.  Hurliy. 

Urlig,  -ieg,  -ug,  Ürl-,  Üerlig  s.   Ur-lug. 


Arm,  Ära  GuRh. ;  W,  Arme"  Gl  —  PI.  Arm  Bs; 
Z  f-e-;,  Arme^  Gl;  Scn  —  m. :  1.  Arm  am  mensch- 
lichen Körper;  im  BO.  Armli  auch  ohne  dim.  Bed., 
z.  B.  lieber  e  Vers  Därmli  as  e  müeds  Armli;  auch  der 
stärkste  Mann  spricht  von  seinen  Armierten.  ,Jactare 
brachia,  die  ärm(e)  zerwerfen',  lebhaft  gestikulieren. 
Denzl.  1G77;  171(3.  Bruch  dr  Arm  und  säg:  's  valt 
Gott!  Ineichen.  Wortspiel:  er  tuet  den  Arme  Gneis, 
schont  faul  seiner  Arme,  die  er  in  einander  verschlun- 
gen hält  Seil;  Z.  Sl"  Sach  oben  i"  A.  trlhe"  und  syn. 
Öppis  0.  i"  A.  mache;  o.  i"  A.  drl"  fare";  o.  i"  A. 
ufne"  s.  oben  Sp.  50,  M. ;  sämratlich  beruhend  auf  der 
RA.  0.  i"  A.  (Stei^J  werfe",  wuchtig  werfen,  eig.  mit 
erhobenem,  wie  unger  [unten]  i"  A.,  mit  gesenktem 
Oberarm  SL.;  s.  Oberarm.  ,Ich  hab  mich  gerüst, 
einem  ein  arm  abzehowen'  [Drohung].  1525,  Egli  Act. 
Bildl. :  Crcosse  l/fre  [Herren]  hend  lange  Arm.  Si'kesg. 
Einem  en  Are'"  uberhan,  ihn  schützen  W.  Z'  rechter 
Zit  d'  Hand  am  A.  ha",  eingreifen.  Hoksiätter.  ,lcli 
habe  Fleisch  für  meinen  Arm  gehalten',  menschliche 
Hülfe  gesucht.  ATestam.  1091.  — ■  2.  am  tierischen 
Körper:  Vorderbein,  Oberschenkel.  ,Die  Aft'en  haben 
arm  wie  der  Mensch.'  Tiehh.  15ü3.  ,Der  gekochte 
arm  von  dem  widder.'  1531/1007,  IV.  Mos.  —  3.  Teil 
von  Geräten  und  Werkzeugen.  Ein  Paar  A.  hat 
das  Spinnrad  Ouw;  die  Säge,  allg.;  die  Webcrlade  (die 
beiden  Schienen,  an  welchen  sie  hängt),  s.  Lad;  die 
vordem  und  hintern  Pfosten  des  Webstuhls  halten  in 
je  zwei  , Armen'  die  beiden  Webebäume;  die  ähnlicli 
den  Armen  eines  Gewässers  verlaufenden  Gänge  für 
den  Rauch  in  den  Mauerwänden.  ,Die  Reinigkeit  der 
Cammine  und  der  darinn  laufenden  Armen.'  Z  Polizei- 
ordn.  1770.  Auch  der  einzelne  Hebel,  mit  welchem 
eine  Schleuse  regiert  wird.  .Die  Schwelli  zoinache|n| 
mit  einem  a.,  das  man  sy  künn  ufzüchen,  dass  das 
Wasser  sin  gang  mög  han.'  1570,  Mev.  Winterth.  Chr. 
S.  noch  die  Compp. 

Ahd.  aram  mit  cingoschcibenem  Nebenvoc.  zw.  /•  und  iii, 
welch  letzteres  in  den  Gebirgsmundarten  sich  zu  ii  verdüuuen 
kann  und  dann  abfallen  uiuss  (wie  in  Jlorc",  Hörn  u,  a. ;  vgl. 
auch  llode"  neben  diui.  nudcmli  u.  a.l.  —  l'l.  .ärm'  auch  bei 
JHott.  160(i;   LLav.  lliTO   (,ärme';   dag.  .arui'   in  den  Ausgg. 


453 


Arm,  crm,  inii. 


4f)l 


des  XVI.);  Goliath  17  11  und  iil)h.  vorw.  in  il.  hitt.  —  Im 
BO.  liuliiiiucli  bezuichuet  die  dim.  Form  nur  den  eigenen 
Körper  als  lieb;  vgl.  das  horaer.  (piXa  ifuia  usw.  —  2  eut- 
spriclit   dem  lat.  armus,  Vorderbug.    —    AI)1.  Arvd  Sp.  443. 

Ober-:  1.  Snbst.  Mit  dorn  0.  (einen  Stein)  wer- 
fen, mit  grösstmöglicher  Kraftau.strengung  S,  vgl.  oben 
I"  Ann.  ,Der  Tochtermann  machte  sich  zuerst  sehr 
anfbcgehrisch  und  wollte  den  Johannes  von  ohen 
herab  traktieren  und  ihn  einscliüchtern,  mit  0.  drein 
reden.  Aber  Johannes  kannte  als  Wirt  diese  Sorte 
von  Leuten  auch  und  redete  noch  mehr  o.  drein.' 
GoTTH.  —  2.  adv.  (auch  oherarms)  a)  stark;  stolz. 
0.  dri  scMö",  mit  grösster  Kraftanstrengung  S.  0-s 
Silin  Grind  treffe",  auf  den  Kopf  schlagen  BRi.  O.  dri" 
rede",  s.  o.  1.  ,üa  fluchte  er,  schlug  den  Rest  der 
wenigen  Batzen  auf  den  Tisch  und  sagte  Oberarm 
drein  [mit  Entschiedenheit,  Nachdruck],  er  gebe  keinen 
Kreuzer  mehr.'  Gottu.  ,Er  wollte  Eisi  [Elisen]  so 
recht  0.  wüst  sagen',  sie  tüchtig  ausschelten,  ebd. 
0.  ine  [hinein]  tue",  grosstun.  ebd.  -  b)  leichtfertig, 
unvorsichtig,  's  Geld  o.  iclie  [hinein]  verxchhnijije  [ver- 
schleudern]. GoTTH.  0-s  i  d'  Schulden  inhi  [hinein] 
waten  BRi.  —  c)  o.  ine  tu",  ■  eine  Person,  ihr  den 
Arm  über  die  Schulter  legen,  liebkosend,  halb  um- 
armend B. 

Die  Bedd.  von  ohirarm(s)  cnlsprerhen  z.  T.  denen  von  mit 
0.  und  ohen  i"  Arm,  und  es  ist  nur  die  Fr.ige,  ob  alle  drei 
Ausdruckswcisen  aus  der  selben  Grnndanscliaunng  selbständig 
aeben  einander  entsprungen  seien,  oder  der  adv.  Gebranch  ans 
den  subst.  Constrnlttionen,  oder  diese  aus  jenem,  gleichsam  als 
erklärende  Auflösungen  des  nicht  mehr  recht  verstandenen 
obnarni.  Vgl.  , überhaupt',  welches  W.  in  der  ä.  Spr.  ähnliche 
Beil.  wie  olcrarm  hatte;  ,Oberhand' :  ,iiberhand  (nehmen)'; 
ferner  ober  für  olcn  Sp.  52  o.  Die  Anwendung  c  dagegen 
beruht  auf  Verwechslung  von  ulu-r,  über  mit  ober  oder  des 
Ailv.  oben  in  der  sonst  gebräuchlichen  RA.  Jnidn  oben  i.  n. 
mit  dem   in  anderen  Verbindungen  beliebten  nbcrarm. 

über-ärms:  ein  Arm  über  den  andern  gelegt. 
Arm  in  Arm,  mit  verschlungenen  Armen  (Geberde 
vertrauter  Freundschaft)  S;  s.  Sp.  .50. 

Grätten-armc  (PI.):  an  dem  Gestell  des  Vorder- 
wagens die  zwei  gebogenen  Hölzer,  welche  hinten 
zwischen  Achse  und  Schemel  hineingeschoben,  vorn 
die  Deichsel  am  dickern  Ende  umschlicssen  SNdramt. 

Vgl.  das  Folg.    Anderwärts  bedeutet  Oräiie  die  entspre- 

iidc  Vorrichtung  am  Hinterwagen. 

H(-,n-arm  SBb.,  -ärc  B,  Hö- AaF.;  BsL.;  S:  dass. 
%n.  Mön,  Höchli;  Diechskn-arm,  -hagge;  Seher-arm. 

Im  ersten  Teil  kann  nicht  ,hoh,  hoch'  stecken,  da  dieses 
sein  ci  nie  verliert,  und  auch  die  Bod.  nicht  passen  würde, 
sondern  es  wird  an  eine  Abi.  von  höhen,  haugen,  zu  denken 
sein.     S.  Jlön;  Holebni  Sp.   46   und   Iloßi. 

Chämi-:  Seitenzug  des  Kamins  Z. 

Schiuen-:  eingeschienter  od.  künstlicher  Arm  Z. 

Scher-  -i'-  ^  Honarm  TuHw.  —  Anderwärts  hcissen 
die  Arme  am  Hinterwagen  ,Scheere'. 

iStump-:  verstümmelter  Arm,  Armstumpf  Gr. 

Diechsel-  SBb.,  Bicchsle"-  AaF.;  SSchwa.  = 
Sonarm. 

Turn-:  die  drehbare  Vorrichtung  zum  Aufliängen 
des  Kessels  in  Sennhütten  GnPr.  —  Von  turnen,  drehen, 
wenden,  frz.   tourner.     Vgl.    Turner. 

ge-armct:  mit  Armen  versehen.  .Lysistrati  di- 
vitias  habes,  du  bist  lang  gearmet  aber  kurz  gereichet', 
du  liast  lange  Arme,  vermagst  aber  wenig  zu  erreichen. 


I»KN/i,.  IGTT;   171().    —    Direkte  von  yli-w,   nicht  von  «nHcn, 
gebildet. 

armen:  mit  den  Armen  auslangen,  lebhafte  Ge- 
berden machen  BO.;  Z  IS.  Dem  isc/i  iVis*  [Ernst] 
z'redc!  er  armet  imel  [einmal,  wenigstens]  grüsdich 
BSi.  Armen  u  fechte  mit  de  Hände"  BBe.  „  Usi  arme, 
z.B.  in  heftiger  Rede,  im  Wahnsinn  BHk."  —  ,er-  I: 
(mit  den  Armen)  erarbeiten,  multo  sudore  ac  laborc 
comjiarare,  mit  Übelzeit  erlangen.'  Dexzl.  1677;  1716. 
—  Hat  sich  tw.  mit  er-amen  vermischt;  s.  d.  und  s.  auch 
erarmeii  unter  arm.  —  US-,  US  hin-:  mit  den  Armen  aus- 
recken, heftig  gestikulieren  B. 

um-;irmlen:  zärtlich  umarmen,  von  Kindern  ZWl. 

Armcte"  f.:  so  viel  als  man  auf  ein  Mal  mit  den 
Armen  zu  fassen  und  zu  tragen  vermag  Gr.  Syn. 
Armvoll. 

arm:  1.  (von  Personen)  a)  an  Besitz.  Eiehs 
und  Arms,  Jedermann  Gr.  ä.  wie  Lazarus  L ;  SenSt. ; 
S;  Z,  wie  Hidb  ScuSt.,  wie  e  Chil(ch)emüs  [Kirchen- 
maus] L;  ScnSt.;  S;  Z.  Er  ist  dem  Herrgott  en  arme 
Mn"  srhiildig  und  muess-e"  selber  zale",  trenn  er  im 
Niemri-  slrllc»  cha",  von  Einem,  der  so  lebt,  dass  er 
notwendig  mit  den  Jahren  in  Not  und  Elend  geraten 
muss.  Ineichen;  Sdlger.  Sprww. :  Gott  hilft  den  Arme 
(die  Elche  helfe"  sich  selber).  Ineicuen.  Arm  si"  ist 
kr"  Schand  (ricli  st"  fce»  Er),  ebd.  Die  Arme  liänd 
die  meste  Chind.  ebd.  A.  LiU  händ  Iceni  Verwandte 
(Fründ).  ebd.  Es  ist  l;e  Mtietcr  so  arm,  si  gid  dem 
Chindli  warm.  Ineichen;  Sulger.  Den  Arme"  g'hnrt 
's  Himmelrieh  (de"  Elche"  's  Erdrlch).  Ineichen.  Eh 
arme  Ma"  ist  wul  gibore,  hed  er  d'  Ttiged  nid  verlöre. 
Sm.GER.  Dem  Arme"  stät  iedes  Chleid  a".  Der  Arm 
mues  allethalbc"  dihinne"  strV.  Sclgeu.  Armi  Lilt 
träged  armi  Chrils.  ebd.  Der  Arm  mues  i'n  Sack 
oder  mues  Hör  lö  [Haare  lassen],  ebd.  Der  Arm  lebt 
gern,  hur  wie  fern  [voriges  Jahr],  ebd.  Der  Tüfel 
isch  nit  geng  [immer]  a"  der  Tür  vo"  de"  Arme".  ,ln 
eins  armen  maus  se.ckel  lit  vil  witz  verborgen.'  UMey. 
Chron.  —  b)  an  Körperkraft,  Gesundheit:  schwach, 
gebrechlich,  krank  AaZ.;  BO.,  Si.  Schwächlich, 
unansehnlich  BRi.  Es  ist  mir  a.  uf-em  Herz,  ich 
fühle  Schmerzen  auf  der  Brust  BHa.  —  c)  an  Glück: 
elend,  beklagenswert,  unglücklich.  En  arme 
Tropf  Aa;  Z  (auch  von  körperlicher  Gebrechlichkeit). 
Du  Arme  z'  Nacht!  armer  Teufel  Bs;  TnHw.;  Z.  — 
d)  an  gei.stiger  Leistungsfähigkeit:  schwach,  erbärm- 
lich, schlecht.  En  arme  Prediger  BHk.  ,Die  Ab- 
geschiedene sei  Weintrinkens  halb  eine  arme  Haus- 
hälterin gsin.'  1580,  JMüll.  —  2.  (von  Sachen) 
armselig,  kläglich,  traurig,  schlecht.  Das  isch  en 
armi  Q'schicht  (Sach);  en  arms  Wettei';  es  isch  en 
armi  Not  mit-em;  es  isch  doch  en  arme  Zug  mit  dene" 
lAlt'"  Gr.  Es  ist  en  armi  Sach,  wenn-me"  Nüd  g'selid 
Z.  En  armi  Patschig,  ein  unwürdiger  Vergleich  in 
einem  Rechtshandel  GrD.  Es  arms  Zitg'rcis,  schlechte 
Uhr  W.  ,Aber  arms  wetter  und  der  berg  [Gotthard] 
verschütt  ist  gewesen.'  15.31,  Strickl.  ,Doch  ist  es 
ein  a.  ding,  dann  sy  niendort  [nirgends]  gelt  band.' 
ebd.  ,Rem  miseram!  adverbium  dolentis:  ein  arme 
sach,  arbeitsglig  und  erbermklich  ding.'  Pris.  ,Tatend 
dise  arme  Geschieht  [die  Mordnacht  zu  Brugg]  den 
Eidgnossen  ze  wüssen.'  Tsohüdi.  .Neiswas  armen  übel- 
geryniten  Bettellieds.'  ebd.  —  3.  in  stehender  Ver- 
bindung mit  gewissen  Subst.,  meist  von  Personen,  in 


455 


Arm,  erm,  irm.  orm,  urra 


allen  3  Bedd.  vob  1.  a)  armi  Kind:  unheilbar  Kranke, 
bes.  Geistesscbwache,  Blödsinnige,  welche  im  Spital 
untergebracht,  ,verpfründet'  wurden;  Syn.  Hüslcind. 
.Pfleger  der  armen  kinden  im  Spital.'  UMet.  Chron. 
—  b)  ,a.  Lüt':  Untertanen  in  den  Vogteien.  ,Wär 
ouch  sach,  das  ein  Her  der  vogty  [Eggen]  zu  Costanz 
ligen  wurde,  so  sol  er  die  a.  1.  bitten  lassen  umb  holz 
in  siner  herberg  ze  brennende,  und  sol  man  das  holz 
howen  in  der  von  Munsterlingcn  [einem  Dorfe  der 
Vogtei]  holz,  das  man  nempt  das  fronholz.'  OiTn.  Eggen 
Anf.  XV.  ,Soll  die  Jahrrechnung  Statt  finden,  was 
der  Vogt  den  a.  1.  auch  verkünden  soll.'  152'2,  Aesch. 
Die  rebellischen  Untertanen  von  Lüpfen  forderten  die 
,a.  1.  und  hintersässen'  des  Grafen  von  Sulz  auf,  ihnen 
Beistand  zu  leisten.  1524,  ebd.  ,Wann  ein  Abt  etwas 
nüwer  anfordrung  zuo  einem  Gottshusman  ald  Hinder- 
sässen  vermeint  ze  haben,  dess  aber  der  a.  man  nit 
geständig . . .'  1525,  ebd.  Doch  auch  in  allg.  S.  von 
Armen,  die  es  erst  durch  Schicksale  werden.  A.  Lüt 
mache",  z.  B.  durch  Krieg,  allg.  ,Den[en  d.  i.  den 
kriegführenden  Mächten]  was  so  not  über  einanderen, 
dass  sy  arm  lüt  machtend  und  das  Kristenblut  ver- 
darbtend.'  1523,Stockar.  —  c)  ,a.  Mann'.  UMet.  Chr.; 
,a.  Mensch'.  Winterth.  Stdtb.;  Kybürg.  Malefizordn. 
1G34;  Obw  Staatspr.  XVI.— XVIL,  ,a.  Person.'  Ndw 
Landb.  1540,  ,der  a.  Übeltäter  (Sünder)',  und  schlecht- 
hin ,der  A.'  L  hiess  der  angeklagte  und  zum  Tod 
verurteilte  Verbrecher.  —  ,A.  Mann'  übertragen  auf 
Sachen:  Brodschnitten,  syn.  ,arme  Ritter'.  ,Ein 
armen  man  gegilbt'  [mit  Butter  od.  Honig  bestrichen  ?]. 
G  Stiftsarch.  Armi  Manne  heissen  zu  Bs  lange  Schnit- 
ten von  Weissbrot,  in  rotem  Weine  eingeweicht,  in 
Butter  gebacken,  in  Zucker  und  Zimnit  umgekehrt 
und  mit  einer  Brühe  von  rotem  Wein,  Zucker,  Zwie- 
beln und  Korinthen  begossen.'  Spreng;  vgl.  Chrii>ijieli. 
Dahin  gehört  vielleicht  auch:  ,armeritter,  malus  ar- 
meniaca,  eine  Art  Äpfel',  in  einem  Würzb.  Koclib. 
des  XIV.  —  d)  ,A.  Burger'  im  Ggs.  zu  ,riche  B.'  im 
alten  L  bezeichnet  wol  nur  den  Unterschied  zwischen 
rats-  und  regimentsfähigen  Rittergeschlcchtern  gegen- 
über den  Handwerkern.  —  e)  a.  Seele:  nach  kathol. 
Sprachgebr.  die  Seele  dos  sündhaft  verstorbenen  und 
noch  nicht  aus  dem  Fegfeuer  befreiten  Menschen,  für 
deren  Erlösung  daher  die  Überlebenden  Gebete  und 
Opfer  darbringen.  A.  Seelen  erscheinen  im  Volks- 
glauben u.  A.  als  Irrwische;  im  W  heissen  Armesile- 
G'seldchte  Geistergeschichten.  Bei  den  Reformierten 
wird  der  Ausdruck  nur  von  lebenden  Menschen  ge- 
braucht, aber  die  ältere  Vorstellung  liegt  doch  noch 
zu  Grunde  in  RAA.  wie:  Tue  das  fgih-em  das),  dass 
die  a.  S.  line  liäd!  wobei  urspr.  an  den  unruhigen 
Zustand  der  Seele  eines  Todten  gedacht  wurde;  und 
in  der  (bei  beiden  Konfessionen  üblichen)  Beteurungs- 
formel:  fuf)  mV  armi  Sei  usw.,  welche  urspr.  den 
Sinn  hatte:  so  wahr  ich  wünsche,  dass  meine  a.  S. 
nach  dem  Tode  erlö.st  werde  BsL.  In  B  kann  uf 
weggelassen  werden  z.  B.  ml'  a.  S.  iscli  es  u-är!  oder 
es  wird  Sei  weggelassen,  aber  dafür  turi,  teure,  zu- 
gesetzt: ,Uf  ml  armi  türi,  es  wäre  schlechts  von  ihm.' 
GoTTH.  ,Aher  ich  darf  's  uf  die  armi  iüri  nit  säge.' 
ebd.  Oder  man  begnügt  sich  mit:  uf  ml  armi!  ,Ds 
Augewasser  ist  ihm  gekommen,  vf  my  Arme  wie  ne 
Hüsbrunne.'  Gottu.  —  f)  a.  Tage  =  kxmyii,  bes.  in 
der  Verbindung:  z'  arme  Tage  cho",  in  Armut  ge- 
raten, verarmen  L;  SciiwMuo.    Er  vird  slriur\\mUt\g 


bleiben],  bis  er  z'  a.  T.  üs  ehunnt.  Stütz.  Dann  auch: 
z'  a.  T.  üs  Chleider  chaufe  müese,  sich  arm  kaufen  Z; 
und  zuletzt  abstr.  nur  zur  Bezeichnung  hohen  Grades: 
si"''  z'  a.  T.  arbeit^,  sich  müde  arbeiten ;  %''•  ha  müese 
z'  a.  T.  Strumpf  ume  mache  [flicken]  B.  In  eig.  Bed. 
schon  im  XVIl.  ,Dardurch  sie  [die  von  Alchymisten 
verführten  Leute]  sich  selbs  und  ihre  Hushaltungen 
zu  a.  t.  bringend.'  1628  B.  ,Wo  ihre  Grossmütteren 
zu  a.  T.  käment'  1637,  Erbr.  Baden. 

Tarjc  ist  hier  in  abstr.  Bed.  gebraucht  wie  in  den  Comp. 
Leblafi,  Siechtay  u.  a.  =  Zustand,  schon  in  der  ä.  Spr.,  und 
oft  in  schwacher  Form.   Gr.  Gr.  2*  490. 

hüs-arm:  wer  arm  ist,  aber  weder  betteln  geht 
noch  öffentliche  Unterstützung  in  Anspruch  nehmen 
lässt,  also  seine  Armut  verbergen  will  und  sich  mit 
Arbeit  durchzuschlagen  sucht,  so  dass  die  Wohltätig- 
keit ihn  zu  Hause  aufsuchen  muss  Gr;  Ndw;  S;  Z. 
,Das  sie  nit  sigen  recht  bettler,  sunder  von  Unglück 
kumm  's  in  [ihnen]  har.  Etlich  heischen  eim  hus- 
armen  man  [d.  i.  unter  diesem  Titel] . . .  Also  sig  er 
in  armuot  kon.'  Gengenb.  Bettl.  ,Si  weltind  das  erlöst 
gelt  husarmen  lüten,  da  es  am  basten  angeleit  war, 
erschiessen  [angedeihen]  lassen.'  1523,  Egli,  Act. 
,Dann  sy  es  einem  hausarmen  menschen  geben  wol- 
len.' SHocHH.  1591/1693.  Vgl.  still-.  Es  husarms 
Mannli,  Familienvater,  der  mit  Not  und  Kümmerniss 
zu  kämpfen  hat  S. 

Mhd.  hümrm,  wer  kein  Hans  oder  Obdach  hat,  und  so 
viel),  noch  in  obigen  Stellen  aus  der  ä.  Lit.  Auch  M.aler 
orlilärt  ,herberglos'   und   , dürftig'  iibli. 

bluet-:  1.  sehr  arm  (arm  bis  aufs  Blutl  Z;  .so 
auch  bei  Mal.  u.  1692  Mey.  Hurt.  ,V(in  dem  demü- 
tigen und  blutarmen  Apostel  Petrus.'  SriiniiiNia:K  1695. 
—  2.  arm  an  Blut  Z. 

In  der  ersten  Bed.  wird  der  Ton  meistens  vorwiegend 
auf  das  zweite  W.  gelegt,  weil  eben  nicht  eine  Art,  sondern 
ein  hoher  Grad  der  Armut  bezeichnet  werden  soll.  Vgl. 
tod-,    NMan.  sagt:  ,bluetlichen  arm',  mit  verstärlieiidom  .\dv. 

still-:    wer  Armut  still   erträgt.    Stdtz.     S.  hüs-. 

tod-:  ganz  arm.     Völlig  t.  UwE. 

Gleichsam:  a.  zum  Sterben,  so  dass  man  Hungers  sterben 
kann  oder  muss,  dann  aber  nur  mit  allg.  verstärkeuder  Hed. 
des  ersten  W.  wie  in  todmiied  n.  a. 

armen:  1.  intr.  a)  arm,  ärmer  werden,  ver- 
armen B;  L;  UwE.,  Ab-em  Bettle  armed-mu"  [man] 
nüd,  aber  es  Bitzli  «'würden  [unwerter  werden  sc.  tut 
man;  d.  h.  man  wird  von  Andern  als  Last  betrachtet] 
BO.  We"  ds  Bürli  armet,  su  schleclitet  's  BSi.  ,Wan 
zwei  Ehementsch  bey  einander  gearm(e)t  wärend.' 
Sarg.  Landr.  1674.  —  b)  , schwach  werden,  an 
Leibeskräften  abnehmen  BO.'  —  '2.  trans.  arm  ma- 
chen. Almose' ye' armet  nid.  Ineicuen;  Sulger.  ,l>as 
Kirchenbauen  armet  nicht.'  Schweizerbote.  , Kirchen- 
gehen sauinet  [versäumt]  nicht  und  Almosen  geben 
armet  nicht,  haben  die  Alten  gesprochen.'  Ulr.  17"27. 

er-  II:  1.  intr.,  (ganz)  arm  werden  BBe.;  Gr; 
Denzl.  1677;  1716.  ,Durch  krieg  und  andere  unfäl 
erarmet.'  SHochh.  1591/1693.  —  2.  trans.  a)  arm 
machen.  ,Gott  hat  sie  solcher  gestalten  erarmet  und 
gestraft,  dass  sie  in  höchstem  Elend  gestorben  ist.' 
AKlingl.  1688.  • —  b)  sauer  (durch  Darben)  erwerben. 
Das  Güetli  het  er  erarmet  GrAv.  —  Letzteres  lässt  sieb 
freilich  auch  als  Verderbniss  aus  crailicf  erklären  oder  auf 
Arm   Idiireli    Händearbeit   erwerbenl  deuten;   s.   0. 


457 


Ai'iii.  erui,  irm,  orm,  unu 


ver-armon  =  armen  2.  ,Wie  AUmusen  geben 
nicht  verarmet,  also  tut  Kireliun  icehen  nicht  ver- 
säumen.'  ItiOl,  JMüLL. 

iirnien:  arm  machen.  Nach  Dial.  veraltet.  ,Minn 
[liebe]  ich  ainen  menschen,  der  ermetmich;  minn  ich 
got,  der  riebet  mich.'  G  Hdschr.  —  ent-:  dass.  Hie 
Chrankheite  hend-is  ijanz  etermd  Ndw.  Ent-  pleonast. 
gedacht  i.  S.  rou  .(.-ntkräften'.  —  er-:  dass.  Pris. ;  Mal. 
,Pann  Triphon  bette  das  land  übel  erermbt  und  be- 
raubet.- 1531/48,  I.  Macc.  (,arm  gemachet'.  1667). 

„ärmeren:  dass."   —  Tom  Comp,  gebildet. 

Ärmi  e'-  Bs;  B;  Gr;  Uw,  F-  Z  —  f. :  Armut. 
D'  JE.  ist  Eim  hei  Schand.  Id.  B.  In  Gk  ist  die  An- 
wendung des  W.  beschränkt  auf  Verbindungen  wie: 
der  E.  z'  lieb,  ran  E.  tvege,  E.  halbe,  aus  A. 

armklich:  ärmlich,  armselig  (Adv.)  Sch.  ,I)o  wart 
der  .selb  küng  ellenklich  [elendiglich]  und  a.  [auf 
klägliche  Weise]  überwunden  und  erslagen.'  Herk. 
d.  Schw.  ,Der  herzog  Hess  die  gefangenen  ermklichen 
ertrinken.'  PjOlib.  ,Male  vivere,  armklich.'  Fris.  , Einer 
so  alleinig  und  a.  haus  hielt.'  Schimppr.  1651.  —  Mlid. 

armfdüh. 

Arrauet,  Armmuet  Gr  und  dort  an  einigen  Orten 
n.,  sonst  Armuet,  Arnirt  f. :  wie  nhd.  7?«  A.  steche 
[stecken]  Gr.  Sprichww.:  ,A.  ist  ein  böser  Gast  in 
einem  alten  Haus  [Leib].  A.  ist  en  Luchs,  fangt  en 
Fuchs,  's  füered  vil  Strasse  i'  d'  A.  ,A.  wehe  tut.' 
A.  ist  SU  vile  Dinge  guet.  A.  ist  nicht  für  all  Un- 
glück gut.'  SüUi.  ,A.  selten  recht  tut,  paupertas  ini- 
niica  bonis.'  Denzl.  1716.  ,A.  ratet  nichts  guts,  pro- 
clivis  sceleri  egestas.'  ebd.  1677;  1716.  —  I)im.  Ar- 
müetli",  concr.  1.  kleiner  Besitz  an  Pahrhabe 
oder  Grundstücken,  ärmliches  Gütehen  Senf;  Sprkn«. 
,Dise  armen  freuen  mit  irem  a.  in  spital  ncmen.' 
1530  Z.  Die  Frauen  von  Gnadental  hatten  ,ir  a.'  nach 
Meilingen  geflüchtet.  1531,  Absoh.  ,Es  war  ihnen  so 
gach  [eilig],  dass  sie  den  armen  Sondersiochen  [Aus- 
sätzigen] nicht  der  Weil  [Zeit]  Hessen,  ihr  Annüetlein 
Ton  dannen  zue  flüchten.'  DZwinoer  1562.  ,Sie  wollen 
des  N.  sei.  zwei  Knaben  in  den  Spital  ufnehmen,  doch 
dass  ihr  Armuctli  beschrihen  [verzeichnet]  werde.' 
1637,  Sch  Eatspr.  ,Was  antrirt't  min  zitlich  Guet  und 
min  arnimuetli,  das  ist  in  guetcr  Ordnung.  Und  min 
üebi  Husfrouw  zue  dem  arnimuetli  so  wol  gchulfen 
als  ich,  und  ihren  von  Gott  und  aller  billigkeit  gehört 
so  wol  als  mir.'  1646,  Z  Staatsarch.  ,Ach  wie  mancher 
armer  Mensch  ist  bei  seinem  Annüetlein  1000  mal 
vergnügter  als  der  reicheste  Crösus?'  1733,  Ui.r.  — 
2.  Schamteile,  bes.  eines  kleinen  Knaben  BO.;  LE. 
Deck-di'';  Bilehli!  me  sieht  dir  dl  ganz  Armiietli! 
Spreng.     Syn.  Sächli. 

Armueti  „Bs";  GTa.,  -ei  Z,  auch  Aruhjri  Bs; 
Seil,  -ißei  AaZ.;  „Bs";  S  —  f.:  grosse  Armut,  „elemles 
hungriges  Wesen  AaZ.;  Bs." 

„armueten:  in  Armut  leben."  —  armüctelen: 
1.  von  Menschen:  karg  leben  B.  —  2.  von  Sachen: 
armlieh  aussehen.    Es  armüetelet  grüseli"''  bi-n-em  B. 

armüetig,  armm-  Gr:  arm,  ärmlich,  armselig, 
elend  ßs;  B;  Gr;  LG.  ,Im  Stübchen  sah  es  nicht  a. 
aus.!^  GoTTH.  ,Diser  armüedig  [Arme]  hat  sich  ver- 
trritlen  in  etwas  diebstelen.'  XVIL,  übw.  Ein  a.  Kind, 
krank,  schwach  GrAv.  ,Ein  a.,  wüstes,  steinichtes 
Land.'  Gr  1719. 


Gotth.  sclireibt  tw.  ,armm-'.  Die  Schreiliung  mit  d  be- 
ruht viull.  auf  Umdeutung,  da  mhd.  iniiedc,  mitcdinij  auch 
, Elender    bedeutet. 

„armüetlich:  ärmlich,  Armut  verratend." 
armuetselig  armet-  B;  TuSteckb.;  ZKn.:  arm, 
ärmlich,  armselig.  ,¥»  misero  mihi:  o  wee  mir  armet- 
seligen.'  Pris.;  Mal.  ,Sie  wollend  der  armutseligen 
Frauwen  wuchentlich  4  Brot  [verab-]  folgen  lassen.' 
1637,  Scn  Eatspr.  —  Armetseligi  f.:  Elend,  grosse 
Not  und  Dürftigkeit.  I'''  tveiss  ror  A.  nid  wie  mi"'' 
chere'  B. 

Gebildet  wie  arheitsdig  und  zunächst  niich  dem  eiufachern 
armseUy,  welches  ebenfalls  hieher  gehört,  da  es  nicht  mit 
selig  zsgs.,  sondern  von  Armml  ^  Armuet  (vgl.  , mühselig' 
von  ,Mühsal')  abgeleitet  ist  und  darum  freilich  auf  e  keinen 
so  starken  Tiefton  haben  sollte. 

Arniäde  f.:  Heer.  ,Alle  Musquetierer  einer  Ar- 
maden Süllen  einerlei  lot  schiessen.'  JKLav.  1644. 
—  Schiff-:  Flotte.  ,Facere  classem,  eine  schiftarmada 
zuerüsten.'  Denzl.  1716.  —  Die  span.-it.  Grundf.  zh  dem 
frz.  urmic. 

Zundel-Arme:  Spottname  einer  von  einem  ge- 
wissen Ignaz  Hunziker,  beigenannt  Zundel-Xazi,  be- 
fehligten Schaar  von  jungen  Leuten,  welche  sich  i.  J. 
1799  gegen  das  , Direktorium'  auflehnten  und  wähnten, 
die  französische  Besatzung  aus  Unterwaiden  vertreiben 
zu  können. 

Arnierie",  Armerge",  Armen':  f.  =  AI  märe 
Sp.  189.  .Ein  gluet  ist  under  die  Armerien  gsprun- 
gen.'  UMev.  Chr.  Bei  Denzl.  1677;  1716  im  deutsch- 
lat.  Teil:  ,Armerei,  Ärmere';  vgl.  o.  Sp.  189. 

Letztcrc  Form  mit  dem  Ton  auf  der  2.  Silbe  zn  ver- 
stehen, also  die  volkstümliche,  während  ,.^rmerci'  mit  Be- 
tonung der  Endung  auf  einem  gelehrten  aber  verkehrten 
Versuche   beruht. 

Arnieiiiger :  Armagnak  s.  MijLL.  Schw.-Gesch.  3, 
590  f.  4,  98.  ,Die  im  A.-Krieg  zu  Basel  übergebliebne 
Eidgnossen  wollen  lieber  sterben  als  leben.'  1702, 
JCWeissenb. 

Ariniiesen:  Almosen  Senf.    ,Das  armnesen.'  1470, 
G  Hdschr.     Vgl.  Sp.  192. 
Erm  s.  Eni  m. 

Erillcl  I  e'-  m.:  Ärmel.  1.  der  den  Arm  bedeckende 
Teil  des  Hemdes  oder  Kleides.  ,Der  Erinel,  brachiale. 
Ermel  an  einem  kleid,  nianica.  Ein  rock  mit  ermlen, 
manicata  tunica.  Rock  nut  langen  ermlen  biss  auf 
die  flnger.  chiridota.'  Mal.  's  isch  Alles  guet  a'-d'r, 
nw  icas  zu  den  Ermlen  us  biegt  nit,  du  hast  lange 
Finger,  Diebsgelüste.  Was  machst  du?  E  Nacht- 
chappe  und  E.  d'ra"  Z.  ,Hüte  dich  vor  den  Gesellen 
mit  den  roten  Ärmeln!'  sprich w.  Bezeichnung  eines 
gefährlichen  oder  verdächtigen  Menschen,  urspr.  von 
der  Mordnaclit  in  Luzern.  Sülger.  , Einem  den  E. 
zerreissen,  nötigen  zu  bleiben,  penulam  seindere.' 
Hey.  Hort.  1692.  Der  E.  wegen  seiner  Weite  früher 
oft  als  Behälter,  Tasche  gebraucht,  um  Etw.  schnell 
einzustecken  und  auch  ebenso  schnell  wieder  hervor- 
zunehmen. , Welcher  aber  gefarlich  [in  schlimmer  Ab- 
sicht] in  seck  neme  und  in  kratten  oder  zeinen  [kleine 
und  grosse  Körbe]  oder  in  E.  neme.'  Landb.  d.  March. 
Me  cha'  d'  Such  nid  us-em  E.  use  schütte  (schüttlej, 
sogleich  herbeischatfen.  Übertr.  auf  geistigen  Besitz: 
im  E.  haben,  in  promptu  habere.    ,Er  hat  etwas  im  e.' 


159 


Ana.  erin,  inii,  orill,  uriii. 


Arn. 


eni.  ini.  orii.  uni 


llW 


vir  fclici  est  ingenio.'  Hospin.     ,Er  hat  Nichts  im  E.. 
rudis    est   atque  indoctus.'    Mey.,  Hort.     ,Eiii  sophist, 
der   alle   fallacias   im   e.  hat.'    AKlinsl.,  G.  B.  1688. 
Daher  noch  jetzt:  er  dm'"  's  us-em  E.  (füre)  schütte 
G-  L-  ScH.     ,Voii  einer  Sache   den  Schmutz  auf  dem 
li  haben',   die   üheln  Folgen   davon   tragen    müssen. 
.Bis  zuche  a"  [bis  beinahe  ans  Ende],  klagte  sie,  lasse 
man  -sie  machen,  zuletzt  solle  es  nicht  gut  sein,  und 
sie    alleine  den  Schmutz   auf  dem  Ä.  haben.'    Gotth. 
Auf  Verschmelzung  von  zwei  verschiedenen  Anschau- 
ungen  beruht   es,    dass   man  (SülrEr)    die  RA.  da(s) 
(jii  Schmutz  uf  dr  E.  auch  deutet:  das  bringt  Vorteil, 
und  siiec.  auf  einen  Kuss,  der  mundet.  —  2.  PI.  leichtes 
kurzes  Oberkleid  mit  (vormals  sehr  weiten)  Ermein. 
Jacke,  bes.  der  Frauen  auf  dem  Lande,  hauptsächlich 
nur  zur  Bedeckung  der  Arme,    doch  auch   von  Brust 
und   Rücken,  je   nach  Bcdürfniss    (gegen  Kälte   oder 
zur  Vervollständigung  des  Anzuges)  leicht  anzuziehen 
und   (bei   zunehmender  Wärme   oder   zu   freierer  Be- 
wegung)   auch    wieder    abzustreifen    Ndw;    ZW.     In 
Z  OGlatt   schwarz,   aus  Wolle  oder  Baumwolle,   vorn 
nur    knapp    schliessend,    mit   weiten    Ärmeln.     Nach 
Stutz   ehemals,    von   der   Stadt    aus    eingeführt,    ein 
braunes  Mieder,    die  Ärmel,    vorn  mit  .Katzenköpfeii' 
und  ,Wägessenormeln',  von  anderem  Stoft'  als  die  mit 
Fischbeinen   gesteifte  ,Gestalt'.     Und   macht  üs  hal'' 
d'  Frau  Stinnc  warm.,   se  chummc"  d'  Meidli  zuen  üs 
rüs,  si  hrnl;e  d'  E.  uf  den  Arm  . . .  Felnxu  180.3.    ,5  Par 
sidincr   Ermly.'    1469,    Z  Invent.     Im  Kt.  BMänner- 
jackc,  während  das  entsprechende  Stück  der  weiblichen 
Tracht  Kutte  heisst:    G'schaul  one  E.  cha"  ies  scho" 
Hans  z'  Chilt  zu-n-üser  Jumpfrau  cho",  Ln  Monschtjn 
oni   z'  r/stabc   [vor  Kälte   steif  zu  werden];    un''  imr 
junge  Neüleni  erlide"  's  one  ChutÜcni  vnm  Marye  sehn 
bis  z'  Abc.  (j.lKuim  1819.    Kinderjacke :  Legg  'cm  China 
d'  Ä.  a",   es  frürt  GlH.     ErmcH,   Kinderschlüttli  Aa. 
Es  scheint    nach  dem  Chronisten  Linhener,   dass   bei 
Ehversprechen  der  Braut  neben  einer  Geldgabe  ,Ermel 
und  Umgurt'  als  Pfand  (, Wortzeichen')  gegeben  wurden. 
Ermcl  in  B  auch  Familienn. 

Aohslcn-Ermel:  Ärmel,  die  nur  den  obersten 
Teil  des  Armes  bedecken  oder  auf  der  Achsel  eine  auf- 
gebauschte Erhöhung  trugen?  .Gleichwie  es  lächerlich 
wäre,  den  H.  Augustinum  mahlen  wollen  mit  einem 
dicken  Kragen  und  einem  Herrenrock  [Predigerrock ] 
und  seine  Mutter  in  einem  Tächlitüchlein  mit  Achsel- 
ermoln.'  1722,  Mise.  Tic.  S.  auch  u.  Eichle  Sp.  73. 
Flaudor-:  bauschige  Ä.  BS.  —  Fhmik-ren,  flattern, 
fliogiin,    weit  sein.      Vgl.  FUmdcr-hoae.n  iinil  Sclilutter-. 

Glogg-:  glockenförmig  weite  Ä.  der  Frauen  BRi. 
Hemd  lins-  Hemlis-  Aa;  B;  S.  Aufgestreifte 
blendend  weisse  Hemdä.  sind  ein  Hauptbestandteil 
der  weibl.  B  Landestracht.  —  hemd-ermelig  hemp- 
crmlig,  auch  mit  adv.  Form  g'hcmptcrmligc" :  in  blossen 
Hemdä.,  ohne  Kock  oder  Jacke  Z.     VgL  Bar-. 

Katzenkopf-:  Ä.  mit  kugligen  Ausbauschungen. 
,In  G'staltröcken  mit  Katzenkopfärmeln  [usw.]  werden 
die  [durch  das  grosse  Loos  reich  gewordenen]  Jungfern 
ein  rcsiiektableres  Aussehen  kriegen,  als  jetzt  in  ihren 
Jüppon.'  Stutz. 

„Naclit-:  Nachtjaoke  für  Männer  Bs." 
I'uff-:  bauschiger  Ä.  Bs;  Z.     Solche  Ä.  waren  in 
den  Dreissiger- Jahren  weibl.  Mode.  —  Puffen,  aufblasen. 


Beiz-.     ,Dass  Luters  sach  uf  beizermein  stüendo 

und  fast  noch  [ganz  nahe]  wäre  irein  fall.'  Salat  (wol: 

auf  weichem,   schwachem  oder  künstlichem  GrundV). 

Pump-:   weiter  Ä.,  bes.  an  altmodischen  Fraucn- 

kleidern  Gii.     Vgl.  Puff-. 

Bär-:  Homdärmel  ohne  weitere  Bedeckung  (i. 
Vgl.  hemilermelig. 

Pfüs-:  kurze,  nur  den  Oberarm  bedeckende,  in 
der  Mitte  aufgebauschte  Ä.,  dgl.  vor  einigen  Jahr- 
zehnden  die  Weiber  an  den  Oberröcken  trugen  ZG. 
._   Pfüecn,  blasen. 

Plag-:  scherzende  Schelte  einer  Mutter  auf  das 
Kind,  das  ihr  keine  Ruhe  lässt,  oig.  das  sich  zudring- 
lich au  ihren  Ä.  hängt  B. 

Scheint  imporatlvisch  von  jJ'i^jm  gebildet,  oder  vm  ri.nj 
St.    1,    178.      Syn.   Plag-yeist. 

Schöpen-:  weiter  Ä.  wie  an  einer  .Lacke.  Eh 
Schluck  wie  en  Seh.,  also:  viel  fassend. 

Schlotter-:  Rockärmcl  mit  unverhältnissmässig 
weiter  ÜtTuung  vornen  SThierst.    Vgl.  Flauder-. 

Stoss-:  Vorderä.,  die  über  die  Hemdä.  angestossen 
wurden  =  Stöss(U),  AiistössU  (St.  2,  402).  ,Weisse  und 
gefärbte  Ärmel,  auch  weite  und  St.-Ä.  mit  Fältlein 
sollen  weder  unter  den  Müedern  noch  sonsten  getragen 
werden  von  Frauen  aus  dem  gemeinen  Stand  . . .  Alles 
guten  Sammats,  Atlas,  Taffets,  Damasts,  es  seie  zn 
Hauben,  ßlätzen,  Stoss-Ärniel,  Kappen,  Halstiieher. 
Sehoossen  u.  a.'  G  Kleiderordn.  17-J7. 
Stutz-:  kurzer  Ä.  Ndw. 

Streif-:  eine  Art  leinener  Stulpen.  XVII. V  *i 
Waschrod. 

Strupf-:  kurze,  bauschige  Ä.  an  Frauenkleidern 
ZKn. 

Wegcssen-f:  Ä.,  die  in  ihrem  Zuscliiiitt  eine 
Ähnlichkeit  mit  einer  Pilugschar  (M^egesse)  hatten? 

crmlen:  „(ein  Kleid,  eine  Weste)  mit  Ä.  ver- 
sehen."    Ä.  in  ein  Hemd  einsetzen  B. 

Eriliel  U  m. :  Schrank  in  der  Stube,  Kleiderkasten  F. 

Das  selbe  W.   wie  Almare  Sp.    189,    nur    dass    bier    das 

zweite  1-   der  lat.   Grundf.   (armarium)  an  l    vertausclit    ist 

und  die  zweite  Silbe  den  Nolienton  verloren  hat,  so  dass  sii' 

das  Ansehen  blosser  Ableitungssilbe  erhielt. 

Ermli  s.  Hermli.        Ermose  s.  Ameise  Sp.  21ii. 

Oniiasin:  ein  feiner  seidener  Kleiderstoff.    ,Sy  |die 

Weiber]  wend  hau  Syden,  darzuo  Schamlot,  Ormasin, 

Damast.'  Aal  1549.    ,An  Ormasyn  von  allerlei  Farwen 

254  Elen.'  1571,  Z  Invent. 

Vom  it.  onmmm.  wmr.um,  ,n„:«um  (frz.  ,„;„ni.;,i),  nilat. 
,ininiKhiu8,  dies  wabrseh.  von  der  Stadt  Ormus  am  iiersis.dicii 
iVIeerbuscn. 


ariien:  ernten  BsL.  (Spreng);  s.  crnen. 

Ahd.  anian,  metere,  amän,  niereri  (ags.  rarnjan,  engl, 
to  eurn),  nihd.  onien,  ernten;  verdienen;  eutgelten,  biissoii 
(vgl.  <jc-ai-nm  und  nhd.  ,orntcn'  auch  in  bildl.  Sinn),  von 
ahd.  »i;t,  Ernte  (s.  Em).  Viell.  gehört  hiezn  der  häufige 
Ortsn.  Arn  und  (Dimin:)  Ami,  Erni,  doch  vgl.  Anm.  zu 
Er,,  I  Sp.   4G2. 

er-,  „auch  erärnen"  Gr:  mühsam  (aber  ehrlieh) 
erwerben,  verdienen,  z.  B.  von  Wildheuern.  Es  erarncts 
TFe.sc",  eine  mühsame  Errungenschaft;  es  erarnets  LÖnli. 
.Was  der  Vater  erarnet,  vertuet  der  Sohn."  .Alles 
muss  erarnet  werden.'  Sulger.     In  der  ä.  Spr.  häufiger. 


4U1 


Arn,  crii, 


ini,  Ulli,  urn 


,Es  wirt  ze  ilt'Ui  ersten  sui-  eniniet  und  winl  aber  io 
lichter  unil  ie  lichter.-  Markus  v  LisuAr,  XIV.  ,Der 
mich  so  hat  erarnot  mit  siner  bittren  marter.'  ti  Hdschr. 
1170.  ,Man  iiiöclit  gedenken,  das  soliches  lyden  uns 
billig  zu  banden  gang  und  [wir  es]  nit  on  ursach 
imiosten  e.'  Bs  C'hron.  1522:33.  ,Zuo  verlierung  unser 
.sur  erarnoten  frigheiten.'  Aiiscu.  1529.  ,l)ass  ein  jeder 
gliiubiger  arbeiten  und  sein  gwonne  und  erarntc  na- 
rung  niessen  solle.'  Vad.  ,Hert  niüeud  wir  unsers 
sunst  e.'  KuEF  1550.  ,Mit  ernstlicher  bitt,  wellest  mit 
mir  als  einem  armen  zaler  gedult  haben,  die  schuld 
yczinalen  halb  nemmen  und  mir  des  übrigen  teils, 
biss  er  ouch  erarnet,  günstigklich  borgen  [schonen, 
zuwarten].'  JWolf  1561.  ,Exantlare,  erschwingen,  e., 
mit  übelzeit  und  grosser  arbeit  vollbringen.'  Fkis.; 
Mal.  ,Vou  unsern  lieben  frommen  Altvordern  so  sur 
crarnete  oberlandsherrlikeit.'  1640,  Schw  LB. 

Mild,  erarnen,  auch  i.  S.  v.  Strafe  vcrdieneu,  oder  auch 
iinverdicuter  Weise  entgelten.  —  Statt  erarnen  erscheint 
mehrfach  gleichbed.  erarmen:  Was  dr  Chapf  tuet  va-ijeaau, 
miessun  [mlisseu]  d'  Fiesa  [Füsse]  erarmu  [eiubrinjeuj  W, 
ebenso  GrAv.  und  schon  in  der  ä.  Spr. :  ,erarbeiteu,  eiarmeu.' 
Hosp.  ,Gar  säur  band  wir's  erarmet,  zwen  Sieg  am  selben 
Tag.'  Tclleulied  1C73,  im  Reime  auf  .gewarnet.'  Wahrsch. 
wurde  diese  Form  untergeschoben,  weil  (er)ul-nen  schon 
üieuilich  früh  in  Abnahme  geriet  und  nicht  mehr  verstanden 
wurde.  Umdeutung  i.  S.  von  ,mit  den  Armen,  mit  Arbeit 
erwerben'  (eher  als:  in  Armut,  mit  Entbehrung)  lag  nahe; 
aiy:h  lautlicher  Übergang  von  n  in  m  ist  zwar  selteu,  doch 
nicht  ohne  Beisjjiel;  vgl.  Erm  aus  Em  I. 

uiuher-(er-)  umi^-rrärne:  mühsam  erwerben.  Ach 
Gott,  ir  Armen,  Armen,  wie  müesst-er  u.  und  umer- 
erlicle  und  umerratz<jc  [euch  mühsam  herumschleppen] 
GllÄnt.  —  Ume(r),  umher,  oft  zur  Verstärkung  Verbeu  vor- 
gesetzt, welche  ein  mühsames  Treiben  bezeichnen. 

ge-arnen:  entgelten,  büssen.  ,Die  höf  muestend 
es  garnen  und  widerum  an  Zürich  kumen.'  Fründ,  von 
ÄTscuTOi  durch  ,er-arnen'  ersetzt.  .Garnen'  auch  bei 
EdlIü.  —  Mhd.  ijcarnen,  ijariwn.  ernten,  verdienen,  büssen. 
—  ver-garnen:  büssen  BEi.  —  Vcr-  wurde  erst  vor- 
gesetzt, nachdem  </  bereits  festgewachsen  war.  V^'l.  er-  .5,  b 
8p.   10.3. 

Arnet  m.:  männl.  Taufn.,  Arnold.  Auch  als  l''a- 
milienn.  U. 

-Ariiikii  f.:  Bergwohlverlei,  arnica  mont.  LK. 

Ärni,  Krnim.:  miinnl.  Taufn.,  Arnold  B  wO.  A'rni 
Familienn.  L;  Z. 

Em  I  1)  iV«  ZObf.  2)  i?r.j"  L;  SnJ.;  G;  a.Si;n>v. 
->j  AAMuri.  3)  Ernd  HBühl  1834.  4)  JErm  Sen, 
i'-  Aa;  BsL.;  Z,  e--  ZMünchalt.  5)  Ermel  AaHoIz. 
-^  m.  Z,  „n.  BsL.":  1.  Hausflur,  -gang,  Vorhaus; 
der  zunächst  hinter  dem  Eingang  von  Bauernhäusern 
«w.  Haus-  und  Stubentür  liegende  freie  Kaum  (bzw. 
die  Küche  Schw),  aus  welchem  man  in  die  Stube 
kommt;  iler  Raum  innerhalb  der  Hauptliaustüre,  Vor- 
-*"bo  Aa;  Bs;   L;    ScH;    Z.     Der    nach  2  Seiten   mit 

L'.ingen    versehene  Flur   eines  Hauses   mit  , Stock' 

.Im  Erm  draussen,  woher  ich  in  der  Küche  jedes 

Wort    gut    verstehen    konnte.'     Stdtz.     Wusch    au"'' 

d'  Stube  recht,  der  Erm  und  d'  Kuchi.  ebd.    ,Sol  man 

'bi-i   kol   [die   aus    dem  Backofen    gezogenen  Kohlen] 

licn  enmitten  an  den  [dem]  ern.-  Diessexii.  Stadtr. 

XIV.  Reuinger  16li2  erklärt:  ,Der  erm,  ern,  eer; 
ii'illcin:  area,  atriuin',  lü-5(j:  , lediger  platz,  area.'    Syn. 


Oanfi,  Laube,  Summerhua.  —  2.  ein  neben  oder 
liinter  dem  Hau.sgang  befindlicher  Raum  zur  Auf- 
bewahrung von  landwirtschaftlichen  Geräten,  Geschirr- 
od.  Rumpelkammer  Aa;  BsL.,  =  Ermchammer.  Gawj 
due  selb  [jenen]  Charst  numme  [nur]  i  'n  Erm  hindere 
BsL.  Speisekammer,  =  Spicher  SciiwMuo.  —  3.  der 
durch  das  vorspringende  Dach  geschützte  Raum  vor 
der  Scheune.  Rochu.,  laut  welchem  das  W.  auch 
Dreschtenne  bedeutet.  —  Vgl.  Schiff-cri  Sp.  4üü. 

Hüs-erc  GA.  ß-J;  S  nJ.  —  f.  GA.;  Spreng;  ,an 
einigen  Orten  -er,  n.'  ders.,  -en»  GT.,  -e'rm  Aa;  Z 
~  m.  Aa;  Z,  Hüsem  GT.  (W.):  1.  =  Ern  i  G;  S;  Z. 
,Wandelplatz  eines  Hauses  vor  den  Zimmern.'  Spreng. 
,Es  ist  en  grosse,  grosse  Huserm  g'si",  en  ganz  für- 
zündetröte  Bode  drin.'  Stütz.  (Der  Raum  ist  oft  mit 
roten  Ziegelsteinen  gepflastert.)  —  2.  der  ganze  Um- 
fangdesWohnhauses,  mit  der  nächsten  Umgebung. 
,Wer  den  andern  usser  siner  husere  [aus  dem  Friedens- 
bezirk seines  Hauses  heraus]  frefentlich  fordert.'  Otfn. 
WiEDiK.  E.  XV.  ,Die  tempel  sind  verordnet,  das  der 
glöubig  mensch  da  möge  etwas  rüewiger  betten,  dann 
etwan  daheim  under  syner  unrüewigen  huseer.'  Bull. 
1531.  ,E3  sind  wenig  rechter  grosser  Huseercn  noch 
Höfen  mar  bi  einanderen.'  1566  Z.  .Die  hausär  des 
wilsteins  [Wohnhauses]  sol  der  jüngste  son  besitzen.' 
Landr.  Mölinb.  1.594.  Kinder  erster  Ehe  sollen  ,die 
hausär  und  wilstein'  besitzen,  ebd.  Kinder  zweiter 
Ehe  sollen  Vater  oder  Mutter  ,nit  an  der  husärbesitzung 
oder  wilstein  vcrtriben'  dürfen,  ebd.  ,Ein  jede  hus- 
eere  gibt  järlich  einem  Lütiiriester  1  Fassnachtliuon.' 
1596  L.  (Hier  überspielend  in  den  Bcgrift'  von  Haus- 
haltung, doch  mit  Bez.  auf  den  von  ihr  allein  be- 
wohnten Raum  und  verschieden  von  Hüs-cr,  nhd. 
,Hausehre',  s.  d.) 

Abd.  arin,  erin  n.,  mhd.  eren  (einmal  auch  eren  im  Reim 
auf  leeren),  ern  m. :  Fussboden,  Tenne,  n. :  Erdboden,  Grund. 
(Ags.  are,  Tenne,  ist  unsicher ;  ärn,  ern  bezeichnet  das  ganze 
Haus,  als  zweiter  Teil  von  Compp. ;  in  der  Bed.  .Behälter, 
Gefäss'  ist  es  viell.  blosse  Ableitungssilbe).  Isl.  arin,  am, 
Hausherd;  altn.  Sal,  eryü,  atrium;  dän.  arne,  Herdstätte, 
Heimat.  Das  W.  findet  sich  noch  in  andern  deutschen  MAA. 
Vwdt  ist  ohne  Zweifel  lat.  area,  frz.  aire.  In  unsereu  Formen 
entspricht  e  nicht  dem  abd.  t,  sondern  ist  aus  dem  Stinim- 
laut  des  r  neu  hereingekommen.  Zu  Anfang  dieses  Jhdts 
scheint  in  Schw  in  der  Stammsilbe  noch  kurzer  Voc.  ge- 
sprochen worden  zu  sein,  vgl.  „Erren"  bei  St.,  in  dessen 
'2.  Auö.  diese  Schreibung  aber  aufgegeben  ist.  Die  Nbf. 
Erm  muss  noch  zu  einer  Zeit  entstanden  sein,  wo  auslau- 
tendes n  in  unseren  MAA.  noch  fest  war;  der  umgekehrte 
Übergang  von  »i  in  n  ist  sonst  allerdings  weit  häufiger,  doch 
vgl.  erarmen  aus  -amen  und  nhd.  ,Pilgrim'  aus  jyerijjrinuH. 
IIüHcm  hat  nach  einem  in  den  n.-ö.  MAA.  beliebten  Vorgang 
das  r  und  danach  die  Selbständigkeit  des  '2.  W.  aufgegeben, 
das  man  zu  blosser  Ableitungssilbe  herunter  sinken  Hess. 
Viell.  steckt  das  Vf.  noch  in  den  Ortsn.  (im)  Emi  und  (ohne 
Uml.)  Ärni  Gfr.  20,  254,  doch  s.  auch  die  Anni.  zu  urnm 
Sp.  400.  —  Das  Geschlecht  scheint  schon  früh  geschwankt 
und  zum  Vorherrschen  des  m.  das  syn.  Ganij  (,Flur'  ist  nicht 
Schweiz.)  beigetragen  zu  haben.  In  Hü»-  ist  in  Folge  der 
Verkürzung  auch  weibl.  Geschlecht  aufgekommen,  mit  der 
Bed.  , Wohnhaus',  während  Bed.  2  und  3  des  einfachen  W. 
dem  Comp,  fehlen. 

Eni  11  f.  -  .^:-  Aa;  Bs;  B;  VUhte;  S.  c--  Tu;  Z: 
Ernte  und  Zeit  derselben;  auch  das  mit  ihr  verbun- 
dene Ährenlesen  armer  Leute,  allg.  ,Es  gil  all  Jor 
en  Früehlig  und  en  E.'  Stct.:.  ,Ir  niderländschen 
herren,    ir  ziend  ins  oberland,   in  oberländsclier  erne 


463 


Arn,  em,  iin,  orn,  nrn.  —  Arnd,  ernd,  irm 


■liil 


iiiijcht  ücli  wol  wee  beschcchen.'  Halbsuter.  ,Uiid  kam 
alle  Werk  uf  aiii  Hufen  [gleichzeitig],  das  Eebwerk 
und  der  Heuwct  und  die  E.'  Stockar.  ,Ern'  auch  in 
BossH.  u.  Mey.  Wint.  Chr.  u.  A.  Zur  Altersbestimmung: 
,Si  ist  erst  zicänzyi  [20  Jahre  alt]  i"  dr  E.'  Stütz.  Zeit- 
bestimmung: ,Dienstag  vor  Uns.  Frauwen  dult  [Fest] 
zu  den  Ernen.'  Wint.  Urk.  ISül.  (Maria  Himmelfahrt 
15.  Aug.?)  Vgl.  c»-(^)-e^  Sp.  400  und  iVwA  ,Disiu  reise 
[Kriegszug]  beschach  in  der  em.'  Z  Chr.  133(5/1446. 
Gut  i"  d'  E.  und  sclmidt  nüd  yern,  aus  einem  Spott- 
liede  Z ;  sonst  i"  d'  E.  gä"  auch :  sich  mit  Ährenlesen 
ernähren.  Anneli  Zusanneli,  chumm  mer  ucnd  i"  d'  E., 
Anfang  eines  Eeimspruches.  ,Wenn  man  in  der  E. 
die  Öpfel  mit  dem  Eechenstil  kann  zälen,  so  soll  man 
d'  Hürden  [die  Obstgestelle]  z'weg  stellen.'  Die  Arbeit 
und  Feier  der  E.  ist  noch  mit  allerlei  alten  Bräuchen 
verbunden.  Die  Schnitter,  etwa  ein  lustiger  Junge 
mit  einem  losen  Mädchen  an  der  Hand,  halten,  Sichel 
und  Ährenbüschel  vorweisend,  die  Vorübergehenden 
an  um  ein  Trinkgeld  oder  binden  sie  in  ilie  Halme, 
bis  sie  sich  loskaufen.  Das  Gebundenwerden  droht 
auch  der  lässigen  Antragerin.  ,Lueg  dei,  wie -n- er 
d' Bähe  so  listig  i  d'  Garhe  wott  binde";  Ist  de  Schnittere 
Bruch,  und  b'sunders  bi  'n  ledige  Lüte.'  KdMev.  1844. 
Im  Übrigen  vgl.  Fül-acher  Sp.  67,  Acher  Sp.  69,  Fatsch, 
Glüchsgarh,  Halm,  Glückshahn,  -hämpfeli,  -körn,  laden, 
Muchel,  Bind-nagel,  In-nemen,  binden,  Bmikert,  Sich- 
lete,  Sammlete,  SichJen-schit,  schnellen,  Ge-sclmitt,  an- 
tragen, Weiser.  Eine  Zsstellung  Z  Gebräuche  von 
SuTERM.  in  Senn  Char.  1  103/13;  und  eine  anmutige, 
lebendige  Schilderung  eines  S  Erntetages  gibt  Joachim 
1881,  S.  1/89.  Notarbeit  au  Feiertagen  war  bes.  in 
der  Getreide-  und  Heuernte  immer  gestattet.  ,Dass 
niemans  an  flrtagen  werche,  noch  sine  dienst  zuo  wer- 
chen  zwinge,  es  syg  dann  in  der  ern,  Iiöwet  und  im 
herbst.'  1526,  Egli  Act.  Auch  mussten  zu  denselben 
Zeiten  die  nötigen  Wege  über  die  Flurgrenzen  ge- 
öffnet werden.  ,Och  sol  man  wissen,  däz  die  dorf- 
lueier  gewalt  band,  alle  zeigen  ze  bannen  und  öch 
uszelassen  und  öch  alle  hölzer  und  zuo  den  ernen 
weg  ze  geben  und  zuo  dem  höwot'  E.  XIV.,  Aa  Weist. 
Spricliwörtlich  und  bildlich:  Die  Em  istno'''iviwtte 
Feld.  Wer  i"  dr  E.  nit  will  schnidc,  niuess  im  Winter 
Hunger  lide.  Wenn  i°  dr  E.  Nüd  abfallt,  so  füert- 
men  an"''  Niid  ine.  Ineichen,  il/e  muess  schnule",  wil 
[während]  ',s-  A.  isch,  die  Gelegenheit  benutzen  S.  Er 
het  en  giieti  E.  g'ha,  hat  grossen  Gewinn  gemacht  Aa. 
's  gäd  i"  d'  E.  fi"  d'  Hahn),  zur  Entschuldigung  von 
Mutwillen  (es  wird  eingerechnet  in  die  Festfreude  und 
-freihcit  jener  Zeit;  ebenso  (  'n  Wümmet,  Herbst,  in 
die  Weinlese).     Vgl.  noch  Ernd.  —  Mhd.  cmc  f.,  ahil. 

Haber-ern:  Haferornte.  Da  dieselbe  den  Schluss 
der  ganzen  Erntezeit  ausmacht,  also  lange  nicht  kommt, 
so  gelten  die  KAA. :  ,eine  H.  währen',  eine  Ewigkeit 
ZSt.;  CS  ti-ärt  kei  H.  ScnSt.  Es  ist  guet  (Me-  cha") 
hclse  [Patengeschenke  machen]  bis  zur  H.,  d.  i.  auch 
verspätete  Geschenke  werden  noch  angenommen  SciiSt.; 
Z,  dann  übh.  vom  Zuspätkommen  gesagt.  Sutekm. 

Kirsi-  Chriesi-:  Kirschenernte  ÄAFri. 

Schwaben-.  Es  war  Sitte,  dass  Arbeiter  aus  der 
Schweiz  in  der  Ernte  der  schwäbischen  Nachbaren 
Dienst  suchten.  Vgl.  SchKaben-Geschnitt.  .Diewyl  des 
Kinds  Vatter  nienen  im  Land  sonder  in  der  Schwäben- 
lOrnd  was.'  Taufb.  Zoi.i.ik.  1603. 


Zwischen-  Zu-üschet-:  die  Zeit  zwischen  zwei 
Ernten  z.B.  zw.  der  Korn-  und  der  Weizen-e.  ZAndelf. 

ernen:  ernten  Aa;  Bs;  B;  „VOrte;  S;  Z."  — 
über-:  bei  der  Ernte  durch  Überschreitung  der  Grenze 
schädigen.  ,Zu  strafen  die,  so  einen  Übersäyen,  über- 
mayen,  überzünen,  überernen.'  Kirchenrecht  Schöpfen 
1534.  —  ver-:  die  Ernte  vollenden  Aa.  —  Zu  der 
Bed.   s.  ver-,   z.  B.   vermelchcit. 

Ernet,  Ernt,  Ern  m. :  Ernte  L. 

Diese  neben  dem  häufigem  Em  f.  gebrauchte  Form  aus 
ahd.  arnöt  m.,  immerhin  mit  Anlehnung  au  Em,  dessen  Voe. 
sie  annahm,  gehört  zu  den  in  unserer  Spr.  zahlreichen  niänul. 
Namen  von  Jahreszeitarbeiten,  z.  B.  Heuet,  Brächet,  Kricnet; 
Tgl.  auch  Emdet.  In  Ern  m.  ist  die  Anlehnung  bis  aufs 
Äusserste  vollzogen.     S.  auch  Ernd. 

erue"  s.  filber-Jenen  Sp.  266. 

Erni :  Ochs  mit  weissem  Stern  auf  der  Stirn  AAFri. 
—  Für  Sterni  (s.  d.)  an  den  Mannsn.  (s.  Ärni  Sp.  461)  ver- 
tauscht. 

Erni  st  s.  Ernst. 

Orn:  jetzt  (ohne  Art.)  Name  eines  Weilers  ZHinw., 
aber  urspr.  wohl  eins  mit  Ahorn  (s.  Sp.  161). 
ornen,  urnen;  Orni^g  s.  ordnen  Sp.  440. 

Urner  I  PL:  blaue  Traubensorte  ZS.  ,Uva',  ürner 
dictaj.'   Oenol.    —   Über  Uri  aus  Italien  importiert. 

Urner  II  m.:  als  Kalb  verschnittener  einjähriger 
(Gl)  oder  zweijähriger  (BO.;  F)  Stier.  ,Es  sollend 
kein  urnar  noch  stier,  so  über  ein  jar  alt  sind,  uf  die 
alnicnd  tribcn  werden.'  1.535,  Handveste  Tuux.  Syn. 
Ochs,  (Milchheiler),  liampun. 

urnen:  kastrieren  W. 

Wouu  das  W.  vom  Landnauien  Vri  gebildet  sein  snU, 
so  muss  es  u^  haben,  was  aus  BSi.  bezeugt  ist;  es  wäre 
dann  ein  zuerst  nach  Urneriseher  Art  behandelter  Stier. 
Das  Vb.  ohne  Zweifel  statt  M™erc<i,  indem  man  das  -er  deni- 
.ienigen  in  Personenn.  gleich  setzte,  die  umgekehrt  von  Verben 
gebildet  sind,  z.  B.   .Schneider'  von  .schneiden'. 

Urni  s.  u.  ur  Sp.  420.. 


Arnd,  Arend,  Erend  s.  d.  folg.  Art.  u,  B  Anz. 
1S81,  377. 

Ernd,  Ernt  Aa;  L;  Z  —  f.:  =  Ern  II  und  mit 
diesem  wechselnd.  I  mues  g'rueje  [ausruhen]  uf  (/'  E. 
hi",  sagt  der  Faule  Aa;  Sch;  Z.  I  dr  Ernt  sind 
d'  Hüener  feiss  [übermütig].  Suluer.  I  dr  E.  clutnnt 
de  Bür  nw  mit  eim  Fuess  i  's  Bett.  ebd.  D'  Trübe 
söttid  [sollten]  mit  de"  Schnitteren  i"  d' Ernd  gö  [zur 
Erntezeit  Beeren  ansetzen],  ebd.  ,Die  vastetend  mit 
dem  küng  die  ärnd',  hielten  die  Erntefasten  (eine  der 
4  Frohnfasten).  Vad.  ,Fritag  nach  unserer  frowcn 
dult  [Fest]  ze  der  Ärnde.'  ZWint.  1321.  (Maria  Himmel- 
fahrt 15.  Aug.y  s.  Ern.) 

Mhd.  emde  statt  des  gewülnil.  mir  und  viell.  bloss  mit 
nach  n  ein-  oder  angcscliobenem  d  wie  häufig  in  spät.  Zeit. 
Auch  unsere  Form  Ernd,  welche  sieh  u.  A.  auch  HO!)  in 
der  Offn.  Adorf,  bei  Fris.  u.  Mal.,  bei  Jiüiill.  1665,  JHott. 
1606  findet,  kann  so  erklärt  werden,  während  die  mit  -I 
(auch  in  Meyers  Wint.  Chron.),  falls  die  Schreibung  urgiert 
werden  darf,  auf  Annäherung  an  das  uhd.  .Ernte'  beruhen 
mag,  welches  auf  abd.  arimt  zurückgebt,  aber  Endung  und 
Geschlecht  von  mhd.  crne  annahm.  S.  auch  noch  Ernet 
Sp.  464,  Emdet  u.  —  In  den  alten  Zeitjingabeu  , Unser 
Frauen   Tag    der    eren'    usw.   scheint  Vermischung    zwischen 


nl.     Anist     uriist.     Anit     uri;t.     Arp  -urp.     Al'S- 


400 


irre  (Sp.  400),  Enn  und  Brend  (And)  eiDgetreten  zu  sein; 
in  .Donnerstag  nach  U.  Fr.  ernde'  (Urk.  ZTöss  1284)  kann  .e.' 
niolit  wohl  etwas  Anderes  sein  als  mhd.  ercnrf  =  alid.  ärant, 
liiitsehaft  (Maria  Verkündigung,  25.  März).  S.  B  Anz.  1881, 
S.   :!TG  ff. 

er D den:  ernten,  Ernte  halten  7.0.  —  Erndet  m. : 
Ernte  L.  —  „Erudete  f.:  Erntefeier.-' 


Ernst  e-S  rf-  Bs;  GT.;  Z,  Emist  Gl  (e'-J;  GG.- 
Allst  AALenzb..  Stauf.,  ^trnsch  BStdt,  ^rsch  BU" 
(bäur.).  Erst  BG.,  U.;  FMu.;  „LE.",  ^rist  BO.;  Gr 
((•- Churw.,  uVatz);  „LE.";  SchwE.;  U,  rfre«*  AALenzb. ; 
\V,  tcrisch,  teresch  BU.,  „Frutt."  —  m.:  1.  Ernst  im 
Gegs.  zu  Seherz;  ernsthafte  Stimmung,  ernstliche  Ab- 
sicht, Massregel,  wie  nhd.  Allg.  Ist  d'r  [dir]  Erst? 
Es  nird  dir  öppe  [hoffentlich]  nit  E.  st"!  Gotth.  !<■'' 
miies  dr  Erist  brüchen  BHk.  Me  mues  emal  Erst 
zeige  FMu.  Wo  eine  mit  E.  ane  will,  do  tuet  's  Glück 
d'  Tür  uf.  Sdlger.  Fa"  E.,  fiir  E. :  im  Ernst,  z'  Gül- 
tigem, für  immer,  für  überall  BO.,  aber  auch  i.  S.  v. 
.eigentlich,  streng  genommen',  z.  B.  hie  r/H  [geht]  von 
JE.  Ice  [kein]  Weg  BHk.  B'  Sach  im  E.  nc',  gravidam 
esse  W;  syn.  nit  G'spass  verstnn.  Uberget-r.  auf  das 
Wetter:  es  iscli  im  nit  recht  Erist  z'  regne,  das  Wetter 
will  sich  nicht  entschieden  zu  Kegen  wenden  B.  Mit 
nnbest.  Art.:  amen  Erist,  im  Ernst  GrD.  .In  einem 
ernst,  on  spott-,  serio;  ernst  in  schimpf  keren.  vertere 
seria  ludo.'  Mal.  .Agelastus,  der  nit  lachet,  ernsthaft, 
Bruoder  Ernst.'  Fris.  und  ihm  nach  Dexzl.  1677; 
171li.  .Trico,  häderig,  müeysSlig,  dem  man  kein  lachen 
mag  angwünnen.  Bruoderernst.'  Fris.;  Mal.  .Animum, 
frontem  remittere,  den  Bruoder  E.  von  im  [.sich]  tuen, 
nebend  sich  [bei  Seite]  setzen,  sich  ergetzen  und  er- 
fröuwen.'  ebd.  ,Ein  ernsthafter  mensch,  ein  bruoder- 
ernst, homo  severus,  gravis.'  Hosp.  (,Bruder'  personi- 
fizierend im  Sinn  von  , steter  Begleiter';  vgl.  auch 
.Bruder  Liederlich'  u.  ä.)  ,In  ernst  aufnehmen.'  Hosp. 
kann  Dat.  des  Subst.  ohne  Art.  oder  Acc.  des  Adj. 
Neutr.  sein;  vgl.  in  übel,  rerguet.  —  2.  Fleiss,  Eifer, 
Emsigkeit  bei  der  Arbeit,  allg.  E.  ha,  fleissig  arbeiten, 
sich  anstrengen  Aa;  Bs;  G;  Z.  E.  ha  wie  en  Häftli- 
macher  Z  (sonst:  Acht  gc).  Heb  nüd  z'  E.,  sei  nicht 
gar  zu  eifrig.  Stütz,  (ze  =  allzusehr,  -viel.)  Heb  E. 
mit  Schreibe"!  GG.  ,Man  sei  die  halbe  Zeit  nicht  beim 
Spinnen,  und  wenn  man  schon  dabei  sei,  so  habe  man 
keinen  E.'  Gotth.  Hut  is  [ist  es]  mit  [ihm]  Erest, 
heute  arbeitet  er  fleissig  W.  Es  ist  dr  bür  Erest, 
lauter  Emsigkeit,  offenbare  Bemühung  W.  Er  het  kin 
Erist  drbl  BSi.  Es  ist  in  im  dr  heilig  Erest,  er  wird 
von  heil.  Eifer  getrieben  W.  ,Fliss  und  ärenst.'  U 
lö'iiö  (Abscb.).  ,Lass  dir  e.  sein.'  Hosp.  .Sie  bsinnt 
sich  lang,  lasst  ihro  gar  e.  syn.'  Schimpfu.  1651.  — 
Rechts-:  strenges  Kechtsverfahren.  .[Der  ungetreue 
Vogt]  erschwerte  den  Geschwängerton  den  K.  gegen 
den  Schwängerer.'  HPest.  1790. 

Ahd.  eniust,  enicst,  mhd.  crnrat,  eniMi.  —  Die  Ansstossung 
lies  »  ist  beim  Zstreffen  von  4  Consonantcu  begreiUich ;  gegen 
das  Zahlw.  e'ret  hebt  sich  diese  Tcrstiiramelte  Form  durch 
die  Vocalverschiedenheit  ab.  Es  kann  sich  dazu  noch  Ab- 
stossung  des  (  gesellen,  welche  bei  der  allg.  herrschenden 
Ausspr.  von  st  =  it  auch  sonst  häufig  ist,  z.  B.  isch,  ist. 
kätich,  hast. 

ernst,   cerst:  Adj..  echt  volkstümlich  nur  in  der 
adv.  Verwendung  des  subst.  Neutr.  mit  ^e,  zu.  welche 
.'Schweiz,  laiotikou.  I  4. 


in  B  beliebt  ist:  z'  Ernstem,  ernstlich,  im  Ernst.  z.B. 
z'  E.  gloube.  Soll  's  z'  Ernstem  gelte?  (Spiel  um  Geld). 
.z'  Erstem-.  Gotth.  Vgl.  z'  rollern,  völlig,  £'  g'rechtem, 
recht.  Ohne  ,zu'  ['?]:  ,Wenn  es  die  Auszehrig  sei,  so 
müess-me"  drhinger  [dagegen  einsehreiten]  und  zwar 
Erstem.'  Gotth.  —  Das  Adj.  ist  auch  der  ä.  Spr.  (amhd.) 
noch   fremd. 

ernsten:  Ernst  machen,  zeigen.  ,Du  hast  glych 
als  die  purenknaben  erst  angehept  e.,  so  die  sach  schon 
ufgehept  ward.'  Gtrr.  1523. 

ernstig  ^.rstig  kkBh.;  BM.,  wO.;  FMu.;  LE.; 
SBb.,  .enstig  BBe.:  1.  emsig,  eifrig,  fleissig  z.  B. 
werchen  [arbeiten]  AABb.;  BSi.;  FMu.;  „LE."  Ir  slt 
e.!  Sit  nid  z' e.!  Gruss  an  Arbeitende  B.  Mls  Liseli 
sitzt  c.  da,  ds  Näichüssi  [Nähkissen]  uf  dr  Schöss, 
und  slicht-ech  [euch]  da  enanderna"''  [unablässig]  gar 
tünersbrac  druf  los.  Kühn.  ,Warum  bist  du  hierauf 
so  ö. ?'  erpicht,  versessen?  B.  —  2.  schnell,  eilig  B; 
„LE.";  SBb.  z.B.  „laufen  so  viel  man  kann."  ühumm 
('. .'  Syn.  enandernali,  g'schwind,  g'leitig,  schidig.  — 
3.  ernsthaft  BBe.;  streng,  hart;  dringend.  .Unser 
ernstig  und  geflissen  beggre[n].'  S  1525,  Strickl 
.Unser  trungenlich  und  ernstigs  begijren.'  1525  Z,  ebd. 
.Sollend  sy  das  erst  mal  vor  Rat  darumb  ernstig  be- 
scholten  werden.'  B  Mand.  1628.  ,Zu  ernstiger  ab- 
strafung.' ebd.  —  Ernstigi  ^rstigi  f.:  Emsigkeit. 
D'  E.  ellci"  tuet  's  nid,  mi  [man]  mues  o'''  no'''  der 
Verstand  derbl  bräche  B.  —  .Ernstikeit  ecrst-:  Ernst 
B;  LE." 

ernstlich:  1.  ernsthaft,  gefährlich,  's  hei  en 
ernstli  Wetter  [Gewitter]  g'ha.  Sülger.  —  2.  ange- 
legen. Es  isch  'em  Atti  ernstlig  dntm.  VTalchner. 
^  3.  schnell,  flink  W. 


E  r  n  t  s.  Ernet  Sp.  464  und  Ernd  Sp.  464. 


Erpele  s.  Erdberi. 
Erpfi  oc-:    Kartoffel  (Kdrspr.)  Nnw;  vgl.  Erd-epfel 
Sp.  379.  

Ars,  Arsch  an  z.  T.  n-  und  t.  i',  t.  i-  —  PI.  Ar» 
—  m.:  der  Hintere  von  Tieren;  von  Menschen  nur  in 
gemeiner,  roher  oder  derber  Spr.  Allg.  E  A.  Uf  den 
A.  betatschen,  Schläge  auf  den  A.  geben  Gr.  E  Tritt 
i  'n  A.  gi"  Bs.  Von  einem  vergesslichen  oder  unge- 
schickten Menschen:  er  verlor  der  A.,  wenn  er-em  nid 
a'g'wachse  war.  Ixeichen.  DafsJ  chast-dr  [kannst  dir] 
am  A.  abfingerle!  derb  statt:  an  den  Fingern  abzählen. 
Sulger.  Von  ganz  Unpassendem:  es  rimt-si'''  tvie  A. 
und  Fridrich.  ebd.;  das  2}asset  wie  en  A.  in  e  Schöss 
GrPt.  Du  muost-mu  [ihm]  nit  ebu  Alls  in  A.  blasu", 
nicht  Alles  tun.  was  er  will  W.  Blas-,  lick-mer  im 
A. '.  oder :  du  chast-mer  (de''  chw-merj  i  'n  A.  blase", 
im  A.  lecki-",  Ausdruck  gänzlicher  Vorachtung,  derber 
Abfertigung.  Noch  gesteigert:  L'eck-mer  im  A.  ist 
gester  g'si"  und  bläs-mer  im  Füdli  ist  hüt  Z.  .Ich 
hör  wol  an  diner  red,  dz  dir  noch  der  fedren  eine 
vom  pfawenschwanz  im  ars  stecket',  d.  h.  dass  du  's 
mit  Zürich -Osterreich  hältst.  Edlib.  .Fünf  guldin 
ärss.'  1531,  I.  Sam.  6, 4.  .Podex,  der  hinder,  der  arss.' 
Fris.;  Mal.  ,Dem  Spitalhof  von  Z  soll  werden  das 
zechend  Gensli.  das  soll  er  einem  abnemen.  wenn  es 

=50 


4(57 


-l(;s 


Gras  abrupfet  und  nit  an  den  arss  fallt.'  Opfn.  Würenlos. 
,i-'o  bist  du  allzit  glich  verzagt  Und  wilt  zum  ars  in 
grad  ertriiiken,  So  bald  's  ein  wenig  anfacht  hinken.' 
Com.  Bkati.  ,Der  flnger  wolt  lehren  den  arss  schyssen.' 
Lind.  Wint.  Chr.  ,[Der  Schnee]  ist  also  düf  g'sin, 
das  [es]  eim  ist  bis  in  ars  ufhin  gangen.'  Mkv.,  Wint. 
Chr.   —    Mhd.   ars,   Plur.  erse. 

Jiüen  er -Arsch:  Wurm,  cul  de  poule,  farcin,  eine 
Krankheit  der  Pferde.  Gr  Samml.  1779. 

Lam-  Aa;  GRSplüg.;  GStdt;  Z  (läm-),  Lainascli 
Bs;  GO.,  Lämäsclii  Sch:  fauler  od.  langsamer  Mensch; 
auch  von  Tieren,  welche  zur  Arbeit  verwendet  werden. 
—  lamar sehen:  träge  sein,  langsam  arbeiten,  fau- 
lenzen Gr;  Sch.  —  lama(r)schig:  langsam,  träge 
Bs.     Das  göt  l.!  Aa. 

Das  Comp,  ist  in  possessivem  S.  gcbüilct  wie  .Langbein, 
Krauskopf  u.  a.  —  In  der  Z  Form  hat  sich  die  urspr.  Kürze 
des  Adj.  erhalten.  —  In  Lamasch  ist  das  derhe  zweite  W. 
entstellt,  ebenso  das  Ganze  in  der  frz.  Form  La  Marche  als 
Geschlechtsn.  B ;  vgl.  den  Namen  Schütt-den-A.  S.  auch 
X  a  matsch. 

Schütt-den-Ars:  als  Zuname.  Urk.  1331. 

Imperativisch  gebildet  wie  ,Hassen-pflug',  Schind-den- 
Hcngst  u.  a.  und    gleichsam    als  Zuruf   an    einen  Lamarsch. 

Trog-Arsch:  der  hinterste,  nicht  au.sgehöhlte 
Teil  eines  Brunnenbettes  W. 

Ärsch-ling  .««h';/  GrD.,  Pr.,  Trimm.,  Arst-  Gr 
Val.:  das  hinterste,  dem  Strunk  zunächst  liegende,  also 
dickste  Stück  eines  gefallenen  oder  gefällten  Baum- 
stammes; die  untere  Hiebfläche  eines  solchen. 

ärschli(n)gen:  Adv.,  rücklings,  -wärts.  ,l)er 
Weg  in  das  Dorf  soll  als  wyt  syn,  das  man  mög  ein 
buechen  howen  und  die  ärsslingen  den  weg  herab- 
füeren,  und  als  wyt  die  äst  begrytfend,  als  wyt  [breit] 
soll  der  weg  syn.'  Ofpn.  Dictikon;  =  ,hindersich'.  Offn. 
des  angrenzenden  Dorfes  Spreitenb.  Z'  ärschlige,  auf 
dem  Hintern  sitzend  Aa.   —  Mhd.  ms-,  erslimjcn. 

ärschen:  gehen  (roh)  Gr  oHe. 

fuess-:  Fusstritte  in  den  Hintern  geben  W. 

gig-  I  und  i,  s  und  sch  B,  gigartsche  BE.,  „gig- 
arzen  BL.",  glgärsen  BEi.,  giggärse  WGräch.:  einen 
drehbaren  Gegenstand,  z.  B.  einen  (alten)  Stuhl  oder 
einen  Drehsitz  bewegen  und  dadurch  knarrende  oder 
kreischende  Töne  verursachen;  mit  stumpfem  Messer 
feilen;  bei  regelmässig  wiederkehrender  Bewegung 
widrig  tönen  B;  schaukeln  BE.;  WGräch.;  „sich  un- 
ruhig und  klagend  hin  und  her  bewegen  BL." 

Die  Nbforuien  mit  «,  tsch  und  z  machen  zweifelhaft,  ob 
dies  W.  übh.  hieher  gehöre,  da  das  Subst.  in  der  lebenden 
MA.  sonst  allenthalben  sch  hat;  jedenfalls  müssto  die  Et}'m. 
früh  verdunkelt  und  im  Zshang  damit  jene  Consonanten- 
änderungeu  eingetreten  sein.  Zu  der  reduplikativen  Bildung 
hat  offenbar  das  z.  T.  syn.  r/iyamp/en  mitgewirkt,  denn  auch 
die  Schaukel  erzeugt  jene  girrenden  Töne;  nur  ist  dort  die 
Reduplikation  (gi-)  eine  wirkliche,  hier  bloss  eine  scheinbare, 
da  vielmehr  abzuteilen  ist  gig-  (von  mhd.  gigen  =  gagcn, 
letzteres  ^  Schweiz,  gägcn,  schaukeln).  Die  Grundbed.  könnte 
gewesen  sein:  mit  dem  Hintern  auf  einem  Stuhl  heriim- 
rutsähend  girrende  Tüue  des  Letztem  verursachen. 

Ersi  s.  Er  I,  1  (Sp.  389). 

Urs:  l'ersonn.  1.  männlich,  auch  Durs  Bs;  S, 
,Turs'  L  It  Salat,  Dh-^s  S,  dhn.  Dursli,  Dürsli, 
Ursus.  So  heisst  z.  B.  der  eine  der  beiden  Lokal- 
heiligen von  S  und  nach  ihm  (und  Vikterdm's  nach 
den  beiden,  Vilvtor  und  U.)  viele  Mannspersonen  dieses 


Kts.  —  2.  weiblich,  verkürzt  aus  Urse,  Ursula  Sch. 

Zu  1.  Das  vorgesetzte  d  wahrsch.  aus  t  des  dem  Namen 
des  Heiligen  vorgesetzten  Sunt. 

Ursele  1.  Urselc  AABb.,  Urslc  Scu,  Ursel  ScnSt.; 
Z  (ü^J,  ,Urssel'.  Edlib.,  dim.  Urseli  „allg.",  Ürseli  L, 
Ursi  „L";  W,  Ürsi  L;  W,  Urschle  Gl;  GrD.,  Pr., 
Ursch(el)(jo'i.;  ScHwE.;  Z,  Ürsch  ZO.,  dim.  Urscheli 
„allg."  {-s^-  Th;  Z),  Urschi  SchwE.;  U,  Ürschi  Gl, 
Urzle,  dim.  Ureüi  ScuSchl.,  Uschi  Gr,  Niischi, 
Nuscheli  GnHe.,  Ehw.,  Üti,  Tutti,  D-  Gr:  der  weibl. 
Taufn.  Ursula,  auch  Name  einer  Heiligen.  An  Ursel 
(21.  Oct.]  sammlet-me"  's  Chrüt  l",  sunst  schneit  Simon 
und  Judä  ['28.  Oct.]  drl".  Sülger.  StUrsele  risst  | 
d'  Rahen  iis  und  StLukas  treit  's  Holz  zum  Hüs 
AABb.  UrseleioV^  —  süre  Wl"  ZUhw. ;  so  anderwärts 
GalU-Win;  vgl.  dagegen  Micheli-Wln.  ,StUrsula 
Wind  im  Ost  und  Nord,  deutet  auf  heitere,  trockne 
Fasnacht,  in  Süd  und  West,  auf  Regen  und  nassen 
Winter.'  Ineicu.  —  2.  Urseli  AAStauf.;  Bs;  BU.;  FMu.; 
L  (s^);  Zg,  Ürseli  ßs;  L;  S,  Örseli  Aa;  L,  Örseli  L, 
Orscheli  Aa,  „Ursi  B;  LE.",  Niirtschli  BO.,  Si.  — 
n.:  kleines  Geschwür  am  Augenlid,  Gerstenkorn. 
Syn.  Gretli;  Töchterli;  Dreckstüssel  (Gersten-,  Hagel- 
kornj. 

Die  Vergröberung  von  s  zu  srh  wie  in  Arsch;  wirschen, 
nhd.  , unwirsch'  aus  mtid.  «itVs,  schlimmer;  , herrschen,  feil- 
scheu' aus  mhd.  hersen,  feihen.  Sowohl  s  als  sch  kommen  in 
einfacher  und  geschärfter  Ausspr.  vor ;  das  geschärfte  «  konnte 
bis  zu  2  aufsteigen.  Uschi  usw.  mit  Ausstossung  von  r;  Uti, 
Dilti  (falls  sie  nicht  aus  einem  ganz  andern  Namen  ent- 
sprungen sind)  wahrsch.  aus  Kindermund.  Die  Vorsetzung 
eines  (  (d)  erklärt  sich  leicht  aus  dem  Art.,  schwerer  die 
von  «,  da  in  der  betr.  MA.  das  Ntr.  des  unbest.  Art.  cS 
lautet.  Der  Voc,  urspr.  kurz,  scheint  durch  Einfluss  des  r 
schon  früh  und  wohl  allg.  gedehnt  worden  zu  sein.  — 
Die  einsilbigen  Formen,  sowie  die  auf  -el  können  in  grobem 
Tone  auch  als  Msc.  behandelt  werden.  —  Ob  2  wirklich 
hieher  gehört,  bleibt  fraglich.  Es  spricht  dafür  die  Analogie 
von  Greta,  Töchterli,  wenn  diese  nicht  selbst  erst  auf  Nach- 
ahmung des  aus  dem  Personn.  gedeuteten  Urseli  beruhen. 
Übrigens  ist  die  Auffassung  eines  kleinen  Auswuchses  an 
diesem  Körperteil  als  eines  ,Töchtorchens'  um  so  weniger 
auffallend,  da  im  Auge  selbst  , Pupille'  auch  schon  das  Selbe 
und  ,Auge'  auch  , Pflanzenkeim,  Knospe'  bedeutet.  Aber  diese 
ganze  Auffassung  wird  doch  erschüttert  durch  die  ausdrück- 
liche und  unmittelbar  verständliche  Benennung  des  .selben 
Dinges  als  , Gerstenkorn'  im  Auge  verbunden  mit  ital.  orzo, 
frz.  orge,  Gerste,  orge(o)let,  Gerstenkorn  im  Auge.  Wahrsch. 
ist  diese  Etym.  nur  auf  den  Eigenn.  umgedeutet  worden, 
weil  dieser  lautlich  nahe  lag,  während  das  romanische  Ap- 
pellativ eben  undurchsichtig  war.  —  S.  Schild  HI  174,  189. 

—  Appellativ  verwendet  ist  der  Name  in  den  folgenden  Zssen; 
vgl.   0.    Gret  u.   viele  a. 

B.  ans -Urscheli:    ungeschickte  Weibsperson   GWa. 

—  Syn.    Huns-Joggel. 

Schmutz- IVsrf,  -Urscheli:  unreinliche  Weibs- 
person Z. 

Strumpf-Z7r.s?e;  Person,  welche  die  Strumpfe  her- 
unterhangen lässt  Sch  (Kirchh.). 

urser  s.  usser. 

Ursi  BRi.  (-s-^-),  „Si.;  LE.";  W,  Urse  (PI.)  Gk, 
„Urschi  BSi.;  U";  UwE.  (iF-),  Urze  (PI.)  Gr  — 
PI.  -i,  -ini  W,  -en  BD.;  „U"  —  n.:  1.  Speisereste. 
„Was  Tiere  aus  Instinkt,  Menschen  aus  Ekel  oder 
Leckerhaftigkeit,  zuweilen  aus  Übersättigung  von 
Speise  übrig  lassen  BSi."  Heuüberbleibsel,  ebd.;  Gr. 
Das  Futter,    das  das  Vieh  in  der  Krippe  liegen  lässt 


m 


Ars 


Arsch  — ui'scli.    Arst    urst 


4TÖ 


ßSi. ;  Gr,  uiul  das  man  ihm  dann  streut  UwE.  Hiir 
[dies  Jahr],  iro  ds  Heu  so  türs  ist,  muus  ds  Veh  üf- 
fressen,  mii"  cerimiy  iiiid  Ursi  z'  machen  BEi.  „Slb- 
[Sau-]  Urscha,  Schweinefutter  U"  (Dial.).  „PI.  Über- 
reste, Abhub  einer  Malilzeit  BO. ;  U."  Er  ist  bi-n-er 
Herrschaft  im  Dienst,  aber  er  überchöm  Nüd  watm 
[als]  eppis  Urssen  z'  essen  BEi.  In  W  heissen  Ursini 
Überreste  von  Fleisch,  dgl.  u.  A.  an  der  Fasnacht  für 
die  Armen  aufgehoben  werden,  während  die  von  Brod 
Grummele,  Grummlete,  Bitzlete  heissen.  —  Syn.  Ab- 
zug, Abwerd,  Abgent,  Söuzüg,  Soderich,  Schüenete, 
Bruschge,  Rümete.  —  2.  „Kerngehäuse  des  Obstes 
W'  (meist  als  unessbar  weggeworfen).  —  3.  „etwas 
Verwerfliches,  Schlechtes  UwE."  Auswurf,  Aus- 
schuss,  geringe  Waare.     Dim.   Urscheli.  ebd. 

„Ursen:  1.  mit  Futter  nicht  wirtschaftlich  um- 
gehen BO.  —  2.  foppen,  zum  Besten  haben  LE." 

ürzelen:  necken  Tb. 

Der  Wechsel  zwischen  den  Lauten  s,  ««,  seh  und  z  hier 
ähnlich  wie  bei  Ursde,  aber  s«  resp.  z  hier  ursprünglicher 
als  s,  denn  die  Grundf.  des  W.  ist  höchst  wahrsch.  eiu  (aus 
den  lebenden  Dialekten  zu  erschliessendes)  ahd.  'ur-az  oder 
'ur-äzi,  mhd.  'uraeze,  unser  Ur-äes  (s.  d.),  aus  welchem  durch 
fortschreitende  Abschwächung  des  Voc.  der  tieftonigen  zweiten 
Silbe  uress  und  zuletzt  urss  werden  konnte.  Die  Bed.  jenes 
W.  musste  sein:  Aus-essen  i.  S.  von  Ende,  Aufhören  des 
Essens,  was  in  den  Begriff  von  Überdruss  an  demselben  und 
von  Überresten  desselben  leicht  übergehen  konnte.  Die 
Formen  des  W.  in  den  gerni.  Dial.  s.  bei  Schm.  !'■'  IS^i  — .5: 
Fromm.  III  338  f.  Von  Schriftspr.  hat  nur  die  engl,  (in 
ort,  oi(»)  das  W.  erhalten.  Den  Übergang  des  ss  in  si-h 
zeigen  auch  andere  Dialekte,  z.  B.  schles.  urechen,  im  Futter 
herumwühlen,  es  ungenutzt  zerstreuen.  Aus  dieser  Vor- 
stellung des  Herumzerrens,  verächtlicher  Behandlung  wird' 
auch  die  2.  Bed.  uusers  ursen,  dim.  ürzelen  (wenn  dieses 
wirklich  hiehur  gehört)  zu   erklären  sein. 


Arsch  — Ursch.    V^^l.  auch  die  Gruppen  Ars  usw.,  Arst  usw. 

„Arscll  m.:  Scheune  BoSi." 

Schwerlich  mit  bair.   die  As,   Ass,   Scheunenrauui,  vwdt. 
Vn.r  auch  dass  die  Scheune  als  , Hinterteil'  des    Hauses   be- 
liaet  sei,  trifft  für  die  Landesverhältnisse  nicht  zu. 

..\rschier',  Harschier  B;  UBragger  1787,  Har- 
schierer  L;  S;  Uw,  Hartschierer  ßsStdt  f,  Hatschier 
ScHStdt;  Z,  Haschier  Aa  1815;  L;  Brägger  1787, 
Haschierer  Aa  181.5;  Hebel;  Uw  —  m.:  1.  Bogen- 
schütze. Im  Schwabonkrieg  (1499)  schickte  der 
König  von  Frankreich  den  Schweizern  .acht  schöner 
büchsen  in  ir  land,  darzue  artschirren  wolgemuet,  ouch 
vier  büchsenmeister  guet.'  JLekz.  Die  selbe  Macht 
versprach,  dass  die  .Gardeknechte'  in  Zukunft  pen- 
sioniert werden  sollten  wie  ,die  Schotten  und  Archier'. 
1521,  Absch.  NManüel  zählt  neben  den  mit  ,Glenen' 
bewaffneten  ,50ö  Kürissern'  auf:  ,1000  ertschier  wol 
beritten,  Alles  uf  Burgunsch  und  Naplitaner  sitten.' 
.An  der  schlacht  zuom  Spicher  haftend  die  von  Appen- 
zell 100  (200)  hartscher  uf  ain  siten  verorndt,  die  den 
angriff  tuon  soltend,  sam  der  huf  [als  ob  die  Haupt- 
macht der  Appenzeller]  daselbs  läge.'  Vad.  —  2.  Tra- 
bant, Diener  eines  Berittenen.  , Landknecht,  Eeisige 
•tambt  ihren  Artscliieren,  Hechte  Pferd  und  Schützen.' 
RCys.  —  3.  Polizeisoldat  in  kantonalem  Dienst  B; 
L;  ScH;  S;  Uw.  JE'*-  chümm-em  g'wüss  kei  Haischierer 
numme  [nur]  ro"   Witem  cha"  dra"  schmöcl-e" .  BWvss 


18(33.  Isch  's  der  Landcogt  oder  en  Harschierer?  ebd. 
,Den  Wächtern  und  Harschirercn.'  Bs  Mand.  1794. 
Das  Z  Gesetz  von  1787/93  unterscheidet  als  ,Land- 
Harschirs'  diejenigen,  welche  nicht  in  der  Hauptstadt 
stationiert  sind.  Der  Ausdruck  ist  übrigens  im  Rück- 
gänge begriffen,  an  einigen  Orten  längst  ausgestorben 
und  durch  andere  ersetzt;  in  Z  zuletzt  noch  spec.  von 
den  die  Sträflinge  begleitenden  Wächtern  gebraucht. 
•An  die  Stelle  der  bisherigen  Harschiers  sollen  7  Land- 
jäger treten.'  Gl  LB.  1807.  .Die  Harschiere  oder  Land- 
jäger,' Gr  1814.  Selten  bedeutet  das  W.  einen  bloss 
communalen  Angestellten,  Büttel,  wie  in  LG.  sogar 
einen  bloss  für  die  Erntezeit  zur  Beaufsichtigung  der 
Ährenleser  bestellten  Feldhüter. 

Mhd.  harschier,  (h)artschierer  von  it.  arciero,  frz.  archer, 
Bogenschütze;  Satellit;  nhd.  ,Hatschier'.  Das  vorgesetzte  i 
hat  hier  viell.  seinen  besondern  Grund  in  einer  Anlehnung 
au  ,Harsch',  Kriegshaufe. 

Ärsoh,  Ersch  s.  Ernst  Sp.  405. 

Orsehlig,  Urschlech(t)  s.  Unschlicht  Sp.  .348. 
Orschner  s.  Ostner. 

Urschlacht  s.   Ur-schlacht. 


Arst  — ursf.    Vgl.  die  Gruppcu  Arsch  usw.  bezw.  Ars  usw. 

Ärst.  Erst  s.  Ernst  Sp.  465. 

erst:  Zahlw.  1.  Adj.  a)  wie  nhd.,  zunächst  von 
räuml.  und  zeitl.  Reihenfolge,  dann  mit  Übergang  in 
den  Begriff  des  W^ertes.  Der  E.  i"-der  Müll  malt 
z'erst.  Sclger.  Der  E.  bi-der  Suppe  richt't  a"  G.  De 
E.  debi  steckt  d'  Nase  dri"  Z.  Dr  Erst,  de(r)  Best 
L;  Z.  Der  E.  de  Best  (de  Letst  de  FülstJ  Z.  Dr 
E.  de  Best  hockt  i  's  Nest.  Sulger.  S.  noch  ander  1. 
(Sp.  302).  Erst  g'wunne  —  de  Bach  ab  g'schwumme, 
erster  Gewinn  zerrinnt  leicht.  .Erst  Gewinner  gibt 
ein  armer  Stüdenklimmer.'  Kirchh.  Der  e.  Mensch, 
von  Einem,  der  Alles  er.staunt  oder  verblüfft  anschaut 
ScHwE.  Das  ist  mis  E.,  das  höre  ich  jetzt  zum  ersten 
Mal  Z.  Da'  ist-mer  's  erst  1)  [sc.  Wort]  ebenso. 
2)  es  ist  mir  wichtiger  als  alles  Andere  Z.  .Erster 
dingen  die  Lidlöhn',  in  erster  Linie.  Ap  LB.  158.5/1828. 
Erst,  vorzüglich  P  silv.  Ds  e.  Chleid  =  das  fürnemst, 
schönste.  ,Erst,  vorderest  oder  fürnemst,  primarius.' 
Mal.  Vielfach  wirft  sich  der  Aberglaube  auf  das  zuerst 
zur  Erscheinung  Kommende,  ihm  besondere  Kräfte 
zuschreibend,  z.  B. :  Wer  am  Weihnachtmorgeu  der 
Erste  ist,  sein  Vieh  beim  Brunnen  zu  tränken,  wird 
das  ganze  folgende  Jahr  Glück  im  Stalle  haben  ZO., 
Zoll.  Wenn  man  barfuss  in  den  erstgefallenen  Schnee 
hinaus  geht  und  die  Füsse  mit  demselben  reibt,  so 
bekommt  man  den  Winter  hindurch  keine  Frostbeulen 
an  den  Füssen  ZO.  —  b)  adv.  Verbindungen. 
Z'  ersten  Bot  's  [auf  das  erste  Gebot,  Aufgebot  hin], 
vorerst,  vor  der  Hand;  zuerst  ZB.,  0.  Z'  erst  Würch 
[oder  eher  d's  e.  W.  als  adv.  Acc.?],  zunächst,  zuvor, 
von  Anfang  an  GrD.  Adv.  Genetiv:  ersts,  zuerst. 
.Erwutschten  stab  und  stangen,  was  si  ersts  ergriffen.' 
Tierb.  1503.  ,Diss  kraut  ist  ersts  von  einem  verdorb- 
lichen  buobcn  erfunden  worden.'  ebd.  Adv.  Dativ: 
ersten  noch,  damals  noch.  .Und  sassen  die  Schwe- 
stern [die  Dominikanerinnen  zu  Töss]  ersten  noch  by 
der  bürg  in  einem  kleinen  Eusli',  eig.  zuerst,  von 
Anfang   an    mich.    G  Hdschr.  Anf  XV.     Mit  Präpos.: 


471 


Arst,  erst,  irst.  orst,  urst 


,Am  ersten,  anfenklich,  primo.'  Mal.  „Urnen  ersten, 
in  der  Ersti,  im  Anfang  Vw;  Zg."  ,So  der  wolf  zuo 
ersten  den  menschen  ersieht,  so  erstaunet  der  mensch 
davon;  so  aher  der  m.  den  w.  zuo  ersten  ersieht,  so 
erstaunet  der  w.'  Tierb.  1563.  Von  erst,  zuerst;  an- 
fangs B;  FMu.  ,Das  die  Gallier  in  obgedachter  reis 
Tarquinij  zyten  v.  e.  die  weg  über  die  Alpen  funden.' 
ÄgTsi'ucdi  1538.  ■  .Etlicirmeinend.  Hannibalera  v.  e. 
ufgebrochen  haben.'  ebd.  ,Üis  Mittelbuech  v.  e.  ze  ma- 
chen.' ebd.  1565."  ,Wie  [die  Schweizer]  v.  e.  ihre  Häuser 
und  Wohnung  gemacht.'  Grimm  1786.  Vo"  e.  a',  von 
Anfang~an  G;  Z.  ,  .Mandatis  rebus  praevorti  volo,  ich 
wil  von  ersten  an  tuon,  das  mir  befolchen  ist.'  Fris. 
,Von  erst  uf',  von  Anfang  an.  1523,  Strickl.  — 
'2.  Adv.  erse/»  Aa  tw. ;  U.  1)  temporal,  a)  ehestens, 
haldig.st.  So  erst,  so  bald  als.  ,So  si  e.  gesturben', 
sobald  sie  gestorben  waren.  Z  Chr.  1336/1446.  .So  e. 
das  gesin  mag',  quam  primum,  bald  möglichst.  Urk. 
ObGlatt;  Absch.  15'23.  ,So  e.  ir  mögent',  sobald  ihr 
könnt.  Anselm.  —  b)  eben  jetzt  =  vor  Kurzem,  un- 
längst GWa. ;  Z.  Erst  no''',  vor  Kurzem  noch ;  er  ist 
e.  na  da  g'sl"  und  iez  ist-er  fürt  Z.  Sid  e.,  ganz 
neulich.  AugCorrodi.  E.  bin  i  iine  Dörfli  g'si",  0 
chönnt-i  hüt  au''' wider  hl" !  Stütz.  ,I  hungere  wäger 
[wahrlich]!'  „/  hä-der  doch  e.  Birestückli  [Birnen- 
schnitze] g'ge".'  ebd.  Er  hat,  bigost!  es  Hüs,  's  ist  wie- 
n-es  Schloss,  und  hat  erst  no  l;ein  eigne  Scliillig  g'ha". 
ebd.  ,E.  erborn',  vor  Kurzem  erst  geboren.  Zwixrli. 
,E.,  gleych,  modo,  demuni,  nunc'  Mal.  ,Da  diesem 
e.  noch  die  Erde  so  klein  wäre.'  Tür.  sep.  —  c)  erst 
jetzt  (auch  .damals'  od.  .dannzumal').  Wo  's  a"g' fange" 
hei  heitere'',  so  g'sehn  i'''  ersch,  dass  [usw.].  AGtsi. 
,Erst  yetz,  als  ob  einer  sprach:  fast  [sehr]  spat,  nunc 
demum.'  Mal.  .Das  ist  e.  ein  grosser  Wollust,  ea 
demura  magna  voluptas.'  ebd.  —  2)  modal,  Gegen- 
satz (a)  oder  Grad  (b,  c)  anzeigend;  immer  betont, 
a)  mit  nachfolgender  Negation :  erst  recht  nicht,  trotz- 
dem, doch  nicht,  nur  um  so  weniger.  .Ich  habe  ihn 
gebeten:  jetzt  tut  er  es  erst  nicht.  Wenn  du  trotzest, 
so  bekommst  du  es  e.  n.'  Es  ist  erst  nüd  7vär  g'sl! 
Stutz.  Mer  miiend  weder  hüt  no  morn  ge'  heusche 
[betteln],  und  denn  [wenn  es  sein  müsste]  gieng  ih 
erst  nüd  vor  sl'  Tür.  Stutz.  Seltener  positiv  =  den- 
noch.    Es  ist  e.  eso!    Iez  mach  i"*  's  e.  /=  z'  leid]  cso. 

—  b)  gar,  vollends.  .Der  Unflat,  soll  er  auch  erst 
[am  Ende  gar]  meinen  [meiner]  spotten'?'  Mal.  ,Damno 
auctus,   erst   [sogar  noch]   weyter  geschediget.'   Fuis. 

—  c)  in  obligater  Verbindung  mit  folgendem  .noch', 
a)  noch  obendrein.  Er  ist  erst  noch  dumm  [zur 
Schlechtigkeit  hinzu].  Er  rüemt-sich  denn  erst  nueh! 
Gl.  Si  muend  Sture  zäle  und  törfed  [dürfen]  denn 
erst  nuch  keis  Mül  uftue".  ebd.  —  P)  sogar  im  Gegen- 
teil, vielmehr.  ,Die  Lebenskraft  liegt  nicht  in  den 
Knochen  und  Muskeln :  Man  sagt  erst  noch,  wer  lange 
kränkle,  werde  alt.'  Scheitlin.  —  y)  Ausdruck  von 
Überraschung  oder  lebhafter  Zustimmung:  fürwahr! 
ganz  richtig!  es  sei!  recht  gern!  Zg.  Du  hast  e.  no''' 
Hecht!  Z.  Der  Toni  ehrt"  ersch  ««■"''  gilet  melchc"! 
über  Erwartung  gut  U.  Wem-mer  [wollen  wir]  e  Spil 
mache?  Jo,  erst  no!  Scii.  Mit  vorgesetztem  .aber': 
aber  erst  no!  ja  freilich!  Aa. 

In  von  (irnt  ist  wie  in  zuent  (s.  u.)  der  absolute  adv. 
Acc.  erst  nach  Analogie  der  dativischen  präpos.  Verbindungen 
noch  pleonastiseh  und  mechanisch  mit  einer  Präp.  verbunden. 
Ilic   Fiirni    uiiifii    irxicn    kann,    wenn    sip    illih.  auf    richtiger 


Angabe  beruht,  wohl  nur  auf  einer  Vermischung  von  um-, 
cm-trst  (s.  u.)  mit  am,  von,  zu  ersten  beruhen  oder,  wegen  der 
Bed.,  auf  einer  Ellipse  von  , Anfang'  (um  den  ersten  A.).  — 
Der  Übergang  von  der  (auch  schriftd.)  temporalen  Bed.  des 
Adv.  erst  zu  der  (unserem  Dialekt  eigenen)  modalen  beruht 
natürlich  auf  Mitwirkung  temporaler  Vorstellungen,  z.  B.  bei 
2)  a)  waltet  die  Grundvorstellung:  erst  jetzt  (resp.  dann) 
beginnen  die  Verneinung,  der  Widerstand  rocht  in  Wirk- 
samkeit zu  treten ;  bei  b) :  erst  jetzt  kömmt  die  Bosheit,  der 
Schaden  ganz  zum  Vorschein  usw.  Auch  noch  c)  ist  so  zn 
erklären;  bei  y)  waltet  in  verkürztem  Ausdruck  die  Vor- 
stellung: erst  jetzt  sehe  ich  die  Richtigkeit,  Annehmbarkeit 
usw.  ein. 

aller-erst,  „allrest":  I.Verstärkung  von  ersi  .3,  iö. 
,Er  ist  allrest  gekommen,  jetzt  eben,  vor  wenigen 
Augenblicken."  —  2.  , zuerst".  —  3.  Verstärkung  von 
erst  3,  1  a.  ,Zum  allerersten  als  es  ienen  [irgend] 
möglich    ist,    primo    c|uoque    tempore.'    Mal.  —  Mhd. 

aUer-erst,   alre(r)st. 

em-,  um-:  so  eben,  vor  Kurzem;  vorhin  B  öü. 
I  han-e"  doch  no'''  emerst  g'sehn  g'ha".  G'rad  e.  — 
cm-erstig  merstig:  der,  die,  das  so  eben  da  Ge- 
wesene. Wele"  Psalm  ucm-mer  [wollen  wir]  singe"? 
G'rad  dr  m.,  den  so  eben  gesungenen  BHk.  Wer 
chunnt  dert?  G'rad  dr  m.,  der  so  eben  da  war  oder 
vorübergieng.  ,Das  merstig  Kind  ist  schon  wieder 
hier.'    ,Das  m.  Spiel',  das  so  eben  gespielt  wurde  B  öO. 

S.  am-,  an-  III  Sp.  211  u.  '221,  welches  Präfix  zuweilen 
mit  abgeblasster  oder  ohne  alle  ersichtliche  Bed.  vorgesetzt 
erscheint.  Einen  guten  Sinn  ergäbe  es,  wenn  man  im  vor- 
liegenden Falle  em  aus  ehen  herleiten  dürfte,  allein  solche 
Lautwandlung  ist  unserem   Dial.   ungewohnt. 

un-:  nicht  am  ersten  oder  ehesten,  am  wenigsten 
leicht,  zuletzt  von  Allem.  Dr  u.,  am  unliebsten.  — 
—    Ifr  für   den   i.   .S.   vnn   ,ani'. 

er-:  Verstärkung  von  erst  3,  1  b,  vor  Kurzem. 
,Da  man  dann  [nach  einer  Nachtmahlzeit  zu  Ehren 
neugewählter  Zunftvor.steher]  e.  einen  neuen  Prass 
[Schmaus]  angerichtet.'  Bs  Eatserk.  1.542.  .Burger- 
meister und  Räte  haben  von  [vor'?]  ungeraumer  Zeit, 
bevorab  e.  bei  wenig  Jahren  hero  verspüren  müssen' 
usw.   ebd.  1697. 

z  e-  z'erst.  allg.,  z'ersch  S,  z'erste"  Z,  z'ifrster  Aa; 
L,  z'erstist,  -isch  B:  1.  zuerst.  Wer  z'erst  ist,  nimmt 
ds  Best.  GoTTH.  's  icott  Jedes  z'erste  si".  KdMey.  1844. 
Gib-is  [uns]  nii''  z'erste  [vorher]  Brod.  Stctz.  ,Dass 
man  's  z'ersten  recht  sollt  hissen  ankommen  [in  Brand 
geraten],  so  säch  man  auch,  wo  man  löschen  solte.' 
Si'HiMi'FR.  1651.  —  2.  z'erst  n-enn  fdassj:  sobald  als... 
ZBenk.  —  Z'erster,  z'erstist  pleonast.  Steigerungsformon  wie 
echter,   -st;  änderst;  .selber,  selbst'. 

Erstele"  f.,  Ersteh'  I(dim.):  Kuh.  die  zum  ersten 
Mal  (Aa;  BHk.;  LE.;  SG.)  oder  erst  vor  kurzer  Zeit 
(BD.;  LE.)  gekalbt  hat. 

Erstell  n  n.:  1.  die  erste  Frucht  einer  Kuh, 
Schafmutter,  Ziege  Bs  (Spreng);  B;  LRigi.  —  2.  die 
Kuh  oder  Schafmutter,  welche  zum  ersten  Mal  ge- 
worfen hat  Aa;  Spre.vg;  BHk.  Scherzhaft:  keusche 
Jungfrau,  in  der  RA.  daCs)  isch  au'''  hei  Ersteh  mi! 
Bs.  Wenn  Jemand  etwas  Ungewohntes  tut,  sagt  man: 
das  ist  es  Erstell !  kk. 

Ersti  f.:  erste  Zeit,  Anfang;  nur  in  der  Formel: 
i"  dr  E.  Gl;  Gr;  Z.     Syn.  wnen  ersten;  z'er.ite  Bots. 

,ln  der  Ersten.'  Ulrich,  Bergprcd.  1727,  kann  schwerlich 
als  Adj.  mit  Ergänzung  von  .Zeit'  erklärt  werden,  eher  als 
schwache   Flexion   des  hochd.    .Erste'   (=  Ersti).    Vgl.  Lctsti. 


473 


Arst,  erst,  irst.  orst,  ni'sf.  —  Art.  ort,  irt,  ort,  iirt 


474 


erstlich:  Adv.  zum  ersten  Mal;  vorläufig.  .Ein- 
tunken, in  ein  färb  stossen,  erstli  befeuchten.'  Mal. 
Erstens,  für  's  Erste:  ,er.stlich  —  letstlich.'  Tuu.  scp. 

Erstling  n.  ,Das  erstliug  von  den  ersten  fruchten 
(K'ins  ackers.'  1531/48,  Exod.  {=  ,T)ie  erstlinge.'  lüGT). 

erstig  s.  enistig  S\i.  460. 

Urstlig  s.    Uiischhcht  Sp.  348. 


Art  A.\;  Bs;  B;  Gr;  L;  G;  S;  W,  Ära,  PI.  Ärcle 
Ap;  St-H;  Th;  U;  Z  —  f.:  1.  Pflügung  und  ge- 
pflügtes Land;  bes.  frische  Pflügung;  doch  auch 
netti  und  alti  A.  AaZcI.  „üas  Gepflügte  Th",  frisch 
gepflügtes  Land  BsLd;  ThHw.  ;  Z,  Erdreich  Sch,  die 
Furchen  zusammen  Aa,  die  beim  Ackern  aufgeworfene 
Erde  ZRümlg,  die  Furchengräte  des  gepflügten  Ackers. 
Lauf  uf  dr  A.i.  L.  Über  d'  Ä.  laufe"  BsLd.  Es  git 
e  schöni  A.  Z.  Der  Säemann  streut  in  die  A.  Die 
8.  Pflügung,  auf  welche  dann  das  Ansäen  folgt,  heisst 
z'  A.  eiere  Tn.  wohl  verwechselt  mit  z'  Sät  ei.,  denn 
A.  ist  jede  Pflügung.  daher  z.  B.  .die  erste  Art  tun.' 
Si'RENn  (=  streichen).  In  die  A.  hinein  säen  Z.  Das 
eben  gepflügte  Feld  hat  entw.  eine  schöne  oder  eine 
ungleiche  A.  Du  hasch  ne  schöni  A.  y'macht  Aa. 
Wenn  Eine's  Manne  |dii'  Fiihrüng  der  Zugtiere]  niid 
rerstöt,  se  clitr  de  I'/hn ^ilmller  ke  [keine]  sclioni  A. 
mache"  Z.  Brücld-nir"  c  Iiölieni  oder  en  tseni  Egge 
zu  deren  A.?  [für  dieses  Erdreich]  Sch.  Bildl. :  Wenn 
Zvei  [Eheleute]  am  gliche"  Seil  zieh  [den  selben 
Fehler  haben],  .so  ist  d'  Sach  [das  Hauswesen]  Imld 
(dl  A.  [aus  dem  Geleise,  verdorben,  verloren].  Scnn.i). 
—  2.  bebautes  oder  baufähiges  Land  nach  seiner 
Beschaffenheit;  Gegend,  Landschaft  nach  ihrer  geo- 
graphischen Lage.  ,So  vernemen  euch  wir,  das  zu 
Jenf  und  in  derselben  art  und  hesunders  zwüschen 
Lyon  und  Jenf  [usw.].  Und  nit  dester  minder  an 
unser  art  [unseres  Orts]  sölicher  raass  haudien.'  B 
Missiven  1474.  .Holland,  Brabant  und  andere  Land, 
an  der  Art  darrüerend.'  ebd.  1478.  .Die  Herschafft 
(iauis  so  ouch  am  Pihin  lit  in  einer  gunten  ard.'  TUrst 
14H.i/1.5llO.  ,Die  Habsburg  ist  ein  namhaftig  Schloss 
an  einer  lustigen  art.'  ebd.  .Die  Nortnienner  sassend 
in  den  inseln  und  an  der  ard.  so  man  ieznial  Norwegen 
und  Seeland  nennet.'  Vad.  —  3.  angeborne  Natur 
von  Menschen  und  Tieren;  besondere  Beschaffenheit 
der  letztern.  Er  war  von  A.  no  mit  .so  bös  B.  ,Von 
A.  ein  böser  Mensch.'  Guler.  A.  lad  [lässt]  nid  von 
A.,  drum  hed  das  BöcMi  e"  Bart.  Ineiche.v.  /  die  A. 
schlä,  diese  Natur  annehmen,  ebd.  I  si-bem  [jeneml 
üüs  hän-i'''  vo"  rfi-r  Art  Hitener  's  erst  Möl  g'seh". 
Stutz  (nicht  buchstäblich  zu  verstehen).  Tier  vo" 
allne  Arde  Tn.  Insbes.  gute  Beschaffenheit,  auch  von 
Oingen.  Es  isch  nid  von  A.  (-und  nid  vo  Goldaii  — 
Wortspiel  mit  Ortsn.).  Ineich.  .Adhibere  artem,  kunst 
brauchen,  eini  ding  ein  art  geben.'  Fris.  Der  Musketier 
soll  beim  Anschlag  die  Muskete  ,zierligkeit  halben' 
liart  auf  die  Brust  setzen,  nicht  wider  die  Schultern 
usw.,  ,sonsten  wirt  es  keine  art  haben'.  VFrider. 
llilO.  ,Also  die  schmeichlerard  [das  Schmeichlerge- 
lichter] die  Herzeusaugen  blendt.'  JWSimler  l(i.5'2.  — 
4.  Art  und  Weise  des  Tuns  und  Benehmens,  bes. 
gute,  oft  verbunden  mit  Gatti"g.  Das  häd  l;ei  A. 
(und  kei  Gattig),   es  ist  ganz  ungehörig,    wider  allen 


Anstand,  unstatthaft,  ganz  fehlerhaft  beschaffen,  alles 
Mass  überschreitend  Ar;  Bs;  Gr;  G;  Th;  Z.  's  het 
ekei  A.,  was  er  macht,  er  liefert  schlechte  Arbeit  Bs. 
Das  schickt  -  si'''  —  ,ja,  das  hat  en  A.  Stutz.  Es 
G'.'itürm  [stürmisches  Wesen]  oni  A.  B.  En  A.  het 
en  A.!  Kecht  ist  Rocht  Ai";  Bs.  Es  isch  ekei  A.  vo-me 
so-ncm  Ma"'.  ein  für  einen  solchen  Mann  ganz  un- 
passendes Benehmen  Bs.  's  isch  kei  A.  und  kei  Gattig, 
eso  z'  dae,  ein  solches  Benehmen  ist  unerhört  Bs. 
/''■  hä"  kei  Art  g'häbet,  habe  mich  unartig  benommen 
W:  syn.  ung'schlacht  sin  (machen).  ,Dass  es  eine  A. 
hat',  teils  von  Güte,  teils  (öfter)  von  hohem  Grad, 
Stärke :  tüchtig  (nach  Noten),  allg.  z.  B.  singe"  as  's 
en  A.  het,  ausgezeichnet  Bs.  ,Drauf  los  singen  und 
tanzen,  dass  es  nur  so  eine  A.  hatte!'  Sch  Kai.  1881. 
,Er  würde  drauf  los  schustern,  dass  es  eine  A.  hätte.' 
Stutz.  Ohne  Prägnanz  (irgend  welche  Beschaffenheit 
einer  Sache  oder  Weise  des  Handelns).  Cliumm-mer 
nümme  vo  deren  A.!  begegne  mir,  betrage  dich  nicht 
mehr  so  Z.  Es  ist  e  Weltströf  [schwere  Not]  uf  die 
Ard.  Stütz.  I'''  darf  Nut  erzalen  —  uf  kei  Ard  und 
Wis.  ebd.  ,Uf  einwelli  [irgend  welche]  A.'  GrPt.  — 
.5.  Betrachtungsweise;  Hinsicht,  Mass,  Teil.  Uf 
en  A.,  in  einer  Hinsicht,  gewissermassen,  zum  Teil  Bs; 
GuRh. ;  GRh.  Er  het  uf  en  A.  Becht  g'ha".  D'  Emeri 
sind  uf  en  A.  ivie  die  tcälsche  Chriesi  [Kirschen]  Gr. 
/  bin  uf  en  A.  frö  Z.  Das  ist  en  A.  en  Lineal,  ebd. 
En  A.  es  Uchrvt,  eine  Art  Unkraut.  Stutz.  Er  sei 
en  A.  schicermüetig.  ebd.  Das  ist  en  A.  g'stole,  fast 
so  viel  als  Diebstahl  Z.  Er  hät-si'''  en  A.  schenierl. 
ebd.  Er  häd  en  A.  niid  welle,  nicht  recht  wollen, 
ebd.  Mer  sind-eren  en  A.  z'  icenig,  wir  sind  ihr  ge- 
wissermassen zu  gering,  ebd.  I  ha  's  en  A.  niid  gern, 
eigentlich,  streng  genommen  GT.  Es  ist  en  A.  wör, 
z.  T.  wahr  Ap.  Of  e  A.  wol,  aber  of  e  A.  nüd,  z.  T. 
richtig,  aber  nicht  ganz.  ebd.  En  A.  wie  verieret, 
fast  wie,  gleichsam  verrückt,  ebd.  Er  ist  wf  en  A. 
e  G'Urte,  ein  halber  Gelehrter  U.  —  6.  bestimmte  Art 
von  Kleidung  und  Verkleidung.  Man  habe  er- 
fahren, ,wie  dass  etlich  arden  söllint  vorhanden  sin 
und  iez  dise  dry  fassnachten  [an  diesen  3  F.-Tagen] 
wollen  umbgön.  Darum  wir  gebieten,  nicmcs  solle 
in  arden  umbgon,  so  Bäpstlich  Heligkeit,  Kaiserl. 
Majestät,  die  Cardinal,  unser  Eidgenossen,  die  lands- 
knecht,  münch,  pfaffen,  klosterfrowen,  noch  ander 
fünsten,  herren,  gmein  noch  sonder  personen,  frömbd 
hoch  heirasch,  geistlich  noch  weltlich,  mügent  be- 
rüeren ,  bedüten ,  schmähen ,  reizen'  usw.  Z  Mand. 
1523/4.  ,Gesellenspil  und  arden  machen  oder  offen- 
lichen  spilen  und  kurzweilen  sich  einmengen.'  Vad. 
.Meniglich  sol  sich  unsrer  gewonlichen  arden,  formen 
und  gattungen  der  bekleidungen  gebrauchen.'  G  Mand. 
1611. 

Mild,  all  111.  iiuJ  f.  (iulauteud  auch  ard-),  Ackeib;iii  und 
dessen  Ertrag;  Ackerland;  Herkunft;  Natur;  Beschaffenheit; 
ahd.  art,  Pfiüjnng;  alts.  orrf,  Wuhnung;  ags.  eard,  Heimat; 
Natur;  nind.  Gebiet,  Steimmland;  von  arm,  pflügen  (s.  Sp.  385). 
Der  Übergang  von  dem  Grundbegriff  .PflUgung'  zu  dem  von 
,Natiiranlage'  und  dem  noch  abstrakteren  von  ,Art  und  Weise' 
erklärt  sich  aus  der  centralen  Bed.  des  Ackerbaus  als  Grund- 
kge  aller  Kultur,  und  findet  eine  Pa-iallele  in  dem  nihd. 
l'/tuof/,  welches  auch  ganz  allg.  , Gewerbe,  Beruf,  Geschäft, 
Lebensunterhalt'  bedeuten  kann  (viell.  an  , pflegen'  angelehnt). 
Die  Bed.  6  findet  eine  Parallele  an  dem  frz.  cuHtume  aus  lat. 
ronaucludo,  Gewohnheit  (dies  letztere  zu  .wohnen').  Auch 
das    lat.  haintua,    Haltung,    Beschaffenheit.    Befinden    (neben 


475 


Art,  ert,  irt,  ort,  urt 


■I7i 


hulntarc,  woLdi'II)  hat  sich  im  frz.  linbU  {halnihr,  klcideu)  auf 
Kleidung  eingesdu-änkt;  uucl  diyuiiicr,  vcrlclciilen,  stammt  von 
fjuise  =  ahd.  wisu,  Weise.  Übrigens  ist  Bed.  6  eig.  nur  eine 
besondere  Anwendung  von  4  und  dieses  könnte  auch  direkt 
Ton  1  abgeleitet  werden,  da  dort  der  Begriif  ,Art  des  PtlU- 
gens'  deutlich  vorkommt;  es  wäre  dann  der  Begriff  ,Art' 
von  der  wichtigsten  Tätigkeit,  dem  Plliigcn,  auf  alle  andern 
übergetragen,  und  Bed.  2  und  3  hätten  sich,  in  sachlicher 
Richtung,  ebenso  aus  dem  Grundbegriff  , Ackerland'  entwickelt. 

Landes-art:  1.  Laiidesteil,  Gegend.  7i\\  Art  3. 
.Dann  wo  wir  dise  landsart  verlassen,  wurden  sy  dar- 
durch  luft  erapfachen.'  1531,  Strickl.  ,Ein  armer 
arbeiter,  allenthalben  dieser  landsart  wol  erkannt 
[bekannt].'  KCys.  .Fielen  in  diser  Lands  Art.  nämlich 
in  Helvetien  und  Brysgow  strenge  Kriegsläuf  yn.'  ebd. 
.Dörfer  und  Hööf  diser  Landsart  herumb  gelegen.' 
1600  L;  gemeint  ist  L  und  Umgegend.  .Die  bei  der 
Jugend  in  diser  Landesart  üblichen  Kurzwellen.' 
JHAmm.  1657.  —  2.  Natur  und  Sitten  eines  Lan- 
des. .So  ist  auch  das  ausssprechen  selbst,  allein  von 
wegen  bergächter  landsart,  viel  sterker,  männlicher 
und  reuher  worden.'  JGdler  1616.  .Unangesehen  der 
rauhen,  steinächten  und  bergischen  landsart.'  ebd. 
,Die  landsart  des  ganzen  hochgerichts  [Bergün]  be- 
treffende ist  selbige  etwas  wildlecht.'  NSererh.  1749. 

Bös-,  Bös-,  BÖsch-art,  -ard  Gr  —  1.  f.:  Bosheit, 
oft  aber  nur  Neigung  zu  necken  und  scherzen;  Un- 
tugend ;  auch  ein  einzelner  boshafter  Streich  und  dann 
auch  im  PI.  —  2.  m. :  boshafter  Mensch.  Du  bist, 
en  rechte  B.!  -  bös-arten  hÖsc/ja;"fZm;  Spott  treiben, 
zu  verkleinern,  zu  schaden  suchen  GrL.    Syn.  hösgen. 

Strüch-:  ein  zum  ersten  Mal  gepflügtes  Feld. 
,Den  18.  säyte  ich  in  das  Hanfland  Eäbsamen,  darzu 
in  die  Strauchart;  es  gab  noch  schön  Bäben.'  Tagb. 
ZZoll.  1747.   -  S.  »(n-.c7,™. 

vier-:  gründlich,  vollendet,  ausgemachty  ,Dass 
du  ein  rechter  vierarter  luterischer  ketzor  bist.'  1531, 
Absoii.  .Dass  du  ein  vierarter  von  einem  luterischen 
buren  bist.'  1531,  Strickl. 

Im  zweiton  Fall  ist  das  W.  Subst. ;  vgl.  Ghir-,  Boclmiutj 
u.  ä.,  welche  ebenfalls  zwischen  subst.  und  adj.  (resp.  pos- 
sessiver) und  zwischen  sächl.  und  personl.  Bed.  schwanken. 
Yiell.  dachte  man  an  die  i  Elemente  oder  an  das  lat.  qua- 
dratus;   vgl.  vierei/net  Sp.    159. 

,bluotes-:  vol  bluot,  sanguineus.'  Mal. 

Vgl.  nhd.  .vollblütig',  welches  eig.  auch  nur  aJ.j.  Er- 
weiterung   eines    urspr.  adj.   und  dann  subst.   .A'ollblut'   ist. 

ge-artet:  nach  einer  Art  beschaifen.  .Clöster, 
die  mer  weltlich  dan  geistlich  goardet  warend.'  Vad. 
,Wie  ist  diser  Nabal  goardet  gsyn'?'  LLav.  1584.  .Also 
sind  wir  geardet  in  geistlichen  Sachen,  dass  wir  mehr 
sorgfeltig  sind  für  andere  leut,  als  aber  für  uns  selbs.' 
JMüLL.  1665.  —  Nicht  Partie,  von  arten,  sondern  direkt 
von   Art  gebildet. 

arten:  in  die  Art  schlagen  Schw.  —  ab-:  aus  der 
Art  schlagen  Schw.  —  nach-  nö-artn  G,  nachhin- 
nöin-arde  Z  oTö.:  nachschlagen,  im  Wesen  und  Tun 
gleiche  Art  zeigen.  ,Wir  sollen  den  Tieren  nacharten 
in  denen  Stucken,  welche  uns  die  H.  Schrift  zur  Nach- 
folg fürstellt.'  1661,  JMüll.  ,Weil  den  ersten  men- 
schen nacharden  all  ire  natürliche  nachkommende.' 
ebd.  1666.  ,Wie  die  söhn  den  väteren  nacharden,  so 
[usw.].'  AKlingl..  Gn.  —  „nach-ärtclen:  Dim.  hiezu 
Z."  .Tnütari,  nachmachen,  nachärtlen.'  Fris.,  ,nach- 
ärtelen.'  Mal. 


ärtelen:  ein  wenig  nacharten,  die  Art  von  Etwas 
oder  Jmdem  annehmen.  .Midas  hatt  auch  etwas  ge- 
ärtelet  mit  disen  Geissmännlinen.  das  spurt  [spürte] 
man  an  seinen  oren.'  Tierb.  1563. 

artig  ä-  Aa;  BHL,  Si.;  Gl;  Schw;  S;  W;  Z  vorw., 
ärdiy  Obw;  ZW.,  artig  Bs;  BHa.;  Gr  (neben  o-);  L; 
Ndw;  G;  ScuwMuo.  (neben  a-);  WLötsch.  —  Comp. 
e'^rtiger  Gl,  fertiger  VOrte,  e^-  Z:  1.  v.  Boden:  mürbe, 
leicht  zu  pflügen;  wohl  bearbeitet  BsLd;  ärligs 
Land;  en  artige  Baum,  fruchtbar.  Übertr.V  von  Zug- 
tieren: lenksam,  fügsam,  ebd.  Zu  Art  1.  —  2.  nied- 
lich, zierlich,  schön  anzusehen  Aa;  G  1790;  Z.  Chl'i" 
ist  a.  L;  Z.  Dene"  ist  d'  Ernd  e  Zit,  mer  [man] 
ctia^s  nüd  glaube  wie  a. !  JKMey.  1844  (angenehm,  er- 
wünscht?). —  3.  sittsam,  anständig,  höflich;  seltener 
und  nicht  recht  volkstümlich,  ausgenommen  in  der 
RA.  's  artig  Händli  ge'  (von  Kindern):  das  rechte 
Aa;  Gr;  UwE.;  W;  Z;  syn.ordlig;  schün.  , Wie  er 's 
gemacht  so  artig  und  frei'  (iron. ;  viell.  i.  S.  v.  listig, 
schlau,  s.  5,  d.).  Erzähler  1856.  ,Dise  warend  edler 
und  artiger  dann  [als]  die  zuo  Thessalonich.'  Apostels. 
1548  (=, adelicher'.  1667;  der  Sinn  ist:  von  besserer 
Art.  Anlage  des  Geistes).  —  4.  ziemlich,  recht. 
Alleinstehend  oder  als  Adv.  Adjectiven  positiven  Be- 
griffs vorgesetzt:  a.  %il  grösser  Z.  Scho"  a.  lang,  seit 
geraumer  Zeit.  ebd.  's  hat  a.  [nämlich  ril\  Lüt  g'lia". 
ebd.  (anders  adj.:  artigi,  wofür  aber  auch  unflektiert 
gesagt  werden  kann:  artig).  EfsJ  ganz  es  (en)  artigs 
Plöchli,  ein  ziemlich  schwerer  Block,  ebd.  Das  chost't 
a.  [viel  Geld]  Z.  Er  hat  a.  z'  tue"  Z.  Es  hed  huir 
[heuer,  dies  Jahr]  wW''  a.  Heu  g'ge'  [ordentlich  viel] 
UwE.  Gross  U.  Das  ist  schon  en  ärtege  Bueb,  ein 
ziemlich  grosser  Ndw.  Es  hed-is  [uns]  artig  Herd- 
epfel  g'ge",  viele  (oder  grosse),  ebd.  De  hed  ä.  z'  träge". 
ebd.  De  best  's  ä.  chenne,  du  hast  deine  Arbeit  ziem- 
lich gut  gemacht  oder  deine  Aufgabe  gewusst.  ebd. 
A.  (=  frt)  vil  GnVals.  „Es  ist  mir  artig  ^  ziemlich 
wohl  L."  3Ier  [wir]  sind  g'rad  a.  hei"'  cho",  e  's 
g'rcgnet  häd  [noch  eben  zu  rechter  Zeit]  Z.  Bald 
sind  s'  a.  diheime  [vor  dem  Regen].  JKMey.  1844. 
Mer  chönnted  iez  so  a.  g'si,  leidlich  gut  ökonomisch 
bestehen.  Stutz.  Selten  vor  Adj.  negativen  Begriffes: 
a.  hüssigs  Wetter,  recht  widriges  U.  —  5.  a)  eigen- 
tümlich, sonderbar,  seltsam,  wunderlich;  syn.  eigen- 
(lich),  g'spässig;  kurlig,  kttrios;  arig,  artlig  BO. ;  Gl; 
Gr;  L;  P;  GA.,  G.,  UBrXgger  1780;  ScHW;  SBb.;  T; 
Th;  Uw;  W.  Es  artigs  Wesen  isch-es  dert  [Uhrwerk 
am  Zeitglockenturm  in  Bern];  es  geit  usi  it  inhi, 
dass-mu  [man]  ßn  g'rad  nimma  weiss,  wa  Eim  d'r 
Grind  [Kopf]  steit  BGr.  Das  het-mi"''  eso  artigs  'dieeht 
[dünkte  mich  seltsam],  ebd.  Er  truej,  sinen  Örne 
bloss,  so  artig  isch-me  [ihm]  Alls  fiircho'  BHk.  Die 
Glugge  hed  eso  ne  artige  Tun  L.  ,Die  Entlibuchcr 
wurden  wegen  ihrem  sonderbaren  artigen  Aufzuge  mit 
Verwunderung  betrachtet'  JXSchnyu.  1781.  En  artige 
Gü,  ein  unangenehmer  Geschmack  GlH.  Das  war  a.! 
GrHc.  Df  li'tegst  ardig  drl,  hast  etw.  Aussergewöhn- 
liches  in  deinem  Aussehen  Obw.  Das  ist  neivwe  en 
Ardcge,  es  ist  ihm  nicht  recht  zu  trauen,  ebd.  Das 
ist  mer  a.,  kommt  mir  sonderbar  vor  GG.  Das  ist 
doch  en  artegi  G'reisig,  kuriose  Einrichtung  SchwMuo. 
,An  den  sandechten  Gestaden  machen  sie  [die  Lachse] 
Gruoben  a.  und  wunderbarlich  in  die  Stad  herein.' 
JLCys.  1661.  —  b)  seltsam  zu  Mute;  unwohl.  übeL 
Vgl.  4    am  Schluss.     Es  ist-mer   ganz  a.   wurde    BBe. 


■177 


Art,  ert,  irt,  ort,  urt 


478 


Eim  ((.  im  ('hnjif  ircrrle  U.  Und  irie  's  Eiiii.  u.  icerdi. 
und  icie  's  Eim  [Einen]  ohsi  [aufwärts]  zieh.  Ander- 
MNTii,  nachher  von  der  gleichen  Sache  dem  Reime 
zu  lieb  verhochdeutscht:  doch  u-enn  si  litte"  ij'liijred, 
CS  u-erd-ne  irunderhar.  Es  ist-mer  a.,  etwas  unwohl 
Ndw.  Mal  [einmal]  sinnet  si  und  sait  de""  mir:  ,Mir 
isch  se-n-a.;  wie  isch  dir?'  S'oHW.  —  c)  „launisch. 
Biti  mit  Süll  [so]  artiga!  BO."  —  d)  „tückisch. 
schlau,  listig;  von  Sachen:  unbegreiflich,  schlecht, 
biislich  L." 

Mild,  crtic  «trliij)  nur  i.  S.  von  .edel';  vgl.  .S.  Unsere 
Form  ürliij  scheint  an  keine  besondere  Bed.  gebunden  (docli 
vgl.  Aa  ijuetärtig  neben  «r(i(/);  ob  sie  älter  oder  jünger  (resp. 
mehr  oder  weniger  richtig)  als  artig,  hängt  davon  ab,  ob  die 
Grundf.  ahd.  'artaij  oder  'artirj  war;  die  inhd.  deutet  auf 
Letzteres,  weil  sonst  ihr  Umlaut  nicht  erklärt  wäre.  — 
Betr.  die  Bcdd.  vgl.  arig  (aus  artig)  und  artlich,  welche  sich 
7,.  T.  mit  artig  decken.  Man  kann  die  3  Hauptunterschiode 
aufstellen:  I  gute,  II  besondere,  III  schlimme  Art.  Zu  I 
kann  1,  2,  3  gerechnet  werden;  4  geht  mehr  auf  Quantität 
als  auf  Qualität.  Dem  II  entspricht  5  a,  welches  aber  leicht 
in  b-  d  und  damit  in  III  übergeht;  5  d  lässt  sich  aber  auch 
aus  dem  Begriff  ,fein'  entwickeln,  der  in  2  und. 3  enthalten 
ist,  in  ,artlich'  (ä.  Spr.)  hervortritt,  und  dem  nhd.  ,artig' 
noch  im  vorigen  Jhdt  zukam.  5  c  erklärt  sich  leicht  aus  a. 
2  und  3  sind  am  wenigsten  volkstümlich  und  mehr  aus  der 
modernen  Schriftspr.  entlehnt;  gleichwohl  erklärt  sich  die 
Anwendung  auf  das  Zugvieh  ungezwungener  aus  3  als  aus  1. 
—  Syn.  neben  den  Zssen  mit  -artig  gehen  solche  mit  -(Dochtig, 
-(Dachtig,  -iDtchtig. 

nn-artig   Z,    -artig  Aa;   Bs;    GRPr.;    Scnw;    Uw: 

I.  vom  Boden  a)  unangebaut,  unwirtlich,  unfreund- 
lich. ,Ein  ungestaltes,  kaltes,  rauches  und  unartiges 
land.'  Tsc.'HUDi  Gallia  nach  Tacitus:  .inforniem  terris, 
asperam  ccelo,  tristem  cultu  adspectuque.'  —  b)  schwer 
zu  pflügen,  zu  bearbeiten  Aa;  BsLd.  ,Berg  und 
Tal  ganz  rauch,  steinig  und  unartig.'  DEcklin  1.575 
(.unartig'.  1731)).  —  2.  (von  Personen)  wie  nhd.  Z. 
Ungesittet,  roh.  , Seite  es  dann  ein  wunder  sein, 
wenn  heutigs  tags  vil  sind  der  unartigen,  ungeratnen 
und  boshaften  leuten.'  Gwerb  1646.  Schwer  zu  leiten, 
widerspenstig,  störrisch,  mürrisch  Aa;  BsL.;  SchwE.; 
Syn.  cdwar,  itrig,  unmär;  weinerlich  (von  Kindern) 
UwE.;  nit  u.,  versöhnlich  GiiPr.  ,So  fallend  wir  nit 
ab  und  werdent  nit  unartig  oder  ungeschlacht.'  1531, 

II.  Cor.  Ungebildet:  ,Kein  unärtigers  und  unkönnen- 
ders  Volk.'  DEcklin  1575  (.unächtigers.'  1736).  — 
3.  unwohl  .\AEhrendgn.  Vgl.  artig  4.  —  4.  un- 
kräftig. ,Enervata  oratio,  die  kein  kraft  oder  nach- 
truck hat,  unartig.  Versus  inertes,  unartig,  die  nit 
frei  daher  laufend.'  Fris.  —  Mhd.  miartic,  -crtic,  unedel, 
ausgeartet,  bösartig. 

inl-ärtig:  von  fauler  Art,  etwas  faul,  dies  i.  S.  v. 
,träge'  UwE.  oder  in  moralischem  S.  .schlimm':  listig, 
schlau,  verschlagen,  schalkhaft  Bs;  BO.;  L.  De  ful- 
ärtig  BiirsK,  de  schlimm  Bttrst  [Bursche].   Breitenst. 

Syn.  ful-hcht,   -ig. 

frost-artig.  , Frostartige  Weinberge',  durch  ihre 
Lage  Frösten   ausgesetzt.    Steinm.  1804.  —  Zu  Art  s. 

guet-ärtig:  1.  vom  Boden:  fruchtbar  Aa.  —  2.  von 
Menschen,  bes.  Kindern :  gutmütig,  wohlgezogen  Bs. 
,Ein  gutartiges  kind  achtet  auf  seines  vatters  wort.' 
FWvss  1653.  ,Bon<B  indolis  puer,  gutartig  (-artig), 
knab  guter  art.'  Denzl.  1716. 

grob-.  , Alles,  so  nit  in  ihren  grobärtigen  Kram 
dienet,  ladlen.'  Hafn.  1666. 


lioh-artig,  -artig:  von  sanften  Sitten  uml  Cha- 
rakter; liebenswürdig,  liebreich.  Auch  von  Tieren: 
sanft,  fromm.     Gegs.  un-  Gr. 

nett-:  nett  und  artig  Z. 

bös-,  bös-,  bösch-ärtig:  boshaft,  neckisch,  laster- 
haft, verschlagen,  heimtückisch  Gr.  ,Bösärtig,  von 
einer  bösen  art  oder  würzen,  ubelgeraten,  malitiosus.' 
Mal.  ,Bösärtig,  degener.'  Denzl.  1677;  1716.  —  Bös- 
ärtigi,  Bös-,  Bosch-  f.:  Bosheit,  oft  nur  Neigung  zu 
necken  und  scherzen  Gr. 

ruch-aV%.-  von  rauher  Art  (Land).  .An  einem 
so  grohsteinigen ,  rauchärtigen  Ort.'  Guleu.  Koh 
(Menschen)  Gr. 

besunder-arti(if.-  eigentümlich  GMels. 

Der  Unterschied  zwischen  artig  und  artig  ist  auch  in 
den  Comp,  schwankend  und  nur  zuflllig.  Übr.  ist  nur  un- 
nüt  dem  selbständigen  artig  (artig)  zsges.,  die  andern  alle 
aus  dem  betr.  Adj.  verbunden  mit  dem  Subst.  Art  durch 
das  Suffix  -ig  neu  gebildet  resp.  zsges.  mit  dem  unselbstän- 
digen -artig,  welches  nur  den  unbestimmten  Begriff  irgend 
einer  Beschaffenheit  enthält.  Nettartig  ist  eig.  gar  kein 
Comp,   und  viell.  auch  Uehartig  nicht. 

artlich  „L";  GT.,  ärtlig  kk;  Ai-Schöngrd;  FMu.; 
GO.,  T.,  Rh.,  ärtli  L,  är eilig  Ap  (Comp.  e'rdli<ier)\ 
FS.;  L;  GoT.,  ärdlich  ArH.,  ärdli  G'V.,  ärdl.rh  ii. 
ädlech  GTa.  (Comp,  ädlrger),  adlig  ApGais,  adlig  GRli., 
ärglig  ApL,  nardlich  GAndw.:  1.  artig,  sittsam 
.\a;  Ineichen.  —  2.  schön,  zierlich  Aa;  Ineichen.  En 
ädlechs  Tütli  [Schächtelchen]  G.  —  3.  ziemlich  viel. 
Es  gid  artli  Obs.  Ineiohen.  —  4.  wohl,  gesund.  Es 
ist-mer  artli  L.  —  5.  a)  seltsam,  sonderbar,  wunder- 
lich Ap;  FS.;  Gl;  GAndw.,  Rh.,  Sevel.,  Ta.,  oT.  Bas 
chond-mer  ardlig  cor  Ap.  Du  bist  en  ardliga  Lür 
[Schelm],  ebd.  En  ädlega  Reilega  GTa.  En  artliga 
Mensch,  Sonderling  GT.  En  adligs  Tue"  [Gebaren] 
GRh.  En  adlige  G'ruch.  ebd.  Man  scheut  sogar  nicht 
die  Verbindung  uf  en  artligi  Art  Ap.  Schön.  ,Die 
kleidung  ganz  und  so  artlich  an  iren  leib  gemacht, 
dass  dieselbig  kein  offnung  hat.'  Tierb.  1563.  ,Und 
hab  sich  darbei  ein  artlicher  Boss  zugetragen,  dessen 
sie  alle  zu  lachen  gehabt.'  Heut.  1658.  , Wundersame 
steingewächs,  artlich  abgesetzte  bergmuschelen.'  Hott. 
1666.  ,Den  Berufenen  führt  Gott  seine  diener  [Seelen- 
hirten] so  artlich  und  oft  so  wunderlich  zu  steg  und 
weg,  dass  kein  mensch  hette  daran  gedenken  können.' 
AKlingl.  Gn.  ,Es  haben  die  Fischer  eine  artliche  und 
seltsame  Manier,  Fische  zu  fangen.'  JEEscuer  1692. 
,Es  gibt  deren,  die  härine  Kleider  tragen  und  sich 
mit  artlich  gemachten  Mönchs-Kappen  bedecken.'  Cl 
Sciioii.  1695.  —  b)  launenhaft,  weinerlich;  en  äd- 
lechs seltses  Chind  G.  Unmanierlich  Ap  Gais.  Unzu- 
gänglich, schwer  zu  behandeln  FMu.  Unheimlich, 
unzuverlässig,  heimtückisch;  er  isch  en  Adlecha,  man 
weiss  nicht  wie  man  mit  ilim  dran  ist  GTa.  —  6.  fein, 
sinnreich,  kunstreich,  geschickt.  ,Der  alle  ding  so 
kluoglich,  so  artlich  geordnet  hat.'  ZwixnLi  1526,  lat. 
,qui  tanta  solertia  cuncta  disposuit.'  ,Sein  verlangen 
stat  auf  mancherlei  artlicher  dingen,  und  sein  herz 
trachtet,  wie  er  artliche  bild  entwerfe.'  1531/48,  Sirach. 
,L)io  kunst,  die  artlich  und  geschicktlich  reden  leert 
(lehret).'  Bin.  1560,96.  .Musik  ist  die  kunst  artlich 
ze  singen.'  Kessl.  , Flachwerk  ganz  schon  vergult 
[vergoldet]  und  ärtlich  gemalet.'  ebd.  ,Ein  nüwe  und 
gar  artliche  beschreibung.'  Leemann  1531/1613.     .Nun 


479 


Ai'l.  i'i'l.  ir(.  ort.  urt 


gar  artlichen  ist  er  worden  mit  der  pfyffen  und 
trurameten.-  1550,  Eüef.  .Acutum  opus,  ein  kunst- 
reich, sinnreich  oder  artlieh  werk.  Subtiliter  connes» 
res,  artlich  zuosamengefüegt.  Affahre,  fast  artlich. 
wöäenUeh.  künstlich,  werklich.  Ingenio  praestare,  vil 
Tcrstendiger  und  artlicher  sein.  Astns  callidi,  ein 
gschwinder  artlicher  list.  Argutus,  subtyl,  gschwind, 
spitzfündig,  listig,  artlich.  Mechanicus,  ein  artlicher 
und  kunstlicher  hsndwerksmann.'  Fris.  .Kluoger 
mensch,  artlich,  zierlich,  hurtig  in  allen  dingen,  ele- 
gans  homo.'  Mal.  ,Er  könnt  alle  Ceremonien  dabei 
also  artlich  und  geschicklich.-  Wcrstis.  ,Hüser,  so 
künstlich,  artlich,  auch  so  köstlich,  zierlich  und  wohl 
erbuwen.'  Cts.  .Also  uf  den  21.  Tag  Horuung  mit 
artlichem  Anschlag  brachent  harus  ob  300  Mann.' 
AxsH.  .[Eine  künstliche  Figur]  wendet  den  Kopf  art- 
lich hin  und  wider.-  1666.  Hafs.  .Uise  Kirch  hat 
ein  schönen  hochen  Chor  gar  artlich  gewölbt.-  ebd. 
.Welcher  mit  seinen  Füssen  das  Glas  a.  [hat]  nemmen, 
darauss  trinken  können.'  ebd.  ,Anjetzo  aber  mit  einer 
artlichen  Capell  umbgeben.'  ebd.  ,Sich  der  kaiser- 
lichen Gnad  a.  gebrauchen.'  Gi'ler.  ,Sieh  a.  in  possen 
stellen.-  ebd.  .Die  wokedenheit  Basilii,  die  so  a.  als 
Kanzianzeni.  so  fliessend  als  Lactantii.  so  schriftmässig 
als  Hicronymi.-  AKlisgl.  G.  B.  .Ein  artliches  Vorbild.' 
1733,  Ulr.  .Inimicum  lepide  esballistare,  a.  den  feind 
betriegen.  Ingeniöse,  sinnreichlich,  a.'  I>exzl.  1677: 
1716.  .Mit  denen  Orten  auch,  die  nächst  am  See 
gelegen,  sehr  a.  er  beschreibt.'  JEEscher  169-2. 

Mhd.  fehlt  das  W.  (nur  unerilich,  widerlich,  schlecht), 
dasregen  ist  es  im  ä.  Nhd.  häufig,  entsprechend  unserer  ä.  Spr. 
in  Bed.  6.  —  Die  Erweichung  des  f  zu  d  wie  bei  Arl,  artig: 
daran  schlitsst  sich  leicht  .iusstossnng  des  r.  Bei  arglig 
mag  neben  dem  nicht  seltenen  Übergang  von  d  in  ij  teilweise 
Umdeutung  oder  Anlehnung  an  arg  mitwirken.  Das  n  in 
nardlich  aus  Torhergehendem  ,ein'  herübergezogen.  —  Die 
meisten  Bedd.  hat  artlich  mit  artig  gemein,  5  anch  mit  arig. 

un-artlich:  unordentlich.  ,U.  durch  und  über 
einander  liegen.'  Goliath  1741.  —  Mhd.  nnertlich  s.  o. 

Artlichi  ErtUgi  ApSchöngrd,  Eidligc  GT.  f.: 
Seltsamkeit.  Jez  trird  's  -  mer  doch  eii  Erdlige  [so 
seltsam  zu  Mute;  adv.  Acc.  in  der  Bed.  von  artig  5  b]; 
's  ist  g'icüss  's  Reuweh  [Heimweh]!  JJEitl. 

Artefifi  Aa;  Z,  -fü^fi  B  —  m.:  I.Schwarzwurz, 
scorzonerahispanica  B;  .S-;  Z.  .Es  gibt  Stadtmädchen, 
denen  mau  Meerrettig  für  Aitefüfi  und  Sillery  für 
Muskatnuss  verkaufen  könnte.-  Gottu.  —  2.  Endivie. 
Cichorium  endivia  BSi. 

Viell.  für  Andifi  (s.  Sp.  312).  mit  Vertauschung  von  n 
an  r  und   Anlehnung  an  ein  anderes  W. 

Artellerl,  ArtoTleri  Z^  —  f.:  Artillerie,  früher  z.  T. 
noch  mit  weniger  enger  Bed.  ,Darzuo  notwendig  gc- 
schiltz  sampt  aller  zuogehörd  und  artellary,  onch  pro- 
vand.-  .\i!scn.  1529.  .Doch  möcht  derselben  [der  Ln- 
zerner]  rüstung  dero  von  Bern  artellari  nienan  ver- 
glychcn  [keineswegs  gleich  kommen].'  Vad.  .Einen 
Vorteil  hatten  die  alten  Helvetier  auch:  sie  niüssten 
anf  keine  Artollerie,  Kraut  und  Lot  [Pulver  und  Blei] 
warten,  dann  man  kriegete  damalen  nur  mit  ein  paar 
Pfeilen  und  einem  Spiess.'  Kriegsrecht  1704. 

Artikel  -h/-  m.:  I.Abschnitt  einer  Reihe,  Para- 
graph einer  Verordnung,  eines  Vertrages,  einzelnes 
Gesetz,  einzelne  Vertragsbestimmung.  So  schon  i.  XV., 
XVI.  und   noch   allg.     Dns"  wie"  zu  'n  Chitide"  hiegi 


[schaue],  ist  en  wichtigen  A.  Prägn.:  das  ist  en  A., 
eine  wichtige  Sache.  Syn.  Item.  ,Die  mailandisch 
botschaft  seit  [sagte]  beden  partyen,  sy  weiten  a.  [zu 
einem  Friedensvertrag]  stellen  und  sy  lassen  hören. 
Uf  sömlichs  [darauf]  liess  die  m.  b.  bricf  [sc.  machen] 
und  darin  die  a.  eigenlichen  setzen  ein  nach  dem 
andren.'  Edlib.  —  2.  Abteilung,  einzelne  Art  von 
Waaren,  auch  von  Obliegenheiten,  allg.  's  Schueh- 
iterch  ist  afe"  [allbereits]  en  tfiren  A.  für  en  Hüs- 
rater.  —  3.  Titel.  .Behalte  du  [als  Sohn]  nur  die 
gewönlichen  A.  von  Ir  und  Euch  bei,  so  wie  du  immer 
mit  uns  redtest.'  Z  1811. 

...irtische",  J^rti7sc7ie  B  (Freudenb.),  Artitschoch  Z 

—  f.:  Artischock-Cardon,  cynara  carduncnlus.  ,Cactos. 
Cinara.  arti.schoek  (artistock).  wältsche  (garten-)  distel.' 
Fris.;  Mal.     .Cinara.  strobilus.  ein  Artischau.'  Rhag. 

—  I^Ti-Artischo:  knollige  Sonnenblume,  heUanthas 
tuberosum  var.  B.  —  Die  B  Form  aus  frz.  artichaud,  die 
Z  aus  it.  articioccQ. 

-irtje  f. :  langes  Waldgras,  zu  Streue  verwendet  Gr. 

Tiell.  ans  rem.  nardo  verderbt,  welches  ein  Gras  bedeutet, 
das  ebenfalls,  wenn  man  es  reif  werden  lässt,  nur  zu  Streue 
dient.  ■ 

ert-   s.  er-ent-   Sp.  353.  Erti   s.  Erd-Beri. 

Irtig,  Irtung  s.  Irrtag  Sp.  411. 

Ort  —  PI.  ebenso  und  (in  bes.  Bed.)  Örter  —  n.: 
1.  in  allg.  S. :  irgend  ein  Punkt  oder  grösserer  Teil 
des  Raumes.  ,Je  höher  0.,  je  grösser  Fall.'  Splger. 
Am  oberen  0.  sin,  hoch  oben  auf  Bergen,  z.  B.  die 
Alp  ist  am  o.  0.  BRi.  An  ds  ober  ().,  bergan,  auf- 
wärts, z.  B.  eine  Last  an  ds  o.  0.  zu  tragen  ist  noch 
schwerer  als  sonst  B  oSi.  J/e  [man]  g'spilrt,  dass  's  a' 
ds  0.  0.  geit  BKand.  A*  ds  ander  0.  </«",  abwärts  gehn 
BO.,  Sa.  Büdl.  am  stärchercn  0.  sin,  stärker  sein  als 
ein  Anderer  GrD.  Eppes  [Etwas]  <i«  en  O.  tue",  auf- 
bewahren Ap.  Ein  Schuldpfand  .in  ein  unparteiisches 
sichres  0.  verwahren.'  1715.  Z  Stadtger.  En  0.  ha' 
für  Öppis,  wissen,  wo  man  die  Sache  aufbewahren 
kann  ThHw.  .Wiewol  die  [Figuren]  an  einem  ort 
blibend  [fest  auf  ihrem  Platze  standen],  jedoch  mit 
dem  obren  teil  schwanktend  sy  hin  und  wider.-  Hüldr. 
Cajipell  157'2.  Mit  unterdrückter  Präp.  ,an':  Allen 
Orten,  allenthalben  S.  Di"  muesch  alienorte  irüsche, 
darnach  musst  du  allenthalben  [wo  es  notwendig  ist] 
kehren.  Joach.  .SV  hei"  a.  0.  [in  mehreren  Wirts- 
häusern] 'tanzet.  Hofst.  Mit  unterdrücktem  Art.  (s.  ab 
u.  vgl.  über  Ort  3  d) :  ab  Ort,  von  der  Stelle  gerückt, 
vorwärts  gegangen.  Ein  gefallenes  Tier  ab  0.  tuen, 
beseitigen,  verscharren  B.  .Noch  immer  war  die  Sache 
nicht  ab  0.  [von  einer  schweren  Entbindung].-  Mit 
adv.  -.s:  .Etwas  ab  Orts,  einsam  sein.-  Denxler.  .Der 
hals  ist  binden  und  vornen  schwarz,  an  orten  [stellen- 
weise] rot.'  Vogelb.  1557.  .Der  Delphin  hat  ein  flei- 
schechte Zungen,  zuo  orten  herumb  zeysert  [gefaseret].' 
FiscHB.  1563.  .Wirdt  ein  fülle  bereitet,  der  dann  damit 
beschoben,  zuo  orten  verstrickt.'  Tierb.  1563.  Ver- 
bunden mit  syn.  End  (vgl.  nhd.  .Ort  und  Stelle'.  ..\rt 
und  Weise-).  Es  blöstet  [es  geht  Wind  und  tällt 
Regen]  n"  0.  und  Ende,  da  und  dort  in  der  Ferne; 
n"  O.  M.  E.  hat  's  no""  Sehne  ZO.  Auch  bloss:  an 
[gewissen,  einigen]  Orte  Z.  ..\n  o.  und  e.  angryffen.' 
ZWäd.  I(j46.  S.Sp.  314;  s.  aber  auch  unten  4.  Örtli»: 
De  Profit  ist  amene  [an  einem]  chline  Ö-,  macht  wenig 
aus  Z.     S'm  Verstand  ist  a.  chl.  Ö..  reicht  nicht  weit. 


181 


Art,  ert,  irt,  ort,  urt 


482 


ebd.  Sis  SacJili  |  Vurmöfjonl  lict  tippen  a.  chl.  0.  Platz 
B.  IT'ns  ir<itlf:rli  [warum  willst  du]  's  (TmcingüeÜi 
rerriijifc?  J\Iiu-h  z'erst  's  ().  z'u-'egl  sorge  zuerst  für 
das  Nötige,  elic  du  Geld  für  Unnützes  ausgibst.  Schild. 
Es  chost't  ja  nW  es  Ö. !  scherzh.  Antw.  auf  Einladung 
zum  Sitzen,  Wortspiel  mit  Bed.  7.  —  2.  in  eng.  S. 
1)  concret.  a)  Stuhl,  Sitz  in  der  Kirche  als  Privat- 
eigentum einer  bestimmten  Person  oder  Familie  Cr; 
ScH;  Z.  ,Druf  [nach  der  wandelnden  Communion]  gat 
ein  iedes  widerum  in  sein  c'  1637,  Dien.  üGlatt. 
.Daher  bleiben  aus  Mangel  an  Orten  Viele  zu  Haus.' 
/,  Talw.  1687.  Vgl.  Küchen-,  Mannen-,  Wiher-.  — 
b)  verschämte  Benennung  des  Abtrittes,  meist  Örtli 
und  mit  dem  unbest.  Art.  /  nnies  an  es  Ö.  Bs;  B;  Z. 
—  c)  Platz  eines  Schülers,  für  bestimmte  Zeit 
angewiesen.  In  Ap  meist  Örtli.  D'  Probe"  gönd  [gehen] 
om  's  Ö;  nach  den  österlichen  Probeschriften  wird  der 
Rang  bestimmt.  —  d)  übh.  bestimmter  persönlicher 
Platz.  Jedes  Familienglied  hat  am  Tische  ,sein  be- 
sonderes 0.'  und  bei  gemeinschaftlichen  Feldarbeiten 
jede  Person  ,ihr  bestimmtes  O.'  mit  der  entsprechen- 
den Aufgabe.  Blih  a  dim  0.!  wärst  [du  wirst]  doch 
nid  öppe  wellen  en  Drecl'stossel  [s.  d.]  sl"!  TnHvv. 
Er  [der  Mann]  Itel  's  Wort  [hat  zu  befehlen]  und  Sl 
[die  Frau]  het  's  0.,  hat  sich  dahin  zu  verfügen,  wohin 
sie  vom  Mann  beordert  wird.  Schild.  Hock  am  0.! 
bleib  an  deinem  Platz  sitzen.  Stutz.  Ich  a"  mim  0., 
ich  meinerseits.  Örtli  sueche",  ein  Spiel  Ap  =  Vögeli 
flüg  üs!  —  e)  daher  auch  von  f-'achen  0.  mit  dem 
best,  Art.  oder  Pron.  poss.  s.  v.  a.  der  gehörige, 
rechte,  passende.  Öppis  a 's  0.  tue"  ThHw.,  z.  B. 
gebrauchte  Werkzeuge  wider  a"  (d)s  O.  t.  B;  Z;  in 
Ndw:  zum  Aufbewahren  hinlegen,  versch.  v.  a"  sis  0. 
Si  häd  de  Brief  halt  wider  a  's  Ort  'treit.  Usteri. 
D'  Gass  afnjs  0.  stellen,  die  Kegel  hübsch  gerade  in 
die  gehörigen  Linien  .stellen  SDorn.  Am  O.  sl",  pas- 
send, ratsam  sein ;  sich  geziemen,  schicken  B.  Gleich- 
bedeutend es  ist  nid  ab  0.  ebd.  ,Selb  [jenes,  das] 
wäre  ihm  nicht  am  Orte',  gelegen.  Gotth.  ,Den  Glau- 
bensstreit stellt  an  sein  0.  [setzt  ihn  bei  Seite  oder 
lasst  davon  ab],  Umb  Glaub  tut  man  nicht  kriegen.' 
Eid«.  Dam;  vgl.  ,an  ein  0.'  4.  ,An  ihr  o.  gehen',  von 
den  Gottlosen:  in  die  Hölle,  Verdammniss  kommen. 
Klingl.  1691.  —  f)  Stelle  in  Schriften.  ,In  den 
gschriften  der  heil.  Vätteren  flndst  auch  von  den  ge- 
spensten  etliche  ort  hin  und  bar.'  Lav.  1569.  ,Das 
erstanzogen  o.  des  wysen  Salomons',.  d.  h.  die  erst- 
angezogene Stelle  in  den  Sprüchen,  ebd.  (1670:  ,den 
obenangezogenen  Spruch'.)  .Nach  geschechnem  Ge- 
bett  verlist  der  Diener  [Geistliche]  ein  o.  uss  Altem 
oder  Neuwem  Testament.'  Z  Kirchenordn.  1603.  ,Das 
eine  und  andere  o.  auss  unseren  Theologis.'  Hott. 
1666.  —  g)  Platz.  Spielraum.  De»"  erst  im  Bett  hat 
's  wlter  0.,  mehr  Raum,  bildl.  =  wer  bei  einer  Sache 
zuerst  ist,  hat  den  Vorteil  ZO.  , [Laban]  machet  ort 
dreier  tagreis  weit,  zwüschend  im  und  Jacob.'  IbSljGO, 
Gkn.  —  h)  Wohnort,  Ortschaft.  An  anderen  Orten 
iet  au  guet  Brod  esse.  Sülger.  ,Sedem  mntare,  ab 
einem  o.  an  das  ander  ziehen.'  Fris.  ,Das  0.  Ren- 
burg.' 1658,  Heut.  ,Das  0.  ist  ganz  ungebauen  ge- 
wesen', nie  bepflanzt.  Carolina  1734.  In  der  Bed. 
.Ortschaft'  ist  das  W.  nach  Zvro  auch  m.,  aber  seltener, 
und  dieser  Gebrauch  scheint  weniger  volkstümlich, 
moderner.  —  2)  abstrakt,  a)  Gesichtspunkt.  Da 
Orts,  an  dieser  Stelle,  in  dieser  Hinsicht,  was  dies 
Schweiz.  Idiotikon.  I.  4. 


betrifft,  z.  B.  da  Ortn  wüsst  v''  Nüt  z'  säge'  B  Zyro. 
Vgl.  daörtig.  (Orts  kann  auch  partit.  Gen.,  abhängig 
von  da  sein,  vgl.  ubi  terrarum;  doch,  ist  es  wahrsch. 
nur  stellvertretend  für  des,  absol.  Gen.)  ,Aber  die 
Mädchen  wussten  die  kurzen  Wörtchen  an  's  rechte  0. 
zu  tun'  [richtig  zu  deuten].-  Sch  Pilger;  vgl.  heim 
wtsen;  h.  tuen.  ,Si  feien  an  dem  0.',  in  dem  Punkt. 
Manuel.  ,Wess  wir  uns  des  orts  entschlossen.'  1525, 
Absch.  ,Dcr  frömbden  halber  soll  man  luegen  [schauen], 
wie  sy  des  orts  die  unseren  by  innen  haltend.'  XVII., 
U.  ,Auch  diss  orts  rede  ich  auss  erfahrenheit.'  Hott. 
1666.  —  b)  Zielpunkt,  Zweck,  gegenüber  Wort, 
Vorwand.  A  'n  Mart  [Markt]  ge  chaiife  ist  er  [ihr] 
's  Wort,  aber  mit  dem  Liebste  z'sämmechö  ist  er  's  0. 
(fse  [gewesen]  Ap.  ,Der  angebliche  Nebenbuhler  sei 
[das]  W.,  dass  er  eine  Summe  unterschreiben  sollte, 
sei  das  0.'  Z  Eglis.  Prozessakt.  1878.  Eine  andere 
Anwendung  oder  Dentung  dieser  RA.  s.  Sp.  2()5,  c  und 
hier  unter  5.  —  3.  äusserster  Punkt  oder  Teil  eines 
Raumes,  Körpers:  a)Ecke,  Ende,  Rand,  Saum. 
Das  0.  (auch  Ortstück)  eines  Weckens  [spitzigen 
Brotes]  Bs.  ,Es  glaub,  das  ander  0.  [der  Cigarre] 
schick  sich  besser  ins  MuL'  Gotth.  's  scharpf  0.,  die 
Schneide;  Mm 's  sch.  0.  äneha"  [hinhalten],  schneidig 
begegnen,  die  Spitze  bieten  Aa.  Örter,  Schusterahlen 
S.  Vgl.  Fünf-,  Mül-,  Spann-.  Am  0.  ligge",  am  Rand 
der  Bettstatt  Sch;  Z.  Am  0.  usse"  .sitze',  am  Ende 
einer  Bank  ScnSt.;  ZFehr.  Am  0.  (Bort)  usse,  zu 
äusserst  übh.  ZZoll.  Am  0.,  dem  Rand  entlang  GePt., 
z.  B.  eines  Waldes  Z.  Gönd,  hocked  an-en  O.!  [in 
einen  Winkel]  ruft  die  Mutter  strafend  ungoberdigen 
Kindern  zu.  Stutz.  .Dann  si  [die  zu  ScnSt.]  am  o. 
und  am  anstoss  lägind.'  1521,  Bgli.  ,Und  leinet  sich 
uf  das  ander  o.  [des  Speeres].'  Ziely  1521.  ,Es  sollen 
in  des  fleckens  vier  orten  allwegen  [immer]  ein  grosse 
leiter  und  ein  fürhagk  daby  mit  seilern  gerüst't  han- 
gen.' Elgg  Herrschaftsr.  1535.  ,Die  stein  [Bau.steine] 
sollen  an  keinem  o.  oder  egken  abgebrochen  noch  ge- 
schleipft,  sonders  völlig  syn.'  1539,  B.  ,[Die  Päb.ste 
haben]  mit  sölichen  [Kunst]  griffen  die  Obrigkeiten 
auf  ein  o.  gehalten',  in  den  Winkel  gedrückt.  Vad. 
,Ich  hueb  an  zue  laufen  bald,  Ob  ich  möcht  kommen 
aus  dem  wald;  Ich  könnt  nit  finden  dos  waldes  o.' 
HWiRRi  1556.  ,An  beiden  orten  des  Schnabels.'  Vogelb. 
1557.  ,Leg  die  eier  aufrecht  darein,  also,  dass  die 
spitzeren  ort  ob  sich  sehind.'  ebd.  ,Wenn  er  auf 
ein  eck  oder  o.  des  nestes  stüend,  wurd  er  leichter 
hinabgestürzt.'  ebd.  ,Plena  jam  margine  libri,  das 
buoch  umb  die  örter  umbhin  voll.'  Fris.  ,Das  end 
oder  äusserst  o.  eines  dings,  das  bort.'  ebd.  .Das  o. 
oder  end  eines  yetliohen  dings,  es  seie  was  es  wolle, 
das  äusserest,  es  seie  davornen  oder  binden  oder 
nebendsich.'  Mal.  ,Das  man  sie  an  ein  0.  [in  einen 
Winkel]  setzen  und  wol  usnüchtercn  lassen  wird.'  G 
Mand.  1657.  .Leinwattuch,  so  auf  den  Orten  ein  20er 
und  in  der  Mitte  ein  18er.'  Trogen  RatsiJrot.  1731. 
Örtli:  Ende  eines  .Steges'  im  Weinberg  Z  rS.  Der 
rechte  oder  linke  untere  Zipfel  des  Segels;  's  Ö.  a" 
ne",  an  sich  ziehen  (näher  an  das  Hinterteil  des 
Schiffes),  lugg  [locker]  lö",  minder  straff  anziehen,  rä» 
lö",  loslassen,  so  dass  es  keinen  Wind  mehr  fasst 
Bodensee.  S.  noch  in  den  Zssen.  Über  (über)  6. 
oder  als  Adv.  üb  er  ort:  1)  „über  eine  Ecke,  Kante 
hinaus,  auf  die,  auf  der  Seite,  z.  B.  ü.  0.  use  falle' 
oder  Jmdn   ü.  0.  use  g'heie"  =  über  Bord  B."     .Die 


483 


Art,  ert,  irt.  ort.  urt 


■is-l 


Kachelbank  fiel  ü.  0.'  B  Kai.  1844.  ,Die  Neumonde  und 
Vollmonde  schaffe-  ii.  0.  in  deinem  Aderlassbericht', 
Aufforderung  an. den  Kalendermacher,  ebd.  1826.  Über 
0.  sm,  vorbei  sein  BBe.  —  2)  auf  zwei,  beiden  Seiten. 
Einem  Lasttiere  t«.  uflade"  Nnw.  —  3)  quer,  schief, 
in  eig.  u.  uneig.  S.  ßU.;-  U;  Z.  Syn.  übereggs.  Er  ist 
■ü.  g'gange.  Scterm.  (irre?)  Aus  dem  Geleise  (geraten, 
stürzen)  B  Ztro.  ,Das  Ställi  hanget  in  der  Luft  und 
hat  keinen  Boden  mehr  und  das  Hüsli  ist  ü.  0.  [nach 
einem  Wolkenbruche].'  Gotth.  Er  ist  über  'en  0. 
g'lade,  berauscht  Scuöchl.  ,Wenn  ein  Bär  unterhalb 
gefangen  würde,  so  gehörte  das  Haupt  nach  Neuen- 
burg; wäre  er  oberhalb  gefangen,  so  gehörte  es  nach 
Burgund,  und  würde  er  ü.  0.  gegen  Savoyen  gefangen, 
so  gehörte  er  dorthin.'  1.521,  Absch.  , Spreche  er:  ä, 
wiss  und  blaw  ü.  o.  inhin  [das  schräg  abgeteilte 
Wappenschild  des  Standes  Zürich]  ist  noch  das  oberst 
Ort  [der  Eidgenossenschaft].'  1530,  Strickl.  ,Wiss 
und  blaw  ü.  o.  nit  veracht!'  Manuel.  ,Von  rechter 
Üppigkeit  schilet  er  [der  Ziegenbock]  ü.'  Tierb.  1563. 
jDie  wilden  Ochsen  weiden  mit  gekrümptera  gnick  ü., 
von  wegen  der  gstalt  irer  hörnen.'  ebd.  ,I)er  Wolf 
hat  scharpfe  äugen,  sieht  schelb  ü.'  ebd.  ,Die  Krebs 
sehen  alle  schlim  über  ein  0.  hinaus.'  Cys.  1661. 
Bildl. :  ,Das  bringe  uns  ü.  0.',  um  Hab  und  Gut.  Gottii. 
Ü.  0.  lupfen  [heben],  ein  Bein  unterschlagen,  betrügen, 
ebd.  Es  ist-em  [ihm]  ü.  g' gange,  schlimm  (und  zwar 
mit  Unrecht)  LE.  (St.").  ,Die  Niederkunft  traf  nicht 
so  ganz  ü.  ein  [ungelegen].'  Gotth.  Es  isch  zimsclien 
üs  vie  starch  ü.  g'yangc,  wir  sind  immer  leidlich  mit 
einander  ausgekommen,  unser  Verkehr  hat  nie  eine  be- 
deutende Störung  erlitten  BKi.  Vgl.  einörtig.  —  b)  b  e  i 
Ortsbestimmungen,  Grenzangabon,  daher  auch 
selbständiger  Ortsname.  ('AmJ  Ort  (auch  avi  Örtli) 
heissen  vor.springende  Stellen  am  VwSee,  bes.  eine 
unterhalb  Morschach,  wo  Schiffe  landen  können.  ,(Am) 
Ort',  Weiler  am  Ende  des  Dorfes  ZWädensw.  ,lnneres 
0.',  Weichbild  der  Stadt  AAKaiserstuhl.  Örtli,  eine 
schön  gelegene  Gegend  am  Thunersee  (zwischen  Ober- 
hof^n  und  Gunten).  Ein  Haus  ,ara  0.'  war  ein  Eck- 
haus im  alten  Zürich.  ,Unz  an  den  Ort',  bis  an  das 
Eckhaus  einer  Strasse  B;  S.  , Mitten  durch  den  grat 
von  eim  orte  unz  an  das  ander  uss.'  Z  RBr.  1304. 
,Ein  efaden  gat  in  Schwarzen  o.  und  von  demselben 
0.  in  des  Marschalks  o.'  ebd.  ,Der  efrid  [Grenzzaun] 
gät  an  der  [des?]  landtvogets  o.'  Offn.  Buchbg. 
,Ein  kilchweg  zwüschen  des  Peters  acker  und  des 
Bülers  an  dem  o.'  ebd.  ,Von  Uolr.  Benzen  obern  o. 
gen  des  Wanners  hus,  von  Clausen  und  Walthers 
örtern  gen  dem  Eine.'  Diesseniiofen  St.-E.  E.  XIV. 
.Eines  Abts  Hof  sol  gau  von  dos  kilchoves  o.  an  das 
0.  der  frowen  chloster.'  XV.,  Hofrod.  E.ngelb.  ,Au  das 
kilchof-o.  bi  dem  obren  gasthus.'  ebd.  —  c)  Teil, 
Stück,  oft  durch  Adj.  näher  bestimmt  in  sprich w. 
EAA.  „Etw.  am  leichten  (schweren)  0.  nehmen,  d.  i. 
leicht  (schwer)  aufnehmen,  allg."  D'  Such  am  liechtren 
0.  nun,  sich  darüber  wegsetzen  B  öO.  ,Sie  sollten 
von  der  Bürde  das  schwerere  0.  auf  ihre  Achseln 
nehmen.'  Gotth.  Bass  d' Bure  nit  numme  uf's  Feld 
Kse  chömme"  clio"  hnmldiere",  nei",  mit  de"  Dienste" 
[Dienstboten]  schdjfi"  und  d'  Sach  ender  wo'"''  am 
schwerere  O.  )i('ihine".  Hofstatter.  Am  gröberen  0.  ab- 
g'sagete  [abgesägt]  sin,  ein  grober  Mensch  sein  BRi. 
De"  Stecke"  am  dreckige(r)n  O.  (miiesse^J  a'^grife'  (ne"), 
ein  unangenehmes,  schwieriges  Geschäft  an  die  Hand 


nehmen;  den  Kürzeren  ziehen,  Schaden  nehmen  B.  ■ 
Du  verstösch  [verstehst]  den  Dreck  am  dicken  0.  S 
Ndramt.  Umgekehrt:  de"  Bengel  am  tickere  0.  ha"  (in  i 
einem  Geschäft  oder  Wettstreit),  den  Vorteil  haben  Z.  , 
Er  chu  [kann]  -si'''  iez  hebe  [halten]  am  timnere  0.,  j 
hat  den  Vorteil  verscherzt  Gl.  (Die  EA.  scheint  ent- 
lehnt von  dem  wirklichen  Wettkampf  des  Ziehens 
zweier  Gegner  an  einem  Stock.)  ,Das  Isen  am  heissen 
0.  angreifen.'  Denzl.  1716  (viell.  noch  von  den  alten 
Feuerproben  her).  Ohne  bildliche  Bed. :  ,Ein  Stück 
Holz,  am  dünnen  0.  9"  breit.'  Z  Gerichtsakt.  1S72.  — 
4.  Ende  in  zeitlichem  S.  (doch  mit  räumlichem 
Grundbegriff).  Am  O.  si",  zu  Ende,  erledigt,  abgetan 
sein  B;  Z.  Ist  es  no"''  nüd  am  0.  (^  ama  Bort)?  kr.  ' 
Wenn  es  es  fry  eso  recht  g'tcüsst  hätt,  d'  Sach  war 
längst  am  0.  Gotth.  ,Darzu  muss  man  das  mäss  nit 
nemen  bei  der  Vernunft,  dann  da  wären  wir  bald 
am  0.,  sondern  bei  der  kraft  Gottes.'  Wyss  1650.  ,Die 
sach  ist  an  ein  0.  [sc.  gebracht,  gekommen],  salva, 
composita,  decisa  est  res.'  Hospin.  Mit-ere  [einer] 
Sach  an  en  O.  chu,  an  ein  E.  kommen,  sie  fertig,  ins 
Eeine  bringen.  Sülger.  Er  chunnt  a"  kes  [kein]  0., 
richtet  Nichts  aus  Aa.  ,Kummst  allem  wollust  an 
ein  0.'  Salat!  ,Dz  man  doch  etwan  zu  eim  o.  kam.' 
ZwiNGLi.  ,Myn  herr  würt  schlechts  nit  z'friden  syn, 
Biss  er  der  sach  kumpt  an  ein  o.'  1535,  Birk.  ,Damit 
wir  komment  an  ein  o.  Und  unsere  Sachen  machen 
fort.'  Com.  Beati.  ,Mit  einer  Sach  an  einen  0.  kom- 
men, ad  exitum  pervenire.'  Mey.  Hort.  1692.  ,Noch 
hat  's  mit  in  [ihnen]  kein  o.'  Lied  aus  dem  XVL 
.Firnemiich  mechte  ich  hiezwischende  die  sach  an  ein 
0.  machen.'  Platt.  1581.  ,Das  Haubtgeschäft  an  ein 
0.  machen.'  Zurgilg.  1656.  ,Solte  er  sich  des  Eeichs 
Geschäften  nichts  beladen,  bis  seine  Sach  verhöret 
und  an  einen  0.  gemacht  wurde.'  Wurstis.  1765. 
,Mach  deine  Sache  an  ein  0.,  sonst  rede  ich  änderst, 
mit  dir.'  Nachtl.  1790.  ,Si  söUind  die  spännigen  Ar- , 
tikel  der  Leer  mit  der  Geschrift,  nit  mit  dem  Schwert 
an  ein  0.  bringen.'  LLav.  1576.  Nahe  vwdt,  aber  zu 
unterscheiden  ist:  ,an  ein  0.  setzen,  stellen';  s.  5. 
Als  Gegs.  zu  End  ist  es  natürlich  =  Anfang.  ,Also 
erzalt  die  jungkfrow  iren  handel  von  o.  zu  e.'  1521, 
ZiELY.  Über  0.  u.  E.  in  amplificierendem  S.  s.  oben  1. 
—  5.  Seite  (vgl.  überort  2).  Am  letzen  0.  gleiten, 
ein  Stück  Wäsche  auf  der  verkehrten  Seite  plätten  B. 
,Jede  schib  ist  vom  zweck  [Mittelpunkt]  uf  alle  o. 
dritthalben  werkschuech  wyt.'  Z  Schiessplan  1504.  ,An 
yedem  o.  des  bachs.'  15'24,  Schw  LB.  , [Münzen]  an 
ainem  o.  mit  sineni  angesicht,  an  dem  andern  o.  mit 
dem  adler  [Avers  und  Revers].'  Vad.  ,An  beiden 
orten',  auf  beiden  Seiten.  Vogelb.  1557.  ,Dise  gestalt 
[gemeint  sind  2  Abbildungen]  zeigt  das  letz  und  recht 
0.,  d.  i.  dz  ober  und  under  o.  [eines  Kuttelfisches].' 
FiscHB.  1563.  ,Nam  mich  an  ein  o.',  auf  die  Seite, 
zu  einer  geheimen,  vertraulichen  Mitteilung.  Platt. 
1572.  ,Und  auf  ein  o.  die  wag  zu  sehr  tut  neigen, 
d"un  coste  fait  pancher  la  balance.'  PvBR.-Stettler  1642. 
, Hierorts',  unsrerseits  B  Zvro  (Kanzleispr.).  3Iich  zum 
Wort  und  d'  Sach  an  en  0.  Sülger  mit  der  Erläu- 
terung: ,er  tut,  als  sorgte  er  für  mich,  denkt  aber  an 
sich,  weiss  die  Sache  für  sich  beiseite  zu  bringen'; 
doch  s.  auch  o.  Sp.  480  u.  482.  Sonst  ,an  ein  0.  setzen' 
oder  .stellen',  bei  Seite  setzen,  nicht  achten,  fahret 
lassen,  dahin  gestellt  sein  lassen.  ,Das  ich  's  schiei 
als  [Alles]  setz  uf  ein  o.,  und  lass  die  leut  schwetzen 


485 


Art,  ert,  irt,  ort,  urt 


4SG 


und  sagen.'  Gengenb.  GM.  ,Häy  lieber,  b'sicli  bass 
(iine  wort  Und  setz  din  zorn  hie  uf  ain  o.'  Birk  1-535. 
JJer  Zins  sei  denen  von  B  nicht  verabfolgt,  sondern 
damals  ,an  ein  ort  gestellt  worden'.  1541,  Absch. 
,Wenn  es  glych  die  yenigen  lesen  werdend,  so  unser 
religion  nit  sind,  so  sy  die  anfechtung  [den  Confessions- 
hass]  ein  wenig  an  ein  o.  stellend,  werdind  sy  be- 
kennen müssen,  dass  ich  ire  gründ  trüwlich  dargeton 
habe.'  LLav.  1509/lt)70.  ,Avertere  aniiuum  ab  assiduo 
nia-rore,  alles  trauren  hindan  setzen,  trauren  oder 
kumber  an  ein  o.  stellen.'  Fris.  ,[Du]  achtist  uns  für 
grobe  lüt  [usw.],  das  wir  nun  an  ein  o.  wend  stellen 
[auf  sich  beruhen,  unerOrtcrt  lassen].'  Antw.  betr. 
Hirsbreifahrt  1576.  ,Uf  ein  o.  setzen',  missachten. 
Manuel.  ,üf  o.  stellen',  übergehen.  ,Da  wurden  ge- 
brucht  vil  wort,  die  ich  ufs  kürzest  stell  uf  o.'  Lenz, 
Schwabenkr.  ,Uf  ein  o.  stän',  bei  Seite  treten.  ,Den 
bitt  ich,  dass  er  uns  well  lan  ungeirrt  und  uf  ein  o. 
stan.'  ebd.  ,Wie  's  hie  [auf  Erden]  gang,  gilt  mir 
gleich,  Nimpt  bald  ein  o.,  Allein  dyn  wort,  Herr  Gott, 
blybt  fest.'  Gdalth.  1542.  ,Die  o.strömischen  Kaiser 
wurden  von  den  Päbsten  verachtet  und  uf  ein  0.  ge- 
balten', ihr  Ansehen  bei  Seite  gesetzt,  missachtet,  ebd. 

—  0.  Himmelsgegend.  Von  Jemandem,  der  gerne 
zn  Hause  sitzt,  z.  B.  von  einer  übereifrigen  Hauswirtin 
oder  einem  ängstlichen  Menschen,  sagt  man,  er  gehe 
nicht  aus,  es  sei  denn  glänz  [hell,  heiterer  Himmel] 
an  allen  vier  Orten  Z.  's  tväit  [der  Wind  weht]  van 
0.  [Nord]  (Schitferspr.).  Sulger.  ,An  dem  rechten  o. 
gegen  abend.'  HuldrCampell  1572.  ,Und  den  richten 
in  die  vier  Ort.'  Th  1742.  —  7.  Bestandteil  der  alten 
Eidgenossenschaft,  syn.  mit  , Stand'  und  dem  spätem 
(urspr.  ebenfalls  ,Ecke',  vgl.  , Kante',  bedeutenden) 
Namen  , Kanton'.  , Zugewandte  Orte',  die  nur  in  wei- 
terem Verband  mit  der  Eidgenossenschaft  stehenden 
Städte  oder  Länder.  ,Appenzell  lasst  sich  nicht  pochen 
üb  es  gleich  das  letzte  0.'  Z  Ofeninschr.  Bülach  1685. 
,Das  eint  oder  andere  Eidgnossische  0.'  B  Mand.  1700. 

—  8.  vierter  Teil,  a)  Münze  (z.  T.  nur  imaginär), 
meist  Örtli,  seit  dem  neuen  Münz.system  (1850)  ver- 
altet. Meistens  der  4.  Teil  eines  alten  Z  Guldens,  = 
15  Kreuzer  Ap;  Gl;  Ndw;  G;  Schw;  Z.  Syn.  Bock. 
,Vierbätzler  oder  Zehnschillingstücke,  früher  Orts- 
gulden, jetzt  Örtli  genannt,  Hess  der  ZRat  im  J.  1656, 
um  die  im  Felde  stehenden  Truppen  damit  zu  be- 
solden, zum  ersten  Male  prägen.  Die  letzten  sind  von 
1811.'  Gem.  Z  1844.  Nach  einer  Angabe  aus  L  = 
10  Kr.  Sclger  hat  neben  einander  die  RA.:  ,Merk, 
Marx,  drei  Batzen  ist  ein  Ort'  und  die  Erklärung: 
,0.,  eine  Silbermünze  von  vier  Batzen.'  ,Zwen  Gulden 
und  ein  0.'  Lied  v.  Bauernstand  1806.  Eine  wort- 
spielende  RA.  s.  u.  1.  ,So  wil  ih  zwenzig  Schillinge, 
des  enläze  ih  niht  ein  o.'  Anf.  XIII.  AAMuri.  ,Zwen 
guldin  und  drü  ort  ains  guldin.'  G  Stiftsarchiv.  ,40 
rinsch  guldin  minder  eins  orts.'  1486,  Jhrztb.  Willisau. 
Eine  Convention  der  VIT  Orte  vom  J.  1487  wertete 
,2  Freiburger  ort  mit  dem  f  =  5  Häller.'  ,672  gldn 
und  2  ort.'  Edlib.  Die  Bs  Ausg.  von  Luthers  Bibel 
1523  erklärt  ,Scherflin'  durch  ,örtlin,  halber  heller'. 
,Biss  du  das  aller  letst  örtlin  bezalest.'  1531/48,  Lucas 
(=  ,scherflein'.  1667).  ,Ein  ort  eins  guldins,  das  ist 
15  krüzer  Costenzer  werung.'  1530,  Absch.  ,Denarius, 
ein  halb  ort,  acht  creüzer.'  Fris.  ,Ein  o.  wirt  auch 
für  den  vierten  teil  eins  dings  genommen,  als  so  man 
spricht   ein   o.  eins  guldins.'    Mal.     .Eine  [Meerkatz] 


umb  vier  Cassis,  welche  münz  ein  ort  eins  Ducaten 
tuot,  also  das  umb  yeden  Ducaten  ein  meerkatzen 
kouft  wirf  Tierb.  1563.  ,15  crüzer  oder  ein  ort  des 
guldins.'  Z  Mand.  1622.  ,Wann  er  mir  einen  Eimer 
wyn  zu  kaufen  gebe  um  ein  ort  und  einlif  guldi.' 
JJBreit.  1614.  S.  Blclis-,  Blfen-,  Schaffhüser-ort; 
Halb-örtler.  —  b)  Viertel  bei  Procenten  G  oT.  — 
c)  ein  Mass  Salz.  ,Dass  die  Salzlüte,  die  salz  veil 
haut,  messen  sont  ein  halbes  o.  in  drin  [3]  gritfen, 
ein  ganzes  o.  in  sechs  gr.  und  ein  ganz  viertal  in 
zwelf  gr.'  XIV.,  Sch  Stdtb.  ,Swer  salz  verköifet,  der 
git  von  ietlichem  o.  2  ß  an  die  statt.'  Diessenh.  Stadtr. 
ca  1400.  —  9.  Örtli,  Geschlechtsn.  Ap;  Gl. 

Mhd.  ort  n.  und  m.,  PI.  ort,  -e,  orter.  Die  Grundbed. 
war  ,Spitze,  Ecke'.  Im  ä.  Engl,  findet  sich  noch  arih  and 
enda,  daneben  (in  nord.  Form ;  vgl.  altn.  odd-r,  Spitze,  Schwert) 
das  Adj.  odd,  ungrad,  ungleich;  Subst.  odda,  Ungleichheit, 
Übermass  usw.,  entsprechend  unserm  über  Ort.  Die  Bed. 
.Viertel'  lebt  auch  im  Holland,  und  mit  bes.  Anwendung  auf 
Münzen  (urspr.  viereckige  oder  wenigstens  vierteilige,  s.  ort- 
aclit)  noch  in  niederd.  MAA.  (s.  auch  Hieha-).  Das  Geschlecht 
war  urspr.  m.,  dann  geteilt  zwischen  m.  und  n.,  worauf  im 
Nhd.  das  m.,  in  unserer  Spr.  das  n.  den  Sieg  davon  trug, 
auch  schon  in  unserer  ä.  Lit.  ,Die  Bresche  ist  das  0., 
welches.  ..'  JKLav.  1644.  ,Das  Ort,  dahin  er  begert.'  Heut. 
1658.  ,In  der  Tiefe  der  Erden  oder  wo  das  0.  der  Höllen 
seie.'  JMUll.  1661.  ,An  dem  0.,  das  noch  heutigstags  die 
Engelburg  genennet  wird.'  ebd.  1673.  ,Die  täler  sind  hin- 
under  gestigen  an  das  0.,  das  du  ihnen  gegründet  hast.' 
KdMey.  1674.  , Zeigte  es  [den  Fund]  andern  Leuten,  worauf 
sie  an  das  0.  kamen  [sich  verfügten].'  Memor.  1742.  Sonder- 
barer Weise  wechselt  bei  Mey.  Hort.  1692:  ,Etw.  an  ein 
0.  machen'  und  ,mit  einer  Sache  au  einen  0.  kommen.' 
LLav.  1670  in  mehr  nhd.  Weise  , dieser  0.  helliger  Schrift', 
aber  1578  dafür  noch  ,das  o.'  Als  m.  kenneu  wir  das  W. 
nur  etwa  in  der  Bed.  , Ortschaft'  und  ,'Viertelsgulden',  beidemal 
nicht  sicher  bezeugt.  Die  PI. -Form  Örter  ist  bezeugt  für  die 
Bedd.  ,Rand  des  Buches'  (Fris.),  und  einmal  in  allg.  Sinn : 
,dass  die  Element  wiederum  ihrer  örteren,  da  sie  Gott  ge- 
ordnet, bcgeron.'  Ziegl.  1647.  Heute  kommt  sie  noch  von 
Kirchenstühlen,  von  Ahlen  und  etwa  i.  S.  v.  Aufbewahrungsort, 
Versteck  vor. 

Ab-ort  „m." :  1.  abgelegener  Ort  (fern  von  der 
Heerstrasse)  B  Zyho;  L  (St.'').  ,Es  sollend  fürthin 
nicht  mehr  Spysen,  noch  Wyn  us  den  Wirts-  und  sun- 
deren  Hüseren,  da  die  hochzytlichen  Mähler  gehalten, 
in  andere  sunderbare  und  Abort  geschickt  w^den.'  B 
Mand.  1628.  .Die  Pfersichbäum  sollen  an  sonderbare 
Abort  in  Reben  oder  Gärten  gepflanzet  werden.'  1639, 
Rhau.  ,Darumb  die  Statt  ein  herrlichs  Ansehen,  auch 
nit  mehr  als  ein  einziges  hölzin  Häuslein  an  einem 
A.  hat.'  1666,  Hafn.  —  2.  „unsauberer  Ort"  [Ab- 
trittV].  St.'' 

Us-  m.  u.  n.:  1.  (auch  Neben-us-  B)  abgelegener 
Ort,  auch  mit  dem  Nebenbegriff  eines  die  Öffent- 
lichkeit scheuenden  Treibens;  abgelegene  Gegend  Gr; 
G;  W.  We'^-m'r  sclw  a-mene  Nebe'usort  u-one. 
Gotth.  —  2.  magerer  Grasboden,  ungedungtes 
Wiesenland  GrD.  Usörter,  magere  Heubezirke  am 
Talabhang  GRKh.  —  3.  Hauptort  eines  ,Zehnden' 
[Bezirkes]  W.  —  Bed.  2  fliesst  aus  1,  als  bes.  Anwendung, 
da  solche  Wiesen  wol  immer  weiter  vom  Wohnhaus  abliegen 
als  bessere  Grundstücke.  In  3  scheint  us-  Auswahl  und 
Auszeichnung  zu  bedeuten.  —  usörtig:  auf  der  Weide 
sich  absondernd  von  der  Herde  GrD. 

Fünf-:  1.  Fünfeck,  Pentagramm.  —  2.  Fünf-örtli 
als    Schn.ähwort   der    Zürcher   gegen    die    Katholiken 


487 


Art.  eit,  irt.'ort.  iirt 


■1-^ 


1522.  —  1  von  der  Grundbed.  von  Ort  3  a  u.  Aum. ;  vgl. 
Vierort-tlavh  lind  vlenJriiy.  Über  seiue  allg.  germauiscbe  Be- 
deutung als  zauberkräftiges  Zeichen  und  Hausmarke  s.  Rochh. 
Gl.  2,  154.  —  2  wabrsch.  Wortspiel  mit  der  üblichen  Be- 
nennung der  alten  5  kathol.  Kantone:  ,die  fünf  Orte',  aber 
viell.  zugleich  mit  Bez.  auf  Hausmarken  oder  Kleidungs- 
merkmale; vgl.  Bürcnfüvfit  —  fünf-örtig:  zu  den  mit 
dem  Namen  der  V  Orte  bezeichneten  Kantonen  gehörig. 

Vor-ort  n.:  1.  bevorzugter  Platz  in  der  Kirche. 
Dem  Umbau  der  Kirche  zu  Z  Talw.  waren  Einige  ab- 
geneigt, ,weil  sie  die  Vororte  haben.'  1687.  —  2.  in 
der  Verfassung  der  Eidgenossenschaft  1815 — 48 
abwechselnd  einer  der  3  Kantone  Z;  B;  L.  In  den 
Hauptstädten  dieser  Kantone  Yersammelte  sich  alle 
2  Jahre  die  , Tagsatzung';  die  Gesandten  des  betr. 
Kant,  führten  den  Vorsitz  und  die  Regierung,  auch  in 
der  Zwischenzeit  die  laufenden  Geschäfte  des  Bundes. 

In  der  neueren  Kanzleispr.  schrieb  man  in  Bed.  2  ,der 
V.',  aber  JKrtFäsi   176.5/8  hat  noch  ,das'. 

Küchen-  Chillen-,  Chirchen- n.  (m.):  fester  eigener 
oder  gemieteter  Platz  in  der  Kirche  Ap;  Gl;  L;  G; 
Scn;  Z.  ,Ferndrigs  jahrs  an  disem  tag  hat  mancher 
noch  sein  kirchenort  besessen,  der  jetz  nit  mehr  vor- 
handen ist.'  Wtss  1650.     Vgl.  Mannen-,   Wiber-. 

Krampf-:  Geschlechtsn.  W. 

Urspr.  als  imperat.  Bildung  Einer,  der  einen  Ort  i.  S. 
von  3  a  oder  c  fest  ergreift  und  festhält;  rahd.  h-iiiq)frn, 
krampfhaft  zsziehen. 

Länder-:  einer  derjenigen  Kantone  der  alten  Eid- 
genossenschaft, welche  nicht  eine  Stadt  als  Ursprung 
und  Mittelpunkt  haben;  sonst  meist  einfach  ,die  Länder' 
gegenüber  den  , Städten'  genannt,  bes.  die  3  LTrkantone. 
,Es  ist  ein  starker  Pass  über  diesen  Berg  in  die  eid- 
gnössische  Länder-Orte.'  Mem.  1742.  "" 

Malefiz-.  ,'Weil  die  X  Orte  in  diesen  Besitzungen 
nur  das  Blutgericht  auszuüben  hatten,  nannte  man 
sie  der  Kürze  wegen  Malefizorte.'  XVI.,  Pupik. 

„Mül-Orfli:  Maulwinkel,  -ecke  Schw;  Zn."  —  Zu 
Ort  3  a. 

Mannen-o?'<;  Kirchenstuhl  einer  Mannsperson  Z. 
Vgl.    Wlher-,  Küchen-. 

B 0 1 J e r -örtZt ;  angeblich  Züricli-OrtU,  welche  von 
einem  Falschmünzer  am  ZSee  aus  vollgewichtigem 
Silber  angefertigt  wurden;  vgl.  Mifen-Ö. 

Kichs-ort:  vierter  Teil  eines  Eeichsguldens?  ,Alle 
und  jede  Eeichs-Munz,  es  sej'en  Kreuzer,  Halbbätzler, 
Groschen,  Doppel-Groschen,  Drey-Gutbätzler,  Reichs- 
Ort  oder  ander  Reichs-Sorten.'    Mand.  Z  1706;  1710. 

Eifen-örrt»;  alt-zürch.  Silberraünze.  It  einer  Sage 
so  geheissen  nach  dem  Ryffentobel  (Gemeinde  Stalli- 
kon),  indem  daselbst  ein  Mann  gewesen  sei,  der  sie 
von  vollgewichtigem  Silber  geprägt  habe,  bis  er  als 
Falschmünzer  in  Zürich  enthauptet  worden  sei.  Er 
behauptete,  eine  Silberader  zu  kennen  und  versprach, 
eine  silberne  Kette  um  die  ganze  Stadt  herum  zu 
legen,  wenn  man  ihn  freilasse. 

Schid-ort;  in  der  ä.  Bundesverfassung  ein  Kanton, 
der  im  Streit  zwischen  andern  zur  Entscheidung  resp. 
Vermittlung  angerufen  wurde. 

Schaffhuser-.  ,Die  Schaifhuser-Örtli  oder  Vier- 
bätzler  sind  zu  ringhältig.'  Z  Mand.  1658. 


Spann-öi"iec,  das  grosse  und  das  kleine:  zwei 
spitzige  Berge  zwischen  U  und  Uw. 

Viell.  weil  diese  Kantone  einst  lilier  den  Besitz  der  dor- 
tigen Alpen  Streit  (, Spann')  hatten? 

Wlber-ort:    Kirchenstuhl   einer  weibl.  Person  Z. 

Won-:  Wohnung,  Haus.  ,Die  Wonort  der  Herren 
des  Kleinen  Rats.'  Z  Wochenbl.  1807. 

örteren:  1.  Dinge  (Geräte)  an  ihren  Ort  resp. 
ihre  .Orter' stellen  BO.;  „GRh."  Ir  müesst  gcing  Älhe 
örtren  BSi.  —  2.  ins  Reine  bringen  BSi.,  Zvro.  — 
er-:  erklären.  ,Das  er  alles,  so  er  list  oder  hört,  wol 
ver.ston  und  erörtern  möge.'  Tiere.  1563.  Eig.  die 
einzelnen  Gesichtspunkte,  Seiten,  Teile  hervorheben. 
Vgl.  Ort  S,  2  a;  3  c;  5.  —  us-.  ,Metari,  ausszilen, 
aussmessen,  angeben  als  ein  bauw,  aussörteren.'  Fris.; 
Mal.     Syn.  üseggen. 

örtlen:  nach  den  Ortschaften  berechnen,  auf  die- 
selben verteilen  BO.  —  Viell.  urspr.  aus  Ort  S  i.  S.  v. 
Mass',  also  =  aus-,  abmessen. 

Örtler:  Bewohner  der  ,V  Orte,  Länder'.  Wi 
cV  Zürer  den  Ortlere  's  Hasepanner  erwütscht  [haben]. 
Maüleni  1712. 

Halb-:  eine  Münze,  Achtelsguldenstück?  ,0b 
gleich  1000  rSben  umb  1000  halbörtler  erkauft  sind.' 
1531/48,  Jesa.t.  (=  .silbcrlinge'.  1667).  —  Statt  H.-OrtH 
nach  Analogie  von    Vierhätzicr  udgl.  gebildet. 

ortacht:  eckig,  viereckig,  z.  B.  v.  Münzen.  ,Ouch 
mugen  wir  unser  pfening  ortdaeht  oder  sinwel  [rund] 
machen.'  Münzkonv.  1387. 

ein-örtig:  auf  eine  Seite  sich  neigend,  schief, 
verschoben,  unsymmetrisch,  schief  gewachsen,  geladen. 
Ds  Hemli  [Hemd]  e.  an  hnn.  En  e-e  Eügg.  Das 
Flieder  ist  e.  g'lades,  i  fürchte,  es  chönnt  no"''  icelpe 
[umschlagen].  Der  Tisch  steit  e.  Man  liegt  e.  im  Bett, 
wenn  e.  gebettet  ist  B  öO.    Vgl.  überort  (Ort  3  a  u.  5). 

vier-:  viereckig.  Als  Abgabe  beim  Tode  eines 
Hofmanns  konnte  in  Ermanglung  eines  , Besthauptes' 
auch  das  Beste  von  dem  was  4  Zöpfe  und  4  Zipfel 
hat  oder  was  vierörtig  oder  vierbeinig  ist,  verlangt 
werden.  Burkhard,  Dinghöfe. 

da-:  diesen  Punkt,  Fall  betreffend  B  Kanzleispr. 
Syn.  desfallsig.    Vgl.  Sp.  482  o. 

fünf-örtisch:  den  ,V  Orten'  politisch  gleichge- 
sinnt, ihrer  Partei  zugeneigt.  ,Der  [französ.]  General 
ist  nit  sunders  guot  fünförtisch.'  1580,  Aiisch. 

örtlich:  aus  den  .V  Orten'  Schw.  Vgl.  fiiiif-örtig, 
-ürtisch. 

Urtel,  urtlen  s.    Urteil. 

Urtille  ScHwE.,  ,Turtille'.  aVoLKSLiED  —  f: 
Taufn.,  Ottilie. 

EinSchiebung  wie  Ausmerzung  von  r  ist  den  MA.\.  ge- 
läufig.    In  ,Turtille'  ist  das  d'  (spr.  ()  des  Art.  angeschoben. 

ÜrtCÄ^rti  AAZei.;  Bs;  B;  SoH,  Örti  LG.;  S;  ZO 
Irti  Uw;  U,  Ürt^,  ApK.;  Bs  (i-);  B;  „Gr";  G;  SchScW. 
ScHwE.;  Z,  Üerti  Sulger;  TnTäg.,  Orte  ApH.,  L,  M, 
ZO.  —  PI.  Ürte",  in  Ndw  auch  Irtene,  bes.  in  Bed.  5 
—  f.:  1.  Anteil,  Beitrag  einzelner  Mitglieder  zu 
einer  gemeinschaftlichen  Kasse  und  Ausgabe,  bes.  für 
Essen  und  Trinken.  ,Gratis  (conviva  recumbis),  on 
ürten  geben.'  Fris.  .Symbolum  dedit,  er  hat  sein  ürten 
oder  zech  geben  oder  sein  schütz  [Beitrag].'  ebd.; 
Mal.;    vgl.   ,zuosamenschutz  in  einer  ürten,   collccta.' 


489 


Art,  ort.  irt,  ort,  nrt 


el/il.  .CoUectam  a  ooiivivis  exigere,  die  ürten  forderen 
und  aufueinmen.'  ebd.  ,r)ie  ürte,  ürten,  irche  [1.  .irthe']. 
orten,  zecli,  synibolum.  collecta,  collatio.'  1G62,  Eed. 
—  2.  (auch  Diin.  Ürteli  Gl)  Rechnung,  bes.  die  an 
einen  Wirt  zu  bezahlende  Zeche,  auch  von  ein- 
zelnen Gästen  als  solchen,  allg.  Mached  d'  Ürte, 
Frau  Wirti"!  ,vVirt,  mach  mir  d'  Urti,  ich  niuoss 
gän.'  EMandel.  Seherzh.  höflich  beim  Abschied  aus 
einem  gastfreundlichen  Privathause:  Er  [ihr]  chönned- 
mer  iez  d'  Ü.  m.,  und  wenn  der  Hausherr  dies  ab- 
lehnt: so  chümmed  's  bald  cho-gen  i"zieh''  [um  einen 
Gegenbesuch  zu  machen]!  Z.  .Plötzlich  mitten  im 
Lärm  schrie  er  nach  seiner  Ü.  und  wollte  fort.'  Gotth. 
E  grossi  Ö.  rerlue,  viel  verzehren  Ap.  D'  Ü.  usmadie", 
mit  Karten-  oder  Würfelspiel  Ap;  Z.  Es  gilt  en  tlrti! 
Bs.  ,Ürten  üfschlahen',  aufschreiben  lassen  GStdtf. 
TsL'UUDi  sagt  von  Waldmann:  ,er  war  in  der  Jugend 
gar  arm,  liederlich  und  unhuslich,  dass  ihn  die  wirf 
nit  gern  haftend  von  wegen  Ufschlahens  der  Ürten.' 
TscnuDi,  Chr.  Us  dr  Tl.  laufe",  das  Wirtshaus  verlassen. 
ohne  bezahlt  zu  haben  Aa;  Ap;  ßsLd;  Z;  auch  bildl. : 
sich  einer  Strafe  entziehen.  !''•  will  sclio"  helfe"  trinke", 
aber  d'  Ürte  gend  ir.  Baurengespr.  XVIII.  Du,  Bappe- 
wirt,  iez  los  e  clily.  Was  mücht  icol  eusi_  Urti  sy"? 
Mir  Kei-si  [wir  wollen  sie]  gly''  bizale!  BWyss  1865. 
's  ist  en  elende  Wärt,  iro  [der]  nid  en  Ürte  borge  cha"". 
SoLGER.  ,Er  ist  ein  armer  wirte,  der  nit  gebeiten 
mag  einem  ein  einig  irte  bis  uf  einen  tag.'  Lied  1443. 
Gott  cha""  tcol  en  Ü.  borge".  Sülger.  le  schöner 
d'  Würti",  ie  schlimmer  d'  Ü.  ebd.  ,Ins  Wirtshaus 
habe  er  sie  nicht  mögen  kommen  lassen,  es  gebe  gleich 
eine  Ü.,  die  er  wieder  bezahlen  müsste.'  Gotth.  ,Die 
wirte  söllent  leiden  [von  Polizeivergehen  Anzeige 
machen]  in  iro  hus  und  husmatten  und  wo  man  ir 
win  zuo  ü.  trinkt.'  1409/1.544.  l-rnw  LB.  Der  Gerichts- 
frieden soll  gelten  ,darzue  in  allen  gewychten  kilch- 
höfen  und  ouch  wo  man  wyn  ze  ü.  trinket.'  ebd.  ,Umb 
mal,  ürten,  fuoter  und  stallmiet.'  G  Stiftsarch.  ,Vor- 
behalten  das  Schach  und  Brettspiel  um  ein  schlechte 
[einfache]  Ürten.'  Z  Mand.  1485.  ,Und  ward  dhein 
Urti  gemacht  und  von  Niemas  nützit  genommen'  im 
Waldmannsehen  Aullauf.  ThFrickart.  In  L  wurde 
1504  verboten,  ,dass  dheiner  Min  Herrn  des  Rats  by 
dheiner  Partei  essen  soll,  er  gebe  dann  ein  Ürten.' 
»Herzog  von  Lutringen:  „Mues  ich  giin  wie  in  diso 
ürten,  So  mag  ich  bald  nümmen  wirten."  Herzog  von 
Saffoy:  „Man  hat  mir  ein  ürten  g'niacht.  Das  ich  sin 
nüt  han  g'lacht."  Polit.  Kartensp.  ca  1514.  ,Um  kein 
mal,  noch  um  kein  urten,  noch  sunst  dings  spilen.' 
1518/1544,  ScHw  LB.  Vgl.  gästlen.  Die  Soldaten 
nmssten  schwören,  im  Freundesland  ,umb  essen  und 
trinken  zimliche  [geziemende,  billige]  ürten  erberlich 
[in  ehrenhafter  Weise]  ze  bezalen.'  1521,  Absch.  ,Der 
würt  von  üch  kein  gelt  soll  nen;  Wir  wellen  d'ürten 
für  üch  gen.'  HBull.  1533.  ,Es  ist  die  ürthen  umb 
das  mol.'  ebd.  [So  wird  die  Bestechung,  welche  die 
königlichen  Legaten  an  der  Mahlzeit  ihrem  Gastfreunde 
gaben,  bemäntelt].  ,Diewyl  die  frouw  in  abwesen  irs 
mans  uf  den  [Trink-]  stuben  etwa  die  ürten  mache.' 
Z  Gerichtssatz.  XVL  .Der  Vogt  hat  für  die  [zu  Gast 
geladenen  Beamten]  und  sich  34  Gld.  Örti  bezahlt.' 
1565,  MEsTERM.  ,ltem  so  soll  kein  Wirt  keinem  Gast 
keiner  ürten,  uf  was  wys  und  mass  die  beschehen, 
warten.'  Z  Mand.  1568.  ,Ich  solle  im  den  sechser 
liehen,   er  weite   mit   der   frowen    z'nacht    essen    und 


manglete  im  an  der  irti.'  Platt.  1572.  ,Wiewoll  sy 
[die  Wirtsleute]  (betrunken  waren),  konden  sy  am 
morgen  die  irtin  woll  machen,  das  wir  alls  miessten 
zalen.'  ebd.  ,Müeterlin,  ir  niüessend  mir  d'ürtin  gen; 
Ich  wolt  jez  gähn  hin  zuo  dem  wein.'  Schertweg 
1579.  ,Die  ürten  an  d'  wand  kleiben.'  ebd.  Lt  LB. 
Ap  1585/1828  müssen  die  Wirte  bekennen,  ,ob  sie 
haben  lassen  um  orten  spilen'.  ,Uf  den  nüwjarstag 
17  pfd  12  ß  6  hlr  an  der  Morgensuppen,  Imbis,  Abid, 
dann  niemants  keiii  ürt  geben  [weil  Niemand  Etwas 
bezahlte].-  Z  Schnegg.  1595.  , Allwegen  abends  umb 
fünfe  soll  [in  den  Wirtshäusern]  die  ürten  gemacht 
und  gerueft  und  kein  wein  weiter  geholet  noch  auf- 
gestellet  werden.'  G  Mand.  1611.  Die  Mahlzeiten  an 
Hochzeiten  , sollen  angohn  umb  10  uhren  und  sich 
enden  umb  die  zwei,  und  sobald  es  2  geschlagen,  sol 
der  Wirt  die  ürten  rüeifen.'  G  Mand.  1611.  ,Die  ürten 
rüeifen',  die  Zeche  verkündigen  (Polizeistunde!),  dem 
Trinken  ein  Ende  machen.  Z  Ratserk.  v.  1627.  ,Dess- 
glychen  lassen  wir  zu  als  ein  Manns-  und  Lybsübung 
das  Kuglenwerfen,  Ballen-  und  Kuglenschlagen  auch 
Blattenschiessen  und  das  Brettspil,  doch  allein  von 
kurzwyl  wegen  oder  nit  höcher  dann  zum  tag  umb 
ein  einzige  Urti  und  das  keiner  mit  wyterem  Spilen 
die  verlorne  Urti  uf  einen  Andern  tryben  möge.'  B 
Mand.  1628.  ,Die  Ordnung,  schlag  und  tax  der  Ur- 
tenen  soll  in  ein  Tafelen  geschriben  und  in  jedem 
Wirtshus  ufgehenkt  werden.'  ebd.  ,Und  so  einer  syn 
Hochzyt  ussert  synem  hus  haltet,  soll  er  nit  gaaben 
lassen,  sonder  mänigklicher  syn  ürten,  wie  wir  dieselb 
den  W^irten  taxieren  werdend  und  sy  darumb  mit  spys 
und  trank  ehrlich  tractieren  sollend,  zu  bezahlen 
schuldig  syn:  da  dann  über  das  kein  Bräutigam  dem 
Wirt  uf  jetzt  bestimbte  ürten  usserthalb  drü  pfunden 
in  die  Kuchi  weder  wenig  noch  vil  us  synem  seckel 
bezahlen  mögen.'  Z  Mand.  1650.  ,Als  Einer  bei  einer 
Mahlzeit  d'  Ürten  suchte,  schütt't  er  's  Geld  auss  'm 
Seckel  ufF  'n  Tisch  [usw.].'  Schimpfr.  1651.  ,Es  soll 
in  Wirt-  und  Schenk-Häuseren  mehr  nit  als  um  ein 
Urti  geborget  werden.'  L  Stadtr.  1706;i65.  Bildlich: 
3I((clisrh-dr  d'  Ü.  und  isch-dr  's  Lebe  verleidet?  Hebel. 
Etiim  d'  Ö.  mache.  Einen  hart  bestrafen  Ap.  Emm  e 
türi  [teure]  Ö.  mache,  schröpfen,  ausbeuten,  ebd.  Er 
ehunnd  e  süberi  Ü.  über,  sein  Verfahren  wird  üble 
Folgen  nach  sich  ziehen  Z.  I  ivill-em  d'  Ü.  sehe 
mache!  er  soll  mir  dafür  büssen.  ebd.  ,Bi  dem  him- 
lischen  nachtmal  lebt  man  wol  und  gibt  nieman  nüts, 
die  ürten  hat  er  [Christu.s]  selbs  bezalt  am  krüz.' 
NMan.  ,Was  band  wir  armen  lüt  mit  dir  zuo  Rom 
zuo  schaffen?  Orias  brief  wurd  [zu  Teil]  dem,  der 
mit  dir  gan  Rom  lief.  Ich  sitzen  nit  so  tür  in  die 
ürten',  gebe  nicht  so  viel  Geld  dafür  aus.  ebd.  ,Das 
Volk  muoss  uns  die  ürten  gen.'  HBull.  1533.  ,Beit 
mit  der  irten,  frag  auch  den  wirf,  mach  die  Rech- 
nung [hier  bildl.]  nicht  ohne  den  Wirt.  Salat.  ,A1so 
hat  Brandifer  die  yrte  gmacht  on  den  wyrt.'  Zielv 
1521.  ,Ich  macht'  mein  ürt  Zu  fiapperschweyl  ohn 
Würt',  hatte  mich  verrechnet.  Vilm.  Lied  1653.  ,Er 
hat  die  Ürten  hinder  [ohne]  dem  Wirt  gemacht.'  Hosp. 
,Wann  mit  der  Mass  wir  wollten  messen.  Wie  du  uns 
gmessen,  niüsst  dein  Leben  Die  Zech  und  rechte  Ürten 
geben.'  1702,  JCWeissenb.  —  3.  Trinkgesellschaft, 
-gelegenheit,  -gelage  in  einem  W^irtshaus;  Essen  und 
Trinken  daselbst;  „Gasterei,  Gastmahl  Gr".  Er  het 
en  Ü.  g'hän,  an  einem  Gelage  Teil  genommen,  tüchtig 


491 


Art,  ert,  irt.  ort.  urt 


gezecht  BSi.  l)ie  gemeinsam  zechenden  Personen 
(Pärchen):  ,Benz  stopfete  [gieng]  in  der  Gaststube 
herum  und  fluchte  vor  jeder  Ü.  über  das  Schelmen- 
haus.' B  Kai.  1843.  ,Das  entweder  teil  [der  beiden 
Eigentümer]  in  der  vesti  nit  win  schenken  soll  by  der 
mass,  noch  kein  zech  und  nrten  darin  nit  haben,  denn 
mit  iren  knechten,  es  beschecli  denn  mit  ir  beider 
■willen.'  G  Schiedspruch  1419.  Ein  der  Teilnahme  an 
einem  Mord  verdächtiger  und  flüchtig  gewordener 
Mann  durfte  nach  seiner  Kückkehr  mit  den  Freunden 
des  Erschlagenen  ,an  keine  Urti  sitzen  oder  [es  sei 
denn]  sie  ruefen  im,  aber  auch,  wenn  sie  kommen, 
nicht  aus  der  Ü.'  Zg  Hünenb.  1420.  ,Kein  geistlicher 
darf  auf  keine  zunft  in  keine  urten  gan,  ausgenommen 
an  offenen  schenldnen.'  Z  Mand.  1485.  ,An  ainem 
firtag  zum  wyn  gän,  aber  nit  mer  dann  ain  ürten 
tuon.'  G  Stiftsarch.  ,Dass  er  in  einer  ürten  sich  siner 
laster  rüemt.'  Ansh.  ,Uf  den  jarziten,  kilchwyhinen 
und  ander  urtinen.'  GBrusner  15'2'2.  ,Uf  den  gassen 
und  by  den  ürten.'  Z  Ratsver.  1523.  .Sollt  ich  nit  in 
myner  fryen  ürten  [in  offenem  Wirtshaus]  guoter 
dingen  syn?'  1525,  Absch.  ,In  gemeiner  öffentlicher 
ürte.'  Z  Kegensd.  Geistl.  1525.  ,Die  döchteren  band 
iri  sonntäglichen  ürten  mit  knaben  vermischt,  dess  die 
ättinen  [Väter]  kein  acht  band.'  1529,  Eon  Act.  ,Der 
nun  in  einer  ürti  in  bysyn  des  kilchherren  daselbs 
unverholen  harusgeredt.'  1531,  Stuickl.  ,In  welcher 
ürten  harpfen  und  lauten  und  wein  sind.'  1531/48. 
Jesa.j.  (=  ,in  deren  zechen.'  1667).  ,Sy  werdend  wie 
die  dorn,  die  in  einander  geflochten  sind,  und  wie  die, 
die  in  einer  ürten  bei  einandern  sitzend  und  trinkend, 
wie  das  strouw  verzeert  werden.'  1531  48,  Nahi'm 
(=  ,Zech'.  1667).  ,Der  stubenknecht  [der  Trinkstube 
auf  dem  Rathaus]  sol  euch  zue  den  ürten  wyn  tragen, 
und  wenn  er  ob  30  mannen  in  der  ürten  hat,  soll  im 
der  weibel  oder  wachter  helfen  tragen  und  ynschenken; 
darumb  gend  [geben]  sy  kein  ürten.'  Elgg.  Herrschftsr. 
1535.  ,N.  N.  ist  gestraft  und  soll  in  kein  urten  mer 
gan  weder  tag  noch  nacht,  sondern  solle  ime  die  ge- 
sellschaften  und  all  urten  verboten  sin.'  Sch  Eatsprot. 
1535.  ,An  sontagen  und  gcbanneten  firtagen  mag  er 
wol  mittag  urtenen  tuon,  doch  sind  im  die  Schlaftrunk 
und  das  kartenspil  allerding  verbotten.'  ebd.  1536. 
,Es  sol  sich  ein  eerenwyb  hinder  und  one  iren  eemann 
nienan  in  kein  gsellschaften,  ürten  oder  schlaaftrünk 
ynlassen.'  HBull.  1540.  ,Welche  almuossen  innem- 
mend,  der  sol  in  kain  urten  gon,  och  kain  spil  tuon.' 
Kessl.  ,Abt  Eglolf  was  ain  gesellig  man,  der  sich 
mermals  bei  den  burgern  in  gemeinen  ürten  und  mal- 
zeitungen  finden  liess.'  Vad.  ,In  ürtinen  bym  wyn.' 
HBull.  1572.  ,Inter  vina,  beim  wein,  in  der  ürten 
oder  zech.'  Fris.  ,Ein  lange  urten  oder  zech  tuon, 
pocula  ducere.'  Mal.  ,Von  solicher  werten  wegen  sol 
er  hinfür  in  dhein  [keine]  urten  gan  bis  uf  myner 
herren  gnad.'  Z  Stdtsatz.  XVI.  .Mänklicher  soll  es  by 
einer  ürten  belyben  und  sich  derselben  settigen  lassen.' 
Z  Eatserk.  1572.  .Hinfüro  soll  man  disere  Ordnung 
halten,  dass  man  by  einem  Abendtrunk  ald  ürten,  es 
syge  an  einem  ^'onntag  oder  in  der  Wuchen  nit  lenger 
by  einanderen  blyben  solle,  dann  Abends  biss  umb  die 
sechse,  da  alwegen  umb  fünfe  die  ürten  gemacht  und 
gerüeflit  werden.'  Z  Mand.  1616.  .Wann  sich  aber  un- 
nütze liederliche  Gest  über  [ohne,  gegen]  des  Wirts 
Willen  in  die  Urti  lassen  [in  die  Wirtsstube  eintreten] 
wurdend.'   B  Mand.  1628.     Es  soll  Jedem,  der  öffent- 


liche Unterstützung  in  Anspruch  nimmt,  ,verbotten 
seyn,  äussert  seiner  Herberg,  oder  wohin  er  auss 
christlichem  Mitleiden  zu  Gast  geladen  wird,  keine 
Urten  und  Zechen  nirgends  zutun.'  Klingl.  1693.  ,So 
wollen  unser  gn.  Herrn,  wann  der  Malzeit  ürten  auss 
[sind],  dass  dann  alsbald  das  Tischtuch  aufgebebt 
werden  solle,  damit  die  Gest,  das  die  ürten  ihr  end- 
schaft erlangt,  wissen  mögen.'  [Später  Genossenes 
solle  der  Wirt  ,specifice',  was  es  kostet,  vorrechnen.] 
Bs  Chr.  1779.  ,Uf  das  höw  mögend  die  Dorfmeyger 
ein  gmein  ürten  tuon.'  Offn.  Weningen.  Auch  Ort 
des  Zechens:  ,Alle  die  so  in  offne  ürten  und  trink- 
stuben  gand.'  Z  Ratserk.  1564.  Das  mit  einem  Trink- 
gelage verbundene  Aufgebot,  die  Verhandlungen  des 
Handwerks  scheinen  gemeint  zu  sein,  wenn  das  Statut 
von  B  Ndrgerbern  M.  XV.  denjenigen  mit  Busse  be- 
droht, welcher  ,in  die  Ürte  redet',  ohne  dazu  Auftrag 
zu  haben  —  ein  Ausdruck,  welcher  an  dieser  Stelle 
gewiss  noch  buchstäblich  zu  verstehen  ist,  obwohl  in 
neuerer  MA.  (z.  B.  der  Lausitz)  , Einem  in  die  Orte 
fallen'  zur  blossen  RA.  i.  S.  von  .unhöflicherweise  ins 
Wort  fallen'  abgeblasst  ist.  —  4.  Hochzeitgeschenk. 

a)  welches  Hochzeitgäste  von  (nicht  anwesenden  oder 
auch  anwesenden)  Verwandten  oder  Freunden  be- 
kommen ScH;  Z.  Solche  Geschenke  werden  zum 
Hochzeitsmahl  gegeben  (i'  cV  Ü.  ge'  Z),  geschickt 
(j",  a"  ScLGER,  d'  Ü.  schicice"  Sch  ;  Z),  oder  (etwa  von 
verkleideten  Kindern,  welche  dabei  eine  gereimte 
Widmung  sprechen)  getragen  [i"  d'  Ü.  träge'  Z). 
,Als  dann  die  zyt  har  under  dem  jungen  volk  discr 
missbrauch  fürgeloffen  [vorgekommen],  dass  sy  ein- 
anderen nit  allein  spöttliche,  sonder  auch  ärgerliche 
Sachen  zur  ürten  geschickt,  so  tuend  wir  hiemit  so- 
liches  ürtenschicken  als  ein  unnötig  ding  gänzlich 
verbieten;  wofehr  aber  jemands  dem  anderen  umb 
ehren  und  fründschaft  [Verwandtschaft]  willen  die 
ürten  an  einer  hochzyt  verehren  wollte,  soll  dasselbe 
vor  ald  nach  der  mahlzyt  in  aller  stille  beschehen.' 
Z  Ratsver.  1650.  Li  Z  werden  die  Überbringer  solcher 
Geschenke,  Ürtenträger,  an  einem  eigenen  Tische  be- 
wirtet. ,Den  Wirten  wirt  durch  das  Ürtenschicken 
bei  Hochzeiten  an  Speis  und  Trank  gar  vil  verzogen 
und  verschleikt  [verschleppt].'  Z  Mand.  XVII.  Für 
das  Empfangen   gilt   die  RA.  i'  d'  Ü.  überchö"  Z.  — 

b)  welches  dem  Brautpaar  von  den  Gästen  darge- 
bracht wird:  i"  d'  Ü.  ge"  ZO.  —  5.  Civilgemeinde, 
jetzt  nur  Allmendgenossenschaft,  früher  auch  politi- 
scher Wahlkreis.  Ndw  ist  bei  6  Pfarreien  in  13 
(früher  11),  Engelbg  in  4  .Ürtenen'  (das  übrige  Obw 
nur  in  , Kirchgänge')  geteilt.  ,Und  soll  kein  Usserer 
[Auswärtiger],  der  nit  mit  Für  und  Liecht  in  der  Irti 
gesessen  ist,  in  das  Ried  nit  [nämlich  sein  Vieh]  try- 
ben.'  1389.  Archiv  Stans.  ,Wa  first  u.  soll  [Schwelle] 
geleit  wird  und  man  zimmret  in  unser  ürte.'  Offs. 
Buochs  1433.  ,Wer  in  ira  ürti  ein  zeit  haushäblich 
[gewesen]  und  da  gestorben  syg.'   1496,  Uw. 

Grundf.  ürlin  ('urttn),  alld.  'urti,  mhd.  uric,  iirle;  in 
unserer  ä.  Lit.  noch  häufig  (durch  Einfluss  der  vollen  Plural- 
form -i'neii)  mit  beibehaltenem  n.  S.  hierüber  Gr.  Gr.  1' 
6'28  f.  2'  163,  bes.  aber  Haupt's  Ztschr.  19,  4'25  ff.  Dei 
Stammvoc.  erscheint  jetzt  durch  Einfluss  des  r  gedehnt,  auch 
einmal  diphthongiert  (Üerte);  ü",  «^  t*  sind  nur  lokale  Va- 
riauten. Betr.  die  zu  der  Grundf.  stimmende  Pluralform  aul 
-inca,  -aicn  s.  Dial.  S.  206  f.  Die  vorherrschende  Form  Ürl( 
weist  darauf,  dass  die  urspr.  Bildung  auf  -•'  (-Ja)  schon  frül 
in  die  a-Reihe  übertrat    Das  W.  ist   regelrecht  gebildet  vor 


■193 


Art,  ert,  irt,  ort,  nrt 


,ürt',  da  in  allen  solchen  Stämmen  u  statt  o  eintritt,  sobald 
die  Endung  ein  i  enthält;  vgl.  ä.  nhd.  ,gülden'  von  ,Gold', 
nhd.  , hübsch'  d.  i.  Iiüvisch  neben  , höfisch'.  —  Die  Bedd. 
dürften  sich  von  ,Ort'  in  dessen  Bcd.  .Bruchteil'  ungefähr 
entsprechend  unserer  Anordnung  entwickelt  haben.  Treffende 
Parallele  zu  den  Übergängen  zwischen  2  —  5  bietet  das  W. 
,Zeche',  welches  aus  dem  Grundbegriff  .Reihenfolge,  reihen- 
weise Verrichtung  und  Anordnung'  im  Mhd.  die  Bedd.  .Ge- 
sellschaft, Genossenschaft,  Zunft,  Verein,  Gemeinde;  Ort  der 
Zusammenkunft;  Geldbeitrag  zu  gemeinsamer  Zehrung,  Ver- 
einskasse; Gelage,  Schmaus;  Wirtsrechnung'  entwickelt  hat. 
Toilw.  stimmt  auch  zu  Ürle  und  , Zeche'  das  Verhältniss  von 
.Börse'  zu  .Bursch',  Purst  f.,  welches  auch  bei  uns  noch  die 
Genossenschaft  der  .Burschen'  bedeutet.  Ürte  5  entspricht 
der  Bed.  von  Ort  (Ürtli)  als  Bruchteil  einer  Münze;  daran 
mag  sich  denn  auch  das  u.  folgende  Irtung  knüpfen.  Mit 
dieser  Bed.  mag  unser  V7.  auch  ins  Churw.  aufgenommen 
worden  sein,  da  der  älteste  der  3  Teile  der  Gr  Gemeinde 
Lugnez  orta  heisst.  —  Zu  4.  Ob  das  Verbot  des  Ürten- 
schickens  im  Gl  Landb.  1807  und  1835  und  in  den  Z  Ge- 
setzen XVII.  XVIII.  (s.  Sp.  15  Ei)  sich  auf  a  od.  b  beziehe, 
ist  unklar.  Das  Verhältniss  dieser  Ürten  betreffend  ist  be- 
achtenswert, dass  noch  heute  in  AaBb.  .Ürtenhochzeit'  eine 
solche  heisst,  an  der  die  Gäste  auf  eigene  Kosten  zechen, 
und  dass  auch  in  Th  noch  bald  die  Gäste,  bald  der  Bräu- 
tigam die  Kosten  des  Hochzeitmahles  tragen.  Das  Gegenteil, 
,ein  unverdingtes  Hochzeit"  zu  veranstalten,  war  nach  dem 
G  Mand.  IGll  an  den  Besitz  von  3000  Gulden  Heiratsgut 
gekniipft.  Danach  ergibt  sich  als  mutmassliche  Entwicklung 
der  Sitte  Folgendes.  1)  Urspr.  hatte  (wenigstens  in  den 
mittleren  und  unteren  Ständen)  bei  Hochzeiten  jeder  Gast 
seinen  Auteil  an  der  gemeinsamen  Zeche  (Ürte  1)  zu  tragen, 
resp.  an  den  Wirt  zu  entrichten.  .Der  Hochzeiter  kommt 
mit  dem  Koch  und  Kellermeister  Uberein,  dass  ein  Mann 
jahle  6  Batzen,  eine  Frauensperson  14  Schilling.'  JKeller 
1661.  Das  nannte  man  auch  .das  Hochzyt  (mit)  dem  Wirt 
verdingen.'  In  Ap  war  im  XVII.  die  Zeche  an  Hochzeit- 
inahleu  per  Kopf  obrigkeitlich  festgestellt.  .Die  Ürte  wird, 
nach  altem,  loblichem  Bruch  und  Gewonheit,  von  etlichen 
guten  Landleuten  gerechnet  und  überschlagen,  und  kommt 
ein  Mann-  und  Wybsperson  um  11  batzen.  ein  Jungfrau  um 
4  batzen.  Die  Eheleute  nehmen  aber  einem  Jeden  ab  seiner 
Orten  2  batzen';  am  Schluss  ladet  der  Wirt  die.  welche 
etwa  noch  nicht  ganz  satt  wären,  ein  .zu  bleiben  und  zu 
harren,  so  will  er  einem  Jeden  umb  synen  Pfennig  lassen 
werden,  so  wyt  der  allmächtig  Gott  Gnad  gibt'.  Werb.-B. 
1670.  Beides,  das  Zechen  hinterher  und  die  Bezahlung  der 
Zeche  durch  das  Brautpaar,  wurde  anderwärts  von  der  Obrig- 
keit verboten.  .Wann  die  ürten  gerüeft  worden,  so  soll 
dieselbig  von  einem  jeden  hochzeitgast  also  bar  eingezogen 
werden,  und  ein  jeder  hochzeitgast  für  sich  selbs  also  bar 
bezahlen,  und  der  bräutigam  noch  braut,  noch  jemands  von 
ihre  wegen,  nit  gewalt  haben,  für  jemand  zu  bezahlen  oder 
gastfrei  zu  halten.'  G  Mand.  1611.  Auch  die  obige  Z  Eats- 
vcrordn.  1650  drückt  sich  noch  so  aus  (.die  ürten  verehren'), 
dass  Ü.  als  die  Zeche  des  Gastes  erscheint.  Oder  der  Ein- 
zelne konnte  (und  dies  war  wohl  der  primitivere  Brauch) 
einen  Beitrag  an  Speise  und  Trank  in  natura  mitbringen. 
8)  Später  kam  die  Sitte  auf.  dass  der  Bräutigam  die  Ge- 
sammtkosten  trug,  aber  dafür  durch  Gaben  der  Gäste  teil- 
weise entschädigt  wurde.  3)  Wo  der  ä.  Brauch  fortbestand, 
wurden  die  Gäste  für  ihre  Beiträge  entschädigt  durch  Ge- 
schenke ihrer  Verwandten  und  Freunde,  welche  sie  an  der 
Hochzeit  mit  zu  vertreten  hatten.  Vgl.  Giieläni.  4)  Dieser 
Brauch  dauerte  dann  (ohne  Sinn  und  Zweck)  fort,  auch 
nachdem  (besonders  in  den  höhern  Ständen)  2  herrschend  ge- 
worden war.  Die  altern  dem  Bräutigam  nach  2  geleisteten 
Beitrage  der  Gäste  konnten  z.  T.  mit  den  Geschenken  zu- 
sammenfallen, die  man  dem  Brautpaar  aus  Anlass  seiner  Ver- 
bindugg  ohnehin  machen  wollte,  aber  diese  letztern  werden 
sonst  nicht  Ürten,  sondern  (iahen  oder  (Hlusst'ur  genannt, 
und  in  den  Städten  (Bs;  Z)  nicht  am  Hochzeitstage,  sondern 
v"r  oder    nnch    demselben    dargebracht;    so  dass  b  nur   auf 


einer  Ungenauigkeit  des  Ausdruckes  und  Verwechslung  mit  a 
beruhen  dürfte. 

Abend-ürten:  Be.such  des  Wirtshauses  und  Trunk 
daselbst  am  Abend.  Syn.  Abendsech.  ,Da  gabind  min 
heran  den  schützen  zur  abindürton  wyn  zu  trinken.' 
Edlib.  ,Um  abendürtenzyt.'  Salat.  .Vergangner  tagen 
syge  er  zuo  Zug  an  einem  hochzit  gesyn  und  [zwar] 
in  der  abendürti.'  Z  Verhöracten  1522.  .Dass  mer 
dann  ein  abentürti  ouch  mer  dann  ein  Schlaftrunk 
ze  tuon  verbotten.'  1529,  Egli,  Act.  .Kein  wirt  soll 
des  tags  niemants  mer  dann  ein  abentürten  und  ein 
Schlaftrunk  geben,  ouch  keiner  mer  dann  ein  a.  und 
ein  schl.  tuon.'  Absch.  1530.  ,Es  soll  in  einer  abent- 
ürten nit  meer  wyns  dann  uf  dryg  personon  ein  köpf 
geholet  und  ufgetragen  werden.'  Z  Ratserk.  1572.  ,An 
den  Sonntagen  solle  meniglichen  (aussgenommen  die 
stockleut  [Almosengenössigen])  ein  abend  ürten,  es  soye 
bym  wein  oder  most,  zetun  nicht  abgestrickt  sein.'  G 
Mand.  1611;  an  Werktagen  war  nur  die  .Tagürte', 
d.  i.  zw.  2 — 6  U.,  gestattet;  nur  .Regimentspersonen, 
die  von  geschälten  wegen  bei  einandern  sind,  ist 
underweilen   ein  abendürten  zu  tun    nit   abgestrickt.' 

Näch-i  nachträgliches  Zechen,  nach  Schluss  der 
eigentlichen  Wirtschaft,  über  das  Bedürfniss  und  die 
Zeit  hinaus.  Vgl.  Schupf-.  ,Ieh  wil  nit.  dass  die 
wirt  jemants  zuo  nachürtinen  oder  schlaftrunken  wyn 
in  ander  hüser  ze  tragen  understanden.'  Th  Mand. 
1530.  Bei  Hochzeiten  pflegte  in  ApA.  der  Pfarrer  um 
9 — 10  Uhr  Abends  in  der  Gaststube  die  .Abdankung' 
zu  halten.  Hierauf  wurde  die  Hochzeitgabe  einge- 
nommen und  die  Nacharte  nahm  den  Anfang,  wobei 
Ledige  und  Verheiratete  sich  zu  Paaren  zusammentaten. 

Nacht-:  Nachtmahlzeit  zu  Ehren  eines  Braut- 
paars am  Hochzeitstag  von  den  ledigen  Altersgenossen 
gehalten,  und  wozu  der  Bräutigam  Geld  oder  Wein 
und  Brot  liefern  muss  ZW.  In  Z Weiningen  u.  Urd. 
halten  auch  die  Mädchen  mit,  nachdem  sie  mit  den 
Burschen  das  Brautpaar  zur  Kirche  und  wieder  nach 
Haus  begleitet  haben.  Im  Wirtshaus  haben  sie  Essen, 
Tanz  und  Trunk  bis  am  Morgen  und  am  folgenden 
Nachmittag  nochmals  bis  in  die  Nacht.  Früher  galt 
statt  dieser  Nachfeier  am  2.  Tag  das  .Eiereinziehen' 
(s.  Sp.  14).  In  Urdorf  heisst  Nacht-Ü.  sowohl  das 
vom  Bräutigam  den  Burschen  seines  Heimat-  und 
Wohnortes  verabfolgte  Geldgeschenk  als  der  daraus 
veranstaltete  Trunk  und  Tanz.  Auch  die  Hochzeit- 
musik wird  daraus  bestellt  und  bestritten,  und  an 
dem  Tanz  nimmt  auch  das  Brautpaar  mit  den  Gästen 
Teil.  Wenn  ein  Bräutigam  nur  wenig  gibt,  .so  lässt 
man  die  Nacht-Ü.  von  mehreren  Hochzeiten  zusammen- 
kommen.    Vgl.  Hanss. 

Schupf-:  nachträgliche  Fortsetzung  eines  Zech- 
gelages. Vgl.  Nach-.  .Dann  unser  Herren  [von  Z] 
dises  unmässigs  zeeren.  desglychen  die  schabeten, 
loubröckin,  spicketen,  schleglen,  bynelin  oder  schupf- 
ürten  und  schmätzmässli.  wie  die  bisshar  gebrucht. 
gänzlich  hiemit  abgestellt  und  verboten.'  Th  Mand. 
1530.  nach  dem  gleichzeitigen  Z  Mand.  .Längst  so 
die  glogg  abents  viere  schlaf  [soll  man  mit  Zechen 
enden]  und  kein  wytere  schupf-  ald  nach-ürten  machen.' 
Z  Ratserk.  157'2.  —  Schupf  vwdt  mit  .schieben',  gleichs. 
.Nachschub'. 

Tag-:  1.  Wirtshausbesuch  oder  Wirtschaft 
während   de.s    Tages   und   das    dabei   geschehende 


495 


Art-  iii't.    Arfscli— urtsch.     Arw— urw.    Arx- inx.    Arz 


496 


Essen  und  Trinken  im  Unterschied  von  Abend-  und 
Nachtürte.  Syn.  Tagtrmik.  ,Weil  man  dem  jungen 
ledigen  Volk  zulasst,  den  ersten  Sonntag  in  einem  jeden 
Monat  ein  Tag-Urten  in  einem  öffentlichen  Wirtshaus 
mit  einanderen  zu  tun.'  ApA.  Eheger.- Ordn.  ,Wir 
liessend  si  [die  Gesandten]  bitten,  dass  si  disen  tag 
hie  hliben  und  die  tagürten  mit  uns  tuen  und  darnach 
das  nachtmal  mit  uns  halten  weitend.'  Vad.  ,Wann 
sie  [die  Wirte]  in  offner  tagürten,  schupfürten,  schlaf- 
trunken oder  anderen  zechen  wein  holen.'  Offn.  ZSth. 
1562.  ,Perpotatio,  das  yemerwärend  trinken  und  zuo 
dem  weingon,  tagürten.'  Fris.  ;  Mal.  .Das  die  kilchen- 
und  schueldiener  zue  keinen  tagürten  oder  schlaf- 
trunken uf  die  trinkstuben  gangind.'  Z  Mand.  1581. 
,Und  so  solle  bei  disen  tagürten  zu  dem  trunk  anders 
nichts  aufgestellt  werden  als  brot,  käs,  ziger,  schmalz, 
nuss  und  andere  obsfrücht.  keinerlei  gekochte  speisen.' 
6  Mand.  1611.  Bei  den  Appenzellem  ist  It  Verordnung 
von  1612  alle  4  Wochen,  am  Fasnacht-Sonntag  und 
-Dienstag  und  am  0.stermontag  eine  Tagürte  erlaubt; 
das  ledige  Volk  muss  aber  Abends  um  4  Uhr  in  aller 
Stille  heimziehen  und  kein  Wirt  darf  einem  Paar 
etwas  Anders  als  Brot  und  Wein  geben,  noch  mehr 
denn  10  Kreuzer  Ürte  machen.  —  2.  Hauptmahl- 
zeit oder  die  Mittagszeit.  ,Hand  den  tanz  ghalten 
an  2  Orten,  nämlich  am  Fischmark(t)  zum  ersten  vor 
der  tagürten  [Vormittag],  nach  der  tagürten  vor  der 
Oberstuben.'  UMey.  Chron.  —  3.  Unterhalt  an  Speise 
und  Trank  während  des  Tages  ausserhalb  des 
Wirtshauses.  .Die  [Gesellschaft]  empfieng  man  erlich 
[ehrenvoll]  und  warend  zwen  tag  hie;  sehankt  inen  die 
stat  die  tagürten.'  Vad.  —  4.  Taggeld  zur  Verkösti- 
gung von  Beamten.  ,Und  hed  ein  amptman  die  tagürti 
und  soll  sonst  nit  wyter  uf  myne  Herren  zeren.'  1552, 
Nuw  LB. 

Berchtoldstags-ürte :  Zeche  untergeordneter 
Beamter  am  Berchtoldstag  (2.  Jan.)  aus  der  Gemeinde- 
kasse bestritten.  ZNdrgl.  1789. 

Win-:  Gastmahl.  , Wie  der  Karfunkelstein  in  gold 
eingefasst  leuchtet,  also  ist  das  Musicspil  in  der  wein- 
ürten  [Weinurten].'  1531/1707,  Sirach. 

Zech-  übersetzt  TscBUDi,  Gallia,  das  lat.  convivia 
bei  Tacit.  Germ.  22. 

ürtnen:  zechen.  ,Der  portner  sol  in  der  port 
kain  gesellschaft  noch  gebrächt  [Lärm]  haben  noch 
ü.,  och  nit  spilen  noch  karten  [mit  Karten  spielen] 
lassen  onerlobt  [ohne  Erlaubniss].'  Wylkr  Copie-B. 
Es  mag  Einer,  wenn  ein  guter  Freund  ihn  besucht, 
mit  ihm  wohl  ,ü.  und  trinken.'  Krikss.  1419. 

Ürtner  ni.:  Mitglied,  Teilhaber,  Bürger  einer  Ürte 
(Bed.  5),  bes.  i.  S.  v.  Alpgenossenschaft  Ndw.  Syn. 
Kilcher,  Teiler,  Genoss.  ,Erklagend  sich,  dass  ihnen 
die  Urtner  enet  dem  mos  ir  rieter  geetzt;  daruf  machten 
die  Urtner  kundlich,  dass  sy  das  riet  järlich  etzen 
sollen.'  Ndw  1389.  ,Im  Namen  der  Urtnern  ab  Stans- 
stad.'  ebd.  1496.  ,Zu  der  Ürtnern  band.'  ebd.  .Ge- 
meine U.  hend  erkennt,  dass  ein  geborner  Ü.,  so  ussert 
der  Urti  huset  und  begerte,  dass  seine  Kinder  Ü.  sein 
solnt,  sich  bei  dem  Urtivogt  anmelde,  dass  ers  in  das 
Ürtibuoch  schreibe.'  ebd.  XVII. 

Urtung  ,Irtung' f.:  Wertung  einer  Münze.  ,1486 
bott  man  ein  Pfund  Anken  um  20  haller;  dz  macht 
die  i.  der  obgenannten  münz.'  Em.iii. 


Artsch  S.Adam  Sp.  85.      Artschier  s.  Arschier 
Sp.  469. 

—  ! 

arwen  s.  arben  Sp.  421.       Arwolte  s.  Ar-icolte.   i 

in-ärwen.  ,Es  sol  ein  ieklich  keller  sich  selben  ■. 
des  ersten  inerwen,  darnach  myner  frowen  lüte  ze  s 
Elvingen.'  Offn.  Elflngen  ca  1322.  Eochh.  erklärt:  (i 
.durch  Kauf  sich  einbürgern  als  Erbgenosse',  allein  -h 
es  fällt  schwer,  sich  das  sachliche  Verhältniss  darauf 
hin  klar  zu  machen.     S.  auch  ärben  Sp.  421. 


Arxle"  s.  Ärze^ 


Arzet  m. :  Arzt.  So  noch  in  dem  Comp.  Stadarzet, 
s.  d.  Auch  SüLGER  hat  noch  das  Comp.  Arzetkunte 
[Conto,  Rechnung].  Sonst  scheint  das  W.  fast  allg. 
durch  ,Doktor'  (Tokter,  s.  d.)  ersetzt,  während  das  Vb. 
arznen  im  Munde  des  Volkes  fortlebt.  —  Im  XVIII. 
trugen  die  Ärzte  (in  Städten)  noch  allg.  rote  Mäntel 
als  Amtstracht.  —  ,Gott  macht  genesen,  der  A.  holt 
die  Spesen.'   WVisp. 

Mhd.  arzät,  arzet,  aus  gr.-lat.  archiater  (s.  Sp.  434).  ,Dann 
ich  bin  der  Herr  dein  a.'  Exod.  1531/1667.  ,Hippocrates 
der  verrUemptest  a.'  Fischb.  1563.  ,Des  Arzets'.  Schimpfr. 
1651.  .Arzet',  Plur.  LLav.  1569  ii.  1670.  ,Aniiiias  nostras 
negotlantur  medici,  die  arzet  treibend  kaufmannschatz  mit 
unserem  leben.'  Fris.  ,Defectu  medicorum,  durch  mangel 
der  arzet.'  ebd.  ,Gute  arzet'.  1 666,  Hott.  .Nach  aller  arzten 
meinung.'  ebd.  ,Gott  fragt  nicht  nach  den  leiblichen  arzeten.' 
•IMiill.  1673.  ,Verstendige  Arzet.'  1645,  Hofmstr.  ,Dass 
sie  beid  Arzney  Doctores,  Gleicher  Künsten  Professores,  Beid 
Stadt-Arzet  [usw.].'   Tur.   Sep. 

Kalber-:  Tierarzt,  der  auch  Menschen  behandelt; 
Quacksalber.  ,Dise  kalberarzet  und  leutbscheisser.' 
TiERB.  1563;  vorher  ,Landfarer'  genannt.  , Besonder 
etlich  Burenknebel,  welche  etwan  solchen  Kälber- 
arzend  gedient,  die  nemment  es  [das  Quacksalbern] 
dann  auch  zu  Händen.'  RCvs.  ,Eine  höchst  verdamm- 
liche  Gewohnheit  der  Kalberarzet,  welche,  wann  die 
Patienten  verderbt,  damit  sie  derselben  mit  Ehren  ab- 
kommen, in  ein  Bad  zu  schicken  pflegen.'  Hott.  1702. 

Müli-:  Mühlenmacher  Zof  C3IÜI-J;  Z  Müllerbrief 
1767. 

Stadt-Schnitt-:  der  erste  Wundarzt  am  städ- 
tischen Spital  Z  {bis  1830).  Ihm  lagen  der  Bruchschnitt, 
Steinschnitt  und  die  Staaroperationen  ob.  während  dem 
2.  Wundarzt,  Spittelarzet,  die  Behandlung  der  Wun- 
den,* Knochenbrüche,  Verrenkungen,  Amputationen, 
Trepanationen  usw.  übertragen  waren.  Vgl.  Arcliiater 
Sp.  434. 

Stadt-    Städ-:    der    erste    Arzt. 
Krankheiten  Z  bis  1830. 

Arzotin  f.:    Ärztin.     ,Frau  Dor 
zetin.    ü  XVI.     .Frau  Barb.  v.  Koll. 

-    Mhd.    ar!:ai;n„e. 

arznen:  1.  intr.  a)  den  ärztlichen  Beruf  aus- 
üben, Arzneien  geben  Ndw.  's  Tokters  Sii"  hat  iez 
au  äg'fa  [angefangen]  arzne"  Z.  Quacksayjern 
GrD.  (B.)  —  b)  einen  Arzt  gebrauchen,  Arzneien 
nehmen  Gr  (nach  TscH.f);  Ndw;  U.  I  ha"  sehn'  e 
Jär  n'arznet  und  hiil-mer  Küt  ri'hidfe  7j.  —  c)  heilen. 


für    innere 


V.  Mentlen.    Ar- 
Arzetin.'  S  XVL 


l:>T 


Arz,  crz,  irz,  oiz,  urz.  —  As,  es,  is,  os,  us 


498 


Sprw.  ,Ein  fröhlich  Herz  arznet  wohl  [leicht].'  Kmcn- 
hofer;  Süloer,  froher  Mut  trägt  zur  Heilung  bei.  — 
2.  (trans.)  ärztlich  behandeln,  kurieren;  Men.scheu 
Ndw,  mehr  nur  Tiere  GrD.  .Die  geschwornen  Marker 
sollen  den  frömbden  schmidknecht  besechen,  ob  er 
recht  gearznet  syg  oder  nit.  Und  sei  maister  N.  den 
schmidknecht  tvoI  a.'  ScuRatsprotok.  1535.  ,Allwo 
alle  arme  Personen  von  dem  Statt-  und  Spitalarzet  aus 
oberkeitlichem  Kosten  gearznet  werden.'  JEEscher 
UiP'2.  ,Das  Ross,  so  er  gearznet,'  ZGrün.  1668.  Wein 
künstlich  yerbessern,  resp.  fälschen  L  [Ineich.].  Diese 
Kunst  wurde  schon  früh  geübt:  ,die  gearzneton  Weine.' 
Bs  XIV.  —  3.  refl.  ,Also  müesst  er  sich  lang  a.' 
1519,  Stulz. 

Mhd.  erzenen  (erzen,  arzen)  TOn  dem  entsprechenden  Suljst., 
aber  mit  Anlehnung  der  Ableitungsform  an  älteres  (syn.) 
lahhinon.  Die  weiter  gehenden  Verkürzungen  erscheinen  bei 
gns  nur  in  den  folgenden  Ableitungen. 

Arzner  Ndw,  Arzer  P  silv.  m.:  Arzt  P.  ,Mit 
libs  krankhaiten  so  tödtenklichen  behaft,  das  die 
arzner  kainen  trost  ferner  haben  wellen  zuosagen.' 
Kessl.  Einer  der  nicht  eigentlicher  Arzt  ist,  aber 
doch  mit  Krankheitsheilungen  sich  abgibt  Ndw. 

Arznet  m. :  ärztliche  Behandlung.  ,Wer  den  an- 
griff getan  hat,  sol  dem  andren  [dem  Verwundeten] 
würt  [Wirt]  und  a.  abtragen.'  BSi.  1627.  —  Gebildet 
nach  Dial.  S.  214/5. 

Arz(n)i°g  f.:  1.  ärztliche  Behandlung.  ,Er 
sol  unsern  Knecht  umb  die  Arzung  und  turnlösi  us- 
richten  [bezahlen].'  Sch  Eatsprot.  1537.  —  2.  Aus- 
besserung, Reparatur.  ,Für  arznung  der  karren.' 
G  Stiftsarch.     Vgl.  Müli-arzet. 

Arzni,  -e'i  (Gr  tw.  A'rzni)  f.:  1.  Arznei  (seiton). 
,Den  todten  arznoi  geben  ist  zu  spat,  mcdicina  mor- 
tuorum  sera  est.'  Denzl.  1677;  1716.  Syn.  Mixtur, 
Riinting,  War.  —  2.  Arzneiwisssenschaft.  ,In  der 
arzny  studieren.'  Platt.  1572. 

Mhd.  nrztnie,  Heilkunst,  -mittel.  Dieser  Form  mit  rom. 
Endung  steht  diejenige  mit  zurückgezogenem  Accent  als  eine 
Bilduug  nach  Analogie  der  deutschen  Feuiin.  auf -»' gegenüber. 


Ärzele",  selten  Ärxele",  meist  dim.  Ärzeli:  ein 
kleiner  Fisch  in  der  Rcuss  und  im  See  bei  Luzern, 
„cyprinus  alburnus",  nach  Habtmann  Risling,  Spier- 
ling,  eine  Karpfenart,  cyprinus  aphya,  nach  neueren 
Mitteilungen  telestes  Agasizzi  oder  alburnus  bipunc- 
tatus.  Vgl.  Älzele,  Älzer  Sp.  212,  welches  lautlich 
mit  unserem  W.  eins  sein  kann;  dass  verschiedene 
Arten  von  der  Spr.  vermengt  werden,  kann  bei  so 
kleinen,  unruhigen  Fischchen  nicht  befremden.  ~  Bei 
St.  „Ärzelen"  (in  2.  Ausg.  übergangen)  mit  der  An- 
gabe „m.",  also  wohl  als  PI.  mit  einer  Sg.-Form  Ärzel 
verstanden.     ,Das  Älzele'.  JLCts.  1661. 

ärzen  s.  äzen. 

erz-:  verstärkend  vor  Subst.  u.  Adj.  (resp.  Adv.) 
gesetzt,  wie  nhd.  Vgl.  Fromm.  5,  9.  Z.  B.  en  ErzkerK, 
der  tollsten  oder  schlimmsten  Streiche  fähig  Z.  Erz- 
groh  u.  a.  Vgl.  entig.  —  Aus  gr.-lat.  archi-,  arri-;  vgl. 
Ärchiäter. 

aller-erzest:  allerärgst.  ,Als  ein  allererzesten 
gottlosen  erzketzer.'  TscHrDi's  Cappelerkrieg. 

er  zisch.     E.  -eil,  sehr  viel  LG. 
In  diesen  beiden  Verbindungen  ist  erz-,  ähnlich  wie  eniig, 
als  selbständiges  Adj.  behandelt. 

Erz  <serz  S,  Arz  und  gewiihnlicher  Erez,  Erez, 
mehr  nur  individ.  EJez  Gr  —  m.  GrS.,  sonst  n. :  wie 
nhd.,  neben  dem  gemeineren  Er  (s.  Sp.  399).  Auf 
einem  Tage  1522  wird  beraten,  wie  man  es  ,der  ärz 
[Bergwerke]  halb'  im  Oberland  halten  wolle.  Absch. 
.Aus  Erzt  gegossen.'  Tcr.  sep.  —  Das  männl.  Geschlecht 
erscheint  in  ausländischen  Urkunden.  —  erzin:  ehern.  ,Ein 
erzen  hafen.'  Güler. 

irzen  s.  die  Anm.  zu  iren  I  (Sp.  408). 

Urzen    s.   Ursi  Sp.  468.  ürzelen    s.  ursen 

(Sp.  469).         ürzle   s.   Ursele  Sp.  468. 


Arzt   s.  Arzet  Sp.  496. 


Ä_s,  es,  is,  OS,  US  bzw.  ass  usw. 


äs  s.  ein  I  Sp.  269. 

J  As  n.:   Aas,   doch   selten   und  nur  als  Schirapfn.: 

!«      schlechtes  Weibsbild  GRRh.     Stinkig  Os!  BsL. 

Ähd.  mhd.  a«.  Für  den  Begriff  Aas  im  eig.  S.  sind 
Kcib,  Kog,  Schalm,  Schelm  gebräuchlich,  welche  wie  auch 
Lueder,  Köder,  ebenfalls  als  Schimpfn.  verwendet  werden. 
—  S.  auch  Ass. 

i  Reiben-:  todter  Körper,  Leichnam.    ,Die  stinken- 

ij  den  Käiben-  und  Todtenäser.'  LTlr.  1727.  , Krank- 
heiten, die  einen  Menschen  bei  lebendigem  Leib  zum 

I  stinkenden  Keiben-Aas  machen.'  ebd.  1733.  ,Der  Rabe 
j;  weidet  sich  an  den  stinkendsten  K. -Äsern.'  ebd.  1727. 
1 1       —  Eine  tautologische  Zss. 

Ass  I  (sachl.)  Äs  (Ös)  n.  (m.  BöO.):  1.  Essen, 
Mahlzeit.  E  guete  Äs  tue'',  eine  gute  Mahlzeit  ein- 
nehmen, sich  's  wohl  schmecken  lassen  BO.,  multum 
cibi  sumere.  Id.  B.  S.  Astrog;  Äser;  äzen.  ,Diss  ass 
vor  anderer  speis  zu  essen.'  Vogelb.  1557.  ,Ein  ass 
auss  den  bonen  mach  also.'  ebd.  —  2.  Futter,  spec. 

Schweiz.  Idiotikon  I.  4. 


der  zu  Putter  verwendete  Abgang  in  der  Mühle.  ,Ein 
muller  sol  nit  mer  haben  denn  ein  ross,  das  mag  er 
etzen  us  der  müli  von  dem  asz  und  sprüwer.'  Aar. 
Müllerordn.,  XV.  2.  Hlfte.  ,Die  müller  sollend  hinfür 
kein  nachkorn  us  der  wannen  in  die  fuoterstanden  mer 
schwingen;  sy  sollen  das  nachkorn  zuo  den  kleinen 
sprüwern  wannen  und  von  demselbigen  äss  von  einem 
rnalter  ein  immi  nemen.'  ebd.  Vgl.  die  Atz.  -  -  3.  K  ö  d  e  r. 
,Do  er  Sache,  das  sy  [seine  Pfarrkinder]  nit  bald  anbissen 
Wolfen,  macht  er  an  [ein]  sollich  äss',  Hess  er  näm- 
lich verbreiten,  er  wolle  wegziehen.  Kessl.  Sabb.  ,Das 
aass,  anbiss,  das  den  vöglen  oder  fischen  gemacht  wirf, 
esca,  fallaces  cibi.'  Mal.  ;  vgl.  Gangmirnach.  —  4.  das 
womit  man  die  im  Ofen  gebackenen  grossen  Kuchen 
(Dünnen,  Wäjen;  s.  d.)  belegt,  um  sie  schmackhafter 
zu  machen  ZKn.  —  5.  Fleischseite  des  Leders  Z. 
Ggs.  Närb.  —  6.  Speiseröhre  im  tierischen  Leib? 
.Die  oren,  ass  und  ander  lempcn  [des  Rindviehs  dient] 
zuo  dem  lym.'  Tiere.  1563.  —  7.  Unordnung,  Durch- 
einander oBs.     Da  'sch  e  schöns  Os  in  der  Stube. 


499 


As,  es,  is,  OS,  US 


Mhd.  öz,  Speise  für  Menschen  und  Tiere,  zu  i'zan,  essen. 
Betr.  unsere  Ansspr.  des  W.  (h')  ist  zu  bemerlcen,  dass  die 
MA.  häufig  urspr.  s*  (mhd.  z)  erweicht;  s.  Sp.  500  u.  7  er- 
klärt sich  aus  dem  Mischmasch  eines  für  Haustiere  und  Ge- 
flügel zuhereiteten  Futters,  Hesse  sich  aber  auch  mit  As  ver- 
einigen, welches  eben  in  BsL.  vorkommt. 

.Urasse:  unreifes  Obst,  das  vor  der  Zeit  ausfällt' 
Gl?  AaZ.?  (Schüler.) 

Ist  wahrsch.  als  PI.  mit  Beziehung  auf  die  einzelnen 
Stücke  zu  verstehen.     Betr.  die  Etym.  s.    Vrsi  Sp.  469. 

Hund-äss:  Hundefutter.  .Den  hunden  hundäss.' 
G  Stiftsarch.  .Da  sol  man  den  hunden  hundeäss  und 
dem  herren  und  den  knechten  essen  und  trinken  gnuog 
gen.'   Oppn.  Somnieri  1451. 

Mhd.  huntäz.  —  Die  Lieferung  von  M.  gehörte  im  Mittel- 
alter zu  den  Lasten  der  Leibeigenen. 

Herren-:  vornehme  Speise.  Dem  Domprobst  und 
seinem  Gefolge  soll  man  .nach  zimlichen  eeren  ein 
mal  essen  und  trinken  [für  die  Leute],  fuoter  und  mal 
[für  die  Pferde],  dem  federspil  ein  herren-  und  den 
hunden  ein  hund-ass'  geben.   XVI.,  Offn.  Pfyn. 

Lock-:  Lockspeise.  ,Melancholei  ist  des  Teufels 
Lock-Aass.'  Klingl.  1G91.   —   Gehört  viell.  zu  As. 

Schwin-:  Schweinefutter.  ,Die  sprüwer,  stob 
[Staubmehl]   und  schwine-äss.'    G  Stiftsarch.   —  Mhd. 

stciiiäz. 

Wäjen-  s.  Äss  4. 

Vor-äss  s.   Vor-essen  2. 

Gc-äss  J-rfs«  W,  J-ocs  Uw;  W  —  n.:  1.  Essen, 
Nahrung;  die  Speisen,  die  man  auftischet  GO.;  W; 
in  geringschätzigem  S.  TJw.  —  2.  Lockspeise.  , Sobald 
die  Krebse  das  Geässe  verspüren.-  Gr  Samml.  1780. 
—  Aus  ahd.  'ge-äzi,  n.  coli. 

Gisel-os;  1.  „n."  Beitrag  zum  Hochzeitmahle, 
nach  anderer  Angabe  Geschenke,  dgl.  am  Abend  der 
Hochzeit  unter  den  Gästen  ausgeteilt  wurden,  meist 
aus  komischen,  neckischen  Gegenständen  bestehend 
BHa.f;  Hochzeitgeschenk  BBr.  „und  zwar  für  die 
Braut  BO."  —  2.  m.  Luxusgegenstand,  z.B.  ein 
für  die  ökonomischen  Verhältnisse  des  Eigentümers 
zu  grossartiges  Haus;  eine  schöne  aber  nicht  einträg- 
liche Kuh  BEi.  Zwei  Ougen  sin  nummen  [nur]  en 
Giseläss,  hingegen  eis  hed-mu"  bhiotsübel  [höchst]  t7ötig. 

Zyro's  Schreibungen  GiseNämi  und  G.-i-ss,  -est  dürfen  uns 
nicht  irren;  einzig  die  mit  t  fortgebildete  Form  mag  auf 
wirklicher  Ausspr.  beruhen.  Auch  St.'s  ,6'i8e/öf,  -et'  neben 
„Oudäg"  wird,  da  die  Ab),  mit  -et  nicht  zum  sächl.  Ge- 
schlechte stimmt,  in  G.-äast  verbessert  werden  müssen.  — 
ürspr.  syn.  mit  Guelmal  (Verköstigung  des  ins  "Wirtshaus 
gebannten  Schuldners,  dann  Ubertr.  und  fast  ins  Gegenteil 
des  urspr.  Terhältnisses  verkehrt;  Schmauserei ;  s.  d.  W.  u. 
Omehehaß),  mag  unser  W.  die  selbe  Begriffswandhmg  mit- 
gemacht und  von  der  spec.  Bed.  ,HocbzeitschmanR'  aus  dann 
die  obigen  weiteren  Entwickelungen  erfahren  haben,  tw. 
entsprechend  denjenigen  von   Ürte  Sp.  488. 

Küe-,  Küen-,  Kien-äss  s.  Kue-Essen. 

Ass  U  m.  nur  in  der  Zusammensetzung  Bröm- 
äss:  1.  Blaumeise,  parus  coeruleus,  cinciarella  Ap 
(JGSchläpfer).  —  2.  ^Brom-äs  m.  Ap  (1.  Ausg.),  Brtim- 
ase  f.  G  (2.  Ausg.):  Blutfink,  Gimpel,  loxia  pirrhula,  so 
genannt,  weil  er  im  Winter  und  Frühjahr  häufig  die 
Brämen,  Blütenzweige.  Knospen,  zernagt  Ap  (1.  Ausg). 
G  (2. Ausg)."  Syn. Brömhisscr.  —  3.  „Bromäsja.:  Kern- 
beisser,  Kirschfink,  loxia  coccothraustes  A?"  It2.  Ausg. 

Akh  hat  sich  als  Ntr.  und  als  Msc,  mit  sachlicher  und 
mit   persönlicher  Bed.  gestaltet   wie   das  syn.   ,Frass'.     Die 


von  St.  angegebenen  Formen  werden  wohl  (wie  der  Art.  ,die') 
Plurale  sein,  also  auf  Ungeschicklichkeit  des  Einsenders  und 
auf  Missverständniss  beruhen. 

ässen,  äsen,  ässen,  äsen:  jI&s  verzehren.  Kur 
in  dem  Comp,  ge-äsen;  essen,  sich  nähren.  ,Diewyl 
sy  [die  Eheleute]  doch  einmal  müessend  byeinandren 
wonen,  geäsen  und  stürben.'  HBüll.  1540. 

ässen:  (tr.)  ,Pascere,  weiden,  ässen.'  Fuis.  —  Tgl. 
die  Nbf.  äzen. 

ässig  eS  eS  -e-  Ap;  BS.;  Gl;  Gr;  G;  S;  Th;  Z, 
äsig  e'-,  e'-,  rf-  Aa;  Bs;  B  öO.;  VOrte;  GRChur.  Obs., 
Valz. ;  W:  1.  im  obj.  S.  a)  esshar,  zur  Nahrung 
dienend,  allg.  Ä-i  War  (Bustig,  Mittel),  Esswaare, 
Lehensmittel,  Nahrungsmittel.  P*  lian  liüt  no''''  Icein 
ä-e  Brosme  (kei  ä-s  Bingeli)  im  Mul  g'häben  BEi. 
Es  ä-s  Brösi  [Brosame],  Etw.  zum  Essen  BHk.  ,lch 
erhielt  viele  Präsente,  ässigs  Zug  und  Husrat.'  Gotth. 
So  ässigs  Zug:  Chüs,  Brot,  Opfel.  BWyss  1863.  Ilia" 
lang  nüt  Ä-s  im  Hüs  g'lw  B.  ,Swer  dekcin  [irgendein] 
floss  mit  holze  ald  dekein  essich  guot  hinnan  füeret.' 
XIV.,  Z  Eatserk.  ,Es  sye  gewand,  och  dienstlou,  essige 
dinge.'  Bs  Gerichtsordu.  1457.  ,"Wäre  der  artikel  [betr. 
freien  Kauf]  nüt  wyter  ze  verstand  [verstehen],  denn 
um  ässig  ding.'  Edlib.  ,Ture  [Teui'ung]  an  allen 
ässigen  dingen.'  1501,  Aksh.  ,Essig,  guot  zuo  essen, 
escalis,  ediUa;  essige  tier,  esculenta  animalia.'  Fris.  ; 
Mal.  ,Nichts  ässigs.'  Wcrstis.  1580  (.Essiges.'  1765). 
Als  Subst.  n.  Asigs:  Speise,  Lebensmittel  B;  VOrte  ; 
Gr;  W.  Schi  heind  d's  Äsig  [das  Erbe  soweit  es  in 
Nahrungsmitteln  bestand]  giteilt  W.  Gewissermassen 
die  Negation  verstärkend:  Kein  ä-i  Närig  GRPr. 
Ebenso  pleonast. :  ,Esigy  spis,  es  sig  körn  oder  ander 
esig  ding.'  Schw  XV.  ,Syn  Husblunder  [Hausrat], 
äsinge  spys  oder  ander  ding.'  Schw  Steuerges.  1503. 
,Win,  körn  und  ander  essige  spis.'  1522,  Strickl. 
,Profiand  und  essige  spys.'  1531.  ebd.  .Heissend  einen 
essige  spys  in  mund  nemmen,  darnach  dieselbig  uss- 
hin  spouzen.'  LLav.  1569.  ,Die  alten  Griechen  hatten 
anfangs  ihre  handlungen  [Handel]  nur  um  essige 
speisen  und  notwendige  lebensmittel  angesehen  [ein- 
gerichtet].' Hott.  1666.  —  b)  schmackhaft,  appetit- 
lich, den  Appetit  reizend,  allg.  Ässigs  Brod.  Das  ist 
gad  en  ä-i  SiqU'^i  nian  isst  diese  S.  ziemlich  gern  Gl. 
JS  järigi  Sü  hed  es  ä-s  Fleischli  ScnwMuo.  ,Ein 
Stucklein  Käse  gienge  gut  zum  Brod  und  mache  es 
äsiger.'  Gotth.  's  ist  äsiger,  wenn  Alls  [XWe]  i 's  Beclci 
[Schüssel]  greift,  die  Esslust  wird  mehr  geweckt  in 
Gesellschaft,  als  wenn  man  allein  isst  UwE.  Syn. 
günig.  —  2.  im  subj.  S.,  esslustig,  Appetit  habend 
Aa;  Ap;  Bs;  B;  Gl;  Gr;  L;  Uw.  ,Er  ist  nit  fast 
äsig,  parum  cihi  consumit.'  Id.  B.  En  äsigs  Chiiiil 
Uw.  Nes  d-s  Mül  Aa.  D'  Cime  ist  ä.,  hat  Fresslust 
Ar;  GnChur.  Hut  bin-i'''  garnüd  ä.  GlH.  We""-»!'" 
streng  iverchet,  se-n-ist-W'^"  grad  fri  äsig,  so  hat  man 
ziemlich  guten  Appetit  SchwMuo.  ,A1so  wirf  der  vogel 
dester  ässiger  behalten  und  töuwet  [verdauet]  dester 
bass.'  VoGELB.  1557.  .Dis  Bad  macht  ässig  Leut.' 
JWSiMML.  1688.  Mit  Negation  =  wählerisch,  Syn. 
eigenlich  (Sp.  147)  Gr.  —  Syn.  geäss(ig),  gefrä,fs, 
schtiiltig.  —  Assigi  f.:  Essharkeit;  Esslust. 

Mhd.  aezee,  gut  zum  Essen.  Nach  langem  Vnc.  trat  wie 
bei  Ann  tw.  Erweichung  des  »*  ein,  wie  z.  B.  in  Mcisd.  Der 
Umlaut  wurde  tw.  zu  e'  gesteigert,  wofür  gerade  vor  »  be- 
sondere Neigung  geherrscht  zu  haben  scheint.  —  Vg).  noch 
i'»«i'(/;  und  zu  den  folg.  Zsscn  vgl.  diejenigen  mit  -fmtni'j. 


5ül 


As,  es,  is,  OS 


502 


Uli-,  r/-a«,v/;/  ,\i':  1.  uuschmackhaft,  nicht  wohl 
essbav  Bs;  Gr;  Uw.  ,Dadurch  das  liöw  nidergctruckt, 
vcrwüest  und  ganz  unässig  wirt.'  G  Stiftsarch.  ,Es 
seic  Essigs  oder  Uncssigs.'  Nag,  1738.  —  2.  wenig 
Appetit  habend;  wählerisch  in  den  Speisen  Av; 
Gk;  Uw.  ,I)as  bockfleisch  machet  einen  wasserächten 
magcn  und  macht  u.'  Vogelb.  1557.  Mit  emphatischem 
Pleonasmus:  das  ist  en  unässige  cliöge  Choije  GrD. 
Syn.  s.  die  folgenden  Conipp.  und  eiyenlich,  ahcär, 
exakt,  sklf.   —    Mlid.   unaezec,   nngeniessbar. 

ge-  ki^ssig  Z,  -c'-  ThHw.,  hädg  Aa;  BO.;  ZKn.f, 
geäss  ie'ss,  -e'- AaIü.;  G;  Z:  1.  schmackhaft  Aa; 
Th;  Z.  —  2.  esslustig,  nicht  wählerisch  im  Essen 
Aa;  GStdt.  W. ;  Z.  Er  ist  eimmel  i«  [auch]  g'gäsege, 
es  ist  im  Älh  guct,  u-ic  's  äahar  chunnd  BKi.  Syn. 
gefräss. 

un-,  ui/l-e'ss  ZFi.,  öykässig  GiiChur:  nicht  ess- 
lustig, lecker,  heikel  im  Essen  AaE.  ;  GRChur;  GEh.; 
Z.    Syn.  ungefrdss,  seltsen. 

grätuh-fgre'ib-Jdsig:  1.  wählerisch  im  Essen 
VOrte.  Dj  bist  doch  es  [so]  gräubäsege  ive-n-e  Geiss  im 
Summer,  wie  eine  Ziege  im  S.,  wann  sie  volle  Auswahl 
hat  ScHwMuo.  —  2.  ekelhaft,  unsauber  B.  ,Eine 
Wirtin  brauche  keine  Unschlittgräubi  für  Erdäpfelrösti, 
8ie  dulde  überhaupt  nichts  Gräubäsiges  im  Hause!' 
Neu.  B  Kai.  1841.  Doch  viell.  in  übertr.  S.  (sittlich 
unlauter)  gemeint  wie:  .öppis  gr-s,  occulti  fiagitil  alqd.' 
Id.  B. 

Von    Gräubi,    Speckstücklein,    die    mit    Spciseu   gekocht 
werden,  um  sie  leckerer  zu  machen.    Unser  Adj.  i.  S.  Ton  1 
wird  vom  Volke  verstanden  als  ,die   Gräubi  d.  i.  das  Beste 
vorweg   nehmend'.     Doch    sind  die  Begriffe  ,Ekel  erregend' 
und  ,K.  empfindend'  correlat.,    die   Gräubi    können  auch  als 
Unsauberkeit   in   den    Speisen   aufgefasst    werden.     Die  Er- 
mahnung an  die  Wirtin  sucht,    falls    der  Ausdruck  bildlich 
i       yerstanden  sein  will,  ein  etymologisierendes  Wortspiel. 
.Judässig  pfinnig  flaisch.'  Seil  Richtebr. 
Die  Judi'n    galten   als  unreinliche  Leute,    die    auch    mit 
gtringer,  sohlechter  Nahrung  vorlieb  nehmen,  wenn  sie  nur 
M       vohlfeil  zu  haben  war. 

I  kog-ds«  „Ap";  Gr;  G;  Z,    -s'  „Aa";    Soh;    Th;  Z 

,      Auss.,   ge-kog-   Ic/og-   ScnStdt;    ZSth.:    wählerisch, 

ij      wunderlich,  zunächst  im  Essen,  leckerhaft.     E  Geiss 

f      ist  doch  e  ehogäs  Tier,  da'  frisst  lang  nid  Alles  Sch. 

'i      Dann  auch:    wählerisch,   wunderlich,    launenhaft   im 

i      moralischen  S.     's  g'schieht  der  Jumpfere  ganz  recht, 

das  si  sitze"  'blibe"  ist,    imnoii  isch-si  so  ehogäs  g'sV 

Scn.    ,Es   gebe   doch    vuUiiniisch    [über   die   Massen] 

logässe  LfiTitü  auf  der  Welt.-  Si  ii  Kai.  1881. 

Von  dem  unumgelauteten  Stamm  des  Adj.  liuj,  wählerisch. 
Vgl.  schwarzw.  kow-. 

mader-,  „matter-äsi^f":  wurmstichig,  bes.  vom 
i-'bst  LE.     Syn.  m,urw-,  wurin-ässig. 

nie  Hinweisung  auf  ,Made'  passt  wenigstens  lautlich  nicht, 
Wühl  aber  ist  mader-,  zu  St. 's  Zeit  noch  die  weniger  ge- 
läufige Ausspr.,  als  abgeschwächte  Form  anzunehmen,  matter- 
•■'lifr  wird  das  selbe  sein  wie  in  matter-teilig,  altersschwach, 
'  I  Ulk,  vwdt  mit  ,matt'  und  Matten,  Klauenseuche;  vgl.  schwäb. 
'luichtiij,  halb  faul,  von  Holz. 

mur  W-:  ebenso  B  oO.  —  Verkehrtes  wurm-äs«iij.  Murw, 
mürbe,  wird  mitgewirkt  haben;  vgl.  noch  burm-äsaig. 

nach-  nä-  Gl;  GWe.,  nö-äss  GG.,  W.,  nö"-es  GMs.: 
1.  Nichts  zurück  lassend,  beiTU  Essen  oder  Weiden. 
Er  liet  frl  nääss  g'etzt,  hat  das  Gras  sehr  nahe  [am 
Boden]  abweiden  lassen  Gl;  GWe.  —  2.  übh.  scharf. 


genau  auf  seinen  Vorteil  sehend,  kleinlich, 
eigennützig,  so  bei  Abrechnungen;  geizig  „Gl";  GG., 
W.  Syn.  exalit,  (nach-Jsüechig.  —  3.  wählerisch  im 
Essen  GMs.  —  A'aek  i.  S.  v.  nahe,  genan.  —  Vgl.  näch-wäsig. 

dürrbiren-ässijr;  mager  ausgestattet.  , Chorherren- 
massige  und  türbiren-essige  Pfrüenden.'  Z  Pfründenb. 
1740. 

Dem  sprichw.  Überfluss  der  Chorherren  [in  Zürich]  werden 
hier  solche  Pfarrpfründen  gegenüber  gestellt,  deren  Inhaber 
sich  statt  der  Fleischnahrung  mit  gedörrten  Birnen  behelfen 
muss.    Letztere  gelten  auch  als  Mittel  gegen  Fettleibigkeit. 

burni-  s.  ivurm-ä. 

schab-:  von  den  Schaben,  Motten,  zerfressen. 
.Obwolen  in  der  Nota  stehet:  diser  [Teppich]  vast 
neu,  soll  er  ganz  schabässig  und  übel  verderbt  sein.' 
Inv.  Altenklingen  1675. 

schmäder-  B;  LE.;  ZS.,  „schmader-dssig  B;  L": 
wählerisch,  heikel  im  Essen.  ,Wyl6n  die  Bärenniueter 
schmädrässig  und  nit  von  dem  Brod  us  irem  gewon- 
lichen  Mel  gebachen  fressen  will.'  B  Venner-Man.  1657 
(It  Howald). 

Vgl.  achmaderen,  in  Flüssigem  herumsudeln,  oder  »ehmä- 
deren,  ohne  Appetit  fressen,  oder  da  d  und  (  oft  wechseln, 
Gesckmätter,  Durcheinander;  Grünes  in  der  Suppe;  u.  vgl. 
hiezu  gräuhäseig. 

wurm-  Aa;  Bs;  Ndw;  GG.,  Ta.;  S;  Z,  -e'ssig  ZP., 
-e'sig  Bs,  -massig  B;  „Gr;  L;  Scu";  Tu;  „Z",  -bäsig 
Th;  Z  oS.,  -iväsig  Th  (Püpik.],  burmässig  LEciden: 
1.  wurmstichig,  vom  Obste,  allg.;  seltener  vom 
Holze  Z.  ,Nux  vitiosa,  presthaftig,  wurmässig,  nichts 
sollend.'  Fris.  ,Söllend  die  öpfel  nit  faulen  noch 
wurmässig  werden.'  Tierb.  1563.  —  2.  von  krankem 
Vieh,  viell.  in  allg.  (übertr.)  S.  oder  wie  mhd.  wurin- 
bizic  spec.  ,mit  der  Wurmkranklieit  behaftet.'  ,Wurm- 
essig  unsuber  vich  von  anderm  vich  zuo  tuond,  das 
dhein  [kein]  vich  schaden  darvon  empfache.'  Ofpn. 
Neer.  1442/1538.  ,Wär  ouch,  das  jemands  wurmessig 
und  unsuber  vich  oder  ns  orten  und  enden,  da  der 
vichtod  ist,  hefte.'  Wädensw.  Herrschaftsr.  —  3.  fig. 
und  scherzhaft:  a)  von  Militärdienstfreien,  also  mit 
Gebrechen  Behafteten  Th;  Z.  Auch  von  Gebrechlichen 
überh.  —  b)  verdorben,  falsch,  von  Menschen:  Mer 
händ  me  as  ein  Wurmässige  in  öuser  G'sellschaft  AaB. 
Vgl.  wurmstichig.  ,Er  hoffe  [=  glaube]  nicht,  dass 
Meine  Herren  [die  Obrigkeit]  durch  die  Werber  etw. 
würden  innen  werden,  dann  ein  wurmässigs  nest  da 
[in  Worb]  wäre.'  Thür.Frickart. 

Mhd.  n'urmaeze,  -aezic.  Der  Umlaut  ü  im  ersten  Teil 
(so  auch  bei  Mal.)  deutet  auf  Zss.  mit  der  Pluralform.  — 
Das  W.  hat  bedeutende  Umgestaltungen  durch  fremde  An- 
lehnungen erfahren,  an  -mäsaig  (vgl.  z.  B.  küfcr-mUjisig),  an 
Wurmbttshi,  -inaale,  Ameise;  s.  auch  murw-äatig.  Zu  Bed.  1 
vgl.  md.   ,wolfässig',  vom  Wolf  angefressen. 

Ass  III,  ässen  s.  anchsen  Sp.  300. 

as  zsgez.  aus  an  das. 

as-  s.  es-.  as,  ass  s.  1.  als  Sp.  197.  2.  dass. 
asvilas,  asvilis  s.  (alsj  ril. 

asig,  -lig,  -ligs,  -te,  -tig,  -tlig  s.  bei  ose. 

ass,  ä  s  in  der  Verbindung  ass  und  ass  ZKn.,  äs  äs 
ZFehr.,  äs  und  äs  Z,  as/^däs  L;  Schw;  Zg,  -ig  Zg, 
äaigedas  Zg:  1.  beinahe,  SO  ziemlich  L;  Schw;  Zg;  Z. 
Uf  üse"  Matte"  wachst  es  Gras  —  es  g'lustet  Mänge 
asedas.  Hildebkand.    Er  hat  äs  und  äs  umg'rüert  [mit 


üOä 


VS,  es,  IS,  OS,  US 


Ii04  I 


dem  Wagen  umgeworfen],  's  Giltterli  [Fläsclichen]  ist 
äsäs  foU.  —  2.  allmählich  ZW. 

Die  Länge  des  Voc.  ist  bloss  sekundär,  durch  die  Be- 
tonung hervorgerufen,  das  W.  selber  aus  ab  1.  =  so  (vgl. 
,so  so'  =  ziemlich)  verk.  Asedanij  ist  mit  adj.  Endung  er- 
weitert wie  oUg  Sp.  54  u.  a. ;  asigedas  beruht  auf  Umstellung 
oder  auf  Vertauschung  der  irrtümlich  aufgefassten  Silben  asc 
mit  der  Nbf.  des  Adv.  ase.     Wegen  ed  s.  e  6  Sp.   12. 

asig  I:  beinahe  GfiNuf.  —  Aus  dem  einfachen  as 
erweitert  wie  asedaslg  aus   dem  mit  sich  seihst  zsgesetzten. 

as,  ass,  es:  eben  das,  eben  so,  eine  Aussage  zur 
Beki-äftigung  wiederholend  ApWalz.  fe'sj  It  T.  418  a. 
Sehr  beliebt  in  der  mundartlichen  Lit.  zu  Anf.  XVIII. 
Der  Trüffi  Beiz  hed  das  Bhinni  y'noo  [Apollonia  ge- 
heiratet], as  hedcrä,  jetzt  isch  [ist  es]  de"  Nare  wider 
g'rince  [gereut].  Aufnem.  Helvetia  1702,  richtiger  in 
der  Ausg.  von  1701 :  ashederdä  d.  i.  ,das  hat  er  denn 
[=  wirklich]'.  Si  hulfind  ger",  ass  tätind  's.  Göldi 
1712,  der  sieh  daneben  auch  der  Form  das  bedient. 
Er  liett  my  Bantli  könne"  ufladen  und  heim  filehre', 
es  hett-er.  Bantli  1712.  Si  hend  [haben]  öppe  Hänge 
[da-]  mit  erschröcl-t,  es  hend  s'  de"',  ebd.  Si  händ  mym 
Chnecht  Boss  und  Wage  g'nö  und-e'  nah  darzue  er- 
würgt, äs  hend  s'  de"  de"".  Madleni  1712.  ö.  noch  T. 
a.  a.  0.  Der  Gebrauch  dehnte  sich  sogar  auf  Be- 
dingungssätze aus :  Wenn  si  wider  wöttind  Clirieg  ha", 
as  wöttind  s'.  Göldi  1712.  WenH-si'''  die  dinne  [in 
der  i-tadt]  nie  g'wehrt  hetted,  es  hetted  s'.  Bantli  1712. 
Vgl.  das  in  gleicher  Anwendung  und  siilb  teenn.  Nach 
verneinenden  Sätzen  wird  der  Sinn  zweideutig,  was 
der  Komik  gerade  passen  mochte :  Si  icäred  nid  g' flöhe, 
es  iväred  s'.  Bantli. 

Das  "W.  lässt  sich  lautlich  und  begrifflich  eben  so  wohl 
zurückfuhren  auf  demoastr.  ah  =  so  (vgl.  am  ist  er  c  Ma"", 
o«-!s(-c)-.  Bantli  1712),  wie  auf  das  Fron,  da»  (schwäb.  den): 
s.  diese  WW.     Ygl.  noch  «j  (so);  seih. 

as,  es,  is  s.  als  Sp.  198,  3  b  u.  Anm. 

Ass  allg.,  ,Ess'  —  n.  —  PI.  Äss  u.  Asser:  1.  die 
Eins  beim  Würfelspiel,  canis.  Fris.;  Mal.  —  2.  die 
Eins  im  Kartenspiel,  allg.,  doch  nur  in  feineren  Kreisen, 
zunächst  bei  Spielen  mit  französischen  Kai-ten,  für  das 
volkstümliche  Sil,  Soic.  ,König,  Königinnen  und  Äser.' 
GoTTH.  Ässer  umsclüah",  ein  Hasardspiel,  bei  welchem 
die  verdeckten  Karten  eine  um  die  andere  au  die 
Spielenden  ausgeteilt  werden  und  ein  Ass  je  einen 
Teil  des  Kassarestes  gewinnt.  Vgl.  ässlen.  —  3.  klein- 
stes Gewicht,  1  Gran.  ,Daricus,  hält  zwo  sonnen- 
kronen  und  siben  ess  oder  gränli.'  Fris. 

Die  Form  Ass  haben  wir  vom  frz.  ae  entlehnt,  Ess  ist 
die  verdeutschte  Form  des  lat.  a«,  ahd.  esso,  mhd.  esse,  ä.  nhd. 
Es,  Äs,  Esse.  Vgl.  noch  Esel.  —  Zu  3  vgl.  ,nit  um  ein  äss 
frommer.'  Frank. 

Franzosen-:  Schimpfwort.  Du.  terfluecltte  Fr.! 
Wolf,  Kelig.  Bauerngespr. 

Viell.  drückt  sich  in  dieser  Zss.  die  Reaktion  bäurischer 
Sprache  und  Sitte  gegen  das  in  feineren  Kreisen  importierte 
Spiel  und  Wort  aus.  Doch  bleibt  fraglich,  ob  nicht  zu  leseu 
sei  As(s)  i.  S.  von  ,Aas  von  Franzose'.  Das  ungewohnte 
Genus  lässt  sich  für  beide  Bedd.  ertragen,  doch  dürfte  man 
wohl  auch  die  Hdschr.   korrigieren  mit  verßuechlS. 

ässlen:  ein  in  Z  Sittenmandaten  des  XVI.  er- 
wähntes Hasardspiel;  vielh^  würfeln.  ,Umb  ein  haller 
geöuglet  ald  geesslet  [udgl.]  under  dem  schyn,  als  ob 
maus  nit  für  gespilt  achten  wollte.'  Z  Mand.  1.545. 
,I'a  ein  zwyfel  worden,   ob  sölichs  eesslen  und  kurz- 


wylen  wie  andere  rechte  spil,  so  man  umb  gelt  tuot, 
under  unserem  verbott  vergriifen  syn  sollte.'  ebd.  — 

Vgl.   äeser  umscUahn.      Aug   10. 

äse  s.  also  Sp.  200. 

asig  n  AaF.;  Ap;  Gr;  Sch;  aScHW;  Zg;  Z,  assig 
Ai'M.  It  T.,  eisig  Ay;  GlK.  —  östlich  Avf;  Gf,  äslig 
Ar;  GT.;  ScHW,  äslig  G  oT.  —  asste  ApI.,  M.,  äsrdig 
„Th",  asstig  ApL,  M.;  G,  ässtig  ApSchöngr.  —  asstlig, 
ässtlig  Ai'K..  M.:  1.  Adj.  solch,  und  zwar  von  jener 
llescluitl'enlieit,  im  Untersch.  von  derig,  serig,  sonig, 
sittig,  .^olich,  welche  sich  auf  Näheres,  Gegenwärtiges 
beziehen  Aa;  Ap;  G;  Sch;  Schw;  Th;  Zg;  Z.  Der 
Her  g'seht  derigs  nüd,  das  ist  vil  z'  fin  für  asig  Lüt. 
Stutz.  Wer  Liebi  weiss  z'  verdiene"  —  Mer  wend 
[wir  wollen]  7>ur  aslig  [solche  Leute]  hä".  Hengel. 
En  asligs  Werchli  [Hanf]  Tl'n'r  doch  es  subers  Spinne" 
g'sy".  ebd.  En  derigen  Epfel  will-i"''  nüd,  aber  en 
asstige,  nicht  einen  von  diesen,  sondern  von  jenen  Ap. 
Auch    wie   , solch'  dem  Art.  vorgesetzt:   asig  en  udgl. 

—  '2.  „Adv.,    so   Tu.     Mach  's  asedig  wJe-n-i'''-d'r 
g'said  ha"." 

Der  Umlaut  (ä)  konnte  eintreten,  indem  das  Grundw. 
CMC  als  ein  einfaches  angesehen  wurde.  Auf  die  Schreibung 
assig  und  auf  die  mit  a,  welche  als  Übergangsstufe,  in  der 
die  Assimilation  des  l  von  also  an  s  noch  deutlich  erschiene, 
allerdings  willkommen  wären,  dürfen  wir  t.  wegen  Unzuver- 
lässigkeit  der  Quellen,  t.  wegen  entgegenstehender  Angaben 
kein  Gewicht  legen.  Die  3.  und  4.  Gruppe  sind  nicht  wie 
die  2.  wirkliche  Abll.,  sondern  urspr.  Zss.  mit  dem  Prtc. 
(ge)tan  i.  S.  V.  ,beschaffen';  'as(e)tan  wurde  in  Folge  der 
kräftigen  Accentuierung  des  Bestimmungsw.  zu  asste,  und 
unter  Vertanschung  der  scheinbaren  Endung  an  eine  be- 
liebtere, asedig,   asstig  wie  sStig,  solch,  aus  (ä.  nhd.)  sv(ge)tun. 

—  Betr.  die  Begriffsbestimmung  vgl.   den  Gegs.  von  ase  zu 
(e)sö.    —    S.    auch   äsleweg. 

ässe:  genug,  als  Interj.  W.  —  .Vus  dem  Franz.  (asacz) 
entlehnt. 

Asen  f.:  hölzernes  Gestell  über  dem  Ofen  oder 
dem  Herde  zum  Trocknen  von  Brennholz  udgl.  ,Swa 
[wo]  ein  asen  ist  ob  dem  kachelofen,  da  sol  ain  slät 
[Schlot]  eutzwüschent  sin.'  Stadtr.  Diessenh. 

Mhd.  äse  swf.  und  noch  in  deutschen  MAA.  die  -4»tu, 
Asem,  As,  Osse,  Düsen,  Ess,  Esen,  Düsen,  Dtise,  welche 
Formen  sammt  den  hierunten  folgenden  (auch  nicht  ausge- 
schlossen die  Weiterbildungen  Ast(el),  Est,  Test,  Eist,  Barst) 
sich  sämmtlich  leicht  nach  den  in  Fromm.  Zeitsclir.  VII,  19. 
33.  333  erörterten  hautvorgäugen  vereinigen  lassen,  wenn 
man   sie  von  ahd.   ans,   ense,   Balken,  ableitet. 

Asne  BRi.,  ,-i  BD.;  LB.",  Asme  B  oSi.;  Gr 
(TscH.);  Obw,  Hasme  GrV.,  Asle  ZPfäii'.,  Glatt., 
Bauma,  Asli  LG.;  ZBopp.,  Hasle  ZWei.,  Mönch., 
.,Hasli  m.  Scnw",  Basle  AAWiggert;  Gl;  G  oT., 
Ea.'ili  ScuwMuo.,  Bassle  Gr;  ZO.,  Bäsi  L  vE.,  G., 
H.  (z.  T.  111.),  Bassler  m.  GRh.  —  f.:  1.  horizontales 
Balkenwerk  über  dem  Herde  in  den  Küchen 
der  noch  hie  und  da  vorkommenden  schornsteinlosen 
Bauernhäuser,  benützt  um  an  quer  darüber  gelegten 
Stäben  (Asmilatten,  -Stangen,  Fleischsteckcn)  Fleisch 
zum  Dörren  aufzuhängen  (BO.;  LE.;  Z),  ehemals  wohl 
auch,  wie  noch  in  den  Alphütten  (GT.;  LE.;  Scnw) 
zum  Trocknen  und  Dörren  von  Holz,  Zieger  u.  a. ;  in  den 
Sennhütten  von  G  oT.  eine  oberhalb  der  Feuerstätte 
über  Mannshöhe  horizonfcil  angebrachte  Steinplatte  zu 
den  gleichen  Zwecken.  ,Es  was  ein  altvater  in  einem 
Walde,   der  hat   einen  jünger,   den  hies  er  zuo  einem 


505 


As,  es,  is,  OS,  US 


500 


male  schiter  ab  einer  asnu  werfen.'  XIV.,  Sarnek 
Predigten.  .Der  sattlerin  tochter  hat  klagt,  N.  heig 
ir  dz  holz  ab  der  asne  gestollen.'  L  Bussenrodel  1466. 
.und  obglych  einer,  so  es  umb  süwhirtenlon  ze  tuon 
ist,  die  süw  gemetzget  hette,  so  mag  es  ein  hirt  uss- 
tragcn  [so  darf  der  nicht  bezahlte  Hirt  das  Fleisch 
wegnehmen],  er  finde  es  im  salz  ald  under  der  asslin, 
so  lang  unz  [bis]  er  bezalt  ist.'  Andelf.  Herrschaftsr. 
1534.  Ein  Elsass.  Weist,  ermächtigt  den  Baunwart, 
dem  Holzfrevel  nachzugehen  und  ihn  zu  rügen,  wo 
immer  er  ihn  findet,  ,dem  zimpermann  under  der  axe, 
dem  decker  xiS  dem  fache  oder  uff  der  asenen.'  ,Die 
asel,  rauchstecken,  baculi  in  fumario,  assarium.'  Eed. 
166'2.  —  2.  ein  aus  zwei  runden  Latten  bestehendes 
Gestell  in  der  Sennhütte,  auf  welchem  die  Milch- 
geschirre zum  Trocknen  aufgestellt  werden  Gr.  — 
3.  Gerüst  an  der  äussern  Stallwand,  auf  welchem 
a)  die  Heimen  aufbewahrt  werden  od.  welches  b)  Korn 
bis  zum  völligen  Ausreifen  zu  tragen  hat  GrV.  ;  vgl. 
Histe.  —  4.  Bassle,  eine  Art  Gestell,  metallene  oder 
gläserne  Stäbchen,  auf  welche  man  bei  Mahlzeiten 
die  angebrauchten  Messer  und  Gabeln  stützt,  damit 
das   Tischtuch    nicht   beschmutzt   werde    Z  Stdt  f.  — 

5.  der  entweder  mehr  oder  weniger  geschlossene  und 
verschalte  oder  offene  Ea um  oberhalb  der  Feuer- 
stätte der  Küche,  in  welchem  sich  die  unter  1  ge- 
nannte Einrichtung  meistenteils  angebracht  findet,  und 
welcher  anstatt  des  Schornsteins  dient,  wo  auch  Holz 
und  Fleisch  gedörrt  werden  Gl;  L;  GT.;  aScnw;  Z. 
Ob  der  Hurt  (s.  Hiird)  ist  d'  Basi  L.  Man  geht  i  t'  A. 
ue-e,  um  Speck  abzuschneiden,  's  Holz,  's  Ritess  i" 
der  Basti  obe"  ist  ächo"  [in  Brand  geraten].  Diener, 
Gesch.  V.  OGlatt  erzählt,  dass  Einer  durch  die  , sogen. 
Asien'  in  die  Küche  herunterfiel.  In  diesen  Raum 
hieng  man  t.  als  Präservativ  gegen  Seuchen,  t.  zu 
Arzneizwecken   Pferdeköpfe    und   lebende  Kröten.  — 

6.  in  Gl  und  Z  findet  sich  das  W.  auch  beibehalten 
für    modernere    Einrichtung:     Kaminschooss.    — 

7.  „Der  Bassli,  Fallklappe  auf  dem  Dache  eines 
»chornsteinlosen  Hauses  Schw."  —  8.  En  elendi  Bassle, 
verächtliche  Bezeichnung  eines  Hauses  mit  primitiver 
Einrichtung,  eine  Hütte  ohne  Schornstein  Z.  — 
9.  Der  Bassler,  Gefängniss  GRh.,  eigentlich  wohl  der 
dunkle  Dachraum.    Syn.  Kicke.    Vgl.  Siiecklcämmerli. 

Abbildungen  und  techuische  Erläuterung  der  unter  1.4  —  6 
leschriebeneu  Einrichtungen  s.  bei  Grafenried  et  Stnrler, 
Arch.  Suisse  pl.  II.  XTII;  EGladbach,  Schweiz.  Holzstil, 
Taf.  H,  V  2.  Fig.  II.  III.  V.  und  S.  1.3  h,  Fig.  35;  S.  16  b. 
S.  23  b.  Es  läge  nahe,  Asne,  die  ältest  bezeugte  unter  den 
obigen  Formen,  unmittelbar  aus  ans  herzuleiten  durch  An- 
nahme einer  Umstellung  des  n;  aber  solche  Metathesis  wird 
dnrcU  unseren  Dialekt  nicht  unterstützt;  man  muss  also  wohl 
unser  n  vielm.  als  Ableitungscons.  betrachten,  für  welchen 
bald  m,  hald  l  spielend  nach  Analogie  zahlreicher  anderer 
Fälle  eintreten;  vgl.  LutVler  von  losen;  Buslige,  das  Dorf 
,BasMang'.  Unsere  Schweiz.  Formen  scheiden  sich  von  mhd. 
und  allg. -deutschem  ose,  asel  usw.  durch  die  Kürze  des  Voc, 
welche  jenseits  des  Rheins  die  seltneren  Fälle  bildet.  Es 
muss  wohl  in  Folge  der  Ableitung  Verkürzung  der  Stamm- 
silbe eingetreten  sein  oder  es  müssen  unsere  Formen  auf  das 
dem  W.  an«  viell.  zu  Grunde  liegende  ahd.  asön,  stützen, 
zurückzuführen  sein;  vgl.  die  unter  sich  identischen  Nbff. 
Ans-,  Äsen-,  Asnibaum.  Von  den  beiden  konkurrierenden 
weiblichen  Endungen  -e  und  -i  erlitt  die  letztere  mehrfach 
Verwechselung  mit  der  gleichlautenden  männlichen  Endung; 
daher  z.  T.  das  männliche  Geschlecht.  Der  Vorschlag  H- 
uiag  Anspielung  auf  Haselzweige  bezwecken,  kann  aber  auch 


ganz  niüssig  sein.  A'-  (auch  bair.  Hasen)  rührt  von  dem 
.\rt.  {der.  Dat.)  her,  loste  übrigens  das  W.  von  seinem  etymol. 
Zshang  ab,  so  dass  die  Neubildung  Hasi  und  die  Anlehnungen 
au  den  durch  das  sachliche  Verhältniss  nahe  gelegten  Begriff 
.rasseln'  entstanden. 

Vor-Asne°:  über  den  Ofen  vorragendes  oder  vor 
dem  Einfeuerungsloch  angebrachtes  Tröckenge.stell? 
.Alle  die  bachöfen  sun  [sollen]  blatten  ald  ysen  fenster 
[einen  steinernen  oder  eisernen  Verschluss  für  das 
Feuerloch]  han  und  nit  vor  asnan.'  Z  Richtebr.  1.305. 

Allerdings  liegt  nicht  eben  eine  absolute  Nötigung  vor, 
die  beiden  WVy.  zu  einem  Comp,  zu  vereinigen,  da  ,vor' 
auch  als  selbständiges  Adv.  vorn  (vor  der  Einfeuerung)  he- 
deuten  kann. 

Fleisch-Asle"  =  Asne  1  4.  ,Carnarium,  ein 
fleischkammer  oder  ein  ort,  da  man  fleisch  aufhenkt 
und  deert  oder  digen  macht,  fleischasslen,  fleisch- 
gaden.'  Fris.;  Mal.  ,Die  töufer  [Wiedertäufer]  ma- 
chend der  einfaltigen  lüten  fleischasslen  unsichtbar 
[=leer].'  HBüll.  1531. 

Asnet  ,.Asnit'.  Id.  B  —  m.:  1.  =  Asne  1.  ,Suspen- 
siva,  cratis  super  ignem,  laquear  supra  focum.'  aaO. 
—  '2.  ,die  im  Rauche  aufgehängten  Speisen.'  ebd. 

A s  1  e t e " ,  (Fleisch-) AsmeteGR  —  L:  1 .  =  Asne  1. 4. 
,Wenn  der  zwing  besetzt  ist,  send  die  geschwornen 
des  dorfs  umbgon,  die  fürstetten,  ässleten,  rauchlöcher, 
Stuben-  und  bachöfen  flissigbeschouwen.'  Dorfr.  Bött- 
stein  1585.  ,Wenn  Untervogt  oder  Förster  es  inne 
werden,  haben  .si  ihn  [den  Holzfrevler]  zu  pfänden, 
auch  wenn  die  Sclieiter  schon  unter  der  Asleten  liegen.' 
166'2,  Aa  Weist.  Hölzernes,  entw.  im  Kamine  oder  in 
einem  luftigen  Lokale  angebrachtes  Gerüst,  um  Fleisch 
daran  aufzuhängen  und  zu  trocknen  Gr.  —  2.  die  zu 
dem  Zwecke  des  Trocknens  oder  Dörrens  aufgehängte 
Partie  Fleisch  selbst,  ebd.  Vgl.  Asnet  2.  Schi 
hei-mer  en  ganzi  Asmete  Fleisch  g'stole".  Syn.  Hang, 
Henki,  Hist.  Vgl.  Steckete.  —  3.  Menge,  Haufen 
übh.,  z.  B.  von  Menschen,  Tieren,  Obst,  Steinen  usw. 
GRKlosters. 

asennse:  Nbf.  zu  ä-  Sp.  A  (ä  V).  —  Lässt  sich 
auch  zerlegen  in  ase  (also  =  wohlan)  nun  so. 

Äser  (Öser)  Ap;  Bs;  B;  L;  G;  Sch;  S;  Th;  Uw; 
W;  Z,  Höser  Aa  oEnd.  u.  Lengn.  (neben  0-),  Zein., 
Nöser  G  oT.,  Böser  (neben  Ö-)  S  (Schild)  —  m. : 
1.  Anhängetasche  für  Mundvorrat  jon  Jägern,  Wan- 
derern, Arbeitern  auf  dem  Felde;  Speise-,  Brottasohe, 
Schnapp-,  Weidsack  Ap;  Bs  (Spreng);  Th;  Uw.  ,Aaser, 
darin  man  etwas  ässigs  gehalt  [aufbewahrt],  lineus 
fiscus.'  Mal.  ,Fiscus  lineus,  aaser  darein  man  brot  und 
dgl.  tut.'  Denzl.  1677;  1716.  .Schnyder  mugent  us 
rowem  lynim  tuoch  und  Zwilchen  hempter,  äser,  juppen 
und  gewand  schnyden.'  1431,  Z  Stdtbuch.  ,Hette  ein 
webor  ein  wyp,  die  row  lyni  hempter  oder  äser  könnte 
machen.'  ebd.  ,lch  [fahrender  Schuler  auf  der  Wan- 
derung] zoch  myn  testament  us  mym  äserUn.'  ThPlatt. 
,Nach  dem  gmeinen  Sprichwort,  es  sye  dem  nit  fast 
nutzlich,  der  die  müs  in  seinem  aser  oder  täschen 
erhaltet  oder  erziecht.'  RCvsat.  (Leinene)  Proviant- 
tasche für  den  Soldaten.  ,2  dotzen  Äser,  so  in  das 
Züghus  ghörend,  mit  dem  Bären  ze  zeichnen.'  1570, 
B  Staatsrechn.  Ebensolcher  für  Schüler  ZKn.  1832. 
JCScHWEiz.  1820.  Bettelsack,  zunächst  zum  Einsam- 
meln von  Brot.  ,Bettelsak,  oser,  tasche,  mantica,  pera.' 
Red.  1662.     ,Ein  Phantast   kommt   zum  Abt  zu  StG., 


507 


As,  OS,  is,  OS.  HS 


508 


bitt  ihn,  soll  ihm  ein  Oser  voll  Korn  schenken;  als 
er  ihn  gheissen  den  0.  bringen,  macht  er  einen  ganzen 
Laubsack  zum  0.'  Schimpfr.  1651.  ,Cum  sacco  adire, 
den  unverschämten  aaser  anhenken,  unverschämt  heu- 
schen.'  Denzl.  1677;  1716.  (Bäurische,  leinene)  Eeise- 
tasche  übh. ;  Marktsäcklein  S.  Der  Ätti  ehunnt  vom 
Märet  hei'",  het  's  Oserli  am  Stecke".  FJSchild.  Kleiner 
Sack  zu  unbestimmtem  Gebrauch.  ,Ligt  in  einem  äser 
allerlei  silber.'  G  Stiftsarch.  ,Ein  ledrin  aser.'  XVI., 
L  Vogtkinderrechn.  —  2.  Tasche,  in  oder  unter  dem 
Kleid,  zunächst  ein  unter  dem  mit  einem  entspre- 
chenden Schlitze  versehenen  Oberkleide  der  Frauen 
umgebundenes  Säcklein  Vw  (aus  Leder) ;  Z  f ;  dann 
das  W.  beibehalten  für  die  in  modernerer  Weise  fest- 
genähte Tasche  und  auch  übertr.  auf  die  männliche 
Kleidung,  Rock-,  Westen-,  Hosentasche  Ap;  GoT.;  S; 
Uw;  W;  „Z  bäur."  Syn.  Pumper.  —  3.  Sack  für 
Schulbedürfnisse  AiEndgu,  Lengn.,  Zein.;  Ap;  Bs 
(auch  Oserli  n.);  GRh.;  TnSee.  Und  ies  gönt  [gehet] 
in  t'  Schuel,  dort  hangt  der  0.  am  Simse.  Hebel. 
S.  Schuel-äser.  —  4.  Mund  verrat  für  ein  Mahl  im 
Freien  bes.  der  Jäger  oder  bei  Landpartieen.  3Ier 
müend-is  [wir  müssen  uns]  zu  iisem  [unserem]  Usflug 
viit-rrnr  rechte^  Oser  versehe"  Sch.  ,Indessen  gebühret 
dem  Magen  auch  was:  Man  setzet  sich  nieder  ins 
kühlende  Gras.  Willkommener  [als  nach  der  Berg- 
besteigung] könnte  der  Milchtopf  nicht  sein;  Da  fliegen 
die  Brocken  recht  lustig  hinein.  Im  Augenblick  wurde 
die  Schüssel  geleert  Und  ebenso  hurtig  der  Aser  ver- 
zehrt.' Z  Neuj.  Mus. 

Von  äsen,  d.i.  Äk,  Äes  verzehren;  vgl.  Äset.  Mhd.  vor- 
wiegend mit  Uml.,  euer,  neser.  Mit  i  ist  der  Name  des  Be- 
hälters auf  dessen  Inhalt  übertr.  Zu  2  vgl.  die  im  Mittel- 
alter von  beiden  Geschleclitern  auswendig  getragenen  Taschen. 

Lüg-  Ltig-öser  Sch;  SciiwE.:  1.  Lügensack  in 
sachlichem  S.  Maler  d.  Sitt.  1746  gibt  aus  dem  Ktn 
By  den  Brauch  an,  ,dass  einem  Menschen,  der  in  den 
Ruf  eines  Windmachers  und  Aufschneiders  gekommen, 
der  Lügenascr,  wie  es  in  der  Landesspr.  heisst,  d.  i. 
der  Lügenbeutel  gebracht  wird,  welches  mit  feierlichen 
und  komischen  Ceremonien  geschieht.  Man  sagt,  dass 
durch  diese  schimpfreichen  Aufzüge  mancher  rumori- 
scher  Mann  gebessert  worden  sei.'  —  2.  Lügner 
Sch  ;  ScHwE.,  am  erstem  Ort  mit  den  Abll.  Lfigöseri", 
Lügnerin,  liigösig,  lügnerisch. 

Der  Bed.  1  lag  wohl  urspr.  die  Yorstellnng  eines  mit 
Lügen  statt  mit  Speise  gefüllten  Sackes  vor ;  vgl.  nhd.  ,Lügen- 
sack,  Windbeutel'.  Dass  das  W.  ,Aser'  an  die  Stolle  trat, 
bezieht  sich  auf  den  Leumund  der  Jägerzunft,  welche  oft 
den  Mangel  an  wirklicher  Beute  in  der  Weidtasche  durch 
Aufschneidereien  gnt  macht,  an  denen  gleichsam  diese  nn- 
urschfipflich  ist.  —  2.  Die  Übertragung  auf  die  Person  wie 
in  ,Fräss'  und  in  den  obgenannten  nhd.  WW.,  in  westph. 
ImjmMit,  schwz.  Wuheitsbündcl  udgl.  —  Die  Movierung  zu 
einem  Fem.  beruht  auf  der  irrtümlichen  Auffassung,  als  ob 
L.-Aser  ein  Nomen  agentis  m.   wäre. 

Bettel-:  Bettelsack.  ,Bettelasser.'  ApL  Urk.  1584. 
,I>en  Bettelaaser  anhenken,  ad  saccum  Ire.'  Denzl. 
1077;  1716,  2,  dafür  im  1.  Teil:  ,böttelsack'. 

Schuel-,  Schueler-,  -äscr  Gl  u.  GWes.:  Schul- 
tasche aus  Zwilch,  quadratisch,  mit  zwei  eingenähten 
Stäbchen  am  Saume  der  Oll'nung;  mit  schwarzen  Fi- 
guren, für  die  Knaben  namentlich  einem  Hirsch  und 
einigen  Schweinen  (Wildschweinen?)  bemalt;  von  den 
Knaben  an  einer  Schnur  über  die  Achsel,  von  den 
Mädchen  an  einer  Schlaufe  am  Arm  getragen  Ap;  Gl; 


L;  G;  ScH;  Th;  Z.  Die  beschriebene  primitive  Forift 
und  auch  das  W.  in  starkem  Rückgang  begriffe]^ 
,1  Schuolasser  uf  der  oberen  Louben.'  Z  Staatsarcl^  ; 
1571.  ,Mein  Grossvatter  hat  mir  einen  Schuloser  vö 
der  Kirchen  [von  seinem  Kirchenbesuch]  heimgebracht 
darob  ich  als  ein  kind  übel  erschrocken.'  MRohn.  1629. 
Fig.  En  Schueloser  ist  bald  g'lert,  das  in  der  Schule 
erworbene  Wissen  reicht  nicht  weit,  wenn  man  ins 
praktische  Leben  tritt.  Sülg.  , Junge  Burger  habend 
Selbsten  gestudiert,  nicht  bloss,  dass  man  sagen  könne, 
sy  habind  einen  halben  schuelaaser  geessen,  sondern 
solide.'  JJBreit.  1633;  vgl.  ,die  Weisheit  mit  Löfieln 
geessen  haben.' 

Abbildungen  z.  B.  im  Z  Kai.  150S  (Neu),  d.  Stdtbibl.  Z 
1868)  und  von  beiden  Arten  in  KdMey.,  Zeitspiegel  1675. 
Die  oben  erwähnten  Verzierungen  gestatten  die  Behauptung, 
dass  der  .Jägersmann  es  war,  welcher  den  ,Aser'  aufbrachte; 
vgl.  dazu  den  ,Weid-Aser'  (folg.  Art.)  als  Hirtentaschc. 
Die  Kürze  des  ä  in  Gl  rührt  davon  her,  dass  das  2.  W.  in 
Zss.  immer  in  Gefahr  ist,  als  blosses  Ableitungselement  be- 
handelt zu  werden. 

Weid-:  Jägertasche.  ,Verbirg  es  [das  erbeutete 
Rebhuhn]  in  den  w.'  Vogelb.  1557.  In  allgemeinerem 
S.:  .Darumb  auch  die  hirten  Ire  weidäser  oder  brot- 
säcklin  mit  demselbigen  [einem  Dachsbalg]  überziehen.' 
Tierb.  1563.  ,Dz  bütgelt  den  bütmeistern  in  einem 
werdäser  [1.  weid-?]  ungezalt  geantwnrtt  [ungezählt 
überantwortet].'  S  Staatsman.  1476. 

Der  Verf.  der  Heutelia  scheint  unser  W.  mit  dessen 
Verhochdcutschung  kombiniert  zu  haben,  da  er  in  sonilor- 
barer  Weise  schrieb:  .Brot  aus  der  Weidt-Aschen'. 

äseren,  ö-:  1.  im  Freien  den  mitgenomnieucn 
Mundvorrat  verzehren,  zunächst  vom  Frühstück 
oder  vom  Mittagessen  der  Jäger,  dann  übh.  im  Freien 
Mahlzeit  halten,  z.  B.  bei  Feldarbeit,  Weinlese,  Land- 
partieen Aa;  Bs;  ScH;  Z.  ,Der  Forst  ist  eines  Jägers 
Wonne,  Die  schönste  Freud  die  Aser-Stund.'  HSulzeu. 
Beichtstuhl.  —  2.  mit  gemütlicher  Langsamkeit  essen, 
es  sich  schmecken  lassen  TuSteckb.  —  ab-:  den 
Nachtisch  einnehmen  Z.  —  Os^^rrtr  f.:  Rast  im  Freien 
mit  Mahlzeit  verbunden  Scn. 

„asert:  zuweilen,  hin  und  wieder  AaF." 
Von  aUs  2  b  (Sp.  170;   vgl.   äs  Sp.   502    und  ,i»c  =  also 
Sp.   200)    abgeleitet    nach  Analogie   anderer  Advv.   der  Zrit 
wie  sidcrt,   eisdert. 

assessieren  assrss-,  asscess-  Z,  assisiere  S,  gewöhn- 
licher ver-:  (refl.)  sich  associieren,  in  Geschäftsgemein- 
schaft treten. 

Äset  n. :  Name  der  an  der  Muota  gelegenen  A11- 
meind  der  Leute  von  Schwyz.  ,Die  strass  uf  dem 
Aaset.    Vom  öisteg  hinus  über  das  Aaset.'  Scnw  Ldb. 

—    Eig.  =  Weideplatz,  von  'amen,    'äsen,   weiden;  vgl.  das 
tr.  ässen. 

asi  s.  sich  (an-sich). 
asianiscli:  asiatisch.  Assh. 
Wurm-Asle  s.  Ameise  Sp.  216. 

Assle,  Nassel  f.:  Tausendfuss.  ,Von  der  Nassel. 
welche  ein  grosse  menge  der  füessen  hat.'  Fische.  1563. 
,Centipeda,  nassel,  kellerwurm.'  Denzl.  1677;  1716. 

Aus  lat.  aseUus,  vgl.  Keller-esel.  Prothet.  n  wie  in  Nibsche 
Sp.   48,  Niwchtland  Sp.   84,  Nauderis  Sp.   91   u.  a. 

Äsiliodäns:  der  Geist  der  Eifersucht,  ,Wir  haben 
gelobt  ausszuspeien  den  alten  gast,  der  neiil  und  hass 


509 


As,  es,  is,  OS, 


510 


heisset,  den  Amadeuin,  den  Elicteufel.'  AKlixgl.  1088. 
.Asmodi  ihm  sein  Herz  betört.'  WHiber  1787.  ,Auch 
plagt  sie  [die  Leibeigenen,  die  nicht  nach  eigener 
Wahl  lieiraten  dürfen]  der  biise  Asmodäus  eben  nicht 
gewaltig.'  ebd. 

Im  Biieh  Toli.  .'S,  8.  ist  ,1.  der  böse  Geist,  der  die 
7  Mäuner  der  Sara  getiidtet.  Bei  Kiingl.  scheint  sich  (wenn 
nicht  ein  blosser  Druckfehler  vorliegt)  der  biblische  Name 
verwechselt  zu  haben. 

äs  s.  als  Sp.  197.        Noh-Äseli  s.  Näch-Wiseli. 
äslen,  er-  s.  eslen  (Esel). 
ais  s.  ine''  Sp.  265. 

Ansin. :  Kot;  etvv.  Ekelhaftes.  Ansi  mache",  ca,ca,x(i 
AaF.,  Tri.  (Kdrspr.)  —  Nbf.  zu  Äu,j,ji,  Äurri/o  Sp.  155 
and  Aut>ichi. 

e  s  lokale  Aus.spr.  für  eis  d.  i.  eins  (Sp.  269). 

es:    Pron.  3.  P.  n.     Allein  stehend   oder   im  Satz 
betont  ^s,  e's  (nur  t.  Personen,  Nora.  u.  Acc),  sonst 
proklitisch  im  Kom.  ,^s,  js,  's,  enklitisch  im  Acc.  fast 
ausschliesslich  's  ('»  Gr  tw. ;  W,  doch  auch  mit  repe- 
tierender Form  'srs,  'sus  BSi. ;  W),  v.  Personen  in(e)s. 
—  Gen.  sine"  neben  es,    enklit.  spi  BO. ;  Gr,  «gn  Gr; 
W.  —  Dat.  betont  im,  enklit.  j»j,  mu.  —  1.  von  wirk- 
lich sächlichen  Wesen,    a)  als  Nominativ  a)  des 
Subjektes  in  unpers.  EAA.  von  Vorgängen  und  Zu- 
ständen  in   der   Natur    und   im  Menschen,    wie   nhd. 
Dazu  noch  Fälle  wie:  ,Zu  Schlanders  starb  es  heftig 
an   der   Bestalenz',    es    herrschte    dort    ein    Sterben. 
t'TOCKAK.     Und  sogar  mit  Vb.  im  Plur. :  ,Saitend  uns, 
;  das  es  in  unser    landen   fast   [zahlreich]   stürbin   um 
Zürich.'  ebd.    Mit  Acc.  P.  z.  B.  von  Krankheiten,  die 
'  den  Menschen    ergreifen.     Es  häd-en  a"g'griffe,    eine 
,  Krankheit   hat   ihn   ergriffen.     Es  häd-en  (am  Bei"), 
I  er  ist  gefangen,    verloren.     Es  häd-e^  möge",   er  ist 
I  überwältigt,   unterlegen.     Es  wird-em  um  de"  Chopf 
I  ume  cho",  er  wird  .sein  Tun  büssen.    Pleonastisch  vor- 
1^  geschoben   oder   durch   eine    nachfolgende  Apposition 

■  ergänzt.  .Wenn  es  in  dem  Ehestand  alles  recht  her- 
t,  gehen  würde.'  JMüll.  1601.  Es  filert  (treu)  h,  in 
1  den  Bächen,  Flüssen  treibt  Eis,  ein  Zeichen  starken 
.  Frostes    W.  —  ß)  als   Nomin.    des   Prädikates    bei 

■  ,sein'  und  ,werden'.     Sit  er  's?    seid   ihr   bereit?   W. 

■  Mit  Dat.:  Er  ist-mii  's,  ihm  gewachsen  W.  Er  ist- 
j  mer  's,  mir  gewogen  GG.,  F.    Bei  Kinderspielen  meint 

es  sin  dasjenige  Kind,  welches  in  einem  Sjiiel  vorzugs- 

i  weise  tätig  oder  leidend  sein,  in  Spielen  um  Geld  die 

Person,  welche  bezahlen  muss.     Er  meint,  er  seig  's, 

-  sei  eine  wichtige  Person,  der  erste  in  der  Gesellschaft 

7i.     Und  's  meint  en  ied^^,  er  seig  's,  wer  neb-rri^  [der 

hübschen  Jungfrau]  stö"  darf.  HBühl  1834.   Er  mues-es 

werde,  er  soll  (das  Spiel)  verlieren,  vgl.  muess  Schmder 

Jc;  daneben   mit  Acc,  'z.  B.   er   ist  e  Halbi   vorde", 

schuldig,   eine   halbe  Flasche   zu  bezahlen.  —  b)  als 

;  .\ccus.  des  Obj.,  aber  ohne  bestimmte  Beziehung,  bei 

•  einzelnen  Verben   von   allg.  Bed.     Me"  wird  's  denn 

:  fseh'  [die  Folgen  eines  Tuns].    I  mag  's  fast  nümme 

erlide",  kann  den  Schmerz,    die  Ungeduld  nicht  mehr 

ertragen.     De""  cha""  's!   versteht   das   Spiel,    seinen 

Beruf,   leistet   Tüchtiges.     Er  cha  's  guet  ge,    weiss 

'sich  geschickt   auszudrücken.     Ir  händ  's  guet!   seid 

gut  gestellt;  habt  gut  reden.    Von  Leibesübeln,  ganz 

entsprechend  dem  ,es'  als  Subj.  bei  a  a:  er  hat  's  im 

'  Hugge",   im  Hals,   i-me  Bei",    es   fehlt  ihm   in  jenen 

Körperteilen,    er   hat  dort  Schmerzen,    Beschwerden. 


Es  abessen,  sich  übersättigen,  s.  unter  abessen.  ,Er 
hat  's  [den  Ekel]  am  Brot  abgeessen.'  ,Woran  wir  's 
[unsere  Verschuldung]  geessen  hetten';  s.  u.  essen. 
Es  Eim  a"tue",  ihn  bezaubern,  verhexen,  wie  nhd. 
Er  tribt  's  mit-em  [sich]  selber  (Onanie).  Verbunden 
mit  unpers.  Subj.  ,es'.  Es  git 's,  gibt  es;  es  mag  's 
g'ge",  die  Sache  gelingt.  Es  hat  's,  es  ist  fertig, 
richtig,  genügend.  ,Im  Namen  des  Gesetzes:  so,  iez 
hät's-es!'  Parodie  der  Formel  der  Civiltrauung.  Mit 
Dat.  P. :  er  chann-em  's  (treffen,  b'reichen),  seinen  Ge- 
schmack befriedigen.  Bas  cha-mer  's,  passt,  behagt 
mir.  Es  Eim  bringe",  zutrinken ;  zeige",  den  Meister  z., 
strafen;  säge",  den  Test  lesen;  mache",  ihn  behandeln, 
z.  B.  icüest  m.,  ungerecht.  Es  Einer  mache",  obsc. 
Es  mit  Eim  verschütte,  Jmds  Gunst  verscherzen.  Als 
übj.  vorgeschoben,  entsprechend  dem  als  Subj. 
vorgeschobenen  ,es'.  Gib  's  mier,  was  mir  g'Jiört.  Er 
hät-ne  's  'teilt  ds  Güot  BGt.  —  2.  von  Personen  und 
zwar  nicht  bloss  Kindern  und  erwachsenen  Mädchen, 
sondern  auch  von  Frauen;  früher  wohl  allg.  und  selbst 
in  städtischen  Kreisen,  übereinstimmend  mit  der  be- 
liebten dimin.  Gestaltung  der  Taufnamen;  vgl.  auch 
.das  Mensch'  und  er,  sl.  Und  wie-n-i'''  über  lueg. 
So  g'sehn-i"'-  in  de  schönen  Auge  Träne;  Ganz  still 
isch  's  g'sl"  . . .,  Bis  dass  Es  [die  Frau]  sait:  lis  witer. 
JJBuRKH.  1853.  Jetzt  noch  die  Frau  (im  Munde  des 
Mannes)  in  VOrten.  Er  und  es,  Mann  und  Frau.  s. 
Sp.  400  u.  In  SB.  kann  es  die  Frau  oder  die  Tochter 
(das  Meitschi)  bezeichnen.  In  GRSchanf.  hat  solches 
es  eine  verächtliche  Nebenbed.  In  W  soll  es  (im 
Munde  der  Frau)  sogar  auch  den  Mann  bezeichnen. 
Zu  diesem  es  als  Nomin.  gehört  dann  der  Acc.  inrs 
Gl,  ins  Bs;  L;  Z,  bes.  in  betonter  Stellung,  s.  Sp.  29.5; 
in  BsStdt  früher  auch  als  Nomin.  Vereinzelt  von  einer 
Sache  und  unbetont:  .Ich  hasse  dises  Laster,  ich  de- 
testiere ihns  in  den  Abgrund  der  Höllen.'  Ulr.  1727. 
—  3.  der  Genetiv  in  seiner  urspr.  Form  es  (versch. 
von  dem  alten  Nom.  u.  Acc.  ez)  ist  in  der  lebenden 
Spr.  ausgestorben  und  durch  sc(n),  enklit.  abgeschwächt 
aus  sin,  ersetzt.  Dies  nicht  bloss  in  partit.  Bed.,  son- 
dern wie  das  ältere  sin,  verk.  sl,  auch  in  obj.  und 
causaler,  in  allen  3  Bed.  entsprechend  fz.  en.  I  ha"-se" 
g'nueg  BHk.  Rest  du  dies  [Käse]  ?  Ja,  i  ha"-se"  B  oSi. 
Wenn  er-sen  wollet  [si  vous  en  voulez  avoir]  BO. 
Wenn  de''  Gaffe  [Kaffee]  ii'f  [aufgebraucht]  ist,  so 
tuet-me"-sen  umhi"  reichen  [wieder  holen]  BO.  Mer 
si-sen  g'icanet,  wir  sind  dessen  gewohnt  BHa.  Sitz 
nider  un  häh-sen !  ruft  man  unwillig  Kindern,  die  Etw. 
verlangen,  was  man  ihnen  erst  nicht  geben  wollte 
BEi.  Acht-sen  we""  d'  mid  Hudellüten  [Gesindel]  z' 
tuon  liest!  gib  Acht  darauf,  ebd.  Wenn-i'^-sen  achten, 
SU  ubergihen-i-mi  nüd  bah'  [verzähle  ich  mich  nicht 
leicht],  ebd.  3Ier  sind-schen  eins,  darüber  einig  GnPr. 
I  weiss-dr-schen.  kein  Bach,  weiss  dir  dafür  keinen 
Dank.  ebd.  Er  isch-si  [damit]  z'fride.  Schild.  ,Las 
mich  den  münch  schlahen ;  du  kaust  sin  nit',  verstehst 
dich  nicht  darauf.  StMeinrad  1464.  ,Sol  mit  dheinem 
vich  da  hüeten,  man  gunne  [erlaube]  ihm  sy  dann.' 
Offn.  Aadorf  1469.  ,Und  ist  ain  fyn  salz;  ich  han 
sy  öch  mit  mir  herus  bracht  in  disin  land.'  Stockau 
1519.  ,Wir  kämen  sin  [dadurch]  an  bettelstab.'  NMan. 
,Wie  sy  dz  werk  einem,  der  sy  wirdig  sye,  zuoeignen 
wöllind.'  ZwiNGLi  1526.  ,Ich  bin  sy  wol  zefriden.' 
HBcLL.  1531.  ,Los  zue,  so  wirstu  sy  ouch  bericht 
[davon    unterrichtet].'    ebd.     .Heb    si   kain    acht;    bis 


511 


As,  es,  is,  OS,  US 


[sei]  ruewig.'  1533,  Kribssern.  ,Er  hat  syii  [dazu]  kein 
befelcli  ghan.'  Salat.  ,Hat  sich  ain  todtlich  krankhait 
in  im  emvegt  und  ist  sy  [daran]  gestorben.'  Kessler. 
Sabb.  ,QuiJ  attinet?  Was  darf  es  sy  [bedarf  es  dessen], 
was  ist  es  von  nöten?  Nee  abnuitur  ita  fuisse,  man 
ist  sy  gichtig  [geständig],  man  kan  sy  nit  abred  sein. 
Pors  viderit,  walt  sy  das  glück.  Excidit  memoria 
hujus  rei,  man  gedenkt  sy  nit  mer,  man  hat  sy  kein 
gedächtnuss  mer.  Ipsius  jus  atque  arbitrium  est,  es 
stät  an  im,  er  hat  sy  [darüber,  dazu]  macht  und  gwalt. 
Age,  ich  bin  sy  wol  zefriden.  Levior  jiluma  est  gratia, 
er  weisst  dir  sy  [dafür]  gar  kein  dank.'  Fris.  .Das 
feber  [Fieber]  ist  im  abgangen,  er  ist  sy  abkommen.' 
Ich  besorg  mich  sy,  ir  wcrdinds  nit  bim  besten  auf- 
nemmen.'  Mal.  , [Christus]  muost  doch  leiden  jämmer- 
lich, Und  war  sy  gar  nit  schuldig  gsein.'  Com.  Beati. 
,Tuo  nur  dein  best,  du  wirst  sy  gniessen  [Frucht 
davon  haben].'  ebd.  ,Das  man  sy  im  gebe,  als  [so] 
vil  er  sy  nottürftig  syge.'  Mey.,  Wint.  Chr.  —  4.  der 
Dativ  steht  oft  fast  pleonastisch,  indem  ein  Sein  oder 
Tun  auf  etwas  Erwähntes  oder  Bekanntes  bezogen 
wird;  m  =  mit  Beziehung  darauf.  ,Tuen  im  t(yie-de 
Witt!  fac  pro  tuo  arbitrio.  Wie  sott-i'''-n-im  tue"? 
quid  suades?'  Id.  B.  (Aber:  es  tueä-em  Nüd,  die  Sache 
leidet  keinen  Schaden  Z).  Tüend-em  au'''  rsö!  Er- 
wiederung eines  Grusses,  der  eigentlich  besehen  einen 
Wunsch,  eine  Aufforderung  enthält,  z.  B.  bllbed  (j'sund! 
chömmed  me  sue-n-is  [uns].  ,Also  ist  im  recht',  so 
ist  's  r.  ZwiNGLi.  ,Wie  im  sy  z'  tuen  mit  disem  punkt.' 
HBuLL.  1533.  ,Myn  Sun,  nun  schwyg,  wie  man  im 
tuot.'  ebd.  ,Über  ein  stund  leg  einen  andern  darüber 
und  tuo  im  also  den  ganzen  tag'  [setze  dies  Verfahren 
fort].  VoGELE.  1557.  ,Wie  wend  ier  im  denn  tuon, 
wenn  so  vil  Doctores  werdend  wider  üch  stän'r"  Th 
Platt.  ,Eecte  non  credis,  du  thuost  im  recht,  dass  du 
nit  glaubst.'  Fris.  ,Hettend  im  die  alten  also  geton.' 
LLav.  1578,  =  ,wann  die  alten  ein  gleiches  getan.' 
1670.  Mit  Beziehung  auf  einen  folgenden  Satz:  ,Wie 
ist  ihme  zu  tun?'  Hott.  1666.  ,Wie  du  ihm  tetest, 
wann  einer . . .'  Mev.  1694.  ,Wie  ist  im  [wie  geht  es 
zu,  was  ist  der  Grund],  das  ier  nit  frölich  sind  wie 
vormal?'  TuPlatt.  ,Si  ita  est,  wenn  im  also  ist.' 
Fris.  ,Ist  im  also?  Ist  es  war?'  Mal.,  wie  nhd.:  ,Ist 
dem  so?'  ,Sige  dem,  wie  im  welk'  Mey.,  Wint.  Chr. 
,Oder  ist  ihm  nicht  also?'  Müll.,  Bussuhr  1665.  Vor- 
mals auch  im  S.  des  Zweckes  =  dazu,  zu  diesem 
Ende.  ,Du  bist  im  zuo  fül,  dass  ich  dir  eins  rechten 
werde',  zu  schlecht,  als  dass  ich  mit  dir  vor  Gericht 
gehe.  1522,  Egli,  Act.  ,I)a  ir  meinend,  mine  herren 
söltind  mich  abgestellt  haben,  sag  ich,  dass  sy  im  ze 
fromm  sind.'  Zwingli  1526.  ,Du  bist  im  ze  jung  [um 
dein  Leben  im  Kloster  zu  verbringen].'  HBull.  1527. 
,lr  sind  iram  wys  gnuog.'  ebd.  1533.  Der  Dativ  steht 
ferner  in  EAA.  wie:  Es  ist-em  nüd  Ernst  z'  regne", 
wo  em,  genau  der  Dat.  zu  dem  es  in  ,es  regnet-  ist. 
Es  chunnd-em,  die  Sache  fängt  an  sich  zu  machen.  Es 
riid-t  fnächet)  -,m,  das  Ziel  der  Reise,  das  En>],.-  der 
Arbeit  ist  bald  erreicht,  da;  syn.  {'■'•han's  fincr  hinnl  'si 
bald.  Mer  ireml-em  scho'  defür  tue!  wir  wulleii  dein  1  liiig 
(Übelstand)  wohl  abhelfen!  Z.  Dann  in  Verbindungen 
wie:  ,Ich  habe  es  dir  hundertmal  gesagt,  aber  du 
fragtest  ihm  [meinen  Worten]  Nichts  nach.'  HPest. 
1790.  Endlicli,  wie  im  als  Dat.  von  er,  auch  reflexiv. 
Allg.  Es  chunnt  nüd  vun-<;m  selber,  die  Sache  kommt 
nicht  von  selbst  Gl.     ,'s  wird   schon  von    ihm  selber 


gehen.'  HPest.  1785.  Auch  versteinert,  so  dass  das 
Genus  des  Subj.  ohne  Einfluss  ist:  die  Tür  gut  vor-^m 
selber  üf  Z.  Sogar:  ,Diewyl  aber  die  sach  üwer  und 
unserthalb  je  lenger  je  mer  sorg  uf  im  tregt.'  1.527, 
Absch.  ,Vil  mer  kosten  druf  gangen,  dann  die  schuld 
an  im  selbs  ist.'  Mev.,  Wint.  Chr. 

Über  die  dem  mhd.  ez,  got.  ita  entsprechende,  von  den 
Gebirgsmiindarteu  noch  festgehaltene  Ausspr.  vgl.  er  Sp.  400. 
401,  dessen  Aualogie  unser  W.  zu  dem  Laute  e^  mit  hinüber- 
gezogen hat.  Aus  ,ist  es',  ii  's  wird  in  Gr  und  W  ig',  aus 
,hat  es  uns'  in  Gr  -hetiis.  Sonst  kann  ie'  auch  zsgerückt 
sein  aus  i'''  e»,  i"  es  oder  tt  [euch]  ca.  Zuweilen  verwenden 
die  Bergdialekte  die  unverkürzte  Form :  snst  gab  es  Nüd  (für 
gew.  gab  's)  und  Hofstätter  (S)  setzt  in  der  Anwendung  auf 
Personen  (Mädchen)  ein  etw.  stärkeres  is:  ,ünd  d'  Frau  die 
jKickt  is  wie  ne  Draelc'  ,Mänge  Buresun  kct  sys  Aug  uf  ie 
g'richtet  g'ha".'  Es  steht  gewissermassen  in  der  Mitte  zw. 
es,  's  und  ins  (welche  Form  auch  für  es  in  prädikat. 
Stellung  gilt,  z.  B.  wtnn  ich  ins  war).  Diese  merkwürdige 
Form  (die  allerdings  auch  in  der  Wetterau  vorkommt,  aber 
dort  auch  für  den  Nomin.  und  sogar  von  männlichen  Pers. ; 
Gr.  WB.  3,  1104/5)  ist  bei  uns  ohne  Zweifel  eine  Com- 
bination  des  Acc.  m.  in  [ihn]  mit  dem  s  des  Neutr.,  welches 
Letztere  ja  übh.  in  der  Flexion  dem  Masc.  nahe  steht.  Zu 
der  iterat.  Form  'ses  vgl.  's!s,  uns,  Sp.  347.  Der  Genet. 
wird,  wenn  von  Sachen  die  Bede  ist,  von  der  Mehrzahl 
unserer  MAA.  umschrieben.  Beim  l)at.  taucht  in  Gr  der 
sonderbare  Fall  auf,  dass  die  Flexion,  viell.  um  einen  Ab- 
stand gegen  das  Msc.  zu  gewinnen,  unterbleibt:  luo^^ma'  mid 
csl  =  le  voilä.  —  Der  Gebrauch  des  es  für  Frauen  mag 
t.  aus  dem  für  Mädchen,  t.  aus  dem  zu  Grund  liegenden 
und  mitgedachten  Neutralbegriff  ,Weib',  t.  aus  der  häufigen 
Diminutivform  weiblicher  Eigenn.  zu  erklären  sein,  welche 
vom  Mädchen-  auch  auf  den  verheirateten  Stand  übergiengen. 
Wenn  gelegentlich  sogar  eine  Mannsperson  mit  ,es'  bezeichnet 
wird,  so  ist  zu  erinnern  an  die  Vorliebe  der  Bergleute  für 
dimin.  Ausdrücke.  —  Es  gibt  Fälle,  wo  es  sich  fragt,  ob 
wirklich  unser  W.  vorliegt  oder  ein  anderes  Pron.  und  wenn 
,es',  welcher  Casus  desselben  anzunehmen  sei;  auch  kommen 
Fälle  vor,  wo  ein  ,es'  noch  mit  einem  andern  Pron.  pleo- 
nastisch verbunden  ist.  Von  dieser  letzten  Art  ist  die  Stelle: 
.Dann  ichs  sy  gar  wohl  möchte  glachen  [ich  möchte  darüber 
lachen]  Wann  uns  der  pur  ein  schimpf  wurd  machen.'  Com. 
Beati,  wo  ,'s'  od.  ,sy'  (sin)  genügen  würde  und  ,sy'  wahrsch. 
nur  zugesetzt  ist,  weil  der  gleichbedeutende  alte  Geuot.  ,es' 
als  solcher  nicht  mehr  verstanden  wurde.  Ähnlich  könnte 
jileonastisches  ,sy(n)'  neben  ,des'  zu  verstehen  sein :  ,Sy  haben 
uns  hilf  und  rat  zuogesagt,  wo  wir  sy  des  bedörfend.'  1529, 
Absch.,  denn  ,sy'  für  verk.  ,sich'  zu  nehmen  widerspricht 
dem  damaligen  Schriftgebrauch,  wenn  auch  der  Gebrauch 
des  Reflex,  bei  der  1.  Pers.  nicht  unerhört  und  die  RA.  a 
bediirf-si'''  oder  es  brücht-si'''  desse  nüd  noch  heute  üblich  ist. 
In  Fällen  wie:  ,Zuo  Schwyz  ist  er  's  gesessen.'  XIV.  od.  XY, 
Volkslied.  ,Es  spiltens  drei  Gesellen  Auf  einem  schmalen 
Brett ...  Er  gieng  und  klopft  es  an.'  BO.  Volkslied,  kann 
das  s  als  es  nach  Analogie  des  prädikativen  (oben  laß  und 
Gr.  WB.  3,  1115/6)  erklärt  werden.  Als  umgestelltes  Scliein- 
subjokt  statt  des  sonst  vorgeschobenen  ist  es  zu  nehmen  in 
Fällen  aus  der  lebenden  Spr.  wie  die  folgenden:  Zweiirui;/ 
slön  es  parat.  Lied  von  1830  =  es  stehen  usw.  .S'^  's  Sor<ic 
clio,  so  han-i  d'  P/i/fe  g'stopß  (Hofstätter),  conditionaler  Satz 
mit  Herübernahuie  des  ,es'  aus  der  kategorischen  Form:  ,es 
sind  S.  gekommen.'  iwc",  »c/io"  bade  's  Chinder.  ebd.  =  siehe, 
es  baden  usw.  Vor  Jore  isck-cs  dort  es  Vglück  jxissiert;  du 
sin-es  [damals  sind]  4  Persone"  um  's  Lebe  cho"  B.  In  Fälleu 
wie:  Wenn  's  vil  Gast  da  sind  L  (conditionale  Form  von:  Es 
sind  vil  0.  da]  kann  eine  Vermischung  mit  der  syn.  Formel: 
,es  hat'  mitgespielt  haben.  Anderer  Art  ist:  /  gib-cs  nid  nache 
[nicht  nach]  Schw,  wo  es  entw.  noch  ein  Rest  des  alten 
Geuet.  ist,  i.  S.  von:  ich  lasse  davon  nicht  ab,  gebe  darin 
Nichts  nach,  oder  zu  erklären  als  Acc.  durch  Mitwirkung  der 
Cnustruktiou:   L-h  lasse  es  nicht  fahren.     Auch  in:   I  ihumme 


t 


i 


es.    IS,    OS,    US 


514 


I  ab,  werde  es  uk-Iit  iiiohr  los,  hat  sich  der  alte  Goiict. 
für  das  Sprachgefühl  iu  deu  Acc.  verwandelt,  wie  iu  alleu 
entsprechenden  nhd.  Konstruktionen  mit  ,es';  s.  Gr.  WB.  3, 
1127  ff.  So  auch:  ,Der  Herr  kann  's  lustig  sein',  sich 
damit  (mit  vorgesetztem  Essen  und  Trinken  im  Wirtshaus) 
vergnügen.  XVII.,  Volkslied.  —  Zur  Erhärtung  unserer  Er- 
klärung des  ,si'  ni.ig  auch  die  hei  Fris.  sich  findende  Va- 
riante dienen:  .Faciemus,  alia  cura,  hab  sy  kein  sorg',  nehen: 
.uon  curat,  er  hat  sein  kein  sorg,  er  fragt  nichts  darnach.' 
Immerhin  kann  mau  in  einzelnen  Fällen  zw.  ,sln'  und  ,sich' 
schwanken ;  so  z.  B.  ,Guet  sorg  mau  han  sol  zu  dem  vych, 
dass  mag  sy  geniesscn  arm  und  rych.'  Beromiinster,  VVächter- 
ordu.  1581.  Wenn  der  BHasIitaler  auch  sagt:  i'''  bi'-ai 
^canet  [gewohnt],  so  liegt  darin  kein  Beweis  für  die  Richtigkeit 
der  von  uns  im  Texte  gegebenen  Auffassung,  da  iu  der  dor- 
tigen MA.  8!  das  Fron.  refl.  auch  bei  1.  u.  2.  P.  sein  kann. 
Auch  haben  gewisse  Verhochdeutschungen  aus  alter  und  neuer 
Zeit  das  si  der  lebenden  Spr.  anders  verstanden  als  wir. 
So:  ,Wer  sich  wellt  bevogten  lassen,  das  [zu  entscheiden] 
soll  stän  au  einem  undervogt,  ob  er  sich  nottUrftig  syge 
oder  nit.'  1527,  AaWst.  ,Der  Sohn  sei  sich  gar  nicht  zu- 
frieden.' Gotth.  S.  darum  auch  u.  «m7i.  —  Über  die  RA. 
es  iat-n  dr  Wert  s.  u.  letzterem  W. ;  dass  die  RA.  hieher 
gehört,  erhellt  aus  Wendungen  wie:  i<^''  bin-si  nümme  wert, 
ilj)'  Sun  z  heisse'  BSigr.  ,Wer  sy  wert  seie,  dass  man  im 
guots  beweise.'  Fris.  Fraglich  bleibt  endlich  auch  noch, 
ob  in  der  RA.  e«  iHt-nter-si,  es  kommt  mir  vor,  als  ob...; 
ich  glaube  mich  zu  erinnern,  dass . .  . ,  das  »t  aus  ,sich'  od. 
aus  ,sin'  verkürzt  sei.  —  Die  am  Schluss  von  1  b  ange- 
nommene Vorschiebung  eines  obj.  es  bestätigt  sich  durch 
den  selben  Gebrauch  beim  Nomin.  uud  Dat.  nicht  bloss  in 
der  selben  MA.,  sondern  in  der  Umgangsspr.  übh..  z.  B. : 
H'iY  er  aber  clion  ist  —  din  Büob,  weil  aber  dein  Sohn  ge- 
kommen ist  BGt.  Und  hat  Im  sin  Tai  [Teil]  f^e"  —  ''cm 
jüngste   So'    Th. 

es  s.  aZsSp.  197(es-gar  198.3a.  ja-n-e.s  198,3b). 
Ss,  .es  s.  enes  Sp.  205. 

es-,  as-  GRtw.:  Präf.  vor  dem  Adv.  ie  (Sp.  21) 
und  vor  Frageww.  resp.  indefin.  Pron.,  dort  zur  Be- 
schränkung, hier  (s.  auch  et-,  etes-ica,  -wie  u.sw.)  zur 
Verallgemeinerung  de.s  Begriffes.  Gebirgs-MAA. — 
Verk.  aus  ahd.,  mhd.  ii.  Schweiz,  etes-,  der  altern  Nbf.  von 
Ute-,  unserm  et-. 

Ess  I  aes\  eV  —  m.  bzw.  n.:  1.  der  Buchstabe  S. 
allg.  —  2.  Gegenstand,  welcher  mehr  oder  weniger  die 
Gestalt  der  lat.  Majuskel  S  darbietet,  z.B.  a)  eisernes 
Gerät  zur  Verkleinerung  von  Futter  für  Feder-  und 
Rindvieh,  b)  zwei  in  stumpfem  Winkel  gegen  ein- 
ander gerichtete  Furchen,  welche  zur  Ablenkung 
des  Piegenwassers  quer  über  die  Strasse  gezogen  wer- 
den Z.     Syn.  Bös.   —  Wegen  des  Genus  s.  A  Sp.   1. 

Ess  II  f.  in  der  BA. :  en  E.  mit  Etw.  han,  machen. 
es  tüchtig  bearbeiten,  grosse  Mühe  daran  wenden  BSi. 

Vgl.  nhd.  ,Etw.  in  Esse  bringen,  in  vollem  Esse  erhalten', 
auch  als  Fem.,  aus  dem  lat.  Inf.  esse,  sein;  vgl.  .Wesen'. 
Allerdings  setzt  diese  Erklärung  voraus,  dass  das  e'  der 
2.  Silbe  (in  nngewohnter  Weise)  vorerst  zu  f  abgeblasst  sei. 
,Ksso'  =  Schmiede  ist  unserer  MA.   durchaus  fremd. 

Ess  m  f.  s.  Esch  II. 

Ess  IV  n.  s.  Ass. 

<<e-i?ss,  essacht  s.  bei  essen. 

Esau.  Enrüche  E.:  Wildfang;  Mensch  von  rauhen 
Sitten  ZKn. 

Lehnt  sich  an  1.  Mos.  25,  25  mit  Übertragung  des  Be- 
griffes von  der  körperlichen  Rauhheit  (, rauch  wie  ein  fi-I") 
»af  die  Gemütsart. 

Esauit.  .Eure  Professores  in  Mönchschar  und 
Esauiten  verwandelt.'  Klinül.  1088. 

Schweiz.  Idiotikon.  I  4. 


Iren,  an  ,Esau'  angelehnt  für  Esiun'ter,  d.  i.  Jesuiteu, 
wie  schon   Discoiirse   1721,   12.   Stück,  es  erklären. 

esegist,  Oser,  esigst  s.  e  I  (Sp.  10). 

Esel,  Esch^l  ürAv.;  PPo.,  Eiul  W,  Esel  GnTle., 
sonstig  allg.  —  m.  —  PI.  Esel' nnä  Esle«:  1.  das 
bekannte  Haustier;  in  BO.  schimpfweise  auch  von 
einem  Pferde.  Auf  stärkere  Verbreitung  und  Ver- 
wendung des  Tieres  auch  in  der  nördlichen  Schweiz 
in  früherer  Zeit  deuten,  von  historischen  Nachrichten 
abgesehen,  zahlreiche  Namen  von  Lokalitäten,  z.  B. 
Eselgass,  -stall,  -hrunnen,  -fürt,  ferner  PÖanzennamen 
udgl.,  und  wenigstens  Vertrautheit  mit  seiner  Natur 
erhellt  aus  den  folgenden  Anwendungen  des  W.  — 
RAA.  betr.  a)  das  Eeit-,  Last-  und  Zugtier.  Er  suecht 
dr  E.  tind  rlt't  druff,  hat,  was  er  sucht,  bei  der  Hand. 
Me"  muess  nit  eisder  ujf-em  gliche  E.  z'  Märet  rite'  S. 
,Das  ist  ein  so  bekannter  E.  [Steckenpferd],  auf  dem 
sie  [die  Herrenlente]  reiten,  und  musste  ich  mich 
daran  verfehlen!-  HPest.  1790.  ,Dera  frechen,  gewalt- 
samen und  ungeduldigen  Tröler  [jirozesslustigen  Men- 
schen] war  Arners  Steifigkeit  kein  Heu  für  seinen  E.' 
ebd.  1787.  Wer-si"''  zum  E.  macht,  muess  Sack  träge". 
SüL«.  ,Den  E.  übergurten'  s.  u.  letzterem  W.  Der 
E.  hindefür  [verkehrt]  a'spanne"  S.  Den  E.  him 
Hingere  zäume'.  Glür  1835.  b)  Geduld,  Dienstwillig- 
keit, Anspruchslosigkeit.  ,Wann  sich  Einer  zum  E. 
machet,  will  ihn  Jedermann  reiten.'  JMey.  1092.  ,Ich 
muss  als  der  E.  sein,  omnes  mihi  molestia:  devorandae.' 
ebd.  Eim  d'r  E.  machen,  Jmdm  um  schlechten  Lohn 
dienen,  sich  einfältig-gutmutig  ausnützen  lassen  6r; 
vgl.  Kue,  Hund.  De  E.  muess  Haber  trüge"  und  Sprür 
fresse'  Scu ;  Z.  Brav  ist  en  E.  (wenn  er  wacker  zücht 
GEh.);  brav  —  wie-n-en  E.  (allg.),  womit  ,brav'  zu 
einem  zweideutigen  Lobe  gestempelt  wird.  Ufladc 
wie-n-en  [statt  emm,  einem]  E.,  schwer  beladen.  ,Der 
Merishauser  hat  gesagt,  wenn  es  bergab  gienge  wie 
bergauf,  so  wollte  er  den  besten  E.  vorsetzen.'  Kirchh. 
(In  ScuMcr.  waren  Eselzüchtereien.)  c)  die  Farbe. 
Der  E.  grauet  schw  im  Mueterllb  Soh;  S.  Der  E. 
chunnt  use,  wenn  Jmd  ergraut,  allg.  Daher  bezeichnet 
man  mit  einem  grüenen  E.  eine  grosse  Seltenheit  AaF. 
d)  hässliches  Aussehen  und  plumpen  Gang.  Der  E. 
kennt-men  a"  den  Ore"  und  a"  de"  Worte  die  Tore". 
Ineichen.  Es  G'fräs  [Gesicht,  Miene]  mache"  ivie-n-en 
E.  S.  Wenn-ma'  nid  scharf  b'schlagen  ist,  se  ist-ma" 
xcie  der  E.  uf-em  Ii  GRPr.  e)  die  Stimme  und  daraus 
erschlossenen  Mangel  von  musikalischem  Gehör:  Wenn 
ei'  E.  a'föhd  schreie',  so  stimme"  die  anderen  l'. 
Ineich.  Das  Geschrei  selbst  heisst  gigagen,  gigatzgen; 
(scherzh.)  sagenfilen.  Es  paust,  wie  für  en  E.  e  Sack- 
pßfe.  Inek'hen.  ,Vom  gückel  zum  e.  springen  [beide 
Tiere  singen  gleich  schlecht],  ut  Galli  dicunt,  d.  i. 
von  eim  fürnemmen  oder  von  eim  Unglück  in  das 
ander  fallen,  de  calcaria  In  carbonariam.'  Fris.;  Mal. 
.Urteil  du  nit  höher,  dann  dich  verstandist,  dass  dir 
nit  gange  wie  dem  e.,  der  urteilet,  der  gugger  sunge 
bass  weder  [als]  die  nachtgall.'  Zwingli.  f)  den 
Übermut.  Der  E.  verlürt  d'  Hör,  ico-n-er  g'legen  ist 
Aa.  Wo-si''''  der  E.  tvalet  [wälzt],  da  verlürt-er  aw'' 
d' Här  ScH;  Schw,  das  Verbrechen  wird  an  dem  Orte 
bestraft,  wo  es  begangen  wurde.  Wenn  's  dem  E. 
z'  wol  ist,  so  scharret-er  Uw,  so  göt-er  uf  's  Is  und 
tanzet,  bis-er  's  Bei"  bricht.  Ineichen  ;  Sulger.  g)  den 
störrischen    Sinn.     ,Die    E.   wollen   geschlagen   sein.' 


As,  es,  is,  OS,  US 


51« 


JMey.  1692.  Er  het  's  wie  's  Ankema'"'s  [Butterhändlers] 
E.:  100  Streich  tue'  's  nümme,  das  [alte]  Tier  gibt 
Nichts  mehr  um  Schläge.  Er  macht-si'''  stettig  [stör- 
risch] tcie  's  A-s  E.  Sbterm.  Stettig  wie  's  Popsts 
griene  E.  Bs.  Daher  E.  auch  geradezu  =  die  unfreund- 
liche, schmollende  Laune  selbst;  dr  Eiulhä",  schmollen 
W.  Und  diese  Begriffswendung  kombiniert  mit  der 
Vorstellung  vom  Reittiere:  (gli,  baldj  uf-em  E.  äi", 
(leicht,  schnell)  ins  Schmollen,  in  Zorn  geraten,  stör- 
risch sein  Aa;  Bs;  BS.;  S;  Z;  syn.  uf-em  Orötzli, 
us-em  Hüsli,  oben  use  sin;  küpen,  Schalken,  umsehen, 
mutschen,  poffen,  den  Batz  han.  ,Er  ist  bald  auf  dem 
e.,  proclivis  est  ad  iram.'  Hospin.  1683.  .Leichtlich 
erzürnt  werden,  bald  auf  dem  e.  sitzen.'  Fris.;  JMey. 
1692;  Denzl.  1677;  1716.  ,Wenn  er  [der  zornmütige 
Kaiser]  ufsitzt  und  dem  e.  d'muoter  ryt't,  Denn  tuot 
myn  [des  Hofnarren]  gyg  in  [ihn]  wider  hurtig  machen. 
Bis  er  hat  yerwuetet.'  JWagn.  1581.  Trans,  gewendet: 
Jmdn  iif  dr  E.  setze",  erzürnen  Aa;  Bs.  De''  ist  gli"''  uf 
der  E.  g' setzt!  ,Illi  facile  fit  quod  doleat,  es  ist  im  gleich 
geschehen,  das  er  hön  oder  erzürnt  wirt,  er  ist  bald 
auf  den  e.  gesetzt.'  Fris.;  Mal.;  ähnlich  bei  JMey. 
1692.  In  BHk.,  Ei.  uf-''en  E.  lade".  Vgl.  übr.  noch 
u.  4.  Mit  Ausdruck  der  Wechselbeziehung:  Einen 
uf-em  E.  han,  ihn  ganz  im  Unwillen,  in  der  Wider- 
spenstigkeit gegen  sich  haben  BHa.  h)  die  Dummheit. 
G'rueje"  [ausruhen]  ivie  -n-en  E.,  d.  i.  beladen,  mit 
samrat  der  Last.  Sulger.  Er  het  Forcht  wie  en  E., 
wenn  er  d'  Burdi  abg'heit  [abwirft],  fürchtet  Strafe  und 
kann  sich  darum  der  Erleichterung  nicht  freuen  Aa. 
,Wann  zween  E.  einander  unterrichten,  wird  keiner 
kein  Doctor.'  JMey.  1692.  Bede"  wie-n-en  E.,  dumm. 
Er  hat  's,  nöd  z'sämmeg' rechnet  [sit  venia  verbo],  icie 
en  E.  GBern.  Einen  filr-en  E.  ha",  zum  Besten  halten, 
allg.  En  E.  wurd  's  bigrlfe".  Der  E.  stöd  am  Berg 
=  nhd.  der  Ochse.  Ineichen.  E.  ist  E.  und  blibt  E. 
ebd.  Es  cha""  's  en  E.  merke",  wenn  der  Charre  das 
Boss  zieht,  ebd.  Der  E.  weiss  erst,  icas  der  Schwanz 
wert  ist,  wenn  er-e"  verlöre  hed.  ebd.  S.  auch  u.  3. 
i)  den  geringen  Wert.  .Vom  Pferd  auf  den  E.  kommen, 
in  einen  schlimmeren  Stand  [und  umgekehrt].'  JMey. 
,  1692.  ,Was  hast  du  vom  Junker  und  was  geht  dich 
der  Narr  an?  Sie  werden  ihn  gewiss  noch  auf  den 
E.  setzen,  wie  's  recht  ist  [ihn  herunterstimmen,  seine 
Utopien  zu  Schanden  machen].'  HPest.  1790;  s.  auch  3. 
,Es  ist  Vilen  ein  frömder  E.  vil  lieber  als  ein  gut 
teutsches  Pferd,  servitia  peregrina  placent.'  JMey. 
1692.  Us-emen  E.  wird  nie  kei"  Bltross.  Ineichen.  En 
E.  schick,  wohi"  d'  tvitt,  's  würd  kei  Hengst  drüs.  Sülg. 
Wenn  Einer  sitzend  mit  den  Füssen  baumelt,  so  sagt 
man,  er  läute  dem  E.  z'  Grab.  Sülg.;  vgl.  Hund.  — 
2.  a)  eine  Gestalt,  welche  den  Esel  des  StNiklaus 
vorstellen  soll  und  den  gabenspendenden  Bischof  auf 
seinen  Hausbesuchen  am  6.  Dezember  oder  in  den 
Tagen  des  Jahreswechsels  begleitet  (daher  auch  Klaus- 
esel genannt  ZWL),  angeblich  entw.  von  seinem  Herren 
selber  geritten  oder  mit  dem  ,Klausbaum'  und  den 
übrigen  Gaben  beladen.  Die  Kinder  in  Schw  u.  ZO. 
legen  ihm  an  dem  Abend,  da  sie  ihn  erwarten,  Heu 
auf  das  vor  den  Fenstern  aufgeschichtete  Brennholz 
bereit.  Auch  in  denjenigen  Gegenden,  wo  der  alte 
Nikiaus  dem  Wiehnachtskindli  weichen  musste,  blieb 
tw.  die  Vorstellung  von  dem  mitgehenden  Saumtiere 
fortbestehen.  Dasselbe  heisst  je  nach  der  Zeit  seines 
Umgehens  auch  Wiehnachts-,  AUjär-,  Neujär-E.    ,Der 


Neujahresel  hat  den  Kindern  Klausbäumli,  Platten 
und  Zainen  voll  Zeug  und  Sachen  gebracht.'  Stütz. 
Wo  er  in  wirklicher  Gestalt  auftritt,  wird  er  von 
einem  oder  zwei  (ZWl.)  mit  einem  Laken  verdeckten 
Bursehen  vorgestellt,  von  denen  der  vordere  am  einen 
Arm  einen  a-us  Holz  geschnitzten  klappernden  (vgl. 
Klapperbock)  und  nach  der  Geldgabe,  auch  nach  den 
Leuten  schnappenden  Eselskopf  emporhält  (ZG.);  oder 
auf  den  beiden  Burschen,  welche  mit  Holzscheitern 
auf  dem  Boden  herumtrampeln  und  von  denen  der 
vordere  ein  Ziegenfell  (vgl.  V  Haber-,  Schnabel g ei ss) 
über  Kopf  und  Nacken  trägt,  reitet  ein  dritter  (Tu 
Affeltr.f),  oder  Einer,  der  einen  Reitenden  vorstellt, 
trägt  nach  Art  des  engl,  .hobby-horse'  die  geschnitzte 
Figur  eines  Esels  unter  sich.  Die  Volksphantasie  er- 
nüchtert sich  gewissermassen,  wenn  in  WOberwld  der- 
jenige unter  der  an  den  Abenden  vor  dem  Festtage 
herumstürmenden  Knabenschaar,  welcher  als  E.  ver- 
kleidet ist,  angeblich  dem  StNiklaus  begegnen  möchte, 
um  sich  ihm  zur  Ablösung  für  sein  eigenes,  von  der 
Reise  ermüdetes  Saumtier  anzubieten.  Aber  der  Glaube 
an  den  heil.  Bischof  ist  hier  noch  lebendig  und  das 
Auftreten  desselben  noch  dramatisch  gedacht,  während 
in  andern  katholischen  Kantonen  StNiklaus  ohne  das 
Tier  erscheint,  bei  den  Reformierten  aber  zwar  die 
Namen  und  Gestalten,  welche  die  katholische  Kirche 
der  hl.  Geschichte  (der  Esel  der  hl.  Familie)  und  der 
Heiligenlegende  entnahm,  geblieben,  die  ursprüng- 
lichere, heidnische  Vorstellung  aber  wieder  durchge- 
brochen ist.  Den  kirchlichen  Gestalten  gieng  nämlich 
die  Wilde  Jagd,  d.  i.  Wuotan  auf  seinem  Schimmel 
mit  seinem  Gefolge,  wie  er  zur  Zeit  der  Wintersonnen- 
wende seinen  Umzug  auf  Erden  hält  (s.  Wuetis  Her), 
voraus.  In  reformierten  Gegenden  spielt  der  ,Esel' 
die  Rolle  des  Knechtes  Rupprecht,  der  die  Kinder 
mehr  erschreckt  als  der  Nikiaus  sie  erfreut.  Nament- 
lich die  bewegliche  dritte  der  oben  skizzierten  Ge- 
stalten ist  es,  welche  sich  hiezu  eignet.  Wart,  der 
E.  (de  Gurri)  ninimt-di!  ist  in  ZO.  eine  Drohung  für 
unartige  Kinder.  Der  B  Kai.  182.5  rügt,  dass  es  Eltern 
gebe,  welche  die  jungen  Bursche  ermuntern,  den  Wieh- 
nachtsesel  recht  furchtbar  zu  gestalten.  Wo-mer  so 
[gemütlich]  z'sämmesitze",  stürmt  ds  Mädeli  [die  Dienst- 
magd] ine  [herein]  wie  der  Neujäresel  u  brüelt  [schreit 
usw.]  B  It  Postheiri.  B'hiiet-is  Gott,  wie  stöst  du  dö! 
pmikt  wie  en  Neujöresel!  Wottst  [willst  du]  gc"  chhiusc 
[maskiert  umgehen]?  lässt  Stütz  einen  Mann  zu  seiner 
Frau  sagen,  welche  sich  beim  Ankleiden  verwickelt 
hat  und  phantastisch  aus  dem  Rockschlitz  herauslugt. 
So  wurde  der  E.  leicht  zum  Mittelpunkt  besonderer 
Aufführungen,  bei  welchen  die  .Klause'  zur  Folie 
herabsinken,  und  bildeten  sich  dafür  die  Benennungen 
eslen,  eine  Eslft^  Z.  In  ZStäfa  pflegte  solche  Wilde 
Jagd  schon  vor  dem  eigentlichen  Festabend  (Silve.ster) 
einmal  in  vollständigem  Aufzuge  heruinzuschwäniion, 
angeblich  um  den  E.  am  Dorfbrunnen  zu  tränken. 
Dass  Hebel  '*•  Wiehnechtchmdlis  E.  auf  ein  Sternbild 
deutet,  ist  wohl  seine  poetische  Erfindung.  —  Vgl. 
Schnabelgeiss  u.  s.  bes.  u.  Klaus.  —  b)  Eseli,  ein  Spiel- 
zeug, das  die  Kinder  sich  aus  einer  Röhre  von  Löwen- 
zahn und  einem  mit  seinem  langen  Stiele  hindurch- 
gesteckten Gänseblümchen  erstellen.  Die  nickende 
Bewegung,  welche  die  geknickte  Röhre  mit  dem 
Blümchenkopfe  macht,  erinnert  an  das  Schnappen 
des  Nenjahresels  ZO.;   s.  eslen.     Syn.  Her.  —  8.  ein 


517 


As,  es,  is,  OS,  US 


518 


ursprünglich  in  üestalt  eines  Esels  konstruierter  ehren- 
rühriger Strafsitz  für  Erwachsene  auf  öffentlichen 
Plätzen,  für  Soldaten  und  (am  längsten  erhalten)  für 
Schüler.  In  Gr  oHe.  wurden  strafbare  Schüler  noch 
in  den  ersten  Dezennien  unseres  Jhdts  auf  einen  drei- 
kantigen Block  unter  diesem  Namen  gesetzt.  ,Im 
vierten  [nämlich  Bank]  geht  's  der  Krebse  Gang  und 
weiterhin  [in  den  folgenden  Bänken]  ist  's  Nichts! 
Den  E.  reiten  lebenslang  nur  träge  Taugenichts.'  Z 
Ncuj.  Mus.  Auch  nachdem  die  Tiergestalt  einer  Bank 
im  Winkel  des  Schulzimniers  Platz  gemacht  hatte, 
dauerte  der  alte  Name  noch  bis  in  unser  Jhdt  fort  Z. 
Syn.  Esehtuel,  Scliaudbai^l;.  In  höheren  Schulen  des 
XVI.  wurde  dafür  ein  Symbol  eingeführt,  welches  ein 
fehlbarer  Schüler  dem  andern  abnehmen  rausste.  ,Damit 
sy  dester  flyssiger  zuom  latinreden  gehalten  werden, 
sol  ein  jede  letzgen  [Klasse]  ihren  eigenen  asinum  han 
und  welicher  den  zuoletzt  us  der  schuol  tragt,  sol 
gestraft  werden.'  Alte  Schulordn.  Brügg.  Nach  der 
Z  Schulordn.  1576  sollen  die  Schüler  ,den  as.  ein- 
anderen verkaufen,  und  jeder  professor  zuo  syner 
stund  solle  fragen,  wer  den  as.  habe.'  Diejenige  von 
1559  beruft  sich  darauf  als  auf  einen  alten  Brauch. 
Als  Strafmittel  für  die  Garnison  stand  im  XVI. 
zu  Bern  vor  der  Wachtstube  ein  hölzerner  Esel  mit 
scharfer  Rückenkante,  und  ein  gleiches  Instrument 
mit  der  gleichen  Bestimmung  ist  abgebildet  in  dem 
Z  Neuj.  d.  Pförtn.  1748.  .Jener  satyrische  Geist,  der 
diese  Mode  [der  hohen  Frauenziramer-Coiffuren]  vor 
mehr  als  einem  Halbdutzend  Jahren  auf  eine  so  possier- 
liche Weise  öffentlich  prostituieret  hat,  indem  er  den 
hölzernen  E.,  der  in  währendem  letzten  Schweizer- 
krieg nächst  bei  der  Hauptwacht  auf  der  undern 
Brücken  gestanden  hat,  mit  einer  solchen  Kappe  aus- 
staffieret hat,  auf  welcher  ein  '2  Schuhe  langer  ge- 
maleter  Pusch  von  Papeir  gepflanzet  war.'  Discoürse 
172'2,  196.  In  Bern  dauerte  die  Einrichtung  fort 
unter  verändertem  Namen :  ,Die  Saumsellgen  [zur  Be- 
ziehung der  Wache]  sollen  mit  dem  hölzernen  Pferd 
oder  Pfahl  gestraft  werden.'  Artic.  Brief  1711.  Auf 
diese  Gebräuche  wird  die  RA.  Einen  uf  der  E.  setze" 
im  S.  von  Einen  foppen,  zum  Besten  halten,  speziell 
Einem  durch  unwahre  Angaben  Furcht  einflössen  Gr; 
Z  zurückgehen;  doch  s.  auch  o.  1  g;  i.  —  4.  eine 
Figur  in  dem  Spiel  [.Auf  den]  Eseljucka",  wobei  Einer 
mit  verbundenen  Augen  sich  bückt  und  den  Namen 
desjenigen  erraten  soll,  welcher  ihm  auf  den  Rücken 
springt  Ap.  Eseli  rite"  oder  Eseliträgis,  eine  Be- 
lustigung der  Knaben,  von  denen  je  einer  sich  von 
einem  andern  Huckepack  tragen  lässt,  z.  B.  zum  Kriegs- 
spiel ZO.  Fig.,  Esel  laden,  eine  Art  Brettspiel,  bei  wel- 
chem dem  Verlierenden  die  noch  übrigen  Steine  als 
,Eselsohren'  angerechnet  und  gleichsam  aufgeladen 
werden  B.  —  5.  übertr.  a)  andre  Tiere  wegen 
Ähnlichkeit  der  Farbe,  a)  Name  für  Ziegen  BO. 
P)  grawu  Eija:  eine  Art  der  Bremsen  W.  y)  Kellerassel. 
jOniscus,  ein  e.  oder  holzwentel;  ist  ein  tierle  mit  vil 
fiiessen,  graw  und  eselfarb.'  Fris.  .Asellus,  e.,  holz- 
wentel' Denzl.  1677;  1716.  Syn.  Keller-,  Mülleresel, 
Kellcrscliu-m.  —  b)  Dummkopf  als  Schimpfn.  allg. 
,0  was  grosse  schand  ist  es,  wann  einer  ein  grober  und 
unwüssender  e.  heim  kommt!'  HBull.  1553.  ,Das  „Ich 
weiss  es  nicht"  seie  die  Antwort  der  Eseln.'  Discoürse 
1721.  Indem  grosse  und  kleine  Kinder  an  die  Mauern 
schreiben:  ,Wer  das  liest,  ist  ein  E.',  glauben  sie  einen 


Witz  zu  verüben;  ebenso  mit  der  Vexierrede  an  die 
Unverständigen:  Gelt,  i'''  bin  en  rechte'  Bist-cn-Esel? 
Mehr  od.  w.  versteckt  und  verblümt  ist  der  Sinn  in 
folgenden  RAA.:  Wie  grösser  der  E.,  wie  grösser  's 
Glück.  Ineichen.  E.  händ  ml  Glück  iveder  g'Urt  Lüt. 
ebd.  Es  laufid  nid  all  E.  uf  vier  Beine",  ebd.  Es 
ijid  ril  E.,  wo  nit  Sack  träge'd.  ebd.  Und  als  Gegen- 
stück hiezu :  der  E.  treid  (es  tr.  en  E.J,  er  weiss  's  nid, 
spottet  man  hinter  demjenigen  her,  welcher  nicht 
merkt,  dass  ihm  etwas  Ungehöriges  anklebt  oder  an- 
gehängt worden  ist;  so  am  ,Bündelitag'  (s.  d.)  in  Z, 
in  der  Weinlese,  da  die  Mädchen  den  , Trägern'  Pu])pen 
hinten  an  die  Bütten  heften  Gr.  Der  Brief,  welchen 
man  dem  Aprilnarren  mitgibt,  enthält  die  Aufforderung, 
den  ,E.'  weiter  zu  schicken  Gr.  Und  der  E.  vara" 
fügt  man  spottweise  dazwischen,  wenn  Einer  in  der 
Aufzählung  von  Personen  sich  selber  zuerst  nennt. 
Auch  viele  der  unter  1  aufgeführten  Aussprüche  sind 
nicht  so  harmlos,  wie  der  Wortlaut  es  an  und  für 
sich  bedingt,  sondern  das  W.  E.  soll  sich  nach  dem 
Sinne  des  Sprechenden  auf  die  betr.  Person  beziehen 
mit  spöttischem  Nebenbegriff.  Ebenso  wird  es  gemeint 
sein,  wenn  die  Einwohner  gewisser  Ortschaften  den 
Übernamen  E.  tragen.  Hinwieder  lässt  der  Humor 
den  E.  die  Stelle  des  Menschen  einnehmen :  De  Herr- 
gott häd  allerlei  für  Lüt,  häd  de  seb  g'seid,  wo-n-en 
E.  zum  Feister  üs  g'lueget  häd  Z.  —  Syn.  Eselskopf. 
S.  auch  Ib.  —  c)  die  Eins  auf  W^ürfeln  BE.,  öO. 
Die  Esten,  die  Ein-All  im  Tricktrack  BHk.  Vgl.  Alle; 
eslen.  —  d)  Eiterbeule  BM.  Syn.  Eiss.  —  e)  ge- 
wisse Gerätschaften  und  Vorrichtungen,  die  na- 
mentlich als  Träger  und  Unterlagen  zu  dienen  haben. 
a)  Träger  unter  einer  Bank  BHk.  —  ß)  Querholz,  auf 
welchem  das  Ende  des  wagrecht  liegenden  Kelter- 
baumes zwischen  zwei  Pfeilern  ruht  Z.  Syn.  Bue-rigel. 
—  Y)  ^wei  kreuzweise  in  die  Erde  gerammte  Pfähle 
oder  Stecken  im  Weinberg,  auf  welchen  den  Winter 
über  die  ausgehobenen  Rebpfähle  bündelweise  mit  dem 
einen  Ende  ruhen  Aa.  Syn.  Bock;  vgl.  üfeslen.  Auch 
je  ein  Bündel  der  in  dieser  Weise  aufgeschichteten 
Rebstecken  selbst,  ebd.  Syn.  Boss.  —  8)  beim  Web- 
stuhl ein  gezahnter  Stab,  der  an  dem  .Geschirr,  Blatt' 
angehängt  wird  und  vermittelst  einer  Schnur  mit  der 
.Trete'  in  Verbindung  steht  BHa.  —  e)  Stab,  an  wel- 
chem das  Ende  des  Zettels  befestigt  wird  und  welcher 
selber  durch  Stricke  mit  dem  Zettelbaum  zusammen- 
hängt, angewendet,  um  auch  das  letzte  Ende  des  Zettels 
ausweben  zu  können  Aa.  Syn.  Schnüerschit,  Nach- 
träger. —  5)  eine  Art  Bank,  auf  welche  Küfer,  Wagner 
u.  A.  sich  rittlings  setzen,  um  das  namentlich  mit  dem 
Zug-,  Ziehmesser  oder  dem  Schniitzer,  Schnitzmesser, 
zu  bearbeitende  Holz  vermittelst  einer  mit  dem  Fusse 
lenkbaren  kopfähnlichen  Klappe  festzuklemmen  „F"; 
L;  ScHwMa.,  Schnulesel  Gr;  G,  B'schnid-  Gr;  LG.; 
ZWald,  SchniHz-  Gl;  aScuw;  Uw;  U;  Zg,  Zug-  FS. 
Syn.  Beschnld-,  Eselstuel;  Huttenesel.  Er  häd  en 
eigne"  Chopf,  wie-n-en  B.-E.,  ist  eigensinnig,  hochmütig 
Z.  -  6.  ein  Faden,  der  sich  nicht  auf  alle  Arme  des 
Haspels  glatt  aufgewunden  hat,  sondern  stellenweise 
herunter  hängt  BHk.  Syn.  Häspli'g.  —  7.  Eigenn. 
a)  eines  Belagerungswerkzeuges,  einer  Wurfmaschine; 
so  der  Berner  vor  Wimmis  1303;  s.  auch  Wurstis. 
Chr.  148.  b)  ,Zum  E.'  hiess  1506  das  Rathaus  S. 
c)  die  höchste  Spitze  des  Pilatusberges;  Hügel  bei 
BHuttwyl;  verschiedene  Höfe  in  G. 


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I.  jE.  Ton  Pferden  gebraucht  wie  iimgck.  (hr  Gurri  vom 
(Neiijabrs-)Esel;  Tgl.  dazu  rfte  Gurre,  Mähre.  —  1  c.  Wahrsch. 
eine  Erinnerung  an  Gellerts  Fabel  vom  ,grüneu  E.'  —  1  e.  Die 
den  Franzosen  abgehörte  RA.  ist  wohl  die  Tom  coq-a  l'äne 
(ungereimte  Rede).  Es  wird  ihr  schwerlich  ein  Märchen 
ähnlich  demjenigen  ,von  den  Bremer  Stadtmusikanten'  zu 
Grunde  liegen,  obwohl  die  eine  der  Fries'schen  Übersetzungen 
darauf  deutet.  Viell.  hat  sie  auch  keinen  Bezug  auf  die 
Stimme.  —  1  i.  Eine  Angabe  aus  Z  Wettschw. :  «/-em  E. 
sj",  in  ökonomischer  Verlegenheit,  muss  wegen  ihrer  Ver- 
einzelung wohl  eher  als  eine  Verquickung  der  gleichlautenden 
RA.  (s.  oben  g)  mit  der  bekannten  vom  ,Hund'  angesehen 
werden.  Vgl.  aber  3.  —  3.  Eine  auf  den  Kopf  gestülpte 
Mütze  mit  Eselsohren,  wie  solche  auf  französischen  Bildern 
zu  sehen  ist,  kann  in  der  Z  Schulordnung  nicht  gemeint 
sein,da  eine  solche  ja  hätte  von  selbst  in  die  Augen  fallen 
müssen.  Die  Abbildung  aus  Z  zeigt  zwar  einen  öffentlichen 
Platz  und  sehr  begangenen  Durchpass,  der  E.  gilt  aber  doch 
der  dortigen  Garnison,  da  für  das  civile  Publikum  durch 
das  in  dei-  Nähe  angebrachte  Halseisen  gesorgt  war.  Zu 
der  ehrenrührigen  Strafe  erinnere  man  sich  auch  an  Bür- 
gers .Kaiser  und  Abf.  —  5  b.  Zum  Bütemad  vgl.  Ihidum 
Sp.  48.  Wenn  die  ital.  Strassenjugend  in  der  Fastenzeit 
den  Vorübergehenden  ein  in  Papier  ausgeschnittenes  Esels- 
köpfchen anheftet,  spricht  dieses  für  sich  selbst;  gleichwohl 
schreien  sie  Reime  dazu,  welche  unserm  deutschen  Spruche 
älinlich  sind;  s.  üsener  in  Rhein.  Mus.  N.  F.  30.  —  5  c.  Vgl. 
lat.  canw,  Hund,  ebenfalls  für  die  Würfel-Eins.  Beide  Aus- 
drücke scheinen  auf  den  geringen  Wert  hinzudeuten,  womit 
die  Darstellung  bei  Fris.  stimmt:  ,facies  una  talorum,  qua 
unum  dumtaxat  punctum  continebat,  ideo  damuosa  [nachteilig].' 
Man  dürfte  freilich  auch  an  Umdeutung  aus  Ena  Sp.  513 
denken.  —  5  d.  Viell.  dachte  man  sich  die  Kellerassel 
(s.  h  a  y)  als  Ursache  des  Übels,  wie  den  Wurm,  das  böa 
Tier  (s.  d.)  als  diejenige  des  panaricium,  wie  Grillen,  Muggen 
(s.  d.)  als  die  eines  launenhaften  Sinnes.  Oder  die  Anschwel- 
lung wurde  dem  beladeuen  Saumtiere  verglichen.  —  5  e.  Vgl. 
frz.  chevalet.  —  5  e  ß.  ,Säue'  heissen  andere  Teile  der  alten 
Kelter.  —  b  e  y.  Schon  gr.  Svoj,  6v£axo;,  lat.  aeellus,  Esel- 
(chen)  genannt.  —  5  e  ?.  Viell.  hat  speziell  an  den  störrigen 
E.  erinnert,  dass  der  Schneidstuhl  sich  so  steif,  mit  aus- 
gespreizten Beinen  postiert.  An  das  störrische  Wesen  gemahnt 
jedenfalls  Bed.   6.   —    7.  Vgl.  Etzel,  Bergn.,  eig.  Väterchen  V 

Halb -Esel:  Halbnarr.  ,Und  war  der  billig;  für 
einen  Lützenburger  (habe  wollen  sagen  für  einen 
halb-e.)  zu  halten,  welcher  sagte,  dass  Finsternuss  in 
der  Sonne  sei.'  Klosterguggu  1687.  [Lützenburger 
hiess  der,   gegen  welchen   die  Polemik  gerichtet  ist.] 

Hütten-  =  Esel  5  e  t,  BHk.  —  Hütte  =  Rücken- 
korb,  dessen  Gestell  und  Boden  auf  der  Schneidebank  ver- 
fertigt werden.      Syn.   Hulteminten. 

Altjär-,  Nüjär-  s.  Esel  2.  —  Ähjar,  der  letzte 
Tag  des  Jahres. 

'KeUer-  =  Esel  5  a  9. 

Kinden-:  Kindernarr  Gr. 

Küp-:  ein  Schmollender  S.  —  Von  Hqwu,  schmollen; 
Tgl.  Eael   1  ij.      Syn.   Kxqikupf. 

Klaus-  s.  Esel  2. 

Krotten-:  einfältiger  Mensch.  Si'richw.  1869.  — 
Krott  wird  in  wegwerfendem  Tone  zur  Verstärkung  des 
Schimpfes  verwendet. 

„Kruz-:  Stcinesel  LE." 

Er  mag  wie  das  Männchen  des  gemeinen  Esels  ein 
schwarzes  Kreuz  über  Rücken  und  Schultern  haben.  Viell. 
ist  CS  eben  nur  der  (vorzugsweise  als  Lasttier  verwendete) 
männliche  E. 

Mül-:  1.  Maulesel;  Maultier.  .So  mag  ye  das 
(fold.    das  wir  an  des  babsts  m.  Idie  Kirche,    die  den 


Ablass  empfängt]  henkend,  für  unser  sünd  nit  gnuog 
ton.'  ZwiNGLi.  —  '2.  Schinipfn.,  als  Wortspiel,  auf 
schwatzhafte  Leute,  die  reden,  was  ihnen  gerade  ,ins 
Maul'  kommt. 

Müller-  B.S,  Muli-  6r:  1.  wie  nhd.,  bes.  aber 
scherzhaft  und  spöttisch  von  Personen,  welche  sich 
zu  schweren  und  undankbaren  Dienstleistungen  miss- 
brauchen lassen.  Eim  der  M.  mache"  müesse".  Spottn. 
für  einen  dumm  gutmütigen  Menschen  übh.  GrHo.  — 
2.  (auch  dim.)  Kellerassel  Bs.     Vgl.  Esel  5  a  y. 

Mumm-:  Maulesel.  ,Uf  die  Zyt  kutf  [kaufte]  ich 
ein  Mumesel.'  Stockar. 

Hängt,  wenn  man  übh.  auf  die  Schreibung  des  sonder- 
baren Kauzes  eingehen  darf,  mit  Muuuinl,  Mund,  mummlai, 
(undeutlich)  reden,  zs. 

StMartins-:  ein  Spiel,  wobei  Jeder  einen  Tier- 
namen führt  und  Alle  im  Einge  um  Denjenigen,  welcher 
StMartu  Eiel  vorstellt,  tanzen,  bis  sie  alle  der  Reihe 
nach  von  diesem  bei  ihren  Tiernamen  in  die  Mitte 
abgerufen  sind  W.  Wenn  an  Martinstag  (11.  Nov.) 
die  Sonne  scheint,  woraus  man  auf  einen  Nachsommer 
schliesst,  sagt  man  in  S:  der  Marti  will  sim  Esel 
heue".  Schild. 

Auf  den  h.  Martin  sind  auch  Züge  von  Wuotan  über- 
gegangen, so  hier  mit  Beziehung  auf  das  Wetter. 

Wich-Nacht-  s.  Esel  3. 

Baier-.  Pfuckt  [vor  Zorn  schnaubend]  wie  ne  B. 
B.  —  Eine  Übertragung,  auf  die  Derbheit  des  Baicrst.immes 
anspielend. 

Palm-:  der  am  Palmsonntag  herumgeführte  höl- 
zerne Esel,  auf  welchem  ein  Darsteller  Christi  oder 
eine  entsprechende  Holzfigur  sass;  vgl.  Matth.  21, 
1—9;  JoH.  r2,  1'2— 15.  ,Uf  sontag  den  palratag  15'28 
wie  der  pfarrer  zuo  Someri  im  Turgöw  nach  altem 
bruch  den  escl  ziechen  und  zuo  im  das  volk  mit 
palmen  schiessen  liess'  usw.  Vad.  Das  satyrische 
.Testament'  von  NManuel  vermacht  ,dem  balmesel  das 
heidnisch  werk  [Stickerei]  im  tuoch  vor'm  altar  zuo 
einem  mantel,  dass  er  nit  erfriere.'  ,Am  palmtag  gät 
man  uf  die  hofmatten  mit  herrlicher  pression  [Proces- 
sion]  mit  crüz  und  fanen  und  dem  p.  voranhin.'  Schw 
1588.  Die  Synode  von  ApA.  klagt  i.  J.  1609,  vil  jung 
Volk  laufe  am  Palmsonntag  ins  Kloster  zu  StGallen, 
daselbst  den  Esel  zu  sehen.  In  Z,  wo  die  Procession 
das  Lied  ,In  Gottes  Namen  faren  wir,  syner  Hilf  be- 
geren  wir  [usw.]'  zu  singen  pflegte,  erhielten  sich  Er- 
innerungen an  den  P.  und  Nachwirkungen  desselben 
noch  bis  spät  in  die  reformierte  Zeit  herein:  nicht 
bloss  wissen  die  Chronisten  des  XVIII.  zu  berichten, 
dass  vormals  der  Pfarrer  zu  StPeter  am  Aschermitt- 
woch der  Metzgerzunft  eine  Schüssel  mit  101  ,Fasnacht- 
küechli'  zu  verehren  hatte,  ,wie  man  vorgibt  aus  der 
Ursach,  weil  die  Metzger,  da  es  noch  im  Pabstuni  wäre, 
ihme  den  Palmesel  auf  den  Palratag  in  die  Capellen  auf 
den  Hof  gezogen  haben.  Dissmahl  gibt  der  Pfarrer 
jährlich  das  gelt  darfür'  (Moos  1774),  sondern  noch  zu 
Ende  des  vorigen  Jhdts  begründete  man  den  Brauch, 
auf  Palmtag  den  Kindern  neue  Kleider  anzuziehen 
(vgl.  Osterkalh)  mit  der  EA.  .damit  sie  nicht  von  dem 
Esel  gestossen  würden'.  In  AaB.  ist  der  Kopf  eines 
Palmesels  noch  heute  zu  sehen,  vielleicht  des  selben, 
welcher  unter  dem  Titel  ,der  E.  zu  Baden'  eine  literar. 
Berühmtheit  wurde,  indem  in  der  Zeit  der  Eeformation 


521 


PS.    IS,    OS,    US 


529 


bei  Aiilass  der  Anfertiffung-  eines  neuen  P.  mit  (Jliristus- 
bild  ,ain  lustig  lieil  a,"  1535  uf  den  Palmentag  vom 
Esel  und  Christo  zuo  Baden'  und  andere  von  Zürich 
aus  giengen,  die  dann  einer  Antwort  ,an  den  Esel  in  Z' 
vielen.  Wer  in  einer  Familie  am  Palmsonntag  zuletzt 
aufsteht,  heisst  der  Palmesel  L;  vgl.  Osterchalb,  Kar- 
frUagsrasshr ;  auch  Pflegel-e.  ,Ein  rechter  P.-E.,  ein 
grober,  ungeschickter  Mensch,'  Mey.  Hort.  1692.  Brüele" 
irie-n-en  P.-E.  Sülg. 

Die  RA.  vom  Gebrüll  geht  auf  eine  Zeit  und  Orte  zurück, 
dii  man  sich  lebender  Esel  bediente;  die  Tiere  mögen  sich 
im  Gedränge  unbehaglich  gefühlt  nnd  daher  gestört  haben. 
Vgl.   übrigens  auch  Kikhicih-,   Schlosihund. 

Bast-,  Bai(/-  LH.:  ein  Lastesel,  auchhildl.:  Jmds 
B.  sein  B.  ,Uli  [war]  ein  hübscher  Knecht,  ein  guter 
B.,  der  die  Arbeit  verstund.'  Gotth.  ,Weil  in  den 
Köpfen  der  jungen  Leute  etwas  Anderes  steckt  als 
Freude  an  der  Arbeit,  so  gibt  es  zuletzt  aus  ihnen 
entweder  missvergnügte,  stättige  B.  oder  Schweine, 
die  in  jedem  Kote  sich  wälzen.'  ebd.  —  5a««,  Saumsattel. 

Pflegel-:  wer  beim  Dreschen  den  letzten  Schlag 
tut,  nachher  die  Andern  zechfrei  halten  muss  oder  in 
Stroh  eingewickelt  als  Vogelscheuche  an  einen  Baum 
gebunden  wird  ZU.  —  Der  Esel  gilt  als  träge  und  langsam. 
Syn,  DrPKher-Muchd. 

Brügi-:  der  unter  dem  Getreideboden  oberhalb 
der  Tenne  sich  quer  hinziehende  und  denselben  tra- 
gende Balken  ZO.f  Vgl.  Esel  fl  e  a  u.  ß.  —  Moderner 
Brüiji-Ti-iUjer, 

Riet-:  Esel  aus  Eieti  im  alten  Sabinerland.  ,Ein 
Springer  in  grossem  werd  [Wert]  geachtet  worden  bei 
den  alten,  vorab  so  es  ein  E.,  wie  wir  sprechen,  aus 
Reatc  [war].'  Tierb.  156.3. 

,Im  Ducat  Spolet  zuo  Riete,  sunst  Reata  geheissen,  da 
siud  der  esel  allwegen  [ehemals]  vil  gefallen  [geworfen  wor- 
iien|  und  hat  man  sy  hoch  geschetzt.'  ebd. 

Schüch-:   scheuer,   furchtsamer  Mensch  Tu;  ZO. 

—  Der  Esel  gilt  als  furchtsam. 

Schuld-,  Beschnid-,   Schnetz-  s.  Esel  5  e  t,. 
Stabi-:  ein  steifer,  unbeholfener  Mensch  GlH.  — 

—  Verstärkende  tautol.  Zss. 

Stei"-:  eig.  eine  Art  kleiner  und  dauerhafter, 
bes,  in  der  Mühle  verwendeter  E.  Daher  noch :  müed 
ivie-n-en  St.  Z.  ,Alt  werden,  wie  die  Steineseln.' 
Gotth.  Tue"  irie-n-en  St.,  ungeberdig  wild  sein  ZF. 
Abgelöst  von  seiner  eig.  Bed.  und  bloss  als  Steigerung 
des  fig.  Begriffes  von  Esel  gefühlt:  e"  gottlose  St., 
schrecklich  dumm  U.     Huere  wie  en  St.  Ap;  ZWl. 

Der  Esel  ist  seit  Altem  ein  Typus  der  Geilheit.  Die  RA. 
Tom  Alter  beruht  viell.  bloss  auf  dem  Ausdrucke  ,steinalf. 

,Wald-  oder  wilder  esel,  onager.  Ein  junger  w., 
lalisio.'  Mal. 

Zug-  s.  Esel  5  e  Z- 

cselecht:  grob.  ,Asini  homincs,  eslächt,  düppol, 
grob,  unverstendig.'  Fris. 

esele:  1.  nach  dem  E.  riechen.  Dial.  S.  195.  — 
2.  die  Grannen  an  der  Gerste  abdreschen  ZRafz. 

Die  Grannen  mit  dem  Haar  des  Esels  verglichen,  welcher 
dasselbe  leicht  verliert;  s.  d.  Sprw.  Sp.  514,  f. 

esleu,  eschju  W:  1.  intr.,  tun  nach  Art  des 
Esels,  a)  streng  arbeiten  BO.,  E.  —  b)  dumm  han- 
deln,  z.B.   einen    nachteiligen   Kauf  abschliessen   L;, 


Uw.  —  c)  übler  Laune  sein  und  daher  den  Andern 
kein  Wort  gönnen  mögen,  schmollen  W.  S.  o.  der 
Eiiil  hä".  Syn.  bei  E.  lg.  —  d)  den  .Klausesel' 
(s  E.  2)  spielen  ZO.  Davon  Eslete.  —  e)  die  u.  E.  2  h 
erwähnte  Belustigung  treiben ;  ?i.Vic\\  Eselis  mache'  ZO. 
—  f)  ein  Brettspiel,  bei  welchem  nur  die  Einer  auf 
den  Würfeln  gelten;  s.  o.  E.  5  c.  —  g)  beim  Karten- 
spiel keinen  Stich  machen  L;  „VOrte".  Syn.  Schnider 
werden.  —  2.  tr..  Einen  zum  E.  machen,  a)  zum 
Besten  halten  AaFt!.;  BE.,  0.  —  b)  Esel  schelten 
Gr.  Vgl.  diehen  usw.  ,Die  frommen  müessen  allwegen 
geeslet  sein.'  Tierb.  1563.  —  c)  ärgern  AAFri.  — 
d)  Einen  gleichsam  auf  den  E.  (s.  E.  .3)  setzen,  indem 
man  ihm  unversehens  einen  Stecken  zwischen  die 
Füsse  streckt,  worauf  Einer  hinten,  Einer  vorn  ihn 
empor  heben  und  rütteln,  ein  Scherz,  der  bes.  beun 
Dreschen  dem  ungeschickten  Anfänger  mit  dein  Flegel- 
stiele gespielt  wird  Z. 

üf-:  die  Rebpfähle  sammeln  und  auf  den  sog.  E. 
(s.  5  e  y)  legen  Aa. 

er-:  durch  harte  Arbeit  erworben,  ,iinprübo  labore 
vincere.'  Id.  B;  „L".  Auch  refl. :  ,sich  abarbeiten, 
udings  schaffe  und  sich  ereseln.'  Spreng.  .Weil  das 
[Maul-]tier  ze  sonieu  [säumen]  so  .stark,  ist  ein  sprüch- 
wort  entstanden  von  arbeitsamen  leuten,  da  man  sagt. 
Er  mag  alles  ereslen.'  Tierb.  15G3. 

ver-:  Etw.  durch  LTnvcrstand  oder  Dummheit  ver- 
derben, vereiteln  TJw. 

Eslete  f.:  Gesellschaft  von  ,Kläusen',  welche 
,eslet',  d.  i.  einen  ,Esel'  (s.  E.  2)  herumführt  und  be- 
gleitet. Sie  lässt  sich  durch  einen  vorausgeschickten 
.Herold'  in  solchen  Häusern,  wo  sie  eine  Geldgabe  er- 
warten kann,  als  auf  der  Durchreiso  aus  Ägypten  (!) 
ankündigen.  Der  Reiter  trägt  einen  geschnittenen  Hut 
und  einen  langen  Mantel;  ein  Harlequin  führt  den 
Esel  am  Zaume  und  lässt  sich  von  ihm  etwa  die  Mütze 
wegschnappen.  Die  Gruppe  wird  von  einer  Anzahl 
von  schellenbehangenen  , Klausen'  mit  transparenten 
Infeln  (s.  Sp.  327)  auf  dem  Kopfe  umschwärmt  Z  rS. 

esselächtig,  esselen,  esselig  s.  bei  Essig. 

essen  (Imp.  is';  Ind.  Präs.  Sg.  is'e,  is'ist;  Cond. 
ds'  Aa;  Z  tw.,  sonst  s^;  Ptc.  l-esse,  in  W  l-essi^t):  essen, 
wie  nhd.;  von  Tieren  PSal.  und  prüde  auch  anderw. ; 
sobald  der  Löffel  gebraucht  wird,  werden  auch  Milch, 
Molken  und  Kaffee  .gegessen'  Gl;  Gr.  ,Wer  hirtet 
das  vych  und  isset  von  der  milch  nitV  [verschmäht 
die  Frucht  seiner  Arbeit  zu  geniessen].'  HBull.  1531. 
Nach  der  Tageszeit  unterscheidet  man :  z'  Morge", 
z'  Nüiii,  z'  Zechni,  z'  Mittag,  z'  AbefdJ,  z'  Nacht  e.; 
s.  d.  WW.  u.  die  folgenden  Zss.  —  RAA.  und  Sprww. : 
Mi"  isst,  we""-me"  's  het  [entschuldigt  tapferes  Zu- 
greifen] B.  Me  chann  esse",  wenn-men  Öppis  hed,  aber 
nniess  nid  rede",  icenn-men  Oppis  iveiss.  Ineichen.  Es 
ist  besser  Alles  e.,  als  A.  säge"  Z.  Umgekehrt:  Es  ist 
ron  Allem  z'  redid,  aber  nild  von  A.  z'  essid  Ap.  Me:" 
chönnt  ab  'ein  [Fuss-]  Bode"  iisse"  bezeichnet  das 
grüsste  Lob  der  Reinlichkeit  eines  Hauses.  Iss,  was 
d'  liest  und  denk,  was  d'  witt.  Ineichen.  Essed,  was-^ 
[ihr]  finded  und  denked,  ums-^r  ic'end,  begnügt  euch 
mit  dem,  was  ihr  habt;  Zuruf  an  unerwartete  Gäste, 
die  man  nicht  besser  bedienen  kann.  Sulger.  Me" 
muess  g'esse"  ha"  und  [wenn  auch]  söttid  all  Böm 
[Bäume]    Gälge  sy".    ebd.     's  E.   wird   nüd   vergesse. 


523 


As,  es,  is,  OS,  US 


524 


Ineichen.  Selber  esse"  macht  feiss.  allg.  Es  trird  NM 
so  heiss  g'csse",  class  [als]  's  a"g'richtet  (g'lochet)  worden 
ist,  mancher  hastig  betriebene  Plan  stockt,  wo  es 
an  die  Ausführung  gehen  soll.  Ineichen;  s.  u.  z' heiss 
essen.  Esse'  und  trinlce"  halt'  Lth  und  Sei  z'säme 
Z.  's  Esse"  erhalt' t  d'  Lüt  Z.  De"-  Tod  isst  us-em  use, 
von  rasch  abzehrenilen  Schwindsüchtigen  gesagt  Aa. 
^Vo  sechs  esscil,  [/'spürt-me"  de  sibet  nid.  Sülger.  Es 
wird  Alls  g'achaffet  und  Alls  g'esse",  aber  nid  Alls  'zalt. 
Ineichen;  s.  u.  ,essen  und  vergessen  2'.  "Wer  nit  chiinnt 
zur  rechte"  ZU,  der  muess  üsse"  (ha"),  was  übrig  blibt, 
oft  mit  dem  spottenden  Zusätze:  more  [morgen]  isst- 
ma"  wider  Gr.  Vgl.  die  alte  Regel:  ,Es  steht  ge- 
.schrieben,  dass  6  oder  7  nicht  sollen  harren  auf  einen 
Narren.  Sie  sollen  essen  und  sein  vergessen.'  Iss, 
trink  und  hüs  [spare],  mit  dem  Tod  isch  's  üs.  Ineich. 
Von  einem  Zänker  heisst  es:  Wenn  er  nit  Strlt  het, 
sohet-er  nit  g'esse  B.  's  göt-em  vor-em  E.,  er  vergisst 
das  E.  darüber,  allg.  Esse  wie-n-en  Tröscher,  tvie-n-e 
Wöscheri,  tapfer  zulangen;  Ggs.  wie-n-es  Vögeli.  allg. 
,Er  ist  kein  Esser,  isset  nur  wie  ein  Kätzlein.'  Mey. 
Hort.  Essen  und  Arbeiten  gegenübergestellt:  Ig 
isse  mls  Brot,  du  hesch-mer  Nüd  z' hifele"  B,  der 
Arbeiter  kann  seinen  Lohn  beliebig  verbrauchen. 
,Wes  Brod  ich  iss,  des  Lied  ich  sing.'  Wer  nüd  zum 
E.  g'rüst't  ist,  ist  aw''  nüd  zum  Werche  g'r.  Ap.  Wer 
Küt  z.  E.  ist,  ist  aW-  N.  z.  W.  allg.  Tl^er  nid  ZU 
hat  zum  E.,  hat  au''''  nid  ZU  zum  Aibeite".  Sülger. 
Wie-m^  isst,  se  schafft-m^n  aW''.  ebd.  Was  si"''  nid 
cha'"  schicke"  zum  E.,  cha""  si'''  aW'  nid  schicke"  zum 
Schaffe".  Ineichen.  Hurtig  zum  E.  und  langsam  zur 
Arbet  ist  halbi  Eülket  [Faulheit],  ebd.  Essen  und 
Vergessen:  l)  Iss  und  rergiss!  Me"  muess  e.  und  v., 
man  muss  versöhnlich  sein,  über  dem  E.  vorher  ge- 
habten Groll  vergessen,  allg.  Ineichen  fügt  noch  hinzu: 
Und  nid  spinne"  und  dra"  sinne".  2)  zu  zahlen  ver- 
gessen, was  man  gegessen  hat,  sog.  Essschulden  aus- 
stehen lassen,  sich  nicht  mehr  an  empfangene  Ge- 
schenke erinnern.  Mer  lieind  's  g'esse"  und  vergesse" 
ÜRSchiers.  G'esses  ist  bald  Vergesses  BRi.;  vgl.  vor- 
g'esse",  e-g'esse".  Zu  heiss  essen:  bildl.,  sich  über- 
eilen; auch  mit  Dat.,  Einem  zu  nahe  treten.  Er  het 
im  z'  heiss  g'esse,  Etw.  zu  viel  geredet,  etw.  Leides 
zugefügt  Gl.  Was  hän  ich  dir  z' h.  g.?  Z.  .Weil 
des  Hofrats  Grossmamma  ihm  was  zu  h.  gegessen,  so 
habe  er  seit  dem  einen  Groll  im  Herzen.'  Gol.  1741. 
Vgl.  Sp.  522/3.  Zu  gut  essen.  Betr.  einen  von  seiner 
Wahlbehördc  beseitigten  Beamten  wundert  man,  was 
er  ihnen  wol  z'  guet  g'esse"  habe  Z.  Es  essen:  sich 
durch  Essen  einen  Schaden  zuziehen,  a)  eig.  .Warend 
vil  Bilger  krank,  und  die  es  gesen  haftend  in  Ziperen 
[die  in  der  dortigen  Nahrung  sich  den  Tod  angegessen 
hatten].'  Stock.ir.  ,Die  Puren  wurdent  jehen  [be- 
gannen auszusagen],  es  [1.  er]  het  's  an  Fischen  gessen.' 
Ap  Krieg  1405.  b)  bildl.  ,[Sie]  dröwtind,  dass  wir  's 
wol  hören  wurden,  als  got  man  spricht,  waran  wir  's 
geessen  betten  [=  womit  wir  es  verschuldet  hätten].' 
1529,  Strickl.  ;  vgl.  zu  heiss  e.  und  [die  Täufer  mei- 
den das  Abendmahl]  .mancher  könnte  sich  dabei  ein 
urteil  e.'  EEgli  1878.  (Vgl.  Cor.  XI  27.  29.)  Mit 
Einem  essen:  sich  bei  ihm  einquartieren?  ihn  brand- 
schatzen? .Die  Appenzeller  wurdent  [fiengen  an]  mit 
in  [ihnen]  e.  und  nament  in,  was  si  betten.'  Ap  Krieg 
1405.  ,Si  woUtend  mit  im  e.'  ebd.  —  Das  Pte.  Imperf. 
a)  akt.  in  der  Rechtsformel:  .essendes  Pfand'  im  Ggs. 


zu  ,todten'  oder  .farenden'  Pfändern,  bes.  vom  Vieh. 
.Und  sind  es  essende  pfender,  so  sol  der  meyer  dem 
vich  ze  e.  geben.'  Opfn.  Birm.  1347.  ,[Dcr  Schuldner] 
sol  den  zinsherren  geben  essende  pfand,  und  ob  nit 
e.  pf.  da  sind,  süss  farend  guot.'  Bremgartn.  Urb. 
1490.  ,Es  syend  farende  oder  liggende  oder  essende 
pfand.'  ca  1500,  Z.  ,Und  die  essenden  pfand  sol  der 
knecht  in  die  statt  füeren  u.  verkoufen.'  ebd.  b)  pass. 
oder  Gerund,  in  der  stehenden  Verbindung:  „Essedi 
War,  Esswaare  Gl."  ,Anno  1359  erschiene  wegen 
langwährender  Kälte  grosser  Mangel  an  essender  Speis.' 
Hafn.  1666.  AllfsJ  essed  s.  bei  Erbis  Sp.  429.  —  Das 
Ptc.  Perf.  mit  der  Verneinungspart,  un-  (ukesse 
ScfiSt. ;  Z.  u-,  ün-,  ükessen  Gr,  ö-  Ap)  in  akt.  S.:  wer 
nicht  gegessen  hat.  ohne  gegessen  zu  haben.  Es 
Chind  ug'esse  i  's  Bett  schicke".  Ug'esse  rum  Tisch 
gö".  .Trinken  ungessen  ist  zwischen  zwei  Stühlen 
abg'sessen.  Essen  untrunken  ist  vom  Stuhl  g'sunken.' 
Inschrift.  .Ungessen  schlafen  gan.'  Genoenb.  Bettl. 
.Die  kleinen  buoben  ungeessen  im  rossstall  lagen.'  Th 
Platt.  , Sasse  der  Rät  von  Morgen  an  biss  umb  5  uhr 
n.  M.  ungeessen.'  Wurstis.  1765.  .Giengend  heim  un- 
geessen und  ungetrunken.'  Bossh.-Goldsch.  .Ungeessen, 
nüchter,  sobrius.'  Red.  1662.  Sogar  die  Zss.  ö"z'nacht- 
g'esse  Ap.  Zor  Straf  mos  der  Gof  [Kind]  ö.  i  's  Bett. 
Die  Ausspr.  s'  wird  ausgegiingen  sein  von  dem  Coaj.- 
Prät.  ä«,  da  die  Erweichung  eigentlich  nur  nach  laugen  Voc. 
(2.  B.  Ai,  ««)  und  in  Partikeln  (das,  lea»)  häufiger  vorkommt. 
—  Ob  dem  Ptc.  Perf.  die  Form  .gegessen',  mit  unorganischer 
Verdoppelung  des  Präf.,  zu  Grunde  liege,  lässt  sich  nicht 
entscheiden,  da  die  Sjnk.  auch  eines  einfachen  ge-  schon  die 
harte  Ausspr.  k  bewirkt;  doch  ist  es  nicht  wahrscheinlich, 
da  uns  aus  keiner  der  Gebirgs-MAA..  welche  die  Synk.  von 
sich  abweisen,  jene  unorganische  Bildung  entgegentritt;  auch 
nicht  aus  unserer  Lit..  aus  welcher  uns  einzig  .geessen'  be- 
kannt ist.  —  Vngi'zzen  schon  mhd..  neben  ungäz;  s.  übr. 
un-  1   (Sp.   297). 

e-g'esse":  Ptc.  früher,  zum  Voraus,  vor  der  Be- 
zahlung geessen  Ap,  s    u.  vor-'essen. 

ab-6ssen:  1.  wie  nhd.  ,Inzünen  vor  dem  vech 
[Vieh],  das  es  nüt  abesse.'  Mey..  Wint.  Chron.  — 
2.  (Einem  Etw.)  a)  essen,  was  einem^ Andern  gehört, 
ihm  wegnehmen  GpHe.  .Ich  konnte  essen,  wenn  ich 
mochte,  aber  viel  ass  ich  ihnen  nicht  ab.'  Gotth. 
.Einem  das  seinig  a..  bona  alicujus  attondere.'  Hosp.  — 
b)  e.  was  von  einem  Andern  herrührt,  was  ein  Anderer 
gibt,  aus  dessen  Hand  annehmen ;  aus  dessen  Mund,  was 
er  angebissen  hat  Aa;  ScnSt. ;  Z.  Dem  chönnt-i'''  Nüt 
a.,  's  grüset-nhr.  Syn.  nachhin  e.  —  3.  verzehren. 
..^.bessende  war  [Vieh],  darauf  täglich  Unkosten  er- 
giengen.'  LB  Klosters.  .Dass  um  abessende  pfand  aut 
ersten  tag  soll  gericht[et]  werden.'  ebd. ;  vgl.  .essendes 
Pfand'  (u.  essen),  .fressender  Schaden'.  --  4.  es  a.: 
sich  an  Etw.  bis  zum  Ekel  satt  essen.  ,Er  hat  's  am 
brot  abgeessen.  panis  edendi  tsedium  cepit  eum.'  Denzl. 
1677.  —  5.  durch  Sattessen  an  einer  bestimmten  Speise, 
nach  welcher  ein  Kranker  ein  Gelüste  trägt,  das  Übel 
verlieren,  z.  B.  das  Fieber  an  geronnener  Milch. 
Sülg.,  das  kalte  Fieber  mittelst  Speisen  übh.,  nach  denen 
man  gelüstet  L.  Ein  (krankhaftes)  Gelüste  befriedigen; 
Der  G'lust  nä  Fleisch  ab-i;.  Gr,  d's  Mageice  an  (midi 
schivarze  Chriesi  GrD.  ,Er  hat  am  brot  abgeessen  das 
kaltweh,  panis  satietate  febre  liberatus  est.'  Denzl. 
1716.  Der  Aberglaube  hält  dafür,  eine  höhere  Macht 
zeige  auf  übernatürliche  Weise  im  Gelüsten  das  an- 
zuwendende Heilmittel.  —  6.  (refl.)    ,Mit  der  zyt  abei 


525 


As,  es,  is,  OS,  US 


520 


ässenil  sich  die  niisshell  ab  und  sturbend  ab,  etwaii 
wurdend  sy  verricht[et]  und  vertragen  [friedlich  aus- 
getragen].' HBuLL.  1561,  d.  i.  die  Misshelligkeiten 
zehrten  sich  in  sich  selbst  auf,  oder  der  refl.  Ausdruck 
als  UmschreiMing  dos  Pass.  genommen,  man  ,ass  und 
vergass';  vgF  »le"  c7ia""-sr''  nider  n"  dem  Brod  guet 
cssC,  uo  me'-si'''  bös  g'esse"  häd. 

über-:  (refl.)  wie  nhd.  Ü.  auf  den  Zunftstuben 
wird  im  XVI.  bestraft. 

an-:  sich  ein  Übel  oder  eine  Krankheit  durch  eine 
gewisse  Speise  zuziehen  Gr;  Z.     Gegs.  ab-essen  5. 

in-:  mit  der  Nahrung  etwas  Ungesundes,  Schäd- 
liches verschlucken  und  sich  dadurch  Krankheiten 
oder  andern  Schaden  zuziehen  Gr.  D'  Chint  essen 
allerlei  l".    I  ha"  etsches  Giftigs  l"g'esse. 

ÜS-:    eig.,  eine  Schüssel  leeren;    bildl.   a)  (trans.) 

büssen   für  Etwas,    den  Schaden    davon   haben.     Die 

,    Grosse"  richted  d'  Suppe-n  a»  und  die  Chlme"  müend-si 

u.  ScifiER.     b)  (intr.)  seine  Hülfsmittel  erschöpfen  Z; 

I    brodlos  werden.     Da  hett-i'^  bald  üsg'esse,   ich  käme 

I    anfs  Trockne. 

vor-,  für-:  entlehnte  oder  auf  Kredit  gekaufte 
]    Speise  essen  Gu.    Allg.  als  Ptc.  Perf. :  vorg'esses  Brod, 

■  oder  subst.  Vor-,  Fürg'esses,  Brot  oder  Nahrungsmittel 
übh.,  die  man  bezieht  und  verzehrt  auf  den  erwarteten 
Erwerb  hin.  V.  Br.  ha";  er  häd  eisder  [immer]  I'. 
Vorg'esse  Brod  macht  ttlri  Arbet.  Ikeich.     ,Gar  selten 

'    wirt  verdient  der  Ion,  der  vor  verzert  ist  und  verton; 
'■    das  werk  gar  langsam   näher   [von  Statten]   gät,    das 

man  macht  uf  vorgessen  bröt.'   Manuel  nach  SBrant. 

Vgl.  e-g'esse. 
'.  ge-:  mit  Essen  zu  Ende  kommen,  also  inPerf.-Bed. 
!  ,Und  da  sy  gasend,  huob  an  der  techen  [Dekan]  zuo 
\  reden.'  15'29,  Absch.  .Sobald  ich  giss  [gegessen  habe]. 
;'  SO  wil  ich  gän.'  JMurer,  Naboth,  c.  1556.  Im  L  alt. 
:    Ratsb.  steht  ,gisset'  nur  für  ,isst'.  —  Ober  die  temporale 

Bed.  des  Präf.  ge-  auch  am  Vb.  flait.  s.  d. 
;         mit-:  wie  nhd.    Mitesse"?  Nei?  sagt  man  in  GA. 

scherzend,  wenn  man  von  einem  guten  Bekannten 
■:  beim  Mahle  überrascht  wird,  indem  man  die  zu  erwar- 
j   tende  Ablehnung  dem  Eintretenden  vorwegnimmt  und 

die  Einladung  ironisiert. 

nachhin-  nähe-:  (ni.  Dat.  P.)  aus  der  gleichen 
:   Schüssel,    welche    ein  Anderer   gebrauchte,    essen   B. 

Vgl.  ab-essen  1  b. 
[        Essen  n.:  (subst.  Inf.)  wie  nhd.    1.  die  Tätigkeit 
;  des  Essens.     Das  E.  wird  nid  vergesse.    Ineichen.  — 
'  2.  Mahlzeit,     's  ivirt  Nut  g'redt  über   [während]  's 

Esse.  allg.    's  E.  ist  recht,  die  Kost  ist  befriedigend. 

allg.    Esses  ZU.  allg.     Noch  <'em  E.  sell-me"  's  Pßfli 

nid  vergesse".  Ineichen.  ,Das  sol  sin  gemainlich  also 
,  über  Jar  [täglich]  drü  6.'  G  Küchenordn.  1495.  — 
;  3.   Tracht,    aufgetragene    Schüssel.      G'wärmti   E. 

g'schmüclied  nid  tcol,  im  eig.  und  bildl.  S.  =  man  lässt 

sich   nicht  gern   den  alten  Kohl   wieder   aufwärmen. 

SuLGER.     E  verdeckt  Esse,   Sache,  von  der  man  nicht 

weiss,  wie  sie  gemeint  ist.  ebd.    Als  Mass  mit  Angabe 

■  des  Stoffes:   ,ein  E.  Kalbsmilchen'  ist  eine  der  Bade- 
,  schenken,  welche  1665  Bürgermstr  W.  erhält. 

Aben(d)-,  Äbig-,  ZabenßJ-:  1.  Vesperbrot 
j  bzw.  Nachtessen ;  s.  Abend  1  (Sp.  35).  —  '2.  Mahlzeit 
,  um  die  Mittagsstunde,  s.  ebd.  2;  so  auch  in  TB. 
i  Syn.  Imbiss-e.;  Morgen-e.     S.  Abend  Anni. 


Iiubiss-:  Mittagessen,  s.  Imbiss  (Sp.  '236). 

Vor-:  1.  ein  Gericht,  das  an  grössern  Mahlzeiten, 
wie  Tauf- und  Leichenmahlen,  den  Hauptgerichten 
vorausgeht,  gleich  nach  der  Suppe  aufgetragen  wird 
und  aus  zerschnittenem  (meist  Schaf-)  Fleisch,  Lunge, 
Leber  usw.  an  einer  gewürzhaften  Brühe  besteht.  ,Ain 
V.,  was  das  sig.'  G  Küchenordn.  1495.  .Das  gewicht 
[geweihte]  salz,  öl,  ostertouf,  gesegnet  fürkerzen  und 
palmen,  die  orcnbieht,  4  fronfasten  und  andere  zit 
der  bäpstlichen  hungergeboten  sol  min  kuchenmeister 
[Küchenmeister]  wol  hacken,  sampt  allen  jüdischen 
ceremonien  und  ein  v.  uf  min  bogrebt  darus  machen.' 
Man.  .Aus  dem  krös  der  kelbern  und  gitzinen  ge- 
sotten und  gewürz  wirt  bei  uns  gemacht  ein  v.'  Tierb. 
1563.  —  2.  ein  selbständig  aufgetischtes,  mit 
Zwiebeln  oder  Gewürz  bereitetes,  bei  den  Landleuten 
beliebtes  Gericht  von  Fleischstücken  mit  den  Knochen 
(oder  aus  Schafgedärm  F)  an  einer  Brühe;  Ragout, 
Fricassee  Aa;  Ap;  B;  F  (Vor-äss);  Z.  Es  gibt  grobs 
und  reins  [aus  kleineren  Stücken  bestehendes]  V.  Syn. 
verdämpf ts  Fleisch;  Büchsenfleisch. 

Hof-:  Anteil  von  einer  Festmahlzeit,  den  man 
einem  am  persönlichen  Erscheinen  verhinderten  Mit- 
gliede  von  der  Tafel  nach  Hause  schickte  ZStdt  f. 
.De  mensa  mittere,  ein  essen  ab  tisch  schicken,  ein 
h.  schicken.'  Fris.;  Mal.  Wenn  Bürgermstr  W.  1665 
unter  den  erhaltenen  Badschenken  verzeichnet:  ,ein 
schönes  H.,  nämlich  1  Kapaun,  1  Quart  von  einem 
indischen  Hahn,  1  Hase,  1  Rebhuen,  Brigniolen,  1  Stück 
von  einer  Mandeltorte,  1  Stück  von  einer  Zwetschgen- 
torte und  1  überzuckerte  Zitrone',  so  hat  das  W.  vielL 
einen  allgemeinern  Sinn  angenommen. 

Der  Ausdruck  nach  Analogie  der  Versorgung  der  keine 
eigene  Haushaltung  führenden  Dienerschaft  aus  der  Hofküche. 
—    Vgl.  Bfschetd-E. 

Herren-:  ein  delikates  E. 

Ju'nkeren-:  Fleisch,  Brot  und  Eier  zusammen 
gekocht  Z. 

Kue-,  Chile-,  „in  GrA.  Chan-",  -Esset  aScnw;  U, 
-Essets  Ap;  U.  Chienäss  U:  1.  „Portion  Heu,  die  eine 
Kuh  in  einem  Jahr  braucht  GrA."  ,Der  Kuhessens 
ist  die  für  eine  Kuh  während  einer  bestimmten  Frist, 
bzw.  der  Sommerszeit,  auf  der  Gemeinweide  erforder- 
liche Nahrung,  die  bei  Festsetzung  der  Viehtriebrechte 
als  Grundeinheit  dient.'  FlLusser  v.  U.  Die  Alpweide 
für  eine  Kuh  auf  der  Allmeinde.  Zum  Behuf  der  Aus- 
markung  dieses  Rechtes  niuss  nach  der  Scaw  Allmeind- 
verordnung  1849  der  Winterungsertrag  des  Heimwesens 
eines  Allmeindgenossen  in  Kuhessen  ausgedrückt  wer- 
den: so  viel  K.  Winterung  das  Heimwesen  hat,  für  so 
viele  Kühe  kann  Sommerung  auf  der  Allmeinde  an- 
gesprochen werden  Schw;  Obw;  U.  —  2.  je  1  Kuh 
oder  ihre  gleichwertigen  Stellvertreter  mit  Beziehung 
auf  die  Benutzung  der  Gemeinalpen  und  Allmeinden. 
aaO.  .Jeder  Landmann  darf  auf  jeden  Küehesset  zwei 
Spaltlattcn  hauen.'  1516,  ScnwMa.  ,Dass  niemandt 
der  Landtlüten  mehr  dan  40  Küöhesendts  wintern 
solle.'  1524  ff.,  Schw  LB.  ,Dass  man  das  schwäntgelt 
[Beitrag  an  die  Kosten  des  Reutens]  soll  einziechen, 
narablich  von  jeder  kuoh  cssents  1  krüzer  und  von 
jeder  haushaab  5  kr.'  1576,  U.  .Keiner  sol  mer  uf 
die  alinent  tuen  dann  4  küe  essens.'  1596,  UwE.  ,Von 
jeder  kuo  essens  1  krüzer.'  1607,  U.  , Welcher  sich 
in   die  gmeinen  Alpen   will   einschreiben   lassen,   der 


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soll  von  jeder  Kuh  Essends  geben  2  Kreuzer.'  Ar 
AlpB.  1G08.  .Der  vierte  pfennig  solle  dem  Gottshus 
[Ellgelberg]  erfolgen,  so  ein  oder  der  andere  in  not- 
fällen  die  ähnelnden  abetzte,  welcher  von  einer  kuo 
essetz  für  ein  tag  und  nacht  V2  batzen  zuo  bezahlen 
schuldig  sein  wurde.  Item  wegen  Besetzung  der  al- 
meinden  ist  uf  und  angenommen  worden,  dass  ein  jeder 
hausshaltender  Talnian  eine  kuo-essetz  auftreiben,  das 
Gottshus  aber  ein  Pferd  daruf  haben  möge.'  1691,  UwE. 
—  3.  ideelles  Mass,  die  Einheit,  aufweiche  die  ver- 
schiedenen Vieharten  betr.  die  Benutzung  der  Allmeind 
bezogen  werden.  Je  nach  Ort  und  Zeit  wechselnd 
werden  oder  wurden  z.  B.  ein  jähriges  Rind  für  '/a. 
ein  Kalb  für  '/'s  oder  'Ai  eine  Mastkuh,  ein  Werkochs 
für  l'/ü,  ein  Schaf  für  '/s  — '/'>  eine  Ziege  für  '/t  —  'jn, 
ein  Pferd  für  2 — 6  K.  gerechnet.  —  4.  ungefähres 
Landniass,  so  viel  Alpland,  als  je  nach  der  Be- 
schaifenheit  desselben  zum  Unterhalt  einer  Kuh  er- 
forderlich ist,  durchschnittlich  5  Juehart.  Vgl.  0.  1, 
ScBw  Allmeindvcrordn. 

Syn.  Kue-  (Chic-n-)  Äss,  -Schweri,  -'Teil,  -Weid;  Aös»; 
Rinderen;  Grau.  Über  das  Sachliche  s.  Blum.,  KG.  II  1. 
362.  366.  370.  —  Im  2.  Teil  des  Comp,  tritt  neben  der 
Inf.-  auch  die  Gerundiumsform  auf,  für  welche  im  ä.  Nhd. 
und  noch  in  Ap;  G  MA.,  auch  in  der  nhd.  partic.  Bildung 
,zu  essend'  aus  nn  sich  nd  entwickelte;  und  da  die  MÄ. 
sich  in  der  unbetonten  Nachsilbe  des  w  vor  d  (t)  entledigt, 
so  lag  Verwechselung  mit  der  (ni.)  Suhstantivbildung  auf  -et 
dem  Sprachgefühle  nahe;  daher  dann  das  Schwanken  zw.  m. 
u.  sÄchl.  Geschlechte.  Nur  scheinbar  ist  das  w.  Geschlecht, 
denn  in  dem  Ausdrucke  .von  einer  K.  Esse(n)ts'  ist  die  Zss. 
zerstört  und  der  Art.  nach  dem  1.  W.  konstruiert,  ,E.'  als 
partit.  Gen.  abhängig  von  ,Kuh'  statt  umgekehrt  , Essen  einer 
K.'  (Gen.  poss.)  .  —  Kän-  ist  wie  in  dem  syn.  Kän-  (auch 
Kon-)  Heu  eine  Ausweichung  von  Kiicn-  (U  Chicn-),  dessen  n 
entw.  ein  bloss  euphonischer  Behelf  (vgl.  icie-n  er;  i"  de" 
Scliuenc",  in  den  Schuhen)  oder  der  einigen  MAA.  eigentüm- 
lichen schwachen  Pluralform  des  W.  Kuc  entnommen  ist. 

Morgen-Essen  Aa;Ap;  Bs;  B;  F;  VOrte;  PP.; 
W;  Z,  Morged-  Gl;  Gr:  1.  Frühstück  Gl;  GrD.; 
„ScH;  Vw";  Z.  Sprw.:  etwas  Schwieriges  vor  dem  M. 
(syn.  ase  nüeehter)  zu  Stande  bringen  =  mit  Leichtigkeit. 
Der  ist  verchauft  vor  cm  M.,  übertölpelt,  ehe  er  sich  's 
versieht  Gl.  —  2.  Mittagessen.  Hauptmahlzeit  zw. 
10^12  Uhr  B  (städtisch);  F;  „Gl;  L"  ;  Obw;  PP.; 
„S";  W;  „Zg."  Dial.  gibt  aus  F  in  der  Parabel  vom 
verlornen  Sohn  dem  Mahle,  das  der  Vater  anstellen 
lässt,  den  Namen  as  Z'morgenesse,  und  aus  Scuw  be- 
klagt sich  der  zu  Hause  gebliebene  Sohn,  dass  er  nie 
mit  seinen  Freunden  js  Z'morgedesseli  hätte  halten 
können.  ,Nachdem  erloubt  ein  Burgermeister  von  Z 
jedermann  an  syn  herberg  zue  gon  zue  morgen  zue 
essen,  dann  es  was  nachent  mittentag.'  Zwingli. 

S.  die  Anm.  zu  Abend  Sp.  36;  fmbiss  Sp.  238.  Das 
Mittagsmahl  wurde  ehemals  und  wird  im  Gebirge  tw.  noch 
schon  um  1 1  Uhr  und  früher  eingenommen  (vgl.  das  Läuten 
um  11  Uhr),  föllt  also  noch  auf  den  , Morgen'.  Vgl.  Für- 
nüeehier. 

Nach-:  Abendbrod.  Die  Schneider  sollen  nach 
der  Gesindeordn.  Muri  aus  XVII.  , sommers  auch  nach 
dem  n.  arbeiten.' 

Mit  Bez.  auf  die  vorausgegangene  Hauptmahlzeit  so  be- 
nannt, wenn  es  anders  nicht  ein  Schreibfehler  ist. 

(Z)Nacht-:  wie  nhd.;  s.  auch  u.  Nacht. 

(Z)Nüni-:  die  Zwischenmahlzeit  am  Vormittag, 
Syn.  Imhiss  3  (Sp.  237).  Und  eh  's  am  Oiilchturn 
zechmi  iscli,  geh  's  %n.  a".  Sciiii.i)  1860. 


Bl'rteli-:  Jahresfestessen  der  Gesellschaft,  vor- 
mals Zunft  zu  Safran  L,  am  Sonntag  nach  Dreikönigen, 
offiziell  das  , Safran-'  oder  ,Fritsehi-E.'  genannt.  —  S. 
Berchteli. 

Brusca-:  Nachschmaus.  Die  (seit  1840  aufgeho- 
benen) Churer  Zünfte  hatten  Tags  nach  dem  Crispini- 
Schneckenessen  noch  ein  Br.  —  Von  churw.  hruscm, 
Überbleibsel  einer  Mahlzeit. 

Sür-:  Fleisch  mit  saurer  Brühe,  bei  grösseren 
z.  B.  Taufe-Mahlzeiten  zur  Einleitung  aufgestellt  Bs. 

(Ge-)Schau-:  Essen  bloss  für 's  Auge  aufgestellt, 
plat  de  parade.  ,Eiu  hochmütiger  reiclier  Herr  hat 
eiuist  von  seinen  Räten  begehrt,  jeder  solle  ihm  ein 
bsonder  Schauwessen  ufstellen.'  Schimpfr.  16.51.  ,Nit 
ein  geringe  anzal  schöner  sehawessen  ufgestellt.'  1779, 

WüRSTIS. 

Bescheid-:  1.  (auch  diin.  -Esseli)  Essen,  das  Fest- 
feiernde, bes.  Hochzeitsleute,  nahen  Verwandten  oder 
den  zum  Mitgenuss  Berechtigten  schicken,  die 
an  dem  Mahle  nicht  Teil  nehmen  können  Gf;  Sch. 
,Man  truog  inen  bescheidessen  für  von  seinem  tisch.' 
I.  Mos.  1531/60  [=, trachten'.  1667].  ,Es  soll  einem 
Glied,  welches  an  der  Musikmahlzeit  ausbleiben  müsste, 
ein  B.  zugesandt  werden  von  jeder  Art  Fleischspeisen, 
so  bei  dem  Nachtessen  aufgestellt  worden.'  1751,  Musik- 
coll.  WiNTERTH.  Vgl.  Hof-E.  —  2.  die  Gabe  der 
Hochzeitgäste  an  das  Brautpaar,  eine  Art  Gegen- 
gabe für  die  genossene  Gasterei  TuSteckb.  —  Von 
, bescheiden',  einen  Anteil  zuweisen. 

Schneggen-:  festliche  Mahlzeit,  bei  welcher  ge- 
backene  Schnecken  verspeist  werden.  Ein  solches 
(auch  Crispini-E.  genannt)  vereinigte  vormals  z.  B. 
die  Churer  Zünfte  je  am  25.  Okt.  a.  St.  nach  Beendi- 
gung der  obrigkeitlichen  Wahlen;  s.  Brusca-E. 

Tag-:  eine  Portion  Essen,  die  für  den  Unterhalt 
während  eines  Tages  ausreicht?  oder  je  1  Mahlzeit 
auf  1  TagV  ,Ist  ietlichein  [Experten]  ein  t.  und  trinken 
und  darzue  2  ß  zue  lohn  schuldig.'  Offn.  Eppish.  1447. 

Vi'uer-:  jährliche  Mahlzeit  der  über  die  Wasser- 
bauten [Wuere]  gesetzten  Commission  BsStdt. 

Ge-6ss  Gess,  l-Jes^  Z:  1.  das  Essen,  die  aufgetra- 
gene Mahlzeit,  spez.  das  Mittagessen  W.  —  2.  die  Art 
zu  essen,  in  tadelndem  S.     Das  ist  mir  au  es  G.!  Z. 

essacht:  zum  Essen  tauglich.  E-i  War,  Ess- 
waare  ZWint. 

essele":  Dini.  zu  essen  (Kdspr.).  Schatieli,  miicsch 
au  c.  Bs. 

Esser:  mit  gutem  Appetit  Begabter,  bes.  in  der 
R.\.:  Er  ist  l:en  (grossen)  E.  Z. 

Engesteng-:  Geizhals,  Knauser  GRh. 

Von  enfi-ächa,  ,ängstlich  in  Sachen  der  Ökonomie'  (Sp.  75), 
ausgegangen,  mit  Anlehnung  an  .Esser'  und  Verstärkung  des 
Begriffes  durch  Vorsetzung  des  Sup.  von  ,eng' ;  oder  auch 
geradezu  Einer,  der  sich  das  Essen  nicht  gönnt,  sich  im 
E.   einengt. 

Gisel-:  Geldeinzieher,  in  verächtlichem  S.  Bei 
Aal  1549  spricht  der  .Gyselesser:  Wir  schindent  und 
schabent  den  gnieinen  man.'  1592  erlässt  der  L  Rat 
eine  Ordnung  für  die  .Gyselesser'  oder  ,Geldinzücher'. 

Syn.  Guel-Frlsscr,  -Tnber.  Die  Form  ,Güsel-E.'  bei  NMan. 
(,Die  kerzenstjingen  hab  ich  verlassen  [vermacht]  des  bischofs 
g.,  wenn  er  den  zins  inzücht')  wird  wohl  absichtliche  Ent- 
stellung des  W.  (iitel,  Pfand,  in  Gmd,  Abfall  beim  Säubern 
des   Getreides,  sein. 


529 


As,  es.  is.  OS,  US 


530 


Mit-:  1.  wie  nhd.  —  2.  der  Hunds-  od.  Kühhunger 
Gr;  Syn.  Ettikeii.  ,Den  Kindern,  wann  sie  den  Ettig 
liabon,  wie  wir  es  nennen,  oder  den  Mitesser.'  Sererii. 
17-10.  —  3.  (PI.)  , Würmer'  [verhärtete  Talgdrüsen]  in 
der  Haut,  die  nach  altem  Aberglauben  durch  Elbe 
(die  ihren  Sitz  etwa  in  den  Ki-anken  nehmen)  in  die 
Haut  gezaubert  werden,  und  ihm  seine  Kraft  und 
Nahrung  rauben,  so  dass  er  schnell  abmagert.  .Die 
kleinen  Hautwürmlein  oder  Mitesser  bei  denen  Kin- 
dern, so  nicht  zuonemmen  können;  sie  langen  zur 
Haut  aus  wie  kurze  schwarze  Haar  und  werden  auch 
Zehrwürmer  geheissen.'  JMuralt. 

Brot-:  Haus-  und  Tischgenossen,  die  von  ihrem 
Hrodherrn  persönlich  abhängig  und  ihm  verpflichtet 
sind,  in  seinem  Lohn  und  Dienst  stehen.  ,Für  uns, 
unser  wib  und  kinder,  brotesser,  dochtermannen,  ii'o 
wiber  und  kindr,  unser  erben.'  1489,  Juden  in  ScnSt. 
,So  geben  wir  im  und  synen  brotessern  guot,  sicher 
frid  und  gelait.'  G  Stiftsarch. 

Vgl.  .Brotling,  gebrütet';  engl,  lord,  eig.  der  , Brotherr'. 
In  der  citierten  Urfehde  der  Juden  scheint  das  W.  ein  in- 
timeres, vwdtschaftliches  Verhältniss  zu  hezeichnen. 

Suppen-:  Schmarotzer,  Schmeichler.  ,Es  hat  och 
B.  über  den  Apt,  dess  amptlüt  etwas  wort  etlicher 
brucht,  und  die  s.  under  inen  bim  Apt  inkerend,  red- 
lich antastet.'  1532,  Strickl.  ,Der  fürsten  und  herren 
ard  und  gwonhait  ist,  vil  zuo  gebieten  und  wenig  ze 
halten,  besonder  wo  die  s.  sagen  gdörend  [dürfen]  an 
[ein]  fürst  sei  über  das  gsatz,  das  er  mach.'  V.\d. 

esser  s.  un-äscher. 

Essete  f.:  1.  die  zu  einer  Mahlzeit  erforderliche 
Portion,  z.B.  en  E.  Fisch  ScnSt.  —  2.  Grasterei 
ScHSt.;  ScHwMuo.  (auch  Esset  m.).  Ein  Z  Mand.  von 
1570  verweist  den  Zünften,  dass  sie  ,Esseten  und 
Schlaftrunk  anrichtind.'  —  Tgl.  Kue-emet  Sp.  526. 

Weggli-Esset  m.:  Wettkampf,  bei  welchem  es 
darauf  ankommt,  die  meisten  Wecken  zu  essen,  ohne 
sie  mit  den  Händen  zu  berühren  und  ohne  zu  trinken 
B:  S. 

,Essi  m. :  Vielesser. "   —  Syn.  Freasi. 

l'ssig,  g'essig:  essbar  ZO.  ,lch  bin  in  grosser 
Not,  ich  habe  müssen  Schulden  machen  für  essige 
Waar.'  Stütz.  , Essiger  spysen  für-  und  ufkauf.'  Z 
Mand.  1650.  —  esng,  vom  Terbalstamm  fts-  aus  gebildet, 
unterscheidet  sich  auch  der  Bed.   nacli   von  ässig,  ge-äm(i(j). 

Essi"g  f.:  1.  das  Essen  als  Handlung;  Appetit. 
/  hi'  nid  recht  gesund;  d'  E.  ist  es  wie  Nüd,  ich  esse  so 
viel  als  Nichts  GRHe.  —  2.  festliche  Mahlzeit,  ebd. 

eser,   esigist   s.  e  /  (Sp.  10).  esserlen   s. 

egsiglen.  esie,  asie,  esienig   s.  es-ie  Sp.  21. 

Essicil  ScnStdt,  Essech  AA.t-w.;  Bs;  Nnw;  Schw; 
Tii;  Z,  Essuch  AkLenzh.,  Essi  Af  —  m.:  Essig.  Wo 's 
e  büsi  Frau  im  Hüs  ist,  händ  si  's  gam  Jör  scharpfe 
E.  Aa.  Scharfer  E.  gibt  daher  Gelegenheit  zu  Necke- 
reien gegen  die  Hausfrau.  fSür)  driluege",  tcie  icemmer 
[wenn  man]  E.  g'schluckt  hält  Z.  Mit-^nu  Tropfe'' 
Hioig  [Honig]  richtet-m^"  vie  üs  as  mit-rre  Mass  Essach 
L  (Ineichen).  .Wer  ist  aber  so  frisch  gewesen  bissher, 
der  im  [dem  Papst]  hah  bedürfen  [dürfen]  reden  dryn, 
[bat  müssen]  des  Bischofs  dreck  aus  essich  essen',  ist 
der  unangenehmsten,  entwürdigendsten  Plackerei  ver- 
fallen. NManuel.  Um  gut  zu  worden,  muss  der  E.  am 
Charfreitag  von  der  Mutter  abgezogen  werden;  denn 
dieser  Tag   ist   für   den  E.    durch  Jesus   am  Kreuze 

Schweiz.  Idlotikou,  I.  4. 


geheiligt;  s.  Matth.  27;  oder  er  muss  übh.  an  einem 
Freitag  angesetzt  werden. 

Ahd.  mhd.  ezzich;  die  nhd.  Form  auf  -üj,  die  auch  bei 
uns  überhand  nimmt,  ist  fehlerhafte  Analogiebildung  nacli 
, Honig'  udgl.  Schon  Mal.  hat  .Essig'  neben  ,-ich';  das  Vogelb. 
nur  .Essich'.  Die  Form  Aaci  V  silv.  (Clement)  lehnt  sich 
dir.  an  lat.  acetum  an,  während  in  Ennch  eine  Umstellung 
(aus  Echis,  s.  Sp.  71)  Statt  gefunden  hat;  aber  Asei  ist  nicht 
deutsch,  sondern  von  der  Spr.  der  rom.  Umwohner  (anchait, 
cuchicu)   entlehnt. 

Putz-  Butz- :  geringer  E.,  der  rein  oder  mit  einem 
Pulver  vermengt  zum  Scheuern  des  Kupfergeschirrcs 
gebraucht  wird. 

essiglen,  essrglr  Gr  t-w . ;  Uw  (e-),  esseU  Aa;  Ar; 
ßs;  B;  Sch;  Z,  esserle  Gr  tw. :  nach  Essig  schmecken 
oder  riechen.  ,Coacescit  vetustate  vinum,  wirt  zu 
essich  oder  esselet.'  Fris.  ;  Mal.  .Peracescere,  ess-' 
ächtig  seyn,  esselen.'  ebd.  ,Aceo,  säur  seyn,  esselen.' 
Denzl.  1716. 

Die  Abi. -Form  mselen  hat  zur  Erleichterung  der  Ausspr. 
den  Kehllaut  vor  dem  l  ganz  fallen  lassen,  esserlen  hat  ihn 
durch  ein  eingeschobenes  r  ersetzt;  Letzteres  in  Nachahmung 
organischer  Bildungen  wie  nochhaien,  messerlen,  jMuderlen  usw. 

esselig:  nach  Essig  riechend  od.  schmeckend,  allg. 

essich-lechtig  „(esselächtig)  essiglochtig" :  an 
Geschmack  dem  Essig  ähnlich,  etw.  säuerlich.  ,Saur, 
saurlächt,  esselächtig,  acidus.'  Mal. 

Die  Nbf.  .essächtig'  (Fris.)  bietet  die  ursprünglichere 
Form  der  Endung,  hat  aber  ans  euphonischen  Gründen  das 
Hauptw.  verkürzt. 

Esis  esis,  Sls:  m.  Taufn.,  Esajas  Gl. 
Esiwiter:  Jesuit  S.  —  Vgl.  Esmatt,-. 
Essle    s.  Nessle.  Wurm-Essle   s.  Ameise 

Sp.  216.  es 6    s.  also  Sp.  200. 

Estragon:  artemisia  dracunculus,  Salat-Beifuss  B; 
Sch.  In  Gärten,  ihres  aromatisch-scharfen  Geschmacks 
wegen,  etwa  als  Gewürz  gezogen.  —  Ein  frz.  W.,  dies 
aus  lat.   dracunculus,   Drachenwnrz.      Syn.  Drachant. 

eis  s.  ein  Sp.  269 ;  eins  I  u.  II  Sp.  284 ;  einer 
Sp.  285.  uneis,    uneisen    s.  uneins,   uneinsen 

Sp.  284. 

Eiss  eHs^  m.  AaZ.;  BSi.;  Gr  vorw.;  Sch,  n.  Z  selten, 
f.  BU.;  GnObs.;  S;  Z  tw.,  Eisse  m.  Aa  uAare;  Ap  (äs-a, 
•es-aj;  „B";  GnValz.  fs'J;  L  vorw.;  GRh.  (tw.  s'  und 
tw.  oassa),  T.;  Sch  St.;  Schw;  S;  Th  (tw.  ä-,  PI.  ä-); 
Uw;  „Zg";  Z,  f.  AAuFri.;  Bs;  Gl;  GnChur  [s').  He.; 
U;  ZWl.,  m.  u.  f.  BHk.;  GrV.,  Splüg.  —  Dim.  Eischi 
GRFan.,  Valz.  —  PI.  Eisse",  Asse":  Eiterbeule,  Abscess, 
Karfunkel,  allg.  ,Ulcus,  suppuratum,  geschwär,  der 
eiss.'  Fris.;  Mal.  ,Der  äisen,  eissen,  geschwär,  ulcus, 
furunculus.'  Red.  1662.  EnChopfha  wie  n'en  zitigan 
Ässa,  einen  heftigen,  klopfenden  Schmerz  im  Kopfe 
haben  Ap.  .Heilend  alle  eissen  und  offne  schaden.' 
Vogelb.  1557.  .Eescindere  summum  os  ulceris,  ein 
gschwär  aufhauwen,  einen  eissen  ausslassen.'  Fris. 
,Do  hatt  ich  ein  eiss  an  eim  bein.'  ThPlat.  Volksgl. 
Man  darf  an  Weihnachten  oder  Ostern  kein  ,grünes' 
Kernobst  essen,  sonst  bekommt  man  E.  B  (Eothen- 
bach).  Segensspruch  dagegen  mit  Beziehung  auf  den 
Ursprung  von  Krankheiten  aus  unmittelbarer  Wirkung 
Gottes:  Dö  han-i"''  en  Eisse,  Gott  hed-mer-e"  (si)  ver- 
heisse,  Und  göd-er  (si)  nid  üs.  So  icird  er  (si)  wie 
nes  Hüs  L,  und  mit  dem  Zusatz:  Gät  er  nid  fweg, 
So  wird  er  so  gross  wie  de  Lägrreherg  ZW.    Auf  eine 

:)4 


531 


As,  es,  is,  OS,  US 


Besegnung  deutet  auch  NMan.  S.  128.  Ö.  noch  üissen- 
mannli.  Sprw.  Es  göt  Icei  Eiss  iif,  oder  [es  sei 
denn]  si  slg  rif  S.  Bildl.  BAA.  , Einem  sein  Bissen 
ausslassen,  d.  i.  seine  laster  und  anfechtungen  herfür 
ziehen,  ulcus  tangere.'  Mal.  Einem  de"  Eissen  füf-J 
drucke'  (ufsteche"J,  einen  ¥erstockten  Sünder  zum  Ge- 
ständniss  bringen  Soh.  ,Den  Klatschweibern  ward 
[vom  Prediger]  der  Eissen  wacker  gedrückt.'  UBrägg. 
1787.  Eim  der  Eissen  a^riiere",  ihm  (an  der  empfind- 
lichsten Stelle)  weh  tun  Sch.  ,Die  grossen  hansen, 
Bäpst,  Bischoif,  München  und  Prelaten  haben  sölichs 
anrüeren  der  eissen  nit  lyden  mögen.-  Zwingli.  ,Martin 
Luter  grift  dir  und  dinen  verwanten  üweri  pestilen- 
zische eyssen  und  gschwer  zuo  ruch  an,  das  ir's  nit 
wol  lyden  mogent.'  Gyrekrtpfen.  ,Disen  aisen  dorst 
,  [wagte,  durfte]  man  nit  trucken  und  muosst  man  hof- 
lich überfaren.'  Vad.  ,Eim  sein  geschwär  oder  eissen 
berüeren,  d.  i.,  eim  etwas  fürhalten  und  sagen  das  in 
verdreüsst  und  nit  gern  hört,  tangere  ulcus.'  Mal. 
,Man  lasset  ihm  [sich]  den  Eissen  nicht  gern  anrühren.- 
JMet.  1692.  .Den  eissen  anrühren:  einem  seine  laster 
undersagen,  das  er  aber  nicht  gern  hört.'  Denzl.  1716. 
,Vile  leidige  Tröster,  welche  den  Eissen  verbinden 
wollten,  bevor  er  aufgeschnitten  war'  [mit  Bez.  auf 
einen  unbussfertigen  Sünder].  Sch  Pilg.-Kal.  S.  noch 
Sündeneiss. 

Abd.  mhd.  der  eiz;  lautlich  entsprechend  gr.  o!8oj,  Ge- 
schwulst; (,Oedipus');  aufs  Nächste,  auch  begrifflich,  vwdt  mit 
ahd.  eil,  Feuer,  eitar,  Eiter.  Erweichung  von  «s  zu  »  ist  bes. 
nach  Yocalläuge  häufig;  vgl.  äs:äss;  ü-h  we,  esse.  Übergang 
von  s  in  I  vor  und  nach  hellen  Toc.  ist  den  MAA.  von  Gr 
und  W  eigen.  Auch  Geiler  schreibt:  ,e!n  kind,  das  einen 
eischen  oder  geschwer  hat,  bittet  die  muoter,  dass  sy  im 
das  geschwijr  nit  auslass.'  Tgl.  7s,  Eis.  —  Das  w.  Geschlecht 
und  die  zweisilbige  Form  sind  wohl  der  Plnralform  ent- 
sprungen; in  der  ä.  Lit.  gilt  noch  durchweg  das  Masc.  — 
Syn.  Esel;  Südreck.  S.  auch  KutUn,  Eiterbein;  enthürzen.  — 
In  der  Besegnung  hat  christliche  Resignation  Gott  an  die 
Stelle  der  hosen  Geister  gesetzt. 

,Jareisen:  geschwär,  so  ein  ganz  jar  wäret,  und 
nit  heilet,  bis  er  verjaret.'  Mal. 

Kät-  Chödässli  (diniin.):  oberflächlich  liegender 
kleiner  Abscess,  kleiner  als  der  Muchel-  od.  Bluet-E. 
ApK.  —  Syn.  Kätbläterli. 

Müchel-Eiss:  Furunkel,  eine  örtliche,  äussere 
Krankheit.  Syn.  Müchler,  Ap  (T.).  „Geschwür  an  den 
Händen  vor  und  nach  der  Krätze  Ap;  GKh." 

Vgl.  mhd.  die  mucite,  bair.  Manche,  udrd.-nhd.  , Mauke", 
eine  Ausschlagkrankheit  bei  Pferden  und  Rindvieh;  etwa 
von  lat.  mücu«,  Rotz,  Schleim,  mücor,  Schimmel;  krankhafter 
Fluss  des  Weinstockes?  Eher  von  machen,  verborgen  han- 
tieren, also  =  verborgener  Schaden. 

Mörder-Eisse  ^  j^iss  ZLunn.  —  Nach  den  .mörder- 
lichen' Schmerzen  benannt. 

Bluet-Eiss:  Beule,  in  deren  Eiter  Blut  aus  den 
feinen  Gefässen  durchsickert  Ap;  Bs;  BHk.;  Tu;  Z. 
,Qui  tmnores  si  ex  calido  et  humido  sanguine  gene- 
raiitur,  Latinis  inflammationes,  Germanis  Bluoteissen 
oder  Bluotgschwür  appellantur.'  Rüefp  1556.  ,Furun- 
culus,  bluteissen  (-eisen).'  Denzl.  1677;  1716.  ,In  disem 
jar  ward  mir  ein  grosser  blutassen.'  HsStockar  1523. 

Sünden-:  ein  unter  altern  Theologen  noch  fort- 
lebender Ausdruck  der  ä.  asketischen  Lit.  ,Es  ist 
uns  so  wenig  als  euch  lieb,  dem  süuder  seinen  sünden- 
eissen  ausszutrucken.'  Müller,  Bussuhr  1665.  ,So  kann 
man    ctwan    zuletzt   auch   den  sünden-eissen    so   hart 


trucken,  dass  er  durch  gnädige  würkung  Gottes  auss- 
gehen  und  geheilet  werden  könnte.'  ebd.  1673.  ,Wer 
dir  die  AVahrheit  sagt,  dir  deine  Sünden-Eissen  recht- 
schaffen trucket,  der  tauget  bei  dir  nicht.'  JUlr.  1733. 

Spitz-:  eine  .\rt  kleiner,  spitziger  , Eissen',  in  denen 
sich  weniger  Eiter  bildet,  die  aber  gerade  deshalb 
schmerzhafter  sind  als  gewöhnliche  , Eissen-  Gr. 

vereisset:  mit  , Eissen' bedeckt,  , Das  eselschmalz 
heilet  das  vereisste  od.  erschworne  [Glied].'  Tierb.  156.3. 

Eisa,  Eise,  dim.  Eisi  e'i-:  w.  Taufn.,  Elisa(bet) 
BBe.,  E.,  M.,  S.;  F;  SBb.;  ZLunn.  In  B  zuweilen 
fast  appellativ  wie  andere  Frauennamen.  Hosch-o, 
Eisi,  lä-mi'''  ine!  GJKubn,  Kilterlied. 

Entw.  aus  , Elisa'  mit  einfacher  Unterdrückung  der  Liquida 
zwischen  Voc,  oder  aus  ,Elsa'  s.  Sp.  202  und  dann  ein  fast 
einzig  dastehendes  Beispiel  von  Tocalisierung  des  l;  s.  Fromm. 
Ztsehr.   VII   385. 

Eisel  e'i-  s.  Inste  Sp.  346. 

Eisele  e^isrl-,  allg..  Eisigle  e^-  Ap:  Einsiedeln, 
Kloster  u.  Flocken  im  Kt.  Scnw.  Wallfahrtsort.  Wäret 
der  Bredig  hat  a  Biieh  d'  Chappazinerchriesi  tcellen 
inspiziere;  aber  der  ist  Tags  [noch  bei  Tage]  grn  Eisele 
diu"  =  die  Strafe  liess  nicht  auf  sich  wai-ten.  Dir. 
Albrecht  v.  GSa. 

Verstümmelt,  indem  die  scharfe  Betonung  der  1.  Silbe 
den  zweiten  Teil    der  Zss.  aller    eigenen  Geltung    beraubte. 

Un-,  U-,  Wurm-Eise",  -Eisse",  -Eisle°  s. 
Ameise'.  eise",    eisse"    s.  ein   Sp.  269;    einer 

Sp.  285. 

eissen,  Eisse ner  s.  jenzen,  Jenzener. 

Eiser  m.  ^  Einser  Sp.  285.  —  Dim.  Eiserli:  eine 
Art  kleiner  Bohnen  Bs;  Z.  —  Abgeleitet  mit  Verkürzung 
aus  der  syn.  Benennung  Hundert-und-eis  (s.  u.  hundert),  oder 
davon  benannt,  dass  eine  einzige  Bohne  genügt,  um  einen 
Stock  zu  erzeugen. 

eisser,  eissert,  eissig  s.  eisster. 

elsster,  eisstig,  eissig  1.  a)  eisster  AABb.,  F., 
Seet.;  BsLd  (schon  bei  Sprenh);  BHa.,  S.;  Gl;  Gr; 
L;  PP.;  GA.;  ScuSt.;  ScHwMa. ;  S;  Uw;  U;  W;  ZKn., 
0.  t,  S.,  Wh,  Stdtf.  b)  einster  GRValz.  c)  eiiter 
AAErlisb.  d)  eisser  LE.,  eissert  Aa  (H.;  neben  eisster). 
e)  eis-tert  Bs  (Spreng;  auch  eisdret);  LG.;  Soh  (äs- 
terd,  -t);  Z.  f)  eis-terig  ScHwMa.  2.  eis-tig  AaF.; 
Gl;  LG.;  GA.,  G.;  ZKn.,  S.,  0.,  eLi-ti  A.iBb.;  LG. 
3.  eissig  Sch  (ä-J;  ZB.,  S.,  Wl.,  eisig  TnBerg;  ZO. 
(nicht  -SS-,  wie  Stütz  oft  schreibt):  Adv.,  in  Einem 
fort,  ohne  Unterlass,  immer,  allg.;  zuw.  auch  nur 
hyperb.  f.  oft,  öfter  GnNuf.;  W.  ,Ein  gutes  Wort 
findt  eisder  seinen  Mann.-  Kirchh.  ,Weit  g'griffcn. 
eisder  b'schissen.'  ebd.  =  wer  in  der  Ferne  (z.  ß.  eine 
Frau)  sucht,  wird  leicht  getäuscht.  0  chönnt-i'''  flüge' 
so  wie  sl  [die  Zugvögel]!  Denn  eisder  soll's,  Jör  üs 
Jör  i"  Dort  tcie  bi  eus  [uns]  im  Früelig  sl'  Bs.  So 
ziehnd  sie  eisder,  Hand  in  Hand,  am  gliche  Seil. 
Hengeler.  Und  eisder  e  Bitzeli  hislig  sl",  Anfang 
eines  Reimspruchs  Z.  Eisder  bin-i  lustig  g'si';  und 
eisder  bi  de'  Lute',  ebs.  Lneichen.  3Ie'  chann  nüd 
eissig  lustig  sl'  ZB.  „De  bist  ei.  de  glich."  Es  göt 
nid  eisder  ei"  Wind  L.  's  cha'"  nid  eisdert  Chilbi 
[Kirchweih]  sl".  Haffl.  1801.  En  rechte  Herdöpfel- 
esser  isset  eissig  drei  Herdöpfel  mit  enand:  eine'  hät-er 
im  Mül,  eine'  i"  der  Hand  und  eine"  im  Aug  ZB. 
Das  ist  eisder  ..fo  g'sl  GA.     's  göt  ei.-<der  dcrgll.   die 


533 


es,  IS,  OS,  US 


S34 


Welt  geht  immer  den  gleichen  Gang  BsLd  (Sprenc;). 
ünz'frideni  Chi>stgti)Uj(r  fres.tid  eiKili'r  iiinl  ncliiin'ilid  ei. 
UwE.  KMer  chrache"  löd  iiid,  das  Zerbrechliche 
hält  länger  als  man  meint;  kränkliche  Leute  werden 
oft  alt  LG.  Eisder  wie  eisder!  immer  gleich;  Antw. 
auf  die  Frage:  Wie  geht's?  syn.  gän(/  wie  gäng. 
Kisder  wie  besser,  je  länger  desto  b.  S.  Eisder  icie 
ndcher,  immer  näher,  ebd.  Die  Wöschere  [Wasch- 
frauen] spredie"d  flissig  l"  und  treffe'd  's  eisder  zum 
Kaffi.  MUsTERi,  und  auf  der  selben  Seite:  Wenn  si 
zue-n-ere  chunnd,  so  weisst  si  eisdert  en  guete  Grwid. 
Tüeg-me",  was-me"  tcell,  se  mues  eisig  au  en  Orsach 
d^zue  si".  HSexn  18d4.  Nei,  nei,  ämig  aw''  eisig,  eisig 
f.so  ellei" !  schreit  der  Kater,  ebd. 

Das  W.  lässt  sich  aus  ä.  Lit.  nur  spärlich  belegen.  ,Der 
esel  wird  sich  einsdar  speren,  bis  dass  d'  narren  last  von 
dir  bschwereu.'  RMauuel.  ,Alzeits,  stetig,  immer,  eisster: 
semper,  continuo.'  Red.  1662.  ,Äistern:  immer,  gäng;  aeterno, 
seniper.'  ebd.  1656.  (Der  Zusat«  -ii  nach  Analogie  von  ,gestern, 
morgen').  Wie-n-er  i/'jlohe",  se  sei-em  eissdarig  de  hinderst  Fuea« 
der  u'wertest  g'sy".  Madleni  1712.  Den  MAA.  Deutschlands 
scheint  es  fremd  zu  sein.  Das  Festbalten  an  der  reinen 
Ausspr.  des  8,  welche  im  Laufe  der  Zeit  nur  in  einem  sehr 
ongeu  Bezirke  der  Verbindung  mit  t  erlegen  ist  (cister),  zeigt, 
dass  eine  Zss.  vorliegt,  deren  erstes  Glied  nichts  anderes 
sein  kann  als  der  Gen.  (wovon  ,einst')  oder  eher  der  Acc. 
des  Zahlw.  ,ein',  worauf  auch  die  Schreibung  ,eins-dar'  bei 
Manuel  weist.  Der  adv.  Gebrauch  des  Acc,  zwar  im  Mhd. 
nicht  bezeugt,  konnte  nach  Analogie  von  allez,  unserm  alh 
[immer,  jeweilen],  leicht  üblich  werden,  da  ,ein'  und  ,all' 
vielfach  parallel  gehen  (s.  diese  WW.).  ,Eins'  (mhd.  eina] 
hätte  also  schon  für  sich  allein  bedeutet:  ,in'  od.  ,an  Einem 
fort',  aber  es  wurde  ihm  für  diese  Funktion  noch  ein  an- 
deres Adv.  enklitisch  angehängt  und  dieses  -der  kann  nichts 
Anderes  sein  als  das  (nur  lautlich  abgeschwächte)  ,dar',  das 
in  Manuels  .einsdar'  geschrieben  steht  und  das  seit  dem  XVI. 
an  .immer'  angehängt  wird,  ebenf.  pleonastisch  verstärkend, 
so  dass  unser  eisder  formell  und  begrifflich  durchaus  dem 
iihd.  .immerdar'  entspricht,  das  auch  Maler  als  syn.  mit 
.allweg'  bezeugt.  In  eisderdar  (lasier-)  BSi.,  welchem  eisder-ie 
(Sp.  22)  parallel  läuft,  ist  das  selbe  Wortchen  doppelt,  zuerst 
in  der  abgeschwächten  und  dann  noch  einmal  in  der  vollen 
Gestalt,  angehängt.  Die  Abschwächung  des  ,dar'  zeigt  auch 
das  abermals  zugleich  synonyme  ummeder  Sp.  232.  Die 
Schreibung  eisdari  des  S  V^^ochenbl.  1811  (es  ist  eisdari  so 
g'st/')'  ist,  wie  der  dortige  Zshang  verrät,  eine  etymologi- 
sierende und  nicht  in  der  lebenden  Spr.  begründet.  Betr. 
den  Begriff  ist  noch  zu  erinnern,  dass  auch  mhd.  einecUchcn 
die  Bedd.  , einzig'  und  ,in  Einem  fort'  vereinigt,  und  ebenso 
unser  eiyei,  gemäss  der  Begriffsvwdtsch.  von  ,ein'  mit  , eigen' 
wie  mit  ,all'.  —  Als  die  Verbindung  eis-der  festgeworden 
und  ihr  Ursprung  vergessen  war,  so  dass  man  eisst-er  abteilte 
und  dieses  -er  dann  etwa  mit  dem  von  ,achter,  echter,  halter' 
u.  a.  als  Adverbialbilduug  auffasste,  konnte  man  es  ebenso 
wnlil  auch  ablösen  und  durch  die  noch  beliebtere  Adverbial- 
bilduug -if]  ersetzen,  ähnlich  wie  aus  wnz  dar  [bis  dahin], 
(i«lj/'  ein  üs-tig,  üsst-ig  gebildet  wurde  (vgl.  Sp.  360).  So 
entstand  die  zweite  Hauptform:  eisst-ig,  zu  welcher  das  mit 
der  selben  Endung  erweiterte  eisst-er-ig  den  Übergang  machen 
konnte.  Aus  eisstig  konnte  durch  Assimilation  oder  auch 
nur  undeutliche  Ausspr.  des  t  nach  s  eiasig  entstehen  (wie 
aus  dem  obigen  rüstig  :  üsaig  und  so  auch  ciaaer  aus  eisaler), 
und  aus  diesem  mit  Schwächung  des  «-Lautes  (vgl.  Bisse  :  Eise) 
CTMJ.  Die  Formen  eiader-t,  eisser-t  erklären  sich  nach  Anal. 
von  echten,  und  Abverbialbildungen  mit  nach  «  angehängtem  ( 
(,einst,  sonst,  nebst,  jetzt,  selbst').  Eine  ganz  andere  und 
einfachere  etymolngische  Erklärung  würde  sich  anbieten, 
wenn  bloss  die  Formen  eissig,  eisig  vorlägen.  Nach  den  bei 
Fromm.  VII  31.  3:33.  386  dargestellten  Lauterscheinungen 
könnten  sie  durch  Vocalisierung  des  Nasals  aus  .emsig'  ent- 
standen sein,  welches  in  der  ä.  Spr.,  bes.  als  Adv.,  auch  die 


Bcd.  ,bestäudig,  fortwährend,  häufig'  hatte;  aber  eisstig  Hesse 
sich  aus  eissig  weniger  leicht  erklären  als  umgekehrt,  und 
noch  schwieriger  eisster  aus  eisstig  statt  umgekehrt,  da  die 
Adv.-Endung  -er  weniger  geläufig  war  als  -ig.  Dass  aber 
uobeu  eissig  aus  , emsig'  ein  eiader  ans  , eines  dar'  bestanden 
und  nur  ganz  zufällig  in  Laut  und  Begriff  mit  jenem  zsge- 
troffen  sei,  ist  höchst  unwahrscheinlich.  —  Syn.  (statt  oder 
neben  ei.  gebräuchlich)  adt,  ciget,  all,  <iUa(-/urt),  iemerat, 
ummeder,  gäng,   alliwil. 

aus,  euse''  s.  uns  Sp.  346/7. 

Is,  Isch  Aä  ohne  Bb.  u.  Fri.;  BsL.;  B;  P;  GrD., 
Pr.;  L  (neben  Is);  GT.;  aScnw;  S;  Uw;  U;  W  —  n.; 
doch  m.  und  n.  Ndw;  SchwMuo.,  m.  U  —  PI.  ,Iser': 
Bis.  's  het  I.  g' regnet  S;  Z.  Wenn  's  vor  Martini 
g'frürt,  '^ass  's  Isch  e  Gans  treit,  so  isch  dr  Winter 
verfrore",  gibt  es  einen  kurzen  oder  milden  Winter. 
Schild.  Mathls,  brich  's  Is;  hesch  keis,  so  mach  eis! 
AAZei.  ffindt  er  Je.,  se  macht-er  eis  Z).  ,Yscher  [Eis- 
stücke, -klotze,  -schollen?]  brechen  und  houwen'  als 
Arbeit  an  Gebirgsstrassen.  U  Urk.  1429.  ,Dicke  läger 
von  ysch  und  gletschern.'  Cts.  's  Is  breche,  bildl., 
eine  nötige  Vorarbeit  machen,  eine  Sache  in  Gang 
bringen;  eine  .schweigsame  Person  zum  Reden  bringen 
B.  Me  mues  z'erst  's  Is  breche.  Es  ist  guet  schiffe'^, 
wenn  's  Is  'brochen  ist.  Ineiohen.  ,Das  Eis  brechen 
müssen',  die  schwerste  Arbeit  verrichten.  Sulger. 
,Gesnerus  habe  die  Ehr,  dass  er  der  erste  under  den 
newen  Authoribus  das  Eis  brochen.'  Heut.  1(558.  Under 
ds  Isch  schlöufe"  [schlüpfen]  {gä"  Bs;  B,  laufe"  B), 
verloren,  zu  Grunde  gehen  BRi.  D'  Sach  unger  's 
Isch  bringe",  (sein  Vermögen)  durchbringen,  zu  Grunde 
richten.  Schild.  ,Dass  keiner  [der  anvertrauten  , Briefe' 
d.  i.  Urkunden]  hinderschlagen  würd  und  under  das 
ys  gwüscht.'  Mey.,  Wint.  Chr.  Jmdn  uf  's  Isch  füere", 
ihm  eine  Falle  legen  S ;  syn.  uf  d'  Schilfere  f.  Sulger. 
's  isch  nit  guet  z'  gö",  wo  's  Isch  glatt  isch,  man  soll 
sich  nicht  in  Gefahr  wagen.  Schild.     S.  Esel  1. 

Der  Übergang  von  auslautendem  «  in  S  findet  sich  auch 
in  Miesch  neben  Mies,  Moos;  in  W  (z.  T.  ^uch  Gr)  ist  er 
vor  und  nach  e,  i  u.  r  regelmässig.  —  Das  m.  Geschlecht 
ist  viell.  durch  das  syn.  Gletscher  an  unser  W.  gekommen, 
kommt  übrigens  auch  in  andern  germ.  Dial.  (anord.)  vor. 

Frauen-.  ,Aphroselenus  (lapis  lunaris),  Spiessglas 
(phengites,  Glasstein),  unser  Praueneis.'  Denzl.  1677; 
1716.  ,Phengites,  der  glanzstein,  unser  fraueneis.' 
Vestib.  1692.  jüer  mit  Praueneis  und  Crystall  be- 
schwängerte Kamor.'  Wildkirchl.  1786. 

Wer  mit  .unserer  Frau'  zunächst  gemeint  sei,  erhellt 
aus  der  lat.  Übersetzung  ,glacies  Marife';  im  Hintergrunde 
aber  steht  die  Weltmutter  unserer  Altvordern,  Frowa  (Hulda, 
Berchta),  welcher  auch  der  Schnee  zugeschrieben  wurde.  Vgl. 
, Maria  zum  Schnee'.  Es  ist  ein  zarter  Sinn,  welcher  der 
,1.  Frau'  statt  des  gemeinen  Eises  unser  kostbareres  Natur- 
gebilde beigelegt  hat. 

Glar-  Glär-  G;  ThHw.;  Z,  Glär-  Aa;  Bs;  G;  S; 
Z,  Chlor-,  Chlär-  ZHörnli:  helles,  durchsichtiges 
Eis,  Glatteis,  welches  entsteht,  wenn  der  Schnee  teil- 
weise schmilzt  und  die  geschmolzene  Masse  wieder  ge- 
friert, oder  wenn  Regenwasser  an  Bäumen  und  Boden 
gefriert  Aa;  Bs;  G;  S;  Th;  Z.  — glarisen,  unpers.: 
Glatteis  bilden  ZKn.  ,Den  30.  Christmonat  1784  regnete 
es  und  glareisste,  man  könnte  fast  nicht  wandlen.' 
ZZoll.  1784. 

Von  mhd.  glarren,  glänzen.  Vgl.  Glar-Auij.  In  GT.,  W. 
sagt  man  auch  iilarig  (glarrig)  Is;  'a  gl.  Is  glänzt.  Tw.  Glär-, 
weil  n  vor   rr  in   unseren   MAA.   meist    gedehnt  wird    (z.  B. 


535 


As,  es,  is,  OS,  US 


^V(</-,  Chöre);  das  sekundäre  ö  konnte  sogar  ö  werden  ZO. 
Damit  lag  die  ümdentung  in  ,klar'  nahe,  zumal  da  anlautendes 
k  (ch)  auch  in  g  übergeht.  UBrägger  schreibt:  ,Klahreyss'. 
Die  Vwdtsch.  von  glar-  mit  ,Glas'  erhellt  aus  der  Form 
jGlasseiss'  iu  einer  Strassb.  Chron. 

Grund-Is:  Grundeis,  Treibeis.  Bei  grosser  Kälte 
sagt  man :  's  Grunglsch  göt  S  NA.  In  W  u.  Z  heisst 
Gr.  aucli  älteres,  mit  Schnee  nur  scliwach  bedecktes 
Eis  auf  Strassen.  ,Der  Hintere  geht  ihm  mit  Grundeis', 
von  einem  sehr  Erschrockenen.  Sprexg.  —  grund- 
isen:  1.  ,unpers.  Grundeis  mit  sich  führen,  von 
Flüssen  L;  Zg."  Bis  auf  den  Grund  gefrieren,  von 
Bächen.  Wenn  's  im  Merze  grundiset,  se  chost  's  Rebe" 
[die  Weinreben  empfinden  solchen  Frost  oder  gehen 
daran  zu  Grunde]  ZZoll.  —  2.  ,bei  einer  kalten  Winter- 
nacht das  Eis  zerschlagen,  damit  z.B.  die  Mühle- 
räder nicht  einfrieren.  Der  Müller  hat  grundisen 
müssen  Vw;  Zg;  Z." 

Klär-  s.  Glar-. 

Zib-  BM.,  „Zibel-  S",  Ziber-  BSchw.;  S:  Eis- 
bahn. ,Ich  erhielt  von  ihm  einen  Mupf  [Stoss],  dass 
ich  weit  hinfuhr,  wie  auf  einem  Zybereis.'  N.  B  Kai. 
1842.  —  Zihen,  zihden,  auf  dem  Eise  gleiten;  Ziher,  Einer, 
der  sich  damit  belustigt. 

Isli  n. :  Schmeerwurz,  grosse  Fetthenne,  sedum 
telephium  ZMönch. 

Syn.  In-Krüt;  beide  Xamen  mit  Beziehung  darauf,  dass 
die  Blätter  sich  sehr  kalt  anfühlen. 

Isele  Isch^lr:  Klumpen  Eis.  Eiszapfen  BHa. 
(Id.  B.) 

ise"  SCH;  SCHWE.;  Th;  Z,  ische  Bs;  Gk;  L;  S, 
e'iie  UwE.,  U-e  B  (Zyro):  1.  Eis  ansetzen,  zu  Eis 
werden;  mit  Eis  belegt  sein  UwE.;  meist  unpers. 
£■.«  ischet,  es  setzt  sich  Eis  am  Boden  an  STh.,  auf 
dem  See  L,  auf  der  Strasse  B,  der  Bach  führt  Eis  B. 
's  Wasser  hed  g'lschet  Gr.  —  2.  Eis  brechen,  auf- 
hacken, sei  es  nur  um  wegzuräumen,  Bahn  zu  machen, 
oder  zu  sammeln,  auf  Mühlebächen,  Flüssen,  Seen 
Bs;  Gr;  L;  Sch;  SchwE.;  Th;  Zg;  Z.  Vgl.  Isnen; 
tseren.  Insbes.  auch:  die  Bildung  von  Eis  verhindern, 
Bahn  offen  halten  L  {go"  üche"J. 

über-:  von  Eis  ,überschossen'  werden,  (sich)  mit 
einer  dünnen  Eiskruste  überziehen  Ap;  L. 

Ise"  Ische  „BO.";  Ndw  (i^J,  eHie  UwE.  —  f.,  in 
Ndw  auch  m. :  1.  Eis.  !''•  li'  uf  dr  Eische  etschlipft 
[ausgeglitten]  UwE.  ,Man  sol  das  wasser  uss  der 
strass  richten,  damit  menlicher  gewandlen  [möge]  und 
[es]  ouch  nit  ysche  gün  möge.'  ca  1600,  Obw.  — 
2.  .Klumpen  Eis,  bes.  in  Kegelgestalt,  dgl.  sich  von 
herabtriefendem  Wasser  an  Felsen  bilden  und  bei 
Tauwetter  herabfallen  BD."     Syn.  Is-Zapfen. 

1  seheint  speziell  Eisfläche  zu  bedeuten,  2  ein  einzelnes 
Stück,  beide  also  concretere  Gestalten  des  neutralen  Stoffes. 
—  Das  m.  findet  sich  in  Ndw  auch  beim  Grundw.  Vgl. 
I«i  u.  laele.  —  Die  Yerdo])iilung  des  i  mag  auf  Assimilation 
eines j  (ahd.  ableitenden  'w/a)  beruhen,  welches  sonst  spurlos 
ausgefallen  ist;  vgl.  ,Weizeu',  dessen  z  &v.&  ß -\- j  erklärt 
werden  kann,  denn  mundartl.    Weisse;  Tgl.  Uen. 

Iser  m.:  Gerät  (Korb),  das  dazu  dient,  das  Eis 
aus  einem  Wasserbehälter  zu  schöpfen  Ap. 

Gebildet  mit  der  Silbe  -er,  die  auch  zur  Bildung  von 
Gerätnamen  aus  Ybn  dient  z.  B.   .Schöpfer,  Klopfer'. 

Iseren  iscliKr^",  ent-:  am  Eis  arbeiten,  Eis  auf- 
hacken Gr.     Syn.  }sen  2,  entschlän. 


Isere  Ischrrr  S,  ,Isnere'  XIV.,  jetzt  /.sZjJv-  Z  f : 
Ortsn. 

ürspr.  ein  Ort,  wo  Eis  gehäuft  liegt,  lange  nicht  schmilzt? 
Vgl.  Dial.  S.  221.  Der  Z  Ortsn.  Isler  dagegen  rührt  eher 
vom  gleichlautenden  Geschlechtsn.  (des  ursprünglichen  Be- 
sitzers) her. 

Isi  Ischi:  Eiszapfen  BHa.  (In.  B.)  —  Wohl  als  n. 
zu  verstehen,  also  eig.  Diminutivbildung. 

Isig  I  ischig  B,  ischnig  Obw,  g'lschig  STh., 
g'tschnig  Obw:  1.  mit  Eis  belegt,  z.  B.  ein  Brunnen- 
trog B,  ein  Weg  Obw.  —  2.  eiskalt  B  (Zyro). 

Ge-  oft  vor  Adj.,  welche  Stoff  oder  äussere  Beschaffenheit 
bezeichnen.  N  vor  -ig  von  starken  Partie,  die  adj.  gebraucht 
wurden;  vgl.   ,lebend-ig'  vom  Part.  Präs. 

isnen  iine:  das  Eis  abschöpfen,  z.  B.  wemme  [wenn 
man]  Mit  will  [das  Vieh]  tränke",  se  muess-me  z'erst 
tschne  ScnwMuo. 

is:  en-  oder  proklit.  Partikel  oder  Verschmelzung 
zweier  Partikeln.  1.  uns.  allg.  Zunächst  aus  der 
Zwischenform  ms;  s.  ütis  Sp.  347.  —  2.  als,  Con- 
junktion,  angehängt  an  e-n,  hö-n,  jä-n,  nein,  wol; 
s.  als  3  h  (Sp.  198).  —  3.  ist  es;  s.  e*-  Sp.  512  Anm. 
—  4.  ich  es;  s.  ich  Sp.  74.  —  5.  euch  es;  s.  ü 
Sp.  24.  —  6.  in  es,  in  dasselbe  (in  den  MAA.,  wo 
die  Präp.  auf  i  reduciert  wird).  —  7.  in  das  (in  den- 
jenigen MAA.,  in  denen  der  Art.  auf  s  reduciert  ist). 

Isach,  Dun.  -achli  u.  -ächli:  m.  Taufn.,  Isak  Aa;  Z. 
Isazecher   s.  Epfel   Sp.  308.  Isel   s.  Insel 

Sp.  346. 

Isele r  I  s.  BisUng. 

Iseler  II  m.:  Ackerehrenpreis,  veronica  agrestis 
u.  polita  ScHwSchönenb.  —  Syn.  Isen-Krut,  -Bläemli, 
-Schlegel. 

Isen  Wj  CiseJ  —  Dat.  P 1.  Isnen  BEi.  —  n. :  Eisen. 
1.  das  Metall  als  Stoff.  E  G'sundhrit  von  Ise  B 
(Ztro).  Findst  I.  so  gross  irie-n-e  Lüs  [ein  noch  so 
kleines  Stück],  so  trag  's  (bring  's)  hei"'  (od.  dem  HerreJ 
i 's  Hüs  Bs;  Ineic'hex;  Sdlger;  S.  Not  bricht  L,  das 
chönne"  mini  alte  Schueh  biicise".  Ineichen.  Blei  und 
I.  mues  de"  Chupferschmid  sjnse",  auf  den  Zutaten 
aus  Blei  und  Eisen,  welche  als  Kupfer  bezahlt  werden, 
muss  er  seinen  Gewinn  herausschlagen.  Sclger.  Clialts 
I.  schmide,  etwas  Unfruchtbares,  Mühsames  tun.  Er 
IM  Nut  ligge"  weder  Millistei"  und  färigs  L,  von 
einem  Diebe  gesagt  Z.  Er  g'hürt  (no  nid)  iinder  's 
alt  I,  ist  nicht  mehr  (ist  noch)  leistungsfähig,  lebens- 
kräftig B;  G;  S;  SuLGER;  Z.  Öppis  under  's  a.  I. 
g'heie",  zum  a.  I.  tue",  als  unbrauchbar  wegwerfen 
B;  GW.;  Z.  Z'sämme  schlä"  (haue")  wie  's  a.  I.  Bs; 
Ineiohen;  Sulger.  Eina"  vnrschlän  tcie  ds  ehalt  I., 
tüchtig  durchbläuen  GrD.  In  Isen  hangen,  zuverlässig 
sein  (in  eisernen  Angeln  befestigt),  z.  B.  es  hanget  nüd 
Alls  in  I,  teas  er  rerspricht  BEi.  L'f  I  laufen,  kost- 
spielig sein,  viel  Aufwand  erfordern,  z.  B.  von  Ein- 
richtung und  Betrieb  eines  Geschäftes,  ebd.  (eig.  wohl 
von  vollkoramnerem  Mechanismus  gegenüber  einer 
blossen  Holzkonstruktion).  Wenn  der  Hobel  zu  wenig 
Eisen  hat  [zu  wenig  tief  ins  Holz  eingreift],  so  muss 
man  ,ihm  Eisen  geben'  Aa.  die  Schneide  weiter  nach- 
schieben; syn.  dem  H.  nie  Spif  ge".  Dem  H.  wol  vil, 
z'  vil  I.  ge",  etwas  Unglaubliches,  Übertriebenes  sagen 
(aufschneiden);  zu  viel  Aufwand,  Ansprüche  machen; 
zu  viel  vornehmen  und  sich  zutrauen  Gr;  auch:  den H. 


i 


537 


As,  es,  is,  OS,  US 


538 


Kol  Isen  lä".  ebd.;  s.  Isen.  BilJl.  bed.  /.  auch  ,üeld' 
Z  (Spillm.)  (viell.  aus  der  Gauiiorspr.);  vgl.  Blech, 
31öS,  Schifere  und  andere  scherzhafte  Umschreibungen 
für  Geld.  Wer  beim  Hacken  im  Acker  auf  Eisen 
stösst,  bes.  wenn  er  es  mit  dem  Streiche  trifft,  an  den 
denkt  sein  Schatz  AABb.  —  2.  einzelnes  bearbeitetes 
Stück;  auch  in  dim.  Form  und  mit  PI.  a)  das  in 
der  Esse,  auf  dem  Amboss  in  Arbeit  befindliche.  ,Das 
eisen  am  heissen  ort  angreiffen'  s.  Ort  Sp.  484.  Eim 
'n  I.  ha",  ihm  das  Gleichgewicht  halten;  Widerstand 
leisten  Gr  ;  syn.  's  Bögli  hebe",  Einen  in  Egi  han.  — 
b)  als  Stänglein,  z.B.  Messstab.  Mit  ,Isenli'  wurden 
die  Kannen  gemessen.  Bs  XIV.  —  c)  als  Blech,  z.  B. 
Schieber  oder  Türchen  am  Ofen  Z.  —  d)  Sense  oder 
Sichel,  bes.  bei  den  Wildheuern,  Iseli  Schw.  Überh. 
schneidendes  Werkzeug.  Ei"  I.  tvetzt  's  ander. 
SoLGER.  —  e)  F US s eisen  zum  Gehen  auf  Eis  Gl; 
Gr;  Schw;  Z,  auch  Iseli.  Syn.  Gräppli;  Issporren. 
Er  ist  [so  schnell]  g'loffe":  de''  Tilf'el  mitsammt  den 
I.  hätt-en  nid  erwitscht  U  scheint  auf  der  Vorstellung 
zu  beruhen,  dass  der  T.  auch  mit  Fusseisen  über  Eis 
gehe.  Daraus  die  Fluchformel:  de''  T.  mits.  den  L! 
--  f)  das  eiserne  Beschlag  der  Schlittenkufen;  das 
Eisen  am  Schlittschuh.  —  g)  Hufeisen;  s.  Bossisen. 
,Ja  wenn  er  sitzt  bim  küelen  win  Und  hoflich  redt 
von  Sachen,  So  muoss  syn  rössli  in  dem  stal  Sinr 
halben  ysen  lachen',  er  tut  in  der  Wirtsstube  gross, 
während  sein  Pferd  nicht  einmal  recht  beschlagen 
ist?  Der  Klosterhaujitmann  zu  StGallen  soll  stehen 
,in  des  gottshus  kosten,  fuoter  und  mal,  nagel  und 
isen  und  darzuo  ainen  järlichen  sold'  empfangen.  1479, 
Vad.  RAA.,  z.  T.  dir.  auf  Menschen  übertr.  Er  frisst 
es  Boss  sammt  den  L,  ist  ein  Prahlhans  GrD.  (Büiiler). 
Viell.  missverständlich  umgedeutet  auf  grossen  Appetit: 
I  möcht  e  Boss  fresse"  mitsammt  den  I.  GTa.  Alles 
I  üfesse"  bis  iif  d'  I.  Z.  ,Du  frässest  ein  Boss  biss  an 
I  die  Eisen,  etiam  baetylum  devorares.'  Benzl.  D'  I. 
abrlten,  sehr  schnell  reiten?  (durch  schnelles  Reiten 
stark  abnutzen  oder  ganz  abfallen  machen?)  Er  het 
kei  Zu,  es  Zu-ischefueter  z'  ge",  teil  er  denke"  mues, 
der  Belzibueb  [Teufel]  chönnt  nahe  che  [nachkommen] 
und  d'  I.  abrlte.  Schild.  Ein  I.  abrennen  Aa,  ab- 
i  sprengen  S,  verlieren  GW.,  bildlich,  einen  Fehler  be- 
'  gehen,  der  dem  guten  Rufe  schadet,  von  Personen 
.  beider  Geschlechter;  d'  I.  abr.  auch  bloss  den  Übermut 
der  Jugend  austoben  Bs;  meist  im  Perfekt,  's  ivird 
Keine  Landjäger  [Polizeisoldat],  oder  er  heig  [er  habe 
denn]  a««*  scho"  es  I.  abg'rennt  Aa.  Er  het  es  I.  ah- 
g'sprengt,  er  hat  ein  unehliches  Kind.  Schild.  Er  het 
scho'  en  I.  rerlore",  seine  Unschuld  verwirkt  GW. 
,üie  in  irer  Jugend  in  offnen  schänden  gelebt  haben, 
hernach  in  irem  alter,  wann  sy  dem  teufel  alle  eisen 
abgerennt  [alle  Üppigkeit  ausgekostet  haben].'  SHoch- 
'  BOLZ  1591.  Bes.  aber  von  Jungfrauen:  die  weibliche 
;  Ehre  einbüssen  Aa;  Bs  (schon  bei  Spreng);  Sulger. 
Die  dumpfere  hed  es  I.  verlöre.  Ineiohen.  Ohne  con- 
cretes  Vb.  es  I.  ab  hä",  einen  grossen  (Gl),  einen  ge- 
heimen (GTa.)  Fehler  an  sich  haben;  vgl.  ab.  Er  het 
es  I.  ab,  es  hängt  ihm  ein  Makel  an  Ap;  Gr;  G  oT. 
Die  het  es  I.  ab,  sie  hat  ein  unehliches  Kind  B.  Einem 
die  Eisen  abbrechen,  über  ihn  absprechen.  ,Sie 
brachen  ihm  die  Eisen  ab,  rechneten  aus,  wie  bald 
er  geldstagen  [Bankerott  machen]  müsse.'  Gotth.  Eim 
d'  I.  abzere  1)  rohe  Bezeichnung  des  Begrabens,  ent- 
lehnt  vom  Pferde,    dem   man   die   Hufeisen   abreisst. 


bevor  man  es  verscharrt.  Me"  wird-em  bald  d'  I.  a., 
er  wird  bald  sterben  L.  2)  Einem  das  Letzte  von 
Wert  vom  Leibe  nehmen,  ebd.  Uf  de  letsten  I.  gö", 
dem  Ruin  nahe  sein,  ebd.;  vgl.  ,auf  dem  letzten  Loch 
pfeifen'.  „Einem  nf  den  I.  sl"  B,  uf  d'  I.  gä"  Bs; 
L;  Sch;  Z,  ihn  verfolgen,  ihm  keine  Ruhe  lassen,  eig. 
so  nahe  sein,  dass  die  Hufeisen  des  verfolgenden 
Pferdes  in  die  des  fliehenden  schlagen."  Ein  scharfes 
Auge  auf  Jmdn  haben  ScuSt.,  ihn  überwachen  Bs;  ihm 
nachspüren  L;  ZLunn.;  ihn  in  strenger  Zucht  halten, 
immer  tadeln  BRi.;  zu  nahe  treten  Gr.  ,Ceberg  gieng 
dem  Stadler  stark  auf  d'  Eisen,  Wollte  gern  auf  ihn 
erweisen,  Dass  er  wider  Gott  und  das  Land  getan.' 
Erzähler  1856.  Uf  d'  I.  chö",  hinter  seine  Schliche 
kommen.  lez  ist-men-em  einist  uf  d'  I.  chö",  Si  hend-e" 
wie  Butter  a"  der  Sunne  lö  stö".  Häfl.  1801.  Be  Bise 
chunnt-is  nüd  nf  d'  I.,  erreicht  uns  nicht.  Stütz.  Uf 
d'  I.  luege,  aufpassen,  streng  halten  B;  S;  vgl.  nhd. 
,auf  die  Finger  sehen'.  ,Under  den  einfalten  sind 
[die  Wiedertäufer]  redrycher  dann  die  schwalmen  im 
suramer,  dann  niemants  luogt  inen  uff  die  ysen.'  HBüll. 
1531.  ,,Der  nachlässige  Pfarrer  zu  B.  soll  in  die  Stadt 
ziehen,  ,damit  man  im  uf  die  ysen  luoge.'  1533,  Egli, 
Act.  Etwas  anders:  Me"  mues  de"  g'schenkte"  Bosse" 
nid  uf  d'  I.  biege"  ZWint.  (sonst:  i  's  Mül). 

Kürzung  des  Voc.  lieben  einige  MAA.  vor  weichen  Den- 
talen. Die  in  BO.  vorkommende  Form  Jenen  hat  die  Endung 
des  Stammes  nicht,  wie  es  in  andern  MAA.  und  im  Nhd.  der 
Fall  ist,  als  genügend  angesehen,  nni  auch  die  Flexion  des 
Dat.  zu  vertreten.  —  2  a.  Eim  '»  /.  han  könnte  auch  wie 
Bi)r/U  auf  den  Steigbügel  gedeutet  werden,  doch  verlangt  das 
Zuschlagen  auf  dem  Amboss  einen  festen  Widerstand  von 
Seite  des  Haltenden.  —  g.  , Fuoter,  nagel  und  i.'  bilden  die 
Erfordernisse  zum  Unterhalt  eines  Pferdes;  doch  Hesse  sich  das 
Eisen  auch  auf  einen  weitern  oder  andern  Bedarf  (z.  B.  die 
Rüstung)  beziehen.  —  In  der  weitverbreiteten  RS.  vom  Ver- 
lieren eines  Eisens  im  S.  von  ,Ehre'  ist  der  Lebenswandel 
eines  Menschen  mit  dem  Gang  eines  Pferdes  verglichen, 
welcher  mangelhaft  wird,  wenn  ein  Hufeisen  abgegangen  ist. 
.Dem  Teufel  alle  Eisen  abrennen'  aber  ist  eine  unorganische 
Verbindung  und  ,dem  T.'  in  die  Konstruktion  verflochten 
nur  um  eine  Steigerung  des  Ausdruckes  zu  gewinnen.  Vgl. 
übrigens  auch  dein  Tü/el  es  Or  abrenne  Sp.  41'2.  , Einem 
auf  den  Eisen  sein  [usw.]'  ist  wahrscheinlicher  ebenfalls  vom 
Bilde  des  Nachreitens  abgenommen,  als  dass  Eisen  hier  den 
eisernen  Beschlag  von  Schuhen  bedeute,  der  in  der  Tat  bei 
Bauersleuten  zuweilen  einem  Hufeisen  gleicht.  Vgl.  ,Jmdm 
auf  den  Fersen  sein',  was  aber  engere  Bed.  hat.  Die  G  r 
Angabe  ,zu  nahe  treten'  beruht  zwar  auf  einer  nahe  ver- 
wandten Anschauung,  aber  hier  viell.  auf  Missverständniss 
oder  ungeschicktem  Ausdruck.  Gewiss  bezieht  sich  ,auf  die 
Eisen  luegen'  urspr.  auf  das  Pferd,  dessen  Beschlag  ja  der 
sorgfaltigsten  Aufmerksamkeit  bedarf. 

Oblaten-,  Offleten-:  eisernes  Modell,  zum  Druck 
von  Figuren  (Wappen)  oder  Schrift  auf  Wafi'eln  Z 
(s.  0.  1).      ,Oblatenysen'.  1576,  Z  Invent. 

Ofen-:  Ofentüre  Z  (Spillm.);  blecherner  Schieber 
zum  Schliessen  des  Ofens  Gr.     Syn.  Ofenblech. 

Aug-.  L  Vogtkinderrechn.  XV.,  also  wohl  ein 
Hausgerät.     Vgl.  ?  Glarisen. 

Arm-:  1.  angeblich  ebenso.  aaO.  —  2.  Armfessel. 
,Ein  Wagen  [voll]  armbeisen.'  Zürgilg.  1656.  —  Auch 
im   Urbar  Waidenburg  XV.   Jhdt. 

Erz-:  eisenhaltiges  Erz.  Güler. 

Esel-:  kleines  Hufeisen  für  Esel.  Auch  die  aus 
der  Erde  gegrabenen  kleinen  Germanen-Hufeisen  ohne 


539 


As,  es,  is,  OS,  US 


r,.l(l 


Gi-irt"  und  Aufzug  an  den  Stollenondcn.  Eooun.  (der 
sie  in  Argüv.  IStll,  50  wohl  ülme  Not  auf  den  Esel 
des  h.  Nikiaus  bezieht). 

Is-Isen  Isch-:  Fuss-,  Schuheisen,  zum  Gehen  auf 
Eis  B  (Zyro). 

Fei-  s.  Felis. 

Pul-.  ,Das  Foul-  oder  Stürisch  [steyrisch]  Iseu.' 
Z  Mand.  1640  und  so  noch  in  den  Z  Zollordn.  von 
1711/57.     S.  auch  Land-. 

„Furch-:  ein  sehr  einfacher  Pflug,  der  anstatt 
der  Schar  ein  spitziges  Eisen  hat  und  zum  ersten 
Aufreissen  des  Bodens  dient  OnPr." 

Fuess-:  1.  Vorrichtung  zum  Gehen  auf  Eis,  meist 
an  den  Absatz  des  Schuhs  geschnallte  Eisenplatte  mit 
Spitzen,  Eissporen  Ar;  Bs;  Gr.  Syn.  GräiJiM;  Träp- 
peli;  Schär;  Griff-,  Kücli-,  Kledcr-,  Schiieh-,  Steg-Isen. 
—  2.  s.  Läm-Isen. 

Gol-  s.  Golisen. 

Glar-  Glör-:  Brille  P  (Schott).  —  Mon  r/laren,  glän- 
zen, starr  schauen.      Vgl.    Glar-is;  Auy-lsen. 

Glett-:  Plätteisen,  zum  Glätten,  Plätten,  des  ge- 
waschenen, getrockneten  und  gestärkten  Leinzeugs  od. 
anderer  Kleider  Aa;  B;  Gr;  Uw;  Z.     Vgl.  Bügel-. 

Griff-  PL:  Fusseisen  mit  3  langen  Zacken,  welche 
auf  die  Absätze  der  Bergschuhe  aufgenagelt  werden 
ScHwMuo.     Syn.  Griff. 

Gropp(en)-:  Gerät  zum  Fischfang,  insbes.  eine  Art 
Gabel  zum  Fang  der  Groppen  Bodensee;  Z.  ,Fischer- 
geeren,  gabel,  gropeisen,  tridens,  vari.'  1662,  Eed. 
,Vil  Groppen  werden  mit  den  Groppeisen  gestochen.' 
JEEseHER  1692.  ,Dass  das  Groppeneisen,  wie  auf 
denen  Landfestenen,  also  auch  auf  denen  Wöschstegen, 
gebraucht  werden  mag.'  Z  Fischerordn.  1757/79. 

Heu-  Haiicise:  Werkzeug  zum  Abschroten  von 
Heu  am  , Stock'  Ndw.  Syn.  3Ieiss-Iseri ;  Heu-,  Schrot- 
Messer. 

Heb-:  1.  starke,  als  Hebel  gebrauchte  Eisen- 
stange B;  ScH;  Z.  —  2.  eigensinniger  Mensch  Ap. 

2.  Tgl.  beheben,  behaupten,  beharren;  oder  nur  wegen 
der  Starrheit  der  Stange. 

Hobel-:  die  Schneide  des  Hobels  und  dieser 
selb.st  Z. 

Huef-:  I.Hufeisen  (doch  nicht  recht  volkstüm- 
lich); Syn.  Boss-,  Tschägg-.  Wer  eines  oder  einen 
Nagel  davon  findet,  hat  Glück.  Ineichen;  Eochh.  in 
Arg.  1861,  56,  der  beifügt,  dass  man  es  schweigend 
aufnehmen  und  ob  der  Stubentüre  annageln  müsse 
zum  Schutz  gegen  böse  Geister.  Lehenzinse  von 
Klöstern  oder  a  n  Kloster  werden  im  Mittelalter  oft  in 
Form  von  Hufeisen  entrichtet;  s.  Eochh.  aaO.  S.  54 if.; 
LüTOLF  S.  336;  z.  B.  das  Nonnenkloster  StJoseph  in 
ScHwMuo.  erhält  1322  seine  Lehensbestätigung  ,um 
ein  rossisen  einest  in  dem  jar'.  —  2.  Gebäck,  Bröd- 
chen  mit  Kümmel  und  Salz,  urspr.  wohl  in  Gestalt 
eines  Hufeisens,  nach  Eochh.  aaO.  in  Form  eines  ge- 
hörnten Ticrschädels  an  der  Sch  Kirchweih  gebacken. 

Sowohl  der  Glaube,  dass  ein  gefundenes  H.  Glück  bringe, 
als  die  Sitte,  an  gewissen  Festtagen  Gebiicke  in  jener  Form 
zu  bereiten,  beruht  auf  der  Verehrung  des  meistens  zu  Pferde 
erscheinenden  heidnischen  Gottes  Wuotan,  dem  alle  guten 
Gaben  zugeschrieben  wurden  und  an  dessen  Stelle  später 
gelegentlich  anch  berittene  Heilige  der  Kirche  traten.  Auch 
der  Rechtsbrauch,   Lehenzinse  in  jener  Furni  zu  entrichten. 


kann  darauf  zurückgeführt  werden,  dass  Gott  (resp.  der  alte 
heidnische)  auch  als  oberster  Lehensherr  gedacht  wurde. 
Doch  konnte  das  H.  zunächst  auch  nur  Symbol  des  irdischen 
Lehensherrn  sein,  der  zu  Pferde  kam,  seine  Güter  zu  be- 
suchen und  seine  Ziuse  einzuziehen. 

Hagel-,  nur  in  der  Schwurformel:  pots  H.!  G;  Z. 

—  Viell.  eig.  nicht  ein  Comp.;  vgl.  p.  Harjel  in^l  Haijel 
Aaraul  Sp.   385. 

Hack-:  breites  Eisen  mit  Holzgrift',  um  Fleisch, 
Ampfer  udgl.  zu  hacken  Gr. 

Hol-:  halbrunder  oder  hohler  Stechbeutel  AAFri. 
Syn.  Hulmeissel. 

Halm-:  Schlosserwerkzeug,  eine  Form,  welche 
beim  Schmieden  dazu  dient,  das  Ohr  an  Äxten,  Karsten 
udgl.  für  den  Stiel,  Salm,  zu  machen  Z. 

Hals-:  eiserne,  an  einer  Kette  befestigte  Cravatte, 
auch  der  damit  versehene  Schandpfahl,  bes.  als  Strafe 
für  Diebstahl  und  Unzucht,  z.  T.  verbunden  mit  Aus- 
peitsehung,  bis  1830  in  B;  Z;  in  Zg  noch  1870  vor- 
handen und  noch  um  1800  für  einen  Pferdedieb  an- 
gewendet; auch  bei  Spreng.  In  Z  trug  der  Ort,  wo 
ein  solcher  Pfahl  stand  (resp.  die  von  dort  ansteigende 
Strasse),  noch  bis  auf  die  neueste  Zeit  den  Namen, 
um  1742  noch  als  das  .kleine  H.'  (dem  Chorherrenstift 
zustehend)  von  demjenigen  der  Obrigkeit  unterschieden. 
Eim  's  H.  a"tue",  ihn  in  Zucht  nehmen.  Schild.  ,Sein 
Urteil  ist  an  das  H.,  wegen  seiner  Krankheit  aber 
nicht  abgepeitscht,  4  Jare  an  Karren  und  hernach  in 
seine  Heimat  bannisiert.'  Z  1810.  ,An  das  Halseisen 
oder  brangen  gestellt,  numellis  publicis  insertus.'  Mal. 
,Ward  ins  h.  gestelt.'  Genöenb.  Bettl.  ,So  hab  ich  ge- 
schworen uf  nächstkommenden  Sambstag  in  das  h.  ze 
Thun  ze  stan  und  semliche  profecy  vor  allermenk- 
lichem  zu  widerrufen.'  Urk.  1502.  ,Niemands  in  das 
h.  stellen  one  eines  vogts  wissen.'  1526,  Strickl. 
,0b  dieben  sollen  in  den  diebenturn  gefüert '  oder  an 
das  h.  gestellt  werden.'  1607,  U.  , Welcher  aber  zum 
anderen  mal  eidbrüchig  erfunden  wirf,  der  soll  glyche 
straf  usszestahn  gehalten  und  darzuo  angentz  [sofort] 
an  das  H.  gestellt  werden.'  B  Ger.-Satz.  1015.  Den 
fahrenden  Dirnen  soll  ,ein  offene  schmaach  mit  dem 
H.  oder  schwemmen  angetan  werden.'  Z  Mand.  1650. 
,NumeIla,  das  halseisen  (pranger).'  Vestib.  1692.  Vgl. 
Hals-slud.     Eine  Abbildung  im  Ar  Kai.   1878. 

Hang-:  eiserner  Haken,  ein  Hausgerät  XV.,  z.B. 
in  L;  G  Stiftsarch.,  in  Verbindung  mit  ,häl',  Kette 
über  dem  Feuerherd. 

Hupen-:  Zange  mit  scheibenartigen  Löffeln,  zwi- 
schen denen  der  Teig  der  Hupen,  WaiTeln,  zu  einem 
dünnen  Fladen  gepresst  wird  Ap;  Zg;  Z.  Altere  solche 
Eisen  tragen  die  Wappen  und  Namen  der  Herrschaft 
und  etwa  einen  Sinnspruch,  die  auf  dem  Teige  aus- 
geprägt werden.     Vgl.  Oblaten-. 

Küe-  Cime-:  Hufeisen  für  Kühe,  welche  als  Zug^ 
vieh  verwendet  werden  Zg. 

Kel-  Chel-:  Kehleisen.  1.  gebogenes,  unter  dem 
Halse  durchgehendes  Eisenstück,  durch  welches  das 
Joch  des  Rindviehs  festgehalten  wird  Aa;  Th;  Z«;  Z. 

—  2.  ein  Schusterwerkzeug  zum  Glätten  des  Keils 
am  Schuhe  S.   —   Verderbt  aus  ,Keileisen' y 

Kolen-:  Plätteisen,  das  mit  Kohlen  gefüllt  und 
heiss  gemacht  werden  kann. 

Känel- Aa,  Chägel-  Z:  ein  Ziiiimermannswerkzeug 
zur  Aushöhluncr  von  Rinnhölzeru. 


511 


As,  es,  is,  OS,  US 


542 


Kessel-:  düiiiies,  langes  Stangeneiseii,  welches  in 
Vuschlc",  Bunden,  in  den  Handel  kommt.  —  Vim  htmlvn, 
klirren. 

Klimm-  Chlümmiseli :  Fusseisen,  welche  man  an- 
schnallt, um  besser  klettern  fchlimmenj  zu  können 
ZSt.  —  Vgl.  Klett-,  Kletter-. 

K 1  ü  ]j  f  e  1  - :  Werkzeug  der  Steinhauer  (zum  Klopfen) 
S.  ,Scalprum  fabrile,  kl.  wie  die  Steinmetz  brauchend.- 
Fkis.;  Mal. 

Klütt-  ChlMt-,  auch  -Iseli  =  Klimm-  LE.;  Zg. 

Kletter-  Chleeder-  =  1.  dem  vor.  L;  Z.  —  2.  Fuss- 
eisen, unter  die  Schuhsohlen  geschnallt,  wenn  es  gilt 
beeiste  steile  Abhänge  hinan  zu  klimmen  ZO. 

Krüs-:  Gerät  zum  Kräuseln  der  Haare.  .C'ala- 
mistrum,   haareisen,    krauseisen.'    Denzl.  1677;    1716. 

Kratz-  Chr.:  Reibeisen  P  silv. 

Kratz-  Chretz-:  Stange  mit  eisernem  Bolzen  am 
unteren  Ende,  welche  am  hintern  Teile  eines  Fuhr- 
werkes angebracht  ist,  um  das  Eückwärtsrutschen 
desselben  zu  verhüten  Z.   —  Syn.  Krätzer. 

Loch-:  dicke  Eisenstange  mit  keulenartiger,  doch 
am  Ende  sich  zuspitzender  Verdickung,  um  zum  Ein- 
stecken von  Heinsen,  Heugestellen,  vorzubohren  GrD. 

Lad-:  Ladstock  in  Schiessgewehren.  , Welcher 
onch  dem  andren  sin  pulver,  klotze,  ladbüchsen  oder 
1.  neme  one  syn  wissen  und  willen.'  Würstis. 

Leg-:  1.  Eisenstab  unter  der  Spindel  eines  grossen 
Wagens  bis  gegen  die  Mitte  der  Achse  durchgehend, 
um  der  letztern  mehr  Festigkeit  zu  geben  AaF.;  S;  Z. 
-  2.  Fussangel?  ,Brech-,  Heb-  und  Legeysen'  unter 
den  zu  verladenden  Kriegsrequisiten  aufgezählt  von 
HCLav.  1644.  —  2.  Es  ist  freilich  zu  bemerken,  dass  Lav. 
als  Syn.  zu  Fussangel  sich  sonst  immer  der  Ausdrücke  ,Fuss-, 
Lähmeiseu'  bedient. 

Läm-:  eine  Art  Fussangel,  welche  im  Kriege  dazu 
diente,  gewisse  damit  belegte  Passagen  ungangbar 
zu  machen  (die  Füsse  zu  ,lähmen').  ,Es  hat  auch  der 
Hauptmann  etlich  fussisen  oder  läbmisen,  so  man 
kegel  nempt  in  den  graben,  da  die  find  stürment, 
heimlich  geleit,  darmit  die  find  geletzt  und  verwüest 
wurdent.'  AgTschddi.  ,Die  Fussangel  oder  Lämcisen 
machet  man  mit  4  spitzen,  3  ligen  auf  dem  boden, 
und  stehet  allzeit  einer  in  die  höhe,  geb  wie  [wie 
inmier]  man  sie  wirft.'  HCLav.  1644. 

Land-:  Eisen  von  einheimischem  Ursprung?  Die 
Z  Zollordn.  1725  legt  auf  ,das  Foul-  oder  Stürisch 
Eisen,  item  das  Loufenburger  und  Landeisen,  so  auf 
die  Zahl  gemacht  wird',  einen  geringern  Zoll  als  auf 
die  übrigen  Arten.  .Lantisen,  tüchelisen  und  stahel.' 
G  Chron.  XV. 

Läss-:  Lanzette  zum  Aderlassen.  ,Phlebotomon, 
ein  fliedmen  oder  lasseisen.'  Fris.;  Mal.;  Denzl.  1677. 
, Lasseisen,  -eisele,  scalprum  chirurgicum,  (scalpellus), 
phlebotomon.'  Mal.  , Scalprum  chirurgicum,  ein  lass- 
eisen wie  es  die  Franzosen  brauchend,  ein  länzle  i.  e. 
lanceola.'  Fris.  ,Die  blättern  soll  man  mit  einem  1. 
öffnen.'  BMiss.  1529.  —  MM.laz-tKn.  Schröpfkopf  (Lexer). 

Lott-:  ein  keilförmiges  Eisenstück,  hinten  mit 
einem  Loch,  in  Gebirgsgegenden  von  den  Holzfuhr- 
leuten gebraucht,  um  in  den  Kopf  eines  Holzblockes 
getrieben  zu  werden.  Durch  das  Loch  des  ,Lottisens' 
wird  dann  eine  Kette  oder  ein  Strick  gezogen  und 
der  Block    damit    an   den  Hinterwagen   gebunden,    so 


dass  der  am  Boden  hinrutschende  Block  den  Wagen 
beim  Bergabfahren  bremst  BS.;  S.  —  Wahrsch.  von  hie, 
Baumstamm.    Vgl.  O'unteluai. 

Mal-:  Münzstempel  Bs  XIV.     Vgl.  Münz-. 

Müli-:  in  der  alten  Mühle  die  eiserne  Achse  des 
Kolbens  (s.  d.),  die  auf  dem  Eisemteg  (s.  d.)  aufrecht 
steht  und  durch  den  Buchs  (s.  d.)  des  Bodensteins 
hindurchgehend  mit  ihrem  Dorn  (s.  d.)  in  das  Anträgli 
(s.  d.)  des  Läufersteines  passt  und  diesen  somit  zu  be- 
wegen vermag,  allg.  ,Die  müli-ysen  sun  [sollen]  ouch 
guot  syn  und  fertig  der  müli.'  Z  Urk.  1801.  ,Für 
Bütelgschirr,  Dillinägel,  2  Müllieisen  2  fl.  8  btz.' 
Schloss  RiTED  1743. 

Muelt-:  das  eiserne  Gerät,  mit  welchem  der 
Bäcker  die  Mulde  auskratzt  LG.  .Das  Muolteisen, 
radula.'  Mal. 

Münz-:  Münzstempel.  B  1554.     Vgl.  Mal-. 

Meiss-:  Messer  z.  Schroten  des  Heus  GrD.,  L.  VgL 
Heu-.  —  Mhd.  meizen,  schneiden,  hauen.    Tgl.  nhd.  ,Meissel'. 

Meissel-:  chirurgische  Sonde.  ,Meisseleisen  der 
Wundärzten,  specium,  specillum,  scalprum  chirurgicum.' 
Mal.   —   Von  meüshn,  mit  Charpie  verbinden. 

Nagel-:  ein  Eisen  mit  Löchern,  durch  welche 
Nägel  gesteckt  und  so  geformt  werden. 

Bügel-,  vorw.  Böget-:  Bügeleisen,  allg.;  bes.  od. 
ausschliesslich  das  der  Schneider,  während  dasjenige 
für  die  Wäsche  Glättisen  heisst  Bs;  Gr;  „Sch;  Vw";  Z. 

Piggier-:  Werkzeug  der  Schuster  S.  —  Von  frz. 
jtiqutr,   stechen. 

Bai-:  eine  Art  Meissel  ohne  hölzernen  Stiel. 
IxEicHEN.  Flaches  Dreheisen,  dem  Stechbeutel  ähn- 
lich, jedoch  mit  Gerspitz  Aa.  , [Statt]  Byellen,  als  mit 
welchen  es  manchen  schädlichen  Streich  gibt,  Bai- 
eisen, wie  die  Schreiner  haben;  mit  diesen  kann  man 
Ast  also  säuberlich  abhawen,  als  wann  sie  mit  einem 
Hobel  abgestossen.'  Bhagor.  —  Meissel,  der  sich  im 
Unterschied  zu  anderen  mit  den  blossen  Ballen  der  Hand 
regieren  lässt?     Vgl.  frz.  haiüe.  Schränkeisen  V 

Pass-pol-  h-l}-:  Schusterwerkzeug  S.  Zum  An- 
setzen von  Borten  oder  Streifen,  frz.  passepoil.  Vgl. 
Bordur-. 

„Balg-:  Person,  die  in  Einem  fort  balgt  [zankt]." 
—   Gebildet  nach  Ell-,  Zank-;  s.  dd. 

Bolz-:  Spitze  eines  Bolzes,  ,spiculum'.  Denzl. 
1677;  1716. 

Bind-:  eiserner  Stab,  an  welchen  in  der  Glashütte 
ein  Glasfaden  genommen  wird,  um  die  Walze  zu 
schneiden  S. 

Bordur-:  Schusterwerkzeug.     Vgl.  Pass-pol-. 

Pflueg-  s.  Wegens. 

Pflanz-:  eine  Art  Messer  oder  Spaten,  mit  wel- 
chem junge  Bäume  zum  Zwecke  des  Versetzens  mit 
sammt  ihrem  Erdreich  ausgehoben  werden,  einen  nicht 
völlig  geschlossenen  Cylinder  bildend,  der  mit  einem 
Spatenstiele  versehen  ist. 

Blatt-:  kleines,  meisselartig  geformtes  Messer  mit 
breitem  Rücken  und  stark  abfallender  Schneide.  ,Der 
Vogt  tat  dergleichen,  als  ob  er  über  mich  zucken  [den 
Degen  zücken]  wollte;  nun  hatt  ich  Nüt  dann  ein 
welsch  kurz  Blatysli.'  GStäheli  1559. 

Brem-.  ,Postomis,  maulkorb,  bremeisen,  so  man 
den  pferden  an  die  nasen  legt.'  Denzl.  1677;  1716.  — 

Von    mhd.    hrimen,    knirschen;    vgl.    hremia ;   brrm^ett. 


543 


As,  es,  is,  OS,  US 


544 


Brenn-Isen:  Eisen  zum  Aufbrennen  eines  Zei- 
chens. .Das  br.  uft'  der  Chorherrn-stuben.'  Z  1572.  — 
Mild,  bnnnwen,   cauteriuin,   ignimen.    Syn.  Brand  u.  das  folg. 

Brand-:  eine  zum  Aufbrennen  von  Hauszeichen 
dienende  Patrize  GRPr. 

Brust-:  ehemals  ein  Artiliel  der  Eisenhandlung.  — 
Mhd.  hiess  brutt-iscn  =  brust-Uech,   loginui,  und  ähnlich  nhd. 

Bretzlen-,  Bretzel-:  I.Modell  zum  Backen  von 
Bretzeln.  B  Kochb.  1756.  Vgl.  Hupen-.  —  2.  finsteres 
Gesicht  mit  gerümpfter  Stirne  BBe.  —  Die  Ähnlichkeit 
von  2   mit  1   heriiht  in  den  verschlungenen  Zügen. 

Eäb-,  Mab-  AäZcI-:  1.  Rübenhechel  Schw.  — 
2.  Weib,  böse  Alte;  unermüdlich  arbeitsame  Weibs- 
person von  männlich  strengem  Charalvter;  aber  auch 
übertrieben  arbeitsame,  geizige  Alte  Aa;  „B;  VOrte;" 
L;  „S";  Frauensperson  mit  schlagfertiger,  scharfer 
Zunge  L. 

Bed.  2  leicht  aus  1  abzuleiten  (vgl.  Bih-).  Mb,  Rab 
=:  weisse  Rübe.  Diese  Frucht  wird  mit  einem  raffel-  oder 
hobelähnlicheu  Messer  auch  eingeschnitten  und  als  Torrat 
für  den  Winter  eingesalzen.  Hier  kommt  bloss  die  Schärfe 
des  Messers  in  Betracht.  Wo  das  W.  aber  wie  tw.  in  Äa 
mit  kurzem  Toc.  gesprochen  wird,  gehört  es  eher  mit  einem 
der  folg.  zusammen.  Die  Quantität  und  Qualität  der  Voc, 
und  dann  auch  die  Begriffe,  scheinen  z.  T.  ineinander  ge- 
flossen zu  sein. 

Beb-:  Haken,  den  der  Weingärtner  an  den  Fuss 
schnallt,  um  damit  die  Pfähle  in  die  Erde  zu  stossen  LG. 

Rubel-:  sehr  geschäftiges  und  herrschsüchtiges 
Weib  UwE.    —   Von  reblen,  mühsam  arbeiten. 

Rib-:  1.  eine  aus  Weissblech  verfertigte,  mit 
durchlöcherten  Buckeln  versehene  Raffel  zum  Rei- 
ben von  Zucker,  Muskatnüssen,  Meerrettig  usw.  Ap; 
Bs;  B.  Nach  Stockar  1519  musste  ein  Pilger  jener 
Zeit  auf  die  Meerreise  u.  A.  auch  ein  ,Eibiseliu'  mit 
sich  nehmen.  —  2.  böses,  zänkisches,  tadelsüchtiges 
Weib;  strenge  Hausfrau  Bs  (schon  b.  Spreng);  B; 
G;  ScH;  S;  Z.  Alt  Jumpfere''  —  büsi  R.  Sulger. 
,Er  ist  e  guete  Herr  g'sy",  aber  sy"  Frau  es  verfluechts 
R.'  GoTTH.  ,Wenn  er  gewusst  hätte,  was  sie  für  ein 
wüstes  Reibeisen,  eine  hässige  Krot  sei.'  ebd.  —  ,Da 
ich  nahm  das  alte  Riffeleiseii .  . .  Ach  Herr,  lass  sterben  das 
alte  Weib ! '  Altes  Volkslied.     Vgl.  Hob-,  Baffel-,  Hapg-. 

Ruch-:  Fusseisen  (Eisen  mit  .rauher-  Oberfläche) 

L.    —    Vgl.    Rüchchetti;  rücken. 

Raffel-:  geiziges  Weib  S.  —  Vgl.  Rib-ism:  R„ß;i- 
Umu,  typischer  Name  für  eiueu  allzu   sparsamen  Mann. 

Ruck-:  kurzes  Hebeisen  für  Maurer  und  Zininier- 
leute  Z.   —   Zum  .Rücken'  von  Lasten. 

Renn-:  die  eiserne  Ausflussrinne  an  der  Kelter 
ZWäd. 

Ring-:  liufeisenartiges  Beschlag  an  Schuhen  BSi. 

Raps-:  Geizhals  Bs.  —  Syn.  Rai>n  m. ;  v(]n  rnpmi. 
zsraffen,  -scharren.      Vgl.   Rib-,   Schab-uen. 

Eoss-:  1.  Hufeisen,  auch  (meist  dimin.)  für 
Ochsen  usw.  Aa;  Bs;  Gr;  Z.  Es  R.  verlieren  L  s. 
I.sen  2  g.  Es  het  en  Blinde  es  R.  g'funde:  a)  ein 
dummer  Mensch  hat  einen  guten  Einfall  gehabt  S. 
b)  die  Sache  i.st  unwahrscheinlich,  unglaubwürdig.  Sulg. 
!'■''  hält  chönnc"  R.  ablaufe"  [mich  aufs  Äusserste  an- 
strengen, beeilen],  es  hält  doch  NiU  g'hulfe".  —  2.  ein 
(hufeisenförmiges)  Gebäck  Bs  (-IseliJ;  Gr;  Sch  (Kirch- 
weihbretzel'l.    Syn.  Kämbe.    Vgl.  Huef-Isen.  —  3.  ein 


am  Kaufhaus  in  Bs  angeschriebener  Reim  nennt  das 
lat.  Zahlzeichen  C  [100]  so. 

Rosen-:  Modell  zu  sog.  , Rosenküchlein';  Syn. 
Stern-.  B  Kochb.  1756;  1796. 

Reist-:  1.  eiserne  Stange  zum  Herunterschleifen, 
reisten,  v.  gefälltem  Holz  W.  Syn.  Sperr-.  —  2.  Feuer- 
haken B.  .Undhettent  das  warttürmli  ouch  gern  umb- 
geworfen ;  da  hatt  man  weder  pickel,  hämmer,  r.  noch 
andern  züg.'  Fründ  1446. 

Sech-:  das  Eisen  der  Pflugschar  (Sech).  ,Eiu 
sächysen,  so  am  pfluog  vornen  das  erdtrich  uffschnydt.' 
UCampell  1572. 

Säg-:  Umdeutung  aus  Segisse,  Sense,  s.  Segense. 
Vgl.  Gol-,  Toll-,   Weg-. 

Salis-:  Schusterwerkzeug  S.  —  Wahrsch.  aus  dae 
Alls,   s.   Ahme. 

Schab-:  Geizhals  Aa.  „Karge  Haushälterin  L; 
Zg."     Vgl.  Raps-. 

,(T)schägg-:  Hufeisen  für  Rindvieh,  zu  besserer 
Befestigung  vorn  über  die  Wölbung  des  Fusses  um- 
gebogen ScHW;  W;  Zfi."    —    Tschägij,  Bindshuf. 

Schueh-:  1.  Gerät  zum  Anziehen  der  Schuhe 
Gr.  Syn.  Schueh- Löffel,  -Bein,  Schüeker.  —  2.  (dini.) 
Fusseisen  Th  (Püpik.).  —  3.  eiserne  Klinge,  vor 
den  Häusern  angebracht  für  die  Eintretenden  zur 
Reinigung  der  Fusshekleidung  von  Erde.  Syn.  Scharr-. 

Schin-:  Schien-,  Reifeisen  Z  1871. 

Schindel-:  Werkzeug  zum  Spalten  des  Holzes 
für  Dachschindeln. 

Scharr-:  Eisen  vor  der  Hau,stüre  zum  Abputzen 
der  Schuhe  S.  Das  isch  es  nobels  Wirtshus,  es  sy 
zweu  Sch.  i'or  der  Tür,  und  wer  d'  Schueh  nit  dra" 
abputzt,  a"  dem  bhjbt  gern  Öppis  hange".  BWyss  1863. 
Vgl.  Schorr-  1. 

Scher-:  ein  Hausgerät.  L  1488.  Wahrsch.  ähnlich 
der  Scheere  oder  diese  selbst. 

Schorr-:  1.  =  Scharr-  Bs  (ö);  Sch.  , Stimulus 
cuspidatus  rulla,  ein  gespitzter  gart,  der  ein  schor- 
eisen  hat  [zum  Reinigen  der  Pflugschar]'.  Fris.  — 
2.  jSchoreisen,  schorschaufel,  scalprum.'  Mal.  —  Mhd. 
Hchor  f.,  Schaufel,  Hacke:  gehören,  zsscharren,  kehren. 

Schür-  {„Schur-"  2.  Aufl.):  „Feuerhaken  Seil;  Z.« 
Eisernes  Gerät  zum  Schüren  des  Feuers  im  Herd. 
, Hölzernes  Sch.',  bildl.  =  ein  unmögliches  Ding,  ein 
offenbarer  Widerspruch,  contradictio  in  adjecto.  ,lr 
hütend  uns  das  hülzin  schüryselin  und  sprechend: 
Man  isset  in  wesenlich  lyplich,  doch  geistlich.'  Zwixgli 
1527.  ,Als  wenig  du  weist,  was  ein  hülzin  schüryselin 
sye,  wiewol  du  die  zsämengesetzten  wort  [die  Bestand- 
teile des  Comp.]  verstäst,  noch  ist  es  holz,  kanns  ye 
nit  ysin  syn.'  ebd.  ,Chrysostomi  opera  in  duas  partes 
ligentur,  Erasmica  in  cartaceos  asseres  (hültzi  Schur- 
iseli).'  ebd.  1519  [das  Buch  soll  in  ,Bretter  von  Papp- 
deckel' gebunden  werden].     Vgl.  das  folg. 

Schürg-:  1.  =  demvor.  ,Ein  liölzis  Sch.' MusErM 
1793  und  so  noch  heute  in  Z.  —  2.  ein  die  Leute 
hinter  einander  hetzendes  (das  Feuer  des  Streites 
schürendes)  Weib  Sch.  Vgl.  Rib-.  —  Von  schürten, 
si:hüren. 

Schorn-:  ein  Stück  der  Bewaffnung.  ,Liessent 
die  vigend  ligen  schilten,  armbrosten  und  ir  schorn- 
ysen  und  werinen.'  L  Urk.  1425. 


545 


54  ö 


Schürpf-:  Werkzeug  zum  Schürfen,  zur  ersten 
Bearbeitung  von  Kohstofi'en,  Holz,  Erde  usw.  z.  B.  das 
Eisen  im  Hobel  Z. 

Schiess-,  Schihs-,  „Scltuss-''  St.*":  Schiessgewehr, 
Flinte  Arl.  ,Scheussysä  und  Karrebüxe',  Flinten  und 
Kanonen.  Madleni  1712. 

Schlif-:  Schlittschuh  Bs  r'-lÄrfO;  Uw.  —  schlif- 
iselen:  Schlittschuhlaufen  Bs. 

Schrot-  „Aa";  BO.:  Gr;  „W",  -o-  Aa;  S;  ZAff.: 
1.  spatenartiges  Gerät  zum  Schroten  von  Heu  Gr. 
Syn.  Heu-.  —  2.  grösserer  Holz-  (oder  Stein-)  Meissel 
Aa;  BO.;  S;  „W";  Z.  Syn.  Meiss-.  ,Etliche  ysine 
Schrodtysen.'  Z  ca  1600.  ,Excisorius  scalper,  schröt- 
eisen.'  Denzl.  1716. 

Schwingen-  oder  -Nägel  halten  die  Sclin-iiir/en, 
Hebel,  des  Seidenwcbstuhles  an  ihren  Drehpunktun 
fest  Z. 

Spuel-:  1.  Eisen  zum  Festhalten  der  vollen 
Spulen  beim  Haspeln  Gr.  —  2.  das  ganze  Spul-  oder 
Spinnrad.  .Rhombus,  garnwinde,  spuolrad,  spuol- 
eisen,  spinnrad.'  Fris.  ;  Mal. 

Sperr-  =  Eeist-  1  W. 

Spitz-:  Werkzeug  der  Steinmetze  zur  ersten,  ober- 
flächlichen Bearbeitung  des  Steines  Z. 

Stab-  .s.  Stabise. 

Stech-:  breiter  Meissel  zum  Ausstemmen  (der 
Breitseite)  von  Löchern  Z. 

Steg-:  „Fusseisen  B." 

Stig-:  1.  der  zum  Einsteigen  in  eine  Kutsche  die- 
nende Tritt  ZBül.   Vgl.  Stiglsenlöser.  —  2.  =  Klett- 1  Z. 

Steck-  -«e-  B;  Ndw;  S;  U;  ZKn.:  1.  Eisenstange 
zum  Bohren  von  Löchern  für  Eeben-,  Bohnen-. 
Baumpfähle  Bs;  B;  „L";  S;  Z.  Vgl.  Ste'ckholz.  — 
2.  eiserne  Hebelstange  Ndw;  Schw;  U.  ,Wann 
Stadler  im  Hals  hätt  ein  Steckeisen,  So  müsse  er  doch 
ins  Gras  beissen  [enthauptet  werden].'  Erzähler  1856. 

VoQ  liteckcn,  Stab,  vgl.  nhiä.  .Stacken".  Übrigens  kommt 
für  1  auch  die  Ausspr.  mit  e^  vor,  welche  Anluhuimg  an 
das  trans.  Vb.  .stecken'  bedeutet. 

Stick-  Aa;  Bs;  S,  Stickel-  ZS.:  ein  von  den 
Winzern  an  den  Fuss  geschnalltes  Gerät  zum  Ein- 
stecken der  Eebpfähle  Aa;  BsLd;  S.  Syn.  Stöss-, 
Tret-  3.  —  Die  erstere  Form  von  sticken,  die  Pfähle  eintreten. 

Stemm- -,,€- Aa;  Z:  Meissel,  Stechbentel  zum  Ab- 
stossen  oder  Aushöhlen  von  Holz  (auch  Stein)  Aa; 
Bs;  Z. 

Stampf-:  Gerät  zum  Zerstampfen  weisser  Eüben 
udgl.  Z. 

atetn-  =  Bösen- Isen.  B  Kochb.  1756;  1796. 

Stöss-:  1.  Gerät  zum  Einstossen  von  Eebpfählen 
ArK.;  „Gr;  GEh.";  Sch;  Th.  Syn.  Stick-,  Tret-.  — 
2.  Gerät  der  Kaminfeger  zum  Lösen  des  Pechs  Z 
(Spillm.). 

Strich-:  zwei  Eisen  unterhalb  der  beiden  Mahl- 
steine der  Obstmühle  angebracht,  um  die  Traber  von 
diesen  abzustreifen  Z  IS. 

Streck-:  Geschlechtsn.  in  Bs.  —  Eig.  ein  Gerät  der 
Weissgerber. 

Dechs-  Te^'x-:  Gerät  zum  Durchklopfen  des  ge- 
schwungenen Hanfes  oder  Flachses  Ap.  —  Mhd.  dehsen, 
Flachs  schwingen. 

Schweiz,  laiotikou  I.  4. 


Dacht-.  .Dachteiselin  der  anipeln,  mergulus,  das 
scheiblin  oder  rörlin,  darin  der  dachte  stecket.'  Dasvp. 
1537. 

Teller-:  Falle  zum  Fang  von  Fischottern  L. 

Tüll-  s.   Colisse. 

Dümel-  (-:  Daumenschraube  für  Verbrecher  auf 
dem  Transport  Z.  Als  Folterwerkzeug:  ,des  Geizers 
maitli  mit  dem  D.  brüchen.'  Sch  Eatsprot.  1547. 

turnten,  die  Daumenschraube  anlegen.  Das  syn.  Dum-, 
nhd.  ,Daumenschraube'  noch  als  Geschlechtsn.  ,Thumeisen', 
gespr.   tum-. 

Tengel-:  der  Stock  (Amboss)  zum  Dengeln  der 
Sense  Z.     Syn.  Tangel. 

Doppel-:  das  Hobeleisen,  wenn  es  aus  zwei 
Stücken  besteht. 

Stubentür-:  das  Schloss  der  Stubentüre.  Ein 
Kinderspiel  beginnt  mit  der  Anrede  an  das  Türschloss: 
Stuhu'tir-IsU,  Mir  liehet  [ist  bange],  der  rot  Sund 
blss-mi'''  W. 

Tribulier-,  Tribilier-  Gr:  Sporn  GrD.  -  tribu- 
KercM  sonst:  quälen,  plagen,  hier  angelehnt  an  tnhen,  antreiben. 

Tret-  -£-:  1.  auch  Trettnagel,  Bestandteil  des 
Webstuhls,  runder,  dünner  Eisenstab,  der,  durch  das 
.Tretenböckli'  und  die  dazwischen  liegenden  durch- 
bohrten , Treten'  gestossen,  diese  festhält,  ohne  ihre 
Bewegung  zu  hindern  Z.  —  2.  breites,  scharfes  Eisen 
in  Gestalt  einer  Schaufel,  um  das  Heu  von  dem  Stock 
zum  Füttern  abzuschneiden;  oder,  weil  es  an  seinem 
Stiel  ein  rechtwinklicht  herausstehendes  Eisen  hat, 
abzutreten  ZAflfolt.  Syn.  Heu-,  Schrot-.  „Auch  zum 
Verschneiden  der  festen  Masse  ausgepresster  Trauben 
auf  dem  Trottbette  in  viereckige  Stücke  gebraucht  Z." 
—  3.  Gerät  zum  Eintreten  der  Eebpfähle  Z.  Syn.  Stick-. 

Weg-    s.    Wegense. 

Weif-:  Fuchs-  oder  Wolfsfalle.  ,Uf  Dieben  soll 
es  erloubt  sein,  zue  hauwen,  zue  schlagen,  W.  zue  legen 
und  alle  Mittel  zue  gebrauchen.'  ca  1690,  Engelbg.  — 
Mhd.   icdf,  junges  wildes  Tier. 

Wind-:  1.  Werkzeug  des  Drechslers  zum  Um- 
treiben  des  Gewindkolbens,  mit  dem  er  das  Gewind  der 
Mutterschraube  ausbohrt  Aa.  —  2.  drehbarer  Eiegel 
zum  Befestigen  des  Fensterladens;  Syn.  Vorriber  Z. 
,Ein  fenster  mit  schyben,  hornaffen,  haften,  w.,  bhenk.' 
1582,  B  Staatsrechn. 

Winkel-:  I.Gerät  der  Maurer  und  Zimmerleute 
zum  Abmessen  rechter  Winkel  Aa;  Z.  Syn.  Winkel- 
mess,  (-häggenj.  —  2.  eiserner  Winkel  zum  Stützen 
eines  liegenden  oder  Pesthalten  eines  aufgerichteten 
Gegenstandes,  allg.  —  3.  Schieneneisen,  dessen 
eine  Längskante  rechtwinklig  umgebogen  ist.  allg. 

Wurst-:  urspr.  wohl  ein  Gerät  zur  Bereitung  von 
Würsten.     Geschlechtsn.  in  Bs. 


Zein-:  Eisen  in  Stabform. 


Mhd. 


n,   Stab;   vgl. 


Zeine. 

Zank-  Zangg-:  1.  ein  Spielzeug,  aus  zwei  Eisen- 
stäbchen mit  Eingen,  welche  von  dem  einen  gelöst 
und  an  das  andere  gebracht  werden  sollten,  allg.  — 
2.  ein  Backwerk  bei  Festschmäusen  AaZcIu.  —  3.  Gegen- 
stand des  Zankes.  ,Das  [dass]  menschlicher  Vernunft 
zuosätz,  uss  dem  fridlichen  Nachtmal  Christi  ein  zangg- 
ysen  gemacht.'  HBüll.  ,Pomum  Eridis,  ein  Z.,  materi 
zu    zweitracht.'    Dexzl.   1677;    1716.    —   4.  zänkische 


547 


As,  es,  is,  OS,  US 


:,l,s 


Person  Ai";  Bs;  L;  Uw;  U;  Z.  ,Weil  Jiser  Pater  ein 
rechtes  Z.  ist.'  Schob.  1695.  —  1  so  genannt,  well  es 
ein  Voxicrsplel  ist;  vgl.  3.  —  2  wahrsch.  nach  der  Gestalt 
von   1.   —   Zu  4  vgl.  Itih-  usw. 

Zwack-Isen:  dient  in  der  Glashütte  dazu,  einen 
Glasfaden  anzufassen  und  um  die  Walze  zu  schlingen 
STh.   —   , Zwacken',  fein  und  schnell  berühren. 

Zwing-JÄeH:  Scheltname  für  ein  Kind,  welches 
mit  Weinen  Etwas  erzwingen  will  Th.  Vgl.  Rih-, 
Zank-  4. 

Isen:  mit  dem  Eisen  eingreifen,  nur  in  der  schon 
u.  Isen  angeführten,  aber  viell.  auf  Missverständniss 
beruhenden  Verbindung:  den  Hobel  i.  län  Gr.  Müsste 
für  isnen  stehen. 

Isnen:  bügeln,  plätten  (mit  dem  Glettlsen,  s.d.)  FJ. 

isin,  isene,  -i,  isis,  mit  dem  best.  Art.  (u.  prädik.) 
isi,  PI.  isjMj  SuHwE.;  Z,  isende,  -i,  -ends  GRVals, 
isig  B;  ScHwE.  (neben  isi");  S:  eisern.  En  isige 
Vater,  e  schmutzigi  Mueter,  es  wulligs  [wollenes]  Ching 
[Kind]  mit  f»ij  fürige  Gring  [Kopf],  Volksrätsel  (bren- 
nende Unschlittkerze  auf  eisernem  Stock).  Schild. 
Wenn  d'  en  När  iritt  [wenn  du  einen  Narren  willst], 
sr  chauf  en  isigc;  er  hebet  [hält]  länger  GA.  =  ich  lass 
mich  von  dir  nicht  zum  Narren  halten.  Bildl.,  stark 
an  Gesundheit,  fest  an  Willenskraft  B. 

Verk.  aus  mhd.  isenin,  weil  Verdopplung  der  Endung 
(suhst.  +  *dj.)  vermieden  werden  wollte.  Eig.  würde  isen 
bed. :  von  Eis,  nicht:  von  Eisen.  In  jenem  Sinn  gilt  isig, 
welches  aber  auch  ,von  Eisen'  bedeutet,  da  die  Endung  -ig 
auch  in  andern  StofFadj.  statt  -in,  -en  eintritt  und  ilberh. 
beliebt  ist.  Die  Form  ,ysig'  auch  schon  in  einem  Brief  von 
1574  ZWint. ;  sonst  gilt  in  der  ä.  Lit.  , eisin,  eisen'.  ,Ferreus, 
cysin.'  Fris.  , Eisin.'  Klingl.  1691.  ,Busswerk,  als  da  sind 
Wahlfahrten  gehen,  ein  härines  oder  eisenes  Cilicien  [Buss- 
kleid] auf  dem  blossen  Leib  tragen.'  Schob.  1695.  Die  voll- 
ständige urspr.  Form  nur  in  der  ä.  Z  Chron. :  ,in  ein  Isnin 
pfannen.' 

Isei'  m.,  auch  dim.  „Iserli" :  1.  Äsche,  salmo  thy- 
mallus,  im  zweiten  Lebensjahre  Bodensee;  Vw;  Z. 
Nach  einem  Schiedsspruch  von  1564,  wiederholt  1603, 
müssen  die  Eeussfischer  dem  Kloster  Muri  liefern 
,30  Isler  und  20  Äschen';  viell.  die  selben,  welche 
bei  der  Inventarisation  von  1596  erscheinen:  ,an  Issern- 
fischen  30,  an  Äschenfischen  20.'  ,Thymallus,  umbra, 
umbella,  ascia,  ein  Asch,  Eschcr,  sin  minor  adhuc  sit, 
ein  Eschling,  Iser.'  Wagn.  1680.  Syn.  Knab,  Knäbli; 
vgl.  Kressling;  Aschling,  Mittler;  Äsch.  —  2.  (auch 
Ischer)  a)  Ukelei,  cyprinus  alburnus,  im  zweiten 
Jahre  BS.  S.  Agone  Sp.  129.  —  b)Alantbleke, 
cyprinus  bipunctatus  „B".  S.  Bambeli.  —  3.  Ischer, 
Geschlechtsn.  B;  vgl.?  Escher. 

Ygl.  Iseltr,  Juling  unter  Kmliiig,  ein  kleiner  Flussfisch. 
Dieser  heisst  in  Deutschland  ,Spierling',  die  Franzosen  aber 
nennen  spirlin  den  cypr.  bip. ;  beide  Fische  werden  etwa 
4  Zoll  lang;  Jscr  1  ist  7  Zoll  lang  und  so  lang  kann  auch 
cypr.  alb.  werden;  dieser  Ist  aber  ein  Seefisch.  Welcher 
bei  FrUafn.  1G60:  ,cin  Mass  gemischt  Fisch  als  Grundein, 
Groppen,  Butzli,  Yscherig  oder  dergleichen  unJer  eiuauderi'n 
3  Batzen',  gemeint  sei,  ist  uugewiss. 

Ises  s.  Jesus. 

issiparissi:  Ausruf  der  Überraschung,  wenn  man 
unerwartet  einen  Bekannten  erblickt;  bes.  bei  jungen 
Burschen  beliebt,  welche  sich  damit  ein  Air  geben 
ZWyla.   —    Frz.   ici  par  ici,  hier,  hier  her. 

Isler  s.  her. 


Blatt-Ise,  -Isli  .s.  Flattise.  Isli-g  s.  Eit<li"g. 
Isop  s.  Hisop. 

Israeler:  Israelit.    .Die  Moabiter  von  den  Israelern 
geschlagen.'  LLav.  1569  (,Israeliten.'  1670). 
leses  iesrs  s.  Jesus. 

Os  in  der  Verbindung:  «s  Ös!  Piuf  auf  der  Schlitt- 
bahn  =  macht  Platz  SB.,  NA.  —  Vgl.?  die  syn.  Kufe 
hos!  und  Msser  Äsa!  aus  der   Gass? 

Ösen  —  nach  St.^  m.,  nach  St.'  f.:  Fleiss,  Eifer, 
Achtsamkeit;  „einen  Ösen  haben,  Fleiss  anwenden, 
sich  befleissen.  Hab  0.!  gib  Achtung!"  sei  fleissig.' 
B  öO.  Eh  0.  hän,  Etw.  mit  Sorgfalt  und  Eifer  be- 
treiben. Wemniu  g'sehd  [wenn  man  sieht],  dass  d'  iM 
en  0.  hein,  su  ist-mu  z'friden  BRi. 

Ob  das  Geschlecht  m.  oder  f.  sei,  lässt  sich  aus  dem 
vorgesetzten  en  (kein)  der  BO.  MA.  nicht  erkennen.  Be- 
merkenswert ist,  dass  das  W.,  ausgenommen  in  der  impcrat. 
RA.,  mit  dem  uubest.  Art.  verbunden  ist.  Die  aus  BBe. 
stammende  Angabe  eines  Verbums  öscn,  Fleiss  haben,  scheint 
auf  Missdeutung  zu  beruhen.  —  Das  W.  steht  durchaus  ver- 
einzelt und  rätselhaft  da.  Ist  es  eines  von  den  nur  dem 
BO.,  sonst  etwa  noch  dem  W  und  Gr  eigenen  WW.,  welche 
altburgundisch  sein  mögen?  An  Vwdtsch.  mit  ahd.  aaön, 
bair.  ansäen,  sich  anstrengen,  kann  unseres  Voc.  (o)  wegen 
nicht  gedacht  werden.  Auch  Entlehnung  aus  dem  Juden- 
deutsch der  Gaunerspr.  ist  nicht  eben  wahrscheinlich;  sonst 
böte  sich  allerdings  das  hebr.  ösen,  Ohr,  dar,  nur  müsste 
dann  die  Grundbed.  unseres  W.  Aufmerksamkeit  des  Gehörs 
gewesen  sein. 

Ösen  ^  Ptc.  g'oset:  1.  hassen;  ungünstig  sein.  Er 
oset-mi"''  GrS.  Eltern  osen  das  eine  oder  andere  ihrer 
Kinder  [setzen  es  zurück]  OnVal.  „Der  Markt  hat  mich 
g'oset  [ist  mir  ungünstiggewesen]  GRRh."  —  2.  Schmerz 
spüren,  schmerzlich  empfinden.  Er  öset  's,  z.  B.  er  em- 
pfindet Berührung  einer  Wunde  schmerzlich,  zuckt 
GeHc.  —  3.  „ahnen,  befürchten  GfiPr.,"  Schanf. 

Die  3  Bedd.  gehen  auf  einen  Grundbegriff  zurück,  wie 
bei  andcn  J  u.  //  (s.  d.).  1  u.  2  insbes.  haben  den  von 
, nicht  leiden  mögen'  mit  einander  gemein ;  aber  auch  die 
Furcht  enthält  das  Moment  der  Abwehr  von  etwas  Unzu- 
träglichem, Widrigem.  Da  das  W.  ausschliesslich  in  Gr  vor- 
kommt und  sich  keine  Vwdtsch.  mit  deutschen  WW.  dar- 
bietet, so  wird  man  auf  romanischen  Ursprung  schliessen 
dürfen  und  müssen.  Obwohl  ein  rätorom.  Vb.  osar  nicht  lie- 
zeugt  ist,  kann  es  bestanden  haben  und  zwar  als  Abi.  vom 
lat.  Adj.  USUS,  verhasst,  eig.  Partie,  v.  odiise. 

ösi(ch),  Osig  s.  ob-sich. 

Ossi  n.:  Papierdüte  F. 

Diminutivform  aus  ünz  (U7iteehe)  Sp.  :!Ö7.  359.  Die 
lautliche  Umwandlung  nach  Fromm.  VIT.  31.  196/7.  386, 
wozu  noch  zu  bemerken,  dass  in  F  MÄ.  durch  die  A^ocali- 
sierung  des  ii  das  u  getrübt  wird  bis  zur  Verwechselung 
mit  o;  vgl.  Fofi  aus  , Funke'. 

Osli  Zg,  Öschli  GO.  —  m.:  m.  Taufn.,  Oswald. 
,Ein  Zegeiner,  den  man  nur  den  SeideniJssli  nenne.' 
Monatl.  Nachr.  1754. 

Eig.  Diminutivform  zu  der  Verkürzung  "O«.  Auch  als 
Flurn.  ,1)11  Osli'  nach  einem  frühern  Besitzer  Z.  —  Syn.  (i«cl. 

Osöri  u:  Beinhaus  U.  —  Vom  lat.  uamrium. 

Ösel  m.:  m.  Taufn.,  Oswald  (im  Knabenalter)  Gl. 
—  Vgl.  Osli. 

osen:  leeren,  ausschöpfen.  .Ich  hab  das  Schiff 
geösst,  gezogen  hart.'  Todtexsohifpl.  1575,  It  Sülger. 
.Leren,  ledigen,  össen,  vacuare.'  Eed.  1662.  (Einem 
sein  Gut)  aufzehren.    .Und  ist  er  des  ungehorsam,  so 


sin 


As,  es,  iä,  OS,  US 


550 


sol  in  der  Probst   in   dem  hus  besitzun,    und  sol  im 
alls  syn  guot  tilggon  und  ösun.'  Wittnau  1344. 

Mhd.  o€8eii,  ahd.  otjan,  leer  machen,  erschöpfen,  verwüsten, 
vwdt  mit  oede.  Hadloul)  braucht  es  auch  i.  S.  v.  ,frei  machen, 
lüsen';  mit  dem  letztern  W.  wird  es  auch  in  reimhafter 
Formel  verbunden. 

er-:  1.  entleeren,  erschöpfen,  einen  Vorrat,  die 
Kräfte;  mit  an,  ron  oder  mit  Gen.  S.  (berauben)  Bs 
It  Spreng.  ,[Wir  sind  des  Wuhrholzes]  allenklich 
erijzt  und  entblüsst.'  Winterth.  Stdtb.  .So  wurde  die 
Liudraag  an  fischen  ganz  eröst.'  Urb.  Baden  1490. 
.Dadurch  das  wasser  an  fischen  eröst  wirf  und  die 
fisch  ZUG  ganzem  abgang  werden  kommen.'  1524,  Absch. 
und  so  wieder  1652.  Vom  Gewässer  auf  seinen  Inlialt 
übertr. :  ,Die  Fische  e.  und  verderben.'  Aarau.  Stdtb. 
1526.  ,Sy  sprach:  die  kindbett  hat  micli  ganz  eröst.' 
NMan.  ,Ja  dass  er  damit  synen  nutz  schaffete  und 
wir  mit  disen  eren  erschöpft  und  erösst  wurdend.' 
Vad.  ,Do  erfand  sich,  dass  die  statt  an  spiss  und 
trank  ger  [gar,  ganz]  erösst  was.'  ebd.  ,Exhaurire 
icrariura,  den  gemeinen  seckel  leren,  den  gemeinen 
nutz  e.'  Fris.;  Mal.  ,Infestatur  ager  quibusdara  se- 
ininibus,  er  [der  Acker]  wird  erösst  und  alle  kraft 
darauss  zogen.'  Fris.  ,Das  Holz  [der  Wald]  ist  gar 
eröst  und  zue  grund  gangen.'  Bertischwyl  1577.  ,Dar- 
durch  sy  dann  dermassen  geschunden  und  erösst  wer- 
dend, dz  sy  ir  feld  nit  mer  bauwen.'  SHochholz.  1591. 
,Zu  der  nachkommenden  schaden  werdend  die  hölzer 
[Wälder]  eröset  und  cntblösst'  Mand.  Z  1663.  ,Wylen 
diser  zeit  fast  aller  orten  die  hölzer  erösst  und  in 
abgang  kommen.'  Winterth.  Stdtb.  ,l)er  Milchsack 
dehnt  sich  auss,  der  allererst  eröset  und  eingestrupfet 
ward.'  (Von  Lösung  des  Milchzaubers  der  Hexen.) 
RGwERB  1646.  ,Sicli  täglich  ein  mal  oder  zwei  in  die 
Darm  erösst.'  JZiegl.  1647.  ,Ler,  ledig,  eitel,  erösset, 
öd,  vacuus,  inanis.'  Red.  1662.  ,Wer  Bäche  abschlagt 
[auf  die  Seite  leitet]  und  eröset  (erschöpft)',  wird 
gebüsst.  1662,  Aa  Weist.  ,Wird  die  kirehen  Gottes 
erösst  durch  grassierende  seuchten  und  krankheiten.' 
Klingl.  1688.  ,Von  allen  guten  Qualitäten  eröset  und 
entblösset.'  Ulr.  1727.  ,Andre  urteilen,  dass  die  aus- 
gebrauchte Erde  [der  Acker  nach  mehreren  Ernten] 
an  wässericht-  und  irdischen  zähen  Teilen  eröst  werden 
kann.'  JScheuchz.  1746.  —  2.  erschöpfen  in  gutem 
Sinn:  einen  Vorrat  yollständig  einsammeln.  Mer 
hei  [wir  haben]  so  vil  Obs,  mer  chiinne  's  nit  e.  BsL. 
—  3.  ausrotten,  vertilgen.  ,Mit  solchem  kriechen 
und  fladern  nimmt  dieses  Gewächs  ein  grossen  Platz 
ein,  dass  es  schwerlich  zu  e.  ist.'  Zwinger  1696.  — 
4.  verwüsten,  zerstören,  eine  Stadt  oder  ein  Land. 
,So  ist  dieselb  kilch  niderfellig  und  hat  si  das  wasser 
eröset  und  schwerlich  geschediget.'  Bs  Urk.  v.  1420. 
,Opes  frangere  inimicorum,  zerstören,  e.'  Fris.  ,Vastare, 
verwüesten,  zerstören,  e.'  Fris.;  Mal.  ,Wyl  ward 
erösst  und  verbrennt.'  Vad.  ,Agros  vastare  et  ex- 
inanire,  das  Land  verwüesten  und  e.'  Denzl.  1677; 
1716.  ,Wüst,  öd,  erösset,  vastus,  desolatus,  desertus.' 
1W2,  Red.  —  5.  befreien  Bs  (POchs). 

er-ösigen  =  eröse»i4.  ,Expopulari,  e.,  verwüesten, 
rhergen,  zerschleizen,  öd  machen,  geschenden,  es 
seie  leut  oder  vych.'  Fris.  ;  Mal.  —  Weiterbildung  von 
erÖsen  wie  nhd.  ,peinigen'  aus  dem  einfachen  mhd.  plnen  u.  a. 
Öserli  n.:  Hohlmass,  der  10.  Teil  des  Viertels 
AAZof.  Syn.  Itmni.  —  Diminutivform.  Eigentl.  ,Schöpf- 
geftss',  welche  Bed.  das  Schwab.  o«e  wirklich  hat. 


ns  I  Präp.,  üh{osAv)  vorwiegend,  «ssBU.;  FS.; 
GlH.,  M.:  aus.    1.  räumlich,  mit  tw.  Übergang  auf 
innere  Verhältnisse.    Us  Weg  gä",  ms  Weg!  ohne  Art., 
wie  ab  in  einigen  Verbindungen;  vgl.  us  Os!    Dagegen 
es  war  nid  us-em   W.,  nicht  unzweckmässig.    Sülger; 
auch  mit  beigefügtem  ms£  ZO.    Us-em  l'latz  zieh",  eine 
Dienststelle    verlassen    B.     Wo-mer  ussenander   [ge- 
gangen] sind,  als  wir  uns  trennten  Gl.     Us  enandferj 
chö",  sich  entzweien  Bs;  Z.    Us  enand  sl",  uneins  Ap; 
Z.    Ds-j)»g  Buech  lese"  Gr  (sonst  ,in'  und  früher  ,an'). 
Si  wöred  au"''  müessen  us-^m  Wasser  choche',  werden 
sich  behelfen  müssen,  wie  sie  können.  Sclger.    ,Man 
ass   simlen   uss   malfensiger',    in   Malvasier   getunkte 
Semmeln.    Edlib.     Mit   dem  Vch   [Vieh]    us-em.  Berg 
fare",  von  der  Alp  herunter  (weil  man  auch  sagt:  im 
B.  =  auf  der  A.)   U.     Wie  lustig  göt  's  us-em  Heu! 
auf  der  Heimkehr   von  der  Heuernte   Sohw.     Scherz- 
haft,   hyperbolisch  prägnant:    Du  frässist  Ein'n  na"'' 
us-em  Land!  du  wärest   im  Stande,   als  Gast  so  viel 
zu  essen,  dass  man  verarmen  und  das  Land  verlassen 
müsste.    Vgl.  z'  arme"  Tagen  üs  cho"  Sp.  455/6.    Ver- 
bunden mit  dem  (meist  nachgesetzten)  Adv.  use  [us-hin, 
-her^hin-,  her-aus];  vgl.ara — ane,  uf — ufeusvr.   Us-pn 
Ermel  usq  schütte"  s.  Ermel  Sp.  458.    Es  ist  us-^m  usr, 
(aus  der  Sache  heraus),  der  Vorrat  ist  erschöpft.    lez 
isch  's  us-em  use  mit  de"  Güetsrn^,  unser  Confekt  ist  alle 
ZStdt;  vgl.  es  4  (Sp.  511).     Us  Allem  ms«  sin,    1)  jeg- 
lichen Zshang  (Übung,  Gewohnheit)  verloren,  2)  Alles, 
alle  Geschäfte  im  Stiche  gelassen  haben  Z.    Si  schrlbed 
innen  use  (us  Amerika),  aus  dem  Innern  von  A.  heraus 
oder  bloss  ,aus  A.'  übh.  Z.    I  hin  uss  de"  Chöste",  der 
Kosten  ledig,  nicht  daran  beteiligt  Aa;  Bs.    Ibinüss 
der  Sach,  ich  habe  damit  Nichts  weiter   zu  tun,   bin 
auch  frei  von  Verdacht  von  Mitschuld  Z ;    Syn.  drüs 
sl"  s.  dar-us.    Es  ist  mer  üs  em  Schimpf,  ich  nehme 
es  nicht  mehr  als  Spass.   Us-em  Zwlfel  sl",  von  Zweifel 
befreit  Bs.     Us-em  Wunder  sl",  nicht  mehr  wundern, 
indem  die  Neugier   befriedigt  worden   ist   Z.     Er  ist 
US   der  Wache  chö",    hat   sich   in   den    Wochentagen 
geirrt,  z.  B.  Donnerstag  für  Freitag  genommen  (gleich- 
sam aus  dem  Geleise)  W.     Uss-em  Kalender  (Mänet) 
chon  (sin),  die  Zeitrechnung  verlieren  (verloren  haben) 
Gr.    Er  isch  us  d'r  Gnad  Gottes  [ausgeschlossen  oder 
gefallen],  kann  nicht  recht  tun  L;  syn.  d'  Gnad  nüd 
han,  recht  z'  tuen.    ,Er  hett  [hatte]  uss  der  Christen- 
heit g'wibet',    Sodomie  getrieben.    UMet.  thron.     Us 
em  Winkel  st",  aus  dem  rechten  Winkel  verschoben  Z. 
.Excidunt   ossa,   [die  Knochen]  verrenkend   sich  oder 
gond  [gehen]  auss  glid.'  Fris.     Us-em  Hüsli  si",  ver- 
ruckt  Bs    (ebenso    nordd.    ,aus   dem   Häuschen',    von 
Sinnen);  Syn.  zum  Hüs  üs.     ,Den  wiger  [Fischteich] 
besetzen  mit  Setzlingen  [jungen  Fischen],  die  uss  der 
band  gewachsen  syend'  [so  gross  geworden,  dass  man 
sie  nicht  mehr  in  der  Hand   halten  kann?].    XVI.,  G 
Stiftsarch.     Me"  chunnt  nüd  us-em,   man   wird  nicht 
klug  aus  ihm,  kommt  mit  ihm  nicht  ins  Klare  G;  Z. 
Us  är  Sach  (=  d'ere  Musig,   eig.  dieser  Musik)    chö", 
die  Sache  durchschauen,    begreifen  Bs;  Z;   vgl.  drus. 
,Man  lernet  den  vogel  kennen  auss  den  federen.'  Hott. 
1666.     ,Wie   manche    wurden    erschrecken,   wann   sie 
auss  ihrem  Gewissen    antworten  sollten,    ob  . . .',    aus 
gewissenhafter,    aufrichtiger    Selbstprüfung.     JMüll. 
1661.     Us-em  Verstand  üfsäge,    in   der   , Kinderlehre' 
[Religionsunterricht]  Fragen  des  Katechismus  frei  be- 
antworten, im  Unterschiede  von  blossem  Aufsagen  von 


551 


As,  OS,  is,  OS,  HS 


auswendig  Gelerntem  Z,  syn.  iiskijycn.  Us  im.  selber, 
aus  sich  selbst,  aus  eigenem  Vermögen  oder  Antrieb 
Bs.  Das  Chind  häd  us  sich  'danket  Z.  Es  gut  its 
im  fuse),  auf  seine  Kosten  Z.  En  Bueb  us  mir  kleiden 
und  schneie,  aus  meinem  Vermögen  oder  Verdienst  Z. 
,üas  [damit]  nit  dise  unbesclinittne  treibind  einen 
spott  auss  mir.'  1531/48,  I.  Sah.  (,nüt  m.'  1667);  viell. 
eine  Verquickung  der  Ausdrücke :  ,sein  Gespött  (Spiel- 
zeug) aus  Einem  machen'  und  ,das  Spiel  mit  Einem 
treiben';  doch  vgl.  auch  ,sich  lustig  machen  auf 
Kosten  Eines',  so  dass  die  Mittel  aus  ihm  kommen. 
—  2.  eausal  =  zufolge,  gemäss.  Us  Allem  tisc,  aus 
allsm  Gesagten  folgernd.  ,Fröwt  uns,  dass  wir  uss 
üwerrn  heissen  [auf  euern  Befehl]  söllent  heimkommen.' 
Striokl.  ,Uss  befelch  und  gwalt  unser[er]  Herren.' 
1529,  Absch.  ,Wo  sy  das  us  pitt  nüt  abstaltind',  falls 
sie  den  fremden  Fürstendienst  nicht  freiwillig  ab- 
stellten [so  werde  man  mit  Gewalt  einschreiten],  ebd. 
,Auss  Regierung  der  Fürsehung  Gottes.'  JMüll.  1661. 
,Winterthur  ward  wider  uss  des  richs  verschriben  [auf 
schriftlichen  Befehl  des  Kaisers]  dem  herzogen  ghor- 
sam.'  BossH.-GoLDSciiM.  ,Den  stattknecliten  [werden 
am  Hohendonnerstag  Semmeln  ausgeteilt]  und  das  nit 
uss  schuld  [sondern  freiwillig].'  L  1604.  ,Aus  Befehl 
[der  französischen  Regierung].'  Brief  1810.  Us  dr 
Bise  regne,  hübsche,  regnen,  sich  aufhellen  durch  Ein- 
wirkung, unter  Einfluss  des  Nordwinds  BBe. ;  Syn. 
t'ow,  in  Folge  von. 

Die  Präpos.  tis,  mlid.  r«,  in  unseren  ä.  Quellen  noch 
,uss,  auss'  geschrieben,  verhält  sich  zum  Adv.  üs  und  uss 
genau  wie  iJ/  zu  üf  und  uß\  vgl.  auch  an  :  an  :  anne,  in  : 
in  :  inn;  s.  dd.  Der  scharfe  «-Laut  hat  sich  stehend  nur 
in  dem  Adv.  ms«  erhalten,  in  der  Präp.  (wio/^  hei  uf)  nur 
tw.,  hes.  vor  Consonanten;  vor  Voc.  in  Fällen  wie  uaa-em 
Wald  AaFri. ;  Gl ;  S  —  kann  s«  aus  s  u.  d  des  Art.  ("cm  für 
dem)  erklärt  werden.  Der  Yoc.  ist  in  der  Präp.  verk.  in 
Folge  ihrer  Tonlosigkcit  und  bleibt  so,  auch  wenn  der  Satzton 
wieder  auf  dasselbe  fällt,  z.  B.  i  bin  4ss  der  Snah;  das  ist-mer 
lU-em  Sehimpf;  immerhin  haben  einige  Gr  MAA.  die  Länge 
bewahrt,  andere  MAA.  wenigstens  reines  n'.  Begriffliche 
Unterscheidung  hat  auch  das  Adv.  in  uss  und  ««  gespalten, 
s.  d.  In  den  letzten  Fällen  vou  1  geht  die  räumlich  innere 
Bed.  leicht  in  die  causale  (2)  über. 

üs  II  Adv.  iiss  Gr,  h's  GW.,  üss  GrAv.,  üss  U, 
ü's  PF.:  aus;  hinaus;  in  der  letztern  Bed.  allein- 
stehend in  Gr  (im  Ggs.  zu  üsser,  heraus);  PP.;  W, 
sonst  nur  in  gewissen  Verbindungen,  während  meist 
use  (us-hin)  eintritt;  vgl.  ab  III,  über  II Ib,  üf  IIB  1. 
Gang  üs!  geh  hinaus  GrL.  Wo  üs?  wohin  (aus)  geht 
dein  Weg?  Aa;  Bs.  En  Weg  üs  gä"  L;  Z.  He,  er 
isch  nit  daheime  g'si",  er  sig  neue  üs  g'lüffe,  irgend- 
wohin gegangen  BM.  {üs  näher  zu  Wi-g,  neue,  als  zu 
gä",  laufe",  jedenfalls  mit  den  Letztern  nicht  zsgs.). 
Bist  neue  üs  g'si'  [ausgegangen  gewesen]?  Gotth. 
's  Dorf  üs,  de  Weg  ms  Aa  ;  Bs.  Er  tvell  uff  en  angere 
Meister  üs,  einen  andern  M.  suchen.  Schild.  I"''  gä' 
dielt  [oft]  ge"  Chur  üss  und  ab  Gr.  Uis  und  i  türQ', 
immerfort  zur  Tür  hinaus  gehn  und  wieder  herein 
konnnen  GW.  Zur  Tür  üs.  Derzue  üs,  daraus  her- 
oder  hinaus,  z.B.  es  stinkt  derzue  üs,  aus  dieser  Öff- 
nung dringt  Gestank  Z;  es  git  en  Bläst  d.  i'is,  aus 
diesem  Nebel  wird  sich  ein  Ungewitter  entwickeln, 
ebd.  D'  Amsle"  singed  dur'''  all  Stüde  üs,  aus  allen 
Büschen  hervor.  Stütz.  Dag.  d'  Stüden  üs  [in  die 
Büsche  hinaus,  die  Büsche  absuchen],  ga'  Bäiidli 
haue",  Vexiorbesclieid  auf  die  Frage  .wohin-  Z.     Zum 


Hüs  üs  si",  ausser  sich  sein,  die  Besinnung  verloren 
haben  BE.;  vgl.  us-em  Hüsli.  Über  de'  Chopf  üs  Bs; 
ohne  ,uber':  Chopf-üs  bürzle'  =  überbürzle",  Purzel- 
baum schlagen,  ebd.  Zur  Stobnn  üs  Av.  Zum  Mül 
üs  lö",  zum  Hüs  üs  jage",  ebd.  Vgl.  noch  die  Zss. 
dur-üs  usw.  Über  enand  üs  cho",  uneinig  werden  L; 
Z;  vgl.  Sp.  306  und  us  enand.  Es  göd  über-e"  üs, 
das  Gerede  der  Leute  beschiiftig-t  sich  mit  ihm  L. 
Es  gad  über  in  üs,  er  muss  die  Folgen  tragen,  her- 
halten B;  Z.  Es  geit  über  's  Brod  üs,  es  wird  auf- 
gebraucht. Id.  B.  ,Es  tut  mir  wehe  für  euch  auss.' 
1707,  Edth  (1860:  ,es  ist  mir  bitterer  ergangen  als 
euch').  Er  het  's  über  ''e"  Tüfel  üs  ha"  welle",  durchaus 
haben  wollen  Aa(H.).  Über  all  Böden  üs,  über  alles 
Mass  hinaus  Z.  Mit  Acc.  der  Zeit,  i.  S.  v.  ,bis  zu 
Ende  eines  Zeitraums';  vgl.  nhd.  ,Jahr  aus  (Jahr  ein)'. 
De  Monet  üs,  diesen  Monat  hindurch  Aa.  Der  Tag 
üs,  den  Tag  über  Obw';  S;  ZK.  D'r  läng  Tag  üs. 
JoAOH.  1881.  Der  Aben  üs,  den  Abend  hindurch  Uw. 
Die  ganz  Bredig  üs  geine,  während  der  g.  Predigt 
gähnen.  Spreng.  ,Er  wachet  durch,  wacht  ganze  nacht 
auss,  pervigilat  noctes  totas.'  Mal.  Etwas  anders: 
,Er  mag  dann  die  pfand  nach  den  vierzehen  tagen  ver- 
kouffen  zuo  dry  tagen  uss'.  Offn.  GTa.  1471  [wahrsch. 
,bis  nach  Verfluss  von  3  T.'].  Die  ZU  üs,  die  Zeit 
her  Aa.  Bei  andern  Massbestimmungen:  Etw.  nicht 
bim  Zoll  üs  [auf  den  Zoll  hinaus]  wissen,  d.  i.  nicht 
so  ganz  genau  Z.  ,Das  fragstückli  und  den  Catechisnii 
ohne  anstoss  auss  können.'  Scbdlordn.  Heiden  1737. 
Verdoppelt:  üs  und  üs,  bis  ganz  zu  Ende.  ,Er  habe 
von  Anfang  bis  zu  Ende  fass  und  uss)  keine  Mühe 
gespart.'  1532,  Absch.  ,Per  eos  dies,  die  selbigen  tag 
auss  und  auss.'  Fris. ;  Mal.;  s.  allradüs.  In  räum- 
licher Bed.  formelhaft  verbunden  mit  drüs.  und  andern 
Adv.:  üs  und  drüs,  auf  und  davon,  z.B.  von  einem 
durchgehenden  Pferde  GTa.  Er  isch  üs  und  dr.  Gr. 
Der  Imb  gät  üs  und  dr.,  sucht  das  Weite;  auch  üf 
und  drüs  s.  drüs.  „  Üs  und  a",  Ende  und  Anfang 
beim  Kegelschieben  oder  Scheibenschiessen,  wenn  man 
mit  dem  selben  Wurf  oder  Schuss  eine  Partie  endigt 
und  eine  andere  anfängt"  Ar;  BO.;  Z.  So:  üs  ond 
ä"  tue"  Ar.  Es  gilt-m<^r  üs  mid-ä"  B;  Z.  Etw.  anders 
vom  Ende  des  Tanzes:  ,.\us  und  an  und  Nichts  mehr 
dran,  Geiger  leg  den  Schöpen  [Jacke]  an.'  Kircbh.  ; 
vgl.  MS  ist  üs,  häd  de  Giger  g'giget  Z.  , Weder  aus 
noch  an  wissen',  ratlos  sein  Bs;  Z.  , Krank  an  rät, 
der  weder  auss  noch  an  weisst.'  Fris.  ,Der  arme 
Landmann  weisst  weder  aus  noch  an.'  UBraog.  1788. 
,Ich  wusste  oft  [weder]  Weg  auss  noch  an.'  ebd.  1777. 
Doch  aucli  positiv:  Er  weisst  wol  üs  und  ä"  z'  cho", 
weiss  sich  zu  helfen  ZFisch.  Üs  und  änlich  glich, 
vollkommen  gleich  Bs;  Syn.  üf  und  ä.;  auch  üs  und 
dänne  LSemp.  Üs  (und)  amen,  ganz  zu  Ende,  vorbei, 
fertig  Bs;  B;  L;  Z;  Syn.  üs  und  übere  [vorüber]  Z; 
üs  und  vrrbi  [vorbei]  Bs.  Doch  dies  auch  i.  S.  von 
,ausgcmacht,  festbeschlossen'.  ,Er  will  Husar  werden, 
da  ist's  aus  und  vorbei.'  Stütz;  und  ,klar,  einleuch- 
tend' :  Do  isch  's  us  und  vorbi,  de''  chunnt  halt  wegem 
Chind.  ebd.  Ebenso  üs  und  vergebe",  von  einer  aus- 
gemachten Wahrheit,  gegen  die  jeder  Widerspruch 
vergeblich  ist.  [DJass  d'  Sunne  steit  und  d'  Erde  geit, 
isch  üs  und  v.  Si'hild.  Fertig,  üs  und  dänne!  ZO. ; 
s.  noch  drüs.  Verbunden  mit  abstr.  Verben  in  präg- 
nanter Bed.  der  Letztern:  üs  sl"  1)  von  Personen 
a)  ausgegangen,    abwesend  sein;    vgl.  o.     ,Also  seind 


553 


As,  es,  is,  OS,  tts 


554 


sve  US  g'sin',  abwesend,  nämlich  auf  der  Reise  nach 
Jerusalem.  Cts.  b)  z'  Lumpe"  i'<s  st',  bankrott  Z. 
e)  an  Öppisem  üs  sl",  einen  Vorrat  aufgebraucht  haben 
z.B.  von  Geld  Z.  d)  verrückt  sein  GRChur;  Syn.  us 
em  Hüsli,  zum  Hüs  üs.  2)  von  Sachen  a)  bekannt, 
ruchbar,  entdeckt,  z.  B.  von  einem  Betrug.  Das  ist 
bald  im  Dorf  umme  üs  g'sl".  Was  me  als  Einer"  iceiss, 
ist  gll  üs  S.  b)  zu  Ende;  s.  o.  Üs  ist  üs  —  häd  de 
Giger  g'giget.  lez  ist  Alles  üs  und  ömen  und  rorbl. 
Stitz.  Ond  iez  isch  üs  ond  d'  Chats  hed  d'  Müs  Ap. 
Ond  üs  ist  mit  mir.  ebd.  Auch:  ausgegossen,  aus- 
getrunken, ebd.  ,Was  auss  ist,  das  schmirzt  nicht.' 
Met.  Hort.  1692.  .Es  ist  mir  Alles  auss'.  mein  Zorn 
ist  ganz  verschwunden.  Hospix.  Ausgemacht,  von 
einer  Ansicht  oder  Willensbestimmung  GrD.;  Z.  Es 
ist  üs,  ist  üs,  ist  Nüts  [Nichts]  me  dra",  d'  Frau 
ist  her  [Meister]  ond  nild  der  Ma""  Ap.  c)  aus  dem 
Sinn  geschwunden  sein.  ,Lass  dir  das  auss  sein',  lass 
das  bleiben,  fahren,  schlag  es  aus  dem  Sinn.  Hospin. 
3)  unpers.  Mir  ist  üs,  weh  und  ach  Ap.  Üs  hän: 
1)  ausgetrunken  haben  Bs.  2)  aus  der  Schule  ent- 
lassen sein,  ebd.;  Z.  3)  ausgetragen  haben,  von  einer 
trächtigen  Kuh  (auch  tri  Zu  üs  ha)  Z.  4)  verrenkt 
haben,    ein  Glied,   Gelenk  Z;    verloren  haben,    einen 

I  Zahn  B.  Ein  Glied  üs  machen,  verrenken  B;  Z.  Üs 
mögen:  zu  vollenden  vermögen.  Üs  miiesen:  aus- 
getrunken werden  müssen.  Die  [Flasche]  muess  emmel 
wo'*««,  sc/i.' frejc/trt  [trinket]!  GoTTH.  Üs  iv ollen:  ,Der 
Herzog  sähe  bald,  wie  die  Sach  auss  wollt.'  Grasser 
1625.  Auch  mit  einigen  concrcten  Vben  verbunden 
(nicht  eig.  zsgs.)  und  selbst  in  eoncret  räumlicher 
Bed.  steht  üs  prägnant:  üs  bringen,  ausser  Gefahr 
bringen,   ans  Land,  von  einem  Schilfer.     ,Desglychen 

i     die  schitf  nit  überlade  gefährlicher  wys,  in  kein  wetter 

I  noch  wind  fahren,  dass  er  biderbs  lüt  nit  wusste  uss 
zne  bringen.'    Fischerordn.    Schw/Zg  1479/1689.     Us 

,  sitzen:  fern  von  der  Kirche,  abgelegen  wohnen,  üs 
ligen:  die  Nacht  unter  freiem  Himmel  zubringen;  aber 
auch:  offen,  brach  liegen,  von  Fluren  (Zeigen).  Üs 
bieten,  mit  Dat.  P.:  verbannen;  aber  auch:  heraus- 
fordern Ap;  B.  Üs  schiceren:  schwören,  die  Heimat 
zu  verlassen ;  vgl.  ,Einen  eyd  uss  üwer  gemeiner  Ej'd- 

'  gnoschaft  land  und  gebiet  zc  gande  [zu  gehen]  und 
niemer  mer  darin  ze  komen  . . .  also  uss  üwer  gnaden 
landschaft  ze  schweren.'  151G,  DHess.    In  zeitlicher 

I     Bed.  üs  üeben:   Streitsachen  erledigen,   beilegen.     Us 

I    bringen,  machen:  zu  Ende,  fertig.  —  In  wirklicher 

•  Znsammensetzung  zeigt  i7«- folgende  Bedd.  1)  rein 
räumliche,  vor  Vben  wie  in  der  Schriftspr.,  aber 
auch  vor  Subst.,  i.  S.  v.  aussen,  auswärts,  wofür 
sonst  die  Form  uss,  usse"  gilt.  Üs-frau,  eine  Frau, 
die  oft  nicht  zu  Hause  ist,  Wortspiel  mit  Hüs-frau; 
Üs-geländ,   anstossendes   Land;    Üs-ort,    abgelegener; 

•  Üs-burger,  auswärts  wohnender  Bürger;   Üs-pfrüender. 
I    der    seine    Pfründe    auswärts    verzehrt;     üs-zlt,    die 

•  Sommerzeit,   die  man  draussen  (im  Freien)  zubringt; 
i    dagegen   Üs-tag   (entstellt  Eüs-tage,   Frühjahr),    Ter- 
min;   Üs-tceb,  Ende  eines  Webstückes,   von  üs-tccben. 

'■  2)  auf  Grundlage  der  räumlichen  Bed.  entwickeln  sich 
abstraktere  Bedd.  von  üs-  vor  Vben.    a)  durch  fort- 

:  gesetzte  Tätigkeit  etwas  herausbringen,  gewinnen;  aber 
auch:  zu  Grunde  richten,  abnutzen:  üs-ärglen,  -fixen, 
ausklügeln;  -guggen,  ausspähen;  -gemeinden,  durch 
fortgesetzte  Abstimmung  erwählen;  -mcren,  durch 
Stimmenmehrheit    entscheiden;     -glüren,    die    Augen, 


durch  scharfes  Sehen  überanstrengen;  -gewerchet,  durch 
Arbeit  abgenutzt  {üs-tcerchen  sonst:  einen  Acker  von 
Unkraut  säubern),  b)  vor  Vben,  welche  für  Zss.  mit 
üs-  erst  von  Subst.  neu  gebildet  sind,  bezeichnet  üs- 
a.)  mit  dem  betr.  Gegenstand  vollständig  versehen, 
besonders  besetzen:  üs-pfälen,  mit  Pfählen  eingren- 
zen. Ahnlich  üs-lächelen,  -steinen,  -zilen,  abmarken. 
Etwas  anders:  iis-riglen,  Eiegelwork  mit  Mauerwerk 
ausfüllen;  üs-aTcten,  -tolen,  mit  Abzugsgräben  durch- 
ziehen, entwässern,  ß)  von  dem  Gegenstand  los- 
machen: üs-gunten,  von  der  Kette;  -wirblen,  ver- 
renken; -chiflen,  aus  den  Schoten  nehmen,  y)  den 
Gegenstand  entfernen  oder  verlieren:  üs-walden, 
den  Wald  durch  Holzschlag  ausrotten;  -schtcirren, 
Pflöcke  herausziehen,  Baumwurzeln  ausgraben;  -asten, 
einen  Baumstamm  entästen;  -fädelen,  aus  gewobenem 
Zeug  den  Eintrag  herausziehen;  -hangen,  des  Honigs 
berauben,  ausbeuten;  -eggen,  Schwierigkeiten  bereini- 
gen, ausgleichen.  Intrans. :  üs-geisfen,  den  Geist 
aufgeben;  -secklen,  Geld  ausgeben;  -rdrlen,  ausfliessen. 
c)  aus  der  zeitlichen  Bed.  des  Endes  entwickelt  sich 
der  Begriif  der  Vollendung,  ausdauernder  oder  sonst 
gründlicher  Vollziehung  der  Tätigkeit  (zu  Ende  brin- 
gen), a)  bei  Transitiven:  üs-cerkünden,  eine  Ver- 
lobung zum  letzten  Male  promulgieren;  -lüten,  das 
Jahr,  das  Ende  desselben  durch  Geläut  verkündigen; 
-trösten,  einem  Verbrecher  den  letzten  Trost  spenden, 
ihn  zur  Richtstätte  begleiten;  -zünden  (mit  Dat.), 
einem  Sterbenden  geistliche  Hülfe  leisten;  -gaumen, 
ihn  bis  zu  Ende  pflegen;  -beten,  für  seine  Seligkeit 
beten;  -grlfen,  greifend  durchsuchen;  -kennen,  gründ- 
lich kennen;  -schnäuggen ,  vorwitzig  durchwühlen; 
-wunderen,  neugierig  ausfragen.  Hieher  gehören  auch 
viele  Verba  von  den  Bedd.  .durchprügeln'  und  ,aus- 
schelten',  z.  B.  üs-sclnvarten,  -hauen,  -icalken;  -schän- 
den, -gänterlen,  -keiben.  Participien:  üs-gebünt,  voll- 
gestopft; üs-'tenkt  [-gedacht],  auf  Alles  bedacht, 
wohl  unterrichtet.  VonAdj.:  üs-gräderen,  vollends 
grad  machen;  -rächen,  voll,  rauh  machen,  ß)  bei  In- 
trans. auch  der  des  Aufhörens  (zu  Ende  gehen) 
oder  völligen  Eintretens  eines  Zustandes:  üs-alpen, 
-sentmen,  aufhören,  Alpcnwirtschaft  zutreiben;  -hüsen, 
das  Vei'mögen  verlieren;  -amten,  ein  Amt  niederlegen 
oder  verlieren;  -firen,  Trauerkleidung  bis  zu  dem  üb- 
lichen Termin  tragen;  -trüren,  die  Trauer  ablegen; 
-warten,  bis  zu  Ende  warten;  -käsen,  übh.  eine  Arbeit 
zu  Ende  bringen,  zu  einem  Entschluss  kommen; 
-hröten,  den  Teig  formen  und  in  den  Ofen  schieben; 
-u-eben,  ein  Stück  zu  Ende;  üs-schicachen,  -luggen,  vor 
Schwäche  sterben;  -lüten,  ein  Ende  nehmen;  -ginggen, 
(die  letzten  Zuckungen  machen),  sterben;  -plampen, 
schaukelnd  ausschwingen;  -zellen,  der  Rede  ein  Ende 
machen;  -zanen,  alle  Zähne  bekommen;  -schnüfen, 
zu  Atem  kommen;  -göggen,  aufhören,  närrisch  zu  tun; 
-chüjjen,  aufhören  zu  schmollen;  -stechen,  -schicingen, 
in  Wettspielen  den  letzten  Entscheid  suchen;  -toktere, 
vollends  heilen,  aber  auch:  als  unheilbar  aufgeben  Ap; 
-g'kochet  haben,  die  Gunst  verloren  haben;  -'tanket 
ha",  nicht  zu  danken  brauchen;  es  ist  üs-'betet  bi  im, 
er  ist  unerbittlich  B;  -tigenen,  ganz  dürr,  trocken 
werden;  -äheren,  völlig  schneefrei  werden.  ,So  er 
aussgespaciert  hat,  walet  er  sich  im  staub.'  Vogelb. 
1557.  Üs-Hackete,  Trunk  zum  Schluss  der  Holzhauer- 
arbeit; -Schiessen,  letzte  Schiessübung  im  Herbst. 
3)  üs-  wechselt   in   einigen  Fällen   mit  use-  (u.s-hin, 


As,  es,  is,  OS,  US 


-her,  hin-,  her-aus),  oder  entspricht  diesem.:  üs-  oder 
use-stechen,  ühertreffen;  üs-  und  usen-anken,  ein  Ende 
nehmen;  sich  iis-  oder  use-tuen,  sich  rühmen;  üs- 
forderen,  herausfordern.  Sonst  aber  sind  beide  ver- 
scliieden  von  einander  und  Yon  üss-,  z.  B.  ns-län, 
(Butter  oder  Blei)  schmelzen :  use-län,  Tiere  aus  dem 
!<tall  entlassen:  üss-län,  bei  Seite  lassen,  übergehen; 
üs-g' spitzt,  fein:  use-g'sjiitzt,  knapp;  üs-meren,  mit 
Stimmenmehrheit  erwählen:  iise-meren,  durch  St.  be- 
seitigen (einen  Beamten).  4)  üs-  steht  zuweilen  pleo- 
n astisch,  allein  oder  mit  andern  Präfixen  combiniert: 
üs-üsseren,  eine  Aussage  machen ;  -entlenen,  aus-(ver-) 
leihen;  -erscheidenlicli,  ausdrücklich.  5)  es  entspricht 
oft  andern  Präpos.  oder  Präfixen:  üs-fallen,  ent- 
fallen (aus  dem  Gedächtniss);  -trennen,  entrinnen  Gr; 
-Kuschen,  entwischen;  sich  üs-siehcn,  entziehen,  ent- 
fernen; -gibig,  ergiebig;  -Magen,  verklagen;  -ganten, 
versteigern;  -geisten  s.  c,  auch  üf-;  -Idaffen,  aufgähnen; 
-brisen,  aufschnüren;  -wägen,  aufwägen;  -faren,  los- 
fahren; -ieiZe«,  einteilen  (im  Haushalt);  -schonen,  be- 
schönigen B;  Us-gewicht,  Bei-,  Zulage  von  Knochen 
zum  Fleisch.  6)  vom  Nhd.  abweichende  Bedd. 
haben  u.  a.  üs-hauen,  castrieren;  -legen,  aufbieten 
(Truppen);  -leeren,  sich  zornig  geberden,  zanken;  -hre- 
chen,  geschwollen,  ruchbar  werden;  -richten,  durch- 
hecheln; -leren,  mit  einem  Fahrzeug  umwerfen.  7)  wie 
in  der  Schriftspr.  haben  manche  Comp,  mehrfache 
Bed.:  üs-gän,  -geben,  -kommen,  -län,  -machen,  -nemen, 
-schlän,  -stellen,  -tragen,  -tuen,  -ziehen. 

Mhd.  ü2,  von  der  Präpos.  nicht  verschieden;  s.  o.  ms  /. 
Vou  «8«  unterscheidet  es  sich  begrifflich  so,  dass  us  wesent- 
lich ,hinaus'  bedeutet,  also  Richtung  einer  Bewegung  auf  die 
Frage  , wohin?',  während  um  =  ,aussen,  ausserhalb'  Auf- 
enthalt, Ruhe,  auf  die  Frage  ,wo?' 

oben-üs.  ,0.  aus'  logt  man  das  Schönste,  Beste; 
wachsen  die  schönsten  Früchte;  setzt  sich  auch  der 
Rahm  an.  ,Das  gebe  einen  Jurist  o.',  einen  hervor- 
ragenden, ausgezeichneten.  Sch  Pilger  1881.  0.  schwin- 
gen (machen),  beim  Wettkampf  des  , Schwingens'  um 
den  höchsten  Preis  ringen,  alle  Gegner  besiegen;  dann 
auch  übertr.  auf  andere  Kämpfe:  die  Oberhand  haben 
B.  ,Mit  Geld  und  Kraft  mag  den  Keiner  [sc.  über- 
treffen], der  schwingt  oben  aus  im  Schweizerland.' 
GoTTH.  ,Für  den  Augenblick  schwang  wider  die  Liebe 
obenaus  [hatte  die  Oberhand].'  B  (Gotth.  ?).  ,Er  wollte, 
dass  ein  Ausfall  gemacht  werde;  es  gienge  wie  oben- 
aus, im  Nu  wären  die  Franzosen  [verjagt].'  Gotth. 
Bis  0.  (voll),  ganz  voll;  auch:  bis  auf  den  höchsten 
Grad,  mit  aller  Entschiedenheit  z.  B.  Etwas  behaupten. 
0.  und  nienen  a",  übermütig  lustig  B,  prahlerisch, 
hochmütig  L;  Sulger;  W;  adj.  od.  subst.  (en  od.  der 
O.-u.-N.)  mit  ,sein':  hoch  streben  und  Nichts  aus- 
richten. SüLG. ;  zornmütig,  aufbrausend.  Kmcnn.  Auch 
obenuse.    Vgl.  oben  Sp.  258. 

über-.  Ü.  laufen,  falle}},  über  den  Rand  (des 
Weges,  Berges)  hinaus  B;  L.  Auch  etwa  adj.  en  über- 
üses  Ding  Z.     Auch  überuse. 

embr-:  aus  dem  Seitental  ins  Haupttal  hinaus  BO. 
—    Embr-  s.  aber  Sp.   41. 

enen-:  jenseits  hinaus.  Öfter  -iise  s.  d.  Vgl. 
ohen-üs. 

under-:  unten  hinaus.  ,Ein  Würzligraber,  der 
die  Schichten  durchstöbert  hat  bis  z'nächst  ungerus 
[ganz  nahe  an  das  untere  Ende].'  Gotth.  —  Under  für 
viiibn   s.   Sp.   :!2fi. 


vor-:  1.  voran,  z.B.  v.  gä".  Der  Esel  v.  und 
d'  Chue  hinderdri",  wenn  ein  Grobian  Einem  vortritt. 
V.  sl"  mit  Dat.  P.,  einen  Vorsprung  vor  Jradm  haben, 
ihn  übertreff'en  (an  Talent,  Vermögen)  UwE.  —  2.  be- 
sonders, zumal  Bs;  S.  's  Muetterli  briegget  und  v. 
briegget  der  Manzi.'  BWvss  18G3.  ,Jewelten  har  und 
V.  zuo  diser  zyt.'  15'29,  Absch.  Im  XVII.  ,füraus': 
,Fürauss  stiendend  diejenigen  in  Gefahr.'  JJBreit. 
XVn  a.  ,Fürus  aber  gott  dem  herren.'  163.5,  BSrvRi. 
—  3.  substantivisch.  Der  V.,  erbrechtlicher  Vorzug 
(Voranteil)  der  Söhne  in  der  väterlichen,  der  Töchter 
in  der  mütterlichen  Verlassenschaft  Z.  .Keiner  soll 
syn  dochter  usstüren ;  doch  ob  einer  sün  hätte,  der  mag 
inen  woU  in  ziralikeit  ein  fürus  old  schenki  tuon,  doch 
alwijgen  p'scheidenlich  farren  [verfahren].'  1545,  Ndw. 
Ausnahmsweise  1)  vorü'ss,  draussen  W  =  vorUss,  -en;  und 
2)  ,voruss  führen',  ausser  Landes,  exportieren,  für  voruse. 
,So  es  im  Land  Niemand  kaufen  will,  mag  es  dann  Einer 
wohl  v.  f.'   LB.  ApI.    1585/1828. 

darfür-:  über  eine  angegebene  Summe  hinaus, 
obendrein.  ,Von  Gultbriefen  soll  ein  Schryber  folgende 
Belohnung  nemmen  . . .  und  darfuruss  im  ufstygen  von 
jedem  hundert  pfund  zehen  schilUng.'  B  1628. 

Gar-  m.:  wie  nhd.,  Ende,  Verderben,  Untergang. 
.Dann  es  dissmal  uns  der  gar  us  ist  diss  handeis  halb.' 
1528,  Absch.  ,Der  garauss  kumpt.'  1531,  Ezech.  (,das 
ausreuten.'  1607).  ,Ad  extrema  ventum  foret,  ni  . . . 
er  were  an  die  letst  not  gangen,  der  garauss  were  da 
gewesen.'  Fris.  ,Den  garauss  sehen,  ultima  cernere.' 
Mal.  ,Gleichwol  aber  noch  immerdar,  an  statt  des 
gar-auses,  uns  mit  seinen  woltaten  reichlich  über- 
schüttet.' JMüLL.  1673. 

hin-:  hindurch,  durch  einen  Zeitraum,  bis  zu 
dessen  Ende,  wie  das  einfache  üs  s.  d.  ,Durch's  Jahr 
hinaus.'  Muri  XVII.  —  Sonst  umgestellt  ,ushiu',  use  in 
räumlicher  Bed. 

dahin-  fallen,  ohnmächtig  hinfallen  BBe. 
binden-  allg.,  hinder-  B:  1.  Vo' z' vorderist  bis 
hingerus.  Gottb.  .Meinst,  wir  seien  schon  hingerus 
[zu  Ende]'?'  ebd.  Usfare  bis  hingerus,  drauf  los  und 
fortfahren  bis  zu  Ende.  ebd.  H.  schlän,  v.  Pferden, 
dann  übertr.  auf  Menschen:  sich  störrisch  geberden, 
ungehorsam  sein.  ,Die  Jungen  schlagen  hindenaus 
[tuend  nöd  recht]  und  das  macht  Verdruss.'  UBrägg. 
1785.  —  2.  zeitlich:  hinterher,  nachher.  , Pressieren 
könnte  gut  sein,  hintenaus  könnte  es  fehlen.'   Gotth. 

—  3.  subst.,  ein  Mensch  ohne  Wert.  ,Die  kommt 
gewüss  einem  Hindenauss  an""  Hals,  die  sich  vorge- 
setzt hat,   einen  Vorauss  zu  wählen.'    UBrägg.  1780. 

—  Vgl.   undcr-ÜH  =  unden-, 

här-  (hör-)  Aa;  L;  SchwMuo.;  S,  här-  ^-'chwE.: 
Haar  aus  (raufen),  Herausforderungsruf,  bes.  der  nacht- 
schwärmenden Bursche  (Nachtbueben)  verschiedener 
Ortschaften  gegen  einander,  zu  einer  Rauferei  oder 
zum  Kampfe  übh.  Aa;  L;  SchwE.,  Muo.;  S.  Syn. 
Bletzab!  Hörüs  riiefe  AaHI.,  brüele  [brüllen]  S,-bute 
[bieten]  Z,  zum  Kampf  herausfordern.  Einzelne  For- 
men des  Rufes  sind  etwa:  Härüs  und  Gummeli  g'mugl 
Scuw.  Härüs!  ir  verfluechte  Chniidere  [Knirpse]!  H. 
Alle"  sämme"!  Kampf  ist  euch  Allen  zusammen  an- 
geboten. Es  ist  i  Alle  mitenand  H.!  SohwMuo.  Vgl. 
He!  chumm,  wenn  d'  meinst,  rfj  mögist  en  Här  rupf 
verllde"!  Z.  Mer  sind  i»  die  Wälsche  g'fare  wie  der 
Hagel  in  es  Haufland.  Härüs!  (Schlacht  bei  Giornico.) 


557 


558 


ycuw  Fasn.  1865.  ,In  einem  Kriegsrat  macht  der 
Führer  der  Bauern  den  Vorschlag  zu  einer  Besetzung 
von  Japan  und  fordert  die  Bauern  auf.  Beschluss  zu 
fassen.  Diese  antworten:  Haarus!'  ehd.  1863.  ,Be- 
nebelt  ist  da  keiner  trag  Mit  Schimpfen,  Pochen. 
Schelten;  Man  ruft  da  gleich:  Hellauf!  Häraus! 
i'lctzab!  und  fordert  sich  heraus.'  Dietsch  1844. 

Einige  Angaben  deuten  auf  Ausspr.  här-,  was  dann  nur 
=  .her'  sein  könnte  und  dem  Sinn  des  Rufes  auch  entsprechen 
würde.  Auch  findet  sich  (in  den  Satzungen  der  Zg  Herrsch, 
linonas)  die  positive  Angabe,  dass  der  Ruf:  .bist  du  ein 
lüiierinann,  so  komm  herus!'  als  Herausforderung  und  Frie- 
densbruch bestraft  wurde.  Er  konnte  auch  neben  dem  andern 
bestehen;  nur  ist  sonst  (wenigstens  später)  her- (har-)  us  in 
,usher',  nee,  umgestellt,  und  keinenfalls  konnte  jenes  kurze 
Jär  zu  Här  verlängert,  eher  umgekehrt  ä  in  der  Heftigkeit 
des  Rufes  verkürzt  werden;  auch  spricht  für  die  Ursprüng- 
llchkcit  des  Här  die  handgreifliche  Anschaulichkeit  und  die 
Parallele  Blstzah! 

Kopf-  (MtrzleJ  s.  u.  üs. 

Ker-:  1.  ein  alter  Tanz,  9.nch  Eüttdreie  genannt 
ScHSt.  Vgl.  Läng-üs.  —  2.  Ahchiedsschmaus.  En 
Ch.  hä'  Ndw.  Syn.  Üskcrete,  Üsherincj.  —  3.  de  Cherüs 
mache,  Dienstboten  den  Abschied  geben;  bei  einer 
Schlägerei  aufräumen.  Sdlger. 

Lang-,  Läng-:  1.  alter  Tanz  =  Ker-?  SG.,  L.  — 
Tom  "Weitauslangen  mit  den  Beinen.  —  2.  Langus  mache, 
das  Schaukeln  oder  ein  ähnliches  Spiel  auf  die  Spitze 
treiben  Th. 

neben-.  Einen  n.  iie>i,  i  ds  Stühli,  zu  einem  ge- 
lieimen  Gespräch  bei  Seite  führen  B.  JV.  gä',  von 
einem  Ehemann,  vertrauten  Umgang  mit  einer  fremden 
Weibsperson  haben  Bs;  S. 

liapp-.  Es  ist  Alles  p.!  oder:  F.,  fertig  isch 's! 
der  Brei  ist  aufgegessen-  der  Vorrat,  die  Sache  ist 
zu  Endo!  Tu. 

putz-.  P.  mache",  eig.  ein  Koch-  oder  Essgefäss 
bis  auf  die  Reste  der  Speise  ausschöpfen  (aufkratzen, 
auslecken,  üsimtzen),  bildl.  =  völligen  Schluss  machen 
GRChur. 

Brüel-  m.:  Person,  die  herausbrüllt,  laut  schreit. 
,Es  tue,  als  ob  es  das  Herz  aus  dem  Leibe  sprengen 
wolle  . . ,  e  seilige  BrüUus.'  Gotth. 

allrad-  und  üs:  Alles  und  Jedes  UwE.  —  Jlad 
Terk.  aus  dem  folg.  g'rad-? 

gerad-  allg.,  gradusig  ScnwE.:  1.  gr.  ivie-n-e  Sichle! 
absichtlicher  Widerspruch,  scherzh.  ZGlattf.  —  2.  gr. 
brüelen,  laut  aufschreien.  Gotth.  —  3.  subst.  m.  sich 
aufsträubender  Haarbüschel  Th.  —  Die  Erweiterung 
'jmiivuig  wie  luiij. 

Riss-.  ,Man  bleibt  zu  Hauss,  [oder]  man  spielt 
trern  das  Reiss  auss,  man  tut  sich  der  Ehren  bedanken.' 
Hott.  1702  [von  einem  unangenehmen  Vorfall]. 

staub-.  St.  mache"  mit  Jmdm.  ihn  ausschelten, 
(eig.  ausklopfen  wie  ein  Kleid)  S. 

dar-  drüs;  drüss  Gu  ObS.,  dröss  Av:  daraus,  t. 
mit  bestimmter,  t.  mit  unbestimmter  Beziehung,  Letz- 
teres bes.  in  der  Bed.  räumlicher  Entfernung  =  fort. 
Z'letst  im  Sacl,  z'erst  dr.  L.  Er  will  drüs,  sterben; 
tst  dr.  ScHwMa.  I  macht  ein  's  gönne",  dass  er  dr. 
[sterben]  chönnt.  Gotth.  Dr.  sl",  aus  einer  Verbin- 
dung getreten  sein  Ar,  bei  einer  Sache  unbeteiligt 
sein   Bs;    Syn.  ms  der  Sach.     Dr.  laufen,   eine  Stelle 


vertragswidrig  verlassen  Bs.  Dr.  stellen,  davon  laufen 
B.  Si'''  dr.  mache",  Reissaus  nehmen  Bs;  Z.  Dr. 
ehö'  1)  den  Zshang  verlieren,  z.  B.  in  einer  Rede 
stecken  bleiben  Bs;  Gr;  L.  2)  den  Verstand  ver- 
lieren; Etwas  nicht  verstehen  GaVals.  3)  eine  ver- 
wickelte Sache  durchschauen,  sich  zurecht  finden, 
klug  daraus  werden  Bs;  Z.  Ler  dr.  scMüfen,  ohne 
Schaden  oder  Strafe  davon  kommen.  Id.  B.  Epjns 
dr.  bringen,  bei  einer  Arbeit  Etwas  gewinnen  BRi. 
Dr.  lä'  gä",  von  einem  verhmgten  Kaufpreis  Etwas 
nachlassen  oder  ihn  ohne  Markten  bezahlen.  Id.  B;  in 
einem  Streit  dem  Gegner  Etwas  zugestehen,  ebd. 
Eim  Nüd  drüs  gö"  lö",  durchaus  Recht  haben  wollen 
GTa.  ,Ich  Hess  Nichts  daraus  gehen',  ich  nutzte  die 
Gelegenheit  aus.  Gotth.  .Nichts  drauss  gehen  lassen, 
explodere,  rejicere  alqd.'  Hospin.  .Obgleich  sich  Jere- 
mias  wegen  seiner  Jugend  entschuldigt,  so  hat  ihm 
dannoch  Gott  nichts  darauss  gehen  lassen  [hat  ihm 
Nichts  nachgelassen].'  AKlingl.  G.  B.  1688.  Drüs  rede", 
darüber  reden  Ap;  aScnw.  Hannes,  du  chast  abtrete", 
wer  [wir,  die  Richter]  wend  dross  rede".  Ar  Volksbl. 
1832.  Dross  ond  dre  [drein],  ohne  Ordnung,  z.  B. 
Einen  dr.  o.  dre  b'hüre  [abhören]  Ap.  Er  ist  üf  und 
dr.  [syn.  derro]  g'gange",  hat  sich  aus  dem  Staub  ge- 
macht G.  Dr.  und  fürt,  auf  und  davon,  bes.  schnell 
und  heimlich  verschwunden  Z;  vgl.  üs.  Dr.  und 
dänne,  aus  einer  verwickelten  Sache,  schwierigen  Lage 
entronnen.  Gotth.  Dr.  und  dänne  rerchaufe,  ohne 
irgend  welche  Garantie  A_i. 

In  Ap  MA.  hat  sich  druss  (s.  ms»),  welches  eig.  der  Frage 
wo':'  entspricht,  an  die  Stelle  von  drüs  gedrängt,  da  jenes 
durch  duss(cn)  überflüssig  gemacht  war. 

durch-  dtir-  {d^r-  G);  dür-  B:  1.  räumlich:  in 
der  Richtung  oder  auf  dem  Wege  hinaus;  vorwärts; 
ins  oifene  Feld  Bs;  Z.  Durüs  und  üs,  immer  weiter. 
Aus  dem  Gebirg  ins  oiFnere  Land  z.  B.  ist  dem  oToggen- 
burger  doi-üs  =  ins  Rheintal.  ,Unz  durus',  bis  an  das 
Ende  einer  Reihe.  .Stirbet  da  der  eltste  bruoder,  den 
sol  das  gottshus  falln  [den  Erbfall  von  ihm  beziehen] 
und  darnach  den  eltsten  unz  dur  us.'  Ofpn.  Birmensd. 
1347.  —  2.  zeitlich:  beständig  BHk.  ,lst  g'syn  ein 
trochner  Merz,  wann  er  ist  g'syn  ganz  schön  mit 
Sonnenschyn  durch  uss.'  UMey.  Chr.  —  3.  graduell: 
in  jeder  Beziehung,  vollständig,  gänzlich,  wie  nhd. 
Bs;  B;  syn.  dürl".  Er  ist  d.  e  g'rcchte  Ma""  Schw. 
Er  ist  nid  d.  just  [ehrlich].  Sprenc;.  —  dardurch- 
drdur-  {-dür-  B) :  durch  ein  Ganzes  hindurch.  Id.  B. 
D.  sin,  das  Vaterland  verlassen  haben,  ebd.  Derdürüs 
und  derdüri",  ganz  und  gar,  von  Grund  aus,  durch 
und  durch.  Her  icei  [wir  wollen]  drr  durüs  u"''  der 
dürl"  Alli  bravi  Schtvizer  sl".  GJKchn  1806.  D.  gä" 
1)  entfliehen,  bes.  Schulden  halber.  2)  gradaus  vor- 
wärts gehen.  Id.  B.  Nit  d.  witzig  sl",  nicht  ganz  bei 
Sinnen  sein.  ebd.  —  desdurch-  desdürüs:  von  hier 
oder  dort  weiter  hinaus,  vorwärts  BSi. 

des-:  von  einer  bestimmten  (dieser)  Stelle  grad, 
platt  hinaus.  D.  falle",  auf  den  Boden  hinaus,  vor 
Schreck,  Ohnmacht  B.  Es  het  im  [dem  Mädchen] 
tvelle"  g'sclimuecht  [ohnmächtig]  iverde";  wie  m'r  hei"' 
sl",  fallt  es  d.  i"  d'r  Chuchi  BM.  .Manchmal  kriege 
es  einen  so  stürmen  Kopf,  dass  es  ins  dueche  [ihm 
vorkomme],  es  müsse  desaus  fallen.'  Gotth. 

witsch-  icütschüs.    W.  ehü  [kommen],  entwischen 

SCH    (KiRCHH.). 


559 


As,  es,  is,  OS,  us 


560^ 


Zil-üs:  ein  Hasardspiel.  .Uli'  den  triiikstuben 
mag  man  wol  das  vorgenannt  zil  us  im  brett  spilen.' 
Z  Rat  1421. 

Zwischen-  n.:  Nebengewinn.  ,Es  wäre  im  Vieb- 
stand  ein  ordentliches  Zwischenaus  zu  macheu.'  Gotth. 
—  Könnte  viell.  auch:  , Ordentliches  zwischen-'  verstanden 
und  geschrieben  werden. 

üsig:  1.  ausgegangen,  herausgetreten.  Er  ist 
usige  Gr.  Die  Blüemli  werdeil  lanij  nüd  usiij,  gehen 
nicht  auf,  aus  den  Knospen  hervor  ZNerach.  • —  '2.  voll- 
endet, ganz.     Den  usige  Tag.  In.  B. 

"V'gl.  obiij,  oben  befindlich,  Sp.  54,  nur  dass  dieses  von 
oben  mit  Verkürzung  gebildet  ist.  Zu  '2  vgl.  das  syn.  aber 
deutlichere  usemliij  Sp.   319. 

üsnig:  fertig,  zu  Ende  gebracht.  En  üsnigs  Schrib- 
lieft,  vollgeschrieben  AaL. 

Mit  eingeschobenem  n  nach  Analogie  von  Bildungen  auf 
-ig  von  adj.  starken  Participien. 

uss  üss  (oss  Ap):  Adv.  aussen,  z.  T.  =  nsse"  und 
mit  diesem  wechselnd,  aber  daneben  auch  nhd.  aus 
entsprechend  und  von  üs  nur  darin  verschieden,  dass 
es  auf  die  Frage  Wo?  stehend  ruhiges  Sein  ausser- 
halb eines  Raumes,  nicht  Bewegung  hinaus  bezeichnet, 
also  sich  zu  üs  verhält  wie  uff :  iif  Sp.  118  (s.  Anm. 
zu  US  I u.  II).  1.  aussen,  draussen  ß;  L;  S;  ZNA. 
(neben  usse').  Vor  dr  Cliilhn,  im  Hof  uss  L.  I"-ine 
Dörfli  uss  SL.  I"-dr  CliucM  uss;  im  Feld  uss  S. 
Uss  ttme,  aussen  herum  B.  Uss  sV\  in  Spielen  1)  aus- 
geschlossen sein,  eine  Partie  nicht  mitmachen.  2)  durch 
das  Anzählen  (z.  B.  piff,  paff,  puff  und  du  bist  uss!) 
frei  werden  Z.  Uss!  Ruf,  Aufforderung,  die  (Schlitt-) 
Bahn  frei  zu  machen  B;  FS.  Ausserhalb  des  Hauses 
oder  unmittelbaren  Besitzes:  Geld  uss  fdusse")  ha", 
ausgeliehen,  ausstehend,  einzuziehen  haben  Z.  Ausser- 
halb des  Landes,  im  Feld,  Krieg.  ,Indem  diser  zug 
uss  was,  kam  ein  geschreig  [Gerücht  sc.  es  gehe  übel].' 
Edlib.  ,Dass  niemand  uif  diese  knecht  diewyl  sy  also 
in  gehorsami  [iin  Kriegsdienst]  uss  sind  [procedieren 
dürfe].'  ca  1507,  Bs  Rq.  f"*s  län,  auslassen,  aus  der 
Reihe,  überspringen,  omittere;  verschieden  von  ms-  und 
uselün,  emittere.  —  2.  aus  einer  Umfassung  heraus,  in 
der  Etwas  sein  sollte,  aufgeknöpft,  offen.  Es  ist  es 
Hiiftli  uss,  an  einem  Kleid  Z.  De  Bock  ist  uss,  nicht 
eingeknöpft.     ,Halb  auss  halb  inn'  s.  inn  Sp.  291. 

Ilass  «««  aus  ume"  verkürzt  sei,  ist  nicht  anzunehmen, 
weil  die  letztern  Formen  z.  T.  neben  der  erstem  in  ver- 
schiedener Bed.  bestehen.  Wohl  aber  kann  es  .aus"  mhd.  uze 
erklärt  werden,  wie  es  denn  in  der  Yerhochdeutschung  immer 
den  Diphth.  (au)  erhält.  Sonst  schliesst  es  sich  lautlieh 
näher  an  die  Präp.  m»,  welche  ja  auch  zuweilen  noch  im» 
lautet.  Unter  den  Zss.  sind  allerdings  einzelne  Formen  mit 
-uss  und  -usae"  gleichbedeutend,  weshalb  wir  sie  unter  dem 
Letztern  zsfassen.  —  Als  erstes  Glied  von  Zss.  erscheint  es 
in  uss-wendig  und  in  usi-la"  s.  o.  In  Ap  in  Zss.  oss-  für 
osser-  und  o8«a"-;  oadermi,  auswendig  1. ;  Ossdor/er,  Bewohner 
des  äussern  Bezirks  von  Herisau ;  Osaroda,  Ausserroden  (hier 
viell.  zsgezogen).  —  Zu  1.  Der  Warnruf  meint:  bleibet 
aussen,  ausserhalb  der  Bahn! 

ussen  tisse'  {ossa  Ap;  GaL.):  1.  räumlich:  aussen, 
auswendig,  auf  der  Aussenseite.  U.  fix  [hübsch]  und 
inne'  nix.  Vor  em  Hus  usse;  vgl.  vor-ussen.  Ussen 
am  Tor,  ausserhalb  des  Tores,  draussen  vor  dem  T. 
Z.  S.  noch  ussen-für,  -durchhin,  -umhin  usw.  Z'  usserst 
usse,  am  äussersten  Rand;  z'  u.  u.  ha«,  (ein  Wort)  auf 
der  Zunge  haben  Bs;  z' u.  u.  si",  auch  von  ökonomi- 
scher Notlage,  dem  Kuin  nahe  Ar;  Z;  und  von  gefähr- 


licher Krankheit,  dem  Tode  nahe;  ebenso  tvU  usse,  am;' 
Rand  des  Grabes,  auch:  nahe  an  Erschöpfung  eines 
Vorrats  Z.  Bi  de"  Lütun  ossn,  unter  den  Menschen, 
im  Weltverkehr,  Ggs.  ,zu  Haus'  Ap.  —  2.  zeit  lieh: 
am  Ende  oder  gegen  das  Ende  eines  Zeitraums.  Im 
Suynmer  usse,  wenn  der  Sommer  angefangen  hat  oder 
vorgerückt  ist  (vom  Staudpunkt  im  Frühling  aus)  Z. 
„Im  Tag,  in  der  Nacht  ussen",  gegen  Ende  des  T., 
der  N.  —  3.  geistig:  auswendig,  im  Gedächtniss, 
U.  chiinne  [wissen],  lere  [lernen],  säge 
,Si  lertend  der  münchen  predigen  ussen.' 


I 


par   Coeur, 
[hersagen]. 

HBCLL. 

Mhd.  üze 


ahd.  uz(ma.     In  Ap  oaslerna  für  * 


.Aussen 

lassen,  emittere.'  Denzl.  (nur  im  deutsch-lat.  T.  so),  fehler- 
haft verhochdeutscht  für  ,ausshin',  hinaus,  wenn  nicht  zu 
lesen  ist  , omittere'.     Usse  sta",  für  us-,  ausstehen  v.  Zinsen. 

oben- uss:  vor  der  Stadt  oben  ß. 

über-ussen:  1.  draussen  vor  der  Tür,  im  Haus- 
gang oder  vor  dem  Hause  Sch;  Z.  —  2.  auf  der 
Aussenseite,  von  aussen.  Mängs  Hüs  ist  ü.  schüli''' 
[hässlich]  a'z'lucge"  und  überinne"  isch  es  no'''  recht 
artig  Z. 

vor-  (rar-,  rur-  Z,  für- Aa)  ussen  (in  LG.  auch 
-uss):  eig.  vorn  aussen,  aber  meistens  nur  =  draussen, 
vor  der  Tür  (im  Flur)  od.  vor  dem  Hause,  im  Freien 
Aa;  Ap;  Bs;  Gl;  LSemp. ;  UwE.;  Z.  J"  dr  Stube  und  v. 
Stutz.  'sHüs  [welchem  ihr  nachfraget]  stät  v.,  scherzh. 
Wegweisung  Z.  Vgl.  ror-''em  Hüs  usse.  V.  isch  's 
lostig  Ap.  Es  ist  so  lostig  wie  im  Himmel  r.  ebd.; 
Gl;  Z.  Da  ist  es  mit  Tanzen  und  Singen  zueg' gange", 
ah  wie  im  Himmel  v.  Gl  Volksgespr.  In  der  ä.  Lit. 
auch:  vor  dem  Tor,  vor  der  Stadt,  im  Ausland.  Der 
Markt  in  Beilenz  soll  gefreit  werden,  weil  die  Eid- 
genossen gemeinlieh  ihre  Lande  ,vor  ussen'  [ausser- 
halb der  Landesgrenze]  haben.  1522,  Absch.  ,Ire  engel 
schreiend  vor  aussen.'  1531/48,  Jesaj.  (=  , draussen'. 
1667).  ,Die  maur  vorussen.'  1531,  Ezech.  (,von  aussen.' 
1667).  .Extra  ostium,  voraussen.'  Fris.  ;  Mal.  .Dz 
Petrus  vorussen  (voraussen)  stände.'  LLav.  1578/69 
(=  ,vor  dem  Tore.'  1670).  ,Es  soll  kein  wirt  Wirt- 
schaft brachen,  er  habe  dann  den  schilt  vorussen 
hangen.'  ca  1630,  U.  ,Dass  sie  [die  Bäcker]  die  Brot- 
lauben bei  Zeiten  öffnend,  dass  sie  [die  Kunden]  nit 
lang  vorussen  warten  müessind.'  Z  Ra  sv.  1636.  .Die- 
jenigen, welche  dem  christl.  lobgesang  nit  ausswarten 
mögen,  sondern  ehzeit  hinauss  eilen,  als  ob  nirgend 
besser  luft  were,  als  vor  aussen.'  FWyss  1653.  ,Es 
sind  hie  vil  lüt  krank  in  der  statt  und  vorussen.' 
AmbrBläarer.  ,Vor  aussen  auf  der  Gass'  [im  Wechsel 
mit:  ,draussen'].  Gespr.  Zg  1747.  ,Voraussen  und  in 
meinem  Busen.'  UBrägger.   —  Vgl.  auch  vor-iu  Sp.  558. 

hie-.  Ä!<s.sGRh.,  husse'-B;  GrHb.;  G  1799:  1.  hier 
draussen  BO..  Id.  B;  GuHe.  (syn.  hiussne);  G.  Im 
Inland  gegenüber  Ausland.  ,Zuo  diser  zyt  was  ain 
legat  hussen  [in  der  Schweiz].'  Vad.  —  2.  aussen, 
draussen  BO.  (syn.  duss);  GnHe.  Vor  der  Tör  ist 
huss  GBern.  ,So  blib  ich  wol  niyn  lebtag  huss,  und 
käme  an  syn  predig  nüt.'  NMan.  ,Weun  es  husan 
[in  Europa]  Winter  ist,  so  ist  es  da  inen  [im  h.  Land] 
Sumer.'  Stockah  1519.  ,Ich  bleib  hussen  [blieb  vor 
der  Ratsstube].'  1525,  Strk'kl.  (Bs).  —  3.  auswendig 
BBc.  —  Mhd.  hiize.  Die  Zsziehung  wie  in  nhd.  ,hüben'  aus 
,hie-übcn'. 

hiiidi'ii-   hiniicuussc:    hinter   dem  Hause   Sch;  Z. 


ötil 


As,  es,  is,  OS 


har-uss:  draussen.  ,I)o  sind  etlich  in  den  chor 
g'gangen,  aber  der  grösser  hüf  h.  'bliben.'  1529,  Absch. 

neben-,  »?e6et-ussen:  abgelegen  (wohnen)  L;  Z. 

da-,  dussBO.,  sonst  dusse  {täs'e  ZWl.):  da  oder 
dort  aussen,  draussen.  ,Die  da  ussen  in  den  emptern 
und  vogtyen  [im  Ggs.  zur  Stadt].'  1480,  L.  ,Daheiniend 
und  nit  da  ussen  [ausserhalb  seines  Hauses].'  15'22,  Egli 
Akt.  (Z).  ,Unser  Obervögt,  die  sigend  daussen  oder 
hie  in  unser  Statt  gesessen.'  1529,  Z.  .Sagt  ers  seinen 
beiden  brüederen  da  aussen.'  1531/48, 1.  Mos.  (,draussen.' 
1067).  ,üang  mir  nit  in  niyn  huss,  blyb  mir  dussen.' 
ca  1540,  Gl.  ,Er  fand  sy  daussen  bym  brunnen  allein.' 
UBüLL.  1540. 

ussenen  ussne  Gr;  W,  nsna  ÜGr.,  üsnen  K'.smi 
\VV.,  u'minnn  WL. :  aussen,  draussen.  Usna  im  Bedeli 
(die  Gegend  von  Interlaken,  von  Grindelwald  aus  be- 
zeichnet). Im  W  wird  damit  die  (übrige)  Schweiz 
bezeichnet,  wie  die  Genfer  sagen:  aller  en  Suisse. 
,üssna.'  1529,  Strickl. 

Eine  durch  z.  T.  dreimalige  Wiederholung  der  Enduug 
gebildete  Erweiterung  von  ««»en,  wie  ohenen(en)  von  oben 
Sp.  51,  undenen  von  undeii  Sp.  324.  Unten  beruht  auf  der 
Vertauschung  von  um  mit  ü». 

hie-  hi-,  je-,  äi-ussna,  jehussiui :  hier  aussen, 
aussen  GrD.,  Pr.  Syn.  husse".  ~  Über  hi-,  je-,  ui- 
s.  bei  hmen  Sp.   294. 

bar-:  hier  draussen.  ,So  sy  [die  Nonnen]  betindent, 
Gott  mer  harussna  [hier  im  Rheintal]  zuo  dienen.' 
1529,  Strickl. 

„Ussner=  Usserer,  Fremder,  Auswärtiger,  sogar 
Einer  aus  einem  andern  Dorf  od.  Bezirk  des  Kantons." 

i'isser  s.  iis-hcr. 

usser  I:  1.  l'räijus.  a)  aus.  Usser  Ass.'  Kuf 
auf  der  Schlittbahn  GRSchiers;  s.  Os.  ,Die  Eptischin 
soll  geben  u.  des  klosters  kästen  den  bruodern  [so  und 
so  viel].'  Königsfeld.  1332.  ,Das  wasser,  das  u.  dem 
Paradis  rinnet'  1336/1446,  Z  Chron.  ,Soll  u.  dem 
dinkel  ein  brot  machen.'  1400,  Köllikon.  ,üsserm 
Wittenbach',  aus  dem  W.  Ap  Krieg  1405.  ,Die  losunge, 
so  sy  u.  erbern  lüten  wyn  lösent.'  Bs  Rq.  1441.  ,Das 
denn  u.  synem  farenden  guot  die  Schuldner  bezalt 
sollen  werden.'  1483,  Stadtr.  Bülach.  ,Die  vermelten 
u.  der  grafschaft  Kyburg.'  1489,  Waldm.  Spruchbr. 
.So  die  Eidgenossen  u.  kraft  und  gnaden  des  allmäch- 
tigen Gottes  erobert  habend.'  1501,  Pupik.  .Einen  so 
gelerten  mann  u.  der  eidgnoschaft  ze  lassen,  sonder 
bedunkte  uns  besser  ze  syn,  ime  [1.  V  ,ine',  ihn]  harin 
ze  kouffen.'  Bittschk.  Baden  1516  (DHess).  ,U.  denen 
[diesen]  Ursachen  und  tröwungen  vermeint  er  daran 
nit  unrecht  getan  haben.'  1529,  Absch.  —  b)  ausser- 
halb. ,Das  Beinhaus  ausser  Murten.'  1790.  —  2.  Adv. 
ausserhalb  S;  W.  Osser-ä",  aussen  dran,  auf  der  Aussen- 
seite  Ar.  Vgl.  Osser-loft,  Ostwind  Ai>.  —  3.  Conj.  aus- 
genommen, ausser  dass,  wenn.  ,Der  Jüngling  ehliohte 
sie  nicht,  ausser  er  musste.'  HPest.  1790. 

usserti  Z,  usset  GlK.,  üsset  B  oHa.  =  usser. 
Adv.  und  Präp.  m.  Dat.  oder  Gen.  1.  ausserhalb; 
jenseits  B;  Z,  talauswärts  B  oHa.  Ussert  Wegs  (dem 
Weg),  unpassend,  überflüssig  Z,  syn.  ah,  us  Weg. 
.Es  ist  nicht  äussert  dem  W.,  dass  wir'  u.  s.  f.  JMüll. 
1665.  Ussert  Lands,  in  die  Fremde.  ,Garn  ussert 
Land  zu  verkaufen.'  UBrägg.  1788.  ,Meinen  die  lüt, 
es  syge   syn   magen   g'syn,    ist   aber   usset  dem   lyb 

Schweiz.  Idiotikou  I.  i. 


g'hanget.'  UMey.  Chr.  ,Dass  der  lyb  Christi  usset 
aller  umbzilung  allenthalbig  gemachet  worden.'  HBull. 
1571.  ,Bei  StJost  ussert  Littaw.'  Cvs.  1661.  ,In  und 
äussert  der  Eidgenossschaft.'  Tur.  sep.  —  2.  ausser, 
ausgenommen,  auch  als  Conj.  i.  S.  v.  es  sei  denn  dass. 
Si  sind  teörschmli  g'storbe;  ussert  si  müestid  an  en 
ander  Ort  hl"  'zöge"  si"  Sch.  Ma"  suecht  Niemad  hin- 
trjr'm  Ofnn,  ussart  ma"  slji  selbart  dinnn.  [im  Ofen- 
winkel] g'sin  GrD.  ,Wir  sind  meist  fertig,  ussert 
noch  einigen  Verbesserungen.'  UBrägg.  1788.  ,Und 
fielend  die  mauren  usset  [ausgenommen]  dem  chor 
des  niün.sters  von  sterke  wegen  der  brunst.'  Vad.  — 
3.  ohne.  ,Ussert  einichen  [irgend  welche]  pflichten, 
uss  luteren  gnaden.'  Z  Kat  1544. 

Vssert  nicht  wesentlich  verschieden  vou  unser,  und  aus 
diesem  erweitert  durch  zugesetztes  (  nach  Analogie  von  enert, 
innert,  s.  dd.,  worauf  dann  r  ausgestossen  werden  konnte 
wie  bei  jenen  beiden.  Manche  Schriftsteller  wechseln  ohne 
Wahl:  .ausser  Gott'  und  ,aussert  Christum'.  KdMej.  1674. 
, Ausser  Lands'  und  ,aussert  L.'  1791  Gl.  UMey.  Chron. 
schreibt  neben  ,usset'  einmal  ,ussit  dem  gatter  [Gittertor] 
pliben',  was  eine  Ausdeutung  i.  S.  v.  ,Ausseuseite'  zu  ver- 
raten scheint.  Im  Z  EicUtebr.  findet  sich  ,usserunt  sin'  im 
S.  V.  verbannt  sein  (ans  der  Stadt).  Diese  Form  auch  in 
andern  Quellen  des  spätem  Mittelalters,  daneben  ,uzerent' 
und,  ebenfalls  im  Z  Eichtebr.,  ,ussernt',  mit  Einschiebung 
von  n  nach  Analogie  von  ,enent,  innent'  (im  Z  Eichtebr. 
,inrunt');  ,ussernt'  scheint  die  ältere  Form,  in  welche  ein 
Hülfsvoc.  zwischen  r  und  n  erst  eingeschoben  wurde;  vgl. 
noch  ä.  nhd.   ,jetzund'  aus  ,iezuo,  iezet,  iezeut'. 

vor-.     ,Die  undere  Hard,   so  voraussert  St  Johann 
Tor  ligt.'  WüHSTis.  1779.     Vgl.  vor-ussen. 
ussert  n  s.  us-her. 

usser  II,  üsser:  ausser.  1.  auswärts  gelegen, 
wohnhaft.  ,Das  äussere  Amt',  der  zwischen  Thur  und 
Rhein  gelegene  Teil  der  alten  Grafschaft  Kyburg  Z. 
,Die  äussern  Pfründen',  die  vierteljährlichen  Unter- 
stützungen, welche  der  ßurgerspital  in  Bern  Personen, 
welche  für  sich  wohnen,  leistet.  ,Sich  mit  einer  äus- 
seren [nicht  aus  der  Heimatgemeinde  des  Bräutigams 
stammenden]  Weibsperson  verehlichen.'  BRatsv.  1751; 
daher  ,sein  äusseres  Eheweib.'  ebd.  ,Enhein  [kein] 
usser  man  (extraneus)'.  Auswärtiger,  Ggs.  zu  .Bürger'. 
B  Handv.  Anf.  XIV.  .Die  äusseren  und  landsfrömden 
Bettler.'  B  1690.  Subsfaiitivisdi :  en  Ussere,  auch 
„  Ussner",  ein  Auswärtiger  (Nicht-Ortsbürger)  aus  einer 
andern  Gemeinde  oder  einem  andern  Bezirk,  auch  des 
gleichen  Kantons  AAf;  BSi.;  SchwMuo.  In  W  heissen 
auch  Schweizer  aus  andern  Kantonen  so.  ,Ein  inge- 
sessner  mag  ein  usseren  unib  gichtige  schuld  pfenden.' 
1489,  L.  ,So  ein  innerer  einem  gast  oder  usseren 
pfänder  gelobte.'  1535,  Thun.  , Keine  Güeter  einem 
ussern  ze  kouffen  gen.'  1566,  Ze.  ,Ein  äusserer', 
ein  nicht  in  der  Gemeinde  Wohnender.  1674,  Mey. 
Wetzik.  .Damit  die  Äussern  nit  Anlass  habend,  den 
Berg  ze  behalten  und  also  nach  und  nach  die  Innern 
um  denselben  kommind.'  1675,  BSigr.  ,Ein  Beisäss 
oder  Äusserer.'  1731,  Obw.  ,Die  Usseren'  hiessen 
auch  die  1336  aus  Zürich  vei'bannten  Bürger,  auch 
.Banditen'  genannt;  vgl.  ,usseruiit'  im  Z  Richtebr. 
Daher  ,das  Usser'  auch:  Fremde,  Verbannung.  ,Der 
kriegsmann  hat  das  ausser  oder  ist  ausshin  gestossen.' 
Fris.  ,Das  ausser  zeigen  (haben):  vertreiben  (ver- 
trieben sein).'  Hospin.  ,Der  äussere  Stand'  im  alten 
Bern,  die  Gesellschaft  der  jungen  Patrizier,  welche 
ihrv;  eigenen  Ordnungen,  Übungen  und  einen  jährlichen 


563 


As,  es,  is,  OS,  ns.  —  Ascli,  esch,  isch,  osch,  usch 


5G1 


Umzug  hatten.  —  2.  von  Himmelsgegenden  je  nach 
der  Ortslage :  dr  usser  Luft  [Nordostwind]  macht  chüel 
ScHwE.  Es  dicket  [sammelt  sich  Regen]  vom  ussren 
Wind  [West]  nahe  [her]  BEi.  —  3.  fremdartig,  un- 
freundlich, zurüclihaltend  Ai>.  Vgl.  üsseren  und 
iisserlich  1. 

Der  , äussere  Stand'  zu  B  war  eine  Nachbildung  der  Ke- 
gierung,  gewissermassen  ein  ,äusseres',  nebenaus  stehendes 
Parlament. 

Gemeinds-Üsserer:  Einer,  der  nicht  zu  der 
betr.  Gemeinde  gehört.  ,Nie  an  einen  Gemeindsäussern 
verkauft  werden  dürfe.'  1733,  BSigr. 

usserst,  üsserst:  äusserst.  Z' usserst  usse  s. 
ussen.  Z'  üsserist  use,  bis  an  den  äussersten  Eand 
hinaus  B.  Z'  urserst  drä,  am  äussersten  Ende  TJ. 
Alles  uf  's  Usserst  ha",  im  Hause  sehr  vornehm  und 
zierlich  eingerichtet  sein  Z.  ,Eusserist  ihres  Ver- 
mögens', so  viel  sie  nur  irgend  vermochten.  Wurstis. 

—  Urserst  dissim.  aus  usserst. 
näch-üsserist:  der  zweitäusserste  ZW. 
usserig.     ,Dass  wir   üch   mit   unser   macht   zuo- 

ziechen,  ist  unsers  Vermögens  nüt,  [aus  dem  Grunde], 
dass  man  uns,  sobald  wir  uns  u.  machen  [unser  Gebiet 
verlassen],  anzegryfen  understän  [will].'  1531,  Absch. 

usserlich:  1.  fremd  im  Benehmen.  ,Si  tatend 
gar  u.  ab  der  Eidgenossen  Boten,  schier  als  ob  sy  's 
niclits  anhürtind.'  ÄgTschudi.  —  2.  äusserlich;  welt- 
lich. ,I)es  gloubens  halb  wollen  wir  nit.  dass  jemands 
darumb  gestraft  werde;  sunst  in  iisserlichen  Sachen, 
in  bezalung  [von]  zins,  renten  und  anderer  usserlicheu 
liflichten,  soll  jederman  gehorsam  syn.'  15'29,  Absch. 
,Was  das  mer  unter  uns  wird  in  iisserlichen  sachen, 
den  glouben  nit  berüerend.'  ebd.  ,Das  usserlich  re- 
giment',  die  weltliche  Obrigkeit,  ebd.  , Mögen  sy  die 
gemeind  halten  in  sachen,  so  das  göttlich  wort  an- 
treffend, aber  ir  gemeinden  [Gemeindsverhandlung] 
soll  der  weltlichen  oberkeit  in  zytlichen  iisserlichen 
dingen,  was  weltlich  reginient  belangt,  unvergriffenlich 
sin.'  ebd.  1530.  ,Nit  in  Ansehung  des  Stands,  der 
göttlich  [ist],  sonder  in  A.  der  usserlichen  Ordnung.' 
JMüLL.  1661.    ,Aller  ausserlicher  Schein.'  Hott.  1666. 

ussler  =  M«ser  II.    Die  Usslere,  die  Äussern  Tu. 

—  Gebildet  nach  , mittler'. 

Üsseren:  1.  trans.,  fern  halten,  abwenden  (Scha- 
den). ,G'meinen  Nutz  ze  fürdereu,  aber  Schaden  und 
die  Widerwärtigen  [Gegner]  ze  ü.  und  ze  hinderen.' 
Ansh.  M.  Acc.  P.  zurücksetzen,  in  der  Behand- 
lung Ap;  BEi.  (syn.  verusi  hän),  Si.  (syn.  verüsseren), 
auch  von  einem  Tiere  in  der  Herde  BEi.  Vgl.  usser, 
usaerlich.  —  2.  refl.,  sich  entfernen,  fern  halten,  ab- 
sondern; sich  entäussern,  entschlagen,  enthalten,  wei- 
gern (absol.  oder  mit  Gen.  S.  oder  mit  von,  us).  ,Des 
herzens  sich  von  im  geüsseret  band.'  Zwingli.  ,Ist 
unser  hitt,  dass  ir  üch  nit  von  uns  sündren  noch 
üssren,  sonder  zuo  uns  ston.'  1524.  Absch.  ,Der  prie- 
stern  halb,  so  ussert  dem  Thurgöw  sich  an  uss- 
ländische  ort  geüssert.'  15.30,  Absch.  ,Zuo  dem 
gottsdienst  gän  und  sich  nit  weigern  und  üsseren.' 
ebd.  ,Dass  einer  oder  mer  sich  uss  synem  land  üsserte 
und  in  des  anderen  land  käme.'  1531,  Strickl.  ,Sy 
eüsserend  und  verbergend  sich.'  1531  (SO,  Psalm.  ,Sich 
ü.  und  hinwegziechen.'  1533,  Z.  ,Bald  darnach  aber 
huob  er  [der  Abt]  sich  an  unserer  statt  zuo  üsseren 
und  verharret  zuo  Wyl.'    Vad.     .[Falls]    einer    krank 


gewesen,  alsdann  mag  er  wol  ain  zyt  lang  sich  des 
rats  ü.'  1552,  Sch  Eatsprot.  ,Se  removere  ab  aliquo, 
sich  von  einem  eüsseren,  mit  eim  nichts  mer  handien.' 
Fris.  ;  Mal.  ,Der  sich  von  viler  todschlegen  wegen 
der  statt  geüsseret.'  LLav.  1569  (=  , statt-  und  land- 
fiüchtig  worden.'  1670).  ,Alienus,  entfrömbdt  oder 
geüssert.'  Fris.  ,Muosst  sich  die  Gesellschaft  der 
Edlen  der  Statt  Basel  eüsseren.'  Wurstis.  1580.  ,Dass 
er  sich  des  Tabernakels  üsseren  muosst  und  mit  an- 
deren glöubigen  by  den  opferen  nit  erschynen  dorft.' 
Gualth.  1581.  .Daher  es  [Kind,  das  nicht  weiss,  wann 
es  in  der  Kinderlehre  aufsagen  muss]  not  halben  zur 
kilchen  kombt  mit  angst  und  sorgen,  wol  auch  von 
desswegen  sich  genzlichen  üsseret.'  JJBreit.  1626,  b. 
,Sich  der  Predig  üsseren',  sie  versäumen.  Lindener; 
,von  der  Pr.'  Z  Mand.  1650.  ,Sich  von  einem  eüsseren, 
eines  müssig  gehen,  alienare  se  ab  aliquo.'  Hospin.; 
Denzl.  1677;  1716.  ,Da  sich  sein  Ehewyb  von  ihme 
geüsseret.'  LAnsechenb.     S.  flöken. 

ent-:  refl.,  sich  entfernen,  fern  halten.  ,Der  abt 
habe  sich  usser  land  entüssert.'  1529,  Absch.  ,Die 
Gasterleute  gemeindeten  zu  Schennis;  alle  (Wesen 
entäusserte  sich)  schwuren.'  JvMüll.  Schw.  Gesch. 

II S-:  pleonast.  =  äussern,  eine  Aussage  machen  Z. 

ver-:  hintansetzen  BSi.,  Syn.  üsseren;  i.  B.  eine 
Mutter  .verüsserf  die  Kinder,  wenn  sie  selbst  besser 
isst,  als  sie  es  ihnen  gibt. 

uss  II,  usse  III  s.  unz  Sp.  360. 

Usagien:  gewisse  Abgaben.  ,Wenn  dieselben  [waadt- 
länd.  Edelleute]  Güter  bekämen,  welche  vormals  Usagia 
und  Bruch  gegeben,  so  will  man  solche  vorbehalten 
haben.'  1524,  Absch. 

Aus  mlat.  usaijium,  frz.  usui/e.  Her  eine  der  o.  verbun- 
denen Ausdrücke  ist  die  wörtliche  Übersetzung   des  andern. 

üse,  use,  usi  s.  us-hin. 

ussefer(t)    s.  nssen-für.  üs,    üser   s.  üiis, 

unser  Sp.  346/7. 

üss:  Lockruf  für  Schweine  ZRml.  —  Vgl.  häs;  sugg. 

Üsel  Aa  (n.  u.  „m.");  BsLd  (m.),  Eüsel  G:  .Ab- 
fall, zunächst  vom  Getreide  beim  Eenneln  (Gärben. 
Entbälgen)  und  Schwingen,  Getreidestaub  Aa;  Bs; 
auch  verallgemeinert,  Etw.  von  geringerer  Qualität  G 
(Götz.);  vgl.   Üsel-Geld. 

Nach  Form  (Geschlecht)  und  Bed.  eine  Verquickung  aus 
inhd.  die  usele,  ilsele,  Funkenasche,  mit  der,  das  Gü«d,  üe- 
treidestaub,  s.  d. ;  viell.  auch  einfach  aus  Letzterem  ver- 
stümmelt. —  In  Riisel  ist  das  r  des  Art.  angeschweisst  wie 
n   des  accusat.   Art.  in  Nusd,   Nüsel  deutscher   M.\A. 


Asch  — usch   s.   aiii-li   die   Grupiie   As   -us. 

Aschil  GrAv.,  Eh.,  Kaschil  GRSchiers  —  m.  — 
PI.  ebenso:  Wagenachse.  —  Aus  churw.  «sc/ny  (lat.  'nxi- 
vulus)  m.      U-  aus  dem  Art.  angeheftet. 

Äsch  m.  B;  BoDENSEE;  Gl;  S;  RCvs.,  Asche  f.  I 
Bs;  Bodensee;  S;  Z  (m^{);  G  Hdschr.  XIV.  XV.;  Reu. 
1692:  Asche,  Alpenforelle,  salmo  thymallus.  im  aus- 
gewachsenen Zustande,  l'/s  —  2  Pfd  schwer.  ,Von 
seiner  güete  und  köstligkeit  wegen  ist  das  sprüchwort 
kommen:  der  äsch  ist  ein  Eheingraf.'  Fischb.  1563. 
,Esclili  werden  us  Hürlingen.'  ECvs. 


56S 


ÄScll,  csch,  iscli,  osch,  uscli 


50(i 


Mhd.  atche  m.,  alid.  cuco,  bei  uns  mit  Umlaut  durch 
Einfluss  des  ach,  doch  bedient  sich  noch  Spreng  der  Form 
,Asch'.  Zuweilen  tritt  die  Schreibung  mit  e  auf:  , Frische 
Fisch  als  ein  Esch  und  Forellen,  das  Pfd  um  15  Kreuzer.' 
ca  1700  U.  ,Escheulaich.'  Z  Fischerordn.  1776.  —  Vgl. 
KiemKng;  BdläKijli;  Knah,  her;  Äitcliliiig,  Mittler  —  Alters- 
stufen des  selben  Fisches. 

„Brand-  i.^Äsch,  grösste  Art  BThun." 

Ascher  ni.  =  Asch.  .Der  Eseher.'  RCvs.  ,Ein 
asch,  äscher,  iser,  thymallus,  umbra.'  Fische.  1563. 
,r>ie  äscher  seind  sehr  gesunde  Fische.'  JBEscher  169'2. 

Äschli°g  ni.:  Asche  im  2.  Jahre  Bodensee. 

Äsche"  n  M^i  (e^-)  —  f- :  Asche,  allg.  Wenn  men 
erlifj  teilt,  so  seil  me  d'  Ä.  im  Ofeloch  teile,  d.  h.  Alles, 
auch  das  Geringste.  Schild.  ,3  böse  [schlechte]  Fässli, 
in  eim  [=  einem  derselben  sc.  befindet  sich]  Esch.'  1571, 
Z  Inv.  Mit  Holz  und  Ä.  cha'^-me"  wasche"  Z,  H.  u.  Ä. 
helfend  de'  füle'  Wäschere  [Wäscherinnen]  w.  AAKais.; 
s.  u.  Äscher.  ,Zoch  mit  im  [einem  Seifensieder]  in  die 
dörfer  gan  äschen  koufen.'  ThPlatt.  Es  ist  z'  pflanze" 
(%'  achere")  une-n-i"  der  A.  Z,  Lob  eines  leichten  Erd- 
reichs; syn.  uHe-n-ini  Anke.  Gebäude  sind  sprich w.  ,ein 
Viertel  A.',  d.  h.  ihr  Wert  ist  unsicher  (wenn  sie  nicht 
gegen  Brand  versichert  sind).  ,Viel  Kirchen  und  Clöster 
legten  sie  in  die  Eschen.'  Wurstis.  ,Dadurch  der 
erarmet  gmeine  Mann  viel  Häuser  widerumb  in  Ehr 
leget,  welche  sonst  in  der  Eschen  blieben  wären.'  ebd. 
Z'  A.  falle",  aus  einander  fallen,  zu  nichte  werden  L. 
.Hiemit  giengen  alle  anschläg  herzog  Luitfrieds  zu 
äschen.'  Guler  1616;  auch  von  Personen:  So  hübsch 
und  früsch  ist  Eine  [Jener]  dert  —  Der  fällt-is  no''' 
nid  z'  A.  JIneicben  1859.  .Ungebrannte  A.',  bildl.  s. 
V.  a.  Holz  zu  Knütteln,  Prügelstrafe.  Eine"  mit  im- 
'brennter  A.  wüsche,  mit  Prügeln  traktieren.  Ineichen. 
,Uli  hatte  schon  die  Geisel  [Peitsche]  am  dünnern 
Orte  gelässt,  um  zu  versuchen,  was  ungebrannte  Asche 
vermöge.'  Gotth.  ,Es  waren  büeche  [v.  Buchenholz] 
Knüttel,  die  man  auch  Brügel  heisst,  ein  ungebrannte 
Eschen,  wie  man  im  Schimpf  es  sait.'  Gr  Lied  1622. 
.Verspielet  ihr  oder  veräusseret  dasselbige,  so  machet 
ihr  euch  der  ungebrannten  Aschen  fähig.'  Kriegsrecht 
1704.  ,Ir  keiner,  der  ihn  sähe  gern;  tatond  die  köpf 
in  d'  äschen  henken  [senken,  beugen,  verlegen  vor 
sieh  hin,  zu  Boden  blicken].  Jeder  forcht,  ihm  etwas 
mücssen  schenken.'  Salat.  ,Verwirft  der  Tod  mein 
hohen  Stamm,  Schreibt  in  die  Eschen  meinen  Nam.' 
RddMet.  1650.  ,Der  verlobte  Jungfraustand  ist  ins- 
gemein mit  der  stinkenden  Aschen  von  Sodoma  und 
der  Weichligkeit  angesteckt.'  ClSchob.  1699.  Wer  nit 
geit  vs  der  Ä.  [vom  Herde,  Hause  weg  in  die  Fremde], 
'hnchiiimt  NU  [bekommt  Nichts]  in  d'  Täscliu  W. 
Er  het  ke"  warmi  A.  ml,  von  männlicher  Impotenz, 
aber  auch  von  allgemeiner  Vermögenslosigkeit  S.  Bios 
mer  (in  d')  Ä.  Bs;  GTa.;  Sch;  Z.  Du  chast  mer  Ä. 
hlöse  G;  Sch,  Formel  der  Abfertigung;  syn.  de  Hobel 
usWäse,  im  Füdli  blase.  Blösed-is  [uns]  d'  Liit  Ä.! 
die  Leute  mögen  sagen  was  sie  wollen!  (wir  kümmern 
uns  darum  nicht).  Stutz.  Bläs-mer  Ä.,  se  chann-i"'' 
sichte  [die  Wäsche  laugen]!  Z.  ,Kutz  auss  der  ä.!' 
8.  kutz.  ,Wenn  sich  die  Asche  ballt  und  schwarz  wird, 
oder  wenn  es  darin  kleine  runde  Löcher  gibt,  so  stirbt 
bald  Jemand  aus  dem  Hause.'  Eotenb. 

Mhd.  aaelie,  PI.  -in,  ahd.  atcä,  aagä,  got.  azgö  (nicht 
vwdt  mit  n»J-,  Esche),  ä.nhd.  auch  ,Äsche,  Esche',  wie  auch 
schun    mhd.  enhe.     Der   Umlaut    (mit    welchem    das  W.    in 


unserer  ä.  Lit.  immer  auftritt)  entweder  aus  einer  ä.  Nbform 
mit  ableitendem  -i  Caakja)  oder  nur  aus  Einfluss  des  fol- 
genden aeh.  —  In  einer  Z  Grabschrift  1696  wird  auch  der 
PI.  gebraucht:  ,Anherr,  Grossvatter,  Vatter,  Sohn  Von  edler 
Luchsen-Escher-Stammen  —  Vier  Äschen  halten  hier  zusam- 
men', ein  Wortspie!  mit  dem  Geschlechtsn.  —  In  der  Ab- 
weisungsformel mag  Ä.  das  W.  Arach  verhüllen. 

Felw-  s.  Felwesch. 

Für-,  Fir-:  Herd,  Kamin  PAger;  T. 

Syn.  Firjüatte;  also  elg.  die  Stelle,  wo  die  Herdasche 
liegt,  nicht  diese  selbst.  Das  Comp,  bleibt  aber  seltsam  und 
viell.  ist  -mche  hier  ein  anderes  W. 

Bei"-:  Asche  aus  Knochen  (von  Geflügel,  Kälbern), 
zum  Scheuern  von  Messing  verwendet  Z. 

Reckholder-:  bildl,  Geld  Z  (Spillm.). 

Der  EecHohler  [Wachholder]  dient  zu  allerlei  Segen  und 
Zauber,  u.  a.  vicll.  auch  zu  Räucherungen  bei  SchatzgräbereiV 

Haupt-   Haup m.     En  H.  ha":    nach   einem 

gewissen  Zeitraum  den  Aschermittwoch  mit  vermehr- 
tem Aufwände  begehen  ZWint. 

Verstümmelt  aus  Haupt- Äache"mittwuche  m. ;  vgl.  den 
ebenf.  von  den  Wint.  Terstiimmelten  Gruss :  gjiete"  [sc.  Tag] ! 
S.  auch  Päache. 

Bächt-.  ,Ein  grünlichtes  versteinertes  Holz  mit 
Pektiniten  [Kammstein,  versteinerte  Kammmuschel] 
vermischt,  welches  die  Bergleute  Fechtesche  nennen, 
befindet  sich  ebendaselbst  [sc.  am  Aubrig  in  ScbwW.].' 
Grüner  1760. 

Jedenf.  ümdeutschung  aus  dem  lat.  peeten,  Kamm ;  fraglich 
ist  nur,  ob.  das  (gewiss  In  ziemlich  willkürlicher  Schreibung 
überlieferte  W.  zsgesetzt  sei  mit  ,Pech',  .also  zu  lesen  ,Pech- 
Täsche'  oder,  was  mehr  Innere  Wahrscheinlichkeit  hat,  mit 
.Asche',  da  dann  als  erster  Teil  nur  das  in  .jener  Nachbar- 
schaft noch  gebräuchliche  Bäckt,  Kehricht,  sich  anbietet. 

Pot-  Bod-  Z,    Bild-  GA. :    Potasche,    Laugensalz. 

Der  1.  Teil,  elg.  das  ndrd.  pot,  Topf,  mit  der  den 
Fremdww.  zu  Teil  werdenden  Erweichung  der  Conson.  und 
Verdunkelung  des  Voc. 

Beb-:  Asche  von  verbrannten  Eebschossen.  ,Räb- 
äschen,  cinis  armentitius.'  Mal. 

Tüfels-:  Wolfsrauch,  lycoperdon  bovista,  ein 
Schwamm  G  oT. 

Syn.  Tü/ela  Tuhakaack,  T.  Mdaack;  Stühere,  welche  alle 
auf  das  in  der  reifen  Kugel  reichlich  enthaltene  Sporenpulver 
deuten.  Die  Beziehung  auf  den  Teufel  verdankt  die  Pflanze 
wohl  dem  verderblichen  Einflüsse  auf  das  Gesicht  und  auf 
den  Milchertrag  der  Ziegen ;  elgentl.  auch  der  sanitarischen 
Verwendbarkelt  bei  Rissen  in  der  Haut,  bei  Blutungen. 

Aschele  f.:  aschfarbige  Katze  Gr.    Vgl.  Äscheri. 

äschen:  mit  Asche  bestreuen  z.B.  eine  Wiese  ZWl. 

Ascher  I  m.:  1.  ein  grobes  Stück  Zwilch,  das 
man  über  die  in  einer  Bütte  befindliche,  zum  ,Sechten' 
bestimmte  Wäsche  spannt  und  mit  Asche  belegt,  die 
dann  mit  aufgegossenem  heissen  Wasser  zur  Lauge 
wird  Gl;  W;  Z.  Wer  unbefugter  Weise  ins  Wasch- 
haus geht  und  den  Ä.  von  der  Sechtstande  hebt,  muss 
den  Wäscherinnen  Wein  bezahlen.  Syn.  Äschentuech, 
-Wache.  —  2.  zur  Wäsche  ausgelaugte  Asche,  Aschen- 
haufe Aa;  Bs;  GnPr.;  L;  Sch;  Z.  Der  Ä.  abhebe",  iif  d' 
Matte  fixere".  Spreng.  Me"  muess  dr  A.  süde",  wenn-me" 
sichte"  will  Sch.  Dr  A.  ist  guet  uf  d'  Wise.  ebd.  ,Wer 
dehein  [wer  irgend  einen]  escher  oder  lou  [Gerberlohe] 
usschuttet  in  das  wasser,  von  frue  unz  ze  nacht,  der 
git  [Busse].'  L  ä.  Katsb.  ,Es  ensol  ouch  nieman  weder 
I  escher,    noch    stein    [usw.]    über    die    Rüssbrugg   ab 


567 


Asch,  escli,  isch.  oscli,  usch 


schütten.'  ebd.  —  3.  G-rubc.  in  der  beim  Gerben  die 
Häute  mit  Asche  bestreut  werden  Zf.  ,Swer  [welcher 
sc.  Gerber]  dehein  hut  iisser  dem  escher  ziet  und  si 
tages  in  dem  [öffentlichen]  wasser  weschet,  der  git 
[Busse].'  L  ä.Katsb.  —  4.  der  befeuchtete  und  an  eine 
Stange  gehängte  Lappen,  mit  dem  man  vor  dem 
Backen  die  Asche  aus  dem  üfen  wischt  GSa. 

Das  W.  in  der  ä.  Spr.  nicht,  dagegen  nihd.  einige  Zss. 
mit  ascher-  statt  aaclien-.  Vgl.  , Ascher-Mittwoch'.  Die  Bil- 
dung ist  aber  auffallend.  Sollte  das  W.  urspr.  der  PI.  eines 
Neutr.  'asch  sein,  der  dann  in  einen  Sg.  m.  umgeprägt  wurde, 
wie  Sprui-,  Spreu  (ahd.  sjrriu-ic-ir),  in  einen  Sg.  f.,  oder  ist 
es  verkürzt  aus  dem  syn.  Äacherich,  dessen  -<■>-  aber  die  Frage 
erneuert?  Wenn  es  direkt  mit  der  Ahl.  -er  gebildet  ist. 
welche  an  Gerätnanien  vorkommt,  so  wird  die  von  uns  als  1 
angesetzte  Bed.  allerdings  die  urspr.  sein,  so  dass  man  vom 
Tuch  auf  den  Inhalt  desselben  übergieng.  Auch  die  Bed. 
3  u.  4  sprechen  eher  für  diese  Auffassung  als  für  die  um- 
gekehrte. Eine  letzte  Möglichkeit  wäre  Abi.  von  dem  Tb. 
äscheren,  welches  mit  der  sonst  für  Verba  frequent.  dienenden 
Silbe  -er  dir.   von  Äsche  gebildet  sein  mUsste.     S.  Äacherich. 

Ascherech  Ap;  „VOrte";  G,  -ncli  B  (Zyro),  -;c7( 
Aa;  B;  FM.;  UwE. ;  Zg;  Z,  Äscliricli  BEi.,  Äscherir/ 
Aa;  Ap;  B;  S;  Zg,  Äschert  ApK,  Ästrich  BSi.  — 
m.:  1.  ausgelaugte,  ausgesottene  Asche,  Bodensatz 
der  Waschlauge  beim  Waschen,  auch  beim  Sieden  des 
Garnes  Ap;  dienlich  zur  Düngung  steiniger  Wiesen 
Aa;  Ap;  B;  FM.;  G;  S;  Vw;  Z.  Sjn.  Äscher  2. 
, Weilen  das  Erdreich  ganz  zart  und  wie  ein  Ascherich.' 
Carolina  1V34.  —  "2.  ^  Aschertuch,  Äscher  1  „Ap; 
Gl;"  Zg;  Z. 

Fehlt  der  ä.  Spr.,  aber  etwa  gebildet  wie  mhd.  buierich, 
hüterich,  Schlauch,  Geßss,  im  Verhältniss  zu  botech,  Bottich. 
Doch  erklärt  sich  das  -er-  wie  bei  Äscher  am  Leichtesten  aus 
dem  Vb.  äncheren  (weuu  nicht  umgek.  dieses  erst  von  Äscher 
abgeleitet  ist).  Das  -ich  wäre  dann  das  selbe  wie  in  ,Bott-ich' 
(zu  nhd.   ,Bütte'),.  , Eppich,  Fittich';  ahd.  -ah. 

äscheren:  mit  Asche  umgehen,  resp.  Stoffe  damit 
bestreuen  und  laugen.  ,Es  gebrauchen  die  Asche  die 
Hausmütter  bei  dem  Garnkochen  und  Aschern.'  Gr 
Samml.  1780. 

ver-.  ,Swer  ze  Zürich  gerwen  wil,  sei  das  leder 
nüt  verweschen  noch  vereschern.'  Z  Richtebr. 

Ascheri  f.  —  PI.  Ascherne:  aschfarbige  Katze 
Gr  oHe.     Vgl.  Aschele  und  äscherig  2. 

äscherig:  1.  in  der  alten  Verbindung:  ,äschrige 
Mittwuche'  =  Aschermittwoch.  ,Uft"  der  äschringen 
mitwuchen.'  Obw  1519.  ,Die  äschrigon  mitwochen.' 
1521,  Ofpn.  Göttlich.  —  '2.  aschfarbig,  von  Katzen 
GrAv.     Vgl.  Ascheri. 

aschige  äscherig  1.  Edlib. 

Äsche  ni  f.:  Asch,  oben  weiter,  unten  sich  ver- 
engender Napf  Bs  (Sprexg)  f. 

Mhd.  usch  m.,  tiefe  Schüssel,  urspr.  aus  dem  Holz  der 
Esche  (s.  d.).  Unser  W.  (wenn  wir  es  so  nennen  dürfen) 
ist  aus  dem  PI.  von  ,Asch'  in  einen  weibl.  Sg.  umgeprägt, 
nur  dass  der  Voc.  (ü  für  e)  spätere  Bildung  verrät.  Eine 
unumgelautete  Form  des  W.,  ,daschen'  (1.  d'  aschen),  scheint 
bei  JFunkelin  1550,  V.  220,  vorzuliegen;  vgl.  V.  ITT,  wo 
von  einem  .Geschirr'  voll  köstlichen  Trankes  die  Rede  ist, 
V.   198  allerdings  auch  von  einem  Krämerkasten. 

Wald-Aschcr  m.:  gemeiner,  weisser,  unechter 
Ahorn,  acer  pseudoplatanus.  (Dürh.)  —  Aus  dem  Itol. 
(acero)  oder   Churw.   (aschiero)    entlehnt.    —    Syn.   Jicnjahorn. 

(nil-)äsclier  -«'-;  ungeberdig,  z.  B.  unbescheiden 
beim  Essen  GkI). 


Die  syn.  unschlündig,  mäaslcidig,  deren  eigentliche  Bi-il. 
ist  ,uicht  (mehr)  essen  wollend',  legen  Zshang  unseres  W. 
mit  ,essen'  nahe;  freilich  bieten  zu  dem  Übergang  von  s  in  » 
in  solcher  Umgebung  die  Lautgesetze  der  betr.  M.\.  keine 
Unterstützung;  vgl.  essig,  ässig  GrD.  Eher  ist  Yerderbniss 
aus  un-äiper  (s.  u.)  anzunehmen.  Das  Präf.  «»-,  von  Bülil. 
angegeben,  von  Anderen  in  Abrede  gestellt,  lässt  sich  recht- 
fertigen wie  in  letzterem  W.  Die  Anderen  behaupten  auch, 
der  Ausdruck  sei  nur  im   Munde  geborner  Churwälschen. 

Äscher  11  m. :  Wein  von  Äsch  im  L  Hitzkilchertal, 
sprichw.  wegen  seines  Säuregehaltes.  Der  Ä.  butzt 
i"  Süs  und  Brüs  Ei'"m  d'  Chriesistei"  [die  Steine  ge- 
nossener Kirschen]  zum  Güdel  [Bauch]  üs.  L  Hildebr. 
Auschlet,  Ouschlet,  Ouschlig  s.  UtischUcht 
Sp:  348. 

Esch  I  BHa.;  Gr;  aScHW  Cii'J;  Uw  (ebenso);  Z 
tw.  (e'i'J,  Ösch  AiBb.,  Holderb.;  Bs;  B  (Si.  o);  W; 
Z  tw.  CÖi^J  —  m.  (f.  Bs),  Esche  GRRh. ;  Sch,  Ösche  .U. 
It  H.  föi^e)  u.  MüHLB.;  S  —  f.  —  Fl.  Esch  Uw:  Esche, 
fraxinus  escelsior.  Imrjie  [in  einem]  Garte  itnder-ciii;r^ 
Laube  ro"  ÖschleHr  Aa  (Schwizerd.).  .Fraxinus,  ein 
Eschbaum.'  Fris.;  Mal.  .Eschbäumen  halb  zehauwcn 
oder  verderben.'  L  Ansechenbuch.  Die  ,Esche  in  Engel- 
berg'  als  Gerichtsstätte  vielfach  in  Öffnungen  erwähnt: 
,Wär  dass  in  disem  hof  dehein  [irgendein]  urteil  stössig 
wurd,  die  soll  man  des  ersten  ziehn  gan  Buochholz 
unter  die  affoltern;  wirt  si  da  nüt  berichtet,  so  solls 
man  ziehn  gan  Engelberg  under  die  Esch.'  Offn. 
Buochs. 

Amhd.  asch  m.,  mhd.  auch  esch(e)  f.  Es  lässt  sich  fragen, 
ob  die  Angaben  über  das  weibl.  Geschlecht  des  W.  bei  uns 
nicht  durch  das  Bücherdeutsch  beeinflusst  seien.  St.  setzt 
in  Dial.  „m.",  im  WB."  sodann  ,f."  Der  Flurn.  ,das  Eschi' 
z.  B.  Giswyl  1429  und  noch  mehrfach  im  Ktn  B  mag  aus 
'Eschach,  Eschengruppe,  entstanden  sein.  ,Eschcut;il'  ist 
wahrsch.  nur  Umdeutung  von  0»»o((i  (Ursula?):  vgl.  Eschel- 
bach  =  Eschenbach. 

Vogel-:  Eberesche,  wilder  Vogelbeerbaum,  sorbus 
aucuparia  (Durh.).  —  Die  Früchte,  Vogel-,  Kroten-Beri, 
dienen  den  Vögeln  zur  Nahrung. 

Mos-:  dass.  GEh.,  We. 

Mos  =  Moor,  Sumpfland,  hier  i.  S.  v.  bloss  feuchtem, 
schattigem  Boden.  Diese  Benennung  muss  auffallen,  da  die 
gemeine  Esche  viel  mehr  nassen  Boden  liebt. 

Niel-:  dass.  ScHwGalg.  —  Aus  Wiel-E.  angelehnt  an 
Siele,  clematis  vit. 

„Büehl-Äsch  m.:  Ulme  B."   -   BUehl.  Hügel. 

Schwi"-Esch:  Eberesche  G  oT. 

Da  eine  Beziehung  der  Erzeugnisse  dieses  Baumes  zur 
Schweinezucht  nicht  besteht,  so  müssen  wir  wohl  Srhwin 
auf  den  heiligen  Eber  der  german.  Mythologie  beziehen;  vgl. 
Kuhn,  Herabk.  '201. 

Stink-:  dass.  GWe.  —  Wegen  des  scharfen  Geruches 
der  Binde  so  benannt. 

Wüel-GSa.;  UUrs.,  Wiel- Gl;  GSa.;  Scnw;  Uw; 
ü;  Zg,  Well-  ScHwlb.:  dass.  ,Wielesch.'  Vogelb. 
1557.  ,Ornus,  ein  wieläsch,  ein  stand,  tregt  rote  beere, 
sind  nit  ze  essen;  etlich  nennend  in  melbaum.'  Fris.; 
Mal.   —   Von  wiielen,  üppig  vegetieren. 

Wild-:  dass.  ScHwSchübelb. 

Eher  eine  Umdeutung  aus  dem  vorhergehenden,  als  mit 
Beziehung  auf  die  zahme  Eberesche  benannt. 

eschin,  -ig:  von  der  Esche  herrührend.  Eschii 
Laub  als  Ziegenfutter  gesucht.  .Das  eschin  (äschin) 
gert-  wird  v.  Schw  LB.  1442/1544  durch  Bann  geschützt. 


5G9 


Asch  —lisch.    As"  -usg.    Ask— usk 


570 


Esch  II  iV  SoHSt. ;  TiiHw.,  Äsch  Gr,  Ösch  AABb. 
—  ni.  Gr,  f.  AABb.;  Sch;  Th  —  PI.  Esch  (auch  Esche" 
für  m.  u.  f.?):  das  gemäss  der  alten  Dreifehlerwivt- 
schaft  aus  der  Sommer-  und  Winterzeige  bestehende, 
auch  Wiesen  umschliessende,  eingezäunte,  gewöhnlich 
vom  Weidrecht  ausgeschlossene  Saatfeld  einer  Dorf- 
gemeinde. Zeige,  Flur,  meist  im  Gegs.  zn  Brach  und 
Ägerte  (s.  dd.).  ,Ager,  ein  esch  oder  bann,  die  ganz 
umligende  [Umgegend],  felder,  matten,  wähl,  um  ein 
statt,  dorf  oder -fleck.'  Dasyp.-  1537.  ,Acker,  Feld, 
Esch  oder  Ösch.'  Denzl.  1677;  1716.  Auch  einzelne 
Abteilung  der  Flur:  Häher-,  Chorn-E.,  Ackercomplex, 
der  mit  H..  mit  Dinkel  bepflanzt  ist  ScnSt.  Jetzt  an 
den  meisten  Orten  veraltet  oder  au.sgestorben  und  nur 
noch  erhalten  als  Orts-  und  Flurn.,  auch  in  den  EAA. : 
um  d'  Esch  gö",  von  der  feierUchen  Procession,  mit 
welcher  die  katholische  Bevölkerung  alljährlich  am 
1.  Mai  auf  die  Kornzeige  hinauszieht,  um  dieselbe  vom 
Priester  segnen  zu  lassen;  syn.  uf  d'  Ghurnzelrj  gö" 
ThHw.  Etw.  ah  Ösch  (ahÖ's'-J  tuen,  beseitigen  BRi. 
M^ii"  die  Chue  nüd  besser  ist,  wann  [als]  dass  's  icz 
d'n  Anschm  hed,  su  gän-i'''  denn  mid-ra  a.  (Vgl.  ab- 
faren).  Bis  [sei]  still,  sust  di'''  rumen-i'''  denn  a.! 
BRi.  Syn.  s.  ab  Sp.  ih,  b  a.  In  Gr  noch: -Wiese  (im 
Tal)  und :  Gras,  das  nach  dem  Grummet  noch  wächst. 
Der  lebendigere  und  genauere  Begriff  des  Wortes  er- 
gibt sich  aus  zahlreichen  Stellen  der  alten  Dorfrechte. 
,Ain  guot,  das  in  allen  eschen  hat  44  juch  akker.'  G 
Stiftsarch.  ,Hat  aber  jeman  frömdes  vich,  der  soll 
es  weiden  in  der  brach  und  nicht  in  dem  esche.' 
BiRMENSD.  1347.  ,Die  Muli  ze  Rieden  nid  dem  dorf 
in  der  ess  gelegen.'  Z  XV.  ,Wo  die  lüt  getrett  und 
traib  zesamen  haind,  da  soll  man  tryben  in  esch  rinder 
gegen  rindren,  und  an  die  brach  küe  gegen  küegen, 
und  in  die  hälm  soll  niemand  küe  tryben.'  Magdenau 
XV.  ,So  band  die  von  Honberg  recht  gegen  den  höfen 
von  Eeckenwiler,  in  der  zeig,  es  sy  in  der  brach, 
esch  und  egerten,  zuo  hüeten  und  triben  [usw.].' 
Klinsenberg  1449.  .Die  von  Burgou  band  trett  gen 
Flawyl  uft'  die  zeig,  in  esch  und  in  die  brach.'  Bdrgac 
1469.  ,Daz  yedermann  zun  machen  soll  zwüschent 
der  brach  und  dem  esch.'  Adorf.  ,Dz  Türli  zuo  [bei] 
der  Ess.'  Wetzikon  1475.  ,Und  mag  der  widmer  [Ver- 
walter des  Kirchengutes]  den  stier  zuo  den  meyen 
[jeden  Mai]  für  die  fallentor  [zufallende  Tore]  in  die 
esch  treiben;  doch  mag  einer  den  stier  usser  synem 
torn  tryben.'  Mülheim  1475.  ,Welicher  wisen  oder 
Waiden  in  den  eschen  hat,  der  soll  die  zünen,  und 
bricht  im  da  vich  herus  und  tuet  schaden  . . .'  Tobel 
149"2.  .Der  forster  soll  schweeren,  den  esch  zuo  ver- 
sechent.'  Güttingen.  ,Es  soll  ouch  niemandt  kain  ross 
in  die  esch  schlachen  [auf  die  Weide  treiben],  anders 
dann  die  ross,  so  ainer  desselben  tags  vor  dem  pfluog 
bracht  hat,  ungefarlich.'  Kilchbero  1515.  .Wenn  ein 
hirt  in  der  ess  bim  vich  schlaft,  und  dz  vich  schaden 
tnot.'  ZWiedikon  ca  1540.  , Damit  körn-  und  haber- 
äscTien,  desgleichen  auch  die  brachwisen  zue  iren  ge- 
bürlichen  zelten  in  guetera  schirm  liget.'  TuHüttw. 
1Ö94.  Abstr.  gewendet:  ,Wenn  die  zeig  über  lewren 
[die  Anhöhe]  us  gebuwen  und  esch  [angebaut,  Gegs. 
zu  ,brach']  ist  und  man  da  schnydt,  so  mag  der  an 
der  huob  syn  hälm  usweiden  als  fer  syn  ackron  gand 
und  nit  fürbaz.'  Oberi'zwil  vor  1436.  ,Wenn  iro  zeig 
in  esch  litt.'  Oberbi'ren  1481.  ,Die  wisen  im  hof  zu 
Tätnow  sond  [sollen]  ze  inittem  merzen  ingeschlagen 


[eingezäunt]  werden  und  also,  bis  das  embd  darus 
kompt,  in  ess  [Bann]  ligen.'  Töss  1536.  ,0b  man  aber 
die  embdwisen  geiueinlich  vor  disem  tag  uf  täte,  als- 
dann sond  die  ruchen  [sc.  wisen]  och  ufgetan,  nüt 
lenger  in  ess  ligen.'  ebd. 

Mhd.  czziach,  c-zesch,  aUd.  eazisc,  got.  atisk  111.  oder  n., 
Saatfeld,  Flur.  Esch  also  zsgczogen  aus  cz(c)»cli.  Der  Voc. 
ist  danach  eig.  das  aus  a  umgelautete  e  (d.  h.  c'),  welches 
aber  oft  mit  dem  urspr.  e  fe*,  ii)  sich  vermischt  hat.  Beide  e 
gehen  bes.  vor  Zischlauten  leicht  in  ö  über,  vgl.  Mösch, 
Messing;  trUachen,  dreschen;  nhd.  .löschen'  aus  Icachcn.  Be- 
achtenswert ist,  dass  z.  B.  in  AaBb.  neben  Ösch  f.  für  das 
Appellativ,  (älteres)  Asch  n.  als  Ortsn.  besteht.  Auch  in 
den  Ortsn.  kommen  c,  s  und  ü  vor,  die  beiden  erstem  kurz, 
ü  in  der  einsilbigen  Form  auch  lang.  Für  die  Feststellung 
des  urspr.  Begriffs  ist  es  nicht  ganz  gleichgültig,  ob  man 
das  W.  von  ,essen'  oder  ,ätzen'  ableite,  denn  im  letzteren 
Fall  könnte  es  urspr.  wohl  nur  ,Wiese'  (für  Viehfutter) 
bezeichnet  haben,  während  es  im  erstem  Fall  eher  auf 
menschliche  Nahrung  (Getreide)  zu  beziehen  wäre.  Jeden- 
falls ist  auch  später,  wie  bes.  die  Angaben  aus  Gr  zeigen, 
die  Beziehung  auf  Graswuchs  nicht  ausgeschlossen  (resp.  aus- 
gestorben), und  gemäss  dem  allg.  Gang  der  Cultur  von  Vieh- 
zucht zu  Ackerbau  ist  es  sogar  wahrscheinlich,  dass  jene  Bed. 
die  älteste  war.  Im  Eätorom.  steht  asc  e  jmsc,  angebautes 
(doch  z.  T.  oder  zu  Zeiten  auch  zur  Viehnahrung  dienendes) 
Feld,  dem  ausschliesslichen  gemeinen  Weideland  (Atjerte, 
Allmcind)  gegenüber.  —  Als  Ortsn.  resp.  Flurn.  erscheint: 
,Esch'  ZFi.,  (,1m  Esch',  Geschlechtsn.  W),  ,Äsch'  AaBb.; 
BsLd;  L;  G;  ü;  Z,  ,Äschi'  BO. ;  Th  (ä-) ;  Uw,  ,Öschinen'  BO. 
(Dat.  PI.  auf  den  WiesenV).  Dazu  die  Ableitungen  ,Öschingen' 
(Klettgau,  Tgl.  ,Donau-eschingen'),  .Öschgen'  (Eschikon.  d.  h. 
Eschinghofen)  Aa  und  die  Zss.  Öschacher  BsLd,  Chdteau  d'Oex- 
(Ösch)  Kt.  .Waadt.  Der  Z  Geschlechtsn.  Escher  wird  eher 
hieher  als  zu  Äsche  oder  Ascher  gehören.  Übrigens  ist  in 
den  Ortsn.  Vermischung  mit  oder  geradezu  Herkunft  von 
Esch  I  möglich.    —    S.  noch   Esch-Bann;  Esch-Tor. 

Eschel,    eschjon    s.  Esel,   eslen.  Esc  her 

s.  Esch-Tor. 

escMen  <£s-le:  die  Zischlaute  nicht  rein,  sondern 
mit  Beimischung  eines  l  sprechen  Z.  --  Vgl.  „ew  Name 
des  Buchstabens  ». 

eschplizieren  s.  explicieren. 

Eusch  s.  Aust.  bi- OS  eben  s.  hi-. 

Osch(i)  a.  Esch  I.  Hasch.  ösch  ig  s.  1.  eschin. 
2.  möschig,  mäusch.  Ousch-,  Usch-lech,  -lig, 
-lat   s.   Unschlicht  Sp.  348. 

iische(li)  (h)üs\(li)  Bätz  Bätz  Bätz:  Ruf  der  Ver- 
mummten in  der  Fasnacht,  welche  um  eine  Gabe  bitten 
Z.     S.  u.  Bätz. 

Uscheni  {'""')  m.:  männl.  Taufn.,  Eugenius  W^. 

Uschi:  w.  Taufn.  1.  =  TJrsele  Sp.  468.  —  '2.  Eugenie 
BsStdt. 

üschelen    s.  iDiscIüichtelen  Sp.  348. 

Uschi  m. :  m-  Taufn.,  Eugen  BsStdt. 


äsgen  s.  ansyen  Sp.  348. 

Osgi  m..  diiii.  Ösgerli:  m.  Taufn..  Oskar  Aa. 


asketiscli.  .Asketische  Gesellschaft' :  Titel  eines 
i.  J.  1768  anfänglich  unter  dem  Namen  , Theologisch- 
kasuistisches Kollegium'  gegründeten  Vereines  von 
Z  Geistlichen.   —   Eig.  .Übungsgesellschaft'. 


57i 


Asp,  esp,  isp,  osp,  usp.  —  Ast,  est,  ist,  ost,  ust 


Asp(e)  -f-  Mg.,  Espe  ÄASins;  G  (Sa.  rf-);  Uw  (e'-) 

—  f.  (auch  m.  IJw,  Matthys)  —  Dim.  As2ili:  1.  Espe, 
Zitterpappel,  populus  tremula.  allg.  Im  Kindevrätsel 
werden  die  Sclienkel  des  Menschen  bezeichnet  als  siPO 
Aspe,  ,sind  bed  glü-h  g'wachse".  Das  beständige  Zit- 
tern der  Blätter  wird  zurückgeführt  auf  den  Fluch, 
welcher  den  Baum  getroffen  habe,  weil  in  der  ganzen 
Natur  er  allein  beim  Sterben  Christi  unempfindlich 
geblieben  sei.  In  W  verquickt  sich  damit  der  Glaube, 
dass  das  Kreuz  des  Heilands  aus  diesem  Holz  ge- 
zimmert gewesen  sei.  Asjm,  du  Oalguhuls!  habe  der 
Sterbende  gerufen,  so  lang  a  Baum  van  dlin  G'schlecM 
stä"  viird,  soll  dis  Laub  zittrif  wie  ml"  Llb  in-^er 
dristimnigu"  Todsangst  und  immer  rüscfixi"  und  mls 
Slfzgif  verchintu  [verkünden].  Holz  von  der  Espe 
gehört  zu  einem  Zaubertranke  gegen  Rippsucht  und 
Rhachitis  oder  unterwachsenen  Leib.  —  2.  Schwarz- 
])appel,  populus  nigra  ThHw.  ,Aspenbauni.'  Denzl. 
1G77;  1716.   —  Amhd.  ««/)«,  mpe. 

Asp  m.,  Aspli,  Aspi,  Espi  n.:  häufiger  ürts- 
und  Flurn.,  eig.  Gruppe  oder  Gehölz  von  Espen.  Die 
appell.  Bed.  noch  erhalten  in  der  RA.:  ein  Gesumme. 
Wirrwarr,  eine  Unruhe  wie  ivi-me  Espi  THSteckb. 

Afpi,  das  jetzt  die  Form  einer  Dimin. -Bildung  trägt, 
wird  wohl  ans  dem  Collektiv   'Asjjach  gekürzt  sein. 

Aspele  TJ,  Asple  AaP.;  liRigi  ^  Aspe  1. 

Aspere  f.:  Espenpfianzung,  Stelle  wo  Espen 
■stehen;  nur  als  Flurn.  belegt. 

aspig,  aspi",  allg.,  äsing  S:  von  der  Espe  her- 
rührend, zur  E.  gehörend.  Zittere"  wie-n-en  aspis  Laub. 

Aspan,  Espan  s.  Esch-Bann. 

un-asper  Gr,  -äiper  GRPr.,  -geasper  n^l-aiprr 
GnPr. :  1.  roh,  barsch  im  Benehmen,  von  Erwach- 
senen; wild,  ungeberdig,  von  Kindern;  böse,  ungestüm, 
von  Tieren;  Syn.  rüch,  rüclihärig,  unwürsch,  imtüen- 
lich,  ungewerlich,  umvallig,  unäscher;    Gegs.  Uebärtig. 

—  2.  unansehnlich,  unerheblich  GnChur.  ,Es  syge 
nuraedi  [nur]  ei  unaspers,  magers  Mändli  [Männchen] 
g'sy".'  GöLDi  1712. 

Bed.  1  viel),  aus  dem  rätorom.  asjier  (it.  aspro,  lat.  atper), 
rauli,  lierzuleiten,  wobei  un-  steigernde  Bed.  haben  niüsste, 
s.  UH-  4  (Sp.  294);  übrigens  besitzt  das  angrenzende  Mon- 
tafuu  das  einfache  W.  (äsper)  mit  der  Bed.  ,numtcr'.  Das  ä 
kann  nicht  Umlaut  sein,  sondern  nur  die  vor  Zischlauten 
häufige  Trübung  wie  in  Äsche  u.  a.  S.  auch  das  syn.  un- 
äscher. In  Bed.  2  scheint  eine  Vermischung  mit  un-achthar 
(s.  d.)  Statt  gefunden  zu  haben,  welches  die  selben  zwei 
Bedd.  zeigt,  aber  erklärbar  aus  dem  verbalen   Grundbegriff. 

Espele,  Esple  f.  s.  Mcsple. 

Esper  m. :  eine  Münze.  ,Also  dass  ich  zu  der  zeit 
50  [Pomeranzen]  umb  ein  Esper  oder  Kreuzer  gekauft 
hab.'  Amm.  1630. 

Verderbt  (wahrsch.  in  Folge  unrichtigen  Hörens)  aus 
'Elacher  d.   i.   Etachkrüzer,    s.    d. 

Espersette  «/)£m((e  f.  B;  Bs;  L;  ScHW,  Sparsette 
(DiiRH.),  Esper  III  efper  m.  Aa;  Bs  (p^-);  L;  G;  Sch; 
Th;  Z  («€-),  Ösper  LE.:  1.  Esparsette,  Schweizer- 
klee, onobrychis  vulg.  (sat.).  allg.  Wie  schmöcM 
[duftet]  de''  E.  und  de''  Chle  —  Es  ZuckerbrötU  für 
mls  Veh!  KdMey.  1844.  De  E.  henkt  sls  Chöjjfli  dei. 
ebd.  ,üer  Esper.'  Z  Naturf.  1764.  Gr  Samml.  1780. 
Syn.  EsperUe.  —  2.  falschi  Sparsette,  Espersette: 
Vogelwicke,    bunte  Peitsche,    coronilla  varia,   eine 


Giftpflanze  (Durh.).  —  3.  wilde''  Esper  a)  gemeiner 
Wundkle.e,  Wollblume,  anthyllis  vulneraria  AARain. 
—  b)  Mengelkraut,  gemeine  Becherblume,  poterium 
sanguisorba  AARemig. 

Aus  frz.  eaparcette,  dies  aus  lat.  apaiijanium,  Igelskolbe, 
mit  welcher  Pflanze  die  E.  der  stachlichten  Früchte  wegen 
verglichen  wurde,  wie  hinwieder  die  unter  2  u.  3  genannten 
Pflanzen  mit  der  E.  wegen  der  Ähnlichkeit  der  Blüten, 
Blätter  oder  des  ganzen  Habitus. 

espere":  den  Samen  obiger  Pflanze  einsammeln  ZB. 

Espesse  ess^je^Av;  Art;  auch  adv.  =  auf  eine  Art, 
gewissermassen  B.  —  Eines  der  zahlreichen  frz.  Lehnww. 
(espice)   der  Bstädtischeu   MA. 

Espi   s.  Esch-Bann.  esplizicre";    espress 

s.  expliziere";  express.  Ispe    s.  Ibisch  Sp.  48. 


Ast  allg.,  daneben  Nast  Aa;  Ar;  Bs  (auch  bei 
Hebel  u.  Si>reng);  GTa.,  T. ;  S;  Sch;  Schw;  Th;  ZNA., 
Dnast  ZRafz  —  PI.  (Nje'st  allg.,  Äst  Grü.,  Klo.?t. 
—  m. :  wie  nhd.  1.  Kei  Vögeli  sitzet  uf-''em  Nast. 
Minnich.  Er  nimmt  es  Nestli  uf  d'  Chappe.  KnMEv. 
1844.  D'  Vögeli  luege  verstünt  [erstaunt]  ro"  de  hüche 
Nä.ite  durabe  Bs.  ,Du  bist  ein  rechter  Tannenbaum 
Auf  deinem  Nästlein  ruht  Die  weiss  und  rote  Ritter- 
schaft.' ToBL.  VL.  De  Baum  lit  no'''  in'n  Este,  ist 
no'''  ni'id  us  den  Este  =  no''''  nüd  usg'astet,  von  einem 
gefällten  Baumstamm  Z.  De  Baum  ist  i"  d'  Est 
g'wachse,  's  ist  Alles  [an  diesem  Baume]  a'n  Este,  auf 
Kosten  seiner  Fruchtbarkeit  Z.  Er  schlöt  uf  d'  Stüden, 
''ass  d'  Nest  zittere",  er  bringt  sein  Begehren  ohne  Um- 
schweife vor.  Schild.  Gang  doch  a"  e"  Ast  [geh  dich 
hängen] !  i'''  mag-di''''  nimme  [nicht  mehr]  a"  de"  Auge" 
ha"!  U.  Ast  als  Symbol:  Stechpalmen  mit  Beeren, 
auch  Tannäste  aufgesteckt  vor  Wirtshäusern,  wenn 
sonst  kein  Aushängschild  angebracht  ist.  Er  hat  en 
Ast  dusse,  er  schenkt  Wein  Z.  Syn.  Taiiiibiischli. 
Das  Zeichen  verliert  seine  Bedeutung  nicht,  auch 
wenn  es  im  Laufe  der  Zeit  verdorrt;  vgl.  Di'irrenast. 
,Mein  Vater  hatt  ein  spil  componiert,  darin  solt  ich 
wirf  g'syn  sein,  genannt:  der  wirf  zum  tieren  ast.' 
PPlatt.  1612.  Doch  lag,  nachdem  einmal  Schilder 
eingeführt  worden,  die  Vorstellung  der  Ärmlichkeit 
nahe  und  der  Volkswitz  wendet  den  Ausdruck  ethisch: 
Da  heisst  's  ,zum  dürren  Ast!'  helft,  Gott  dem  Gast! 
in  diesem  Hause  herrscht  Kargheit,  Hartherzigkeit. 
Sülger.  Der  Wirt  zum  dürren  Ast  bettlet  's  Brod 
und  git  's  dem  Gast.  Sutermstr.  Sprichw.:  1)  Uf 
en  zähen  Ast  g'hört  e  herti  Bisse.  Sülger;  vgl.  ,auf 
einen  groben  Klotz  gehört  ein  grober  Keil'.  Der  Ast 
ist  hart  z'  spalte,  diese  Arbeit  ist  mühsam.  Sülger. 
's  ist  kein  Bum  [Baum]  so  glatt,  er  hat  Ast,  unter 
gefälligem  Aussehen  verbergen  sich  widrige  Eigen- 
schaften, ebd.  2)  Wer  si"''  z'  stark  uf  d'  Äst  nse 
löt  [lässt],  muess  gumpie  [springen],  wenn  man 's  auf 's 
Äusserste  kommen  lässt,  muss  man  sich  durch  ver- 
zweifelte Mittel  retten.  Ineichen.  Bildliche  RAA.: 
1)  Von  eim  Ast  iif  en  andere"  springe",  zusammen- 
hanglos sprechen  B;  auch:  ron  eim  Ast  uf  dr  ander 
cho",  von  Allerlei  reden ;  Syn.  uf  den  Ästen  nmefare", 
ohne  Grundsätze  reden  und  handeln  (Inbichen);  un- 
beständig (Sülger),  unzuverlässig  sein  S.  2)  8i'''  uf 
d'  Äst  use  lä",   sich  in  Gefahr  begeben.     Er  löt-si''' 


573 


Ast,  est,  ist,  Ost,  ust 


574 


)iü(I  s'  wU  iif  cV  Est  use,  er  lässt  sich  nicht  in  zweifel- 
hafte Unternehmungen  ein  Gl;  Z;  auch  schon  in  einem 
Lied  V.  1712.  Si'''  z'  osserst  of  de  Nast  use  lö",  das 
Äusserste  versuchen,  wagen  Ap.  ,Er  lasst  sich  zu 
weit  auf  den  a.  hinaus.'  Hosp.  Wend-is  [wir  wollen 
uns]  frisch  uf  d'  Nestli  la".  Lied  v.  1798.  Auch:  sich 
in  Specialitäten  einlassen,  hinauswagen,  in  einem  Exa- 
men B;  si  uf  en  Ast  use  lä,  in  specialia  descendere. 
Id.  B;  vgl.  ührigens  auch:  d'  Sach  uf  es  Ästli  use 
tribe',  aufs  Äusserste.  Id.  B,  Zyro  ;  Ein'n  uf  d'  Est 
u.  tr.,  in  Verlegenheit  setzen  Gl,  u.  u.  H.  (Z'  usserst) 
uf  den  Aste  fussej,  uf  den  üssersten  A.  sl",  ökonomisch 
bedrängt,  ganz  nahe  dem  Bankrott;  nahe  dem  Verlust 
eines  Amtes  Aa;  B;  L;  Uw.  .Auf  dem  Ast  sein',  auf 
dem  Aussersten.  Scn  Pilg.  Kai.  ,So  für  Nichts  und 
wieder  Nichts  gebe  er  seine  Meitscheni  nit  weg;  so 
zu  äusserst  an  den  Ästen  als  D'r-Gottswille-Söhnis- 
wyber  [aus  Mitleid  angenommene  Schwiegertöchter] 
wolle  er  sie  nicht  hangen  sehen.'  Gotth.  St^''  a-me 
EstH  liebe,  au  einem  Strohhalm  halten  Ap.  3)  Um 
(?'  Est  ume  (uf  d'  Est  Aa)  scldä",  Gedanken,  Wünsche, 
Absichten  in  Worten  andeuten,  aber  nicht  offen  aus- 
.sprechen  Aa;  B;  syn.  uf  d' Stüde;  nhd.  .auf  den  Busch 
klopfen',  Bild  vom  Jäger,  der  in  einem  Gebüsch  nach 
einem  Wilde  spürt.  4)  „Jmdn  unter  die  Ä.  nehmen: 
scharf  ausforschen,  examinieren  BO.;"  auch:  einen 
Verweis  geben,  streng  anbefehlen.  5)  ,Das  [was  zur 
Kriegführung  dient]  ist  alles  da  zum  allerbesten.  Nun 
wcnd  wir  dran  von  fryen  esten.'  NMan.  =  frisch  dran; 
vgl.  0.  das  Lied  v.  1798?  ,ausfliegen  frei  wie  der  Vogel 
von  einem  Baum'?  —  2.  die  harte  Spur  eines  Astes 
in  dem  zu  verarbeitenden  Holze,  allg.  , Welcher  schütz 
[Schuss]  gölt  oder  brölt  [bloss  spielt  oder  abprallt] 
und  nit  fry  durchgät,  in  irre  dann  .spän,  nagel  oder 
Ost,  der  gilt  nit'  G  Gesellenschiess.  1485;  vgl.  auch 
irr«!  2  (Sp.  409).  Bildliche  RAA.:  In-en  (i  den, 
in'n,  i  Aa;  Ap;  L)  Ast  {i  d' Est  Uw)  fl"-)  sage  [sägen]: 
1)  auf  Hindernisse  stossen.  allg.  Es  tuet  i  d'  Ä.  s., 
geht  schwer  vorwärts  Gr;  es  gät  in  d'  Est,  man  stösst 
auf  Hindernisse  GnNuf.  2)  etwas  Gefährliches  unter- 
nehmen. Id.  B.  3)  Anstoss  erregen,  verletzen;  durch 
ankluge  Handlungsweise  sich  Schaden  zuziehen;  Etw. 
reden  oder  tun,  das  übel  angeht,  aufgenommen  wird; 
durch  Reden  verletzen;  sich  verschwatzen;  etwas  Ge- 
wagtes sagen,  das  zu  Widerspruch  reizt,  allg.  I  de 
Nast  s.,  vor  den  Kopf  stossen  Ap;  ebenso:  in  en  Ast 
haue'  ScHwMa. ;  vgl.  ,in  ein  Wespennest  stechen'.  Er 
het  wüest  i"  A.  ly'sagt,  arg  beleidigt  L.  ,Sie  sah,  dass 
.sie  in  einen  doppelten  Ast  gesägt  [in  zweifacher  Be- 
ziehung Argerniss  gegeben  hatte].'  Gotth.  ,.^ber  da 
scheinet  es,  fange  man  an  in  einen  Ast  zu  sogen.'  L 
Predigt  l(i95.  Est  ha",  von  Sachen  und  Menschen: 
.schwer  zu  behandeln  sein,  Schwierigkeiten  haben  Gr; 
ScaSt.  Da'  Ding  hat  Est.  Solger;  Syn.  Chnöpf;  e 
Meinig,  e  Gsicht,  e  Nase.  Do  het  's  en  Ast  —  hock 
dei,  seit  de  Bnechstabieri  [A-B-C-Schütze].  Sutermstr. 
.Die  übrigen  Orte,  die  in  der  Sache  „an  einem  Ast" 
[angekommen  sind],  darin  nicht  weiter  kommen.'  1530, 
Absch.  ,üiss  ist  ein  harter  ast  [Widerstand],  dadurch 
man  die  hoche  notwendigkeit  der  Reformation  under- 
stehet  zweifelhaftig  zu  machen.'  ,Wann  die  sachen 
[der  Bau  einer  Kirche]  nicht  wiederum  neue  Äste 
[Anstö-sse,  Hemmnisse]  gewinnen.'  Sererhard  1749.  — 
3.  (übertr.)  Abzweigung.  Uf  all  Ä.  use  gä",  einen 
Dnterrichtsgegenstand   nach  allen  Seiten  und  bis  auf 


Einzelheiten  verfolgen  B.  Vgl.  auch  RAA.  2,  2.  Aus- 
läufer eines  Gebirgsstockes:  ,Aus  dem  Grirasel,  wo 
ein  Ast  der  Furka  ist.'  Sererh.  1749. 

Die  Vorsetzung  eines  aus  dem  Auslaut  des  vorliurgehendeu 
,eia'  lierübergezogenen  n  ist  bei  diesem  W.  bes.  stark  be- 
zeugt; auch  schon  bei  Ruef  1550,  S.  57  neben  ,ast'.  Bei 
der  Ausspr.  e«  oder  «e  (im  PI.)  lautet  das  W.  dann  =  ,Nest', 
uidus,  und  Icann  mit  diesem  verwechselt  werden;  aber  in 
der  Formel  ,Hurst  und  Nest',  Alles  zusammen,  ist  offenbar 
eig.  ,nidus'  gemeint:  das  Gebüsch  und  das  darin  steckende 
Vogelnest,  und  es  ist  Hebels  eigene  Korabiuation,  wenn  er 
diese  RA.  umgestaltet:  aingt  's  Tierli  nit  in  H.  und  Nast? 
—  Der  Zweig  einer  immergrünen  Pflanze  wie  das  ebenfalls 
zur  Bezeichnung  der  Schenke  dienende  Rad  in  älterer,  der 
Reif  in  jetziger  Zeit  deuten  auf  germanische  Verehrung  der 
Sonne,  die  auch  Trank  und  Speise  reift;  der  blosse  Zweig 
ist  viell.  ein  Überrest  des  ganzen  Tannenbaumes,  welcher 
aeben  das  Wirtshaus  z.  T.  noch  heutiges  Tages  gepfl.anzt  wird. 
Die  unter  1,  i  zsgefassten  Bcdd.  haben  den  goiueinsamen 
Begriff:  scharf  hernehmen,  und  können  etwa  aus  der  An- 
schauung von  Ästen  abgeleitet  werden,  die  durch  Zerhacken 
zu  Brennstoff  hergerichtet  werden. 

Ab-,  nur  PI.  Abäst:  Abfall  von  Ästen;  Syn.  Ab- 
holz  Aa.     S.  ab-asten.     Vgl.  Abkabis. 

Fleug-:  Zweig  mit  Laub,  der  dazu  dient,  von 
einem  eingespannten  Zugtiere  das  Ungeziefer  wegzu- 
scheuchen  B.  —  fleugasten:  (im  weit.  S.)  „Jmdn 
schlagen,  prügeln  B;"  herumtreiben  UwE. 

Gold-:  Goldader  in  einem  Fluss.  ,[Bei  Rinken- 
berg]  ist  auch  ein  kleiner  Fluss,  welcher  Goldästlin 
führt,  und  sind  zum  öftern  allda  kleine  goldkügelein 
gefunden  worden.'  FSprech.  1772.  Auch  Geschlechtsn., 
u.  A.  des  bedeutenden  Gelehrten  von  G  XVI. 

Hexen-:  Verknotung  eines  Astes  mit  Auswüchsen 
Aa,  z.  B.  verkümmernder  Nehenast  eines  Kirschbaumes 
Z.  , Erblickte  bei  einem  Schober  Tannästen  einen  sog. 
H.,  ganz  und  gar  zur  Keule  geformt.'  Stutz. 

Wahrsch.  von  dem  Glauben,,  dass  Hexen  durch  ihnii 
Zauber  Bäume  so  verderben,  oder  dass  sie  beim  Blickeu 
durch  Löcher  eines  solchen  Astes  erkannt  werden  können. 
S.   auch   Narren-Äat ;  HlxenhSsen. 

Kleb-:  1.  Tannenast,  der  nicht  tief  im  Stamme, 
sondern  nur  an  der  Oberfläche  sitzt  (gleichsam  bloss 
.klebt')  und  darum  tief  herunterhängt  Schw;  Zg.  — 
2.  Ast  einer  gestutzten  Tanne,  der  1 — 2'  weit  vom 
Stamme  abgeschnitten  ist  und  daher  im  Sommer  Harz 
ausschwitzt  (also  , klebrig'  ist)  Zg.  —  3.  Ast,  der 
mehr  od.  weniger  parallel  mit  dem  Stamme  empor- 
steigt ZDüb.  —  Weisstannen  mit  Klebästeu  und  eingeris- 
seneu Kreuzen  werden  in  einem  Landmarchbr.  zwischen  Schw 
und  Zg  von   1545/60  erwähnt. 

Kris-,  Kres-,  Gris-:  Ast  eines  Nadelholzbaumes, 
bes.  wenn  die  grünen  Nadeln  (das  Chris)  noch  daran 
sind,  Ast  mit  Reisern,  Tannreisig,  allg.  /  han  en 
Hals,  tvie  wenn  i"*  Chrisnest  drin  hett  [so  rauh]. 

Narren-:  unfruchtbarer,  weder  Blüten  noch  Frucht 
tragender  Ast  eines  Baumes  oder  Strauches.  1.  wildes 
Schoss;  Syn.  Wasserschoss..  —  2.  Ast,  bes.  am  Kirsch- 
baum, von  abnormer  Gestalt,  in  ein  krankhaftes, 
kropfartiges  Gestrüppe  endigend  wie  ein  Besen  GO. ; 
Syn.  He.ren-.  Am  Vorabend  des  Mai  pflegten  die 
jungen  Bursche  in  GO.  spröden  oder  sonst  missfälligen 
Mädchen  einen  N.,  das  Symbol  der  Unfruchtbarkeit, 
hier  des  angewünschten  Cölibats,  vor  das  Fenster  der 
Schlaf  kammer  zu  hängen.  —  Narr  wird  übh.  vou  tippigen, 
leeren,  trügerischen  Pflanzentrieben  gebraucht. 


575 


Ast,  est,  ist,  ost,  ust 


57(1 


Bi-Ast   Binestli:    kleiner  Nebenast   AABrugg;  Z. 

Palm-:  am  Palmsonntag  in  der  Kirche  geweihter 
Zweig  oder  Ast  von  Stechpalmen,  Sahlweiden  udgl. 
Einmal  humoristisch  auf  Knüttel  gewendet,  welche 
am  Palmsonntag  gebraucht  wurden:  ,Da  habend  die 
Prettigäwer  sich  entschlossen,  den  12.  April  1622  (war 
Freitag  vor  dem  Palmtag)  sich  zu  widersetzen;  und 
weilen  sie  disarmirt  gwesen,  haben  sie  zu  grünen 
Brüglen  gegriffen  . . .  Am  Palmsonntag  haben  sie  den 
Feinden  die  siegreichen  Palmäst  um  die  Ohren  ge- 
geben also,  dass  in  die  495  todt  geblieben.'  Gk  Handl. 
1622.  —  In  GrD.,  Pr.  wird  die  Sahhveidc  zu  .Palmen'  ver- 
wendet. 

Baum-:  A.st  von  einem  Obstbaum  im  Gegs.  zuui 
Kris-  Z. 

Ber-  (Z  .«  u.  e-),  meist  dim.:  Blüte  und  Frucht 
tragender  Ast,  Fruchtzweig  GT.;  Th;  Z;  bes.  von 
Kirschbäumen.  Vgl.  Trtili-.  Solche  Zweige  abzubre- 
chen gilt  für  eine  ,Sünde  am  Baum'  Z. 

Mhd.  beni  (nhd.  ,ge-bären'),  tragen,  insbes.  von  Früchten 
der  Erde  imd  der  Bäume. 

Brand-:  Verzweigung  der  vena  iliaca.  ,I>ie  Nabel- 
pulsadern kommen  an  Seiten  der  Blase  von  beiden 
Brandästen  des  Kindes.'  JMuralt  1697,  S.  68. 

Rag-:  ein  stark  und  weit  vom  Stamm  heraus- 
tretender, etwas  isolierter  Ast;  nicht  gerne  gesehen 
und  möglichst  beseitigt  ZZoll.     Gegs.  \Kfc6-. 

Kunn-:  grosser  Tannast,  welcher  als  Unterlage 
dient,  um  eine  Bimne,  eine  Last  Reisig,  aus  dem 
Walde  nach  Hause  zu  schleifen  GrL. 

Tann-.  Ein  Tannenast  war  im  Reformationskrieg 
Symbol  der  kathol.  Partei;  vgl.  Salats  Spruch  .der 
Tanngrotz  [-wijjfel]',  woraus  der  Neckruf:  ,Hie  Tann- 
ast! die  Zürcher  fliehen  fast!'  welcher  während  der 
Reformationsstreitigkeiten  viel  gebraucht  wurde.  , Ha- 
bend sy  ein  nüwe  rott  ufgericht,  die  tragend  zuo  eim 
zeichen  einen  dannast  im  huot;  da  hat  ein  redlicher 
gsell  uss  unserem  fryen  Ampt,  unwissend  dass  sy  ein 
sülhe  conspiration  und  rotturig  habend,  ein  Stechpalmen 
estlin  ongefärd  im  huot  gen  Zug  ze  merkt  tragen;  also 
sind  über  in  gefallen  die  mit  den  tannesten  und  in 
jämmerlich  übel  geschlagen,  und  alle,  die  von  der 
rott  nit  gefridet.'  Aesch.  1529.  Wären  auch  sie  zu 
schwach,  so  soll  in  Lucern  die  grosse  Glocke  gezogen 
und  überall  Sturm  geläutet  werden,  wobei  jeder  Aus- 
züger  eine  Feder  mit  einem  Tannästchen  aufstecken 
soll.  ebd.  .Als  dann  etlich  diss  zyt  dahar  dannäst 
getragen,  daruss  dann  lychtlich  zweitracht  und  unruew 
in  ir  statt  mochte  gefolgen,  das  hinfür  niemand,  es 
syen  heimsch  oder  frömbd,  kein  dannästen  uf  iren 
baretten  oder  in  ander  w6g  solle  tragen;  dessgelychen 
sol  keiner  dem  andern  einich  dannast  gewaltiger  wyse 
abzüchcn.'  S  Ratsv.  1582.  Daher  wohl  noch  die  Be- 
teurung:  him  Tainiast'.  AAStauf.,  und:  Nem-mi  der  T., 
hol  mich  der  Teufel!  Suteum.  In  W  auch  Familienn.; 
vgl.  jGoldast.  Kienast'. 

Dürren-:  althergebrachter  Name  gewisser  Wein- 
schenken bzw.  Weiler  B;  S.  —  S.  o.  Am  l  als  Symbol. 

Trub-Estli:  Zweig  eines  Kirschbaumes  mit  reifen 
Früchten  Aa. 

Trvh  gehört,  weil  w  als  kurz  angegeben  wird,  zunächst 
zu  Ti-üpjxli,  Häufchen,  aber  doch  auch  zu  Trülie,  Traube, 
zumal  da  'irühlet  voll  gerade  auch  von  Kirschbäumen  gesagt 


Trauf-:  Ast,  der  von  andern  überdacht  ist  und 
deren  Traufe  empfängt.  ,Die  unfruchtbaren  Traufäst, 
das  sind  die,  so  unden  an  den  fürnehmen  Asten  standen 
und  undersich  hangen.'  Ehah.  1639. 

Geäst,  Genast  n.:  Astwerk  AABb.;  L. 

astachtig:  voll  Aste,  Verzweigungen,  Knorreu. 
,Estachtige  stock  [Wurzelstöcke,  Strünke],  die  von 
krümbe  und  grobe  wegen  nit  mehr  könnend  gebrucht 
und  zerspalten  werden.'  Z  Stifts-Prot.  1619. 

asten,  auch  naste  Ap;  SnJ.:  1.  trans.  a)  einen 
stehenden  oder  gefällten  Baum  seiner  Äste  bzw.  eines 
Teiles  derselben  berauben,  ihn  behauen  Ae;  B;  Gr; 
LE.;  ScHW;  S;  Th;  U;  ZO.  —  b)  prügeln  BO.;  „F"; 
im  Krieg  schlagen  (besiegen);  hart  mitnehmen,  züch- 
tigen. D'  Luzerner  hi  [haben]  d'  Freischäre  g'astet 
BSigr.  —  2.  intr.  a)  Aste  treiben.  ,Der  Baum 
astet  stark',  wächst  mehr  in  die  Breite  als  in  die 
Höhe  B.  —  b)  die  Aste  von  einem  Baume  abhauen, 
Aste  (zu  Ziegenfutter,  zum  Brennen)  sammeln  B;  Gr; 
S;  U.  —  c)  streben,  trachten  nach  einem  Ort  oder 
Ziel.  Etu-ahin  a.,  irgend  wohin  zu  gehen  im  Begriff 
sein.  Wä  astist  hin?  Ich  aste  obschieh  [aufwärts]. 
^4.  z'  hüräten.  Auch  von  Tieren  Gr.  ,Das  volk  [in 
der  Wüste]  astet  wider  in  [nach]  Egypten.'  1548,  IL 
u.  IV.  Mos.  .Küng  Hilfrich  astet  und  eilet  nach  Paris.' 
Vad.  ,Die  bischof  astetend  nach  land  und  leuten.' 
ebd.  .,Nach  ämpter  und  titlen  a.  und  werben.'  ebd. 
,Dass  ain  abt  bi  sölichem  rechten  bliben  und  nit  witer 
a.  weit.'  ebd.  Vgl.  >mchaste>i.  —  d)  zu  einer  Partei 
halten.  ,Die  edlen  astetend  auo  den  von  Zürich, 
ein  [anderer]  teil  an  die  eidgenossen.'  Frünh. 

Bei  1  b  könnte  an  ,Ast'  als  das  Werkzeug  gedacht  seiu; 
wahrscheinlicher  liegt  der  Baum,  der  eine  Behandlung  er- 
fahrt, dem  Bilde  zu  Grunde;  vgl.  die  syn.  nh-,  wostoi; 
erjäleii ;  nhzimmercn  udgl.  2  c,  d  entspringen  aus  a:  der  aus 
dem  Stamm  heraus  wachsende  Ast  strebt,  treibt  nach  einer 
Richtung.  Zu  d  vgl.  , wachsen  an  Jmdn',  an  ihn  gelangen 
mit  einem  Gesuch. 

ab-,  -nasten:  1.  die  Aste  von  einem  Baum  ab- 
schneiden, ihn  behauen  Ar;  BS.;  Gr.  —  2.  ab- 
prügeln  BO.;  F. 

abhin-  aben-,  ühcn-,  abher-  aper-,  iiher-:  an 
einer  stehenden  Tanne  die  Aste  von  oben  herunter- 
hauen Ap;  Gr.  Uneig. :  heruntermachen,  abkanzeln  Ap. 

uf-,  -naste:  1.  an  Bäumen  bis  zu  einer  Höhe 
von  ca  20  Fuss  die  Äste  von  unten  an  abhauen 
Aa.  Syn.  ufstüel'en.  —  2.  die  Äste  von  einem  ge- 
fällten Baum  schneiden  SGrindel. 

ent-ästen:  refl.  hässliclier  werden,  an  ^  chönheit 
abnehmen.  Sitdem  si  f/'hürötet  ist,  hat  si  sicli  starl; 
entästet  U. 

Von  einem  Baum,  dum  man  die  Aste  abgeschnitten,  übertr. 
auf  weibl.  Personen.  Wohl  .aber  Missdeutung  von  ait-gästcn, 
verunstalten,  wofür  bes.  auch  der  Umlaut  spricht,  der  uns 
sonst  bei  den  Zss.  von  , asten'  fehlt. 

üs-asten,  -nasten:  1.  einen  Baum  behauen  Gr; 
LE.;  ScHW;  W.  —  2.  einem  Baum  alle  Äste  aushauen, 
z.  B.  einer  Eiche,  bevor  man  sie  fällt;  auch  von  einem 
gefällten  Baum  AABb.;  B;  ZW.  Vgl.  schneitlen.  — 
3.  flg.  a)  ausspotten  W.  —  b)  ein  geschlachtetes 
Tier  ausweiden  ZW. 

ver-:  1.  verastet  heisst  ein  Baum,  dessen  Äste 
dicht  durch  einander  gewachsen  sind,  weil  man  ver- 
säumt hat,  ihn  zu  schneiden  B.  —  2.  abprügeln. 
auskliijifen  AAFri. 


Ast,  est,  ist,  ost,  u.st 


578 


lius-:  im  Hause  lioiuiii  geschäftig  sein  B.  ^yn. 
hiisräteii. 

nach-:  nachtrachteii, -streben.  .[Mönche.]  die  dem 
iiachastend  und  nachstellend,  das  si  zuo  fliechen  ver- 
boten [gelobt]  habend.'  Vad. 

ge-astet  (/'(is/ef  Ar;  GW.;U,  (/'nastet  AkBh.;  ApK.: 
ästig,  d.  h.  mit  Ästen  versehen,  astreich,  -förmig.  ~ 
Abgeleitet  vom  Siibst. 

un-  ut'asted  HHi.,  ii;jl-  U:  1.  nicht  von  den  Ästen 
befreit  BRi.  —  2.  übertr.  grob,  ungezogen,  unfreund- 
lich BEi. ;  U.  —  Partie,  von  mten,  also  eig.  unbehauen, 
'inknltiviert;  vgl.   .ungeschliffen*. 

Astete  f.:  Astwerk,  Geäste. 

astig,  ne'ütig  Bs:  1.  ästig,  d.h.  mit  vielen  und 
breiten  Ästen  Bs.  —  2.  knotig  (vom  Holz),  von  Ästen 
durchzogen  Gr.  Syn.  knüderig,  yel'nopfet.  —  ge- 
(fastig,  g'estig:  mit  vielen  Ästen  Uw. 

laub-.  .Caput  foliis  evinctus,  der  ein  loubastig 
sehäppele  oder  krenzle  auf  hat.'  Fris.  —  Viel].  Druckf. 
für  .loubachtig'. 

ästlen  (nje'sthn:  I.  kleine  Äste  abschneiden 
AABb.  —  2.  durchprügeln  "  AABb.;  Bs.  —  üs-: 
kleine  Äste  abschneiden  Gr. 

asst,  asster  s.  (dasder)  dester.  aste,  astig. 
Sstig,  astlig,  ästlig   s.  asig  Sp.  504.  Asten z 

s.'  Astrenz. 

Alpen-Astere  f.:  .\lpensternblnine,  aster  alpinus 
GW. 

Wisen-Astere  f.:  schwarze  Flockenblume,  cen- 
tanrea  Jacea  AAWctt.  —  Der  .Ähnlichkeit  wegen  mit  der 
Sternblume  verwechselt. 

Winter- Aster:  eine  Gartenblume,  Chrysanthemum 
indicum. 

.astnien:  tief  und  schwer  atmen  VOrte;  Gl." 
Wohl  aus  der  Sprache  der   .^rzte  in  die  Volksspr.  über- 
•  '.'äugen:    vgl.  , Asthma',    Engbrüstigkeit,    aus   dem  Griech. 

astrant:  halsstarrig  GRKlost. 

Ein  roman.  Lehnw. ;  viell.  von  'astrare,  mondsüchtig  sein; 
vgl.  it.  attrom,  von  den  Gestirnen  beherrscht,  mondsüchtig, 
irrsinnig. 

Astrenze  Ästräme  BD.;  Gr;  L;  Uw,  Oxtrenze 
Grü.;  GO.;  Montafun,  Abstränze  B;  Gl  (D.);  „L" 
{St.'>);  U  (D.).  Härstränze  GWe.,  Stränze  Gl;  L 
(D.);  GG.,  0.,  oT.;  Schw;  UwE.;  U  —  f.,  Astränz  Gl; 
Gr  (auch  0-,  Ö-);  GW.;  U(D.):  Imperatoria  o.sthrut. 
GrD.  ;  GÜ.  Gilt  der  Volksmedicin  als  wirksames  Prä- 
servativ gegen  Erkältungen  und  gegen  böse  Ein- 
flüsse auf  Wunden  Gr.  Meisterwurz,  sowohl  die  ge- 
meine, echte,  imperatoria  osthrutium  (astrantia  alpina 
riiinor),  als  die  falsche,  astrantia  maj.,  etwa  durch  die 
-Attribute  iviss  und  schwarz  (gross)  unterschieden.  Die 
Wurzeln  dieser  t.  auf  den  Alpen  wild  wachsenden, 
t.  in  Gärten  gezogenen,  jetzt  ziemlich  in  Abgang  ge- 
konmienen  Pflanzen  spielten  einst  eine  der  grössten 
ItüUen  in  der  Volksmedicin,  daher  auch  der  Name 
.Meisterwurz'.  Noch  jetzt  wird  sie  in  Gr  geschätzt 
zur  Heilung  innerer  und  äusserer  Schäden,  und  um 
den  Einfluss  der  Hexen  abzuwehren  in  der  StJohannis- 
nacht  ausgegraben,  über  der  Stalltüre  aufbewahrt  und 
der  Wäsche  beigemischt.  ,Sie  ziehet  auch  Kuglen 
und  Pfeile   auss   dem   Leib   herauss.'   JMuralt  1715. 

Schweiz.  Idiotikon.  I  4. 


,Abstrenzenwurzeln'  von  dem  B  Stadtarzt  DKökiu 
1721  gegen  die  Pest  empfohlen.  ,Essid  Strunzen 
(sclm-arzi  Asiränze)  und  Bibernelle,  se  sterbed-er  nid 
alle!'  soll  in  der  grossen  Pest  ein  Bergniännchen  ge- 
rufen haben  Schw;  Uw.  Bibernelle  und  Stränze  Sind 
guet  für  Pestilenze!  It  der  Sage  in  Gl.  Die  von  der 
B  Obrigkeit  für  pestartige  Epidemien  verölfentlichten 
Vorsichtsmassregeln  wiederholen  ebenfalls  1721  aus 
der  Publikation  von  1667  die  Empfehlung:  ,Abstrenzen 
werden  nicht  ohne  Nutz  im  Mund  gekeuet.'  Es  ist 
daher  nicht  zu  verwundern,  dass  von  Stockar  1519 
unter  den  Erfordernissen  zu  einer  Meerfahrt  ,Strenzen' 
namentlich  hervorgehoben  werden,  und  wir  begreifen 
die  grosse  Ehre,  welche  Zwinuli  unserer  Pflanze  antut, 
wo  er  die  Vorzüge  seines  Heimatlandes  ins  Licht  stellt: 
,Ein  guot  erdrych  —  treit  es  nit  zimmet,  imber,  so 
treit  es  anken,  astrenzen,  milch,  pferd,  schaaf,  veh.' 
—  astränzen  stränze:  Meisterwurz  sammeln. 

Ahd.  astrenza,  amhd.  aslriza ;  frz.  W  autruha.  Unsere 
MA.  hat  es  zu  einem  Comp,  mit  ab-  (vgl.  Syn.  Ahkrut),  Här- 
und  mit  an-  (denn  das  steckt  in  a-)  umgemodelt;  daher  dann 
auch  die  einfache  Form  Str.  Kafeth.  1829  hat  die  Form 
Aitramrnen,  gebildet  nach  Analogie  von  Enzemn,  gentiana. ' 
Über  sachliche  Berührung  mit  dieser  letztern  Pflanze  s.  u. 
Strenze.  ,.\stenz,  ein  kraut  oder  angelica,  petroselium.'  Mal. 
wird  ein   Druckfehler  sein. 

Ä strich  s.  Äscherech  Sp.  567. 

ästimieren,  e'sti-,  estpniere:  wert  schätzen,  in 
Ehren  halten  Bs;  Gl;  G;  Tb;  Z.  [Leute,  welchel 
Recht  und  Unrecht  glich  eil  estemiere"d.  Stutz.  Ks 
ist  e  Straf,  wie  das  e  Cliranket  [Krankheit]  ist,  Und 
estemieret  's  d'  Lfd  noh  nüd  Sf  vil.  ebd.  —  Beliebtes 
Lehnw.  aus  dem   Lat.   (aestiniarv). 

Ästemi  f.:  Hochachtung  ZO.  lez  häd-me"  bald 
nie  Estemih  vor-^em  Wächter  und  ''eni  Chämißgcr  [als 
vor  mir,  dem  Gemeindevorsteher].  Stütz. 

Nach  Analogie  von  .fantasieren:  Fantasr  udgl.  ronran. 
Lehnww..  weibl.   Abstracten,  gebildet. 

Aust,  austen;  Auster  s.  Angst  usw. 

Anstere"  f.:  1.  missbräuchliche,  wohl  erst  aus  der 
Bücherspr.  eingedrungene  Benennung  unserer  ein- 
heimischen Wassermuscheln,  der  Entenmies-  und 
der  Malermuschel.  —  2.  schwarze  Meisterwurz, 
astrantia  maj.  Gl.  S.  Astrenze.  —  ,Ostra:  ostermuscheJ, 
öster.  Limnostrea :  ein  pfütz- oder  seeosteren,'  Fischb.  1.363. 

Anst  Gl.  Äusch  aScHw  (»');  Zg  —  m. :  (meist  iu 
dimin.  Form)  kleiner,  hinter  dem  Viehstall  angebauter 
Schuppen  zur  Aufbewahrung  der  Streue  Gl;  kleine 
Scheune,  Hütte  (bes.  im  Gebirg)  zum  Aufspeiehern 
von  Streue  und  Wildheu  aScuw;  Zg. 

OiHt  bei  Walth.  II.  v.  Engelberg,  XIII.  Jhdt,  noch  i.  S.  v. 
Schafstall.  Über  die  Abi.  des  W.  s.  zu  Auijst  Sp.  154.  Etialtr 
f.Öwster.'  XVI.)  U  Geschlechtsn.  Wie  unser  W.  in  einigen 
Ortsn.  steckt,  zeigen  Gatschet   12,  Meyer.  Z  Ortsn.  8. 

est:  eigensinnig,  starrköpfig  GrD.,  Pr.  —  Vgl.  ahd. 
heitt,  heftig,  und  it.  aetm,  Groll,  Neid. 

est   s.  1)  c  I  (Sp.  10).     2)  einest  Sp.  276. 
Ester(i)  m.  s.  Estrich;   ii.  s.  Esch-Tor. 

Ester  oe-  Z  f.:  weibl.  Taufn.,  Esther  Z  f.  Appel- 
lativ gewendet  i.  S.  v.  Liebchen  (V)  oder  mit  Bez.  auf 
EsTH.  9.  13  als  Typus  weiblicher  Grausamkeit  (?).  ,Du 
unbarmherzigs  Esterli,  willst  immer  nicht  glauben, 
dass  ich  dir  gut  sei.'  Stutz. 


579 


Ast,  est,  ist,  ost.  ust 


Estrich  «'-  AaBL.,  Lenzb.;  B;  Gr;  L;  Sch;  S;  Th; 
U;  W;  Z,  Esti-ech  Aa;  Ai',  Esterech  Aä;  L;  ZO. 
(auch  -ach),  Estrig  BsStdt;  B;  GRChur;  S,  Esterig 
BsSt.;  Id.  B;  S.  Esteri  AaZ.,  Ester  Aa,  Estrich 
ZO.  —  m.:  1.  Pflasterguss  zu  Böden  in  Haüsgängen, 
Tennen  und  vor  dem  Hause  ZO.  Steinboden  im  Ofen, 
im  Hause;  früher  auch:  Strassenpflaster  L  (Ineichen). 
,Lithostrotos,  ein  besetze  oder  csterich.'  Fkis.  ,La- 
cunar,  der  estrich  zwüschend  den  tylbdumen.'  Fris.  ; 
Mal  Als  Unterlage  für  Positionsgeschütz  ,wäre  gar 
gut,  einen  esterich  machen  und  grosse  quaderstück 
darauf  tun.'  JKLav.  1644.  , Korngehalter  von  Mauren, 
Pflaster  oder  Esterich.'  JCNXgeli  1738.  Auch  von 
den  Kömern  herrührender  Gussboden.  Zoller,  Mise. 
1724.  —  2.  der  oberste  Boden  eines  Hauses  zu- 
nächst unter  dem  Dach,  Dachboden,  auch  der  Dach- 
raum Aa;  BsSt.;  B;  VOrte;  Gr;  Sch  ;  Th;  W;  ZBär. 
Syn.  Höberi;  Filrbüni;  Schütti;  Schiulf;  Underdach; 
Tili,  Ober-,  Buess-,  Schitertili;  Winde;  Ufzug.  ,Pavi- 
mentum  ex  laterculis  supra  domum.'  Id.  B.  De  Hoilz- 
scMegel  chalberet-em  uf-em  Esterig  obe  [einem  Glück- 
lichen]. Schild.  ,Cheller,  Sjnschammer,  Estrig.'  S. 
,Pavimentum,  ein  esterich,  gepflasterte  büne,  besetzte 
tile.'  Fris.;  Mal.  ,Der  von  Lunkhofen  estrich'  hiess 
um  1.387  in  Z  ein  Gebäude  an  der  Stelle  des  jetzigen 
Zunfthauses  zu  Zimmerleuten.  Für  sich  abgeschlossene 
einzelne  Abteilung  des  Dachraumes:  ,Eine  Kammer  für 
den  Grümpel  [altes  Geräte]  nebst  einem  Estrig.'  S 
Wochenbl.  1808.  ~  3.  verwitterter  Lehmfels,  wasser- 
dichte Erde,  auch  ,Leborfelsen'  genannt,  rot-gelblich 
schimmernd;  zu  1  und  2  dienend  ZO.  —  4.  Unrat, 
Auskehricht,  z.  B.  Trester  ApH. 

St.  schreibt  auch:  Ä-,  ebenso  eine  Angabe  ans  W.  Der 
Laut  scheint  aber  vorherrschend  e'.  Der  Übergang  von  -ich 
in  -iij  wie  bei  den  Adj.  auf  -lieh  in  den  betr.  MAA.  Tschudi 
schreibt  ,Österrich'.  In  ZBär.  wird  das  W.  für  die  das. 
wahrsch.  nur -importierte  Bed.  2  in  Estrirh  umgedeutet  und 
von  der  sonstigen  Z  Form  Eatt-rrch  (Bed.  M)  differenziert.  — 
Ahd.  KutMrih,  mhd.  cat(e)rich.  miat.  aitrueum,  <iairi<us,  aber 
auch,  und  älter,  oatracus,  von  gr.  SoTpaxa,  Scherben,  weil 
Fussböden  aus  Scherben  oder  Ziegeln  gemacht,  resp.  damit 
ausgelegt  wurden.  Anders  Hüfer  in  German.  XIV,  212  ff. 
Da  ein  solcher  Boden  aus  Lehm  oder  Mörtel  gegen  Feuers- 
gefahr auch  auf  dem  obersten  Stock  gelegt  wurde  (und  noch 
wird  Th;  U),  so  konnte  das  W.  Bezeichnuug  des  obersten 
Bodens,  Dachiaumes  Ubh.  werden  und  bleiben,  auch  nachdem 
.jene  ältere  Construktion,  wegen  ihrer  Schwere,  aufgegeben 
und  durch  einfache  Holzdielen  ersetzt  war.  Spreng  teilt  mit, 
dass  ausserhalb  Bs  der  unterste  in  der  angegebenen  Weise 
gepflasterte  oder  belegte  Boden  des  Hauses  E.  heisse.  — 
Bed.  4  lehnt  sich  wohl  au  1  an  oder  ist  aus  Tn-Hter  ver- 
stümmelt. 

esteren:  den  Blind-  oder  Schiebboden  mit  Tutt'- 
erde  oder  Mauerschutt  belegen  SL. 

eister(t),  eisterig,  eistig  s.  eisste.r  Sp.  53'2. 
cnstelen   s.  tmschlichfelen  Sp.  348. 

Elistett:  Nabelkraut,  kletterndes  Löwenmaul,  linaria 
cymbalaria  (Durh.). 

istanti:    sogleich    BHk.  —  Aus   lat.   in   iu^Kmii.    im 

Aiigenlilii-,k.      Zu   der   Unterdrrickung  des  n  vgl.   das   folg. 

Isterment  mrrm^nt  n.:  Instrument,  bes.  musikali- 
sches SiHwE..  Ma.  Lönd  d'  Istermente  stimme'.  Heng. 
1830.  Früher  in  allg.  S.:  ,Üu  solt  ouch  neraen  ein 
isterment,  das  sol  sin  ein  isenträt,  mit  dem  soltu  in 
die  wunden  gryfen.'  XVI..  LiEBE.vAu'sehes  Mscr. 


Oster  Ar;  GBodens.,  Ostner  GTa.;  Tu,  Orschiier 
ZSth.  —  m. :  (Nord-)Ostwind.  Der  Oster  mag  3Ieister 
[gewinnt  die  Oberhand]:  es  [das  Wetter]  chunnt  guet 
G.  .Oster  heisst  der  winde,  Er  wehet  uss  Österrych.' 
Lied  v.  1443.  ,Gegen  dem  Ostner.'  KTürst  1489.  ,Der 
Ostner.'  JörgVögeli  1531.  ,Ain  10.  tag  abrel  fiel  ain 
Schnee  mit  ainer  rüchi  und  ainem  gar  kalten  ostner.' 
Vad.  —  Mhd.  ostener,  üHtner,  unter.  In  Orschner  r  nach  langem 
Voc.  eingeschoben  wie  oft,  (  nach  «  ausgestossen,  ebeuf. 
häufig.    —    S  y  n.   Bise. 

Ostere"  I:  1.  das  Osterfest,  die  Osterzeit.  Der 
Ostere,  adv.  i.  S.  von  ,auf,  zu  0.',  wahrsch.  verkürzt 
aus  n"  der  0.  ThHw.  D'  Ostere  nniess  de"  Summer 
bringe'.  Schild.  Lang  mit  O.,  lang  nit  Summer,  ebd. 
Daher  begreift  der  Ausdruck  ,von  0.  bis  Michaelis' 
die  Sommerszeit.  ,Ich  wünsche  den  Herr'n  einen 
gueten  Tag  Von  0.  bis  zum  Michelstag'  (aus  dem 
Spruch  zum  Spiele  mit  dem  glühenden  Schwefelhölz- 
chen ZW.).  Uf  d' Faste  folget  d' 0.  bald  Und  die 
erfreut  so  Jung  als  Alt.  Sulger.  Bildlich:  Nä''' der 
Gharwuche  chunnt  d'  0.,  nach  Trauer  Freude,  ebd. 
Es  ist-em  (oder  -mer)  wie  dem  (oder  rm^)  Pfaff  z'  0. 
i.  S.  V.  Müdigkeit  S,  i.  S.  v.  Wohlsein  Z.  Es  ist  im 
nid  (se  wolj  wie-n-em  Pf.  z'  0.  Sülger.  Es  ist-mer 
nüd  wol  und  nüd  ire,  wie  de  Pfaffe  z'  0.  Z.  Die  RA. 
es  ist  mer  icie  de"  Tiftef  [Teufeln]  z'  0.,  d.  h.  sehr 
unwohl,  oder  ich  bin  in  grosser  Verlegenheit  Obw, 
bezieht  sich  auf  ein  altes  Osterspiel,  in  welchem  die 
Teufel,  welche  die  Kirche  besetzt  und  verrammelt 
halten,  von  der  christlichen  Gemeinde  unter  Anführung 
der  Geistlichkeit  belagert  und  überwunden  werden; 
so  noch  in  UAlt.  und  vormals  auch  in  Schw  (s.  u.  d) 
und  in  Uw,  wie  aus  der  Klage  bei  Ineichen  1859,  51 
erhellt:  Icei  Tu  fei  ine  a"  der  Osternacht!  —  Volks- 
glauben: Am  Ostertag  geht  die  Sonne  hüpfend  auf. 
Frick;  Rothenbach.  (Vgl.  u.  Üffart.)  0.  gehört  zu 
den  bedeutungsvollen  Tagen  der  Volksmedizin,  s.  Eich 
Sp.  72;  Eiss  Sp.  530,  und  zu  den  sog.  Lostagen  für  das 
Wetter.  Regen  am  Ostertag  Bringt  alle  Plag.  Sulger. 
, Regnet  es  am  O.-Sonntag  (Montag),  so  wird  es  an  allen 
Sonntagen  bis  Pfingsten  (an  den  7  nächstfolgenden  Sonn- 
tagen) ebenfalls  regnen,  ebd.  D' Ostereier  hinder-em 
Ofen  esse"  und  d'  Fasnechtchüechli  a"  der  Sunne  Z. 
Trockne  Fasten  und  heitre  0.  deuten  auf  ein  gutes 
Jahr.  Ineichen.  ßrüeni  Wdnuichte,  tnssi  <>.  oder  u-lssi 
W.,  grüeni  0.  ZSth.  Z'  Wihnachte  bic  de"  Wände", 
z'  Ostre  hie  de"  Brände",  d.  i.  wenn  es  um  Weihnachten 
warm  ist,  dass  man  die  Kuchen  gern  ferne  vom  Feuer 
genlesst,  so  wird  man  auf  0.  dieselben  lieber  behn 
Feuer  essen  BSi.  Liechtmess  im  Chle,  O.  im  Sehne. 
Sclger.  Chömm  d'  0.,  teenn  si  well,  Se  chunnt  si  doch 
in'n  Äberell.  ebd.  Der  0. -Sonntag  ist  einer  der  Tage, 
an  welchen  den  zuletzt  Aufstehenden  besonderer  Spott 
trifft;  s.  O.-Kalb.  —  Gebräuche:  a)  Geschenke. 
Am  Ostertag  (resp.  Weissen  Sonntag)  beschenkt  die 
Schuljugend  den  Pfarrer  mit  Eiern,  jedes  Kind  nach 
seinem  Vermögen  S.  Nach  der  alten  Schulordnung 
von  Brugg  im  XV.  gab  jeder  Schüler  dem  Schulmeister 
zu  0.  10  Eier.  In  dem  selben  Zeitalter  wurden  in  L 
die  Ratsherren  mit  Ostereiern  regaliert.  Vgl.  noch  u.  3. 
—  b)  Speisen.  Fleisch  am  Ostersonntag  auch  bei 
ärmern  Leuten.  ,Als  einist  uf  Osteren  das  Fleisch 
sehr  wert  [rar]  war  und  gmeinen  Leuten  nit  wol 
werden  möchte.'  Schimpfr.  1652;  liauptsäclilieh  Rind- 


ÄSl 


Ast,  est,  ist,  ost,  vist 


r)82 


tieisch  (der  vorher  festlich  bekränzt  herumgeführte 
Osterstier),  daneben  Schaffleisch  (der  Braten  des  Oster- 
laninis)  und  Schweinefleisch  (auf  dem  Lande)  L;  Kalb- 
fleisch It  ScHiMPFR.  1652,  vgl.  auch  Osterialb.  , Kost- 
spielig ist  die  Mästung  der  Kälber  mit  Senimelbrot  in 
der  besten  Milch  erweicht,  womit  sie  zum  Schlachten 
auf  0.  gemästet  werden.'  ULHärtmann,  aG  Landseh. 
1817;  Fleisch  junger  Ziegen  in  Eiern  gebacken  Ai'; 
G;  Fladen  (bei  den  Katholiken  vorher  kirchlich  ge- 
segnet) Bs;  GW.;  Uw;  (s.  Osterfladen) ;  solche  mit 
einem  Gebäck  von  jungem  Kraut  belegt,  Chrütchueche 
B;  Eier  (s.  Oster-Ei  Sp.  15  f).  ,Gesottene  Eier  werden, 
dotter  und  klar,  jedes  für  sich,  klein  zerhackt,  mit 
rotem  geräuktem  fleisch  in  eine  schüssel  gelegt  und 
nach  röm.  gebrauch  am  hl.  üstertag  dem  ])fatfen  zuo 
segnen  gebracht.'  Vogelb.  1557.  ,Vor  Altem  wurden  [in 
Zürich]  an  dem  O.-Montag  hin  und  wieder  Mahlzeiten 
gehalten,  welche  meistens  aus  Eiern,  süssen  Fladen 
und  Kuchen  bestunden.'  Moos  1775.  —  c)  Spiele, 
bes.  mit  Eiern  (s.  Sp.  16  und  Nach-Osteren).  Im  Gr 
Mün.stertal  erhalten  die  Knaben,  welche  am  Palm- 
sonntag die  Palmen  in  den  Häusern  austeilen,  am 
Ostermontag  für  jede  Palme  2  Eier,  welche  sie  dann 
zu  dem  bekannten  Glücksspiele  verwenden.  ,Am  Sonn- 
tag nach  0.  las  man  hinter  dem  Wirtshaus  Eier  auf.' 
GoTTH. ;  anderwärts  am  Ostermontag;  vgl.  Eier-Leset. 
An  der  0.  wurden  auch  die  ersten  Frühlingsspazier- 
gängc  aufs  Land  gemacht  (s.  emausen)  und  zwar  bildete 
der  Brauch  gerne  feststehende  Zielpunkte  dafür  aus. 
In  Z,  wo  die  Geistlichkeit  strenge  über  die  Heilig- 
haltung der  Kirchenfeste  wachte,  war  es  der  Oster- 
dienstag,  wo  im  XVIII.  gesellige  Zusanmienkünfte  und 
Lustpartieen  angestellt  wurden.  Moos  1775.  Vgl.  u. 
öderen,  österlen.  An  0.  muss  man  sich  der  Welt  in 
einem  neuen  Anzüge  zeigen  —  ein  Brauch,  der  wenig- 
stens für  die  Kinder  noch  gerne  innegehalten  wird; 
vgl.  O.-Kälbli ;  -Küeli,  -Mncliel.  Die  jungen  Mädchen 
paradieren,  wenn  immer  die  Witterung  es  gestattet, 
in  weissen  Kleidern  ZS.  Am  O.-Montag  zeigen  sich 
Neuverlobte  zum  ersten  Male  mit  einander  vor  der 
Ürt'entlichkeit  G  oT.  An  dem  gleichen  Tage  beginnt 
das  .Tätschschiessen'  der  noch  nicht  confirmierten 
männlichen  Jugend  und  wird  eine  Reihe  von  Sonn- 
tagen fortgesetzt  bis  am  Pfingstmontag.  Dann  gehen 
die  Knaben  zu  guter  Letzt  im  Dorfe  in  den  Häusern 
herum  und  sammeln  Gaben  ZW.  In  ZSth.  tut  sich 
die  Schuljugend  zu  kameradschaftlichen  Kreisen  zu- 
sammen, wozu  Jedes  seinen  Beitrag  an  Wein  und 
Eiern  mitbringt;  es  wird  dann  entw.  im  Freien  ge- 
sungen und  Spiele  gemacht  oder  besonders  auf  den 
für  diesen  Anlass  in  den  Tennen  erstellten  Schaukeln 
geschwungen.  In  Ap  findet  am  O.-Montag  ein  Kinder- 
fest Statt.  Nachdem  die  Schulkinder  Probeschriften 
gemacht  haben,  ziehen  sie  an  jenem  Tage  festlich  ge- 
schmückt, paarweise  geordnet,  von  den  Schulmeistern 
geführt,  in  die  Kirche  zu  einer  Art  Examen  mit  Auf- 
sagen von  Sprüchen  und  Singen  von  Liedern.  Nachher 
bekommen  sie  einen  ,0. -Batzen'  und  ziehen  nach  Hause, 
wo  je  2  Gespanen  mit  einander  zu  Mittag  essen.  Am 
Nachmittag  werden  auf  einer  Wiese  Eier  aufgeworfen 
oder  aneinander  geschlagen,  auch  andere  Spiele  ge- 
macht. Auch  Erwachsene  machen  Spiele  oder  Aus- 
flüge. Flüher  wurden  festliche  Umzüge  mit  Trommeln 
und  Pfeifen  gemacht,  wie  aus  einer  Verordnung  von 
1612   zu   ersehen  i.st.     Besonders    lebhaft   wurde   der 


O.-Montag  in  Bern  geleiert  (z.  B.  in  den  20er  Jahren, 
s.  Hink.  Bot.  18'20;  1823).  Die  Zünfte  der  Metzger 
und  Küfer  machten  Umzüge  durch  die  Stadt  und  vor 
das  Kegierungsgebäude,  wo  den  Behörden  Aufwartung 
gemacht  und  Gesundheiten  ausgebracht  wurden.  Die 
Zünfte  übh.  versammelten  .sich  auf  ihren  Stuben  zu 
festlicher  Mahlzeit.  Auf  der  Schützenraatt  fand  das 
Spiel  des  Eierlaufens  und  ein  Schwingfest  Statt.  Aus 
benachbarten  Dörfern  kam  die  junge  Mannschaft  co- 
stümiert  in  die  Stadt  und  führte  das  Tellenspiel  auf. 
Unter  den  komischen  Figuren  durfte  der  Hanswurst 
oder  Uri-  [Eulen-]  Spiegel  nicht  fehlen.  Auch  wurden 
Tänze  unter  Blumengewinden  aufgeführt  und  zum 
Schluss  schwang  ein  Tänzer  einen  Reifen  mit  gefüllten 
Gläsern.  Der  Umzug  der  Küfer  war  auch  verbunden 
mit  dem  Umzug  des  ,Äussern  Standes'  bei  der  sog.  Re- 
giments- od.  Burgerbesatzung  (Neuwahl  der  Beamten). 
Auf  dem  Lande  fand  die  ,Tannenfuer'  statt,  s.  d.  -  - 
d)  kirchliche  Feier.  ,Am  h.  Abend  [Vorabend] 
taflet  [1.  ,rafilet''!'  Jedenfalls  ist  der  Ersatz  des  vom 
grünen  Donnerstag  an  unterbrochenen  Glockengeläutes 
durch  ein  hölzernes  Lärminstrument  gemeint]  man  zur 
kilchen,  pettend  angends  die  priester  die  7  zeit  [usw.]; 
man  löscht  alle  liechter  ab  in  der  kilchen,  schlacht 
ein  nüws  für  uf  einem  fürstein  [jetzt  wird  das  neue 
Feuer  unter  der  Vorkirche  in  einer  Pfanne  gemacht 
und  darin  die  alten  Hostien  usw.  verbrannt]  und  gabt 
mit  der  pression  [Procession]  mit  unangezündten  kerzen 
für  das  gross  kilchentor  das  für  zu  segnen  |s.  Osterßr] 
und  gat  der  kilchherr  3  mal  umb  das  für  mit  krüz 
und  fan,  darnach  procediert  der  pfarrherr  mit  rauch 
und  wychwasser,  vom  nüwen  für  die  kerzen  anzünden. 
. . .  Von  stund  an  lüt't  man  mit  allen  gloggen  der 
fasten  auss.  In  der  h.  nacht  zu  Osteren  um  die  2  uhr 
taflet  man  zur  mettin,  gat  mit  krüz,  fan  und  stangen 
umb  die  Kilchen  ussen  herumb,  versperrt  man  diewyl 
alle  tür  und  tor  an  der  kilchen.  So  man  widerura 
kompt  mit  dem  heiligen  Sacrament  für  das  gross  under 
kilchentor,  so  stoss[t]  der  Herr  mit  dem  fuess  an  die 
beschlossnen  türen  und  sprich[t]  also:  Attollite  portas, 
principes,  vestras  et  introibit  Rex  glorise.  Der  tüfel 
Lucifer  gibt  antwurt  in  der  kilch:  Quis  est  iste  rex 
gloriffi?  Der  Herr  antwurtet  dem  tüfel:  Dominus  vir- 
tutum  ipse  est  Rex  glori».  Zum  dritten  mal  spricht 
er:  Tollite  portas.  So  stosst  der  pastor  die  tür  uf,  so 
flucht  der  tüfel  hinweg.  Darnach  gat  man  in  silentio 
pressionaliter  zum  grab,  und  wann  der  pfarrer  zum 
grab  kompt  und  sieht,  das  er  erstanden  ist,  so  spricht 
er  mit  den  Engeln:  Venite  et  videte  locum  ubi  positus 
erat,  Jesum  Nazarenum  erucifixum  quaeritis.  Non  est 
hie,  surrexit  vere  sicut  pradixit  [usw.].  Am  h.  tag 
zu  0.  soll  man  zu  rechter  zeit  wysi  lüten,  ein  lang 
herrlich  zeichen,  so  das  volk  zemen  [zusammen]  kompt, 
die  osterfladen  und  anders  segnen.  Demnach  soll  man 
herrlichen  umbgan  mit  allen  krüz,  fanen,  stangen  der 
bruoderschaft.'  Sohw  Kirchenordn.  1588.  Aus  solchem 
Kern  entwickelten  sich  kirchliche  Dramen,  s.  O.-Lied, 
-Sjjil.  Jetzt  sind  (in  Schw;  Zg)  diese  kirchlichen 
Handlungen  zeitlich  mehr  zusammengedrängt  und  ent- 
behren der  dramatischen  Darstellung;  dagegen  gewährt 
es  ein  lebendiges  Bild,  dass  der  Flor  vom  gekreuzigten 
Heiland  weggenommen  und  ihm  die  Siegesfahne  in  die 
Hand  gegeben  wird.  .Man  segnet  die  Fladen  und  das 
Gehackt  und  ander  ding.'  Stockar  1520/29.  S.  auch 
unter  b.     Zu    der  Einsegnung  des  Feuers  s.  O.-Filr, 


583 


Ast,  est,  ist,  ost,  iist.  —  At,  et.  it,  ot.  ut 


hx\ 


-Kerz,  -Sehlt.  —  2.  die  den  Katholiken  für  die  O.-Zeit 
vorgeschriebene  Beichte  und'Comniunion;  cV  0. 
mache",  diese  Pflicht  erfüllen  S;  Uw.  —  3.  Oster- 
geschenke  der  Paten  an  ihre  Taufkinder  Ap;  oTh; 
von  L  aus  Anf.  XVI.  bezeugt  durch  Collinus  (Mise. 
Tig.  1  1  3).  D'  0.  gii"  [geben]  Ap;  oTh.  D'  0.  Me" 
Ap;  G  (GLHartmann  1807).  7"  d'  0.  gä",  von  den 
Kindern,  welche  die  bes.  in  grossen  Eierringen  be- 
stehenden Geschenke  bei  den  Paten  (zu  denen  sie 
eingeladen  sind)  abholen  oTh;  s.  österlen.  Syn. 
Zimpeltag.  ,Noch  heut  zu  Tag  speisen  die  Kinder 
ab  dem  Land  und  in  der  Stadt  an  Ostersonntag  und 
-Montag  bei  ihren  Taufzeugen  oder  Grosseltern  zu 
Mittag.'  Moos  1775.  E'  G'sicht  mache",  als  ob  er  wött 
[wollte]  gö"  ge'  [gehen  zu]  d'  0.  hola,  ein  vergnügtes, 
aber  iron.  i.  S.  des  Gegenteils  Ap. 

Mhd.  uater  und  öaleni  (PI.,  weil  das  Fest  mehrere  Tage 
dauerte;  vgl.  .Weihnachten,  Pfingsten'),  bei  uns  durch- 
gehend nur  Sing,  und  mit  Art.  Daher:  ,bis  zur  Osteren' 
schon  1685  (Marktordn.  Heiden).  In  der  Zss.  schwankt  die 
MA.  zw.  der  Sg.-  und  der  Pl.-Form.  Die  Existenz  einer 
alten  Göttin  des  Frühlingslichtes,  'Ostara,  ist  zweifelhaft, 
aber  der  in  einem  Jahrzeitbuch  von  Engelbg  (in  Z  freilich 
erst  im  XV.)  vorkommende  weibl.  Eigenn.  ,Ostcrhild'  (später: 
,Österlin')  könnte  doch  auf  eine  mit  dem  Namen  der  Zeit 
verbundene  mytholog.  Vorstellung  zurückgehen.  —  Das  Spiel 
mit  und  das  Verspeisen  von  Eiern  hat  ursprünglich  einen 
mythologischen  Grund,  s.  Sp.  16/17,  doch  mag  das  Verbot 
derselben  während  der  Fastenzeit  mit  zu  einem  Faktor  ge- 
worden sein;  ähnlich  beim  Fleisch  und  Schlachten.  —  Die 
weissen  Kleider  der  Mädchen  sollen  viell.  die  ,neue'  Be- 
kleidung ersetzen,  sind  aber  wohl  eher  eine  katholische  Tra- 
dition von  der  Sitte  des  Weissen  Sonntags,  der  sich  auch 
sonst  mit  Ostern  berührt,  indem  z.  B.  in  Schw  das  Spielen 
mit  gefärbten  Eiern  und  die  Bewirtung  der  Kinder  von  Paten 
und  Verwandten,  in  BM.  der  Eierleset,  auf  ihn  verlegt  sind. 
—  Von  der  0.  tragen  viele  Blumen  und  Kräuter,  auch 
manche  Gerichte  ihre  Namen.  —  Über  Berührung  mit  dem 
andern  FrUhlingsfeste,  der  Pfingsten,  s.  das  letztere  W. 
S.   noch  u.  Kar-Wuche. 

Maien-Osteren,  -Östru  W:  Ostern,  die  in  den 
Monat  Mai  fallen  würden,  also  eine  Zeit,  die  niemals 
eintreten  kann;  daher  bei  iron.  Vertröstungen  auf  eine 
ferne  Zukunft:  z' 3I.-0.,  sprichw.  für  niemals  Gr; 
GW.;  W;  in  L  noch  mit  dem  Zusatz:  wenn  d' Ägerste 
chalbere'd.  , Nicht  kommen,  nicht  zahlen  bis  M.-O.' 
Kirchhofer. 

Nach-:  der  Sonntag  nach  0.,  gefeiert  mit  Tanz 
im  Wirtshaus.  Die  Mädchen  beschenken  die  jungen 
Bursche  mit  farbigen,  mit  Sprüchen  versehenen  Eiern 
BsBuckten.     Vgl.    Nach- Uff art.     Syn.   mss  Sunntag. 

Obiger  Brauch  hängt  wohl  noch  damit  zusammen,  dass 
bis  zum  Schlüsse  des  vorigen  Jhdts  der  Landvogt  je  im 
Frühjahr  die  jungen  Leute  nach  Bückten  berief  und  vor  ver- 
sammelter Landsgemeinde  die  Paare  zur  Ehe  auswählte. 


osteren:  Ostern  feiern  mit  Lustbarkeiten.  Li 
LG.  veranstalten  Frauen  und  Mädchen  Zusammen- 
künfte, bei  welchen  Most  (das  Landesgetränke)  und 
Eierkuchen  geschmaust  werden.  Auch  ziehen  die 
Leute  in  Gesellschaft  in  den  Wald,  kochen  daselbst 
und  machen  Spiele;  dabei  gilt  e.s  wie  in  anderen  Fest- 
/.eiten  als  Spass,  einer  andern  Partie  Speisen  insgeheim 
zu  entwenden.  Lt  Absch.  v.  1535  hatten  die  L'nter- 
■valdner  die  Fasnachtlustbarkeiten,  weil  ein  Überfall 
von  den  Bernern  drohte,  abgestellt  und  auf  Ostern 
verschoben,  auch  wollten  sie  den  zum  Gesandten  ins 
Ausland  bezeichneten  Weissenbach  unter  solchen  Um- 
itänden  nicht  entbehren,  da  die  Berner  gewiss  bald 
mit  ihnen  ,ostren'  werden  [iron.].  ,Wie  [obgleich]  H. 
■nyner  herren  land  sott  [sollte]  myden,  kam  er  am 
Ostermontag  gen  Hochreyn,  wott  [wollte]  da  ostern.' 
Salat.  —  ver-:  an  Ostern  verprassen.  Die  L  Ohm- 
geldbücher enthalten  einzelne  Posten,  wie  viel  die 
Herren  auf  dem  Luginsland  oder  sonstwo  .verosteret' 
'laben.  Liebenao. 

österlen:  (Dim.  des  vorigen)  1.  „zur  Osterzeit  sich 
,'ütlich  tun  Vw;  Zg.''  ,Es  sind  verboten  die  nächt- 
lichen Zusammenkünfte  von  Manns-  und  Weibsper- 
sonen, als  da  sind:  das  Osterlen,  die  Kunkelstuben 
[usw.].'  1627,  Bs  Rq.  ,Da  bin  ich  [von  meinem  Posten] 
heim  gegangen  und  will  an  einem  Ort  ö. ;  da  kommen 
zwei  Knaben  [mit  dem  Auftrag],  ich  soll  geschwind 
kommen;  da  bin  ich  geschwind  von  dem  Essen  ge- 
loffen.' 1653,  Mohr  Arch.  2.  ein  paar  Tage  Oster- 
ferien  halten  UwE.  —  3.  von  Burschen:  das  Mädchen 
an  0.  ins  Wirtshaus  führen  Gr.  —  4.  von  Kin- 
dern: aus  geschenkten  Eiern  zu  Hause  oder  im  Walde 
einen  geselligen  Schmaus  bereiten  SchwMuo.  f 
Ift  AABb.  führten  nach  Ostern  die  Schulmeister  ihre 
Jugend  in  den  davon  genannten  Osterliwald,  wo  sie 
sich  mit  Speise,  Trank  und  Spiel  belustigte.  Schulordn. 
1699.  S.  auch  Osterei  Sp.  16  o.  —  5.  ,Am  Osterdienstag 
pflegen  Alte  und  Junge  in  und  ausser  der  Stadt  Zu- 
sammenkünfte und  Lustparteien  anzustellen,  um 
sich  mit  essen,  trinken,  spielen  usw.  unter  einander 
zu  ergötzen,  welches  man  österlen  heisst.'  Moos  1775. 
—  6.  das  Spiel  des  Eierlaufens  BsLd,  weil  es  am 
O.-Montag  stattfindet.  —  Betr.  die  Bildung  des  W.  vgl. 
iicujärlen,  bechtelen,   äbtiulUu, 

,ÖsterrIcher  m.':  eine  österreichische  Münze,  Sechs- 
kreuzerstück, Sechser.  .Herzog  Sigmund  satzt  sich  an 
der  Etsch  und  schluog  die  guoten  Österreicher,  zechen 
für  ein  guldin,   denen  man  noch  vast  hold  ist.'   Vad. 

Oustlig.   Ustlig,   -let   s.   UnscMicht  Sp.  348. 

Ustig   s.   Üs-Tag. 


At,  et,  it,  ot,  ut  bzw.  att  usw. 


Att  „F";  B  ö  u.  wO.,  Atta  FSs.,  Atta  „F;  W"; 
PP.t;  Tf,  Atter  „BSa.".  Ätti  (^  u.  e^)  Aa  (Bb.f, 
Z.f);  Ai'M.  (Kinderspr.);  Bs  (auch  Hebel);  BS.,  U., 
Schw.  (neben  Att),  G.;  GlH.  (Kinderspr.);  Gr;  LG.; 
S;  Uw;  USchäch.t;  W;  Zcf;  ZB.,  0.,  Ette  \x  Israel., 


Dätti  Aa;  Ap;  Bs;  GlH.  (Kinderspr.),  Traft  B  (Zyro); 
FJ.,  Tratto,  Trätti  FJ.,  Drätti  Aa;  BE.;  L,  ,Nätti.' 
JCWeissenb.  1702:  1.  Vater.  Nur  in  der  ländlichen 
Bevölkerung  und  auch  hier  abnehmend,  früher  aber 
so  herrschend,  dass  es  z.  B.  in  ZStallik.  als  ,gottloser 


Tatte,    -i,    Tiitte,    -i    GrD.,   He..   Gast.    (Kinderspr.).     Hochmut-  ausgelegt  wurde,  als  in  einer  Bauernfaniili 


585 


At,  et,  it,  ot.  ut 


586 


(iitf  Kinder  den  ,Atti'  mit  ,Vatter'  titulieren  mussten, 
,«■!>  's  Here  [des  Pfarrers]  Chinde'.  In  Gr  gilt  an 
einzelnen  Orten  (z.  B.  Vals)  nur  .Vater'.  An  vielen 
anderen  Orten  ist  das  W.  auf  die  Kinderspr.  beschränkt. 
Hinger-em  Hüs  und  ror-em  Hüs  lian-i'''  köre  [gehört] 
niiiipk",  dr  Ätti  mit  dr  Ofegahle,  d'  Muelter  mit  dr 
Cliiinkle,  vom  Hausstreit  S.  In  B  ist  es  nach  Id.  B 
ehrende  Anrede  an  alte  Männer  übh.,  in  W  Ätti 
Bischof  solche  an  den  Bischof.  Der  Ätti  het  's  i'''brocket 
lind  der  Sun  cha""  's  fisfresse"  GRRh.  (bildl.)  Er  het 
's  Ättis  Sehueh  a'g'leit  [angezogen],  ist  Vater  geworden 
Aa.  Wie  der  Acher,  so  d'  Ruebe",  Wie  der  Ätti,  so 
d'  Bliebe".  Ineichen.  /'■''  gö"  nid  hei'"  bis  's  Morgen 
ist,  bis  das  Trtiti  z'  Morgen  isst;  und  isst-er  Alles  üs, 
so  gon-i  nid  i  's  Hüs  Aa(H.).  ,Vertluecht  sygist  du, 
aller  ketzer  ätti,  Zwinglü'  Salat.  ,Und  kunipst  aber 
mit  dynen  ättinen  [Kirchenvätern]  und  Coneilien  und 
sind  vil  fröschen  im  baeh.'  Gyrr.  15'23.  ,Hiess  den- 
nocht  der  heilig  Ätti,  Küng  Ludwig  von  Frankrych.' 
Ansh.  ,Das  er  mich  zum  gspött  einen  Meister  schrybt, 
der  doch  mich  selb  mit  gheineni  andren  tittel,  dann 
Uly  Zwinglin  dem  ätty  nach,  gekrönet  hab.'  Zwingli 
1527.  ,Vatter,  ätte.'  Fris.  ;  Mal.  ,Dem  ätty  Baccho 
ergeben.'  Wcrstis.  Mehrfach  erscheint  das  W.  in 
Volksrätseln  bildl.  von  Teilen  eines  Gerätes,  z.  B. : 
Drei  isiyi  [eiserne]  Brüeder  und  en  höhige  Ätti,  d.  i. 
Heugabel.  A  chrummnn  Ätti  und  a  holi  Muetiir  und 
dri  spitzi  Chind,  d.  i.  Hamlgritf,  Höhlung  und  Füsse 
eines  Kessels  GrD.  Ehäli  [glatte,  sch\ü\)tnge]  Mueter, 
en  dürren  Ätti,  es  feisses  Chind:  seil  [das]  säg-mer 
g'schwind!  d.  i.  Butterfass,  Stössel,  Butter.  —  '2.  Vetter 
GhD.  (Amstein).  —  .3.  Schwiegervater.  ,Ätty  B.' 
1587,  FlSprecher  (allerdings  in  einem  Briefe  an  seine 
Frau,  eine  geborne  B.).  —  4.  „Ätti,  Etti:  Rad  an 
einem  Wagen,  Karren  ScHwIngenb." 

Mild,  alle,  ahd.  alio,  got.  alhi,  ein  durch  alle  Sprachen 
gehender  (daher  auch  in  den  benachbarten  rem.  Dial.  [churw., 
tessin.]  vorkommender)  Naturlaut  aus  Kindermund,  darum 
auch  ohne  Verschiebung  des  (-Lautes  (ausgenommen  in  der 
Koseform  Etzel,  got.  aiiila,  Väterchen);  vgl.  Fris.  und  Mal.: 
.pappare,  ätte  machen,  seim  ätte  od.  vatter  rUeffen,  wie  die 
kiod,  so  noch  nüt  reden  könnend.'  Weit  verbreitet  ist  auch 
die  Vorsetzung  eines  d  oder  t  (Dätli),  wenn,  nicht  umgekehrt 

f,    von   dieser    redupl.   Grundform  das  d  oder  (  abgestreift  ist 

I'  (Tgl.  Da-dä).  Unzweifelhaft  vorgesetzt  und  dann  versteinert 
festgewachsen  ist  der  Art.  in  Trati,  ürätti  (aus  d'r  All,  d'r 
Atti),  so  dass  dann  in  BE.  z.  B.  auch  gesagt  wird :  zu  mim 
Veräiti  und  diese  Form  in   B  auch  als  Voc.  gilt.     Die  sonst 

,    (in  BGadm. ;  FSs.)  übliche  Vocat.-Form  Atta  (welche  It  Stald. 

;  Dial.  in  F  auch  als  Nomin.  und  Dat.  neben  Att  vorkommt) 
und  (verdunkelt)  Aitu  Böu.  wO.;  F,  Alle  BGu.  hat  ein 
interjectionales  -öj  -e!  (s.  d.),  abgeblasst  -e  B  angehängt. 
Aus  der  amhd.  zweisilbigen  Grundform  ist  All  regelrecht 
verk.,  Äiti  (mit  unorganischem  Umlaut  oder  mit  kindlichem 
ä  st.  o)  aus  dem  ahd.  Gas.  obl.  atiin  (dessen  auslautendes  n 
abfallen  musste)  gebildet  wie  viele  persönliche  Appellativa 
(bes.  auch  t)bernamen)  auf  -i  aus  alten  schwachen,  von 
Vben  abgeleiteten  Masc.-Formeu.  Nälti  (wenn  es  jemals  für 
sich  allein  so  lautete;  denn  die  betr.  Stelle  ,ussä  [1.  üse", 
unser]  Kätti'  kann  ungeschickte  Schreibung  statt  ü»en  Ä.  sein) 
erklärt  sich  aus  vorangehendem  dm  oder  ein.  Alter  beruht 
wahr.sch.  auf  Eiufiuss  des  vwdten  Eiter.  —  Der  PI.  soll 
(nach  Tsch.)  in  Gr  nicht  vorkommen,  anderswo  lautet  er 
mit  (ucspr.  verdoiipeltem)  n  Ättene"  von  Alli" ;  die  von  St. 
(wahrsch.  aus  BO.)  bezeugte  Form  Attiye"  beruht  auf  einer 
dort  üblichen  Veruiischung  der  Formen  auf  -i  mit  Ableitungen 
auf  -i'jr.  —  Das  W.  kann  im  Nomin.  auch  ohne  Art.  ge- 
braucht werden  wie  ein  Eigenn.   B.     -   Bed.   2   und  3  sii.d 


schwach  bezeugt,  aber  die  letztere  leicht  zu  begreifen,  da 
der  Schwiegervater  ja  immer  der  leibliche  Vater  des 
einen  Gatten  ist.  —  Wenn  4  zu  dem  vorliegenden  W.  ge- 
liört,  so  mag  das  Bild  am  ei  urädrigen  Karren  seinen  Ur- 
sprung haben. 

Alt-Ji«i  GRFläsch,  -Atto  P  silv.:  Grossvater. 

„Äni-^H:  dos  Grossvaters  Vater  F."    —   Syu.  .\ni, 

Ul-;   s.    d. 

Gegen-  heissen  die  Väter  der  Ehegatten  gegen 
einander  B;  F.   -   Syn.  Geijemchwäher. 

Gross-  BO.;  F,  -Ätti  Bs;  BU.;  Ndw:  Grossvater. 
Uf  Orossättis  Bänkli  iilui  [hinauf]  luege,  sclierzh.  = 
schielen  BJägist.  ,Der  grossätte,  grossvätter :  pappus, 
avus.'  Mal.    —    Syn.   Ali-Att;  Ani.   Ali-,-  Gros»;. 

Hüs-ÜHi:  Hausvater  BsLd.  .Paterfamilias.  ein 
haussvatter,  ein  haussätti.'  Fris.;  Mal. 

Kilchen-:  Pfarrer  L. 

liäiii-Att:  der  Stock,  mit  dem  bei  dem  Knaben- 
spiel ,Nöpperlen'  das  Stäbclien  (NöpperliJ  geschlagen 
wird  BsLd. 

Laffi  =  Läffli.  Dim.  von  Laffe,  Schulterblatt  der  Tiere. 
Vgl.   das  Folg.   und  .hli  in  Rätseln  als  Name  eines  Gerätes. 

^u-Älti:  das  Kind,  welches  bei  dem  Spiel  ,d'-Sü 
i  's  Chessi  trlbe"-  verliert  Ap.     Vgl.  Tatsch-. 

Schwäher-:  Schwiegervater  B  (Gotth.). 

Spittel-:  Spitalverwalter  B  Hink.  Bote  1791.  — 
VgL  ,Waisenvater'. 

Stie {-Att  S,  Stüf-Ätti  Gr;  Sclger,  Steif-  L  (In- 
eichen),  Stau f-  GhD.:  Stiefvater.  Stüfätti  —  Wett 
[ich  wollte],  dass  de'  Tüfel  hätti.  Sulger.  Steifmuetter 
und  Steifätti,  Wett,  ''ass-si  der  T.  h.  Ineidhen.  ,Stietf- 
ätte,  Stieffvatter,  vitricus.'  Mal. 

Stink-Ü«i  =  Stink-Äni  (s.  d.)  Z. 

Tatsch-!  ruft  man  schadenfroh  dem  zu,  welcher 
einen  Schlag  bekommen  hat  Aa.  —  Nach  Analogie  von 
Sü-Aiti:  gleichsam  der  Schläge  zu  tragen  hat. 

Gross-Ätteler:  eine  Art  Äpfel  S;  s.  Sp.  .308.  — 
Urspr.  wohl  Äpfel,  die  ein  Grossätti  gepflanzt  hatte  oiler 
besonders  liebte. 

Ätter  .BSa.»;  F;  „W",  Etter  Gk  ObS.,  Attro 
Psilv.,  Ettro  W,  E-e  GrV.,  Ättere,  E-  GrV.;  PP. 
(e*-):  1.  Oheim  FJ.;  GrV.;  P.  ,Keine  nähere  freund 
als  etter  und  bäsinen.'  ApI.  LB.  1585/1828.  Mit  der 
genauem  Angabe:  0.  von  väterlicher  Seite  „F";  P; 
W.  —  2.  Vetter  „BSa."  In  der  ä.  Spr.  auch  i.  weit. 
S.  =  Gevatter,  Freund  in  vertraulicher  Anrede  an 
Standesgenossen.  So  bei  Manuel,  Funkelin  und  in 
.fKüEFS  , Etter  Heini'  betiteltem  Schauspiel. 

In  der  ä.  Spr.  nicht  bezeugt.  Von  Att,  -o,  Ätti  mit  Ein- 
schaltung von  -er  gebildet  nach  Analogie  von  , Vetter  :  Vater", 
uur  dass  dort  e'  herrscht,  hier  e^,  «e.  Aus  dieser  Parallele 
folgt  daun  auch,  dass  die  schwachen,  auf  -c"  ausgehenden 
Formen  die  älteru  sind,  aus  denen  die  auf  -r  ausgehenden 
durch  Abwerfung  des  -c"  entstauden  wie  nhd.  , Vetter'  aus 
mhd.  vetere,  ahd.  fatareo  (fatarjo).  Endlich  folgt  aus  dieser 
Etymologie,  dass  das  W.  urspr.  einen  Verwandten  des  Vaters 
bezeichnet  und  zwar,  wie  , Vetter'  in  der  ä.  Spr.,  den  Bruder 
ilesselben  (lat.  patruus  im  Unterschiede  von  avunculun,  dem 
mütterlichen  Oheim,  dem  unser  Öchi  entspricht),  erst  später 
den  Sohn  des  Vatersbruders.  Auch  Vetter  hat  bei  uns 
neben  dieser  letztern  Bed.  noch  jene  erstere,  dann  freilich 
auch  die  allgemeinere  eines  entfernten  Verwandten.  Bei 
NMan.  nennen  Bauern  einander  bald  , Etter',  bald  , Vetter'. 
Auch  das  ApI.  LB.  1585/1828,  die  Kaufbriefe  betr.  ZgHun. 


587 


At,  et.  it,  ot,  ut 


vuu  1  +  14  und  von  1416  wechseln  mit  beiden  Ausdrücken 
ab.  Bei  RudMan.  sagt  ein  Kriegsknecht  zum  andern:  ,Ett 
Gsell !'  Ett  verk.  aus  Euer,  entsprechend  Au,  wofür  in  BSa. 
auch  Atter,  offenbar  aus  Euer  construiert  wie  ,Yater  :  Vetter'. 

Attach  s.  Äb-Dach. 

Atalleri,  Atilleri  =  Artillerie  Bs. 

Atem,  Otem  Ap;  Gr;  Sch;  Z,  ^l^ew  GRKlost.,  Ate, 
Ote  Aa;  B;  Gl;  Gr;  Ndw;  Schw;  S;  W  (Äto);  ZO., 
Nöte  Bs;  STh.  —  PI.  Ate"  Ndw  —  Diiu.  Nöteli  Bs, 
Ötemh  ScH  —  m.:  1.  Atem  lebender  Wesen,  Menschen 
und  Tiere.  De  Mensch  liet  (iner  hend  Alli,  wir  Alle 
haben)  der  0.  i"  der  Nase,  ist  (sind)  sterblich  Sch;  Z. 
Er  ist  nüd  teert,  dass-em  euse  Herrgott  en  Otem  g'g'e 
lied.  Baükengespr.  XVIII.  Eh  churze,  en  lange  A.  Z. 
En  enge,  en  schwere,  en  ringen  Ö.  Ap  (Syn.  Chich). 
Di  engen  Ate  hlagid  vili  Mensche  Ndw.  Kei"  Ä.  ha", 
nicht  genug  Luft  schöpfen  können.  Voll  A.,  schwer 
atmend,  z.B.  bei  schnellem  Gehen  W;  Z.  Voll  A. 
werde",  schweren  A.  bekommen  Z.  F''  hi"  so  voll  Ate, 
dass  i"''  meine,  i'''  müess  ersticie",  oder  dass  i"''  gar 
nid  rede"  cha""  B.  Es  verhebt  [hemmt]  -mer  der  0. 
Gr.  Es  hät-mi  vu"  A.  g'nu  [genommen],  ausser  A. 
gebracht  GnMalans.  I  überchumme  der  A.  nid,  ich 
kann  nicht  A.  schöpfen  Aa;  Ndw;  der  A.  fast  nümnie 
übercho"  Z.  Der  0.  bllbt-em  dehindi;  [zurück,  stecken] 
Aa.  Es  hät-em  schier  der  O.  versteckt  [erstickt]  Z. 
,Es  war,  wie  wenn  Jakobli  den  Aten  verlieren  wollte.' 
HPest.  1790.  Si'''  fast  uff-ff'  Ö.  springe,  sich  ausser 
A.  laufen.  Schild.  (Vgl.  voll  A.,  und  sich  uf's  Mal 
sitzen.)  Er  schnüft,  cha""  chüm  der  A.  zieh".  Kuhn. 
Der  A.  zieh",  verenden,  v.  geschlachtetem  Vieh  ZZoll. 
Kei  (He  (Öteli)  vo"  Eppis  zieh  Bs,  verzieh  ZO.,  etwas 
Geheimes  z.  B.  einen  Kummer  gar  nicht  laut  werden 
lassen.  !''•  ha  's  scho"  Monet  und  Jör  lang  bl-mer 
b'halte"  und  Niem  Nüt  g'chlagt  und  lei  Nöteli  'zuge. 
Breit.  1803.  Er  het  's  im  Stille  rerwerchet  und  kei 
Nöteli  zage  derro"  und  's  kei"  Möntsch  lo"  vermerke". 
ebd.  1864.  ,Er  hat  mir  von  Allem  keinen  A.  gezogen.' 
JSenn.  Eim  für  (vor)  ''en  A.  chö,  (auch  unpcrs.)  den 
A.  beklemmen ;  den  A.  abschneiden  bis  zu  wirklichem 
Ersticken  B;  Schw;  Z.  Er  hud  müesse"  sterbe",  wil-em 
e  Bon  vor  der  Ö.  cho"  ist.  Bildl. :  unbequem  werden. 
3Ie"  seit,  's  chömm  Mängem  vor  en  Ate,  we""  d'  Frau 
im  Hus  d's  Szepter  fiiert  B.  ,Es  wollte  der  Bäurin 
fa.st  vor  den  A.  kommen,  wenn  der  Johannes  die  zweite 
Lampe  anzündete,  damit  ein  Knecht  im  Kalender  lesen 
könnte.'  Gotth.  ,Drumb  spartend  ir  wol  den  aten- und 
sungend  Sanct  Jacobs  lied.'  NMan.  ,Wie  er  solchen 
fürtrag,  da  er  wol  hett  mögen  den  atem  sparen,  ge- 
.stellt  habe.'  1537,  Assrn,  .Ich  war  schier  im  feld 
nider  gesunken,  ich  hatt  schier  weder  Vernunft  noch 
aten.'  NMan.  .[Beim  Komma  müsse]  ein  wenig  still 
gehalten  oder  aaten  gereicht  [geholt]  werden.'  Salat. 
,I)o  Pacollet  dise  wort  geredt  hat.  do  bracht  er  zuo 
wegen  mit  synem  aten,  das  im  der  Soldan  ganz  syner 
Worten  gelopt.'  1521,  Ziely.  ,Er  hett 's  geredt  und 
wollt  's  geredt  haben,  diewyl  im  der  adt  gieng.'  1522, 
Strickl.  Einem  ,den  Atem  lassen',  ihm  freies  Spiel, 
ihn  gewähren  lassen.  1520,  Absch.  .Anhelatio,  das 
keichen  oder  schwerer  aten.'  Fris.;  Mal.  ,So  lang 
du  atem  halten  kannst,  lasse  mit  deinem  gebett  nicht 
ab.'  AKlingl.  G.  B.  .Bis  an  den  letsten  Atem',  bis 
zum  letzten  Atemzug.  Lindener.  —  2.  (bewegte)  Luft 
in    liohlcn    Kiirperii,    Röhren,    bes.    Weinhahnen, 


Tabakpfeifen.  Die  Pfife  het  ekei"  A.,  ist  verstopft 
B;  Ndw;  Z;  het  falsche"  A.,  hat  irgendwo  eine  Neben- 
öflfnung  B  (Zyro).  , Seine  Pfeife,  an  der  er  trotz  ihres 
schweren  Atems  so  wohl  lebte.'  Gottb.  Z>fw  Börli 
hed  kei  Aten  GRKlost.  Die  Butelle  [Flasche]  hed  Ate, 
ist  nicht  fest  verkorkt  Ndw.  Viell.  hat  auch  das 
,Atenmoos'  bei  ZGräslikon  den  Namen  von  aufsteigen- 
den Gasen.  —  3.  das  Organ  des  Atems,  Luftröhre, 
Hals.  In'n  A.  steche",  ein  Tier  beim  Schlachten  in 
die  Luftröhre  statt  in  die  Ader,  wodurch  der  Tod  ver- 
zögert wird  B;  bildl.  1)  empfindlieh  beleidigen,  ebd. 
2)  für:  in  die  Nase,  in  die  Augen  stechen:  locken, 
reizen,  gefallen  S  (Hopst.).  In  einem  Volksrätsel  wird 
dem  Mohn  (wegen  seines  langgestreckten  Halses  d.  i. 
Stengels)  ein  .langer  0.'  zugeschrieben.  —  4.  bildl.  f. 
Geruch,  Leumund.  , Damit  ich  dester  baas  ettwan 
ein  widerwilligen  aaten  [stinkenden  A.]  erstecken  und 
temmen  inög  und  myn  abzug  eerlich  von  inen  han.' 
Salat. 

Ahd.  ätam,  ätuin,  uihd.  atem,  aten.  Das  auslautende  m 
hat  sich  da  und  dort  gehalten;  Mal.  schreibt  mehr  schriftd. 
tw.  ,Atera',  Fris.  der  Volksspr.  folgend  ,Aten';  wenn  es  zu 
II  geworden  war  (wie  in  nhd.  .Boden,  Faden,  Besen',  woneben 
wir  inlautend  nodi  Bodmer,  infudmen,  betmen  haben),  so 
musste  es  in  den  meisten  MAA.  abfallen.  —  A'  vorgesetzt 
wie  in  Nmt  usw.  In  Zss.  mit  -los  ist  r  statt  n  eingetreten, 
wie  ,^»cier-'  neben  .Aschen-';  vgl.  auch  Hncrt  aus  eiienl.  — 
S.   noch  u.  enthalten;  verhau;  gcutän. 

„eng-ätig,  -ätig:  engbrüstig,  einen  kurzen  A. 
habend  VOrte."  Das  neblige  Wetter  ist  engötig,  er- 
schwert das  Atmen  AABb. 

kurz-  churz-ätig,  -Ötig:  engbrüstig  AAFri.;  BsLd. 

Sur-Atler:  eine  Art  Birnen  (mit  säuei'licheni 
Beigeschmack?  den  Atem  des  Essenden  versauernd'?) 
(Däniker). 

atmen  ötme  GRSeew.,  Ziz.;  ZBauma,  ödme  GSa. 
(Henne),  nötme  STh.,  ätne,  ötne  Schw;  ZO.  Stand 
still!  [ich]  mag  nümme  z'  otne  g'kö",  zu  A.  kommen. 
Stutz.  .Atmen  zue  dem  afteren'  [Winde  lassen,  far- 
zenV]  als  unan.ständig  in  der  Ratsstube  verboten.  B 
Nidau  1485. 

.Einatnung.'  Muralt  1697.  —  Her  wirklichen  Ausspr. 
des  (  vor  m  würde  besser  die  Schreibung  Ojime  entsprechen. 

er-.  ,So  dise  tier  [die  Schiltkröten]  oben  auf  dem 
wasser  sich  belustigend  und  eratmend.'  Tierb.  1563. 
ätmelen  ötnele:  schwach  atmen,  von  einem  kranken 
Kinde  Z. 

Atenäsi   (''""):  Athanasius  ThHw. 

Atere,  Otere  ÄABb.;  Ap;  Gl;  Gr;  GA.,  Rh.;  Th 
Hw.;  Z,  Ottere  GStdt  —  Dim.  Äterli  GA.,  Ö-  GSa.  — 
f.:  Natter,  Ringelnatter,  coluber  natrix.  Das  gut  {so 
g'schwind  G;  Kirchh.,  als  g'nöt  Ap)  wie  ('s,  e)  Otere 
töde".  Sulger;  ZSth.  Si  häd  e  Zilngli  tcie-n-en  0., 
eine  geläufige,  eine  spitze  Z.  Sulger.  Auch  Schlange 
übh.  GA.;Z;  &.  anch  Heck-,  Schiess-.  Volksglaube: 
die  N.  kann  nur  mit  einer  Haselgerte  getödtet  werden, 
von  dieser  aber  genügt  ein  leichter  Schlag;  immerhin 
wird  sie  wieder  lebendig,  sobald  die  Sonne  unterge- 
gangen ist. 

Mhd.  natere  oder  na«-,  got.  nailr(s),  lat  natrii.  Durch 
Abstreifung  des  Anlauts  (wie  in  engl.  hol!,  adder)  und  Ver- 
dunklung des  Voc.  ist  aus  .Natter'  nhd.  , Otter'  entstanden 
(entspr.  unserm  Otere,  nur  mit  verkürztem  Voc).  Die  Ver- 
dunklung von  a  in  o  spricht  dafür,  dass  u  urspr.  lang  ge- 
wesen   oder    CS   sclion    früh    geworden    war;    unser    Dialekt 


580 


At,  et,  it,  ut,  ut 


lioliaudolt  CS  als  echte  Längo,  wogegeu  die  U  Verkürzung  Nichts 
beweist.  Eine  Entlehnung  aus  deutsch  ,(Kreu2-)0tter'  scheint 
in  der  sprw.  RA.  minlx"  wie  neu  (Söu)-Otter  SchSt. ;  Z  vor- 
zuliegen, da  die  Natter  es  ist,  welche  t.  wenn  sie  geängstigt 
wird,  t.  in  der  Begattungszeit  einen  äusserst  widerlichen  und 
scharfen  Geruch  verbreitet.  Zu  der  Abwertung  des  n  kann 
das  W.  Ailirc  beigetragen  haben,  weil  die  Adern  kleinen 
Schlangen  gleichen.  Darum  wird  wohl  auch  in  Z  Rieht. 
AitrezUnijli  st.   Alen-  gesagt. 

.Heck-Nater':  dass.  ,Die  8corpioneii,  die  Heck- 
natcren.'  1531/1707,  Sira('h.  ,Sein  gall  guot  für  gUt 
der  scorpionen,  schlangen,  auch  grossen  Hecknateren.' 
VoGELB.  1557.  ,yipera,  nater,  hecknater.'  Fris.;  Mal. 
,Natrix  torquata  G.,   Nater,  Hecknater.'    Wagn.  1680. 

Per  Name  [hecicm  =  giftig  stechen],  so  wie  die  lat.  Über- 
setzung bei  Fris.;  Mal.  und  das  Comp.  Schien-  (s.  u.)  beruhen 
anf  irrtümlichen  Ansichten  und  Vermengungen  mit  giftigen 
Schlangen,  zunächst  wohl  der  Kreuzotter. 

.Hus-':  dass.,  da  die  Ringelnatter  sich  gerne  die 
tierische  Wärme  in  Ställen  und  sogar  in  Betten  zu 
Nutze  macht,  auch  sich  zähmen  lässt.  ,Der  frommen 
tütschen  nation  den  schlangen  [die  Schlange]  zeigen 
in  dem  gras  und  den  hussnater  ryssen  uss  dem  loch.' 
GvRR.  15'23. 

Das  männl.  Geschlecht  viell.  durch  eiu  .Schruibversehen 
aus  dem  vorangegangenen  .schlang',  welchem  jenes  allerdings 
gebührte,  auf  unser  W.  übertr. 

Schiess-  Schüss-Z,  ScMs-OtereTu:  Viper,  Kreuz- 

.    otter.     Wenn   sie   baden   will,    legt   sie    ihr  Gift   auf 

einen  Stein;    wird   es   ihr   unterdessen   gestohlen,    so 

schiesst  sie   in    der  Verzweiflung   hoch   in   die  Lüfte 

.    empor,  so  dass  sie  beim  Herunterfallen  zerschmettert 

wird,  sofern  sie  nicht  auf  den  Dieb  trifft  Th. 

Der  Name  bezieht  sich  darauf,  dass  das  gew.  spiralförmig 
aufgewickelte  Tier,  wenn  es  fliehen  oder  beissen  will,    sich 
mit  dem  halben  Leibe  vorwärts  wirft. 
S  c  h  n  e  1 1  -  =  Schiess-  Z . 

Wasser-  heis.st  die  Ringelnatter,  weil  sie  oft  im 
,    Wasser  oder  in  dessen  Nähe  sich  aufhält  Th;  Z. 
t         Attich,  Attig  s.  Akten  IV  (Sp.  166).        Atore 
5    8.  An-Dorn. 

\  Ät  e"t:  Unkraut  GSevelen.  —  Aus  Jat,  Gejäte,  mit 
Dehnung  des  Voc. 

Attecher  s.  Ettike".        unätig  s.  imädi(j  8p.  90. 

äter  ä-  BBe.,  Hk.,  'e-  BoSi.:  1.  munter,  lebhaft; 
wohlauf,  gesund,  heiter,  hellauf  blickend,  bes.  von 
Kindern  BO.,  Si.  Syn.  biischiif,  iiftig.  —  '2.  „behende, 
hurtig,  geschickt  BO." 

Dass  das  W.  durch  Abfall  von  h  sich  au«  .heiter'  dif- 
ferenziert habe,  etwa  wie  ariij  aus  artiy,  ist  uawahrsch.,  weil 
die  Bed.  2  sich  aus  1  weniger  leicht  erklärt  als  umgekehrt. 
Für  den  .\bfall  von  h  und  Verengung  von  ei  in  e.  wäre  aller- 
dings das  Gr  M(  (Sp.  578)  zu  vergleichen.  Für  urspr.  Kürze 
dea  Voc.  spricht  aber  das  in  der  Bed.  (bes.  i)  genau  ent- 
.  sprechende  ahd.  utar,  acer,  saga.x,  celer,  nur  ist  dann  der 
'   Ibergang  von  a  in  ü',  e  schwer  zu  erklären. 

Kilcher-Äti   s.  K.-Etter. 

autentisch  Bs  (aud-);  Gr;  Uw,  haupt-  Bs;  BM. 
(GoTTH.),  haut- L.  /ioKfZ- Bs;  L;  S,  haitptendiscU'A. 
hautendisch  Aa,  haiidendisch  S:  zuverlässig.  .Verboten 
über  den  See  zu  gehen,  bis  es  von  Obrigkeit,  wenn 
,  einmal  das  Eis  authentisch  (stark  genug)  ist,  erlaubt 
werden  wird.'  1750,  GrI).  LB.  Übh.  tüchtig,  vorzüg- 
lich, wacker,  und  bes.  als  Adv.  zur  allg.  Verstärkung 
des  betr.  Begriffes.    En  auteiitesche  Rechner,  Bredegc: 


Ndw;  e  hmit'entischi  Chüchi"  S.  Das  ist  ii(r'-  e  haii- 
dlntischi  Bürefrau,  die  ihrem  Hauswesen  nach  allen 
Richtungen  gut  vorsteht  L.  ,Er  hatte  einen  haupttän- 
tischen  Staatsblick  trotz  einem  Sekretari.'  N.  B  Kal. 
1845.  ,Ich  mochte  einen  Meisterknecht,  aber  recht 
einen  hauptäntischen  (vorzüglichen),  der  Alles  wohl 
verstünde  und  dem  ich  trauen  dürfte.'  Gotth.  Su  ne 
liehe  haudendische  Chnab  [Jüngling],  ne  (f schaff' rige, 
husUge  Kerli.  Joach.  1881.  ledi  Burefrau  het-mr  l)im 
Bache  iic  rrrhlr  liaiideiitisrhr  Wefiqe  ifiiiaclil.  BWvss 
1863;  Syn.  imrsrhhafl.  Ifdiirl iurci  trihr"  tmiuhntisrh. 
ebd.  B'  Miiflln-  hrt  d'  Hu^hulli"ij  mim  ullcrc  ^üiwesterli 
üherlö'  und  das  het-is  haudentisch  in  der  Ornig  g'ha". 
ebd.  Einen  autentisch  straffe"  Bs.  /  han-em  haud. 
üseg'ge,  habe  ihm  tüchtig  die  Meinung  gesagt  L. 
Hautentisch  arbeite"  L.  Es  chrüselet-ene  haupfendisch 
überinne,  kitzelt  ihre  Erwartung  sehr  stark.  JSenn 
1864.  Hauptendisch  gueti  Rusti"g,  sehr  wirksame 
Arznei  ZZoll.  Es  hauptäntisch  bravs  Fraueli.  Gotth. 
Aus  lat./gr.  authenticus,  rechtskräftig,  mit  der,  für  einen 
Verstärkung  bezweckenden  Ausdruck,  nahe  liegenden  An- 
lehnung an  ,Haupt',  mundartlich  vorwiegend  Haut  gespr., 
wie  in  dem  Folg.;  z.T.  mit  noch  weiterer  Anlehnung  an 
.Ende'  (Endzweck  od.  Vollendung),  -vgl.  ,endlich'  =  gänzlich. 

Antor  Hauptd'r  m.:  der  Vornehmste,  Hervor- 
ragende ZB.  Euere  Hans  ist  bim  G'sang  eisster  de''  H. 
D'  Vre  [Verena]  macht  mit  irem  Läff  allewil  de'  H., 
dominiert  immer  mit  ihrem  Maul.  —  Vgl.  ,Hauptmann'. 
Das  -ör  mag  sich  aus  frz.  auteur  erklären. 

autoritätisch:  würdevoll  Uw.  Aüturitetisch  der- 
her  gä". 

et-lich  B  ö  u.  wO.;  GrL.;  G;  W,  etl,-ch,  n.  etlis  U, 
etlig,  etlich,  etigG,  etle''  W,  etslich  GrD.:  1.  irgend 
ein.  Uf  etliche  Weg,  auf  die  eine  oder  andere  Weise 
BHk.  Z'  etlicher  ZU,  einmal,  bei  gelegener  Zeit.  ebd. 
Gangid  ier  nummen  vorab  [gehet  ihr  nur  voraus],  mier 
chommen  z'  etlicher  Z.  nälia  [nach]  BRi.  Etlich^im 
tiiuess  er  allzit  üfsitzv",  es  gibt  Leute,  denen  er  nicht 
anders  als  aufsätzig  sein  kann  W.  ,In  etlich  weg, 
aliquo  modo.'  Mal.  —  2.  manch,  einig,  etwelch. 
a)  Sing.  Das  het  mier  scho"  Etleche''  (fem.:  Etlichi, 
ntr.:  Etlis)  g'sett  U.  An  ettk-in  Ort  W.  Etlichs  Ma^s 
Chrankheit  chunnd  da  iikJiii  [ilavun  her]  BKi.  EtUfchJs 
Jär  BBe.,  Si.,  manches  ,Iahr.  Etlis  Med,  mehrere  Male 
GrL.  ,Lren  etlicher',  mancher,  der  eine  und  andere 
von  ihnen.  1529,  Absch.  , Etlich  gelt',  etwas,  einiges. 
RCys.  Zur  Bezeichnung  einer  unbestimmten  kleinen 
Zahl,  ein  paar  BHk.  —  b)  Flur,  etlech(i)  U,  etlegi, 
etegi  G,  etslichi  GrD.,  etli  W,  etler  Z  bäur.  Etlich 
und  etlich,  eine  grosse  Anzahl  G  oT.  ,In  etlich  weg', 
auf  manche  Weise.  1531,  Absch. 

Mhd.  et-,  ete-,  etedich,  irgend  ein;  PI.  einige,  manche. 
-lieh  wird  in  manchen  MAA.  -hch  und  -liy  (-legi;  in  eteyi 
ist  gar  eine  Vertauschung  mit  der  Ableitungseudung  -iij  ein- 
getreten. —  Betr.  etler  als  Nom.  PI.  s.  das  o.  Sp.  273/4  zur 
Flexion  von  ein  Bemerkte;  hier  kommt  dazu,  dass  die  Silbe 
-ich  dabei  ausgestossen  ist.  Die  Ableitung  von  der  Form 
((»•»-  findet  sich  schon  früh  in  synk.  und  unreiner  Gestalt, 
z.B.  ,ezlichu'  (PI.  n.).  Copialb.  KBnigsf.  1:332;  ,etschlich 
gnad  und  fryheit.'  1:377,  Z;  u.  noch  spät:  ,etzliche  Monate'. 
Discourse  1721;  jetzt  ausserhalb  Gr  nur  etwa  scherzhaft. 
—    S.  noch  tetlich  j  et-welch. 

etwa  1.  ettr  (etU,)  ApL,  K.,  M.;  GlH.;  Gr  UVatz, 
ätt-,  Gr  tw.,  üHte  GlK.  2.  äpp.-  (a-,  e--)  Gr  tw. ;  PP. ;  T 
(äppoj;  W.  öppe  (öppii,  e'ppe)  Aa  ;  Ap;  Bs;  ß;  F;  VOrte; 


591 


At,  et,  it,  iit,  ut 


GlM.,  U. ;  GRtw. ;  L;  G;  Sch;  Ö;  Tu;  Z,  api)r,  appn 
GrS.  ;  W,  opp^,  ojtjjn  BviO.;  GlH.;  W,  ojip  BG.,  oppme 
ScH,  öppme  fvilj  ZBenk..  öppene  F.  3.  etscha  ApI. : 
„Gl";  GRÜVatz;  GO.,  Rh.,  ötsch,.  G  oRh.  4.  öpsch 
('e/jsc/i;^  Hebel  (neben  öjjjje),  Wälchner:  1.  räumlich: 
irgendwo  B;  Ndw;  W.  Oppe  mues-me"  st"  Aa.  Du 
wirst  ö.  g'sl'  sl".  Gotth.  Es  mues  emmel  [einmal, 
doch]  ö.  [zu  finden]  sl"  Z.-  Und  schrltet  öbsch  e  trunkne 
Ma  (hir'''  (V  yacht.  Hebel.  (Häufiger  neisswo  u<lgl.) 
Verbunden  mit  nachfolgenden  Ortsadv.:  öppe-hi", 
irgendwohin  Aa;  B;  G;  SBb.;  Uw;  Z;  verblümt  = 
auf  den  Abtritt  (allg.),  und  so  auch  als  Subst.  m. 
und  n.  B.  Es  öppe  fettej  hi"  bringe",  durch  Fleiss  zu 
Etwa.s  (Ansehen,  Vermögen)  kommen  Gl;  Z;  ö.-her, 
irgendwoher  B;  ö.-rfMce,  hindurch;  öppen-a", -ane,  wo- 
hin; -ilie,  hinein;  -ume,  herum  Aa;  Z;  ö.  ume  si", 
irgendwo  in  der  Nähe  zu  finden  sein  Uw;  Z;  ö.-für, 
wofür,  für  Etw.  B.  In  solchen  Verbindungen  steht, 
bes.  vor  Voc,  auch  epper-,  Upper-  (s.  etwar).  Vgl. 
auch  etirn  und  etrrann.  —  2.  zeitlich:  zuweilen, 
manchmal,  hie  und  da,  dann  und  wann;  betont  auch 
i.  S.  von  ziemlich  oft  Aa;  Bs;  GRÜb^. ;  Silger;  Tu; 
W;  Z.  Si  liänd  ö.  g'lost,  horchten  von  Zeit  zu  Zeit 
auf  Aa(H.).  Es  git  's  ö.,  ereignet  sich  etwa  Z.  Wenn 
's  eppeti  ist,  vielleicht  ein  ander  Mal.  Spreng.  Syn. 
esie  Sp.  21.  513;  öpped-ie  Sp.  21;  öppigen  2.  , Vor- 
mals' (von  dauernden  Zuständen):  ,etschwa.'  CTürst 
1489.  Syn.  ahcen  (Sp.  209).  S.  übrigens  auch  ettcann. 
.—  3.  modal,  a)  =  nhd.  etwa,  vielleicht,  wohl. 
Isch'sö.das?  B.  Meinst  ü.?  Z.  Merksch's  0.?  allg. 
Trink  e  Schlückli  Brenz,  er  chuelt-der  öppe  dl"  Jast 
ab.  Hebel.  Du  hasch  ü.  nid  recht  g'hiegt,  nicht  genau 
nachgesehen  B.  Er  meint  's  eppa  nit  so  bös.  Spreng. 
Das  ist  er  öppe  gar  nit,  gar  nicht  etwa  S.  Öpjje  gar. 
wohl  gar.  Gotth.  ÖpjJe  [wohl,  wahrscheinlich]  noch 
nie.  ebd.  ,Bist  du  allein  öpen  die  Nacht?'  JCWeissenb. 
1701.  Die  Volksspr.  scheut  sieh  nicht  vor  Wieder- 
holungen wie:  nend-er  [wollet  ihr]  ette  ette-hi"?  Gl. 
Wo  si  im  öbbedie  Öbbis  g'schickt  het.  Breitenst.  Sonst 
bietet  der  Stamm  «eiss-  (s.  d.)  Abwechselung;  aber 
beliebt  ist  die  Zusammenkuppelung  der  raanigfachen 
Zssen  des  et-  scherzweise  und  zum  Sprechspiele:  hät- 
der  öppen  Öpper  Oppis  'tu"  fg'gi'",  g'seitj?  oder  het 
eppen  Epper  Eppem  Eppes  'tö"?  —  b)  =  nhd.  etwa 
i.  S.  von  ungefähr.  Wie  viel  »»»■'  's  ö.  sl"?  welche 
Stunde  des  Tages?  B.  Vor  Zahlangaben,  allg.  Er 
hätti  's  Zimmere  bigost  [bei  Gott]  o'''  g'lert  [gelernt]. 
icenn  er  opp  C''  d'rzue  cho"  ire''  [wenn  er  nur  irgend 
Gelegenheit  dazu  gefunden  hätte]  BG.  —  c)  etwa, 
vor  ein.  Etschen  eina  GSa.  ,Öppen  Eine,  aliquis. 
Öppen  Eise,  alicujus.'  Id.  B.  Vor  Adj.,  besonders 
deryuant. :  wohl,  ziemlich.  Oppe  mänge,  wohl  man- 
clier,  unbestinnnt  viele  Z.  Er  häd  öpä  dick  [oft] 
luider  cuser  Saldate  iise  g'schosse".  Madleni  1712. 
Eppidick  s.  etwie.  Öpme  ril,  etwelche,  einige  ZBenk. 
,Etwa  menig  statt.'  1336/1446,  Z  Chr.  ,Das  üwer  etwa 
menger  den  lötfei  wirt  fallen  lan.'  Sempach.  Lied.  ,ln 
etzwe  mengem  stuck',  in  verschiedenen  Punkten.  1402. 
B.  .Ettwe  manig  Jare.'  1451/1544,  Schw  LB.  ,Etwe 
niänger  unser  lantlüten.'  ebd.  ,Der  selben  etwa  menger 
ist',  ihrer  sind  ziemlich  viele.  1523,  Absch.  ,A1s  sich 
dann  biss  har  ettwe  vil  zytcs  [oft]  gefüegt  hat.' 
1451/1544.  Schw  LB.  ,Der[en]  ich  etwe  vil  hinus  ge- 
schickt.' 1531.  Strukl.  ,A1s  der  turn  angfangen  und 
etwa  hoch  |auf  eine  gewisse  Höhe]  gfüert  was.  buwt 


man  in  in  alle  höche.'  Vad.  ,ln  etwo  vil  höche',  in 
ziemliche  Höhe.  ebd.  .Etwa  lang  nahen',  in  kürzerer 
oder  längerer  Frist.  Vogelb.  1557.  ,[Notker  liat  das 
Leben  des  h.  Gallus]  angefangen  und  etwa  ferr  voll- 
streckt', bis  auf  einen  gewissen  Punkt  vollendet.  Vad. 
Gerade,  eben:  Nid  öppe  grüsli  vil.  Schild.  Du  hast 
di  ö.  tracker  g'halte.  ebd.  Das  ist  ö.  nüt  Witzigs  von 
euch  [nicht  eben  verständig].  Gotth.  —  d)  wohl, 
doch,  gewiss,  hoffentlich;  zuversichtliche  Be- 
jahung oder  Verneinung  (resp.  Verwunderung, 
starker  Zweifel);  Erwartung  od.  Behauptung,  wobei 
man  meist  Anwesende  gleichsam  als  Zeugen  zur  Be- 
stätigung der  Behauptung  anruft,  also  mit  dem  hinein- 
gelegten Sinn:  .Ihr  niüsst  es  gewiss  selbst  sagen  und 
bejahen;'  meist  betont  und  in  S  mit  Dehnung  des 
Voc.  Obbe  bringsch-mer  doch  nt)'''  Freud  und  heitert 
.S"fHW(?e.  Hebel.  Öyjj^e  wo?.'  hotfentlich  doch!  Z.  Ö.ja! 
Th.  Wül  ö.!  freilich  wohl!  BHk.  Wol  ö.  nid,  doch 
wohl  nicht,  kaum  BBo.  ,.\. :  Öppen  nicht  [das  wird 
wohl  nicht  so  sicher  sein]!  B. :  Öppen  wohl  [doch]!' 
HPest.  Ö.  nit,  hotfentlieh  nicht  Bs.  (Es  irirdj  ö. 
nid  fsl"J!  Aa;  B.  ,Das  sei  öppe  noch  nie  erhört 
worden,  dass  so  Etwas  einem  Kinde  in  den  Sinn  ge- 
kommen wäre.'  Gotth.  ledere  Nar  g'seht  ö.  [usw.], 
sieht  doch.  Stutz.  Allein  .stehend,  stark  betont:  öpije! 
gewiss!  B;  S.  Betont  und  verstärkt  durch  nachfolgen- 
des ,auch':  öppen-att!  Aa;  Bs;  Th;  Z.  —  Es  irürd 
[wird]  ätta  bald  schnta",  rechn-i,  ich  vermute,  dass 
es  bald  schneien  wird  GrD.  I  ha  ml"  Sach  ö. 
g' macht!  doch  gewiss  wacker  gearbeitet  Bs.  Ö.  häm- 
mer  [haben  wir]  Schöchli  [Heuhäufchen]  g'macht! 
Hebel.  Si  chömme  [sie  kommen]!  si  bolderen  ö.,  man 
hört  sie  ja  deutlich  genug  lärmen  Bs.  Er  wird  eppa 
kö!  Spreng,  's  i.sch  e.  g'nueg,  ich  dächte,  es  wäre  g. 
Bs;  B;  S;  Z.  I  han-em  's  e.  g'seit,  ich  glaube  ihm 
die  Wahrheit  deutlich  genug  gesagt  zu  haben.  Spreng. 
ISr  hät-en  [ihn]  ö".  g'rüemt!  Sclg.  Er  hat  ö'.  g'sporet, 
sich  lang  genug  oder  freilich  stark  gesträubt  S.  Es 
het  in  ö'.  g'heit,  freilich  selir  geärgert.  0'.  isch  's  mer 
übel  g' gange!  freilich!  das  will  ich  meinen!  B.  Es  ist 
ö'.  guet  g'gange",  gut  genug,  über  Erwarten  Aa;  Bs. " 
Ö'.  mäng  Mol,  oft  genug  Aa;  Bs;  versch.  von  dem 
unbetonten  ö.  m.  M.  Ö'.  mängist.  nur  zu  oft  Aa.  — 
Hilf-is  öppen  au'''  e  ehli  [uns  doch  ein  wenig] !  Stutz. 

.\us  ahd.  eddenear,  mhd.  ele(s)wä,  wozu  ,etwo'  (Vailiaii) 
uur  spätere  (nhd.)  Nbf.  ist  mit  dem  Unterschied,  dass  au 
ihr  die  ausschliesslich  räumliche  Bed.  haften  geblieben  ist 
.\ber  neben  obiger  Ableitung  kommt  diejenige  von  eiwann  in 
Betracht,  da  schwer  zu  entscheiden  ist,  ob  das  «  der  vor  Voc. 
eintretenden  Form  etten,  eppeti  nur  ein  euphonischer  Zusatz 
oder  stammhaft  sei ;  in  letzterem  Falle  wäre  die  oben  unter  '2 
augesetzte  Bed.  die  ursprüngliche.  —  Unsere  Formen  zer- 
fallen in  3  Hauptgruppen:  in  der  ersten  ist  tw  zu  il  assi- 
miliert, in  der  zweiten  zunächst  zu  j»"  (vergröbert  in  npiuc, 
auch  in  Öjimer,  etwer,  erhalten)  und  dies  zu  pp,  indem  hier 
der  Lippenlaut  siegte,  aber  auf  die  dem  t  entsprechende 
Stufe  erhoben  wurde.  Kbenso  verhalten  sich  die  Tormeu 
ijnppd  und  rjottcl  aus  Gott  well.  3  (und  4)  beruht  auf  der 
altern  Form  eiea-  (s.  bei  etlich),  deren  «  nach  Elision  des 
Voc.  zu  eck  verdickt  wurde,  wie  aus  «»■  auch  im  Anlaut 
schw,  aus  tu  oder  tz  im  Inlaut  Isch  geworden  ist.  Der  Uutei- 
schied  zw.  der  dentalen  und  labialen  Bildung  (1  u.  2)  bleibt 
auch  iu  diesen  Nbfen  ausgeprägt;  die  erstere  ist  aber  auf 
den  Osten  beschränkt  und  auch  dort  nicht  allein  herrschend. 
Das  alte  des-  hat  sich  daneben  verkürzt  in  es-  erhalten; 
vgl.  es-ie  Sp.  '21  und  die  hier  folg.  Zssen;  ,etzwa.'  ThPlatt. 
Der  anlautende   Voc,    war   urspr.  e  (gespr.  *--  od.  «<•!,   woraus 


593 


At,  ri.  it.  ot,  iit 


591 


sich  die  Schreibung  «  erklärt  und  der  Übergang  in  a,  der 
übrigens  auch  durch  den  Laut  der  2.  Silbe  befördert  wird, 
wie  deutlich  aus  der  W  Form  Äppm,  Etwas,  neben  dem  syn. 
E/tpis  und  neben  Epper,  Jemand,  erhellt.  Er  ist  aber,  wie 
im  nhd.  ,ctw-',  an  vielen  Orten  in  e'  übergegangen,  denn 
der  Übergang  in  ü.  der  zwar  wesentlich  durch  die  folgende 
Labiale  Lautverbindung  begünstigt  ist,  scheint  ein  e'  voraus- 
zusetzen, wie  in  nhd.  , Löffel,  schöpfen'  usw.  In  ütte  konnte 
<v  aus  ii]i]>e  eindringen,  weil  beide  Assimilationsformcn  in  GIK. 
einander  begegnen.  Die  Nbfen  epi^er-,  etter-  Hessen  sich  allen- 
falls durch  Vertauschung  von  n  mit  r  wie  in  aterlos  (s.  o. 
Sp.  588),  über,  iinder  für  vbai,  unden  udgl.  erklären,  werden 
aber  einfacher  unter  etwar,  ijppcne  F  unter  elminn  augebracht, 
es  sei  denn,  dass  man  letzteres  als  eine  Bilduug  mit  repe- 
tierter Endung  wie  obmenen  (Sp.  51)  udgl.  auffassen  wolle. 
—  Zwischen  den  3  Bedd.  ist  die  Grenze  sehr  unsicher  und 
bestehen  Übergänge;  das  Zeitliche  ist  immer  auch  räumlich 
und  aus  beiden  Anschauungen  entspringt  die  Abstraktion  (3), 
deren  einzelne  Arten  wieder  nicht  streng  von  einander,  ge- 
schieden werden  können,  da  meistens  nur  der  Zshang  und 
die  Betonung  die  feinem  Unterschiede  anzeigt.  Es  ist  sogar 
fraglich,  ob  mit  Fug  die  Bed.  2  aufgestellt  sei,  da  wohl- 
gemerkt der  modale  Begriff  in  allen  Fällen  mitspielt,  wenn 
nicht  vorherrscht  und  die  zeitliche  Erscheinung  immer  an 
Bedingungen  geknüpft  gedacht  wird.  —  Ete-vil  usw.  auch 
nihd.,  ahd.  elesvih,  aliquantisper;  -mihhil,  aliquantus,  mo- 
dicns;  -manage,  aliquant!.  Epjjidtck  kann  aus  epjie-  oder  aus 
tlwif-  erklärt  werden;  es  findet  sich  aber  in  diesen  Ver- 
bindungen auch  ettrann,  s.  d.  —  Unser  W.  ist  z.  T.  syn, 
mit  neue,  neime  (s.  neisawe),  welches  aber  in  Fragen  nicht 
gebraucht  wird. 

ctwa-igen  öppiyen  (e-):  1.  vor  Zeiten,  früher, 
sonst,  ehedem  B.  Ö.  sy"''  d'  Schu-i/zer  Manne  niän- 
(jiseh  fründlig  z'sämme  cho'.  B  Musikfreunde  1824. 
Älb-o.  BM.  s.  ahven  Sp.  208.  —  Adject. :  en  öppige 
Mage",  ein  gesunder,  wie  ihn  frühere  Generationen 
hatten  B  (Zyro).  —  2.  zuweilen,  jedoch  nur  mit 
nachfolgendem  eins,  einist  B.  ,So  könne  ja  keiner 
0'*  öppige  einist  einen  Buchstaben  machen.'  Gotth. 
Auch:  ö.  wilen  einisch  B  (Zyro).     Also  ^  etwa  2. 

Mit  der  beliebten  Silbe  -ii)  gebildet  als  adv.  Casus  eines 
Adj.,  entsprechend  den  mhd.  Adv.  auf  -liehen  von  Adj.  auf 
4ich  oder  (viell.  noch  eher)  nach  Analogie  des  gleichbed. 
aUng  aus  alweg,   -en  s.   Sp.   208/210. 

et-wie  öppeivie  Schw,  e^swie  GRChur,  D.,  Landq., 
elschuie  Gr Landq. ;  GW.,  Sa.:  irgendwie.  Es  isch 
äppan  nswie  g'ganga,  es  gieng,  wie  es  mochte  GEChur. 
Eppidick,  ziemlich  häufig  BGr.  Aswiecil,  asivierAo, 
ein  Quantum,  ein  wenig  GeD.,  Pr.  , [Einen  Lohn 
geben]  als  etteswie  dick  g'gi^n  ist',  wie  ziemlich  oft 
gegeben  wurde,  wie  zu  geben  der  Brauch  ist.  1311, 
Gfr.  (vgl.  u.  etivann).  ,Verbrunnen  etwie  vil  hüsern.' 
XIV.,  Bs  Katsb.  ,Etzwievil  Volkes.'  Z  Urk.  1416. 
,Etwie  vil  zytes',  eine  Zeit  lang.  1424,  Gfr.  ,Sy 
betten  aber  die  matten  ettwi  lang  har  für  etzweide 
ingehan.'  1437,  Obw.  ,A1s  sich  die  sach  also  etwilang 
verzogen  hat.'  G  Stifts-A.,  wofür  ÄgTschüdi  ,etwa 
lang'.     ,Etwiemänger.'  Diessenh.  Stadtr. 

Vgl.  etwa  3  e  und  etwann.  Betr.  eppi-  vgl.  die  Anm.  zu 
'im.     Ein  ganz  verschiedenes  emcie  s.  Sp.   199,  -t  a. 

e  t-  etsch-  w o  Gr  UVatz ;  GÜ.,  We.,  ^swa,  esicö  GhI>., 
UVatz  :  1.  irgendwo.  Etschivo  lii"  gö".  ,Nüt  so  schäd- 
hch,  das  nit  etwo  nütze.'  Ansh.  —  2.  =  etiva  2  resp. 
^wann.  ,Ich  bin  auch  etwo  ze  herberg  gewesen  beim 
Gabelo.'  1531/48,  Tobias,  wofür  ,etwann'.  1667.  Wech- 
selnd mit  etwann:  ,Etwo  sind  der  abgestorbnen  lych- 
nam  ganz  erschinen,  etwan  allein  wie  ein  schatten.' 
LLäv.  1569,  dag.  1578  ausschliessl.  ,etwan'.  —  S.  etva. 
Schweiz.  Idiotikou.  I,  4. 


etwann  1.  etschwenn  \}r  UVatz;  GWa.,  ^sivenn 
GrD.,  UVatz:  irgend  wann,  einmal;  zuweilen.  ,Ich 
mag  mich  denken,  dass  ich  etwen  im  schnee  bestecket 
[stecken  blieb].'  Platt.  1572.  ,Wie  den°  etzwen  bo- 
sehicht.'  ebd.  ,Die  kommt  etwen  einest,  etzwen  nüt' 
ebd.  —  2.  einst,  ehedem.  ,Sol  man  von  dem  sigrist- 
ampte  gen  garben,  als  etesswen  gön  wart  jerlich.' 
1324,  Gfed.  ,Uie  dann  etwend  ouch  da  gesessen  sind 
gesyn.'  1484,  Offn.  Suhr.  ,'Item  ist  des  Bapst  Palast 
noch  do,  darin  etwan  die  Päbst  residieret.'  Platt. 
1612.  —  3.  (üppene  F)  etwa.  ,Als  wir  Brisach  er- 
sehen, sind  wir  sorgfeltig  gewesen,  ob  uns  nüt  ötwen 
die  selbigen  stierlüt  [Steuerleute]  wurdint  sumen.' 
GeKell.  1576.  ,0b  es  von  etwan  eim  gehört  bette.' 
TiEEB.  1563.  ,Das  nit  etwan,  ne  quando.  So  etwan,  si 
quando.'  Mal.  —  4.  ziemlich,  vor  Massbestimmungen. 
, Etwan  lang,  vil.'  Mal.  ,Wenn  [die  Wolke]  aber  zwen 
tag  oder  einen  monat  oder  etwan  lang  auf  der  wonung 
bleyb.'  1531/48.  IV.  Mos.;  dafür  .eine  Zeitlang.'  1667. 
,Ward  uns  geschenkt  epschen  fil  brot.'  Stülz  1519. 
,0b  ir  [ihrer]  joeh  [auch]  etwann  menge  sind.'  Lied 
v.  Novara.  Vor  Zahlen:  ungefähr.  ,Ettwen  vier  oder 
fünf.'  1610,  Bat  Willisau.  —  5.  irgendwo.  ,Etwan 
her,  hin.'  Mal.  ,Viam  facere,  etwanhin  wandlen.' 
Pris.  ,So  einer  das  ei  nimpt  und  etwan  hin  streicht.' 
VofiELB.   1557. 

Der  zeitliche  Grundbegriff  ist  stufenweise  abgeschwächt 
und  verflüchtigt,  wie  der  räumliche  bei  etwa,  mit  dessen 
Bed.  3  a — c  hier  3  u.  4  zstreffen,  und  zwar  so  genau,  dass 
Vermengung  der  Formen  durch  Schriftsteller,  welche  die 
MA.  zu  korrigieren  glaubten,  muss  angenommen  werden. 
Zwar  lässt  sich  die  Bed.  5  auch  aus  der  Form  ,etwannen' 
herleiten  unter  der  Annahme,  dass  die  Verbindung  mit  ,her' 
auf  die  mit  ,hin'  übertr.  worden  sei.  Die  Bedd.  ,ehmals' 
und  , vielleicht'  hat  auch  etewenne  im  spätem  Mhd.;  ebenso 
findet  sich  schon  dort  die  Verbindung  mit  Massangaben,  in 
welcher  ,etwann'  offenbar  , etwie'  vertritt;  für  die  Bed.  ,eh- 
mals'  vgl.  auch  öppUjen  1;  , etwan'  =  ,etwa'  auch  nhd.  bis 
auf  neuere  Zeit. 

etwan  ig:  vonnalig.  ,Und  wurdend  gfangen  Graf 
Hans  V.  Hapsburg  und  Uolr.  v.  Bonstetten,  etwaneger 
des  grafen  diener.'  Vad. 

etwar:  1.  selbständig:  irgend  wohin  W  (auch: 
f-sicdr).  —  2.  Upper  (e-),  nur  vor  andern  Ortsadv.: 
irgend  wo,  zur  Umschreibung  von:  irgend  Etwas: 
e.-6b,  an  (über)  irgend  Etw. ;  e.-näch,  -üf,  -mit  W; 
ö.-mn,  und  sogar  mit  , wegen'  kombiniert,  weg  öppenim, 
wegen  Etw.  L ;  e.-zue  Ndw  ;  ö.-db,  -bl,  -für,  -üs;  auch 
ö.-dwrtwille,  von  wegen  Etw.  Aa;  ö.-dür,  durch  Etw.; 
ö.-gege,  ö.-hinder,  ö.-l",  -in,  -üf  Z  (Spillm.);  ö.-mit. 
Ii).  B.  Eim  öpper-in,  -mit  diene";  Etwas  ö.-uf  stelle^, 
auf  etw.  Anderes;  ö.-a"  denke";  er  het  si'''  ö.-db  ver- 
sündiget; i'''  möcht  di'''  ö.-fiir  'bete'  ha";  er  isch  ö.- 
hinder,  mit  Etw.  beschäftigt;  er  toird  ifol  ö.-zue  guet 
st"  B.  So  auch  schon  in  der  ä.  Spr.  ,Wer  sich  setzet 
etwarauf,  darauf  [ein  Unreiner]  gesessen  ist.'  1548, 
Levit.  ,[Wer  einen  Heiligen]  etwarmit  eret,  welches 
allein  gott  zue  gehört.'  Zwingli.  .Etwaran  gefallen 
haben.'  Fris.  , Einen  fründ  etwarmit  beschmeissen.' 
JJBreit.  1638. 

1  ist  wtlr,  wohin,  im  Unterschiede  von  wä(r),  wo.  2  ist 
das  nhd.  ,war-,  wor-',  in  welchen  sich  das  alte  r  wenigstens 
vor  Voc.  erhalten  hat.  Zu  der  Anwendung  vgl.  wo.  Über 
die  Berührung  mit  etwa  s.  d.    1'2  c  u.   Anm. 

Etw  er  1.  Etter  GlH.,  Otter  GlK.  (neben  Öpper). 
1.  Äpper'BsBirs.;  GrD.,  Epper  K?;  BHa.,  Si.;  GlH., 


595 


At,  et,  it,  ot,  ut 


5'.'' 


Opper  (E-)  Aa;  Bs;  BU.;  F;  VOrte;  Gl;  Gr  tw.;  GA.; 
S;  Th;  W;  Z,  Öpmer  ScuHa.,  Opper  Sch,  Apper  W 
Nat.  3.  Etsclnver  GO.,  Wa.,  Weisst..  Etschmer  GWa., 
Efscher  „Ap;  Gl;  Gr;  GSax",  Sa.,  Wa.,  Esirer,  nsirer 
Gr.  4.  Öjipert  Gl;  GTa.  (auch  Öpperte),  Stdt;  Th; 
Z,  Eppert  Ap;  Gr  tw.  (auch  Ä-);  GStdt  1799,  Öppcrter 
GWa.;  Z.  Etschert  „Ap;  Gl;  Gr;  GSax",  £'Hert  „GEh." : 
Jemand;  Syn.  Neimer,  Näher  Vis\f.,  s.  Neisswer.  De 
Herr  Öppert,  Jemand,  dessen  Namen  man  nicht  an- 
geben kann  oder  will  Z  (vgl.  Dinc/,  Dingeier).  Öpper 
wott  [möchte]  dur  's  Täli  gä',  Öpjier  Öpper  chüsse": 
Gät  das  02)2>er  Oppis  a",  Brücht  das  Opper  s'  teüsse"? 
AügCorrodi. 

,Etwer'  in  der  Lit.  dos  XV.,  XVI.  (.ötliwer'.  Mcy.  Wiiit. 
Chr.),  daneben  ,etwar',  z.  B.  Zwingli;  Salat:  Vad.;  Sch  Rats- 
prot.  1546.  1553:  Vogelb.  1557;  Fabri  1557;  HBuU.  1572; 
JJBreit.  1638;  JMüU.  1661.  ,Dass  etwar  etwas  finde.' 
Schimpfr.  1651  zeigt  uns  viell.  den  Weg,  auf  welchem  das  a 
in  das  niännl.  Pron.  gelangte.  Auch  in  Apier  neben  E.  (W) 
muss  a  aus  ojtjm.  Äpjms,  wo  es  durch  Ängleichung  entstehen 
konnte,  erst  herübergenommen  sein.  E  vor  den  Lippen- 
lauten bedarf  keiner  besondern  Beachtung  bei  denjenigen 
MAA.,  welche  übh.  immer  o  durch  e  ersetzen;  es  sind  darum 
oben  zu  Epfer  nur  diejenigen  Bezirke  angegeben,  bei  welchen 
diese  Erklärung  nicht  ausreicht.  In  Euchmer,  Üpmer  ist  «■ 
zu  m  vergröbert,  in  Etscher  ganz  ausgefallen  wie  in  Etter. 
Im  Übrigen  s.  die  Formen  und  ihre  Erläuterungen  bei  eiiea. 
In  Öpjiert,  Etschert  ist  t  angehängt  nach  Analogie  des  Gegen- 
teils Niemert,  Niemand  (s.  u.  Nieman).  Die  Nominativform 
Ö2ij)eiter  (GTa.  Ojypertn)  hat  die  Nbbed.  des  Wichtig-,  des 
Geheimtuns  und  enthält  nach  dem  angehängten  (  nochmals 
das  selbe  -er  wie  das  einfache  Öpper.  —  Die  Flexion  voll- 
zieht sich  entweder  so,  dass  der  zweite  Teil  des  W.  noch 
in  seiner  ursprünglichen  Bed.  gefühlt  wird :  Dat.  EtsAvem, 
Acc.  EtschiDi",  Etschc'  GSa. ;  oder  so,  dass  das  W.  als  ein 
einfaches  gefasst  wird:  Gen.  Eppem,  Dat.  Eppere  BSi.,  sonst 
Dat.  Öpivrem  B;  Bs;  L;  Z,  Öppertem  Sch  («j  händ-si'''  0. 
fi";/jm",  haben  sich  Jmdes  angenommen);  ThHw.,  Acc.  Opjxre 
(wmn  er  nur  Ö.  g'säehti,  sähe).  Gotth.  Ja  sogar  bei  deutlich 
erhaltenem  ,wer  (war)':  ,One  sterkerung  [Unterstützung] 
ctwars.'  Salat.  ,So  si  etwarn  syn  brot  verderben.'  Sch  Rats- 
prot.  1553.  ,Wenn  yeman  etwerm  so  guets  gan  [gönnte].' 
1537/44,  Schw  LB.,  wofür  in  der  ofliciellen  Ausg.  ,etwan  eim 
so  g.  gont.'  ,0b  er  etwarn  wüsse,  der  uns  gelt  geben  hab.' 
1526,  Absch.  Die  durch  Assimilation  umgestalteten  Formen 
werden  aber  häufig  auch  als  Indeclinabilia  angesehen  und  es 
unterbleibt  namentlich  für  den  Acc.  alle  Flc.tion.  Auch  diese 
Erscheinung  schon  früh.  ,So  ihr  etwer  treffen  an.'  Com. 
Beati.  ,Ich  wil  ettwar  zuo  uns  reichen  [Jmden  holen].'  Mey., 
Wint.  Chr. ;  und  sogar  der  Dat. :  ,Ein  gift,  etwar  damit  zc 
schaden.'  Vogelb.   1557. 

Etwas  1.  Attas  GRChur,  D.,  Sch..  Ettes  (-isj  Gl 
Grosst. ;  Gr;  ^GRh.",  Öttis  GlK.  2.  Öpmis  ScnHa. ; 
ZRfz,  Wl.,  Äppas  (-isJ  GRChur,  D.,  Vals,  Val.,  Ejijies 
f-isj  Ap  fc');  BBe.,  Si.;  GlH.;  GrP..  Mal.;  GO.,  T., 
Ü2jpis  (E-)  Aa;  Bs;  BM.,  S.,  U.;  F;  VOrte ;  Gl;  Gr 
Chur;  GA..G.,  Stdt,  T.;  S;  Th;  W;  Z,  Op2ns  ScnBarg., 
yljjjws  WLötsch.  'i.  Etestcas  Qi'W.,  Etschwas  GSa,., 
Vf.,  Ötschwes  GBuchs,  Grabs,  Etschis  „Ap;  Gl";  Gr 
Chur,  UVatz,  Valz.;  „GSax",  0.,  Ötschis  GBuchs,  We. 
■i.Eswds,  As-  Gh;  P;  T;  W:  Etwas;  Syn.  Neiwes, 
Neufmjis,  Näbis  usw.  (s.  Neissw-as).  Mit  der  schon  be- 
sprochenen Häufung :  Wenn  Öp2^er  Öpperem  Öppis  a'i^er- 
traut,  so  isch  er  b'schifse'  [betrogen]  B  (Zyro).  Ö.  ron 
Eiere,  eine  Eierspeise  Bs.  Ö.  tiimms  eso!  Abfertigung 
einer  geäusserten  Ansicht.  Gotth.  So  Ö.!  Ausruf  der 
Befriedigung  Bs  (Sprenu).  Ö.  mache,  Notdurft  verrich- 
ten, bes.  V.  Kindern  Bs;  B;  Sch;  Z.  Prägn.  Ö.  .n',  zu 
bedeuten  haben,  etwas  Rechtes  sein;  ein  Amt  bekleiden 


L;  Z.  Chumm,  trenn  d'  Ö.  bist!  Herausforderung  G;  Z. 
Ja,  selb  ist  Ö.  g'si',  schrecklich,  verwunderlich.  ,So 
lass  einer  das  auch  etwas  sein.'  Tierb.  1563.  's  isch 
im  E^j^jjs  worde,  er  hat  Gift  bekommen.  Spreng,  ,0b 
in  [ihnen]  mit  Worten  Etwas  [ein  Unrecht]  beschicht.' 
Schachzabel.  Betont:  Ö.  hed-em  g'hört,  eine  kleine 
Strafe  hat  er  verdient  S.  0.  ist  besser  als  Nüt!  etwas 
Weniges  besser  als  gar  Nichts  Z.  Isch  's  nid  vil, 
se-n-isch  's  doch  Ö.  t-'DLOER.  Es  ist  allethalben,  an 
allen  Orten,  zentume,  überall  0.,  irgend  ein  Mangel  Z, 
etwa  noch  mit  dem  Zusatz:  und  niene  [nirgends]  nüd 
Vidlkummes  GlK.,  oder  mit  der  humoristischen  Um- 
deutung:  nw  i'  mim  Chuchihäfeli  (i  mmer  AlmäriJ 
inne"  ist  Nüd  Z.  Es  ist  aUlml  Ö.,  allezeit  ein  Hinder- 
niss  Z.  Zur  Bezeichnung  eines  unbestimmten  Quan- 
tums: ,Hat  etwas  geweint'  GRTschiertschen.  Öp2iis 
und  30^,  Ö.  in'n  30'"  inne  stö",  zwischen  30  und  40 
Jahren  alt  sein  Z.  ,Ein  Jahr  oder  Etwas.'  BSchwarzin 
(Sch  XVII.).  Mit  partit.  Genet.  a)  mit  Subst.  Ö. 
G'schäft,  Ö2>fel  Bs.  Vor  Ö.  Wnche",  Tage»  Z.  Esu-as 
S2)riich  Gr.  Er  het  Ö.  Eids  'tä",  etwas  beschworen 
B  (Zyro).  Ö.  Chnebels,  etwas  Knebelartiges  Aa.  Ö. 
Hagels,  Tunners,  irgend  etwas  Verwünschtes  Aa;  Z. 
Ö.  Drecks  von  Eiere,'  eine  Eierspeise  von  irgend  wel- 
cher Form  (und  gleiche  sie  auch  der  Farbe  nach  dem 
Dr.)  Z.  Schu'  vor  0.  Ztts,  schon  vor  geraumer  Zeit 
Gl.  Es  rergünd  [vergehen]  etis  Tage",  ebd.  So  bes. 
in  derä.  Spr.:  , [Zusendung  von]  etwas  briefen.'  1581, 
Strickl.  ,Lass  doch  die  magdt  etwas  tagen,  zum 
minsten  zehen,  bei  uns  bleiben.'  1531/48,  I.  Mos.  ,E. 
gelts  zins.'  RCys.  ,Richtend  ihre  Badenfart  [Besuch 
eines  Bades]  uss  anderen  Bäderen,  die  auch  etwas 
Namens  [einigen  Ruf]  und  gute  Wasser  habent.'  ebd. 
,Vor  etwas  Jahren.'  JJBreit.  , Etwas  Tucks  verrich- 
ten', irgend  eine  Tücke,  ebd.  .Darnach  zugen  wir  bei 
etwz  Behausungen  [einigen  Wohnungen]  hin.'  Ahm. 
1630.  ,Wann  gleich  die  warheit  etwas  zeit  getruckt 
wird,  so  wirdt  sie  doch  nit  gar  undergetruckt.'  1645, 
HoFMSTR.  .Versähe  etwas  Zeits  die  alten  Herren 
Pfarrer.'  Tür.  sep.  Mit  weggelassener  Flexion,  also 
appositionell  gedacht:  , Daran  wir  etwas  beduren  ge- 
hebt.' 15'28,  Absch.  b)  mit  Adj.  Ebenfalls  urspr. 
partitiv,  jetzt  appositioneil  aufgefasst:  Es  het  g'chlepft 
ö.  Elends!  es  gab  einen  schrecklichen  Knall  Gl.  Es 
het  ö.  Schröcklichs  g' macht!  ein  schreckliches  Gewitter 
hat  stattgefunden  B.  .[Ge-]  trunken  sei  worden  ö. 
schröckligs.'  Gotth.  Ohne  Genet.  aber  partitiv  ge- 
dacht: ein  Teil.  z.  B.  der  Leute.  Es  häd  Ö.  [z.  B. 
Äpfel]  fill  d'runder.  Es  ist  kei"  Schlacht  so  gross,  es 
chunnt  aw''  Ö.  dervo"  (mit  dem  Leben).  Auch  mit 
Präd.  im  Plur.  GT.;  Z.  Disjunctiv:  Ö^yris  —  Öp2ns, 
die  Einen  —  die  Andern  aSoHw;  Z;  vgl.  Sum  —  Sum. 
Die  Haupt-  und  Nebenformen  zu  erklären  wie  bei  etwa, 
etwer.  .Ötmass'.  1525,  Egli  Act.  (vgl.  iijmie,  etwa).  Schon 
früh  mit  durchgedrungener  Assimilation:  ,öpes.'  XV.,  OfFn. 
ZgHün.  ,Ö2ie»  z'  laehen.'  JCWeissenb.  1702.  ,Eteswaz.'  äZ 
Chr.  .Etswas.'  1372,  L.  ,Etzwas.'  ThPlatt.  ,Etschwa.s.' 
CTürst  1489.  ,Eppsches.'  Stulz  1519.  -  Der  Dat.  (wo  er 
flektiert  wird)  lautet  Ü2)pu(s)riii  f«;-''  mit  0.  nrwik"),  der 
Gen.   Öpjiuse"   Th;   Z. 


Vgl. 


Ol. 


ittt 


etiiar 


Ettüchsli  n.:  Eidechse  ZSth. 
ette    s.  etwa;   etivo;   etiriinn. 
(auch  in  der  Anra.). 

Etter  I  s.  Sp.  586.      Etter  II,  Ettert  s.  Etwer. 
Etter  III  s.  Letter. 


597 


At,  et,  it,  ot,  ut 


598 


Etter  IV  (tc-  bzw.  e^-),  ,Nätter.'  Id.  B  —  m. 
(in  Aa  auch  n.):  1.  Geflecht  von  Gerten  oben  an 
einem  Zaun;  die  Tannzweige,  welche  zur  Befestigung 
der  Zaunlatten  in  Form  von  Ringen  oder  Kränzen 
um  die  Pfähle  geschlungen  oder  aber  der  Länge  nach 
30 — 10  cm  breit  um  die  Zaunstecken  geflochten  werden 
Gr.  Ein  solcher  Zaun  heisst  Etter-zün;  vgl.  Etter- 
ruete.  ,Hette  jeman  da  gens,  findet  die  jeman  an 
synem  schaden,  der  sol  inen  das  haupt  stossen  durch 
den  etter  des  zunes  synenthalb  und  ihr  den  ars  über 
den  zun  werfen  und  si  lassen  hangen.'  Ofpn.  Jonen. 
.Der  äter,  flechtung  des  setzhages,  flexio  sudiuni.' 
Ren.  10(i'2.  , Einen  Etter  machen',  dem  Zaun  eine 
Krone  von  geflochtenen  Gerten  aulsetzen  LG.  Bildl.: 
,Jmden  in  einen  E.  werchen,  in  die  Enge  treiben,  in 
grosse  Angst  bringen  BO. ;  LE.;"  yg\.  Etterich.  Us-em 
Ä.  cho",  aus  der  Ordnung  kommen,  in  die  Brüche 
gehen  AaL.,  Kulm;  us-em  Ä.  sl"  1)  nicht  mehr  ordent- 
lich zshangen.  2)  verrückt  sein  AaZ.  Der  gefloch- 
tene Zaun  selbst  BsLd;  „B;  GRChur";  L;  „Z";  Syn. 
Freihag.  Sonst  besteht  zwischen  E.  und  Hag  der 
Unterschied,  dass  der  letztere  meist  aus  lebendigem 
Holz  besteht  (als  Grünhag,  Hecke),  der  E.  eben  aus 
gehauenem  Holz  (Pfählen,  Stecken,  Latten)  mit  ein- 
geflochtenen Euten  oder  Tannzweigen.  .Natter,  sepes 
ex  spinis  intortis.'  Id.  B.  Den  zum  Hofe  gehörenden 
Brühl  muss  der  Meier  jederzeit  in  einem  ,E.'  halten, 
um  ihn  vor  dem  Eindringen  des  Viehs  zu  schützen. 
1.3.50,  AAKlingn.  ,Die  wynreben  zu  Wülflingen  sollend 
also  in  guotem  frid  sein  und  ligen  als  ein  guot  in 
nun  ettern.'  Üpfn.  Wülfl.  Auch  diente  der  Hag  we- 
sentlich zur  Abgrenzung  von  Privatgütern,  während 
Zäune  von  jener  Art  ursprünglich  zur  Umhegung  des 
gesaramten  Culturlandes  (der  Zeigen)  einer  Dorfge- 
meinde, gegenüber  dem  unangebauten  und  nicht  aus- 
geteilten, zu  gemeinsamer  Benutzung  von  Holz  und 
Weide  bestimmten  Gemeindeland  (Allmend)  und  zur 
Abgrenzung  gegen  andere  Gemeinden;  daher:  2.  Ge- 
meindebezirk, Dorfmark,  -bann,  d.  h.  nicht  nur 
der  Zaun  selbst,  sondern  das  innerhalb  desselben 
liegende,  von  demselben  umschlossene  od.  eingefasste, 
angebaute  Dorfgebiet  L  (Ineichen);  Sch  (Kirchh.);  „Z." 
Vgl.  Dorfetter.  ,E.'  hiess  ein  mit  Kreuzen  bezeichneter 
Bezirk  um  die  Stadt  Basel,  das  Weichbild  derselben; 
in  BsLd  ,der  äussere  E.'  die  Allmend.  ,Die  Geding 
sei  man  haben  in  dem  Fronhof  oder  inwendig  Etters 
wa  es  ist'  Üffn.  Bubend.  ,Hienach  folget  der  ätter 
und  efaden  zu  Hege  mit  allen  anstössen,  und  des 
ersten  die  zeig  utf  Grützen  genampt.'  Offn.  Hege. 
,Alle  frevel,  huessen  und  gebott  in  des  dorfs  e.,  zwing 
und  benn.'  Offx.  OWinterth.  ,Alle  die  hie  ze  buwen 
[Ackerbau  treiben]  hend,  die  mögen  ross  haben,  sovil 
inen  zue  dem  buw  in  etter  gelegen  notturftig  ist.'  ebd. 
jSprechent  die  hofjünger,  das  sy  habind  das  recht, 
dass  nieman  sol  husen  nsserthalb  etters.'  Offn.  Fäl- 
landen. ,Das  niemant  zue  weid  genoss  syn  sol,  so  usser 
ätter  sitzet.'  Offn.  Wetzik.  1472.  ,Der  so  über  ätter 
hinin  wirbt,  soll  sollichs  tuen  mit  gcwettnem  veech 
und  mit  verbundnem  sack.'  ebd.  1475.  .Eommishorn 
inn  und  nsserthalb  dem  E.'  1501,  Pupik.  .Wellicher 
güeter  ererbt  oder  kouft,  die  nit  innert  etters  sind, 
und  er  ein  ehehofstatt  innert  etters  wüsste,  so  soll 
man  in  utf  die  ehehofstatt  lassen  husen  und  bauwen. 
Wellicher  ein  hus  will  buwen  ussert  etters,  der  soll 
weder   holzhouw   noch   wunn  und  weid   zuo   aiiieren 


Inten  han.  W^ellicher  ussert  etters  güeter  hetti,  dem 
soll  man  das  zünholz  nit  abschlon,  und  wann  er  wollt 
ein  schür  buwen  uf  die  güeter,  so  soll  man  im  ouch 
holz  gen.'  1527,  Amts«.  Meienberg.  ,Alle  gericht  ze 
Giebenach  in  des  steins  Rinfelden  oberkeit,  wie  dann 
der  etter  oder  zirk  daselbs  luter  und  eigenlich  under- 
steinet  ist.'  Kaufbrief  v.  1531.  ,Güeter  die  nit  innert 
ädters  sind  und  ein  ehhofstatt  innert  ädters.'  152Ö, 
.\.A.  ,So  und  aber  dieselbigen  wider  in  des  dorfts  eter 
ziechen.'  Offn.  Niederstetten  1559.  ,So  ein  dorft'man 
ein  dochter  nssorhalb  dess  dorfl's  etter  neme.'  ebd. 
.Es  sollen  jetzt  und  könftig  innert  dem  Etter  older 
Dorfgränze  und  auf  die  freie  Zeigen  keine  neuwen 
Häuser  erbauwet  werden.'  Spküchbrief  Schneisingen 
1562.  , Äussert  dem  E.,  doch  in  keinem  Hohwald, 
ward  es  dem  Burger  erlaubt,  einen  Haasen  und  eine 
Ente  zu  schiessen.'  Würstis.  1799.  Bildlich  aus- 
gedehnt auf  den  Begriff  a)  der  Landes-  (zunächst 
Kantons-)  grenze.  ,Das  amt  hat  inen  [den  Aposteln] 
Christus  zum  ersten,  do  er  sy  allein  im  Jüdischen 
land  herum  schickt  ze  predgen,  also  empfolen:  Gond 
nit  uf  den  weg  der  Heiden.  Zum  andern  hat  inen 
Christus  eben  das  selb  empfelch  g'geben,  aber  das 
ätter  wyter  gemacht,  do  er  zu  inen  sprach:  Predgend 
das  evangelium  aller  geschöpfde  [Welt].'  Zwinuli. 
Zürich  vermerkte  15'24  übel,  dass  die  katholischen 
Eidgenossen  Bat  und  Hülfe  ,ussert  ätters',  nämlich 
bei  Österreich  suchten.  15'24,  Absch.  ,Weliche  ussert- 
halb  ätters  und  flüchtig  [werden].'  1530,  ebd.  ,Die 
gerichtsherren  mögent  gar  nüt  ussert  ätters  flöchnen.' 
ebd.  b)  Schranke  der  Begierden.  ,Wo  sie  [die  Mönche] 
bei  der  leere  irer  väter  und  bei  der  schnuor  iror 
reglen  inderhalb  dem  etter  onmässiger  begierden  sich 
enthalten  bettend.'  Vad.  ,Der  oben  dargestellte  Be- 
griff des  W.,  im  Allgemeinen  ausgestorben,  lebt  nur 
noch  gleichsam  in  Trümmern  oder  verschleiert  fort. 
In  Z  Bauma  bezeichnet  E.  das  Quellgebiet  der 
Brunnen  des  Dorfes;  in  ZStäfa  das  Gebiet,  innerhalb 
dessen  Häuser  gebaut  werden  durften.  Auch  auf  die 
Einzäunung  einzelner  kleinerer  Grundstücke  von  Pri- 
vaten übertragen:  eingezäunte  Flur,  Eebberg  „Sch"; 
Th.  —  3.  Torgatter,  etwa  aus  Flechtwerk,  an  ein- 
gehegtem Land  Aa  (m.  u.  n.);  „BGerzensee";  L.  Syn. 
Esch-Tor.  —  4.  Flechtwerk  zum  Schutze  des  Erd- 
bodens z.B.  an  Ufern  „B-';  L,  an  Halden  zur  Verhin- 
derung von  Rutschungen  TaHw.f  (n.).  —  5.  Schichte 
oder  Lage  von  (2x12)  Garben  (in  ZB.  auch  von 
Reisigbündeln)  auf  einem  Leiterwagen  und  zwar  über 
den  , Leitern'  [Seitenwänden],  nachdem  das  Gestell 
gefüllt  ist,  quer  mit  den  Köpfen  gegen  einander  gelegt 
Aa;  BsLd;  ScuSchl.;  ZB.,  W.,  Kn.  Man  sagt  also:  ein 
Fueder  mit  2,  3,  4,  5  Atteren.  In  BsLd  werden  ge- 
wöhnlich 2 ',2  Ä.  geladen,  2 — 6  Äter  AAFri. ;  Z.  Man 
unterscheidet  ganze  und  halbe,  d.  h.  zwei-  und  ein- 
seitige Ä.,  und  fragt  etwa:  Wie  mänge  Ä.  häschi' 
Ein  sibenätterig  Fueder  Garben  AaZ.  En  E.  schnule", 
so  viel  als  für  eine  Schicht  erforderlich  ist  ZB.  Syn. 
Legi.  —  6.  Saum  am  Kleide,  der  die  Fältelung  zu- 
sammenhält Aa;  Bs.     De  Bock  het  us-em  A.  g'lö. 

Ahd.  etitr,  mbd.  eter  m.,  ags.  eodor,  altn.  iadar.  In  Natter, 
,Netter'  (Gr.  Wst.)  n  vorgeschoben  wie  in  JV-a«(  u.  a.  —  Das 
Geschlecht  uur  ausnahmsweise  ius  n.  verirrt.  —  Die  Grund- 
bedeutung ,Fiechtwerk'  liegt,  obwohl  verdunkelt,  auch  der 
(schon  mhd.)  Bed.  6  zu  Grunde.  Nach  einer  (nicht  weiter 
bewährten)  .\ngalje  würde  das  W.  auch  Flechtwerk  zwischen 


599 


At.  et,  it,  ot.  ut 


COO 


den  Ständern  der  Hauswände  bezeichnen  (oder  bezeichnet 
haben?),  vgl.  Etterkämi".  Die  u.  1  angeführten  bildlichen' 
RAA.  würden  sich  auch  leicht  aus  Bed.  5  oder  aus  6  er- 
klären lassen.  Der  o.  (1)  aufgestellten  Unterscheidung  zw. 
E.  und  (Gnum-)Hiig  scheint  die  Erinnerung  alter  Lente  in 
Z  zu  widersprechen,  doch  diese  mag  Ungleiches  vermengen, 
da  Beides  längst  verschwunden  ist.  In  einer  Ndw  Rq.  von 
1480  scheint  ,Hag'  das  Abstr.,  ,E.'  das  Konkrete  zu  be- 
deuten: ,Wer  in  synen  güeteren  hagen  wil,  der  sei  gegen 
den  Strassen  den  hag  machen,  also  dz  einer  das  e.  uif  das 
syn  keren  [das  Zaunwerk  auf  seinem  eigenen  Grund  und 
Boden  anbringen]  und  nit  an  die  strass  und  soll  ein  jeglicher 
in  synen  güeteren  in  synen  hegen  das  e.  uff  das  syn  kereu 
als  fer  [so  weit]  syn  hag  gat.' 

Hag-Etter.  ,Si  giengen  uf  den  liagetür  ob 
hergiswyle  nidern.'  1308.  Segess.  KG. 

ii  weist  auf  Deutung  aus  ,Tür',  die  Bed.  wird  also  die 
von  Euer  3  sein;  doch  kommt  ii  (und  andere  Buchstabeul 
in  gleichzeitigen  UrkiuulcMi  der  V\v  nicht  selten  für  das  un- 
betonte «■  vor. 

Dori-  =  Euer  2;  ,Uorf:narli.  -bezirk  Z";  Inekii. 

Etterech  in.:  1.  =  Etter  1.  Bildl.  „Jraden  im 
Ätterech  liaben  (in  die  Enge  getrieben);  im  A.  sein, 
in  der  Klemme  BO. ;  LE."  —  2.  „eine  mit  Euten  ein- 
geflochtene u.  ausgekleibte  Decke  LE."  Vgl.  Esterich. 
—  Das  W.  scheint  gebildet  wie  Äschemli  iSp.  .5671  von 
ÄDcher. 

etteren:  1.  „Gerten  für  das  Geflecht  einer  Ver- 
zäunung  zurüsten,  indem  man  dieselben  ein  wenig 
anbrennt,  um  sie  biegsamer  zu  machen  LG."  — 
2.  „zäunen,  flechten  LG."  Zaungeflecht  machen  L 
(Ineichen);  ThHw.  ,Und  sollen  die  zun  [um  die  Reb- 
berge] mit  zweien  ättern  geättert  syn.'  1475,  Offs. 
Müllheim  (d.  i.  wohl  mit  doppeltem  Geflecht,  oben  u. 
unten).  —  3.  Flussufer  od.  Berghalden  durch  Efter  (4) 
befestigen.  Kaufbrief  von  1534  bei  Brückner.  — 
Mhd.  etertn,   umzäunen. 

in-  i-eHtere:  Etw.  mit  einem  Flechtwerk  umgeben 
ThHw. 

ver-.  ScuwEizERB.  1813  berichtet  von  ,veräteten' 
[so]  Kaminen  (Kaminschössen)  im  Th  und  deren  Ge- 
fährlichkeit. Vgl.  Etterkämi".  , Vereiterung  kleinerer 
Schlipfe  [Rutsehhalden].'  Schatzmann. 

Etterich  II  s.  £«ii-e«.  Ettes,  Ettis  s.  Etzvas. 
etesienig  s.  es-ie-n-ig  Sp.  21.  etes-lich;  -wa; 
-wie;  -WO;  -wann;  -war;  -wer;  -was  s.  et-. 

Etti,  Ettich(en),   -er.  Ettig  s.  das  folg. 

Ettike"  1.  Ettike"  Sch  (-«  Kirchh.,  e-  Sülger), 
Ettikiim  Spreng,  ,Retikon.-  ZHorg.  Msc.  2.  Ettik 
Bs  (Spreng),  Ettig  Aa  {a-);  ApM.  (e'-);  Gr  ((■'-),  Ettich 
ApH.,  Ettech  GTa.,  Etti  ArK.  (e'-);  GRMaienf.;  Th 
SMarg.  3.  Ettiker  AaZ.  («e-);  Gl;  Sch;  SchwE.;  Z 
Lunn.,  Ediker  ZO.,  Rettiker  ZGlattf.,  EtticUer  ZKn., 
ÄttecherBs,  Ettiger  GhUoW.;  G,  Bettiger  ZS.  4.  Et- 
terich  GSa.;  aScHW;  U  (rf-)  —  m.:  Schwindsucht, 
Lungenfieber,  febris  hectica  (Spreng);  Krankheit,  die 
sich  durch  unnaturlichen  Appetit  äussert,  Fresssucht; 
Atrophie;  Darrsucht.  ,Retikon  (Magensäure).'  ZHorg. 
Msc.  Bes.  als  Kinderkrankheit  beobachtet;  Diarrhcee 
der  kleinen  Kinder  (a.  Z  Arzneibuch).  Du  issist  wie 
wenn  d'  der  E.  hettist  Gl.  Diese  unnatürliche  Ess- 
lust der  Kinder,  bei  schwacher  Verdauung,  wird  einer 
Geschwulst  bei  der  Herzgrube  (Gr),  einer  Geschwulst 
des  Schwertknorpels  fEttig-G'nfigeli),  weil  dieser  bei 


Abmagerung  hervortritt  (Ap),  zugeschrieben.  ,Müessen 
sich  hüeten,  dz  si  nüt  in  ettig  fall.  Dir  were  guot, 
möchtest  du  dich  vor  ettig  hüeten.'  Predigt,  in  Samen. 
,Voii  der  krankheit  Ptisis  oder  ethica.'  SMünster  1546. 
,Plithisis  . . .  Hectica.'  ebd.  1628.  ,Soll  den  ahsl-rbenden 
leib  widerbringen  oder  die  lungensüchtigen,  den  ettiken 
heilen.'  Tierb.  1563.  ,Den  ausszerenden  febren  hectica 
genannt,  den  etdicken.'  Fischb.  1563.  , Tabes,  cachexia, 
der  schwjnend  siechtag  oder  die  schwjnend  sucht,  der 
ettik.  Extabescere ,  verschwynen,  aussserben,  den 
schwynenden  ettiken  haben.'  Fkis.  ;  Mal.  (auch  .Ettig"). 
.Hectica,  ein  fleber  oder  hitz  mit  abneramen  des  leibs. 
der  ettiken.'  Fris.  ,Etik,  etichen :  swynsucht,  darbe  an 
kindern,  hectica,  tabes.'  Red.  1656.  ,Hectica,  ettich, 
hcrzfleber  mit  abnemmen  des  leibs.  Cachexia,  uiige- 
sundheit.  ettich.-  Denzl.  1677;  1716.  ,Die  Mutter  soll 
sich  vor  starkem  Wein  hüten,  so  lang  sie  schwanger, 
dann  sie  ziehen  denen  Kindern  den  Ettiken  an  den 
Hals.'  Muralt,  Heb.-B.  1697.  Die  Z  Gesetze  1779 
warnen  auch  davor,  dass  man  Säuglingen  Branntwein 
in  den  Brei  mische,  weil  dadurch  u.  a.  Gehrechen  .die 
Rippsucht  oder  Rhetiken'  erzeugt  werde.  Bildlich: 
,den  fressenden  Ethiken,  wie  wir  reden,  der  Welt- 
sucht.' 1733,  Ulr.  Die  Vorstellung  gesteigert  bis  zum 
Begrifl'  eines  gespenstischen  persönlichen  Etwas  {Ät- 
techer  Bs,  de  f'ressig  Etti  Th  SMargr.),  s.  u.  Anderseits 
abgeblasst  zu  demjenigen  von  Heisshunger,  krankhafter 
Esslust  übh.,  welche  bes.  nach  langem  Hungerleiden, 
z.  B.  in  Teurungszeiten  beobachtet  wird  oder  wurde 
ZO.f.  ,Von  einem  grossen  Frass  sagt  man:  er  hat 
den  fressenden  Etiken.-  Schihpfr.  1651.  Man  unter- 
scheidet den  hungrigen  und  den  durstigen  E.; 
der  letztere  wird  durch  Zehrfieber  angezeigt  Gr;  der 
esse'd,  fressCder  —  der  ttirste'd,  Durster-Ettiker  ZKn. 
Das  W.  erscheint  überh.  gerne  mit  verstärkendem 
Attribut:  de  n'essed  Ettig  Ap;  de  fressig  (Sch;  Th), 
fresse'd  (Z)  E.  ,Der  fressid  Ettikum,  Hunds- od.  Kuh- 
hunger.' Spreng.  Vgl.  Ess(er)-,  Fressfer)-,  Hunger-E. 
Syn.  Mit-Esser;  der  fresse'd,  hungrig  Serbe";  Berr- 
sucht.  Kinder,  die  diese  Krankheit  auf  die  Welt 
bringen,  lege  man  am  Morgen  vor  Sonnenaufgang  in 
die  Krippe  [weil  das  Jesuskind  in  einer  solchen  lag] 
und  spreche  einen  Segen  über  sie.  In  Th  SMargr. 
legt  man,  um  die  Krankheit  zu  heilen,  gewisse  Kräuter 
vom  Felde  unter  besondern  zauberischen  Manipula- 
tionen auf  den  Magen  des  Heisshungrigen.  Sind  die 
Kräuter  verdorrt,  so  heisst  's,  der  Etil  habe  sie  ge- 
fressen, es  sei  bloss  die  Haut  davon  geblieben.  Nach 
einem  alten  von  Rochh.  aus  AABrugg  mitgeteilten 
Recept  füllt  man  2  Nussschalen  mit  ungesalzenem 
Mehlbrei  und  bindet  sie  vor  Sonnenaufgang  dem 
Kranken  auf  das  .Bluttmuseli-  [^die  blosse  Herzgrube], 
auf  der  des  Kindes  ,Musueli'  [Geiferläppchen]  hängt; 
oder  man  schatt't  einen  Kreuzvogel  an  und  lässt  das 
Kind  aus  dem  Geschirr  desselben  trinken.  In  der 
Kapelle  der  Insel  Werd  bei  Stein  aRh.  befindet  sich 
ein  sog.  Etikengräblein.  worein  Mütter  ihre  kleinen 
Kinder  legten,  davon  die  Heilung  der  Auszehrung 
hoffend.  In  Schw  legt  man  auf  den  Bauch  des  Kindes 
gewisse  Fische  (Bammeli),  welche  vorher  ganz  zernagt 
werden.  ,Dise  fisclilein  [die  Bammeln]  sind  sehr  gut 
den  Kindern,  wenn  sie  den  ettig  haben,  wie  wir  es 
nennen,  oder  den  mitesser,  morgens  in  aller  frühe 
lebendig  auf  das  herzgrüblein  zu  binden.'  Sekerh.  1749. 
Als  Helfer  wird  in  SchwE.  besonders  .der  h.  Bischof 


At,  et.  it,  ot,  nt 


602 


ohne  Namen'  in  Cham  bei  Zug  angerufen.  ,Pür  den 
ettich  werdend  die  lerchen  zur  speis  gelobt.'  Vogklb. 
1.5.57.  ,I.st  bei  einem  grossen  teil  der  Weibern  kein 
gebräuchlicherer  Segen,  als  der  Segen  für  den  Edtiken 
(ist  ein  aussdeerende  oder  serwende  krankheit  an  den 
Kindern).  Wenn  eine  Mutter  ein  Kind  hat,  das  den 
E.  hat  oder  sonst  ein  Serwlig  ist  und  nicht  drüehen 
[gedeihen]  will,  da  muss  des  kinds  Mutter  ihr  Kind 
3  Sonntag  nach  einandren  und  an  jedem  Sonntag  drümai 
äussert  das  Haus  tragen  under  den  freien  Himmel, 
wenn  der  tag  anbricht  und  die  Sonn  aufgehen  will, 
und  alsdann  gewüsse  abgöttische  wort  sprechen :  Komm 
ilii  heiliger  Sonntag  (u.sw.).'  RGwerb  1646.  Bildl. - 
scherzhaft:  De"  essrdn  Ettig  und  de  süfi-dn  Gärüs 
hä",  viel  essen  und  trinken  mögen  Ap. 

Mild,  etica  f.,  etihe  m.,  bei  Keisersberg  ,Etkiim'  =  Eifer, 
•sucht.  Durch  Assimilation  von  ht  in  tt  aus  lat.-gr.  (h)ectica, 
ital.  febbre  itifa,  frz.  ßevre  etique,  Schwindsucht,  Zchrfieber. 
Das  Freuidw.  aus  dem  Kreise  der  Ärzte  ins  Volk  gedrungen, 
aber  hier  allerdings  mit  der  bemerkenswerten  Umdcutnng 
und  Umgestaltung  (-er  und  -rü'h)  in  ein  Masc,  weil  man  sieb 
Kr.inkheiten  iibh.  als  in  den  Körper  eingedrungene  Tiere 
(bes.  Würmer)  oder  böse  Geister  dacbte.  Die  Bed.  von 
.Ktkum'  macht  keine  Schwierigkeit,  da  Kifer  und  Eifersucht 
eben  auch  am  Körper  ,zehren'  wie  die  Schwindsucht,  und 
aiicli  Gram,  Reue,  Sorge  am  Herzen  ,nagcn'  wie  Würmer. 
Vgl.  das  syn.  , Geizwurm'  in  Süddeutsch].  Die  lat.  Endung 
-um,  griech.  -on,  bei  uns  nur  schwach  bezeugt  {der  fre«w"d 
Eitikon  Bs  It  Fechter),  konnte  aus  einer  lat. -griech.  neutralen 
Nbf.  kei:tieum  in  die  Volksspr.  übergehen,  wie  z.  B.  in  Ami- 
ilum  Sp.  219  aus  amylum.  Eine  Spur  weibl.  Geschlechts 
findet  sich  nur  für  , Ettig'  in  einer  Sarn.  Hdschr.  des  XIV. 
EUerich  kann  nach  Anal,  von  , Wegerich,  Wüterich,  Ämheriek' 
erklärt  werden,  oder  als  Umstellung  aus  Elliker,  -icher.  Die 
Endungen  -ich  und  -iy  wechseln  wie  bei  dem  ebf.  aus  dem 
hat.  entlehnten  Ensig  und  bei  den  Adj.  auf  -lieh.  Das  r- 
in  licttiker  angeschweisst  aus  vorhergebendem  ,der'  oder  aus 
der  Endung  des  oft  vorgesetzten  ,(rr)esser',  welche  Ver- 
bindung ihrerseits  viell.  zunächst  nur  eine  lautliche  Um- 
wandlung von  (fr)essed  war,  weil  das  Ptc.  Präs.  überh.  in 
unserer  Spr.  nicht  fest  ausgeprägt  ist,  daher  auch  oft  in  die 
Form  eines  Adj.  auf  -ig  übergeht:  fremig,  nach  Analogie  von 
.hungrig'  und  ,durstig',  welche  umgek.  wieder  nach  Analogie 
von  , Fresser'  die  unorganischen  Formen  fremtcder,  durster  an- 
nehmen konnten.  Diese  Verbindungen  schwanken  zwischen 
attrib.  Construktion  und  Composition;  doch  spricht  der  meist 
auf  dem  zweiten  W.  liegende  Accent  gegen  die  letztere  Auf- 
fassung; s.  die  Comp.  Zu  der  Form  Ettiker  mögen  auch 
die  von  den  häufigen  Ortsn.  auf  -ikon  abgeleiteten  Personenn. 
auf  -iker  beigetragen  haben. 

i^ss-Edicher,  -eclier  Zu.,  Esser-Ettiyer  ZHöngg, 
Mssertrediker  ZB.:  dass. 

Fr  e  SS  (er)-  Ettiker  kkZ.  (»«-);  Gl  (f-);  Th  (am 
See  -Etlicher);  Z  {z.T.  -Ediker,  in  Glattf.  -Rettiker): 
l.  =  dem  vorigen.  —  2.  ein  viel  essender  Mensch, 
Vielfrass  Z. 

Hüng ev-Ettiger  Gl,  -Ettiker  ZFlurl.,  -Ettig  GfiPr.: 
1.  unnatürlicher  Appetit,  Heisshunger  Gl;  Gr;  Z. 
.Den  H.  ersinnet  haben',  so  essen  wie  noch  kein  Mensch 
ZFlurl.  —  2.  gefrässiger  Mensch,    Nimmersatt  Gl. 

nn-etlen,  -etjen  =  unigglen  Sp.  151.  —  Mit  Ver- 
tauschung  der  gutturalen   Tennis  an  die  dentale. 

ettler  s.  etlich  Sp.  590. 

Etoff:  seidener  Kleider.stofF.  ,Im  Fall  aber  ein 
Bürger  aus  gefärbter  Floret  Etoffen,  Strümpfe  usw. 
fabriziert.'  ZZoll-0.  1711/57.   —  Aus  frz.  (toffe. 


Etzetera:  und  so  weiter,  allg.  Als  Subst.  m.  ein 
Schimpfw.  WLötsch.  —  Eig.  Etwas,  das  mau  nicht  mit 
Namen  aussprechen  will. 

Eiter  n.  L;  Sch;  SchwE.:  1.  wie  nhd.,  doch  dafür 
volkstümlicher  Materi.  ~  2.  Augenbuttcr  GlJh.  — 
Als  n.  auch  Tierb.    1563. 

eiter:    disjunctiv,   „ei.— ei.",   entweder  —  oder  BSa. 

Synk.    aus   eilweiler   (s.    eindeweder).    Vgl.   oder  —  oder. 

Eutachs  s.  Eidechs  Sp.  94. 

it:  nicht  ÄAFri.;  BsL.  tw.;  GRh.  tw. 

Es  ist  die  Frage,  ob  diese  aus  der  deutschen  und  österr. 
Nachbarschaft  zu  uns  hereinragende  Form,  wie  das  bei  dem 
im  Binnenland  vorkommenden  üd  angenommen  werden  muss, 
bloss  durch  Aphäresis  von  n  aus  nit  verstümmelt  oder  ob  sie 
dir.  aus  altem  (w)iht,  eig.  irgend  Etw. ;  Nichts,  verdünnt  sei. 
In  letzterem  Sinne  in  alten  Urkunden  von  der  Nordgronze 
z.  B.  ,mit  allem,  ganz  it  [gar  Nichts)  usgeschlossen.'  1451, 
Kadelburg. 

Ita, /ie:  Juditha  Th;  Zf,  nach  anderer  Annahme 
Guta  Zg.  Ein  Kindergebet  beginnt:  ()  heiliyi  StJte, 
Weck  mi'''  morn  bi  Zite"! 

Die  Gräfin  Ida,  Idda,  Ile,  v.  Toggenburg,  deren  Legende 
auch  zu  einem  Volksspiel  gestaltet  worden  ist  und  wohl  urspr. 
auf  den  Mythus  von  der  verkannten  und  verfolgten  Göttin 
zurückgeht;  viell.  klingt  ahd.  ilia,  die  göttliche  Frau,  nach. 

ita  he!  Eingang  zu  öffentlichen  Ausrufen.  Itnlie, 
tvas  han-i"''  g'seh".  Anfang  eines  Liedchens  L. 

Jtal,  Itel:  m.  Taufn.,  Eleutherius."  ,Eytel  Be- 
ding von  Schweiz.'  Grasser  1625. 

Itäli:   Italien.  Gl  Volksgespr.  1834. 

Itel:  1.  töricht  Ap.  Du  Itle  Mensch!  Gl.  Du 
bist  i.,  wenn  d'  das  nüd  tuest  GTa. ;  Siilgf.r.  Das 
tunkt-mi'''  i.  viin-em  [sc.  gehandelt]  Z.  , Daran  tätest 
du  eitel.'  JSenn.  E  Hiröt  [Heirat]  mit  im  war  nit  l. 
Bs.  —  2.  lauter,  gänzlich.  ,[Es  werden]  itel  Männli 
[Spiegelfechtereien  angestellt].'  1529,  Absch.  ,Das 
garnferben  hat  guoten  nutz  und  i.  baargelt  geben 
[eingetragen].'  ARyfp.  ,By  iteler  [dunkler]  nacht.' 
FPlatt.  ,Itel:  in  allen  teilen  ganz,  leer,  ledig.  Die 
Heldfeter  [Helveter]  redend  meist  i.  Geltisch  [keltisch].- 
Red.  1656.  —  3.  eitel,  eingebildet.   Enitle  Fratz  Z. 

Mhd.  Uel,  leer,  ledig;  eitel;  ganz,  rein.  Unsere  Bed.  1 
ist  aus  dem  Grundbegriff  ,leer'  (nichtig)  entsprungen,  2  aus 
dem   Mittelbegriff   ,leer  von  fremder  Zutat,    ausschliesslich'. 

itel-lich,  ittVig  =  itel  2.  ,Genger  und  guoter 
ytelliger  haller.'  1395.  G  Urk.  (,italiger'.  1397).  ,Das 
die  stat  ittenlich  roch  was  [eitel  Rauch  war].'  GDacher, 
Konst.  Chr.  XV.  ,Dass  der  se  ganz  rotfarw  ward  von 
itligeni  bluot.'  Edlib.  .Herzog  L.  fuort  mit  im  [sich] 
ettlich  karren  mit  yteUchen  stricken.'  Etterlin  1507. 

Auch  mhd.  Uel  von  Münzen:  echt.  —  Betr.  die  Form 
vgl.  nhd.   , adelich,  adelig'  aus  ,adel-lich'. 

ver-itlen:  moralisch  eitel  machen,  mit  Eitelkeit 
anstecken.  .Seine  jungen  Söhne  und  Töchteren  zu 
einer  weltförmigen  Conversation  angewähnen,  wor- 
durch  meistens  junge  Gemüter  vereitelet,  alle  Tugend 
in  ihnen  erstecket  wird.'  1733,  Ulr.  ,Auch  wurde  man- 
cher Vereitlung  der  Beisassen  und  Dienstboten  da- 
durch gesteurt.  dass  sie  sich  nicht  über  ihren  Stand 
hinaus  kleiden  durften.'  JJSchalch  1836. 

iteni:  1.  Adv.  gleichviel,  kurz,  wenn  man  eine 
längere  Rede. über  einen  Gegenstand  als  unnötig  ab- 
bricht Aa;  Bs;  Z.    Item,  er  chunnt  iez  halt  mi'  nüd! 


603 


At,  et,  it,  ot.  ut 


604 


er  kommt,  nun  einmal  nicht,  was  auch  der  Grund 
seines  Ausbleibens  sein  oder  so  unangenehm  es  uns 
sein  mag.  —  2.  S  üb  st.  a)  m.  wichtiger  aber  meist 
widriger^Gesichtspunkt  an  einer  Sache,  Gegenstand 
des  Streites  oder  der  Frage;  Umstand,  Unterschied, 
Hinderniss.  Das  ist  halt  en  I.,  eine  schwierige  Sache, 
ein  Haken  Z.  Eine  unheilbare  Krankheit  ist  en  bösen 
I.  ebd.  Bas  ist  en  grussmächtige'  L,  ein  gewaltiger 
Unterschied,  ebd.  Das  ist  der  I.,  das  wird  das  Hinder- 
niss, der  Weigerungsgrund  sein.  ebd.  Selb  ist  en  ander 
I.  (hier  mit  sächlichem  Geschlecht),  eine  andere  Frage, 
ein  anderer  Punkt,  etw.  ganz  Anderes  Bs.  Es  macht 
en  I.,  es  macht  Etw.  aus,  einen  Unterschied,  ebd. 
—  b)  Posten  in  der  Buchhaltung.  .Jesus  hat  durch 
den  ungeheuren  I.  eurer  Schulden  mit  seinem  Blute 
einen  Strich  gemachet.-  JUlr.  1733.  ,Es  ist  durch 
diesen  Items-Item  ein  Strich  gemacht',  d.  h.  die  Schul- 
den sind  bezahlt,  ebd.  1727;  vgl.  Sünden:  —  c)  n.,  die 
einzelnen  zinspflichtigen  Grundstücke,  die  in  den 
amtlichen  ,Berainen'  [Verzeichnissen]  mit  Angabe  ihrer 
Grösse,  Culturart  und  ihres  Zinsbetrages  verzeichnet 
waren.  ,Bei  Vornemmung  einer  Bereinigung  sollen 
alle  Träger  und  Einzinser  die  Güter  mit  ihren  An- 
.stössen  getreulich  angeben;  auch  wann  es  zur  gericht- 
lichen Fertigung  kommet.  Alsdann  sollen  die  Zins 
allda  ein  I.  nach  dem  anderen  lang.sam  abgelesen 
werden.'  Bs  Landesordn.  1757.  ,Wann  ein  solches  [in 
den  Registern  verloren  gegangene]  I.  wieder  gefunden 
wurde,  soll  selbiges,  ohngeacht  aller  eingewendeten 
Verjährung,  wieder  in  das  Berain  gehören.'  ebd.  Daher 
noch  jetzt:  ein  I.  =  ein  Stück  Land. 

Lat.  ittm,  ebenso.  Der  subst.  Gebrauch  entstaad  daraus, 
dass  seit  dem  XIV.  ia  Rechtsurk.,  amtlichen  Verzeichnissen 
und  Gesetzen  die  einzelnen  Artikel,  Titel  des  Inhaltes  solcher 
Schriftstücke  mit  der  Formel  ,item'  hinter  einander  aufge- 
zählt wurden.  ,Capitulatim,  durch  capitel  und  underscheid, 
durch  i.  oder  artikel.'  Fris. ;  Mal.  In  Bs  scheint  dies  insbes. 
von  den  sog.  ,Berainen',  Verzeichnissen  der  zinspflichtigen 
Grundstücke  (etwa  den  älteren  ,Urbaren',  den  modernen  ,Ca- 
tastern'  entsprechend)  üblich  geblieben  zu  sein. 

Sünden-Item:  vomjuristischen  (wie  ,Sündeneiss' 
vom  medizinischen)  auf  das  theologische  Gebiet  über- 
getr.,  der  Punkt  oder  Schuldbetrag  der  Sünden.  ,I)ie 
roll  der  verdammten,  darin  alle  gottlosen  mit  namen 
genennet,  ihre  sündenitem  nach  rechter  form  registriert 
und  was  sie  den  tag  ihres  lebens  verschuldet,  in  ge- 
wüsse  rubriken  und  titul  verfasset'  AKlingl.,  G.  B. 
,Jesus  machet  durch  ihren  ganzen  S.-I.  einen  roten 
Strich.'  JUlr.  1727. 

Itrnck  Ai-  (e'tro^ck);  „W",  Ertrocl;  Ai>l.,  Druck 
Ai',  Nietruck  ApK.  —  ni.:  das  Wiederkauen  des 
Piindviehs.  D'  Chue  hed  grad  den  Etrock,  ist  eben 
am  Wiederkauen  Ap.  Ma  mos  [man  muss]  der  Cime 
ge  [Arznei  geben]  för  den  E.  [damit  sie  gehörig 
wiederkaue],  ebd.  Daher  auch  aufgefasst  als  fehler- 
haftes Wiederkauen  „Ap;  GEh."  , Ehrdruck,  Krank- 
heit der  Kuh.  wenn  sie  nicht  natürlich  wiederkaut.' 
Steinm.  1804.  Vgl.  noch  Druck.  —  itrucken  ertrocht, 
Dim.  freq.  ertröckla  ApI.,  Intrücke  GRGlar. :  wieder- 
käuen.    Syn.  müuen,  erggen  3  (Sp.  449,  nebst  Anm.). 

Mhd.  itle)r'ücken,  idruckcn,  umged.  indruckenj  iteroche  f., 
umged.  indruclt,  Schlund;  ahd.  itanichjan,  itrucken,  üdrukken; 
ags.  codoroan;  hoU.  ederickcn;  bair.  itrucken  (auch  itkauen)\ 
kilrnt.  iterachen;  östr.  irdrucken,  itric'cen;  hess.  niederrecken. 
Aus  dem  veralteten  Präfix  ite-,  wieder  (vgl.  lat.  it-em,  iterumf), 
nnil  diT  im  (iiiccli.  i-pE'jfm,  lat.  mriurf.  aiifstussen.  orbvocbiMi, 


enthaltenen  Wz.  ru(j.  Bas  uralte  W.  ist  frühe  entstellt  und 
dann  umgedeutet  worden,  indem  man  an  ,rucken,  rücken' 
dachte,  oder,  den  Dental  des  Präf.  zum  Stamm  ziehend,  aa 
m-drucken,  eindrücken  (Ap  Etrock  ist  Indruck),  und  Ähn- 
liches. Eine  andere  Anlehnung  oder  Umdeutung  konnte  statt- 
finden, indem  man  das  r  des  Stammes  auch  in  das  Präf. 
einschob  und  das  so  entstandene  ert-  mit  dem  aus  der  Ver- 
bindung er-eiit-  (s.  Sp.  353)  entstandenen  combinierte  od.  ver- 
mengte, was  der  sinnlosen  Umdeutung  in  Erdruck  nuiss 
vorangegangen  sein.  In  der  Nbf.  Niet-  scheint  n  aus  voran- 
gehendem den  angeschweisst.  Das  syn.  enjrjen  (Sp.  419)  ist 
viell.  aus  ertrucken  zsgez. 

ietigC:  jeder  Gl;  GSa.  —  Aus  altem  ,ietlicli'  dun-li 
Vertauschung  der  Ableitungsendung. 

ietlich  s.  iedlich  Sp.  95.  ietweder  s.  ie-de- 

tceder. 

Ottava  O'ttova,  -uva  GrD.  (Bühl.);  W,  ÄHtavan, 
Ottn-an  GrL.  —  f.  (auch  n.):  1.  die  Zeit  zum  Melken 
am  Abend,  3  Uhr  W,  4  Uhr  GrL.  (aber  nur,  wenn 
die  Kühe  am  milchreichsten  sind,  da  sonst  erst  später 
gemolken  wird),  5  Uhr  GkD.  (Bühl.).  —  2.  die  Zeit, 
wo  man  das  Vieh  nach  dem  (ersten)  Abendmelken  auf 
die  Weide  treibt;  in  GrL.  von  4  Uhr  an,  in  Grü. 
It  B.  Abends  8—9  (d.  h.  wohl  in  gewöhnlicher  Zeit, 
wo  Abends  nur  1  Mal  und  erst  später  gemolken  wird). 
Auch  die  hiezu  benützte,  in  der  Nähe  der  Ställe  lie- 
gende   Weide    selbst    GrD.,  L.;    Syn.  Ottavaiceid.  — 

3.  die  Frist   von    einer  Melkzeit   zur   andern  W.  — 

4.  (n.)  die  Zeit  am  Abend  4—5  Uhr  übh.  Z'  0.  mäjen, 
am  Nachmittag  m.  GnArosa.  Insbes.  das  Vesper- 
brod,  die  Nachmittagsmahlzeit,  Spätmarend,  für  die 
Menschen,     's,  ds,  z'  0.  essen,  4  Uhr  GrL.,  Seh. 

Von  lat.  octäm,  it.<il.  ottava,  achte  sc.  Stunde  des  Tages. 
Auf  roman.  Boden,  zu  dem  Gr  urspr.  ganz  gehörte  und  dem 
auch  W  nahe  genug  steht,  galt  die  Zählung  von  Morgens 
6  Uhr  an;  es  würde  also  die  0.  auf  2  Uhr  fallen.  Aber 
man  darf  diese  Zahl,  wie  bei  ,Nöne'  9,  nicht  so  genau  nehmen; 
Beide  bezeichnen  eine  Nachmittagsstunde  übh.,  wobei  prak- 
tische Kücksichten  und  lokale  Besonderheiten  die  Zählung 
modifizieren.  Wesentlich  scheint,  dass  0.  eine  ausnahmsweise 
Melkzeit  am  früheren  Abend  bedeutete,  ungefähr  um  die  selbe 
Zeit,  wo  für  die  Menschen  die  Nebeumahlzeit  zwischen  Mittag- 
uud  Nachtessen  fallt,  also  etwa  um  4  Uhr,  was  die  Mitte 
zwischen  den  obigen  Angaben  hält.  Vgl.  Abend-,  Imh'm- 
Eamn.  Bed.  3  erklärt  sich  aus  jenen  lokalen  Schwankungen 
des  Gebrauches,  deutet  aber  bestimmt  auf  (zeitweise)  doppeltes 
Melken  am  Abend.  —  Die  nach  germanischem  Prinzip  ein- 
getretene Verschiebung  des  Accentes  auf  die  Stammsilbe  hat 
Verkürzung  des  Voc.  der  Ableitungssilbe  zur  Folge.  Auf  die 
Schreibung  Ottoffa  bei  B.  wird  kein  Gewicht  zu  legen  sein. 
„Ote  f.:  Splitter  eines  vom  Bast  abgezogenen 
Flachsstengels  W."   -    Von  frz.  üter/ 

Otteiiberger:  der  zu  Ottenberg  bei  TuWeinfelden 
gezogene  Wein  It  Wagn.  1680,  der  ihn  .saluberrinium' 
nennt. 

Ottenb acher  s.  -Epfel  Sp.  386. 
Otter  L;  Z,  Utt er  lv>.B  —  m.  B;  L;  Z,  f.  (Ottere) 
GrD.;  GWe.:  Otter,  Fischotter,  lutra,  mustela  lutreola, 
foetorius  lutr.  Schläfe"  wie-n-en  ().,  fest  Zt>.;  Syn. 
me  en  Rats  [Ratte].  Feiss  [fett]  u-ie  en  0.  Stotz. 
Mit  Eim  de  U.  jage,  Jmdn  zum  Narren  halten.  Id.  B. 
Name  des  einen  der  Z  Kriegsschiffe.  JEEscher  1692 
(vgl.  Biber).  —  Fisch-:  auch  bildl.  von  Menschen, 
die  F'ische  stehlen  Aa.     Vgl.  ,Post-,  Briefmarder'. 

Ahd.  ottar,  mhd.  otter,  nur  m.,  nhd.  auch  f.  ,Der  Otter.' 
JEEscher  169'2.  Mit  dem  Dimin.  Ötterli,  glaubt  FrTschudi 
1867,  1'23,  sei  eine  besondere  Art  am  Brienzersee  gemeint; 


^ 


(jO.5 


At,  et,  it,  ot,  llt 


OOö 


Jiicli  siriil  DiminutivforDica  im  BO.  iibli.  beliebt.  —  liutr. 
die  KA.  vom  Gestank  s.  Aam.  zu  Ätcre  Sp.  589.  Das  Tieib. 
1.563:  JianBctluT  es  in  ein  sprüchwort  liommen  in  ein  übel- 
riechcuilfn  moiisi-ben:  Du  stinkst  wie  ein  0.'  meint,  sie  von 
den  faulenden  Fiscbvorräten  des  Tieres  herleiten  zu  können. 
Zu   dem  Spiel    U.  jagen  vgl.   EUgriesK. 

0 te rill ä  1111  ig  s.  Odermännig  Sp.  97. 

Ottiker:  1.  früeli  0.,  Apfelsorte  Tu.  —  2.  s.  Krd- 
epfel  Sp.  380. 

Ottilia  s.  Appelone  Sp.  .362. 

Otli  m. :  mäniil.  Taufn.,  Otmar  ZLuim.  ,Ottli." 
1520,  Aarau,  viell.  =  Otto. 

Otmar:  1.  Oper  „LG.";  G,  Dim.  Öiierli  (i.  Otli 
ZLunii.,  Ö^j.seÄ (geringschätzig)  GlH.:  iii.  Person enn. 
Von  den  Trägern  desselben  aus  älterer  Zeit  ist  in 
der  Ostschweiz  besonders  bekannt  der  später  h.  ge- 
sprochene Abt  des  Klosters  StGallen,  gestorben  7.59. 
Er  kam  mit  den  Gaugrafen  von  Alemannien  in  Streit 
wegen  Güterbesitz,  wurde  wegen  angeblicher  Ver- 
brechen vor  ihr  Gerieht  geladen,  und  als  er  sich  nicht 
stellen  wollte,  eingekerkert,  daher  später  als  Märtyrer 
gefeiert  und  von  der  Sage  mit  Wundern  umgeben.  Als 
10  Jahre  nach  seinem  Tode  seine  Leiche  von  der  Insel 
bei  Stein  a/B.  nach  StGallen  übergeführt  wurde  und  auf 
dem  Bodensee  ein  Sturm  losbrach,  der  die  Ruderer  er- 
müdete, fanden  sie  in  einem  mitgenoiiinienenFläschchen 
Wein  reichliche  Erquickung,  welche  der  Wunderkraft 
des  Todten  zugeschrieben  wurde.  Seither  wurde  jenes 
unerschüpfliche  Fläschchen  (ähnlich  dem  Ölkrüglein 
der  Wittwe  in  der  Bibel)  unter  dem  Namen  ,Otmars 
Lägelin'  sprichw.  ,Cornu  copise,  ein  überfluss  alles 
guten:  Ohtmars  Lögelen.'  Denzl.  1677;  1716.  Das  Volk 
der  a.  Landsch.  G  versetzte  0.  (ähnlich  wie  anderswo 
mit  dem  h.  Ulrich  geschah,  s.  d.)  unter  die  Weinheiligen 
und  feiert  seinen  Tag,  s.  otmärlen.  Otmar  kann  in 
dieser  Bed.  an  die  Stelle  eines  alten  Stammgottes  oder 
geradezu  Wuotans  getreten  sein.  —  2.  Opmer  ArH.. 
ÖperApK.,  M.;  ,Gl«;  G,  PI.  Ö-m.:  (wollenes)  Kleid, 
Leibrock,  welcher  vom  weibl.  Geschlecht  im  Winter 
unmittelbar  über  dem  Hemd  getragen  wird  ^Gl"  ;  G 
1790  mit  der  Bemerkung  , ehedem  v.  Scharlach',  und 
so  auch  in  Ap  bis  E.  des  vorigen  Jhdts,  mit  einem 
Brusttuch  verschlossen.     Vgl.   WuUhemmli. 

Oper  aus  Otmcr  entstanden  wie  Ejjer  (Öjxr)  aus  Etmr, 
indem  die  Lippenlaute  m  und  lo  den  Zahnlaut  sich  assimiliert 
Ilaben  und  dann  in  demselben  aufgegangen  sind.  In  den 
Koseformen  wird  der  2.  Teil  des  Namens  meist  weggeworfen 
und  in  roherer  Weise  statt  dim.  l  ein  dim.  seh  (eig.  identisch 
mit  dem  Koseformen  bildenden  -z)  angehängt;  vgl.  Jiiietsch 
statt  Ruedi,  Rudolf,  Betseh,  Peter.  —  2.  Dass  Kleidungs- 
stücke nach  Personen  benannt  wurden,  ist  nicht  unerhört; 
doch  ist  ein  sachlicher  historischer  Grund,  diese  Bezeichnung 
auf  den  h.  Othmar  zurückzuführen,  nicht  bekannt.  Aber  es 
darf  kaum  an  Verkürzung  eines  lat.,  von  operire,  decken, 
abgeleiteten  W.  gedacht  werden. 

otmärlen  opmerle,  öperle  G:  den  Otmarstag  (16. 
Nuv.)  feiern  und  zwar  hauptsächlich  so,  dass  man  die 
Keller  besucht  und  den  neuen  Most  anzapft  und  vor- 
kostet, auch  von  allen  vorhandenen  Sorten  Wein  trinkt 
(Hart.m.  1817),  womit  am  Abend  ein  geselliger  Schmaus 
verbunden  wird.  Hut  [heute]  mues  an  alle  Fässere 
g'chlofiyet  sl"  [geklopft  werden]:  es  ist  Öperlistacj!  GTa. 
Am  O.-Tag  mit  Nüssen  spielen  GWa. 

Der  Umlaut  der  ersten  Silbe  aus  der  dim.  form  des 
Namens.    —    Vgl.    he-ehtelen  zu   ,Berchtuld'. 


ötte;  Otter;  Ottes.  Ottis  s.  ptica,  ctwann; 
FAn-er;  Etwas. 

Ötti:  nüinnl.  Taufn.,  Otto  AaL.   -   Vgl.  Nutt. 

hirs-ntt:  Ruf,  mit  dem  die  am  Hirsmontag  Ver- 
mummten bei  den  Häusern  die  Aufmerksamkeit  der 
Bewohner  zu  erregen  und  Gaben  zu  erhalten  suchen 
F ;  auch  von  anderen  Besuchern  gebraucht  (Schweizer- 
bote 1818,  123).  —  Hirsutter  ni.:  Vermummter  am 
Hirsmontag  F.  AaO.  geschildert  als  .mit  geschwärzten 
t-Tesichtorn,  ein  weisses  Hemd  über  die  Kleider  ange- 
zogen, einen  Tragkorb  am  Rücken';  letztern  wohl  zum 
Einsammeln  von  Gaben.  —  Zu  dem  1.  Teil  des  W.  vgl. 
Ilirsmantag ;  der  2.   ist  viclI.   aus  w   tä,   Ute  zsgez. 

Uta,  ute  s.  ü  Sp.  24.  uttan  s.  ungetan  (tuen). 
Ute  s.   Ursele  1  (Sp.  468).         Utel  s.    Uedel  Sp.  98. 

Uter  (allg.),  Silter  ZZoll.f  -  n.:  Euter  der  Kuh. 
im  TiERB.  1563  ,ein  auter'  auch  von  der  Eselin;  in 
grober  Rede  auch  von  grosser  Brust  einer  Frauens- 
person Ap.  Es  vierschrots  U.,  ein  mit  gleichmässigen, 
nicht  zu  langen  Zitzen  versehenes  Gr.  Es  ist  der 
Chue  in  's  U.  chö",  sie  ist  krank  am  E.  ebd.  Bim 
U.  bllbe",  fortwährend  Milch  geben.  Schild.  U.  (es 
grosses  U.J  mache"  Gr,  es  bravs  U.  z'w'eg  m.  Z,  volleres 
E.  bekommen,  vor  dem  Werfen;  Syn.  entlän.  keren; 
bildl.:  guten  Gewinn  eintragen,  aber  meist  mit  Ne- 
gation: nüd  es  gr.  U.  m.  BRi.  D.?  U.  werfen,  dass., 
gegen  die  Mitte  der  Trächtigkeit  und  sicheres  Zeichen 
der  letztern  BSi.  S.  noch  handien.  Bi\i\.:  der  Grind 
im  U.  unde"  ha",  den  Kopf  hangen  lassen,  ein  ge- 
schlagener Mensch  sein;  eig.  von  Kälbern,  die  eine 
abnorme  Lage  hatten  und  darum  nicht  gedeihen  Schw. 
Am  Stätsüter  sügunt  cili  Chalber,  es  gibt  viele  schlechte 
Staatsbeamte;  Älli  wellunt  am  St.  melchw,  alle  Bürger 
wollen  sich  auf  Kosten  des  Staates  bereichern  W. 
Als  Dim.  auch  das  als  Speise  gebratene  Fleisch  des  E. 
Bs.  ,Kuttlen,  ütterli  und  derglichen.'  G  Küchenordn. 
1495.  Der  Schultheiss  zu  Walenstatt  tut  1525  im 
Wirtshaus  bei  einem  ,gebratenen  Uterlin'  gegen  die 
Schwyzer  eine  schimpfliche  Äusserung.  Absch.  ,Der 
gmein  mann  ist  merklichen  beschwert  der  zungen  und 
üterlinen  halb.'  1528,  Egli,  Act.  , Unser  H.  wellent, 
dass  die  metzger  dhein  zungen  türer  verkoufint  dann 
umb  2  batzen  und  ein  üterli  umb  1  batzen.'  ebd. 
,Bring  's  ütterli  von  einer  feissten  kue.  stell  uns  ein 
suren  senff  darzue.  So  wend  wir  by  dir  wouen.'  B  Lied. 

Ahd.  mar,  inhd.  uter,  iuter  (daher  nhd.  .Euter'  neben  ä. 
,Autcr').  In  Süter  ist  «  aus  vorangehendem  ,das'  od.  ,e[ine]s' 
angewachsen. 

Fleisch-:  ein  E.,  das  auch  nach  dem  Melken 
ziemlich  gross  bleibt,  dag.  Milch-:  ein  solches,  das 
durch  das- Melken  klein  wird  Ar. 

Küe-:  Herbstzeitlose,  Colchicum  autuuinale  AABb.; 
B;  Z.  Die  Zwiebel  wird  im  Sacke  oder  als  .\mulet 
getragen  gegen  Pest,  Gleichsucht,  Podagra,  Zahn- 
schmerzen (Pflanzenk.  1774),  gegen  Pocken  (TTobl. 
1844),  gegen  Ruhr  G. 

Der  Name  l.ezitht  siili  auf  die  Gestalt  der  Frucht  wie 
die  Syn.  Kn< j.xi'i"  -  Mmmi-,  IhunUhinlen;  Hunds-,  Munni-, 
Stieren-,  Ku.ls.ln-.  S.  Imp.  .1. 1 :  K.'/h.r-.  Rinderaehisse ;  Skitzkn; 
vgl.    aucll     l;:u,/.rl.l,„m;    K  ,„  t  „  lt,,'lu . 

Schlamp-:  grosses,  tief  herunter  hangendes  E., 
an  besonders  milchreichen  oder  alten  Kühen  Z. 


607 


At-ut.    Ats- uis.    Atsch— ntsch.    Aw    uw 


608 


i 


ütere":  anschwellendes  Euter  bekommen,  natur- 
gemäss  ungefähr  von  der  dritten  Woche  vor  dem 
Werfen  an  Ap;  BSi.;  Uw.    Syn.  Uter  machen  (n-erfen). 

ge-üteret:  „mit  vollem  Euter;  auch:  mit  voller 
Brust."     Es  g'üterets  Meitschi  W. 

üterig:  mit  viel  Euter  Uw. 

Uterne   f.:    Hartriegel,   cornus   sanguinea   Gr.  — 

Eriuucrt  an  das  syn.  ahd.   tirn-jxmm. 

Utilität  f.:  Gefäll  an  die  Obrigkeit.  Im  J.  1731 
legte  die  Z  Gem.  Hirzel  bei  der  Eegierung  die  Bitte 
ein,  dass  der  Bergvogt  aus  den  in  seinem  Bezirk  ver- 
fallenden ,Utilitäten'  mit  etwelcher  Besoldung  bedacht 
werden  möchte.   —  Vom  lat.  utiliiat-,  Nutzen. 

Üt:  irgend  Etw.,  auch  adv.:  irgendwie,  und  mit 
(etwa  bloss  hinzu  gedachter)  Negation:  Nichts.  ,Er 
habe  harnesch  verlihen  ald  üt  anders  getan.'  Z  Richtebr. 
(neben  ,icht').  ,Wer  üt  neme  von  eim  inren  (si  acce- 
perit  aliquid  de  burgluti).'  B  Handfeste.  ,Wer  mit 
steinen  oder  mit  üty  anders  frevenlich  wirft.'  1384/1544. 
ScHw  LB.  (neben  ,ütte').  ,Hett  myn  her  ütt  ze  klagen.' 
1427,  ScHW.  ,Wer  üt  wildes  fienge.'  XV.,  ebd.  ,Da 
was  yederman  enweg,  wer  ütt  [irgendwie]  mocht.' 
1499,  S.  ,0  reden  [redet]  fry,  wir  sind  nit  lüt.  Vor 
denen  solches  schade  üt.'  HBrLL.  1.533.  ,Nit  drumb, 
das  ich  den  eid  üt  schelt.'  ebd.  ,Ut  irer  dingen.'  Ag 
TscHüDi  1538;  ,eut.'  ebd.  1560.  ,0b  ütt  von  nöten 
were  ze  schryben.'  Kessl.  ,Udt',  Nichts.  Bosshard, 
Wint.  Chr. 

Nbf.  zu  icht  Sp.  83,  entstanden  unter  Vorwiegen  des  in 
der  Grundf.  enthaltenen  w-Lautes.  daher  der  Voc.  ii,  der 
wenigstens  urspr.  und  in  betonter  Stellung  als  Länge  anzu- 
setzen ist.  Vgl.  Nüt.  Bemerkenswert  ist,  dass  in  den  selben 
Quellen,  denen  das  substant.  ,tJt'  ohne  das  n  auch  für  den 
uegat.  Sinn  genügt,  die  abstrahierte  Negationspart,  bereits 
nicht  anders  als  mit  n-  (d.  i.  ne)  erscheint.  , Darin  iit  buwen 
in  dehein  [keinen]  weg.'  1340,  Bs  Bq.,  neben:  ,die  man  nüt 
machen  soll.'  ,Er  wüsse  nit,  dz  er  inen  ütt  zueg'redt 
habi.'  1541,  Uw  Urk.  ,Er  dörf  Widerreden  üt.  Wenn  's 
schon  von  herzen  im  g'fallt  nüt.'  Aal  1549.  Wo  die  Ne- 
gierung als  Gegensatz  hervorzuheben  ist,  tritt  n  selbstver- 
ständlich auch  dem  Pron.  vor.  ,Denn  stet  es  an  uns,  was 
wir  geben,  üt  oder  mit.'  h  Zollordn.  1426.  ,0b  man  eim 
des  ütt  oder  nütt  lasse.'   1470,  Obw.     Vgl.  it  Sp.  602. 

Üttlingen.  Zwilsche  Üttlige  u  Wole  si",  sich  zwi- 
schen zwei  streitenden  Parteien  befinden  BS.  —  Ü. 
eine  Nebengemeinde  des  B  Pfarrdorfes  Wohleu. 

netl'iscli:  die  Stadt  Utrecht  betreft'end.  Ansh. 
Üeterich  s.   Wüeterich. 


Ats  — uts  s.  Az  (AtzJ-  iiz. 


ätscll  W,  ätsch  B;  L:  pfui  (Kdspr.).  -  Atschi, 
Ätschi  n. :  Menschenkot,  übh.  etwas  Ekelhaftes,  ebd. 

Durch  Wechsel  des  Organs  aus  &<jy»ch  (Sp.  160)  eut- 
standene,  auch  in  Deutschland  verbreitete  Nbf.  —  Aiechi 
Dim.-Bildung. 

atschi,  ätschi.  ätschu  s.  (ätsij  ätzi. 

antschi,  äutschi  B;  LG.;  „S"  =  ätsc/(,  auch  als 
Subst.  —  Betr.  den  Voc.  vgl.  die  Syn.  Avtjfji  Sp.  15.5, 
Uggi  Sp.    160,   Ausi  Sp.   509. 

Autschi,   Autschli,  Äutschli  s.  Au  I  (Sp.  5). 

Etsch  m.?  n.?  in  der  KA.  uf-<<m  E.  sin,  die  Frau 
im  Wochenbett  haben,  Strohwittwer  sein  GrD.  (Bühl.). 

Falls  gedehnt  gesprochen  könnte  es  Nbf.  zu  obigem  äisch 
sein  und  einen  Schimpf  ausdrücken. 

etsche,  etscha;  Etscher(t)l;  Etsch  es  s.  ehva, 
etwann;  Etwer;  Etwas  Sp.  595. 

Etsclier  II  e'-  (GlK.  e'-)  —  m.:  saure  Schotte  oder 
Molke,  Milchsäure,  Schottenessig,  dazu  dienend,  nach 
der  Käsbereitung  die  Käsmilch  durch  Zusatz  von  Säure 
nochmals  zu  scheiden  zur  Bereitung  von  ,Ziger'  Gl; 
GRPr.,  Sav.;  GA.  Syn.  Acliis,  Echis  (Sp.  71);  Sür  n. 
Der  Etsclier  wird  in  E.-Tansen  aufbewahrt. 

Eine  Ableitung  v.  lat.  ano  (acidus,  sauer),  vgl.  (HelsclKer) : 
frz.  ylacter;  also  nahe  vwdt  mit  Echt»,  Essüj  aus  lat.  »retvm, 
ebenfalls  von  acere,  sauer  sein. 

Etscher  III  s.  Eschtor. 

Etschländer  heissen  in  GT.  die  Grabser  u.  Buchser, 

weil  sie  sagen  etsche  statt  ö/jjj«  (etwa).  —  Vgl.  AtUijer 
Sp.  210. 

Etschmer,  Et  seh  wer  s.  Etiver  Sp.  594. 

itsch:  l.!  i..'  Au.sruf,  mit  welchem  man  kleine 
Kinder  auf  etwas  Glänzendes,  Schönes  aufmerksam 
macht  BRi.  —  Weiterbildung  von  i  Sp.  19;  vgl.  i-e  und 
I-aKle  Sp.  20,  ilich   Sp.    179. 

Otschi  s.  Öz.        ötsche  s.  etwa;  etwann. 

utscli:  Ausruf  der  Überraschung,  wenn  ein  Glas 
bis  zum  Überlaufen  voll  geschenkt  wird;  dann  geradezu 
iitsch  mache':  das  Glas  zum  Überlaufen  voll  giessen. 
Will  Jemand  seinen  Becher  recht  voll  haben,  so  sagt 
er  zum  Schenken:  mach  mir  ütsch!  Bs  It  Spreng. 

Vgl.':'  ,Hni,  hem,  adversus  eos  quibus  irascimur:  Spott- 
wort,  hä,  utsch.'   Fris. ;  Mal. 


Aw,  ew,  iw,  ow,  uw. 

S.  auch  die  Gruppen  A;    .\ch;   Ah:    Aj. 


Aweisse,  Uweisse  s.  Ameise  Sp.  '216. 
awertieren   awärtiere  Bs,   awätiere  S:    1.  =  frz. 
avertir,  benacluiclitigen  Bs.  —  '2.  drohend  anzeigen, 
befehlen.     /  han-em  's  .scharf  g'awätiert  S. 
Awis  s.  Anwis.         Awerch  s.    Werch. 
ewen:    dauerhaft   machen    (das    Andenken    durch 
awänti:    vorwärts,    zumeist  als  Treiberuf  Aa;  U.  j  Schrift).     ,Elich   getät    [Rechtshandlungen]    und  all 
Aus  dem  Ital.  zunächst  an  der  Gotthardroute  eingebürgert  j  redlich  .Sachen  ewent  wis  lüte  mit  briefes  handvesti.' 
und  von  hier  aus  gelegentlich  weiter  hinaus  getragen.  |  Eingang  einer  Winterth.  Urk.  v.  1394.    —    Syn.  emujen. 


.\wangse"  (hv('iijs'^r  Z,  Awanze  Bs:  (PI.)  Schritte, 
die  man  zum  Entgegenkommen  von  sich  aus  zuerst 
tut.  So  ein  itels  Ding  sei  so  süess  und  zärtli,  mach 
Arances  zum  Ekel.  MLTsteri.  —  Vormals  in  städtischen 
Kreisen  aus  dem  Französischen  (uvancesj  gebürgt,  jetzt  wieder  [ 
aufgegeben. 


(iOO 


Aw,  cw.  iw. 


610 


ver-:  vcrchlichcn.  ,Vereheii,  anheften,  niaiitare.' 
Das.  1537.  ,So  man  sich  vereet.  vil  minder  eebruchs 
wurde.'  ZwiN(;li.  —  Mhd.  piren.  Bei  uus  jetzt  fi-<;r)Airä(<;n. 
ewig-  Av  vorw.;  BRi.;  Gr;  SchwMuo.;  S  tw.;  Uw, 
(iiiig  öüwig  BM.,  ebig  Aa;  Bs;  Gl;  I,;  G;  Sch;  SG.; 
Tu;  Z:  1.  wie  nhd.,  ohne  (Anfang  und)  Ende,  immer 
(ider  wenigstens  sehr  lange  dauernd.  ,Da  geht  es  zu 
wie  im  ewigen  Leben',  lustig,  z.  B.  auf  dem  Tanzboden. 
S  Wochenbl.  184.5;  in  diesem  Sinn  des  .Jenseits  auch 
substant. :  wie-n  im  Ebige"  dernchet,  theologisch  um- 
gedeutet =  in  gottvergessender  .Ausgelassenheit,  wo 
man  nicht  an  die  Ewigkeit  denlit;  auch  von  luxuriösem 
Haushalt  ScnSt.;  TnSee;  Syn.  wie-n  im  Himmel  vor- 
iisse  {Sp.  506).  Er  hat  e.  [für  immer]  rerschnüfet, 
sein  Loben  ausgehaucht.  Sütermstr.  Du  ebeg^  all- 
mächtege  Gott .'  Ausruf  des  Erstaunens  oder  Schreckens 
Gl.  Potz  ewige!  Z.  Fechte  [eilen]  wie-n  en  etvige 
Brnnd,  wie  das  unauslöschliche  Feuer  der  Hölle  Z. 
.Die  ewige  Ewigkeit,  das  ewige  Wehe  und  e.  Ach, 
mit  welchem  Gassert  begehrt  mich  zu  erschrecken.' 
ClSchob.  1699.  Der  e.  {laiifund  W)  .lud  ist  auch  in 
der  Schweiz.  Sage  bekannt  und  soll  mehrere  Orte, 
besonders  auch  das  Hochgebirg  des  Aare-  und  Rhone- 
gebietes zu  verschiedenen  Zeiten  besucht  haben;  der 
,  Grimselsee  ist  aus  seinen  Tränen  entstanden;  seine 
angeblichen  Schuhe  wurden  auf  der  Bibliothek  zu 
'  Bern  gezeigt;  s.  Lütolf  S.  58;  Rochh.  1856,  2,  306; 
W  Sagen  S.  95.  Er  int  (het  's)  wie  der  e.  ./.,  hat  nir- 
gends weder  Rast  noch  Ruhe.  allg.  Df  e.  Jeger,  der 
Wilde  Jäger  Sch.  Der  e.  Hwnd,  das  (ewig  keine  Ruhe 
findende)  Dorfgespenst  in  LEscholzm.  Der  e.  Umgang, 
endlose  Schraube  B.  Si'  oder  es  ha"  wie  der  e.  U., 
tadelnd,  von  einer  Schraube  mit  ausgelaufenem  Ge- 
winde, auch  (übertr.)  von  Jemand  oder  Etw.  Ruhe- 
biscm  Z.  's  e.  Werch,  Perpetuum  mobile.  /  hi"  g'sV 
irie  am  (oder  im)  ebige'  W.,  stark  angebunden  an  der 
.\rbcit  Z,  eig.  angestrengt  wie  mit  dem  Probleme  des 
F.  m.  Ewige  Chle,  medicago  .sat.,  weil  seine  Wurzel 
'  8—10  Jahre  treibt,  während  der  gemeine  Klee  bloss 
'  1-2  Jahre.  Immer  und  e.  Aä.  Sprw.  Lang  ist  nid  e. 
]  Tj.  Tag  und  Nacht  wärt  etiig,  man  findet  zu  Allem 
\  Zeit  B.  Entli"''  blibt  nid  e.  ils  (oder  iiss).  wenn  nach 
langem  Warten  Etw.  oder  Jmd  eintrifft  Z.  E.  wärt 
am  Längste  Gr.  Wortspiel  zu  .ehrlich  w.  a.  L.'  In 
ernsthaftem  und  strengem  Sinn  bes.  in  der  Sprache 
des  Rechtes,  auch  hier  natürlich  menschlich  gemessen: 
zeitlich  unbegränzt  gültig,  unveräusserlich,  unauf-  od. 
unablöslich.  Das  ist  e.  [für  immer  gültig]  g'mncht, 
abgemacht !  Formel  der  Zusicherung  und  Behaftung  Z. 
.Die  ewigen  Bünde  sollen  dauern,  so  lange  Grund  und 
Grat  stehen.'  Urk.  ,Graf  Rudolf  hat  den  Armbrost- 
sohßtzen  auf  ein  eewiges  ein  Ochsen  vergäbet,  der 
noch  jährlichen  mit  dem  bogen  verschossen  wird.' 
GuLER  1616.  .Zue  offem  Urkunde  und  ganzer  ewiger 
stätigkeit.'  Moor.  Urk.  ,H.  W.  hett  gesetzt  [gestiftet] 
den  bifang  an  ein  e.  mess.'  E.  XV.,  Gpr.  ,Für  sich 
und  seine  ewige  Nachkommen.'  RCys.,  d.  i.  so  lange 
er  solche  haben  wird.  .Eines  ewigen  koufs  gekouft.' 
:  1387,  L.  .Zuo  einen\  ewigen  erblehen.'  .Alpen  oder 
ewige  stuck  darf  keiner  einem  fremden  verkaufen.' 
ca  1470,  Gl.  ,Das  von  dishin  nieman  me  enkein 
ewigen  gülden  gelts  noch  enkein  ewig  pfunt  geltes 
kouffen  soll.'  1389,  Schw.  .Wer  dekeinen  [einen]  ewigen 
gnldin  gelts  uf  synen  güetern  hat,  das  der  soll  für 
jeclichen  guldin  geben  24  pfunt  pfeningen.'  1389/15-;4, 
Schweiz.  Idiotikou  I.  5. 


ebd.  .Einen  ewigen  niutten  kernen  gelts'.  d.i.  inuiicr- 
fort  und  unaufkündbar  den  Wert  eines  Müttes  K.  .\V.. 
1.  H.,  Gfrd.  Häufig  finden  sich  ,ewig'  und  ,ablösig 
Zins'  einander  gegenüber  gestellt,  z.  B.  in  Offn.  Wildh. 
,1  Mltr  Korn  ewig  gült.'  RCvs.,  das  Selbe,  was  im 
XVII.  ebenfalls  in  L  .ewiger  Brief  genannt  wurde. 
.Ewige  Zinsgülten,  so  benamset,  weilen  der  Anspreclier 
zu  keinen  Zeiten  den  Schuldner  zum  Ablösen  des 
Hauptguots  halten  und  treiben  mag.'  L  Stadtr.  1706/65. 
Im  Sinne  einer  unauflöslichen  Verordnung  wurde  i.  J. 
1326  zu  Beromünster  bestimmt,  die  Stiftswaldungen 
sollen  auf  die  Pfründen  verteilt  ,und  ieklicher  pfruond 
ir  teil  mit  ewigem  knöpf  [unveränderlich,  festgeknüpft] 
zugeordnet  werden.'  Seit  1418  hatte  die  W  Gemeinde 
Blitzingen  gegen  Ulrichen  einen  sog.  ewigen  Dienst 
(perpctuum  servitium)  zu  entrichten,  der  in  Korn- 
lieferung bestand.  .Wann  Einer  bei  dem  Verkauf  oder 
Vertauschung  eines  Hauss  oder  Guots  für  sich  und 
seine  Nachkommen  den  ewigen  Zug  [nie  erlöschendes 
Zugsrecht]  vorbehaltet.'  L  Stadtr.  1706/65.  Nichts 
-Anderes  wird  gemeint  sein  mit  dem  im  Rheint.  er- 
wähnten .ewigen  Verspruch'.  .Verzeichniss  der  Güter, 
die  von  dem  ewigen  V.  teils  befreit,  teils  demselben 
unterworfen  sind.'  1738,  Steinm.  1804,  302;  s.  auch  u. 
Ewigkeit.  .Die  ewigen  Einsassen'  in  AxFri.  hatten 
Heimatrecht,  aber  keinen  Anteil  am  Gemeindegut.  In 
Bern  (u.  ähnlich  in  den  Städten  des  von  B  beherrsch- 
ten Aa)  waren  seit  1643  u.  bis  1798  .ewige  Einwohner' 
eine  zwischen  den  eigentlichen  .Bürgern'  und  den  In- 
sassen stehende  Klasse,  welche  alle  bürgerlichen  Frei- 
heiten und  Rechte,  ausgenommen  die  des  Weingewerbes, 
genossen,  aber  nicht  regimentsfähig  waren;  sie  waren 
entweder  die  Nachkommen  von  urspr.  Fremden,  welche 
lange  in  der  Stadt  gewohnt,  oder  von  Ausbürgern, 
welche  ihr  Bürgerrecht  verloren  hatten.  In  Z  , be- 
dingte Burger-  geheissen.  Noch  i.  J.  1872  kamen  die 
Schweiz.  Räte  in  den  Fall,  die  Einbürgerung  von 
.ewigen  Einwohnern'  von  W  StMoritz  und  Port  ab- 
zuweisen. .N.  von  L  Hess  sich  als  ewiger  Bewohner 
in  einer  Wildniss  nieder.'  W.  Der  Stadtrat  von  Sch 
beriet  in  neuerer  Zeit,  ob  nicht  das  Kübelsystem  auch 
in  Privathäusern  eingeführt  werden  solle,  wo  sog. 
, ewige  Cisternen-  bestehen  (Syn.  Egraben).  ,Was  an 
Kornfeldern  in  der  Nähe  des  Dorfes  [GnSeew.]  liegt, 
wird  meistens  mit  Gerste  bepflanzt,  und  zwar  fast 
ohne  irgend  eine  Abwechslung;  diese  Äcker  heissen 
ewiges  Bauland.-  Gr  Samml.  1805.  —  Sonst  sehr  häufig 
nur  hyperbolisch.  E.  und  e.  unz'fride".  Das  tuet 
er  e.  nie,  wird  er  nie  und  nimmer  tun.  ,Wir  lassen 
uns  e.  nicht  aus  dem  Geleise  bringen.'  Stütz  B.  1852. 
Das  tvärt  doch  e.  lang  oder  en  e.-i  Längi  (Zu)!  Er 
ist  das  Geld  schon  en  e.-i  ZU  schuldig.  Die  e.  g' feget 
Laube.  ACorrodi.  En  Bletz  ab,  wie  wenn  er  en  scharfe" 
PfnAsel  [Schnupfen]  hett  und  's  vom  ebige"  Schnüze" 
chäm.  ebd.  Der  e.  Student,  Jmd,  der  seinen  Beruf 
nicht  ausgelernt  hat  ßStdt.  —  2.  immer,  d.  h.  oft 
wiederkehrend,  wiederholt,  und  dadurch  lästig.  Die 
ebige"  ZUige"!  Z.  Es  euigs  G'llr  und  G'fress  B.  En 
eilige  Brnnzi,  der  immerfort  murrt  od.  streitet.  Gotth. 
En  euigs  G'stiirm  und  G'jast.  ebd.  Das  ist  doch  en 
ewegi  Grannete,  Trinschete,  Tlrete  [Klagen  und  Be- 
gehren]! Gr.  En  ebigs  Türle*  [Türe  öffnen  und 
schliessen].  —  3.  ohne  zeitlichen  Nebenbegriff  bloss 
verstärkend  und  zwar  so,  dass  die  ganze  Skala  von 
Empfindungen,   vom   Innigen,   Herzlichen   bis   t.  zum 


•311 


A»,  cw.  iw. 


in  2 


Sarkasmus,  t.  zum  Ärger,  Zorn,  Abscheu,  darein  ge- 
legt werden  kann,  erstaunlich ;  vollendet,  ausgemacht, 
erz-;  euphemistisch  für  einen  derbem  Ausdruck,  ver- 
dammt. En  e.-e''  Tätschi  kann  noch  ein  unermüdlicher 
Schwätzer  sein,  en  e.-s  Chalb.  ein  Dummkopf  sein  Leben 
lang,  von  jeher  und  unvL'rbesserlich  so.  i.  S.  v.  1;  auch 
wenn  der  ungeduldig  werdende  Besteller  hei'auspoltert: 
.Ich  wollt,  dass  die  ewige"  Eier  bald  g'kocht  wärind.' 
GoL»!  1712,  bewegt  sich  der  Begriff  an  der  Grenze  zw. 
concr.  u.  übertr.  Bed.;  ebenso  in  dem  Trostspruch  am 
Sarge:  es  ist  im  iez  e.  wol  oder  es  ist  im  e.  w.  g'scheh'; 
aber  en  e.-e''  Kerli  ist  ein  gefährlicher,  dem  man  Alles 
zutrauen  kann;  und  so  drückt  auch  in  den  folg.  Ver- 
bindungen das  Adj.  nur  den  Affekt  aus:  en  e.-e''  LÖli, 
ein  erzdummer  Mensch;  en  e.-e''  Lug,  eine  unverschämte 
Lüge;  es  ist  doch  en  ehiyi  Straf,  ein  unerträglicher 
Übelstand  Z;  du  ebir/e'-  Hagel,  Schelte  und  Verwün- 
schung Aa;  Z;  de''  e.  dis-  und  jene''!  Stütz  B.  [mit 
Unterdrückung  des  Schimpf w.];  en  ebege"'  meineide'' 
Siech  Gl;  GA.;  bim  ebige"  Strom,  Tunner,  Hammer 
(Strahl,  Donner,  Hagel]!  Stutz;  die  ebige"  Ström.'^- 
hammere".  ebd.;  bim  (oder  jMz)  e.-e"  Wetter!  laufe" 
wie-n-en  e.-e''  Wetter  [rase,  persönl.];  oft  elliptisch  jjof^ 
e.-C!  du  e.-e''!  Letzteres  etwa  mit  fingierter  Apostrophe 
zum  blossen  Ausdruck  der  Verwunderung.  Si  händ. 
en  ebigi  Sach  mit  dem  Bi'iebli,  eine  unendliche  Freude 
und  viel  Auf hebens  Z.  Häufig  adv.  verstärkend  an- 
deren Adj.  vorgesetzt.  Noch  concr.  in  ("•.  lang  (vgl.  1), 
viell.  auch  in  e.  tumm,  unendlicli  d.,  und  Da  han-i''' 
ührätte",  sind  e.  starch,  unzerbrüchlich.  Abstr. :  e.  guet, 
schön,  gern,  flissig  udgl. ;  e.  eige",  höchst  merkwürdig, 
sonderbar,  wunderlich,  öpjiis  e.  Eigcs,  G'spässigs. 
Mit  auffälligen  Erscheinungen  vor  den  unbestimmten 
Zahlw.  mänge'',  vil,  wo  gerne  Umstellung  und  damit 
Wechsel  der  Wortart  eintritt,  nämlich  e.  adj.  (flektiert) 
nachgesetzt  wird :  vil  ewig  Mol  Gr,  vil  ebigi  Jär.  Stutz. 
,Als  bisshar  vil  ewige  jar  brucht  worden  [der  Brauch 
war].'  Z  Mand.  1539;  und  subst.  VileUgs  GStdt  1799; 
ril  ebezger,  ungemein  viele  GTa.,  mängs  ebezgw  Mala", 
sehr  oft.  ebd..  ril  ebigeri  Chriesi  Ar;  r.  ebigerlei,  von 
unzähligen  Arten  Z ;  auch  mit  gehäufter  Flexion  e  chli's 
(:bigs  Bitzeli  Th,  langes  ebiges  ZU  nie  10.,  und  neuer- 
dings umgestellt:  wie  ebiger  ril  Lüt.  Stütz.  Danach 
in  cumulierenden  Zssen  in  die  Mitte  genommen:  wun- 
dcr-itcig(s)-schön\j;  Zg;  über-e.-s-lut;  für-e.-rot;bluet- 
c.-nackdig.  Bei  was  muss  f.  ohne  anders  sich  adj.  an 
das  Subst.  anschliessen:  ,Ein  einzig  Fisch  auf  ein 
einzig  Mahl  —  was  ewigen  Eogens  gibt  er  von  sich!' 
JBreit.  1625  =  .wie  ewig  vil'. 

h  aus  (0  verhärtet  wie  in  rueien,  ruhen,  grab,  grau,  lab, 
lau,  nhd.  .albern,  gerben,  Milbe,  Farbe,  Schwalbe.'  In  euig 
ist  w  hinwieder  vocalisiert  wie  in  ,grau,  la\i',  neue,  (aus  'newe, 
dies  aus  nc-weiss-ieie) ;  in  öuiruj  nach  u  nochmals  zugetreten 
od.  M  vor  K  entwickelt;  vgl.  mhd.  »tiir  aus  iic,  ouw  aus  oir.  — 
Eigentümlich  ist  die  durch  Emphase  bedingte  Auffrischung 
alter,  voller  Flexion  /aiije«  ebiges  anstatt  der  in  landläufiger 
Weise  synkopierten.  Die  flektierte  Form  ebiger,  ebezger  ist 
ein  halb  erstarrter  alter  Gen.  PI.,  abhängig  von  dem  subst. 
Neutr.  .viel'.  Die  Flexion  ist  also  vom  Snbst.,  weil  an  diesem 
die  Flexion  sich  nicht  vollziehen  lässt,  oder  von  vil,  dem 
sie  eigentlich  gebührte,  auf  m-ig  übertragen,  wie  auch  die 
Stellung  umgekehrt  ist.  Nachgerade  aber  versteinerte  sich 
die  bloss  syntaktische  Form  zu  einer  neuen  Wortbildung, 
welche  ihrerseits  weiter  adj.  flektiert  werden  konnte,  und 
zwar  zunächst  in  Fällen  wie:  Ma"  tror  mena  [würde  meinen], 
ica«  ewigersch  es  war.  Er  ment,  u-ais  ebigench  er  ekSnn  Ap. 
Daraus  adv.   viliwigemeh,    sehr  viel,  sehr  oft.      Ein   Gewirre 


von  syntaktischen  und  lantlichen  Vorgängen  steckt  in  dem 
G  Ausdrucke  vilebezgermol ;  er  wurde  nur  möglich  durch  t'nrt- 
gesetzte  Verknöcherung  der  Flexionsform  ewtgn,  an  welcher 
nochmals  jene  Weiterbildung  mit  -er  vollzogen  wurde;  nun- 
mehr stellte  sich  Metathesis  ein  (ebezger),  ähnlich  wie  in 
gatzgen,  blitzgen,  Letzge  für  gaj:en,  blixen  (blickzen),  Lekze  (leeliol. 

—  Zwischen  Bed.  1 — 2,  2  —  3  ist  stetiger  Übergang  möglich: 
doch  kann  3  auch  direkt  t.  aus  dem  Grundbegriff  .ewiger 
Bestimmung',  also  ursprünglicher  eingewurzelter  Natur,  ab- 
geleitet werden,  t.  aus  dem  abstr.  Begriff  des  Hohen,  All- 
mächtigen, Allgemeinen;  vgl.  Fromm.  V  183.  246.  II  29 
(das  judendeutsche  ulem,  hebr.  nlsm,  Ewigkeit,  i.  S.  v.  .sehr 
viel'  abstr.   verstärkend). 

Ewigkeit,  Euik/eit  B  (Gotth.),  Ef-  Aa.  Eb- 
Z:  1.  wie  nhd.,  die  Zeitlosigkeit  des  himmlischen 
(oder  höllischen)  Daseins.  Wenn  man  Etw.  unerträg- 
lich lang  findet,  sagt  man:  das  ist  [heisst]  der  E.  es 
End  [Endstück]  a"g'setzt  oder  tele  wenn  d'  E.  [ein 
Stück  oder  sich]  a"g'setzt  hätt  Z.  Ttie"  wie  wenn-mc" 
i"  d'  E.  iehe  [hinein]  'dünge"  hätt,  als  ob  man  seines 
Lebens,  seiner  Gesundheit  kein  Ende  zu  gewärtigen 
hätte  Z.  Das  Jenseits;  die  .untere  E.' =  die  Hölle. 
,Uber  ihn  wird  kommen  Gerechtigkeit,  Die  ihn  stürzt 
in    die    u.    E.'    ca    1708,    Schweiz.    Erzähl.    185(3.  — 

2.  lange  Zeit,  bes.  unerträglich  lange.  En  E.  (oder 
e  halhi  E.)  n-äre";  en  E.  nümme  cho",  lange  ausbleiben, 
=  ewig   lang.    allg.      Syn.   Haber -Em    Sp.   4(33.    — 

3.  rechtliche  Gültigkeit  für  alle  Zeit.  .[Zins]  in  E. 
oder  auf  ablösung.'  XV.,  Z.  , [Güter  kaufen]  in  e.  oder 
[aber]  auf  ablösung.'  1576,  Absch.  ,[Ein  Abkommen] 
in  die  e.  machen.'  Ansh.  ,Wo  Güeter  feil  sind  in  dem 
Land,  wend  sie  [die  Klöster]  dieselb  erlaufen;  Das 
ist  gwiss  der  Baursame  leid.  Lauft  wider  Badischen 
Abscheid,  An  d'  E.  z'  erkaufen.'  Eidg.  Dam.  .Der 
kauff  an  die  e.'  bildete  im  1.  Vilmergerkrieg  einen  Be- 
schwerdepunkt der  Züricher.  Der  Begriff  auch  per- 
sönlich gefasst:  G  bittet  1582  um  Erläuterung  eines 
dunkeln  Artikels  im  Vertrag  von  1551  über  das  Zug- 
recht und  den  , ewigen  Verspruch'  der  Güter,  welche 
von  Gotteshäusern,  Spitälern  und  anderen  .Ewigkeiten' 
[geistlichen  Stiftungen]  angekauft  werden.  Absch.  .An 
die  Frömbde  oder  an  eine  E.  und  in  todtne  Hand  soll 
Niemand  einig  ligende  Güeter  verkaufen.'  L  Stadtr. 
1706/65.  —  4.  Name    eines    Gütchens    bei  LMeggen. 

ewiglich(en),  ewenklich(en).  .Das  Gott 
ewenklich  wenden  welle.'    1531.  Strukl.   und  häufig. 

—  Etrettclivh  mit  eingeschobenem  ti  auch  sclinn  mhd. ;  vgl. 
innenklieh. 

ewigen:  dauerhaft  machen  (das  Andenken  durch 
Schrift),  =  eicen,  .verewigen'. 

Iwe".  i'ri^eVORTE;GL,  E'i(j)e  Aa;  Bs;  BM..  U.; 
LG.;  G;  S;  UwE.;  ZoBaar;  Z,  I  B;  L;  U,  E'i  B;  Z. 
E'ile  Aa  (Mühlb.),  IbCeJ  AABb.,  Leer.;  Gr;  L;  GS., 
We.;  SchSI;  Th  —  f.  —  Iw  lll.  „Gr;  L;  Scu",  Ei 
Btw.  —  Dim.  I-eli,  lli  (11)  Schw,  EH(e)n  Z:  1.  Eibe, 
taxus  baccata  L.  allg.  , Taxus,  sniilax,  ein  eiben,  ein 
ybenbaum.'  Fris.  ;  Mal.  .So  die  hüener  die  frücht  von 
dem  ybenbaum  in  Italia  essend,  werdend  sy  schwarz 
darvon.'  Vogelb.  1557.  .In  ihrem  gepirg  haben  sye 
[die  Solothurner]  treffenlich  vil  ybenböüm,  daruss  man 
die  flitschbögen  macht  in  kriegen  zu  bruchen.-  KCvs. 
.Taxus,  ein  Eibe.'  Wagn.  1680.  Das  Holz  von  den 
Schnitzlern  gesucht   auch  wegen  seines  Farbenspiels. 

—  2.  Armbrust  mit  Bogen  aus  Eibenholz  ScnSt. ; 
Th.  ,Die  ybe.  yf,  eibe,  eje,  1.  taxus,  smilax.  2.  arm- 
brust,  arcus  arcuballista.'  Ked,  1662, 


Aw,  üw,  nv,  ow.  iMv 


til4 


Ahd.  um,  mild.  urc.  —  In  der  Ausspr.  verflüchtigte  sidi 
(l:>s  ursprüngliche  ic  zunächst  in  einen  blossen  Hauch,  der 
sich  aber  eben  so  wenig  zu  halten  vermochte;  s.  auch  Icln- 
Sp.  74,  lye  Sp.  149.  e'i  für  i  ist  Consequenz  der  offenen 
Silbe,  b  Vergröberung  des  ic,  vgl.  eiriij.  Eile  aber  beruht 
auf  der  abgeleiteten  Form  'Im-le.  —  Für  1  ist  die  pleona- 
stische  Zss.  mit  ,Bauni'  beliebt.  Nach  der  geschätzten  Pflanze 
finden  sich  zahlreiche  Örtlichkeiten  benannt.  —  Zu  2  vgl. 
UinjU  als  Antonym.  In  dem  Bs  Ratsbeschluss  von  1531; 
,dass,  wann  die  von  Liestel  ein  Schiessen  halten  mit  stäh- 
lernen Bogen  oder  Armbrüsten  von  Hörn,  so  solle  ihnen 
jährlich  ein  SchUrletz  [Stück  Tuch]  zu  verschiessen  gegeben 
werden.  Und  diewcil  sie  diesen  Sommer  mit  Yben  allein 
geschusswi,  so  solle  ihnen  ein  Barchettuch  gegeben,  und  die 
Jugend,  so  unter  18  Jahren  ist,  mit  Bögen  und  Ybenholz 
zu  schiessen  verursacht  werden',  darf  Ihe  nicht  geradezu  mit 
Armbrust  identificiert  werden.     Vgl.  auch   frz.  arbalcstes  d'i/f. 

Hag-Eie  Aa  (MOhlb.)  =  Iwe  1.  —  So  genannt,  weil 
sie  hin  und  wieder  in  Hecken  gepflanzt  und  verflochten 
wurde. 

Bölleli-Eies;  dass.,  ebd.  —  £diWi  bezieht  sich  auf 
die  Früchte;  zu  eies,  d.  i.  iwins,  ergänze  Holz. 

iwin,  iwig,  l-i'  Ndw;  Schw,  ei-i"  UwE.;  Z,  i-ig 
VOrte,  ei-ig  Bs:  aus  Eibenholz  verfertigt  oder  be- 
stehend. , Sollen  kein  iis  zue  verkolen  hauen.'  1571, 
Gl  Berg\verk.scüne. 

owa  ("*):  Ausruf  der  Verneinung  B  oSi.  -  Aus  der 
frz.  Nachbarschaft,  wo  o  r<i!  im  gleichen  S.     Vgl.  o  träiidi. 

Uwei.sse  s.  Ameise  Sp.  21(j. 

Üwel  1.  Ü-el  GA.,  Öüel  ZTurb.,  Noüel  L,  Aüel, 
Aül  Th.  2.  Hüwel  Hiicel  Ndw;  U,  Hiiwel  Obw  {Uöüel 
Engelb.),  Hil-el  1  Schw;  UwE.  (neben  *Hii-el);  Zg, 
Höüel  Aa;  Bs  (auch  Haijel  d.  i.  *näüel);  LG.;  ScH; 
S;  Th;  Z  —  m.,  Öüle  Sch,  Öüele  ZEfz,  Höüle  BsPratt. 
—  f.:  1.  Eule  übh.  Aa;  Bs;  G;  Tu;  Z.  ,Noctua, 
hüwel.'  CoLLiN.  Sobald  der  Wächter  z'  Lache  rueft, 
Der  Hüel  üfhört  chlage",  Se-n  ist  der  [Kuckuck]  scho" 
so  guet  Und  rüeft:  Gugii!  's  ivill  tage".  Hengeler. 
,Man  müsste  oft  auss  anderen  Zünften  anstatt  der 
Falken  mit  Eulen  beizen  fd.  i.  sich  mit  geringeren 
Capacitäten  begnügen].'  Heut.  1658.  ,Es  dunkt  einen 
Jeden  seine  Eul  einen  Falk  sein.'  JMev.  1692,  aber 
,es  heckt  keine  E.  kein  Zeisslein  aus.'  ebd.  ,Wo  die 
Eulen  und  Katzen  eiuandern  gut  Nacht  sagen,  ubi 
cervi  cornua  deponunt.'  ebd.  An  die  Stelle  der  Füchse 
und  Hasen  treten  hier  die  zwei  Geschöpfe,  welche  uns 
wegen  der  vielen  äusseren  und  inneren  Berührungs- 
punkte wie  die  Übersetzung  vom  einen  Tiergeschlecht 
ins  andere  anmuten,  und  welche  sich  ebenfalls  auf  un- 
gesehenen Wegen  besuchen.  De''  H.  (irie  en  H.)  under 
de'  Vögle"  si",  sich  durch  absonderlichen,  dem  der- 
zeitigen Geschmack  zuwiderlaufenden  Aufputz  oder 
durch  vernachlässigte  Kleidung  in  der  Gesellschaft 
auffällig  machen;  die  Zielscheibe  der  Neckereien  sein 
Z.  ,Ein  Eul  unter  den  Krähen,  ein  Ungelehrter  unter 
den  Gelehrten,  asinus  inter  siraias.'  JMey.  1692,  wofür 
bei  Denzl.  1716 :  ,ein  einfaltiger  unter  den  weltkindern.' 
Liecht  icie  es  Heueli  fHitreliJ  L;  U  (wo  das  W.  sonst 
nicht  verstanden  wird)  bezieht  sich  auf  die  im  Ver- 
liältniss  zu  dem  scheinbaren  Volumen  ungemeine 
Leichtigkeit  des  Vogels.  Er  ist  drü  Pfund  liechter 
!■■  eti  Heuel  AABb.;  vgl.  hüwel-,  hülichen-llcht.  ,Dass 
du  eim  Euwel  gleich  darvon  Bei  Nacht  der  straaf 
entkommen.-  An  Eüegg  1676.  Auf  die  gespenstische 
Natur   dos   Vogels    wird    im   Volksliedchcn    gedeutet; 


I"''  hau  emol  e  Schätzen  g'ha",  Der  Heuel  hät-mer  's 
g'no",  wo  andere  Varianten  den  ebenfalls  dämonischen 
Kuckuck  zum  Entfuhrer  machen  AApri.  's  hült  trurig 
öhben  e  Heuel  dur'''  de"  Regen  und  Wind,  as  war  's 
umßuirig  im  Holz  inn.  Breitenst.  1864.  Man  schwört 
auch  bim  Heuel  L.  Die  Eulen,  welche  vor  die  Fenster 
kommen,  sind  Hexen  GO. ;  s.  auch  Totenvogel,  Welclag, 
Huri,  Wiggle.  Über  einen  Huivel  als  verwunschenen 
Menschen  s.  Lütolf  S.  123.  Eine  Eule  an  die  Pappel 
gehängt  oder  an  Scheune  und  Haus  ausgespannt  schützt 
gegen  den  Blitz  L.  Spezieller  bezeichnet  unser  W. 
den  Uhu,  strix  bubo  und  strix  otus  und  zwar  als  das 
Männchen  zu  der  Wiggle,  Ule  udgl.  gedacht.  ,Der 
Eul  jolet  überlaut,  des  Eulen  frauwe  ihr  „wiggen, 
wigge"  heult.'  RGwerb  1646.  Übrigens  viel  häufiger 
die  Zss.  Nacht-.  —  2.  Person,  bes.  weibliche,  mit 
verworrenen  Haaren  Aa;  Bs;  LG.;  S;  Th;  Uw;  Z. 
Als  Nusshaumer  Hüel  werden  die  Weiber  von  ThN-h 
von  den  Nachbaren  tituliert.  Den  Übergang  zu  dieser 
Übertragung  veranschaulicht  MUsteri:  Und  chäm-i''' 
wie-n-en  H.,  's  Müeierli  tuet  schmäle  [tadeln]:  .Das 
Büste'  und  das  Sträle'  [Kämmen],  es  trärt  de"  ganze" 
Tag!'  Syn.  Här-,  Schuder-;  Här-Tschül;  Kuz;  Hotzle- 
bahe ;  Strubli.  Vgl.  verüwlen.  Rauhe  Weibsperson, 
welche  Mannesarbeit  tut  Sch,  —  3.  das  ,verkauzte', 
struppige,  ungekämmte  Haupthaar  selbst;  das  Haar 
der  Frauen  in  aufgelöstem  Zustand  Aa;  Bs;  LG.  (in 
diesem  S.  mit  der  Nbf.  Nöüel);  S;  Tu;  Uw;  Zg;  Z. 
En  H.  ha'.  Einem  in'n  H.  fare,  in  die  Haare  ge- 
raten. Hesch  [hast  du]  dl"  Hör  no'''  nit  i"  d'  Ornig 
g'macht,  de  chunnsch  enimel  au"''  mit  dim  Heuel,  ass 
wenn  d'  hintertsi"''  dur'''-e"  Hag  wärsch,  sagt  die  Mutter 
zur  saumseligen  Tochter,  's  fliegt  im  [dem  Wasch- 
weib] ^l■ild  sl"  H.  um  's  G'sicht.  Breitenst.  1864.  En 
alte  Chruter  mit-ime  graue  Heuel.  ebd.  1863.  Syn. 
Tschüp,  Pudel,  Tschü-el.  Vgl.  Hüu-el-Gret  u.  d.  Abi. 
hüu-elen,  hüwelig.  —  4.  alte  Tanne  mit  vielen  weit- 
ausgebreiteten Ästen,  die  auf  den  Erdboden  herunter- 
rcichen  und  somit  den  Stamm  verbergen  wie  die  Haare 
das  Antlitz  „BO. ;  LE."  Syn.  Huwlere.  \'g\.  Huwele; 
Küzenforch.  —  5.  kleiner,  mit  Gras  bewachsener  Erd- 
haufen, Ameisenhaufen  Schw;  mit  Heidelbeeren, 
Farrenkraut,  Haidekraut  bewachsener  Erdhöcker  auf 
schlechten  Weiden  „Schw;  Zg".  Syn.  Üivel-,  Ho-, 
Hui-hüfen.     Vgl.  das  Huri  III? 

Diese  Maskulinbildung  fehlt  den  älteren  german.  Dialekten 
wie  der  nhd.  Schriftspr.,  nur  ans  Mhd.  besitzt  sie,  aber  nicht 
ohne  den  gehauchten  Vorschlag  (hiuwcl),  durch  welche  er- 
weiterte Form  das  echtere  Üu-el  bei  uns  fast  ganz  verdrängt 
wurde  wie  V"  (Sp.  23)  durch  Hü'",  z.  T.  (vgl.  Öüdhüfo" 
neben  HiJüel,  noctua  ZTurb.)  nur  in  Zss.  und  verdunkelter 
Bed.  noch  sich  erhaltend.  Ein  ,1jwelberg'  in  der  Gegend 
von  Rheinau  findet  sich  um  1.515  erwähnt.  Die  Schriftsteller 
des  XVI.  und  spätere  bedienen  sich  in  der  Regel  der  Form 
ohne  den  Hauchlaut  und  zwar  wohlverstanden  als  masc.  ,Uwel'. 
Ruef  1538.  ,Den  Eul,  so  D.  Gessner  gesehen.'  Vogelb.  1557. 
,Der  nachteul  schreiet.'  Mal.  ,Die  Euel  mausen  lieber  zu 
Nacht  als  under  Tagen.'  ClSchob.  1695.  ,0b  ein  Euel  oder 
was  sonst  im  Haus  ist.'  Sch-wz.  Museum  1793.  Da  aber  hin 
und  wieder  auch  die  Form  ,H-'  mitunterläuft,  so  ist  ein 
sicherer  Schluss  auf  die  gleichzeitige  Volksspr.  nicht  ge- 
stattet und  werden  wir  in  den  Formen  ohne  h  eher  eine 
Concession  au  das  Sohriftd.  erblicken  müssen,  dessen  weibl, 
,Eule'  von  allem  Anfang  an  (s.  bei  Üle  Sp.  183)  ausser  bei 
unserm  Landsniann  Notker  den  Hauchlaut  ablehnte.  (Unser 
fem.  Heul''  Bs  schlicsst  sich  an  das  ennet-rhein.  ,EuIe',  kom- 
biniert aber  damit  das  //-  der   masc.  Form,   mit  welcher  die 


615 


Aw.  ew.  i\v,  (i\v.  n\V 


fem.  auf  Bs  Boden  zsstüsst.)  Den  Schritt,  welchen  die  Bibel 
von  1Ö96  halb  tut  (,die  euwe!  werdend  wigglen  [schreien].' 
Jesaj.  —  niasc),  tut  diejenige  von  1683  ganz  (,die  Eulen' 
—  fem.);  Mal.  aber  setzt  männl.  und  weibl.  Form  neben 
einander:  ,die  eulen,  der  eul',  ja  sogar  (wicderholtj :  ,das 
cul  oder  euwel',  weil  ihm,  während  er  hochdeutsch  schrieb, 
ein  landläufiges  Dim.  [KüzH,  Gwujyli,  Huri  usw.)  vorschwebte. 
Zu  dem  Anlaut  X-  vgl.  Nast  bei  Ast.  (H)üwd  ist  nicht  wie 
.Eule',  uwila,  dir.  von  ( //J  l""  abzuleiten,  als  ob  es  etwa  den 
kleinern  Uhu  bedeutete,  U"'  und  Üird  sind  vielmehr  syn. 
und  lösen  einander  zeitlich  ab.  Das  letztere  niuss  aus  dem 
Bedürfnisse  hervorgegangen  sein,  der  als  Weibchen  gedachten 
Eule,  Wiijtjh  usw.  gegenüber  für  das  allmählich  fast  gänzlich 
ausser  Curs  gekommene  Masculin  V.  Tiiro,  eine  neue  Be- 
zeichnung des  Männchens,  wie  man  sich  vorstellte,  zu  schaffen, 
welche  dann  auch  die  Gattung  Ubh.  zu  vertreten  hatte  und 
nachgerade  die  weibliche  Form,  aus  welcher  sie  in  Folge 
einer  begrifflichen  Abstraction  gewonnen  worden  war,  ver- 
drängt«. S.  f  1  Sp.  '23  f.,  ÜU  Sp.  1S3,  und  vgl.  die  Gegen- 
überstellung bei  Ruef  1550:  ,Uwel  und  kutz  du  g'heissen 
bist,  der  wigglen  glych  so  grob  du  singst',  und  (verkehrt) 
in  der  Magiologia  1674:  ,die  Nachteul  und  der  Wick.' 
Die  unilautslosen  Formen  Huu-el  (auch  mhd.),  ,Uwel'  bei  Euef, 
,von  dem  Ul  oder  nachteul.'  Vogelb.  (wenn  letztere  nicht  auf 
blossen  Mängeln  der  damaligen  Typographie  beruhen)  nähern 
sich  dem  Maskul.  (H)ü.  —  Die  Diphthongierung  (welche 
regelrecht  ö'ii  für  «  setzt)  konnte  nur  statt  finden,  nachdem 
IC  gänzlich  erstorben  war,  ii  also  iu  den  Auslaut  zu  stehen 
kam.  Euh,  abweichend  von  Vle  nur  möglich,  weun  ihm  die 
nicht  syuk.  Form  Etuk  vorangieng.  Der  Diphthong  üu  ist 
als  Ausweichung  von  öii  zu  taxieren,  welche  erklärlich  wird, 
wenn  Här-Oüel  in  Här-räud  umgedeutet  wurde,  s.  d.  —  Syn. 
(ausser  den  o.  genannten)  Hui-,  Pui-VogeL  Fülenz.  Frank. 
Mords-,  Mm-GeisH.  Geinter.  Urhaub.  Hui,  Hauri.  Hüruf. 
Huip(el)er.  Jopi.  Küz.  Geisabegeaer,  -bJigger.  Furo.  Schuhu. 
Schiu'ik.  Taehul.  Tschauette.  Tachawigge.  Wichser.  Wigweg. 
Witjger.  Herzog.  Seine  Stimme  heisst  jicij/jen;  holen;  jolen; 
Juchzen;  klepfen;  brüelen;  riiefen;  8chuchlen;  ttchrien;  wiggen; 
wigglen.  —  Die  Verwendung  des  W.  im  Schwur  könnte  auch 
als  blosse  Verhüllung  des  ähnlich  lautenden  gemeinen  Hügel! 
aufgcfasst  werden.  Sonst  liegt  die  Beziehung  des  Vogels  mit 
dem  blitzenden  Auge  (YXauxiBmg)  und  dem  rötlichen,  ge- 
dämmten Gefieder  zu  dem  Schleuderer  der  Donnerkeile  nahe; 
vgl.  auch  die  lat.  Ableitung  utriga,  Hexe,  von  »trix,  Eule.  — 
Für  die  Bedd.  2  —  5  darf  nicht  an  Umdeutung  aus  dem 
Namen  der  Göttin  Holle,  welche  den  faulen  Spinnerinnen  die 
Haare  zerzaust,  gedacht  werden,  obwohl  die  deutschen  Aus- 
drücke , Hollerkopf,  verhollert'  eben  das  besagen,  was  unser 
2  und  3,  und  ,Vyichtelzopf  an  Wiggle  (Eule)  gemahnt,  ja 
sogar,  obwol  unser  W.  mit  den  Bedd.  2  und  3  an  manchen 
Orten  üblich  ist,  wo  mau  den  Vogel  anders  benennt;  die 
Alemannen  kennen  Frau  Holle  gar  nicht;  auch  ist  die  den 
genannten  Bildern  zu  Grunde  liegende  Anschauung  so  natur- 
wahr, der  buschige  Kopf  so  charakteristisch  für  das  Eulen- 
geschlecht; vgl.  überdies  H't,  Weih,  mit  der  selben  Über- 
tragung. Dass  das  Bild  5  mit  Recht  zu  unserm  W.  gestellt 
ist,  beweisen  die  Schweiz.  Syn.  Durch  das  ndrsächs.  Syn. 
hülle,  gran-hull  und  dessen  lateiu.  Übersetzung,  welche  mit 
coUieuluH  anhebt,  Hessen  frühere  Lexikographen  sich  auf 
falsche  Fährtc  leiten,  ohne  sich  daran  zu  stossen,  dass  Hü-el 
unmöglich  aus  dem,  zudem  nicht  einmal  Schweiz..  .Hügel' 
werdeu  konnte.  Das  ndrs.  ist  das  selbe  wie  schrftd.  , Hülle', 
bedeutet  aber  eine  Pelzmütze,  welche  eben  so  gut  wie  der 
Kopf  der  Eule  zur  Vurgleichung  mit  dem  üppig  bewachsenen 
oder  struppigen  Wiesenhügelchen  dienen  konnte. 

Ave-Üwel.  £()«  ^rc/(e»e?.' Beteurung  L  It  Suterm. 

Vgl.  i'icd  7.  Das  Ganze  eine  Verkleidung  des  Schwures 
bei  |V|  .Ave  Maria'  oder  ,Ave  (Maria)'  im  S.  der  Zeit  der 
Dämmerung  genommen. 

Ameisen-   Ampeissi-hüel  =  Hüirel  5    SciiwMuo. 

Or-Heiu'l:   mittlere  Ohreule,   strix   otus  Luz.  — 

Svn.    (Ir-hu,    -kuz. 


Här-  (Hör-J  Heuel  Aa;  Bs  (-Heiel);  B,  Üel  Gl,  i;4  I 
-Öüel  Bs  (Höre'iet,  auch  b.  Spreng);  Z,  -Aüd  (Raüel)  i' 
Bs(HöraieV;  TaTäg.;  Z  (Äräuel)  —  m.,  -Ük,  Ulf. 
GRtw.;  GW.:  1.=  Üivel  3  Aa;  Bs;  B;  Gl;  Gr; 
GWa.;  Z.  —  2.  ==  Üwel  3  Bs;  Gl;  Th;  Z.  Mach  din 
H.  e  chll"  z'weg.  Wie  chunnst  au'''  imenc  H.!  — 
3.  Harheiijeli  n.:  türkischer  Schwarzkümmel,  iii- 
gella  damascena  Bs. 

Das  h  sprang  in  der  tonlos  gewordenen  Worthälfte  leicht 
ab,  während  das  begrifflich  hieher  gehörende  Vb.  ihüiceleii, 
heulen),  weil  die  Silbe  betont  ist,  nie  ohne  A  erscheint.  Das 
Umkippen  des  Diphthongs  oii  in  aü  und  die  uns  vorliegenden 
Schreibungen  verraten,  dass  die  Volksetymologie  aus  dem 
Geleise  geraten  ist  und  neue  Anlehnungen  sucht;  es  hat  eine 
solche  nicht  ungeschickt  gefunden  in  Jiäud,  Kater  (s.  das 
bei  Üicd  I  Bemerkte  und  Katzen- Üirel);  klingt  ja  auch  sprach- 
lich Km,  Eule,  an  , Katze'  an;  vgl.  chuiz,  Scheucheruf  an 
die  Katze.  —  Auch  die  Syn.  zu  3,  sowohl  .S/<im;i  als  Ilrüi 
im  Griiene",  Gretli  im  Strüss,  ,Jungfer  in  Haaren',  it.  daiiii- 
ijella  (vgl.  auch  frz.  cheveux  de  Vemm ;  bnrbe  -  de  -  eapuc in) 
nmlen  die  in  verworrenem,  haarähnlichem  Blätterwerk  sitzende 
Blume;  beachtenswert  ist  ihr  ital.  Name  Htrcgn;  vgl,  Srhitder- 
hemli. 

Kilch-Ul:  Schleiereule,  strix  flammeaB.  ,Sehleier- 
eul,  kircheul,  ulula  flammeata.'  Mal.  —  Nach  ihrem  Auf- 
enthaltsorte benannt. 

Katzen-:  die  Eule  als  katzenähnliches  Geschöpf. 
,Die  Katzenüllchens  Weiber!'  schimpft  Brägger  1780. 

Doch  sind  die  beiden  WW.  viell.  zu  trennen  und  jedes 
für  sich  auf  .Weiber'  zu  beziehen. 

Naeht-Heiiel  Aa;  Bs;  Gl;  L;  S;  Z,  -Ü-el  GA., 
-Öüel  ZO.,  -üle  GrD.:  1.  die  gemeine  Nachteule, 
strix  aluco  Gl  (so  im  Winter,  im  Sommer  dagegen 
Wiggisser,  Wichser);  L.  —  2.  Nacht eule  übh.,  die 
gemeinste  Bezeiclmung  des  ganzen  Geschlechtes,  be- 
liebter als  das  einfache  W.  Es  G'sicht  mache"  itie- 
n-en  N.  =  to  look  like  an  owl  in  an  ivy-bush.  ,Hie- 
ronymus  hat  die  Capuzinerische  Nachteuel  mit  den 
verstellten  Angesichtcren,  artlich  [wunderlich]  ge- 
machten Kappen,  langen  Geissbärten  gar  zu  lebhaft 
beschriben.'  ClSchob.  1699.  ,Das  Wyb  wird  zu  eini 
Nachteul:  zerkretzt  dem  Mann  's  Gsicht.'  Schimpfu. 
16.M.  ,üass  under  uns  derjenigen  Leuten  gefunden  wer- 
den, welche  festiglich  glauben,  wo  herum  der  Nacht-Eul 
und  der  Wikerlin  schreien,  da  werde  bahl  ein  Mensch 
sterben.'  Zauberei  1704.  Kindern,  die  Abends  spät 
noch  sich  hernmtunnneln,  drolit  man,  der  Nachtheuel 
werde  sie  nehmen.  Das  frisch  geworfene  Kälbchen, 
gibt  man  den  forschenden  Kindern  an,  hat  der  N.  ge- 
bracht ZO.  —  3.  auch  etwa  Finsterling,  ü'.s'  hüset 
dert  es  Mändli  [v.  Wessenberg],  das  l'citii  N.  y' fallt. 
Häfl.  1813.  ,Aus  der  Höllen  schwarz  Nachtheuel  ha- 
ben aufgsetzt  diss  Gebott.'  Lied  v.  Toggenburgerkrieg. 

Betr.  die  Formen  und  speziell  das  Verhalten  der  ä.  Schrif- 
steller  s.  die  Anm.  zu  Üwd.  ,Die  [Krähe]  und  der  Nachteul 
sind  feind.'  Vogelb.  1557.  .Nachtüwel  oder  huw,  der  en- 
twerch  flügt,  devia  avis.'  Mal.  .Nachteul  oder  huw,  bubo.' 
Fris.  JLCys.  1661  (,Nacht eilen')  muss  speziell  süddeutsche 
Vorlage  gehabt  oder  sich  an  die  MA.  des  benachbarten  Uw 
gehalten  haben.  Beachtenswert  ist,  wie  die  Bibelübersetzung, 
anfangs  der  ennetrhein.  Bücherspr.  folgend,  in  späteren,  selb- 
ständigeren Überarbeitungen  wieder  die  Nationalsprache  ge- 
währen Hess:  ,die  nachteul.'  1596;  ,der  nachtheuel.'  1683: 
,den  nachthenl.'  1707.  —  Zu  dem  Storch  als  dem  Bringer 
der  kleinen  Kinder  ist  die  Eule  das  Gegenbild  im  Viehstallc: 
vgl.  0.  die  Eule  als  Menschen  raubendes  Gespenst.  —  Syn. 

.\a,hl-ll„.    -H.uiri.    -Huri.    -Küz. 


617 


Aw, 


cw.  iw,  ow,  n\v. 


Äx, 


ex.  IX.  ox,  ux 


618 


Scliuiler-  Aa;  Bs,  Schilder-  Sch;  ThHw.;  Z, 
Gschiider-  ZO.,  B.,  Tschuder-  THHomb.;  ZS.  (-!"(-), 
Schur-  ZRfz  (neben  Schüder-)  -Heuel  Bs;  Z.  -Euel  Z, 
-i'Me/e  ZRfz,  -Eule  StH:  1.  Nachteule,  Uhu  BsL.; 
ScnSt.;  Th;  Z.  Gang  hei'",  sust  nimmt-di"''  de''  Sch. 
zum  Kinde,  das  sich  .spät  auf  der  Gasse  herum  treibt. 

—  2.  vermeintlich  das  Eulenmännchen,  entsprechend 
dem  Gu-igyli  AaZ.  —  3.  =  Üicel  ä.  ,Sie  sieht  aus  wie 
eine  Schudcreule.'  Kirciihofer.  Auch  als  Neckname 
zw.  benachbarten  Dörfern  angeblich  wegen  des  un- 
ordentlichen Aussehens  der  Weiber  und  des  flnstern 
Blickes  der  Männer  Z.  -^  4.  =  Üwel  3.  En  Gschuder- 
euel  ha".  Strdl  dln  G.!  Z.  —  5.  SchudereuiU :  Kar- 
thäusernelke.  dianthus  Carthus.  ScnSt. 

Der  Name  hebt  das  struppige  Aussehen  des  Vogels  hervor; 
s.  der  (Gtuchuder,  Tschuder,  Tschudi,  Schudel,  SchudM-opf, 
i'lnujtchüder,  welchen  Ausdrücken  allen  die  Vorstellung  des 
Zusammengeb.iUten,  Struppigen  zu  Grunde  liegt;  vgl.  noch 
Seil-,  Tnchvdcri-Hü ;  Tschüwel.  Tsch  entwickelt  sieh  gerne  aus 
«cÄ,  und  ksch  ist  hinwieder  in  der  betr.  Gegend  ein  beliebter 
Stellvertreter  für  das  erstere.  —  Euel  auch  hier  nicht  als 
erhalteue  ältere  Form  zu  achten,  sondern  vielmehr  aus  der 
aspirierten  Form  zur  Erleichterung  der  Ausspr.  entstanden. 

—  Die  Blume  mag  den  Titel  den  auffällig  begrannten  Kelch- 
■^diuppen  oder  dem  faserreichen  Wurzelstocke  oder  dem  ge- 
häuften BlumenbUschel  verdanken;  vgl.  o.   Häiheueli. 

Schnarch  „fSchnächJ -  Üle :  Schleiereule,  strix 
flanmiea  Ap"  (St.'').  —  So  benannt,  weil  sie  dem  Men- 
schen ähnlich  schnarcht;  daher  auch  hoU.   rannulle. 

Stock-.  .Stocküwlen  und  Kränch.'  1531/48,  Ze- 
rniNiA.  Heusslin  1557  weist  diesen  Namen  f.  .ulula, 
Nachteul.'  nach  Deutschland. 

Stein-:  Uhuohreule,  bubo  max.  Ai';  Gn.  nach 
NAi-i'ENPOST  1,  4G1  aber  in  (ii,  die  o-enieinc  WaMeule, 


I  strix  aluco.  —  Der  Name  bezieht  sich  auf  den  Aufenthalt 
in  Felsen. 

üwlen:  rufen  wie  die  Eule.  ,Noctua  cucubat,  der 
nachteul  schreiet  oder  euwlet.'  Fris.;  Mal. 

Der  Verdacht  einer  tendenziösen  Wortbildung,  einer  mo- 
mentanen Schöpfung  ad  hoc  erhält  einen  Stoss  durch  das 
tatsächliche  syn.  huwhn,  welches  auf  Huwel.  die  Nf  von 
Ümel,  zurückgeht.  Üwlen  zeigt  uns  das  ului.  .houlfii'  in 
seiner  ältesten  nachweisbaren  Gestalt. 

Uwlich  m.  ,So  ist  dire  [dieser]  adler  gelich  worden 
der  uwlich'  neben:  ,Dire  uwlen  ogen.'  XV.,  G  Er- 
bauungsbuch. 

Viell.  nachgebildet  anderen  Vogelnamen  auf  -ich,  z.  B. 
,Habich,  Sittich',  und  denen  auf  -rieh,  welche  freilich  alle 
Masc.  sind. 

Uwe"  I  Uwe  (lu-ej,  ü-e  VOrte,  öüwe  „Aa;  L  tw."; 
W  (e'iwej,  „ewe  W",  eaje,  iiije  Aa;  Bs,  öiie  Sch;  Z, 
„öwere,  öwesse  B":  euer,  Genct.  des  persönl.  Pron. 
2.  PI.  (selten). 

Statt  mhd.  iuicer  mit  schwacher  Flexion  wie  in  den 
übrigen  Personen;  öwere  setzt  dieselbe  an  die  bereits  flektierte, 
aber  als  Stamm  genommene  Form  (euwer) ;  ebenso  ist  öweHsr 
doppelt  flektiert,  vgl.  ei'nj«»;  Sp.  273,  Anm.  Über  die  Diph- 
thongierung s.  zu   ü  Sp.  24. 

üwere"  I  öüfjjere",  -i,  -s  Bs;  Z,  -s  Aa;  Ap  (-i), 
Uw  u.  U  (IwersJ,  üwe"  II  Mce»,  -i  Uw;  U,  äüwn,  -i, 
öüftt'Js  GrD.,  öüje,  -i  Aa;  Bs;  S:  euer,  Pron.  poss. 
2.  PI.  Auch  subst.  wie  unsere"  Sp.  347  (s.  d.).  Grüezed- 
mer  Euer,  grüsset  mir  euere  Leute!  —  Betr.  die  Flexion 
und   die  substant.   Anweudung  s.   unmre"   Sp.   .347. 

üwere"  II  öüjere:  (unveränderl.  Adj.)  von  euerer 
Art;  zu  euerem  Besitztum  gehörend  Aa.  —  Nie  mit 
dem   liest.    Art,   verbunden.      Vgl.   mimre",   icW''. ;■."   usw. 


Ax,  ex,  ix,  ox,  ux. 


Ax,  Achs  1.  ,4.(AaZ.;  ApK.;  Bs  tw.;  GoT.;  Sch; 
SThierst.;  ThHw.;  ZG.  (Dim.  ÄchsH),  Dättl.,  Bül., 
Agsch  (-HJ  GrD.,  hPr.,  Churw.,  ObS.,  Splüg.,  V.,  Val.; 
W,  Äx  Ap;  GnThus.  bis  Mai.  (j&.c  UVatz);  G  oRh.; 
V.  Ägsch  (-ki)  GnAros.,  Nuf.,  ObS..  S.,  Tschapp.,  V. 
'2.  Achs  «;f-V  Aa;  Bs;  B;  L;  SNdramt;  UwE.;  Z,  Ächs 
Gl;  GA.  —  PL  Axe  ThHw.,  ij- Ap;  Bs  tw.,  i.«e  Gr 
tw.,  Agsche  Gr  hPr.,  Achse  Aa;  Bs  tw.  —  Dim.  ÄxK 
Ap;  Bs  (Spreng);  Gr  tw.,  Ä.rtU  SSchwa.,  Agschi  GRPr. ; 
W,  Agschli  GrAv.,  Rh.,  Tschapp.,  Achsli  Aa,  Ächsli 
Aa;  Bs,  [Sächsli  BsL.;  BBrisL;  S]  —  f.:  1.  Axt. 
Nach  einzelnen  Angaben  =  ,Beil'  GSev.,  oder  Beides 
Bs.  ,Securis.  ein  ax  oder  achs,  biel.'  Fris.;  Mal. 
.Securis,  Axt,  Bcyel.'  Denzl.  1716;  s.  noch  Blei  Aber 
mei.stens  wird  unterschieden:  die  Axt  hat  längern 
Halm,  aber  schmalere  Schneide  und  dient  besonders 
auch  zum  Schlagen  mit  dem  Rücken,  beim  Hauen  mehr 
iu  erstmaliger  Bearbeitung.  Abschneiden;  doch  vgl. 
Breita.v.  Es  ist  weder  A.  na  [noch]  Biel  ZFlaach 
(Tgl.  .weder  Fisch  noch  Vogel').  Bildl.  EAA.:  .Die 
achs,  die  i.st  schon  gschlift'en  wol.'  Aal,  nach  Matthä. 
■'.  lli.  .Wann  Gott  will,  so  krähet  auch  ein  axt 
linder  dem  Bank.'  Denzl.  1677;  1716;  vgl.  Ähnliches 
H.  kalberen.  .Die  axt  stracks  hinwerfen,  desperare.' 
ebd.;  vgl.  .die  Flinte  ins  Korn  werfen.'  Mi  [man] 
mues  mit  dr  Achs  drhindr,  es  ist  grosse  Gewaltanstrcn- 


gung  nötig  B.  De'  Föster  [Förster]  het-ene  d'A.  g'nu 
[genommen],  sie  haben  ihre  Freiheit  missbraucht  und 
darum  verloren;  von  mutwilligen  Holzfrevlern  übertr. 
auf  Personen,  Haushaltungen  und  Gemeinwesen,  die 
Übermut  durch  Verlust  ihrer  Rechte  büssten  Sch 
(Kircbh.;  Sulger).  A"  d'  A.i-  ge  [geben],  zur  Strafe 
überliefern,  preisgeben,  anklagen,  verraten.  .Mach, 
was  du  willst;  aber  gib  mich  dann  zuletzt  nicht  an 
die  Axt,  ich  will  nicht  schuld  sein.'  Gotth.  .Leute, 
bei  welchen  man  nicht  sehe,  dass  Gott  sie  apart  strafe, 
und  welche  jedenfalls  zuerst  an  die  Axt  müssten.  wenn 
Gott  sövli  ein  scharfer  [ein  so  strenger  Richter]  wäre.' 
ebd.  iSi'*  (selber)  a"  d'  A.  ge",  sich  schuldig  erklären, 
(sich  selber)  verraten  B;  S;  Z.  .Sich  an  die  Axt  geben: 
prodere  semetipsum.'  Denzl.  ,[Die  Reformierten]  ga- 
ben sich  domit  selbs  an  die  axt,  das  der  lutherisch 
gloub  war  ein  ungloub.'  Bs  Chron.  1522/32.  .Weil 
wir  uns  selbs  nicht  an  die  axt  geben  und  bekennen, 
weil  uns  die  [Mitschuldigen]  auch  nicht  verraten.' 
JMüLL.  1673.  .Besorgende,  er  wurde  zu  geistlichen 
Ämtern  untüchtig  geachtet  werden,  weil  er  Einen  an 
die  Axt  gegeben.'  Würstis.  1765.  ~  2.  das  Achsli  Bs 
Birs.,  Äxtli  SSchwa.,  Sächsli  BsL.;  BBrisl. ;  S:  ein 
nur  mit  einer  Hand  geführtes,  etwas  gekrümmtes 
Schneidewerkzeug;  grosses  Messer,  welches  bes.  zur 
Zubereitung    von    Reisigbündeln    dient.     Syn.  Gertel. 


(Jl9 


Ax, 


ex,  IX,  ox,  ux 


(J2o 


Mhd.  aches,  aks,  ax,  später  mit  angehängtem  «  (wie  in 
nhd.  , Habicht,  jetzt,  einst');  PI.  akcsen,  exe;  abd.  akun,  aehus; 
got.  aqizi.  Die  Form  Acht  (aus  ahd.  achus)  triift  lautlich, 
z.  T.  in  ein  und  der  selben  MA.,  zusammen  mit  Achs.  Achse 
des  Wagens,  Sp.  74.  x  (kg)  bezw.  ki  gilt  im  Gebirg  übh. 
für  chf  der  äussern  Schwz;  im  Torliegenden  W.  aber  zeigt 
es  sich  (z.  T.  neben  chs)  auch  dem  ganzen  Laufe  des  Rheins 
entlang;  deutscher  EinilussV  Ä  aus  dem  PI.  in  den  Sg.  ge- 
drungen oder  aus  Einüuss  des  lat.  nwia.  Die  Form  mit 
augehängtem  t  ist  nicht  volkstümlich:  sie  tritt  zwar  schon 
in  den  Bibeln  1530 ;  1596  usw.  neben  ,ax'.  bei  Denzl.  1677; 
171G  auf.  aber  Mey.  Wint.  Chr.  schreibt:  ,das  ys  zerschlagen 
mit  den  axen'.  und  HBulI.  1572  folgt  vollends  der  MA.  mit 
,achsen'.  Der  schwache  PI.  ,axten'  z.  B.  1596,  Psalm  74 
und  zugleich  mit  dem  Umlaut  der  starken  Flexion  ,äxten' 
1707,  allerdings  neben  ,axteu.'  5.  Mos.  20.  —  Nicht  A.  im 
S.  von  Beil,  sondern  die  Wageuachse  im  S.  von  Rad  muss  in 
folgender  Stelle  gemeint  sein :  ,Dem  schultheiss  von  B.  wart 
das  houpt  abgeslagen;  wiewol  er  zur  ax  verurteilt  und  erkant 
wart,  bewisen  im  doch  mine  herren  gnadt  und  namen  das 
houpt  von  im.'  1585,  Bs  Chr.  Auch  bei  der  RA.  ,an  die 
A.  geben'  ist  niclit  an  die  Axt  als  Werkzeug  der  Hinrichtung, 
sondern  an  Streit-  oder  Morda.xt  in  Schlachten  oder  an  das 
Werkzeug  der  Schlächter  zu  denken ;  im  letzteren  Falle  wäre 
die  RA.  vom  Schlachtvieh  auf  Menschen  übertragen;  vgl. 
Mord-,  Sehlaij-Ax.  —  Wahrsch.  ist  Saehsl!  =  Gertel  nicht 
Dim.  von  Achn  mit  vorn  (aus  vorangehenäem  Artikel)  au- 
geschweisstem  «,  sondern  es  ist  mhd.  aehaelin,  das  Dim.  des 
alten  aaeha,  Messer,  z.  B.  eiti  akes  und  ein  aehaelin;  mittel- 
rhein.  tiewl,  Rebmesser.  Achali,  Äxlli  im  S.  von  Gertel  be- 
weist nur  spätere  Vermischung  der  dim.  Formen  von  Acha 
und  •Sachs. 

Ast-  Nast-A.c:  A.  mit  kantio-er,  Ijreiter  Öse  S 
Thierst. 

Fäll-  Fei!-:  die  vom  Zimmeriiuinn  zur  ersten 
Arbeit  (a6/'ä?/eM  s.  d.)  g-ebrauchte  A.  Aa;  Gr;  Z.  8yn. 
Hau-;  Ztcer-. 

Feig-:  A.  zur  Bearbeitung  der  Felgen  von  Eädern. 
,Felgax  oder  wagnerax,  ascia.'  Mal. 

Flüzer-.  ,Alldorten  laden  sie  [die  Flözer]  aus, 
zerstucken  ihr  flözerholz,  verkaufen  und  kommen 
wieder  mit  ihren  flözeraxten  an  den  achslen  heim.' 
Sek.  1749. 

6unt-^-l.c,  Guntel-Jf.c  Gii:  .schwere  A.  mit  stäh- 
lerner Ose  zum  Spalten  gröberen  Holzes  und  .An- 
guntlen'  [befestigen]  von  Blöcken  zum  Schleifen  Gr 
Trimm.,  Valz.,  Jen.;  Syn.  Hüben-,  Spalt-.  .Guntäxt 
und  Schlegel.'  Alt.  Hadsratbrief  Vw. 

Grab-:  halbmondförmiges,  rechtwinklig  an  einen 
langen  Stiel  befestigtes  Messer  zur  Anlegung  von 
Wassergräben,  einer  Hacke  ähnlich  L. 

Syn.  Friet-Axt  (Elsass,  Schwarzwald);  Wiaen-Slel.  An- 
lehnung an  unser  W.  ist  Grabehicha  B,  welches  in  der  Spiel- 
t'ormel  rjriba  r/raha  yrawaba  für  letztere  Form  (eine  sinnlose 
Lautsteigerung)  eintritt. 

Hau-  =  iiY(7/-  Aa.     Vgl.  Hau-Blel. 

Hüben-^.r,  -Agsch  =  Guntel-  Gk.  —  Nach  der  Öse 
(Habe)  benannt,  weil  sie  an  dieser  A.  stühlern  ist. 

Holz-Ac:  A.  des  Holzfällers  Z.  WU  und  hreit 
uf  Firsil  und  Halde  hör  i'*  kei  H.  Heiiel. 

Hand-Ü.c,  -Agsch,  auch  dim.  -Agschi:  Beil  Gr.  — 
So  benannt,  weil  mit  einer  Hand  zu  führen.     Vgl.  Himd-Bict. 

Krumb-^r:  A.  mit  schiefgestellter  Schneide  zum 
Au.shöhlen  von  Dachrinnen  udgl.  Z. 

Kriiz-:  eine  mit  einer  Süthaiie  verbundene  A. 
zum  Ausreuten  von  Baumstrünken  Zühw. 


Mord-:  Streitaxt  der  alten  Eidgenossen,  z.  B.  in 
der  Schlacht  bei  Dornach  (1499).  Eine  ,Mordachs' 
noch  erwähnt  Z  1571,  ,Mordax'  als  Zubehör  einer 
Canonikatswohnung  L  1637.  Auch  dim.  .Mordächsli', 
zum  Kampf  im  Handgemenge. 

Vgl.  Schn-izer-,  Stril-A.;  Mordäufli  Sp.  108  (wo  viell. 
unser  W.  zu  lesen  ist);  ,ein  Wehr  und  Äxle  dran.'    1675,  G. 

Nuet-Äc;  A.  mit  2  ungefähr  l'/a  Zoll  breiten 
Sehneiden  zum  Aushauen  von  .Nüeten'  [Fugen]  Gr 
Castiel. 

Büffel- J..I';  „plumpe  k.  mit  stumpfer  Schneide 
zum  Eintreiben  von  Keilen  beim  Holzspalten  LG." 
Nach  neuerer  Angabe  selbst  als  Keil  gebraucht.  — 
Syn.   Scldeyd-  oder  Scheid-. 

Bund-  Aa,  Bimt-  SThierst.,  Viint-  ZDättl.:  Zim- 
mermannswerkzeug, A.  ohne  Halm,  aber  doch  mit  Öse 
zum  Anfassen,  mehr  zum  Stossen  gebraucht  wie  vom 
Schreiner  der  Stechbeutel,  daher  syn.  Stöss-A.  Aa;  S; 
Z.  —  So  benannt,  weil  die  Bundseite  des  Holzes  damit  glatt 
gestochen  wird. 

Breit-:  A.  mit  breiter  Schneide  (und  nur  unge- 
fähr l'/a'  langem  Stiel)  zum  .Abflachen'  [glatt  hauen] 
des  schon  einmal  behauenen  Balkenholzes.  Mit  der 
B.  chö"  oder  drl"  haue",  bildl.,  grob  dreinfahren,  mit 
Wort  oder  Tat  Gl.  .Er  fluchet  ihme,  fahret  mit  der 
Breitaxt  über  ihne  aus  mit  Worten.'  Ulrich  17'27. 
Vgl.  Schunzer-A.;  Breit-Blel.  —  breitaxen,  -achsen: 

1.  .mit   der   Breitaxt   behauen    B:   F;   L"    (St.'').  — 

2.  nur  von  Geistlichen  im  Spott  gebraucht:  vom 
schmalen  Heilswcge  der  Orthodoxie  abweichen  Gr. 
(Offenbar  missdeutet.) 

Schit-:  A.  zum  Holzscheiten.  ,So  soll  ine"  da 
finden  ein  schitachs,  ein  houraesser  [usw.]'  1301,  Z  Urk. 

Schlag-:  „Schlacht-,  Schlächterbeil  LE."  ~  Vgl. 
Ifuiul-Biel.      Syn.   Schhicht-Biel. 

Schlegel-:  1.  schwere  A.  mit  starker  Öse,  womit 
man  die  Keile  ins  Holz  treibt  Aa;  Bs;  S;  Z,  od.  auch 
direkt  zum  Spalten  AaF.  Syn.  Mürsel.  —  2.  Schlacht- 
beil der  Fleischer  B. 

Schwizer-:  eig.  wohl  Hallebarte  oder  Streitaxt. 
Er  haut  d'  Sach  mit  der  Seh.  ahenand,  fährt  grob 
drein.  Suterm.  (mit  .\nspielung  auf  nationale  Derbheit). 
Vgl.  Breit-. 

Spalt-:  \.  =  Guntel-,  Hüben-  GrKI.  —  2.  die  ge- 
wöhnliche A.,  z.  B.  zur  Zubereitung  von  Brennholz 
Aa;  SThierst.     Syn.  Spalt-B^el. 

Stöss-:  zum  Ausputzen  von  gestemmten  Löchern 
Z.     Syn.  Bund: 

Strit-.     1489,  Waldm.  Invent.     Vgl  Mord-. 

,D echselax,  breitax,  zimmerax,  biel:  ascia.'  Fris.; 
Mal.  ,Dechselaxt,  dolabra.'  Denzl.  171ö.  —  Eine  ziem- 
lich tautol.  Zss.,  da  Dgchael  an  und  für  sich  schon  ein  Beil 
bedeutet. 

Twer-  Aa,  Zwer-  BsL.;  Gr;  S;  ZDättl.:  Queraxt, 
Werkzeug  der  Zimnierleute.  1.  zum  Aushauen  von 
Zapfenlöchern.  Die  beiden  äussern  Hauseiten  stehen 
verkehrt  zu  einander;  die  eine  durchschneidet  die 
Längenfaser  und  ist  daher  breiter  als  die  andere, 
welche  quer  durchhaut  Aa.  —  2.  =  Fäll-  Gr.  So  be- 
nannt, weil  mit  ihr  Einschnitte  quer  über  den  Baum- 
stamm gemacht  werden.  ,Also  zerschlahend  sy  alles 
geschnitzt  werk  des  heiligtuoms  mit  zweraxten  und 
mit  grossen  harten.'  l."i:il/)S,  Psalm. 


Ax,  «X, 


Zimmer-  =  Twer-,  Fäll-  Git. 

ab-axen:  mit  der  A.  abhauen,  wie  ein  Zininier- 
iriann  tut  U\v.  —  ver-:  mit  Hauen  ein  Holzstück  ver- 
derben, ebd.  —  vor-:  mit  der  A.  die  grobe  Vorarbeit 
uiaclien  Ndw. 

A  X  II  .s.  Acha  Sp.  74. 

äx  X  x!  e^.r  Ar:  Ruf  zur  Anreizung  für  einen  Stier 
Ar;  Gr. 

Sfliciat  niclits  Auilcres  zu  sein  als  der  allgemein  übliche 
Hctzlaut  x  mit  voc.  Vorschlage;  vgl.  ärriU-  Sp.  388.  Syn. 
jiiiu:     Vgl.   ux  und  bair.  oix  als  Lockrufe. 

ex  =  är/gs  (Sp.  160)  in  der  Aus.spr.  von  Gr. 

äggsen  exefnj:  necken,  reizen  und  täuschen,  zum 
Besten  halten  Gr.  Ex-di'''  ruft  man  dem  Gefoppten 
zu.     Auch  unpers.  das  ext-mi''',  ärgert  mich. 

Aus  der  Interj.  äggs  abgeleitet  wie  fi'jgen,  «/(/™  (eben- 
falls Gr)  aus  dem  syn.  äyg  Sp.  1.55,  der  Begriff  ausgehend 
von  dem  in  den  genannten  Interj.  stockenden  Begriff  des 
Spottes  übh.  £x  dich  lässt  sich  als  Imp.  auffassen,  wohl 
richtiger  aber  als  Ellipse  des  Pron.  .ich'. 

Sxakt:  1.  genau,  pünktlich  (Adj.  u.  Adv.).  E.  wie 
en  Ur  Bs;  G;  Z.  —  2.  charakterfest,  von  strengen 
Sitten,  auch  .streng  und  kurz  gegen  Andere  Ap;  BHk. 
Usen  Ämtsma""  ist  en  e.-e  Herr.  —  3.  pedantisch 
genau,  wunderlich  Gr;  W;  Z.  ,Die  einen  [Leute  in 
der  Stadt]  deuchten  mich  entsetzlich  roh  und  rasch, 
die  andern  so  überaus  zimperlich  und  e.'  Stutz.  — 
4.  wählerisch,  schwer  zu  befriedigen  BO. ;  Z. 
D"  Chatze'  sind  gar  e.  im  Fresse".  Die  Jumpfer  ist 
halt  z'  e.  g'si". 

Aus  dem  frz.  cvactc.  Betonung  schwankend,  doch  scheint 
(jcaht  die  volkstUnilichure  zu  sein.  Syn.  S.  i.  ehculich  (S]i.  ih), 
eigenlüh   (Sp.    146),  ebeiigebissen. 

Exakter:  in  den  Klassen  der  Z  Lateinschulen  ein 
mit  dem  Klassendienst  beehrter  Schüler,  der  dem 
Lehrer  die  Türe  zu  öffnen,  in  den  Pausen  Aufsicht 
m  führen,  die  für  den  Unterricht  erforderlichen  Gegen- 
stände zur  Stelle  zu  schaffen  und  auch  die  Bussen 
einzuziehen  hatte.  So  bis  etwa  1840.  —  Aus  lat.  ix<uior, 
Steuereinzügor ;  Aufseher. 

Exäme"  -ä-  ZO.,  Sth.,  sonst  fast  durchweg  mit 
gedehntem  a,  m.  Bs;  BU.;  Z,  f.  BU..  n.  Bs;  B;  Z, 
Exämi  f.  Ztw.,  n.  GRVal.:  öffentliche  Schulprü- 
fung, in  Gr  auch  Prüfung  bei  Anlass  eines  Besuches 
des  Schulinspektors,  auch  dieser  Besuch  an  und  für 
sich.  —  2.  kirchliche  Prüfung  der  Konfirmanden 
Gr.  ,Bis  1788  war  jeden  Montag  Morgens  eine  kurze 
Predigt  und  Unterweisung,  die  man  das  E.  der  Alten 
nannte,  indem  erwachsene  Leute  dem  Pfarrer  antworten 
nmssten.'  Glur  1835. 

Aus  lat.  exämen,  daher  unser  ä  auffällig.  Das  weibliche 
Ui^si-hl.  (selten)  ist  wohl  vom  deutschen  Syn.  ,PrUfung'  bewirkt. 

Bückli-:  die  öffentliche  Prüfung  der  Arbeits- 
.schule  Gf- 

So  benannt,  weil  die  Schüleriniieu  ihre  Probearbeiten  den 
\  orstcheriunen    mit    einer   Verbeugung  darzubringen  hatten. 

Examinator.  Das  Kollegium  der  Examinatoren, 
"■stehend  zu  Zwingiis  Zeit  aus  den  drei  Stadtpfarrern 
und  drei  Ratsgliedern,  von  1532  bis  E.  XVIU.  aus 
zwei  Ratsgliedern,  zwei  Stadtpfarrern  und  den  beiden 
Professoren  der  Theologie,  hatte  die  für  eine  Pfründe 
sich  Anmeldenden  zu  prüfen  und  dem  Rate  oder  an- 
dern Kollatoren  Wahlvorschläge  zu  machen  Z. 


üs-cx aminieren:   ausforschen  Ndw.   -    exami- 
nierig: gern  ausforschend  Ndw. 
Exehomo  s.  Eccehomo  Sp.  63. 

exelent:  vorzüglich  in  seiner  Art,  zumeist  mit  Be- 
ziehung auf  Genüsse  des  Gaumens  G;  Z.  Als  Subst. 
(männl.):  bösartiger,  lasterhafter  Mensch  BBrienzersee 
(Preudenbg.). 

Aus  frz.  excellent.  Die  letztere  Übertragung  durch  Ironie 
oder  einseitige  Beziehung  auf  Böses,  gleichsam  ein  Meister. 
Muster  in  diesem  Fach. 

Exelenzm.:  Titel  für  Arzte.  HerrE.HJ.  Früher 
allgemeiner;  so  hörte  der  Züricher  JJLeü  es  i.  J.  1700 
zu  Bs.  ,Ihro  Excellenz  Hr.  Docteur  L.  Zellweger." 
1765,  Waisenhausstiftg  Trogen.  Anderwärts  (Nnw) 
nur  noch  scherzweise  oder  spöttisch  zum  Ausdruck 
affektierten  Respektes  gegen  irgend  Jmdn. 

Exempel  a.r^mpel  VOrte;  Z  —  n. :  1.  Beispiel, 
allg.  Mit  dem  deutschen  Ausdrucke  etwa  verknüpft: 
, Obgleich  man  viele  Beispiele  von  Exempeln  der  Art 
hätte.'  Gotth.  Für  den  adv.  Ausdruck  zum  E.  kann 
das  frz.  Vorbild  noch  weiter  kopiert  werden:  pdr 
Ixempel  Z  und  in  Folge  missverständlicher  Auffassung 
dieser  Wortverbindung  gesagt  werden:  zum  Barex.  Gl; 
S.  —  2.  Erzählung,  Geschichtchen  Uw;  U. 

Aus  frz.  exmiple,  Während  rf  für  frz.  e'  eine  Art  Um- 
deutschung  vorstellt,  will  imr'ixempd  der  fremden  Spr.  gerecht 
werden,  wie  auch  bar  das  W.  als  Fremdw.  charakterisiert.  — 
Bed.  2  meint  eig.  die  beispielsweise  Erzählung  und  gibt  also 
den  amhd.  S.  des  deutschen  W. 

Exemplar  n.:  das  Originalmanuscript  einer  zum 
Druck  bestimmten  Schrift.  152.3.  Absch.  —  Entsprechend 
der  Bed.  des  W.  im   Lat. :   Muster,  Vorbild. 

Bxerzieren  exesiera  Ai-,  exi-  Bs;  Zg;  Z,  cxli-  BHk.; 
ScHw:  1.  wie  nhd.;  auch  übertr.  auf  Verhältnisse, 
welche  den  militärischen  bloss  ähnlich  sind :  Im  tieue 
Jär,  da  wem-mer  [wollen  wir]  denn  sclw"  wider  c., 
sagt  der  Lehrer  zu  den  Schülern.  Im  Für  e.,  ernst- 
liche Arbeit  tun,  im  Gegs.  zu  bloss  vorbereitender, 
probeweise  zu  leistender,  leichterer.  —  2.  fim  Für) 
c.  mit  Einem:  ihn  ins  Gebet  nehmen,  auszanken 
Th;  Uw;  Z.  —  ab-  (subst.):  Manöver.  Scheinkampf 
zum  Schlüsse  militärischer  Übungen  Zf.~L  (fxli-) 
im  Wechsel  mit  r. 

exgüsi  eexgüsV:  Formel  der  Entschuldigung  zum 
Voraus  Bs ;  Z.  Kinderreim :  e.  sechs  Susi  —  g'end  dril 
Pär  Chatze".  Auch  subst.:  Etw.  zum  E.  Im",  zum 
Vorwand.  Die  Weiber  nehmen  zum  E.  ein  Körbchen 
an  den  Arm,  als  ob  sie  ausserhalb  des  Hauses  Etw. 
zu  besorgen  hätten. 

Aus  frz.  excusez,  entschuldiget!  mit  der  den  Lidiuww. 
eigenen  Konsonantenerweichung  (g)  und  Zuspitzung  viui  r'  zu  (. 

ver-exgüsiere"  Bs;  Sch;  Z,  -gus-  Ai':  entschul- 
digen.   —   Mit  pleonastischem  ver-. 

("xistieren:  wie  nhd.  (stark  verbreitet).  —  Aus  liz. 

f,Cl«((l-. 

exlizieren  s.  exerzieren. 

expedit  ScnwE.,  -petit  AaZcIu.:  aufgeweckt,  auf- 
merksam, pünktlich,  ordnungsliebend.  —  Aus  l.at.  rx- 
pedllui. 

Expens:  Auslage.  .Merklich  E.  gebept.'  1510. 
Absch.  —  Von  lat.  expennm  bzw.  dessen  PI,  -a,  wovon  auch 
.die  Spese', 


623 


Ax — ux.     Axt — uxt.     Az,  -uz 


121 


explizieren,  volkstümlicher  egrpliz.,  eipliz.:  er- 
klären, auseinandersetzen.  Dazu  das  Subst.  Eipli- 
kaziön.  —  ver-:  das.s.  Da  händ-er  die  ganz  Ver- 
explizierig.  äcgCorbodi. 

üxpress  B;  G;  Z,  egs-  B,  esch-  BG.:  (Adv.)  1.  aus- 
drücklich; mit  besonderer  Absicht,  bes.  zum  Trotz. 
—  2.  momentan  notwendig.  I  seit  's  e.  hä,  sollte 
es  jetzt  notwendig  haben  ZO.  —  Aus  lat.  e-cpresne.  — 
Acceut  schwankend. 

Exspektant:  ordinierter  Kandidat  der  Theologie 
Z,  bis  zu  den  Dreissigerjahren  unseres  Jhdts.  Wie  die 
übrige  Geistlichkeit  des  Kantons  in  (geographische) 
.Kapitel'  abgeteilt  war,  so  bildeten  die  Exspektanten 
ein  solches,  dem  ein  Präses  und  ein  Dekan  gesetzt 
waren;  sie  mussten  t.  Hülfsdienste  leisten,  t.  regel- 
mässige Übungspredigten  halten.  Die  Sittenmandate 
des  XVII.  hatten  Anlass.  ihnen  besondere  Aufmerk- 
samkeit zu  widmen.  Früher  (XVI.)  in  ähnlichem  S. 
in  den  Tagsatzungsverhandlungen  über  Tessin.  —  Von 
dem  lat.  Ptc.  ejHpectmü-,  erwartend. 

Exspektanz  f.:  Anwartschaft,  speciell  diejenige 
auf  geistliche  Pfründen.  XVI.,  Absch.,  betr.  Tessin. 
Im  J.  15.58  wird  auf  den  Handel  mit  Exspektanzen  auf 
Chorherrenpfründen  Strafe  gesetzt.  Syn.  Spektation; 
Wart. 

Ix:  Ausruf  des  Spottes  gegen  kleine  Kinder,  ver- 
bunden mit  gabelförmiger  Ausstreckung  zweier  Finger 
BsStdt.  —  Wühl  von  t  (Sp.  191  weitergelnldet  wie  das  syn. 
äx  (Sp.  621)  von  ä  /  (Sp.  3).  Vgl.  aber  auch  rju  (Androhung 
des  Stechens). 

Oxikrozi(um),  Oxegrozium  s.  O.-Pflaster. 

Oxwentinm:  Vexierwort,  scheinbar  Name  eines 
Stoffes,  den  der  Aprilnarr  in  der  Apotheke  verlangen 
soll  ZS.  —  Lautlich  =  Oehs  xeend  di'''  um.  Dem  Namen  des 
eben  genannten  Pflasters  nachgebildet.     Vgl.  Ibidum  Sp.  48. 

ux:  Interj.  der  Verachtung  für  Dummheit.  Ux, 
du  Stier!  W.  

A  x  t  s.  Ax. 

exteren    extra    Gr  Schanf.,    egüere   Nuf. :    plagen. 

1.  durch    eindringliche    Strafrede;     strafen    Nuf.    — 

2.  mit  Ei"'!!!  c,  ihm  beständig  in  den  Ohren  liegen, 
um  ihn  zu  überreden  Schanf.  Schi  lieiml  lang  mit 
iinander  g'extrad,  unterhandelten  lange  mit  einander. 

Das  W.  auch  in  manchen  dentschen  MAA.  und  in  der 
ndnhein.  Form  rxcra  als  Nbf.  zu  dem  syn.  ,espern'  (s/j  im 
Wechsel  mit  nk,  ks)    und  weiterhin  zu   .eschern'  begreiflich. 


extra  Bs;  Gr;  L;  Sch;  S;  Zg;  Z,  exlrra  Ap;  Gl 
(egitere);  GnNuf.  (e.i:tp-c);  Ndw  C^gitereJ;  G;  TiiHw. 
fe.i;ti^r^,  hegitre  B:  I.  Adv.  1.  ausschliesslich, 
eigens,  besonders,  absichtlich,  express  Bs;  L.  Bist  e. 
tvege  dem  clw?  Th.  Er  ist  e.  cho",  einzig  deswegen 
Gr;  Ndw,  =  apposta.  I  han  em  's  na'''  e.  g'seid,  noch 
ausdrücklich  eingeprägt,  anempfohlen,  einbedungen  Z. 
—  2.  absichtlich,  express,  einem  Andern  zu  Leid, 
einem  Verbot  zum  Trotz  Ndw.  Er  het  's  gad  [gerade] 
e.  'tue  [getan]  Th.  —  3.  besonders.  Etwas  f.  ha, 
a)  für  sich  allein,  als  Auszeichnung,  Vorzug;  b)  ge- 
trennt halten  Ap;  „Gr;  L;  Zg"  (St."-).  E.  gä'  = 
nebenüs  g.  (Sp.  .557)  Sch.  —  4.  vor  Adj.  verstärkend: 
besonders,  ausgezeichnet  Ap;  Gl;  G;  Z.  —  IL  Adject. 
ausgezeichnet,  vorzüglich;  besonder.    1.  unflektiert. 

a)  prädik.    Da'  ist  nid  e.  Th.    Das  Tiiech  ist  e.  Ndw. 

b)  attrib.  Da'  ist  ka"  e.  Wl'  Th.  En  H.  Gang,  ein 
expresser  Besuch  Ap.  Me"  mues  en  e.  Hüs  mache'  für 
dich  Th.  —  2.  flektiert,  bes.  im  Ntr.  Öppis  Extras, 
etwas  Besonderes  Ap;  Bs;  Z.  En  extras  Winli,  ein 
vortrefflicher,  köstlicher  Wein  Z;  hier  (selten)  auch 
für  die  übrigen  Geschlechter,  z.  B.  en  extrane  Wl;  in 
ThHw.  nur  im  Fem.:  da'  ist  nid  en  Exteri,  eine  Frau, 
die  keiner  besondern  Achtung  geniesst.  —  3.  mit  an- 
gehängter adj.  Bildungssilbe  -ig:  cegitirigs  Tuech  Ndw. 
Ml  e.rtranigi  Fraid,  besondere  Freude,  Liebhaberei 
Bs.  —  III.  substant.  n.  1.  Trunk  auf  eigene  Rech- 
nung, gegenüber  dem  Mittagessen  auf  Gesellschafts- 
kosten, bei  Schlittenpartien  GrD.  —  '2.  Portion  Milch 
über  das  regelmässige  abonnierte  Mass  hinaus,  das 
der  Milchmann  ins  Haus  bringt  GrD.  —  3.  Zugabe 
zu  einem  fixen  Pfrundeinkonimen  Sch  (Kirchh.).  — 
4.  Extrait  d'Absynthe  SBb. 

Lat.  extra,  ausserhalb,  angewandt  auf  Etw.,  was  über  die 
Grenzen  des  Gewöhnlichen  oder  Selbstverständlichen  hinaus- 
geht. Vgl.  apart  (Sp.  :361),  welches  ebcnf.  adj.  gebraucht 
wird.  Das  in  extera  eingeschobene  e  ist  nur  der  vor  ;•  sich 
oft  entwickelnde  Halbvoc.  Der  «-Bestandteil  von  ,c  bleibt 
in  der  Ausspr.  nicht  allerorten  von  (  getrennt.  Der  Unter- 
schied zw.  .adv.  u.  adj.  Gebrauch  lässt  sich  formell  und  be- 
grifflich nicht  streng  festhalten;  bei  II  1  könnte  anch  Ellipse 
eines  Adj.  und  vor  Subst.  Zssetzung  angenommen  werden. 
In  der  adj.  Form  extrane  für  extra-en  ist  n  urspr.,  wie  in 
en  grä-n-e,  friie-n-e,  ein  grauer,  früher,  Endung  des  Acc,  die 
auch  für  den  Nom.  gilt,  und  den  Voc.  nebst  euphonischem 
(resp.  flexivcm)  n  nochmals  nach  sich  zieht.  Das  so  ent- 
standene exträn  kann  dann  nochmals  durch  zugesetztes  -iij 
deutlicher  als  Adj.  ausgeprägt  werden.  —  Das  Subst.  wird 
von  Bühl,  als  fem.  angegeben  (V).  III  4  beruht  auf  An- 
lehnung des   frz.   W. 


Az,  ez,  iz,  oz,  uz. 


Alz  m.V:  1.  Speise,  Futter  für  Tiere,  aus  dem 
Abfall  in  der  Mühle.  .Die  Müller  sollen  jedem,  der 
das  begert,  sein  Krüsch  [Kleie]  und  Atz  geben.'  Bs 
Mull.-Ordn.  1471.  , Krüsch  und  Atze.'  ebd.  , Krüsch, 
Asse  und  Spreuer.'  Bs  i.  XVI.  —  2.  Nahrung  eines 
Gefangenen,  Kosten  seines  Unterhaltes.  .Kette  ein 
solich  persone  nit  so  vil,  dass  si  atz.  vachgelt  noch 
turnlöse  geben  möchte.'  1417,  Bs  Rq.  .Daz  der  atze, 
so  mit  den  gefangenen  ufgegangen  ist,  von  solcher 
schatzunge  zu  voruss  bezalt  werden  solle.'  1441,  Absch. 
Syn.  Atzing. 


Mild,  alz,  utzc  ni.,  Speise,  Futter;  Bewirtung.  Auf  sog. 
Ruckumlant  beruhende  Substautivform  zu  rtzni.  Vgl.  .1'-- 
/ueler,   ~(feld,   -weid. 

Stall-  s.  Stallaz. 

atzen  (,atzte';  g'atzt)  s.  elzen. 

Atzi  f.,  PI.  Atzin.^'  =  d.  folg.  ArK. 

Atzi(n)g  f.:  1.  Nahrung.  Lebensunterhalt 
von  Menschen,  Speise  und  Trank  Zg;  ZBenk.  Ins- 
bes.  der  Unterhalt  von  Leuten,  die  in  Untersuehungs- 
verhaft  liegen  L.  .So  sollend  sölliche  gefangne  be- 
zalen.   jederman    für   sich  selbs.   den  costen,    so  über 


Az.  ez,  iz,  oz,  uz 


626 


im  ijiin^eii  ist  von  ilor  atziiiij:;  wcgoii  in  der  gel'angcn- 
srliaft.'  111:1.  Absch.  .Dio  Toggeiiburger  sollen  die 
Atzungskosten  der  Gefangenen  bezahlen.'  IhSi.  Atiscn. 
Auch  i.  S.  V.  , Atzgeld-;  in  den  Absch.  des  XV.  ist  oft 
die  Rede  davon,  einen  Gefangenen  ohne  Lösegeld  gegen 
billige  ,A.'  frei  zu  lassen.  —  2.  Weide  und  Putter 
für  das  Vieh,  resp.  der  Ertrag  eines  Grundstücks  daran 
1..  Benutzung  desselben  zum  Abweiden  Gr;  8yn.  Atsi. 
Die  Matte  hed  vil  A.,  Gras  L.  Ein  Grundstück  tuet 
[bietet]  e  grosd  (od.  chUni)  A.  BSi.  E  schlechti  A.  ha", 
nicht  viel  Gras  z.  Weiden  Ar.  Man  unterscheidet  Früh- 
lings- u.  Herbstatzung  U\v.  , Niemand  soll  die  weiden, 
anstagen-  und  herbstgras  od.  -atzig  den  fremden  lassen.' 
liiTil.  l'wE.  Die  Benützung  eines  Stuckes  Land  zum 
Abweiden:  .Das  Grüenwaldgüctli,  Mattland  und  Wald 
und  Atzig  im  Grossbüelwald.'  L  Kantonsblatt  18.50. 
.\uf  den  Bericht  des  Landvogts,  dass  Einige  ihre  Güter 
über  die  Marchsteine  hinaus  nutzen,  wird  ihm  be- 
fcd\len,  alle  diese  Stücke  und  deren  Ertrag  verzeichnen 
zu  lassen,  damit  die  dorthin  kommenden  Boten  die 
Fehlbaren  bestrafen  und  ihnen  verbieten,  die  Atzung 
und  Nutzung  der  betr.  Stücke  sich  anzueignen.  1-567, 
Absch.  Früher  auch:  der  durch  Weide  von  fremdem 
Vieh  verursachte  Schaden.  SchwLB.  —  3.  zu  Weide 
gebrauchtes  Stück  Land  GrD.  Ds  Ve  chann  uf  dr 
A.  gän  ivä  's  will.  ebd.  Atziga:  Alpwiesen,  Berg- 
weiden, ebd.  Es  gibt  Gemeinde-,  Gemein-  Gr  und 
Privatatzungen,  Manche  Gegenden  werden  nur  als  A. 
benutzt;  einzelne  Wiesen  nur  im  Frühling  vor  und 
im  Herbst  nach  der  Alpfahrt,  in  der  Zwischenzeit  ein 
Mal  gemäht.  Das  Atzungsrecht  ist  durch  die  neuere 
Landwirtschaft  und  Gesetzgebung  eingeschränkt  wor- 
den Gk.  .Kein  frömbdes  Vieh  solle  in  unserem  Land 
in  den  Atzigen  gegraset,  noch  in  den  Weiden  gesum- 
niert  werden.'  1756,  Schw  Eq.  ,Dass  je  eine  Atzung 
mit  der  andern  nächst  angränzenden  schuldig  sei,  [ihr 
Vieh]  einzuzellen,  um  zu  verhüten,  dass  keine  der- 
selben überstellt  werde.'  1747  (1770),  GrD.  LB.  — 
4.  Streit.  .Alle  fyndschaft  und  alte  a.,  so  yemand 
üu  dem  andern  hett.'  Wyi,  C.  B.  ,Das  an  kilwihenen 
und  an  tanzen  nieman  dhainen  uflouf  mache,  noch 
dehain  zerwürfnusz  noch  dehain  alte  a.  nit  äfre.'  Ofpn. 
Gebhardsw.  1466.  ,Das  kainer  kain  alte  a.  fürher 
suoche  zerächen.'  Offx.  Sulgen  147'2.  .Verbietten  das 
nieman  dehain  alt  atzunge  fürrer  sueche  noch  dehain 
nüwe  mache[n]  täte.'  Hofr.  Oberbüren  1481. 

Mhd.  atzuMjij,  Speise,  Futter  f=  atz,  -e) ;  Streit;  vou  atzen, 
Nlif.  zu  etzen  (s.  d.).  Die  letztere  Bed.  beruht  walivsch.  auf 
der  von  Schädigung,  welche  durch  Weiden  von  Vieh  über 
die  Grenze  eines  Gebietes  hinaus  dem  Nachbar  geschieht  und 
leicht  Urs.ache  von  Streit  wird  (s.  elzen  S  c,  übcrelzm),  oder 
arerndczu  auf  dem  Begriff  von  gewaltsamer  Verköstigung  von 
Kriegslenten  in  Feindesland.  Ao  1294  wurde  K.  G.  ver- 
urteilt, ,fiir  die  Atzung  und  die  frefli,  die  er  Mhn  getan 
hat'  ein  Mark  Silbers,  zu  leisten,  al.so  als  Schadenersatz. 

Azingge  s.  A-Zingge". 

Atzle"  f.:  I.Elster  Aa  (seit.).  .Azcl  (Atzel).  pica.' 
\  (HiKLB.  1557;  Fris.;  Mal.  ,Pica,  eine  Ägersten.  Atzel. 
Elster.'  Denzl.  1677;  1716.  ,Der  atzlen  wurden  wenig 
federn  blyben,  sonders  [sie  w'ürde]  blutt  und  bloss 
bestan  [wenn  von  dem  Betreffenden  das  Geraubte 
zurückerstattet  würde].'  1537,  Abscu.  ,Die  da  haben 
äugen  der  sperberen,  zungen  der  atzlen,  stinnn  der 
.schlangen,  zän  der  katzen.  klauen  der  raubvoglen  und 
bossheit  der  fuchsen.'  Ki,ixr.L.  1688.  —  2.  „Hotgle, 
Schweiz.  Idiotikon.  I  5. 


Häher,  corvus  glandularius  B."    Üomt  Hätzle  (s.d.). 

—  3.  Hutzle,  Porrüke  Scu  (Kirchh.),  „meist  nur 
scherzh."  —  4.  Peuerlilic,   lilium   bulbiferum  GG. 

Mhd.  utzd.  Abf.  Uätzli;.  —  Zu  der  Übertragung  in  :3 
vgl.  die  von  HxUcel  (Hcud)  auf  wirre  Kopfhmire  (Sp.  613). 
Viell.  sind  auch  die  zerstreut  stehenden  Blätti-r  der  Fcuer- 
lilie  mit  solchen  Haaren  verglichen. 

A'tznm  in  der  Verbindung  ,A.  auf  Etwas  geben': 
darauf  eingehen  ZStdt  (seit.). 

Missverständliche  Anwendung  des  lat.  Sätzchens  ailium, 
ich  bin  dabei,  stehe  zu,  nach  Analogie  von  Verbindungen  wie 
,Spatzig  (SiMtium)  geben'   udgl. 

Az  n.:  Köder.  Bodensee.  .Fischen  mit  Kugelin 
und  Geeczt.'  1526,  Schnell  Rcj. 

Subst.  zum  folgenden  Vb.  Xbf.  Gc-äsa  Sp.  499.  ,Geäzt' 
die  beliebte  Weiterbildung  mit  t;  doch  kann  in  der  obigen 
Stelle  auch  das  Ptc.  von  ,äzen'  als  adv.  Bestimmung  zu  dem 
Vb.   ,fischen'  gemeint  sein. 

äzen  (ärze  GTa.):  L  tr.  1.  mit  Acc.  P.  a)  zu 
essen  geben.  Syn.  hirten.  a)  Menschen,  bes. 
Kindern.  Speise  zum  Mund  führen  oder  hineinstecken 
GRChur,  oHe.  .Lieber  lass  mein  schwcster  kommen, 
das  sy  mich  ätze  und  mache  vor  mir  ein  essen,  das 
ich  zuosehe,  und  von  irer  band  esse.'  1531/48,  IL  Sasi. 

—  ß)  Tieren;  sie  sorgfältig  füttern,  bes.  von  jungen 
Vögeln,  denen  ihre  Alten  Nahrung  ins  Nest  tragen 
und  in  den  Schnabel  stecken  AAKlingn.;  Ap;  B;  GTa.; 
ScH;  ZSt.  Nach  St.""  auch  von  Vieh.  VgL  noch  ge- 
äsen. —  b)  Fische  durch  Köder  locken  GrD..  He. 
,Inescare:  verleckeren,  reizen,  betriegen,  ätzen,  an 
sich  ziehen,  nabln  nemmen.'  Fris.;  Mal.  S.  an-;  vgl. 
Azi.  —  2.  m.  Acc.  S.:  abweiden,  aufzehren.  Gras 
oder  Heu.  3Iit  dem  Ve'' e.  BHk.  —  IL  intr.:  weiden 
Gr;  USil.;  essen  B.  Die  von  P.  bitten,  man  möchte 
sie  bei  der  Äzung  und  Waide  in  den  Wäldern  der 
Herrschaft,  ,wan  daran  gebresten  des  Achrams  er- 
schint',  bleiben  lassen.  1563,  Absch.  Nbf.  ge-w^sen 
Sp.  500.  —  ab-:  fertig  weiden  U.  ,Wo  man  noch 
das  Gras  auf  den  Wiesen  im  Tal  abäzt.'  Steinm.  1804. 

—  an-  =  äzen  J  6  Gr;  nach  anderer  Angabe:  den 
Köder  an  die  Angel  stecken,  ebd.  —  ver-:  überab[y] 
weiden  GnChur.  ,Alles  Heu  und  Emd,  das  auf  dem 
Pfrundgut  gewachsen,  darf  nicht  davon  veräussert, 
sondern  muss  dem  Nachfahr  um  einen  billigen  Ver- 
äzungspreis  zum  Kauf  angeboten  werden.  Können 
sie  des  Handels  nicht  einig  werden,  so  darf  der  Vor- 
fahr einen  anderen  Veräzer  suchen.'  B  Pfrundkaufs- 
regL  1791. 

Mhd.  uezen,  Uzen,  auch  acaen,  e»en,  speisen,  ätzen ;  vgl. 
unsere  Nbf.  ätsen  Sp.  500.  Von  dz  n.,  Speise  für  Menschen 
und  Tiere  (s.  ^4«»  Sp.  497),  und  von  ätzen,  eizea  zu  unter- 
scheiden, obwohl  in  der  Bed.  2  mit  demselben  zusammen- 
treffend und  gelegentlich  vermischt,  weil  man  früher  auch 
nach  langem  Voe.  iz  schrieb.  Für  die  Bed.  1,  bes.  von 
Vögeln,  scheint  bei  uns  die  Form  öz-  allein  herrschend  und 
wesentlich.    Bed.  I  2   ist  schwach  bezeugt.    Vgl.  ätzen,  elzcn. 

Azi  f.:  Lockspeise.  ,Abt  Uolrichen  [da  man  ihm 
die  Kardinalswürde  antrug]  wollt  gedunken:  man  wellt 
im  ein  ätzi  legen.'  Vad.  —  Von  äzen  und  vorschieden 
von   Ätzi  (von   ätzen,    etzen) ;    doch  zu    Voräzi  vgl.    Mannmtzi. 

Vor-:  gleichs.  Vorspeisung,  das  Zwischeninahl 
(Trunk  mit  Brod)  der  Tagelöhner  um  10  ühr  Vorm. 

Ap.    —    Syn.    VurmäJ.    Vortmjn-an ;  z    Zeehn,   z    Xn,u. 

Su-  Sini-:   der  Gang,    der  bei  den  Schweinställen 
vorbeiführt  (resp.  bei  den  dortigen  Futtertrögen),  wo 
man  also  den  Schweinen  ihr  Fressen  hineinschüttet  SBb. 
40 


627 


Xz,  ez,  iz,  Liz,  uz 


Äzeli  =  higerli  (Sp.  336),  Fisclicliuu  in  dov  Beuss 
L.  —  Wahl-scheinlich  eins  mit  Äneh  Sp.  t'JS,  viull.  mit 
Aiilühuiing  an  äzen,   ködern. 

ätzi  (««-)  GG.;  Z,  ätschi  ZEüml..  ätschu  L,  atxchi 
ScH  (KiRCHH.),  liätzi,  hatschi  Zg  f-tj;  ZBül.,  hätschü 
aScuw,  hatschti  üw :  Naturlaut,  mit  welchem  das  Niesen 
nachgemacht  und  z.  B.  einem  kleinen  Kinde  der  starke 
Geruch  einer  Bluine  veranschaulicht  wird  G;  Schw; 
Zg;  Z.  Ä.  mache",  niesen  Z;  substant.  's  Hatschi 
ha",  wiederholt  niesen  müssen  ZBul.  Auch  als  Gruss 
an  den  Niesenden  =  zur  Gesundheit!  hclf  dir  Gott! 
L;  ScH;  Uw;  Z.  —  Grundf.  zu  äpsi  Sp.  384.  Zn  den  mit  h 
aiilautendeu  Formen  vgl.  's  Hitziß  (hau). 

Ätzi  n.  s.  Gätzi. 

etzen  e'-:  1.  speisen,  ernähren.  ..Jnidn  e.,  ihm 
den  Unterhalt  geben  Th;"  vgl.  um-.  Ein  Kind  auf- 
erziehen. .Eintönige  [eigensinnige]  Kinder  lassent 
sich  kuni  on  d'  Buoten  ä.'  Ansh.  ,Des  andern  find  nit 
enthalten  [beherbergen],  ald  denen  deheins  under- 
schubs  oder  hilf  gestatten  oder  sy  husen,  hofen,  ä. 
oder  trenken.'  1469,  Absch.  u.  ähnlich  1518,  Z.  .Be- 
herbergt, geetzt,  getränkt  worden.'  Würstis.  1779.  — 
2.  eine  Wiese  abweiden  lassen  oder  ihr  Gras  grün 
einfüttern  B.  Man  etzt  auch  die  Weiden.  E  Weid 
(mit-em  VchJ  e.  Gr.  D'  Bcrga  si  hür  scho'^  früei  g'etzt, 
abgeweidet  BSi.  ,Die  Alpen  werden  mit  Schaf,  Geiss 
oder  Rindvieh  geetzt.'  Steinmüll.  ,Man  soll  euch  vor 
Saut  Michels  mess  14  tagen  daruif  [sc.  auf  die  ,Ge- 
meinmerkty',  Allmeinde]  faren,  wer  es  gerne  tuot,  und 
die  gmeinmerkty  e.'  1339/1544,  Schw  LB.  ,Wer  syne 
güeter  e.  will,  der  soll  si  e.  dem  andren  unschädlich.' 
1427,  Schw.  ,So  mag  er  's  einem  andern  verbieten, 
so  im  syne  pfand  e.  wellte.'  1572,  SuhwE.  ,Wer  dem 
andern  das  synige,  es  wäre  körn,  heu  oder  gras,  fre- 
ventlich atzti.'  LB.  ApI.  1585/1828.  ,Uie  undere  All- 
mend  soll  in  dem  Frühjahr  mit  galtem  Vieh  ohne 
grosse  Not  nit  geetzet  werden.'  1713,  Obw.  Durch 
Übertragung  heisst  der  Heuraub,  der  auf  Land  nach- 
wächst, wo  das  erste  Gras  frühzeitig  abgeweidet  wurde, 
g'atzts  Heu  oder  ds  G'atzte  BHk..  Ri.  Sonst  ist  nach 
einfachem  Sprachgebrauch  (BE.)  eine  solche  Wiese 
selbst,  von  welcher  das  Gras,  sei  es  an  Ort  und  Stelle 
oder  grün  im  Stalle  verfüttert  wird,  eine  geetzte. 
Auch  das  Gras  kann  als  das  Obj.  aufgefasst  werden : 
u-er  etzt  ds  Gras  i"  der  Wisen  uiide':'  Gl.  Absolut: 
Wie  lang  hit-er  [habet  ihr]  obna  [auf  der  Alp]  z'  etze"? 
BSi.  ,Wo  man  an  einem  Ort  etzt,  am  andern  aber 
höuwet,  soll  der  da  etzt,  auch  die  Zäune  machen.' 
1650,  Sanen.  ,Es  sint  8  höf  um  Adelgaschwyl,  die 
söllent  ligen  in  stecken  [Einfriedigung]  und  sönd 
weder  treten  [mit  dem  Zugvieh  strecken  beim  Pflügen] 
noch  e.  in  disem  hof  [sc.  Adelgaschw.].'  Hofr.  L  Ad- 
ligenschw.  Es  kommt  hier  die  Benutzung  der  Brache 
und  der  von  Pruchtzelgen  eingeschlossenen  Wiesen 
als  Triften  in  der  ehemaligen  Dreifelderwirtschaft  ins 
Spiel  und  damit  ist  auch  der  Nebenbegriff  des  Ab- 
nutzens,  Beschädigens  gegeben.  ,Wo  einer  das  [ver- 
pfändete] guot  e.  und  schleipfen  wellte,  das  er  [der 
Gläubigei']  im  besorgen  müesste,  so  mag  er  das  an- 
gryfcn,  das  den  bluomen  isset  [also  das  Vieh].'  LB 
(lERSAr  1605.  —  3.  einen  Nachbar  schädigen  durch 
Weidenlassen  des  Viehs,  sei  es  über  die  gesetzliche 
(irenze  hinaus  oder  durch  Anniassung  des  freien  Trieb- 
rechtes.    ,Es  sind  ouch  sundor   hove,   die   uns  weder. 


treten  noch  e.  süUen,  wann  dz  si  süllen  noch  inrenl 
ir  stecken  bliben.'  Hokr.  Malters  XIV.,  1.  H. ;  ähnlich 
HoFR.  ScHwKusn.  1561.  ,Und  ob  dweder  teil  den  an- 
deren frevenlich  ätzti  und  der,  so  da  geetzt  wurdi,  das 
nit  vorkiesen  möchti.'  1474,  Spruchb.  UEngelb.  .Wer 
den  andern  etzet.  so  mag  der  so  geetzet  ist  selb  veeli 
so  er  in  dem  seinen  findet,  intuon.'  L  Rotenb.  Amtsr. 
1490.  ,So  Einer  den  Anderen  durch  sin  Haag  atzti.' 
LB.  Gersau  1605.  .Wo  aber  Einer  den  Andern  atzte 
Winterszyt.'  ebd.  —  4.  verfüttern,  als  Futter  ver- 
brauchen BO.;  GlK.  ;  Gr.  I)s  Heu  mit  dem  Vech  e. 
BSi.  ,Höw  und  strow  nüt  verkoufen.  in  sunder  uf 
dem  hof  bruchen  und  e.'  Lehnbr.  Gnadental  1509. 
,0b  einer  so  gfarlich  höuw  wolte  e.,  damit  er  syn 
acher  sparen  und  dem  andern  uf  dem  synen  schaden 
tuen  möcht.'  1535.  Gl.  In  Gr  spec.  den  Heuertrag 
eines  Gutes  an  Ort  und  Stelle  verfüttern,  indem  man 
mit  dem  Vieh  auf  dasselbe  aufzieht.  ,Wär  ouch  dass 
die  von  Dannusen  dehein  heustatt  deheines  jares  kouf- 
tind,  das  sond  [mögen  sc.  sie]  mayen.  höwen  und  e., 
der  [den]  nachburen  von  Jenatz  an  ir  weiden  un- 
schädlich.' 1515,  Arch.  Jenatz.  ,Mit  welcherlei  vech 
der  Valentin  das  höw  am  winter  atzti  zuo  Jenatz  an 
den  zweien  höfen,  der  selberlei  vech  sollt  er  Ionen 
[für  solches  Vieh  sein  Betreffniss  an  den  Hirtenlohn 
bezahlen].'  1538,  ebd.  ,Es  mag  einer,  so  Heuw  [an 
Zahlungsstatt]  empfacht,  dasselbig  zuchen.  wohin  er 
will;  so  aber  einer  [der  Schuldner]  nit  uf  seinen 
[eignen]  Güetern  Heuw  [als  Bezahlung  zu  geben] 
hette.  sondern  uf  einer  Loschung  [Pachtgut]  oder 
andcrstwo,  so  muoss  man  solches  an  Statt  e.'  LB. 
Davos  1646/95. 

Mhd.  etzen,  speisen;  abweiden,  Causativ  von  ,essen',  nhn 
eig.  , essen  (fressen)  machen,  lassen'.  Hiezu  die  tSuhsit.  Alz, 
Ätzini/.  Die  Formen  atzli  (Condit.)  und  y'ulzt  heruhen  auf 
dem  sog.  Bückuml.,  da  das  (mhd.)  Vb.  atzm  bei  uns  nicht 
belegt  werden  kann.  —  Bed.  4  in  ihrer  Gr  Anwendung  kehrt 
zurück  zu  Bed.  2.  Die  aus  F;  Gr;  S;  Uw;  V;  W  .angegebene 
Erklärung  ,grasen;  weiden' ist  undeutlich.  —  Etzmnit,  häu- 
figer Flurn.   in  Bs. 

ab-:  abweiden  GSa. ;  W;  von  weidendem  Vieh  ab- 
fressen lassen.  Er  het  N.'s  [sc.  Wiese]  abg'etzt  Ai'. 
,Wann  jemand  im  Frühling  in  einem  ungefreiten  Gut 
a.  wollte,  mag  selbiges  beschechen,  jedoch  dass  einer 
Steg  und  Weg  auf  sein  Gut  habe.'  1666,  BSa.  ,Dass 
ihr  die  guote  weid  abetzet.'  HBüll.  1597.  Ahg'etzls 
als  Subst.:  das  Gras,  welches  wächst,  wo  im  Frühling 
eine  Wiese  ,abgeetzt'  wurde;  er  hed  A.  z'  heua,  Heu 
von  solchem  Gras  zu  machen  Ap  =  G'atzts,  s.  o.  ,Der 
Boden  einer  nicht  ganz  besetzt  gewesenen  Alp  wird 
durch  das  nicht  abgeätzte  Gras  für  das  nächste  Jahr 
gleichsam  gedüngt.'  Steinm. 

über-:  1.  (eine  Wiese  oder  ihr  Gras):  das  Vieh 
eine  Zeit  lang  darauf  weiden  lassen  GT.  (gleichs.  nur 
flüchtig,  oberflächlicli  darüber  hin  treiben  und  ab- 
fressen lassen).  —  2.  (mit  Acc.  P.):  durch  Etzen 
über  die  Grenzen  übervorteilen,  schädigen;  =  etzen  3. 
Vgl.  über-eren,  -mäjen,  -zünen  udgl. 

üf-:  eine  Wiese:  fertig  abweiden:  's  Veh  heil  Alls 
nfg'ätzt  L;  autfressen  lassen  Ap.  ,0b  so  vil  ackrat 
(s.  Sp.  70)  wäre,  dz  die  waidgenossen  das  nit  möch- 
tind  u.  mit  irem  vich.'  Eheixader  Fischerrechtung  ca 
1415.  ,Die  wyl  das  winterhö  ufgeetzct.'  Kessl.  Das 
in  Kuh-  und  Rinderweiden  gesammelte  Heu  soll  man 
dem  vich.  so  allda  gesommert  wird,  aufzuätzeii  geben 


G20 


Az.  ez,  Iz.  oz,  uz 


OSO 


unil  nicht  ab  iler  alp  fcrken.'  Gl  LB.  In  hämischem 
.Sinn  auch  von  Menschen :  ,Da  dann  dise  Brüder  die 
zubereiteten  Speisen  mit  grosser  Begird  aufätzen ;  im 
Fressen  schwitzen  sie,    sie    frieren    im  Arbeiten.'    Cl 

SCHOBINGER    1699. 

um-  ScH;  Th;  ZSth..  umhin-  ume-  ZO.:  der  Reihe 
nach  .speisen,  unterhalten,  z.  B.  Waisenkinder  bei  Ver- 
wandten oder  Wohltätern,  so  dass  z.  B.  von  Vieren 
ein  jeder  ein  Kind  für  3  Monate  übernimmt;  ebenso 
Eltern  und  Grosseltern  bei  Kindern  und  Enkeln  Tu; 
so  bis  in  dieses  Jhdt  herein  auch  die  Schulmeister 
Th;  Z.  Arme,  meist  zugleich  arbeitsunfähige  Leute 
werden  auf  Beschluss  der  Gemeinde  tag-  oder  wochen- 
weise bei  den  Haushaltungen  -umg'ätzt  oder  iinu/'hä 
[gehalten]  Sch  (,umgeazt.'  Amtsbl.  1879);  ZSth.  Syn. 
im  Umgang  han. 

US-  =  «/■-:  1.  eine  Matte,  auf  welcher  das  Gras  kurz 
abgefressen  wird  L.  —  2.  das  Heu  als  Futter  im  Stall 
aufbrauchen  Gl  {use-J;  GRÜbS.  —  Ühertr.:  [Eine 
Kriegsschaar  hat  sich  eine  Provision  von  Mehl  u.  a. 
Nahrungsmitteln  angelegt]  ,da  nun  das  Land  den 
Strassen  nach  üsgeetzt  seie.'  1515,  Absch. 

ver-:  1.  a)  als  Viehfutter  verbrauchen  B. 
,Sie  [die  Engadiner]  verätzen  das  stroh  mit  ihrem 
viech.'  Sererh.  1749.  —  b)  abweiden,  aufzehren. 
.Veretzet  pfand.'  Lied  v.  1480.  ,13  immen  genommen, 
ferner  bei  15  schafen  veretzt,  ohne  selbe  zu  bezahlen.' 
1500,  Absch.  Ubertr. :  .Einen  Curtisanen,  der  das 
verezt  (Var.  , verzehrt')  Eieggensperg  mit  Römschen 
Permenten  und  Bly.  wider  alle  Bitt  [der  Berner]  be- 
ständig anfacht  [und  wirklich  Prior  daselbst  ward].' 
Ansh.  —  2.  im  Krieg  beschädigen,  zerstören.  .Dass 
kein  party  der  andren  ersetzen  solle  das,  so  in  dem- 
selben krieg  veratzt  worden.'  1532,  Strickl.  —  Vgl. 
fretzen. 

ge-  g'etse"  ^  dzen,  von  Vögeln  Bs. 

Etzi,  Ätzi  f.:  1.  Weide,  insbes.  als  Massbe- 
zeichnung ein  Stück  Weide,  das  in  einem  Tag  ab- 
geätzt werden  kann  W.  Grasfütterung  B.  G'nueg  E. 
ha"  W.  —  2.  Unterhalt,  Beköstigung  von  Arbeitern. 
,Für  ätzi.'  1793,  Hop  Kriess.   —   Mhd.  etzc  f.,  Weideplatz. 

Manns-:  Unterhalt  eines  Manns  (Arbeiters)  bei 
Gemeindewerken,  resp.  Geldentschädigung  dafür.  ,Wä- 
rend  der  Mannsätze.'   1789,  Hof  Kriess. 

etzlen  (ätzelen.  Svreng):  im  Herbst  Nachlese 
halten  an  Weinreben  und  Obstbäumen,  auch  etwa 
auf  Kartotfelfeldern,  und  nachträgliche  Viehweide  auf 
fremdem  Land,  Kindern  und  armen  Leuten  zeitweise 
erlaubt  oder  verboten  BsL.  ,Wie  man  nach  voll- 
brachtem Herpst  zu  etzlen  pfleget.'  Wurstis.  1580. 

Der  Form  nach  Dim.  zu  etzen,  von  der  Viehweide  auf 
andere  Nutzungen  übertragen.     Syn.  süechlen. 

üs-etznen:  ausnutzen;  =  üsetzen.  ,Ist  erkennt, 
das  die  metzger  mit  iren  schafen  nit  die  weid  uss- 
etznet.'  Sch  Ratsprot.  1537.   —  Etzmn  tadisolie  Nlif.  zu 

clzhn. 

etzlich  s.  etlich  Sp.  590. 

iez  1.  iez  Ap;  Gl;  GA.;  ScnSt;  ThHw.  (allein- 
stehend oder  betont);  Z,  jitz  B  (Zyro),  iz  GMarb.. 
ez  Sch;  ThHw.  (enklit.).  2.  ieze  P.  jetze  L  (Sepp 
Ineichen),  iezi,  Ap;  GTa.,  jüze  B  (Zyro),  jezen  Bs 
(SpREN(i).  3.  iez^d  ScuSt.;  Z  (bei  MUsteri  ,jetzed'), 
iezet  Ap;  Z.   4.  iezig  Z.  jetzig  L  (Haflioer);  Z  (Stmtz), 


JitzigB  (Zyro).  5.  iezunäer  Sf:  jetzt.  1.  rein  zeit- 
lich, wie  nhd.:  im  gegenwärtigen  od.  nächstfolgenden 
Zeitpunkt  (resp.  -räum).  Iez  isch  's  üs  und  d'  Chatz 
hed  d'  Müs  Ap.  Ich  hän  im  's  gad  [gerade]  i'  ds 
G'sicht  ina  [hinein]  g'sait:  iez  chann  er  dra"  schmogge 
[riechen]  Gl.  Best  egoppil  iz  grea'';  (du)  bist  hoffent- 
lich jetzt  fertig  GMarb.  Iezet  chinint  's  ander  Wetter 
ge".  Stutz.  I  glaube  's  jetzig  noh.  ebd.  ,In  disen  ietz 
gcschribnen  [vorbenannten]  Jarzalen.'  1451/1544,  Schw 
LB.  ,Die  hat  er  uns  zuogesagt  ze  bezalen  uf  jetz 
[nächstkünftige]  Liechtmess.'  (Schreiben  v.  Dezember.) 
1521,  Strickl.  Disjunctiv  =  bald  -  bald:  ,Örbis 
[Erbsen],  jetz  durchgeschlagen,  jetz  ganz.'  G  Küchen- 
ordn.  1495.  ,Jetz  da,  bald  dort'  JHAmm.  1657.  Mit 
nachfolgendem  dann:  iez  (iezet)  denn:  nun  bald,  näch- 
stens GTa.;  Z.  I  säg  der  's  [dir  es]  iez  dünn,  ich 
werde  dir  die  Neuigkeit  oder  das  Geheimniss  näch- 
stens mitteilen ;  aber  auch :  ich  werde  bald  in  anderni 
Tone  mit  dir  reden,  dir  ,die  Meinung  sagen'  GA.;  Z. 
,Jez  dann',  nun  bald.  Ruep  1550.  Mit  da:  Hör  iez 
do!  hör  doch  bald  einmal  auf!  GA.;  iezde  Gl.  Mit 
vorausgehenden  Advv.:  gad  iez,  gerade  jetzt,  in 
diesem  Augenblick  Gl;  Syn.  immersiez.  ebd.  Aniezu, 
vom  heutigen  Tag  an  F ;  sonst  nur  im  Kanzleistil.  — 
2.  abstrakt,  a)  in  Ausdrücken  des  Erstaunens, 
der  Verwunderung  gleichsam  über  eine  neu  (erst  jetzt) 
gewonnene  Erkenntniss;  Syn.  aber,  nhd.  , einmal'.  Du 
bist  iez  staich!  (wie  ich  dir  es  bisher  gar  nicht  zu- 
getraut habe)  Z.  Dür  Bueb  cho  [kann]  iez  springa"! 
G.  ./«,  das  ist  iez  war!  ironisch:  das  lass  ich  mir 
nicht  aufbinden  GTa.  —  b)  einschränkend:  einmal, 
wenigstens.  Iez  ich  glaub  's  nit  [ich  für  meinen  Teil] 
oder  das  glaub  i'''  iez  n.  —  c)  Bejahung  verstär- 
kend: jetz  wol!  allerdings,  freilich!  GA.  —  d)  mit 
nachfolgendem  da  Frage  verstärkend.  Wist  iezdo  au 
g'schribe?  hast  du  aber  auch  wirklich  geschrieben'?  GA. 
Mhd.  ic-zuo  (immer  zu,  fort,  eig.  also:  vom  gegenwärtigen 
Zeitpunkt  an  fortdauernd,  vgl.  ie-mer,  immer,  aus  te  mcr)  und 
abgeschwächt  ieze  (ze  als  Präp.  entsprechend  dem  Adv.  zuo], 
dies  unser  iez,  iz,  ez.  Unser  ieze  konnte  durch  das  euphonische 
bewegliche  7^  oder  durch  zugesetztes  und  dann  abgeschwächtes 
an  (vgl.  umgek.  an-iez  und  mhd.  allez  an,  an  einem  fort)  zu 
iezen  erweitert  werden  fjetzen',  den  Schreibern  des  XV!.  sehr 
geläufig;  ,ietzen'.  Gyrr.  152.3;  Com.  Beati),  an  dessen  n  dann, 
wie  oft,  ein  d  oder  (  sich  anfügte:  ,yetzint.'  XIV.,  Sfadtb. 
Sch,  und  das  e  vor  n  zu  «  gesteigert,  so  dass  eine  scheinbare 
Zss.  mit  ,und'  entstand,  welche  durch  den  relat.  Gebrauch  des 
.und'  (vgl.  tlie  iniUiund,  SO  lange  als,  während)  einigermasseu 
befördert  werden  mochte:  ,yetzund'.  HBull.  1540;  Gualther 
1559,  ,ietzund'.  JHott.  1666  und  noch  lange  so  in  Kanzleispr. 
Dies  seinerseits  weiter  gebildet  (wenn  wir  nicht  Heber  Zss. 
zweier  Adv.  annehmen  wollen)  teils  in  ,iezundan  (yetz-)'. 
JKuef  um  l.j-tO;  HBull.  1583  (vgl.  icz-<m  und  an-iezo.  ,an- 
jetzt');  t.  in  .jezunder'.  Landr.  MSIinbach  1594;  AKIingl. 
1691;  Pfrundaufsatz  Heiden  1766  (entw.  Comparativform  od. 
linder  als  Xbf.  zu  unden,  wobei  man  viell.  an  die  Präp.  in 
zeitlichem  S.  dachte,  s.  under  Sp.  325)  und  endlich  mit  adv. 
genet.  s  (wie  in  immeraiez),  ,yetz-sunders,  nun  fürhin,  jam'. 
Fris. ;  Mal.  In  der  MA.  fiel  das  n  von  iezenl  aus  (wie  in 
enet  aus  enent).  Aus  -et,  -ed  wurde  dann  -ig  wie  in  Ahi;/ 
aus  Älje(n}d,  Ilöchsig  aus  HöcJizit.  Es  ist  aber  möglich,  dass 
man  bei  iezet  zugleich  an  eine  Verkürzung  aus  ie-zu  daclite 
(vgl.  .jetzterzeit'.  Wurstis.  1779).  und  dass  -ig  nicht  rein 
lautlich  entstand,  sondern  als'adj.  Bildungssilbe  autrat.  — ie 
ist  urspr.  und  noch  meistens  der  Diphthong,  also  i  rciu 
vocalisch ;  die  Schreibung  u.  z.  T.  auch  Ausspr.  mit  /,  woliei 
dann  e  deutliches  e'  wird,  und  vollends  die  Form  .jetzt' 
(R  u.  CMey.  1650;   .izt.'   Moos  1775)   ist  aus  der  Schriftspi. 


631 


Az— uz. 


B-.  C-.  Ch-,  I)-.  Pa-Fu 


632 


eingeclniugcn.  Die  Form  ,jutzcml'  ii;ii_-li  Aiiülu^'io  von  , mor- 
gend' als  Participiall'orm  aufgefasst  iiiid  ailj.  vurweudet:  ,ab 
dem  jetzcnden  nächsten  tag",  von  der  jetzt  bevorstehenden 
Tagsatzung.  1521,  Absch.  Ebenso  einmal  auch  die  Form 
Jetzt'  mit  adj.  Flexion;  ..jetztcrzeit',  znr  jetzigen,  gegenwär- 
tigen Zeit.  Wurstis.  1770.  (Vgl.  oben  iiurtektiort:  ,uf  jetz 
Liechtmess.') 

iezliclier:  jeder.  Ansh.  —  Mhd.  cfltslieh  (aus  ie  etes- 
Ucli).      Vgl.   Sp.  9.5. 

Oz  I  in. :  „Mensch  oder  Tier  von  sdilechtem  Aus- 
sehen W."  IMra.  Özji:  Kälblcin  oder  Schätiein,  das 
nicht  gedeihen  will,  klein  bleibt,  Krüppel  W. 

Ozi  Ötschi  m.:  Maskierter  W.  Syn.  Bufzi;  Fudi; 
Bfrjö()(j. 

„üz:  ungesund,  siech  W." 

„ver-üzen:  verkümmern,  hinschwinden,  bes.  von 
Menschen  und  Tieren,  die,  lange  schlecht  genährt, 
nachher  auch  bessere  Nahrung  niclit  mehr  ertragen. 
Ein  verozetes  Geschöpf  W." 

Viell.  wie  ose«  mit  ,öde',  ahd.  öili,  vwdt  od.  sogar  davon 
abgeleitet,  wenn  uzen  aus  'Otlam,  ahd.  'wlimn,  gebildet  war 
und  davon   erst  das  Nomen  abstrahiert   wurde.      Die  Begriffe 


.verkrüppelt'  und  , maskiert'  sind  leicht  zu  vermitteln,  da  ja 
die  meisten  Masken  Entstellungen  einer  natürlichen  Gestalt 
sind;  vgl.  auch  , Larve',   Maske  u.  unreife  Tiergestalt,  Puppe. 

Oz  II  m. :  ein  roter  Farbstoff?  ,Welcher  roten 
wyn  hat  und  der  selb  nit  ein  guot  farvf  hat,  mag 
einer  dem  wol  ein  farw  geben,  doch  mit  söllichem  üz, 
der  niemants,  so  den  driukt,  keine  krankheit  zuefüegen 
mag.'  1492,  Sch  Eatsprotok. 

ÖZ  (indecl.) :  leibhaft  GrD.  It  Bühl.  —  Möglicherweise 
adv.  Genit.  v.  oede  in  der  Bed. :  leer,  eitel  =  rein,  ganz. 

ozen  BSa.,  uzen  Aa;  Ap;  GStdt;  Sch;  TnDiessenh. : 
foppen,  necken,  plagen,  verspotten,  zum  Besten  halten, 
sein  Spiel  treiben  mit..,.,  durch  Stichelreden  reizen; 
mit  säe  hl.  Subj.:  ärgern.  Das  häd  mig'uzt  Z  (Spillm.). 
—   Wahrsch.  aus  dem  .ludendeutsch  (hebr.  Sz,  drängen). 

ütz,  ützit,  ützig  s.  ichts  Sp.  83.  Die  seltenere 
Form  , ützig'  auch  1572,  SchwE.  Wald.stattb.  u.  1600,  L. 

Uez:  m.  Taufn.,  Ulrich.  ,Uoz.-  1410.  Anscn.  Vgl. 
Ueh-ich  Sp.  183. 

IIZX,  iisyi:  Hetzruf  für  (Seliäfcr-)Hunde  tiu. 


III.  Abteilung. 
Wörtei',  (leren  Hauptsilbe  consonantisch  anlautet. 


B- 


P-. 


C-  s.  (je 


der  Aussiir.)  t.  K-,  f.  Z-. 


€h- 


n- 


F-  resiJ.  V-,  Ph-. 


Fa  (Va,  Plia).  Fe,  Fi.  Fo,  Fn. 

Vgl.  auch  die  Gruppen  Fach,  Fag,  Fah,  Faj,  Fan,  Faw. 

F  ef  n.  (m.):  hoher  Grad.  Seine  Sache  us-em  F 
versUi'.  Sehläge,  eine  Ohrfeige  us-em  F.  Das  gät 
tis-em  (oder  i»  's)  F,  geht  scharf  her.  Auch  verdoppelt 
FF  ef^'ef.  allg.  ,Dass  die  Leute  Preise  stellten  aus 
dem  FF.'  Gotth.  Auf  Personen  gewendet:  Eine''  us-em 
F,  der  seine  Sache  vorzüglich  versteht,  Pfiffikus. 

Hergenommen  von  den  musikalisclien  Zeichen  /,  //'  für 
,forte,  fortissimo',  stark,  sehr  stark. 

Fä  s.  Farn.  va  s.  roji.  fa  s.  tin-fnnrßing. 
fä   s.  fiili.  fiihii. 


Vau:  Name  de.^  Buchstabens  ,v'.  -  Betr.  das  Ge- 
schlccht  s.   bei   .1. 

Ve  s.  Vieh.  Vc-eli  s.  Viöle  II. 

Fei  fai  f.  —  PI.  -a" :  lioruni-  und  ausschweifende 
Weibsperson  Ar. 

Schwerlich  mhd.  /«",  feie,  Fee,  da  dies  romanische  W. 
in  der  deutschen  Schweiz  nie  heimisch  gewesen  ist  und  der 
Begriff  zu  tief  gesunken  sein  mUsste:  eher  zu  frien. 

fei  s.  fin.        Feiel  s.  Fijel. 

feien  faia,  feje,  feije  BSi.:  1.  .sliielen.  im  Scherz 
mit  einander  kämpfen,  bes.  von  jungen  Hunden  und 
Katzen  Gu;  Syn.  f/dlen,  göpen,  gaiigglcti,  galfen;  doch 
auoli  von  Lämmern  (GrD.)  und  von  Kinilern  (GKPr.). 


633 


Fa.  fe,  (i,  iV..  fu 


634 


B'  Chats  fajet  mit  dr  3Iiis  Gr.  Von  erwachsenen 
Menschen:  mit  Kindern,  auch  mit  Tieren  spielen  GWa. 
—  2.  die  Hände  zerwerfen,  sich  lebhaft  geberden 
UrPf.  —  3.  herum  seh  wärmen.  Urne  f.  BRi.  .Hin 
und  wider  feyen,  ultra  citrave  pervolare.'  Mal.  — 
I.  oline  Zweck  bespringen,  wie  die  Kühe  eine 
andere  Kuh,  welche  brünstig  ist  BSi. 

Lässt  sich  nicht  auf  nihd. /efcn,  hefeinden,  zurückführen, 
ubwolil  dieses  einmal  (bei  JLenz)  in  der  Schreibung  ,feyen' 
vorkommt.  Die  Schwab.  Form  unseres  W.,  fair/en,  berechtigt 
uns  auch  nicht,  auf  ahd.  fai/itiön,  sich  (innerlich)  freuen,  zu 
greifen,  zumal  r/ blosse  Vergröberung  aus  j  sein  kann.  Laut- 
lich und  begrifflich  empfiehlt  sich  am  besten,  unser  W.  für 
eine  Form  von  f ahm,  fäje",  fe^-e",  d.i.  fangen,  zu  nehmen: 
vgl.  «rAtce'iV**,  schwe^-e,  achwäje^,  ein  Tucli  schwingen.  4  cha- 
rakterisiert sich  als  zweckloses  Spiel.  —  Abi.  y  /'Vi  im 
Sinne  von   3. 

Ge-fei  G'fei,  Umhag'fei  n. :  Hinundherlaufen, 
Herunischwärnien  BEi.;  z.B.  wenn  man  eine  wider- 
spenstige Kuh  treiben  soll,  die  immer  ausreissen  will, 
so  dass  man  ihr  nachlaufen  muss.  Das  het  es  G'fei 
abg'setzt!  Vgl.  aber  auch  Ge-ßch. 

Feier  Faier  m.:  ein  Wilder  Mann.  Dr  F.  lat 
(V  Fuchs  üs!  droht  man  Kindern,  welche  nach  dem 
Betglockengeläut  Abends  spät  sich  noch  im  Freien 
herumtreiben  Gl.  F.  (PL):  Waldgeister,  Erdmänn- 
clien  Gr;  vgl.  Fänggen. 

F.  wird  in  der  Gl  R.\.  der  Wilde  Mann  sein,  der  nach 
altem  Glauben  eine  Herde  von  Tieren  des  Waldes  hütet  wie 
der  Hirt  zahme  Tiere:  später  mag  er.  wie  viele  andere  Ge- 
stalten, in  Zshang  mit  dem  Wilden  Heer  gebracht  worden 
sein.  Aber  an  Abi.  von  Fee,  lat. /a(a,  ist  nicht  zu  denken, 
da  auf  rilto-rom.  Boden  lat.  -ata  nicht  wie  im  Franz,  zu  fV, 
resp.  ei  geworden  ist. 

V  e  i  e  1 ,  V  e  i  e  1  i ,  V  e  i  e  1 1  i ,  V  e  i  e  n  ö  n  1  i ,  V  i  -  e  1  i . 
Vi-elette  s.  Viöle  II. 

veiolen  ume-veiöh:  herumfahren  BsStdt. 

Wenn  die  Angabe  e^i  zuverlässig  ist,  von  Viöli  I  mit 
Bez.  auf  wandernde  Musikanten.  Doch  s.  auch  j'uijnlni  und 
oben  feien. 

fi  s.  fhi.        fi  s.  pfi.        vi  a.  ml. 

Fiangse:  Fayence  Bs.  —  fiangsig:  das  entspre- 
chende Adj. 

vi-elen,    vijelen    s.  bei  Viöle  IL  Fi-end, 

fientsch  s.  Find.        Viöhili  s.  Viöle  IL 

Viole  I  f. :  Musikinstrument,  Altgeige.  ,Dass  Mstr 
Jörg,  der  tischmacher  [in  Bern]  üch  [Zwingli]  4  fiolen 
ud.  gross  gygen,  zuosammen  gestimpt,  wellte  machen.' 
1528,  Egli  Act.  ,Uie  krümme  der  hörnen  sind  also 
gestaltet,  als  ob  die  weite  zwüschend  den  hörnen  mit 
einer  vielen  möcht  aussgefüllt  werden.'  Tierb.  1563 
(mit  entsprechender  Abbildung).  ,ltem  violen,  eiteren, 
so  domolen  erst  ufgiengen.'  FPlait.  1612.  —  Aus  dem 

Ital.    (vitlta).      Vgl.    veiolen. 

Viöle  n  f.  —  1.  a)FiöZeAASins;  GoKh.;  JCNäg. 
1738,  Viöle  Ap  tw.;  G  Vocab.  1799,  mit  Diminutivform 
Viöli  Ap;  G;  ScH  (ö^),  ViÖkli  GSa.,  We.,  Wsst.  C'"'). 
b)  Viöhili  GSa.  e)  Viöne  L,  ViÖndli  Aa;  Bs;  B; 
Gl  (Viü'ndlij;  VOrte  (LRigi  Viöndeli;  U  Vi-entli);  Z. 
d)  Vihöndli  GT.;  ZO.,  Vijonli  SThierst.  e)  Vinöli 
GRh.,  Vinöndli  AaKI.  ,Viniönlin.'  Mev..  Wint.  Chr.. 
Vinenömlli  ZNer.,  ViyenÖndli  ZW.,  Vinehmidli  ZBül.. 
Hättl.,  Ve'ienönli  Z  Wyl  b.  Rafz.  f)  VisenÖndli  Aa 
Kis. ;  ZHünt.,    Viserenimdli  '/iWast.    g)  Vi dnle  GoHh.. 


Viadeli  GSa.  —  2.  a)  Vieji,  Fy^t  B  ö.  u.  wO. ;  F; 
Gl;  VOrte  (Ndw  Vijili,  Engelb.  Ve'ijeli);  Gr;  GG.; 
S;  W;  ZKn.  b)  Ve'iel  Sch,  Ve'Hli  Aa;  Bs;  BM., 
U.;  GRHe.;  G;  Sch;  S;  Zotw.;  Z,  VeM  GSa.;  USpir. 
c)  Vlle  W.  d)  Vigeli  Ai>,  Ve'ig<Ji  G;  Scu.  e)  Ve'ietli, 

Ve'iedli  Bs,  Vientli  U:  1.  Veilchen,  viola,  zunächst 
a)  das  wohlriechende,  v.  odorata  (Viole  AaSIus; 
GoRh.,   Viöle  Kr,   Viö flijli  Ap;  G;  ScH(-öä-);  SohwE., 

Viönli  Aa;  Bs;  Gl;  L;  G;  Schw;  Uw;  U;  Z,  Vinönli 
Aa,  Vinehönli  ZBül.,  Dättl.,  Vigenönli  ZW.,  Vidole  G 
oRh.,  Vieli,  Veieli,  Vile,  Vientli  Aa;  Ap;  Bs;  B;  Gl;  G; 
ScHwE.;  S;  Uw;  U;  Zg);  etwa  mit  dem  Zusatz  zams  L 
od.  g'schmöckets  LE.;  Schw;  U.  Blätvi  AügW  wie  Vile 
W.  Über  's  Jar,  über  's  -lar,  wenn-me"  Veigeli  zupft, 
komm-i"''  widerum  zne  dir.  Volkslied.  .Ich  han  ein 
finiönlin  in  minen  henden  g'hept.'  Mey.,  Wint.  Chr. 
,Das  geringste  Viönlein.'  JUlr.  1727.  Man  gibt  den 
Kindern  zur  Erleichterung  des  Zahnens  eine  Veilchen- 
wurzel, bzw.  ein  Bündelchen  mit  solchen  in  den  Mund. 

—  b)  Vieli:  Bergveilchen,  v.  alpestris  GrD.  — 
c)  Viönli  Schw,  uilds  Vieli  ScHwKüsn.:  Ackerveil- 
chen. V.  arvens.  (auct.).  —  d)  gel'-s,  wilds  Viönli:  v. 
biflora  et  grandiüora  BO.;  LE.  (Durh.).  —  e)  Viöhili 
GSa.,  fg'Jstinknigs  (wilds)  Veieftjli  Aa;  Bs,  g'stinkigs 
Viöhili  S,  wilds  Vifnjöli  G,  Visenönli  AaFIs. :  v.  ca- 
nina.  —  f)  ung'schmöckets  LE.;  Schw,  g'stinkets  U, 
wilds  Viönli  Z:  haariges  V.,  v.  hirta.  ~  g)  Veieli 
ZNer..  Viadeli  GSa.,  icelsches  Viönli  GT.:  Stief- 
mütterchen. V.  tricolor.  ,Freissamkraut,  so  man 
denkenblüemle  nennet  oder  andere  viönle.'  Tierb. 
1563.  —  '2.  Goldlack,  cheiranthus  Cheiri  [Vicme  L, 
Viönli  B;  Gr,  Vlgeli  Ap,  Veieli  GO.  u.  oEh.).  etwa  mit 
dem  Attribut  gel"',  hriin,  auch  als  Zss.  Gelveieli  Bs.  ^ 
3.  Levkoje,  matthiola  (Fitm/i  Aa;  Bs;  B;  Gl;  GSa., 
Viöhili  S.   Vieli,   Veiel{iJ  AAAa,r.;  BE.;  Gl;GO.;Sch). 

—  4.  Veiel:  Nachtviolo,  hesperis  raatronalis  Sch. 
Aus    lat.  viola,    sowohl  Veilchen    als  Levkoje.     Auf   der 

rechtmässigen  Betonung,  aber  mit  Dehnung  bzw.  Diphthon- 
gierung des  Stammvoc.  i  beruhen  mhd.  viole  nebst  einer 
Masculinform  rio(  und  die  Gruppe  2  unserer  Formen  sowie 
das  nhd.  .Veilchen';  in  Vile  sind  2  Silben  in  1  zsgez..  während 
umgekehrt  durch  ein  aus  i  entwickeltes  j,  bzw.  dessen  Ver- 
gröberung y,  der  Fortbestand  derselben  geschützt  ist.  Das 
Dim.  gab  in  seiner  vereinfachten  Form  Vieli  f.  Viel-H  Ver- 
anlassung, dass  bloss  Vi  als  der  Stamm  angesehen  wurde; 
dies  ermöglichte  die  Bildung  Vei-et-.  Gruppe  1  setzt  Ver- 
schiebung des  Tones  auf  die  2.  Silbe  unter  gleichzeitiger 
Dehnung  ihres  Voc.  nach  ital.  Weise  (viola)  voraus:  gleich- 
wohl kehrte  der  Ton,  nachdem  die  Form  gebildet  war,  tw. 
wieder  auf  die  1.  Silbe  zurück,  was,  wie  die  wunderlichen 
Ausgestaltungen  der  genannten  Silbe,  auf  der  Auffassung  des 
W.  als  einer  Zss.  beruht;  s.  noch  Aviönli  usw.  (Sp.  lOö), 
Adeli  Sp.  85  (aus  Viadeli,  dies  aus  Vidole,  Viöle);  FrUleli. 
Gruppe  1  ist  schon  im  XVL  vertreten:  ,Fy8nli(n).'  1.531/60, 
Psalm.  , Viönle,  viclbluom:  viola.  Violgart:  violarium.'  Fris. : 
Mal.  , Veiel,  veilgen,  viönlein,  viol:  viola,  beneolens  flosculus 
veris.'  Red.  1662.  In  Viöle  ist  der  Umlaut  durch  die  Dim.- 
Furm  eingedrungen.  —  Die  männl.  Form  ist  aus  dem  Mhd. 
noch  (auf  engem  Gebiete)  erhalten  in  Feiel,  auf  weiterem  in 
der  Zss. ;  sonst  herrscht  das  weibl.  Geschlecht  vor :  die 
Formen  auf  (Oi  sind  dim.  —  Die  unter  2,  3.  4  aufgezählten 
Blumen  haben  nüt  dem  Veilchen  den  Geruch  gemeiu. 

Acher-,  Acker-F»eK  Zg,  -Veieli,  -Viimli  (Dirk.): 
Ackerveilchen,  v.  arvensis. 

Ottere"-T'ieK:  Hundsveilchen,  v.  caniiia  GG.  — 
Vgl.  das  Syn.  i/\linl.els  Viimli  und  die  RA.  •liu/.m  nie  n,  O. 
(Sp.  589). 


(i35 


Fa— fu.    Fal)--Fub 


ü36 


Uunds-  Veiell:  Huiidsvoilcheu,  v.  caiüna.  silv. 
Aa;  GT. 

,Merzen-Violen,  Viönle:  nigra;  viola?.'  Fris. 
d.  i.  V.  odorata. 

Bone^-Vleli  Ap,  -Veieli  Ap;  G:  1.  Goldlack, 
cheiranthus  Cheiri  Ap.  —  2.  bunte  Feigbohne,  lu- 
[jinus  varius  G. 

Für  1  rührt  der  Name  davon  her,  dass  die  Pflanze  Schoten 
bildet;  bei  2  hat  Umstellung  und  Umdeutung  des  uihd.  mc- 
Ißij-)  hone  Statt  gefunden. 

Berg-„F4oZeBÜ.;  LE.",  -VleliB  ö.u.viO.,  -Viönli 
(Ddrh.)  :  V.  alpestris  BSi.  und  nach  der  Farbe  unter- 
schieden, gel"'i  B.,  v.  grandiflora  „Bü. ;  LE.",  hrüniH., 
V.  calcarata,  coenisia  „BO." 

Pfingst- Fej'eK;  I.Levkoje,  matthiola  GWyl. — 
2.  Nachtviole,  hesperis  GWe. 

Sammet-Vt«K,  -Veieli:  Stiefmütterchen,  t.  tri- 
color  GG.;    Zg.     Man    unterscheidet   wildi  und  zami. 

—  Syn.   Sammd-Adeli,   -Blücmli. 

Toten-  Dote"-VeieU:  Immergrün,  vinca  minor  Bs 
Birseck. 

Teils  wegen  einiger  Ähnlichkeit  der  Blüte  mit  dem  Veil- 
chen, t.  weil  Immergrün  auf  den  Gräbern  gepflanzt  wird,  so 
benannt.     Syn.   TotenbliiemU. 

, Wunder- Viole:  flos  Mexicanus,  Jalapa.'  JCSulz. 
1772,  d.  i.  gemeine,  zweifarbige  Wunderblume,  la  mer- 
veille  de  Perou. 

veielett:  violet  Bs.   —  Aus  frz.  viulet. 

„Vijelette-  BO.",  Vieläte"  BRi.  =  Viole  II  1  a. 

—  Aus  dem  Frz.   (molette).     ,Violetens.'   Fris. 
viönlen  viendle  U,   ve'iele  Aa:    1.  Veilchen  sam- 
meln U.  —  2.  stinken  AAStauf.   —  2  iron. ;    vgl.  Fijel. 

F  n  s.  Füll.         V  0 ,  V  u  s.  von.       F  ö ,  P  ü  s.  Fön. 
f  u  s.  pfit. 


Fal)  (val)j,  feb,  fib,  fob,  fub. 

Fabi,  Fabsch  m.,  dim.  Fabeli:  m.  Taufn.,  Fabian 
Gl.  —  Fahach  in  verächtlichem  S.  —  ,Fahe,  Falbe  F"  wird 
als  Ftihi  verstanden  werden  müssen. 

,Fal)iaii,  Meerkatz,  cercopithecus.'  Denzl.  1Ü77; 
1716.  —  Umgestellt  aus  .Pavian'.  Das  Tierb.  1563  an- 
erkennt nur  diese  Form  (,pavyon'). 

Karfritag-FaMUa  f.:  hölzernes  Instrument,  wel- 
ches in  der  Zeit,  wo  in  der  katholischen  Kirche  von 
allem  Glockengeläute  Umgang  genommen  wird,  die 
Klingel  bei  der  h.  Messe  ersetzt;  es  besteht  aus  einem 
mit  doppelarmigem  Schlägel  versehenen  Brettchen,  das 
hin  und  her  geschwungen  wird  W. 

Syn.  KleJ'ele;  Jiaffle;  Käteche.  Viell.  nach  dem  ßuh,Uum 
(lat.),  Wedel,  benannt. 

fablon /■«'''«  örL.,  fapple  Ji'';GR^.:  1.  Unnützes 
oder  unnütz  reden,  a)  leere  Versprechungen  ma- 
chen B.  —  b)  Schnurren  vorbringen,  Spässe  er- 
zählen „LE.";  GA.,  T.;  Z;  du  chast  Nüd  weder  spotten 
und  f.  ZO.  , Zoten,  foppen,  fahlen.'  UBnifiGER  1788. 
—  c)  sinnlos,  ungeordnet  schwatzen,  unverständ- 
lich sprechen,  wie  z.  B.  ein  kleines  Kind,  ein  Träu- 
mender, eilfertig  und  ver.ständnisslos  lesen  Gr;  Uw; 
Z,  unnötig  roden:  Fs  hrücht  sr''  da  Nüd  s'  fable, 
sagti'  der  Präsident,  (/(»id  iise.  >•'•  hi"-mv''  nüd  (/'iriint. 


e  Diiijj  ziceimal  z'  nage.'  XVIII.,  Baurengespr.  —  2.  ume 
f.:  mit  den  Gedanken  umherschweifen,  flatterhaft, 
zerstreut  sein  BÜ.;  „LE." 

we-:  wimmern,  klagen,  jammern  GF.;  Tu  (mit  dem 
Nebenbegriff  der  Übertreibung  oder  Verstellung).  — 
Syn.   wewelen. 

Fahler,  Fabli  m.:  1.  Schwätzer  GWa.;  ZO. 
—  2.  Spassmacher,  lustiger  Erzähler  GA.;  Z.  — 
3.  flatterhafter  Mensch  BHk. 

Fablete  Fapplife  f.:  das  Vorbringen,  Lesen  von 
unnützem  oder  unverständlichem  Zeug  GrV. 

fabelhaft  „LE.",  fablig  „B;  LE.",  g'fablig  Uw: 

1.  gern  und  viel  , fabelnd'  „LE.";  Usv.  —  2.  flatter- 
haft „B;  LE." 

fabulieren:  Lügen  erzählen.  Schimppr.  lOfil. 

Fabrik,  FahrUjge  Bs;  BStdt,  Faherigge  Gl,  sonst 
Fabfejrik/  —  f.:  1.  (abstr.)  a)  Erstellung  eines  Ge- 
bäudes, spec.  der  der  Erstellung  und  der  Unter- 
haltung eines  kirchlichen  Gebäudes  dienende  Fond. 
,Die  fabrik  und  die  pfruondon  betreffend.'  Vad.  III  5'24. 
,Dise  strafen  [Bussen]  kommend  der  stift  [des  Chor- 
herrenstiftes] fabric  und  buwampt  zuo  guotem.'  1573, 
Z  Staatsarch.  —  b)  textile  Fabrikation.  Zu  aller- 
hand fabriquen  geordnete  stuben  und  gemache.'  1056, 
JSpyri  1871.  ,Wylen  die  F.  im  Waisenhaus  der  meiste 
Teil  US  dem  Weben  bestände.'   166'2,  Waisenh.  Z.  — 

2.  (concr.)  a)  Produkt  der  Fabrikation,  Fabrikat. 
,In  Welschland  führ  ich  hin  die  Waaren  diser  Statt, 
die  F.  unsers  Volks  von  Seiden  und  Borat.'  JEEsch. 
1692.  —  b)  Machwerk,  in  verächtlichem  S.  Uw.  — 
c)  Gebäude,  in  welchem  viele  Hände  und  Maschinen 
zur  Erstellung  von  Industrieprodukten  im  Grossen  ver- 
wendet werden,  bes.  Baumwollspinnerei  (Syn.  Ma- 
schine); Cotonnedruckerei. 

Für  B  erklärt  sich  die  Ausspr.  mit  k-  nur  durcli  moderne 
Entlehnung  aus  dem  Frz.  (Jalriquc).  —  Bed.  1  a  gilt  auch 
im   Frz. 

Fabrikant,  Fab^rikxant  LG.,  Fabli-  kk  —  m.: 
Einer,  der  im  Grossen  Baumwoll-  oder  Seidentücher 
weben  lässt;  doch  werden  ausser  den  Weher-  (Ap) 
auch  Stich-,  Zündhölzli-  und  sogar  S'cMejjm[Schin- 
(Lshil-Fabrikanten  genannt. 

Fabrikler  m.,  Fabrikleri",  -ere  f.:  Fabrik- 
arbeiter(in)  Aa;  Ap;  L;  Z. 

fabrizieren, /abcJiiere  T,  fabliziere  kk\7jO.:  wie 
nhd.,  doch  bes.  mit  Bez.  auf  die  Textilindustrie. 

Die  (auch  in  Tirol  übliche)  Form  mit  (  geht  auf  Fabril, 
die  auf  Wechsel  des  Organs  beruhende  Nbf.  zu  Fabrik,  zurück. 

Febep  Bs,  sonst  Fieber  n. :  wie  nhd.  En  Busch  ist 
hesser  [erwünschter]  iveder  [als]  es  F.  Z.  Dim.  Feberli 
mit  Beziehung  auf  ein  Kind,  abgesehen  vom  Grade  Bs 
(auch  Spreng).  Das  Meideli  het  Fieberli  g'ha"  und 
leidigi  Gichter.  Hebel.  B's  hitzig  F.  B.  ,Das  viertägig 
feber.'  Vogelb.  15.57.     Bildl.:  Bausch  Z. 

Mhd.  fielet-,  selten  frber  aus  lat  febris.  Die  Form  mit 
dem  unveränderten  Voc.  des  Lat.  einst  bei  uns  allg.,  so 
z.  B.  1527,  Absch.;  1531/48,  Matthä.  (1548  in  V.  Mos.  unser 
W.  ersetzt  durch  , brennende  sucht');  ,kam  mich  ein  feber 
an'.  FPlatter;  ,kalt  und  warm,  als  ob  er  das  feber  hott.' 
Vogelb.  1557;  .das  feber  oder  das  kaltwee.'  Fris.  =  ,den 
frörer'.  Mal.,  welchen  Eedinger  noch  .ritt'  als  Syn.  beifügt; 
,mit  einem  hitzigen  feber  entzündt.'  KGnalth.  1584;  JZiegl. 
1C47;  ClSchob.  1C99.  Völlig  an  die  gelehrte  Spr.  scliliessl 
sich   liEdlili. :   .krank   von   febris.' 


I 


637 


Fiib— fub.     Kiich  — t'iHli 


tiS8 


Kiil-:  1.  Fleckty iilnis,  eine  schwerere  Form 
lies  Typhus,  f.  —  'A  b'iUll.  srlierzhaft  =  Faulheit  Z. 
Vf,'l.  Schuel-,  Stangen-. 

1  durch  Übersetzung  des  miat.  Xasdrackus  /eln-i«  j>iUii(la, 
welcher  sich  auf  die  gewühnlich  erfolgende  Blutzersetzung 
liezieht. 

Glider-  Glcä-:  rlieuinatisches  F.  Ar. 

Kalber-:  1.  Fieber,  welches  die  Kühe  nach  dem 
Kalbern  etwa  bekommen  Z.  —  2.  „Ochsen fi eher,  das 
Frösteln  nach  dem  Mittagessen  Z."    Syn.  Kalber frost. 

Knüsel-  Chnisel-:  Flussfieber,  Katarrh  BHa.  — 
KniMl.  Schnupfen. 

Brust-:  jede  entzündliche,  mit  Fieber  verbundene, 
acute  Brustkrankheit  GTa. 

Kisel-:  Friesel,  miliaria,  rubeola  AABb.;  Ap; 
GSev.;  U;  Z.  —  Aus  .Friesel'  umgedeutet,  mit  Rücksicht 
auf  die  Knötchen,  welche  auf  der  Haut  erzeugt  werden. 

Sucht-.  ,In  dem  Ao  1771  grassierte  unter  den 
Menschen  die  Ruhr  und  S.,  so  dass  viele  Menschen 
daran  haben  sterben  müssen.'  Schumi  1869. 

Schuel-:  bildl.,  scherzh.,  Abneigung  eines  Kindes 
gegen  den  Schulbesuch  Z. 

Schlich-,  Schlim-:  ein  leichterer  Grad  von 
Typhus  Z. 

Schwülen-:  Schwielen  erzeugendes  F.,  Nessel- 
Heber,  Urticaria  Z. 

Stich-:  Aufregung,  in  welche  ein  Schütze  gerät, 
wenn  er  die  Schüsse  in  die  .Stichscheibe'  tun  soll. 

Stangen-:  scherzh.  bildl.,  Erektion;  syn.  afstlgedi 
Gidanke'  Ap;  Z. 

Zer-:  Schleichfieber,  Typhus  Z. 

fieberen:  phantasieren,  irre  reden  Bs;  Z. 

fieberig;  wie  nhd.  , Glich  einem  febriguu  men- 
schen.'  1;)'27,  Absch. 


Fabsch  s.  Fabi. 


Fach  (vach),  fecli,  iich,  lodi,  fucli. 

Vgl.   auch  die   Gruppe   Fah   usw. 

Fach   f.;    Fang.     ,Der   abt   ist  lantrümig   [landes- 
.  flüchtig]  worden  und  ist  in  aller  fach  [mag  von  Jeder- 
mann  gefangen    werden],    ist   brys.'     Zwingli    1529. 
Streifzug.    ,Am  donnstag  morgen,  da  die  fachen  an- 
;  gestellt  wurden.'  G  Stiftsarch. 

Mhd.  vadi.  Zu  fähen.  —  Im  Fischb.  156:5  {.dass  auss 
dein  häring  faach  2000  menschen  sich  erhalten  habind')  als 
Masc.  oder  Ntr. ;  entw.  jenes  nach  Analogie  des  auf  der 
nimlichen    Buchseite    verwendeten    Syn.    ,häringfang',    oder 

I  dieses  durch  Vermengung  mit  Fäi:h,  im  genannten  Buche 
.  (C8  ist  die  Rede  eben  von  der  Häringfischerei)  ebenf.  ,faach' 
'  geschrieben. 

II  fach,  fach  s.  fallen. 

'  Fach  (Facht),  z.T.  Ffwli  —  PL  Fach  (Faehtj, 
•  seltener  i^rtcÄer  —  n.:  1.  Teil  von  verschiedenen 
'  körperlichen  Gegenständen,  a)  Fach  Aa;  W. 
Facht  und  dim.  Fächfli  Aa;  Ap;  Bs;  Gl;  L  (auch 
Fächteli);  Z.  Fachtli  Sch  (Kirchh.),  G'fächtU  Z:  Be- 
standteil eines  zsgedrehten  Fadens,  eines  Stranges 
von  Garn,  einer  Schnur,  eines  Seiles,  Syn.  Trum. 
,Mit  einem,   zwei  Fach   lismen:   mit  ein-  oder  zwei- 


fachem Faden  .stricken."  ,Ein  Fächtli  ist  gebrochen': 
einer  von  zsgenommenen  Fäden.  3  Fächtli,  2  zsge- 
nommene  Fäden  Gl.  Int  '.s  Garn  rein  g'spunne",  so 
mness-mer  [man]  bim  Zwirn  ei's  bis  zwei  Fach  nie 
ne"  Aa.  Eine  Bäuerin  verschloss  ihren  Faden  in  die 
Tischschublade  und  Hess  für  den  Schneider  nur  ein 
Stück  heraushangen;  da  Hess  dieser  das  ,Fach'  hineiii- 
wischen  und  gieng  spazieren.  Fadensträhne  Z;  Syn. 
Trümli.  Eine  einfache  Schnur  Scn.  Insbes.  ein  Fach 
Garn  (bzw.  ein  kleiner  Knäuel,  zu  welchem  aufgewickelt 
ein  solches  beim  Krämer  zu  haben  ist),  beim  Stricken 
zum  gewöhnlichen  Mass  hinzugenommen,  um  einzelne 
Teile  des  Strumpfes,  bes.  die  Ferse,  fester  zu  machen 
Bs;  L;  Z,  in  AaKöII.  Nä-e-  [i^achhin-]  Fächtli.  — 
As  Fach  Betuchorlini,  eine  Reihe  Körner  an  einem 
Rosenkranz  (Betli)  W.  Ein  Fach  od.  Fächtli  Chrälleli, 
(zum  Verkauf)  aufgereihte  kleine  Glaskorallen  Ap;  Bs; 
„B;  F;  Scn;  Vw;  Zg;"  Z.  .Zu  verkaufen:  eine  drei- 
fache güldene  Kette,   ganz  oder  fachtweis.'    1732,  Bs. 

—  b)  Falte  eines  Schleiers  oder  aus  Falten  be- 
stehender Schleier.  „Fächtli:  Trauerschleier,  den  die 
Frauen  bei  Begräbnissen  tragen  GT."  f.  ,Wo  jeman 
kein  [irgend  einen]  sleier  vachet,  dass  er  von  jedem 
vach  [Falte]  zwen  Schilling  geben  soll  und  soll  man 
den  sleier  in  sine  rechten  vach  legen.'  Z  Ratserk.  1342. 

—  c)  Fach  am  Mühlrad,  pinna.  Sulöer.  —  d)  ,Ex- 
cipnlus,  ein  fach  oder  feimer,  gutteren  [Flasche], 
darein  das  roswasser  oder  dergleichen  empfangen  wirt, 
wenn  man  distilliert'  Fris.;  Mal.  —  e)  Facht  G,  in 
Aa  auch  G' facht,  dim.  Fächli  und  Fächtli  Bs:  Teil 
eines  Kastens,  Schrankes,  Gestells,  einer  Schublade; 
Syn.  Tat,  TÖtli.  's  Brieggeli  nnä  's  Lächeli  [die  weiner- 
liche und  die  lachende  Miene]  sind  heidi  in  rim  luithcU 
(Var.  Chächeli)  BBe.  Vum  chhnslr  F,iih  ist  AUrs  mllr 
bis  a"  's  Tach.  KMev.  —  f)  Teil  eines  Hauses.  ,\Veini 
es  seinen  Schopf  [Schuppen]  in  ein  sogenanntes  Fach 
[eine  Wohnung]  einrichtet.'  Z  Gerichtsakt.  .Übernehme 
auch  Reparaturen  jeder  Art  in  Dach  und  Fach.'  Sinw. 
's  Hus  under  Bach  und  Fach  bringe  AAEhrend.  .Den 
Chor  [der  Kirche]  in  vach  und  gemach  halten,  so  dick 
es  die  notdurft  erfordert.'  L  1531.  —  g)  Zwischen- 
raum zwischen  den  Balken  eines  Eigbaues  AABb.; 
L.  .Dieselbige  Wand  bis  an  das  F.'  LE.  —  h)  mar- 
kierter Teil  eines  Grundstückes  von  Kulturland, 
eines  Weinberges,  Gemüsegartens.  As  Fach  Riebleni 
[Rübchen]  in  einem  Garten  W.  Ein  F.  Reben  ist  ein 
zshangendes,  abgegrenztes  Besitztum  ohne  Beziehung 
auf  die  Grösse;  vgl.  dag.  Kammer.  ,Reben  genannt 
das  alt  fach.'  Urk.  ZZoll.  1416.  .Reben  genempt  das 
Langvachh    zu    Küssnach.'     Jahrzeitbuoh    Rappersw. 

—  2.  Fach,  Fach.  Facht:  Vorrichtung  zum  Fisch- 
fang, wesentlich  bestehend  aus  Flechtwerk.  Hürde, 
ein  Verschlag,  Gehege  in  Seen  und  Flüsse  (selten 
auch  in  Bäche)  hinaus  gebaut,  im  fliessenden  Wasser 
einfache  Wände  zur  Herstellung  von  ruhigem  Hinter- 
wasser, in  den  Seen  im  seichten  Wasser  je  2  Wände, 
aus  halbmondförmig  in  den  Boden  gesteckten  Tann- 
ästen einen  sich  verengenden  Gang  bildend,  dessen 
Schlund  durch  eine  Reuse,  einen  Bären  (Sacknetz) 
abgeschlossen  wird.  allg.  .Fach,  machina  ad  capiendos 
pisces  parata.'  Id.  B.  .Fache'  aus  Gerten  geflochten, 
an  der  Halde  gegen  die  Tiefe  des  Rheines  aufgestellt, 
so  dass  die  Wände  nach  oben  sich  nähern  Tu.  bes. 
zur  Winterfischerei.  Fachen,  aus  Weiden  und  Ästen 
geflochten,  Syn.  Krieze  Z«.  .Die  Anwohner  des  Rheines 


639 


Fach,  fech,  tich,  focli,  fuch 


640 


uud  ik-r  lU  stellen,  sobald  die  Grundforelle  den  Bo- 
densee im  Frühling  verlässt,  von  beiden  Ufern  her 
gegen  die  Mitte  des  Flusses  ihre  .Fachten'  aus,  d.  i. 
ö — 7'  hohe  Wände  von  Weidengeflecht,  die  durch  ein- 
gerammte Pfähle  befestigt  werden  und  in  der  Mitte 
zum  Durchzug  des  Wassers  eine  wenige  Fviss  breite 
Öffnung  lassen,  vor  welche  die  .Bären'  gesetzt  werden.' 
Hamm.  18'27.  Ähnlich  in  GrD.  (B.  II  48).  ,l)ie  Fächer 
alle  Jahr  uf  StJakobs  Tag  und  nit  darvor  machen, 
xy  auch  auf  StMartins  T.  widrumb  schlyssen  und 
rumen,  damit  Niemand  Sehaden  bescheche;  die  F.  aber 
im  Seewasser  mögen  uf  StAndreas  T.  geschlissen 
werden.'  LB.  Davos.  ,Riser,  Fache  od.  G'wellstetten': 
die  mit  Reisern  ausgefüllten  Verpfählungen  von  250 
bis  .300  Quadratfuss  im  Umfange,  in  welchen  bei  stür- 
mischer Witterung  die  Fische  eine  Ruhestätte  suchen 
Tn.  Die  Z  Fischenzenpächter  werden  von  Zeit  zu  Zeit 
aufgefordert,  die  ihnen  gemäss  der  Fischerordnung  zur 
Herstellung  obliegenden  ,Ferri  und  Faach'  bis  zur 
nächsten  Bannzeit  vollständig  auszurüsten  und  sich 
zu  diesem  Ende  mit  Tannreisern  zu  versehen.  Ein 
,Fach',  ein  ganzes  System  sackförmig  in  Spitzen  aus- 
laufendes Flechtwerkes  befindet  sich  z.  B.  neben  der 
Rapperswyler  Brücke  im  ZSee.  Das  Kloster  Inter- 
laken  hatte  im  .Fächlein',  einem  kleinen  steinernen 
Gebäude  oberhalb  des  Städtleins,  wo  ein  grossartiger 
Reusenbau  in  der  Aare  angelegt  war,  seinen  eigenen 
wohlbestellten  Fischfang.  JRWtss  1816.  Die  ä.Rechts- 
ijuellen  sind  reich  an  Bestimmungen  über  Fache,  bes. 
auch  weil  durch  dieselben  oft  die  Schiiffahrt  auf 
Flüssen  gehemmt  wurde;  vgl.  üherfachen.  .Piscatura 
in  Lindemaco  [Limniat]  quse  dicitur  vach.'  Z  ca  1210. 
,Swer  [wer  immer]  dehein  nawen  [grosses  Schiff]  ma- 
chet, der  sol  den  n.  henken  [befestigen]  in  die  Stat 
ans  vach  ald  an  die  swiren  [Pfähle].'  1323,  Z  Ratserk. 
.Die  (iottlieber  vächer.'  133.5,  Constanz.  Lehenbr.  ,Die 
Lindmag  sol  och  an  dheinen  enden  mit  fachen  über- 
schlagen werden.'  XV..  Z.  .Was  brest  sich  begipt  von 
fachung  wegen,  so  den  schiffweg  irren  möcht.'  ebd. 
,Gerten,  darniit  sy  die  fach  bessren  niugent.'  Opfn. 
Gottlieb.  1521.  Auf  dem  Tag  zu  Baden  1522  klagt 
Einer,  dass  der  Genuss  seiner  Fischenzen  im  Rhein 
durch  Zerbrechung  seiner  ,Fach'  geschmälert  werde. 
.Dass  die  fischer  ihnen  mit  den  vesern  [L  ,vechern'] 
grossen  schaden  zuefüegen.'  1532,  t-'xRicKL.  ,Ira  früh- 
ling und  herbst  ein  klafter  lang  vom  laiid  in  das 
Wasser  [den  Rhein  bei  Felsberg]  fach  zue  machen 
und  reuschen  am  cingange  drei  finger  weit  zue  legen.' 
Urk.  1532.  ,Das  nieman  in  unserni  land  in  kein 
Wasser,  noch  zue  keinem  waaser  kein  fach  schlachen 
noch  machen  soll,  euch  nit  schwiren.'  l.')42,  Schw  LB. 
,Die  Häring  werdend  von  den  fischeren  zuo  dem  faach 
gereizt.'  Fischb.  1563.  .Ehe  die  bruggen  hinüber  ge- 
macht, sind  an  diser  dünne  vil  bürden  und  fach  ge- 
sein  zum  fischen  gerüst.'  HBull.,  Tigur.  ,Die  fach, 
darinnen  die  reuschen  gesetzt  und  die  lachsfisch  ge- 
fangen werden.'  Allg.  Fischerordn.  1652.  ,Deren  haben 
wir  ein  Menge  fangen  sehen  in  den  Rechen  oder  Fachen 
bei  dem  Auslauf  des  Flusses.'  JLCys.  1661.  Einzelne 
Arten  solcher  .Fache'  s.  Comp.;  s.  auch  facliferjen. 
Vgl.  Fischeraug  Sp.  136;  Arch  Sp.  433.  Bisweilen  ein 
den  Fachen  der  Fischer  ähnlicher,  aus  Faschinen  ge- 
bildeter Querriogel,  den  man  zur  Brechung  der  Strö- 
mung, also  zum  Schutz  eines  Ufers  gegen  Abschwem- 
nnmg    in    den    Fluss   hinaus   baut.      -    3.  zugeteilter 


oder  selbsterwählter  Beruf.  Handwerk  AAEhrend.; 
Lebensweise,  Gewohnheit.  Wirluhlsle  [Besuch  des 
Wirtshauses]  ist  sust  nid  sis  F.  Ndw.  Das  ist  mls, 
dis  F.,  geht  mich,  dich  an.  Ischers  F.,  unsere  Pflicht 
W.  Abstrakter:  i  dem  F.,  in  dieser  Hinsicht,  Be- 
ziehung Z. 

Mhd.  vach  n.  Grundbed.  ist  Umfassung,  Abteilung  (ags. 
fäc,  Zeitraum;  Mts.  jui,-JaX;  Zaun),  und  es  besteht  kein  un- 
mittelbarer Zshaug  mii  fahcn,  fangen,  denn  der  Voc.  ist  kurz 
(nur  in  Folge  der  Einsilbigkeit  z.  T.  verlängert)  uud  ch  ist 
/^,  verschoben  aus  got.-sächs.  k.  Das  W.  berührt  sich  lautlich 
uud  begrifflich  mit  dem  aus  mhd.  phaht  entstandenen  Facht 
(s.  d.),  indem  man  den  Anlaut  }'/  aus  rf"  Facht  deutete.  Su 
erscheint  für  d.is  Dini.  in  Bed.  1  nur  die  Form  mit  -t,  welche 
dagegen  für  2  nur  einmal  bezeugt  ist;  sie  findet  sich  auch 
beim  Adj.  einfach-t  usw.  (s.  dd.);  vgl.  (Ge-) ficht,  Yieh,  und 
die  nhd.  Neutra  auf  ,-icht'  aus  ,-ich,  -ech'.  —  Zu  1  b  [Fach 
=  Falte)  Tgl.  das  adj.  -fach  =  -falt(ig).  1  d  hat  mit  n  den 
Begriff  .Behälter'  gemein.  In  der  Stelle :  .Warumb  ist  umb 
deinentwillen  ein  fach  zerrissen?'  1531,  I.  Mos.  38,  29  (=  ,'W. 
hast  du  dir  eiu  lucken  (einen  solchen  riss)  aussgebrochen V 
1.54S/166T)  [Worte,  mit  welchen  die  Hebamme  den  kleineu 
Esau  empfangt]  scheint  die  mhd.  Übertragung  des  W.  im  S. 
von  .Behälter'  oder  von  .Falte'  auf  den  Mutterschoss  sich 
fortvererbt  zu  haben;  vgl.  auch  bei  Schm.  I  685;  .ein  Gefach 
des  mütterlichen  Leibes  zerrissen.'  Aber  eine  andere  An- 
schauung muss  bei  I.  Chron.  13,  11;  ,Do  ward  David  uu- 
niuotig,  das  der  Herr  ein  fach  (,riss'.  1548)  gerissÄi  hatt 
an  [dem  Wagenlenker]  Usa.'  zu  Grunde  liegen;  vgl.  dazu 
cap.    15,   13. 

Herbst-Fach:  im  Herbst  für  den  Winter  ange- 
legtes F.  .Antreffend  die  netzen  und  herpstfach  in 
der  Lint,  da  man  bishar  in  der  Lint  gsetzt.'  1570.  Gl. 

Krüt-.  Die  Z  Fischerordn.  1710/57  gebietet,  dass 
,alle  Rohr-,  Land-,  Kraut-  und  Staub-Fiiacli'  aus  dem 
Wasser  getan  werden  sollen. 

Land-:  ein  hart  am  Lande  zur  Laiclizcit  ange- 
legtes F.  zum  Fang  der  Hechte  (von  uufs). 

Rör-;  ein  im  Schilfe,  .Röhricht',  angelegtes  F. 
Im  ZSee  sollen  alle  .Färinen.  Fach  und  Schwirren' 
bis  spätestens  Martini,  alle  ,Rorfächer'  binnen  8  Tagen 
beseitigt  werden.  Stadtb.  Z  1436. 

Ris-:  ein  aus  Reisig  geflochtenes  F.?  s.  Elscr  als 
Syn.  zu  Fach  2.  .Das  nieman  kein  reissfach  (.ryss- 
fach.'  1507)  schlahen  noch  machen  soll  unz  uf  die 
gwellstatt'  [ausser  wenn  das  Wasser  so  steigt,  dass 
die  Allmeind  davon  bedeckt  wird].'  Offn.  Triboltingen 
1417. 

Schieb-.  In  der  Conferenz  der  Stände  Z.  Z<i,  L 
wegen  der  Reusswuhrung  bei  Maschwanden  1662  er- 
klären die  Merischwander  das  Fach  der  Mascliwander 
als  ein  verbotenes  .Schübfach',  während  diese  es  nur 
als  Streichwuhr  bezeichnet  wissen  wollen.  Z  Staatsarch. 

Schnell(en)-.  ,Daz  die  vier  Mülinen  daz  snellen 
vach  gemeinelich  machen  süUent,  wenn  es  notdürftig 
ist'  1361,  Z  Ratsb.  Wahrsch.  Fach  bei  einer  Strom- 
schnelle. 

Staub-;  F.  zum  Fang  der  ganz  jungen  Fischchen 
(Hürlinfj,  Nödeli,  Staub-Egli),  mit  einem  feinen  Stimh- 
Bären  statt  der  gewöhnlichen  Reuse  abgeschlossen  ZS. 

(von    RUFS). 

ein- fach  eifnch  {ei facht  Bs  Spreng;  Z  tw.);  1.  von 
Beschaffenheit  von  Körpern,  z.  B.  nur  aus  einem  Faden 
be.stehend.  Ein  Dach  eifach  decken,  d.  i.  mit  Ziegeln 
und  untergelegten  Scliindeln  im  (igs.  zu  in  'ii  Drittel 
d..  ohne  Schindeln  S.     .Einfache  Zedel'  hcissen  in  Af 


041 


Fat'h,  IVcli.  lieh,  fii 


liiuh 


(342 


fjiuiidversiclierte  Scliuldscheiiio,  deren  Kapitalsiinmie 
nicht  grösser  ist  als  der  Bodenwert  der  betreuenden 
Liegenschaft,  die  Gebäulichkeiten  nicht  eingerechnet. 
.Dise  Muschel  hat  einfachte  strich.'  Fischb.  1-503.  -  - 
li.  abstrakt:  nun  einmal,  geradezu,  ohne  weiteres 
Bedenken,  trotz  Schwierigkeiten.  Geh  's- es  [gelinge 
es]  oder  geh  's-esnüd,  's  mues  iez  halt  eifach  probiert 
•si"  ZO. 

Diu  Anhäogung  uiues  -(  erklärt  sich  zunächst  aus  iIit 
li(ip|ieIform  des  Subst.  Fach  und  Facht,  wahrsch.  aber  auch 
aus  Anlehnung  au  die  adj.  Bildungssilbe  -acht,  -ovhi,  -l-tcht 
=  nhd.  ,-icht,  (l)ich(t)'. 

dri-  drl-  Z.  Drifach  'zwirnet.  ToppJet  und  dri- 
faeh,  in  hohem  Grade.  .Drifach.'  ZMand.  1650.  .Trey- 
t'acht.'  GKöNiii  1093.  ,Wie  man  gemeinlich  sagt:  Alles 
dreifache  ist  vollkommen.'  Müll.  1073. 

zwei-  Ar  (zwä-,  zu'ä-fach,  -facht);  S  (zu-eii facht); 
Z.  ziel- fach,  -t  Aa  ;  Z :  1.  eig.  z.  B.  von  doppelt  ge- 
nommenem Faden.  E  zwäfachts  Hfts,  zwei  aneinander- 
gebaute  Häuser  unter  einem  Dach  Ar;  syn.  e  topplets. 
Die  Verfassung  der  Landsgemeinde -Kantone  kennt 
einen  , zweifachen'  (auch  .dreifachen)  Landrat',  d.  i. 
eine  bei  bedeutenderen  und  folgereicheren  Angelegen- 
heiten die  Landsgemeinde  selbst  vertretende  Erwei- 
terung des  (einfachen)  Rates  zu  einem  zwei-  oder 
dreifachen,  entw.  von  dem  Volke  oder  von  den  Räten 
gewählt;  s.  JJBlumer  1850,  286  ff.  1858,  169  ff.  , Zwei- 
fache Zedel'  heissen  grundversicherte  Schuldscheine, 
deren  Kapitalsummen  die  Hälfte  des  Bodenwertes  (den 
der  Gebäude  nicht  mitgerechnet)  nicht  übersteigen. 
.Duplicare,  zweifach  oder  zwürig  machen.  Duplicato, 
zwürig,  zweifaltigklich.'  Pris.;  Mal.  ,Die  doppleten 
oder  zwyfache  mäler  (wie  man  es  zu  nennen  pflegt, 
d.  i.  wo  so  vil  trachten  fürgetragen  werden,  dass  ilirer 
noch  2  oder  3  mal  so  vil  personen  darniit  ersettiget 
werden  könnten)  sind  verbotten.'  G  Mand.  1611.  .Die 
Urtel  mag  Einer  von  einem  einfachen  Gericht  für  ein 
zweifaches,  oder  neuw  und  alt  Gricht  ziechen.'  L  Stadtr. 
1706/65.  —  2.  bildl.:  a)  (schier)  zw.  gä',  sehr  gebückt 
gehen  (vor  Alter)  Aa;  Ap  (anagö,  einhergehen);  „L; 
Si'H";  S;  W;  Z;  syn.  'toge".  —  b)  zw.  in  der  Welt 
herum  laufen:  verehelicht  sein  (vgl.  nhd.  ,die  an- 
dere Hälfte'  =  die  Ehefrau)  „Sch;  Vw;  Zg";  Z.  — 
c)  doppelzüngig,  falsch.  ,Warumb  er  sich  Hesse 
die  zwyfachen  Savoyer,  die  Herzogin  und  den  von 
Romond,  vorfüerenV  Ansh.  —  A)  ^  sclbander. 

fachen:  1.  fachte",  ver-,  mehrere  Fächer  (Fach  1  a) 
von  Garn  zsdrehen  ZHed.  —  2.  Kleidungsstoffe  be- 
arbeiten, falten.  ,Wo  jeman  kein  [irgend  einen]  sleier 
vachet,  [anders]  denn  er  von  recht  haben  solt,  dass 
er  von  jedem  vach  zwen  Schilling  geben  sol,  und  sol 
mau  den  sleier  in  syn  rechten  vach  legen.'  1342,  Z. 
Zu  Fach  1  h.  —  3.  „einen  Fluss  eindämmen  oder 
den  Damm  ausbessern  Z.  .Fächer'  (s.  Fach  3)  anlegen 
GkD.  ,Es  solle  weder  im  Landwasser  [Flusse]  noch 
Seewasser  Niemand  über  mittes  Wasser  hinein  f.'  LB. 
Davos.  ,Was  brest  sich  begipt  von  fachung  wegen, 
so  den  schiffweg  irren  möcht.'  XV.,  Z.  .Niemen  soll 
in  unseren  rünnenden  wasseren  vachen  noch  setzen.' 
Obw  ca  1500.  .Fischen  und  fachen  im  See.'  150'2, 
Absch.  ,In  der  Rüss  soll  niemand  f.  noch  ouch  schwir- 
ren schlachen  bei  verlierung  des  fischerzügs.'  1607,  U. 
—  über-:  ein  fliessendes  Wasser  mit  Fachen  be- 
setzen, aber  mit  dem  Nebenbegrift'  von  t'bermass  und 

Schweiz.  Idiotikon  I.  5. 


Schaden  (an  benachbarten  Gütern  oder  an  der  Schiff- 
fahrt), daher  verboten.  ,Dem  Meyer  ist  befohlen,  den 
Bach  nicht  zu  u.,  damit  die  Leute  nicht  an  ihren  Gü- 
tern geschädigt  werden.'  1521,  Absch.  ,So11  nieman 
in  unserm  land  kein  wasser  ü.  me,  dann  den  dritten 
teil.'  1542,  ScHW  LB.  ,0b  einer  giessen  [Bäche]  in 
synem  eigen  hette,  die  er  ynhaget,  da  mag  er  ein 
dritt  teil  inschlachen  oder  ü.  und  soll  zwen  teil  offen 
stan  lassen.'  1607,  U.  —  in-:  einzäunen,  umhegen. 
.Bald  hat  er  des  clausters  becirc  widerumb  i.  und  ver- 
muren  lassen.'  Kessl.  .Wollte  jeman  in  brachzeigen 
ichzit  [Etwas]  buwen  oder  säyen,  der  soll  doch  nit 
mer  i.  dann  das,  so  er  gesäyt  hett.'  Offn.  Tättw.  1456. 
,Wer  unser  alment  ynvacht,  der  soll  buess  giin.'  1480, 
L.  ,Liessend  M.  H.  1582  einen  sonderbaren  platz  zu 
einem  künftigen  eichwald  y.' RCvs.  —  ver-:  l.^über-. 
,Wie  die  von  Bremgarten  und  Meilingen  das  wasser 
und  Rüss  V.,  nit  ane  unser  leren  und  niderwässern 
[Fährleute  und  Flussschiffleute]  merkliche  beschwerd.' 
1532,  Strickl.  Der  R.  habe  das  Flussbett  dermassen 
, verfachet'  und  mit  Steinen  verlegt,  dass  er  [der 
Kläger]  Schiffbruch  gelitten  und  seine  Fische  ver- 
loren habe.  1475,  Absch.  ,Durch  solche  wüerung  oder 
verfaehung  des  wassers  [im  Rhein]  den  armen  lüten 
grosser  nachteil  entspringen  möcht.'  1529.  Strickl.  — 
2.  =  in-,  aber  bildlich.  ,Den  bund  band  ir  verlachet, 
gar  hert  darin  vorfachet  den  küng  von  Frankenrych.' 
Lied  um  1490.  , Seine  Güter  so  viel  möglich  vor 
Schaden  verzäunen  und  verfachen.'  Offn.  ÄARotenschw. 
1691.  —  nach-.  Kein  Weidmann  soll  weder  ob  noch 
unter  9  Klafter  weit  n.,  damit  Niemand  gestört  werde. 
FiscHERORDN.  der  Städte  F,  B,  S  1546,  d.  i.  soll  sich 
von  schon  errichteten  Fachen  9  Kl.  weit  sowohl  ober- 
als  unterhalb  fern  halten. 

fächeren:    Fache   zum  Fischfang   aufstellen    Th. 

ein-fächig  äfächtig:  einfädig  Th. 

fächlen:  1.  tr.  (das  Haar)  kämmen  FJ.  'AwFachla. 

—  2.  intr.  „splittern,  auseinanderfallen  BO."  —  zer- 
fächelen:  Holz  in  Splitter  spalten  BRi. 

um-fachig.  ,Ein  u.  tuech',  im  Testament  eines 
geistlichen  Herrn  in  B,  XIV.,   einer  Magd   vermacht. 

—  Es  käme  für  die  Etymologie  und  die  Eikläiung  darauf 
an,  ob  rfjf*  oder  ä/'  zu  lesen  sei. 

Paehle»  S;  üw;  ZO.  (x'),  -P«/V'.'  BöO.;  Gk, 
Fackele  Faggele  Bs  —  f.  —  Dim.  Fächeli  ZO.: 
Fackel,  bestehend  aus  zsgebundenen  langen  u.  dünnen 
Holzstäben,  dünngespaltenem  Tannenholz,  vormals  auf 
nächtlichen  Gängen  z.  B.  von  Wildheuern  gebraucht 
a.  a.  0.  Syn.  Buchele.  Büschel  Stauden  Gr^  pl.  .Schei- 
nende äugen  als  ein  fachlen.'  Vogelb.  1557.  ,Tortschen 
und  Fachlen'  (syn.).  Salat.  —  Für-  Fir-F.  Uw.  Syn. 
Tschugge. 

Mhd.  rwhel(e),  ahd.  facclmla.  aus  lat.  /acu(a.>  Unser  ./,. 
entsprechend  dem  <■  der  got.-sächs.  Stufe  (ags.  /«twA),  weist 
viell.  auf  eine  andere  Abi.,  viell.  auf /"ac/i  als  ZsgebundenesV 
oder  zu  .Fächer,  fächeln',  wehen':'  immerhin  so,  dass  das 
Lat.  eingewirkt  hätte.    —   Es  gibt  auch  Hurz-F.  Uw. 

fachlen,  fackle":  1.  ..fackle:  Fackeln  hin  u.  her 
tragen  od.  scliwingen  VOrte."  —  2.  fächle:  flackernd 
hin  und  her  fahren  L;  S;  fackle  (faggle):  mit  einem 
Licht  unvorsichtig  hin  und  her  laufen  Bs;  ScHSt. 
Syn.  fachten,  fitchtlen,  schünzen,  zihislen.  Und  husch, 
do  fächle"  Liechtli  uf  dr  Weid  [bei  der  Erscheinung 
eines  unseligen  Geistes].  Schild.  —  3.  fackle  (m.  .sein') : 


643 


Piich.  feeli.  ticli.  fuch.  fuch 


ii44 


lieninischli'iiik'iii.  lifiuiiisrlnvänncii  Aa;  .,L  (auch 
fackele)-.  —  I.  iiaiimien  L.  llätt  '■■<  aiC''  es  Bitzli 
[/'facklet,  's  war  doch  nit  cho'  zum  Brand.  HXpligek. 
, Seine  Wagen  faeklen  wie  Feuer.'  1707.  Nahum;  dafür 
1.530;  159ti:  ,sein  reisiger  zeug  ist  als  die  feurfacklen.' 
—  FuclUen  mit  Bed.  2,  3  kanu  auch  als  Abi.  zu  /aeken 
gcuommcn  weideu. 

fächclen:  mit  einem  (iey-onstand.  z.  IJ.  einem 
Messer,  in  der  Luft  liin  und  lier  fucliteln  BG.  — 
fiicklen:  Hackern  S.     Vgl.  fecklen. 

fech:  1.  (.Adj.)  bunt.  Der  Toggenburger  zieht  an 
Festtagen  fechs  G'häs  [Gewand]  an.  .L'f  aineni  jdan. 
den  man  die  fechen  wisen  haisst.'  V.4d.  —  2.  (Subst.) 
Dim.  Fcchli:  a)  ,eine  gewisse  schöne  graue  Pelzart 
VÜRTK."  .Väch  nennen  die  Schweizer  seltenes  Pelz- 
werk.' JyMüller.  — •  b)  ein  Tier,  von  dem  solches 
Pelzwerk  bes.  gewonnen  wurde,  nach  Oken's  Dafür- 
lialten  das  geineine  Ziesel,  arctomys  citillus.  ,Das 
Veeh.  mus  Ponticus  sive  Venetus,  ist  ein  tier  an  aller 
gstalt  dem  aicliorn  gleich,  und  wirt  sein  balg  für  ein 
kostlich  fuotcr  gehalten;  werden  gmeinlich  den  wei- 
beren  ire  beiz  darmit  verbrämbt;  die  Chorherren 
machen  und  tragen  korkappen  darauss.  In  Poln. 
Preussen,  in  Demmärkischem  wald  wird  der  häuf  diser 
tier  gefangen;  die  Polacken  nennen  es  Popielitza.' 
TiERii.  1563.  .Gewild  und  gfüll  [Pelzwerk],  als  vech, 
marder,  füchs.'  Z  Mand.  1621. 

Mhd.  vech  1)  bunt,  bes.  von  Pelzwerk  ^  gr.  JXO'.xiüofl ; 
vgl.  auch  hcrrUftidi.  2)  buntes  Pelzwerk.  Bei  Aush.  ist  es 
vielleicht  tantologisch,  wo  er  von  einer  ,vechen  beizkappen' 
spricht.  —  2  b:  die  Beziehung  auf  ein  bestimmtes  Tier  findet 
sich  mhd.  noch  nicht  und  scheint  auf  späterem  Missverstäud- 
iiiss  zu  beruhen,  da  umgck.  Namen  von  Tieren  auch  für  ihren 
l'elz  gebraucht  werden.  Deuzl.  schreibt  1677  ein  Mal  .vichu'. 
sonst   1{)77   und   l'lü  ,veh(e)'. 

Kuck-,  Schin-Fech.  ,l)as  gcfiil  verbrenit  mit 
guotem  r.  und  seh.'  Edleb. 

R.  wird  (wenn  ,ruck'  nicht  etwa  au^  nu-l,,  rauh.  vgl. 
nhd.  .Kauchwerk',  verderbt  ist)  VA/,  v,  1,'ii.krii  il.s  Tieres 
beziMehneu;  .S'e/i.  entw.  gliinzendes.  mler  kiiiistlielies.  uueebtes 
l'.-1/werk. 

fecliin:  1.  von  buntem  Pelzwerk  gemacht.  .Die 
vcliinen  Futter  probiert  man  mit  einem  schwarzen 
'l'ueli.  üb  sie  mit  Kryden  besprengt  seind  oder  nicht.' 
JI.Cys.  1601.  Hieher  wohl:  .Kürsin  [Pelzrock],  feichv.' 
1385,  Z  Eatsb.  Betr.  ei  s.  herrlifeicli.  —  2.  bildlich: 
berauscht.  .Vehen  sein:  den  Wein  empfinden,  be- 
rauscht sein,  ganz  lind  und  weich  wie  vom  Weine, 
wie  Vieh.'  Spreng. 

Spreng's  Angabe  lautet  unklar  und  verrät  eine  falsche 
Nebenbeziehung  auf  Vrh  =  Vieh  (.viehisch-  betrunken).  Die 
Vergleichung  der  Trunkenheit  mit  Pelzwerk  kann  sich  auf 
Buntheit  (der  Vorstellungen)  oder  Weichheit  (des  Willens) 
beziehen.  Wir  haben  aber  .auch  die  RA.:  Er  hat  m  Pilz 
•(/•uiiAc»  (fiii,-«;i  de  Xarr  nid  tj/rurt).  .Sutermstr.  Viell.  niein't 
Spreng  (als  zweite  Bed.)  ,mit  Bez.  auf  den  Wein:   kahmig'. 

Gc-fScli  G'fdchh;  UwE.;  Z  (kfe'x'h  G'färchft) 
ZF.,  G'fächt  AABb.;  B;  Gr  ObS..  V.;  aScHW;  Z:  1.  ge- 
räuschvolle Bewegung,  Hinundhertreiben,  bes.  der 
Kinder,  z.  B.  wenn  sie  sich  im  Zinmier  herum  haschen; 
l.iirm.  lautes,  wild  ausgelassenes  Betragen.  (K-<)  G'fiich 
mache',  ha';  üyn.  Lchtaij  L;  Uw;  Z.  Biiehe  .•<iiid  .■ilill 
and  händ  kei  eso  e  G'f.,  er  icecked-mer  sust  's  Chindli! 
ZU.  Unruhige  Geschäftigkeit  ZO.  Geräuschvolle  un- 
ruhige Bewegung   auch    in    der    leblosen    Natur:    das 


G'fächt  [des  Windes]  mit  Birrliiiaiir"  und  lainiC 
ScHW.  Heftiges  .Verwerfen'  der  Arme  Gu.  Ein  Bauer, 
der  gefangen  werden  soll,  sagt:  ,Was  darfs  des  gfächtsV- 
HBuLL.  1533.  ,Was  für  ein  G'läuf  draussen  ist,  ein 
Gefach  hin  und  her.'  Mi'sei'm  1793.  —  2.  ,Eile.  Hast, 
Emsigkeit  bei  einer  Arbeit" ;  Drängen,  Eilen,  sich 
über.stürzendes.  hastiges  Hinundherfahren  Z.  lis  r/id 
eso  e  G'fäch,  es  wird  eine  Überstürzung  daraus  ZRünil. 
Herumsuchen  und  Betreiben  einer  Sache  B  (Zvko). 
.Omni  festinatione,  mit  grossen  gfächt  und  eil.'  Fnis. 
—  3.  grosse  Liebe  zu....  Mühe  mit  Jemand  oder 
Etivas;  leidenschaftliche  schmerzliche  od.  freudige  Auf- 
regung; viel  Wesens.  Aufhebens;  Wichtigtun.  Prahlen. 
D'  Miieter  hat  e  G'f.  mit  irem  Chindli  ZO.  Heb  aw'' 
kei"  eso  e  G'f.  icege"  dem  Chind,  es  wird  wol  wider 
hei'"  cho".  ebd.  Oiinde,  händ  kei  eso  e  G'fäch  wegen 
eso  eme  chline  Hündli!  Die  händ  cliönnc'  es  G'färch 
ha'  mit  enand  [in  Freundlichkeit  oder  Streit,  Syn. 
Arhet^  ZF.  Du  bist  en  Gögcl  [Narr],  dass  d'  eso  e  G. 
hast  w'cgcn-ere  Wcrre  [kleinen  Geschwürs]  Z.  Du 
hast  es  G'färch:  es  war  [würde]  Eine''  meine',  was 
das  war!  ZF.  Kiid  ril  G'färchs  mache",  nicht  viele 
Umstände  ZF.  's  mag-si'''  doch  au'''  vertrage  [lohnt 
sich  nicht],  denccge"  so-ncs  G'fäch  z'  mache"  (derber: 
es  G'schlss  z'  ha")  L.  Du  tuest  doch  ril  G'fächt  mache", 
du  prahlst  Soiiw. 

Bed.  2  rührt  am  nächsten  an  .leeliten'  in  der  Bed.  .eilen' 
und  jedenfalls  hat  dieses  W.  eingewirkt;  vgl.  (Itfeeht,  Clejiela 
in  syn.  S.  Allein  der  direkten  Abi.  von  demselben  steht  vor 
.\llem  entgegen,  dass  der  Voc.  unseres  W.  nicht  f,  £,  sondern 
lang  mit  der  Qual,  c^  und  (seltener)  c'  ist,  rf  nur  in  den- 
.jenigen  MAA..  welche  t'  übh.  nicht  besitzen.  Auch  zu  Frvh, 
Gefechd,  Fehde,  stimmen  Bed.  und  Ausspr.  nicht  wohl.  — 
In  G'jürch  ist  r  eingeschoben  wie  oft  nach  langen  Voc.  Hie 
Beisp.  vom  Treiben  des  Windes  und  von  der  Ciestikulatiuii 
könnten  elten   so  gut  zu    Ge/eeht  gehören. 

fachen  s.  fachten  (bei  I'hcht). 

feclieil,  fehen:  hassen,  verfolgen  (auch  gericht- 
lich), befeinden.  Meist  in  formelhafter  Verbindung 
mit  Syn.  und  im  Ptc.  oft  mit  dem  negat.  Präfix.  .Unser 
forster  unbekünibert  lassen  und  ungevechet.'  1335,  Z 
Eatsb.  Wollte  ein  Frevler  verbürgen,  dem  Recht  ge- 
nug zu  tun,  so  ,soll  man  in  nit  vehen.'  Weggis.  Opf.v. 
1414.  , Wollt  er  [ein  bevogteter  Ehemann]  darunib 
syn  wyb  vechen  und  hassen  oder  mit  unfrüntlichen 
Worten  dester  herter  hau.'  1465,  Gl.  .Nif  velicn  und 
hassen,  auch  unfreuntlich  nichts  üeben.  Ungcfäclit. 
ungehasset  und  gänzlich  unbekümbert.'  Urk.  v.  1490. 
,Oder  iemand  darumb  fächti,  hassti  oder  schmächti.' 
Gl  Blutger.-Ordn.  .Und  band  och  Rüden  Roncr  von 
Marpach  so  vil  gevecbt,  das  er  ir  lantmann  och  werden 
must.'  1428,  tJ  Urk.  .Yemants  ze  durächten  noch  vehen 
um  des  gloubens  willen.'  Z  Kriegsprokl.  1528/9.  ,Sy 
habend  biderb  lüt  duräcbtet.  gefechd  und  von  huss 
und  heim  'triben.'  1531,  Absch.  .Die  5  Ort  siillend 
das  alt  und  nüw  testament  in  iren  landen  ungfecht 
und  ungestraft  lesen  lassen.'  ebd.  ,[Dass  ir]  die  bi- 
derben lüt  by  ufgerichtem  friden  ungefecht  uiul  un- 
getrengt  blyben  lassind.'  1532,  ebd.  .Ungefecht  und 
unbezwungen.'  ebd.  .Desshalb  sy  in  hoft'nung.  ir  vetter 
hab  sovil  g!im]if  und  recht,  das  er  dieser  sach  nütze 
[Nichts]  entgölten,  sunders  ungefecht  zue  wyb  und 
kinden  widerum  gelassen  werde.'  1547  (Schinbein 
Tageb.).  MEstermann,  Rick-.  .Dass  die  von  Ar  ge- 
dachten   alit    liinfuvo    unbeknndicrt.    ungcfeclit    und 


645 


Facli,  fi'cli.  li.li.  foch.  riK-h 


646 


Hiijielaidigot  soltend  lassen.'  Vad.  ,Ano  suiiJerii  trutz 
uml  vechung.'  Salat.  , Wolle  er  niemants  von.s  ty- 
rannischen anliangs  wegen  uslassen,  ustriben,  fohen 
noch  strafen.'  Axsh.  .Fehung,  Sehelkung,  so  einer  den 
anderen  anklagt  oder  veracht  und  im  vast  übel  zuo- 
redt,  insectatio.'  Mal.  ,Wär  och,  daz  einer  gefecht 
wiir.  daz  er  gern  bald  über  war  [an  der  Fähre].'  Opfn. 
8ciiw  Wangen.  Auch  mit  sächlichem  Übj.:  .Die 
V  Ort  habend  Zwingiis  1er  und  glouben  für  ketzerisch 
usgeschruwen.  verbrennt  und  gevecht.'  15'2(J.  Z  Missiv. 
,l>ass  sy  iren  glouben  weder  vehen  noch  strafen  sol- 
lend.' Kessl. 

Mild.  rcAcn.  Die  Vcrdichtuug  des  h  zu  cA  (](')  wurde 
licfördert  durch  das  Ptc.  (.gefcchf).  In  letztcrem  spielt 
iil)i-igens  das  a-jn.  fehdtn.  fichdcii  herein;  s.  die  Schreibungen 
.gcfechd.'  1531;  .gevehd'  neben  ,gevecht.'  Kessler.  —  Im 
L  Rotenburg.  Amtsr.  1490  ist  (mit  irrtümlicher  Anlehnung?) 
geschrieben:   .gefeckht';   doch  s.  auch /ecten. 

Fech,  Fechd:  Hass,  Feindschaft,  Streit.  ,Darus 
die  von  Ure  ein  krieglich  vecht  und  uszug  wider  Mai- 
land tatend.'  1495,  Ansh.  .Mit  uns  zu  offen  vecht  old 
krieg  old  vindschaft  kämen.'  1501,  Absch.  ,Sy  sind 
zue  fechd  und  fyndschaft  angenommen.'  Z  Verantwortg 
l."i'25.  ,Und  hat  das  closter  kein  urlung  (wie  man  es 
nannt)  das  ist  fecht  oder  kriegsche  oinbörungnit  g'han.' 
Vad.  .Abschlahung  der  proviand  wol  ein  focht  uff  ir 
[auf  sich]  treit.'  HBull.  157-2.  —  Mhd.  \)  mhc,  2)  vehctk,- 
nhd.  ,Fchde'.  ,Väch.'  HBuIl.  1572. 
I  Ur-Fech,  auch  -Fechi,  -Fechd  —  f.  u.  n.:  Ver- 

>      zieht  auf  Rache  für  erlittene  Feindschaft,  auch  durch 
Eid  bekräftigtes  Gelübde  übh.,  bes.  in  der  Verbindung: 
.V.  .schwören.'     ,[Sie]    sölltint   ihme   ze  lohn  syn  Ur- 
fcclit  harös  geben.'  Ansh.    ,Samt  einer  urfecht,  solches 
nimmer   me    ze   tuen.'    Zwingli    1529.     ,Wenn    sy    ir 
irrtumb  widerrüefend,  denn  will  ich  sy  mit  einer  ur- 
i      fach,  sölichen  secten  müessig  ze  gond,  der  gefangen- 
ti     Schaft  ledig  lassen.'  1530,  Absch.     ,Er  hat  10  krönen 
(■     von  dem  dieben  genommen  und  im  die  urfcche  wider 
s     ushin  'geben.'  1531,  Strickl.    ,Ein  urphiidi  schweren, 
dass  er  der  gfangenschaft  nit  äferen,  allen  kosten,  so 
in  der  gfangenschaft  druft'  gloffen,   innert  monatsfrist 
zahlen,   zum  anderen  ein  jähr  lang  seiner  ehren  ent- 
setzt und  niemand  weder  schad  noch  guet   sein,    soll 
auch  innert  dem  jähr  nit  umb  ehr  und  waffen  bitten.' 
1541.  ApI.  LB.    .Verschriben  urfechen  über  sich  geben 
und  urfechen  schweren    lassen  nach  gmainem  bruch.' 
\  AD.    ,Nach  etwalanger  gefenknuss  Hess  er  in  uss  uf 
urfech   mit  wissen   der  orten,   die  sich    in  die  urfech 
stellen  liessend.'  ebd.     ,Hand  im  [ihm]  das  urfech  us 
dem  dorf  'gen.'  XVI.,  MEstekm.     ,Supplicatz,  ein  ur- 
fecht in   geschrift.'    Fris.     .Das   alles   hat   er  in  die 
Urvech   genommen,    war   und   stät   zu   halten.'    1607, 
Ai'  .lahrb.     ,Auf  den  Brangen  [Pranger]  gestellt,  her- 
nach die  urphedi  angelegt.'  1696,  ApI.  LB.    .Welcher 
'     denen,   welche   bannisiert  werden,   das  Urphed   gibt.' 
JCEsch.    1723.    —    Mhd.    I)   nrveJw,    2)  un-ehede,   nhd.   ,Ur- 
fchdi;'.     ,Urfech.'    Fründ   144C;    Kessl.  (.urföch'  neben  ,ur- 
;     fechi');    1552,  LB.  Ndw    (neben   .urfecht').     ,ürfeche.'   Vad. 
l     ,Das  nrffi.'  UMey.  I540;73.     .Urfecht.'   1353,  Argov.  3,  167. 
'     1476,  SRatsman.;   1531,  Strickl.;   1539  B;   FPlatter  161'2. 
,f>as  Urphed.'     1725,   Schw  Gerichtsprot.   —  Lands-  m.: 
die  landesübliche  oder  die  dem  ganzen  Lande  gebotene 
Urfehde?  das  Gelübde,  eine  Zeit  lang  das  Land  meiden 
zu    wollen?     ,Es    sollen    alle   gefangen[en]    nit  wyter 
haft  syen,  den  gemeinen  landsurfecht  ertragen  [usw.].' 


1501,  Absch.;  es  handelt  sich  um  eine  Generalamncstic 
für  die  von  den  deutschen  und  den  schweizerischen 
Grenznachbaren  einander  zugefügten  Schädigungen. 

ur-fech(d):  frei  von  Feindschaft,  unangefochten. 
,Swaz  [was  immer]  man  dien  [denjenigen]  täte,  die  do 
geschadiget  hättin,  daruinb  soll  man  v<in  uns  urfe  und 
gänzlich  fry  und  lidig  syn  und  soll  enkein  klagde 
nachgän  [erfolgen].'  134«,  Absch.  E.  v.  Erlach  über- 
nahm den  Oberbefehl  im  Laupenkrieg  unter  der  Be- 
dingung, ,ob  er  deheinen  ungehorsamen  slüege,  darumb 
sollt  er  urfech  syn  von  der  statt.'  XV.,  Just.  ,Wenn 
der,  so  sich  [bei  Notwehr]  hat  mttessen  erweren,  ledig 
und  urfecht  ze  sind  erkennt  wurt,  so  soll  der  ander 
für  in  lei.sten.'  1539.  B.  ,So  sol  er  [der  Angegriffene  | 
im  [dem  Angreifer]  nützit  besseren  [keinen  Ersatz 
leisten],  sonders  von  menglichem  ledig  und  urfech 
syn.'  ebd. 

ver-ur-fecht:  wer  Urfech  geschv.-oren  hat.  ,Hcr- 
nacher  gebietet  der  Grossweibel  allen  denjenigen  Per- 
sonen auss  der  Versamblung  zuo  trotten:  ...  5.  Wer 
verurfecht  ist.'  Hafn.  1666.  —  Ton  einem  Vb.  ,sich  *ver- 
urfechen',  mhd.  «it-/»  m-nnehedcn  =  U.  schworen.  Vgl.  dio 
knm.    zu  fe.clun. 

Ge-fechd  =  Fech.  ,Wäre.  daz  zwen  geväht  gen 
enander  hettind.'  ca  1400,  Diessenh.  Stadtr.  .Dass 
dehain  burger  vigentschaft  oder  geveht  hat  gen  ainen 
ussmann.'  ebd.  ,Item  und  ob  sich  in  einer  sach  oder 
in  einem  gfecht  begeh,  das  sich  die  buessen  steigerten.' 
Bussenrodel  Wollerau  1524.  ,So  wir  jemands  vim 
redlicher  ursach  krieg  und  gefecht  ansagen  wurden.' 
1532,  Absch.  —  Tod-:  Todfeindschaft,  Blutrache. 
,0b  zwene  burger  mit  den  andern  kriegent  äne  umbe 
totgevehte,  das  die  der  Eat  scheiden  soll.-  Z  Richtebr. 
.[Während  des  Kriegszuges]  soll  keiner  dem  andren 
kein  alt  todtvecht  noch  viendschaft  ufheben  noch 
rächen.'  1540,  Absch. — gefcchdet.  „Einem  gefehdet 
d.  i.  aufsätzig,  gehässig  sein  Gr." 

fechden  ^  fechen.  ,Und  ob  jemants  uss  inen  ge- 
fechtet, vergwaltiget  oder  überzogen  wurdi  umb  des 
wort  gottos  willen.'  1529,  Absch.;  ,angegriffen,  be- 
vechtet  oder  überzogen.'  ebd.;  ,dem  angegriffnen  oder 
befechten.'  ebd.  ,Nit  gesinnet  sind,  üch  darob  zu 
vechden.'  1531,  Strickl.  .Die  Chorherren  zu  zwingen 
noch  fechten.'  HBüll.  157'2.  ,Des  anderen  glouben 
vechten  noch  strafen.'  ebd.;  wiederholt  von  Hott.  1666. 
,Die  Meister  von  Kaufleuten  sollen  alle,  die  sich  un- 
gerechter, falscher  eilen  bedienen  würden,  veechten, 
pfänden,  strafen.'  B  Ratsordn.  1575.  ,Dieselben  sollcnt 
auch  wyter  nit  gestraft  noch  gevechdet  werden.'  Bossh. 
Wint.  Chr.  ,Wüssend  in  kraft  diss  briefs,  wir  ob- 
bemeldten  gcbrüeder  gefehdet  und  gelobt,  üch  ze 
halten.'  StB.  Wint.;  =  yeurf.?  —  Mhd.  vaheikn.  Die 
beiden  Formen  ,fechen'  und  , fechden'  wechseln  bei  ein  und 
dem  selben  Schriftsteller;  so  bei  Kessl.   ,vehen  :  vchdeu'. 

fechtlich:  feindlich.  ,Unsere  nachburen,  die  bis- 
har  zuo  uns  hoch  vertruwens  getragen,  also  fechtlich 
ze  überziechcn.'  1525,  Strickl.  .Keiner  soll  in  diser 
fechtlichen  handlung  kein  alt  lüt,  frouwcn  oder  kind 
mit  gwaffneter  band  nit  stechen.'  1540,  Absch. 

Fech,  Fe  ich  s.  Fcnch. 

Herrli-Keich  m.:  Einer,  der  vornehmer  tut.  als 
nach  seinen  iikononiischen  Mitteln  zu  erwarten  ist, 
namentlich    sich    schön  kleidet  ZO.   —   Fe'idi  wahrsch. 


(547 


Fach,  fecli,  fich,  vich,  focli,   fueh 


(ll> 


eig.    Adj.   und  blosse  Nbf.  zu  fech,   da  e'  leicht  in  e^i  über- 
geht;  vgl.   ,f'eichy°'   tj'echin)   Sp.  G43. 

Vieh  Vix'  AARueJ.;  Bs  (so  als  Schelte);  U Gösch. 
Alp,  V^ch  (hzw.e-')  ApH.,  K.;  Th;  ZAuss.,  Walt.,  V^ch 
(bzw.  e^J  Aa  (als  Schelte);  AfL,  M.;  GA.,  Eh.  u.  T.; 
Scu;  Stw.;  ZO.,  B.,  Wl..  Rafz,  Fe  Aa;  Bs;  B;  VOrte; 
Gl;  Gr;  PP.;  GO.;  Sch  (e');  S;  THTäg.  (eV;  Z  (Sth.  e«) 
—  Dim.  Veclüi  Ap;  G;  Th;  Z  (ZB.  auch  V^clieli), 
Vili  Uw;  ZSth.  —  PI.  Vicher  Bf.  (i) ;  Vecher  Aa  (e'J; 
Th  ß^J  —  n.:  Vieh.  1.  die  unvernünftige  Kreatur, 
(loch  meist  nur  von  den  (vierfüssigen)  Säugetieren. 
Siehe  1.  Mos.  1,  wo  die  ,tiere'  nach  Ausscheidung  des 
.gevügels'  und  der  ,lische'  speciflciert  werden  in  ,ge- 
würra,  das  auf  erden  kreuchet'  und  ,vych'.  , Wie  grossen 
schaden  tun  zun  Zeiten  die  wasser  den  menschen  und 
dem  veihe  zufügen'?'  JMüll.  1665.  , Hirschen,  Bären 
und  allerhand  Veich.'  Carolina  1734.  Vorzugsweise 
aber  das  Nutzvieh,  Stallvieh.  ,Von  dem  fihe  sol  man 
geben  [etc.]  =  de  pecoribus.'  Auf.  XIV.,  B  Handv.  ,Mit 
wes  [wessen]  vich  derselben  dri  dieren  [Beschäler, 
Stier  und  Eber]  deheis  [eines]  ieman[dem]  ze  hus 
kommt,  der  soll  si  denn  empflegcn  [=  pflegen].'  1400, 
HoFR.  UwBuochs.  ,So  er  [der  Wachtposten  der  Murmel- 
tiere] ein  menschen,  ein  vech  oder  ander  gewild  er- 
sieht.' TiERB.  1563.  , Wegen  dem  wörtlin  Vich  ist  ein 
crleuterung  beschecben,  also  dass  fürohin  under  dem 
wörtlin  Vich  rinder,  pfert,  schal",  geiss,  kalber  udgl.,  wie 
man  es  nennen  kann,  begriffen  sein  solle.'  1664,  Ein- 
siEUL.  Hofr.  .Die  Hochwälder  werden  vor  dem  Rind-, 
Weid-,  Acker-  auch  anderem  Viehe  beschlossen  und  be- 
schirmt bleiben.'  Bs  Waldordn.  1697.  ,Der  st?lb  schnee 
uff  dem  gebirg  i.st  so  gross  g'syn,  dass  die  sennen  mit 
dem  fech  und  kueen  hand  müessen  wider  ab  den  alpen 
faren.'  Mey.,  Wint.  Chr.  Vorherrschend  aber  mit  noch 
engerer  Beschränkung:  das  Rindvieh.  Kei"  Veh,  nw 
e  pär  Geisse"  Z.  3Ie"  cha""  mit  dem  Veh  rede",  ire""-me" 
Meiiscliecerstand  hed.  ,Swer  [=  wer]  dekein  vich  von 
rintHcisch  feil  hat.'  13.39,  Z  Ratserk.  ,Bis  Martini  gieng 
's  vech  noh  in  [die]  matten.'  Salat.  Oft  bleibt  un- 
bestimmt, wie  enge  die  Begriffsumgrenzung  gezogen 
sei.  ,Wellicher  einem  schaden  täti  mit  sinem  vech.' 
15'27,  Aa  Wst.  ,Das  täglich  uns  die  nutzung  gyt  an 
heüw,  g'wächst,  vech,  käs,  ziger,  anken.'  RtiEP  1538. 
,Wie  sy  um  das  väch  und  um  alles,  das  sy  gehebt, 
kunnnen  .syend.'  HBill.  1572.  ,üen  walt  inzünen  vor 
dem  fach.'  Mev.,  Wint.  Chr.  ,Wie  einfaltige  leut  mehr 
sorg  tragen  für  ihr  vich,  als  für  ihre  seelen.'  JHott. 
1C66.  , Atzungsrecht  mit  seinem  Viech  in  den  Wäl- 
deren.'  1756,  ScHwMa.  LB.  Gewöhnlich  mit  coli.  S.; 
das  einzelne  Tier  (Rind)  wird  bezeichnet  mit  Hmip(t), 
Iläupßßi,  mit  und  ohne  den  Zusatz  V.  ,Die  tausent 
haupt  viehe.'  HBull.  1597;  doch  gilt  von  einem  jungen 
Rinde  auch  das  Dim.,  VecIifeJH,  womit  aber  auch  in 
geringschätzigem  Sinn  Jemandes  gesammte  Viehhabe 
gemeint  sein  kann  GT.  Sonst  wird  das  einfache  W. 
(mit  entsprechendem  PI.)  auf  Individuen  nur  in  mehr 
oder  weniger  übertr.  S.  angewendet.  —  2.  (scherzh.): 
Ungeziefer  UUrs.;  Z.  —  3.  übertr.  aufMenschen, 
vergleichend  oder  scheltend,  mit  Plur.,  z.  T.  dimin. 
Zu  lärmenden  Kindern:  Ir  tuend  grad  tcie  's  it"i-er- 
nüuftig  Veh  A\,  wie  Vicher.  Siilger.  Rohe  Menschen: 
Er  tued  u-ie-n-es  Veh  UwE.;  Z.  Dumme  BsStdt.  Er 
sind  es  Veh!  sagte  Lavater  einmal  zu  einer  Magd, 
welche  ihm  das  Dintenfas«  über  die  Predigt  ausgoss. 


's  Vich  mache,  sicli  lappisch  benehmen,  faire  la  bete 
Bs  (vgl.  Kue).  Wie  's  Veh  sin,  abgehärtet  GnPr.  Es 
Vehli,  ein  grober,  roher,  widersetzlicher,  hartnäckiger 
Mensch  W.  Die  Wiedertäufer  ,unchristliches  Vich' 
genannt.  1530,  Aesch.  Ein  Krüppel  , unnützes  V.'  ge- 
scholten. Aa  Lenzb.  1548.  , Unverständiger  als  das 
veihe.'  JMüll.  1673. 

Mhd.  vUu,  vehe  (vkch,  vech,  vi);  &\ii.  fihu,  feho  usw.: 
lat.  jjecu.  Verlängerung  des  A'oc.  trat  erst  in  Folge  der 
entstandenen  Einsilbigkeit  ein  und  auch  dann  nicht  durch- 
weg. Die  Voc.  i  und  e  streiten  sich  früh  und  lauge  um 
den  Vorrang:  .vich'  z.  B.  1339  Z  Ratserk.;  1459,  Offii.  Fhiut. 
(,viche');  JGul.  1616;  Schimpfr.  16.51;  Einsiedl.  Hofr.  1664; 
RCys.;  Z  Stadtgerichtssatz.  1715;  FSprecb.  1772.  Dag.  /iv/r 
bei  Zwingli;  Bossh.  Wint.  Chr.  15'25;  Vadian;  Tierb.  1563; 
1548,  Absch. ;  HBull.;  1611,  Bs  Rq.  Auch  kommen  Schwan- 
kungen vor,  z.  B.  ,ve'  neben  dem  Gen.  ,vichs'.  XIV.,  Hofr. 
L  Adlig.  Der  Diphth.  ei  aber  beruht  nur  auf  unrichtiger 
Vcrhochdeutschung.  Die  Qualität  des  Voc.  e  war  urspr.  <■- 
(resp.  oc),  gieng  dann  aber  im  Zshang  mit  dem  Schwinden 
des  -ch  z.  T.  in  e'  über.  Das  Zstreifeu  dieser  vorherrschenden 
Form  (Ve)  mit  der  altn.  ist  auffalleud,  um  so  mehr,  da  auch 
der  lautlich  ganz  gleich  stehenden  Form  (j'aiih,  sehen,  udgl., 
aus  mhd.  ((je-)sthen,  altn.  ek  se  entspricht;  s.  noch  Ze'limle 
neben  steche,  zehn  u.  a.  —  Stald.  erinnert  noch  au  pieumut. 
n.  hing,  fei,   Schaf.    —    Syn.   zu    1:   Hah:   War:   LlbmJi: 

Un-:  Ungeziefer.  ,Man  muoss  das  umtich  stöiben, 
So  blybt  das  essen  rein.'  Lied  v.  1443. 

Feder-:  Spottn.  auf  die  in  Kanzleien  oder  Comp- 
toiren  angestellten  Schreiber  Z.  , Schlechte  Schreiber, 
schreibsüchtige  Schmalgelehrte.'  Spreng. 

Fei-:  fehlerhaftes,  mit  .Mängeln'  behaftetes  Vieh. 
.Rindervich,  so  hirnmüctig,  soll  wie  finnig  und  fehl- 
vich  wider  hinder  sich  genommen  werden.'  1645,  'Ar,. 

Fasel-:  I.Zuchtvieh  im  Ggs.  zu  Mast-'?  ,Pecus 
generans.'  Schulze.  —  2.  junges  Vieh  und  Schmal- 
vieh UwE.  ,Dass  die  Wältschen  by  den  Stälen  [kein] 
geniest  [gemästetes]  oder  Faselvych  (,-vech.'  1568) 
kaufen;  doch  mögend  die  unseren,  Metzger,  Burger 
ald  Landlüt,  Mast-  und  Faselvych  by  den  Stälen  zu 
ihrer  notdurtt  kaufen.'  Z  Mand.  1650.  —  3.  mageres 
Vieh  Gl. 

Ge-  s.  Ge- ficht. 

Galf-  =  Galt-,  durch  Assimil. 

Galt-:  V.,  das  keine  Milch  gibt,  z.  B.  Kälber, 
Ochsen,  oder  das  nur  zeitweise  nicht  gemolken  wird, 
z.B.  trächtige  Kühe  Gl;  Gr;  GRh.;  UwE.  Auf  Galt- 
vehweiden  werden  auch  Pferde  getrieben,  wenn  sie 
keine  besonderen  Weiden  haben.  .Zue  mitten  Aprellen 
mit  dem  khue  und  galtveech,  darnach  zue  usgendem 
Mayen  mit  Rossen  uf  dise  Allment  fahren.'  15HS,  Z 
ObGlatt.  ,In  die  30  Kühe  ohne  [nicht  gezählt  |  die 
Pferde,  [jungen]  Rinder  und  anderes  Galfvieh.'  JEEscii. 
1692.  ,Bei  dem  Gälteviech  und  solchem,  das  weit  uni- 
herstreift.'  Gr  Samml.  1779.  —  Von  ijali,  unfruchtbar.  — 
Syn.   Gust-. 

Geiss-  Geisse"veh  im  Ggs.  zu  Chiie-Veh,  Rindvieh 
ZO.  Sonst  gehören  die  Ziegen  nicht  zum  Begriff  von 
V.  ,Und  ist  die  Satzung  umb  Rindervech  und  Ross; 
aber  umb  Geissveech  und  Schaf  soll  der  Schad  an 
klag  abtragen  werden.'  1605,  SchwG.  LB. 

Gust-  Aa;  B;  L.  Gusch-  (*-°)  Z,  Gusti-  Uw: 
1.  =  Gn7(-,  z.  B.  jüngeres  Rindvieh  Aa;  BsL.;  L.  ,Auf 
die  Brachzeig  trieb  man  Schafe  und  G.'  MEstermann. 
Halb  scherzliafte  Sclielte  an  mutwillige  Kinder:  du 
Giischreh !  '//AöW.  f   —   Gvki  —  ijali. 


I 


I 


(ili) 


Fach,  fecli,  ticli.  vidi,  focli,  tue 


650 


Halb-;  1.  nicht  ganz  eigenes,  sondern  bei  einein 
andern  Besitzer  unter  gewissen  Bedingungen  zeitweise 
eingestelltes.  Einstellung  ,zu  Halbvieh'  =  Eisernrieh- 
vertrag.  Z  Privatr.  §  1547.  1553.  Blcsier,  St.  u.  RG.  I' 
470  f.  .Hinnenhin  soll  kein  landtmann  von  keim  us- 
seren  keins  halbve  nenien  und  was  halbvechs  in  unsreni 
grieht  ist.  dz  soll  man  zue  dem  nechsten  SMichelstag 
sich  teilen  und  vom  land  tuen."  1474,  New.  ,Welicher 
halbveeh  bei  einem  hette,  es  seige  ochsen,  küeh,  kälber 
oder  ross.'  XVI.,  Z.  ,Es  beschwert  sy,  dass  man  die 
fäll  wider  Inhalt  irs  briefs  von  inen  neme:  wo  einer 
halbvich  hab  und  sust  [=  daneben]  eigens,  wann  dann 
das  h.  besser  ist,  so  neme  man  dasselb  onangeseehen 
des  gmeinders  teil.'  1525,  Absch.  ,Vile  burger  von 
Sehalfhausen  besitzen  da  höfe  und  halbvich.'  15'25. 
Strk'kl.  ,Wäre  es  sach,  dass  einer  by  dem  andern 
halb  vey  hätte,  es  sygeud  rinder  oder  küe  und  wann 
dann  der,  so  das  vey  ist,  teilen  will . . .'  1556/62,  Offn. 
ZDielsd.  ,Es  soll  Keiner  kein  halb  Feech  uf  Eigen 
noch  uf  der  Almi  han  one  Erloubtnuss  der  Kilch- 
genossen.'  1605,  LB.  SchwG.  Syn.  Gemeind-.  S.  auch 
Dim/-;  halb,  verhalben,  Halber.  —  2.  halbge wach- 
sen c  Rinder.  ,Die  huober  habend  angelialten,  diewyl 
inen  verndriges  jar  vil  veech  abgangen  und  hardurch 
grossen  schaden  lyden  müessen,  man  wellte  inen  ver- 
gunnen,  das  halbveech.  damit  söliches  desto  besser 
möge  erzogen,  aufkommen,  ingespannen  und  zum  acher- 
bouw  befürderet  werden,  in  den  verndrigen  winter- 
houw  ze  schlagen  und  allda  etzen  ze  lassen.'  1644, 
Hotz,  Urk. 

Heim-:  Vieh,  das  daheim  bleibt,  niiht  mit  dem 
übrigen  auf  die  Alp  geht.  Gr  Samml.  1780.  Vgl. 
Ihiiii-Kue. 

Hörn-  HOrnri:  nur  als  Schelte  auf  einen  rohen 
Menschen  Gl. 

Kue-  Cime-:  Rindvieh  im  Ggs.  zum  Schmalvieh. 
allg.  ,Ein  .stadel,  darin  das  kiiefech  gestanden  ist.' 
G  Stiftsarchiv.  ,Daz  man  allweg  kuevich  gegen  kue- 
vich  tryben  .soll  ungefarlich.'  Offn.  Kilchberg.  ,We- 
licher  kain  kuefech  hat,  der  mag  ain  gaiss  han.'  Soh 
Ratsprot.  1533.  Chuevechli :  älteres  Kuhkalb,  so  lange 
'•<  noch  keine  Milch  gibt  Tn.     Syn.  Galteren. 

Leb-:  V.  das  man  aufzieht,  um  es  leben  zu  lassen, 
im  Gegs.  zu  Schlachtv.  GnPr.;  UwE. 

Mäd-:  Vieh,  das  man  der  Milch  wegen  in  die  z.T. 
Wochen  und  Monate  lang  andauernde  und  fern  von 
der  Winterwohnung  abliegende  Heuernte  (in  die\Mä- 
der')  mit  sich  führt;  vgl.  Madijeiss.  ,Dann  sy  wurdent 
jetz  von  inen  überladen  mit  allem,  das  sy  bettend, 
mit  oxen.  mit  madvech,  mit  kalber  und  mit  geis.sen.' 
1544,  Arch.  Jenatz.     Vgl.  Heimlich. 

Mfil-  .Mula-,  Muli-,  Mulen-,  MüBi-,  Urala-Vich, 
-Ve,  -F'ee,  -Vech,  -Vihc:  1.  verlaufenes  Vieh,  das 
auf  fremdem  Boden  weidet  und  wenn  es  innerhalb 
einer  bestimmten  Frist  von  seinem  Eigentümer  nicht 
reklamiert  und  ausgelöst  wird,  dem  Grundherrn  an- 
heimfällt. ,Ein  vich,  das  6  wuchen  und  3  tag  umb- 
gieng  unansprechig,  das  sollt  dann  heissen  und  syn 
ein  mulefe;  dasselb  .sölt  einem  lantgraven  geantwurt 
werden.'  Offn.  Tättw.  1456.  .War  [wo]  der  von  Baden 
wueeher  [-Stier]  gienge  und  wie  lang,  so  sölt  kein 
mulefe  daruss  werden.'  ebd.  ,Der  Vogt  habe  ein  Ross 
verkouft,    wäre    ein    Mulafee.'    1447,    Tschudi.     ,Das 


mulveh  ist  verfallen  vech,  so  einer  herrschaft  ver- 
fallt, so  das  6  wuchen  und  etlich  tag  in  der  herrschaft 
sich  weidet,  darinnen  syn  herr  oder  meister  nit  sitzet 
oder  zue  demselbigen  weidgang  nit  ghört.'  Solches 
Vieh  soll  der  Herrschaft  verfallen  sein,  weil  anzu- 
nehmen sei.  der  Eigentümer  würde  es  nicht  so  lange 
ungesucht  lassen,  wenn  er  nicht  die  strafbare  eigen- 
nützige Absicht  hätte,  es  auf  anderer  Leute  Weide  zu 
sommern.  ThFrukh.  Vor  dem  Rat  zu  Bern  wurde 
i.  J.  1470  geklagt,  ,der  fryweibel  habe  uf  dem  mos  ein 
jung  ross  genommen,  so  mulve  sollte  syn,  da  man 
zuvor  erfaren  sollen,  ob  es  mulguet  und  demnach  der 
herrschaft  verfallen  wäre.'  ebd.  Herr  Johann  v.  Man- 
dach  empfieng  1326  von  Herzog  Leopold  das  sog. 
.Mulafe-  und  Veihirrgangsrecht'  zu  Lehen.  ,Wo  ein 
mulafe  oder  irgang  in  ir  gericht  käme,  das  sol  gon 
und  blyben  6  Wochen  und  3  tag,  dann  mag  es  ein 
vogt  beheben  jar  und  tag,  und  kunnt  jeman  in  dem 
zyt,  der  recht  darzuo  hat,  so  soll  dem  selben  ein  vogt 
das  mulafe  wider  geben,  doch  dass  man  im  synen 
kosten  ablege.'  E.  XV.,  Rechtung  Dübendf  ,Wie  ein 
armer  Gesell  ein  Stierle  in  eine  Scheune  eingestellt, 
bei  seiner  Wiederkehr  es  nicht  mehr  gefunden  und 
zuletzt  vernommen  habe,  dass  der  Landvogt  es  als 
Mulvech  geschlachtet  habe.'  1534,  Absch.  Nach  Spreng 
auch  das  Vieh,  das  von  Jmdem,  der  ohne  Erben  stirbt, 
hinterlassen  und  dem  Herrn  des  Orts  zugeeignet  wird, 
ebd.  —  2.  herrenlos  gewordenes  Gut  übh.,  ein 
solches  Grundstück,  auch  Fund  stück,  mit  dem  selben 
Rechte  des  Heimfalls  wie  bei  1.  ,Als  nun  diss  Gotts- 
haus all  herrlichkeit  hat,  [u.  A.]  müllifäch,  lebendig, 
todt,  abständiges,  auf  dem  erdrych.  auf  dem  wasser, 
verrunnen,  sehwebend  oder  versunken,  auch  das,  das 
leben  nie  gehabt,  aufzeheben  und  als  eigen  guot,  wie 
dann  ein  landherr  das  pflegt  ze  tuen,  ze  fassen.'  XV., 
GvWyss,  Abtei  Z.  Dazu  die  Erläuterung  in  der  selben 
Urk.:  ,Mullj-väch,  wird  genannt  väch  klein  oder  gross, 
gehörnts  oder  ungehörnts,  holz  oder  anders  auf  dem 
erdrych  oder  in  wasser,  das  von  manigklichen  3  tag 
und  6  wuchen  ohnansprechig  gewesen  ist.'  ,Anno  1543 
gefiele  ein  acker  auf  dem  geheid  bei  Ölten  zu  Mulefe.' 
Hafner  16G6,  dazu  die  ,Nota :  Mulefe,  oder  mulfe  und 
Mulafe  ist  ein  altes  Wort  und  Recht,  dass  wann  ein 
stuck  Viche,  Wein  etc.  ein  lange  Zeit  unangesprochen 
bleibt,  oder  ein  unbeweglich  ding,  aber  in  6  oder  mehr 
Jahren  von  dem  rechtmässigen  be.sitzer  nicht  nach- 
gefragt wird,  so  fallet  dasselb  einem  Amptmann  eigen- 
tumblich  zu.'  , Mulafe:  die  entdeckten  Schätze  und 
das  bei  Dieben  gefundene  Gut,  verlassenes  Land.' 
JvAkx  1819.  ,In  einer  schür  53  gl.  verborgen  funden 
und  für  Mulen  Veh  achten  wollen.'  L  Ansechen-B.  — 

3.  nach  Spreng  auch;  ein  Reit-  oder  Streitpferd, 
welches  ehmals  ein  Dienstmann  auf  eigene  Ko.sten 
seinem  Herrn   zu   einem  Feldzug   stellen   musste.  — 

4.  bildlich  mit  Unideutung:  Freitisch,  Leckerei. 
Syn.  .gefundenes  Fressen'.  ,Parasitus,  tellerschlecker, 
schmorotzer,  der  gern  mulefe  macht  ob  eines  anderen 
tisch,  der  eim  in  allen  dingen  recht  gibt,  allein  dz  er 
mulauf  mache  und  zefressen  habe.'  Fris.  , Schleck 
und  guot  niulfee.'  Ruef  1550. 

Mild,  mulafitih,  mulefe,  mulvike,  mulve  usw.  Das  W.  schon 
früh  verdiiukelt,  daher  die  manigfaltigen  Umgestaltungeu  und 
Umdeutungen.  ,Alle  mulaife.'  1367,  Sisgau  It  Ochs ;  ,inula-' 
und  ,mulen-fee'  1447  It  Tschudi  ueben  eioauder;  ,muleBfe.' 
1448,  Absch.;  ,-veh.'  1520,  ebd.;  ,-fäch.'  1544,  ebd.;  .niulife.' 


<i51 


Fach,  fech,  licll,  vidi,  focli, 


652 


1151,  ubil.;  ,iiiulvrcli.'  103:3,  ebil.;  sogar  ,Umlafeh.'  Offu. 
B  Seit,  {umgestellt  aus  Mvln-,  mit  Deutung  auf  um  u.  lä", 
her  um  schweifen  lassen?).  Indessen  scheint  der  2.  Teil  des 
W.,  wenn  er  auch  urspr.  viell.  nicht  =  Vieh  war,  doch  schon 
früh  auf  diesen  Begriff  gedeutet  worden  zu  sein ;  die  Ausspr. 
<ler  Silbe  fc  in  ,mulfe'  ^fe,  Vieh,  ist  durch  den  Reim  bei 
Ruef  gesichert  und  gerade  die  Verdopplung  .Mulefevich.' 
Vertr.  zw.  Z  u.  Bremg.  1.527,  beweist  wenigstens,  dass  man 
selbst  bei  dem  verdunkelten  ,-efe-'  doch  wieder  zuerst  oder 
immer  noch  an  Vieh  dachte.  Die  Schreibung  ,Mulafe'  konnte 
mit  verändertem  Accente  auf  ,Maulaffe'  umgedeutet  werden, 
aber  der  RA.  .Maulaffen  feil  haben'  könnte  noch  eine  dunkle 
Erinnerung  an  Feilbieten  herrenlosen  Viehes  zu  Grunde 
liegen:  die  wirkliche  Etym.  v.  .Maulaffe'  s.  Sp.  101.  (Viell. 
hat  sich  auch  ,Laffe'  eingemischt.)  Bemerkenswert  ist  noch 
die  Notiz,  dass  ,mulve'  in  ä.  Schriften  auch  =  Lürind  vor- 
komme, denn  dies  hed.  urspr.  ein  im  Wald  verirrtes  und 
darum  laut  brüllendes  Rind.  —  Noch  weniger  sicher  ist,  ob 
der  erste  Teil  des  W.  Mül,  nhd.  Maul,  sei ;  er  müsste  jeden- 
falls prägnant  erklärt  werden:  Vieh,  das  nur  sein  Maul  hat 
d.  h.  nur  frisst  und  dadurch  schadet  (vgl.  ,fressender  Schaden'), 
nicht  (seinem  rechtmässigen  Eigentümer)  zum  Melken  und 
Ziehen  dient:  es  könnte,  immerhin  in  der  selben  Bed.,  mit 
Spreng  auch  an  das  Vb.  .niullen',  kauen,  gedacht  werden. 
Bed.  i  ist  zweifelhaft  und  beruht  viell.  auf  Missverständniss. 
.5  konnte  nur  in  einer  Zeit  aufkommen,  wo  die  ä.  Bed.  fast 
erloschen  war  und  allerlei  Umdeutungen  versucht  werden 
durften. 

Mulefe-fecli  =  Mnlfech,  s.  0.  —  Pleonast.  auf- 
gefrischte Zss. 

Melch-Vich:  Milclivic^li,  Kühe  und  Ziegen  UwE. 

Menn-:  Zugvieh  Z.  —  Mätnen,  treiben. 

Mein.sch-.  Das  Kloster  Ittingen  hatte  1.5?>1  in 
seinem  Viehbestand  u.  a.  ,3  houpt  meinschvech.'  — 
, Meinsch' =  Jtfünse,  weibl.  Kalb  von    1—2   Jahren. 

Gemeind-  =  Halb-. 

Mast-:  Mastvieh.  .Mostvich.'  IT).".!/!«.  I.  Uec. 
Syn.  dem  folg. 

Metzg-:  Schlachtvieh  UwE.  , [Ernstlich  zu  ver- 
ordnen, dass  während  der  Fa.sten  kein]  Metzgtvech 
[aus  dem  Land  getrieben  werde].'  1548,  Absch.  ,Des 
Metzgveeehs  halber,  im  faal  es  ful  funden  wurde,  soll 
CS  der  verköufer  wider  nemen.'  XVII.,  U.    Syn.  Sclileg-. 

Nutze"-  Z,  Nutz-  Si'iiw:  Milchertrag  lieferndes 
Vieh,  im  Gegs.  zu  Galt-. 

Bruch-:  Zugvieh,  im  Gegs.  zu  ,nuiessiggängig 
vieh.'  Offn.  Kadelb.  1(371. 

Binder-:  1.  aus  Rindern  (d.i.  jungen  Kühen) 
bestehendes  Vieh  Uw.  —  2.  Eindvieli.  ,An  den 
rossen,  rindervych  und  anderem  zanien  und  heinischen.' 
GiiALTH.  1584.  .Geld  oder  Pfand.  Bindorvech  vorab.' 
1U05,  LB.  ScHwG. 

Boss-:  aus  Pferden  bestehendes  Vieh.  ,Küe  oder 
Rossvich.'  1756,  Scnw  Rq. 

Geschänder-:  auf  der  Weide  Schaden  tuendes 
Vieh.  Dim.  scherzhaft  v.  Ungeziefer,  das  die  Pflanzen 
zernagt  Schw  (Hkngeleu).  —  Von  (j'schumku  =  schädigen. 

Schind-:  Vieh,  das  abgetan  werden  muss.  ,Der 
hirt  sol  kein  schindvc  ut  die  weide  tryben.'  XV.,  Offn. 
Fluni. 

Schleg-:  Mastvieh  Gu  D.  Syn.  Metz;/-.  Vgl. 
,Schley-()chx. 

Schmal-:  Kleinvicli;  Schafe.  Ziegen,  Kiilbi'r  Gl; 
UwE.;  U.     ,Alles   unsaubere   [;uigestockte|  gei.ss-  oder 


schmalvich  soll  jedermann  ausmusteren.'  1645,  Engelb. 
.Weder  gross  noch  kleines  schmalficht.'  Gürin.  Statut 
1747. 

Schnabel-  nennt  GHeideggek  17.3'2  die  Vögel. 
Noch  jetzt  in  scherzhafter  Drohung  gegen  Kinder, 
wenn  sie  ihre  Beinchen  entblüssen:  wart,  's  Schnahel- 
veh  nimmt-di'''',   die  Hühner  werden  dich  picken    ZO. 

Seh  nid  er-:  Ziegen.  .Schwindsüchtigen  ist  die 
Milch  von  den  Kameelen  tüchtig  und  vom  Schneider- 
vieh.' GHeidegger  173'2. 

Strich-:  Melkvieh,  Milchkühe,  allg.  .Solle  alles 
Strichvieh  (Milchkühe)  äussert  unser  Land  zu  fertigen 
verboten  sein ;  einzig  ausgenommen  solle  auf  20  Haupt- 
vieh eine  Melchkuh  denen  Welschländern  zu  Erhal- 
tung ihrer  Knechte  mitzunehmen,  erlaubt  sein.'  1787, 
Gl  (Steinm.).   —  Strich  =  Zitze. 

Ding-:  Lehenvieh,  das  einem  Küher  gegen  Zins 
für  die  Zeit,  die  er  auf  der  Alp  zubringt,  zur  Be- 
nutzung übergeben  wird  BRi.     Vgl.  Halb-,  Gemeind-, 

Trib-:  Vieh,  das  auf  die  italienischen  Märkte  ge- 
trieben wird  Gr;  Ndw.    Syn.  Trih-Hab. 

Zug-:  1.  zum  Ziehen  geeignetes  u.  verwendetes 
V.  allg.  —  2.  Zuchtvieh.  Katholische  Orte  erneuer- 
ten 1526  das  Verbot,  während  der  Fastenzeit  Schlacht- 
vieh zu  kaufen.  ,Doch  wer  Zugveeh  koufen  [wollte], 
so  man  ziehen  und  nit  metzgen  wellt,  der  mag  das 
tuon.'  Aescu. 

Zit-:  ein  zum  ersten  Mal  trächtiges  Rind  Sch. 

vechlen  i'e-'cWrt  ApH.,  I..  M.,  rc-'/irf«  ApK. :  l.pers. 
a)  Vieh  halten.  -  b)  den  Hirten  spielen  od.  verraten, 
in  Geruch,  Kleidung,  Sprache,  Benehmen.  —  2.  un- 
pers.  a)  nach  Viehwirtschaft  aussehen  od.  riechen. 
—  b)  roh  zugehen.  —  ver-:  durch  Halten  von  Vieh 
verbrauchen  Ap.     Vgl.  rer-rösslen. 

Vechler  ni.:  Kuhhirte,  bes.  wer  nur  wenige  Kühe 
hat  od.  sich  mit  Besorgung  v.  Kühen  gern  abgibt  Ai'. 

vechlich:  viehisch,  tierisch,  sinnlich.  ,Si  lebend 
vichlich.'  Kessl. 

über-veehnen  -rene:  (refl.)  zu  viel  Vieh  halten 
ZZoll.  3Ier  wend-is  [wir_  wollen  uns]  de"  [diesen] 
Winter  nüd  ü. 

Fichi  -/--  m.:  Schelte  für  ein  Kind,  das  viel  lacht 
ZZoll.  —  Von  dem  Namen  eines  viel  lachenden  Mannes 
iibertr. 

,*Föclienze'.  Z  1331;  1463;  1538,  ,voekenze.'  L 
1418,  ,*vogkeze.'  Z  1537;  HBull.  157'2,  Fogenze 
,*Voggenze.'  Fris.;  Mal.;  Z  XVL,  XVU.;  Denzl.  1716. 
*Fö(jeze  „GG."  ;  SeHwE.,  Ma. ;  ZS.,  Stdt,  Wint.  u.  XVIIl.. 
*Fö(/rssr,  *I<Y)gisse  übr.  Z  —  f..  jetzt  nur  in  der  Zss. 
mit  -Brod,  -BrOtli,  oder  als  Dim.  FogessU  ZB. :  1.  Brot, 
das  man  sich  aus  eigenem  Gut  vom  Bäcker  backen 
lässt  ZStdtf.  —  2.  Brotlaib,  den  man  beim  Bäcker 
kauft,  von  weisserem  Mehl  als  das  Hüsbrod  oder 
Buch-  und  Mittelbrod  ZB.;  übh.  Weissbrot  Z  rS.; 
als  etwas  Leckeres  betrachtet:  i'''  wett  [wollte]  niu 
um  es  F.  ,Es  F.  macht-mi  g'sund'  heisst  es  in  der 
Parodie  eines  Kirchenliedes.  Fs  häd  e  Maitli  z'  Mur 
im  Dorf,  me"  said-em  [heisst  es]  nif  's  VroneygU:  es 
isst  all  Tag  U  Fogessebrod  und  z'  Obig  no"''  e  VeggU. 
In  der  Regel  kleiner,  nur  halb  so  schwer  als  das  ge- 
wöhnliche (4— 5pfundige)  Brot.  Daher  halbes  Br. 
übh.,  dgl.  zur  offiziellen  Armenspende  verwendet  wurde 
ZBül.;  2 '/j pfundiges  Br.  „GG.;"  Si'uwMa.,  wo  es  weder 


böB 


Fach,  ferh,  tkh.  t'iicll.  Ivu'li 


654 


in  Jer  Gestalt  noch  in  der  Qualität  vom  grossen 
Laibe  verscliieilen  ist.  Magst  es  F.-Brötli  'träpe" 
(oiler  p'lupf'c")'^  trafst  man  ein  Kind,  indem  man  es 
(in  grobem  und  getahrlicliem  .Scherzo)  bei  den  Ohren 
zspresst  und  in  die  Höhe  hebt.  In  der  Regel  von 
.aufgesetzter'  Form,  d.  h.  mit  einem  .Kopf-  versehen. 
■i.  T.  im  Unterschiede  zu  dem  mehr  platt  gedrückten 
uder  ganz  scheibenförmigen  Haus-  oder  Schwarzbrot; 
ibnh  hiess  z.  B.  in  ZGlattf.  auch  das  walzenförmige 
Hr.,  das  man  aus  der  Stadt  bezog,  so;  auch  in  ScnwMa. 
hat  es  zufällig  die  letztere  Form.  Übrigens  ist  der 
Name  allerorten  im  Aussterben  begriffen. 

Von  ilcr  Volksetymologio  auf  dun  ,Yogt,  dem,  wenn  er 
zum  Gericht  kam,  Weissbrod  vorgesetzt  werden  nuisste',  ge- 
deutet, daher  viell.  die  schon  alte  Schreibung  .Vogentzer'  und 
iiiR'li  die  Vertauschung  des  richtigen  -t/t-  an  -3  ('jn)-.  Demi 
das  \V.  hiutet  nihd.  voihenzc,  ahd.  Juclianza  und  mit  ch  auch 
in  sämmtlichcn  obd.  MAA.,  richtig  entsprechend  dem  miat. 
vocitntki,  dies  mit  eingeschobenem  n  aus  focacia  (it.  fucaccia, 
frz.  Jouacc,  churw.  fityam-hit,  fuaUeha ;  s.  Farjunvlil-Pitte  und 
vS^.foca<jc,  Herdstattzins,  in  den  Öffnungen  der  frz.  Schweiz, 
und  ,fockatzen',  Bezeichnung  von  Häusern  in  L  1.501:  ,syn 
guot  genannt  die  f.,  so  zwischen  der  [Chor-]Herren  im  Hof 
beder  f.  golegeu'),  eig.  auf  dem  Herd,  focue,  (in  der  Asche, 
ohne  Hefe)  Gebackenes.  Also  das  Hausbrot  im-  Gegs.  zum 
gekauften,  bei  uns  in  städtischen  Verhältnissen  (L;  Z),  so 
weit  unsere  Kenntnisse  zurückgehen,  zuerst  das  durch 
eine  besondere  Klasse  von  Bäckern  verarbeitete 
Hausgut  der  Bürger.  ,Swele  ptister  [welcher  Bäcker] 
feiles  bachet,  der  sol  einen  tisch  han  in  der  brotlanlien; 
sweler  al)er  vochenzius  bachet,  die  sulln  niemau  enkein  brot 
gol)en,  wann  [ausser  sc.  Demjenigen]  der  in  [ihnen]  kernen 
vorhin  git.'  Z  Ratserk.  1331.  ,Die  pfister,  die  v.  bachent, 
snlln  sweren,  dass  si  menglichem,  der  in  zc  bachenne  git, 
dem  soll  man  syn  körn  an  brot  wider  geben  by  dem  eide.' 
ebd.  , Weiher  pf.  vockenzen  bachet,  der  soll  anders  kein 
wyssbrot  noch  kernc"s  nit  bachen  noch  feil  hau.'  L  Ratserk. 
1418.  Es  konnte  solche  Bestellung  auch  von  Korporationen 
und  Anstalten  ausgehen :  ,Dass  man  am  Berchtoltage  uss  dem 
gn\eiudsseckel  nüt  me  verzereu  solle  denn  ein  mütt  vochenzer 
brot  und  ein  feissten  ziger.'  1533,  ZV?icd.  .Demnach  wollen 
wir  uns  mit  sollichem  gebächt  [nämlich  für  den  Spital  usw.] 
gar  gern  ein  höcher  gewicht,  weder  aber  [als]  das  voggentzer 
brot,  von  urchen  kernen  gebachen,  hat,  nach  unserer  Gn. 
Herren  gfallen  uffsetzen  [vorschreiben  j  lassen.'  Snppl.  d.  Z 
Fogenzer  1544.  ,Zuo  den  predigern  ordnet  mau  zwen  grosse 
häfen,  darinn  man  muoss  kochet,  und  daruach  alle  tag  den 
armen  ein  grosse  kellen  voll  sampt  einem  fierteil  vocketzer 
brots  ussteilt.'  HBuU.  1572.  Es  war  nämlich  von  diesen 
Bäckern  der  Gebrauch  eingeschmuggelt  worden,  das  Brot  in 
verschiedenen  Qualitäten  herzustellen.  Schon  1537  konnten 
sie  sich  daraufstemmen,  ,dass  man  von  yewBlten  her  zweierlei 
bttttel  [Beutel  am  Mchlkasten,  demnach  zweierlei  Sorten 
Mehl],  dessglychen  ein  wenigli  honen  zum  vogketzer  brot 
nach  zimmligkeit,  damit  der  teig  dest  gerner  byeinander 
belybe',  verwendet  habe,  und  der  Bat  erteilte  ihnen  damals 
die  Erlaubniss,  so  fortzufahren,  ,diewyl  von  altemhar  zweierlei 
lirut,  ein  wyssers  und  ein  rüchers,  für  den  gemeinen  armen 
mann,  by  den  vogketzeren  'bachen  und  darzuo  allweg  ein 
kleine)!  [wenig]  honen  im  vogketzer  teig  (als  man  dennacht 
inen  pfligt  allerlei  korns,  das  etwa  nit  zum  besten,  ynze- 
schütten)  'brucht  worden.'  Allein  nach  der  Ratserkenntniss 
von  1593  sollen  sie  ,einem  wie  dem  andern  glyches  brot 
geben  und  also  wyssers  und  rüchers  brot  von  einerlei  mel 
zebachen  inen  abgeschlagen  syn.'  Das  F.-Br.  sollte  von 
Rechtes  wegen  die  Mitte  halten  zwischen  dem  Gebäcke  der 
Feiler  (ans  Sennnelniehl)  und  dem  Küchhrod.  Damit  stimmen 
die  Angaben  von  Fris.,  Mal.,  Denzl.  1556  —  1716:  ,Panis 
seCHnd(arihis,  civilis,  autopyros  [!] :  Bnrgerbrot.  haussbr.. 
Voggentzerbrot  by  nns  genannt,  das  nächst  nach  dem  weiss- 
brot.'     In    eiuer  Erwägung  des  Rates  von   1572    wird    aus- 


drücklicli  gesagt,  ilass  ,der  mentsch  mit  dem  voggentzerbrot 
vil  bass  und  s;itter  dann  mit  dem  feilerbrot  gespyst  werden 
mag.'  Auf  der  andern  Seite  .sehen  wir  dem  Spitalmeister 
i.  .1.  15'J4  die  Vollmacht  erteilt,  da  Spital  uiul  Alnuisenainl 
das  Bereiten  ihres  Bedarfes,  der  natürlich  im  Allgemeinen 
iu  liuchbrod  bestivnd,  selber  an  Hand  nehmen,  den  öffent- 
lichen Pfistern  , Kernen  zu  wyssem  voggeutzerbrnt,  etwann 
krankenen  lüten  ald  sust  zebruchen,  uss  dem  almuosenamt 
ynzuoschutten.'  Ein  Jhdt  später  (1699),  da  Teuerungen  die 
Bürger  veranlasst  hatten,  wieder  im  eigenen  Hause  Brot  von 
gröberer  tjualität  zu  bereiten,  vernehmen  wir  die  Behauptung, 
dass  ,.Iedermännigk!ich  Reiche  und  Arme  das  Voggenzorhr., 
ob  es  auch  gleich  iu  böcherem  Preis,  dem  anderen  vorgezogen, 
und  also  lieber  mit  einem  kleineren  und  guten,  .als  aber 
grösserem  und  räucheren!  Stuck  Brot  sich  vergnüegen  wollen.' 
Den  genauem  Nachweis  über  die  Bestandteile  des  Foggenzer- 
brotes  erhalten  wir  durch  die  Pfisterordnung  von  1417  (re- 
petiert 1448):  .Dass  dieselben  Vockcntzer  söllent  gerecht 
guot  brot  bachen  von  guotem  kernen  j  Dinkel],  als  dass  sy 
darnnder  weder  roggen  noch  gersten  mischen.  Item  dass 
die  egenaunten  von  den  lüten,  so  sy  dann  bacbend,  je  unter 
40  mütt  kernen  einen  mütt  honen  für  einen  mütt  kernen 
nemmen  söllent.'  Nur  für  Weijijm  (halbe  Laibcy)  durfte  zu 
gleichen  Teilen  Roggen  unter  den  Dinkel  gemischt  werden. 
Um  die  Abrechnung  zwischen  Bäcker  und  Kunden  zu  ermög- 
lichen, musste  auch  das  Gewicht  der  Laibe  normiert  sein. 
Nach  der  Z  Verordnung  von  1417  ,süI1  derselben  broten 
jetlichs  wägen  2  kleine  pfund  und  4  lot.'  Dies  betrifft  das 
Zvmragi-Br.,  d.  i.  je  20  Laibe  aus  1  Viertel  (des  MUttes) 
Dinkel.  Es  durften  aber  auch  Zi'chni-,  Drinsiji-  und  Vicrzgi- 
Laibe  ausgewirkt  werden.  Später  (1693.  1700.  1757)  wurden 
(auf  obrigkeitliche  Backproben  hin)  sorgfältigere  Unterschei- 
dungen gemacht  und  konstatiert,  dass  ,von  6  Viertel  des 
besten  Kernenniehls  [entsprechend  einem  Mütt  d.  i.  4  Vierteln 
Kernen]  50,  von  5 '/2  Viertel  des  mittelmässigen  Mehls  4  7 
und  von  5  Viertel  1  Vieriig  des  geringeren  Mehls  44  Vogezer- 
brot,  jedes  2  Pfund  1  Vieriig  schwer,  gebachen  worden." 
Aus  der  Herrschaft  Eglisau  wird  1698  das  Gewicht  eines 
,Voggentzerbrotes'  zu  2  Pfd  angegeben.  Als  ein  Brotlaib 
von  bestimmter  (Jrösse  wird  das  F.-Br.  auch  in  der  bis 
1S2'J  gültigen  Z  Waisenhausordn.  von  1771  erwähnt:  ,ein 
Fogenzer  Brod  [je]  Mittag,  Abend  und  Nachts  wird  vor  die 
Dienste  in  8,  vor  die  Kinder  in  12  Stück  verschnitten.'  — 
Das  Aufhören  der  Naturalgültzinse  war  auch  dasjenige  der 
.Focbenzer';  der  Bäcker  war  nur  noch  , Feiler'  und  die  ,Fo- 
cheuze'  war  fortan  feiles  Brot,  der  Name  dehnte  sich  nun 
auch  auf  die  Landschaft  aus  und  zwar  indem  die  anfänglich 
bloss  sekundären  Vorstellungen  einer  bestimmten  Qualität, 
Gestalt  oder  Schwere  die  alleinigen  geworden  sind.  So  ward 
in  Winterthur  ,ao  1630  das  Vogenzerbrod,  ein  neu  Gebäck 
(leichter  als  das  andre  Br.,  aber  von  feinerem  Mehle),  an- 
gefangen', und  dasselbe  erscheint  noch  1751  in  den  Satzungen 
des  Musikcollegiums,  indem  an  der  fronfastlichen  Musik- 
mahlzeit den  abwesendiii  MitL'li.d.in  u.  A.  je  ein  halbes 
,V.-Br.'  ins  Haus  gesclii.  kt  «,Mlrii  soll.  In  ZStdt  selbst 
aber  lauten  am  Ende  d^•^  XVIll.  ilie  .\ndeutungen  über  die 
Qualität  eher  geringschätzig  (s.  JHWas.,  Geld  S.  48  f.;  Mu- 
seum 1789  S.  469).  Noch  in  den  ersten  Jahrzehnden  unseres 
Jhdts  Hess  man  in  ZStdt  F.-Br.  aus  eigenem  Kernen  backen, 
welches  derber  war  als  das  gekaufte  .Herrenbrod'.  —  S. 
übrigens  Das  Brot  1868  S.  123  —  130. 

*Fochenzer:  1.  Bäcker,  welcher  das  von  seinen 
Kunden  ihm  , eingeschüttete'  Korn  mahlen  Hess  und 
davon  eine  bestimmte  Anzahl  gesetzlich  normierter 
Brotlaibe  für  dieselben  buk,  auch  etwa  das  Mehl  als 
solches  oder  zu  blossem  Teig  verarbeitet  zurück- 
erstatten musste  Z  XIV.  —XVII.  Die  F.  durften  auch 
den  Auftrag,  das  Korn  für  den  Bürger  zu  kaufen,  an- 
nehmen, in  beschränktem  Masse  Korn  vorstrecken  und 
in  Zeiten  der  Teurung  Brot  verkaufen.  Sie  buken  t. 
.Brote'  aus  lauter  Dinkel  zu  '2  Pfd  4  Lot,  t.  Weygen 


(355 


Fach-  flieh.     FachK     fuchs 


656 


aus  l>iiik«l  mit  IJo^'gen  zn  2  Pfd  8  Lot.  Sie  waren 
scliuldig,  ,von  einem  mütt  kernen  90  pfund  zegeben 
I  die  Feiler  nur  80]  und  das  überig,  so  am  mütt  über 
die  90  pfund  fürschüsst,  [sollte]  dem  v.  für  syn  arbeit, 
holz,  salz,  für  und  belonung  belyben,  doch  inen  ir 
alter  lohn,  als  von  einem  mütt  1  Schilling  zuosarabt 
dem  grüsch  [Kleie],  hiemit  nit  benommen  syn.'  Z 
Pfisterordn.  1530;  1593.  Vgl.  Feiler,  Kllnbäck  (anton.) 
und  Hüsfürer,  Hüsbäck.  ■—  2.  Bäcker,  welcher  Weiss- 
brot (,Fochenzen')  und  zwar  auf  den  Verkauf  backt 
ZWint.  1630  bis  An  f.  XIX.  .\ntonym  Hüdnid;.  - 
3.  „Brotlaib  von  halbem  Normalgewicht  GG." 

Mhd.  fochinzer.  Die  einheimischen  Formen  des  W.  s.  u. 
FoKhenze.    —   Vgl.  Das  Brot  S.  130—147. 

fochenzin:  so  wie  es  durch  den  ,Fochenzer'  be- 
reitet wird.  ,Dass  die  vochentzer  vochentzis  brot 
bachen  söllent.'  Z  Phsterordn.  1463.  ,Vochenzis'  subst. 
Ntr.  =  Fochenzer  Brot.     S.  u.  Focheme. 

Focher  m.:  Fächer  ÄARued.  —  'MM./udur  aus  lat. 
/uvarius,  Instrument  zum  Anfachen  des  Feuers.    Syn.  Wäjer. 

Fncllle  f.:  nichtsnutzige  Weibsperson  LG.   —  Vgl. 

J-'lH-hlle.  

Fcchd,  Ur-,  Ge-;  fechden  s.  Fich. 


Fachs— fuchs. 


Vgl. 


ch   diu   (irupiM 


Fachs  Fa.r  m.,  F(ue"  (PI.)  BO.;  Gr;  Uw;  U;  W: 
1.  glattes,  kurzes,  borstenartiges  Gras,  nie  recht 
grün,  das  an  Abhängen,  etwa  auch  aus  Felsenritzen 
hervor  büschelweise  und  um  Sennhütten  wächst;  bes. 
Borstengras,  nardus  stricta,  oder  Knäuelgras,  dactylis 
glomerata  B;  Gr;  U;  W.  —  2.  Heugras,  bes.  dürre 
Liesche,  phleum  GnNuf. ;  Berg-  und  Wildheu,  das  spät 
zeitig  wird  und  seiner  schlechten  Qualität  wegen  auch 
etwa  bloss  zur  Streue  dient  UUrs.,  daher  hier  von 
einem  alten  Junggesellen  spottend  gesagt  wird,  er 
könne  jetzt  auf  die  F.  gehen,  d.h.  er  habe  keine  Aus- 
sicht mehr  auf  Verehelichung.  Me  berchiiiiiit  [be- 
kommt] du  chüm  F.,  so  viel  wie  kein  Hen  W.  Auch 
etwa  Farnkraut,  das  zu  Streue  verwendet  wird  BBe. 
—  3.  als  PI.:  die  Rasenbänder  an  felsigen  Halden, 
wo  das  (immerhin  keinen  geschlossenen  Rasen  bildende) 
Gras  gemäht  wird  GrV.,  Spl. ;  in  de"  F.  mäjen. 

Mhd.  n«7)«  m.  und  u.,  Haar,  bes.  Hajirschoiif.  —  Syn. 
zu  1  und  2  :  Anni  (Sp.  264),  Bur^t,  Fwj,j,  Grui:-,,  hinyrrn, 
HumUhar,  Näincli,   SopjK,    Vlulf. 

Gemsch-:  Borstengras,  nardus  W. 

fachsen  faxen:  1.  Fachs  od.  das  von  den  Fachsen 
gewonnene  Wildheu  fressen,  in  Fachs  weiden,  wie 
die  Schweine  tun  GrV.,  Pani.  —  2.  „den  Fachs  schnei- 
den und  zur  Streue  des  Viehes  einsammeln  BO.;  U;  W." 

fechsen:  eine  Manipulation  mit  dem  Flachs  und 
Hanf.  Nach  der  Frauenf.  Stadtordn.  v.  1331  wird  ge- 
büsst,  wer  gerösteten  Flachs  oder  Hanf  in  ein  Haus 
legt  und  da  zurüstet,  ,schwingt,  bleuelt  oder  lichset.' 

Es  könnte  das  Hecheln  gemeint  sein,  wobei  die  zerteilten 
Fasern,  die  sich  allerdings  einem  Haarbusch  vergleichen 
lassen,  geschlichtet  werden.  Allein  wahrsclieinlicher  ist  obige 
Lesung  zu  verbessern  in  ,dichset'  von  dechb-en. 

Fuchs,  Fii.x  —  PI.  Fügsch  Gr  —  Dim.  Fügschi 
Gr:  1.  das  Raubtier.  Auf  seine  rote  Farbe  spielt 
ilic  L  K.\.  vom  ,F.,  der  durch  dieKuche  gelaufen  sei' 


(wenn  eine  Speise  angebrannt  ist)  an.  Ähnlich  in 
AAEhr.,  wo  man,  wenn  das  Sauerkraut  od.  die  weissen 
Rüben  während  des  Kochens  rot  geworden,  singt:  de 
F.  ist  drüber  g' gange'.  Und  eine  Z  Kochregel  lautet: 
de''  F.  mues  de"  Schwanz  dtir'''  d'  Bäbe''  'zöge"  ha", 
d.  h.  die  weissen  Rüben  sind  erst  dann  gut,  wenn  sie 
ein  bischen  angebrannt  (rötlich)  sind.  Vgl.  2.  3  und 
das  Spiel  mit  dem  glinunenden  Hölzchen,  auch  die 
mythol.  Beziehung  des  Tieres.  Auch  andere  äusser- 
lichen  Eigenschaften  des  Tieres  spiegeln  sich  in  der 
Volksspr. :  ,So  viel  Tag  im  Jahr,  so  viel  der  F.  am 
Schwanz  hat  Haar'  ZWl.  (Schnellsprechübung).  F.,  F., 
de  hättst  e"  guete"  Schuester  g'g'e",  de  hast  de"  Borst 
im  Mül  (Aa  Kinderlied).  Luege"  wie-n-e"  F.,  mit 
kleinen,  schlauen  Augen  lauernd  beobachten  S.  Er 
wird  zum  Wetterpropheten,  indem  er  vor  dem  Eintritt 
kalter  Witterung  billt.  I'"*  hän  en  F.  g'höre"  belle": 
es  ipird  no'hnol  rüch  ZO.  Billt  er  im  Dez.  oder  Jan., 
so  tritt,  sagen  die  Jäger,  grosse  Kälte  ein.  FrTschudi, 
Tierl.  Man  hält  ihn  darum  für  empfindlich  und  lässt 
ihn  sagen:  ,Wenn  die  Sonne  im  Winter  7  Mal  auf- 
stände, müsste  ich  7  Mal  erfrieren'  [indem  es  beim 
Sonnenaufgang  am  kältesten  ist]  ZKn.  Vor  Allem 
aber  ist  er  der  Typus  der  Schlauheit,  daher  man  einen 
hinterlistigen  Schlaukopf  F.  nennt.  Und  diese  Eigen- 
schaft ist  unzertrennbar  mit  ihm  verbunden:  ,der  F. 
lasst  wol  seine  Haar,  aber  nicht  seine  Art.'  JMey.  1692. 
Wenn  dC  F.  prediget,  so  muess-me"  d'  Gans  i'tiie" 
[einsperren].  Sulger.  Man  fürchtet  den  schleichenden 
Räuber,  wie  sonst  seinen  Vetter,  den  reissenden  Wolf: 
Wcm-me"  com  F.  redt,  so  ist  er  noch  [nahe]  oder  reit 
[iron.]  AABb.  In  der  Tiersage  übertölpelt  er  den 
Hasen,  der  durch  Einfalt  sein  Gegenbild  abgibt.  Noch 
das  TiERB.  1563  erzählt:  ,den  hasen  betriegt  er  mit 
schimpf,  mit  im  ze  gopen  [mit  Spass,  indem  er  mit 
ihm  spielt].'  Daher  noch  die  Gl  KA. :  F.,  blss-nii''' 
nüd,  ich  bi"  e"  Has  [eig.  =  ich  fürchte  mich,  aber 
jetzt  in  übertr.  S. :  mach  mir  Nichts  weis].  ,Ha,  F., 
byss  mich  nicht!'  lässt  UBragg.  (1780)  ein  Mädchen 
zu  einer  neckenden  Kameradin  sagen.  Auf  den  ver- 
schiedenen Charakter  der  beiden  Tiere  bezieht  sich 
auch:  ,Du  musst  ¥.  und  H.  sein,  dich  in  alle  Sättel 
richten  und  schicken.'  JMey.  1692.  ,Du  kannst  nicht 
F.  und  H.  zugleich  sein,  auf  beid  Seiten  hinken.'  ebd. 
Man  sucht  dem  diebischen  Tiere  mit  Fallen  und  mit 
Hunden  beizukommen.  ,Ratsherr  zu  werden  fehle  ihm 
nicht  und  auch  seinem  Bruder  nicht,  sie  hätten  aber 
auch  dafür  getan  [die  erforderlichen  Mittel  angewendet] 
und  dem  Fuchse  gerichtet.'  Gotth.  Aber  Fuchs  muess- 
me"  mit  Füchse"  fange"  [d.  i.  List  wider  List  anwen- 
den]. Sülger;  ursprünglich  wörtlich  gemeint;  so  bei 
Boner:  ,Swer  [wer]  fuchs  mit  fuchse  fahen  sol,  der 
bedarf  guoter  listen  wol.'  Vgl.  Gr.,  WB.  IV  1  a  333. 
Die  Hunde  wagen  sich  nicht  gerne  an  ihn,  weil  er 
äusserst  lieftig  um  sich  beisst  (vgl.  fiichstvild,  -taub). 
Daher  wird  in  dem  Spiele  ,F.  us-em  Loch  (od.  iis-der 
HüUy  dem  F.  neckisch  zugerufen  F.,  F.,  blss-mi-'' 
nit!  RocHH.  1857,  29  u.  S.  95.  ,Dann  si  ouch  den  F. 
nit  hand  wollen  byssen  [weil  es  ihnen  auch  nicht  so 
Ernst  war,  anzugreifen].'  1521,  Anscii.  .Aber  er  [Herr 
von  Neuenburg]  wollte  den  f.  nicht  bissen,  sonder 
wiche  widerunib  zurück.'  Wurstis.  1580.  .Die  da  Feur 
speuwen  sollen,  wollen  den  f.  nicht  bissen.'  ebd.  Man 
freue  sich  seines  warmen  Pelzes  nicht,  bis  das  Tier 
wirklich    todt    ist.     Im   Spiele    mit    dem   glimmenden 


657 


Faclis,   IV 


lirlis,    forhs.   flichs 


658 


S]iaii  (lii;.,  \Vl;.  IV  1  a  :l:ll/-"))  liris.st  es  .liihor:  .Slirbt 
der  /•'.,  so  ,'/'/'  der  Bidij,  Ja'IiI  er  huifi,  so  wird  er  iilt, 
Lebt  er,  so  lebt  er,  Slirbt  er,  so  st.  er,  Ist  er  tod,  so 
sei  er  t.,  Denn  isst  er  tceder  Chäs  na  Brod  ZW.  Das 
Tier  sucht  den  Schutz  vor  den  Menschen  in  weiter 
Abgelegenlioit.  Wo  ('d')  Fuchs  und  fd'J  Hasen  e.n- 
luidiere")  guet  Nacht  säi/efnjd  (oder  nend  Av  It  T.) 
bedeutet  wie  ü  ('SOJ  Stund  hinder  Gotterbarm  eine 
{Tleichsani  von  Gott  und  Menschen  verlassene  Einöde. 
I>cr  F.  ist  auch  sorgfältig  und  Jvlug  in  der  Wahl  und 
Kinriehtung  seines  Baues.  , Lange  überlegte  und  stu- 
dierte er  [wie  machen];  endlich  hatte  er  dem  F.  ein 
Nest  gefunden.'  Schweiz.  Volksfr.  1848.  De''  F.  weisst 
me  als  ei"  Loch  [Ausweg].  Sulger.  Und  aus  seiner 
Burg  lässt  er  sich  nicht  leicht  heraus  locken  noch 
schrecken;  aber  de''  Hunger  tr'ibt  [sogar]  de"  F.  us-em 
Locli.  ebd.  Allein  obwohl  .alte  Püchs  bös  [schwer]  be- 
triegen  sind.'  JMev.  Iti9'2,  heisst  es  doch  wieder  die 
alte"  Fuchs  sind  no'''  all  g'fange"  cho"  [worden]  BS., 
und  ,wcnn  der  F.  zytig  wird,  so  treit  [trägt]  er  syn  balg 
sSlb  hinzue.'  Bossh.  Wint.  Chr.  —  Dämonisches  Wesen 
des  F.  und  viell.  Beziehung  auf  Donar  (der  Farbe 
wegen  V)  tritt  mannigfach  hervor.  Ungern  hat  man  es, 
wenn  Kiuem  Morgens  zuerst  ein  F.  über  den  Weg 
läuft,  denn  in  ihm,  bes.  wenn  er  dreibeinig  erscheint. 
steckt  der  verkappte  Teufel;  s.  Lux.  Sag.  186  und 
ebd.  350  die  Erzählung  vom  Fuchse,  der  nicht  ge- 
schossen werden  kann.  Von  verzauberten  Füchsen 
erzählt  man  eine  Sage  in  (jRPr. ;  obschon  geschossen, 
hiufen  sie  dem  .Jäger,  der  sie  heim  trägt,  vor  seinem 
Hause  davon  und  rufen  ihm  höhnend  seine  ihm  ge- 
läutige Verwünschung:  ,dass  dich  die  Hexen  ritten' 
zu.  Ali'kni'.  Nach  Rochh.  jagt  ein  dreibeiniger  F.  im 
Geftdge  des  7'nrst  an  Stelle  des  Hundes.  Über  den 
feuerschnaubenden,  doppelten  F.  s.  ebd.  1856,  '2,  333 
und  ebd.  S.  393.  Dem  Glarner  heissen,  It  Rochh.,  auch 
die  Alpengeister  Füchse;  als  feldhütende  Grenzgeister 
dienen  sie  dem  Ackergotte  Douar  oder  sie  tragen. 
wenn  ,F.'  so  viel  als  ,der  Haarige'  heisst.  ihren  Namen 
direkt  darum.  —  '2.  (FttX'i  GRPr.):  rotes  oder  braun- 
rotes Pferd,  allg. ;  auch  eine  solche  Kuh,  Schaf, 
Ziege;  und  zwar  als  Gattungs-  wie  als  Eigenn.  Aa;  ßO. ; 
Gr;  L;  W.  ,Im  vierten  wagen  stuondend  schümmel 
und  füchs.'  1531/48.  Zachar.  .Equus  rufus,  Fuchs.' 
Denzl.  1677;  1716.  Rothaariger  Mensch,  der  dann  als 
verschmitzt  gilt  Aa;  BO.;  Gr;  L;  S;  Z.  Syn.  Flachs. 
Vgl.  noch  Miir-f.  —  3.  Name  der  Feuerglocke 
BsLie.  —  4.  Gewinn  durch  List,  heimlich  auf  die 
Seite  Geschafftes  S.  D'  Ghnechte  mit  ire  Chornchäste- 
füchse.  JScHiLD.  Mit  Chorn,  Eiere,  Anken  oder  dürre" 
Schnitze"  Füchsli  mache",  ebd.  ,Es  sagt  keine  [der 
S|iinnerweiber]  dem  Mann,  was  sie  wirklich  verdiene, 
alle  sagen  ihm  einige  Batzen  minder  und  heissen  dann 
das  hinter  dem  Mann  also  Ersparte  ihren  F.,  mit  dem 
sich  jede  Etwas  zu  gute  tat;  jetzt  fürchteten  sie,  das 
Hatzensparen  der  Kinder  möchte  ihnen  ihren  F.  aus- 
liringen  und  kleiner  machen.'  HPest.  1790.  —  5.  Die 
letzte  Garbe,  in  welcher  eine  schützende  und  seg- 
nende Kraft  verborgen  ist;  Etwas  davon  in  die  Krippe 
gelegt  fördert  das  Gedeihen  des  Viehs,  welches  bes. 
niilchreich  wird,  wenn  es  am  Weihnachtsabend  während 
des  Einlaufens  mit  den  Ähren  der  letzten  Garbe  ge- 
füttert wird.  Diese  wird  oder  wurde  auch  gemeinsam 
mit  der  ersten  unter  dem  Vordach  der  Scheune  be- 
festigt, den  Vögeln  zur  Speise.  Syn.  Rätsch''ogel, 
Schweiz.  Idiotikon.  I.  5. 


Qi'iggel,  (Hiiclsgarb,  Glückshämijfeli,  Has,  Grussmüe- 
terli.  —  6.  Fax,  Fügschi:  der  Brotanschnitt  Gk. 
Syn.  Ögschi  (Sp.  132,  8),   Hubel,   Scherh,  Anhau.  — 

7.  Lederige  F.  in  der  RA.  sänne"  tvie-n-e  l.  F.,  vor 
Schmerz   oder   Zorn   das  Gesicht   verzerren    S  nj.  — 

8.  Name  eines  Kriegsschiffes  der  Urncr  im  XIV. 
Vgl.  Gans;  Bär. 

Die  zweisilbige  Form  bei  2  ist  augolohnt  an  lirum''.  — 
Die  Verwendung  \m  S.  von  3  wohl  mit  Beziehung  auf  das 
,rote'  Feuer.  .5  ist  als  tiergestaltiger  Vegetations-Däiuon  auf- 
gefasst.  der  wälireud  des  Schneidens  sich  endlich  in  die  letzte 
Garbe  flüchtet.  (>  scheint  den  Gegs.  zu  5  zu  bilden;  doch 
vgl.  auch  Ausdrücke  wie  Stubenfuclu,  der  Erste  in  der 
Stube:  auch  könnte  die  Benennung  von  der  Farbe  herge- 
nommen sein.  7 :  der  Ausdruck  .lederner  F.'  kommt  in  dem 
.Fuchslied'  der  Studenten  vor:  ,So  wird  der  lederue  F.  eiu 
Burscli.'  Das  Verzerren  des  Gesichts  erinnert  au  die  Quä- 
lereien, denen  die  , Füchse',  jungen  Studenten,  bes.  bei  der 
.\ufuahnie  ausgesetzt  waren.    —   S.   noch  Fohe. 

Edel-.  ,In  verschiedenen  Gegenden  der  Schweiz 
hat  man  für  F.  nach  ihrer  unterschiedenen  Färbung 
eine  Anzahl  eigentümlicher  Namen,  so:  Brand-,  Gelb-, 
Edel-,  Sonnen-,  Bisam-,  Kreuzf.,  die  als  mehr  nur  zu- 
fällige Spielarten  zu  betrachten  sind.'  FTscnrni,  Tierl. 

Ofen-:  wer  am  Sylvester  zuerst  an  den  Ofen  geht 
Z.    Syn.  Ofenfhider,  Ofenkatz;  vgl.  Kuchi-  u.  Stubenf. 

Gel"-  G'el-:  1.  eine  Spielai't  des  Fuchses,  s.  Edelf. 
—  2.  das  Spiel  F.  zum  Loch  B. 

Gold-,  Rappe"-:  ein  (betrüglich)  auf  Erwerb 
Bedachter  G.  F''  sig  en  G.  dar'''  und  di'ir"'',  en  Chnorzi. 
Feitrer  1881. 

Kuchi-:  wer  am  Neujahrstag  zuerst  ilie  Küclie 
betritt  Aa. 

Krüz-.  .Werdend  in  unseren  landen  nit  gefunden, 
sonder  aus  frömden  nationen  gebracht,  sind  seer  kost- 
lich an  der  gstalt;  habend  überzwerch  einen  strymen 
wie  ein  kreuz  durch  beide  vorderen  füess.'  Tierb.  1563. 
Dagegen  behauptet  Wagn.  1680,  dass  sie  in  der  Schweiz 
zuweilen  sich  finden  und  beschreibt  diese  .vulpis  cruci- 
gera'  als  mit  einer  vom  Kopf  über  den  Rücken  bis 
zur  Schwanzspitze  laufenden  schwarzen  Linie,  welche 
durch  eine  zweite  über  die  Vorderfüsse  laufende  ge- 
kreuzt werde,  ausgezeichnet. 

Lämmer-:  grösserer  Brandfuchs,  weil  den  jungen 
Schafen  sehr  aufsätzig.  JXSchnyb.  1782. 

Mür-:  Schwingelgrasfalter,  pai'arge  megsera, 
ein  Schmetterling  von  braunroter  Farbe,  der  u.  A. 
gern  an  Mauern  sitzt  Z. 

Blau-.  ,Der  Füchsen  behndt  man  dreierlei  ge- 
schlecht, nämlich  Brandfuchs,  Kreuzfüchs  und  Blauw- 
füchs.'  Tierb.  1563. 

„Bluem-:   mit  weissen  Haaren  gefleckter  F." 

Säug-:  eig.  die  Füchsin  in  der  Zeit,  da  sie  Junge 
hat;  übertr.  eine  zänkische  Frauensperson.  Sprhhw. 
1869.  ,Die  Köchin  ist  wie  ein  S.;  wenn  man  unter 
der  Türe  steht,  riskiert  man,  dass  sie  Einem  in  die 
Beine  schiesst.'  Gotth. 

Schuel-:  Schüler,  der  von  seinen  Kameraden  Alles 
ausspäht,  um  es  den  Lehrern  zu  hinterbringen  Z. 

Stuben-:  wer  am  Sylvestermorgen  zuerst  die 
Stube  betritt  Ap;  Sch;  Schw;  Zg;  Z.  Wer  z'  erste" - 
botts  [zuerst]  i"  's  Schuelhüs  schlicht,  kriegt  Stubefuchs 
zum  Titel  Z. 

42 


059 


Faehs-fiichs.    Facht  -facht 


660 


Mail  k.limtc  den  .SV.- (iiiiil  ili'ii  "./«/.-)  F.  vum  Bi'gi-iff  dqs 
huinilidicn  Sehlcidiürs  aus  erklären,  wie  ilur  obige  Vers  es 
uffenbar  auch  meint:  allein  der  ,Pfiugstfuehs'  ist  ,(ler  Letzte 
an  Pfingsten'  u.  F.  ö  die  letzte  Garbe. 

Katzen-Gefux  n.:  Durcheinander  Bs. 

fuchsen  (-.<-);  I.  intr.  1.  dem  F.  Fallen  legen, 
Füchse  fangen  oder  scliiessen  B;  Z.  —  2.  wie 
ein  , Schulfuchs'  durch  Angeherei,  freiwillige  Ar- 
beiten, devotes  Benehmen  das  Wohlwollen  der  Lehrer 
zu  erlangen  suchen  Z.  —  3.  fuxe:  „den  Mädchen 
nachjagen"  und  Unzucht  treiben  Sch;  W.  — 
4.  „angebrannt  riechen  LG."  Vgl.  Fuchs  1.  — 
.5.  um  die  Wette  nähen  oder  stricken,  so  dass 
z.  B.  eine  gewisse  Zahl  Maschen,  Stiche,  Nadeln  als 
Ziel  gesetzt  werden  Th.  Syn.  Häsli  jage";  fechten. 
—  IL  tr.  L  mit  Sach-Obj.:  „Kleinigkeiten,  wie 
z.  B.  Naschwerk  listig  entwenden  LG.-  Etw.  etceg  f. 
G.  —  2.  persönlich,  a)  fuxe":  necken,  reizen, 
zum  Besten  halten,  überlisten,  betrügen ;  plagen,  quä- 
len, durch  Spott.  Nergeleien,  allerlei  Zumutungen, 
Schelten  Aa;  Bs  (.r  auch  BsLd);  B  (.c);  Gr;  L;  G;  Sch; 
SiHwE.;  S;  Tb;  Uw ;  W;  Zg;  Z.  I^''  dm"  d'  Bliebe" 
(fern  e  Bitzeli  f.  dermit  Bs.  En  Hund  f.  Zg.  Einem 
in  der  Schule,  an  einer  Prüfung  mit  Fragen  zusetzen 
GSt.  In  Versuchung  bringen  GnVal.  Auch  unpers. : 
es  faxt  (fuxet  ScnNnk.)  >«/''',  es  ärgert  mich,  ich 
schäme  mich  Aa;  Bs;  Sch;  S;  Uw;  Z.  —  b)  (durch 
Quälereien)  herumtreiben,  verjagen.  .Mit  tröwung, 
sy  in  kurzem  uss  dem  kloster  Mury  zue  fuchsen.'  HBull. 
1.572.  ,.\ls  der  Grav  an  die  Letze  zogen  was,  ward  er 
unsuber   von  dem  Landvolk   dannen   gefuchset.'    ebd. 

Bcd.  I  3  erklärt  sich  aus  der  Hitze,  mit  welcher  die 
inäuulichen  Füchse  die  Weibchen  verfolgen,  so  dass  sie  sich 
darüber  sogar  fangen  lassen,  h  ist  der  Jagd  entnommen. 
Zu  II  1  vgl.  Fuchs  4.  2  a  wird  zwar  fast  durchweg  mit  j- 
gesprochen,  auch  wo  sonst  die  Lautverbindung  /»  gäng  und 
gäbe  ist;  diese  Ausspr.  führt  von  der  Abi.  von  Fuchs  ab, 
doch  in  UwE.  hört  man  fii/se  und  die  Begriffe  lassen  sich 
Wühl  auf  den  F.  zurückführen,  der  unmenschlichen  Quälereien 
vcin  Seite  der  Jäger  ausgesetzt  ist.  Die  Bed.  des  Betruges 
cutwickelt  sich  aus  derjenigen  des  Vexierens,  kann  aber  auch 
selbständig  auf  der  Vorstellung  vom  listigen  Raubtiere  be- 
ruhen. St. 's  Angabe  ,das  Geschäft  eines  Pädagogen  treiben 
(Burschenspr.)  Aa;  B'  wird,  weil  er  dieselbe  unter  die  trans. 
Bedd.  setzt,  heissen:  die  Schüler  mit  übertriebener  Strenge 
behandeln.  Jedenfalls  bezieht  sich  die  Bed.  2  h  auf  den  F. 
und  seinen  Bau.    —   S.  noch  /uxeu. 

ab-:    obstuprare   L   (Ineichen).     Vgl.  fuchsen  I  3. 

US-  in  dem  Ptc.  usg' fuchset,  usg'fuxt,  von  einer 
gemeinen  Dirne  „Ar;  L;"  W. 

Puchser  (-.r-)  ni. :  1.  ..Jagdhund  für  Füchse 
VOrte."  —  2.  „Mädchenjäger  Ap;  L." 

Knollen-:  dicker,  runder  Tölpel  L.  -  VhiiotU-  Imt 
die  gleiche  Bed. 

Burrli-:  schlechter  Wein  Z  rS. 

Der  Wein  als  Quäler  des  Gaumens,  und  Magens;  Bunli 
dient  zur  Verstärkung  des  Begriffs,  vgl.  bimii-muntei:  Der 
Ausdruck  ist  aber  eig.  nach  dem  syn.  I'uirli-  (TiirU-)  Gujer 
gebildet. 

Pfennig-.  Kappe"-Fu  xer:  Geizhals  G;Th;W. 

Vom  \h.  fuchsen  in  der  Bed.  II  2  a  abgeleitet,  Kiuer,  der 
schon  um  eines  Pfennigs  willen  Andre  quält,  od.  der  Pfennige 
zsrafft,    wie  der  F.   überflüssige  Beute,    welche  er  irgeiulwn 

verscharrt.     Vgl.   /■'»cA«   i. 


Geselle"-:  der  grösste  .Nutliobel'  .\a. 

Als  unbequemes  Werkzeug,  das  die  Arbeiter  ,fuxt',  indem 
es  leicht  aus  der  Kinne  springt  oder  an  einem  Ast  anstösst 
und  stecken  bleibt,  auch  mühsam  zu  handhaben  ist,  indem 
es  4  —  6  Hände  erfordert. 

ge-fuchset  (-.c-):    fuchsfarben.  rötlich  GWe.;  U. 

fuchsig:  L  schlau  Uw.  —  2.  „auf  den  F.  er- 
picht; von  Jagdhunden,  welche  lieber  den  Füchsen 
als  den  Hasen  nachgehen."  —  3.  „angebrannt,  von 
Gemüse  LG."  —  4.  ärgerlich,  verdriesslich  (obj.) 
Bs.    —    Zu    3   vgl.    F.  1.      4    v.iui   Vb.   (II  2  a)  abgeleitet. 

füch seien:  nach  dein  F.  riechen.  Dial.  19.5. 

füchsin:  vom  F.  herrülirend,  von  Fuchspelz  ge- 
macht. .Ein  f.  teckli  [Decke].  F.  füeterli  [Futter].' 
XIV.,  L  Vo.gtrechn. 


Facht  l  s.  Fach  Sp.  637.  An-Faclit  s.  b.  an- 
fechten. 

Päcllt  II  AfH.,  M.;  GStdt,  T.;  Tu;  Z.  Pflicht 
AfK.  tw.;  „B";  Gl;  Gr;  GA.,  0.,  Wa.,  Fach  Sch;  Z 
—  f.;  „n.":  I.Vertrag,  Satzung.  So  diejenigen  von 
Alpgenossenschaften,  die  im  XIII.  dem  Kloster  Muri 
zinspflichtig  waren.  Argov.  II  38.  —  2.  die  amtliche 
Kontrolierung  von  Mass  und  Gewicht;  das 
konkrete  gesetzliche  Mass  selbst  Ap;  „Gr";  GStdt 
(nur  mit  Bez.  auf  das  Brotgewicht).  .Gemeinden, 
welche  eigene  F.  haben.'  ApA.  Verfass.  1854.  .Die 
Jahrzahl  der  vorgenommenen  F.'  ebd.  , Sowohl  für 
die  trockene  als  nasse  F.',  d.  i.  für  feste  Stoffe  und  für 
Flüssigkeiten,  ebd.  ,Ehyntaler  niijss  und  vac]it(e).' 
1463,  Abtei  G.  , Sollen  die  vacht  und  onien  in  kupfer 
machen.'  Bheint.  Rebbrief  1471.  Syn.  s.  Ich  Sp.  73/4. 
FächtU  n.  auch  das  Eich  zeichen  Ap.  —  3.  das 
rechte,  gehörige  Mass.  a)  (subj.)  „die  Fertigkeit 
richtig  abzumessen.  Von  einer  Köchin,  welche  bald  zu 
viel,  bald  zu  wenig  nimmt  od.  gibt,  sagt  man,  sie  habe 
keine  Pfacht  Gr."  Du  hast  «W''  gär  kei  Pf.,  bist  ein 
Nimmersatt,  hast  kein  Mass  im  Genüsse  Gr  UVatz. 
Es  hat  l-ei  Pf.,  hat  kein  Mass  GG.  Syn.  Fecht.  — 
b)  der  zugemessene  Anteil  an  Speise  und  Getränk 
Ap;  „B;"  GA.,  T.,  W.  Er  trinkt  sl  F.  nüd  G.  Gerne 
in  dimin.  Form.  Er  hed  g'rad  asa  's  FächtU  möga.,  ver- 
mochte knapp  die  ihm  zugeteilte  Portion  zu  bewältigen 
Ap.  .Deinensum,  porz  oder  pfrüendle  oder  bestimpt 
mess,  so  man  yedem  knecht  für  sein  narung  all  monat 
gab,  die  vacht  (vaacht).'  Dasyp.  1537;  Fris.  ;  Mal.  und 
darnach  Denzl.  1677.  —  c)  (auch  Fach  Scn;  ZStdt 
neben  Diin.  FächtU)  das  zugeteilte  Pensum,  Tage- 
werk, auch  selbst  bestimmtes  Ap;  „B;  L;"  G  (f.  u.  n.); 
Sch ;  Th  ;  Z  (f.  u.  n.).  P''  han  es  F.  z'  mache'  G.  /  muess 
mache  [mich  sputen],  i  ha"  e  grössi  F.  oder  i  ha"  d'  F. 
TnTäg.  /''•  han  iez  mf  F.  fd'  F.)  Z.  Nüd  me  tue' 
as  's  FächtU,  als  Einem  obliegt;  aber  auch:  als  seine 
Kräfte  erlauben  Ap.  Es  nachtet  under  de"  Bänke', 
Die  Buebe"  müend  go'  tränke",  Und  wenn  die  MeiiU 
's  P'ach  nüd  händ,  Se  müend -s'  a"  d'  Buete  denke". 
,.\bsolvere  pensum,  die  vacht  spinnen.'  Dasyp.  1537. 
.Die  facht,  werkstuck,  lernstuck:  pensum.  prasscriptuni. 
So  du  morn  dein  facht  nicht  kannst,  si  cras  pensum 
tuura  nescis.'  Red.  1662.  .Vacht,  tagwerk,  pensum.' 
Denzl.  1716.  .Gebet  ihm  von  Tag  zu  Tag  grössere 
Fache  auf  und  gewöhnet  es  so,    luicli  und  nach  sich 


Htil 


Pacllt,   l'echt.   licht,   loclit.   fuolit 


662 


anzustrengen.'  Hirtenbriefe  1777.  Syn.  Acht  Sp.  80; 
Hast;  Tagwan.  —  4.  das  in  bestimmten  Fristen  Wie- 
lierkehrende;  die  Katamenien.  .Einer  wirt  gfraget, 
wann  sein  Frauw  gstorben  sei;  der  antwortet:  eben 
umb  die  Zeit,  da  die  weiber  d'  f.  glian  band.'  Schimpfr. 
1052  (Vexierbescheid).  —  5.  Abwägung  von  zwei 
einander  entgegenstehenden  Möglichkeiten,  ix  hed 
d'  F.,  ged  's  [ob  es  gebe]  morn  gurt  Wetter;  dnss  der 
Zug  e  Brosttüechli  ged,  zu  einem  Gilet  hinreiche  Ar. 
Vgl.  föchten.  Syn.  e.s-  muess  uellen.  Vgl.  .auf  der 
Wage  stehen',  fraglich,  zweifelhaft  sein ;  .einander  die 
Wage  halten',  an  Kräften  gleich  stehen. 

Mild,  phahl  f.  (m.),  alid.  jihahta  f.,  Gesetz;  Vertrag; 
Zius.  nhd.  .Pacht',  ausjxicto,  dem  P!.  des  \a,t.  jiactum .  F  für 
iinil  neben  pf  wie  in  Flüme,  Fürachi  (Pfirsich),  oder  aus 
[leutung  von  Pfacht  als  d'  F.  und  aus  Anlehnung  an  Fach. 
Has  sächl.  Geschlecht,  welches  mitunter  gebraucht  wird,  ist 
dem  Facht  I  resj).  Fach  abgeborgt.  —  Für  die  Bed.  ,Zins' 
bildet  Redinger  die  Verbindung  zw.  AMhd.  und  Nhd.  mit: 
.lue  pfocht,  facht,  giilte,  pensuni,  demensum.   tributum.' 

-  Vgl.  auch  noch  Fechl;  Ficht;  Fa,!,:  -—  Syn.  mit  :i  h.  c 
i-it    l'ßmmet. 

Ge-  G facht  =  Facht  3  h  u.  c  GStdt.  F.  AlU  Tag 
«»"«  Gfächtli  trinke". 

Mueter-:  Originalmass.  .Nach  den  in  den  Ar- 
chivenliegenden Mutterfachten  reguliert  werden.'  ApA. 
Verfass.  18.'J4.  —    Nach  nhd.  .Muttermass'  gebildet. 

ßrod-  f.:  Kontrolierung  des  zum  Verkauf  kom- 
menden Brotes  nach  Gewicht  und  Güte.  ApA.  LB.  1837; 
Verfass.  1854. 

,Fäeht,  Focht',  Ficht  f.,  Pfächtn.:  1.  gesetz- 
liches Mass  GlH.;  G  Ratssatz.  1504/32.  ,Ficht  und 
Gewicht',  obrigkeitliche  Bestimmung  von  Mass  und 
Gewicht  S  18o8.  ,Die  sond  den  ztjchenden  [zur  Mes- 
sung] in  des  kellers  hus  füeren  und  mit  verbunden) 
sack  dannen  farn  und  was  vecht  und  wannen  lät 
[durch-  oder  zurücklassen],  das  ist  eins  kellers.'  Hofr. 
Lunkofen.  —  2.  a)  obj.  der  einer  Person  rechtmässig 
zukommende  Anteil.  HestduPf.?  Bis[se\\  z'fride, 
du  hest  dls  Pf.  Gl.  —  b)  subj.  die  Fähigkeit,  Mass 
zu  halten.  Du  hest  aw''  gar  keis  Pf.,  kannst  nie 
Mass  halten  Gl.  Eine  Köchin,  die  mit  Butter  usw. 
geudet,  hat  keis  Pf.  ebd. 

Abgeleitet  vom  folgenden  Vb.  Über  die  Form  Ficht  s. 
ebd.  ,Das  vicht  und  gewicht  besichtigen.'  Sulz  c.  Zurzach 
lilTO.     BrauchB.  Kadelb.  1671.    —    Syn.  Facht. 

Ge-fächt  n. :  1.  ,Das  Aichen  oder  ,E echtfertigen" 
der  Masse'  Es  (Spreng),  's  Gfecht  ist  richtig.  Hebel. 
Das  gesetzlich  festgesetzte  Gewicht  für  das  Brod  Gl. 
,Dem  Pauli  Goldschmid  sollen  die  waagen  und  das 
gfecht  überantwurt  werden,  so  er  werschaft  macht.' 
ScH  Ratsprot.  1536.  ,Verkoufte  jemands  salz  anders 
dann  mit  dem  rechten  möss  und  geveehte.'  Stadtsatz. 
Thun  1539.  —  2.  rechtes  Mass  im  persönlichen  Ge- 
brauch. J«*  ha"  mis  Gfächt,  genug,  z.  B.  getrunken 
Gl.     Syn.  Pfemmet. 

fachte"  Aa;  Ap;  Bs;  Sch;  S;  „Th;  U;"  Z,  2' fachte" 
ApK.  tw.;  „B;"  GlH.;  Gr,  fichte"  A?K.tw.;  Gl;  G;  S 

—  Ptc.  g' facht,  Pflicht  Ap,  pfächtet  Gr;  GA.,  g' ficht 
kv;  S,  g' föchte"  Aa;  Bs;  B;  Sch;  Z  --  3.  P.  Sg. /äc7i« 
Ar:  1.  Gefässe  mit  den  obrigkeitlichen  Massen  in  Über- 
einstimmung bringen,  bezw.  sie  danach  bezeichnen 
OlH. ;  G;  S;  und  zwar  insbes.  mit  Bez.  auf  a)  Trocken- 
inass  und  Gewicht  Aa;  Ap;  Bs;  Gr;  „Sni;  Th;  Z." 
.Vom  Fichten  der  Masse  und  Gewichte.'  .\pA.  Verfass. 


1854;  ,gefichtet.'  ebd.  neben  .fachten'.  ,Das  Reglicren 
und  Fechten  der  trockenen  Maasse.'  Z  Gesetze  1806. 
Syn.  eichen,  ichlen.  —  b)  nasses  Mass  Aa;  Gr;  Sch; 
„U."  Syn.  , ahmen',  «mwe«,  heilen.  In  Ap  j} fachten  yon 
kleinen  Gläsern,  dag.  von  hölzernen  Trankgefässen 
meist  teilten;  in  Bs  fachte  nach  Seiler:  Weinfässer 
ausmessen  und  bezeichnen  (nach  Spreng  dafür  sinne, 
f.  dag.  nur  von  Trockenmass,  z.  B.  auch  von  der  Elle). 
,Die  Zunft  zu  Weinlcuten  focht  das  Sinngeschirr 
des  Rats.'  POchs.  ,Das  Fechten  der  trockenen  Masse.' 
Z  1806.  .Die  Frucht-  und  Weinmasse  zu  eichen,  zu 
sinnen,  zu  fechten.'  Hebel.  ,Die  wynmes  sollen  ge- 
füchtet  werden.'  Umgoldtarif  Z  1376.  ,Die  selben 
mess,  so  dann  einer  brucht.  alle  jar  zwei  mal  zu 
fachten  by  des  lands  mess.'  1501/44,  Scbw  LB.  ,Es 
soll  kain  wynschenk  kainen  wyn  schenken  dann  mit 
ainem  becher,  der  in  jars  frist  gefacht  sy.'  Offn.  Gott- 
lieben 1521.  .Ysene  stein  [Gewichte],  so  bi  uns  ge- 
fechtet und  verzeichnet,  bruchen.'  1530,  Eon,  Act. 
.Wer  hat  die  wasser  mit  seiner  gouffen  gfochten'?' 
1531.  Jesa.i.  =  ,m.  s.  holen  hande  gemessen.'  1667. 
.Sein  sinn  oder  fächung  soll  nach  dem  Homer  sein.' 
1531/48,  Ezech.  =  ,sein  mess.'  1667.  ,Die  viertel,  vier- 
ling  und  messlin  und  das  wyngeschier  fechten.'  Sfii 
Ratsprot.  1547.  ,Von  jeder  ungevechten  mass  od.  ge- 
wicht.' 1548,  B.  .Eichen,  sinnen,  fechten:  mensurare.' 
Red.  1662.  ,Gefächtete  (ao  1530.  .gefochtene.'  1583) 
und  geschworne  Wagen.'  Z  Pfisterzunft.  En  g'foch- 
tene  Schoppe,  voll  gemessener  Z.  E"  Trinker  ist  nöd 
g'fnchte"  AaZ.  Ung'fochte",  wie  ne  Pfaffesack,  unge- 
messen, unersättlich  Bs;  vgl.  u.  Boden.  —  2.  „prüfen, 
vergleichend  untersuchen,  phys.  und  moral.;  Comp,  er- 
fechten Sch;  Th;  Z."  ,Ist  die  Milch  auf  diese  Weise 
gefacht,  d.  h.  gewogen.'  Steinm.  1804.  —  3.  den  Unter- 
gebenen (Dienstleuten,  Kindern)  ihre  Speise  und 
Trank  zumessen  „B".-  Ich  bi"  p facht,  ich  bin  satt 
GA.  Vgl.  Facht.  —  4.  das  rechte  Mass  treffen,  bei 
Speisen.  I  ha'sgrad  chönne  f.  Ap.  —  5.  reciprok: 
im  Wettstreit  einander  die  Wage  halten.  Si  fächtid 
grad  denand  [einander]  Ap.  —  6.  unpers.  refl.  Es 
facht  si'''  =  es  hed  d'  Facht,  steht  auf  der  Wage,  ist 
die  Frage,  zweifelhaft,  z.  B.  ob  er  wider  chunnd  Ar. 
Dazu  das  Ptc.  g' ficht  adv.  =  kaum  (knapp  gemessen) 
.\p;  Üyn. g'schmoge";  b'schnotten.  —  7.  bildl.  sprichw. 
Anwendung  viell.  von  f.  =  obrigkeitlich  messen  ist  die 
RA.:  um  das  ist  nit  (vii)  g' föchte  =  das  wird  nicht  so 
genau  genommen,  darauf  soll  es  nicht  ankommen,  es 
liegt  nicht  viel  daran  B;  FMu. ;  S.  '«  isch  um-enes 
Schnüerli  nid  yfochte,  es  liegt  Nichts  dran,  ob  man  es 
ganz  behalten  kann  oder  aber  zerschneiden  muss  B. 
Um  es  par  Krone"  ist  's  de""  nit  g' föchte,  ti-e"'-me"-se 
het.  GoTTH.  ,Um  's  Hüsli  und  die  paar  Bohnenstauden 
i.st  nicht  viel  gfochte.'  ebd. 

Mhd.  ]>/echten,  prüfen,  messen,  eichen,  und  p/achten,  ge- 
setzlich bestimmen,  ermessen;  beide  Vba  ahgel.  von  p/acht. 
Unsere  Nbf.  /icAten  beruht  auf  Verwechslung  des  umgelauteten 
fachten  mit  dem  starken _/('c4(en,  daher  auch  das  starke  Partie, 
.gefochten',  gemessen,  häufiger  als  das  richtigere  , gefachtet' 
(,gefichtet').  S.  noch  Ficht  und  Facht.  Neben  fachten  gilt 
auch  das  daraus  gebildete  fecken  (s.  d.).  , Fachen'  aber  ent- 
stand aus  nnrichtiger  Auflösung  des  sync.  Ptc.  .gefacht', 
d.  i.  ,gefacht't'.  ~ ,  Bed.  5  n.  7  berühren  sich  mit  fechten, 
kämpfen,  und  diese  Nummern  gehören  viell.   dorthin. 

ge-:  das  Gefacht  bestimmen  od.  vollziehen.  ,Bcim 
Gefachten  und  Sinnen  der  Fässer  und  Maasses.'  Gl 
LB.  1835. 


(5g3 


t'aclif,  feclit,  ticlit,  focht,  fiu-lit 


001 


Fächtor  Ai';  „8cii;  Tii;"  Z.  Fichtcr  »_u.  in.: 
Jer  Vüii  der  Übrigkeit  zur  Prüfung  und  Zeichnung  von 
Mass  (bes.  Trocken-)  und  Gewicht  bestellte  Beamte. 
.Fächter  oder  Eichmeister.-  Ai'A.  Verfass.  1854.  In  Z 
gibt  es  neben  dem  Sinner  für  das  nasse  einen  1''.  für 
das  Trockenmass,  auch  einen  .F.  der  Holzkloben.'  Für 
den  Wein  hatte  das  Kloster  G  einen  Jchter  oder 
Fächter.'  Vad.  .Der  Fechter  oder  Sibmacher  soll  die 
Kornmess  erdauren  [i)rüfen|  und  mit  dem  Stadtzeichen 
bezeichnen.'  Mem.  Tig.  1742.  ,In  den  stetten  haltet 
man  gewicht-  und  mass-  und  elnstabschouwer  und 
fächter.'  Vau.    Geschlechtsn.  in  Bs  wie  ,Sinner'  in  B. 

Viertel-:  der  das  Trockenmass  (eig.  .das  Viertel' 
usw.)  zu  bestimmen  hatte  Z  XVIII. 

Landes-:  der  von  der  Landesobrigkeit  für  das 
ganze  Land  bestellte  F.  ApA. 

„Fächti  f.:   Eiclnnass  Sch;  Th;  Z."     Syn.  Fechi. 

fächtlen:  eine  erhaltene  Aufgabe  au.sführen  (beim 
Stricken)  TaSteckb. 

An-Facht,  Spiegel-Facht  <i.aii-f7'('hfe)i,  spiet/eJ- 
f echten. 

ein -facht  udgl.;  fachten  s.  -fach;  fachen. 

fachten:  mit  einem  Licht  unvorsichtig  hin  und 
her  fahren  Bs  (Seil.).     Syn.  fuchtlen;  faclden. 

Gefacht  s.  Gefach,  ein-fächtig  usw.  s.  -fächiy 
(Fach). 

feellteil  (lichten)  —  3.  P.  Sg.  meist  ficht  (et),  doch 
fechtet  W  —  Ptc.  meist  g' föchte'  (s.  Anm.):  1.  sieh 
ängstlich  bemühen;  eifrig  arbeiten;  sich  beeilen 
Etwas  fertig  zu  bringen,  zu  erreichen  B;  Ndw;  Z. 
.Er  flehtet  früeh  und  si>at,  ist  ohne  Unterlass  den 
ganzen  Tag  geschäftig."  ,Du  ficlites  fruo  und  spate-, 
sagt  die  Fliege  zur  Ameise.  Boner.  F''  hnn  iez  afe 
[bereits]  lang  dran  g'foclite''  BSi.  Ir  werded  s'  fechte" 
ha',  wenn -er  fertig  werde"  wlH  [wollt],  ebd.  Mer 
nniend  [müssen]  fechte',  we""-i»er  's  Heu  wfud  [wollen] 
ror-em  Regen  le  [hinein,  unter  Dach]  bringe"  Z.  Mer 
händ  g" föchte",  so  vil-mer  händ  möge",  ebd.  Du  fichtist 
au'''  mit  Lese",  du  liesest  eilig  Z.  Und  .si  li.imet  driif 
los  und  ficht,  als  hätt  si  's  verdünge".  MUsteri.  .Einmal 
kam  der  Nachbar  zu  mir  mit  der  Bitte.  Nachts  nicht 
so  lange  zu  f.,  sein  Güggel  [Hahn]  möge  es  nicht  er- 
leiden.' GoTTH. ;  gemeint  war  eifriges  Geigenspielen. 
.Mancher  hat  mich  wollen  und  grausam  [gar  sehr] 
gefochten  mit  Zärtlichkeit.'  ebd.  ,Wenn  Abends  die 
Knechte  schon  lange  im  Nest  sind,  so  fichten-i'''  noch 
in  der  Küche  und  wasche  ab  oder  helfe  der  Mutter 
■/,'  Morgen  rüsten.'  ebd.  ,Do  ich  in  disem  vehtende 
was',  mich  damit  abmühte.  Nicl.  v.  Bas.  ,Manibus 
tendit  vellere  nodos,  er  zerrt,  ficht,  arbeitet  sich.' 
Fris.  Von  den  unwillkürlichen,  zuckenden  Bewe- 
gungen Sterbender:  , Focht  er  schon  mit  erstorbenen 
(jliedern.'  UBragger.  Lebhaft  gestikulieren  beim  Pre- 
digen oder  Selbstgespräch  W.  D'  Händli  fechtid  öni 
■  liue.  UsTERi.  Mit  Etwas  f.:  sich  berufsmässig  oder 
sonst  eifrig  mit  Etwas  abgeben,  zu  tun  machen  oder 
liaben;  eine  Arbeit,  ein  Gewerbe  betreiben  B;  FMu.; 
Sc'HiLu.  Er  hat  mit  Tubak  g'fochte  FMu.  D'r  Vetter 
het.  hij-n-is  [bei  uns]  g'wont:  er  het  mit  der  Müli 
g'fochte",  d.  i.  unsere  Mühle  verwaltet  B  (MWalden). 
/"■''  ha"  noni  [noch  nicht]  ril  mit-em  Spiegel  gfochte", 
mich  mit  ihm  abgegeben  B.  .Die  Wirtin  sunnete  eben 
ihre  Betten    und  focht    [haiil irrte |    mit  Schlichti.-    N. 


1!  Kai.  l'S40.  .Im  (iarten  Hess  man  es  mit  dem  Maien- 
zeug f.  [die  Blumen  warten]  und  zur  Not  Kraut  säen; 
aber  auf  "s  Feld  wollte  man  es  nicht  nehmen.-  Gotth. 
,Mit  diesen  [Schulkindern]  Hess  mich  der  Schulmeister 
f.'  ebd.  .Liseli  focht  ganz  ungeniert  mit  ihres  Mannes 
Geld.'  ebd.  Auch:  Medizinen  oder  chirurgische  In- 
strumente anwenden.  ,Anne  Bäbi  focht  mit  Melisse- 
thee,  so  streng  es  mochte,  aber  es  half  Nichts.'  Gotth. 
(Mit  einem  Instrument  in  einem  erblindeten  Auge) 
Öppis  fechte,  irgend  eine  Operation  versuchen,  Etw. 
vornehmen.  Schild.  Zuweilen  statt  ,mit'  ein  Adv. 
Ussefert  [auswendig]  chönn-me"  nit  helfe",  mi"  müe.'is 
innefert  fechte".  Gotth.  , Eltern  vermeinen,  es  sei  wul 
gefochten,  wann  sie  nur  vil  in  sie  [die  Kinder]  schoppen 
[stopfen]  und  .stossen  mögen.'  FWvss,  Weyhn.  1(550. 
Mit  einander  f.:  um  die  Wette  arbeiten,  bes.  v. 
Mädchen  beim  Stricken,  Strohflechten  u.  ä.  Arbeiten  Sch  ; 
Th;  Z.  .Und  iltainer  nach  dem  andern  dar  und  vächten, 
dass  si  zue  dem  tod  kämind.'  Z  Chi-.  Formelhaft  ver- 
stärkend verbunden  mit  der  Form  fichten:  „Man  kommt 
mit  dem  Fichten  und  Fechten  nicht  weit,  d.  i.  mit 
übermässiger  Eile."  Er  flehtet  und  fechtet,  bemüht 
und  beeilt  sich  aufs  eifrigste.  Schild.  Refl.  absolut: 
sich  anstrengen.  Tue-di'''  nüd  asii  f.  Ap.  —  2.  sich 
lebhaft  bewegen;  mit  Ortsbestimmung :  wohin  eilen; 
mit  Angabe  eines  Gegenstandes:  nach  Etwas  .streben. 
.Die  fachten  nach  keinem  andren  end,  dann  dass  sy 
üwer  verderbung  verfolgen  [=  erlangen].'  1537,  Absch. 
,Wir  fechtend  und  zahlend  unib  das  zytlich.'  Güalth. 
1555.  ,Tendere:  reisen,  gestrackts  etwanhin  fechten 
oder  eilen.'  Fris.  .Ficht  an  das  selbig  ort,  so  fast 
[schnell]  du  magst'  Vogelb.  1557.  .Darein  [in  die 
Kürbis]  wirt  ein  grosser  käfer  geworfen,  welcher,  die- 
weil  er  stäts  herauss  ficht,  ein  wild  getön  haben  wirt.' 
ebd.  .Interdictis  aquis  imminet  seger:  das  im  verbotten 
ist,  darnach  ficht  er.'  Fris.  .Dyn  fleischlich  herz  ir 
[einem  wyb]  nach  ficht.'  UtzEckst.  ,Und  dieweil  etliche 
nach  solchen  Pfründen  sehr  fechteten.'  Wurstis.  ,Hatt 
ain  ersame  oberkait  zuo  Zürich  nach  sprachenrychen 
männer[n]  gefochten.'  Kessler.  ,Und  sich  oft  küiner- 
lich  [kaum]  lassen  durch  Leybs  Schwachheiten  von 
denselbigcn  [den  Predigten]  abhalten :  ja  sie  haben  auch 
im  Todbet  in  die  selbigen  gefochten.'  RSchwarzenb. 
1607.  , Fechten,  eilen,  fretten,  .strütten:  festinare,  pro- 
perare.'  Red.  166'2.  .Er  flehtet  und  sahnet  sich  nach 
solchen  Anläsen.'  LTlr.  17'27.  Auch  mit  Abblassen  des 
Begriffs  der  Eilfertigkeit,  übh.  Richtung  auf  einen 
Punkt  hin  nehmen  ZG.  Von  Naturkräften:  ,Sy  fech- 
tend obsich  wie  das  für',  streben  immer  weiter.  HBull. 
1533.  ,So  bald  die  Element  äussert  ihrem  natürlichen 
ort  sind,  fechten  sie  wiederumb  an  ihre  örter.'  .IZieol. 
1(347.  ,Die  HöU  mag  ihren  Schlund  noch  so  auf- 
spehren;  das  Feuer  derselben  noch  so  gegen  ihm 
gleichsam  hinauf  fechten.'  Ulr.  1733.  ,Die  Flamme 
flehtet  aus  einem  Gemach  in  das  andere.'  ebd.  ,Die 
Flammen  h.iben  denen  Stegen  zugefochten.'  Monatl. 
Nachr.  1755.  Unpers.  obsi'''  f.,  v.  Atembeschwerden: 
Es  het-em  lestig  obsi  g' fechtet  U  (Syn.  Es  ist  im  starch 
uf 's  Herz  cho").  —  3.  streiten,  zanken.  Si  fechtid 
e  chll"  gegen  enandere  Nnw.  Ringen  (jnObS. ;  Syn. 
stechen.  I)isputie  ren:  .Viele  Katholiken  dürfen  sich 
auch  zum  F.  [mit  Protestanten]  frisch  präsentieren.' 
JJBreit.  X'  fechte"  cho",  vorwärts  kommen,  im  Kampf 
ums  Dasein,  in  der  ("oncurrenz;  Syn.  s'  Schlag  oder 
s'  faren  cho".  eig.  zum  Schlagen  an  die  Reihe  kommen. 


i 


6(iö 


Karht.  fedif,  lii-lii,  lorht.  i'iiclit 


eiiii'ii  \Mituil  cn-eicheii  Aa.  Uiipers. :  iV  flehtet  mit 
im.  er  kiiiiipft  mit  sich,  ist  unentschieden  B  (auch 
In.  B).  Es  fechtet  mi'''  [es  ficht  mich  an,  ich  bin 
versucht  |.  C*  n-ell-d'r  Ei's  ge"  [dir  einen  Splüag  zu 
versetzen]  Ndw;  hautiger  anfechten,  s.d.  —  i.  betteln 
AaV.;  Gr;  Z.  Ach  du  wm  Gott  in  sliiem  Eich,  Wie 
(/seht  das  Fechte"  dem  Bettle'  so  (flieh!  sagte  hinterher 
das  Bettelweib,  welches  der  Handvverksbursche  bei 
Seite  geschoben  hatte  mit  den  Worten :  ,Geh  sie  weg, 
Bottelweib,  ich  will  f.!-  Von  einem  , walzenden'  Ge- 
sellen sagt  man  scherzweise:  die  halbi  ZU  ficht  er 
und  die  atidri  duet  er  bettle  AAZein.  ,l)ie  handwerks- 
liiirseh  haben  sich  des  fechtens  zu  enthalten.'  B  Mand. 
17iH).  ,I)ie  Handwerksgesellen,  abgedankte  Soldaten 
I  usw.]  soll  man  anhalten,  dass  sie  des  zudringlichen 
und  unverschämten  Fechtens  sich  müssigen.'  Z  Mand. 
17S7. 

Mhil.  veliten,  in  bustäudiger  eifriger  Bewegung  nach  einem 
Ziele  sein,  streben,  ringen.  —  Zu  der  (klingenden)  Verbindung 
ficiten  und  fechten  Tgl.  nhd.  .mit  Sing  und  Sang'  u.  ä.,  nihd. 
tri^n  und  watjtn,  hin  und  her  schwanken.  Das  schwache 
Ptc.  (/'fechtet  Gr  Val.  in  der  Bed.  .gebettelt'.  Diese  letztere 
Bed.  ist  nrspr.  vuu  herumziehenden  Soldaten  (bes.  nach  dem 
SOjährigeu  Kriege)  ausgegangen,  welche  ihre  Fechtkunst  um 
Geld  sehen  Hessen :  dann  auf  die  ihnen  nahe  steifenden  wan- 
dernden Handwerksbursche  übertr.  Die  Bed.  ,mit  Waffen 
fechten'  ist  sonst  nicht  volkstümlich.  Vgl.  noch  Fechiü; 
fichllirueder,  -schuel.  Vgl.  auch /ät-Atoi  Sp.  661  und /ec*d«i 
Sp.  646,    mit  denen  es  sich  in  Formen  und  Bedd.  berührt. 

ab-:  (refl.)  sich  bis  zur  Ermüdung  anstrengen, 
abmühen  Ap  (Ebel).  ,Daz  sy  über  statt  an  den  berg 
yltend  und  sich  abfachtend,  insonders  die  nit  wol  zuo 
fuoäs  und  mit  harnesch  beschwaret  warend.'  HBull. 
1572.     Auch  bei  ÄgTschudi. 

über-:  (refl.)  sich  vermessen  Ar.  Sich  übereifern: 
,So  voll  flammender  Begierd  zu  predigen,  dass  er  sich 
ttberficht,  überstrudelt.'  UBrXgger  1782. 

an-:  1.  mit  pers.  Subj.  a)  mit  pers.  Obj.,  an- 
greifen, kriegerisch.  ,Su  facht  der  Kaiser  das  Küng- 
rych  Ungeren  an.'  Ansh.  Angehen,  mit  Bitten.  .Durch 
bitt  ward  ich  gefochten  an.'  Gengenb.  GM.  .Couflictare: 
anfechten,  plagen.'  Denzl.  1077;  171ö.  ,Also  soll  ein 
christlicher  eeman  syn  wyb  ouch  nit  fuossen,  südlen 
und  nienerfür  haben  [geringschätzen],  darumb  das  sy 
etwan  unbcricht  oder  sust  angefochten  und  verjänieret 
ist.'  HBull.  1540.  —  b)  mit  sachl.  Obj.:  einen  An- 
spruch auf  Etw.  machen.  .Wir  wellind  niemer-me  a.. 
das  wir  die  pfruonden,  so  wir  besitzen,  unseren  kinden 
iibergtjbind.'  Zwingli.  —  '2.  mit  sachl.  Subj.  resp. 
unbest.  es:  a)  Einen  gelüsten;  in  Versuchung  bringen. 
Es  ficht  mi"''  a",  dies  od.  jenes  zu  tun:  ich  spüre  Lust, 
Reiz;  es  juckt  mich  Aa;  „B;  VOtre;  S;  Z."  Das 
fichtet  mi"''  nit  a"  W.  Die  Chriesi  [Kirschen]  Jiänd- 
mi'''  a'g' fechtet,  ebd.  Es  facht  [fach  Aa)  -mi'''  {Hecht, 
leicht)  a",  i  gäh-dr  en  Orßg,  ich  hätte  nicht  übel 
Lust,  könnte  leicht  zu  dem  Entschlüsse  kommen,  dir 
eine  Ohrfeige  zu  geben  ZHirzel,  Kn.  ,Es  mag  ouch 
ein  jetlicher  waldtnian  gremplen  [Handel  treiben],  wor- 
mit  er  will,  welichen  solichs  anfleht  und  er  's  vermag.' 
1572,  SenwE.  Waldstattbuch.  Syn.  versännen.  —  b)  an- 
gehen, berühren,  botreifen.  Das  ficht-mi  nüd  a",  läs.st 
mich  gleichgültig,  mir  ist  daran  Nichts  gelegen  GF. 
Syn.  flggen.  —  angefochten:  eifrig,  parteiisch.  ,So 
ist  Gott  ouch  nit  vorteilig  und  angefochten,  wie  wir 
armen    menschen,    das  er  unbedachter  wys  uss  gunst 


oder  Ungunst  handle.'  Gl'ALTIi.  1559.  ,Syne  reden 
warend  nit  ein  ordenlichs  disputieren,  sonder  ein  an- 
gefochtes  schryen.'  Grob  1599.  —  Angefochtni  f.: 
Eifer.  ,Vor  Nyd.  Hass,  Angefochtne  und  anderen 
Lastern.'  LLav.  157ö.  .Es  redind  die  prediger  us  an- 
gefochtne mer,  dann  Gott  inen  befolhen  habe.'  Gualth. 
1584.  —  An-Facht  .1/'.  f.:  Anfechtung,  heftiges  Ge- 
lüsten. Das  Jagen,  Spielen  ist  eine  A.  B  öO.  —  Be- 
wahrt dem  nhd.  Prät.  .focht  gegenüber  den  richtigem  Voc. 
—  a"fechtig:  1.  neckisch,  händelsüchtig,  wie  junge 
Leute  es  oft  sind  Aa.  ,Mit  anfechtigeni  Maul  begabt.' 
GoTTH.  —  '2.  unternehmend,  tätig,  arbeitsam  B; 
ZKn.  ,Ein  klein,  aber  anfechtig  Bürschchen.'  Gotth. 
Syn.  angriffig.  —  3.  unzufrieden,  den  leicht  Etw. 
anfleht,  dem  immer  Etw.  mangelt  Z.  —  Anfechtung: 
1.  sinnliche  Begierde.  ,Das  sy  nit  nach  dem  wort  des 
Herren  sich  vereelichetend,  sunder  iro  anfechtungen 
folgtend:  dann  die  anfeehtung  und  nit  Gott  hatt  sy 
zuosammengefüegt.'  HBoll.  1540.  ,Dass  sie  aus  eitler 
a.  eigens  geniesses  den  habenden  clöstern  nit  wenig 
übertrangs  antuon  [angetan]  habend.'  Vau.  ,Ubi  libido 
veniet  nauseae:  wenn  in  [ihn]  ein  a.  zeerbrechen  an- 
kumjit.' Fris.  Anderweitiger  innerer  Antrieb.  .Weder 
fründschaft,  gunst,  noch  andere  sondere  anfechtungen.' 
1571,  S  Woch.  .Nit  us  eigner  a.  oder  us  ime  selber.' 
GüALTH.  1584.  —  2.  Parteileidenschaft.  .Damit 
niemand  vermeine,  ich  schrybe  us  a.'  LLav.  1509, 
=  .Verbunst  und  Religionshass.'  1670. 

er-:  1.  Etwas  durch  .Fichten  und  Fechten'  früher 
vollenden,  als  sonst  geschehen  wäre  Z.  —  2.  erobern. 
.Die  stat  Jericho  gruntlichen  e.  und  zerstören.'  XIV., 
Marcus  von  Lindau.  (Übersetzung  von  expugnare.)  — 
3.  erbetteln,  von  Soldaten.  ,Die  Soldaten  hatten 
ihr  Tractament  nicht,  einige  von  ihnen  hatten  den 
Hrn.  Hauptmann  uuib  Erlaubnuss  gebetten,  auf  die 
nächsten  Baurenhöf  zu  gehen,  umb  ein  Stuck  Brot 
zu  e.'  Kriegsrecht  1704.  —  unerfochten.  .Bis  [sei] 
im  wie  ein  unerfochtner  spiegel  und  wüss,  das  er  nit 
bis  ins  end  rosten  wirf.'  1531/48,  Sirach.  —  un- 
erfochtlich.  ,Ineluctabilis:  unerfochtlich,  unüber- 
windtlich.'  Fris.  1568/74.   —  Bei  Mal.  .unerforchtlich'. 

ÜS-:  1.  mit  Acc.  S.,  einen  Handel  i(.,  zu  Ende 
führen  und  die  Folgen  tragen  B.  —  2.  mit  Acc.  P., 
enand  u.,  mit  einander  in  der  Arbeit  wetteifern  Ap 
Schöngr.  Di'''  will-i'''  usepfächte"  [beim  Rätselaufgeben 
überwinden].  EFeürer  1881.  —  3.  (intr.)  heraus  drin- 
gen, streben.  .Geschieht  gern,  dass  was  eingeht  zum 
einen  ohr,  alsbald  widcrumb  aussficht  zum  anderen.' 
F  Wyss,  Neujahrspred.  1650.  Uisefechte,  vom  Auf- 
stossen  aus  dem  Magen  Ndw.  —  4.  .Aussgefochtne 
jar,  alter  da  einer  nit  mer  werken  mag,  emeriti  anni.' 
Mal.    —    In  2  spielt  Berührung  mit  fachten  herein. 

feder-:  kunstgerecht  fechten.  ,Der  Zweck  ist  nit, 
jemanden  mit  hartem  oder  unzimmendem  F.  zu  be- 
schweren.' Hott.  1606.  .Ihre  Waaffen  waren  weder 
wagen  noch  reuter,  sondern  zweier  oder  dreier  per- 
sonen  ausgepressetes  und  gleichsam  abgezwungenes, 
jedoch  ernsthaftes  F.*  ebd.     S.  Feder fechter. 

vor-:  vorgreifen.  .Wir  wollend  niemand  vorge- 
fochten  han.'  Zwingli.  —  Urspr.  wohl  im  Zweikampf  los- 
schlagen, bevor  die  Erlaubniss  dazn  gegeben  worden  ist. 

Spiegel- Fechten,  -Gefecht,  „-Facht  L" 
n.,  -Fechtung  f.:  scheinbar  ernsthaftes  Fechten. 
1.  Scheinangrifi".  Wurstis.  —  2.  (übertr.)  unwahres, 


6(i1 


Facht,  fecht.  ficlit,  focht,  fucht 


prahlerisches,  scheinheiliges  Gebaren.  ,HabenJ  allein 
ein  spiegelfechten  geniachet'  LLav.  1569.  ,Dass  sy 
nur  vor  den  lauten  ein  spiegelgefecht  (,-fechten.'  1(593) 
machen  können,  und  sich  von  nienigklichem  sehen 
lassen,  wie  barmherzig  sy  gegen  den  armen  seien.' 
SHOCHHOLZ.  1591.  —  „Si>.-Facht''  bei  St.''  war  «nh!  als 
fein,  anzusetzen;  vgl.   Äji-Facht. 

wider-:  1.  (absol.)  Widerstand,  Gegenwehr  lei- 
sten. ,Dass  ihn  auch  die,  die  ihm  hilf  schuldig,  nit 
nur  verlassint.  sonder  auch  mit  widerfechtung  schwe- 
chint  und  hinderint.'  Ansh.  ,Das  syge  wyt  [fern]  von 
uns,  dass  wir  dem  h.  evangelio  ungehorsame  oder  mit 
dem  minsten  buochstaben  wollten  w.'  1529,  Bs  Cartäus. 
,Wir  lydend  kein,  der  widerfecht'  Aal  1.549.  ,Con- 
travenire:  widerstreben,  widerfechten.'  Fris.  ;  Mal.  — 
2.  (niitAcc.)  angreifen,  bestreiten.  ,Gerüst[et],  alle 
ze  w.'  ZwiNGLi.  ,Ich  bin  nit  kumnien,  evangelische 
oder  apostolische  leeren  ze  w.'  ebd.  ,Hiemit  werdend 
zwei  gschlecht  der  menschen  widerfochten.'  Gualth. 
1559.  .Welches  exempel  der  h.  Tertullianus  anzücht 
und  dise  irrig  meinung  widerfichtet.'  LLav.  1569,  = 
,und  diser  Wahn  den  armen  Heiden  widerwiesen  wird.' 
1670.  ,Den  Artikel  von  der  Allenthalbigkeit,  welchen 
vil  [Viele]  in  Sachsen  selbs  widerfachtend.'  LLav. 
1576.  ,Sy  wurdend  sy  und  ire  junger  widerfechten.' 
Kessl.  ,I)ie,  so  diesen  Rat  widerfechteten.'  Wurstis. 
1580.  —  .Widerfächung  und  ableinung  etlicher  reden.'  löT6 
(Segess.,  Pfyffer),  viell.  mit  Anlehnung  an /f <■*««,  befehden.  -- 
Wider-Fechter:  Widersacher.  .Weil  unter  diesen 
Widerfechtern  keine  Ruhe  mehr  wäre.'  1529,  A  von 
MüLiNEN.  .Wider  unsere  Widerfechter.'  Wurstis.  1580. 
zue-:  dem  Herzen  z.,  zustreben,  angreifen.  .An- 
dere aber,  als  der  ICräuteren  und  Tieren  Gift,  haben 
ein  Art  zum  Herzen  zuzufechten  von  wegen  der  an- 
mut.  so  sie  zum  herzen  haben.'  JZiegl.  1647.  .Seelen- 
krankheiten, welche  dem  herzen  z.'  Hott.  1666. 

Blinden-ge-fecht:  Scheingefecht.  .Hinder  rugks 
und  bi'm  Unverstand  [vor  den  Unkundigen]  füerend 
die  blinden  schryer  ein  blinden  gfecht,  gend  's  ein- 
ander [gegen  die  von  ihnen  Verleumdeten]  gwonnen.' 
Salat. 

Fechter:  1.  Landstreicher,  eig.  herumziehender 
F.,  der  seine  Künste  auf  Jahrmärkten  sehen  lässt. 
Die  Gesandten  sollen  1535  vorstellen,  wie  gewisse 
Banditen  einen  Priester  auf  offener  Strasse  entmannt, 
und  daher  die  Orte  bitten,  sich  der  Eidgenossenschaft 
wegen  solcher  ,Vechter'  zu  entsehlagen.  Absch.  .Daher 
kommt,  wann  etwan  ein  neuer  marktschreier.  gaukler 
oder  spiler  angelanget,  dass  man  den  mit  grossem  Zulauf 
zu  sehen  und  zu  hören  sucht:  insonderheit  lauft  die 
menge  zusammen,  wann  neue  zweikämpfer  und  fechter 
ankommen,  um  zu  sehen,  wie  dieselben  auf  einanderen 
loss  gehen,  einanderen  parieren,  hieb,  stich  und  schlag 
versetzen.'  AKlingl.,  G.  B.  1688.  Vgl.  F.-Possen.  — 
2.  lebhaft  gestikulierender  Redner.  Das  ist  e  scharpfe 
Fechter  bim  Predigw  W. 

Fechtis.  Fichtis  Fcchtis  mache":  die  beim  Fechten 
üblichen  Bewegungen  machen,  tun  als  ob  man  föchte 
SchH.  —  Aus  .l'echtens'.  Gen.  des  subst.  Intiu.  wie  FaluK 
«i<n7ii'",    Fans,'c-'ns  spielen. 

fechtbar:  zum  Fechten  geschickt;  wehrhaft, 
kampffähig.  ,\il  unnützer  bürlinen,  die  nüt  f.  sind.' 
Eblib, 


Picht  f.,  flehten  s.  Facht,  fachten  Sp.  661. 

Ge-vicht  kf-  n.:  1.  Vieh  überh.,  ohne  Unter- 
schied (doch  vorzugsweise  Rindvieh  BRi.);  Viehstand,  i 
Viehbesitz;  die  gesammte  Habe,  so  weit  sie  in  Vieh  i  .i 
besteht  BO.  Beim  Aufzug  auf  die  Alpen  heisst  es  '■.  i  >; 
etwa:  Ganyet  afe  [geht  vorläufig]  viit  dem  G.,  wir 
wi  [wollen]  mit  dem  Zügel  [Hausrat]  nahi"  chon  BSi. 
.Mit  keinerlei  Gefleht  dasselbig  abetzen.'  1598,  Sanen. 
, Selbiges  Geficht,  es  seie  Ross  oder  Rind.'  1650.  ebd. 
.Aber  übrig  Pflcht  als  galts  Veich.  Geiss,  Schaf  und 
Ross.'  ebd.  —  2.  mit  Nebenbegriffen,  a)  ver- 
hältnissmässig  kleine  Herde.  Er  het  so  für  nes  •>!. 
gäbigs  G'dchtli  Sümmerig  und  Winterig  [Nahrung  für  fl, 
Sommer  und  Winter]  g'nueg  BSi.  --  b)  Schmal vieh 
(Schafe.  Ziegen,  Kälber)  BSi.;  W,  auch  Schmalg'richt, 
Syn.  Gesehmeiss,  Trüeeht,  Gefisel  —  c)  alle  Haus- 
tiere, also  auch  inbegriffen  Geflügel,  Federvieh  BBe.; 
auch  von  diesem  allein  BU.  ~  d)  ubertr.  auf  Men- 
schen, aber  etw.  verächtlich;  v.  Kindern,  die  Einem 
im  Wege  stehen  oder  von  jungem  Leuten  geringen 
Standes  B.  Jungs  Gficht  ist  nid  vil  da  g'sl",  aber 
dest  me  ro'  dene'  alte"  Bürgere".  Postheiri  1865.  — 
3.  G'vichtli,  kleiner  Grundbesitz,  kleines  Gut  (auf 
welchem  nur  wenig  Rindvieh  oder  nur  Schmalvieh 
ernährt  werden  kann)  BRi.,  Si. ;  einmal  auch  verächt- 
lich von  Kartoftclpflanzungen  (gegenüber  Wiesen  oder 
Getreideland?).  Gotth.  —  Collectivbildung  zu  IV-A  mit 
angehängtem   (. 

Flechte,  in  L  File  cht  e  f.:  Fichte,  aber  nicht  hn 
S.  von  Rottanne,  pinus  abies.  sondern  von  Föhre, 
pinus  .silvestris  Bs;  S  nJ.  Wurstis.  erwähnt  Fussböden 
und  Getäfer  aus  ,riechtenholz'.  Sonst  nur  noch  in 
Eigenn.  erhalten :  /"  der  Fiechte  u.  Fiechteberg  BHuttw., 
Fiechtehof  BBrisl..  i"  der  Füechte  LButt.  u.  Luth. 

Mhd.  iiieiie,  ahd.  fiuhta.  Unsere  Form  mit  üc  ist  An- 
lehnung an  ßiecht,  feucht,  oder  pflanzt  die  älteste  deutsche 
Form  fort,  doch  mit  der  durch  t-k  hervorgerufenen  Diph- 
thongierung des  ü.  Den  Fris.  u.  Mal.  bedeutete  die  .('iieclitcu' 
die  .Weisstanne,  abies' ;  ebenso  ,Fichten-.  Fiechten-.  Feuchten- 
baum, Fliehten'  bei  Denzl.   1677;   1716,    aber  auch  .pinus'. 

*Tann-  zu  erschliessen  aus  dem  Adj.  ,tann- 
füechtin'.  .Tannfuchtine  köpfli  [Trinkgefässe].'  1492, 
Z  Invent. 

Becher  aus  ,Fichtenholz',  d.  i.  wohl  dem  H.  der  harzigen 
Rottanne,  waren  im  Mittelalter  beliebt:  doch  deutete  die 
obige  Zss.,  sowie  die  Angaben  der  Z  Lexikographen  (unter 
fiechte)  eher  auf  die  Weisstanne. 

Fiecht  m.?  n.?:  Fichtengehölz  =  mhd.  riehtach; 
nur  in  L  Ortsn.  ,im  F.',  ,auf  dem  F.'  überliefert,  — 
Vgl.   .der  Tanu',  Tannenwald,  udgl. 

ge-fochten  s.  1)  fechten,  2)  fachten. 

Flicht  f.:  1.  hastige  oder  wilde  Bewegung  in 
ernstlichem  oder  scherzhaftem  Streit  z.  B.  in  Knaben- 
spielen oder  im  Kampfe  mit  widerspänstigen  Tieren 
B;  S.  Eh,  ivas  hei"  mir  für  e  F.  g'ha'  mit  dene" 
Hüener:  Er  het  e  rechti  F.  g'ha",  Mühe.  Umtriebe. 
—  2.  PI.  Fücht:  Bewegungen.  Benehmen,  bes.  Listen, 
Ausflüchte.  F'' kenna  dlni  F.  sclio" !  Bus  Mol  hen-em 
[haben  ihm]  .smi  F.  Nüt  g'holfn"!  Gr. 

fuchten:  zanken,  schelten,  derb  zurechtweisen  W. 
Mueter  hat  mit  de"  Chindru"  streng  g'fiichtot.  Oft 
verbunden:  /".   und  murren.     Syn.  muelen. 


6tiP 


Facht  -fudit.     Kad     lii.l 


670 


F lichtete  f.:  1.  Zank,  Wortwechsel  W.  -  2.  c  F. 
mit  Jemand  haben,  viel  Wesens  machen  U.  Syii. 
G'jäitk,  Gefach. 

Fiichti  f.  =  Fiichtete  1  W. 

„(ie flicht  n.  =  Gefecht.  Geficht:  Kile  bei  einer 
Ail)eit.'' 

Fuchtle"  f.:  1.  Hieb.  Streich,  Olirfeige  Aa;  L. 
—  2.  tatkräftige,  entschlossene  Weibsperson  von 
miinnlichera  Geist  GRChur. 

fuchtlen  = /(ic/jtew,  facklen,  mit  einem  Licht  un- 
vorsichtig hin  und  her  laufen  BsLd. 

fucht  von  /eckten  in  der  Grundbed.  .Iiiu  und  her  fahren' 
(vgl.  bes.  auch  Gefücht  =  Gefecht);  nhd.  findet  es  sich  nur 
in  der  Bed.  .Fächer'.  Fuchten  bezieht  sieh  wohl  urspr.  auf 
Ueberdcn  od.  Schläge,  welche  das  Zanken  begleiten.  .Fuchtel' 
ist  auch  nhd.,  doch  bezeichnet  es  dort  einen  Schlag  nicht 
mit  der  Hand,  sondern  mit  einer  Klinge,  in  Baiern  ein  leicht- 
fertiges, herumschweifendes  Weib.  Zu  fuchttcn  vgl.  kärut. 
fliehtet,  Fackel. 

an-fnchten:  (unpers.)  zum  Lachen  reizen.  Es  het- 
mi'''  lestig  a'g'fuchtet  z'  lache'  U.  —  Aus  dem  Ptc.  an- 
ij'J'oehten  (s.  an-fechten  Sp.   665),  an  pfuchen  angelehnt. 

fücht  ScH,  sonst  füecht  (fiecht):  1.  feucht.  Füchti 
Hand  bidüt't  Liehi.  Sulger.  No"''  f.  hinder  den  Ore' 
s.  Ör  Sp.  413  ni.  —  2.  bildl.  a)  bezecht  Bs  (Spreng). 
Den  Wein  liebend.  ,Die  Hebammen  sollen  ein  nüch- 
ternes, ehrbares  und  gottsförchtiges  Leben  führen  und 
nicht  schnatteren  oder  eine  feuchte  Schwester  sein.' 
JMiRALT  1697.  —  b)  .<i'''  /'.  mache",  sich  wichtig  ma- 
chen, gross  tun,  prahlen  Z.  ,Du  [Christus]  haltst 
dich  selber  raer  dann  fiecht!  Und  gibst  dir  selbs  so 
grosse  nammen.  Als  ob  du  syest  glych  alls  saraen. 
Nempst  dich  das  liecht  der  ganzen  weit.'  Aal  1.549. 
Basel  hielt  sich  fücht  für  und  für,  trutzliehs  han- 
ilelns.'  Salat. 

Mhd.  viuhte;  demnach  ist  u  die  richtige  Ausspr..  die  auch 
in  der  ä.  Litt,  noch  vorwiegend  überliefert  scheint,  z.  B. 
Fischb.  1563;  Fris. ;  Mal.;  Vad. :  aber  vor  eh  haben  bei  uns 
schon  in  alter  Zeit  einfache  lange  Voc.  sich  diphthongiert. 
Tgl.  liecht  aus  tiht,  leicht,  Wie''''neeht  aus  wth-nacht.  Die 
bildl.  Bed.  =^  vornehm,  stolz,  auch  im  ä.  Nhd.  bezeugt,  kann 
aas  dem  vornehmen  Gebrauch  von  Pomade  erklärt  werden: 
aber  viell.  eher  aus  bildl.  Bed.  von  .feucht'  =  saftig,  voll- 
kräftig, vgl.   .üppig'  von  Wachstum   und   Charakter. 

Win-:  berauscht.  .Wynfüechte,  toubschellige  [cho- 
lerische] Personen.'  1584/1626,  Schw  LB.  —  Win- 
füechti:  Zustand  der  Berauschtheit,  Trunkenheit 
ZWl.  ,Hat  sich  in  aller  fülli  [Völlerei]  und  wyn- 
füechti  in  ein  kalt  wasser  geworfen.'  1.5.i9,  Mise.  T. 
,Wie  sich  oft  findt,  dass  einer  in  einer  wynfüechte 
(=  ,füllerei.'  1670)  wyber  und  töchtern  anstrengt 
(=  , unverschämt  anredet.'  1670),  welches  er  nit  dörfte 
in  sinn  neramen,  wenn  er  nüechter  und  1er  wäre.' 
LLav.  1.569.  .Als  seine  Frau  wegen  argen  Schwerens 
in  einer  Weinfüechte  in  Rorschach  hätte  sollen  das 
Ivruzitix  küssen.'  Ap  Jahrb.  z.J.  1627.  ,Wann  einer 
des  Nachts  in  der  Weinfeuchte  eine  Pistolen  abschiessen 
wurde.'  AKlingl.  1702.  ,lndeni  so  vil  lierrliche  Psalmen 
mit  vollem  Magen  und  in  der  Weinfeuchte  gesungen 
werden.'  JCNaoeli  1738. 

füechten:  1.  feucht  machen,  begiessen  oAa. 
"^yii.  beschütten.  Nebel  und  Wiilke  flechte"  '.s  Land. 
ÜREiTENST.  —  2.  feucht  werden,  Feuchtigkeit  ziehen 
*i;  Z.  —  in-:  besprengen.  Wäsche  zum  Glätten  B; 
Gr.   üyn.  Inaprütgen,  iribeizen.  —  er-:  feucht  werden 


Gk.  Bildl.:  tniiikoii  werden.  .Mein  scinvert  wirf  im 
himmel  erfüechten.-  1531,  Jesa.i.;  dafür  1667:  .ist 
trunken  worden.' 

Füechti  (F^echti),  in  GRScliud..  Tschiertsch. 
Fiiechti  —  f.:  1.  Feuchtigkeit,  a)  abstr..  feuchte 
liescliaft'enlieit  z.  B.  eines  Hauses  G;  Z.  —  b)concr., 
ein  geringes  Quantum,  ein  Tropfen  eines  Nasses,  Saftes 
Gr;  U  (als  n.  Gesch.-Alp).  Syn.  Nässeli  n.  Die  Chuc 
gid  bloss  e  F.,  kaum  etwas  Milch.  Bildl.  Der  hat  e 
F.!  ziemlich  getrunken  Uürs.  —  2.  bildl.  Rausch  Bs 
(Spreng).  ,Obschon  sölichs  in  einer  hitz  oder  füchte 
geschehen  wäre.'  Vad. 

Die  Ausscheidung  des  concr.  Begriffes  aus  dem  alistr.  ist 
vollzogen,  wo  die  Form  F-i  als  Ntr.,  also  als  Dim. -Bildung 
aufgefasst  wird. 

Wider-;  Feuchtigkeit  des  Bodens,  die  nach  einem 
im  Zeichen  des  Widders  erfolgten  Regen  stattfindet. 
D'  Bärsette  [Esparsette]   sell-men  i  d'  W.  tue   [säen]. 

ScHlLIl. 

inechtig  ^  füecht  Bs.  —  fuechtelig:  ein  wenig 
feucht,  ebd. 

füechtigeu;  befeuchten.  .Besprengt  und  ge- 
fuochtiget.'  Kessl.  -  be-:  befeuchten.  ,Das  ghürn, 
das  im  wein  lang  befeuchtiget  ist.'  Tierb.  1563. 

Winter-füechti"g  f.:  vom  Winter  her  rührende 
Nässe  des  Bodens?  Siggt.  Chr.  1795. 


Fad  (Vad),  fed,  fld,  fod.  fud. 

Vgl.   auch  die   Gruppe   Fat   usw. 

Fad  1  Fatt,  Fad  BO..  Fad  GlK.;  PP.,  Fed  GA.. 
Pfad  BL.,  F\ide  (PI.  Fäde)  Gl  —  PI.  Fäder  Gl, 
Pf^der  BL..  Fad  Gl.  F.ed  (neben  dem  Ortsn.  i"  de" 
Fe-'de  obe)  GlK.  —  m.  BO.;  W,  n.  Gl:  GA. :  (schwie- 
riger, schwindliger)  Fusspfad  Gl;  PP.  G'schlosses  F\ 
heisst  eine  Stelle  auf  dem  Gl  Wiggis,  wo  selbst  ein 
Jäger  nicht  mehr  weiter  gelangen  kann.  Speciell 
1.  Rasenstreifen  am  schmalen  Absatz  eines  .steilen 
Felsens  hinlaufend,  nur  Ziegen  und  Wildheuern  zu- 
gänglich BD.;  Gl;  W.  Syn.  Gel'egni,  Band.  In  den 
Pfäderen  ohne,  an  den  Felswänden  BL.  Das  ist  e 
g'färliche  Fad  W.  Mängs  Gemschi  [manche  Gerase] 
hat  in  dischen  [diesen]  schüehlichen  Fäden  schls  [sein] 
Leben  län  miessen  [müssen],  ebd.  —  2.  Rasenplatz, 
der  schwer  und  nur  von  einer  Seite  zugänglich,  sonst 
von  Felsen ,  W^asser  oder  auch  durch  Zäune  ver- 
schlossen ist,  bes.  für  Schaf-  und  Ziegenweide  oder 
für  Bergheu  benutzt  BO. ;  Gl  (e  g'schlosses  F.);  GA.; 
U.  —  Milch-Fäde"  (PI.):  die  nur  Ziegen  und  Gem- 
sen zugänglichen,  mit  trefflichen  Milchkräutern  be- 
wachsenen obersten  , Bänder'  an  den  Bergstöcken  Gl. 

Wohl  eins  mit  mhd.  nhd.  ,i;fad',  aber  tw.  vermengt  mit 
.Faden',  filum  (vgl.  das  syn.  Band)  und  mit  prägnanter  Ein- 
schränkung des  Begriffs  auf  gewisse  schwierige  Wege,  da 
das  W.  .Pfad'  sonst  bei  uns  wenig  und  nur  in  engerem  S. 
gebräuchlich  ist.  Schon  in  der  ä.  Spr,  erscheinen  die  Formen 
mit  pf-,  p-;  auch  der  hart«  Auslaut,  der  in  einigen  Angaben 
auftaucht,  mag  ein  Rest  des  mhd.  Gesetzes  sein.  Ebenso 
kommt  auch  beim  alten  ,pfad'  das  sächl.  Geschlecht  neben 
dem  männlichen  vor.  Nehmen  wir  übrigens  Fad  als  die 
ursi)r.  Form  an.  so  würde  unser  W.  regelrecht  verschoben 
dem  gr.  iiaTOj  entsprechen,  während  die  nhd.  Form  (=  nd. 
jKid)    wie   ein  blosses  Lehnw.  aussieht,    —   per  Umlaut  ist. 


(371 


Fad.  fed.  Hd.  loil,  Ivul 


672 


wu  VI-    im   Hg.   aultiiU.    aus    ilfiii    l'l.    .■iiij.'iilniiigi'ii.  Uns 

W.  tritt  bes.  in  Lokaluanieu  aul;  .FaJalp.  -hoin'  l'JIac. ; 
,Fail-  (Pfad-  BG.,  Si.)  fliieh'  BO.,  uud  (z.  T.  Plur.  mit  cuU. 
S.l  die  .Macugnagafäde',  der  alte  Saumweg  vom  W  Saastal 
nacli  Mac;  .Stellifad',  Wildheiiplatz  bei  OlHätzingen:  der 
.Tidlcnfad-  (1767  .Talefod')  am  Pilatus;  das  .Stocksfed'  GA.; 
.Bärfadteu',  Yoralp  bei  der  Bäregg  im  Gadniental;  .Steigell'at- 
Bahir  an  derRigi;  ,Schine-'  und  .Blanggelad'  am  Glärnisch, 
.Hnhfad'  UwNicderbaneu,  ringsher  zugänglich,  aber  durchaus 
.abhaldig". 

Fad  II,  Fado"  r.  und  m.  IM.  .Faden'  neben 
.Fatten':  Grenzzaun  zw.  Grundstücken,  von  Zeit  zu 
Zeit  aintlicli  besichtigt.  ,Ua.ss  man  im  [ihm]  holz 
geben'  sollte  ze  sj'nen  vaden,  so  er  syn  bedürfte.'  Z 
Schiedspr.  1332.  ,Die  züne,  die  man  nempt  vaden, 
die  man  macht  die  sät  ze  verhuetend.'  Offn.  Hüngg 
1338.  ,Unz  an  das  estertürli  zer  vad.'  Aa  Wst.  XV. 
,Dass  er  die  faden  niena  zünen  wollt'  Offn.  Bors. 
141'2.  ,Es  soll  deheiner  dehein  glegen  guot  nit  kou- 
feii,  er  erfar  dann,  ob  das  guot  fatten  hab.'  Offn. 
Güttingen.  .Zeunschowor.  die  die  zeun  und  phaten 
schawen.'  Offn.  Tribolt.  1417.  .Die  gebursame  söiid 
ir  vaden  gemacht  und  ir  körn  ingezünet  han.'  Offn. 
Bosw.  1421.  ,Dz  die  faden  frid  sond  han  vom  Meyen 
abent  unz  an  sant  Michels  [29.  Sept.]  abent.'  Offn. 
.ScHwPfiitf.  1427.  .Welche  faden  nit  fridbar  sind,  die 
soll  man  niedertreten.'  ebd.  ,Die  vaden  soll  man 
zwürent  [zweimal]  in  dem  jar  gebieten.'  Offn.  Plunt. 
1480.  ,Wer  mit  der  vade  verleidet  [verklagt]  wird.' 
ebd.  , Sollen  die  sommerfaden  gräch  [=  bereit]  sein 
an  StWalpurgen  abend  und  die  herbstfaden  an  StMar- 
tinus  abend,  und  welche  fad  nit  gräch  ist...'  Offn. 
Schwamend.  1533.  ,Uf  der  Fad  ushin.'  L  1555.  , Weller 
die  faden  und  friden  uf  StMartins  tag  nit  gemachet 
hätte.'  Offn.  Kloten  1()09.  Seltener  auch  von  der 
Grenze  eines  Stadtgebietes:  .[In  der  Stadt  und  davor, 
soweit  ihr]  Faden  [gieng].'  1522,  Absch.  Jetzt  nur 
noch  in  Flurn.  erhalten  z.  B.  .Fadacker'  ZEob. 

Mhd.  mrl,-  f.,  got.  falha  f.  Die  Schreibung  mit  II  be- 
zeichnet wohl  nur  die  Kilrze  des  Toc. ;  daher  z.  B.  in  der 
Offn.  Romishorn  1469  beide  Formen  abwechselnd.  Da  der 
PI.  des  urspr.  Fem.  auf  -en  ausgieng,  so  war  Vermischung 
mit  , Faden'  m.  u.  tw.  Übergang  in  ni.  unvermeidlich.  ,Dass 
Toruauw  fad  soll  han  vor  einem  jetlichen  vech  und  soll 
mau  auch  den  fad  beschauwen,  ob  er  guet  seig.'  Offn.  Kl. 
Fahr  1749  bzw.  E.  XV.  Dazu  konnte  von  sachlicher  Seite 
beitragen,  dass  gebannte  Grundstücke  mit  Seidenfaden  um- 
hegt wurden;  s.  Grimm,  RA.  S.  183.  Auch  sind  beide  WW. 
wahrsch.  von  der  gleichen  Wz.  mit  der  Grundbed.  , umfassen' 
gebildet,  vgl.  nhd.   , Faden'  als  Mass  =  Klafter. 

„E-Fad  Z",  -Fade"  AAKais.;  Stald.,  ,-Fat', 
-Pfad  Aa  (H.);  ,Z",  .-Fahlen'  —  f.  (m.  Aa;  „Z"): 
die  von  der  Dorfordnung  gesetzlich  (s.  E)  vorgeschrie- 
bene Umzäunung  zw.  den  Zeigen  der  Dreifelderwirt- 
schaft. ,Serva  pricdia,  eefaden,  sind  die  zäun,  welche 
die  zeigen  von  einanderen  scheidend,  als  die  kornzeig 
von  der  haberzeig  und  die  haberzeig  von  der  braach 
(sie  sollend  summer  und  winter  beschlossen  syn,  si 
gangind  durch  wisen  oder  äeker) ;  damit  der  zijlg,  die 
gesäyetist,  kein  schaden  geschehe.'  Fris.  ;  Mai.  Zäune 
und  Abgrenzungen  von  Herrschaftswäldern.  LMey. 
1S2().  ,Es  soll  ouch  ein  efoden  syn  umb  des  pfaifen 
bunt  [Hau.sacker].'  Offn.  Rüedl.  1433,  welche  wegen 
der  darin  vorkommenden  Unterscheidung  zw.  ,Efaden', 
.Feldzün'  und  ,Hurd'  nachsehenswert  ist  (s.  Unot  S.  1(3, 
Art.  20).     .Von  .  .  .  soll   ein  e.  stun  unz  an  .  .  .'    ebd. 


.Welller  ein  elrid  oder  efatt  ze  zyten  oder  über  jar 
wüest  [verheert]. •  Uffn.  Gebliardsw.  14(ili.  ,Es  soll 
ain  amptmann  jerlich  zuo  zyten,  so  das  billich  ist, 
gepieten,  Efrid  und  Efaten  zuo  machen.'  Offn.  Burgau 
1472.  .Welcher  einem  ein  Ehfade  ushauet  oder  offen  I 
marche  ushauet  oder  usgräbt.'  Offn.  Weinf.  1474. 
.Welichc  zeig  körn  hat,  da  soll  StMartins  tag  der  efad  ' 
vermacht  [geschlossen]  syn,  und  da  [wo]  der  haber 
gestant  [steht],  da  soll  der  e.  ze  Ostern  v.  s.'  Offn. 
Flaach.  ,Sidtmalen  diss  riedt  ein  oft'ne  allment,  so 
mit  dheinen  graben,  sonder  mit  rechten  Eefalden  und 
underschidlichen  offnen  marchcn  von  [den]  der  enden 
[=  da  herum]  liggenden  güetern  abgesondert  und  uss- 
zilet  [ist].'  1590,  ObGlatt.  ,Welieher  die  Efäden  nit 
verhaget.'  1(304.  Aa  Wst.  .Dem  Hag  oder  Ehfäd  nach 
in  die  Reuss.'  16(3(3,  ebd.  , Ehefaden.'  1671.  Hotz,  Urk. 
Grenzgraben  Aa  It  H.  Umzäunung  einer  Gemeinde 
(eines  Hofes);  Gemeindsbann  AAKais. f  ,Von  genann- 
tem marchstein  [geht  .die  eefad']  gegen  zweien  eichen, 
under  welichen  die  ober  ussert  die  e.  in  [den]  zehnden 
dienet,  die  under  aber  innert  die  e.'  MARKBEseuu. 
Ottenb.  1585.  ,Die  Ehfad,  so  diese  Gemeinwerk  unter- 
schlagt, soll  von  beiden  Gemeinden  gemacht  werden.- 
1666.  Aa  Wst.  .Innert  seinen  Gemeindsmarken  d.  i. 
in  allen  in  dem  sog.  Ehefaden  seiner  Gemeinde  ge- 
legenen Gütern.'  DWyss  1796.  —  Gemeind-.  ,Den 
schlechten  Hag,  welchen  der  Dorfmeier  an  den  Ge- 
nieindefaden  findet.'  1662.  Aa  Wst.  —  c faden;  die 
Grenzen  und  Marken  des  Gemeindebanns  jährlich  be- 
reisen und  besichtigen  AAKais.  —  Efädin  (Offn. Sulir 
1484)  f.  —  PI.  ,eefädincn'  (ebd.)  =  Efad  in  coli.  S. 
.Dass  N.  N.  den  undcrcn  zun  machen  und  in  eren 
haben  soll,  desglychen  die  von  Meilingen  die  eefädi.' 
Mellingen  1530. 

.Epfad'  ist  Umdeutuiig,  erklärlich  aus  dem  Umstand,  dass 
die  Feldwege  urspr.  zw.  Zäunen  liefen  oder  umgek.  ndt  der 
Setzung  und  Begehung  eines  Grenzzauns  von  selbst  auch  ein 
Fussweg  gebahnt  wurde.  .Efad'  noch  fem.  z.  B.  in  .\a  Offu. 
Staretswyl;  Wettingen;  Oberwyl  1606;  so  auch  .Kfahbri-; 
,Efaden'  nisc.  z.  B.  in  Offn.  Rüedl.  (u.  danach  auch  .Efad.' 
Offn.  Flaach),  und  sogar  ntr.  Hofr.  Lunkh.  |Ari;üv.  ISKI, 
134,    14).      Syn.    Ehmj;  Eß-iden. 

Haber-:  die  zum  Schutz  der  Hafersaat  dienende 
Umzäunung,  sonst  ,Summerf.'  genannt.  ,Die  herpst- 
faden  sond  frid  han  uf  StMichels  tag  [29.  Sept.]  und 
habesfaden  [so!]  uf  SanJörgen  tag  ['23.  .'^pril].'  Offn. 
ScHwPfäff.  1427.     Vgl.  u.  ,E-Faden'  die  Offn.  Flaach. 

Herbst-;  die  zum  Schutz  des  Kornes  hergestellte 
Umzäunung.  , Sollen  die  sunnnerfaden  gräch  sein  an 
dem  meyenabend  und  die  h.  an  StMartinsabend.'  1671, 
Hotz.  Urk.  Vgl.  Fail  Offn.  Flunt.,  Schwamend.;  E-Fad, 
Fris. /Mal.;  Oli'n.  Flaach. 

faden:  umzäunen.  .So  er  bedarf  holzes  dz  gnot 
ze  vadenne.'  1332,  ä.  Urb.  Z  Grossm.     Davon: 

Fädi  f.:  Umzäunung,  .\ckergrenze.  .Und  sollend 
die  usseren  acker  den  weg  tragen  und  die  inneren 
acker  die  fädi  machen.'  Offn.  Spreitenb.  .Es  sollen 
die  Fädinen  winter  und  somnier  ganz  sein  um  die 
Matten.'  1420/1749,  Aa. 

fad,  fatt:  fade  i.  S.  von  ungesalzen  (_in.  —  Hafür 
sonst  «./,  ItK,  Uikl. 

Padein  Gu  noch  tw.  neben  Faden  und  Fade,  letz- 
tere Form  allg.  (P  u.  W  Fadn.  Fadu)  -  m.  —  PI. 
Fädem.  Fäden  Gk  tw..  sonst  Fiiih  (W  Fchhi]  —  Dira.         « 


J 


673 


Fad.  fed.  fid,  fod.  hu\ 


Fädemli  Aa  f.  Födemji  Gr,  Fädi  (PL  Fädini)  W, 
sonst  Fädeli:  1.  Bestandteil  von  Gespinnst  und  Ge- 
webe, Zwirn;  nach  >Si'RENr,  nur:  hänfenes  oder  fläch- 
senes  Garn.  Isege  F.,  P^isendrat  P  silv.  An  Hm  F. 
laufe",  gwi  zu  verarbeiten  sein  (nicht  verwickelt),  von 
Seide  Z.  Als  Rechtssy nibol:  ,Wär,  das  ain  gotts- 
husniensch  von  tods  wegen  abgieng  und  keinen  ge- 
boren fründ  hinder  im  verliess,  so  soll  und  mag  man 
ainen  faden  binden  an  des  abgegangen  menschen  her- 
bergtürnagel  und  den  .strecken  an  des  nesten  [nächsten] 
gottshusnienschen  hus,  der  selb  gottshusmensch  soll 
und  mag  dieselben  gottshusgüeter  erben.'  Offn.  Petersh. 
RAA.  Kei"  trockne  F.  an  im  (am  Lih)  lia",  ganz 
durchnässt,  von  Regen  od.  Schweiss.  allg.  Kein  guete' 
F.  an  Firn  hl",  gar  nichts  Gutes  an  Einem  gelten 
lassen,  ihn  ganz  herunter  machen,  ausschimpfen,  ver- 
leumden Aa;  Bs;  Z.  Fs  ist  kein  guete  F.  me  a"  mir, 
ich  bin  ganz  sündhaft.  Stutz.  E  lange  F.  spinne", 
von  der  Katze:  anhaltend  schnurren  Bs.  F.  zieh": 
1)  ruhig  hörbar  atmen  Bs.  2)  vom  Wein,  wenn  er 
schal  wird  Bs;  Z;  .syn.  faden.  Z'  F.  zieh",  vor  Gericht 
ziehen  Bs.  .Einem  etwas  zu  Faden  ziehen,  actiones 
alicujus  ad  calculos  vocare.'  Mey.  Hort.  1692;  vgl. 
.zur  Rechenschaft  ziehen'.  Wenn  d'  Sach  recht  z'  F. 
Zuge'  wird,  sii  chunnt  's  guet.  Gotth.  Es  ist  am-ene 
Fädeli  g'hanget,  der  Entscheid  hieng  von  einem  ge- 
ringen Umstand  ab,  es  fehlte  wenig  S;  vgl.  bi-me  Här. 
Sis  Lebe  hanget  am-ene  Fade.  Sulger.  's  Herz  hangt 
am-e  Fädeli,  von  einem  Ohnmacht  ähnlichen  Schwäche- 
zustand \v.  Am  Fädeli  ha",  in  der  Ordnung,  in  der 
Hand,  Gewalt  haben  (eig.  vom  Gespinnst)  B.  ,Wenn 
einem  Schulmeister,  der  Alles  am  Fädeli  zu  haben 
glaubt,  am  Examen  nur  eine  Floh  über  den  Weg 
springt.'  Gotth.  Er  cha""  nu  [braucht  nur]  am  Fädeli 
zieh",  er  beherrscht  Leute  oder  Dinge  vollständig  (wie 
der  Marionettenspieler  seine  Puppen)  Z.  Z'  Fade 
schlä':  a)  eine  Näharbeit  vorläufig  mit  weiten  Stichen 
heften,  um  sie  nachher  sorgtältig  auszuführen  Bs;  B; 
GlK. ;  L;  Z;  Z.B.  bei  Anfertigung  eines  neuen  Kleides, 
oder  auch  beim  Ausbessern  mit  Flicklappen  BRi.;  W. 
b)  übertr.  auf  Bauten :  ein  Haus  aufführen  ohne  die 
innere  Einrichtung  Gl;  eine  Strasse  ab.stecken  und 
die  ersten  Einschnitte  machen  W.  c)  alJg.  irgend  eine 
Arbeit  anfangen,  entwerfen;  ein  Geschäft  einleiten, 
vorbereiten  Ap;  Bs;  B;  Gl;  L;  Sulger;  S;  W;  Z; 
vgl.  in-füdmen,  -fädlen.  Z'  F.  schrote',  vorläufig  zu- 
recht schneiden  L.  Er  ist  des  Fades  fvo"  dem  F.), 
von  der  selben  Art,  meist  in  schlimmem  S.,  verächt- 
lich L  (Ineichen);  vgl. //((;■  Si'ifM.  1-'1146.  Sprichw.: 
Wie  länger  Tag,  wie  chiir:cr  der  F.  Ineichen.  Nur 
dem  F.  nah,  so  chunnd-me"  zum  Chlungeli  [Knäuel], 
ebd.  Me"  cha""  d'  Litt  am-ene  Fädeli  füere",  aber  nid 
am-ene  Seil.  ebd.  —  2.  Staubfaden  der  Blumen. 
.Pastillicantibus  barbulis;  mit  kleinen  kurzen  fädem- 
linen,  innerthalb  der  bluomen,  die  überzwerche  gipfele 
habend,  glychwie  ein  hammer  oder  hauwen,  pastinum 
genannt.'  Fris.  —  3.  überaus  dünnes  Blättchen,  das 
sich  bei  ungeschicktem  Schleifen  der  Werkzeuge  an 
der  Schneide  bildet  und  durch  das  .Abziehen'  wegge- 
nommen werden  muss  Bs;  L;  Uw;  Z.  En  F.  schllfe", 
beim  Schleifen  einen  solchen  hervorbringen;  de"  F. 
nhwetze".  Darauf  bezieht  sich  wohl  ,Eim  der  F.  ne", 
arrogantiam  alicujus  reprimere.'  Id.  B.  —  4.  in  schlecht 
gebackenem  Brod  der  dichte  graue  Niedersatz  über 
der  untern  Kruste  L.  —  5.  das  Zungenbändchen  Aa. 

Schweiz.  Idiotikon.  I  5. 


—  6.  raue  F.,  gebranntes  Wasser  L.  Mit  rotem 
F.  näje,  Wein  trinken  B  (Ott).  —  7.  Fädemli  S;  Z, 
Fädungeli  S  —  n.,  Fädumel  S:  ein  kleines  Sing- 
Tögelchen,  Girlitz,  fringilla  serinus.  ,Das  fedemlin 
syn  stimm  darleit.'  Lenz. 

Ahd.  fadnm,  -um;  nihd.  ixuleiii,  -en,  vatime.  Der  urspr. 
kurze  Stammvoc.  in  einigen  MAA.  verlängert.  Das  m  lassen 
gewisse  MAA.,  in  denen  es  im  Auslaute  sich  nicht  halten 
kann,  in  abgeleiteten  Formen  wieder  eintreten.  —  Bei  der 
RA.  ,zu  F.  ziehen'  ist  wohl  nicht  daran  zu  denken,  dass 
die  Schranken  des  Gerichtes  im  Mittelalter  durch  einen  ge- 
spannten Faden  abgesteckt  wurden  (das  Gericht  hegen),  son- 
dern der  Sinn  wird  nur  sein :  Etwas  genau  untersuchen, 
zerlegen,  ermessen.  —  Verstärkend  erscheint  das  W.  in  der 
Zss.  mit  den  Adj.  -grad,  -nackig,  -nü.  —  7.  , Fädemli'  auch 
von  Mal.:  Vogelb.  1557;  JEEscher  1692  erwähnt,  hat  diesen 
Namen  viell.   von  seiner  Kleinheit. 

Oni-Fäde"  A-F.:  eine  Art  Bohnen  Z.  Syn. 
Schmalz-,  Welsch-,  Wildbönen.  —  Eig.  adj.  luit  Er- 
gänzung des  Subst.    .Bohnen' ;   s.   anfädig. 

Fräuli"-Fade'':  sog.  Dorkasfaden  aus  englischer 
Fabrik  Z. 

Nach  der  auf  der  Fabrikmarke  augebrachten  Figur  einer 
nähenden  Frau  (der  wohltätigen  ,I)orkas'  der  Apostelgesch.) 
benannt. 

Glücks-Fäde°  (PL):  Spinngewebe  an  Hecken  Aa. 

—  Solchen  scheint  gute  Vorbedeutung  zugeschrieben  worden 
zu  sein. 

Harz-Fade":  ein  durch  Harz  gezogener  Faden, 
an  welchem  die  Schlaufen  des  , Webergeschirrs'  be- 
festigt sind  Z. 

Klüngeli-  B,  Krüngeli-  Z:  auf  Knäuclchen 
gewickelter  Faden,  im  Unterschiede  von  Schüblig-, 
Spiieli-,  Strängli-F. 

Lebens-:  1.  die  Linie,  welche  quer  über  die 
innere  Fläche  der  Hand  nahe  an  der  Wurzel  derselben 
läuft  und  von  der  man  annimmt,  wenn  sie  bis  zum 
Rande  der  Hand  auswachse,  müsse  der  Mensch  sterben 
Z.  —  2.  (bildl.)  Lebenskraft,  -länge.  De  L.  ab- 
schnide". 

Harlauf-  Härleft-:  die  am  Endo  des  Gewebe- 
stückes noch  im  ,Haarlauf'  steckenden  kurzen  Fäden, 
die  abgeschnitten  werden  Uw. 

Längsi-:  der  Länge  nach  (um  eine  Erdkugel) 
gespannter  F.,  Gegs.  zu  Vrumsi-  (s.  d.).  FJScbild.  — 
-Hl  umgestellt  aus  der  genet.  Endung  -in;  vgl.  Zwüris-,   s.  d. 

Re-:  Umdeutung  des  it.  re/fe,  Zwirn.  Helvet.  Ver- 
ORDN.  1801  für  den  Ktn  Lugano. 

Rost-:  in  den  Z  ZoUordn.  1040—1757  unter  den 
Mercerieartikeln  aufgezählt.     Vgl.  Bostgarn. 

Siden-.  Einen  Seidenfaden  bindet  man  um  den 
blossen  Arm,  um  in  dem  Spiel  dräjen  (s.  d.)  Glück 
zu  haben  UwHergisw.  ,Sidcfädeli'  heisst  ein  Land- 
haus bei  Zürich,  vielL  früher  einmal  mit  S.  umhegt, 
nach  altem  Rechtsbrauch. 

Setz-:  in  der  Weberei  1.  ein  Stück  F.,  das  an- 
gesetzt wird,    um   einen   zerrissenen  zu  ergänzen  Ai». 

—  2.  der  kurze  Faden  im  Weberblatt,  an  welchen 
der  Zettel  angedreht  wird;  Einsetzfaden  Ni>w;  Syn. 
Trumm. 

Schau-:    der    äussere   Rand    eines   Gegenstandes, 
der  zur  Schau  (resp.  zum  Kauf)  ausgelegt  und  darum 
besonders  verziert  wird;  auch  von  Äckern,  deren  Rand 
43 


Ö75 


Fi 


ftd,  fid,  fod,  fud 


676 


bes.  leichlicli  f,a'diingt.  winl,  damit  die  dort  eiit.siiro- 
cheiid  reichlitdi  stehende  Frucht  einen  Käufer  aiüocke 
Bs  (Spreng).     Vgl.  Schau-Fall. 

Geschirr-  G'schVr-Faden:  leinener  ungebleichter 
F.  zu  dem  sog.  Webergeschirr,  der  wegen  seiner  Stärke 
auch  zum  Nähen  beliebt  ist  Z.  Das  ist  goppel  mit 
G.-F.  z'sämme"  (finacht.  von  Etwas,  das  fest  an  ein- 
ander hält. 

Sehne-:  Siiinnweben,  die  sich  in  Winkeln  bilden, 
aber  gewöhnlich  erst  bemerkt  werden,  wenn  sich  etwas 
Staub  daran  setzt  ÄABb.;  Z.  Man  jirophezeit  aus 
ihi'eni  Vorhandensein  Schnee  und  Fortdauer  winter- 
licher Witterung. 

Strängli-:  F.,  der  nicht  aufgewickelt  ist,  sondern 
einen  Strang  bildet  Z. 

Toiss-:  ein  Teil  der  Forellenschnur.  ,Die  Fo- 
rellenschnur lassen  wir  erlaubt  bleiben,  doch  dass  der 
Schnarch  [die  eigentliche  Angelschnur]  sei  l'/s  Elle 
und  der  T.  1  Elle.'  Z  Fischerordn.  1710/79.  -  Von 
dem  frz.  loite,  ein  Längeiiniass.     Wohl  sachlic;h  das  Selbe  was 

Tötzli-:  Schnüre,  durch  welche  die  Schwimmer 
(Tötzli)  mit  der  wagrecht  liegenden  Forellenschnur 
verbunden  sind  Z. 

Trumsi-:  Querfaden;  s.  Längsi-F.  —  Tiu„i«i,  Nljf. 
von  tnimiK. 

T rutsch-  Tratsch-:  mit  Wolle  ausgepul.sterter 
Strang,  welclier  in  der  alten  F  Tracht  mit  den  Haaren 
oingeflochtcn  wurde.   —   Trüisvln;  Haarflechte. 

Zeichner-:  F.  (weisser  oder  roter),  mit  dem  auf 
Zeugen  Zeichen,  Namen  eingestickt  werden  S. 

Anzieh-:  der  lose,  in  grossen  Stichen  ein-  und 
zsgezogene  F.,  mit  welchem  die  Falten  eines  neuen 
Hemdes   gebildet   werden,   bevor  man  sie  festnäht  Z. 

Zwüris-  BRi..  Zwirnis-  Ndw:  Zwirn.  —  Zu-ür 
=  zwir,   2   Mal. 

fädelen:  1.  den  Faden  durch  das  Nadelöhr  ziehen 
W.  Syn.  nadclen.  —  2.  Etw.  fein  wie  Faden  machen 
Ni)w.  Da  tuet-me'  nit  Slde  f.!  es  gilt  hier  derb 
dreinzufahren.  Addrich  1877.  —  in-:  eine  Sache  fein 
einleiten  Bs.  Dini.  zu  infädmen.  —  üs-:  aus  einem 
Stück  Zeug  den  Einschlag  Fädchen  um  Fädchen 
herausziehen  Aa. 

fädemen  fädme  (resp.  fäbmc)  Aa;  B;  Gr;  S;  Uw; 
W;  Z,  fadneL;  GO.,  oEh.;  ScuNnk.,  f  ägne  ScaStdt: 
1.  den  Faden  durch  das  Nadelöhr  ziehen  B;  W;  syn. 
fädehn,  nadelcn.  Mit  Acc:  1)  d'  Nadle  f.  Sch;  Uw. 
,Ein  nadlen  fädmen  (fädemen.  Denzl.  1677;  1716).' 
Mal.  Als  Spiel:  Nadle  fädme:  ein  mit  verschränkten 
Beinen  auf  einem  liegenden  Krug  sitzendes  Mädchen 
(in  Aa  ein  Knabe,  in  B  ein  solcher  in  einem  ge- 
schaukelten Korbe  sitzend)  soll  den  Faden  durch  die 
Nadel  ziehen  ZUhwiesen.  2)  Beinchen,  die  man  durch 
ein  Nadelöhr  fädmen  könnte.'  Gotth.  —  2.  die  Fäden 
durch  das  .Geschirr'  ziehen,  beim  Weben  GRÖbS., 
V.  —  3.  die  überflüssigen  od.  nicht  gut  eingewobenen 
Fäden  am  Gewebe  ausschneiden  GrI).,  Pr.  —  4.  die 
Fäden  von  Bohnen  und  Erbsen  abziehen  GRPr.  — 
5.  Fäden  ziehn.  von  schalem  Wein.  Geifern,  von 
zahnenden  Kindern  L;  Syn.  fädlcn.  —  6.  eine  Strasse 
anlegen  W;  v^l  z' Fade schlan.  —  7.  fein  anrichten, 
anstellen  BO.  \Vi  ni-mer  [wie  wollen  wir]  das  acht  f.? 
Syn.  mfadmcn.  hrittleti,  küechlen.  —  Mhd.  vedemcu.  an- 
ruilicn,   cinfiUluln.      Vgl.  fallen. 


ah- fädme  Gr;  Zu.  Bohnen  a.:  die  Schoten  von 
den  Fäden  befreien.  Syn.  abmachen.  —  üf- fädmen. 
,l)as  geweben  [Gewobene]  widerumb  auffädnien:  das 
wupp  wider  auftrennen  oder  auflösen,  retexerc.'  Fris.; 
Mal.;  Denzl.  1677;  1716.  —  in-fädmc  Gr;  Uw;  Z«, 
-fämmc  GlH.  ;  ZF.,  -fadne,  -fädne  GO.  u.  oRh.,  und 
dimin.  -fämmele  ZF.:  1.  Faden  in  die  Nadel  fassen 
Id.  B;  GkD.:  Ndw;  W;  Zg;  Z.  —  2.  beim  Weben: 
in  den  Kamm  einknüpfen  GnPr.  —  3.  (bildl.)  ein 
Geschäft  einleiten  Id.  B;  GRPr.;  Z.  M.  Acc.  P.:  Einen 
in  Etwas  hinein  ziehen  Ndw.  —  ns- fädmen:  1.  die 
Fäden  aus  einem  Gewebe  herausziehen  Gr  ObS.  Syn. 
üsfransen.  —  2.  =  üf-.  Denzl.  1677;  1716. 

fäden:  Fäden  ziehen,  vom  Wein  Aa;  ZKn.  — 
ab-:  Fäden  abziehen,  von  den  Bohnen.  Bonen  abf. 
ThHw.;   ZG.    —    York,  das  ßiden-en. 

fädig  (Aa  auch  fädnig):  1.  mit  Faden  behaftet, 
von  Bohnenhülsen  Aa.  —  2.  gerad  wie  ein  gespannter 
Faden,  auch  fädig  yrad,  z.  B.  vom  Wuchs  eines  Bau- 
mes, von  der  Körperlialtung  Gl.  Syn.  fadenyerad.  — 
3.  adv.,  auch  fädigs  (adv.  Gen.):  a)  senkrecht  steil 
Gl.  Wo  Felsewänd  ganz  fädigs  abestlged.  Anderlinth. 
—  b)  zeitlich:  schnell,  eilig,  ohne  Aufenthalt  Gl;  vgl. 
nhd.  ,jäh':  , steil'  und  ,plötzlich'.  —  ¥ür  fäilcnig,  fädemig; 

s.   yr„i-. 

an-  ä-,  v'-:  1.  ohne  Fäden,  von  Bohnen  ZKn. — 
2.  von  Hülsenfrüchten,  deren  F.  sich  leicht  ablösen 
lassen  ZThalw.  —  groh-fädmig:  aus  grobem  Faden, 
von  Garn,  Tuch  GrD.  —  lang-  läny-fädig:  1.  was 
lange  F.  hat  BBe.  —  2.  langwierig,  umständlich; 
von  Personen:  wer  im  Reden  weit  ausholt,  Umschweife 
macht  B  (Zvro).  Von  Sachen:  e  längfädigs  I'brisen 
[Einnesteln]  BBe.  Es  geit  l.,  z.  B.  mit  der  Beförderung 
von  Briefen  B. 

fädin,  -en:  Adj.  aus  Faden  bestehend.  .Fedin 
gewand.'  L  113.5  u.  noch  1777.  In  Z  Mandaten  des 
XVni.  werden  ,fädene  Spitzen'  den  seidenen  gegen- 
übergestellt.   —   Verk.   für  fädcnin. 

fädlen:  1.  „Faden  ziehen,  vom  Wein;  geifern, 
von  zahnenden  Kindern  L."  —  2.  =  infädmen,  in  eig. 
u.  bildl.  S.  Aa;  L;  S.  —  in-  ^  Infädmen  1  (Aa;  G; 
Sch;  Z)  u.  .3  (L;  G;  Sch;  UwE.;  Z).  Auch  mit  Acc. 
P. :  verlocken,  hintergehen  UwE. 

N adle- F adle r:  Spottn.  für  Sclmeider  Aa  (in 
einem  Volksliedchen). 

Fädli"g  m.:  Abfall  von  einem  Nähfaden  Z.  — 
Verk.  aus  FäJemli"g. 

Fadüne  s.  Fortune. 

fa(liisch(gel)  "^':  bracli.  unbenutzt  öGk.  Eine 
Wiese,  einen  Rasenplatz  /'.  la",  auf  das  .abmähen  der- 
selben verzichten,  was  z.  B.  bei  mageren  Bergwiesen 
je  das  andere  Jahr  oder  auch  während  2  von  3  .lahren 
vorkonmit;  dafür  auch  das  einf.  Vb.:  mer  [wir]  fa- 
duschen's.  Auch  subst.  eine  solche  Wiese;  Gras,  das 
seit  2  (3)  Jahren  steht.  Fadnschß)  han,  solches  Gras 
stehen  haben.  F.  gan  Cgü-J  1)  ungeraäht  bleiben. 
2)  verloren  gehen.     Syn.  Bock. 

Jedenf.  churw.  Ursprunges;  -vgl.  vadrunkel,  verküuimert« 
Tännchen;  viell.  vwdt  mit  ,t'ade'  (engl. /arfy,  welk,  hell,  rarf«, 
träge),  mit  einem  dem  it.  -uccm  entsprechenden  Suff. 

a"-fädig  s.  an- fangig.  Fädli  s.  F erlin  (Fer- 
chelinj.  Fädummel,  Fädungel  s.  Fädemli  (Fa- 
dem) Sp.  672. 


Fad,  fed,  fid,  fod,  lud 


678 


Fed   s.  1)  Fad  I  Sp.  670.     2)  Fechd  Sp.  64b. 
ge-fedet   s.  ye-ßchdet  Sp.  646. 

Federe"  (e  z.T.  gedehnt)  f.:  1.  Bestandteil  der 
HautLekleidung  und  der  Flugorgane  der  Vögel.  Eine 
F.  auf  dem  Hut  zu  tragen  war  noch  im  vorigen  Jhdt 
Raufbolden  von  aus.sergewöhnlichcr  Körperstärke  ge- 
boten, damit  Jedermann  sich  vor  ihnen  hüten  könne 
Gl;  Z;  vgl.  Hii-F.  Davon  viell.  die  RA.  's  Federli 
Im,  den  Vorrang  haben;  von  Etw.  das  Beste  besitzen; 
der  Beste  sein  Gl  (Scuulek).  RAA.  Er  vuiess  öni 
F.  fliige,  eine  Arbeit  unternehmen  ohne  die  nötigen 
Mittel,  aus  der  Not  eine  Tugend  machen  ZElsau. 
.Du  musst  F.  haben,  ehe  du  fliegen  kannst.'  Mey.  Hort. 
16H2.  ,Mit  fröraden  F.  fliegen.'  ebd.;  vgl.  ,sich  mit 
f.  F.  schmücken.'  Me"  sieht  's  'em  Narr  an'n  F.  a". 
Si'LGER.  ,So  man  in  zuo  den  F.  kummen  [zu  Kräften, 
eig.  zu  den  Schwingen  kommen,  erstarken]  lassen.' 
HBdll.  157'2.  ,Die  federen  fahend  an  mir  widerumb 
wachsen,  ich  heb  widerumb  an  mein  ansehen  ge- 
wännen, pennai  renaseuntur.'  Mal.  3fe"  striqjft  [rupft], 
Ko  F.  sind,  nimmt,  wo  man  findet.  Ineichen.  Usse, 
Federli!  hei  der  Tu  fei  g'seit,  wo-n-er  e"  Mülistei'' 
g'sehnüzt  het  (zur  Selbstermunterung  gesprochen,  wenn 
man  eine  schwere  Last  zu  bewältigen  hat)  L.  ,Giebt 
er  ihn  nicht  gern,  so  kann  er  mir  F.  blasen.'  Gotth. 
=  ich  lasse  ihn  gehen,  kümmere  mich  nicht  um  sein 
Tun.  Blos-mer  F.  BHk.  Syn.  blas-iner  i"  d'  Schueh. 
,Oib  ihm  ein  kurzen  bscheid  und  heiss  ihn  bald  ein 
F.  blosen  [abreisen].'  PGengenb.,  von  der  alten  Sitte, 
dass  man  in  Unschlüssigkeit,  welchen  Weg  man  ein- 
schlagen sollte,  ein  Federchen  (etwa  vom  Reisehut) 
aufblies  und  der  Richtung  folgte,  in  welcher  der  Wind 
die  F.  trieb  (Rest  eines  Vogelorakels).  ,Ich  will  ein 
Federlein  aufblasen,  dem  will  ich  folgen.'  Mey.  Hort. 
16rt2.  In  dem  von  Rochh.  angeführten  Kinderspiel: 
F.,  fliig  hoch!  scheint  F.  s.  v.  a.  Vogel  zu  bedeuten; 
vgl.  Gr.  WB.  3,  1395,  31.  Viell.  gehört  hieher  auch: 
.Iindm  d'  F.  lüpfen,  als  der  moralische  Urheber  hinter 
Einem  stehen,  ihn  zu  Etwas  antreiben,  urspr.  von 
einem  Vogel,  den  man  zum  Fluge  reizen  will.  D'  F. 
us-''eni  G'sicht  blase",  die  Verstellung  ablegen  S.  ,Fe- 
dern  lecken',  zsgesetzt  , federlecken'.  Mfy.  Hort.  1692, 
schmeicheln;  Syn.  ,F.  lesen',  s.  lecken.  —  2.  Bett- 
feder, PI.  =  Federbett.  Vil  Federli  machen  es  Bett. 
Ineichen.  Federli  zu  F.  gid  z'letst  es  Bechli.  ebd.  Es 
Meitli  soll  no-n-ere  [nach  einer]  F.  über  9  Zun  (3  Häg) 
springe',  ebd.;  Sulg.  Ufde"  F.  si",  eig.  weich  gebettet. 
,Alle  Abend  ward  der  [wieder  hergestellte  Haus-]  Friede 
inniger  und  es  hat  uns  Allen  geschienen,  wir  seien 
auf  den  F.'  Gotth.  Einen  i<s  de'  F.  jage",  aus  dem 
Bett.  Uf  de"  lange"  F.  ligge",  auf  dem  Stroh.  — 
3.  Schreibfeder.  ,An  die  F.  reden',  diktieren,  zu 
Protokoll  geben.  ,Begerte,  ir  rede  dem  schryber  an 
die  federn  ze  reden.'  Bs  Rq.  1520.  ,Wo  ir  selbs  hie  by 
mir  wärind,  möcht  ich  etwas  underreden,  das  nit  in 
die  federn  ghört.'  1548,  Absch.  ,Die  [ungehorsamen] 
Schryber  sollen  ihrer  diensten  und  der  Federen  still 
gestellt  [ihnen  das  Schreiben  verboten]  werden.'  B 
Ref.  Satz.  1628.  ,Seine  f.  dem  Teufel  in  Eugenen  dar- 
leihen.' JMüll.  1665.  Wer  nid  will  lere  [lernen]  mit 
der  F.  schrlbe" ,  muess  mit  der  Mistgable"  högge". 
Ineiohex.  Er  brächt  weder  F.  tio'''  Mül,  tut  gar  Nichts 
für  die  Sache.  FJSchild.  Guet  uf  dr  F.  sl",  gewandt 
im   Schreiben    Z.    ~   4.  Samenhaare    an    Pflanzen. 


.Bocksbart  ist  ein  krüt,  das  lange  f.  hat.'  XVIL.  B 
Arzn.-B.  —  5.  Federli:  gemeine  Siegwurz,  gladiolus 
communis;  vgl.  Federich,  Fideri.  nhd.  ,Federgras'.  — 
0.  Rippen-  od.  Schwanzstück  des  Fleisches  von  vier- 
füssigen  Tieren  Z.    Syn.  Federenstuck.    Vgl.  Schwanz-. 

—  7.  Spannholz  auf  der  Mauer,  über  welches  die 
Balken  gelegt  werden,  allg.  Vgl.  Mür-.  —  8.  der 
mit  dem  Hobel  erstellte  Grat  an  der  Längsseite  von 
Brettern,  welcher  je  in  die  Nut  emes  angefügten 
andern  Brettes  passt.  allg. 

Jilhil.ßdere(e).  Bed.  6  beruht  wohl  auf  der  Veieleichung 
des  Rückgrates  sammt  den  von  ihm  seitlich  auslaufenden 
Rippen  mit  dem  Kiel  und  den  Fasern  einer  F.  Ähnlich  wird 
Bed.  7  zu  erklären  sein.  Vgl.  noch  ähnliche  technische  Bedd. 
des  W.   in   MAA.  hei  Gr.  WB.  3,  139:},  a  und   1397,  7. 

Äeke"-:  die  F.  des  Nackens.  Do  isch-em  d' Galle 
g'stiye,  wie  ime  taube"  [einem  zornigen]  Güggel  d'  Ä. 
BWyss  1863. 

Fech-:  Pelze.    S.  Beitr.  d.  ant.  V.  Sch  II,  8  f. 

, Feder'  früher  auch  von  Haarbekleidnug  der  Tiere  und 
inshes.  von  Pelzen  gehraucht.   Gr.  WB.  3,  1392,  1)  a. 

Vogel-,  ,Wann  ein  Krankner  auf  Vogelfederen 
lige,  könne  er  nicht  sterben.'  Zauberei  1704. 

Fisch-:  Flosse.  Mal.    Vgh  Gr.  WB.  3,  1.393,  1)  b. 

In  der  Tat  entsprechen  die  Flossen  anatomisch  genau  Jeu 
Flügeln  und  lat.  pinna  ist  nächstvwdt  mit  j/enna. 

Flug-:  fliegende  F.  .Einem  flugfijderlein,  weliches 
vom  wind  verwäet  wird.'  Hopmstr  1645.  —  Vgl.  .Fedtv 
aufblasen'. 

Gauch-:  I.Flaum.  Mal.  —  2.  Narren  fed  er,  F. 
als  Zeichen  der  Narrheit.  Gengenb.  GM. 

Mhd.  gouch,  Kukuk;  auch:  junger  Vngul  iibh.  (daher 
Bed.  ]);   Narr.   Gr.  WB.  4,  1,  15,34  ohen. 

Güggel- =  TfaMe»-.  Zwinc.li  1527. 

Hu-:  (weisse)  Feder  auf.  dem  Hut  als  Zeichen  der 
Herausforderung.  Hu  Federli!  ent.sprechender  Ruf. 
XVIL  —  Hui!  Aufruf  zu  raschem  Handeln;  auch  Ausruf 
des  Widerspruchs.     Syn.   Ifttnen-. 

Hüben-:  Löwenzalin,  taraxacum  offic.  W.  — 
Wegen  des  mit  Samenhaaren   dicht  hesetzten   Fruchthodeus. 

Hauen-  =  Hu-.  ,Es  soll  ouch  niemand  kein  dann- 
ast,  hanenfedern,  paterno.stor  in  liosen  oder  sunst  kein 
andere  tratzliche  zeichen  nit  tragen.'  1510,  Absoh. 
S.  Gh.  WB.  3,  1395,  4. 

Hart-.  ,Pinna:  ein  hartleder,  das  gross  gefider 
eines  vogcls.'  Fris.;  Mal. 

Mür-:  1.  der  grosse  unterste  Balken,  die  Schwelle 
auf  Hausmauern,  als  Unterlage  für  die  Köpfe  des  wag- 
rechten Balkenlagers  eines  Stockwerkes  Uw;  U;  Z. 
.Dem  N.  N.  zwei  aiche  Stumpen  zu  ^Maurledern  durch 
die  holzherren  werden  lassen.'  Di^T.  Srn  IJatspnit. 
'2.  Wurmfarn,  cystopteris  fragilis  Sl:llw(ial^^  W.giii 
der  ticderschuittigeu  Blätter  und  des  Vorkmiiiui/ns  au  Mautru. 

Pflüm-:  Flaum-.  XVIL,  B  Arzn. 

Ramsch-:  1.  Kerbel  W  und  zwar  It  St.  chiero- 
phyllum  silv.,   nach  direkter  Angabe   anthriscus  silv. 

—  2.  Löwenzahn,  tarax.  off. 

liamn,  Itämscheh  bedeuten  sonst  Bärenlauch,  allium  ur- 
sinum,  aber  die  Blutenstände  dieser  Pflanzen  haben  etwelche 
Ähnlichkeit,  auch  ist  diu  (laxierende)  Wirkung  dieser  Pflanze 
und  des  Kerbels  auf  das  Vieh  allen  gemeinsam.  .Federe'  wegen 
der  z.  T.   doppelt  gefiederten,  z.  T.   gezaliuteri   Blätter. 

Rappen-:  Raben-  zum  Einiiinseln  von  Augen- 
flecken It  B  Arzn.  XVIL 


679 


Fad,  fed,  M,  fod,  fu,l 


680 


Sü-Federe".  Der  Handel  stöt  uf  Söuf.,  d.  i. 
schlecht  Aa.  ,Sein  Sach  stehet  auf  Säufederen,  ficul- 
neis  utitur  rationibus.'  Mey.  Hort.  1692. 

Spreug  u.  H.  erklären  S.  =  Stroh ;  vgl.  o.  hnije  F.  Sonst 
könnten  S.  auch  Borsten  bedeuten  (s.  Gr.  WB.  3,  1393,  a) 
und  dieses  könnte  bildl.  Gegs.  zu  .glatt'  bezeichnen,  welches 
auch  ,leicht,  glücklich'  bed. 

Schwane"-:  gebogene,  stählerne  F.,  z.  B.  an 
Kutschen.  Sulger. 

Schwanz-:  1.  Schwanzwurzel,  Steissbein  der  Kuh 
Ap;  Gr;  GA.  Wart,  V''  mach-di'''  d'  Schw.  lupfe!  = 
den  Hintern  GRChur.  —  2.  Stück  Kindfleisch  über 
dem  Schwanz  „Gl";  Sch;  „Z".     Syn.  Federe  G. 

Ge-feder  n.:  1.  Gefieder.  Vogelb.  1557,  126,  b. 
—  2.  eine  Art  Netz.  .Gratius  beschreibt  ein  gattung 
eines  netzes,  so  man  Gfeder  nennt,  darumb  dass  man 
federen  darein  fliehtet.'  Vogelu.   1557. 

ge-feder:  1.  gefiedert,  mit  Federn  bedeckt, 
von  Vögeln.  ,Die  bein  warend  ganz  g.'  Vogelb.  1557, 
neben:  ,mit  gefederten  fuessen'.  ,Die  zung  an  den 
enten  bedunkt  einen  an  beiden  orten  gefeder  sein.' 
ebd.  ,Die  jungen  schwalmen,  dieweil  sy  noch  blutt 
und  ungefeder  sind.'  ebd.  .Ungfeder,  unflugbar,  iii- 
volucris.'  Fris.;  Mal.  —  2.  bildl.  in  der  ä.  Eechtsspr. 
von  flüchtigen  Verbrechern,  welche  ,also  g.'  ausge- 
liefert werden  sollen,  d.  h.  gerade  so,  wie  man  .sie  auf 
der  Flucht,  im  Flug,  frisch  ertappt  hat,  ohne  Weiteres. 
,Wer  dheinen  schädlichen  mann  vachet,  der  soll  in 
[ihn]  einem  landgrafen  antworten  als  g.  und  in  all 
wis  und  mäss,  als  er  in  gefangen  hett.'  Bechtüng  d. 
Freiamts  Aff'oltern.  .Und  soll  im  also  den  als  geveder 
antwurten.'  Offn.  Albisrieden.  —  Der  Verbrecher  als 
Raubvogel  gedacht  (vgl.  .loser  Vogel,  Galgenvogel,  vogelfrei'). 
Vgl.   Gr.  WB.  4,  1,  1,  2135. 

„ge-fedcret:  ohne  Hinderniss,  wie  im  Fluge, 
ohne  den  Boden  zu  berühren  B;  LG." 

federen:  1.  (intr.)  sich  in  Schwingungen  be- 
wegen wie  eine  Feder  Ndw.  —  2.  (refl.)  sich  biegen, 
elastisch  sein,  z.B.  Holz  Gl;  Z.  —  3.  (tr.)  eig.  mit 
Federn,  Schwingen  versehen,  bildl.  geschickt  machen. 
, [Schwierigere  Dogmen]  nit  herfür  bringen,  bis  das 
Volk  in  minderen  artiklen  underricht  und  gefederet. 
darnach  mocht  zuo  hocheren  dingen  uffliegen.'  KessI. 

Federete  Federta  f.:  Einfassung  der  Bettfedern. 
Bettzieche.  Wi!"  mii"  d'  Federte"  nit  b'strlcht,  so  lä" 
si  Federe  gä"  F. 

Scheinbar  vom  Vb. /erfercn  mit  der  Endung  -rie  gebildet 
und  so  gedeutet,  aber  wahrsch.  mit  Verk.  aus  dem  Plur.  von 
Fi'ilerit,  Fi'derii-ht,  Fi'derivh  in.,  Leinwand  zu  Bettziechen. 
Schm.  1"  691;   Gr.  WB.  3,  1401;   s.  tfe/i,fcr. 

Federich  m. :  Wegerich,  plantago,  und  zwar 
breite"' =  media  ScHwKüsn.;  spitze''  F.  oder  Spitz-F. 
=  lanceolata  AABühl;  SimKl.;  breite''  S/iite-i''.  =  major 
AAKadelb. 

Mit  Anlehnung  an  .Wegerich'  (das  auch  Umdeutung  in 
Wikkre,  Wägdittovk  erfahren  hat)  gebildet  und  entw.  nach 
den  gerippten  mit  einem  Fittich  vergleichbaren  Blättern  od. 
nach   den   Blütchen  so  benannt. 

sporr-fed(e)rig:  lustig,  munter,  vom  Vieh,  über- 
tragen auch  von  Menschen  W.  —  Von  Hjionn,  mit  den 
Füssen  ausschlagen. 

federlen:  die  Federn  od.  Flügel  leicht  bewegen. 
Und  's  Finkli  ßderlet,  als  wett's  i"  d'  Riie.  JKMever 
1844.  —  ver-:  schriftlich  abfassen,  festsetzen. 


Fijderli  m. :  Name  des  Teufels  in  Hexenakten;  vgl. 
Federli-Tüfel.  —  Von  der  Hahnenfeder,  die  der  T.trägf:'  (Gr. 
WB.  4,  2,  166  u.)  Doch  s.  auch  WWackern.  Kl.  Sehr.  III  233. 

Ge-fider  n.:  I.Federvieh,  eine  Anzahl  Hühner 
Ap.  —  2.  Federbett,  Bettstück  Ap;  Gl.  Nachtlager 
übh.  (scherzh.);  ■(■'''  wott  i"  's  G.  Z;  sogar  mit  Bez. 
auf  schlafende  Hühner  Ap.  ,Des  gottshus  g.  und  bett- 
gwand  süberen  und  in  cren  han.'  1452,  Mey.  Wetz. 
,Die  Brautbettstatt  mit  aller  zugehörd ,  es  seie  g. 
[usw.].'  G  Mand.  1611.  , Schadlos,  von  zerschlagnem 
Ti.sch,  warf  er  [der  Blitzschlag,  welcher  i.  J.  1652  zu 
Zürich  eine  Pulverexplosion  verursachte]  Einen  ins  G.' 
JWSiMLER  1652.  —  3.  übertr.  auf  Etw.,  das  dem  Ge- 
fieder eines  Vogels  vergleichbar  ist.  , Schutt  das  Gflder 
der  Kunkel!'  d.  i.  spinne  fleissig.  HBdll.,  Niklaus- 
sprueh  1549.  —  Mhd.  yevideie  n.  —  Un-  Ugfider  n. : 
roher  Mensch  Gl.  —  S.  unyeßderet.  —  Bett-  =  Ge- 
fider  ä.  ,Ein  geringer  husrat  von  französischem  B.  und 
Kuchigeschir.'  1667,  Z.  ,Der  Badwirt  sei  mit  weissem 
Plunder,  B.  usw.  bestermassen  versehen.'  1668,  ZHinw. 

ge-fider  :=  gefeder.  ..allerlei  gfiders  gefügel.' 
1531/1548,  Genes.  =  ,gefidertes  Gevögel.'  1667.  ,G. 
werden  =  fSderen  gewünnen  als  wenn  die  jungen  vögel 
anfahend  federen  haben,    plumare,  plumescere.'    Mal. 

Röt-Fider:  Name  eines  Fisches  mit  roten  Flossen, 
Rotforelle  ZW.     Syn.  RÖteli. 

Fidere"  f.:  Federbart  am  Bolzen  ScnSt. ;  ZKn.; 
auch  Stück  einer  Feder  am  Pfeil  ScHSt. 

fideren:  1.  trans.  a)  mit  einer  Feder  versehen 
z.  B.  einen  Bolz.  —  b)  in  einander  fügen  z.  B.  Bretter, 
Nut  und  Kamm  an  denselben  anbringen  BD.;  Gl;  Gr 
(s.  Fidere  H  Sp.  678).  —  c)  ,Die  Schuhmacher  sollen 
die  Hinderstöss  nicht  mit  kälberigem  oder  schäfinem 
Leder  f.'  Stadtb.  ZWint.  —  d)  entwenden  ZKn.  — 
e)  Etwas  erdichten;  bes.  von  Kindern  Z.  Eine  Er- 
dichtung glaubwürdig  machen.  ,Wer  lügen  will,  soll's 
nicht  krumm  drehen,  damit  er's  auch  f.  kann.'  Kirc^hh. 
,Superdicere  =  mer  sagen,  mer  darzuo  tuon  dann  ge- 
redt ist,  ein  ding  wol  f.'  Fris.;  Mal.  —  f)  Jmdn  zum 
Besten  haben  ZStdtf;  «"-,  anlügen  B.  -  2.  intr. 
(haben)  a)  von  Bolzen:  durch  die  Luft  schwirren; 
auch:  im  Fluge  zstrefi'en,  einander  streifen.  Si'lger, 
-  b)  in  der  Rede:  durch  Verschweigen  oder  Hinzu- 
dichten einen  Sachverhalt,  Tatbestand  verändern,  mei- 
stens: aufstutzen,  ausschmücken,  aufschneiden,  über- 
treiben, oft  geradezu,  nur  etwas  milder:  lügen  Aa; 
BU.;  G;  ScH;  Z.  De  [du]  würst  im  doch  nit  glaube"! 
dif'  fideret  am  Taglö"  [als  ob  das  sein  Beruf  wäre]  Sch. 
„Fiderete  f.:  Erdichtung  B;  L;  Sch;  Z."  Fideri  m.: 
der  es  mit  der  Wahrheit  nicht  genau  nimmt  Z.  ,Der 
liat  sich  gewänt  bei  Zeiten  zum  Liegen,  Fideret,  dass 
sich  die  Baken  [1.  Balken]  biegen.'  Wahrsager  1675. 
,Ich  sage  nur,  wie  [der]  Kapuziner  fidere,  indem  er 
schreibt  [usw.].'  FXsi  1696. 

Mhd.  videren,  mit  Federn  versehen;  erdichten,  lügen. 
Bed.  1  e  bzw.  2  b  lässt  sich  leicht  aus  der  allg.  ,(mit  Federn) 
ausstaffieren'  ableiten,  so  dass  wir  nicht  auf  das  ,lliegende 
Mähre'  des  Mittelalters  und  die  geflfigelte  Fama  des  Alter- 
tums zurückzugehen  brauchen,  obwohl  die  Vorstellung  von 
,zum  Fluge,  resp.  zur  Verbreitung,  geschickt  machen'  an  jene 
halb  mythische  streifen  würde.  1  f  wird  auf  dem  Begriff 
,anlUgen'  beruhen.  Zu  1  d  vgl.  frz.  mirr  1)  fliegen,  2)  stehlen 
(im  Fluge  erhaschen 'i'). 

ab-:  1.  (intr.)  in  Fasern  gehen,  z.B.  von  einem 
Leintuch  Aa.     Vgl.  fiseren.   —   2.  (trans.)  züchtigen 


681 


t'a.l,  loil,  fi.l,  f(Hi.  hui 


682 


GMels.  —  Vgl.  , Feder-,  Flederwisch',  Kehrbesen,  auch  = 
Prügel ;  vgl.   aber  auch  ahlideren. 

Bolz-Fidcrer:  bo.shafter,  streitsüchtiger  Gegner. 
,k\:io  hat  Zwingli  geredt  und  diser  bolzfidrer  [der 
Generalvicar  Faber]  verkert  es  also.'  Gyrr.  1523. 

ge-fideret.  Gefiederte  Kugeln  zu  schiessen  wird 
in  G  und  Z  Keglementen  von  E.  XV.  als  eine  Über- 
vorteilung verboten.  —  un-:  missgestaltet,  unförra- 
licli,  unsymmetrisch  Gl;  G  oT.;  fig.:  roh  Gl.  Vgl. 
Umjetider. 

fiderig:  faserig.  Man  schnitzt  z.B.  die  Kanten 
eines  Scheites  f.,  damit  es  leichter  Feuer  fange  GrPf. 

Vgl.  Votjd  12.  ,Fider,  Feder' :  Fiaer  =  , Faden :  Faser'. 
Also  sind  auch   , Faden'   und   , Feder'  vwdt. 

fiderlen:  fein  regnen  GlK. 

Sj'U.  fi»trJen;  vgl.  abßderen  1  und  fideritj;  aber  1  für  i 
ISsst  sich  nur  durch  AnlehnuDg  an  fi.   fein,  erklären. 

Pide:  weibl.  Taufn.,  Fides  Soh. 

fidehi:  Interj.  Fulehi  und  deuiyg  [weg].  Ruf  beim 
Barrenfülzi-Spiel.  wenn  der  Ball  im  Loche  angelangt 
i.st  und  es  gilt  sich  zu  flüchten  Bs. 

lidelen:  eine  Art  Kartenspiel  Z. 

Fidelett  aScBW,  Fideletes  Now,  Fideli  n. : 
Fadennudel  Ap;  Gl;  Gr;  G;  Z.  —  Aus  it.  fidelim;  die 
Formen  mit  -et  viell.  aus  einer  it.   Pini.-Form  auf  -eito. 

Fidfli  m.:  männl.  Taufn.,  Fidelis.  Gel,  wenn  's 
nur  dem  F.  Nüd  tuet  —  vorwurfsvoller  Spott  gegen 
den  Selbstsüchtigen  L.  —  Letztere  RA.  wohl  mit  An- 
spielung auf  die  eig.  Bed.  des  W.  im  Lat.,  weil  Jeder  zuletzt 
au  sich  selbst  am   ,treusten'   hängt  y 

Fidelität  f :  Gelübde  gegen  die  Obrigkeit  oder  die 
Ijehensherrschaft.  .Kommen  die  aufgerufenen  Re- 
bellen zurück  und  tun  „fidelität".  so  wird  man  ihnen 
ihr  Gut  lassen.'  1417,  Absch.  ,üm  Huldigung  und 
, fidelität"  zu  Gunsten  der  Herren  v.  Ch.  angesprochen.' 
1581,  ebd.    —    Aus  der  rem.  Schweiz;   lat.  ßdelitm  feudaii«. 

Fideri  n.:  eine  Art  Stauden  mit  feinen,  zerteilten 
Astchen;  Gestrüpp,  wie  die  Cornicularien  und  Cladonia 
rangiferina  Gl.  Ds  Mutteri  in  der  Hiiclii  ohe  verlüret 
[verdorrt]  und  es  het  F.  drüs  g'ge"  Gl.  M.  irerd  F.! 
hiess  es  in  der  Verwünschung  der  Blüemlisalp.  Vgl. 
Feder  4. 

Pideritsch  m.  BSa.;  GfiChur,  Fiderst  SonwMa., 
Fiderste  aScHw,  Fidertsche  f.  BO.;  „LE.": 
1.  weisser  Hahnenfuss,  ranunculus  aconitifolius. 
aaO.  —  2.  Alpen  hahnenfuss,  ran.  platanifolius 
BSi.  —  3.  Bocksbart,  tragopogon  pratens.  BSa. 

I  u.  2  wahrscli.  nach  den  gefiederten  Blättern  benannt. 
i'if  Nbff.  durch  Umstellung  entstanden;  vgl.  diejenigen  zu 
A.jHUere   Sp.   125.      Zu    3    vgl.  Fadere  4. 

Fiderix,  Fidirix  und  Fidirax,  Fiderunggung- 
gänscli:  sinnlose  Füllwörter  in  scherzh.  Liedern  L. 

Pidi   s.  1)  Fido.     2)  Fridi. 

FTdö  L;  Z,  Fidi  B  m.:  Name  für  kleinere  Hunde. 
-    Aus  it.  fido,   treu. 

Vidolc  s.  Viole  II  (Sp.  633). 

Fidüz  f  (auch  m.  Z):  Lust,  Eifer.  Mut  zu  Etwas 
Aa;  G;   Z.    —    Aus  M.  fiducia,   Zutrauen. 

Fiduzi:  Name  für  Hunde  L.  —  Vgl.  Fido. 

Pod,  gefödsch    s.  Fud.  voder    a.  tvirder. 


loderen    .s.  forderen.  fiiilelen,    FiJdeli    s. 

füdeleii. 

Föd  Ap;  Gl  (m«);  GRh.;  W;  Z  (auch  Pfud)f, 
Föd  ApL,  M.,  St.,  Futt  BSi.  —  f.:  1.  vulva  BSi.; 
ZKn.  t  S.  auch  Absch.  IV  1  a  359.  ,Vox  obscceiia  in 
alpibus  Helvetiffi.'  Bonstetten  U  131.  —  2.  unartiges, 
verwünschtes  Mädchenod.  Weib,  oft  als  Schinipfn. 
Ap  (tüsiglF.);  „GRh.;"  W  fverliexeti F.J.  —  3.  Feig- 
ling, Memme  Ap;  Syn.  Fudi  m.  —  4.  das  abge- 
rundete hintere  Ende  einer  Gans  Z  (Spillm.). 

Mhd.  ful,  fud,  Vulva.  Das  «  der  Ap  Form  entspricht 
dem  in  nhd.  , Hundsfott';  der  Voc.  ist  nur  durch  die  Ein- 
silbigkeit verlängert.  In  Bed.  1  gilt  sonst  die  Form  mit  -z; 
die  in  4  hervortretende  Bed.  erscheint  auch  in  der  Abi. 
Füdli  und  im  Breg.  Wald  bed.  fud:  anus.  St.'  gibt  aus  Ap; 
GRh.   für  Bed.   3  das  männl.   Geschl.  an.   —   Vgl.  p/ud. 

Hunds-Fud  Ap;  Gl;  W^;  Z,  -FuttGR;  L:  1.  (m. 
u.  f)  boshafter  Bube,  bosh.  Mädchen  W.  Feigling, 
der  Beschimpfungen  hinninmit,  Mensch  ohne  Ehr- 
gefühl, allg.  —  2.  (f )  -Fud,  -Fod,  -Fude  ZO.,  -Fuda 
GG.:  Herbstzeitlose.  Colchicum  autumnale,  bes.  zu  der 
Zeit,  wo  die  Samenkapseln  gereift  sind.  —  Für  2  sonst 
allgemeiner  Hunds-  Hode  oder  -Se<:kel  (auch  Munni-,  Schaf- 
Stckd,  Uaye-MoHn)  genannt.  —  Die  urspr.  Bedeutung  blickt 
noch  durch  in  der  RA.  ,kein  Huudsfut  wert.'  um  1708, 
Schwz.  Erz.  1856.  Wird  andern  WW.  vorgesetzt,  um  sie  zu 
WW.  des  Schimpfes  zu  stempeln,  z.  B.  Ilnudafudn-,  Hundn/fdii- 
Kerli,  -Ketzer,  -Zug.  —  hundsfudeu:  1.  Hundsfud 
schelten,  übh.  gemein  ausschelten  Ap;  L:  Zg.  — 
2.  Name  eines  Kartenspiels,  bei  dem  der  seine 
Karten  zuletzt  anbringende  Spieler  Hundsfud  ge- 
nanntwird Ap;  Z  f.  —  ver-:  verderben  (UBräcjser). 
Xgl.verpfuden.—  hundsfüdelen /jo«ds/'örfe/a:  einem 
Hundsfott  gleich  sein  od.  tun  Ap.  —  hundsfüdisch: 
ehrlos  Z. 

Harz-:  der  Teil  (gleichsam  der  unappetitliche 
Hintere)  des  Pfirsichs,  welcher  eine  Art  Gummi  aus- 
schwitzt. D'  Pfersi'-''  händ  Har-füd  7,7m\\.  Vgl. 
H.-Fudi. 

Kue-:  F.  einer  Kuh.  ,Es  wäre  wäger,  er  prediget! 
einer  kuofud.'  1522,  Egli  Act. 

Mären-:  F.  einer  Stute.  ,Wer  nit  daran  glouben 
well,   der  gloube  an  ein  merchenfud.'    1529,  Strickl. 

Matz-:  feiger,  niederträchtiger  Mensch  AaZ. 
Durch  eigene  Schuld  in  Not  geratener  Mensch.  Dö 
stö"  wie-n-e  M.-F.  vo"  Träse"  ZGossau  f. 

,Matz'  Koseform  von  , Matthäus"  oder  von  ,Mechthild'  in 
appell.  S.  Syn.  ,Matz-Fotz',  wie  es  auch  in  obiger  R.K.,  die 
an  eine  Anekdote  von  dem  Baumeister  M.  Votzius  in  Dresden 
erinnert,  heissen  sollte,  während  sie  so  an  das  Femin.  Fud 
angelehnt  ist. 

Plipp-Futt:  imaginäres  Gewächs  am  Gesicht, 
welches  demjenigen  angedroht  wird,  welcher  puppet, 
d.  i.  ein  Geheimniss  ausschwatzt  BSi. 

„luden:  ohne  Eifer,  nur  spielend  arbeiten  F. 
Syn.  füdelen."  —  fudelen:  geschäftig  sein  und  doch 
Nichts  ausrichten,  nur  von  Weibspersonen  Bs  (Spreng). 

„F  uttere,  Hunds-F.:  schlechte  Dirne  Aa;  B;  L." 

fuderen  I:    schnell,  aber  nicht  gut  arbeiten  BE. 

Fudi  I  Aa;  G,  Fütti  Schw  —  m.:  1.  Memme, 
Weichling  GT.;  SchwE.  —  '2.  schlechter  Arbeiter  AaZ. 

1  gleichs.  die  niasc.  F'orm  zu  dem  syn.  Fem.  Fude.  — 
2  von  Fud  i.  S.  v.  anus;  vgl.  füdelen  und  nchuaen  i.  S.  v. 
schlechte,  verächtliche  Arbeit  machen.  Oder  von  obigem /ii<fcn. 


683 


Fad,  feil,  fid,  fod,  fnd 


684 


Fudi  ('")  U,  Füdi  n.:  1.  der  Hintere,  bes.  in, der 
Kinderspr.  und  als  Milderung  des  Ausdrucks  Füdli 
Bs;  Gl;  S;  Z.  Daher  auch  adv.  fudi,  äggi  fudi  Bs, 
füdi  kk  =  pfui;  schmutzig,  und  wieder  subst.  gewendet 
's  Äggi  fudi,  der  Hintere  Bs.  —  2.  „{(.)  cunnus."  — 
3.  Vermummter  W. 

1.  Die  Form  fuJi  aucli  m.  Zu  dem  Adv.  vgl.  aiKtli 
pfudi,  pfüdi.  —  3.  eig.  allgemeiue  Bezeichuuüg  von  etwas 
Hässliehem;  vgl.  die  Syn.  Buizi:  Bügij.  St.  schreibt  übrigens 
Fude  ijän,  maskiert  umherlaufen,  und  scheint  daraus  das 
abstr.   Fem.   Fude,  Vermunnnung,  erschlossen  zu  haben. 

Harz-:  schrundartige.  Harz  ausschwitzende  Ein- 
kerbung an  Tannen  (NSenn).     Syn.  H.-Täsche. 

Fudle  {'")  f.:  1.  grosser,  breiter,  fetter  Hinterer 
Z.  —  2.  fette,  watschelnde  Weihsperson,  mit  dem 
Nebcnbegriff  der  Triigheit  und  Unordentlichkeit  Zu. 
—    Aus  dem  als  Dim.   verstandenen   Fiidli  erschlossen. 

gefüdisch  gfötsch:  feig,  furchtsam  Ap.  —  Vgl, 
Fud  S. 

F  ü d  1 0 ,  F  ü d li  n.,  f  ü d  1  e n ,  f  ü d  e  1  e n  s.  Fud-JjKh. 

Piide  («')  I  ni.  (,f.'):  Gussstein,  Gosse  G  oT.  ,Das 
sudelwasser  usser  [aus]  mynem  hüs  und  fuden  [abzu- 
leiten] den  nächsten  [Weg]  usser  g'nannt  myner  fuden 
by  der  mür  herab.'  1535,  Z  Urk.  .Vermeldte  f.,  tuchel, 
ror  oder  kännel  widerumb  danne  ztuond.'  ebd. 

Pride  II  f.:  s.  Fudi  n.  (Sp.  683). 

fnder:  ein  Fluch.  Fuder  blö!  Schw.  Potz  nun- 
derdi  fuderdi!  oder  sakerdi  n.  f.!  Z. 

Aus  franz.  Kriegsdienste  heimgebracht;  /ojk/jv,  Blitzstrahl ; 
bleu,   blau;  foudi-e  de  Dieu,   Gottes  Bl. 

fudere»  ('■~'")  H:  polternd  fluchen  FS.;  Z. 

Für  beide  WW,  kommen  aber  auch  futter,  fuHinn  in 
Betracht,  zu  denen  sie  eine  blosse  Senkung  der  Ausspr,  sein 
kfinnten. 

fudi  s.  fulu. 

„Flldli,    Futli    ni,:    heinitückischer  Mensch    LE." 
Vgl,  .futteln',  betriegen,  od.  aber  Fml,   der  Hintere  (dazu 
hescliisiini,  betrügen). 

f'iidi  füdi:  Losungswort  an  Eidesstatt  bei  einem 
Tauscliliandel,  der  nicht  mehr  rückgängig  gemacht 
werden  kann  TnTäg.  f   —   Ans  lat,  ßdci»),  Treue? 

Fuede.r  n.  —  Dim.  Fuadarli  GRMaienf.,  FüederU 
Ap;  Z.  —  PI.  Füederer  Ap,  sonst  =  Sg.:  1.  Wagen- 
ladung. Chrummi  F.  gend  gross  Heustöck.  Suloeb. 
Das  lud  's  F.  'Ixmdn',  hat  der  Sache  noch  den  Aus- 
schlag gegeben  Ap.  Als  besthnmtes  Mass  mit  Be- 
ziehung auf  Wein  =  lu  Zürcher  Eimer.  1531,  Absih. 
,Carros,  fodras  (Fuder)  ipsi  appellant,  unaqua^que 
autem  10  cados  (Eymer)  continet.'  Wagn.  1680.  Mass 
und  Wert  von  Wiesen  wird  nach  Fudern,  d.  h.  nach 
dem  Ertrag  bestimmt  Gr.  Eine  ,Bcige'  [von  Schindeln] 
ist  1  F.,  wenn  sie  24  .Kreuze'  [=  48  Schichten]  ent- 
hält Gk.  Als  Längenmass:  ,4  F.  lang.'  Offn.  ScHwPfäiT. 
1427.  Name  einer  Waldparzelle  und  der  betr.  Cor- 
poration, welche  durch  einen  Fuedervogt  zur  Arbeit 
aufgeboten  wird,  und  aus  dem  Erlös  verkauften  Holzes 
einen  Fuedertrunk  hält  ZSth.  —  2.  (bildl.)  Rausch 
Bs;  L;  Dim.  Z;  vgl.  laden.  ,Er  hat  das  F.  umgeworfen', 
ist  in  Folge  seines  Rausches  zu  Boden  gefallen,  übw 
1608.  —  Mhd.  i^uodcr,  wahrsch.  vwdt  mit  .Faden',  welches 
ebenfalls  ein   Mass  bed.   kann. 


Er-.    ,Dem  Schultheissen  die  Ehrfuder  Holz  jedes  . 
Jahr  auszurichten.'  B  Thun.  Handf.  —  Er  wahrsch.  im 
S.   V.   Ertaywan,   Frohndienst. 

Lumpen-:  schlechte  Ladung.  Es  L.  mache" :  mit 
dem   beladenen  Wagen    oder  Schlitten    um.stürzen    Z. 

Not-.  ,Im  Winter  soll  es  einem  Jeden  zugelassen 
sein,  mit  einem  N.  über  des  anderen  Gut  zu  fahren, 
jedoch  mit  Abtrag  des  Schadens.'  1747,  BSi. 

Büren-.  ,Uen  puren  [zu  A.]  hörend  fueder,  so 
man  p.-f.  nempt,  und  sol  jedes  p.-f.  syn  2  klafter  holz, 
und  sollen  zijchen  ochsen  an  einem  jeden  zue  ziechen 
haben.'  Hotz,  Urk.  v.  XVL/XVU. 

Brut-:  „die  Mitgift,  welche,  mei.st  auf  einem 
Wagen  liübsch  aufgerüstet,  aus  dem  elterlichen  Hause 
der  Braut  in  ihr  neues  Heim  zugeführt  wird;  auch  übh. 
Mitgift  Gl;  L;  Sch;  Zg;  Z.  Syn.  Brüt-Fuer,  -Wagen." 
,Dass  von  keinem  Kind  das  empfangene  Brautfüeder 
niemahl  verzinset  werden  solle.'  1678,  LB.  ApI.  Sie 
besteht  hauptsächlich  und  durchschnittlich  in  einem 
(zweischläfigen)Bett,  Kinderbett  (vormals  einer  Wiege), 
Tischchen,  2  Sesseln,  1  Schemel,  einem  mit  Kleidern 
gefüllten  (früher  auch  wie  das  Dach  des  Bettes  mit 
den  Namen  und  mit  Figuren  bemalten)  Kasten  und 
zu  hinterst  auf  dem  Wagen  einer  mit  Reiste  wohl- 
versehenen Kunkel  am  Spinnrad.  Dieselbe  wird  am 
Donnerstag  nach  der  (letzten)  , Verkündung'  der  Ehe 
auf  einen  festlich  bespannten  Wagen  geladen,  der  vom 
Bräutigam  bestellt  ist.  aber  nur  von  dem  Schreiner 
begleitet  wird.  Der  Fuhrmann  trägt  auf  dem  Hut  ein 
von  der  Braut  angeheftetes  neues  Nastuch  mit  einem 
Sträusschen,  ebenso  der  Schreiner  auf  der  linken  Seite 
des  Rockes.  Vor  der  Abfahrt  niuss  der  Bräutigam  den 
herbeigeströmten  Kindern  und  armem  Leuten  des 
Urtes  kleine  Geldgeschenke  machen.  Dann  geht  er, 
begleitet  von  einer  Schwester  od.  i'reundin  der  Braut, 
auf  einem  nähern  Wege  seiner  Heimat  zu,  wo  er  die 
Einfahrt  des  Wagens  durch  abermalige  Geldspenden 
an  die  dortige  Dorfjugend,  welche  den  Weg  mit  Stan- 
gen versperrt,  erkaufen  muss  ZPfäff.  In  Münchaltorf 
fährt  <ler  Bräutigam,  hinten  auf  dem  F.  stehend,  mit 
und  wirft  von  dort  Geld  aus.  Anderswo  in  Z  geht 
die  Schwester  des  Bräutigams  od.  der  Braut,  in  einem 
Korbe  Lebensmittel  oder  Geschirr  tragend,  hinter  dem 
Wagen  her.  Der  Brauch,  dem  B.-F.  die  Abfahrt  in 
ein  fremdes  Dorf  zu  versperren,  herrschte  auch  in  der 
Landsch.  G.  In  Aa  wird  auf  dem  Wagen,  der  audi 
Brüt-trossel  heisst,  die  Braut  selbst  mitgeführt.  .Das 
B.-F.  führen' :  .spöttische  Nachahmung,  welche  statt- 
tindet,  wenn  der  Bräutigam  den  Burschen  des  Dorfes 
keinen  sog.  Hauss  (Einkauf  oder  Loskauf  j  gegeben 
hat,  und  darin  besteht,  dass  sie  an  der  Brautnacht 
vor  dem  Hause  der  Braut  und  des  Bräutigams  ein 
Charivari  aulführen  ZO.     S.  Stutz  1850,  111. 

Die  Sitte,  dass  der  Brautwageu  von  der  Jugend  des 
Dorfes  aufgehalten  wird  nnd  vom  Bräutigam  losgekauft  werden 
mnss,  beruht  ohne  Zweifel  auf  dem  alten  Bestreben,  die  Ehe 
auf  die  Gemeinschaft  des  Dorfes  einzuschränken.  Das  Chari- 
vari entspricht  einzelnen  Fällen  des  bair.  , Haberfeldtreibens'. 
—  Dass  urspr.  die  Braut  selbst  auf  dem  Wagen  mitgefuhrt 
wurde,  entspräche  auch  der  vermutlichen  Etymologie  des  W. 
.Braut'  selbst:   skr.  pra-udha,   die  davon  geführte.      S.   noch 

Spachen-.  ,Ein  spachenfuoder  prepositure  dant 
bona  subscripta.  Item  ein  spachfuoder  recijiit  celle- 
rarius,'  Z  Stiftsurb.  1350.  —  Mhd.  xpavhe,  dürres  Reisliolz. 


685 


Fad— fnd.    Faf-fiif.    Kaff— fug 


686 


Stein-Fueder   s.  Stein- Fiieter. 

Derr-.  ,Ligna:  recipit  preijositus  1  t'uoder,  vocatur 
Derrefuoder.  Eeeipit  cellerarius,  vocatur  Terrefuoder.' 
7.  Stiftsurb.  C.  1350.  —  Von  nihd.  dem,  Taglohn;  vgl.  E,- 
fiinler,  woraus  es  mit  angeschweissteni  Art.  und  Aidehnung 
au  'hrmi,   dörren,  entstanden  sein   Iconnte. 

Drossel-:  l.^Brütfueder  B;  S.  Syn.  Droaxel,  lir.- 
Fiier.  —  '/.  Charivari,  bes.  bei  ungleichen  Ehen  S. 

Zieh-:  Wagen  voll  Hausrat,  bei  Wohnungs- 
änderung (Ziehen)  Z.     Sjn.  Züglete. 

I'uederen:  1.  einen  Wagen  (stark)  beladen  Ndw; 
ZWäd. ;  in  Fudern  führen  Ndw.  Bildl.,  stark  essen. 
ebd.  G'f'uedera  möga,  zu  ertragen,  verdauen  (eig.  ein 
F.  fortzuschaffen)  vermögen  Ap.  —  um-:  mit  einem 
F.  umwerfen  SchwE. 

fuederig:  was  ein  F.  ausmacht,  z.  B.  eine  Tanne. 
Steine  B.  ,Von  jetlicheni  Stumpen  [Stück  eines  Baum- 
stammes], der  fuederig  ist,  1  Pf.  Stunipenlösen  geben.' 
Ofkn.  Schwamendingen  1533. 


Faf  (vaf,  fav),  fef,  flf,  fof,  fuf. 

Bzw.  faff  usw. 

Fäfcl  m.:  Gegenstand  des  Gespöttes  BG. 
Viell.  von  mhd./at'cfc  f.,  Fabel,  also  eig.  wer  im  Munde 
4er  Leute  ist.      Oder  assinuliert  aus   Ba/d,   Auswurf. 

Veve  f.  —  Ilini.  Veci,  Veieli:  weibl.  Taufn.,  Geno- 
veva  VOrte. 

fif,  feuf,  föf,  füf,  fiferen  s.  fünf. 

Viva:  Begrüssung  des  Niesenden  Gr.  ^  Aus  dem 
lt.  oder  Churw. 

Fifaltere,  Fifnlter,  Fifolder,  Fifholtere 
-.  Fi-Falter. 

nfene"    (.haben'   und   ,sein') :    hastig   dreinfahren, 
voll  Geschäftigkeit  sein   ohne  entsprechenden  Erfolg. 
Uine-f.  (,sein'):  geschäftig  hin  und  her  eilen  Uw. 
•     Arte-Fifi,  -Füfi    s.  Sp.  47!». 

Vivis  m.:  1.  Vorrat,  bes.  geheimer,  v.  Esswaaren. 
Me  mues  alliwil  0.  im  V.  ha"  (h'halte")  t'cH;  Suterm. 
-^  2.  Aussicht.  Was  hast  im  V.,  dass  d'  so  lustig 
Hst?  Z. 

Vcrk.  aus  frz.  vivns,  Lebensmittel,  mit  der  bei  Namen 
von  Speisen  häufigen  Endung  -;'»;  vgl.  BnchU,  etwas  Ge- 
backenes; aber  auch  Mürjgi»,  geheimer  Speisevorrat.  Bed.  2 
beruht  auf  Vcrraengnng  mit    Vtsi  (s.  d.). 

Fifle  f.,  Dim.  Flfti:  Feifei,  Darmgicht  der  Pferde 
..li;  LE.;  Z.-  .Der  von  dem  fuoter  essen  wird,  der 
aberkumpt  den  tifel.'  UEckst.  15'26. 

Mhd.  ßvel  f.,  aus  mlat.  vivrAae,  it.  vivOk.  ,Die  fyfel  ud. 
leiliel.'   Tierb.  1563.      Bei  Steinm.    1804   ,das   Feivel'. 

F  0  f e  s.  Funke. 

ffiferle":  mit  spitzigen  Worten  necken  Ar.  —  Viell. 
vuii/ö/Ap  =  fünf,  also  eig.  Spottgebenle  mit  den  fünf  Fingern  y 
füfzg   s.  fünf  (zig). 


Fag  (^vagj,  feg,  lig,  fog,  fng. 

Vgl.  auch  die  Gru]ipe   Fagg   usw. 

Fagäuggel  =  Gäuggel  ZWint.  —  Scheinbar  eine  Zss. 
mit  letzterem  W.,  in  der  Tat  aber  abstrahiert  aus  dem  Folg. 
—    S.  auch  Bagäuggel. 


Fagäugge".  Fagügge",  Fagöse",  Fagüne": 
(PI.)    komische    Geberden,    Possen    Z.   —  Vgl.  Fadüne 

(unter    F„i-t„m). 

vagöle":  zwecklos  herunischwärmen   „AaF." 
Scheint  aus  ,vagieren'  und  ,gölen',  gaffen,    zsgeschweissf 
zu  sein.     Vgl.  das  vorhergehende  W.  n.  vciokn  Sp.   63.3. 

Fagü'ngger  m.:  verächtliche  Schelte  auf  einen 
erbärmlichen  Menschen  B.  —  Nbf.  zu  Fagäuggel,  aber 
an  äna  syu.  Güiiggel,  -er  angelehnt.  —  fagüngglerisch : 
liederlich  S. 

fägnen  s.  fädmen  Sp.  675. 

fegen:  1.  reiben,  scheuern;  mit  Sand  oder  anderer 
körniger  Masse  (auch  Tuff)  und  Wasser,  mit  Lappen, 
Bürste  oder  Besen  den  Fussboden.  Wände.  Gefässe 
reinigen,  allg.  Butzen  und  f.  gid  kes  Brod  i  's  Hüs. 
Ineiciien.  Syn.  mit  Wüschen  und  Wäsche  häd-me" 
Hüd  g'csse.  —  2.  ausräumen,  plündern.  ,Das  Feg- 
feur,  damit  sie  einfaltige  leute  vexieren  und  ihnen 
ihre  geltseckel  dapfer  f.'  .IMIill.  1666.  —  3.  an- 
streichen, beschmieren,  das  Gesicht  mit  Russ  L 
(ZvRo).  —  4.  tüchtig  an  Etwas  arbeiten  Ndw.  - 
5.  rumoren,  geräuschvoll  hin  und  her  fahren  Gr 
Landq.  —  >i.  mit  enand  f.:  zanken,  streiten  (sich  an 
einander  reiben)  Ap;  BRi.  (auch  im  Handgemenge);  Zu. 
, Zanken  und  f.'  JJScHLiPFER,  Pred.  1805.    Syn.  fecken. 

—  7.  heimsuchen,  strafen,  von  Gott.  Wenn  Gott  es 
Land  will  f.,  so  icird  er  u-ol  Bese'  finde".  Inekhen. 
Von  einem  menschliehen  Herrn:  ,Er  Hess  die  Bauren 
für  sich  kommen  und  sagte  da  in  einer  Summen,  wie 
er  sie  erst  recht  f.  wollt.'  ChrMurer,  Schwzrgesch. 
1580.  —  8.  „(refl.)  sich  aus  dem  Staub  machen,  eilig 
wegbewegen."  —  iyihd.  vegen  (nach  Gr.  WB.  111,  1413 
nnt  e'),  reibend  reinigen ;  sich  rasch  bewegen.  —  Bed.  2 
i.  S.  des  vormals  landläufigen  Ausdruckes  ,kistenfegen'.  — 
ab-:  1.  abreiben,  abnutzen.  Äbg'fegeli  Ermel.  Syn. 
verripset,  verschorret.  —  "2.  (Schulden)  durch  all- 
mähliche Abzahlung  tilgen  LG.  —  3.  einen  Gegner 
im  Gespräch  zum  Schweigen  bringen  S.  —  abe-: 
(m.  D.  P.)  Verweise  geben  A.\;  Sch.     Syn.  ahebutzen. 

—  üf-:  (den  Boden)  gründlich  reinigen  Z.  —  ume-, 
um  enand-:  sich  unruhig  verhalten,  z.B.  v.  Kindern 
auf  einer  Bank  hin  und  her  rutschen ;  herumstreichen 
Ap;  Uw;  U;  Z.  Umefeger,  -i:  unruhige  Person,  ebd. 
Urne  und  ane  f.,  verlegen  hin  und  her  rutschen  Bs. 
Vgl.  F'egnest.  —  er-:  mit  Aufbietung  aller  Kräfte  be- 
kämpfen BRi.  —  use-:  den  Leib  von  schädlichen, 
krankhaften  Stoffen  befreien,  durch  medizinische  Mittel. 
B'  Dükter  climmed  Ein  scho"  u.  Z.  —  ver-:  durch 
Scheuern  verderben  Ap,  —  Not-:  notgedrungene  Ab- 
wehr, Entschuldigung?  ,Sömliche  red  [die  Predigt 
Zwingiis  zu  Pfingsten  1531  nach  Abschlag  des  Pro- 
viantes an  die  VOrteJ  achtetend  ettlich  ufrüerig  und  ein 
anhetzen  syn  zum  krieg,  die  andern  ein  nodträgen  [so] 
.syn.'  HBuLL.  1572.  .Sömliche  predig  [M.  Franz  Kolbs 
nach  der  Schlacht  am  Gubel  im  reformierten  Lager] 
verdross  vil  in  dem  läger  gar  übel.  Dorum  wäre  des 
predicanten  red  ein  nodtvägen.'  ebd.  —  teil  er-:  ein 
Spiel,  wobei  2  Mädchen  sich  bei  den  Händen  fassen 
und  herumdrehen,  bis  sie  schwindlig  werden  Bs.  Ein 
anderes  in  Z().,  wobei  man  sich  ein  kleines  Kind  auf 
die  Kniee  setzt  und  mit  seinen  Händchen  manipuliert, 
als  ob  man  Geschirr  zu  fegen  hätte;  die  Geberden 
begleitet  man  mit  den  Reimen:  T.  ßge",  G'schir  ab- 
wüsche", De''  Guggel  hocket  uf  der  Stege";   Niemerem 


«87 


Fag.  feg,  lig,  fog,  fug 


Nüd  säge;  G'schinvatsser  üs-,  iis-,  üslere"!  und  hiebei 
beugt  man  das  Kind  über  die  Kiiiee  rückwärts  hin- 
unter. 

Feger  in.:  1.  persönl.  a)  tüchtiger  Kämpfer, 
Schläger,  Eaufbold;  starker  Mann  B;  Gr-,  Z.  Ubertr. 
auf  Tiere:  starker  Stier,  Hengst,  ebd.  —  b)  (auch 
dimin.)  Kerl,  Bursche,  Mann,  der  sich  in  irgend  einer 
Richtung  durch  Leistungsfähigkeit  auszeichnet  BRi.; 
Gr;  ob  im  Guten  oder  Schlimmen,  wird  im  einzelnen 
Fall  meist  durch  vorgesetzte  Adj.  bezeichnet,  allg. 
Zu  en  riche  F.  vgl.  Fuger.  Synon.  Füllwörter  sind: 
Vogel,  Fink,  Zeisig,  Kerli,  Götti.  —  2.  sachl.  a)  Gerät 
zum  Fegen,  Wischlappen  BHk.,  Ri.  Der  F.  i  dr 
Hand  iach  no'''  nüd  's  G'wand  BHk.  Vgl.  die  Sprw. 
zu  fegen  1.  —  b)  Rausch  Aa;  Bs;   Ndw;    Schw;    Z. 

2  b  beruht  wohl  auf  2  a.  Vgl.  ,Hieb,  Stich,  Sanas'  u.  ä. 
auch  i.  S.  V.  .Rausch'. 

Kamin-  Chämi-:  1.  Essenkehrer,  a)  in  eig.  Bed. 
l>en  Kindern  ist  er  Gegenstand  der  Lust  und  Furcht 
zugleich;  sie  rufen  ihm  Reime  nach  wie:  Ch.,  schwarze 
Ma,  liäd  e  schwarzes  fgrüsigsj  HempU  a";  alli  Wöschere" 
CO"  Barts  chöiinrd  's  iiümiiic  iriische"  iriss  oder  nimmt 
de  Besc}i  und  de  Lumpe  (mit-dcm  B..  mit-dcm  L.  oder 
Stumpe  oder  einfach  Cli.,  Chuchilumpc),  macht  die  alte 
Wiber  z'  gumpe"  (Letzteres  wolil  urspr.  mit  Bezug  auf 
Hexen,  welche  aus  dem  Schornstein  ausfahren)  Z.  De 
Ch.  chunnt!  Schreckruf  aScuw.  .Die  K.  meinten,  ihre 
Arbeit  wäre  nicht  fertig,  wenn  sie  nicht  das  Lied  oben 
zum  Dach  hinaus  sängen.'  HPest.  1783.  Es  ist  dies 
ein  eigentümlicher,  langatmiger  Jodler,  der  übrigens 
nicht  bloss  aus  persönlicher  Lust  hervorgeht,  sondern 
urspr.  der  Controlierung  wegen  geboten  gewesen  zu 
sein  scheint.  ,Er  muss  sich  in  jedem  Kaminhut  mit  ver- 
nehmlicher Stimme  hören  lassen.'  Ar  Trog.  Feuerordn. 
1813.  Der  K.-F.  erscheint  auch  in  BMey.  Todtentanz 
1(550.  —  b)  bildl.  1)  ,ein  Gewissen  wie  ein  K.',  d.i. 
ein  unsauberes,  schwarzes.  Gl  Jahrb.  2)  Beichtväter 
und  Missionsprediger,  sofern  sie  den  Leuten  die  Hölle 
heiss  machen,  aber  auch  den  Brand  löschen  W.  Vgl. 
Sünd-F.  3)  de  Ch.  ha'  a)  in  der  Nase  grübeln  (welche 
oft  einem  Kamin  verglichen  wird)  Z.  ß)  Abführmittel 
nehmen,  laxieren  Ar;  ScHwMa.;  Z.  —  2.  im  XVIL, 
XVIII.  eine  Art  Krämer,  welche  ihre  Waaren  (Ju- 
welen) feil  trugen.  .Die  K.  betreffend,  welche  ihre 
Waaren  in  Truckcn  [Truhen]  und  Laden  tragend  und 
mit  denselben  in  Wirtshüser  inkehrend.'  B  1628.  ,Von 
den  Waaren,  so  unsere  Burger  von  den  Jubiliereren, 
Kämifegeren  und  anderen  frömbden  Krämeren  abkau- 
fent,  es  sygen  guldin  Kettenen,  Ring,  Kleinodien  etc.' 
Z  Mand.  1640  und  noch  1757.  —  3.  Silhouette  Z. 
—  4.  Unke  ScuSt.  , —  5.  Chävrifegerli :  a)  frühe 
Segge,  carex  prascox  (Durh.).  —  b)  Bachnelken- 
wurz, geum  rivale  Z. 

1.  Syu.  Kämi'*j>utzcr.  —  2  bezieht  sich  auf  die  aus  deu 
Tälern  am  Südabhang  der  Alpen  kommenden  Hausierer  und 
Handwerker,  viell.  indem  man  totum  pro  parte  alle  wandernden 
Italiener  schlechtweg  Kaminfeger  nannte  (s.  ÄgTschudi  1538 
0  IV  b  u.  ASchott  1842,  92  3'.).  -.5  b  wegen  des  schwärz- 
lichen Ährenkolbens. 

Panzer-Fegerin:  Bezeichnung  eines  bösen  Wei- 
bes. GwERB  1646.     Vgl.  fegen  6  und  Rih-isen. 

Sünd-Feger  ,Sundväger,  -in':  eine  Art  gauneri- 
scher Bettler;  die  Männer  gaben  vor,  sie  müssen  Geld 
haben,  um  einen  Mord  zu  sühnen;  die  Weiber,  sie 
seien  in  grossen  Sünden  gelegen  und  wollen  nun  ein 


besseres  Leben  anfangen.  Gengf.nb.  Bettl.  Vgl.  Kamin- 
feger 1  b. 

Fegeri":  Putzfrau  Ar. 

Feget  m.:  Fegezeit,  Zeit  des  Laubsammeins  Uw. 

Fegete  f.:  1.  das  Geschäft  des  Fegens  Ap;  auch: 
Ausfegsei  Bs  (Spreng).  —  2.  Reibung,  Zank  Ar. 

Figi-Fegi  n.:  1.  die  Mitte  des  Brettes  auf  der 
Schaukel,  Punkt  des  Gleichgewichts.  Syn.  Wigi-Wägi. 
Er  ist  uf-em  F.,  unschlüssig  Gr.  —  2.  freier  Spiel- 
raum beim  Neunesteinspiel  GRPani.  Syn.  Figgi.  — 
3.  unruhige  Person  Gr.  Syn.  Fegnest.  —  Bed.  I  viell. 
aus  dem  syn.    Wigi-Wägi  entstellt  oder  daran  angelehnt. 

feig:  1.  dehnbar.  ,Aes  ductile,  bügig,  feyg.'  Fris. 
—  2.  faul  i.  S.  V.  unsittlich.  ,Als  nu  ein  feiger  sit 
[Sitte]  usgät.'  ScHACHzAB.  —  3.  mutwillig,  frech; 
von  Knaben.  ,Wie  die  feigen  knaben,  die  mit  benglen 
in  die  böum  werfind.'  Vad. 

Die  obigen  Bedd.  entwickeln  sich  aus  der  ursprünglichen 
von  ,faul,  morsch'.  Der  lebenden  Volksspr.  ist  das  W.  nicht 
geläufig,  weshalb  auch  der  Diphthong  als  e'i  gelesen  und 
demgcmäss  bei  mundartlicher  Verwendung  iu  t  umgesetzt 
wird.  Auffallender  Weise  schreibt  aber  schon  Mey.  iu  seiner 
Wiut.  Chr.   .figheit'   und  zwar  in  der  nhd.   Bed. 

Feigel  ni.:  Rausch  GRh. 

Veigeli,  Vigeli  n.  s.  Viole  II  Sp.  633. 

Flg(e)  f:  1.  die  Frucht  des  Feigenbaumes,  allg. 
Hiit  ist  Hung  [Honig]  und  Fige,  uf  's  Jär  Chrüz  und 
Lide  Z.  , Zwetschgen  sind  nicht  Feigen.'  HPest.  1781 
i.  S.  V.  ,man  soll  Nichts  überschätzen'.  —  2.  Auswuchs 
am  Hals  des  Rindviehs  Gr.  „Feige,  Feigge:  Verhär- 
tung einer  Drüse,  besonders  an  den  Schenkeln  der 
Pferde  B;  L;  Uw."  Feigwarze.  —  3.  stercus.  Er  nimmt 
's  vo"  Hand  [mit  blosser  H.],  wie  de''  Pur  d'  Fige", 
greift  derb  zu,  macht  keine  Um.stände  ZW.  ,Muesste 
dem  Esel  eine  Feigen  aus  dem  Hindern  ziehen.'  Hafn. 
1666,  1,  201.  —  4.  , Einem  die  Feigen  zeigen,  medium 
digitum  porrigere  alicui.'  Mey.,  Hort.  1692.  Geberde 
der  Verhöhnung,  des  Trotzes.  Hafn.  a.  a.  gibt  einen 
Ursprung  des  ,Sprüchw. :  [ich]  zeig  die  F.'  an. 

Mhd.,  änhd.  das  /ig  (fich,  feig,  /eich),  Blutgeschwär  im 
Darm,  am  After.  St.'s  Schreibung  beweist  Nichts  für  ein 
anderes  W.  od.  eine  andere  Lautstüfe  unseres  W.  —  3  auch 
mhd.,  änhd.  Vgl.  Jions-  und  Figel.  —  4.  Im  Mittelalter  aus 
dem  ital.  /ar  le  /che  ins  Deutsche  übergegangen.  In  dem 
von  Hafn.  erzählten  Vorfalle  (s.  aaO.)  scheinen  die  Deutschen 
von  1150  das  ital.  W.  nicht  in  seiner  eig.  Bed.  erfasst, 
sondern  in  (ebenfalls  derbes,  aber  unverfänglicheres)  Deutsch 
übersetzt  zu  haben.     S.   noch  Figge. 

Or-:  wie  nhd.  Am-enen  erliche  Ma'"  tuet  Nünt 
so  we  wie-n-en  O.  Sdlger.  'em  Dreck  en  0.  ge',  ver- 
kehrt handeln,  allg.  De""  Handel  hat  im  en  0.  g'ge', 
Schaden  gebracht.  Sulger.  Wer  en  0.  überchunnt  und 
weiss  nit,  vu'  wem,  de''  muess-si  b'halte'.  ebd.  Eine  0. 
wurde  nach  alt  deutschem  Brauch  bei  Grenzumgängen 
einem  Knaben  gegeben  als  mnemonisches  Hülfsmittel. 

Umged.  aus  ndri.  rrueg.  Schlag;  vgl.  .Kopfnuss',  wo  ,Nuss', 
verschieden    von    der  Frucht,    ebenf.  eig.   .Schlag'   bedeutet. 

Fasten-.  ,Carica:  dürr  feigen  oder  fastenfeigen.' 
Fris.;  Mal.   —   Wohl  einst  als  Fastenspeise  üblich. 

Lett-:  Scheltwort:  Tropf,  Memme.  ,Wann  wir 
da  sollten  stillschweigen  als  recht  zaghafte  lättfeigen.' 
Passionsspiel  1757. 

So  noch  in  Schwaben,  Baiern,  Ostreich.  Litt:  weiche 
Erde,  Leim,  Kot.     , Feige'  hier  wahrsch.  ^  Excrement. 

Ross-:  Pferdekot  Gn.     Syn.  Boss-Äptfel. 


Fag,  feg,  fig,  vij;.  fw^.  \os,  fug 


690 


Fig;aleil.  ,Figak'ii,  das  ist  bluuimveik,  wie  es  die 
tisiliniaclier  auf  taflen  zur  zieid  machend,  umgewelzt 
schier  wie  Jacobsmuschelen:  voluta.'  Fris.;  Mal.  — 
Für  , Fiale'  mit ;/  als  VergröbeniDg  eines  ans  i  entwickelten  y. 

Figalo'ri,  Figelö'ri  in.:  Duninilvopf  a.SfHW.  — 
Vgl.   Figel  und    Galöri. 

Kigelm.:  1.  „harter  zusammengeballter  Kot,  z.B. 
von  Ziegen,  Mäusen  L."  —  2.  unbedeutende  Sache. 
Kleinigkeit.  Das  Chind  briegijet  [weint]  wege"  ieäem 
F.  L.  —  3.  schwächlich  gebautes  Kind,  von  Erwacli- 
senen  nur  im  Scherz  Zg. 

Wahrsch.  zu  Fuj  in  der  Bed.  S,  denn  auch  das  syn. 
.Dreck'  wird  verächtlich  von  Kleini{fkeitcn  und  kleinen  Per- 
sonen gebraucht.  Der  Voc,  für  dessen  ehemalige  Länge  die 
bei  St.  nebenhur  gehende  Schreibung  sprechen  dürfte,  kann 
in  Folge  der  Zweisilbigkeit  und  der  Anlehnung  an  das  auch 
begrifflich  nahe  liegende  ,Ige]'  verk.  worden  sein.  —  Die 
Begriffe   1   u.   3  vereinigt  auch  das  W.  Kegel. 

Vigele'gi  f.:  lustiges  Treiben.  Das  ist  e  V.  <j'si 
LBeid.  —  Eine  Kombinierung  aus  dem  Stamm  vig-  (s.  z.  B. 
vigilant)  und  hallegerni. 

Vigelet:  Veilchen.syrup.  Zu  den  Requisiten  des 
l'ilger.s  für  die  Meerfahrt  gehörte  ,ain  büchsen  mit 
ligelott.-  Stockar  1519.  —  Von  Vioir  II  abgeleitet;  vgl. 
mhd.   i-idat,  veilchenfarbiger  Stoff. 

Jigele":    (vom  Hahn)   die  Henne   treten   ScuSt.  — 
EDtw.  für  migekn,   rögelen  oder  für  figgckn  voafiggen,   reiben. 
Pigend,  figenden,  figentlich  s.  Find. 
Figer:  Hundename  U.   —   Aus  , Figaro'. 

vigilänt  fir/elant  Sch;  Z,  vigulant  ZKn.,  y'cig.  ZO., 
Ii/tefielant  ZGlattf. :  lebhaft,  gewandt.  —  Aus  lat.  i-igihni-, 
warlisam. 

vigiliere":  waclicn.  Aclit  geben  BsStdt. 

V'igilg  f.:  Gottesdienst  am  Vorabend  eines  Festes; 
Todtenanit.  NManueL.  —  Aus  lat.  vigUiue  (frz.  veilla,), 
indem  das  i  vor  A'oc.  konsonantisch  gesprochen  wurde. 

figle":  putzen,  reinigen  GlH.  , Alles  [Jedermann] 
putzt  und  strigelt  blank  wie  neu  gefigelt.'  Schw  Fasn. 
1869.  —  Von  , fegen'  oder  für  älteres /t<//en  von -Ftyfc,  Feile, 
»Iso  eig.  feilen.      Vgl.   auch  figehn;  figgen. 

Piglerl  (J%/frr  GrI).,  Pr.)  m.:  1.  Schweinstall 
BHa. ;  W,  insbes.  auf  den  Alpen  Gl.  ,Unum  sed  restat 
prae  cunctis  schönere  Zimmer;  Est,  ubi  porcorum  grex 
grunit,  nomine  Vigler  (Schwein.stall).'  Uw  Älplergedicht 
XVIU.  S.  noch  die  Comp.  —  2.  das  Schlafgemach 
der  Hirten  in  einem  Teil  des  obern  Eaumes  unter 
dem  Dach  der  Sennhütten  ScHwMa.,  W.  Syn.  Nistere; 
Dril;  Gastere;  Dasfcre;  Deichle.  —  3.  Sehutzhütt- 
chen  für  die  Schaf-  und  Ziegenhirten  auf  hohen,  ab- 
gelegeneu Alpen,  nur  aus  einer  Steinplatte  oder  rohen 
Steinen,  seltener  aus  Holz  erstellt  Gl;  GrI).,  Pr.  — 
4.  ürtsn.,  z.  B.  ein  Wildhouplatz  bei  GLHätz.;  eine 
Figlerfliieh  bei  Morgarten. 

St. 's  Schreibung  gg  HO.  soll  wohl  nur  die  Kürze  des 
Voc.  andeuten.  Das  W.  ist  wahrsch.  auf  lat.  rigilia.  Wache, 
(vgl.  d.-vs  Folgeude)  zui-ückziifiihrcn.  mit  zurückgezogenem 
Accent. 

Kin-:  Wachthiitte  auf  den  Alpen.  —  Wahrsch.  so 
benannt,  weil  sie  nur  cini-m  Hirten  Obdach  gewährt  (oder 
iranz  einsam  stehfJ). 

Schweiz.  Wiutikuu  I.  5. 


Süw-  W,  Site-  B  oHa.,  ,S'ö«-  B,  Seh w in-  W 
kleiner  Stall,  wenigstens  Zufluchtsstätte,  für  die 
Schweine   auf  den  Alpen.     Syn.  Sclnvln-Gädi,   -Stlje. 

Figler  II:  schlechter  Musikant  Gl.  —  Für  ,Fidler'. 

Vigliotäte":   Ausflüchte,  Ziererei;  Faxen,  Scherze 
*"W.    —   Mag  von   .Velleität'  ausgegangen  sein. 

Vigoli:    Ruf   zum  Stillhalten   bei  einem  Ballspiel, 
resp.  Name  des  letztern  Aa  (Rochh.). 

ab-ligiiren:  abbilden,  abkonterfeien  Sch;  Z. 

\'ögcl  m.  —  PI.  Vugle  B  tw. ;  W,  sonst  Vögel  — 
Dim.  Vogelti  GrD.;  W,  Vögi,  Vugetsli  Kdrspr..  sonst 
Vögeli:  1.  mit  der  allg.  Bed.  Ein  Kind,  das  gefragt 
wird:  wesse"  bist?  antwortet  etwa:  Dem  Ätti  und  der 
3Iuer  [Mutter]  und  's  Vögelis  iif-em  Mist  ZStall.  V. 
als  leckeres  Gericht:  Alleneinist  Vögeli  und  allen- 
einist  Fisch  [usw.]  L  Liedchen.  Auf  die  neugierige 
Frage:  was  häm-mer  z' Mittag?  wird  geantwortet: 
Chllni  Fisch  und  Vögel.  Brötnig  [gebratene]  Vögel  L. 
Me'  tiiet-em  Vögel  uf-em  Buggel  bröte'  [von  Einem, 
der  sich  Alles  gefallen  lässt]  S.  Daher  als  Gegen- 
stand der  Nachstellung:  ,meinen,  Vögeli  (es  F.  L, 
's  V.  Bs)  gefangen  zu  haben',  d.  i.  einen  bedeutenden 
Geft-inn  gemacht  zu  haben,  immer  iron.  (allg.)  ,Ich 
hab  vermeint,  ich  hab  Vöglein  [,ein  Vögelein.'  Denzl. 
1710]  gefangen.'  Mev.,  Hort.  1692.  Nit  Vögel  fah" 
chönne",  nicht  sehr  gescheid  sein  Aa.  Er  hat  den  V. 
US  der  Hand  g'lö'.  Sulher.  Den  Kindern  rät  man, 
dem  V.  Salz  auf  den  Schwanz  zu  streuen,  so  werde 
er  sich  leicht  fangen  lassen.  Der  V.  im  Schlag  ha", 
Jmdn  in  der  Gewalt  haben  BHk.  D"  Chats  hat  de" 
Vogil,  das  Geheimniss  ist  verraten  GBerneck.  J"''  hä" 
g'sch,  icu  de''  V.  ist,  syn.  u-o  d'  Chats  im  Heu  llt  Z. 
Mit  dem  [damit]  tuet-me'  licini  Vögel  schüsse"  =  die 
Sache  braucht  nicht  so  exakt  gemacht,  behandelt  zu 
werden  Z.  Me  schüsst  da  ke  Vögel,  ebd.  Aber  auch 
persönlich  gewendet:  3Iit  dem  chann-me"  keini  Vö. 
sch.  =  er  ist  nicht  der  Gescheideste.  ebd.  Zive  Vögel 
in  eini  Schuss  =  zwei  Fliegen  auf  einen  Schlag  S. 
F.,  friss  oder  stirb  fverdirb)  .'■  Bezeichnung  eines  ver- 
zweifelten Wagnisses  oder  einer  harten  Alternative. 
,Da  heisst  es  nicht:  Iss,  Vögelein,  iss!  sondern  da 
[gegenüber  so  schlimmen  Gesellen]  mag  es  wohl 
heissen:  Friss,  Vogel!  Apokal.  2,  17.'  Goliath  1741, 
'247.  Der  V.  in  der  Freiheit:  ein  Leben  führen 
(lustig)  wie  d'  Vögel  im  Haufsäme  S;  Z,  im  Hirs. 
GoTTH. ;  vgl.  üögeliwol.  ,  Jeder  Lustbarkeit  nachfahren, 
wie  die  Vögel  dem  Hirs.'  Gotth.  's  (guetj  Vögeli  la" 
sorge",  sorglos  dahin  leben  (nach  Matth.  6,  26).  ioss 
(d'J  Vögili  sorge",  si  hend  dünni  (oder  chllni)  Beinli. 
Si'LGER;  Ineicuen.  ,Nun  lassend  vogel  s.!  1470,  Tobl. 
Vli.  ,0n  ang.st  und  sorg  sein,  (das)  vögele  lassen 
sorgen.'  Fris.;  Mal.  ,Ich  kann  es  wol  underwegen 
und  also  das  gut  V.  s.  1.'  JMüller  1661.  ,In  den 
Tag  hineinleben  und,  wie  man  im  Sprüchwort  sagt, 
gute  (auch  ,gut')  V.  s.  1.'  Ulrich.  Bergpred.  IL  781. 
1727.  S.  noch  Walde.  De"  Vögle"  si",  von  einem 
in  den  Bergen  Todtgefallenen,  der  voraussichtlicli 
von  den  Vögeln  wird  aufgezehrt  werden;  auch  über- 
tragen auf  unwiederbringlich  verlorene  Gegenstände, 
z.  B.  einen  vom  Winde  fortgetragenen  Hut  Vw.  D'n 
Vöglen  in  d'r  Luft  erlaubt  sin,  jedem  Mutwillen,  jeder 
Bosheit  ausgesetzt  sein  BRi.  Ehemals  ein  Rechts- 
ausdruck =  für. vogelfrei  erklärt.    ,Wo  nit,  so  söllent 


691 


Pag,  feg.  tig,  fog,  vog,  fug 


s"  syn  erlaubt  dem  v.  im  luft  und  's  lebeus  b'raubt.'  Com. 
Beati.  .Verbandisiorung  Zweyers,  ja  die  sogar  dem  V. 
im  L.  Erlaubung.'  ZitrGilg.  1656.  .Der  ist  hiemit  dem 
V.  im  L.  erlaubt,  dass,  welcher  solchen  entleibet,  hat 
wol  getan.'  Schw  Kastenordn.  1664/71.  Die  Behendig- 
keit des  V.:  .geschwind  wie  ein  V.,  Lada  iiornicior.' 
Mey.,  Hort.  1692.  F.  über  Dach:  a)  schnell.  Das 
gäd  niid  V.  ü.  Tach,  nicht  so  schnell  ZWald.  Syn. 
Schlegel  a'  Wegge.  b)  oberflächlich,  flüchtig,  ohne 
Nachdenken  Ap  ;  ZO.  Mach  's  nW  V.  ü.  T.  Der  Buch 
i"-dr  Schnei  ist  all  [immer]  wie  V.  ii.  D.  GBerneck. 
V.  ü.  T.  schwätza',  kopflos  Ap.  Mir  mached  nid  V. 
ü.  D.,  entschliessen  uns  nicht  leichtfertig  B.  c)  im 
Kaufen :  en  bloc,  in  Bausch  und  Bogen ;  ohne  Garantie. 
V.  ü.  T.  chaiifa"  Ap.  Er  macht  V.  ü.  D.,  schliesst 
einen  Handel  ohne  Vorbehalt  und  Nachwähr  L;  Th; 
vgl.  half'ierlang.  Mir  mached  V.  ü.  (ds)  D.  (ine),  wir 
machen  nur  einen  allgemeinen  Überschlag,  ohne  Detail- 
berechnung Gl.  Gesang:  D'  Vögel  pßfe'  dert  an- 
gersch,  dort  sind  die  Verhältnisse  anders,  besonders  in 
ungünstigem  S.  PMu.  Von  einem  talentvollen  , Spott- 
vogel' sagt  man,  er  könne  den  V.  auf  dem  Dach  vor- 
spotten. ,Das  war  so  ein  lustiger  Nachtbub,  der,  wie 
man  zu  sagen  pflegt,  den  V.  in  der  Luft  v.  konnte.' 
Stutz.  Get  [gebet]  dem  Vögeliaii'''  es  Würmli!  B,  wenn 
man  einen  Pfeifenden  zum  Schweigen  bringen  will. 
Kleinheit,  Zartheit:  So  wenig  esse"  wie-n-es  Vögeli. 
So  chlmi  Bröckli  wie  für  es  V.  Er  hat  's  wie  's  Heiri 
Näfe  Vögeli:  seb  ist  z'  mitts  i"  der  Em  verfrore"  Z. 
Vom  Weibchen  ist  das  Bild  entlehnt  Vögeli  stä", 
niederkauern,  bes.  bei  Kinderspielen  GA. ;  auch  mit 
Dat.  P.:  (in  solcher  Stellung  GA..  oder  übh.  Ndw) 
Einem  (Werfenden,  Angreifer)  .stille  halten,  trotzen. 
In  alliter.  Verbindung  mit  f'ül  zur  Bildung  von  Ver- 
stärkungsadvy.  vorgesetzt:  f.-v.-b'sesse",  z.  B.  lamen- 
tieren aScHW.  —  Sprichww.:  .Böse  Vögel  fliegen  mit 
einanderen  und  ist  das  Nest  nicht  besser  als  die  V., 
die  man  darin  speiset.'  JMey.  1694.  D's  Argeru"  ist 
ns  zams  Vogolti,  blosse  äusserliche  Reue  nützt  Nichts, 
indem  man  bald  wieder  in  den  nämlichen  Fehler  ver- 
fallen wird  W.  Das  ist  e"  subere  V.,  wo  i"  sis  eige" 
Nest  hofiert  L.  Die  Vögel,  tro  me'  mit  der  Axt  tod 
schlät,  b'schüssen  am.  beste'  [geben  die  reichste  Beute]. 
Der  Vogel  g'fallt,  aber  's  Nest  nüd,  heisst  es  etwa, 
wenn  man  aufs  Freien  ausgeht.  Ineichen.  En  füla 
V.,  e  füls  G'sang.  Tobl.  En  seltsnn  V.,  e  siiltses  Nest. 
ebd.  =  icunderligi  V.  hei  [haben]  w.  Nester  B.  Einerlei 
Vögel  hocken  tif  einerlei  Ästli  Aa;  L,  Ne'st  [Äste]  S. 
Glichig  Vögel  strlchid  gern  mitenand.  Sdterm.  Hed 
der  Tüfel  der  V.,  so  nem  er  an'''  's  Chäfi.  Ineichen. 
Chlini  Vögeli  chönne"  d'  Schnäbeli  o''*  tint  üftue"  B. 
Mit  böse  Vögle  g'floge",  mit  b.  V.  g' fange"  Scii.  Wenn- 
me"  mit  b.  V.  fhlgt,  wird-me"  mit  [ihnen]  g'f.  Z.  Wer 
mit  füla"  V.  fl.,  wird  mit  füla"  g'f.  Ap.  No'''  dem 
da"  de  Ma""  ist,  so  bröt't-men  im  de"  V.  Sch.  TFn.« 
de"  Vögle"  g'hört,  chunnt  nid  uf  de"  Gottesacker.  Sülger. 
chömmid  d'  Fisch  nid  über.  Ineichen.  Wenn-mn"  will 
Vogla"  fall",  muess-mu"  nit  mit  dpn  Stecko"  an  d'  Stada" 
schla"  W.  Wenn-me"  nummen  l  [nur  einen]  V.  g'hört, 
g'hört-mc"  nummen  is  G'sang,  nur  einseitigen  Bericht 
BHk.  Zarti  Vögeli  liänd  zarti  Schnäbel.  Suterm.  — 
Spiele:  aj  Vögeli,  Vögeli,  flüg  üs,  flilg  in  en  anders 
Hüs!  Auch:  Vö.  ab-em  Baum!  Plätze  [an  Bäumen] 
wechseln  Ar;  Z.  Syn.  Bäumli  tfischen.  Mit  Über- 
tragung auf  Sitzplätze:     IVi.,    ruck   de"  Sluel !    L;    S; 


KocHH.  Nr.  —  lo.  h)  Vögeli  raten  S,  auch  V.  kaufen 
oder  verkaufen,  üsjagen.  Rochh.  Nr.  72.  Die  Kinder 
nehmen  die  Namen  von  Vögeln  an,  bis  auf  2,  von 
denen  eines  den  Verkäufer  (oder  die  Mutter),  das 
andere  einen  Käufei  vorstellt.  Dieser  kommt,  fragt 
nach  der  vorhandenen  Auswahl  und  nennt  den  Namen 
einer  Art.  Der  betreffende  V.  fliegt  aus  und  der 
Käufer  sucht  ihn  zu  erhaschen.  Zwischen  den  er- 
haschten und  den  frei  gebliebenen  entsteht  am  Ende 
ein  Kampf  ähnlich  dem  unter  .Engel'  Sp.  .333  be- 
schriebenen. —  Glauben,  a)  Warnende  Schicksals- 
stiwiuen  nehmen  die  Gestalt  eines  Vogels  an.  's  Sprüch- 
wort seit:  Es  chunnt  gli  nes  Vögeli  und  pflft  no'''  lüter! 
HoFSTÄTTER.  Die  Zlt  ist  schlecht:  ich  aber  hän  es  Vö. 
g'hört  pßfe",  rind  tcenn  das  irär  ist,  so  miiend-mer  frö 
si",  wenn  's  nu  deweg  blibt  [nicht  noch  schlimmer  wird]. 
Stutz.  Gewisse  Vögel  sind  Todesboten;  s.  .Leichen-', 
Toten-V.  Als  Antistes  JJBreitinger  am  Abend  vor 
einem  Unglücksfall  durch  Ertrinken  mit  dem  betr. 
Knaben  sich  im  Garten  befand,  kam  ein  unbekannter 
V.,  machte  sonderbare  Bewegungen  und  erhob  ein 
seltsames  Geschrei,  und  der  erleuchtete  Mann  erkannte 
nachher  die  Vorbedeutung  an.  Fremd  Vögel,  fremdi 
Völker!  Sülg.,  d.  i.  das  Erscheinen  ungewohnter  Vögel 
kündigt  an.  dass  fremde  Kriegsschaaren  über  das  Land 
kommen  werden;  vgl.  Kriegs-;  Imb.  —  b)  ,Auf  Vogel- 
federn  ligen  könne  ein  Kranker  nit  sterben.'  Gwerb 
1646.  -  2.  Raubvogel  insbes.  Syn.  (Hüenli-)  Wei, 
-Dieb  und  viele  der  u.  folg.  Zss.  In  der  Aufzählung 
von  Abgaben  bei  Mev.,  Wint.  Chr.:  ,eier,  hüener,  gül 
[Hähne],  fogel,  gens  und  enten'  wird  ,f.'  den  Jagd- 
falken bed.  —  3.  geflügeltes  Insekt,  bes.  Schmetter- 
ling (s.  die  u.  folgenden  Zssen)  und  Biene.  ,Und 
hernach  widerumb  ein  Wurm  oder  V.'  JZiegl.  1647. 
Von  einem  Bienenschwarm  oder -Stock  sagt  man:  der 
Imb  häd  vil  (oder  wenig)  Vögel;  zuweilen  heisst  aber 
auch  der  ganze  Schwärm  der  V.  (Menzel).  Scherzhaft 
zur  Bezeichnung  der  Einfalt:  er  kennt  kei  Vögel  weder 
d'  ührotte"  Z.  Ebenfalls  nur  in  Vexierrede  Vögel  — 
Läuse.  Hast  Vö.?  zu  einem  Kind,  wenn  es  in  den 
Haaren  kratzt.  —  4.  Vogel  aus  Papier,  als  Spiel- 
zeug über  der  Wiege  eines  Kindes  schwebend  Ap,  in 
der  katholischen  Schweiz  heiliger  Geist  (s.  d.)  genannt. 
—  5.  Kuhnaine  B.  —  6.  schlauer  Mensch,  loser 
Schalk,  allg.  Vgl.  u.  die  Zssen.  Als  im  J.  1529  das 
Gerücht  gieng.  es  seien  Kaiserliche  in  den  4  Stätten 
am  Rhein  eingezogen,  verlangte  Bern,  man  solle  ,die 
schädlichen  bösen  vögel  nit  im  land  sitzen  lassen.' 
Vgl.  dazu  die  .fremden  Vögel'  oben  1  (Glaube).  Vogel; 
Vögeli":  Geschlechtsn.  Schw;  Z.  —  7.  der  Hahnen- 
fleck. .Das  weiss  im  dutter,  daraus  die  jungen  güggele 
geboren  werdend,  nias  vicellus.'  Mal.  —  8.  ein  Stück 
aus  dem  Kessel  genommenen  gebrühten  Käsestoffes 
BHk.,  Ri.  Syn.  Käs-;  Gans,  Gugger,  Wigger.  — 
9.  Vögeli:  Semmel  aus  feinerm  Teig  in  Gestalt  eines 
Vögelchens  mit  Augen  aus  Reckholderbeeren  G:  ZO.; 
ein  ähnliches  Gebäck  an  Kirchweih  AaZ.  ;  solche  Bröt- 
chen, die  der  Bäcker  aus  dem  Rest  des  Brotteiges  für 
die  Kinder  seiner  Kunden  anfertigt  L.  —  10.  ein 
Fleischgericht,  kleine  Stücke  von  Kalbfleisch  un- 
gefähr in  der  Gestalt  eines  Vogelleibes.  (Viätlierni 
Vögeli  Aa;  s.  Kalber-,  Fleisch-.  —  11.  gcl"i  Vögel: 
Goldstücke  Bs.  ,Gelwi  Vögeli.'  Salat.  —  12.  (PI.) 
Späne  rings  um  ein  Scheit,  gefiederähnlich  hervor- 
stehend   Gr.    —    13.  zsgeballte    Federn    in    Bett- 


Fag,  foff,  fis,  fo2 


kissen  Z.  —  14.  kleiner  Sitz  hinten  am  sog.  Wurst- 
schlitten  wie  ein  Löffelstiolende  (Vogelschwanz?) 
hervorragend,  für  einen  Knaben  oder  Diener  (Yoqcl- 
huebj  GrI).  —  15.  Brett  mit  zwei  auf  den  >Schultern 
getragenen  Armen,  auf  welchem  der  Handlanger  dem 
Maurer  den  Mörtel  zuträgt  Z ;  hölzernes  Gefäss  zum 
selben  Dien.st  Ap;  Syn.  Pflaster-.  Ähnliche  Vorrich- 
tung der  Sennen  in  BSi.  u.  FJ.,  aber  das  (runde) 
Brett,  auf  welches  der  Käse  zu  liegen  kommt,  über 
dem  Kopf  des  Trägers  durch  4  Stützen  auf  den  Trag- 
armen ruhend;  s.  Laden-.  —  16.  eine  Vorrichtung  am 
Weh  stuhl:  ausgehöhltes  Holzstück  oder  Brettchen 
mit  einer  ledernen  Schlaufe,  je  eines  an  jedem  Ende 
iler  Schnelllade,  dazu  dienend,  das  Schlichen  aufzu- 
fangen und  wieder  zurück  zu  schnellen  Aa;  Ap;  Bs;  Z. 
Zu  1  (Glauben)  s. !  JMüller,  Bussspiegel  1673,  S.  158. 
—  2  Tgl.  das  Tier  =  ein  Raubtier.  —  Die  Ausdeutung  von  8 
s.  u.  Gxtgger.  —  1.5.  Die  beiden  Arme  mit  den  Flügeln  od.  dem 
gegabelten  Schwänze  eines  Vogels  verglichen.  —  Ifi.  bcziulit 
sich  auf  die  flugähnliche  Bewegung. 

Ülen-Vogel:  Eule.  Wer  mit  Eukröyla"  flwjt, 
wird,  mit  Eula'  g'fanga"  Ap. 

,0n-:  Meergans,  Kropfgans,  onocrotalus.'  Mal.; 
Wagner.  —  Wahrseh.  aus  dem  lat.  W.  abstrahiert.  Das 
W.  auch  von  Meisn.  u.  Seh.  1815  noch  wiederholt  für  den 
I'i'Iikaii,  pel.   onoer. 

.Ant-,  Ent-  Fris.;  Mal.:  Ente.  .Antvögel  ze 
fohen  nimm  setzangel  und  steck  lungenstüklein  dran.' 
XIV.,  Medic.  Hdschr.  jDass  der  Zürichsee  ganz  über- 
froren und  die  Ant-  auch  andere  Vögel  zu  Schaaren 
weis  in  die  Statt  kamen.'  Hafn.  1666.  Auch  bei 
WuRSTis.  1580.     Vgl.  Ent  Sp.  354. 

Aro-   =  Ar   W.    —    Wegen   der   F.uni   s.   Sp.  :!S.5. 

Is-,  hell-:  Eisvogel,  alcedo  ispida  B;  Vürie. 
Syn.  Isengart. 

Patz-:  Spassmacher,  Spötter  Gl;  G  1799;  Scu. 
Vgl.  Spei-,  Spott-,  Spate-.  —  Von  ,fatzen',  spotten. 

Fleisch-:  gebratenes  Kalbfleisch  mit  Speckfüllung, 
nm  die  es  gerollt  ist  Aa;  Z.    Vgl.  Kalber-  u.  Vo(iel  10. 

„Gäbeli-:  Gabelweihe,  falco  milvus  Ap."  —  Von 
der  Gabelgestalt  der  Flügel. 

Gade"-:  Alpenbachstelze,  motacilla  alpina  oder 
Alpenflühlerche,  accentor  alpinus  Gl.  —  Vom  Nisten  an 

6»den?      Vgl.    Gaden-RoleU. 

Gold-Vögeli:     1.    gelber    Schmetterling    B.    -- 

2.  reiche    Tochter    (im    heiratsfähigen    Alter).    — 

3.  Goldstück. 

Galgen-Vogel:  I.Rabe,  weil  er  die  Eichtstätten 
besucht.  ScHiNz;  auch  übh.  ein  schwarzer  Vogel  aus 
dem  Krähengeschlecht.  Tschudi.  —  2.  Scheit w.  für 
einen  Menschen,  der  für  seine  Bosheit  den  Galgen 
verdiente  (hyperb.).  allg.  Auch  in  Anzählsprüchen 
als  Schluss:    Das  fule  Oalgevögeli  isch  duss.    Schild. 

Geren-:  Häher,  corvus  gland.  Gl.  —  Syn.  Gertsche. 
Wahrsch.   verwechselt  mit  Heren-  (s.  d.). 

Gersten-:  Goldammer,  emberiza  citrinella  Aa; 
Ap;  L;   ZO.     Syn.  Gelammer,    Gerstenfresser,   Gilber. 

Muetergottes-Vogelti:  Tagschmetterling  W. 
Syn.  -Henni. 

Glücks- Vogel:  vom  Glücke  begünstigter  Mensch 
I.;  Z. 


Hui-:   Uhu  Gl. 

Eeckholder-:  Wachholderdrossel,  Krametsvogel, 
turdus  pilaris  6r;  Sch  (St.'');  Z.  Auge  wie-n-en  B., 
kleine  aber  lebhafte  Ap.  Vorsichtig  wie-n-en  E.  Sulg. 
Studiere  irie  en  E.  G.  Es  G'vüsse  ha'  tvie  en  R. 
Ap;  Z.  ,[1478  war  es  sehr  teuer;]  ein  frischen  reck- 
holtervogel  galt  gern  2  ß.'  Edlib.  , Pilaris,  trichada, 
bei  uns  ein  Reckoltervogel,  Wachholtervogel,  Wach- 
olterziemer,  anderschwo  aber  ein  Krametvogel  genennt, 
von  den  beerinen  her,  deren  er  gelebt.'  Vogelb.  1557. 
.Trutilare,  schreien  wie  ein  R.'  Denzl.  1716. 

Holz-:  Schwarzspecht  ZW. 

Hennen-:  Hühnerweih,  Busar,  falco  buteo  Ap; 
Turmfalke,  Wannenweher,  falco  tinunculus  W.  — 
Syn.  s.  Vogel  2. 

Hüener-,  Hüender-:  1.  Hühnerhabicht,  -geier 
B;  Z.  —  2.  Huhn  U. 

Har-:  Rohrdommel,  von  ihrem  Rufe:  Imrl  Sclger. 

Here"-  GG..  Rh.;  U;  Zg;  Z,  Herre-  BSi.;  F; 
ScHW;  Uw;  GoTTH.;  VoGELB.  1557;  Mal.:  Eichelhäher, 
corvus  glandar..  cornix  glandaria  BSi.;  Nussknacker 
GG.  Syn.  Gagsch,  Heregägger,  Her,  Hätzle,  Hätzler, 
Hereliätzler,  bei  St.  auch  -hexle.  Der  Vogel  wird  bes. 
wegen  seiner  lauten  und  unangenehmen  Stimme  oft 
genannt.  Singe  wie-n-en  Junge  H.  Stütz.  Weil  er 
immer  hüpft,  gibt  man  seinen  Namen  auch  lebhaften, 
unruhigen  Kindern  ZO.  ,Der  glarige  Herrenvogel.' 
Gotth.,  wegen  seines  bunten  Gefieders.  Weil  Herr 
resp.  Her  bes.  den  geistlichen  Herrn  bedeutet,  so 
heissen  Herevögel  scherzhaft  auch  die  Geistlichen  Z; 
dag.  in  allg.  Sinn:  die  Sapperments  Herevögel,  die  ver- 
dammten Herrenleute.  Stutz. 

Her  ist  zsgez.  aus  .Heber',  mhd.  heher,  so  dass  -Voijel 
eig.  ein"  pleonastischer  Zusatz.  Nachdem  aber  die  Ausspr. 
von  f-  auf  e'  geraten  war,  fiel  die  zsges.  Form  mit  dem 
gleichlautenden  Stammwort  Her  =  Herr  zusammen,  und  da 
Her  und  Herr  selbst  schwanken,  so  konnte  auch  im  Comp, 
die  Form  , Herren-'  eintreten. 

Herd-Vögeli:  1.  eine  Bachstelzenart,  wahrsch. 
motacilla  sulphurea,  deren  Weibchen  eine  rötliche 
Kehle  hat  BO.;  Schw;  Uw.  Nach  Tschudi  1860  der 
Wasserpieper,  anthus  aquaticus  Schw.  --  2.  kleine 
Heckenbraunelle,  Prunellgrasmücke,  sylvia  (accentor) 
modularis. 

Nach  dem  Herd,  d.  i.  Erde  benannt,  1.  weil  es  in  Ufer- 
lüchern  nistet;  St.  nennt  es  zwar  ,Rotkehlchen'  aber  i.  S. 
von  , motacilla  modularis  rubetta";  2.  wegen  des  t.  schiefer- 
blauen, t.  rostfarbenen  und  braunen  Gefieders. 

Kabis-  L,  K61-Vogel  Schweizerb.  1817:  Kohl- 
weissling,  weisser  Schmetterling,  dessen  Raupen  bes. 
auf  dem  Kohl  leben.     Vgl.  noch  Krüt-. 

K  a  1  b  e  r  -  =  Fleisch-. 

Kanäli-  S;  Uw,  Karnä'ri-  Z,  Karinälje-  G 
(Götz.),  Kardinal-  Ap;  G;  ScHW;  Zg,  KardinäUrögeli 
ScHwBrunn.,  Kardinarife')-  Z:  Canarienvogel. 

Korn-  Chore-:  Goldammer  Gr. 

Käs-  =  Vogel  8   BO.     Syn.  Käsmues,   Britschen. 

Kriegs-:  der  Seidenschwanz,  bombycilla  (ampelis) 
garrula,  sonst  auch  Pest-,  Böhviervogel,  Böhmerli  ge- 
nannt. Da  er  nur  in  langen  Zwischenräumen  und 
unerwartet,  auch  in  grossen  Schaaren  bei  uns  erscheint, 
glajibte  man  von  ihm,  er  verkünde  Krieg,  Pest  und  Tod. 


6Ö5 


Pag,  feg,  fig,  fog,  vog,  fug 


Ö96 


Krammets-Vogel  Chrammis-  Aa,  Gniminis-  Bs, 
,Kranet-'  Fris.,  ,Kranat-'  Mal.:  \.  =  lieckhokler-.  — 
2.  (PI.)  unleserliche  Buchstaben  Bs. 

Aus  mhd.  kraneirit,  Wachholder.  In  der  MA.  glu-ichsam 
nur  als  Lehnwort,  daher  die  lautlichen  Verderhnisse. 

Krüt-Vögeli:  Braunkehlchen,  saxioola  rubotra  B. 
—  "Weil  es  sich  gerne  auf  Doldenpflanzen  und  Disteln  setzt; 
daher  auch    GrasriiyijU. 

Krüz-Vogel:  Kreuzschnabel,  loxia  curvirostra  S; 
Z;  und  so  auch  bei  Mal.  u.  Denzl.  Scherzh.  spöttisch 
übertr.  auf  Chorherren  Aa. 

Laub-:  grosser  Weidenzeisig,  .sylvia  fitis.  Meisn. 
ü.  SCHINZ   1815. 

Laden-:  Traggestell  für  Bretter  u.  A.,  auf  die 
Achseln  gesetzt  BL.     S.   Vogel  15. 

Lueder-:  Raubvogel,  ä.  Zg  Mand.  —  So  genannt, 
weil  er  sich  von  Aas  nährt  oder  damit  als  Lockspeise  ge- 
fangen wird. 

Lulle-:  Fandlicnn.  XIV.,  B. 
Mel-:    ein   Nachtfalter    6Rh.   -   Wegen    der   dicht 
bestaubten  Flügel.      Vgl.   Mel-Htäuler. 

Martis-Vügeli:  Marienkäfer,  coccinella  septem- 
punctata.  Die  Kinder  rufen  ihm  zu:  Marti-,  Märti- 
Vöcjeli,  flüg  über  eis  Tübili,  säg,  Vater  niiä  Miieter 
sollend  guet  Wetter  scMcka"!  GSa. 

Muse-:  Zaunkönig,  sylvia  regulus  S.  -  Klein  wie 
eine  Maus  ? 

Nacht-Vogel:  1.  Fledermaus  (iaPr.  Kindern, 
die  am  spätem  Abend  noch  im  Freien  bleiben  wollen, 
wird  gedroht:  de  N.  nimmt  -  di''> ,  wobei  an  ein  un- 
bestimmtes mythisches  Wesen  gedacht  wird  ZO.  — 
2.  Nachtfalter  L.  —  3.  nachtschwärmender  Bursche 
OnPr.;  Z.  ,Wie  manche  sünd  wird  in  der  finsteren 
nacht  begangen!  Ach,  dass  solche  gottlose  Nachtvögel 
betrachten  wurden  die  Wort  Davids.'  JMüll.  1666. 
,Der  Nachtwächter  soll  alle  böse  unnütz  Nachtvögel 
angeben  und  verklagen.'  1670,  Glur. 

Nachtigals- =  JVac/tf- .?.  ,Alle  Nachtigalsvögel, 
so  die  Strassen  unsicher  machen  und  berauben  und 
darneben  keinen  Herren  haben,  sollt  du  lienkcn  lassen.' 
JKLav.  1644. 

Nusse"-Vogelti:  Zaunschlüpfer.  sylvia  troglo- 
dytes  W. 

Haselnuss-Vogel  Hase-:  Nusshähcr  (iuObS. 
„Pü-  BO.;  LE.",  Bä-S,  PiU-  L:  grosse  ühreule, 
strix  bubo.   —    Von  seinem  Ruf  so  genannt. 
Bibi-:  Huhn,  in  der  Kinderspr.  Z. 
Bären-:  ein  Schmetterling,  chelonia  caja  Gl,  wo 
es  der  gemeinste  Spinner  ist. 

.Purper-:  ein  frombder  vogel  mit  rotem  Schnabel 
und  roten  füessen  und  blauwen  fijderen,  porphyrio.'  Mal. 
Pest-  s.  Kriegs-. 

Pflaster- =  Vogel  15  Aa;  Z.   —   /v'"»'"- =  Mörtel. 
B11-:     Vogel    von    Blei,    nur    in    der    bildl.   RA. 
schwimma"   wia  an  M^etsstein   oder   an   IIL,    hllnrna 
Vogal  GrD.  (Bühl.). 

Plag-:  der  Rabe  Uw.  AU  wie  de  MörU-Blag-V. 
ÜBwGiswil.  —  rimj,  Aas.  Vgl.  Lueder-.  Alter  Volksglaube 
schrieb  den  Kaben  hohes  Alter  zu. 

Bluemd-,  Blüemd-:  Alpen-Bachstelze,  raotacilla 
alpina,  oder  AlpenHühvogel,  accentor  alpinus  BSi. 
Syn.  Bluem-,  Blüemli-Tiirli'g,  -Jutteli,  -Tritlli. 


Brach-:  grosse  Sichelschnepfo,  inimcuius  arcuata. 
HScHiNz  1842.     Auch  bei  Fris.;  Mal. 

R  e  b  - :  Rot-  oder  Weindrossel ,  turdus  iliacus. 
HScHiNZ  1842.  ,12  Rebvögel'  (neben  ,0:!  Rebhühnern')  i 
als  Badgeschenk.  Z  166.5. 

Regen-:  1.  „eine  Art  Schnepfe,  welche  Regen 
verkündigt.  Syn.  Immenfresser.''  St.''.  --  2.  Rege- 
Vögeli:  Stelle  am  Leib,  z.  B.  am  Kreuz,  an  welcher 
man  bei  nahendem  Regenwetter  (iichtsehmorzen  em- 
pfindet Z  (KMey.).     Vgl   Wetter-. 

Ratsch-:  1.  „Wachtelkönig,  rallus  crex  BE.; 
VOrte.  Syn.  Grasrätsch."  —  2.  Holzblock,  auf 
welchem  die  Hanfabfälle  geschlichtet  werden.  Rochh. 

—  3.  der  Haufe  von  Hanfahnen,  der  nach  be- 
endigtem   Brechen    verbrannt   wird    Aa    (Rochh.).  — 

4.  die  letzte  Garbe  oder  der  letzte  Ahrenbüschel,  an 
welchen  sich  bes.  Vorstellungen  und  Bräuche  knüpfen. 

5.  d.  Syn.  Fuchs,  Güggel,  Glücltshämpfeli,  Has,  Gross- 
müeterli. 

1.  von  ratschen  i.  S.  v.  ,schnarrend  schreien'  (daher  auch 
Knarrer  und  crex  genannt).  2.  von  r.  im  eig.  S.  ,Hanf 
brechen'. 

Rauz-:    Schelte   für  einen  barschon  Mensclien  S. 

—  Von   rauzen,   rauh  sprechen. 

Summer-:  1.  Schmetterling  Aa;  Bs;  FU.;  Gl; 
Gr;  L;  G;  Sch;  ScHwMa.,  H.,  Küsn.;  S;  Uw ;  Z.  Er 
lueget,  wo  d'  Summerrügel  ane  flüged,  sein  Blick  ist 
zerstreut  ZO.  .Zweifalter,  Somniervogel,  papilio.'  Rrd. 
1662.  ,Butter-  oder  Sommervögel.'  JJScheuchz.  169il 
,Die  Sommervögel,  so  von  Anderen  Fletterschen  oder 
Pfiffholteren  genannt  wei'den.'  Lucian  1702.  .Gleich 
den  Kinderen  den  gefarbeten  Sommervögelein  nach- 
lautfen.'  Ulr.  1733.  —  2.  sommerlich  und  bunt  ge- 
kleidete Person  Z.  —  3.  wandernder  Arbeiter  aus 
Italien  U. 

„Satz-:  ein  vom  Vogelfänger  zur  Lockung  auf  den 
,Herd'  gesetzter  Vogel;  auch  einfach  Satz  L;  Zg." 

Schabe"-Vögeli:  Kleidermotte  Z.  Syn.  Schaben- 
Müggli. 

Schin-Vogel:  Lockvogel,  Vorwand,  ,l>er  Türken- 
zug was  bim  kaiscr  [nur]  der  sch,,  etwas  bi  einer  Eid- 
gnoschaft  zuo  erwerben.'  Vad. 

Schatten-:  kleiner  Nachtscbmetterliiig.  der  um 
das  Licht  flattert  ZWasterk.     Syn.  Liechtsteler. 

Sclimach-:  Lästerer.  ,Es  sind  solche  unver- 
schämte Schmach-  und  Lästerwort  eben  das  alte  Teu- 
felsleid [1.  -lied],  mit  welchem  dergleichen  Schniacli- 
vögel  die  Lehr  der  Wahrheit  beschmutzen.'  ClSoiiob. 
1699.     VgL  Spott-. 

Sehne-:  1.  -Vögeli:  Citronenlink,  fringilla  citri- 
nella  BD.;  Gr  (Tschudi  1860).  So  genannt,  weil  er 
sich  erst  zu  Anfang  des  Winters  ins  Tal   herablässt 

—  2.  Schnee fink,  fringilla  nivalis  Gl.  —  3.  Stein- 
schmätzer (eine  Art  motacilla)  GitObS.  —  4.  Schnee- 
huhn, weisses  Bebhuhn.  ,Der  Vogel  lagopus  wirf  von 
unseren  bergleuten  ein  Schneehuon,  Schneevogel,  weiss 
Rebhuon  [usw.]  genennt.'  Vogelb.  1557. 

Spei-:  Spassvogel,  Spötter  „Gr";  Z.  ,Calophanta. 
irrisor,  facetus,  scurra:  speiv.,  spottv.,  fatzmann.'  Fms. ; 
Mal.;  Denzl.  ,Ein  vexierer  und  sp.'  1629,  Hotz.  - 
Von    mhd.  änhd.   ejxum,    bespeien,    spotten.      Vgl.  Speiwlrrli. 

Spott-:  Spötter  GG.;  Z.  ,Der  sp.  hat  den  uit 
lieb,  der  in  straft.-   1531/48,  Prov.    .Und  in  dem  stuul 


Hfl' 


Pag.  feg.  flg.  fog.  VOR.  fug 


698 


iler  spottvöglen  nit  sitzt.'  1548,  Psalm.  —  spott- 
vogle":  (tr.  u.  intr.)  Jmdn  zum  Besten  halten,  blossen 
Spa-ss  treiben  ZO.  Spottvogli  ni.:  Einer,  der  dies 
zu  tun  liebt,  ebd. 

Spatz-:     Spassvogel.    .Sti'tz.    —    .Mit    Anlehming   au 

Irr  Uuideutung  auf  Sjttttz,  Sperling. 

StSch-  =  Vogel  3   BBe.;    „L."     ,Die    schädliche 

^tech-   und  Raubvögel.'    1785,   Mand.  Grfsch.  Baden. 

Von  .stechen'  =  ,stossen',  auf  die  Beute  hernuterfaliren. 

."^turin-:    Seeschwalbe,    sterna   hirundo.    HSchi.nz 

l^l'J. 

Stüss-=  Vnyel 2  XfK.  Unfolgsamen  Kindern  wird 
gedroht:  Wart!  de''  St.  nimmt-di''- !  L.  J'*  icM,  dass 
(tff  St.  de'  g'no'  hätt.  Stütz. 

Strau-:  Goldammer  Gr  ObS.   —   Wegen  der  Farbe. 
Strich-:    Vogel,    der   im  Sommer  auf  den  Alpen 
lebt,  im  Winter  im  Tale  L. 
',         Tube"-,   D-:    Taubenhabicht,    falco  palumbarius 
.\a;  .Kf;  S. 

I'stag-:  1.   Üsti(j-Ve()el :  die  Lawinen,  welche  das 
lumen  des  Frühlings  anzeigen  BGt.  —  1.  Hüstage- 
I  iigeli:    kleine   Vögel,    die    sich    im    Frühling    zuerst 
regen,  wie  Finlien. 
•         Distel-  Ap;  Gr;  Fris.;  Mal.;  Vocklb.  1557;  Tiekb. 
Ij  1503;  ÜENZL.  1G77;  1716,  Disle-,  Tinte-  Z,  Binter- Aa 
j  Holdb.:  Distelfink.     Er  gilt  als  klug,  daher  die  RA.: 
,  kein  D.  [nicht  sehr  gescheid]  si"  Z.     Wenn  t"*  scho' 
kein  T.  bi',   hin-i'''   doch   kein  Spatz;   wenn  i"*  scho" 
^  A'ew  Bernermeitli  ha',  han-i'''  doch  en  Schatz. 
I        Toten-:  1.  Zwergeule,  „.strix  passerinaAp."  Kleine 
I  Ohrenlc,  strix  scops  Gr,  so  genannt  wegen  ihres  Rufes 
.  töd!  töd!  oder  kiit-tod-tnd-tod!   oder  wegen  sonstiger 
Heziehung  seines  Rufes  auf  bevorstehende  Todesfälle. 
Sjn.   Wigiceg.     Die  mittlere  ühreule    GrD.  (B.)     Bei 
i  Spbeng  =  Wiggerli,  also  der  gemeine  Waldkauz,  strix 
:  alnco,    ,ein  Naclitvögelchen,   welches  etwa  vor  einem 
Fenster  einen  wilden  Gesang  zwitschert,  der  bedeuten 
soll,   dass   nächstens  Jemand  aus  dem  Hause  sterben 
werde.'     Für   ein  T.-Vögeli  resp.  einen  Seuchenboten 
hielt  man  auch  den  Seidenschwanz,   ampelis   garrula 
Aa;   s.  Meisn.  u.  Sch.  1815  S.  96  ff.!  und  oben  Krieg.^- 
pögeli.   —   2.    Töte-Vögeli:    Fliegenschnäpper,    musci- 
capa  atricapilla  (luctuo.sa)  B.  ,Mu.scipeta  [also  Schnapp- 
hähnchen]. Es  wirt  etwa  ein  kleins  vögelin  umb  unsere 
statt  gefangen :  unsere  weidleut  heissend  uiss  ein  todten- 
vögelin,  villieht  darumb,  dass  es  zu  zeit  der  pestilenz 
i'li  bei  der  .statt  gesehen  wirt.'  Vogelb.  1557. 
J  erscheint  allerdings  sehr  uuregelmässig  bei  uns;  doch 
int   ihm  obiger  Name  wie  auch  .Trauervogel,    Mohren-, 
(.•nköpfchen',  nlat.  todun,  eher  wegen  des  schwarzen   und 
-tn  liefieders  gegeben  zu  sein. 

Treib-':    eine   Art    wilder    Enten    im    Bodensee. 
KLB.  l.=)57,  4'2.     Syn.  KätzU. 

\\  ald-.     ,Denn  wendt  wier  prassen    bis  am  llor- 
jgeii,  guot  Waldvögeli  lassen  sorgen.'  Com.  Beati.    Vgl. 
'  Vogel  1.    Auch  als  Geschlechtsn.  Sch. 
Welt-:  weltliebender  Mensch  An. 
Wandel- =  nhd.  , Wander-'.  Fris.;  Mal. 
Wind-:    leichtfertiger  Mensch.     ,Truet  nit  denen 
i'lvöglen.'  Ryff  1594.  —  Vgl.  Luji-. 
Wijtter-:  1.  krankes  Glied  (mit  einer  alten  Wunde 
Mer   mit   einem   Leichdorn,    Hühnerauge.    Gicht   be- 
haftet), welches  bevorstehende  Wetteränderung  durch 


Schmerzen  ankündigt  Ap;  ßs;  .Gl";  L;  .Zg";  Z- 
Sdlg.  , Einen  W.  am  Fuss  usw.  haben.'  Vgl.  Regen-  2. 
,Ich  habe  vor  9  Jahren  ein  Bein  gebrochen  —  noch 
itzt,  puh!  sitzt  der  W.  drin.'  UBrXgger.  .Niemals 
hatte  er  von  den  Wunden  die  geringste  Nachweh, 
selbst  nicht  einmal  einen  sogen.  W.'  Scheitlin.  — 
2.  Barometer  L.  Sonst  Wetterglas.  —  3.  Wetter- 
prophet Ndw;  insbes.  ein  Mensch,  der  einen  W.  im 
S.  von  1  hat  W.  —  l  mit  Bez.  darauf,  dass  unversehens 
erscheinenden  Vögeln  prophetische  Bed.  zugeschrieben  wurde. 
•2  Übertragung  v.  1.     Im  nämlichen  S.  Wetterlmne  Breg.-Wald. 

Schönwijtter-:  Buchfink  ZWl.  Bibihi,  Schön- 
ti-ettervögili! 

gevogel:  (von  Eiern)  befruchtet.  ,[Die  Störche] 
legend  den  stein  lychniten  in  ir  nest,  damit  die  eier 
gvogel  seiend.'  Vogelb.  1557.  .[Die  Eier  von  Tauben 
ohne  Kuter]  sind  ganz  uugevogel  und  unnütz.'  ebd. 
—   Syn.  yijügght. 

Gevögel,  Gevügel  n.:  Geflügel.  , Allerlei  ge- 
fügel  als  gens,  rappen,  kräyen,  hüener,  enten.'  Mal. 
.Wassergefügel  und  krebs.'  Vogelb.  1557.  ,Tier  und 
gfögcl'  neben  .gfügel',  .geflügel'.  1607,  U.  Bildl.  .Das 
man  sich  der  münchen,  des  unseligen  gefügeis,  nüt 
sollte  beladen.'  HBüll.,  Tigur. 

Mhd.  tjccügtl  und  so  fast  durchweg  in  unserer  Lit.  Di« 
Form  mit  ü  ist  die  ältere  Bildungsweise. 

vögelen:  1.  herumschweifen;  im  Land  ume  v.: 
umenand  v.  Aa.  —  2.  coire  Ndw.    Bei  Fris.  .fügelen-. 

gevögelet:  mit  eingewobenen  Vogelfiguren  ge- 
ziert.    ,Ein  g— er  schurlitz.'  L  1422. 

Vögi:  1.  m.  a)  schlauer  Mensch  Z.  Vgl.  Vogel  6. 
b)  Hurer  Z.  —  2.  n.  a)  Dim.  zu  , Vogel'  Z  (Kdr.spr.). 
b)  Spottn.  für  eine  liederliche  Weihsperson  L.  c)  penis 
eines  Knäbleins. 

voglen:  1.  Vögeln  nachstellen  Ndw;  PPo.;  T; 
ZO.f  .Das  v.  ist  in  [den  Bauern]  allen  erloubt.-  1525. 
Absi'h.  ,V.  und  jagen.'  Kessl.  ,Aves  fallere  visco, 
foglen.'  CoLLiN.  ,V.,  den  vöglen  richten,  aucupari.' 
Fris.;  Mal.;  Dexzl.  1677;  1716.  .Pirsen.  v.  und 
krcp.sen.'  L  Ansechenb.  Der  Henker  durfte  It  L  Mand. 
1588  ,weder  jagen,  v.,  birsen,  noch  fischen.'  .An  den 
Sonntagen  sich  alles  Jagens,  voglens,  birsens,  flsehens 
udgl.  enthalten.'  Z  Mand.  1650.  .Wann  man  v.  will, 
muss  man  nicht  mit  benglen  darein  werfen.'  Hosp. 
1683.  Bildl.  vom  Stehlen  aus  dem  Opferstock:  ,Hat 
einer  im  stock  mit  lym  gevoglet.'  1459,  Willisav. 
Vgl.  ge.ld-.  —  2.  Streifzüge  macheu.  .Den  feinden 
in  das  land  fallen,  auf  die  feind  laufen,  hin  und  wider 
V.'  Fris.;  Mal.  .Decursiones  equitum:  das  scharmütz- 
len,  oder  schnell  umbhin  v.  der  reisigen  mit  ringen 
[leichten,  hurtigen]  pferden  auf  der  feiend  boden.- 
Fris.  —  3.  (auch  mit  ö,  Heüslin  1557  ,vo-'  und  .fü-'. 
letzteres  auch  bei  Fris.)  coire;  obstuprare  (allg.);  zu- 
nächst (bei  Hecslis,  Fris.)  von  den  Vögeln.  —  Bed.  2 
entw.  von  der  flugartigea  Schnelligkeit,  der  unruhigen  Be- 
weglichkeit oder  von  der  Absicht  auf  Beute.  —  üf-:  auf- 
fangen (wie  einen  Vogel),  auflieben.  .Feind  waren 
vorhanden,  die  eydgnossische  Bottschaft  aufzuvoglen.' 
WuRSTis.  (Beute)  aufbringen.  ,Die  Kriegsknechte 
vögelten  auf.  was  in  der  Stadt  verborgen  lag.'  DZwin- 
GER  1.586.  —  geld-:  Geld  in  habgieriger  Weise  zu 
gewinnen  suchen.  Mit  Bez.  auf  den  .\b lasskram  bei 
HBcLL..  Ref.-G.  I  14.  Vgl.  voglen  1.  —  gassen-: 
sich    auf   den    Gassen    herumtreiben,    gleichsam    ein 


009 


Fag,  feg,  fig,  fog,  vog,  fng 


700 


,Gassenvogel'  sein.  ,Da.s  nächtliche  umbschweifen  und 
g.  uf  unser  Landschaft.'  Z  Mand.  1658.  —  nacht- 
voglen:  Nachts  herumschweifen.  .Obambulatio  noc- 
turna: das  n.,  das  gassatuin  gehen.'  Denzl.  —  Von 
Nachtvogel. 

Vogler  ni.:  1.  Vogelsteller  ZO.  f  .Fischer  und  v.' 
ZwiNGLi.  .Unsere  Seele  ist  entrunnen  wie  ein  Fogel 
dem  Strick  der  Fogleren.'  1707,  Psalm.  ,Die  vog- 
lerei,  weidwerk:  aucupium.'  Mal.  Auch  Geschlechtsn. 
Th.  —  2.  der  Vogelberg,  Adula.  RCys. 

ungevoglet=  un-gevogel.  Vogelb.  1557. 

Fogez,    Fogisse    s.  Fochenz.  Vogitivus 

s.   Vokativ. 

Fögi:  (PI.)  Feuerstätten,  Haushaltungen  T. 

Aus  dem  it.fuoelii  (lat. /oci).  Die  Erweichung  der  Tenuis 
schon  in  den  oberit.  Dialekten  eingetreten.    Ygl.  das  folg.  W. 

„Foglere  f.:  Vertiefung  in  der  Erde  für  das 
Feuer  unter  dem  Käsekessel,  Feuerherd  in  der  Senn- 
hütte BO."  —  Von  it.  fovolarc,  dessen  Endung  an  eine 
deutsche  vertauscht  wurde. 

Füge]  m.:  1.  der  Seh  eile  nkaiser  in  dem  , Kaiser-' 
oder  ,Karnüffelspiel'  genannten  deutschen  Kartenspiel, 
wo  jene  Karte  der  geringste  der  4  , Kaiser'  ist.  Daher: 
mit  dem  F.  steche",  bildl.  =  alte  Schulden  mit  neuen 
bezahlen;  mit  geringem  Aufwand  viel  gewinnen  wollen. 
Wo  clr  F.  iscli,  isch  d'  Sach  (der  Inhaber  jener  Karte 
ist  Gegenstand  des  Spottes)  L.  —  '2.  liederlicher, 
leichtfertiger  Spieler  L.  —  3.  unbedeutender 
Mensch.  Er  ist  nur  e  F.  L.  —  4.  Schalk,  Possen- 
macber  L;  daher  füglen:  Spass  machen,  nichts- 
nutziges Zeug  treiben.  Er  füllet  niimme"  [nur]  L. 
.Zwingli  und  synen  verdampfen  fuglenten  predikanten.' 
Salat. 

Füge"  (PI.):  „Sprünge,  Querstreiche,  Ränke  Aa; 
B;  VOrte;  S."  1.  Spässe,  Possen,  Ungezogenheiten. 
F.  im  Cliöpfli  (im  Gring)  ha";  F.  mache"  Aa;  Bs;  B. 
Grillen  Aa.  Syn.  Mugge".  —  2.  Witz,  Scharfsinn; 
kleine  Bosheit;  Hintergedanken  B;  S.  , Freilieh  ent- 
faltet sich  [dem  beobachtenden  Seelsorger]  hie  und 
da  ein  Fug,  den  man  verbergen  wollte.'  1795,  Dien. 
18G.3,  360."—  3.  in  Wind  Gesprochenes  SchwE. 

Wahrsch.  ein  importiertes  W.;  vgl.  frz.  faugue,  Auf- 
wallung, oder  den  bekannten  musikalischen  Ausdruck  (ital. 
fiigft),  so  dass  das  Künstliche  der  Hauptbegriff  wäre;  oder 
nlid.   ,Fuck'   m.,  schnelle  Bewegung,  Fertigkeit,  List. 

Füger,  en  riche  F.:  Einer,  der  grossen  Reichtum 
besitzt  L. 

Anderswo  en  r.  Feger.  Der  vorliegenden  Form  liegt  wohl 
die  Erinnerung  an  das  Augsburger  Kaufmannsgeschlecht  der 
, Fugger'  zu  Grunde  (vgl.  MiMeli],  nur  wurde  sie  lautlieh  au 
ein  zu   Fügen,  Ränke,  passendes  Vb.  angelehnt. 

Füge]  Flgel  m.:  grösserer  Hautausschlag  U.  — 
Vgl.   das  syn.   obd.    Vog:t. 

Faeg  m.  (f.):  1.  glückliche  Fügung,  erwünschte 
Gelegenheit.  Es  ist-em  en  F.  g'se"  [gewesen].  I  cha"" 
's  denn  mit  F.  [gelegentlich]  richte"  Ap.  ,Aber  ich  in 
einer  andren  f.  den  mynen  wol  ein  andres  sag.'  Eckst. 
1535.  ,[Der  Landvogt]  suchte  Fug,  wo  und  wie  er 
konnte  den  Schaden  rächen.'  Mise.  Tig.  H,  16.  — 
•2.  Befngniss,  Recht  zu  Etw.,  m.  G.  S.  ,l>ass  sölich 
beger  f.  und  gestalt  haben',  rechtlich  wohl  begründet 
seien.  1522,  Abscii.  ,Sam  [als  ob]  sy  irer  durchechtung 
guoten  f.  und  glimpf  haben.'  Kessl.  .Dass  vogt  und 
gericht  ein  fall  abgesprochen,  des  si  nit  f.  geliept,  der 


hohen  oberkeit  zuogehörig.'  Sch  Ratsprot.  1553.  .Gott 
hat  f.  und  macht,  die  Kinder  um  der  Eltern  willen 
zu  strafen.'  AKlingl.,  G.  B.  ,Ihr  Spieler  könnt  mit 
guten  Fugen  unter  die  Dieben  gerechnet  werden.' 
JMev.  1694.  Rechtmässiges  Eigentum,  Untertan. 
.Du  wirst  Frau  Venus  F.',  Untertan,  Diener.  (iEN(;ENu. 
GM.  Mass,  im  Essen.  Z'  Morgct  mit  F.,  z' Mittag 
recht  g'nueg,  s'  Nacht  gar  Nilt,  das  macht  hübsch  Litt 
GrD.  (Bühler).  —  3.  Gegenstand,  der  passt,  ge- 
fällt, behagt,  beliebt,  mit  Gen.  der  betr.  Person  oder 
mit  Pron.  poss.  ,Die  statt  [deren  Tore  offen  standen] 
wird  wol  dyn  f.',  bietet  dir  gelegenes  Unterkommen. 
JLenz.  ,Wie  es  ein  elend  leben  ist,  wo  zwei  nit  wol 
mit  einandern  ziehend,  wo  nicht  jedes  allzeit  sein  f. 
findt.'  HBull.  .Diser  leutpriester  sei  ir  f.  nit',  nicht 
nach  ihrem  Sinn.  1529,  Absoh.  .Jedermanns  f.,  nie- 
niants  zewider'  =  Allen  angenehm.  Fris.  ,Euer  ge- 
sellschaft  ist  min  f.'.  behagt  mir.  Salat.  ,Der  gast  ist 
unser  f.'  ebd.  ,Werchlüt,  die  myner  herren  f.  nit 
werint,  dieselbigen  soll  der  buwmaister  urloben.'  Scn 
Ratsprot.  1544.  ,Der  niemants  f.,  ist  stolz  und  kluog. 
Lied  um  1560.  Von  rechtlich  freistehenden  Hand- 
lungen: ,Ein  jeklicli  lantmann  oder  lantfrow  mag  uss 
dem  land  züchen,  wenn  es  ir  f.  ist.'  1427.  ScnwMa. 
LB.  ,Das  einer  alls  syn  guot  von  im  geben  mag,  oder 
er  mag  es  einem  hund  an  schwänz  binden,  ob  es  sin 
f.  ist'  ebd.  —  4.  Art.  Gestalt,  Beschaffenheit,  urspr. 
anständige,  gebührende,  passende  i.  S.  v.  1  u.  2,  dann 
übh.,  auch  im  Gen.  und  mit  Pron.  poss.  Si  ist  nit  des 
Fitegs  g'si",  nicht  von  dieser  (leichtfertigen)  Art  Bs. 
,Der  ist  nicht  unsers  fugs',  nicht  von  unserer  Partei. 
KiRCHH.  .Chri.stus  und  Belial  sind  nit  eines  f-s,  lassen 
sich  nit  vergleichen.'  FWvss  1653.  ,Ratschlagen,  mit 
was  fuogen  das  zum  allerfridlichsten  gschehen  raög.' 
ZwiNGLi.  Mit  adj.  Beifügungen:  In  den  Abscii.  von 
1530  wird  eine  Reihe  von  Sjuelen  mit  Namen  an- 
geführt, und  dann  hinzugefügt  ,und  andre  fuogen'. 
,So  g'wunn  die  sach  ein  bessern  f.',  eine  bessere  Ge- 
stalt, es  würden  bessere  Zustände  hergestellt.  Salat. 
.Zuo  anderen  gelegenem  zyten  und  fuogen.'  IIBull. 
1572.  ,Wie  der  bi.Htel  mit  komnilichen  mittlen  und 
guoten  fuogen  möge  abgestellt  werden.'  SHochh.  1591. 
—  5.  „.\nstand,  Artigkeit;  Geschicklichkeit,  Kunst 
L."  St.^.  —  6.  „Fueg=  Gugelfueg  B;  L;  Schw." 

Mhd.  fuog  ni.,  fuoge  f.  Dass  aber  St.*  für  die  Bed.  G 
.fem.'  ansetzt,  beruht  auf  Verwechslung  oder  Vermischung 
mit  Fucr,  die  Bed.  selbst  zugleich  auf  der  von  , Unfug'. 

Un-  ni..  LTnfuege  f.:  Unrecht,  unrechtmässige 
Handlung.  Schädigung.  ,Den,  der  die  unfuoge  hat 
getan.'  ZRichtebr. ;  gewöhnlich  verbunden  mit  , die 
vreveli',  z.  B.  .einem  burger  vr.  und  u.  tuon';  daneben 
die  Formen:  ,vrevel  ald  unfuog.'  ,Dem  anderen  teil 
zu  u.'  WuRSTis.  1580.  —  Meist  deutlich  als  fem.  —  un- 
fuegen:  Ausschreitungen  begehen.  ,Sy  hofften,  das 
syg  unschädlich,  da  sy  nach  gestalt  der  löufen  ge- 
unfuoget  hätten.'  1489,  JHFüssli  1780. 

Gegen-.  .Proportio:  gebürliche  maass  zweier  din- 
gen gegen  einanderen,  Gegenfuog,  ein  vergleichung.' 
Fris.;  Mal. 

Gugel-  m.  u.  f.:  „^  Ougelfart,  lustiger,  lächer- 
licher .\ufzug  zu  Wagen  Aa;  B;  VOrte;  S;  Z."  Übh. 
lustiges,  unordentliches,  lärmendes  Treiben  od.  Spiel, 
bes.  junger  Leute  Aa;  B;  L;  S.  .Die  Buben  treiben 
allerlei  G.',  Unfug  L.    .Lachen  und  G.  treiben.'  Gottii. 


701 


Fag.  feg.  tiof,  fog,  fiij 


702 


.(t.  uiitor  eiiiander  haben.'    ebd.     .S}'!!.  (Gii(iel-)  Fiter. 
f\ieri. 

Ougrl  =  mM.  yoijel,  ausgelassener  Scherz;   vgl.   Schweiz. 
ycijlen,  uärrisch  spielen,    gaukeln.      Mhd.  gogeivuore,    Possen, 
bestärkt  die  Vermutung,  dass  unser  Fiieg  in  dieser  Bed.  aus 
ftur  entstellt  oder  umgedeutet  sei. 
I  Klein-  s.  Klein füegi. 

.Bein-Fuogen  (PL),  als  an  der  ban]its(liiidlen 
|ychädel),  einer  naat  gleich,  sutura-.'  Mai..  —  ,Hein' 
i.  S.   von  Kuucheu. 

un-fueg:  ungeziemend.  ,N.  und  N.  sind  umb  das 
[darum  dass]  sie  mit  A.  0.  nnfuoge  wort  an  offnem 
fischniarkt  geprucht,  buosswürdig  erkennt.'  1.5:5.'),  8cii 
Ratsprot. 

ge-füeg:    klein.     .Gefüege    Jucharten'    im    Gegs. 

zu  .gueten'   in  den  Urbarien  von  Beromünster,   XIV. 

,ü  gefüege  clyn   tischlaehen    über   schyben    [Tische].' 

Z  Staatsarch.     ,In   einem  gefuegen   Glutge-schirrlein.' 

I     LOrdn.  1.591/1611. 

So  schou  mhd.  gejüege.  Unigek.  bed.  mhd.  Idfinc  urspr. 
zierlich,   niedlich;    s.  engl.  cUan.     Vgl.  auch  das  Folgende. 

klein-:  gering  an  Ansehen,  Bedeutung  B  Itid. B. 
Ba^  ist  im  z'  chleifüeg.  Vormals  sowohl  von  Gestalt 
und  Umfang,  als  auf  das  Intellektuelle  und  Ethische 
iibertr.  ,I)cr  allmächtig  gott  durch  mich  kleinfüegcn.' 
ZwLNijLi.  ,Iu  gar  vil  mindren  u.  kleinfüegeren  Sachen.' 
Z  Staatsarch.  .Unser  vordren  die  [Ostreicher]  nit  mit 
kleinfüegem  darstrecken  irs  bluots  und  guots  us  dem 
land  vertribeu.'  1529,  Absch.  ,A1s  Gott  zuo  zyten  die 
Wahrheit  den  klainfuogen  nit  verhalt.'  Vad.  ,Wir 
wellend  die,  den  es  gebürt,  urteilen  lassen;  dann  wir 
I  disen  Sachen  zuo  kleinfuog  sind.'  ebd.  ,Es  ist  nüt 
so  ring  und  so  kleinfüeg,  das  er  versume.'  1559, 
i  GüALTH.  ,Ich  bin  im  ze  kleinfüeg.'  Bib.  1560,  =  ,zu 
gering.'  1667.  ,Plebejus,  kleinfüeg,  nidertrachtig,  un- 
I  achtbar.'  Fris. ;  Mal.  .Klein,  kleinfüeg.  ran.  dünn.' 
Mal.  ,Dass  die  Pfister  das  Brot  ze  gering  und  klein- 
,  füeg  rü.stind.'  Z  Batserkenntn.  1577.  ,Um  ein  klein- 
füeg gelt'  als  Gegs.  zu:  ,um  ein  gross  guet.'  Bossh., 
Wint.  Chr.  Auch  .kleinfüegsam':  .Gewalt  haben  umb 
kl.  Sachen.'  1525,  Absch.;  uud  .kleinfüegend.'  WrRsiis. 
1779.  Als  Adv.:  .Uns  bewegt  nit  kleinfüeg  darzuo 
der  gross  schad.'  1525,  Strickl.  Dazu  das  Subst.  die 
Kleinfüegi:  Kleinheit,  Kleinigkeit.  ,Dass  ich  von 
wegen  meiner  Kleinfüege  einer  sölichen  sachen  zu  ge- 
ring gehalten  werden  müssen.'  Hochh.  1591.  .Mit  einer 
kleinfüegcn  des  abenttrunks',  mit  der  Kleinigkeit  eines 
k.  RCvs.  ,Disere  Vogtei  ward  um  ihrer  kleinfüge  wegen 
zu  der  Vogtei  Morgen  geordnet.'  JEEsoher  1692. 

Kleinfüeg  m.:  ebenso.  ,So  wird  auch  der  Eid 
fast  für  Nichts  gerechnet,  an  einigen  Orten  nur  gar 
1  nicht  mehr  gegeben  [auferlegt],  oder  sonst  Kleinfug 
dazu  getan  [wenig  daraus  gemacht].'  Hess,  Samml.  — 
i  Doch  könnte  ,kl.'  auch  das  Adv.  und  der  Sinn  sein:  gering- 
schätzig dabei  zu  Werke  gegangen.  —  verklein  füeg  en: 
verkleinern  (moral.).  Scu  Pilger  1883.  —  Mhd.  /deinmieije. 
Vgl.  nhd.   .geringfügig'. 

ring-,  gering-  gringfueij  BO.:  geringfügig,  un- 
bedeutend. ,Umb  r.  summen.'  1530.  Absch.  ,Umb  r. 
und  klein  feler  strafen.'  1548,  B.  .Nicht  geringfüge 
Adelspersonen.'  Wcrstis.  1580.  Schlicht,  einfach.  ,Von 
den  Altvorderen  hargebrachter  Künsten  und  ringfügcr 
[Heil-]  Mittlen.'  ECys.  Dazu  das  Subst.:  .Von  ring- 
füege  wegen.'  1578,  Z  Staatsarch. 


wider-:  unfügsam,  widerspenstig,  streitsüchtig. 
,Ein  gar  heftiger,  w-er  Bäpstler.'  Bull.  .Etliche  wyber 
sind  also  w.,  das  wenn  der  mann  frölich  ist,  so  trurend 
sy.'  ebd.  ,Mit  w-en,  .strytigen  reden.'  ebd.  mit  den 
Syn.  .letzköpfig,  widerwärtig,  unwysig.' 

füegen:  1.  (trans.)  a)  mit  Sachobj.  Bretter  od. 
Dauben  aneinanderpassen;  das  Holz  nach  der  Schnur 
hobeln,  allg. ;  vgl.  Fücghamn,  -hohel.  —  b)  verfügen, 
scheinbar  mit  pers.  Obj.,  beordern.  .Es  fügten  auch 
die  von  Schweiz  die  fürnehmsten,  so  sie  ausreiten 
wollten,  dass  .sie  dahin  zuo  kirchen  kämen.'  GStShel. 
c.  1560.  T—  c)  ein  Testament  machen.  ,Soll  solcher, 
so  f..  ordnen  und  machen  [vermachen]  will,  ohne 
stecken,  führen  old  tragen  von  ihme  selbst  für  die 
tachtrauffen  gehen.'  L  Neud.  Probsteibuch.  —  d)  mit 
Infin.:  ,ze  wissen,  ze  vernemen  f.',  Nachricht  von 
Etw.  geben.  Beliebt  als  Eingangsformel  von  Briefen 
im  XVI.  u.  Anf.  XVH.  ,Uwer  schryben  han  ich  ver- 
standen und  füegen  üch  daruf  ze  wüssen,  dass  [etc.].' 
1529,  Strickl.  ,Und  füeg  e.  w.  [Eurer  Weisheit]  ich 
sölichs  im  besten  zuo  vernemen.'  1531,  ebd.  Vgl.  .ze 
wissen  schicken.'  —  2.  (intr.)  passen,  genehm,  ge- 
legen sein.  Es  füegt  mir  [das  zu  tun]  GT.  .Mag 
ieglicher  verkoufen  als  im  das  füeget.'  14.57,  Wf.ttinc. 
,Sidinal  mir  nit  f.  welle  gen  B.  kuiiiinen.'  Zwixgli. 
.Es  füegt  nit  für  iedermann.'  NMan.  Auch  persönl. : 
,Er  soll  einen  käufer  geben,  der  dem  gottshus  füegt 
und  eben  ist.'  ca  1515,  Fischerrecht  Rheinad.  .Dir 
füegt  ein  schüsselbletz.'  Gengenb.  GM.  .Er  füegt  wol 
in  [den]  bettlerorden.'  ebd.  .Sind  sy  wild  worden 
und  schüch,  desshalb  füegt  inen  die  einiide.'  1531/48, 
HosEA;  dafür  .gefallet.'  1667.  ,Diser  [generöse]  edel- 
mann  füegt  uns  [Prassern]  gar  eben.'  Salat  1537. 
jDorum  han  ich  üch  die  [Hemden]  geschickt,  das  ich 
mein,  die  füegen  üch  weger  [besser].'  XVI.,  Bs  Briefe. 
,Der  Wein  füget  des  Menschen  Leben  [Dat.]  wohl.' 
1707,  Sir.  =  .füget  sich  für  [usw.]'  in  späteren  Ausg. 
—  3.  (refl.)  sich  an  einen  Ort  begeben.  .Bitten 
wir,  üch  zu  uns  zuo  solichem  schiessen  guotlich  ze- 
fuegen.'  (Z  Einladungsschreibon  1472.  .Diewyl  dem 
also,  so  ist  unser  will  und  meinung,  dass  ir  den 
handel  lassen  also  an.stän  und  üch  harheim  füegen.' 
1521,  Absch.  ,Sich  dahin  fügen.'  Aa  Ratsm.  1603.  — 
ab-:  absenden.  .Damit  si  ir  botschaft  zuo  uns  ab- 
füegen  mögend.'  1529,  Absch.  —  ent-:  scheiden  (Ehe- 
gatten). ,Vatter  und  mueter  muesste  entfüegt  werden.' 
ZwixGLi.  ,Was  gott  zsemmen  füegt,  soll  ghein  mensch 
e.'  ebd.  —  ge-:  refl.  1.  (sächlich)  sich  zutragen. 
.Ob  (wenn)  sich  gefuegte  (gefuogti),  dass  . . .'  Schw 
Rq.  XV.  —  2.  (pers.)  sich  verfügen,  begeben.  ,Als 
[so]  lang  ungelütet  belyb,  das  sich  einer  usser  sinen 
güetern  g.  muge  und  zue  dem  gericht  kommen.'  Offn. 
Neftenb.  —  be-:  (veü.)  =  geßiegen  3.  ,Woruf  ich  mich 
in    unser   Gartenhüsli   befugt.'    Z  1662.  —  befüegt: 

1.  (persönL)   befugt.    JMüll.  1661;    Hott.  1666.  -^ 

2.  (sächlich)  a)  erlaubt.  .Keinem  meister  soll  in 
einer  Wochen  mehr  dann  4  St.  bratis  zu  metzgen  be- 
fuogt  syn.'  Stadtb.  Winterthur.  —  b)  rechtmässig, 
rechtlich  begründet.  1586.  Absch.  .Dessen  sye  auch 
kein  befügte  ursach  ghept.'  RCvs.  —  zue-:  1.  (mit 
Acc.  S.  n.  Dat.  P.)  zukommen  lassen,  zustellen,  zu- 
teilen, ohne  Übeln  Nebenbegriff.  .Gott  hat  es  üch 
zuogefüegt.'  Zwingli.  ,Die  aufgefangenen  Briefe  sollen 
dem  Beraubten  wieder  zuegefüegt  w.'  1522,  Absch. 
,Dass  nieman  jenen  syne  güeter  weder  umb  pfrüenden 


703 


Füg  -fllR.     B'agt  -  fugt 


704 


noch  umb  lybding  zuefüegen  noch  verschryben  soll.' 
1523,  ebd.  ,Aber  ime  einich  hilf  mit  der  tat  zuoze- 
füegen  [Kriegsmannschaft  zu  schicken],  will  uns  ganz 
und  gar  nit  gelegen  syn.'  1530,  Strickl.  —  2.  (mit 
Aec.  P.)  WQZU  bestimmen,  bewegen,  veranlassen. 
,üarumb  wir  bewegt  und  zuegfüegt  und  verursachet 
sind,  mit  inen  in  solich  burgrecht  ze  gan.'  1473,  Absch. 

Lim-füeger  m.:  eine  Art  langer  Hobel  Ai'. 

ge-füeglet,  chll"-  oder  fi'-ij'fiieght:  von  einem 
fein  gebauten  Kinde  Gl. 

füeglich:  1.  (v.  Personen)  wohlgefällig,  ange- 
nehm. ,Sy  wollten  keinen  zum  tedingsniann  [Unter- 
händler] lieber  haben  und  war  inen  auch  keiner  füeg- 
licher.'  1499,  Ratia  1869,  85.  Ähnlich  nennt  HBull. 
1597  Christus  als  Mittler  für  Gott  und  Menschen  f., 
weil  er  beide  Naturen  an  sich  hatte.  ,So  [Christus] 
allein  Gott  gewesen  wäre,  wäre  er  dem  menschen  er- 
schrecklich und  unfüeglich  gewesen.'  ebd.  .Dann  sy 
suocht  die,  die  iro  fuoglich  (fuogklich  1548,  füglich 
1(367)  sind.'  1531,  Weish.  ,Die  Frommen  sind  Gott  f.' 
1707,  ebd.  Subst.:  angenehme  Person,  bei  Werbung 
Ap;  G  =  engl.  Mr.  Right.  De  Herr  Füegli  {bzw. 
's  Füeglis  Töchter)  chmint  sjja*,  der  geeignete,  pas- 
sende Freier  (oder  die  Braut)  kommt  spät  zum  Vor- 
schein G.  Vgl.  aber  auch  J<'Me_(;?()!r/.  —  2.  (v.  Sachen) 
passend,  angemessen;  hübsch.  Von  einem  Schlosse 
heisst  es  15'24,  es  sei  für  die  umliegende  Landschaft 
ganz  und  gar  nicht  f.  Absih.  ,Begegne  dann  ihm 
füegliche  Antwurt,  solle  er  fründlich  abziechen.'  Ansh. 
Für  den  Fall,  dass  alles  Vermitteln  Nichts  helfe,  ver- 
sehe man  sich,  ,dass  man  einem  unfüegklichen  ynfall 
begegnen  könnte.'  15'29,  Absch.  ,I)oeh  mag  Einer  syn 
legen  rucken,  da  er  [1.  es]  in  fuoklich  tunkt',  d.  h. 
ohne  dass  er  hieniit  den  Frieden  verletzt  haben  soll. 
1540.  LB.  Nnw.  ,Der  vogel  habe  einen  gansfuoss,  der 
im  luegklich  ze  schwümmen.-  Vohelb.  1557.  ,Eine 
fügliche  Wohnung.'  1707,  Weish.  Nach  Fris.  u.  Mau 
.füegkliclr  sowohl  ,commodus'  als  ,concinnns,  fein, 
hübsch,  mit  guoten  lidmässcn'.  —  3.  Adv.  gehörig. 
,Wie  man  die  .sach  fuogklich  angryfen  möchte.'  LLav. 
1569  (=  .am  besten.'  1670).  .Wann  man  f.  in  die 
Höhe  kommen  will.'   Schulordn.  Heiden  1737. 

Füegling  lueglig:  Personifikation  gunstiger  Ge- 
legenheit.    Warte,  bis  dr  F.  chunnt  k\\ 

Be-fuegsami  f.:  rechtliche  Befugniss.  ,Uer  Statt 
Winterthur  Befuegsame  in  Ehesachen.'  Z  Mand.  1750. 
Der  Mann  hat  .die  befuegsame',  Häuser  und  Güter 
seiner  Frau  zu  verkaufen.    Stdtb.  Wintertii. 


Vogt  -  Gen.  Vugs  Z;  PI.  Vügt  —  m.:  Vertreter; 
Verwalter,  Beamter.  1.  Vormund  Ap;  Bs;  B;  GrD., 
Pr. ;  L ;  ScH ;  Uw ;  Z.  Einem  einen  V.  ,setzon'  Bs.  Nebes 
[Etwas]  rugtsins  lue",  in  der  Eigenschaft  als  V.  Ar. 
In  B;  Gu;  Z  wird  mit  versuchter  Anlehnung  an  das 
röni.  Kecht  der  F.,  tutor.  unterschieden  vom  Blslaiui. 
luratnr.  indem  der  V.  mehr  Gewalt  hat  als  der  B.. 
d.  h.  er  hat  zu  .verfügen'  und  zu  .erlauben',  nicht 
bloss  zu  .beraten'  und  zu  .beschirmen'.  Häufig  am- 
plificierend  verbunden  cn  V.  und  B.  Z.  Dagegen  It 
St.''  r.  auch  der  Berater  von  Wittwen  „Aa;  Gl;  Gk; 
L;  Zc"  —  als  Abschwächung  der  vormaligen  Ge- 
schlechtsvormundschaft über  alle  volljährigen  unver- 
ehlichten  Frauensiiersonon.    Massencurator,  Vertreter 


der  Gläubiger  bei  Concursen.  ,Uf  wen  ein  uffahl 
[Concurs]  kommen,  dass  dann  ein  Herr  v.  Kyburg  das 
guot  durch  ein  kommliche  person  bevogten  lassen  und 
dass  die  schuldforderen  auch  einen  v.  nemmen  [dür- 
fen], weliche  dann  die  sach  mit  recht  verfertigen.' 
1573,  Ukbar  Kyb.;  vgl.  Teil-.  —  2.  Gerichts-  und 
Verwaltungsbeamter  für  einen  kleinern  od.  grös- 
sern Bezirk.  So  gab  es  in  der  Grafschaft  Kyburg  für 
jedes  der  6  Ämter  je  einen  Untervogt  und  unter  diesem 
wieder  Unterbeamte,  Weibel  (an  einigen  Orten  Vogt, 
Untervogt)  genannt,  welche  vom  Landvogt  gesetzt, 
hauptsächlich  den  Rechtstrieb  zu  besorgen  und  nie- 
deren Gerichten  vorzustehen  hatten.  In  der  Grafschaft 
Baden  hiessen  ,V.'  oder  ,Untervogt'  (auch  .Amtmann') 
die  Vorsteher  eines  .Amtes',  d.  h.  eines  kleinern  Kreises 
von  Gemeinden;  über  ihnen  allen  stand  der  Landvogt 
zu  Baden.  In  GRPr.  hatte  im  XVl.  der  Vogt  v.  Castels 
für  die  östreichischen  Fürsten  den  Lehenzins  einzu- 
cassieren ;  auch  hatte  er  (mit  Beisitzern)  das  Blut- 
gericht zu  verwalten  und  konnte  begnadigen;  Bussen 
und  Contiscationen  fielen  ihm  zu  (B.  1.  199).  Vgl. 
Ober-,  Uiider-,  Land-.  —  Gemeindevorsteher  Gr 
Pr. ;  jetzt  an  den  meisten  Orten  .Gemeindspräsident' 
oder  , Ammann'  genannt,  =  , Schulze'  in  Deutschland. 
In  älterer  Zeit  auch  in  Z  in  der  Formel:  .Pfarrer, 
V.  und  Seckelmeister',  die  3  höchsten  Personen  einer 
Gemeinde;  z.  B.  er  hat  die  ganz  G'meind  bischinijift , 
Pf.,  V.  u.  S.  In  SchKI.  hiess  bis  1850  V.  der  von 
der  Regierung  gewählte  Präsident  des  Gemeinderats 
(dann  auch  der  Vorsitzende  des  sog.  ,Rossbubeii- 
gerichts',  s.  d.).  Unter  der  alten  Verfassung  von  H 
hiess  ,V.'  oder  .Untervogt'  der  erste  Gemeindsbeamte 
als  direkter  erster  Subaltern  des  Landvogts.  —  3.  Ver- 
walter einzelner  Zweige  des  Gemeindehaushalts. 
So  hiessen  in  GSev.  seit  alter  Zeit  V.  die  Pfleger  von 
Fonds,  Aufseher  über  Gemeindewerko  und  bes.  über 
das  Alpwesen,  Vorsteher  von  Corporationeii;  ebensu 
in  GrD.  u.  anderswo.  Jedoch  gelten  dafür  meistens 
die  Compos.,  s.  dd.,  in  denen  -  Vogt  z.  T.  mit  -Meister, 
-I'/Ieger,  -Venralter  wechselt.  —  4.  Vogtgerichts- 
herr, Inhaber  der  niedern  Vogtgerichtsbarkeit  zu 
eigenem  Recht;  so  bis  XVL,  später  ,Gerichtsherr'  ge- 
heissen.  Vgl.  i^ogtbar  2.  —  5.  R  A  A. .  meist  i.  S.  v.  2. 
De"  V.  lä"  geifere",  geufere  [sich  ereifern,  bemüliciil 
=  sich  um  eine  Sache  nicht  kümmern  Aa.  Lass  du 
nur  de"  V.  la"  g.!  Süterm.  Lönd  [lasst]  de"  V.  g.: 
er  geuferet  für  die  ganz  G'meind  (für  Alli).  ,Ein 
Kedhaus  [Mund]  wie  's  dem  V.  bescheert  i.st.'  Srii 
l'ilger  1882,  d.  h.  grosse  Beredsamkeit;  s.  Landrogt. 
We""  d'  Chue  drüf  [draufgegangen,  crepiert]  ist,  -lu 
r/ij  [geben]  si  dr  Scdi  [dem  Strick]  e"  V.  BHc  (Sorg- 
falt kommt  oft  zu  spät).  Du  bist  iez  au  cn  liösr  V. 
[Aufseher,  Wächter]!  zu  einem  bissigen  Hninle  ge- 
sagt Z.  F''  bi"  numen  en  unschuldige  \'.,  liei  der 
Sache  nicht  persönlich  beteiligt  Bs. 

Mlui.   vor/el,   roijl,   von  lat.  (ad-)rocatuK.  Bi'il.   I    walii- 

sclicinlich  aus  Belehnuug:  von  Vasallen  dtr  (iialVii  mimI  nm-li 
:uis   Unterkirchouvogtei  outstanden. 

Ober-:  1.  Gemeindeaufseher  über  üevormuu- 
dete  Ap.  —  2.  einer  der  von  der  Landsgeineinde  ge- 
wählten Beamten,  vormals  Präsident  des  Waisenanites, 
jetzt  Aufseher  über  die  Liquidation  nnd  alle  gericht- 
lichen Verkäufe  Nnw.  —  3.  Vorsteher  einer  Alp- 
genossenschaft Ndw.  —  4.  ein  von  den  Kantonen 
in  die  Gemeine  Herrschaft  Thurgau  zur  Aufsicht  über 


705 


Fagt,  fegt,  figt,  f(igt,  VHS».  t""Rt 


die  Verwaltniig  der  Klöster  gesetzter  Beamter. 
15;n,  Ahsiii.  Svii.  Klosterrogf,  s.  d.  —  5.  Statthalter 
der  Regierung  in  einer  Vogtoi.  So  im  Ktn  Z  bis  1831 
die  Oberbeamten  der  18  .inneren  Vogteien-,  entspre- 
chend den  .Landvögten'  der  ,äusseren  Vogteien'.  Vgl. 
(Inder-  u.  Landmiit.  .Umfressen  wie  des  ü-s  Geiss: 
von  einem  Tisch  zum  andern  schmarotzen  gehen,  als 
ob  man  das  Recht  dazu  hätte.'  Spreng.  Der  Vogt 
liatte  das  Recht,  sein  Vieh  auf  den  Gütern,  welche 
vormals  Allmeine   gewesen  waren,    weiden  zu  lassen. 

Egg-:  Kannwart,  welcher  die  Horgeregg  ver- 
waltete Z. 

Alp-:  Aufseher  über  eine  Alp  (nach  Schatzmann 
nur  Privatalp  einer  Genossenschaft,  nach  Tsch.  auch 
öffentliche)  Gr;  übw;  GSev.  (Syn.  Alpmeister);  W. 
.Kin  Jeder  soll  werchen  in  der  Alp,  wo  ihne  der  A. 
lieisset.'  1700,  Obw  (hier  schon  Anf.  XVII.  erwähnt). 
\g\.  Ürti-,  Berg-,  Sei-,  Sjiend-  2. 

Under-:    1.  der  unter  einem  Land-  oder  Obervogt 

'     stehende  Unterbeamte    eines   Bezirks   oder   einer  Ge- 

'  meinde;  der  höchste  Beamte  einer  Gemeinde,  oft  auch 
einfach  ,Vogt'   genannt;    s.  d.  2.     ,I)er   untervogt   ist 

'  Steuer-  und  tauengeld-  und  des  futterhabers  frei  und 
bezieht  von  jeder  haushaltung  eine  korngarbe  und  hat 
neben  sich  zween  geschworne.'  Bruckn.  Im  J.  1.5.31 
wurde  den  reformierten  Freien  Ämtern  das  Recht  ent- 
zogen, ihre  Untervögte  selbst  zu  wählen,  welche  nun 
von  den  Landvögten  gesetzt  wurden.  —  '2.  scherzh. 
entstellt:   der  Unterrock   der   weiblichen  Kleidung, 

I     wenn  er  unter  dem  Saum  des  Oberrocks  hervorguckt 

fi     ZNerach.     S.  noch  Gerichts-. 

I  Ürti-:    Aufseher    über  das  Land  einer  Urte  (All- 

I     mendgenossenschaft) ;    auch    über  die  Waldvügte  und 

S  Frevler.  Er  hat  auch  die  Auflage  für  das  .auffahrende' 
Vieh  unter  die  Genossen  einer  Alp  zu  verteilen  Ndw. 
Syn.  Teilenvogt. 

Vieh-    s.  Allmender  Sp.   IP'2  und  AUmend-V. 
Fueder-   s.  Fiieder. 

p  Vogel-:    Aufseher    über   die   Vogeljagd,    Schutz- 

f  massregeln  gegen  Raubvögel':'  In  GSev.  gab  es  \.- 
Vögte,  von  der  Gemeinde  angestellt  und  besoldet. 

Furchen-:  Aufseher  über  das  Ackerfeld?  oder 
über  eine  Weide  dieses  Namens?  ,Item  wellichcr  ein 
rytross  oder  sonst  etwas  veechs  uf  die  füren  über- 
nacht  tat,   der   soll   den   Ion,    was  ime  ein  furenvogt 

i    nfleit,  geben.'  1.57'2,  SchwE.  Waldstattbuch. 

t:  Gugger-:  ein  scherzhaftes  Ehrenamt  an  der  Alpler- 
kirchweih in  UwBeckenried.  Er  trägt  auf  einem  Stocke 
einen  Gugger  [Kukuk]  herum  und  stellt  diejenigen 
.\lpler  vor,  welche  Gugger,  d.  i.  schlechten  Käse,  be- 
reiten. 

Gelte"-  Uw,    , Gülten-',    Gölta-  Ar:    Verwalter 

■  einer  Concursmasse,  Stellvertreter  der  Gläubiger  Ap; 
Uw;  im  Plur.  die  grössten  Gläubiger  eines  Concursiten. 
welche,  ehe  es  dafür  eine  besondere  Behörde  gab,  die 
Ma.sse  verteilten  Uw.  .Die  gült,  so  den  geltenvögten 
ist  yngesetzt  worden,  wird  verplyben.  wann  nit  in  ge- 
bärender zyt  die  gült  gelöst  wird.'  1HI.)9,  Enoelb.  — 
ili'ltr  =  Gläubiger. 

Gassen-:  Aufseher  über  die  Gassen  und  Wege  (?). 
.Welcher  ein  ross  uf  die  alment  tuet,  nachdem  man 
nf  die  gemeinen   alpen   ist  gefaren,   sei   einer   darfür 

Schweiz.  Idiutikon.  I.  5. 


dry  tagwen  tuen  uf  der  alnicndt   (nier  wo  in's  der  g. 
heisst.'  ca  L^ÖO,  Engelb. 

Griss-:  das  Haupt  der  Ziegenbesitzer,  welcher 
einen  Hirten  zu  bestellen  und  zu  beaufsichtigen  hat, 
meistens  auch  beherbergt  GSev. 

Gästling-:  Aufseher  über  ,Gäste',  d.  h.  arme 
Fremde,  fahrende  Leute,  Pilger?  ,Ein  Gestling-  und 
ein  Spitalvogt.'  SchwE.  157'2. 

Glatt-:  Aufseher  über  den  Fluss  Glatt,  Ktn  Z 
XVIII.  Es  gab  2  Glattvögte,  Glieder  des  Kleinen 
Rates. 

Grafschafts-:  Statthalter  des  Landvogts  im  Aa 
Amt  (früher  Grafschaft)  Lenzburg,  XVUI. 

Helgen-:  Beamter  einer  Sohützenbruderschaft, 
bes.  zur  Besorgung  der  kirchlichen  Angelegenheiten 
derselben,  z.  B.  der  Leichenbegängnisse.  Bei  Umzügen 
hat  er  das  Bild  des  Schutzpatrons  der  Gesellschaft, 
des  h.  Sebastian,  voranzutragen.  —  Nelije  =  Heiliger; 
Heiligenbild.     Vgl.  Kerzeji-. 

Hard-:  Porstaufseher,  Holzbannwart,  der  das  An- 
schlagbeil führt  Bs  (Spreng).  —  ,Hard',  Nume  eines 
städtischen  Waldes. 

Hirten-:  Aufseher  über  den  Hirten  (woiil  der 
Ziegen)  Schw.     Vgl.  Geiss-. 

Käfer-:  Aufseher  über  das  von  der  Obrigkeit  an- 
geordnete Sammeln  von  Maikäfern  Ndw;  Schw.  Vgl. 
Schären-. 

Kallen-:  Aufseher  über  die  Glocken.  L  1741.  — 
Kalltn,   Glockenscliwengel. 

Kilchen-:  1.  Verwalter  des  Kirchengutes  Gl; 
GrD.,  Pr. ;  LE.;  SoHW;  Z.  Syn.  Kilchmeier,  Kilchen- 
pfleger.  Auch  Aufseher  über  Kirche  und  Pfarrhaus 
GrD.   —  2.  Vorsteher  der  Kirchgemeinde  Obw. 

Kappelen-  Chappele-:  Aufseher  über  eine  Ka- 
pelle Ndw;  Schw;  U.  ,Wir  habend  geordnet  der 
panner  ein  ewig  Hecht  an  Jagmatt  und  soll  der  cap- 
pellvogt  das  fertigen.'  ca  1C20,  U. 

Kerzen-:  Amt  bei  den  Sennenbruderschaften 
aScHW  u.  Muo.,  bes.  zur  Besorgung  der  Kerzen  an 
der  , Kilbe'  der  Gesellschaft.     Vgl.  Helgen-. 

Kast(en)-:  1.  Schirmherr  und  Verwalter  der 
Strafgerichtsbarkeit  eines  Klosters  oder  geistlichen 
Stiftes,  ein  Amt,  welches  im  Mittelalter  gewöhnlich 
hohen  Adelichen  oder  sogar  Fürsten  zustand.  ,Wann 
dann  von  Alter  hero  ein  Gottshaus  Einsidlen  den  Ab- 
gesandten unsers  Lands  Schwyz  als  des  Gottshauses 
natürlichen  Scliirmherrn  und  Castenvögten  ihres  Haus- 
haltens ein  durchüss  spezificierte  vollkommne  rech- 
nung  erscheint  und  vorgewisen.'  1640,  Schw  LB.  In 
Ndw  Verwalter  des  Prauenklosters  S.  Clara.  Vgl. 
Kloster-.  —  2.  Steuereinnehmer  Zg.  Syn.  Seckel- 
meister.  —  Der  Name  in  Bed.  1  wohl  hergenommen  von 
dem  Schutz  für  das  kirchliche  Gut. 

Kloster-  =  Obervogt  4.  ,Dass  sy  [die  Eidgenossen] 
einen  einzigen  oberisten  vogt  oder  ptleger  (so  der  kl. 
genenipt  werden  soll)  ins  Thurgöw  setzen,  der  uf  die 
klöster  ufsechen  haben  und  sich  derselben  Verwaltung 
beladen  soll.'  1.530,  Absch. 

Knaben-:  der  über  die  armbrustschiessenden 
Knaben  gesetzte  Aufseher  Ndw. 

Land-:    Verwaltungs-  und  GorirlitslHMintrr   einer 
kantonalen  Regierung  in  einem  Uiili  ii:iiii'iiL;(l.ii't.  un- 
gefähr =  dem  heutigen  Statthalter  u.tic  rieht  spr;isidenten 
45 


Fagt,  fegt,  iigt.,  fogt.  Vügt,  fugt 


eines  Bezirke».  Vgl.  Oberi-oiß;  V(Mjt  :.'.  In  B  war 
Junker  L.'  =  Oberamtmann.  Ln  Volks  leuniunil 
genossen  die  Landvögte  teils  des  Kredites  geistiger 
Überlegenheit  (.rechnen  könne  er  wie  ein  L.'  Stutz. 
.Buchstaben,  die  kein  L.  könn  lesen.'  ebd.;  grosse 
Beredtheit  bezeichnet  man  mit:  rede"  chönne"  wie  e  L. 
Sprww.  1824),  teils  aber  desjenigen  des  Eigennutzes, 
der  Gewalttätigkeit,  des  Wohllebens  usw.,  nicht  ohne 
Grund  mit  Beziehung  auf  die  .Gemeinen  Herrschaften': 
,Die  Landvögte  haben  der  Schweiz  die  Freiheit  ge- 
bracht und  werden  sie  wieder  darum  bringen.'  Sprww. 
18'24.  Land  ir  de"  L.  geufere"  Z  (vgl.  Vogt  4).  E 
grossi  Gloggl  si  brummlet  jo  ttie-n-en  alte  L.  Stutz. 
JSr  hrüclit  en  Platz  wie  en  L.  Spkww.  1824.  .Mach 
Mist,  dieweil  du  L.  bist',  benutze  die  günstige  Gelegen- 
heit, dich  zu  bereichern,  ebd.  ,Tue  pfad  d.  i.  gemach, 
vorsichtig [y],  der  L.  kommt!'  =  lass  nicht  sehen,  dass 
du  Vermögen  hast,  sonst  bringt  dich  der  L.  darum 
Th  (Sprww.  1824).  Ach  Gott!  loär  i'''  Landvogt!  Wie 
weit  i"''  d'  Lüt  strofe  ZWyla,  .wie  wollt  ich  die  Bauern 
strafen!'  Sprww.  18'24;  oder  Ghönnt  i''' d' Lüt  zwinge", 
Dass  si-mer  müesstid  Gelt  hringe"  ZWl.  Ach  myn 
Gott!  I'''  wett,  i'''  war  Landvogt,  So  chönnt  »'■''  d'  Bure" 
strafe",  Und  bi  de"  dumpfere"  fWibere")  schlafe"  [das 
vermeintliche  jus  prima;  noctis],  oder  Bis  si  nümme 
chönnted  schlafe".  ,Er  lügt  wie  ein  L.'  Sprww.  1824. 
S.  noch  Üfritt.  —  landvögtelen :  den  Landvogt 
spielen,  despöteln  (von  Beamten)  B. 

AUraend-Vogt:  Aufseher  über  die  Benutzung 
der  A.    BSi.  Rechtung  15.58,  =  Vichv. 

Gemeinds-:  ein  Fojif  genannter  Gemeindebeamter 
GkVv. 

Massa-Vügte:  von  den  Gläubigern  im  Falle  eines 
Concurses  aus  ihrer  Mitte  bestellte  Curatoren  zur  Li- 
quidation und  Verteilung  der  Concursmasse  Gl;  s.  Gl 
LB.  1807  §  154.     Vgl.  Geltenv. 

Meitli-Vogt:  Verwalter,  welcher  von  der  Knaben- 
suhaft  in  ScHwBr.  der  Zunft  der  alten  Jungfern  zur 
Verwaltung  ihres  fingierten  Gesellschaftsfonds  im 
Scherze,  aber  förmlich  gesetzt  wurde,  und  welcher 
jeweilen  an  der  Alten  Fasnacht  auf  öffentlichem  Platze 
seine   komische  Rechnungsablage    zum  Besten   gab  f. 

Genossen-:  Vorsteher  und  Verwalter  irgendeiner 
Genossenschaft  (G'nosssami),  z.  B.  =  Urticogt  Ndw. 

Bach-:  Aufseher  über  die  Bäche  Ndw. 

Bann-:  Aufseher  über  den  gebannten  Wald.  .Die 
gebannten  wäld  in  schirm  und  huot  zuo  halten  sind 
gestimbt  und  gesetzt  worden  zwen  ban-  old  waldvögt.' 
1645,  UwE. 

Büren-:  ein  Landvogt,  der  es  (ausnahmsweise!) 
mit  den  Bauern  statt  mit  der  Regierung  hält.  1528, 
EEhli  1878. 

Berg-:  1.  Aufseher  über  die  Benutzung  der  ge- 
meinen Alpen.  ,Ein  Landmann  soll  den  Bergvögten 
gotrüwlich  angeben,  was  er  für  Hab  [=  Vieh]  auf  die 
Berg  treiben  wolle.'  1(J75,  BEschi.  Vgl.  Alp-,  Sei-. 
—  2.  .\ufseher  über  das  ab-  und  in  der  Höhe  ge- 
legene Gebiet  einer  Gemeinde.  So  hies,s  z.  ß.  der 
im  sog.  .Berg'  waltende  Stellvertreter  des  Vogtes  in 
Horgen  seit  Ende  XVI. 

Bettel-:  1.  Aufseher  über  herumschweifendes  Ge- 
sindel Sciiw,  schon  1572  (dafür  moderner:  Wacht- 
meister); Uw  (Bettlerr.  nahtin  HarschicrJ :  Polizeidiener, 


der  bes.  die  Bettler  zu  überwachen  hat.  Aa  ItilO.  — 
2.  Seckehneister  der  armbru.stschiessenden  Knaben, 
der  von  Vorübergehenden  Gaben  erbitten  muss  ZRüml. 
—  3.  B.-Vügtli  (scherzh.),   begehrliches   Kind    Z. 

Batzen-:  Verwalter  des  Ertrages  einer  besondern 
Einkaufsgebühr.  Horukn- Vorderberg  seit  1685. 

Pfruend-:  Verwalter  der  Pfrundeinkünfte  Ga 
Seewis;  Ndw;  Schw. 

Brunnen-:  Aufseher  über  die  (öffentlichen)  Brun- 
nen einer  Gemeinde  G;  Z.     Syn.  Brunnenmeister. 

Richs-:  der  Kaiser  und  Reich  vertretende  Beamte 
in  einer  von  den  gewöhnlichen  Gerichten  eximierten 
Reichsvogtei;  später  in  Z  Bezeichnung  des  von  dem 
Rate  (an  den  die  Reichsvogtei  übergegangen  war)  mit 
dem  Blutbann  belehnten  Vorsitzers  im  Blutgericht; 
noch  später  des  die  Exekution  der  Todesurteile  lei- 
tenden Batsgliedes.  ,Latrunculator,  prictor :  reichs- 
vogt,  der  übers  bluot  richtet,  oberster  richter  über 
das  malefitz.'  Fris.  ;  Mal.  Er  wohnte  zu  Pferde,  be- 
gleitet vom  in  den  Standesfarben  gekleideten  Weibel, 
den  Hinrichtungen  bei  Ap;  Uw;  Z.  In  G  hiess  so  der 
dritte  Bürgermeister;  in  ApI.  das  letzte  der  11  Mit- 
glieder der  Regierung,  welches  zugleich  als  öffent- 
licher Ankläger  fungiert. 

Gerichts-V.,  Unterv.-  hiess' unter  der  alten 
Verfassung  im  Aa  der  er.ste  Gemeindsbeamte  als  Prä- 
sident des  geistlichen  und  weltlichen  Gerichts. 

Regel-,  ,Rägul-'  hiess  der  Verwalter  des  Stifts 
Grossmünster  in  Z,  zu  dessen  Schutzheiligen  S.  Regula 
gehörte. 

Se-:  Aufseher  über  einen  See.  bes.  den  Fischfang 
und  regelmässige  Schifffahrt  auf  demselben.  In  Z 
hatten  2  Glieder  des  Rates  als  Seevögte  die  Gerichts- 
barkeit über  den  See.  .Sullent  die  von  Surse  einem 
S..  den  die  von  Luzern  dar  setzent.  gehorsam  syn.' 
1389,  Absch.  ,So  sind  jetz  zu  Wesen  erweit  seevögt.' 
1532,  ebd.  ,Der  Schultheiss  von  Murten  berichtet, 
dass  Leute  im  Murtnersee  während  des  Laichs  fischen 
und  nicht  betreten  werden  können,  weil  sie,  sobald 
sie  seine  oder  der  Seevögte  Ankunft  merken,  sich 
aufs  Land  zurückziehen.'  1581,  ebd. 

Sei-:  wohl  ziemlich  =  Alp-.  Gotth.  —  Von  «ciV», 
eine   Alp  schätzen   und  verteileu. 

Siechen-:  Verwalter  im  .Sondersiechen-  u.  Blat- 
ternhaus' bei  Bern,  XVUI. 

Selen-:  Verwalter  der  für  Seelenmessen  gestifteten 
Vermächtnisse.  , Alldieweilen  zue  Zeiten  gewüsse  Ge- 
schlechter ihre  Gestifter  und  Jahrzeitscapitalia  in  den 
Händen  behalten  und  selbige  nit,  wie  gebräuchlich,  in 
den  Seelensack  hinder  den  jeweiligen  Hm  S.  legen.' 
17Ü1,  Schw  LB. 

Schuel-:  1.  Verwalter  eines  Schulfuiuls  rcsp.  auch 
Einzieher  von  Schulgeldern  Gr;  Ndw;  vormals  auch 
Ap;  Gl;  Z  z.B.  in  Horgen  schon  1710  ein  solcher, 
da  sonst  die  Schule  unter  der  Kirche  stand.  Syn. 
Schuelcerwalter^  —  2.  im  Jahr  1882  nannte  man  spöt- 
tisch Seh.  den  in  einem  neuen  Bunde.sgesctz  vorge- 
sehenen, aber  in  der  Volksabstinmiung  verworfenen 
Sekretär  für  Bundesaufsicht  über  das  Primarschul- 
wesen, wobei  der  Seh.  als  eine  neue  Auflage  der  alten 
Landvögte  aufgefasst  wurde. 

Scheren-:  ein  zur  Vertilgung  der  Scheren,  Maul- 
würfe, bestellter  Dorf  beamter.  .Damit  dem  schädlichen 


7(iO 


Fagt,  fegt,  figt,  fogt,  vogt.  fugt 


710 


Unzifer,  Mäusen  und  Scheren  desto  besser  nachgesetzt 
und  das  Land  geseübert  werde,  so  solle  auf  jeder  Bür- 
s:iine  der  Landschaft  Äschi  ein  Seh.  gesetzt  sein,  der 
d;iiin  von  einer  Küewinterung  '/»  Batzen  und  von 
einer  Küeweid  ein  Kreuzer  järlich  züchen  soll.'  1G7.5. 
\gl.  Käfer-. 

Schirm-:  von  der  Gemeinde  bestellter  Aufseher 
über  die  Verwaltung  der  Vormundschaft.  ,Wo  kind 
vorhanden  sygen,  so  weder  vater  noch  rauoter  band. 
oder  witfrowen,  die  nit  wol  husent.  und  zu  besorgen, 
dass  die  fründ  nit  notwendig  ynsehen  tüegind.  dass 
sie,  die  Schirmvögt,  dieselben  personen  beschicken, 
rechnung  von  ihnen  erfordern,  der  kinden  hab  und 
gnot  uf  der  stadt  schirmbuch  beschryben  lassen  und 
also  getrüwe  und  väterliche  fürsorg  für  witwen  und 
Waisen  haben.'  Z  1549.  Vgl.  Schutz-.  —  Schirm- 
Vogt  i:  das  Amt  und  Lokal  eines  Schirrnvogts  Z, 
schon  1513  erwähnt. 

Schatz-:  Verwalter  eines  Kirchenschatzes'?  oder 
des  Staatsschatzes?  ScHwüers.  1761. 

Schutz-:    Schirmvogt  (einer  Wittwe)  GWallenst. 

Schmalz-.  In  GrD.  bestanden  noch  bis  1806  zwei 
Schni.-Vögte,  welche  den  ,Hausarmen'  ihren  Butter- 
bedarf zu  erraässigtem  Preise  durch  eine  Abgabe  der 
Wohlhabenden  verschaft'ten. 

Spicher-:  Gemeindsbeamter  in  B  Amsoldingen. 
Wahrsch.  Verwalter  eines  von  der  Gemeinde  gehal- 
tenen Magazins  von  Lebensmitteln. 

Spend-,    Spenn-  Gl,    Spey-   Schw:     1.  Verwalter 
des  Armengutes  einer  Gemeinde  Gl;  Gr;  Sihw.    Syn. 
Armenpfleger.    Auch    aus    Gr  Jenaz   1540,    Obw  1629 
erwähnt.     ,Item  4  elln  graws  landtuoch    soll  alle  jar 
ein    sp.-v.    den    hüsarmen    usteilen.'    BSigr.  1566.  — 
"2.  ein   dem  Alpvogt   zur    Seite   stehender,   mit   ihm 
alljährlich  wechselnder  Beamter,  der  das  für  das  Alp- 
'     vich  angekaufte   und  vom  Pfarrer   gesegnete  Salz    in 
die  Alp   trägt   und   dem  Pfarrer    für   die  Alpsegnung 
}•    2  Stöcke  Zieger  zu  überbringen  hat  W. 
!  Spittel-:  Aufseher  über  das  Armenhaus  der  Ge- 

'     meinde,  B.     Spitalverwalter  (V)  Schw. 
'  Täufer-:    Verwalter  der   confiscierten  Güter  der 

Wiedertäufer.  Z  XVL— XVIU. 

Tal-:  1.  ein  von  den  Schirmorten  des  Klosters 
Kngelberg  über  das  Tal  gesetzter  Beamter.  XVL, 
Absch.  —  2.  =  Ohervogt  2  Obw,  auch  Waisen-  genannt. 
—  3.  der  von  Grafenort  her  in  jenes  Tal  einziehende 
Nebel. 

Teile"-,  Friteile"-:  1.  Verwalter  (der  Anteile) 
eines  C'orporationsgutes,  Seckelmeister  der  Bürger- 
corporation,  Obw.  —  2.  Tal-:  ein  zu  Erbteilungen 
amtlich  bestellter  Aufseher  Ap. 

Dorf-:  Vorsteher  der  Bürgergemeinde  Schw;  Ndw. 

Weg-:   Strassenaufseher  GrD.;  ZHorgen  f. 

VVölbi-:  scherzhafte  Benennung  der  Zuchtrute, 
welche  in  den  Bauernstuben  in  dem  Tragebalken  der 
Stubenwelbi  [Decke]  steckt,  so  dass  die  Kinder  sie 
allezeit  vor  Augen  haben  können  W. 

Wald-:  Waldaufseher  Ndw.  —  Bannwald-.  ,Es 
.sollen  immer  2  Bannwaldvegte  sein,  die  sind  ver- 
pflichtet, für  die  Bann-  und  Howälde  zu  sorgen.'  1821, 
OswLung. 

Tagwan-  Tagnie-:  Vorsteher  des  Tagme,  d.i.  der 
Gemeinde  Gl;  GG. 


Wr-ri-  =  Wasser-  Schw. 

Wuer-:  Aufseher  über  Rheindänniie  GSev. 

Werch-:  Aufseher  über  die  Frohnarbeiten  für 
Strassen?  ,Die  zuo  Werkvögten  gebraucht  werden, 
sollent  Pleiss  ankehren,  dass  die  Straassen  erhalten 
werdent.'  Landr.  Avers  1622. 

Wasser-:  Aufseher  über  Wasserbauten,  besonders 
Schutzwehren  gegen  wilde  Wasser  Grü.  ;  Uw.  Ein 
solcher  heisst  dort  speziell  Aawasservogt  und  wird 
von  der  Landsgemeinde  erwählt.  ,Die  tallüt  [von 
Engelberg]  sönd  ein  mann  und  w.  dargen,  der  soll  bi 
dem  cid  verbunden  syn,  [dem  Aawasser]  zu  wehren 
old  werchen.'  1514,  Obw. 

Waisen-:  1.  Direktor  des  Armenhauses  in  BThun. 
—  2.  Vorsteher  des  Waisenamtes  Schw;  Uw.  ,Der 
Vater  soll  synen  Kinderen  ir  müeterlich  Gut  vor  den 
Weisenvögten  zeigen  und  in  das  Weisenbuch  yn- 
schryben  lassen.'  1623,  Aa. 

Zun-:  Aufseher  über  Zäune  am  Gofl'ersberg  Aa 
Lenzb.  f 

Järzit-:  Verwalter  von  Stiftungen  für  Seelen- 
messen Schw. 

vogten:  1.  (trans.)  unter  Vormundschaft  stellen 
(Waisen  oder  verschwenderische  Erwachsene)  Ap;  S; 
Uw ;  Z.  Wenn  de  Tiefe!  g'cogtet  war,  so  chäm  er  um 
d'  HnU  Aa;  Schild;  Stütz.  Me"  scU  [sollte]  -mi'''  (bzw. 
di''')  ('.,  sagt  man  im  Hinblick  auf  eine  unüberlegte, 
unvorsichtige  Handlung.  —  2.  (intr.)  das  Amt  eines 
Vogtes  verwalten.  ,Ein  jeder  vogt  soll  alle  jar  rech- 
nung geben:  hat  er  gevogtet,  dass  erenleut  dunkt, 
dass  den  eren  gemäss  seie,  so  lasst  man  den  vogt 
wyter  blyben.'  1563,  BSi. 

ent-:  der  Vormundschaft  entlassen.  ,Dass  nicman 
anders  denn  ein  Abt  v.  Pf.  wittwen  und  waisen,  die 
des  gottshus  sind,  bevogten  und  e.  soll.'  Offn.  He- 
dingen, Anf.  XV. 

ver-:  (refl.)  einen  Vogt  nehmen.  .Wann  zwei  ehe- 
leut  der  ehe  halb  einandern  rechtfertigen  [vor  Gericht 
ziehen],  so  sollen  sie  sich  irer  vogtei  [vögtlichen  Ge- 
walt über  einander]  gegen  einandern  verzeichen  [ent- 
schlagen], die  frauw  aber  sich  gleich  anderwärt  wider- 
umb  vervögten  und  soll  nit  zuogelassen  werden,  dass 
ein  frauw  für  sich  selbs  ohne  einen  vogt  am  ehegericht 
handle.'  1533,  ßs  Rq. 

miss-:  das  Amt  eines  Vogtes  schlecht  verwalten. 
,Vögt  sollent  blyben,  es  fundi  sich  dann,  das  einer 
missvogtet  bette.'  ca  1480,  Ndw. 

be-:  1.  (m.  Acc.  P.)  Jmdn  bevormunden  Ap;  Gr. 
,Ffi>gte,  tutorem  dare.'  Id.  B.  Jmdm  Vogt  sein.  LB. 
Ndw  1545.  —  2.  (m.  Acc.  S.)  a)  unter  Aufsicht  stellen; 
überwachen.  ,Seowasser  und  Landwasser  sollen  mit 
zweien  Ehrenmannen  bevogtet  werden,  welche  ein 
flyssig  ufsechen  haben  sollen.'  LB.  Daves.  .Alle  4  Kir- 
chen sollend  bevogtet  werden,  jede  mit  2  Ehrenmannen, 
die  verschaffen  sollen,  dass  die  Gebuw  in  subern  Ehrn 
erhalten  werdend.'  ebd.  ,Eine  Landschaft  bevogten.' 
1529,  Absch.  —  b)  in  Schutz,  Verwahrung  nehmen, 
mit  Beschlag  belegen.  ,Als  uf  genannten  H.  ein 
uffahl  kommen,  sygen  etliche  syner  schuldforderen 
ihm  nachgeloffen  und  gepetten,  das  guot  ze  b.  und 
ihnen  umb  ihre  Sachen  bott  [gerichtliche  Beschlag- 
nahme] ze  erlauben.'  1573,  Urbar  Kyburg. 


711 


FaL't—fuKt.    Paeü;— fuo 


Vogti,  -ei:  1.  Vormundschaft,  Amt  eines  Vogtes 
i.  8.  V.  1  Ap;  Bs;  UwE.  ,Wer  notturftig  ist  zuo  be- 
Togten,  den  soll  man  bevogten  und  soll  kainer  lueer 
dann  vier  vogtyen  haben.'  Landr.  Henneb.-Peterz. 
16(55.  —  2.  Herrschaftsbezirk.  Zu  Vogt  3.  — 
Geissen-Vogtei:  Spottn.  für  die  bis  z.  helvetischen 
Umwälzung  als  solche  bestehenJe  winzige  Landvogtei 
Gilgenberg.'  —  Burg-:  Hof  ehemals  der  Markgrafen 
von  Baden  in  Basel,  jetzt  eine  grosse  Bierwirtschaft. 

—  Dolen-.  Die  S  Vogtci  Flumental  wurde  auch  die 
D.  genannt,  weil  zahlreiche  Dohlen  die  Löcher  und 
Ritzen  der  dortigen  Balmfluh  bewohnen. 

Vögtin:  Frau  eines  Vogtes  {als  Blutrichters). 
.Dass  kein  v.  nit  meer  keinen  Übeltäter  dem  nach- 
richter  ab  der  band  schnyden  solle.'  1541,  Absch. 

Das  angedeutete  Vorrecht  vornehmer  Frauen  wurde  durch 
die  zu  jener  Zeit  sieh  ausbreitende  .Carolina'  immer  mehr 
bescli  rankt. 

Vögtli"g,  in  B  auch  Vi'HjtU:  Pflegbefohlener, 
Mündel  B;  Z. 

VügtH  könnte  eher  Verl;,  des  dim.  ,A'ögtlin'  sein,  welches 
reciproken  Begriff  haben  kann  wie  ,Pate'.  .Vögtlin:  Un- 
mündiger.' Zschokke   1797.      Vr„itU  auch  Familienn. 

vogtbar,  -ig,  -lieh:  1.  (v.  Personen)  a)  eines 
Vogtes  i.  S.  von  1  bedürftig,  ihm  unterworfen,  un- 
mündig. , Kleinen  kinden,  die  vogtber  sind.'  Z  Eats- 
ordn.  1434.  ,Wer  vogtber  ist  und  ein  vogt  hat,  es 
sy  frouw  oder  mann.'  1465,  Gl.  ,Wer  vogtberig  ist, 
es  syend  kinden,  die  under  tagen  sind,  frouwen  oder 
ander  lüt.'  ca  1500,  Obw.  ,Sölichen  vogtberingen 
lüten.'  ebd.  ,Mit  vogtbärigen  lüten,  die  bevogtet  sind.' 
ebd.  ca  1560.  .Vogtbare  und  eigne  lüte.'  Edlib.  .Wie 
man  vogtbarlich  bcvogten  soll.'  1545,  Absch.  ,Bis 
herzog  C.  auss  seinen  vogtbaren  jaren  kam.'  Wurstis. 

—  b)  keines  Vogtes  mehr  bedürftig,  mündig.  .Der 
vogtbar  und  zue  synen  tagen  kommen  wäre.'  1457. 
Bs  Eq.  —  2.  (von  Personen  und  Sachen,  Gütern) 
einem  Vogt  i.  S.  von  2  oder  4  unterworfen,  steuer- 
pflichtig, mit  Lasten  zu  Gunsten  des  V.  beschwert. 
Der  Boden  in  den  freien  Dörfern  war  , vogtbar'.  In 
einer  Sch  Urk.  1350  heisst  es  von  einem  verkauften 
Gute,  es  sei  ,vervogtbär'.  .Welcher  ein  guot  kouft 
in  dem  hof  ze  Steten,  vogtbär  guot,  der  soll  es  em- 
pfachen  von  einem  vogt,  er  sy  inder  alder  usser, 
in  jars  frist  umb  dry  Schilling  haller;  tuot  er  das 
nit,  so  mag  ein  vogt  das  guot  ziechen  zuo  synen 
banden  umb  die  dry  Schilling.'  Offn.  Stäfa.  ,Es  soll 
och  die  frygen  vogtbarlichen  güeter  nieman  verkoufen. 
er  Solls  vor  offnem  jargricht  under  der  Thürlinden 
feil  bieten  sechs  wochen  dry  tag  und  ein  jar.'  Offn. 
Thürlinden.  ,Die  gnossen,  die  in  den  twingen  .  .  . 
Rüssegg  sitzen  und  darin  vogtbarig  sind.'  1423,  Aa 
Wst.  ,Wöller  ain  hus  hat  uf  aim  vogtbar  guot.'  Offn. 
G  Zuozwil  1488.  ,Dass  der  Amtmann  des  Abts  um 
vogtbares  Eigen  nicht  zu  richten  habe.'  1548,  Absch. 
Vgl.  Vngtmann. 

J(hd.  i'uijßtlMin:,  -hm;  ijeriij  auch  schon  =  mündig.  Diese 
Bed.  bcrulit  auf"  Verwechslung  mit:  eines  Vogtes  ,baar'.  ledig. 


Fagg  ffak),  fegg,  figg,  fogg,  fiigg. 

Vgl.   aUL-h   die   Gruiipeu   F  — g;   F  — k. 

Fiigg  nur  im  Dim.  FäggeU  n.:  schlecht  geklei- 
detes Mädchen  B  (Gottii.);  Suterm.  Auch  ein  Mäd- 
chen, das  Alles  mit  sich  machen  lässt.    Gotth. 

Faijij  für  >«'■;/;/,  mhd.  mrch,  Schwein  (wovon  nhd.  .Ferkel'), 
lat.  pun-ue;  vgl.  /'äj/jr.  Mhd.  vake  m.,  Schwein,  wahrseh,  Jas 
selbe  W.,  tirol.  Fack.     S.  noch  unten  Fack. 

Fagg  m.,  faggen  =  Fachs,  fnchsen  (Sp.  655)  Gr 
Pr.,  Tschiertsch. 

faggen:  leise  herumtappen,  im  Finstern  tasten; 
wiederholt  über  einen  Gegenstand  hin  oder  daran 
herumstreichen  BE.  Kleider  verschieben,  in  Unord- 
nung bringen.  .Vestimenta  modo  indecenti  complicare.- 
Id.  B.  Fägg  nid  a'  mine'  Clihideren  ume  mit  diiie" 
schmutzige^  Hände"!  B;  vgl.  Gefägg.  Unruhig,  in 
Andere  belästigender  Weise,  hin  und  her  gehen,  ohne 
Etwas  auszurichten.  M^as  fOgyist  geng  umennndere? 
bist  nit  glv''  fertig':'  B.  Ume  fägge,  herum  fahren, 
streichen  B. 

Scheint  vwdt  mitßerjijiii  =  /lyyen,  reiben.  Der  lange  Voc. 
malt  die  langsam  an  einer  Fläche  gleitende  Bewegung :  Be- 
rührung mit  Fäyg  (Schwein,  unordentliche  Person)  also  nur 
zufallig. 

Ge-fägg  n.:  unordentliclier  Anzug  B.  -(rfäg, 
inconcinna  vestinientorum  complicatio.'  Id.  B.  Vgl. 
Gefugg. 

Faggete  f.:  Tasche  in  den  Kleidern,  Rock-  oder 
Hosentasche  BG.;  FSens.  Gugg,  r''  ha'>-dr  Ep})is  t* 
dr  F.  sc.  mitgebracht  BG.  —  Ablautend  vwdt  mit  F!,jije, 
Tasche. 

Faggune  f.:  leichtes  Feldgeschütz.  RMax.;  1532, 
G  Ratsatz.  , Starke  faggunen  und  halbschlangen.'  1548, 
Absch.  ,2  halbe  schlangen  und  2  faggünli.'  1535,  ebd. 
,Fagunen  oder  halbschlangen.'  1531,Strickl.  ,Fakunen 
(vagkunen).'  EManukl;  15'24,  Absch.;  15'28,  Strickl.; 
Hafner  1666.  ,Fakonen.' Vad.  ,Fackünli.' 1531,  BsChr. 
,Fackunli.'  Kessl. 

Aus  it.  faUone,  Falke.  Schon  gegen  Ende  des  Mittel- 
alters kommt  vulke,  wie  andere  Vogelnamen,  als  Benennung 
von  Geschützen  vor,  indem  der  schwirrende  Flug  der  Kugel 
mit  dem  eines  Vogels  verglichen  wurde.    Ebenso  (a.  fmu-on,  -et. 

Fägg  m.  „Ap";  Gl;  Gr;  GA.;  „W"  —  Dim.  Fäggli 
„Ap";  Gl;  „W",  FaggiG'n'&ä.Y.;  , W",  i^djrjrsc/ti GRSav., 
Vals:  1.  Ferkel  Ap;  Gl;  Gr;  G;  W.  Verschnittenes 
einjähriges  Schwein  Gl.  Auch  Schwein  übh.  Gl;  G.\. 
Feisst  ii-ie  ne  F.  (Syn.  speckfeiss) ;  triiee'  [fett  werden] 
u-ie  ne  F.  Gl.  —  2.  schmutziges  Kind  Ap;  Gl;  Gr 
Pan.,  ObS.;  W;  auch:  unordentliches  Gl.  Mi  [man] 
mites  nw  ds  Trögli  g'schaue",  ve""-me"  iriU  u-ilssc", 
u-ie  ds  Fäggli  ist  Gl.  Unreinlicher  Mensch  Gl;  GA.;. 
auch:  der  unzüchtige  Reden  führt  GX. 

Aus  Fäi-ijij,  s.  Anm.  zu  Fai/y.  Der  Umlaut  ist  aus  dem 
Dim.  auch  in  das  Stammw.  gedrungen.  S.  auch  Färli  (Ferli). 

Lanzig-  m.:  junges  Schwein,  das  im  vergangenen 
Frühling  geworfen  wurde  GA.   —    Lanziy  =  ,Lcnz'. 

Maien-:  1.  -Fäggli,  ein  im  Mai  geworfenes  Ferkel. 
M.,  Löffelstil,  i'''  cha'"  di"'  für  en  Narr  ha',  uemi  i''' 
will,  Kiuderspruch  GA.  —  2.  M.-Fäggeli:  Unke  TbM. 

Figge  1,  in  Bed.  1  u.  2  auch  Figgi  —  f.:  1.  i" 
dem  unter  dem  Namen  Nünistein  oder  Niiiiiziehn 
bekannten    und    besonders    auch    bei    der    ländlichen 


713 


Fagg.  fegg-,  flgg,  fogg,  fugg 


lU 


Bevölkerung  sehr  beliebten  Brettspiel  diejenige  Stel- 
lung der  , Steine',  vermöge  welcher  zwei  .Mühlen'  (je  3 
neben  einander  liegende  Steine)  so  verbunden  sind, 
dass  mit  .Auftun'  der  einen  die  andere  geschlossen 
wird,  wodurch  der  Gegner  beständig  bedroht  und 
geschlagen  (aufgerieben)  werden  kann,  also  eine 
sehr  vorteilhafte  Stellung;  Zwickmühle  (iinhd.  ,Fick- 
niühle-).  allg.  Noch  vorteilhafter  wird  die  Stellung, 
wenn  neben  der  F.  noch  eine  Mühle  besteht,  weil 
dann  der  Gegner,  der  nicht  zugleich  an  beide  Orte 
einspringen  kann,  rettungslos  verloren  ist.  Daher  die 
KA.  (e)  F.  und  (e)  Müli  ha",  allg..  F.  und  Falle  BBe., 
oft  bildlieh  i.  S.  v.  doppelten  Vorteil,  zwei  Wege  zu 
sicherer  Erlangung  eines  Zieles,  gewonnenes  Spiel 
haben,  z.  B.  zwei  Bräute  zur  Auswahl  oder  für  den 
Notfall;  aber  auch  von  polygamistischem  Verhältnisse 
eines  Mannes;  Alles  aufs  Beste  eingerichtet  haben; 
auch  Raum  zum  Ausweichen  haben;  mit  4  Händen 
gewinnen;  2  Paten  zu  einem  Kind  haben;  2  Geschäfte 
zugleich  betreiben.  Mit  umgek.  Stellung:  ,Er  hat  ein 
mühle  und  ein  figgen.'  Hospin.  Hieher  gehört  auch 
der  Spruch:  Berligye  herlagge,  berlagye  berligge:  tued 
d'  Müli  nüd  male,  so  malet-mer  d'  F.,  wobei  man  mit 
2  gestreckten  Fingern  in  abwechselnder  Stellung  auf 
dem  Tisch  an  einem  Messerrücken  vorbei  tupft  Z.   — 

2.  Vorteil,  Glück  in  Unternehmungen,  unvermutetes 
grosses  Glück,  freie  Stellung,  die  der  Schlaue  auszu- 
nutzen weiss  AiZei.;  BÜ.  (Ztro);  TuTäg.  Das  ist  e 
F.  für  in.  Spreng.  ,[Er  möge  wählen,  bei  welchem 
Haus  er  bleiben  wolle,  da  man  ihm  diese  [Pigge]  nicht 
zu  lassen  gedenke].'  1531,  Absch.  „Fein  ausgedachte 
List.  Kniff,  Schlinge,  einen  Andern  zu  fangen  B;  L."  — 

3.  schwankendes  Verhalten.  Hinundhertreiben, 
Aufundabsteigen  des  Nebels.  Im  Hetxiy  obe"  isch  's 
iez,  mein-i''',  ehalt,  der  Nefel  ist  det  ordli'''  i  der  Figgi 
aScHW.  —  4.  „Streich.  Schlag.  Einem  eine  Figge 
geben  L."  Vgl.  Nacht-.  —  5.  Tasche  Sch.  ,Mar- 
supium  [Geldbeutel].'  Id.  B.  Schubsack.  Sulg.  .Hatte 
keinen  Heller  in  der  Fiegge.'  UBrägger.  Bildl.:  zwei 
Figgen  führen  =  2  Titel,  Namen,  und  daraus  Vorteil 
ziehen.  ,Fuort  also  zwo  figgen  [als  römischer  König 
und  Herzog  von  Ostreich].'  Fründ. 

Das  W.  ist  der  ä.  Spr.  fremd;  nlid.  nur  in  den  Bedd. 
4  u.  h  bezeugt,  5  auch  niederd..  dän.  u.  schwed.  Dieser 
Bed.  mag  ein  besonderes  W.  zu  Grunde  liegen  (mlat. /cneium, 
Tgl.  ital.  ßccare,  hineinstecken,  einheften,  einstossen.  Diez, 
Wtb.  1^  180),  aber  sie  lässt  sich  doch  auch  auf  den  Begriff 
.reiben'  (ßijyen)  zurückführen  wie  1  u.  (davon  abgeleitet)  2, 
weil  beim  Einstecken  und  Herausnehmen  die  Öffnung  .ge- 
rieben' wird.  Die  yiijye  im  Muhlespiel  ist  ganz  eig.  ein 
Hinundherreiben  auf  einer  Stelle,  zugleich  ein  Aufreiben  des 
Gegners.  4  ist  streifende  Bewegung.  Die  bei  1  u.  2  wech- 
selnden Formen  auf  -e  u.  -»  unterscheiden  sich  grammatisch 
so,  dass  die  letztere  die  regelmässige  Endung  von  wcibl. 
Verbalbildungen  ist  i.  S.  einer  Vorrichtung  zur  Ausübung  der 
betr.  Tätigkeit.  Sie  kam  an  das  vorliegende  W.  wohl  aus 
der  Verbindung  desselben  mit  Müli. 

Nacht-Figgi  n. :  der  letzte  Schlag,  den  Kinder 
einander  Abends  am  Sehluss  des  Spieions  im  Freien 
geben  ZLunn.  Sonst  's  Letst,  Nachtstücldi.  Ziggi,  und 
wahrsch.  als  n.  diesem  letztern  nachgebildet. 

figge":  1.  reiben,  Etwas  oder  sich  an  Etwas, 
meistens  von  einem  Teil  des  Leibes  gegenüber  einem 
änsscrn  Körper,  und  zwar,  im  Gegs.  von  riben,  meist 
unwillkürlich,  allg.  .Fricare,  kratzen,  ryben,  jucken, 
ticken.'   Fris.;   Mal.;   Red.  1662;   Denzl.  1677;  1716. 


,An  etwas  reiben  oder  ticken,  affricare.'  Mal.  Von 
Kühen,  welche  den  Hals  an  Bäumen  reiben.  .Zuraalen 
das  Vieh  auch  dadurch  schadet,  dass  es  mit  F.  die 
Rinde  verletzt.'  Anl.,  Z  1773.  Von  Kleidungsstücken 
oder  Schuhen,  welche  zu  eng  anliegen,  mit  und  ohne 
Acc.  P.  .SchmtJr  wirf  gelobt  [empfohlen]  zuo  den 
orten,  so  gefigget  sind.'  Tierb.  1.563.  ,Wo  einen  die 
schuoch  geficket.'  ebd.  .Neue  Schuhe  flcken  Blotern.' 
Keisersbg.  Es  figget-mi  Öppis  Z.  Wenn  's  di"''  bisst, 
so  figg!  kratze!  Schnujifen  und  f.  Tued  's  Herg  er- 
quicke" L.  Aber  auch :  Wenn  's  di"''  figget  {figgt  Bs) 
[juckt],  so  chratz!  Es  blsst-mi'''  e  Flöh,  es  figget-mi''' 
zwo,  es  steched-mi"''  drei:  röt  [rate],  wie  vil  das  sei! 
Sch.  Am  G'uand  umha  f.,  Kleidungsstücke  durch 
Beiben  beschädigen  Gr;  W.  An  Etw.  herumarbeiten, 
um  es  los  zu  machen  GrV.  Obsc.  (trans.  u.  intr.) 
Ap;  Bs.  Auch  von  Reibung  todtcr  Körper  aneinander. 
Bilecher  fest  z'sämebinde",  dass  si  nüd  figged  Z.  Feilen : 
,[Der  Gefangene  machte  sich]  ein  loch  in  die  bodentile 
und  figget  und  filet  so  lang,  bis  er  das  loch  zu  wegen 
bracht.'  Vad.  F.  und  grigge",  mühselig,  mit  schlech- 
tem Werkzeug  eine  Arbeit  verrichten  ZO.  —  "2.  un- 
ruhig sein,  hin  und  her  rutschen  Bs;  U;  bes.  auf 
einem  Sitz,  doch  auch  mit  den  Armen,  bes.  v.  Kindern 
üwE.;  meist  verbunden  mit  ume  (umer,  umenand)  Gr. 
Uf  em  Baich  [Bank]  ume  f.  W.  In  U  auch :  hin  und 
her  ziehen,  den  Wohnsitz  öfter  ändern.  Der  Nebel 
figget  ume  Uw.  Vgl.  Figgi.  Daher  auch:  Anstellung 
häufig  wechseln.  Es  ist  für  e  Bur  besser,  utulrnii 
Jör  [im  Lauf  des  Jahres]  mit  de  Lüte  [Dienstleuten] 
nid  z'  f.  L.  —  3.  „schlecht  fidein  U."  V^\.  kratzen. 
—  4.  (moralisch)  angehen,  berühren,  anfechten  Aa 
Stauf.;  Bs;  Gl;  G;  Sch;  S;  UwE.  Was  figget  dich 
das?  Figget  's-di'''?  geht  es  dich  Etwas  an?  Das 
figget-mi'''  nüd  (nüd  räss  Gl^.  Was  figget  's  mich? 
Mira"!  Häfl.  1813.  Was  überen  [vergangen]  j.s«,  das 
figget-mi"''  nid  L.  Doppelsinnig:  i'''  glaub,  es  figget- 
di"'';  wart,  i'''  will-der  chratzen!  Sch  [gemeint  ist: 
Prügel  geben].  Gelüsten:  Der  Wt'  fegget-mi''''  nüd 
Ap.  Es  figget-mi''',  juckt  mir  (Etwas  zu  tun)  Uw. 
Verdriessen,  ärgern,  kränken:  Das  het-mi'''  y'figget. 
Si  hein-e  [haben  ihn]  g' figget  S.  Refl. :  A"  dem  wird- 
si'''  wol  Niemer  f.  Heng.  1836. 

Das  W.  fehlt  der  ä.  Spr.,  ist  aber  wahrsch.  als  Intens, 
von  .fegen'  gebildet,  wenn  diesem  ein  älteres  starkes  ßsgen 
zu  Grunde  liegt.  Zu  unterscheiden  ist  es  von  ßijijen,  der 
lokalen  Nbf.   v.ßcken   (s.  d.).     Vgl.  auch ßegyen ;  Abi. /itecAeji. 

ab-:  1.  abreiben,  -stossen,  -nutzen  Ap;  Bs;  Gl; 
GrD.;  G;  U;  Z;  z.B.  Kleider  durch  Reiben  abnutzen, 
verderben  Bs.  I'*  han  en  Blätz  abg'figget.  .Defricare.' 
Denzl.  1677;  1716.  —  2.  (refh)  durch  häufigen  Coitus 
sich  ruinieren  Bs.  -  uf-:  1.  Gewebe  durch  Kratzen 
wollig  machen.  .Refricare,  wider  aufkratzen,  auf- 
ficken,  wider  erfrischen.'  Fris.;  Mal.  —  2.  wund 
reiben,  .verseeren.'  Fris.;  Mal.  ,Die  verseerung,  so 
einen  die  schuoch  aufgeflcket.'  Tierb.  1563.  —  ent- 
et-:  schadlos  halten,  entschädigen  BoHa.  (Zvro).  — 
Eig.  Verwundung  abwehren  oder  heilen.  —  ver-  (zer- 
Gutw.;  W):  durch  Reiben  verderben,  abnutzen,  zer- 
reiben; z.B.  Bücher,  Kleider,  Seil,  Kette  Ap;  Bs;  Gl; 
Sch;  UwE.;  W;  Z.  .Confricare.'  Mal.  ,Pie  nüwen 
schuo  z.  einem  die  füess.'  Keisersbg. 

Figg  f.:    Lustdirne  Ap. 

G'figg  n.  Bs,  Figgete  f.  Uw:  das  Reiben,  Kratzen, 
Rutschen. 


715 


Pagg— fugg.    Fall- -füll 


7ir> 


figgelen:  l.  =  figi/en  im  gew.  S.  Aa;  B;  S;  Vw; 
Zg;  Z.  —  2.  die  Henne  treten  Obw. 

Figger,  Figgi  I  m.:  der  hin  und  her  rutscht; 
wer  nicht  lang  auf  dem  gleichen  Posten  bleibt  Gl; 
Uw;  U.  Isere  Kaplan  well  scho*  wider  fort;  er  isch 
nur  [geradezu]  e  Figgi  U.  En  Figgi  und  en  Griggi 
ZO.,  s.  figgen  1. 

figglen:  zänkeln  GWe.  —  Dim.  zu _/ij</eii  ia  Bed.  4 ; 
vgl.  ,Eeibung,  sich  reiben'  i.  S.  v.   Streit,  streiten. 

Figge  II  in  der  RA.:  Eim  (d'J  Firjga  hüten:  die 
Feige  weisen,  Trotz  bieten,  drohen,  herausfordern  Gr. 
Auch  Figgai  allein  als  Zuruf  zw.  Kindern  i.  S.  t.  es 
gilt  die  Wette!  versuch  es,  wenn  du  den  Mut  hast! 
wir  wollen's  darauf  ankommen  lassen !  z.  B.  F. !  darfst 
du?  soll  ich  kommen?  Antw.  i<'..' ja  komm,  wenn  du 
es  wagst  BSi.  F.!  beziehst  mi"''?  lass  sehen,  ob  du 
mich  einholen  kannst!  GrD.  So  ruft  auch  die  Katze 
dem  sie  verfolgenden  Hunde  vom  Baum  herunter  zu: 
F.!  hrizüch  mi''''  [beziehe,  d.  h.  hole  mich]!  F.!  tuon  's! 
ebd.  Daher  auch  spottend :  F. !  du  häst-nii"''  nit  [nicht 
erwischt]  Gr.  Wenn  zwei  Rotten  nachtschwärmende 
Burschen  zstreften,  so  ruft  die  eine:  Holla  Püssi 
[heraus  mit  der  Katze]!  die  andere  entgegnet:  Figga 
Püssi!  und  es  folgt  dann  wohl  noch  der  Kampfruf: 
Truts  dir,  Figga!  B.^delb.  Im  W  wird  der  ausbie- 
tende Zuruf  Figga!  mit  der  Geberde  des  Finger- 
schnellens  od.  -schnalzens  verbunden.  Dem  einfachen 
F.  wird  zur  Verstärkung,  mit  oder  ohne  ,bieten',  noch 
das  adj.  Ptc.  nsg'hUi  oder  g'hitigi,  üslcrämleti  vorge- 
setzt GRPr.,  Seh.,  Schud.,  Tschiertsch.,  z.  B.  (F''  hüta 
dr)  üsg'hiti  F.!  Zuweilen  auch  nur  im  S.  einer  Be- 
teurung,  ohne  feindliche  Herausforderung,  z.  B.  Scliü- 
nui"  tuot  's-mer  mit  Melchn",  Figga!  ich  kann  melken 
(dabei  Schaum  erzeugen)  so  gut  als  irgend  Einer, 
,trotz  Einem!'  GaMastrils. 

Aus  it.  fuu  (s.  0.  Fiy  4)  mit  urspr.  obscöner  Bed.  (auf 
die  sich  auch  der  verstärkende  Zusatz  (m-)  gehit  und  viell. 
auch  üay' h-änzlet  bezieht)  und  entsprechender  Handgeberde. 
Auf  roman.  Ursprung  weist  auch  die  auf  den  Süd,  Südost 
unsers  Landes  eingeschränkte  Verbreitung  des  W.  in  dieser 
Bed. ;  nach  BSi.  konnte  es  aus  W  kommen. 

Figge  III:  Flügel,  Fittig  B  (Ztro).  -  Aus  ,Fittig' 
zsgez.  durch  Assimilation  des  (  an  g,  während  in  der  gewühn- 
lichern  Nbf.  Frcke  die  Assimilation  eine  Aifrikata  (/./)  ergebeu 
hat.  —  g'figget:  beschwingt,  ebd. 

Figge  IV  f.  —  Dim.  Figgi:  weibl.  Taufn.,  Sophie  B. 

Figgeli,  Figgi  II  in  Anzählsprüchen.  Figgeli, 
Fäggeli  Beminus,  der  ist  drl"  und  der  ist  drüs!  Gl. 
Äni,  niäni,  Figgi,  Fäggi  [usw.]  Z. 

Vgl.  änhd.  ,rickfack',  Rutenschlng;  ,fickfackou',  hiu  und 
her  fahren,   und   uuser  Jiggen. 

Viggi  III  m.  —  Dim.  Viggeli:  männl.  Taufn. 
1.  Viktor  „B";  Gr;  S;  vgl.  Viele.  —  2.  Theophil 
BsStdt.  —  Für  2  liegt  bloss  die  verstümmelte  Silbe  phi  zu 
Grunde,  indem  ggi  sich  in  der  dortigen  MA.  zu  einer  Art 
Diminutivsuffix  für  Personenn.  ausgeprägt  hat,  viell.  entlehnt 
aus  dem  ndrd.  Suffi.K  -/.in.  —  Lüs-:  Schelte  für  einen  un- 
reinlichen Menschen   S.   —  Wohl  mit  Aulehuung  an/ii/jeii. 

fieggcn:  reiben,  sich  reiben  B,  z.B.  mit  den  Händen 
an  einem  Körper;  (im  Finstern)  tappen;  mit  dem  Glätt- 
eisen auf  einem  Stück  Zeug  herum  fahren;  mit  dem 
Nebenbegritf  schlechter,  energieloser,  langsamer  Ar- 
beit;   schlecht  geigen  (vgl.  figgen  3);    Walzer  tanzen 


(verächtlich);  doch  auch  unverfänglich:  plätten.  Gotth. 
Sträle  f.,  Kämme  fabrizieren  B  80.  Mit  Reiben  oder 
Rutschen  die  Kleider  verderben,  bes.  v.  Kindern ;  mit 
dem  Hintern  auf  einer  Bank  rutschen. 

Firggin,  von  St.  ohne  weitere  Unterscheidung  mit  /ii/j/oi 
verbunden,  ist  eine  besondere  Nbf.  des  letztern,  nur  iu  B 
vorkommend  und  mit  dem  breiten  Voc.  lautlich  ein  breites, 
langsames  oder  mühsames  Reiben,  Streichen,  Rutschen  noch 
deutlicher  darstellend  (vgl.  schietiggen,  Uihknggcn,  mit  den 
Füssen  schief  treten),  gegenüber  einem  rascheren,  aber  mehr 
nur  streifenden  Hinundherfahren,  welches  durch  den  kurzen 
und  dünnen  Voc.   von  figgen  bezeichnet  werden  mag. 

umhin-  ume-:  herumreiben,  -rutschen,  sich  herum- 
treiben B,  am  Boden;  uf  eine  Hemli,  schlecht  glätten. 

ver-,  zer-:  durch  Beiben,  Rutschen  verderben; 
zerreiben  B. 

Ge-fiegg  n.:  unruhiges  Verhalten.  Herumrutschen; 
das  durch  Fieggen  verursachte  Geräusch;  ermüdendes 
Geschwätz  B. 

Fi  egge  f.:  eine  unruhige  Person  BM. 

Fieggel  m.:  Kammmacher  (etw.  verächtlich)  B  öO. 

Fieggi  m.:  wer  stets  hin  und  her  rutscht,  zu- 
nächst auf  einem  Stuhl,  dann  allg.,  wer  sich  keinen 
.\ugenblick  ruhig  verhalten  kann  (v.  Kindern);  wer 
häufig  seinen  Wohnsitz  wechselt  B.     Vgl.  Figgi. 


Fall  (vah),  feh,  fili,  fob,  fuli. 

Vgl.  die  Gruppen  Fa  usw.,    Fach   usw. 

fähen  1)  ,,fahen  BD.;  Z",  fö'ha,  fö'ha  Ap;  Gr; 
GSa.,  T.,  Stdt,  fü'je  GLf,  nfoche  Ap;  GRh.",  fäfnj 
bzw.  fö,  fü'  Aa;  Bs;  B;  VOrte;  Gl;  Gr;  GA.,  Ms; 
S;  W;  ZStdt.  2)  fäha  ApI.  («e),  H.  {e'),  fe'i^  ZF.  t, 
fe'-e  ZO.,  fe^  AAZei.;  BsRotenfl.;  GG.,  T.;  SchwW.; 
ZS.  .3)  fagr  (neuer).  —  Präs.  Ind.  Sg.  fän  (fön); 
fast;  fäd  ffät)  Aa;  PPo.;  GSa.;  Uw;  W;  Z  tw.,  fän, 
fast  BR.;  Z  neben  fa'  (fäne)  —  PI.  fand  Uw,  fe'n(d) 
PPo.;  W;  Z,  fä-e(n)d  W;  Z,  fand  Aa;  Z,  fou  B;  L. 
—  Präs.  Conj.  f'e-ji,  fäiji  BR.;  PPo.,  fe'-i  Ztw., 
föj  Aa;  fä  WLö.,  fayfi)  B;  GT.;  Uw;  Z,  fö,,  Z,  fach 
GlK.  ^  Imp.  fä  Uw;  W,  fd  Z,  fach  \a;  Gl;  PPo.; 
Uw;  ZStdt  t,  fang  G;  W;  Z.  —  Cond.  fiey  (fäti)  — 
Ptc.  meist  (ffatjf;  in  Ap  g'foHia,  fo'x'a:  I-  trans. 
1.  fangen,  a)  Tiere,  auch  auf  der  Weide  schweifende 
Haustiere,  z.  B.  Schafe,  Ziegen  (zstreiben)  SchwW.  — 
b)  V.  Menschen:  in  Kinderspielen  (s.  Fahens);  auch 
absol. :  Fangens  spielen  Gr  ObS.;  mit  enand  fä-e  Z 
Hedingen;  Buli  fah  BG.  (wohl  aus  frz.  poulet,  indem 
die  Kinder  Hühner  vorstellen,  die  vom  Fuchs  gefangen 
werden?  vgl.  Hüenli-Briie).  Chette  fäh,  Fangens  sjae- 
len,  bis  alle  Kinder  an  einer  Kette  sind  G.  Bildl. 
Eine"  tco-mc  [mit  welchem  man]  di^e  Andere"  mit  fangt 
Cfälid),  Schlaukopf;  übertr.  auf  Überlegenheit  übh., 
z.B.  Körperstärke,  doch  auch  iron.:  Dummkopf  Z. 
Überlisten,  daran  kriegen  Bs;  B.  Wie  der  Meister 
der  Diirsli  suecht  z'  foh  und  der  D.  der  M.  Breit.  ,Ir 
wellind  mich  nit  verschmähen  noch  in  mynen  werten 
fahen  [bei  verfänglichen  Worten  fassen].'  NMan.  .Ehr- 
geizige menschen  fehet  man  mit  solchen  diensten.' 
Bull.  1.5ö7.  Ehemals  ein  Gerichtsausdruck:  gefangen 
nehmen.  .Fachen  (fahen)'  erklärt  im  Text  mit:  .ge- 
fänglichen vnzüchen.'  GrD.  LB.    ,Söllent  vollen  gwalt 


Fall,  teil,  tili.  In 


liaii,  wen  sy  argwenig  habeiit,  zu  tragen,  zu  gichten 
[verhören]  oder  zu  vaalien.'  141ii/1544,  Schw  LB. 
.Item  wäre,  das  jeman  verschuldtu,  das  man  in  vaclien 
sollte,  den  soll  der  Probst  vachen  und  behalten.' 
Uffn.  Fluntern  ca  1459.  ,Dass  man  niemas  [Nieman- 
den] fachen  noch  turnen  solle,  der  trostung  [Bürg- 
schaft] ze  geben  hab.'  1525,  Egli,  Act.  ,Dann  er  sie 
mit  fahen,  arrestieren  [usw.]  unlydenlich  beschwart.' 
RCys.  —  2.  bekommen,  in  übler  Bed.  E  Spiss 
(c  SchineJ  f.,  einen  Splitter  in  die  Haut  Gr.  Syn.  nen. 
—  II.  (intr.)  gerinnen,  Ton  der  Milch,  welche  in 
der  Sennerei  durch  Käselab  zur  Scheidung  gebracht 
wird  Ap;  W.  D'  Milch  hat  g' fange,  ist  geronnen,  ge- 
schieden. Auch  uiipers.:  es  hat  g'f.  Steinm.  1802. 
S.  noch  gefangen  und  Fangele. 

Mhd.  vähcn,  van.  Unsere  Formen  haben  eines  Teils  statt 
des  verdünnten  li  (,fahen.'  Z  Fischerordn.  1776)  ein  silben- 
trennendes  j  eingeschoben,  resp.  dasselbe  vocalisiert  (vgl. 
unigek.  mäjen,  nhd.  , mähen');  oder  dasselbe  zu  cA  vergröbert 
(in  der  Lit.  des  XVI.  vorwiegend  so;  ,faacbt.'  1531,  Matthä.), 
andern  Teils  alle  Spur  eines  Cons.  verwischt  und  schliess- 
lich Einsilbigkeit  und  damit  Anschluss  an  die  unthematischen 
Yerba  {s.  fan  in  1.  P.  Präs.)  erreicht.  Der  Umlaut  (.vächen' 
schon  im  Einsiedl.  Hofr.)  hat  aus  der  2.  3.  P.  Präs.  od.  dem 
Conj.  tw.  um  sich  gegriffen.  —  Auffallend  ist  die  schwache 
Flexion  ,vathint'  (Cond.)  im  Waldmann.  Spruchbr.  1489.  — 
Die  intr.  Bed.  beruht  auf  trans.,  entw.:  die  Milch  hat  den 
Einfluss  des  Labs  empfangen,  in  sich  aufgenommen,  oder: 
die  Teilchen  derselben  haben  einander  angezogen. 

ge-fangen:  Part,  als  Adj.  1.  von  Vieh,  das  am 
Stricke  geführt  wird,  nicht  frei  läuft;  es  gibt  Weg- 
rechte,  bei  denen  ausbedungen  ist,  dass  man  mit 
keinem  andern  als  .gefangnem'  Vieh  durchpassieren 
dürfe  B.  ,Mit  gefangnem  und  ungefangnem  vieh.'  L 
1698.  , Eigenweide  i.st  erlaubt  mit  gefangener  Waar.' 
Glur  1835.  —  2.  von  jungem  Wein:  verkorkt.  ,Aig- 
leuces,  semper  mustum,  yerschlagener,  gefangener, 
süsser  Wein.'  Denzl.  1677;  1716.  —  .3.  von  der  Milch: 
geronnen,  .geschieden';  s.  fahen  II.  Ist  d'  3Iilch 
g'fangni?  BO.  Auch  subst.  G'fanges  n.  Ap;  Syn. 
Schluck,  Pfangile :  churw.  cuyliada  [coagulata].  — 
4.  von  der  Luft  in  geschlossenen  Wohnräumen,  oder 
auch  von  diesen  selbst:  dumpf  B;  Z.  Auch  von  Men- 
schen, die  solche  Räume  bewohnen,  von  frischer  Luft 
abgeschlossen   sind    Z.    —   (Ge-)rangenschaft   f. 

1.  der  Zustand  des  Gefangenen  als  Strafe.  ,Bei  der 
fangenschaft  oder  andern  strafen.'   G  Mand.  1611.  — 

2.  (coli.)  Gesammtheit  der  Gefangenen.  .Sie  ver- 
samlen  die  g.  wie  das  sand.'  17Ü7,  Habak.  —  3.  Ge- 
fängniss,  als  Gebäude  Z.  --  Die  Vorsilbe  i;c- fehlt  auch 
in  dem   syn.  alten   ,Fanknuss'   =   Gefängniss,  s.   Famj. 

üher-fahen,  -fangen:  fremden  (iriiiul  und  Bo- 
llen durch  Einzäunung  sich  aneignen.  .Wann  ainor 
freye  landstrassen  im  selb  eignete,  die  veränderte  oder 
iiberfienge.'  1555,  Landger.  Th. 

um-:  1.  annehmen,  anhangen.  ,l)ic  evangelisch 
leer  u.'  Zwingli.  Übersetzung  von  ,amplecti',  vgl.  frz. 
emhrasser  un  parti.  —  2.  (refl.)  sich  mit  Etwas  be- 
fassen, beschäftigen?  anfangen,  Vorbereitung  treffen? 
,Haben  die  würni  [Drachen]  sich  umfangen  zur  ussfart 
rüsten.'  RCvs.  Vgl.  auch  anfallend.  —  3.  Ptc.  Perf. 
adj.  .Unumfangen'  =  unbefangen.  ,Gleich  ein  jeder 
unumfangenor  Leser  gestehen  wird.'  Mise.  T.  1722. 

an-:  1.  anfangen,  a)  absolut.  ,Wohl  anfangen 
ist  nicht  genug,    sondern   wohl   ausmachen.'    Sdlger. 


Wol  ag' fangen  ist  halb  g'w'erchet.  ebd.  Äföh  ist  scho" 
recht,  aher  fifhöre"  no'''  heiser.  Ineichen.  Wer  gross 
afäht.hürl  rhlr  i,f!<.  —  b)  mit  Subst.-Ohj.  ,Buebe", 
Buelie",  liehi  B.,  find  doch  aw''  kei  Händel  «».''  Z. 
—  c)  mit  Inf.,  wobei  das  Ptc.  des  Perfects  sich  dem 
folgenilon  Inf.  gerne  assimiliert  und  selber  Infinitiv- 
forin  annimmt:  er  het  aföh  lache ;  ,von  Urseren  [an] 
haben  wir  anfangen  die  bäum  zu  verlieren.'  (iKönig 
1693;7,  und  von  hier  aus  etwa  wieder  halbwegs  zur 
Participialform  zurück  kehrt:  er  häd  a'g'fäh  l.  Z; 
doch  auch  regelrecht:  er  het  Wg'fohe  baue"  Ap.  Mei- 
stens ohne  ,zu':  We"  d'  Amschli  [Amseln]  af'e  singe", 
chunnt  dr  Ustag  [Frühling]  PJ.  ,Der  Geistlichen 
Sachen  habend  anfahen  hinken.'  Lav.  1569.  ,Es  facht 
mir  erst  an  z'  herzen  gän.'  1579,  Bigandüs.  Häutig 
mit  pleonastisch  vorgesetztem  Inf.  a'fäh  selbst  (aber 
nur  nach  dem  Präs.  Imp.).  Es  faht  a'fah  bliiete". 
I)'  Böse'  fand  afah  blüeje'.  Ahorne  föh'  sclw  afe 
grilenc"  S  (Schild).  Mit  Verkürzung  und  blosser  An- 
deutung des  Inf.:  Es  fangt  ffohdj  a'  a'  bessere"  Ap 
(auch  f.  an  a  6.);  L.  Der  focht  mi  a"  e  foppe"  Ap 
(Merz).  —  2.  fangen,  empfangen.  ,Ignem  concipere 
[bildl.  V.  Liebe]:  hold  werden.'  Fbis.  Von  weiblicher 
Empfängniss:  ,anfahen  oder  empfahen.'  ebd.  , Anfahen, 
für  empfahen,  concipere.'  Mal.  —  3.  Etw.  als  Eigen- 
tum ansprechen.  G  Hdschr.  —  4.  .das  Recht  anf.': 
Recht  suchen  (vor  Gericht)  ScnwMa.  1538. 

Die  landschaftlichen  Formen  des  einfachen  Vb.  wieder- 
holen sich  in  dem  Comp,  mit  Ausnahme  der  zweisilbigen 
fähe,  fäe;  wohl  bei  HBull.  1567 :  ,febet  an'.  Bei  Bigandüs 
1-579  wechselt  ,ich  fah  au'  mit  ,es  facht  an.'  Das  seltene 
Ptc.  a'y'fäh  schon  bei  Zwingli:  ,angefehne  gespräcli.'  Die 
in  1  c  vorliegende  Wiederholung  findet  Parallelen  bei  lau, 
lassen,  und  bei  yäii,  gehen,  nur  dass  bei  diesen  der  Inf. 
den  Voc.  verkürzt;  eine  Spur  davon  zeigt  auch  das  S  afe 
statt  aföh.  Daher  spielt  dieser  Gebrauch  auch  in  den  des 
adverbialen  dfe(n)  (s.  aiifohenda)  über.  So  erklärt  sich  viell. 
auch:  Mer  «j  afoh  »pringe  S  (BWyss  1863).  wir  haben  an- 
gefangen (zu)  springen ;  vgl.  mer  »l  äfi  [anfahend]  ifi/irumj): 
Bed.  2  beruht  viell.  auf  Analogie  mit  ani/än,  in  Braud  ge- 
raten. Auch  umgekehrt  findet  sich  ,empfahn'  für  ,aufahn'. 
Bed.  3  stimmt  mit  mhd.  anvälien,  als  rechtliches  Eigentum 
ansprechen,  nicht  mit  mhd.  anvangcn,  -vengen,  gestohlenes 
Gut  in  Beschlag  nehmen. 

Fahvilan:  Einer,  der  wohl  Vielerlei  anfängt, 
aber  nicht  zu  Ende  führt.  ,Fahe-vil-an  bachet  wenig.' 
Mev.  Hort.   1692.  —  Eine  imperat.  Substantivbildung. 

anfahend(s),  anfangig  1)  mit  dem  Ton  auf 
der  1.  Silbe  amfa  P  .sylv.,  afnn,  afen  BöO.;  Gr, 
afa,  afe,  affa  Aa;  BsStdt;  BM„  i'l,  Id.  B;  Gr;  L; 
PP.;  GO.,  W.;  Sch;  S;  T»;  Uw;  U;  W,  ^f^  ZF., 
Gossau,  ^frs  Aa  Bez.  Z.;  äfed,  äfet  Gl;  GA.,  G.;  Uw, 
äffj't  ZStdtf,  ('ifits  Z  t,  „afr^dig";  äfigfsj  Aa;  B; 
L;  Schw;  S;  Uw;  V;  Zg.  —  2)  mit  dem  Ton  auf  der 
2.  Silbe,  a)  a fanget,  efanged  Ap;  ZBül.,  rfönd  Tn 
Erm.;  ZTurb.,  nfmden  St.*',  nfentig,  eföntig  ZWmt.f, 
a fädig,  afettig  Aa  selten,  h)  efangig  ZO.,  rfannig, 
ife'nnig,  rfe^nnig,  i-fönnig  B;  6F.;  Z,  afenni  ZLunn., 
fönnig  7i,  afennigs  GF. ;  ZF.  c)  afähe,  pjöhe,  afähe, 
aföcha,  f;fah,  ij'oh,  t^fäh  Ap;  BU.;  Gr;  SceSt.;  G 
Marb.;  ZO.,  S.,  Wl.,  aföcha  Gr,  a fange,  rfange  Aa 
Fri.  u.  städt. ;  Ap;  Bs  (auch  Hebel);  BM.,  öO.,  Id.  B; 
Gr;  GRh.,  Ta.,  Stdt;  Sch  städt;  S;  Th;  ZWl.,  afenge 
Ap;  ZO.,  S.,  afenne  Ap;  G  oT.,  fange,  fenne  G  oT., 
fa  ZO.  d)  afang  AaZ.;  Sch,  efäng  kkZ.  e)  efangis 
ZBül.,  e/arar/Ä  AAFri. ;  Ap;  Z,  efängs  kk?ri.;  Z,  fanges 


119 


Fall,  feh,  tih.  fnh.  fuh 


(LENr.GENHAG.  1830),  fancjs,  fä-  Z,  fänsig  Th,  efengse 
AaZ.:  1.  für  den  Anfang,  für  einmal,  vorerst,  vor- 
läufig, zunächst,  ein.stweilen.  allg.  Nimm  afe  das: 
du  üherchunnst  de"  no"''  ine'\  P*  idll  a fange  gö" 
(Andern  vorau.s).  /'''  chomni  af.  (ebenso,  aber  auch: 
endlich,  Andern  nach;  s.  3).  Ebenso  zweideutig:  Du 
chuniidist  [könntest]  iezt  cfange  gö".  —  Das  ist  afa 
fl'lofia'  lind  's  Ander  isch  nid  war  B.  Emmel  af'an  i 
[ich  einmal]  hin  nid  drhl  g'sl".  ebd.  Auch  im  Gleich- 
klang verbunden:  mcr  ii-end  afig  afoh".  Es  u-ett-mer 
afe  afoh'  i'  erleide".  —  2.  bis  jetzt,  bisher;  bei 
Zahlangaben  sowohl  i.  S.  v.  ,erst'  als  .schon',  allg. 
I  hau  a.  drü  Chind.  's  ist  erst  ef.  ein  [einer]  dö. 
Er  ist  ofed  sechsi  [6  Jahr  alt].  Wie  mit  bist  afed? 
GlH.  A fädig  es  Chrättli  voll  Aa.  —  3.  bereits, 
schon,  seit  einiger  Zeit;  nachgerade,  bald.  allg.  Wo 
's  afe  ril  ist,  treit  der  Tu  fei  no'''  nie  derzue  S.  Wie 
alt  Ust  afed?  Affen  alt  (scherzhaft  gedeutet)  BsLd; 
UwE.  Er  altet  afe  aW-  afang  B  (pleonast.).  Er 
chönnt  fange  du  sl".  I'''  bi-mech  a"  das  f.  g'ivonet. 
's  war  iezt  a.  gli  (j'nueg!  Oft  weniger  zeitlich  als  mit 
dem  Nebenbegriff  von  Ungeduld,  Unmut,  Verwunde- 
rung, Drohung:  denn  doch,  aber  einmal!  's  ist  e  Meinig 
[ernstliche  Besorgniss  erweckend]  «ne  's  ef.  göt  [in  der 
Welt  liergeht]!  Stütz.  Das  tvär-mer  ef.  lustig!  das 
werd  ich  mir  verbitten,  zu  verhindern  wissen  AABrugg. 
ScUig  Litt  chann  »<■''  afe  hasse".  Gotth.  Aber  ilass  es 
sich  (jrad  so  liet  miltse  b'reiche  [eintreffen],  da^  duecht- 
mV''  afe!  ebd.  Das  tvill  efanged  Öppis  heisse'.  JKMev. 
1860.  —  4.  (doch)  endlich  (einmal),  allg.  Chunnst 
afange?  Wenn  nu  dr  Ätti  aw''  fa  chdm!  Stutz.  Hei 
z'letzt  afe  tcelle"  'zalt  si".  BWtss  1863.  Afa  chunnd 
er,  oder  jetz  chunnd  er  äfen  GRLangw.  Vgl.  aber  1. 
Zu  dem  adv.  und  absei.  Gebrauch  des  Gen.  eines  Ptc. 
\'g\.  (uKji-nds  langehendes],  sogleich,  nhd.  .eilends'  udgl.  .S'  und 
il  konnten  successiv  abfallen,  sowie  vorn  das  an  (aj  in  ein- 
zelnen Formen  apok.  wurde.  Durch  jenen  Abfall  entstand 
die  scheinbare  Form  eines  Inf.,  die  denn  auch  in  der  ä. 
Schriftspr.  deutlich  bezeugt  ist,  aber  nicht  ursprünglich  sein 
kann,  da  der  Inf.  solchen  adv.  Gebrauches  unfähig  ist.  Immer- 
hin bleibt  das  Vorherrschen  dieser  Form  (afan,  afe",  a/amje, 
i-famje)  etwas  auffallend.  Die  bei  der  2.  Hauptgruppe  der 
Formen  vorkommende  Verschiebung  des  Accentes  von  der 
Vorsilbe  auf  die  Stammsilbe,  womit  auch  Verkürzung  des  ä 
in  a  (dann  <■)  verbunden  war,  kann  nur  darin  ihren  Grund 
haben,  dass  gerade  die  auf  die  Form  des  Inf.  reduzierte  Ge- 
stalt des  W.  nicht  mehr  verstanden  und  dann  die  verbale 
Composition  in  eine  nominale  Construktion  umgedeutet  wurde 
nach  Analogie  substantiver  Verbindungen  mit  an.  Als  das 
(als  Präp.  natürlich  unbetonte)  n  auf  diesem  Vfege  zu  e  ver- 
dünnt war.  stellte  man  e/a"!!''  "ä^-  ™'t  ähnl.  Bildungen  zs., 
deren  vorschlagendes  e  verschiedenen  Ursprung  hat  (s.  Sp.  12). 
Zu  der  Nbf.  -iij  vgl.  Ähii/  aus  Ahed  udgl.  und  erwäge  die 
Abneigung  der  Volksspr.  gegen  das  Ptc.  Imp.,  welches,  auch 
wo  es  ad.ject.  verwendet  wird,  fast  durchweg  in  ein  schein- 
bares Adj.  auf  -ig  übergegangen  ist  {glüe-ig,  glühend).  Das- 
.icnigc  -Ig  aber,  welches  noch  hinter  einer  Form  auf  -d  an- 
gehängt ist,  ist  wie  in  mhd.  glüendig,  nhd.  , lebendig'  die  bei 
Adj.  «.  Adv.  so  beliebte  Weiterbildung;  vgl.  adig  Sp.  85. 
iederiij  Sp.  95,  eignig  Sp.  14(5,  atmig  Sp.  208  ff.,  eisnig  Sp.  533. 
Betr.  den  Umlaut  s.  das  einfache  Vb.  Efcngte  scheint  eine 
Zwitterbildung  aus  efangs  und  o/ange;  efes  aus  e/engae  ver- 
kürzt oder  von  «/ü  genetivisch  gebildet.  In  aferi  ist  r  ein- 
geschoben wie  in  i'ncrl,  innert  (s.  dd.);  viell.  der  Analogie 
von  elwdurt  (Sp.  533)  nach  gebildet.  —  Vom  einfachen  ge- 
wöhnlichen .schon'  unterscheidet  sich  das  z.  T.  syn.  a/angt 
so,  d.ass  jenes  mehr  eine  unerwartete  Frühzeitigkeit,  ein 
plötzliches  Eintreten,  dieses  ein  nach  längerer  Fortdauer  einer 
Tätigkeit    erwartetes,    nllmählicbes   F-intreten    eines  Erfolges 


bezeichnet.  Vgl.  e«  ist  aeho  Tag.  wenn  der  Tagesanbruch  uns 
überrascht;  es  ist  a.  T.,  wenn  die  Zeit  in  langsamem  Verfluss 
so  weit  vorgerückt  ist;  mer  sind  scho  de"  halbe"  W^g  [gegangen], 
d.  h.  weiter  oder  schneller,  als  wir  meinten;  mer  sind  af. 
d.  h.  W.  =  erst  so  weit,  so  dass  die  zweite  Hälfte  noch  in 
ihrer  ganzen  Länge  vor  uns  liegt.  Doch  ist  in  einzelnen 
Fällen  der  Unterschied  fliessend  (s.  bei  2  den  Satz  aus  S)  und 
es  können  auch  beide  WW.  verbunden  werden :  sfho  a/angi, 
z.  B.  d'  Berg  sind  sehn  e.  grüen.  Da  auch  das  Ende  wiertiT 
seinen  besondern  .Anfang'  hat  (vgl.  sprichw.  .der  Anfans 
vom  Ende'),  so  kann  die  ursprüngliche  Bed.  zuletzt  sogar  in 
ihr  scheinbares  Gegenteil  übergehen;  vgl.  einest  Sp.  270/8. 
Vom  Vb.  (in.  ,anfangen'  unterscheidet  sich  die  Anwendung 
des  Adv.  (auch  abgesehen  von  der  teilweisen  Accentverschie- 
bung  des  letjttern)  im  Sinn  merklich.  Vgl.  es  fangt  a"  regne" 
mit:  CS  regnet  afänge;  Letzteres  bezeichnet  nicht  die  einfaclie 
Tatsache,  dass  Kegen  eintritt.,  sondern  vielmehr,  dass  Ein- 
tritt schlechten  Wetters  erwartet  war,  und  dass  dasselbe 
wahrsch.  noch  zunehmen  werde.  /  wdl  äfdngen  eme"  (schon 
lautlich  verschieden  von:  /  %oUl  äfangen  e.)  bedeutet  aller- 
dings faktisch  auch:  Ich  will  anfangen  (zu)  essen,  aber  mit 
dem  Nebeusinn,  dass  weiteres  Tun  bereits  vorschwebt,  oder 
dass  noch  andere  Esser  kommen  sollen  usw.  Einen  Pleonas- 
mus ergibt  die  (bei  1  u.  3  häufige)  Verbindung  des  Adv.  mit 
dem  Vb.  fin.  .anfangen'  selbst  (z.  B.  me"  ehUnnt  efangen  afäli) 
noch  nicht,  sondern  erst  die  Verbindung  verschiedener  For- 
men des  Adv.  mit  einander,  z.  B.  er  altet  afa  au'''  afang  (wenn 
man  hier  nicht  auch  verschiedene  Bed.,  etwa:  .bereits'  und 
.endlich',  annehmen  will).  Der  ä.  Sprache  ist  der  ganze  Ge- 
brauch fremd,  und  er  scheint  auch  auf  den  alemannischen 
Dialekt  (mit  Einschluss  des  schwäbischen)  beschränkt;  in 
Vorarlberg  afoh,  ajanga  entsprechend  dem  schwz.  Adv.  — 
Beisp.  aus  schwz.  Lit. :  ,Dass  ich  's  gern  anderen  übergiben. 
dann  ich  mich  äffen  g'nietet  han  [es  satt  bin]'.  Com.  Beati. 
.Wann  sich  die  Blätter  anfangen  sehen  lassen.'  Ehagor.  163'.l. 
,Er  ist  anfangen  der  alten  Welt,  gehöret  unter  das  alt  Eisen,' 
Mey.  Hort.  1677.  ,Wann  einer  afen  20  jähr  einerlei  fleisch 
geessen.'  Schimpfr.  1652.  .Also  kann  dir  anfangen  Hoffnung 
gemacht  werden.'  JMey.  1694.  .Wann  3  oder  mehr  Kinder 
einen  Mutwillen  begangen  und  der  Vater  nimniet  aufaugen 
das  erste  und  andere  under  die  Ruten,  so  ahnet  dem  dritten 
nichts  Gutes.'  Ulr.  1733.  ,Es  will  unter  den  Gelehrten  an- 
fangen ein  jeder  grösser  sein  als  der  ander.'  Gespräch  zw. 
Landm.  u.  Schiffm.  Z   1769. 

in-fahen:  einhegen,  umzäunen.  .Ein  Gut  ein- 
fangen, circumcludere  praedium  sepe.'  Denzl.  1677; 
1716.  Als  im  XIV.  die  Klosterfrauen  im  Ötenbacli 
vor  dem  Z  Rate  angeklagt  wurden,  dass  sie  .ein  all- 
meinde  yngevangen'  hätten,  bedrohte  dieser  mit  Strafe, 
,swer  das  iemer  wider  yngevahe.'  ,Holz  und  feld,  das 
gebannen,  yngevangen  und  geschirmet  ist.'  XV.,  Z. 
,Sy  soUent  auch  dise  Hofstatt  nit  fürer  wyteren.  dann 
wie  sy  jetz  yngefangen  ist'  ECvs.  Syn.  in.tchlän. 
Gegs.  fislän,  -tuen.     Vgl.  Infang. 

under-:  unternehmen,  mit  dem  Nbbcgriff  des  Ver- 
botenen, Frechen.  , Welche  underfahend,  lüt  und  vich 
zno  segnen.'  Z  Mand.  1650.  ,Ein  oft  underfangener  und 
endtlieh  verricliteter  Kindsmord.'  LB.  Arl.  1.585/1828. 
Vgl.  nhd.  ,sich  unter.stehen'. 

ent-.  emp-  empfän  BRi.;  GRCalfr.,  epfii  B,  cpfiiha 
GaValz. ;  GSa.  (auch  epfiV),  enipfö  Bs;  S.  empfange 
Bs;  BSi.;  G:  1.  von  körperlichen  Einwirkungen. 
a)  trächtig  werden  GSa.  Vgl.  Empfängniss.  —  b)  (von 
Stoffen)  z.B.  Feuer  fangen.  De  Schvumm  [Zünd- 
schwamm] u-ollt  nit  e.,  Feuer  fangen  BHa.  .Itürrholz. 
dass  das  feür  bald  empfacht.'  Fris.  1568.  .Uf  ein 
reine  subere  tafel  kann  man  so  ein  klein  .stüpfiin 
[Stoss]  nit  tuon:  sy  empfaacht  [ohne  dass  sie  eine  Spur 
davon  zeigt].-  HBn,i..  1540.  —   2.  von  innerlichen 


i-21 


Fall,  foli,  tih,  lull.  Inl 


722 


Kmpfindungen  als  Missfallen,  Verwundern  und  Be- 
dauern; Leiden,  .Strafe,  Schaden.  ,Vor  dem  strengen 
Gericht  Christi  emiifohen,  wie  er  gehandlet  hab  im 
Lybe  [in  dieser  Welt].'  BsCartäus.  ,Es  wurt  uns  an- 
zöigt,  das  ir  ein  misfallen  enphonen.'  ebd.  ,In  sölichcr 
Ivblicher  gefenknüss  muossten  wir  uns  Ijden,  wa  wir 
iiit  inwendig  in  unser  conscienz  vil  ein  schwerere 
ciilihönen  hatten.'  ebd.  ,Wir  haben  ab  sölichem  für- 
nünien  verwundern  und  beduren  empfangen.'  1580, 
AiiscH.  .Dem  geschädigoten  um  syu  empfangnen  scha- 
den billichen  abtrag  tuon.'  1531/1544,  Schw  LB.  — 
3.  annehmen.  I  wiU's  für  epfange  (a'-Jne"  (ha"  oder 
hnlte-J  B;  Gr  (auch  ellipt.  ,für  e.!');  Z,  Formel  dan- 
kender Ablehnung.  ,Sy  brachtend  im  ein  hostia,  die 
wollt  er  nit  empfiihen.'  LLat.  löüD.  Einnehmen: 
.Enipfahenbuch',  Controlbuch  über  die  Staatseinnah- 
men. Bs  XVU.  (Einen  Eid)  schwören  müssen  (eig. 
vorgesprochen  bekonnnen).  ,Und  der  Vogt  wird  von 
dem  Übervogt  den  Eid  empfachen  und  schwören.'  L 
Ansehenbuch.  —  4.  mieten,  in  Pacht  nehmen,  ein 
Stück  Land,  Vieh,  eine  Wohnung,  ein  Zimmer  Bs  (auch 
schon  bei  Platt.  1572);  BU.  (auch  ab-epfali);  Gr;  G; 
S.  ,Empfahen.  Ün  demande  a  louer',  stehende  Über- 
schrift im  B  Inseratenblatt.  , Wählet  ihr  ein  Heim- 
wesen  zum  Kaufen  oder  Empfangen.'  Gotth.  Syn. 
dingen.  Auch  mit  Dat.  einer  Person,  für  die  man 
Etw.  mietet.  ,Er  hatte  für  mich  gesorgt,  diess  Stüb- 
chen  hatte  er  mir  empfangen.'  Gotth,  Früher  auch: 
kaul'weise  übernehmen.  .Der  soll  die  reben  von  einem 
lütpriester  enpfahen  und  soll  im  ze  erschaz  [Hand- 
änderungsgebühr] geben  zwen  köpf  lantwyns.'  Urk. 
ZZoll.  1.315.  ,Dry  sh.  pf.,  die  gibt  die  empfahend 
band  [Person].'  Offn.  Tablat  1471.  .Samstag  R.'s  hus 
emilfangen,  Mentag  angfangen  schuol  halten.'  Salat. 
Der  Vogt  von  Neuenburg  berichtet,  die  von  Neuen- 
burg möchten  das  Kaufhaus  daselbst  , empfachen'; 
man  soll  sich  beraten,  ob  man  es  ihnen  leihen  wolle. 
1530,  Assen.  ,Die  Amptlüt  sollend  sich  überheben,  uf 
die  Zeenden,  so  in  offnen  ruof  kommend  und  verliehen 
werdend,  zu  bieten  und  derselben  einen  zu  empfahen.' 
BMand.  10'28.  Dazu  auch  noch:  ,in  Empfang  nehmen', 
eine  Miete  antreten.  Z  1787.  ,Die  Güter  werden  ge- 
schwiret  [eingehegt] ,  wenn  die  Erben  die  Lehen 
nicht  binnen  8  Tagen  empfangen.'  1530,  Absch,  — 
5.  in  Empfang  nehmen:  (die  Hebamme)  ein  neu- 
gebornes  Kind  BHa.;  Z;  hohe  Personen  bei  Besuchen. 
,Do  dann  herr  burgermeister  kais.  majestät  empfunge.' 
Bs  Chron.  —  6.  auffangen:  einen  Ball,  einen  ins 
Wasser  gefallenen  Gegenstand  B  öO.,  das  Blut  eines 
geschlachteten  Tieres  BHa.  , Zerfeilt  uns  der  aller- 
beste kübel,  darob  wir  der  rychen  und  armen  säckel 
genietzget  und  das  bluot  empfangen  habend.'  Zwingli. 
—  7.  anfangen:  Krieg.  ,Als  nun  der  frankrychisch 
Küng  den  burgundschen  Krieg  hatt  empfangen,'  Ansn. 

Biiil.  7  (auc-h  iiihd.)  zeigt  die  schon  unter  anfallen  be- 
iiurkte  BerUhruDg  dieser  2  Comp.;  indessen  konnte  bei  dem 
i'b.j.  , Krieg'  iirspr.  die  Annahme  einer  empfangenen  Heraus- 
forderung gemeint  sein,  —  Ein  Lied  des  XVII.  zeigt  die 
»pokop.  Form  ,pfieng'.     Abi.  eni/Umjcn. 

cr-ent-  (erpfä):  empfangen  Ndw.  —  ah-erp fangen: 
in  Pacht  nehmen  GSennwald.  —  ver-ent-fahen: 
enqifangen.  Het  mich  der  Senn  mit  Freud  verp fange" . 
J.TRüTL.   —   Über  die  Präfi.xe  s.   Sp.   .353'4. 

üs-fuh:  das  Fangspiel  machen  Gl.  Abi.  Us- 
fuheisi  s.  Fahens. 

Schweiz.  Idiotikon.  I  5. 


ver-faben:  1.  a)  mit  Sach-Snli.j.  hcHfn,  nützen, 
fruchten.  J)'  Bliebe  betund  [beten].  (i<(n  nit  rerfaht  W. 
,Das  erbieten,  so  wir  bisher  allweg  getan,  will  nützit 
erschiessen  noch  verfachen.'  1531,  Absch.  .Wysheit 
und  Stärke  verfahent  nüt  on  einander.'  Ansh.  ,Darumb 
hettind  ire  reden  wenig  mögen  verfachen.'  LLav.  1584. 
,Dass  gleichwol  alles  so  gar  nichts  verfahen  will.'  Hott. 
Iö66.  Mit  Acc.  P.:  ,Das  verfät  in  nüt  (nihil  ei  pro- 
derit).'  XIV.,  B  Handveste.  ,Es  mocht  sy  klein  ver- 
fahen.'Lied  v.  Granson  1600.  —  b)  (mit  Per,s.-Subj.) 
Etw,  ausrichten,  gewinnen,  ,Nihil  promoves,  du  vei'- 
fachst  nüt,  es  gät  wenig  von  statt,  du  gast  aber  nit 
für  dich.'  Fris,  1568.  —  2.  a)  (das  Kecht)  anrufen 
(dazu  greifen).  .Vergangener  Tagen  seien  vor  dem 
Richter  ins  Recht  gewachsen  der  Abt  als  Kläger  und 
J.  B.  als  Antworter,  und  darin  so  weit  gekommen, 
dass  beide  das  Recht  verfangen,  und  jeder  auf  die 
Artikel  des  andern  Antwort  geben  sollte.'  1524,  Aasen. 
Vgl,  3  c.  —  b)  (eine  Streitsache)  der  Entscheidung 
eines  Richters  anheim  stellen,  ,Dz  ir  spen  ver- 
fangen werden  söUenduf  bischof  H,'  Edlib.  —  c)  durch 
schriftliche  Fassung  sicher  stellen,  , [Bischof  R, 
habe  eine  Stiftung]  mit  ewigen  rechten  verfangen,' 
Vad.  Vgl.  verfangen,  Adj.  2.  —  3.  refl.  a)  sich  ver- 
stricken, von  einem  Ochsen.  Chur.  Kai.  1712.  — 
b)  erbrechtlicb  zukommen.  ,Den  kinden  gemeinlich 
verfahend  sich  alle  guter.'  Stadtr.  Baden.  .Gewinnend 
si  lyberben,  den[en]  soll  sich  die  eigenschaft  [das 
Eigentumsrecht]  an  den  güetcrn  verfahen  ob  ir  de- 
tweders  [eines  von  den  Eltern]  vor  dem  andern  abgät.' 
ebd.  .Sind  aber  da  eliche  kindskind,  die  sond  [sollen] 
euch  belyben  by  dem  [sich]  verfahen  der  eigenschaft,' 
ebd,  —  c)  sich  , des  Rechten'  [Rechtes]  v.:  gericht- 
licher Entscheidung  anheim  geben,  ,lr  wellen  in  daran 
wysen,  unser  urteil,  so  er  sich  doch  des  rechten  ver- 
fangen gehept  hat,  nachzekommende.'  S  1457.  Vgl,  2  a, 
—  d)  (sich  mit  Jradm  einer  Sache  v.)  sich  verpflichten 
oder  verständigen,  verabreden,  ,Ehe  ihre  Antwort 
kam,  da  hatten  wir  uns  eines  Tags  [meiner  gemeinsamen 
Beratung]  verfangen  mit  den  ehrbaren  Leuten  ob  und 
nider  dem  See,  denselben  Tag  wollten  wir  geleisten  und 
schickten  also  gen  Peldkirch  unsere  Boten.'  Z  Instrukt. 
1437,  —  Partic-Adj.:  verfangen:  1.  rechtlich  be- 
haftet, zum  Voraus  für  gewisse  Fälle  einer  Person  zu- 
kommend, bes.  Kindern  vorläufig  zugesichert  zum 
Besitz  nach  dem  Tode  der  Eltern  (jedoch  zunächst 
noch  in  der  Nutzniessung  der  letztern),  also  ander- 
weitiger Verfügung  entzogen,  Syn.  verhaftet,  ver- 
fallen. ,Es  soll  das  guot  den  ersten  kinderen,  ob  das 
überbliebene  ehegemächt  [Gatte]  auss  nachgehender 
ehe  auch  kind  überkommen,  ein  verfangen  guot  heissen 
und  sein.'  154'2.  Th  Erbr.  ,Hat  ein  frouw  by  irera  ab- 
gestorbnen mann  eeliche  kind,  so  soll  man  iro  die 
morgengab  setzen  und  davon  zins  geben,  das  ist  dar- 
umb  das  die  morgengab  derselben  kinder  verfangen 
guot  ist.'  Z  Gerichtsb.  1553.  ,Nit  allein  das  ver- 
fangene vertun,  sondern  auch  gar  vil  auf  künftige 
Erbteil.'  LB,  ApI,  1585/1828,  ,Dass  die  Eiteren  in  den 
Heuratsabredungen  den  Kinderen  ihr  Gut  künftig  nicht 
mehr  v,  setzen  sollen,  weilen  allein  bei  der  Oberkeit 
stehet,  ein  Gut  v,  und  verhaft  zu  machen.'  1721,  GErbr. 
jUnehelichen  Kindern  ist  zu  testieren  nicht  erlaubt, 
massen  solcher  Leuten  Gut  der  h.  übrigkeit  ein  v. 
Gut  sein  solle.'  Bs  Landesordn.  1757.  ,Mit  verfan- 
genem Gut,   d.  h,  mit  solchem,  wovon  das  Eigentum 


723 


Fall — fuh.     Faj  — fiij.     Fak — Fuk 


724 


Jemaiiileii  zwar  wirklich  angefallen,  die  Nutzniessung 
aber  zur  Zeit  noch  einem  Andern  zusteht;  Ggs.  freies, 
lediges.'  1793,  Z  Ges.  Doch  auch:  Vermögen,  welches 
zur  Tilgung  der  Schulden  haften  muss,  nicht  als 
Wai.seii>>-ut  angesehen  wird.  Sulrer.  —  2:  sicher, 
zuverlässig?  ,Die  art  Hebräischer  spraach  ist  ein  so 
notwendig  ding,  das  man  on  die  nüt  verfanges  ge- 
schaffen mag.'  ZwiNGLi.  Vgl.  verfallen  ^  c.  —  3.  kurz 
gefasst,  eingeschränkt.  , [Wolle  sich  der  Verfasser] 
de.ster  kurzer  und  verfangener  halten.'  Kessl.  —  Ver- 
fangenschaft f.:  1.  der  Begriff  und  Inbegriff  .ver- 
fangenen Gutes'.  ,Obglich  einer  umb  syn  Anteil  [an 
einem  Erbe]  und  v.  verkäme.'  Bs  Bq.  1529.  ,In  all- 
wcg  ist  den  Kindern  zu  den  ligendon  Gülten  und 
Gütern  eine  rechte  V.  vorbehalten,  dass  der  Vater 
solche  Güter  weder  versetzen  noch  verkaufen  mag.- 
Erhr.  DiESSENU.  1617.  —  2.  Zusammengehörigkeit, 
solidarische  Gemeinschaft  von  Personen.  ,Dic  wir  in 
einem  glouben  und  cristenlicher  v.  mit  einander  ver- 
fasst  sind.'  1530,  Absch. 

Fahens  Fahis  (Fohia)  ArK.;  Gr;  GStdt,  Wa., 
Fä-is  ZLunn.,  FäMs,  Fe--is  GT.;  Z,  Fe~s  ZS.,  Fälis 
B,  Fö-n-is  AAÜFlachs,  Fangis  kk\  Ap;  Gl;  GTa., 
-s'  ZG.,  Fangisse  ZRafz,  Fänglis,  Fängeriis  Bs,  Fo- 
hetis  GSa.,  (Üs-J  Fü'-hetsi  Gl,  Fangetsi,  Fangeze 
ScuSt.,  Fe-melis  ZTalw.:  das  Fangespiel  der  Kinder; 
meistens  nur  in  der  Verbindung:  F.  mache''  (tö"  ArK.). 
Syn.  TschiggUs,  Ziggi,  bischen. 

Zu  Gruiule  liegt  der  Gen.  des  Inf.,  bzw.  Gerundiums, 
nihd.  vahen(n)es,  abhängig  von  dem  Begriff  ,spielen';  vgl. 
uhd.  .Versteckens  spielen'.  Durch  Zsziehung  (-is)  gewann  die 
Endung  Gleichförmigkeit  nüt  dem  Ntr.  der  Stoff-Adj.  auf 
•in,  -iH;  vgl.  Brätiss,  Gebratenes,  Schitnnis,  Schweinefleisch. 
Au  die  Stelle  des  meisteus  verstummten  inlautenden  h  ist 
euphonisches  und  zugleich  Silben  tifniiciidf';  ,i,  bzw.  vi  (Fä- 
melis)  getreten;  doch  wird  Letztirr^  ,  Ini  ans  dem  Ruf /ü/t- 
mi''''.'  abzuleiten  sein.  Fänglis,  Fuli-,  sind  Hini.  (aus  'Fahclens), 
Fängedia  mit  frequcntativem  -er.  Die  Forinca  mit  -(-  könuten 
aus  der  2.  PI.  Imp.  mit  -is  =  ,uns'  erklärt  werden.  Die 
Endung  -si  statt  -is  könnte  aber  auch  (wie  in  längst,  trumsif) 
das  Pron.  ,sich'  sein,  welches  auch  für  die  1.  u.  '2.  P.  ein- 
treten kann,  oder  in  reciprokem  Sinn  =  , einander'  genommen 
werden  könnte. 

Isen-  Isefähis:  diejenige  Form  des  Fangespiels, 
hei  der  die  Kinder  durch  Berührung  des  ersten  besten 
Stückes  Eisen  vor  Verfolgung  geschützt  sind  Z.  Syn. 
Isenziggi.  Rochh.  1857,  405. 

Ein  merkwürdiges  Zeugniss  fiir  die  Schätzung  jenes  Me- 
talls, wobei  aber  nicht  an  göttliche  Zauberkraft,  sondern  nur 
an  symbolisches  Surrogat  von  Wehr  und  Waffen  gedacht  zu 
werden  braucht.      Vgl.    Huf-Ieen. 

Helfer-,  Helfe''-  Z,  Hülf-  G:  Fangespiel,  wobei 
jedes  neu  gefangene  Kind,  den  bereits  gefangenen  die 
Hand  bietend,  die  noch  übrigen  fangen  hilft  Z;  inG 
etwas  anders,  paarweise. 

Holz-:  entsprechend  dem /«ew-,  nur  dass  hier  die 
Berührung  von  Holz  die  selbe  Wirkung  tut  Z. 

Hüren-:  wobei  man  sich  durch  Niederkauern 
(hürenj  vor  dem  Gefangenwerden  schützen  kann  Z. 
Auch  Hur  ige-,  Hürede-F. 

Wegli"-:  das  Spiel  findet  in  Gartenwegen  Statt 
und  besteht  darin,  dass  wer  dem  Fangenden  auf  einem 
solchen  Wege  entgegen  kommt  (statt  in  gleicher  Rich- 
tung mit  ihm  zu  gehen)  gefangen  ist  Z.  Syn.  Be- 
gegnerlis. 


Fälii  f.:  Fassungskraft.  ,Captus,  vähe  (tähe) 
oder  vermügenheit  des  Verstands.'  Fris.  ;  Mal. 

fällig,  fä)fHg  Ndw;  S:  1.  von  Ge fassen:  fassend. 
,Becherle,  eines  schlucks  fällig,  cyathus.'  Mal.  — 
2.  fähig  einer  Leistung.  ,Des  ryohs  vächig',  von  einem 
jungen  König,  der  Aufgabe  der  Regierung  gewachsen. 
Vad.  ,Einsi  [Jmdes]  freundschaft  fähig  oder  begirig, 
capax  amiciti».'  Mal.  —  3.  wahlfähig.  ,Dass  wann 
ein  Brueder  zuo  der  Ratsstell  befürderct  ist,  seine 
übrige  Bruederen  der  Ratsstell  nit  fächig  werden,  ge- 
stalten [=  da]  nit  zwen  Bruederen  zuosamenhaft  in  Rat 
gebraucht  werden  sollen.'  1674,  Schw  LB.  Berechtigt 
zu  einem  Erbe:  ,Die  [Caplaneipfründe]  gestiftet  wor- 
den mit  der  Bedingung,  dass  die  Nachkommen  bis  ins 
4.  Geschlecht  derselben  vechig  sein  sollten.'  1530, 
.\bsch.  —  4.  (passiv)  zum  Gefängniss  bestimmt,  von 
einem  Schuldner:  ,Wenn  einer  von  schulden  wegen 
so  wyt,  dass  er  fähig  worden,  erobert  [sye],  dass  dann 
ein  vogt  denselbigen  fahen  soll.'  1525,  Anscn.  Fang- 
bar :  ,Nimmt  er  's  nit  in  demselben  ougenblick,  vergät 
es,  als  die  fischer  und  vogler  gewont  sind:  dann  die 
fisch  und  vogel  haben  ir  gewüssc  zyt  und  sind  nit 
alle  zyt  vähig.'  Zwingli. 

bü™-.  ,Ein  acker,  alle  jar  bauw(buw-)fäliig,  der 
alle  jar  ein  bauw  und  saat  erleiden  mag,  den  man 
alle  jar  säiet,  restihilis.'  Mal. 

hart-.  ,I)er  bartfähig,  mannbar,  dem  der  hart 
anfacht  wachsen  oder  fürhinstechen,  vesticeps.'   Mal. 

Spiegel-.  .Sein  Privilegium  ohne  spiegelfähigen 
Ceremonien  zu  gebrauchen.'  Wurstis.  1779.  —  Ver- 
wechselt mit  -ßchtig. 

Fahi°g  f.:  Gefangennehniung.  ,Dass  man  ihnen 
für  des  Möhren  [Lod.  Moro]  Fachung  ein  Monatsold 
sollt  usrichten.'  Urk.  1500.  ,Mit  fachung  genielter 
erenlüten  begangen.'  1531,  Stbickl. 


Füh:  Fuchs  Aa  Bez.  Brugg.  —  Mhd. 
Kiichsin. 


iiliv  f.,   Fnclis, 


Faj  (vaj),  fej,  flj,  foj,  Inj. 

S.  die  Gruppen  Fa  usw.,  Fah   usw. 


Fak  (vakj,  fek,  flk,  fok,  fuk  lizw.  fack  usw. 


Vgl.  auch  die  Gruppen   Fach   usw.,   Fagg  us 
„Fack  I  f.:  leichtsinnige  Dirne,  Fahrum  G. 


Zu 


furlccn  oder  fei-kcn,  lierumschweifen.  Viell.  aber  ^  Fugg. 
Vgl.  auch  Fek  II. 

Fack  n  ra.:  I.Kampf,  Probe,  zunächst  vom  Wett- 
kampf im  Nationalspiel  des  Schwingens,  dann  auf 
ernsthaften  Streit  übertragen.  Die  Schwinger  hciii 
aber  f'm  e"  F.  z'sämen  g'häben  BRi.  En  F.  mit  Ei" in 
hn";  Syn.  üsgeschirren  B.  Dr  Meister  hcd  mit  dm 
Lirjung  e  F.  g'häben  BRi.  ,Da  müsse  nocli  ein  V. 
gehen  [geschehen],  ehe  sie  sich  ganz  untere  tun 
[unterwerfen]  Hessen.'  Gotth.  —  2.  Lustbarkeit 
mit  Schwank  B  (Ztro). 

Bed.  1  weist  auf  Zshang  mit  fccLcii,  messen,  eriiroben, 
das  sich  teilweise  mit  fechten  vermischt  hat  (s.  fächhii)  und 
dann  viell.,  als  starkes  Vb.  gedacht,  einen  .Ablaut  n  erzeugen 
konnte,   der  an  Fach   und  Fnrhi,   Mass,  eine  Stütze   fand.  — 


725 


Fak,  fek,  tik,  fok,  fuk 


726 


Bi'il.  2  ist  etwas  mangelhaft  bezeugt,  lässt  sicli  aber  wobl 
ilcnki'ii,  wcuu  1  mehr  in  scherzbaftem  S.  genommen  wiinle, 
wie  Jenn  /•c/en  auch   ,nei-ken'  bedeutet. 

lacken:  1.  „unnützer  Weise  hin  uiul  her  knien 
VOkte.  Daher  i'VicA-  und  fackelen."  —  2.  flackern, 
vom  Licht  L. 

Wahrsch.  eine  Ablautliildiins'  zu  ßcl.-m  II  (s.  d.)  mit  An- 
leimung  an  fai-kkn,  ßiMen,  Sp.  642  unten,  welelies  auch 
die  Bed.  von  fachen  S  bat.  Vgl.  auch  das  gleichbedeutende 
Jiuhlh-n  Sp.   669. 

Lander-Fackete  s.  L.-Flackete. 

Fakiner.     .Bajulus,   trager   oder  fackiner,  karren- 
zieher.'   Fris.    —    Aus  ital.  fatrhino,   Lastträger. 
Väckere   s.   Vättere. 

Fauk  Bs;  ScHw;  Z,  Fäuk  Z.  Pfäuk  Pföik  S  m.: 

1.  auflodernde  Flamme,  in  Feuer  aufgehendes  Häuf- 
chen Schiesspulver,  das  Pulver  auf  der  Zündjifanne, 
wenn  es  verflackert  ohne  die  Ladung  zu  entzünden, 
leichter  Schuss  ohne  Knall  Schw;  Z.  (Bildlich  zur 
Ver.stärkung  der  Negat.)  nichtige,  wirkungslose  Er- 
scheinung: das  nützt  l'en  Fauk  Z.  Vgl.  pfeggen.  — 
•2.  Wind  aus  dem  After  S;  Z.  —  3.  VfäuUi  n. : 
kleines  Quantum  zunächst  von  Unrat,  aber  auch  von 
Schnee  udgl.  ScbwE.  —  4.  nichtiger,  windiger  Mensch, 
Geck  Bs.  —  S.  auch  Flank. 

Zu  .fauchen',  schnauben,  blasen,  mit  /.•  statt  ih  als  In- 
tensivbildung  spec.  zur  Bezeichuung  des  Mümentaneu  der  Ex- 
plosion gegenüber  der  dem  spiraut.  Laut  (ch)  entsprechenden 
Sauer.  —  Der  Umlaut  äu  viell.  aus  dem  Vb.  fäuken,  viell. 
aber  nur  direkte  symbolisch  für  den  hohem  Ton  des  betr. 
Geräusches. 

Für-  Schw;  Z,  Für-  Z  =  Fauk  1. 

Bolle  "-Fäuk:  verächtliche  Schelte  auf  einen 
ohnmächtigen  Menschen  Z.  —  Eig.  ein  durch  Genuss 
Ton  BiHkn,  Zwiebeln,  verursachter  F.  i.  S.  v.   2. 

fauk  si":  vernichtet  sein,  von  Sachen  und  von 
Pers.,  in  physischem  und  in  moralischem  S. ;  auch 
bloss  ermattet  sein;  f.  fjä",  zu  Grunde  gehen  (auch 
ökonomisch:  fallieren).  In  allitter.  Formel  f.  imd 
fertig:  aus,  zu  Ende,  todt  Z.     Syn.  futsch,  futti. 

Gefäuk  n.:  ein  Treiben  und  Jagen,  viel  Wesens, 
Lärms  von  Etw.  Der  Assonanz  zu  lieb  tautologisch 
verbunden  es  G'jäuk  und  es  G'fäuk  Z. 

fanke",  pfauke",  fäuke^,  pfchikC:  1.  intr. 
a)  fauke,   Ptc.  g'fauket,   flackern,  lodern  SchwMuo. 

—  b)  fäuke,  fehlen,  wie  ein  unglücklicher  Schütze. 
Spreng  (wahrsch.  unpers.  mit  Dat.  P.);  vom  Schiess- 
gewehre selbst:  versagen,  wenn  bloss  das  Pulver  auf 
der  Pfanne  abbrennt  Z;  fauke":  übh.  fehlschlagen, 
missglucken.    ,Der  Streich  hat  g'faukt.'  BsLd  It  Spreng. 

—  c)  fäuke  AaZ.;  Z,  p fäuke  -A.A;  Bs  (pfaigge);  S 
CpföikeJ:  heimlichen  Wind  streichen  lassen.  Syn. 
pfüsen.  —  d)  pfäuke  AaFvi.;  Bs;  ScHwE.;  S:  cacare, 
doch  mehr  nur  von  kleinen  Kindern  und  von  Insekten. 

—  e)  „fäuke,    rotbraun    glänzen,    glühen   AaF."   — 

2.  frans,  a)  fauke  Z,  fäuke  Th:  verjagen.  Er  ist 
g'faukt  worde".  Meist  mit  Ortsangabe:  zum  Hüs  üs 
g'faukt,  Fauk  au'''  's  Hüenli  use!  Warted,  i^''  will-i 
[euch]  ies  denn  det  [dort]  ew'eg  f.!  Dass  s'  aw''  näd 
die  Hund  zur  Stadt  üs  feukid!   Bauerngespr.  XVIII. 

—  h) pfauke  AAFri. ;  Bs;  S,  fäuke  „LG.';  Oow,  pföike 
S,  listig  entwenden  (Sachen  von  nicht  bedeutendem 
Werte).  .Batzen  fauken.'  UBräüger  1789.  -  S.  auch 
llauken. 


Fäukm  kann  durch  Umlaut  (nach  Analogie  älterer  Bil- 
dungen mit  -i)  aus  Fauk  gebildet  sein;  doch  s.  die  Anni. 
zum  Subst  —  Bed.  2  a  beruht  auf  der  das  Verjagen,  2  b 
auf  der  das  Weghaschen  begleitenden  Lnftbewegung;  vgl. 
frz.  Vota;  fliegen  und  stehlen.  —  Übrigens  Ist  die  Frage, 
ob  wir  nicht  wenigstens  für  einen  Teil  der  obigen  WW.  und 
Bedd.  von  der  Abi.  von  ,faucben'  ab  und  auf  diejenige  von 
mhd.  vankt,  mmke,  Funke,  gewiesen  seien,  da  auch  ans  diesem 
Begriff  diejenigen  der  schnellen  Bewegung  und  von  jmla-e 
I, funken'  in  deutschen  MAA.)  sich  entwickeln  lassen  und  ouci 
aus  ank  im  Alemann.  regelrecht  entsteht.     Vgl.  noch  p/ukcn. 

Hunds-Fauker:  Hundefänger,  niedrig  geachteter 
Beamter,  der  die  Polizei  über  herrenlose  oder  wut- 
verdächtige Hunde  übt  Z.  Be'  hett  hi  eus  nüd  emäl 
H.  g'gc,  wäre  bei  uns  n.  e.  H.  geworden.  ,Lieber  H. 
sein  als  ein  Schuster.'  Stutz. 

faukisch:  geckenhaft  BsStdt. 

„Fäuk  (Feik)  f.:  schlechte  Dirne  L;  U."  -  Vgl. 
Fauk=  Geck,  od. /anfen  ^  herumtreiben;  viell.  Vermischung 
mit  Feutsch,  Hündin.    Vgl.  noch  die  Syn.  Fägy;  Fack. 

Fek  L  F ekel,  Feggel  m.:  männl.  Taufn.,  Felix  Z; 
gilt  jetzt  nur  noch  in  bäurischer  oder  in  grober  Rede. 
Der  Name  muss  früher  in  Z  häufig  gewesen  sein,  da 
der  Zürcher  sogar  sprichw.  Züri-Fekel  heisst  und  in 
einem  Spottlied  (nach  1784)  die  Z  Truppen  mit  ,Uf, 
uf,  ir  Fekels  Chetzere!'  angerufen  werden. 

Zunächst  von  dem  Schutzpatron  der  Stadt,  dem  Märtyrer 
Felix.  —  Mit  -d  werden  Verkleinerungsformen  gebildet;  vgl. 
Vechel  Sp.    74. 

Fek  n  f.:  1.  (Dim.)  Fekli:  weibl.  Taufn.,  ver- 
kürzt aus  Veronika,  Ludovika?  L.  —  2.  verdächtige, 
liederliche  Weibsperson  L;  Z.  Auch:  Diebin  L. 
—  Zu  2,  wenn  nicht  der  appellat.  gewendete  Eigenn.,  vgl. 
die  Syn.   Fack,   Fäuk  und  das  Vb.  feken. 

Fekle  f.:  1.  =  Fek  II  ZWettsw.  —  2.  breit- 
spurig einher  gehende  Weibsperson  Z  (Schneebeli). 

feken  —  Ptc.  g'fekt:  1.  (Kleinigkeiten)  heimlich 
entwenden  Aa;  L;  UwE.  —  2.  (m.  Acc.  P.)  einem 
Fälscher  seine  Waare  abnehmen  B.  —  3.  herum- 
streichen U.  —  ab-:  Einem  listig  Etw.  abzwacken, 
ablocken  UwE.  —  Viell.  blosse  Nbf.  zu  Jh-kci,  hcnini- 
schweifen  (vgl.  nhd.   ,Beet'  ans  ,Bett'). 

G'fek  n. :  hastige  Geschäftigkeit  U.  —  Vgl.  aber 
auch   Gefach  Sp.   643. 

Feker:  kleiner  Schelm  L. 

fekle n:  kleine  Dinge  stehlen  L;  heimlich  ein- 
stecken ,  verschleppen  Uw  E.  —  u  m  e  - :  heruni- 
schweifen  L. 

fecken  I  -e'-  BBe.;  Uw,  -^e-  AaF.;  Z,  pf ecken 
pfeken  GrD.,  L.,  Pr.  —  Ptc.  g'feckt:  1.  die  Masse 
obrigkeitlich  prüfen,  bestimmen  u.  bezeichnen,  eichen 
=  fachten  Sp.  GOl  mit  Bez.  auf  Hohl-,  Längenmass 
und  Gewicht  Uw.  Von  Trockenmass  BSi.  (doch  meist: 
sinnen),  Trinkgeschirr  GrD.,  Mass  und  Gewicht  Aa; 
L;  Kdw;  W;  1579,  Absch.  —  2.  übh.  prüfen,  ver- 
suchen (die  Eigenschaften  von  Personen  u.  Sachen 
im  Privatleben),  a)  m.  Acc.  S.  Bße.,  Interl.,  Langn. ; 
Uw.  „Feck  's  nume!  versuch  es  nur!"  I"''  will  f., 
üb  i"''  's  cha""  BoSi. ;  F.  Feek  du!  versuche  du  es! 
BGut.  F''  ha"  lang  g'feckt  z' schribe",  das  Schreiben  zu 
lernen,  ebd.  Und  endlich  düpft  mit  mtmtre"  Hände" 
Alls  Alls,  und  feckt  sy"  Buebelist;  mängs  Eierschäli 
clirachet,  beim  Glücksspiel  mit  den  Ostereiern  BStdt 
(RWyss).    Feck,  magst  du  das  [sc.  tragen]?  BSi.    Fs 


727 


i'ak,  fek,  ük,  fok,  fuk 


'728 


isch  (friid  [nur]  um  nes  [ein]  F.  z'  tue",  es  handelt 
sich  um,  braucht  nur  einen  Versuch  BHk.  Probieren 
(von  Geräten):  ,Alle  Teilnehmer  (an  dem  Burnussen) 
mussten  sich  rüsten,  Schaufeln  probiren.  Stecken 
fecken.'  Gottu.  Musikalische  Instrumente  (stimmen): 
,Wenn  nicht  in  ihre  Ohren  das  F.  und  Prüfen  der 
Geigen  und  Klarinetten  gedrungen  wäre.'  Gotth.  , Einer 
[Weibsperson]  das  Gesicht  [den  wahren  Charakter]  f. 
und  füre"  mache"  [ans  Licht  ziehen].'  ebd.  ,In  der 
Ernte  wird  die  Tüchtigkeit  des  Landmannes  gefeckt.' 
ebd.  -—  b)  m.  Acc.  P.  Einen  Menschen  auf  seine 
Kräfte  und  seine  Gesinnung:  .Werdet  mich  bloss  f. 
wollen,  was  ich  dazu  sage.'  Gotth.  ,Versprich  meinem 
Knecht  einen  Neuentaler,  wenn  er  mache,  dass  du 
das  Korn  um  den  und  den  Preis  kaufen  könnest. . . . 
Darauf  erzählte  er,  wie  er  ihn  habe  f.  sollen,  und 
wie  Uli  es  aufgenommen  und  den  Meister  erraten.' 
ebd.  ,Und  der  Karrer  trat  zu  Uli:  Wei  m'r  [wollen 
wir]  Ö2ipe  Eis  mit  enangere  maclie",  %ve''"-d'  darfst? 
Es  kochte  Uli  in  den  Adern  und  er  sah,  dass  das  ein 
angelegtes  Spiel  sei,  dem  er  sich  nicht  wohl  eiitziehen 
könne.  Früher  oder  später,  das  wusste  er  wohl,  musste 
er  ihnen  stehen  und  sich  f.  lassen.'  ebd.  ,Da  redeten 
die  Bursche  mit  einander  ab,  den  Schulmeister  zu  f., 
wie  weit  sie  es  wohl  treiben  können  mit  ihm.'  ebd.  ,Es 
muss  Einer  erst  so  recht  gefeckt  und  gewogen  sein.' 
ebd.  ,Er  soll  selbst  kommen  und  versprechen,  dass  er 
dich  künftig  mit  Beizen  [Locken]  und  F.  ruhig  lassen 
will.'  ebd.  Wo  Albrecht  Züri  hed  rj'feckt  [mit  Be- 
lagerung heimgesucht  u.  erprobt].  Inkicu.  1859.  's  häd 
nur  d'  Patriote  g'f'ecM,,  die  Not  der  Zeit  hat  nur  die 
wahren  Bürger,  die  Vaterlandsliebe  auf  die  Probe  ge- 
stellt. Hapl.  1813.  Reciprok:  einander  f.,  mit  ein- 
ander wetteifern  BHk.;  F.  Anstrengen,  z.B.  wie  ein 
Meister  seine  Dienstboten;  erproben,  heimsuchen,  wie 
eine  Krankheit,  ein  Schicksal  es  tun,  von  Tieren  mit 
Bez.  auf  Zug-  oder  Tragkraft  BGut.  Zuweilen  nur: 
necken  B;  S.  Urne  [nuv]  für  si  z' f.  JoAcum.  Foppen 
L  (auch  fechten).  Einem  einen  Streich  versetzen  AaZ. 
1815.  Mit  Einem /■.,  zanken  Z.  Auch  ohne  Obj.:  ,Dass 
die  Zürcher  sich  immer  noch  darüber  zanken,  immer 
aufs  Neue  f.'  N.  B  Kai.  1844.  Flöget  und  necket  und 
schnüfflet  und  f ecket!  S.  ~  3.  sieh  anstrengen, 
seine  Kräfte  aufbieten  BöO. ;  VOrte;  S.  Mer  müösse 
f.,  bis-mer  enander  fcrstä"  [verstehen],  von  mühsamem 
Gespräch  mit  einer  alten  Frau  FJ.  Hieher  viell.  auch 
icenn-ech  's  weit  der  Blasbalg  f.,  den  Atem  benehmen. 
JCOtt.  Ohne  Sachobj.,  mit  Gesellschaft  angebendem 
.mit',  in  friedlicher  Beziehung;  mit  einander  f.,  zu- 
sammen ein  Geschäft  betreiben  W.  Aber  auch :  mit 
einander  tanzend  oder  kosend  sich  belustigen ,  von 
Liebenden  W.  Sich  ungeberdig  stellen  B  oHa.  Refl.: 
SV''  f.  mit  Öppis,  suchen  Etwas  durchzusetzen  BG., 
Ha.  Sv'''  f.  [sich  Gewalt  antun]  g'  lache"  BHk.  „Sich 
gegen  Jmdn  feindlich  stellen,  verteidigend  oder  an- 
greifend. ,Er  hat  sich  gegen  mir  gefeckt',  mich  derb 
angegritl'en  BO."  —  4.  unpersönl.  a)  mit  Acc.  P., 
gelüsten  W.  —  b)  es  feckt  si''',  es  fragt  sich,  z.  B.  ob 
er  chönn  cho"  GT.  —  c)  es  trifft  sich  (schlecht),  z.  B. 
das  feckt  sr''  eimel  g'rad!  wenn  man  Leute,  die  man 
besuchen  wollte,  nicht  antrifft  B  oHa.  Vgl.  .3.  —  er-: 
(gemiu)  untersuchen.  ,Sie  sollen  die  Finten  und  Masse 
e.  und  verschaffen,  dass  sie  gezeichnet  werden.'  1527, 
Absch.  , [Briefe],  so  wir  üwer  wysheit  gezöugt  und 
zuo    c.    geben    liaben.'     1530.    ohd.     .Nach    orfcekung 


beider  partyen  rechtsame.'  1535,  ebd.  ,[Die  Gefan- 
genen] mit  pynlicher  gichtung  e.'  1532,  Strickl.  ,[Die 
von  F  werden  die  Briefe  beider  Teile  wohl]  erfeggen.' 
Absoh.  (F).  ,[Wenn  sie  dahin  kommen,  den  Zins  zu| 
erfeggen.'  ebd.  ,Wir  wend  den  keiben  [d.  i.  den  ver- 
wünscliten  Ablasskrämor]  strecken  [auf  die  Folter 
spannen]  und  mit  dem  seil  syn  g'werb  e.'  NManuei.. 
,Ir  müessend  schritt  und  kuntschaft  zeigen;  damit  wird 
man  all  ding  e.'  ebd.  ,Erfeckung  der  gewicht  und 
mass.'  1548,  B.  —  üs-:  ausforschen  UwE. 

Bed.  1,  2  trifft  zs.  mit  fachten  I,  2  u.  5;  Bed.  4  '■  mit 
ßk-htai  6;  sodann  /ecken,  zanken,  mit  fechten  3;  fecLrn  .1  mit 
feehten  1.  Auch  die  Bed.  ,wetteifern  (im  Kampfe;)'  rülirt  an 
fechten  i.  S.  V.  ,um  die  Wette  arbeiten' ;  fecken  4  a  =  an- 
fechten S.  Fecken  ist  geradezu  aus  den  beiden  genannten 
Vben  entstanden  durch  Metathesis,  für  welche  zunächst  das 
Subst.  Fecke  [Flügel]  durch  Assimilation  aus  Fett(e)cli,  nhd. 
,Fittig'  und  das  davon  abgel.  Vb.  fecken  II  als  Anhalt  diente. 
Dazu  noch  Metathesen  wie  BUtzg  aus  Blickz  (nhd.  ,Blitz'), 
plutzijen  aus  plackzen  (T)  u.  ä.,  s.  zu  ebezg  Sp.  612  ob.  —  Die 
Ausspr.  =€  weist  das  W.  in  der  Bed.  ,zauken'  viell.  nach 
fecken  II.  —  Vermengung  \on  feehen,  fechden  (Sp.  644,  64C) 
zeigt  das  L  Rotenb.  Amtsb.  1490:  ,Darnnib  soll  er  [der  einen 
Kindvingling  in  sein  Eherecht  ums  Leben  bringt]  nit  gefeekht 
werden.' 

Feckerl  „Aa;B";  F;  ,VOrte;  S»,  Pfecker  Gr: 
Eichmeister,  ^  Pächter.  ,Sind  die  rechten  F.  und 
Prüfer,  wie  es  mit  dem  Frieden  stehe.'  Gotth.  — 
Fass-:  Fassmcsser  BS.  —  Milch-:  Milehschauer  in 
Sennhütten  B.  —  Mi?ss-:  Aufseher  über  die  Masse. 
,l)ie  Pünten-,  Mass-,  Mess-,  Gewicht-  und  Waagfecker.' 
Hapn.  166G. 

Fecki  f.:  obrigkeitliche  Prüfung  der  Masse,  = 
Fächti  „Aa;  B;  VOrte;  S";  W.  ,Es  soll  auch  ein 
kilchherr  ye  am  5.  jar  ein  fecki  haben,  und  soll  alle 
mäss  fäckcn,  tnit  unser  G.  H.  von  Lucern  f.  oder  mess.' 
KiLCHENREcuT  LSchüpfcu  1584. 

Fecke",  Feckte",  Fettchen  -ce-  bzw.-e--  \)Fettge 
Gr.  2)  Fekxe  bzw.  Feke  Aa;  Ap;  Bs  (Hebel);  B;  P; 
VOrte;  Gl;  GRÜhurtw.;  GG.,  T.;  S;  W;  Z,  Fe'cke 
ScHwMuo.  3)  Feckt  GrL.,  Pr.,  Feckte  bzw.  Fe^te 
AaZcI.;  BsLd,  Spreng;  B;  GnChur,  Sav.;  Sch;  SThierst., 
BWvss;U;  Z Ausseramt,  Sth.,  MUsTERi,  2<>'A/«  ThHw., 
Feckete  Sch  (im  eig.  S.);  ZB.  u.  0.  —  m.:  1.  Fittig, 
Flügel,  von  Vögeln  (und  Engeln),  allg.  Bei  Forer 
15tl3  auch;  Flosse  (vgl.  Federe  Sp.  077).  Wo  liest  die 
xihwarze  Fegge"  g'nö"?  [vom  Storch].  Hebel.  Die 
Vögeli  händ  schö"  F.  De''  Vogel  hat  en  läme"  F. 
Katrlnli,  wenn  du  flüge  ivitt,  Gang  nüd  i  's  ParadlsK, 
Wo  die  Engeli  Fecke"  händ  As  wie  die  FledermiiiU. 
Ineichen.  Bildl.  ,Es  schien  mir  fast,  als  hätte  ich  P. 
bekommen,  so  leicht  ward  mir.'  Gotth.  F.  ha",  flüchtig, 
vergänglich  sein.  G'stolnigs  [gestohlenes]  und  crsjnlts 
[im  Spiel  gewonnenes]  Geld  hat  F.  Schild.  ,Das  Buch 
hatte  F.',  wurde  gestohlen  Aa;  Syn.  Bei"  überkon.  F. 
übercho",  gestohlen  werden  Aa;  Bs.  D'  F.  laiiipc  [han- 
gen] lä",  in  demütiger  Geberde  dastehen  [.animo  frangi.' 
Id.  B]  VOrte;  Z.  ,Er  wirdt  d' Fäcken  lossen  hangen 
nider.'  GGotth.  1019.  D'  F.  lö"  hange,  mutlos  sein, 
nicht  mehr  gross  tun,  ermatten  Aa  ;  Bs ;  Sülger,  aber 
auch:  nachlässig  gekleidet  sein  S  (viell.  zu  2).  ,Iro 
fliegender  geist  die  fäcken  verloren  hat.'  HBiill.  1530. 
Fr  wott  [möchte]  //«ife»,  ob  er  F.  hat  LG.  Me"  mtiess 
nit  welle"  flüge",  eb  d'  F.  g'wachse"  sl"  S.  Fi"in  d'  F. 
schrote"  {,b'scliröte,  potentiam  atterere.'  Id.  B),  die  Frei- 
heit nehmen  S.  —  2.  Flügel.   Schooss   des  Kleides, 


?2§ 


Fak,  fek,  fik,  fok.  fuk 


7ä0 


bes.  des  Männerrockes,  oder  der  Jacke,  des  Frackes, 
bes.  spitz  zugeschnittene,  sog.  , Schwalbenschwänze' 
(s.  die  Comp.),  zuweilen  auch  nur  Zipfel,  allg.  Vor 
iiltC  ZUe'  händ  d'  Bock  ebiy  lanr/i  F.  g'ha"  Scii.  Eine* 
bim  F.  ne'  Gr;  U;  Z,  bi  de"  F.  packe'  U  auch  im  S. 
von  festhalten  übh.  Heh-en  am  F.  od.  Frack!  halt  ihn 
fest!  Z.  D'  Frau  hat  de"  Ma"  a'  de"  F.  us-em  TFi)-(s- 
hiis'ioye"  Si-H.  D'  F.  schlingge"  [Aiegen  lassen],  stolz 
einhergehen,  wichtig  tun  BG.;  vgl.  f ecken  II.  Auch 
von  weiblichen  Gewändern :  ,Dass  sy  inen  läpplin 
(zütteli.  ir)48)  machind  an  den  fättichen  (geeren.  1548; 
Hüglen.  1(>(J7)  irer  kleidern.'  IV.  Mos.  15.  —  3.  der 
ganze  Rock  von  Mannspersonen  P  (Eicuhorn).  — 
4.  die  in  den  Seitenlappen  des  Rockes  oder  Wamses 
befindliche  Tasche,  auch  Feckli  „Vw";  W.  Vgl. 
Faggete.  —  5.  Klappe  zur  Bedeckung  solcher  Seiten- 
tasehen  Uw.  —  tj.  Flatterndes  an  der  Kleidung, 
z.B.  Bänder  an  Fraueukleidern  Aa;  B.  Ao  1832  lässt 
Stutz  sein  Landmädchen  bei  der  Beschreibung  .städti- 
scher Damenkleidung  sagen :  si  händ  wie  Fäckete  g'ha 
bi'n  Achsle".  Herabhangender  Fetzen,  Lappen  am 
Kleid  G  oT. ;  New ;  S.  D'  Fecke  hange"  (an)  allen 
Orte"  abe"  ZO.  Stuck  Tuch  übh.  AaZcI.  Ken  [kein] 
F.  G'wand.  Fs  FeclcU  G'wand  Z.  Aufs  Ethische 
iibertr. :  en  F.  von  Ei'ni  ha",  eine  Spur  (wie  einen 
anhangenden  Lappen)  eines  erblichen  Übels  od.  Fehlers. 
—  7.  irgend  ein  Stück  oder  Teil,  z.  B.  ein  grosses 
Stück  Brod  AAZei.;  LG.  Fn  schöne  F.  Land  LG.  En 
F.  ram  Tach'ist  abe  [heruntergefallen]  ZKn.  's  hat  e' 
F.  ghi"  [gelassen,  nachgegeben,  ist  gebrochen],  es  ist 
etwas  vorwärts  gegangen  Aa.  —  8.  Schneeflocken 
AAEhr.  's  git  F.  S.  —  9.  paarweise  vorhandener  Teil 
von  Gebäuden.  Fensterflügel  Nnw.  Vgl.  Dach- F. 
,Valva!,  tor  mit  zweien  fäcken,  oder  das  zuo  beiden 
Seiten  aufgät.'  Fris.  —  10.  Flügel  eines  Heeres.  Im 
XVL  wurde  es  üblich,  den  Schlachthaufen  aus  Büchsen- 
schützen gebildete  Flügel,  sog.  ,Fecken',  anzuhängen. 
Elgger  Kriegskunst.  —  11.  Feckte  f.  (?) .  Riester, 
Streichbrett  am  Pfluge  Gr  ObS. 

Die  beiden  Foniien  (k  u.  kt)  bestehen  seit  ä.  Zeit  uebeii 
einander,  doch  scheint  die  mit  blossem  /.•  etwas  stärker  ver- 
breitet und  sie  kommt  auch  der  Grundform  ahd.  foddah. 
nihd.  vrttefh  (,Fättich,  Fettich'  in  Bib.  XVI.,  bei  Wurstis. 
und  Denzl.  1677;  1716;  bei  Fris.  einmal  ,fätek',  bei  Forer 
,fetli',  Bib.  XVI.,  Mal.  und  Fris.,  Tierb.  1.568  ,fetcben,  fät- 
chen,  fatken'),  nhd.  .Fittig'  näher,  indem  sie  unmittelbar 
durch  Assimilation  von  t  an  k  aus  jener  eutstandeu  ist, 
während  die  mit  kt  durch  Umstellung  (s.  Anm.  zu  /ecken  II 
umi  Akte  IV  Sp.  166).  Diese  letztere  ist  von  Feckete  zu 
iintiTsi.'lii'iden,  welches  wohl  der  Bed.  nach  nur  eine  Nbf. 
vcpii  Fivkii-  m.  ist,  der  Form  nach  aber  zu  den  weibl.  Verbal- 
subst.  auf  -ete  gehört,  indem  es  bei  der  UmstelluDg  aus 
.Feltech'  das  e  der  Bildungssilbe  beibehielt  und  dann  auch 
ein  fle.xives  hinzunahm;  immerhin  behielt  es  wenigstens  tw. 
das  männl.  Geschlecht  bei.  , Fäcken'  bei  Fris. ;  Riief :  HBull. ; 
JlA'ys.  1661;  ,Fäkte'  bei  Fris.;  Fischb.  1563  (auch  das 
Dim.  .faktlin');  Vogelb.  1557;  Denzl.  1677;  bei  Mal.  einmal 
die  seltsame  Häufung  .filtchten'.  Auch  in  der  neu.  Volksspr. 
finden  sich  z.  T.  beide  Formen  am  selben  Ort  neben  einander. 
Bei  Feckte"  kann  man  das  e  der  Endung  aus  der  Umstellung 
erklären,  bei  Fecke"  muss  es  aus  dem  Plur.  in  den  Sing. 
gedrungen  sein.  Das  a  der  Form  .F.ake'  bei  Red.  166'2 
(uebeu  .Fakte,  Fitich,  Flügel')  kann  nicht  echt  sein,  erinnert 
aber  an  Fack  (das  wir  mit  /ecken  I  u.  //  vwdt  gefunden 
haben)  uud  Faygete,  dessen  Bed.  .Tasche'  wir  auch  bei  Fecke" 
finden.  Bei  der  Bed.  .Stück'  z.  B.  Tuch,  wird  nicht  an  das 
gleichbed.  Fleck  zu  denken  sein;  auffallender,  aber  doch  wohl 
auch  nur  zufällig,  ist  die  Berührung  von  Fecken  mit  Pocken 


(nhd.  ,Flocke'),  als  ob  ein  ablautendes  starkes  Vb.  '/ecken, 
ßick,  ge/ocken,  entsprechend  ,fechten',  zu  Grunde  läge.  Endlich 
rührt  F.  in  der  Bed.  .Fetten'  auch  nahe  an  dieses  W.,  so 
wie  neben  /ecken,  mit  Einem  streiten,  gleichbed.  auch  /etzen 
vorkommt,  beide  =  nhd.  ,hadern',  vou  uihd.  hader,  Luujpen, 
Lappeu;  vgl.  auch  nhd.  ,ficken',  mit  der  Rute  streichen  = 
Schweiz,  ßizcn.  In  der  Lit.  des  XVI.  beginnt  unser  VF. 
immer  mehr  dem ,  allgemeiner  verständlichen  .Flügel'  zu 
weichen;   s.   d. 

Fisch-:  Floisse.  ,Disem  fisch  streckt  sich  sein 
flossfeder  oder  flschfäckten  biss  auf  den  schwänz.' 
Fische.  1563.  —  Häneli-:  Flügelstück  eines  gebra- 
tenen Hähnchens.  ,Ein  H.  war  das  Gemeinste,  an  dem 
sie  schleckete.'  Gotth.  —  Kittel-  S,  Kutten-  B, 
Rock- Aa;  GG.;  U;  W;  Z:  Rockschooss.  Ah  d' Jude" 
kann-'  tiilf  Kiiiittd  und  Stecke  Und  wollte"  ,1,-  llrilniiä 
fall".  Knnilxrhl  Eine'-  de"  Peter  bim  Kiltilfnlr.  Die 
Äiidrrc  Itiu/'c"  dccu".  SrunENTENLiEU.  ,Icli  wisclitc  ilie 
Kachcli  mit  meiner  Kuttenfecke  aus.'  Gotth.  Er 
g'waret  hinden  am  Rockfeeke"  Öppis  hübschli''''  zopfe" 
L.  —  Sack-:  der  die  Tasche  enthaltende  Flügel  des 
Rockes  oder  geradezu  umgek.  =  Feckensttck,  Rock- 
tasche L.  Es  MutschU  [Semmel]  us-cm  S.  stihitze". 
—  (T)schöpe-:  1.  Flügel  der  Jacke,  des  Wamses 
Uw;  W;  Z.  -  2.  einfältig  guter  Mensch  Now.  — 
Geschirr-:  Flügel  des  .Wehergeschirrs',  je  aus  einem 
,Geschirr.stecken-  mit  den  daran  befestigten  Zwirn t'äden 
bestehend,  und  durch  das  Treten  mit  dem  Zettelfaden 
auf  und  ab  bewegt  Aa;  Z.  —  Dach-Feckt:  die  eine 
Hälfte  des  Daches  GnPr. 

Wi-  We'i-  Aa;  BsLd;  S,  Weie-  Bs;  S,  Weü-  S, 
Weier-  S,  HaweifeJ-  BS.,  Biji-  SStarrkirch,  Beie- 
L,  -Föcke  Aa;  BsLd;  B;  L;  S,  -Feckte  Bs  —  mei.st 
PI.:  1.  die  Blätter  der  vielnamigen.  zu  allerlei  Spielen 
und  als  Heilmittel  gebrauchten  Pflanze  Leontodon 
tarax.,  Löwenzahn,  so  benannt  wegen  der  Ähnlichkeit 
der  gezackten  Blätter  mit  den  Flügeln  des  Weihs. 
Die  Blüte  wird  zu  Orakeln  gebraucht,  der  Stengel  zu 
allerlei  Spielzeug,  das  Kraut  zu  üsterkuchen.  Vgl. 
RocHH.  1857,  174/75.  —  2.' spitzwinkliger  Balken- 
schnitt Z.  —  Bei-,  jBiyi- mit  Übergang  von  anlautendem  w 
in  h  unter  Anlehnung  an  Beii,   Biji,   Biene.    Syn.  Vf.-.^clnmnz. 

Zieh-Föck(t)e"'.  1.  herumschweifende  Person, 
bes.  Mädchen;  auch  mit  dem  Nebenbegriff  des  Zuges 
zum  andern  Geschlecht;  scherzhaft  wohl  auch  von 
einem  Knaben:  kleiner  Landstreicher  Bs.  Syn.  Ume- 
zug;  Biesch.  Wenn  's-evi  dehaim  z'  langtvilig  worden 
isch,  .so  isch  de''  Ziehfeggde  in  der  Nochberschaft  iim- 
enander  rolliert  goge  dampe"  [um  zu  plaudern].  — 
2.  träge,  schwerfällig  einhergehender,  langsamer,  un- 
behülfl icher  Mensch,  gleichsam  mit  lahmen  Flü- 
geln (Spreng),  oder  „den  man  gleichsam  ziehen  muss" 
Aa;  Bs;  B;  L;  „S;  VOrte."  Syn.  Ziittel,  Zäggi, 
Schlampi.  ,Er  müsste  wohl  viel  Zeit  versäumen, 
wenn  er  jedem  Z.  abwarten  wolle,  bis  es  ihm  sich 
schicke.'  Gotth. 

Das  erste  VF.  wird  nicht  Imperativisch  aufzufassen  sein, 
weil  dann  meist  der  Artikel  steht;  die  Bed.  bei  1  =  herum- 
ziehen i.  S.  V.  ,herumschweifeu'  oder  (beim  Nebenbegriff) 
trans.  , herumzerren',  bei  2  i.  S.  v.  , schleppen'  oder  , nach- 
helfen'.     1   könnte  auch  geradezu  =^  , Zugvogel'  sciu, 

Gefeck  n.:  flügelartiges,  loses  Kleidungsstück 
AARued.     Von  einem  weibl.  Unterrock.  AGysi. 

fecken  II  -ee-  Scnw;  Uw;  Z,  fecknen'ßK\.,  feckte" 
Gr,   fechte"  GRSplüg.  —  Ptc.  g'fecket:    1.  die  Flügel 


731 


Fak,  fek.  fik.  fok.  fuk 


im 


bewegen,  mit  den  Flügeln  schlagen,  flattern  BEi.;  Gr; 
Uw.  —  2.  fechten,  die  Flügel  abreissen  z.B.  ein  Huhn 
rupfen  GrD.  —  3.  eilfertig  laufen,  gleichs.  so,  dass 
die  Rockfecken  fliegen  VOrte;  herumgehen,  wobei  die 
Flügel  der  Kleider  sich  schwingen  GRPani;  New. 
Z'  f.  cho,  in  eiligem  Gange  daher  kommen.  Nägeli 
1842.  —  4.  unruhig  herumfahren  (gleichsam  herum- 
flattern), unstät  müssig  herumstreifen  Aa;  Gr; 
ScHW;  UwE.  (auch: -/'ecfcfe);  Z.  (Trans.)  berumzerren 
ZRussik.  —  5.  heimlich  entwenden,  bes.  Kleinig- 
keiten B;  VOrte.  Syn.  ficken.  —  ver-,  zer-:  zer- 
zausen W;  Z.     Alt  verfecket  Hose".  Stutz. 

Die  Abi.  von  FUcken,  Fechten  sollte  eig. /eci-(Üiien  lauten, 
aber  das  eine  n  wurde  gespart  wie  in  üben  II  (Sp.  34), 
faden  (Sp.  676)  udgl.  —  Syn.  zu  1,  3,  4  ist /cc7rfen.  s.  d. 
—  Bed.  5  erklärt  sich  aus  der  dabei  stattfindenden  raschen 
Bewegung,  gleichs.  im  Flug  erhaschen;  vgl.  fz.  voler  1)  fliegen, 
2)  stehlen,  und  Feelxte'  iihercho"  =  gestohlen  werden.  Für 
Bed.  3  und  5  besteht  die  Nbf.  felce"  (s.  d.)  so  wie  fikle"  = 
mne-fecHen  =:  fachen  4.  Für  die  Conipos.  ist  ^uch  eine  trans. 
Bed.  (zausen)  des  einf.  W.  anzunehmen,  welche  ebenf.  auf 
das  Subst.  Fecke  zurückzuführen  ist,  sei  es  in  der  Bed.  Flügel 
von  Vögeln,  die  einander  kämpfend  die  Federn  ausreissen, 
oder  in  der  von  abgerissenen  Fetzen  der  Kleider.  Übrigens 
kann  verfecket  auch  direkt  (nicht  erst  als  Ptc.  v.  verfecken) 
vom  Subst.  Fecke"  gebildet  sein. 

g'fecket  Z,  (ffecknet  B:  1.  zerlumpt  Z.  Kei" 
ganzes  Hemp  —  Alls  g^ fetzet,  g'fecket  und  versclinurpft. 
Stütz.  —  2.  geflügelt,  z.  B.  von  Ameisen  BRi.  — 
Vom  Subst.  gebildet  und  zwar  die  letztere  Form  mit  Ein- 
verleibung des  n. 

fecklen  f^ek/le:  1.  flattern,  die  Flügel  schwingen 
ohne  noch  fliegen  zu  können,  von  jungen  Vögeln  Bs; 
B.  Bei  Gotth.  auch  bildl.  (flatterhaft  sein?).  —  2.  mit 
flatternden  Rückflügeln  einhergehen  Aa,  „stolz  ein- 
hergehen L;  Zg"  (St.''),  laufen  als  wenn  man  Flügel 
hätte  B.  , Daher  fecklen.-  Gotth.  —  ume-:  sich  ge- 
schäftig hin  und  her  bewegen.  Wie  sy"  die  Chor- 
herre"  um  de"  3Ia""  ume  g' facklet!  Schild.  Heruin- 
vagieren  L.  —  Dim.  zu  fecken  II  l—S,  mit  dem  es  auch 
diese  Bcdd.  gemein  hat. 

Herre"-rsckler:  Stutzer  (der  mit  Herren  und 
selbst  wie  ein  Herr  gekleidet  einherstolziert).  Was 
stellt-is  d'  Schicel  für  Lüt  i"  d'  Welt?  So  Bonners  H., 
so  Tinteschleclcer,  füles  Zug  und  g'hörig  Höggest'eckler. 
Schild. 

ge-fecknon:  etwas  Schwieriges  auf  kluge  Art  zu 
Stande  bringen,  die  zweckmässigsten  Mittel  ergreifen 
BO.  Oppis  z'  g.  tvüsse",  sich  von  Befriedigung  einer 
Lust  zu  enthalten  vermögen,  sich  ruhig,  still  ver- 
halten BRi.  Zu  der  Bed.  vgl.  fideren,  fertig  bringen, 
aber  in  der  angef.  Bed.  hauptsächlich  auf  Selbstüber- 
windung angewandt.     Vgl.  auch  fecken  I  3. 

Feckerll  m.:  Gauner,  Landstreicher;  früher  eine 
eigene  Zunft  mit  Jahresversammlung  in  Gersau;  s. 
Fecker-Kilchicih. 

Der  Name  ist  \on/eckm  II  4  (vgl.  Ziehfeeke")  od.  auch  ö 
gebildet,  da  die  Ijandstreicher  sich  auch  von  Diebstahl  er- 
uähren. 

feiken  in  der  1!.\.  im"  so  feik  's!  Ausruf  der  Ver- 
wunderung UrL.  —  Syn.  iix  so  st 's  (-isch,  uns^,-  nii 
sl  's  yehlüggt. 

Vickm.:  männl.  Taufn.  I.Viktor  S.  Vgl.  Viggi. 
•  2.  Ludwig  ScHwK.  -  3.  (auch  Fickel)  Felix  ZF. 
—  2  beruht  offenbar  auf  der  (durch  das  Kloster  in  Umlauf 
gebrachten)  lat.   Form   Lvilovhm. 


Vikdri  m.:  Vicar,  Stellvertreter.  1.  den  Pfarrer 
vertretender,  ihm  zur  Hülfe  beigegebener  Geistlicher. 

—  2.  oberster  Kriminalricliter  im  Veltlin,  Gr  zur 
Zeit  seiner  dortigen  Herrschaft  (Sprecher).  —  3.  Un- 
terrichter in  den  gemeinen  Herrschaften  im  Tes.sin. 
,Dass  der  Richter  vormals  schuldig  gewesen  sei,  einen 
studierten  Vicarius  oder  Unterrichter  in  seinen  Kosten 
zu  halten.'  1513,  Absch. 

Vike  f.,  dim.  Viki,  Vikli  n.:  weibl.  Personenn. 
1.  Viktoria  L.  —  2.  Ludovika  L;  Schw. 

ficken:  Kleinigkeiten  entwenden  Gr;  Sch;  Tn;  Z. 
,Don  Eltern  über  ihre  Kisten  und  Kästen  bei  Nacht 
und  Nebel  brechen,  da  ficken,  mausen,  hinaustragen.' 
AKlingl.  1702. 

Die  Abi.  von  ,Ficke'  (s.  oben  Figge)  i.  S.  v.  ,in  die  Tasche 
stecken'  würde  begrifflich  gut  stimmen,  dagegen  macht  die 
Verschiedenheit  des  Gutturals  (k  :  k)  Schwierigkeit.  Vwdtsch. 
mit  unserem /wr/^eren  (s.  d.),  nhd.  ,fuckeln',  betrügen  u.  ähul. 
mundartl.  WVT.  ist  wahrsch. ;  da  übrigens  auch  fecken  II  ö 
die  Bed.  .entwenden'  zeigt,  so  werden  wir  wieder  auf  die 
schon  mehrfach  berührte  Verbindung  der  Begriffe  .fliegen' 
und  ,stehlen'  (im  Fluge  erhaschen)  geführt.  Vgl.  noch  alt- 
eng),  yi/.-efe,  flattern,  neuengl. /eWc,  flatterhaft,  mundartl.  yiie, 
sich  unstät  bewegen,  müssig  herumgehen;  begrifflich  ent- 
sprechend unserm  fecken   II  4,   umc-fecklen. 

Vokdnz  f.:  Schulferien  G.  Sonst  Vakanz,  doch 
allgemeiner  Ferie"  (Urlaub). 

Vökativus  BsStdt,  Vo(jiticus  ZStdt,  Vuketiv  ZGlattf. 

—  ra. :  schlimmer  Bursche.  Er  isch  alliwil  e  V.  und 
e"  ffdc  Kuz  g'sV  Bs;  Z.  Zu  liebkosender  Neckerei 
für  kleine  Knaben  ZGlattf. 

Aus  der  Grammatik  hergenommen,  da  man  vormals  dekli- 
nierte , Nomin. :  Hans ;  Vokativ :  o  du  H. !'  und  diese  Formel 
auch  zu  vorwurfsvoller  Anrede  verwendet  wird. 

Pocke"  m.,  PI. -Ü-;  Flocke,  Büschel,  Bündel,  Häuf- 
ehen und  Haufen,  z.  B.  von  Haaren,  Wolle,  Baumwolle, 
Papier,  Heu,  Schnee  Gl;  G;  Z.  Insbes.  geringere 
Sorte  Flacbsreiste  SchwE.;  geki'atzte  und  zsgeroUte 
Fasern  von  Leinwand  und  Wolle  Z.  „Fockli:  länglich 
zsgerolltes  Stückchen  Baumwolle  zum  Spinnen  am 
Rade  zubereitet  Aa.  Syn.  Löckli."  In  Gl  bes.  en 
Fogge  Heu,  ein  grösserer  Bündel  Heu,  so  viel  ein 
Mann  in  einem  Tuch  zsgepackt  tragen  kann  und  deren 
3  die  Ladung  eines  zweirädrigen  Karrens  ausmachen; 
Syn.  Schocken;  dann  auch:  ziemlich  grosser  Haufe 
von  andern  Dingen,  z.  B.  Geldstücken,  Schlüsseln,  so 
viel  man  mit  einer  Hand  fassen  kann:  e"  ganze  F. 
Geld,  Taler.  Es  git  hilr  Fögye  Herdöpfel.  Es  schult 
ganz  Fögye;  und  von  Menschen:  e  F.  Lüt. 

Das  W.  fehlt  der  ä.  Spr.  und  ist  wahrsch.  erst  dui'di 
Ausstossung  von  l  aus  dem  unserer  Volksspr.  sonst  abhanden 
gekommenen  , Flocke'  entstellt;  altn.ßock'',  auch  , Haufe',  engl. 
ßock,  auch  Herde,  Sehaar,  Trupp.  , Flocke'  selbst  aber  entw. 
aus  dem  Lat.  (fluccus)  entlehnt  oder  Abi.  von  .fliegen';  I  wird 
wie  r  nach  Cons.  bald  ausgestossen,  bald  eingeschoben.  Vgl. 
Fecke". 

Här-:  Locke  Zg.  —  Bauwel-Föckli:  Flöckchen 
Baumwolle.  Das  Chind  ist  so  lieht  wie  e  B.  Th. 
-  Schne-Focke".  Chaiserlich  [Ostreich.  Soldaten] 
chiimmed  Sr  vil  as  Schneföcke.  Stütz. 

focke":  stark  (in  grossen  Flocken)  schneien  Gl; 
ZO.  —  er-,  ver-:  tüchtig  zausen  Z.  Syn.  erhären, 
erhürstcn. 

f  o  c  k  n  c  n :  Heuhaufen  machen  G LNäf.  Üyn. sclwchlen. 


733 


Fak-fuk.     Fakt     Fiikt.     Fal  — ful 


734 


riikeii:    1.  stehlen,  entwenden.  veisilili'ii|n'ii   1,. 
•i.  zum   Hesten  haben,  narren  BBe. 

In  Bi'il.  1,  wofür  auch /<■/,<•  h  vorkoniiiit  (s.  d.),  ist  das 
W.  wahrscli.  ans  Jluken,  Habe  flüchten,  entstellt;  Tgl.  Fnnki- 
aus  .Flocke'.  Zu  Bed.  2  vgl.  ,fucken',  h^ww  ((ir.  WH.  :i, 
1865)  Hud  unser /moWck;  die  Quant,  würde  sich  verhallin 
wie  zwischen   unscrin  Jnhn   und  felcen. 

Fök  f.:  heruni.schweifenile,  auch  diebisclie  Wrihs- 
person  L  =  Fi'I;. 

Fiiek  111.  (PI.  Fück)  ...^i';"  GG.  (Fuijg);  /.  Fiicke 
FiKjyc  f.  G:  1.  junge  Henne,  „die  zum  ersten  Mal 
Eier  legt."  Fückli,  Küchlein.  —  2.  (Dini.)  Fi'ujiß, 
Kosewort  GlK.  —  Wahrsch.  zu  .fncken',  schlUiifeu, 
behend  sein;   Gr.   WB.  -1,   1,  362. 

Fncker  1  m.:  grosse  Scheere,  die  scharf  schlicsst 
LBeroni.  —  Ein  ebd.  vorkommender  Znnamo  ( Wullefudi-er'sJ 
deutet  darauf,   dass  /'.  cig.  den  Wollscherer  bedeutet  habe. 

fnckeren  „Gl  (f'ukere)" ;  L,  furkere  L  (Br.^ndst.): 
„geringe  Diebesgrifte  versuchen,  heimlich  entwenden 
Off;  handeln,  tauschen,  mit  dem  Nebenbegritl'  un- 
redlichen  Gewinnsuchens   L.  —  Vgl.  /ccl.m  JI,-   fujjn: 

F  ucker  Fugger  Hrn.:  Dieb  im  Kleinen  Gl  f. 

fucklen,  fuckelen:  auslachen,  verspotten  LKeid. 

Scheint  zu  f&ken  S  und  dem  dort  angeführten  ,focken' 
zu  gehören,  aber  anch  zu  fuckeren,  da  .spotten'  mit  .stehlen 
betrügen'  das  Merkmal  der  Heimlichkeit  gemein  haben  kann. 

Pückcler  ra.:  1.  Mensch  von  kleiner  Statur  mit 
immer  lächelnder  Miene  L.  —  '2.  einfältig  gutmütiger 
Mensch  L. 

Fuket   s.  Fül-ket. 

fueklich,  füeklich   ».  füeyUch. 


Faktiöll  f.:  Kleidcrschnitt,  frz.  /afo«.  .Mit  kost- 
baren Kleidern  und  ausländischen  Factionen  und  for- 
men.' Abt  G  Mand.  1(557. 

Faktor  m.:  1.  amtlich  bestellter  Spediteur.  Einen 
solchen  gab  es  noch  bis  Mitte  d.  Jhdts  zu  Wallenstad, 
wo  die  aus  Italien  kommenden  oder  dorthin  gehenden 
Kanfmannsgüter  von  der  Achse  auf  das  Schilf  und 
nmgek.  verladen  wurden.  ,Es  solle  von  Zürich  aus 
kein  Kaufmannsgut  änderst  als  in  der  oberkeitl.  Su.st 
[in  Morgen]  ausgeladen  und  durch  keinen  andern  als 
durch  den  oberkeitl.  geordneten  F.  weiter  gefertiget 
werden.'  Übereinkunft  zw.  Schw,  Zg  u.  Z  1774.  ,OperiB: 
factoren  od.  lägerherren,  Verwalter,  die  den  kaufleuten 
ire  güeter  fergkend.'  Fris.  ;  Mal.  —  2.  beauftragter 
Unterhändler,  Stellvertreter  eines  auswärtigen  Ge- 
schäftes. .Wäre ,  dass  Fremde  oder  ihre  Factoren 
Waaren  allhier  erkauften  oder  verkauften. . .'  Z  Zoll- 
ordn.  1711.  ,Diejenigen  unsere  Einwohner,  so  fac- 
torieren,  d.  i.  für  fremde  Personen  um  gebührende  Be- 
soldung und  Provision  sich  unternehmen,  ihre  Waaren 
zn  verhandeln  und  dagegen  um  das  erlöste  Geld  andere 
Waaren  einzukaufen  und  also  mit  fremdem  Gut  um- 
:-''.'hen.'  ebd. 

F eckte"  s.  Fecke". 

Vikter  L,  Viktöri  Schw:  1.  in.  —  mä)inl.  Taufn.. 
Viktor.  —  '2.  f.  —  Vilner,  dini.  -7t,  woibl.  Taufn., 
Viktoria  „U". 

Viktor!  f.:  Sieg;  Siegesehre;  Siegeslärra.  ,L)ass 
die  er,  lob  und  victory,   so  die  unsern  yngeleit.    sich 


i'ndeni  und  wiiler  durc-h  unser  fyend  geschwechert 
werden.'  1.M2.  Abscmi.  .Wenn  aber  die  sache  sich  zuo 
V.  und  glück  schicke.'  1522,  Strickl.  .Victori  schreien.' 
1587,  Absch. 


Fal  (val),  fei,  fil,  fol,  ful  re,sp.  fall  usw. 

Fal  ni.:  Fehler.  ,Wiewol  ouch  ein  fal  in  disiMn 
ist.  dass  sie  den  tod  [Ottos  I.]  in  das  jar  977  stellend.' 
Vau.    —    Zu   mhd.  valen  neben  werfen,   fehlen. 

fal  s.  falle. 

Fall,  meistenorts  Fal  —  m.:  1.  sinnlich,  a)  wie 
nhd.  das  Fallen.  ,Faal,  lapsio ;  faal  des  tauws, 
roratio.'  Fuis. ;  Mal.  ,Wenn  grosse  ding  bcschehen 
sollend,  so  hört  man  merteils  vorhin  fäl  und  andere 
selzame  ding.'  Lav.  1578  =  .nachdenkliche  Wunder 
und  Vorbotten,  man  höret  geschwinde  Fälle,  Knallen 
udgl.'  1670.  ,Dz  man  fäl  hört,  nit  ander.st,  dann  es  falle 
etwas  schwörs.'  ebd.  —  b)  Gefälle  eines  (fliessenden) 
Gewässers.  Dem  Wasser  (dem  Channel)  me  F.  rß",  das 
es  chann  ablaufe"  Z.  Absturz,  Querwand  in  einem 
,Graben'  BO.  —  c)  Leitung  des  Wassers  auf  ein  (ober- 
schlächtiges)  Mühlrad.  Kinne  dazu.  ,Wenn  er  je  noch 
einen  i'al  und  Rad  zuo  syner  Müli  buwen  und  rüsten 
lassen  welle.'  ZNerach  1(511.  ,r)iewyl  syn  Müli  von 
alterhar  zuo  drygen  Fälen  und  Räderen  Gerechtigkeit 
habe.'  ebd.  —  2.  bildl.  a)  Sturz.  Niedergang,  Ver- 
fall. ,Nach  dem  was  gottes  will  und  b'ger,  dass  er 
ir'n  [der  gestürzten  Engel]  faal  ersetzen  wett,  und 
schuof  den  menschen.'  Ruep  1550.  ,Zu  allem  tahl 
seiner  sachen'.  zu  seinem  sonstigen  Unglück.  Vao. 
.In  Fahl  geraten.'  Wurstis.  1580.  —  b)  Anfall  eines 
Erbes.  ,Wenn  es  gott  geacht  hat,  das  sölicher  lyb- 
dinggüetcr  Inhaber  von  zyt  scheiden  würden  und  seni- 
lich  guot  widerum  an  die  rechten  erben  zuo  val 
korapt.'  1431/1544,  Scnw  LB.  —  c)  möglicher  Weise 
eintretendes  Ereigniss,  besonderer  Umstand,  Zufall. 
.Weil  die  Fahl  geschwind  sind',  d.  i.  die  Zufälle,  welche 
die  Anwesenheit  eines  Seelsorgers  erfordern.'  JMüll. 
1(5(51.  In  formelhaften  Verbindungen,  wie:  ,zu  F. 
kommen.'  ,Sy  ermanen,  dass  sy,  so  es  zuo  fal  käme 
[wenn  der  Fall  einträte],  einander  retten.'  1530,  Aescn. 
,So  will  ich,  wo  es  zum  fal  kompt,  gnuogsame  zügnus 
syn.'  Grob  1599.  .Also  wann  es  zum  Fahl  konibt.' 
L  Stadtr.  1705.  ,Was  bei  fahlszeiten  ze  tun  seie.' 
Hott.  1666.  .Bei  Fallszeiten.'  Schuldbr.  Z  Adlikon 
1843.  ,Im  fahl  es  je  gesein  mag.'  JKLav.  1644.  Oft 
mit  syntaxwidriger  Verschiebung  des  Ausdruckes  aus 
dem  Haupt-  in  den  Nebensatz:  wenn  im  F.  =  im  F. 
dass  . . .  F''  bi'  nit  im  F.,  oft  als  höfliche  Ablehnung. 
G'setzt  de"  F.,  den  F.  gesetzt.  G'setet  de"  F.,  es  u-är 
(■so  und  der  F.  g'heiti  um,  wird  einem  stockenden  Er- 
zähler zugerufen  Z.  MVs  Falls,  was  mich  botriHt 
Ndw.  ,In  disen  verbottenen  fehlen  und  graden',  mit 
Bez.  auf  Ehe-Licenz.  1533,  Bs  Rq.  Was  ein  vor- 
liegender Fall,  die  Sachlage  verlangt;  daher  die  RAA. 
„7^.  und  Hecht  a"tue  L",  F.  und  Hat  tue  frerschaffe 
Obw)  BSi.,  das  Nötige,  bes.  an  Lebensmitteln,  ver- 
abfolgen, Menschen  und  Vieh  zukommen  lassen,  .sie 
besorgen,  pflegen,  ihnen  Hülfe  und  Beistand  leisten. 
Er  soll  dem  Kinde  oder  dem  Kranken  für  F.  und  R. 
luege";  es  ist  F.  und  B.  g'nueg  Ouw.  Lt  Ehtagsrodel 
BSigrisw.  XVI.  sollen  sich  die  Heiratenden  verpflichten, 


735 


Fal,  fei.  til.  fol,  ful 


736 


daii  abtretenden  Eltern  ,F.  und  R.  ze  tunn  an  spy* 
und  trank,  und  was  sie  zuo  nutturl't  manglen.'  Die 
Frau  soll  das  (neugeborne)  Kind  ,niit  F.  und  K.  ver- 
sehen.' 1577,  Aa.  „f.  u.  B.  a"scliaffe",  d.  i.  Lebens- 
mittel." (St.'').  ,A1s  der  herzog  den°"  von  Bern  hilf 
angeseit,  do  hat  er  besorget  [dafür  gesorgt],  dass  die 
von  B.  [auf  ihrem  Durchzuge  durch  sein  Gebiet]  gross 
gemach,  v.  und  rat  haben  sollten.'  Justinger.  Spez.: 
a)  Krankheitsfall.  Er  het  e  böse"  F.  g'ha"  Aa.  — 
ß)  Glücksfall,  Glück  Ap;  GnPr.  Syn.  Gefall;  G.gs.  Un- 
fall. Er  het  gueten  F.  zur  Milch,  er  melkt  viel  GrPt. 
,Uif  morendes  ist  das  schiessen  angangen,  habend  die 
unseren  guoten  f.  gehebt,  das  best  gewunnen.'  Kessl. 
,Küng  Hainrich  hat  grossen  fal  zuo  [in]  der  weit.' 
Vad.  , Damit  gibt  Gott  zuo  verstau,  dass  fal  und  unfal 
in  syner  band  stände.'  LLav.  1569,  =  .Glück  und  Un- 
glück.' 1670.  In  pleon.  Verbindung  mit  .Glück'  und 
,Segen':  ,ln  aller  weit  ist  ach  und  we,  kein  glück 
noch  fal  an  keinem  ort.'  Bdef  1538.  ,Nit  vil  fals  noch 
glucks.'  Vad.  .Bist  du  gottsförchtig,  wirst  erfahren 
guot  Glück  und  Fahl.'  HBüll.  1558.  ,Sprw.:  wo  glück 
und  guoter  faal  ist,  da  ist  noch  me  zuofals,  by  dem 
Unglück  aber  ist  aller  abfal.'  HBüll.  1572.  ,Fromm- 
sein  bringt  ins  haus  glück,  fahl  und  segen.'  FWtss 
1650.  —  y)  =  Unfall  i.  S.  von  Konkurs,  Bankerott. 
De  F.  ist  em  g'yange"  Z.  .Wann  ein  frauw  zu  irem 
mann  guet  zuebringt  und  der  f.  kundt  und  was  sy 
mit  der  Wahrheit  mag  an  tag  bringen,  das  soll  iren 
vorab  widerunib  werden.'  XV.,  Gesetzb.  Zg  Hünenberg, 
—  d)  das  dem  Grund-  oder  Halsherrn  von  der  fah- 
renden Habe  des  erwachsenen  Hörigen  oder  Leib- 
eigenen zufallende  Stück.  Es  wurde  das  beste  Stück 
Vieh  oder  das  beste  Stuck  der  Kleidung  oder  des 
Bettes  (auch  das  beste  Bett)  entrichtet.  .Stirbt  ein 
gottshusniann,  so  soll  er  zuo  fal  geben  das  best  hopt, 
so  er  hat;  hat  er  aber  keins,  so  git  er  keins.  Item  er 
soll  geben  kleider,  als  er  an  den  dryen  hoclizyten  zuo 
kirchen  gät,  und  lät  er  nit  ainen  knaben,  so  soll  ein 
herre  3'ederlei  waffen  eins  nemen.  Item  stirbt  ain  frow, 
so  soll  si  zu  fal  geben  ir  best  gewand.'  Offn.  Petersh. 
,Wann  ein  frauw  in  witwenstat  abgabt,  so  gefallt  einem 
heri'n  ein  gewandfahl  und  ir  beste  pet  und  alles  ir  ge- 
spunen  garn  und  alles  ir  unerschroten  tuch,  was  nit 
gehoptlachet  ist.'  Offn.  Mülh.  ,Und  das  ist  der  fahl: 
das  beste  haubt  ohne  eines  mit  einem  gespaltnen  fuss, 
ob  aber  einer  khein  veech  hette,  so  ist  dann  der  fahl 
das  beste  kleid,  darinnen  er  zuo  kilchen  gangen  ist.' 
Offn.  Höngg  1646;  ,oder  synen  hämisch  oder  wäfen 
und  syne  beste  kleider.'  Offn.  Tuggen.  ,Wenn  ouch 
ain  frouw  von  tod  abgat,  so  soll  ainem  bischof  ze  val 
werden  das  best  bett,  das  si  denn  tod  lät,  an  die  obern 
ziech,  und  ainem  keller  das  best  obergewand  und 
undergewand,  als  si  an  hochzytlichen  tagen  ze  kilchen 
gät,  und  das  best  houpttuoeh,  das  si  denn  nach  tod 
lät;  darzuo  wirt  ainem  forster  von  ainer  frowen  ze 
val  2  schuoch,  1  hüll  [Haube],  und  die  gurtel  und 
das  gurtelgwand,  als  si  es  denn  getragen  hat,  uss- 
genommen  die  Schlüssel.'  Offn.  Laufen.  .Wenn  och 
ein  mensch,  der  gottshusguot  het,  erstirbet.  so  soll  er 
das  beste  hobt  ze  vall  geben,  dz  er  het,  dem  Probst 
und  soll  dz  antwurten  dem  keiner,  so  er  ab  dem  grabe 
gät;  wie  er  aber  dz  beste  verseit,  so  het  er  dz  erre 
[frühere]  verloren  und  muoss  aber  [nochmals]  dz  beste 
geben  ze  valle.'  Hofu.  Malters  XIV.,  1.  ,Wer  syn  erb 
verkouft,  dass  er  nit  nie  gottshusguet  in  dem  hof  het. 


(.11 


11  geben  ze  gelyeher  wys,  als  ob  er  tod 
wäre.'  HoFH.  Weggis.  ,Da  der  eltest  [Sohn]  stirbet, 
so  soll  dem  gottshus  das  best  houbt  ze  valle  werden; 
stirbt  aber  der  jünger,  so  wirt  dem  gottshus  enhein 
V.,  ist  dass  si  nüt  von  enander  geteilt  hant.'  Offn. 
Engelberg,  Auf.  XV.  ,Dieselben  feil  die  stand  ouch 
also,  ist's  das  ein  mann  vech  hett,  das  soll  man  my- 
nem  herren  oder  synen  amptlüten  fürschlachen,  die 
sond  ungevarlich  nemen,  unbegrifet,  nach  den  ougen, 
weders  sy  wellent,  das  best  oder  das  schwechst,  und 
was  er  benamset  ze  nemen,  das  soll  er  nemen,  und 
soll  nit  hinder  sich  gryfen,  ob  [falls]  er  ein  bessers 
sech.  War  aber,  das  sy  ütz  verseitind  oder  hinder 
sich  hüebend,  so  ist  die  nachfrag  mynes  herrn.  War 
aber,  dass  myn  herr  ut  erfragete,  das  ist  mynes  herrn 
one  gnad.'  Offn.  Brütten.  Ursprünglich  beanspruchte 
der  Herr,  da  der  Hörige  kein  wirkliches  Eigentums- 
recht besass,  die  ganze  fahrende  Habe  oder  einen 
grossen  Teil  derselben  und  der  F.  war  demnach  ein 
Loskauf  des  Erblassers  von  dieser  Verptiichtung;  vgl. 
fallen  II.  Der  F.  war  ein  Zeichen  der  persönlichen 
Abhängigkeit  vom  Grundherrn,  wie  der  Erschatz  das- 
jenige der  dinglichen.  ,Die  [Hörigen]  sind  schuldig 
ze  geben  unserm  closter  die  rechte  der  eigenschaft 
und  dienstes,  genannt  ein  vall,  d.  i.  das  aller  peste 
von  synem  viche.'  Offn.  Tuggen.  .Och  ist  mynes 
herren  recht,  ob  ein  mann  sturbi,  der  ein  gottshus- 
raann  gewesen  war  und  nützit  hinder  im  Hesse  von 
farendem  guot,  so  ist  doch  derselb  verfallen  den 
rechten  schuoch  zuo  einem  val,  so  er  nichts  anders 
hett  zum  Wortzeichen  und  urkund,  dz  er  ein  gotts- 
husmann  gewesen  sye.'  Offn.  Eeichenburg  1464.  Es 
kam  aber  auch  vor,  dass  die  Fallpflicht  auf  dem 
Gute  lastete  und  der  Besitzer  desselben  kein  Eigen- 
mann war.  ,In  dem  hüsc,  das  myn  erblehen  ist 
umb  ein  järlichen  zins,  1  pfunt  zinses  gewonlicher 
münze  und  1  pf.  valles  der  münz,  so  in  Ure  geng 
und  geh  ist.'  1388,  Gfrd.  20,  316.  Der  F.  konnte 
später  mit  Geld  entrichtet  od.  abgelöst  werden.  ,Wenn 
der  abgestorbnen  erben  mit  dem  landvogt  überkumpt 
[1.  ,-kommen',  übereinkommen]  um  den  fall,  so  mäng 
pfund  haller  denn  dieselben  erben  einem  1.  für  den 
f.  gebeut,  dass  sy  dann  eim  undervogt  so  mängen 
Schilling  geben  sollend.'  Urb.  Grafsch.  Baden  1512. 
Zwar  lässt  HiFL.  1813  den  Toggenburger  jauchzen, 
wil  er  kei  Fol  me  zalt,  aber  noch  1831  war  die  Aa 
Staatsverf.  veranlasst  zu  erklären:  .der  Fall  [usw.] 
sind  für  immer  abgeschafft.'  Vgl.  Lms;  Erschatz; 
Besthaupt. 

2  d  auch  ntr.  (1501,  Vertrag  zw.  G  u.  X  Orten),  was 
sich  durch  den  Gedanken  an  ,Besthanpt'  od.  .fällbares  Stück' 
erklärt. 

E-Fall:  Gebühr  an  den  Herrn  bei  Elien  unter 
Ungenossen.  1525,  Absch. 

Ab-:  1.  (auch  PL)  Abfallstoff  z.B.  von  zuge- 
rüstetem Gemüse.  ,Aus  dem  A.  der  Fabriken  Tut  der 
Bürger  Häuser  flicken.'  HBrandenb.  Du  cha"'st  iez 
mit-em  A.  z'fride  sl",  worum  bist  nüd  zur  rechte'  ZU 
c/iö"  Z.  Syn.  Abgang.  —  2.  die  Losung  (Excremente) 
der  (Weide-)  Tiere.  Lt  Rothenbach  muss  nach  dem 
Tode  als  brönnigs  Mannli  umgehen,  wer  den  A.  von 
einer  Viehweide  wegnimmt.  —  3.  Verfall,  Abnahme. 
,Dass  wo  ir  üch  sölichs  nit  lassend  leid  syn,  ir  müesent 
zuo  merklichem  nachteil  und  abfal  kommen  und  für 
nütsöllent    Kit    gezellt    werden.'    1521,   Strickl.     ,Es 


:!: 


737 


Fal.  t'el.  til.  fol,  fiil 


hat  steh  in  allen  geistlichen  abfallen  [beim  Verfall 
der  Geistlichkeit]  alle  gcilheit  sechen  lassen.'  Vad. 
,Da  das  Land  in  unerhörten  A.  gekommen.'  152.5, 
ÄBSCH.  —  4.  die  Reformation,  von  katholischem 
Standpunkt  aus.  Wo  d'r  [ihr]  hi/m  A.  de  Selzechere, 
tco'-n-au^''  hei"  welle"  refermiert  werden  und  ame  [an 
einem]  Frltig  Fleisch  (/'kochet  hei",  der  Chessel  tcer/- 
g^no"  heit.  Schild  187(5.  ,Sydt  dem  leidigen  Abfahl  und 
Religionszertrennung  unsers  geliebten  Vatterlands.' 
RCys.  ,Die  Schaffuser  und  Diesenhotfer  streiteten  umb 
diss  closter  im  abfahl.'  GKönig  1715.  ,Stadclraatt  war 
nach  Maschwanden  pfärrig  bis  'xum  .Abfall.'  Stadlin. 
Über-:  1.  Obst,  das  über  die  Grenze  fällt  B. 
Syn.  Herd-F.,  Anris;  vgl.  Landgarbe.  .Welcher  Bäum 
hat,  die  an  der  March  stehen  und  dann  das  Obs  im 
Herbst  geschüttet  wird,  so  soll  der  Uberfal  in  gleiche 
Teil  geteilt  werden  und  dem  Anstösser  ein  Teil  zu- 
kommen.' 1747,  BSi.  Mhd.  überval.  —  2.  durch  ein 
Wehr  in  einem  Flusse  kün.stlich  erzeugte  Erhöhung 
desselben,  um  das  Wasser  zu  fassen  und  auf  ein 
Wasserrad  zu  leiten  Z.  —  3.  Vorrichtung  in  der  ,Nuss' 
eines  mit  Stecher  versehenen  Gewehres,  um  zu  ver- 
hüten, dass  die  Stange  beim  Losschlagen  des  Stechers 
wieder  in  die  erste  Rast  eintreten  konnte  Z.  Syn. 
Kegel.  —  4.  der  Einfall  der  Franzosen  in  Ndw  i.  J. 
1798.  Vgl.  Übergang.  —  5.  Concurs,  Bankerott. 
,Waun  ein  üf-  oder  überval  uf  einen,  der  in  der  statt 
gesessen  wäre,  viele.'  156Ö,  Zg.  Syn.  Üf-.  —  6.  Zu- 
drang.  ,Die  merklich  vile  und  grosser  ü.  {■=  überlast. 
1693)  der  bettleren.'  SHochh.  1591.  ,Von  wegen  des 
grossen  überfals  mit  gastung.'  Cys. 

Uf-:  1.  Unfall.  ,Dass  dir  der  wyn  nicht  seiger 
werd,  leg  ein  kisstein  uf  den  punten,  so  bewart  es 
den  wyn  für  allerhand  uftal.'  Arzneibuch  ZZoll.  1710. 
—  2.  gerichtlicher  Concurs  Af;  VOrte;  Lf;  G;  Sch; 
Th;  Z.  In  ü.  cho".  Der  U.  ist  iiher-en  g'gange  Z. 
,0b  ein  u.  uf  eines  manns  guot  by  synem  leben  be- 
schicht.'  Z  Verordnung  1498.  .Begab  sich,  dass  ein 
u.  beschäche  und  die  gelten  [Gläubiger]  uf  die  güeter 
tringen.'  1545,  Absch.  ,Gott  hat  uns  alle  rechte  an- 
getan, er  hat  uns  gleichsam  biss  auf  den  auffahl  ge- 
triben.'  Müll.  1673.  ,Der  auffahl  ist  ihm  gegangen, 
publice  ejus  bona  proscripta  sunt.'  Hospin.  1683.  ,Wann 
eines  Schuldners  Übels  Haushalten  erforderte  den  Uf- 
fahl  über  seine  Mittel  ergehen  zu  lassen.'  Z  Mand. 
1694.  Bildl.  u.  iron.  Dem  Bolmepardli  [Bonaparte] 
werd' der  U.  goh.  Stütz.  Hyu.  Fall.  —  v  er  üf  fallen: 
1.  (v.  Personen)  Jmden  bankerott  erklären;  verüffalet 
werde',  bankerott  erklärt  werden  VOrte ;  Sch;  Z.  ,Viler 
hussbaltungen,  die  veruffahlet  werden,  gänzlicher 
undergang.'  Z  Mand.  1663.  ,l)ie  Falliten  und  Ver- 
auffahleten.'  Z  1669.  ,Dass  er  kein  Burger  zu  Ober- 
glatt seie,  weilen  sein  Vater  verauffahlet  worden.' 
1747,  Diener  OGlatt.  —  2.  <von  Gütern)  in  den 
Concurs  ziehen,  eventuell  gerichtlich  verkaufen.  , We- 
gen des  kaufs  derjenigen  güeteren  zu  Schw.,  weliche 
Terauffalet  werden  sollen.'  1694,  Hotz,  Urk. 

Bei  UffaU  1  ist  fraj^^lich,  ob  wir  es  nicht  mit  ungeschickter 
Schreibung  für  mundartl.  U"/al  zu  tun  haben;  sonst  liesse 
sich  an  nhfidhn  als  correlaten  Begriff  erinnern.  —  2  entw. 
als  Drttberherfallen  von  Seite  der  Gläubiger  gedacht  (vgl. 
.Concurs'  u.  o.  das  Belege  v.  1545,  auch  Z  Gerichtsb.  1553: 
,wann  einer  hinweg  gienge  und  die  gelter  ynfielend,  bezalt 
wSlItind  syn')  oder  als  ein  .Auffallen'  des  Gutes  ,auf  (an) 
die  Gläubiger:  vgl.  ein  Lehen  ,aufla.ssen',  d.  i.  abtreten. 
Schweiz.  Idiotikon  I.  5. 


An-:  1.  Obst,  das  auf  des  Nachbarn  Boden  fällt 
und  ihm  nach  altem  Recht  ganz  oder  tw.  zu  Teil 
wurde.  Syn.  Über-,  Herd-F.;  Anris.  ,Wo  nussbäume 
sind,  da  jemand  sanfel  oder  anfall  hätte,  und  solche 
geschüttelt  werden,  dem  mag  er  [der  bannwart]  sagen, 
dass  er  seinen  anfall  hole.'  1426,  Twann.  —  2.  der 
Pfahl  oder  Pfosten,  an  welchen  der  zurückfallende 
Weidgatter  heim  Schliessen  aufprallt.  ,An  Koufmanns 
weg  soll  ein  türli  hangen,  das  selb  t.  soll  der  Blaiter 
guot  machen  und  henken  und  soll  des  Widerkers  guot 
die  stud  [s.  d.]  machen  und  soll  des  Gigers  guot  den  a. 
machen.'  Opfn.  Spreitenbach.  —  .3.  Erde,  welche  beim 
Ziehen  der  ersten  Furche,  beim  Bearbeiten  des  Bodens 
mit  der  Hacke,  durch  Kutschung  oder  Schwemmen  am 
einen  Ende  eines  ansteigenden  Grundstücks  sich  ansam- 
melt, und  welche  gewöhnlich  wieder  zur  Ausgleichung 
an  den  andern  Saum  desselben  geschafft  werden  muss 
(A.  träge");  auch  der  Ort  am  Rande  des  Grundstücks, 
wo  sich  diese  Erde  ansammelt  AaB.;  ApK.;  Z.  Syn. 
Vorfelli,  Herdträgi.  Vgl.  Schlag.  —  4.  Zapfenlager 
für  den  Wendelbaum  einer  Mühle  OrScuIhis;  auch  PI. 
Syn.  Anris.  —  5.  Erbe,  Erbteil.  ,Die  u.sgerichten  kind 
sond  fürbas  ankein  ansprach  zuo  ir  vatterguot  haben 
unz  an  ein  rechten  a.'  Schw,  XV.  ,Die  Mönche  pre- 
digen, dass  Gott  inen  so  glücklichen  a.  in  diser  zeit 
versprochen,  weil  si  alles  von  seinen  wegen  verlassen 
habind.'  Vad.  , [Judas]  hatt  überkommen  den  a.  (=  das- 
los.  1667)  dises  (apostel-)  ampts.'  1531/48,  Act.  .Du 
wirst  weder  teil  noch  a.  (=  los.  1667)  haben  an  disem 
ort.'  ebd.  Der  ,ledige  A.'  war  das  Recht  ursprünglich 
des  Grundherrn,  später  der  Genossen  oder  der  nächsten 
Nachbaren,  das  Gut  eines  ohne  Leibeserben  Abgestor- 
benen an  sich  zu  ziehen.  ,[Mit  dieser  Summe  sei  K. 
für  seinen  Anteil  gelöst,]  der  lidig  anfal  und  das  zugs- 
recht [bei  alllälligem  Verkauf  vorbehalten].'  1556,  L. 
,Was  zwei  eementschen  von  iren  geschwüstergiten 
erarbtend  oder  sonst  durch  ledige  anfäl  antielend.' 
Landr.  Henneberg  1565.  .Hienebent  solle  es  ouch  by 
allen  natürlichen  frygen  ledigen  anfälen  nach  gmeinen 
rechten  blyben.'  RGdalth.  1566. 

Aus  der  Nbf.  Sanfel  (zu  der  Verkümmerung  des  2.  Teiles 
der  Zss.  vgl.  Ehis  Sp.  202,  alzet  Sp.  212)-  muss  geschlossen 
werden,  dass  unser  W.  früher  einmal  als  Ntr.  gebraucht 
worden  sei  ('s  An/el). 

In-:  1.  Einsturz.  Wortspiel:  Fr  het  Ifäl  wie-n-en 
alt  ÜMS  =  dumme  Einfälle  Th.  —  2.  Eintritt  eines 
Ereignisses,  des  Alters,  bes.  unerwarteter  schädlicher 
Vorfälle;  Widerwärtigkeit.  ,0b  uns  deheinerlei  ynfäll 
oder  Unlust  herin  zuogezogen  wurde.'  1425,  Absch. 
,Bedunkt  uns,  solich  unser  ufenthalt  [Verzögerung] 
bring  uns  grossen  y.,  kumber  und  abgang,  darumb 
uns  zuo  gefallen  wäre,  gestracks  an  den  herzogen  zuo 
ziechen.'  B  an  Bs  1476.  ,üf  allen  lächenen  [Grenzen] 
markstein  setzen  für  künftig  ynfälle.'  L  Spruchbr. 
1424.  ,Dise  ynfäll  und  sachen  lassen  wir  uns  zuo 
herzen  gän.'  1527,  .^bsch.  ,Für  all  krieg,  landspresten, 
für  acht,  bann  auch  für  all  ander  gepresten  und  ynfäl.' 
1530,  Absch.  ,Zuoletzt  und  am  y.  seines  alters  ist  er 
verdrossen  worden.'  Vad.  , Hagel,  wind,  ryffen,  miss- 
gewechs,  nach  [noch]  einleben  anderen  y.'  ZStäfa  1555. 
,0b  dann  bescheche,  das  ynfäl  kommen  wurd[en],  es 
wäre  stürm,  brunst,  tod,  ald  anders.'  Landr.  Henneb. 
1565.  —  3.  Eingriff  in  Jmds  Rechte.  ,Dass  sem- 
lichcr  y.  umb  kouf  heryn  ze  füerenne  [solcher  Ein- 
griff, welcher  darauf  ausgeht,  den  Markt  mit  Umgehung 
47 


739 


Fal.  fei,   fil,   fol,   ful 


740 


der  städtischen  Krämer  zu  befahrenl  an  den  rat  ,!j;e- 
forderet  wirt,  davon  missehellunge  kommen,  möchte.' 
Beitk.  Lauf.  Z  1336.  ,By  der  vorgeschribnen  urteil 
schirmen  und  handhaben,  also  daz  nieman  fürbass 
dhein  y.  daran  beschech.'  1403,  Argovia.  ,Den  köu- 
fern  kein  schaden,  irrsal  noch  ynfäll  bringen.'  14.56, 
Kind,  Urk. 

TJn-Fall:  Unglück.    ,lngerissne  Unfehl,  es  sygen 
Fehljahr,  Veechsterbent'  etc.  Z  OGlatt  1640. 

Erb-:  1.  Anfall  einer  Erbschaft,  auch  diese  selbst; 
Erbrecht.  ,Erbfal,  teilung.'  ca  1520,  Bs  Rq.  ,0b  aber 
ir  eins  abstürbe,  ee  die  mechnis  [testamentarische 
Übereinkunft]  ernüwert  worden  war,  alsdann  fallt  der 
e.  an  die  rechten  erben.'  ebd.  ,Dass  enkle  in  den 
erbfälen,  so  von  iren  grossvatter  und  grossmüetcren 
fellig  werden,  zuo  erb  kommen  sollen.'  15'2'2,  ebd. 
,0b  yenian  dem  andern  etwas  von  dem  synen  anders, 
dann  der  recht  natürlich  e.  zuolasst,  [ver-]  machen 
wellt.'  1537/44,  Schw  LB.  ,Ratserkanntnusse  wegen 
der  erbfällen  und  teilung  der  erbschaft,  allerhand 
irrung  künftig  zu  verhüten.'  1631,  Bs  Ri].  ,Freier  E.'. 
ein  solcher  nach  Erbrecht.  ,l)emnach  [falls]  des  nach- 
richters  guot  nit  mit  frygem  e.,  sonder  durch  male- 
iizische  verwürkung  zuo  faal  kommen,  der  oberkeit 
zuoerkannt  sye.'  1541,  Bs  Rq.  ,So  auch  sonst  ein  E. 
ledig  bescheche,  dass  nit  Kind  sondern  Geschwisterte 
od.  nächste  Verwandte  vor  Augen  sind.'  Erbr.  Diessenh. 
1617.  Vgl.  .lediger  Anfall'.  —  2.  Erbschaftstaxe. 
.In  Sachen  erbväl,  frid  und  frevel  betreffend,  darinn 
sich  lantsbrnch  und  stattrecht  am  höchsten  teilen.' 
1534,  Bs  Rq.  —  3.  =  Fall  2  d,  doch  mit  Ausdehnung 
des  Begriffes  auf  Erblehen.  ,Dz  man  semlich  e.  for- 
dern und  ziehen  soll  nach  der  statt  recht  und  fryheit, 
da  derselb  erbteil  denn  gefallen  ist.'  1406,  Absch. 
Bern  beantragt,  ,dem  Prädicanten  zu  N.  den  E.  zu 
erlassen,  jedoch  dem  Lehen  in  anderer  Beziehung  un- 
schädlich.' 1539,  ebd.  ,Dass  sie  den  Hof  40  Jahre 
besessen  und  dafür  den  E.  entrichtet  habe,  in  der 
Meinung,  dass  er  ein  Erblehen  sei.'  1544,  ebd.  — 
4.  Krankheit  od.  Gebrechen,  welche  ererbt  sind  Z. 
Vieh-:  1.  Erkrankung  des  Viehes,  so  dass  es  rasch 
verendet  oder  abgeschlachtet  werden  muss.  ,Der  an 
etlichen  orten  erfolgete  vichfahl.'  AKlingl.  6n.  Vgl. 
FaU/lciach.  —  2.  =  Fall  2  d,  in  Vieh  entrichtet.  ,Wie 
man  den  Vichfaal  währen  Xleisten]  solle:  man  soll 
den  Fahl  geben  von  dem  Halbvich,  dcsglychen  von 
dem  tragenten  Vieh.'  1600,  L. 

Vor-,  Für-:  Spielraum,  den  der  Besitzer  des 
Anthauptackers  (Sp.  67)  den  Besitzern  der  Stossäcker 
(Sp.  68)  beim  Pflügen  gewähren  musste.  ,yedermann 
dem  andern  furval  geben  soll  zuo  dem  brächet  zwürent 
und  zuo  dem  bahret  ainest;  welcher  aber  das  nit  tat. 
so  mag  einer  selber  f.  nemen  und  soll  dann  nit  ge- 
frefelt  haben.'  Meierrodkl  Rüdl.  1433.  Vgl.  FürfälU. 
Gegen-:  der  entgegengesetzte  Fall.  ,[Uri  soll  an 
Luzern  eine  Erklärung  abgeben,]  ob  die  iren  [von 
Luzern],  so  ansprachen  zuo  Ury  [haben],  allso  ire 
Sachen  vor  den  gemeinden  erörtern  müesscnt  oder  nit, 
damit  .sy  sich  im  g.  gegen  iren  [denen  von  Uri]  euch 
ze  halten  wüssen  mögen.'  158'2,  Absch. 

Güeter-:  Fall,  der  als  Rcallast  auf  dem  Gute 
haftete.  ,Die  husgenossen  und  besitzer  der  pfruond- 
lehen  sollen,  wenn  sy  die  verändern  [veräussern] 
wellen,    [dieselben]   an    der   chorherrn    band    ufgeben 


und  darzuo  den  g.  bezalen.'   1538,  Rathueb,  Urk.    Vgl. 
Hoffall. 

Glück-:  glücklicher  Zufall.  ,l)ass  dises  alles  an 
gelegenheit  und  gl.  (=  Zeit  und  Zufal.  1667)  stät.' 
1531/48,  Pred.  Sal. 

Grund-:  Verfall,  Untergang.  .Der  Grundfahl  der 
Stadt  Äugst.'  TscHuui,  Gallia.  —  Vgl.  ,zu  Grunde  gehen'. 
Hof-:  Fall,  der  als  Reallast  auf  dem  Gute  lag. 
,Wenn  ainer  mit  lyb  abstirbt,  so  muoss  ainer  dem 
abt  ain  todfall  gen.  das  best  houpt  vech  on  den  h.' 
1529,  Strickl. 

Der  Charakter  der  Abgabe  hatte  sich  mit  der  Zeit  so 
verändert,  d;iss  sie  von  den  Gütern  statt  von  der  Person 
erlioben  wurde  und  dadurch  mit  dem  , Ehrschatz'  sich  mischte 
(s.   d.).     Vgl.  Güeter/ull  und  s.  Segess.   RG.   I    159. 

Holz-:  durch  Sturmwind  gefälltes  Holz,  Holzbruch. 
,Damit  sie  bei  diesem  h.  auch  einen  nutzen  hätten.' 
1739,  Hotz,  Urk.  Syn.  Selb-,  Wind-Fall;  Wind-Gefäll; 
Wind  fall- Holz. 

Hin-:  Hinfälligkeit.  .Des  Lebens  Hinfahl.'  Wcrstis. 
1580. 

Hinder-:  Rückfall  eines  Erbes  aus  unbeerbter 
Familie  an  die  rechten  Erben,  nachdem  es  von  dem 
überlebenden  Ehegatten  leibdingsweise  bis  zu  seinem 
Absterben  besessen  worden;  das  so  zurückfallende 
Gut  selbst.  Syn.  Wider-.  Vgl.  hinder- fällig.  .Boten 
erschienen  vor  den  Räten  wegen  des  H-s.  Fast  alle 
Gemeinden  meinten,  es  solle  der  Erbfall  wie  früher 
fallen,  nämlich  so:  wenn  von  zwei  Ehegatten  der  eine 
stirbt,  ohne  eheliche  Kinder  zu  hinterlassen,  so  soll 
der  überlebende  Teil  des  andern  liegendes  und  fahren- 
des Gut  gänzlich  erben,  so  dass  Nichts  an  die  rechten 
Erben  falle.'  1537,  Absch.  ,Die  von  Arbon  wollen 
Erbschaften  und  Hinterfälle  in  die  Stadt  ziehen  und 
Nichts  hinaus  erben  [an  die  ausserhalb  wohnenden 
Erben  verabfolgen].'  1540,  ebd. 

(Best)Haupt-  =  Fall  2  d,  spec.  bald  mit  Rück- 
sicht auf  den  Ausdruck  Haupt  =  Stück  Grossvieh  die 
aus  dem  Viehstall  geholte  Abgabe  im  Gegs.  zu  Ge- 
wand-F.;  bald  wo  mehrere  , Fälle'  neben  einander 
entrichtet  werden  mussten,  der  bedeutendere,  aus 
Wertvollerem  bestehende  und  dem  Grundherrn  zu- 
kommende gegenüber  dem  geringeren,  den  niedrigeren 
Beamten.  z.B.  Keller.  Forster.  Weibel,  zustehenden; 
bald  auch  mit  Bez.  auf  das  ,Haupt'  der  Familie. 
a)  ,üersclben  zyt  hat  der  abt  mit  denen  von  B.  ain 
span  von  des  gwandfals  und  geläss  wegen,  das  si  zo 
geben  gar  unwillig  warend.  Und  huoben  si  sich  an, 
euch  des  hoptvalls  ze  sperren.  Brachtend  den  abt 
dahin,  dass  er  sich  bewilget,  den  gwandfal  und  das 
gläss  naehzelassen,  doch  dass  si  sich  verschribend, 
den  hoptval  on  widerred  ze  bezalen.'  1441,  Vad.  ,We- 
liche  in  der  statt  Kl.  sitzend,  gebend  weder  vall  nocli 
gläss,  dann  einen  houbtvall  und  ungenossamy.'  Urii. 
Baden  1490.  ,Ein  hoptfal  und  ain  gewandfal.'  Recii- 
TüNG  Rheinau  ca  1515;  Absch.  v.  J.  1568;  1578.  .Die 
houptfäll,  als  die  so  nämlich  unz  bis  ufs  kind  in  der 
wiegen  gangep  sind.'  (Sie  wurden  sonst  nur  von  Kr- 
waclisenen  bezogen).  1529,  Absch.  ,Der  Abt  hatte  von 
einem  verstorbenen  Leibeigenen  den  ganzen  Haui)tfal!, 
nämlich  das  beste  Stück  Vieh  bezogen.'  157(i,  ebd. 
,Und  soll  ein  äptissin  ein  schlechten  [einfachen]  hoptval 
da  nemmen  und  soll  auch  fürbass  da  nichts  ze  bieten 
haben,  sonders  das  best  lebend  houpt  ze  val  nennncn 


Fal,  fei.  fil.  fol.  M 


742 


und  nit  mehr.'  Hofrodel  ZWalil  1585.  —  b)  .Uniler- 
ständ  sich  [überniihniej  ain  aigeiimann  des.selben  gotts- 
lius  <fuot.  so  sollt  un.serm  gnädigen  herrn  der  be.st- 
liojitfal  werden  vor  desselben  abgegangenen  [frühern] 
halslierrn.'  Offn.  Zuzwyl  1488.  .Wenn  ein  hofjünger 
von  todeswegen  .stirbt  und  abgeht,  das  da  einem  herrn 
von  Xnvi  von  ihm  werden  soll  das  best  haubt  vich. 
das  er  hat.  zu  haubtfal;  und  soll  einem  keller  werden 
das  best  kleid,  als  er  am  sonntag  hat.'  Offn.  Well- 
hausen. .Dass  jeder  hinziehen  könne,  wohin  er  wolle. 
dem  H.  des  Landesherrn  unbeschadet.'  1540,  Absch. 
Vgl.  auch  Gr.,  Wst.  I  106.  262.  —  c)  ,Wenn  euch  des 
Torgenannten  huses  eigen  lüt  von  todes  wegen  abgend, 
dass  denn  dem  vorgenannten  hus  Buebikon  von  je  dem 
eltisten  mann  ein  houptfal  und  syn  kleid  das  best 
werden  soll,  und  von  einer  frowen,  so  die  eltist  in 
dem  hus,  das  best  bett  und  ir  festgewand.'  H.-vusbrief 
Bubikon  1483. 

Herd-  1.  ^Haerclfd  BBrienz"  =  Überf.  od.  Auf.  1. 
,I>er  halbige  Teil  dessen,  was  dem,  des  die  Bäum  nit 
sind,  auf  sein  Herd  [Erdreich]  fallt,  soll  für  den  Herd- 
fahl gehören.'  1650,  BSa.  —  2.  Verwundung,  welche 
bewirkt,  dass  der  Getroffene  zur  Erde  fällt;  Todt- 
scblag;  vgl.  herdfälJig.  Der  ,H.'  gehörte  als  .schwerer 
Frevel'  vor  die  hohe  Gerichtsbarkeit.  .Diepstal,  stein- 
üswerfen,  schuldung  der  eren,  slachen,  v.-undat,  hert- 
vall,  fridbruch  und  dgl.  sachen.'  1469,  Bs  Rq.  ,.TH. 
soll  selb  dritt  ein  h.  abtragen,  bringt  syn  teil  IX  pfd.' 
1558,  MEsTERM.  1882.  ,So  aber  ein  h.  oder  Scheltwort 
und  zuoredungen  [Schmähungen]  zwischen  Frauwen 
vcrluft'end.  das  soll  ein  vogt  ze  strafen  haben.'  Offn. 
Marthalen  1580.  ,So  zween  mit  einanderen  hauwen 
oder  schlachen  und  darus  ein  h.  folget,  solle  der  h. 
dem  vogt  zuo  K.  alleinig  zuo  büessen  zuostahn.'  ebd. 
—  3.  Knie  fall  a)  als  Ausdruck  des  Dankes.  Im  .1. 
1653  nach  dem  Bauernaufstand  erschienen  vor  dem 
Stiftskapitel  Beromünster  zwei  durch  dessen  Fürbitte 
gerettete  Rädelsführer  und  taten  einen  ,H.'  (MEsterm. 
1875.)  —  b)  kniefällige  Abbitte  vor  der  versammelten 
Gemeinde,  eine  auf  Lästerungen  u.  a.  Vergehen  ge- 
setzte Kirchenbusse  (bes.  im  XVI.— XVIII.)  B.  ,Die 
aber,  so  die  vermahnung  nit  achten,  sonders  darüber 
mit  schnödem  bscheid  begegnen  wurdend,  zum  härdfal 
vermahnen.'  B  Mand.  1628.  Syn.  Herdkuss.  —  4.  Erd- 
rutsch. ,Von  einem  Erdfall.  Ao  1678  ist  ein  Teil 
des  stotzachtigen  Gebirgs  abgerissen;  gleichwohl  sind 
von  diesem  Bergfall  weder  Menschen  noch  Vieh  be- 
schädiget worden.'  Mem.  Tig.  1742.   —  Mhd.  ert-val. 

Harnisch-:  =  Fall  2  d,  sofern  die  Abgabe  mit 
dem  Harnisch  oder  Waffen  übh.  entrichtet  wurde. 
.Ao  1.397  was  ein  span  zwüschend  dem  closter  Aller 
Heiligen  und  Hallow  von  wegen  des  harneschfals.' 
JJKüEGER.  Vgl.  ,0b  es  aber  wäre,  das  er  kain  fiech 
oder  tier  hette,  der  ist  schuldig  ze  geben  synen  har- 
nisfh  oder  wafen,  und  syne  peste  klaider.'  Offn.  Tuggen. 

Häss-{"):  in  Kleidern  entrichteter  Fall.  Syn.  Ge- 
wand-F.  .Es  syge  dann  sach,  dass  sy  [eine  abge- 
storbene Frau]  hett  unberaten  [unverheiratete]  döch- 
tern,  den  sollt  nit  mer  genommen  werden  [als]  der 
h.  oder  lybfal  und  nicht  das  bett.-  Hacsbr.  Bubikon 
1483.  ,Wo  der  waibel  den  hessfal  nimpt,  so  soll  er 
nünts  nemen,  dann  das  gwer  und  die  gürtelgwand  als 
er  [der  Pflichtige]  zue  kilchen  und  hangarten  gät.' 
Oppn.  Sulgen.    Vgl.  ,Sind  aber  die  lyberben  tochtran, 


so  nimmt  der  ammann  zue  dem  val  des  abgangnen 
häss,  als  er  ze  kilchen  und  haingarten  gangen  i.st.' 
Offn.  Appenzell  1379? 

Kinder-:  Fall,  der  sogar  aus  der  Hinterlassen- 
schaft von  Kindern,  welche  fälliges  Hofgut  unzerteilt 
in  Gemeinschaft  (der  sog.  Zusammenteilung)  besassen. 
erhoben  wurde  und  zwar  beim  Tode  eines  Jeden  der- 
selben. 1574/1607,  L.     Seh.  RG.  I  158/60. 

Lib-:  \.  z=  Fall  2  d.  ,So  soll  man  vorab  davon 
usrichten  und  bezalen  bodenzins,  huszinse  und  lyb- 
felle.'  1457,  Bs  Bq.  Vgl.  ,So  mag  der  herr  den  vall 
von  synes  eignen  mannes  lyb  nemen,  wie  diir  gevallen 
ist.'  Urbar  Baden  1490.  ,Sy  habend  sich  dann  vor 
und  ee  irer  eigenschaft  mit  abtrag  des  lybfals  mit 
einem  herren  zuo  StBlasien  vertragen  und  irer  ledigung 
gloubwürdigen  schyn  erlangt.'  1548,  Bs  Rq.  ,0b  man 
den  Priestern  den  Leib-  oder  Todfall  erlassen  wolle.' 
1584,  Absch.  —  2.  Begräbniss;  Begräbnissmahl.  ,Uf 
lybfäll,  sibend,  dryssigst  und  jarzyt,  Do  was  mir  noch 
nie  kein  myl  wegs  zuo  wyt',  lässt  NMancel  die  Begine 
sagen,  welche  gerne  guten  Mahlzeiten  nachzieht.  ,Bei 
seinem  Leibfall  erschiene  das  ganze  königliche  Frauen- 
zimmer [weibliche  Hofgesinde].'  Wurstis.  1765. 

1.  Der  Fall  wurde  vom  .Leibe'  des  Hörigen  erhoben, 
war  ein  Zeichen  der  persönlichen  Abhängigkeit  vom  Hals- 
lierrn.   —    Zu   2   Tgl.    Gr.  WB.  VI  598  b. 

Land-:  die  abschüssige  Lage  des  Bodens.  Jl/e" 
muess  d'  Mesdatte  im  Blei  Wha",  nildnah-em  L.  ZWäd. 

Müll)-:  Abgabe,  welche  dem  Grundherrn  für  die 
Benützung  einer  Wasserkraft  zu  Mühlenbetrieb  ent- 
richtet werden  musste.  .Die  mulli-fel  zu  entpfangen, 
haben  M.  G.  H.  für  das  künftig  nachgelassen  und  auf- 
gehept;  iedoch  mit  vorbehält,  dass  ihnen  solcher  nach- 
lass  an  ihren  habenten  röchten  der  wässern,  oder 
wasser-fällen  kein  nachteil  [sein]  solle.'  Vorschla«  zu 
Ruswyl  1653. 

Miss-:  1.  „Unglück  durch  Zufall  L;  Schw."  - 
2.  das  Miss  fallen,  sehr  häufig  in  der  altern  Lit. 
.Werdend  einen  m.  ab  euch  selbs  haben.'  1531/48. 
Ezech.  =  ,oin  missfallen.'  1667.  —  Mhd.  misneml 

Nach-:  nach  vollzogener  Ausrichtung  später  noch 
zu  erwartender  Erbteil.  .Niemands  soll  Gewalt  haben, 
sein  N.  oder  andere  Erbschaft,  so  er  zu  erwarten 
hätte,  zu  versetzen.'  1666,  BSa. 

Not-:  Unglück,  s.  d.  Comp.  N.-Stube.  —  W\i.nüt-val. 

Pen-:  1.  Straffälligkeit.  ,In  sorgen  stön,  dass  er 
gegen  k.  majestet  in  ungnad  und  peenfal  kommen 
möchte.' Vad.  —  2.  Busse;  Strafgeld.  ,Uf  den  ebruch 
sind  härte  straf  und  penfäl  gesetzt.'  1526,  Ei;li,  Act. 
—  Abi.  penfällig  (s.  d.). 

Bett-  =  Fall  2  d,  sofern  er  mit  einem  Bette  be- 
zogen wurde,  was  häufig  bei  verstorbenen  Frauen 
vorkam.  ,Da  die  Hiltin  eine  Gotteshausfrau  ist  und 
keine  unberatene  Tochter  hinterlässt,  so  soll  der  Abt 
beide  Fälle,  den  Bett-  und  Gewandfall  nehmen.'  1494, 
Absch.     Vgl.  Offn.  Laufen  bei  Fall  2  d. 

Rü"-:  1.  „Reue  über  einen  geschlossenen  Ver- 
trag, Kauf.  —  2.  Busse,  Entschädigung  wegen  nicht 
gehaltenen  Vertrages  VOrte."  —  Syn.  Rü^-Kauf. 

Rück-:  rechtlicher  Termin,  bis  zu  welchem  ein 
Kauf  rückgängig  gemacht  werden  kann.  ,Zu  Verhütung 
gegenseitiger  Benachteilungen  wird  der  B.  od.  das  so 
betitelte  Zihl   und  Tag  ferners  beibehalten.'    S  1807. 


743 


Fal.  fei,  til.  f"l,  ful 


744 


Selb -Fall:  durch  Wind  verursachter  Fall  des 
Holzes;  solches  Holz  selbst.  Syn.  Holz-F.,  Wind- 
Bruch.  ,Es  send  ouch  alle  Windbruch  und  selbval 
in  den  hölzren  eines  vogtes  syn.'  Hofr.  Lunkhofen. 
Schau-:  1.  der  äussere  Rand  eines  Gegenstandes, 
hes.  eines  StückesTuch  Bs;  Gl;  Z,  eines  Ackers  ZBenk., 
eines  Getreidehaufens  ZSth.,  der  den  Vorübergehenden 
oder  Prüfenden  in  die  Augen  fällt  und  sie  zur  Be- 
sichtigung oder  zum  Kaufe  lockt,  indem  er.  auch  etwa 
in  betrügerischer  Absicht,  schöner  ausgestattet  ist; 
Schau-Ende.  ,Aller  pammeren  obertilinen  am  schau- 
fäl  schürpfen  oder  rüch  behoblen.'  1554.  Hotz,  Urk. 
.Specimen,  seh.,  ein  prob,  probstuck.'  Denzl.  1G77; 
171G.  Syn.  Schaufaden.  —  2.  das  äussere  Ansehen, 
der  Schein.  ,Das  Tuch  ist  auf  den  Seh.  gemacht.' 
SuLGER.  .Etwas  an  den  Seh.  stellen.'  ebd.  ,Uppige 
kleider  tragen,  stäts  uf  den  schowfaal  ufzieren.'  Bdll. 
1540.  .Das  ein  hübschen  schauwfal  hat,  das  köuflich 
ist.'  Fris.;  M.\l.  .Componi  ostentationi,  zum  seh.  ge- 
ordnet werden.'  ebd.  .Gelegenheit  zu  einer  trefflichen 
Stadt  mit  schönem  Aussehen  und  Schaufahl.'  Tschudi. 
Gallia.  —  S.  augenfälliger  Platz.  ,In  jedermanns 
schawfahl  und  zuvorderst  im  spil  sich  erzeigen.'  FWtss 
1G50.  —  4.  Besichtigung  der  Wohnung  und  der  Be- 
sitzungen des  Freiers  von  Seiten  der  Geliebten,  wenn 
sie  den  Heiratsantrag  erhalten  hat  Zg.  Syn.  Geschaut. 
Tod-:  1.  =  Fall  2  d.  .Sollend  alle  todfäll  nach- 
glassen  syn.'  15'25,  Absch.  —  2.  Todesfall.  Es  gid 
Todfäl,  es  kommt  zum  Blutvergiessen  S. 

Wider-:  1.  Rückfall  des  abhängigen  Gutes  an 
den  Grundherrn.  ,'Doch  soll  der  artikel  des  wider- 
fals  halb,  dass  man  die  güeter  nit  erben  soll  denn 
unz  in  das  ander  glid,  hin  und  ab  syn,  also  dass  sy 
ye  einer  von  dem  andern  erben  und  die  güeter  von 
eini  an  den  andern  fallen  sollen  wie  ander  güeter.' 
1538,  Ratugeb,  ürk.  —  2.  der  meist  nur  teilweise 
Ruckfall  des  von  dem  absterbenden  Ehegatten  in  die 
Ehe  gebrachten  Gutes  an  die  rechten  Erben  des- 
selben, unter  Ausschluss  des  überlebenden  Gatten. 
.Wann  ein  erber  guot  fallen  wurd  in  frömbd  bände 
und  uss  der  linien,  da  das  guot  har  kommen  ist,  da 
soll  dann  der  w.  an  einer  herrschaft  und  biderben 
lüten  stän  [in  ihre  Entscheidung  gelegt  werden].' 
1507,  B.  ,Wo  zwei  eliche  gemächlten  an  elich  lyb- 
erbcn  absterben,  dann  soll  es  w.  gen  und  sonst  nit.' 
15'29,  B.  .Wenn  durch  sömlich  teilung  das  guot  in 
frömbd  händ  fiele,  da  soll  der  dritteil  angends  wider- 
fallen des  toten  nächsten  erben  und  sünst  kein  wider- 
fal.'  ebd.  ,Mächnussen  [=  Vermächtnisse]  beschuhen 
uf  ein  w,'  1539,  Bs  Rij.,  also  auf  blosse  Nutzniessung. 
—  3.  was  der  Frau  in  Ansehung  ihres  Brautschatzes 
und  zu  dessen  Sicherstellung  von  dem  Manne  aus- 
gesetzt wird;  Gegenvermächtniss  B;  Syn.  Widerlaij. 
Dann  auch  das  von  den  Ehegatten  auf  Ableben  hin 
einander  gegenseitig  ausgesetzte  Erbgut;  Ver7nächt- 
niss,  wodurch  der  Ruckfall  des  Erbes  an  die  rechten 
Erben  verhindert  wurde.  .Zwei  ehemöntschen  mögen 
einanderen  die  widerfähl  mehren,  besseren,  ordnen 
und  all  ir  guet  geben  und  vermachen.'  1541,  B.  — 
4.  Glücksumschlag.  .Der  Abt  [hätte  gerne  nach 
König  Albrechts  Tod  J^roberungen  gemacht,  allein  er] 
entsass  [fürchtete]  den  w.'  Vad.  —  Vgl.  >cidcr/aUen. 

Gewand-:  1.  der  Fall  (2  d),  sofern  er  in  Kleidern 
(auch    im    besten  Bett    oder    in  Kleinvieh)    entrichtet 


wurde.  ,Üb  ain  gottshusmaun  lyberben  verliess,  das 
nit  knaben  wärind,  und  der  erb  fal  an  frowen  fiel 
oder  an  töchteren,  so  ist  der  gwandfal  des  waibels.' 
ÜFFN.  Sulgen.  Syn.  Hässfall.  Vgl. :  ,Hat  er  aber  nit 
vichs,.  so  soll  er  geben  das  best  gewand,  als  er  am 
sunnentag  ze  kilchen  gät.'  Üffn.  Schwamendingen  XV. 
—  2.  der  neben  dem  , Hauptfall',  welcher  dem 
Landvogt  zufiel,  dem  Untervogt  oder  anderen  Unter- 
beamten zukommende  , Todfall'  an  der  genannten  min- 
derwertigen Habe.  .Desshalb  die  unsren  sich  dreffen- 
lich  klagt,  wie  sy  von  den  undervögten  des  gwandfalls 
halb  fast  beschwert  werden  der  niäss,  dass  sich  zum 
dickern  mal  begeh,  dass  sy  eim  undervogt  mer  geben 
müessend,  denn  unserm  landvogt  worden  war  [=  sei].' 
Baden  1512.  ,Hat  es  hinfür  die  meinung,  dass  die 
Thurgöwer  für  den  houptfal  nit  meer  dann  ein  guldin 
in  münz  und  für  den  gewandfal  ein  ort  eins  guldins 
und  nit  wyter  noch  ferer  und  das  allein  zuo  einer 
bekanritniss  schuldig  syn  und  also  mit  diem  fal  das 
geläss  ouch  bezalt  syn  soll.  Es  möchte  aber  einer 
des  gewandfalls  halb  so  gar  arm  syn,  weisst  sich  ein 
jeder  gerichtsherr  denn  im  selben  wol  zuo  halten.' 
1530,  Absch. 

Wind-:  vom  Winde  umgeworfener  oder  schief 
gedrückter  Baum,  abgewehtes  Holz  Bs;  B;  E.  Wie 
früher  dasselbe  auch  Nichteigentümern  etwa  zur  Nutz- 
niessung überlassen  wurde,  so  darf  noch  heute  da  und 
dort  der  Pfarrer  aus  dem  Pfrundholz  ungefragt  davon 
nehmen.  ,Sy  söllind  selber  umb  laden  luogen,  in- 
sonderheit dieweil  sy  das  holz  vom  w,  und  winterhouw 
anderswohin  verkauft  und  hinweg  geben  habend,'  1562,- 
Hotz,  Urk.  ,Dem,  dess  der  bäum  an  der  march  nit 
ist,  soll,  was  auf  sein  ertreich  fallt,  als  der  w.,  wie 
von  alter  har  werden.'  1563,  BSi.  ,Die  Ziegler  sollen 
sich  hinfort  der  Windfahls-Dölderen  [Wipfel]  und  ge- 
meiner Afterschlägen  behelfen,'  1697,  Bs  Waldordn. 
(Die  Ziegler  hatten  an  den  Holznutzungen  der  Ge- 
meindswaldungen nur  bedingten  Anteil.)  .Der  Wind- 
fahl, so  zu  nichts  Anders  als  zu  Brennholz  taugend- 
lich.' 1747,  BSi.  Syn.  WindgefälL  -  Mhd.  wintml. 
Wasser-:  das  Gefälle  des  Wassers.  S.  hci.Müli-F. 
Zue-:  1.  Zufälliges,  bes.  ein  Ereigniss  von  nach- 
teiligen Folgen,  wie  Krankheitsanfälle  u.  ä.  En  Z. 
überchö'  oder  g'ha'  ha"  Z.  Es  Zuefäli,  eupheni.  bes. 
Schlagfluss,  es  Schlegli  Z.  ,Ee  Adam  in  d'  sünd  gfallen, 
ist  er  in  alle  weg  vollkommen  und  aller  gepre.sten 
oder  zuefälen  ledig  gsyn.'  Güaltu.  1555.  .Dass  üwer 
macht  zuo  allen  unsern  zuofällen  [bei  Allem,  was  uns 
zustossen  sollte]  .schnell  bereit  syn  werden.'  1521, 
Absch.  —  2.  was  Einem  zu  Teil  wird,  a)  erbrecht- 
licher Vermögenszuwachs  =  Fall  ä  h.  ,Als  ob- 
vermeldte  Satzung  [von  den  Pflichten  eines  Falliten] 
keinen  erblichen  zuofal  begryft  [ins  Auge  gefasst 
hat].'  1597.  Z  Erbr.  —  b)  zufällige  Einnahmen, 
Accidentien.  Sportein.  ,Das  in  semlichem  wesen  [da 
der  Stadt  durch  den  Vogt  Hagenbuch  alle  Märkte 
und  Gewerbe  abgeschlagen  worden]  alle  und  ietliche 
nutzungen  und  zuefäli  der  Statt  [Mühlhausen]  also 
abgangen,  das  sy  zu  nüt  worden  sind,'  1474,  .\bsch. 
.Habend  wir  doch  wenig  ingends  noch  zuofalls,  es 
syge  an  wuchenmärkt  noch  jarmärkt,  dann  dass  wir 
uns  uss  dem  erdrych  nerend,'  1525,  ebd.  ,Dass  der 
nüw  vogt  der  wittwe  des  alten  gelangen  solle  lassen 
den  jarlon  bis  Wychenachten,    doch    die  zuofäll   dem 


745 


Pal,  fei,  lil,  toi.  ful 


7-16 


jetzigen  vogte  vorbehalten,  so  er  liinfür  verdienen 
würt'  1528,  Strickl.  —  3.  Einfall.  ,Mir  ist  ein 
guoter  z.  kommen;  das  mittel  würt  helfen!'  lässt 
NMan.  den  Arzt  am  Krankenlager  sagen.  —  4.  Zu- 
strömen einer  Menge.  ,In  disem  Dorf  ist  ain  grosser 
Z.  von  Wagen  und  Karren.'  Stockar  1519.  ,.A.ls  grosser 
Z.  war  zu  unser  Frouwen  gan  Büren.'  Ansh.  ,Affluens 
studiis  locus,  ein  ort,  in  welchem  wol  ze  lernen  ist 
und  darvon  ein  grossen  z.  hat.'  Fris,  —  5.  Beitritt; 
Zustimmung,  Beifall.  ,Wa  ist  aber  meer  zuofals  zuo 
Christlichem  glouben,  meer  ufwachses  Christenlicher 
Unschuld  gewesen?'  Zwingli.  ,Der  z.  des  gemeinen 
niannes  ist  unser.'  1529.  Absch.  ,Von  der  frucht  seiner 
predig  und  z.  der  glöubigen.'  1531,  Apostels.  Vgl, 
zuefaUen.  —  '2  b  eotspriclit  wörtlich  dem  aus  dem  Lat. 
abgeleiteten  .Accidenz'. 

allen-falls  all^fäJs:  wie  nhd.;  auch  .beispiels- 
weise'. ,Gott  dankend  ass  sie  mit  ihrer  Haushaltung, 
was  der  Tisch  raitbracht,  allefalls  Erdiiptel  und  Ge- 
mäss, das  sie  selbst  gepflanzt  hatte.'  Merkw,  d.  XVIU. 

glich-:  1.  ebenso.  Als  Antwort  bei  Glückwün- 
scben,  bes.  auch  beim  Abschiede  gebräuchlich.  A:  Gott 
h'hüet-i'';  schlofed  wol!    B:  Glichfäls  (ir  au'''J!  Z.  — 

—  2.  gleichviel  ob,  als  Conj.;  vgl.  umgestellt  .ob- 
gleich'. , Weiss  woll,  dass  ich  kein  ruow  nit  hab.  Es 
ayge  glychfals  nacht  old  tag.'  Com,  Bkati, 

fall-bar:  von  Gütern,  mit  der  Pflicht  des  Falles 
behaftet.  ,Ouch  soll  man  wisun,  dass  die  schupposen 
vallber  sint,  also  wer  die  seh.  inne  hat,  gät  der  ab 
von  todes  wögen,  also  mang  seh.  er  inne  hat,  ist  dem 
gottshus  von  jeklicher  seh.  ein  höpt  gevallen.'  Offx. 
Tettingen.     Syn.  fall-los. 

„Fäsch-Päll  -F.d:  mit  .Fäschgras'  bewachsene 
Trift  oder  Bergweide  BE.;  LE."  —  S.  Gefall  i  c.  d. 

Gefäll  kfe'n.  kfäl  (kfölj:  1.  concr.  a)  Abfälle, 
z.  B.  diejenigen  Teile  des  Schlachtviehes,  welche  man 
nicht  auswägen,  sondern  nur  als  Zugabe  verwenden 
darf  Aä.  I''' u'änsch-ech  am  Wurstmcil 's  Allerbest :  im 
därmige  Säckli  'hräglet  [gebratene]  8  Ell  von  alle"  Sorte' 
und  settigem  [solchem]  G'fäll,  wie  zum  Exempel  tw'' 
Schnörrli  [=  Schnauze,  eine  Delikatesse]  driiff  iiehe 
[=  hinauf],  init  andrem  G'rümpel  \^=  Durcheinander], 
Wurstlied  AAStauf.  —  b)  G'fell,  steiler,  steiniger  Ab- 
hang, Trümmerhalde  W.  —  c)  G'fäl,  Abteilung  der 
Alpweide,  welche  gedüngt,  eventuell  gemäht  und  darum 
eingezäunt  wird,  bes.  der  zunächst  um  die  Sennhütte 
gelegene  ebene  Platz,  der  seine  Düngung  von  selbst 
durch  das  dort  zum  Melken  und  zur  Nachtruhe  sich 
lagernde  Vieh  empfängt  BE.,  öO.;  LE.  Ggs.  Magere; 
^yn.  Läger,  Heuplatz;  vgl.  gefallen.  .Sonst  bleibt's 
[das  Vieh]  in  dem  Gefleld  (Gefähl),  das  gleichet  einer 
Matten.'  Lied  v.  den  Handlungen  des  Hirten.  Daher 
,g'fäle",  Dünger  auf  ein  ,Gefäll'  .streuen",  —  d)  G'fäl, 
Weideplatz  mit  Sennhütte.  Der  Senn  zieht  mit  vor- 
rückender Jahreszeit  aus  den  ,Vorsässen',  Vorweiden, 
zuerst  auf  das  untere,  dann  auf  das  obere  G.  BHa. 
Syn.  Bochfäl;  Stüfel.  Vgl.  fälen.  —  e)  im  G'fe'll  BO. 
0.  ü.;  LHergisw.  (auch  -ö-);  Z,  G'fäl  BTrueb,  als 
Eigenn.  von   Örtlichkeiten.  —  f)  G'fäl,    Vieh   BHk. 

—  g)  PI.,  Einkünfte,  Abgaben  (Kanzleispr.).  ,Deni 
Weibcl  von  Kilchlerauw  [als  Sold  für]  die  Gfällenen  all- 
dorten  einzuziehen.'  1742.  Schloss  Rued.  —  2.  abstr. 
a)  G'fe'll,  Neigung  einer  Strasse,  einer  Wasserleitung. 
Syn.  Fall.  —  b)  G'fe'll  Aa;  Ar  {e');  Bs;  BE.;  Gr;  L; 


G;  S;  Th;  W;  Zu.,  WL,  G'fel  B  (Id.  B;  ZvRo);  L; 
SchwMuo.;  S;  Uw;  Z(;,  G'fSH  ZS.,  G'f^l  BRi.,  Si., 
G'fül  LH.,  äusseres  Glück  durch  Zufall,  sowohl  ein- 
zelner Glücksfall  als  fortdauerndes  Geschick,  a)  mit 
dem  best.  Art.  '.5  G.  hä",  vom  Glück  begünstigt  sein 
L;  Z.  Wortspiel:  Wenn  Eine'' 's  ganz  Sterneberg  hett, 
SU  hett  er  's  G.  [so  heisst  nämlich  auch  ein  Weiler 
der  sonst  als  arm  geltenden  ZGemeinde  St.]  Me  mos 
[man  muss  sc.  zum  Wollen  und  Fleiss  hinzu]  aw''  '.s 
G.  ha'  Av.  ,Ist  das  blinde  Glück,  der  Zufall,  das 
sog.  G.  schuld  daran?  Die  Leute  .sagen  immer:  ich 
habe  das  G.  nicht,  es  ist  heut  zu  Tage  Nichts  mehr 
zu  machen.'  Gotth.  ,Es  kam  auf  das  G.  ab;  es  gab 
Tage,  wo  Einer  von  uns  Nichts  erhielt,  ein  Anderer 
viel.'  ebd.  Es  hanget  vil  [=  sehr]  vom  G.  ab.  Dem 
G.  underworfe".  Je  b'schissner  [betrügerischer]  d'  Lüt, 
um  so  grösser  's  G.  Schild,  ß)  ohne  den  best.  Art. 
Juhe,  icer  G.  hed  g'ha'  mit  Finde"  [von  Ostereiern]. 
RWvss.  Mir  G.  ha'  als  Verstand  S.  Mer  hin  [wir 
haben]  ditz  Jär  vil  G.  g'han,  z.  B.  u.  bes.  in  der  Vieh- 
zucht BSi.  Guets  (es  grosses,  es  b'sundersj  G.  Es  ist 
es  G.  [blosser  Glückszufall],  wenn  Eine  d'  Sehibe  trifft. 
Mhd.  rjereUe,  Fall;  Abgrund;  Abgabe;  Glück.  Die  Scbwan- 
kungea  des  Voc.  erklären  sich  daraus,  dass  die  Ableitung 
von  ,Fall'  mehr  oder  weniger  deutlich  gefühlt,  dazu  der  Um- 
laut in  älterer  (c')  oder  neuerer  Färbung  (•,€)  angeschlagen 
wurde.  Beides  verbunden  mit  dem  Umstände,  dass  ,Fall'  mit 
langem  Voc,  gesprochen  wird,  daneben  , fallen'  und  ,gefällig' 
mit  kurzem.  Die  Färbung  e*  mag  sich  von  .Ungefäll'  aus, 
das  sicli  begrifflich  mit  ,fe''hlen'  berührt,  auf  , Gefäll'  über- 
getragen haben,  —  Zu  1  b  vgl.  die  syn.  (J'hi  und  Rini  von 
riehijen,  risen,  fallen.  —  1  c  mag  sich  auf  die  Lage  der  Senn- 
hütten beziehen,  indem  dieselben  meistens  in  einer  Einsenkung 
errichtet  werden,  gegen  welche  die  Umgebung  abfällt,  od. 
auf  den  Mist,  den  das  Vieh  dort  fallen  lässt,  wozu  das 
Präf.  mit  coli.  Sinu  gut  passen  würde;  vgl.  indess  auch  Fi'l 
bei  Fdd,  welcher  Zshang  .jedenfalls  dem  Verf.  des  oben  ange- 
führten Hirtenliedes  bei  seiner  versuchten  Verhochdeutschung 
vorschwebte,  c  u.  d  dürften  wohl  unter  einen  Begriff  zsgefasst 
werden.  —  Zu  e  lassen  sich  verschiedene  Grundanschauungen 
denken,  indem  die  Deutung  als  haldige  Örtlichkeit  nicht  auf 
alle  passt;  mit  Bez.  auf  andere  ist  der  Ansdruck  viell.  syn. 
mit  Rüti,  Schwand  (durch  Fällen  des  Waldes  urbar  und 
wohnlich  gemachter  Boden).  —  g.  .Gefällinen'  setzt  einen 
»veibl.   Sg.   ,GefaHi'  voraus.    —    Abi.  geßälen;  rjefulliij. 

Un-  Uy-,  U"-,  0 Dim.  Okfelleli  Ap:  Miss- 
geschick, Unfall,  das  Gegenteil  von  Gefäll  2;  Unglück. 
Er  ist  iez  au  recht  i"  's  U.  i-e  [=  hinein]  cho".  's  Un- 
g'fell  ritet-e  [ihn]  oW*  recht!  S.  Ung'feler  [wieder- 
holtes Missgeschick]  im  Stall  mit-em  Veh  Z.  Wer  's 
U.  het,  bricht  uf-em  ebne  Boden  e  Bei'.  Sclger.  Es 
ist  Tceis  Ug'fäl,  ivan  es  ist  noh  es  G'fäl  derbl  BRi. 
Das  ist  mys  U.  g'si",  war  mein  Unglück.  .Das  war 
aber  unser  ungfell.'  Schürpf  1497.  .Krieg,  türe,  ster- 
bend, hagel,  ryf.  missgewechs  und  ander  derglych 
ungefell.'  ßs  Rq.  .Gross  ungefal  was  dazuomal  uf 
der  V,  Zürich  teil.'  Edlib.  .So  kommen  wir  aus  un- 
gefäll.' RuEP  1545.  .Arm  das  grössest  ungefehl.'  Rüd. 
Mey.  1650.  ,ln  vielgedachts  Erdbidems  ungefell  un- 
wonhaft  worden.'  Würstis.  Spec,  Ansteckung  mit 
Krankheit  GrD. ;  U;  in  Gr  werden  zum  Schutz  da- 
gegen Halsschnüre  von  den  Früchten  des  Spindel- 
baumes getragen.  Euphem.  und  verhüllend  z.  B.  für 
Todschlag  (vgl.  .kam  zu  schaden  und  ungefell,  dass 
er  ein  burger  erschlug.'  BWaldis  IV  Fab.  67).  , Damit 
böser  ungefell  und  unrat  verhüet  werden.'  153u,  Absch. 
ist  eine  versteckte  Krjegsandrohung. 


747 


Pal,  fei.  fil,  t'ol,  ful 


748 


Mild,  unijrnilr  =  vnijiml  m..  D.  In  unserer  Volksspr. 
hat  es  den  Aiisdrnck  .Unglück'  lieuiabo  ganz  verdrängt.  — 
PI.  auch  ohne  Endung:  ,die  künftigen  ungefell.'   1531,  Lucas. 

Miss-Gefäll:  dasselbe,  Bs. 

Sü'"'-  SÖU-:  unerhörtes,  unverdientes  Glück  L. 

Welt-:   Glück  in  der  Welt.     Vil  W.  ha"  BSi.  -- 

Ahl.    wehtjeJiJlUij. 

Boch-Fäl  n.:  „der  Bezirk  der  Alpweide  zunächst 
um  die  Sennhütte  und  zwar  der  gedüngte,  fetteste 
Fleck  derselben,  wo  man  das  Vieh  gewöhnlich  zum 
Melken  lagern  liisst  Ap."     Sjn.  Gefäll  1  c.  d;  Ferrig. 

gefäll:  fällig,  verfallen.  , Wegen  versessenen  und 
gevelnen  zins.'  Urk.  1405  (Arg.). 

Falle"  f.  —  Dira.  Fälleli:  1.  Türklinke  Aa;  Ap; 
Bs;  B;  VOrte;  Gl;  G;  S;  Z.  D'  Tür  ist  uf  (l'r  F., 
nur  angelehnt,  nicht  im  Schloss  Z.  ,Die  Türe  [einer 
Freistatt]  in  der  F.  stehen  lassen',  nicht  schliessen. 
BsLie.,  XVU.  Syn.  Ginschet;  Klinge.  —  2.  Fall- 
türe, Klappe  Gr;  „VOrte";  Z.  Liegende  Türe, 
welche  die  Öffnung  eines  Bodens  sch]ies.st  Ap.  t>yn. 
(Fäll-)Balchc",  -Lade''.  Der  Laden  oder  die  Öffnung, 
durch  welche  man  auf  einer  Treppe  in  einen  untern 
Raum  hinabsteigen  kann  Sch.  Vorrichtung,  den  Keller 
zu  schliessen,  indem  man  von  der  Stube  aus  einen 
an  der  Kellerdecke  befestigten  Sparren  an  einem  Seil 
etwas  hinunterlässt  BSi.  Falltüre,  welche  in  den 
Keller,  auf  den  Estrich  führt  GrD.  Falltüre  an  einem 
Gefängniss;  der  Deckel  der  Chiche,  des  Gefängnisses, 
im  Rathaus  GrD.  .Einen  auf  die  F.  legen',  um  ihn 
dort  hinunterzusenken.  ,üer  ward  uf  der  f.  gehalten' 
[im  Gefängniss].  Bgssh.-Goldschm.  Klappe  GRPr.,  an 
einem  Ofen  Gl;  Z.  Wasserschleuse  Gl  (z.  B.  an 
einem  Kanal);  GrD.  Ventil  SG.,  NA.  S.  noch  die 
Compp.  ---  3.  beweglicher  Teil  verschiedener  Ge- 
rätschaften, a)  der  Haken,  der  in  das  Zahnrad  an 
dem  vordem  ,Baum'  des  Webstuhls  eingreift  Z.  — 
b)  an  einer  Uhr.  ,Wie  wenn  einer  das  Fällelein  lupft 
an  einer  Uhr  und  sie  fängt  an  zu  schnattern,  bis  das 
Gewicht  am  Boden  ist,  so  war  es,  wenn  man  bei  Bäbi 
das  F.  lupfte  [=  ihr  Anlass  bot,  über  einen  ihr  sehr 
angelegenen  Gegenstand  sich  auszusprechen] :  da 
schnatterten  auch  alle  Rädlein  ihres  Gemüts  und  der 
Mund  klapperte,  dass  er  nicht  wieder  aufhören  konnte.' 
Brettenst.  1860.  's  Schnüerli  'zöge,  's  F.  g'liipft,  De'' 
und  de''  isch  wsepfüpft  [entwischt],  Anzählspruch  bei 
Kinderspielen  Aa;  Bs.  Er  het  's  F.  g'liipft,  einen 
Wind  gelassen  Bs;  Z.  —  c)  ,die  welsche  Falle',  das 
Fallbeil.  XVI.,  L  (der  Vorläufer  der  Guillotine).  — 
Messerartiges,  zwischen  zwei  schweren  Klötzen,  welche 
eine  auf-  und  niedersteigende  Bewegung  haben,  be- 
festigtes Eisen  der  Ratiere  (s.  Matzenfalle)  eines  Web- 
stuhles, durch  welche  nach  bestimmter  Reihenfolge 
die  Gcschirrflügel  an  ihren  Haken  in  die  Höhe  ge- 
zogen werden  Z.  —  4.  automatische  Vorrichtung 
zum  Fange  von  Tieren,  allg.  Eim  e  F.  lege"  BSi. 
(richte"  Aa),  auch  in  bildl.  S.  Teil  eines  Fischernetzes 
(Bären):  wenn  der  in  den  B.  gegangene  Fisch  eine 
am  einen  Ende  eines  Balkens  (Wäg)  befestigte  Schnur 
streift,  so  zieht  diese  eine  am  andern  Ende  befindliche 
Falle,  wodurch  der  B.  über  das  Wasser  geschnellt  wird 
Rhein.  Figgen  und  F.  BBe.  =  Figgen  und  Midi,  s. 
Figge".  -  5.  unvollkommene  Ähre,  wenn  durch  Frost 
udgl.  einzelne  Körner  zu  Grunde  gegangen  sind  ZRafz. 
—  G.  betrübtes  Gesicht.     E  F.  mache"  Bs. 


Mhd.  mtte  f.,  Falle;  Klinke.  —  Bed.  5  viell.  vom  Ab- 
oder  Ausfallen  der  Körner.  6  von  schief  gezogenen  Mienen 
r«  Mül  henK-e,i):  vgl.  Syn.  MMßillewjrsirht.  —  Abi.  ßiUn  I , 
fidlnen. 

Ofen -Falle:  Klappe  zum  Öffnen  u.  Schliessen  des 
Zuges  im  Ofen  Z.  —  Hurd-  =  Falle  4  aus  Flechtwerk. 
Die  G  Landsatzgn  des  XV./XVL  verbieten  .hürdfallen, 
schupfreitel  u.  derglych,  damit  dheiner  dem  andern 
syn  hund  oder  katzen  fahe.'  —  Kichen-  s.  Falle  2. 
.Sollend  alle,  so  die  Buoss  nit  zuo  geben  habend  [ver- 
mögen], auf  der  Kirchenfallen  [so!]  gelegt  und  alldorten 
bei  8  Tagen  mit  Wasser  und  Brot  erhalten  werden.' 
GrD.  LB.  —  Keller-  Ch&ler-  fast  allg..  Glüirn-  ZRfz: 
die  Falltüre,  durch  die  man  in  den  Keller  („Neben- 
kellcr."  St.'')  hinabsteigt  Ap;  Sch;  Z.  —  Kämin- 
Che°mi-:  Kaminklappe,  d.  h.  Klappe  zur  Öffnung  und 
Schliessung  des  Rauchfangs,  Schornsteins  Ap.  Syn. 
Bassli  (s.  Asne  7  Sp.  505);  Kämi''deckel.  —  Kapu- 
ziner-: hölzerne  Klinke,  wie  z.B.  die  aus  der  Wohn- 
stube in  die  Nebenstube  führende  Türe  eine  hat. 
RocHH.  1867,  2,  122.  —  Klotz-:  Falle  für  Mäuse  und 
Ratten,  bestehend  aus  einem  schmalen  Brettchen,  wel- 
ches über  den  Rand  eines  mit  verdecktem  Wasser  ge- 
füllten Kübels  oder  Topfes  hineinragt  und  auf  dessen 
innerer  Hälfte  ein  Klotz  ruht,  der,  wenn  die  Schwere 
des  vorwärts  .spazierenden  Tieres  dazu  konunt,  das 
Brettchen  mit  Allem  zum  Sturz  ins  Wasser  bringt  ZO. 
—  Lös-:  eine  Art  Schleuse  an  einem  Schwellenwerk 
(zum  .Loslassen'  des  Wassers).  —  Lüs-:  (scherzh.) 
Kamm  ZStdt.  —  Lotter-:  L  ein  von  Kindern  ge- 
machtes und  vei'decktes  Loch  im  Boden,  in  welches 
ein  damit  unbekanntes  Kind  beim  Spielen  hineinfallen 
soll  L;  trügerischer,  unfester  Boden,  der  den  unvor- 
sichtigen Betreter  leicht  zu  Fall  bringt  B  (Zyro); 
vgl.  Falle  4.  —  2.  baufälliges  Gebäude,  altes  Haus, 
schlecht  gebaute  Hütte  Bs;  Gr;  L;  S;  ZKn.  Syn. 
Klüttere,  Gelütter,  Gelötter.  Altes  verlottertes  Gerät 
Bs.  Lockere  Türklinke  Bs  (vgl.  Falle  1).  —  Mus-, 
Mus-  (Mise-  Ndw):  1.  Mausfalle.  Bildlich  „eine  M.' 
machen:  beim  Grüssen  den  Hut  nur  ein  wenig  heben 
Gr;  L;  Z."  —  2.  eine  Art  unterirdischer  Abzugs- 
graben für  Wasser.  .Alle  mäusfallen  oder  wo  das 
Wasser  under  und  ob  dem  ertrych  heimlich  eingeführt 
wirt,  sollen  hinweg  getan  und  vermacht  werden.'  Stdtb. 
Wint.  ,Das  Wasser  in  der  Eulach  ist  mit  vilen  grossen 
Nebendgräben  und  heimliehen  Au.sgängen  oder  Müs- 
fallen  verschweineret  [vermindert].'  ebd.  —  Schär- 
müs-:  eine  bes.  Art  unterirdischer,  zangenartiger 
Maulwurfsfallen  Z.  —  Niggeli-:  Mausfalle,  bei  wel- 
cher das  Tier  durch  ein  Brett  erschlagen  wird,  dessen 
Stütze  weicht,  sobald  jenes  an  einem  gewissen  Holz- 
klötzchen (Niggeli)  rüttelt  Gl.  —  Bären-:  Name 
einiger  Häuser  in  BHk.  (wo  viell.  früher  Bären  ge- 
fangen wurden).  —  Ratzen-:  Vorrichtung  zu  kün.st- 
licheren  Seidengeweben  (Atlas  oder  Satin),  oben  auf 
dem  Webstuhl,  zum  .aufhängen  des  .Geschirre?'  und 
zum  Ersatz  der  .Trotten',  frz.  ratiere  (aus  dem  es 
umgedeutet  ist),  die  Vorläuferin  der  Jacquardmaschine 
Z.  —  Schütti-:  Falltüre  oder  -laden,  die  auf  den 
Estrich  führt  Z.  —  Stuben-:  Klinke  der  Stubentüre. 

—  Stell-:  eine  Art  Schleuse  au  einem  Wässerungs- 
graben, welche  sich  mit  blosser  Hand  richten  lässt  Bs. 

—  Dach- =  A'ämiw-i''.  ZWyla.  Durch  dieselbe  wird 
namentlich  das  Tageslicht  in  die  sonst  dunkle  Küche 
eingelassen.     -  Tür-:    Klinke  G;  Sch;  Z;    Redinher, 


749 


Fal.  fei.  til,  fol.  t'ul 


750 


Wenn  i'''  g'uüsst  hett,  dass  du  chämist,  so  hett-i'''  d'  T. 
(f feget!  sagt  man  sclierzh.  zu  einem  werten  Gast  GF. 
Allerhand  ist  e  T.  (Wortspiel)  Z.  Syn.  Schliinyge.  — 
Tiitsch-:  Klaiipfalle  für  Mäuse  GkD.  Syn.  Ni<ii/eli-l''. 
—  Wasser-:  1.  „bewegliches  Fallbrett  über  dem 
Wasser  L;  Z."  —  2.  Wasser  ventil.  , Unten  in 
jedem  Stiefel  [der  Pumpe]  ist  eine  W.,  welche  Ventill 
genennt  wird.'  Feuerspr.  1790.  —  3.  Stelle,  wo  ein 
Wasser  von  einem  Berge  fällt.  So  heisst  eine  Stelle 
an  der  Limmat  im  A.\Bb.,  eine  am  Schimberg  L,  ein 
Bergrücken  zw.  Bs  und  S.  Wehr:  ,Drei  auf  einander 
folgende  Wasserfallen,  ca  7 — 8  Schuh  hoch,  sind  im 
Brühltobel  angelegt,  können  geschlossen  und  zu  Auf- 
schwellung des  Wassers  gebraucht  werden.'  Herisaü. 
Avisbl.  1813. 

fallen  I,  dim.  fällelen:  wiederholt  an  der  Tür- 
klinke drücken,  mit  derselben  spielen  BU.;  VOrte;  Z. 
S.  noch  fallnen. 

ab-fallen  I:  (Irans,  u.  schwach)  Tiere  in  Fallen 
fangen.  ,Das  Murmeltier  wird  in  Saas  nicht  abge- 
schossen, sondern  abgefallt.  Auch  die  Gemse  ward  in 
der  Vorzeit  abgefallt,  zu  dessen  Begründung  man  noch 
beutigen  Tages  hoch  in  den  Gebirgen  deutliche  Spuren 
grossartiger  Fallwerke  bemerkt.'  PJEuppen,  Saas. 

falle"  U  (/'eZ/e  ScH;  ZBenk.):  1.  von  Naturgegen- 
ständen und  Sachen.  ,Die  Sterne,  die  freilich  oft  auch 
fallen,    nach    der   Sprachweise  des  Volkes.'    XHerzog 
,    1862.    's  isch  en  grosse  Sehne  g" falle".    ,Es  fielend  zwen 
gross  ryffen.'  Bossh.-Goldschm.    's  Gras,  d'  Frucht  [das 
.    Getreide]  ist  g'falle,   hat   sich   gelegt  (von  Wind  und 
Regen)  A.tBb.;  Z.    ,0b  bei  ihnen  das  Korn  auch  schon 
;    gefallen  wäre,  ihres  [das  ihrige]  hätte  der  erste  Luft 
[    gestüssen.'  Gotth.    Vo"  d'r  g'fallne"  Frucht  wird  eken 
:    [kein]  Pur  en  Lump   [weil   der  Schaden  des  Fallens 
durch  die  , Schwere'  der  Frucht  ausgeglichen  wird]  Z. 
\    ,Man  wählt  sich    [um  Kleesamen   zu  bekommen]    den 
wenigst   fetten  Boden  aus,    weil,    wenn  der  Klee  von 
[wegen]  der  Fette  fallt,  er  ein  Beträchtliches  weniger 
[   an  Samen  abwirft.'  Z  Ges.,  1793.    ,Der  fallende  Bach' 
f   heisst  ein  Wasserfall  in  GrS.  ;    daher  viell.  auch  der 
\   Pamilienn.:  .Berchta  von  Vallenden  wäg  [Flut].'  Jähr- 
ZEITB.  Sins,  XV.;  s.  auch  Brunnen.     Sonst  indem  der 
Grundbegriff  der  vertikalen  Bewegung  mehr    zurück- 
tritt, auch  von  der  blossen  Richtung  übh.,  welche  das 
.    Wasser  einschlägt.     ,Wann  die  wasser  von  iren  alten 
yngängen  fallend  und  ander  ronsen  [Einnsale]  gwön- 

■  nend.'  Vad.  ,Gott  geb  an  welcher  selten  die  töss 
.  immer  rünne  ald  falle.'  Stdtb.  Winterth.  Und  danach 
;  in  allgemeinerem  Sinn:  .Von  erbinen  wegen,  so  von 
.   landt  vallend,  wie  man  die  ussern  darin  halten  soll.' 

153'2/44,  ScHvv  LB.     ,So  aber  einicher  erbfal  von  und 

.  uss   unsern   landgerichten    und   gebieten   viele.'    ebd. 

!  ,Hinder  sich  f.'  zurückgehen.    , Was  jedes  dem  andern 

■  [in  die  Ehe]  zuegebracht  hätte,  dieselben  güeter  f. 
,  wiederum  hinder  sich  auf  ihr  jedes  nächste  erben, 
'r  daher  solche  güeter  kommen  sind.'  1617,  Erbr.  Diessenh. 
:  (vgl.  Hinterfall) ;  einfallen,  zssinken  und  so  abnehmen : 
•  .Die   geschwulst   fallt,    residet   tumor.'    Hospin.  1683. 

Von  Tieren:    zu  Grunde   gehen,    crepieren   „Gr;  L; 

■  Zg"  (St."");  Z.  Was  fallt,  ist  dem  Schinder  GRh. 
Aber  auch:  geworfen  werden.  ,Der  Esel  ist  nit  gross, 
fallt  auch  nit  gross,   von  wegen   der  kelte  der  lands- 

'  orten,  da  sy  gmeinlich  fallen.'  Tiere.  1563.  ,[Ein- 
sidlens]  Land   ist   reich  an  aussbündigem  Weidgang, 


dahero  fallent  bei  ihnen  die  schönsten  und  besten  Pferd, 
so  in  der  Eidgnossschaft  mögen  gefunden  werden.' 
JLCvs.  1661.  ,Ein  Ochs,  so  an  dem  Wädenschweiler 
Berg  gefallen.'  JEEscher  1692.  Von  Produkten 
menschlicher  Gewerbstätigkeit:  erzeugt  werden.  ,Wz 
in  der  eignoschaft  gefallen  und  gemacht,  es  sye  leder, 
fei,  anken,  ziger,  käs,  ross  und  anders,  dass  denn  die- 
selb  koufmanschatz  zollsfryg  gan  Mailand  gän  soll.' 
Edlib.  ,Von  dem  sonderbaren  Zoll  etlicher  Waaren, 
so  im  Lande  f.,  wachsen  u.  zubereitet  werden.'  Z  Ges., 
1757.  Vom  Ertrag  einer  Steuer:  Es  sind  10  Frlcn 
g'falle  bi  der  Stür  Z,  eig.  viell.  ,in  die  Büchse  hinein- 
geworfen worden';  vgl.  aber  auch  ,fallen'  von  Würfeln 
und  Loüsen.  Vom  Fallen  des  Looses:  Ein  Mädchen, 
um  seine  Hand  gefragt,  antwortete  dem  Bewerber: 
Wie  's  fallt!  je  nachdem  die  Nachfrage  nach  ihm  aus- 
falle Z(SpiLLM.).  Von  zustossenden  Krankhcitsanfälleu: 
,Es  ist  dem  N.  ein  Schlag  |Schlagflu.ss]  gefallen.'  Ndw 
Kai.  1868.  Von  einem  Kin.le,  «las  pliitzlich  stirbt:  es 
ist  im  es  Flüssli  [Stecktiuss]  ij  falle  BHk.  ,Es  ist  mir 
abgeflossen,  ist  mir  ein  Fluss  gefallen,  humorum  de- 
stillatione  laboro.'  Hospin.  1683.  Zur  Last  fallen,  ge- 
legt werden:  Die  Boten  von  Zürich  entschuldigten 
sich  ,der  Rede  halb,  so  uf  sie  gefallen'.  1533,  Absch. 
, Welches  hier  auszuführen,  gar  zu  weitläufig  fiele.' 
JMey.  1694;  vgl.  nhd.  .schwer  fallen'.  Bildlich. 
a)  in  stehender  Verbindung  mit  Subst.  ,Der  Baum- 
woUengewerb  fiel  fast  gänzlich  ins  Kot.'  BRiooER. 
S.  auch  (in  den)  Brunnen,  b)  mit  län:  1)  preisgeben, 
aufgeben,  darauf  verzichten:  dr  Chaufschillig  la'  f., 
dahinten  lassen  aScHw.  E'  Wingert  (en  Aclcer)  f.  lön, 
aus  einem  Weinberg  einen  Acker  (aus  einem  A.  Wiese) 
machen  Gr.  'i)  ein  Erbe  hinterlassen :  ,des  Ver- 
storbnen, der  das  Erb  hat  f.  lassen.'  LB.  Ndw;  vgl.  3. 
—  2.  von  Menschen.  F.  ist  liechter,  als  üfstö". 
IsEicHES.  Von  einem  Mädchen :  zu  Falle  kommen,  die 
Unschuld  verlieren  Uw.  Us  de"  Chleidere"  (Uw),  us 
'em  Häs  (Gr).  ns  'em  G'n-and  (W;  Z),  vom  Fleisch 
(BHk.),  i"  d' Chleider  (AABb.)  f.:  abmagern.  A" 
d'  Stange  f.,  bekennen,  frei  heraussagen  BHk.  (eig. 
sich  herbeilassen,  ergeben;  vgl.  ,bei  der  Stange  blei- 
ben', im  Gespräch  nicht  abschweifen,  ursprünglich 
von  angespannten  Zugtieren).  I"  d'  Zug  f.,  die  letzton 
Atemzüge  tun  (vom  Todesröcheln)  BHk.  , Wollt  die 
[1.  .wöllti'V]  jeman  darüber  f.  [=  diese  Verordnung 
übertreten]  und  das  nit  halten.'  Opfn.  GottL  In  Ver- 
bindung mit  enzwei  u.  Acc. :  ,Oft  geht  einer  seines 
wegs,  entschlipft  und  fallt  seinen  hals,  g'nick,  arm,  bein 
entzwei.'  Klingl.  Gn.  1688.  In  Etwas  f..  darüber 
herfallen,  wie  im  Sturme  Etwas  anfangen,  ergreifen, 
z.  B.  i  d'  Chriesi  [Kirschen]  f.,  sie  alle  aufkaufen 
wollen;  sie  gierig  essen  Ndw.  ,Dass  die  müller  und  die 
pflster  in  die  merkt  fallint,  vil  ufkouflnt'  Z  Ratserk. 
1573.  ,Eim  in  kauf  f.,  prajmercari.'  Fris.,  ,intercedere 
emtioni.'  Hospin.  1683.  ,Es  soll  euch  dheiner  dem 
andern  in  keinen  kouf  weder  heimlich  noch  offenlich 
f.,  damit  der,  dem  der  kouf  erstlich  angebracht  [an- 
getragen wurde],  dardurch  nit  beschwert,  sondern  un- 
geirrt  und  fryg  koufen  lassen.'  1545,  Absch.  Vgl.  nhd. 
.Einem  ins  Wort  f.'  Ei'm  i"  Weg  f.,  in  den  Weg 
treten  BHk.;  rechtlich  Etwas  ansprechen:  ,Wann  der 
Manu  vor  syner  Frawen  abstirbt,  so  hat  diese  die 
Wahl,  das  Ihrige  mit  sammt  der  Morgengab  ze  nemen 
oder  in  den  dritten  Teil  alles  fahrenden  Hab  und 
Guts  zu  f.'  Gesetze  Gr  Ob.  Bund.     ,Alle  sollen  fortan 


751 


Fal,  fei,  til.  fol,  fvil 


752 


gefreiet  sein,  dass  niemaii  an  dheinen  liainesch  f. 
soll,  es  seien  Klöster,  Herren  oder  der  Eidgenossen 
Vögte.'  Baden  1422.  ,W.er  dem  andern  an  syn  aigen 
oder  an  syn  lehen  fallt  und  anspricht.'  üffn.  Gottl. 
1-521.  Einen  feindlichen  Angriff,  Einfall  machen : 
.Welcher  auch  in  zewürfnussen  oder  sonst  dem  anderen 
in  hart  fallt,  er  raupfe  ihn  denn  glych  uss  oder  nit.' 
L  Ansehenb.  ,Von  sömlichs  Schadens  wegen  fiel  die 
landsehaft  Zürych  für  die  Statt  durch  ein  merklichen 
uflouf.'  HBcLL.  1572;  rasch  hinziehen:  ,Zugend  un- 
sere fygend  über  Ryn  [auf  Garns]  und  fielend  da  wider 
über  Ryn  [zurück].'  Edlib.  Von  einer  Partei  abfallen 
oder  zu  einer  andern  übergehen:  ,Die  gottshuslüt 
waren  von  dem  abt  gefallen.'  Edlib.  Syn.  .sich  ab- 
werfen.' .Es  war  dann  sach,  dass  zwo  glych  urtel 
wurden,  dass  der  houptman  [Vorsitzer  des  Gerichtes], 
welche  in  göttlicher  dunk,  erkenn  zuo  dem  einen  teil 
f.  [StichentscheidJ.'  1529,  Absch.  ,Der  obman  fiel  zuo 
denen  von  SGallen.'  Vad.  ,Dass  es  uns  erlich  [ehren- 
haft] syge,  also  von  einem  herren  zuo  dem  andern 
zuo  f.'  1522.  Strickl.  ,Zu  dem  feind  über  f.'  Hospin. 
16»3.  Auf  Etwas  verfallen,  geraten,  dazu  übergehen, 
darauf  zu  sprechen  kommen:  ,Jetzund  so  wir 
fällend  in  betrachtung  diser  unser  wunderbarlichen 
zyt.'  Kessl.  —  3.  in  der  Rechts  spräche,  a)  mit 
pers.  Subj.,  schuldig  werden,  einer  Busse,  Strafe. 
,Wann  ein  Burger  einen  Frevel  begienge  und  dem 
Landvogt  in  die  Buss  fiele.'  1712,  Vertrag  B/Z.  ,Ge- 
fallen  syn',  schuldig,  verfallen  sein.  ,Wer  swüere 
unwönliche  bi  gott  oder  syner  rauoter  sagt,  der  ist  an 
gnade  gef.  der  kilchen  an  den  bü  ein  phunt  pfennige.' 
BSigr.  Jahrzeitb.  ,Wer  darüber  [gegen  das  Verbot] 
tüte,  der  ist  der  Statt  gef.  den  zehenden  pfenning.'  L 
1399.  .[Wenn  ein  Wirt  in  seinem  Hause  spielen  Hesse], 
so  wäri  er  gef.  des  vorgenannten  einunges.'  Stadtr. 
Diesscnh.,  um  1400.  —  b)  mit  Sach  subj.,  fällig 
werden,  von  Busse,  Zins,  Erbschaft  (mit  Dat.  P.,  erb- 
rechtlich zufallen,  zu  Teil  werden).  Es  Erb  ist-mn 
{-ejn  Z)  g' falle'  Gr;  Z.  .Darunibe  der  statt  besserunge 
[Busse]  f.  soll.'  1411,  Bs  Rq.  .Besserungen,  die  fallen! 
und  darrüerent  von  . . .'  ebd.  ,Da  der  zins  zu  StMartis 
tag  fiel  und  aber  er.st  zu  StMichels  tag  sich  ynzoch.' 
1521/1544,  ScHW  LB.  ,Ir  mulken,  das  sie  koufcnt  od. 
inen  von  zinse  gevallet  in  dem  lande  ze  Ure.'  1336. 
Gfr.  ,Gienge  da  die  frouw  ab,  so  wäre  dem  man  ge- 
fallen, was  sy  farendts  guot  hetti.'  Ofpn.  ScHwPfäff. 
1427.  ,Fuegti  es  sich,  das  der  mann  erschlagen  wurd, 
so  war  der  frowen  ir  erbrecht  als  gefallen.'  LB.  Schw 
Ma.  1427.  Das  Ptc.  adjectivisch  gefasst:  ,in  den  Erb- 
fällen, so  von  grossvätteren  oder  grossmüeteren  gef. 
werden.'  1611/31,  Bs  Rq.,  wofür  , fellig  w.'  1522.  S.  noch 
fallend  Tor.  —  4.  Inf  in.  subst.,  ds  Falle":  Fallsucht. 
Epilepsie  W.  Syn.  Hinfallen;  das  We,  u.  s.  hier- 
unten  6  u.  Valentin.  —  5.  Ptc.  Perf.  adj.  a)  g' fallen 
Cg'falles)  Obs,  von  den  Bäumen  vor  der  Ernte  ab- 
gefallenes ScH;  Z.  —  b)  erblich  zugefallen;  g'fallni 
ilfi«e;  =  geerbtes  Gut  Ap;  GWa.  .Wann  ein  solcher 
profess  würklich  gefalles  guot  hat  vor  der  profession.' 
LB.  ApL  1585/1828.  —  6.  Ptc.  Imp.  adj.  (subst.): 
fdjs  falle fnjd  (fällig  F,  g' fallet  GX.)  We  Ap;  BSi.;  S; 
W,  der  falled  Siech  W,  ds  Fallende  Gr  =  das  Fallen. 
,Fallende  Sucht,  Wehtätigkeit,  Epilepsie.'  Tu  Gesetz 
üb.  Viehhauptmängel  1811.  .Tmdm  dieses  schreckliche 
Übel  anzuwünschen,  war  in  den  alten  Rechtsbüchern 
argen  Beschimpfungen  gleichgestellt:  ,Wer  einem  das 


fallend  übel  wünst,  der  sollte  es  büessen.'  14'27,  Schw. 
.Derdeheinen  swuortuot,  dazuo  er  gott  neinpt  [^ nennt] 
oder  das  fallent  übel  fluecht.'  L  1430.  ,Gott  geb  dem 
leben  's  fallent  übel!'  Aal.  ,Ich  wellt,  dz  dich  das 
fallend  übel  angieng!'  LB.  Ap  1409.  ,Dis  sind  die 
frefnen  Wort:  des  ersten,  das  einer  den  andern  heisst 
liegen,  oder  er  hab's  erlogen,  oder  einem  das  f.  Ü. 
wünscht,  oder  er  syg  ein  schelm  oder  ein  keib.'  A.  LB. 
ScBwMa.  .Der  vallend  und  frölich  [s.  d.]  siechtag 
werd  dir  ouch!'  NMan. 

Die  Seh  Form  (ä),  welche  auch  der  StGaller  Kessl.  (s.  o.  2) 
1  Mal  bietet,  findet  viell.  eine  Stütze  an  der  Stelle  der  alten 
G  Rhetorili,  wo  es  von  dem  verwundetea  Eber  heisst:  stn 
bald  ellin  [seine  grosse  Kraft]  iie  läzet  in  rellin,  was  von 
Haupt  als  ,fallen',  nicht  ,fällen'  erlilärt  und  durch  die  in 
der  Keimchronik  des  Ap  Krieges  vorkomnieude  Form  .raisse- 
vellen'  bestätigt  wird;  s.  M.-Sch.  Denlim.  zu  der  Stelle. 
Dass  der  Umlaut  aus  dem  Präs.  Sg.  in  den  Infin.  gedrungen 
sei,  ist  darum  nicht  wahrsch.,  weil  er  sonst  in  unseren  MAA. 
gerade  bei  dieser  Conjug.  gar  nicht  eintritt.  Eher  ist  zu 
erinnern,  dass  auch  nhd.  .hängen'  missbräuchlich  iutr.  neben 
.hangen'  vorkommt,  wahrsch.  weil  dieses  auch  trans.  vor- 
kommt. —  Die  Formen  fallend,  falled  (fallet  BSi.),  fulli;/ 
zeigen  die  drei  Endungen,  welche  übh.  das  Ptc.  in  unseren 
MAA.  annimmt.  —  Der  Ausdruck  .fallend  Weh'  steht  für 
,Weh  des  Fallens'  und  gehört  zu  anderen  Fällen  von  Ver- 
schiebung attributiver  Bestimmungen.  —  Über  das  Yeibsltuiss 
zu   dem  Syn.  gehijen  s.   d. 

ab-fallen  H:  1.  vom  Wetter:  sich  ändern,  um- 
schlagen, schlecht  werden  Ap;  Gl;  Obw;  GA.;  aScHW; 
Zg.  —  2.  vom  Wein:  abstehen,  schal  werden.  Syn. 
um-.  .Es  mögent  aber  disere  wyn  über  das  jar  nit 
wohl  behalten  werden,  geschieht  ihnen  auch  bald  von 
Tonder,  Sommerhitz  oder  der  glychen,  das  syo  ab- 
fallent  und  brSchent.'  RCvs.  , Fällt  einem  Wirte  der 
Wein  ab,  so  ist  geboten,  ihn  zuzuschlagen  bis  zur 
neuen  Abschätzung.'  1662,  Aa  Wst.  —  3.  an  körper- 
lichem Wohlsein,  Corpulenz,  sichtlich  abnehmen, 
von  Menschen  und  Tieren  B;  L.  ,Es  ist  ewig  Schade 
um  die  Kuh;  bei  einem  armen  Mann  wird  sie  a. ;  sie 
wird  mager  und  hässlich  werden.'  HPest.  1781;  1790. 
Von  Kühen  auch  =  ergalten,  am  Milchertrag  abnehmen 
BSi.  ,A.,  gemächlich  abnemmen  und  hinsinken,  nach 
und  nach  hinfallen  und  zum  fal  kommen,  sublabi, 
contabescere,  decidere;  decrescere,  Schweinen  als  die 
waldwasser.'  Mal.  —  4.  einem  Glauben,  d.  i.  einer 
Confessiou,  untreu  werden  L;  en  Abg'fallne,  Apostat 
Ap.  —  5.  (scheinbar  trans.,  prägnant)  durch  einen 
Fall  ein  Glied  brechen,  sich  verwunden,  auch: 
eine  geistige  Fähigkeit  verlieren.  Fall-mer  nw  i'en 
Biets  ab.  mach  nur,  dass  du  nicht  fällst  und  dir  ein 
Stück  Haut  abschürfst  Z.  Das  arm  Kind  hat  si''' 
d'  Eed  abg'falla  Gr,  ironisch,  wenn  es  aus  Blödigkeit 
keine  Antwort  gibt;  Syn.  '.«  Müli  funder Hvgs)  verlöre' 
oder  diheime'  g'lä".  .Da  es  sich  oft  begibt,  dass  ein 
solcher  darob  den  hals  abfallet.'  BGualth.  1584.  Es 
hat  Einer  ,ein  arm  abgfallen'.  Mey.,  Wint.  Chr.  Mit 
Hülfsvb.  ,sein':  ,Ich  bin  ein  bein  abgfallen.'  Schimpfr. 
1651. 

ab  hin-  ah.^- :  hiiiunterfallen.  .Die  trällern  fallend 
abhin.'  Fkis.  , Abbin  f.-,  deruerc,  ruere,  delabi,  deci- 
dere.' Mal. 

über-:   1.  intr.  mit  Ton  auf  über,  über  die  Grenze 

f.,    von   Obst  B.     Überfliessen  B;   Gl.     1)'  Milch   ist 

ilberg' falle   [beim    Sieden]   B.   —   2.  trans.   mit   Ton 

I  auf  dem  Vb.    a)  von  einem  Bergsturz.    .Der  Flecken 


753 


Pal,  fei.  lil,  I..1,  l'ul 


754 


Plurs  von  einem  Berg  ü.'  JMüller  1ö65.  Ubertr. 
von  Verdunklung:  überfalle  Adj.,  schattig  Gl.  — 
li|  überladen.  .Ein  armer  gsell,  mit  vil  kleinen 
kindeii  ü.'  1523,  Absch.  —  c)  feindlieh  angreifen. 
,Graf  Hans  wollt  Zürich  ü.  han.'  Z  Chr.  133(3.  — 
d)  ein  Kleidung.sstück  überfalten,  umkrämpen.  ,In 
Scena  10  kommen  die  junge  Helvetier  in  2  mal  über- 
fallnen  Hosen,    Wame.s  verhauen.'    JCWeissenb.  1701. 

ilf-:  1.  zur  Last  fallen,  als  Aufgabe  zufallen. 
'*•  isch-iiiir  e  ticltweri  Burdi  ufg' falle  B.  ,Es  war  fast 
sinnlos,  nahm  an  Nichts  Teil;  daher  alle  dessen  Ge- 
schäfte Mej-eli  auffielen.'  Gotth.  .Eine  Sünde,  welche 
namentlich  den  Juristen  auffällt'  ebd.  ,Deren  viel 
mit  Weib  und  Kinden  den  Gemeinden  auffallend.'  B 
Bettler-Ordn.  Iü90.  .Indem  mancher  sich  an  Bettel- 
stab bringt  und  dann  folgends  den  Gemeinden  zu 
höchster  ßeschwerd  auffallt.'  ebd.  —  2.  eintreten. 
sich  ereignen,  vorkommen.  ,Wäre  aber,  dass  solich 
missehell  uffiele.'  1348,  Absch. 

um-:  1.  umschlagen,  abstehen,  trüb,  schal,  kahnig 
werden,  vom  Wein,  Essig  ScnSt.  Syn.  ah-f.,  dusel 
iverden.  —  2.  absterben,  von  Tieren.  ,Fische  f. 
alsbald  umb  und  sterben.'  JLCys.  1661.  —  3.  nieder- 
kommen, von  Frauen  Z  (Spillm.).    Ebenso  bremisch. 

an-:  1.  an  einen  andern,  festen  Körper  hin  fallen. 
Von  Falltoren:  ,Wo  turlin  sind  gegen  Felderen.  die 
soll  man  machen,  dass  sie  gern  zuogangint,  anfallint 
und  Wärschaft  sygint.'  1527,  A.\  Wst.  Vgl.  Anfall. 
Mit  Acc.  P. :  in  die  Arme  fallen.  Der  verlorne  Sohn 
.fallt  [bei  seiner  Rückkehr]  den  Vater  an'.  Salat.  — 
'J.  eintreten  (von  Unwetter).  ,Und  was  semlichs  un- 
gewitter  [schlechtes  Wetter]  angefallen  am  donrstag.' 
WvLER  Copieb.  ,Es  ist  ein  grosse  Kälte  angefallen 
oder  eingefallen.'  Hospin.  1683.  —  3.  (mit  Acc.  P.) 
zufallen,  zu  Teil  werden,  als  Gewinn,  bes.  durch  Erbe, 
oder  Last.  ,Er  alt  swen  [oder  wen  immer]  die  reben 
anvallent.'  1315,  Urk.  Z  Zoll.  ,Swele  ze  Z  müline 
hant,  die  sun  enhein  müli  furo  [darüber  hinaus]  han. 
si  Valien  si  danne  an  von  erbe  ald  von  gemechde 
[Vermächtniss].'  Z  Richtebr.  ,Hett  einer  kind,  die 
über  7  Jar  wären,  die  soll  und  mag  Dorfrecht  niemer 
angefallen,  weder  von  Vatter  noch  von  Mutter,  old 
sy  koufen's  von  den  Dorflüten.'  Dorfr.  üwBuochs 
1433.  ,Ererbt  oder  angefallen  guet.'  1566,  Erbr. 
Frauenf.  ,Das  Eigen,  das  er  geerbt  hat  von  synem 
Vater  oder  welichen  weg  es  in  angefallen  ist.'  1531,  Z. 
jGloria  te  manet,  es  wirt  dich  ein  eer  a.'  Fris.  ;  Mal. 
jSampt  allem,  so  sy  inkünftigen  erbswyse  ald  sonst 
mag  a.'  1566.  Mise.  Tig.  .Als  mich  anfiengen  Kinder  a.' 
Frickart  1470.  .Der  unglöubig  furcht,  in  fallind  kind 
an,  vertrüwet  Gott  nit.-  HBull.  1540.  Mit  Dat.  P. 
'siseh  im  es  Erb  fes  Heimat)  ag' falle  B.  —  4.  trans.  mit 
pers.  Subj.  a)  mit  Sachobj.,  rechtlich  ansprechen. 
,Wie  die  Cortisanen  für  und  für  in  Üebung  syen,  die 
ptrüenden  anzuofallen  und  denen,  so  die  lihung  zuostät, 
ir  gerechtigkeit  [=  Recht]  abzuobrechen.'  1521,  Absch. 
,Er  understät,  ein  alte  schuoppis  hofstatt  anzefallen, 
welche  aber  irer  huob  wider  zuogetan,  dass  sy  ganz 
syge:  dess  er  gar  kein  fuog  hat,  diewyl  er  das  ver- 
kouft  [hat.  Er]  woll  die  von  Schwamendingen  drum  a.' 
1593,  Hotz.  Urk.  ,So  ainer  ein  pfruonj  mit  kainem 
rechten  mocht  a.  nach  [=  noch]  besitzen.'  Kessl.  .Er 
war  in  des  Papsts  Gwardi  gsyn,  darin  er  die  Pfruond  an- 
gefallen hat.'  GStäheli  1559.    Verbunden  mit  Dat.  P. 

Schweiz.  Idiotikon.  I.  6. 


(streitig  machen):  ,Dr.  Ludw.  fiel  dem  von  Sunnenberg 
das  bistura  an,  doch  behuob  das  bistum  der  v.  S.' 
Edlib.  ,1524  fiel  N.  N.  den  frowen  zuo  StCatrinen 
ainen  wyngarten  an.'  Vau.  —  b)  mit  Pers. -Obj.,  vor 
Gericht  ziehen;  verhaften.  .[Die  Beamten]  söUent  die, 
so  die  todsieg  getan  band,  a.,  vahen,  beheben.'  1420, 
Bs  Rq.  ,Von  behebung  wegen,  so  einer  den  andern 
umb  geltschulden  mit  recht  [=  gerichtlich]  anfallet.' 
1457,  ebd.  ,Welicher  ouch  den  andern  mit  dem  stabe 
[vor  dem  Richter]  anfallet  oder  behept,  es  sye  umb 
geltschuld  oder  umb  frefel.'  ca  1520,  ebd.  ,Dass 
ein  statt  StGallen  keines  ächters  [Flüchtlings,  der 
dort  Zuflucht  suchte]  entgelten  sollte,  der  bi  inen 
funden  wurd,  doch  dass  den  anfallenden  rechtens  ge- 
stattet würd.'  Vad.  —  5.  angreifen,  von  Krankheit; 
anfahren,  mit  Worten.  ,Es  hat  ihn  ein  Krankheit 
angefallen.  Mit  Worten  Einen  anfallen  =  anfahren.' 
HospiN.  1683.  —  6.  unternehmen.  ,Sind  so  ring- 
sinnig und  frefen,  dass  sie  Sachen  dörfen  a.,  under- 
stehen,  denen  sie  nit  gewachsen.'  FWyss  1650. 

in-:  1.  einsinken,  zsschrumpfen ,  z.B.  vom 
menschlichen  Leib,  i'g' falle",  mager  geworden  G;  Z; 
vom  Ofen,  s.  d.  W.  (Sp.  110  u.).  —  2.  eintreten, 
von  Wetter  und  Ereignissen  in  der  Menschenwelt. 
Syn.  an-f.  ,Die  nacht  fallet  ein.'  Hospin.  1683.  Es 
wird  bald  wider  schlecht  Wetter  reellen  i.  Z.  Schne- 
cliridewiss,  wie  der  ingfallu  Sehne  W,  frisch  gefallener? 
,Wann  unter  währender  Zeit  äbern  Boden  wäre  und 
einfiele  [so  darf  man  fremde  Privatgüter  nicht  mehr 
als  Winterweg  benützen].'  1702,  ScHwReichenb.  Hofr. 
,So  am  morgen  ein  grosser  wind  einfiel.'  ValTschüdi, 
Chron.  ,Wo  [=  wenn]  ir  den  krieg  liessend  y.'  1531, 
Absch.  .Wann  Vehesterben  y.,  es  treffe  Rinder-  oder 
Ross-Vech  an.'  L  Ansehenhuch.  ,Was  ynfallt,  lass 
mich  allweg  wissen.'  1538.  Bs  Briefe.  , König  Heinrich 
blieb  am  Bodensee,  damit,  was  inviel,  dass  er  an  der 
nächi  syn  möcht.'  Vad.  ,Es  fallen  gefahren  ein,  dirum 
fatum  imminet.'  Hospin.  1683.  —  3.  a)  feindlichen 
Einfall  machen.  ,Dä  wollt  der  graf  yngefallen  syn.' 
Z  Chr.  1336 1 1446.  —  b)  unberechtigt,  eigenmächtig 
eindringen.  ,Es  soll  Niemand  für  sich  selbst  und 
eigenen  Gewalts  in  das  [sc.  sein  eigenes]  Feld  mit 
Schneiden  einzufallen  befügt  sein.'  Z  Mand.  wider 
frühzeit.  Ernten  1757.  Auf  dem  Markt  überbieten; 
vorzeitig  den  Markt  benützen;  vorkaufen,  fallen 3  {,m 
den  Markt,  Kauf').  .Wer  auch  uf  dem  Merkt  dem 
anderen  ynfallt  und  mer  hütet.'  L  Ansehenb.  ,Dass 
die  unsern  vor  jedermann  den  vorkouf  haben  und  kein 
fremder  vor  inen  y.,  markten,  feilsen,  vorkouf  oder 
geding  machen  solle.'  1529,  Egli,  Act.  ,Wenn  nach 
9  Uhr  die  Ankengremplor  [Butterhändler]  einfallen 
und  ein  Burger  sich  verspätet  habe,  so  sei  ein  Ankeu- 
käufer  nur  dann  gehalten,  von  seinem  Anken  einen 
halben  Ruhen  zu  verkaufen,  wie  er  ihn  gekauft,  wenn 
derselbe  noch  nicht  eingeschlagen  [eingewickelt]  sei.' 
1515,  Absch.  —  c)  rechtliche  Ansprüche  geltend 
machen.  ,Wenn  Einer  abstürbe  und  die  Gelter  [Gläu- 
biger] ynflelend,  bezalt  wölltindsyn.'  Z  Gerichtsb.  1553. 
—  4.  (unpers.  mit  Dat.  P.)  sich  als  Einfall  (Gedanken) 
darbieten.  Mit  Wortspiel:  Dem  fallt  au''' 's  ganz  Jar 
Nüd  l',  als  öppen  e  verVicheti  Gelte  [ein  vertrocknetes 
Gefäss]  Z;  vgl.  Infall. 

ent-:  1.  abfallen,  resp.  abgeschlagen  werden. 
Probst  und  Capitel  legen  für  N.  N.  Fürbitte  ein,  ,sonst 

48 


755 


Fal.  fei,  til,  fdl,  ful 


756 


wiir  im  alsbald  der  köpf  e.'  MEsterm.  1875.  Vjrl.  -1.  -  - 
2.  (mit  Dat.  S.)  aus  einem  Gemütszustände  heraus 
versetzt  werden.  ,Wann  aber  die  Partei  ihrer  ge- 
fassten  guten  Hoffnung  entfallt.'  1618,  Z  Geistlichkt. 
—  3.  verleiden,  nicht  mehr  gefallen  Gl;  Schw; 
Niiw.  ,ln  Zeit  von  8  Tagen  entfiel  der  Person  ihr 
Geliebter  so  sehr.. .'  Inderbitzi  1826.  —  4.  schuldig 
werden.  8yn.  verfallen.  ,So  sullen  der  selb  her  B. 
und  syn  erben  enphallen  und  gebunden  syn  umbe 
(it)  march  ze  gebenne.'  1.301,  B  Urk.  .Der  ist  enphallen 
umb  drü  phunt:  condempnabitur  in  [etc.].'  B  Handfeste, 
Anf.  XIV.  .Welcher  schuldig  wäre  g'lihen  gelt,  em- 
pfallet  oder  g'sprochen  gelt  [Bussen]  oder  lidlohn.' 
LB.  ApI.  1585/1828. 

er-fallen:  1.  todt  fallen  Ap;  Gl;  GA.;  Uw;  W.  ,0b 
das  Vieh  nicht  Gefahr  läuft,  in  der  Alp  zu  e.'  Steinm. 
1804.  ,Erfallenes  oder  unter  Schneelauinen  gekom- 
menes Vieh  darf  genutzt  werden,  wenn  selbes  noch 
ganz  fi'isch  ist.'  LB.  Gl  1835.  ,Beinbrüchig  und  er- 
fallen  Vieh.'  1470,  L  Metzgerordn.  Syn.  ertrölen.  - 
2.  einfallen,  abmagern.  ,Weliches  vech  darab  [von 
dem  schlechten  Futter]  nicht  starb,  erflel  doch  übel.' 
HBdll.,  Tigur.  Auch  refl.  und  von  Menschen:  ,Söll- 
tend  sy  für  und  für  also  schlechtlich  leben,  so  wurdend 
sy  sich  häftig  e.'  HBull.  1540. 

ÜS-:  1.  aus  dem  Gedächtniss  entschwinden  BHa. 
,Mir  wäre  beinahend  ausgefallen,  so  doch  gedenk- 
würdig, dass  . . .'  JLCys.  1661.  Sy"  Natna  ist  mir  uss- 
gfalla.  Göldi  1712.  —  2.  aus  einem  Zustand  heraus 
geraten:  ,Bis  [=  sei]  eingedenk,  worvon  du  auss- 
gefallen [=  ,gefallen'  in  den  frühern  Ausgg.]  bist  und 
tue  buss  und  tue  die  ersten  werke.'  Apocal.  2,  5.  ,Der 
Gnad,  Liebe  und  Huld  Gottes  aussfallen.'  AKlinrl. 
1691.  Abfallen  (vom  wahren  Glauben).  , Wendest  du 
aber  dein  herz  und  fällst  auss  {=  .fallest  ab.'  1667), 
dass  du  andere  Götter  anbettest.'  1531/48,  V.  Mos. 

herüs-,  usher-  (use-J:  1.  einen  Ausfall  machen. 
,Daruf  der  Kaiser  für  Florenz  gezogen,  die  aber  h. 
gefallen  und  im  800  Spanier  erwürgt.'  1529,  Absch. 
-Mit  Worten  heftige  Angriffe  machen.  ,Es  muoss  der 
Prediger  darumb  nit  uf's  erschrockenlichist  heruss  f' 
GuÄLTu.  1584.  —  2.  aus  der  Wahl  fallen  B. 

ver-:  1.  einsinken.  ,Vorfielen  uns  die  Boss  [im 
Schnee].'  Stockar  1519.  Stürzen,  durch  Sturz  um- 
kommen, todt  fallen,  von  Tieren  und  Menschen.  ,Es 
verfiel  etwa  vil  liutes  dar  inne.'  Z  Chr.  1336/1446. 
,Wann  ein  Kuo  verunglücket,  verfiele  und  unnutz 
gieng.'  1769,  Schw  Küsn.  LB.  ,Diser  Berg  Rige  ist 
ganz  ohne  gfarliche  Abschlüpf,  da  Lüt  oder  Vych  v. 
möchten.'  RCys.  ,Zween  Wildschützen,  deren  der  eine, 
dem  Gwild  nachsteigende,  v.  ist.'  JLCys.  1661.  ,Wenn 
Tiere  durch  einen  äussern  Zufall,  wie  z.  B.  durch 
Sturz  od.  V.  zu  Grunde  gegangen  sind.'  G  Wasenordn. 
1849.  Durch  Ein.sturz  einer  Wohnung  verschüttet 
worden.  ,Fiel  zuo  Basel  die  herberg  yn,  darinn  zvven 
mann  verfuolen.'  Ryff,  Chr.  —  2.  verloren  gehen. 
,Der  [ein  gewisser  Zeddel]  ist  zwar  nit  mer  zu  finden 
und  villicht  v.'  RCys.  —  3.  abfallen  vom  wahren 
Glauben.  ,Wie  gar  vil  sind  gestorben,  welche  verfallend 
vom  Schöpfer  zum  Gschöpf.'  JBreit.  1623.  —  4.  sich 
vergehen,  mit  einer  Person.  .Mit  ir  ze  vervallent.' 
XllI./XlV.,  Marc  v.  Lindau.  , Weiher  mann  oder  frowe 
mit  anander  vervielin.'  1391,  Sch  Richtebr.  —  5.  in  der 
Rechtsspr.    a)  t.  mit  Acc,  t.  mit  .von',  den  .Anspruch 


auf  Etw.  verwirken.  ,lr  band  im  Uwer  pfruond  wider 
gen,  die  er  [als  Todschläger]  v.  hat.'  1517.  Z  Criniinal- 
akt.  .Dass,  wenn  dieser  3  Jahre  den  Zins  nicht  be- 
zahlte, er  dann  von  dem  Gut  v.  gewesen.'  1557,  Abscii. 
Mit  Sach-Subj.:  Geltung  verlieren.  .Soll  der  totenfall 
v.  sein.'  1525.  Mey.  Wetzik.  —  b)  in  Kraft  treten, 
gültig  werden.  Wenn  der  Schuldner  der  Citation  vor 
Gericht  nicht  Folge  leistet,  .so  .soll  dem  kleger  syn 
ansprach  gen  synem  Schuldner  v.  syn.'  Gl  Landessatzg 
1387.  —  c)  mit  Acc.  S.,  schuldig  werden.  ,Wann 
ein  burger  ein  buess  gegen  ein  gast  [Auswärtigen] 
verfallt.'  1480,  L.  ,üer  gross  einung  wird  v.  an  allen 
Kilchwinen  und  Landsgemeinden.'  1560,  Gl.  ,Was 
buossen  angeschlagen  sygend  und  wie  die  ein  jetlicher 
V.  und  verschult  hab.'  1580,  Aa  Wst.  ,Bedunkt's  aber 
die  Vier,  das  einer  minder  geh,  dann  er  v.  heig.'  ebd. 
.Ein  bettler  hat  v.  ein  friden  [prägn.  ^  Busse  für  Frie- 
densbruch] mit  der  band.'  MEsterm.  1875.  .So  habe 
B.  M.  ein  Friden  gegen  den  G.  gebrochen  und  v.' 
1520.  MEsterm.,  Rick.  Partie,  adj.:  Verfalhngs,  ver- 
fallene  Gelder.  Gotth.     Syn.  gefallen. 

für-:  1.  vorfallen,  vorkommen.  .Was  not  sein  wirt 
zum  haus  deins  Gottes,  das  dir  für  fall(e)t  auszegeben. 
das  lass  geben  aus  der  kammer  des  Künigs.'  1531/1667. 
Esra.  —  2.  in  Gedanken  vorkommen,  dünken:  .Für 
das  dritte,  so  fallt  uns  das  auch  schwer  und  hoch- 
bedenklich für.'  ScH  Gutachten  1618.  ,Dahero  dann 
nit  unbillich  zu  bedenken  fürgefallen,  wie  den  wais- 
linen  ze  helfen  [sei].'  1635,  Bittschr.  der  Z  Geistl. 
,Wann  einich  sachen  zuofallen,  die  ein  ersamer  rat 
an  dem  stattgericht  zuo  berechtigen  fürfallt.'  1513. 
Bs  Rq.  (persönl.,  trans.  =  für  gut  finden?  od.  Wechsel 
der  Construction?) 

ge-  (g' feile  Sch):  1.  =  fallen  i.  S.  v.  Ergebniss, 
Ertrag  von  Steuern,  Bussen  und  andern  Einkünften 
einer  Gemeinde,  einer  Herrschaft.  ,Von  dem  Allmosen, 
so  wuchentenlich  in  das  Seckli  [=  Kirchenbeutel]  g. 
tut.'  1656,  Z  Waisenhausordn.  .Wenn  ein  opfer  ge- 
fiele.' 1408,  Spruch  d.  Abtei  Eins.  ,Was  darüber  von 
zehenden,  zinsen  und  gülten  gfallt.  soll  den  dürftigen 
zuo  hilf  reichen.'  Z  Mand.  15'23.  .Was  [von  den 
Bussen]  gefeilt,  soll  alles  zuo  der  Kilchen  Buw  ge- 
wendt  werden.'  Ansh.  .Was  euch  buossen  gevallet.' 
1420,  Probsteirod.  Berom.  Vom  Erfolg  einer  Frage: 
,Was  allda  für  antwurt  gefällt.'  1525,  Absch.  —  2.  auf 
einen  Termin  eintreten,  treffen,  auch:  an  einem  Orte 
regelmässig  stattfinden,  bes.  von  Märkten.  ,Es  vallent 
jarniercht  zuo  kilchgass  [Schwyz]  der  erst  am  mentag 
vor  unser  frowen  tag.  Item  zwen  schafmerkt  gefallent 
in  muotochtal.'  1501/1544,  Schw  LB.  ,Gefallt  dise 
kircliweih  uf  sunntag  zuo  mitterfasten.'  Edlib.  ,Ba.san 
ist  ain  hübschin  Statt  und  gefallend  gross  Merk  da.' 
Stockar  1519.  .Gross  jarmärkt  zuo  Wyl  g'fallend  und 
vil  durchgangs  alda  ist.'  Vad.  .Die  Immenschwärme. 
welche  vor  Johann!  g..  sind  die  besten.'  Bacernreoel 
aus  dem  Kai.  —  3.  regelmässig  zufallen,  zu  Teil 
werden,  bes.  von  Erbschaften  und  Einkünften.  .So 
gefeilt  dem  mann  das  ligend  guot  halb  dar  ze  niessen.' 
Hofr.  Mönchalt.  .Wann  ein  Person  sich  selbs  entlybt. 
gfallt  ihr  Guot  der  Oberkait.'  1555.  Th  Landgerichts- 
ordn.  .Auch  gefiel  inen  der  zehend  ze  Stadel.'  Bossh., 
Wint.  Chr.  .Seelämter  und  jarzyt,  so  eins  gefiel  [je 
nachdem  eines  eintraf].'  ebd.  —  4.  fällig  werden, 
von  Zinsen.    .So  der  zins  zuo  StMartis  tag  gfallt.  mag 


7S7 


Pal,  fei,  til,  ibl,  l'ul 


758 


I  einer  den  angends  ynziechcn.'  1521/1544,  Schw  LB. 
11'  —  5.  gefallen  im  nhd.  Sinn.  Wer  Alle"  will g' falle, 
»ii/f.ss  friich  tifstö".  Ineichen.  G' fallst-mer?  (scherzli.) 
=  j^'ofalle  ii;li  dirV  '/,.  —  (j.  sich  gefallen  las.sen,  sich 
unterziehen(V)  ,Mit  früntliehor  venuanung.  ir  wel- 
liiid  üch  dem  gottswort  und  den  bidcrwen  lüten,  bi 
denen  ir  wonen  müessend.  g.  und  meren.'  15'29,  Absch. 

—  -  7.  gutdünken.  beschlossen  werden.  ,Do  geviel 
[ihnen]  mit  gesanimter  urteil,  dass  . .  .'  1.370,  ül  Urk. 

—  8.  es  (j'faUt-mer  derfür  (BHi.),  dözue  Ap,  es  kommt 
mir  wahrscheinlich  vor,  dünkt  mich.  Auch  bei  Un- 
angenehmem: Es  g.-mer  d.,  dass  's  Medll  d'  Uszeri'g 
hed  Ar.  I'''  seiti  gern  [ich  glaube],  es  sig  more  umhi" 
[wieder] /t«6«c7i,  mir  g' fallt 's  drfür  BEi.  —  9.  nicht 
g.  =  bedenklich  vorkommen,  bes.  vom  Zustand  eines 
Kranken  Z.  —  Die  umgelautete  Form  ,gefelleQ'  auch  1707, 
Sirach  15,  17. 

Gefallen  n.  B;  L,  m.  Z:  1.  Gefallen,  Gefälligkeit. 

—  2.  Wohlgefallen. 

,  Wolgefallerin     WnuhffaUere    f.:     Name    einer 

[Ij    Kuh  Ap. 

!il  heim-fallen:    1.  zu  Teil  werden.    Hospin.  1ö83; 

[    als  Pfand  einem  Gläubiger  Aa.  —  2.  ,heimbfallender 

;     siechtag.'  Katsprot.  Sch  1673,  entstellt  aus  ,hinfallen- 

ji    der'  (s.  d.). 

|i;  hin-:    1.  .hinfallender  Siechtag.-  Z  Spitalact.  z.B. 

''  lä&i  —  falhndes  We  {s.  fallen  IJ).  ,Der  h.  s.,  dz  bös 
we,  StVältins  plag,  sonticus  morbus,  morbus  caducus.' 
M.1L.  Subst.  (Inf.):  ds  H.  BSi.,  (Ptc.)  ds  Hinfalled 
GKh.  —  2.  vom  christl.  Glauben  abfallen.  Kungl. 
1(191.  —  3.  sich   zu   einer   An. sieht    neigen,    dafür 

I  entscheiden ;  beschliessen.  ,Wo  dann  der  mehrteil 
hinfallt,   soll   der  minder  folgen.'    Gr  Gesetze  d.  Ob. 

!i  Bundes.  ,Vallen  wir  hin,  ain  ander  closter  zu  buwen.' 
G  Hdschr.     Vgl.  mhd.  an  einen  rat  Valien. 

nider-:  einstürzen.    .Kam  diu  gröz  erdbidem,  daz 
|,    vil  stett  niderfielent.'  Z  Chr.  1.3;50,'1446. 
[;  bi-:    beipflichten,    Glauben    schenken.     ,Ich    falle 

II  dem  Olao  gern  bei,  was  betreifen  tut  die  schwarzen 
Storken.'  JLCvs.  1(161,  vgl.  .Beifall-.  .Darum  halten 
sich  die  Evangelischen  nicht  verbunden,  solchen  schrift- 
losen Offenbarungen  beizufallen.'  ClSchob.  1699. 

zesammen-  (zäme-J :  1.  zsbrechen,  von  einer 
Baute;    vom  menschlichen  Leibe  und  seinen  Kräften. 

■    Übertr.,   von   der  Milch,   gerinnen   Z.  —  2.  zshalten, 

;  sich  verbünden.  ,Die  5  Ort  sind  herren  der  Eid- 
gnoschaft  mit  irem  zcnienfallen  und  zemenrunen,  da- 
heim und  in  frömden  Sachen.'  1531,  Absch. 

zue-:  1.  zueilen  (zu  Hülfe):  ,Dass  je  die  zunächst 
wohnenden  den  bedrohten  Plätzen  und  Pässen  zuo- 
J'allen  und  dieselben  besetzen  sollen.'  1530,  Absch.  — 
2.  unerwartet  kommen  (von  Personen);  sich  er- 
eignen.    ,Das   einem    [Wirte]   gest   käment   und   zuo- 

'■  ficlent,  der  mag  wol  ein  oder  zwen  köpf  wyn  schenken, 
bis  im  der  wyn  von  eins  herren  amman  ufgetan  wirt.' 
ScHwE.  Hofr.  ,Wo  schwere  händel  zuofielen.'  Kessl. 
,Das  was  [wurde]  ains  tags  zuofallender  dingen  [=  zu- 
fällig] an  die  rät  bracht'  Vad.  ,Dass  jede  Nacht  in 
jedem  Stall  wenigstens  ein  Knecht  liege,  damit,  so 
dem  Vieh  Etw.  zufiele,  er  vorhanden  [zur  Stelle]  sei.i 
XVII.,  Gesindeurdn.  Mmi.  Euphemist. :  ,Ich  förcht, 
es  seie  ihm  etwas  zugefallen,  vereor  ne  quid  humani 
ei  acciderit.'   Hospin.  1683.  —  3.  zu-,   beistimmen. 

'    .StAugustin    fallt   denen   zuo,    die  darfür  haltend,    dz 


[usw.].'  LLav.  1569  =  ,stimmet  bei.'  1670.  ,Andere 
wollen  [behaupten],  denen  ich  zufall,  dass  . . .'  GKöni« 
1715.  —  4.  einfallen,  in  den  Sinn  kommen.  ,Mir 
ist  zugefallen,  ein  spil  zu  halten.'  Punkelin  1550. 

zer-:  aus  einander  fallen,  sich  parteien;  nicht 
einig  werden  im  Urteil,  von  Mitgliedern  eines  Schieds- 
gerichtes. .Nachdem  die  4  verordneten  in  ir  urteil  ge- 
lychlich  z.,  deshalb  sy  ungeschaffet  verryten  niüessen.' 
1531,  Absch.  ,Wo  sie  [die  Schiedleute]  in  irem  spruch 
zerfielen,  einen  obmann  erwelen.'  ebd.  , Damit  si  dester 
minder  z.  möchten,  noch  einen  zuo  den  6  mannen 
zc  neraen.  damit  in  der  handlung  ein  obmann  syn 
möcht.'  ebd. 

fallen  UI  (sw.)  fäle  Sruf,  gefallen:  1.  den 
.Fall'  entrichten,  a)  intr.  ,Wo  lüt  ungeteilt  sind, 
da  vallet  ye  der  eltst,  teilent  aber  sy,  .so  fallet  yet- 
licher  für  sich  selb.'  1427,  Schw.  ,Jeklicher  [von 
mehreren  Brüdern]  sollt  disen  fal  geben,  bis  sy  alle 
gefalletind.'  1449,  Scnw.  ,Wir  sin  och  also  herkommen, 
das  nieman  dem  gottshus  v.  soll,  won  der  des  gottshus 
eigen  ist,  und  vallent  von  dem  lybe,  und  nicht  von 
dem  guote.'  Offn.  Neuheim,  ,0b  jemand  einen  be- 
trogenen fall  fürtriben,  sich  aber  folgends  kundlich 
erfunde,  daz  er  nit  recht  gefallet  hette,  ist  der  erst 
hin  und  verloren.'  Offn.  Bünzen  1568.  —  b)  trans. 
a)  mit  sachl.  Obj.  .Stirbet  ein  frow,  so  soll  sy  f.  ir 
best  gewand.'  Offn.  Thayngen  1444.  ,Gottshuslüt 
sollen  [dem  Kloster]  f.  disen  obgenannten  fal.'  1449, 
Schw.  —  ß)  mit  Acc.  der  Person,  für  welche  man  den 
F.  entrichtet.  Mir  dörid  [dürfen]  de  todt  Ma""  nit 
wegtrage",   bis  er  g'fälet  sei   Sch  f   (APletscher).  — 

2.  mit  Acc.  P.,  von  .Imdm  den  ,Fall'  beziehen. 
,Die  lüte  in  dem  ampte  soll  kein  ir  herre  weder  v. 
noch  erben.'  Amtsr.  Eigen,  vor  1313.  ,Wer  [welches 
Gotteshaus]  den  andern  behüset  oder  behovet,  der  soll 
in  ouch  V.'  Ofpn.  Elfingen,  um  1322.  ,Man  soll  kein 
frowen  vaalen.'  Opfn.  Pfyn  150'2/72.  ,Kein  herr  soll 
synen  mann  f.,  es  wäre  dann,  dass  derselb  mann  keinen 
erben  hette  gelassen.'  1531  (u.  früher),  Z.  ,Ein  herr 
zu  Kyburg  vallet  und  erbet  die  lüte,  so  von  eigen- 
schaft  wegen  zue  dem  hus  K.  gehörent.'  Kyb.  Herrsch.-K. 
S.  noch  fällen.  —  Fallin g  f.  =  Fall 2 d.  Do  chunnd-i 
[könnte  ich  euch]  d' Fäling  vor  d' Füess  g'heie  [wer- 
fen], aber  i  mag  nit,  i  erchenne  da'  Becht  nit  a"  Sch 
(APletscher). 

Abi.  von  Fall.,  daher  sw.  u.  z.  T.  mit  dem  gedehnten  Toc. 
des  Subst.  —  Bed.  1  u.  2  begegnen  einander  in  der  Offn. 
Erlenbach :  ,Spricht  m.  A.  v.  Eins.,  das  er  dz  recht  hab,  was 
knabeu  uf  dem  zinsland  geboren  wirt,  dz  er  den  fallen  soll ; 
da  sprechent  die  hofjünger,  hette  ein  man  sün,  so  vallet 
eukeiner  dann  der  vatter.' 

ver-:  1.  =  fallen  1  b  a.  ,Dass  man  kein  tragend 
Vieh,  wann  es  schon  das  beste  verfallen  Haubt  wäre, 
V.  solle.'  1600,  L.  ,Damit  sy  das  beste  Haubt  nit  v. 
müssten.'  ebd.  —  2.  =  fallen  i  ft  ß.  ,Waiin  ein  felliger 
Mann  in  Kriegen  umkäme,  dass  man  dann  solche  Per- 
sonen zu  verfaalen  nit  schuldig  sein  solle.'  1600,  L.  — 

3.  (ein  Grundstück)  den  Fall  davon  entrichten; 
vgl.  Güeter-,  Hof-Fall.  ,Wird  eine  fällige  Schuposse 
geteilt,  so  soll  si  der  eltLst,  der  der  schuposs  gewalt 
hat,  V.'  1379,  Stiftsarch.  Münster. 

fällen  I  fe'lle:  1.  zu  Falle  bringen,  fallen 
machen  in  sinnlicher  Bed.  a)  mit  Sachobj.,  z.  B. 
Holz,  Bäume  usw.  ZO.  Auch  ohne  Angabe  eines  Obj. 
=  Holzhau   vornehmen    ZWl.,  Zoll.     Uüt    Vormittag 


759 


Pal.  fei,  fil.   ful,   Inl 


760 


wem-mer  f.,  mer  chönnd  denn  am  Nalimittag  fifmache'  Z. 
D'  Flirrt  f.,  die  Furche  aufpflügen  und  die  Erde  auf 
das  nebenan  liegende  Erdreich  umlegen  AaBIj.;  Syn. 
(V  VorfäUi  machen.  ,Ich  will  im  das  schwürt  aus 
seiner  hand  feilen.'  1.531/1667,  Ezech.  ,Arborem  eruere. 
ein  bäum  abhauwen  oder  f.'  Fris.  ;  Mal.  ,In  den  ge- 
bannten wälden  solle  niemand  was  f.'  1645,  UwE. 
.Der  Baum  ja  ligt.  wie  ich  ihn  feil.'  RudMey.  1650. 
,Ir  Amt  ist,  im  Notfal  die  Schutzporten  hinabzuf.' 
Kriegsbüi'hl.  1644.  ,War  der  Mantel  an  der  Gezelt 
also  zugerichtet,  dass  man  ihn  zucken  [ziehen]  und 
hinunder  f.  konnte.'  Wurstis.  Über  das  Spiel  ChrüzU 
(Spissli,  Tötzli)  f.  s.  u.  diesem  W.  Auch  fallen 
lassen  Ap;  Ndw;  Z,  u.  hier  sogar  mit  pleonastischem 
jlassen'  verbunden:  Du  häsch-es  lo"  f.,  das-es  verheit 
ist  Z.  —  b)  mit  Pers.-Obj.,  z.B.  beim  Ringen  und 
Schwingen  zu  Boden  werfen  BRi. ;  Gr.  JSr  hed  mir 
ds  Schwingen  an'böte  u  mi  grad  gschwind  tcellen  feilen, 
aber  dem  han-i  's  sauft  mögen  g'han.  ,Die  gottlosen 
heimlich  strick  mir  stellen  mit  listigkeit  durch  tück; 
darumb  lass  sie  in"s  fewr  eyn  feilen!'  Guldin  1630. 
,Sein  Pferd  feilte  ihn  [=  warf  ihn  ab];  das  erschoss 
er.'  ScHiMPPR.  1652.  Übertr. :  JDas  hät-e"  g' feilt,  gab 
vor  Gericht  den  Ausschlag,  um  ihn  zu  überführen  und 
zu  verurteilen  Z.  Heiden  errichtet  i.  J.  1685  eignen 
Markt,  weil  ,die  Rorschacher  begehrt,  die  Unsrigen  in 
Unkosten  zu  f.,  wann,  wie  und  wo  sie  hätten  mögen.' 
—  2.  tödten,  umbringen,  von  Gewild  und  Menschen. 
,Nieraand  soll  in  disem  hof  kein  tier  f.  noch  kein  hörn 
erschellen  [Jagdhorn  blasen],  denn  ein  yngesessener 
genoss,'  Offn.  Weggis  1414.  .Wann  sy  beren  oder 
wilde  schwyn  vachen  oder  vellen.'  WALDMANN'schor 
Spruch  1489.  ,Der  König  wird  sein  herz  erheben  und 
vil  10.000  f.'  1707,  Dan.  —  3.  (Pferde  oder  Stiere) 
kastrieren  B;  VOrte;  W;  ,Z",  eig.  (binden  und)  zu 
Boden  werfen,  was  der  Operation  vorangeht.  Syn. 
urnen;  heilen;  brennen;  piggen.  .Zwischen  dem  ersten 
und  zweiten  Jahr  werden  die  Pferde  gefallt.'  Steinm. 
1804.  —  4.  einen  Ertrag  sinken  machen,  verringern. 
Beri  feile  Milch,  wenn  das  Vieh  Beeren  frisst.  so  gibt 
es  weniger  M.  GRSpl.  —  5.  schriftlich  niederlegen, 
eine  schriftliche  Urkunde  ausfertigen.  , Einen 
Schein  f.  zu  lassen  zur  Aufnahme  von  Geld  tut  man 
sonst  nicht  gern.'  Gotth.  Wo  d'r  [ilir]  de'  Schln  heit 
[habet]  lä  f.  ebd.  ,Eine  Urkunde  gevellt.'  1538,  Absch. 
,Was  die  Urkunde  betreffe,  glauben  die  von  S.,  dass 
sie  eben  so  wohl  als  der  Freiweibel  eine  solche  v. 
mögen.'  ebd.  —  6.  einen  richterlichen  Entscheid  fällen, 
verurteilen.  .So  einer  umb  ein  Buoss  gleit  wird.' 
ApI.  LB.  1.585/18'28.  —  7.  (mit  Acc.  P.)  den  ,Fall' 
von  Einem  beziehen.  ,Er  soll  auch  den  [ältesten 
Bruder]  fahlen  also,  er  soll  nemen  das  best  hopt.' 
Oppn.  Engwyl.  ,Die  amtlüt  send  nemen,  weders  sy 
wellent.  und  des  armen  mannes  erben  damit  gefellet 
han.'  Offn.  Brütten.  Syn.  fallen  III.  —  8.  ent- 
scheiden; bestimmen.  Ds  Mer  f.,  bei  Stimmen- 
gleichheit den  Ausschlag  geben  „B";  VOrte.  D'r 
VnllmW  feilt  d'  Ostere  [nach  der  Regel  über  die  Oster- 
berechnung] Gl..  .Der  Bartholomä  fällt  den  Hünen- 
berger  Markt.'    Z(i  Kai.  1883.     Abi.  CKilbi-jFäUer.  -^ 

9.  herabwürdigen,  entehren.  ,Ich  hett  mich  nit 
zu  reden  gstellt,  Wann  ich  nit  sah,  das  all  tag  gfellt 
Wurd  unser  seel,  lyb,  er  und  guot.'  HBull.  1553.  — 

10.  zu  moralischem  Falle  bringen;  s.  rer-.  .Ein 
wyb  ist  vim  natni-  liliid  iiml  Ijpgirig  niiwer  und  hüpscher 


dingen,  zierden,  kleidren;  und  so  im  denn  sölichs  vor- 
gespieglet  oder  geboten  wird,  meinstu  nit,  sy  wirt  zum 
minsten  etw.  bewegt,  ob  joch  nit  gar  gefeilt':"  Zwingli. 
—    Ygl.   noch  feilen  II. 

ab-fällen:  1.  mit  der  .Fällaxt'  (Sp.  619)  durch 
Querschnitte  in  den  Stamm  das  eig.  Behauen  einleiten 
Gr;  Z.  -  2.  entscheiden.  ,Des  Leutpriesters  halb 
ist  mit  Mehrheit  abgefällt,  dass  er  Urlaub  haben  soll.' 
1529,  Absch.  —  Vgl.  noch  (abjfelkn  II. 

über-:  1.  ein  Geschirr  zum  Überfliessen  bringen, 
indem  man  es  schief  hält  oder  überfüllt  Ndw.  — 
2.  (Garn)  zwirnen  L.  —  1.  vgl.  iiberfnUen.  —  2.  gleichsam 
den  einen  Faden  über  (ura)  den  andern  werfen. 

um-:  zu  Falle  bringen,  zu  Boden  stürzen.  ,Der 
Specht  g'lebt  der  [lebt  von]  holzwürmen,  welchen  er 
also  nachhalt,  dz  er  die  böum  aussgehölt  umbfelt.' 
VoGELB.  1557.  .[Die  Huber  sollen]  in  dem  wegführen 
[ihres  Holzes]  kein  jung  holz  damit  u.  und  mitzühen.' 
1671,  Hotz,  Urk. 

in-.  Ig'fellti  Eier:  eingeschlagene  GO.  ^jn.  Eier 
in  Anke,  Sp.  13;  Stieren- Auge",  Sp.  138. 

er-:  1.  zu  Falle  bringen  od.  kommen  lassen,  z.  B. 
Vieh  an  gefährlichen  Stellen  Gr.  Ihan  mts  Glück  uf 
d'  Stega  g'stellt,  da  chunnd  a  Müs  und  hed  's  erfellt 
Gr  (B.).  —  2.  durch  fallende  Bäume  Einen  tödten 
Ndw.   —   Mhd.   sich  erteilen,    durch    einen  Fall  umkommen. 

ÜS-:  einen  Richterspruch  erteilen.  ,Der  4  catho- 
lischen  orten  ihres  usgefelten  sentenzes  zuo  verfeilen', 
wegen  des  getanen  Richterspruchs  für  schuldig  zu 
erklären.  ZcrGilg.  1656. 

ver-»I:  1.  (Holz)  auf  die  unrechte  Seite  fällen 
ScHwE.  —  2.  durch  Fallenlassen  verlieren;  so  fallen 
lassen,  dass  man  es  kaum  mehr  findet,  verschleppen, 
vertragen  GnPr.  Vgl.  verfallen  u.  rericerfen;  aber  auch 
Verfällen  II.  —  3.  durch  Fallenlassen  ruinieren.  De' 
Chopf  V.,  sich  im  Fallen  den  Kopf  arg  beschädigen  Z ; 
durch  Untergraben  usw.  zum  (Auseinander-)  Fallen, 
Zusammenbruch  bringen,  zerstören.  .Die  Eidgnossen 
hattend  dz  schloss  undergraben  und  verfalltend  das.' 
Edlib.  —  4.  in  sittl.  Bez.  zu  Fall  bringen,  verführen, 
entehren;  stärker  als /'«7/eM  iO.  .Sy  habend  eebrochen. 
jungfrowen  verfeit.'  Zwingli.  ,Wenn  einer  wöll  wyben, 
hab  er  eini  beschissen  [betrogen]  oder  verfeit,  der  soll 
dieselb  haben  und  kein  anderi  nemen.'  1527.  Hittwvl. 
,Rapere  pudorem  puells,  ein  meitle  verfellen.  (be)- 
schwechen.  entmägten,  den  bluemen  neininen,  um  das 
kränzle  bringen.'  Fris.;  Mal.  .Ob  glych  Gott  alle 
ding  müglich,  so  kann  er  doch  nit  verschaffen,  dass 
eine,  die  verfeilt  ist,  eine  reine  tochter  seie."  LLav. 
1569.  ,Die  verfeilte.'  1747,  Bs  Rq.  —  5.  mit  Erde, 
Schnee  und  anderen  herabfallenden  Gegenständen  ver- 
schütten. ,An  disem  berg  verderben  vil  menschen,  die 
von  dem  schnee  verfeilt  worden.'  SMünster  1.546;  16*28. 
.Man  solle  auch  alle  hohe  Turn  und  sonderlich  die 
Caniin  abheben,  dann  durch  das  stäte  schiessen  die 
Weg  und  Platz  verteilet  werden.'  Kriegsbüchl.  1644; 
durch  gefällte  Bäume  (einen  Weg)  versperren;  Ver- 
haue anlegen,  durch  Verhaue  schützen.  Me'  het  der 
Grabe-Weg  mit  Tanne'  verfällt.  Schild  1873.  ,Darunib 
nu  die  von  Swyz  all  Strassen  zwüschent  R.  und  Grüe- 
ningen  vervalltend  und  verletzetend  [mit  Letsenen, 
Schutzwehren,  befestigten].'  Fründ  1446.  ,Sy  haben 
den  wald  darzwüschen  verteilt,  dass  wir  besorgen,  es 
werde  mit  not  zuogön,'   1.531,  Stricki.,     ,Kein  graben 


761 


Fal.  fei.  fil.  r.,1.  lul 


762 


band  si  nie  ufgeworfen.  kein  munition  [Schutzwehre] 
verfellen  oder  verschlahen  nie  gehept.'  HBull.  1532. 
.Tatend  den  angriff  durch  ein  holz,  das  doch  die 
Züricher  nie  gedacht  haftend,  sonst  heftend  sy  es 
verfeit.'  1574,  JJud.  .Es  ist  verbotten,  Wege,  Schleif 
u.  Holzläss  zu  V.,  bei  5  Batzen  Buss  von  jedem  Baum.' 
18"20,  Obw.  —  6.  abstellen,  hemmen.  D'  Milch  v., 
die  M.  der  Wöchnerin,  welche  das  Kind  nicht  selbst 
stillt,  abführen  Gl.  Vgl.  fiiUen  i.  —  7.  (das  Recht) 
unterdrücken.  Lied  v.  1712.  —  8.  verurteilen,  a)  mit 
pcrs.  Obj.  En'n  i"  Strof  ond  Buess  v.  Ap.  Wie's-mer 
schlnt,  Sit  dir  [ihr]  im  Feier  und  muess-ech  v.  Schild 
187(5.  .Erscheint  nach  gesetzlicher  Verkündung  eine 
Partei  nicht  vor  Gericht,  so  tritt  Verfällung  ein.  d.  h. 
wenn  der  Beklagte  ausbleibt,  so  wird  dem  Klager  un- 
bedingt entsprochen;  bleibt  dagegen  der  Kläger  aus, 
so  wird  er  mit  seiner  Klage  abgewiesen.'  Gl  Prozess- 
ordn.  1837.  —  b)  mit  Sachobj.,  verhängen.  .Feuer, 
ich  beschwöre  dich,  du  legest  deine  Glut!  Feuer,  das 
sei  dir  um  ein  Buss  [bei  Busse]  verteilt.'  Feuersegen 
bei  Schild. 

für-:  vorn  herunterlassen  zum  Schutze  vor  Etw. 
.Habend  200  pferd  yngelassen,  demnach  [darauf]  die 
schutzgätter  fürgefällt,  die  übrigen  duss  beschlossen 
[au.sgeschlossen].'  15'28,  Absch. 

■  ge-:  Glück  haben.  ,Das  böchisch  und  muotwillig 
stellen,  das  macht  nie  kein  mannschaft  gfellen.'  Ecef 
1538.   —   Von   Gefält.  Glück. 

dar-:  fällen  und  an  einen  bestimmten  Platz  hin- 
legen, z.  B.  Bäume  als  Wehr  gegen  den  Austritt  des 
Wassers  Ndw. 

zue-:  zuteilen,  durchs  Loos.  .Soll  die  gineind, 
wann  es  eichlen  hat,  der  herr.sohaft  darvon  ihren  anteil 
nach  gebühr  auch  erteilen,  den  holzhauw  aber  ihre 
dnrcli  das  loos  z.'  Stadtb.  ZWint. 

Faller  m. :  Familienn.  Aa,  eig.  wie  Fallmann 
(s.  d.),  Zinsbauer,  von  dem  der  .Fall'  bezogen  wird. 
Sn  in  elsäss.  Wstt. 

Kilbi-Fäller  m.;  der  Heilige,  bzw.  der  Festtag, 
von  dessen  Datum  die  Zeit  der  Abhaltung  der  Kirch- 
weih bestimmt  wird  Gl.   ~   Zu  ßüleii  h. 

Pallere  f.:  Name  eines  Waldes  S.  --  Wcijc-ii  iler 
Ableitungsondung  s.   Erhstrc  Sp.   4:il. 

Fälli"  Fe'lli  f.:  1.  das  Fallen.  Es  hed  ei's 
[einmal]  flu  en  F.  g'gen  [wenn  etwa  Mehrere  zugleich 
gefallen  sind].  Die  durch  Sturmwind  oder  andere 
Naturgewalt  herbeigeführte  Verheerung  im  Walde; 
auch  concr.  die  so  umgestürzten  Waldbäume  selbst 
BRi.  Vgl.  Holz-FaU.  —  '2.  gefährliche  Stelle  auf 
den  Alpen,  wo  das  Vieh  leicht  fällt  GA.  .Soll  man 
nit  vergessen,  die  Feehlinen  zu  zäunen,  damit  der 
Haab  [=  Vieh]  kein  Schaden  widerfahre.'  GW.  Alpordn. 
lo49.     ,rellinen'  (PI.),  Flurn.  U.     Vgl.  erfüllen. 

Vor-  Aa;  S,  ,rür-'.  Für-  AiEhr.;  Baden  Wies., 
.Grund-':  1.  =  Anfall  3,  Vorfall  (Sp.  7.39).  jetzt  nur 
bezogen  auf  das  gepflügte  Ackerland:  die  durch  die 
erste  Furche  aufgeworfene  Erde,  welche  von  geizigen 
Bauern  dem  eigenen  Felde  zugewendet  wird,  indem 
sie  zur  ersten  Furche  .obsich'  pflügen,  obwohl  dies 
für  die  Zugtiere  schwerer  ist.  I)'  V.  mache"  S.  .Das 
Schädliche  der  Nachriese  oder  Fürfälle:  Dieses  alte 
Übel  flndet  besonders  in  den  Feldern,  die  bergan  liegen, 
statt;  nach  dem  Zeigrecht  ist  Übung,  dass  Einer  vom 
Andern  beim  Pflüjjen  mit  .Anführen"  des  obern  Ackers 


mehrmals  zum  Überfluss  sich  zueignet;  so  werden  die 
weiter  hinauf  liegenden  Äcker  vom  Grunde  entblösst.' 
ScBWEizERBOTE  1824  (BsL.).  Un''  tuet  dernoh  Furfälli 
trage",  dans-me"  der  Kebberg  nit  am  End  gar  ahe  in  's 
Tal  schafft.  Allemanxia  1843.  .Sprach,  wie  dz  die 
obgcnannten  furfelli  oder  gruntfelli  von  rechts  wegen 
zuo  synem  acker  gehöre.'  1420.  Aaracer  Urk.  ,Es  soll 
ouch  ein  yeder  in  ackern  und  reben  die  vorfeile  recht 
fallen  län.'  Offn.  Riehen  1548.  .Die  forfälli  in  den 
Schlossreben  zu  tragen.'  Schlossrechn.  Rued  1732.  ~ 
2.  Raum  zwischen  2  Äckern,  auf  welchen  ungehindert 
die  erste  Furche  je  der  2  benachbarten  Acker  aufge- 
worfen werden  konnte.  .Anstössere  söUent  ire  acker 
einandern  nach  eren  und  nit  einandern  furfelli  geben.' 
Offx.  Knonau  1534/1601.  ,Wo  ackeren  aneandern 
ligend,  da  soll  och  ye  ainer  dem  andern  anwandt  und 
radwende  und  fürfellig  geben,  welicher  aber  dem  an- 
dern nit  fürfellig  git.  der  [sc.  der  Andere]  mag  dasselb 
nemen.'  Offn.  Kilchberg  1515.  ,[Es]  klegt  die  priorin 
uf  in,  wie  dz  er  [sie]  hindreti  an  ira  gruntfelli,  so 
gelegen  wäre  oben  an  irem  rebacker.'  14'20,  Aaracer 
ürk.  ,[Er]  sprach,  wie  dz  die  furfelli  oder  gruntfelli 
von  rechts  wegen  zuo  synem  acker  gehöre.-  ebd. 
.Damit  die  Acker  ohne  Hinderniss  bepflüget  werden 
können,  so  .sollen  die  Besitzere  jenigen,  deren  Acker 
von  vornen  oder  binden  her  an  ihre  Einschläge  stössen, 
zu  einem  Anthaupt  20  Schuhe,  jenen  aber,  so  unten 
daran  liegen,  statt  der  Fürfälle  eine  Eadbreite  von 
5  Schuhen  äussert  dem  Graben  liegen  lassen.'  1764. 
Bs  Rq.  .Dass  ihme  der  untere  Besitzer  statt  der  in 
der  Ordnung  bestimmten  5  Schuhe  15  Schuhe  für 
Furfälle  und  Radbreite  liegen  lassen  solle.'  1783,  ebd. 

.Vor-  (für-)'  lässt  sich  leicht  auf  das  Fallen  ,vor'  die 
Grenzlinie  beziehen:  für  erscheint  in  Zssen  als  Nbf.  zu  ,für'. 
Doch  dürfte  diese  Form  auf  Ableitung  von  oder  wenigstens 
Anlehnung  an  Fur  (Furre,  Furri),  Furche,  deuten,  da  die 
obeugen.  Tätigkeit  auch  heisst  d'  Furri  /die"  (AaEhr.);  in 
diesem  S.  würde  sich  Fur-F.  decken  mit  ,Grund-F.'  {Grund 
=  Erde). 

Rüti-:  beim  Buten,  Ausroden,  gefälltes,  kreuz  und 
quer  durch  einander  liegendes  Holz.  E  Tschupjile 
[=  Schaar]  Bergstiger  sind  uf-em  Heu  chrüzwls  und 
etwerist  über  enandere  g'lege  wie  ne  B.  Gr  UVatz. 

fallig:  müde  zum  Umfallen.  ,ünd  warend  die 
knecht  ganz  f.,  lass,  müed  und  hungrig.'  Kessl. 

fällig  fe'llig  allg.,  -ä-  Ap.  -ä-  ApH. :  1.  was  leicht 
fällt,  umkippt  E,  steil,  abschüssig,  gefährlich,  von 
Stellen,  bes.  im  Gebirge  Gr;  L;  GW.  F.  gä",  an 
solchen  Stellen'  gehen  Gr.  A  felligi  Alp,  wo  Vieh 
leicht  stürzt  Gr.  Ggs.  zürn.  .Wir  stossend  an  an  den 
velligen  orten  gleich  wie  die  todnähigen.'  1531,  Jesa.i. 
Fälligi  f.,  fallgefährliche  Stelle  Gr.  Syn.  FUm. 
—  2.  (Adv.)  plötzlich;  auch  fäliga"  Zugs,  esfdligs 
(eines  Falles,  auf  ein  Mal)  Ap;  vgl.  nhd.  .jäh' =  , steil' 
und  .plötzlich'.  —  3.  verfallen  zur  Zahlung,  allg. 
Scherzh.  von  einem  Mädchen:  heiratsfähig,  alt  genug 
zum  Heiraten  L.  —  4.  a)  einer  Busse  oder  Strafe 
verfallen.  .Wäre,  das  yenian  um  disen  einung  beklagt 
und  V.  wurd.'  1409/1544,  Schw  LB.  .Der  soll  für  sein 
belonung  von  des  felligen  und  gestraften  gueteren  be- 
lonet  werden.'  1531/48.  UI.  Maccab.,  dafür  .fehlbarcn.' 
1667.  .Wenn  einer  ein  mit  der  füst  .Schlacht,  wird  er 
f.  um  3  Pfd.'  1533.  B.  —  b)  schuldig  den  .Fall'  zu 
entrichten.  Syn.  fallpflichtig.  Ebel.  ,Wer  guot  hat, 
das  in  den  hof  hört,  der  ist  v.,  und  so  der  stirbt,  der 


7(i3 


Pal,  fei,  til,  fol,  ful 


764 


soll  dem  truchsessen  gefallen  syn  ze  vall  das  best 
houpt.'  HoFR.  AAHolderb.  1424.  ,Fählig.'  1525,  Mey., 
Wetzik.  —  c)  von  Gütern,  die  beim  Tod  ihres  Be- 
sitzers od.  bei  anderweitiger  Handänderung  dem  Grund- 
herrn neu  verzinst  werden  müssen;  vgl.  un-f.  ,Wer 
schupposs  hat.  die  f.  sind,  der  git  das  best  houpt  ze 
fale.-  1350/1538,  Z.  Oft  verbunden  mit  ,erschätzig'. 
,Von,  auf  und  ab  meinem  Heimwesen,  ist  fählig  und 
erschätzig  der  probstey.'  1G89,  L  Gültbr. 

ab-fällig:  1.  „was  abfällt,  z.B.  Laub."  ,Abfellig, 
deciduus,  das  schier  fallen  will.'  Mal.  —  2.  „an  einem 
Abhang,  schief  gelegen,  von  Grundstücken;"  auf  der 
einen  Seite  niedriger  werdend  ZW.  Vgl.  ^unncn-.  — 
3.  „an  Leibesfülle  und  Kraft  abnehmend,  schwächlich." 
—  4.  vom  Glauben  oder  Gehorsam  abfallend,  resp.  ab- 
gefallen. ,Das  wir  nit  rechte  kinder  Gottes,  sunder 
widerspännige  und  abfellige  buchen  sind.'  Gdalth. 
1559.  ,Darob  nit  zag  und  kleinmüetig  oder  a.  wer- 
dind.'  BiB.  1560.  ,Abfellig{er),  transfuga,  dcfector, 
apostata.'  Mal.  —  über-:  plötzlich  überfallend,  un- 
vorgesehen. ,Von  unversechner  und  überfälliger  straaf 
der  gottlosen.'  Bib.  1548.  —  äugen-:  was  in  die 
Augen  fällt;  angenehm  B.  —  in-:  viele  Einfälle 
habend,  launig,  gedankenreich  Gl.  —  un-:  1.  nicht 
fallpflichtig;  vgl.  fälliy  i  c.  .Wer  der  obgenannteu 
[fallpfiichtigen]  güeter  hat  und  aber  uf  einer  un- 
fälligen hofstat  stirbt.'  Dorfr.  Aa  Bos.w.  1421.  — 
2.  unglücklich.  ,Sylla  rüefet  die  Götter  an,  dass 
[sie]  söliche  stimm  im  nichts  böses  noch  unfelligs 
deuten  lassen  wollten.'  Tierb.  1563.  .Eichtung  des 
unfelligen  Kriegs  in  der  Eidgnossschaft.'  Witrstis.  Von 
,Unfell'.  Sonst  ungefällig.  -  für-:  geneigt  zu  Etw., 
voreilig.  ,Er  was  gar  hitziger  reden  und  mit  schmutzen 
oder  Schalken  fürfellig.'  Vau. 

ge-fgfelligj:  1.  vorwärts  gebeugt.  Er  gut  g.  U. 
Syn.  getogen.  —  2.  schuldig.  ,Swelcher  des  einungs 
g.  wird.'  1473,  Scuw  LB.  —  3.  angemessen.  ,Ein 
g.  er,  congruus  honor.'  XV.,  G  Hdschr.  —  4.  wohl- 
gefällig. ,Man  redt  gmeinlichen:  was  do  den  lüten 
gefellig  ist  in  den  ougen.  das  ist  halb  verkouft.'  Ziely. 
,Wann  uns  aber  solich  misshell  und  zweitracht  leid 
und  nit  lieb  noch  g.  gewesen  ist.'  Bs  Rq.  —  5.  dienst- 
beflissen. "  6.  [g'föllig  LH.)  glücklich,  vom  Zufall 
begünstigt  Aa;  Ap;  B;  VOrte;  Gr;  G;  S;  Z.  Du 
bist  doch  g.  g'sl',  ''ass  d'  no  ne  riche  Ma'"  ühercho" 
Iiesclt  S.  Kern  Ching  [keine  Kinder]  u"'  sOvli  rieh! 
e  g'felUgere  Hting  [Kerl]  weder  dir  [als  ihr]  git  's  nid 
g'rad  BE.  Von  Gefall.  —  un-g. :  1.  unzutreffend, 
unangemessen.  ,An  den  ungfelligen  stunden,  horis 
incompetentibus.'  XV.,  G  Hdschr.  —  2.  undienstfertig. 
—  3.  unglücklich,  vom  Missgeschick  verfolgt,  wer 
Unfall  hat  z.  B.  (ung'f.  im  Stall)  mit  dem  Vieh,  das 
ihm  zu  Grunde  geht  Aa;  .Kv;  Bs;  B;  Gr;  VOkte;  Z. 
U.  werde",  sich  körperlich  schwer  verletzen;  um- 
kommen. Uf-dr  ungfelUge  Site  sl,  ein  Pechvogel 
sein  L.  ,Er  was  ganz  siglos  und  u.'  G  Hdschr.  ,Pa- 
rum  ielix,  nit  gefellig,  wenig  glückhaftig.  ungfällig.' 
Fris.  Euphem.,  von  Mädchen,  die  ein  uneheliches 
Kind  bekommen  Bs;  B;  Z.  U.  i'  d'r  Warheit  si", 
niclit  genau  bei  der  Wahrheit  bleiben  GStdt.  Auch 
von  Sachen,  Unglück  bringend.  ,Der  ungefällige  Rat 
Kistlers.'  Frickart  1470.  ,Au  ungefelliger  schlacht 
ganz  unglückhaft  umbkommen.'  Kessl.  ,Ein  unge- 
felliger =  verworfener  Tag.'  Fris.     .Durch  ungefellig 


feur    enzündet.'    BHuttw.  Chron.    —    weit-   g' fellig,        i 
-fellig:  wer  in  der  Welt  Glück  hat  L;  sehr  glücklicli 
Ndw. 

hueb-:  von  einer  Hube  zinspflichtig.  ,Diewyl  si 
alle  uf  des  gstifts  güeteren  sitzind  und  des  gstifts  | 
zinslüt  und  ouch  darzue  h.  sygind.'  Hotz,  Urk.  —  ' 
heim-:  an  einen  frühern  Besitzer  zurück  oder  übh.  an 
einen  Erben  fallend  ScnSt.  S.  Heimfall.  —  hinder-: 
von  in  die  Ehe  zugebrachten  Gütern,  für  welche  nach 
dem  Tode  der  beiden  Gatten  der  Hinäerfall  (s.  d., 
Sp.  740,  und  hinder  sich  fallen,  Sp.  749)  in  Anwendung 
kommt.  .Auf  ihr  jedes  nächste  Erben,  daher  solche 
Güeter  kommen  sind,  sollen  die  zuegebrachten  hinder- 
fällige Güeter  ordentlich  aufgeschrieben  werden.'  1617, 
Erbr.  Diessenh.  —  herd-  (,erd-.'  Ofpn.  Tabl.  1471): 
zur  Erde  fallend  1.  in  Folge  eines  empfangenen 
Schlages.  Syn.  ,boden-f.'  H.  mache":  zu  Boden  schla- 
gen oder  werfen  BGerzensee;  Sdlger.  Syn.  hodigen; 
frz.  terrasser,  engl,  to  floor.  In  den  alten  Rechtsb., 
wo  auch  der  passive  Ausdruck  ,h.  werden'  (und  einmal 
,h.  syn')  vorkommt,  häufig  mit  Strafe  gleich  blutiger 
Verwundung  bedroht.  , Machet  aber  einer  den  andern 
hertfellig,  da  ist  der  einung  ein  pfunt,  ob  er  nit  bluot  ht, 
runs  wird.'  Stadtb.  Badea  1348.  , Weiher  den  andern  fl 
härttallig  macht  zornlich  und  frevenlich  mit  stechen  i ' 
oder  schlachen.'  Offn.  GZuozw.  1488.  ,So  eine'  die 
ander  roufti  oder  schlüegi  und  do  h.  wurd,  sind  sy 
dheiu  buoss  verfallen,  es  wäre  dann,  das  sy  einandern 
mit  messeren  ald  sunst  waffen  latzten,  stächen  oder 
schluogend  und  h.  machtend.'  1572,  ScuwE.  ,Ain  frefli, 
die  h.  ist',  gleichsam  transitiv  (als  ob  von  ,fällen'). 
Offn.  Wengi  1475.  —  2.  zur  Strafe  des  Erdkusses  (z.  B. 
für  verbotenes  Schwören).  Z  Statut  1628  It  Schuhe. 
Vgl.  Herd-Fall.  —  Herdfälligi  f.:  ,Von  bluotruns 
und  herdfal.  Es  sagend  die  alten  undervögt,  dass  by 
iren  zyten  ein  bluotrunse  und  herdfellige.  nämlich  so 
einer  den  andern  bluotruns  oder  herdfellig  machte, 
syge  mit  9  pfunden  gebüesst  worden.'  Offn.  Knon.  1534. 

nider- fällig:  baufällig.  Vgl.  das  folg.  ,So  i.st 
dieselb  ir  kilch  n.  und  hat  si  das  wasser  eröset  und 
schwerlich  geschediget.'  142'2,  BsLd  Urk.  -  hü"-: 
1.  wie  nhd.,  baufällig,  von  Gebäuden.  —  2.  übertr. 
auf  den  Leib:  gebrechlich,  kränklich,  schwächlich  W. 
, Damit  und  aber  BulUnger,  der  gar  alt  und  buwfellig 
was,  verschont  und  im  ein  arbeit  abgenommen  wurde' 
LLav.  1576.  ,Ein  bauwfelliger,  blöder  leib,  caducuni 
et  infirmum  corpus.'  Mal.  —  3.  baufähig,  von  einem 
Acker.  .Acker  zuo  allen  jaren  b.  =  der  alle  jar  ein 
bauw  und  saat  erleiden  mag.'  Mal.  —  boden-  = 
herd-  1.  ,N.  hat  den  H.  b.  und  blutruns  geschlagen.' 
168'2/3,  ZKüsn.  Prot.  —  pen-:  strafbar,  busspflichtig. 
Vgl.  .Pen-Fall'  und  buessfällig.  .Welicher  umb  einung 
gefertiget  und  peenfellig  wirf.-  1539,  B.  ,Er  wirt  straf- 
wirdig  oder  p.  erkennt.'  HBull.  1561.  —  buess-: 
einer  Geldstrafe  verfallen  Ar.  ,Dass  alle  die,  so  mSsser 
tragent,  b.  syn  söllent.'  Srnw  LB.  —  rü"-:  „reuig 
über  einen  geschlossenen  Kauf  oder  Vertrag  VOrte." 
,0b  einer  des  kaufs  rewfellig  und  wendschatz  geben.' 
HopR.  Einsied.  1699.  —  ring-:  1.  dem  es  leicht  von 
Statten  geht  (nicht  schwer  .fällt')  Schw;  U.  —  '2.  von 
Land:  leicht  zu  bewirtschaften  AaF.  —  „sunneu-: 
gegen  die  Sonne,  gegen  Mittag  geneigt,  von  einem 
Landgute."  Vgl.  ab-f.  —  schlag-:  z.  Schlagen  reif, 
von  Holz  Ai".  —  weit-:  1.  irdisch  gesinnt,  eitel  ü; 
W;  ZO.  —  2.  wer  sich  in  alle  Umstände  zu  schicken 


765 


Kill.  Viil,  Id.  fil.  fol,  Till 


weiss  W;  „ZOttenb."  —  3.  mit  äussern  Glücksgüteni 
gesegnet  Aa.  Dem  Alles  nach  Wunsch  g-eht,  höchst 
glücklich  Gl..  Syn.  u-cü<jefällig.  -  wind-:  vom  Wind 
gefallen,  von  Waldbäumen.  ,W.  tannen.'  1559,  Ratugeh 
Urk.  —  zue-:  1.  leiblichen  Zufällen  unterworfen. 
,Honio  sum,  ich  bin  ein  mensch,  das  ist  presthaft,  z.' 
Fris.  , Blöder  leib,  der  z.  ist,  aftectum  corpus.'  Mal. 
—  2.  a)  stark  besucht,  von  Märkten.  ,Die  statt 
|!<t(iallen]  hat  ouch  gar  zuofällig  grosse  wochenmärkt 
und  vil  zuokers  allerlei  naclipurschaft.'  Vad.  —  b)  ge- 
sprächig. ,Vil  gesprächer  und  beredter  und  zuofälliger 
durchs  lesen  in  einer  kunst  werden.'  Fris.;  Mal. 
Wahrsch.  von  zuefallen  i.  S.  v.  einfallen,  in  den  Sinn 
kommen.  —  3.  von  Dingen:  zustossend,  widerfahrend. 
■    ,In  synen  glücklichen  und  guoten  zuofälligen  dingen.' 

1521,  Absch.  —  Vgl.  Zuefall,  zuefallen.  —  zins-:  zins- 
pflichtig. 1351,  Aa  Wst.  (RocuH.  41).    Vgl.  fällig  4h  c. 

f a  1 1  n  e  " :  an  der  Türklinke  drücken  6.  Syn.  fallen  I. 
Faläder    in    der   RA.   F.  ne",    ausgelassen    lustig 
sein  GnSpl. 
i;  Wenn    sich  nicht  ein  roman.   W.  darunter  hirgt,    ist  es 

\    wohl  nichts  Andres    als   eine  Variation    der  hekannten  RA, 
i    ,Ton  Leder  ziehen'. 
j         Falander  s.  Larander. 

l  Valant  m.:  Teufel,  teufel-  oder  riesenälinliches 
[  Wesen,  Untier.  Ir  Saker-Valentsch-Buebe"!  AAFri. 
i  ,Als  die  Risen  den  Göttern  den  himmel  ablaufen 
1  wollen,  do  seien  Vulcanus,  Liber  etc.  auf  eslen  daher 
;  geritten,  [do]  seien  die  osel  ab  den  vollanden  er- 
schrocken.' TiERB.  1563.  ,Pythagoras  hatt  ein  gar 
grausame  bärin  im  land  umblaufen  sehen,  die  grossen 
,  schaden  tat.  Er  beruoft  den  vollaiul  [die  Bärin]  zuo 
(  im,  machet  sye  mit  speis  satt,  boschwuor  sy  hernach, 
j  dass  sy  in  wald  gön  sollte.'  ebd. 

i  Mhd.  välant,   Ptc,  der  Betrügende.     Zu   der   Aa  Scliinipf- 

f   rede  vgl.   ir  boesen  välcnde«  vutn!  im   nilid.   Yir^'il. 

Falleis:  Valentin?  Edlib.  198. 

Wenn  das  dortige  Datum  auf  den  7.  Jan.  darf  gedeutet 
werden,  so  steclft  StValentin,  Bischof  zu  Passau,  in  ohiger 
i  Bezeichnung,  welche  genetivisch  (mit  Ergänzung  von  ,Tag')' 
i  also  =  ,StVaIent's'  zu  fassen  wäre,  dessen  en(t)s  nach  dem 
!  in  Fromm.  VII  333  ff.  dargelegten  Gesetze  zu  ein  werden 
!|  konnte,  sobald  das  »  nicht  mehr  als  flexiv.  empfunden  wurde. 
I 

H  Valentin,  VäledlG^iAt  (neben  Valdi);  SchwE.; 
j  Z,  Valedtk?;  L,  „FeZiiGR",  Yäli  ZO.  (als  Zuname, 
's  Väli's),  Väleli  (Dim.)  G  oT. :  1.  ruännl.  Eigenn. 
I'  's  Väledine  Margret.  Stutz.  Und  's  FridU's  Hans  im 
Mätteli  Hat  gester  Hauptme  g'ge",  Und  ich  hi'  ntc  de 
Väledi!  Stütz.  —  2.  StV.-s  Krankheit  =  Epilepsie; 
s.  fallen  II 4.  6.  ,Er  fluochote  dem  priester  und  seite, 
er  wollte,    dass   in  Sant  Valentins   siechtag  ankäme.' 

1522,  EßLi,  Act.  ,Epilepsia,  sonticus  (caducus  oder 
,  comitialis)  morbus ;  quidam  S.  Joannis  et  S.  Lupi  vocant, 
,  der  (hin-)  fallend  siechtag,  StValentins  krankheit,  St- 
'  Vältis    (.Veltins.-   Denzl.  1077;    1710)    plag,    das   bös 

wee.'  Fris.;  Mal.  Auch  der  blosse  Name  in  Ver- 
.  wünschungen:  ,Wett  den  pfälty,  qu£e,  malum!  est  ista 
jjtanta  audacia?'  Mscr.  Ende  XVII.  —  S.Popanz,  der 
I  am  .'Aschermittwoch  als  Väledi  vergraben  wird  GA. 
^  Der  verstärkte  Anlaut  in  P/älti  durch  das  (  des  gewöhnlich 
j  vorgesetzten  ,SV<«(  bewirkt;  vgl.  TuWc'' =  StAlban  Bs.  In  '2 
'  liegt    eine    verdeutschende  Anlehnung    an  fallend    vor,    vgl. 

liaumgrazi,    Pankratius;    Bohnefazi,    Bonifacius.      Zn    3    vgl. 

t'mmachtveriirahen.  Die  vergrahenen  Puppen  sind  Repräsen- 
'  tauten  des  Winters,  der  verwünscht  wird;  also  Zshang  mit  2. 


Valerini:    Baldrian,  Valeriana  oflic.  GWe. 

Valßt,  -li  (ValcttU  UwE.)  n.:  1.  Abschied.  ,Was 
ich  Euch  zu  einem  Valete,  zu  einer  Letze-Predigt 
hindorlassen  wollte.'  JMüller  1673.  ,Valet-Predigt, 
'Valet-Kinderlehr.'  ebd.  —  2.  Eim  es  Valetli  spUe, 
mache,  Einem  einen  Streich  spielen,  Etw.  in  den  Weg 
legen,  ihn  zum  Be.sten  halten  Ndw;  Schw;  Zg;  Z. 
Zum  V.  müend  s'  das  [sc.  eine  Zwinglifeier]  luv,  die 
Catholische.  XVUL,  Bauerngespr.  I  han  y'meint,  me 
chönn  de  Catholische  jetzt  ati"''  es  V.  spile".  ebd.  ,Doch 
allweg  [so],  dass  die  altglöubigen  kein  fallet  dadurch 
annemen,  sonders  wie  bisher  irem  glouben  an  schaden 
gehandelt  word.'  1533,  Assen.  —  3.  Schein,  Ausrede 
ZKn.,  S.  D'  Nachheri"  hed  zum  V.  e  chli"  Salz  g'holt, 
dass  si  g'sech,  was  i'''  z'  Imbig  chochi  ZS. 

Aus  lat.  vttUte,  lehet  wohl.  —  2  urspr.  in  der  engeru 
Bed.  ,zum  Ahschied,  zur  Letze  einen  Streich  spielen,  einen 
Schaden  antun',  da  solches  Tun  am  liebsten  auf  jenen  Mo- 
ment verlegt  wird,  wie  auch  Kinder  Abends  zum  neckischen 
Abschied  einander  einen  Schlag  (Ziggi;  's  Lctst)  geben.  Aus 
der  Bed.  ,Streich'  scheint  sich  dann  die  von  ,Schein'  (3) 
entwickelt  zu  haben. 

Valleti:  Begehren.  ,In  allen  zimlichen,  billichen 
und  rechtmässigen  Valleteyen  guot  und  gnuog  ze 
tuend.'  XVI.,  G  Stiftsarch.   —   Von  frz.  rnhmif:' 

Fall6tsche  {-£-)  Gr;  Z,  „-tschgc  Z",  .Faleschge'  Z 
It  Schweizerb.  1819,  ,Vellentschen.'  ükfn.  ZBors.  1412 
—  f.,  Fallätsch  m.  ZHörnli:  Name  von  Rutschhalden, 
zerklüfteten  Abstürzen,  so  am  Z  Albis  (Leimbach), 
welchem  sich  bei  dem  jenseits  gelegenen  Äugst  ,Öisten 
vellontschen.'  1412  gegenüber  stellt;  am  Z  Hörnli;  im 
Hintergrund  von  GnSa. 

Möglicherweise  gehört  auch  der  Ortsn.  Fällii'lic  Aa;  BO. 
dazu.  S.  Arg.  I  98;  Gatschet  I  243'4.  Der  Ableitung  von 
:\]xi.  fdllnzan,  fdUizan,  einer  Intensivbildung  von  .fallen'  (vgl. 
das  syn.  liisi,  von  riaen,  fallen),  steht  die  Accentuierung  (mit 
dem  Ton  auf  der  2.  Silbe)  entgegen.  Diese  würde  wohl  zu 
churw,  valldtHch  etc.  stimmen,  aber  dieses  bedeutet  bloss 
,vSeitentälchen',  auch  ist  schwer  nachzuweiseu,  dass  churw. 
Sprache  sich  .jemals  so  weit  nach  Westen  erstreckt  habe. 

Falliment  n.:  1.  Bankerott,  allg.  —  2.  Fall,  Sturz 
(scherzh.)  Ar;  Z.  Wenn  ein  Kind  fällt,  sagt  man: 
Hed  's  es  F.  g'ge"?  —  lt.  fidUmmto,  Bankerott.  —  2  ist 
an   , fallen'  angelehnt. 

fallieren:  Bankerott  machen,  allg.  —  2.  miss- 
raten, schlecht  ausfallen.  Bas  G'schäfl  hed  (mir) 
g' falliert  UwE.  Bald  nach-em  Hochsig  hed  si  falliert, 
angefangen  sich  übel  zu  betragen  Z  (Spillm.).  De'' 
Burst  [Bursche]  het  ganz  falliert  ZLunn.  Fiillierig, 
leicht  fehlend  Ndw.  —  3.  zeitweise  aufhören.  De'' 
Bolz  [Puls]  falliert  Ap;  Syn.  underziehen. 

It.  fallirc,  fehlen,  misslingen;  bankerott  werdeu.  Bedd. 
2  u.  3  erinnern  an  ,fehlen',  mit  welchem  fallieren  in  letzter 
Linie  auf  lat.  faUere  zurückgeht. 

fallit:  zahlungsunfähig,  bankerott.  F.  sin,  gän, 
machen.  Auch  als  männl.  Subst.  In  L  ist  das  Gesetz, 
dass  Bankerottiercr  an  Markttagen  auf  einem  Altane 
am  Kornhausplatze  öttentlich  ausgestellt  und  mit  Trom- 
petenschall als  ehrlos  verrufen  wurden,  in  neuerer 
Zeit  abgeschafft  worden. —  „ver-falli ten:  zum  Ban- 
kerott bringen  VOrte;  Z." 

Fällander:  ein  schlechter,  gemeiner  Tanz,  scherzw. 
Z.  —  fällandere:   beim  Trinken   öfters   anstossen; 


767 


Fal,  M.  lil  U' 


7G8 


behaglich  u.  viol  ti-iiiken  Z.  Syn.  erlibacheren  (Sp.  451), 
brösden.  —  Von  dem  Z  Dorfe  Fällanden,  lies,  bei  den  Nach- 
baren aufgekommen  und  dann  weiter  verbreitet. 

Väledi,  Väleli  s.  Valentin. 

fällen  U  (feilen  I)  fäle  BE.;  Obw,  fälle  B  ö  u.wO^ 
—  Vit:.  <i'f-et:  1.  mit  enandere  oder  g'särne  f.,  ringend 
die  Kräfte  an  einander  messen,  einander  hin  und  her 
stosscn,  bes.  mit  den  Ellbogen,  sich  herumbalgen  nach 
Art  junger  Tiere,  nur  scherzweise  und  von  dem  ernst- 
haften Spiel  des , Schwingens'  auch  dadurch  verschieden, 
dass  dabei  Angriffspunkte  und  Art  des  zu  Boden  Wer- 
fens (auf  den  Rücken)  durch  keine  Regeln  bestimmt 
sind  BE.,  öO.,  Si.  ,So  an  einer  rechten  Küherin  hätte 
er  Freude,  die  müsste  ihn  z'  g'rechtem  lehren  schwin- 
gen, er  wollte  sie  dann  b'richten,  wie  man  fahle.'  Gotth. 
Syn.  rützen,  pelggen,  kälberen,  rnmen,  narren,  galpen, 
galfen,  golen,  gürten.  Davon  übertr.  auf  das-  hin  und 
her  Markten  zw.  Käufer  und  Verkäufer:  weigga"  inul 
fäla"  B.  —  2.  (intr.)  mit  Kraftanstrengung  eine  Arbeit 
verrichten  BBe.  Auch  von  geistiger  Arbeit,  z.  B. 
beim  Lesen  eines  Buches  sich  abmühen,  von  Kindern 
BE.  .Insudare  operi.'  Id.  B.  —  3.  (trans.)  einen  schweren 
Körper  mit  viel  Kraftan.strengung  bewegen,  reissen, 
schleppen  BO.;  „Obw,  ume-.  ebd."  Syn.  weiggen  (säg- 
ggn)_  _  ab-^/'a/e":  (refl.)  sich  sehr  ermüden  durch 
strenges  Arbeiten,  Laufen  BO.  Er  ist  abg'fällete,  abge- 
mattet BHk.  —  v er- fälle  II:  verschleppen,  vertragen. 
Ir  liU-mcr  aber  tnist  das  ver feilet!  das  habet  ihr  mir 
wieder  einmal  v.,  —  schilt  die  Mutter  BSi.  —  Ge- 
fäll II  (r'fäl  n.:  Hin-  und  Herrutschen  auf  einer 
Bank;  mutwilliges  Bingen  von  Knaben  B. 

Zwar  scheint  Bed.  1  auf  Identität  mit  ,fällen  1'  zu  Jouteu, 
aber  derselben  stehen  die  Ausspr.  (-«<;-)  und  die  tw.  vor- 
kommende Dehnung  des  Voc,  sowie  die  Form  des  Ptc.  ent- 
gegen. Wahrsch.  haben  wir  es  hier  mit  einer  Abi.  von 
,Fell'  (vorwiegend  F,^l  gespr.)  zutun;  vgl.  das  syn.  , bälgen', 
pclgge,  von  ,Balg',  Inm  Fell  mn.  Bedd.  2  u.  3  beruhen  jeden- 
falls auf  Übertragung. 

fälen:  weiden.  D'  Eos,  Giss  und  Schuf  darf-mo" 
nit  i'  de"  Hölzer  la  f.  F.  Ubertr.,  umhi  feie  BHk., 
f allere  BM.,  sich  wild  herumtummeln,  ungebunden 
herumschweifen,  bes.  von  Kindern.    -  Zu  Gp/uU  I  i  tl. 

ge-fälen  s.  bei  Gefäll  I  1  c. 

Fäule  Gr;  GSa.,  Fdle  GW.,  We.  —  f.:  1.  die  beim 
Buttersieden  zurück  bleibende  Hefe.  Syn.  Grübe,  Ge- 
liire,  Grihise,  Gesig,  Truesfmje,  Trimzig.  —  2.  Eisen- 
schlacke L,  Feilenstaub,  Feilspäne.  ,Strictur£e,  fou- 
len, das  sind  die  gneist,  die  vom  glüeyenden  eisen 
springend,  wenn  man  auf  dem  araboss  schmidet.'  Fris.; 
Mal.  (Denzl.  1677;  1716  ,schüepen  oder  gnei.st'  usw.) 
.üass  nieman  soll  föllan  brennen  in  unser  stadt.'  Sch 
Riohtebr.  ,I>a  man  noch  gmür  under  der  erden  soll 
finden,  wie  auch  foulen  an  den  wegen,  in  den  wisen, 
anzeigungen,  dass  allda  foulen-  oder  ysenschmitten 
gewesen.'  Büegeu  1606.  ,Feulen,  feilenstaub,  limatura.' 
Uenzl.  1677;  1716.  —  „Für-:  glühende  Eisenschlacken, 
Sinter  LE."  —  ,Schlosser-Fölen':  Feilenstaub  aus 
Schlosserwerkstätten ;  werden  als  Präservativmittel 
gegen  Viehkrankheiten  genannt.  Imthürn,  Mem. 

Aus  lat.  ßwillti  mit  versetzter  Betonung  und  Vocalisierung 
des  11  vor  /,  nachdem  d,is  umlaut- wirkende  i  ausgefallen. 
Denzl.  denkt  wohl  an   .Feile". 

Fe'l  Z  (Ftel  Nnw).  m.:  1.  Fehler.  Schuld.  .Keins 
fäls  mai:  in  niomaihl  boschuldij,'en.'  Bibel  1."v>1.    ,Das 


heisst  mir  aber  alles  „Beel",  Das  eben  hat  den  selben 
fäl.'  Birk  1535.  ,Noxia,  ein  fäl  oder  Verletzung.  Cul- 
pam  contrahere,  einen  f.  tuen.'  Fris.;  Mal.  ,Man  soll 
uf  den  span  gän  [den  Streit  untersuchen]  und  niäss 
und  unmäss  gegen  einanderen  bsichtigen,  wo  der  feil 
syge.'  1570,  Mev.,  Wint.  Chr.  ,Habend  die  Rät  ihnie 
seinen  fehlen  noch  nit  Verzügen  [verziehen].'  FrHafner 
1666.  —  2.  Irrtum;  Mangel.  Oni  F.  Nnw.  F.  mache, 
unterschlagen,  in  Kassageschäften,  einen  Manco,  ein 
Deficit  verursachen  ZO.  .Menda,  ein  fäl,  irrtumb. 
Memoriter,  auswendig,  on  allen  f.'  Fris.;  Mal. 

Mhd.  rne;,  -c,  f.  Vgl.  auch  Faf  Sp.  734.  welche  Form 
auch  in  dem  Lied  von  den  Guglern  1375  vorkommt:  ,Dass 
Bern  sy  der  beiden  sal  und  ein  Spiegel  uberal,  der  sich 
bildet  äne  val.' 

fe^l:  1.  irrig.  Besser  umchere"  als  f.  gö".  Sdlger. 
.Desshalben  ist  es  wyt  fäL'  Zwingll  —  2.  feli  Jär, 
Fehljahre   ZDüb. 

fe''l-haft:  fehlbar,  wer  sich  gegen  ein  Gebot  ver- 
fehlt hat.  B  Mand.  16'28. 

un-fe^l-lich :  unfehlbar.  .Wir  haben  hie  un- 
fälich  und  unpartysch  richter.'  Zwinuli. 

fe"l-bar,  meist /W%r:  1.  kränklich  (dem  oft  oder 
seit  längerer  Zeit  , Etwas  fehlt'),  unpässlich;  gebrech- 
lich B ;  FS.  D'  Base  ist  geng  ßlberi  und  muss  doktern 
ds  Jahr  aus  und  ds  Jahr  ein.  Gotth.  —  2.  von  Boden- 
erzeugnissen, die  häufig  missraten  BRi.  Von  ein- 
zelnen Jahren  des  Misswachses:  ,Von  wegen  der  kleinen 
herbsten  und  feibaren  jaren'  [muss  eine  frühere  Lust- 
barkeit eingestellt  werden,  welche  ,in  den  grossen 
herbsten'  gestattet  war].  1577,  Hotz,  Urk. 

feien  (c-,  rf):  1.  mit  Sachsubj.  resp.  unpers.  es. 
a)  mangeln,  wie  nhd.  z.B.  es  felt-em  am  Geld,  Ver- 
stand G;  Z.  —  b)  von  körperlichem  Übelbetinden  wie 
nhd.  Was  felt-d'r?  Wo  felt's-d'rY  ebd.  Mit  Angabe 
des  leidenden  Körperteils:  ,Es  fleug  Lise  an  im  Kopfe 
zu  fehlen',  geistig,  am  Verstand.  Gotth.  Ohne  ,es': 
, Essen  mochte  er  nicht.  Da  fragte  ihn  der  Vater: 
Fehlt  d'r?  ,Apparti  nicht',  sagte  Jakobli.'  ebd.  — 
c)  von  Mangel  an  Genauigkeit  einer  Angabe, 
Richtigkeit  einer  Ansicht;  auch  vom  Ausbleiben  eines 
Erfolges;  aber  immer  mit  Negation  oder  ,wenig'  ver- 
bunden: 80  oder  Sl,  es  udrd  nüd  stareh  f.  Z.  Ohne 
.es':  feit  fnjüd!  ja  freilich;  allerdings!  ganz  richtig! 
(iTa.;  Th.  Da'  feit  iez  scho'  nüd,  die  Sache  verhält 
sich  gewiss  so.  XVIIL,  Bacrengespr.  ,Er  komme  darin 
so  stadisch  [sei  d.  so  stattlich  gekleidet],  nit  viel  gfehlt 
[beinahe]  wie  der  Landvogt.'  Gotth.  ,Und  wenig  feit, 
er  wäre  durchgefallen.'  Vad.  Refl.:  ,Es  fehlte  sich 
nicht  [=  es  konnte  nicht  anders  kommen],  er  wurde 
trübselig.'  Stutz,  's  ist-e'  [=  er  ist  es]  —  's  felt-si 
nüd!  ebd.  Es  mues-si  nüd  f.!  es  soll  nicht  ausbleiben, 
von  etwas  Versprochenem  Z.  ,Es  fält  si  nüd:  non 
dubium  est.'  Id.  B.  Auch  bei  Hebel.  ,Es  wurd  sich 
nicht  f.'  Worstis.  Bei  Mass-  und  Zahlangaben  formel- 
haft adverbial:  zum  F.,  wenigstens  Aa;  Bs;  Z  (sogar 
wenn  es  zum  Fehlen,  übel  gehen  sollte;  den  schlimni- 
•sten  Fall  in  Rechnung  gezogen).  ,Die  Ochsen  werden 
mir  zum  F.  50  Taler  gelten.'  Ap  Volksbl.  1833.  Man 
zeigt  mit  Fingern  ,uf  es  Buremeitschi,  das  am  Uerbst- 
märct  vo  keim  Chnab  zum  F.  zu  3  Tänze  Ig'lade  wird.' 
ScHiLU.  I"  zwenzg  Minute  zum  F.  MUsteri.  Vgl. 
.Vom  Wirt  muss  jetzt  gewonnen  sein,  wenn  "s  fehlt, 
die  Hälfte  von  dem  Wein.'  HSulzer  1830.    Doch  auch: 


769 


Fal,  f(>L  lil,  iVil,  ful 


für  den  Notfall  (wenn  es  , fehlen'  sollte,  i.  S.  v.  d). 
ICs  ist  (loch  gäng  giiet,  wenn  me"  zkiii  V.  na-''  Öi>pis 
im  Vorrat  het  wie  iiimo  17.  FhJSciiili).  Oni  (ö:  ä) 
/•'.  s.  änc.  -  d)  a)  iiiissraten.  von  Erzeugnissen  des 
I.aiidbaues,  der  Viehzucht,  der  Koch-  und  Schneider- 
kunst  udgl.  Bs;  Z.  Es  hat  (ist)  g' feit  Gr.  , Die  Rosse 
|FIachsr().ste|  fehlte.'  Gotth.  .Die  Ernd  hat  gefehlt  [ist 
iiiilit  oriricliif,'-  gewesen].  Der  Wein  hat  gefehlt  [ist 
iinssiLiton|.'  IlosriN.  und  so  noch  heute.  Wevti  er  xwo 
Cluie  IUI  .S7((//  het,  so  feit  im  eini  [hat  er  Missgeschick 
mit  einer  derselben].  Wenn  si  [die  Kuchen]  /'.,  iss  ig 
si  .•telber  noclie  [nachher].  JJoach.  1881.  /  hä"  scho" 
mi'iiigs  Jini,  iiriiiiiirr  Öii/iis  ,/'fiH  ifha  Jiiif  im  (Imche, 
laassrlbcl  im--  hiirlni  ,  iV  S<i n-^l nmlni  „!„•  ,fhr,l.  Stut/. 
Kr  hat  \v  (/»■'■.  irie  \-<  hcisst :  rs  if  rnt  iiiiil  rll  und  feit 
.■<cliicr  Ail.-i  |er  macht  selten  etwas  Rechtes  |  Z.  — 
P)  niisslingen.  Es  hat  g' feit,  ein  Anschlag,  Versuch 
ist  niisslmigen,  hat  fehlgeschlagen.  Die  beste  Streich 
händ  g'f.  G.  Auch  mit  Dat.  P.  Es  het-dr  g'f.,  deine 
Hoffnungen  sind  zu  Wasser  geworden.  Gotth.  , Sollte 
die  schanze  [=  frz.  chance]  dort  f.,  so  wäre  grosser 
schaden  zu  befürchten.'  1.531,  Strickl.  ,Der  mordt- 
liche  Anschlag  fehlet  ihm.'  Wurstis.  .In  selbigem 
Jahr  hat  meinem  Herrn  Vater  das  Seckelmeisteramt 
gefehlet  [er  wurde  bei  der  Wahl  übergangen,  also: 
seine  Bewerbung  schlug  fehl].'  JCEscuer  um  1710. 
Uni)ers. :  .Es  will  fehlen:  inclinata  res  est.'  Hosimx. 
F.t  hiitt-d'r  chönne'  f.!  bei  einem  Wagniss.  Von  einem 
lcl)cu.sgcfiilirlichen  Unfall  oder  Krankheitsanfall,  auch 
mit  Dat.  1'.;  oft  euphem.  für  den  Tod.  ,Hanse's  Frau 
ward  Von  einem  heftigen  Fieber  ergriffen.  Es  werde 
f.  wollen,  sagte  Hans.'  Gotth.  ,Über  Nacht  kann  es 
mir  ja  f.'  ebd.  ,Es  will  mit  im  fäle,  res  ejus  ruinam 
iiiinitant.'  Id.  B,  wie  noch  heute.  —  2.  mit  persönl. 
Subj.  a)  einen  Fehler  begehen,  wie  nhd.  Wer  nie 
O'felt,  hed  nu'''  nid  g'leht.  Ineicuen.  Ein  Ziel  verfehlen: 
I>e''  Schütz  het  g'felt  G;  mit  Gen.:  d'r  Schlhe  f.  Uw. 
,Ich  will  aber  daby  der  meinung  nit  fälen  [sondern 
sie  richtig  treffen].'  Zwinrli.  —  b)  Mit  Dat.  P.  den 
Dienst  versagen;  ein  Versprechen  nicht  halten;  Jmdn 
im  Stiche  lassen.  ,Ach  nit,  mein  herr,  du  mann 
Gottes,  fäl  deiner  magd  nit.'  1548,  II.  Reg.  .Pfui  dich, 
du  schantliche  böse  weit!  Wie  hast  du  mir  so  gar 
gefällt  (gefeit).'  Sal.it  1.537,  1135.  2231.  ,Wenn  lüt, 
zuo  denen  wir  uns  vil  guots  versehend,  uns  fälend. 
wenn  sy  uns  unser  bitt  abschlahend.'  LLav.  1584. 
.Seinem  freund  fälen  und  im  nit  zewillen  werden,  eines 
freünds  beger  nit  genuog  tuon,  deesse  voluntati  araici.' 
.Mal.  ,Sein  kunst  habe  ihm  noch  nie  gefehlet.'  RGwekb 
l'JlU.  ,Er  hat  mir  gefehlt',  sein  Versprechen  nicht  ge- 
halten. Hosi'iN.  1683.  Ptc.  Perf.  adj.:  verfehlt,  miss- 
raten. Es  g' felis  Tiiech  od.  c  g'felti  Hut,  ein  Lump  S. 
En  g' feite  Pfarer.  Adv.,  auf  fehlerhafte,  boshafte 
Weise:  ,So  recht  gfehlt  und  mutwillig  kitzern.'  Stutz. 
In  einzelnen  Fällen  berühren  sich  das  Adj.  und  das 
wirkliche  Ptc.  (passiv  i.  S.  v.  ,verfehlt').  lez  isch  's 
g'felt!  Bs;  Gr;  Z.  Die  Boten  von  Bern  eröffnen,  in 
dem  Abschied  von  Zürich  sei  in  Betr.  ihres  neuge- 
wonnenen Landes  Etw.  .gefehlt'.  1-548.  Absch. 

Feier  m.:  1.  =  Fei  1,  Fehler  des  Charakters. 
ly  F.  tun  Finde  soll  mc"  kenne,  aber  nüd  nenne. 
SiiLGER.  Es  hed  Jeden  en  F.  und  ich  ha"  zwe". 
I.NEicHEN.  Wer  ke  F.  macht,  lld  uf-em  Chilchhof.  ebd. 
—  2.  Fehler  des  Verfahrens,    's  isch  ka  [kein]  F., 

Schweiz.  Idiotikon.  I  6. 


es  i,st  ganz  am  Platz  G'l'a.  —  3.  öni  F.,  unfehlbar. 
,Bäbi  erklärte,  da.ss  morgen  es  müsse  gegangen  sein, 
ohne  F.'  Gottu. 

Malefiz-:  .Wegen  diebstälilen  und  anderen  ma- 
leiizfehlern  in  oberkeitliche  Ungnad  gefallen '  173y 
Sciiw  LB. 

G'schau-:  in  die  Augen  springender  F., -für  wel- 
chen man  darum  (beim  Viehhandel)  keine  Nachwähr- 
schaft leisten  muss  wie  für  die  verborgenen  F.  Z. 

Trett-:  F.  bei  mehrtretigen  Bildgeweben,  welcher 
dadurch  entsteht,  dass  man  eine  unrechte  Trete  in 
Bewegung  setzt  Z. 

Feli  f.:  Wendung  zum  Übeln  S.  Het-mer  [man] 
■s//"  Freud  amene  Boss  —  g'toüss  clmnnt  's  i  d'  Fähli. 
Joachim  1883. 

feiig:  mangelhaft.  Eiiel;  irrig;  trügerisch.  .Das- 
selb  hast  du  von  mir  nit  ghort,  drunib  ist  es  fälig, 
dass  du  werdist  gwärt.'  UtzEckstein.  ,Wie  alles  das 
so  ungwüss  und  fälig  ist,  das  die  weit  hoch  und  tür 
schetzet.'  Gualth.  1551.  ,Aiu  feiiger  und  irrender 
weg.'  Kessl.  ,Fälig  guot.  das  nit  so  vil  frucht  bringt, 
als  es  aber  erzeigt  hat,  fundus  menda.t.  Ein  fälige 
sach  haben,  periclitari  causa.'  Mal. 
Fei  s.  1,  Feld.    2.  Felwe. 

VvW  F.il  GLStdt,  FA  (Fe'lJ  Aa;  .\p;  Bs;  (Ju;  G; 
Th;  Uw;  Z,  Fe'l,  Fc'l  GlH.  u.  K.  —  Dim.  Fäli  Av; 
Z,  Fdlti  Uw  —  PI.  -er  Ap;  Z  (neben  Fäl)  —  n. : 
1.  Fell  von  Tieren,  z.B.  von  Schafen  und  Ziegen, 
allg.;  auch  von  Mäusen  Gr.  .Der  Fürkauf  in  Häuten, 
Fählern  [usw.].'  1734,  Aid.  .Ein  sum  [=  Saum]  velli.' 
L  Schiffmeisterlibell,  Anf.  XV.  .Braun  wie  die  fäl 
[Teppiche]  Salomons.'  1548/00,  C'antic.  ,Ein  guetes 
Fell  ziehen',  gute  Beute  machen.  Haut  v.  Menschen : 
.Das  fei  hieng  [den  Leuten]  am  daisch,  1er,  los,  ge- 
runzlet über  die  blossen  bain  [vor  grossem  Hunger].' 
Kessl.  Sonst  nur  in  bildl.  RAA.:  Eine"  bim  F.  ne", 
packen  Z.  Eim  's  F.  gerbe,  durchprügeln  UwE.  Bs 
F.  wüsche,  prügeln  und  in  den  Brunnen  tauchen 
(Lauscher  und  Nebenbuhler  beim  Kiltgang)  B.  Gil-ll 
[gelt],  's  hät-di'''  am  F.!  schadenfroher  Spott  Z.  Es 
dicks  F.  ha",  unempfindlich  sein,  körperlich  u.  geistig 
UwE.;  Syn.  Hut.  —  2.  Schimpfn.  eines  Menschen. 
Du  bist  nes  schlechts  F.  Aa;  Syn.  Tuech,  Hut.  En 
unnützes  F.,  ein  Taugenichts  GlH.,  bes.  ein  rohes, 
unsittliches  Weib  Aa;  Z.  Die  ist  es  F.,  si  brüglet  ire 
Ma'"  all  Tag  Gl.  Es  g'furigs  F.,  böses  Weib  W. 
Vgl.  Leder  und  nhd.  .Haut'  (dieses  aber  auch  in  gutem 
Sinn);  Vdt.  scortum,  Hure,  zu  coriwwi,  Haut.  Vgl.  auch 
Jtatzen-F.  —  3.  Schmutzfleck  an  den  Kleidern. 
i)e  hasch  nes  schüns  F.  vorabe  [vorn  hinunter]  Aa.  — 
4.  Hautwunde,  Stelle,  wo  ein  Stück  Haut  abgerissen 
ist  oder  dieses  selbst;  e  F.  ab  ha"  ApI.  ;  Gl;  Th.  Syn. 
en  Blatz  ab.  Wortspiel:  A.  Was  hüpfst  [=  hinkst] 
risö?  B.  Ha,  i  ha  a  Fial.  A.  Gang  toa  's  i  d'  G'erbi 
GBern.  ,Die  Lungen  von  dem  Wider  warm  aufgelegt 
heilt  die  fäl.  so  die  schuoch  abgetruckt  habend.'  Tieru. 
1563.  .Intertrigo,  der  wolf,  d.  i.  ein  abgeriben  fäl  oder 
aufgeriben  haut  im  gesäss  oder  sunst,  als  wenn  einer 
an  füessen  ein  f.  abstosst'  Fris.  1568.  ,Die  Zahl  der 
Schlägen,  Fahlen,  Wunden,  wie  sie  Christus  . . .'  Ign. 
v.  Rheinf  —  5.  Hautausschlag,  Geschwür,  bes. 
chronisches,  Quaddeln,  an  Mund  und  Gesicht  L;  GG., 
Rh.;  Z.  Er  hat  es  F.  am  G'sicht  2..  D'  Fei  GT.,  Pf e-l 
Th:  Pocken;    Syn.   Urschlacht,  Bläteren.   Masern  GT. 


771 


F;il,  fol,  lil,  l'ol,  l'ul 


772 


„Wisse  y.,  Kinderpockeii;  wilde  F.,  wilde  Pocken; 
röte  F.,  Botsuclit,  Masern  (iT.'-  Vgl.  i\oc\\  Bupfli-F. 
und  feilen.  —  (i.  Schorf  oder  Kruste  auf  heilenden 
Wunden,  Geschwüren,  Hautausschlägen  Ap;  Gl;  L;  Z. 
Syn.  Buf,  Bif,  Mose.  In  Ap  unterscheidet  sich  F. 
von  Bofa  nur  dadurch,  dass  das  letztere  niedriger  und 
flacher  ist  und  von  ekelhaften  Ausschlägen  wie  vom 
Kopfgrind  gilt;  zuweilen  beide  pleonast.  verbunden: 
voll  Feier  ond  Bofa.  —  7.  eine  Krankheit  der 
Augen,  auf  denen  sich  eine  Haut  zu  bilden  scheint. 
Vgl.  Augen-F.;  Stern-F.  ,Loss  den  selben  rouch  in 
die  ougen  gon,  so  entschelen  sich  die  fei  bald.'  Bs 
Arzneib.,  XIV.  2.  ,Die  gall  des  tiers  soll  die  flecken, 
feien  oder  starren  der  äugen  vertreiben.'  Tierb.  15lJo. 
,Den  Sternen  oder  das  fäl  im  aug  vertreib  dise  äsch.' 
ebd.  ,Das  pulfer  der  gebrannten  Schnecken  verzeert 
die  fäler  der  äugen.'  Pischb.  1563.  .Gebrechen  der 
Augen,  Fahl,  Dunkle,  Nagel.'  ECys.  —  8.  Rausch  L. 
Mild,  crf,  Haut  von  Tieren  uaiJ  Menschen;  Staar;  düuiie 
Eiskruste.  —  Bed.  S  mag  sich  ans  7  entwickelt  haben  .als 
Beneblung  der  Augen.  —  Abi.  ßUen,  GcßU.  —  Vgl.  aueli 
fätkn  II. 

Augen-Fell.  ,Tunicffi  oculorum,  augenfäl  oder 
augenschelfen,  so  das  aug  zuosamen  haltend.'  Fris.  ; 
Mal.  .Aranei  tela,  Spinnweb,  Augenfell.'  Denzl.  1077; 
1716.  Vgl.  , Finstere  und  schwäre  der  äugen,  so  einem 
als  ein  spinwup  vor  den  äugen  schwebt.'  Tierb. 

Für-  Für-  (Fü^r-,  För-,  Fir-J  Ap;  Gl;  Th;  Uw; 
W;  Z,  FiW-  ZO.,  rS.,  Vor-  Ap:  Schurzfell,  lederne 
Arbeitsschürze,  von  Handwerkern  über  den  Vorderleib 
getragen  zum  Schutz  der  Kleider  „Vw;  Zß;  Z."  Syn. 
Sclmrz-F.;  Fürleder;  Lederschöss.  's  Arheitervolcli  in. 
grosse  Städte  sät:  wenig  Arbeitsstunde,  de  Tag  dore 
[durch]  's  Für  feil  drülle'  ond  z'  Ohed  en  grosse  Lö" 
Tu.  Me"  muess  nüd  am  F.  clilopfe",  toenn-me"  will 
Vögel  fange"  Z.  Die  , sterbende  Messe'  vermacht  dem 
Dr.  Hans  ,Schmid'  von  Constanz  ,myn  leder,  damit  der 
Altar  bedeckt  i.st,  zuo  einem  fürfell  in  syn  Schmitten.' 
NMan.  ,Leite  ich  an  ein  fürfäl,  trüego  ein  zimmer- 
achs:  war  ich  darum  ein  Zimmermann'?'  JJBreit.  161G. 
, Bekleidet  nach  form  der  Bergknappen,  in  einem  leinen 
■zusammen  gebundenen  Rock,  samt  einem  ledernen 
Fürfell  um  ihre  Lenden.'  LLav.  1070.  ,Die  sich  ihres 
Fürfäls,  ihres  Schurzes,  ihres  Ziehmessers  beschämen.' 
Ulr.  1727.  ,Leute,  die  sonst  die  Sonntagskleider  an- 
zogen, wenn  sie  an  die  Gemeind  giengen,  kamen  jetzt 
in  Werktagshüsen  und  Fürfällen.'  HPest.  1788. 

Haber-:  (PI.)  Haferspreuer,  als  Füllsel  für  Kissen 
verwendet  S.   —  F.  =  Hülle,  Hülse. 

Hirn-:  die  das  Hirn  umgebende  Haut,  resp.  Häute. 

.Welcher   wunden    er   aus  Verletzung   der  Hirnfehlen 

verschiede.'  Wurstis.  -    Vgl.  .Fehle',  Gr.  WB.  IV,  1422. 

Hirzen-:    Hirschhaut.     .Nebrides,    ein    hirzenfäl 

oder  gemsonfäl.'  Fris.;  Mal. 

Kalh(s)-:  Kalbshaut.  Es  si"^  me  Ch.  in  der 
Gerbi  tua"  [=  als]  Chüelmti,  es  sterben  mehr  junge 
als  alte  Leute  BBe.  fDe"  lange'  Weg)  uf  's  Chalbfsjfel 
use"  g'heie",  als  Tor  (,Kalb')  zum  Vorschein  kommen, 
bei  einem  Unternehmen  zu  Schanden  werden,  Schimpf 
und  Schaden  davon  tragen,  statt  vermeinter  Schlauheit 
eine  Dummheit  begehen,  eig.  (der  ganzen  Länge  nach) 
ungeschickterweise  zu  Falle  kommen  Z. 

Lamm-:  ,1  lybrock  mit  wyssen  lambfclen.'  1489, 
Walum.  luv. 


Lösch-  wie  Fliesspapier  verwendet?  ,!'2  p  um  ein 
löschfei  zum  rätsbuoch.'  1523,  L  Umgeldsb. 

„Milch-:  Milchschorf  Z." 

Busel-:  flockiges  Fell,  Pelz,  z.B.  das  einer  Katze  Z. 

Rupfli-:  Nesselausschlag  GT.  —  S.  Iluß  unter  Fdl  5. 

Ratzen-:  Rattenfell;  als  Schimpfwort,  s.  Fell  Ü. 
Dil  alts  Batzef.,   du  alti  Hex!   XVllL,  Baurenuesi'u. 

Schurz-  =  Filr-F.  B;  Ndw. 

Schwänzel-:  Tierfell  sammt  Schwanz?  ,])ie  Kür- 
siner,  weliche  den  Gästen  allerhand  Wildwaar,  item 
Romanisch-  oder  Schwenzelfähl  verkaufent.'  Z  Mand. 
1039;  1640;  169'2. 

Sti fei-:  Tierhaut  zu  Stiefeln  (Pelzstiefeln)?  .Stifel- 
fäll,  28  Stuck.'  1571,  Wegmann,  Inv. 

Stern-  =  Fell  7.  , Wider  die  tunklen  äugen,  stern- 
fäl  und  grawe  flecken  der  selbigen.'  A''ogelb.  1557. 
.Augenwee  und  zuovor  das  sternfäl  vertreibt  Bären- 
gall.' Tierb.  1563.  ,Stärnfäl,  das  starren  der  äugen, 
sufl'usio.'  Mal.;  Denzl.  1677;  1716. 

Steiii-  scheint  entstellt  aus  staren,  stieren  und  dann  um- 
gedeutet auf  den  , Stern'  des  Auges  selbst. 

Dachs-  am  Kummet  der  Pferde,  des  Handgauls, 
wenn  der  Bauer  zur  Stadt  fährt. 

Der  Gebrauch  ist  weit  verbreitet  und  scheint  auf  Aber- 
glauben zu  beruhen:  in  Italien  tragen  die  Ochsen,  die  man 
auf  den  Markt  bringt,  Streifen  von  D.  um  die  Hönier,  an- 
geblich zum  Schutz  gegen  bösen  Blick  und  Hexenwerk.  Auch 
werden  aus  Dachshaaren  zierliche  Amulete  für  den  Hals 
kleiner  Kinder  verfertigt.  Mit  üachsfellen  wird  der  Hintere 
von  Pferden   und   Mauleseln    auch   in  Sudfrankreich    belegt. 

Web-:  Stück  Leder,  welches  der  Weber  sich  vor 
den  Leib  bindet  Ap. 

Wamm(s)-:  weisse,  weite  Schürze,  welche  die 
Männer  am  Sonntag  zur  Verrichtung  der  Hausgeschäfte 
tragen,  um  die  Sonntagskleider  zu  schonen  ScnNnk.f 
Zund-:  Zündschwamm.  ,Dass  ainer  an  [eine]  ge- 
ladne  handbuchs  an  syn  brüst  satz,  und  wie  er  das 
zundfal  darhept,  will  ablassen  [usw.].'    Kessl. 

feilen:    1.  ß^bj,    Ausschlag,    Pocken    bekommen 
GG.;    s.  Fell  5.    —    2.  „Tuch    mit    einem   Glattglase 
weich  und  glatt  machen  G."  —  Vgl.  noch  fillen. 
Emp-,  Ent-Fel.   Be-Fel,  ent-felen    ><. -Feleh. 
Fellach  s.  Febcc. 

Fi'llenberger:   Zwetsche  der  grössten  Art  BsStdt. 

lier  Name  geht  wahrsch.  auf  den  grossen  Landökonomon 
uuil   Erzieher  Fellenberg  zurück. 

Velliss  ni. :  Schultornister  ZNer.  Fellise  n.  allg.: 
Felleisen.  ,Mit  ihren  Vällis,  Geräten,  Kleinotern  und 
andern  ihren  Gütern  (Vallisiis,  arnesiis  et  jocalibus 
rebus).'  Wurstis.  ,Der  Gubernator  der  Statt  besich- 
tiget aller  unsere  Fellis.-  TuPlatt.  159.''>.  —  Aus  frz. 
valise. 

Felix,  Felig  GfiPr.,  Fi.c  Z :  Taufn.,  bes.  in  Z  be- 
liebt gewesen,  weil  Name  eines  der  StaJtheiligen, 
denen  zu  Ehren  879  die  Abteikirche  (Fraumünstcr) 
geweiht  wurde.     S.  Feh  Sp.  726;  Amsle  Sp.  211. 

feil  (feH,  fäl):  käuflich.  ,Feil  und  zuo  dem  k;iuf 
gerü.st,  venalis.  Lassen  f.  aussrüefen,  sub  iir;econe 
subijcere.'  Mal.  Feiles  Brod  (.Feilbrod-).  solches, 
welches  der  Bäcker  aus  seinem  eigenen  Mehl  auf  Ver- 
kauf buk,  im  Gegs.  zum  Hüsbrod  und  zu  dem  aus 
.Ingeschuttetein'  für  fremde  Rechnung  gebackenen; 
s.  Fochenze  (Sp.  652  ff.)  und  Feila:     .Die  pfister,  die 


773 


Fal.  fei.  lil.  vil.  lol,  ful 


feilens  bachend.'  IT)??,  Z  Ratserk.  Es  war  Jas  feiiiei-e. 
weissere,  etwa  auf  Festtage  hin  gebacken.  .AU  sanips- 
tag  und  firabend  [Tage  vor  Kirchenfesten]  und  so  oft 
.sy  teils  brot  bachend.'  1535,  Elrger  Herrschaftsrecht. 
.Brut  f.  füeren.'  141;?,  B  Stadtsatz.;  vgl.  Brotfüerer. 
Einst  spielte  eine  grosse  Rolle  in  der  Autonomie  von 
städtischen  Genieindewesen  und  der  Kantone  in  ihren 
lii'ziohungen  zu  den  Nachbaren  der  feile  Kauf 
(Markt),  d.  i.  der  freie  Verkehr  zumal  mit  Lebens- 
mitteln. ,^0  wurd  man  uns  feilen  kauf  abschlahen  und 
nüt  lassen  zuogön',  den  Markt  verschliessen,  verbieten. 
l't'M.  Absch,  ,Das  auf  Karen  und  Wägen  zu  feilem 
Jlarkte  gebrachte  Brod.'  Wurstis.  1779.  Auch  in  concr. 
S.:  .An  die  von  Solotren,  dass  si  daran  syen  [sich 
bereit  halten  sollten],  den  lüten  feilen  kouf  nach  ze 
füeren.'  1476,  B  Eatsman.  ,Dass  sie  die  Proviant  und 
den  feilen  K.  frei  ergehen  lassen  sollten.'  MStettler 
lii'27,  —  Das  W.  findet  sich  mit  folgenden  Vben  ver- 
bunden: a)  sin;  oft  flg.  gewendet.  ,Wenn  er  noch 
nicht  genug  habe,  so  sei  noch  mehr  [v.  der  Züchtigung] 
feil."  Breit.  1860,  als  Drohung,  's  ist-mer  f.  =  ent- 
leidet Bs;  Z.  Auf  die  Anfrage  des  Freiers  ziemt  sich, 
dass  der  Vater  des  Mädchens  vorerst  bemerke:  si  ist 
nöil  flu  GTa.  Syn.  ror,  fürig.  Den,  welchen  man 
beim  Weine  frei  halten  will,  ermuntert  man  mit  der 
Erklärung:  du  bist-mer  nüd  f.  um-ene  Schoppe  Wl" 
tiA.  b)  han,  f.  bieten,  z.B.  Mülaffe"  f.  ha;  auch  abs. 
den  Krämer,  die  Höckerin  machen.  Ubertr. :  sich  zur 
Schau  ausstellen,  z.  B.  von  Mädchen,  welche  ohne  Be- 
gleitung eines  bestimmten  Burschen  auf  den  Tanz- 
platz gehen  G  (si'''  f.  ha);  Z.  's  Hanse  Frau  het  zu 
ire'  l'öchterle' g'seit :  Tceis  von-ech  soll-si'''  me  erfreche', 
hi  dem  Schienggel  [Schlingel]  stundelang  go  f.  z'  ha". 
BWvss  1863.  Er  ist  im  Wirtshüs  go"  f.  ha,  sitzt 
unter  dem  Vorwand  von  Geschäften  im  W.  ZLimm. 
Das  hat  nebet -enand  f.,  Beides  ist  neben  einander 
möglich,  schliesst  einander  nicht  aus;  ist  gleichberech- 
tigt Z.  Von  Mannspersonen:  die  Hosenklappe  oft'en 
haben  \p  fNehes  fäl  ha);  U.  Von  Weibspersonen  (auch 
mit  dem  Zusatz  Fleisch):  die  Brust  stark  entblösst 
tragen  Z.  c)  triben.  Mer  heind  [wir  haben]  's  Vch 
Niemertem  f.  'tribe",  zum  Verkauf  vor  's  Haus  gebracht 
U.    d)  gen:  preisgeben,  hingeben  U. 

Mhd.  veile,  ahd.  feüi.  Unsere  Formen  mit  a,  ä,  e  be- 
ruhen auf  lokalen  Lautgebungen  und  haben  durchaus  keinen 
Bezug  auf  ags.  fäle,  ahd.  J'ali,  fdi.  —  Bod.  d  auch  sclion 
mild.    —    Abi.  fiUsm. 

Übel-:  in  misslicher  Lage  steckend,  übel  daran, 
ratlos;  spec,  mit  einem  unheilbaren  physischen  oder 
geistigen  Gebrechen  behaftet.  Fn  übelfeile  Tropf 
VOkte;  „Z".  ,Den  Urnern  tat  sie  [die  von  einem 
Gespenst  heimgesuchte  Alp]  eben  so  wenig  gut  und 
sie  waren  ü.  daran  wie  die  früheren  Besitzer.'  Lütolf. 
Sagen.  ,[In  der  Hölle,]  ivo  sust  's  ganz  Jör  le"  Chilbitag 
und  Alles  übelf.  [ist].-  Ineichen  1859.  ,Nun  sind  wir 
aber  ü.f ,  kein  anschlag  mer  uns  g'raten  will.'  Euep  1538. 

Hig.  der  Gegs.  zu  wolßil,  also  von  knappen  Lebensver- 
hültuisscu;  dann  auf  die  Person,  welche  unter  solchen  zu 
leiden  hat,  bezogen.     Vgl.   wirs-f. 

bass-  öäs-:  1.  wohlfeil  LEigi;  Zg;  im  Comp. 
(bässfeiler)  Schw;  U;  altes  LB.  GrD.  —  '2.  wohlfeiler 
GlS.  —  Zsgs.  mit  mhd.  lm%,  das  an  und  für  sich  (ohne  -'  /•) 
Cnmparativ  war.   —   Vgl.   leirs-f. 

wol-  meist  ^völfl  —  Comii.  inüfcler  Aa  ;  BM.; 
I>:  8,  tvülfler  Bs  (ireliler) ;  G;  Z,  irolfner  Ztw.:  1.  wie 


nlid.  D'  Isebane'  mached,  dass  's  nie  me  w.  unrd, 
keine  wohlfeile  Zeit  mehr  kommt.  !"'•  gab  's  nit  n:, 
es  ist  mir  wert.  I  gab  's  doch  w.,  es  ist  mir  sehr 
entleidet  Z.  Er  git  's  w.,  ist  nicht  schwierig,  lässt 
mit  sich  reden  Aa.  Sprw.  W.  derzue,  w.  der  im",  wie 
gewonnen,  so  zerronnen.  —  2,  bescheiden,  den 
eignen  Wert  nicht  hoch  anschlagend,  , Buben,  seit 
doch  nicht  so  w,;  werft  den  Bengel  nur  ein  Bisschen 
hoch;  er  fällt  von  selbst  wieder  tief;  in  diesem  Punkt 
[wo  es  an  Werbung  und  Heirat  geht]  darf  sich  Einer 
alleweil  was  Rechts  einbilden,-  UBRiGOER.  ,Sei  doch 
nicht  so  w. ;  du  kömmst  noch  alleweil  früh  genug  zum 
Schick  [Glück).'  ebd,  —  stei^-erde"-,  spott-:  Stei- 
gerungen zu  Bed,  1,  —  wolfeilen  B;  Uw;  Z,  wöl- 
flera'  Ap:  wohlfeiler  werden,  meist  unpers.  ,[Wie 
früher  die  Zohntfrüchte  nach  dem  Gefallen  des  Abts 
verkauft  worden  seien,  was  die  Märkte]  bewohlfeilet 
habe.'  1544,  Absch,  —  Wolfeili,  meist  Wölfli. 
Wölfelit:  Wohlfeilheit;  wohlfeile  Zeit,  Ggs,  zu  Tnri. 
allg.  Er  chauft  's  der  W.  nä''<,  je  das  Wohlfeilste. 
,Da  wir  in  höchster  wohlfeile,  in  friden  und  wolstand 
wohnen.'  JMüll.  1665,  ,Ein  merkliche  w,  mensch- 
licher narung  ist  diser  zyt  gewesen.'  Wurstis,  1580, 
,Hat  euch  nienian  kein  soliche  fassdüre  [hohen  Preis 
der  Pässer]  erlebt  und  ouoh  kein  mensch  soliche 
schnelle  wynwölfle,' Bs  Chr,  Sprw,  E  Türig  im  Herbst 
bringt  im  Früehlig  e  Wölfeli.  Schild,  .Gedenkend  an 
die  gmeinen  sprüchwörter:  Gott  kann  bim  lären  ca.sten 
machen  ein  wolfeile,  und  hingegen  bim  vollen  casten 
ein  türung,'  .TBbeit,  1641,  Wortspiel:  En  Arme 
hätt-mi'''  gern  und  wünscht  mi'''  alli  Jör;  und  war 
i'''  gross,  i''>  fräss-en  üf  mit  Hut  und  Hör  Scn.  — 
wol  feilig  «'0Z/K7  ^  wohlfeil  Bs, 

Die  in  Folge  von  Absorbierung  des  Tones  des  zweiten 
Teiles  durch  den  erstem  eintretende  Sync,  zeigt  sich  schon 
früh.  ,Ouch  fleisch  was  [war]  in  wolflem  gölt,'  Kyff,  Bs 
Chr,;  ,wölfler,'  ebd,  ,D!is  wölflist  belzwerk,'  Tiorb,  IbGH. 
,Das  bringt  dir  kein  wölfle  in  dyn  land.'   HsRManuel, 

wirs-  wirsch-:  Steigerung  zu  übel-feil  UwE.  Vgl, 
bass-f. 

Feiler  m, :  Bäcker,  welcher  Brot  aus  seinem 
eigenen  Mehl  zum  Verkauf  buk  und  solches  an  einem 
vom  Magistrate  angewiesenen  öffentlichen  Lokale  feil 
bot  Z,  wo  das  W.  von  1331-1770  belegt  i.st  (s,  das 
Brot,  S,  123.  130  ff,  160  ff,  ,Ein  feiler,  der  brot  feil 
hat  und  simmelring  u.  dgl,,  crustularius,'  Mal,  Syn. 
Feil-,   Kleinbeck,   Kleinbrötler.     Vgl,  auch  Fochenzer. 

Buech-:  hausierender  Buchhändler;  s,  durchafter 
Sp,  125,     Syn,  Buechfüerer. 

Veilette  s.  Vijelette  bei  Viole  II  (Sp,  633/4), 

vll  (tw,  »1%  inFtiÄZ):  viel,  1,  adj,  a)  wie  nhd,, 
aber  im  Sg,  durchweg  und  meist  auch  im  PI,  un- 
flektiert, Vil  3Iuet;  vil  Lüt  (Manne",  Fraiie",  Chind"); 
um  vil  Geld,  mit  vil  Müe.  Der  siless  3Iost  ged  gaä  [gibt 
eben]  vil  Buch  Ar,  S,  vil-zit.  —  b)  substant,  ver- 
wendet, a)  Sg,  Ntr. ,  in  rechter  Volksspr.  ebenfalls 
immer  ohne  Flexion.  Es  chann  ime  Jär  v.  an  Eine  ge 
od.  cho  [Einem  zustossen]  Z.  Wo  vil  ist,  chimnd  vil 
(vgl.  unter  anfallend).  Ineichen.  Z'v.  ist  ung'sund  und 
war  's  [wäre  es  auch]  g'nueg.  ebd.  G'nueg  ist  besser 
leeder  z'  v.  Sulger.  ,Vil  und  z'  wenig  verderbt  das 
^  pil.'  JCWeissenb.  1701/2  (vgl.  u.  lützel).  ,Des  Dings 
geschah  täglich  mehr  dann  viel,'  KuWirz  1653,  Es  hat 
no'''  V.,  tco  das  {de''  sc,  Wein)  g'si"  ist,  Einladung  an 


775 


Fal.  lel.  fil,  vil.  fo 


den  Gast,  sich  die  Bewirtung  unLedenklich  schmeclien 
zu  lassen  Z.  Es  ist  vil  von-em,  das'  er  selber  cho'  ist, 
ist  als  ein  Opfer  von  ihm  zu  schätzen  Z;  in  dieser 
Anwendung  auch  mit  Art.:  das  ist  e  vils  vorne  so  e 
jtim/e"  Purst  [Burschen]  =  ein  Grosses,  eine  bedeutende 
Ijeistung  Aa.  !''•  wett  [wollte]  nüd  um  vil,  dass  er 
mi'''  g'sdch.  Mit  vil  chann  e  Sou  /tlise"  [die  Haus- 
haltung führen].  Hät-me"  vil,  se  brücht-me"  v.  Vil 
wilsse"  macht  Chojifwe.  Sulgek.  Wer  z'  vil  will,  dem 
tvird  s'  xoeniy.  Vil  en  Dreck,  iron.  =  Nichts  Z.  ,Um  so 
vil  desto  mehr.'  JHott.  1666,  jetzt  dess  (desto)  nie,  nhd. 
,uni  so  mehr'.  Einem  r.  st"  nwge"  s.  sin  Vb.  ,Han  ich 
dir  zo  V.  tan,  so  verklag  mich.'  Salat  =  Unrecht  getan, 
zu  nahe  getreten.  Das  ist  v.  g'säid,  das  heisst  v.  ge- 
sagt =  ist  eine  Behauptung,  welche  schwerlich  mit 
der  Wirklichkeit  übereinstimmt  Z.  Ellipt.  =  so  v.  als. 
Iss  und  trink,  v.  d'  magst  ZO.  —  ß)  Plur.  Msc,  Viele 
(Leute).  Es  sind  nüd  Vil,  wo  das  scho"  g'seh"  händ. 
Vil  wend  /la",  Viele  behaupten  . . .  ,Vil  reiten  [sc.  ein 
Stockenpferd],  wann  sie  gehn  zu  fuss.'  JHAmm.  1657. 
Im  Dat.  mit  Flexion:  wie  's  scho"  (i)  Vile"  (]'ilnc") 
g' gangen  ist.  —  2.  adv.  a)  zur  Steigerung  eines  adj. 
(adv.)  Begriffs,  a)  sehr.  ,Vil  dankbar.'  Scnw  LB. 
15'24.  S.  auch  vil-näch.  ß)  nach  ze  (zue)  =  allzu. 
Z'  V.  guet  ist  bös.  Ineichen.  ,Zevil  frei.'  Fris.  ,Ze  v. 
streng.'  Ansh.  ,Der  in  [ihn]  zuo  vil  rüch  und  streng 
hielte.'  E  Güalth.  1584.  y)  vor  Comparativbegriffen 
=  weitaus.  Er  ist  v.  de''  schlechter.  S.  auch  vil-e 
Sp.  10  (2  a).  ,Der  grösser  hüf  und  v.  der  merteil.' 
1529,  Absch.  ,Vil  ein  andere  zyt.'  EGrALtn.  1553  = 
eine  ganz  andere.  .Viel  ein  andere  Beschaffenheit.' 
Ehagor.  1639.  —  b)  oft.  allg.  ,Vil  hat  man  nachts 
gehört  geist'-''  sunfzen.'  LLav.  1569;  dafür  , oftmal.' 
1670.  ,Ich  wird  vil  bei  dir  sein  oder  oft  und  dick.' 
Mal.  ,Quotiescunque:  als  v.  und  dick,  so  oft  und  v.' 
Fris.  Die  selbe  Häufung  von  Syn.  noch  jetzt  üblich. 
—  3.  (Steigerungsfornien.)  Am  Fi7.s<c,  am  Meisten 
B.  ,Nur  3  Batzen  auf  ds  Vielst.'  Gotth.  ,Wer  aller 
vilost  darum  git.'  Offn.  Oberutzw.  1436.  ,Ufs  vilist.' 
HBiTLL.  1572.  ,Ein  Ducaten  uf  das  aller  vilst.'  B 
Mand.  16'28. 

Vil  ist  in  uuserer  Volksspr.  genau  geuomiuea  uie  adj. 
verwendet;  auch  in  den  Fällen  von  1  a  ist  es  eig.  subst. 
und  das  dabei  stehende  Subst.  als  Gen.  zu  verstehen,  der 
sich  nur  allmählich,  wohl  weil  die  Form  des  Gen.  der  MA. 
nahezu  abdorrte,  dem  regierenden  Worte  als  Apposition  acconi- 
modierte.  Die  Bed.  2  a  (auch  mit  ,vicllcicht'  ins  Nhd.  hor- 
übergenomnien)  galt  namentlich  im  Mhd.,  z.  B.  i-il  dirkc,  sehr 
oft,  aus  welcher  Verbindung  (zunächst  aus  der  copulativen 
Wendung  v.  und  d.)  sich  eben  unser  2  b  mag  heraus  ge- 
schält haben;  doch  da  v.  auch  prädik.  i.  S.  v.  ,zahlreich' 
vorkommt,  was  sich  mit  der  Bed.  ,oft'  berührt  (,das  rebhuon 
ist  vil  in  der  insel  Oallinari.a.'  Vogelb.  1557),  so  ist  auch 
Kntwicklung  durch  ili.srii  l.tzt.rn  Begriff  hindurch  möglich. 
-  3.  Als  Steigcniiij  vi  ii d  all-'ruieiuer  )hc»(,  »new(  verwendet. 
Über  die  absol.  Stfi^.  niiiL-  .  „y  ,-.  und  die  formalen  Wand- 
lungen derselben  s.  ewi,/  Sp.   (Sil/ 12.    —    S.noch   riz. 

als- vil,  asfd,  ,;sß,  affd,  nff'.J.,  äf'A,  dfd:  1.  (ab- 
sol.) so  viel.  A.  het  's  g'kost't.  Der  hät-si"'-  met  de 
('klauen  om  avel  fest  i"  d'  Felseblatten  ini  g'chlammerel 
Av.  d,  i.  sehr  fest.  —  2.  (verbunden  mit  folgendem 
relat.  als  (as,  !sj  oder  das')  eben  so  v.  als.  Es  mag 
i-iiH  [ein]  Sticker  }»if»mj»i  enzige  Stickstuel  as  vil g'sticken 
as  100  Jfandstickere.  Tue"  asvilas,  tun  wie  wenn  . . ., 
der  gleichen  tun.  Er  tuet  a.mlas  ob  er  si  möchti  Gr. 
Dein  Anschein  nach,  gewissormassen.    Er  hat  (i.'<n'his 


fiXr'''tig  [ausnehmend]  früntli  tue  [getan],  ehd.  Es 
hat  a.-v.-a.  c.vtra  schii"  st"  sölla'.  ebd.  Er  will  as  (so) 
V.  as  rieh  sl",  den  Eeicheii  spielen  Ap;  Ndw.  Er  mät 
asvilis  mächtig,  aber  doch  mät-er  nid  me  as  es  Wibs- 
bild  GrD.  Es  ist  nw  s'  r(7  as .  . .  GlS.,  wo  diese 
Formel  auch  absolute  und  also  ellipt.  dem  S.itz.'  im 
S.  V.  ,es  ist  nur  scheinbar,  vorgeblich,  i"  der  3lriiW(i', 
angehängt  werden  kann.  Syn.  Gott-mer-spridi.  Zur 
Hervorhebung  eines  Ausdruckes:  1  lian  seile"  a.-v.-a. 
cliäse"  W.  ,Ist  er  einsinahls  als  vil  als  widerumh 
lebendig  worden.'  LLav.  1576.  Auch  bejahende  Be- 
scheidenheitsphrase, indem  man  z.  B.  eine  Ehre  an  sicli 
kommen  lässt.  .\..  Sid  ier  der  G'schwiirna?  B.  AsviU,-: 
wnl  GrD. 

S.  o.  Sp.  197  u.  199  ah  1  a;  i'  u.  Anm.  A/'cl  ist  Al.- 
schwächung  aus  aß'cl,  wobei  das  syn.  sovel  m:ig  mitgewirkt 
haben:  aß'd  aber  ist  durch  Assimilation  des  s  an  »  (fl  cnt- 
stauden.  ursprünglich  wurde  die  Verbindung  ui:i  a.  wohl 
nur  bei  ausdrücklicher  Verglcichung,  viell.  sogar  vor  ein.'iii 
Comp,  gebraucht,  erst  später  dann  auch  absolut.  Im  Unter- 
schiede zu  dem  sonst  glcichbed.  sovel  (entsprechend  engl,  ■i.« 
tnucJi  :  so  much)  ist  a.  ursprünglich  vergleichend,  s.  einfach 
hinweisend. 

mords-  Z.  bode"-  W,  hegelsding-  BBe..  wOlts- 
Z:  Steigerungen  des  Begriffes  ,viel'.  Es  wird  doch 
mords  eil  G'schirr  rerheit  [zerbrochen].  Stütz. 

so-  1)  fi)soVil  Ar;  BLaut.;  Z,  (r)sövel  (secel)  \k; 
BöO.;  FMu.;  Gr;  L;  GA.;  S;  Uw;  U;  W;  Zg;  Z, 
(Jsövlig (sevlig)  W;  Zg,  (rjsövlet  Qt.;  Zg,  (qjsövli (seeli) 
BM.,  ü.;  FMu.;  S;  WLö.;  ZHinw.  2)  söli  SciiBarg., 
sÖli  Bst,  Hebel;  PPo.;  GEh.;  Sch;  ZO.,  uTöss,  Sth., 
seli  AABb.,  F.,  Zurz.  1815;  BLaut.;  Schw;  ZAuss..  B.,_ 
Limin.,  0.,  Wl.,  esölcs  SunwMuo.  —  diin.  söveli,  serilii-,, 
1.  so  viel  (quantitativ),  allg.  SO  fei.  Id.  B.  Es  hei^ 
[habe]  nach  en  anders  Wesen  [ausser  Gott]  «h^''  sörlet 
s'  regiere".  Becker  1876.  Seelig  [Obst,  Getreide  udgl.] 
git  's  hir  nit  wie  feru"  [letztes  Jahr]  W.  Da  magst 
nit  halb  esövli  wie-n  ih.  Gotth.  Dim.  bloss  söveli, 
söveli,  ein  klein  wenig  GA.  's  isch  nesörel!  EA.,  mit 
welcher  der  Unzufriedene  zur  Euhe  gewiesen  wird  = 
es  ist  immerhin  so  viel  und  nicht  zu  verachten  AaF. 
Es  ist  iez  esövel  —  häd  der  Anke"ma'"'  [Butterhäiidler] 
g'sait!  =  daran  lasst  euch  genügen;  dabei  bleibt  es. 
Deiktisch:  er  hat  nid  esövel  g'g'e"  =  blutwenig,  gar 
Nichts.  Auch  bei  PI.:  söcel  Chind.  Selber  als  Subst. 
aufgefasst:  e"  ledrc  gtd  [gibt]  es  Sovel  dran  KKi.;  es 
Serili  Milch,  Lit  [Leute]  Ndw.  -  -  2.  so  sehr  und  (ohne 
Hinweisung)  sehr  übh. ;  so  oft.  allg.  a)  beim  Vh.: 
Das  wird  öppe  nüd  sövli  pressiere.  Gotth.  /•■''  hau  de.isen 
sein  geachtet  nid  BLaut.  Es  ist  hür  nit  sölli  g'räle". 
Er  het  siiUi  'tue  [sich  arg  geberdet],  wie  |als]  sin  Vater 
g'storben  ist  ScnSt.  Es  irundret-mi'''  gar  söUi.  Stutz. 
p'^  verstä-mi"''  eserel  nit  of  die  niwi  Schrift  U.  ll'ie 
häm-mer-is  selli  vergaffet!  KdMet.  1860.  Z' Neisele 
bin-i  dick  und  vil  und  söcel  z'  Wertislei".  Ineicmien 
1859.  —  b)  vor  Adj.  (Adv.)  Esi'vel  fin  oder  (dem 
Begriffe  angemessen)  diinin.:  söveli  es  fing  z.  B.  Fräuli 
GrD.  Er  hät-mer  doch  selli  guet  g'm'esse".  Es  ist 
öppe  nit  Sovel  wtt.  Sovel  guet  tanze".  Ineichen  1859. 
Gar  sülH  tür  ist  Alles  g'sl".  Si  sin''  rom  Schaffe"  her 
und  hi"  gar  .sölli  müed  und  schlöfrig  g's'i".  Hebel. 
, Sövli  bös  dran  sei  er  noch  nicht.'  Gotth.  ,l>cr  Biir 
soll  syn  einfältig,  trurig  und  bekümmert,  doch  nit  so 
vil  ung.schickt  und  pürisch.'  HBull.  1533.  Die  Stelle 
des  uiiliest.  .\rt.  schwankt:  er  ist  en  sölli  gueli'Ma" 


■•1, 

I 


Fal,  fcl,  lil.  vil,  teil,  tili 


778 


ZWl.  .Ein  sövli  witziges  Kinil.'  Gotth.  neben:  Siirli 
Ching  und  sövli  jimy  und  sötU  e  lüftige  Mueter.  Söcel 
es  chli's  isch  es  BBe.  Säcj-mer's:  du  bisch  sevH  cn 
Vsinntc  [der  viel  weiss]  BGydisd.  Derselbe  pleonastisoh 
an  beiden  Stellen  gesetzt:  Es  södi  es  schlechts  hin 
ih  nit.  GoTiH.  Pleonastiseh  werden  auch  die  Be- 
stundteile des  W.  s.  selber,  weil  die  Zss.  nicht  mehr 
gefühlt  wird,  beigefügt:  so  selli  übel  AxBb.;  sovel 
(sorli,  selli)  ril  B.  —  c)  absol.  und  scheinbar  prädik. : 
es  ist  nid  sölli,  nicht  besonders  geraten  ZSth.  J?ä  ist- 
nier  nüd  s.,  nicht  recht  wohl  GEh.  A.  Git 's-es  qnel'^ 
B.  Nid  so  sölli  ZWl. 

Die  volle,  nicht  zsgezogeue  Form  kommt  ebenfalls  znr 
Verwendung,  aber  nur  im  eig.  S.,  wenn  m  auf  ein  folgendes 
ah  uder  wie  weist.  —  Zss.  sijUis-ditig.  —  Über  den  Vorschlag 
j-  und  über  e  der  Stammsilbe  im  Wechsel  mit  «  s.  Sp.  12  u. 
bei  «u.  Süvlig  ist  artj.  'Weiterbildung,  eBvUt  eine  Spielart 
dazu  (vgl.  Abal :  Abifi :  Antict  :  Atitlig ;  Crht :  UMiij,  Urlaub; 
ammcd :  nrnmi;/  Sp.  209  u.  220)  oder  Umstellung  einer  mit  ( 
erweiterten  Form  '«önlt.  ,Vi/i  mag  v  eliminiert  oder  dem  ; 
assimiliert  haben;  wahrscheinlicher  ist  Vermengung  mit  den 
Nbff.  von  Bo-lich,  solch.  Emilei  ist  gen.  Adv.-Form  wie  idlus 
usw.  Sp.   209,   immem  222. 

wie-,  iciev^l  Z,  wövi^l  Sch;  Sciiw,  iceiv?  Sciiw; 
Ndw,  Kövlet  Gl:  wie  nhd.   —   Ö  nach  Analogie  von  nüvd. 

—  Als  Ordinalzahl  wici-jZf,   xcevi^h   Gl.    —    Abi.    wHvlen. 
eswie-vil  s.  etwie  Sp.  .593. 

vilc"  rlla:  Adv.,  beinahe  Gr;  GÜ.  V.  nit.  Ver- 
stärkt: vile  rile;  v.  schier ;  f.  gär;  r.gottsgär;  r.  potz- 
gär.  Er  hat  villa  gär  ei"  Nama  g'ha,  wie  min  Atti. 
GöLDi  1712.  Vilan  aw'',  hoffentlich.  Du  hast  v.-au 
g'nueg,  —  Wahrsch.  ist  vile  Sp.  1 1  nicht  vil-e,  sondern  vil<; 
zu  lesen  und  gehurt  in  diesem  Falle  hieher.    Eigentl. 'di7-o;i.' 

vilen:  1.  (intr.)  viel  werden,  sich  vermehren.  ,Do 
aber  die  eynwoner  der  erden  anfiengend  v.  und  grosse 
Völker  wurdend.'  1.5.S1;48,  IV.  Esra,  =  ,mehren.'  1G67. 

—  2.  (tr.)  vermehren.  ,Dieweil  Gott  dem  Abrahamen 
verheisst,  sein  geschlecht  ze  v.  und  ze  nieeren.'  Bibel 
1531.  .Durch  Weisheit  wird  dir  dein  leben  gelängeret 
und  die  jar  mit  gesundheit  gevilet.'  1.531(60,  Prov.  — 
Mhd.   villi  intr. 

er-.  .Wann  [da]  sich  die  genossen  einhilliglich  er- 
vilet,  versinnt  und  ervaren  band,  dass  der  hof  dieselben 
rechtung  je  dahar  gehebt  hab  und  euch  hinnethin 
haben  soll.-  1421,  Hofk.  Holdei-bank.  —  Syn.  ermeren  .^ 

he- jiflle"  f-V-J:  1.  unpors.,  (zu)  viel  dünken; 
verdriessen  AxFri.;  Bs;  BO.  Es  pfUt  {iifllet  Aa;  BO.) 
mich,  ärgert  mich,  dttnkt  mich  unbillig;  ich  tue  es 
ungern,  kann  mich  kaum  dazu  entschliessen.  Wenn's- 
di'''  pfilet  z'  gö",  SV  hhb  dö!  ,Ab  keiner  fröud  tuet 
mich  bevilcn.'  Salat  1537.  Auch  (z.  T.  im  Wechsel 
mit  dem  Acc.)  mit  Dat.  P.  Bs.  Da  bevilt  's  den  Bene', 
auf  diesem  (steilen)  Wege  werden  die  Beine  .stark  in 
Anspruch  genommen,  wird  es  ihnen  .zu  viel'  BBe.  — 
2.  (pers.  und  rofl.)  Anstand  nehmen,  sich  sträuben. 
D^ pfilsch-dv'''  all  Allem,  ^cns-d^  mache'  sottsch  [solltest] 
BsStdt.  —  pfilig:  abgeneigt,  träge  Bs. 

Mhd.  Iieriln  pers.  u.  unpers.  In  unserer  ä.  Lit.  stark 
belegt.  Zu  der  Synk.  vgl.  j/mjic  Sp.  710.  In  BU.  scheint 
das  W.  mit  i'  an  I'fd  gelehnt  zu  sein.  —  Vgl.  noch  hefilchen. 

Vili,  auch  etwa  Vilni,  f.:  1.  abstr.,  Vielheit. 
allg.  Es  si/ge"  d'  Vili  g'si',  es  seien  Leute  die  Menge 
(in  M.)  da  gewesen.  Gotth.  Es  hat  hrr  [=  dieses 
Jahr]  d'  V.  Obs  gige",  Obst  in  Menge  W;  mit  Ver- 
stärkung des  Begriffs:  ds  Tüfels  KBE.  D' V.  gät 
für  d'  Güeti.     D'  ]'.  macht  's  nüd  üs,  es  kommt  nicht 


auf  die  Menge  an.  D'  V.  gid  (macht)  de"  G'wünn  — 
meinte  der  Bote  von  Zug,  da  er  die  in  Zürich  zu  1 
dortigen  Schilling  gekauften  Semmeln  daheim  zu  einem 
(geringern)  Zuger  Schilling  wieder  verkaufte.  ,Vil  ge- 
bieten und  die  Gebot  nit  halten,  stärkt  die  Vile  der 
Lastren.'  Ansh.  ,Es  erzeilet  auch  Moses  nach  der  vile 
und  lenge.'  HBüll.  1597.  ,Der  erlegende  zedel  [=  die 
zur  Auslösung  des  Unterpfandes  angebotene  Schuld- 
verschreibung] muss  dem  ins  Falament  gekommenen 
an  der  v.  gleichen.'  LB.  ApI.  158-5/1828.  ,Er  möge 
nit  wüssen,  wie  vil  im  entwendt  worden,  mutmässe 
zwahren  die  v.,  wyl  es  lang  müsse  gewert  haben.' 
Z  Stadtger.  1607.  .Proportion  der  Viele  oder  der 
Wenigkeit  unserer  schüler.'  Sohülorün.  Heiden  1737. 
,Da  die  Milch  einen  herrlichen  Nidel  [Rahm]  in  grosser 
vile  von  sich  gibet'  JJScheuchz.  1746.  ,Die  Viele 
muss  in  kleinen  Dingen  wie  Hürling  [=  junge  Fisch- 
chen] .sind,  den  Nutzen  bringen.'  Bs  Ausrufb.  ,In  die 
vile'  hiess  ein  gewisses  Hazardspiel  im  XVI.  (Egli, 
Act.  866).  —  2.  concr. ,  (grosse)  Menge,  Masse.  Da 
ist  iez  e  Vili!  ,Die  barschaft  teilen  nach  fille  der 
lüten  und  nüt  nach  den  lendren.'  Edlib.  ,So  der 
richter  die  vile.  die  da  zankt,  umbringen  wollt,  so 
wurdend  in  einer  unzalbaren  vile  gar  wenig  heil.' 
1531/1667,  Esra.  ,Die  v.  der  büecheren  verwirrt  einen 
Studenten.'  HBcll.  1553.  ,Confertum  agmen,  ein  dicke 
vile,  in  einanderen  gesteckt'  Fris.  ,Habe  die  ganz 
vile  der  geisteren  als  vil  als  mit  einer  stimm  ge- 
schrüwen.'  LLav.  1569,  =  ,die  ganze  menge.'  1670. 
.Im  j.  1570  hat  man  diser  vöglen  eine  v.  gefangen.' 
JMüll.  1673.  .Eine  grosse  Viele  der  Erlesenen  [Kir- 
schen] aufgekauft.'  Z  Mand.  1689.  ,Biss  dann  von 
viele  ganz  umringt,  Dannoch  sie  han  durchschlagen.' 
Lied  vom  Toggenb.  Krieg,  ,0b  aber  ein  Wirt  mit  V. 
des  Volks  überfallen  wurde.'  Z  Metzgordn.  1770. 
vilochtig=  ((7  Adv.,  oft  BHa. 

(ie-fill,  Gefüll  n.:  Pelzwerk,  Untorfutter.  ,Was 
wildes  gefilles  hinnan  gät,  da  git  iedz  pfd  4.'  Z  Um- 
geldtarif  1376.  ,1  arrissis  schäppli  mit  wyssem  gfüll.' 
Z  Invent.  1557.  ,Die  Geissfel  gebend  guot  beiz  und 
gefüll.'  TiERB.  15G3.  ,Es  soll  weder  burger  noch  bur- 
gerin  kein  märderin  ruggfueter,  noch  sonst  kein  ander 
hoher  gefüll  oder  fueter  tragen.'  G  Mand.  1611.  ,Als 
dann  etliche  Fremde  unsern  Bürgern  etwann  Gewild 
und  Gefüll  an  die  Schulden  abnehmen.'  Z  Zollordn. 
1711/57.  —  Pelz-.  .Eine  merkliche  Vile  Schaaf,  dar- 
von  sie  vil  Beiz -Gefüll  zu  Bekleidungen  machen.' 
TscHDDi,  Gallia. 

Mhd.  gevilh.  Coli,  zu  Frlt.  Gefall  an  .fiilk-n'  angelehnt, 
da  die  Pelze  bes.  zu  Unterfutter  verwendet  wurden ;  aber 
zunächst  aus   MAA.,  die   i  und  ii  übh.   verwechseln. 

Filadi    (Filladi):    Seidengespinnst.    Z  Zollordn. 

1725.   —   Aus  ital.  lHate,  dem  PI.  von  ßlaUi. 

Vile  s.   Viöle'll  (Sp.  633). 

„Fille  f.:  Beule  F."   —  Vgl.  Fell  s,  «.? 

Allen :  mit  Ruten,  mit  der  Peitsche  schlagen.  ,Der 
da  kestigüt  [=  zuchtigt]  die  er  minnot  [=  lieb  hat] 
und  villet  ein  iegelich  kint,  dz  er  enpfahen  will.' 
1314/21,  Statut,  d.  Lazariter.  —  Mhd.  villen:  vgl.  Einem 
,d.'is  Fell  gerben'. 

Chneu-Fillcr:  der  im  (icheii  die  Kniee  nach- 
lässig an  einander  schlägt  und  dabei  gleichsam  die 
Haut  (das  Fell)  an  jenen  Stellen  wund  reibt  Av. 

Twi^r-Fili  (-Füli)  s.  Wm--Fiili. 


779 


Pal,  fei,  fll,  pliil,  fol,  vol,  fiil 


PIlTli  in.:  Taufn.,  Theophil  Bs. 

Filialist  m. :  Geistlicher,  welcher  eine  Nebenkirche, 
Filiale,  zu  besorgen  hat.  So  hiessen  bis  Ende  XVllI. 
in  Zürich  die  Pfarrer  am  Sjätal,  am  Zuchthaus  und 
in  den  Ausgerneinden. 

Piligräzie:    Wurm.samen,  ein  Medikament   BsStdt. 

—  Aus    Jörn    lat.  fuenum    llraccku-. 

Philipp  m.:  1.  der  Taufn.,  selten.  Ztcilch  u.  Ph.! 
Ruf  des  Sperlings  während  der  Brütezeit  A.\Ehr.  — 
2.  eine  ideelle  Münze.  '2  Gulden  20  Schillinge  wert 
U  bis  in  die  Neuzeit. 

2.  Eigent).  eine  spauische  Münze,  die  von  Mailand  aus, 
da  Uri  mit  zum  Borromäischen  Bunde  geliörte,  sicli  diesseits 
des  Gntthard  einbürgerte. 

Pllilisterin :  Weib  in  verächtlichem  S.  ,Ein  Muster 
solchen  Weibs  ist  die  Ph.,  genennt  Lausknisteriu.' 
CMev.  1Ö57.  —  Die  Anekdote  s.  Gr.,  Wß.  s.  v.  ,Laus- 
knicker'. 

Philo  m. :  Hundename  L. 

Niclit  von  dem  gr.  Persoucnu.  Philon,  sondern  eine  Com- 
liiuatiun  aus  den   Hundenanieu   Pki)lax  und  Fido. 

Fiele  fast  allg.,  Füe  Ap;  GRPr.  —  f.:  Feile. 

Alid.  fihala,  fiki,  mhd.  fifc,  feie!,  viyd.  Ob  unser  Fih', 
das  vielorts  als  individuelle  Ausspr.  neben  Fiele  vorkommt, 
an  die  entsprechende  altd.  Form  sich  anschliesse  oder  bloss 
auf  Eintiuss  der  BUcherspr.  beruhe,  lässt  sich  kaum  ent- 
scheiden.    Zu  der  spec.  alemaun.  Form  vgl.  Biet,  Beil. 

Einer-,  Hand-:  gewöhnliche,  mittelgrosse  F.  Z. 

—  Arm-:  die  grosse  F.  der  Schlosser  Z.  —  Nid- 
harts-:  Ungeziefer?  ,Dato  im  stinkenden  leger  zuo 
Capel,  das  mit  Nythartsfielen  wol  besetzt  ist.'  1529, 
Strickl.  —  Leder-,  Strau-:  scherzhaft  ersonnene 
Werkzeuge.  Drüf  mit  der  L. .'  Far  siie  mit  der  Str. ! 
Autforderungen,  Anfeuerungsrufe,  denen  die  Herbigkeit 
durch  den  humoristischen  Beisatz  benommen  wird. 
Vermutlich  wird  nach  diesen  Instrumenten  auch  am 
1.  April  geschickt.  —  Rum-:  kleine  Feile  der  Schlosser 
zum  Verputzen,  Üsrümen.  —  Sage"'-:  F.  zum  Schärfen 
der  Sägen.  —  Schlicht-,  Halbschlicht-:  Feilen 
von  verschiedenen  Graden  der  Feinheit. 

fielen:  feilen.  Übertr.:  Sage"  f.,  vom  Geschrei 
des  Esels.  Geringschätzige  Bezeichnung  übel  aus- 
geführter Tätigkeiten,  bei  denen  die  Hand  sich  hin 
und  her  zu  bewegen  hat,  z.  B.  schlecht  auf  der  Geige 
spielen;  plätten  mit  einem  kaltgewordenen  Eisen  Z; 
auch  obsc.  Die  Landstürmer  machten  Strohsensen  be- 
reit; mit  dene"  chönn-me'  recht  f.!  den  Feind  kratzen. 
BWyss  1863.  —  Vgl.  figgen.  —  Fielete»,  Ab-  f.: 
(coli.)  Feilspäne,  allg.  ,Scobs,  sagspän,  abfeileten  od. 
feilstaub,  sägmiJl.'  Fris.;  Mal.  ,A.  von  eisen.'  Vogelb. 
1557.  ,Eisenf.'  ebd.  ,Man  feilet  dise  klawen  und  die 
a.  gibt  man  den  presthaften  in  wein  zuo  trinken.' 
TiERB.  1563.     , Silber-  und  bleifeileten.'  ebd. 

Vieler  s.  Vierler.  Vieläte.  Vielette,  Vieli, 
Viele  s.  Vi-ole  II  (Sp.  633). 

voll,  flekt.  m.  vollne,  f.  voUni  Gl;  U;  Z,  n.  volls  — 
Comp,  völler  Bs;  S,  völlner  Aa  (neben  völler,  voller); 
Z:  1.  an^adullt  (mit  Bez.  auf  das  Gefäss),  vollständig, 
vüllzahliK  (mit  Bez.  auf  den  füllenden  Inhalt).  Me" 
rerbiiuU  niiiiige"  Sack,  er  ist  nüd  c,  zur  Beschwich- 
tigung des  Ungesättigten  gesagt.  ,Vor  der  predig,  so 
das  Volk  v.  versammlet  ist.'  B  Mand.  1548.  E  rölleri 
Ilaiid    iiftiic.    freigebiger    sein   S  (S,  iuld).     Älh  cull, 


in  eig.  S.  und  abs.  =  eine  Menge;  allsvull  M7(rzen 
a"  der  Hand  ha".  De''  Babel  häd  e  Stimm,  en  yi''d 
»üd  a.  r.  so,  eine  Stimme  wie  es  wenige  gibt.  Stütz.' 
,Ein  brut  und  ein  brütigam,  umb  weliche  alles  voll' 
lauft,  narren,  butzen  [usw.].'  HBull.,  Tigur.  (Vgl. 
die  Zss.  Alk'gaet.)  Mit  scheinbarem  Mass  gemessen 
ist  en  ehige  (oder  ganze)  Hagel  r.  Z.  Dick  r.,  dicht 
gedrängt  Bs;  Z.  S.  die  folgenden  Compp.  —  2.  ge- 
rundet. Es  rolls  G' sieht;  vollni  Bagge"  Aa;  Z.  Vgl. 
,Vollmond'.  Syn.  vollkommen.  —  3.  (über  und  über) 
beschmutzt  Bs;  Z.  Lueg,  du  machst -dt'''  ganz  v. 
[die  Hände,  die  Kleider  voll  Unrat,  Farbe,  Blut,  Russ 
usw.].  J'"''  hiti  ganz  v.  luorde".  —  4.  von  Zeitmass 
B  öO.  I  ha"  70  (Jar)  v.,  habe  70  J.  zurückgelegt. 
Volli  Jar  ha",  volljährig  sein.     Syn.  oh  Sp.  49/50.  — 

5.  satt  von  Speise  und  Getränke  bis  zur  Überfülle. 
lez  bin-i  v.  bis  a"  's  Halszäpfli  ufe  (oder  bis  z'  obrist 
ufe;  dass  i  's  macht  m,it-eme  Finger  erlange"),  ver^ 
mag  nicht  weiter  zu  essen  Z.  Die  Chue  ist  z'  voUf 
hat  das  Aufblähen  Sch;  vgl.  Völli.  Betrunken,  allg. 
und  so  schon  mhd.  E"  Volle,  ein  Betrunkener  Bs. 
Syn.  Buschmann;  Vollzapf.  Der  Trunkenbold  rühmt 
sich,  dass  er  alle  Tage  ,voll'  sei,  während  dies  beim 
Monde  nur  je  ein  Mal  in  vier  Wochen  eintrete.  Am- 
ene  rolle  Bla""  muess  en  Wage  mit  Hcii  iisn-lche".  Süls. 
.Drei  volle  Brüeder',  Hausn.  in  ZStdt  17>H!/1S59.  Ad- 
verbial: roller  Wls  ScuSt.  ,Noch  euch  yemands  die 
köuf  in  V.  w.  oder  in  den  schlaftrunken,  sonders  zuo 
rechter  zyt  fürhand  nemme.'  Z  Mand.  1586.  ,In  einer 
vollen  wys.'  LLav.  1569  =  ,in  der  trunkenheit.'  1670. 
.Einer  lugete  etlichen  Pauren  zu,  wie  sie  v.  w.  immer- 
dar ganz  halbmössig  Meicl  [Gläser]  in  sich  schluck- 
tend."  ScHiMPPR.  1651.  Mit  Steigerung  des  Begriffes: 
c.  und  toll.  allg.  ,Der  du  alle  tag  v.  und  t.  bist.' 
JMüLL.  1665.  jSich  alle  Tage  v.  u.  t.  saufen.'  HPest. 
1790.  V.  loie  nes  Pürehüs  BU.  Vgl.  Völli;  füllen; 
zuedecken.  Übertr.  =  überdrüssig.  ,Ich  bin  sy  [dessen] 
V.,   distajdet.'    Fris.;    von  Arger,    Zorn   erfüllt    Z.  — 

6.  gravida,  von  Menschen  und  Vieh  Gr.  , Eine  volle 
bräckin,  fceta  canis.'  Fris.;  Mal.  —  7.  incolumis,  Va- 
lens, substant. :  en  Volle,  Hengst  GrD.  Vgl.  ganz; 
Voller;  doch  wahrscheinlicher  zu  Folcn.  Anton. 
Manch.  —  8.  z  a  h  1  r  e  i  c  h.  Die  Moser  [Familienn.]  si  im 
Jo  [.laun]  rt»(  Vollste  FJ.  —  9.  Flektierte  Formen. 
a)  in  prädik.  Stellung.  We'"  d'  Müs  colli  ist,  su  ist 
ds  Mä  bitters  (Sprw.)  BRi.  E  Stola  colli  F.  D'  Stube 
volle  Chind  fand  kei  Brod  für  s'J  haben  die  Pfarrer 
und  die  Armen  Z.  Es  ist  volls  Straffle,  wimmelt  von 
Heuschrecken  W.  ,Er  sy  voller  tüflen.'  NMan.  De' 
Cheller  volle  guete  U-^i".  allg.  Bis  de''  Chanel  volle 
lauft.  HXfl.  1813.  Diese  letztere  Form,  auch  als  Aco. 
=  vollen,  und  verknöchert  ohne  Rücksiclit  auf  Ge- 
schlecht, Zahl  und  Casus.  E  Chiste  volle  Büecher;  es 
Glas  volle;  bed  Seck  [beide  Hosentaschen]  rolle  Geld; 
alli  Stildli  volle  Bluest;  so  schon  früh.  ,Das  unsere 
jugent  sich  vollen  suft.'  HBull.  1540.  ,Der  immerdar 
will  niües.siggängig  und  doch  vollen  syn.'  ebd.  1561. 
,H.:  Doch  lueg,  dass  z'  ersten  werdist  voll.  K.:  Ob 
ich  dann  schon  wurd  vollen  wyn  . . .'  Rüef  1550. 
,Üwere  hend  sind  vollen  bluot.'  Gualth.  1559  (.bluots.' 
1555).  ,In  diser  weit,  die  so  vollen  irrtumbs  ist.' 
LLav.  1569/78.  ,Dass  sy  ire  hüser  vollen  huslüten 
setzind.'  1578,  Hotz,  Urk.  ,Vollen  äderlinen.-  FaiSi 
,Die  Küh  vollen  äglen  worden.'  1734,  Dien.  üGlatt. 
—  h)  adv.     a)  'mit  Genetivform,  volls,  vollends.    .Den 


781 


Fal,  fei,  fil,  fol,  vol.  ful 


782 


liainlfl  V.  zuo  end  l'üeren.'  1529,  Aitsiii.  —  ß)  mit 
l'iiil..  .-'  collem  AAStaiif.;  B  öO.,  U.;  L;  S,  z'  rolltne 
BHk.,  Si.,  z'  voUmifi  BHk.;  L;  ZO.,  z' vullmig  BE., 
z'  vollnig  AaL.:  L  (Häfl.),  z'  völlig  Gr;  W;  Z  (auch 
etwa  z'  völlig),  z'  vollmigs  AASeet.,  z'  völlmis  S,  z'  voll- 
iiiist  LG.,  „volhnendig'',  ,prorsus,  penitus,  niaxime.' 
1(1.  B..  vollends,  völlig.  Mach  's  no'''  z'  v.  fertig.  Z'  v. 
z'  vil ,  allzuviel  BHk.  Und  die  Wuche  ist  z'  völlig 
verstriche".  MUsteui.  Mer  wend  das  na  [noch]  z'  v. 
mache',  beendigen  Z.  Tres  linggc  Bei"  het  nit  z'  vollem 
mögen  a"  Boden  abe  g'länge".  BWyss  1863.  Es  isch 
im  z'  V.  Recht  (j'scheh;  er  cha""  jiz  gränne"  tcie-n-er 
trill  BM.  Du  bist  fi"  z'  v.  e  nüträtsiye  [nichtsnutzer] 
Biirst!  BHk.  .üu  bist  mir  ein  Guter  gewesen  und 
jetzt  z'  V.  gut.'  GoTTH.  Villycht  cha""  dc°"  d'r  Ätti 
a"  vOlmig  uche  [hinauf],  ebd.  So  ne  z'  vollem  fromme'' 
Ma"".  Alpenrosen  1811.  ,Was  Lucifer  uns  heisst  und 
gebüt't,  darfyr  hilft  eben  z' vollem  nit  [Nichts]:  so 
uiiend  mier's  tuo".'  Com.  Beati.  —  c)  den  vollen,  im 
vollen,  s.  d.  Suhst. 

Die  Steigerungsform  mit  Umlaut  (.völler')  auch  bei  Ma- 
nuel; ,fölleste.'  HEEscher  169'2.  Das  in  den  Flexionsformen 
aufsteigende  n  (schon  bei  Edlib.  ,niit  irem  folnen  gwalt.') 
nach  Analogie  der  Ptc.  Adj.,  welche  -en,  -in  schon  in  der 
Grundform  besitzen,  in  diesem  Falle  vielleicht  gefördert  durch 
den  unter  9  a  erwähnten  Sprachgehrauch,  bei  welchem  volicn 
als  eine  blosse  Nbf.  von  vuU  verstanden  werden  kann,  wie 
troch  und  trocken  udgl.  neben  einander  bestehen.  —  An  der 
oben  angedeuteteu,  von  Schm. -Fromm.  1^,  838  ausführlicher 
nachgewiesenen  Entstehung  dieses  Sprachgebrauchs  lässt  sich 
kaum  zweifeln;  das  Zsfallen  von  Nom.  und  Aec.  in  der 
Mundart  (daher  die  Unsicherheit  unserer  Schriftsteller:  ,Ci- 
cuta  hat  ein  stengel  voller  gleich  wie  Fenchel.'  Tiorb.  1563) 
und  das  Vorhandensein  eines  Adv.  vollen  im  Mlid.  mögen  ihm 
immerhin  Vorschub  geleistet,  auch  das  Sprachgefühl  eine 
Zeit  lang  die  Flexion  auf  das  folgende  Subst.  im  Gen.  be- 
zogen haben  (wie  auch  Manuels  , voller  tütten"  sich  fassen 
lässt).  —  9  b  ß.  /C'  vollme  Umstellung  aus  der  richtigen 
Dativform;  die  überflüssige  Bildungssilbe  -ty  ein  beliebtes 
Anhängsel,  das  in  rollmendiij  mit  einem  andern,  der  Parti- 
cipialhildung,  kombiniert  ist.  Statt  z'  vollem  wurde  im  Mhd. 
der  Dat.  PI.  des  Adj.  oder  des  Subst.  (s.  u.)  gebraucht  und 
auch  in  unserer  ä.  Lit.  herrscht  ,2'  vollen'  noch  vor,  z.  B. 
1529,  Egli,  Act.;  HBull.  1531  (neben  ,ze  voll.'  1540);  1531, 
Strickl.;  LLav.  1569;  Gualth.  1584;  1605,  Z  Katsver. ; 
JJßrcit.  1640;  Schimpfr.  1651;  ,zu  vollem'  erst  Wurstis. 
1580;  VFrider.  1619.  —  Abi.  Arfd;  Mumpfd;  füllen.  Vgl. 
VoHe"  m.  —  Bei  den  folgenden  zsges.  Adjj.,  welche  sämmt- 
lich  (ausgen.  hand-)  Steigerung  des  Begriffes  bedeuten,  ist  die 
Häufung  der  Zss.  meist  copulativ  zu  verstehen. 

platt-ei-:  eig.  v.  wie  ein  Ei  Uw;  U.  —  (platt-, 
topf-)  ebe°-:  flach  v.  bis  zum  Rand  Gr;  Z.  — 
plattig-erde°-  Z.  ,Erde',  versch.  von  Herd  (s.  hier  u.), 
dient  ohne  bestimmten  Begriff  zur  Verstärkung  überhaupt 
(8.  Sp.  437).  Wegen  plattiij  s.  hier  u.  —  g'graplet-: 
dicht  (eig.  krabbelnd)  v.,  z.  B.  von  Ungeziefer  aSenw. 
—  graslet-  s.  gelcraslet-.  —  gehüfet-,  g'hüfnet-  Gr, 
(^f-J  g'hüfedig-  Bs,  g'hüfftjig-  Bs;  S;  Z:  gehäuft  v. 
's  Mes  g.  ge",  voll  messen.  —  blitz-hagel- (Spreng), 
chatz-hagel-  L.  blind-stern(e")-h.-  L;  Soh;  U: 
arg  besotfen. 

hand-:  die  fassende  Hand  füllend.  Z'  h.-r.  mel- 
vhen,  mit  natürlicher  Haltung  der  Hand,  indem  der 
Daumen  wie  die  übrigen  Finger  sich  um  die  Zitze 
legt  GRPr.,  anton.  tiimli"gen,  wobei  man  mit  einge- 
knicktem Daumen  die  Zitze  drückt.  ,Das  land  gab 
[ertrug]  ganz  hand  voll.-  1531/60,  I.  Mos.  .Manipula- 
tim,    handfollweise.'    Vestib.  1692.    —   handvollen: 


(tr.)  Einen  durchprügeln  (eig.  packen  mit  vollem  Griffe) 
GRPr.  —  Abi.  \\a.uA- völlig  {s.  hier  u.);  Hampfle. 

herd-  W,  hart-  GRÜbS.:  eig.  v.  wie  Erde  (vgl. 
.steinreich').   Es  ist  herdvolls  Straffte"  [Heuschrecken]. 

ffärt  kann  auf  lokaler  Ausspr.  beruhen;  sonst  müsste 
es  von  dem  VV^all.  Ausdrucke  getrennt  und  als  ,hart-v.'  auf- 
gefasst  werden.      Vgl.   erden-v. 

kanone"-:  betrunken  Ap;  Z.  —  chatz-:  ebenso 
B.  Vgl.  (?)  ?ose-('.  —  ehnüpisch-:  von  einem  Baume, 
der  mit  ganzen  Chnüpe,  Klumpen,  von  Früchten  be- 
deckt ist.  —  chrugel-:  betrunken  BBe.  (eig.  v.  wie 
eine  Kugel  oder  mit  Bez.  auf  die  .runden'  Fusse  des 
Betrunkenen).  —  g'kraslet-  Gl,  g'kroslet-  ScnSt., 
g'graslet-  SchwE.:  dicht  voll,  von  Obstbäumen, 
Reben  (eig.  so,  dass  es  Einem  vor  den  Augen  wimmelt). 

—  löse"-:  betrunken  ZWl.  —  Wortspiel,  da  die  frucht- 
bare Los,  das  Mutterschwein,  in  .anderm  S.  ,voll'  wird.  — 
g'niglet-:  dicht  besetzt  mit  Beeren,  Früchten.  Nar- 
ben udgl.  AABb.;  Gr;  L;  UwE.  Eig.  so  wie  der  Nigel, 
Igel,  voll  Stacheln  ist. 

bi-  W,  beUe-  Z,  'piet-  ZZoll.,  platt-'p.-  aScHW, 
'plelet-  Gl,  'pilet-  ScnwMa.;  ZF.:  zunächst  von 
Gefässen  mit  nassem  (Schw;  Z),  dann  auch  von  sol- 
chen mit  trockenem  Inhalt  Gl  (z.B.  Korb  voll  Nüsse); 
auch  von  Fülle  der  Früclite  oder  Blüten  Z. 

Das  erstere  könnte  Zss.  mit  dem  Adv.  sein  i.  S.  v.  .bis 
nahe  an  den  Rand',  doch  steckt  in  den  übrigen  Formen  ent- 
schieden die  Beziehung  auf  die  Biene,  Bi,  Beie,  Biß,  Bcli, 
und  zwar  entw.  wie  bei  btjelen  (s.  d.)  Bez.  auf  die  Menge 
und  das  Gewimmel,  den  dichten  Klumpen  des  ansitzenden 
Schwarmes  oder  auf  die  Subtilität  und  Kleinheit;  um  die 
Uberstarke  Belastung  eines  Schiffes,  dessen  Ränder  fast  auf 
das  Niveau  des  Wasserspiegels  herab  gedrückt  sind,  zu  be- 
zeichnen, sagt  man  am  ZS. :  c«  ehöjmt  rs  Beili  (auf  dem  Rande 
stehend)   trinke". 

bunte°-  (p-):  zunächst  nur  von  Fässern,  v.  bis 
an  den  Spund  G;  Z. 

geberet-,  auch 'pisset-'pcret- :  vollgestopft.  Gl;  Z. 

—  Von  hercn,   kneten,  drücken. 

„bort-"  ST.^  „bor-"  St.':  v.  bis  an  das  Bort, 
den  Rand,  oder  übervoll,  von  bor-,  empor  „Ap". 

borzet  "p-  AABb.;  Ap;  Bs  (auch  borzetig-.  Spreng)  ; 
GlH.;  GW.;  ScuSt.;  Z  [borze-  It  JCSchweiz.  1820), 
l"-burzet-  ZLunn.:  gestopft  voll.  En  Sack  'porzet-v. 
Herdöpfel.  In  weiterer  Anwendung:  's  Vit  Alles  b.-v. 
Nuss.  SuLGER;  auch  von  Fülle  von  Früchten,  Blüten 
Z.     Von  borzen,  hervorragen. 

gebisset-  pisset-  BRi. ;  Git;  Sch;  Uw;  Z,  'pissnet- 
GRChurw.,  'pissmet^  GRChur,  i"pisse-  GRSpl.,  ebe"- 
pisseftj-  Z:  dicht  gedrängt  v. 

Von  biss(n)en,  verkeilen  (so  dicht,  wie  wenn  der  Keil 
gänzlich  eingetrieben  ist  und  mit  der  Oberfläche  des  zu 
spaltenden  Holzes  eine  Ebne  bildet),  aber  tw.  mit  Anlehnung 
an  ,beissen'. 

bitt-  s.  plitt-v.  —  plummig-  Z  oTö.,  plonig- 
Z  uTö.,  blonct-  ScnSt:  .gebläht'  v.,  geschwollen  v., 
z.B.  vom  Bauch,  dann  übh.  strotzend  v.;  auch  von 
hohem  Grad  der  Trunkenheit. 

pläpplet-:  zum  Überfliessen  V.  Gl.  —  \on  jMpphn, 
stossweise  überfliessen. 

platt-  „P;  L;  Zg"  ItSx.";  ScHwMa.;  Z,  plattig- 
Z,  plattet-  BO.;  LG.:  zunächst  v.  bis  zum  Über- 
fliessen, doch  auch  (Z)  de''  Baum  hanget  pl.-v.;  vgl. 
platz-v.  ,Wie  der  doctor  kam,  sach  er,  dass  er  [der  Abt] 
blatvol  was  —  wie   er   denn   ein  grosser  trinker  ist.' 


783 


Fal.  fei.  iil,  ful.  vol,  ful 


rs4 


Vad.  .Alieiiuia  niidaiis,  kussel,  der  ülierlauft,  "der  blatt 
vol.'  Fius.  ,lJa.s  bittoro  triukg.-iL-lurr.  das  ihm  Gott 
eiiige.schenkt  hat   und   zwahr    blatvoll.'    PWyss  1Ö50. 

Da  das  Adj.  , platt'  uaseren  MAA.  sonst  iiiaugelt,  so  ist 
das  voidicgeude  Comp,  wohl  als  Entlehnung  zu  betrachten, 
die  durch  die  Bildung  mit  -ig  der  MA.  mehr  accommodiert 
wurde.     Vgl.  auch  Jilatte",  Schüssel. 

plitt-Toll  BS.,  bitt-  W:  zum  Überfliessen  v.  — 
Der  durch  Ablaut  erweiterten  Formel  *plUt-iilatt-v.  cntnonuiiun. 

platsch-  Aa  (auch  phil^rhet-);  B;  L;  „Vürte; 
t.iH:Scii",  blut.scheilii;-  iNSidi.  platz- Ar;  Gl;  Gr, 
phitzciul-  GuSpL,  platzft-  (ir.riiur;  GW.:  ebenso,  aber 
auch  (Gl)  von  gerütteltem  Masse;  auch  von  einem  Be- 
trunkenen. —  Von  jihitscheii  (platzen),  hreit  und  klatschend 
auffallen. 

bri-  GÖtJt,  prc''-Ai>;  (iStdtf,  pr(:'-m(e)- Ar:  v. 
von  Flüssigkeit  bis  an  Jen  Band;  in  Av  auch  gehäutt  v. 

Uli-  scheint  Ausweichung  von  bi-  (s.  o.)  zu  sein,  denn 
für  Bri,  Brei,  passt  weder  *  für  GStdt,  noch  e^  für  Ap. 

präglct- GuCliur;  GRh.,  Stdt,  prigelet- G  1799: 
über  und  über  besetzt  mit  Etw.,  z.  B.  mit  Pockennarben. 

Von  jiräijkH,  in  grosser  Monge  fallen,  Piäijrl,  Hanfe; 
Puckengesicht.      Vgl.   auch  gcraght-,   ijcriijict-. 

gebrisen-  (prise-J:  gehäuft  voll,  z.  B.  ein  Goschirr 
mit  Erbsen  SeuSt.  Eig.  v.  wie  wenn  es  zsgeschnürt 
wäre.  —  gobrotzet-  (protzet-):  eig.  geschwollen  v. 
GW.  —  Von  Ilrou,  dicker  Körper.  —  g'rKdet-:  dicht 
V.,  eig.  so  wie  die  Körner  usw.  durch  das  Sieb  ge- 
fallen kommen  Si'invE.  —  g'raglet-  L;  S;  Z  rS., 
{j'raylig-  Aa;  Bs;  Z  fäj,  g'riglet-  Gl,  g'rigclüj-  Aa 
Leugg. ;  ZTu. :  dicht  v.,  von  Menschenmenge,  aber 
bes.  von  reichlich  mit  Obst  behangenen  Bäumen;  bei 
Si'HEN(i  auch  übertr.  auf  Trunkenheit.  Mit  Ablaut- 
spiel: (fri(jlel-nnd-ijruijlet-c.  LG.    Eig.  =  wimmelnd. 

—  SU-  (Süll-):  stark  betrunken  Ar;  Scii  St.  Vgl. 
lusm-v.  —  sigel-:  spundvoll  (so  dass  man  das  Pass 
versiegeln  könnte)  Gr.  —  sü-  (söü-J  sack-:  über- 
mässig betrunken  G;  Sou;  Z.  , Sackvoll  sein,  sich 
phüen.  turgere.'  Mal.  —  g'sackt-:  so  viel  als  Platz 
hat  Bs.  Von  «if/.cB,  das  Gefäss  rütteln.  —  g'schlage"-: 
mit  Fruchten  reichlich  behangen  AABb.;  Sch;  Z.  Eig. 
so  dicht,  wie  es  durch  Schlagen  zuwege  gebracht  wird. 

—  g'schwenkt-:  zum  Überlaufen  v.  ScnSt.  —  ge- 
spickt- (hipiket-):   dicht  v.   GG.     Eig.  voll  besteckt. 

—  sjiunte"-:  spundvoll  Bs;  Gl;  Z.  —  g'stuhet- 
F,  g'ste'ck(e)t-  Aa;  Z,  g'steckedig-,  g'stecktig-  Bs, 
g'stacket-  Aa  (auch  g'stackig-)  B;  LG.,  g'sticket- 
GrV.,  g'stocket- Bs;  B;  Ndw;  gedrängt  v.,  namentl. 
von  Leuten ;  hartgefüllt.  D'  Amfschrlberei  sig  ijeny 
g'stuclcet  voll  UXt  g'si".  Gotth.  .Meine  stett  werdend 
noch  gsteckt  vollen  glucks  sein.'  Zachar.  1531 /-IS. 
, Turgere,  gesteckt  v.  oder  getrungcn  v.  sein,  vor  volle 
sich  bläjen.'  Fris.  ,üas  Münster  war  gesteckt  v.  Leu- 
ten.' Wurstis.  —  Die  Formen  mit  i,  «,  o  scheinen  hlosse 
Spielarten  nach  Art  der  Ablautsformen  zu  sein. 

stock-:  ganz  betrunken  BG. 

g'stumpetig-:  von  einem  Sacke,  einer  Tasche 
gesagt  AAZein.  —  Kig.  so  voll,  dass  es  steht,  wie  der 
Utiimpeu,  Mehlsack,  oder  ühh.   ein  kurzer,  dicker  Körper. 

g'stopfetig-:  vollgestopft  AAZein.  —  (blitz-) 
Stern-:    arg  betrunken   Aa;  Ai';  L;  „Gr;  Sch;  Vw". 

—  g'storzet-:  gedrängt  v.  Ndw;  „L;  Zg"  (St."").  Eig. 
v.  bis  zur  Starrheit.  —  g'stösse"-:  ebenso  Z.  — 
g'striche"-:  von  Trockenmass  Gii;  Scn;  Z.    &.  Strtch- 


Iwlz.  —  'triblet-  .\aZ.,  'troblet-,  'trüblet-,  'trub- 
let-  Ndw,  'trüb(e)lct-  VUrtk,  'trup]iiet-:  dicht 
behangen  mit  Obst- oder  Blütenbüscheln.  —  AML.'cl.'liiit 
an  tnblcn,  Brei  stampfen;  trubkn,  polternd  und  in  Meiifu 
fallen;   Tmb^,   Trühd,  Traube;   TnippU-,  Schaar. 

'tschochnet-:  gehäuft  v.  GA.  —  Von  J'«./i. ../,.„, 
Heuhäufcheu.  —  zapf-:  berauscht  BLf.    Vgl.  VoUsapf. 

Volle"  m.:  Fülle,  Uberiluss.  Wer  de"  Eaggu" 
midcrsiäuht  [in  staubige  Erde  säetj,  ä'  Gerste  imdrr- 
chleibt  [in  nasse  E.  s.],  de"  Weize  säet  i'n  Scholle", 
de''  het  Alles  im  Volle.  Bauernr.  It  Sdtermstr. 

Mhd.  ihr,  ilic  volle.  ,Wirt!  si  |d.  i.  die  Gäste]  füll  s,,. 
dass  si  vollen  han.'  Hadl.  .Sy  butlen  denen  von  Swyz  rniil 
für  ein  römschen  künge:  meinten  also  den  vollen  gchuttiii 
haben.'  Fründ  1440,  .Dandt  ich  üch  tue,  den  vollen",  es 
euch  vollends  antne.   Funkel   l-'i.")!.    —    Oben  viell.   das  AilJ. 

vollen:  voll  werden,  allg.  —  er-:  1.  tr.,  voll 
machen,  erfüllen.  ,Den  schaden  e.,  widerkeren,  uf- 
richten  und  abtuen.'  Archiv  GRüti  1392.  ,Inen  [d.  i. 
den  Richtern]  einen  zuosatz  geben,  dass  das  gericht 
wider  erfollet  werd  und  besetzt.'  Offn.  Burgau  117L!. 
.Sollen  doch  die  schützen  nit  nie  geben,  sunder  wellen 
wir  von  Zürich  das  e.'  Z  Ausschreibon  1504.  ,|  Damit 
ihnen  ihr  Wille  auch  hierin]  erfollet  [werde].'  15:lii, 
Abscu.  —  '2.  intr. ,  voll  werden,  in  bildl.  S.  a)  tüchtig 
werden,  sich  ausbilden,  z.  B.  von  einem  Arzte  Z;  doch 
häufiger  nach  der  Übeln  Seite  hin :  t"  der  Fiill;ct  [Faul- 
heit], im  Trinlce"  [udgl.]  errollet.  Me"  miiess  viid 
warte",  bis  er  ganz  crcollet  ist,  sust  richt't-m.c"  Xihl 
me  an-em  üs  Z.  ,In  solcher  fröchheit  ist  der  geist 
erstarket  und  ervollet.'  PWyss  1653.  ,Aber  nunnielir 
sind  wir  ervollet  und  wirket  die  Stimme  Gottes  fast 
nichts  mehr  an  uns.'  .TJUlrich  1733.  —  b)  sich  woran 
gewöhnen  Z.  Er  ist  i°  sire  Such  errollet.  I"  dem 
Lärmen  ervollet,  desselben  so  gewohnt,  dass  man  sicli 
nicht  mehr  durch  ihn  stören  lässt.  ,Ein  sömlichcr 
Prediger  erkaltet  im  eignen  herzen,  er  ervollet  syner 
eignen  Lehr.'  1033,  JJBreit.  ,Gott  der  Herr,  mit 
seinen  gerichten  und  strafen,  deren  wir  erfollet,  in 
denen  wir  erstarret'  JMOll.  Iti6(j.  —  Ervolling  f.: 
Erfüllung,  Genüge.  ,Dem  wellend  wir,  so  wyt  lyb 
und  leben  langet,  statt  und  erfollung  tuoii.'  1531, 
Stric'KL.    —    Auch  ndid.  eirullcii   sowohl  tr.   als  intr. 

vollon(d),  volletst:  vollends  L.  ,Tribend  alle 
pfaffheit  |die  Geistlichen]  zuo  der  Statt  hinüss,  hot- 
tend sy  lieber  zuo  voUet  zuo  todt  geschlagen.'  HBull., 
Tigur.  ,I>er  Rhein  wurde  dir  deine  Schand  nicht 
feilend  abwaschen.'  JMey.  1694.  .Hätte  der  Teufel 
ihn  nur  vollends  genommen,  und  der  .Tunker  ilni  zu 
vollends  gehenkt.'  HPest.  1790. 

Aus  mhd.  Adv.  vollen,  z.  T.  not  der  nach  ;i  besonders 
beliebten  Auhüngung  von  d  (t),  vor  welchem  u  verschwinden 
kann,  worauf  sich  dann  noch  eine  supurlat.  Form  entwickelt. 
Vgl.  auch   ooll  9  i  ß;  rrMig. 

Voller  m.  =  loll  7  als  Subst.  GRh. 
Die   Flexionsendung  zur  Bildungsendnng   nnigedeutct  wie 
in   der  .Jiiii;/ir   ii.  ä.     Doch    wahrscheinlicher   von  Folcii  ilbgel. 

Vollung:  Erfüllung,  Genüge.  ,Getrüwt,  sy  hab 
im  bishar  .gnuog  und  den  v.  getan',  glaubt,  sie  habe 
alles  Obliegende  geleistet.  L  Urk.  1170.  ,r)ass  uns 
um  allen  kosten  und  schaden  v.  und  genueg  besch(?heii 
ist.'  1569,  Z  Staatsarch. 

Mhd.  roUumj  f.,  doch  wie  das  Genus  in  der  L  Urk.  zeigt, 
vermengt  nnt  dem   Masc.   rollin.      Vgl.    Einun'j  m. 


I 


785 


Fal,  fei,  fil.  f(il,  vol.  Ciil 


786 


V Ulli  f.:  1.  Völlni,  das  Vollseiu  Z.  —  2.  Fülle, 
Ubeifluss.  allg.  il/e»  (fselid  tcol,  dass  do  alli  V.  ist: 
es  häd  me  I'lcisch  und  Wärst  i"  der  Säustande  inne, 
a's  mänge  I'fir  im  Chänii  häd.  Stdtz.  Alli  V.  ha". 
Sprw.:  Wo  alli  V.  ist,  chann  e  Sou  huse"  [haushalten]. 
,Das  uieer  soll  wüeten  und  sein  volle',  in  der  Pa- 
rallele: , und  alles,  was  darin  ist.-  1531/1683,  1.  Curon. 
,An  speis  sich  keiner  g'niegen  tuot.  Es  muoss  g'rad 
alle  Völle  syn.'  Com.  SBeati.  .Habend  bishar  keinen 
mangel  gehebt  und  sind  in  aller  vijlly  gewesen.'  HBull. 
1510.  .Hunger  und  volle.'  Wurstis.  1580.  .Fleisches 
Lust  und  alle  Völle  Stürzen  manchen  in  die  Hölle.' 
KdMey.  1674.  ,Von  fölli  wyns  wegen.'  Mey.,  Wint. 
Chr.  ,üa  man  ihnen  am  ersten  die  volle  gegeben,  und 
letstlich  an  der  Proviant  abbrechen  wollte.'  Kriegsb. 
1644.  ,Brots  die  Völle.'  JUlrich  1733.  —  3.  Zustand 
gänzlicher  Trunkenheit,  allg.  Etwas  tun  {"der  V., 
«s  V.  ,Von  wegen  der  fölli  nümmen  künnen  und 
mögen  gän.'  Mey.,  Wint.  Chr.  —  4.  Fülli  AaF.;  Bs; 
LE.,  H.,  sonst  Völli,  Krankheit  des  Rindviehs,  das 
Blähen,  Auflaufen,  Trommelsucht,  verursacht  durch 
übermässigen  Genuss  von  jungem  Gras  oder  Erkältung. 
allg.  Ich  ha"  nüd  chönne  schlafe,  ich  ha"  mi"''  müesse 
umetrüle  wie-n-es  Haupt  Veh.  trenn  's  d'  V.  hed.  XVIII., 
Bäuerngesi'r.  !<■''  gih-ne"  Habcrstrau  iez  undrem  Chle; 
Nüd  orche  (ß";  chönnt  d'  V.  überchö.  Stütz.  Von  der 
.stillen'  oder  .ehalten  V.'  als  chronischer  Verdauungs- 
störung mit  Appetitlosigkeit,  unterscheidet  man  die 
Wind-V.  von  akutem  Charakter,  Kolik.  —  „Brand-: 
eine  langandauernde  Unverdaulichkeit  beim  Rindvieh, 
'  wobei  der  erste  Magen  (Wanst,  rumen)  periodisch  von 
entwickelter  Luft  aufgetrieben  wird,  und  das  Futter 
im  Fettdarm  (omasum)  gewöhnlich  mehr  oder  weniger 
•'    vertrocknet  GRh.;  Z."   —    TuV/iii  stimmt  zu  der  Flexions- 

form  mlltu:.   —   S.  auch  F'ulti  f. 

'  völlig:    1.  voll.     .Was  diser   zuvor   mit  fölligem 

Hals   gerühmet  hat.-    ClSchob.  1695.     .Die.    so  stark, 

V.   und    blutreich    sind,    sollend    eine   Aderen    öffnen 

;    lassen.'    DKönig   17'21.    —    2.  weit,    Gegs.    zu   enge, 

knapp.     Ein  Kleid,   eine  Axt  können  z'  v.  sein  B  öO. 

t     -  8.  (auch  (;'re?Zt(/ U;  W)  vollständig,  vollkommen. 

i|   allg.    En  völlige  Torebueb,  zum  wirklichen  Narren  ge- 

^    worden.    Häufiger  als- Ad v.    Es  tued  i\  sütiimerle",  ist 

,:    schon  wie  Sommer.     Mc"  su'tt  v.  wider  V'heize",  weil 

I   es  wieder  so  kalt  geworden   ist.     Der  Vater  hed  uf 

'\   de"  Schneie  fri  v.  Nüd  g'ha".  Schw  Pasnachtspiel  1883. 

Es  het-m'r  c.  g'grüset  d'rab  BE.     V.  voll  g'suffne,  ganz 

betrunken   Uw.     In   genetiv.    Form   oder   als   prädik. 

Adj.   auf   sächliches    Subj.    bezogen:    es   is 's   [ist  es] 

lölligs,   ist  gutgemessen    (gutgewogen)    die    fragliche 

Zahl  GrÜ.     Zu  blosser  Steigerungs-  (B  öO.)  oder  Be- 

,  jahmigs-  (Z)  Partikel  ahgeblasst:  völlig  vil.     V.  amu 

a"ha",   ihn    eindringlich   bitten.     Isch-es   erlaubt,    da 

'  abs'sitzc"?    Antw.   Völlig  []&  wohl].  —  Yg\.  voll lOb^. 

.   —  itel-.    ,^att,  eitelvöllig,  solidus.'  Mal.  —  Dazu  das 

Ailv.   .fiilklichcn'  =  TöUiglich.   Edlib. 

band-:    die  Hand  ausfüllend,    faustgross  Gl;  GO. 

.Wirft  er  in  mit  einem   handvölligen  stein,   mit   dem 

jemants   mag   getödet    werden.'    1548/1707,  IV.  Mos. 

.Handvollige  stein,  saxa  manualia.'  Fris.;  Mal.  neben 

'r..ss,  handföllig  piren.'     -   Geht  zunächst  auf  Handvoll 

i''k.     S.  noch  häiiipßiij. 

völlniig.  vollmis.  vollmist  s.  voll  10  b  ß. 
Foleu  1.  m.  -ö-  GRPani.    Föle  Gl;  GSa..  W.:    Be- 
naler.    ,Gkauft  ein  follen,  der  nie  geritten  was;  das 

Schweiz.  Idiotikon  I.  6. 


erst  ysen  warf  er  ei"m  an  stirnen.  Uf  die  zyt  hat 
der  fulen  mich  übel  geschlagen.'  1525,  HsStockar.  — 
2.  „f.:  Stute;  Alpen-,  Stute  auf  den  Alpen  Gl." 
Wahrsch.  dem  dortigen  LB.  1807  entnommen:  .[Bei 
der  amtlichen  Alpzählung]  soll  alles  Vieh  in  die  Zäh- 
lung kommen,  äussert  die  Alpfohlen  und  die  Senten- 
pfarren  [Herdcstiere]  nicht',  wo  das  W.  aber  eher  als 
Msc.  i.  S.  V.  1  zu  verstehen  ist. 

Vgl.  das  von  B.  wahrsch.  unrichtig  angesetzte  voll  7  und 
Voller.  Mhd.  vtil.  ahd.  J'ülo,  Füllen.  Da  für  letatcrn  Begriff 
Fülli  sich  festgesetzt  hat.  so  konnte  ^otai,  in  ni.  u.  f.  ge- 
spalten, für  das  erwachsene  Tier  (mit  Bez.  auf  das  Geschlechts- 
leben) verwendet  werden. 

„frtlen:  ein  Junges  werfen  (von  der  Stute)  Gl." 
Syn.  füllenen.  —  fölig:  brünstig;  kirre,  lüstern 
übh.  Gl.     Grob  scherzh.:  heiratslüstorn. 

be-folen  s.  beßlchen. 

Volle"  I  m. :  das  gemähte  Gras,  bevor  es  aus- 
gehreitet ist.  Dl"  Heugras  ist  noch  a  Volla.  En 
grosse  V.  Wenn  die  Worberinnen  den  Mädern  nicht 
nachkommen,  sagt  man:  Schi  hend  Volle  GrV.  Syn. 
Mäd;  Schwaden. 

Der  letzte  Satz  könnte  von  dem  Adj.  voll  aus  erklärt 
werden.  Sonst  dürfte  das  vorliegende  Subst.  churweischen 
Ursprungs  sein.     Vgl.  füllen. 

Folie"  n  f.:  trichterartiges  (hölzernes)  Gefäss. 
durch  welches  die  frischgemolkene  Milch  geseiht  wird, 
zu  welchem  Ende  die  untere  Öffnung  mit  grünen  Tann- 
reisern udgl.  (F.-Schübel)  verstopft  wird  B;  FJ. ;  Gr; 
LE.;  S;  Uw;  U;  W.  .Ihr  richtet  selbige  [die  Milch] 
durch  ein  Vollen,  darinn  sauber  Tannkriss,  in  ein 
Gepsen  [Milchgelte].'  SLirxz  1732.  S.  noch  F.-Heber. 
Auch  wie  eine  Art  Sprachrohr  verwendet,  z.  B.  zum 
Abendsegen  auf  der  Alp;  zum  Jodeln;  s.  WSenn  1871. 
Syn.  Milchrichter;  Signa})/;  Siene;  (Trachter);  Lere. 
—  „Flueh-,  Wald-:  Öffnung  in  einem  Felsen.  Zu- 
gang in  einen  Wald,  die  am  Anfange  sich  weit 
auftun,  allmählich  aber  sich  verengern,  auch  ganz 
schliessen  LE."  —  volle":  die  Milch  durch  eine  F. 
seihen  GrD. 

Aus  dem  Syn.  £i're  scheint  hervorzugehen,  dass  die  Volks- 
etymologie unser  W.  mit  ,voll'  in  Beziehung  bringt.  Grimm 
stellt  es  zu  mundartl.  .Folge',  Gelte,  Eimer.  Viell.  ist  es 
wie  andere  Ausdrücke  der  Alpwirtschaft  rem.  oder  celt.  Ur- 
sprungs; Tgl.  mlat.  fdlis,  folium,  folia,  eine  Art  Gefäss;  ein 
gewisses  Weinmass. 

Vollez:  „Schnellkugel,  womit  die  Kinder  spielen  F." 

St.  schreibt  zwar  „Folletz,  V-',  gleichwohl  legt  sich  die 
Frage  nahe,  ob  nicht  in  seiner  Vorlage  Bolletj  (s.  o.  17)  ge- 
standen habe. 

Folio  n.:  eig.  grösstes  Format  für  Papierbogen; 
übertr.  auf  den  höchsteu  Grad  einer  Eigenschaft. 
Dubak  vom  F.  [beste  Sorte].  Ineichen  1859.  Er  ist 
es  Chalb  (e  Chue,  e  Sou)  im.  F.  (und  wer  's  nüd  glaubt 
ist  an'''  esö)  Z.  In  alls  F.,  vollständig,  durchaus, 
gänzlich,  z.  B.  Etwas  verpfuschen  BRi. 

Folinm  n.:  dünnes  Blatt  von  Metall.  Folie.  .Das 
F.,  so  man  in  ein  ring  legt  under  das  edelgestein,  das 
man  einfasset,  bracteola.'  Mal.  —  Der  Sg.  zu  dem  Plural, 
welcher  der  üblichem  Form  ,Folie'  zu  Grunde  liegt. 

fill  —  Comp,  füler:  1.  in  chemischer  Bed.,  wie 
nhd. :  in  (fauler)  Gährung,  Auflösung,  Verwesung  be- 
griffen, zunächst  von  organischen  Stoffen,  allg.  Von 
Ziger,   den  man  in  einem  Gefäss  gähren  (fülen)  Hess 


787 


Fal,  fei,  fil,  fol,  ful 


Bs.  ,Du  [Lazarus]  stinkest  wie  ein  fauler  Mist,  Der 
sieben  Jahr  gelegen  ist/  Tobl.,  Volksl.  Jetzt  wird 
f.  wie  31.  als  Wortspiel  gebraucht  (f.  in  moralischem 
Sinn)  S;  Z;  vgl.  aber  u.  5.  ßildl.  Sürs  und  Füh, 
Vorteil  und  Nachteil.  3Iier  hein  's  G'schäft  z'sämmen 
u  S.  M  F.  tüöm-mer  brüederlich  teilen  BEi.  Einen 
Handel  schliessen  für  S.  u  F.,  dehin  u  ewegg,  ohne 
Nachwährschaft  BHk.;  Syn.  halfterlang;  {sür,  saftig, 
grün,  von  Holz).  S.  auch  Ei  (i  (Sp.  13);  Fisch;  Käs. 
Von  unorgan.  Stoffen,  Gestein,  Felsen:  verwittert, 
meist  von  weichem  Tonschiefer,  der  an  der  Luft  bis 
in  die  dünnsten  Blätter  sich  spaltet  und  endlich  in 
Tonerde  zerfällt;  Syn.  Flisch.  Vgl.  ,feig'  (Sp.  688) 
urspr.  von  morschem  Gestein.  Daher  die  Bergnameu 
Fulhorn  BO.;  der  Fule  oder  BiseÜstock  Gl  (dagegen 
Fidense  BO.,  urspr.  ein  stagnierender  See,  See  ohne 
sichtbaren  Abfluss).  Fuli  Brugg  s.  u.  4.  —  2.  von 
Metall,  Münzen  nur  bildl.  i.  S.  v.  schlecht,  gering, 
wertlos,  verrufen;  vgl.  6  b.  Nit  e  füle  Bappe  me  ha' 
B.  ,Böse,  füle,  unwertschafte  münze.'  1539,  Absch. 
,Predicanten  sind  verrüeft  wie  das  f.  gelt,  ob  sie  gleich 
ein  guets  präg  habend.'  ,Nit  ein  faulen  haller  umb 
dich  geben.'  Schimpfr.  1652.  —  3.  von  krankhafter 
oder  übh.  mangelhafter  Beschaffenheit  einzelner  Teile 
des  tierischen  und  menschlichen  Körpers;  einer  der 
sog.  Hauptmängel  an  Pferden  und  Eindvieh  S,  oft 
verbunden  oder  syn.  mit  finnig.  ,Faul  ist  eine  Mast- 
kuh, wenn  sie  beim  Metzgen  finnig  erfunden  wird.' 
Alp.  1806.  ,'Wer  ein  hauptmürdig,  büchstössig,  spätig 
oder  ful  ross  verkauft,  soll  es  widerumb  zuo  synen 
banden  nemmen.'  B  Gsatz.  1615.  ,Die  Haubtmängel 
aber  des  Kindervichs  seind  erstlich  faul,  zweitens 
finnig  und  drittens  hirnmüetig.'  1769,  ScHwKüsn.  LB. 
,Dass  dises  Pfcrdt  mit  folgenden  niänglen  behaftet 
seie,  als:  erstlich  stettig;  2.  bauchstössig  od.  dämpfig; 
3.  räzig;  4.  haubtmördig;  5.  mänig,  oder  6.  ganz  fauL' 
ebd.  Mit  Lungentuberkulose  (Fuli)  behaftet;  syn. 
dämpfig;  rerschwärt,  von  Tieren  und  (roh)  auch  von 
Menschen  GrD.  Die  f.  Uszerig,  Auszehrung  in  hö- 
heren Graden  GTa.  —  4.  wer  in  Spielen  die  Partie 
z.  T.  oder  ganz  verloren,  seine  Spielrechte  verwirkt 
hat.  Vgl.  tot.  Eis  f.  sl",  (im  Ballspiel)  einen  Punkt 
abzählen  müssen,  verloren  haben  ZRafz.  Ein  Spieler 
der  einen  Partei  ruft  einem  von  der  andern  zu,  ihn 
mit  dem  Ball  zu  treffen,  mit  dem  Stichwort:  fül  ver- 
rüert  [der  Verlierende  verwirft]!  der  Andere  erwiedert: 
Stand-m'r  f.  «.!  stehe  unbeweglich,  halte  still!  Bs.  J^. 
(oder  füls  Ei)  heisst  aber  auch  ein  Pehlschlag  oder 
-wurf  mit  dem  Ball;  vgl.  Fülball.  (Rochh.  1857,  1, 
390.  395.  399.  400.  401.)  Wenn  die  Kinder  einander 
Rätsel  aufgeben,  so  sagen  die,  welche  die  Lösung  nicht 
finden:  ,Wir  wollen  f.  sein  [verloren  haben,  verzich- 
ten].' N.  ScHW.  Kal.  1877.  Wend-er  f.  sl?  wollt  ihr 
bekennen,  dass  ihr  es  nicht  erraten  könnt?  Bs.  Urspr. 
zu  1  oder  2  gehörig  ist  die  Bed.  in  dem  Spiel,  wo 
zwei  Kinder  mit  gehobenen  Armen  eine  Art  gewölbte 
Brücke  darstellen  und  heimlich  ausmachen,  welche  der 
beiden  Seiten  ,die  goldene  oder  die  faule  Brücke'  (die 
gute  oder  schlechte  Seite)  sein  solle,  wenn  die  übrigen 
Kinder  unten  durchziehen  und  der  Reihe  nach  der  einen 
oder  andern  Seite  zugeteilt  werden ;  s.  Rochh.  1857,  1 
S.  373.  Vgl.  Ftdzi.  —  5.  träge,  wie  nhd.,  auch  subst.: 
de  Fül  ha,  gleichsam  faul  gelaunt  sein,  nicht  arbeiten 
mögen  AaF.  Der  Grosse  Rat  bestehe  aus  .faulen  Bäu- 
chen',   proklamierten    die    Aa  Revolutionsmänner   der 


30er  Jahre.  I  v:ott  cl'ei  füh  Fleisch  träge  oder  i  mag 
ekei  fülers  Fl.  tr.,  a's  i  selber  bi",  sagt,  wer  nicht 
dulden  will,  dass  ein  Andrer  sich  auf  ihn  stütze  Gl; 
Z.  Fül  wie  Mist  oder  wie  d'  Hund  Bs.  Uf  dr  füle 
Hut  ume  rutsche",  sich  träge  herumtreiben  S.  En 
füle  Hund,  Schelte  für  einen  faulen  Menschen  G;  Z, 
ebenso  en  füle  Beiz,  e  füll  Su"  W.  Er  nüd  f.  und 
git  em  's  ume,  gibt  ihm  einen  empfangenen  Schlag 
rasch,  ohne  Weiteres  zurück  G.  Ich  nüd  f.  und 
mit-em  uf  de  Bugge,  ich  benutze  die  Gelegenheit  und 
werfe  ihn  auf  den  Rücken  Gl.  Ebenso  in  Bs;  Z;  ins 
Komische  verdreht:  und  ich  nüd  f.  und  V  haut-m'r 
Ei"s  Z.  Zuweilen  auch  nur:  müde,  schläfrig  Bs; 
B;  Z.  Bildl.  der  f.  Mänot,  das  letzte  Mondsviertel 
W;  Syn.  abgend.  —  6.  schlecht,  schlimm,  arg. 
a)  von  Personen.  E  füle  Schelm  L.  le  nücher  bi  Born, 
ie  führ  der  Christ  L.  's  göd  Fülem  nie  übel  L.  Je 
füler  d'  Lüt,  desto  besser  Glöck  Ap.  Der  Ei'  ist  de 
füler  und  dr  Ander  de^  schlimmer,  Beide  sind  gleich 
schlecht  GA.  's  ist  Eine  se  f.  as  dr  Ander  ZO.  Er 
ist  alliwtl  der  fülst  Bs.  I  will  e  füll  Hex  sl,  Be- 
teurung  in  weiblichem  Munde  ZWl.  Er  [der  Föhn] 
sig  im  Grund  e  füle  Heid  U.  ,Dise  zügen  sind  merteil 
f.  tropfen',  elende  Kerle,  deren  Zeugniss  ohne  Wert 
ist.  1629,  Hotz,  Urk.  ,Wo  einer  also  [um  Amter] 
praticierte,  den  soll  man  strafen  als  ein  meineiden, 
t'ülen  und  heilosen  mann.'  1607,  U  Rq.  Im  Brauch- 
buch von  Kadelb.  (1671)  werden  verboten:  .alle  und 
jede  unbeharrliche  scheltungen,  darunder  alle  zue- 
namen,  darby  das  Wort  faul  gedacht  wird,  oder  auch 
hunds  etc.  verstanden  werden.'  .Andere,  welche  ebenso 
faul  und  bös  als  ich.'  JMev.  1694.  Ao  1712  wurde 
N.  N.  überführt,  geredt  zu  haben:  ,Es  sei  bei  Gott! 
kein  füler  Städtli  als  Winterthur.'  untauglich. 
GoTTH.  unnütz.  ,Blinde  oder  faule  Rotte  nennt  man 
eine  eingebildete  Rotte  gewisser  Stadtwachten,  welche 
nur  bezahlt  aber  nicht  versehen  werden.'  Spren«.  ,Ein 
fuler,  forchtsamer  und  verzagter  kriegsmann  sieht  des 
fyendts  heerzug  für  sterker  an  dann  er  ist.'  LLav. 
1569/1670.  Listig,  schalkhaft,  schlau,  verschmitzt, 
verschlagen.  En  füle  Kerli,  Purst  [Bursche],  Schelm, 
Chetzer,  es  füls  Meitli  Aa;  Ap;  Bs;  B;  G;  üw;  Z. 
.\uch  etwa  von  Tieren:  füli  Tube',  die  nicht  im  Schlag 
bleiben  B.  Sprw. :  Wer  mit  füle  Vögle  flügt,  wird 
mit  füle  g' fange  Ap.  En  füle  Vogel  —  es  füls  G'sang. 
ebd.  S.  noch  7.  —  b)  von  Sachen  Uw;  U.  Das  ist 
f.  g'nueg!  Gl.  Öppis  Fülers  chönnt  's  nüd  ge"!  ZO. 
De  Schade  ist  hie  am  Fillste  Bs.  Es  ist-em  f.  g'gange. 
ebd.  Füli  Liedli,  Zotenlieder  Ap.  En  füle  Lug  Dw. 
Die  fülste  Sottise.  Schild.  Alli  füli  erdenlcti  Schand. 
E  füls  Mül,  Lästermaul,  Widerrede  Gl;  ZO.  Ei'm  rf.v 
f.  Mül  a'henka,  Jmdm  Widerreden,  mit  bösen  Worten, 
Beschimpfungen,  Vorwürfen  begegnen  Gl;  GG.  Und 
hesch  [hast]  der  Mueter  sogar  im  Chib  [Zorn,  Zank] 
ds  f.  M.  ag'henkt  U.  Potz  füle  Wetter!  Stutz.  ,Der 
rechten  redlifüerern  einer,  der  vil  lugen  und  fuler 
pratiken  under  die  üwern  gesäit  het.'  1531,  Strickl. 
Schwierig,  verdriesslich,  widerwärtig.  En  füle 
Handel,  e  füli  G'schicht  Bs.  ,Eauch  [rauhe]  und  faule 
weg.'  TiERB.  1563.  Unbrauchbar,  untauglich,  z.B. 
von  einer  Waage  Bs.  Eii  füle  Spuel,  eine  unordent- 
lich übersponnene  Spule  GT.  Die  fülen  use,  so  händ's 
die  guete!  (Selbst-)Aufforderung,  die  geringen  Karten 
zuerst  auszugeben,  um  die  bessern  zu  sparen  L. 
Wenn  's  am  Morga  in  da  Tau  regnat,  git  's  an  füli 


789 


Fal.  fei,  fil.  fül,  fiil 


790 


Zetti,  so  wird  man  nur  wenig  Heu  an  diesem  Tage 
einheimsen  Itünnen  GrD.  (B.)  Unsicher,  von  zweifel- 
haftem Wert,  von  Schuldforderungen,  die  schwer  ein- 
zutreiben sind  BRi. ;  GT.  ,An  faule  schulden  soll  man 
[sogar]  haberstroh  nemraen.'  Hospin.  1U83.  .[Einen 
solchen  Schuldbrief]  soll  er  schuldig  sein  zu  behalten, 
oder  er  war  so  f.,  dass  etwan  das  Underpfand  ge- 
schleizt  [verringert]  wurde.'  16.52,  SchwE.  Hofr.  Fals 
Geld,  schon  halb  verlorenes;  vgl.  2.  's  guet  Geld 
zum  füla  legga,  etwas  Törichtes  unternehmen;  eine 
schlechte  Spekulation  machen;  um  Verlornes  zu  retten 
neue  Opfer  bringen  Ap.  's  guet  G.  dem  füle  nahe- 
rüere,  mit  Gefahr  neuen  Verlustes  verlornes  Geld 
wieder  zu  gewinnen  suchen  Z.  Füle  Pride,  unzuver- 
lässig, zweideutig,  nicht  dauerhaft.  Falsch.  F.  tue" 
(mache"),  beim  Spiel  betrügen  GT.  F.  mache",  einen 
argen  Streich  spielen,  ebd.  An  Öpperem  1000  fl.  f. 
mache,  durch  Betrug  ihn  um  so  viel  verkürzen  Z. 
F.  und  falsch  Gl;  L;  Z,  bes.  von  groben  Lügen. 
.Denn  faul  und  falsch  war  es  [das  Gerücht]  geben 
aus.'  vEuw  1708.  —  7.  stark  in  Etwas,  geschickt, 
tüchtig.  Der  Doktor  [Zauberarzt]  het  g'säit,  er  wöll 
vol  öppe  ds  rechte  [die  schuldige  Person]  mache  z'  cho; 
er  ist  de""  süst  füle  dm  f.  B  Hist.  Kai.  177-5.  Das  git 
na  [noch]  de  fillst  Rehmen  ah  Z  (doppelsinnig,  daher 
oft  scherzhaft  gesagt).  Kräftig,  gesund  (vgl.  toll  in 
der  selben  ßed.)  oder  übermütig?  Das  Chind,  das 
hat  e  Maidschi  g'g'e,  Me"  hat  l;ei  fülers  ctwnne  g'seh. 
Herdüpfelchost,  nit  Zuckerbrod  Macht  jungi  Bagge 
rund  u.  rot.  Rochh.  1857.  Adv.  verstärkend.  F.  alt, 
eifrig  am  Alten  hangend,  stark  conservativ  Ap.  In 
Beteurungen  auch  von  Sachen:  e  fül-meineidi  Angst 
Gl.  Heize  uf  's  Fülst  AARued.  —  8.  sonderbar; 
lustig  B.  Das  diinlit  mi''' nemne  f.  L.  Was?  i  chömm 
Nut  über  [ich  sollte  Nichts  bekommen,  leer  ausgehen]? 
das  wär-mer  f.!  Bs.  Es  düecht-nii  (es)  Füls,  dünkt 
mich  ein  naiver,  witziger  Einfall  B. 

Zu  Bed.  4  T|fl.  mild.  Jeit/e,  zum  Tode  reif.  Zu  6  vgl. 
unser  feig  =  faul  i.  S.  v.  unsittlich,  mutwillig.  Bed.  7  kann 
ans  6  a  mit  Abstreifung  der  schlimmen  Beziehung,  also  = 
(durchtrieben'  in  lobendem  S.  erklärt  werden  (vgl.  aiy  iu 
abstrakt  verstärkendem  S.,  adv.  auch  vor  Ad.j.  guter  Bed.; 
n.  to»),  viell.  .aber  direkt  aus  der  Bed.  von  ,faul'  mit  Ver- 
gleichung  von  ital./racirfo  (faul)  ituimoraio,  sterblich  verliebt, 
Ist.  perdite  amare.  Zu  den  BegriffsUbergängen  .schlimm,  mut- 
willig, kerngesund'  vgl.  got.  ijamaid,  gebrechlich,  ahd.  kameit, 
vergeblich,  eitel,  töricht,  übermütig,  mhd.  gemeit,  lebensfroh, 
freudig,  stattlich,  tüchtig.  Bei  8  ergibt  sich  die  Bed.  .son- 
derbar' aus  der  von  ,arg',  , lustig'  aus  der  vnn  , sonderbar', 
,vitzig'  aus  ,lustig'  oder  aus  , schlimm,  schalkhaft,  neckisch'. 
Vgl.  arig  und  iirtig. 

„äglen-ful:  mit  der  Egelkrankheit  (s.^(/?e  Sp.  131) 
in  hohem  Grade  behaftet."  —  Knochen-:  scherzh. 
Name  des  Pferdes  in  einem  Spruch  vom  Hausstand ; 
■^.  ToBL.  Volksl.  S.  152. 

mül-:  zu  träge  zum  Reden  Bs;  Gl.  —  Wahrsch. 
mit  scherzh.  Anspielung  oder  Auluhnung  au  die  Krankheit 
Mül/Üli. 

mist-:  f.  wie  Mist;  durch  und  durch  f.;  in  hohem 
Grade  tuberkulös.  M.  wie  en  alte  Tüchel  [Wasser- 
leitungsröhre] GrD.  —  matsch-:  durch  Fäulniss 
weich  geworden,  z.  B.  von  einem  Apfel  Gr.  Matsch, 
breiartige  Masse.  Vgl.  iiluder-f.  —  butzen-.  ,Mit  einer 
Erbsucht  od.  ansteckenden  Krankheit  behaftet;  übertr. 
auf  das  Moralische:  schelmisch  durch  und  durch.' 
Spreng.    Buiz",  das  Kerngehäuse  des  Obstes.  —  p lud  er-. 


blöder-  GRorsch.;  Son;  durch  und  durch  faul,  in 
weiche  Masse  aufgelöst,  von  Obst,  Spargeln  udgl., 
dann   auch   von    Menschen.    —    PluJcr,    IHuder,    weiche 

Hasse.      Vgl.    maisch-/. 

brand-:  ganz  faul,  z.B.  von  Äpfeln  Bs.  Br.  bis 
uf  d'  Hut.  Breitenst.     Vgl.  ,brand-schwarz'. 

stock-:  von  Bäumen,  die  auf  dem  Stock  und  bis 
auf  die  Wurzeln,  also  von  Grund  aus,  angefault  sind 
Aa;  Z.     Ggs.  zu  Fäulniss  geschlagenen  Holzes. 

dreck-:  stinkend  f.  ZO. 

Fulät,  -d  m.:  fauler  Mensch,  Faulpelz  Z.  F.! 
magst  nüd  ufstä"?  wottst  verfüle?  pfeift  die  Schwalbe. 

Wahrsch.  dem  nicht  mehr  verstandenen  und  meist  nur 
als  Schelte  f\ir  einen  moralisch  verabscheuenswerten  Menschen 
gebrauchten   Uflät  (Un-fiat)  nachgebildet.     Vgl.  ßät,  -ig. 

fulächt(ig)  Bs;  UwE.,  fulocht(ig)  BSi.:  etwas 
faul,  angefault,  in  Fäulniss  übergehend  (von  Obst) 
aaO.;  von  moralisch  schlechter  Art  UwE.,  schalkhaft 
BsStdt.     Syn.  ful-ärtig  (Sp.  477).  —  Mhd.  ful-Uch. 

fülen:  1.  intr.  a)  i.  S.  v.  füll,  faul  werden,  mo- 
dern,  verwesen  AaF.;  Gl;  S;  Uw;  W;  Z,    eitern  W. 

—  b)  i.  S.  V.  fal  5:  träge  sein,  der  Ruhe  pflegen. 
SüLUER,  vor  Trägheit  gähnen  GT.,  träge  werden  UwE. 
,Wo  er  [der  Ichneumon]  den  Crocodyl  besieht  an  der 
Sonn  faulen,  luogt  er  in  schelb  an  [von  der  Seite], 
bis  er  in  vermerkt  entschlaafen  sein.'  Tierb.  15G3. 
,Ein  wenig  schlaafen,  ein  wenig  faulen.'  1548/Ö0,  Prov. 
,Die  Wächter  ligen,  faulen  und  schlafen.'  1707,  .Iesaj. 

—  c)  schlechter  werden,  v.  Menschen  und  Dingen, 
z.  B.  d'  Zeite  föulid  äister  me  UwE.  —  2.  (trans.)  aus- 
lachen   OsTSCHw.     Ursp.  =  faul  (i.  S.  v.  5)  schelten? 

um-:  abfaulen  und  in  Folge  davon  umfallen.  Von 
einem  Galgen.  1531,  Absch.  —  ume-:  träge  herum- 
liegen oder  sich  herumtreiben  Ap;  GT.,  langsam  an 
Etwas  herum  machen  Gl.  —  er-:  1.  (ganz)  faul  wer- 
den i.  S.  V.  /'.  1.  Das  Holz  erfulet  keinist,  wird  nie 
gänzlich  faul  BBe. ;  vermodern  GnPr.  Wenn  's  nid  hört 
[aufhört]  regne,  se  erfule'd  die  Schöche  [Heuhaufen] 
ScHW.  ,Der  das  selbe  holz  nit  usvertiget  [hinaus  be- 
fördert] ald  es  lat  e.'  Z  Eichtebr.  ,[Ein  Söldner],  der 
nun  langest  in  Meiland  umbkommen  und  erfulet  wäre.' 
1529,  Absch.  ,Dass  das  alt  hölzin  käppeli  erfult  und 
unnütz  worden  war.'  Edlib.  ,Ist  och  das  hö  [Heu] 
erfulet.'  Kessl.  ,A1s  etliche  uss  fürwitz  mer  gesammlet 
habind,  sye  das  selbig  mornderigs  erfulet  und  voller 
wurmen  g'syn.'  Gualth.  1559.  ,Exputresco,  erfulen.' 
Fris.  ,Man  soll  das  holz  nit  uss  den  hegen  tragen, 
sonders  in  den  hegen  e.  lassen.'  ca  1630,  U  Rq.  — 
2.  träge  werden  B;  Gl.  Er  erfulet  ganz,  mi"  mues-ne 
zur  Arbeit  ha  [anhalten].  .Damit  sie  nicht  mit  müessig- 
gang  erfauleten  und  feig  wurden.'  Tschudi,  Gallia.  — 
herüs-:  (refl.  prägn.)  langsam  und  mühsam  sich  vom 
Lager  erheben.  ,Viele,  wann  sie  des  Morgens  ein 
tiefes  Loch  in  den  Tag  hineingeschlafen  und  sich 
endlich  ohne  Gebet  aus  den  Federen  herausgefaulet.' 
JUlr.  1733.  —  ver-:  1.  (intr.)  wie  nhd.  Er  ist  scho' 
verfülte,  verwest  W.  —  2.  (trans.)  in  Faulheit  hin- 
bringen (die  Zeit)  ApSchönengr. 

Pülenz,  in  W  Fületsch  m. :  1.  =  Fülenzer  1, 
Müssiggänger.  allg.  Der  F.  hed  eisder  Firtig.  Ineich. 
Der  F.  frurt  bi  der  Arbet  und  schwitzt  bim  Esse. 
ebd.  .Dich  zu  einem  solchen  faullentzen  gemachet 
hat.'  Klingl.  1693.  Adj.:  ,Persegnis,  sehr  trag,  fau- 
lentz.'  Denzl.  1677;  1716.  —  2.  Uhu  GWe.    Vgl.  U"' 


791 


Ful.  fei,  fil,  fol,  l'nl 


Sp.23. —  fülenzen  (/'«7e<«c/ie  W):  l.=/'M/e?e«.  Spreng. 

—  2.  müssig  gehen.  —  Fülenzer  m.:  1.  Müssig- 
gänger.  allg.  —  2.  a)  eine  Art  Ruhebett,  ahor  ohne 
Federn  GBuchs,  We.  Syn.  Gütsche.  b)  Schlum- 
merrolle Z  (modern),  c)  liniiertes  Blatt,  da.s  der 
Schreibende  seinem  (durchscheinenden)  Papier  unter- 
legt, Eselsbrücke  L.  d)  Buch,  Tabelle,  welche  uns 
Berechnungen  von  Zinsen,  Preisen,  Münzverhältnissen, 
Flächen-  oder  Körperinhalt  udgl.  muhelos  angeben. 

Schon  die  teilweise  Schreibung  mit  II  zeigt,  dass  man 
sich  das  W.  nicht  als  Ableitung  von  dem  einfachen  Vb. 
fuKnzen,  eig.  fanl  riechen,  dann:  faule  Art  annehmen,  son- 
dern, mit  Tiefton  auf  der  zweiten  Silbe,  als  Zss.  aus  fül  und 
dem  (appellativ  gebrauchten)  Namen  Lem  dachte,  daher  auch 
mit  aufgelöster  Form  .fauler  Lenz,  faule  Lenzen'  gesagt  wnrde. 

—  Der  Vogel,  schon  bei  dem  Römer  üvidius  ,bubo  ignam»' 
genannt,  trägt  jenen  Namen  entweder  von  seinem  langsamen 
Flug  oder  (eher)  von  seinem  Verhalten  während  des  Tages. 
Nach  Steinmüller  1821  heisst  er:  ,Faulaus'  (Imperat.  von 
üs/ulen,  lang  ausschlafen?),  was  nach  Rochh.  AS.  II,  166  in 
BsLd  Name  der  Eule  ist.  —  Die  Form  frdeUchen  beruht  auf 
Ausstossung  des  n  und  Vertauschung  von  ts  und  ti. 

Füler  m.:  Faulenzer,  Schlaraffe  Ap;  GT.  Jiing^ 
Füler,  alti  Bettler.  —  Füleri»  f.:  1.  Faulenzerin' 
faules  Mädchen,  ebd.  —  2.  Name  einer  Kuh,  die  sich 
gern  legt  Ap.  —  ume-fülere":  faulenzend  umher- 
gehen GF. 

fülertschig:  faul  B. 

Eine  Zwitterbildung  ans  fülärt iy  (Sp.  477)  und  füUtschen, 
wahrsch.  aber  auch  mit  Anlehnung  an  das  syn.  lamärscliiff 
Sp.   467. 

Fülkeit  FülkeJ  Aa;  Ap;  Bs;  G;  Schw;  Th;  Uw; 
Z,  Ffiket  ZLunn.:  Faulheit,  meist  i.  S.  v.  Trägheit, 
früher  auch  von  moral.  Schlechtigkeit.  Es  ist  ka 
[keine]  F.  spät  üfstö,  aber  spät  i  's  Bett  GTa.  Arbet 
briiKß  Brod,  F.  bringt  Nod.  Ineichen.  De  magst  doch 
g'iviiss  kein  Werchstreich  tue',  vor  F.  g'heist  schier  um. 
Stütz.  Er  [der  Städter]  schimpft-is  immer  d'  Fulgget 
üs,  Sait:  wenn  der  Bür  nit  muess  [usw.].  Ai,i.em.4nnia 
1843.  ,Nüd  bösers  ist,  denn  fulkeit,  ald  trägi,  wie 
man  's  nenimen  [nennen]  will.'  Euep  1538.  , Durch 
trunkne  und  fulkait  und  spilen.'  Kessl.  ,Acedia,  faul- 
keit, hinlässigkeit,  tragheit.'  Fris.;  Mal.  ,Nequitia, 
buoberei,  f.  eines  menschen,  der  allem  wollust  ergeben 
ist'  ebd.  Diese  Form  in  ä.Lit.  stark  belegt;  noch  1708 
bei  DToMANN.  —  fülken:  faulenzen  S.  —  Yer-fuke: 
sich  dem  Müssiggang  ergeben  S.  —  fulklich  = /■«/- 
lecht,  fulärtig,  i.  S.  von  träge,  nachlässig,  langsam. 
,Darzuo  man  sich  als  fulklich  bereift,  darvon  ent- 
springt die  fulkeit.'  UtzEckst.  1525.  ,Languide,  ge- 
machsamlich,  faulklich.-  Fris.;  Mal.  ,Der  Esel  gat 
stäts  faulgklich  und  trag  einher.'  Tierb.  1563.  ,Tuon 
so  faulklich  ir  arbeit.'  SHochh.  1591;  1693. 

Die  Abschwächung  des  Voc.  der  Endung  wie  in  Wäret, 
VTahrheit;  ähnlich  Armet,  Armut;  Hoffcrt ,  Hoffart  u.  a. 
K  statt  iß,  indem  eine  Form  'Fatig-heit  (nihd.  'J'ükchiit), 
'fuUglich  (mhd.  'JuUclich)  vorausgesetzt  wurde.  Vgl.  ulid. 
,Junker'  aus  ,Jungherr'. 

fülelen:  nach  Fäulniss  riechen  oder  schmecken 
Aa;  Ap;  Bs;  L;  G;  ScHW;  Uw;  Z.  Was  fulelet,  stinkt 
Schw.  , Sentit  cariem,  es  fülelet,  hebt  an  ze  faulen.' 
Fris.;  Mal.  —  fülelig:  (ein  wenig)  faul  riechend 
oder  schmeckend,  ebd. 

fülen:  1.  [intr.)  =  ffilen  1,  faul  werden  Bs.  ,Ur- 
sach  des  füllens  an  den  trüblen  [Trauben].'  BsCartäus. 

—  2.  (trans.)  faul  machen,  auflösen.    B' Nässi  fület 


's  Holz  GF.  Der  Bege  fült  de  Sehne  und  der  nü  Sehne 
frisst  den  alte  Gr  (Tsch.).  Von  Geschwulsten:  weich, 
reif  machen.  FJach.fmuos  fült  guot.  ebd.  .Feuleu, 
faul  machen,  verwüesten  und  verderben,  putrefacere.' 
Mal.  ,Die  Dachtropfen  fallen  auf  den  Schiagbaura 
und  feulen  und  verderbend  ihn.'  1639.  Sch  Ratsprot. 
.Ein  Schenkel  von  einer  Sau,  welcher  im  Rauche  ge- 
fäulet  worden,'  Discurse  1721.  -  in-:  in  Folge  von 
faul  (morsch)  wei'den  in  sich  zusammenbrechen.  Es 
wird  verordnet,  an  der  Stelle  der  .yngefülten'  Heu- 
häuschen ein  anderes  zu  erbauen.  1592,  .\bsch.  — 
er-:  (ganz)  faul  machen  Gr.  —  ver-:  =  dem  vorigen. 
De''  Mist  verfült  's  Holz  [auf  dem  er  liegt]  Z.  ,4  Kries- 
bäum,  von  welchen  die  über  die  Tachung  hangenden 
Äst  selbiges  sehr  verfaulen.'  1708,  Z  Staatsarch. 

Fülerich,  -ech  m. :  fauler,  schläfriger  Mensch  _ 
Aa;  L;  Zg;  Z.  Der  Fiilerech  und  der  Liederli,  Sint^  1 
bedi  z'sämme  Brüederli  L.  ^ 

Von  dem  intens,  oder  freq.  Vb.  /aleren  nach  Analogie 
von   , Wüterich'   (zu  ahd.    leiiotaren). 

Füll  f.:  1.  Fäulniss  Uw.  Eiter  in  Beulen  oder 
beim  Knochenfrass  W.  Vereiterung  der  Lunge  oder 
Leber  des  Viehs,  Tuberkulose;  PI.  ^i^itZara«^  Geschwüre 
GrD.  ,Feüle,  Feülung,  putredo,  caries,  marcor.'  Mal. 
.Die  Füle  oder  sonst  der  4  Anlasteren  der  Rossen 
eins.'  1623,  Aa  Eq.  —  2.  Trägheit,  Schläfrigkeit 
B;  Gl;  W;  Z.  ,Desidia,  träge  und  feüle.'  Fris.  — 
3.  Schlechtigkeit.  ,Succedunt  summis  optima  sispe 
malis:  es  wird  oft  nach  aller  faule  gut.'  Stlloge  B. 
1676.  Meist  in  Verbindung  mit  all  und  dann  in  concr. 
Bed. :  alle  möglichen  oder  allerlei  schlechte  Dinge 
(Streiche,  Kniffe,  Worte).  Alli  F.  trlbe",  alle  mög- 
lichen schlimmen  Streiche  spielen  Gl;  Z.  Uf  a.  F., 
mit  aller  List,  Anwendung  aller  Mittel,  hartnäckig 
(einen  Zweck  zu  erreichen  suchen)  Bs;  B.  Eim  a.  F. 
säge,  Jmdn  mit  den  ärgsten  Schmähungen  überhäufen 
Ap;  Bs;  W  (auch  a.  F.  und  Gottlosi);  Z  (Syn.  aüi 
Schand  und  Laster).  Er  ist  a.  F..  ganz  schlecht  in 
seinem  Betragen  Z.  Nur  abstr.,  vom  höchsten  Grade, 
aufs  Äusserste  z.  B,  heizen  Aa.  Mit  Sturm  und  aller 
F.  [Unwetter,  Unheil],  Hexgeler. 

Un-:   Steigerung  von  Füli  Gr. 

Über  das  Präfix  um-  vor  "Wörtern  ungünstigen  Begriffs 
mit  verstärkender  Bedeutung  s.  Sp.   298. 

Ur-:  Mundfäule  der  kleinen  Kinder. 

Nach  Sp.  420  könnte  diese  Bildung  dem  verbalen  er/uUn 
entsprechen;  vielleicht  ist  sie  aber  nur  durch  Analogie  mit 
UncMacht  (Ausschlag,  Poeken)  ent-standen,  neben  welchem 
Dur(ch)scMaQht  besteht,  wie  Dur/uli  neben  Cr/üli,  oder  die 
letztere  Form  ist  geradezu  aus  der  ersteren.  durch  Deutung 
des  d  als  Art.   entstanden. 

Grüen-  Griie-,  Grue-:  eine  Krankheit,  welche 
die  Weintrauben  befällt,  wenn  es  in  der  Zeit,  wo  sie 
reifen  sollten,  häufig  regnet,  indem  sie  dann  in  un- 
reifem (grünem)  Zustand  zu  faulen  anfangen.  VgL 
Bau-,  Sür-F. 

Heu-.  Trf)!» '.s  am  Maitag  regnet,  so  git's  Heu- 
türi  oder  e  Heu  füli  Ö.  —  , Holz  feüle:  caries.'  Mal.  — 
Lungen-,  Lungge-:  Lungenschwindsucht,  als  Krank- 
heit des  Rindviehs  und  der  Schweine  L  1706;  Z.  — 
Mül-  B;  S;  Uw,  Mund-  Bs;  GSa.;  Z:  Krankheitim 
Munde  (Kiefer)  von  Kindern  und  auch  beim  Vieh, 
Skorbut,  Bildung  von  Schwämmchen  (aphtha>)  Bs;  B 
G;    S;    UwE.    (nur    beim   Vieh).     Vgl.  Durch-  1.   — 


I 


793 


Fal,  fol,  fil,  fol.  ful 


794 


Nabel-:  „Krankheit  bei  den  Ochsen,  da  der  Harn 
einen  Niederschlag  bildet,  und  sich  dadurch  selbst  den 
Abfluss  versperrt  Ap;  GRh.;  Z."  —  Rau™-  AABb., 
8ür-  ZS.:  Sauerwurm,  Krankheit  des  Weinstocke.s, 
welche  eintritt,  wenn  die  Trauben  ausgewachsen,  aber 
nocli  unreif  sind  und  zu  faulen  anfangen;  häufig  ver- 
bunden mit  dem  , Brenner-  des  Laubes.  Syn.  Gruen- 
füU;  Bräter.  —  Stamm-:  Fäulniss  des  Stammes  vom 
Marke  aus;  entsteht  bei  Tannen  auf  morastigem  Grund. 
1762,  Z  Staatsarch. 

Sträl-:  Strahlgeschwür,  Krankheit  der  Sohlen  des 
Pferdes.  —  .Strahl'  (mhd.  «Irak  f.,  Pfeil)  heisst  auch  der 
eiuer  Pfeilspitze  ähnlitlio  mittlere  Teil   des  Pferdehutes. 

Durch-  Bur-:  1.  Krankheit  im  Munde  =  il/flZ-, 
skorbutartige  Entzündung  im  Munde,  Bildung  von 
Bläschen  (Schwämmchen),  Scharbock;  bei  Erwach- 
senen stomacare,  bei  Kindern  aphthse  Bs;  L;  Sch;  Z. 
Syn.  Hampeisseli  s.  Ameise  3  (Sp.  217).  ,Für  die 
dürchfüle  des  munds.-  Vocelb.  1557.  ,Die  füle  des 
munds,  dürchfüle,  soll  man  inen  [den  Rindern]  wa- 
schen mit  essich  und  hepfen.'  Tierb.  1-563.  ,Aphthse, 
Mundsversehrung,  insonderheit  der  jungen  Kinderen, 
Durchfäule.'  Denzl.  1677;  1716.  Gegen  die  D.  zieht 
man  dem  Kinde  eine  ungerade  Zahl  Aterechrutstenge! 
durch  den  Mund  und  hängt  sie  dann  ins  Kamin,  da 
dann  mit  ihrem  Verdorren  auch  die  D.  weicht  ZZoU. 
—  2.  a)  Wundwerden  der  Haut  zwischen  den  Zehen 
der  Kinder,  bes.  in  Folge  von  Barfussgehen  derselben 
bei  nassem  Wetter,  Unreinlichkeit,  Fussschweiss  L; 
ZFehr.  —  b)  Klauenseuche,  Fäulniss  zwischen  den 
Klanen  des  Rindviehs  Aa;  S;  ZZoll.  Faulen  der 
Hufe  ZKn.  ,Für  die  Durfüli  an  Rossen  und  Fich 
nimm  Holdermuess  und  Beiliträst  und  Essig  und  Lor- 
m6l  [etc.].'  Arzneib.  Zollik.  1710.  —  3.  (bildl.)  Faul- 
heit, Arbeitsscheu.  ,Die  starken  mussig  gehenden 
Bettler,  die  die  Durchfäule  in  Händen  und  im  Ruggen 
haben,  nicht  arbeiten  mögen  [etc.].'  AKlinhl.  1702.  — 
S.  Ur-ßUi. 

Trochen-:  von  vermodertem  Holz  BHa.,  von  Kar- 
toffeln Z.  —  Vgl.  Griifu-,  Jluu"-,  und  crhru.U-n.  Anton.: 
,nass-f.' 

Füligi  f.:  Faulheit  B  (Zvro). 

fnlebiiiid:  Steigerungsadv.,  sehr,  ausserordentlich 
LEttisw.  —  Aus  ,furibund',  lat.  furibundm,  rasend;  vgl. 
die  gleich  angewendeten  .fräsend';  wüetig. 

fnllen:  das  in  die  Scheune  eingebrachte  Heu  mit 
den  Füssen  feststampfen,  damit  es  seinen  guten  Ge- 
schmack behalte  B;  das  Heu  auf  der  Heubühne  mit 
der  Gabel  zerlegen  BRi.  —  Füller  m.:  der,  wolclier 
dieses  Geschäft  besorgt. 

Aus  frz.  fouler  (mlat.  folarc,  fuUarc)  oder  dem  gleich- 
wertigen hüll,  votten,  walken,  stampfen.   Vgl.  Volkn  I  {Sp.  786). 

Ge-füll  s.  Gefill  Sp.  778. 

füllen  I:  im  Allg.  wie  nhd.;  hervorhebenswert  sind 
folgende  Anwendungen:  1.  polstern.  , Sessel  mit  ge- 
fällten Rucken.'  Z  Donnstag.sbl.  1787.  —  2.  füllen  mit 
Ersetzung  od.  Erhöhung  der  natürlichen  Fülle  durch 
eine  gekünstelte.  G'füllti  Eier,  ein  Gericht  aus 
hartgesottenen  (halben  od.  auch 'ganzen)  Eiern,  deren 
Dotter  mit  Gewürzen  präpariert  wurde,  und  einer  Sauce. 
XV.,  BiRLiNGER,  Kochb.;  B  Kochb.  (Ausgg.  des  XVIH. 
n.  XIX.);    s.  auch  Ei  2  (Sp.  13).  —  3.  auf  Blumen 


bezogen  hat  Scnw  die  differenziierte  Form  (ffidlt.  Von 
einem  Trinker  sagt  man  verblümt:  er  liebe  am  meisten 
die  g' füllte  Gläsli  [Hyacinthen].  —  4.  Jmdn  betrunken 
machen,  refl.:  sich  betrinken  Bs;  B;  L;  Z.  Vgl. 
roll  5.  ,Die  so  sich  vor  der  predig  füllend  und  in 
die  wynhuser  sitzend.'  Z  Mand.  1530.  ,Die  so  mit  im 
z'  nacht  gössen,  haftend  im  's  bracht  [zugetrunken], 
g'füllt  und  [er]  war  z'  nacht  ab  dem  bett  [zu  Tod] 
g'fallen.'  Salat.  Scheinbar  intr.  in  reflex.  S. :  ,Die 
mönche  bruchen  [brauchen  auf]  den  'zenden  mit  f.' 
1526,  Egu,  Act.  ,Me  sterbent  mit  f.  dann  vom  schwert.' 
Salat,  V.  S.  ,Man  begieng  den  tag  mit  hoffart  und  f.' 
BossH.,  Wint.  Chr.  —  5.  füttern.  ,Ein  kleid  mit  sol- 
chen feien  gefüllt.'  Tierb.  1563.  ,Gab  im  ainen  ge- 
fulten  rock  umb.'  Kessl.  ,Muosst  man  inen  filz,  beiz, 
kürschinen  und  was  man  gfülts  mocht  han,  den  söld- 
neren  in  die  schiff  liehen.'  Vab.  Vgl.  Gefill.  — 
6.  d'  Herdöpfel  f.:  die  Erde  an  die  Stauden  heran- 
ziehen, so  dass  Furchen  entstehen  FS.     Syn.  Imfelen. 

er-:  1.  trans.,  im  Allg.  wie  nhd.  Besondere  An- 
wendungen: a)  einen  Zeitabschnitt  durchleben  B 
ö  u.  wO.  D's  Jär  e.,  ein  Jahr  zurücklegen.  !''■  han 
ml  Töfitag  erfüllt,  wieder  einen  Jahrestag  meiner  Taufe 
erlebt.  —  b)  eine  Summe,  eine  Zahl  voll  machen, 
ersetzen,  ergänzen.  , Solle  das,  so  ime  abzogen  und 
zuo  verlieren  gestanden,  mit  barem  gelt  ersetzt  und 
erfüllet  werden.'  L  1578.  ,Dass  wir  die  fendlin  er- 
frischend und  wider  erfüllend  [wieder  auf  den  ur- 
sprünglichen Bestand  bringen].'  1587,  S  Feldbericht. 
.Wäre  ouch  guot,  dass  wir  ein  Regiment  widerum  e. 
möchten.'  1591,  L  Hauptleute  in  Frankr.  —  c.  sät- 
tigen. ,Er  ist  nicht  zu  e.  z.B.  mit  speiss,  gelt,  do- 
liura  est  inexplebile.'  Hospin.  1683.  Bildl.:  ,Dem  König 
die  äugen  e.  [so  dass  er  blind  wird  für  Anderes,  ihn 
täuschen].'  Wdrstis.  1580.  —  2.  (intr.)  ,Man  lasst 
auch  bald  das  wasser  stark  hinein  [in  das  Bad]  laufen, 
also  dass  dieses  wieder  erfüllet.'  HPantal.  1578.  — 
ü  S-:  ausfüllen;  überschwemmen.  ,Da  die  wysspfenning 
schlecht  sind  und  aber  das  land  u.  wellen.-  1483,  Absch. 

—  ver-:  1.  eine  Höhlung,  eine  Lücke  (auch  im  bildl. 
S.)  ausfüllen,  allg.  ,Alle  tiefen  Karrengeleisen  und 
andere  Tiefenen  in  Strassen  sollen  mit  kleinen  stein- 
linen  verfüllt  und  verebnet  werden.'  Z  Mand.  1640. 
,In  disem  g'welb  soll  man  etliche  vögel  haben,  welche 
der    aussgenommnen    statt   verfüUind.'    Vohelb.  1557. 

—  2.  durch  Füllen  (Völlerei)  vertun.  Gengexb.  1221. 

—  sprützengefüllt.  Spritseg'filüs :  Backwerk  aus 
Pfannkuchenteig,  der  in  eine  Spritze  gefüllt  und  durch 
diese  in  die  gewünschte  Grösse  und  Form  gebracht 
wird  BsStdt.  Vgl.  Sßrütz-Bir.  —  zue- füllen:  voll- 
ends f.,  z.  B.  ein  Fass,  eine  Flasche,  und  davon  übertr. 
auf  den  Menschen:  betrunken  machen  Z;  Syn.  zue- 
decken. 

Füller  m.:  Säufer,  Fresser.  ,Wann  nun  der  götz 
ein  f.  war.  So  war  er  gwüss  der  tugent  1er.'  Birk 
1535.  ,Der  landvogt  sye  ein  f..  spiler,  huorer.'  HBüli. 
1572.  —  Fass-:  Birnsorte  Tu.  —  Füll  er  i  f.:  Völ- 
lerei. , Öffentlich  an  dem  kanzel  ein  wehe  verlesen 
über  die  füllerei  by  rychen  und  armen.'  B  Mand.  1567. 
.Dehein  gasterei,  füllerei  weder  mit  trinken  noch  essen.' 
XVII.,  Muri.  —  Füllerich  m.:  Prasser,  Trunken- 
bold. Spreng.  .Der  füllerych  [.frässig.'  1667]  hat  einen 
schweren  schlaaf,  bauchwee  und  krymmen.'  1531/48, 
Sirach. 


795 


Fal,  fei,  fil,  fol.  fiil 


796 


FüUi  I  f.:  1.  Fülle  in  abstr.  S.,  Vollsein,  a)  Uber- 
fluss.  ,Diewyl  da  syn  wirt  fülle  gnuog.'  Kessl.  Jetzt 
nur  in  der  reimhaften  Verbindung  Hülli  und  F.,  i.  B. 
da  ist  U.  u.  F.;  Geld  i"  H.  u.  F.  allg.  —  b)  Trun- 
kenheit; s.  voll  Sp.  780.  ,In  aller  Fülle  und  Wein- 
feuchte hat  er  sich  in  ein  kalt  Wasser  geworfen.' 
1559,  Mise.  TiG.  ,Wie  mancher  ist  in  einer  Wein- 
Fülle  unglücklieh  gestürzet  und  dahin  gestorben.' 
JJUlr.  1733.  —  c)=  rölK4.  —  2.  (concr.)  a)  Füllsel 
bei  der  Kuchen-  und  Confektbäckerei.  allg.  ,Fülle, 
wurst,  fartura,  farcimcn,  artocreas.'  Mal.  —  b)  Schutt. 
,Swer  deheinr  slacht  f.  in  den  burggraben  schüttet.' 
alt.  L  Ratsb. 

Das  W.  in  den  BeJci.  1  vnn  ,voll",  in  den  Bedd.  2  von 
.füllen'  abgel.  —  Über  den  urspr.  concr.  Begrijf  von  B. 
u.  F.  s.  Gr.  "WB.  4,  1  a  -492  f.;  ebenda  484  über  das  Ter- 
hältniss  zw.   F.   und    Völli. 

Pülli  U,   -«--  Bs;    GRtw.;    GW.;    S,    -o-  F  —  n.: 

1.  Füllen,  Fohlen,  das  Junge  des  Pferdes,  Esels,  „Ka- 
nieeles".  allg.  De'  Kerli  cha"'  süfe  wie-n-e  F.  t^cu. 
Ufhaue  [mit  den  Füssen  ausschlagen,  springen]  wie- 
n-es  F.  Zu.  Er  het  wie  ne  Fühli  so  lustig  möge  gumpe 
und  springe.  Breitenst.  1864.  Sprichw.  RA.4.;  Dem 
F.  nahlaufe  und  d'  Mära  lä  z'  Grund  gä",  ob  dem 
Kleinen  Jas  Grössere  fahren  lassen  B.  Die  chline 
üössli  hhbe(d)  lang  F.,  Menschen  von  kleiner  Statur 
scheinen  lange  jung  B;  Sdlger.  .Weilen  ich  des  Puss- 
gehens und  auf  meiner  Mutter  Füllin  zu  reiten  zimb- 
lich  gelernet.'  Hectelia  ;  vgl.  Schuehmachers  Eapp. 
Wenn  d'  bim  erste  Lug  es  F.  g'ge"  hättist,  so  wärist 
schu"  en  alts  Boss.  Suterm.;  oder:  Wenn  en  iedere 
Lug  von  im  es  F.  g'ge'  hält,  so  hätt  er  vil  Itoss  Z.  — 

2.  (schcrzh.)  Benennung  eines  mutwilligen,  über- 
mütigen, ungezogenen,  unbesonnenen  jungen  Men- 
schen Aa  (von  Mädchen);  B;  Th.  Vgl.  Hälli.  ,Er 
sei  halt  ein  F.  und  tue  kalberochtig.'  Gotth.  31ädi 
sei  d'r  ung'felligist  Hung  g'sl,  dass  es  so-n-es  F.  [zum 
Manne]  übercho  heig.  N.  B  Kai.  1843.  Du  bist  doch  e 
rechts  F.,  we  [wie]  tu  tumm  tuest  Th.  —  3.  junges 
Schwein.  ,Ein  Schwein  mit  jungen  Fühli.'  1669, 
B  Üok.-B.  —  4.  erbrochene  Speise  oder  Getränk 
Zg.     Vgl.  füllenen  2. 

l  in  der  Ausspr.  nicht  gemin. ;  die  (uni'eine)  Dehnung 
des  Voc.  nur  zufällig,  durch  allgemeinen  Zug  der  betr.  MA. 
bedingt.  ilM./oUe>.  fül(e)  m.,  lat.  ;W;u«  (junges  Tier  übh.), 
gr.  JttöXog  (aus  uoFXoi).  Die  Endung  -i  aus  der  ahd.  Dekl. 
schwacher  Mask.  (-lu;;  dann  wurde  aber  -li  mit  der  Dim.- 
Enduug  (-li')  vermischt;  vgl.  die  3  Formen  des  Verb,  für 
,F.  werfen'  unten.  S.  noch  /'»Wi.  —  Bed.  3  schliesst  sich 
an  die  allgemeinere  Grundbod.  des  lat.  Wortes.  4  wahrsch. 
aus  der  Vorstellung  , werfen'  zu  erklären:  Geworfenes  = 
Auswurf  (■:■). 

Maie"-:  1.  (F.,  das  sich  im  Mai  fröhlich  herum- 
tummelt) in  der  bildl.  RA.  umegumpe  [umherhüpfen] 
wie-7i-es  M.  L.  —  2.  wer  am  1.  Mai  zuletzt  aufsteht 
LRottal. 

Häugt  viell.  noch  mit  dem  alten  und  weitverbreiteten 
Krilhlingsfestbrauche  des  Mairitts  zusammen.  —  Wer  um 
Pfingsten  zu  spat  aufsteht,  heisst  .Pfingstlümniel' ;  Lümmel 
=  FuU  i.      Vgl.   Merzen-. 

Mäns-:  F.  von  1—2  Jahren.  ,So  ein  waldmann 
[Bürger  von  Einsiedeln]  veech  uf  der  wakllüt  almeind 
het,  der  soll  geben:  von  einem  ross  15  angster,  von 
einem  meisfüli  8  angster  [usw.].'  SchwE.  1572.  Der 
Valteuscheralpbrief  setzte  hinsichtlich  der  Bestossung 
fest:  ,für  1  Mässfüllen  5  Stöss.' 


Mäm  (Mein),  weibl.  Kalb  von  1 — 2  Jahren,  übertr.  auf 
die  entsprechende  Altersstufe  von  Pferden. 

Merzen-:  1.  (ein  F.  im  März)  in  der  RA.:  So 
starch  tvie-n-es  M.,  von  einem  gesunden  Menschen 
ZWint.  —  2.  der  Grün-  oder  Schwarzspeeht,  picus 
viridis,  in  GT.  der  Eichelhabicht,  Häher,  so  genannt 
wegen  ihrer  dem  Wiehern  ähnlichen  und  im  März 
zum  ersten  Mal  und  am  Häufigsten  hörbaren  Laute 
Ap;  Gl;  Gr;  ZG.  's  M.  lacht  Ap  Volkslied,  's  M.  lud 
Sehne  im  Födlech  [Hintern]  Ap,  wann  diese  Vögel  sich 
wieder  hören  lassen,  niuss  man  doch  noch  immer 
einen  Rückfall  in  den  Winter  befürchten.  Den  Sommer 
über  zeigt  ihr  Geschrei  stürmisches  Wetter  an.  — 
3.  dummer  Mensch  BBe. 

Bed.  1  syn.  mit  Maien-  J,  auch  3  ähnlich  Maien- S :  in 
Montafun  werden  am  1.  März  geäffte  Personen  ,M.'  genannt. 
—  Bed.  2  mag  später  auf  die  angegebene  Weise  verstanden 
worden  sein,  beruht  aber  viell.  auf  dem  Int.  picus  Martiu9, 
da  der  Specht  dem  Gotte  Mars  (der  allerdings  auch  Gott  des 
Frühlings  war)  heilig  galt.  Dass  Vögel  oder  geflügelte  In- 
sekten nach  Haustieren  benannt  wurden  (vgl.  .Habergeiss, 
Donnerziege'  =  Schnepfe),  wird  auch  nicht  bloss  auf  Ähn- 
lichkeit der  Stimme,  sondern  auch  anderer  Eigenschaften 
(vgl.  Hen-gottechücli  =  Marienkäfer,  .Heupferd'  =  Heuschrecke 
und  Libelle;  Werrß'di)  und  viell.  noch  auf  älterer  mytho- 
logischer Anschauung  beruhen.  Wenn  nun  Stutz  von  eilig 
laufenden  Leuten  sagt:  Die  haued  uf  wie  M.  und  Lokrind, 
so  hat  er  offenbar  keine  Ahnung  mehr  davon,  dass  L.  die 
Rohrdommel  ist,  und  er  stellt  sich  unter  beiden  WW.  Vier- 
fUsser  vor;  der  nämliche  Irrtum  liegt  viell.  unserem  M.  J 
zu  Grunde,  das  mit  Übertragung  von  der  Stärke  des  Ge- 
schreies auf  kräftige  Lebeusäusserungen  überh.  eine  blosse 
Fiktion  sein  dürfte. 

Süg-:  saugendes  F.  GrD.  Syn.  Suger. 
Dutten-:  1.  ,Pupus,  ein  tüttefüle  oder  junges 
kind.'  Mal.  (Fris.  hat  nur  ,tütti').  —  2.  ,Ditt-,  yer- 
zärteltes  Kind,  das  immer  an  der  Mutter  hängt  (wie 
ein  F.  an  der  Stute).'  Spreng.  Syn.  Mueter-Ditti.  — 
Mhd.  tüiie,  ahd.  tuiti,   Mutterbrust. 

Werr-  Tr^jcr/w/i  Gl;  N.  Eins.  Kai.  1880,  ..Werri- 
füli  ScuwMa.",  Tw^rfuli  Gl;  GG.,  -Fili  GA.:  Maul- 
wurfsgrille.    Syn.  Rossmörder;  Kornferli. 

Die  Dehnung  des  ü  und  die  Nbf.  Wrr/ur(i)  (s.  d.|  machen 
zweifelhaft,  ob  das  W.  hieher  gehört;  jedenfalls  ist  es  sachlich 
=  dem  einfachen    Werrc. 

füllen  n  Aa;  Gl;  L;  G;  S,  füllenen  BG.,  Si.; 
GrD.;  SchwMuo.;  UwE..  füll  eleu  Bs;  Gr;  GW.; 
ScH;  ScawE.;  Th;  Obw;  Zg;  2:  1.  ein  Füllen  werfen. 
allg.  —  2.  sich  erbrechen  Gr;  Schw;  Zg;  vgl. 
Fiilli  4.  —  3.  (bildl.  Anwendung  von  1)  vor  Ungeduld 
(auch  vor  Zorn  Z)  vergehen,  ausser  sich  geraten 
ScHwE. ;  UwE.;  Z.  Di«  icirst  emmel  iez  no''''  nid  fülene! 
sagt  man  zu  einem  ungeduldig  Drängenden.  Syn. 
(ver)gitzlen,  vergihlen,  eig.  (tote)  Zicklein  werfen;  ver- 
strupfen. —  ver-füllelen:  ein  totes  Füllen  zur  Welt 
bringen,  missgebären  GSa. 

Füten  statt  fülenen,  von  der  Form  Füli  gebildet,  wie 
dieses  \on  Fülai.   Vgl./ärfcn  aus/<«/eii«n,  üben  neben  abeu(dlei<. 

füele-:  fühlen.  --  G'füel:  Gefühl  Aa;  Bs;  B;  Sch. 

Mit  richtiger  Bewahrung  des  Diphthongs,  denn  mhd. 
vüelin,  ahd.  fuolan.  In  anderen  Kantonen  hat  die  bilcherd. 
Form   für  das  selten  gebrauchte  W.   Platz  gegriffen. 


797 


Kall)     full).    Falch-fulch 


798 


Falb— fulb.    ~    Vjl.   aiu-h   die   Gnippe   F„lw  usw. 

Falbel  jn. :    Epilepsie.  —  Syak.  aus  .Fallübel'  (Dkr). 

Fi'lb  f.:  Hülse,  in  welcher  das  Getreidekorn  sitzt; 
Felhe  (PL):  Spreu  BG.,  U.  ,üie  wyber  band  rot 
backen  wie  ein  felb  Und  sechend  uss  den  stüchen 
[gelbgefärbten  Kopftüchern]  wie  Ein  stuck  fleisch  uss 
einer  gelwen  brye.'  UtzEckst.,  Conc.  1525.  Bildlich 
für  Wertloses:  ,[Der  Mensch]  nützt  vil  minder  denn 
ein  felb.'  ebd.  1525. 

Eiue  aus  ,Fell'  (s.  Haler-Fell  Sp.  771)  und  mhd.  Iirhn 
(ahd.  helmca),  Spreu,  verquickte  Form  mit  der  nlid.  Ver- 
gröberung des  w  zu  b  (ygl.  in  der  Folge  die  WW.  auf  -Iw, 
-rw).  S.  noch  Geßlm.  —  Zur  Verstärkung  der  Negation 
dienten  mhd.  die  syn.  Ausdrücke  nkht  ein  y>riu,  ndrd.  7i. 
«n  caf  (engl,  chaff,   Spreu). 

Fnlbe  s.  Pfuhce". 


Falch— fulcb.    —   Vgl.  auch  die   Gruppe  Falk  usw. 

falch:  falb  LG.;  S.  Falchi  Bübelihose''  gehörten 
wxi  alten  Bauerntracht  It  Schild  1,  141.  Bes.  heisst 
das  hellbraune  Bindvieh  f. 

Scheint  aus  einer  Vermischung  des  mhd.  Adj.  falw  mit 
dem  folgenden  Subst.  hervorgegangeu,  von  welch  letzterem 
auch  eine  Participialform  abgeleitet  ist:  ,Ein  gfalchete  s.  v. 
Kuh.'   1796,  Pfandb.  ZZoll. 

Falch  {Fal'ch  AaP.;  L;  ThHw.)  m.  —  PI.  Falche 
Z  (in  Bed.  2  auch  Falch)  —  Dim.  Falchli  u.  FfVchli  Z: 
1.  Falke  Z   (KdMet.  1844).     Sprw.  s.   Üwel  Sp.  613. 

—  2.  Kuh  oder  Pferd  von  fahler,  weissgrauer  oder 
hellbrauner,  gelblicher  Farbe  Aa;  Bs;  L;  S;  Sch;  Zg; 
Z.  Gelbrotes  Pferd,  Isabelle  Sch.  Tier  mit  Flecken 
und  Streifen  L.  —  3.  Schimpfn.  für  einen  dummen 
Menschen  mit  Haaren  von  jener  Farbe  AaF.  —  4.  un- 
ehliches Kind  LG. 

Bed.  1  uur  schwach  belegt;  seheint  längst  ausgestorben 
:u  sein,  und  mit  Bez.  auf  das  Wirtshausschild  wird  es  durch 
die  Ausspr.  mit  i/  als  Lehnw.  charakterisiert.  Vgl.  jedoch 
Faichenflueh  B.  —  '2.  , Falke'  im  heroischen  Zeitalter  als 
Eigenn.  für  Pferde  beruht  auf  der  beliebten  Übertragung 
von  Vogelnamen  auf  Haustiere;  die  oben  angeführte  Über- 
tragung geht  speciell  von  der  Färbung  des  Vogels  aus  und 
dürfte  auch  das  Adj.  (falch)  erzengt  haben.  —  3.  Zu  der 
Beziehung  zw.  Farbe  und  Charakter  vgl.  den  Volksglauben 
betr.  die  Eothaarigen.  —  4.  beruht  auf  Übertragung  der 
Mischfarbe    auf  gemischte   Herkunft,    unreine  Abstammung. 

—  S.  noch  Falk. 

Hoger-:  Höcker-F.  ,Disen  nennend  wir  ein  Hoger- 
falken  von  kürze  wegen  seines  halses:  dann  vor  den 
flügelbogen  kann  man  im  das  haupt  kaum  sehen.' 
VOOELB.   1557. 

Kol-:  Taubenhabicht.  ,Falco  carbonarius,  niger 
falco,  accipiter  palumbarius.'  Mal.;  Vogklb.  1557.  — 
Wegen  der  vorwiegend  schwarzen  und  schwärzlichen  Färbung 
so  genannt. 

,Berg-  (Birg-)  Falk,  falco  niontanus.-  Vogelis. 
1557.     Wander-F. 

Reiger-:  kaum  eine  besondere  Art  von  F.,  sondern 
F.,  der  eigens  zur  Reiherjagd  abgerichtet  ist.  ,Die 
Falken,  so  von  tanseren  Reigelfalken  genennt  werdend, 
fahend  Reigel  und  Kriinch.'  Vogelb.  1557. 

,Saker-',  auch  .Kuppel,  Saoker,  Stockahr.'  ebd.: 
Würg-F.,  falco  laniarius  oder  sacer.  aus  welch  letz- 
terer (lat.)  Benennung  das  Vogelb.  das  W.  geholt  hat. 


Falche,"  m.  (übrigens  meist  PI.) :  fahle  dürre 
Gräser,  bes.  an  Waldrainen  ZO.  Vgl.  Falchengras. 
Häsch-mi'''  tcelle"  abhaue",  du  Chetzer!  sagt  der  F., 
wenn  er  beim  Mähen  hinter  der  Sense  wieder  auf- 
steht. SuTERM.  —  Subst.  Gebrauch  des  Adj.  (wie  bei  Falchf). 

Falcheren:  Ortsn.  in  BO.  —  Über  die  Endung  s. 
Uial.   220/1. 

Felchli"  n.:  kleine  runde  Öffnung  in  der  Mitte  der 
Stalltüren  ZGÄgeri. 

Viell.  ein  Überrest  der  Grundbed.  von  ahd.  felahan  (nhd. 
,be-,  empfehlen'   s.   d.   folg.   u.   Anm.  zu  /a/</«ji,  Feig). 

Ent-fjilch  Empf-  m.,  f.,  n.:  1.  Auftrag,  BefehL 
,Er  hat  von  mir  im  Empfel  gehan  zu  handeln.'  1526, 
Stockar.  ,Hie  sehend  wir,  dass  die  apostel  das  gemein 
e.  gehebt  habend,  dass  [etc.].'  Zwingli.  ,Nach  gött- 
licher e.'  15'29,  Strickl.  ,So  ir  wandlend  in  mynen 
geboten  und  beschirmend  myn  e.  und  tuond  die.'  Salat. 
,Du  hast  geboten,  dass  man  deine  e.  halte.'  1548/60, 
Psalm.  =  ,gebotte.'  1531.  ,Nui>-  los  du  wietrich,  was 
ich  in  enpfel  hon  dir  zuo  sagen.'  Zielv  1521.  In- 
struktion von  Gesandten:  ,Sind  wir  [die  Gesandten 
von  Bern]  gan  Murten  zuo  geritten,  da  uns  uf  der 
strass  unser"  mitburger  von  Fryburg  begegnet,  und 
allda  gan  Murten  komen,  daselbs  si  uns  ir  e.  erscheint 
[gezeigt],  wölichs  wir  euch  geton.'  1530,  Absuh.  ,Uff 
das  habe  er  wyter  e.  nit  von  synen  herren  und  obren.' 
1531,  Strickl.  —  2.  Empfehlung  in  Schutz,  Obhut. 
.[N.  bittet,  seine  Kinder]  in  gnädiger  entpfelch  zc 
haben.'  1522,  Egli,  Act.  ,Zuo  üwerem  bruoder,  der 
üch  mir  in  entpfel  geben  hat.'  Ziely  1521.  —  Alt.  nhd. 
.Enipfchl'   m.,   .Empfehle'  f.  =  Empfehlung. 

Be-felch  Bi-,  Beßlch,  moderner  Sife'U,  Bifäl  — 
m.  (älter  auch  f.) :  I.Befehl,  allg.  ,Dass  ich  uss  sondrer 
befelch  des  Vogts  zuo  gericht  gesessen  bin',  sagt  der 
Untervogt  von  Grüningen  1488.  ,Jussus,  geheiss,  be- 
felch.' Fris.  —  2.  Auftrag,  Botschaft.  ,Gott  tuot  b.' 
ZwiNGLL  ,Mit  der  b.'  1524,  Strickl.  ,Dry  ratsfründ 
von  Bern  mit  geschriftlicher  b.'  1528,  .^bsch.  Ein 
Ritter,  der  als  Bote  zum  Papst  kommt,  beginnt:  ,Vor 
anfang  myner  b.  du  das  wüssen  sott',  d.  h.  bevor  ich 
meinen  Auftrag  ausrichte.  NMan.  ,Si  betten  in  b.,  ein 
malzeit  zuzuristen.'  RCvs.  ,Ohne  sonderbaren  B.'  Hedt. 
1658.  ,Nachdem  sie  [eine  Magd]  den  B.  abgelegt.' 
1662,  Z.  —  3.  obrigkeitliches  schriftliches  Mandat. 
,Die  Puncten  sollen  in  einen  Befelch  verfasst  und  in 
die  Stadtschreiberei  Liechstal  zu  könftigem  Verhalt 
geschickt  werden.'  1668,  Bs  Bq.  ,I)er  HH.  XIII  Rat- 
schlag ist  in  Form  eines  Befehls  in  alle  Ämbter  ab- 
gefasst  worden.'  1692,  ebd.  —  4.  Amt.  ,Und  sollen 
si  bei  Antretung  ires  befelchs  schwören.'  1627,  BsRq. 
,Kein  Befehl  solle  ausser  ihrem  billigen  Kehr  in  die 
Burgschaft  Leuk  kommen.'  1732,  W.  —  5.  die  Obrig- 
keit selbst.  .Die  h.  Standes-Befehl  soll  alle  2  Jahre 
verändert  werden.'  1732,  Leük.  —  6.  Obhut,  Für- 
sorge. ,So  bitten  wir  üch,  ir  wellend  uns  betrachten 
und  in  befelch  haben;  dann  wir  band  fast  uszert.' 
1531,  Strickl.  ~  Mhd.  befelch  m.  u.  f.,  Verwaltung;  Obsorge. 

ent-felchen  empf-,  jetzt  meist  empßle  {empfe'le 
Z),  in  Ndw  erpf,xle:  1.  =:  nhd.  empfehlen  (selten). 
Einem,  der  zur  Kirche  geht,  sagt  man:  F'' empß  mi"'' 
aw''!  [zur  Fürbitte]  aScHw.  —  2.  auftragen,  be- 
fehlen. ,Do  entpfal  der  künig,  dass  man  Olwier  sötte 
fieren  zuo  synem  öbresten  ritter.'  Ziely  1521.  , Setzend 
aber,  das  glych  also  empfolht  wäre  cim  engel  ze  reden., 


799 


Falch.  fclch,  filch,  fülch,  fulch 


800  t 


ZwiNGLi.  ,Wyter  so  haiid  sie  anbracht,  wie  inen  der 
herzig  enpfolet  hab  . . .'  1531,  Absch.  ,A1s  Gallus  zucht 
ze  lernen  enipfolchet.'  Kessl.  ,Ieh  han  dem  vogt 
enpfolt  in  namen  inyner  herren,  dass  [etc.].'  1525, 
Strickl.  —  3.  übergeben,  zur  Verwahrung;  über- 
tragen (zur  Verwaltung).  .Die  pfand  verkoufen  und 
die  Pfennig  empfelhen  und  tuen  an  die  statt,  dahin 
dass  der  bischoff  und  die  statt  zuo  tuend  empfelhent, 
oder  sust  des  iren  gewiss  syent.'  1297,  Kind,  Urk.  ,Es 
soll  ein  vogt  selb  ze  gericht  sitzen,  oder  [ein  anderer], 
dem  er  es  enpfilchet.-  Hofr.  Lunkofen.  , Denen  der 
gwalt  der  christlichen  kilchengschäl't  empfolet  ist.' 
ZwiNGLi.  ,Als  ob  dir  nüt  von  der  sach  empfolcht 
sye.'  GvHENR.  1523.  .Unser  herren  liand  enpfolet.' 
1530,  Strickl. 

Das  Ptc.  ,enipfoI(ch)et'  ist  eine  Mischung  aus  starker 
und  schwacher  Form.  Erpfelen  aus  er-cnt-  oder  direkt  mit 
er-  statt  ent-;  s.  Sp.   353.   403. 

be-felchen,  jetzt  gewöhnlich  hife'le  —  Imper. 
hifilch,  Cond.  hifulch  kk;  Ptc.  hifolche-f,  hifule:  1.  em- 
pfehlen; jetzt  nur  vom  Schutz  Gottes,  in  der  ver- 
alteten Abschiedsgrussforrael:  Gutt  bifoifchje  Aa;  Z. 
,Sich  Gott  befelchen:  Gott  begrüssen.'  Mal.;  früher 
auch  von  menschlicher  Gunst  und  Obsorge.  ,Ward 
verrüembt  und  befolhen.'  Vad.  ,Dann  die  ere  eines 
cristliches  namen  ist  uns  vil  bäss  bofollen  und  lieber, 
dann  das  wir  uns  also  Übersechen  wollten.'  Etfp,  Chr. 
, Alsdann  wollt  ich's  bim  leben  län,  Und  si  fürbass 
befohlen  han.'  Com.  Beati.  ,Vom  Herzog  B.  ist  eine 
Stadt  Bern  dem  Sant  Vinzenzen  als  Patron  bevolchen 
worden.'  Ansh.  ,Commendator,  befeler,  der  einen  eim 
anderen  befolet.'  Fris.;  dafür  ,Befelcher,  befilcht'  bei 
Mal.  ,Die  weisli,  die  uns  gott  in  synem  wort  so 
trüwlich  bevolchen  [hat].'  1635,  Z  Synode.  —  2.  be- 
fehlen, anordnen,  auftragen.  Im  Wirtshaus:  be- 
stellen; daher  mit  Wortspiel  die  Abweisungsformel : 
1°*  ha"  dir  en  Drecli  [gar  Nichts]  s'  h.  und  du  mir 
en  Eiertätsch  [Kuchen]!  Aa.  ,Zuo  tragen  befolchet.' 
Kessl.  ,Eim  etwas  befolhen  oder  im  befelch  geben, 
demandare.'  Mal.  —  3.  (mit  Acc.  P.)  befehligen,  be- 
ordern, beauftragen.  ,Derowegen  ihr  von  uns  bevelcht 
sygen.'  Z  Mand.  1(541.  ,0b  seie  [sie]  befelchet  gewest.' 
ZurGilg.  1656.  ,Befelcht  werden.'  Z  Exercier-Ordn. 
1706.  , Welche  [Punkte]  ihr  bei  Vermeidung  von 
straf  zu  halten  befeloht  werdet.'  1723,  Kadelburg.  — 
4.  übergeben;  der  Feder  b.  =  in  Schrift  fassen. 
,Der  bott  hat  uns  muntlich  etwas  angezeigt,  welichs 
dermasson  uf  im  haben,  dass  es  der  federn  nit  zuo 
befelchen  sy.'  1531,  Absch.  —  5.  [hefohn  sin,  mit 
Dat.  S.)  zu  bedeuten  haben.  Etwas  heissen  wollen 
BRi.  Es  ist  Epjiis  Obses  g'waxen,  aber  doch  ist  im 
wenig  b.  —  Er  hed-m'r  afen  Eppis  g'gen,  aber  mu' 
cha""  sägen,  dem  slg.  Nüd  b.  —  6.  (mit  Sachsubj.) 
erfordern.  Das  befilt  Öptpis,  erfordert  viele  Kosten 
(S);.das  will  Etwas  heissen,  ist  eine  schwere  Auf- 
gabe (BRi).  Das  befild,  so  ener  grossen  Hüshaltig 
rorz'stän  BRi.  Da  befild  's  de  Beine,  werden  die  B. 
müde  gemacht,  ebd. 

Mhd.  he/elchtn,  übevguhcn,  überlassen,  anempfehlen,  an- 
vertrauen. Vgl.  noch  nhd.  ,der  Eide  b.',  begraben.  —  Die 
oigentUml.  Bed.  h  beruht  jedenfalls  zuuächst  auf  Übertragung 
von  Person  auf  Sache,  im  S.  von  ,einen  Auftrag  übergeben', 
woraus  sich  der  von  .Bedeutung,  Gewicht  beilegen'  ergab. 
Merkwürdiger  Weise  entstand  bei  6  die  selbe  Bed.  aus  der 
Bed.   ,bcfehlen,    verlangen,    erheischen'.    —    Die  Laute    und 


Formen  des  W.  sind  schon  im  XVI.  u.  XVII.  in  Schwankung 
begriffen.  Dasyp.  gibt  die  regelmässigen  Formen:  ,befelhen', 
Imper.  ,befilhe',  Ind.  ,ich  befelhe,  bevilch',  Ptc.  ,bevolhen'. 
Auch  Mal.  hat  das  regelmässige  ,befllc.ht',  Fris.  aber  neben 
,befelhen'  das  seltsame  .tiefolen',  wo  o  aus  dem  Ptc.  in  das 
Präs.  gedrungen  zu  sein  scheint,  wie  schon  mhd.  bei  l-omeii 
{ahd.  ijufmun),  und  schon  früher  erscheint  ,bevolhet'  ^  be- 
fiehlt. Herrschaftsr.  Elgg  1535.  Später:  ,Dass  ein  Studiosus 
th.  seiner  Thcologia  nachzugehen  befelcht  worden.'  JHHott. 
1666.  Neben  dem  regelmässigen  Ptc.  ,befoIchen.'  1517,  Bitt- 
schrift d.  Frauen  v.  Baden,  die  schwache  Form:  ,d.<is  so  er 
befeit  hat,'  1529,  Strickl.,  und  sn  noch  im  XVII.  und  bis 
ins  XVIII.      Vgl.   empfdchm. 

an-be-:  zur  Obhut  übergeben.  ,So  die  knecht 
nit  recht  mit  dem  vich,  so  einem  jedlichen  anbefohlen, 
umbgahent.'  XVllI.,  Murl  —  für-be-:  anempfehlen 
(für  weitere  Zeit?).  ,Uns  den  h.  Glouben  und  Kilche 
fürbefolhen  haben  wellint.'  Ansb. 

, Befehler':  Vorsteher  auf  einer  Zunft.  XVII., 
Chur.     Mohr,  Archiv. 

befelchig  befeJig:  zum  Befehlen  geneigt  Gr. 

befe lehnen  bif zeichne  Ndw:  befehligen.  „De 
Vater  bifelchnet  sini  Ghnechte.  ,Die  Bettelvögt  sollen 
befelchnet  werden,  Aufsicht  ze  haben.'  B  Mand.  1690. 
,So  wurden  auf  selbige  Synodos  zwei  ehrliche  Männer 
aus  den  Gemeinden  zu  erscheinen  befelchnet.'  Mise. 
TiG.  1722.  ,Und  soll  die  Canzley  hochoberkeitlich 
befelchnet  sein,  fürohin  keine  Schuldbrief  weniger  als 
5  pro  cento  auszufertigen.'  1750,  VIIIOrte  zu  Frauenf. 
,Eine  Feuerspritze  oder  zwei  werden  jedesmal  be- 
felchnet werden,  noch  einige  Zeit  bei  der  Brandstätte 
zu  verbleiben.'  Peverspritze  1790. 

Weiterbildung  von  befelchen  mit  n,  viell.  nach  dem  mhd. 
Subst.   befelhnmae.     Bed.  u.  Construktion  wie  bei  befelchen  3, 

Felcli,  -e"  m.:  ein  zur  Familie  der  Lachse  gehöriger 
Fisch,  nach  den  widersprechenden  Behauptungen  dor 
Naturforscher  salmo  lavaretus  oder  s.  Wartmanni  oder 
s.  maraena,  im  ausgewachsenen  Alter.  Bodensee.  ,[In 
Ermanglung  von  F.  sollen  die  tributpflichtigen  Fischer] 
ie  für  ainen  felchen  geben  vij  gangfisch.'  XIV.,  Offs. 
Ermat.  ,Felken  (V-).'  Offn.  Gottl.;  FrHafner  1666. 
,Albula  cffirulea:  Felchen,  Baichen.  Blauling.'  Wagn. 
1680.  .Die  Felchen  enderen  ihre  Namen  nach  dem 
Land,  nach  dem  Alter  [usw.];  allerlei  kleine  .\lbulen 
werden  zu  Zürich  Migling  genannt,  zu  Thun  im  Bern- 
biet  Buochfisch,  bei  den  Pündtneren  Stuben,  im  Lu- 
zerner See  leicheu  die  Baichen  oder  Blewling  umb 
StCatharina  Tag.  Zu  Costanz  umb  den  Bodensee  nennt 
man  sie  im  ersten  Jahr  Seelen  (auch  Hürlig,  Meidet. 
Hartm.  1827),  zu  Lindaw  Midelfisch,  im  andern  .lahr 
Stuben,  im  dritten  Jahr  Baien,  Baichen  oder  Gang- 
fisch, Watfisch,  im  vierten  Keuchen,  zu  Lindaw  im 
fünften  Halbfisch  {,Halbfelch,  Springer,  im  6.  Dreier.' 
Hartm.),  zuletst  ganze  Felchen  oder  Blewling.'  JLCvs. 
1661.  Über  die  volkswirtschaftliche  Bed.  des  Fisches 
s.  Hartm.  1827,  143  ft".,  158  ff.  In  GStdt  wurde  au.s- 
gerufen:  Wand -er  Felche?  ein  Fremder  vorstand: 
Wend-er  i  d'  Chilche?  und  pries  darum  die  Frömmig- 
keit der  StGaller. 

Mlat.  velcho,  bair.  Ferch;  vgl.  auch  Balch.  Etwa  von 
Ftdch  abgeleitet,  wie  auch  andere  Namen  zugleich  Vogel  und 
Fisch  bedeuten';'     Vgl.   das  Syn.   Mieg-Adler. 

Adel-,  Wiss-:  grosse  Maräne,  salmo  mariena 
(Hartm.  1827),  albula  nobilis  (Oken).  Bodensee.  Syn. 
Baichen;   Adelfisch.     , Sand-Gangfisch,   die   num  Adel- 


«Ol 


Fakli,  fclcli,  MKli.  folch.  volch,  tukh 


802 


felchen  nennet.'  JLCys.  1G61.  Die  Absch.  von  1544 
verbieten  .im  Adelwelchenlaich'  vor  Vesperzeit  Netze 
zu  setzen.  —  Halb-:  Blaufelch  im  halbausgewachsenen 
Alter  (5.  Jahr).  Bodensee.     Syn.  , Halbfisch'. 

Kropf-:  Küchen,  salmo  maraena  media.  Bodensee. 
Lt  Hartm.  1827. 

So  genannt  wegen  seines  grossen,  hangenden  Bauches, 
durch  welchen  er  sich  von  seinen  Gattungsgenossen  merklich 
unterscheidet.     Vgl.  Kropf-AWek. 

Blau-:  salmo  Wai'tmanni  im  ausgewachsenen  Zu- 
stande (Hartm.);  kleine  Maräne,  coregonus  mar«nula 
(Schinz  184'2),  cor.  caruleus  (Oken).  Bodensee.  Vgl. 
Albele. 

Den  Nanieu  hat  er  von  dei-  schönen  lilauglänzenden  yarbo, 
womit  er  grösstenteils  hemalt  ist,  und  in  welcher  ihn  keiner 
seiner  Gattungsgenossen  erreicht. 

Sand-:  eine  Art  der  grossen  Maräne,  welche  im 
Unterschiede  zum  Miesadler  an  den  Halden  und  auf 
kiesigem  Grunde  laicht  (Hartm.).  Bodensee. 

Der  Name  wegen  der  eben  genannten  Eigentümlichkeit 
oder  im  unterschied  zum  ,Blau-r.'  und  zum  blassgrünen 
, Miesadler'   wegen  seines  dunkelgrauen  Rückens. 

Tief-  Tüf-:  eine  Art  F.  von  breiter  Gestalt  und 
die  bis  2  kg  schwer  wird  Th. 

Volch  n.  —  PI.  Yölclier,  Dim.  Völchli  [Volcliji  W): 
1.  die  Gesammtheit  der  stammverwandten   und  staat- 

'  lieh  organisierten  Einwohner  eines  Landes,  wie  nhd., 
mehr  aus  der  Bücherspr.  —  2.  die  an  der  Regierung 
nicht   unmittelbar   beteiligte,   aber   in  letzter  Instanz 

f  entscheidende  Mehrzahl  der  Bürger,  unter  der  altern 
aristokratischen  Verfassung  die  .Untertanen'  gegenüber 

'  der  ,Oberkeit'.  ,Wyl  die  land  volklos,  entblösst  und 
das  Volk  ihrem  fürsten  zugezogen.'  ECvs.    In  sozialer 

'■  Hinsicht  die  untere  und  mittlere  Klasse  der  Bürger 
gegenüber  den  vornehmern  und  reichern,  ,der  gemeine 
Mann'  im  coli.  S.,  's  gmei"  V.  —  3.  gemischte  Menge 

,     von  Leuten,  meistens  der  untern  und  mittlem  Stände ; 

:     Tgl.  Volchnerch  und  Geiölch.  Es  ist  (eil)  V.  im  Wirts- 

f    hüs,  uf-em  Märt.     Hut  git  's  V.  [strömen  Leute  zu- 

'    samraen],  alli  Eggli  voll!   Stutz.     Bas  tarf-me'  säge, 

'  ICO  's  V.  am  ticksten  ist  [vor  aller  Welt]!  Z.  Es  ist 
emmel  na  V.  i  der  Stadt!  L.  Es  V.  het  's  gka,  me" 
hätt  kännc  uf  de  Chöpfe  giC  Gl.  Da  Wgbi^s  und  da 
Manni's,  e  grosses  V.  hat  's  g'gi'  [gegeben].  BBecker 

i  187t).  ,Nit  bin  ich  daran,  dass  man  dem  Jüngling  ver- 
bäte zimliche  frdud,  als  da  ein  volk,  wyb  und  mann 
gemeinlich  gewon  ist  zuosamen  ze  kummen.'  Zwingli 

f    1526.     ,Und  war  das  Völkli  [die  Leute  in  Weiningen] 

'■  fro,  dass  sie  das  Wort  Gottes  erlangt  hatten.'  GStäiieli 
IS.'iO.  S.  bei  Vili  Sp.  778.  —  4.  Leute  verschiedener 
Art,  meist  durch  Adj.  qualitativ  bestimmt.  Hieher 
die   meisten   Compp.   (s.  dd.).     G'felt  Lüt,   e  grusam 

!    lätzes    V.    Stütz.     Böses  V.  =  Nachtvolk   (s.  d.)   W. 

[  ,Frömbdem  Volk  frefner  wys  herberig  nnd  under- 
.schlauf  göben.'  Z  Mand.  1641.  .Dem  frönden  volk 
[Hochzcitgästen]  z' gfalleu.' ScHiMPFR.  16.51.  ,Dass  nie- 
mand an  syn  Hochzyt  laden  solle  von  jungem  Volk 
mehrers  nit  als  10  Knaben  und  10  Töchteren.'  Z  Mand. 
1650.    —    5.   Kriegsvolk,    bewaffnete    Mannschaft, 

•  Militär,  allg.  Früher  auch  Dim. ;  s.  Fuess-,  Boss-.  Es 
mues  V.  fürt,  es  werden  Truppen  aufgeboten.  Es  ist 
ril  V.  i"  dr  Stadt.  Es  chunnt  g'wiss  V.  z'süme. 
Frönds  V.,  fremde  Armeen.  ,Die  Winterturer  haben 
ein   wolgerüst    und   gehorsam    fölchli.'    1528,   Absch. 

Schweiz.  Idiotikon.  I,  6. 


•Wo  man  das  völkli  [die  Mannschaft  eines  Dorfes] 
an  einen  guoten  platz  legen  könnte.'  1531,  Strickl. 
,[Der  Herzog  habe  verboten]  Volk  zno  machen  [zu 
werben].'  1531,  Absch.  ,Mitler  zyt  warend  die  Aid- 
gnossen  ankommen  mit  ainem  grossen  volk.'  Vad. 
.Die  allharo  erforderten  Völker  und  Compagneien.' 
1646,  Wadischwvler  Handel.  —  6.  Dienstleute,  Ge- 
sinde (vgl.  Werch-),  oft  mit  Inbegriff  der  engern  Fa- 
milie die  gesammte  Hausgenossenschaft  (s.  Hus-V.), 
auch  jene  allein,  allg.  ,Sie  ass  mit  ihrem  Volk  Erd- 
äpfelstöcke.' Gotth.  Grüezet-mer  's  V.  daheimet!  Gr. 
Zu  dem  do  stellest  s*  icäger  Niemed  a',  Das  chonntet 
.s'  g'mache"  mit-em  eigne  V.  Stutz,  's  Völchli,  's  jung 
Volch,  die  jungen  Glieder  der  Haushaltung  BsLd;  Z. 
Eigentümlich,  übrigens  viell.  zu  5  gehörend,  ist  ein 
Spiel,  wobei  ein  Kind,  mit  dem  Rufe:  Christo  chunnt, 
hett  gern  es  V.!  andere  zu  fangen  sucht  und  die  ge- 
fangenen der  Reihe  nach  die  übrigen  müssen  fangen 
helfen  ZRafz  f.  ,Er  und  syn  volk  gät  daryn.'  HsSchürpp 
1497.  ,Grüezend  mir  myn  schwöster  und  das  folk  alls.' 
XVL,  ARechbürgerin.  , Etliche  versäch  dem  volk  die 
better,  dass  die  nit  geschendt  [verderbt]  wurdind.' 
BossH.-GoLBSCHM.  ,An  [ohne]  myn  willen,  uf  anrichten 
mynes  volks.'  Salat.  ,So  er's  mit  sym  volk  in  synem 
hüs  brüche.'  UMey.  1540/73.  .Dorab  [worüber]  das 
volk,  by  denen  ich  dienet,  übel  erschrocken.'  Platter 
1572.  ,Als  er  in  synem  hüs  by  synem  völkli  gsessen.' 
1532,  E(iLi,  Act.  ,So  ein  mann  von  Ew.  Gn.  statt  mit 
synem  Völklein  wollte  baden.'  1540,  Baden  an  Zur. 
,Ein  jeder  burger  oder  hindersess  mit  synem  hü.sgsindli 
ald  Volk.'  Z  Ratserk.  1575.  ,Es  sei  ihme  selbiges  oder 
seinem  volk  gesagt.'  ApI.  LB.  1585/1828.  ,Er  [der 
Probst]  hat  auch  sein  eigne  behusung,  volk  und  gsind.' 
RCvs.  ,Wenn  ein  Tabnann  droht,  mit  seinem  Volk 
aus  dem  Tal  zu  ziehen.'  Statut.  Pommat.  ,Ein  jeder, 
der  mit  Volk  versehen  [ist],  wird  ein  mehrers  an  Korn 
haben  müssen,  als  wann  er  mit  Obs  versehen.'  Rhagor. 
1639.  Nach  der  Z  Waisenh.-Ordn.  von  1656  bildete 
das  ganze  ,Volch'  des  Waisenhauses  eine  Haushaltung. 
,Der  Bruoder  hinter  dem  Tischli  sass  und  mit  syra 
Völkli  z'  Morgen  ass.'  Volksl.  aus  LE.  .Vilmahlen 
kann  ein  Völkli  [Haushaltung]  des  Almosens  am  wür- 
digsten sein,  damit  es  sein  herbergle  und  Kühli  be- 
halte.' 1626,  JJBreit.  ,Sing  mit  deinem  völkle  einen 
psalmen  nach  dem  essen.'  JRHofmstr.  1645.  —  7.  ein 
Fdrli  V.,  ein  Ehepaar,  Brautpaar,  s.  E-V.  iV  [ihr] 
irösset  am  Beste,  wie  's  om  das  Pärli  Volk  stöt  Ap 
Volksbl.  1832.  In  der  W  Sage  kehrt  der  von  den 
wohlhabenden  Leuten  abgewiesene  Bettler  (od.  Zwerg) 
zuletzt  bei  einem  armen  Volchji,  Ehepaar,  ein.  — 
8.  einzelne  Person:  nur  in  den  Zss.  Mannen-, 
Wiber-,  s.  dd. 

Mhd.  vole  auch:  Kriegsvolk,  Heer;  Dienerschaft,  Haus- 
geuossenschaft;  ein  par  volkea,  Ehepaar.  —  Bed.  5  beruht 
auf  der  altgerman.  Anschauung  des  "Volkes  als  der  waffen- 
föhigen  und  meist  (auch  in  der  Volksversammlung,  unserer 
Landsgemeinde,  zu  der  die  Bürger  in  Ap  noch  mit  Seiten- 
gewehr erscheinen)  bewaffneten  Mannschaft.  Diese  Wehr- 
verfassung hat  sich,  verbunden  mit  der  republikanischen 
Staatsform,  in  der  Schweiz  erhalten,  bevor  monarchische 
Staaten  zur  allgemeinen  Wehrpflicht  und  Volksbewaffnung 
zurückkehrten.  —  Das  unter  6  angeführte  merkwürdige  Spiel 
(das  doch  wahrsch.  erst  in  der  Reformationszeit  aufgekommen 
ist)  beruht  auf  der  Vorstellung  von  der  Gemeinschaft  der 
Gläubigen  entw.  als  einer  Familie  oder  Dienerschaft  Christi 
oder  als  eines  Heeres  desselben.    Die  kriegerische  Auffassung, 

,jl 


Falcli,  felch,  tileh,  folcli,  volcli,  fulch 


804- 


schon  im  Alten  Testament  (,Herr  der  Heerschaaren',  freilich 
dort  der  himmlischen)  und  im  Neuen  (Eph.  VI,  11  ff.)  be- 
gründet, erscheint  in  Schweiz,  volkstümlichen  Liedern  aus 
der  Reformationszeit,  wo  Christus  als  Kriegshauptmann  die 
Schaar  der  Gläubigen  anwirbt.  Auch  das  got.  drauhtiyt,  ahd. 
truhtin,  Herr,  Gott,  ist  urspr.  das  Haupt  der  kriegerischen 
Gefolgschaft.  Eben  darum  bezeichnet  , Dienst'  bei  uns  vor- 
zugsweise auch  Kriegsdienst  (got.  driugan,  Kriegsdienst  tun). 
—  Im  Übrigen  ist  in  der  gesammten  Entwicklung  der  Bedd. 
des  W.  die  stufenweise  Verengerung  des  Begriffs  zu  beachten, 
von  der  weitesten  Gemeinschaft  einer  Nation  durch  einzelne 
StÄnde  hindurch  bis  zu  den  elementaren  Grundlagen  des 
Staates,  der  Gemeinschaft  des  Hauses  und  der  Ehe,  zuletzt 
bis  zur  einzelnen  Persönlichkeit  (Schmell.  l'  840  belegt  ,Volc' 
auch  als  zweites  Glied  von  Pers. -Namen).  Der  Übergang  des 
collekt.  Begriffes  in  persönlichen  hat  bekannte  Parallelen 
(Bursche.  Kamerad,  Frauenzimmer),  behält  aber  immer  etwas 
Merkwürdiges  und  lässt  sich  nur  mit  dem  Übergang  von 
Pluralformen  in  Sing.-Bed.  vergleichen  (s.  LTobler  in  Ztschr. 
f.  Völkerpsych.  XIV.,  Heft  i).  In  den  Compp.  hat  das  W. 
meist  den  mittleren  Begriff  einer  unbestimmten  Menge  oder 
Gesellschaft  von  (meist  übel  gearteten)  Leuten  (auch  geister- 
haft menschlichen  Wesen:  Litten-,  Töten-,  Hexen-).  Halb  pleo- 
nastisch   sind   die  Bildungen :   Lüten-,   Pöbel-,   Ifatiotml-. 

E-Volch:  Ehepaar;  Brautpaar;  s.  Voleh  7.  En 
E-völkU  z'säme  ge.  copulieren.  Spreng.  ,Wann  ein 
Ehvolk  mit  einander  hauset.'  ApI.  LB.  1585/1828. 
,Hatten  herberg  by  eim  alten  par  ovolk.'  Plätter 
1572.  ,Ein  paar  Ehevolk  zu  Wolhusen  ge  wohnet.' 
ECvs.  ,Von  den  Ehevölkern  Kirchgang',  d.  i.  dem  den 
Neuvermählten  vorgeschriebenen  Besuch  des  öffent- 
lichen Gottesdienstes.  Statut.  OVatz.  ,Dises  ehvölkli 
[ein  Paar  aus  dem  Augstal]  han  ich  aus  erlaubung 
Herrn  Burgermeisters  H.  eingesegnet'  1615,  Taüfb. 
Zollik.  —  Fuess-:  wie  nhd.  .Fuoss-  und  rossvolk." 
1530,  Absch.  .Gleichfalls  haben  un.sere  Fussvölker 
sarabt  den  Dragonern  tapfer  auf  den  Feind  Feuer  ge- 
geben.' ViLMERGER  Schlacht  1656.  Aber  auch  indivi- 
duell (wie  Mannen-V.):  ,100  Fussvölker  und  100  Dra- 
goner.' ebd. 

Hu,del-:  Gesindel  Bs;  Uw.  ,Die  Sektischen  haf- 
tend by  den  VOrten  vil  elends  Hudelvolk  gefunden, 
die  ihnen  lostend  [auf  sie  hörten].'  Salat.  ,Märk 
Sittich  habe  unnützes  hudelvolks,  so  im  zuogeloufen, 
nit  über  1200  mann  ufbracht.'  1531,  Strickl.  ,Das 
wir  nit  also  früsch  und  warm  dem  hudelvolk  so  lang 
band  gwert.'  HBull.  1533.  —  Ifudel,  Lumpen;  vgl.  .Lum- 
penpack'. 

Hof-:    Hofgesinde.    ,Der  Keiser  und  syn  hoffolk.' 

BOSSH.-GOLDSCHM. 

Hagel-:    „Lumpengesindel  L.'-     Syn.  Janhagel. 

Eig.  wol:  wild  zsgetrieben  wie  Hagel,  oder  schädliches 
V.,  da  mhd.  Imgel  auch  ,Schaden'  bedeutet. 

Herren-:  vornehme  Leute,  aus  der  Stadt,  im  Ggs. 
zum  Land.  Wir  si'  nit  Herecolch.  W  Lesebüchl.  — 
Hüs-:  Familie  Gr.  ,Ein  yeder  [soll  das  gekaufte 
Korn]  allein  mit  synem  husvolk  bruchen  und  nit  wider 
uff  meerschatz  us  dem  land  fertigen.'  Z  Mand.  1519. 
.Die  nicht- wehrhafte  Bevölkerung  eines  Schlosses.' 
1522.  Absch.  ,A1s  der  hoptman  von  Luzern  mit  sym 
husvolk  bar  kam.'  Copie-B.  Wyl.  .Mit  bitte,  üch  myn 
husvolkli  allzyt  befolhen  lassen  syn.'  1542,  L  Brief 
,I)as  ganz  hausvolk  (des  pauren).'  Schimpfr.  1561.  — 
Hexen-:  ein  Zug  schädlicher  Geister,  der  in  gewissen 
Berggegenden  wie  eine  Todtenprozession  vorüberzieht 
W.  Syn.  das  böse  V.  Vgl.  Nacht-,  Toten-V.,  welche 
aber  unschädlich  sind. 


Juheien-.  ,Alles  junge  Juheienvolk.'  HPest.  1783. 

—  Juheieii,   sich  lauter   Lustbarkeit  ergeben. 

Kessel-  Bs,  Chessler-  G;  Scn;  Uw;  W;  Z: 
1.  herumziehende  Kesselflicker  W.  —  2.  Landstrei- 
cher, Vagabunden,  Gesindel  übh.  Bs;  W.  —  3.  Haus- 
haltung, welche  nach  dem  Sprw.  ,Pack  schlägt  sich, 
P.  verträgt  sich'  mit  einander  lebt;  übh.  Leute  von 
unstätem,  unzuverlässigem  Charakter  G;  Uw;  Z. — 
Chrüz-:  die  Leute,  die  (mit  Kreuz  und  Fahnen)  eine 
Prozession,  einen  Bittgang  machen  Ndw.  —  Leid-: 
die  Trauer  tragenden  Verwandten  eines  Verstorbenen 
beim  Leichenbegängniss.  allg. 

Lüte"-:  Volk  von  Zwergen  GSa.  I.sch  nit  e  Lüte- 
volch?  nw  huset  's  hoch  in  de  Pirge. 

Die  Zwerge  heissen  da  und  dort  auch  iu  Deutschland 
einfach :  Leute,  Leutchen.   Amhd.  Uui,  Volk.   Vgl.  ,Wi!d-leute'. 

Mannen-:  1.  die  Gesammtheit  der  (erwachsenen) 
männlichen  Personen,  a)  als  Teil  der  menschlichen 
Gattung,  allg.  's  M.  ist  rücher  als  '.s  Wibervolch.  Es 
git  Iceis  nütnützigers  Volch  (kei  schlimmer  Lüt)  ah  's 
M.  und 's  W.  —  b)  als  Teil  einer  kleinern  Gemein- 
schaft, z.  B.  einer  Hausgenosseuschaft  GrL.,  Pr.  Alls 
het  gniie",  wie  's  31.  au'''  's  W.  FJSchild.  —  2.  Mann- 
schaft BSi.  —  3.  einzelne  Mannsperson,  allg.  Si 
ist  mit-eme  M.  g' gange.  Zwei  Mannevölcher.  Es  Manne- 
vulclüi,  ein  kleiner  Mann  ZO.  —  mannen-volchig: 
niannsüchtig.  den  Mannspersonen  nachhängend,  ver^ 
buhlt  B;  LE.     Syn.  mannig.     Vgl.  Mannenhein. 

Nacht-:  geisterhaftes  Volk,  das  nach  der  Sage 
Nachts  sich  regt  und  rumort  und  allerlei  unheimlichen 
Spuk  treibt,  das  namentlich  durch  seine  nächtlichen 
Leichenzüge  zum  Friedhof  einen  nahen  Todesfall  im 
Tale  ankündigt,  dessen  Erscheinen  vor  einem  Hause 
des  Tales  als  Vorzeichen  eines  nahen  Sterbefalles  in 
diesem  Hause  angesehen  wird  BHk.;  Gr;  GA.,  Rh., 
wo  der  Glaube  dazu  kommt,  dass  die  lebendige  letzte 
Person,  die  man  im  Zuge  sehe  (und  zwar  genau  in 
der  Kleidung,  die  sie  in  Wirklichkeit  trägt),  bald 
sterbe.  Nach  Henne  ist  es  eine  betende  Prozession 
aller  im  Orte  Verstorbenen.  Nach  einer  Angabe  aus 
GiNäfels  bekommen  neugierige  Zuschauer  geschwol- 
lene Köpfe.  Syn.  Töten-V.;  s.  auch  Töten-Tanz; 
Volch-Gang;  Gi-at-Zug;  Simphony;  Synagog.  Aus- 
führlich beschreibt  u.  erklärt  die  Erscheinung  Vonbd«, 
Beitr.  S.  2—15.  Von  der  vwdten  Erscheinung  des 
Wilden  Heers  oder  Wuotisheers  (s.  d.)  unterscheidet 
sie  sich  durch   sanfteren  Charakter   und  engere  Bed. 

—  National-.  .Die  N.-Völker  oder  Landskinder.' 
ß  Mand.  1700,  als  Gegs.  zu  .frembde  Soldaten  und 
nicht  Landskinder.'  —  Pöbel-:  gemeines,  schlechtes 
V.  ,Die  halsstarrigen  Juden  uamend  zuo  inen  etlich 
boshaftig  menner  büfel-  (böfel-  1548)  volks  und  macli- 
tend  ein  rott.'  1531,  Apostelg.,  =  ,aus  dem  gemeinen 
pöffel.'  1667.  ,Das  pubel-  (pübel-.  1548)  v.  under  inen.' 
1531.  IV.  Mos.  =  .das  gemein  v.'  1667.  ,Es  sind  etlich 
trunken  süw  und  büffelvolk  by  zwölfen  nachts  ge- 
fallen in  die  pfarrkilchen.'  1532,  Strickl.  ,Turba, 
ignobile  vulgus,  das  schlecht  büftel-v.,  das  unachtbar 
und  gemein  volk.'  Fris.  ,Fii?x  civitatis,  das  schant- 
lich  hudelvolk  oder  büffelv..  leichtfertig  und  unnütz 
leüt.'  Fris.;  Mal.  —  Bueben-:  Rotte  frecher  Ge- 
sellen, wilder  Soldaten.  Lt  Absch.  von  1530  besorgt 
der  Landvogt,  dass  , etwas  ungehorsamen  Bubenvolks', 
wenn  er  allein  gienge.  ihm  Ungemach  zufügen  könnte. 


805 


Palch-fnlch.    Fald-fiild 


,Bei  dem  andern  Bubenvulch  wusste  man  kein  eigent- 
liche Zal.'  WüRSTis. 

Bafel-:  schlechtes  V.  ,Dass  Egg  allerlei  bafel- 
volks  annehme'.  1531,  Strickl.  —  Bafd:  Auswurf, 
scliliTlite   Waare. 

Büffel-  s.  Pöbel- V. 

Koss-:  Reiterei.  , Büchsenschützen,  fuoss-  und 
ross-v.'  1530,  Absch.  —  Schand-:  schändliches  V. 
Me'  sott  dere  [dergleichen]  Sclmndvolch  a  d'  Sehandsül 
stelle".  MUsTEBil827.  —  „Strolch-:  Lumpengesindel." 
—  Töten-:  wesentlich  =  iV^nc/»«-,  d.h.  nächtlicher 
Geisterzug,  der  nahen  Todesfall  verkündet;  der  Letzte 
im  Zug  ist  ein  noch  lebender,  der  nächstens  sterben 
muss  Gr.     Auch:   Töten- Prozession,  -Schar. 

Wiber-,  TFr&e- BHa.;  FJ.;  GRRhw.,  TFfö»- WVisp : 
1.  das  weibliche  Geschlecht  in  concret  coli.  Sinn,  ent- 
sprechend Mannen-  1;  auch  im  engern  Sinn,  als  Be- 
standteil der  Haushaltung,  allg.  's  W.  chunnt  tcijt 
ume  icie  alt  Chile  AAWürenlos.  Besser  en  Hdlbi  g'soff'e 
und  vom  W.  eweg  (flofj'e!  AAStaufen.  Ond  's  W.  luegt- 
gjci,  cherhühig  ond  chromm,  ivenn  öppemal  spät  i'''  vom 
Berg  ahi  choinm  Ap.  ,Weil  er  an  seiner  Frau  Weiber- 
volk genug  im  Hause  hatte.'  Gotth.  Bs  Wetter  ist 
lünischus  old  güntischus  [neidisch]  wie  ds  W.  (Sprw.) 
W.  Emal  im  Tag  g'seht-mw  allzit,  dass  ds  W.  Geis 
sind  [den  Ziegen  ähnlich].  Ds  W.  si'  icundrigi  wie 
d' Geis.  ebd.  Er  mag  ds  W.  nid  [leiden]  Uw.  's  W. 
g'hvrt  dem  Mannecolch  und  's  Gras  de  Chilene  Z. 
,Sonderlich  die  alten  [Leute]  und  dz  wybervolk  [hiel- 
tens  für  wahr].-  ECys.  ,Wybervolk.'  LLav.  1578, 
dafür  , Weiber.'  1670.  ,Landtstrycher,  so  wybervolk 
mit  inen  [sich]  führend.'  Z  Mand.  1616.  ,Wie  übel 
der  Türk  hause,  die  kinder  als  junge  hünd  zu  tod 
schlahe,  die  alten  als  gäns  niderseble,  die  junge  manii- 
schaft  aber  sambt  dem  weibervolk  gefangen  nemme.' 
JMi)i,L.  1665.  ,Ohne  Weibervolk  und  Kinder.'  Einsidl. 
Chr.  17.5'2.  —  2.  einzelne  weibliche  Person,  Weibs- 
bild, allg.  Es  hat  en  ieders  W.  en  List  Z.  We'"-mer 
[man]  a"me  Marge'  z'  erst  ame  W.  etchunnt  [begegnet], 
se  göt  's  Ei'm  de'  seb  [an  jenem]  Tag  nüd  guet  (Aber- 
glaube) ZG.  's  ist  so  e  sübers,  brars,  bravs  W.  Stütz. 
Ir  Wtberrölcher !  .\nrede  an  zwei  Mädchen.  Dim., 
eine  kleine  Weibsperson  oder  in  schmeichelnder  oder 
in  geringschätziger  Rede.  Das  ist  e  gritsam  holdseligs 
Wiber oölchli.  HSenn  1864.  Es  nachpürlichs  Wlber- 
völchli,  eine  dienstfertige  Nachbarin  BBe.  —  wibe(r)- 
volchig:  weibersüchtig,  verliebt  BSi.;  W.  —  wiber- 
Tölchin:  (scherzh.)  aus  dem  weiblichen  Geschlecht. 
E  Wibervölcheni,  eine  Frau.  —  Letzteres  gebildet  nacli 
Analogie  der  Stoffadj.,  welche  oft  substant.  gebraucht  werden. 

M'^erch-:  Arbeitsleute,  Taglöhner.  ,Die  tauner 
und  ander  werkvolk.'  XVII.,  Muri,  Klosterordn.  Auch 
die  eigene  Familie,  sofern  sie  an  erwachsenen  Kindern 
Arbeitskräfte  ohne  Lohn  besitzt  GrD. 

Zudel-:  (meist  dim.)  eine  arme,  verlotterte,  ver- 
nachlässigte Familie  W.  —  Zudel  wohl  =  mhd.  zadel, 
Mangel,  oder  aus  dt  Hud«l-! 

PSlch:  1.  junges  Pferd,  das  zum  Geschlechtsleben 
reif  ist,  älter  als  Fidli  (s.  d.)  und  zwar  je  nach  dem 
Geschlecht  m.  (GSa.)  od.  f.  (Gl).  —  2.  Mutter pf er d 
mit  einem  Jungen  GWe.  Syn.  Fülligurre.  —  Mhd. 
"üMi  m..  mliche,  vüllie  f.     ,Fulhin.'   Tierb.   1563. 


Fald(vald)  — fuld.      Vgl.  audi   die   Gruiipe   f'alt  usw. 

Valdi  s.  Valentin  Sp.  765. 

Ftfld  (Fei  BU.;  FU.;  STh.,  Dim.  Fclli)  —  PL 
Felder,  auch  Feld.  Fei  —  v.:  1.  zu  Ackerbau  be- 
stimmtes Land,  einzelnes  Stück  oder  coli.,  im  Unter- 
schie<i  oder  Ggs.  von  Wiesen  oder  Weinbergen.  Vgl. 
,Dreifeld  er  Wirtschaft'  u.  die  folgenden  Compp.  Drü 
schöne  Felli  [Zeigen]  umge'  's  Dörfli  uf  drei  Site 
im''  uf  der  Site  geg-en  Morge  .sl  de"  d'  Matta  B.  — 
2.  Wiesen-  oder  Weideland.  Y gl  Acher  2.  Z'  F. 
fare',  das  Vieh  im  Herbst  auf  die  Weide  führen;  er 
ist  z'  F.,  mit  dem  Vieh  auf  der  Weide  ScnNnk.  Im 
W  noch  als  Eigenn.  von  mattenreichen  Ebenen  und 
Talmulden,  so  z.B.  das  Ärner  F.;  das  Ochsen-F.  bei 
Binn,  nach  der  Sage  eine  verschüttete  Alp;  Imfeid. 
ebd.;  vgl.  den  Geschlechtsn.  ImfeldferJ.  ,Dann  der 
Stettenberg  einer  statt  Beuren  zuostuond,  mit  holz, 
veld  und  achrem.'  1508,  Sprücher.  ~  3.  in  allg.  S.: 
Niederung,  Ebene.  So  als  Orts-  und  Flurn.  ,Im 
Feld'  Z.  Vgl.  Filderen  und  in  Zss.  auf  -Felden.  — 
4.  im  Gegs.  zu  Haus  oder  Ortschaft  die  weite  freie 
Umgebung  einer  Wohnstätte.  Im  F.  .n,  vom  Bett 
aufgestanden  sein;  über  F.,  ausgegangen  Z.  Ober  F. 
iveba,  zur  Webstätte  über  Feld  gehen  müssen,  d.  h. 
an  einen  andern  Ort  als  wo  man  wohnt  Ap.  So  auch 
in  sprichw.  RAA.  .Gedenk,  dass  dir,  als  myner  Herren 
Ambtmann,  nit  zuostat  zu  antworten,  wie  ins  F.  [in 
den  Wald]  geruoft  wird.'  1558,  HBüll.  ,Das  weite  F.' 
=  die  unbestimmte  Zukunft,  wie  nhd.  Das  ist  no"'' 
uf  untern  F.,  sehr  ungewiss  GF.  =  im  w.  F.  Z  {wit 
betont).  Das  stöt  no  im  w.  F.,  Syn.  bis  denn  wird 
HO  mängi  Müs  in  en  ander  Loch  schlafe'  Sch;  Z  [vil 
Wasser  d'  Aare"  ah  fliesse  B)  u.  ä.  Eine"  i  's  w.  F. 
sprenge,  betören,  zum  Besten  halten  (?)  Z.  ,Es  ist 
noch  im  weiten  F.'  Mey.  Hort.  1692.  ,Auf  eigne  Schanz 
will  ich  jetzt  schauen,  Aufs  weite  F.  nicht  Häusle 
bauen.  Hab  ich  genug,  was  ligt  mir  dran.  Was  An- 
derer bekommen  kann?'  JCWbissevb.  1702.  -  4.  das 
freie  F.  als  Schauplatz  des  Krieges,  auch  geradezu 
=  Krieg,  wie  nhd.  En  Ma""  i  's  F.,  tüchtig  (eig. 
zum  Krieg)  Schw;  Z.  Mit  Wortspiel:  Er  ist  en  Ma 
i  's  F.,  wenn  der  Acher  hinderem  Ofe  llt  Z.  Bildl. : 
&■'■''  für  Einen  i  's  F.  lä",  seine  Partei  ergreifen  und 
verfechten  Z.  Mit  Jmdm  z' F.  ligge":  im  Streite  mit 
ihm  liegen  ZW.  Eim  's  F.  a'ha",  gegen  ihn  das  F. 
behaupten  GT.  Eine"  us  em  F.  sprenge,  aus  dem  F. 
schlagen,  besiegen,  überwinden  Z.  ,Syend  die  von 
Zug  uf  dem  f.'  [es  ist  von  einem  Kriegszug  über  den 
Gotthard  die  Rede].  1419,  Arch.  f.  schwz.  G.  ,Uf  die 
schlechten  [blossen]  wort  unser  f.  zuo  brechen  [aus 
dem  Feld  nach  Hause  zurückzukehren],  des  willens 
syen  wir  nit.'  1503,  Absch.  .Sie  könnint  ouch  wol 
erkennen,  dass  mengerlei  ungeschickligkeiten  mit  reden 
und  in  ander  weg  by  inen  türgangen  und  etwo  Iren 
dry  old  vier  dise  ding  zuo  f.  [zur  Sprache,  aufs  Tapet] 
gebracht  und  also  grossen  Unwillen  gemachet.'  1524, 
Absch.  , Welcher  in  an  kostung  der  mess  halben 
muossen  [ihn  zu  Busse  zwingen]  wollt,  den  wollt  er 
bston  ze  wytem  f.  [eig.  auf  offenem  F.  den  Kampf  mit 
ihm  aufnehmen].'  1532,  Absch. 

Mhd.  ßld  auch  schon  i.  S.  v.  Feldzug,  -lager;  ze  velde 
bringen,  ZU  Stande.  —  Fd(t)  durch  Assimilation  von  Id.  Der 
Plur.  Feld  noch  nach  der  alt.  Regel,  wie  bei  Wald.  ,In 
den  rauhen  Waiden,  Bergen  und  Felden.'  Heut.  1658. 


807 


Fald-fuW.    Falf-fulf.    Falg-fulg 


E  -  F  e  1  d  :  ein  Ackerfeld ,  das  dem  Zeigenrecht 
nicht  unterworfen  war,  so  dass  die  Zäune  desselben 
auch  zu  den  Brachzeiten  geschlossen  bleiben  durften, 
es  also  vom  gemeinen  Weidgang  befreit  war.  ,Im 
Walde  ein  byfang  ob  Xljucharten  und  ist  ein  eefeld, 
hoc  est,  das  er  das  mag  inhaben  in  der  brachzite.' 
MEsTERM.  Rick.  1882.  —  Acher-  =  Acker  ApK.  Vgl. 
Bu-F. 

Erech-  e'rrch-:  eine  der  drei  Abteilungen,  welche 
der  Grund  und  Boden  von  ZBülach  umfasst. 

Erech  scheint  eine  Abi.  von  ercn,  pflügen  (Sp.  404),  das 
Comp,  also  =  Ackerzeige  in  der  Dreifelderwirtschaft. 

Fes-:  wahrsch.  mit  Spelt  bepflanztes  F.  ,Ein  vier- 
ling  hanfveld,    ein   vierling  vessveld.'    1692,  Waster- 

KINGEN. 

Gersten-.  ,Er  ist  im  G.-F\,  ganz  verirret,  präsens 
absens.  quo  terrarum  raperis?'  Mey.  Hort.  1692.  — 
Vl,'l.   ,in  den  Bohnen  sein'  =  zerstreut  sein. 

Karren-  Chare-:  von  tiefen  Furchen  durchzogener, 
vegetationsloser  Felsboden  auf  den  Alpen  Gl.  ,Dass 
er  in  einer  erstaunlichen  Höhe  Kalchl'elsen,  die  wie 
Schermesser  senkelrecht  lagen,  und  mit  dem  schnei- 
denden Teile  der  Klinge  empor  stunden,  ein  ganzes 
Feld  erfüllet  gesehen  hat.'  AvHaller,  der  den  Namen 
dieser  Gebilde  nicht  kennt.  Syn.  Schrattenfeld,  Stein- 
waheti. 

Die  Vertiefungen  sind  t.  durch  ehemalige  Gletseherbäche 
ausgehöhlt,  t.  Folge  von  Verwitterung,  gleichen  aber  den 
üeleisen  von  Wagen.  Dennoch  ist  wahrsch.  nicht  an  .Karren' 
oder  , karren',  mit  K.  fahren,  zu  denken,  sondern  an  das  kelt. 
TO)T,  Stein,  Klippe,  welches  im  Gl  Karre  f.,  Fels,  fortleben 
mag;  vgl.  lapis  (Stein),  Name  für  Karrenfeld  in  frz.  Schweiz. 
.Karrenalp'  zw.  Gl  u.  Schw.  Nähere  Beschreibung  bei  Rochh. 
185Ü,   1,  358. 

Liebi-.  Er  isch  uf  ds  L.,  zur  Liebsten  gegangen 
B  (ZvRo).  Wortspiel  mit  dem  Namen  einer  Ortschaft 
bei  Bern,  bezw.  einer  dortigen  Wirtschaft. 

Maien-.  Das  Gr  Städtchen  dieses  Namens  soll 
von  den  dort  einst  im  Mai  gehaltenen  Gcrichtsver- 
sammlungen  benannt  sein. 

Vgl.  .Marsfeld',  Gericht  und  Heersch.au  im  Miirz,  vom 
alten  Rom  nach  Frankreich  übertragen. 

Melch-:  Melkplatz.  ,Der  einem  syn  veech  ab  der 
allmend  tribe,  usgenommen  us  einem  ferrich  oder  us 
dem  m.,  der  ist  ze  buoss  verfallen.'  1607,  U.  —  Bu-. 
.Ackerfeld,  worauf  man  Korn  und  Feldfrüchte  pflanzt, 
heisst  Baufeld  oder  Brach.'  Ar  It  Steinm.  1804.  .Zeigen 
und  Baufeld.'  1807,  G  Urk.  —  Pünten-:  zu  besondern 
Zwecken  eingehegtes  Pflanzland  Th.  —  „Brüel-:  Ort 
mit  trefflichen  Wiesen." 

Eigel-:  Fachwerk  an  einem  mit  .Rigeln'  gebauten 
Hause  Ap.    G'rigelfeldet,  so  gebaut,  ebd.,  Syn.  f/'riglet. 

—  .Feld'  auch  =  Fläche  an  Bauwerken  und  Geräten. 
Stadt-:  das  zur  Stadt  gehörige  Feld  BUnterseen. 

—  Dorf-:  Acker  als  Privateigentum  im  Ggs.  zu  All- 
nieinde  GRh.  It  Steinm.  1804. 

Wit-:  uneingezäunter  Raum.  .Ob  einer  das  syn 
wellte  ynschlachen  und  ein  anderer  das  syn  wellte 
w.  blyben  lassen,  der  soll  iiit  schuldig  syn  lialben 
hag  ze  güben.'  1607,  U. 

felden:  1.  Ackerbau  treiben,  das  F.  bestellen, 
ackern,  pflügen  Ap  (auch  hn-felden);  GP.,  Ta. ;  oTh 
(s.  Feld  1).  —  2.  weiden,  grasen,   von   den  Kühen, 


Ggs.  zur  Stallfütterung  BSi. ;  P  (s.  Feld  2).  —  3.  Lein- 
wand zum  Bleichen  aufs  Feld  legen.  , Wie  mit  den 
blaicher  ghandlet  der  walchen  wegen,  des  büchens  [in 
der  Lauge  waschen],  veldens  und  anderer  sachen; 
dann  .  .  .  lang  im  veld  ligen  und  nit  netzen  fült  die 
lynwat.'  Vau. 

Peldi  I  n.:  Name  für  eine  Kuh  mit  weissem 
Rücken  W. 

Wahrsch.  von  .Feld'  i.  S.  v.  Teil  eines  Schildes,  da  auch 
.Schild'  =  , Fleck'  von  Tieren  gebraucht  wird.    Vgl.  das  folfr. 

Feldi"g  f.:  Einteilung  eines  Wappenschildes  in 
Felder  und  ein  einzelnes  von  diesen.  ,Aufgesetzt  durch 
den  Mahler  mit  einer  schönen  Feidung  und  Lysten.'  L 
Ratserk.  1431.  ,Der  [Schild]  was  übersilbret  die  vcl- 
dung  und  mit  blower  färb  durchzogen.'  Ziely  1.521.  .In 
der  wyssen  felduug  zwo  roter  gefillter  rosen.'  Rvff. 
Autob.  , Brückenjoch  mit  Feidung  und  Dach  weg- 
geschwemmt.' Olh.,  Aar.  Chron.  —  Mhd.  ftldunt/r  f., 
abgeteilte  Fläche  auf  Wänden,  Säuleu,  Wappen. 

Feldierung  f.:  Einteilung  eines  Wappenschildes 
in  ,Felder'.  ,In  schwarz  und  geler  Feldierung.'  JJin 
1574. 

Feldrich  m.  n.?  ,Peldriche  heissen  die  kleinen 
eingefriedeten  Landstücke  in  der  Nähe  der  Alphütten, 
auf  denen  die  Pächter  der  Alpen  bisweilen  Korn,  Kar- 
toffeln oder  Gartenkräuter  für  den  Bedarf  der  Haus- 
haltung während  der  Sommerzeit  pflanzen.'  Kästh. 
1828.   —   Vieli.  gebildet  nach   Anal,   von  .Wegerich'. 

Fildere":   Flurn.     ,In  der  F.'  L;  Zg;  ZBirm. 

Peldi  II  ni. :    Name    für  Jagdhunde.  —   Abgek.  aus 
.Feldniann'   mit  Anlehnung  an  die  Masc.  auf  -i. 
V  i  c  1  d  e  r  s.  Vier-ler. 


„Fulf  f.:  Schimpfn.  für  eine  Weibsperson  L."  f  — 
Aus  lat.    riilrri. 


Falg  1  m. :  Feuchte.  Wenn  das  Erdreicli  durch 
den  Winter  stark  angefeuchtet  ist,  so  sagt  man:  es 
hat  F.,  und  diese  Feuchte  selbst  heisst  Winterfalg 
W.  —  falgig.  g'falgig,  g'falget:  feucht,  i.  S.  des 
Subst.  W.  —  Das  W.  gehört  wahrsch.  mit  fnUjcn  i.  S.  v. 
,das  Erdreich  auflockern'  zusammen. 

Falg  II  f.:  das  zweite  Aufhacken  und  Umgraben 
im  Weinberg;  s.  falgen  1  h.  ,Ein  ieclich  huob  soll 
tuen  in  den  wyngarten  zwen  ertagwan  zuo  der  brach 
und  zwen  zuo  der  falg.'  Ofpn.  Klingenberg  1449.  — 
Bair.   Fnlcj  auch  =  Brachland. 

falge"  (falhe  Bs  It  Becker;  Gr  It  Kil.),  fälge  ThM.. 
feige  AaZ.;  BsLd:  Kulturland  zum  zweiten  Mal  im 
Laufe  des  Jahres  bearbeiten,  und  zwar  nur  die  Ober- 
fläche auflockernd  (um  der  Luft  und  dem  Regen  Zutritt 
zu  vorsehaft'en  und  Unkraut  zu  beseitigen),  kleinere 
Pflanzungen  und  Weinberge  mit  der  Hacke,  .Ackerland 
mit  dem  Pflug.  Insbes.  1.  Erdreich  aufhacken  a)  bes. 
Kartoffel-  u.  Maispflanzungen  GRMaienf.;  G  oRh., 
Sa.;  solches  Land  zum  ersten  Mal  (vgl.  liüflen)  um- 
arbeiten GRUVatz;  kleine  Pflanzen  behäufeln  GWe. 
In  G  uRh.  wird  der  Boden  um  die  Pflanzen  im  Laufe 
des  Sommers  3 — 4  Mal  .gefalgt'.  d.  h.  mit  der  Hacke 
gelockert  (Steinm.).  —  b)  in  Weinbergen.  Nachdem 
der  Boden  im  Frühjahr  mit  dem  Karst  aufgebrochen 
worden,  ihn  zum  zweiten  Mal,  mit  der  Hacke  [.Haue']. 


809 


Falg,  felff.  Als.  folg,  ful? 


81Ö 


aul'lückeni  ür  (Mal.).  Den  Boden  der  Reben  im  Spät- 
sommer leicht  behacken,  zur  Entfernung  des  Un- 
krautes, das  seit  der  ersten  Bearbeitung  (.Hacken') 
entstanden  ist  Th;  mit  der  Zinkenliacke  (,Kretze')  die 
Keben  zum  zweiten  Mal  hacken  TnTäg.;  ZRafz,  Sth.; 
in  ZDiittl.  mit  der  .Breithaue',  etwa  im  Juni;  in  Z 
Benken  im  Frühling  mit  dem  Karst,  nachdem  die 
Reben  .erbrochen,  geläublet  und  verzwickt',  d.  h.  von 
den  üppigen  Schossen  befreit  sind.  Im  Frühling  das 
Gras  mit  der  Hacke  ausreuten  Sch;  Th.  Doch  auch: 
Z'irst  tuet-me'  d'  Rebe  hacke  und  sputer  f.  Th.  Im 
Maie'  sött-me"  d' Bebe"  f.,  wenn-me'  müesst  e  Wanne 
über  sj'*  dure  n'e  [selbst  wenn  man  sich  mit  einer  W. 
decken  müsste  (vor  Unwetter)].  Sclger.  In  Gr  ge- 
schieht die  Arbeit  gewöhnlich  3  Mal  im  Jahr  !und 
heisst  auch  rüeren  un<l  schurpen.  In  G  oRli.  wird  das 
Bebland  ungefähr  Ende  Mai  mit  der  Spitzhaue  ,ge- 
falget'.  (Steinm.)  Vgl.  hauen;  scliorpen.  ,Der  Ion  in 
die  reben :  ainem  knecht  des  tags  von  schnyden,  hagken, 
Talgen,  gruoben  2  ß.'  Sch  Ratsprot.  1483.  ,Ein  hof 
soll  zwen  tag  eren  und  zwen  tag  graben  in  dem  wyn- 
garten  und  zwen  tag  falgen;  und  war  sach,  dass  nach 
disen  diensten  uns  überblieb  ze  brachen  und  ze  falgen 
in  dem  wyngarten  [usw.].'  Ofpn.  Klingenb.  1449.  ,Ich 
hatt  myn  wyngarten  gefalget,  erbrochen  und  geheft.' 
BossH.-GoLDSCHM.  —  2.  mit  dem  Pflug  zum  zweiten  Mal, 
aber  nur  leicht,  über  das  Brachfeld  fahren  AaZ.; 
ScH;  ThHw.,  Tag.,  über  den  Acker  nach  der  Ernte 
TuM.;  den  Acker  im  Sommer  für  die  Wintersaat  zum 
zweiten  Mal  pflügen  BsL.  Vgl.  eren  Sp.  404;  brachen; 
sät-eren  (Sp.  405);  drei  f'aren;  u.  s.  JohMev.  1880,  33. 
Daneben,  doch  nur  selten,  falgen  für  das  erste  Pflügen 
des  Brachfeldes  ZElgg,  0.,  tw.  neben  strüchen  für  das 
zweite.  Mit  ,falgen'  als  zweiter  Pflügung  verbindet 
sich  zuweilen  die  Bed.  gleichzeitiger  Düngung  ZB.. 
und  auch  in  Th  bed.  f.  Mist  untergraben,  nachdem  man 
•das  Brach  geeiert'  hat.  ,F.,  iterare  campum,  subarare, 
den  Acker  stürzen,  stoppeln,  leicht  pflügen.'  Spreng. 
.Agrum  novare  (iterare),  f ,  d.  i.  zum  anderen  mal 
brachen  (widerumb  eeren).'  Fris. ;  Mal.;  Denzl.  ,F., 
gegenpflügen,  ofi'ringere,  iterare  arationem.'  Red.  1662. 
,Auf  Solches  (Umackeren  und  Egen)  kann  man  in 
Brachmonat,  wann  [wenn]  der  Grund  feucht  ist,  die 
Acker  f.  lassen ;  wann  aber  das  Feld  mager  und  dürr 
ist,  muss  man  erst  im  Herbstmonat  f.'  JCNic.  1738. 
Mhil.  fahjen,  feigen,  umackern,  umgraben ;  engl,  fallow, 
brachen,  stürzen.  Wahrsch.  abgcl.  von  dem  alten  filhan 
(3.  felctien),  das  auch  ,liegraben'  bedeutete.  Die  Grundbed. 
scheint  aber  .umwenden',  woraus  sich  auch  .Felge  (des  Rades)' 
erklärt;  vgl.  ,relg',  der  Aufschwung  am  Reck  beim  Turnen. 
Ahd.  felya  bed.  auch  eine  Art  Egge  oder  vielmehr  Walze. 
Schmeller  hat:  .den  Mist  einfalgen'.  —  2.  Die  Ausdrücke 
für  das  Pflügen  scheinen  z.  T.  verschoben  und  folgen  in  Ab- 
sang geraten,  seitdem  die  alte  Dreifelderwirtschaft,  resp. 
reine  Brachäcker,  aus  dem  Gebrauch  gekommen.  Brachen 
und  falijm  haben  gemein  den  Begriff  weniger  tiefer  Pflügung 
gegenüber  eäleren.  Die  Angabe  von  St.*»:  ,f<dgen  =  tief 
pflUgen,  wobei  man  wo  möglich  die  Furchen  bergan  legt", 
wird  also  wohl  tw.  irrig  sein. 

Falger  m.:  der  die  Arbeit  des  Falgens  1  h  ver- 
richtet; Arbeiter  im  Weinberg.  ,Ein  Valger  hat  2  ß 
Ion.'  Sch  Ratsprot.  1506. 

Palget  m. :  die  Verrichtung  des  Falgens  1  b.  die 
auf  den  Hacket  oder  Grabet  folgende  und  dem  Schorpet 
vorausgehende  Bearbeitung  des  Bodens  in  den  Wein- 
bergen;  Verkleinerung  der  Schollen   und  Ausrottung 


des  Unkrauts,  auch  die  Zeit  dieser  Verrichtung:  im 
F.,  um  de  F.  ume.  Der  Weinberg  oder  die  Rebe 
sagt:  De  magst-mi'''  hacke,  wie  de  witt,  Nw  vergiss- 
mi"'  im  F.  nit!  Sülger. 

Falgänes:  Erdbeeren  CrSccw. 

Überrest  aus  der  ehemaligen  (churw.)  Spr.  der  dortigen 
Gegend  fratjdns,   it.  fracjola. 

Falgetz   s.  Flagetz. 

Felg(e")  f.  (m.  GRVal.):  1.  wie  nhd.  eines  der 
krummen  Holzstücke  des  Radkreises.  ,Die  Felgen  an 
ein  rad  oder  der  bogen,  apsis,  curvatura  rota;.'  Mal. 
Vgl.  Felg-Ax  Sp.  619.  —  2.  Leiste,  z.B.  an  der 
Tür  BSi.  —  3.  Ausschnitt;  ausgebrochene  Lücke 
in  Messern,  Sensen  GrL.;  Quereinschnitt  in  einen 
Baumstamm  mit  der  Tueräx  (s.  Sp.  620)  Gr;  (ein- 
geschnittenes) Zeichen  in  den  Ohren  der  Schafe  und 
Ziegen  GRMastr.  —  Wiegen-:  geschweiftes  Holz, 
auf  dgl.  einem  Paare  die  Wiege  schaukelt  Uw. 

JIhd.  feige,  vom  Rad,  aber  auch  Name  eines  zum  Wursten 
dienenden  Gerätes  (Wiege);  ahd.  auch  eine  Art  Egge  oder 
Walze,  s.  fahjen. 

feigen:  1.  ein  Rad  mit  Felgen  versehen  ThHw.; 
Z.  —  2.  sich  herumbalgen  BSi. 

felglen:  Falten  machen,  in  geordnete  Falten 
legen;  umwenden  L  (Ineichen).     Syn.  fäldlen. 

Wegen  des  Begrifl'süberganges  s.  Anui.  za  folgen.  Es  liegt 
aber  auch  die  Möglichkeit  nahe,  dass  felglen  mit  dem  bes. 
nach  /  (und  n)  häufigen  Obergang  von  d  in  g  aus  fäldlen 
entstellt,  also  von  .falten'  abgeleitet  sei. 

G'filg,  seltener  G'felg  Z  —  n.:  die  Gesammtheit 
der  Felgen  am  Rade  Aa;  Z.  Im  ,G"fllg'  des  Spulrades 
befindet  sich  die  Kerbe,  Rinne,  in  welcher  die  Saite 
läuft.    —   Gebildet  wie  nhd.   ,Gefild'   von  ,Feld'. 

überfilgen,  -feigen:  ein  Rad  (teilw.)  mit  neuen 
Felgen  versehen  Z  (Spill.ai.). 

Folg  f.,  früher  zuw.  m.:  1.  Leichengeleit  Bs  XIV. 
,Er  warf  ire  ceremonien  und  ander  kilchenbruch  um, 
desglich  volge,  jarzit,  selgret;  er  verwarf  alle  bruoder- 
schaften,  volge,  sibend,  drisgist  und  jorzyt  [usw.].' 
RvFF.  Bs  Chr.  —  2.  Folgsamkeit,  (Gehorsam,  Zu- 
stimmung, Bereitwilligkeit.  ,Und  wo  ir  nit  folg  und 
willen  funden.'  1523,  Absch.  ,Dass  wir  an  beiden 
partyen  folg  erfunden.'  ebd.  =  worin  uns  beide  P. 
Folge  geleistet  haben.  Nachdem  die  Boten  der  Eid- 
genossen bei  keiner  der  streitenden  Parteien  so  viel 
Nachgiebigkeit  (,Volg')  gefunden,  dass  die  Sache  hätte 
zu  Ende  gebracht  werden  mögen,  ebd.  1533.  ,So  der 
Froramen  loblich  [Taten]  zu  Dank  und  F.,  der  Bösen 
schmechlich  zu  Warnung  und  Flucht.'  Axsh.  ,So  hat 
er  doch  die  selbigen  [die  rechten  Mittel]  von  wegen 
der  vile  widerwei-tiger  meinungen,  mit  keiner  f.  er- 
halten mögen.'  SHochh.  1591.  Objektiv:  Ansehen, 
Autorität,  Geltung  einer  Person  oder  Sache,  in  Ge- 
horsam, Beistimmung  der  Untergebenen  usw.  sich 
äussernd.  ,Vor  alten  zyten,  da  frommgheit  und  eer 
vil  me  f.  gehebt  hat  denn  zuo  unseren  zyten.'  Zwingli. 
,Ein  ansechlicher  Mann,  der  guoten  F.  habe.'  1646, 
LB.  GbD.  —  3.  bes.  die  Zustimmung  zur  Meinung 
eines  Andern  bei  gerichtlichen  Verhandlungen 
Zg  14-32;  daher  auch  die  dabei  stattfindende  Umfrage; 
die  geäusserte  Meinung  selbst.  ,Wär  ouch,  das  under 
den  raten  dheiner  dehein  urtel  Sprech,  züg  oder  war- 
tend war,  die  [Urteil]  mag  er  wol  zühen  und  warten 
und  soll  damit  syn  stimm   an   der  volge  nit  verloren 


811 


Falg.  feig,  filg,  folg,  fulg 


han.'  Stadtb.  Baden  1384.  ,l)arut'  er  [der  Obmann] 
denn  syn  (,synen.'  1504)  yolg  oder  erkanntnuss  in  der 
sach  tuon  soll.'  1.500,  Absch.  ,üyn  volg  und  rat',  dein 
Votum  in  der  Umfrage.  Ruep  1538.  —  4.  das  bei  der 
Abstimmung  sieb  ergebende  Verhältniss  der  Stim- 
men oder  Parteien,  Mehrheit  und  Minderheit,  ,mere 
und  minre  P.'  ,Und  wer  da  die  meren  Volge  under 
inen  gewönnet.'  Ofkn.  Flunt.  1489.  ,Swa  dehein  urteilde 
gezogen  wirt  für  die  mengi  von  der  minren  volge.' 
L  iilt.  Ratsb.  Der  Weise  gegenüber  dem,  der  eine 
grosse  Verwandtschaft  hat,  vermag  durch  seine  Rede 
sich  doch  .kein  volg  noch  nier  zuo  machen.'  Ruef  1538. 

Mhd.  fohle  f.,  Leichengeleit,  Beistimmung,  Abstimmung, 
Stimmenverhältniss.  An  die  l)ei  der  Umfrage  stattfindende 
Reihenfolge  ist  bei  3  u.  i  nicht  zu  denken.  —  Das  männl. 
Geschlecht  wie  bei  , Einung'  u.  a. ;  vgl.  ,das  Urteil'  aus  dem 
altern   ,die'. 

Erfolg  m. :  das  Eintreten,  Geschehen  (aber  nicht 
die  Wirkung).  ,Bis  zum  Erfolg  des  Urteils.'  15'21,  Absch. 

folgen:  1.  (mit  D.  P.  u.  absol.)  gehorchen,  folgsam 
sein.  D'  Chind  niuend  [müssen]  f.  ,Er  rühmte,  wie 
gut  ich  es  bei  ihm  haben  werde,  wenn  ich  folgen 
wolle.'  GoTTH.  , Folget  er,  so  soll  im  gnad  geschehen; 
wo  er  aber  widerspännig  syn  wurd . . .'  1530,  Absch. 
—  2.  beistimmen,  dem  Urteil  eines  andern  Richters 
oder  Ratsmitgliedes.  ,Und  sond  [sollen]  dann  [wenn 
ein  Richter  persönlich  beteiligt  scheint]  die  rät  einen 
andern  an  syn  statt  setzen,  der  entweder  urtel  ge- 
folget hat'  Stadtb.  Baden  1384,  =  der  noch  keiner 
Ansicht  beigepflichtet  hat.  ,Es  soll  nieman  dawider 
ertailen  [urteilen]  noch  volgen,  und  wer  dawider 
ertailt  oder  urtail  volget . . .'  Stadtk.  Diessenh.  ,Es 
syge  [sei],  dass  er  [der  Obmann]  den  zuosätzen  in 
iren  urteilen  volge  oder  sie  ihm.'  15  0,  Absch.  ,0b  ein 
richter  in  einer  umfrag  bedunken  wellt,  dass  an 
einem  gricht  mit  ufheben  [der  Hände]  oder  f.  etwas 
getar  [Unredlichkeit]  fürgön  wollte.'  1545,  Absch. 
,Wann  man  an  dem  Gericht  die  Urteil  scheidet,  da 
soll  niemand  f.  noch  sein  Hand  aufheben,  er  seie  dann 
gefragt.'  L  Stadtr.  1706/65.  So  noch  bis  auf  neuere 
Zeit  die  Formel:  Ich  folge  [stimme  bei],  absol.  oder 
mit  D.  P.  Zg  1815.  —  .3.  (mit  Sachsubj.)  rechtlich 
zukommen,  zu  Teil  werden.  ,Soll  im  [=  dem  Vater 
des  Täuflings]  f.  und  werden  alles,  was  dem  kind  yn- 
gebunden  [=  bei  der  Taufe  geschenkt]  wird.'  1478/1544, 
ScHW  LB.  ,Von  jetlichen  [gestorbenen  Hausvater]  soll 
einem  heren  einen  fal  f.  und  werden.'  XV.,  SchwE. 
Hofrodel.  Oft  verbunden  mit , lassen':  ,Den  zins  lassen 
harvolgen',  entrichten,  verabfolgen  (lassen).  Bs  Carth. 
1532.  ,Doch  ohne  ynkommen,  dann  die  Berner  ihme 
nüt  f  lassen.'  RCys.  —  -ULM.  fahjen  auch:  gehorchen;  bei- 
stimmen;  rechtlich  zu   Teil  werden. 

folgends:  (adv.  Gen.  des  Ptc.)  hernach.  , Erstlich 
in  cuweror  Schuol  zuo  Cappel;  f.  bin  ich  geförderet 
worden  in  M.  Gn.  Hrn  CoUegium  zuo  dem  Frauwen- 
Münster.'  BLeemann  1531/1613.  ,An  3  Schilling  ge- 
pieten  und  euch  volgunts  die  buossen  ynzüchen.'  Oppn. 
Thalw.  1572.  ,Nicht  allein  in  seinem  irdischen  Vatter- 
land  lieb  gehalten,  sonder  auch  f.  in  das  himmelisch 
Vatterland  aufgenommen  werde.'  JHHott.  1666. 

fo-folgend:  zweit-folgend.  Die  ro-folged  Wuclie 
Z.  —  Nii'ht  eigtl.  Redupl.,  sondern  wahrsch.  dem  Gegenteil 
vo(r)vorig  nachgebildet. 

ab- folgen:  zu  Teil  werden  =  folgen  3.  Vgl.  nhd. 
,verabfolgen    lassen.'    Kanzleispr.     ,Dises    solle    ihme 


ohne    einichen  Aufzug  oder  Verweigerung   also    bahr 
und  flüssig  a.'    Z  Mand.  1694. 

er-:  1.  intr.  a)  wirklich  werden,  sich  bewähren, 
encären.  ,Muoss  auch  das  gemeine  Sprichwort  e.' 
HPantal.  1578.  —  b)  rechtl.  zukommen  =  fulr/en  3 
und  ab-f.  ,Das  guot  soll  in  2  teil  geteilt  werden  und 
der  halb  teil  dem  mann  gelangen  und  e.'  1.541,  ABsch. 
—  2.  trans.  a)  befolgen.  ,Du  aber  hast  erfolget  mein 
leer.'  1531/48,  II.  Tim.,  dafür  ,erreichet.'  1667,  .bist 
mir  nachgefolgt  in  der  Lehre.'  1860.  —  b)  erstreben, 
erlangen,  erreichen,  bes.  auf  dem  Gebiet  und  Wege 
des  Rechtes.  ,Die  berge  ze  hoch  sind  ze  ervolgene.' 
XIV./XV.,  Mark.  v.  Lindau.  ,Begirig  ze  e.  [=  ,assequi'] 
die  vollkommenhait.'  KSailer  1460.  ,Wie  sy  ervolget 
hett  die  arzeny  irs  siechtages.'  ebd.  ,Willt  du  voll- 
kommelich  erfulgen,  das  du  vor  dich  hast  genommen.' 
FCöLN.  ,Die  das  lob  und  ehre  von  dem  allmächtigen 
Gott  und  der  weit  erfolgt  haben.'  1451,  Absch.  , Lassen 
uns  e.  die  ding,  die  sich  zuo  friden  zühend.'  Zwingli. 
,Die  herschaften  durch  krieg  oder  ander  mittel  wider- 
unib  ze  e.'  1532,  Absch.  .Fechten  nach  keinem  andern 
end,  denn  dass  sie  üwer  gänzliche  verhergung  e.'  1537, 
ebd.  ,[Der  Schultheiss  soll]  dem  kläger  völlige  pfand 
syner  erfolgten  [mit  Erfolg  rechtlich  anhängig  ge- 
machten] Sache  heissen  geben.'  150Ü,  Bs  Rq.  ,l)ie  wein- 
saufer  und  prasser  ervolgend  zuoletzt  armuot,  zerrissne 
kleider  und  schlafen.'  1.531/48,  Prov.  Unerfolgt  des 
Rechtes,  absol.  Ptc:  ohne  den  Weg  des  Rechtes  be- 
treten zu  haben,  auf  gewaltsame  Weise.  .Haben  sie 
im  genommen  syn  husrat  und  synen  plunder  unervolgt 
des  rechten'  =  ,über  [gegen]  alles  Recht.'  1419,  Absch. 
,Tet  sich  jemand  mit  selbs  gwalt  on  erfolgt  rechtens 
ynsetzen.'  Um  1520,  Bs  Rq.  ~  Erfolgi"g:  rechtliche 
Erlangung  oder  Vollziehung.  .Damit  dem,  so  die  urtel 
erlangt  hat,  ervolgung  und  execucion  möge  erstattet 
werden.'  1516,  Bs  Rq.  ,Diewyl  wir  gegen  den  unsern 
nichts  dann  e.  unsers  Stifts  herkommen  und  gerechtig- 
keit  suochen.'  1521,  Absch.  .Dass  sie  mir  zuo  e.  des 
rechten  verhelfen  wellend.'  1537,  Absch. 

Mhd.  erfolgen,  durch  richterlichen  Ausspruch  zu  Teil 
werden;  trans.,  rechtlich  erlangen.  —  Die  Schreibung  ,on  e.' 
beruht  auf  der  nahe  liegenden  Vermischung  von  ,un-'  mit 
,ohne'  und  ,on  erfolgd'  z.B.  15'24,  Absch.  zugleich  auf  Uni- 
deutung  des  Ptc.  in  ein  Subst.  , Erfolgd'  =  Erfolgung;  vgl. 
Kkyd,   Klage;    Urelt,   Begräbniss. 

ver-:  1.  trans.  a)  übergeben,  verabfolgen.  ,Dass 
jeder  frevel  derjenigen  Obrigkeit,  bei  welcher  derselbe 
geschehen  ist,  verfolgt  werden  möge.'  1545,  Absch. 
,Soll  das  gras,  so  uf  dem  kilchhof  wachset,  eim  jeden 
todtengreber  verfolgt  syn  und  werden.'  Stadtr.  Diessen- 
hüfen  ca  1400.  —  b)  leisten.  ,Wiewol  gemein  eid- 
gnossen  die  obere  herschaft  habent,  so  wöllent  sy  [die 
von  Bremgarten]  doch  dheiner  geri^chtigkeit  bekannt 
syn  den  eidgnossen  zuo  v.,  dann  mit  reisen  dienstlich 
syn.'  XV.,  Urb.  Baden.  ,Das  sie  mir  ouch  gegonnen 
und  verfolgt  band.'  1449,  Gpd.  —  2.  intr.  a)  rechtl. 
zukommen,  zu  Teil  werden;  oft  verbunden  mit  , lassen'. 
.Dieselben  zins  sollen  inen  v.,  gelangen  und  werden.' 
1527,  Absch.  ,Sie  wider  zuo  gnaden  annemen  und 
inen  den  merkt  v.  lassen  [ottenen  Markt  erlauben].' 
1531,  ebd.  —  b)  beistimmen  = /o?_f/e«  .3.  ,Dass  ich 
einer  urteil,  die  mich  die  besser  bedunket  syn,  v.  soll 
und  mag.'  1450,  Absch.  —  Verfolgung:  Betreibung 
einer  Sache,  BestrebungV  ,Mich  by  myner  v.  äne 
entgeltnisse  lassen.'  1450,  Absch.  —  Mhd.  mfuUjeu  cbso, 


I 


•  «18 


Falfr— fulg.     Falgg— fulfrg-     Falk— fulk.     Fahii— fulm.     Fals-fuls 


814 


ge-:  1.  folgen,  einem  Rate.  jWeil  d' mei'm  rat 
so  gschwiiid  gfolgest.'  Com.  Beati.  —  2.  zu  Teil 
werden,  rechtlich  zukommen.  ,Ist  myn  will  und 
meinung,  dass  dem  Dr.  Eck  gefolge  das  öl  in  den 
amiielen.'  NMantel.  ,Dass  sy  obgemeldten  personen 
im  teil  g.  zelassen  und  usszeniarchen.'  1.545,  B  Rats- 
beschl.  .Wem  dieselben  [Bussen]  hoimbdienen  und 
g.,  da  ist  beschlossen,  das  soll  den  Gerichtsherren 
zuegehören.'  159Ö,  Z  Gerichtsordn.  ,Ah  dann  ilime 
g.  solle,  was  recht  ist.'  XVI.,  Muri.  Klo.storurdn.  ,r)ass 
ein  priester  sülle  uf  denselben  crüzgang  ein  predigt 
orilcntlich  tuen,  davon  soll  im  g.  VIII  seh.,  und  so 
die  predig  unterlassen,  süllen  die  VUI  seh.  den  armen 
g.'  1.580,  MEsTERM.,  Rickenb.  .Es  soll  dem  Schult- 
heissen  zur  Belohnung  jährlich  g.  und  werden.'  1715. 
Z  ytadtger.  —  Mhd.  ebenso. 

nach-:  nachahmen.  ,Die  amslen  geleert  des  men- 
schen stimm  n.'  Vogelb.  1557.  .Nachfolgende'  [1.  ,-ends'], 
Adv.  =  hernach.  ,I)och  so  wäre  soliche  wal  n.  be- 
stätigt.' 15'29,  Absi-h.  —  Nachfolger:  Angehöriger. 
,Ietweders  teils  undertanen,  anhänger.  n.  und  niitteilcr.' 
1426,  Absch. 

Folger:  Anhänger  einer  Ansicht;  Teilnehmer, 
Mithelfer.  ,Die  v.  und  mitanträger  [der  Werber].' 
1409,  S  Eatsbeschl.  ,0b  aber  zwo  oder  mer  urtelen 
um  ein  sach  erteilt  wurden  und  eine  wurd  das  mer, 
und  einer,  so  der  andern  urtelen  eine,  so  nit  das  mer 
worden  war,  bette  nun  ein  oder  me  volgeren,  alldann 
so  mag  der,  der  die  urtel  verlorn  hat,  die  sach  ziechen 
gan  Schwyz.'  Bussenr.  Wollerau  1524.  ,Er  ist  ein 
F.,  pedarius  Senator.'  Mev.  Hort.  1692,  d.  h.  der  nicht 
selbst  votieren,  sondern  nur  andern  beipflichten  darf 
,Wo  der  Obrist  Richter  zwar  die  Feder  hinder  dem 
Ohr,  aber  wenig  Witz  darhinder  stecken  hat,  die 
Kichter  aber  lauter  F.  sind.'  Schweiz.  IvRiEosa.  1704. 
—  Mhd.  /olger  ebeusu. 

Folgeri  f.:  Consequenz.  .Zur  verhüetung  viler 
geschehen  könnenden  volgereien.'  LB.  ApI.  1585.1828. 

t'olgig  BSL,  y'f'^bh  Bs.  fölgig  BE.;  FMu., 
(fföhjiy  Ap;  B;  Sch;  Z:  folgsam.  ,Dem  sollend  alle 
Christen  gefölgig  syn.'  Zwingli.  ,Wo  ir  der  stimm 
des  Herrn  nit  gfölgig  sind.'  1531/48,  Bakuch.  ,Wir 
haben  üch  üwer  ungehorsamen  undertän  geholfen  ge- 
wärtig und  gefölgig  machen.'  1531,  Absch.  ,Wo  eins 
oder  mer  [ihrer  Kinder]  ir  muoter  übersächend,  nit 
gfölgig  und  gehorsam  .syn  wölltend,  dann  soll  es  stän 
an  iren  und  der  ganzen  früntschaft.'  ca  1544,  Arch. 
Hertenst.  ,Sequax,  völgig,  das  leichtlich  volgt,  zügig, 
gehorsam.'  Fris.  ;  Mal.,  neben  ,gefölgig  (gefolgig)'. 
,Den  Bäbsten  als  Gottes  statthalteren  gehorsam  und 
den  geistlich  genempten  gefelgig  und  geneigt.'  Ansh. 
,Zuo  allem  diseni  seinen  Amt  soll  ihm  [dem  Ober- 
pflster]  ein  UnderpSster  allzeit  behilflich,  gefolgig  und 
gehorsamb  sein.'  XVI.,  Mi'ri,  Klosterordn.  , Seinen  ge- 
botten  und  verbotten  bis  [sei]  gfölgig.'  PWvss  1650. 
,Dass  Gott  euch  ein  gefölgig  Herz  gebe!'  JJUlrich 
1727.  ,Treu  und  gefölgig.'  JKHofmstr  1744.  —  un- 
uföhjUj  FMu.,  u(n)gf.  B;  Scu;  Z:  ungehorsam. 

folglich:  in  Folge  davonV  od.  nur:  nachher?  ,Die 
iSchul  widerura  in  Stand  stellen,  in  welcher  f.  vieler 
I  Burgers  Söhn  daselbst  aufgeuohmen.'  Led,  Schw.  Lex. 

folgsam:  (Adv.)  folglich.  ,Der  von  seinem  vatter 
\  Noe  verflucht  worden  und  f.  von  Gott  gestraft.'  Georg 
'  König  1715.     ,Die   zu  dem  reform.  Glauben   sich   be- 


kennen, f.  hiesiger  Kirche  sich  ottentlich  einverleiben.' 
1759/79,  Z  Gesetz.  ,Weil  die  Anzahl  der  Armen  durch 
die  betrübte  Zeiten  täglich  vermehrt,  folgsam  das 
Armleut-Säckelmeisteramt  die  anhäufende  Ausgaben 
nicht  mehr  zu  bestreiten  im  Stande  ist.'  1801,  G  Alpb. 


Faigg— fulgg.     Vgl.   auch  die   Gruppen  Falij  usw.,  Falk  usw. 

Felgg:  ni.  Taufn.,  Felix  (für  Knaben)  GlH.   -  -g,j 
eine   Art   Dim. -Bildung;  vgl.    Fujije.  IV;  (An;/rjrl.'). 


Falk— fulk.     Vgl.  auch  die  Giuppe  Fr,l,h  usw. 
Falkez,   Falggez  s.  Flmjgez. 

Falkonierer  m.:  Falkner,  der  die  Jagdfalken  zu 
besorgen  hat.  ,Falconierer,  der  mit  den  vöglen  umgät, 
aviarius.'  Mal.  —  Aus  Uz.  fauconier  (/ah-.)  mit  deutscher 
Endung. 

„felken:  Trockenmass  aichen.  Felker:  der  betr. 
Beamte  U."  —  Aas /ecken  I  (Sp.  726)  verderbt,  wenn  nicht 
verschrieben. 

völklich  s.  röUig-lich  in  Anm.  zu  röltirj.  ver- 
fülken,  Fülket,  fiilklich  ,s.  bei  fid- 


Feime   s.  Felwe.        Gefilni   s.  Gefihv. 

volme,  volmig,  völmig,  volmendig  s.rullOb^. 

„Volme  f.:  ein  ungefähres  Längenmass,  so  viel 
man  mit  der  Faust  und  dem  ausgestreckten  Daumen 
zu  erfassen  vermag;  z.  B.  das  Kindlein  ist  5  V.  hoch 
W."  Spanne?  —  Ahd.  Jhlmn  f.,  lat.  palma,  H.mdttäche. 
Vgl.    Gem'ünd. 

Volmer  m. :  geringer  Arbeiter,  der  die  zwischen 
den  Häuserreihen  liegenden  Kloaken  zu  reinigen  hat. 
,Die  V.,  eegrabenraumer,  fornicarii.'  Mal. 

falminiere" :  (mit  Jmdm,  über  Jmdn)  heftig  schelten, 
tobend  zanken  B;  ScnSt. 

Aus  \s.t.  fulminare,  blitzen,  donnern,  Jmda  niederdonnern; 
vgl.   .wettern';  jmtz  Uui.ner  Ihujfd! 


Felse"  f.  AABb.;  B;  Sch;  UwE.;  U;  ZWäd.,  Benk.V 
—  m.  Aa  tw. ;  Z  tw. :  Fels.  /"  dr  F.  ohe"  B.  2i'  gächi 
F.,  jäher,  schroff'er  Felsabhang  U.  ,Zur  Felsen'.  Wirts- 
haus in  ScHwE.  Nach  Hdnziker  gilt  das  m.  für  einen 
einzelnen  Block,  das  f.  für  anstehende  Masse.  In  den 
Alpen  ist  das  W.  fast  ganz  verdrängt  durch  Ausdrücke, 
welche  Gestalt  oder  Beschaffenheit  bezeichnen.  ,Uf 
einer  harten  Felsen.'  RCvs. 

Mhd./cJ»  und/e?«  ni.,  ihd./c/«»ni.  neben />:/i«<(  f.  Ks  ist 
bemerkenswert,  dass  dieses  alt.  Geschlecht  bei  uns  vurwiegeud 
geblieben  ist. 

Leber-:   Mergelsandstein  Ai';-  Z. 

Wahrsch.  von  Ähnlichkeit  des  (verhältnissmässig  weichen, 
zähen)  Gesteins  mit  der  Leber;  Li'ben  heisst  auch  Mergel. 
Vgl.   , Leber-Berg'. 

Leder-,  Lade-:  harte  Erde,  weiches  Gestein  Z 
(SPILLM.).  —  Wahrsch.  aus  dem  selben  Grund  wie  das  vorige, 
wenn  nicht  aus  diesem  entstellt,   wie  Lade  jedenf.  aus  Leder. 

Nagel-:  Nagelfluh  ZO.;  Wagn.  1680,  319.  ,Ein 
statt  zuo  StGallen  Hess  ein  steinin  wassergang  in  den 
n.-felsen  houwen.'  Vad.;  Z  1781.  —  Neben-:  gelehrt 


815 


Pals— fuls.    Palseh — fulsch 


81(J 


sein  wollende  Deutung  des  wahrsch.  rhätisehen  Gl 
Ortsn.  ,Näfels',  Ncefels,  bei  den  Schriftstellern  des 
XVn.  —  Natur- =  iefJe)--J^. 

Bönen-Felse":  Nagelfluh  GEh.  —  Von  der  äussern 
Gestalt  des  Gesteins,  wie  das  syn.  A'agel-F. 

Stein-.  .Unsere  Herzen  wären  härter  als  ein  St.' 
AKlingl.  1702. 

Das  (in  Z  jetzt  noch  als  Geschlechtsn.  vorkommende) 
Comp,  scheint  anzudeuten,  d.iss  ,Fels'  urspr.  von  ,Stein'  ver- 
schieden, wohl  nur  Bezeichnung  von  harter  Erde  oder  etwa 
Sandstein  war.  Die  alt.  Spr.  braucht  ,stein'  auch  für  das 
übh.  seltene  ,fels'. 

Tätsch-:  Stelle  eines  Wasserfalls.  Jetzt  nur  als 
Ortsn.  Zllln.  —  Vgl.  .Tätschhaeh'.  Von  lälschen,  breit 
aufschlagen. 

Felser.  ,Den  er  Petruni,  d.  i.  Jen  F.  oder  Steiner 
genennt  hat.'  Gualth.  1555. 

feilsen  Gr  ;  Ndw  («'  BG.,  e'  BStdt.  e'  Aa  ;  L ;  SchwE.  ; 
S.  eu  resp.  e'  BU.):  1.  feilschen,  markten,  um  Etwas 
handeln  BG..  Jegenst. ;  L;  Ndw;  SchwE.  —  2.  zu 
kaufen  begehren,  beschauen  und  nach  dem  Preise 
fragen  BE. ;  S.  Si  hei"  es  Stück  Matte  g'ha",  das  er-ne' 
scho"  mängisch  g'f eiset  g'ha  het;  nie  hein-em  's  die  welle 
feil  biete'  [den  Kaufpreis  dafür  angeben].'  JHofst. 
,Dass  einer  den  Stein  [einen  Diamanten]  gefeilset  hab.' 
1481,  Absch.  ,Praeraercari,  ein  ding  kaufen,  ee  es  ein 
anderer  felse.'  Fris.  =  ,dieweil  es  ein  andrer  felset.' 
Mal.  ,Liceri,  auf  ein  ding,  das  feil  ist,  bieten,  etwas 
feilsen.'  ebd.  u.  Denzl.  (.felsen'  u.  , feilsen',  tr.  u.  abs.). 

—  3.  feil  bieten.    Er  het-mer  ds  Eoss  nit  welle  f.  B. 

—  Mhd.  feilsen,   um  etwas  handeln. 

ab-:  (Einem  Etw.)  ihn  zum  Verkauf  davon  zu  be- 
reden suchen  Aa;  BHk.,  es  ihm  unter  dem  gehörigen 
Preis  abnötigen  Gl. 

an-  äfeilse  Gr,  äfelse  SchwE.,  äfeilftjsche  Gr 
Chur,  Jen.,  äf  älscha  GnD.,  afeil  zeV,  af  eise  ökL.. 
Luz.:  1.  auf  Etwas  bieten,  nach  dem  Preise  davon 
fragen  Gr;  SchwE.;  z.  B.  eine  Kuh  a.  --  2.  feil 
bieten  Gr. 


falsch  falte  (Ap  tw.  -ä-)  —  Comp.  fe'ltseh(njer : 
1)  von  Personen,  a)  treulos,  wie  nhd.,  z.  B.  in  Liebe 
und  Freundschaft.  En  f.  Hund,  von  einem  Menschen 
als  Schimpf.  Verstärkungen:  /'.  tcie  Galgchoh  Bs;  S; 
Z,  uie  Gigehars  S.  —  b)  unrichtig.  F.  im  Schritt, 
nicht  gleichen  Takt  mit  den  Andern  haltend  Z.  — 
c)  böse  i.  S.  V.  aufgebracht,  zornig  AAFri.;  Ap;  Bs; 
B;  L;  GTa.;  ScH;  U;  W;  Z;  syn.  tauh.  F.  über  Einen 
oder  Etw.  Mach-mi'''  nüd  f.!  lez  wird-i"''  denn  f. 
-  2.  von  Sachen,  a)  unrichtig,  verfehlt,  z.B.  von 
einer  Rechnung,  wie  nhd.  F-i  Chindbetti,  Fehlgeburt, 
Übersetzung  von  frz.  fausse-couche  Bs.  —  b)  un- 
regelmässig. Fältsches  TTasse)-,  gesund  aussehender 
Urin  eines  Kranken  Apf  (könnte  auch  ,täuschend'  bed.). 
,Eine  Jagdhündin  mit  einem  falschen  Fleck  an  der 
einten  Seite  vornen  am  Kopf  [der,  weil  einseitig,  die 
Kegelmässigkeit  der  Zeichnung  stört].'  1787.  Z  Inser. 
—  c)  vorsteckt;  von  Luft  (Ate")  in  Saugapparaten. 
Blasinstrumenten.  Tabakpfeifen,  die  durch  eine  un- 
gehörige Öffnung  eintreten  od.  entweichen  kann  BEi. ; 
Z.  —  d)  verstellt,  von  der  Stimme.  F.  reden,  mit 
verstellter  Stimme  ZKn.  Syn.  d'  Red  verkeren.  — 
ei  scheinbar,     .!•'.   Balken'    im    Bauwesen,    Balken- 


köpfe ohne  wirkliche  Fortsetzung  Z.  —  Verstär- 
kungen: gigen-f  in  Bed.  2  a  (weil  falsche  Töne  auf 
der  Geige  bes.  empfindlich  sind)  Z.  —  grund-erde-f 
in  Bed.  2  a  ZO.  Die  Verstärkungsww.  nur  in  abstrakt 
beteurendem  Sinn;  vgl.  -roll.  —  hunds-f.  in  Bed.  1  a, 
von  einem  ausgemachten  Heuchler  AABb.  ,Hund-'  in 
vergleichender  oder  nur  abstrakt  beteurender  Bed. 

Die  Bed.  1  e  entspringt  daraus,  dass  der  durch  Belciili- 
gung  zu  Zorn  Gereizte  leicht  auch  die  Treue  vergisst.  Vgl. 
Schalk-  (urspr.  Knecht)  und  höa.  —  ö  in  dem  veralteten  .\p 
Gebrauch  ein  aus  dem  Subst.  ,räläcbe'  od.  dem  Vb.  , falschen' 
eingedrungener  Umlaut. 

Falsch  m.:  Falschheit  in  Gesinnung  od.  Handlungs- 
weise, Betrug;  auch  Fälschung  von  Waaren,  Massen 
und  Münzen.  .Swa  si  [wage,  eine  und  gelöte]  unrehte 
stant.  dast  der  vals;  unde  sol  der  munzemeister  den 
vals  anegrifen,  an  allen  stetten,  da  ern  vint.'  Wack., 
D.  E.  1260.  ,Swer  an  dem  falsche  begriffen  wird,  es 
sig  an  gewege,  an  messe  oder  an  swes  felsehes,  das 
felsch  heisset,  der  git  dem  rate  1  pfd.'  Stadtr.  Aa 
Rheinf.  1290.  .Wird  yeman  gefangen  umb  ein  f' 
Strafr.  AABaden  1384.  ,Das  ist  ein  ofiner  f.'  L  1417. 
,Als  etlich  houptlüt  am  herzogen  den  valtsch  begangen 
und  ir  etlicher  in  umb  500  gl.  in  einer  raustri  be- 
trogen [mit  Angabe  einer  grössern  Zahl  von  Soldaten 
als  vorhanden  war,  um  mehr  Sold  zu  beziehen].'  1501, 
Absch.  ,Mit  des  göttlichen  Wortes  kraft  mag  aller 
falsch  ires  gwalts  und  missbruchs  umgestossen  wer- 
den.' 15'24,  ebd.  ,Cmb  den  f.  und  umb  den  schyn, 
den  wir  im  tempel  gfüert  hond  fyn  [sagen  die  ,Götzen' 
in  ihrer  . Klagrede']. •  Manuel.  ,Es  ist  ein  f.  und  be- 
trug, ja  lötige  buobentäding.'  HBüll.  1531.  .Welcher 
eerenmann  könnte  es  zuo  guotem  ufnemmen,  wenn  du 
dynen  öffentlichen  f.  und  betrug  under  synem  nanimen 
verbergen  wölltist'?'  Gualth.  1559.  ,Redliehe  [Redlicli- 
keit]  füeret  die  frommen,  untrüw  aber  und  f.  [Falsch- 
heit] ist  ein  verderbnuss  der  schälken.'  1560,  Prov. 
,Der  gefelscht  bisem  erzeigt  an  dem  gschmack,  farw 
und  anderm  seinen  f.'  Tierb.  1563.  ,Die  bösen  geister 
bruchind  disen  f..  dass  sy  sich  für  die  abgestorbnen 
ussgebind.'  Lav.  15G9.  ,Impostura,  ein  betrug,  falsch, 
beschiss.'  Fris.;  Mal.  ,Sine  fuco,  on  allen  f.'  ebd. 
,Accusare  tabulas,  anklagen  eins  falschs.'  Fris.  ,Mit 
vil  betrüglichen  Erdichtungen,  Verhcissungen  und 
Schmeichlereien,  das  doch  alles  ein  F.  war.'  RCys. 
.Welicher  einicherlei  faltsch  bruchte,  der  uf  freien 
Schicsseten  verbotten  ist.'  Z  Mand.  1601.  ,Behüet  uns 
vor  allem  f.  und  untrüw.'  Z  Kirchengebet  1603.  ,Der 
F.,  so  etwa  mit  diesen  [Mark-]  steinen  getriben  wurde.' 
1627,  BsBirseck.  —  Mhd.  falwh.  fnh  m.,  betrügerisches 
Wesen,  Betrug:  Falschmünzerei. 

falschen:  1.  „falsch  werden".  —  2.  fälschen, 
falsch  deuten.  ,Diss  ist  der  Inhalt  der  predig,  die 
mir  von  etlichen  widerspännigen  böslich  usgerupft, 
verkert  und  gefalschet  ist  worden.'  1534,  Absch.  — 
Mhd.  fulnehen,   falsch  sein. 

Falschheit:  Wenn  d'  F.  hrennti  tcic-n-c  Für, 
So  war  'i  Höh  nid  halb  so  tür!  Sulger. 

felschen:  für  falsch  erklären,  Lügen  strafen. 
,Swer  dem  andern  an  syn  ere  sprichet.  oder  dass  er 
im  an  synen  eid  sprichet  und  im  den  velschet.'  Stadtr. 
Frauenf.  1331.  Die  Klagen  über  den  Statthalter 
scheinen  auf  Verleumdung  zu  beruhen,  denn  sie  gehen 
auf  N.  N.  zurück,  der  mit  seiner  Kundschaft  sich  selbst 
.fälschet.'  1547.  Absch.   —  Mhd.  frhrhen,  ebenso. 


I 


817 


Kalsrh  — fulsrh.     Kall     riill 


818 


Felschc  „Fälsche  f.  Soiiw",  Verfelschi"g  f. 
Ndw:  ein  Stück  Zeug  von  geringerem  Stoif  oder  un- 
anselinliclierer  Arbeit,  welches  an  Stellen,  die  den 
Bliolien  entzogen  sind,  zwischen  den  bessern  Zeug 
eingesetzt  ist,  z.  B.  die  untere  Hälfte  des  Überzuges 
einer  Bettdecke;  an  den  Röcken  der  Weiber  der  von 
der  Schürze  bedeckte  Teil. 

Felsch(n)i  f. :  1.  Falschheit.  —  2.  zornige  Stim- 
mung. Das  hat  mi'''  au'''  e  F.  g'macht!  mich  doch 
sehr  zornig  gemacht.  I"''  bin  au"''  e  F.  worde!  Z. 
Zu  falsch  1  c.  —  Mlul.  fehche,  Falschheit.  Das  Subst.  im 
.\cc.  adv.  gehraucht  von  einem  hohen  Grad  von  Zorn. 

felschlen,-elen,  />-:  betrügen,  bes.  beim  Karten- 
spiel,  Knift'e  brauchen  VOrte;  Gl;  Z.  —  Felschler 
Hl.:  der  beim  Spiele  betrügt  Gl;  Uw.  —  Pelschleri, 
F  eise  biete  f.:  Betrügerei  Uiv. 

Fälsche  f.:  eine  Art  Beil,  Hippe  zum  Abhauen  der 
Äste  W.   —    Von  lat.  falcc(m),  Sichel. 
felschen  s.  an-feilsen. 


Falt  Aa;  LE.;  ZNA.,  FoUlBV.-.  ScnwE.;  ZO.pini. 
Fiatli),  Fäld,  -t  Ndw  -  PI.  Feilt,  Fäld  —  m.  (n.  i.  S. 
V.  3  Aa,  i.  S,  V.  4  Z):  1.  Falte  in  einem  Kleid.  ,Ein 
jüpplin  on  feld'  =  ohne  Falten.  Platter  1572.  ,Rug8e 
vestium,  die  fält  oder  falt  an  kleideren.'  Fris.  ;  Mal. 
.Wann  d'  fält  [vom  Kleide]  fry  von  einanderen  tuost' 
Com.  Beati.  'Zoyni  Fäldli,  beim  Nähen  durch  blosses 
An-  und  Zuziehen  gebildet,  g'leiti,  einzeln  zurecht  ge- 
legte Z.  Falte  der  Haut:  ,Die  Elephanten  zerstreckend 
die  haut,  ergreifends  [die  Fliegen]  in  ire  fält  und  brin- 
gend also  die  fliegen  um  ir  leben.'  Tierb.  1-563.  Von 
Muscheln:  ,Die  grät  oder  fält  sind  weiss.'  Fischb. 
15G3.  Daher  auch:  ,ronde  und  gefaltete  Schnecken.' 
ebd.  Vertiefung  an  einem  Körper  übh.,  verborgene 
Stelle.  Bildl.  Wenn  au'''  d'r  G'schldist  chönnti  bis 
i  's  hinderst  Fäldli  g'seh.  Ochsn,  v.  Eins.  —  2.  das 
untere,  nicht  geflochtene  Ende  der  Peitschenschnur 
(.Schlinge'),  woran  der  .Zwick-  befestigt  ist  ZDüb.  Vgl. 
Ztri-F.  —  3.  Bestandteil  von  Schnüren  u.  Seilen,  ein- 
zelner Anlegteil,  Faser  Aa  (ntr.;  PI.  gleich).  Vgl. 
Fach  1  a.  —  4.  Scheidewand.  Verschlag  zw.  den 
Teilen  eines  Hauses;  die  durch  solchen  gewonnene  Ab- 
teilung. Vgl.  Fach  1  f,  g  und  drl-fältig.  's  Hüs  hat 
4  Falt  =  ist  3  mal  underschlage,  d.  i.  hat  Stube,  Kam- 
mer, Stall  und  Scheune  ZN.  ,N.  N.  ist  berechtigt,  aus 
dem  obern  Schopfaubau  für  sich  ein  F.  Haushöhe  auf- 
zubauen.' ZW.  Prozessakten. 

Mhd./i</(,  P].fdte,  m.  und  falte,  faldi  f.,  Falte  (auch  der 
M  inl|,  Faltenwurf;  Kleiderlade;  Verschluss,  Versteck.  —  PI. 
'  li.'  JKLav.    1644;   ,Fftlte.'   fioli.   1741. 

ein-  eifalt  (fem.  Vfelti  und  -a-  BSi.):  I.  Adj. 
1.  einfach;  schlicht  von  Menschen  (und  Tieren),  auch 
i.  S.  V.  , unschuldig,  harmlos,  unbefangen;  ungebildet'. 
,Ü6  sprach  das  einvalt  schsefelin.'  Boner.  ,Ein  einfalter 
Rock.'  1489,  Waldm.  Inv.  ,Und  wiewol  diser  fürtrag 
mit  einfalten  werten  beschechen,  sye  doch  einer  statt 
Rotwyl  vil  daran  gelegen.'  1547,  Absch.  ,Vor  80  jaren 
ist  in  der  Eidgnoschaft  gewesen  ein  schlecht  einfalt 
fromm  volk.'  HBüll.  1572.  , Kurze,  einfalte  und  wahr- 
liafte  Erzellung.'  LLav..  der  sich  selber  1569  unter- 
zeichnet als  , einfalter  diener  der  Küchen  Zürich'.  ,l)er 
einfalt  Leser,  der  sich  ab  solchem  schryben  derGleerten 
stosst.'  ebd.  .Kurzer  underricht  für  die  jungen  und  ein- 

Sc-hweiz.  Idiotikon.  I  0. 


falten.'  BLeemann  1606.    ,Mit  seinem  g'werb  der  paur 
einfalt  Vast  alle  stand  der  weit  erhalt.'  Emblemata  Z 
1622.    .Die  ynbindpfenning  sollend  in  luterm  einfalteni 
papyr  überantwortet  werden.'  Z  Hand.  1627.    ,Die  ein- 
falten glatten  kräglin  habend  wir  erlaubt.'  ebd.  1650. 
.Ich  bin  ein  einfalt  mensch,  kann  weder  schreiben  noch 
lesen.'  FWvss  1658.    , Bisweilen  erforderen  die  fragen 
eine  einfalte  antwort.'  AKlingl.  1688.    .Einfalte  Schaaf 
merken  es.'  JHFAsi  1696.     Adv.:  ohne  Weiteres,  ge- 
radezu, bloss,  nur.    ,Dass  auch  wir  ei.  by  der  heiligen 
geschrift  belybind.'  LLav.  1569.    ,Uf  dise  klag  gebend 
wir   ei.  dise   antwort.'    HBüll.  1571.     ,Eund   und   ei. 
verholten.'    SHochh.  1591.    —    2.  einfältig,    töricht 
B ;  FS.    Du  ei  falte  Tropf!  Gotth.     Grüsani  e  schüche 
[ein  ausserordentlich  schüchterner]  «  für  e  Hüsbriich 
en  eifalte  [in  praktischen  Dingen  unbehülflicher].  ebd. 
,Er  solle  nichts  Einfalles  maohon.'    ebd.     ,Dann  ein- 
falt,   forchtsam    und    abergläubig    lüt    beredind    sich 
selbs.'  LLav.  1569  =  .einfaltig.'  1670.    ,Ach  einfalter 
Prinz!'    JJUlu.   1733.     Als    Subst.    m. :    einfältiger 
Mensch,    Dummkopf,   Tor  Bs;  F;  Z.  —  Einfalti  f.: 
Einfachheit.     ,lch  habe  mich  der  Einfalte  und  Wahr- 
heit beflissen.'  XVI  XVn.,  Mise.  Tig.  —  einfältelen: 
etwas  Einfältigem  gleichsehen  Sch.  —  ei"fältig,  allg., 
„efaltig   L" :     I.  Adj.    1.  einfach.     Eifältigs   Tuech. 
schlecht  gewobenes    L.     ,Der   einfaltig  [Branntwein] 
ist  gebrannt  von  schlechtem  [einfachem]  wyn  und  der 
zweifaltig  von   gesottenem  wyn    und   mit  gewürz  ge- 
beizet.'   XV.,  L  Hdschr.     ,Indigesta  ligni   simplicitas, 
ein    glatt,    einfaltig   und   schlecht    [schlichtes]    holz.' 
Fris.     ,Doch    nur   kurz    und    einfaltig    beschreiben.' 
JJRüEGER.     , Einfeitiger    Todtschläger'    im    Gegs.    zu 
.Mörder'.  1613,  Absch.    ,Die  einfaltigen  Schlagbuessen.' 
1656,   ScHw  Eq.     ,Weit   einfältiger    [als   die  Wasser- 
fälle], aber  nicht  weniger  verwunderlich  sind  die  vielen 
Brünnen,  die  man  an  den  Bergen  siebet.'  JJScheuchz. 
1706.   Auch  i.  S.  v.  unbedeutend,  geringfügig:  Nit  emöl 
[einmal]  e  äfältig  GässböcUi  Sch.     Wege"  dem  eifalte 
Ding!   einfach,   geringfügig   im   Verhältniss    zu   dem 
Wesen,  das  man  davon  macht  Z  (Spillm.).  —  2.  ein- 
fältig,    a)  i.  S.  V.  unbefangen,  unschuldig,  schlicht. 
,So  kompt  der  gute  alte  L.  wie   ein   alter   einfeltiger 
Eidgnoss  daher,  wattet  mit  Stifel  und  Sporren  durch 
das  Bad  und  beutet  dem  [badenden]  Fürsten  die  Hand.' 
HPantal.  1578.     ,Wo  der  einfaltigest   und   gelehrtest 
gleiche    wüssenschaft    haben    werden.'    JMüll.    1665. 
, Andre    urteilen    einfältiger    und   der    Wahrheit   ähn- 
licher.'   JJScHEüCHz.  1749.  —  b)  nachlässig,    ober- 
flächlich L.     ,Dass  die  Dorfwachten  nit  nur  einfaltig 
mit  den  Halbarten    uf  der  Achslen   umbhin  gangind.' 
Z  Mand.  1641.  —  c)  töricht,  allg.   Eif.  ist  nü'" fältig 
(wie  eine  Zwiebel),  Wortspiel  mit  Bed.  1.   Ufen  cifeltigi 
Ard  um  's  Lebe  [es  Äug  udgl.)  cho",  durch  blosse  (eigene 
oder  fremde)  Torheit.    Eif.  lache".    Substant.  sagt  man 
von  Einem,  der  unbändig  und  ohne  Grund  lacht,  der 
Eifältig  plage   ihn    (als  ob  ein  neckischer  Geist   ihn 
dazu  triebe,    wie   man  von  Launen   sagt:    Er  häd  de 
Guet,  de  Bös).  —  IL  Adv.    1.  kurzweg,  schlechthin, 
ohne  Weiteres,  nach  St.  i.  S.  v.  „nun  einmal  L";  syn. 
ni.  einfaH.    ,Turnerus  nennt  den  [vielnamigen  Vogel] 
einfaltig    ein  Merchen.'    Vogelb.  1557.     ,Dass  es  ein- 
fältig by  der  Urtel  verblyben  seile.'  1621,  Obw  Staatserk. 
,Sie  warend  ihres  begehrens  einfaltig  abgewisen.'  1663, 
Z  Weggenzunft.    , Sonst  hätte  man  es  einfaltig  bei  der 
gemeinen    Catechisation    lassen    verbleiben.'    JJHott. 


819 


Fall.  tVlt,  tilt.  tolt,  fult 


820 


löüö.  ,Man  hat  ihm  [einem  Bestraften  bei  der  Be- 
erdigung] einfaltig  ahgedankt.'  1700,  Todtenb.  ZGlattf., 
d.  i.  bloss  die  betr.  Liturgie  abgelesen  ohne  die  übliche 
Leichenrede.  —  2.  wenig.  Jez  bräiselet  [brennt]  's-es 
nit  eif.!  bezeichnet  hohen  Wärmegrad  U.  —  ver- 
einfaltigen: durch  Dummheit  verscherzen,  verderben 
BSi.  —  Mhd.  einfult,  eiufiich,  arglos,  einfältig,  nur;  linfallec. 
-fehic,  einfach,  schlicht,  arglos,  leichtgläubig. 

Eng-Falt,  nur  als  PI.  -Fält  =  ManigfaJt  Tu. 
Ker-  Cherfäldli:  aneinander  gelegte  kleine  Falten 
eines  Kleidungsstoffes  oder  -Stückes,  Röhren  bildend, 
deren  Langseite  abwechselnd  nach  der  einen  und  der 
andern  Seite  offen  ist  Z.  —  Magen- =  il/(tH(V//((7( 
Ai-  It  Steinm.  1804. 

Manig-  Aa;  Bs;  öcuÖt.;  „Tii;  Z",  Mänuj-  ZZoll., 
Miing-  il/m(;-GSa.,  Manglet- GT.,  Mäntj-,  Manijcl- 
Fält  (?\.'t)  Ap,  „Manigfal  LE."  —  m.  GSa.;  SouSt. 
n.  Aa;  Bs;  Z:  1.  der  dritte  Magen  oder  der  Psalter, 
Blätter-,  Kuttelniagen  des  Rindviehs,  wegen  seiner 
vielen  Falten  Aa;  Ap;  Bs;  L;  G;  ScuSt.;  Z.  Bildet 
den  geringeren  Teil  der  Kaidaunen,  gewöhnlich  Hun- 
den und  Katzen  zukommend.  Si-ren«.  ,Die  Hoden  des 
Hirzen  [Hirsches]  oder  sein  mänigfalt.'  Tierb.  1563. 
Syn.  Mängfäsi,  Lässi.  —  2.  runzlichte  Vettel.  Spreng. 

Mhd.  (aleniann.)  manecfult  m.,  Blättermagen  des  Viehs. 
—  Das  Msc.  wird  auf  hinzugedachtem  , Magen'  beruhen,  das 
Ntr.  auf  dem  Begriff  einer  unbestiuimten,  verwickelten  Menge 
(vgl.  das  Syn.  's  Tüfels  Nainenb'ueehli)  \  übrigens  schwankt  ja 
auch  das  Genus  des  einfachen  W. 

„Mangel-  m.:  Fieber  von  Kühen,  denen  nuin 
bald  nach  dem  Kalben  zu  viel  oder  zu  kaltes  Wasser 
zu  trinken  gegeben  hat,  wodurch  sie  wild  werden  Ap." 

Der  Name  scheint  auf  Umdeutung  vun  Maniijfalt,  resp. 
Übertragung  von  jenem  Körperteil  auf  einen  krankhaften 
Zustand  desselben  zu  beruhen. 

Schau"-  m.:  der  äussere  Schein,  Augenfälligkeit. 
.Der  pracht  und  schowfalt  syner  [des  Abts]  ceremonion.' 
Kessl.  ,Syn  ard  zuo  reden  war  unfalsch,  pur  und  nit 
uf  den  seh.  zuogebutzt.'  ebd.  Big.  die  zum  Beschauen 
(zur  Lockung  für  Käufer)  ausgelegte  Falte  eines  Stückes 
Tuch,  die  schöne  Aussenseite.     Vgl.  Schaufall. 

zi-  BRi.,  zwi-  „Gl  (-i-  K.);  LE.",  zwei-  zivö- 
BBe.,  zwü-  BHk. :  zweifach,  doijpelt.  Gegs.  einleit. 
Ztv.  gä',  gekrümmt  Gl;  Syn.  zwifach.  Mit  zw.  [über- 
gelegter] Zunge  rede",  undeutlich  sprechen,  lallen,  vom 
Zungenschlag  Kranker  und  Betrunkener  GlK. ;  „zwei- 
deutig, wer  anders  redet,  als  er  denkt  LE."  ,Dass  der 
probst  und  das  capitcl  ir  yngesigel  henken  an  disen 
brief  zwivalten.'  1315,  Urk.  Zoll.  .Zwyfalte  Mailänder 
batzen',  Zweibätzner.  1533,  Absch.  ,Winterthur  . . . 
mit  guoten  zwifalten  gemürten  hüseren',  d.  h.  wohl 
doppelten,  aus  Vorder-  und  Hinterhaus  bestehenden. 
Bossb.-Goldschm.;  vgl.  Falt3.  ,Mit  zweifaltigem  Herze.' 
1707,  Sirach.  —  Zwi-  m.:  Teil  der  Geisel  unmittelbar 
vor  der  Schwippe,  weil  aus  zwei  Faserteilen  gedreht. 
Vgl.  Fall  3.  —  zwifaltigen:  ein  Aktenstück  in  zwei 
Exemplaren  ausfertigen.  ,Und  ist  oucli  dirro  brief  ge- 
zwivaltiget'  Urk.  v.  1-137. 

IJ-Falde  f.:  Umdeutung  von  E-Fad  i.  S.  v.  Falt  4. 

„Lach-Falte   f.:    Miene,    die    sich    zum   Lachen 

verzieht."  —  Zwi-  f.:  Falte,  die  den  betr.  Gegenstand 

gleichsam  zu  einem  doppelten  macht,  z.  B.  eine  Spalte 

in  einer  Sense  Ndw. 

falten  fühle  GrS..  fiilde  Gl;  GrD.,  Pr.,  fälle 
GuScliud.,  Tschiertsch.:    Falten  machen,  in  F.  legen. 


—    in-.     , Einfalten  =  cintiecliten,    interplicare,    in- 
flectere.'  Mal. 

Fi-F_alter(e)  in.  (f.)  1)  FifoUer  BHk.  ß);  Gh; 
„L",  Fi'f auter  B,  Fifnltere  HcnyfE.;  UwE.,  Fifolterc 
BBe.,  Fifolder  ApH.,  Her.,  Pfipfolder  ApGais, 
Pfiffolter  BU.;  GuD.,  Pr.,  Rh.,  -e  BG.,  Ri.  (t),  Si.; 
GlS.  (l),  Plfoltere  (wo?),  Ifolterli  GRVal.,  LV,-, 
Trib-Folterli  GrV.,  Pfiffolder  ApM.  2)  Pfifhalter. 
-Hoher  „W",  Pßfholtre  GLStdt;  Gr;  W,  -Holder  ArlL 
(PI.  -Holder);  GRÜhurw.,  D..  Sa.,  -Holdere  GrAv.,  Fif- 
hollere  BBe.,  Feigholdere  U.  3)  Pipolter  „B«;  Gr 
Mal.,  „L",  Bibolter  Ap,  Pipolder  GRLandq.;  GQuint., 
Pipolper  GlK.  (t');  GSev.,  We.  (auch  PilHÜjivrU):  W: 
Schmetterling.  Syn.  Summer rogel,  Miietergoltesrogel, 
-Henni;  frz.  Patois:  roladze  (volage).  .[Wohlhabende 
Weiber,]  welche  glitzerten  wie  Pfyfolter.'  Gotth.  ,Zur 
Pfif heiter',  Name  eines  Hauses  in  TuDiessenh.;  Wirts- 
hausschild in  BG.  Wem-man  im  Früelig  .-'  erxta  Botts 
[zum  ersten  Mal]  cn  gela  [gelben]  Pfifoldcr  giet,  so 
hed  man  im  seba  [jenen]  Jör  irisses  Brod  Ap.  Eini 
icie  en  Pfifholder,  ein  stattlich  geputztes  Mädchen  Gr 
Churw.  Bildlich  geradezu:  Mädchen,  welches  bunte 
Kleider  und  Flitter  trägt  Ap;  BSi.;  vgl.  u.  alkmandren 
Sp.  174.  ,10.  dag  Merzen  die  ersten  fygelin  [Veilchen] 
funden  und  die  ersten  Pflffholtaren.'  1526,  Stockar. 
,Anno  1543  sind  im  Augsten  vil  pfift'holteren  gflogeu; 
dieselben  vögeli  band  gel  [gelbe]  ding  geschissen, 
darus  sind  dann  worden  würm,  die  band  das  krut  ge- 
fressen.' UMev.  1540/73.  ,Flügel  wie  bei  uns  die 
pfeifholter.'  Vocelb.  1557.  ,Der  Wannenwäher  gelebt 
der  pfeyholteren,  mausen,  wespinen.'  ebd.  ,Hepiolus: 
ein  lieclitmuck,  pfeiffolter.  Papilio:  ein  pfeiffholter, 
zweifälter.'  Dastp.  1537.  , Papilio:  ein  pfytt'holter  oder 
summervogel.'  jFris.;  Mal.  ,Die  pfeifholter,  papilio.' 
Mal.  ,Die  Mucken,  Pfeifholtern,  Fröschen.'  JZiegl. 
1647.  ,Pfiff heiteren.'  Stanser  Urk.  1663.  ,Chrysalis: 
Goldkäfer,  Pfeif  holder.  Papilio:  Sonunervogel,  Pfeif- 
holder (-holter),  Molkendieb.'  Denzl.  1677;  1716.  .1724 
war  der  Jenner  so  warm,  dass  zu  Appenzell  und  zu 
Huudwyl  junge  Vögeli  und  Eierli  waren  von  Pfif- 
holder.' Ap  Chron.  bei  T.  —  Armeselw  -  Pfif- 
hulterli  W,  nach  der  alten  mythol.  Beziehung  zw. 
Schmetterlingen  und  Seelen  (resp.  Eiben). 

.\hd.  Ji/nltm  f.,  ß/atler  m.  u.  f.,  änhd.  .Feifalter'  m.  u.  f. 
Das  W.  geht  mit  Nbformen  wie  die  unsern  durch  alle  germaa. 
.Sprachen  und  MAA.  und  entspricht  der  redupl.  Bilduugsform 
nach  dem  lat.-roman.  papilio,  nur  dass  hier  die  Vorsilbe,  im 
Gerniau.  die  Stammsilbe  vollen  Vocal  hat.  Die  Bed.  der 
letztern  ist  offenbar  ,falten',  von  der  Bewegung  der  Flügel; 
später  in  Folge  der  Verdunklung  des  «  in  o  selbst  verdunkelt, 
dann  mannigfach  umgeformt  und  umgedeutet.  Vgl.  noch  die 
Entstellungen:  Zwi/ult^r ;  Fliikßmnler ;  Pfifcn-,  Flieyen-Tivr/i; 
Fifentraijpr.  Die  Entstellung  wurde  wahrsch.  dadurch  be- 
günstigt, dass  die  Vorsilbe,  sei  es  nur  zur  Verstärkung,  sei 
es  in  Folge  Anschweissung  des  Art.,  y/  statt  /  angenommen 
hatte.  Da  aber  doppeltes  2>f  das  W.  zu  schwer  belastete, 
so  wurde  es  an  beiden  .Stellen  auf  y  reduziert;  fiohir  konnte 
dann  durch  Assimilation  oder  nochmalige  Redupl.  in  pdjter 
übergehen.  Der  Voc.  der  Vorsilbe  scheint  urspr.  laug  ge- 
wesen und  es  auch  bei  uns  meist  geblieben  zu  sein.  Un- 
sicher sind  die  Angaben  über  die  Form  auf  -mt,  mit  welcher 
auch  der  Plur.  gemeint  sein  köimtc. 

Ge-falter.  ,Zuo  Zeiten  .sagend  die  hirten,  das 
vych  sei  in  ein  bösen  wind  oder  g.  kommen,  in  chi 
bösen  anwaat;  solchem  helfend  sy  mit  der  astrcnzen- 
wurzen.'  Tierb.   1563. 


8-21 


Falt— fiilt.     Fahv     fnlw 


Das  sonst  nirgends  bezeugte  W.  kann  wohl  nur  ilarmis 
einige  Aufklärung  gewinnen,  dass  Winde  mythologisch  als 
geflügelte  Wesen  vorgestellt  wurden.  Dass  nun  ein  Name 
für  solche  von  .falten'  gebildet  werden  konnte,  zeigen  Fi- 
falter  und  /iwi/aUer,  wobei  noch  zu  erinnern  ist,  dass  im 
Volksglauben  die  Schmetterlinge  wirklich  zu  den  Tögeln  ge- 
zählt, daher  .Sommervögel'  genannt  werden.  Auch  im  Mär- 
ehen vom  Zaunkönig  halten  die  geflügelten  Insekten  mit  den 
Vögeln. 

Zwi-Falter  m.  „SciiwE.-f;  U.  -Faltere  f.  aScuw, 
-FvltereVvE.:  Sehiiiotterling.  ,I)er  pepel,  zweifalter: 
papilio,  volatilis  eruca.'  Eedinger  1662.  .Zweifalter 
oder  Sommervögel.'  Monatl.  Nachr.  1755.  -  Schon 
mhd.  diese  naheliegende  Umdeutnng  von  Fi/aliir. 

siben-faltigen:  versiebenfachen.  ,Ich  will  myn 
straaf  wider  üch  s.'  Z  Mand.  1571. 

sorg-fältig:  ängstlich  besorgt  oder  (v.  Sachen) 
Bcsorgniss  erweckend.  Syn.  sorglich,  besorysam;  eny- 
geächst  (Sp.  75).  .Für  die  ich  allweg  sorgveltig  bin.' 
ZwiNGLi  15'2-(.  .In  Anbetracht  der  schweren  und  sorg- 
feltigen  Läufe  und  Zeitungen.'  1534,  Absch.  ,So  unsere 
leicbnam  gleich  auf  einmal  sterben,  sollen  wir  doch 
nicht  s.  sein,  denn  die  glaubigen  werden  dorumb  be- 
graben, dass  sie  mit  Christo  wider  auferstehen.'  Bull. 
1597.  ,Als  der  Küng  dry  Zil  Bezahlung  überseehen, 
wurdent  sie  s.,  dass  sie  bezahlt  würdint.'  Ansh.  ,An- 
xius,  angsthaft,  sorgfeltig.'  Fris.;  Mal.  ,Solicitudo  ex 
te  afficit  nie,  ich  bin  s.  von  deinetwügen,  ich  trag  sorg 
für  dich.'  ebd.  ,Es  wurdent  ouch  ire  fründ  s.  für  sy, 
dass  sy  nit  etwan  gfangen  und  getödt  wurdind.'  Kessl. 
,Bekümmertc,  sorgfeltige,  angsthaftige  Herzen.'  1633, 
JBreit.  -  Sorgfältigkeit:  ängstliche  Sorge  um 
Etwas.  ,Darus  aber  ein  statt  Bern  und  die  iren  in 
merkliche  s.  gesatzt  sind.'  1521,  Strickl.  , Christus 
verhütet  angst  und  sorgfaltigkeit  der  zeitlichen  und 
lyblichen  dingen.'  1531/48,  Matth.  ,Wider  s.  aller 
notturft  leibs  und  secl.'  Bibel  1548/1667.  .Desshalben 
wir  dise  bitt  wider  unsers  fleischs  s.  bruchen  sollend.' 
Gualth.  1559. 

dri-.  E  dnlfeltig.s  Hüs:  ein  Haus  mit  3  Stuben, 
d.i.  Wohnungen  ZW.    ^.  Falt.3.  —  Dri-faltigkeit: 

1.  die  Dreieinigkeit  der  göttlichen  Personen,  ,0b  wir 
mit  unserm  Volk  sagen:  Dreifaltigkeit,  oder  mit  den 
Theologen:    Dreieinigkeit.'    Ev.  Wochenbl.    1882.    — 

2.  Name  einer  Pflanze,  auch:  DnfaltigTceitsbluem. 
,DryfaItigkeit  oder  Wellkraut.'    XVII.,  B  Arzn. 

fältle"  Bs,  fäklle  L;  Z:  in  kleine  Falten  legen. 
.Weite  gefäldlete  Casaquen.'  Z  Mand.  1703.  S.  auch 
l'elgh'ii. 

Vältin:  m.  Taufn.,  Valentin.  NManuel.  Wie  Va- 
lentin 2  in  Verwünschungen.  .Botz  marter  Küri  [Qui- 
rinu.s]  Velti!'  ebd.  ,Hab  frischen  niuot  und  bis  [sei] 
guot  mann !  Lass  lunggen  und  leber  sant  Veitin 
han!'  HsRManuel.  .Welcher  Kurri,  Velti,  Tomis  räch 
schwuor,  sollt  gstraft  werden.'  Vad.  ,Schweeren  by 
element  und  sacrament,  by  S.  Välti  und  Küry.'  HBull. 
1561.  —  S.  noch   Valentin. 

Volte  f.:  1.  Vorraum  vor  dem  Keller,  Kellerhals, 
auch  Cheller-  V.  Gr.  —  2.  d'  V.  schlä",  betrügerischer 
Kunstgriff  beim  Abheben  der  Karten  B.  —  Aus  roman. 
rnltii  (frz.   Volte,   voüte),   Wendung;   Gewölbe. 

I-.  Lib-,  Trib-Folter  s.  Fi-FaUer. 


Falw     fulw.      V-l.   auch   die   Grujipe  Full,  usw. 

fahv  fdlh  BÜ.;  F.  (Comp,  fälher),  fal"h  W,  fül 
BHa.;  L  (Ineichen):  1.  blond,  von  Haar  BO.;  F;  W, 
blassgelb,  verblichen  L.  ,Bis  des  Abends  falber  Schein 
durch  die  Espenwipfel  dringet.'  Salis.  —  2.  ,Falw,  so 
für  [mehr  als]  andere  Pferd  glatt  und  schön,  von 
dannen  das  sprüchw.  konipt.  den  falben  hengst  strei- 
chen.' TiERB.  1563.  ,üeschickt  zum  flattieren,  der  den 
falben  gaul  wol  reiten  kann,  eruditus  ad  assentationem.' 
Mal.  ,Den  f.  H.  reiten:  heuchlen,  schmeichlen.'  JMey., 
Hort.  1692;  Denzl.  1677;  1716. 

Mhd./a?fH.J,  bleich,  entfärbt,  verwelkt;  gelb,  blond.  Ahd. 
falo  (falam) ;  vgl. /aM.  —  Die  Deutung  2,  welche  das  Tierb. 
gibt,  ist  nur  dem  Versuche  entsprungen,  die  betr.  RA.  zu 
erklären. 

falwen  faJhe"  ßSi. ;  W:  fahl  oder  falb  werden. 
Es  falhel,  wenn  das  Grün  matt  wird  BSi.  Alls  fät 
an  i'  falhu,  die  Farbe  des  Herbstes  anzunehmen  W. 
Er  fät  sclw  a'  z'  f.,  graue  Haare  zu  bekommen,  ebd. 
—    Mhd.  fidiecn,   falb   werden,  sich  entfärben. 

„felwen  falben:  falb  machen." 

Mhd.  felwen.  ,So  felwent  si  [die  Vorboten  des  Winters | 
dem  sumer  syne  schcene  far  [Farbe].'  Hadloub. 

Fehve  Felbe  GEh.,  We.;  Sulger  (auch  Ffelbe), 
Fe-lme  ScHSt;  ThHw.;  ZBenk.,  Felach  (m.)  W  — 
f.  (m.  ThHw.):  1.  Weide,  Weidenstock,  Salix  alba 
GRh,,  We.;  Sulher;  ThHw.  .Bäume  und  Feiben'; 
.Eichen  und  Feiben.'  Steinm.  1804  (GRh.).  .Soll  die 
stock,  felwen  und  unnützen  böum  und  ouch  nämlich 
die  kriesböum  genzlich  abhouwen.'  14'29.  Hotz,  Urk. 
,Die  werdend  wachsen  wie  die  felwen  bei  den  wasser- 
tychen.'  1531/48,  Jesa.j.  =  , weiden.'  1667.  .Wer  dem 
andern  syn  brennholz  oder  felwen  stumpf  und  ab- 
hout.'  1552.  ÜFFN.  Wagenh.  ,Es  syge  holz  oder  velben 
mit  abhouwen  noch  mit  banden  [Flechtruten  ab- 
nehmen] schädigen.'  G  Stiftsarch.  ,Die  widfelwen  und 
stock  zu  synen  zyten  orhouwen  [erdünnern].'  ebd. 
.Ein  felwenstuck  ist  im  in  das  [Auge]  gangen  und  in 
gar  verblendt.'  Grob  1599.  —  2.  Pappel  GMarb. 

Mhd.  fikce  m.  a.  f.,  Weide,  Weidenbaum,  ahd.  ßlmea, 
wahrsch.  zu  fulw,  also  von  der  Fajbe.  Auch  in  Ortsu.,  s. 
Gfrd,  Reg.  2,  338.  ,Agrum  dictum  zum  Velwe  (zum  velwen 
bäum).'  1327  und  1330,  S.  .Feldbach'  Z  aus  ,Felb-bach'; 
viell.  auch  im  Felmis  Z  aus  ,Felw-mos'.  ,In  Feiben'  ZZoll. 
.Feiben.'  GRUti,  Arch.;  Dorf  in  Th.  Verk.  steckt  das  W. 
in  dem  Compos.  ,Fel-,  Fälbaum."  Fela<h  wahrsch.  urspr. 
Weidengebüsch;  ahd.  'felwahi. 

Felber  m.:  1.  Weidenbaum  Ap.  ,Die  böum,  so 
gern  an  wassern  wachsen,  als  felber,  weiden,  sar- 
weiden, erlen,  auch  aspen.'  Tierb.  1563.  .Die  felbe, 
felber,  weide,  salix.'  Red.  1662.  —  2.  Geschlechtsn.  S. 

Mhd.  fei  wer  m.  ^  felwe.  Vgl.  noch  .Felbinger'.  Felber- 
gerten,  -Stauden,  -stocke  kommen  im  Aberglauben  mehrfach 
vor,  besonders  werden  Kränkelten  in  FelberstScke  gebohrt 
und  vernagelt  ZZoll. 

felwin:  (Adj.)  aus  Weidenholz.  Eine  ,felwine 
stüd'  als  Marke.  1521,  Kriess. 

Felwesch:  heisse  Asche.  ,Wan  [man]  soll  enhein 
velwesch  schütten  wand  [ausser]  an  die  Strasse,  unt 
ouch  dar  nüt  schütten,  want  so  er  wol  erloeschen  ist, 
unt  ouch  nüt  wan  tages.'  L  ä.  Ratsb. 

Ein  uraltes,  merkwürdiges  W. !  Mhd.  falwinche,  felwesche, 
ahd.  falawislca,  wahrsch.  abgeleitet  von  falw,  später  umged. 
in  eine  Zss.  mit  ,.A.sche',  zu  welchem  Subst.  ,fahl'  noch  jetzt 
ein  stehendes  Beiwort  ist.     Bair.   .Falwisch'  m.  Loderasche, 


833 


Fahv— ful 


Falz    fiilz.     Kiiiii — tum 


die  wollichte  Bussflocke,  die  aus  der  Flamme  auffliegt;  sioben- 
bürg.-sächs.  .Falmasehen',  die  schwarze  Strohasche.  Die  Er- 
kJärnng  des  ahd.  W.  aus  ital.  ,falavesca',  uragest.  aus  ,faYa- 
lesca',  von  lat.  ,favilla',  Asche  (s.  Fäule),  ist  unwahrsch.  und 
eher  umzukehren ;  denn  auch  das  altn.  ,fölskvi',  Asche,  wird 
zu  ,föl-r',  fahl,  gehören  und  nicht  aus  dem  Süden  stammen. 

Gefilin  n.:  staubartiger  Abfall  z.  B.  beim  Beinigen 
von  Hanfsamen  und  Korn  BRi. 

Wahrsch.  aus  Ge/itw  (wie  Schimhn,  Schwalbe,  aus  swalwe) 
und  dieses  mit  Felb  (S\\.  797)  zu  ,Felwesch'  und  ßilu:  Staub 
und  Asche  sind  in  Farbe  und  übriger  Beschaffenheit  nahe 
verwandt;  auch   Oiiscl  vereinigt  beide  Bedd. 


Falz  m.  (n.  Gr  ÜbS.):  1.  eine  Art  Fuge,  Einschnitt 
zum  Einlegen  eines  Brettes,  Einpassen  einer  Türe, 
eines  Fensters  Aa  (Hürb.);  Z.  Eingehefteter  Papier- 
streifen, auf  welchen  ein  Blatt  aufgeklebt  werden 
kann.  —  2.  vorstehender  Kamm  an  einem  Brette  zur 
Zsfügung  Gr;  Syn.  Chambe.  —  3.  FähU,  horizontale 
Leiste  gleich  unter  dem  Fenster  auf  der  Innern  Seite; 
auch  an  Geräten,  z.B.  Büffet  Ndw.  —  4.  Wandung 
einer  Tenne    GRTschiertsch.   —   Mhd. /«fe,  Fuge,  Rinne. 

falzen:  1.  einen  Falz  machen;  ein  Brett  miteinem 
I<\  1  (Aa  fiiJze),  Bretter  oder  Balken  mit  einem  F.  2 
(Gr;  Z)  versehen;  dazu  die  Compp.  ab-,  in-,  üs-f.  — 
y.  Chöre  f.,  Korn  an  den  F.  4  schlagen,  damit  die 
Körner  herausfallen  GRTschiertsch.  —  3.  tadeln, 
beleidigen?  .Ungetüme  Worte,  dadurch  Gott  im  Him- 
mel wegen  seinen  guten  Früchten  gefalzet  wird.'  1U31, 
Lenzb.  Eheger.,  von  unehrerbietiger  Rede  über  Gaben 
Gottes.  —  Mhd.  fnhen,  krümmen,  biegen.  —  Zu  3  Tgl. 
ilhcn,  mit  dem  viell.  eine  Verwechslung  Statt  gefunden  hat. 

feilzen  s.  feilsen. 

Filzni.:  1.  verdichtete  Wolle,  wie  nhd.  Im  Mittel- 
alter wurde  F.  auch  al.s  Zins  entrichtet.  —  2.  kurzes, 
dicht  verwachsenes  Gras  auf  Bergwiesen  LE.;  Z;  Syn. 
Fäsch.  Si  [Spinnmaschinen]  wachsed  wie  F.  zum  Bo- 
den us.  Stutz  (wohl  mit  ,Pilz'  verwechselt).  —  3.  „Ver- 
weis, Strafrode,  allg."  Eini  en  F.  ge  Bs.  Im  XVI. 
u.  XVII.  häufig.  ,Und  sind  sy  beid  mit  einem  guten 
Filz  ermahnet  worden.'  Z  Eatserk.  V>9b.  , Einen  statt- 
lichen filzen  geben.'  XVI.,  Obw  Staatsprot.  ,Morndess 
verklagten  sie  den  C,  darüber  ihm  ein  filz  ward.' 
Platt.  1612.  ,Mit  Worten  hat  der  Herr  denen,  die  ihn 
gefongen,  den  ernst  gezoiget,  indem  er  ihnen  einen 
filz  gegeben.'  FWvss  1650.  .Die  Herren  Seevögte 
strafen  denselbigen  neben  einem  guten  Filz  mit  höch- 
stem Ernst  ab.'  JEEsl'her  1692.  .Jede  Partei  neben 
einem  guten  Filzen  um  1  Pfd  gebüsst.'  1696,  Roggw. 
(Glur.)  —  4.  grober  Mensch;  Geizhals  Aa.  .Grober 
f.,  knörtschi,  düppel,  stipes,  fungus.'  Mal.  ,Pu  bist 
doch  auch  der  filzen  einer  Und  anderer  narrenbader 
g'meinder.'  Bigandus  1579.  .Schlecht  in  mit  dem  kol- 
ben,  spricht:  Filz,  heb  das,  hast  du's  jetz'?'  ebd.  ,Du 
bist  ein  Filz,  grob  Laur  und  karg.'  Wahrs.  1675.  — 
Mhd.  /fe  auch:  grober  oder  geiziger  Mensch,  weil  der  F. 
grober  und  zäher  Stoff  Ist.    —   Bed.   3  aus  filzen  3. 

filzen:  1.  die  Haut  oder  das  Fell  eines  Tieres 
abziehen  „L;"  Sch;  W;  „Zg."  —  '2.  Hut  oder  Mütze 
abziehen,  als  Zeichen  der  Ehrerbietung  Bs;  UwE.;  Z. 
—  3.  „derb  ausschelten,  allg.;"  beschimpfen,  ver- 
leumden W.  , [Viele  gehen  trotz  des  Verbotes  zur 
evangelischen  Predigt,]  dorumb  sy  etwan  beschickt 
und    gofilzet    werden.'    Gkdb  1599.     ,l)ass  diso  eeren- 


frouw  den  mann  gebalget,  mit  verbissnen  Worten  an 
in  gstanden  und  in  gefilzet  habe.'  LLav.  15S4.  ,Ke- 
prehendo,  schelten,  strafen,  filzen,  ausfilzen,  tadlon.' 
Denzl.  1677;  1716. 

Mhä.  filzen,  Etw.as  aus  oder  zu  Filz  machen.  Bed.  1  aus 
,Filz'  =  Fell ;  Bed.  2  aus  der  Studentenspr.,  F.  i.  S.  v.  , Filz- 
hut'; 3  von  der  derben  Behandlung,  welche  die  Wolle  uds;l. 
bei  der  Umwandlung  in  Filz  erleidet. 

er-:  ausschelten.  ,Der  Landvogt  ist  kommen,  sy 
[die  im  Wirtshaus  Lärmenden]  zu  stauben  und  hat 
die  vollen  Zapfen  erfilzet.'  1649.  Z  Staatsarch.  ,Si 
erfilzet  und  palget  ihren  mann.'  Schimpfh.  1652.  — 
US-:  1.  = /ikera  i  W.  —  2.  ausschelten ,  -schimpfen, 
arg  schmähen  BHk.;  Sülger;  UwE.  Er  hät-nu  [ihn] 
toüest  üsg'fihet  W.  ,Ich  wil  im  under  d'  nasen  stän 
und  in  üsf,,  dass  er  wett,  dass  er  's  vermiten  [ver- 
mieden] g'lassen  hett.'  HsR  Manuel.  ,Dass  er  die  hotten 
Davids  anfart  und  sy  usfilzet.'  LLav.  1584. 

vilz   s.  vis. 

Fiilzi  n.:  ein  Ballspiel,  an  dem  sich  niehi'ere  Kna- 
ben beteiligen,  und  das  verschiedene  Arten  mit  be- 
sondern Namen  hat  (s.  d.  Compp.).  Das  einfache  \V. 
gilt  auch  =  LikhU-  und  Bären-F.  Bs. 

Das  Spiel  ist  wahrsch.  benannt  viui  dem  dabei  viiikuiu- 
uienden  Stichwort /u/  (s.  d.  4).  Die  Endung  -zi  wnhl  zu 
erklären  nach  Anal,  von  Fahet-si,  s.  Sp.  723,  wenn  luau  nicht 
ein  von  /ül  abgel.  Yb.  'falzen  ansetzen  will. 

Egge"-:  ungeiähr  =  Bären-.  Die  Spielenden  be- 
setzen gewisse  Punkte  (,Eggen'),  z.  B.  4  Bäume.  Nä- 
here Beschreibung  s.  Seil.  S.  96''.  —  Kappen-.  Dabei 
wirft  Einer  den  Ball  in  die  Kappe  eines  .\ndern.  - 
Loch-.  Löchli-.  Ein  ausserhalb  oder  gegenüber 
der  Reihe  der  Spieler  stehender  Knabe  rollt  seinen 
Ball  in  eines  der  Löchlein,  welche  vor  den  Füssen 
Jener  in  den  Boden  gegraben  sind.  Der,  in  dessen 
Loch  der  Ball  kommt,  wirft  ihn  dann  auf  einen  der 
Fortfliehenden  BsStdt.  (Nach  Seil.  193»  springt  der 
Getroffene  mit  dem  Ball  zu  seinem  Löchli  und  wirft.) 
Syn.  Löchli;  Ziesi.  —  Bare"-.  Barren  (Schranke) 
heisst  bei  Spielen  das  ksj\,  wo  man  nicht  darf  ge- 
fangen oder  getroffen  -werden.  Das  Ballspiel  wird 
,ein-'  oder  .zweibärig'  gespielt.  Man  teilt  sich  im 
letztern  Fall  in  2  Parteien;  die  eine  stellt  sich  an 
.der  Bare'  in  eine  Reihe,  die  andere  in  einiger  Ent- 
fernung vor  sie  hin.  Einer  von  der  erstem  Partei 
schlägt  den  Ball;  ein  zunächst  stehender  von  der 
andern  sucht  ihn  aufzufangen  und  den  Schläger  zu 
treffen,  bevor  dieser  fliehend  ,die  Bare'  erreicht  hat 
BsLd;  s.  Seil.  S.  21  u.  2'2.  —  Rössli-:  Reiterballspiel. 
Je  ein  Knabe  sitzt  dabei  auf  den  Achseln  eines  andern. 
Wenn  der  geworfene  Ball  nicht  aufgefangen  wurde, 
springen  alle  Reiter  ab  und  eines  der  , Rössli'  wirft 
nach  einem  der  Fliehenden  BsStdt.  —  Schlegel- = 
Bären-F.,  wenn  der  Ball  nicht  mit  der  flachen  Hand, 
sondern  mit  einem  Brettchen  (,Ballenschlegel')  ge- 
schlagen wird. 


Faiu  (vam),  fem,  fiiii,  fom,  fnin,  lesp.  faiiim  usw. 

Fäm,  Fviii  s.  Flaiii. 

Famili  f.  (n.  LG.)  —  PI.  Fatmlene  VOrte;  Gl;  Z: 
Familie.  —  Glaser-:  zunftartig  geschlossene  Ge- 
nossenschaft der  Glasbläser,  welche  nur  ihre  eigenen 


J 


825 


Faiii,  fem.  lim.  Uim.  luiii 


(männlichen)  Nachkommen  zum  (iewerbe  zulässt  STli. 

-  -  Die  ronian.  Euduug  des  Fremdw.  wurde  an  deutsche 
Kndungen  (t.   weil)].,  t.  sächl.)  vertauscht. 

in-familene":    (refl.)    sich    in    eine  Familie    ein- 
heiraten; eine  Haushaltung  gründen  Nnw. 
Fämelis  s.  Fahens  (Sp.  723). 

Fäninie,  Femmc  Gl,  ^Femena  Sihw;  Zo":  weibl. 
Taufn..  Euphemia. 

l'ämnien  =  fikhncn  (Sp.  l)T5  f.)  Z. 

Fem  s.  Feim.  Femiiiel.  t'eminelen  s.  Fim- 
mel usw. 

ver-femen:    (refl.)   die  Zuneigung  der  Leute  ver- 
lieren, sich  mit  aller  Welt  verfeinden.    Er  hät-si''''  rer- 
'    ßmt  ZB.  t  —  Uhä.  verfemen,  verurteilen.  •  S.  noch /«»ich  //. 

Feim  B  (i^  e  Sa.,  Si.),  Fäurn  aScHW,  Fein  BHa. 

-  ni.:  dünner,  z.T.  mit  Unreinigkeiten  gemischter 
Schaum,  der  sich  beim  Sieden  von  Flüssigkeiten,  bes. 
Milch  (B  0.  u.  wO.;  aSciiw;  W)  oder  Butter  (BHk.).  auf 

'  der  Überflüche  bildet;  auch  die  Haut,  welche  beim 
;  Erkalten  auf  Milch,  Fleischbrühe  udgl.  obenauf  ent- 
■  steht  Sc'HW;  U.  ,Spuma:  Schaum,  jast,  feim.'  Denzl. 
1677;  171Ü.  .Träume  sind  Fäume.'  Sprww.  1824; 
.IBWvss  181.5.  —  Anken-  {Oich-  BHa.):  die  beim 
Schmelzen,  Sieden  frischer  Butter  erst  obenauf  schwim- 
mende und  dann  sich  niederschlagende  Unreinigkeit 
BHk.,  Ei.  Sy  n.  Atiken-Rüme,  -Rufenc,  -Schüm,  -Triiese; 
Lürc;  Süderech.  —  „Ziger-:  Schaum,  der  auf  dem 
Zige)-  [resp.  der  Eäsemilch]  im  Alpkessel  hervorge- 
bracht wird  W." 

Mhd, /tim  in.;  eitgl./oiim,  Schaum.  <iii  eim-  vnr  Lippeu- 
I  lauten  iu  mehreren  MAA.  eintretende  Verduuliluug  vnu  ci'; 
l  im  Sprw.  hervorgelockt  durch  den   Reim.     Vgl.   Flmu. 

•  fcimen  I  -äu-  Gr  vorw.;  GA.;  Z:  1.  von  einer 
Flüssigkeit  das  Oberste,  Feste  oder  den  Schaum  weg- 
nehmen BRi.;  Gk;  Uw;  Z;  den  zurückgebliebenen 
Käsestott'  im  Kessel  zsnehmen  Gr;  abschäumen  GrI). 

\  Er  hed  ds  hinderst  [letzte]  Tröpfli  Nidle  ab  der  Milch 

!  g'feimt  BO.  .Etliche  gedachtend,  in  disem  rumor  iren 
fändcl  [Gewinn]  zu  f.'  HBull.  1572.  ,Feimen,  obenher 
abnemcn,  schäumen,  despumare.'  Ked.  1GU2.   —  2.  aus 

'  einer  flüssigen  Masse  Etwas  herausfangen,  z.  B. 
Brocken  aus  einer  Brühe,  Fische  aus  einem  Behälter; 
Holz  aus  dem  Wasser  ziehen  G;  Z.  ,Wir  verbieten 
das  Fischfeimen.'  Z  Mand.  1757.  Bildl.  ,Lyb,  guot 
zuo  inen  [sich]  feiment  s'  gar.'  XVL,  unter  einem 
Bilde,  auf  welchem  Mönche  die  Netze  nach  Menschen 
auswerfen.  Auch  intr.,  mit  einem  sog.  ,Bäreu'  [Schüpf- 
netz  an  einer  Stange]  fischen  Uw;  U.  ,Niemand  soll 
in  der  Eüss  fischen,  vorbehalten  mit  dem  zugangel  und 
feiinen.'  1007,  U.  —  3.  V  (unpers.)  Schaum  machen 
Z  (Spillm.). 

r       a_b-:  den  Feim  abheben  Gr;  Schw;  Uw;  Z.    ,Dass 

j  die  Äbte  und  der  C'onvent  die  besten  Pfründen  ihrem 
Tische  incorporiert  und  den  Piahm  ab  der  Milch  ab- 
gefeimet.  den  Pfarrern  kaum  die  blaue  Milch  ge- 
lassen haben.'  1530,  Strickl.  ,Wird  die  feisste,  so 
auf  schwümpt,  abgefeimpt.'  Tierb.  1563.  —  Ptc.  adj. 
{abg'fäumt  Scuw;  Z):  wie  nhd.  B;  Sch;  Schw;  UwE.; 
Z.  üy ti.  abyeschümt,  iisgefitzt.  —  Abfeimete  f.  ,Scoria, 
schäum  oder   abfeimetcn  des  metalls.'    Fris.  —  ,Ab- 

.feimling:    abgefeimeter,    schandtlicher   leckersbuob. 

inequam.'  Mal. 

umhin-  unie-:    herumstreifen  GO. 


Feimer  I  {-äu-  AASeeng.;  ZS.)  m.:  1.  ,Gefäss  od. 
anderes  Gerät,  womit  man  Etwas  auffängt,  bes.  ein 
kleines  Netz,  mit  einfassendem  Bügel  und  Stiel,  womit 
Fische  aus  dem  Behälter  herausgenommen  werden." 
Trichterförmiges  Sacknetz,  oben  mit  eisernem  Ring  ge- 
fasst,  an  welchem  ein  hölzerner  Stiel  befestigt  ist,  ge- 
braucht, um  Fische,  Krebse  und  Köder  sei  es  aus  dem 
Behälter  od.  aus  dem  offenen  Wasser  herauszunehmen 
Aa;  Gl;  Vw;  ZS.  Auch  dim.  Fäumerh  ZS.  .Die  Fo- 
relle, der  Asch  usw.  werden  teils  mit  dem  Angel,  teils 
mit  Reuschen  und  Fäumern  gefangen.'  Steinm.  1802. 
.üass  sy  [die  Brachsmen]  mit  einem  feimer  gefangen 
werdend.'  Fische.  1563.  ,Funda,  ein  zuggarn  oder 
feimer.'  Fris.;  Mal.  , Feimer,  koscher,  excipulus,  funda.' 
Red.  166'2.  ,Eine  solche  Menge  Stichling  wurden  an 
das  Land  getrieben,  dass  man  derselben  mit  den  Hän- 
den, Feimeren,  Zeinen  [Körben]  etc.  über  die  drei 
Centner  gefangen  hat.'  HsEEsch.  1692.  —  2.  Häscher. 
.Vor  dem  wier  kament  gan  Venedig,  wurdent  wier 
noch  zwirent  [zweimal]  angerent  von  den  feimeren 
und  rochtfertigeten  uns  und  hattent  wier  unser  guoten 
gelitsbrief  von  der  herrschaft,  sust  hett  man  uns  alles 
genumraen.'  Stulz  1519. 

Spät  mhd.  feimer,  kleines  Fischernetz.  Die  Benenuuug 
rührt  nicht  daher,  dass  es  Schaum  erregt  (Gr.  WB.),  son- 
dern das  W.  ist  gebildet  vom  Vb.  feimen,  oben  abschöpfen, 
herausfischen.     Bed.  2  beruht  auf  der  Vorstellung  , fangen'. 

Mucken-:  ein  Garn  zum  Fang  von  Mücken. 
.Muggenfeimer,  culeus  muscarius.'  Mal. 

Feimete"  -äu-  f.:  der  zähflüssige  Schaum,  der 
sich  beim  Käsen  zuerst  bildet;  der  Kästeig  in  der 
Schotte;  nach  einer  Angabe  die  Milch,  bevor  der  fer- 
tige Käse  aus  dem  Kessel  herausgenommen  wird  Gr1>. 
Syn.  Fürbruch,  Schluck. 

feiinen  11:  fehmeu,  hinrichten?  ,Und  wollten  sy  vom 
land  schlahen,  henken  und  feimen.'  Fründ  1446.  — 
Feim  er  H  m.:  Fohmer  i.  S.v.  Wissender  des  Fehm- 
gerichts.  1427,  L  Ratsprot.  -  -  «  für  e  vor  Nasalen  belielit 
im  XV.,  XVII.    Vgl.   verfemett. 

Fimmel  I  (-e-  BSi.,  -e'-  ZRfz)  m.  AAZein.;  Bs 
(Spreng);  GRPr.;  LHabsb.;  GRh.;  S;  ZB.,  Dättl.,  Rfz, 
Fimmele  {-e-  GrHc.)  f.  BG.,  Ha.;  FS.;  Gr;  LE.,  In- 
eicuen;  P;  GSa.;  Schw;  SG.,  NA.;  Uw;  U;  W  (FimulaJ 

—  Plur.  =  Sing.:  1.  männlicher  Hanf,  der  nach 
der  Blüte  zuerst  ausgezogen  wird,  während  der  weib- 
liche (Sämenhanf ;  Hausset;  Mäsch;  Tregel)  noch  zum 
Ausreifen  stehen  bleibt,  fast  allg.  —  2.  weiblicher 
Hanf  BsSchönenbuch  (S.);  LHabsb.  (Scheurm.);  GSa. 
(Henne);  Ndw  (Mattys).  Sprw.  'sist  höse  IJauf,  wenn 
dr  F.  drüs  ist.  Scheürm.  .Der  Fimel,  cannabis  femina.' 
Red.  1662.  —  3.  Rispe  von  Hafer  und  Hanf  SG.,  NA. 

—  4.  die  männlichen  Stöcke  von  Spinat  Aa  (Mühle.); 
Z.  's  ist  nw  Fimmel!  —  5.  (Fimmel)  das  aus  männ- 
lichem Hanf  bereitete  Garn  GRPr.  —  6.  „(FimeleJ 
lange,  hagere  Person  L;  Uw." 

Uhi. ßmmel  f.,  weibl.  Hanf  (nur  aus  einer  späten  Quelle). 
Das  W.  ist  aus  lat.  femella  gebildet  wie  das  Gegenteil  Mäsclie! 
aus  mxiscului.  Die  Verkehrung  der  sachlichen  Bed.  erklärt 
sich  daraus,  dass  man  die  männlichen  Stengel,  weil  sie  kürzer 
und  zarter  sind,  für  die  weiblichen  ansah,  und  umgek.  — 
Bed.  2.  Diese  Angabe  rührt  z.  T.  von  des  Lateins  kundigen 
Männern.  S.  aber  auch  fimmelen.  —  Bed.  6  erklärt  sich 
leicht  aus  der  Ähnlichkeit  der  Gestalt  einer  solchen  Person 
mit  einem  Hanfstengel;  auch  ,Stange'  wird  scherzh.  so  ge- 
braucht. 


S27 


Faiii— fiiin.    Famp— fiimp.    Famseli  —  fumscli.    Fan-  Fun 


828 


fimmelen  BU..  Si.;  Gr;  Ndw;  ZBül..  fimmle  A.\: 
Bs  (Spreng);  ,B;  L-;  GWe.;  Z,  fummele  FS.;  UwE.: 
1.  die  männlichen  Hanfstengel  (s.  Fimmel)  ausziehen 
Bs;  B;  GrPi-..  Sav.,  Sculins  (Hanf  übh.);  „L;"  Z  (auch 
weiter  damit  vei-fahren,  zum  Dörren  ausbreiten).  Auch 
übertr.  auf  den  Wald,  pläntern,  i.  S.  v.  das  Jungholz 
von  Ge.sträuch  und  Schlingpflanzen  reinigen,  den  ersten 
Reinigungshieb  tun  ÄAZein.  —  2.  den  Samen  vom 
Hanf  abstreifen  GWe.  De''  Hausset  niues  g'fimmelet 
si"  BHerz.  Syn.  lüchen.  —  3.  (intr.)  in  weibl.  Hanf- 
.stengel  auswachsen  Ndw;  auch  n's-f.  —  4.  bildl. 
a)  „mit  vieler  Mühe  herausklauben,  ausfindig  ma- 
chen, erlesen  B.''  Ds  Briid  us  der  Suppe  iise-f. 
ScHwMuo.  —  b)  durchprügeln.  Syn.  flachsen,  doch 
milder  als  dies  BU. ;  auch  ah-f.  Der  N.  N.  u-ürd  dich 
de""  scho"  eis  f.!  G'hächt  tvürst  [gehenkt  wirst  du]. 
Bern.i  1863.  —  c)  kleine  Dieberei  begehen  UwE.; 
syn.  fischen.  Vgl.  fummlen.  —  d)  hin  und  her 
fahren.  Im  Hausset  ume  f.  BU.  .Wann  ein  frömbder 
dienstbott  in  die  Landschaft  kombt,  und  nur  hin  und 
wider  von  einem  bauren  zu  dem  andern  vimmlete  und 
die  gedingete  zeit  nit  ausdiente.'  1769,  ScawKüsn. 

Bed.  4  a  u.  c  erklären  sich  leicht  aus  1,  viell.  auch  d; 
1)  ans  der  .ihulichkeit  von  Hanf  mit  , Flachs',  auch  in  der 
Behandlung.  Indessen  scheint  sich  an  einigen  Stellen  fummlen, 
hei  +  a  feimen,  eingemischt  zu  haben.  Die  Bed.  , pläntern" 
beruht  auf  Umdeutuus  aus  nhd.   .fehmelu". 

Fimmeler  m.:  der  langsam  und  wählerisch  isst 
ScHwMuo. 

Fimmel  II,   Heu- F.  s.  Finnel. 

Fimmele  11  f.:  Schelle  beim  katholischen  Gottes- 
dienst aScHW. 

Wahrsch.  aus  dem  bei  uns  nur  uoch  in  bikll.  Bed.  er- 
haltenen Sinyele  umged.  (viell.  au  ßiumthn  4  ./  augelelintl. 
Vgl.  aber  auch  ,bimmelu'. 

voilie",  vume":  1.  auch  romene,  von  einem  (unbest. 
Art.).  —  2.  in  der  Verbindung  c.  selber,  von  (ihm  d.  i. 
sich)  selbst;  syn.  vor-em  s. 

1  zsgez.  aus  i)on-jnigf njj ;  s.  ein  Sp.  i',2..  —  2  entweder 
ebenso  (man  hört  auch  van  enn  «.)  oder  umgestellt  aus  xnm- 
<■.«  (im)  H. 

Fumniel  in.  —  PI.  ü  Z:  1.  wie  nhd.,  Werkzeug 
aus  Buchsbaumhülz,  womit  die  Schuster  die  Bänder 
der  Sohlen  glatt  reiben.  —  2.  f.  (auch  Fummle)  kleine 
weibl.  Person,  mit  spöttischem,  verächtlichem  Neben- 
sinn BRi. 

fummle":  1.  wie  nhJ.,  mit  dem  Glättholz  reiben; 
übh.  tüchtig  abreiben,  reinigen,  putzen,  polieren  Aa  ; 
lisStilt.  AV  fuDitnlet  e  chlei"  mit  sim  Lumpe"  über 
(/'  SchueriiKjge  [Schnallen].  BWvss  1863.  ,Die  Har- 
nische sauber  gefummelt  und  poliert.'  Postheiui;  auch: 
waschen  BHa.  —  2.  körperlich  züchtigen,  schlagen, 
mit  der  Rute  strafen;  misshandeln,  bewältigen  B; 
ScHwE.  —  3.  betrügen,  überlisten,  -fordern,  -vor- 
teilen AAFri.  Mit  sachl.  Obj.:  (iveg)f.,  auf  feine  Weise 
bei  Seite  schaffen,  entwenden  L;  vgl.  fimmlen  i  c. 

umhin  (ume)  -funimelen  =  -fuchtlen,  mit  einem 
Gerät  hin  und  her  fahren  Bs.         Vgl.  fimnuhn  4  d. 


„füllljielen:  unterdrückt  weinen  GR.Xnt." 
Ob  nicht  viin  St.   verlesen  für  «-.'    Hies  dann 
men"   oder   vnu   sinnhi^Teii,   dumpf  tönen':' 


fainsch:  ohne  Fresslust,  ungefrässig  Gr  übS. 

Zsgez.  aus  , famisch'  (vgl.  hömsch,   hiieysch   udgl.)   und 
eine    deutsche  Abi.  von    lat.   ,fames',  Hunger,    mit  Begr 
Verdrehung  wie  in  andern  Lehnww. 


F.au  (vau),  fen,  fin,  foii,  fuu. 

fän.  fän  s.  fallen.         Fän  s.  Farn. 

Fiinfliile,  Pf-  f.:  Stangenbohne,  phaseolus  vulg.  F.l. 

—  Aus  welsch  facioula,  auf  .Fahne'  gedeutet. 

Pane"  meist  ä  (ä  Gl),  Fä  ZStdt  f  —  PL  <<  (n  W) 

—  Dim.  Fändli  --  m.:  1.  Fahne  im  Krieg,  als  Mittel- 
punkt des  Heeres  od.  einer  Abteilung  desselben.  Nach 
JJBlumer  1858,  191  unterschied  man  .Landesfane'  vom 
,Landespanner'  in  der  Weise,  dass  jener  zu  kriegeri- 
schen Auszügen,  dieses  bei  der  Verteidigung  des  eigenen 
Landes  gebraucht  wurde.  Nach  altem  Brauch  tauchte 
bei  drohender  Kriegsgefahr  die  ausziehende  Mannschaft 
ihre  F.  ins  Wasser  und  schwur,  nicht  zurückzukehren, 
bis  der  Feind  geschlagen  oder  die  F.  an  der  Luft  ge- 
trocknet wäre  (Glütz-Blotzh.).  Dr  F.  über  Oppis 
schwinije.  Frieden  schliessen.  zugefügte  Unbilden  ver- 
zeihen und  vergessen  UwE.  .Die  Fänli  lupfen',  noch 
jetzt:  in  die  Bürgerversammlung  gehen  Grü.,  weil 
man  urspr.  (wie  zur  Landsgemeinde  in  Ap)  bewati'nct 
und  kriegerisch  geordnet  gieng.  Vgl.  Volcli.  Denen 
von  Baden  i.st  erlaubt,  ihr  Fähnlein  von  Coblenz  heim- 
zunehmen ,und  ein  gemein  venly,  rot  mit  eini  wyssen 
crüz,  daselbs  hinzutuen.'  1499,  Absch.  Man  soll  .die 
fendli  ussher  henken',  damit  die  Bündner  in  Schreck 
gejagt  werden.  1607.  Absch.  Bildl.:  ,lch  hette  wol  ver- 
dient des  bettelordens  fahnen.'  R.  u.  CMey.  1650.  ,Wenn 
Pharao  noch  lebte,  könnten  wir  nicht  grösstenteils  uns 
under  seinen  fahnen  aufschreiben  lassen  ?'  JMüll.  1665. 
, Sammle  dir  redlich  Bauren  under  den  Freien  Fahn.' 
Necer  Tell  1712.  —  '2.  kleinere  Heeresabteilung 
selbst;  Compagnie.  „Hauptmann  über  einen  F.  (W)." 
„Ein  Trupp  Leute  Scn."  ,Das  Fähnlein  der  7  Aufrechten' 
(an  einem  Schützenfest).  GKeller.  Vgl.  Gaurn-,  Us- 
zug-F.  In  der  ä.  Zeit  unterschied  man  genau  Auszüge 
mit  dem  , Panner',  mit  ganzer  Heeresraacht.  von  Aus 
Zügen  mit  dem  .Fenlin',  kleineren  Contingenten  oder 
Freischaaren.  (Vgl.  Frl-F.)  ,Die  Appenzeller  sollen 
sich  mit  ihrem  Landespanner  rüsten,  um  uns  im  Not- 
fall zuzuziehen.  Wenn  sie  dies  nicht  täten  und  wider 
mit  dem  Venly  kämen,  so  würden  wir  es  von  ihnen 
nicht  zu  Dank  aufnehmen;  denn  wir  werden  auch  mit 
den  Pannern  ziehen.'  1476,  Absch.  Als  i.  J.  1477  zu 
einem  gemeinsamen  Auszuge  von  Stadt  und  ,, •äusserem 
Amte'  Zg  die  Äussern  ihr  ,Venlin'  mit  einem  der 
Ihrigen  besetzt  hatten,  behaupteten  die  Städter,  was 
für  das  Panner  gelte,  welches  nach  alter  ürdnun;; 
einem  Stadtbürger  zukam,  gelte  auch  für  das  V.,  weil 
alle  V.  ihren  Ursprung  im  P.  hätten.  ,Wir  haben  zuoi 
einem  vendlin  dyner  Verwaltung  unser  herrschafte 
Dorneck  nfgelogt  lim  numn ;   fürnebend  ouch,  wofern; 


820 


Kiiii.  Il'h,  liii.  lull.  iV 


830 


es  Jiirzuo  käme,  dass  iiiun  mit  dem  veiulliii  anziechen 
iiiüesste,  werden  oueli  wir  die  übrigen  undertanen  zuo 
dem  paiiner  neminen,  ül'manen  und  dem  vendlin  nach- 
ylen."    1572,  S  Missiv.     ,33  fendli  tuot  11.0(10  mann.' 
1582,  Mohr,  Arch.    , Unsere  Regiment  werden  gemein- 
licli    zu   3000  Mann   geordnet,    zu  10  Fänlinen  (oder 
Conipaneien).'  VPrider.  1619.  —  3.  Fahne  bei  kircli- 
liclien    Pro  cessio  nen     und    Volksfesten.      Ein 
Fahnenschwingen  fand  am  Jahresfest  der  Metzger  in 
Preiburg  und  findet  noch  heute  an  den  Sennenkirch- 
weihen  in  Uw ;  ein  Fänlizug  in  Basel  beim  Amtsantritt 
eines  neuen  Oberstschiitzenmeisters  Statt.    Daher  von 
solchen  Anlässen  viell.  die  KA. :   ,Er  lasst  das  Fähn- 
lein fliegen,  macht  sich  lustig.'  JMey.  Hort.  1092,  und 
die  Ausrufe  der  Verwunderung  oder  .des  Schreckens: 
Potz  heitere  F.!  p.  wüeste  F.!  Z.    Vgl.  Heiden-,  Krüz-, 
Milzi-F.  —  4.  Stück  Zeug,  von  Betten  od.  Kleidern 
(verächtlich).     .Zwei   p'änlein    von    Leintüchern'    Bs. 
Bes.:    schlechtes,   abgenutztes  oder   unordentlich  flat- 
terndes Kleidungsstück,  z.  B.  ein  Halstuch  Z.     ,Gute, 
I   haltbare  Kleider  und  nicht  lumpichte  Fähnchen.'  Gotth. 
li   —  5.  (auch  dini.  Uw;  W)  Wetterfahne.    Daher  bildl. 
Fänli  als  Bezeichnung  einer  wankelmütigen,    flatter- 
haften Weibsperson  W.  S.  Wetter-F.  —  6.  Pflanzen- 
nanie.     ,Fan,    herba   a»stiva   in   agris   secali  consitis, 
)  colore  luteo.'  Gessner,  Hort.    Vgl.  Mied-,  Bain-,  Tür- 
I  km-F.    ,Wann   von   dem   selbigen   vych   eins   hinder 
den   würzen    bhangete.    hinder    den    vhanen    [Schilf- 
I  röhren?  Farnkräutern V]  verfiele,  in  mösern  besteckete.' 
Elgg,  Herrschaftsr.  1535.     Daher  viell.  auch  .Fanen' 
t  als  Name  eines  Wildheuplatzes  bei  Hätzingen  Gl.  — 
i  7.  Rausch  (in  verschiedenen  Graden)  Ap;  Bs;  B;  Gl; 
•;  G;  ScHW;  Uw;  Z.     Vgl.  Heiden-F.     Oft  wortspielend 
:  mit  Bed.  3.  z.  B.  von  einem  Fest  einen  F.  nach  Hause 
•  bringen.     Den   Leberbergern    wird   nachgeredet,   dass 
I  sie  ehemals  am  Maitag  mit  Kreuz  nach  Solothurn  ge- 
kommen und  mit  Fahnen  wieder  heim  gegangen  seien. 
1  .Bei  Einweihung  von  Eisenbahnen   Will  Jeder  haben 
.  seinen  Fahnen:  Drum,  Ämtler!  kehrt  beim  Hausheer 
(  ein.  Da  soll  er  Euch  bescheeret  sein.'    ISü-l.  Z  Fest- 
i  Inschrift. 

1  Mhd.  /ane  m.   uur  in   Bcd.    1,  aber  alul.   /nno,  gut,  funa 

I  auch  in  Bed.  4;  vgl.  das  entsprechende  Jat.  punnm  und 
i!  Iland-F.;  frz.  drapeuu,  Windel.  Bed.  6  wahrsch.  von  der 
l|  fahneuartigen  Gestalt;  nhd.  .Fahne'  bed.  auch  das  oberste 
li  Blatt  der  Schmettcrlingsblume  und  die  Fasern  zu  beiden 
Seiten  des  Federkiels;  s.  auch  Fani;  doch  könnte  ,Fan'  = 
:  ,Farn'  auch  entstellt  sein  aus  diesem.  Bed.  7  von  der  schwan- 
kenden Bewegung  der  Tuch-  oder  Wetterfahnen  oder  als 
.'  einer  der  syn.  Ausdrücke,  welche  eig.  ein  Anhängsel  be- 
,  deuten,  wie  Said,  Zojif  aAg].  —  Das  männl.  Geschlecht  durch- 
J  gingig  auch  in  der  altern  Litt.  Der  Flur.  .Fahnen'  auch  in 
I  der  B»  Chronik   1779. 

Alper-:  Fahne  der  Alpgenossenschaft  in  Ndw,  jnit 
'  dem  Bilde  des  li.  Wendelin.  —  Vor-Fänlin.  ,Die 
'  Zunft  mit  ihren  vorfenlinen  [sollen  auf  das  Sturrn- 
[  läuten  sich  versammeln].'  Bs  XVI. 

i  Fri-:  (meist  dini.)  eig.  die  Fahne  einer  Freischaar, 
'i  meistens  aber  diese  selbst,  im  Unterschied  von  dem 
'l  regelmässigen  Bundescontingent.  Im  März  1499  wur- 
j  den  Freifahnen  streng  verboten.  (JvMUller.)  ,l)ie 
\  von  Eottwyl  riclitend  euch  ain  frj'gfendlin  uf  hie  in 
,  lüser  Statt,  zugen  zum  Franzosen.'  1523,  HsStockar. 
,  ,Uf  zynstag  zoch  Jocab  Meyger  mit  200  knechten  mit 
1  eim   frygen    fenly.'    Ryff,  Bs  Chr.     .Also   täten    sich 


etlich  burger  von  Basel  ouch  zuosamen  in  mcinung, 
denen  im  Loufental  zuozuoziechen,  Hessen  ouch  also 
hinder  ruck  myner  herren  ein  fry  fenly  machen,  des- 
glych  houptlüt  und  fenrich  on  myner  herren  wissen 
und  willen.'  ebd.  A.  1582  fragten  die  Berner,  welche 
Hülfe,  es  sei  an  einer  Anzahl  Knechte  [besoldeter 
Kriegsleute]  oder  an  Freifähnchen  sie  zu  erwarten 
hätten.  Absch.  .Diejenigen,  so  unter  die  4  Freifahnen 
verordnet  sind,  sollen  mit  erforderlichem  Krüt  und 
Lot  versehen  sein.'  Z  Mand.  1007.  .Freifahnen  hiessen 
im  Verteidigungskriege  der  Waldstätte  gegen  die  Fran- 
zosen a.  1798  solche  Banner,  unter  denen  sich  allerlei 
Volks,  so  für  die  gleiche  Sache  kämpfen  wollte,  sam- 
melte; diese  Fahnen  waren  meistens  mit  Heiligen- 
bildern geziert  und  mit  Inschriften,  die  den  kathol. 
Landmann  zum  Kriege  anfeuerten,  z.B.:  Wer  unter 
dieser  Fahne  streitet,  hat  vollkommene  Absolution.' 
ZsiHOKKE.  Wer  damals  mit  der  Freifahne  von  Schwyz 
zog.  erwarb  laut  Beschlu.ss  der  Landsgemeinde  das 
Bürgerrecht.  —  F  reif  an  1er:  die  um  Neujahr  frisch 
eingereihten  Bekruten.  Sie  tragen  Sträusschen  (Frei- 
fähnlersträusschen)  auf  den  Hüten  Sch. 

Gau m -Fänli:  Fähnchen,  durch  welches  den  .Gäu- 
mern',  den  zum  Polizeidienste  beorderten  Bürgern,  die 
Reihenfolge  angekündigt  und  sie  aufgeboten  wurden, 
indem  wahrscheinlich  dgl.  den  Betrett'enden  ins  Haus 
geschickt  wurden,  wie  noch  jetzt  in  W  der  Nacht- 
wächterspiess ;  s.  auch  Tessle.  —  Ger-:  keilförmiges. 
,in'n  Geren'  geschnittenes  Fähnlein.  ,Zwei  rechte  bur- 
gunsch  syden  panner  und  2  gerfenlin.'  1474,  Bs  an  Köln. 
So  hiessen  in  Bs  im  XIV.— XVI.  die  Kriegsfahiien  der 
Zünfte. 

Heide"  -  F ane"  :  1.  gewaltiger  Rausch  Z.  — 
2.  Fluchformel:  Potz  H.!  Du  H.!  Z.  Vgl.  Fimc  J 
und    KlilZ-F.    —    .Heiden-'   oft  nur  abstr.   verstärkend. 

Hand-:  Handtuch;  auch  ein  Teil  der  Priester- 
kleidung. .Zwo  stolen,  dri  hantvann,  viervärwig  ge- 
würket  und  undenan  ein  wenig  mit  berlen.-  1357. 
Invent.  Königsf.  ,Vornen  an  der  Alb  [Chorhemd] 
legten  si  [die  Priester]  köstlich  Ermel  an  für  Hand- 
i'anen  und  bunden's  mit  seidenen  Schnüren.'  ÄgTschudi. 
—    Mhd.   hant/ane,   ahd.  hantfanv,   mantile.  niappa. 

Krüz-:  nur  in  der  Pluchformel:  Potz  Chrützfane! 
auch:  Chrüzfancsticke!  Aa.  In  ' s  Chrüz fani s  Name! 
Zg.  Potz  Chriizifane  und  Chriesistei' ,  d'  Buche  füere 
d'  Meitschi  hei'"!  Suterm. 

Chvüiifanc  wahrsch.  aus  .Ohr.  und  F.',  vgl.  e  für  .und' 
Sp.  12.  6.  also  eigentlich  von  einer  Prozession  mit  K.  u.  F. 
Übrigens  wird  auch  .Kreuz'  vor  andern  WW.  abstrakt  ver- 
stärkend gebraucht. 

Lib-:  Hauptfalme,  s.  Gh..  WB.  .Der  Leibfahne 
wurde  ausgestreckt  und  von  Seiten  des  Feindes  eine 
Capitulation  verlangt.'  Monatl.  Nachr.  1753.  —  Land-: 
ebso.  .Den  Landlahnen  abgeforderet.'  Würsiis.  1779. 
Verschieden  vom  .Landespanner',  daher  (übertr.  auf 
die  Mannschaft)  .Lands-Fahne  (-Fähnli)'  =  der  er.ste 
Auszug. 

Milde-:  ein  Fluch  S.  Vgl.  Heiden-,  Krüz-F'.  — 
Dem  aus  dem  Frz.  entlehnten  mätdalie  (millo  de  Dien)!  nach- 
gebildet. 

Milzi-:  Beteurung  S;  Z.  Vgl.  das  vorhergehende 
und  andere  Compp.  f7)/t?Äi-if»wr7,  -Keib).  —  Markt-: 
F..  durch  deren  Aufstecken  man  den  Beginn  dos  Marktes 
anzeigte.  1085,  MRohn..  Heiden. 


831 


Kau.  feil,  tiii,  fon.  tun 


Kieii-Fäiili":  breitblättri.ires  Wollgras,  eriopho- 
ruiii  latifol.  Ünw.  In  Kietern  (Sümpfen)  wachsend, 
mit  wolleähnliclien  Borsten  an  den  schwebenden  Ähr- 
chen: daher  auch  die  Syn.  Bied-  (oder  Mos-,  Federe-) 
Basel;  Benseli;  Flümli;  ChntzU:  Baucli (-Gras) :  Bü- 
seligras;  Biedchüz. 

Rain-Fane  f.:  Rainfarn,  am  Rain  wachsende 
Stengelpflanze  GsVal. 

lllid.  rehifane,  -far(n),  ahd.  rcini/aiw,  tnnacetum,  urspr. 
als  GrcBzzeichen  angesehen.  Die  Ähnlichkeit  der  Blätter  mit 
denen  des  Farnkrautes  veranlasste  die  Umdeutun^  von  /'aii 
in   Farn. 

Renn-Filnli:  Fahne  der  Vorhut?  Schm. 'J-,  111. 
.Sandten  die  von  Zürich  200  Mann  auf  die  Strasse  gen 
Feldkirch  mit  der  Stadt  .Rennfondlin-.  1417.  Absch. 
.Fünf  grosse  panner  und  22  rennfenli'  erbeuten  die 
SGaller  bei  Granson.  Vad. 

Selen-Fanen:  Trauerfahne  L.  .Die  Seelenfahnen 
der  Leiche  vorzutragen'  ist  fakultativ  gelassen  in  der 
Begräbnissordnung  für  die  Stadt  Luzern  1818. 

Dunners-.  ,Die  christenlichen  Soldaten  underdem 
sogenenneten  Donnersfahnen  (Donner-  und  Blitz-F.).' 
JMüLL.  1666;  1673. 

Auf  das  Gebet  der  Christen  im  römischen  Heere  unter 
Marcus  Antoninus  fiel  auf  dieses  ein  erquickender  Kegen,  auf 
die  Feinde  aber  Donner  und  Blitz;  von  da  an  trug  die  Fahije 
der  christlichen  Abteilung  obigen  Namen. 

Türken-  Türggefän(e)U :  die  männlichen  Ri.sj]en 
am  blühenden  Türyyen,  d.  i.  Mais.  S.  Fane  G.  — 
Wetter-:  wie  nhd.  allg.  Bildlich:  es  Wetttrfändli. 
Mensch  von  unstätem  Charakter  W;  s.  Fane  5.  — 
Uszug-:  ehemals  die  (2)  Infanteriekompagnien  der 
Stadt  SGall.  Miliz,  zum  Unterschiede  von  der  Grena- 
dierkompagnie. —  Zehenden-Fändli":  Fähnchen 
eines  Zehendens  (Bezirks)  in  W. 

fanen  ume-fäne:  müssig  herumgehen,  etwa  mit 
der  Absicht,  sich  sehen  zu  lassen  Ndw.  —  fänlen 
fändJe  L;  Sonw;  Ndw,  fänele  Gl:  1.  die  Fahne,  ein 
Fähnchen  schwingen  Gl;  Scuw;  Ndw.  Mid-eme  Fazze- 
netli  f.,  ein  Nastuch  schwingen  Schw;  Syn.  schwelen. 
--  2.  =  fanen  L;  UwE.  Das  StadtmUh  fändlet  dick 
[häufig]  CO  Hiis.  Ineichen  18.59.  Da  mach  es  nieders 
Tschudi  [jede  Dirne]  d'  Flangge  u"'  fänli  dcsume 
[herum]  tvie  e  Narr.  Gotth.  Syn.  ume-fänderen.  Über- 
tragen: unstät  sein;  den  Mantel  nach  dem  Winde 
drehen,  die  politische  Partei  wechseln  L.  —  fänline": 
die  Fähnrichstelle  besetzen  W.  —  Vgl.  die  Pluiall'urm 
des   Mimin.   Fäullni. 

Fani  n. :  Ackermohn,  Korn-,  Klatschrose,  papaver 
Rhoßas  BHa.  —  Die  purpurrote  Blume  auf  hohem  Stengel 
uiilten  aus  der  einfarbigen  Saat  wie  eine  Fahne  sich  erhebend. 

Fänner  .Venner-  Bf,  Fänder  (I)  W,  Fänrrrch 
ZKn.,  FänderechT'H,  Fändfejri  Ap;  Gl;  Uw.  F^nderi 
ScHW;  Z  —  m. :  1.  Fähn(d)rich,  Fahnenträger,  allg. 
,l)es  Fendrychs  Eid:  der  Fenner  soll  dem  Fendli. 
so  im  befolhen  ist,  wai'ten,  ouch  das  in  gefechten 
ortenbar  und  ufrecht  halten.-  Z  Kriegsordin.  1531. 
Erste,  zireite  Fändri,  die  beiden  obersten  Würden- 
träger bei  der  Obw  Alplergenossenschaft,  von  denen 
der  erstere  den  Festprediger  an  der  Älplerkirchweih 
mit  einem  Käse  zu  beschenken  hat.  —  2.  .Venner', 
in  B  seit  1295  das  militärische  Haupt  eines  der  vier 
Stadt(iuartierc    d.T  llaui.tstadt ;    im   \V1.  auch  Beirat 


der  Regierung  in  militärischen  Angelegenheiten.  ,Über 
die  Sachen  der  Mannschaft,  über  Steuer,  Vormund- 
schaften und  Erbrechte  wurde  nachmals  ein  V.  ver- 
ordnet.' JvMf'LL.  ,So  einer  wandelbar  guet  uf  die 
almend  tribe  und  ime  das  von  den  venneren  wurd 
geboten,  darab  zu  tryben  . .  .•  1535,  Thi-n.  .Welcher 
begert.  in  der  herschaft  Mülenen  landmann  zu  werden, 
der  soll  das  bringen  an  den  tschachtlanen,  den  v.  und 
die  landlüt'  1469.  B.  ,Der  als  V.  der  Obrigkeit  Rechte 
wider  die  Herrschaftsherren  zu  verteidigen  über  sich 
genommen  hatte.'  Laupfer,  Schweizergesch.  —  3.  in 
W  der  (militärische)  Vorsteher  eines  Zehntens  (Be- 
zirks). —  4.  Venner,  Name  einer  Kuh  (die  den  andern 
vorangeht?)  B.  —  5.  Fänder,  Gehülfe  des  Kuhhirten 
auf  der  Alp  GRPr.     Syn.  Statter. 

Mhd.  fcnre.  Jener,  aus  ahd.  /nnari'.  fän(:l)rich  hicTon  ab- 
geleitet, entw.  nach  Anal,  der  Namen  auf  -rieh  (z.  B.  Fridcruk, 
, Enterich'),  also  für  'Fän(d)cr-rich,  oder  mit -i'cA  (vgl.  .Gänser- 
ich'), das  aber  jedenfalls  von  der  Gelehrtheit  des  XVI.  XV!I. 
als  .Fänd-rich'  verstanden  (s.  o.  HBull.  u.  .Fendreich.'  JJHott. 
1666);  jenes  -ich  später  durch  Abschleifung  mit  der  Endung 
-i  der  Nomina  agentis  vermengt.  Kürze  des  Voc.  ist  tw. 
bewahrt  neben  und  trotz  der  Ausspr.  Fane,  Fämlli.  —  , Fän- 
derich.' VFrider.  1619.  ,Fendrich.'  HsKdLav.  1644.  —  Durch 
zwischengeschobeues  d  erleichtert  die  Volksspr.  sich  den  Über- 
gang von  11  zu  den  (homorganen)  Liquiden  (vgl.  hndli.  ähnlich). 

—  5.  vergleicht  das  Verhältniss  des  GehUlfen  zum  Ober- 
birten  mit  demjenigen  des  Fähnrichs  zum  Befehlshaber.  (Oder 
soll  mau  für  5  ein  eigenes  W.  anuehnieu,  eine  Ableitung 
von  Jand,  Ptc.  zu  ,fahen',  also  /'.  der,  welcher  die  Kiilic 
zum  Melken  usw.  herbeiholt ':") 

Vor-:  Adjutant  des  eig.  Fähnrichs.  Af  XVII.  ,Das 
Amt  des  Vorfendrichs  ist.  dem  Fendrich  das  Fendleni 
im  marchieren  nachzutragen,  doch  nicht  für  [vor]  den 
Feind;  er  soll  auch  die  Gefreiten  connnandieren.  die 
Kranken  besorgen,  [die  Gestorbenen]  bestatten  lassen.- 

HsKdLaV.   1644.    -    Vgl.    Xehend-F. 

Fetze''-Fänder:    der  zerlumpt  einhergeht   BIta. 

—  f6tze°-fänderisch:  zerlumpt  ZBül. 
Herunterhangende  Lappen  werden  mit  Fahnen  verglichen. 

so  z.  B.  der  Zipfel  des  Hemdes,  welcher  kleinen  Knaben  aus 
dem  hintern  Hosenschlitz  etwa  hervorguckt. 

Lands-Fänd(e)ri  Ar;  Gl;  Uw,  .-Venner'  in 
ä.  Spr.:  urspr.  der  Träger  der  Landesfahne  in  Feld- 
zügen, verschieden  von  Panner-Herr,  -3Ieister  (s.  d. 
u.  Land  fane);  im  Laufe  des  XVI.  mehr  oder  weniger 
in  ein  politisches  .\mt  übergehend.  So  in  BSa.  .Land- 
venner'  im  XVII..  XVIII.  der  Vorsteher  der  Laml- 
schaft,  der  Archiv  und  Siegel  verwahrt,  die  Oberauf- 
sicht über  den  öffentlichen  Schatz  führt,  der  erste 
Urteilsprecher.  —  Nebe"t- Fänder.  Einen  solchen 
neben  dem  eig.  ,Sennen-F.'  gibt  es  in  der  Sennen- 
bruderschaft  Schwyz.  —  , Drittel- Fender' :  ilcr 
Fähnrich  eines  ,Drittels',  d.  i.  der  Unterabteilung  eines 
Zehntens  W  XVIII.  —  Zeh(e)nden-:  der  F.  eines 
der  7  Zehnten  des  Kt.  W,  XVIII..  nicht  so  hohen 
Ranges  als  der  ,Pannerherr'. 

fänd(e)re":  1.  die  Stelle  eines  Fähnrichs  neu  be- 
setzen W;  daselbst  auch  als  Kinderspiel.  —  2.  (auch 
ume-f.  und  in  äim.  Xh\.  fändcrle  Aa;  Bs;  B)  herum- 
streifen, vagieren;  bloss  zum  Vergnügen  reisen  1! 
ö.  u.  wO.;    Gl;  GG.     Die  Ziegen  fähndern  im  Herb.st. 

—  „Fänderli  m.:  Mensch,  welcher  umherreist,  an- 
statt bei  seiner  Arbeit  zu  bleiben." 

Da  der  .Fänder'  im  Kinderspiele  der  Fangende  ist.  so 
scheint  das  Vb.  in  dieser  .\uwendung  zu  Fiind,r  II  zu  gehören. 


833 


Fan.  IVii.  v«ii.  tili.  lun.  luii 


834 


Fanil   s.  FeniUc.  Fiuii.s,    Fonis   .s.  Fahctifi 

Sp.  723. 

Faniing  f.:  Fang.  Das  SciiwKüsn.  LB.  17G9  ver- 
biftot.  eine  gewisse  Art  von  Netz  anzuwenden  ,in 
Fahnung  der  kleinen  Fischen'.  —  Unrichtig  von  der 
hifiiiitivforiii  ,fän'  statt  von  dem  Stamme  ,fah'  gebildet. 

fänrie  s.  an-fahend  Sp.  718.     Panisch  s.  Fennich. 

Kenn  I.  ,Fänn:  hündin.  bretkin,  hundsbraut.'  Fris.; 
Mai,.  —  Mist-:  eig.  auf  dein  Misthaufen  gelagerte 
HüuJin,  viell.  mit  dem  Übeln  Nebenbegrift",  zu  welchem 
die  Zss.  mit  ,Mist'  Veranlassung  gibt.  ,Du  tuost  glj'ch 
wie  die  bösen  mistfennen,  die  bellend  alle  menschen. 
'  ouch  die  friind  an,  mögend  inen  doch  nüts  angewünnen.' 
ZwiNGLl  1527.  —  Viell.  aus  dem  lat.  ,(canis)  femiua';  ddch 
s.  Gr.,  WB.  3,  1.51S. 

Fenn  II  (Fjeiie  m.  u.  f.  Gi.):  Sumjjfland  Gl  (Schind- 
1  ler).  ,Ven,  venne,  weid:  ijalustre  pascuum,  palus.' 
I    Red.  16(j2. 

Wahrsch.  nur  nocb  als  Eigenu.   erhalten,  so  .im  GTänn' 

|.     ZDüb.  =  ,in    venne.'     1287;    ,Gefend.'    .lahrzoitb.  Eglisau. 

G'/äng  n..    sumpfiger  Wald   in   ZZoll.,  Fannewls  ebd.      Mhd. 

twine  n.,  ahd./ciinn,  /omi  f.,  Sumpf.    —    Der  Z  Geschlechtsn. 

-     .Fenner'  eher  hieher  gehörig  als  zu  , Tenner'  (Fähnrich). 

Venedig  in   seinem  alten  Glänze  schimmert  noch 

innner  in  der  Phantasie  des  Volkes  nach,    's  isch  uf- 

drait  [aufgetragen]    ivorde  so  hrächtuj,    wie  z'  V.  im 

I    roten  Oxe.  LSieber.     Hätt  er  de"  Zoll  avi  Bhi/"  Und 

war    V.   sy",    's  müesst   Alls   rerhmpet  sy".    Sulger. 

!    Vom  Stolzen  sagt  man :  Es  u-ur''  Ein'n,  meine",  er  icär 

;    ^  V.  am  Gatter  (j'sy  [der  blosse  Blick  durch  das  Tor 

5    lU  V.  genügt,  ihn  aufzublähen],  ebd.    ,Zum  V.'  Name 

i    eines  Hauses  in  Basel,   ,'s  Venedigli'  Z,  Name  eines  von 

'    einem  i.  J.  1740   gestifteten  Vereine  junger  Zürcher, 

die  sich  in  Italien,  namentlich  in  der  venezianischen 

;    Stadt  Brescia,  aufgehalten  hatten,  erbauten  und  rings 

I    mit   Wassergräben    umzogenen    Klubhauses    vor    der 

Stadt. 
\         Venediger:    Venetianer.     1.    eine    venetianische 
Münze.     A.  1487  wurde  1  V.,   der  sonst  5  Schilling 
galt,   zu   20   Angster  gewertet.    Absch.     ,Die   nüwen 
toppel  V.,  so  bissher  lü  ß  gölten  band,  haben  an  der 
march   an   fyneni    silber   15  lot    und  4  gran.'    Münz- 
;   probe  von  1503,  Absch.  —  2.  Volkssagen,  welche  bis 
'   nach   Süd-   und   Mitteldeutschland    reichen,    erzählen 
von    sog.  V.    (in    Deutschland    auch    , Walchen'    oder 
, Walen',   Welsche,   in  Ostreich  , Venesleute'   genannt) 
I   als  Bergleuten,  Schatzgräbern,  Metallarbeitern,  die 
in   geheimnissvoller    Weise    das    Gebirge    nach    Gold 
durchsuchen  und  dann  wieder  verschwinden,  nachdem 
sie    Einheimische   als   Führer   benutzt   und   reichlich 
belohnt  haben.    Auch  Zauberkünste,  Heil-  u.  Wetter- 
kunde und  Weissagung  werden  ihnen  gelegentlich  zu- 
I  geschrieben.    Schweizer,  welche  später  zufällig  einmal 
nach  Venedig  kommen,  finden  dort  ihre  alten  Bekann- 
;  ten  als  reiche  Goldschmiede  od.  Juweliere  und  werden 
:   von  ihnen  durch  einen  Zauberschlag   in  ihre  Heimat 
,  zurückversetzt.   S.  Lütolf,  Sagen  öS.  508  tt. ;  Osenbr., 
1  N.  kulturhist.  Bilder  2,  12  f.     In  ihrem  Wesen  haben 
;,  sie,  abgesehen  von  der  Gestalt,  Manches  mit  den  Zwer- 
j  gen  (Erdmännchen)  gemein  und  es  scheint,  dass  sich 
Erinnerungen   an   tatsächliche   Reisen   venetianischer 
Geschäftsleute   in  die  Alpen    und   an  Eeisen   schwei- 
!  zerischer  Pilger  (nach  dem  h.  Lande)  und  SRldner  nach 

Schweiz.  Idiutikoii  I.  6. 


Venedig  mit  Zwergen-sagen  vermischt  haben.  In  GA' 
heissen  V.  Tausendkünstler,  dgh  als  fahrende  Quack- 
salber, Kräuterhändler,  Klcinkrämer  aus  Italien  ka- 
men und  noch  jetzt  mit  scheuer  Ehrfurcht  genannt 
werden;  vgl.  Veneziarwr.  Näheres  u.  Weiteres  s.  ,111. 
Schweiz' 1873,  182—184;  192—196;  283—284.  Vad.  I 
224  erwähnt  die  V.  als  südliche  Nachbarn  der  slavi- 
schen  Winden  (Veneti)  im  Gebirge  von  Forviuli  (Friaul) 
und  um  Laibach  (Krain). 

veni'disch:  1.  venetianisch.  ,V.  Supplic  soll  Gift 
bedeuten.  AHaffner,  Chron.  (suppliciumV  nicht  suppli- 
catio?)  ,Wiewol  der  Herzog  um  Absolution  gebeten, 
soll  er  jedoch  [nicht?]  ohne  ein  venedische  S.  hin- 
gelassen svn,  auch  jez  in  schwerer  Krankheit  liggen.' 
1572.  WiNT.  Chr.  —  2.  venerisch  (wohl  absichtlich 
euphemistisch  aus  diesem  entstellt)  Ostschweiz. 

Venen  s.  i^echnen  Sp.  652.  Venner  s.  Fänner 
Sp.  831. 

Venezianer  ra. :  I.Krämer  aus  dem  Friaul  u.  d.  E., 
welche  mit  Spezereien  hausierten,  die  sie  in  hohen 
hölzernen  Kasten  auf  dem  Rücken  trugen.  So  noch 
in  den  Dreissigerjahren  Z  -j-.  Syn.  Yenediger;  Ma- 
terialist. —  2.  Apfelsorte  Th. 

Veni(e)  f.:  Geberde  inbrünstigen  Gebetes,  Kniefall. 
,Sy  fiel  au  ir  strak  veni.'  Anf.  XV.,  Ita-Leh.  Ausge- 
spannte Arme :  ,Mit  schwebender  Venien.'  Grosses 
Bett  1511.  —  Mhd.  vaije,  fussfälliges  Gebet;  aus  lat.  venia, 
Gnade.    —    S.   noch  mlvaveni. 

Fennicli  AABb.,  Pfenncch  ebd.,  Fench  Aa;  B; 
GW.,  Pfench  (Ddrh.),  Feroh  ZW.,  Pech  AAEhr., 
Feich  fVi;  AaSIus;  LRigi;  Schw;  Z.  —  2)  Fenisch 
ScHwMa.,  Fensch  LE.  —  in.:  1.  Hühnerhirse,  pani- 
cum  crus  galli  L;  ScHwMa.  ,Ain  muoss  von  ryss, 
fenk  oder  sust  [ohne  solche  Zutaten]  von  milch  ge- 
kochet.' G  Stiftsarch.  ,Lynsat,  hirs,  fenk,  linsi.'  ebd. 
,Ain  müesli  von  fench  oder  hirs.'  G  Küchenordn.  1495. 
,Liess  ime  das  straw,  hirs,  fenck  und  räben  [weisse 
Rüben]  an  syn  arbeit  [zum  Lohne].'  L  16'23.  ,5  jurten 
an  hirs,  fenchen,  honen  [etc.].'  L  1627.  Vormals,  vor 
der  Verbreitung  des  Kaffees,  neben  der  gemeinen 
Hirse  als  Nahrungsmittel  in  Breiform  viel  verwendet; 
s.  F.-Stampf.  ,Veich'  im  Jährl.  Hausrat  1767  unter 
den  allgemeinen  Produkten  der  Grafschaft  Kyburg  auf- 
gezählt. Nach  ihm  sind  viele  Örtlichkeiten  benannt, 
z.B.  Feichrüti  Z,  ,Fenichlanda',  jetzt  Fällande"  Z; 
Feichriede"  Aa,  d'  Fenchere  B  Kappelen  (eig.  Land- 
strich, wo  F.  gepflanzt  wird).  Jetzt  liefert  unsere 
Pflanze  nur  noch  Vogelfutter.  —  2.  gemeine  Hirse, 
panicum  miliaceum  AAEhr.;  GW.  S.  Ferch- Pappe. 
—  3.  gemeiner  Fenchel,  fceniculum  off.  Aa  It  H.  — 
4.  tcilde  F.,  wilde  Hirse,  panic.  viride  (Durh.). 

Mhd.  phenich,  ven(i)ch,  regelrecht  verschoben  aus  dem 
lat.  W. ;  in  den  Formen  2)  ist  die  lat.  Endung  (-ic-)  durch 
die  entsprechende  deutsche  (-itch)  ersetzt;  bei  Tabern.  1664 
im  Texte  , Fench,  Penich  [so!]',  im  Register  , Fensch.'  Wegen 
Feifh  s.  Fromm.  Zeitschr.  VII  335.  —  Die  Widersprüche  in 
den  Angaben  von  Namensformen  und  Bedeutung  betreffend 
eine  fast  nur  noch  im  Gedächtniss  alter  Leute  lebende  Pflanze 
und  Kultur  sind  begreiflich,  aber  um  so  weniger  beachtenswert. 
Auch  schon  Dasyp.,  Fris.,  Mal.  vermengen  panicum,  das  sie 
mit  , fench,  heidel.  butzweisse'  übersetzen,  mit  polygonum 
fagopyrum.   —   S.  auch  futsch. 

Misti-Feich:  eine  Art  von  F.  1,  welcher  die 
Nähe  der  Düngerhaufen  liebt  Schw. 


835 


Fan.  feil,  flu,  fiin.  fiiii 


8156 


Fenigrek  l'Unif/re  Z:  ein  Arzneimittel,  die  Erbsen 
des  Bockshornklees,  trigonella  tVenuni  gra'cum.  .Et- 
liche gebend  inen  [den  Fasanen]  5  oder  ö  tag  fenigreck. 
damit  sy  die  purgierend.'  Yogelb.  1557.  ,Erbs,  f.  und 
körn.'  ebd.  als  Taubenfutter  erwähnt.  .Silicia,  herba; 
man  nennt  es  teutsch  Fcenogrecum.'  Fris.  —  Aus  dem 
Lat.   nntlehiit. 

Fenille  GuHe..  Pfei/ilc  (Pr.),  „FaiiiUe'\  Fa- 
unlla  (Chur).  PfanilUi  (Mal.),  PfniHa  (JO..  oRh. 
—  f.,  Fanll  n.  GkD.,  Pfnill  m.  GSax:  1.  der  neben 
dem  Stalle  (zwischen  diesem  und  der  Tenne  oder  in 
besonderm  Anbau)  befindliche,  gewöhnlich  vertiefte 
Eaum  für  das  Heu.  das  zunächst  zur  Verfütternng 
kommt,  oder  für  Streue  Gr.  .Dieses  Heu  muss  wohl 
getrocknet  und  auf  einem  luftigen  Heuboden,  nicht 
aber  in  Fanüllen  (Fönillen)  aufbewahrt  wei'deii.'  Gr 
Samml.  1779.  In  GO.  ein  an  die  Scheune  angelehnter 
Bretterverschlag  z.  Aushülfe.  —  2.  übertr.  a)  Pfnilla, 
verächtliche  Bezeichnung  eines  ärmlichen  und  bau- 
fälligen Gebäudes  GO..  Rh.  —  b)  korinilenter,  derb 
gebauter  Mensch,  Pfnill  vom  männl..  Pfnilla  vom 
weibl.  Geschlechte  GG.,  W. 

Ans  churw. /(i«i7i  m./n.,  dies  aus  \aX.  Joniilr.  u.  S.  auch 
Find;  P/iidler  u.  d.  folg.  Vgl.  auch  Legi.  —  Bed.  2  h  beruht 
auf  der  Yergleichuug  der  vorragenden  Körperteile  mit  dem 
Scheunenanbau.  —  Vgl.  der  ober  und  der  under  Fiin,  Namen 
für  die  beiden  symmetrisch  gebauten  und  placierten,  ge- 
mauerten Ükonomiegebände  am  Fusse  des  Klosterhügels  zu 
Muri,  viell.  abgek.  aus  lat.  /o«niV<,  wenn  nicht /oe» um,  Heu, 
selbst. 

Fenissa  f.  =  Fenille  l  Gr  (Klotz). 

Auch-Fein  s.  Änl'en-Feim. 

ge-fcint.  ,Ein  Paar  gfeint  Ring,  die  man  braucht, 
wenn  man  Pfyl  [Pfähle]  schlägt  zum  Stegen  [Brücken- 
bau].' ea  1650,  Invent.  Glattp. 

Bucherdeutsch  gewendete  Form  für  .g'fynt'.  fein  gemacht':* 
Eher  von  '.feinen' ^/ee'cn,  also  =  durch  Zauber  fester  gemacht. 

fln  /■»  Ap;  BsStdt:  Gl;  GA..  oRh..  sonst  ßn  {fe'in 
GnSchanf.;  UwE.)  -  neutr.  flu  GRSchud. ;  W: 
I.  Adj.  (resp.  Adv.)  1.  dünn,  von  Faden.  Garn;  syn. 
rein;  vgl.  auch  f  in -her  und  das  Adv.  Auch  von 
einem  Baum  oder  Menschen  BG.  Von  der  Stimme: 
hoch.  F  fine  Ton  BG.  F.  singe,  die  obere,  erste 
Stimme,  bei  mehrstimmigem  Gesang  (Sopran  oder 
Tenor)  GA.;  doch  auch:  mit  gebildeter  Stimme,  im 
Gegs.  zu  naturwüchsigem  Volksgesang;  's  sl"  Städter 
da,  die  sinye  f.  F.  Vgl.  5.  —  2.  lauter,  von  reinem 
Metallgehalt  der  Münzen.  .Verzeichnung  ihres  Halts 
an  Fin',  von  Münzen  in  den  welschen  Vogteien.  1587, 
Absch.  Bezüglich  der  Kreuzer  wird  Nichts  abgeändert, 
.weder  Ringerung  am  Fin  der  Mark  noch  Mehrung  der 
Stucken  an  derselben.'  1590,  ebd.  ,Die  mark  dicken 
[hat]  einlif  lot  am  fyn  und  36  stuck  an  der  ufzal.'  Z 
Mand.  1622.  —  3.  trefflich.  ,Wylen  die  Gemeind 
ein  fyne  Nutzung  von  dem  Mooss  [Allmend]  hat' 
1617,  B.  Scharf,  genau,  vom  Schiessen:  ,Und  was 
[war]  das  finnist  schiessen  zuo  den,  die  die  leiter  uft' 
stigend  in  turn.'  Edlib.  —  4.  schön,  von  Natur- 
erscheinungen und  menschlicher  Gestalt,  's  ist  Alles 
safer,  fin  u  rar  B  (Liecrti),  von  dem  landschaftlichen 
Charakter  der  Gegend.  Vom  Wetter:  freundlich,  an- 
genehm GrD.  Vgl.  noch  fln-her.  Auch  i.  S.  v.  gross, 
ganz:  e  fine  Wusch  schnlen  BKander.  Gesund,  ge- 
nesen.    Er  ist   vider   alle  fme,  ganz    wohl    BHa.  — 


5.  gebildet,  sittsam,  artig  im  Benehmen;  Syn. 
frein.  Ds  Land  lern  mn  Städtcre  's  Fine!  F.  En 
hiibschi,  fini  Meitja  GrD.  Er  ist  nit  dr  feinst,  un- 
gezogen, ohne  Zartgefühl  S.  We"  d'  nit  fina  bist, 
so  bechiinnst  Chldpf  [Schläge]  GRPr.  Kinder,  wenn 
der  [ihr]  fi  sl",  so  hemmen-er  Eppis  über  [bekoumit 
ihr  Etwas]  Bs.  Auch:  wacker,  rechtschaffen.  E  fine 
Ma"'  FS.  —  6.  leutselig,  umgänglich,  freundlich, 
liebenswürdig,  gutmütig  B;  FS.;  Gr;  Syn.  herz-fin, 
frein,  yemein.  E  grusig  [überaus]  fine  Her  GrD.  — 
7.  gewogen.  Er  ist  'ra  [ihr]  fis.  Si-nier  fis!  W. 
Vgl.  .Minne,  werde  mir  noch  fin.'  Hadl.  —  8.  still, 
zufrieden.  Bis  fl!  sei  fromm,  halte  dich  wohl,  gib 
dich  zufrieden  Bs  (Spreng).  —  9.  fromm,  aber  meist 
i.  S.  V.  frömmlerisch.  Die  Fine"  heissen  Pietisten, 
.Stündler'  Gr;  GRh.;  Syn.  gefint.  —  10.  klug,  ge- 
scheid, listig,  durchtrieben  Gr;  Z.  Es  ist  Keine  so  f., 
er  findt  no  e  Finere.  Ixeichen.  —  IL  Adv.  in  abstr. 
S.  mit  verstärkender  Bed.,  vor  Adj.  und  Verben;  oft 
aber  nur,  um  der  ganzen  Rede  oder  einem  Teil  der- 
selben einen  leisen  Nachdruck  zu  geben;  kaum  durch 
ein  einzelnes  anderes  W.  zu  übersetzen,  etwa  i.  S.  v. 
recht,  sehr,  ziemlich,  wohl,  fast,  geradezu,  ganz,  gar, 
wirklich;  zuweilen  mit  einem  von  diesen  verbunden; 
auch  i.  S,  V.  ,doch'  zum  Ausdruck  der  Verwunderung; 
Syn.  fri,  gad,  nauice,  nadisch,  geuiiss.  Besonders  be- 
liebt in  BO.,  selten  auch  in  .Ap  u.  W;  und  zwar  vor- 
wiegend apokop.  (/(,  in  BU.  ländl.  fe'i)  ausser  vor  dem 
unbest,  Art.,  z.  T.  auch  mit  f.  S.  noch  fiz.  a)  vor 
Adj.  (Adv.).  Fl  eil,  schön  udgl.  Ap.  üliüm  da^s  si  (i 
wol  [so  recht]  entschlafe  sitid  W.  Er  ist  f.  erstig  [emsig] 
g'gange  BM.  Fei  triirig  BE.  Ein  e  chll,  ziemlich  viel 
BO.  Fi  (irdcli,  ebenso  BBe.  Fi  chll  Öppis,  ebenso  B. 
P'i  Nilt,  ganz  und  gar  Nichts  B.  Du  sollt  fi  z'  tfisifi 
Male  DanJc  ha!  B.  Druf  g'schaut  der  Her  en  a"  fij 
streng  BHk.  TJ"^  hed-ne  fy  wiest  [stark]  'packt  bim 
Chragen  u  g'schrfien  fy  as  wie  ne  Leu.  SLiechti. 
.Damit  er  fein  gnug  für  uns  leide  und  sein  leiden 
gnug  sei  uns  zu  erlösen.'  FWyss  1650.  .Doch  stund 
man  noch  in  grossen  Schmerzen,  betrachts,  mein  Christ, 
fein  recht  von  Herzen.'  Vilm.  Schlachtlied  1656.  ,Den 
Katechismus  mit  Fragen  und  Antworten  fyn  verständig 
machen.'  JJBreit.  ,Rys  [Reisig]  darzetten  fyn  dick 
wie  strau,'  Arzneib.  Zollik.  1710.  Vor  ,ein':  fei  [fln 
BSi.)  es  grosses  Hüs  B.  Vor  ,der'  beim  Superl.:  er 
ist  nid  fi  der  g'schldst  B.  Vor  .ein'  allein  i.  S.  v. 
Sp.  271:  du  bist  fi  Ine!  ein  Wunderlicher  BSi.  Auch 
vor  Subst..  welche  einen  adj.  Begritt'  (gross,  schön, 
wunderbar)  mit  enthalten  od.  hinzugedacht  verlangen. 
F.  en  Ornig,  eine  saubere  Ordnung!  (iron.)  BRi.  Fin 
e  Schutz  (BHa.),  es  CherK  (BBe.),  es  Pastli  (BHk.). 
eine  ziemliche  Weile.  Ein  es  Dingeli,  e  Wetz,  e  BU:. 
ein  ziemliches  (.schönes')  Stück  BBe..  Hk.  Das  ist  f. 
e  Ma""!  ein  ausserordentlicher,  nicht  zu  beschreilien 
BSi.  Er  hat  fi  a  Tross  [eine  schwere  Last]  z'  trägii' 
W.  Ja,  gege  die  [im  Vergleich  mit  diesen]  ist  üse 
Benz  fei  umme  [nur]  so-n-e  Tscholi  [einfältig]  B.  Das 
sl"  fin  Tiitschega  [Prachtexemplare  von  Kartoti'eln] 
BRi.  —  b)  absol..  bei  Verben.  Du  hä.it  fi  [ganz] 
Becht  B  (Ztro).  Du  machst-mer  fei  Angst  B.  Isch 
es  nit  fei  e  Schang?  eine  rechte  oder  geradezu  eine 
Schande  BE.  3läck  fi  wie  d'  will  [du  willst]  B.  Er 
ist  umg'falla  und  liet  f.<  Loch  i  Vhopf  g'sehlaga,  dass 
ds  Blnc.t  fei  so  ist  cho  z'  zuhala  [heraus  i(uellcn]  SBelpb. 
Die  Oiige"  hei"  Eim  fei  eso  a'blitzel.  MWalhex.    's  het 


837 


Fan.  IVii,  flu,  tun.  l'mi 


838 


Eim  fei  g'yrüKet.  .SLiechti.  Jl//"  ist  fy  wider  s'uvy 
iivrde".  ebd.  Me  sott  fei  gloube,  man  möchte  fast 
meinen  B.  Dräit-si'''  fy  z'  rinysedum.  GJKuhn  1800. 
Die  Frucht  [Getreiile]  fallt  ja  fei  um.  B  Landw. 
Wüchenbl.  1817.  Mit  Negation:  Bass  viu  fyn  g'rad 
nimma  tveiss,  wa  Eim  dr  Grind  steit  BGr.  Me"  cha''"-se 
[sie]  fei  nit  me  la  gä".  JEWyss  j.  Das  ist  schön  g'si, 
me"  chtt"  fi  niit  säge  tcie  BSi.  Pleonast. :  Seiti  er 's 
im  fi  doch  grad  tise!  B. 

Mild,  i'm,  nur  i.  S.  v.  fein,  seliiin.  Die  Diphthongierung 
des  streng-alamann.  «  ist  in  Jeiu  .fein'  der  nördl.  MAA.  nur 
gelegentlich  und  dann  der  Emphase,  mit  welcher  das  W. 
gesprochen  wird,  und  der  Anlehnung  .in  die  Bücherspr.  bei- 
zumessen; in  fei  (B)  dagegen  ist  der  Toc.  irrtümlich  (wohl 
durch  die  Analogie  yon  fri : frei  veranlasst)  als  Auslaut  he- 
handelt.  Es  fr.igt  sich  ja  überh..  ob  nicht  das  abstr.  Adv. 
aus  dem  syn.  fri  resp.  frei  entstanden  oder  wenigstens  mit 
ihm  tw.  zsgeftossen  sei.  Übrigens  kommt  dieser  Gebrauch 
von  ,fein',  nur  nicht  so  ausgedehnt  und  vielseitig  wie  in  BO., 
auch  in  andern  deutschen  MAA.  vor.  — ^  Bei  /.  sinye  ist  /. 
adj.  aufzufassen,  vgl.  frz.  .parier  bas,  chanter  fau.\.'  —  7.  Die 
Form  fiK  erklärt  sich  aus  der  grossen  Vorliehe  der  W  MA. 
fflr  das  sächl.  Geschlecht. 

herz-:  gut,  liebenswürdig  GRChur. 

iinelen:  ein  wenig  fein  sein  oder  werden;  Fein- 
heit affektieren  ßs;  s.  Fineli  (Finerli).  —  finelig: 
zart,  fein,  z.  B.  v.  Zeug  ßs.  Vg].  fimelig.  —  Finelle  f.: 
verzärteltes,  eitles  Mädchen;  auch:  Feinschmeckerin; 
„FineUeli  n.,  zuckersüsses,  feine.^  Mädchen-  S.  Üs 
g' falle"  die  Finelle  und  Trdih  ilspiliinzli  i  dr  Stadt  nit. 
JHoFST.  1865.  Finelle  und  Wcspig' stalte",  ebd.  — 
finen:  fein  werden,  allg.  Das  Ptc.  als  Adj.  ,Die 
gfynten  und  die  den  namen  haben  wollen,  sy  sygind 
nur  fromm.'  1633,  JBreit.     Vgl.  flu  9. 

Finerli,  Fineli  n.:  „Geschöpfchen  v.  schmäch- 
tigem Körperbau  Vw;  Zg."  Fein  tuendes  Mädchen 
Aa.  De  Ma""  ist  au''''  keis  Fineli  Z.  —  Von  einem  Freq. 
u.   Dim.  ftnerlen  neben  dem  einfachen   Dim.  finelen,   s.   d. 

Finesse  f.:  Tücke,  Li.st,  Verschlagenheit;  Ränke 
Aa;  GW.;  Eigenheiten  ZKn.  (auch  2^mi'sse).  —  fines- 
sisch AäZc!.,  finessig  Bs:  tückisch,  listig.  In  Bs 
auch  Finess  m.:  listiger,  pfiffiger  Mensch  =  Fino.  — 
Finetti,  -ettli:  beliebter  Name  für  kleine  Hunde 
L;  S;  Z.  —  Aus  dem  Ital.  —  Fini  I  f.:  Feinheit  ßs; 
Gr;  Z.  —  Fino  m. :  1.  Hundename  S;  Z.  —  2.  Schlau- 
kopf Bs;  S;  Z.  —  Zunächst  in  Bcd.  1  aus  dem  Ital..  dann 
i.  S.  des  deutschen  fin  umgedeutet. 

Finale,  Final  n.:  Schaugefecht,  mit  welchem  je  im 
Anfange  des  Herbstes  die  militärischen  Übungen  der 
Z  .Pförtner'  (s.  d.)  für  das  betr.  .Jahr  abgeschlossen 
wurden.    XVIII. 

Finanz  f.:  (meist  PI.)  List.  Kunstgriff,  Kniff,  Be- 
trug, bes.  zum  Zweck  von  Geldgewinn.  ,Die  Eiteren 
stecktend  voll  falscher  finanzen  wider  Susannah.'  1531, 
Susanna,  =  falschen  betrugs.'  1667.  ,Mit  fynanz  und 
argem  list.'  Birk  1535.  ,Es  [schlauer  Gewinn]  ist  die 
vinanz  uf  unsenn  orden',  sagt  eine  feile  Dirne,  also: 
Mittel  zu  Geldgewinn.  Salat  1537.  ,Diese  Äusserungen 
haben  ihm  den  Verdacht  erweckt,  es  sei  auf  eine  F. 
abgesehen.'  1531,  Strickl.  , Liste  und  finanzen  der 
wuocherer.'  HBfll.  1597.  ,Was  gwalt  nit  vermocht, 
bracht  der  venanz  zuo  W(;gen.'  Kessl.  ,Pfäfers  sei 
durch  arglistig  vinanz  und  pratik  von  StGallen  im 
[dem  Bistum  Chur]  entzogen  worden.'  Vad.  ,Solertia. 
geseheidigkeit  oder  f.'    Fris.     .Dolus    malus,    böse  f.. 


ein  arglister  betrug.-  Fris.;  Mal.  .Unbilliche  Pacton, 
List  und  Finanzen.'  1600,  L.  ,Wir  haben  alles  Spilen. 
es  sye  mit  Karten.  Würflen.  Keiglen  und  ander  der- 
glychen  finanzen  verbotten.'  B  Mand.  16'28.  ,Da  man 
im  auszahlen  allerlei  gsuch,  finanzen  u.  vörtel  braucht.' 
FWvss  1650. 

Mhd.  finamie,  fiminze,  f.,  unredliches  Geldgeschäft,  mlat. 
ßimiilin,   ital.  ßnanza,   frz.  Jinance.   urspr.  =  Zahlung. 

Finanzeri  f.:  Gelderpressung,  wesentlich  =  , Fi- 
nanz.' .Was  für  grosse  F.,  Bcschiss  und  Trug'  mit 
diesem  Geld  geübt  werde.  1615,  Absch.  .Hienebenil 
vil  Finanzerei,  Geltwechsel,  Wuocher,  Schinderei!' 
Denzl.  Zeichen  1631.  .Sich  vor  vorteiligen  Gesuchen, 
Griffen  und  Finanzeroien  hüten.'  Z  Mand.  1650.  , Wider 
den  Zwang,  Financery,  Und  auch  des  Adels  Tyranny.' 
Weissenb.  1701.  —  finanzieren:  .Finanzen'  anwen- 
den, die  Wahrheit  verdrehen.  ,Diescrii  zuwider  habe 
Hr.  v.  D.  lang  remarkiert  oder,  wie  er  [sein  Gegner] 
sagte,  financiert.'  Frickart  1470. 

flnäglen  fim-iß-,  /»„yc.-  (tr.)  Einen  mit  feiner  List 
betrügen  ZStdt  f. 

Die  Unsicherheit  der  Erinnerung  an  die  Ausspr.  macht 
es  schwierig,  sich  über  die  Abi.,  ob  von  eglea  (Sp.  1.51  ff. 
und  vgl.  unegkn,  kuoneglen,  horniglen,  welche  ebenf.  doppelt 
zerlegt  werden  können)  oder  von  ,Nagel'  (also  eigentlich  mit 
Nägeln  fein  oder  mit  feinen  Nägeln  beschlagen)  oder  oh  von 
frz.  .vinaigre',  Essig  (mit  Beziehung  auf  das  behutsame  Be- 
giessen  des  Salates)  usw..  zu  entscheiden. 

Vinehönli,  Vinenönli  s.  ]'i(ile  II  (Sp.  633). 

Finel  BFruttigtal  m.  (n.,  Adelb.  It  Zyro),  Fimel 
BSi.;  FJ.  (i)  m.,  ..Fimele  f.  BGast." :  1.  kleiner,  leicht 
gebauter  Schoppen  auf  den  entlegenen  Bergen  oder 
auf  Mooren,  dort  zur  Versorgung  des  Heues,  hier  zur 
Aufbewahrung  der  Streue  BwO. ;  FJ.  .Von  der  Vor- 
schrift, alle  Gebäude  mit  Ziegeln  einzudecken,  sind 
au.sgenommen  alle  Senn-  und  Melkhütten.  Käsespeicher 
und  Gaden  auf  den  Allmenden,  Bergen  und  Vorweiden, 
so  wie  auch  die  kleinen  Moos-  und  Bergscheuerlein 
(Finel).'  B  Verordn.  1828.  .Eine  Weide  mit  Stäffelein 
und  Heuflhnel.'  B  Amtsbl.  1882.  —  2.  „einzeln  ste- 
hende Alphütte  auf  Vorweiden  B  (seltener]."  St.'' 
Syn.   Weidgemach.     .Fimele,  Ziegenhütte  BGast." 

Aus  dem  gleichbed.  /cmV»  des  angrenzenden  Waadtlandes 
(.Vingelz',  Name  des  B  Dorfes  am  Bielersee,  der  Heimat  des 
Minnesängers  Rud.  v.  Neuenbürg,  genannt  ,der  Penis')  und 
dieses  =  nfrz.  finil  (lat.  focnile)  mit  auf  die  Stammsilbe 
zurückgezogenem  Accente,  wogegen  die  Gr  bezw.  6  Formen 
(s.  u.  Fcnillc  Sp.  8.35)  die  rom.  Betonung  beibehalten  haben, 
womit  die  ungleiche  Behandlung  der  A'oc.  nach  Qualität  und 
Quantität  zshängt  und  sich  leicht  erklärt.  Das  Geschl..  wo 
es  weibl.  gewendet  ist,  richtet  sich  nach  dem  Oberbegriff 
.Hütte"  oder  .Schür  (Scheune)'. 

Finne"  Pfinne  f.:  1.  Finne,  Pustel  auf  der  Haut. 
S.  Bhiet-F.  ,So  derselben  [Sau]  eine  pfinnen  uft'  der 
Zungen  wirf,  soll  dem  säugeschauwer  dieselbe  heim- 
fallen.' WiNTERTH.  Stdtb.  —  2.  Würmchen  im  Fleisch 
in  (iestalt  runder,  weisser  Körnchen.  .Finnen  oder 
Pf-  [PI.],  eine  niclit  seltene  Krankheit  der  Kühe.' 
Steinh.  1802  (GRh.).  Die  Perlsucht  beim  Rindvieh 
GrD.  ,Und  ist  die  Zeit,  dass  Einer  währ  stahn  [gut 
stehen]  muss,  was  die  Pfinen  antrifft,  1  Jahr  und 
3  Tag.'  LB.  Gk  VDörf.  ,So  ein  Rind  inwendig  Fülina 
[faule  Stellen]  hätte,  es  wäre  an  der  Lunken  oder 
Lebren  oder  anderstwo,  und  darum  das  Rind  umge- 
fallen [krepiert]  wäre  und  doch  nit  die  lauter  [nicht 


83Ö 


Fan,  loa,  fiii.  foii.  von.  tun 


840 


geradezu]  Pfinna  erfunden  wurden,  so  soll  ein  Vergleich 
geschehen.'  LB.  GRKlost.  Auch  im  Fisch:  ,Hart  [kaum] 
ein  egli  gefunden  wird,  welches  [dessen]  leber  nit 
etliche  pfynle  hab.'  Fischb.  1563.  ,Nach  dem  Leich 
werden  die  Treuschen  schädlich  geachtet,  dann  et- 
lichen ihre  Leberen  voller  Plinnen  wachsend.'  HsEEsch. 
1692.  —  Bluet-.  ,Die  Bluttiunen  oder  die  Blutge- 
schwär,  so  man  Carfunkel  nämbt.'  Abzneib.  Zollik. 
1710.   —   Mhd.  lißnne,  vinne    1)  Nagel.  Pflock,  2)  Fäulniss. 

finnig  Aa;  Gl;  L;  S;  Z,  pf-  .\p;  Gr:  1.  mit  der 
Finnenkrankheit  behaftet  Aa;  Ap;  Gl;  Gr;  L;  S;  Z. 
.Das  man  pinniges  [so!]  fleisch  nit  soll  under  das  bergin 
[Schweinefleisch]  henken.'  L  ä.  Eatsb.  ,Die  raetzger 
sollen  kein  unsuber  finnig  oder  sunst  presthaftigs 
veech  verkoufen,  allein  finnigs  schweinfleisch  vor- 
behalten, das  mag  man  uf  dem  finbank  vor  der  metzg 
verkaufen.'  1543.  B  (It  Kitbin).  ,Es  werdend  die  seuwen 
pf.,  so  ein  gattung  i.st  des  aussatzes.'  Tierb.  1563. 
,Wann  darnach  das  s.  h.  Haupt  Vieh  pf.  fiele,  so  soll 
es  der  Käufer  an  ihme  selbsten  haben.  Wann  aber 
ein  Stuck  Vieh  böser  dann  pf.  wäre  oder  gar  faul 
fiele,  so  muoss  es  der  Verkäufer  an  ihme  selbsten 
haben.'  LB.  ApL  1585/18'28.  ,So  die  Schwyn  f.  ge- 
fallend.' L  ä.  Stadtr.  Die  Redaktion  von  1705/85  unter- 
scheidet bei  den  sog.  Hauptmängeln  des  Rindviehes 
,finig'  von  ,faul'.  , Wurde  das  Schwein  auf  der  Zungen 
sauber  und  in  dem  Fleisch  darnach  pflnig  erfunden . . .' 
ebd.  Übh.  (von  Naturerzeugnissen)  fehlerhaft,  krank- 
haft, faul,  giftig,  stinkend  L,  Das  Kinderlied:  Hinder 
myner  Schwigeri"  Hüs  Schlot  e  finnif/e  Nussbaum  üs;  eh 
(wenn)  de'  N.  Birli  trait,  träg-ech  um  mg  Schwigeri  Leid 
(Rolhh.)  kann  den  innerlich  faulen  Stamm,  von  dem 
eben  so  wenig  ein  .\usschlagen  als  von  einem  Nuss- 
baura  übh.  Birnen  zu  erwarten  sind,  oder  sein  mit 
krankhaften  Rostflecken  angestecktes  Laub  meinen.  — 
2.  übertr. ,  vom  Cliarakter,  verdächtig,  pertid,  be- 
trügerisch Gl;  L;  Z.  Wenn  die  Halbe  von  üserer 
Partg  f.  sind,  so  häm-mer  's  denn  frtli  cerspilt.  Gl 
Volksgespr.  18'24.  —  fül-pfinnig:  an  der  Lunge  mit 
Fäulniss  angesteckt  (v.  Rindvieh)  Ap  It  Steinm.  1804. 
—  Pfinnigung:  Finnenkrankheit.  .Was  hineinwärts 
über  die  Bergen  verkauft  wurde,  das  solle  kein  Ver- 
käufer der  Pfinnigung  halber  zu  währen  schuldig  sein.' 
Ges.  Gr  OBund  1827. 

Finester  m.:  spanische  Wicke,  lathyrus  oder.  ApK. 

Aus  ,Fimster'  wegen  desseu  lautlicher  Unbequemlichkeit 
erleichtert  und  dieses,  welches  eig.  den  Erdrauch,  funiaria 
offtc,  bedeutet,  wegen  der  Ähnlichkeit  der  Blüten  auf  obige 
Pflanze  übertragen. 

Finett(l)i  s.  u.  /"in. 

Fini  II  n.:  weibl.  Taufn.,  Josephine,  in  dim.  S.  Bs. 
Viniönli,  Vinö(n)li   s.  Viole  II  (Sp.  633). 
Rose°-Pinirk  s.  Jericho.  Fino  s.  u.  fin. 

von  fün  BHa.;  GfiChur  (wenn  betont);  Bad.  0. 
fcun  obej,  f,V  GlK.;  GS.;  ScnSt.,  Stdt;  S;  ZStdtf 
u.  n.-ü.,  fän  BGr.,  Sa.,  Si.;  PSilv.;  WLö.,  fä'  BG.; 
F;  Gr;  PP.;  Ztw.,  sonst  fö":  1.  a)  räuinl.  Ent- 
fernung, Trennung;  in  einzelnen  Fällen  (betont)  adv. 
oder  adj.  prägnant  i.  S.  v.  entfernt  von,  getrennt  von  . . . 
Es  Chälbschi  vam  Hälsig  [Stricke]  lassen  BSi.;  vgl. 
ab  ä  a  (Sp.  26  f.).  Es  gut  Alles  (ganz)  von-em,  er  [der 
Patierit]  lässt  das  Genossene  unverdaut  von  sich  Z. 
Von  Öppes   cho.    Etwas    los  werden   GrS.  ;    ru  Legga 


cho,  aufhören  (Eier)  zu  legen  GnPr.  Von-enand,  aus 
einander;  gä",  klafi'en,  z.B.  von  Sohlen;  sich  öffnen, 
von  Blumen  Sch;  Z;  tue",  zerstreuen,  ausbreiten  Z; 
si",  verschieden  sein,  z.  B.  im  Alter;  si  sind  ganz  v., 
die  Eheleute  sind  ganz  geschieden  Ap;  BO.  .Paulus 
lasst  oueh  nach,  das  die  eelüt  (als  von  bettens  wegen, 
in  grossem  anligen  oder  wenn  sunst  gfaarliche  zyt 
sind)  wol  von  einandren  betten  mögend.'  HBull.  1540j 
s.  auch  Sp.  307.  Von  Eim  [sich]  selber  sin,  in  Ohn- 
macht BRi.  l'ue"  wie  t-om  Verstand,  sich  unsinnig 
geberden.  Stütz.  Bi  'n  lÄtta  und  ro  'n  Lüta  ist  eine 
Wohnung,  nahe  an  einem  Dorfe  und  doch  alleinstellend 
GTa.  (die  Präp.  betont).  ,Das  du  mir  machest  ein 
wonung  von  der  weit.'  Anf.  XV.,  Italegexde.  ,Dass 
er  da  gott  diene  und  v.  den  lüten  sy.'  StMeink.  1464. 
, Sterken,  welche  nur  in  dem  Gemöss  [dem  Sumpfe]  v. 
den  Leuten  und  nicht  auf  die  Häuser- nisten.-  JLCys. 
1661.  Si  tcär  gern  ron-em,  von  ihm  [ihrem  Manne] 
geschieden.  Spreng.  Er  isch  rorra,  der  Mann  hat  sie 
[seine  Frau]  verlassen,  ist  von  ihr  geschieden  Bü. 
.Wo  aber  die  Frau  vor  ihrem  Ehemann  abstürbe,  der- 
weilen sie  also  v.  ihme  wäre.'  L  Stadtr.  1706/65.  Gang 
lom-mer  [von  mir  weg]!  BRi.  ,Du  wollest  redlich 
studieren,  so  du  v.  dem  magister  [entlassen  oder  aus- 
getreten] sj'gest.'  XVI.,  B.\merbaohin.  ,Stond  wir  von 
im  [fallen  wir  von  ihm.  d.  i.  Christo,  ab],  wirf  er 
unser  ouch  verlouguen.'  Zwingli.  Oih  's  ciin-der! 
sprich  dich  aus!  GRChur;  Z  (voj.  ,Von  iren  arbeiten 
kommen'  s.  bei  Arbeit  1  (Sp.  422).  Vom  Ma"'  (rdn- 
demmä  Aa,  rondermä  S,  vund^mi-  AAZein.)  sl",  fare", 
d.  i.  rechts  an  der  Deichsel,  rechtshin,  da  der  Fuhr- 
mann auf  der  linken  Seite  geht  oder  sitzt.  Er  chiipplet 
's  Füchsli  vonderma  nebe'"  Choli.  JSchild;  daher:  de' 
Vundem-  (Vonder-J  mä,  das  an  der  rechten  Seite  der 
Deichsel  befindliche  Zugtier  AAEhr. ;  S;  vgl.  auch 
vot-händig;  ronawärts,  rosi'^''wärts,  auswärts  Ap,  und 
Voneni-Moss;  Ant.  zuederma;  an  der  Hand.  ,Ist 
er  nun  jar  v.  dem  lande  gewesen,  also  das  er  die 
erbe  nie  angesprochen,  der  ist  v.  synen  rechten  [hat 
seine  Rechte  verloren].'  Offn.  Birmensd.  1347.  .Ge- 
schieht des  nicht,  so  soll  er  v.  synem  Burgrechte 
[desselben  verlustig]  syn.'  1316,  Z  Ratsverordn.  ,Von 
dem  amt  kommen,  desselben  verlurstig  werden.'  Hosrm. 
1683.  ,Vom  Bettlerorden'  s.  bei  ander  4  b  (Sp.  304). 
, Erhenken  oder  sunst  vom  lyb  tuon.'  1416/1544,  Schw 
LB.;  ebenso  ,vom  leben  tuen.'  1450,  L.  .Der  Jesus, 
der  V.  üch  [weg]  empfangen  ist  in  himmel'  =  ävaXr)- 
^S-eIj  äcp'  ö(ifi)v.  Zwingli  1527.  ,Es  ist  gar  ein  strow 
vom  für,  geh  man  im  ein  wyb!'  =:  da  heisst  es  recht: 
fort  mit  dem  Stroh  vom  Feuer  weg!  ebd.  ,l)a  es 
gegen  der  Sonnen  und  etwas  bass  vom  wind  ist  [ge- 
schützt vor  d.  W.].-  RCys.  ,Die  Redleinführer,  die 
V.  den  Steuren  ledig  ausgiongend.'  XVIL,  JJBreit. 
,Von  der  Stür  stahn',  von  der  Steuer  abstehn.  1646. 
Wädenscbw.  Handel.  Vor  gewissen  Subst.  ohne  Art.: 
Jetzde"'  gät  's  bald  ru  Land  =  zur  Alpfahrt.  Gl  Volks- 
gespr. 18'24.  Es  schnlt  vu  Alp,  schneit  auf  den  Alpen, 
so  dass  man  mit  dem  Vieh  heimfahren  muss  Gl,  also 
prägnant  verkürzt.  Mg"  Ma""  het  afah"  trinle',  hei 
vo"  Hüs  g'schlage'  u'"'  sg"  B'ruef  r'rsümt.  MWalden 
(BE.).  Vo  Hus  {Heime"  Z)  gä  BG.  Vo  ChiUe  gä, 
aus  der  Kirche  aScHW.  De  Vogel  löt-si  [lässt  sich] 
ro  Bode,  fliegt  auf  Heng.  1836.  ,Dem  schuolmeister 
S.  soll  der  eid  v.  stadt  und  land  gSben  werden'  =  der 
Eid  auferlegt  werden,  sich  von  St.  u.  L.  fern  zu  halten. 


Wl 


Fan,  tVii.  lin,  l'(Mi.  von.  tun 


8-12 


l.MT.  ÖALAT;  vgl.  ,in  die  statt  schweren  und  nit  darus', 
d.  i.  sich  nicht  aus  der  St.  entfernen  zu  wollen,  ebd. 
,Ist  er  dann  ein  Hindersäss,  so  soll  er  unsers  Land 
niyden  und  v.  Land  ije.sehickt  werden.'  1605,  ScawG. 
LB.  S.  auch  bei  fluken.  —  b)  von  zeitlichem  Ab- 
stand. Vu  Morge  bis  z'  Ahid  Z.  Vu  erst  a',  von 
Anfang  an.  anfangs  G.  Vo  letst,  jüngst  B  (Zyro). 
,Wir  wellend  von  ersten  von  der  kilchen  ze  reden  an 
die  haiid  nemnien.'  Zwingli.  .Von  etwas  Zeit  har', 
JMi'LL.  l(3t)5.    Jm  jar  von  Christi  geburt  1509.'  LLav. 

'  15(59  =  ,in  d.  J.  Christi.'  1670.  —  '2.  Herkunft. 
D'  Bach  chömmid  rit  'n  Berge  her.  KdMev.  !''•  bi  vo 
Züri'''';  ivenn-i  nüd  ro  Z.  war,  so  ivär-i  dert,  Wort- 
spiel mit  Bed.  1.  ,Die  Mutter  Bärbel,  von  dem  Vater 
eine  Sonderegger  und  von  der  Mutter  eine  Benziger.' 
BBisouoFB.  ca  1695.  —  3.  Stoff,  aus  dem  Etwas  be- 
steht. Öppis  vo  Eiere,  eine  Eierspeise.  Vo  Gold, 
aus  G.  bestehend  oder  gemacht,  aber  wortspielend 
(mit  Bedeutung  1  und  mit  Betonung  der  Präp.)  auch: 
weit  entfernt  davon,  Gold  zu  sein,  von  Gold  ver- 
schieden,   z.  B.    aus    Messing   bestehend.     Bas   ist   e 

\  Sach  g'macht  vo  Nut,  das  will  gar  Nichts  heissen 
FMu.  ,Von  edlem  gestein  und  berlin  koschlichen 
versetzt.'  Eulib.    , Scaliger  hat  gesehen  von  Fröschen 

;    regnen.'    JZiegler    1647;    vgl.    ,lapidibus    pluere.'   — 

i    4.  Ursache,    Kraft,    Mittel.     Denn   g'hört   nie'   vo 

>  dem  G'rassel  nw  keis  Vög'li  me  vorusse  singe".  Stdtz. 

■  Er  isch    va   Chlupf  [Schrecken]   g'storbtm   W.     Das 

■  ist  Nüt  ah  ro  Eeclit,  Nichts  als  recht  BGümm.  Vo 
!  Erist,  im  Ernst,  ernstlich  B.  Es  nimmt-mi  vo  Gott 
i   [im  höchsten  Grade]  Wunder,  wie  si  das  mache"  BBe. 

>  ,Wenn  es  [schon]  Nichts  sei,  so  hätten  sie  [die  Arzte] 

■  ein  Brüll  vom  Tüfel  [machten  einen  höllischen  Lärm, 
viel  Wesens],  dass  man  meinen  sollte,  was  sie  wären.' 
GoTTH.     ,Die  Magd   will    der    Frau,    der  Tochter   des 

[  Hauses  es  gleich  tun;   das  soll  glitzern   und  glänzen 

l  vom  Tüfel.'  ebd.  Ohne  Art.:  Vo  Hand,  mit  blosser 
Hand,  ohne  Gerät,  allg.  ,Er  wird  von  [in  Folge]  sj'ner 
schulde    von   dannant   Verstössen'  =  ,pro  culpa    sua.' 

;   Anf.  XIV.,  B  Handv.     .Guot,    das  er  behüeten  soll  v. 

s  synem   ampte    [von  Amts   wegen].'    1342,   Hotz,  Urk. 

i  ,Wenn  denn  die  selbe  person  v.  tode  abgät.'  1418, 
BSi.  ,Wir  [ver-]raochtend  nit  faren  von  dem  unge- 
stumten  Wetter.-  Skukar  1519.  ,lch  tieng  an  von 
andacht  schwitzen.'  NManuel.    ,A1s  ich  aber  von  klar- 

■  heit  dises  Hechts  nit  sach.'  1531/48,  Apostelg.  =  ,von 
I  wegen   der  kl.'    1667.     ,Dass    er   nicht   gichtig  syge, 

.solichs  v.  [aus]  im  selbs  gesagt  [zu  haben],  wol  aber 

[habe  er  es  von  Anderen   sagen  hören].'    1532,  Egli, 

-Act.    ,l)iejenigen.  die  die  büecher  zu  koufen  v.  armuot 

nit  habend.'    Kessl.     .Dann  er  v.  kranchheit  nit  hett 

mögen    in   das   rathüs    kummen.'    UMey.,   Wint.  Chr. 

,0n  alle  leer  v.  iren  selbs  gelernet.'  Vogelb.  1557.   ,Die 

:  Hund,  so  sich  v.  beiwesen  [Anwesenheit]  ires  herren 

:  nit   dürfend    zuo    wer   stellen.'    Tierb.  1563.     .Inflare 

.  ambas   buccas,   blasen    was    einer   von  Hals   vermag.' 

Pris.     ,V.  alter.'   ebd.  (s.  bei  Aberwitz).     .Schlug  die 

hend  in  einanderen  v.  fröuden.'    LLav.  1569  =:  .vor.' 

1670.     ,V.  leid-,  vor  L.  1707,  I.  Makk.     ,Frid  v.  Hand 

geben',  Jmdm  mit  Handschlag  Frieden  geloben^Ap  It 

;  Zellw.  1747.  —  5.  Eigenschaft.     Vo  Tue  und  La, 

im  Tun  und  Lassen   BHk.;    vo  Mül,   was   den  Mund 

betrifft,  ebd.     Wettet  Si  vo  der  Güetikeit  sV?  wollten 

Sie  so  freundlich  sein?  Z.     Öppis  vo  der  Höchi,  drei 

Schueh   vom  Bode,    iron.  =  wenig  hoch    ZRafz.     Vo 


Körper  [physisch]  schwach  B.  Von-p-n  Tümmi,  un- 
säglich dumm  G;  Z.  —  6.  Objekt.  I  will  vo  dir 
hoffe,  du  chömmist  G;  Z.  Mir  hend  von-ene  g'ha, 
wir  haben  von  ihnen  gesprochen  (jenseit  Kaiserstuhl). 
Es  Gruse  v.  [vor]  Eppes  ha'  W.  Si  grüsed  nit  von 
enand  Sch;  Z;  syn.  ab.  .Stirbt  er  [der  Verwundete], 
so  soll  man  von  im  richten  [über  den  Täter  Gericht 
halten].'  Strafr.  Baden  1384;  syn.  ab  (s.  Sp.  27  M.). 
,Der  5  orten  unkönnende  des  regierens  ist  ein  ursach, 
dass  man  von  [mit]  inen  teilen  muoss  [die  gemein- 
samen Vogteien,  weil  sie  ungleich,  z.  T.  schlecht  ver- 
waltet wurden].'  1531,  Abscu.  ,Damit  Niemants  v. 
dem  geist  zweiflete.'  Bossh.,  Wint.  Chr.;  vgl.  ,dubitare 
de.'  .Wann  wir  fasten  nur  v.  der  leiblichen  nahrung 
und  nicht  vil  mehr  von  der  sünd.'  JMüll.  1665.  .Sich 
entsetzen  von  einem.'  AKlingl.  1691.  —  7.  Teil.  Mir 
[wir]  sind  ro'n  Erste"  g'si",  unter  den  E.  .Die  Prowen, 
so  von  ersten  [aus  der  Clausur]  hinusgangen  warend.' 
1525,  Bossh.- GoLDScHM.  Me"  wird-em  säge",  ivas  vo 
der  Ell  ist,  ihm  sagen,  was  Trumpf  ist,  eig.  ihm  die 
Keclinung  stellen  Z.  Er  het  vo  de"  niesten  übercho, 
ist  einer  von  denen,  die  am  Meisten  bekommen  haben 
Aa.  Es  ist-rre  [ihr]  nüt  vom  Beste  g'gange"  Bs.  ,Ihr 
Befinden  ist  nicht  vom  besten.'  HDien.  1863.  ,Da 
wurdend  inen  von  eidgenossen  [ihnen,  den  E.':"  oder 
,v.  ei.'  mit  dem  folgenden  Zahlwort  zu  verbinden?] 
8  erschossen,  dass  [während]  des  grafen  lüf^"  nie  nütz 
[Nichts]  beschach.'  Edlib.  ,40  personen  von  weih  und 
mannen.'  HPantal.  1578.  —  8.  Umschreibung  des 
gewöhnlichen  (attributiv  posscssiven)Genetivs,  wenn 
er  dem  regierenden  W.  nachfolgt;  wie  rom.  de,  engl.  of. 
allg.  E  Bur  [vo  dem  Land  BHa.  —  9.  besondere 
Verbindungen,  a)  mit  ,zu'.  ,Es  warend  vil,  die 
von  und  zuo  giengend.'  1531/1667,  Marc.  VI;  vgl.  bei 
vonen.  Basel  ermahnt  1545  die  Eidgenossen  ernstlich, 
,zuo  und  von  zuo  geben,  damit  wir  uns  vereinbaren.' 
Absch.  ,Dass  durch  gassenschrei  geschechnen  dingen 
oftmals  von  oder  zuo  gesetzt  wirf  Kessl.  .Pragtend 
sy,  ob  si  den  von  Strassburg  zuo  oder  von  stundent 
[von  ihnen  abhängig  wären  oder  nicht].'  Edlib.  .Zuo 
und  von  gehn',  Aufsicht  üben.  KDasyp.  1578.  — 
b)  mit  wegen,  a.  d. 

Die  Formen  mit  a  nnd  u  stehen  ungefähr  gleich  weit 
von  o  ab;  a  für  o  lässt  sich  in  ZMA.  aus  unorg.  Dehnung 
(van  z.  B.  als  Adv.  in  Zss. ;  vgl.  z.  B.  Tar.  das  Tor,  chä, 
kommen),  welche  dann  in  der  Präp.  wieder  Reducierung  erfuhr, 
erklären;  in  den  ßebirgs-MAA.  scheint  darin  die  ursprüng- 
lichere Form  des  W.  fortzuleben.  Über  vo-m-ene,  vo-me  neben 
und  für  vo-n-eme,  von  einem,  von-ere,  von  einer,  s.  u.  ein; 
ebenso  wegen  uo-n-ere,  co-re,  von  ihr,  unter  ir.  —  Bed.  4, 
wie  auch  1  u.  2,  ist  z.  T.  syn.  mit  «6,  nach  welchem  eben- 
falls einzelne  Subst.  ohne  den  best.  Art.  stehen  können.  Die 
Anwendung  4  bei  Stutz  wird  eher  aus  nachlässiger  Ausspr. 
(vo"  für  vor)  zu  erklären  sein.  Sonst  wechselt  von  allerdings 
syn.  mit  vor,  wie  mit  anderen  nhd.  Präp.:  ,iu'  (5),  ,an'  (7), 
,zu'  (1  h),  ,mlt'  (4),  ,über'  (6);  aber  umgekehrt  tritt  irr- 
tümlich auch  vor  für  von  ein.  Da  t-oii  überh.  den  Genetiv 
ersetzen  kann,  so  entspricht  auch  der  Gebrauch  5  dem  lat. 
Genet.  qualitatis,  der  mit  dem  Abi.  wechselt.  Eigentümlich 
und  vereinzelt  (dem  Rhythmus  und  Reime  zu  lieb)  steht  ,von' 
für  .davon' :  ,So  lang  mau  nicht  gewusst,  dass  er  der  Author 
von.'  Acerra   1708. 

niener-:  von  Nichts;  syn.  meKeM-nn.  ,Und  wissend 
die  von  Underwalden  niener  von  nünts.'  Kessl.  ,0b  sy 
niener  v.  nichts  wüsstind.'  LLav.  1569.  Häufig  in  Absch. 

dannen-:  davon.  Gang  dannuvan!  W.  Wir  si" 
d.  z'  Bed  cho,  darauf  zu  sprechen  gekommen,  ebd. 


843 


Fan.  fi'ii.  flu.  foii.  von.  tun 


Jar-vun  Jri-vi  Bs;  B;  L.  dcrrd  Gk  ObS.,  tLrcu  G, 
rfjrö  B;  Z,  d^vi'  nwZ:  1.  i.  Ö.  v.  ron  1.  Es  ist  guet 
dezue  und  devo  clw,  leicht  dazu  zu  gelangen,  be- 
queme Zu-  und  Abfuhr,  z.  B.  von  einem  Acker  Z. 
D.  chö,  ohne  Schaden  davon  kommen  Bs;  am  Leben 
bleiben  {chunnst  devo?  scherzhafte  Frage  an  Einen, 
den  man  bei  gutem  Essen  und  Trinken  triiftj  Z;  auch 
von  Pflanzen,  die  den  Winter  überstehen  Z;  um  Etw. 
kommen,  es  verlieren  BBe.  ,81"''  dervo  hä,  se  amo- 
vere.'  Id.  B.  D.  sl,  davon  geheilt  sein  B.  Nächer  de" 
Sibezge'  u-eder  rf.,  den  70er  Jahren  eher  nahe  als  von 
denselben  entfernt  Z.  Delün  und  d.,  Alles  in  einem 
Abschluss,  Pauschalabfindung  Gl.  Nüd  d.  und  Näd 
derzue,  die  Sache  gerade  so  geben,  wie  sie  ist,  ohne 
Schminke  und  ohne  Tadel  L.  Bing  [leicht]  derzue, 
ring  derco!  wie  gewonnen,  so  zerronnen  Z.  .Enmag  er 
nicht  [vermag  er  n.]  ze  sweren  [seine  Unschuld  durch 
Eid  zu  erhärten],  so  git  er  buosse;  ist  aber,  dass  er 
sweret,  so  ist  er  davon  [freigesprochen].'  1313,  Ladf.. 
Beitr.  ,Es  ist  des  gnuog;  woluf,  darvan!  Die  ding 
wend  nit  lang  beitends  han  [leiden  nicht  langen  Auf- 
schub].' HBüLL.  1533.  .Als  syn  tochtermann  under- 
standen  die  ganz  huob,  so  sj'n  schwäher  sei.  besessen, 
zuo  synen  banden  ze  bringen  und  syne  miterben  davon 
zo  koufen . . .'  1560,  Hotz,  Urk.  —  2.  i.  S.  v.  von  7. 
Weit-der  au  d.?  wollet  ihr  auch  welches?  Bs.  We"" 
dr  's  zwange'  weit,  so  zwängit  's,  aber  ih  u-ott  Nut 
d'rvo.  Gotth.  Was  ist  d.?  was  habe  ich  für  die  ge- 
lieferte Arbeit,  Dienstleistung  zu  bezahlen?  Z.  — 
3.  i.  S.  V.  von  4.  , [Rechttun  aus  Furcht  ein  niederer 
Grad  der  Tugend.]  Davon  man  nienian  twingen  soll. 
Das  er  durch  forhte  tuege  wol.'  Sch.ichz.ib.  Vgl.  das 
folg,  —  Nehfii  ,v.an  :  Ii.in'  reimt  HBiiIl.  au  anderer  Stelle: 
,Ton  :  gün.' 

wo-:    warum?  ZU.  f     Syn.  rtm  wcge'. 

vone"  I:  hinweg  SchwE.  V.  stä",  sein  Kapital 
verloren  geben,  von  Anspruch  darauf  abstehen  Schw: 
Zo.  Syn.  hinwegstän.  —  Aus  einer  alul.  Gnindf.  niiuma, 
nach   Analogie  von  oben,   innen  usw. 

vonne"  II  s.  vornen. 

Pönigs  =  J'Wtetw  (Sp.  7'23)  Aa. 

Fun  Aa;  „Gl  (ü);'  GRPr.;  L;  S;  Uw;  U  (e);  W, 
FÖ  GG.;  ScH  (ö^J;  zw.,  Fu  BHk.;  Gl  (ü^);  GbAv., 
Föne  BG.;  GrS.;  W;  Z,  Pfön  GRPr.,  PfÖ  Ar  (t.  ö\ 
t.  ö');   GRh.,  Ta..  T.;   ScHSt.;   Th,    Pfä-'  GSa.  —  in. 

Aa;  Ap;  BHk.;  Gl;  Gr;  G;  ScH;  Uw;  U;  W;  ZS..  W.. 
f.  BG. ;  L  vorw.;  ScnSt.;  ZHörnli,  Lunn.,  W.:  eine 
vorzugsweise  süd-östl.  bis  südliche  stürmische  Wind- 
strömung, welche  die  Temperatur  bedeutend  erhöht, 
den  Druck  der  Luft  vermindert  und  diese  austrocknet; 
etwa  auch  der  gewöhnliche  Südwest  (Äquatorialstrom). 
,Die  statt  Zürich  ligt  gegen  der  pfön  [gegen  Süd]  an 
einem  see.'  KdTürst  1489;  Gegs.  ,gegen  der  bys'. 
.Notns,  der  Sudwind  oder  Mittag-w.,  Regen-w..  die  Fön 
von  mittag  hiJr.'  Fris.;  Mal.  , Welchen  die  Welsehen 
Syrocum,  wir  Deutschen  aber  den  Fönen  nennen.' 
MLussv  1590.  ,Die  Fön.'  1596,  Hiob  =  .Mittagwind.' 
1530.  .Da  kam  ein  starker  Wind  von  Mittag  her,  den 
wir  Pfön  oder  Sudwind  nennten.'  LTschiidi  1606. 
,Die  fön,  föh,  sudwind,  auster.'  Red.  1662.  ,Australis 
ventus.  die  Fön.'  Wagn.  1680.  .Mittagwind,  die  Föhn 
genennet.'  HsEEscher  1692.  ,In  den  Jahrgängen,  die 
nass  und  feucht  sind,  und  in  welchen  die  Föhn  herr- 
schet.' Z  .Mand.  1771.   Dnpjielsinnig:  Tm  AhrelJoi  (17!>ti) 


hend-is  [uns,  den  liberalen  Luzernern]  d'  Sclnvyzer  gar 
noJi  d' Fön  i"  Buese  g'jagt.  JHXpl.  1801.  Der  F.  heisst 
, Schneefresser' ;  in  U  (u.  a.)  ,der  älteste  Landsmann'. 
P''  wett,  der  Pfö  ndm  die  ganz  G' Schicht!  GBerneck, 
Iicött  lieber,  das-nii'''  der  Pfö  niem,  a's . . .,  wollte  lieber 
dahin,  wo  der  Pfeffer  wächst!  Ap.  Es  ist,  a's  ob 's  der 
Pfö  ned  [nimmt,  nähme]  Ap,  wenn  Etw.  rasch  abnimmt, 
spurlos  verschwindet.  Wem-mer  das  alls  g'essa'  hönd, 
nemmt-is  der  Pfö  numma,  kann  uns,  weil  unser  Ge- 
wicht zugenommen  hat,  nicht  mehr  forttragen  GBern.; 
vgl.  u.  Bettgatter.  Lose"  wie  d'  Sclmn'  dem  Fü,  er- 
staunt aufhorchen  Gl.  Der  lieb  Gott  und  die  giddi 
Sunn  vermöge"  Nüd  [am  Schnee  im  Frühling],  k;?«» 
de  Fü  nid  chunnd  Gr.  De  F.  vermag  i"  2  Tage  mi, 
ah  der  lieb  Gott  und  d'  Sunne  i'  zeehne'  U.  D'  Fim 
Macht  schön;  Wenn  si  vergöd.  Prallt  si  i  's  Chod. 
Ineichen,  übe"  Fön,  macht  's  Wetter  hön;  Marge"  F., 
macht  's  Wetter  schön,  ebd.  ,Us  kraft  einer  ganzen 
landsgemeind  ausgehen  [Beschluss]  durch  [wegen]  l)e- 
hütung  vor  fürsnöten  und  sonderlich,  dass  der  all- 
mächtig Gott  den  schädlichen  fönen  von  uns  nenimen 
welle,  ist  solcher  krüzgang  järlich  uf  StPolegen  |Po- 
leien]  tag  bestimmt.'  Jahrztb.  UBürglen.  Noch  bis 
zur  Zeit  der  franzö.sischen  Revolution  war  im  Ivtn 
Schw  folgendes  Gebet  üblich:  Fön!  mach-mi'''  nid 
hön!  schad-mi'''  nid  a"  Fach  und  G'mach;  du  weiss! 
ja,  dass  mer  's  Niemert  macht.  Man  unterscheidet 
einen  warmen  und  einen  kalten  F.  Ap.  Stübe'de  Pfö. 
ein  besonders  heftiger  F.,  der  das  Wasser  aufpeitscht 
und  Tropfen  fortträgt  Ap.  Die  flügcde  Pfö,  schnelle 
Windstösse  aus  Süd  Th.  Die  leild  Pfö,  der  F..  falls 
er  sich  gegen  Nord  gedreht  hat,  im  Winter  mit  grosser 
Kälte  verbunden  ScnSt.  D'  Pfö  ist  offe".  ebd.,  d'  Föne 
ziinnet  ZLunn.,  das  Gewölk  ist  licht  gegen  Süd,  die 
Schneeberge  hell  und  anscheinend  nahe;  der  Pfö  ist 
in  'n  Gänge"  oder  stösst,  F.  weht  Ap;  bricht  aba,  fällt 
von  den  Höhen  herunter,  ebd. ;  d'  Pfö  got  zue,  der 
ganze  Himmel  bedeckt  sich  (bei  Föhnwetter),  ein  Vor- 
zeichen nahen  Regens  ScnSt. ;  ist  dusse,  wenn  bei 
Föhnwetter  ein  greller  gelber  Schein  sich  über  die 
ganze  Gegend  verbreitet,  ebd.;  der  Fi)  lert  tis,  e.s 
regnet  in  Folge  von  Föhnwetter  Gl. 

Aus  churw. /opoui/«,  favoign,  fagugn,  fuogn  (Schweiz. -frz. 
fo(.,  fufn,  tess.  /ogn)  und  dies  aus  lat.  /avonius,  Westwiud  ; 
Tgl.?  SbhCL.  fonno  m.,  foima  t.  —  Das  weibl.  Geschl.,  welches 
iu  ä.  Lit.  fast  ausschliesslich  gilt  (auch  bei  Vad. ;  Tierb. 
1.56:3;  üMey.,  Wint,  Chr.;  1596,  Hiob,  in  den  früheren  Ausg. 
masc!  1634,  JJBreit.:  .IJScheuchz.  1708:  JTobl.  1797), 
scheint  iu  Folge  mythologischer  Anschauung  als  von  der 
Winds-Braut,  welche  .IRWyss  in  Alpenr.  1827,  338  («r 
BHa.  behauptet,  eingetreten  zu  sein.  Später  wich  diese 
poetische  Auffassung  der  nüchternen  Substituierung  des  Be- 
griffes .Wind'  und  gewann  das  inännl.  Geschl.  die  Oberhand. 
Aus  .jeuer  altern  Periode  rührt  der  Anlaut  pf  (schon  bei 
TUrst  u.  Vad.)  als  die  mundgerechte  Verschmelzung  des  Art 
if  mit  /.  ~  Syn.  Sundertuft.  —  Unser  W.  auch  als  Qe- 
schlechtsn.   1409  in  SchwArth   (.des  Vönnen  hus'). 

Hasli-:  ein  vom  Westwind  auf  das  Haslitaler 
Hochgebirge  zurückgetriebener  Föhn.  Südostwind  L; 
Uw.  —  „Heiter-:  der  helle  Witterung  herbeiführende 
Nordostwind  B;  Gr;  LE."  —  Heu-Birli-:  F.  zur 
Zeit,  da  die  Frühbirnen  der  Reife  nahe  sind,  diesen 
sehr  verderblich;  übertr.  scherzh.,  die  übelriechenden 
Ausdünstungen  von  einem  Menschen  L.  —  Stei°-: 
kalter  Wind,  der  im  Winter  aus  dem  an  kahlen  Fels- 
wänden reichen  Wägitale  webt    SruwMa..    in  anderer 


I 


845 


Fii 


Cum. 


Kaiic/li     ruiii-li.     KiiihI      rnn.I 


846 


Jahreszeit  ebd.  Tal- F.  genannt.  —  Timm  er-:  Süd- 
ostwind, der  die  Luft  trübe  {timmer)  macht,  indem  er 
gleichzeitig  mit  dem  Eegen  ins  Tal  herabfällt  Gl;  Uw; 
U.    Ggs.  Heiter-F.  —  West-:  Westwind  ScHwMa. 

föne",  fü-nc,  pfima  —  Ptc.  (j'f&iiet:  1.  (mit  dem 
dini.  fönelc  (in)  vom  Föhn  wehen,  allg.  Auch  tr. :  ,Der 
Wind  fönt  das  Schneeli  wider  fort.'    UBrägrek  1783. 

—  2.  schnell  laufen;  umha  f.,  umherstürmen  Ar;  BRi. 

—  3.  „Diebsgritfe  tun,  heimlich  entwenden  LG.' 
Zu  3  Tgl.   bei  Fön  die  Anspielungen  auf  den  diebisi^hen 

Wind.  Man  vgl.  aber  auch  die  Anm.  zn/ecken  Sp.  731,  dessen 
Bcdd.  3   u.   5  sich  mit  2   u.   3  des  vorliegenden  W.  decken. 

US-:  durch  Föhn  und  Föhnregen  den  Schnee 
schmelzen.     lez  het  's  ei's  recht  iisg'fönet  BHk. 

fönig,  pf-:  zu  Föhnwetter  geneigt,  von  solchem 
beherrscht,  allg. 

Fench  s.  Fennich  Sp.  834. 

Fenchel  S;  Z,  Penkel  F,e,ßx'J  Aa,  F^yM  Gl;  U 
--m.:  Fenchel,  Dill,  freniculum  offlc.  ,Marathrum, 
fänchel.  Hippomarathrum,  wilder  fänkel.'  Fris.  ;  M^l. 
Wird  in  den  Gärten  gepflanzt;  die  Früchte  als  Gewürz 
den  .Birnweggen',  dem  Branntwein  usw.  beigemengt, 
auch  zur  Erlangung  einer  guten  Stimme  gegessen  und 
z.n  Hustcnthee   benutzt.   —  Mhd.  venchd,   ahd.  ßmüchal. 

Bären-:  ebenf.  eine  Doldenpflanze.  ,Seseli  Massi- 
liense  ferulie  folio;  seu  siler  montanum  officinarum, 
Bärwurz,  Bärenfenchel,  Mutterwurzel.'  Wagn.  1690. 
,Daucus  Cretieus,  bärenfenchel,  mutterwurz.'  Denzl. 
1677;  1716. 

Der  1.  Teil  der  Zss.  uach  .andereu  Compp.  mit  dem  Namen 
des  Tieres  umgedeutet,  da  urspr.  vielmehr  Bezug  auf  die 
.Bärmutter'  gemeint  war,  für  welche  die  Pflanzen  officinell 
verwendet  wurden. 

Sau-:  .Haarstrang,  Schwebelwurz,  agriophyllum ; 
pinastellum.'  Denzl.  1677;  1716.  Vgl.  Fris. -Mal.: 
.Pencedanum,  ein  kraut  vulgo  foMiiculum  porcinum, 
haarstrang.' 

„Wasser-:  Wasserhahnenfuss,  ranunculus  aquat. 
BO."  —  Der  Name  entsprechend  dem  fanuu  (l'nujue  der 
benachbarten  W.^adt. 


Fand  (vand)     fund.     Vgl.  auch  die  Gruppe  Fiint  usw. 

Vandeli,  Vand  er.  Vänderli  s.  Lavander. 

Fandudeli  n. :  gutmütiges,  einfältiges  Mädchen  B. 
Syn.  Trüdeli;  Tnggeli. 

Scheint  eine  Verquickung  aus  ital.  J'anie  f.,  Dieueiiu. 
(oder  frz.  /anlocke  m.,  Marlouettentigur)  und  l'rüihli.  Traut- 
chen, an  sein. 

ver-fand,  mit  der  Negation  verbunden:  unver- 
mögend, kraftlos,  unpässlich,  kränklich.  Fr  ist  sclio" 
lang  nit  verfände  W.  —  Eig.  Ptc.  Impf,  zu  re.rfahm  i. 
S.  v.  1  b. 

Fändel  m.:  Rahm.  .G'hört  er  [der  Eigennützigel 
etwan  von  eim  muti  [Schatz]  sagen,  da  ist  im  seel 
und  leben  feil,  wie  er  syn  band  zum  erst  drin  wasch, 
den  besten  f.  zuo  im  nasch.'  Salat.  S.  noch  u.  feimen 
Sp.  825.  —  Von  mhd.  ranf,  A.  i.  ßind.  Nutzen  (Fund):  vgl. 
mhd.  venden,   eiueruten. 

Ter-fänden  s.  verpfänden.  F ander.  F ä n d  r  i 
8.  Fänner  Sp.  831. 

ver-fän deren    s.  cer-pfünderen. 


Fend  m.:  Fusssoldat;  Bauer  im  Schachspiel.  Bis 
heute  erhalten  als  Beiname  des  Geschlechtes  Kopp  in 
LBerom.  ,Des  fendinen  [Ko])pen]  matten.'  1486,  Jahr- 
zEiTB.  Neudorf 

Mhd.  mtie.  Viell.  spielt  der  Beiname  bereits  in  den 
schielenden  Begriff  über,  welchen  das  nhd.   .Fant'  hat. 

Venduri  s.  Venturi. 

find.  Find  fient  GRPani  f,  fiet  GrS.,  Sjd.  f, 
find  BHk.  (V);  GrS.,  Sculms  (e'i),  SpL,  sonst  find: 
feind,  Feind.  En  ieders  Tierli  häd  sin  F.  Eusi  Bebe» 
händ  kein  F.,  haben  eine  vorteilhafte  Lage,  sind  frei 
von  Wind  und  Schatten  Aa.  Fient,  Geschlechtsn.  Gr 
Pani.  ,Dass  niemen  synen  figind  spysen  sollt  als  [wie] 
synen  fründ.'  Eplib.  ,Uf  die  zyt  kam  ich  mit  Hans 
L.  in  finden  und  für  [vor]  gricht.'  1526,  HsStockar; 
vgl.  ,in  Fründen.'  ,Ich  nenn  dich  nun  fürhin  ein  bös- 
haftigen  figend.'  ZiELY  1521.  Findio!  Ruf  über  den 
Feind;  vgl.  Sp.  20.  .[Die  Nachbarn  sollten  meinen, 
das  Sturmgeläute]  wäre  fürjo  und  nit  fyndjo.'  Grob 
1599.  Adj.,  mit  Steigerung:  ,0b  du  schon  deinem 
Volk  feigend  wärest,  so  soUtestu  es  mit  deiner  band 
strafen.'  1531,  IV.  Esra  =  , feind.'  1548.  ,[)a  wurden 
sy  im  noch  feinder.'  Bib.  1560.  .Darumb  der  Adel 
der  Stadt  Zürich  noch  vil  finder  und  ufsätziger  ward.' 
HBull.,  Tigur. 

Mhd.  vint,  vieiit,  ahd. /inii(.  Die  zweisilbige  Form  (, Damit 
uicht  myue  fyend  sich  Erfreuend  allzyt  über  mich.'  Birk 
153.5.  ,Vor  synen  vyend  z' todt  erschlagen.'  BGlett.  1.557. 
.Macht  es  den  fyendt  z'schanden.'  1558,  Tobl.,  Volksl.),  in 
welcher  sich  etwa  j  bezw.  <j  als  Silbentrenner  entwickelte 
(.vigind.'  Ap  Krieg  1405.  ,fygend.'  JLenz  1500;  1521. 
Strick!.:  Gualth.  1555  neben  , fyend.'  1553.  .figent'  Bossh., 
Wint.  Chr.  .figend.'  JJRüeger  1606),  und  die  (nhd.)  Diph- 
thongierung aufkam  (,feigent.'  1531,  IV.  Mos.,  neben  .feindt.' 
1548.  ,feiend.'  Tierb.  1563;  Fris.;  1619.  JJBreit.),  erhielt 
sich  wenigstens  in  der  Lit.  noch  lange  neben  der  einsilbigen 
(.fiend.'  Salat,  neben  .vind:  sünd.'  .feind.'  Mal.),  deren  Voc. 
wie  derjenige  des  Ant.  Fründ  schon  frühe  vom  Diphthong 
durch  die  einfache  Länge  (t)  zur  Kürze  herunter  sank. 

Erb-  hiess  den  Eidgenossen  bis  zur  .ewigen  Rich- 
tung' Osterreich,  indem  die  Feindschaft  vorher  nie 
definitiv  beseitigt,  sondern  mit  temporären  .Frieden' 
von    einer  Generation  auf  die  andere  vererbt  wurde. 

spinne"-  Gl;  Z.  spille"-  ZWint.:  feind  in  ver- 
stärktem Grade.  .Der  Tüfel  seie  allen  guoten  werken 
spinnfyend.'  LLav.  1569.  .Allem  guten  spinnfeyend.' 
1619,  JJBreit.  Auch  substant. :  si  sind  Sp.  Gl.  ,Die 
Bauern  öfter  Spilenfeind,  Im  Herbst  sind  allzeit  gut 
Freund.'  HSulzer  1828. 

Eig.  =  einander  grimmig  befehdend  wie  die  Spinnen  tun. 
—  Spille-  viell.  nicht  bloss  auf  dem  zwar  nicht  seltenen 
Wandel  zw.  n  und  /  beruhend  (vgl.  eben  SpUmmjg  für  Spinn-), 
sondern  mit  Anlehnung  an  Sjiille.  Spindel,  hier  i.  S.  eines 
grausamen  Mordinstrumentes:  vgl.  auch  die  Spindel  Dorn- 
röschens. 

finden:  anfeinden,  verfolgen.  .Sy  band  all  mit 
eiiiandren  gfündet.  darumb  werdend  s'  ouch  all  gfindet.' 
Eckst.  1525.  ,Es  soll  kein  Ort  das  ander  in  sachen 
den  gelouben  betreffend  fygenden,  fechten,  nyden. 
hassen,  schenzlen,  schelten.'  1529.  Absoh. 

an-  äfinde:  (tr.)  Einen  gerichtlich  zu  Schaden- 
ersatz anhalten  Aa.  —  Doch  viell.  zu  finden  in  gericht- 
lichem S. 

findisch.  .vyentsch.'  Alb.v. Bonstett. :  feindlich. 
.Das  findisch  ia  raördisch  gefenknus.'  G  Handschr. 


847 


Faiiil,  leii.l.  liiiil.  tr 


fUlK 


findlich  (fintU):  1.  feindlich.  ,Fygentliclie  läfzeii 
[Lippen]  und  ein  böses  herz.'  1531,  Prov.  =  ,giftige.' 
1530.  ,Wa  ein  burger  swert  trüege  und  dass  ein  rat 
erkannte,  dass  es  vientlich  oder  argwenlich  wäri  be- 
schechen.'  XIV.,  Bs  Rq.  —  2.  heftig,  schädlich,  von 
Naturerscheinungen,  denen  eine  bewusste  Gehässigkeit 
angedichtet  wird.  ,rienge  es  an,  fintlichen  fast  regnen.' 
Edliu.  ,So  kuiupt  ein  Blitzg  uss  dem  Luft  und  an- 
gents  darüf  ein  vigentlicher  Donderklapf.'  ÄgTschüm. 
—  S.  noch  /imllich.  Zu  '2  vgl.  nlul.  .feiiullich'  =  sehr, 
aber  auch  kib(elU(i. 

Findschaft:  1.  wie  nhd.  , Ist  dass  dehein  burger 
vingentschaft  oder  gevecht  hat  gen  einem  ussmann.' 
Stadtr.  Diessenh.  1400.  —  2.  Absagebrief.  Im  J. 
1492  wurde  von  den  regierenden  Orten  im  Thurgau 
ein  Untertan  bestraft,  weil  derselbe  einem  andern 
wegen  Schmähung  ,eine  F.'  geschickt  hatte.    (,\BsrH.) 

f  i u d  s e lig,  fitsAig  SchwE.  :  unleidig,  hektisch,  z. B. 
von  Patienten  SchwE.  ,Melancholicus,  voll  schwarz 
geblüets,  feientselig.'  Fris.  ;  Mal.  ,Molestus,  der  eini 
gar  kein  ruow  nit  lasst,  niüesalig,  feientselig.'  ebd. 

finden  (figeWS.;  S)  —  Cond.  fund  (fu,j)  -  Ptc. 
fluide-  Aa;  BU.;  Gl;  L;  S;  Z  f.  (i'funna"  P  u.  W  tw., 
ij't'unnot  ebd.  tw.,  funned  PIss.:  1.  wie  nhd.  's  het 
c  hlhidi  Sau  en  Eichle  funde  L.  Me"  findt  Öppis  und 
bringt  Öppis  [beim  Wechsel  der  Wohnung,  der  Herr- 
schaft]. Ineichen.  Es  'bauets  Hus.  es  g'fundnigs  Htts 
S.  E  g'fundes  Fresse'  (Fresseli),  ein  unverhoffter 
Zufall,  Gewinn.  G' funde',  g'stole",  g'l'auft!  Spruch, 
mit  welchem  man  an  den  Knöpfen  des  Rockes  oder 
der  Weste  des  Kameraden,  der  mit  einem  neuen  Klei- 
dungsstücke oder  andern  Besitztum  auftritt,  abzählt, 
wobei  man  sich  den  Anschein  gibt,  als  befrage  man 
das  Orakel  über  die  Rechtmässigkeit  jenes  Besitzes. 
,Die  Münz  findt  einandern  [Gleich  und  Gleich  gesellt 
sich].'  UBrIgg.  1780.  Von  einem  der  Trunksucht  oder 
einem  andern  Laster  Ergebenen  sagt  man,  wenn  dieses 
ererbt  ist:  er  hat  's  nüd  g' funde.  ,Wäre.  dass  das 
deheiner  übergienge,  der  soll  eines  aptes  hulde  ge- 
wünen,  als  er  es  an  im  finden  [erlangen]  mag.'  Offn. 
Pfäffikon  1427.  ,Si  schämend  sicli  nit,  wie  dick  si  an 
luginen  funden  [ertappt]  werden,  als  verlogen  lüt.' 
1444,  Absch.  ,So  ist  funden  und  ergrundt.'  1498,  Bs 
Rq.  .Diebstal,  so  er  tan  hat  mit  gelt  finden,  kernen, 
habern,  garn.'  UMev.  1540/73.  ,M.  ist  für  diesmal 
wegen  des  Guldens  ledig  gesprochen,  mit  dem  Bei- 
fügen, dass  das,  was  künftig  gefunden  oder  geschlagen 
wird,  dem  Schultheiss  überantwortet  werden  soll.' 
1543,  Absch.  ,üiewyl  by  keinem  authore  von  Juberis 
funden  wirf  ÄgTschudi  1565/72.  ,Nit  billich  zu  sein 
funden  wirt.'  1(390,  Hotz,  Urk.  , Leuten,  die  das  An- 
sehen von  ehrlichen  Stadthandwerkern  hatten  und  die 
ich  nicht  zu  dem  [flott  und  reich  aussehenden]  Fuhr- 
werk f.  [dazu  reimen]  konnte.'  Unsichtb.  1793.  ,Gefun- 
denes  und  Ungef.',  in  der  ä.Rechtssp.  =  Bekanntes  und 
Unbekanntes.  ,r>ass  die  von  Sigriswyle  die  vor  geschri- 
benen  güeter  mit  gebuwenem  und  ungeb.,  fundenem 
und  unf.  söllent  hau.'  1347.  Hagenb.,  Sigr.  ,Hand  myne 
Herren  gerechnet  mit  Meister  P.  umb  alle,  die  wir 
im  je  schuldig  waren,  fundes  und  unf.,  nützit  us- 
genommen.'  L  Ratsb.  1446.  , Ehehaften,  gewonheiten, 
es  seie  fundens  und  unf.,  benembts  oder  unbenembts.' 
1460,  Zellw.,  Urk.  .Ob  der  Auskauf  für  gefunden 
und  ohngcfundene    schulden  ergangen.'    Bs  Rq.  1757. 


-  2.  gerichtlich  bei  angen  Aa.  Icli  will  dich  sdiu'  f.! 
Drohung  Z.  —  3.  /'.  gän  (chunj,  besuchen  PP.  Vgl. 
Opper  z'  finge  sueche  (i"''  bi'  g'gange  go  Öpper  z'  f.  s.), 
stehender  Terminus  von  verliebten  Rendezvous  B. 

Die  Verzichtleistung  auf  das  Präf.  im  Ptc.  rührt  aus  iloui 
.\mhd.  und  herrscht  auch  in  unserer  ä.  liit.  bis  ins  XVIII. 
herein  vor;  vgl.  Icommen.  ,(Cie)funnet'  verschmelzt  (wie  <in- 
pfelchen  Sp.  799)  starke  und  schwache  Abwandlung,  wclrli 
erstere  in  der  Berührung  mit  den  Welschen  übh.  zu  kurz 
kommt.  —  Bed.  1.  In  Thüringen  heisst  der  Spruch:  .gv- 
stohlen,  genommen,  gekitt  (==  vertauscht),  gekauft.'  —  3.  Dip 
Umschreibung  des  einfachen  Begriffes  nach   rom.  A'orbild. 

ent-,  emp-  ep-:  1.  (refl.)  sich  befinden,  a)  an  den 
Tag  kommen,  sich  herausstellen.  ,Wäre,  dass  sich 
enpfunde  inwendig  jaresfrist,  dass  der  selb  hof  nicht 
so  vil  gult.'  1367,  Urk.  Dübend.  ,Wenne  sich  das 
enpfindet.'  1404,  B.  Syn.  sich  erfinden.  —  b)  .sich 
wol  empfinden,  belle  se  habere,  bene  valere.'  Denzl. 
1677;  1710.  —  2.  wie  nhd.,  doch  nicht  recht  volks- 
tümlich. Wer  's  cpfindt,  der  glaubt  's.  Sulger.  Si 
hat  das  Eeckholtcrekaffe  gru.mm  guet  empfutidcn  uf 
der  Brust  BBe.  ,So  empfindend  sy  in  irem  herziMi  des 
fridens.'  1555,  Güalth.  ,Des  hungers  empfinden,  hun- 
gcr  leiden,  famem  sentire.'  Mal.  Häufiger  i.  S.  von 
Empfindung  im  Gemüte :  übel  nehmen  Z.  ,Wo  man 
Gott  umbsonst  zur  buss  rufen  lasst,  das  empfindt  er 
gar  höh.'  JMüll.  1665.  —  ver-ent-.  !''•  ha'  hi  zun, 
drei  Viertelstunda  Du  schw  der  Alpeluft  verpfunda. 
JJRüTL.  1824.  —  Empfindlichkeit:  I.Erforschung. 
Wahrnehmung,  Erkundung.  ,Durch  entpfintlichait  der 
warhait.'  G  Stiftsarch.  —  2.  der  die  Empfindung  ver- 
mittelnde Sinn.  .Eintweders  durch  innerlichs  nach- 
sinnen, oder  durch  die  äusseren  fünf  empfindtligkeitcii.' 
JRHoFFMSTR  1645.  ,Das  Gehör  und  andere  Empfind- 
lichkeiten.' LLav.  1670,  =  .enipfindnussen.-  1569.  — 
Empfindung:  1.  Erfahrung.  ,Underwiset  durcli 
menger  band  enpfindung  (per  multa  experimenta)  zc 
fechten  wider  den  tüfel:  qui  jam  didicerant.'  14'2.'>, 
Hertenst.,  Waldregel.  —  2.  wie  nhd.;  spec.  das  Er- 
wachen des  Geschlechtstriebes:  .Bürschchen  oder 
Jüngferchon,  das  nächstens  „in  die  Empfindung  geht" 
oder  bereits  darunter  steht.'  Spreng. 

er-:  1.  auffinden,  entdecken.  ,Wo  dieselb  unge- 
horsame schwöster  erfunden  und  ergritl'en  wurd,  so 
möchten  die  hotten  zuo  ihr  gryfen.'  1453,  Zellw.,  Urk. 
,Will  disen  gsellen  suochen  gschwind.  Bis  dass  ich 
gwisslich  ihn  erfind.'  Com.  Beati.  , Jetzt  sei  durch  das 
Gotteswort  so  viel  erfunden,  dass  man  auf  die  päpst- 
lichen Rechte  Nichts  mehr  halte.'  1525,  Absou.  ,Uass 
in  India  söliche  Affen  erfunden  werden.'  Tierb.  1563. 
,ln  der  nüw  erfundnen  weit.'  LLav.  1569  =  ,ne'a- 
gefundnen.'  1670.  .Der  herlich  schön  marmor,  durch 
ein  welschen  Steinmetz  erfunden.'  RCvs.  Refl.,  zum 
V'orschein  kommen,  sich  erzeigen.  ,Es  erfint  sich  euch 
ein  alt  Landrecht  syn.'  1524,  Schw  LB.  .Diejenige 
Ort,  wo  selber  glaubt,  dass  Creditoren  oder  Debitoren 
sich  e.  möchten.'  1756,  Schw  Rq.  —  2.  Recht  und 
Unrecht  durch  Richtersprueh  ergründen;  das 
Recht  .schöpfen'.  ,Dass  er  ein  niarchstein  verrückt, 
das  soll  sich  vor  den  hoflüten  und  irem  gericht  er- 
finden mit  recht.'  Bussenr.  Wollerau  1524.  Mit  der 
Präp.  uf  zur  Bezeichnung  der  Person,  ,auf'  welche 
eine  Schuld  hinauskommt:  ,Dass  sy  alle  die,  uf 
wölich  sich  sölich  ungeschickt  reden  erfunden,  strafen 
wollen.'    1531,    Absck.     .Von    der    zvt    an,    dass    der 


«48 
Vgl-l 


fi-l'.l 


Kaiiil.   rmil.  liiiil.  t'iHiil.  I'iilld 


Ehebruch  uf  ihiie  [so!]  erfunden  und  offenbar  wird.' 
Z  Mand.  1650.  Zu  einem  auf  Rechtserkenntniss  be- 
ruhenden Schlüsse  kommen.  ,Ich  kan  in  mir  e.  nit, 
das  man  den  küng  g'wär  sj-ner  bitt.'  HBull.  1533.  — 
be-:  wahrnehmen,  gewahr  werden;  empfinden.  ,l)as 
befant  der  künig  Pharao.'  XV.,  MvLindau.  .Wann 
gott  in  allen  creaturen  ist,  warum  befinde  ich  syn 
denn  nitV'  XV.,  FrKölner.  ,Die  Enten  erschüttlend 
die  I  Flügel]  darum,  dass  sy  der  feuchte  des  lufts  be- 
findend.' VoGELB.  1557.  ,B.,  innen  werden  und  wüssen, 
pnvsentire.  Minder  ungunsts  b.  oder  gespüren,  invidia 
minore  uti.  B.  am  versuochen,  sapere.  Befunden,  per- 
spectus.'  Mal.  ,So  b.  und  gespüren  niyn  herren  täg- 
lich, dass  irer  Ordnung  gar  nit  statt  geton  werde.'  Z 
Ratserk.  1573.  ,Dann  lege  dises  [im  Badwasser  ge- 
tränkte Hemd]  an,  damit,  so  der  Schweiss  verbanden, 
der  Leib  des  Bads  Art  befinde  und  nicht  bald  ein 
Änderung  bekomme.'  HPantal.  1578.  ,Dass  das  Weiber- 
volk sich  bei  hinrichtungen  nit  befinden  lassen  solle.' 
Z  Mand.  Iö50.  ,Die  Frau  befindet  Schmerzen.'  JMuralt 
1697.  Refl.  =  sich  finden.  ,Wie  sich  dann  solches  in 
nach  volgender  verzeichniss  b.  wird.'  RCys.  ,Liechter 
[hervorleuchtende  Männer]  haben  sich  befunden.'  Z 
Ofeninschr.  , Diese  Vorteile  [der  Holzzäune]  befinden 
sich  eben  so  gut  bei  den  Stein-Zäunen.'  Z  Naturf. 
1764.  JIhd.  cbeusu.  —  er-be-  erji-:  empfinden  Ndw. 
—  befindlich:  .Befindtlich  =  das  leichtlich  hefindt, 
und  das  man  befindt.  oder  befunden  wirt,  sensibilis.' 
Mal.  —  Befindlichkeit:  Empfindung.  ,Denn  wird 
alle  befindtlicheit  und  verstand  verborgen  und  abge- 
sünderet  in  ire  ginach.'  1531,  IV.Esra.    ,Sensus.'  Mal. 

findlich:  was  sich  finden  lässt,  in  die  Augen 
springt,  an  den  Tag  kommt.  ,One  redlich  findelich 
ursach.'  1176,  B.  ,Wer  dem  andern  die  synen  ver- 
kupplet und  das  vintlich  wirf  1480,  L.  ,Deni  ge- 
schädigten sein  findlichen  kosten  und  schaden  ab- 
tragen.' 1.541,  B.  ,Wäre  dass  der  hirt  in  dem  moos 
ützit  verlure,  beschrüwe  aber  dasselbig  denne  nit  by 
der  tagzyt,  das  es  findtlich  wurde.'  1581,  Berom.  ,F. 
werden',  bewiesen  werden.  , Welcher  den  andern  über- 
grabt  und  das  vintlich  und  klagt  wird.'  Amtsr.  L 
Rotenb.;  neben  ,wer  den  andern  übereret  und  sich 
das  findt  und  das  klagt  wird',  und  ,ob  einer,  so  an- 
griffen wird,  sich  sins  libs  und  leben  weren  muoss 
und  sich  das  mit  kuntschaft  vindet.'  ebd. 

In  der  Stelle:  ,Sy  essend  die  fast  gern  und  nemmend 
darron  feindtlich  zuo.'  Vogelb.  1557,  lassen  wir  dahingestellt, 
ob  wirklich  , findlich'  gemeint  sei  i.  S.  v.  ,sehr',  oder  ol) 
dem  Yerf.  eine  unrichtige  Verhoehdeutschiing  von  .findlich' 
entwischt  sei. 

Findung:  Erfindung.  ,Du  hast  der  verhassten 
'..itt  gleich  sein  wollen  in  allen  iren  werken  und  fln- 
dungen.'  1531/48,  IV.  Esra  =  ,erfindungen.'  1667. 

Findi:  ni.  Taufn.,  Vintan.  ,Findin  scherer',  ein 
Rheinauer  1496.   ,Sant  Findis  tag.'  Rhein.  Lehenr.  XV. 

Fond  m. :  Kapital,  aus  dessen  Erträgnissen  gewisse 
öffentliche  Zwecke  unterstützt  werden.  .Dass  in  wol- 
bcstellten  Repnbliquen  öffentliche  Bänke  [Banken]  und 
'•'niide  möchten  angerichtet  werden.'  JJUlr.  1727.  — 

trz.  fundn. 

Hnnoranzen-,  Kriegs-:  F.,  aus  welchem  im 
vorigen  Jhdt  die  Unkosten  der  freiwilligen  Militär- 
manöver bestritten  wurden  Z. 

Schweiz.  Ifliutikou.  I.  6. 


Der  erstere  Name  bezieht  sich  auf  die  Eutstehuug  dos 
F.  aus  den  Vergabungen,  welche  bei  Ehrenl)efarderungeu 
(auch  bei  Entlassung  aus  dem  Militärdienste)  in  diese  Kasse 
gemacht  wurden. 

Krämer-:  eine  im  J.  1788  errichtete,  aus  den 
Patentgebühren  der  fremden  Krämer  genährte  und  zu 
Polizeizwecken  verwendete  Kasse  der  Stadt  Zürich 
bis  zur  Staatsumwälzung.  —  Krüt-:  ehemals  in  Z 
lllnau,  Kyb.  u.  Lindau  ein  Gemeindefonds,  angehäuft 
aus  den  Geldgeschenken,  welche  seit  1556  als  Ersatz 
für  die  Schraauserei  des  sog.  ,Krütmäles'  bei  der  jähr- 
lichen Versteigerung  des  dem  Kloster  Allerheiligen 
zustehenden  Zehntens  von  den  Zehntherren  verabreicht 
wurden.  —  Patrouillen-:  F.  zur  Bestreitung  der 
Unkosten  für  die  im  J.  1736  errichtete  ,Patrouillen- 
wacht',  d.  i.  Vagabundenpolizei  Z  (bis  zur  Umwälzung). 
—  Pfruend-:  F.,  aus  welchem  die  Pfarrer  besoldet 
und  die  Pfarrhäuser,  Pfruendhüser,  unterhalten  wer- 
den Gr.  —  Brügger-:  ein  von  dem  Canon.  JBrügger 
1548  gestifteter  und  durch  andere  Legate  vermehrter 
F.  zur  Unterstützung  studierender  Jünglinge,  jetzt 
für  Lehrknaben  und  jüngere  Gymnasiasten  der  Stadt 
Zürich.  —  Säckli-:  eine  aus  den  Gaben,  welche  an 
den  Kirchtüren  mit  den  sog.  Säckli  gesammelt  werden, 
angelegte  und  bis  1781  besonders  verwaltete  Almoseu- 
kasse  der  Stadt  Zürich.  —  Direktorial-,  kauf- 
männischer F.:  Kasse  der  seit  M.  XVII.  bestehen- 
den freiwilligen  Vereinigung  der  Kaufleute  der  Stadt 
Zürich,  verwaltet  von  dem  selbstgewählten  ,Direk- 
torium'  und  zur  Unterstützung  öftontlicher  Bestre- 
bungen, welche  auf  Handel  und  Gewerbe  Bezug  haben, 
so  s.  Z.  zur  Verbesserung  des  Postwesens,  verwendet. 

Fnnd  I  m.;  1.  wie  nhd.  (allg.).  —  2.  Ersonnen  es, 
Erdichtung,  Li.st,  Kunstgriff',  Ausflüchte  AaZ.  1815; 
ScnSt.  Und  icas  's  ersinnt,  sind  leri  Fund.  Sülger. 
,Und  soUent  ouch  darüber  dakeinen  f.  suochen  noch 
finden.'  Alt.  Copialb.  Königsf.  ,Wir  entziehn  uns  aller 
fünden  und  uszügen  und  alle[r]  geferden.'  1301,  B. 
.Mit  keinen  fünden  noch  artikeln,  die  nu"  funden  sint 
oder  noch  funden  mochten  werden.'  1393,  L.  ,Wan 
nu  ein  alt  gesprochen  wort  i.st :  fund,  fand,  fündli,  ein 
list  ander  list.'  Fründ  1446.  .Weder  mit  gerioht  noch 
an  gericht,  noch  mit  endheinen  andern  artikeln,  listen, 
funden  noch  geferden,  so  nu  funden  und  erdacht  sind.' 
1461,  Gpr.  ,A1so  erdochten  gemein  eidgnossen  ein  f., 
wie  sy  dise  zwen  menner  möchten  hindergon.'  Bs 
Chron.  1514/85.  ,Und  predigen  das  Evangelium  fry 
On  alle  eigen  fünd  und  all  trügery.'  NMan.  ,Und 
verzychen  sich  aller  fund,  so  durch  menschen  möchten 
erfunden  werden'  =  bloss  erfundener,  listig  ersonnener 
Ansprüche.  Bs  Carthäus.  1522/3'2.  ,Es  soll  von  beiden 
partyen  alles  stät  und  fest  gehalten  werden,  all  fünd, 
gesüech,  gefärd  und  fürzug,  so  dem  zewider  syn  möch- 
tend.  usbeschlossen.'  1532,  Absch.  ,Conflctio  criminis, 
ein  falscher  fund,  ein  laster,  das  einem  falschlich  und 
boshaftigklich  aufgetrochen  [in  die  Schuhe  geschoben] 
wirt.'  Fris. ;  Mal.  .Welcher  auch  G'fahr,  List  und 
Neu-Fund  hierin  brauchen  würde.'  1611,  Ap.  ,Und 
sollen  in  disen  Stucken  alle  Fündt  und  List  ver- 
meindt  sein.'  1751,  Schw  G.  Artikelb.  —  Juristen-. 
,Dass  .sy  aber  fürwelbent  [vorschützen],  wir  gebruchind 
uns  nüwer  juristenfündli.'  1531,  Absch. 

Spitz-:  listiger  Kunstgriff.  , Dolus,  ein  list,  betrug, 
spitzfünde.'   Fris.     ,Das  Recht  durch  List  und  Spitz- 


851 


Faiid-fiiml.     Fan  r     fünf 


«52 


fünd  oppriuiiercn  uud  truckou.-  1(J12,  Aa.  —  Diu  Fonii 
bei  Fris.  ist  wahrsch.  als  Sg.  (.spitafiindi-.  abstr.  Fem.)  zu 
verstehen. 

üs-fuud,  -fündig:  1.  klar  in  Folge  von  Unter- 
suchung, allg.  ,Wer  das  übert'uer  [dawider  handelte] 
und  das  von  im  usfund  wurde',  an  den  Tag  käme. 
Khein.  Fischerrecht  1515.  .Damit  dann  die  warheit 
usfundig  an  den  tag  komme.'  Bs  Chron.  1514/85.  — 
'2.  sich  auswärts  finden  lassend;  sich  ausser  dem 
Hause  herumtreibend.  ,Wenn  syn  wyb  unfrüntlich 
mit  im  ist.  so  wirt  er  ustund,  gat  zuo  guoten  gsellen. 
by  denen  er  früud  und  kurzwyl  suocht.'  LLav.  1584. 
.Ward  sein  Buch  ausfündig  [kam  ins  Publikum].- 
WuRSTis.  1580. 

fünd(e)len  flndh  U:  1.  in  kleinlicher  Weise  er- 
forschen, ausspähen,  grübeln.  .Den  [Glauben]  wir  one 
allen  zwyfel.  grüsen  noch  gründen  und  füntelen  sollend 
halten.'  Salat.  ,Dass  sy  sich  alles  nachgrüblen  und 
iundlen  müssigen.'  1600,  L.  ,Mit  fürwitzigen  fündelen 
und  fräglen  umb  verborgen  ding  und  geheimnuss  uber- 
lestig  syn.'  RCvs.  —  2.  Lotterieloose  ziehen  U. 
—  e^r  - :  genau  erforschen ;  ausfragen.  .Des  erfragoten 
und  erfündloten  die  vorgenannten  hotten  etwievil 
stucken  [Punkte].'  1404,  U.  ,Mich  wundert  ser,  das 
man  fromm  lüt  also  uf  das  gnöust  erfündlet  und  er- 
suocht  und  dass  si  sollen  jo  oder  nein  sagen,  nit 
bedacht.'  1529,  Bs  Carthäus.  .Lassend  uns  andächtigk- 
lich  und  fleissig  alle  ding  erkennen,  erfüntelen  und 
ergründen.'  1531,  Bibel.  .Herr,  du  erfüntelest  mich.' 
1531/60,  Psalm.  ,Sölich  urteil  [Gottes  mit  Hiob]  wird 
mit  mangerlei  red  und  widerred  erfüntelet.'  1560,  Bibel. 
.Der  Papst  hielt  circatores  [herumreisende  Spione],  die 
clöster  zuo  erföntelen  und  zuo  examinieren.'  Vad.  — 
durch-:  durchforschen.  ,Ein  weidenlicher  stryter 
Gottes,  der  mit  grossem  ernst  die  geschrift  durch- 
fündle.'  1526,  Absch. 

Fündel  m.  SchwE.,  dimin.  ,Fündeli',  z.B.  Zielv 
1.521;  1538,  Absch.;  SHochh.  1.591/1693:  Findelkind. 
Und  eb  ich  es  Fünderli  sl  wett  [wollte],  Weit  sueche", 
bis  i'''  mi's  Müeterli  hett.  Aa  Volksl.  In  SchwE.  nur 
noch  als  Bein,  einer  gewissen  Frau.  ,Diu  fundeli,  die 
der  Spital  zühet.  Swas  kint  in  den  Sp.  komment  ald 
darin  geleit  werdent,  diu  der  Sp.  erzühet,  sont  des 
Sp-s  syn  als  ander  syn  eigen  lüte;  darumb  dass  man 
in  Sp.  dest  gerner  fundeni  kint  ynneme.'  1343,  Son 
Ratsordn.  ,1419  dem  fündelin  12  ß  umb  ein  röcklin 
und  windeln.  1410  geben  10  ß  uff  das  fündelin.  1410 
dem  fündlinge  22  d.  umb  2  schüehlin  uud  umb  ein 
wegelin.'  Bs.  ,Der  jünger  kesslerknab  ist  ein  fündeli 
gsyn,  ist  erzogen  Zürich  im  Spital.'  UMey.  1540/73. 
,Infansprojecticius,  ein  fündele  oder  fündelkind.'  Fris.; 
Mal.  ,Sie  wollen  das  Fündelin,  welches  uf  der  Staig 
gefunden  worden,  in  den  Spital  ufnehinen.-  Sch  Eatspr. 
1617.  Syn.  Fündelkind.  --  Fündlerin  f.:  eine  zur 
Pflege  von  Findelkindern  bestellte  Frau.  Bs  im  XIV. 
Fund  II   s.  Pfund. 

Fnndeme'nt  n. :  1.  Grundlage,  zu  einer  Baute. 
Bildl.  us-em  F.,  von  Grund  aus,  gründlich,  allg. 
,Ein  Mann,  welcher  alle  landwirtschaftlichen  Arbeiten 
vom  Fundament  versteht.'  Sciiw  Zeituiigsinser.  Haupt- 
sache, das  Vorzuglichste.  Schdiis  Diiiga,  das  ist's  F.! 
Die  lidiielerustig  [Baumwollenzeug]  ist  bald  vertrennt 
.  'Aa  (KCKeiser  1846).  -  2.  vulva  raul.  Ap.  —  Schon 
ahd.  /iinduiiii'nl.     8.   noch  P/ulmcnl. 


V  und  eine  s.  cdh  I. 

er-fnndiere":  durch  Nachforschen  finden  Ndw.  - 
nachhin-  nache-:  nachforschen,  ebd. 

Eine  Verquickung  von  deutschem  fündelen  (8p.  851)  uud 
lat.  J'undus,  Grund. 

g'fundiert:  geschickt,  gewandt  S.  Lieber  es  ei"- 
faclts,  aber  g'fundierts  und  g'schafferigs  Biiremeitschi. 
JScHiLD.  Es  g' schaffer ig.s,  g'fundiertnigs  Bürschteli. 
ebd.   —  Von  frz.  fond  i.  S.  v.  geistiger  Begabung. 

Fundus  m.:  Grund,  Ursache  S.  Das  ist  der  F.! 
hier  liegt  der  Hase  im  Pfeffer.  Joach.  1882. 


fünf  füf  bezw.   ßf  Ar  (ö');   BO.  (Si.  6  nasal.); 
VOrte  (UwE.  oi);  PO.  (ö);  Gl  (ü');  Gr;  G  (Stdt  Ö't>; 
Sch;  S  tw.;   Th;   W,    föif  Aa;   Bs;    BM.,  U.;  LG.;  S 
tw.;  Z,  moderner  fümf  —  mit  Subst.  unflektiert;  dag. 
absol.  ntr.  -i,  allg.,  fem.  -u  FO.:    1.  adj.  Zahlwort 
B'hiiet-mer  Gott  mini  feuf  Sinn,   Das-ml''-  kein  böse 
Geist  überivind,   aus   einem  alten  Gebet  L   (Lötolf). 
,Nodum  in  scirpo  quaris :  du  machest  ein  ding  schwSr, 
das  aber  nit  ist;  suochst  5  füess  an  einem  schaaf,  da 
eben  4  sind.'  Fris.;  vgl.  ,das  fünfte  Piad  am  Wagen.' 
,Fünf  liden!'  1646  als  gotteslästerlicher  Fluch  bestraft. 
Egli,  Act;  gemeint  sind  (wie  in  dem  elliiitischen  und 
verderbten   Fluche:    ,Getz    [Gottes  d.i.  Christi]   fünf 
Herrgott!'  1540,  Aesch.)  die  5  Wunden,  welche  Christus 
am  Kreuze  empfieng;  davon  sinnlos  übertragen:  .fünf 
krüz!    f.  kr.   im   himrael!'    ebd.     Mit    weggelassenem 
Subst.:  f-i  g'rad  sl»  {gelte»  GTo.)  lä».  es  nicht  genau 
nehmen,  zu  leicht  Glauben  schenken  und  nachgeben, 
allg.    ,Es  ist  zwaren  uns  anerboren,  dass  wir  niemands 
gern  erzürnend,   und  ist  derjenig  gern  lieb  gehalten, 
der  fünfe  kann  grad  syn  lassen.'  16'24,  JBreit.     ,Der 
Urner  Fränzli   betet   fünf  und  sibne    für   einen   zum 
Schatt'ot   geführten  Mitgefangenen.'    1819,  Mscr.,   mit 
Bez.  auf  die  in  gewissen  Gebeten  genannten  5  Wunden 
Christi  und  die  7  Schmerzen  Maria's ;  vgl.  2  b  8.    Nit 
chönne  Föifi,  zele,  dumm  sein  S ;  vgl.  drü.  Z'  F-e'  üsge' 
UwE.,    MS  mache"  L;  Z  (auch  ab-)    1)  beim   Kamsen, 
einem  Kartenspiel,  die  Partie  abkürzen,  indem  jedem 
Mitspieler  statt  7  oder  10  bloss  5  Striche  angekreidet 
werden  L;  Uw;  Z.    2)  ein  Geschäft  rasch  und  energisch, 
auch  oberflächlich  abtun  L;  Uw.     Es  gät  z'  f-n  M, 
man  lässt  5  gerade  sein   L.     Wart,    i''-  butz-d'r  f-i! 
Drohung  Bs,  scheint,  da  das  ,Putzen',  Wischen,  beim 
Kartenspiel  Gewinnst  bedeutet,  diesen  Terminus  hin- 
über zu  spielen  auf  die  5  Finger,  mit  denen  eine  Ohr- 
feige  erteilt  wird.     -  2.  Subst.  mit  Art.     a)  masL 
,Die  Fünf,   in  Gl   ehemals   ein  Gericht,    zuerst  1457 
erwähnt,  welches  wenigstens  später  bes.  über  SchuUl- 
forderungen  zu  entscheiden  hatte;  vgl.  fünfzehn;  nii». 
S.  Fünfer;   fünfen.  —  b)  ntr.,   F-i   1)  die  Ziffer  5, 
die  Fünf.     A'me"  Fufl,  zusammengekauert;  er  hät-eii 
an  es  F.  [über  den  Haufen]  cf  schlage  Gl.    2)  kleiner, 
dreieckiger   Riss   in    einem   Kleidungsstück,    ähnlich 
der  röm.  Fünf   GlH.     Syn.  Briangel.      3)  fünf  Uhr. 
Guet  Nacht  am  F-i  (SechsiJ!  Ausruf  des  Hohnes  über 
das  Fehlschlagen  eines  Versuches  Z ;  wohl  von  allzu- 
frühem Hereinbrechen  der  Nacht  hergenommen.    ,Mor- 
gen   um    füfi.'    Salat.     4)  das   (zweite)   Vesperbrot 
um  5  Uhr;   z'  F-i  ne",    und   subst.  d.i  Zf-i  L;   Ndw. 
5)  Fünfer  a)  Fünfcentimesstück  B.  b)  Mass  f,  Flüssig- 
keiten. öDeciliter  haltend  AAStaut.     6)  Schelte  für 


\ 


853 


Kauf    fiiiif.    Pilus;    luiiir 


854 


einen  schlechten  (G),  hässlichen  (Bad.  bei  Kaiserst.), 
einfältigen,  bäurischen  (Aa;  ßs;  Gr)  Menschen.  Du 
Kchlechts  Föfi!  G.  Du  furchig  Fünft,  (/abist  fast  e 
Sexi,  bei  Kaiserst.  —  7)  lebhaftes  Kind  GkV.  — 
8)  Gebet,  das  aus  5  Vaterunsern  besteht  VOrte;  S. 
Ei's  F-  i  um  's  ander  bete".  Vgl.  u-o  d'  Leidlüt  bim 
Grab  feufi  [sc.  Vaterunser]  'betet  hei'  (Schild)  u.  o.  1. 
Als  Zeitmass:  es  Füft  [Feufis  LG.)  lany  V,  eine  kurze 
Weile.  Ä«"s  Füfi  lang  —  .so  chunnd-er.  Heng.  1830. 
Im'ne  F.-hiHi/.  im.  Pfiff;  i"  minder  ah  im  F.-l.  ebd. 
Kei<  F.-L  rirfiöd.  su  bringt  si  's  sehr.  ebd.  Vgl. 
Vaterunser  Sji.  ::!47. 

lihd.  riuif;  alid.  funj,  dessen  Voc.  in  W  MA.  und  in 
weitcrem  Kreise  für  die  Abi.  -zir/  erhalten  ist.  -  .-Vusfnll 
des  Nasals  nach  Dehnung  des  Voc.  einst  allgemein  alemann. 
(wie  ags.,  alts.,  ndrl.  fif);  s.  am-h  fufzrj.  Zur  Flexion  vgl. 
.die  andern  fUnfi  (der  Schiffe].'  HsSuhürpf  1497.  —  2  1)  6. 
Das  .schlechte  F.'  bezieht  sich  viell.  zunächst  auf  die  schlecht 
geratene  Ziffer,  welche  ja  zu  den  schwierigsten  gehört  (vgl. 
.lange  Achte',  ,krumme  Neune',  schles.  Spottnamen),  und 
der  Begriff  wurde  auf  das  moralische  Gebiet  hinüber  gespielt; 
im  Sinne  der  Tölpelhaftigkeit  ist  es  viell.  verk.  aus  Bumi-F. 
(s.  d.)  oder  bezieht  sich  auf  die  zackige,  unförmliche  Gestalt 
der  römischen  Ziffer  (bes.  im  Gebrauch  der  Bauern)  oder 
auf  die  Ungeradheit  der  Zahl  selber. 

Erde"-F-i  n.:  1.  erzdummer  Bursche  ZStdt.  Vgl. 
fünf  ä  b  6.  —  2.  potz  (oder  du)  E. !  scherzhafter 
Schwur  als  Ausdruck  der  Verwunderung  Z.  —  E.  nur 
in  abstr.  verstärkender  Bed.  s.  Sp.  436/37. 

Buren  (Pure)-:  1.  die  alte,  aus  der  lat.  Schrift 
herrührende  und  von  den  Bauern  namentlich  für  Eech- 
nung  auf  dem  Kerbholz  oder  mit  der  Kreide  bis  in 
unsere  Zeit  beibehaltene  Form  der  Ziffer  5  (V,  A,  Y 
oderO)  Aa;  Ap;  BO.;  L.  .Schreiben  und  Geschriebenes 
lesen  konnten  sie  nicht,  auch  nicht  rechnen;  doch 
machte  der  Grossvater  wackere  Bauernfünfe.'  Gotth. 
.Er  soll  gelehrter  werden  als  die  Bauern,  die  sich  mit 
Bauernfünfe  (Römerzahlen)  behelfen  müssen.'  Joachim. 
Üssieh  [aussehen]  wie  e  P.  Ap.  Das  ist  so  grad  tvie-n-e 
Burefüfi,  das  kann  dir  nicht  fehlen.  Sülg.;  vgl.  linglen. 
—  2.  auf  den  menschlichen  Körper  übertragen. 
a)  e  P.  mache',  am  Boden  die  Kniee  ein  wenig  ge- 
öffnet halten  Ap.  b)  vulva  BHk.  —  3.  Bauer.  Bäuerin 
mit  dem  Nbbegriff  des  Tölpelhaften,  bes.  von  Weibs- 
personen vom  Lande,  z.  B.  das  zur  Städterin  gewordene 
Landmädchen  Aa;  Bs;  BM.;  L;  „Vw;"  Zg;  Z.  Ubh. 
einfältiger  Mensch  Gr. 

Da  P.  i.  S.  der  Ziffer  einen  zurückgebliebenen  Kultur- 
zustand bezeichnet,  so  heftete  sich  der  verächtliche  Neben- 
begriff leicht  an  den  ersten  Teil  des  Comp.,  woraus  Bed.  3 
erwuchs.  In  Zg  u.  Z  will  man  den  Ausdruck  von  der  am 
Rücken  des  Frauenmieders  in  AaF.  u.  ZKn.  aufgenähten,  ans 
Borten  bestehenden  Figur  in  der  Gestalt  V  erklären. 

Stigele"-  =  d.  vor.  1  Aa.  —  Weil  im  Ggs.  zur  arab. 
Ziffer  gleichsam  aus  geraden  Stäben,  Stiyde,  gebildet. 

Stiere"-  (Stierfüfi  W):  1.  Dummkopf,  unbeson- 
nener Mensch   L;  W.  —  '2.  hartnäckiger  Mensch  ^V. 

fünfen:  1.  unter  den  wegen  ihrer  Kostspieligkeit 
verpönten  Glücksspielen  aufgezählt.  1533,  Egli,  Act. 
Vgl.  (luenzten.  —  2.  als  ,Fünferherr'  (s.  d.  folg.  4) 
funktionieren.  ,Dass  hinfüro  nit  mee  dann  5  an  das 
fünferamt  gesetzt  [werden]  und  f.  sollen.'  1500,  Bs. 
.So  dick  und  vil  sy  f.,  soll  man  inen  [den  Fünfer- 
herren] ihr  urtelgelt  usrichten.'  ebd.  —  o.  das  Urteil 
des  Fünfergerichtes  ansprechen,  an  dieses  ge- 
langen.    .Sil   jemand    mit    dem    anderen    fünfet.    dass 


dann  derjen'«',  so  die  fünferurtel  vcrlürel.  <leni  o);- 
ligenden  teil  synen  kosten  abtragen  soll.'  ebd. 

Fünfer  Füfer,  Föifer  m.:  1.  die  röm.  Fünf,  als 
Nidsi'''-  oder  Obsi'-''-F.  (mit  abwärts  oder  aufwärts 
geöffneten  Schenkeln)  auf  Flössholz  eingehauen  Schw 
Muo.  —  2.  „Krümmung  Schw;  Zg."    Vgl.  fünf  1.  — 

3.  Münze,  welche  5  Einheiten  wert  ist,  jetzt  ein 
Fünfcentiinesstück.  I  gib-d'r  en  F.,  wenn  d'  mit-m'r 
chunnst.  Fünfhellerstück  XV.,  XVL  Ln  J.  1483  wurde 
beschlossen,  da  zu  viel  F.  vorhanden  seien,  dieselben 
abzuschätzen  und  keine  mehr  zu  schlagen.  Absch.  — 

4.  Mitglied  einer  aus  Fünfen  bestehenden  Behörde, 
in  BsStdt  (bis  zur  Umwälzung)  eines  Baugerichts,  das 
schon  vor  150(1  missbräuchlich  mit  7  Mann  besetzt 
war.  --  Buren-:  spöttische  Benennung  des  Land- 
volkes S  1814.  —  Sack-:  Trinkgeld,  das  der  Müller 
dem  Bäckergesellen  für  das  Abladen  der  Mchlsäcke 
entrichtet.     Li  Z  1881  abgeschafft. 

fünferen  füfere  (fi-,  foi-):  Zickzacklinien  be- 
schreiben, bes.  vom  Gange  des  Betrunkenen  Schw; 
Uw.  Vgl.  eimmdzwänzg ;  Süseich;  it.  far  Varma  Vis- 
conti, da  diese  eine  Schlange  im  Wappen  haben.  Urne-, 
umherstreichen.  Er  ist  no'''  lang  verusse  ume  g'füferet, 
ob  er  i"  's  Hfis  ine  cho'  ist.  —  G'füferet,  gesclilängelt, 
zickzackförmig  Schw. 

fünferlen  füferle:  1.  =  d.  vor.  (G).  —  2.  sich  ver- 
geblich um  ,Tmdes  Gunst  bewerben.  Du  hf'st-m'r 
f.  (bis  's  Sechsi  schläd,  bis  am  Marge'  um  se.vi)  Gr  ;  6. 
il/e"  ivird-d'r  f.! 

2  meint  viell.  ,in  Schlangenwindungen  um  Einen  herum- 
gehen'; oder  ,beten  für  ihn'  (vgl./iin/s  h  S),  wie  die  Bettler 
tun;  oder  zur  Frühmesse  läuten. 

Fun  fing  Foifig  f.:  Spielkarte,  welche  5  zählt. 
z.  B.  d'  ScUllefoiflg  UwE. 

fünft,  -ist:  fünft.  —  Zu  der  zweifachen  Superlativ- 
bildung  vgl.  acht. 

fünfzig  fufzig  BHk.,  fufz(i)g  BsStdt,  füfzg 
Aa;  B;  VOrte;  F  (ö);  Gl;  G;  S;  Z,  fufzg  ScH  u. 
angrenz.  Z. 

Betr.  n  und  u  s.  d.  Anm.  zum  einfachen  Zahlw.  Kürzung 
des  Voc.  hält  Schritt  mit  der  Abschwächung  des  zweiten 
Teiles  der  urspr.   Zss.   —   Fle.\ion  wie  bei  fünf. 

ein -und-  einefüfzg:  in  RAA.  1.  Da  hast  iez  de" 
Dreck  und  's  E-i!  da  hast  du  das  (selbstverschuldete) 
Missgeschick  in  der  ärgsten  Gestalt,  da  hast  du  nun 
die  Bescheerung  Z.  —  2.  E-i  mache",  hinken  Z. 

1.  Dreck,  Kot,  bed.  schon  an  sich  schlimme  Bescheerung; 
die  Zugabe  '«  E.  scheint  den  Ausdrücken  der  Gewinn  brin- 
genden Zahl  beim  Kartenspiel  nachgebildet  zu  sein;  vgl.  ein- 
und-dnmUj,  -zwa?izig.  Dass  die  urspr.  Bed.  nicht  mehr  bewusst 
und  der  Zehner  weniger  bedeutsam  ist  als  der  Einer,  zeigen 
die  Varianten.  —  2.  =f»r  cinquantuno  in  der  Sprache  von 
Neapel  und  Sizilien,  von  wo  der  Ausdruck  viell.  direkte 
(durch  Söldner)  zu  uns  kam.  Der  Ausdruck  will  wohl  nur 
etwas  Ungerades  bezeichnen. 


Fang— fung.     Vi-'l.  auch  die  Gruppen  Fand  usw.;  Famjij  usw. 

Fang  m.:  1.  Beute.  Er  hed  en  guete  F.  g'macht. 
—  2.  der  Todcsstoss,  urspr.  von  der  Jagd,  dann 
auch  von  Menschen.  ,l)en  F.  geben',  den  Garaus 
machen;  einen  empfindlichen  Stoss  versetzen  (phys. 
und  moral.).  Sflger.  ,Nit  nur  das  ist  blutgelt,  das 
einer  nimpt  und  einem  andern  den  f.  gibt   [d.  h.  ihn 


Fans;,  fensr.  fino-,  foiii;.  fun» 


umbriugtj.'  FWyss  1650.  Syii.  Herz-,  B(-F.  —  3.  „die 
geronnene  Milchmasse  im  Alpkessel  od.  der  käsichte 
Teil  der  geronnenen  Milch,  die  sich  oben  auf  setzt 
BO.";  L.  Syn.  Fangele,  Fisch,  Dickete,  Biddere, 
Schluckete.  Vgl.  fahen,  gerinnen.  —  4.  eingefriedigtes 
Land  B;  L.  Syn.  In-fang,  Bl-fang.  ,Es  syge  in 
Matten,  Fängen,  Weidenen  oder  Bergen.'  1652,  BSa. 
Daher  häufiger  Ürtsn.  in  FO.,  VOrten.  —  5.  z'  erst 
Fangs,  zuerst  einmal  B.  —  In  5  bat  eine  Anlehnnng  des 
Adv.  an/aiiyen«  (Sp.  719)  an  das  Subst.   Statt  gefunden. 

Über-Fang:  Übergriff  auf  fremden  Grundbesitz. 
,Dass  die  burger  unib  unser  rechtunge,  die  wir  haben, 
Stangen  und  übervenge,  mit  uns  lieblichen  virrichtet 
haut.'  1290,  Segess.  RG.  I  81.  ,Hat  zu  richten  über 
alle  frevlen  ussgenommen  umb  übergrift'  und  über- 
fang.' Okfn.  Mühlehorn.  —  An-  Ä-:  wie  nhd.  Aller 
Ä.  ist  Hecht.  Ineichen.  Bösen  A.  häd  sehe  guet  End. 
Wie  der  A.,  so  das  End.  ebd.  Alles  icas  en  A.  nimmt, 
nimmt  aw''  en  End.  Sulger.  Kei  A.,  Iceis  End,  was 
keinen  A.  hat,  hat  auch  kein  E.  Schild.  Gen.  adv. 
von  Raum  u.  Zeit:  Afangs  im  Wald,  Afangs  Nacht. 
BWyss.  »Anfangs  ihres  Ehestands.'  JMill.  1661.  In 
der  Rechtsspr.  die  Veranlassung  eines  Streites:  ,So 
zwen  mit  einander  frevlent,  welcher  dann  den  a.  tan 
hat...'  Offn.  Helfersw.  ,Wo  zwen  einandren  schlue- 
geu,  so  ist  es  dem  angfcnger  [.Anfänger.'  1751]  zechen 
Schillig  Buoss;  und  so  Einer  des  Anfangs  [.Anschlags.' 
1751]  wellte  leugnen,  so  muos  er  sölchs  mit  dem  Eid 
erhalten,  das  er  unschuldig  mit  dem  Angriff.'  1605/1751, 
ScHwG.  —  In-:  1.  Einhegung.  Es  Heime"  in  Hm  I., 
rings  abgeschlossen,  in  sich  zshangend,  an  einem 
Stücke  Z.  —  2.  wohl  eingehegtes  Stück  Land,  Wiese, 
Weinberg  Gr;  GW.;  ScnSt.;  zu  Sonderbenutzung  aus- 
geschiedenes Stück  Allmend  Z.  , Einfang,  verzäunt 
Gut,  conseptuni.'  Denzl.  Früher  bes.  ein  gegen  die 
Weide  eingefriedigtes  Stück  Land  auf  dem  Brachfeld 
oder  im  Wald.  ,Ein  infang  uf  der  brach.'  Offn. 
Neftenb.  ,Das  nienian  keinen  i.  noch  keinen  ruchen 
wald  mag  inne  han.'  Hofr.  Einsid.  .Niemand  soll  dem 
andren  in  sinen  bomgärten  und  infengen,  die  einer 
selbs  umbzünt  und  befridet,  hüeten  noch  weiden  [son- 
dern jeder  soll  das  selbst  tun].'  Elgg.  Herrsch.-R. 
1535.  Häutig  als  Flurn.  Z  z.  B.  Affoltern  (zw.  Strasse, 
Bach  und  Fussweg);  Ifängi  f.,  Name  einer  Alp  und 
eines  Landgütchens  UwE.  Syn.  Bann.  —  3.  Umfang 
des  Gebietes  einer  Stadt,  eines  Klosters.  Syn.  Bi-F. 
,Dass  das  Gottshus  blyben  solle  by  dem  y.,  wie  sy  das 
bishar  besessen  band.'  1525,  Absch.  ,[Das  Schloss]  hat 
in  seinem  Einfang  zwo  Festungen  gehept.'  Wurstis. 
,Vor  y.  der  Statt  gelegen.'  KCvs.  ,In  dem  y.  des  ge- 
dachten Clusters.'  ebd.  ,I)er  Hinterhof,  dessen  Ein- 
fang an  Wiesen  und  Waldung  gegen  -10  Jucharten 
beträgt'  DHess  1818.  ,Den  weitläufigen  E..  der  mit 
mancherlei  Gebäuden  und  Gärten  besetzt  ist.'   ebd. 

Under-,  nur  dini.  -Fängli:  ein  kleines  Gebinde 
von  Garn,  etwa  2  Spulen  voll.  Sulger. 

Von  .iinderfangen'.  d.  h.  in  der  Mitte  (mit  dem  .Under- 
r(lttel')  unterbinden.      Syn.    Vnderhaml. 

Ent-  Epfang.  In  E.  ne  (gej:  1.  ein  Grundstück: 
zu  Lehen,  in  Pacht  nehmen  (geben)  Ap;  G.  Syn. 
Bestand.  —  2.  das  Kind  von  einer  Gebärenden,  diese 
entbinden  (von  der  Hebamme)  Ap.  —  Vogel-:  die 
Vogeljagd,  resp.  das  Recht  auf  dieselbe  in  einem  be- 
stimmten Gebiet.    ,Wir  |das  Kloster  Wettingen]  liaben 


auch  in  diesem  Uuibkreis  V.  zu  besetzen,  entsetzen, 
zwingen  und  pannen.'   XV.,  Offn.  Schlieren. 

Für-:  Pfand  (, Tröstung'),  welches  der  Kläger  zu 
hinterlegen  hatte.  Osenbr.,  Stud. 

Mhd.  Bescblagnahme  eines  gestohlenen  Gutes  und  die 
dafür  dem  Richter  zu  zahlende  Gebühr. 

Fornen-:  Forellenfang  und  die  bestimmte  Zeit 
desselben.  ,Ein  vogt  in  Gryfensee  mag  zu  herbst  jär- 
lichen  im  f.  14  tag  baren  [Netze]  in  den  bach  setzen.' 
Weist.  —  G  e  - :  Umfang.  ,Dass  alles  in  den  g.  bei 
5000  schritten  halte.' RCvs.  Yg\.  Infang  .S.  -  Gegen-: 
eine  Gefangennehmung  od.  gefangene  Person,  die  man 
einer  von  der  Gegenpartei  entgegenhalten  kann  zur  Aus- 
gleichung, zum  Austausch.  1524,  Absch.  —  Guggeli-: 
(vom  Gesetz  verpönter)  Fischfang  mit  Anwendung  von 
Koekelskörnern  Uw.  —  Geld-:  Geldgewinn.  .Dieses 
Geltfangs,  als  einer  begangenen  Simonei,  soll  der 
Kaiser  grossen  Reuen  empfangen  haben.'  Wurstis. 
1765.  —  Hürling-:  Fang  der  .Heuerlinge',  jungen 
Fische.  Derselbe  ist  in  der  Z  Fischerordn.  v.  1757/79 
beschränkt.  —  Herz-:  Todesstoss.  Sjn.  Fatig  3  und 
Te-F.  ,Gebet  denen  täglich  überhand  nehmenden 
Gräueln  und  Lasteren  einmal  den  H.  und  Todessticli.- 
SLupicH.  1728.  —  Kugele"-:  Wall,  der  beim  Probe- 
schiessen mit  Kanonen  die  Kugeln  auffängt  Bs,  aucli 
-Fänger.  —  Nasen-:  der  Fang  der  .Nasen' genannten 
Fische.  1535.  Absch.  An  Sonn-  und  Festtagen  war 
das  Fischen,  ausgenommen  Lachs-  und  Nasenfang. 
verboten.  Fischerordn.  am  Rhein  1652. 

Bi-  AAZei.;  BsLd;  B;  L;  S.  Bi-  AALeer.;  BE.; 
GlK..  Bc-  G  oT.,  Bcfig  Ap,  Büfig  BG.  —  P 1.  Bifüng 
S:  1.  „Einzäunung.  ,Eln  Bauerngut,  Hof  in  cim  B.', 
an  einem  Stück  oTh;  Syn.  Infang.  Bes.  die  Umzäu- 
nung eines  auf  einem  Brachfeld  angepflanzten  Ackers, 
zum  Schutze  gegen  das  von  Andern  auf  die  Weide 
getriebene  Vieli."  Einschliessung  dos  besten  Matt- 
landes BsLd.  .Diser  aoher  treit  allweg  [immer]  die 
hurd  [Zaun]  und  den  weg,  wann  byfang  vor  dem  Iwrd 
ist.'  1449,  ZWied.  —  2.  „ein  von  Furchen  oder  Zaun 
umgebenes,  mit  Bäumen  besetztes,  meist  als  Wiese  be- 
nutztes Stück  Land;  in  die  Allmende  hineinragender 
Acker"  AaZcI.;  BsLd;  B;  L.  ,Disseptum  prope  do- 
inum.'  Id.  B.  Ein  von  der  Gemeinweide  nach  obrig- 
keitlicher Erlaubniss  abgezäuntes  Stück  Land  (Bs, 
Spreng),  eingezäunte  Wiese  in  Bergweiden  (Ap),  einem 
grössern  Landgut  angeschlossenes  Gutchen  (BG.).  mit 
Dünger  belegtes  Stück  Graswuchs,  im  Ggs.  zu  ,Weid', 
eingehegt  (während  ,Wunn'  ein  offenes  bezeichnet) 
Ap;  G.  Abweichend  von  der  gewöhnlichen  Bed.:  Das 
Bürstli  [Bürschchen]  chönnt  z'  Weid  fare  iif  die  grosse 
irite  Bifäng.  Joach.  .Wer  den  bifang  [den  in  die  All- 
mende hereinragenden  Acker]  inn  hat.  soll  och  den 
frid  [die  Umfriedigung  desselben]  machen.'  Offn.  EUik. 
.Dieselbigen  höf  band  3  bifäng.'  Offn.  Wetting.  .Dass 
uf  dem  b.  by  dem  krüz  vor  unser  .stadt  [Meilingen] 
ein  jährlicher  zins  hafte.'  1486.  ,Zu  verkaufen:  ein 
1  'j-i  Jucharten  starker  Beifang  mit  vielen  Nuss-  und 
andern  fruchtbaren  Obsbäumen  angefüllt.'  BsStdt  173'2. 
,Ein  B.  von  Reh-  und  Feldwerk  über  2  Jucharten 
gross.'  ebd.  Noch  vielfach  als  Eigenn.:  Bifang  Aa; 
bei  Klein-Bs;  Gl;  eine  Matte  am  Tobelbach  Soaw;  '/, 
Niederurdorf;  ,im  Beifang'  [jetzt  Befang]  GArbon  1589; 
Büfig  LE.;  t?»  Bcfang,  Weiler  bei  ApTrogen,  am  Berg 
gelegen;  Bifig  l^Hergisw.;  Biffiger,  Geschlechtsn.  W. 


i 


857 


Pan.«;.  tViiif.  fing-,  fon?.  fiiii.? 


858 


t;    —  3.  Umfang.    Syn.  Infang  :i.    .Iteben,  ackern,  inat- 
I    ten,   die   ligent   in    der  gebiete,    begriffen,   bifengen, 

■  kreisen,  gevichten  und  zuogehörungen  des  closters.' 
1400,  Bs  Rq.  .Und  rust  .sicii  ze  buwen  das  gross 
gasthu.s  [zu  Rorschach]  und  den  bifang  beider  muren. 
die  tor  hend  und  an  den  see  gond.'  Vad.    Der  B.  der 

,  Johanniter  in  BsStdt  war  ein  ummauerter  Bezirk. 
'  —  4.  Gefangennehmung;  Gefangenschaft;  vgl.  bi- 
fangen.  ,An  Geld  oder  init  Beifang  gestraft.'  1548. 
Absch.  ,Was  si  [die  Täufer]  in  bifangen  oder  fry 
verheissen.  habend  si  nie  gehalten.-  1528,  Ecjli,  Act. 
~   5.  „Neben zahn  Th." 

Mhd.  hhmw  (i  betont,  aber  kvirzV)  in  Bed.  1,  2.  3.    Schon 

:»Iid.  neben  bifang  auch    Ijef.  und    noch  Frisch    und  Heuisch 

haben  diesen  Laut  neben  i.     Das  verbale  Präfix  kann  jenes 

4c-  nicht  sein,  eben  weil  es  betont  ist,  wohl  aber  eine  ältere 

kurzvocalische  Gestalt  der  Piäp.,  wie  in  neben  in.     Kurzes 

;    betontes  i  konnte  in  einzelnen  Fällen  und  MAA.  (bes.  Ap)  e 

;    werden,  wie  umgek.  unbetontes  e  in  Endungen  i  geworden  ist. 

[    Die  Verkürzung  -fig  ist  Folge  der  Betonung  des  Präf.  (vgl.  -tig 

',   ans  -tag).  In  Büfig  ü  statt  i  durch  Einfluss  des  folgenden/.  — 

f    4.  ,Bifangen'  1528   könnte  auch  Inf.  sein.  —  5  wahrsch.  i.  S. 

'    V.  Bizan,  Kebenschoss  an  der  Rebe,  und  mit  diesem  vermengt. 

,         bi-fangen  (schw.  Vb.):    1.   a)  „einen   auf  einem 
I  Brachfeld  liegenden  Acker  zum  Schutze  vor  weidendem 
1   Vieh  einzäunen  AaF.;  Z.-    b)  das  von  der  Hauptzeig 
,   und  dem  Zeigenrecht  durch  Umzäunung  abgesonderte 
Land   mit    Sommerfrüchten    bepflanzen    Z.     Von  Bl- 
fang  1.  ;2.  —  2.  einschränken   überh.    ,Damit   das 
kloster.   abt  und  münch   byfanget,   yngenommen   und 
in  abgang  gericht  werd.'  1529.  Absch.    ,Wie  Gott  die 
gwaltig  macht  der  statt  Rom  beifanget  und  genidert 
i   hat.'  Vad.  —  3.  gefangen  nehmen,  verhaften.    ,Ze 
i   fahenne  und  ze  byfangenne,  swele  [Alle,  welche]  buoss- 
'  wirdig  sind.'  Stadtr.  Diessenh.  1400.     ,Es  sie  uf  den 
;  gassen  oder  in  hüsern.  da  sy  denn  byfanget  oder  be- 
gritlcn  mögent  werden.'  1420,  Bs  Rq.    .Wäre  aber  das 
ein   solicher   von   unser   statt   entwiche,    dass   er   nit 
bivanget  wurde,   nach   dem   soll   man    stellen.'    1450, 
Bs  Rq.     ,Uf  das    [nachdem]    vil    todsiegen    bescheen 
[geschehen]    und    die    täter    ungebyfangt    hinkommen 
sind.'  1494,  ebd.    ,So  einer  angenommen  und  byfanget 
'  wurd.'  1529,  Absch.    ,Fengklich  angenommen  und  zum 
'  rechten    byfanget    werden.'    1530,    Absch.     ,Und    die 
;  frömbden   personen    soll   man   b.   und   in   gewarsamy 
1  nemmen,  damit  die  besserungen  [Bussen]  bezalt  wer- 
den.' 1557,  Bs  Rq.    ,Der  künig  Hess  ihn  b.  [,gefangen 
setzen.'  1G70]    und   fragen,   do  bekannt  er  das  mord.' 
LLav.  1569.    .Eingezogen,  gebeifengt  und  so  lang  ent- 
halten werden,  bis  er  gehorsam  würdet.'  1596,  Bs  Rq. 
.Beifangen,    capere.'    Dknzl.   1677;    1710.     ,Dass    der 
Fallit  sollte  beigefengt  und  abgestraft  werden.-  1789, 
Bs  Rq.  —  4.  von  Etwas  gewalttätig  Besitz  ergreifen. 
^  ,Dass   die   puren  dem  vogt  das  syn,    by  300  fl.  wert, 
,  im  schloss  bifangotend.'  Vad. 

Neben  dem  schwachen  , bifangen'  auch  starkes  ,bifahen'. 
.'  ,|Die  Verschwornen  waren  entschlossen,]  so  einer  [der  Ihrigen] 
;  bygefangen  wurde,  alsbald  zu  dem  Vogt  zu  gryfen.'  1646, 
;  Z  Verhürakt.  ,Die  RedlifUhrer  byfahn  und  gefänglich  allher 
'  bringen.'    1646,  Z  Ratserk.     .Lasterhafte    leut  beifahen,    in 

■  gefinknus  werfen.'  FWyss  1650.  —  .Bifengen'  ist  mit  regel- 
I  ni&ssigem  Umlaut  ebenf.  von  , Bifang'  gebildet.  Zum  starken 
I  \b.  vgl.  mhd.  beväheii,   umfangen;  einfassen. 

Streu-Fang:  Sumpfstrecke  auf  den  Alpen,  welche 
;  erst  im  Herbst  abgemäht  wird  und  die  Streue  für  den 
Winter  ergibt.  Sihatzmanx. 


l>c-  BsStdt;  .,L;  Sni;  Z(i"  ltS•r.^  ZLd,  Tc- ZStdt. 
Ti-  Z  (Oberst  Wolf):  1.  Gnadcnstoss,  Todesstoss, 
Garaus,  der  letzte  vernichtende  Schlag  in  phys.  und 
moral.  S.  Einem  (no''')  de'  D.  ge".  .Die  Demokraten- 
führer hätten  uns  niemals  den  D.  geben  können.' 
FLocHER  1S69.  Das  häd-em  no  de'  T.  g'ge',  ilin  voll- 
ends ruiniert.  Lt  Spren«  eig.  der  Genickfang,  welchen 
man  dem  Gewilde  versetzt.  —  '2.  Reissaus;  de"  D. 
ne"  ZRüml..  Zoll. 

2  beruht  auf  Vermengung  mit  Ihimng  (s.  Ihir-).  aus  frz. 
dcvttyit.  Letztere  Ableitung  würde  auch  für  1  i.  S.  v.  Stoss 
von  vorn,  mit  dem  man  dem  zum  Stehen  gebrachten  Tiere 
den  Garaus  (s.  Herzfang)  macht,  im  Regs.  zu  den  dem  flie- 
lienden  Tiere  beigebrachten  Verwundungen,  trefflich  passen, 
allein  franz.  so  wenig  als  deutsche  .lägerspr.  bedient  sich 
dieser  Bezeichnung.  Vielmehr  sind  .abfangen'  (vgl.  .Hirsch- 
fänger'). .Fang.  Genick-F.'  die  technischen  deutschen  Aus- 
drücke. Der  1.  Teil  unseres  Comp,  scheint  verderbt  oder 
bewahrt  uraltes  Sprachgut.  entw.  Die,  Dieh  aus  mhd.  diecli, 
Schenkel  (vgl.  .Demut'  aus  diemuot),  oder  ahd.  rhman  (engl. 
die),  sterben.  Syn.  zu  1  Gi.r:  Rml :  ToMicIi;  Bodenntom ; 
■Jugstreich ;  Tatsch;   Treff. 

Wild-:  1.  Jagd.  ,Die  briof  wysent,  dass  der  w. 
des  gottshus  eigen  ist  und  der  apt  mag  jagen  nach 
seinem  willen.'  UwE.  1599.  .Der  W.  soll,  damit  der 
Fasel  [Nachwuchs]  erhalten  werde,  länger  nit  als  von 
Bartholomei  bis  zum  neüwen  Jahrstag  währen.'  Z 
Mand.  1649.  .Der  W.,  das  Jagen  und  Fangen  des 
Gewilds  und  Federwildpräts.'  Z  1757.  —  '2.  gefangenes 
Wild,  Jagdbeute.  ,Im  wald  luog  umb  dich,  sorg,  hab 
acht,  ob  du  ein  w.  sghist  ston,  in  hölzern,  feldern 
umbhergon:  verstäub  es  nit!'  Rüep  1550,  wo  in  der 
Wiederholung  des  Auftrages  statt  ,w.'  gesagt  i.st  .reech 
[Reh]'.  Bes.  Falken,  Habichte,  die  in  wildem  Zu- 
stande gefangen  werden.  , Habicht,  nistling  genennt, 
und  auch  die  wildfeng  magst  du  also  neeren.'  Vogelb. 
1557.  ,Ich  hab  etwa  einen  w.  [von  Krummschnabel] 
gefangen  [der  sofort  zutraulich  war].'  ebd.  —  3.  wild 
gewachsener,  junger  Fruchtbaura,  Wildling,  der 
dann  versetzt  und  veredelt  wird  Aa;  Bs;  B;  Z.  .Plan- 
tarium.  une  bastardiere.  ein  ort.  da  man  die  Wild- 
fäng  oder  wilden  Stämmen  zu.sammensetzet.  damit  sie 
nachwärts  gezweiget  werden.-  Rhao.  1639.  .Semina, 
Wildfäng  oder  Pflanzstöck.  Sauvageaux.'  ebd.  .Für 
4  Dotzen  Öpfel-  und  Birren-wildfäng  1  fl.  11  btz.' 
Schloss  RuED  1728.  .Ein  Baumgarten,  in  dem  Nichts 
als  Wildfänge  anzutreffen.'  JUlr.  1733.  —  Mhd.  milt- 
fring,  .lagdbezirk.  Jagdrecht. 

Wind-  .Windfandt'i  Mantel.  Gengenb.,  Bettler- 
orden. '-  Ein  frühes  Beispiel  von  der  Verwechslung  von 
ng   und    /((/. 

zit-:  zeitig,  erwachsen.  .Ein  Stier,  der  zitvang 
[zweijährig]  ist.'  XIU./XIV..  Gerd.   —   Mhd.  zitvmigr. 

Kar-Fangel  m.:  \.  (K/arfanM  7Ä\\n.)  „Rest  im 
Getreide  Aa;  Z."  —  2.  (A'ar/rtMf/c"  PI.  Bs)  Schimmel, 
schwarze  oder  graue  Flecken  in  verlegener  Wäsche 
Bs;  Z.  Syn.  Rastenmnsen.  —  3.  Stellen  in  der  Garn- 
strähne, im  Fadenknäuol,  wo  der  Faden  sich  spi- 
ralisch aufgedreht  (Z),  sich  zu  Knoten  verwickelt  hat 
(Sch).  Hyn.  Krangel.  —  g'karfänge"  Aa;  Bs;  ZRfz 
(neben  -et),  -f'angech,  -fanech  ZGlattf..  -fanglig  Sch 
(neben  -let);  Z.  -fanktig  AABb..  Kais.:  1.  von  Getreide 
und  Schotenfrüchten,  krank,  indem  sie  kurz  vor  der 
Reife  schwarz  werden  und  verschrumpfen  Aa;  Bs. 
.Die  Schwarzdornhecken  halten  Luft.  Regen  und  Tau 


850 


Fans.  leui,'.  tiiijj.  fniiu-,  lunt; 


ab.  ihiruni  ist  auch  die  Frucht  [Getreide]  um  solche 
Zäune  schlecht  und  meistens  carfanglicht  (rostig).-  Z 
Naturf.  17Ö4.  —  2.  von  Zeug,  Garn.  Holz,  Stroh- 
halmen, Samen  udgl..  schimmlicht,  mit  Moderflecken 
behaftet,  stockfleckig  Aa;  Bs;  Sch;  Z.  Syn.  angelaufen; 
(/emäuchig;  versport;  versHckt.  —  3.  von  Fleisch,  von 
der  Fäulniss  angegriffen,  übelriechend  ZN.  —  kar- 
fangle":  1.  schimmlicht  werden,  anlaufen  Z.  — 
2.  „sich  verwirren,  von  Garn  udgl.  Sch;  Z." 

Da  die  Bed.  1  des  Subst.,  an  welche  2  (auch  Bed.  3  des 
Adj.)  sich  leicht  anschliesst.  sonst  auf  das  W.  , Karfunkel' 
föUt  (s.  Gr.  WB.  5,  212),  so  ist  nicht  za  zweifeln,  dass  wir 
es  hier  mit  einer  blossen  Nbf  des  letztern  zu  tun  haben, 
welche  sich  auf  Schweiz.  Boden  durch  die  blosse  Ablautsform 
Karfanlid,  g'kar/anklii/  (dies  aus  der  Participialf  g'l:arfanl-<l 
abgeleitet  und  sync.  wie  nacktUj  aus  nilid.  nacket\  hindurch 
(vgl.  rahd. /n/itc  neben /iinfc)  der  Anlehnung  an  den  Begriff 
, fangen'  zu  lieb  herausgebildet  hat  (s.  das  Participial-Adj. 
g' karfamjen).  Bed.  3  des  Substantivs  erklärt  sich  aus  laut- 
licher und  begrifflicher  Berührung  mit  dem   Worte  Krantjel. 

—  Dem  Adj.,  bzw.  Ptc,  in  Z  auf  der  1.  Silbe,  also  als  wirk- 
liches Comp.,  in  Aa;  Bs  auf  2.  Silbe  betont  (als  ob  kur 
blosses  Präf.  wäre),  gebührt  die  aus  y'ch  oder  y'k  hervor- 
gehende Affrikata,  welche  von  hier  aus  oder  als  Merkmal 
eines  Lehnw.  tw.  auch  im  Subst.  und  Vb.  gesprochen  wird. 

Fangele,  PfangoJa,  Pfangila  f.,  Fangeli 
(dimiu.V)  =  Fang  j'  W.  fange(s)    s.  aii-fahend 

Sp.  718.  fangen  s.  fahen. 

Fanger:  Geschleclitsn.  UwE. 

Vielleicht  verk.  aus  dem  gleichbed.  Imfanger,  ebd.. 
welches,  wahrsch.  von  Infang  abgeleitet,  den  Besitzer  eines 
solchen  Grundstückes  bezeichnet. 

Hunds-:    Hundefänger  Z.     Syn.  -Fauker. 

Mond-:  Spottn.  auf  die  Einwohner  einer  gewissen 
Z  Gemeinde,  von  denen  die  bösen  Zungen  der  Nach- 
barn, neben  andern  Proben  von  Einfalt,  erzählen,  sie 
haben  einmal  den  Mond  in  Gestalt  seines  Spiegel- 
bildes auf  einem  Wasserzüber  fangen  wollen. 

In  einer  andern  Gemeinde  sprangen  die  Leute  in  eine 
.lauchegrube,  weil  sie  den  sich  dort  spiegelnden  Mond  für 
einen  Käse  hielten.      Vgl.  noch  Brätlistup/er. 

Schär-  Z,  Schäreföher  GRHe.:  Maulwurfstänger. 
An  vielen  Orten  noch  ein  besoldetes  Amt!  Syn.  Scliär- 
muser. 

Yangete  fF.mache'J  ZSih.,  Fangetsc,  Pangis, 
Fangisse,  Fäng(er)lis  =  Falitiis  Sp.  723. 

au-fangig  s.  an-faliend  Sp.  718. 

Sand-Fangle  f.:  eine  Art  kleines  Wuhr.  hinter 
welchem  sich  Sand  anschwemmt  U. 

Fangniss,  -nuss,  -nust  f.:  Gefangennehmung. 
-Schaft;  Gefängniss.  ,Mit  brande,  mit  roube,  ald  mit 
vanknust.'  1291,  Gfr.  ,Mit  vangnüst.'  1304,  Z  EBr. 
,Umbe  die  vangnüst  (gevangnust),  in  der  ich  ze  Roten- 
burg was.'  1307,  Gfr.  ,In  fangniss.'  1349,  ebd.  ,Er 
nam  mich  in  vanknuss.'  1428,  Arch.  Baden.  ,H'at  mich 
US  T.  gelassen.'  ebd.  ,St  Peters  tag  der  vanknuss 
[1.  August].'  1491,  Z  Urk.  ,Er  ist  der  fenknus  er- 
lassen.' 1535,  Sch  Ratsprot.  ,Sölich  person  in  die  fenk- 
nus ze  leggen  und  die  f.  liggen  [so!],  so  lang  bis  dass 
sy  ir  gelten  [Schulden]  entrichten.'  Z  Gerichtsb.  1553. 
,Die  gfangncn  widerum  in  die  venknuss  keren.'  Vad. 

—  Ge-  Gfniignuss  Uw,  Gfänknuss.  Stdtz  —  f.,  mo- 
derner n.:  1.  =  dem  vor.  .Wäre  dass  kein  angrifi 
ufstunde  von  totsiegen,  von  gefangnust,  von  brande 
oder  von  roube. •  IS.'jO.  Anscn.    ,Uss  der  gefängknuss.' 


Bossii.-GoLDsi  UM.  -  2.  rechtliche  Verfaugenschaft. 
.Zugehörigkeit.  Anspruch'?  ,Ich  hau  es  gevertiget  und 
mich  erzigen  miues  lybdinges,  gevangnusse  und  alles 
rechtes,  so  ich  darzuo  hatte.'  1365,  L  Fertigungsbrief 
einer  Ehefrau.  —  Mhd. /ancmW,  -nüsse,  -nu«;  -niisl,  -nust 
(Letztere  verk.  aus  \fa7icnü«aecU);  ge/anc-,  gefenc-. 

Ent-.  Empf-:  Empfängniss.  ,Ich  will  deine 
schmerzen  und  empfanknuss  vil  machen.'  1548/60,  Bib. 

Kar-Fängel  s.  Kerbel. 

an-fängen  (schw.):  1.  =  an  fahen,  intr.,  trans.  u. 
refl.  ,Die  Evangelisten  sollend  wol  gelert  syn  uud 
nit  nüwlich  angefengt  [nicht  Neulinge].'  Zwingli.  ,Den 
angefengten  krieg  erlich  uszuoüeben.'  1527,  Absch.  ,Es 
ist  des  Keisers  pratik.  dass  diss  .spil  des  euds  ange- 
fengt werden  soll.'  1530,  Absch.  .Als  sich  die  tag- 
leistungen  zuo  Bremgarten  angefengt.'  1531,  ebd.  ,In 
anfang  hat  es  vil  ein  andere  gstalt  umb  die  klöster 
gehept;  dann  sy  nit  der  gstalt  angfängt  wurdend,  wie 
.sy  yetzund  stond.'  HBull.  1531.  ,Will  uns  bedunken, 
dass  der  kardinal  von  Sitten  sölichs  zuo  habe  wellen 
rüsten;  denn  es  was  wol  angefengt  mit  dem  hotten 
von  Wallis.'  1521,  Strickl.  ,Die  wyl  aber  sollich 
treffenlieh  gross  werk  angefengt  sollt  werden.'  Kessl. 
—  2.  in  e.  S. :  .das  Recht  anfengen'.  eine  Sache  vor 
Gericht  bringen,  einen  Rechtsanspruch  erheben.  ,Von 
angefengtem  rechten  steen  [abstehn].'  1521,  Absch. 
,An  unserm  angef.  r.  verhindern.'  ebd.  ,Wo  aber  die 
sach  rechtlich  angefengt  und  fürgetragen  wurd.'  1523, 
ebd.  ,Das  recht  a.'  1525,  ebd.  —  3.  äfänggu  W, 
äpfängge  U:  (ein  Licht)  anzünden.     Syn.  ent- f. 

in-:  einfassen,  eine  Stadt  mit  einer  Mauer.  ,St  Jo- 
hans  Vorstadt,  so  damals  mit  der  äussern  Mauren  und 
Graben  noch  nicht  eingefcngt  war.'  Wurtsis.  1580, 
=  .eingefangen.'  1765. 

ent-  epfäye,  an-epf.:  anzünden,  ein  Feuer,  Licht 
B  öO.  Es  Liecht  empf.  Id.  B.  ,Wer  in  die  vorge- 
nannten zil  züchet  und  er  ein  füre  enphenget.  Jen 
soll  man  schirmen  für  ein  gnossen,  welicher  herren 
er  S3'ge.'  Üpfn.  LSchwanden  1562;  vgl.  , eigenen  Rauch 
führen'  und  Für.  —  Causativ  von  emp/ahen  i.  S.  v.  I  1) 
mit  Uml.   gebildet.    —    Syu.  an-/. 

Anfänger  m. :  I.  pers.  a)  wie  uhd.  !•''  bin  ««"* 
en  A.  b)  (Angefänger  ,Angfenger.'  1605.  SchwG.)  in 
der  Rechtsspr.:  der  Anheber  eines  Streites;  s.  bei 
Anfang.  —  2.  sachlich:  die  unter.ste,  breiteste  Stufe 
einer  Treppe  BSi. 

Kugelen-Fänger  =  K.-Fang. 

anfängig:  wer  angefangen  hat,  z.B.  einen  Streit. 
Zg  1432.  —  wit-:  von  grossem  umfang.  .Ein  w-er 
Hof.'  L  1.574. 

fänglich:  1.  gefangen;  nur  in  Verbindung  m^t 
Ausdrücken  des  Ergreifeus  oder  Festhaltens.  ,Uf  hQt 
mittags  sind  uns  dry  missifen  fänklichen  von  dem 
commissari  zuo  Lowis  überantwurt.'  1521,  Strickl. 
,Zuo  citieren  oder  vänklichen  anzuonemmen.'  152'2, 
B  Missiv.  .Als  wir  dann  etlich  widertöufer  by  uns 
fänklich  enthalten  [in  Gewahrsam  halten].'  15'28,  ebd. 
, Etliche,  so  von  bemelten  V  Orten  fänklich  behandot 
[sind].'  1531,  Strickl.  ,Venklich  an  ein  Seil  legen.' 
B  Mand.  1563.  ,Hat  er  sy  lassen  fengklichen  hand- 
haben.' RCvs.  S.  auch  ge-f.  —  2.  fähig,  zu  einem 
Amte.  .Zu  Meistern  der  Zunft  sollen  die  allerfengk- 
lichsten  gewählt  wenlen.'  Bs  1519.     S.  rer-f. 


8til 


FailK.    ri'H-,',   tiilK.    Ii'iif;-,    riiiit;- 


862 


iiii-;  1.  begiiinencl.  ,Anfenklich  vuii  dem  Tauf 
Joaunis  Ins  auf  den  tag,  do  er  von  uns  geuoiiimen 
ist.'  1587,  Apostelg.  Im  Anfang.  ,Anfengklic!ien.' 
Edlib.  —  2.  nächstens?  Vgl.  mujends.  ,Mit  ge- 
dingen,  so  ücli  anfänklich  sollen  angezöigt  werden.- 
1531,  Absch.  —  3.  neulich,  vor  Kurzem.  .Hast  du 
die  misstat  erst  yetz  anfengklich  (nunc  primum)  ge- 
hört?' Fris. 

ent-,  emp-;  angenehm,  willkommen.  ,I)ass  er  im 
syn  werk  lass  loblich  und  enphenklich  syn.'  ü  Hdschr. 
,.4in  statt,  die  dir  enpfenklich  (acceptabilis)  syg.'  fi 
Hausheil.  1460.  ,Dass  es  gott  empfengklieh,  ouch  uns 
erbittlich  syg.-  XV.,  Processionsordn.  ,Dann  wir  nit 
angenem  noch  erapfänklich  sind.'  1521,  Absch.  ~  Passiv, 

wie  lat.   acceptm  =  rjratUH. 

ver-:  1.  wirksam,  nützlich;  s.  verfahen.  ,Ver- 
vanklich.'  HFründ.  ,So  aber  das  alles  nit  verfenklich 
ist  gewesen,  begeren  ir  wyter  gschriftlich  antwort' 
1529,  Bs  Carthäus.  ,Das  ir  einen  rat  kiesen  von  den 
burgern,  die  der  statt  die  nutzlichsten  und  verfeng- 
lichisten  dünken  sin.'  Bs  (Jhron.  1514/85.  ,Ein  meister, 
der  einem  rat  am  verfenglichsten  syge.'  ebd.  ,Weil 
man  besorgen  muss,  mit  Schriften  nichts  Verfängliches 

'   ausrichten  zu  können.'    1531,  Absch.     .War  alles  nn- 

■  vcrfängklich.' WuRSTis.  1580.  —  2.  empfänglich  für 
Lehre,  fähig  zu  einer  Leistung;  s.  fänglich  3.    ,Vier 

I  bürgere,  die  der  erre  rat  kiuset  und  denne  allerver- 
vanglichest  sint'  1337,  Wack.  DR.     , Sechs  us  denen 

'  [Knaben],  so  sy  am  geschicktisten  und  verfänklichesten 
zur  leer  bedunken,  erkiesen.'  1530,  Absch.  , Diejenigen 
Personen,  welche  wir  nach  unserer  Achtung  die  taug- 
lichsten und  verfenglichsten  zu  sein  befinden.'  Bs  1Ü88. 

1  Zu  1    vgl.  mhd.   ez  vervahct,   es  hilft,   es  uUtzt;   und  noch 

i   nhd.  =  wirksam  sein. 

ge-  =  fänglich  1.    Einen  g' fänglich  l^zieh",  i"  g-i 

I  Haft,  G'ioärsami  iie"  Uw.    ,Als  er  gen  Kyburg  gfenk- 

.  lieh  geführt  worden.'   Schimpfk.  1651. 
Vingenönli  s.  Viole  II  (Sp.  633). 

Finger   --   PL  Fingra   F;    W   —   Dim.  Fingschi 
ij  Gh:    1.  das  Glied  der  Hand,   nach  seiner  vielseitigen 
i  Anwendung   und   Bedeutsamkeit   in    zahlreichen  Ver- 
'  bindungen  und  sprichw.  RAA.    a)  der  F.  als  der  an- 
tastende,  anfassende;   nehmende:    ,Und   kumpt  der 
amman  und  mag  das  scheff  [Schiff]  mit  zwei  f-n  herüss 
'  ziehen,  ist  wol  und  guot.'  1454,  Zellw.  Urk.     Einem 
:  diebischen   Menschen   soll   man   uf  cV  F.  luege"   {nid 
uf  's  Mül,  d.  h.  sich  nicht  durch  seine  Rede  betören 
,  lassen).    Ineichen  ;    Sulcer.     Langi   F.  ha',    diebisch 
j  sein.   allg. ;    aber  gleichbed.  auch:    churz  F.  ha"  (ab- 
,  genutzt  von  vielem  Steblen)  S.    Chrumbi  F.  ha",  dass. 
Si'LGER.     Daher    zur    Geberde    rechtlicher    Besitz- 
ergreifung   verwendet:    de  F.   druff  ha",    auf  Etwas 
zählen,  mit  Bestimmtheit  rechnen.    Da  häb  du  num- 
[  men  [nur]  de  F.  dr.,  das  mW-dr  gäng  [immer]  nitwi 
;  Chleider  choufi!    [iron.]     Du   brüchst  nüd  de  F.  dr. 
■z^han,   das  d' das   uberchijmmist    BEi.  —  b)  das  am 
'Meisten  vorgestreckte  (und  gefährdete)  Glied,  der 
\  zudringliche.    D''  F.  zwüschen  ine  (iche)  ha",  sich  in 
'ein  gefährliches  Geschäft   einlassen;    sich   in   fremde 
»j  Angelegenheiten  einmischen  B;  L;  S;  Uw.    Schi  [sie] 
wellunt  in  Allum  d'  F.  hä"  W.     Er  het  sini  F.  gäng 
iz'  vorderisch,   ist  voreilig   B  (Zvro).     D'  F.  use  zieh, 
•sich  von  einem  gefährlichen  Geschäfte   losmachen  B. 
'ijy  F.  driis  tue",  sich  von  Etw.  fernhalten  Bs.    D'  F. 


dnis!  's  isch  e  liercncssc'!  ebd.  Er  icellti  gern  d'  F. 
wider  z'rwgg  zieh  W.  D'  F.  verbrenne,  unvermutet 
bei  einer  Unternehmung  Schaden  leiden,  allg.  De" 
F.  under-em  Fass  ha",  gebundene  Hände  liaben  '/,. 
Daher  zum  Lecken  und  zum  Saugen  geeignet.  D' F. 
na'''  Öppis  schlecke",  sehr  lustern  darnach  sein  Sch;  Z. 
Oppis  US  de  F-e"  süge",  leicht  lernen.  Sulgkr.  Da' 
het  er  nüd  us  de"  F-e,  nicht  selbst  erfunden,  ebd. 
\g\.  Täpcn.  Auch  zum  Auslöschen.  Mit-em  nasse" 
F.  derdur'''  fare",  seine  Forderung  an  Einen  streichen, 
bezieht  sich  urspr.  auf  Kreiderechnung,  wie  umgekehrt 
das  syn.  i"  's  Chämi  schribe"  auf  Dintenschrift.  Daher 
mit-em  n.  F.  zale",  seine  Schulden  gar  nicht  bezahlen 
Aa  ;  aber  auch  mit-em  n.  F.  chönne"  zale",  Gegen- 
forderungen machen  (Schulden  des  Andern  gegen  die 
eigenen  auswischen,  ausgleichen)  L.  .Ich  wollte  wol 
mit  nassem  f.  gan,  da  das  widerspil  probiert  wurd 
[wenn  das  Gegenteil  bewiesen  würde].'  1526,  Absch. 
F''  wett  de"  chönne  mit-eme  nasse  F.  erlange",  ico  's 
g'stole  het,  der  Dieb  steht  in  meiner  unmittelbarsten 
Nähe.  SrLGER.  —  c)  Beweglichkeit,  Biegsamkeit. 
Kein  F.  chrümbe",  sich  nicht  die  geringste  Mühe 
geben  Sch;  Z.  ,[Sich  darüber  weniger  Bedenken  ma- 
chen] als  einen  f.  zu  verroden.'  JMtJLL.  1665.  Daher 
zu  Geberdenspiel  verwendet.  Me"  brücht  im  nuinme 
e  chrttmme  F.  z'  mache,  eine  leichte  Geberde  genügt 
für  ihn  W.  Noch  gilt  das  Krümmen  des  Mittelfingers 
(wenigstens  in  der  Kuabenwelt)  als  Geberde  der  Heraus- 
forderung (eig.  wohl  zum  , Häkeln')  ZF.  Hinwieder 
,war  die  F.  spitzen  noch  zu  unserer  Mütter  Zeiten 
eine  seltsame  Gebärdung  ehrbarer  Weiber  und  Jung- 
frauen, wenn  sie  sich  vor  Jemand  zierten,  indem  sie 
die  Hände  vorn  in  einander  schlugen  und  die  Zeig- 
finger unter  sich,  die  Daumen  über  sich  zusammen- 
spitzten. In  Holzwarts  Schauspiel  ,Saul',  welches  1571 
in  Bs  aufgeführt  wurde,  gibt  Sauls  Weib  ihrer  Tochter 
bei  ihrer  Trauung  u.  a.  die  Lehre  für  züchtiges  Vor- 
halten: Dein  hend  davorn  zusammenleg,  beim  tisch 
sollt  du  auch  zuchtig  sitzen,  bei  leib  kein  f.  nit  be- 
weg, mit  Zucht  dein  zarte  f.  sp.-  Spreng.  Auch  ist 
das  Steifen  (und  Emporstrecken)  der  Mittelfinger 
(s.  Schwer-F.)  Geberde  des  Schwures.  D'  F.  ufliebe", 
ufha",  einen  Eid  schwören  Bs;  B.  .Wann  einer  zuo 
dem  andern  über  [gegen]  den  friden  spräche,  ob  er 
[der  Angeredete]  syn  gelten  [Schulden]  mit  dry  f-n 
wollte  bezalen,  und  mit  andern  glychcn  Worten,  so 
schalkbar  sind,   bricht  man  den  friden.'    1480,  L.  — 

d)  wegen  seiner  stabförmigen  Gestalt  und  mit  Bez. 
auf  seine  Dicke  zum  Messen  verwendbar.  /  hin  so 
voll  [habe  mich  so  voll  gegessen],  dass  i  's  mit  dem  F. 
erlange"  chönnt  Z;  Syn.  s.  Hdlszäpßi.  Nicht  einmal 
es  Fingers  z"  verbinde"  ha",  so  viel  Zeug,  als  es  braucht, 
einen  F.  zu  verbinden,  also:  sehr  arm  sein.  , Stückle 
so  lang  als  ein  grosser  F.'  Bs  Kochb. ;  vgl.  F.  2.  Me" 
chönnt-en  um  de  F.  ume  ivickle",  er  ist  zu  Allem  willig 
(eig.  so  geschmeidig,  dass  er  die  engsten  Windungen 
eingeht)  Bs;  Z.  Düss  und  so  zürn,  ass-men  in  uvi  e 
F.  hau  chönne  wiggle.  Breitbnst.  1864.  , Demnach 
wurdend  sie  [die  Wiedertäufer]  so  geschlacht,  dass 
man  sie  um  einen  f.  gwunden  hettc.-  Vad.  .Wie  er 
das  Volk  wollte  so  weich  und  zam  machen,  dass  man 
sy  möchte  umb  ein  f.  winden.'  JosSiml.  172'2.  Von 
der  Zeit:  all  FingerfsJ  lang,  nach  jedem  kurzen  Zeit- 
raum, jeden  Augenblick  (von  Neuem)  B;   Gr;   L.  — 

e)  limpfindlichkeit,  Nervosität.    Si'"*  i'n  F.blsse, 


Faiifi,   rciii,'.  liiiff,   foiif;,  hiiii; 


sd-t 


seiner  Keue  über  eine  Handlung  Ausdruck  geben;  sich 
selbst  schädigen,  allg.  (Anders  sich  d'  F.  ab-h.,  s.  u.  f ). 
,Es  sei  ihm  in  alle  F.  gekommen',  die  Empfindung 
habe  ihn  lebhaft  aufgeregt.  Gotth.  Es  häd-nir  i" 
alle"  F-e"  (f juckt,  ich  konnte  mich  kaum  enthalten, 
Hand  anzulegen,  bes.  eine  Ohrfeige  zu  erteilen  Z.  — 
f)  Kostbarkeit,  Wert  und  daherige  Schonung.  Er 
tvnd-si"''  fi'wüss  schier  d'  F.  abbisse'  Z.  ,Er  klagte 
sich  fast  die  Finger  ab.'  Gotth.  F''  weit  en  F.  (auch; 
de  chll  F.)  ab  är  Hand  drum  (ß,  ich  gäbe  viel  darum 
Z.  ,Wie  er  einen  F.  ab  der  Hand  geben  wollte,  wenn 
er  Etwas  gestudiert  [hätte].'  Hott.  1666.  Si'''  lieber 
all  F.  lä"  abstemme"  |als  Etw.  tun  oder  zugeben]  Z. 
!''•  möcht-e  [ihn]  mit  kei"m  F.  a"räere"!  Ausdruck 
der  Geringschätzung,  des  Ekels  Sch;  Z.  ,Si  wellend  die 
selben  [Bürden]  nit  mit  einem  f.  regen.'  1587,  Matth. 

—  g)  als  Teil  der  Hand.  3Iach  e  Fust,  wenn  d'  ke'" 
F.  hast!  Gl;  Z.  Dur"''  d'  F.  (durch  die  Spalten  zw. 
den  Fingern)  hieije",  nachsichtig  sein.  allg.  Er  brächt 
eke"  Spiegel  [Brille],  er  liiegt  diir'''  d'  F.  Ineichen. 
Wer  cha"  dar"''  d'  F.  luege",  bracht  ke  Brille,  ebd. ; 
SüLGER.  Vgl.  u.  .durch  die  F.  lachen.'  St  sind  wie 
ei"  F.  am  andere',  so  vertraut  W;  vgl.  engl.  ,to  be 
finger  and  thumb.'  De  Wirt  und  de  Landjäger  [Po- 
lizist] sind  wie  stce  F.  an  einer  Hand,  der  eine  zieht 
den  andern  nach  sich,  vom  Wirtshausbesuch  als  Quelle 
von  Armut  oder  Verbrechen.  Gotth.  , Baselstadt  und 
Baselland  sind  zwei  F.  an  einer  Hand',  gehören  zu- 
sammen. Vgl.  fünfzinggig.  Nit  d/r  F.  büte  [geschweige 
die  ganze  Hand],  weit  zurückstehn  GWa. ;  vgl.  .nicht 
(einmal)  das  Wasser  reichen.'  Wenn  men-em  de  F.  git. 
SU  will  er  d'  Hand.  Suluek.  (In  den  2  letzten  Fällen 
steht  .der'  =  ,ein'.)  De  lets  F.  verbinde,  verbünde  ha, 
Etwas  Verkehrtes  unternehmen,  sich  verrechnen  Bs; 
B;  S;  Z.  Daher  die  primitivste  Zahlenleiter.  Da(s) 
cha""-men  a'n  Fingere'  abheile  Sch;  Z,  Syn.  abfingerlen ; 
das  han  i  uf  de  F-e  Gr,  das  ist  leicht  zu  berechnen. 

—  h)  als  Vertreter  der  ganzen  Hand,  a)  der 
fassenden.  Eine'  i'  d'  F.  ne,  hart  mitnehmen,  züch- 
tigen B.  ,Die  Dienstboten  zuweilen  in  die  Finger 
nehmen,  das  war  d's  best.'  Gotth.  Enand  i"  d'  F. 
ne',  einamler  prügeln  B;  S.  Ei'm  i'n  Fingere'  si", 
in  seiner  Gewalt,  seiner  Misshandlung  ausgesetzt  sein 
B.  Was  er  a"  d'  F.  nömmt  [unternimmt,  anfängt], 
g'rät't-em  F.  's  Hefti  i'  d'  F.  ne,  eine  Saclie  energisch 
an  die  Hand  nehmen  B.  .Ich  wollte  die  Sache  ganz 
anders  in  die  F.  nehmen.'  Gotth.  Eppis  gtiet  um  d'  F. 
winden,  ein  Geschäft  gut  einrichten,  z.  B.  bei  einem 
Kechtshandel  sich  Garantie  geben  lassen,  dass  Be- 
dingungen erfüllt  werden,  ehe  man  einem  Abkommen 
beitritt  BKi.  Da  m.üeist-mr  d'  Such  giiet  um  d'  F. 
g'ioundni  sin,  ob  i  mit  dem  [einem  solchen  Teilhaber] 
Oppis  afieng.  ebd.  (Das  Bild  hergenommen  von  einem 
Strick,  den  man  um  die  Hand  windet,  um  einen  daran 
gebundenen  Gegenstand  sicherer  festzuhalten.)  — 
ß)  der  züchtigenden.  .5  F.  Usg'wicht  ge".  Einem  auf 
eine  unverschämte  Forderung  die  Hand  ins  Gesicht 
schlagen.  Gotth.;  das  Bild  hergenommen  von  dem 
Brauche  der  Metzger,  dem  Fleische  (hier  der  Backe) 
noch  Knochen  (hier  die  Knöchel  der  F.;  vgl.  Totcn-F.) 
udgl.  beizulegen.  —  y)  lier  waschenden.  ,Die  F.  in 
Etwas  waschen-,  Etwas  missbrauchen,  z.  B.  davon 
entwenden.  De  Vogt  [Vormund]  häd  i'  mim  Ver- 
möge" d'  F.  g'wäsche  Bs.  —  8)  der  bedeckenden 
.Durch    die  Finger    lachcir.    licimlirhe  Schadenfreude 


empfinden.  ,Daun  [wenn  unsere  F'reiheit  verliuoii 
gienge]  wurdend  die  durch  d'  f.  1.,  die  uns  jetz  gimt 
geschirr  [freunjlliche  Miene]  machen.'  HsKMan.  .|lia 
Manche  über  Zürichs  Unfall]  d.  die  f.  1.'  1531,  Strukl. 
Vgl.  oben  (g)  diir  d'  F.  luegen.  —  i)  besonderer 
F.  De  chll'  F.  hät-mer  's  g'seit,  i'g'gii  [eingegeben], 
Vexierbescheid  auf  die  Frage,  woher  mau  dies  und 
jenes  wisse  Sch;  Z.  Auch:  de''  chll  F.  hätt-dr 's  seile 
säge"-,  der  einfachste  Verstand  hätte  es  dir  eingelicii 
sollen  Z.  ,Der  Alte  hätte  am  kleinen  F.  mehr  \\-\- 
stand  als  der  Junge  an  der  ganzen  Hand.'  Gotth. 
—  2.  fingerförmiges  Gebäck  Z.  Syn.  Selienkeli,  Mün- 
deli.  —  3.  Fingerli"  Gr,  Fingerji  P:  Fingerring. 
.Guldine  fingerli.'  1385,  Z.  Mhd.  vingerlln.  —  4.  eine 
Pflanze:  Ziegenbart,  Korallenschwamm ,  clavaria 
botrytis  Z. 

Der  A'orzug  des  .kleinen'  Fingers  als  Wissers  und  Au- 
gübers  (als  welcher  er  auch  in  dem  bekannton  Kinderspiel 
und  -sprach  von  den  5  Fingern  erscheint)  beruht  wohl  lab- 
gesehen  davon,  dass  man  ihn  zuweilen  ins  Ohr  steckt)  gerade 
auf  seiner  Kleinheit,  die  ihn  befähigt,  Manches  heimlich  zu 
beobachten  und  auszuüben,  wie  ein  kleiner  neckischer  Hiius- 
geist  (engl,  tlu  littk  hird);  denn  auch  die  andern  Finger 
werden  in  einzelnen  EAA.  und  Bräuchen  als  selbstäuili;.'e 
beseelte  Wesen  aufgefasst.  Vgl.  darüber  Kuchh.  1857,  S.  ',l'J. 
Kindersprüche  zur  Bezeichnung  der  einzelnen  Finger  uiicli 
solcher  Auffassung  ebd.  S.  109.  544.  Spiele  mit  Ausstrecken 
der  Finger  ebd.  434.  —  4  entspricht  wgrtlich  it.  dliiJn: 
vgl.  auch  das  syn.  manetta,  eig.  Händchen. 

Oren-I'inger.  ,Auricularis  digitus.  der  o.  oder 
klein  finger.'  Pris.  ;  Mal. 

Viell.  so  genannt,  weil  er  heimlich  ins  Ohr  flüstert;  luk.r 
.auch  nur,  weil  er  im  Ohre  grübelt;  s.  die  ahd.  Stelle  Ijri 
Rochh.    1857,  S.    lOß. 

Arzet-;  der  Ringfinger.  ..\n  dem  (dm  ein  den 
lotsten  Finger,  sonst  der  A.  genauipt.'  Arznkiii.  Zullik. 
1710.     Syn.  Lachsner. 

Wegen  ihm  zugeschriebener  Heilkraft  hat  dieser  F.  sclmu 
im  Altertum  entsprechende  Namen ;  dUjitun  incdk-un.  ags.  lärf- 
fimjcr.   Rochh.    1857,    105.      Vgl.  auch  Sp.   467,  4. 

Fünf-:  Fünffingerkraut,  pentaphyllum.  E.  XV., 
L  Arzneib.    —    So  genannt  wegen  seiner  5   Blätter. 

Gross-;  der  Mittelfinger  Gr. 

Herren-:  ein  Gebäck  von  feinem  Mehl  mit  Zucker; 
2  Finger  breit  und  1  Schuh  lang  S. 

Herz-:  der  Ringfinger.  ,Digitus  annularis,  der 
Gold-,  Herzfinger.'  Denzl.  1677;  1716. 

Nach  altem  Glauben  durch  einen  besondern  Nerv  mit 
dem   Herzen  verbunden. 

Knollen-:  dicker  F.  Z.  —  Kniilpli-;  breitM,' 
vorn  stumpfer  V.  Bs.  —  Leck-:  der  Zeigfinger  Gr 
Sculms.  Vgl.  Mues-,  Schleck-F.  —  Lurtschi-:  der' 
Binger,  an  dem  kleine  Kinder  saugen  B.  Chann-i'''' 
ml"  L.  ha",  i"''  lebe  herrewol  dura'.  FrHall.  1871.  — 
Mues-:  der  Zeigfinger  GnSchud.  Üyn.  Siipiienschlapper, 
Leck-F. 

Nopperi-;  dicker,  ungeschickter  Finger  S.  Vgl. 
Knollen-,  Kiiölpli-F.  —  Von  imjjjMnu,  laugsam,  ungeschickt 
arbeiten. 

Schleck-;  Zeigefinger  GA.;  Nnw.    i>yn.  Schlevkei: 

Schwer-;  die  3  ersten  Finger,  Daumen  bis  Mittelf., 
der  rechten  Hand.  allg.  .Den  Eid  sagen  wärender  auf- 
hebung  seiner  3  schw.'  Ai-I.  LB.  1585/18'28. 

Die  Dreizahl  wird  auf  die  h.  Dreifaltigkeit  gedeutet,  diel 
abwärts  gebogenen  F.  auf  I.eib  nnJ  Seele  des  Schwörenden,! 
welche  vcrdauniit  sein  snllcn  iui  Falle  v.  Meineid;  s.  aaO.  S.8f.  i 


8(j5 


Fan;;  -fuiii;.     Falles— riin<! 


Viiutcg     fiiii; 


Kiilik     Funk 


86Ö 


Tüfels-:  Bek'iiinit  JiitA;  üw;  Z.  -  Tüiiumi- 
s.  Tüme''. 

TOten-Fingerli:  (gekochte)  Schwarzwurzen  Bs. 

In  Märchen  kommt  vor,   dass  die  in   Ungehorsam  gegen 

die  Mutter  erhobene  Hand  eines  Kindes  zur  Strafe  aus  dem 

Grabe   desselben   empor    ragte.     Fingerähnliche  Gestalt  von 

Wurzeln,  bes.  von  so  bleicher  Farbe,  konnte  solchen  Glauben 

•     veranlassen. 

Twer'"'"-  Z,  Z  wt-r eh- Finger  G:  ein  P.  quer  ge- 
'  messen,  die  Breite  eines  Fingers,  als  Masseinheit.  ,Die 
rinden  nit  mer  dann  dry  twerftnger  über  einandereu 
lan  gan.'  1480,  Ndw.  ,Uie  dicke  aber  was  4  zwerch- 
finger.'  1531/1667,  Jerem.  .Zweier  zwerchfinger  tick 
nngevarlich.'  Z  Büchsenschützen  15.53.  .Die  dicke 
3dwerchünger.'  Tierb.  1563.  ,Ab  hac  rcgula  non  licet 
digitura  discedere,  nit  urab  einen  zwijrchflnger.'  Fris. 
.Welcher  etlich  mit  ihrer  lenge  zu  3  twerfingeren 
kommen.'  JLCvs.  1661.  .Eines  twerfingers  breit.'  Z 
Mand.  1643.  —  Zeig-.  Bei  Denzl.  1677  , Zeiger-',  in 
GrV.  Zekh-F. 

fingeren  fingre":  in  die  F.  nehmen,  mit  den  F. 
beta.sten,  bes.  was  man  nicht  sollte,  mit  dem  Neben- 
begriff der  Verunreinigung  oder  Schädigung,  z.  B.  von 
Knaben,  die  Alles  antasten  BRi.,  Si.  Utnim  f.,  in  den 
Händen  herumziehen,  oft  berühren  W.  —  ab-.  Das 
kaxch  [kannst  du]  Ja  am  Arsch  a.!  das  versteht  sich 
doch  von  selbst!  derbe  Steigerung  und  Verdrehung 
der  RA.:  ,an  den  F.  abzählen'  Bs. 

Finger(e)te  f.:  so  viel  (Flachs)  mau  mit  einem 
F.  umfassen  kann.  Id.  B.     Syn.  Fingerli"g  3. 

fiugerlen:  1.  die  F.  schnell  bewegen,  mit  den 
F.  spielen  AaH.;  Gr;  S;  Z;  z.B.  zum  Spiel  auf  einem 
Musikinstrument  Uw.  —  2.  mit  den  F.  betasten. 
daran  herum  tasten.  .Eine  Pflaume,  welche  eine 
Grämplerin  zum  F.  zurecht  gelegt.'  Gotth.    Besonders 

'  aber  weibl.  Personen  in  unanständiger  Weise  Ai-;  Bs; 

],  B;  L;  ScH;  U.    Si  lät  sich  /'.  SriERsi.    ,So  eine  Tugend 

i  ist  ein  zartes  Wesen;  sie  mag  das  F.  nicht  erleiden.' 
Gotth.  S.  Fingerler.  —  3.  in  die  F.  nehmen  zur 
Züchtigung  BRi.     Zu  andern  Zwecken,   z.B.  Geld- 

,  stücke  aus  dem  Sparkästchen  L.  —  ab-:  an  den  F. 
abzählen,  leicht  und  sicher  berechnen;  auch  nur:  zu- 
versichtlich sich  einbilden   Z.     Mit  Abgehen  von  der 

'  urspr.  Anschauung:  ,an  der  Nase,  am  Arsch,  Füdle 
abf.',    nur   in  Verbindung   mit   ,können'   wie   bei  ab- 

'  ßngeren  und  im  selben  S.  Bs;  Sl'lger.  —  „Fingerler: 
der  mit  Mädchen    unanständig  spielt   B;  L;  Sch."  — 

r  Fingerli  m. :  der  die  Unart  hat.  Alles  zu  betasten  B. 

Fingerli"g  m.:  I.Finger  eines  Handschuhs,  von 

Tuch  od.  Leder,  bes.  als  Überzug  über  einen  (kranken) 

Finger  Ai':  B;  Gr;  L;  GSa.;  Zg;  ZKn.    Syn.  Tümli'g. 

.Fingerliuot,    tingerling.    fingcrheuble,    alles    das   den 

]  lingeren   zu   schirm   gemacht   ist,   digitalia.'    Mal.  — 

!  2.  Ring   GrL.     Syn.  FingerU".    Mhd.  fingerlinc.  — 

3.  Büschel  an  den  Fingern  abgezogenen  Hanfes  od. 

'  Werges  VOrte.    So  viel  Werg,  als  man  heim  Beiteln 

in  einen  F.  hängen  kann  AABb.     Syn.  Fingerete. 

fingerzen  =  fingerlen,  bes.  in  Bed.  '2  W.     ümha 

;  /.,  in  den  Händen  herumziehen,  oft  berühren,  ebd.  — 

I  ;  t  Ist  Intensivbildung. 

Fuiigc  f.:    Sjiass  B  It  St'',  u.  Zyro.    -  Vgl. /''»nA-. 


fangs,  fängs   s.  aufuhends  Sp.  71S.  Fimg 

Fungs,  Föngsi  s.  Funs. 

Fingschi  s.  Finger.        Fengster   s.  Fenster. 


Fangg     fungg.    Vgl.  aucb  die  Gruiii>eii  h\tn,j  usw.,  fnnk  usw. 

lingge-fangge :  mit  Ablaut  gebildete  Form  für  .fünf' 
im  Anzählspruch  Einli  Beinli  usw.  Aa;    s.  Huxz.  85. 

fienggen:  an  Etwas  herumreiben,  kratzen,  fegen; 
mühsam  plätten  AaFt.;  BsLd;  S;  Uw;  U;  mit  den 
Füssen  spielen  UwE.  —  ver-:  durch  Reiben  ver- 
derben. z.B.  Kleider.  —  Es  ist  das  oh.ßeygen  (Sp.  71.5) 
mit  durch  Nasal   verstärkter  Stammsilbe.    —    Abi.  /ie/u-en. 

fiengglen:  das  Dimin.  zum  vor.  S.  Albe  wo-n-i"'' 
jung  g'si'  bi",  han  i'''  Söili  g'hüetet,  han  es  höhigs 
Glgeli  g'ha,  ha"  druff'  ximme  g'fiengglet. 

Fnngg,  Füngg  m.  —  PI.  Füngg :  1.  Fusstritt, 
Stoss  mit  Fuss  oder  Knie  BRi.,  Schw.;  F.  S.  auch 
Flungg;  Pfitngg.  —  2.  unordentliche  Falte  „B"; 
GrA.  —  Funggel,  Pf-  BSi.  —  m.:  dicker  und  zu- 
gleich kurzer  Mensch  B.  S.  auch  Pfungg,  Pfunggis; 
Pflunggel;  ?  Pfluntsch.  —  fungge".  füugge": 
1.  (pfungge  BSi.)  Etwas  stossend  in  ein  Behältniss, 
z.  B.  in  die  Tasche,  einen  Sack,  fest  hinein  stopfen, 
häufig  mit  dem  NebenbegrilY  der  Unordentlichkeit  B. 
,Farcio:  einfunggen,  einstossen.'  Fris.  Syn.  stunggen. 
—  2.  (nur  -«-)  unordentlich  zsdrücken,  zerknittern, 
z.B.  Papier.  Wäsche  B,  rer-  Gr;  W.  die  zerfungget 
Brattig  [Kalender],  ebd.  .Das  Erste,  was  bei  der 
Hand  lag.  fungete,  wuschte  man  den  Kindern  an  und 
Hess  sie  laufen.'  Gotth.  Pfunggete  f. :  etw.  unordent- 
lich Zusammengeballtes  BSi.  —  3.  (pfungge  BSi.; 
„L")  ,mit  etwas  Stumpfem  stossen.  stechen,  wie 
z.B.  das  Rindvieh  mit  den  Hörnern;"  mit  Faust  oder 
Ellbogen  Rippenstösse  (BSi.;  ..L"),  Fusstrittc,  Knie- 
stösse  geben  B  (m);  F  (m).  Schuemister,  der  Christi 
fnngget-mi  gäng!  Auch  zue  Ei'm  BG.  Du  hün-i''' 
tnihi  cho  [da  kam  ich  hinauf]  bis  zur  Türe  des  Hüm- 
mels  M""*  lia"  afen  a  Bützg  [ein  wenig]  d'rW  g'fungget 
[mit  den  Füssen  gepocht]  F  (HsNydegger).  ,lch  wart 
gestossen  und  gepfunket,  dass  ich  fiele.  Psalt.  Arg." 
.Gepfunket'  ^  lat.  impidsus.  GHdschr.  —  4.  (-«-)  ob- 
.stuprare  B.  —  5.  (-M-)  derb  prügeln  B,  in  gemeiner 
Rede.  —  F  unggi  BS.;  S.  -ü-  B  —  ni.:  kleines  Bürsch- 
chen,  Knirps  B;  pausbackiges,  überh.  dickes  Kind  S. 

A'gl.  anihd.  pliunc  (pfvmj),  Beutel,  Bündel;  got.  jr<«gy« 
(\.  jmni)),  gleichs.  Behälter  zum  Hineinstopfen;  das  Zsgestopfte : 
daran  schliesst  sich  die  Bed.  , dicke  kleine  Person';  vgl. 
Bündel,  von  Kindern.  Vwdtes  unter  dem  Anl.  Pf-  imd  dem 
Ausl.  -n(U«ch,  welcher  zuweilen  die  Verbindung  nrjij  ersetzt; 
auch  bei  Fl-,  Pfl-,  allenthalben  sich  berührend  mit  andern 
Wortfamilien.  Vgl.  auch  hunggai  (=  funiiyen  H).  Zu  /.  3.  .5 
vgl.  obd.  ymiifen,  nndl.  honten,  prügeln;  üstr.  ;)/oc/r«ii,  stupfen; 
und   lat.  jumgcrc'  —  Abi.  futu-cn. 

Funggi  n.  s.  Fl-. 


Fank  -  funk.     Vgl.   auoh  di.,-  Gruppen  /(r«^./  usw..    /•■»«;/ usw. 
Kar-Fankel  s.  K.- Fangel  Sp.  M5S. 

Fänk.  Fank  i-  m.,  Fante  m.  u.  f.  —  PI.  Fänke": 
wilder  Mann,  wildes  Weib,  mythische  Wesen,  in  Berg 
und  Wald  sich  aufhaltend,  urspr.  dem  Biesengeschlecht 


8ti7 


Fank.  fenk,  flnk.  fmik.  funk 


868 


nahe  stehend,  später  mehr  den  Zwerafen  sich  an- 
schliessend Gr;  GSa.  Auch  Berg-,  Wald-,  Wild-F. 
A  Frau  hat  as  un'taufts  Kind  g'ha",  und  da  sind 
wild  Fangga  l'cho"  und  händ-es  verwechslet,  und  das 
Kind  ist  gar  nit  g'jrachse,  vil  es  as  Wildfanggekind 
g'sV  ist.  Mehr  bei  Vonbün  1862,  S.  44—65;  s.  auch 
Mannhardt,  Baumk.  89  fF.  625,  b.  644.  a.  Sie  heissen 
in  einigen  Teilen  ihres  Gebietes  auch  Vinetier  (s.  Ve- 
nediger), die  Weibchen  im  GfiPr.  auch  Waldmüeter. 
Fänkestein  heisst  ein  im  Walde  versteckter,  von  Volks- 
sagen uniwobener  Felsblock  in  GaPr, 

Der  Name  wird  als  Verkürzung  aus  roni.  mhunyi/  (frz. 
miivage  aus  »ihalicvs)  erklärt;  es  ist  aber  auffallend,  dass  er 
nur  in  (.jetzt)  deutsch  redenden  Gegenden  vorkommt.  Jeden- 
falls entsprechen  diese  Wesen  den  Wildleuten,  später  den 
Erdmänneheu  und  Hausgeistern  des  deutschen  Volksglaubens. 
Mit  Eiben  als  Lichtwesen  haben  sie  wenig  Vwdtsch. ;  darum 
ist  auch  die  ZurUckfUhrung  des  W.  auf  ,Fanke,  Funke'  (Gr. 
WB.  III,  1317/81  schwerlich  annehmbar.  Mit  Fanket,  Fiin- 
hert,  Teufel,  haben  unsere  Fänggen  in  ihrem  Wesen  Nichts 
gemein,  mit  den  Zwergen  dagegen  Dienstverhältniss  und 
Kinderaustausch  mit  Menschen,  Gemsenzucht  mit  Käse-  und 
Goldbereitung,  Wetter-  und  Heilkunde;  ihr  Verkehr  mit  den 
Menschen  wird  durch  Mutwille  der  Letztern  gestört. 
fänkelen  /.^gkele:  den  Zorn  auslassen  Gl, 
Bezieht  sieh  viell.  auf  das  reizbare,  empfindliche  Tem- 
perament, welches  dem  Zwergvolke  beigelegt  wird. 

„Fenk  m.:  Fenchel  L."  St.'' 

Fenkel:  1.  Fenchel,  fceniculum  B;  Gr  (tjk).  — 
2.  , wilde  Hirse,  panicum  viride  L,'*  St.''    Syn.  Fench. 

—  Siiess-:  Gartenfcnchel,  fceniculum  officin.  All,  Aa. 
Später  als  , Fenchel'  aus  dem   Lat,  i/oeni'-uluvi)  entlehnt, 

daher  die  Tennis  k  nicht  verschoben.  —  Es  hat  den  Anschein, 
dass  von  St,''  die  beiden  WW.  verwechselt  worden  seien. 

(ge-fenklet:  mit  Fenchel  gewürzt.)  G'ßnMete", 
Sdinaps  Gr  Gaunerspr.     Vgl,  Kümmel. 

Fink  1  {Pfink  Gl)  —  m,:  1,  der  Vogel  fringilla. 
Sich  um  Opper  so  ril  chütiimere"  ivie  d'  Sjjatzen  um 
d'  F-e",  d,  i.  wenig;  der  Fink  aber  ruft  ,du  Dieb!  du 
Dieb ! '  und  meint  den  Spatz,  So,  F.,  hast  du  do  di' 
Nest?  Ausruf  bei  einer  unverhüft'ten  Entdeckung  G  uRh, 

—  2,  {Funk  AAFri,)  übertr.  auf  pfiffige,  schlimme, 
lustige,  auch  boshafte  Menschen  AaFi'I.;  Bs;  B;  G; 
S;  üw;  Zg;  Z,  Meist  mit  Adj.:  lustige,  fule,  schöne, 
schlimme,  sübere  udgl.  De''  schelmisch  F.!  scherzh. 
vom  Monde.  FrJSchild.  Rlchi  F-e".  reiche  Leute, 
ebd.  Spilerf.,  passionierter  oder  pfiffiger  Spieler,  ebd.; 
Syn.  Spil-Ratz.  Dim.  i^ünWi,  Dirnchen  Z,  Vgl.  , Vogel' 
übh,  —  Funk  verhält  sich  zu  F^iiik  wie  .S'cAun/.r"  zu  ,Schin- 
ken';  vgl,  auch  Fink  11;  Funk  5. 

Pürli-:  im  Rätsel  =  Schnapskriimer  Gr  (B.  1,  318). 

—  Gold-,  Goll-:  ,Gollfink,  Dompfatf,  Goll,  loxia 
pyrrhula,'  Bs  Avisbl.  1732.  ,Den  Güger  nennend  etlich 
Gold-,  Lob-,  Bluot-Fink,  in  Niderlanden  Goutvink.' 
VoGELB.    1557.     ,Bluot-    oder   gold-f.,    rubrica,'    Mal, 

—  Gel"-:  scherzhafte  Benennung  eines  Goldstückes. 
FrJSchild.  Syn.  gel'"  Vögel.  —  Grüen-  L;  Sch;  Z. 
Gruen-  S,  Gnie-  Z  oTüss:  1,  Buchfink  S;  Z,  ,Gr.  F-en' 
von  HsEEscuER  1692  neben  ,Buch-P.'  unter  den  ge- 
ringeren Speisevögeln  genannt.  —  2.  Mensch  von 
blasser  Gesichtsfarbe  L;  Sch;  Z.  Syn.  Zigerbrüe; 
Uilchsuppe;  Bleichschnahel.  —  Hirs-:  kleiner  Kern- 
beisser,  loxia  coccothraustes.  .Ossifraga,  ein  gattung 
der  adlcren;  villeicht  ein  steinbrüehel  od.  steinbeisser. 
kernbeiss  nnd  h.  bei  uns  genannt.'  KoGessn.  bei  Fris., 


Mal.  226,  Vielleicht  ein  Lesefehler  für  Kirs-,  wie 
.\LiL.  244  schreibt.  ,K.  F-en-  fuhrt  HsEEscher  1692 
unter  den  geringeren  Speisevögeln  auf  —  Knolle")-: 
plump  gebauter,  zugleich  grober  und  dummer  Mensch 
Bs;  L;  „G";  W.  ,Solchcr  Suppenbäuche,  Knolfinken 
und  Mnsikstürmer  gibt's  noch  heutigstags,  die  mehr 
der  Kuchi  als  der  Musik  nachsinnen,'  Stiftungscrk. 
Musikcoll,  Wint.  1629.  Von  einem  .groben  KnoUf,', 
welcher  sich  auf  seinen  Klepper  setzt  und  um  es  diesem 
zu  erleichtern  die  Egge  an  seinen  eigenen  Hals  hängt, 
3.  ScHiMPFR.  1652.  ,Ein  grober  knoll.  knoUfink,  honio 
stolidus,  rusticus.'  Denzl,  1716  (nicht  1677).  Das  Bild 
vom  Vogel  ausgemalt:  ,Dass  sein  Pfeifen  bloss  aus  dem 
Hälslein  eines  idiotischen  Knollflnkleins  her  zische.' 
Goliath  1741.  /iTuo/toi  =  Klumpen,  Kloss.  —  Lob-  s.u. 
Gold-F.  —  Lin-:  Meerzeisig,  fringilla  linaria,  Syn. 
BhietschössU  Z  It  HSchinz  1842,  ein  dem  Hänfling  nahe 
verwandter,  nur  nach  längeren  Zwischenräumen  bei 
uns  erscheinender  Vogel,  ,=  Hänfling.' Spreng,  ,Lyn-F. 
oder  Schösslin  [unterschieden  vom  Hänfling].'  Vohelb. 
1557, 

Lanzig-:  der  F.  im  Frühling  ScHwMa.  Frö  und 
flink  as  u-ie-n-e  L.  Hengel. 

Der  Ausdruck  wird  vom  Vogelb.  1557  illustriert;  ,Uas 
uiännlin  singt  im  anfang  des  glenzes,' 

Mist-:  1,  Bergfink,  fringilla  montifringilla,  nur 
zeitweise  hei  uns,  wo  er  seine  Nahrung  auch  auf 
Miststätten  sucht.  Tschudi.  —  2.  Mensch,  der  sich 
(gerne)  mit  unsauberer  Arbeit  abgibt  Gr;  Sch.  Syn. 
Mist-Güggel.  —  Most-  als  Scheltw.  bei  HsRManuel, 
—  Buech-  Bue-  Aa;  Z,  Bü-  Aa  vorw.,  Po'-  BRi.; 
Gl;  Sch:  1.  der  Vogel,  allg.  —  2.  kleiner  Junge 
Gl;  Mgl.  F.  2.  —  Bluet-:  Dompfaff  Gl.    S.  Gold-F. 

Bletzli-i  Spottu.  für  Schneider  Aa, 

Weil  man  ihnen  nachredet,  dass  sie  die  vom  Tuche  der 
Kunden  abfallenden  ,Bletz',  Lappen,  für  sich  einstecken.  Als 
Vögeln,  nicht  ungeschickt  erfunden,  da  das  Kleid  des  Finken 
aus  bunten  Flicken  zsgesetzt  scheint;  vgl.   BU'izU-Bötjij. 

Schild-:  Buchfink.  HSchinz  184'2.  —  Schmir- 
(Bs),  Schmutz-  (B;  Z):  unsäuberliche  Person.  — 
T  a  n  u  -  =  Mist-F.  1.  Vogelb,  1 557,  —  D  i  s  t  e  r  - :  Distelf 
ZGlattf.    Syn.  Disfelvogel  Sp,  697 ;  Disteli. 

Zim-  =  Lin-F.  It  Vogelb.  1557,  53^ 

Wenn  nicht  ein  Druckfehler  (fol.  174''  nur  ,l}n-f.'),  su 
nuiss  diese  Benennung  sich  auf  die  Färbung  {Zime,  Streifen) 
beziehen, 

„Zipper-:  Mädchen,  das  köstlich  [spröde]  tut  B," 
St,''  —  S,  Ziprlnli. 

finken  I:  1,  auf  Finken-  und  übh,  Vogelfang  aus- 
gehen „B";  Sch  (Kirchh.),  —   2.  Unzucht  treiben  ,8''. 

finklen:  sein  Interesse  mit  Schlauheit  verfolgen, 
nicht  übermässig  ehrlich  sein  B.  Finkler:  Pfiffikus  B. 

Fink  II,  fast  durchweg  -e",  in  AAFri,;  BsStdt;  F  so 
und  Funke  —  m, :  1.  aus  bunten  Tuchenden  (Tuch- 
anschrot,  daher  auch  Endi-F.),  anderw.  aus  Ziegen- 
oder Pferdehaaren  geflochtener,  in  neuerer  Zeit  auch 
aus  Filz,  Tuch,  Pelz  gemachter,  mit  Wolle,  Stroh, 
Werg  gefütterter  Winterhausschuh  Aa;  Ap;  Bs;  BU.; 
Gl;  GrHc,;  L;  G;  Sch;  S;  Th;  Uw;  Z.  Syn.  Fötsche; 
Gün{t)sch.  F  -  en  flechten  eine  Beschäftigung  der 
Waldbrüder  s.  BWyss  1863,  51.  Vom  Verzärtelten, 
der  wenig  Kälte  ertragen  mag,  heisst  es,  er  leiti 
d'  F-e"  zum  Stösse  [eine  im  Frühjahr  vorzunehmende 
Arbeit  im  Weinberge]  a"  Sch.    .Der  Gerichtschreiber 


869 


Fank,  fenk.  fink,  t'onk,  funk 


870 


sagte,  es  friere  ihn  an  die  Füsse,  er  sei  an  F-en 
gewöhnt  und  möge  die  Lederschuhe  auf  d'  Länge 
nicht  erleiden:  er  hülfe  hinein  [beantrage,  dass  man 
sich  ins  Haus  verfüge].'  Gotth.  />'  Chappen  ab  und 
d'  F-en  a"!  d.  i.  den  Kopf  kühl  und  die  Füsse  warm 
gehalten!  D' F-c  lüpfe,  sich  auf  die  Beine  machen  L. 
D'  F-e"  chlopfe,  den  Reissaus  nehmen,  sich  eilfertig 
davon  machen  Aa;  Bs;  S;  Z.  So  hend  au'''  die  ver- 
spätete Starre  [StaareJ  afo  d'  F-e  chL,  so  dass  i"  churzer 
Zu  keis  Federli  nie  ume  und  äne  g'si'  ist.  I"  de" 
F-e'  hei"'gu'',  in  aller  Stille  Hochzeit  feiern  ZLunn. 
Hausschuhe  übh..  Pantoifeln  BsTerw.;  BE.;  GRMai. 
Syn.  Schlarpe (■Schnell).  —  2.  ,aus  Wolle  gestrickte 
oder  aus  Leinwand  verfertigte  Socke,  unter  dem 
Strumpfe  getragen."  Wollene  oder  Pelzsocken  über 
die  Strümpfe  angezogen  BG.;  F;  L  (Inerh.).  ,Fünkli, 
Socke,  Leinschuh.'  Spreng.  .Fingge  m.,  ein  gestrickter 
Schweissschuh,  ein  Strumpf,  der  nur  den  Fuss  be- 
deckt; auch:  geflochtene  Überschuh.'  Zschokke  1799. 
—  3.  Überstrumpf,  Kamasche,  guetre  Bö.  u.  wO.; 
ScHwMuo.;  W.  Syn.  Gefrjte;  Pafrßine;  Poss;  Ba- 
Hne;  Tappi. 

Eins  mit  F.  1  uud  nach  dem  Vo^el  benannt  wegen  der 
Buutscheckigkeit?  Die  fast  ausschliessliche  Zwe'silbigkeit 
erklärt  sich  leicht  aus  dem  fast  ausschliesslichen  Gebrauch 
lies  W.  im  Plural.  Der  Ablautswechsel  fi ;  u)  im  Stamme 
aber  stimmt  zu  dem  bei  F.  I.  Allerdings  bleibt  aber  auch 
mlat.  fico,  eine  Art  Schuhe  für  Mönche  und  Priester,  zu 
erwägen,  da  Einschiebnng  von  >i  oft  begegnet.  — -  Folgende 
litter.  Belege  ermangeln  der  genauem  Begriffsbestimmung. 
,Soccos  pedibus  adimere,  die  flnkle  oder  söckle  ausziehen.' 
Fris. ;  Mal.,  welche  anderw.  ,Sock,  Söckle'  als  , hohes  Ge- 
scbüech  wie  ein  Sack';  leinernen  Schuh,  Sandale  erklären. 
,Der  Wilde  Mann  [das  Wappen  des  XGerichten-Bundes]  acht't 
weder  Strumpf  noch  Finken',  d.  i.  verschmäht  jede  Fuss- 
bedeckung.  1601,  Lied.   .Finken,  12  par.'  1604,  L  Hausrodel. 

Chalbs-:  Winterhausschuhe  von  besonderer  So- 
lidität ZStdt.  —  Syn.  ChuWer  Schueli,  d.  i.  von  Calw  im- 
portierte.    Die  obige  Form  beruht  auf  Missverstand. 

Schelmen-:  Winterschuhe  mit  Filzsohlen  üwE. 
-^  So  benannt,  weil  man  in  denselben  so  leise  auftritt  wie 
die  Diebe. 

Finkel  m.  =  Finken  1  UUrs.  Es  sclinlt  wie  F., 
schneit  grosse  Flocken ;  vgl.  Bettelbueb. 

ab-finken  =  ,die  Finken  klopfen'  ÄAZein. 
j       Finkete  BG.,  -nete  BSi.  —  f.:  Mass  für  Schnee- 
fall,  so  tiefer  Schnee,   dass  er  das  Bein  bis  oben  an 
die  Überstrumpfe  bedeckt. 

Vinkeli.     ,Uf    finkelly    petri',    Petri    Kettenfeier, 
'  1.  Augstm.  XVL,  ARecuiiuRGERIN.   —  Aus  dem  lat.  vincula. 

tinken  U  =  fäuken  1  c  (Sp.  7'2.5)  BHk. 
steht  im  Ablautsverhältniss  zu  mhd.  rank  und  dem  syn. 
.FuukB';  vgl.  die  Anm.  Sp.   726. 

Fank, -e»,  FöfeV,  Funkte  TuEy/.;  Züth.,  sonst 
Futjkxe  (bzw.  Fungge)  —  m.:  1.  Funke;  Glanz.  ,Uns 
zündt  [leuchtet]  ein  nüwer  sternc,  Gar  heiter  ist  syn 
funk.'  1444,  Krieöslied.  ,Er  braucht  den  list.  dass 
er  allwi^gen  den  schwechisten  beistand  tat,  erhielte 
[unterhielt]  damit  den  funken  und  zundel  ihrer  krie- 
gen.' 1584,  Zellw.  Urk.  Dafür  in  der  Volksspr.  Gluns; 
Gneist;  Spränge.  —  2.  Feuer,  bes.  Freudenfeuer 
(Freude"-,  Fasnacht-,  Merzc-F.),  welches  am  .Funken- 
sunntag'  (s.  d.)  oder  übh.  in  der  Fasuacht  an  weithin 
sichtbaren  Stellen  noch  immer  angezündet  wird,  wie 
sehr  auch  der  Piealismus  der  Behörden  und  mancher 


Volksökonomen  dagegen  eifert  Ar;  F;  G;  Th;  ZWl. 
Abbildung  in  der  Februarvignette  des  Ap  Kai.  In 
ApL  werden  gleichzeitig  die  Kirchenglocken  geläutet 
und  läuft  man  mit  Harzfackeln  um  das  Feuer;  in  F 
spielte  etwa  die  Musik.  ,In  den  katholischen  Gegenden 
ertönen  mitten  hinein  geistliche  Lieder.  z.B.:  , Maria, 
du  schönste  Himmelskönigin',  die  wiederum  von 
Schnurren  und  Jauchzern  unterbrochen  werden.'  G  u. 
Umg.  1859.  .Die  Fastnacht  des  J.  1571  wurde  durch 
grosse  Funken  auf  dem  hart  zugefrornen  Bodensee 
gefeiert.'  JCSchXfer  1813.  Davon  die  Eigennamen 
, Funkenplatz'  ZRik.,  , Funkhalde'  ZBauma.  Syn.  Fas- 
uacht-, Fasten-,  Merzen-  (Johannis-,  Jakobs-)  Für. 
S.   auch    funken;    Schiben.    ~    3.   Fackel    GRh.    — 

4.  gering  geschätztes  Mass.  Nid  es  Fiinkli  dervo' 
verstä'  B.  Ekei'  Funke  uerd;  nid  e  F.  tue'  Uw. 
Syn.  Flüche;  Gluns;  Klauch.  -  5.  Lüge,  List;  Spitz- 
findigkeit. ,Der  Sünden  funk  werd  nicht  nier  b'herr- 
schen  mich.'  Zwingli.  ,Das  hat  er  erlogen  und  er- 
stunken, sind  nur  Zeberg's  arige  Funken.'  vEuw  1708. 

—  6.  =^  Fink  1 3.  —  Vor-:  Fastnachtfeuer  von  klei- 
nerem Umfange,  welches  eine  Dorfschaft  anzündet, 
um  die  anderen  Gesellschaften  zum  Abbrennen  der 
ihrigen  zu  verlocken,  so  dass  sie  danach  mit  ihrcTii 
Hauptfunken  das  Feld  behaupten,  d.  h.  glänzen  kann, 
nachdem  die  anderen  Feuer  bereits  erloschen  sind  Th. 

Vgl.  FunIcJiart,  Licht;  Funkartol,  Kachelofen;  funkeln, 
sieden,  braten  (Gaunerspr.).  —  Fnfe  zunächst  aus  'Fache  (vgl. 
mhüfter,  Wiftm-li  (B),  CAii/?a  (W)  aus  ,schUchtern,  Wichtrach', 
Chüchle,  und  umgek.  nd.  cAt  =  hd./0  und  dieses  für  i^iie/ie, 
Fu'che;  im  Übrigen  vgl.   Fromm.  Ztschr.  VII,  25,  29.    :346. 

5.  noch  Flüche;  Klauch.  —  Zu  Bed.  5  liesse  sich  allenfalls  auch 
an  eine  abgeleitete  Nbf.  zu  Fink  I  S  denken,  abstr.  gewendet 
wie  Fant  u.  a. ;   Zwingli  aber  meint  viell.  , (Feuers-)  Gefahr.' 

Kar-Funkel  m. :  1.  roter  Edelstein  von  strahlen- 
dem Glänze.  .Carbunculus,  karfunkelstein  oder  ein 
rubin.'  Fris.  Im  Volksmunde  ein  Gebilde  der  Phan- 
tasie. ,Ein  grosser  K.  dessen  Leuchtkraft  das  Gestein 
durchdringt,  sitzt  im  Schinberg  des  Wägitals.  Alte 
Leute  wollen  in  später  Nacht  einen  geisterhaften  Schein 
haben  davon  ausstrahlen  sehen.'  Osenbr.  1864.  Auch 
in  Uw  wähnt  man  das  Innere  von  Bergen  durch  K. 
erleuchtet;  s.  Lütolf,  Sagen  S.  256.  In  der  von  Hebel 
mitgeteilten  Sage  schwatzt  der  Vitzli  Butzli  seinem 
Opfer  einen  Fingerring  mit  K.  an:  es  sin  verhorgeni 
Chräfte  i  dem  rote  Ch.  0  lueg  doch,  wie-n  er  Ein'n 
wblitzt!  Wenn  der  Bing  am  Finger  steckt  und  wenn-de 
in'n  Sack  längsch  alli  Tag  e  Mol,  so  hesch  e  bairische 
Taler;  nummen  [nur]  an  ke"m  Flrtig!  —  So  schirn 
ivie-n-e  K.  under-em  (im)  Ofeloch  [iron.,  da  der  Glanz 
des  Steines  in  dieser  Lage  geschmälert  ist?]  ScHwMa. 

—  2.  von  Fieber  begleitete  Entzündung,  Geschwür; 
roter  .Ausschlag,  besonders  im  Gesicht.  Pack-di"''  vom 
Ofen  abe!  G'lust  's-di  wider  no'''-n-em  Gh.?  Hebel. 
.Der  K. :  Giftbeule,  jede  von  Flüssen  entstehende  Ge- 
schwulst oder  Entzündung;  laufender  K. :  uustätes 
Gesuchte.'  Spreng.  ,I)er  Carbunkel  wirf  damit  [mit 
Taubenkot]  vertriben.'  Vogelb.  1557.  , Carbunkel,  an- 
thrax.'  Jv  Muralt  1692.  ,Wo  sich  ein  Carb.  oder 
etliche  erzeigen  (welche  die  Unsern  nennen  die  Guten), 
als  nämlich  eine  kleine  Blatteren  dabei  ist,  soll  man 
den  Guten  bei  Zeiten  töden,  dass  er  nicht  hernach  umb 
sich  fresse.'  BKönig  1721.  —  3.  .Carfunkel  oder  ein 
Tag  währendes  Fieber,  febris  ephemora.'  JvMuralt 
1692. 


I 


871 


Faiik    flink.    Faiif?— fiins.    Pansch     fiinscli.     Faust— funst 


Alis  lat.  carhunvulus  auf  ,funkoln'  umgedeutet.  Wo  im 
Aul.  ch  gesprochen  wird,  hat  die  Verdeutschung  das  ganze 
W.   ergriffen.    —    S.  auch  Kar-Fangel;  Kar/unl-elwaaaer. 

funken:  .Funken'  anzünden.  ,Die  Ror.schacher 
[haben]  an  obgedachtem  Sonntag  [Invocavit]  gefunket 
und  ihre  Fasnachtkurzweil  gehalten.-  BBisohofb.  1682. 
.Verbot  gegen  das  Motten,  Funken  und  Reutebrennen 
in  der  Nähe  der  Waldungen.'  G  1808. 


Fans — (uns.     Vgl.  auch  die  Grupiii'U  /V/wc//  usw.,   Fmiz  usw. 

Vanseli  u.:  Lavendel,  lavandula  ApK.  —  Entstellt 
aus   Fanddi  der  benachbarten  G  MA. ;  s.   Sp.  845. 

fänsig  s.  anfahends  Sp.  718.  Fens    s.  Fenz. 

finserlig  s.  finzelig. 

Pinsler,  FeHslerva.-.  Grübler  Z.  ,Ein  frommer  Christ 
lasse  sich  durch  die  si^ltsamen  finsler  und  spiritöuser 
nit  in  ein  subtyle  yn  füeren.'  HBull.  1-561.  ,Darumb 
wir  des  Schwenkfelds  und  synes  gelychen  subtylen 
tinslern  unartige  Spitzfindigkeit  weder  anngmmend. 
noch  rüemend.'  II.  Helv.  Conp.  1.566/1718.  Noch  als 
Geschlechtsn.  Z. 

Vgl.  mhd.  vinsebcrn,  Spiohverk,  Tand  [visel,  Lüge,  Aus- 
llucht,  Scherz).  S.  noch  Gefia  und  flak-n.  Möglicherweise 
durch  Einschiebung  von  n  aus  J'wlen. 

Fans  Fii'mi  SchwE.  ;  SOlt.,  Funsel  A.\Fri.,  FiiysCiJ 
BsStdt,  Füijsi  ÄABrugg,  Fitmchi  SchwE.,  Fimz(i), 
Funzel  VOrte,  Fonz  W  —  m.,  Dini.  Funzji:  1.  Taufn.. 
Alfons.  —  2.  (dira.)  Funseli  fu^J,  Schelte  für  ein 
ungeratenes  Schnellen  Ap.   —   Vgl.  nucli  Fünzrl  iL 


Hinsehen:  Leinwand  zerfasern,  zerzupfe»;  Fän- 
schete  f.:  Charpie  GrV. 

Von  Fäavhe,  Charpie,  mit  Kius.-liieliung  von  „,  welche 
durch  die  Nbf.  •ßUrlnicu  (s.  /■Vw,-/, „„■(,.]  gefordert  wurde. 
Vgl.    Fn,z^(l). 

Feilsch  s.  Fench;  Fenz. 

flnsch:  von  Persoiien,  bliido  (iRÜh.  (li.)  -  Aus 
•fin-iHch.'  vgl.  ji„ztl,.i. 

Funschi  a.  Fiuis.  fienscligen  s.  fienxen. 


Fenster  1)  e  allg.,  Pf-  Gr,  Feyster  L.  2)  Fenster  Ap, 
1'fmM.er  (nasal.)  BSi.  3)  Fester  ApK.,  M.;  GStdt,  Pf- 
U  oT.,  Fäster  Bs.  Pf-  AAFri.;  Bs;  GA.,  Flster  (nasal.) 
GRUVatz;  GW.,  PfVsterGGi.,  We.  (nasal.);  Gl,  FeHster 
ApH..  L;  BsLd;  ScnSchl.:  Z.  Pf-  Aa;  BE.,  0.;  VOrte; 
GG.;  S;  Th  (auch  «)  —  n.,  Fenstro  f.  P  silv. : 
1.  Fenster.  Eine'',  u-o  seiher  nit  wilss,  wo  diire  [wo 
hinaus]  tindgeng  [immer]  d' F.  hid'r  Türe  hinger  suech. 
tioTTii.  I cha""  ml' Brod  nüd  under'm  F.  lerdiene"  G 
(s.  linder,  Sp.  32.5).  Fi"m  emtd  en  Stei"  derfür  i's  F. 
(in'n  Garte)  rüere.  Einem  Etw.  vergelten  Z.  D'  F.  üf! 
er  [de<  Lug]  chmint  sust  d' Stube  cersprenge" ,  od.:  Mer 
wend-e"  zum  F.  iis  lä"  Z.  ,Nirgends  [als  in  Basel] 
ist  das  Frauenzimmer  einer  strengern  Etifjuctte  unter- 
worfen; ('s  F.  auf!  —  doch  nein)  es  würde  höchst 
unanständig  sein,  wenn  ein  Mädchen  von  Stande  das 
F.  öffnen  und  hinaus  sehen  wollte.'  WHuber  1787. 
Siner  Chind  luege'  zue  andere''  Lüte"  F.  use  Bs;  B; 
S;  Z.  Auf  die  (zudringliche)  Frage:  was  händ-er 
z'  Inihig?   erfolgt  der  Vexierbescheid:    Tiinkli  [.Brod- 


schnitten', aber  auch  .Dunkelheit']  oder  Hammenix 
[anklingend  an  Hammenschmtz ,  Schinkenschnitten, 
aber  auch  an  .Haben- wir -nichts']  oder  Chänni  [an- 
klingend an  Chämi-,  aber  auch  an  l'eni,  keine]  Wurst 
und  d'  Feister  zue  [anklingend  an  Fleisch  d<^rzue]  Z. 
3Iir  händ  all  Tag  drü  Mal  Suppe  und  d'  F.  zue  Z. 
BildL:  ,Harwideruin  [ist]  den  äbten  erst  das  f.  [Tür 
und  Tor]  uftuon  worden,  durch  welichs  si  Iren  gyt 
[Geiz]  zuo  ersettigen  haftend.'  Vad.  In  den  ä.  Tag- 
satzungsabschieden  ist  das  Gesuch  um  gemalte  oder 
.Wappenfenster'  stehendes  Traktandum.  .Die  Boteil 
sollen  heimbringen  das  Gesuch  des  H.  Z.  von  V.,  es 
möchte  ihm  jedes  Ort  ein  F.  in  sein  neu  gebautos 
Haus  schenken.'  1521,  Absch.  Schon  1.517  war  das 
Betteln  um  F.  abgestellt  worden,  ,da  daraus  grosse 
Kosten  entstehen;  kein  Vogt  soll  künftighin  Gewalt 
haben,  in  unserm  [der  Orte]  Namen  und  ohne  unser 
Wissen  F.  zu  geben,  und  anmit  das  Fensterbetteln, 
ausgenommen  für  Kirchen.  Katsstuben  und  Geselt- 
Schaftshäuser,  gänzlich  verboten  sein.'  S.  Wappen-F. 
Zu  BSigr.  wurden  im  XVI.  Armen  Fenster  aus  dem 
Spendgut  angeschatft.  um  sie  die  Wohltat  der  Hellig- 
keit auch  geniessen  zu  lassen.  Abergl.  Wer  aus 
dem  F.  steigt,  wächst  nicht  mehr  Z.  Vgl.  Tagloch; 
Beie.  —  "2.  Verschluss  einer  Oftnuug  am  Ofen,  des 
Ofenlochs.  ..Alle  die  bachöven,  die  in  der  statt  sint, 
suhl  blattan  ald  isen  venster  hän  und  nüt  vor  offen 
sin.'    Seil  u.  Z  Eichtebr.     Vgl.    Vor- Asm",    Sp.  506. 

—  3.  scherzhaft  für  Auge.  D'  Feisterli  sind  z' chli", 
wenn  Anwesenheit  von  Kindern  eine  gewisse  Mit- 
teilung nicht  gestattet  ZO.  Mues-mer-der  [man  dir] 
F.  mache"  ("i'setze"),  wenn  etwas  Augenfälliges  nicht 
gefunden  wird  ZO.  ,Uie  Prügelei  hinterliess  blaue 
F.  und  Beulen.'    Sch  Volksfrd  1850.     Vgl.   Vor-F.  2. 

Mhd.  renstir,  aus  lat. /rncsd-a.  P/.,  welches  auch  in  der 
ä.  Litt,  sehr  hSiifig  (neben  F.)  erscheint,  z.  B.  Z  1S68,  im 
ä.  R.atsb.  L  (,Swer  ze  der  herren  im  hof  pfenstern  wirft.')'; 
Bs  1409  (.Kein  Hecht,  pf.  oder  gesiebt  usser  [ans]  der  hof- 
statt  haben.');  Liestal  1497;  F  1512;  B  15'22;  in  den  Absch. 
15 '2 6;  Berom.  1567  usw.,  ist  aus  dem  angetretenen  t  des 
Art.  entstanden,  da  das  W.  und  die  Sache  meist  in  dsf 
Mehrheit  geliraucht  wurden.  Über  die  Wandlungen  der  In- 
laute s.  Fromm.  Ztschr.  VII  19.  35.  335.  345.  3G5.  373. 
,Pfeister'  im  Kirchenr.  Neudorf  1678,  .fester'  bei  Ziely  1521. 

—  Von  den  papierenen  Fensterscheiben  der  altern  Zeiten 
gieng  man  zu  den  gläsernen  über,  die  man  aber  für  ge- 
wöhnlich etwa  in  einem  Trog  verwahrte;  vgl.  Härder,  )Cau4. 
Vgl.  auch   Hor'n-Aff.    —   S.   Dr.  HMeyer,  Glasscheiben. 

Über-:  die  (Innern)  Doppelfenster  ZO..  W.  Syn. 
Vor-F.  —  Vor-  (Für-,  Pfür-J:  1.  Doppelfenster,  ailg. 

—  2.  scherzhaft  für  Brille.  D'  V.  t"schlä"  Z.  — 
Flammen-:  F.  mit  Waldglas  [aus  dem  Schwarzwald | 
versehen  B,  XVI.  —  Glas-:  im  Ggs.  zu  Papier-  und 
Horn-F.  ,Man  soll  nienian  kein  schilt  nach  glaspfenstcr 
göben  bis  zu  meyeu,  so  man  ein  amman  setzt.'  Ndw 
1482.  —  Gnaden-:  aus  Gefälligkeit  [Gnade]  gestat- 
tetes F.  ,Ich  bekenne  durch  diesen  Verzichtschein, 
dass  ich  dieses  sog.  Gn.  auf  Verlangen  auf  der  Stelle 
zumauren  lassen  will.'  L  1797. 

Chatze"-:    F.  mit  Butzenscheiben  LBeroin. 

Vorgesetztes  Katze  gibt  dem  W.  einen  geringschätzigen 
Nebenbegriff.  Übrigens  mögen  diese  Scheibchen  alter  Häuser 
auch  an  und  für  sieh  mit  Katzengesichtern  verglichen  werden. 

Nebe"d-:  (einzelnes)  F.  auf  der  Firstseite  des 
Hauses  Ndw;  Z.  —  B1I-:  F.  mit  runden,  in  Blei  ge- 
fassten    Scheil)en    GA.  (Glas-)    ftüteii-:    F.  mit 


873 


Fanst  —  fmist.     Kant     t'unt 


874 


rautenförmigen    Scheiben.     .Den   frouwen    in  Nüwen- 

kileh  ein  ruttenfen.ster   in   ir  kuche.*    L  Fabrikreelin. 

1577.  —  Sehiben-:    F.  mit   Scheiben,    im  Gegs.    zu 

F.  ohne  .solche.     .Der  chliin  bickt  stark,  also  dass  er 

etwan   scheibenfenster  durchbickt.'    Vogelh.  1557.  — 

Schlitz-:  eine  so  schmale  Lichtöffnung  in  der  Mauer, 

dass  man  den  Kopf  nicht  herausstrecken  kann.  Bs  XIV. 

'    —  StOss-:  Schiebfenster  ZO.    Sjn.  Gtußjerli;  Läuf- 

'    terli.  —  Dach-:  Giebelfenster  ZO.  —  Wappen-  s.  o. 

:    ,Dem  Einzieher  Ph.  B.  werden  für  seine  treuen  Dienste 

;    W.   verehrt.'    1581.   Absch.  —  Pfaggetezitli-Fen- 

1    sterli:  Glas  der  Taschenuhr  F. 

fenster(l)en  pf elftere  BE..  0.;  übw,  feisterle  L, 
'   pfeisterle  S;  Ndw:    gern    am  F.  sein;   mit   demselben 
spielen,   indem  man  es  auf  und  zu  macht  Ndw;    bes. 
„auf  eine  kleine  Weile  unter  dem  F.  mit  Jmdm  plau- 
dern BE.,  0.;  Uw."     Sich  Nachts  so  mit  einem  Mäd- 
chen  unterhalten    BO.;   L;   S.     Si   [die   Entlibucher] 
ßnsterlid,  bis  d'  Leitere  bricht,  und  schätzid  d'  Meitschi 
noch  der  G'wicht,   noch  alter  G'wicht  L  (HsTheiler). 
D"  Meitschi  hei"  Freud  d/ra",  wenn  e  Nachtbueb  uf  dr 
üchlterbigi  steit  und  pfeisterlet  S  (FrJSchild).    Auch: 
bei  einem  Mädchen  Naclits  klopfend  Einlass  begehren 
■   BO.     Vgl.  kilten.  —   ver-:    mit    Fenstern    versehen. 
I    ,Die  kilchen  soll  man  verpfenstern,    vorab   mit  glass, 
!   oder    zum    wenigisten    mit  tuoch.'    1567,  Gfrd.     .An- 
suchen von  Schultheiss   und  Rat  um  Schenkung  von 
Fenstern  mit  den  Ehrenwappen  der  Orte  in  den  Herren- 
Garten,  den  sie  v.  lassen  möchten.'   1585,  Absch. 

finster  figSter  Ai<  (neben  -n-),  ß'ster  (nasal.)  B.Si., 
ßiter  BM.  (neben  -et-);  F;  GSa.;  Sch;  TuHw.;  Ndw, 
ftiter  Th Bisch.,  fe'iiter  Aa;  BsLd;  S;  UwE.;  Z: 
1.  dunkel,  als  Ädj.  und  Adv.  Es  f-s  Liecht.  B's 
Ampeli  brünnt  f.  B  (Zvro).  's  macht  f.,  ist  trübes 
Wetter  Aa.  Von  Dämmerung  und  Nacht:  's  ist  af';  f. 
's  ist  so  f.,  me"  chinint  Ei'm  i"  ä'  Auge  i»-e  lange' 
AAEhr.  Vgl.  Kue;  Sorl;.  's  isch-em  z'  Nacht  ebe"  so 
<fsi',  's  sxg  Ei's  oder  Zwei,  wo  's  en  g'hert  heig  f.  in  's 
Bett  gö'  Bs  (EKuon);  Syn.  dunkligen.  Von  dunkler 
Schattierung  einer  Farbe,  '/..B.  fistergrüen  L;  f-e  111", 
dunkelroter  VV.  F.  Mun:  Neumond  BE.  F.  mache" 
oder  ge",  Schatten  werfen  Aa;  Bs.  In  Ortsn.  dient  es 
zur  Bezeichnung  schattiger,  düstrer  Lokalitäten,  z.  B. 
.Finstersee'  Zg;  ,i"  der  Finsterenau'  ZF.;  , Finsterbach' 
/iWald.  Die  ,finstern  Nächte',  die  Fronfaatennächte, 
bes.  vor  Weihnachten ,  in  welchen  die  Gespenster 
Macht  über  den  Menschen  haben,  vgl.  Lütolf  Sag., 
S.  159.  Es  wird  Einem  f.,  ohnmächtig  BRi. ;  Syn. 
sehwarz,  dunkel.  Vom  Gemütszustande  und  Blick:  Er 
liet  sur  und  feister  in  ii'  Loch  ine  g'luegt.  Breitenst. 
18(i4.  Melancholisch  Sch.  —  2.  verborgen.  F-er 
Stacliel,  dornige  Hauhechel,  ononis  spinosa,  weil  die 
Stacheln  verdeckt  unter  den  Blattstielen  sitzen.  Vgl. 
,blind'.  —  Über  die  Wandlungen  des  Inlautes  s.  Zeitsehr. 
VII,  9,  22.    192.   201. 

schüder-:  f.,  um  .Schauder'  zu  erregen  Schw.  — 
stich-  BHa.,  sticke"-  AAEhr.:  so  finster,  dass  man 
keinen  Stich  (Sticken)  mehr  sieht.  ,Naclit  und  dunkel 
und  stichf.'  Valentin  (um  1800). 
;  Finster  f.:  Finsterniss,  Dunkelheit.  ,In  der  vinster 
des  Waldes.'  G  Hdschr. 

(in-)  finster(l)en:    dunkel    werden,    z.B.  beim 

l'iiibrechen  von  Nacht  od.  Nebel  Aa;  GSa.;  UwE.;  W. 

ver-:  dunkel  werden.  ,Der  Mon.  welcher,  obwohlen 


er  V..  ja  gar  unsichtbar  werden  kann,  hat  er  doch 
nicht  gänzlich  aufgehört  zu  sein.'  ClSchob.  1695.  — 
be-:  .fin.ster  und  dunkel  machen,  inobscurare.'  Mal. 
.Dessen  gedächtnuss  nit  allein  kein  alter  nit  usstriben, 
dann  auch  nit  b.  mag.'  1474,  Absch. 

Finsteri  f.:  Finsterniss  Aa;  Bs;  L.  ,So  die 
vinstrcn  des  bittren  todes  myne  ougen  verelendent.' 
JSoHENKL.,  XIV.  ,Die  Frau  entrann  ihm  in  der  Fin- 
stere.' GStaheli  1560.  ~  Abend-  Äbefistri  -  PL 
-reni:  1.  .Abenddämmerung  BO.  —  2.  Übername  von 
Mädchen  mit  auffallend  dunkler  Haut  u.  kohlschwarzen 
Haaren  BRi.  —  Tag-:  Morgendämmerung.  ,Daz  die 
tagmesse  [Frühmesse]  gesprochen  sy  in  der  tagvinstre, 
e  daz  es  volliklichen  tag  wirde.'  S  1.370.  —  .finsterig: 
voll  flnsternuss,  dunkel,  tenebrosus.'  Mal. 

finsterlächt(ig) :  von  dunkebn  Teint.  Joach. 
1883.     ,F.,  subobscurus.'  Mal. 

finsterli"g /jsfer%  B, /ei.sto-%  S;  UwE.,  -e"  Aa; 
B;  L;  S;  Z:  im  Dunkeln.  I'''  ha  d'r  Weg  fisterlige 
g'funde,  ohne  Licht  B.  ,Also  f.  wirt  die  stuot  ver- 
wänt  [zu  der  Meinung  gebracht],  als  ob  es  [das  unter- 
geschobene Eselein]  ein  rossfüllin  wäre.'  Tierb.  156?>. 
Syn.  dunkli'ge". 

Finsternuss  f.:  oft  scherzweise  der  ä.Bücherspr. 
entnommen  Aa;  UwE.;  Z. 

Funst  s.  Fast. 


Fant — funt.      Vgl.  auch  die   Gruppe  Fand  usw. 

Fant  m.:  l.  Possenreisscr,  Geck  Aa.  Stecken-: 
Landstreicher ,  Bettler  Gl.  —  2.  Fante'  als  P 1. : 
Possen,  mutwillige  Grillen,  Spässe;  F.  im  Chopf  ha" 
Aa  ;  L.  Was  d'  Zitig  seid  [sagt],  sind  mängist  numme" 
F.  Häfl.  1801.  Drum  göd-me"  zum  Esse  und  g'rueiet 
[ruht]  e  chll"  und  hed  svni  F.  ebd.  1812.  Sitz  hi" 
[ans  Klavier],  spil  dlni  F.!  Heng.  1836.  —  „fante": 
Possen  treiben,  Schnurren  vorbringen  L." 

I  eig.  =  Barsche  übh.,  eines  Ursprungs  mit  ahd.  feiulu, 
Fusssoldat,  nihd.  veiidc  (.fent."  Boner),  Bauer  im  Schachspiel. 
Füi-  2  sclieint  ein  ähnlicher  Begrift'swandol  Statt  gefunden  zu 
haben  wie  hei  Phantast  und  Fanz;  vgl.  auch  Pom,  Bursche,  und 
.Posse'.  Doch  dürfte  auch  das  syn.  Finte  erwogen  werden.  Bei 
Heng.  spielt  das  W.  .Phantasie'   im  musikalischen  S.  herein. 

Phantasi :  1.  etwas  Unwirkliches,  das  unsere  Ge- 
danken und  unser  Trachten  beschäftigt;  Trugbild,  z.T. 
beängstigend,  z.  T.  uns  von  unseren  realen  Pflichten 
abziehend.  ,Darus  uns  grosse  unruowe  und  mancherlei 
fantasy  erwuochs.'  Bs  Carthäus.  ,Du  wollest  alle  fan- 
tasei  üsdriben  und  redlich  studieren.'  BAmerbachin, 
XVI.  .Incessit  eum  cupido,  es  ist  in  [ihn]  ein  begird 
und  fantisei  ankommen.  De  eo  nulla  ratione  pelli 
potes:  man  mag  dich  in  kein  weg  nit  von  der  fantasei 
bringen;  du  magst  ganz  und  gar  nit  von  diser  meinung 
abgetriben  werden.  Quid  in  ista  revolvor:  warumb 
kumni  ich  auf  dise  fantasei  oder  betrachtungV  Fris. 
,Fantasei  oder  gesicht  so  einem  für  kompt,  flgmentum.' 
Mal.  —  2.  Faschine.  ,Man  wirft  Fantaseien  oder  Bü- 
schelein mit  Reis  u.  französisch  Saussysen,  in  den  Gra- 
ben, solchen  zu  füllen.'  HsKdLav.  1644.  —  phan- 
tisieren:  irre  reden,  allg.  Etwas  vorspiegeln:  ,Der 
erst  schlaaft,  der  zweit  trinkt,  der  dritt  singt,  der 
viert  phantisiert  sonst  etwas'  [von  Jägern,  welche  ihre 
Nachstellung  durch  simulierte  gleichgültige  Hand- 
lungen zu  verdecken  suchen].  Tierb.  1563. 


875 


Fant     funt.     Fanx     fnnx. 


Phantast  m. :  1.  persönl.  (Pfdntast  BsStdt. 
Fantasch  BHk.  —  PI.  -äst  BsStdt,  -aste»  Uw),  wer 
phantasiert,  im  Reiche  des  Unwirklichen  sich  bewegt. 
Unwahres  vorbringt,  a)  Schwärmer.  ,L)ie  unverschäm- 
ten Sternenseher  —  dise  frefne  fanta.sten.'  Güalth. 
1584.  ,Seind  deshalben  alle  die  [-jenigen]  grosse  fan- 
tasten und  eitele  menschen,  die  solches  [sc.  die  Übel 
in  der  Welt]  den  constellationen  und  gestirn  zuogeben 
dörfen.'  HBl'll.  1597.  —  b)  ,Philosophus,  ein  lieb- 
haber  der  Weisheit,  ein  geleerter  f.'  Fris.  —  c)  wer 
sich  verstellt;  der  Ph.  mache",  sich  verstellen  G;  Uw; 
Z.  Schalksnarr  (Scbimpfr.  1052);  Schalk,  boshafter 
Mensch  Gl;  Sonderling  Bs;  Gl;  G;  Einfaltspinsel 
(ScHiMPFR.  1652).  Die  curioseste  Chöpf  sind  die  tvider- 
spchistic/ste  Pfantäst.  Breitenst.  1863;  Witzling,  Spass- 
niacher  BHk.;  eingebildeter  Kranker:  's  cha""  inängc 
Hiipocluinder  und  Brieggi  [der  leicht  weint]  vo"  Ph. 
ro"  Doktersiig  e  Plunder  [ein  grosses  Quantum  von 
Arznei]  t'ni'  —  dem  arme  Tropf  ßlt  's  glich.  PHeng. 
1836.  Ph.  nennt  die  Mutter  den  lebhaft  strappelnden 
und  sich  rührenden  Säugling  Ap.  —  2.  abstr.  Ver- 
stellung Bs;  B;  GTo.;  Mg].^Fant  3.  ,Wer  gruchse 
[stöhne],  trlb  ume  [nur]  F.'  Gotth.  Was  het  er  für  e 
Chrankheit?  oder  ist  's  de"'  z'letsch  ume  [nur]  F.?  ebd. 
Syn.  Männli.  Mutwille:  Drüfrüeft  's-m'r  wider  hinter 
de"  Bäume:  Bot,  tro  hin-i  iez!  —  und  het  sl  urigt 
Phatest.  Hebel.  Phantastischer  Einfall:  ,A.  Ich  mein, 
du  sj'est  völler  narren  [Possen],  dann  der  summer 
mugken.  —  B.  Ich  mein,  ir  syend  völler  fantasten, 
dann  ein  zotteter  hund  flöchen  [von  Flöhen]  im  oug- 
sten,  und  unsinniger,  dann  die  süw,  die  sich  im  meer 
ertranktend.'  NManüel.  —  phantaste"  Z,  -ästle" 
BU. :  sich  verstellen,  namentlich  Kranksein  simulieren 
Z.  —  phantastisch:  bloss  vorgespiegelt,  unwirklich. 
, Christus  beutet  kein  phantastisches,  betrugliches,  son- 
dern sein  wahres  fleisch  und  blut  an.'  FWvss  1653. 
, Welche  [behaupten]  wollten,  dass  der  Leib  Christi  nur 
fantastisch  were  gewesen.'  FrHäffn.  1666.  —  phan- 
tiistig,  pf-  kkZi'm.;  Bs,  /a)uZ- BsLd:  verstellt,  simu- 
liert, z.B.  mit  Bez.  auf  Krankheit,  Verrücktheit  Bs; 
G;  wirklich  beherrscht  von  verrückten  Ideen:  ,Dieselb 
frow  was  fantästig  und  mit  eim  schwindelgeist  be- 
schwert.' BüsSH.-GoLDSCHM.  ,Derselbig  ein  wenig  bo- 
steibt  [betrunken],  wie  er  on  das  vilmolen  fantestig 
ward,  eröftnete  mir,  ich  durte  in,  dass  ich  sein  Schwe- 
ster bekam.'  FPlatt.  1612.  Störrisch,  von  Menschen 
und  (Zug-)  Tieren  AAZein.;  Bs.  ,Cerebrosus,  hirn- 
wüetig,  f.,  eigenrichtig,  kybig.'  Fris.;  Mal.  Launisch, 
von  Stimmungen  beherrscht  BsTerw.  Eingebildet: 
Sunt  siw'  die  junge  Burst  mängmol  e  wenig  phatestig, 
tneine",  si  heigen  clci"  mit  Löffle  d'  Glersemheit  g' fresse. 
Hebel.     Launig,  mutwillig  BsLd;  BHk. 

Phantom:  1.  gespenstisches  Ungeheuer.  Am  F 
Schönenberg  befinden  sich  die  Fantume"löcher,  Höhlen, 
ehemals  von  Unfug  treibenden  Stollenwürmern  und 
Gespenstern  bewohnt.  —  2.  (dim.)  Fantumli:  leicht- 
sinniges Mädchen  F  (Kuenl.);  eigtl.  Püppchen.  S.  auch 
Fant-Dudel. 

ver-fänt  =  ver-fänd. 

Pentibert.  ,Ein  Bing  von  fentibert  30  Schill.' 
Invent,  aus  L  XVIU. 

veiiteliere"  r«;-;  1.  sich  selber  rühmen,  seine  Vor- 
züge ins  Licht  setzen  Ndw.  —  2.  neckende  Bemer- 
kungen   in    tadolnilem  Sinn  gegen  .\ndere    machen. 


ebd.  —  Beide  Bedd.  von  .ventilieren'  (frz.  veiitiler)  i.  jj.  v. 
,ver)iaudeln;  wiederholt  betrachten  und  besprechen.' 

Ventur(i)  m.:    Bonaventura  L;  S. 

Ventiise  Xr,  Vi-  Th  —  f. :  1.  Schröpf  köpf  Ap; 
,Diss  nest  seie  als  ein  vintauss  oder  schräpfhörnlin 
mit  einem  langen  hals  gstaltet.'  Vogelb.  1557.  ,T)ie 
Vintuss.  darmit  man  das  bluot  auszeucht,  cucur- 
bitula.'  Mal.  ,Ventosen  oder  schräpfhörnle.'  Fischb. 
1563.  ,Wilt  schräpfen?  ist  Liecht,  Vintauss,  Lanzett 
hier?'  Epigramme  1712.     ventüse":    schröpfen  GRh. 

—  2.  kleines  metallenes  Gefäss,  z.  B.  ein  sog.  Balsam- 
büchsli,  das  in  der  Tasche  getragen  wird  TnTäg. 

Schon  mhd.  r/»-.  ventüse,  nilat.  rentom,  frz.  ventnwte, 
welches  auch  Saugunapf  bedeutet,  an  welche  Bed.  vielleicht 
unser  2  (wegen  Ähnlichkeit  der  Form't")  sich  anlehnt,  wenn 
nicht  etwa  die  Eiechdose  direkten  Bezug  zum  Schröpfen  hatte. 

Finte  f.:  Vorspiegelung.  1.  als  Fechterausdruck, 
Scheinangriff.  ,.\lso  was  er  allweg  in  f.  [immer  in 
Händel  verwickelt,    eig.  kampfbereit].'    Kuchimeister. 

—  2.  (im  PI.)  a)  blosser  Vorwand  Gr.  —  b)  Ein- 
fälle, lose  Streiche  im  Kopf  SchwE.  —  Ans  .finctnm' 
statt  .fictuni',  Ptc.   des  lat.  fingere  (frz.  feindre),  erdichten. 

Fontane  f.:  Quelle,  reines  Quellwasser,  nur  als 
Eigenn.  BHa. ;  LE.  (-Ö-);  auch  zur  Bezeichnung  von 
Gegenden  LE.  (i"  der  F.);  Uw.  —  So  auch  im  Rätorom.. 
vgl.   it.  fiintiina,   Springbrunnen. 

Fontange  f.:  ein  Kopfputz.  .Erinnert  euch  bei 
dieser  Historie  des  gleichen  Ursprungs  der  Fontangen, 
die  in  einleben  Cantons  unserer  Eidsgenossenschaft 
bei  dem  Frauenzimmer  in  eben  so  grossem  Credit 
stehen,  als  bei  euch  die  Püsche  ....  dass  schon  die 
römischen  Damen  durch  eine  Art  F.  ihrer  natürlichen 
Grösse  einen  Zusatz  gegeben  haben.'  Discourse  17'2'2. 

—  Wahisch.  von  der  Ähnlichkeit  mit  einem  Springbrunnen, 
frz.  fontaine  (aus   'Jontania,    'fontanje). 

fintsch  =  ßndisch  (Sp.  846)  und  daraus  .sync.  ,Wol 
ist  mit  inen  beschechen  ein  red,  aber  niendert  [keines- 
wegs] für  ein  vintsch  zuo  achten.'  1489,  Zellw.,  Urk. 


I 


fienxe"  Schw;  Uw;  Zu,  fuenxe  Ndw  (neben  ie), 
fienschge  W:  1.  heftig  reiben.  Man  fienxet  dem 
Vieh  mit  einem  Strick  zwischen  den  Klauen.  Rutschen 
mit  starker  Reibung:  's  G'wand  ver-f.  In  wegwerfen- 
dem S.  auch  vom  Feilen.  Schleifen  (er  fienxet  doch 
ive  wild  uf  dem  Schllfstei"  ume!)  und  namentlich  auch 
vom  Geigen;  aaO.  Und  liest  emöl  es  'broches  E,  so 
stimmt  kei  andri  Saite  me,  dls  Glgen  ist  nur  g'fi^nxet. 
Hengeler  1836.  Fienxer,  schlechter  Fiedler.  In  W 
sogar  Orgele"  f.  —  2.  hastig  hin  und  her  eilen,  eil- 
fertig Geschäfte  verrichten  Uw.  —  Intensivabi.  von 
/ienggrn. 

Fuenx  m.  —  PI.  Fien.r  und  Fuen.re:  kleines,  ge- 
ringes Kinderschlittchen  ohne  Eisenbeschläge,  daher 
mit  stärkerer  Reibung  Ndw.  —  Viell.  nur  entstellt,  resp. 
missdeutet,   aus   'Fienx,    da   dieses   in   Ndw  =  'Fiu-rur   sein 

ki.innte. 


I 


fnnxe":  mit  der  Rute  züchtigen  Uw-. 

von  fumi'i'-n   mit   Einmischung   von    ,fuxen'. 


IntensivaM. 


Panz-  fiinz.    Kap— fu|..     Par     Im 


FanZ  -funz.      Vgl.   uuch   die   Gnii.iie  Fuiu  iisw. 

Panz  in.:  1.  mutwilliger,  toller  Einfall.  Der  heil 
doch  alhirile  sini  Fänz  TnTäg.  —  2.  P  o  s  s  e n  m a c  h  e  r , 
mutwilliger  Men.sch  Ar.  .Hiemit  liefe  das  toreclit  volk 
hinauf,  die  schönen  fanzen  [die  Flagellanten]  zuo 
sehen.'  WukSTIS.  —  Wie  nihd.  ranz,  Betrug;  Schalk,  aus 
,  Akfanz  (Sp.  171)  verkürzt;  doch  vgl.  auch  l'ßnnz  und  für 
1     die  Doppdbed.  Fant  und  Phanttml. 

Fanzeri"  f.;    Kuhname,  die  ,Lustigtolle'  Ar. 

fänzele":  foppen  GWe.  —  Vgl.  ahd.  y-uiiu-iKiiziin, 
cavill.iri. 

fänzig:   1.  zierlich,  niedlich,  wunderlich  geputzt, 

aber  auch  bloss   als  Spielzeug   oder    zur  Augenweide 

dienlich,  nichtig  GrD.,  Pr.    ,Der  knab  [understät  zuo 

haben]   die  üppigen   ussgestrichnen  fenzigen  mätzen.' 

1    HBuLL.  154Ü.  —  2.  lustig,  neckisch  Ap. 

i'  Fenz  Ap;  Gl;  GO.,  T.,  W.,  We.;  Schw;  Uw,  Kens 
aScHw,  „Fetisch,  -tsch''  —  in.,  Feisi  n.  U  (Ithen): 
1.  beliebtes  Gericht  auf  den  Alpen,  aus  reichlich  zer- 
lassener Butter,  geröstetem  Mehl,  mit  nachgego.ssener 
Milch  oder  Sirte,  ohne  Salz.    F.  yid  hert  JUlpcje'  und 

I  hfft  ScJiiränz  [macht  die  Nerven  stark]  Sciiw.  Syn. 
G'hium  (Sp. 228),  Büerum  (Sp.  230),  Feissmues,  Spetsch; 
vgl.  Stiiiifii/ctnrcnii.  —  2.  , Rahmmus,  d.i.  eine  Art 
Suppe  von  Milchrahm  und  Weissbrot  durch  einander 

'    Ap."  —  3.  ein    lustiger   Schmaus   U.  —   Nidel-: 

I  dass.,  mit  Eahm  statt  mit  Butter  bereitet  Gl. 

Vgl.  schles.  Fauz-  (Faunt-)  muuke,   Mehlklösse  mit  Butter 

•    begossen;   wien. /(ii/zrfn,   uaschen;   ha\t.  Fanzel,  Brei,   Pfanzel 

'    weiches,  aufgedunsenes  Gebäck. 

„Fenzel  m.:  Hader,  Fetzen  F.  Fenze"(Pl.):  ge- 
zupfte Leinwand  zum  Verband  der  Wunden  BE." 

Vgl.  entw.  Fiuchf,  aus  dem  die  WW.  mit  einem  vor 
t  Dentalen  sich  entwickelnden  n  sich  gebildet  haben,  das 
.  erstere  unter  Anlehnung  an  .Fetzen';  oder  das  syn.  Fiiiiik, 
i    *JFmnze,   'Frenze.    —    Syn.   .SV-ä/wsc. 

'  finzelig  Bs;  LG., -erlig  Bs;  S,  pfinzerlig  AAPri., 
'  finselig  Bs:  1.  überfein,  subtil,  dünn,  z.  B.  von  Garu- 
fäden  Bs;  L;  S;  „auch  mit  dem  Nbbegriö'  der  Un- 
ebenheit LG.";  von  Schriftzügen  und  Zeichnungen, 
kaum  sichtbar  AAFri.;  Bs;  von  Farn,  fein  gezackt. 
Stecken  uf  ä'  Vhäppli  flnzerlig  Fareehrut  wie  Federe- 
hüsch.  Breitenst.  1864.  F-e  Arbet  mache,  z.  B.  Flvh 
nn-e  Fuerwerk  g'schirre"  Bs.  Syn.  fiserlig,  rein;  vgl. 
finelig.  —  2.  winzig,  äusserst  klein  AAFri. 

j  y Oa  'fineeon,    'ßnezun  {s. /eskn  ^=  ' /inalen/)   untel"  Einlluss 

TOD  finerUy  abgeleitet,  oder  von    Fenze. 

Vincenz  Zänzfi)  B;  „F";  LG.;  Sch,  „Zanz(i)  B' : 
Personenn.  und  Benennung  des  22.  Jan.    ,Vincens  hell 
und  klar   bringet   ein  gut  Weinjahr.'    Z  Kai.,  XVIII. 
;  Ymzenze  Sunneschl''  füllt  d'  Fass  mit  Wi"  ScnSt. 

Fienz:  Personenn.,  Faventia.  ÄuTschudi  1538. 
Vienzel  s.   Viernzel. 

,         fienze°:    strafen    AxFri.    —    Durcli    Vermischung    von 
ißengsK'  und  ßizen  gebildet. 

Fonz(ji),  Funz(i),  Funzel  I  s.  Fiins. 

PÜHZel  II  ni.:    kleines  Kind   G  oT.     Vgl.  Funs  Ü. 


Pap,  fep,  fip,  fop,  liip,  n'sp.  fapp  usw. 

fapplen,  Fapplete  s.  fahlen  Sp.  63.">. 

lippe":    beständig   hin    und  wieder   gehen    BLenk. 

Vgl.  Gr.  Wtb.  3,  1671  und  Lexer,  kärnth.  Wtb.:  .fipperu', 
beben,  zittern;  doch  könnte  es  auch  von  ßijrjen  ausgewichen 
sein.    —   Vgl.   Flpp-Bullc. 

foppen,  (lim.  föpp(e)len:  1.  durch  schmeichelnde, 
spitzfindige  Reden  bei  Jmdm  nach  einem  Geheimniss 
spüren  B.  —  2.  (auch  ms-)  tr.  u.  intr.,  in  ironischer 
Weise  zum  Besten  halten,  sticheln,  Scherz  treiben 
auch  mit  ernsthaften  Dingen,  allg.  Föpple  umme 
[nur]  recht,  es  wird-d'r  tvol  no'''  um  d'  Nase  ume  clio" 
kk.  Wend-is  [wollen  uns]  frisch  vf  d'  Nestli  lä"  itnd-is 
nümme  foppe*  lä".  Lied  1798.  ,Als  wenn  der  Herr 
voppenweis  gesprochen :  tue  das,  wann  du  es  kannst.' 
Klingl.  1702.  Einen  ausschimpfen  BMadisw.  --  3.  er- 
sinnen, lügen.  ,So  es  gevoppt  i.st,  was  si  sagen.' 
Gengenb.  Yg\.  Foppenwerch.  —  4.  (refl.)  sich  plagen, 
a)  sich  kümmern,  sich  fruchtlos  mühen?  sich  lächerlich 
machen?  ,Was  willt  der  rettich?  Wie  magst  dich  num- 
men  also  voppen,  sie  gend  die  aller  sürsten  koppen 
[Rülpse].'  NMan.  —  b)  sich  närrisch  geberden.  ,Ut 
ludos  facit:  sich,  wie  göucht  oder  foppet  er  sich'?'  Fris. 

Fopper:  Bettler,  welcher  Wahnsinn  vorschützend 
sich  von  einem  Führer  begleiten  lässt,  der  für  ihn 
bettelt.  Gengenb.  —  Föppler,  -in:  der  (die)  Andre 
gern  auszischt,  allg.  —  Vgl.  Gr.  WB.  S,  1H87.  .Einen 
locken  mit  der  Absicht,  ihn  zu  betrügen.'  Schm.  1,  736. 

Fips   s.  Pfiffi. 


Far  (var),  fer,  fir,  for,  fiir,   resp.  farr  usw. 

Far  I,  Ge-  Gfär,  Gför  allg.,  Gefärd  Gfärdi  Gr 
Schiers  ~  f.  (m.,  n.):  1.  (snbj.)  listige  Nachstellung, 
Untreue.  Känke,  Betrug,  böse  Nebenabsicht;  Ofärde 
[PI.]  trihe"  Bs  (Geschäftsspr.).  ,Über  die  Frage,  auf 
welche  Weise  man  es  einbringen  könne,  wenn  Andere 
Gefährden  trieben.  Es  wollte  nämlich  Niemand  eigent- 
lich betrügen.'  Gotth.  ,Ist.  das  die  nüne  [von  12  Rats- 
gliedern] bi  dem  eide  dunkct,  das  die  ilri  ald  ir  deheinr 
mit  vare  sich  entseit  [von  den  Andern  losgesagt]  ha- 
ben, die  sun  [sollen]  die  nüne  ze  buosse  setzen  [in 
Busse  verfallen].'  Z  RBr.  1304.  ,[Wenn  der,  welcher 
den  Zoll  entrichten  soll]  mit  geverde  (scienter  et 
fraudulenter)  enweg  fiiere.'  B  Handv.,  Anf.  XIV.  ,Die 
wirte,  die  mit  geverden  laut  [lassen]  ir  barn  [Pferde- 
kripfen]  lochrecht.'  Schachzabel.  ,Es  sye  mit  un- 
glychem  mgss  und  mit  anderer  gefahr.'  L  Ansechenb. 
,Beschowen  den  berg  mit  gefer  [hinterlistiger  Absieht, 
bei  einer  Recognoscierung],  ob  er  und  wie  er  zu  gwinnen 
wer.'  JLenz.  ,Mit  was  grosser  gfar  der  abt  etlich  ze 
reden  gelöcklet.'  1524,  Absch.  Es  beklagt  sich  Einer, 
dass  ihm  die  Urfehde  ,mit  gferden'  abgenötigt  worden 
sei.  ebd.  .Alsdann  die  kornköufler  die  frucht  zuo 
märkttagcn  znosammen  geschütt,  da  wollend  wir,  dass 
sölich  gefar  abgestellt  syn,  sich  dess  hinfür  keiner 
nier  gebruchen.'  1529,  Egli,  Act.  ,Es  sind  die  puren 
bös,  dass  ir  böser  gfärd  nit  ist  fttrgangen.'  1531,  ebd. 
,Darmit  .sy  uns  mit  betrüglichen  gefärden  vor  dem 
gemeinen  man  verleident  [verläumden].'  1531,  Absch. 
,Ir  practik   und  die  grosse  gfaar.'   HBull.  1533.     ,0b 


S70 


Far.  fer.  (ir.  I'nr.  I'iir 


moi 


glych  wol  das  [sc.  eine  Verwechslung  vou  Arzneien] 
nit  mit  gferden  vom  apoteker  beschghen.'  I,Lav.  1584. 
.Vom  gottsdienst  soll  sich  niemand  mit  einicherlei 
gferd  [ersonneneni  Vorwand]  abzühen.-  Z  Mand.  1650. 
.Sollen  die  Stiehscheiben  alle  Abend  durch  zwei  Herren 
des  Eats  verwahret  und  versiegelt  w  erden,  damit  kein 
Gefahr  möge  unterlaufen.'  Wixterth.  Schiessplan  1741. 
Beliebte  Verbindungen  sind:  .(keine)  G.  brauchen-  und 
.äne  G.'  .Sy  sollen  bei  ihren  Gerechtigkeiten  [Rechten] 
über  die  Fischenzen  bleiben,  doch  darin  |in  der  Be- 
hauptung ihres  Monopols]  gn.ndig  verfahren  und  kein 
Gfahr  bruchen  [nicht  etwa  die  Unberechtigten  zum 
Freveln  verlocken,  ihnen  eine  Falle  legen].'  15"24, 
Absch.  .Des  roten  gwilds  sollend  sy  sich  müessigen, 
in  keinerlei  weg  schiessen,  und  sollen  hierin  ganz 
kein  gfar  hr.'  15'25.  ebd.  .Gegen  den  Kinderen  soll 
der  Schulmeister  kein  Gefahr  [Parteilichkeit]  brau- 
chen, nicht  ansehen  Liebe.  Freundschaft,  weder  Reich- 
tum noch  Armut.'  1719.  Z  Landschulordn.  .Were  de- 
heine  der  rihter  alse  krank  ane  geverde,  das  er  bi 
der  klage  nit  syn  möhte.'  1304.  Z  RBr. :  vgl.  die  Anra. 
.Es  sollend  an  desselben  abgangnen  statt  ander  zunft- 
maister.  die  si  ongeverde  aller  nutzest  und  best  be- 
dunkend,  erwället  und  gesetzt  werden.'  Sch  Pfisterzunft 
1535.  Paher  in  der  ä.  Spr.  als  stehende  Schlussformel 
in  Satzungen  und  Verträgen :  .alles  on  gefärd',  i.  S.  v. 
.ohne  hinterlistige  .\uslcgung'.  sehr  häufig,  auch  nach 
den  verfänglichsten  Verordnungen.  Mit  Syn.  ver- 
bunden: trüli  und  oni  Gfar  Sch;  Z.  .Trüwlich  und 
on  alle  gefSrd.'  1531.  I.  M.tcc.  ^  .treulich  und  gut- 
willig.' 16(57.  Andre  formelhafte  Verbindungen  sind: 
.Kein  gfar  oder  betrügnuss.'  1533,  Es  Eq.  .Weder  list 
noch  gefahr  gebraucht.'  1648.  ApI.  LB.  .Von  un- 
billichen  gfehrden.  bösen  kaufen  und  gesüechen  ab- 
stahu.'  Z  Mand.  1650.  ,Kein  gfahr  ald  vorteil  bruchen.' 
ebd.  ,üass  zu  höchercm  Wert  des  Guots  kein  Vorteil 
und  Gefahr  seie  gebraucht  worden.'  L  Stadtr.  1706/65; 
vgl.  .Ein  V.  und  gefahrliches  .\bsehen.'  ebd.  .Gefahr 
und  Betrug.'  Z  Satz.  1715;  s.  auch  Fund.  MitÜung. 
Spec.  in  der  ä.  Rechts.spr.  gilt  G.  =  bewusste.  rechts- 
widrige Absicht,  dolus;  Rechtsverletzung.  Eine  Schä- 
digung .mit  geverden'  wird  mit  der  doppelten  Busse 
belegt^  1411.^  Bs  Rq.  .Wer  aber  hierin  gfar  bruchte 
und  dem  zuwider  handlete.'  .\xsehexb.  .Wer  im  jar 
boumstützen  houwt  und  dieselbigen  nit  bhaltet  über 
jar  und  gfar  damit  brucht  [d.  i.  sie  etwa  verkauft], 
soll  büessen.'  1569.  Hotz,  Urk.  .Soll  da  kein  gfar 
brucht  werden,  sonder  by  dem  artikel  der  offnung 
blyben,'  ebd,  ,Der  missbruch  und  gefahr.  so  durch 
kostliche  Schenkungen  fürgangen.'  Z  Mand.  1650.  .In 
etlichen  Läden  [sind]  zu  dem  täglichen  Verkauf  mit 
scheinbarer  Gefahr  unter  die  eine  Wagschalen  hohe 
Stöcklein  gemachet.  Selbigen  [wird]  solches  für  eine 
vorsetzliehe  Gefahr  ausgedeutet.'  Z  Mand.  1699.  .Wann 
.lemainl  um  Baargclt  marktet  und  das,  so  er  kauft,  auf 
Gefahr  hinweg  tragt  [gewissermassen  =  auf  Borg].' 
L  Stadtr.  1706/65,  ,Zur  G.  (,z"  gferdt.'  Fr.TsonERin, 
Proz.)  anrechnen',  für  gravierende  Schuld  erklären. 
,Und  irgend  eine  Verehrung  dem  Geber  und  dem 
Nehmer  zur  Gefahr  gerechnet  werde.'  Z  1784.  — 
•Z.  object. ,  Gefahr.  Risiko,  allg.  As  ist  a  Gtmd  va 
Gott.  rfrt,s.v  nid  )«)••*  me  U'gliicker  arririerend,  tca  rfi 
Gfcrdi  sn  auga.ichinli  i*-t  GRSchicrs.  Vgl.  Wag.  ,Si 
zugend  hin  on  alls  gefar  ein  ganze  halbe  myle.  eb  i 
si   ir    [der   Feinde]    wurdend    gcwar.'    Tobl..   Volksl.  I 


.Wo   sy    [die  Bildwerke]   hettind  die   geferd   der   ab- 
göttery   mögen   gebären.'    Zwingli.     ,Es   ist  frid  und  ■ 
hat   kein   gfard.'    1531/48,   I.  Sah.    .Übschon   grosse 
gfarden    einfallend.'    1531/60,   Psalm,     ,Daz    um    ein  i 
wenig  nit  gfar  syge  [Gefahr  durch  Hader  entstünde].' 
1535.   Absch.     .Er   mag    nit   alle    faar   versehen   [abi-  > 
wenden]:  über  in  wirf  kommen  gottes  ruot.'  A.^l  1.549. 
.Dorunib,    wenn    [die  lüt]    uf  den  bergen   benachtend 
und  dise  gfert  [des  ErfrierensJ  wissend,   sy   einander 
by  den  henden  nemend.'    Platter  157'2.     Gefahr   des 
Irrtums,    statt  des  Lebens,    in  der  Formel:    's  Ä«t 
ekei'  G'f..    ihr  dürfet   euch  darauf  verlassen;    gewiss 
(nicht).    lez  han   i  (/'meint  —  es  hat  kei  G'for  —  dtT  ■ 
Summer  chümm  mit  Hut   und  Hör.    JKdMey.     Mehr 
dem  eig.  Sinn  des  W.  nahe,  von  bloss  unangenehmar 
Befürchtung:    Vergessit-is  nit!    Antw.:   's  het  ekei  CK  • 
[dass  es  geschehe]  B;  Z.    Numme  nit  z'  fllssig!  Antw.c 
".<  het  kei  G'för  (oder  's  ist  nit  so  g'fürlig,  mein  Fleisfe 
ist  nicht  besorgnisserregend)  Bs,     Anders:   's  wird  H 
G.  sl"  [ob  man  sich  so  oder  so  entschliesse ;  ^  es  ist  > 
gleichgültig]  G;  Z,     Dann  mit  dem  unbest.  Art.  statt' 
des  (bedeutungsvollen)  Zahlw.:   's  irär  e  G'for  [Mögy- 
lichkeit].  mer  hetted  jW*  g'nueg  Z.    I  jirobier-es,  's  i^ 
e  G'for  [gleichgültig,  wenn  es  auch  scheitert,  oder=: 
es  lässt  sich  wagen].  Stutz.    Chnmm  s'e  [nimm]  I  i  lui» 
an  Batze  vor   [übrig],    i  geb-nen  dir,   es  ist  a  G'for 
[liegt  mir  Nichts  dran].  AHalper.    Daher  gelegentlich 
in  eine  Formel  der  Beteurung  übergehend.    Viell.  aber 
in   den    letzteren   Fällen  G.  mit   ironischer  Betonung 
zu  nehmen  s.  v.  a.  .keine  ern.stliche  G.'     Ebenso   mit 
Ironie:    's  ist  e  G'for,   eb   du   rfa.v   tüegest  oder  hlibf 
löscht,   d.  h.  es  ist    bei   dir   überhaupt  Nichts    zu   er^ 
warten,  oder  =  man  kann  es  darauf  ankommen  lassen, 
weil  nicht  viel  daran  liegt  Z. 

Mild.   Fär  111..  rarr.   vnfic  f..  später  ijcvärc,  ij'iiui(J)c  f.', 
Betnif;.    Hinterlist^     Bed.    I    iinJ  2  sind   .\vers  und  Revers  \ 
der  sellicn   linmdlied.   und  in  nianohem  Falle  map  die  Ent- 
scheidung zw.  der  einen  und  der  andern  AnfTassuu?  schwtui- 1 
ken.    so  z.  B.    .Ist  aber,    das  der  bcklasret  wirt,    vor    sydts  i 
lybes  vorlite  gewerlicb  [sicher]  in  das  richthus  nit  kommen 
majr.    dem    soll  der  rat  das  geleite  gehen  anc  allen  var.'  Z 
RBr.    1304.     Ähnlich  herflhren   sich  in  dem   .\usdruck  .»lifi 
0.  hin'  die  Bedd.  ,zn  Betrug'   und   ,fiir  einen  möglichen  Kall*,  ' 
,liie  Grafen  sind  ausgestorben  und  ein  Kind  führt  den  Titel, 
vou  dem  die  Rede  geht,    es   sei    ein  auf  Gefährde  |anf  den 
Fall  hin,    dass  der  Graf  keinen  leiblichen  Kachkommou  ge- 
wänne'/ aufs  Geratewohl?]  angenommenes  Kind  anderer  PeiV  ' 
soncn.'   151!),  Absch.     .Soll  die  zehende  Garb  zum  Zehendeu 
gestellt    und   nicht   ctwaun    auf  G.  hin,   das  was  unter  dep  1 
Bännieu  wachst,  dafilr  entrichtet  [werden].'  Z  Zehcnden-Maod. 
1717. 

äne-(gc)fär  1)  änifär  Z  f.  änigfär  L  (Häfl.);  Z 
Stall.,  önegför  Ar.  ögför  Ar;  Th;  ZÜ.  (ö-J,  aCi|J|r 
gfärtd,  t),  -e-  B;  UGesch.;  W.  2)  ungfär  (-ö-)  kl^} 
Bs;  BO.;  Gr;  ZF.,  ungftirl  BG.,  ungfärt  Aa:  Z,  u-gfaf 
Sch;  Z  —  Accent  schwankend:  1.  unversehens,  zu- 
fällig, von  LTngefähr.  allg.  's  uarhst  doch  alles  Holt 
ungfär  [ohne  dass  man  es  merkt"?  oder  von  selbst 
(eig.  ohne  Absicht)'?  oder  wie  es  sich  gerade  trifft?] 
Bs.  Vmi  ung'fär  —  irie  d'  Meitli  zum  Tanz  uttd 
d'  Chrämer  z'  Märt.  Sctermstr.  .[Wenn  Zug]  on  gferd 
[bei  Gelegenheit,  eine  Botschaft  nach  Zürich  schickt].' 
1534.  Absch.  .So  der  hund  on  gfaar  des  bibers  nSst 
antrifft.'  Tierb.  1563.  .Dass  nichts  ongefärd  beschShe, 
sonder  unser  leben,  tod.  fal  und  unfal  in  syner  band 
Stande.'    LLav.  1569.     .Die   aber,   die   sunst   ungefert 


881 


Far,  t>r.  lii-,  for,  fm- 


882 


l.iilmsjefehr.'  10701  il't^^t'lbst  hin  kommen,  habind's 
eij;cntlich  gehört'  cbil.  ,Kincr  fallt  ungeferd.'  Schimppr. 
1051.  ,Auch  die  Ding,  welche  geschehen  ungefehrd.' 
JMüLL.  1601.  .Welche  ungefehrd  in  dise  Revier  kom- 
men, aber  ihr  stäte  Wohnung  da  nicht  haben,'  Cvs. 
1001.  .Pelssteine,  welche  ungefehr  einbrechen  konn- 
ten.' JJScHEucHz.  1707.  Verbunden  mit  .all':  ,So  kurapt 
on  aller  geferd  dahar  ein  koufmann.'  Zielv  1521.  ,So 
der  fuchs  one  alle  gefärd  [ganz  von  Ungefähr]  in  ein 
pfad  des  hasen  kompt.'  Tiekb.  1563.  —  2.  bei  unbe- 
stimmten Angaben,  ungefähr,  annähernd.  Es  sind. 
denk  [ich]  öppen,  oni  Gf'or  drü  Dotset.  Häfl.  1813. 
,üa  lieg  ich  ungefährt  14  Stunde  lang.'  W  Grabschr. 
1862.  ,Bis  uugefärd  anno  1531.'  JJRükoer  (neben 
.ungfar.').  ,Ohne  Gefehrd  (,ohngefähr.'  1811)  in  einer 
halben  juchart,'  1707.  I.  Sam.  ,Hier  aber  siehst  du 
ungefehrd.  wie  man  beim  Rufen  sich  geberd.'  Bs 
Ansrnfb.  [oder  zu  1':"].  —  3.  etwa  einmal  W.  Di 
Burti"  nrllidit  lieber  in-ner  Dummheit  cerricku"  [zu 
Grunde  gehen],  als  anijfert  in  us  guets  Lesebuech  blicku". 
Gauklersi'rucb.  Verallgemeinernd:  irgend  einmal,  od. 
wohl:  ,Ein  so  keisei'licher  fugenden  ein  keiser,  als  ohn- 
gefährd  unter  den  tütschen  je  gesyn.'  Ansh.  I,  39.  — 
4.  obenhin,  oberflächlich,  ohne  Bedacht,  in  Bausch 
und  Bogen,  im  Ganzen  genommen.  Er  nimmt  's  ugfär, 
wie  de  Tafel  d'  Bure.  Sulger.  Scherzend:  Trüli  und 
iingför,  tcie  die  Bure  d'  Pflume  fresse".  Spreng  (vgl. 
(refär  1).  Er  hei  's  angfert  anhi  gsit  [gesagt,  hin- 
geworfen] BSchw.  Ägfärt  p'reicht  0''',  auch  derjenige, 
'  der  nur  auf  Geratewohl  Etwas  macht,  trifft  zuweilen 
'  (las  Rechte  BR.  ,Sie  hülfen  [beantragten]  afe  angfähr 
über  's  Hausbuch  luegen.'  Gotth.  —  5.  beispiels- 
weise, (wie)  etwa.  ,An  esiger  spys,  ungfar  digen 
Heisch,  kesen  und  zigern.'  Z  Invent.  ca  1600.  —  6.  als 
'  Öubst.:  Busse  für  einen  unbewussten  Frevel;  s.  o. 
•  Gefär  :i.  ,Wenu  ein  ungevärd  verfallet,  so  gehört 
j  der  dritt  pfenning  niyner  gnädigen  frawen.'  Offn. 
f  Nieder-Rord. 

|:  Über  die  urspr.  Beil,  virl.  o.  (ie/ar  I.  Den  Übergaug 
ij  von  der  eigeutlicheu  zu  der  abgeblassteii  Bed.  zeigt  eiue 
\  Stelle  in  Jusua:  ,Ein  tudscUeger,  der  ein  seel  ongetar(d) 
';  |,ohne  gefehrd.'  1667/1707J  nud  unwüsseud  schlecht  |er- 
'i  schlägt].'  lö'Jl/48;  eiue  andere  aus  I.  Sam.  6,  9:  ,Wir 
wUssen,    d,iss  seine  bände  uns  nicht   gerühret   hat   [dass  es 

i  nicht  eine  absichtliche  Strafe  von  Gott  war],    sonder  es  ist 
uns  ohne  gefehrd   widerfahren.'   1707. 
gefär,   gefär  g'fc'r  Bs;   BBrisl.;   S,  g'fart  AaZ.: 
,  1.  feindlich    nachstellend,    gefährlich,    drohend,    zum 
;  Schaden  geneigt,  wie  z.B.  die  K.atze  den  Mäusen,  der 
litis  den  Hühnern;  mit  Bez.  auf  Menschen:  abgeneigt, 
nicht  gewogen   Aa;    Bs;   B.     ,Nu   höret,   wie   es  mir 
'  gicng  so  gfar.'    Salat.     , [Daher   werde   man   das   be- 
treffende Geschütz,  wenn  es]  ungefährer  wys  [geführt 
werde,    ungehindert   passieren    lassen].'    1545,  Absch. 
'  ,üer  bär  ist  dem  esel  auch  gfar  und  aufsetzig.'  Tierb. 
:  1563.     ,Dem  esel  ist  er  [der  Bär]  feind,  dem  löuwen 
(;  ghass,  dem  maültier  gfaar.'  ebd.    ,Disen  böumen  sind 
I  die  nieerkatzen  gfaar,    verwüsten  den  einwoneren  vil 
'f  an  disen  boumen.'   ebd.     ,In   disen   elenden   gefahren 
'  zyten  verband  sich  Zürich   mit   ihren   benachpurten.' 
j!  UBuLL.,  Tigur.    ,Doch  so  möchten  die  reden  als  grob 
:'  und   gefar  syn,   in    wyter   zuo    strafen   an   eren   oder 
guot.'  Obw  LB.  1570.    —  2.  erpicht  auf  Etw.,  Lieb- 
haber von  Etw.  Bs;  S.     G.  uf  Öppis  sl".    I  bi"  dem 
sure  Chrut  g'fär.  Spreng.     Vgl.  wf  Sp.  117  o.;  darufj' 
Schweiz.  Idiotikon.  I.  6. 


Sp.  110;  «r.  , Weiss  baren,  die  dem  honig  gar  gfaar 
sind.'  TiEiiu.  1503.  .Beinebens  seint  die  hiesige  Weibs- 
bilder mehr  dann  die  männer  dem  wein  gefähr,  so  bei 
den  woltschen  Weibspersonen  für  das  grösste  laster 
gehalten    wird.'    GKönig  1715.  —   Mhd.  rjmwre,   ebenso. 

gefär en  I  gfcire  (gförej :  1.  mit  wesentlich  pers. 
Obj.,  gefährden  B;  VÜrtk;  Z.  Wenn  nid  mgs  Amtli 
gforet  war,  si  chiinnte'  mim'  [meinethalb]  schelle"  [ich 
würde  doch  nicht  zur  Kirche  gehen].  Lilr.  u.  Hall. 
1845.  ,Dass  es  daby  blyben  solle,  von  den  andern, 
so  nit  dar  [zur  Verhandlung]  kommen  sind,  ganz  un- 
geforet  und  unbekimbret  [nicht  beanstandet].'  1469, 
Gprd.  ,Es  soll  dhein  teil  den  andern  hierin  g.,  bis 
sich  die  löuf  widerumb  in  guote  ruow  schicken.'  1527, 
Absi'h.  ,Wie  gefarlich  der  landvogt  die  gönner  evan- 
gelischer warheit  gefaaren  und  undertrucken  lasse, 
aber  die  widerwärtigen  [Gegner]  embor  und  inen  für- 
hebe.' 1531,  Strickl.  ,Wyl  wir  in  so  wichtigen  sachen 
niemanden  zuo  überylen  ald  zuo  gefahren  begerend.' 
Z  Mand.  1639.  ,Ich  will  dir  aushelfen,  aber  gefahre 
mich  ja  nicht'  =  bringe  mich  niclit  in  Schaden,  indem 
du  mich  um  die  Bezahlung  prellst.  Unsichtb.  1793. 
.Fischfangen  und  Vogelstellen  Gefahret  alt  und  jung 
Gesellen.'  Wappen  d.  B  Pfister.  Im  Besondern:  Einen 
beim  Worte  nehmen,  behaften.  I"''  lä"-mi'''  um  100 
Fuess  nüd  g.,  falls  meine  Angabe  auch  um  100  F. 
irrt,  verwahre  ich  mich  gegen  die  Behaftung  Z.  Eine 
Verordnung  aufs  Jota  gegen  Einen  anwenden,  ihn 
für  die  geringste  Übertretung  verantwortlich  machen : 
,Das  keiner  mit  einem  Rohr  schiessen,  das  syge  dann 
4  Werkschuoch  lang;  doch  das  einer  nmb  zwen 
oder  drei  Zoll  nit  gefahret  werden.'  Z  Mand.  1619. 
Es  wird  den  Maurern  zwar  verboten,  sich  als  Stein- 
metzen zu  geberden,  .glych  avoI  dieselben,  wann  sy  uf 
der  Landschaft  arbeitend,  etwas  alten  Zuges  widerumb 
zu  recht  ze  machen,  nit  so  gar  gnauw  angesehen  und 
gefahret  werden  sollind.'  1653,  Z  Ratserk.  ,Der  ober 
Müller  ist  schuldig,  [Wasser]  laufen  ze  lassen  bis 
.\bend  umb  8  Uhren,  umb  1  Stund  nit  gefahret.'  1669, 
ZMeilen.  Vgl.  angefar.  Mit  hieraus  verkümmerter 
Konstruktion,  refl.:  i'''  g'for-mi''''  nüd,  lasse  mich  nicht 
verantwortlich  machen  bei  allfälliger  Ungenauigkeit 
meinerseits  Ap  (T.).  —  2.  mit  Sach-Obj.,  riskieren, 
besorgen,  befürchten  (s.  Gefär 2)  Bs;  B;  Gl;  G;  S;  Z. 
's  isch  Nüt  z'  g.  derbi.  D'  Franzose"  hebe"  Geissfüess, 
aber  me"  heig  [habe]  i»  der  Schtviz  Nüt  s'  gfore.  BWyss 
1863.  I  lian  gwüsst,  ass  m'r  under  dene"  Bäume"  Nüt 
z'  gfore"  hei"  vom  Blitz,  aber  's  Herz  het-m'r  doch  afo" 
chlopfe".  ebd.  En  gicaltige  Burekerli  sig  uf  Iri  Maje- 
stät loskallet  [tölpelhaft  losgegangen],  me"  heb  für  Irer 
Majestät  Lebe  gforet  und  de"  Ma""  weg  gjagt.  ebd. 
.Nachbarn,  ihr  spielet  gross  Spiel.  Die  Erfahrung 
sollte  euch  lehren,  dass  ihr  zu  Vieles  gefahret.'  HPest. 
1790.  —  3.  intr.,   List  (,Gefahr')  anwenden  Aa  (H.). 

Mhd.  (ije)vären,  vmren,  getUhrden.  —  Wegen  begrifflicher 
Berührung  mit  faren  s.  d.  —  Die  RA.  ,sich  nicht  g.  lassen' 
rührt  aus  dem  alten  Rechtsleben  her,  in  welchem  , Gefahr' 
im  Besoudern  sich  auf  den  Fall  bezog,  da  Einer  vor  Gericht 
eiueii  Fiiruifehler  begieng,  den  der  aufpassende  Gegner  sich 
zu   Nutze  machte. 

gefarlich  gförli  ZO.,  färlich,  gförlifgj  vorherr- 
schend: 1.  in  gefährdender,  böser  Absicht,  mit  ab- 
sichtliclier  Missachtung  bestehender  Verordnungen, 
dolos,  frevelhaft.  ,Die  uns  värlich  gen  im  [bei  ihm] 
verklagt  baten.'  Z  Chron.  1336/1446.    ,Und  einer  möcht 


883 


Far.  fer.  lir,  for,  für 


884 


sich  hierin  so  gefarlich  übcrselien  [sich  darüber  hin- 
wegsetzen].' Bossu.-GoLDScHM.  ,Was  er  dem  amiuann 
värlichs  zuezogen  und  geredt  habe,  [sei]  schantlich 
und  lasterlieh  [erlogen].'  Obw  Urteil  1534.  Jedermann 
soll  die  Dienstagspredigt  besuchen  und  Niemand  sich 
derselben  ,gfaarlicher  oder  unnotweudiger  wys  üsseren.- 
Z  Ratsork.  1575.  Ein  Eheversprechen  wird  nicht  an- 
erkannt, ,diewyl  es  beschehen  gefarlich  und  zwungen- 
lich.'  LiNDENER,  Wint.  Chr.  , Weder  überflüssig  noch 
gefarlich  gasteryen  halten.'  1586/lti26,  Schw  LB.  ,Wo 
er  gsehe  und  erfuere  einen  gefarlich  holzen.'  Hausordn. 
Muri,  XVII.  ,Viel  aber  brachend  aus  in  gefarlicho 
[drohende]  Wort  und  redten  unverholen.'  Anf.  XVII., 
JJBreit.  ,Wann  ein  Lych  furgät,  soll  derselben  Gegne 
Niemand  gfahrlicher  Wys  [in  der  Absieht,  die  Ruhe 
und  gute  Sitte  zu  stören]  uf  der  Gassen,  under  den 
Fensteren  noch  auch  hernach  uf  dem  Kikhhof  sich 
sehen  lassen.'  Z  Mand.  1650.  ,Guet  hruchen  und  ge- 
fahrlich vertuen,  ohn  Notdurft'  Stadtr.  Eglisau  1509. 
,üie  Gantmeister  sollen  nicht  zu  lang  machen,  damit 
die  Leute  mit  gefährlichem  Verweilen  nicht  verzögeret 
werden.'  Bs  Landesordn.  1757.  Bes.  durch  Betrug  oder 
Unterschlagung,  auf  Kosten  Anderer,  sich  ökonomische 
Vorteile  zu  erwerben  suchend;  betrügerisch.  ,Wenn 
der  schuldener  das  syn  gevarlich  verenderte  [zum 
Nachteil  der  Kreditoren  veräusserte].'  1433,  Bs  Rq. 
,Ganz  on  alle  geverliche  vorteile.'  1465,  S  Woch.  .Und 
ob  einer  meinte,  die  dry  mann  im  gevarlich  geben 
oder  im  ze  lützel  [wenig]  geben  wollten.'  Opfn.  Bcrgac 
1472.  , Welcher  gefarlich  und  unredlich  schusse,  der 
soll  ze  stund  um  syn  schütz  kommen  syn.'  Z  Schiessen 
1504.  Die  Fähren  keines  Orts  sollen  am  Gestade  des 
andern  .gefarlich'  auf  Leute  und  Gut  warten.  1544, 
Absch.  ,0b  sich  jemands  gegen  dem  weibel  gfarlich 
erzeigen,  sollen  die  herren  des  stift  in  by  synem  Ion 
schirmen.'  1564,  Hotz,  Urk.  ,In  der  restanz  bis  in 
die  200  pfd  haller  gfarlicher  wyse  uskratzet,  des  ver- 
meinens,  so  vil  weniger  in  derselben  schuldig  ze  sind.' 
1587,  WiNTERTH.  ,So  vil  Guot  auf  einen  Schirm,  dass 
es  den  Schuldgläubigeren  zu  Nachteil  geschehe,  also 
gefährlich  hinder  sich  genommen.'  L  Stadtr.  1706.  In 
syn.  Verbindung:  ,Ungewonlich,  gevarlich  und  mit 
nfsatz  (fürsetzlich).'  1441,  Bs  Bq.  ,Gefarlich  und  be- 
trugenlich.'  1529,  Absch.  ,Im  scheiden  [eines  Streil- 
handels]  gevarlich,  parthysch  und  ungebürlich  sich 
halten.'  1539.  Bs  Rq.  .Eigennützig,  wuecherisch,  gfahr- 
lich  und  unehrbar.'  ZMand.  1650.  Das  Adv.  oft  in 
bes.  ausgeprägter  Form  .gefärlichen'.  In  Anbetracht, 
dass  der  Totschlag  nicht  ,gefarlichen'.  sondern  in 
,scheidenswys'  [um  Streitende  zu  scheiden]  geschehen, 
wird  der  Schuldige  bloss  in  die  Kosten  verurteilt. 
1523,  Absch.  ,Die  Herren  mögen  Kaufleute  beher- 
bergen, und  ihnen  zu  essen  und  zu  trinken  geben, 
doch  nicht  gfarlichen  wirten.  noch  sich  daraufrüsten.' 
1541,  ebd.  ,Dass  Niemand  kein  Obs  und  Trüben 
nemmen  und  einer  möchte  das  der  Zyt  [Nachts]  und 
so  gfahrlichen  tun,  man  wurde  es  für  ein  Diebstal 
[nicht  bloss  als  Frevel]  rechnen.'  Z  Mand.  1650.  — 
2.  gefährdet  ZN.  E g'forUs  Chiiid,  wegen  schwacher 
Gesundheit  Besorgniss  erregend.  ,Des  Bleikers  Frau, 
als  sie  gross  schwanger,  nehig  [der  Niederkunft  nahe] 
und  gefahrlich  war.'  ZZoll.  Pfarrprot.  169"2.  Mit  Neg.: 
nicht  so  schlimm,  inm.,  nicht  so  weit  her.  i'*  yhiube 
nie,  dass  'a  se  ifforll  sei,  steU-der  's  aW''  nüd  su  schüli 
vor.  Stutz.    3Iit  dere"  Fründschaft  zwüsched  mir  und 


im  isch-cs  nid  so  gar  gf.  Sch;  Z.  ,Es  ist  mit  unsrer 
Massigkeit  weit  nicht  so  gefährlich.'  Herü.  1863.  S.  o. 
Gef'ür  3.  —  3.  als  Adv.  g'färliclis  BG.,  g^fdrligs  FSs. : 
wahrscheinlich.  As  nachtet  schö",  er  icird  g.  nit 
nie''  chö".  Warum  chümme"  si  echt  nid?  Si  werde  's 
g.  nid  leüsse".  —  (Ge-)färlichkeit  f.:  1.  Hinter- 
list; böse,  unlautere  Absicht;  Betrug.  ,I)as  menglicli 
verstände,  dass  hierin  dehein  gef.  gehandelt  werden 
solle.'  Z  Schiessen  1504.  ,Brot  das  tenk  [fest]  und  mit 
gf.  gepachen  were.'  Z  Ratsordn.  1519.  .Dass  sy  sü- 
liche  tat  us  unbedachter  gferlikeit  geton  habind.' 
ZwiNULi.  Würde  aber  der  Landvogt  wahrnehmen, 
dass  hierin  [in  der  Benutzung  des  Alprechts]  , Ge- 
fährlichkeit' getrieben  würde,  so  . . .  1544,  Absch.  — 
2.  Gefahr.  ,Grosse  färlichkeit  und  schaden.'  Kessl. 
, Trübsal,  angst,  blössi.  gfarligkeit.'   Eckst.  1525. 

llhd.  (yc)merUi:h,  hinterlistig;  (ijelcaerlichkeit,  Hinterlist, 
(ieJ'ärUvhs  entwickelt  sich  aus  der  Bed.  des  Risiko,  des  auf 
der  Wage  Stehens,  daher:  unsicher,  bloss  möglich. 

un-gefärlich:  1.  ohne  böse  Absicht,  Hinterlist, 
bes.  gern  formelhaft,  syn.  mit  ,äne  (Ge-)fär',  s.  o.  ,Ge- 
treuw  und  ungefehrlich.'  Eid  der  Z  Forster.  ,Wer 
dem  andern  mit  atzung.  [an]  säten  und  fruchten  un- 
geverlich  schaden  zuefüeget  [zahlt  nur  die  halbe  Busse, 
als  wer  .mit  gefärden'  handelt].'  1411,  ßsRq.  ,40Ü  fl. 
zue  rechtem,  ungevärlichem  [gesetzlichem]  pfandschil- 
ling.'  1451,  Arc.  , Abends  ufhören  [mit  Schiessen],  so 
die  glogg  fünfe  schlecht,  ungefarlich.'  Z  Schiessen 
1504.  —  "2.  sich  n-icht  gefährdet  glaubend,  furchtlos, 
ohne  Argwohn.  Das  anerbotene  Geleit  für  die. 
welche  .ungefarlicher  gestalt'  mit  ihm  kämen,  sei  ihm 
etwas  befremdlich.  1524,  Absch.  -  3.  ungefähr  Bsf. 
,Und  soll  man  da  eim  ze  kofen  geben  ein  stein  anken 
oder  ein  halben  oder  ein  lierling  ungefarlich,  so  vil 
er  vergelten  mag.'  1427,  ScHwMa.  LB.  ,Syner  under- 
tanen  ungefarlich  by  sibnen  das  sacrament  |go-]giJben.' 
15'24,  Absch.  ,Jeklichs  ein  ungefarlichen  kindsteil, 
eins  so  vil  als  des  anderen  [das  andere]  darvon  nemen,' 
1542,  ebd.  , Ungefarlich  umb  dise  Zyt.'  LLav.  1576/172'.'. 

Mhd.  ungemrlich,  ohne  Hinterlist,  ungefähr.  Wie  hvS 
(Je/är  lässt  sich  wieder  schwanken,  ob  Bed.  '2  oder  :!  mehr 
vorwiege,  z.  B.  ,Dass  was  er  auslehnt,  er  in  zweien  nioneteu 
uugfarlich  wüsse  zu  banden  ze  stellen.'  a.LB.  NJw  löB'2. 

fären  I.  fören,  ge-  II:  1.  scharf  zielen;  es  auf 
Etw.  absehen  Gl;  Gr;  G  (</'/".  GG.);  Th.  Wilhelm 
Teil  sagt  (in  einem  hdschr.  Schauspiel  von  G):  Wenn 
i'''  my"  Chind  troffa"  hätt',  so  hätt'  i  grad  o'''  uf  ('»•■'' 
gfuret  oiid  gwilss  u'^  guet  troffa".  ,Wie  mau  nun  zuo 
im  [auf  ihn]  schoss,  huob  er  an  iren  ze  spotten  und 
sait.  si  solltend  synen  foren,  dass  si  in  in  den  arsch 
treffind.'  Vad.  .Tendere  alii^uo  arcum,  etwarauf  [auf 
Etw.]  foren.'  Fkis.  .CoUiniare,  zylen  oder  aut  das 
schwarz  sieben  und  faaren.'  Fris.;  Mal.  Intr.,  behutsam 
abwägen,  dass  man  z.  B.  bei  dem  Sprung  über  eiuen 
Abgrund  die  Richtung  nicht  verfehle  TuTäg.,  vgl. 
mhd.  des  iveges  raren;  bei  einer  Arbeit  fieissig  Acht 
geben,  sorgfältig  sein  GMarb.  —  2.  Jmdm  aufpassen, 
einen  Hinterhalt  legen.  ,Ich  furcht,  man  well  üwer  f.' 
Ap  Krieg  1405.  Mit  schwankender  Konstruktion  (Gen. 
u.  Dat.J:  ,Catilina  tet  Se.xtorii  f.,  ouch  Ciceroni,  dem 
wysen  mann.'  Salat.  In :  , Werder  wäre,  der  den  an- 
deren farete  oder  lagcte  [ihm  auf  der  Lauer  läge] 
und  wartet  oder  nachlouf  in  holz  oder  in  leid  oder 
uf  dheiner  strass  in  zornigem  muet.  der  ist  kommen 
um  5  pfd.'   ä.  LB.  Obw,    ist  gewiss  der  Dat.  gemeint. 


88!) 


Par.  fer.  fir,  for,  fui' 


8S6 


—  3.  auf  Etw.  achten,  a)  auf  Zeit  und  Gologenheit; 
die  Zeitumstände  beinicksichtigon.  ,Sun.  faar  [.gcwalir.' 
1667J  derzeit!'  1531,  Sir.  ,Der  ander  seh  wygt,  dass 
er  einer  füeglichen  zeit  fore.'  ebd.  .Bist  du  under 
den  un  weisen,  so  fear  der  ffelegenheit  [richte  dich 
nach  den  Umständen]:  under  den  weisen  aber  red 
frei.'  ebd.  ,Das  aug  des  eebrechers  faaret  der  finster- 
nnss.'  1531/60,  Biit.  (jetzt:  , nimmt  der  Finsterniss  in 
Acht.')  ,Ein  rechter  vernünftiger  husvatter  haltet 
mass,  faaret  rechter  zyt,  lasst  nüt  ungestraaft,  das 
strafwirdig  ist,  hingon.'  HBull.  1540.  , Entschüttend 
euch  und  faarend  kommlicher  zeit,  denn  es  sind  böse 
tag.'  1560,  Ephks.  (jetzt:  , erkaufet  die  gelegene  Zeit.') 
,Edipus  understuond  sich  eins  lists,  gefaret  der  zeit, 
erstach  sy  [die  Sphinx].'  Tiebb.  1563.  .Obedire  tem- 
pori,  der  zeit  faren,  sich  nach  der  zeit  schicken. 
Tempus  capere,  der  zeit  und  kommlicher  gelegenheit 
faren  [k.  g.  nach  f.'  M.\l.]  und  acht  haben.  Oom- 
pendia  temporis  sequi:  ein  ding  auf  das  allerkürzist 
machen  oder  der  kürze  und  der  zeit  f.  SceniE  servire, 
der  zyt  f..  sich  in  den  weltlauf  schicken.  Itane  at- 
temperate  venit  hodie  in  ipsis  nuptüsV  Grad  eben 
recht,  als  ob  er  sy  [dessen]  gefaret  hette.'  Fris. 
,David  faaret  der  glegenheit  der  zyt,  dann  als  er  hört, 
dass  N.  syne  schaaf  beschar,  da  schickt  er  syn  bott- 
schaft  zuo  im.'  LLav.  1584.  ,Als  das  der  unrüewig 
Ebcrwin  Ternam,  gfaret  er  der  zyt  und  glegenheit 
und  schlouft  sich  us  synem  closter.'  JJRüeger.  , Judas 
^efahrete  auf  ein  zeit,  da  es  nacht  wäre.'  FWyss  1650. 

—  b)  auf  Jmds  Willen  Eücksicht  nehmen  und  dem- 
selben entsprechen ;  vgl.  nhd.  .willfahren- :  ..Jacob 
faaret  ires  willens  und  hat  des  [dafür]  lob.-  HBi;ll. 
1540.  ,Als  er  synes  [des  Abts]  willen  nit  faren  wollt.' 
Vad.  ,Sich  nach  einsi  willen  schicken  und  gestalten 
seinem  willen  ze  faaren.'  Fkis.;  Mal.  (neben:  ,Wenn 
das  glück  unserem  fürnenmien  wol  will  od.  willfaret'). 
,Dic  wir  uns  allersyt  gehorsam  erzeiget  und  euers 
willens  gefaret'  Z  Acta  Eccl.  —  c)  auf  Mass  und 
Gebühr  achten ;  schonend  verfahren :  ,Das  wellen  wir 
gern  halten,  darumb  dass  nieman  gedenk,  dass  wir 
keines  [irgendeines]  ungelimpfes  v.  wellin.'  1395,  Gl 
an  Z.  ,Was  glimpfs  und  fuogs  wir  allweg  gefaret  haben.' 
1526,  Absi-h.  ,Man  dörft  gar  wol  euch  foren  glimpfs 
[gegen  die  Vertriebenen],  dass  man  nit  sprach,  zuo 
vil  ist  Schimpfs.'  HBull.  1533.  ,Und  also  hast  [siehst] 
du  auch,  das  in  diser  ee  [Isaks]  dos  glauhens  zum 
höchsten  gefaret  [den  Geboten  des  Gl.  nachgelebt] 
ist'  ebd.  1540.  ,Damit  in  disem  hochwichtigen  Ge- 
schäft der  erheuschenden  Gebuhr  gefahren,  dass  noch- 
mahlen eine  Zusammenkonft  angestellt  wurde.'  1618, 

'  Mise.  TiG. 

Zuweilen  kann  die  Auffassung:  sclnvankeu  zvr./äirn  und 

füren:  ,fDer  städtische  Auktionsbeamte  soll  das  Pfand]  ver- 
I  konfen  noch  synem  werd,  zum  tttresten,  sn  er  mag,  ungfarlich 
;  und  darin  niemand«  vareu  mit  lieb  noch  leid.'  1557,  ßs  R(|. 
.  =  auf  Niemanden  Rücksicht  nehmen,  weder  um  ihm  einen 
,  Vorteil,  noch  eiuen  Nachteil  zuzufügen  (V),  oder  wenn  ,Nie- 
'  mands'  als  unflektierte  Form  und  als  Dat.  aufgefasst  wird, 
1=  fahren  (/'<freiij.'  Berührung  mit /rfce»  schon  mhd.  bei  der 
i,  RA.  »Ulf»  willen  gnäri-n  neben  wUlenviirn  (vgl.  o.  Fris.) ;  so 
,  liesse  sich  .Glimpfs  f.'  allenfalls  mit  .glimpflich  (ver)faliren' 
I  (d.  i.  fdmi)    vereinigen;    bei    unzweideutigem    Genet.-    oder 

pr&pasit.  Ob),   und  der  Ausspr.  ö    aber   ist  durchaus  y«  rcn 

anzunehmen. 

be-fären,  -färon:  1.  gefährden.    .\.  .Redet,  helfet 
mir  doch.-     B.    .Ich  befa'ire  mich  sclb.st  dabei,    wenn 


ich  dir  rate.'  Unsichtb.  1793.  Rechtlich  haftbar,  ver- 
antwortlich machon:  Der  Bischof  soll  mit  seinen  Unter- 
tanen denen  von  Basel  Hülfe  leisten,  wenn  er  aber 
derselben  nicht  mächtig  wäre,  so  will  er  darin  ,un- 
befärt'  sein.  1547,  Absch.  , Besser,  man  zeige  gleich 
zum  Voraus  an,  wessen  man  sich  beschwere,  als  erst 
zur  Zeit,  wann  man  begriffen  [mit  hinein  gezogen] 
und  befert  sei.'  1548,  ebd.;  vgl.  erfdren.  —  2.  be- 
fürchten, besorgen;  riskieren.  ,Sehet  da  einen 
Mann,  den  ihr  zu  b.  habet,  er  führet  die  Bosheit  im 
Schilde.-  Discofrse  1721.  ,I)ie  sorgensvollon  Gedanken, 
welche  unsere  Töchtern  wegen  einer  Tracht  haben, 
deren  Vorbictung  sie  b.'  ebd.  1722.  ,T)er  Sünder  lobt 
in  den  Tag  hinein,  ist  ruhig  und  fröhlich,  als  wann 
er  nichts  Böses  zu  h.  hätte.'  Ulr.  1733.  ,Jede  Ellipsis, 
bei  welcher  keine  Dunkelheit  zu  b.  ist.'  Mahl.  d.  Sitt. 
1746.  Refl. :  ,Weil  die  Bündtner  verspeureten,  dass 
man  sich  des  Kriegs  zu  b.  hette.  machten  sie  ein 
Bündtniss  mit  gemeinen  Eidgnossen.'  Helpenb.  1025. 
,Wo  man  die  rechte  Zeit  in  Acht  niramet,  hat  man 
sich  keines  Schadens  zu  b.'  Ulr.  1733.  —  Heßircn  eig. 
das  Factitivum  zu   hcfaren. 

fären  fe'ra :  (unpers.)  auf  der  Wage  stehen, 
zweifelhaft   sein.     Es   tued-em  f.,   ob  er . . .,   er   trägt 

Bedenken   Ap.    —    Vgl.   eijm.      Mhd.  faeren,   gefährden. 

er-:  überlisten ,  überraschen ,  erwischen ,  er- 
schrecken. ,Was  best  ist,  das  soll  ich  tuen  und  mich 
nit  glych  erfaren  [1.  -ä-]  lön.'  1523,  Stockar.  ,Wenn 
sich  in  solichem  die  Leute  des  Bischofs  ungehorsam 
erzeigen  würden,  dann  sollen  wir  unscrs  zusagens 
unerfärt  syn,  und  soll  die  Stadt  Basel  dem  Bischof 
die  Seinigen  helfen  gehorsam  machen.'  1542.  Ausi-h.; 
vgl.  befären  1. 

gefärig:  feindselig.  ,Den  gfärigen  bösen  puren 
ist  gseit,  dass  si  von  ir  ufsatz  und  hass  abstandind.' 
1531,   Egli,  Act.    —    Mhd.   mercc,   ebenso. 

Fär  Fär  II  n.:  1.  concr.  a)  Fähre,  Ort,  wo  man 
über  einen  Pluss  (oder  See)  gefahren  wird;  das  hiezu 
dienende  Fahrzeug,  allg.  Auch  als  Eigenn.,  z.  B.  Für, 
F^rli,  Kloster  an  der  Linimat.  .Es  gat  ein  weg  von 
Rüdlingen  unz  gen  Ellikon  an  das  var.'  1433,  Offn. 
Buchberg.  ,Wäri  aber,  das  yeman  an  ein  far  kämi, 
so  es  unzimlich  wetter  war,  mit  wind,  regen,  schnyen 
oder  nachts,  und  doch  nun  faren  wellti,  unangsechen 
die  beschwert,  die  der  sehiffman  darin  hetti,  alldann 
mag  im  [sich]  der  sehiffman  woll  ein  zimliche  hessorton 
[Aufbesserung  des  Lohnes]  geben  lassen.'  1518/44, 
ScHw  LB.  .Und  soll  ein  ver  [Fährmann]  an  dem 
selben  var  männlichen  [Je  lermann]  umb  syn  Ion  über 
füeren,  was  joch  [auch]  ein  mann  getan  habe.  Und 
wenne  er  von  land  gestosset,  käme  denne  jeman  nach- 
jagen und  nachschryen,  des  er  nicht  achten  und  soll 
fürsich  faren  an  mänlichs  strafen  und  soll  aber  denne 
den  nachjagenden  ouch  reichen  [holen]  und  über  füeren 
umb  synen  Ion.  Und  kämend  zwen  [Flüchtling  und 
Verfolger]  loufen  an  das  var,  denne  soll  er  einen 
hinder  sich  nemen  und  einen  für  sich  und  sy  bcd 
über  füeren  umb  ir  Ion.-  Offn.  Lunkh.  Wegen  an- 
derer Verpflichtungen  s.  u.  Nauen  (Offn.  ScnwWangen). 
,Wier  rittend  zuo  dem  f.  und  fuorend  von  Wallonstatt 
gan  Wesen.'  STOfKAR  1519.  ,Es  sygen  im  all  f.  am 
see  verleit  [versperrt]  worden,  also  hab  ouch  der 
schiffmann,  der  in  gefüert,  100  gülden  müossen  ver- 
trösten  [verbürgen  |.-    15'29,  Absoh.     ,Gen  Bnochenass 


887 


Par,  fer,  lir,  for,  für 


[Buonas]  an  das  f.  und  fuorend  über  gen  Zug.'  Salat 
1529.  ,Das  die  far  [,Furt.-  1667]  verlegt,  die  möser 
[Moore]  verbrennt  sj'end.'  1531,  Jerem.  ,Trajectus, 
überfart,  das  faar.  Portorium,  ein  f.  oder  zoll.'  Fris.  ; 
Mal.  .Limenarcha,  ein  furgesetzter  des  meers.  da  die 
far  sind  in  fröinbde  land.'  Fris.  ,Dass  an  den  Pässen, 
bei  den  Brücken  und  Fahren  kein  Bettelvolk  in  das 
Land  gelassen  werde.'  1757,  Z  Satz.  —  b)  Fahr- 
strasse, rosp.  Wasserstrasse.  .Unser  f.  und  wasser 
[die  Limmat  als  Kaufmannsstrasse]  zuo  bruehen.'  15.30, 
Absch.  —  2.  abstr.  a)  das  Eeeht,  Privilegium,  Per- 
sonen und  Waaren  überzusetzen  Uw.  ,Item  dictus 
Kanderer  de  arca  et  de  navigio  vulgariter  diclo  var, 
IX  sol.'  Bs  Zehentrod.  13-tl.  .Vermaint  ain  gemaind, 
dass  ain  herr  von  Sant  Gallen  jedermann  ufm  see  mit 
dem  iaren  [überführen]  nach  ains  jeden  vermögen 
faren  und  gewünnen  lassen  solle  on  alle  beschwerd. 
dann  by  dem  schweren  zins,  damit  ain  herr  den  far 
beschwert,  hat  man  sich  uf  andre  ort  und  end  ge- 
richt.'  1525,  Absch.  , Bitten  umb  das  f.  des  nideren 
Wassers  [von  Schaffhausen  abwärts].'  Sch  Katsprot. 
1553.  ,Dass  wenn  eine  ledige  Weibsperson  Land, 
Häuser  oder  Fahr  an  sich  kauft,  jeder  Landmann  den 
Zug  dazu  haben  soll.'  1788,  Obw.  Auch  die  entspre- 
chende Pflicht;  s.  Gefärt.  —  b)  ein  einmaliges  solches 
Überführen  Uw.  —  c)  Verkehr  zu  Wasser.  ,Das  er 
zuo  dieser  zji;  das  f.  gen  Costanz  allein  versehe.'  Sch 
Ratsprot.  1552.  ,l')amit  dises  Fhar  [der  Waarenzug 
von  Zürich  nach  Graubünden]  nit  in  Abgang  komme.' 
1603,  Absch. 

Mh(i.  riYr  n.  (masc.  ein  Mal  in  Absoh.,  s.  o.  2  a,  und 
noch  bei  Wurstisen  1765:  ,ilen  F.  im  Sprung  (Örtlichkeit  in 
Basel]  zu  verwahren.')  —  Vgl.  auch  Fart. 

Die  folgenden  Conipp.  enthalten  z.  T.  den  Voibalhogiitf 
und  sind  Ableitungen  von  den  betr.  Verben. 

Ab-far.  ,Ir  haus  ist  ein  weg  zuo  der  hellen  und 
ein  a.  zuo  den  gmachen  des  todes.'  1531/60.  Prov.  — 
Über-:  Überfahrt.  .Sollend  sy  nit  schuldig  syn  uf 
dem  Meer  zu  kriegen  für  ein  L'berfhar.'  1603,  Absch., 
ungeschickt  übersetzt  aus  dem  it.  Texte:  ,ne  andar 
in  mare  se  non  per  transito.'  —  An-  „n."  G  oEh.,  I"- 
m.  Aa;  „L;'  Th;  Z  rS.,  f.  S,  n.  L;  ZIS.:  1.  Zugang 
zum  Scheunentor  Aa;  Tb;  Z.  bes.  Damm,  welcher 
ermöglicht,  den  Heuwagen  in  das  obere  Stockwerk  der 
Scheune,  auf  den  Heuboden  einzuführen  L;  G  oRh.;  S; 
Z  IS.  Bei  GoTTH.  verhochdeutscht:  .Mächtige  Bauern- 
häuser mit  gewaltigen  Einfahrten.'  Syn.  Tennhrugg ; 
Anstreh.  —  2.  Zufahrt  zu  einem  Grundstücke  Th;  Z. 
—  Irr-,  f.?:  Irrfahrt.  .Hand  ein  gross  feler  uns  tan, 
dass  sy  also  ungegründt  uns  in  irfaren  gesclückt  band.' 
1590.  Seoesser,  Pfyffer. 

Ur-.  n.:  Fähre.  ,Des  Urvars  zc  Fröudnowa  [Xx 
Freudenau].'  1355,  Gfr.  ,Das  Nol  [Dörfchen  unter- 
halb des  Rheinfalls]  würt  ouch  etwan  U.  d.  i.  Überfar 
genannt.'  JEüeger  1606.  -  llhd.  ebenso.  Vsrl.  .das  Ur- 
werf  bei  Scliaffh. 

Feld-,  n.:  Zugang  zu  der  Flur,  das  Recht  der 
Benützung  derselben.  ,An  irem  f.,  wunn,  weide  und 
einigung  unschädlich.'  1534.  Bs  Kaufbr. 

Vor-,  m.:  1.  Vorgänger  im  Amte.  ,Der  Land- 
schreiber soll  seine  und  seiner  Vorfahren  Bücher  dem 
Nachfahren  zustellen.'  1694,  Z.  —  2.  wie  nhd.  (allg.). 
Syn.  Voifarer;  Vorder.  —  Hier  wie  in  Xadi/ur  ist  F,,,- 
aus  dem   srliw.    Msk.    /'..,■.    verk. 


Pergg-.  n.;  die  den  Verkehr  mit  Luzern  vi_-i-. 
mittelnde  Schiffergesellschaft  in  .\lpnach.  ,Das  Verg- 
var'  auf  einer  von  ihr  geschenkten  Glocke  in  Samen. 

Eig.  die  Fähre,  von  welcher  aus  nach  L  .geferggef  |  ge- 
fertiget d.  i.  spediert]   wurde;  die  SchifFfahrt  (nach   I.). 

Ge-,  n.:  das  Hin-  und  Herfahren,  hauptsächlich 
mit  dem  Nebenbegriff  der  Belästigung,  allg. 

Gans-,  n.:  nur  als  Name  einer  Landungsstelle  in 
UFlüelen  1487.  —  ,Gans',  eine  Art  der  Schiffe  des  VwSces. 

Müli-,  f.:  Fahrt  (mit  dem  Getreide)  zur  Mühle. 
,Dass  niemand  dem  andern  kainen  konden  abstellen, 
sonder  bi  fryer  m.  belyben  [solle].'  Vad.  —  Nach-, 
in.:  1.  Nachfolger  im  Amte.  Gotth.  ,Papst  Niclas,  dar- 
nach sein  n.  papst  .\drian.'  Vad.  Der  Mann,  der  eine 
Wittwe  heiratet,  Nachfolger  des  ersten  Mannes.  158ii. 
B.  Tronfolger.  1602,  Absch.  , Brief  umb  kauf  sollen 
jedem  nachfahren  zur  nachricht  [damit  er  sich  dar- 
nach richten  könne]  überantwortet  werden.'  Z  1653. 
.Zwingiis  N.,  Herr  HBullinger.-  JMüll.  1665.  ,üer 
Blitz,  der  insgemein  zum  N.  hat  einen  Knall,  welchen 
wir  heissen  den  Donner.'  Nageli  1738.  Vgl.  Vor-F. 
—  2.  Nachkomme,  allg.  —  Pilgri-,  u.:  die  Über- 
führung der  (Einsiedeln-)  Pilger  den  See  hinunter 
(nach  Zürich);  das  Privilegium  hiezu.  ,Uns  ze  be- 
l3'ben  lassen  by  dem  bilgry  far,  wie  die  von  Zürich 
mit  uns  überkommen  sind.'  1484,  Wollerau.  Bussenr. 
,Es  söllent  ouch  die  hofiüt  blyben  by  dem  bilgeryfar, 
die  bilgery  zu  füeren.'  ebd. 

Will-,  f.:  Gewährung,  Erlaubniss,  Zustimmung. 
Gefallen.  ,Uns  zuo  willfar.'  1530,  Aescu.  .Liberum 
arbitrium,  ein  freier  will  oder  willfor.'  Fris.;  Mal. 
.Durch  günstige  W.  uns  ein  Ehre  erweisen.'  1661,  Siii 
Gevatterbr.  .Ich  bat  sy  [die  Geliebte]  by  ihren  Eltern 
um  die  völlige  W.  anzuhalten.'  1662,  Z  Tasch.  — 
S.  fären,  auf  welche   Abi.  auch  die  Form   .willfOr'   weist. 

Wasser-,  n. :  der  Fahrdienst  auf  dem  Wasser; 
das  Privilegium  dazu.  ,Die  Schilflüt  sowol  des  ober- 
als  under  Wasserfahrs.'  Z  16-39. 

.Ober- Wasser'  ^  der  See,  , Under-  (oder  ,Nider-')  W.'  = 
die  Limmat.  In  der  Publikation  von  1757  unrichtig  ge- 
wendet:  ,so  wol   des  obern-  als  untern  W.-Fahrs.' 

fare"  -ä-  Gl,  sonst  fast  allg.  füre  IT;  Präs.  Iml. 
färst.  färt;  Cond.  fuer  L,  fier  Z:  1.  im  eig.  S.  a)  sicli 
von  einem  Ort  an  einen  andern  begeben  a)  mit  dem 
Nbbegriff  grösserer  Umständlichkeit  od.  Distanz,  etwa 
auch  der  Gewaltsamkeit.  Fortziehen;  daher  als  eine 
.\rt  Abschiedsformel:  ,Far,  far,  strych,  pack  dich: 
valeas!  Far  hin,  gang,  du  bist  ein  redlicher  mann: 
abi,  virura  te  judico.'  Mal.;  vgl.  engl,  fare  well!  Steine 
[das  Dorf]  löm-mer  [wir  d.  i.  der  Fluss  und  sein  Be- 
schreiber]  ligen  und  fare'  diiren  [hinüber]  in  d'  Malle. 
Hebel.  Vf-enand  z'  Dorf  [eig.  =  auf  Besuch]  /..  auf 
einander  los  gehen  BBe.  Es  fart  Keine  für  der  Ander 
z'  Himmel.  Ixeichen.  .Müsste  aber  ein  vogt  von  des 
vogtkinds  wegen  ussert  unsers  land  farn.  denn  soll 
im  das  vogtkind  zum  tag  4  plaphart  für  kost  und  Ion 
geben.'  1399/1544,  Schw  LB.  .Wann  einer  von  land 
f.  old  landfluchtig  werden  sollt.'  1480.  L.  Dies  sonst 
ein  technischer  Ausdruck  der  Gerichtsspr.,  =:  leisten,  in 
die  Verbannung  gehen.  ,One  verziechen  von  unserem 
land  f.'  1424/1544,  SchwLB.  .Wer  ohne  Lattärnen  mit 
Liechteren  an  sorgklichc  ort  gabt,  der  soll  ein  Monat 
f.  von  unser  Statt.'  B  Satz.  1615.  Ziehen  mit  Kriegs- 
mannschaft   oder    sonstiger    Begleitung:    .Die    hotten 


i 


889 


Par,  fer,  lir.  foi-,  für 


wellen  die  soldner  von  frankenreich  nit  herus  manen; 
dann  sy  haben  sy  nit  heissen  hinyn  f.,  sy  wellen  sy  ouch 
nit  heissen  herus  f.-  1481,  Absch.  .Brutus  war  willens, 
mit  synem  lieerzüg  us  Asia  in  Europani  ze  f.-  LLav. 
1509  =  .seinen  Heerzeug  in  E.  hinüber  zu  bringen.' 
1070.  ,üie  kräneh  [Kraniche]  farend  beider  hinweg.' 
VoQF.LB.  1557.  .Es  führend  etliche  Jahr  gen  Baden 
die  Herren  Burgermeister,  eins  Jahr  umb  das  ander, 
alle  Jahr  der  ein.  gleich  als  wenn  es  ein  gesetzt  Ord- 
nung war.'  XVII.,  JJBuEiT.;  vgl.  Baden-Fart.  Mit 
dem  Verurteilten  (zu  Fuss)  zur  Richtstätte:  ,Der 
Schultheiss  hat  zum  Nachrichter  gesagt:  Jörg,  fahr 
du  fort  mit  ihm!'  GHerm.  1008.  Mit  Vieh,  z.B.  (mit 
de'  Chiiene)  tif  d'  Weid  f.  L.  '*•  Hans  Martis  Bueb 
fart  go(jc"  [um  zu]  hücte"  [weiden].  Stutz.  B'  Hüeter- 
buebc  f'ared  scho"  hei'",  ebd.  I"  ds  WelscMand  f., 
Vieh  auf  die  italienischen  Märkte  führen  (vgl.  Far- 
schin);  i"  d'  Atzi"g  f.,  sein  Vieh  in  eine  Wiese  treiben 
Uw;  use"  f.,  das  Vieh  ins  Freie  treiben  BHk.  (vgl. 
i«-,  mfaren);  z' Alp  f.  Gebirg.  Syn.  üftrlben;  vgl. 
Berg  fart,  Far-Tag,  -Sclieile,  -Trinkle,  Farerin;  ab 
Ä.  f.  ebd.  (vgl.  auch  Sp.  25);  fürer(s)  f.  a)  mit  dem 
Vieh  auf  eine  neue  Weide  ziehen;  xcic  mengist  chennet 
ir  fürer  [weiter]  /'..''  wie  oft  könnet  ihr  die  Weide- 
plätze wechseln  V  BSi.  b)  mit  dem  Vieh  (im  Winter) 
aus  einer  Stallung,  deren  Heuvorrat  aufgezehrt  ist,  in 
eine  andere  ziehen  BHk.;  U.  ,Uf  die  gmeinmärkti  f.' 
s.  Sp.  0'27  unter  etzen.  In  diesem  S.  auch  ohne  alle 
näheren  Angaben:  wend  wit-er  f.?  wann  wollet  ihr 
die  Alp  beziehen?  BSi.  ,Und  soll  ouch  vor  im  [dem 
Oberherrn]  nieman  f.  [auf  die  Weiden].'  14'27,  Ofpn. 
SoHwPfätf.  Das  Vieli  als  Subject:  ,Zue  selber  zyt 
fuore  zuosaraen  Möllschdorfer  vech,  Mölligker  vech 
und  Wyssligker  vech,  das  kein  hag  zwischent  inen 
wäre.'  1549,  Klingn.  u.  Wislik.  Ebenf.  absolut:  die 
Kuh  zum  Stiere  führen  Ap;  Bs;  S.  Mit  der  Hand  einen 
Zug  tun  bei  gewissen  Spielen,  z.B.  bei  den  Brett- 
spielen, beim  Nüsslen  (wo  es  das  Recht  bedeutet,  seine 
Nüsse  der  Reihe  nach  je  den  Häutchen  der  Mitspielen- 
den beizulegen,  um  möglicherweise  mit  der  letzten 
lu  gewinnen);  s.  auch  in  d'  Hell  f.  —  ß)  hin  und 
her  gehen,  vagieren,  was  sonst  ume,  umenand  f. 
B'  Gis  [Geissen]  faren  dr  ganze  Tag  BSi.  Vgl.  Far- 
Bock;  Far-um  Sp.  227.  Einen  .Gang'  an  den  Zettel- 
rahnien  legen  Z ;  mit  40  [usw.]  /'.,  einen  Gang  von 
40  Fäden  anlegen ;  vgl.  üs-f.  B'  Nebel  fare",  wenn 
sie  umher  ziehen  S.  .Unbeständige  und  fahrende 
Regen.'  1787,  Tagkb.  v.  Ndrglatt.  Daher  in  ä.  Spr. 
.farend'  =  unstät,  heimatlos  umher  irrend  oder  zu 
Berufszwecken  in  der  Welt  umher  ziehend.  .Farende 
kriegsknecht'  1416  im  Aa  erwähnt.  .Farende  arme 
lüt,  umb  Gotts  Worts  willen  vertribne  us  Prankrych.' 
Haoenb.,  Sigr.  1882.  ,Dic  gnieinen  fahrenden  Dirnen 
und  offnen  Mätzen.'  1050,  Z.  Von  g'farete  Schuelere" 
klingen  noch  jetzt  Erzählungen  nach  VOrte;  ZF. 
(s.  Seh.).    .Farend  lüt'  im  Mittelalter  stehender  Aus- 

'  druck  für  heimatloses  Gesindel;  doch  begritt"  dieser 
Titel,  in  diesem  Falle  nicht  ehrrührig,  auch  die  Spiel- 
loute,  welche  sich  von  hohen  Herrschaften  und  Obrig- 
keiten  patronisieren   und    förmlich   belehnen    Hessen. 

'  ,Des  Apts    zuo    den    Einsidlen    varend    mann.'    1430. 

I  S.  Osenbrüggen    1869,    135   S.     Vgl.    Landfarer.    — 

'  Y)  sich  od.  einen  Gegen.stand  rasch,  heftig  bewegen. 
B'  Wulche  fare-d  ffsclnciiid,  woraus  man  Regenwetter 
prophezeit   Z.     Im  Hils   timctiand  f.,    z.  B.  von  einer 


eift-igen  Hausfrau.  3Iit  Ei'm  über  d'  Stegen  abi  f., 
ihn  über  die  Treppe  hinunter  werfen;  auch  bildl.,  ihn 
abfertigen  Gr.  Sobald  's  mit  de  Franzose  emäl  hinkt, 
fart-me'  mit-ne"  und  mit  der  nüe"  Kuntersfuziu  [Kon- 
stitution] idder  uf  d'  Site  [beseitigt  sie].  Gl  Volks- 
gespräche 1834.  .Wann  die  Flausen  in  meinem  Hirn 
nisten  wollten,  bin  ich  wacker  mit  ihnen  über  's  Bort 
gefahren.'  UBrXgg.  1780.  Auch  ohne  Ortsbestimmung, 
im  eig.  S.  (hinaus,  über  den  Hänfen  werfen)  n.  bildl, 
sich  Jmdn  oder  Etwas  vom  Halse  schaffen,  aus  dem 
Feld  schlagen,  den  Garaus  machen,  einen  unver- 
schämten Schwätzer  zur  Ruhe  bringen  B;  Gl;  Gr; 
sonst  ab- f.  ,Fare  mit-ere  Sach,  rem  tollere,  oculia 
snbducere,  dilapidare  opes;  expedire.'  Id.  B.  Fr  isch 
mit  sifr  Sach  g'fare",  hatte  sein  Gut  bald  aufgebraucht. 
Br  Fön  fart  mit  dem  Sehne,  fegt  ihn  weg.  J"  den 
eitere"  Zite"  wär-me"  mit  sättige  [solchen]  Bürste' 
g'fare".  Gl  Volksgespr.  1834.  Abe  [hinunter]  /'.,  tech- 
nischer Ausdruck  beim  Keltern:  den  .Trottbaum'  durch 
Herumdrehen  der  Spindel  dazu  bringen,  dass  er  sich 
senkt  Aa;  Z.  ,Segni  fungebantur  militia:  sy  giengend 
langsam  an  die  arbeit,  sy  fuorend  faulklich  daran.' 
Fris.  ,Im  eins  zum  Gring  [an  den  Kopf]  zu  geben, 
dass  es  es  dünke,  es  fahre  z'  ring  um  d'  Welt.'  Gotth. 
Es  [eig.  das  Blut]  ist  süttig  heiss  dur'''  mi'>'  üf  g'fare, 
Angst  (oder  Zorn)  wallte  in  mir  auf.  Fs  ist  en  Stern 
g'fare,  eine  Sternschnuppe  gefallen  B;  ZO.;  Syn. 
schiessen.  .Sieht  man  einen  Stern  f.  und  nimmt  wäh- 
rend der  Fahrt  schnell  einen  Stein  in  die  Tasche,  so 
sieht  man  in  der  Kirche  die  Hexen.'  Rothenbach. 
Fig.:  Fi"m  über  's  3Iül  f.;  us  d'r  Hut  f.,  wie  nhd. 
,Die  kilch  Gottes  müsse  wychen  und  zuo  grund  f.  [zu 
Grunde  gehen].'  Güalth.  1559;  vgl.  .zur  Hölle  f,'  — 
8)  tanzen.  Eine"  [Gang]  /'.  allg.  Vgl.  Heim-Fari. 
—  s)  als  Gegs.  zu  .still  liegen,  fest  sein'.  Faredi 
Hab,  bewegliches  Gut,  Fahrhabe  im  Ggs.  zu  Liegen- 
schaft Z;  ausgedeutet:  1)  Er  ist  halt  e  f.  H.,  de''  lät- 
si'''  nüd  wbinde",  zieht  immer  umher;  ist  so  zu  sagen 
nirgends  zu  Hause.  2)  Mensch  od.  Sache  ohne  grossen 
Wert  Z.  .Fahrendes  Gut.'  Z  Rechtsspr.  ,Wer  in 
unsrem  land  guot  versetzen  will,  es  sy  ligents  oder 
verents.'  1397/1544,  Schw  LB.  .Sampt  anderen  des 
gottshus  güetern,  ligender  und  farender.'  1531,  HBull.. 
Ref.-G.  .Farender  hausrat.  was  nit  nuet  und  nagel 
begreift,  stüel  und  bänk.'  Mal.;  auch  subst.  Fareds 
Ap;  L.  ,Von  jeglichem  pfund  haller  in  ligendem  und 
farendem  4  pfennig.'  1389.  L.  Zum  fahrenden  Gut 
gehört  nach  alten  Dorfrechten  auch  das  (urspr.  fahr- 
bare) Haus  von  Holz.  Rochh.  Hinwieder  wird  zu- 
weilen unterschieden  ,varendes  guot'  und  .barschaft', 
z.  B.  1400,  Bs  Rq.  In  W  ds  Farimda,  Faradn  vor- 
zugsweise der  Viehbesitz  (Syn.  Gevicht,  War,  Hab). 
während  sonst  dieser  als  .essendes  Pfand' von  , farendem' 
gerade  unterschieden  wurde,  s.  Sp.  524  o.  .Farende 
Schuld',  nicht  durch  Unterpfand  versicherte  und  kon- 
solidierte L.  ,Der  farenden  geltschuld,  so  die  abge- 
gangene person  schuldig  bliben.'  1560,  Zn  Stadtr. 
.Wann  Einer  Einem  schuldig  ist  umb  eine  gichtig- 
und  richtige  fahrende  Ansprach,  der  mag  von  dem 
Ansprecher  durch  den  Richter  für  Pfand  angelangt 
werden.'  L  Stadtr.  1700/65.  Syn.  .laufende';  s.  Sp.  357 
(Intresse)  und  dazu  die  Angabe,  dass  bei  einer  solchen 
kein  Unterpfand,  sondern  bloss  eine  Handschrift  als 
Sicherheit  gegeben  werde.  —  b)  als  Gegs.  des  Zu- 
fussgchens  gilt  im  Allg.  der  echten  Volksspr.  riten; 


8Ö1 


Par,  fer,  lir.  for,  für 


faren  nur  in  beschränktem  S.:  1)  spazieren  fahren  Ar. 
2)  reiten  AAZof.;  B.  Be""  (V  Büter  sprenge"  hüst  u 
hott,  u  faren  uf  de  Schimmle".  JEWvssä.  3)  fuhr- 
werken; kutschieren,  ein  Fuhrwerk  lenken  od.  selbst 
ziehen  Ap;  B;  Z.  .Ich  war  noch  nie  gefahren  (hatte 
noch  kein  Boss  geleitet),  fürchtete  mich  davor  und 
sprach  nicht  gerne  einen  Bauer  um  Boss  und  Wägeli 
an,  aber  Mädeli  [die  Braut  des  Sprechenden]  wäre 
gerne  geritten.'  Gotth.  ,F.,  Fuhrwerk  treiben,  auri- 
gare;  jumenta  agere.'  Hospin.  1ö83.  Fn  Chle  f.,  auf 
den  Kleeacker  fahren,  um  Klee  zu  holen  Z.  Z'  Müh 
f.,  sein  Getreide  zur  Mühle  fahren,  mahlen  lassen  Z; 
vgl.  Müli-Far.  Als  trans.  sich  mit  .führen'  berührend: 
,Wir  haben  niemant  gewert,  profant  durch  unser  statt 
zc  faren,  sunder  jederraan  lassen  faren  und  füeren, 
das  [was]  ein  jeder  getruwe  ze  verantwurten.'  1531. 
Stkickl.  4)  mit  ,haben',  (z'  Acher,  z'  Acker)  f.,  ackern, 
pflügen  s.  Sp.  66;  Syn.  den  Acker  umcheren,  ume"- 
machen.  Do  hei"  si  g'spatet  [mit  der  Spate  gearbeitet], 
dürt  hei"  si  z'  Acher  g" faren  im  Fehl.  JBreitenst. 
Hand- er  scho"  g'fare"?  Vom  Pflügen  viell.  entlehnt 
das  Sprw. :  Unig'kert  ift  an'''  g'fare",  mit  welchem  man 
sich  oder  Andern  die  Umkehr  von  einem  Irrtume  er- 
leichtert. Auch  tr. :  Mier  händ  scho"  Alls  g'fare.  Es 
heisst  Öppis,  bis  nw  d'  Acher  g' faren  und  a"g'säit 
■sind.  ,Also  vSird  dr  Platz  [Stück  Acker  für  Hanf, 
Erdäpfel]  z'erst  g'fare  und  de""  g'hacket  und  'putzt.' 
JoACH.  ,Die  Acker  durch  andere  um  den  Lohn  f. 
lassen.'  Bs  Landesordn.  1757.  Mist  undere"  f.,  durch 
Pflügen  unter  den  Boden  bringen.  Bildl. :  ,darüber  f.', 
über  die  Bestimmungen  einer  Abrede,  eines  Vertrages, 
eines  Gesetzes,  gleichsam  über  die  gesetzten  Grenz- 
marken hinaus  gehen,  dieselben  übertreten,  ilmen  zu- 
wider handeln.  ,Dass  aber  die  Herdmännlin,  wann  die 
jeger  darüber  gefaren  [mehr  Gemsen  schössen,  als  die 
Abrede  gestattete],  sie  schwerlich  geschediget.'  RCys. 
Vgl.  überfaven  u.  unten  2  b.  Mit  Ei"m  (z'  Acher) 
f.,  .s.  Sp.  Gy.  5)  bei  der  Schiffahrt  technischer 
Ausdruck:  das  am  Hinterteil  des  Schiftes  befindliche 
und  das  Schilt  hauptsächlich  leitende  Ruder  führen 
Bodensee;  Z  (nähe"  f.,  auch  n.  uerchen),  Gegs.  zu 
ziehn,  tverchen;  vgl.  Farhengst.  —  2.  in  uneig.  S. 
a)  sich  an  Etw.  machen,  darauf  greifen  (Rechtsspr.). 
,Vart  iemand  uf  der  [Genannten]  güeter  mit  gerichte 
und  die  verhütet'  =  nimmt  er  sie  auf  gerichtlichem 
Wege  für  sich  als  Pfand  in  Anspruch.  14'20,  Bs  Rq. 
.Würde  euch  yeraand  dem  andern  uf  syn  guet,  es 
wäre  ligends  oder  varends,  umb  syn  schulde  v.'  1457, 
ebd.  ,Wer  da  ye  ze  erst  heft  oder  recht  darzuo  suocht 
umb  schuld,  der  fert  syneni  ze  erst  umb  syn  schuld, 
usgenommen  ain  vogt  des  gerichts,  fert  vor  allen 
haften  und  schulden.'  1472,  Offn.  Burgau.  —  b)  mit 
Bez.  auf  das  Durchbrechen  einer  Schranke,  das  Ziel 
überschreiten;  z.  B.  beim  Schreiben  und  Zeichnen; 
beim  Errichten  von  Bauten,  allg. ;  vgl.  üf-f.  , Jeder  soll 
seine  Landveste  [Uferbefestigung]  in  guetem  Stand 
erhalten,  under  keinem  Vorwand  aber  in  den  Bach  f. 
[hinein  bauen].'  1770,  Bs  Gescheidsordn.  --  c)  ent- 
wischen, hingehen,  in  Verbindung  mit  ,lassen'. 
,Vatter,  lasse  in  [ihnen]  es  f.,  wann  .sy  wissent  nit, 
was  sy  tuend.'  1476,  G  Hdschr.  ,Das  si  nieman  dehein 
Unzucht  V.  lassen,  rät  und  meister  heissent  es  denne.' 
Bs  Rq.  ,Und  was  mangels  da  .sy  noch  inn  getan  [in 
dem  vorliegenden  Schau.spiele  vorhanden  sei],  docli 
wollend    im  's    [dem  ]>iclitrr|    güetlich    f.  lau,'    Salat 


1537.  —  d)  verfahren,  sich  verlialten,  handeln,  sich 
benehmen,  auftreten,  leben.  So ?  chunnst  iez  di'<wiig 
:'  f.?  kommst  du  so  zum  Vorsehein?  Z.  Fr  fart  guet,  ' 
macht  seine  Sache  gut.  befriedigt  die  Leute  B.  ,Las8 
uns  an  jedermann  so  frombklich.  redlich  und  glück- 
lich f.,  dass  mängklicher  gespüren  möge,  unser  einigi 
begird  seie  . . .'  a.  Eid  der  Z  Richter.  .|  Die  Wyler 
haben]  yewelten  an  eim  gottshus  wol  gevarn.'  Wvt. 
•Jopieb.  .Die  oberherren  farend  mit  gewalt.'  1530, 
Matthä.  .Auch  haltend  ire  knaben  mit  gewalt  gefarei» 
über  das  volk.'  1531,  Neuem.  =  ,herrscheten  mit  gewalt 
über  . . .'  1667.  .Stond  [stehet,  bleibet]  im  glauben, 
farend  mannlich!'  1531,  I.  Cor.  =  ,seit  männlich!' 
1667.  ,Das  sy  den  Gott  lieben,  nienen  fälschlich  an 
im  f.  wöllind.'  1531,  Bin.  ,Du  wilt  kostlicher  f.  mit 
kleidung,  essen  und  trinken,  dann  dyne  g'vverb  erlyden  : 
mögind.'  HBull.  1531.  .Wie  0.  S.  von  uns  gehalten 
[worden  sei],  du  derglychen  an  im  [HSeeholzer|  f. 
wellest.'  1532.  Strickl.  ,Mit  der  straf  zue  f.  u.  zue 
handien,  nachdem  uns  billich  sein  dunkt.'  1533,  Bs  Rq. 
.Ein  schenki  tuon  und  doch  allwegen  bscheidenlich 
farren'.  d,  i.  es  nicht  übertreiben.  1545,  Ndw  LB.  .[Das 
soll  im  Kaufschuldbrief  bemerkt  werden,]  damit  der. 
so  denselben  brief  koufte,  dest  gwarsamer  [vorsich- 
tiger] f.  könne.'  1614,  Z  Engstring.  Vgl.  1  a  3.  — 
e)  sich  befinden,  (gutes  oder  schlechtes)  Glück 
haben.  Guet  f.,  Erfolg  haben,  prosperieren;  ,mit  Etw.', 
sich  gut  dabei  befinden,  allg.  Auch  unpers.:  .Wie  es 
um  das  kind  gefaren  was  [mit  ihm  ergangen  war],- 
Anf.  XV.,  G  Hdschr.  Prägnant:  z' f.  cho"  AAEhr.;  Z, 
g'fare"  möge',  allg..  zurecht  kommen.  Gelingen  haben; 
auskommen,  sich  behelfen  (vom  Fuhrwerken  unter 
Schwierigkeiten  hergenommen).  Du  chumi.it  dise"  Weg 
[auf  die  andere  Weise]  besser  z'  f.  Nit  g'f.  möge",  in 
Schwierigkeiten  stecken  bleiben.  Du  magst  dnrmit 
nit  g'f.,  dies  ist  nicht  zweckmässig,  dient  dir  nicht 
zur  Erreichung  deines  Zweckes.  .Er  trieb  undjastetc 
sich  fast  zu  Tode  von  früh  bis  spät,  aber  er  fühlte, 
er  möge  nicht  g'f.  und  die  Andern  täten  ihm  Alles 
zuwider.'  Gotth.  Chummeren  und  chlage.  me"  n-erdi 
z'  arme  Tage  g'essen  und  mög  niimme  g'f.  FrJSciiild. 
Mhd.  vHrn.  —  1  b  4.  Die  Conjug.  mit  .haben'  ist  zu- 
nächst iu  der  trans.  Coustruktion  aufgekommen.  —  S.  aucli 
faren,  mit  dem  unser  W.  sich  berührt,  —  Abi.  Fi'r:feriij! 
Fuer;  Fart;  Färlet 

ab-faren:  1.  intr.  mit  ,sein'  a)  mit  dem  Vieh  von 
der  Alp,  vom  Markte  ziehen,  allg.  —  b)  sterben 
(grob  scherzh.)  Th;  vgl,  , zur  Grube  fahren';  abreisen. 
—  c)  bildl,.  beseitigen.  A.  mit  Öppi>::  z.B.  mit 
einem  Handelsartikel  rasch  aufräumen,  bevor  er  im 
Preise  noch  weiter  sinkt;  far  ab  demit,  packe  dich 
fort  damit  (weil  es  nicht  taugt,  oder  um  es  unbe- 
rufenen Blicken  zu  entziehen),  allg.;  bei  Steigerungen 
einen  Verkaufsgegenstand  eilfertig  einem  Bieter  zu- 
teilen. ,Die  Gantmeister  sollen  an  den  Ganten  nicht 
zu  geschwind  a.,  aber  auch  nicht  zu  lang  machen.' 
Bs  Landesordn.  1757 ;  ein  Traktandum  abtun :  ,Die 
Städte  haben  sich  bisher  beflissen,  so  bescheiden  ab- 
zufahren, damit  sie  und  die  Gegenpartei  nicht  zu  viel 
bemüht  würden;  nun  werde  diese  Kürze  missdeutet.' 
1548,  AnsoH.  Ganz  absolut:  mit  langer  Nase  abziehn. 
allg.;  Syn.  abstinken.  Mit  Öpperfem,  ihn  abfertigen; 
überwinden.  ,A.  mit  ei(ne)m.  dimittere  mala  gratiä 
alqm.'  Hospin,  1683;  Denzl,  1677;  1716,  -  2,  tr„  mit 
,)iaben'.    a)  lieim    Ackern    (Faren)    dem   anstossendeii 


893 


Far,  fer,  fir.  f»r.  für 


894 


Felde  ein  .Stück  eiitzieheii,  lesp.  sicli  zinveiiilfii.  zum 
eignen  Acker  hinzupfiügen;  vf?l.  idicr-f.  —  b)  durcli 
F.  abnutzen,  z.  B.  die  Kufen  eines  Schlittens  Gr; 
ein  Ead  vom  Wagen  verlieren,  i'i"'»)  en  Eijge  (Egg- 
stei"J  ab-ciii  Häs  a.,  durch  ungeschicktes  Fahren  die 
Hausecke  beschädigen  Z.  -  c)  Etw.  uuigelien,  sei 
es,  ilass  man  einen  Umweg  macht  oder  eine  kürzere 
Linie  einschlägt,  allg.  ,Als  der  Fuhrmann  ein  Lachen 
abgefahren  uf  ein  >Syteu.'  Schimpfr.  1G52.  ,A.  einen 
Weg, declinare.'  Uenzl.  1677;  1716.  —  über-:  1.  Jmdn 
beeinträchtigen,  indem  man  ^eim  Pflügen  (Faren)  übei 
die  Marken  hinaus  pflügt,  Erde  von  seinem  Acker  dem 
eigenen  zulegt.  ,  Welcher  den  andern  übereret  [,über- 
tart'  in  der  Über.schrift],  büesst  von  jeglicher  füren 
[Furche].'  L  Rotenb.  1490.  ,Welicher  dem  andern 
gfarlichen  über  syne  markstein  inhyn  in  synen  acker 
ecret,  oder  den  andern  mit  gefärden  übermäyget  [über- 
niäht]  usw.,  der  soll  den,  so  er  überfaren  und  über- 
nossen  hat,  von  schaden  wysen.'  Offn.  ZKnon.  1.534/16111. 
Ebenso,  indem  man  Vieh  auf  die  Weide  des  Andern 
treibt.  ,Die  parteien  erklagen  sich  ab  einander,  wie 
sie  einander  mit  irem  vieh  überfueren  und  grossen 
frevel  an  einander  begiengen.'  1398,  BSigrisw.  ,0b 
gross  achrat  wurde,  und  darumb  ander  lüt  mit  iren 
schwynen  zuo  inen  und  uf  sy  ziehen  wollten,  oder 
dass  man  sy  süss  [sonst]  übervarn  wollt...'  Offn. 
ZDüb.  um  1485.  —  2.  einen  Gegenstand  überdecken, 
mit  einer  Schicht  von  anderem  Jfaterial  überziehen, 
z.B.  eine  Strasse  mit  Kies;  ßleistiftzüge  mit  Dinte. 
allg.;  Holzwork  udgl.,  ein  Gemälde  leichthin  mit  Farbe 
überstreichen,  allg.,  , frisch  anstreichen.'  Id.  B;  eine 
Wunde  mit  Salbe.  Sulger.  ,Digitis  extremis  attingere. 
ein  ding  nun  ein  wenig  ü.  und  bloss  anrüeren.'  Fris. 
—  3.  bildl.  a)  mit  pers.  Obj.,  Einen  anfahren,  mit 
Scheltworten  über  Einen  her  fahren.  Hosp.  1683.  — 
b)  mit  Sachobj.,  eine  Schranke  missachteu.  ,Wer 
das  gebot  uberfert . .  .•  1491,  Sch  Eatsprot.  ,Die  Zür- 
cher haben  sölich  friden  an  uns  und  den  unsern  über- 
farren  mit  worten  und  mit  werken.'  Edlib.  um  1.500. 
,Und  habend  sy  ir  eid,  eer  und  geschworne  pündt  an 
uns  gröblich  gebrochen  und  tätlicher  findlicher  wys  ü.' 
1531,  Strickl.  ,Wer  das  überfüere  und  nit  hielte.' 
Offn.  ZSchwam.  1533.  ,Wo  sy  sich  diser  gnädigen 
nachlassung  [Erlaubniss  betr.  Holznutzung]  nit  be- 
nüegen,  sonders  die  ü.  wurden...'  1541,  Bc.  Laupen. 
.Dass  unsere  gebott  ü.  und  verbrochen  werdend.' 
HBui-L.  1572.  ,Wer  dise  Zeit  [des  polizeilich  ver- 
ordneten Schlusses  der  Zeche]  überfahrt,  da  solle 
.  jeder  gast  gestraft  werden.'  G  Mand.  1611.  \'on  Unter- 
lassungssünden: .Hat  er's  [der  Landbe.sitzer  die  Auf- 
1  forderung  zur  Säuberung  der  Flur]  Übersechen,  so  ist 
Ur  3  ß  verfallen  und  soll  man  im  denn  bieten  an  6  ß 
und  aber  besechen.  und  uberfert  er's  aber  [wieder], 
,'io  ist  er  die  6  ß  verfallen.-  1488,  Offn.  Zuozwyl.  Die 
:  Person,  deren  Rechte  verletzt  werden,  als  Obj.  ge- 
dacht (vgl.  1):  ,Je  länger  sie  gehorsam  waren,  je 
[Strenger  .sind  sie  überfahren  [misshandelt  worden,  von 
;den  Vögten].'  Lied  v.  1669.  Auch  absolut  (mit  ,sein' 
und  mit  .haben')  Recht  und  Gesetz  überschreiten,  eine 
Missetat  begehen,  unbillig  handeln.  .Die  ze  leiden 
il  verzeigen],  die  der  obgenannten  stucken  keines  über- 
fueren, des  herren,  under  die  der  überfarer  hat  gehört 
und  sesshatt  ist;  es  solt  auch  ein  jeglicher,  der  also 
«beriahren  hat  [10  Pfd  verfallen  sein].'  1479.  S.:nw-Zi: 
Fischerbr.    ,üf  wedren  dann  kuntlich  wurde,   das  er  I 


an  ikni  andern  übertan  und  übervarn  habe.'  1431/1544, 
Snnv  LB.  , Welcher  dermass  überiärt  und  [dass  er] 
oin|cn]  lyblos  tuot  [entleibt].'  1525,  AiiscH.  ,Do  gnad, 
junkfrow,  ich  bin  warlich  überfaren  [habe  mich  über- 
eilt]. Ich  hab  euch  nit  gwüsst,  dass  ir  so  edel  waren.' 
NManuel.  ,Dass  sie  mit  dem  guten  Mann  ü.  und  mehr 
Gewalts  dann  Recht  an  ihm  geübt  haben.'  GHerm.  1608. 
Das  Mass  überschreiten,  zu  weit  gehen:  ,So  aber  ein 
Schuolmeister  in  der  Straf  ü.  wurde,  der  soll  gestraft 
werden.'  B  Mand.  1628.  Zu  hohen  Preis  fordern.  Id.  B. 
,Diewcilen  die  Meister  mit  ihrem  Lohn  ü..  sind  m. 
gn.  H.  veranlasset  worden,  denselben  zu  massigen.' 
B  Küferordn.  1691.  Auch  refl.,  sich  verfehlen:  ,Hette 
sich  syn  bruoder  ü.,  so  soll  man  ihn  strafen.'  Vad. 
,Dass  der  von  Ützingen  sich  gröblich  an  dem  gottshus 
mit  unrecht  ü.'  RCts.  —  uf-:  1.  (von  einem  Fahr- 
zeug oder  von  Schilfenden)  sich  auf  dem  Grunde  fest 
fahren,  allg.  .Aufgefahren',  bildlich:  verdutzt,  ver- 
blüfft, erstaunt  (oig.  übel  angekommen,  angerannt).  ,Er 
fuhr  den  Knecht  an:  Höre,  Bürschchen  [usw.].  Somit 
fuhr  er  von  dannen  und  hinterliess  böse  Eindrücke, 
namentlich  bei  dem  aufgefahrenen  Knechte.'  Gotth.  — 

2.  die  Alp   beziehen    B;    L;    Syn.  i'  Aly  laden.  — 

3.  seinen  Posten  beziehen;  vom  Wirte  Aa;  vormals 
bes.  von  den  Landvögten  in  den  Untertanenländern. 
Vgl.  Ufritt.  —  4.  eine  Baute  in  die  Höhe  führen,  höher 
machen,  allg.    Nw  dem  Nachher  z'ehe"  [gleich  hoch]  ü. 

—  5.  sich  rasch  emporrichten,  aus  der  zusammen 
gesunkenen  Haltung  des  Schlummers,  im  Zorn  usw. 
allg.  —  lim-:  1.  beim  Fahren  einen  LTmweg  machen, 
allg.  —  2.  im  Umkreise  von  Ort  zu  Ort  ziehen. 
,NJchts  beschliessen,  bevor  die  Schiedleute  volls  um- 
gefaren  [in  allen  Orten  gewesen].'  1531,  Absch.  ,A1s 
die  von  Zürich  umbfuoren  im  Thurgöw.  Ryntal  [usw.] 
und  bildeten  denen  yn.  wie  wir  an  inen  übel  täten.' 
ebd.  ,Die  Gemeinde  und  die  Boten  haben  sich  mit 
einander  verschrieben,  Kosten  und  Schaden,  in  den 
sie  dieses  Umfahrens  [sie  waren  ,von  Ort  zuo  Ort  ge- 
ritten'] wegen  kommen,  gemeinsam  zu  tragen.'  1-547, 
ebd.  AbL  Farum  (Sp.  227);  Uin-Fari.  —  ume-: 
1.  intr.,  umher  fahren;  herumstreifen,  allg.;  vgl.  Furz; 
Tiifel.  Abi.  Ume-Farerin.  —  2.  tr.,  pflügen  Sch;  Syn. 
füren.  —  a"-:  1.  intr.  a)  heran  fahren,  auf  den  Plan 
gefahren  kommen.  ,Wer  einen  Zug  stellt  [seine  Netze 
im  Wasser  anbringt],  soll  ihn  in  einer  Stunde  tun, 
wo  nicht,  mag  ein  Anderer  ungesäumt  a.'  1.544,  Absch. 

—  b)  mit  Fahren  den  Anfang  machen,  a)  der  Erste 
sein,  welcher  fährt,  bei  Brettspielen,  den  ersten  Zug 
tun.  allg.  Syn.  anziehn.  —  ß)  das  Fahren  zum  ersten 
Mal,  aufs  Neue  vornehmen,  z.  B.  ein  Fuhrwerk  in 
Gang  bringen  AAEhr.,  ,jumenta  ex  hibernis  deducere.' 
Id.  B,  d.  i.  wohl,  das  Vieh  nach  dem  Winter  wieder 
auf  die  Weide  zu  treiben  anfangen.  ,A.,  vom  land 
faren,  darvon  schiffen,  solvere.'  Mal.  ,A1so  fuorent 
wir  am  frytag  an  und  kament  in  4  tagen  in  ein  statt.' 
HsSchürpf  1497.  —  c)  mit  dem  Fuhrwerk  oder  Fahr- 
zeug anstossen,  anprallen,  allg.;  ,curru  impingere.' 
Id.  B.  Bildl.:  schlecht  ankommen,  die  Rechnung  ohne 
den  Wirt  machen,  allg.;  Syn.  an -laufen,  -pilUchen, 
-rennen.  ,Quum  multi  s*pe  otfenderint:  habend  unfäl 
gehebt,  sind  übel  angefaren.'  Fris.;  Mal.  —  2.  tr. 
a)  einen  neuen  Wagen  durch  Gebrauch  gängig  machen 
B.  —  b)  in  feindlicher  Absicht  an  .Imdn  heran  fahren; 
ihn  angreifen.  ,Sy  torffent  uns  aber  nit  a.  u.  fuorent 
neben  uns  für.'  HsSchürpf  1497.    ,Adpugnare:  a.,  be- 


895 


Ftir,  t'er,  fir,  tor,  lur 


streiten,  wiiler  einen  fechten.'  Fuis.  }iilill..  Kineni 
mit  harter,  barscher  Keile  begegnen,  allg. ;  Syn.  an- 
rauen,  -ranzen.  Halb  im  übertragenen,  halb  im  bild- 
lichen Ö.     Eine'  a.  wie  d'  Sü  de"  Bettelsack.  Öülger. 

—  i"-faren:  1.  intr.,  das  Vieh  von  der  Weide  heim 
treiben  Z.  ,Wenn  der  Abendnebel  sich  lei.se  auf  das 
Tal  hernieder  legt  und  zum  Aufbruch  mahnt,  so  ertönt 
hundertfaches:  Ifare!  ifare!  Den  Schlussrefrain  dazu 
bildet  ein  ohrenbetäubendes  Peitschenknallen,  fest 
und  sicher  im  Takt.'  Girsb.  ,Einfaren:  ab  der  weid 
füeren,  eintreiben,  dispescere.'  Fkis.;  Mal.  .Einfahren 
mit  dem  vieh,  cogere  domum  pecus.'  Denzl.  1(577;  171ö. 
Mit  dem  Vieh  von  den  Alpen  ins  Tal  herunter  ziehn 
Bü.;  vgl.  «s-/'.  —  2.  tr.  a)  beim  Fahren  eindrücken, 
z.  B.  einen  Zaun  B.  —  b)  ein  Zugtier  an  das  Fahren 
gewöhnen,  dazu  abrichten,  allg.  —  dri"-:  rücksichtslos 
verfahren.  ,Ich  möchte  nicht  derjenige  sein,  der  mit 
seinem  Weib  drin  führe  und  drin  polterte.'  Bragger 
1777.  Dri"  f.  me  d'  Sau  i"  d'  Eichle"  oder  wie  de 
Tüfel  i"  d'  Ffaff'e".  —  under-:  1.  intr.,  unter  ein 
Obdach  f.  mit  einer  Sache,  sie  unterbringen.  ,Deni 
Abt  überlassen,  oh  er  Frevelgericht  halten  lassen  od. 
die  Klagen,  damit  die  Sachen  nicht  vergessen  werden 
oder  verjähren,  an  die  Muttgerichte  bringen,  d.  i.  mit 
den  Klagen  u.  wolle.'  1543,  Absch.  ;  vgl.  underhin 
schliefen.  —  2.  tr.  a)  eine  Baute  neu  untermauern, 
ihre  Unterlage  verbessern  Z;  Syn.  undersetzen.  .Als 
das  hus  sich  gegen  dem  berg  senkt  und  die  seilen 
I Grundschwellen]  im  herd  [Erde]  ligen  und  von  dem 
Wetter  erfulet  sind,  das  selbig  hus  sollen  sy  u.  und 
mit  einem  mürli  und  eichiuen  seilen  wol  versechen.' 
1511,  Hotz,  Urk.  ,Als  sy  die  tür  ans  tischmachers 
keller  ufrichtend  und  die  selb  nnir  underfuorend.' 
1534,  /  Grün.  Amtsr.  .Wenn  einer  ein  alte  uiur  gegen 
synem  nachpuren  nüwlich  u.  oder  dryn  brechen  wellte, 
soll  er  vorhin  synem  nachpuren  das  z'  wüssen  tuen.' 
1539,  B.  —  b)  Einen  beim  Ringkampf  packen, 
indem  man  unter  seinen  Armen  durchfährt,  um  ihn 
vom  Boden  zu  heben;  einem  Gegner  mit  dem  Nacken 
zwischen  die  Schenkel  fahren  ;  Syn.  underlaufen.  — 
underhin  andere- :  durch  Pflügen,  jpare«,  Etw.,  z.B. 
die  Kartofieln,  unter  die  Ackerkrume  bringen  B.  ,Der 
Wasen  [Käsen]  ist  frisch  untergefahren.'  B  Landw. 
Wochenbl.  1847.  —  ent-:  aus  einem  Behälter  hinaus 
f..  fortgetragen  werden.  ,Das  wasser  nam  im  koufhiis 
alles  hinweg  und  geschandt  [verderbte]  merklich  vi! 
guots  on  das  dennest  [das  welches  ohnehin]  endfuor.' 
KvPF,  Chr. 

er-faren:  1.  mit  Fahren  erreichen,  eine  Strecke 
in  einer  gewissen  Frist  zurücklegen;  me"  mag  's  nit 
e.  i"  zwo  Stunde"  Gr.  ,Die  schiff  [Accus.]  erfarent 
sy  [die  schnell  segelnden  Seeräuber],  es  syg  gegen 
wind  oder  wieder  [wie  derV]  wind.'   HsSchüri'k  1497. 

—  "2.  ein  Gebiet  durchziehen,  um  den  Stand  des- 
selben kennen  zu  lernen  Gr.  ,Ein  nunnenmacher 
I Schweinverschneider]  soll  geloben,  den  kreis  der  her- 
schaft alle  jar  zue  syncr  rechten  zyt  ze  ersuoehen 
und  ze  e.'  Urb.  Baden  1490.  .Solche,  welche  Künsten 
und  Hanilwerken  sich  widmen  und  in  den  Fall  kommen 
mögen,  in  die  Fremde  zu  gehen  und  die  weite  Welt  zu  e.' 
.ISüHiii.TH.  1817.  —  3.  abstr.  a)  Besitz  ergreifen, 
ein  Reclit  durch  abgegebene  Erklärung  in  Anspruch 
nehmen  (eig.  wohl  =  durch  Falirt  vor  das  Gericht 
erlangen).  .Welches  von  den  3  Erbrechten  dem  über- 
lebenden Teil    gefällig   ist,    das   soll  er  e.  innert  den 


2  ersten  Monaten;  sonst  mögen  die  Erben  des  Ver- 
storbenen das  Eherecht  auch  auswählen  und  e.  Das 
Eherecht  zu  e.  soll  geschehen  bei  einem  Herrn  des 
Rats,  und  dieser  lässt  es  in  das  Eherechtsbuch  ein- 
tragen.' Gl  LB.  1835;  nach  demjenigen  v.  Ende  XV.: 
,er  soll  syn  erecht  also  e.  in  den  nächsten  2  manoten 
und  soll  das  tnon  vor  dem  rechten.'  Vgl.  1.  —  b)  e  r- 
forschen.  nachforschen.  .Unser  botschaft  soll  acht 
und  erfarung  haben,  ob  andern  orten  derglych  oucb 
zuokommen  wäre.'  1522,  Absch.  .Haben  euch  uf  et- 
licher sundrigen  personen  fürtrag  erfarung  gehebt 
[Nachforschung  angestellt]  und  nützit  funden.'  1523, 
Strickl.  .Erfarend  [.bewähret.'  16t>7]  alles  und  das 
guot  behaltend.'  1531/48,  I.  Thess.  ,So11  der  Decanus 
ouch  erfaaren  und  Bericht  geben,  wer  der  Lehenherr 
sye.'  1532,  Siml.,  Urk.  ,Beruef  auch  vil  zuo  dir  dyiie 
Amtslüt;  erfar,  wie  sy  handlind.'  HBull.  1558.  , Vires 
hereditatis  excutere,  e.  und  erdauren,  was  das  erb 
vermöge  und  ertrage.'  Fris.  ,Einsi  [Eines]  haab  er- 
suoehen und  e.,  damit  man  wüsse,  ob  einer  bezaleii 
möge.'  Mal.  S.  cir/enlich  Sp.  147  o.  Daher  im  alten 
Rechtsleben,  über  einen  streitigen  Punkt  sieh  beim 
Gerichte  Rats  erholen  oder  denselben  feststellen: 
.N.  K.  bat  [vor  dem  Schultheissen]  eins  fürsprechen,  ze 
erfarende  mit  rechte,  ob  er  wol  syner  efrowen  einen 
vogt  erlouben  möchte.'  1332,  Königsf.  Copialb.  .Dass 
von  den  alten  erfarn  [definiert]  ist,  was  ein  wundat 
[Körperverletzung]  ist  und  syn  soll.-  1449,  Bs  Kii. 
,Hat  lassen  an  ein  [1.  .eim'y]  urteil  e.',  hat  auf  einen 
gerichtlichen  Ausspruch  abgestellt.  1490,  S  Wochenbl. 
,SolI  der  richter  dem  anrüefenden  teil  syn  recht  mit 
erfarungen.  verkündungen,  citationen  ergän  lassen  und 
lenger  nit  ufhalteu.-  1532,  Bs  Rij.  In  diesem  S.  auch 
abs.:  .[Um  Verwundungen]  sollent  rate  und  meister 
und  nit  die  unzüchter  [Polizeirichter]  e.'  1450,  ebd. 
,Dass  man  hinfür  ze  stund,  wenn  ein  todslag  beschicht, 
darnach  e.  und  one  einich  Verzug  darüber  richten  soll.' 
1484,  ebd.;  refl.  =  sich  erkundigen:  ,Es  syg  inen 
urab  die  sach  nüt  ze  wüssen;  sie  wellend  sich  gern 
darum  e.'  Edlib.  ,Hiernebend  sollen  sich  unsere  betten 
zuo  dem  geheimi,sten  es  syn  mag,  e.,  ob  die  9  ort  cin- 
helling  gsyn.'  15'24,  Aüsch.  .Wir  band  zwen  von  un- 
seru  Räten  verordnot,  die  sich  der  sach  eigentlich  c 
1525,  Strickl.  ,Wir  möchten,  dass  sy  sich  des  zuovor 
e.  und  denn  erst,  das  sy  guot  dunkt,  getan  hetten.' 
1531,  Absch.;  und  so  auch  in  dem  oberwähnten  spec- 
juridischen  S. :  mit  den  Schöffen  =  zu  Rate  gehen. 
.[Wenn  der  Propst  zu  Gericht  sitzt.]  so  soll  der  meier 
üfgeben  den  meierhof  in  des  probstes  band  [ihm  den- 
selben wieder  anheimstellen];  so  soll  sich  der  pr.  e. 
mit  den  dorflüten  bi  gesworncn  eiden,  ob  der  meier 
dem  hof  mug  nütz  syn,  dass  man  im  in  wider  lyche.' 
1338,  ÜFF.N.  Höngg.  —  c)  Jmdn  ausforschen,  prüfen. 
.Beschick  die  Dienst[boten]  und  erfar  sy,  wie  sy  hand- 
lind.' HBuLL.  1558;  vgl.  bei  a).  .Aber  Stoufacher  be- 
sorget, er  [der  Freiherr  von  A.]  redte  villeicht  sölichs 
[gegen  den  Landvogt],  dass  er  ihn  [der  Freiherr  den 
St.]  e.  möchte.'  Siml.  1577.  , Jedoch  mit  dem  geding, 
das  man  sy  grundtlich  erfare,  wer  sy  seien.'  SHochm. 
1591.  —  d)  wahrnehmen,  inne  werden,  ohne  eigenes 
Dazutun,  allg.  -  Das  Pte.  als  Adj.  wie  nhd.  ,Dic 
Erfahrenen  gehen  über  die  Gelehrten.'  Breitenst.  1860; 
sonst:  en  Erfarne  ist  besser  als  10  G'lerti.  —  nn- 
orfare":  1.  unwegsam,  ungangbar.  ,So  die  alpen  und 
weg  so  grusam,  u.  und  ungemacht  gsyn  wärend.'  1538, 


t 


897 


Far,  fer,  fii-,  for.  für 


898 


ÄgTsciiudi.  S.  erfuren  1.  -~  2.  nicht  in  Erfahrung 
gebracht,  unbekannt,  ,0b  Caspar  ein  geistliche  oder 
weltliche  person  gewesen  seie,  ist  mir  u.'  JJud  1574. 

—  3.  wie  nhd.;  s.  ungesahen.  —  Erfarenheit:  Er- 
fahrung.   Us  E.  rede'  ZO.     ,Diewyl  die  E.  bezeuget.' 

,  HBoLL.  1553.  ,Dass  man  hie  siclit.  wie  so  kunst- 
reich er  g'west,  der  Kunst  e.  vilfältig  g'han  [hat].'  Z 
Eniblemata  1622.  ,Dass  es  ohne  Reuen  nicht  abgeht, 
hat  man  aus  der  E.'  JHott.  IGÜö.  —  Welt-Erfarer: 
Einer,    der    die    Erde    bereist   und    erforscht.     ,üass 

.  Euphemus,  ein  w.,  zuo  etlichen  inslen  kommen.'  Tierb. 
1503.  —  Erfarnuss  f.:  Nachforschung,  Erkundigung. 
,Wir  wellen  deshalb  unser  flyssig  e.  haben.'  15'29, 
Absch.  —  2.  Erfahrung.  .Als  die  e.  geleert  hat.' 
VoGELB.  1557.  ,In  täglicher  e.  acht  ze  haben,  wie 
Gott  syn  Ordnung  so  styf  haltet.'  Güalth.  1559.  ,Us 
mancherlei  züguuss  der  historien,  auch  täglicher  e. 
[.Erfahrung.'  1670]  mag  bewärt  werden,  dass  gspenst 
syend.'  LLav.  1569.  —  erfärlen:  .erforschen,  er- 
fräglen,  etwas  heimlichs  aus  einem  bringen,  e-xpiscari, 

r   elicere  arcana.'  Fris.  ;  Mal.     Syn.  trotten. 

■  In  einzelneil  Anwendungen  Ton  er/aren  schwankt  die  Ent- 
scheidung zw.  der  sinnlichen  und  der  abgeleiteten  Bed.,  ■/,.  B. 
,Wie  sy  uns  besichtiget,  was  ich  etwas  frevener  denn  die 
andren:  ich  hatt  mer  e.  denn  die  andren  [war  als  fahrender 

I  Schuler  weiter  herum  verschlagen  worden?].'  ThPIatt.  ,Wir 
;    wSIlten  das  Meer,  dieweil  und  wir  doch  an  demsclbigen  jetz- 

■  linder  wären,  auch  umb  etwas  erkundigen  und  erfahren  [darauf 
herum  fahren':'[.'  DEckl.  1.575/1667.  ,Die  so  jetzuuder  in 
gfangenschaft  ligend  oder  noch  e.  [eingeholt 'i"!  werden  möoli- 

,  tend.'  1570,  Ahsch.  ,'Wo  die  e.  werdend  [wo  man  auf  solche 
,  stössty],  zu  denen  soll  man  gryfen  und  sy  uns  gefangklich 
zubringen.'  Z  Mand.  1650;  doch  ,dieselben  sollend,  wo  die 
'■  e.  werdend,  by  den  eiden  geleidet  [angezeigt]  werden.'  XVI., 
i\  Z  Christi.  0.    —    S.  noch  er/ären. 

i        ÜS-:    1.  intr.  ,evehi,  proficisci,  excurrere.'  Denzl. 

■  1677;  1716.  a)  das  Vieh  auf  die  Weide  treiben  Bs; 
jnmcnta  ex  hihernis  deducere.'  Id.  B,  wohl  =  mit  dem 

.  Vieh  die  Alp  beziehen.    Die  .^Ipordnung  von  BSigrisw. 

■  1650  verbietet,  auszufahren  vor  dem  von  der  Behörde 
,  jeweilen  festgestellten  Au.sfahrtstage.  ,Mit  den  säuwen 
;  ausf.,  exigere  sues  pastum.'  Denzl.  1677;  1716.  — 
I  b)  in  den  Krieg  ziehen.    ,Swer  der  ist,  der  mit  den 

burgern  nicht  usfert,  so  man  das  zeichen  gibt,  er  hab 

synen  ganzen  harnesch  oder  nicht.  ..'    XIV.,  Z  Rats- 

,  ordn. ;  vgl.  üsfüeren.  —  c)  ins  Ausland,  in  die  Ver- 

,  bannung  ziehen.    ,Swer  niht  swern  [huldigen]  wollte, 

den   soll    der   rat  betwingen,    üs   ze   varne   von   der 

statt.'    1286,   Bs  Rq.    —    d)   mit   Wucht    zu    Boden 

.  stürzen.   ,Wenn  Eim  ein  Rad  abgienge,  so  führe  man 

ja  des  US,    es  wüsste  kein  Mensch  wie  weit.'    Gotth. 

Sonst  Mse-/'.  —  e)  spazieren  fahren,  allg.  —  f)  zu 

Ende   fahren;    beim  Zetteln    die  letzten  Gänge  am 

Rahmen  tun,  was  häufig  mit  Verminderung  der  Fäden 

,  geschehen   muss,    z.  B.    mit  zwölfen   n.   Z.  —  g)  mit 

;  einer  Bewegung  weit  ausgreifen,  z.B.  beim  Schrei- 

•  ben,  Schlittschuhlaufen.  —  h)  ausschlagen,  ander 

■  Uberfiäche,  der  Haut  sich  zeigen,  von  Unreinigkeiten 
)  im  Organismus.  Diese  Bed.  zu  erschliessen  aus  dem 
1  adj.  Ptc.  üsg'fare":  mit  einem  .\usschlag  behaftet  Ap. 

—  i)  bildl.,  der  Unzufriedenheit,  dem  Ärger  in  hef- 
tigen Worten  gegen  Einen  Ausdruck  geben  B;  «.  mit 
Ki'm,  invehi  in  ahim.  Id.  B.  Bei  Gotth.  ein  Mal  nach 
Analogie  von  ,an-f.'  tr.:  .Alles  fuhr  die  Bursche  aus: 

'  war  Etwas  zerbrochen,  sie  hatten  es  getan.'  .Sich 
.  nicht  zu  verwundern,  wenn  er  auch  ernsthaft  in  Worten 

Schweiz.  Idiotikon  I.  6. 


ausfahre.'  XVII..  Dien.  1863.  ,Da  er  mit  so  scharfen 
Worten  wider  sie  ausgefahren,  dass  er  sie  genennt 
Kinder  des  Teufels.'  AKlingl.  1691.  —  2.  tr.  a)  Etw. 
durch  F.,  d.  i.  Pflügen,  aus  dem  Boden  reissen.  z.  B. 
einen  Markstein,  Erdäpfel  Aa;  Z.  —  b)  in  Erfahrung 
bringen,  genau  erkunden.  .Die  reden  waren  ungewias; 
des  sind  zuo  mir  kon  guote  fründ,  band  beten,  ich  soll 
das  ü.  und  mich  hierinnen  gar  nit  sparen,  wie  es 
gruntlich  und  warhaft  gangen;  uf  das  band  s'  mich 
erst  gspannen  yn,  ich  sollt  's  in  tütsche  rymen  stellen.' 
1576.  Reise  n.  Strassb.  Vgl.  cr-f.  [er-  oft  =  aus).  — 
Usfarete  f.:  1.  „Ausfahrt,  Lustfahrt,  -reise  VOrte." 
—  2.  Ausschlag  bes.  mit  Pusteln  Ar. 

ushin  MÄ.-.-  1.  bis  ans  Ende  f.  .Ob  einer  an  einem 
acker  die  zechend  zal  [beim  Abzählen  der  Garben  zur 
Ermittlung  des  Zehntens]  nit  gar  erfüllt,  [soll  man] 
alsdenn  am  andern  acker  uf  die  vordrige  zal  anzelen 
[mit  dem  Zählen  sich  anschliessen]  und  für  und  für 
also  hinü.s  f.'  1530.  Absch.  —  2.  auf  den  Boden  hinaus 
stürzen  Bs;  Z.  —  3.  eine  Baute,  Schriftzüge,  eine 
Zeichnung  über  gewisse  Grenzen  hinausführen, 
allg.  .Limites  transsilire.'  Id.  B.  —  4.  handeln,  sei- 
nem Eigenwillen  Ausdruck  geben.  .Auf  seinem  köpf 
heraus  f.,  arbitratu  suo,  ad  libidinem  facere,  ingenio 
suo  vivere,  suis  consiliis  uti.'   Hosp.  1683. 

ver-:  1.  intr.  a)  fort  ziehn;  abreisen.  ,Ir  band 
zuogeseit,  ir  wellind  üch  des  pfaffen  entschlachen  und 
in  V.  lassen.'  1523,  Egli,  Act.  ,[Der  Gefangene,  ein 
Ausländer,]  begehrt,  dass  man  ihn  mit  N.  N.  v.  lasse.' 
1526,  Z  Widertäuf.  (Füssli,  Beitr.).  .Das  wir  in  mit 
synem  geerbten  guot  v.  lassen  an  ort  u.  end,  do  er 
dann  oueh  wonhaft  syn  mög.'  HBüll.  1533.  .Also 
Hessen  die  von  Zürich  nach  disen  3  Tagen  ihre  Priester, 
welche  auf  diser  Disputatz  erschinen  waren,  v.  und 
heimkehren.'  Salat  (Füssli,  Beitr.).  .Hat  sy  des  nit 
wellen  gständig  syn.  harüber  [wir]  sy  güetlich  mit 
dem  iren  lassen  von  statt  v.'  1533.  Absch.  .Dann 
jetzmal  zuo  L.  niemand  [von  den  Gesandten]  dann  vogt 
H.  und  ich  sind;  die  übrigen  all  v.'  1540,  ebd.  ,Die 
wollend  unsere  herren  mit  irem  ererbten  guot  von  statt 
und  land  one  abzugsbeschwerde  fryg  erben  und  v.  lan.' 
1542,  Bs  Rq.  ,Abigael  hat  irem  mann  nichts  darvon 
gsagt;  dann  er  bette  sy  nit  wellen  v.  lassen  mit  der 
schenke  [David  entgegen].'  LLav.  1584.  Scheinbare  Be- 
rührung mit  der  nhd.  Bed.:  .Wenn  man  einen  in  synem 
falschen  wohn  lasst  v.'  RGüalth.  1584.  .Wann  auch 
fromme  lüt  sich  darmit  lassend  befridigen.  will  ich  sy 
lassen  v.'  1616,  JBreit..  eig.  =  mit  ihrem  guten  Glauben 
dahin  ziehen  lassen,  sich  überlassen;  abeant!  .Wann 
dise  8  Tag  verflossen,  sollen  die  Pfand  dem  Ansprecher 
[Gläubiger]  sein  und  selbiger  darmit  ohngehindert  des 
Schuldners  v.'  L  Stadtr.  1706/65.  —  b)  aus  einander 
gehn.  zerfallen,  zerlaufen,  zerspringen.  z.B.  von  Teig. 
Gebäck,  allg.;  von  Geschirr,  das  der  Glühhitze  aus- 
gesetzt wird  Aa.  Die  Herdöpfel  verfare'd  [im  Sieden] 
wie  Chalch.  —  c)  in  die  Irre  fahren  L;  Z  (refl.), 
irre  gehn.  ,In  dem  kamen  in™  die  mär,  wie  Cur  yn- 
genommen  war;  da  wandt  man  sich  gon  Cur  hin;  da 
sy  alsodar  kommen  waren,  bald  sy  vernommen  [haben], 
dass  sy  v.  [den  Zug  vergebens  getan  hatten].'  JLenz 
1500.  .Kam  ich  in  ein  dicke  hurst;  Wie  ich  so 
schüzlich  bin  v.  Nun  wohin?'  Salat.  .Ein  kleiner 
meerfisch,  der  den  waalflsch  leitet,  darmit  er  nit  ver- 
fare.'    Fris.     .Wann    ein    Säumer    Güter    führet   und 


899 


Far,  fer,  fir,  for,  für 


Unglück  da  wäre,  das  er  verführe  [,che  vadi  fuori 
della  strada']  und  das  Gut  sich  geschändte  oder  ver- 
löre.' 1700,  U.  Bildlich:  ,Vorus  aber  soll  Gott  ge- 
betten  werden,  dass  er  uns  [bei  der  Wahl  des  Ehe- 
gatten] nit  V.  lasse,  sunder  dass  er  uns  zuo  rechter  ee 
verhelfen  wolle.'  HBull.  1540.  —  d)  unglücklich 
fahren,  stranden.  ,Verfuerend  an  der  brugg  und  er- 
trunkend  wol  bin  XXX  personen.'  Eulib.  ,Dass  wir 
zuo  dem  [in  einem  Schilf  bruche]  verfarnen  guot  kein 
gerechtigkeit  [Anrecht,  Strandrecht]  haben.'  1502. 
Absch.  ,Wir  funden  300  dürggen  da,  die  v.  warend 
und  was  inen  ier  schiff  zerbrochen.'  Stockak  1519.  — 
e)  sterben,  die  Seele  aushauchen  VOrte.  V.  wie  es 
lAecht,  sanft  verscheiden.  ,Si  hette  Iren  mann  seligen 
in  gewär  der  selben  güetern  ungesumet  funden  und  si 
[er  sei]  ouch  in  der  selben  gewär  v.,  darumb  si  zuo 
den  güetern  recht  hette.'  1386,  Bs  Eq.  ,Von  lengi  des 
wegs  sind  zwo  personen  unbewart  ehristanlicher  Ord- 
nung [ohne  Sakrament]  v.'  1479,  Zellw.  ,0b  dehein 
burger  stirbet  old  verfert  und  nach  ime  lat  synen  sun 
ze  einem  erben.'  Geschworn.  Brief.  , Sollten  eliche 
kind   in  wäreuder    diser   ehe   tods  v.'    Erbr.  AiKais. 

—  f)  das  Bewusstsein  verlieren;  ohnmächtig 
werden  L.  V.  si",  bes.  von  Somnambulen  im  ekstati- 
schen Zustand,  im  Scheintod  Z.  ,Es  feiet  wenig,  er 
wäre  vor  angst  v.'  Tierb.  1563.  Von  Zerstreutheit  der 
Gedanken,  Geistesstörung  Bs;  Z.  Der  Apoplektische 
verfart  üppe,   verspricht   sich  etwa,   redet  verworren. 

—  g)  Einem  aus  dem  Gedächtniss  schwinden  Bs; 
L.  —  2.  tr. ,  umgehen.     .Den  zoll  v.'   1532,  Absch. 

Mhd.  verväm  =  1  a.  c.  d.  2.  Für  die  im  N'lid.  vorlierr- 
schende  Bed.  bedient  die  echte  Volksspr.  sich  des  einfachen 
Tbs  oder  anderer  Ausdrücke  (iimyän  udgl.).  Ob  sie,  prägnant 
angewendet,  in  folgender  Stelle  anzunehmen  ist':'  ,Zuo  eeren, 
umb  Gotts  willen  [zu  wohltätigen  Zwecken]  und  zur  notturft 
spaaren  ist  v.'  HBull.  1540  L  6.  —  1  e  u.  f  lassen  sich 
im  Anschluss  an  syn.  Ausdrücke  (veireiaen  udgl.)  aus  1  a 
ableiten,  e  aber  auch  aus  dem  Begriffe  des  Verschwindens, 
der  Auflösung,  welcher  im  Mhd.  vorherrscht,  g  auch  aus  c. 

Genis-Verfarcn  n.:  Inquirierung  einer  Kreissen- 
den über  Paternität  Z  Eechtsspr. ;  Syn.  G.-  Verhör. 

vor-faren:  anderen  Fuhrwerken  od.  Fahrzeugen 
voran  f.;  auch  sie  überholen  Z;  in  übertragenem  S. 
a)  zuvorkommen.  ,Mit  dem  wott  [wollte]  er  das  schwert 
ab  dem  hals  nemen  [von  Leder  ziehn];  ist  im  Herr 
Hans  vorgefaren,  in  zuo  der  erden  geschlagen.'  15'24, 
Strickl.  ,Im  [ihm]  vorgefaren  und  [ihn]  um  sein 
leben  bracht  habe.'  Vad.  —  b)  den  Vortritt  haben. 
,So  sollend  unser  herren  der  bischof  [usw.]  v.  und 
bezalt  werden  vor  allen  hotten  [angehobenen  Rechts- 
betreibungen], darnach  die  kirch;  darnach  wer  der 
erst  wäre  am  hott.'  Offn.  ZWen.  —  c)  zeitlich 
voran  gehen  oder  gegangen  sein;  vgl.  Vor  far.  , Synen 
vorfarenden  äpten  und  pflegern.'  G  Stiftsarch.  ,Syn 
vorfaren  [Ptc.  Perf.V]  apt.'  Hermann.  .Ihre  habende 
und  von  vorfahrenden  Rom.  Keiseren  erlangte  Fry- 
heiten.' RCvs.  —  Vorfarer:  1.  Vorfahr  S.  Der  Vater 
predigt  dem  Sohne,  wie-n'r  seil  Sorg  ha,  ''ass  'r  nit 
um  d'  Sach  chömm,  ivo  er  und  sini  V.  so  sur  z'sämc 
hrucht  helle".  Joach.  —  2.  Vorgänger.  ,Ist  auch  ein 
Schlosser  gsyn,  des  Bastians  v.'  UMey.,  Wiut.  Chr. 

für-:  1.  vorwärts  gehen,  im  Verfahren  fortschreiten. 
,Der  apostel  erfordert,  dass  sie  mit  heilgung  furtfarind 
und  verraant  alle  glöubigen,  dass  sie  nach  einer  regel 
fürfarind.'  Vau.     .Schnell  im  bauwen  f.  strenue  a'di- 


4 


ficare.'  Mal.  ,F.,  vollstrecken,  grassari.'  ebd.  Fort- 
schritte machen:  ,Im  studieren  f.,  progressus  facere.' 
Hosp.  1683.  Mit  etwas  Angefangenem  fortfahren,  es 
fortsetzen  Bs;  B;  Gl;  Scb;  Z.  Far  nw  für!  nur  weiter  41 
mit  der  Erzählung!  .Ernstlich  erraanen,  furzeiären  und 
sich  nit  mer  an  den  papst  ze  keren.'  Kessl.  ,Mit  den 
rechten  f.',  dem  angehobenen  Prozesse  seinen  Gang 
lassen.  1562,  Absch.  und  oft,  wie  auch  noch  heute. 
,Nüt  desto  minder  fuor  der  Herzog  mit  dem  nüwen 
Bund  für.'  Ansh.  .Weliche  aber  in  irer  halsstarrige 
fürführend  [beharrten]  und  sich  nit  berichten  lassen 
wellten.'  1612,  Z  Mand.  ,Gott  fahrt  mit  strafen  für.' 
R  u.  CMev.  1650.  ,Fahr  für  (perge),  wie  du  angefangen 
hast.'  Hosp.  1683.  —  2.  =  vor-f.  im  eig.  S.  Bs;  Gi,.  — 
ge-  im  adj.  Ptc.  g'farend,  g'faret  s.  füren  la^.  - 
hei"°-:  s.  faren  1  a,  bildlich,  h.  f.  mit.. .  =  einheimsen, 
in  Sicherheit  bringen;  abziehen  mit  Etw.  Z.  Far  hei 
mit  der  Mos,  denn  Schilte'  drüf  lös!  wohl  Selbst- 
gespräch eines  Kartenspielers.  HBrandenb.  ;  vgl.  hei"' 
tue",  ebenfalls  v.  Karten.  —  hin-:  1.=  rer-f.  la  und 
mit  diesem  wechselnd.  ,Dass  der  vogt  ihn  h.  lasse.' 
1526,  Z  Widertäufer.  —  2.  =:  verf-.  1  e;  vgl.  Hinfart. 
,So  louf  du  schnell  zuo  CoUatin  Und  sag  ihm,  wie 
die  liebst  faar  hin.'  HBdll.  1533. 

fand-:  im  Lande  umher,  durch  die  Länder  ziehn; 
spec.  eine  Pilgerfart  tun  S.  ,0b  das  L.  zum  zeitlichen 
und  ewigen  Wohl  erspriesslicher  sei  als  andächtiges 
Beten  in  der  Pfarrkirche.'  Sohweizerbote  1824.  — 
Landfarer:  Fahrender,  meist  herumziehender  Bettler, 
Vagant,  Landstreicher.  ,Und  so  denn  uns  von  wegen 
der  ougstaler,  gryscheneieren,  wälschen  parretlis-  und 
andern  frömbden  krämern,  wämlistrageren  und  land- 
farern  vilerlei  klegten  fürkommen.'  1530,  Z  Mand. 
,Von  den  starken  landfareren,  stirnenstösslen,  geng- 
ieren, kriegsknechten,  so  merteils  Ire  dirnen  mit  ihnen 
füerend.'  ebd.  ,Der  gfangnen  landfereri  wegen.'  1533, 
Z  Grün.  Amtsr.  ,Ein  1.,  welcher  söllich  tier  für  ein 
schouwspil  urabher  fuort.'  Tierb.  1563.  ,Eine  arme 
1-in.'  HBull.  1572.  ,Die  Portner  sollent  die  Tor  be- 
schlossen haben,  deheine  frömbde  Krämer,  Lantfarer 
sambt  Weib  und  Kinden  einlassen.'  XVII..  Muri,  Ge- 
sindeordn.  ,Und  sintemahlen  auch  viel  Landfahrer  in 
das  Land  sich  einzuschleifen  understeheii  iliirfcn,  die 
den  Leuten  nicht  allein  mit  ihrem  Müssiggang  über- 
legen sind,  sonder  oft  ihre  Jungen  bei  sich  haben  und 
mit  schandlichen  Worten  und  Geberden,  ja  unver- 
schämter Unzucht  männiglichem,  der  Jugend  sonder- 
lich, ärgerlich  seind  . . .'  16-37,  Bs  Rq.  ,Terram  terra 
mutans.'  Denzl.  1677;  1716.  .Liederliche  L-in.'  Gs 
Samml.  1779.  Ohne  üble  Nbbed.  uud  i.  S.  v.  ,Pilger 
meint  vielleicht  NMan.  (Bächt.  S.  55)  den  Ausdruck 
da  der  Betr.  von  sich  sagt:  ,Ich  bin  iez  fünfzehen  jai 
gangen  allwegen  uf  Sant  Jakobs  strass  [nach  S.  Gia- 
como  di  Compostella].' 

miss-:  sich  ungebührlich  aufführen.  ,Und  sont  sii 
noch  ihre  helfer  damit  in  dehain  wyse  wider  uns  nicht 
getan,  missvarn  noch  gefrevelt  han.'  1392,  GEheineck 
,Überall  nichts  frevel  verschuldend,  noch  missfarend. 
1395,  Zellw.,  Urk.  —  mos-  s.  Mös-Fart.  —  nach- 
wä-,  wo-,  na.ch)\in- nacHe-,noche-,nä-e-,  nö-e-:  Lauf 
merksam  nachgehen,  einer  Norm.  Spur  folgen,  sicli 
davon  leiten  lassen,  z.  B.  beim  Buchstabioren,  Lesen 
mit  der  Fingerspitze  udgl.  der  Zeile,  beim  Schreiben 
Zeichnen,    Malen    einer   durchscheinenden    Unterlage 


fini 


Far,  for,  fir.  for,  fur 


902 


einer  leichten  Vorzokhnung  folgen.  Übertr.,  ein  Bei- 
spiel befolgen:  .Derhalben  ich  demselbigen  löblichen 
Brauch  auch  nachgefahren  und  [nämlich]  hiebei  ein 
Register  angesetzt.'  KCys.  —  2.  den  Spuren  eines 
Vergehens,  einer  Gesetzesübertretung  nachgehen,  po- 
lizeilich nachspüren.  ,Dass  der  schultheiss  der  un- 
gehorsamy  n.  soll.'  ca  1520,  Bs  Rq.  —  3.  nachahmen, 
nacheifern,  es  gleich  tun  Z.  Dem  chann  ich  nüd  nähef., 
er  ist  en  Herr.  —  -1.  naehe-f.,  nachziehn,  nachhalten, 
z.  B.  einer  Dirne  B.  —  5.  Einem  in  einer  Stelle,  einem 
Amte  folgen.  Hosp.  1683.  Vgl.  vor-f.  —  zesammen 
zämme-:  1.  intr.,  als  Äusserung  des  Schreckens,  wie 
nhd.  —  2.  tr.,  einen  Acker,  ihn  in  der  Weise  pflügen, 
dass  von  beiden  Seiten  her  die  Erde  der  Mitte  zu- 
gewendet wird  Th;  s.  gräten.  —  dar-:  1.  unver- 
sehens dazu  kommen;  dazwischen  fahren.  ,Da  kam 
der  raüller  dargefaren  und  Hess  den  brnnnen  ver- 
bieten.' 1.561,  MEsTERM.,  Pfäff.  —  2,  mit  dem  Vieh 
einen  ,Stafel'  beziehen,  sei  es.  um  dort  eine  Zeit  lang 
zu  weiden,  sei  es,  um  es  das  dort  gesammelte  Futter 

I  aufzehren  zu  lassen  BHk.  —  durch-,  durchhin-: 
.Grad  durch  f.',  von  einem  Pfarrer,  der  bei  ,Verkun- 
dung'  eines  Paares  die  übliche  Titulatur  ,der  ehrbare', 
.die  ehr-  und  tugendreiche'  weglässt,  was  als  schlmpf- 

;  lieh  gilt  S  (Joachim).  --  da{r)durch-:  Etw.  in  einer 
gewissen  Weise  behandeln,  abtun.  .Ob  sy  schon  etlich 
gestraft,  sind  sy  doch  so  law  und  ringfüeg  [leicht] 
dadurchgefaren.  dass  es  bei  keiner  rechtmässigkeit 
gnnogsam  geachtet  werden  mag.'  1531,  Absch.  ,[Der 
Teufel]  Von  syner  reis  ihn  hinderen  wott.  Und  mit 
[damit]  ich  kürzlich  dardurch  far,  Hat  er  im  nach- 
g'stellt  immerdar.'   Com.  Beati. 

i  dri-,  dre'i-:  einen  Acker,  welcher  den  Sommer 
i  hindurch  brach  gelegen,  zum  zweiten  und  dritten  Mal 
;  für  die  Wintersaat  pflügen  Bs;  SThierst.  —  Zsges.  mit 
j  demZahlw. ;  nicht  zu  verwechseln  mit  dri",  s.o.    Syn./alyen. 

Trossel-    s.  trosslen.   —    weid-   s.   Weidfart.  — 
'  zeweg-  zw'eg-:  eifrig,  erbost  in  die  Rede  fallen,  auf- 
'  fahren,  aufbrausen    B.     .Mein  Landvogt,  der  anfangs 
hören  zu  wollen  schien,   fuhr  tüchtig  z'weg,   als  das 
\  Weib   so   redete:    Wenn  es   nicht  plötzlich  schweige, 
30   lasse   er   es   acht  Tage   bei  Wasser  und  Brod   an 
Schatten  tun.'    Gotth.     Vgl.  zeweg  =  gerüstet,   weg- 
fertig.  —   will-   s.    Will  für  und  Anm.  zu  fären.   — 
zue-:    1.  mit   dem   Fuhrwerk,    dem    Fahrzeug    zum 
Hause,  ans  Land  f.  allg.    Es  ist  det  nit  guet  [es  lässt 
sich  dort  nicht  leicht]  z.  —  2.  rasch  zu  Werke,  rück- 
sichtslos aufsein  Ziel  los  gehn,  zugreifen,  rücksichtslos 
nach  amtlicher  Vorschrift  verfahren,   allg.     ,WiU  du 
des  nicht,  so  far  ich  zuo  und  nimm  die  kuo.'  Bonek. 
.Alldann  sollen  die  werimeister  zuofarn   und  ab  dem 
selben  guot,  von  deswegen  man  die  weristür  erfordert 
hat,   pfänden   höw    oder   ströwi.'    15'23;44,  Schw  LB. 
.Fuorend  auch  etlich  uf  dem  land  zuo  und  zerwarfend 
die  fenster.    Also   fuor  die  Obrigkeit   zuo   und   hiess 
<  dieselbigen  stillsten.'  Zwingli.    ,Uf  das,  wie  es  Mötteli 
fürkommen   [zu  Ohren  gekommen],   ist   er    zuogfaren 
und  dem  pflster  für  syn  hus  kommen  und  hat  im  syn 
hüstüren    üfgestossen.'    15.39,  Absch.   —  3.  in  der  an- 
!  gefangenen  Weise  fortfahren  Z.  —  zer-:  aus  einander 
t.  =  ver-f.lb  B.     Auch  bloss  ideell:    ,Sind   gedachte 
hnoben   etliche   von  einanderen   kommen   und   in    vil 
besonderbare  güeter   und   stuck  zerteilt  worden,   die- 
■  selbigen   ouch   dermassen    z.,    dass   sie   nie   mehr    zu 


ganzen  huoben  wider  zusammen  gebracht  worden.' 
ca  1569,  Hotz,  Urk, 

Baden-Farer:  der  eine  .Badenfart'  tut,  s.d.  — 
Wol-:   Wallfahrer  VOrte.     Vgl.   Wolfart. 

Fareri"  f.:  1.  bei  der  Alpfahrt  die  Leitkuh,  welche 
die  grosse  Schelle  trägt  Ar.  —  2.  Färer^,  Weibsperson, 
die  nicht  gerne  zu  Hause  bleibt  Ndw. 

Krüz-Farete:  Kreuzfahrt,  kirchlicher  Auszug, 
Reise  mit  Kreuz  und  Fahne.  ,An  der  Creuzfarete 
[von  U]  nach  [Scnw]  Steina.'  1387,  Gfrd. 

Fari  I  -ä-  Gl,  sonst  meist  -ä-:  1.  persönl.  a)  in., 
Einer,  der  gerne  umher  zieht  Ndw,  vgl.  Farerin; 
Mädchen,  das  den  jungen  Burschen  nachläuft  GRVals, 
Syn.  BoUi.  —  b)  n.,  Person,  die  nirgends  Ruhe  hat, 
gerne  umherzieht;  schlechte  Dirne  W.  —  2.  sachlich, 
n.  a)  Lustfart,  lustiger  Ausflug,  gesellige  Lustbarkeit 
übh.  B;  Gl;  L;  UwE.  ,Ein  Fahri,  eine"  Schiitteten, 
ein  Musikfest  oder  ein  Schiesset.'  Gotth.  .Andere  be- 
gnügen sich  mit  weniger  Gästen,  Speisen,  Flaschen, 
Kutschen,  aber  ein  F.  muss  sein.'  B  Sonntagsp.  Es 
F.  [eine  Spazierfahrt]  mache"  B.  Eine  Tour  beim 
Tanz;  mer  w'enä  nuch  es  F.  ni  [nehmen]  Gl  =  no''' 
eine"  fare".  Abstr.,  Mutwille,  Lust,  '.s  F.  ha",  das 
Vergnügen  ungehemmt  und  unbeschränkt  geniessen  L. 
Dert  isch's  nit  hauscher  [geheuer];  mänger  31a""  het 
dert  scho  oft  sls  F.  g'ha"  =  gelumpt.  B  Dorfkai.  1879. 
Dann  nach  Analogie  sinnvwdter  Ausdrücke:  „'s  F. 
ablä",  der  Lust  die  Zügel  schiessen  lassen".  —  b)  un- 
versehens daher  und  vorüber  fahrendes  Unwetter,  ein 
Regenschauer,  ein  Schneegestöber  Gl;  ein  heran- 
ziehendes Gewitter,  iez  chunnd  es  rechts  F.  dethür! 
aScHW.  —  c)  ein  ungewöhnlich  starker  Blutfluss  bei 
Weibern,  auch  eine  allzu  frühe  Geburt  ScHwMa.  — 
Um-  m.:  der  Fuhrknecht  der  Mühle,  der  bei  den 
Bauern  herumfährt,  um  das  zum  Mahlen  bestimmte 
Getreide  abzuholen  ZZoll.f  Syn.  Karrer,  Karri.  — 
„Heim-  in.:  rascher  Tanz,  mit  dem  ein  Tanzfe.st 
beendigt  zu  werden  pflegt  W."  —  Buobe°-  m.: 
Mädchen,  das  den  Knaben  nachläuft  GaVals. 

In  dem  männl.  W.  ist  -i  die  Endung,  mit  welcher  No- 
mina agentis  gebildet  werden,  während  es  in  dem  sächl.  nur 
als  Dimin. -Endung  sich  deuten  lässt. 

farig  -ä-  Gl,  -ä-  Soh;  Uw;  U,  färig  Bs;  L: 
1.  gut  zu  befahren,  z.B.  von  einem  Wege,  „auf  wel- 
chem man  mit  Vieh  und  Saumtieren  durchkommen 
kann  LE.";  Ndw.  —  2.  gerne  umherfahrend  Ndw; 
unruhig,  hastig  Gl.  —  3.  färig,  fertig,  bereit,  von 
Personen  und  Sachen   BsStdt.    -  4.  „brünstig   BGr." 

—  5.  als  Ersatz  der  Participialform  fahrend.  Täch- 
tere"  [Töchter]  sind  e  farigi  Hab  ScnSt.  En  farige'' 
Schüeler  U;  vgl.  gefarend  Sp.  900. 

Zu  3  vgl.  jedoch  auch  fertiy  und  ferrig,  da  die  Vokal- 
debnung  in  der  genannten  MA.  eine    sekundäre   sein    kann. 

—  4.  eig.  ^  bereit  zum  Fahren  (i.  S.  v.  fiirnn  I  a  oc  am 
Schluss),  wenn  niciit  Eins  mit  ßirriy;  s.  d. 

hin-färig:  im  Abreisen  begriffen.  ,Sy  sölltind 
uns  [ihren  Bescheid]  gan  Stein  überantwurten,  dann 
wir  h.  wärind  gon  Zell.'  1525,  Absoh. 

Farniss  Ai';  Bs,  -nuss  Z,  Fänuss  ZHörnli,  Fär- 
nuss  Ap  —  f.  —  PL  -a"  Ap:  Fahrhabe.  ,Eine  Feuers- 
brunst verzehrte  alle  Fahrnuss  und  Hausrat'  Mem. 
Tig.  1742.  ,D;e  Fahrnus,  Wein  etc.,  werden  unter  die 
Söhne  und  Töchter   gleich  verteilt.'    JCEscher  172.3. 

Der  l'ml.,  der  auch  in  der  G  Gantordn.  1761  belegt  ist 
(,Färnus'),  muss  auf  die  Endung  -nitn  zurück  geführt  werden. 


903 


Far,  fer,  tir,  for,  für 


'.II 1 1 


füren:  iu  einem  Nacheu  übeiiuhreii.  ,Das  sy  uns 
umb  mittenacht  in  die  gale  sölltent  vären.'  HsSchükpp 
1497.  —  Wahrscli.  eins  ujit /trc«;  docli  vgl.  auch  got. /aiy<iii. 
schiffen. 

Farr  PfarrGR;  „GG.",  Pfär  Güi.;  GA.,  oBh.,  T., 
„Plänen  Gl;  Obw"  —  PI.  ,Pfarren'  G  oKh.  It  Steinm. 
—  m.:  1.  Zuchtstier  aaO.  Er  ist  mit  der  Cime  zum 
Pf.  ,Der  meiger  soll  ouch  haben  einen  pharren,  einen 
eher,  einen  wider  und  einen  bock.'  1351,  Aa  Wst.  ,Soll 
ein  keller  einen  pfarren,  einen  volen  und  ein  eber- 
swyn  zuo  der  lüt  vych  haben.'  1400,  Offn.  AaKöII. 
,Welicher  ein  pfarren  hat,  diewyl  er  im  di'iten  [Jahre VJ 
ist,  der  git  kein  hirtenlon.'  1420,  Offn.  ZDietl.  ,Der 
farr  oder  stier,  taurus.'  Mal.  .Taurus,  ein  stier,  ein 
wuocherstier,  das  wuocher,  ein  murainelstier,  ein  hagen, 
etlich  ein  varren  oder  farr,  ander  ein  boUen.'  Tierb. 
1563.  ,Diö  Farchen,  wann  sie  Schaden  tun.'  1050, 
BSa.  [im  Gegs.  zu:  .Stieren,  Galtvieh,  Geiss,  Schaf 
und  Boss.'].  —  2.  Schnecke  in  eingeileckeltem  Zu- 
stande GRSeew.  —  Kib-:  eig.  der  Farre  nach  seiner 
zornigen  Gemütsart  benannt;  vgl.  Kib-Eber;  Kiber. 
Nur  im  bildl.  S.  belegt:  ,0b  aber  über  alles  [trotz 
dem  sc.  dass  ich  für  meine  Streitschrift  gute  Gründe 
habe]  die  genannten  untrüwen  kybpfarren  sprechen 
werdend:  „Dennocht  ist  es  [es  ist  denn  doch]  bös, 
dass  sy  [die  Evangelischen]  wider  einander  schrybend!" 
ZwiNGLi  (vorher  hat  er  von  ,ufrüerischen  gemüeten' 
geredet).  —  Sennte"-:  der  das  Senntum,  d.  i.  die 
Alpherde  begleitende  Zuchtstier  Gl.  ,So11  alles  Vieh 
in  die  Zählung  kommen,  ausser  die  Alpfohlen  und 
Senntenpfarren  nicht.'  Gl  LB.  1835.  —  Stig-:  der 
F.  nach  seinem  Zweck  benannt;  vgl.  , Schellhengst'. 
,Piinnig  fleisch  und  stigpfarren  (stigende  pf.)  niendert 
anders  denn  uf  dem  pfinnbank  verkoufcu.'  Scu  Eichtebr. 
Das  Fleisch  dieser  Tiere  wird  gering  geschätzt. 

Mhd.  mm,  var,  &M.  farre,  far.  Der  Anlaut  Pf,  welcher 
zunächst  im  Plur.  durch  Verschmelzung  des  Art.  d'  mit  dem 
Subst.  entstand,  verdankt  seine  fast  ausschliessliche  Herr- 
schaft viell.  einer  Parallele  zw.  Herde  im  eig.  und  im  geist- 
lichen S.  —  Syn.  ausser  den  oben  genannten :  Munni,  Murrli, 
Pfarr-,  Schell-Stier.  Ygl.  die  Zssen  Pfurr-Eb,r,  -Bork,  -Widder 
und  Ochs.  —  Bed.  '2  beruht  viell.  auf  Vergleichung  phy- 
sischer Verschlossenheit  mit  derjenigen  des  Sinnes,  welche 
dem  anscheinend  in  sich  gekehrten  Stier  beigelegt  wird: 
s.  Munni.  —  Die  Form  Farck  eine  unnütze  und  verfehlte 
Rekonstruktion  etwa  nach  Analogie  von  Fwli,  Ferkel,  llir 
Fürcldi  von  Farch,  Schwein. 

Pari  II  u.  Färi  GLf  -  m.  =  Farr.  —  färrig, 
färig:  nach  dem  Parren  verlangend,  ,stierig'  Bs 
(Spreng).     Vgl.  färig  Sp.  002. 

Far  III  f.  s.Farh.  Far  IV,  Farre"  ni.,  f..  n. 
s.  Farn.        faren  III  s.  farnen. 

Farinate  f.:  aus  Italien  eingeführtes  Mehl  Gr.  - 
lt.  farinata. 

Farine  f.:  Mehl.  Nur  in  der  an  das  Churw.  an- 
gelehnten Formel:  tutt  ine,  Mel  oder  F.!  es  ist  Alles 
eins  Gr. 

Pärre  m..  Pari  n.  s.  Pfcrrich. 

Färet,  Pfarre",  Pfärret  —  m.:  kleiner,  schmack- 
hafter Fisch.  Trysche!  Färet!  Alböck!  Färet!  lässt 
Kuhn  1819  das  Bieler  Fischweib  ausrufen.  Zyro  aber, 
ebenfalls  ein  Berner,  gibt  den  Namen  als  syn.  mit 
Alboch,  Blaufclchen.  salmo  Wartm.,  während  er  den 
Färiy  als  junge  Äsche,  salnui  thymallus,  einen  Fluss- 


fisch, angibt.  „Pfarren,  sahuo  terra,  ein  schmackhafter 
Fisch  im  Genfersee  (St.);  =  Hägling,  albula  minima 
F.  (St."")."  Beide  fussen  wohl  auf  KdGessner  1558: 
.Albulam  m.  hunc  piscem  voco,  quem  nostri  [die 
Zürcher]  Hagele  vel  Hägling  appellant,  Friburgi  Hel- 
vetiorum,  ut  audio,  Pfarren,  Lucernie,  Nachtfisch.' 

,Pfcrret.'  154S,  Absch.  (FMurten).  .Pfärrat.'  1549/68, 
LStUrban.  In  einer  Zusammenstellung  der  Lebensmittel- 
preise, welche  der  Z  Pfarrer  Fries  i.  J.  löS9  in  Bicl  ver- 
anstaltete, compariert  ,1  Vlg  Pferret  10  kr.  (1  Pfd  Rind- 
fleisch 2  kr.).'  Die  Schreibung  .Pfarren  (Adelfisch,  Bläuliug, 
Felchen,  Gangfisch  usw.,  alba  cierulea,  albula  min.,  lavaretus, 
halecula  usw.  F'  It  JLCys.  1661)  ist  viell.  ein  Druckfehler. 
Sämmtlichen  Formen  scheint  das  mlat.  /fi-a  zu  Grunde  zu 
liegen. 

Ver  I  Veri  m.,  Dim.  Vereli,  verk.  aus  Xaver  L; 
ScHW;  Uw.  Ein  beliebtes  Lied  vom  ,Vereli  im  Exame"' 
abgedruckt  in  , Schwyzerdütsch'  I  8,  42. 

Per  e'  Aa;  Ap;  B;  L;  Ndw;  Zg;    Z,    Fär  LH.  ^, 
PI.  Fere'  —  m.:    Fährmann,   und  zwar  zunächst  ein 
zur  Haltung  und  Bedienung  einer  Fähre    (s.  Far  n.) 
berechtigter  (wird  mit  hol!  oä.iibere!  gerufen),  dann: 
Schiffmann  übh.  Uw.    Syn.  Wardmann.    Kei"  Ilacder 
f/sehn-V''  und  kei"'    Vcre"   L    (BMohr).     Z'  Ulwblc: 
hät's  vil  Fere,  de  [die]  (j'hürt-me"  jluechen  und  .schwere". 
Boouii.  AK.  (Auch  am  ZSee  waren  die  Schiffleute  für 
dieselbe  Eigenschaft  bekannt).     ,Ein  Schiff  mit  zwei 
Fähren.'  Uw.    ,Enhein  wirt  [kein  Bürger]  soll  enheiii 
ferren  gegen  Uren  [nach  Uri]  mo  ze  lone  geben  deniic 
XIIII  den.'  ä.L  Eatsb.    ,Welcher  je  ferr  an  der  Thur 
ist.'    Oft'n.  ZEhein.     (Zwischen   Flaach   und  Bheinau 
befand  sich  ein  bis  auf  neuere  Zeit  viel  gebrauchtes 
.Fahr'.)     ,Von   des  fars  wegen  ze  Widen,   dz   da   ein 
ferr   soll  haben   ein  weidling,   der  16  mann  müg  ge- 
tragen; er  soll  och  hau  ein  nawen;  aber  soll  er  han 
ein  tannen;  dieselben  drü  schiff  soll  er  ze  stätti  han 
über  jar,  und  dannen  hin  all  jarmärkt  soll  er  haben 
so  vil  schiffen,  dz  er  lüt  und  guot  wol  gefertgen  müg 
gen   Bappenswil    und    dannen.-    Hofk.   ScHwWangen. 
Über  andere  Pflichten  und  Eechte  s.  o.  Far  II I.    .Alle 
Zinstag  sond  5  ferren  mit  dem  grossen  nawen   [nach 
Luzern]  faren.'  1474,  Obw.    .Lintrarius,  der  schift'niann 
oder  feer    über  das  schiff.    Porthmeus,    ein  feer  oder 
schiftraann,  der  die  leut  über  das  wasser  füert.'  Fuis.; 
Mal.;  Denzl.  1677;  1716  (,Fähr').   Auf  einer  Conferenz 
zwischen  L  und  U  1575  wurde  beschlossen,   dass  die 
Fehren    von    Flüelen,    wenn   sie   an   einem  Mittwoch 
nach  Luzern  kommen  und  ein  .Gefährt'  mit  Personen 
oder  Waaren    antreften,    dasselbe   mitnehmen   dürten, 
ebenso    die  Fehren    und  Pfisterleute    von   Luzern  an 
einem  Freitag   in  Flüelen.     .Haben  den  Feeren   oder 
Schiff'mann  daselbs  an  dem  Seegestad   us  synem  Hüs 
gefordert,  sy  über  Seew  ze  füeren.'  1607,  BCvs.    ,Es 
sollen  alle  und  jede  Besitzer  des  Fahrhofes   [a.n  der 
Eeuss]  dem  Fehr  zu  seinem  neuerbauenen  Fahrhausc 
jährlich  6  Klafter  Brennholz   geben.'    1666,  Aa  Wst. 
,Den  Fähren  muess  der  Vogt  das  Fährenhäuslein  ma- 
chen lassen   und  erhalten,   die  Schalten   desgleichen.' 
1675,  Hof  Kriess.     .Bei   denen   im  Land  befindlichen 
Fahren    über   das  Wasser  sollen  die  Herren  Amtleut 
die  Feer  vor  sich  bescheiden.-  B  Mand.  1754.     ,Fehr' 
Geschlcchtsn.  in  Aa;  L;  Z;  vgl.  aber  auch  Ver.   Über 
das  angesehene  Geschlecht  der  F.  in  Luzern  gieng  der 
Spruch:    Mer  müend-in  wire",  dass  die  Herre'  Fire" 
As  nid  Stadt  und  Land  rerchire". 


i 


905 


Far,  fcr,  vpr.  fir,  for.  für 


Mild,  ver,  vere,  verje,  veiije;  ahd.  auch  ferro  (aus  'ferjo). 
Die  Verlängerung  des  Voc.  ist  erst  später  (in  Folge  der  Ein- 
silbigkeit des  W.)  eingetreten,  das  doppelte  r  in  ,ferr'  aber 
nicht  nur  Zeiclieu  der  urspr.  VolcalkUrze,  sondern  Rest  der 
ahd.  Assimilation. 

Fere°  f.:  Fähre  =  JFVic  n.  TiiHw.  —  WaLrsch.  nur 
lokale  Ausspr.  des  nhd.   W. 

Kerene  I  f.:  Fehrin,  d.h.  Frau  des  Fährmanns, 
die  wol  auch  statt  seiner  Jen  Dienst  tut  Ndw.  —  Uo- 
bildct  wie    Wirtene,   Wirtin;   uihd.   -inne,   ahd.   -miiu. 

teren  (in  SchSI  auch  i"-):  1.  rudern,  im  Gegs. 
zn  .segeln'  und  im  Unterschied  von  schalten,  dem 
Stossen  mit  der  Stange  (vom  Ufer  oder  vom  Grund 
ab)  SoaSt. ;  Th.  's  chunnt  Alles  z'sämme",  's  Schalten 
und  's  F.,  sagt  man,  wenn  widrige  Geschäfte  zu  glei- 
cher Zeit  einer  Person  zufallen.  Sul«.  Mm  's  Schalte" 
utul  's  ifere"  rerbüte",  Einem  alle  Freundschaft  auf- 
knnden.  ebd.  —  2.  (ein  Lastschiff)  steuern  mit  dem 
langen  Ruder.  Suloer.  —  Vgl.  auch  Feri  III. 

Feri  I  f.:  der  Raum  in  einem  Schiffe  vor  dem 
Mast,  wo  die  Schiffer  rudern  Th. 

ver-  neben  .ge-'  das  häutigste  und  vielseitigste  von 
den  untrennbaren  Präff.  I»ie  Zahl  der  mit  demselben 
gebildeten  Verbalcomposita  (die  scheinbar  nominalen 
sind  von  verbalen  abgeleitet)  beträgt  über  1000.  Die 
Häufigkeit  und  Vielseitigkeit  unsers  ,vor-'  rührt  davon 
her,  dass  es  mit  den  Bedd.,  welche  ihm  ursiir.  und  auch 
in  der  Schriftspr.  zukommen,  noch  die  von  andern 
Prälf.  verbindet,  entw.  diese  vertretend  od.  neben  ihnen 
gleichbedeutend.  Auch  kommen  Combinationen  von 
,ver-'  mit  andern  (bes.  mit  ,ent-'  u.  auch  mit  sich  selber) 
vor,  wobei  es  immer  voransteht.  Es  ist  schwer,  die 
abstr.,  auf  Raumanschauungen  ruhenden  Grundbedd. 
zu  fixieren,  aus  einander  zu  halten  und  die  konkreten 
spezielleren  aus  jenen    oder   aus  einander  abzuleiten, 

'  auch  zu  unterscheiden,  wie  viel  von  der  Gesammtbed. 
eines  Comp,  auf  Rechnung  des  Präf.  allein  oder  vor- 

'  zugsweiae  falle.  Da  das  Präf.  ,ver-'  etymologisch  am 
Nächsten  mit  den    (unter  sich  selbst  vwdten)  Präpp. 

'  ,für'  und  ,vor'  zshängt,  so  muss  seine  Grundbed.  in 
dieser  Richtung  gesucht  werden.  Es  ist  die  bei  ,für' 
z.  T.  noch  in  unserer  Volksspr.  fortlebende  räumliche 
Anschauung  des  .vorwärts-  und  .vorbei',  an  welche 
sich  die  von  ,über  Etw.  hin'  und  .hinweg'  leicht  an- 

'  schliesst.  Es  entspringen  daraus  die  abstrakteren 
Bedd.  des  Präf.;  der  Begriff  der  Vertretung  und  Gel- 
tung, auf  den  .für'  in  der  Schriftspr.  fast  ausschliess- 
lich eingeschränkt  ist.  fliesst  ebenf.  aus  der  räumlichen 
Grundanschauung  ,vor  Etw.  hin',  kommt  aber  bei  ,ver-' 
wenig  zum  Vorschein,  nur  etwa  in  versprechen,  ver- 
teidigen, entschuldigen  (vgl.  .Fürsprech') ;  -stellen,  einen 
Dienst  versehen;  -stäw,  vertreten,  beschützen;  -uesen, 
eine  Stelle  vertreten.  Einen  ersetzen.   Die  Anschauung 

i.über  Etwas  hinaus'  liegt  in  ver-bringen,  über  sich 
bringen;  -verteilen  =  über-;  -uinclen  =  überwinden 
'(einen  Schmerz,  Verlust).  1.  die  Grundbed.  erscheint 
zunächst  in  Zss.,  welche  den  Begriff  räumlicher 
Verbreitung  und  zeitlicher  Fortsetzung  ent- 
halten; z.B.  trans. :  cer-küssen,  mit  Küssen  bedecken; 
-laufen,  überziehen;  -schlirggen,  verschmieren;  -stechen, 
mit  Stichwunden  bedecken;  -stellen,  refl.,  sich  gespreizt 
hinstellen;  -strecken,  aus  einander  ziehen;  -tuen,  aus- 
breiten; -trihen,  in  Umlauf  bringen.  Intr.:  ver-faren, 
fort-;    -fliegen,   bekannt    werden;    -zieheti,    zögern.  — 


2.  Fortsetzung  kann  zu  Vollendung  führen,  und 
diese  kann  den  Begriff  der  Verstärkung  ergeben:  ver- 
fallen, auf-,  aus-;  -rechtfertigen,  vor  Gericht  fertig 
verhandeln;  -küsten,  durchkosten;  -kützlen,  zu  Tode 
kitzeln;  -bringen,  voll-;  -richten,  beilegen  (einen  Streit); 
-setzen,  fest-;  -strecken,  voll-;  -tuschen,  gänzlich  zum 
Schweigen  bringen.  Bei  Intransitiven  geht  der 
Begriff  der  Vollendung  (a)  nicht  selten  in  den  der 
Sättigung,  Erschöpfung  und  des  Aufhörens  der  betr. 
Tätigkeit  (b)  od.  des  zu  Grunde  Gehens,  Verderbens 
durch  das  Übermass  derselben  (c)  über  (vgl.  5);  z.B. 
a)  ver -nachten,  völlig  Nacht  werden;  -sören,  ein- 
trocknen; -sitzen,  sich  ganz  setzen  (von  Speisen  im 
Magen);  -schwinen,  zsschwinden;  -schwarzen,  völlig 
schwarz  werden;  -stän,  stehen  bleiben,  zurück-,  aus- 
bleiben ;  -ernen,  die  Ernte  vollenden ;  -heizen,  das  Heizen 
beendigen.  —  b)  ver-gumpen,  den  Jugendübermut  ab- 
legen; -jamslen,  verzweifeln  (aufhören  zu  jammern); 
-jesen,  ausgähren ;  -klchen,  ausser  Atem  kommen  (aber 
auch:  zu  A.  kommen,  d.h.  aufhören  stark  zu  atmen); 
-klinken,  aufhören  zu  läuten;  -melchen,  aufhören  Milch 
(auch  Wasser,  Eier)  zu  geben  (aber  auch :  fertig  mel- 
ken); -rüchen,  den  Geruch  verlieren;  -recken,  aufhören 
die  Glieder  zu  regen;  -singen,  das  Singen  beendigen; 
-schämen,  das  Schamgefühl  verlieren;  -stüben,  auf- 
hören zu  stieben;  -täubelen,  aufhören  zu  schmollen. 
—  c)  ver-lällen,  verschmachten;  -bopperen,  vor  Herz- 
klopfen oder  Zittern  fast  sterben;  -brüten,  vor  Hitze 
vergehen;  -zahlen,  vor  Ungeduld  vergehen  (aber  auch: 
aufhören  zu  zappeln).  —  3.  Verba  mit  ver-  bezeichnen 
als  intrans.  das  Heraustreten  aus  einem  Zustand,  resp. 
Eintreten  oder  Geraten  in  einen  andern,  als  trans. 
Versetzung  in  denselben,  Bestimmung  für  einen 
Zweck;  das  Gemeinsame  ist  Veränderung  der  Lage 
oder  Beschaffenheit,  a)  von  einfachen  Verben  ge- 
bildet, a)  intr.:  ver-langen,  zu  Teil  werden  (in  eine 
Hand  gelangen) ;  -hacken,  hart  werden ;  -schivellen,  an-, 
auf-,  ~  ß)  trans.  (bezw.  refl.):  ver-henken,  (mit  ein- 
ander) verbinden  (aber  auch:  aus  einander  hängen); 
-lügen,  durch  Lügen  verleumden ;  -brücken,  fortschicken ; 
-schaffen,  sich,  in  eine  andere  Lage  versetzen ;  -stellen, 
(Kinder  oder  Vieh)  bei  fremden  Leuten  unterbringen; 
-stOssen,  irgendwo  hineinstecken,  auch:  entwenden, 
und:  abtreten,  übertragen  (Schulden);  -werfen,  auf 
eine  andere  Stelle  werfen.  —  b)  von  Substantiven. 
a)  intr.:  ver-iglen,  struppig  werden,  ans  Mangel  an 
Pflege  verkommen ;  -fcro/j/e«,  ersticken;  -lüften,  an  die 
freie  Luft  kommen  (trans.  -lüften);  -mauseren,  zswachsen 
(von  Wunden);  -nachten,  von  der  Nacht  überrascht 
werden;  -buderen,  ein  Krüppel  werden  oder  bleiben; 
-bocken,  hart  und  saftlos  werden,  von  Obst;  -bäumen, 
mürbe  werden,  von  liegendem  Holz;  -plagen,  ver- 
modern, -faulen;  -hrösmen,  in  Brosamen  zerfallen; 
-stäuben,  sich  in  Staub  auflösen;  -tatschen,  zu  einem 
flachen  Klumpen  werden;  -wuchnen,  eine  Woche  nach 
der  Begattung  trächtig  werden;  -zipflen,  ausser  sich 
geraten  (vor  Angst,  Ungeduld).  —  ß)  trans.  1)  in 
den  betr.  Zustand  versetzen,  mit  dem  Betreffenden 
versehen,  dazu  machen:  ver-gäuken,  zum  Narren 
halten;  -geren,  schief  zsfügen;  -glimpfen,  verhehlen, 
beschönigen;  -^Msiew,  mit  Glasur  überziehen;  -keiben, 
Aas  schelten;  -kerzen,  Unschlitt  zu  Kerzen  machen; 
-käsen,  (Milch)  zu  Käse  verwenden;  -krapfen,  zu  Kra- 
pfen verbacken;  -locken,  verscharren;  -letzinen,  ver- 
schanzen; -mieten,  be.steehen;  -nisten,  verlegen;  -ndtet. 


907 


Far,  fer,  ver.  flr,  for,  für 


Piis 


von  Nähten  durchzogen,  entstellt;  -nuten,  zu  Nichte 
machen;  -bändlen,  mit  Bändern  versehen,  bildl.  auch: 
bestricken;  -sarren,  mit  Schutt  überdecken;  -schreiten, 
in  Verruf  bringen;  -stuefen,  durch  Fussstapfen  uneben 
machen  (den  Boden);  -dieben,  Dieb  schelten;  -törlen, 
kindlieh  unterhalten ;  -dornen,  (eine  Wiese)  mit  Dornen 
bestecken;  -wursten,  (Fleisch)  zu  Würsten  verbrauchen, 
in  diese  Gestalt  verwandeln  (dann  auch :  herumbalgen, 
zerdrücken).  —  2)  das  Subst.  als  dir.  Objekt  oder 
Appos.  zu  einem  solchen  oder  zum  Subj.,  das  Verbum 
prägnant  in  entsprechender  Bed.,  z.B.:  ver-abgaben, 
als  Steuer  entrichten;  -kundschaften,  Zeugniss  ablegen; 
-brauen,  reti.,  (die  Brauen  bewegen)  sich  rühren;  -In- 
satzen,  als  Pfand  einsetzen;  -schümen,  den  Schaum 
oben  abnehmen;  -erschatsen,  -schnitzen,  als  Steuer  ent- 
richten; -bannivarten,  (einen  Wald)  überwachen.  — 
3)  das  Subst.  auf  freiere  Weise  in  adv.  Verhältnissen 
gedacht,  das  Verbum  in  der  Bed.:  behandeln,  bewirken 
mit  dem  betr.  Ding,  in  entsprechende  Gestalt  bringen 
usw.,  z.  B. :  ver-kostgelden,  an  die  Kost  geben ;  -gntten, 
bei  Gott  schwören;  -winkaufen,  einen  Kauf  mit  Trunk 
bestätigen;  -kirnen,  in  die  Luftröhre  schlucken;  -kirnen, 
refl.,  sich  an  einem  Kern  verschlucken;  -kostieren,  an 
die  Kost  geben;  -klafteren,  in  Klafter  abteilen;  -krösp- 
len,  sich,  verwachsen  (Knorpel  bilden);  -kräsen,  in 
einem  Tragkorb  vertragen;  -Ionen,  verdingen;  -naglen, 
mit  einem  Nagel  verzaubern;  -rechten,  verurteilen; 
-tagen,  vorladen;  -geltstagen,  zum  Bankrott  bringen; 
-trümpelen,  in  kleinen  Portionen  ausgeben;  -tvorten, 
darlegen;  -zedlen,  hypothekarisch  verschreiben.  — 
c)  von  Adjektiven,  a)  intrans.:  ver-galten,  keine 
Milch  mehr  geben;  -mulben,  -mürben,  morsch  werden; 
-rüchen,  verwildern;  -scMfte«,  schief  werden;  -dignen, 
durch  Verdunstung  austrocknen,  zsschrumpfen.  — 
ß)  trans.:  ter-uneinen,  vergiften;  -einigen,  vereinzeln; 
-üsseren,  hintansetzen,  vernachlässigen;  -itlen,  zu  Eitel- 
keit verführen ;  -fiilen,  faul  zubringen  (Zeit);  -gräden, 
grad  machen;  -honen,  verderben;  -kiüegen,  beschönigen, 
verzieren;  -leiden,  anzeigen  (ein  Vergehen);  -rüchlosen, 
verwahrlosen;  -gemeinen,  verdeutlichen  (gemeinver- 
ständlich machen);  -mutzen,  verkürzen,  verstümmeln; 
-ringeren,  erleichtern;  -schie(n)ggen,  schief  treten 
(Schuhe);  -stäten,  befestigen;  -tiefen,  sich,  in  etwas 
Gefährliches  einlassen;  -wilden,  scheu  machen.  — 
4.  ver-  ergibt  den  Begriff  der  Entfernung,  a)  rein 
räumlich,  in  die  Weite  od.  auf  die  Seite,  a)  intrans. 
meist  mit  dem  Begrifl'  des  Vorübergehens.  Entschwin- 
dens;  z.  ß.  ver-faren,  fortziehen;  -surren,  vorüber- 
schwirren; -schiessen,  aus  dem  Sinn  schwinden;  -schlie- 
fen, sich  verkriechen;  -springen,  fort  eilen,  entlaufen, 
sich  verlaufen;  -tichen,  weg  schleichen;  -trölen,  fort 
rollen;  -wlcli£n,  wegrücken,  verfliessen  (von  der  Zeit); 
-ziehen,  weg  ziehen.  —  ß)  trans.:  ver-ferggen,  fort 
schaffen;  -müpfen,  Verstössen,  zurücksetzen  (bes.  arme 
Kinder);  -rüeren,  refl.,  sich  von  der  Stelle  bewegen; 
-schuggelen,  -schupfen  =  vermüpfen;  -schleiken,  ver- 
schleppen. —  b)  Entäusserung,  Versagung:  ver- 
gessen, einschlafen,  ohnmächtig  w-erden  (Besinnung 
verlieren);  -loben,  geloben  Etw.  nicht  zu  tun;  -reden, 
ablehnen;  -schweren,  abschwören;  -S2>rechen,  bestreiten, 
verweigern;  -wegen,  sich,  verzichten.  —  c)  Verhin- 
dern, Verschliessen,  Verbergen:  rer-gaumen, 
verhüten;  -heben,  verschliessen,  zurückhalten,  ver- 
schweigen; -hagen,  versperren;  -hocken,  sitzend  Platz 
einnehmen:  -halten,  vorenthalten;  -Z-ohmhph,  verhindern 


(zuvorkommen);  -gemeinsamen,  ausschliessen  (aus  der 
Gemeinschaft);  -büezen,  zunähen,  flicken;  -schlän,  ■ver- 
stopfen,  verwahren,  verbergen,  unterschlagen;  -schwel- 
len, wasserdicht  machen  (bildl.  einvrcihen);  -stechen, 
zunähen,  flicken;  -stellen,  abwenden  (Schaden);  er- 
sparen; refl.  V.  Sachen:  sich  der  Besinnung  entziehen, 
nicht  einfallen  wollen;  von  Ziegen:  sich  versteigen; 
-stän,  stehend  Platz  einnehmen  (also  Andern  w-eg-); 
-strichen,  bemänteln;  -icerfen,  werfend  zudecken  (ein 
Loch).  —  5.  der  Begrifl'  der  Entfernung  kann,  seine 
räumliche  Grundlage  noch  mehr  verlassend,  übergehen 
in  den  1)  der  Entstellung  und  Verkehrung,  des 
Verfehlens  und  Verderbens,  zuletzt  2)  in  den 
der  Vern|einung,  Aufhebung  des  ursprünglichen. 
Die  unter  "1)  genannten  Begritfe  mögen  zwar  z.  T. 
schon  in  der  Bed.  des  einfachen  Vbs  enthalten  und 
durch  das  Präf.  nur  deutlicher  ausgedrückt  oder  vor- 
stärkt sein  (auf  dem  Wege  von  2);  es  kann  aber  auch 
aus  einem  urspr.  indifferenten  Begrifl'  ein  ungünstiger 
entstehen,  indem  das  Präf.  Übertreibung,  Missbrauch, 
Verfehlen  von  Mass  und  Ziel  bedeutet  (vgl.  ebenf.  2). 
a)  von  einfachen  Verben,  a)  intrans.  u.  reflex.: 
rer-ligen,  durch  zu  langes  Liegen  zu  Grunde  gehen; 
-räblen,  -ratzgen,  durch  Arbeit  und  Not  sich  aufreiben; 
-rlfen,  überreif  werden;  -sitzen,  -stän,  durch  zu  langes 
Sitzen  usw.  zu  Grunde  gehen ;  -trunken,  dem  Trünke 
ergeben  und  dadurch  herunter  gekommen.  Hieher 
gehören  auch  spezielle  Benennungen  der  Fehlgeburten 
einzelner  Haustiere  und  fehlerhafter,  nachteiliger  Be- 
treibung einzelner  Geschäfte  der  Milch-,  Haus-  und 
Landwirtschaft,  z.  B. :  rer-fnren,  mit  dem  Schift"  oder 
Wagen  anstossen;  -gitzlen,  ein  todtes  Zicklein  werfen; 
-käsen,  keinen  rechten  Käse  zu  Stande  bringen.  Refl.: 
sich  ver-hauen,  zu  tief  eingreifen  (urspr.  mit  Messer 
oder  Hacke);  -jucken,  sich  zu  hoch  versteigen,  von 
Ziegen;  -kaufen,  dui'ch  Kauf  in  Schaden  kommen; 
-luegen,  in  Staunen  versinken ;  -schämen,  falsche  Schani 
empfinden  oder  zeigen;  -schiessen,  sich  übereilen; 
-schnäpfen,  sich  durch  übereiltes  Reden  verraten; 
-schwimmen,  schwimmend  verirren;  -teilen,  zu  viel 
verschenken;  -wagen,  tollkühn  wagen.  —  ß)  trans.: 
ver-hüzen,  durch  wildes  Leben  durchbringen  (das  Ver- 
mögen); -laufen,  (Schuhe)  abnutzen;  -lämperlen,  durch 
kleine  Ausgaben  verbrauchen;  -litzen,  verschwenden; 
-baden,  für  Bäder  verbrauchen;  -bölen,  durch  Würfe 
beschädigen;  -bletteren,  durch  Blättern  die  Lesestelle 
verlieren;  -sitzen,  Wohnungsmiete  verlieren;  -schla/r- 
pfen,  durch  nachlässigen  Haushalt  zu  Grunde  richten; 
-schnäpperen,  -schnätzlen,  falsch  zuschneiden ;  -spannen, 
(eine  Sense)  schief  hämmern;  -stellen,  an  einen  un- 
rechten Ort  stellen;  -strecken,  (ein  Glied)  lähmen; 
-tragen,  an  einen  unrechten  Ort  tragen;  -wlsen,  irre 
führen.  —  b)  von  Substantiven.  Das  Subst.  be- 
zeichnet meist  den  Gegenstand  oder  Zustand,  in  den 
das  Subj.  oder  Übj.  des  Vbs  verwandelt  oder  versetzt 
wird,  aber  auch  das  Mittel  oder  die  Art  und  Weise 
der  zum  Verderben  führenden  Veränderung;  vgl.  3  b  ß. 
a)  intrans.:  rer-geisten,  den  Geist  aufgeben  (von 
Menschen)  oder  verlieren  (von  Getränken);  -gütterlen, 
fast  vergehen  (vor  Aff'ekten);  -klben,  in  Zank  und 
Ärger  sich  verzehren;  -kümmeren,  vor  Kummer  ver- 
gehen; -kräglen,  zu  Grunde  gehen  (eig.  ersticken,  von 
Kragen  =Hals':');  -krüglen,  (sich  zskrümmen)  fast  ver- 
gehen (vor  Affekten);  -wuesten,  in  Unrat  zu  Grunde 
gehen.  —  ß)  trans.:    rer-ganden,    verschütten,    ver- 


« 


909 


Far,  fer,  vor,  fir,  for,  für 


910 


wüsten  (durch  Bergstürze);  -yurglen,  vertrinken  (durch 
die  Gurgel  jagen);  -fßüttei-len,  verscherzen,  verderben 
(eig.  Flaschen  zerbrechen);  -hwßen,  verderben,  zer- 
stören; -hüeneren,  verderben  (wie  die  Hühner  den 
Boden  durch  Scharren?);  -küenen,  im  Kuhhandel  ver- 
lieren; -Iceiben,  verderben,  zerstören;  -kachlen,  ver- 
scherzen, verderben  (eig.  Gefässe  zerbrechen);  -kegkn, 
um  Etwas  kegeln,  durch  Kegeln  verlieren;  -kilbenen. 
auf  Kirchweihen  vertun;  -landsknechten,  nach  Art  der 
Landsknechte  durchbringen;  -muren,  durch  Unreinlich- 
keit.  Unordnung  entstellen  und  verderben;  -bürgen, 
durch  Bürgschaft  verlieren;  -prächllen,  an  eitle  Pracht 
wenden;  -rufentn,  -runsen,  verschütten,  verwüsten 
(durch  Bergstürze);  -sauen,  durch  ünreinlichkeit,  Un- 
ordnung entstellen  und  verderben;  -solden,  durch  Sold 
verlocken,  bestechen,  verderben;  -sattlen,  -sckmiden, 
Arbeit  des  Sattlers  usw.  zu  bezahlen  haben;  -sträh». 
verderben,  zerstören;  -tokteren,  für  Arbeit  des  Arztes 
zu  bezahlen  haben;  -timneren,  verderben,  zerstören. 
—  2)  ver-(junnen,  missgönnen  (doch  Venjunst  auch: 
Erlaubniss);  -gesten,  entstellen,  verunstalten  {gesten, 
schmücken);  -güeten,  eine  heilende  (guetendej  Wunde 
verschlimmern;  -heilen,  castrieren  (von  heil,  ganz); 
-hüsen,  vergeuden,  verlieren  (Gegs.  hasen,  sparen); 
-kiesen,  übersehen,  nicht  achten,  verwerfen;  -bücken. 
Falten  ausglätten  (doch  auch:  eindrücken);  -richten, 
aus  der  Richtung  bringen,  verrücken;  -rüsten,  zer- 
stören (etwas  Zubereitetes);  -scheHnen  (Caus.  zu  rer- 
schlnen,  verschwinden),  unscheinbar  werden  lassen, 
vernachlässigen;  -schätzen,  -Zeilen  (eig.  nicht  mehr 
zählen),  gering  schätzen,  für  verloren  achten.  —  6.  in 
manchen  einzelnen  Compp.,  deren  Gesammtbegritf  dem 
von  4  und  5  am  Nächsten  kommt,  ist  derselbe  nicht 
sowohl  eine  durch  ver-  angedeutete  Modifikation  des 
Grundw.,  sondern  ein  neuer,  zu  dem  das  Letztere  in 
prägnanter  Bed.  eine  untergeordnete  Angabe  des  Mittels 
oder  der  Art  und  Weise  beiträgt  (vgl.  5,  2  und  4  c); 
z.  B. :  ver -fällen,  durch  gefälltes  Holz  versperren; 
■schliefen,  heimlich  umgehen,  versäumen  (den  Besuch 
von  Kirche  oder  Schule);  -schwapplen,  zitternd  ver- 
schütten; -schiceren,  durch  Schwören  missbrauchen. 
entweihen;  -täuben,  durch  Beizung  vertreiben;  -tublen, 
schmollend  verschmähen;  -trinken,  mit  Trinken  feiern. 
z.B.  Geburt  oder  Taufe  eines  Kindes;  -zv:inken,  durch 
Winken  mit  den  Augen  abmahnen.  —  7.  schon  viele 
I  der  bisher  angeführten  Compp.  zeigen  eine  vom  Nhd. 

■  abweichende  Bed.,  welche  freilich  nicht  immer  nur 
auf  anderer  Anwendung   des   Präf.    beruht.     Weitere 

,  Beispiele  dieser  Erscheinung  sind:  verfassen,  versehen 
mit...;  -hinderen,  sich,  zurückbleiben;    -hängen,  ein- 

■  willigen,  zulassen  (vgl.  nhd.  .mit  verhängtem  Zügel-); 
•  -keren,  verändern,  abwechseln;  -li'imden,  anklagen,  auch 

mit  Grund  (cerlümdet,  berüchtigt);  -lan,  hinterlassen; 

.verabreden;  -let.ren,  eine  Brautfuhr  aufhalten  und  an- 

'  betteln;  -merken,  angeben,  verraten  (mhd.  merker, 
Aufpasser);  -bannen,  (einen  Wald)  verbieten,  (das  Ge- 
richt) die  Schranken  desselben  abstecken  und  die  Ver- 

,  handlungcn  feierlich  eröö'nen ;  -bergen,  mit  Sennerei 
(Milchwirtschaft  auf  dem  Berg)  verlieren;  -hiräten, 
ilurch  Heirat  verlieren;  -sargen,  (Sachen)  an  ihren  Ort 
bringen;  -abschiden,  an  einer  Tagsatzung  beschliessen; 
■sehriben,  verfassen;  ächten  (proscribere);  -stechen,  an- 
schwärzen, verleumden,  aber  auch:  stechend  verletzen, 

'flicken;  -dingen,  Einem  Etwas,  durch  Bedingungen 
verwehren;     -trüren,    verschmerzen;    -irechslen,    den 


Milchertrag  in  die  Sennerei  abliefern;  -weinen,  aus- 
weinen. Participien  adjectivisch  gebraucht:  ver- 
fänglich, förderlich;  -hasst,  von  Hass  erfüllt;  -schroben, 
verschlagen,  schlau;  -wendt,  verdreht  i.  S.  v.  vertrackt, 
verzwickt,  und  abstr.  =  sehr.  Subst.  Ver-mueting, 
Willkür,  Gutdünken.  —  8.  manche  Compp.  zeigen 
eine  bemerkenswerte  Mehrheit  von  Bedd.,  die  dem 
Nhd.  grösserenteils  fremd  und  durch  die  vielseitige 
Bedeutungskraft  des  Präf.  mit  bedingt  sind;  so  z.B. 
ver-füeren;  -geben;  -grifen;  -hören;  -kommen;  -knüpfen; 
-legen;  -lan;  -richten;  -reden;  -schaffen;  -schiessen; 
-schlahen;  -sprechen;  -stellen;  -stan;  -stossen;  -tuen; 
-denken;  -tragen;  -trinken;  -ziehen;  -zeren.  —  9.  die 
Fruchtbarkeit  des  Präf.  offenbart  sich  auch  darin, 
dass  es  sogar  aus  Partikeln  Vba  zu  bilden  vermag. 
Von  Interj ektionen:  yer-/tM»iHieM,  verstummen,  von 
hum  als  Ausdruck  des  Erstaunens  und  Bedenkens; 
-hotten,  in  Unordnung  bringen,  von  dem  Fuhrmannsruf 
hott;  -juheien,  in  Lustbarkeit  durchbringen  (vgl.  nhd. 
.verjubeln-);  -pfujen,  mit  Abscheu  verwerfen;  von  dem 
Adv.  hin:  ver-hinoi,  hinschwinden,  vergehen  (vgl. 
,hin  sein'  =  verloren  sein).  —  10.  aus  der  Vieldeutig- 
keit von  ver-  ergibt  sich  von  selbst,  dass  es  in  vielen 
angeführten  und  noch  weitern  Fällen  mit  andern 
Präf  f.  und  mitPräpp.  gleichbedeutend  erscheint. 

a)  mit  (ebenfalls  untrennbaren)  Prä  ff.  a)  mit  zer-, 
also  mit  dem  Begrift' der  Trennung,  der  sich  aus 
dem  der  Entfernung  (4)  leicht  entwickeln  konnte.  Der 
Gebrauch  von  ver-  statt  zer-  ist  auf  unserm  Sprach- 
gebiete fast  allgemein  (schon  1644:  .verrissen.'  Lav.); 
nur  in  BÜ. ;  Gr  und  W  kommt  neben  ver-  auch  zer- 
vor.  Übrigens  bezeichnet  ver-  nicht  bloss  gewaltsame 
und  zwecklose  Trennung  wie  zer-,  sondern  es  kann 
auch  den  Nebenbegrifi'  zweckmässiger  Verwandlung 
und  Verwendung  der  getrennten  Teile  mit  sich  führen 
(vgl.  3).  So  ist  ter-zatteren  das  dem  Zwecke  der 
Trocknung  dienende  Zerstreuen  des  Heus;  -sclnten 
nicht  bloss  übh.  Holz  spalten,  sondern  es  in  brauch- 
bare Form  (zum  Brennen)  verwandeln;  -stücken  nicht: 
in  beliebige  Stücke  zerhauen,  sondern:  in  ordentliche 
Stücke  zerlegen,  wie  z.  B.  der  Metzger  mit  dem  Fleische 
tut,  um  es  zu  verkaufen.  Dagegen  ver-bätzen,  Holz 
zerschnitzeln  und  dadurch  für  zweckmässige  Verwen- 
dung unbrauchbar  machen,  also  verderben  (vgl.  5). 
—  ß)  mit  er-,  ebenfalls  häufig  (bes.  in  Bs),  doch  auch 
hier  mit  feinen  Unterschieden,  z.  B.  ver-frieren  aller- 
dings =  erfrieren,  aber  verfrorne  Finger  nicht  wirklich 
abgefrorene,  sondern  nur  mit  Frostbeulen  behaftete. 
Beispiele  gleichgültiger  Vertretung  sind:  ver-ledigen 
(Haffn.  Itj66);  -liggen,  erliegen  (Hebel);  -nüiceren 
(Kessu);  -raten;  -schrecken;  -dulden  (Kkssl.)  ; -tragen ; 
-Zellen  u.  v.  a.  —  y)  mit  be-,  z.  B.  ver-geiferen ;  -grifen; 
-hüeten;  -kommen,  begegnen;  -legen,  mit  Beschlag  be- 
legen; -mäntelen;  -solden;  -wachen;  -willigen;  -ant- 
worten; -zeichnen;  -zügen,  bezeugen;  sich  -zügen,  sich 
berufen  auf...  (Kessl.);  -fründt,  befreundet,  verwandt; 
-nachbart  (Z  Mand.  1620);  -rüemt;  Ver-dank,  Bedenk- 
zeit, Aufschub.  —  8)  mit  ent-,  z.  B.  ver-naehten, 
völlig  Nacht  werden  (aber  auch  =  benachten,  von  der 
Nacht  überrascht  werden);  -schlipfen  (auch:  zerfallen); 
-stellen;  -zucken,  entziehen.  —  s)  mit  ge-,  z.  B.  ver- 
bieten, gebieten;  aber  ,versampt'  bei  Haffner  1660 
vielleicht  nicht  =  .gesammt',  sondern  .versammelt'.  — 

b)  mit  (trennbaren)  Präpp.  u.  Advv.:  ver-nützen,  ab- 
nutzen ;  -tropfen,  tropfenweise  abfallen ;  -zwicken,  oben 


911 


Far,  fer.  vur,  tir.  I<i 


ab-schneiden  (Rebenschosse),  kurz  abbrechen  (Rede); 
-halten,  anhalten  zu...;  -leiten,  anleiten  zu...;  -stossen, 
anstossen  im  Sprechen,  stottern;  -lullen,  aus  sangen, 
erschöpfen;  -sicclcen,  einsinken;  -winden,  einwickeln; 
-den,  übereilen;  -blasen,  aufgeblasen;  -drucken, 
unterdrücken;  -schlän,  eine  Zwischenwand  machen; 
-schmoren,  -schnurren,  zusammen  schrumpfen ;  -trüllen, 
zsdrehen;  -mi/Ze»,  zsflicken;  -Zä«,  hinter-,  loslassen; 
-heilen,  zuheilen;  -sehen,  vor(aus)sehen;  -grlf'en,  in- 
begreifen. —  11.  fer-  wird  auch  mit  andern  Präff. 
combiniert,  doch  eig.  nur  mit  ent-  (s.  Sp.  333)  in  der 
Form  cer-t-,  wobei  bald  rer-,  bald  ent-  der  vorherr- 
schende, für  die  Bed.  massgebende  Bestandteil  ist; 
z.  ß.  vert-hän,  verhalten;  -iiennen,  entwöhnen.  Bis- 
weilen ergibt  sich  der  Begritt'  eines  andern  Präf.,  z.  B. 
rert-cho,  begegnen  (=  eji-cho,  entbekommen);  -lüchen. 
ausziehen  (Pflanzen  aus  dem  Boden);  -noren,  ein- 
schlummern; -schütten,  erschüttern.  Im  Grund  ist 
hier  ver-  doch  meistens  nur  verstärkend  vor  ein  be- 
reits dagewesenes  Comp,  mit  ent-  getreten.  Dagegen 
ist  es  vor  Compp.  mit  festgewachsenem  ge-  für  die  Bed. 
meist  wesentlich,  z.  B.  ler-g'arnen,  büssen ;  -g'heien, 
ver-,  zerfallen;  -g'leiten,  geleiten;  -g'näggelen,  ver- 
derben; -g'räten,  missraten;  von  Adj.  gebildet:  rer- 
g'meinen,  verdeutlichen;  -g'ringeren,  verringern;  vor 
festgewachsenem  be-:  ver-b'unnen,  missgönnen;  -b'rei- 
chen,  verfehlen;  -b'scheiden,  Antwort  geben,  verab- 
schieden. —  12.  auch  allein  stehend  hat  ver-  zuweilen 
nur  abgeschwächte  Bed.  oder  steht  geradezu  pleo- 
nastisch.  a)  vor  deutschen  WW.,  wie  auch  nhd. 
.vermischen,  verschwinden,  verschliessen,  verschonen' 
u.  a.  von  den  einfachen  Vbn  wenig  verschieden  sind. 
So  in  unserer  Volks-  und  ä.  Schriftspr.  (bes.  bei  Kessl.). 
z.  B.  cer-ärgeren;  -liören;  -hosten,  gustare;  -lupfen,  von 
der  Stelle  heben;  -lesen;  -anleiten  =  verleiten  oder 
anleiten;  -leiten  (auch  zum  Guten);  -meint,  besagt 
(Absch.  1529);  -merken;  -namsen,  nennen;  -roden,  be- 
wegen; -rennen;  -rüeren,  bewegen  (aber  auch:  aus- 
einander-, wegwerfen);  -schaffen,  sorgen,  dass  Etwas 
getan  werde;  -schmähen;  -schmäleren;  -schnabelieren. 
gierig  verzehren  (vgl.  ,fr-essen');  -schriben,  schriftlich, 
bes.  amtlich  mitteilen;  -schwinen,  abnehmen;  -spen- 
dieren ;  -Stelen  (vgl.  nhd.  .verstohlen-) ;  -steinigen ; 
-widmen ;  sich -wagen ;  -sälen.  Adj.:  ver-giftig.  Subst.: 
,Ver-sühnopfer'  (Müller  1665);  ,-kundschafter'  (Bib. 
1531/48)  neben  ,k.';  .-besserung'  (Müller  1665);  ,-zeug- 
nuss'  (Bibel  1531/48)  =  .Zeugnuss-  (1667).  —  b)  vor 
Fremdww.,  wo  sich  der  Zusatz  z.  T.  aus  mangel- 
haftem Verständniss  erklären  mag,  aber  der  Pleonasmus 
als  solcher  oft  noch  störender  ist;  z.  B.  ver-arrestieren, 
verhaften;  -excüsieren ,  entschuldigen;  -malestieren, 
herabwürdigen,  verleumden  (gemischt  aus  .molestare' 
und  ,uialedicere');  -ruinieren  (auch  entstellt  -unieren, 
vgl.  -uneinen,  vergiften);  -schameriert,  verliebt  (aus 
scharmiert,  frz.  charme,  welches  bereits  verzaubert 
bedeutet);  -tuschieren,  verunglimpfen  (vgl.  Tusch,  Be- 
schimpfung). Weniger  pleonastisch:  ter-admodieren. 
in  bestimmter  Weise  (ad  modum)  verkaufen  oder  ver- 
pachten; -strablizieren  (aus  strapazieren),  abnutzen 
(aber  auch:  durch  Strapazen  vertreiben,  ein  Leibes- 
übel); ,-debaucliirt-,  ausschweifend  (Klingl.  1691).  — 
c)  doppelt  steht  das  Präf.  in  rer-franteren,  ver- 
spotten (vgl.  , fressen'  aus  ,ver-esseu'.  wovon  ebenfalls 
,ver-fressen'  gebildet  werden  kann;  vgl.  noch  v'rö- 
reinigen,  verunreinigen. 


MhJ.  rcr-  abgeschwächt  .aus  ahci.  /io-,  pi-,  seltener  ßir- 
uud  fw-.  Das  Letztere  leitet  zu  Juri,  für  hinüber,  welches 
mit  rer-  unzweifelhaft  nahe  verwandt  ist,  so  dass  wir  oben 
die  Grundbed.  unsers  ,ver-'  aus  der  von  ,fUr'  ableiten  konnten. 
Für  diesen  Zshang  sprechen  auch  Formen  wie  furbröunen  = 
verbrennen  (Gotth.);  ,fufüeren  [1.  für-,  fUr-J'  im  Wechsel  mit 
,verfüerea'  (Edlib.  171);  ,fürrennen,  fürlaufen',  den  Weg, 
eig.  voraus  laufen,  aber  zugleich  im  S.  von  .verrennen,  ab- 
schneiden' (NMan.):  ,lass  unverständiges  Geschwätz  ver  Oren 
gän',  an  den  Ohren  vorbei  (für)  gehen  (Kessl.);  ferner  die 
Tatsache,  dass  noch  heute  das  Adv.  ,für'  in  Verbindung  mit 
vor-  und  nachgesetzten  andern  Ortsadvv.  in  der  abgeschwächten 
Form  frr-  erscheint;  z.  B.  /er-  und  für-ah,  abwärts,  tiefer 
unten;  fa-ahi,  -uhi,  -umbrüf,  ab-,  aufwärts,  weiter  hinauf; 
-u»i',  auswärts  BLenk;  -hinderschich,  rückwärts  W;  unir-ßr, 
auf  der  Aussenseite  BsLd;  vor-fer  (vorn  für)  auf  der  Torder- 
seite, .in  derselben  hin;  för-fer,  hervor  B  (Zyro);  hinde-fer, 
auf  der  Hiuterseit«  u.  a. ;  s.  /lir.  Vgl.  rer-ht,  vorbei,  und 
,es  Einem  rerttien'  =  zuvortun,  ihn  übertreffen,  da  auch  ,für' 
und  ,vor'  sich  berühren.  Dahin  gehört  auch  die  altertüm- 
liche und  erstarrte  Verbindung  veri/uel  (Aan,  nemen),  für  gut 
halten,  i.  S.  v.  nicht  übel  aufnehmen,  zufrieden  sein  (daher 
dauD  verijucien,  gestatten,  gut  sein-,  gelten  lassen);  s.  juei. 
Ebenso  rertieb  ne",  sich  begnügen,  auch  ,vor-',  urspr.  aber 
,für-'  (s.  d.).  Zweifelhaft  ist,  ob  in  der  ebenf.  alten,  daher 
später  nicht  mehr  recht  verstandenen  und  z.  T.  enstellten 
R.\.  renjuldt-.ßir  Gold  gän,  untergehen  (urspr.  von  der  Sonne), 
,ver-'  oder  ,für'  das  Ursprüngliche  sei;  s.  Gold.  Ferner  ent- 
sprechen einigeu  Verbalcompp.  der  ä.  Spr.  mit  .für'  (dieses 
.allerdings  betont  und  trennbar)  solche  mit  ,ver-';  so  .ver- 
kommen', hindern  (zuvorkommen),  neben  gleichbed.  ,für- 
konimen',  und  da  auch  zw.  ,für'  und  ,vor'  zahlreiche  Über- 
gänge stattfinden  (s.  o.),  so  kann  noch  ,sich  fürsehen'  ^ 
sich  vorsehen  ^  sich  versehen  (gefasst  machen  auf),  und 
,versetzen',  sich  fest  vornehmen,  nn"t  , einen  Vorsatz  fassen' 
zsgestellt  werden.  .Einen  zu  Recht  verbieten'  =  ßir-liiiifii, 
vor  Gericht  laden.  Von  den  Formen  des  Subst.  Für-,  Vnr- 
und  Verniieihler,  erstes  Frühstück,  Frühtrunk,  ist  die  mittlere 
wohl  nur  der  ersten  untergeschoben,  zwischen  dieser  und 
der  dritten  kann  die  Ursprünglichkeit  fraglich,  resp.  \'er- 
nüechter  von  einem  Vb.  vernüechteren,  die  Nüchternheit  ab- 
legen, abgel.  sein.  Für  Verziuj,  Zögerung,  findet  sich  auch 
Fiirzug,  so  dass  ,für-'  und  ,ver-'  sich  verhalten  würden  wie 
mhd.  ur- :  er,  ant- :  ent-,  bi- :  be-  (vgl.  Bifung),  die  volltnnige 
betonte  Form  als  nominale,  die  abgeschwächte  unbetonte 
Form  als  verbale  Gestalt  des  selben  Präf. 

fer(r)  P  silv.,  fe'r  Aa;  Ap;  BO.;  „Gr;  L;"  U;  „Zg;" 
ZO.,  feren  BSa.:  Adj.  und  Adv.  fern,  weit,  urspr. 
rein  räumlich,  dann  bei  Bestimmungen  des  Grades 
und  bei  Bedingungen.  Er  ist  f.  ossa,  dem  Tode  nahe 
Ap.  Das  ist  mifsj  ferest  Tenka,  meine  fernste  Er- 
innerung, das  Früheste,  worauf  ich  mich  besinnen  kann 
Ap;  ZO.  ,Rach  und  Spott  sei  Euch  ewig  f.!'  Wunsch 
an  ein  Hochzeitpaar.  Stutz.  .Drum  hilf  uns,  Herr, 
tryb  von  uns  fehr  des  Krieges  arge  List!'  alt.  Kirchen- 
lied, bei  denis.  Er  ist  f.  in  e  frönds  Land  'zöge' 
GT.  Sonst  nur  noch  in  der  Verbindung  wlt  und  f. 
Bi  wlt  e  [und]  f.,  bei  Weitem  Aa;  meist  mit  Ncg. : 
IC.  u  f.  Hüd  BBe.;  bi  ult  e  f.  nid  so  ril  BHk. ;  bi  w. 
und  feren  nüd,  unter  keinen  Umständen  BRi. ;  das  isch 
bi  w.  e  f.  mit  's  Gliche  S  (Hotstätter).  En  Dokter,  dem« 
bi  w.  u  füren  [hier  i.  S.  v.  weit  und  breit?]  keina  säst 
hat  suochi  mögen  [gleichkommen]  BSa.  .\bstr. :  Sofer, 
sofern  GMelsf.  So  f.  [so  wahr]  i  leb  oder  dö  stö!  Be- 
teurung  AaZcIu.  „Äse  [also]  fer.  sofern  (als),  unter 
der  Bedingung."  St."  Wofern  .\aF.,  wofdr  AaFfj., 
wenn.  —  ,Farn  nicht  verrer  von  üwrcm  liüse,  wand 
so  verre  [dass  Heimkehr  am  selben  Tag  möglich].' 
Anf.  XIV..  B  Haiidv.     .Und  ist  onch  ze  wnssen.  dass 


913 


Far,  fer,  tir,  lor,  fiir 


914 


ein  iiieiger  [Meier,  Verwalter,  Gerichtsherr]  nit  nie 
gewalt  hat  denne  als  verr,  so  er  mit  dem  stab  sitzet' 
=  SU  lange  als.  Hofr.  ÄALunkh.  ,Wie  ver  und  war 
[wohin].'  Fründ  1446.  ,War  und  wie  verre.'  ebd. 
,Kein  blyben  ist  in  diser  zyt,  Wir  farend  all  dahin 
ferr  und  wyt'  NMan.  .Machend  euch  aber  nit  zuo 
vast  veer  von  der  statt.'  1530,  Josua.  ,Diss  volk  nahet 
sich  zuo  mir  mit  seinem  mund,  aber  ir  herz  ist  verr 
von  mir.'  1530,  Matthä.  .Wenn  man  die  sach  ver- 
stand, wie  fier  uns  die  langt  [angeht].'  Edlib.  .Davor 
wir  .syn  wellend  [was  wir  verhindern  wollen],  so  her 
uns  lyb  und  guot  gelangen  mag.'  ebd.  ,Ieh  wäre  alt 
und  dem  spital  fer  gesessen  [weit  davon  wohnhaft].' 
ebd.,  da  er  das  Amt  eines  Spitalpflegers  niederlegte. 
,Dem  verosten  schützen  1  fl.',  d.  h.  demjenigen,  der 
anter  den  Treffern  der  äusserste  vom  Zwecke  war. 
ebd.  ,Der  verr  voranhin  louft.'  1531,  Bib.  ,Bis  uf 
ferer  unser  bestätigung.'  1534,  Mev.,  Wetzik.  ,Mit 
fererem  Inhalt.'  LLav.  1576.  ,So  er  einen  menschen 
von  verrem  sieht.'  Vogelb.  1557.  .Söliche  färben 
sollend  sy  all  haben,  so  verr  müglich.'  ebd.  ,Darnach 
weich  [wich]  Abram  verrer  und  zoch  aus  gegen  mittag.' 
1560,  Bib.  ,So  fcrr  dass  sölichs  mit  raaass  und  be- 
scheidenheit  beschehe.'  ebd.  ,Ein  verren  weg.'  LLav. 
1569,  =  ,weit.'  1670.  .Avius,  remotus:  verr,  weit.  In 
orbera  diversum:  in  weiten  oder  verren  landen.'  Fris. 
,Sy  sollend  iren  schaden  wenden,  so  verr  sy  ver- 
mögend.' LLav.  1584.  ,Als  fehr  [so  weit  als]  ihne 
sein  gwüssen  wyst.'  LB.  Arl.  1585/18'28.  .Uerhalben 
ich  mit  der  hilf  Gottes  so  verr  kommen,  dass  es  zuo 
einer  weitlöufigen  beschreibung  geraten.'  SHochholz. 
1591.  .Dass  Gott  tu'  wundersam  bescheren  brot  den 
seinen,  so  ihn  lieben  recht,  Feer  ausbin  bis  ins  tausent 
g'schlecht.'  Z  Emblem.  16'22.  .Ins  fehre  Land.'  1635, 
auf  einer  Glasscheibe.  ,Fehr  von  der  Statt.  So  f.  ist's 
[es  fehlt  so  viel,  dass].  Das  seie  f.  =  behüete  Gott!' 
Hesp.  1683.  ,Fehre  Reisen  tun.-  JHHott.  1666.  ,Fehr 
hat  nicht  Ehr:  non  sunt  amici  qui  procul  degunt.' 
Mey.,  Hort.  1692.  ,Wann  ein  Herr  verreiten  will,  es 
syge  nach  oder  feer.'  ca  1700,  Muri,  Gesindeordnung. 
,Weit  und  fehr.'  JCWeissenb.  1701.  ,So  fehr  ist,  dass 
welcher  einmal  angehebet  hat  zu  baden,  die  Badcuren 
notwendig  fortsetzen  müsse.'  Hott.  17ii2.  ,So  ferr  ist 
es,  dass  es  uns  Dank  sagen  könne.'  DI'omann  1708. 
Daneben  ,forn'  z.  T.  in  den  gleichen  Quellen :  ,Am 
fernist  abgelegen.'  JZiegl.  1647.  ,Fehrn  entlegen.' 
JHoTT.  1666.  ,Fehrners.'  AKlingl.  1691.  ,Nicht  fehrn 
von  der  Limmat  gelegen.'  Hott.  1702.  .Sie  so  fehrn  zu 
bringen,  dass  sie  Christum  bekennen.'  1720,  Mise.  Tig. 
Mhil.  fcrrr,,  dessen  kurzer  Voc.  sich  in  unserer  ä.  Spr. 
noch  deutlich  erhalten  hat.  Die  Verlängerung  des  e  und 
Vetumfachuug  des  r  entstand  hier  nicht  bloss  in  Folge  ein- 
getretener Verkürzung  auf  eine  Silbe,  sondern  noch  mehr  in 
Folge  der  Neigung  unserer  MAA.,  Silben  mit  kurzem  Voc. 
vor  rr  übli.  so  zu  behandeln.  Das  Gegenstück  dazu  ist  nhd. 
(nnd  schon  mhd.  htm]  .Herr'  aus  hi-r(e)re,  Schweiz.  Her. 
Die  im  Nhd.  herrschende,  nie  recht  volkstümlich  gewordene 
Form  .fern'  ist  entstanden  ans  dem  kAv.  fernn,  ahd. /errann, 
von  fern  (vgl.  ,von  dannen,  von  hinn8n').  Die  Bed.  hat 
sich  von  der  räumlichen  und  gradbostimmenden  in  fort- 
schreitender Abstraktion  zu  der  conditionalen  entwickelt, 
welche  durch  Verbindung  des  VF.  mit  dem  vorausgehenden 
relativen  Adv.   ,als,  so,  wo,  da'  entsteht;  s.  d.  folg.   Zss. 

eben-:  gleich  fern.  Als  Subst.:  Parallele.  ,Eben- 
ferren:  geleichstend  kreiss  oder  linien,  paralleli.'  Mal. 
—  als-:  wie  weit,  in  wie  fern.    ,Als  ver  sie  gelangen.' 

Schweiz.  Idiutikou.  I  6. 


1387,  Geh.  u  n  - :    nicht   weit.     ,Unfeer   von   dem 

Usslauf  dos  Soews.'  RCvs.  Zeitlich:  unlängst,  vor 
Kurzem  (V).  .Wenn  sie  beide  erstorben  .sind,  so  soll 
das  vorge.schribon  lybgeding  und  was  sie  lassent,  es 
sy  ligendos  oder  varend  guot.  das  sie  unver  geben 
haut,  an  den  spital  fallen.'  1354,  Argov.  —  so-: 
sofern.  ,l)enn  ie  so  fer  ir  uns  nit  schirmen  wellten, 
wurden  wir  geursachet,  uns  mit  andern  Schirmherren 
zuo  versechen.'  1529,  Absch.  ,So  veer  und  er  aber 
nit  by  der  statt  ist  und  zuo  der  wal  nit  kommen 
mag.'  1535,  Sih  Pfisterzunft.  .Sofehrne  er  gesund.' 
Hott.  1666.  —  da-:  wofern,  wenn.  ,Dafern  er  aber 
den  geringsten  Fehler  begehen  würde.'  XVII.,  Hotz, 
Urk.  ,Dafehrn.'  AKlingl.  1691.  —  wo-:  wenn.  ,Wo 
feer  er  nur  scharpf  schiessen  wollte,  soll  er  die  Kugel 
[etc.].'  VFriderich  1619.  ,Wofehr  sie  gut  sind.'  Hott. 
1666.  .Wofeer  etwas  versaumpt  wurde,  soll  er  solches 
zu  ersetzen  verbunden  sein.'  ca  1700,  Muri,  Gesinde- 
ordnung. ,Wafehr  aber  etwan  Personen  wären  . . .' 
Wdrstisen  1779. 

fere°klich:  weit  gehend.  ,Doch  so  gib  ich  im 
nit  ferrenklichen  glouben.'  1532,  Strickl.  , Klein  ring- 
wüchtig  Frefel,  die  unser  Statt  Lob,  Ehr  und  Nutz 
nit  berührend  noch  z'  ferrengklich  wider  der  Statt 
Satzung  wärend.'  1615,  B  Satzung.  —  Aus  mhd.  vrrm, 
entfernt,  mit  eingeschobenem  n. 

feren  II:  entfernen;  verlängern.  , Seine  gesellen 
verrend  sich  von  ihm.'  1560,  Prov.  ,Wer  sich  vom 
weg  des  verkerten  feeret,  bewart  syn  seel.'  HBull. 
1561.  .[Da]  hett  er  sy  gebgtten,  .sy  wellind  mit  im 
gan,  .sy  ferind  den  Vitg  nit  so  vil  [machen  keinen 
grossen  Umweg].'  1561,  Mev.,  Wint.  Chr.  —  Mhd./eVreK, 
in  die  Ferne  sehweifen,  entfernen,  entfremden,  entziehen. 

ferele"  Ar,  fern-  Ap;  Z:  von  ferne  schöner 
scheinen  als  Etw.  wirklich  (in  der  Nähe)  ist. 

Feri  II  f.:  Ferne  (auch  zeitliche);  Weite.  Wenn 
(V  Sunnasehtha  fürhergugyi  i'  ra  [in  der]  Feri  dussna 
GrPt.  Za  discher  Zyt,  in  alli  Feri  und  in  Ewigkeit! 
ebd.  ,Da  uns  solches  reisen  nicht  kommlich  wäre 
von  fereri  des  lands.'  1430,  Z  Stadtb.  ,ln  der  veere 
ist  guot  lügen,  es  kumpt  nit  allweg  der  verlogen  dar.- 
Zwingli.  ,Von  unkumraligkeit  und  ferre  wegen  des 
wegs.'  15'29,  Absi'h.  ,Verre  oder  verrnuss,  distantia, 
longinquitas,  spatium.'  Mal.  .Feere  des  wegs  halb  gar 
ungelegen.'  JJEüeger  1606.  ,In  der  nehe  und  fehre.' 
1650.  Z  Mand.  ,Daheim  und  an  der  fremde,  in  der 
nähe   und   in  der  fehre.'    JMüll.  1073.   —  Mhd.  virrt-, 

Fernuss  f.:  Ferne.  Nur  in  der  Verbindung  ,von 
vernus.'  1460.  G  Hdschr.  ,Von  vernis.'  Etierlin,  Chr. 
,Petrus  folget  im  nach  von  veernuss  bis  in  den  hof.' 
1530,  MatthX.  ,Von  vernuss,  eminns;  procul.  Von 
V.  her  kommen,  ex  longinquo  venire.  Die  verrnuss, 
longinquitas.'  Fris  ;  Mal.  ,Von  fehrnus  anzudüten.' 
JJBreit.,  Kilbe  1639.    ,Fehrnuss'  noch  1741,  Goliath. 

fer  (e"-,  ed)  s.  fern. 

Perreii(d):  Tribut,  Abgabe.  ,Diss  sint  die  ferren: 
Item  Kuonr.  v.  W.  soll  '/2  ferren  von  dern  guot  ob 
dem  hof.  Item  die  von  Eüssegg  1V>  f-'  ca  1400, 
L  Probstei  Urbar.  .Sunt  adhuc  certi  census  cum  coriis 
hircinis  et  caprinis,  Gitz  [Fellen  von  Böcken  und 
Zicklein],  cum  censibus,  que  vulgo  ferrent  nominantur.' 
ebd.   1500.   —   Aus  lat.  fcrendum,  das  herbei  zu  Tragende. 


915 


Far,  fer,  ver,  fir,  for,  für 


916 


Verene  Vre'na  GoT.;  UwE.,  VrVne  Gl,  Vrehi 
Bs  (n.);  Salat,  Vre'  L;  G;  Z,  Vre'  Sch;  TuSteckb. 
—  Dim.  Vre'ni  Bs;  B;  VOrte;  S,  VreneH  B;  VOrte; 
GT.;  Sch;  S;  Th,  Vri'neli  Gl,  Vrendli  UwE.,  Vre'H 
Sch,  Vrentschi  aScHW  (spottend),  VrVntschi  Gl:  weibl. 
Taufn.,  zug'leich  Name  einer  Heiligen,  deren  Tag 
(1.  Sept.)  im  Kalender  der  Bauern  manigfache  (nach- 
gerade in  Verwirrung  geratene  und  sieh  widerspre- 
chende) Beziehung  auf  Wetterprognose  und  landwirt- 
schaftliche Arbeiten  hat.  Ende  August  soll  das  Emden 
beendigt  sein,  denn  d'  Vre  dert  [dörrt]  nümme.  Vor 
Vrenetag  g'emdet,  noh  Vr.  g'emdelet  AABb.  D'  Bäbe" 
[weissen  Rüben],  wo  g'  Vrenetag  hackig  sind  [welche 
dann  bereits  so  weit  erstarkt  sind,  dass  das  Feld  ge- 
hackt werden  kann],  gend  Rabe',  ebd.  .Wie  [am  Tag] 
Verena  die  Witterung  ist,  so  soll  sie  4  Wochen  blei- 
ben.' S.  Heiteri  Vre  Bringt  gli  [bald]  Bife  und  ril 
Sehne.  Ineichen.  Wenn  d'  Vrene  schön  chunnt,  so 
chunnt  der  Michel  mit  Bock  u  Huet,  und  umgekehrt: 
Wenn  d'  Vr.  wüest  eh.,  so  eh.  der  M.  mit-emne  gsterktc 
Hemli  [barermlig,  zum  Zeichen  des  milden  Wetters] 
BBe.  Ist  StVrene  en  heitere  Tag,  en  guete  Herbst 
folge''  mag  AABb.  Am  Vr.-Tag  sett-me  [sollte  man] 
chönne"  de"  Säsack  a'henke"  ZBaur.  Am  Vr.-T.  settid 
all  Stil  rif  si"  AAEhr.;  ZWl.  Vr.-T.  günnt  [pflückt] 
d'  Stil  ab  iedem  Hag.  Rocbh.,  Gaugött.  Es  ist  nit  guet, 
ivenn  d'  Vre  brünzlet  [wenn  es  an  diesem  Tag  regnet], 
ebd.  Wenn  's  an  StVrenatag  regnet,  so  regnet  's 
6  Sunntig  noch  enander  S  —  umgekehrt  It  Fkei  in 
AAEhr. :  so  git  's  e  Tröchni  (oder  so  lointeret  's  früeh 
t"  L)  und  seil  der  Bur  es  Stückli  Brod  in  Sack  ne" 
und  z'  Salt  fare,  so  weidli  as  er  mag  Aa  (oder  's  Zobe- 
seckli  a"  's  Chummetschlt  henke"  und  Tag  und  Nacht 
z'  Acher  fare".  Schild  ;  oder  bis  z'  Abig  nümme  ab- 
sitze" L),  d.  i.  soll  seine  Herbstarbeiten  beschleunigen 
und  sich  kaum  Zeit  zum  Essen  gönnen.  Doch  wieder 
aus  benachbarter  Gegend:  Wenn  d'  Vrene  d'  Hube 
nüd  cha""  wasche",  cha""  de''  Galli  d'  Hose  nüd  tröchne". 
's  Vreneli  hat  's  Ghrüegli  üsg'schiltt  od.  umg'lert,  wenn 
es  am  1.  Sept.  regnet  Z.  D'  Vrene  muess  's  Chrüegli 
lere"  und  wenn  's  numme  drei  Dröpf  drin  sy"  S. 
D'  Vre  sett  Vormittag  's  Chrüegli  löse"  und  Nomittag 
's  Chitteli  tröchne".  Ineiohen.  's  Vreneli  sett  a"  sUii 
Tag  d'  Jüppe  wasche"  und  wider  chönne"  tröchne"  Z. 
Wenn  's  Vreneli  's  Chrüegli  dräit,  so  git  's  e  nasse 
Herbst.  Schild,  's  Vreneli  nimmt  's  Zimmischörbli 
fürt  und  's  Mareieli  [25.  März]  bringt  's.  ebd.  ,Vren 
am  Rain  Trägt  "s  Abendbrod  heim',  dasselbe  wird  von 
diesem  Tag  an  nicht  mehr  aufs  Feld  hinaus  getragen. 
Rochh.,  Gaugött.  D'  Marie  löscht  üs  un  d'  Verene 
zündet  's  wider  a",  d.  h.  nach  Maria  Verkünd.  pflegt 
man  Abends  kein  Licht  mehr  anzuzünden,  dies  erst 
wieder  nach  Verenontag,  um  Abends  noch  zu  arbeiten 
BBe.  Jakob  chunnt  mit  dem  Brentli,  ds  Vreni  mit 
dem  Tuttel  und  Michel  mit  dem  Stecke",  d.  i.  um 
Jakobstag  nimmt  der  Milchertrag  der  Bergkühe  ein 
wenig  ab,  um  Verena  noch  viel  mehr  und  zu  Michaelis- 
tag muss  abgefahren  werden  BO.  Wenn  's  am  Vrinetag 
heiter  ist,  so  schnU  's  ru"  Alp,  so  schneit  es,  dass  man 
mit  dem  Vieh  heimfahren  muss  GlH.  Am  Verenen- 
sonntag  findet  auf  dem  Urnerboden  ein  Älplerfest  Statt. 
Am  Vr.-Tag  göt  der  Chabis  z'  Bot.  ob  er  well  chöpflen 
oder  nit  {eb  er  seil  hlilic"'.  Hiiuptli  oder  Salut  ÄABb.), 
darum  soll  man  an  diesem  Tag  die  Pflanze  unberührt 
lassen.     Schild.       Verena  -  Herdepfel    s.    Sp.    380.    — 


Alljährlich  am  V.-Tage  lassen  die  Müller  im  AASurbtal 
die  Mühlsteine  schärfen  und  die  Mühlbäche  putzen; 
denn  die  Heilige  war  nach  der  Legende  einst  auf  einem 
Mühlstein  die  Aare  hinunter  gefahren;  darum  ist  sie 
auch  Patronin  der  Schiffer  und  Fischer.  Die  Mühle  ist 
Symbol  der  Fruchtbarkeit,  zunächst  des  Ackers;  darum 
speist  und  tränkt  die  h.  V.  .Arme  und  Kranke  mit  un- 
erschöpflichem Weinkrug  und  Brodkorb;  die  ihr  ge- 
weihten Heilquellen,  z.  B.  die  in  Baden,  erweisen  ihre 
Kraft  bes.  an  Frauen ;  darum  ist  sie  auch  Bringerin  und 
Pflegerin  von  Kindern  und  erscheint  sie  mit  Wasch- 
kanne und  Kamm.  Am  V.-Tag  werden  in  der  alten  Graf- 
schaft Baden  die  Kinder  festlich  frisch  gekleidet,  ihnen 
bes.  auch  die  Köpfe  gewaschen  und  die  Haare  ge- 
kämmt, wobei  sie  zum  Stillhalten  ermahnt  werden 
mit  dem  Spruch:  Chind,  bis  still  und  fin,  oder  es  chunnt 
Frau  Vrin,  Die  het  en  grosse  Strigel  und  zert  di'^ 
chech  am  Bigel  [Schopf].  Für  erwachsene  Mädchen 
gilt  der  weitere  Spruch:  Ach,  ml  liebi  Jumpfere  Vre, 
g'sehst,  i'''  ha"  kes  Schätzen  ml;  sträl  und  wäsch-mi''' 
doch  au  nett,  dass  ml"  Hansli  Freud  a"-mer  het.  Die 
hl.  V.,  ehemals  Kirchenpatronin  von  ZStäfa,  ist  mit 
Kanne  und  Kamm  in  das  dortige  Gemeindewappen 
übergegangen.  Verenas  Sorge  um  Körperpflege  äussert 
sich  u.  A.  auch  darin,  dass  sie  Warzen  vertreibt,  indem 
man,  über  dieselben  hauchend,  dreimal  spricht:  Vrene, 
Vrene,  dorr  eu-eg!  Rochh.,  Gaugött.  Noch  dauert  in 
ZMdf,  der  Nachbargemeinde  von  Stäfa,  die  Benennung 
eines  Brunnens  als  Vrene-Br.  und  die  besondere  Wert^ 
Schätzung  seines  Wassers  fort  (vgl.  das  ,Fraubrünneli' 
in  ZHott.).  Der  Verenatag  als  Anfang  des  Herbstes 
war  im  bürgerlichen  Leben  ein  Termin  für  Allerlei. 
Das  LB.  V.  ScHw  verbietet,  vor  demselben  Murmeltiere 
zu  fangen;  er  eröä'net  also  die  Jagd.  In  5  Bezirken 
des  Aa  begann  an  demselben  ein  Rechtsstillstand. 
Die  B  Obrigkeit  setzte  1595  auf  den  Verenensonntag 
eine  Communion;  eine  Ordnung  von  Aarau  1688  auf 
Verena  und  Martini  die  obrigkeitliche  Visitation  der 
Weinkeller.  Rochh.  aaO.  Die  ältere  heidnische  Natur- 
grundlage all  dieses  Glaubens  und  Brauches  verrät 
sich  schon  darin,  dass  von  V.,  wie  von  appellativen 
Frauennamen  (Frau,  Jungfrau,  Windgelle),  Berge  be- 
nannt sind.  , Vreneli',  ein  zerklüfteter  Felsenkopf, 
gleich  einer  verfallenen  Ritterburg,  oberhalb  Isenfluh 
BO.  Vereina  eine  Alp  am  Silvretta  mit  Höhlen  von 
wunderbarer  Eigenschaft.  Rochh.  aaO.  145.  ,Vreneli8 
Gärtli'  (der  Frau  Vrene  Garte  ZO.f)  das  weithin  sicht- 
bare viereckige  Schneefcld  am  Glärnisch,  über  dessen 
Entstehung  verschiedene  Sagen  gehen  (s.  Rochh.  aaO.). 
Daher  die  RA.:  ,So  dumm,  als  wenn  Einer  uf  Frau 
Vrenelis  Gärtli  hinauf  Reben  und  Rosinli  pflanzen 
wollte.'  Stutz.  ,Frau  Vrenes  Berg',  jetzt  , Tiergarten' 
genannt,  ein  Hügel  zwischen  Sargans  und  Ragatz, 
an  der  alten  Römerstrasse,  wo  die  Sage  vom  Tann- 
häuser in  einem  Liede  sich  erhalten  hat  (s.  Tobl., 
Volksl.  S.  102/4).  Im  ,Prau  Vrcnenberg'  sind  nach  dem 
Volksglauben  noch  andere  Männer,  z.  B.  Spieler  und 
fahrende  Schüler,  eingekehrt.  Lüt.,  Sagen  S.  89.  Die 
RA.:  Es  göd  wie  im  Frauvrenenberg  L,  bezieht  sich 
auf  die  Lust,  welche  bei  der  in  einem  Berg  fort- 
lebenden alten  Göttin  (Vrene  =  Venus)  herrschen  soll. 
Die  andere  RA.:  Ich  bi"  nW''  hinterm  Vrenelisherg  de 
heime  g'sl",  ich  war  noch  lange  nicht  geboren  (GA.), 
bezieht  sich  auf  die  selbe  alte  Göttin  in  ihrer  Eigen- 
schaft als  Mutter  alles  Lebens,  also  auch  des  Kinder- 


917 


Far,  fer,  ver,  fir,  for,  für 


918 


Segens;  s.  o.  In  einer  B  Sage  erscheint  ,Frau  Vrena' 
als  Schwester  von  ,Prau  Fasten'.  Während  aber  diese 
eine  eifrige  Spinnerin  war  (gleich  der  sagenliaften 
Frau  Bertha),  war  V.  eine  leidenschaftliche  Tänzerin, 
deren  Wunsch,  ewig  tanzen  zu  dürfen,  in  Erfüllung 
,  gieng,  indem  sie  in  den  Felsen  des  BO.  tanzen  muss, 
,  wo  die  von  ihr  bezauberten  Tänzer  in  Steine  ver- 
wandelt werden. 

Die  Identität  der  mythologischen  Verena  mit  der  römischen 
Ventil  (romanisch  Venen)  und  der  altdeutschen  Freia  ist  laut- 
lich und  sachlich  unzweifelhaft;  dagegen  klingt  das  (übrigens 
sonst  gleichbedeutende)  rätoroni.  Vereina  viell.  nur  zufallig 
an,  und  das  norddeutsche  ,Fru  Freu'   (Kuhn,  Nordd.  Sagen 

■  S.  414)  ist  nicht  aus  ,Yerene',  sondern  aus  ,Freke  (Frigg)' 
zsgozogen.  Die  Umwandlung  der  altdeutschen  Naturgöttin  in 
die  christliche  Heilige  ist  zwar  stark,  aber  nicht  beispiellos 

.  und  nicht  unbegreiflich,  da  von  der  Göttin  eben  nur  ihre 
milde,  freundliche  Seite  in  Betracht  gezogen  wurde,  während 

.  die  schreckhaft  wilde  (die  in  der  deutschen  ,Holda,  Frau 
Holle'  und  , Bertha'  teilweise  hervortritt)  nur  in  der  Sage 
TOD  ,Vrenelis  Gärtli'  (vgl.  ,Maria  zum  Schnee'  auf  der  Rigi) 
und  in  der  des  BO.  zum  Vorschein  kommt,  wo  die  Tänzerin 
mit  der  Herodias  des  Mittelalters,  der  stürmischen  Winds- 
braut, zstrifft.  Das  Gefass,  aus  dem  die  Göttin  befruchtenden 
Regen  und  Heilquelleu  ergoss,  konnte  leicht  in  das  KrUglein 
der  christlichen  "Wohltäterin  umgewandelt  werden  und  er- 
innert an  das  Fläschchen    des  h.   Otmar  (s.  d.),    der  Kamm 

;  und  die  Sorge  Verenas  für  Haarflechten  an  den  stehenden 
Zug,  dass  die  ,Weissen  Frauen'  ihre  eigenen  Haare  kämmend 
erscheinen  und  dass  die  hohe  Göttin  selbst,  wenn  sie  in 
schreckhafter  Gestalt  erscheint,  umgekehrt  die  Haare  von 
Menschen  und  Tieren  verwirrt. 

Verenacher  Vren^chrr L ;  Th,  Vreneler L,  Vrenach 

';  B,  auch  Süess-Vr. :  eine  Sorte  süsser  Äpfel. 

i         Vgl.  Acher  Sp.   65.    —   Wahrsch.    so    benannt,    weil    sie 

[;  am  den  Verenatag  zu  reifen  anfangen,  oder  weil  ihr  süsser 

S  Geschmack  dem  milden  Wesen  der  V.  entsprechend   schien. 
Verener  hiessen  die  Eigenleute  des  Verenastiftes 

■  in  AaZ.,  einem  Hauptschauplatz  der  Legende  und  des 
•  Cnltus  der  Heiligen.  Arg.  IV  -110;  Rochh.,  Gaugött.  10'2. 
I       Ferene  s.  Forene. 

j  Feri  HI.  ,Ein  fery,  der  nagel,  daran  [.darauf.' 
::  Mal.]  man  das  ruoder  welzt,  scalraus  [, ruderring.'  Red. 
;  1662].'  Fris.;  Mal. 

Obwohl  diese  Vorrichtung  auch  Hemjst    heisst,    so    darf 
:,  man  doch  das  obige  W.  nicht  mit  Färri,  Stier,  zshalten,  da 

die  Vokale   nicht  stimmen.     Eher  liegt  eine  Abi.   von  firen, 

rudern,  vor;  vgl.  Feri  Sp.   905. 

?  FS^ri  IV  f.:  unruhige  Geschäftigkeit,  Wichtig- 
.  tuerei.    Du  liest  doch  au'''  e  F.!  ZRfz. 

Nicht  aus  frz.  affaire,  sondern  zu  fären;  s.  das  syn.  Fuer, 
GefUrt.     Vgl.  auch    Gefach  Sp.    643.  " 

FS'ri  V  f.:  Ferie  Gl;  ZO.  (e^). 
-anderwärts   hat   die  MA.    diesem    erst   in    neuerer  Zeit 
aufgenommenen  W.  (dafür  älter  Vakanz.    Urlaub)  seine  Drei- 
silbigkeit gelassen.  —  Wo  die  Schule  auf  die  Landwirtschaft 
;  Rücksicht  nimmt,  unterscheidet  man  Heu-,  Emd-,   Herdepfel-, 
Herlut-F.   usw. 

j  Krri  I  f.  —  PI.  -ine':  im  See  unterhalb  des 
Wasserspiegels  angebrachte  etwa  10  ra.  hohe  Tannen, 

.  zwischen  deren  Ästen  der  Laich  der  Blaulinge  vor 
den  bloss  den  Boden  absuchenden  Räubern  geschützt 
bleibt  ZSee.  Vgl.  Fach  Sp.  639.  Im  Gegs.  zu  der 
dort  erwähnten  Vorschrift  gebietet  das  Z  Stadtb.  1436 
die  Wegräumung  aller  .Färinen,  fach  und  schwirren', 
da  der  See  frei  sein  und  Niemand  Eigentum  darin 
haben  solle.    ,Die  fischenz  [ze]  Zürich  zwüschent  der 


obern  und  der  nidern  Brugg  gelegen  mit  vachen,  mit 
värinen,  mit  gangen,  nut  dem  hüttün.'  Z  Fischer- 
rechtsbr.  1436.  ,Die  Nasen  werden  zwüschen  den 
Pallisaden  in  den  Föhrinen  (sind  von  Stauden  und 
Tannästen  gemachete  Einfänge,  darein  sie  sich  Winters- 
zeit verbergen)  in  grosser  Menge  gefangen.  Ich  hab 
selbs  gesehen  eine  solche  Föhrin  mit  Garneu  um- 
stellen und  die  Fische  in  Behren  [Sacknetzen],  so 
man  darein  leget,  heraus  ziehen.'  HsEEsch.  1692.  Die 
Z  Fischerordnung  1710/76  verbietet  das  , Lupfen  der 
Ferrinen  vor  StVerenatag,  mit  dem  Anhang,  dass 
solche  mit  keinem  engen  Geschirr  [Netz]  umsetzet, 
auch  des  Jahrs  nicht  mehr  als  einmal  gelupft  werden', 
und  gebietet,  ,dass  alle  die  Burdenen  und  Ferrinen, 
welche  vor  mitten  Aprillen  niclit  zusammengelegt  sind, 
bis  zu  ausgehendem  Maien  still  und  unverruckt  ge- 
lassen werden  sollen.'  (Ebenso  1809.)  ,Es  soll  Nie- 
mand durch  Faach  oder  Ferrinen  einen  Zug  ver- 
schlagen.' ebd.  u.  1809  mit  dem  Zusatz:  ,kein  Hegener 
dem  Andern  in  seine  Fach  od.  Ferrenen  hegenen  [eine 
Schnur  mit  vielen  Angeln  senkrecht  ins  Wasser  lassen].' 
Es  wird  erlaubt,  ,zu  einer  tiefen  Ferri  2  Beeren  zu 
setzen,  doch  dass  solche  nicht  vor  eingehendem  Herbst- 
monat in  den  See  getan  und  mit  ausgehendem  Hornung 
wiederum  heraus  genommen  werden.'  ebd.  Ebenso 
1809,  aber  mit  neuer  Wendung:  ,Eine  tiefe  Ferri  solle 
. . .  getan  werden,  auch  aus  nicht  mehr  als  2  Beeren 
bestehen.'  , Keiner  [der  Fischer]  soll  befügt  sein, 
einig  Faach  oder  Ferri,  vielweniger  seine  ganze  Fi- 
schenzen  auszulehnen.'  ebd.  So  auch  1809.  ,Für  ein 
Ferri'  muss  1757  die  obrigkeitliche  Bewilligung  mit 
10  Schill.,  ,für  ein  Faach'  mit  2  Seh.  [mit  6  Btzn 
bezw.  8  Rp.  It  Verordn.  1809]  bezahlt  werden.  S.  noch 
F.-Netz.  —  AI-:  Einrichtung  zum  Fang  der  Aale.  In 
den  alt.  Z  Fischerordnungen  mit  , Aalstube'  genannt. 
Vorausgesetzt,  dass  die  Schiffstellen  Ubh.  vormals  , Fähren' 
genannt  und,  wie  noch  zu  unserer  Zeit  durch  einen  aus  ein- 
gerammten Pfählen  gebildeten  ,Habhäggen',  vormals  durch 
wirkliche  Tannen  geschützt  wurden,  so  könnte  die  solchen 
Schutzwehren  abgesehene  Fischereinrichtung  von  jenen  auch 
den  Namen  bekommen  haben.  Doch  erklärt  sich  unser  W. 
einfacher  aus  Ferri,  der  verstümmelten  Nbf.  von  Ferrich 
(s.  P/errich),  mit  Umdeutung  der  Endung  auf  dasjenige  -»'", 
welches  Feminina  bildet.  Mit  der  Schreibung  ,8h'  hat  Escher 
Anlehnung  an  , Führe'  gesucht. 

Ferri  U  —  PI.  -ene':  Hemmkette,  welche  nötigen- 
falls unter  den  Kufen  des  Schlittens  angebracht  wird 
Gr  UVatz. 

Aus  churw.  fiero.  Eisen,  wozu  namentlich  die  Nbf.  Fierje 
stimmt;  od.  mit  stärkerer  Verderbniss  aus/ermare,  hemmen'i' 


,Feri"g  f.:    Waarentransport." 

Die  Knappheit  von  St. 's  Angabe  lässt  ungewiss,  ob  spec. 
Transport  zu  Wasser  gemeint  sei,  in  welchem  Falle  dieses 
Subst.  von  feren  (Sp.  905)  abgeleitet  wäre.  Sonst  müsste 
man  etwa  an  eine  irrtümliche,  nach  Analogie  der  abstr.  Fe- 
minina auf  -in(j  (-ung)  vollzogene  und  von  '/erigen,  d.  i.  fer- 
tigen, spedieren,  ausgehende  Bildung  mit  einmaliger  Unter- 
drückung der  Silbe  iy  denken. 

Ferrich,  -ig  s.  Pf-. 

ferig  I  e'  L.  e'  BöO.;  Gl;  Gr;  Ndw,  e'  Bs;  Obw, 
e-  BSchw.,  Je  BSi.:  I.  von  Sachen:  leicht,  bequem 
beschaffen  zur  Bewegung  oder  Handhabung,  z.  B.  von 
Werkzeugen,  Wagen  „Aa;"  Bs;  BO.;  „S;"  Vw;  W; 
„Zg;  Z."  Auch  von  einer  Strasse:  gut  fahrbar  W; 
3.  färig.     ,Damit  ir  [der  Habichte]    schwingen  dester 


91ft 


Par,  fer,  fir.  f'or,  für 


9201 ; 


feriger  zum  Hug  seiend.'  Vogelü.  1557.  .Meabilis, 
gäng,  ferig,  das  leichtlich  alles  durchstryclit  u.  durch- 
fart.  Via  mollis,  ein  ringer,  feriger  vf'eg.  Erat  expeditum, 
das  was  der  aller  nächst  weg  und  der  aller  ferigist 
ze  tuon.'  Fris.  ,Die  ander  sträss  ist  vil  ringer  und 
feriger  zuo  reisen.'  JJRüeger  1606.  —  2.  von  Per- 
sonen: rüstig,  hurtig,  geläufig,  gewandt,  schnell,  flink 
BSi.;  Gl;  Gr;  L;  Ndw;  von  alt.  Personen,  die  noch 
gut  gehen  Obw;  Syn.  tvirig.  Chumm  (gang),  mach  f.! 
BSi.  ,Lernend  also  das  handwerk  ye  lenger  ye  feriger.' 
HBüLL.  1540.  .Alter  und  geschält  verhindrend  mich 
vil,  ouch  das  zittern  myner  händen,  das  ich  nit  alweg 
ferig  geschriben.'  AgTscuüdi  an  Simmler.  ,Zwen  ha- 
liich,  der  ein  zum  weidwerk  ganz  f.,  der  ander  aber 
fäuler  und  traager.'  Vogelb.  1557.  .Volucer,  schnell, 
behend,  bering,  ferig,  hurtig.  Expeditus,  geräcli,  ge- 
rüst,  f.,  ring.  Librum  aliqueni  strictini  attingere.  ring 
dardurch  faren,  gestrackt  aus,  f.  durchlesen.  Promptus 
ingenio,  eines  geschwinden  und  ferigen  Verstands.' 
Fms. ;  Mal.,  daneben  aber  auch  , fertig'.  , Schleift  den 
Spiess  mit  der  linken  Hand,  welches  geschwinder  und 
feriger  geschieht,  denn  . . .'  ValFriderich  1619.  .Das 
niederländische  exercitium  zu  feriger  anleitung  der 
kriegsleuten  bequem,  dienstlich  und  erforderlich.'  ebd. 
.Mit  dem  geschoss  zuo  fahlszyten  [im  Falle  der  Not] 
in  allweg  feriger  und  abgerichter  syn.'  Z  Mand.  1638. 
,Der  eine  f.  der  andere  langsam.'  FWvss  1650.  .Damit 
er  [der  Schulmeister]  aber  desto  besser  fortkommen 
möge,  kann  er  die  Fehrigeren  auch  zum  Behören  [Ab- 
hören] gebrauchen.'  1684/1719,  Z  Landschulordn.  — 
3.  vollendet,  von  Werken;  zu  Ende  gegangen,  von 
Vorgängen  oder  Zuständen,  z.  B.  d'  Fraid  [Freude] 
ifich  /'.  Bs;  erschöpft,  von  Vorräten,  Lebenskraft 
oder  Vermögen;  auch  wie  nhd.  .fertig'  activ  von  Per- 
sonen: der  vollendet  oder  erschöpft  hat  (Verbreitung 
wie  bei  1).  Es  ist  mit  im  f.  oder  er  ist  f.,  es  geht 
oder  ist  mit  ihm  zu  Ende,  vom  Tod  oder  ökonomi- 
schem Ruin.  DafsJ  ist  (emal)  f.,  ausgemacht,  unbe- 
.streitbar  Bs;  Z. 

Mild,  feree  (spät  und  selten),  zur  Ausfahrt  bereit.  So 
weit  uns  die  Ausspr.  unsers  W.  liezeugt  ist,  uoigt  der  Voc. 
luolir  uach  c  als  nach  a,  und  die  Lauge  desselben  ist  erst 
spätere  Dehnung.  Es  ist  also  nicht  aus/öi-ic/,  vielmehr  Beide 
unabhängig  von  einander.  Letzteres  erst  später,  als  das  a 
dos  Vb.  faren  bereits  gedehnt  war,  feriij  noch  von  der  urspr. 
Kürze  umgelautet,  entstanden.  Dass  ,ferig'  aus  ,fertig'  ent- 
stand, wie  ,arig'  aus  ,artig'  (s.  Sp.  387),  durch  fortschrei- 
tende Erweichung  und  zuletzt  Ausstossung  des  Dentals,  wäre 
lautlich  nicht  unmöglich;  .illein  die  Bedd.  decken  einander 
nicht  vollständig,  und  ,ferig'  ist  zu  früh  schon  als  selb- 
ständiges W.  neben  .fertig'  bezeugt;  gegenseitige  Berührung 
namentlich  auch  iu  den  Compp.  soll  immerhin  nicht  ge- 
läugnet  sein. 

un-ferig:  unbequem  zum  Fahren  oder  Tragen, 
nicht  leicht  transportierbar,  z.  B.  von  grünem  Holze 
gegenüber  dürrem  BRi. 

?  glich-.  .Linggetuss,  der  beid  händ  gleich -f. 
braucht,  ambidexter.'  Mal.  —  Es  ist  fraglich,  ob  .gleich' 
nicht  als  getrenntes  Adv.  aufzufassen  sei. 

höh-  s.  hoch-färtig. 

licht-  Jiech-ferig,  -fertig  B;  LE.",  Hccht-ferii/ 
BHk.,  -fertig  W,  Uch-fertig  Z:  1.  leicht  beweglich 
zum  Ziehen,  z.B.  von  Wagen,  Schlitten  ,B;  LE.;" 
W.  —  2.  in  moral.  S.,  leichtsinnig,  unbeständig  Z. 
•Der  apostel  weert,  dz  wir's  nit  so  lychtverig  schätzind. 


ein  lerer  syn.'  Zwinhli.  .Solicher  liechtferiger  per-» 
sonen.'  1529,  Strickl.  ,Die  lychtvcrigen  widertöufer.' 
HBuLL.  1531,  neben  ,-fertig.'  1533.  .Dann  er  ein  lich- 
ferig  mann  und  zuo  nachtail  allem  gottshus  erboren 
was.'  Vad.,  in  der  mehr  schriftd.  gehaltenen  kleinern 
Chronik  umschrieben:  ,er  hielt  sich  zerhaft  und  leicht- 
sinnig'. .Andere  derglychen  lychtferigkeiten.'  Gdalth. 
1553.  .Funditare.  leichtferigs  gschwätz  treiben.  In- 
stabilis  homo.  1.,  unbstendig.'  Fris.  .Leichtferig, 
-fertig,  inconstans.'  Mal.  ,Wann  die  bettler  das  gebSt 
leichtferig  achtend.'  SHochholz.  1591. 

Hier  ist  die  Form  ,ferig'  offenbar  die  ältere  und  abge- 
leitet von  ,faren'  i.  S.  v.  .leben' ;  vgl.  das  neuere  ,leichi^,' 
lebig'.     So   wahrsch.  auch  in  dem  folgenden  Comp.  '' 

bös-,  bös-ferig,  -fertig:  bösartig,  boshaft. 
,Bösfehtige  Leut.'  Wurstis.  1580,  wofür  .bosfertige'. 
1765,  wie  auch  Mal.  schwankt  zw.  .bösfätigklich.  bos-, 
bösfertigklich,  tückisch,  subdole.'  ,Ein  wenig  bös- 
fertig und  ungeschickt,  improbulus.  Bosfertigkeit,  im- 
probitas,  faeinus  illiberale.'  ebd.  ,Bosferig.'  JJBreit., 
Kilbe  1639.  ,Die  bosferigen  und  fridhässigen  anstifter 
disos  Unwesens.'  Z  Mand.  1653.  ,Wäre  das  nicht  ein 
bosferigcr  mutwillenV'  JMüll.  1666.  , Bosfertige  men- 
schen.' LLav.  1670,  =  .muotwillig  und  bo.shaft  lüt.' 
1569. 

( u  n  - )  r  e  c  h  t  -  s.  rechtfertig.  ^ 

ring-ferig  Bs;  „B;  Gr;  L;"  G;  „ScH;  S;"  üf? 
-fertig  Gr;  Uw:  1.  leicht  beweglich,  v.  Geräten,  z.  5^ 
Wagen  „B;  Gr;  L;  S;"  UwE.;  von  einer  Arbeit,  die 
leicht  von  Statten  geht  Uw.  ,Aphractum,  ein  ringfertig 
schiff.'  Fris.  ,Ringferigkeit  der  zungen,  linguiE  volu- 
bilitas.  Ringferigklich,  ordenlich  nach  einanderen,  als 
wenn  ein  red  wol  fallt,  volubiliter.'  Mal.  ,Es  gehören 
den  Soldaten  ringferige  Musqueten.'    HsKdLav.  1644. 

—  2.  bequem  GrD.;  von  einer  Aussicht:  frei,  weit, 
schön;  von  einer  Wohnung,  einer  Gegend:  hell,  luftig, 
aussichtsreich  GrD.;  He.  —  3.  von  Menschen  und 
Tieren,  a)  körperlich:  schnell,  behend,  leichtfü.ssig, 
gewandt,  leicht  Bs  (Spreng);  „L;  Scii;"  G;  Uw.  JR.  im 
Laufe";  er  lauft  r.  ,Ich  hab  gesehen,  dass  im  lauf 
überwinden  nit  des  ringferigen  ist.'  1531/60,  Pred. 
Sal.  =  .dass  das  Laufen  nicht  immer  dem  Schnellen 
gelinge'  (spätere  Übersetzung).  ,Ein  ringferig  [,-fertig.' 
1667  usw.;  danach  JUlr.  1733]  Dromedary,  der  senft 
daher  gat.'  1531,  Jerem.  .Seine  reuter  ringfertiger 
dann  die  adler.'  1530,  ebd.  , Ringferig,  velox,  levis, 
celer.'  Mal.  ,Der  Musquetier  ergreift  den  Spiess  ring- 
ferig mit  der  rechten  zu  vorderst  an  seinem  End.' 
ValFriderich  1619;  vgl.  u.  ferig  2.  —  b)  moralisch: 
leichtfertig,  unbeständig;  „leichtsinnig  L;  Sch."  ,Sö- 
lichen  ringfertigen,  unnützen  werten  lychtlich  glouben 
geben.'  1529.  Absch.  .Dem  bischof  Hatte  von  seines 
ringferigen  und  feilen  gemüets  wegen  niemand  vil 
guots  verjach.'  Vad.  ,Das  Herz  ist  noch  so  neidig, 
das  Gmüt  noch  so  ringferig.'  FWvss  1653.  .Durch 
ringferiges  und  unfürsichtiges  Handien.'  Z  Mand.  1669. 

—  4.  geringfügig.  .Umb  kleiner  und  ringferiger 
Ursachen  willen  in  gefengnuss  geworfen.'  JosSiml.  1577. 

Mhd.  riiicverle,  -vertic,  leicht  und  schnell  gehend  oder 
handelnd.  —  Zu  Bed.  2  (eigtl.  wohl  =  ,wo  der  Blicl»  be- 
fiuem,  ungehemmt  schweifen,  fahreu  kann')  vgl.  das  Folg. 
(Bed.  1)  und  das  syn.  fromüciig,  von  Wohuungeu. 

schwer-nferig",  -fertig  B;  FS.:  „1.  =  ,schwer' 
i.  S.  V.  duster.  von  Wohnungen;"    vom  Gemüte:  .Der 


I 


Par,  fer,  fir.  vier,  for,  für 


922 


sy  stet  trost  [stets  tröstete]  in  irem  widerrauot  [Un- 
mut], wann  sy  ganz  und  gar  schwerfertig  was.'  Ziely 
1521.  —  2.  seh wertällig  (schwer  zu  ziolien),  plump, 
unbeliültiich,  Üegs.  licht-f.  B;  FS.;  „L."  Im  B  Frei- 
tagsbl.  172Ü  wird  das  Tanzen  empfohlen,  ,weil  unsre 
Nation  bei  Fremden  um  etwas  dick  und  schwerfertig 
angeschen  wird.' 

fer  ig  II  f-erig  s.  fern-rig. 

Pfrli"  (e'J,  mit  den  Nbtf.  Ferkelt i  W,  F^dli  BHa., 
Interl.,  Färtschi  BHa.,  F^tschi  BSIC);  LE.;  Übw 

—  n.:  1.  junges  Schwein,  Ferkel  AaZc!.;  Bs;  B;  Gr; 
PP.;  G;  Sch;  S;  Th;  Uw ;  W;  Z.  Syn.  Häsi,  Haschili. 
In  FJ.  ausgewachsenes  Schwein,  während  das  junge 
Oiisel  heisst.  Trüeje'  wie-n-es  F.  GW.  D'  F.  hent  Icei 
Buch,  wenn  seh'  nit  süfe"  GrAv.  .^Is  Jemand  klagte, 
das»  sein  F.  nicht  trinken  wolle,  riet  ein  Anderer: 
Mach  ass  's  [dass  es]  i'n  G'meindrat  chunnt!  GA. 
Du  diost  [tust]  as  taie-n-es  F.,  zu  einem  unartigen 
Kind  Obw.  Du  dreckigs  F.,  zu  einem  unreinlichen  PP. 
Wer  's  F.  ha"  icill,  muess  de'  Sack  üfhehe".  Sulger. 
.Man  muss  das  F.  anschauen,  nicht  den  Trog.'  Kirchh. 
.Ein  schwyn  mit  siben  färlin.'  NMan.  ,Nefrens,  ein 
cntwent  [entwöhntes]  oder  abgesaugts  färle.'  Fris.  ; 
Mal.  f.  werden  als  Bestandteil  des  Kleinen  Zehntens 
neben  Imben.  Hühnern  und  Kälbern  erwähnt.  —  2.  der 
Inhalt  des  Magens,  sofern  er  erbrochen  wird;  die 
Kaldauneii.  Der  hat  e  schmie  Hüfo  Ferlini  'bercho', 
hat  viel  erbrochen  W.  Firn  d'  F.  iis  em  Buch  schlan, 
.scherzh.  Drohung  gegen  einen  Dickbauch  GrD.  Vgl. 
ferl(in)en. 

Mhd.  verlin  wie  das  auf  Sp.  712  angeführte  FOyij  aus 
verhelin,  von  vurch,  Schwein;   e,  e*  in  der  MA.   ist  also  eine 

I  Ausweichung  fUr  e'.     Länge  des  Voc.   wohl  allg.,  wie  meist 

'  vor  r;  e*  auch  in  Z  wegen  der  Verhiuduiig  rl;  d  statt  r  ist 

<  eine  nicht  seltene   Lautaffektion.    —    S.  auch  Jayn-;   Läufer. 

j  Korn-:  1.  Maulwurfsgrille  AABb.,  Fri.;  ZW.  Syn. 
Kornfresser;  Herdkrebs;  Werre;  Werrfär.  —  2.  Ham- 
ster. ,Von  dem  hamester.  Cricetus,  hamester,  korn- 
färle.'  Tier«.  1563.  ,Der  Iiam.ster,  kornferklein,  cri- 
cerus.'  Reu.  1662.  —  Beide  Bedd.  wahrsch.  von  der  Eigen- 
schaft des  Wiihlens. 

Meie"-:  Unke;  ganz  junge  Kröte  Tu.  Syn.  Gügen- 
molL    S.  auch    M.-Fägg   Sp.  712.  —  SQg-:    junges 

I  Schwein,    Milchschweinchen    ÄAZein.     Syn.  Span-F. 

,  .Lacteus  porcus,  ein  saugfärle.'  Fris.  ;  Mal. 

Span-  Spä-  AAStauf.;  Ap;  GRh.;  S;  UwE.;  Z, 
Spä-  Ndw;    Spanferkel,   Saugsch weinchen.     ,Umb  ein 

,  spannferlin  5  g  4  d.'  Bs  1562.  ,Porcellus,  färle,  seuwle; 
und  so  es  noch  sauget,  ein  spanfärle.'  Tierb.  1563.  — 

•Vom  alten  Tb.  tpanm,  saugen,  locken,  ziehen:  vgl.  nhd.  , Ge- 
span', Milchgeschwister. 

ferlen,  in  BSi.;  GnRh.;  W  ferlene',  ferlinu": 
1.  ferkeln,  junge  Schweine  werfen,  allg.     .Die  loosen 

'färlend  auf  den  sommer,  dann  sy  tragend  4  monat.' 
Tierb.  1563.  ,Elidunt  foetus  sues.  färlend  oder  brin- 
gend ire  färle.'   Fris.;  Mal.     .Wo   g'ferlet   [geworfen 

■  worden]  syge  dise  moor.'  1576,  Schwynhirt  u.  Schioler. 

—  2.  s.  erbrechen  Gr;  W.  Vgl.  Füllt  und  füllen 
Sp.  795/6.  Ferner  übertr.  auf  den  Heubündel,  der 
nicht  gut  zsgefasst  ist,  so  dass  das  Heu  beim  Tragen 
ans  dem  Seile  weicht  GRPr. 

Diese  Form  des  Vb.  (mit  r)  auch  in  Gl  neben  Fiig'j  fUr 
ils«  Subst.  —  Die  mehrsilbige  Form  des  Vb.  geht  auf  die 
den  betr.  MAA.  eig.  Pluralform  -eni,  -ini  des  Subst.  zurück. 


Über-:  refl.,  zu  viel  Junge  werfen  und  dadurch 
verderben  Ndw.  —  umha-:  herum  schweifen  (wie 
Schweinchen)  und  sich  dabei  beschmutzen;  von  Kin- 
dern BSi.  —  ver-:  ein  todtes  Ferkel  werfen  GSa.  — 
,neben-für-:  gar  zu  leichtsinnig  und  dumm  handeln; 
unsinnige  Lustigkeit  äussern  LE." 

Perliner:  der  sog.  .Kotzergeist',  der  sich  zu  kirch- 
lichen Festzeiten  in  der  Dunkelheit  erbrechend  hören 
Hess  und  als  Weinprophet  galt  W. 

Feire  f.:  Weibsperson  von  anrüchiger  Moral  UUrs. 
—  Vgl.  Fei. 

Fir  f.:  Feier.  —  Juge"d-:  besonderer  Kinder- 
gottesdienst am  sog.  Bettage,  am  Charfreitag  und  ein 
Mal  im  Laufe  des  Sommers  GStdt.  —  Peter-Stuel-: 
katholischer  Festtag  (22.  Febr.).  zugleich  ,Loostag' 
für  Witterung.  ,So  manchen  Tag  die  Störche  nach 
P.-St.-F.  ankommen,  so  manchen  Batzen  schlägt  der 
Sack  Korn  auf;  und  so  manchen  Tag  vorher,  so  man- 
chen B.  schlägt  er  ab.'  S.  .Petri  Stuhlfeier  kalt  — 
die  Kalt  noch  länger  anhält.  Wenn  's  friert  auf  P. 
St.-F.,  friert  es  noch  14  Mal  heuer.'  Hebelkal. 

fire":  feiern.  1.  festlich  begehen  oder  ver- 
ehren, wie  nhd.  Mit  Acc.  der  gefeierten  Person: 
einen  Heiligen  /'.  und  fasten,  am  Tag  vor  seinem 
Feste  fasten,  was  ehemals  gebräuchlich  war  L.  Bildl. 
von  gewöhnlichen  Menschen:  Fr  ist  weder  z'  f.  no''' 
z'  faste,  gar  nicht  zu  befriedigen,  wunderlich,  übel- 
launisch  L.  ,Der  alte  Knecht  [mit  Arbeit  überladen] 
war  nicht  mehr  zu  feiern  [äusserst  ungehalten].'  XHerz. 
1863.  Mit  Dativ.  ,Es  fyret  wenig  lüt  den  heiligen 
mer.'  Edlib.  —  2.  einen  Verstorbenen  f.,  zu  seinem 
Gedächtniss  Trauerkleidung  tragen  und  in  der  Kirche 
auf  der  Trauerbank  sitzen;  z.B.  si  lied  crem  Ma"' 
nüd  lang  g'firet  Av.  —  3.  schonen,  m.  Dat.  P.  Wehn- 
me"  de"  ühinde"  z'  eil  firet,  so  wäret  [werden]  si  mäster- 
losig  [ungezogen,  unverscliämt]  Sch.  ,Der  schelinshals 
uns  gwüsslich  uit  fyrt'  lässt  HsRMan.  einen  Zecher  zum 
andern  vom  Wirt,  von  dem  er  die  Rechnung  verlangt 
hat,  sagen.  ,[Dass]  wir  durch  solich  und  ander  mittel 
disen  frijvelern  zuokommen,  inen  nit  fyren,  sonder  sy 
dermass  strafen  wellent,  dass  . . .'  1532,  Strukl.  — 
4.  ,Fire,  deesse  alicui.']  Id.  B  =  im  Stich  lassen,  Nichts 
für  Einen  tun?  —  5.  absolut,  a)  fasten  ApH.  Vgl. 
f.  und  fasten,  b)  ruhen,  säumen,  zögern.  , Unser 
Widersacher  sind  gschwinder  pratica  und  fyrent  nit 
weder  tag  noch  nacht'  1531,  Strickl.  ,Ü.  g.  pittende, 
ylends  darzuo  ze  tuend  und  nit  f.,  dann  es  nit  beit 
[Verzug]  will  haben.'  1531,  ebd.  ,AIs  der  gemelt 
Göldlin  inen  zuogeschriben,  dass  dhcin  fyrens  me  da 
wäre,  dann  dass  die  Länder  sy  angryfen  wurden.'  1531, 
ebd.  Mit  von:  ablassen.  ,Vom  schreiben  feiren,  va- 
care  a  scribendo.  Der  teufel  feiret  niemal  von  seinen 
aufsätzen  [Anschlägen].'  Hospin.  1683. 

Bed.  3  entspringt  aus  dein  in  , Feier'  liegenden  Begriff 
, ruhen'  und  , ruhen  lassen'.  Bed.  4,  wenn  richtig  angegeben 
und  erklärt,  wäre  gleichsam  das  Negative  zu  3 ;  auf  Hülfe 
warten  lassen. 

ü  s  - :  die  Trauerkleidung  ablegen  Ap. 

Firre"  m.,  Firri  f.   s.  Firn. 

vier:  das  Zahlw.  1.  Adj.  Zur  Hushaltig  g'höre" 
4  Pfennig:  e  Zer-,  en  Fr-,  e  Wer-  und  e  Notpfennig. 
Inbicben.  Der  Hümege  hed  4  Stuck:  e  gnädige  Gott, 
e  g'suiide  Lib,  es  fromms  Wib  und  e  selige  Tod.  ebd. 


923 


Far,  fer,  fir,  vier,  for,  für 


Alleinstehend  als  PI.  n.  flektiert  mm.  Vieri  nid  g'rad 
sy"lo",  Alles  bestreiten  ScuSt.;  ygl.  fünf.  Alli  Vieri: 
alle  4  Beine;  resp.  von  Menschen:  Arme  und  Beine, 
all".  ,Sei  zu  boden  gefallen  und  habe  alle  vieri  von 
ihm  gestreckt.'  1610,  Absch.  Z' aUe"  Viere",  \euixck 
terre,  in  gestrecktem  Galopp,  sehr  eilig  G;  ScuSt. 
Mit  z'  alle  Viere  g'sprengt  (von  einem  Erntewagen, 
der  eilig  nach  Hause  geführt  wird).  Hafl.  1813.  ,[Mit 
einem  Schiffe]  gang 's  oft  vil  gschwinder  als  z' allen 
Vieren.'  Scbimpfr.  16.51  (scherzh.).  Mit  alle"  Viere' 
d'  Wand  uf  chlettere",  eine  Vexieraufgabe  bei  Pfänder- 
spielen, welche  damit  gelöst  wird,  dass  man  einen 
Sessel  mit  allen  4  Beinen  die  Wand  hinaufschiebt.  Er 
isch  fast  z'  a.  V.  d'  Wand  uf,  war  der  Verzweiflung 
nahe  Sch.  Z' a.  V.  gö',  vor  Müdigkeit  gebückt  gehen  S. 
Von  der  Tageszeit:  am  Vieri,  um  4  Uhr;  z'  Vieri,  zum 
Abendessen,  Vesperbrod  um  4  Uhr;  auch  subst.  (wie 
z'  Abed,  z'  Imbiss  udgl.)  dieses  Essen  selbst  BSi.;  Z 
(Syn.  z'  Vesper);  zweites  Abendbrot  (wenn  das  Mittag- 
essen z'  Abend  heisst),  Arbeitern  im  Sommer  verab- 
reicht Obw.  —  2.  Subst.  mit  Art.  ,die  Vier',  Dorf- 
vorsteher, auch  Vierer  (s.  d.  u.  Ztschr.  f.  Schwz.  R. 
Ta  45).  ,I)er  Twingherr  setzt  den  Ammann  und  die 
Vier;  jährlich  sollen  zwei  neue  gesetzt  werden.  Sie 
sollen  darauf  achten,  dass  ohne  Bewilligung  kein 
Fremder  sich  einhause.'  1669,  Twingr.  BRoggw.  und 
so  bis  1819.  Von  zufälliger  Riehterzahl:  ,Erflndet 
sieh  denn  vor  den  fteren  und  dem  fünften  [ihrem  Ob- 
n^anne],   dz  der  hof  gan  Grüeningen   gehört.'    Edlib. 

—  Abi.  Vierdung;  Viertel  (s.  Vier-Teil);  vitnteiit  [s.  Stund); 
V'ierfnjzrf. 

6 in- vier:  eigensinnig?  .Man  findt  etwa  so  stolze 
einfiere  köpf.'  ÄgTschüdi,  Gallia. 

Viel),  nur  verschrieben  statt  des  syn.  eintchier  oder  dann 
.jedenf.  diesem  nachgebildet  unter  Einfluss  von  ,geviert',  s.  d. 

Vierer:    1.  Mitglied    des   Vorstandes    städtischer 
und   ländlicher  Gemeinden;    vgl.  die  Vier.     Ziemlich 
syn.  erscheinen  , Anwalt,  ewalt,  geschworner'.    ,Die  v., 
so  von  aim  vogt   und   den  nachpuren  erweit  und  ge- 
ordnet sind.'  1495,  Offn.  Rickenb.    ,Nach  erkanntnuss 
der  geschwornen  vierer,  die  die  gemeind  alle  jähr  be- 
setzen sollen  in  beiwesenheit  eines  amtraanns.'   1506, 
Oftn.  ThKcssw.   ,Das  Recht,  einen  Ammann,  die  Vierer, 
den  Bannwart,   die  Wein-,   Brot-  und  Fleischschätzer 
zu  setzen.'  1669,  BRoggw.    Auch  von  Unterbehörden; 
,In  Bern  wurden  von  der  Gemeinde  zur  direkten  Auf- 
sicht und  Execution   betr.  die  Stadtfelder   nach   dem 
Beispiel  beinahe  aller  Gemeinden,  wo  Rural-Angelegen- 
heiten    zu   besorgen  waren,    V.  bestellt.'    BLMessmeb 
1830.    So  bis  1798;  der  Name  Viererlmsi  aber  ist  dem 
einen  ihrer   ehemaligen  Sitzungs-  und  Archivgebäude 
bis   heute   geblieben.     ,Uf  16.  maien   1536   ward   ich 
von  mynen  herren   zue   der   armen    lüten    stock   [Al- 
mosenkasse]  zu  einem  fierer  verordnet.'    Kessler.  — 
2.  Scheidemünze  im  Wert  von  4  Hellern  od.  Pfen- 
nigen,   '/a  Kreuzer,   vormals   in  Aa;  B;  L.     ,4  vierer 
für    1  blaphart.'    1383,  L  Bürgerb.     „Ein   bernischer 
Vierer  war  (noch  in  der  2.  Hälfte  d.  XVIU.)  der  dritte 
Teil    eines   alten   B  Schillings."     E  Chrüzer  un  e   V. 
wurde  gesagt  statt  l'/a  Chr.  BO.    In  Bs  f  =  2  Rappen 
(4  Heller),  aber  schon  zu  Spreng's  Zeit  nur  noch  ideell, 
im  Rechnen  gebraucht.     Auch  allg.  i.  S.  v.  geringem 
Wert.    I'''  gebti  [gäbe]  kei  V.  derfür  GaPr.    ,Von  den 
Vierern    sollen  293'/«  Stück  1  Mk  wiegen  und  6  Lot 


;1 


fein  halten.'  1565,  Absch.  Im  J.  1573  wird  gerügt, 
dass  eine  Menge  Zuger-Kreuzer  oder  Vierer  ausgegeben 
werden,  die  im  Reich  nicht  angenommen  werden,  was 
auf  den  Grenzverkehr  hemmend  wirke,  ebd.  —  Mhd. 
oierer  in  beiden  Bedd. 

Etsch-.    ,Quadrans  gilt  als  vil  als  1  Basler  hälb- 
ling,  2  alt  angster.  1  quatrin,  etschvierer.'  Fris. 

Ober  die  Benennung  s.   ÖeterricAer  Sp.   584.      Vgl.  auch 
Etper  Sp.   57 1 ;   Etsch-Kriaer,  -Plaphart. 

Basel-.     ,1  Baslervierer  =  5  heller.'  1504,  Absch. 
,=  3  Angster.'  1533,  ebd.     ,1  Pfund  =  10  Kreuzer  = 
10  Basler-V.'  2.  H.  XVI.,  ebd.     ,As,  ein  kleiner  Basel-       , 
vierer,    Schilling,    blappart.'    Fris.    —    Pfund-:    ,(in    \|' 
BsStdt)  die  Gebühr  des  Stadtkäuflers  bei  den  Ganten,    '\ 
nämlich  ein  Vierer  von  jedem  Pfund,  den  Käufer  und 
Verkäufer  zu  bezahlen  haben.'  Spreng.    ,Gebühret  ihm 
nach  der  Ordnung  der  Pf.,  d.  i.  vom  Pfund  4  D.  und 
weiter  Nichts.'  1740,  BsRq.  —  Bettelstuben-:  vor- 
mals   einer   der  , Vierer'   der   Z  Gmde  Sth.,    Aufseher 
über  die  Bettelstube.     ,Hans  Jagli,  Bettelstubenfierer 
uff    dem   gmeindhus   zu   Oberstammheim.    1630',   auf 
einer   Glasscheibe.    —    Doppel-.     ,Es  soll    1  D.  7'/« 
Angster  gelten.'  1533,  Absch.    ,5  Doppler  oder  Doppel- 
vierer =  2  gute  Batzen.'  2.  H.  XVI.  (ital.  Vogt.),  ebd. 
.Dupondius,  ein  doppelvierer.'  Fris.    , Welcher  in  dises    jJ 
bad  will,  gibt  zuo  einzug  zwen  d.  oder  1  angster  und    M, 
3   crüzer.'   HPantal.  1578.     ,Doppelführer.'    Wurstis.      ^ 
1765,  176.  —  Dorf-:   Dorfvorsteher;  s.  das  einf.  W. 
In  den  alten  Offnungen,  z.  B.  von  ZFlaach,  Töss,  auch 
,D.-fyrer'  geschrieben  und  mit  ,Dorf-meier'  wechselnd. 

Dischli"-:  1.  vormals  ein  Beamter  der  adelichen 

Gesellschaft  zum  Distelzwang  in  Bern;  s.  B  Taschenb. 
1865.  -  2.  Geldstück,  den  Kindern  in  Bern  am  0.ster- 
montag  ausgeteilt.  —  Disvhli  =  üi»ttU,  Distelfink. 

Vieri  f.:  viereckige  Gestalt  =  Geaerf, -i.  I' d' V., 
ins  Geviert  SchwE. 

Ge Vieri  f.:   Vierheit,  Vierzahl,  Viergestalt?   ,Des 
!s]   gstalt  was  auch  nach  der  gfiere  der  tieren.' 
1531,  EzECH.  1,  15. 

Vieri  n.:  1.  die  Ziffer  4  (s.  o.).  —  2.  Spielkarte 
mit  4  Zeichen.  —  Rosen-:  diese  Karte  in  der  ,Farbe- 
der  ,Rosen' ;  im  Kaiserspiel  eine  der  wertlosesten  Kar- 
ten, daher  die  RA.  flilge'  wie  's  B.  Ineichen  1859. 
Stuel-:  einfältiger  Mensch  6. 

Wahrsch.  gedacht:  so  dumm  wie  ein  vierbeiniger  Stuhl, 
d.  h.  ein  Stück  Holz  (vgl.  .stockdumm'),  aber  viell.  mit  An- 
lehnung an    ( Büren-)  Fiinfi. 

Vieri°g  f.:  1.  die  Zahl  4.  -  2.  die  Karte  oder 
die  Nummer  4  Ndw.  —  3.  viereckige  Gestalt.  ,Die 
stein  [Bausteine]  sollen  an  keinem  egken  abgebrochen, 
sonders  völlig  syn,  dass  sy  in  allwcg  die  vierungen 
ergryfen  (erlangen)  mögent,  damit  da  kein  presten 
erschyne.'  1539,  B. 

Vierliog  „!_.  der  vierte  Teil  eines  Massganzen 
(z.  T.  wie  ,Viertel',  nur  dass  dieses  den  4.  Teil  eines 
grössern  Ganzen  bezeichnet  und  nur  von  Hohlraasseu 
gebraucht  wird;  s.  5).  1.  ein  Viertelhundert,  bes.  von 
Kohlköpfen,  welche  nach  diesem  Mass  verkauft  werden 
B;  GTa.  —  2.  der  4.  Teil  eines  Pfundes.  ,1  Vierling 
haltet  4  Unzen,  oder  8  Lote,  oder  32  Quintlein,  oder 
>/«  Pfund.'  JBEscHER  1685.  —  3.  eine  Viertel-Elle  Z. 
Scherzh.:  en  V.  blatte  Himmel,  wenn  nur  wenig  Blan 
am  bewölkten  Himmel  oder  nur  ein  kleines  Stück  des 


925 


Far,  fer,  fir,  vier,  for,  vor,  für 


926 


(blauen)  Himmels  sichtbar  ist;  vgl.  blaue  U.  [so  viel 
als  Zeug  erforderlich  wäre)  zu-n-ere  Schöss  (zumene 
Par  Hose").  Scherzh.  (von  einer  Pockennarbigen): 
si  war  recht,  wenn  si  nw  en  V.  anderi  Hut  hält'.  — 
4.  '/»  Juchart  Z,  z.  B.  von  Weinbergen.  ,Ein  winzler, 
der  ein  ganz  lechen  hat,  mag  1  tag  mit  4  personen 
l?sen,  ein  fierling  mit  ainer  person.'  1515,  RHEiNAti. 
Pisclierrecht.  —  5.  der  4.  Teil  eines  Viertels,  selbst 
wieder  in  4  Mässli  eingeteilt  (Hohlraass  f.  Trocknes) 
Z.  So  auch  bei  JBEscher  1685.  ,1  ferling  öpfel  galt 
1  p  [Schilling].'  Edlib.  Das  entsprechende  Mess- 
geschirr: ,Die  viertel,  vierling  und  messlin  und  das 
wyngeschier  fechten.'  1547,  Sch  Ratsprot.  Syn.  Kopf. 
—  6.  Teil  eines  geschlachteten  Tieres  (?).  .[Die 
Metzger  sollen]  dehein  fleisch  nit  waschen,  denne  so 
das  ingewaid  herüs  kunnt  und  das  denn  furo  nit  in 
die  kübel  stössen  und  waschen  an  den  fierlingen.'  ca 
1400,  STAnxR.  Diessenh.  ,Wüss  ein  schäfenen  f.  zu 
emphahen  und  leb  woll  drob  und  (gn)ag  in  suber  ab.' 
Anf.  XVD.,  BScHWARziN. 

Wuchen-:  die  (vierwöchentlichen)  Katamenien. 
Den  W.  ha"  Z.   —   Verdreht  aus  'VicrwücMi''<;. 

viernist:  4  Mal  Bs.  —  Wie  zweu-n-ist,  drü-n-ki  mit 
eingeschobenem  n  nach  Anal,  von  ciniat. 

viert:  Ordn.-Zahlw.  ,Zu  Vierten  verwandt'  ist 
man,  wenn  die  Urgrosseltern  Geschwister  waren  GlH. 
Anderswo  gleichbed.  z'  vierte'  Chinde'.  ,Da  sich  nun 
aber  ergibt,  dass  sie  [die  J^heleute]  zu  den  vierten 
Kinden  sind,  so  ferne  Verwandtschaft  bisher  zugelassen 
worden,  so  möge  man  sie  ehelich  bei  einander  bleiben 
lassen.'  1545,  Absch.  Ehemals  konnte  man  in  Gl  in 
den  Fall  kommen,  auch  ,zu  Vierten'  zu  steuern,  d.  i. 
im  vierten  Grade  der  Verwandtschaft  zur  Unterstützung 
von  Waisenkindern  herangezogen  zu  werden. 

geviert:  1.  quadratisch  viereckig,  z.  B.  von  den 
4  Seiten  eines  behauenen  Balkens  Z;  vgl.  überlang-t. 
.Geviert  schüsslen'.  als  Requisit  für  das  Heer.  G  Stifts- 
archiv. .Gevierd  töller,  quadra.'  Dastp.  .Quadratus. 
vierschröt,  gflert.-  Fris.;  Mal.  ,Die  erste  Proportion 
[von  viereckichter  Schlachtordnung]  ist  geviert  von 
Mannschaft,  d.  i.  wann  so  vil  in  ein  Glid  als  in  einen 
Reien  gestellt  werden.  Die  andere  ist,  wann  die  Sol- 
daten ein  geviertcn  Boden,  auf  welchem  sie  standen, 
machen,  welche  geviert  von  Land  oder  Boden  :ge- 
nennet  wird.'  VFrider.  1619.  ,Penster  von  geviertcn 
Scheiben.'  Z  1760.  Von  Zahlen:  a)  viermal  genom- 
men. .Überantwortet  in  vier  gefierten  kriegsknechten.' 
1531/48,  AposTELOEsrH.  =  ,4  mal  4.'   1667.  —  b)  mit 

,  sich  selbst  multipliziert,  mit  2  potenziert:  .Neune  ist 
ein  gevierte  zahl,  die  da  entspringt  aus  drei  mahl 
dreien.' FWtss  1650.  Von  Menschen:  „vierschrötig, 
stark  und  plump  von  Gliedern."  —  '2.  geschickt 
BHa.;  listig,  schlau.  ,Er  war  geflert  und  böslistig.' 
Zielt  1521.    ,So  wird  das  wyb,  wie  wol  's  ist  gvierdt, 

j  fry  bschissen,  trogen  und  verfüert.'  Rüef  1550.   ,Denn 

!  d'  schlang  listiger  ist  und  gfierdt  uf  allem  veld  denn  alle 
tier.'  ebd.  ,Wie  dann  abt  Uolrich  uf  sölichen  verdackten 

,  anschlegen  und  pratikcn  unseglig  li.stig  und  gfiert  was.' 
Vad.  .und  ist  kain  abt  so  gfierd,  geschwind,  vorteilig 
und  fürsichtig  gsyn.'  ebd.  ,Astutus,  gescheid,  listig, 
gefiert,  boshaftig,  ausgefitzt.  Pejor,  böser,  g^erter.' 
Pris.;  Mal.  ,Die  h.  gschrift  nennt  torechtig  lüt,  die 
glych  [zwar]  weltwys  sind  und  gfiert,  aber  in  denen 
kein  gottsforcht  ist.'    LLav.  1584.     Vgl.  dag.  frz.  tete 


carree  und  .vierschrötig'.  — ^  8.  Subst.  .Gevierter' = 
Vorsteher,  einer  der  ,Vier',  s.  d.  ,Waro  daraal  Seckel- 
meister  HJH.  und  Gefiertne  LH.  und  HJR.  [usw.].'  1726, 
AAAbtwyl.  _  ab-  =  geriert  3.  ,Hab  meine  Sachen 
wol  g'studiert  Und  bin  durchüss  gar  wol  abgfiert.  Ich 
weiss  ds  geistlich  und  weltlich  recht.'  Com.  Beati.  — 
schräg-:  nach  der  Form  eines  verschobenen  Recht- 
eckes ;  auch  schräg  im  (i''sj  G'viert,  z.  B.  schneiden, 
machen  (Zimmermannsspr.).  —  G'viert  Gvierd  Bs  n.: 
(quadratisch)  viereckige  Gestalt;  Quadrat,  Viereck; 
3  Sehueh  i's  Gr.  Grundstock  eines  Hauses.  Bis  i  's 
Gc.  ufe  (d.  i.  bis  da,  wo  das  Viereck  sein  Ende  hat); 
vom  Gr.  ufe  bis  i'n  Gibel  Z;  vgl.  das  folg.  Viereckiges 
Gestell  eines  Webstuhls  Bs.  —  Gevierti  f.:  1.  der 
obere  Teil  eines  Gebäudes,  auf  dem  das  Dach  ruht  L. 

—  2.  (quadratisch)  viereckige  Gestalt  übh.  ,Sie  haben 
allda  das  Läger  geschlagen  und  ihre  Hütten  die  Gvierte 
[adv.  Acc.  =  im  Quadrate]  eingeteilt.'  Ghimm  1786.  — 
3.  Abstractum  zu  geviert  3:  Listigkeit,  Schlauheit.  ,Ich 
will  im  [dem  Teil]  syner  gvierte  nit  vergessen!'  sagt 
Gessler  bei  Ruef.  ,Astutia,  gescheidigkeit,  geschwindig- 
keit,  li-stigkeit,  geflerte,  gefttzte,  list.'  Fris.;  Mal. 

Mhd.  (jevieret,  vierecliig,  fest.  —  Bed.  2  des  Adj.  viel), 
naoli  dem  lat.  quadralus,  eig.  viereckig  zugeschnitten  und 
dadurch  passend,  schicklich;  dann:  geschickt  und  dieses  nach 
der  schlimmen  Seite  ausgedeutet. 

halb-viert:  S'/a  Masseinheiten  haltend?  ,Ein 
halbfiert  kanne.'  1422,  L  Urk.     Vgl.  viert-halb. 

vierzig  vierzg.  „Die Vierzig",  eine  Behörde,  Volks- 
vertretung. .Schultheiss,  Rat  und  V.  und  andre  ihre 
Ämter  und  Gerichte  besetzen.'  1450,  Bad.  Freih.  ,Der 
Geschwornen  sind  38,  welche  sammt  dem  Landsweibel 
und  Landsschreiber  die  40  oder  Vierziger,  auch  ge- 
meine Vierzger  der  Landschaft  Entlibuch  genannt 
werden.  Sie  versammeln  sich  alle  2  Jahre,  um  sich 
über  das  gemeine  Beste  zu  beraten.'  JXSchnvd.  1782. 

—  nünundvierzig:  He  z'  Nünevierzgi!  Ausruf  des 
Erstaunens  Bs.     Vgl.  einundfünfzig. 

Vierziger:    1.  Mann  von  40  Jahren    (wie  nhd.). 

—  2.  ein  im  Jahre  40  Geborener.  Vgl.  Järgänger.  — 
3.  Plur.  =  ,die  Vierzig'.  —  4.  Laib  Hausbrot,  deren 
40  aus  dem  Viertel  eines  Müttes  gemacht  wurden,  so 
dass  der  Laib  ';«  Kilo,  je  nach  dem  Jahrgang  mehr 
und  weniger,  wog.  XV. — XVIIL,  Z;  Syn.  Vierzgi-, 
Vierzger-Brod ;  s.  auch  Drissger-,  Zechner-,  Zuänzger- 
Brod.  Um  die  Zunftschranken  zwischen  .Feilern'  und 
.Fochenzern'  (s.  Sp.  654  u.  774)  aufrecht  zu  halten, 
wurde  1463  den  Feilern  eingeschärft,  ,dass  sy  dehein 
vochenzis  brot  20,  30,  40  oder  10  vom  viertel  oder 
gottcl  [in  welchem  Verhältniss  das  sei]  nit  bachen 
süllent;'  und  mussten  in  der  Folge  auch  die  Fochenzer 
auf  das  ,Vierzger-Gebäck'  (wohl  weil  es  zu  nahe  an 
das  Kleingebäck  der  Feiler  streifte)  verzichten;  s.  ,das 
Brot'  1868.  76  f.  127.  1.34.  135.  139. 

Pierje  f.:  Hemmkette  unter  den  Schlittenkufen  Gr; 
Syn.  Verheb-,  Underlegketti.  —  Aus  churwälscli  fiarya; 
vgl.   fcrri  11   (Sp.   918). 

vor.  in  Z  far  (o'):  I.  Präpos.  A.  mit  Dativ. 
1.  räumlich,  wie  nhd.,  doch  in  einzelnen  Verbindungen 
mit  besonderm  Sinn.  Vor-'evi  Hus,  auf  der  üstseite 
desselben  (hinder,  westlich,  ob,  nördlich,  under,  süd- 
lich; ebenso  beim  Adv.  vor  nse,  nach  der  üstseite 
heraus  usw.)  G,  bei  entsprechenden  territorialen  Ver- 
hältnissen.    Im   Sinne   von  Ausschliessung:    Vor  der 


927 


Far,  fer,  tir.  lor.  vnr,  für 


Tür  ist  diisse!  B  (Zyru).  ,In  allen  gerithteu  und  ge- 
bieten derer  Ton  Schwj'z  in  und  vor  dem  land.'  1545, 
Absch.  In  Verbindung  mit  andern  Raumbestiminungeu: 
D'rnoh  [darnach]  nimmt  'r  e  Prise  und  lächelet  so 
g'hcimnissvoU  vor  anem  ane  [vor  sich  hin]  S  (Joachim). 
Vor  Eim  ane  gä",  vor  Einem  her  gehen  Z.  Ich  cha"" 
d'  Wassergelte  nüd  lor-m'r  ane  träge",  i'''  mues-si  iif 
de"  Chopf  ne"  Z.  Si  ist  vor-m'r  ane  [an  mir  vorbei 
gegangen,  sonst  fiir-mi"''  ane]  und  hät-mi"''  nüd  emal 
g'griiezt  Z.  Müge"-mer  vor  enandferej  ko?  an  einander 
vorbei  kommen  (ausweichend,  ohne  störende  Berührung) 
Gr,  anderwärts  tor-en.  dtire  (duri)  cho",  in  Z  auch  in 
bildl.  S.  =  einträchtig  sein,  ohne  Streit  mit  einander 
auskommen.  Übergehend  auf  innere  Verhältnisse, 
Gegenstände  des  Bewusstseins  und  Willens:  Etwas 
vor  st''''  ha",  vorhaben,  sich  vornehmen  (zu  tun)  B  öO. 
Etwas  noch  zu  verrichten  haben  Si;HSt. ;  etwas  Ver- 
gnügliches oder  Beschwerliches  in  Aussicht  haben  Z. 
,Als  dick  [so  oft]  sy  vor  inen  [sich]  hatten,  die  von 
Zürich  selb  zu  fragen.'  Fküjjd  1447.  .Damit  sie  uns 
mit  betrüglichen  gefärden  vor  dem  gemeinen  mann 
[bei  ihm.  in  seinem  Urteil]  verleiden  [anklagen].'  1531, 
Absch.  ,Landleut,  so  Geissen  haben,  sollen  dieselben 
jederzeit  vor  dem  Hirt  [in  seinen  Augen,  unter  seiner 
Hut]  haben  oder  in  Stall  tun.  damit  Bäum  und  Gärten 
nit  von  ihnen  verderbt  werdend.'  11375,  BEschi.  Im 
Sinn  von  Hinderung:  Ei"m  nüd  vor  Öppis  si', 
es  ihm  nicht  verwehren  Z ;  vgl.  vor  si",  Adv.  .So 
dann  nun  die  C'reatur  gleichsam  keine  Buh  nicht  hat. 
wann  ihro  unser  Undergang  so  viel  zu  schaffen  gibt 
und  uns  so  gern  vor  demselben   wäre.'    JMüll.  1(J65. 

—  '2.  zeitlich.  D'  Urte  vor-em  Wirt  mache"  AaKöII.  ; 
sonst:  ,ohne  den  W.'  Me  7niies  de"  Lo"  vor-em  Seckel 
sueche,  nicht  zuerst  den  Beutel  Z.  Vor  Järe",  vor 
etlichen  (nicht  , vielen',  wie  nhd.).  ,Diser  handel  ist 
v.  langst  [längst  vorher,  schon  lange]  offenlich  ver- 
antwurt.'  15'24,  Absch.  .Üass  wir  um  unsere  hotten 
noch  nit  vernommen,  dann  wie  sie  von  ihm  [dem  Kö- 
nige] V.  lengest  seind  wohl  empfangen.'  RCvs.  — 
3.  causal,  z.T.  wechselnd  oder  vermischt  mit  von. 
Dert  f/rodlet  's  r.  Lite,  dort  wimmelt  es  von  Leuten 
Bs.  Fast  verbiiggle"  v.  Lache",  sich  fast  buckelig 
lachen  G.  Vor  enandere,  einer  wegen  des  andern 
Aa  (H.).  Vor-em  selber,  von  (sich)  selbst,  aus  eigenem 
Antrieb,  ohne  äussere  Ursache  S;  Z  (auch  von).  Was 
hesch  am  Finger?  (irgend  ein  Geschwür).  He,  's  isdi 
vor-em  s.  ko  Bs.  Göt  's  Gatter  [Gittertor]  vor-em  s. 
uf.  BWvss  1863.  Bin  Atto  hed  g'slagod  [geschlachtet] 
das  Chalb,  vor  der  Freido,  da.ss  er  's  [das  Söhnchen] 
hed  g'siehd  g'sinds  [gesund  wieder  gesehen]  PRini. 
,Als  das  schiff  an  zweien  enden  brann,  das  wir  es  nit 
löschen  konnden  v.  dem  schiessen.'  HsSchürpp  1497. 
,Du  weist  schier  v.  alte  gar  nüt.'  NMan.  ,Dass  der 
sehne  nit  die  dächer  intrückti  v.  schweri  wegen.' 
UMev.  1540/73.  ,Das  volk,  das  morgens  v.  gschäften 
zur  predig  nit  kummen  mag.'  XVI.,  Z  Ordn.  .Under- 
wylen  plagend  der  mann  und  's  wyb  einanderen,  dass 
die  nachpauren  v.  ihnen  z'  eng  habind.'  Schimpfe.  1Ö51. 

—  4.  bei  .kennen'  i.  S.  v.  .unterscheiden'  =  von.  A" 
tvaji  tuet-mer  [man]  d'  Hamperchslüt  [Handwerker]  v. 
ejuind  kemie?  ZO.  Mer  kenned  d'  Hiind  und  d'  Chatze 
V.  enand  und  's  Silber  vor-em  Blei.  Stutz.  Dert  fült 
der  Arm  und  fült  de  Bych,  Me  kennt  s'  nüd  v.  enand. 
ebd.  —  B.  mit  Accus.  1.  vor  Etwas  hin,  wie  nhd. 
Fi"m  V.  d'  Sunn  sta",   das  Licht   verdecken    Z.     Ein 


unartiges  Kind  v.  d'  Tür  luse  stelle"  usw.  Person.n, 
Gegenstände,  Geschäfte  vor  enand  richta",  eine  Reihen- 
folge darin  herstellen  Gr.  Vor  enand  mache",  wett- 
eifern, wer  mit  einer  Arbeit  früher  zu  Ende  komme, 
aber  urspr.  vom  Wettlaufe  GG.  Im  S.  v.  ,zu':  ,Diei 
Rute  vor  die  Hand  genommen.'  D  Tomann  1708.  — 
2.  statt  ,für',  in  verschiedenen  Bedd.  dieser  Präpi,i| 
vom  XVI.— XVm.  u.  noch  in  P  (s.  Schott  293.  294). 
,V.  immer  und  ewig.'  LLav.  1576.  ,So  pflegest,  wasJ 
T.  mich  [den  Tod],  dem  kranknen  einzugeben.'  Rüd. 
Hey.  1650.  ,Bist  die  rechte  waar  v.  mich.'  ebd.  .Nicht 
V.  den  rechten  angesehen  werden.'  Hott.  1666.  ,Er 
arbeitete  v.  ihn.'  Lec,  Lex.  , Wovor  ich  bitte.'  Acerra 
1708.  ,V.  einfältig  passieren.'  ebd.  ,V.  das  Waisen- 
hus.'  1730,  BSpyhi  1871.  .V.  das  Könftig.'  1731,  Dien. 
1863.  ,Sie  halten  die  goldene  Ketten  nicht  v.  so  alt.' 
JGSüLz.  1741.  ,V.  Dienst  und  auch  für  Kinder.'  1771, 
BSpvri.  ,Ein  geräumiger  Laden  v.  allerhand  Hand- 
werker oder  Handtierungen.'  Z  Donnstagsbl.  1787. 
,Was  tat  er  nicht  v.  Sünde!  Er  hat  v.  das  Neu  ge- 
stritten. Dass  er  sorgt  für  sein  Intressen.'  H(iWii'F 
um  1805.  —  IL  A  d  v.  A.  räumlich,  concret  und  in 
abstr.  Anwendung.  1.  vorn  B;  S;  Z.  Syn.  vornen. 
Im  Lade"  v.  Vor  am  Wage.  NicELi  1842.  Brei  Nolte 
[Nullen],  V.  en  Strich  =  1000.  Stütz.  Er  ist  r.,  vorn 
im  Zuge  (voran,  voraus)  B  (Zyro).  3Ie  as  leh  Löcher 
hün-i  V.  im  Chopf.  Stotz.  Du  g'sehst  [siehst]  v.  guet 
üs,  aber  hinde  wüest  B  (Zyro).  Weder  v.  no"''  hinnen 
BRi.  Hinnen  und  r.  a"  dem  G'säg  [Gerede]  sei  keis 
Wörtli  war.  Stutz.  Hingenevor  iceder  Öppis  z'  bisse 
no"''  z' g'nage".  BWvss  1863.  S.  noch  u.  hinden  und 
vornen.  ,Vor',  vorn.  1534,  Mey..  Wetz.  Prägn.:  ror 
sl",  vor  Gericht  stehen ;  Audienz  haben  Z.  —  2.  vor- 
aus, vorgerückt.  V.  sin,  weiter  sein  als  ein  An- 
derer, z.  B.  im  Spiel  oder  Marsch  B  (Zyro).  Eim  vor 
diu",  ihn  im  Lauf  überholen  Z.  Wlt  r.  sl",  im  Wachs- 
tum, von  Pflanzen  im  Frühling  Z.  —  3.  vorhanden, 
gegenwärtig.  .Corrige  prseteritum,  prasens  rege, 
cerne  futurum.  Mach  besser,  was  gefeit;  was  vor  ist. 
tu  recht  leiten.  Und  was  zukünftig  ist.  vorsehe  auch 
bei  Zeiten.'  Sylloge  1676.  Vor  ha",  verhandeln.  ,Wenn 
wir  auch  bei  Tische  die  gleichgültigsten  Sachen  tot  •• 
haben,  nie  redt  er  ein  Wort  dazu.'  —  4.  übrig,  übeir 
schüssig,  -flüssig;  bildl.  beschwerlich,  lästig. 
Syn.  vorig;  für,  fürig.  Subst. :  im  Vor,  noch  vollauf 
(im  Vorrat,  Überfluss)  GrD.  Mit  sin:  s'eb  [jenes] 
Bröckli  ist  v.  Ap  (auch  för,  für).  Es  sind  chum  me 
drü  Mikkli  [Bröcklein,  Bissen]  v.  Stutz.  Er  ist  v., 
man  könnte  ihn  entbehren  ZO.  Er  ist-m'r  v.,  lästig 
GF.  Der  Wage  ist  -  m'r  v.,  feil  G  Ta.  Vgl.  vorig. 
V.  ha",  übrig  haben  Ap;  L;  G;  Z.  I«''  ha"  Nüt  i:, 
kann  Nichts  entbehren  GG.  ,Ich  hätte  kein  einziges 
[meiner  Kinder]  v.'  Stutz.  F''  ha"  na  [noch]  ;?  Franke 
V.  g'ha  Z.  ,Das  Stroh,  das  er  v.  hatte.'  Z  Processakt. 
Er  meinti  sust,  er  müesst-is  Öppis  g'e  und  Mit  jo  leider 
selber  au'''  Nüd  v.  Stutz.  Hat  es  Chind  es  Mäppli  «., 
so  muess-'s-es  dri  [in  die  Sparkasse]  tue",  ebd.  De 
liest  denn  künftig  's  Sträle"  vor  [du  brauchst  dich 
nicht  mehr  zu  kämmen],  bist  nümme  'ploget  mit-em 
Hör.  EFeurer.  D'  Milch  hat  nöd  vil  c,  die  Milch 
ist  auf  dem  Punkt  zu  brechen  (i.  Es  liet  nüd  vil  v., 
es  fehlt  wenig,  ist  nahe  daran  G.  Es  hat  Nüt  v., 
man  darf  nicht  pochen,  es  könnte  leicht  fehlen  ZHörnli. 
Es  hed  vil  V.,  ist  mehr  als  wahr  Ap;  GF.,  Ta.;  Syn. 
me  n's  eben.  Vgl.  .vor  [iMehr]  dann  [als]  einmal.'  Edlib. 


929 


Fav,  1er,  tir.  für,  vor.  fiu- 


930 


und  ,eben  vil'.  ,Syn  barsclialt  schetzen  und  syn  gelt- 
schuld,  was  er  über  geltschuld  vorhat.-  1503,  ERziHLEU 
185").  Mit  bliben :  es  int  vom  Esse'  Nüt  vor  'blibe°  Z 
Dättl.  Ebenso  ,vorsehiessen'  in  der  ä.  Sprache.  Mit 
machen:  erübrigen,  gewinnen.  Er  cha"  bi  dem  G'schäft 
Nüt  V-  mache  Z.  Ebenso  vor  löse»,  hiisen,  ersparen; 
vwgeinl,  überflüssig,  vorrätig  (aber  auch :  vorher- 
gehend); vorstand,  vorrätig  (aber  auch:  bevorstehend). 
—  5.  hinderlich.  ,Vor  stan,  vor  dem  Lichte  stehn, 
visuni  intercipere.'  Id.  B.  Mit  sin  und  Dat.  P.  und 
z.  T.  Gen.  S.,  in  der  ä.  Spr.  =  verwehren,  verhüten ;  vgl. 
vorgän.  .Süllen  wir  inen  des  nüt  v.  syn.'  Bundesbr. 
1352.  ,Soll  uns  das  kein  herr  nit  weren  nach  [noch] 
v.  sein.'  Offn.  ZBinz.  1435.  ,[Sie]  redten,  sy  wärend 
dem  M.  rechtes  nie  v.  g'syn'.  hätten  sich  nie  geweigert. 
den  Streit  nüt  ihm  vor  Gericht  auszumachen.  1473, 
Zellw.,  Urk.  ,0b  ir  vermeintend  etwas  ansprach  zuo 
liaben,  wellen  min  herren  dem  nit  v.  syn'.  Nichts  da- 
gegen haben  oder  tun.  1530,  Absch.  , Solchem  Betrug 
V.  zu  syn.'  1502,  Ndw  LB.  .Desnahen  soll  kein  Fischer 
dem  andern  vor  sein  [verwehren],  in  den  Gransen  zu 
sehen  [ob  er  etwa  verbotene  Fische  darin  habe].'  1757, 
Z  Ges.  Auch  in  der  Formel:  ,da  Gott  vor  si',  was 
Gott  verhüten  möge.  .Beschäch  ouch,  da  Gott  vor  sye, 
'  dass  ein  hofmann  den  andren  ze  tod  erschluege.'  1484, 
I  ScBW.  ,Üb  einer  ein'^"  vom  leben  zum  tod  brächte 
,  (das  gott  vor  sy).'  1582,  Obw;  spätere  Redaktionen: 
1)  ,das  gott  lang  wende',  2)  , davor  gott  seie.'  Mit 
.kommen':  .Solchem  fortan  vorzukommen,  haben  wir's 
abgestellt.'  1540,  B.\den.  Hieran  schliesst  sich  auch 
'  die  Bed.  von  .Vorbehalt',  mit  ,haben':  ,Wir  haben 
aber  harunder  v.,  das  das  vorgenannte  antwerk  die 
brotschal  nieman''""  fürer  verkoufen  [soll].'  B  Stadt- 
satz. 1413.  Ausnahmsweise  erscheint  einmal  die  ent- 
>  gegengesetzte  Bed.  ,behülflich-,  mit  ,sein':  ,Dass  sie 
ihnen  v.  sein,  als  oft  sie  des  notwendig  seien.'  1352. 
Olh.  Vgl.  Vorgängerin,  Gehülfin.  —  6.  aus  räum- 
,  lieber  Bed.  übergehend  in  geistige  oder  zeitliche:  vor- 
schwebend als  bevorstehend,  gleichsam  vor  dem 
■(geistigen)  Auge,  in  der  unpers.  Verbindung:  Es  ist- 
imerv.  L;  ScnSt.;  S;  Z,  wie  v.  Ap;  Bs;  Gl;  GEh.;  Z. 
mir  ahnt  oder  ich  ahne.  ,Vor  si':  augurari,  prsesagire.' 
Id.  B.  's  isch-mer  g'si'  wie  c,  er  mach  öppis  Un- 
■  g'schickts  Bs.  ,Es  ist  mir  so  schwer,  ich  kann  nichts 
,  Anderes  glauben,  als  dass  ich  meinem  Unglück  ent- 
i gegenfahre;  es  ist  mir,  als  wenn  es  mir  v.  wäre.' 
GoTTH.  's  Herz  het-m'r  doch  afo'  chlopfe"  und  d'  Glider 
litlere'  us  luter  Angst  für-''e  Fridli;  's  isch-m'r  v.  g'si", 
fs  mitess  öppis  Uny'sinnts  ge".  BWvss  1863.  ,Es  ist 
mir  wie  v.,  es  gebe  Etwas.'  HPest.  Es  isch-m'r  allweg 
tri«  V.,  's  Schwizcrland  chömm  no'''  i"  G'för.  Stütz. 
i.Bs  ist  mynr  Schwester  g'wesen  vor.'  Birk  1535.  ,Mir 
■wasv.'  Salat  1537.  .Alles  das  mir  v.  ist  g'syn.'  Euef 
;1538.  ,Und  wie  im  vor  g'syn  was,  also  gieng  es.' 
|Vad.  ,Hos  ego  tum  animo  intuebar,  die  warend  mir  v., 
ich  sach  sy  dozemal  künftig  sein.'  Fris.  ,Wann  dem 
Geschöpfte  der  Jammer,  der  über  die  Menschen  ergehen 
■Süll,  gleichsam  v.  ist.'  JMüll.  1065.  ,Es  ist  mir  v., 
aninius  prasagit.'  Hospin.  Mit  Bez.  auf  Vergangenes 
:(statt  auf  Künftiges)  von  undeutlicher  Erinnerung  (statt 
■Vorahnung),  's  isch-m'r  alls  ici£  v.,  i  heb  de  Name  sclw" 
emcU  g'hOrt,  ich  glaube  immer,  mich  zu  erinnern  Bs. 
Es  isch-m'r  wie  c,  es  schwebt  mir  deutlich  vor  (der 
Erinnerung)  Z.  Etw.  vor  ha',  beabsichtigen,  im  Schilde 
führen  Z;  vgl.  nhd.  ,Vorhaben'.  —  7.  weiter  oben 
Schweiz.  Idiotiiot    I.  1. 


(geschrieben),  vorher  (gesagt).  .Möchtin  sy  [Eheleute] 
einandren  nit  heimlicher  [vertrauter]  werden,  denn 
vor  geschriben  stat.'  1427,  Offn.  SciiwPfäff.  —  8.  ,vor 
und  nach.'  V.  und  nä  ge',  Rechnung  tragen,  sich 
dem  Willen  od.  den  Launen  eines  Andern  anbequemen 
Gl;  GTa.  V.  und  nahe,  sein  Verfahren  od.  Verhalten 
den  Umständen  und  Verhältnissen  anpassen  Z.  — 
B.  zeitlich.  1.  vorhin,  vor  Kurzem,  so  eben  Ap;  Z. 
Troti  allem  dem  Guete,  das  er  [ihr]  ebe  vor  vernö  händ. 
MUsTERi.  Syn.  vorhin.  —  2.  früher,  eher.  P*  ha' 
niid  chönne"  v.  cho'  Ap.  —  3.  vorher,  zuvor.  ,Er 
zwang  vil  herren  und  stett,  die  v.  kainem  römschen 
künge  nie  gehorsam  wollten  syn.'  1336/1446,  Z  Chr. 
,Do  giengent  sy  beider  [rascher]  won  v.'  KSailer 
1460.  ,Der  was  v.  15  mal  by  dem  helgen  grab  gesyn.' 
HsScHüRPF  1497.  ,Das  niemant  kein  eigen  guot  an 
keinem  zuo  kofen  geben  soll,  der  nüt  lantmann  ist; 
er  soll  V.  koflüt  suochen  im  land.'  alt.  LB.  ScnwMa. 
.Nüt  [nicht]  mer  wie  var  zuo  grab  getragen.'  Eölib. 
.Und  bat  man  nit  mer  für  die  statt  der  cristenheit 
wie  for.'  ebd.  ,Das  ir  for  zuo  uns  kommend,  ob  ir 
rittend  in  das  welsch  land.'  1521,  Bs  Brief.  .Er  hätte 
vor  den  vordrigen  gegloubt,  jetz  müesste  er  den  jetzigen 
glouben.'  Zwingli.  .Kychlicher  dann  v.'  ebd.  ,Es  sy 
d«nn  V.  das  gelt  in  bänden.'  NMan.  ,Du  söUtist  wider 
umbhin  gan  und  dich  aber  [wiederum]  zwicken  lan 
wie  V.'  ebd.  ,So  bald  aber  die  straf  aufhört,  ist  er 
gottlos  wie  V.'  1531/48,  Exod.  , Erlab  dein  herz  v. 
mit  einem  bissen  brots.  darnach  sollend  ir  ziehen.' 
Eicht.;  dafür  an  beiden  Stellen  , zuvor.'  1667.  .Als 
ich  üch  dann  v.  zweimal  und  jetz  zuo  dem  dritten 
geschriben.'  1531,  Strickl.  ,Dass  kein  zins  mehr  ver- 
jaren  soll  wie  v.,  sunder  mag  jetz  einer  uf  syn  under- 
pfand  gan.'  1543,  ScHwMa.  ,So  g'sich  ich  nüt  ligen 
noch  ston :  V.  müend  wir's  suochen,  nachhin  [nachher] 
gon.'  Euef  1555.  ,Mag  yetlicher  teil  dem  andern  ein 
fronvasten  [ein  Vierteljahr]  v.  abkünden  und  wenn 
er  dann  abscheidet,  soll  er  v.  schweren  vor  eim  go- 
sessnen  rat.'  alte  Schulordn.  Brügg.  .Widerumb  wie  v.' 
Hcldr.Campell  1572.  ,V.  war  ich  Prior,  jetz  Abt.' 
Eud.Mey.  1650.  ,Jetz  wie  v.'  GMüll.  1657.  ,Bricht 
aber  nur  die  dünne  schnür,  dardurch  er  v.  so  hohe 
fuhr.'  JHAmm.  1657.  ,Vor  mein  feder  wurd  erligen. 
Der  tag  vor  wurd  neigen  sich,  Ehe  all  wurden  her 
geschriben,  die  wie  beiden  g'halten  sich.'  1712,  Togg. 
Lied.  ,Die  Früchte  funkeln  da,  wo  v.  die  Blüte  stand.' 
AHall.  173'2.  ,V.  war  ich  ganz  krank,  jetzt  aber  ge- 
nesen.' LiEU  1792.  —  4.  bevorstehend,  in  Aussicht. 
Freued-i'''  [euch],  Chinde,  er  händ 's  [z.B.  ein  ver- 
schobenes Vergnügen]  iez  na"''  v.!  Z.  —  5.  voraus. 
Vor  ne,  seinen  Teil  voraus  nehmen.  Id.  B.  Subst. : 
im  Vor,  zum  Voraus  GrD.  (vgl.  II  A  4).  ,Ein  frow 
mag  ir  guot  v.  dannen  nemen  von  des  manns  erben.' 
alt.  LB.  ScHwMa.  Vor  un(d)  e:  ehmals  W;  vorher, 
schon  läng.st  B.  Vor  und  nach:  \)  v.  und  nah, 
sonst,  immer  W.  2)  vor-e-nah,  nach  und  nach  B.  — 
III.  Conjunktion:  bevor,  ehe  (früher  z.  T.  mit  dem 
letztern  W.  formelhaft  verbunden)  Ap;  Bs;  Gr;  UwE.; 
Z.  V.  i'''  das  tat,  war  [würde]  ;'''  lieber  sterbe!  V.  i"'' 
gang,  will  i'''  z'  Nüni  ne".  Da  chönnt-men  Ein"'  ja 
morden  und  töde',  v.-men  Ein"  g'hörti  um  Hülf  rüefe'. 
I'''  han-en  g'seh'  grad  vor  er  chrank  worden  ist.  Mit 
nachgesetzter  Conj.,  wobei  vor  selbst  dann  eigentlich 
noch  Adv.  ist.  Vgl.  auch  ob  Sp.  53.  Vor  'as  [dass] 
er  cho"  ist,   ehe . . .   Gh.     ,Er   was    for,   eb   [ehe]   er 


I 


931 


Far,  fer,  fir,  for,  vor,  für 


ihn  schneid,  gar  blind.-  UMev.  15ö9.  .Vor.  ob  ich  dich 
vom  leben  bring,  muoss  ich  dich  recht  beschouwen.' 
1576,  Necj.  Ant.  ,Järlich  by  guter  zyt,  v.  ob  man 
uffarc  [zur  Alp  fahre].-  ca  1Ü30,  TJ.  V.  und  c.  ,V.  und 
0  er  an  syn  arbeit  gang.'  Stiftungsurk.  OGlatt  1482. 
.V.  und  ee  das  Gottswort  vollendet  ist.'  XVI.,  Z  Ordn. 
,V.  und  ehe  er  das  almuosen  ausgibt.'  XVIL,  Gesinde- 
ordn.  Muri.  ,V.  und  ehe  wir  unsere  ampelen  werden 
zugerüst  haben.'  JMüll.  1665.  -  IV.  als  erstes  Glied 
von  Zss.  1.  vor  Subst.  streift  vor  zuweilen  an  die 
Bedd.  a)  vorder,  z.B.  Vor-achs;  -schiieh;  -geschiri: 
b)  voraus,  erst,  z.B.  For-i wo,  erster  (vorausziehen- 
der) Schwärm  der  Bienen  (vgl.  nhd.  ,Vorhut,  -trab'); 
Vorred,  erster  Vorschlag,  Einleitung  zu  einem  Ge- 
spräche, c)  vorn,  z.  B.  Vor-für,  Feuer  vorn  im  Back- 
ofen. In  Vor-chile,  Emporkirche,  bedeutet  es  einen 
hervorragenden,  vorspringenden  Teil.  Bemerkenswerte 
Zss.,  in  welchen  voi-  z.  T.  ähnliche  prägnante  oder 
sonst  besondere  Bedd.  hat:  Vor-essen,  erstes  Gericht, 
Fleisch  an  Brühe,  statt  Suppe;  -felli,  Grenzfurche 
(s.  Vor-faU);  -hrüyyem,  Brautführer;  -geiss;  -gestätz, 
leiterartige  Aufstützung  vorn  am  Heuwagen;  -haupt; 
-hCis;  -knab;  -lag;  -lass;  -lauf;  -luft;  -lüt;  -mal;  -nach; 
-ort;  -bett;  -brot;  -brtich;  -brüt;  -burt;  -brugg;  -bühel; 
-riher;  -sass;  -sager,  Gewährsmann;  -sagerin,  Wahr- 
sagerin; -satz;  -stafel;  -tvinterv'g ;  -urteil,  Entscheid 
einer  gerichtlichen  Vorfrage;  -zug,  Vorhut,  -spann.  — 
2.  vor  Verben,  in  ähnlicher  Weise  prägnant  wie 
bei  1;  z.  B.  vor-geisten ;  -hegenen  (im  Fischfang);  -Magen 
(von  Leichenklage);  -scharen,  in  der  Schar  voranstellen; 
-schnüeren,  mit  der  Richtschnur  vorzeichnen;  -strupfen, 
beim  Melken  die  Zitzen  vorläufig  anziehen;  -ziehen, 
intr.  den  Vorzug  haben;  -reden,  andeuten,  verraten; 
-Icommen,  zu  Ohren  kommen;  scheu  werden,  ausreissen, 
von  Zugtieren,  =  für-;  -praMisieren,  durch  .Praktik', 
Umtriebe,  vorweg  nehmen.  —  3.  vor  andern  Advv. 
des  Raumes  steht  es  (z.  T.  syn.  mit  rer-  und  für-, 
s.  dd.)  a)  betont,  in  der  Bed.  vorn;  z.B.  vor-nalie, 
nach  vorn  hin  oder  auf  der  Vorderseite:  -dure,  vorn 
durch;  -i-e,  zur  vordem  Haustür  herein;  -ufe,  vorn 
hinauf;  -ttse,  vorn  hinaus,  dagegen  b)  mit  Betonung 
des  zweiten  W.:  vor-use,  ins  Freie,  vor  das  Haus 
hinaus,  an  die  Luft;  -usse,  draussen;  -umie,  unten  vor 
dem  Hause;  -ane,  voran,  -aus,  -her;  auch:  auf  dem 
Herweg;  -dure,  aussen  vorbei;  -abe,  hinunter,  und:  im 
Heruntergehen;  -abeluege,  zur  Erde  blicken;  -ine  gä", 
gebückt  einher  gehen  (dagegen  v&r  ine  gä",  vorn  ein- 
treten, -dringen);  -füre  (laufen),  voran,  -aus;  -üme 
cho  (mit  Tiefton  auf  vor),  zu  einer  andern  Ansicht 
kommen,  eig.  vorn  angelangt  umkehren.  Eigentümlich 
ist:  eor-heim,  heimwärts,  auf  dem  Heimwege;  vergleiche 
vor-füre.  Vor-ziie  ist  =  vorweg,  der  Reihe  nach,  nach 
einander;  sjn.  vor-eweg ;  z.B.  vorzue  brüchen,  Vorhan- 
denes, z.  B.  Geld,  immer  sogleich  verbrauchen,  statt 
zurückzulegen;  doch  auch,  in  Verbindung  mit  kommen: 
im  Vorbeigehen  einkehren,  vorsprechen;  vorab  ne", 
(das  Beste)  vorweg  nehmen.  —  A.  gleichbed.  mit  für 
oder  vielmehr  durch  Entstellung  statt  desselben  .steht 
vor  in  den  Subst.:  Vornüechtcr,  erstes  Frühstück. 
Frühtrunk;  -Sprech,  Advokat;  -bitt;  ferner  in  vorlieb 
nemen.  Vor-bündig,  ausgezeichnet,  scheint  eine  Um- 
deutung  des  syn.  usbündig.  Neben  vorkommen  im  S. 
von  zuvorkoninien,  hindern;  -halten,  versjierren,  ver- 
weliren.  verheimlichen;  -hebe)i ,  vorenthalten  (aber 
auch:    vorbehalten),    bestehen   gleichbed.  Conipp.  mit 


ver-:  in  voniia)ien,  vermahnen;  -schliessen,  verschliessen, 
scheint  cor-  nur  missbräuchlich  statt  ver-  eingetreten 
zu  sein;  s.  d. 

lu  betonter  Stellung  gedehnt  gesprochen,  was  in  gewissen 
MAA.  notwendig  die  Trübung  des  Voc.  zu  o-',  a  zur  Folga 
hat;  von  hier  aus  teilte  sich  diese  Klangfarbe  dem  W.  Ubh. 
mit.  Kürze  des  Voc.  unter  gewissen  Bedingungen  in  Z  auch, 
in  der  Tonsilbe  einer  Zssetzung  bewahrt,  z.  B.  VAiachute.  — 
I  A  4  kann  auch  zu  1  gezogen  werden,  wenn  mau  die  Vor- 
stellung des  Unterschiedes  mehr  räumlich  fasst,  so  dass  die 
Gegenstände  an  einander  vorbei  gerückt  werden  oder  einer 
durch  den  sich  vordrängenden  andern  gleichsam  verdeckt 
würde.  Aber  da  schon  bei  3  nihd.  von  galt,  so  wird  wohl 
auch  hier  vor  aus  von  entstellt  sein,  viell.  unter  Mitwirkung 
lautlicher  Vermischung  von  n  und  r;  vgl.  enerl,  inert  aus 
encnt,  innsn(t).  Kein  lautliche  Entstellung  ist  wohl  vor  für 
von  in:  I"''  hoffe'  rur  dir,  da«»  du  usw.  GEbn. ;  vgl.  der  fin- 
de;» (wenn  dabei  nicht  die  prinzipielle  Vermischung  von  Nonün. 
und  Acc.  mitspielt).  Die  Setzung  von  vor  statt  für  bei  I  B  2 
beruht  wohl  zunächst  darauf,  dass  umgek.  für  in  der  ä.  Sjir. 
z.  T.  den  Begriff  des  nhd.  ,vor'  umfasst,  weiterhin  auf  der 
ursprünglichen  nahen  Vwdtschaft  beider  Präpp.  ühh.  —  Diu 
bei  HAI  und  dann  auch  bei  IV  1  u.  3  a  erscheinende  Bed. 
,vorn'  kann  nicht  aus  lautlicher  Abstumpfung  erklärt  werden, 
denn  ,vorn'  lautet  in  unserer  Spr.  durchaus  vorne".  Vielmehr 
ist  die  Bed.  ,vorn'  (auch  in  manchen  Fällen  der  Schriftspr. I 
nur  eine  spezielle  schärfere  Auffassung  des  räumlichen  ,vcir' 
selbst,  kraft  dessen  ursprünglicher  Bed.  Der  bei  I  A  1  nuO 
auch  bei  IV  3  a  vorkommenden  speziellen  Beziehung  dir 
Vorderseite  anf  die  Ostseite  widerspricht  der  Ap  Lokaluamc 
Vordorf,  einen  südlich  gelegenen  Weiler  des  Dorfes  (Heiden! 
bezeichnend,  nur  scheinbar,  da  jene  Lage  nur  zufällig  ist 
und  daneben  der  Unterschied  von  , Vorder-,  Hintor-,  Ober-' 
und  , Unterdorf-  besteht,  so  dass  vor  dort  nur  einen  Vor- 
sprung, nicht  die  Himmelsgegend  bedeutet.  —  Die  bei  III 
vorkommende  Verbindung  vor  vnd  ii  ist  wahrsch.  urspr.  kein 
blosser  Pleonasmus,  sondern  beruht  z.  T.  auf  dem  Sp.  322 
besprochenen  relativen  Gebrauch  von  und.  Da  man  sagen 
konnte  vor  und  und  e  und  i.  S.  V.  priusquam,  so  combinicrte 
man  daraus  mechanisch  ein  tioi-  und  e,  welchem  dann  ei?, 
erst  wieder  ein  relatives  und  i.  S.  v.  ,als'  oder  ,dass'  folgen 
sollte,  das  aber  wie  bei  nhd.  ,ehe'  und  ,bevor'  wegblieb, 
nachdem  man  angefangen  hatte,  diese  Advv.  aus  dem  Haupt- 
satz als  Conjunctionen  au  die  Spitze  des  Nebensatzes  zu 
rücken.  —  Was  endlich  die  Berührung  und  tw.  Vermengnng 
des  vor  mit  für  und  ver-  (IV  3.  i)  betrifft,  so  ist  auf  dieso 
zu  verweisen,  jedoch  mit  dem  Unterschied,  dass  ver-  7W 
Raumadvv.  mit  der  Bed.  ,vorn'  allerdings  aus  vor-  abg»-' 
schwächt  sein  kann,  während  gegenüber /ili- diesem  die  Prift' 
rität  zukommt.    —    Abi.   vorder;  tornen. 

hie- vor:  1.  vorhin,  weiter  oben;  in  einem  Schrift- 
stück. .Die  stuck  alle  wie  sy  hiel'ar  geschriben  stand.' 
1521,  Z  Taschenb.  ,Uf  des  pharisäers  gebet,  von  wel- 
chem wir  glych  hievor  gehört  habend.'  Gualth.  1559. 
—  2.  früher,  ehemals,  bisher.  ,So  h.  gsyn',  wie 
frülier  Brauch  gewesen  ist.  Scnw  LB.  1521/44.  •»■'' 
3.  Präp.  =  vor,  in  zeitL  Sinn.  ,üuch  die  köif,  so  K. 
disem  gemächt  geschechen   sind.'    1521/44,  Scuw  LB. 

b  C-:  1.  zuvor.  Zg  1739.  —  2.  Conj.  in  der  (kanzlei- 
niässigen)  Verbindung  e  und  bevor  Aa.  —  3.  =  vor  im 
S.  von  Überschus.s,  Vorzug  in  den  verb.  Verbindungen: 
,b.  haben',  übrig  behalten.  ,Hat  bin  [an  die]  30  GM. 
b.  gehan.'  1570,  MEsterm.,  Rick.  .Hat  wenig  b.,  das 
ihm  nicht  das  haupt  entpiicle',  es  fehlte  wenig,  .so  wäre 
er  ums  Leben  gekommen.  Wtrstis.  1580.  ,B.  geben': 
einen  Vorzug  einräumem  nachgeben,  nachsteh  n.  ,Und 
hst  das  Teutschland  mit  solcher  schönen  Gelegenheit 
gezieret  gewesen,  dass  es  keinem  Lande  etwas  b.  geben.' 
.B.  tun'  =  nhd.  (es  einem)  zuvor  tun  =  übertreffen. 
.Denn    die    [Katholiken]    haben    uns    das    Handw-erk 


933 


Pill-,  for,  lii-,  fiii'. 


934 


[Kinderlehren  zu  halten]  nicht  allein  abgelernet,  son- 
!   dem  tun  es  uns  eben  weit  b.'  Breit.  Itl3l.     -    ent-, 
!    empfor=  bevor  i.  8.  v.  zuvor,  (zum)  voraus.     .Wird 
'   der  Krieg  vor  0  Monaten  beendigt,  so  hat  der  Papst 
soviel  empfor.'    1.540,  Absch.     ,Inen  hierin  enpfor  fry 
usgedingt  das  letst  pott.'  Iti06,  Offn.  AAOberw.    ,E.  bc- 
haben,    behalten':    zum   Voraus    ausbedingen,    vorbe- 
halten, bei  Verträgen;  öfter  bei  Vad.,  z.B.:  ,I)ass  er 
mit   dem  rünischcn    küng   sich    veraint   und   die   aid- 
gnossen  in  sölichem    nit  empfor  bhalten  hette.  —  In 
disem  aid    bhieltend   inen   die  puren  ir  alt  landrecht 
klarlich    empfor,   wie  es  oueh  von  denen  von  Schwiz 
und  Glaris  empfor  gihalton  was.' 

da(r)-    (Irr-,    de-,    di-:     1.   absolut,     a)   räumlich. 

l}ivor  =  dirorne,  im  vorderen  Zimmer  Z.     Veror  si", 

i  sich  ausserhalb  des  Bettes   halten,    aufbleiben   UwE. 

—  b)  zeitlich  =  zuvor,  vorher.    Scho  lang  d.  BHk. 

I  !>.  isch  es  nüd  so  g'sl;   der  Abed  d.   Gl.     Bring  das 

Zem(d)li  [Körbchen]  icider  'deckt  wie  d.  Stütz.    Larve- 

•  g'sichler  legged  s'  a"  und  händ  doch  d.  scho'  g'ha. 
HNXg.  1842.  les  weiss-i  was  d.  XVIII.,  Baferngespr. 
.Wird  man  nicht  meineidig  wie  darvor?'  JMüll.  1665. 
S.  noch  3  unten.  —  2.  relativ,   d.h.  bezüglich   auf 

■  einen  vorher  genannten  Gegenstand.  D.  s«*,  es  ver- 
[  hindern,  s.  cor  II A  5.    I  hä"  nümme  chönne  d.  si,  es 

verhüten  oder  verweigern  Z.  I  hi  (dir)  iind  d.,  will 
'  es  (dir)  nicht  verwehren  G;  8cH.  Er  hätt  im  chönne 
<  d.  si",  sich  davor  hüten,  dagegen  verwahren  BHk. 
'  's  Babeli  hätt  chmine  heirate,  aber  d'r  Vater  ist-em  d. 
rfsei"  UwE.  Gott  b'hüet  is  d.!  S;  Z.  ,Darunib  so 
sind  darvor  und  luogen!'  seht  euch  vor,  gebt  Acht! 
;  HsRMan.  ,Cavere  aliquem  facere  aliquid,  eim  weeren 
:  oder  darvor   sein   etwas    ze  tuon.'    Pris.  ;  Mal.     ,Der 

■  Teufel  kann  nicht  darvor  sein,  dass  . . .'  JMüll.  1661. 
I  Etwas  anders:  jEine'  dervor  ha",  distrahere  alqm.' 
i'  Id.  B,    wohl   im  S.    von  davon  ab-,   zurückhalten.  — 

X  ,davor  oder  danach':  ungefähr,  bei  Zeitbestim- 
,  mniigen,   die  nicht   ganz   genau   gelten   sollen.     .Wir 

snllent  auch  je  ze  zechen  jaren,   d.  o.  d.  ungevarlich, 
j;  sölich  eid  nüwern.'  14.52,  Absch. 
?        ze-,    zue-:    1.  zuerst,    zunächst,    zuvörderst,    vor 
'  Allem.     So    im    alt.   Kanzleistil    zur    Einleitung    von 
:  Briefen  in  der  Formel:  ,Unsern  Gruss  zuvor.'     , Jetzt 

wünsch   ich   euch  ein  gutes  Jahr,   erstlich  dem  Herr 

Pfarrer  zuvar  und  allen  Vorgesetzten.'    (Wächterruf) 

Z  üGlatt.    Mit   besonderer   adv.    Bildung    ,zuovoren'. 

1472,  Z  Schiessen.  —  2.  Conj.  =  bevor.  , Zuvor  und 
i  ehe  letster  ufbruch  geschehen.'  1585,  Absch.  , Jeder 
;  Schütz  soll,  zevor  er  anfacht  scliiessen,  bei  Verlierung 

'Ics  Schutzes,  den  Toppel  leggen.'  Z  Mand.  1601. 
vore  I  s.  vorn.        vore  II,    -^ oxi  ^  vorhin,  s.  d. 

u.  vgl.  vorig  IL         vörede  s.  bei  vorhin-denn. 
ii        vorig  I    ö   Ap;    Bs;    G;    Uw,    ä  fö^J    Z,    Ö   BBe.; 
!  U  tw.  (ej:    1.  übrig,   überflüssig,   -schüssig,   vorrätig, 

•  entbehrlich.  Syn.  für  II  A  7  und  in  dieser  Bed.  wech- 
'  selnd  mit /^«n(7  (Ap;  BsLd;  B;  VOrte;  Gl;  Gr;  GA.; 

S;  W).  Fürig  st",  ha"  Id.  B.  Es  ist  Nüd  f.,  bleibt 
Nichts  übrig,  's  r.  Esse,  was  von  der  Mahlzeit  übrig 
geblieben  ist.  Und  fraidig  schenkt  si  dem  Beppeli 
'  diw  II.  Kaffi  in  's  TässK.  RHagenbach.  Hind-er  [habt 
:  ihr]  nüt  Vorigs?  i"''  han  e  mächtige  Hunger!  GSa. 
Das  han-i  f.,  kann  ich  entbehren.  J''''  hä"  kei  vorigs 
(reld.  En  Soldat  het  ril  f-i  Clmöpf.  Vorigs  Holz 
[mehr  als  hinreichend]  för  de"  Winter.     !''•  ha"  keis 


Hai  [Heu]  me  v.,  aber  mei"  NachbOur  hed  na"''  vorigs 
UwE.  .Sollte  der  himmlische  Brotvater  nicht  jeder- 
zeit im  Vorrat  haben  ein  füriges  Stücklein  Brots?' 
JJUlr.  1727;  vgl.  ,zur  Decke  des  Leibes  irgends 
wissen  ein  übriges  Schöplein  [Röcklein].'  ebd.  Heit-er 
keiiii  ßrigi  Schueh?  fragt,  ein  Bettler  Bs.  Purigs  Obs, 
vorrätiges.  Förigi  Milch,  die  nach  Bedienung  der 
regelmässigen  Kunden  übrig  geblieben  ist.  Wie  me" 
de»"  ordinäri  nit  fürig  z'  me  het.  Gotth.  Wenn  's 
a°  Maria  Empfängniss  regnet,  so  hei-mer  no  f.  Hüii- 
vetter.  Bkeitenst.  Aus  dem  Begriff  des  unbenutzten 
Vorrates  entwickelt  sich  der  des  Abgelagerten:  ,Ci- 
barius  panis,  widergebachen  brot,  biscoten  genannt 
oder  fürig  brot,  grob  hausbrot'  Pkis.  In  mehr  bild- 
lichem S. :  Nüt  Fürigs  tue",  kaum  seine  Pflicht  tun, 
sich  nicht  anstrengen  Bs  (Spreng).  Es  hed  nüd  Fü- 
rigs, die  Ernte  ist  nicht  reichlich  BRi.  Förigs  ha», 
in  moralischer  Bez.:  vor  der  Kritik  resp.  dem  gött- 
lichen Gerichte  gut  bestehen,  gleichsam  über  das  ge- 
forderte Mass  hinaus  tugendhaft  sein  Ap.  Nüt  Vorigs 
ha",  eig.  keinen  Überfluss  an  Etw.  haben  G;  aber  oft 
in  positivem  und  besonderm  Sinn:  a)  keine  Zeit  zu 
verlieren,  ,hohe'  Zeit  haben  Z.  b)  mit  Gesundheit 
oder  Vermögen  nicht  glänzend  bestellt  sein,  schwäch- 
lich, dürftig  sein  G;  Z.  c)  Er  het  mint  V.  g'ha,  er 
war  fast  i'n  El  g' falle,  es  fehlte  wenig,  so  wäre  er . . . 
Sblger.  d)  Nüd  vil  V.  ha",  z.  B.  an  Nüchternheit 
vor  einem  völlig  Betrunkenen  nicht  viel  voraus,  ihm 
nicht  viel  vorzuwerfen  haben  Z.  Daher  der  adv. 
Gebrauch:  inrig  sciwn,  guet  usw.,  überflüssig,  mehr 
als  nötig  oder  genug  Z;  Syn.  guet  und  nie  das  [als] 
guet;  mit  Negat. :  nüd  fürigs,  nicht  eben  sehr.  Er 
ist  n.  f.  g'schickta.  D'  Suppe  ist  n.  f.  g'salzen.  's  Höu 
ist  n.  f.  zitigs,  noch  nicht  ganz  reif  zur  Ernte  BRi. 
—  Vorigs  ha",  euphemist.  für  Ungeziefer  auf  dem 
Kopf  Z.  Auch  geradezu:  unbequem,  beschwerlich, 
lästig,  im  Wege.  Es  ist-m'r  f.,  ich  habe  es  satt  B 
(St.'');  bes.  aber  von  Personen  BO.;  Gl;  G;  U;  Z. 
Er  ist-m'r  v.  Zioei  vörigi  Stuck  [Personen]  BBe.  Si 
hätted  d'r  Alt  [Vater]  afig  [bald]  firege,  er  ist  ihnen 
zur  liast  U.  Sich  f.  mache",  durch  Übermut.  Hu 
brüclist-di'''  nid  aso  fürig  z'  macha  B;  Syn.  hesch  nid 
so  usa  z'heuscha.  —  2.  (z.  T.  vorig,  in  Z  -«-)  vorher- 
gehend, vergangen  Bs;  Gl;  Gr;  G;  Z.  's  v.  Jar; 
die  V.  Wache,  Nacht.  Syn.  vorder,  vordrig.  Uf's  V. 
z'rugg  cho"  Gl.  —  e-:  drittletzt  Aa.  —  für-  fm'-: 
vorletzt  Aa.  —  Von  mr  bzw.  für  gebildet.  Der  Umlaut 
(mjriij)  in  BBe.  ist  auffallend.   —   Zu  Bed.   1   s.  vor  II  A  4. 

vorig  II  Cq),  -ä-  Z,  -ö-  Bs:  Adv.,  vorhin,  so  eben, 
eben  erst  Aa;  Bs;  Gl;  Gr;  G;  UwE.;  U;  Z  (auch  ror- 
hinig);  Syn.  vori,  vore  (s.  vorhin). 

Erweitert  aus  vori,  d.  h.  vorhin,  weil  -ir/  .auch  zur  Bildung 
von  Adw.,  gerade  auch  von  Advv.  der  Zeit  (ewd'y  Sp.  532: 
tiibig  Sp.  208;  hiairi,  bisher)  beliebt  ist.  Wegen  der  Zwei- 
silbigkeit ist  kurzes  o  beibehalten. 

-vovisßj:  vorwärts  Ndw.  Mer  müend  [wir  müssen] 
ja  alli  r.  gä"  und  Keine''  wird  dehinde'  g'lä". 

Mit  der  adv.  Endung -t«  (vgl.  twlri»,  mhd.  twifrlies,  quer; 
nchlrhi«,   schief)  aus  vor  gebildet.      Vgl.  /tin»,  föriges. 

Vöri  ö*  —  m.:  vorn  weisse,  hinten  schwarze  Ziege, 
auch    V^o''wlss  genannt  Ap. 

For,  Forre  f.  s.  Forch.  Foretsch  a.  Burelsch. 
vore  II,  vori  s.  vorhin. 

forren:  stehlen  P.  —  Aus  it.  furare. 


935 


Far,  fer,  tir.  tor.  für 


936 


Forene"  Forne  Aa;  B  ßj;  F;  L;  S;  Ndw;  „Z\ 
,Pör(h)ine'  Eirene  ApGais  (e^);  U,  Förne  Bodensee 
(nacli  Mörik.  Fom.  PL  Förn);  Z  f,  ,For(h)eii'  Fora 
BO.  (Zyro),  Före,  Für  Th;  ZWyt,  auch  bei  Stalder. 
.Forhel,  Förel'.  Forell(e)  modern  —  f.  —  Dim. 
Fm-neli  LStdt,  Forndli  L,  Förndli  BIT.;  „L;  Zr."  It 
St.'';  Th,  ,Forenlin,  Fo-' Fwe^iU:  Forelle.  D' Forna 
ribe'  em  Sand,  laichen  F.  .Unvernünftige  Zucht  kann 
bei  den  im  Tierzeichen  des  Fisches  Geborenen  aus 
einem  FiJrnlein  einen  argen  Hecht  machen.'  B  Hist. 
Kai.  1859.  Wortspiel:  ,Als  einer  anzeigte,  wie  under 
allen  fischen  die  förenen  [s.  forchin]  am  besten  seiend, 
antwortet  ein  anderer:  Ja,  sie  sind  sonst  ein  guts  besser 
als  die  rot-dännenen  [aus  Rottannenholz].'  Öchimpfr. 
1651. 

Der  Guttural  der  amhd.  Form  forliana,  forhen,  forln  ist, 
da  die  Schreibungen  bei  Fris.-Mal.  Nichts  beweisen,  nur  in 
den  Aufzeichnungen  (forhel,  eurchen)  zweier  G  Mönche  XIY. 
und  XV.  erhalten.  Die  im  Mhd.  angebahnte  Verkürzung  des 
Vf.  ist  z.  T.  regelrecht  weiter  geschritten  bis  zur  Einsilbigkeit. 
,CilTorene',  F.  ans  der  Zihl.  1180/90,  Bs  Statut.  .Fornli.' 
Justinger.  ,Fornen.'  NMan.;  1531,  Strickl.;  1592,  RCys. 
Bei  Fris.  u.  Mal.  u.  im  gleichzeitigen  Fischb.  neben  einander: 
.forhenen,  forhinen,  förhinen,  förene(n),  forhen,  fore(n)',  bei 
Jen  Ersteren  auch  , förel',  welches  auf  die  richtige,  im  Fischb. 
aber  ,foreIl',  welches  auf  die  moderne  Betonung  der  mhd. 
Dimin.-Abl.  fdrelle  sich  deuten  lässt.  ,Fürinen.'  JJRüeger 
1606.  ,Förenen,  Förnen,  Forneu.'  JLCys.  1661.  .Forelle, 
Foren.'  Ked.  1662.  '  ,Forell,  Foren.'  SWagn.  1680.  ,Fö- 
renen,  Forellen;  Forenlin.'  HsEEsch.  1692.  ,Fore.'  Vestib. 
1692.  ,Förenen.'  Wurstisen  1765.  Auffallend  ist  »  für  « 
in  Ap.  —  Ein  Mal  (Fischb.  173  b)  das  männl.  Geschl. :  ,eiu 
gelber  förenon;'  abwechselnd  m.  u.  f.  bei  JLCys.  1661,  39  ff. 
—   S.   noch  Fonn:  Furn;  FurnieM. 

„Alp-Forne:  Bachfoi'elle,  salmo  fario",  wie  sie 
in  den  Bächen  und  Seen  auf  den  Alpen  vorkommt; 
s.  Oken  6,  347.  —  Awasser-:  die  Grundforelle,  salmo 
lacustris,  sofern  sie  den  Vw-See  verlassend  um  zu 
laichen  bei  Alpnach  in  die  Aa  eintritt.  —  Grund-: 
die  Lachsforelle  Bodensee  ;  Vw.  ,Trutta  magna  vel 
lacu.stris,  ein  grundförinen,  ein  seeförinen.  In  dem 
Zürichsee  facht  man  solche  gemeinklich,  die  auf  20 
pfund  wägend.'  Fischb.  15ö3.  Vgl.  Gr.-Fönnli.  Syn. 
Bhin-Lanl:.  Eig.  neben  Schiceb-F.  die  eine  Art  der 
Seeforelle.  —  Niderwässler-:  nach  Hartmann  18'27 
(u.  St.)  =  Bachforelle,  salmo  fario  Z.  Der  Name  deutet 
spec.  auf  die  Linimat  (und  deren  Zuflüsse).  —  „Bach- 
Forne,  -Före:  Bachforelle,  salmo  fario."  —  Rüss-: 
I^achs,  trutta  salar  L.  —  Kot-:  Karpfenforelle,  salmo 
umbla  Vw.  Syn.  Bot,  Eotfe.  , Grata,  rot-förel  oder 
-förenen.'  Fris.;  Mal.  ,Umbla  major,  rutilus.  ein  Root- 
foren.'  Wagn.  1680.  —  Schweb-:  eine  Art  der  See- 
forelle Bodensee.  , Trutta  magna;  in  Lacu  Podamico  aliae 
in  fundo,  aliffi  ad  superficiem  lacus  degunt,  et  victuin 
quairunt;  hinc  illa;  Grundföhrenen,  ha;  vero  Schweb- 
vel  Springföhrenen  vocantur.'  Waon.  Der  letztere 
Name  auch  bei  RCys.  —  Wiss-:  Bachforelle  Bodensee. 

Vorlander  s.  Lavander.        Vöri  s.  bei  vor. 

Pnr(r)e"  ü  BRi.;  Gr;  GTa.;  U;  Zg;  Z  vorw.,  ue 
ArK.,  n^  Aa;  Bs;  B;  Gl;  L;  SG.,  NA.;  GWa.;  Ndw; 
UUrs.;  W;  ZKn.,  ö  AASeet.;  L,  Fnr  Gl  (ü'J;  Z  (bes. 
als  Eigenn.),  Furi  AAEhr.;  Sch;  Th;  ZDättL,  W.,  Fori 
ApH.,  M.;  Tu,  Fueri  ApH.  —  Dim.  Färeli  AABb.; 
GTa.;  TnHw.,  ^Fürli"  —  f.:  Furche,  Einschnitt  in 
der  Oberfläche  des  Erdbodens  und  entsprechende  Er- 
höhung   auf    den    Seiti-n.      1.   die    iluri'li    den    Prtiig' 


gezogene,  nachher  etwa  mit  der  Hacke  vervollständigte 
Faltung  von  Pflanzland  zum  Zwecke  der  Bebauung. . 
D'  F.  fälle",  s.  Sp.  759  o.  J"  der  F.  nme  stackk' 
[herumtreten]  ZKn.  D'  F.  vertanse',  zertreten  ZO. 
Herdöpfel  i  d'  F.  legge'  Ij.  Hü,  Waldi  [Ochsenname]! 
mer  wend  no'''  e  F.  zieh" !  De''  Bur,  wo  si'''  nid  bückt, 
maclit  keni  grade"  Füre".  Ineichen.  Chrumm  wöred 
[werden]  d'  Furenen  und  vereitert,  wenn-me"  mit  Narre' 
der  Acker  ert  S<,h;  vgl.  Kirchh.  240.  De'  Donners 
Schehii  het-m'r  hüt  ivider  e  ganzi  Füren  abg'fare' 
[s.  übereren].  Gotth.  Füre'  hacke",  dem  Pflug  nach- 
gehend die  aufgeworfenen  Schollenreihen  mit  der  Hacke 
zerschlagen  B  (Zyro).  , Das  Jauchzen  auf  den  Weiden 
lustiger  als  Fuhren  hacken.'  Gotth.  Lieber  F.  hacke" 
[strengste  Arbeit]  als  das!  B.  , Wollt  einer  ercn,  der 
soll  je  den  einen  stecken  in  der  füren  hau.'  1563, 
Schw  Rq.  ,Item  wellicher  ein  rjtross  oder  sonst  etwas 
veechs  uf  die  füren  [das  Brachfeld]  Übernacht  tat,  der 
soll  den  Ion  geben.'  1572,  ebd.  ,Sata  iequant  sulcos, 
der  saamen  [Saat]  gat  bis  an  die  furhon  [d.  i.  bis  an 
die  Kämme  derselben].  Ein  furhen  oder  lange  gruob, 
Weinreben  oder  bäume  ze  pflanzen.  Deliraro,  ein  letze 
furhen  machen,  aus  der  f.  faren,  wenn  einer  eeret 
oder  ackeret  und  die  f.  nit  behaltet,  sunder  nebendtaus 
fart  über  das  erdtrych,  so  zwüschend  zweien  f.  auf- 
geworfen ist.'  Fris.;  Mal.  Überh.  auch:  ein  schmaler 
Streifen  Land  BHk.  Er  häd  eke  [keine]  F.  Land  ZW. 
,Mängem,  der  der  güetern,  daruf  der  zins  stät,  gar 
nit,  ja  (wie  man  spricht)  nit  einer  band  breit  ald  ein 
furren  hat.'  1566,  Z.  Mit  Übertragung  von  dem  Werke 
des  Pfluges  auf  das  der  Sichel  und  dann  mit  Jan  sich 
berührend:  ,Er  [der  mit  Futtermangel  kämpfende  Bauer] 
grasete  [mähte  Grünfutter]  und  gieng  [mit  der  Sense] 
immer  2  Streiche  hinter  einander  über  die  gleiche 
Fuhre,  welche  er  machte.'  Gotth.  ,Wer  wissentlich 
übereret  oder  überschneidet,  büsst  von  jeder  Füren 
3  Pf.'  1533,  Absch.  Bildlich:  de'  Stier  i  d'  Eure' 
z'  reise'  [lenken]  niisse",  Ordnung  zu  schafl'en  wissen. 
Gewalt  haben.  Schild.  0  ßrossmueter,  wie  he^cli.  du 
nit  e  letzi  Meinig  g'ha',  hesch  der  Pflueg  i  's  Ättis 
Furre"  g'füert  [am  alten  Glauben  gehangen] ;  d'  ZU 
isch  angersch  uorde.  ebd.  Du  [dann]  isch  der  Schult- 
hess  Wengi  cho'  und  het  das  ganze  Zug  du  tvider  i 
die  alti  Furi  [zum  Festhalten  am  bisherigen  Glauben] 
'bröcht.  ebd.  ,Ich  will  mich  hier  nicht  mehr  lange 
aufhalten,  sondern  um  eine  Furche  weiter,  wie  der 
Landmann  sagt.'  Herz.  1863;  vgl.  um  es  Hüs  weiter. 
Hieher  gehört  wahrsch.  auch  die  RA. :  es  gut  e  F., 
es  geht  eine  Arbeit  oder  ein  Geschäft  einen  tüchtigen 
Ruck  vorwärts;  dann  auch  i.  S.  v.:  es  geht  lebhaft, 
lustig  zu  Aa;  Bs;  BO.;  L.  Es  muess  e  F.  gä",  Etwas 
geschehen,  gewagt  sein  BHk.;  L.  Hüt  mues  rw*  e 
F.  gän,  mer  machen  eis  [einmal]  fertig!  Hüt  ist  im 
Wirtshus  aber  eis  [wieder  einmal]  e  F.  g' gangen;  si 
kein  g'macht,  tcie  wenn  der  Tüfel  los  iciin!  BRi. 
.Wenn  du  dieses  Mal  einen  Bub  hast  [gebierst],  dann 
muss  e  Fuhre  gä";  ist's  ein  Maitschi,  so  machen 
wir's  nur  wohlfeil  [am  Taufefest].'  Gotth.  Ähnlich: 
e  F.  ne"  F,  und  die  Angabe  St.'s:  „F.,  Versuch,  An- 
fang. Er  hat  eine  F.,  ein  Fürrli  gemacht  B;  LE.  Es 
Fürli,  ein  Mal;"  vgl.  Fart,  Gang,  Ker,  Biing  u.a. 
—  2.  insbes.  die  Furche  am  untern  Ende  des  Feldes, 
welche  ausgeschöpft  wird,  um  Anhäufung  der  Erde 
daselbst  zu  verhindern,  und  von  welcher  aus  die 
Pflügung    beginnt    Gr.     Vgl.  3   und   Acker- F.,   auch 


I 


937 


Far,  fei-,  tir.  for,  für 


anfurren  und  Vorfelli.  —  3.  in  Weinbergen  und 
steilen  Äckern  der  herab  geschwemmte,  wieder  hinauf 
zu  tragende  Erdwall  B  (Zyro).    Vgl.  2  und  üffurren. 

—  4.  Vertiefung  als  tirenzscheide  zwischen  zwei 
Äckeru  AAEhr. ;  ScnSt,;  STh.  Ber  Erst,  u-o  cimnnt, 
au  d'  Fttri  rümt,  der  zuerst  zum  Schneiden  kommt, 
ninmit  auch  das  in  der  F.  gewachsene  Korn  ganz  für 
.sich.  SuLGER.  Der  Raum  zwischen  zwei,  verschiedenen 
Besitzern  gehörenden  Stücken  Rebland,  nicht  immer 
eine  Vertiefung  oder  zugleich  ein  Weg,  sondern  auch 
nur  eine  schmale  Linie  AABb,  Auch  von  anderm 
Pflanzland;  vgl.  E-F.  Der  Schaffner  des  Klosters 
Muri  soll  zusehen,  dass  im  Herbst  nach  der  Aussaat 
,die  Fussweg  durch  die  Samenzeigen  in  guter  Weite 
gemacht  werden,  zu  jeder  Seiten  ein  Furre',  mit  Sag- 
spänen belegt..  XVII.  ,Die  Abteilung  eines  Kraut- 
gartens mit  seinen  Beten,  item  Füren,  Gengen  und 
anderm.'  Rhag.  lt!39.  ,Da  wird  durch  die  Furhenen  als 
durch  breite  Wege  gegangen.'  1717,  Pfarrber.  Z  OGlatt. 

—  5.  ausgewaschene  Stelle  (Runse)  am  Gebirge 
UUrs.  —  6.  Graben,  bes.  zur  Ableitung  des  Wassers 

.  Grü.  ;  s.  Wasser-F.  ,So  hat  ein  jeder  gewalt,  zuo 
dem  selben  bach  einen  Spatenstich  oder  pfluogsfuri 
durch  syn  wisen  zuo  machen  [zum  Behüte  der  Be- 
wässerung].' 1581,  Ortn.  ZSteinm.  ,Wenn  man  dem 
Wasser  oftene  Furren  macht,  fliesst  es  ohne  Schaden 
vorbei,  wo  aber  keine  F.  sind,  siget  alles  in  die  Erde 
und  verderbt  die  Saat.'  JCEscher  1723.  Grabenähn- 
liche Vertiefung  in  sonst  ebenem  Land  UwE.  Hieher 
1  viell.  auch  die  bildl.  RA.:  er  iM  i'n  der  F.,  berauscht. 
SuTERM.  F.  auch  von  Mäusen  herrührend:  ,Meus,  so 
im  feld  wonend,  machend  furinen  und  löcher  under  dem 
wasen.'  Tierb.  1563.  —  7.  „Tiefe  mit  Höhen  zu  beiden 
Seiten,  auch  als  Eigenn.  von  Gütern  BO.;  LE."  Furre, 
eine  Gasse  in  LStdt;  Lit furre,  der  obere  Teil  einer 
Schlucht  bei  Zg  (LU,  Abhang);  Nüfp-en  Th  aus  Nü"^- 
furen,  novale?  und  noch  andere  Compp.  auf  -furren 
s.  Gfr.  Andere  (Jrtsn.  lauten:  ,in,  an  der  F.';  bei 
manchen  ist  zu  erwägen,  ob  sie  hieher  oder  zu  8  ge- 
hören. Vgl.  JVkM,  eig.  Einschnitt,  auch  Ortsn.  Ab- 
hang eines  Hügels,  Halde,  Rain  Bü. ;  Gl;  Gr;  Ndw. 
Stelle  am  Ufer  eines  Sees,  wo  der  Grund  anlängt 
abschüssig  zu  werden  Aa;  B;  Gr;  L;  Ndw;  U;  Zg. 
An  solchen  Stellen  nisten  Aale  (L)  und  werden  für 
(Badende,  die  nicht  schwimmen  können,  Stangen  zur 
i  Warnung  aufgerichtet  (Zg);  die  dort  beginnende  Tiefe; 
'vgl.  Grund-,  Se-F.;  Halde;  Triechter.  ,Was  ausser- 
lialb  der  Füren  ist,  triechterhalb,  ist  des  Gottshauses.' 
iHtil,  L  Fiächerordn.  (Segess.)  —  8.  Erddamm  oder 
•wall,  bes.  die  Braue  eines  Plateau  BO.;  Gl;  Gr;  Uw, 
auch  Felswand  U;  steiler  Hügel  GfiNuf.  Vgl.  Gand-F. 
Ortän.  ,uf  der  F,'  B;  Gl;  GrD.;  Z.  —  9.  lederner 
Schlauch  am  Geschirr  der  Zugtiere,  durch  dgl.  zwei 
die  Zug.stränge  geschleift  sind  Aa;  L;  Z  (so  genannt 
von  der  furchenähnlichen  Höhlung;  vgl.  0). 
'  Ahd./iini*,  mM.  furch  r/urech,  -ich),  forch,  zn  lat.  jjoren 
(wie  farah,  farch  [Schwein]  zu  porcun,  also  wahrsch.  vom  Auf- 
iWUhlen  benannt;  engl,  furrow.  Unsere  Formen  gehen  aber 
wie  die  nhd.  auf  eine  zweisilbige,  schwache  Form  zurück 
und  zwar  im  Ggs.  zur  nhd.  mit  Ausstossung  des  inlautenden 
.'■h  oder  Assimilation  desselben  an  r  (wie  in  Fvn,  Föhre, 
ans  forche;  vgl.  auch  loen-en,  arbeiten,  neben  Werch).  Tor 
dem  so  entstandenen  rr  konnte  auch  in  MAA.,  welche  die 
Tonsilbe  nicht  an  und  für  sich  dehnen,  Verlängerung  des 
Voc.  eintreten.  Die  Nbf.  Fun  (mit  PI.  Fume')  setzt  eine 
iiihd.  Nbf.  'furhin  voraus,    wie    denn    übh.   Feminina  beider 


Formen  neben  einander  bestehen  und  sich  stellenweise  ver- 
mischen. —  Der  Unterschied  von  .Vertiefung'  und  .Erhöhung' 
beruht  auf  natürlicher  Relativität  (wie  nhd.  ,Teich'  nur  die 
Kehrseite  des  in  der  Form  halb  ndrd.  ,Deich'  ist);  Ap  unter- 
scheidet etwa  F.  für  Letzteres  und  F.-Gmla  für  Ersteres. 
—  In  Elsass  und  Baiern  lässt  sich  der  Ortsn.  ,NUfern'  auf 
Far,  überfahrtsstello,  zurUckfllhren;  auf  unsern  Fall  passtdies 
kaum.    Von  F.  als  Flurn.  der  Gcschlechtsn.  ,Furrcr'  U;  W;  Z. 

E-:  1.  (Efurre)  rechtsgültige  Grenzfurchc  zw. 
Grundstücken;  vgl.  E-Faden,  -Graben.  , Sodann  wer- 
dent  zwen  viertmann  gsctzt,  die  dann  steg,  weg,  zun, 
eegräben,  eefuren  und  fridinen  söUent  beschowen.' 
1562,  MEsterm.,  Rick.  —  2.  (Efurri)  Furche  zur  Ab- 
leitung des  Wassers  in  Robbergen  AADött.  —  Acker-: 
1.  .Ackerfurhen :  snlcus.'  Fris.;  Mal.  Vgl.  umgekehrt 
.Fuhrenacker'  bei  Gotth.  —  '2.  der  steile  Rand  am 
untern  Ende  des  Ackers  Gr. 

An-Furi:  Anfangs-,  Grenzfurchc?  ,Und  gat  der 
äfuri  ein  [eine  der  A.-en]  zwüschent  den  anthöupteren 
ushin  unz  an  [usw.].'  XV.,  Offn.  Spreitenb.  —  A-  nicht 
etwa  .Wasser',  denn  es  folgt  nachher  ,Wasser-F.',  sondern  an 
wie  in   Anwand,  zunächst  aber  gebildet  vom  Vb,  anfuren. 

Gand-Fure:  mit  Steingeröll  bedeckter  Abhang. 
Moräne  BHa.  —  Grund-:  die  Stelle,  wo  sich  das 
Ufer  des  Sees  plötzlich  zur  Tiefe  senkt  B  (Zyro),  — 
Nach-  Nö-:  die  letzte  Furche,  wenn  keine  Erde  zur 
Ausfüllung  derselben  hinauf  getragen  wird  und  sie 
also  offen  bleibt.  Das  sind  hi'lässig  BursJilt,  si  hünd 
e  iüfi  Nohfurre"  ZG.  —  Se-  =  Grundf.  L;  Uw;  Z. 
.Auch  das  Recht  des  Fischfangs  auf  dem  betreffenden 
Teile  des  Sees,  über  welches  L  mit  Uw  schon  im  XV, 
Streit  hatte.  —  Spalt-:  die  Mittelfurche,  welche 
gleichsam  den  Acker  in  2  Hälften  (Spalten)  teilt 
TuTäg.  —  Struch-:  die  vom  oberflächlichen  Pflügen 
fStrüehenJ  entstandene  F.  S.  —  Wasser-:  quer  durch 
den  Acker  gezogene  F.  zur  Ableitung  angesammelten 
Wassers  L;  Th;  Zg.  ,Ein  wasserfuren,  die  man  machet 
mit  zweien  angeschlagnen  riestern  zwüschend  zweien 
ackeren,  dass  das  wasser  dardurch  ein  ausgang  oder 
auszug  habe,  sträng.'  Fris.  In  eine  andere  Wortsippe 
hinüber  gespielt:  ,Man  soll  haben  im  Brüel  [feuchte 
Wiese]  wasserfuoren.'   XV.,  Offn.  Spreitenb. 

furren  AAEhr.;  Gr;  Soh;  W,  f'ören  AASeet. : 
1.  allg.  im  Acker  Furchen  ziehen  Aa;  Gr  ObS. ;  Uw; 
W;  zu  Acker  fahren.  Ebel.  —  2.  die  unterste 
Furche  im  Feld  ziehen  OnPani.  —  3.  die  Erde  des 
Ackers  zur  Ausgleichung  nach  oben  hin  tragen  GrAv.. 
Sav..  Vals.  Syn.  üf-furren,  -herden.  .Die  steile  Lage 
der  Äcker  macht  das  Aufführen  der  Erde  (Aufherden, 
hier  Fuhren)  nötig,  eine  mühsame  Arbeit.'  Gr  Samml. 
1805.  —  4.  mit  der  .Haue'  [Hacke]  der  Mark  nach 
zw.  zwei  Äckern  eine  kleine  Furche  ziehen  AAEhr.; 
ScHSchl.  (nach  der  .Furschnuer');  längs  der  Äcker 
Gräben  ziehen  GrD.  —  5.  mit  dem  Pflug  (der  dann 
zwei  Streichbretter  hat)  in  einem  Acker  die  Wasser- 
graben öffnen  AAEhr.  .Lirare,  füren,  wasserfuren 
machen.'  Fris.  —  üf-  =  /ure«5  Gr.  —  a"-:  die  ersten 
Furchen  auf  einem  Acker  ziehen,  ihn  zu  pflügen  an- 
fangen AABb.;  L;  ThHw.;  Z;  durch  Wegschaffen  einer 
Furche  die  Einleitung  zum  Pflügen  treffen  Aa(H.); 
Bs.  Überh.  mit  einer  Arbeit  anfangen  L  (Ineichen). 
—  dri- füren:  zum  dritten  Mal  pflügen  SriiSchl.  (i); 
das  seit  dem  .Unimachen'  gewachsene  Unkraut  unter- 
pflügen W.  So  ril  Chöste"  g'ha'  mit  dem  Äcker: 
'brächet,    g'fnlget,    (/mistet,    'drifuret,    neu  Sömechorn 


939 


Fai-,  for,  tir.  for,  für 


940 


(ß'kuaft.  APlktsciikr  18S().  J"  J"-'»'  Ackerfeld,  so  vor 
dem  12.  Mai  gebrächet  worden  ist,  war  darnach  das 
Falgen  und  das  Ströehen  oder  anstatt  striichen  das 
Drifurren  gut  [zweckmässig],  wann  es  schon  trocken 
war.'  1793,  Tageb.  Z  NGlatt.     Vgl.  dri-faren. 

Fur(r)cze"  ScflSt.,  -ätze  ZAu.s.s.,  e^ze  Sim;  Th, 
Furresi,  PI.  -inen  Bs  (Spreng)  -  f.:  Querfurche  durch 
den  Saatacker  zur  Ableitung  des  Wassers  Bs;  Sch; 
Th;  ZAuss.  ,Furrezinen  und  Gräbli  machen.'  Spreno. 
,Furctzy,  die;  furetzinen  machen,  das  sind  die  tiefen 
furhinen  und  grüble,  so  man  machet  auf  dem  feld, 
wenn  es  sclion  gesäyt  und  geegget  ist,  damit  das 
wasser  dardurch  geleitet  und  aufgehan  werde,  lira. 
wasserfurhen.'  Mal.  —  fur(r)eze",  -azen:  Wasser- 
furchen ziehen  ZAuss.,  Sth.;  Doppelfurchen  ziehen; 
die  Mittel-F.  ziehen  Th. 

Ob  das  Vb.  vom  Subst.  oder  umyek.  abgeleitet  sei,  wäre 
au  sich  gleichgültig;  aber  da  die  Endung  -eze  hier  nicht  wie 
z.  B.  in  Foijeze  auf  eiu  (in  diesem  Fall  nirgends  bezeugtes) 
-eruLe.n  zurückzuführen  ist,  und  von  urspr.  Subst.  auf  -eze  nur 
etwa  Himleze,  Betthimmel,  bei  uns  vorkommt,  so  wird  wühl 
ein  Vb.  intens.,  von  fnr(ih)en  gebildet,  anzunehmen  und  das 
Subst.  von  diesem  abgeleitet  sein.  Auffallend  bleibt  nur  die 
Schreibung  mit  a,  welches  sogar  lang  und  hochtonig  ist.  Es 
niuss  also  eine  mit  Umdentuug  verbundene  Verschiebung  des 
Accentes  angenommen  werden,  etwa  uacli  Anal,  von  .faulenze»', 
dessen  '2.  Silbe  urspr.  auch  nicht  betont  war. 

für{r)elen  I  L;  Z  IS.,  fürlen  AAStauf.;  BE.;  Z, 
förle  Aa(H.);  L:  kleine  Furchen  ziehen  L;  Z;  Syn. 
mädlen.  a)  zwischen  zwei  •  angesäeten  Ackern  eine 
ganz  kleine  F.  mit  der  Hacke  AAStauf.  —  b)  im  Kar- 
toffelfeld mit  dem  Pfluge  BE.;  die  Kartoffeln  furchen- 
weise setzen  „B;"   ZIS. ;  syn.  hüffeJJen. 

Lang-Fürler:  eine  Art  Birnen  Th.  Yg\.  Lanr)- 
furi-Apfel.  ebd.  —  Lokal  und  nach  einem  zufälligen  Stand- 
orte benannt. 

furi  s.  für-hin. 

Fnrre  f.:  zornmütiges  Weib,  weibliclies  Ungeheuer 
GW.  ~  Scheint  aus  dem  folgendcu  W.  mit  Aululiuung  an 
l'fuitc,  Brummkreisel,  gebildet  zu  sein. 

Furi  f.  1:  Wut.  Furie,  auch  bloss  Hast,  Eile  Gr. 
Ettefi  in  der  F.  tue".  .Weil  die  Uneinigkeit  in  einer 
F.  u.  Weinfeuchte  entstanden  ist.'  1610,  Absch.  ,Er 
fangt  an,  die  ev.  Kirchen  mit  grosser  V.  anzustürmen.' 
ClSciiob.  1695.  ,Niemand  grüssen.  Niemand  einen 
Gruss  abnemen,  sonder  als  in  einer  F.  hinlaufen.' 
Zaüberki  1704. 

Furri  f.  II:  oinmalige  schwere  Not,  Drangsal, 
Anfall  W.  J)«.'*  ist  a  härti  F.  g'.n",  z.  B.  von  einer 
Krankheit.  —  Syn.  .S'di/i';  SlUr;  Tür.  Gehört  eher  zu  Furiv  I 
im  bildl.  S.  als  zu  dem   vorhergehenden. 

Farier(er)  m. :  in  älterer  Zeit  ein  Militärbeamter, 
welcher  für  den  Unterhalt  (Fourage)  und  die  Unter- 
kunft seiner  Soldaten  zu  sorgen  hatte,  yuartienneister. 
,Dass  syn  furier  nit  mcr  dann  uf  40  mann  herberg 
bestellt'  l.'iSl,  Absch.  Bildl.:  .Alle  wallfisch  habend 
einen  füercr,  leiter,  zeiger  oder  furier.-  Fischb.  l.'iOS. 
,Metatores:  lagerschlaher  und  herberg-besteller,  die 
.so  den  kriegsleuten  ordnend,  wie  sy  lusieren  sollend, 
furiercr.'  Fris.  Bildl.:  Vorbote.  ,Es  kommend  uns 
alle  tag  nüwe  gest.  durch  die  wir  geschwächt  werdend, 
dise  sind  des  tods  fnrriorer  oder  vorbotten.'  Gifaith. 
1584.     .Jolianncs   der  Täufer    ist    in    der    Morgenröte 


des  h.  Evangeliums  als  ein  lieblicher  Morgenstern  und 
Furier  vor  der  Sonnen  der  Gerechtigkeit  vorher  ge- 
gangen.' AKlingl.  1688.  Jetzt  ein  Kontrolschreiber 
bei  der  Kompagnie,  der  beim  Fassen  und  Austeilen 
der  Lebensmittel  und  des  Solde.s  für  die  Kompagnie  i 
betätigt  ist;  dem  , Quartiermeister'  des  Bataillons  unter- 
geordnet.   —   Von  frz.  fouri-Ki:  ii  i 

f  n  r  i  e  r  c  n :  einquartieren.  Quartier  und  Traktame'il 
bereiten.  ,I)ass  ieder  [Soldat]  sich  nss  den  wfirtff- 1 
hüsern  in  die  herberg  mache,  ja  so  er  nit  darin  ge- 1 
fuoriert  ist.'  1553,  Zellw.,  Urk.  ,Aliqueni  collocar'0  ■ 
apud  hospitem:  eim  herberg  bestellen  oder  furieren.'' ' 
Fris.;  Mal.  ,0b  er  wollt  das  rathaus,  da  man  dein/ 
fürsten  gefuriert  hat  [,da  der  F.  traktiert  werden 
sollte.'  17'22].  aufrüsten.'  Siml.  1577.  —  in-: 
nur  trans.  ,Und  ward  in  gemeldte  höf  die  kais 
und  die  übrigen  [sein  Gefolge]  hin  und  wider  by  doli 
bürgeren  und  in  herbergen  zum  besten  eingefuriertj' 
Platt.  1612.  "'■ 

Für  (Fir,  Foir)  —  PI.  Ffir,  Fürer  —  n.:  Feufci'. 
1.  als  wildes  Naturelement,  a)  im  Blitz.  Der  BUH 
hat  F.  g'scMage',  es  hat  geblitzt  (nicht:  der  Elite 
liat  gezündet)  W;  vgl.  füren  3.  (Eig.  bereits  Über- 
tragung vom  Feuerschlagen  der  Menschen  mit  Stahl 
und  Stein;  s.  3).  —  b)  in  Feuersbrünsten.  F.  /wi 
Tach,  Zorn,  Eifer  L;  S.  Es  ist  F.  (Gl),  d's  F. 
ist  (Id.  B),  er  hed  's  F.  (UwE.)  im  T.  [bildlich  für 
.Schädel'],  er  ist  in  Zorn  entbrannt;  in  GlM.  auch:  der 
Meister  treibt  eifrig  zur  Arbeit.  Bi-n-im  ist  grad  'x 
F.  im  D.,  er  wird  leicht  zornig.  SiiLttER.  Er  hnl 
g'schwind  d's  F.  im  B.  GA.  's  F.  ist  em  sum  T.  use 
g' gange  ZWindl.  Säge-n-i  Oppis,  isch  's  F.  im.  I). 
und  er  wüetet  wie-n-e  Leu.  Breitenst.  ,Wenn  wir 
von  im  die  lauter  Warheit  schrybend,  denn  ist  das  F. 
im  T.'  LLav.  1576.  Vgl.  6  c.  F.  (,zem  f.'  Bs  Feuer- 
ordn.  XIV.)  laufen,  laufen,  um  eine  Fouersbrunst 
löschen  zu  helfen  (vgl.  i''.-7y(i»/'=  Löschmannschaft); 
also:  schnell,  daher  bildl.:  laufen,  die  Hebamme  zu 
holen  Z;  dann  auch,  mit  Verschiebung  des  Bildes, 
Paten  suchen  Z  (vgl.  die  .syn.  RA.  de'  fürig  Schöpen, 
Rock,  a"Jegge";  s.  auch  3  b).  Nüt  im  F.  ha",  Nichts 
zu  verlieren  haben  (vielleicht  zu  3  c  ß).  Du  heseh 
chummlich  [bequem,  leicht]  z' reden,  du  heseh  Nilt 
im  F.  GoTTH.  Nüi  us  'em  F.  bringe",  trotz  An- 
strengung in  der  Ökonomie  nicht  vorwärts  kommen 
GTa.  (urspr.  keine  Habe  aus  dem  F.  retten?  kann 
aber  auch  nach  3  erklärt  werden:  etwas  fertig  bringen, 
von  Handwerken,  die  mit  Feuer  arbeiten).  Brand 
als  Mittel  oder  Art  der  Verheerung  im  Kriege.  Mit 
F.  und  Schwert  dräue".  Sulger.  ,Trug  F.  u.  Schw, 
in  den  Gau  und  auf  die  Güter.'  Wild,  Eglis.  ,Dass 
syn  hus  zuo  rotem  f.  [in  Flammen]  ufgieng.'  1522, 
Strickl.  S.  auch  fürio  Sp.  20.  --  2.  eine  Krankheit, 
verglichen  mit  einem  nm  sich  greifenden,  verzehrenden 
Feuer  oder  wegen  Röte  der  Haut,  welche  sie  mit 
sich  bringt.  ,Das  laufende  F.,  eine  gefährliche  Ent- 
zündungskivinkheit,  namentlich  junger  Kühe,  während 
welcher  sie  Blut  misten.'  Alp.  1806.  ,Das  fliegende 
F.,  der  fliegende  Krebs,  eine  ansteckende  Viehkrank- 
heit.' ebd.  Auch:  ,das  wilde,  kalte  F.'  ,Erysipclas. 
morbi  genus,  das  heilig  F.,  die  rose,  überröte.'  Denzl. 
Vgl.  StÄntons-,  Heid-,  Heil-,  Wild-F.;  KarfunTcel: 
Angriff;  LendenUuet :  Rot;  Biisüch;  StAutims-Mauch: 
Vierteil.  —  :?.  F.  in  der  ILind    dos  Menschen  als 


1 


ä- 


941 


Far,  fer.  fir.  Inr,  für 


942 


Mittel  zu  Kultuizwecken.  a)  als  Signal  in  Kriegs- 
zeiten.  Vgl.  Kridm-,  Lärm-F.  ,Welichs  tags  sy  aber 
den  sti-yt  tuon,  so  wellen  sy  an  demselben  ort  die 
jirossen  für  machen.'  ß  Ratsman.  147Ö.  —  b)  als 
Crirainalstrafe.  Verbrennung,  Scheiterhaufen.  Vgl. 
■  Zwang-F.  .Jene  Frau,  welche  mit  dem  F.  gerichtet 
worden  ist.'  1570,  Absch.  Hieran  schliesst  sich  viell. 
der  bildl.  Begriff  der  Feuertaufe.  ,Ein  jetlioher  mensch 
muoss  mit  für  gesalzen  syn  [getauft?].'  1.531,  Absch. 
(als  eine  der  Bibelstellen  angeführt,  welche  nicht 
buchstäblich  verstanden  werden  dürfen).  —  c)  in 
Handwerken,  a)  dem  der  Bäcker.  ,P.  Intuen',  im 
Backofen  F.  machen.  ,Ze  F.  lüten',  den  Feilbäckern 
mit  der  Glocke  das  Zeichen  dazu  geben.  ,Swer  hie 
bachet  veilbrot,  der  soll  nit  f.  yntuen,  e  dass  man  ze 
f.  lüt.'  Stadtr.  Diessenh.  ca  1400.  —  ß)  der  Schmiede. 
Wer  's  F.  schlicht,  muess  nid  Schmid  tverde".  Ineichen. 
—  d)  im  allg.  Hausgebrauch,  im  Herd  zum  Ko- 
chen, im  Ofen  zum  Brodbacken  und  Heizen,  auch 
zum  Anzünden  von  Licht.  Vgl.  füren  1.  ,Üas  f.  lüten', 
.  Jas  Einbrechen  der  Nacht  durch  Läuten  der  Bürger- 
1  Schaft  anzeigen.  ,Die  Wächter  sond  zuo  sumerszyt 
und  zuo  winterzyt,  so  man  das  f.  lütet,  uf  das  rathiis 
iran  und  die  4,  so  an  die  gassen  zuo  wachen  gehörent, 
solleut  zuo  stund  üsgan.'  Sch  Eichtebr.  Ds  F.  treche", 
\  s.  tr.  Ob  'em  F.  ha"  s.  ob.  So  wott  ich  für  eui  Re- 
ligion nümme  F.  schlü,  wollte  nicht  viel  darum  geben, 
wohl  mit  Bez.  auf  Tabakrauchen.  Klosterkräpflein 
1841.  .Diser  [Magentrunk]  lasst  sich  trinken,  wann 
schon  kein  feur  im  haus  ist',  d.  h.  wenn  man  noch 
;  keine  warme  Speise  im  Leibe  hat.  Schimpfe.  1651. 
1  Jez  iseh  in-ere  assa  schulige  [so  schrecklichen]  Armiiet 
inne,  dass  's  F.  no''  noinma  [nicht  mehr]  u-arm  git 
ApI.  Wer  dem  F.  am  Nächste^,  der  u-iirmt-sv''  am 
Beste.  Ineichen.  Wer  z'erst  a's  F.  chunnt,  de''  u-ärmt- 
si'''  ZWL  F.  und  Bauch  formelhaft  verbunden  zur 
tBezeiehnung  des  Haushaltes,  bes.  mit  dem  Zusatz 
eigen.  Eigi  F.  u.  B.  hä"  Gl.  In  diesem  S.  auch  F. 
allein:  ,Die  so  in  der  dorfmarch  sitzend  mit  eim  i. 
;|in  ungetrennter  Haushaltung]  und  [wenn]  us  dem 
;zwei  f.  wurdend,  also  dass  ein  sun  oder  tochter  von 
ivater  und  mutter  zuge.'  1476,  B.  (In  Ap  auch  nur: 
.ägna"  Bauch  füera";  vgl.  ,Brot  und  Kauch.')  Vgl. 
dagegen  F.  n.  R.  in  bildl.  Bed.  unter  4  e.  Ebenso 
F.  und  Lieeht  Aa;  Ap;  Schw.  F.  ond  Liecht  b'sitza' 
lAp.  ,Zum  Bezug  des  Holzteiles  sind  berechtiget, 
:Welche  eigenes  Feuer  und  Licht  besitzen.'  Schw.  ,Ein 
jeder,  so  mit  f.  und  1.  in  dem  gricht  [Bezirk]  sitzt 
[wohnt].'  147H,  B.  ,l)o  ich  mit  f.  u.  1.  g'sessen  [an- 
sässig, wohnhaft]  bin.'  NM.in.  ,Wer  ein  Jar  lang 
allhie  in  dem  Kilchgang  [Kirchspiel]  F.  u.  L.  gehaii 
hat.'  1629,  Obw.  Aber  mit  buchstäblichem  Sinn  im 
Xachtwächterrufe :  Lösched  F.  u.  L.!  , Unbehutsame 
fürer  oder  liechter  tragen.'  1535,  ZElgg.  Herrsch.-E. 
'ZwüsclieftJ  F.  u.  L.,  in  der  Abenddämmerung  (zwischen 
dem  Anzünden  des  Herdfeuers  zum  Kodien  des  Abend- 
lessens  und  dem  Anzünden  des  Liciites  in  der  Wohn- 
stube oder  wie  under  Liechten  Sp.  3'25  n.  Anm.  ,zwi- 
phen  dem  Tageslichte  und  dem  künstlichen',  dem  Für) 
iM'\  Gl;  GWa.;  ThHw.;  Vw;  Zg;  Z.  Ztvüschet  F.  u. 
)L.  g'siht  's  Niemer  Z  OGlatt,  scherzh.  verk.  und  ent- 
stellt: Zto.  F.  und  g'seht  's  Niemer  Z.  —  e)  als  Über- 
rest alten  Naturgottesdienstes  (F.,  Sinnbild  der 
Sonne),  an  Jahreszeit-,  Kirchen-  und  Volksfesten.  ,ln 
len  Gemeinden  des  GlH.  besteht  die  uralte  Sitte,  dass 


am  StFridolinstag  und  den  ihm  vorangehenden  Tagen 
überall  von  der  Jugend  der  Gemeinden  auf  den  Höhen 
Feuer  angezündet  werden.'  Z  Anz.  1859;  s.  Fridli-F. 
Die  Sitte  solcher  F.  ist  allgemein  und  einzelne  solche 
F.  haben  besondere  Namen;  s.  d.  Compp.  —  f)  das 
Schiessen  mit  Feuergewehren  und  die  technische 
Beschaffenheit  der  letztern.  Im  F.  exerziere,  mili- 
tärische Übungen  mit  Schiessen  machen;  aber  auch 
bildl.:  streng  verfahren,  ernsthaft  Etwas  botreiben, 
z.B.  den  Unterricht  in  der  Scliule  L.  Wit  vom  F. 
(Syn.  G'scimtz)  git  alt  Lüt  (auch  Chri^gslilt)  Gl;  Z. 
Wahrsch.  gehört  hieher  auch:  F.  schmöcke'',  Gefahr 
wittern;  nhd.  .Lunte  riechen'.  Er  het-si"''  'packt: 
i  glaub,  er  het  F.  g'schmeckt.  Breitenst.  1864.  .Neues 
F.'  s.  das  Comp.  Nü-F.  —  4.  F.  rein  bildlich. 
a)  ,Anfahen,  fhür  empfahen,  concipere.'  Mal.,  zszu- 
ha,lten  mit  der  Eedaktion  von  Pris.  :  .Concipere  mu- 
lieres  dicuntur:  anfahen  oder  empfahen.'  und  ,lgnem 
concipere:  hold  [verliebt]  werden.'  —  b)  Schamröte. 
,Notat  ora  pudor,  das  feur  gat  im  vor  schäm  durch 
das  angsicht  aufher.  er  wirt  ganz  rot  von  schäm.' 
Fris.  —  c)  Zorn.  Vgl.  F.  (ivi  VachJ  Ib.  Es  geit-mer 
es  F.  nf,  ich  werde  unwillig,  zornig.  Es  gähs  F. 
fassen,  in  jähen  Zorn  geraten  W;  Syn.  g'fürigs  cho, 
ergrimmen.  Er  het  's  F.  im  Chopf  (Syn.  Dach),  ist 
zornig  UwE.  /"  's  F.  cho",  hitzig,  zornig  werden, 
ebd. ;  Syn.  üfbrennen.  Vgl.  füren  (i  a.  M''erden  wie  F. 
und  Büchsep'idver,  d.  h.  von  Zorn  entbrannt.  ESchXrer 
1864.  —  d)  Streit,  Wortwechsel;  auch  dim.  Fürli. 
Es  ist  zu-ischun  isch  [uns]  as  Fir  (Firli)  üfg'gangii" 
W.  F.  tragen,  F.  zutragen,  aufhetzen.  Schild.  Es 
git  F.,  es  entsteht  Streit  Z.  Vgl.  füren  Ob.  —  e)  v e r - 
mischte  b  i  1  d  1.  E A  A.  Öl  i 's  F.  schütte*.  Strau  zum 
F.  träge".  Ei"m  dar"''  e  F.  dure  laufe',  ganz  ergehen 
sein.  SuL«.  Ich  war  im  [ihm  zu  Liebe]  dtir  d's  F.  dure 
g'sprunge  Gl;  Z.  Si  gienge"-mer  dür'''  zehe  F.,  wenn 
i  wetti  B.  !''•  will  d'  Hand  i  d's  F.  hä',  's  iseh  nid 
war  (Best  eines  F.-Ordals;  vgl.  Gift)  B.  's  F.  fallt-em 
com  Chopf  uf  d'  Füess,  er  fällt  aus  einem  Unglück 
ins  andere.  Schild.  Zuiische  zwei  F.  cho'.  Sülgek. 
, Einem  F.  in  die  Schuhe  legen,  in  den  Schuh  machen': 
Angst  machen,  zu  Etw.  antreiben.  Vgl.  .einen  Floh 
ins  Ohr  setzen;  die  Hölle  heiss  machen;  die  Katze 
den  Buckel  hinauf  jagen.'  ,Ja,  's  mag  ihm  Feur  in'n 
Schuh  gniacht  worden  sein  [darum  hat  er  sich  aus 
dem  Staub  gemacht].'  UBräih;.  178'2.  ,Wart  sie  nur, 
die  hagelsüchtige  Xantippe,  ich  will  ihr  Feur  in  die 
Schuh  legen.'  ebd.  1777.  ,F.  in  den  Schuhen  haben', 
das  Passiv  zum  vorigen.  , Laufst,  als  wenn  du  Feur 
in  den  Schuhen  habest.'  ebd.  Ebenso:  ,F.  im  Sack.' 
,Er  lauft,  als  wenn  er  Feur  im  Sack  hätte  —  wann 
er  Geld  hat.'  ebd.  1780.  ,F.  un  Hintern.'  Er  lauft, 
wie  wenn  er  F.  im  Hindere  hält,  wie  ein  Pferd,  dem 
mutwillige  Jungen  einen  brennenden  Zunder  unter 
den  Schwanz  gelegt  haben.  Silcjer.  Ahnlich  ferner: 
Er  lauft,  ivie  wenn-e  [ihn]  grad  's  F.  jage  wor  [würde]. 
Stutz.  Es  rennt  und  sjiringt  do  Alles,  wie  wenn  s' 
sicher  's  F.  wor  jage.  ebd.  's  F.  im  Elsiss  [Elsass] 
(Aa;  Bs;  B;  Schw;  S;  Zg;  Z),  i  Holland  ß),  z' Basel 
(Aa;  L),  iyn  Schivarzwald  (AaV  SV  Dietsch),  z' Bade" 
(ZWettschw.)  g'seh,  i.  S.  v.  in  Folge  eines  Schlages 
od.  Stosses  an  den  Kopf  subjektive  Lichteraplindungen 
haben ;  meistens  in  Form  der  Angabe  des  Betroffenen : 
F''  ha'  g'meint,  i«*  g'sech  's  F.  usw.,  oder  der  Dro- 
hung eines  Andern,   z.  B. :   Schtvlg,  oder  i'''  hau  di"'', 


943 


Far,  fer,  tir,  kn\  für 


dans  d'  's  F.  z'  Baden  unnc  g'selist!  Oder:  Du  kriegst 
e  Mülschelle  {es  Chlefi  L),  dass  d'  Basel  im  F.  g'sehst. 
Rheinschnaken.  Oder:  Gend  im  Ei°s,  dass  er  's  F. 
im  E.  linde  g'seht.  FheiAmter  1841.  Auch  in  anderer 
Verbindung:  ,Er  kriegte  einen  Schlag  auf  's  Auge, 
und  wie  hell  ihm  das  Feuer  im  Elsass  dabei  zündete, 
so  konnte  er  doch  nicht  erkennen  von  wem.'  Er  hed 
der  Chopf  a'g'schlage,  dass  er  d's  F.  im  E.  unde  g'seh 
hed  ScHw.  ,Mädi  hatte  noch  nicht  ausgeredet,  so 
hatte  es  Eine  im  Gesicht,  dass  es  das  Feuer  brennen 
sah  im  Elsass.'  Goith.  Er  [der  Stier]  giislet  [stösst] 
nit"''  mit  'em  Uörnli  i  de  Rüpjjene  [Eippen]  mne,  ass 
i  's  F.  im  E.  g'seh  bis  uf  Strasburg  abe.  Joach.  Wenn 
i'''  a'  selbi  Suete  denke,  's  isch  mir,  i  g'sehi  jetz  no''' 
's  F.  im  E.  BWvss.  , Schlägt  auf  die  Augen,  dass  es 
sprüht,  Dass  man  das  Feur  im  Schwarzwald  sieht' 
ADiETScu  1844.  Auch  mit  Bez.  auf  die  tätige  Person 
als  Subj.:  Eim  's  F.  z'  Basel  (im  Elsass)  zeige",  mit 
Schlägen  abstrafen  L.  Auch  zur  Schilderung  grossen 
Schreckens:  i'*  ha  g'meint,  i'''  g'sech  's  F.  im  E.  S. 
Mit  Veränderung  des  Sinnes  wird  wohl  auch  etwa 
gesagt:  B'e''  het  's  F.  im  E.  au'''  scho'  g'seh!  hat  auch 
schon  einige  Welterfahrung,  z.  B.  in  unsauberen  Din- 
gen Bs.  F.  u  n  d  E  a  u  c  h  sprich w.  verbunden  und  ver- 
glichen: De''  hed  me  M.  als  F.,  oder:  vil  B.  aber  wenig 
F.,  zur  Bezeichnung  eines  dummstolzen  Menschen  L. 
Frönd  F.  ist  nit  so  hell  icie  de  B.  diheim,  man  schätzt 
das  Eigene  höher  als  das  Fremde.  Sulger.  ,Unsern 
Rauch  heller  dann  friimbdes  F.  achten.'  Wurstis.  Es 
ist  kes  [kein]  Bäuchli  öui  es  Fürli  (od.  es  ist  allimäl 
au'''  es  Fürli  derbi),  oder  umgek.  kes  F.  öni  es  B. 
(derbl),  keine  Erscheinung  ohne  Ursache,  oder  keine 
Ursache  ohne  Wirkung.  Wer  's  F.  will  g'nüsse,  de" 
muess  de''  B.  nid  verdrüsse".  Sülger.  F.  und  Wasser. 
Wie  F.  und  W.  geg  enand  si"  ZO.  ,Die  VOrte  finden 
für  gut,  das  F.  mit  W.  zu  dämpfen.'  1585,  Absi^h. 
,[Der  Verräter]  trug  W.  in  einer,  F.  aber  in  der  andern 
Hand.'  Lade.,  Beitr.  '2,  15'2.  F.  und  W.  sind  ztce  guet 
Chnecht,  aber  büs  Herre".  Sülcer.  F.  und  Strau  sind 
g'fvrligi  [gefährliche]  Nöchbere.  Ineichen.  F.,  Wueste 
[Husten]  und  Bud  [Krätze]  sind  bös  [schwer]  z'  ver- 
berge", ebd.  —  Aberglauben:  Wenn  men  i  's  F. 
speuzt  [spuckt],  chunnt  me"  Bifeii  über  [bekommt  mau 
Hautausschlag]  B;  ZWl.  Numme  der  Tüfel  speut  i  's 
F.  B.  Wenn  men  i  's  F.  brünzlet  [pisst],  so  chunnt 
me"  Blöteren  [Blattern,  Hautblasen]  über.  Sulger. 
Wenn  das  F.  knallt  oder  knistert,  so  schliesst  man 
auf  Regen  oder  Wind. 

Mhd.  fiuirer.  Üc-r  Plur.  mit  zugesetzter  Eiuliing  -er  audi 
im  Elgg.  Herrsch.-Recht  1535  (,fürer');  bei  HBull.  157-2 
(,Da  wuiilend  waehteu  gestellt  und  vil  fhiiwrer  gemacht.') 
u.  bei  AKiiugl.  G.  B.  (,Al]o  feurer  der  weit.').  —  3  d.  ,Für 
lüten'  bezieht  sich  auf  die  Tageszeit,  da  man  Feuer,  d.  i. 
Licht,  anzündet.  —  4  e.  Die  KA.  vom  F.  im  Elmua,  in  Hol- 
land, historisch  mit  Bez.  auf  die  Kriegsführung  der  Fran- 
zosen unter  Ludwig  XIV.  in  jenen  Gegenden  zu  erklären, 
deren  Schrecken  durch  das  Gerücht  den  Rhein  hinauf  bis 
in  die  Schweiz  gedruugen  wäre,  ist  nicht  wahrscheinlich  und 
auch  nicht  notwendig  (doch  vgl.  auch:  ico  m«  »u  anyatlig, 
brönnt  's  uppe  im  Elsiaf  B);  jedenf.  wäre  jene  Erinnerung 
später  erloschen,  da  mau  sich  mit  den  nähern  und  damals 
nicht  betroffenen  Orten  Basel,  Schwarzwald  und  zuletzt  sogar 
AaBaden  begnügte,  (Vgl.  ähnlichen  Wechsel  z.  B,  in  dem 
Kinderliedc  von  den  drei  Marien  usw.)  Im  Schwarzwald 
selbst  wird  im  selben  Sinn  abwechselnd  mit  t7»i»  auch  der 
benachbarte  Hegau  (Heißl  genannt.  Ohue  Ortsangabe  sagt 
man  gleichbed.   frz.   i'nt  cru  rmr  :ni    vhtmddUs!   it.   vedere  le 


stelle,  und  es  ist  ja  ganz  natürlich,  dass  man  in  der  deutselieu 
Schweiz  zur  Bezeichnung  der  Ferne  den  einzigen  einheimischen 
Strom  gewählt  hat,  auf  dem  man  zu  Schiffe  ins  Ausland 
gelangen  kann.  Verwandte  R.\A.  sind:  Hast  y'eeh  lüchte", 
rücke"  [rauchen],  womit  man  auf  eine  überraschende  Kund- 
gebung aufmerksam  macht;  und  er  hat  mi'''  g'schiittkt,  !''• 
ha"  gmcint,  i'''  miies  min  Chopf  im  Elsiss  unna  suechc'  Z.  — 
In  dem  angeführten  Aberglauben  erblicken  wir  einen  Rest 
der  alten  Scheu  vor  dem  Elemente  als  einer  heiligen,  aber 
eben  dämm  auch  furchtbaren  Macht. 

Aglen-Für:  Feuer  auf  dem  Felde,  in  dem  Aglen 
(s.  Agne  Sp.  127/8)  verbrannt  werden,  bes.  im  Herbst, 
eine  Freude  der  Jugend  ZDättl.  Vgl.  Herdöpfel-F. 
—  Alp-:  am  Abend  vor  der  Alpfahrt  auf  einer  weithin 
sichtbaren  Ecke  eines  .Maiensässes'  an  einer  aufge- 
steckten Tanne  entzündetes  F.  GnPr.  —  In-:  kleines 
F.  im  Ofen,  wenn  man  nur  schwach  heizen  will.  Nur 
es  I.  machen  BO.  —  Anton is-:  eine  verzehrende 
Krankheit,  gegen  welche  der  h.  Antonius  (s.  Sp.  351) 
angerufen  wurde,  ,Eine  sehr  bedeutende  Krankheit 
unter  den  Sehweinen  auf  den  Alpen  des  Gl  Grosstals. 
N.  erklärt  diese  Krankheit  für  ein  bösartiges  Schar- 
lachfieber (febris  erysipelatosa  maligna),  auch  Rotlauf, 
Rose  oder  das  StAntoniusfeuer  genannt,  welche  mit 
der  sogenannten  Plag  oder  mit  dem  Milzbrand  sehr 
nahe  verwandt  war.'  Alp.  1821,  304.  ,Ignis  sacer, 
SAntonis  feur  oder  die  brennend  raach,  Pusula,  ein 
böser  umbfressender  schad  mit  vil  bläterlinen,  wilde 
und  hitzige  zittermal;  etlich  nennend's  SAntonis  feur 
oder  plag  (raach).'  Fris.;  Mal.  ,Es  sollen  Zeugen 
verhört  werden,  welche  schwören  sollen,  dass  Gottes 
Rache  und  das  h.  A.-F.  sie  verderben  möge,  wenn  sie 
falsch  zeugen.'  1574,  .\bsch.  Vgl.  Für  ä.  —  Herd- 
Öpfel-:  von  der  .Tugend  am  Schluss  der  Kartotfelernte 
aus  den  Stauden  der  Pflanze  entzündet  Sch;  Z.  Vgl. 
Aglen-F.  —  Oster-:  eines  der  vom  Volke  seit  alter 
Zeit  veranstalteten  Jahrzeitfeuer;  s.FürSe  (also  ohne 
Beziehung  auf  das  christliche  Fest,  ausser  so  weit 
diesem  selbst  ein  um  die  selbe  Zeit  geübter  heid- 
nischer Brauch  zu  Grunde  lag).  In  AaEIit.  wird  am 
Ostermorgen  zwischen  7—8  Uhr  das  auf  dem  Kirchhof 
entzündete  F.  vom  Pfarrer  gesegnet;  jede  FaiuiUe 
lässt  dabei  etwa  ein  Scheit  anbrennen  und  bewahrt 
es  als  segenskräftig.  Im  BAmt  Delsb.  verbrannte  (nm 
1822)  der  Pfarrer  in  dem  O.-P.  ein  Neues  Testament 
(um  das  F.  segenskräftig  zu  machen V),  und  sein  Scheit 
nicht  anbrennen  zu  dürfen,  galt  als  Strafe. 

Feg-,  Feck-  AABb,  (rf);  LE.;  S  (rf).  Meinst  gäng 
no  [immer  noch],  dass  e  Hell  und  F.  sind?  LE.  Vor 
eile  tüsig  Jöre  ist  weder  Hell  nc''  F.  g'si".  Schild. 
Us  "em  F.  i'n  Himmel  AABb.  's  ist  e  Sei  us  ''em  F. 
erlöst  (auch :  i"'"  Himmel  y'lüpft  S)  worde",  wenn  eine 
alte  Jungfer  heiratet  L  (Egli),  aber  auch  (mit  Var. 
en  Sclmider),  wenn  zwei  Personen  im  selben  Augen- 
blicke den  selben  Gedanken  äussern  Sch;  Z. 

Die  Ausspr.  mit  k  weist  auf /ct-fon  entw.  i,  S.  v.  .flackern', 
sich  hin  und  her  bewogen  (s.  ffHen  II  Sp.  731)  oder,  so 
weit  es  mit  e'  gesprochen  wird,  von  ,prUfen'  (s.  Sp.  726). 
da  ja  das  F.  ein  Läuterungsprocess  sein  soll.  S,  auch  Ftjc-F. 
—   Zu  der  obigen  RA,   vgl.  Sd. 

Vor-  Bs,  Für-  ZZoll.,  Für-  Aa:  das  nach  be- 
endigtem Heizen  des  Backofens  aus  den  unter  dem 
Loch  desselben  (also  vorn,  s.  cwr)  zsgescharrten  Kohlen 
unterhaltene  kleine  F.,  das  entfernt  wird,  sobald  das 
Brot  eingeschoben  ist  und  bevor  der  Ofen  geschlossen 
wird.    Svn.  Blas-  (Blech-)F.    Vgl.  ,das  Brof  28.   's  hat 


i 


945 


Fiu-,  fer,  lir.  (nr,  für 


946 


lustig  e  V.  g'lället  im  Ofeluch,  'ass  d'  Hitz  nit  het 
ehihme"  ver/iiege".  Breitenst.  1864.  —  Verfassi"gs-: 
;  zur  Erinnerung  an  die  Annalime  der  Verfassung  des 
Kts  B  am  31.  Juli  1830.  Auch  Jakobs-F.  genannt 
(s.  d.)  und  später  auch  auf  die  Verfassung  vom  Jahr 
1846  bezogen.    Die  urspr.  zur  Feier  des  Hochsommers 

■  üblichen  Feuer  (vgl.  Johannen- F.)  wurden  um  einen 
Monat  verschoben  und  auf  Termine  der  politischen 
Geschichte  gerichtet.  Die  Kinder  in  den  Dörfern 
schaaren   sich    zu  Umzügen  mit  Papierlaternen  udgl. 

'  zusammen.  —  Mitte-Fasten-:  Fastnachtfeuer  in 
'  der  Mitte  statt  im  Anfang  der  Fastenzeit.  So  in  Obw, 
!  wo  man  um  eine  grosse  Tanne  herum  Schilfrohr  band 
1  und  es  anzündete.  Auch  in  LG.  wurden  die  Fast- 
nacht-F.  bisweilen  erst  um  Mittefasten  abgebrannt. 
;  LtiTOLF,  568/64.  In  Ndw  auch  einfach  Faslen-F.  ge- 
nannt.    Vgl.  Öster-,  Märzen-,  Fasnacht-F. 

I        'S&-L-:  =  Feg-F.    ,[Dass  man  für  die  armen  Seelen 

Nichts  zu  tun  brauche]  dann  liein  f.  nüt  wäre,  denn 

Gott   hat   uns  all   mit   sym   tod   erlöst!'    Anhang   zu 

,    EuLlB..  Chr.  —  Dieses  Fex-  viell.  nicht  von  ,fegen',  sondern 

,  ÜDiduutung  von  lat.  vcxarc,  vgl.  bern.   Fitr  m.,  Verweis. 

!        Flöh-:    ein  neben  dem  eigentlichen  Fascnacht-P. 
(  entzündetes  kleineres  BsPfetf. 

Flack-:    Strohfeuer.     Nw  so  es  F.,   dm  git  nild 
:  heiss  Z.    —    Zu  flackern,  schnell  aufflaiimien. 
j       Friden-.     ,Flamma;  pacales,   fridenfeur,   fröuden- 
!  fenr.'  Fris.;  Mal.  —  Fridli-:  zu  Ehren  des  Landes- 

■  patrons  StFridolin   am   6.  März   auf  den  Höhen  ent- 
\  zündet  Gl;  s.  Für  3  e. 

I  Heid-:  1.  Feuer  auf  der  Heide,  aus  verdorrtem 
jGras.  Käsen  [?]  ZLunn.  —  2.  Rotlauf,  wandernde  Ent- 
i'  Zündung  Bs.  Vgl.  Für  3.  —  3.  =  Heiden-F.  i. 
I  Da  das  Fem.  ,Heide'  unserer  Sprache  sonst  fremd  ist 
ji  (»usgenommen  Heidberi,  entstellt  Heu-peri,  Heiti,  Heidelbeere), 
jSO  beruht  1  viell.  auf  Irrtum  oder  ümdeutung,  etwa  aus 
^dem  folg. 

I  Heide»-,  Heid-  Zo;  UwE.  (in  Bed.  4  neben  Haut-): 
\  1.  F.,  das  Heiden  anzünden,  z.  B.  Zigeuner.  ,Mit  den 
j  Zigeunern  und  Bettlern  im  Wald  bei  gestohlenen  und 
sjebettelten  Braten  und  Kuchen  um  ein  H.  herum- 
tanzen.' HPest.  1787.  F.,  das  aus  heidnischer  Vorzeit 
j stammt:  Fastnachtfeuer  Aa  (Rochh.);  s.  Oster-F.  — 
2.  grosses,  gewaltiges  F.  Z.  {Heiden-  in  abstr. 
i verstärkender  Bed.;  vgl.  Höllen-.)  —  3.  eine  um  sich 
^fressende  Hautkrankheit  [V].  Y gl.  Für  3.  Wenn 
[inir  nw  eini  [Fabrik]  ufclw  lönd,  se  fresset  s'  noh 
;[nach,  um  sich]  wie  's  H.  Stutz.  ,Macht  doch,  dass 
[die  G'rücht  nicht  weiter  um  sich  fressen  wie  das  H.- 
rebd.  Doch  an  beiden  Stellen  viell.  i.  S.  v.  4.  —  4.  das 
■iog.  Windfeuer,  d.  h.  die  Erscheinung,  dass  bis- 
weilen in  dem  am  Boden  und  an  den  Seiten  von 
;Pfannen  oder  Kesseln,  die  über  dem  Feuer  stehen, 
■haftenden  Russ  zahlreiche  kleine  Funken  entstehen. 
die  durch  einander  wimmeln;  die  Erscheinung  wird 
;meistens  als  Vorzeichen  von  Witterungswechsel,  Ein- 
treten von  Wind  od.  Regen,  betrachtet  SchwE.;  UwE.; 
iK«;  Z.  Vgl.  füren  3,  heidfüren,  fürig.  's  hat  Heide  f. 
y/to"  a"  der  Pfanne,  's  diit't  ttf  Sturm  und  Wind. 
Btdtz.  In  GStdt  sagt  man  von  den  wimmelnden  Glüt- 
-■hen:  der  Mesmer  hisorget  d'  Lütli;  ähnlich  in  Z  beim 
Verglimmen  von  Papier:  d' Liit  gönd  iis  dr  Chile 
Kirche]. 

St'hweiz.  Idiutii  111  I.  7. 


Bed.  3  kann,  wie  4,  auf  der  Ansicht  beruhen,  dass  die 
betr.  Auffassung  des  F.  eine  heidnische  Grundlage  habe;  doch 
k.inn  Heiden-  bei  3  auch  die  Bed.  von  .verflucht,  verderblich' 
haben  wie  lat.  ,sacer'  in  der  Benennung  ,ignis  sacer'  für 
,Antonius-F.'  Vgl.  auch  Heil-F.  Die  mit  4  verbundene  Vor- 
bedeutung stürmischen  Wetters  mag  zunächst  darin  begründet 
sein,  dass  die  Seelen  und  die  ihnen  vwdtn  elbischon  Geistor 
teils  als  Lichter,  teils  als  Lufthauche  gedacht  wurden;  es 
konnte  also  die  Lichterscheinung  auch  eine  Luftströmung  zur 
Folge  haben,  ähnlich  derjenigen,  welche  nach  dem  Volks- 
glauben durch  einen  erhäugten  Menschen  bewirkt  wird,  dessen 
unselige  Seele,  in  das  Luftreich  zurückkehrend,  demselben 
ihre  stürmische  Bewegung  mitteilt,  und  entsprechend  der  Be- 
deutung des  V?ilden  Heeres  als  Sturmwind  und  Geisterschaar. 
Heil-:  Hautausschlag  auf  der  Hand,  den  man 
durch  Zaubersprüche  vertreiben  zu  können  glaubt  BO. 
Gemäss  der  Aum.  zu  Heiden-F.  kann  Heil  in  dieser  Ver- 
bindung auch  ,Unheil'  bedeuten;  aber  viell.  ist  geradezu  an 
Heilbarkeit  zu  denken. 

Hölle-:  grosses  F.  Z.  Vgl  Heiden-F.  2.  Ir  sölled- 
mer  es  H.  in  euerer  Chuchi  usse  ha",  so  heiss  ist  die 
Suppe.  Es  H,  icie  wenn  er  tcetted  e  Hex  brate"  Z. 
Hengert-.  ,Am  Abend  zünden  die  Älpler,  wenn 
es  Nacht  wird,  mitten  in  der  Hütte  das  Hengertfeuer 
an.'  Gb  Kai.  1872.  —  Hemjat  (Heimgart)  =  Abendbesuch, 
-gesellschaft. 

Hau(p)t-  s.  Heiden-F.  —  Rxiatev-Fürli":  Feuer, 
welches  die  das  Vieh  hütenden  Knaben  im  Herbst  auf 
der  Weide  machen,  zum  Zeitvertreib  oder  um  sich 
dran  zu  wärmen  Th.  —  Johannes-Pur,  Santjohanns- 
BS.,  Johanni-  W :  urspr.  zur  Feier  der  Sommersonnen- 
wende, in  allen  deutschen  Landen  und  noch  weiter, 
seit  alter  Zeit  üblich;  im  Kt.  B  mit  veränderter  Zeit 
und  Bedeutung  in  Jalwbs-  und  Verfassungs-F.  ver- 
wandelt, s.  dd.  —  Jakobs-:  im  Kt.  Bern  an  die  Stelle 
der  (mehr  bei  den  Katholiken  üblichen)  Johannes-F. 
gesetzt  und  auf  das  Andenken  der  siegreichen  Schlacht 
bei  Vilmergen  ('25.  Juli  1712),  später  auch  auf  die 
Annahme  der  neuen  Verfassungen  in  den  Jahren  1831 
und  1846  (im  letztern  Fall  mit  halb  scherzhafter 
Nebenbeziehung  auf  den  dabei  hauptsächlich  tätig  ge- 
wesenen Staatsmann  Jakob  Stämpfli)  bezogen ;  s.  Ver- 
fassungs-F. —  Kuchi"-.  ,Bei  uns,  wo  das  Feuer 
auch,  das  wir  brauchen,  niclit  elementisch,  sonder 
nur  Kuchifeuer,  ein  angezündeter  Flamme  oder  Luft 
ist,  kann  es  nicht  änderst  sein,  dann  dass  die  bei  uns 
scheinenden  Element  einen  immerwährenden  Streit 
miteinanderen  haben.'  JZiegler  1647.  —  Kriden-: 
Signalfeuer  bei  Ausbruch  von  Krieg;  s.  Für  3  a  und 
Lärm-F.  ,Dass  die  wehrfähige  Mannschaft,  sobald 
das  Krydenfür  und  das  Krydengeschütz  angegangen, 
bewaffnet  an  die  bestimmten  Plätze  ziehe.'  1543,  Absch. 
-  Mhd.  knde  f.,  Kriegsgeschrci,  Losungswort;  zu  frz.  crier. 
Laub-  in  der  R.\.:  Es  göd  umme  wie  nes  L.,  ent- 
stellt aus  dem  gleichbed.  Lauf-F.,  mit  Ümdeutung  auf 
ein  F.,  das  etwa  nach  Art  eines  Waldbrandes  in  dürrem 
Laub  entstehen  und  um  sich  greifen  könnte.  —  Lärm-: 
Kriegssignal,  s.  Krlden-F.  Und  wenn  de  Find  i'  's 
Land  l"fallt,  Und  's  L.  uf  de  Firne  wallt.  Minn.  1836. 
—  Baumer-Märt-:  F.  am  Tag  vor  dem  Jahrmarkt, 
der  in  ZBauma  je  am  ersten  Freitag  des  April  Statt 
findet.  Auch  diese  Feuer,  zunächst  eine  Fortsetzung 
der  Fastnacht-F.,  sind  ein  Rest  der  zur  Feier  des 
Frühlings  üblichen  F.  Vgl.  Öster-,  Märzen- F.  — 
Märzen-:  einer  der  Namen  für  die  Prühlings-F.  ,By 
den  Passnacht-  und  Merzen  füreren  wirt  vil  wuols  und 


947 


Far,  fer,  Hr.  l'or.  für 


ergerliclic  Sachen  mit  tanzen    und  in  andere  weg  ge- 
triben.'   Z  Mand.  1001. 

„Mott-,  Mutt-Für:  Schmauchfeuer  in  ausge- 
stochenem und  aufgeschichtetem  Basen."  Syn.  Mott- 
Hüfen.   —   Motten,  schwelen;  Muite,  ausgestochener  Rasen. 

Fasnacht-:  bis  auf  heute  in  den  meisten  Kan- 
tonen (also  auch  reformierten)  üblich  (nur  an  ver- 
schiedenen Tagen,  doch  meist  am  Abend  des  ersten 
Sonntags  der  Fastenzeit,  in  Ap  am  sog.  Fiinkensonntafß, 
s.  d.)  und  bes.  ein  Fest  für  die  Jugend.  Mit  dem 
Abbrennen  der  Fasnachtfeuer  sind  d'  LiechtK  fiirt- 
g'schickt,  d.  i.  hört  die  .\rbeit  bei  Lichte  für  einmal 
wieder  auf  ZO.  Die  Knaben  haben  Holz  dazu  von 
Hause  mitgebracht  oder  vorher  herumziehend  vor 
andern  Häusern  gebettelt,  wohl  auch  gestohlen.  Das- 
selbe wird  auf  einer  Anhöhe  um  eine  Stange  oder 
Tanne  herum  aufgeschichtet  und  bei  Einbruch  der 
Nacht  angezündet.  Die  Jugend  tanzt  unter  Jubel- 
geschrei um  das  F.;  auch  werden  glühend  gemachte 
Scheiben  (s.  Schiben)  unter  Ausruf  von  Wünschen  in 
die  Luft  geschleudert  (ZBachtel,  Regensd.).  Sind  die 
letzten  Funken  des  Feuers  verglüht,  so  kehrt  die 
Jugend,  alte  Lieder  singend,  ins  Dorf  zurück  (ZSth.) ; 
die  altern  Bursche  und  Mädchen  schwärmen  die  Nacht 
durch  (S).  In  AABb.  gilt  der  Spruch :  Wenn  's  F.  vum 
(htifinä  zie''t,  so  häd  me'  's  Jör  ditre  vil  Oberwind. 
Im  IjG.  war  die  Jugend  beim  F.  früher  z.  T.  ver- 
mummt und  mit  Kesseln,  Peitschen  und  Schellen  ver- 
sehen. Auf  dem  Pfahl  oder  Baum  war  eine  Stroh- 
puppe (,Hexe')  angebunden,  welche  mit  verbrannt 
wurde.  Auch  wurden  mit  Stroh  umwickelte  alte  Räder 
angezündet  und  bergab  gerollt  und  sprang  man  über  die 
zssinkende  Flamme  des  Holzstosses  hinweg.  In  alter 
Zeit  wurde  das  Feuer  auch  in  der  Stadt  entzündet, 
auch  nachdem  in  Folge  davon  im  Jahr  1.508  eine 
Feuersbrunst  entstanden  war.  Im  Jahr  1.596  wurden 
die  mit  dem  F.  verbundenen  Missbräuche  auf  dem 
Lande  verboten,  ebenso  wieder  1742  (natürlich  ohne 
Erfolg!).  LüTOLF  S.  563.  Klagen  über  Verwüstung  von 
Wäldern  durch  Ausbeutung  derselben  für  F.  werden 
in  Z  z.  B.  aus  dem  J.  157.3  laut.  Der  Weibel  wurde 
angewiesen,  den  Knaben  für  jenen  Zweck  Etw.  ver- 
abfolgen zu  lassen.  Im  J.  1569  vergleicht  LLäv. 
schweifende  Irrlichter  mit  den  Fackeln,  welche  Kna- 
ben bei  den  F.  hin  und  her  schwingen,  und  noch  1670 
heisst  es:  .Gleichwie  die  jungen  Gesellen  zu  Anfang 
der  sog.  Fasten  mit  ihren  angezündeten  Fackeln  bei 
ihren  F.  etwann  von  allen  Seiten  her  zusammen  kom- 
men, etwann  sich  wieder  verstreuen,  etwann  auch 
samtlich  einen  langen  Reihen  machen'  usw.  In  einem 
B  Mandat  von  1628  werden  die  F.  sammt  den  Mum- 
mereien .heidnisch'  genannt  und  verboten;  1790  in 
AASarm.  das  nicht  immer  ehrbar  abgelaufene  Ver- 
gnügen abgestellt.  Laut  vMoos  ,liefen  unsere  Alten, 
wie  die  Kinder,  den  F.  nach'.  —  Nu-:  1.  zunächst 
die  neue  Gestalt  der  Schiessgewehre,  d.  h.  Percussions- 
gewehre  (mit  Zündkapseln  statt  der  frühern  Feuer- 
steinschlösser) Z;  a.  Für  3  f.  —  2.  scherzhaft  bildl.: 
die  Hosenschlitze  gegenüber  den  Lätzen  der  altern 
Tracht  Z;  Syn.  Geschirind-F.  —  Nacht-:  F.,  das  in 
der  Nacht  (auf  Feuerstätten,  in  Öfen)  brennt,  oder  F.. 
das  bei  Nacht  ausbrechen  könnte,  nächtliche  Feuers- 
gefahr.? .Haben  .JGnH.  angesehen  [beschlossen]  von 
des  Nachtfüers  wegen:  wann  Nachts  Wind  gand,  dass 


die  Geordneten  sond  üfstan  by  iren  Eiden  und  uf  die 
Gassen  gan,  bis  der  Wind  gestellt  wirt.'  1497,  JKdTholi, 
1848.  Ebenso  ,und  in  jeklichem  Hüs  die  Menschen; 
wecken  und  inen  bevelchen,  jeglichs  in  sym  Hns  zum 
Für  ze  luogen.'  1501.  ebd.  —  Baichen-:  das  von 
den  Fischern  zum  nächtlichen  Fang  der  Baichen  an- 
gewendete F.  L. 

Blech-Fürli:  das  F.  vorn  in  grossem  Backöfen 
zu  Beleuchtung  derselben  beim  Einschiessen  der  Brote 
ApK.,  M.  Vgl.  auch  Vor-F.  —  Wahrsch.  entstellt  aus 
Bliit-  und  nnigedeutet  auf  den  blechernen  Ofenlochverschluss. 

Bläs-Für:  1.  =  Blechfürli  ZO.  Syn.  Vorfür. 
Nach  anderen  Angaben  soll  es  das  Entweichen  der 
Hitze  während  des  Einschiessens  verhindern.  .Feuer 
von  leichtem  Holz,  welches  man  vor  einem  geschlos- 
senen Backofen  brennen  lässt,  um  dem  Brot  eine 
schöne  Bräune  zu  geben.'  Spreng;  vgl.  blasen.  — 
2.  das  grosse  F.  im  Backofen  ApK.   —   Blas,  Feuerbraud. 

Herd-Platten-:  Feuer  des  Herdes,  bildl.:  .Aber 
ach  wie  leicht  mischet  sich  ignis  foci,  fremdes  Herd- 
blatten-Fcur  und  der  kalte  Brand  eigener  Passiouen, 
under  ignem  arae,  das  Feur  des  göttlichen  Heiligtums!' 
Mise.  T.  1722.  —  Schön-:  Brand,  der  zur  Ausreutung, 
Säuberung  (Schönen)  des  Bodens  veranstaltet  wird 
aScHW.  —  Geschwind-  s.  Nil- Für.  —  Trott-:  F.. 
das  Nachts  bei  der  Trotte  [Kelter]  unterhalten  wird. 
RnErNSCHNAKEN.  —  Wacht-.  Im  J.  1656  wurden  in 
dem  Rapperswylerkrieg  73  Klafter  Holz  ,us  Bevekh 
m.  gn.  Herren  zu  den  Wachtfüren  in  diseni  Wald  wet^- 
genommen.'  Hotz,  Urk.  —  Wild-:  1.  die  unter  J'i?/,:' 
bezeichnete  Krankheit.  .Das  wildfür  ze  löschen.'  XV., 
L  Hdschr.  .[Spatzenkaat]  mit  seh weinsch  malz  aufge- 
strichen benimpt  die  hauptsucht  und  bricht  das  wild- 
feur.'  VoGELB.  1557.  ,Das  schmalz  des  baren  ist  vast 
guot  zum  wilden  feur.'  Tierb.  1563.  —  '2.  Windfeuer 
(s.  Heiden-Für  4)  und  aus  diesem  Worte  umgedeutet y 
Irrwische  V  ,Er  sei  wandelbar  wie  Wildfeuer,  von 
einem  Ort  zum  andern  wie  ein  Hase.'  UBrähg.  178'2. 

Werr-Für  n.  Z,  Werre-Füri  ScHwMa.,  Twer-FiUi 
n.  GSa..  Werr-Fuli  n.  Gi.  (neben  -Färi),  Twer-Fidi 
GG.,  Tuer-Fili  GA.:  1.  Maulwurfsgrille,  Erdkrebs  Gl: 
G;  Z.  Syn.  Kornferli;  Eossmörder.  —  2.  Engerlinsr 
unter  der  Haut  des  Rindviehs  ZWäd.     Syn.  Inyer. 

Betr.  den  ersten  Teil  des  W.  s.  das  gleichbed.  einfache 
Werre.  Dass  der  zweite  Teil  das  W.  .Feuer'  sei,  ist  sehr 
zweifelhaft,  und  die  Form  mit  /  vidi,  nicht  Umdeutung  oder 
Dissimilationsforni,  .sondern  das  Ursprüngliche.  Das  vorge- 
setzte t  aus  dem  Art.  angewachsen  unter  Anlehnung  an  lief/, 
zwerch. 

Zwang-:  als  Zaubermittel  im  Crinünalprocess. 
,|Die  Pfarrer  verboten,]  dass  man  keine  zw.  (sind 
noch  in  60  jaren  gebraucht  worden)  anrüsten  und 
damit  die  misstäter  an  das  liecht  ze  bringen  under- 
ston  sollte,  wie  bei  unserer  vätter  Zeiten  noch  vor 
banden  gwesen,  da  aberglöubig  leut  vermeinen  wellen. 
man  könne  über  ein  hell  feur  weiss  was  henken  und 
darzuo  etliche  wort  sprechen  und  streich  tuou,  dar- 
durch  ein  menseh  etwas  ze  tuon  oder  ze  lassen  ge- 
zwungen werde.'  Vad. 

füre":     1.  Feuer    machen    (anzünden    und    unter- 
halten) im  Ofen    (heizen,  Syn.  in-f.)   oder  Herd  (vgl.      ]■ 
an-f.).   allg.     D'  Stube"  ist   heiss,   er  händ   [ihr  habt]     j'' 
fjiiet  (/'füret  Z.    Se  wit-me"  füret  und  chochet.  auf  der      I  ' 
ganzen  bewohnten  Erde.  Sti'Tz.    lüldl. :  P'^'m  undef'-- 


i 


Far,  f(>r,  lir,  lur.  für 


950 


Loch  f.,  ihn  von  seinem  Platz  vertreiben  AxElir. 
(wahrsch.  hergenommen  von  der  Fuchsjagd).  —  2.  mit 

i  Fcnergewehr  schiessen  Z.  Bildl. :  Uf  Eine''  f.,  mit 
Steinen  nach  Einem  werfen;  auch:  mit  Worten  schmä- 
hen. Id.  B.  —  3.  Empfindung  des  Brennens  ver- 
ursachen: a)  von  geistigen  Getränken.  De''  'H't" 
füret  im  Hals  Z.     Der  Branäivl"  firot,  we"'-mu''-nii 

'  [ihn]  schlickt  [schluckt]  W.  's  füret  wie-n-en  Sihe- 
chet^er  diir  d'  Halsröre"  ab.  Stutz.  Geist  liaben  Ar  f. 
—  b)  von  schmerzenden  Körperteilen,  jucken,  zucken. 

;  Das  hat  y' füret!   z.B.  bei   der  Abnahme   des   ersten 

'  Verbandes  einer  Wunde    „Vw;  Zg;"  Z.     Das  Sempf- 

[  Pflaster  firot,  dass  i-sus  [es]  nivime  erlidw  mag  W. 
Da'  füret  Ei''mt  z.B.  bei  Schlägen  auf  die  Finger- 
spitzen. Sui-oER.    Es  füret  doch  verflnecht,  sagt  Einer, 

I  der  mit  dem  Kopfe  gegen  einen  Andern  gestossen. 
Stütz.  Es  füret-mer  i"  de"  Fingere"  Aa.  Mini  Füess 
färed  ganz,  wil  V''  vorher  so  g' fröre  ha"  dra"  Z.  Es 
füret-mer,    ich   empfinde   Hitze,    Entzündung   BSi.  — 

,  I.  (trans.)  erhitzen.  .Ein  ysen,  so  es  gefüret  wird, 
brennt.'    Zwingli.  —  5.  glühen,    vom  Russ    an    der 

■  Pfanne,  i.  S.  v.  Heiden-Für  4  und  heid-füren.  Di 
Pfanne  tuet  /.,  es  git  schlechts  Wetter  W.  —  (j.  (un- 

•  pers.l  blitzen  AAEhr.;  W.  Es  hat  die  ganz  Nacht 
'  (ffüret.  Ahnlich  von  subj.  Lichtempfindung  i.  S.  v. 
1  Für  4  e.  I'''  hä"  dr  Ghopf  so  ang'schlagu",  dass  's-mer 
\  vor  den  Augu"  g'ßrot  hat  W.  —  7.  erhitzt   sein. 

■  a)  ,von  körperl.  Anstrengung,  z.  B.  laufen."  Urne  f., 
!  hastig,  ungestüm  herum  laufen  G;  ScuSt.  De''  Letst 
'  ehunnt  g'schnüfig  [atemlos]  ine  z'  f.  Z  (ESchünenb.). 
l;  —  b)  von  Zorn:  toben,  heftig  werden,  in  Zorn  aus- 
ji  brechen.  D'er  hat  g'flret .'  Uw.  Vgl.  Für  4  c.  d.  — 
j  Mbd,  fiureii,  feurig  sein,  -werden,  -machen. 

Iüf-:  in  Zorn  geraten  Ai'.  Vgl.  üf -hrennen.  — 
a"-:  1.  F.  anzünden  B;  G;  Z.  S.  «w  Sp.  256,  Anni. 
I  —  2.  sich  antrinken  UwE.  Er  isch  a"g'fürt,  hat  einen 
(Rausch  BBris).  —  3.  zum  Zorn  reizen  L  (Ineichen); 
'jUwE. ;  intr.,  Händel  stiften  L  (Ineichen).  Wenn 's 
fa'g'füret  isch,  so  brümit  's.  Schild.  —  i"-:  1.  ein- 
heizen Ap;  Bs;  B;  G;  Uw;  Z.  Auch  trans.,  z.B.  Bü- 
scheli  [Eeisbündel]  i.  GA.  —  2.  (unpers.)  von  herr- 
schender Sommerhitze.  Es  firot  In  W.  —  3.  sich  durch 
i  Essen  und  Trinken  erwärmen  Uw;  bes.  aber:  tüchtig 
(und  zu  viel  trinken,  sich  betrinken  Bs;  „L;"  GA.; 
^  ScB.  —  4.  ei"m  l. :  a)  ernste  Vorstellungen,  Angst 
'machen  Bs;  ZO.  Hyn.  d' Höllheiss  mache;  under-f.2; 
jZue-f.2;  zünden.  —  b)  verklagen,  Verlegenheiten  be- 
!  reiten,   indem   man   ungünstig   über   ihn   bei   Andern 

•  spricht  GA. ;  Z  W3'la.  Syn.  z'  bösfesjt  reden.  —  u  n  d  e  r  - , 
lUndere-:    1.  Feuer  unter  Etwas  legen   B.  —  2.  mit 

Dat.  P.,  anreizen,  antreiben,  aus  Trägheit  aufjagen  B. 
Durch  Verweis  abhalten  Etw.  ferner  zu  tun  B;  FMu. 
Vgl.  IM-,  ztie-f.  —  er-:  erheizen,  d.h.  durch  Heizung 
)  hinlänglich  erwärmen.  Ma"  mag  d'  Stoba  gad  fast 
\nüd  e.  Ap.  —  vor-:  den  Backofen  einige  Stunden  vor 
dem  Einschiessen  des  Brotes  halb  heizen  ZPisch.  — 
heid-  heut-:  1.  glühen,  Funken  sprühen  im  S.  von 
füren  3  und  Heid-Für  4.  D'  Pfanne  hed  hined  [diese 
^Nacht]  g'heutfüret  Schw.  —  2.  wetterleuchten  Schw. 
liSyn.  hitz-,  wetter-leiehen.  —  hüs-:  das  Gewerbe  des 
■.Hnsfürers'  betreiben;  s.  d.  —  mott-:  1.  sog.  Mott- 
haufen verbrennen;  s.  M.-Hüfen.  —  2.  übertr.  a)  in 
igrosscn  Zügen  rauchen  S.  b)  ein  Haus  in  Brand 
(Stecken  S.  —  zue-:  eigtl.  ein  Peuer  unterhalten, 
schüren;  Syn.  xue-schürgen.   Übertr.,  m.T>at..  ernstlich 


zureden,  zu  Etw.  crmahnen  oder  von  Etw.  abmahnen. 
Schi  heint-ra  [haben  ihr]  tichtig  zueg' firot,  dass  seht 
nithiratiin  selhi  W.  \g\.  in-f.  4  a;  under-f.  3.  ,Ignera 
ac  nniteriam  seditioni  subdere,  einem  aufruor  zuo- 
schürgen,  zuofheuren,  fürderen.  Barere  soninuin  alicui 
mero,  Eim  mit  trinken  redlich  zuof.  oder  zuoschürgcn, 
dass  er  entschlaft.'  Fris.;  Mal. 

Fürer:  Geschlechtsn.  Gl;  GT.  —  MM.ßumm;  der 
ilas   Fcner  entzündet  oder  unterhält. 

Hüs-  nannte  man  ehedem  diejenigen  Bäcker  in 
Bs,  welche  in  der  Stadt  selbst  wohnten  und  den  Bür- 
gern ihr  Hausbrot  zu  backen,  dabei  aber  nur  schwarzes 
Brot  zu  verkaufen  pflegten,  im  Unterschied  von  den- 
jenigen, welche  in  den  Vorstädten  oder  in  der  kleinen 
Stadt  wohnten  u.  nur  weisses  Brot  verkauften.  Spreng. 
Im  XIV.  erscheinen  daselbst  und  in  Liestal  die  Bäcker 
in  ,Peilbäcker'  und  ,H.'  geschieden.  ,Die  brotbecken, 
es  sygend  husfürer  oder  andere  [nämlich]  weissbecken.' 
1411,  Stadtr.  Liestal.  Im  XV.  wurden  die  H.,  welche 
sich  angemasst  hatten,  auch  auf  Verkauf  zu  backen, 
wiederholt  in  Bez.  auf  Quantum  und  Qualität  in  ge- 
wisse Schranken,  i.  J.  1515  aber  wieder  durchaus  auf 
ihr  ursprüngliches  Gewerbe  zurückgewiesen.  Eine 
ähnliche  Einrichtung  taucht  im  XVI.  wiederholt  und 
gelegentlich  (wegen  Teurung)  in  Z  auf,  wo  inzwischen 
die  ,Foggenzer'  allmählich  aufhörten,  dem  ursprüng- 
lich gleichen  Zwecke  zu  dienen;  förmlich  organisiert 
aber  und  zwar  nach  dem  Basler  Muster,  tw.  mit  dem 
von  dort  entlehnten  Namen  (neben  Hüsbeclc),  wurde 
sie  1622/3  und  dauerte  in  dieser  Form  bis  M.  XVIII. , 
da  es  den  ,Pfistern',  d.  i.  den  bisherigen  ,Feilern' 
und  ,Foggenzern',  gelang,  durch  freiwilliges  ,Haus- 
feuern'  die  neuen  Zunftgenossen  lahm  zu  legen.  ,Die- 
weil  die  gemeine  Burgerschaft,  rych  und  arm,  sich 
l)ei  den  Hausbecken  die  Zyt  her  nit  übel  befunden, 
da  sollend  dieselben  fürer  belyben,  also  dass  monk- 
licher  den  Husfeureren  das  Brot  nach  wyters  ze  bachen 
geben  möge,  von  den  Mstr  Pfisteren  unverhindert. 
Welicher  aber  bei  den  Husfeureren  bachen  lassen 
will,  der  solle  das  Mehl  daheim  knetten  und  den  Teig 
zurüsten,  und  erst  alsdann  denselben  den  Husbecken 
bringen,  da  dann  hiemit  die  Hausfeurer  dheinen  Kun- 
den das  Mehl  wyters,  wie  etwa  vor  der  Zyt  be- 
schechen,  abnemmen  sollen,  inmassen  ein  soliches  an 
anderen  Orten  und  Stätten  auf  die  Formb  auch  ge- 
brucht  wird.  Was  aber  die  Würt  belanget,  was  sie 
für  Brod  ums  Gelt  verbruchend  und  den  Gästen  auf- 
stellend, das  sollend  sie  wie  von  Alter  her  by  den 
Pfistern  nemmen  und  kaufen.'  Z  Ratsverordn.  1623. 
.Diewil  besagte  boid  [2  mit  Namen  genannte  Bäcker] 
mit  Bachen  der  Burgerschaft  und  mit  dem  Husfüren 
(wie  man's  nempt)  anders  Nützit  [Nichts]  getan  dann 
was  MGnH.  inen  erlaubt,  so  sollint  ire  Schilt  in  die 
Zunfttafelen  widerumb  recht  getan  werden,  auch  si 
mit  wyterem  Bachen  und  Husfüren  bis  zu  Ustrag  der 
Sach  fürfaren  und  sie  beide  für  ehrliche  Meister  und 
Zünfter  gehalten  werden.'  ebd.  1625.  ,Dass  ernannter 
Grob  sich  eines  Gebächs  allein  gebruchen  und  hiemit 
nebent  dem  gemeinen  Bachen  und  Hausfeuren  kein 
sonderbar  Brod  bachen  und  verkaufen  oder  aber  hin- 
gegen des  Hausfeurens  sich  nit  gebruchen  mögen 
solle.'  ebd.  1631.  ,Diewyl  doch  das  Hausfeuren  kein 
Handwerch  ist,  diweil  gemeinklichen  die  Leut  den 
Winter  bachen  daheimen.'    1631,  Z  Arch.  z.  Weggen. 


(»51 


Par,  fer,  fir,  for,  für 


052 


Vgl.  noch  Fochenzer  Sp.  654;  Hüsbeck;  Ofenmann; 
Hüsbrod;  u.  s.  , Das  Brot' S.  142/9.  -  ,Wiss-':  Weiss- 
bäcker Bs,  s.  den  vorigen  Art. 

Fürete-  ScnSt.,  l'-F.  Ap  f.:  so  viel  Holz,  als 
man  zu  einmaliger  Heizung  braucht.     En  I.  Holz. 

Füri  m.:    rothaariger  Mensch.  Id.  B. 

Füri  f.:  Brennstoff,  Holz  für  Herd  und  Ofen  B 
(Zyro).  —  A"-:  kleines  Holz,  das  man  zum  Anzünden 
des  F.  braucht.  D'  A.  ist  cerläderet  [verlodert],  aber 
'.9  Für  ist  (loch  nid  a'g'gange  [aufgegangen]  BStdt. 

fürig:  1.  brennend,  glühend.  E  fürigs  Sclilt,  ein 
Feuerbrand  Gl;  Z.  En  f-e^  ilfo»",  es  f-s  Mannli  Ap; 
Bs;  B;  Scn  (Männli);  Z;  en  f-e  Ma"'  mit  eme  g'lam- 
pete  [herabhangenden]  Huet  GMels:  Irrlicht,  -wisch, 
gedacht  als  die  in  Feuergestalt  umgehende  Seele  eines 
unseligen  Menschen,  bes.  eines  Markfrevlers.  Syn. 
hrinniger  M.;  Für-M.;  Zünsler.  F-i  Männli  aber 
auch:  Glut  an  der  Pfanne  Bs;  -^gl.  füren  3,  heidfuren, 
Heidenfür  4  (bes.  der  Mesmer  und  die  kleinen  Leut- 
chen). Die  fürigi  Frau  heisst  ein  Kinderspiel  und 
in  demselben  das  in  der  Mitte  des  Kreises  der  übrigen 
stehende  Kind,  über  dessen  Haupt  jene  den  Saum 
seines  Kleides  mit  der  Hand  emporhalten,  bis  sie  ihnen 
von  einem  herumgehenden  Kind  heruntergeschlagen 
wird,  worauf  zuletzt  die  f.  F.  allein  steht  und  die 
weggelaufenen  andern  Kinder  suchen  gehen  muss  Aa; 
Syn.  , Königs  Töchterlein'.  En  /"-e"'  Ma",  ivo  [der] 
muess  g'löscht  si",  heisst  ein  Ehemann,  der  für  ein 
neugebornes  Kind  Paten  suchen  muss  ZWyla.  Vgl. 
Für  laufen  unter  Für  1  b.  Von  einem  solchen  sagt 
man  auch:  de  f.  Schöpe"  [Jacke]  a'^ha"  G;  Z  (Stutz), 
a'legge"  Z,  brüclie".  XVHI.,  Bauerngespr.,  im  fürige 
Schöpe'  laufe"  Z.  —  2.  leicht  heizbar,  von  einem  Ofen 
Ap.  Gegs.  un-  (ö-)  f.  —  3.  scharf,  brennend  auf  der 
Zunge  oder  im  Hals,  von  Gewürzen,  wie  z.  B.  Pfeffer 
Ap;  vgl.  füren,  von  geistigen  Getränken.  —  4.  rot- 
haarig B.  —  5.  zornig  L  (Ineichen).  -  6.  fürigi  Liebi, 
eine  purpurrot  blühende  Pflanze,  a)  Gauchheil,  Ana- 
gallis  phoenic.  Z;  Syn.  Bluetströpfli,  roti  Hennenäugli. 
b)  Tag-Lichtnelke,  Lychnis  chalced.  GSa.,  We.;  U; 
Syn.  Für-Nägeli.  —  7.  fürige''  Busch,  immergrüner 
Weissdorn,    CratKgus  pyracantha  (nach  II.  Mos.  3,  2). 

Mhd.  fiurec.  —  Der  Glaube,  (l.ass  die  Seele  Licht-  oder 
Feuergestalt  annehmen  könne,  ist  alt  »nd  weit  verbreitet; 
das  Feuer  ist  aber  bei  den  /.  Mannen,  verbunden  mit  der 
unstäten  Bewegung,  zugleich  Element  der  Qual,  statt  des 
hüllischen  Feuers.  —  Der  Grund  der  Benennung  die  f.  Frau 
ist  nicht  sicher  zu  erkennen.  Viell.  ist  sie  ebenfalls  Sinn- 
bild einer  zu  Unseligkeit  verdammten  Seele.  Bei  /.  i^ehüpen 
bezeichnet  /.  die  Eilfertigkeit  des  Laufens  oder  die  be- 
drängte  Lage. 

ge-fürig  g'ßrig  U;  W:  1.  siedend  heiss  BBr.;  U. 

—  2.  brennend;  en  g'flrige  Liechtstock  W.  —  3.  leb- 
liaft.  Es  g'f-s  Meitschi  W.  —  4.  zornig.  G'firigs  cho, 
zornig  werden,  in  jähen  Zorn -geraten  W.  Vgl.  Für  4  c. 

-  -  5.  bösartig.     JEs  g'f-s  Fell,  böses  Weib  W. 

für  in:  feurig.  ,Mit  einem  fürlnen  schwort.'  Hs 
ScBüRPF  1497.  ,Also  do  sy  lagen  geflochten  in  diser 
marter  und  sy  das  fürin  rad  triben  und  dis  gross  für 
hin  und  her  gewendet  ward.'  Ende  XV.,  Ant.  Z.  ,Mit 
fürinen  zungen  oder  flämmlinen.'  HBull.  1561.  ,Die 
äugen  glänzend,  als  ob  sy  feurin  wärind.'  Tierb.  1563. 
.Cffilestes  faces,  feurine  facklen.'  Fris.  , Fürin  mannen', 
Irrlichter.  LLav.  1569;  1670  (neben  .furig').  , Er  flam- 
met  wie    ein  füriner  schaub.'    Bossn.-(iOLnsoHM.     .Die 


flammen  flacken  heraus,    wie   feurene  Kunkeii.'    1707, 
HiOB.    —    Mhd.  fiunn. 

fürle":  kleine  Feuer  machen,  mit  solchen  sich 
vergnügen,  wie  viehhütende  Knaben  im  Herbste  tun  B. 

für  (fiir  Ar,  für  F;  P  It  Schott):  I.  Präp.  A.  mit 
.\ccus.  1.  räumlich,  a)  vor  Etwas  hin.  Der  Ober- 
länder stellt  geng  [immer]  eis  Bei"  f.  d's  andere,  geht 
beim  Bergsteigen  stetig,  abgemessen,  ruhig  BBe.  I<* 
mag  nümme  stige,  es  chunnt  vier  i"  d'  Bei"  und  f.  en 
Ate  aSoHW.  F''  göne  nii  f.  d'  Feister  e  ehli  goge  güggle 
[um  ein  wenig  zu  gucken].  Stutz.  Eim  der  Sack  f. 
d'  Tür  {de"  Bese"  f.  d'  Füess.  Spreng)  g'heie",  den 
Dienst  aufkünden  Bs.  Kei"  Blatt  f.  's  Mül  ne'.  ebd. 
.Will  er  nicht  mehr  nach  ihrer  Pfeifen  danzen,  so 
schnellen  sie  ihm  f.  die  Nasen.'  GoLi.  1741.  ,F.  den 
köpf  stossen.'  Hospin.  Eim  f.  's  Liecht  stö",  im  Wege,- 
hinderlich  sein.  Sulger.  , Deshalben  sy  uns  nit  f.  das 
liecht  stön  müessent.'  1596,  Zellw.,  Urk.  ,Lä  mich 
sten  f.  dich.'  Hadloub.  ,Dö  stuond  der  kaiser  üf  f. 
die  fürsten.'  Z  Chr.  1336/1446.  Oft  noch  mit  einem 
auf  das  Subst.  folgenden  Adv.  verbunden,  welches 
genauere  Ortsbestimmung  angibt.  Dö  stöt  si  asse  [so] 
f.  in  zue.  Stütz.  F.  den  Ofen  ane  stö  Ap.  De  [du] 
wirst  f.  mi'''  ane  chu"?  im  Vorbeigehen  bei  mir  an- 
kehren.  Stptz.  F.  's  Hüs  abe,  vor  das  Haus  hinunter; 
-äne,  hinaus;  -nohe,  bis  vor  das  H. ;  -ii-e,  vor  das  H. 
hinauf;  -sue,  bis  dicht  vor  das  H.  Aa.  F.  st''''  <(iie, 
vor  sich  hin  Bs;  Z.  (Fürsich,  vorwärts,  s.  sich.)  Du 
hast  nüd  f.  di  [vorwärts,  geradaus]  g'lueget.  MUsteri 
1827.  ,Ins  Kat  fällst  z'lest,  drum  f.  dich  lug.'  Wahrs. 
1675.  Aber  f.  sich  biegen:  für  sich  selbst  sorgen,  s.u. 
.So  gang  f.  dich  und  hab  wol  acht.'  Ruep  1555.  .Rieht 
f.  dich  [fahr  fort  in  deinem  Geschäft]  und  schwig 
klaffen!'  rief  Reding  in  Greifensee  dem  Scharfrichter 
zu.  EnLiB.  ,Swenne  si  f.  die  herberge  gat,  daz  die 
tragen  soll  ein  rotes  keppeli.'  1319,  Z  Ratserk.  ,Wenn 
pfant  f.  sie  [die  Schätzer]  kämen,  das  sy  die  schätzten.' 
1469,  UwE.  ,Knüwetend  wir  bcde  f.  den  brief  [Ab- 
lassbrief].' NMan.  ,Für  und  in  der  scheidlüt  ampt 
gehörend.'  1486,  Bs  Rq.  ,Sy  fuortend  in  f.  rat.'  1530. 
AposTELG.  .Doch  sollte  solicher  predikant  [bevor  er 
zum  Amte  zugelassen  wird]  f.  unsere  gelerten  ge- 
fertiget und  allda  vor  denselben  erkennt  [geprüft] 
werden.'  1529,  Absch.  ,A1so  namend  si  f.  mich  ir  ker 
[sie  zogen  an  mir  vorüber];  fuorend  dahin,  ich  was 
vast  fro.'  Salat.  ,Mit  dem  vech  f.  iro  mülle  hin 
gfahren.'  1603,  Ap  Jahrb.  ,Wer  dem  ewigen  das  zeit- 
liche vorziehet,  der  setzt  den  wagen  für  die  ross.' 
JMüLL.  1666.  ,Er  sihet,  dass  diser  Ratschlag  nichtig 
ist  und  er  seine  Räte  hinderfür  angefangen,  auch  den 
Wagen  f.  die  Ross  gespannet  habe.'  JHFXsi  1696. 
Das  Vieh  kommt  ,f.  den  Hirt',  wenn  es  zum  ersten 
Male  auf  die  Weide  getrieben  wird  GrD.  ,Im  somnier 
die  schwyn  lassen  gän  f.  den  hirten.'  1495,  G  Küchen- 
ordn.  ,Wann  man  das  vych  uslasst  und  f.  den  hirten 
trybt.'  Elgg.  Herrsch.-R.  1535;  ebd.  auch  gleichbed. 
,f.  d.  h.  schlän'.  ,So  wurd  täglich  [während  der  Be- 
lagerung] dz  vech  von  Zürich  uss  der  statt  f.  den  hirten 
uf  die  almend  getrieben  zuo  weiden.'  Edlib.  ,Zugent 
f.  die  statt  und  lägent  vor  der  statt.'  Z  Chr.  1336,1446. 
.Sy  schluogend  meng  hoch  gezelte  f  Murten  und  f. 
das  schloss.'  1476,  Mdrtenlied.  ,Man  würdi  unsern 
herrn  f.  ir  statt  fallen.'  1539,  Amtsrechn.  Grpn.  ,Un(l 
creh  der  Marsch  auch  noch  so  fern.  Selbst  f.  den  Feiml, 


953 


Kar,  for.  tiv.  («r.  l'iil' 


954 


so  tun  wir's  gern.'  Lied  von  1798.     ,P.  (die)  Hand 
neinen':    Etwas    vornehmen,    zur   Behandlung,    Be- 
treibung.   ,Er  käme  audi  darunib  gen  Ernen,  die  sach 
f.  h.  ze  n.,   die  aber  daselbs  nicht  vollendet  wurde.' 
1419,  Absch.    .Daselbs  sie  und  euch  er  kommen,  aber 
[abemials]  die  Sachen  f.  h.  ze  n.'    ebd.     ,So    wollend 
wir   nun  mer  die  selbig  [Regel]    f.  d.  h.  n.'    Güalth. 
1555.    .F.  d.  h.  n.,  capessere  aliquid;  raanura  admovere 
alicui.'    Hospin.     .F.  die  Hand   kommen-,    begegnen. 
,Nun   kombt  uns  aber  unser  wasserturn  widerumb  f. 
d,  h.'    ECts.     Auch    einfach:    ,f.   sich   nemen';    vgl. 
i\hd.  ,sich  Etw.  vornehmen'.     ,Der  nara   f.   sich,   von 
der  weit  ze  gän.'   DSchilling.     ,A1s  wir  aus   bitt   vil 
guetherziger    bewegt    [bewogen],    f.   uns    genommen 
habend,    beider   testamenten   alle    bücher    zesammen 
in  zwei  teil   ze  trucken.'    Bis.  1531.     ,Hett   sin    ersti 
predig  hie  tan  und  f.  sich  gnummen  den  evangelisten 
Mattheum.'  UMey.  1540/73.     .Ich  will  zum  ersten  die 
erschynung    Samuels    für    mich    nemmen    [d.  h.    zur 
Erörterung  vornehmen].'   LLäv.  1569  [.reden  von  der 
E.'  1670).   —  b)  an  Etw.  vorbei,  darüber  hinaus, 
:  ebenfalls  oft  mit  beigefügtem  Adv.;  vgl.  für-über,  -ms. 
F.  enand(er)  ane,  an  einander  vorbei  Bs;  Z.    Bildlich: 
F.  e.  use  dm,   sich   entzweien,    ebd.     I  hi  f.  in   ane 
(fgange  Z.     F.  's  Hiis  äne,  am  H.  vorbei  Aa.    Hand 
'  ir  de'  nüd  y'lcennt,  wo  f.  e«"*  dure  g' gangen  ist?  Stdtz. 
!  Wenn  [du]   im  Fall  [vielleiclit]   f.  e  Platzg  use   clio 
bisch  [um  die  Stelle  gekommen  bist],  so  channsch  zue 
mir  cho.    Joach.  1881.     F.   e»dnd  gä",   bei   einander 
'  vorbei  gehen  SchwMuo.  ;    z.  B.  die  bede  Brief  sind  f. 
\  enand  g'gange,  haben  sich  gekreuzt.     Wo  sind  ier  f. 
'■  enand  g'gange?    Ebenso  f.  enand  dure  gä",  sich  kreu- 
zen Z.     F.  enand  möge",  bei  einander  vorbei  mögen; 
■  z.  B.  die  zwei  Fiieder  hend  schier  nid  f.  enand  möge"; 
und  bildl.  im  Frieden  fertig  werden,  auskommen;  z.  B. 
j  die  zwe  Nachbure  mögid  schier  nid  f.  endnd  (dure) 
jiScBwMuo.    J^.  enand  dure  gä",  von  Handlungsweisen, 
!'  Grundsätzen :  nicht  zusammen  troften.  Gegensatz  bilden ; 
'  es  gilt  f.  e.  d..  wenn  Einer,  anstatt  dem  Verdienste  ob- 
'zuliegen,    lumpt  und  sein  Geld  vertut;   das  gut  (wlt) 
ff.  e.  d.,  macht   einen  (grossen)  Unterschied,   ist  fast 
'  das  Gegenteil ;  500  Fr.  rerspile"  oder  günne  [gewinnen] 
]göt  wit  f.  e.  d.  ZO.     ,Das  gehet  f.  obren,  haec  prfeter- 
'  Volant  aures.'  Hospin.    ,Er  muoss  län  red  f.  obren  gän, 
der  weit  g'spütt  sich  nicht  [län|  fechten  an.'  Emblem. 
'•  1622.    ,Wir  müssen  f.  sie  [die  Todten  auf  den  Kirch- 
höfen]   anhin',    d.  h.   an   ihnen    vorbeigehen.    JMüll. 
lt>65.    Bei   geographischen   und   topographischen  An- 
gaben: ,Die  Aren  ab  f.  Hasli.  f.  Bern  hin.'  Bundesbr. 
1351.    ,In  allem  Zürichgau  üf  durch  Glarus  f.  Wallen- 
statt   üf  unz   an   den   grünen   Hag.'    Z  Urk.     .Under 
'  Balgach,  do  man  f.  den  nagelfelsen  an  die  aichprugg 
gät.'  Vad.    ,Der  Berg  hat  f.  das  Eigental  hinauf -gute 
Weiden.'  Cts.  1(361.     .Fisch,  die  man  f.  Abläsch  hin- 
unter fachet,  um  18  Kr.,  und  die  man  f.  Abi.  hinauf 
fachet,  um  22.'  ca  1700,  U.     ,[Tell  sagte:  die  Euder- 
knechte  sollten  recht  ziehen,]  bis  man  f.  dieselb  blatten 
käme',  d.h.  darüber  hinaus,  daran  vorbei  gekommen 
'Wäre.  TscHCDi ;  von  Schiller  missverstanden:  .bis  dass 
'wir  vor   die   Platte   kämen.'     ,F.  das    land    aus   ver- 
'kaufen.'    Ap  LB.  1585.     ,F.  dasselb  gässlin  hin  [über 
—  hinaus]  hat  man's  [das  Gespenst]  nit  gesehen  wyter 
ziehen.'  RCvs.  1607.     ,F.  d'  eidgnossschaft  aus',  über 
das  Gebiet  der  E.  hinaus.    Lied  v.  1ö69.     Bei   Mass- 
bestimmnngen :     .Unsere    Pflanzungen    stunden    ganz 


prächtig,  so  dass  wir  f.  das  aus,  was  Mädeli  zu  spinnen 
glaubte,  noch  ein  Ordentliches  zu  verkaufen  hatten.' 
GoTTH.  .Der  hocho  mastbouni  gieng  wol  eins  manns 
hoch  für  das  wasser  uf.'  HsSchürpk  1497.  ,ltem  von 
einem  langen  mantel  f.  daz  knü  zwifalt',  über  das 
Knie  hinunter  reichend.  XIV.,  Scii  Stadtb.  .Ich  üch 
warnen  will,  dass  ir  nit  laufend  f.  das  zil',  über  das 
Ziel  hinaus  schiessen.  1536,  Absch.  .Dass  enkeiner 
f  füufe  oder  f.  sechse  und  nicht  mer  zu  einandern  ze 
Geselleschaft  gan  suln.'  Laüp.,  Beitr.  Eines  f.  das 
Andere:  zur  Bezeichnung  der  Abwechslung  und  Aus- 
gleichung innerhalb  eines  Bestandes.  Es  ist  Eis  f.  's 
Ander:  Licht-  und  Schattenseiten  gleichen  sich  aus  Z. 
D'  Büscheli  [Reisbündel]  sönd  eso  f.  enand,  im  Ganzen, 
im  Durchschnitt  leidlich  G.  Es  ist  an  Tag  f.  den 
äne",  das  Befinden  (eines  Kranken)  ist  den  einen  Tag 
so,  den  andern  anders  G;  vgL  ein  Sp.  270.  „Einer  f. 
den  Andern:  hie  und  da  einer  Vw;  Zg."  —  2.  zeitlich: 
über  einen  Zeitpunkt  hinaus,  nach,  seit,  von  —  an. 
In  der  neuern  Spr.  nur  in  Verbindung  mit  ,hin'  Aa; 
Ap;  f.  morn  hi",  von  übermorgen  an.  F.  die  Wocha 
hi,  in  der  Woche,  welche  auf  diese  folgt  ZZoll.  F. 
■3  Wuche"  hi",  nach  Verfluss  von . . .  F.  de"  Tag  hi", 
nach  Verfluss  dieses  Tages.  ,Ein  ingesigel,  das  wir 
f.  dishin  haben  wellen.'  1395,  LE.  ,Nu  oder  f.  dishin', 
jetzt  oder  in  der  Folge.  1416,  Stadlin.  ,P.  das  hin, 
als  sy.  uns  gefangen  hatten,  band  sy  uns  dhein  leid 
nit  me  tan.'  HsSchürpf  1497.  .Treftlich  guot  wetter 
gsyn  f.  höwet  hin.'  Salat.  .Wer  f.  disen  tag  hin  von 
einichem  frömden  herren  nämi  pensionen,  der  soll 
vom  landrecht  syn.'  1522,  Absch.  .Und  hat  sich  die 
ader  gänzlich  gesetzt  [aufgehört  zu  bluten]  und  f.  das 
hin  [von  der  Zeit  an]  also  b.standen.'  RCvs.  ,F.  das 
mal  hin  bin  ich  nit  mer  über  den  Urner  see  gefaren', 
seit  diesem  M.  Platt.  1572.  .Dass  einer  am  Mitt- 
wuchen  darnach,  wann  er  bestetiget  wirt,  einen  Abent- 
trunk  halten  möge,  und  aber  f.  disern  Mittwuchen  hin 
keine  wytern  Malzyten  haben  solle.'  1627,  Z  Eatserk. 
.So  soll  desselben  Bürgschaft  f.  das  Datum  hin  des 
Zihls  und  Zeits.  so  lang  sich  einer  verschriben  hat, 
nichts  mehr  gelten.'  Stadtr.  L  1706.  ,F.  dieses  Jahr 
hin  in  Zukunft  auf  den  12.  Sept.  gesetzt.'  Wöch.  Bei- 
trage 1785.  In  der  ä.  Spr.  häufig  auch  allein  stehend: 
,F.  den  tag  als  dirre  brief  geben  ist',  d.  h.  später. 
1316,  Gl  Urk.  ,Swer  dehein  stuben  heizet  v.  vesper 
zyt,  der  git  iii  ß.'  alt.  L  ßatsb.  .Und  soll  nieman 
enheins  holz  f.  ein  nacht  da  län  Uggen.'  ebd.;  Kopp 
übersetzt:  .länger  als  1  nacht';  vgl.  ebd.  , lenger  denn 
über  nacht'.  ,Swer  in  der  statt  für  complet  zyt  unz 
mornande,  das  man  dien  pfistern  lütet,  smidet.'  ebd. 
.Swa  euch  [zu]  Zürich  eilende  wyn  f.  das,  so  er  üfgetan 
ist,  ab  gelassen  wirt.'  1342.  Z  Ratserk.  Auch  con- 
junctionell  (vgl.  7  u.  oben  die  Stelle  aus  Schürpf): 
.In  einem  halben  jars  frist  f.  das  [nachdem]  der  kouf 
beschechen.'  1565,  Landr.  Hexneb.-Peterz.  ,F.  das  sie 
einmal  hinter  dem  Tisch,  da  ist  kein  Aufstahn.'  JJBreit. 
1631.  —  3.  i.  S.  V.  Vorrang.  Vorzug,  Übertreffen. 
Vgl.  1  b.  ,Sy  [die  Schweizerbauern]  tragend  iez  die 
kröne  f.  ritter  und  f.  knecht.'  Lied  v.  1443.  ,F.  ander 
menschen  [vor  andern  aus]  lust  hab  in  schonen  gemäld 
und  stehenden  bilden.'  Zwingli.  .Kein  ort  f.  das  ander 
sondern  [dem  andern  vorziehen].'  1530.  Absch.  .Ein 
jede  tuet  sich  fürhar  spitzen,  F.  andere  will  sy  gsehen 
syn.'  Aal  1549.  ,F.  alle  gschöpft  liebst  [gefällst  du] 
mir.'  Rdep  1550.    .Sölichs  gab  uns  allen  im  schitt"  ein 


Ö55 


Far.  fer.  fir.  for,  für 


ftse 


herz,  dass  ie  einer  f.  den  andern  us  begert,  dapferlich 
ze  zühen  an  den  ruoderen.'  GeKeller  1576.  ,Damit 
wir  kein  anlass  habind,  mit  hoffart  und  pracht  uns  f. 
andere  unsere  nebendraenschen  zuo  spieglen.'  Gualtu. 
1584.  , Wiewohl  die  Chaldeer  f.  andere  Völker  aus 
den  Zaubereikünsten  ergeben  waren.'  JMüll.  Ititll. 
.Man  soll  auf  gott  f.  alles  aus  sehen.'  Hospin.  ,l)ass 
er  von  seinen  Praeeptoribus  f.  andere  aus  geliebet 
worden.'  Mise.  T.  1723.  Vgl.  fürüs,  überaus.  —  4.  i.  S. 
V.  Stellvertretung;  anstatt,  's  Hinder  f. 's  Vorder 
=  verkehrt  Z;  vgl.  hinderfür.  !''•  sott  di'''  era"  f. 
düza"  Ap.  ,[Pabst  Leo  bestätigte  Karl  den  Gr.]  f.  den 
griechischen  zu  Constantinopel  zuo  ainem  römischen 
kaiser.'  Kessl.  ,Mit  menschensatzung  und  cereinonien 
f.  Gottes  wort  ze  regieren.'  ebd.  —  5.  i.  S.  v.  Gel- 
tung, Schätzung.  F.  Spls  ond  Lö",  der  Tagelohn, 
ohne  dass  man  dem  Arbeiter  die  Kost  gibt  Ap.  Scherzh. 
f.  Spls  ond  Hunger,  ebd.  Ba  hast  iez  f.  's  Lache! 
da  hast  du  nun  den  Lohn  oder  die  Folgen  deines 
Lachens  Z.  Das  gib  i'''  na  [noch]  lang  nüd  f.  ver- 
löre' (rerspilt)  Z.  F.  100  Fr.  rerhirstig  werde",  ebd. 
Wenn  's  Recht  f.  Recht  gät  [gilt],  so  muess-es  bim 
Alte  blibe"  Gl.  ,F.  alle  Gewalt  Etw.  haben  wollen', 
mit  aller  Gewalt,  um  jeden  Preis.  Gotth.  Eine"  f. 
schlecht  ha",  halten,  ansehen  Ap.  F.  ne  Narre  ha, 
zum  Besten  halten.  Gotth.  Einf"  f.  Ö})pis  hä  [halten], 
hochschätzen,  mit  Achtung  und  Rücksicht  behandeln 
G;  vgl.  ,wol  für  han'  II  A  8.  F.  das  kenn  ich-ne 
[ihn],  das  trau  ich  ihm  zu  Z.  ,Dass  man  si  nit  f. 
ort  [als  Kantone]  darin  [in  künftigen  Bündnissen] 
vergryfen  [inbegreifen]  soll.'  1501,  Absch.  .Einen  f. 
einen  obmann  erkiesen.-  ebd.  ,F.  eigen  verfolgen',  als 
Eigentum  zu  Teil  werden.  1529,  ebd.  ,So  ist  diss 
myner  herren  antwort;  [die]  git  mau  inen  [den  Ge- 
sandten] heimzefüeren  und  f.  süessholz  daran  ze  kuwen 
[kauen].'  15S1,  ebd.  ,Wir  kennend  in  vil  bass  dann 
ir,  ir  band  uns  aber  nit  dafür  [wollt  uns  das  nicht 
zugcstehn].'  1536,  ebd.  ,One  allen  yntrag  und  f.  alle 
recht  [unbedingt].'  XVI.,  Hotz.  Urk.  ,Wann  es  zu 
tun  ist,  Christum  zu  verfolgen,  da  halten  sie  zusammen 
f.  einen  Mann  [wie  ein  M.].'  ClSchob.  1695.  Hieher 
(oder  zu  4?)  gehört  auch  der  (allg.  nhd.)  Gebrauch 
des  ,für'  bei  Aufzählungen,  wie:  ,für's  erste'  (,f.  eins.' 
1532,  Absch.)  und  in  der  Verbindung  , allerhand  f., 
was  f.'  (s.  d.).  Ferner  die  ebenfalls  fast  bis  zu  Zss. 
fortgeschrittene  Verbindung  des  ,für'  mit  einigen  Adj. 
F.  (ver  BG.)  g'wilss,  ganz  gewiss  Z.  Danach  gebildet 
auch:  das  rveiss  «'*  f.  grunlli,  das  weiss  ich  gewiss 
BHa.  Syn.,  mit  Subst.:  !''•  cha""-der  's  f.  e  Woret 
(Wort)  säge'  Z.  ,F.  treulichen',  fürwahr.  1530,  Ap 
Urk.  F.  lieb  ne',  vorlieb  nehmen  Bs;  anderw.  zu  rer- 
verstümmelt  oder  an  vor  vertauscht  (s.  dd.).  ,F.  lieb 
nehmen.'  Hosp.  Nüt  f.  {rer-  W)  ungiiet!  nehmt  Nichts 
übel  Z.  ,Bona  venia  vestra  liceat,  habend  nit  f.  übel, 
lassend  euch's  gefallen,  oder  zürnend  nüt.'  Fris.  ,F. 
übel  haben,  übel  aufncmmen,  a-gre  ferre.'  Mal.  ,Quod 
adest,  boni  consule,  hab  f.  lieb;  vel:  esset,  was  da 
ist,  und  denket,  was  ihr  wollt'  Sylloge  1676.  - 
6.  Angemessenheit.  Das  ist  f.  mi'*,  gefällt,  passt 
mir;  ist  mir  angenehm,  wert  B;  U.  Mit  Schin  isch 
si  nit  f.  di''''?  sie  scheint  nicht  nach  deinem  Geschmack 
zu  sein  B.  Er  isch  nid  f.  d'  Liit,  ist  nicht  beliebt  B. 
•Er  und  ihr  Blass  [Haushund]  hätten  es  accurat  gleich, 
wenn  es  f.  sie  sei  [ihnen  schmecke],  so  nähmen  sie 
den    ganzen    Tag.'    (iottii.     Wh    viele  Ameisen    sind: 


D'r  Bade  schlnt  f.  si  i'  si",  die  Art  Erde  scheint  ihnen 
besondei's  angenehm  B.  F.  enand  sl" ,  zusammen 
passen  Ap;  Z.  Die  sind  nüd  f.  enand,  sind  einander 
nicht  gewogen  Z.  A'hängli'''  f.  [an]  die  Bikannte"  Z. 
.[Er  habe  bisher  einen  Schaffner  gehabt,  müsse  aber 
ünden,  dass]  sie  nit  mehr  f.  einander  syn  wollen.' 
1544,  Absch.  ,Der  mag's  versuchen,  ob  es  f.  in  alhic 
syn  möchte',  ob  es  ihm  vorteilhaft  sei.  1583,  Aarai  . 
Ratserk.  .Das  ist  ein  ort  f.  dich.'  RudMev.  lil.'iU. 
.Wol  f.  Jmdn  sin':  mit  ihm  befreundet,  in  freund- 
lichem Verhältniss  BHk.,  Ri.  Die  Jungfrau  [Magd] 
»mos  icöl  sin  f.  ire  Meisterlüt  [Herrschaft] :  si  hei"-r(i 
[ihr]  es  schö's  G'schenk  g'macht  BRi.  Nüd  recht  wol 
f.  enandere  sin,  sich  nicht  wohl  mit  einander  ver- 
tragen, in  Zwietracht  leben,  ebd.  Öpjte  aparti  icöl 
f.  ml'''  isch  er  nie  g'sl.  Gotth.  Si  si"  gar  tcöl  f. 
enandra,  sie  verstehen  einander  gut,  gefallen  einander 
B;  Syn.  es  guel  z'säme'  chönne".  .Wäret  ihr  wohl  f. 
einander.'  Gotth.  Doch :  Wol  f.  enand  si",  auch :  ein- 
ander gewachsen  sein;  z.  B.  die  Zwe  sind  wöl  f.  enand 
ScHwMuo. ;  Syn.  sind  an  enand  z'  wage'.  —  7.  Ab- 
sonderung, Bestimmung  für  einen  Zweck.  F.  si''' 
selber  sl',  eigenen  Haushalt  führen  B;  UwE.;  auch: 
selbständig  handeln.  .Er  ist  f.  sich  selbs,  1)  perpau- 
corum  hominum  homo  est.  2)  suo  sensu  fruitur.'  Hospin. 
Lueg  f.  di''' !  gib  Acht  ScnSt. ;  aber  auch :  sorge  f.  dich 
selbst!  Z;  vgl.  1.  F''  ha'  so  f.  mi  selber  [bei  mir 
selbst]  'denkt  Sch;  Z.  Er  hat  Sis  [das  Seinige]  f.  Sis. 
lebt  still  f.  sich.  Suterm.  ;  Syn.  er  ist  uf-em  [ihm,  sich] 
selber.  Es  het  gad  Nfit  am  Handel  g'macht  Und  Sis 
f.  Sis  so  g'ha'.  JJRütl.  F.  de"  Ofen  biücht-me"  vä 
Höh  Ap;  Z.  F.  Dokter  (Vikari,  geistlig)  studiere, 
Medizin  (den  geistlichen  Stand,  das  geistliche  Amt) 
S  (wie  im  Engl.).  /  tvässt  nit  f.  iras,  zu  welchem 
Zweck;  f.  Nüt,  um  Nichts  Bs;  Z.  Zangge"  f.  Nüt 
und  aber  Nüt  Z.  F'.  e  [den]  Nüechter,  als  Frühstück, 
s.  ver-  (Aum.)  und  nüechter.  Bes.  häufig  im  S.  der 
Abwehr,  Heilung  eines  Übels  =  nhd.  .gegen';  vgl. 
schützen,  bewahren,  sich  hüten,  fürchten  ,vor';  urspr. 
räuml.  vom  Bilde  eines  vorgehaltenen  Schildes.  Fer 
Welpen  han,  entgegenstemmen,  damit  der  Wagen  nicht 
umstürze  (welpej  BRi.  Sorg  ha"  ist  f.  's  Trüre"  guel. 
Vorsicht  bewahrt  vor  Schaden  BGüm.  Nüd  ist  guel 
f.  d'  Äuge'.  Wenn  das  nüd  guet  f.  d'  Wäntek' 
[Wanzen]  ist,  was  ist  denn  guet  f.  d' Flöh?  Z.  F. 's 
(über 's,  zum)  Wetter  lüten  s.  lüten.  I  chumma  f.  nan 
Antivort,  um  eine  Antwort  zu  holen  B.  Luege  für . . ., 
sich  nach  Etwas  umsehen,  dafür  sorgen  B.  Zuweilen 
pleonastisch  mit  Ortsbestimmungen  verbunden;  vgl. 
frz.  ^JOKJ';  nach,  auf  die  Frage:  Wohin?  Er  hätt  fasi 
wider  verlangt  f.  fürt  und  dural)  der  M'^eg  unter 
d'  Füess  g'nö".  Breitenst.  1864.  I  ha'  pressiert  f. 
hei'"  [nach  Hause].  B  Kai.  1840.  Ebenf  pleon.  oder 
dann  mit  verkürzter  Construction:  f.  tif  Basel,  f.  die 
Reise  nach  B..  um  nach  B.  zu  kommen  BsLd.  .Mittag- 
wärts  geht  der  Fussweg  f.  in  die  Stadt.'  JXSchnvd. 
1782.  Du  hesch  kei  Zit  f.  zum  Tor  use,  du  hast  hohe 
Zeit,  wenn  du  noch  hinaus  willst.  Spreng.  Bei  einer 
zeitlichen  Zweckbestimmung:  f.  uf  d'  Fasnecht,  auf 
die  Fastnacht  hin  Bs.  F.  immer,  immer  LE.  Bei 
reiner  Zweckbestimmung:  Wideherd  hole"  f.  zu  de 
Majestöcke".  BWyss  1863.  Hieran  schliesst  sich  der 
Gebrauch  von  für  zue  =  um  zu,  vor  Infinitiven 
Bs;  B;  Gl;  S;  W.  Er  hätt  Muet  iiherch«  f.  nes  Ab- 
schidslied   z'  singe.    RWvss  1863.     Es   (i'schirr  f.   <w 


957 


Far,  fer,  Hr.  for,  für 


958 


Summer  drin  Wasser  itf  'c"  Berg  kc  z'  schleipfe".  ebd. 
Wier  si'"'   nit   hie   f.    über    d'  Liit   z'  arrachw   [zu 
'    schwatzen]  W.     F.  eeh  d'  Wäret  z'  säge,  um  euch  die 
Walirheit  zu  sag:en  B.  Fer  uf  die  G'seUeni  z'lotzen  [um 
zu  lauern]  BSa.    Für  bi-n-iru  z'  sjiinnen,  um  bei  ihr 
tn  spinnen  B  oSi.    /'*  han  ein  g'sehribe"  f.-nen  l"z'lude 
[   Gl.    ,F.  auf  dem  Meer  gen  R.  zu  faren.'  1572,  Geilfus 
1871.    Wenn  der  Infin.  nicht  eine  Zweckbestimmung, 
'   sondern  ein  Objekt  angibt,  steht  ,für'  pleon.  (wie  oben 
vor  ,zue'  bei  Subst.).     /  büti  chrankna  g's'm  u  (naht) 
'   f.  z'  sterbe  F.    Si  hei-si'''  gar  nit  g'wert  /'.  se-n  a-z'ne". 
HoKSTiTTER.     Er  slg  z'letst  frö   f.  's  z'  ge.    ebd.     Si 
hoffed   f.   «'"«'   öppe  desseinte    [einig]    z'  werde"   mit 
enander  Gl.     Statt   ,für   zuc'   mit   Infin.   bei    Zweek- 
angaben  kann  auch  ein  Nebensatz  mit  ,für  dass'  ein- 
treten.    I"''  ha"  a'g' fange"  englischi  Wörter  lere",  ver 
das  i'''  Öppis  z'  brichte"   [pU\udernJ    wüsst,   trenn  i''' 
denne  a"chäm.  B  Dorf  kai.  1883.    ,Dass  lüt,  die  gewesen 
■   vermöglich  und  reich,  f.  dass  sie  sich  solcher  künsten 
underwunden,  geraten  in  die  äusserste  armutei.'  Gwerb 
1646.    Verschieden  davon  ist  .für'  mit  weggelassenem 
,dass',  conjunctional  gebraucht,  i.  S.  v.  ,da  doch',  eig. 
aber:  ,seit',  s.  2  und  vgl.  fürthi"  dass  =  da  nun  einmal. 
'  F.  i'*  iez  do  bi",  da  ich  nun  hier  bin  GWa.    F.  nien 
\  emäl  dobe"  ist,  da,  wenn  man  einmal  oben  ist  GT.    Und 
denn  nimm  gad,  für-d'  nohmöl  hei"  muest,  d'  Sackür 
;  au'"   mit-der.    JJRütl.    1824.     F.    doch   d'  Welt   am 
13.  Ängste  niid  hct  welle  undere  [sc.  auf  jenen  Tag  des 
'  J.  1872  war  der  Weltuntergang  prophezeit],  so  sött-me' 
ehe'  lebe"  GT.    För  d"  den  Ardliga  hest  [weil  du  übler 
'  Laune  bist],  so.. .  Ap.    Seltener  noch  zeitlich  =  .sobald 
j  (als)':  Für 's  lütet,  chumm  g'schwind  Gl.  Vgl.  2  u.  dar- 
l  für  2.  —  B.  mit  Dativ  =:  vor,  fast  nur  in  der  ä.  Spr. 
\  1.  räumlich.     Es  böckelel  [stinkt]  für  'em  Stall  Gr 
'  Klost.    Hindarm  Tisch  und  für-em  [dem]  Tisch  GrD. 
;  ,Warent  etliche  f.  uns,  etliche  nebent  uns.'  HsSchIrpf 
1497.     ,Vom   krieg  f.  [vor]  Waldshut.'    Edlib.     ,Dass 
•  die   menschen    aus    gnaden    f.  Gott  gerecht    werden.' 
'  Bull.  1597.     ,F.    einem    fürnemmen    Herren    furüber 
;  wandlet.'    Hofmstr   1645.     ,Sihet    nicht,    was    f.    den 
ij  füessen   [ist].'    RudMey.  1650.     ,Er   hält   die   wach  f. 
j  deiner   tür.'    ebd.     ,Eine    reis    f.    sich   haben.'    Hott. 
i'  1666.  —  2.  zur  Angabe  eines  Objektes;  i.  S.  v.  gegen: 
.F.  für',  feuerfest.  G  Hdschr.    .Beschützen  f.  dem  Tod.' 
RcdMev.  1650.     ,F.  deren  Zorn  man   bebt  wie  f.  des 
'  Bapstes  Bann.'  ebd.     ,Sich  f.  etwas  förchten.'  Hospin. 
, F.  Unheil  warnen.'  GMüll.  1657.   ,Mit  deinem  Gnaden- 
schutz behüt  auch  dieses  Haus  F.  Unfahl  und  f.  Leid, 
die   Spötter   weis   hinaus.'    1681,  Inschrift.     .Rettich 
nüchterlingen  gessen  bewart  f.  Gift.'  Arzneid.  Zollik. 
I  1710.    —   3.  causal.     .Dainna    compescere    cantu,    f. 
nninuot  singen.'   Fris.     ,Wie    zittern   deine  geister  f. 
meiner  gegenwartV'  RudMey.  1650.    .Dir  billich  f.  mir 
grausst.'  ebd.    ,F.  forcht  weiss  ich  nicht,  was  ich  tue.' 
'  Hospin.    —    H.   Adv. ,    betont   und   darum   mit  ge- 
idehntemVoc.  ü^  (för).     Grundbed.:    vorn   hin,   vor 
I  Etw.  hin  und  darüber  hinaus.     A.  allein  stehend  oder 
I:  in  mehr   und  weniger   freier  Verbindung   (nicht   eig. 
f  Zss.)   mit  Verben    (s.  d.   für   genauere   und   weitere 
'Belege).     1.  vorwärts,     a)  räumlich.     ,Ich   bin   für- 
\  kommen.'    Sir.  1707.     F.  tragen,   frommen   (fördern). 
?-   b)  zeitlich:   weiter,  ferner,  fort.     F.  faren,  eine 
Tätigkeit   fortsetzen.     Si'''  wlt  f.  b'sinne,   weit  rück- 
wärts erinnern.    Gotth.     ,Her  Burgermeister,   fragend 
für  [fahrt  fort  mit  der  Umfrage].'  HBull.  1533.     ,Er 


aber  hat  nicht  dester  minder  [trotz  Verbot]  f.  ge- 
prediget.' Kessl.  ,Item  f.  ward  bekennt  [erkannt,  be- 
schlossen].' Edlib.  , Fürdauernd',  fort-.  HPantal.  1578. 
Vgl.  auch  für-an  Sp.  257.  Verdoppelt:  .Hierum  sollend 
wir  gheins  wegs  hinder  sich  [rückwärts]  sehen,  nüt 
dann  für  tür  [Nichts  als  immer  vorwärts].'  Zwingli. 
Für  und  für:  a)  räumlich:  immer  vorwärts,  weiter. 
,Von  dem  bildstein  f.  u.  f.  unz  in  die  alten  landmark 
[bei  einer  Grenzangabe].'  1530,  Absch.  b)  zeitlich. 
a)  immerfort  BHk.  ,Bis  zur  Fasnacht  ist  f.  und  f. 
ein  kelti  gewesen.'  LTMey.  1544.  ,Und  damit  er  [der 
Schulmeister]  mag  verneinen  der  schüleren  wol  und 
übel  tun.  soll  von  im  f.  u.  f.  ein  lupus  heimlich  ge- 
setzt werden.'  Schulordn.  Brugg.  ,Für  und  fürter.' 
1523,  Absch.  ß)  nach  und  nach  BHk.;  Ndw;  Schw. 
Es  besseret  f.  u.  f.  ,Das  Euter  war  warm,  bald  wurde 
das  Euter  wärmer,  f.  u.  f.  wurde  das  Euter  heiss.' 
Ky'u  1860.  ,Es  wäre  wünschenswert,  wenn  die  reichen 
Familien  diese  Hütten,  die  mitten  auf  ihrem  Boden 
stehen,  f.  u.  f.  kaufen  würden.'  Schweizerbote  1819. 
Für  und  wider:  hin  und  her.  F''  gange  bi  euem 
Hüs  vil  f.  u.  w.  BHk.  Ebenso  umgek.  w.  u.  f.:  ,So 
trib  er's  den  ganzen  tag,  gieng  w.  u.  f.,  unz  er  starb.' 
Salat.  , Treib  syn  vagieren,  zoh  w.  u.  f.,  jez  in  d'  .statt, 
dann  in  berg.'  ebd.  ,W.  u.  f.  loufen  ze  streipfen  und 
verwüesten.'  1530,  Strickl.  ,I)ass  die  Unseren  etlich 
heimlich  setzent,  die  w.  u.  f.  [da  und  dort]  syen,  und 
sölich  Schwüer,  so  sie  die  hören,  an  unser  Air.tlüt 
bringen.'  Ansh.  Gleichbed.  auch:  hin  und  für.  ,Stäts 
h.  u.  f.  ryten  und  posten.'  1532,  Strickl.  Vgl.  ,für 
und  hin.'  Grimm,  WB.  IV  1,  653  y.  Für  und  an.  ,Du 
krätzist  stätigs  in  dym  har,  zerwirfst  die  händ  auch  f. 
u.  a.'  Com.  Beati;  vgL  Sp.  256  u.  Grimm  aaO.  ß.  Für 
und  na'^'':  früher  oder  später?  TKe""-me"  das  öppe 
f.  II.  näh  z'  gelte"  mach.  Gotth.  Übergehend  in  den 
Begriflf  eines  Quantums  oder  Grades  (vgl.  8):  mehr. 
Ee  für  dann  hinder,  eher  mehr  als  weniger  (eher 
über  das  Geforderte  hinaus  gehend  als  dahinter  zurück 
bleibend).  ,Wir  wellend  alles  das  tuen,  so  unser 
burgrecht  wyset,  ee  f.  dann  h.'  1530,  Absch.  Fast 
gleichbed.  für  und  nit  hinder,  reichlich,  nicht  spär- 
lich. ,Er  hat  inen  alles  zuosagen  by  eim  wort,  f.  u. 
n.  h.,  gehalten.'  1529,  Absch.  ,Schwyz  glaube,  dass 
es  mit  den  vorigen  Knechten  der  Vereinung  f.  u.  n.  h. 
Statt  getan  [Genüge  geleistet]  habe.'  1542,  ebd.  ,Das 
ich  söllichs  f.,  n.  h.  üsgeben  hab.'  LPpyffer  1569.  — 

2.  voran,  voraus.  F.  si"  B;  Gr.  ,F.  gän,  ante- 
vertere.'  Id.  B.  F.  gän,  laufen  Gl.  Gang  du  f.! 
BHk.  7''.  faren.  .F.  geschickt.'  GKeller  1576.  F. 
cito",   ausreissen,    scheu    werden,    von    Zugtieren.  — 

3.  vorüber,  vorbei,  a)  räumlich.  F.  gän;  f.län; 
f.  schnurre",  unfreundlich  rasch  vorbei  gehen.  Id.  B. 
F.  mögen,  vorbei  passieren  können  U.  F.  faren  ZDättl. 
G''ad  iez  sönd  s'  f.,  soeben  sind  sie  vorbei  (gegangen) 
Ap.  ,An  dem  fürwandern  [Vorbeiweg]  vor  üweren 
raten  erschinen.'  1528,  Absch.  ,Zuo  zjrteu  des  tags 
zuo  Baden  sind  etlich  von  Glarus  am  fürryten  in  unser 
statt  kommen.'  ebd.  ,Dass  sy  [die  Jungen  im  Nest] 
von  fürfliegenden  Muggen  erhalten  werdind.'  Vogelb. 
1557.  ,Augustus,  als  er  fürgegangen.'  ebd.  ,Die  für- 
reisenden  [,fürüberreisenden.'  1693]  anfallen.'  SHochh. 
1591.  .Das  Schiff  kommt  f.'.  fährt  vorbei.  1707,  Weish. 
—  b)  zeitlich;  Syn.  übere"  B;  FMu.  Es  ist  f.  Cho" 
ivenn  d'  Fasnecht  f.  ist,  (sprichw.)  zu  spät  kommen. 
Glür.  Roggw.    De''  Winter,  de""  Regen  ist  f.    Schmäle" 


959 


Far.  fev,  tii\  fur,  für 


'.m 


[ausschelten]  tuet  nüil  we  und  Schlag  sl  bald  f.  ,Es 
duech's  doch  Laxieren  minder  hart  als  Werchen  und 
noch  eines  Tages  für  [vorhei  in  einem  Tage],  das 
Werchen  aber  komme  alle  Tage  wieder.'  Gotth.  Ist 
ei"s  Unglück  f.,  so  ist  oft  d's  andra  vor  der  Tür,  selten 
kommt  ein  Unglück  allein  W.  F.  stan  =  f.  sin. 
F.  gän,  auch  von  der  Zeit  selbst,  vergehen.  ,Wie 
ihm  jetzt  der  Nachmittag  f.  gegangen?'  Gotth.  ,Ec 
dass  die  20  jar  vergangen  und  f.  sint'  1412,  Absch. 
Von  Menschen:  sterben.  Fr  ist  f.  Ap;  GTa.  Un- 
persönlich: Es  ist  f.  mit-em,  er  stirbt  B.  Hieher 
vielleicht  auch:  ,Es  ist  früh  f.,  bis  er  kommt,  ce- 
lerius  elephanti  pariunt.'  Mey.,  Hort.  1692.  —  4.  fort, 
hinweg.  ,Pack  dich  flux  f.!'  1524,  Stbickl.  ,Für 
wysen',  ausweisen,  verbannen.  1529,  Absch.  ,F.  kom- 
men', mit  dem  Leben  davon  kommen,  fortkommen, 
gedeihen;  auch  von  Pflanzen  und  jungen  Tieren.  Wie 
viänge  Mulaff  chunnt  f.  tind  lauft  g'sund  umen  und 
stöt  do  tvie  's  Uchrut,  wo  nit  verdirbt  S  (Joachim). 
Entsprechend  trans. :  ,F.  bringen,  vitam  conservare.' 
Id.  B.  —  5.  hervor.  ,Wenn  er  für  bricht  [in  Zorn 
ausbricht]  ist  er  gar  gäch.'  Salat.  F.  gän,  hervor- 
ragen; s.  auch  f.  scMessen.  ,Trag  es  f.',  setz  es  auf 
den  Tisch.  Vogelb.  1557.  —  6.  vor.  a)  räumlich: 
Wer  ist  hie  f.?  vor  der  Türe.  Volksi..  F.  cho".  er- 
scheinen (im  Schlaf,  Traum);  vorkommen,  dünken. 
F.  ge",  dem  Vieh  Futter  vorlegen;  Kindern  Aufgaben 
geben;  entspr.  f.  ne",  empfangen;  Syn.  üfne".  F.  ha'', 
vorhalten,  -werfen.  ,F.  heben,  oculis  obtendere."  Id.  B. 
F.  sl",  vor  Gericht  stehen;  f.  müesse",  vor  Gericht 
erscheinen  müssen  Z;  f.  bieten  und  /'.  tagen,  vorladen; 
f.  forderen,  f.  nemen,  vor  Gericht  ziehen;  vgl.  Grimm. 
WB.  IV,  1,  728.  —  b)  i.  S.  v.  Vorsprung,  Vorrang:  /'. 
treffen,  übertreffen;  /'.  ge",  im  Wettkampf  einen  Vorteil 
gewähren.  —  c)  zeitlich:  zuvor.  ,F.  cho",  prfevertere.' 
Id.  ß.  F.  katifen.  —  d)  i.  S.  v.  Hinderniss,  Wider- 
stand. F.  si",  verhüten.  ,Da  Gott  f.  sye',  was  Gott 
verhüten  möge.  1403,  Absch.  F.  stän,  entgegen  treten. 
(Feinden);  f.  legen,  in  den  Weg;  f.  han,  den  Weg  ver- 
sperren; f.  werfen,  einen  Einwurf  machen;  f.  kommen, 
zuvorkommend  verhindern.  Daher  auch  vom  Ver- 
schliessen  von  Türen  durch  Riegel  oder  Schlüssel. 
De  Eigel  ist  f.,  vorgeschoben  GrD.  So  auch  f.  schiessen, 
vorschieben.  Ist  de  Schlüssel  f.  'träit?  vor-  oder  um- 
gedreht B.  F.  machen,  tuen,  verschliessen.  —  7.  übrig, 
überschüssig,  -flüssig,  vorrätig.  Syn.  fürig  u.  vor,  -ig. 
F.  ufe,  zu  weit  hinauf.  Id.  B.  F.  warm,  überflüssig 
warm  BBe.  F.  g'nueg,  übrig  genug,  plus  satis.  Id.  B. 
F.  und  g'nueg  Gl.  Es  ist  na  [noch]  /'.,  Vorrat  BBe. 
F.  sl',  auch:  zu  viel,  überflüssig  sein.  Du  bist  f.,  in 
unserer  Gesellschaft  entbehrlich  od.  lästig  Bs  (Spreng). 
i>'  Kaseshumser  [Casuisten]  sind  iez  för.  Häpliher. 
Zu  spät  konmien,  einen  Vorteil  versäumen.  Wenn 
me"  scho"  meint,  me"  chömm  nämne  z'  fechte"  [man 
komme  zu  ii'gend  einem  Vorteil],  isch-me  doch  jelemol 
[jedesmal]  /'.  AaZcI.  Was  an  wirten  verzert  ist. 
gät  an  den  21  pfd  ab,  und  was  da  f.  ist,  das  soll 
er  üssrichten.'  L  Eatsb.  14'28.  ,Doch  ob  harnischs 
f.  war,  me  dann  uf  die  güeter  geleit  war,  denselben 
hämisch  mögen  die  erben  wol  teilen  [d.  h.  wie  fahren- 
des Gut  behandeln,  sonst  gehörte  er  zum  liegenden].' 
1491,  Landr.  LE.  .Also  nach  abzug  ist  f.  und  blibe 
ich  schuldig  1  pfd  9  ß  (j  hlr.'  1583/7,  Hotz.  Urk. 
.Erst  sollen  die  gelten  [Gläubiger]  bezalt  werden, 
darnacli    der    kram    und    darnach,    ist    etwas    f..    des 


Manns  Erben.'  L  Stadtr.  F.  blihen.  Isch  Nut  f. 
'blibe"  vom  z'  Wittag'^  Best  vom  Mittagessen  Bs.  Do» 
bltbt  mir  f.  Ineichen.  F.  ha",  mehr  haben,  als  man 
braucht  Ap;  Bs;  L;  S.  Er  het  es  neus  grosses  Hüs 
lo"  ufrichte,  und  het  doch  no  vil  Holz  fürg'ha".  Hof- 
stXtter.  Mit  Näd  schier  hed-me"  doch  no'''  f.  Hafl. 
,Vil  Waffen  f.  haben',  im  Vorrat.  EüEßER  1606.  ,Das 
trifft  40  für  einen  Gulden  und  sehiesst  vor  [,het  für'] 
14  Va  Denari.'  1451,  Absch.  Es  häd  dran  nit  vil  f., 
fehlt  nicht  viel  W.  Vgl.  vor  han.  .Hat  dise  sect 
Waltshuot  gar  umkeert;  zuo  Wormbs  hat  es  nit  vil  f.', 
fehlte  es  nicht  viel  (an  eben  solcher  Wirkung).  Bull. 
1530.  F.  län,  übrig  lassen  B;  S.  3Ier  händ  vom 
Esse  Küt  f.  g'lo"  Aa.  Iss  nit  mit  de  Blche  Chriesi,  si 
limd-d'r  d'  Stil  f.  L.  F.  machen,  gewinnen,  vor- 
schlagen; Syn.  f.  schlan,  -bringen;  ersparen;  Syn.  /'. 
hüsen.  Auch:  vorarbeiten.  F''  ha  hit  [heute]  /'.  g'macht 
[so  dass  ich  morgen  desto  weniger  arbeiten  muss]. 
F.  lösen,  bei  Verkauf  Etw.  erübrigen.  ,Die  Pfand  uf 
dem  Höchsten  Märcht  verkoufen  und  löst  er  f.  [darüber 
hinaus],  das  soll  er  im  herus  geben.'  1432,  Zn.  ,Löst 
er  f.,  so  soll  er  ushin  gen.'  1460,  L.  F.  heischen, 
Etw.  über  eine  bestimmte  Summe  heraus,  mehr  be- 
gehren. F.  schiessen,  übrig  bleiben,  als  Gewinn  oder 
Rest.  F.  geben,  mehr  als  nötig.  Id.  B;  so  viel  geben, 
dass  Etwas  übrig  bleibt  (?)  Bs  (Spreng),  vorgeben. 
,F.  nemen,  superfluum  sumere.'  Id.  B.  F.  kochen,  im 
Vorrat  Ndw.  F.  versehen,  mit  oder  auf  Vorrat.  ,Oder 
dass  die  pfistery  mit  mel  nach  notdurft  uml  f.  nit 
versehen  wäi-e.'  XVII.,  Muri.  —  8.  einige  vereinzelte 
Fälle,  a)  f.  län,  im  Preise  Etw.  nachlassen  (näher 
dem  Angebot  entgegenkommen,  zu  1?  vgl.  syn.  en 
Übrigs  tuen).  —  b)  /'.  tuen,  dergleichen  tun  (leeren 
Schein  vormachen?).  —  c)  wol  f.  han,  mit  Acc.  P.: 
hoch  achten,  rücksichtsvoll  behandeln  G;  Schw.  Er 
het  si'''  w.  f.,  hat  eine  hohe  Meinung  von  sich  selbst 
GWa. ;  Syn.  er  ist  wol  g' meint.  Der  hed  s'ini  Gofe 
[Mädchen]  vil  z'  wöl  f.  Schw.  ler  müend  die  fröndc 
Herren  e  chll  bas  f.  ha.  ebd.  (Prägnanter  Gebraucli 
von  ,für  Etw.  halten'  s.  1,  5).  —  9.  die  alt.  Sprache 
setzt  in  vielen  Fällen,  die  neuere  nur  noch  selten. 
,für-'  vor  Verben  gleichbed.  mit  dem  später  herrschend 
gewordenen  ,vor-'  und  zwar  auch  noch  in  andern  Bedd. 
dieses  Adv.  als  in  den  unter  6  angeführten.  So :  fiir- 
nemen;  -halten;  -bringen;  -tragen;  -legen;  -kommen; 
-schlän;  -schrlben;  -wenden;  -geben;  -schiessen;  -schni- 
den;  -sehen;  -setzen;  -welben,  vorschützen;  -fressen. 
Lolm  zum  voraus  verzehren  =  iwe.sseH,  s.d.;  -schiessen. 
vorstrecken  (Geld),  aber  auch  intrans.  voreilig  sein. 
Stütz  schreibt  auch  noch  fürmölen,  vormalen.  In  Ar 
gilt  förlese  (vorlesen);  sonst  in  vielen  Fällen  beide 
Formen  gleichbedeutend;  dagegen  mit  Unterschied: 
för-gö,  neben  Etw.  hindurch  gehen :  vur-gö,  vorgehen ; 
fiyr-lö,  vorbei  lassen,  vor-lö,  vorlassen;  för-fare,  vorbei-, 
vor-,  voranfahren.  Eigentümlich  ist  f.-äbere",  früher 
schneefrei  werden,  und  ,für-'  i.  S.  v.  sehr,  überaus,  in 
der  Verbindung:  ,fürgeliebte!'  als  Anrede  in  Predigten 
bei  Müller  1658/66;  Ulrich  17'27.  Vgl.  für  I,  3.  — 
10.  ferner  setzt  die  ä.  Spr.  zuweilen  vor  Verben  .für-' 
statt  des  son.st  geltenden  ,ver-'  (s.d.),  z.  B.  , fürschulden.' 
1339,  LB.  SoHW;  , fürbürgen.'  Beitr.  z.  Lauf.  So  auch 
noch  fürschwige !  geschweige!  Gotth.  Vgl.  umgekehrt 
verlieb,  verguet(ne"),  verg'wüss  statt  für-  s.  I.  —  B.  vor 
Subst.  und  Adj.  in  untrennbarer  Zss.  steht  häufig 
auch    noch    in    der    neuern  Spraclie  .für-'  .statt  ,vor-', 


961 


Far,  fer,  tir,  for.  für 


meist  in  der  gewöhnlichen  Bed.  des  letztevn,  doch  zu- 
weilen auch  noch  in  der  dem  altern  ,für'  eigenen. 
Subst.:  Fünjanij,  Fortgang;  Vorbeigehen;  Rand  des 
Kleides;  Vdis-aiig;  Vorzug;  -hang  (Lav.  15(59  =  .Vor-' 
lö7ü);  -zeichen,  Vorhalle;  -schwelte,  Tritt  vor  oder 
unter  der  Tür;  -tiiech,  -gürtli,  -feil,  -schuhe,  -schoss. 
alle  i.  S.  T.  Schurz,  Schurze;  -fleck,  -fuess,  Vorderstück 
am  Strunipf;  -bild;  -schuh;  -wand;  -spann;  -altar; 
-fall,  Spielraum  auf  der  Ackergrenze;  -kauf;  -nüechter 
(neben  Vor-  und  Ver-,  s.  dd.),  Frühstück;  -kappe,  mit 
vorstehenden  Spitzen ;  -leder,  Klapjie  an  den  Schuhen: 
auch  =  -feil;  -gestütz,  Gestell  vorn  am  Heuwagen,  auch 
Kor-;  -haiipt,  Ackergrenze;  -hdngli,  Geiferläppchen; 
-6«//,  Brustriomen  am  Pferdegeschirr;  -satz,  Geldvor- 
schuss;  -scherm,  Vordach;  -schöpf,  kleines  Vordach; 
-scliiits,  Vorbau;  -sparz,  Vorrat  (auch  Vor-);  -sttech, 
Förkauf;  -tili,  Vordiele;  -rcerk,  Landgut;  -icitz;  -wrt, 
Vorwand,  -behalt;  -ziig.  Mit  Accent  auf  dem  zweiten 
W.:  Fiir-i(s,  Voranteil,  eig.  nur  subst.  Adv.  Adj. 
(von  Verben  oder  Subst.  abgeleitet):  fürmm,  vor- 
trefflich, prächtig;  -trächtig,  vorsichtig;  -setzlich,  vor- 
sätzlich; -sichtig;  -trefflich .  Hieran  schliessen  sich 
auch  von  bereits  zsgesetzten  Subst.  abgeleitete  Verba: 
fürmünden,  Vormundschaft,  Fürsprache  leisten;  -bilden, 
vorbildlich  bedeuten.  —  C.  in  Verbindung  mit  andern 
.\dvv.  1.  voran  stehend,  aber  unbetont,  daher  z.  T. 
in  der  abgeschwächten  Form  fer-  (s.  ver-),  bezeichnel 
für  in  einer  nicht  sehr  bedeutsamen,  doch  auch  nicht 
bedeutungslosen  Weise  die  im  zweiten  W.  enthaltene 
Ort.sbestimmung  als  eine  mit  fortgesetzter,  an  einem 
andern  Orte  (resp.  dem  Standpunkt  des  Sprechenden. 
z.  B.  dem  Hause)  vorbei  gehender  Bewegung  verbun- 
dene. Vgl.  über-  in  den  selben  Verbindungen.  Das 
iianze  entspricht  also  urspr.  der  Frage  .Wohin ?•  indem 
auf  die  Frage  ,WoV'  das  erste  Glied  ,vor'  lautet;  jedoch 
ist  dieser  Unterschied,  wie  überh.  der  zwischen  den 
beiden  Advv.,  später  meistens  verwischt  und  zwar  so. 
Jass   ,vor--    auch    statt   ,für-'    eintritt;    z.B.   filr-una, 

:  -uni,  auf  dem   Wege    hin-    oder    herauf;    -usa,   -iisi. 

lauf  dem  Wege  dahin  (her) -aus;  -hindere,  auf  dem 
Wege  nach  hinten ;  -ahe  (fer-ahi),  abwärts,  weiter  od. 

,  tiefer  hinab ;    -füre,   weiter  hervor ;   aber  betont,   mit 

■  Abschwächung  des  zweiten  W.  (vor):  für-fer,  hervor; 
-nahe,  weiter  nach,  näher  hinzu;  aber  (mit  betontem 
für-?)  auch:  vorbei;  -H.se,  aus  dem  Hause  hinaus,  vor 

idie  Türe  hinaus,   auch:   auf  dem  Wege  hinaus;    für- 

^nnd  vor-usse",  vor  dem  Hause  draussen;  für-annc 
c/w",  vorbei  kommen,  ankehren;  auch  -zue,  -nahi  gä', 
vorbei  gehen,  auch:  in  Vergessenheit  geraten;  s.  die 
zweiten  WW.  resp.  -her  und  -hin.  Einzelne  Fälle  der 
Verbindung  anch  schon  in  der  ä.  Spr.  , Sollte  diser 
zng  [dies  Heer]  fürabhin  [abwärts],  das  ander  für 
hinuf  zuhen.'  1531,  Strickl.  —  2.  nachstehend  be- 
zeichnet -für  Fortsetzung  od.  Verbreitung  des  Raumes 

lin  der  vom  ersten  W.  angegebenen  Richtung,  aber 
immer  nur  auf  die  Frage  ,Wo?'  i.  S.  v.  auf  der  betr. 

'Seite  oder  an  derselben  hin;  s.  die  folg.  Oonipp.  Auch 
hier  kommt  die  Abschwächung  -fer  vor,  welche  dann 

iaber  durch  angesetztes  t  verstärkt  worden  kann ;  z.  B. 
rar- fer,  vorn  für.  an  der  Vorderseite,  auch  in  der  Ver- 

'bindnng  hinger-  und  rarfer,  hinten  und  vorn. 

Mhd./iii-,  ahd. /i/ii',  als  Prüp.  nur  mit  Aec,  in  den  selben 
Bedd.   wie  bei   ims  und    auch    noch    im  ä.   Nhd.  (.s.   Grimm. 
WB.).    Die  verhältnissniitssig  seltene  und  nur  iu  (Jr  in  die 
MA.  eingedrungene  Construction  mit  Dativ  beruht  auf  Ver- 
Schweiz. Idiütikou.  I  7. 


mischung  von  für  mit  dem  vwdten,  aber  urspr.  im  Gebrauch 
strenger  geschiedenen  tw  (s.  d.),  ahd. /oia.  Die  Vertauschung 
der  beiden  WW.  übh.  begaun  schon  im  ä.  Nhd.  und  führte 
zuletzt  zu  fast  gänzlicher  Ersetzung  von  ß'ir  in  räumlicher 
und  zunächst  davon  abgeleiteter  Bed.  durch  roi:  Das  Fest- 
halten von  für  mit  Acc.  in  weiterm  Umfang  als  im  Nhd.  ist 
einer  der  Vorzüge  unserer  Sprache,  dessen  sie  sich  leider 
zu  begeben  anfängt  (s.  vor).  Der  scheinbar  cnnjunctionalc 
Gebrauch  (I  A  2.  7)  ist  doch  eig.  ein  präpositionaler,  denn  er 
beruht  auf  erst  später  ausgelassenem  ,dass',  wie  auch  nhd. 
.seit,  ehe,  bis,  indem,  nachdem,  weil,  damit'  nur  auf  diesem 
Wege  Cunjunctionen  geworden  sind;  vgl.  engl./or,  denn,  aus 
augels.  fw  Iham  the,  aus  dem  Grunde,  dass  ...  —  Das  Adv. 
für  zeigt  im  Mhd.  die  selben  Bcdd.  wie  bei  uns,  ausgen.  8, 
welche  auf  die  Vorstellung  ,über  Etw.  hinaus'  (I  1  b)  zurück- 
geführt werden  kann,  übrigens  durch  Missbrauch  auch  bei 
uns  z.  T.  (im  Nhd.  ganz)  auf  vor  übergegangen  ist.  Mit  der 
Bed.  ,nach  vorn'  erscheint  das  Adv.  in  der  Verbindung 
hinderfür,  nicht  eig.  Zss.,  schon  weil/ür  betont  ist  und  bei 
Fris.  noch  ,das  hinder  für  keereu'  neben  ,hinderfür  k.'  (beides 
=  verkehren)  vorkommt;  s.  hinder-f.  —  Die  Setzung  von 
für  vor  andere  Ortsadvv.  stimmt  merkwürdig  mit  dem  Ge- 
hrauch des  altnord.y}/riV,  z.  B. /.  ofim  [oben),  -mdhan  [nieden], 
ütan  [aussen I  usw.  Eigentümlich  bleibt  dagegen  der  Ge- 
branch nach  andern  Advv.,  wo  für  dem  nhd.  ,-seits'  oder 
,-halb'  entspricht,  z.  B.  ew-f,  jenseits,  obe-f.,  oberhalb.  In 
für-an  (Sp.  257),  meistens,  aber  auch  ,fortan'  BO.  (vgL/iirfAm 
=  forthin)  ist  die  räuml.  Grundbed.  von  für  noch  ziemlich 
zu  erkennen.  Mit  vor  wechselnd  und  gleichbedeutend  erscheint 
für  in  ßir-ah.  vorweg  (Sp.  31);  -über  (Sp.  6ü;  aber  in  der 
ä.  Lit.  anch  räumlich  u.  einmal  ^  , gegenüber');  -u«,  überaus, 
auch  subst.  , Voranteil'  (Sp.  556);  ,-aussen',  draussen  (Denzl.; 
Sp.  560);  -hi,  vorbei;  -zue,  allmälig,  aber  in  Verbindung  mit 
.kommen'  i.  S.  v.  im  Vorbeigehen  ankehren.  Dagegen  ist  iu 
für  sich,  vorwärts,  ,für'  das  einzig  richtige  und  herrschende: 
nur  ein  Mal  begegnet  auch  mr  «ich.  —  In  den  unter  II  A  10 
angeführten  Fällen  ist  für-  =  ver-  unbetont;  zweifelhaft  da- 
gegen die  Betonung  in  den  schon  unter  ver-  angeführten /iir- 
reitnen,  -laufen,  einen  Weg  verrennen,  versperren,  indem  man 
zuvorkommt,  z.  B.  ,du  wärist  gern  entwichen,  denn  [nur] 
dass  man  dir  den  Weg  fürlief;'  denn  die  Grundbed.  .voraus 
laufen'  (und  dadurch  abschneiden)  blickt  hier  noch  deutlich 
durch  und  scheint  Betonung  des  Präf.  zu  verlangen.  Das 
Selbe  gilt  von  filr-hommen,  zuvor  kommend  verhindern,  neben 
ver-lmmmm  und  vielleicht  auch  von /'HnceBcr,  Verwalter,  neben 
Ver:  Zu  II  B  ist  bei  Furfiiem,  -feil,  -für  noch  die  Nbf.  mit 
Für-  (und  für  übh.)  in  F  u.  It  Schott  in  P  zu  bemerken, 
als  Beispiele  von  ausgebliebenem  Umlaut.  So  auch  ,fur- 
ordnet'  =  .für-,  ver-.'  1530,  Cor.  und  Ähnliches  bei  Edlib. 
u.  AA.  —  Von*  den  folgenden  Zss.  besteht  für  diejenigen, 
welche  räumliche  Verhältnisse  bezeichnen,  in  Aa;  BsLd;  B; 
„Ij;"  S;  .Zg'  auch  die  Aussprache  -frr,  welche  das  Adv. 
zur  blossen  Ableitungssilbe  herabdrückt  und  mit  Anhängung 
von  t  und  -i'y,  beliebten  Bildungselementen  bei  Advv.,  die 
Nbff.  -fertUV.,  -füriij  B  oSi.  Betr.  die  Anwendung  eben  dieser 
Compp.  ist  zu  bemerken,  dass  sie  in  Verbindung  mit  «n  oder 
construiert  mit  Dat.  (bzw.  Acc.)  auch  als  Präpp.  dienen. 

ob,e"-für:  oberhalb,  auf  der  obern  Seite,  am  obern 
Ende  B;  F;  Scnw;  S;  Z.  B's  Hüs  o.,  das  Nachbar- 
haus nach  oben  B.  Der  Anke  isch  obefer  .so  schön 
a"z'hiege''  rfsl".  BWvss  1808.  .Brich  im  den  schnabel 
0.,  damit  das  under  teil  dester  bass  wachsen  möge.' 
VosELB.  1557.  —  cne°-  (-für,  -firj  fenet-  Übw^  — 
e.-fürig  als  Adj.:  jenseits,  auf  der  andern  Seite,  drüben; 
Syn.  ene'-dra",  über-ene";  Ant.  hiehar.  Enefür  am 
Züri'K^e  und  ufe  bis  go'  Lache",  Dert  han-i  en  grosse 
Walfisch  g'seh',  do  hun-i  müese'  lache'.  —  Was  übere" 
ist,  ist  e.  Inkichen.  We""  Eine''  stirbt,  su  sott  er  geng 
selber  d'  Schuld  s%,  innefert  oder  ussefert,  u  tve'"  nie" 
nit  enefert  war,  si  chämte'  Ei"m  na"''  cho"  wüest  säge', 
dass  nie'  g'storbe  war.  Gottb. 


963 


Far,  fer,  fir.  for.  für 


964 


inne"-für:  1.  innerhalb,  inwendig,  drinnen;  ant 
der  innern  Seite,  im  Innern,  z.  B.  des  Körpers,  des 
Munde-s.  Es  ist  g'stacl'et  t-oll  g'sl"  innefert,  u'"'  rw''' 
vil  si'  ussefert  y'si"  u  hei'  {/'wartet.  Gotth.  Er  si 
mriisse  g'stande  und  hei  diiV''  die  offene  Türe  iflaegl, 
was  innerer  Vorgang.  Bkeitenst.  1801.  3Ie  mues  de 
Strumpfbändel  nüd  innefür  am  Bei"  chnüpfe"  (Volks- 
glaube) Z.  ,Des  haselhuuns  fleisch  ist  aussenfür  schwarz, 
innenfür  weiss.'  Vouelb.  \hhl.  ,Er  werde  innenfür  von 
dem  h.  Geist  erleuchtet.'  II.  helv.  Conk.  15(5t.)  1644.  — 
2.  ins  Innere,  z.  B.  des  Hauses,  herein.  ,üie  Krämerin 
emplieng  sie  recht  freundlieh,  hiess  sie  innefür  cho".' 
Gotth.  —  Der  Gebraiicli  '2  wie  bei  anderen  Ortsadvv.,  weloln 
der  Frage  ,wo':"   und  .wohin':"  ziigluich  entsprechen. 

unde°-,  mine-:  unten,  an  der  untern  Seite,  am 
untern  Teile.  Undef'er  HösJi,  oben  e'  Schlutti  [luse 
.Tacke]  und  z' mitzet  e'  Gürtel  BU.  —  nssen-:  1.  ausser- 
halb, an  der  Äussenseite.  draussen  Bs;  B;  Z.  Feit  '.s 
innefert,  su  säge"  si  [die  Ärzte],  mi'  clwnn  nit  Iche 
luege';  u  feit  's  ussefert,  su  säge"  si,  ussefert  chönn-mc" 
nit  helfe".  Gotth.  .Die  ding,  die  uns  von  ussenfur 
werdend  angeton.'  Zwingli.  .Was  ihr  usseufür  dem 
kilchsiiell  [.ausserhalb',  nicht  .aussen  vor  dem  Kirch- 
spiel'] wird,  das  soll  sy  mit  den  siechen  teilen.'  1.560. 
Ndw  Siechenordn.  —  2.  aussenher,  von  aussen  Schw. 
,Ussen fürig,  ab  exteriore  parte'  B.  —  3.  nach  aussen. 
,Es  soll  onch  ein  jeder,  der  zu  zünen  hat,  die  latten 
oder  stecken  also  versorgen,  dass  das  gespalten  ussen- 
fur gekert  sye,  damit  niemanden  am  vech  schad  be- 
scheche.'  1597,  Amtsr.  Malters.  —  vor-:  1.  vorn  Aa; 
Bs;  L.  Het  correr  st"  gross  Chittelchnopf  üsto".  BWyss 
1863.  .Die  Kappe  sei  wohl  gross  und  falle  dem  Bub 
über  die  Augen  herab,  aber  de  Gring  [Kopf]  wachse 
alle  Tag,  und  wenn  man  sie  hingerache  [hinten  hinab] 
stosse,  so  bessere  es  vorfer.'  Gotth.  .So  ne  Gäuggel 
[Narr]  mit  Latsche"  [Bandschleifen]  hinger  für,  und 
Latsche  vorferftj.  ebd.  Von  vorn  Aa;  BU.  Fah  xeider 
e.  a"  di'''  b'sinne".  Gotth.  —  2.  zuvor,  nur  in  Ver- 
bindung mit  .kommen' :  D'  Galle  ist  im  jetzt  üsg'runne, 
und  villicht  schlät  si  im  in  es  Bei",  oder  es  cha" 
d'  Wa.'tsersucht  ge",  we"'-men  im  nit  cha""  torfür  cho". 
Gotth.  ,Dass  so  vieler  Menschen  Vergangenheit  nichts 
Anders  ist  als  die  Scheidewand  zwischen  ihnen  und 
ihrem  Glück;  dass  was  sie  tun  und  sagen,  immer  v. 
kommt  und  sich  zwischen  sie  und  ihre  Wünsche 
stellt.'    ebd. 

hin-:  fortan,  in  Zukunft.  .Allen  den,  so  disen 
brief  jetz  oder  h.  lösen  oder  hören  lesen.'  1469,  B. 
,Ir  machend  h.  wol  ein  suwtrog  us  im.'  1.53-5,  Absc».  — 
binde"-  (hiije-  BsL.  tw.;  BU.):  1.  auf  (von)  der  hintern 
Seite;  weiter  hinten  Aa;  Bs;  B;  Z.  Hingefer  im  Mage. 
Gotth,  Nebe"3ue  lit  Wijl  und  h.  g'seht  ine"  lo"  LOrech 
no"''  ne  Stück.    Breitenst.  —  2.  statt  hinderfür,  s.  d. 

hinder-  (hender-,  hönder-  Av;  Gtw.,  hinger-  BU.) 
Bs;  L;  G;  ScH;  S;  Z,  's  lt.-  G.  z' lt.-  B;  VOrte;  Gl;  Z. 
s'  hind(e)ra-  Gr;  W,  z'  hinnere-  BSehw..  z'  inner- 
GBuchs.  Wa.,  z'  hindersich  (z'  hinderschij-  GnPr.  —  mit 
der  Nbf.  (z)hinde-  Aa;  Bs;  B;  L;  S:  I.  Adv.  und 
Adj.  (doch  dies  meist  nur  i)rädik.).  1.  rückwärts. 
Hinderf.  gä"  S  (Schild).  Z'  lt.,  in  umgekehrter  Ord- 
nung und  Reihenfolge  Gl.  -  '2.  von  vorn,  von  Neuem 
B;  vgl.  Uferen.  ,Wenn  man  nur  so  Eins  um's  Ander 
kaufe,  so  müsse  man  immer  hingerfür  anfangen.'  Gotth. 
Man    musste    wieder    h.    mit    dem    Versuchen.'    ebd. 


Warum  clia""-me"  nit  lt.  ne",  o,  wie  angers  miech  me'>B 
doch!  ebd.  Wechselnd  mit  der  Form  hindefUr.  Es 
rechet  so  schlecht,  dass  me"  geng  hindefür  [noch  einmal 
rechen]  inties.  Ühuinm  doch  nid  geng  lt.!  wärme  die 
Sache  nicht  immer  wieder  auf  B.  ,Die  Diensten  klag- 
ten, heute  hätten  sie  l>as  machen  müssen  und  Jenes 
noch  und  am  Ende  noch  hintenfür  müssen,  es  sei  Alles 
nicht  gut  genug  gewesen.'  Gotth.  —  3.  verkehrt, 
von  Sachen,  Handlungen  Aa;  Ap;  Bs;  B;  VÜrte;  (iL; 
Gr;  G;  Sch;  S;  Z;  Üyri.  z'  letze-für.  De  hast  de"  Bock 
h.  a".  Etwas  (z'J  h.  a"fah",  mache",  a"luege".  Er 
sjiannt  der  Esel  hindefür  a"  S.  Hinder  für  {z'  hindefür 
Ineichen)  ist  atV''  g'fart".  Sprww.  1824;  d's  Hindara 
für  geid  au'''  dardür'''  Gr;  Syn.  umg'kert  (s.  farcn). 
Der  Loser  |  Horcher]  a"  der  Tör  oersiöd  Alls  hönder- 
för  G.  Z'  lt.,  fehlerhaft  gestellt,  gelegt  U.  Z'  h.  gö, 
cho  1)  Reis.saus  nehmen,  von  Pferden  U  =  für  chon, 
s.  für  II  A  2.  2)  sich  entzweien  W.  Einem  den  Kupt 
h.  setze'-,  zurecht  setzen  Bs.  .Könntiud  .sy  die  aller- 
letziste  wys.  alle  ding  widerwerfig  und  h.  ze  tuou, 
erdichten.'  Bull.  1561.  .Retro  aliijuid  agere,  ein  ding 
h.  keeren.'  Fris.  ;  vgl.  den  Selben  in  der  Anni.  lu  für. 
.Machet  Alles  h.'  RudMet.  1650.  ,Erwig  in  ieder  sach 
auch  selber  die  gebür,  und  was  erraten  ist,  das  acht 
nicht  h.'  JWSiML.  1652.  .Die  Person  hat  getrauet.  Alles 
h.  zu^sagen  [zu  widerrufen ":'].'  JMev.  1694.  .Alles  ist  letz 
und  h.'  Ulk.  1727.  ,Das  Wesen  macht  mich  halber  zu 
h.'  Nachtl.  1790.  —  4.  irr-,  wahnsinnig,  verrückt, 
verwirrt,  vernarrt,  albern,  närrisch  Aa;  Ar;  Bs;  B; 
Gr;  G;  Z;  Syn.  verhürschet,  stigelsinnig,  letz  im  Chopf, 
z'  underohsi''''.  H.  si",  werde".  Er  ist,  tuet  [geberdet 
sich]  wie  h.  Eine"  h.  [='s  Tüfels,  Utz]  mache",  um  den 
Verstand  bringen  Bs.  Mi''''  hätti  's  mässleidegi  [ver- 
driesslich]  und  z' Itinderschifür g'machat.  Scuwvzkkd.  19. 
Adjectivisch  ohne  Flexion:  h.  Lüt  Av.  —  Mit  Flexion: 
hinderf üri  Gidanke  Z.  Mit  Ableitungssilbe:  s'hinder- 
füregi  Lüt  BRi.  E  hinderfürigi  Brut,  die  ihre  Jung- 
frauschaft nicht  bewahrt  hat.  Scn  Pilger  1869.  — 
II.  Subst.  m.  1.  a)  halb  od.  ganz  verrückter  Mensch, 
der  Alles  verkehrt  macht  GTa.;  Z;  Syn.  Letzhipf 
,Er  geigte  drauf  los  wie  ein  Z"li.'  Stitz.  Als  schein- 
barer Gcschlechtsn.  scherzh.:  Hans  H.  Bs;  GStdt;  Z; 
vgl.  Hans  Dampf  u.  a.  unter  Hans.  —  b)  Unordnung 
im  Kopf  und  Geschäft,  eig.  die  Laune,  Gemütsver- 
fassung eines  Verrückten.  Der  H.  hä'  Scnw.  —  2.  vor- 
mals eine  Art  Kopfbedeckung  der  Frauen  aus  dicht 
an  einander  gesetzten  schwarzen  seidenen  Bandschleif- 
chen  erstellt,  den  natürlichen  Haarwuchs  in  vergrös.ser- 
tem  Masse  darstellend,  vom  Luxus  noch  mit  Pelz  ver- 
brämt Si^H;  Th  (,11."':');  Z.  .Der  Kopf  der  Frauen  war 
[nach  der  Reformation]  mit  einem  Schnupftuch,  einer 
Haube  oder  einem  H.  geschützt'  Strickl.  Horg.  .Des 
Pfarrers  Wyb  sammt  Kinderen  sollend  myden  die 
grossen  Kröss,  sanimatine  H.  [usw.].'  Z  Mand.  1658. 
.Die  Mägt  sollend  keine  .samnietine  H.  mit  Marter- 
oder anderen  Brenienen  besetzt  tragen.'  ebd.  1636. 
.Den  Wyberen  und  Tochteren  [sind  untersagt]  alle 
H.  von  Zobel  und  sonsten  von  kostlichen  Breniineii. 
grossen  Büschen  [Wülsten],  auch  von  Gold  und  Silber 
und  in  ander  Weg  kostlich  geziert,  sampt  den  dar- 
under  herfür  stehenden  grossen  Spitzen  und  kostlichen 
Hüben.'  ebd.  16.50.  ,Die  Tochteren,  so  oft  sy  zur 
Kirchen  gahnd,  sollen  die  Stürmli  und  Spitz  an  Hüben 
gänzlich  under  die  H.  tuen.'  ebd.  .Eine  als  sie  Haupt- 
wee  hatte,  verheisst.  wann  sie  gsund  werd.  ihr  Lebtag 


i 


fltiS 


Fai\  fer,  fir.  tnr.  (ur 


kein  H.  mehr  zu  tragen.'  Schimpfr.  1651.  ,lö63  wurde 
lue  Frau  des  Quartiorhauptniaiins  N.  verklagt,  sie  be- 
.sitze  einen  H.  von  Zobel  im  Werte  von  ungefähr 
30  Gulden.-  Gem.  Z  18-ltJ.  ,Es  soll  kein  (Kürschner-1 
(Jesell  mit  keinem  H.-  oder  Kap]ienmaclier  kein  ge- 
nieinschaft  haben,  auch  keinem  Nichts  sagen  weder 
mit  Lideren  [betr.  Lederarbeit]  noch  anderer  Arbeit.' 
ItIT").  Z  ICürsn.  Art.  ,Wir  verbietend  die  tragenden 
iStirnen  der  erwachsenen  Töchtercn  undor  den  Hinder- 
führen mit  auch  gar  vilen  Ncstlen.'  XVIL,  Z  Mand. 
,Bei  den  Kindhebeten  [Taufen]  sollen  eintweders  Haar- 
band oder  H.  von  den  Töchtern  getragen  werden.'  ebd. 
.Die  Zuchtmutter  [Hausmutter  im  Waisenhaus]  liess 
sich  aus  unrechtmässigem  Erliis  Hochhüben  uml  H.  zu 
!l  li.  an  Wert  machen.'  1696,  Winteuth.  ,H.,  mutzen, 
initra.'  üenzl.  1716,  Das  W.  noch  spät  (1821)  von 
dem  Altertümler  MUsteri  aufgefrischt:  ,Ist  gut  das 
Herz  und  bieder,  sind  alle  Kleider  gut.  Drum  fort 
mit  dem  Verbote!  Tragt  Tüll  und  Caschemir,  Bergere 
und  Capotte,    Ja  selbst  den  Hinterfür!' 

llie  Form  h'mde-  beruht  eiitw,  auf  Vermengung  der  zwoi 
ilipilieh  lautenden  Coiiipp,  oder  auf  dem  aueli  sonst  iu  Ku- 
dungeu  vorkommenden  Wechsel  von  »•  und  n  {i.  B.  nknen 
»US  nunei;  unigek.  i/nt-rt  aus  e;it/iO.  —  Ob  das  (nur  bei  Bcd. 
:t  und  4)  etwa  vorgesetzte  z  die  l'rüp.  zi-  oder  den  verk.  Art. 
./'«  enth.alte,  i.st  fraglich.  Deutlii^h  meint  Fris.  (,das  hinder  f,'; 
s.  Anm.  zu  ßir)  und  meinen  die  Formen  hiiidura,  Jiimm-r- 
,das  Hintere  voran'  (vgl.  auch  uoTEpov  npixspov).  '«  da- 
gegen kflnnte  eine  blosse  Abschiväcliuug  für  z  sein,  trägt 
also  Nichts  zur  Entscheidung  bei.  Wohl  aber  fällt  für  die 
l'rilp.  ins  Gewicht,  dass  dieVerkürzung  von  ,das'  in  z  (Jm 
nicht  (oder  nicht  mehrV)  auf  dem  ganzen  Gebiete  der  Form 
2'A.-/,  gilt.  Es  bestand  also  von  Anfang  an  neben  jeuer  adj. 
Forme)  mit  Art.  eine  adv.,  welcher  nach  Anal,  von  z' hinihmi, 
z  hlKt  usw.  die  Präii.  vorgesetzt  werden  konnte,  und  mög- 
licherweise ist  dieses  der  ursprünglichere  Ausdruck,  aus 
welchem  der  adj.  erst  umgedeutet  wurde.  Vgl.  die  in  Bil- 
ilong  und  Bed.  ganz  ähnlichen  zunderüf  Sp.  121,  zunderuhcn 
Sp.  50,  zundei-oh-sich  und  z'letze-für.  Zu  der  Annahme  einer 
Adverbialform  'hindir  neben  hmden  aber  berechtigt  u.  A. 
uwltr  (Sp.  S'iü)  =  uiidfH.  —  In  der  Nbf.  h indernii-h-ßir  ist 
tick  aus  der  geläutigen  Verbindung  hindcrskli,  rückwärts, 
hereingekommen,  —  Die  Grundbed.  u.  urspr.  Anwendung  der 
Formel  war  jedenf.  (auch  bei  der  Erklärung  ,das  Hintere 
vor')  ,idv. ;  aber  adj.  Gebrauch  (mit  ,seiu'  statt  , machen') 
Icounte  wie  bei  andern  Adv.  (z.  B.  ,wohl')  eintreten  und  aus 
dem  adj,  auch  substantivischer  entspringen,  persönlich  und 
sächlich.  Die  Kopfbedeckung  war  so  genannt,  weil  sie  vorn 
lind  hinten  ganz  gleich  war  und  daher  beliebig  aufgesetzt 
wt-rdeu  konnte. 

her-:  hervor  =  ,für-her'  ffiln)  der  lebenden  MA. 
,1'iewyl  wir  nit  wüssend,  in  was  gcstalt  sy  in  dem 
pnnd  sygend,  und  uns  der  zuo  hören  noch  nie  hat 
mögen  h.  werden.'  1529,  Absch.  ,H.  kommen':  zu 
Ansehen  gelangen.  Hosh. ;  vgl.  nhd.  ,sich  hervortun'. 
.Kamen  Kriegshändel  h.',  zum  Vorschein  oder  einfach 
—  ,vor'.  WiLU,  Eglis. 

z' lütze-  =  z' hinderf.,  verkehrt,  z.B.  de."  Hiiet 
i'l.  ufsetze';  auch:  geistig  vcr.stört,  nicht  ganz  bei 
freundem  Verstand  L. 

X  ^  da  (das),  also  ,das  Verkehrte,  die  Innenseite  vor'V 
"br  bloss  äusserliche  Nachbildung  von  x'hiiide.rjur? 

nebe"-:  neben  Etw,  vorbei,  auf  die  Seite,  mci.st 
I  >>.  V.  nicht  an  den  gehörigen  Ort,  nicht  ans  Ziel  B; 
•^'■u;'  S;  „Vw;"  W.  Bist  n.  trappet  [fehlgetreten]? 
tiOTTH.  ,Es  hatte  heute  noch  Nichts  gehabt  [zu  Essen 
bekommen],  es  war  allenthalben  n.  cho".'  B  Kai.  1843. 
RA.    N.  ist  oi  [auch]  es  O'schir!  wenn  Jemand    eine 


Sache  nicht  an  ihren  Ort  oder  in  das  für  sie  bestimmte 
Gefäss,  sondern  daneben  wirft  oder  schüttet  Obw;  vgl. 
de^r  f/röss  Kasten.  Du  hasch  ivider  einisch  schön  n. 
fl'schosse,  fehlgeschossen ,  mit  einer  Vermutung  S 
(Schild).  Das  ist  n.  (j'gangu  W.  ,Eren  halb  nit  n. 
[nicht  umhin]  kommen  können.'  1.531,  Strickl. 

niene"-  B,  niener-  B;  Uw:  für  Nichts,  zu  Nichts  B, 
1,  zu  keinem  Zwecke  dienend.  Das  ist  n.-ßr,  taugt 
zu  Nichts,  hat  keine  Art  Uw.  Das  ist  n.  nie  guet.  Das 
ist  11.  als  Eine'  z'  ärgere"  B  (Zyro).  ,Was  sy  darmit 
meinen,  semlich  fert  zuo  tuon,  es  sy  n.'  15'24,  Absch, 
,Es  war  doch  n,'  NMan.  —  2,  aus  keinerlei  Ursache? 
,Den  eid  soll  man  von  im  nemen  [ihn  schwören  lassen] 
und  soll  man  in  nienanf.  umb  die  sach  wysen,'  XIV,, 
Ära.  1861,  127.  —  3.  als  Apposition  zu  einem  Objekt 
i.  S,  V,  für  1 .5,  in  Verbindung  mit  ,halten,  achten, 
rechnen',  ,Und  [wir]  könnend  anders  nit  befinden, 
es  auch  nienarf.  änderst  achten,  denn  dass  .  . .'  1531, 
Absch.  ,A1so  soll  ein  christlicher  eemann  syn  wyb 
ouch  nit  fuossen  [mit  Füssen  treten],  südlen  und 
nienerf,  haben  [mit  Verachtung  behandeln].'  HBull. 
1540.  ,N.  halten,  nüt  schätzen,  verachten,  nihilifacere, 
naucifacere.'  Mal. 

Nimi",  nirgends,  mhd.  nlmer.  Das  r  der  Uw  Form  wird 
iiber  nicht  mehr  dieses  alte,  sondern  statt  n  eingetreten  sein  : 
vgl.   zu    hmder-f. 

da(r)-  rff-r-,  rfj-;  1.  räumlich.  Deför  ana,  davor 
hin.  D.  a.  chu"  =  denebet  oder  dewider  jdarwider] 
a.  cho",  einen  Zweck  verfehlen  Ai-.  D.  ti.^e  chu",  über 
die  Schnur  hinauskommen  Aa.  ,D.  use  si,  Judicium 
vulgi  spernere',  über  das  Urteil  der  JVIcnge  hinaus, 
darüber  erhaben  sein,  oder  sich  Nichts  daraus  machen. 
Id.  B,  ,l)ass  iro  iekliches  ziechen  niugent,  wa  sy  wel- 
lent,  es  syg  in  die  statt  ze  Sant  Gallen  oder  d,',  davor, 
ausserhalb  derselben  od,  darüber  hinaus,  weiter?  1401, 
Zellw.,  ürk,  ,Wir  kament  aber  nit  daryn,  wir  fuorent 
d.  [daran  vorbei].'  HsSchürpp  1497.  —  2.  zeitlich  (vgl. 
für  12,  aber  in  unigek.  Richtung;  rückwärts).  D'.rfir, 
vor  Diesem,  früher  als  dies  W.  Erst  grad  d.  [kurz 
vorher?]  endli'''  fertig  g' macht  W.  ,Da3s  das  gottshus 
ze  L.  von  alter  bar  also  lang,  dass  nieman  darfür  ge- 
denket [weiter  hinauf,  einer  frühern  Zeit  sich  erinnert] 
also  harkommen  ist.'  ca  1346,  Gfr,  Doch  auch  i.  S,  v. 
, nachdem',  als  C'oiijunction:  Dofi'ir  er  Alls  rcrtue"  g'ha 
het,  nachdem  er  Alles  verschwendet  hatte  G  oT,  Vgl. 
für  I A  am  Schluss,  —  3,  i.  S.  v.  für  I A  6.  7  od.  B  3. 
Es  ist  d.  und  de(rju-ider,  es  sprechen  Gründe  dafür  und 
dagegen  Z.  In  anderm  Sinn:  ,Ua  für  und  da  wider  [als 
Gegenleistung,  Entschädigung  für  seine  Ausgaben]  soll 
im  der  abt  göben . , ,'  G  Stiftsarch.  Gott  h'hiet-isch  derfir! 
behüte  uns  davor  W.  Nüt  d.  chönne,  gegen  ein  Übel 
Nichts  vermögen,  auch  :  daran  unschuldig  sein.  /<■''  cha'" 
Nüt  d.  Z.  ,Nicht  d.  können',  nicht  ändern  können, 
nicht  anders  können.  1531,  Helv,  D.  tue",  (aber- 
gläubische, zauberische  BHa.)  Mittel  gegen  Etw.  an- 
wenden, es  abzuwenden  oder  abzustellen  suchen.  Mit 
Dat,  P.,  Einem  Etw.  verleiden,  ihn  von  Fortsetzung 
oder  Wiederholung  eines  Tuns  abhalten  Bs.  Wart, 
i  will-der  scho'  d.  tue'!  Drohung  '/,.  ,Dorfür  halten', 
einer  Meinung  sein.  Schimpfr.  1651.  Eine'  d.  ha', 
für  Etw.  halten,  ihm  Etw.  zutrauen  und  ihn  dem- 
geniäss  mit  Achtung  behandeln  (dafür  eig.  entspre- 
chend, angemessen  dem,  was  man  von  dem  Andern 
erwartet  oder  wünscht).  Vgl.  tvol  f.  hau  (für  118). 
De  muest-e'  d.  hä",  de"'   wird  er  guet  gege  dich  si' 


967 


Par.  fer,  fir.  for.  für 


968 


Niiw.  Daher  auch:  mit  Bitten  bei  Jnidm  um  Etwas 
anhalten.  Er  hed-en  ä.  g'ha',  darum  gebeten  Z.  Sich 
d.  ha",  sioh  Jen  Anschein  von  Etw.  geben,  oder  den 
Sehein  an  sich  kommen  lassen  wollen ;  meist  mit  Ne- 
gation. .Fängt  man  an,  »Schulden  zu  machen,  so  hält 
sich  selten  ein  Mensch  d.,  dass  er  nicht  dings  gebe 
[borge];  merkt  man  aber,  dass  der  Schuldner  in  der 
Klemme  sitzt,  dann  mangelt  auf  einmal  Jeder  Geld 
und  Jeder  bestürmt  ihn.'  Gotth.  ,Und  doch  hält  sie 
sich  nicht  d..  Jedermann  gerade  auszufragen.'  ebd. 
.Daneben  denke  sie,  die  andern  Kinder  täten  an  ihm 
ein  Exempel  nehmen  und  keines  sich  d.  halten,  nicht 
das  Möglichste  zu  tun,  um  ihn  so  viel  möglich  zu 
ersetzen.'  ebd.  So  han  i"''  mi'''  nit  d.  g'ha  z'  briegge' 
[zu  weinen].  Waluen.  i'c  het-si'''  nüt  d.,  er  macht 
(das  u.  das)  BBe.  Bid  l'arteie  ungerschrlbe ;  der  [vom 
Augenarzt  glücklieh  operierte]  Hans  het-si  aber  nit  d., 
'ass  er  g'seht  und  schrlbe"  cha"";  drum  muess  der  Sebis 
für-en  ungerschrlbe".  Schild.  Es  d.  ha",  Etwas  für 
empfangen   halten,   als   empf.  betrachten,   rechnen  Z. 

—  dese-Zor;    diesseits    F.  —  wol-für    s.  für  II  S. 

—  wor-  =  wu-  Z  (Spillm.).  ,Hebe  [halte  sc.  dich] 
sworfür  [wofür  immer]  du  willt,  wand  [ausser]  für 
guüt!'  galt  It  L  geschworn.  Brief  1252  als  Beschimpfung. 

was-für  s.  für  I A  5  am  Ende.  —  was-fürig 
Ap;  Bs;  Z  (tw.  wa-).  -fürnig  Gl,  -fürtig  L;  Uw;  U:  wie 
beschatten,  von  welcher  Art.  Wasfürige"  Wl"  wend-er 
[wollet  ihr]'?  Wasfürigi  Litt  si's  [sind  es]?  Eigen- 
tümlich ist  die  Trennung  der  Bestandteile  der  Ver- 
bindung in:  Was  wend-er  fürige  Wl"?  Z.  , Leibliches 
(.'reuz,  was  ihnen  auch  immer  füriges  begegnen  mag.' 
Ulr.  1727,  und  die  Verwendung  für  den  Sg.  i.  S.  v. 
,was  für  ein':  Wasfärtige  Bock  hasch  du  mache"  la"?  U. 

Die  beliebte  Verstärkung  mit  (  hier  uoch  bes.  durch  die 
.\nalogie  des  syn.  ir^d'i/  gefördert;  n  aber  ist  eingeschoben 
nach  Analogie  des  in  der  Flexion  imd  Wortbildung  auf- 
tauchenden stanimhaften  n.  Mau  hört  auch  etwa  die  pleo- 
nastische  Zss.   icuaf^rßiriij. 

füre,  füri  s.  für-hin,  -her. 

fürelen  II:  die  Grenzen  eines  Gutes  auf  Kosten 
des  Nachbars  erweitern  AaKI. 

Eig.  ein  wenig,  nnmerivlich  vorwärts  rücken :  von  ßire, 
filrhin,  nach  vorn  hin;  viel!,  mit  beabsichtigtem  Wortspiel 
(s.  fürrelen   J   Sp.    939). 

„fürren:  die  Wohnung  verändern,  in  ein  anderes 
Haus  ziehen  B."  —  Zsgez.  aus  ßmren;  von  fiinr;  vgl. 
dort   (1)  ßirei-(g)  züyleH. 

füren:  Adv.  mehr.  , Keinem  teil  f.  dann  dem 
andren  anhangen.'  1.528,  Gpr. 

Entweder  entstellt  aus  furer  (da  n  und  r  bes.  im  Auslaut 
leicht  wechseln)  i.  .S.  v.  .weiter,  mehr',  oder  aus  fürhin, 
welches  später  immer  ßüre"  ergibt.    Grnndbed.   .weiter  vor". 

fürene  fürunn  GaSpl.,  fürendo  GnSav.:  den- 
noch, ohnedies,  ohnehin;  z.B.:  F'<  hätt  de"  Weg  f. 
müesse"  mache". 

Scheinen  nach  Analogie  von  nhinen,  undeni-n;  nhnmde  ge- 
bildet zu  sein.  Der  in  dem  W.  liegende  Nebenbegriff  ja 
doch  einmal'  erinnert  an  das  am  Schluss  von  ßir  I  A  an- 
geführte con.JHnctionale  ßür  =  da  doch,  -tnd  könnte  auch 
durch  das  in  den  Uebirgs-MAA.  leicht  nach  u  aufsteigende  1/ 
erklärt  werden. 

fürcr  B;  L;  VV,  fürers  Bs;  B;  FMu.;  L;  W, 
fürersch  BHerz.,  furesch  BBurgd.,  füres,  füris  BBe.: 
1.  räumlich:  weiter  (uiich  vorn  BSi.)  vorwärts;  von 
der  Stelle,  an  einen  andern  Ort.     Wo  kei"  Jäger  fi'irrrs 


cha"",  eine  unwegsame  Stelle.  JRW'yss.  Er  ma«  nüt 
me  f.,  kann  nicht  mehr  gehen,  muss  stets  das  Bett 
hüten  BHk.  ,Nicht  f.  mögen',  nicht  von  der  Stelle 
mögen,  langsam  sein.  Gotth.  F.  gä",  lä",  chn".  E, 
trappele",  trippeln,  von  Kindern  BStdt.  Eine"  f.  ge', 
in  Bewegung  bringen,  treiben  B(Zv"ro).  Eine"  f.  Iiringe" 
BEi.  F.  stelle":  a)  tr.,  z.  B.  eine  Leiter,  an  eine  andere 
Stelle  rücken  BRi. ;  LG.,  auch  f.  tue"  udgl.  b)  intr.. 
rasch  laufen,  ebd.  (Vgl.  drüs  stellen,  davon  laufen.) 
D's  Vch  f.  stelle",  von  einem  Stall  in  einen  andern, 
wenn  dort  kein  Futter  mehr  ist  „Bü.;  LE.;"  W; 
/'.  fare",  mit  dem  Vieh  auf  eine  andere  Weide,  ebd. 
F.  lege",  einen  Kranken  in  ein  anderes  Bett  B  (Zyro). 
E.  züglen,  in  eine  andere  Wohnung  ziehen  B.  Arm 
Lüt  neste"  geng  f.  B.  .Sie  wolle  lieber  Itbig  i"  Bode. 
als  sich  von  mancher  Nachbarin  auslachen  lassen, 
wenn  sie  alle  Morgen  mit  dem  Säckli  f.  müsst  [zum 
Freitisch  von  einem  Haus  ins  andere,  ,in  die  Kehr 
gehen'].'  Gotth.  F.  gä",  den  Dienstplatz  wechseln 
BBe.  ,So  soll  man  in  [den  l'beltäter]  nienent  furer 
büessen  wan  ze  W.'  Amtsr.  LWillisau.  .Dass  enhein 
einiger  kein  urteild  lurer  ziehen  [an  eine  höhere  In- 
stanz appellieren]  mag.'  L  ä.  Stadtb.  , Streck  dich  f.!' 
mach,  dass  du  fortkommst!  Salat.  .Quicquid  pro- 
gredior,  je  weiter,  f.  ich  gon.'  Fris.  ,Sy  soUent 
auch  dise  Hofstatt  nit  f.  wyteren,  dann  wie  sy  jetz 
yngefangen  ist.'  ECts.  .Kumm,  mir  wend  noch  bass 
f.  gan.'  Com.  Beati.  , Setze  die  6  vor  die  5  und  das  1 
fürer  [d.i.  16.5].'  VKrider.  1619.  — ■  2.  räumlich- 
zeitlich: ferner,  sodann,  bei  Aufzählung  der  Reihen- 
lolge  nach.  ,Öch  soll  man  wüssen.  dass  die  dorfmeier 
f.  gewalt  band,  dass  si  holz  geben  mögen.'  XIV.,  Aa 
Weist.  ,P.  sprechent  si.'  Hofrod.  ZMönch.  —  3.  rein 
zeitlich:  von  jetzt  an,  in  Zukunft:  .Besser  sorg 
haben  wellind,  damit  f.  übel  und  Schäden  verhüetet 
werden.'  1581,  Strickl.  ,Da  ward  man  zuo  rat.  was 
im  f.  zuo  tuon  war.'  Edlib.  ,Was  er  f.  und  wyter 
ze  machen    willens    wäre.'    1545,  MEsterm.,  Rick.  — 

4.  übergehend  von  Zeitbestimmung  in  Gradangabe, 
oder  schwankend  zw.  diesen  beiden,  wie  nhd.  ,eher'; 
so  bes.  in  Verbindung  mit  ,desto'.  ,Und  doch  üch 
solichs  anzöugen  wellen,  üch  dest  f.  wüssen  ze  halten.' 
15.31,  Strickl.  ,Dardurch  zuo  zyten  vil  unfrid  ent- 
sprungen, euch  des  vil  unrüewiger  lüt  sich  vertröst 
und  dester  f.  zank  und  hader  angefangen.'  1545.  Absch. 
.Damit  man  des  klapperns  dester  ee  und  f.  abkomme.' 
1568,  Ndw  LB.  .Dorumb  man  mich  denn  ouch  dester  f 
zuo  der  schuol  tat.'  Platt.  1572.  .Damit  sy  dess  f. 
Zucht  und  lere  brüchen  . . .'  alte  Schulordn.  Bru(5G. 
Rein  zeitlich  (aber  i.  S.  v.  .später')  viell.  in:  .Damit 
unser  Bund    dester   f.   [länger'?]    beharren.'    Ansh.  — 

5.  Mass  bestimmend  über  eine  Grenze  hinaus;  mehr; 
z.  T.  noch  mit  zeitlichem  Grund-  oder  Nebenbegritf. 
,Da  derselben  dieren  deheis  [irgend  eines]  ieman  an 
synem  schaden  findet,  der  soll  es  ustryben  mit  sj-nes 
rockes  ermel  und  nut  furer.'  XIL.  UwE.  Hofr.  .Soll 
ze  erschaz  zwen  kojif  lantwyns  geben  und  soll  nicht 
f.  umb  erschaz  gemüet  werden.'  1315.  ZZollikon.  .Wir 
hätten  wohl  getraut,  sie  hätten  daran  ein  Begnüegen 
gehabt  und  uns  f.  nicht  ersuocht.'  1437,  Lai-f.  Beitr. 
Mit  folgender  Vergleichungspartikel  rfeww  [als]:  ,Swer 
wider  die  icht  redet,  die  den  schaff  üfhant,  das  went 
die  burger  f.  richten  danne  ander  ding.'  L  ä.  Stadtb. 
.[Dass  der  Zollner  sie  mit  dem  Umgeld]  last  f.  be- 
kümbere  [belästige],  denne  vor  zyten  beschehen.'  1410, 


969 


Par,  for,  tir.  for,  Im',  für 


Ö70 


Hauexb.,  Sigr.  .Wenn  stöss  [Streitigkeiten]  zwischen 
inen  erwüchsen,  soll  sich  niemand  partysch  machen 
einem  teil  f.  zue  helfen,  dann  dem  anderen.'  l.b4o. 
Absch.  ,Die  darzue  in  den  Versammlungen  f.  dann 
ander  Leut  unruliig  sind.'  Z  Mand.  Ab.sulut  i.  S.  v. 
,ganz  besonders-:  Das  ist  f.  en  guete  Chiiccht,  f-s  e 
feissti  Chuc  W. 

Mhil.  füm-  erst  spät  und  fast  nur  in  Schweiz.  Quellen. 
Pas  W.  ist  regeluiässige  Coniparativfurni  zu  yur  (wie  altn. 
fj/rir,  welches  aber  geradezu  =_/i/i'  gebraucht  wird ;  s.  Anni. 
zu  ./üf);  fiirera  adv.  Genet.  davou  (wie  alt.  nhd.  , weiters, 
feruers',  vgl.  auch  ,anders');  ßh-ermh  mit  der  durch  r  be- 
wirkten Verdickung  des  »  und  davon /iir(«<7(  mit  Ausstossung 
des  r  und  so  wohl  auch  ylav«,  welches  sich  allerdings  mit 
fnria  (s.  d.)  berührt. 

fürig  ii  BsLd;  BBe.,  Ki.;  Ur  tw.,  «-"  (ö^,  i'J  Ap; 
VOrte;  Gl;  GRtw.;  GA.:  l.  =:  vorig  1 1.  —  '2.  eigen- 
tümlich, sonderbar  U.  Jede  Gemeinde  hat  firigi 
Werter.    Das  ist  e  Firige! 

furiges  fü-:  vorwärts  LE.  F.  gO".  J\7f/  f.  cho'. 
Syn.  für-sich;  fürer. 

Adv.  Gen.  wie  fürt»,  entw.  von  einer  dem  voriy  II  ana- 
logen Adverbialbildung  od.  von  einem  vorauszusetzenden  Inf. 
'fiirigen  (vgl.  Fiihli  aus  Fahenn  Sp.   72:i|. 

füris  (<]^)  =  fürer  1,  vorwärts,  von  einem  Platz 
weg  L.  D'  Margstei'  üs  und  f.  tue.  F.  zieh,  die 
Wohnung  wechseln.  F.  cho",  in  einen  andern  Dienst. 
Hüs  [spare]!  dass  d'  f.  chumtst! 

Mit  der  adv.  Endung  -i»  nach  Analogie  von  twgris,  mhd. 
twfrhe^,  quer;  schet-bis,  schief,  gebildet  und  durch  die  Länge 
des  Voc.  geschieden  von  dem  gleichbed. /iii  i»  Sp.  967.  Da- 
neben lautet  eine  Angabe  aus  Ndw  vüri«  (mer  müend  [wir 
uiQssen]  ja  Alli  vonin  ijä"  und  Keim''  wird  dthinde'  y'lä"), 
welche  aber  nicht  zu  obigem  W.  zu  stellen,  sondern  aus  ,vor- 
wärts'  oder  aus  vor-ig  (i«  =  iin»,   uns)  zu  erklären  sein  wird. 

fürlich:  beförderlich,  bald.  ,Unib  5  Schilling  ge- 
straft,  die   auch    f.    von    im   bezallt    werden   sollent.' 

'  1530,  Z  Pfisterordn. 

j        Fürli"g  m.:    1.  Vorteil;  Voranteil;    Profit.     Syn. 

[  Fürderling.  E.-i  ist-d'r  ekei'  Färlig,  wenn  d's  tuest 
BHk.  ,Stubenraeister  und  Wirt  sollen,  wenn  man  die 
L'rten  anleit  [die  Zeche  macht |,  den  F.  glych  in  die 
Buchs  legen.'  1400,  Wintekth.  Herren.stube.  ,Ein  mann 
mag  synen  sünen  gijn  ein  bescheiden  billichen  füer- 
ling.'  XV.,  ScHwKüsn.  ,Es  sollen  Alle  in  der  Stadt 
und  ausserhalb  in  gleichen  Rechten  stehen;  Niemand 
soll  mehr  einen  F.  haben.'  14o3,  Segess.  RG.  , Darum 
sollend  Zürich  und  Bern  hiehar  sehen,  dass  sy  inen 
den  f.  dermäss  in  die  händ  fassind,  dass  sy  nit  müessind 

,  folgen,  so  die  5  Ort  etwas  ze  meren  understandint.' 
1531,  Absch.  ,Beder  stetten  heil  und  f.'  ebd.  .Eine 
statt  Soll  verhelfen  zuo  f.  und  ufwachs  der  andern.' 
ebd.  —  '2.  Vorzug.  ,Die  Ebreischc  sprach  setz  ich 
darnmb   zum  letsten,   dass  [usw.],   sunst  hett  ich  der 

.  Ebreischen  billich  den  f.  g'geben  (alioqui  Hebraicae 
merito  primas  tribuissemus).-  Zwingli.  —  3.  „.'Aus- 
bund, das  Vornehmste;  z.B.  dieses  Pferd  ist  der  F. 
LE."  —  4.  Überschuss,   Überrest;    z.B.  von  Tuch 

■B;   .VÜRTE;"    S.     Der   Schnlder  het   de"  F.  h'halte". 

\\\im  seine  eigenen  Güter  oder  den  F.  seiner  beiden 
,  Pfründen  in  Haft  zu  legen.'  1494,  Ausch.  (od.  zu  1 V). 
-  Bed.  1-3  i.  S.  V.  für  I  A  :s;  Bed.  4  i.  S.  v.  /ii.-  //  A  7. 
furo:  fürderhin.  von  jetzt  an,  in  Zukunft.  Mit 
angehängtem  hin:  F'' bi' f.  hi'  nüinme  der  teert,  dass 
^i'*  din   Buch  heisse,    sagt   der   verlorne  Sohn   G  oT. 


Alleinstehend:  ,P.  so  wollen  wir  . . .'  1485,  G  Gescllen- 
schiess.  .Nichts  nier  geben,  sonder  f.  warten,  was 
inen  MGH.  mit  recht  angewinn.'  15'25,  Absch. 

Erst  in  der  Kanzleispr.  des  XV.  XVI.  aufgekommen, 
viell.  nach  Anal,  vou  dem,  der;  im.  ihre;  vgl.  auch  die  Zit 
huro;  gar-o  und  das  auch  begrifflich  parallele  mhd.  nu-s, 
iitir-ä.  —  In  der  Kanzleispr.  des  XVI.  begegnen  auch  die 
gleichbed.  Compp.  .hinfürn,  fürohin' =yH/-(/(|-«,  hinfiirl:  s.  hin. 

fürrlen  s.  b.  Furre,  Sp.  939. 

Fuer  f.:  1.  a)  Beförderung  von  Waarcn  und  Per- 
sonen auf  der  Achse  od.  zu  Wasser,  Fahrt,  Spedition. 
,Evectus,  ein  fuor  zuo  land  oder  zuo  wasser.  Vecturis 
vivere,  sich  der  fuor  (sich  mit  fuoren)  begon.'  Fris. 
Die  Gr  Kaufleute  beklagen  sich  über  das  Auf-  und 
-abladen  der  Waaren;  ,dann  in  keinem  Land  ein  sö- 
licher  Bruch  der  Fuor  halben  syge.-  1002,  Absch.  ,Der 
Glarner  Ziger  mag  auch  die  I'uhr  erlyden.'  RCvs. 
Onch  ist  derselb  hof  am  schloss  kein  fuor  ze  füeren 
[keine  Frohnfuhre  zu  leisten  sc.  schuldig].'  Hofr.  Z 
Wald  1586.  Bildl. :  e  F.  ha"  mit  Öpperein,  sich  viel 
Muhe  mit  Jnidm  geben  oder  geben  müssen,  ihm  viel 
Aufmerksamkeit  erweisen  Ap ;  GBern. ;  S ;  Z ;  vgl.  aber 
auch  5.  —  b)  Fuhrlohn  B.Si.  —  2.  Fracht,  die 
beförderte  Waare.  der  bcladene  Wagen  Aa;  BSi. ;  Uw; 
W;  Z.  Es  llchts  Fuerli  Ndw.  Fuder,  als  mehr  oder 
weniger  bestimmtos  Mass,  z.B.  e  F.  Höh  ZSth. 
.^cherzw.:  volle  Brust  GfiChur;  vgl.  Höh  ror-em  Hils. 
—  3.  Ross  und  Wagen,  Fuhrwerk.  ,Mit  ihrer  Fuhr 
zwei  Ehrtagwen  [Frohntagwerke]  zu  leisten.'  1557. 
.■Vbsch.  —  4.  Führung.  F''  uiU  di'''  lere"  z' F. 
(z'  g'fuert)  gä",  will  dich  lehren,  was  sich  gebührt, 
schickt;  will  dich  gehorchen  lehren  Gl;  ScHwMa. ; 
s.  auch  u.  füeren  3.  —  5.  Aufführung,  bes.  lär- 
mendes Treiben,  Lustbarkeit.  Kurzweil,  Freude  (viell. 
eig.  vom  Schreien  und  Kufen,  welches  ehemals  von  der 
Beförderung  der  Lastwagen  unzertrennlich  war.  Vgl. 
auch  Fueg  6  Sp.  700)  Aa;  Ap;  Bs;  Gl;  Sch;  Z.  Do  [im 
Wirtshaus]  ist  e  F.!  Me"  hört  sl"  äge'  [eigen]  Wort 
numme"  [nicht  mehr]  Sch.  Da  ist  e  F.  g'si",  wo  die 
wider  z'säme"  cho'  sind!  ebd.  Machet-mer  ante"  [nur 
ja]  keini  Fuere  me  esö,  ir  Chinde!  AAZein.  D'  Buebe' 
hend  ir  F.  in  der  Küche",  dass  me"  der  Pfarrer  niit 
reistöt  Bs  (Spreng).  F''  ha"  ml'  F.  und  Kilbi  mit-em 
ff  ha"  Bs  (Ochs).  So  het  's  mengi  Freud  und  F.  'ge". 
Breitenst.  1864.  Über  Öppis  d'  F.  ha",  mit  Öppis 
d' F.  tribe",  darüber  spotten  und  lachen  Bs;  Z.  Nu'' 
für  d'  F.,  nild  für  Ernst  Z.  St  hei"  e  häli  F.  g'hä" 
mit  im,  sieh  über  ihn  lustig  gemacht  Bs.  Syn. 
Gugel-F.,  Füfri,  Gefärt  und  in  verstärktem  S.  Erz-, 
Heide"-F.  —  6.  a)  Unterhalt,  Nahrung,  Futter  für 
das  Vieh  Aa;  BSi.;  L.  Es  Haupt  Veh  i"  d'  F.  ne"  L. 
.Die  rebhüener  bei  Cirrha  habend  nit  ein  ässig  fleisch 
von  ir  fuor  wegen.'  Vooelb.  1557.  , Etliche  entdacktend 
ihre  strowdächer  und  legtend  dem  vech  das  strow  für 
zur  f.'  HBüLL.,  Tigur.  ,Der  Schatfner  soll  zu  allen 
Schüren  luogen.  dass  man  rechte  Fuore  gSbe.'  XVU., 
Gesindeordn.  Mcri.  —  b)  Nährkraft  einer  Speise 
BBe.;  Uw.  Das  Brod  hed  ekei"  F.  Feisse'  Chäs  hed 
güeti  F.  UwE.  Schlechtes  Gras  gibt  minder  Milch  imd 
minder  F.  B.  —  c)  Sättigung  Ap;  G.  Nei",  danke, 
t"*  bin  i  der  F.,  bin  übersatt.  —  7.  das  halbverdaute 
Futter  im  Magen  des  Rindviehs,  welches  man  ihm 
bei  der  ,Völli'  herausnehmen  muss  Aa;  L.  Kot  eines 
Tieres  L;  „Zg;"  Z.  D' F.  gut  nüd,  gät  recht.  ,Man 
habe  menschliche  f.  oder  töwung  gott  zuo  schmach  in 


971 


Kav.  fer.  tir.  for.  l'iir 


97-2 


die  hangend  ampel  gelegt.'  Zwingli.  .Pas  Führlein  oder 
pechschwarze  Materi  gehet  in  die  Tücher/  JMcralt 
1G97.  Syn.  Gefüer.  —  Mhd.  vuort  f..  Falut,  Fuhre.  Lebens- 
weise;  Futter,  Vnterlialt. 

Ab-Fuer:  1.  die  FortschafFung  der  Abfälle  und 
L'nreinigkeiten  aus  der  Stadt  mit  Karren  ZStdt.  Das 
polizeiliche  Wegführen  von  Gesindel  usw.  aus  einer 
Gemeinde.  XVI.,  H.\genb.  Sigr.  —  2.  „Gebühr,  die  ein 
fremder  Schiffer  oder  Fuhrmann  an  dem  Orte  ent- 
richten muss,  der  das  Stapelrecht  hat  Sch;  Th."  — 
,U  f  - :  Streue  u.  Futter  zur  A'erbesserung  des  Wiesen- 
landes, eigtl.  Alles,  was  von  einem  .Stück  Land  an 
Futter  und  .Streue,  ohne  demselben  den  Dünger  davon 
zu  geben,  auf  anderen  Grundstücken  verfüttert  wird 
B;  LE."  Syn.  Ufsiig;  Yg].  uf-ßieren;  ferggen  3ha..  — 
In-:  Auffahrt  zur  Scheune  Bs.     Vgl.  In-far(t). 

Un-:  I.Verstoss  gegen  gute  Lebensart  und  Sitte. 
Unfug,  Unordnung.  Ungebühr,  unrechtmässige  Hand- 
lung; s.  F.  4.  ,Von  gros.ser  notturft  und  u.  wegen, 
so  zuo  Chur  beschicht."  1453,  Kind.  Urk.  .Wer  den 
andern  vor  gericht  bcschalkot  mit  bösen  Worten  und 
semlich  u.  trib.'  1472,  Offn.  Bui'gau.  .Nieman  uf  der 
gassen  soll  klopfen,  schryen  und  ganz  kain  u.  haben.' 
1494,  Sch  Eatsprot.  .ßlündertent  ouch  das  durf  und 
triben  vil  u.'  Edlih.  .Welcher  u.  und  frevel  begieng 
mit  gottslestrungen  oder  andrer  Worten  und  werken.' 
Strafe.  Rheinau.  ,Es  soll  all  trumnien,  pfyfen  und 
ander  unzimlich  u.  und  wesen  abgetan  syn.'  Stadtb. 
VVthur.  ,Alle  u..  so  nachts  beschicht.  es  syo  schryen 
oder  anders.'  G  Eatssatz.  1.504/32.  .FüUtend  mir  den 
knecht  und  junkfrow  voll  wyn  und  driben  vil  grosser 
u.  in  myra  hüs  bis  um  inittnacht.'  Stockar,  Tageb. 
15'26.  ,Als  nun  von  beiden  partyen  vil  u.,  röubery 
und  Unsicherheit  in  der  Strassen  entstanden  war.' 
Axsii.  , Welche  fast  vil  wider  enander  u.  und  unwort 
brüchten.'  ebd.  ,Wir  sind  nie  des  willens  gwesen, 
mit  jemand  krieg  und  u.  anzefachen.'  1530,  Abscb. 
Zu  leerer  Amplitikation  mit  dem  positiven  W.  ver- 
bunden. .Kein  unfuor  noch  fuor  [Streit,  Hader]  stiften. 
sonder  tnltmüetig  [geduldig]  sich  gon  lassen.-  Vad.  — 
2.  „übertriebene  Lustbarkeit,  Unmass."  —  3.  Mass- 
bestimmung für  einen  unförmlich  grossen,  ungeschlach- 
ten Gegenstan'i.  JE"  Unfuer  rom-ene  Brocke",  Huet 
udgl.  GuCliur.  —  un-fueren:  Unfug  treiben.  .Die 
in  der  statt  ze  u.  und  den  wirten  ufzeschlaclien  [Zeche 
auf  Rechnung  auflaufen  zu  lassen]  sich  understuon- 
dend.'  Vad.  ,N.  N.  ist  gestraft,  umb  dass  er  nachts 
uf  der  gassen  geunfueret  und  nach  den  nünen  trunken 
hat.'  1544,  ScH  Katsprot.  .Und  so  dann  etlich  den 
friden  mit  einanderen  uf  die  gfar  abtrinkend,  dass  sy 
glich  angents  mit  einanderen  u.  und  cinandcren  sche- 
rtigen.'  1585,  ZWülfl.  Herrschaftsr.  —  ver-:  durch 
.Unfuer-  zu  Grunde  richten.  ,Da  habind  si  ein  Un- 
wesen mit  trinken,  gläser  ze  werfen  gehept;  er  habe 
mit  verunfuorung  der  spys  nit  ungeschickter  wesen 
gesechen.'  1527,  EtiLi,  Act.  —  un-fuersani:  voll 
Missgeschick  und  Verwirrung.  ,Von  Unfuhr.sanic  dis 
Jahrs.  Als  nun  dis  Jahr  mit  Ungewitter.  Türe  [Teu- 
rung],  Mord  und  Ufruhr  fa-st  nnfuhrsam  war.'  Ansii. 
Mhd.  unouiin:,   schlechte  Lebeusweise.  Unfug.  lu  Beil. 

•2   und  3  des  Snbst.  hat   im-  viell.  uiiht   negative.    »>udern 
verstärkende  Bed. 

Fron-:    Gespanndienst    mit  Ross  und  Wagen  für 
die  Grundherrschaft,  ang.iria.    1705.  Gem.  Aa.     Gegs. 


Lön-F.  —  Gabel-:  leiciiter,  zweirädriger  Wagen  mit 
einer  Gabel  statt  der  Deichsel;  Gegs.  Diechsel-F. 
.Weilen  wir  gewahren  müssen,  dass  das  enge  Gleis 
und  die  Gabelfuhren  unsern  Strassen  den  grössten 
Schaden  zufügen,  als  wollen  wir,  dass  in  Zuknnft 
keine  andere  als  Weitgleiswagen  gebraucht,  die  G-cn 
völlig  abgekannt  und  hingegen  die  Deichselfuhr  ein- 
geführt werde.'  1774.  Z  Mand.  —  Gegen-:  1.  Rück- 
fracht. ,Gegenfuhren  von  Kaufmannsgütern  aus  den 
Bünden  fehlten  diesmal  gänzlich  [klagen  die  Schiff- 
meister des  Oberwasserfahrs].'  10'22,  Absch.  —  2.  Er- 
wiederung. Gegengrund.  ,Man  muss  aber  mit  G.  aus 
dem  Luthero  selbst  verfasset  [versehen]  sein.'  Hott. 
1600.     Vgl.  Gegen- fueg  Sp.  700. 

Gugel-  (Gauggel-  ZBauma):  „Posse  L;  Zr.; 
geckisches  Betragen  L;"  Scherz,  Spass,  Mutwille,  Ge- 
lächter, Lärm  Aa;  Ap;  Bs;  Sch;  Schw;  S;  U;  Zfi;  Z. 
,S'i«''  G.  mit  Ei'm  ha',  trlbe",  Jmdn  hänseln  Bs;  Z. 
Das  ist  au'''  e  G.  g'si"  i  der  G'meinä  [Gemeindsver- 
sammlung]. D'  Lüt  händ  derby  iri  G.  'trihe'  und 
wile.'iti  MüJer  g'ha"  [der  bösen  Zunge  den  Lauf  ge- 
lassen] Aa  (JKeller).  '.s  isch  iiör,  vier  hend  in  der 
.Tuged  e  lustigi  ZU  g'ha',  mengt  G.  Bs  (Hagenb.). 
, Seltsam  geschrei  und  gugenfuor  si  erhuoben,  schaltend 
einandren  huoren  und  buoben.'  Salat.  Possenspiel. 
z.B.  bei  der  Zskuuft  junger  Leute  UwE.  ,[B.  habe 
geredet,  wenn  die  Priester  über  dem  Sakrament  die 
.\rnie  ausbreiten,  sei  dies]  ein  luter  g.'  1523,  Absch. 
,Zue  wettingen  habind  etliche  gesellen  der  mess  be- 
gert.  dargegen  andere  gesagt,  sy  wöllind  der  gugelfuor 
[possenhaften  Aufzugs]  nüt.'  HBcll.  1572.  —  „gugel- 
fueriseh:  lächerlich,  komisch,  überaus  spasshaft." 

Mhd.  1)  'jri'jel- ,  ijurjel niore ,  Possen,  Ausgelassenheit; 
i)  ijouktl-r.,  Zauberwerk.  Vereinzelt  gibt  Piistheiri  18G5  das 
Wort  für  B  als  m.  an;  vgl.  G ugd-fuey  Sp.  700,  wo  auelvdie 
Erklärung  des  Comp,  zu  entnehmen  ist,  welche  uns  der  Not- 
wendigkeit überhebt,  an  Fasnachtsaufzüge  zu  Wagen  mit 
.Gugeln'  [Spitz-  od.  Xairenhüten]  zu  denken.  Rein  äusserlirli 
ist  die  Berührung  in  einem  Beleg  aus  dem  XVII.:  ,\\\i\ 
der  Major  mit  diesem  (5'  hohen]  Hut  ein  Ci.  und  Oespiitt 
;m2uric;hten  versucht  habe.'   Bs  T,aschenb.  1862. 

Güsel-:  die  Abfuhr  des  Kehrichts  aus  den  Häu- 
sern und  Gassen  der  Stadt  L.  Syn.  Käticageu;  auch 
tigürl.  —  „Güeter-:  Frachtwagen  mit  Kaufmanns-, 
waaren."  Vgl.  G.-Schiff.  ~  Holz-:  1.  das  Zuführen 
von  Brennholz,  spec.  als  Leistung  der  Bauern  an  den 
Pfarrer  S.  —  2.  das  Gastmahl,  das  der  Pfarrer  den 
Bauern  dafür  zum  Besten  gibt  S. 

Hämpfeli-:  Ernährungmit,  der  Genuss  der  Sauer- 
ampfer (Siirhampfele,  Hämpfelimtr).  H.  macht  d'Meitli 
«»r  Z  (Kdspr.);  das  Gegen.stück  s.  u.  llahermarch.  — 
Aus   ri;i,„j,f,li,ar  uingcsfciltot  für  obigen   Reiui. 

Hand-:  Fracht  auf  einem  mit  der  Hand  gezogenen 
Schlitten  GrPt.;  Ggs.  Jloss-F. 

Herc-:  Frohnfuhre.  Si'LGER.   —  Her  =  Herr. 

Hörn-:  durch  übermässiges  Trinken  verursachter 
Durchfall  des  Rindviehes.  Alp.  1806.  —  So  geheisseu. 
weil  beim  .Horn'-Vieh  auftretend. 

K  u  e  -  =  Kue-Esset  Sp.  526.  ,Item  [die  |  X.  N.  haut 
fünft  halb  k.  f.  und  1  fuoss.'  14.54.  UwHuochs  It  Z  Anz. 
1883.  436,  wo  die  Specification  zu  berichtigen  ist:  ,das 
git  nidergaden  3  k.  f.  [1.  ,fuoss-?]  und  das  turniattlin  Mt 
und  das  bofstätti  [verstehe  ,je'?]  2  k.  f.  und  die  hof- 
statt.  da  das  steinhus  uff  [stät]  1  fuoss.'    .Item  E.  v.  U.   Ut. 


973 


Far,  t'er,  fir,  für,  für 


m 


gid  8  k.  f.  von  syner  hofstatt  und  stad  das  tarmattli 

3  fuoss.'  1500,  ebd.  —  /  fucm  =  der  4.  Teil  eines  ganzen 
Antcilus. 

K:is-:  die  am  bestiuiiiituii  Tage  .stattliiuleiide  Ab- 
lielViung  der  friscben  Käse  an  den  Kiiseherru  [Käse- 
händlerl  durch  die  Produzenten,  wobei  diese  mil 
schüncni  Fuhrwerk  prunken,  nachher  regaliert  wer- 
den, .so  dass  sich  ein  lustiges  Gelage  entwickelt.  Vgl. 
GoTTH..  Vehfr.  239.  —  Ledi-:  der  Transport  einer 
vollen  Schiflfsladung;  vgl.  Ledi-Schi/f.  .Dass  die  Scliiff- 
meister  statt  der  bisherigen  40  Batzen  für  die  L.  mit 

4  Batzen  weniger  sich  begnügen  möchten.'  l(j.54,  .\bsch. 
—  Neben-:  das  unbefugte  Füliren  von  Kaufmanns- 
gütern  gegenüber  den  privilegierten  Fuhren,  .l'ie 
Nebenfuhren,  welche  zuwider  der  8cliirtsordnniig  aul 
der  l.inth  vorgenommen  werden,  werden  abgestellt. 
Die  Schilfineister  sind  befugt,  auf  die  Guter  solcher 
Ncbenf.  Arrest  zu  legen,  bis  ihnen  für  erlittene  Kin- 
gritfe  Ersatz  geleistet  ist.'  lti"22,  Absch.  —  Pilgrini-: 
die  Beförderung  der  Pilger  nach  Einsiedelu;  Schiffe 
und  Wagen  mit  Pilgern.  Die  .Bilgerifuohren'  an  Fest- 
tagen werden  von  dem  Z  Mand.  16-50  untersagt.  .Auch 
mögen  neben  den  (immer  befreiten)  Posten  die  frömde 
Land-  und  Pilgrini-Fuhren  am  Sonntag  nach  i'J  Uhren 
aus  der  Stadt  fahren.'  Z  Verordn.  1704.  —  Bettel-: 
Frohnfuhrc,  durch  welche  des  Gehens  unfähige  Bettler 
auf  polizeiliche  Kosten  von  Gemeinde  zu  Gemeinde 
transportiert  wurden.  Ineichen;  Hebel.  Bern  besehwert 
sich  im  J.  1743,  dass  ungeachtet  des  Mandates  von 
1739,  wodurch  alle  Bettelfuhren  unter  gewissen  Re- 
strictionen  abgestellt  worden,  dennoch  dieselben  immer 
noch  missbraucht  würden,  so  dass  sich  allerhand  frem- 
des Gesindel  auf  Karren  und  Wagen  seiner  Bequem- 
lichkeit nach  von  Dorf  zu  Dorf  führen  lasse,  und 
erklärt,  dass  es  dergleichen  auf  B  zugeführtes  Ge- 
sindel wieder  zurückschicken  werde,  .\bsch.  ,Die  Über- 
nahme von  B-en  ist  den  Grenzgemeinden  ern.stlich 
untersagt.'  DWvss  1796.  —  Brut-  s.  Brüt-Fueder 
Sp.  684.  —  Rod-:  in  einer  gewissen  Reihenfolge 
[Rod],  wie  sie  früher  die  Fuhrleute  festgesetzt  hatten, 
wiederkehrende  Fuhre.  ,Die  schweren  Lastwagen  aus 
Schwaben,  deren  wöchentlich  13  bis  14  ankommen 
und  abgehn,  ohne  die  vielen  täglichen  Rood-  und 
andere  Fuhren  zu  rechnen,  erschweren  die  pünkt- 
liche Erhaltung  des  Pflasters.'  Churer  Beitr.  1792.  — 
Rnmpel-:  elendes  (rumpelndes)  Fuhrwerk  und  die 
darauf  Fahrenden  Z  (Spillm.).  —  Ross-:  Fracht  auf 
Schlitten,  welche  mit  Pferden  bespannt  sind  GrD.  ; 
i.  Haml-V.  Syn.  Boss-Burdi.  —  Geschirr-:  Wagen 
herum  ziehender  Tonwaaren-  uuii  Lumpenhändler  Z. 
Am  End  {/'hörst  du  zu-n-ere  Seiltänzerbande  oder  zii- 
n-frc  G'schirfuer,  die  chömmed  eso  cerhätschet  delhar. 
ACoRRODi  187.').  -~  Spuse-:  Mitgift,  die  am  Freitag 
nach  dem  kirchlichen  Aufgebot  vom  Bräutigam  und 
seinen  Freunden  auf  Wagen,  vor  welche  jeder  sein 
schönstes  Rind  mit  der  grössten  Glocke  gespannt  hat, 
unter  Begleitung  aus  dem  Haus  der  Braut  abgeholt 
wird.  Zuerst  fährt  der  Bräutigam  mit  dem  .Trog' 
(Koffer)  und  dem  Brautbett,  den  Schluss  bildet  der 
nächste  Anverwandte   der   Braut   mit   dem   Spinnrad. 

■  dem  Werg  usw.  Hinter  den  Wagen  folgt  die  von  der 
.Brautjungfer'  geführte  Braut  GRSch.  Am  e  Frltig 
fa}id  tne"  nid  gern  e  ivichtir/s  Werch  a";  änderst  ehe 
kräd  [gerade]  d' Sp.  fiiere"  Gr  (Walkm.).  Vgl.  noch 
5>chwyzerdütsch  19,  22  f.   und   Brüt-Fueder  Sp.  684. 


—  Spune,  Braut.  —  Diechsel-:  Wagen  mit  Deichsel; 
Ggs.  Gabel-F.  Z  Mand.  1791. 

Tannen-  (aucli  -Fiierete):  das  häutig  mit  den 
Fasnachtslustbarkeiten  oder  der  Aufführung  von  Volks- 
schauspielen verbundene  Einholen  einer  stattlichen, 
mit  Bändern  geschmückten  Tanne,  die  auf  einem  Wa- 
gen aus  dem  Walde  geliolt  und  durch  das  Dorf  ge- 
zogen wird,  um  nachher,  wann  sie  (von  Gemeinden 
oder  Privaten)  geschenkt  war,  an  den  Meistbietenden 
verkauft  zu  werden.  Der  Erlös  oder  der  durch  den 
Eigentümer  bezahlte  Fuhrlohn  wird  am  Abend  bei 
Tanz  und  Lustbarkeit  verjubelt.  Dem  Zuge  gehen 
Tänzer  mit  Tannreisern  auf  dem  Barett  und  von 
einer  Hand  zur  andern  sich  spannenden  Blumenbogen, 
die  mit  Moos  und  Bändern  geschmückt  sind,  vorauf; 
Maskeraden,  Bajazzokünste,  militärische  Begleitung 
und  die  herkönnnlicben  Typen  des  bernischen  Volks- 
humors, wie  z.  B.  der  .Bärenmutz',  der  , Wunderdoktor', 
das  ,Kuder-'  und  .Mieschmannli'  und  ein  .Bajasshansli' 
dürfen  nicht  fehlen  B.     Syn.  Tannen- Karrete. 

Vwdt  ist  ein  Biauch  in  Z  USth.  Bevor  bei  der  Feier  des 
Berchtoldstflges  die  , Knaben'  zum  Oemeindetnink  kommen 
durften,  mussten  sie  von  einer  schwer  zugänglichen  Stelle 
des  Genieindewaides  einen  Tannblock  holen,  wobei  sie  ein 
Tambour  uud  ein  verkleideter  Lnstigniacher  begleitete.  Lt 
Iknnler  1817,  S.  275,  soll  der  Brauch  im  Kt.  B  erst  im 
XVIII.  au  die  Stelle  ,der  niilitäriscbeu  Evolutionen'  getreten 
sein;  doch  ist  das  Einholen  des  Christblockes  und  des  Mai- 
baunies  als  des  Symbols  des  Vegetatiousdämons  ein  alter 
Brauch.  Vgl.  Mannh.,  Baumk.  S.  237;  Illustr.  Schweiz  1865, 
S.  IfiO,  und  Schweiz   1858,  S.  65. 

Drossel-  s.  Drossel-Fueder  Sp.  685.  —  Wider-: 
Rückfahrt,  Rückfracht.  ,Wie  si  etwas  in  der  w.  in  ire 
schiff  geladen.'  1.531,  Strickl.  ,Wenn  die  Fähren  von 
Lucern  Leute  nach  Uri  führen  und  daselbst  Leute  und 
Gut  zu  W.  finden.'  1544,  Absch.  In  bildl.  S.  F.  it.  W. 
=  Angriff  und  Widerrede,  Hader:  ,Wann  Moses  und 
Aaron  im  Guten  nicht  recht  zusammen  setzen,  sondern 
es  zwüschen  ihnen  etwan  nur  Fuhr  und  Widerfuhr 
gibt,  und  sie  dieselben  nicht  mit  einanderen  abladen.' 
JMliLL.  1673.  —  Win-:  Einholen  des  Weines  mit 
Ross  und  Wagen,  in  stattlichem  Aufzug;  die  Wirte 
schenken  nach  der  Rückkehr  aus  dem  Waadtlande 
schon  im  Freien  vom  Fasse  weg,  was  für  das  Dorf 
zur  Festlichkeit  wird,  die  im  Hause  als  Gelage  sich 
fortsetzt.  Von  Wirten  auch  etwa  als  Kniff  benutzt, 
um  Gäste  anzulocken  BM.  —  Wasser-:  Wasser- 
leitung, t.  aus  an-  und  ineinander  geschobenen  Röhren 
oder  Känneln,  t.  als  Kanal  erstellt,  um  z.  B.  Wiesen 
zu  bewässern  Ae;  W;  im  W  oft  in  schaudernder  Höhe 
geführt,  fast  in  der  Luft  schwebend.  In  diesen  lebens- 
gefährlichen Orten  haust  die  .Eisjungfrau',  auf  die 
Männer  Jagd  machend.  Vgl.  Alpem-.  1871,  413  ff.  , Die- 
selben höf  sond  uns  das  wildwasser  uffahen  zuo  dem 
wyer;  was  wassers  dahin  nit  mag  kommen,  das  sond 
si  zwüschen  den  höfen  hinab  füeren  mit  iren  wasser- 
fuermen  [1.  -fuerenen].'  1433,  Meierr.  Buchb.-Rüdl. 
S.  auch  Wasser-Furre.  —  Zue-:  das  Zufahren  von 
anderen  Orten  her.  ,Das  Strassenpflaster  muss  von 
starker  Zufuhr  immer  leiden.'  Hess  1818.  S.  nocli 
Zuefuer-Luch.  —  Zügel-:  1.  „das  Wegführen  der 
Fahrhabe  nach  der  neuen  Behausung."  —  2.=  Drusnel- 
Fiieder  B. 

fueren:  1.  fuhrwerken.  ,An  Festtagen  niclit 
fuhren,  dreschen,  metzgen  usw.'   1638,  Absch.     Fuhr- 


975 


Far,  fer,  fir.  for,  fner 


97(i 


od.  Gespanndienste  in  der  Frohnde  leisten  (s.  Fiter  3). 
,Dann  sollen  sy  zue  dem  schloss  ze  fronen  und  ze  f. 
schuldig  syn.'  1525,  Absch.  —  2.  trans.  (Vieh)  füttern, 
speisen;  selten  mehr  und  nur  im  geraeinen  oder  iron. 
S.  von  Menschen  gebraucht  Aa;  Ai'  (St.'');  BE.,  Hk., 
M.;  Gl;  L;  S  (s.  Fuer  (i ;  vgl.  auch  Fuer-Tenn).  Wenn 
er  au'''  Land  hält  und  Veh  f.  müesst  Aa.  ,D'  Sau 
g'fuhret.'  GoTTH.  „  Wolg'fuert,  gut  genährt,  beleibt 
B;  L."  ,Ist  es  ein  essend  phand  [ein  Stück  Vieh], 
so  soll  er  es  f.  uf  du  hüt  [also  verhungern  lassen].' 
1348,  Offn.  Berkon.  ,Gott  uns  us  luter  gnaden  spiset 
und  fuoret.'  Kessl.  .Alsdann  soll  man  sy  [die  jungen 
Hühner]  mit  gerstenmel  f.'  Vooelb.  1557.  ,[Ini]  Pry- 
taneuni  wurden  enthalten,  gespeiset  und  gefuoret  aus 
gmeinem  seckel,  die  dem  gmeinen  nutz  guots  bewisen 
hatten.'  Tiekb.  1563.  ,I)arumb  gab  er  im's  täglich 
brot.  Das  selbig  rauch,  ein  haberbrei.  Damit  niuosst 
er  gefuoret  sein.'  Schertw.  1579.  ,Umb  dass  sy  das 
viich  nit  f.  kennen  [mit  Gras],  auch  kein  höw  darzue 
g'han.'  RCvs.  ,Dass  der  senn  das  vich  ordentlich 
fuore.'  XVII.,  Gesindeordn.  Muri.  ,Was  tuot  die  Speis 
am  Menschen?  Sie  führet  ihn.'  FWyss  1653.  ,Fuo- 
teren,  fueren,  hirten;  pabulari,  vesci,  pascere.'  Ked. 
1662.  , Weilen  ein  jeder  Mann  sein  Frau  schuldig  syge 
zuo  f.  und  zuo  fassen  [kleiden].'  Sriiw  Eatsb.  1668. 
wofür  1769,  LB.  SchwK.  durch  Vermischung  .füeren'. 
Abs.  gebraucht:  Um  Vieri  sott  ?>*  irider  hei'"  ga  f. 
[das  Vieh  füttern].  Gotth.  .Erst  um  Fuhrenszeit  heim- 
kommen.' Glur  1835.  ,Als  er  mit  1500  pferden  gan 
V.  war  kommen,  da  ze  fuhren.'  Ansh.  Mit  sachlichem 
Übj.,  verfüttern  Aa;  Ap;  B.  !''•  ha"  higopp  scho"  der 
halb  Heustock  ahe  [bis  zur  halben  Höhe  herunter] 
g'fueret.  Mer  fueren  iez  Gras  [statt  Heu].  —  3.  schnell 
sättigen,  den  Magen  füllen  (und  belästigen,  ohne 
gerade  nahrhaft  zu  sein) ;  nachhaltig  sein,  etwa  mit 
dem  Nbbegriif  , Durst  erzeugen'  Aa;  Bs;  B  (Id.  B); 
Gl;  Gr;  L;  G;  Schw;  UwE.  ;  U;  W;  Zg;  Z  (s.  Fuer  ö). 
Syn.  Sensen,  zünen,  d'  ^^urmlöcher  verschoppen.  So 
leri  Gummeli  [Erdäpfel]  fuerid  nid  gar  leol  Schw. 
,Die  Pastete  fuhr'  afe',  damit  wäre  man  für  einmal 
gesättigt.  Gotth.  Das  häd  iez  emäl  g'fueret !  ,Ein 
guots  und  schleckerhaftigs  fleisch  habend  die  gitze. 
speisend  und  fuorend  auch  nit  wenig.'  Tierb.  1563. 
,F.,  guote  narung  geben,  cibare  flrmiter,  nutrire.'  Mal. 
.Bonenköch  fuoret  bäss  dann  erbsen.'  Mal.;  Denzl. 
Bildl. :  Und  Mängem  b'schüsst  's  und  fueret  's  nüd, 
und  regnet  's  Glück  zun  Fistren  i"  [selbst  wenn  das 
Glück  durch  die  Fenster  herein  geregnet  kommt]  GT. 
(JKuoni).  Gottes  Segen  allein  fueret  und  macht  trüejen 
[gedeihen].  Silesse  Worte  fueren  nid  Bs  (Spreng). 
Dos  mag  nüd  f.,  kann  nicht  helfen  Ai'.  Weba'  mag 
Nüts  geba",  spuela'  mag  nüd  fuera"  [Nahrung  geben], 
sjiinna"  mag  Nüts  bringa*  Ap.  Iron.:  Einen  sclilagen. 
dass  es  fueret  GrD.  Mit  Acc.  P. :  .Probier  's  und  friss 
ein  Mutten  voll,  ich  glaub,  es  wird  dich  fuhren  wohl.' 
Ap  Kuhreihen.  Als  iron.  Wunsch:  Es  seil  rfr''  f.  GG. 
—  4.  fressen.  .F.,  essen,  fressen,  edere,  vesci.'  Eed. 
1656;  s.  Anm.  —  5.  cacare.  vom  Vieh  Schw;  Zu. 
Alles  bald  wider  use  f.  D'  ühue  fueret  dünn;  s.  Fuer  7 
und  dünn-fuerig. 

Mhd.  vumen,  Mh\. /„..„„„,  z.  li.  lii'i  Nutkur,  uiilircn,  speisen. 

-    Die  imskliero  Hcd.   4    erhält  vidi.    rntiTstiitzun:;  durch 

folgendn    Stelle    des    Tierh.    15G3:    ,So    sy    [diu    spauischen 

Wickeul  nit  zuo  spaat  gederrt,  so  fuoret  sy  anstatt  des  heus 

das  vych  gar  wol',  wenn  ,das  vych'  als  Subj.  zu  verstehen  ist, 


„er-fueren:  mit  Füttern  gewinnen,  ein  Stück 
Vieh  durch  [reichliches]  Futter  in  höhern  Wert  setzen 
B;  LE."     Zu  Fuer  5. 

zeweg-:  durch  Nahrung,  Futter  in  bessern  Stand 
und  zu  Kraft  bringen  B.  .Kaum  hätte  man  sie  z'weg- 
g'fuhret,   so    sei  ihr  Nichts  mehr  gut  genug.'   Gotth. 

zue-:  die  geleerten  Jauchetröge  teilweise  wieder 
mit  Wasser  autfüllen.  \g\.  Fuer-Luch.  —  Zue-fueri 
f.:  das  zu  diesem  Zwecke  in  besondern  Gruben  ge- 
sammelte Wasser  ZÜättl.     Zu  Fuer  7. 

fuerhaftig:  im  fig.  S.,  gesalzen.  ,Eiu  vuerhaftigs 
verantwurten',  Titel  einer  Murnerschen  Streitschrift 
(viell.  anspielend  an  .wahrhaftig'). 

fuerig,  ge-:  1.  nahrhaft,  den  Hunger  schnell  und 
für  lange  Zeit  stillend,  allg.  F  dick  Habermues  ist 
e  fuerig  Esse  Sch.  ,Nutricius,  fuorig  [,füerig.'  Mal.], 
das  wol  speist  und  erneert.-  Fris.  ,Cibarius  panis, 
widcrgebachen  brot,  biscoten  genannt,  oder  fuorig 
brot,  grob  hausbrot'  ebd.  , Valens  cibus,  ein  starke 
fuhrige  speis.'  Denul.  1677;  1716.  Den  Magen  be- 
lästigend, drückend;  schwer  zu  verdauen  Bs;  B  (Id.  B). 
Auch  figurl.:  wirk.sam,  erfolgreich  GRh.;  erwünscht 
AABb.,  aber  ebd.  (u.  an  a.  0.)  e  fuerigi  Arbet,  e  fuerigs 
Fresse",  ein  schweres  Stück  Arbeit;  und  von  geistiger 
Nahrung:  ,Fuerige  Worte,  schwer  verdauliche.'  Spreng. 
E  fuerigi  Predig  B.  —  2.  =  fuerisch  Bs  Riehen.  — 
un-:  wenig  sättigend,  nicht  nahrhaft,  allg.  —  Mhd. 
miorec,  nahrhaft. 

dünn-fuerig.  „-füer(ig)'' :  an  Durchfall  leidend, 
chronische  Diarrhöe  habend,  vom  Vieh  gebraucht 
,S(HW;  Zg;"  Z;    s.  fueren  4. 

fuerisch:  ergötzlich,  komisch  Bs.  Und  esö  Das 
und  Selb  hei  's  Fuerisches  g'g'e'  uf  de"  Weide".  Breitenst. 
Zu  Fuer  .5. 

Fuerung  Fuerig:  1.  =  Fuer  1.  ,Weun  Steuer- 
holz zu  fällen  gewesen  sei  bei  schlechtem  Wetter  oder 
an  wüsten  Orten,  so  hätte  er  der  Erste  und  Letzte 
dabei  sein  müssen,  an  die  Fuhrungen  seien  dann  seine 
Brüder  gefahren.'  Gotth.  ,Bot  zu  einem  neuen  Hause 
den  Boden  unentgeltlich,  nur  sollte  man  ihm  die 
Fuhrungen  schenken.-  ebd.  ,Fuerig,  advectio  lig- 
norum.'  Id.  B.  ,Die,  so  ir  holz  ergengt  und  eröst, 
und  deshalb  bitten,  ihnen  die  fuoruugen  zu  erlassen, 
werden  abgewiesen.'  1547,  Absch.  Zuweilen  ist  die 
mit  solchen  verbundene  Lustbarkeit,  Trinkgelage, 
gemeint:  Sg'  Grossätti  heig  einist  d'r  Tu  fei  selber  ' 
g'seh",  wo-n-er  ron-ere  Fuerig  hei"'  cho"  si/g.  Gotth. 
—  2.  Fuhrwerk,  s.  Fiter  3.  .Uf  das  haben  die  ' 
frömbden  kouflüt  in  dem  dorf  f.  wollen  bestellen,  das 
hat  inen  der  vogt  abgeschlagen  und  müessen  sy  erst 
von  unser  .statt  f.  bestellen,  das  guot  haryn  zuo  fer- 
tigen.' 1526,  Absiu.  —  3.  Umfahrt,  Umzug.  ,Es 
gieng  mir  fast  wie  denen,  die  Fuhrig  halten,  d.h.  wie 
denen,  die  bei  Bauten  das  Holz  von  Waldbesitzern 
von  Haus  zu  Haus  sich  erbitten.'  Gottu.  —  4.  Füt- 
terung AaZcIm.  ,I)ie  fuorung,  narung,  speis;  nutritus. 
victus.  alimentnm.'  Dasvp.;  Mal.  ,Heu.  Embd.  Strau, 
zuo  der  F.  des  Viehs  dienende.'  XVII.,  Gesindeordn. 
MuRL    —    Mhd.    ruuniuijc,   Nahrung,  Speisung. 

Go-füer  =  Fuer  7  ZLunn.  .Dise  tier  gclgbend 
der  wol  gesclnnacktisten  bhiomcn.  darumb  auch  ir  g. 
eines  edlen  geruclLs  ist.'  Tiekb.  1563.  .Ketrimentuiu, 
das  g.  und  kaat   oder   schlymerächtig   ding,   das   von 


i 


Fai-,   IV' 


luv.  fiier 


978 


menschen  gät.-  P'ris.;  Mai,.         Us-:  Ötiiiung  zur  Ent- 
leerung der  Excreniente.     ,I>a.s  vorder   teil  [der  Mu- 
schel],  an    welchem    ort  das  maul  und  ausgefüer  ge- 
sehen wirf.'  FiscHB.  1563. 
dünn-füer  s.  -fuerig. 

fUeren:  1.  Etwas  irgend  wohin  bewegen,  wie  nhd. 
.Auf  dem  Grimselweg  bis  zum  Spital  sei  die  Führunge 
[ilas  Recht  des  Transportes]  stets  den  Wallisern  zu- 
gestanden.' 1417,  Absch.  Spee.:  die  Kuh  zum  Stier, 
die  Stute  zum  Hengst  Ap;  Gr;  Z,  auch  bloss  d'  Chue  f.; 
Syn.  zuchiu  län;  auch  absol.  zuehe  f.  BHk.  Ebenfalls 
abs. :  ,üfüert  werden,  sagt  man  von  Huren  und  Ehe- 
brechern, welche  neben  andern  Strafen  leiden  müssen, 
dass  sie  vom  Ehegerichtsbüttel  nut  aufgehobenem  Stabe 
durch  gewisse  Strassen  und  sonderlich  auf  die  Rhein- 
brücke bis  zur  Kapelle,  über  deren  Türe  ehemals  ein 
schändliches  Hurenwapen  eingehauen  gewesen,  zu 
öfTcntlichera  Gcspötte  herumgeführt  werden.  Diese 
Strafe  nennt  man  kurzweg  füere.'  Bs  (Spreng);  vgl. 
««-/".  In  der  Rspr..  im  Wechsel  mit  , stellen'  =  vor- 
führen: ,Das  solle  nicht  von  denen  Zeugen,  die  Einer 
selbst  gestellt,    verstanden    werden,    dann    dem   Pro- 

,  ducenten  seiner  selbst  geführten  Zeugen  Person  an- 
zufechten billich  nicht  zugelassen  wird.'  1719,  Bs  Rq. 

,  —  2.  den  Weg  zeigen,  allg.  Auch  abs.:  als  Führer 
dienen,  von  Beruf  Fremdenführer  sein  LE.  Eine 
Versammlung  und  ihr  Tun  (Verhandlungen)  leiten. 
If  G'mend  f.,  der  Landesgemeinde  präsidieren  Ar. 
,Dozemal  swuoren  der  von  W.  by  vierzigen,  gemeine 

;  gericht  zue  f.'  1419,  Absch.  ,Scheidlüt  schweren,  dem 
scheid  gehorsam  ze  sind  und  den  [Entscheid]  recht 
helfen  f.-  1503,  Bs  Rq.  , [Haller  lud  Zwingli  dringend 
ein,]  damit  er  den  Tanz  [die  Disputation]  führe.'  15'27, 
MEsTERM.,  Pfätf.  , Das  Gesang  f.  [als  Vorsänger].' 1737, 
iMKoHN.     S.  die  Oompp.  u.  Abll.  u.  Stab.  -     3.  einen 

':  Menschen  (Kind,  Greis,  Blinden)  an  der  Hand,  ein 
Tier  am  Stricke,  Halsband  usw.  führen;  leiten,  len- 
ken; daher  das  adj.  Ptc.  g'fuert.  lenksam,  ruhig  und 
regelmässig  gehend    Nuw.     Z'  (j.  gä",   vom  Rindvieh 

I  gebraucht,   welches   an    einem  Strick   um  die  Hörner 

i  geführt  wird,  damit  man  es  besser  in  der  Gewalt  habe 

■  und  es  sich  nicht  ungeberdig  benehmen  könne;  dere 
sprützege  Binderli  chönnit  schier  nid  z'g.  gä"  SchwMuo.  ; 

•  auf  Mensehen  übertragen:  gehorchen,  recht  tun;  die 
':  Buche  da  wett-i'''  scho'  lere"  z'  g.  gä".  ebd.  Auch  ein- 
I  fach   füere'  =  zurechtweisen,    bemeistern.    ebd.     Du 

füerst  mi'''  de*"  nu  [noch]  nid!    Bi'''  u-ill-i''''  schu"  f.! 
I  lieciprok,  enand  f.,  einander  die  Hand  geben,  mit  ver- 
schlungenen Armen  oder  Händen  gehen.    Vgl.  Fuer  4. 

■  —  4.  tragen,  ertragen;  eig.  eine  Last  fahren  Ap;  Z. 

I  Er  mag  Öppis  g' füere",  d.  h.  kann  ziemlich  viel  trin- 
ken, ohne  berauscht  zu  werden  Z.  Er  häd  aW''  me'' 
'trunke'  (g'lade"),  ueder  er  mag  g'f.  ZS.    E"  Hochmuet 

;  hat  er,  er  mag-e"  nüd  g' füere",  so  grossen,  dass  er 
kaum  damit  zu  fahren  vermag  GA.  .Wa  ein  burger 
harnesch  trüege  oder  fuorti  ane  eines  rates  urloub.' 
Bs  Einungbr.  —  5.  ein  Betragen  zeigen,  eine  Tätig- 

}  keit  ausüben.    ,Wie  er  sonst  mitten  in  der  Nacht  ein 

•  Geschrei   geführt.'    Hl.  Schweiz    186'2.     Sonst   rer-f. 

•  ,Wellicher  Nachts  uf  der  gassen  oder  in  wirtshüsern 
;  .juchzete,  schruwe,  und  ein  unrüwig  wesen  fuerte,  es 

were  mit  gschänden,  Worten  oder  werken.'  157'2,  Schw 
-  Rq.    ,Es  haben  die  landleut  ein  guoten  muot,  führen 
^  mancherlei   gosang.'    HP.ixxAL.  1578.     ,Wie   ihro    ge- 
Schweiz. Idiotüiou.  I.  7. 


Wogen  g'syn  sygon  die  gmüetcr  aller,  die  von  ihro 
und  ihrem  geführten  wesen  hören  reden.'  Anf.  XVH., 
Mise.  TiG.  ,Soll  ein  grewlich  Unwesen  geführt  worden 
sein.'  lOöO,  Z  Synodalbcricht.  ,Nun  jauchze,  o  du 
Tochter  Zion,  führe  ein  Freudengeschrei!'  1707,  Zeph. 
,In  einem  spyl  [Schauspiel]  nennest  den  einen  Saul, 
den  anderen  Samuel,  den  dritten  David,  die  ir  person 
[Rolle]  allein  füerend.'  LLav.  1569  [1670:  ,weil  sie 
derselbigen  Personen  vertreten'].  Refl.:  sich  betragen, 
sich  aufführen  GrD.  Dia  vor  Ahg'gclimäckti  nid  wüs- 
sand,  wia  schi  sein'''  füara"  weiland.  Bühl.  Daher 
Füeri"g,  Betragen. 

S.  auch  fueren.  —  (i'/ueri  Ijemerkcnswert  wegen  des 
altertümlichen  EUckumlautes.  Ze  in  z'  g'/uerl  gä"  nur  wegen 
des  adv.   Charakters  der  RA.  zugesetzt;   vgl.   z'  Fuer  yan. 

ab-:  1.  Steine  aus  dem  Acker  entfernen  (mit  weg- 
gelassenem Obj.)  S.  (Heu)  vom  Stocke  weg  verkaufen, 
anstatt  es  seinem  Vieh  verfüttern.  Einen  andern  Fall 
von  Abführen  s.  u.  üf-f.  —  2.  im  Fahren  Etwas  be- 
schädigen oder  wegreissen,  verlieren;  z.B.  es  Stuck 
Mür,  es  Rad  am  Wage'  Z.  Syn.  abfaren,  abkarren. 
—  3.  bezahlen,  entrichten  BHk.  ,Die  Aufforderung, 
dass  die  Schuldner  ihre  Schuldigkeiten  an  ihn  ab- 
führen möchten.-  L  IntelligenzbL  1835.  .Damit  der 
gebührende  Zoll  richtig  abgeführt  werde.'  1755,  Z  Ges. 
,Die  gewohnte  Sterbkösten  sollen  allezeit  aus  dem  ge- 
meinen Erb  des  Manns  abgefüert  und  abgerechnet 
werden.'  1756,  Scuw  Rq.  ,Dem  Müller  ist  ein  Vier- 
ling  vom  Mütt  zu  nemmen  bewilliget;  daraus  er  dann 
das  Mülli-Umgeld  abzuführen  verbunden  sein  solle.' 
1770,  Z  MüUerordn.  ,Beruang  soll  aus  seinem  Ge- 
meindsteil die  bisherige  Belohnung  des  Bannwaiten 
alleinig  a.'  GRh.  Verordn.  1771.  Syn.  abherrschen, 
-stossen.  —  4.  mit  treffender  Antwort  abfertigen  Gr 
Chur.  ,Als  Eisi  mit  dem  Ansinnen  kam,  dass  er 
kaufen  solle,  führte  er  es  ganz  trocken  ab.'  Gotth. 
Vgl.  abfären  Sp.  892,  aber  auch  hier  unten  6.  — 
5.  Ptc.  „abgeführt:  erfahren,  abgefeimt,  doch  nicht 
immer  im  bösen  Sinn.  Eine  abgeführte  Person  ist, 
die  schon  viel  in  der  Welt  erfahren  hat,  in  mancherlei 
Lagen  war,  ohne  dass  man  ihr  durch  diese  Benennung 
gerade  Böses  nachreden  will  Gr;  L."  En  ahg'fueHi 
Chatze,  eine  listige  Gr.  —  6.  a)  trans.  (Unreinig- 
keiten)  aus  dem  Leibe  schaffen;  häufiger  mit  pers. 
Obj..  purgieren.  Als  Subst.  das  A.,  Diarrhöe;  Syn. 
Buch-,  Durchlauf.  Daher  dann:  „Jnidn  empfindlich 
mitnehmen  VOrte";  doch  vgl.  auch  4.  —  b)  neutr. 
ein  purgierendes  Mittel  nehmen.  —  Abfüeri"g  f.: 
Purgiermittel  Z. 

Zu  'i  Tgl.  ,eine  Schuld  abtragen'.  —  Zu  ö  vgl.  frz. 
rouiicr:  1)  wegkundiger  Mensch,  '2)  alter  Praktikus;  louiine. 
Mache;  auch  vgl.  .durchtrieben'  [von  durchtreiben  =  durch- 
streifen]; doch  auch  ahgeviert  Sp.   926   und  geviert  2. 

über-  I  {""'"):  1.  eine  Fläche  mit  einein  her- 
geführten Materiale  bedecken,  bes.  Kulturboden  mit 
Schutt  bei  einer  Überschwemmung  BO.  Syn.  in-be- 
sinderen,  ver-saren;  vgl.  über-faren.  —  2.  übervor- 
teilen, betrügen.  Syn.  über-langen.  ,Wenn  du  vil 
gewännst  und  damit  dynen  nächsten  nit  überfüerst, 
hast  du  es  für  einen  sögen  Gottes.'  Bull.  153L 
,Den  andern  betriegen,  schädigen  und  ü.'  1539,  B. 
,Emptorem  inducere  hiantem:  einen,  der  eins  dings  fast 
köufig  ist,  überfüeren  und  im  eins  über  das  aug  geben.' 
Fris.;  vgl.  Aug  g,  Sp.  134.  —  3.  bestechen,  verleiten, 
verführen;    vgl.  über-färeii   Sp.  893.     ,Welicher    dem 


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Far.  fev,  tir.  tor,  für.  (Tier 


aiuiorn  die  synen  betrügt  uiiJ  ein  jiiukfruwen  über- 
füert  und  verfellt.'  1489,  L.  ,Ist  doch  von  wegen 
der  gefärden  der  unverschampten  töchteren  [Dirnen] 
luanigem  bidermann  syn  sun  wider  synen  willen  über- 
iuert  und  ungehorsam  worden.'  15S9.  Z  Eesatz.  ,Ex- 
pugnare  pudicitiani  puellie,  ein  nieitle  mit  gaben  über- 
tueren  und  denn  verfellen  oder  bescheissen.'  Fris. 
Eig.  mit  Geschenken  überdecken  (vgl.  Einen  [mit 
Wein]  zuedecl-en,  u.  nhd.  ,Jmdn  [mit  Schuldbeweisen] 
überführen').  —  11.  ('~'-'')  den  eines  Todschlages  Ver- 
dächtigen zum  Eeinigungseid  über  den  (auf  einer 
Bahre  ,im  Gerichte'  liegenden)  Leichnam  des  Ge- 
tödteten  führen,  das  sog.  Bahrrecht  an  ihm  ausüben. 
,Es  kam  in  rechtfertigung,  dass  man  sy  überfüert  uiider 
der  linden  all  dry,  aber  es  fand  sich  kein  zeichen  [die 
Wunde  tieng  nicht  an  zu  bluten].'  Palat.  .Der  ward 
überg'füert;  hie  im  hof  schwuor  er,  aber  es  kam  kein 
zeichen.'  ebd.  —  uf-:  1.  „Streue  oder  grobes  Heu  zur 
Verbesserung  der  Wiesen  herbeischaffen.  Uffverig  f.: 
solche  Streue  LE."  —  2.  „Jmdn  feierlich  in  ein  neue.s 
Amt  einführen,  z.  B.  einen  Pfarrer  B;  L;  Sca."  ,Wer 
einen  vogt  uf-  ald  abfüeren  soll.  So  der  vogt  mit 
syner  hüshab  und  varendem  guet  ufziehen  wellte, 
sölltend  inen  die  von  Egg  mit  iren  rossen  und  karren 
den  vogt  uf-  und  abzefüeren  schuldig  syn.'  I?i20,  Z 
Arch.  .Die  Botten  der  ncw  aufführenden  [aufzu- 
führenden] Landvögten.'  1Ö54,  Absch.  —  3.  bei  der 
Weberei  die  Kette  a)  auf  die  Drille  bringen,  b)  auf 
den  Zettelbaum  aufwinden  Aa.  Syn.  itf-,  an-icinden. 
■ —  4.  aufziehen,  gewöhnen.  .Und  sie  also  zu  gar 
vielem  Essen  aufgeführt  und  gewendt  [gewöhnt]  wer- 
den.' 1689,  BSptri  1871.  -  5.  Jmdn  ausspotten  L; 
vgl.  uf-ziehn. 

umme"-füeren:  Jmdn  plagen,  ihm  viel  Arbeit 
verursachen.    Das  hed-en  ummen  g'füert.  HIkl.  1813. 

an-:  1.  einen  Gegenstand  im  ,Führou'  beschädigen, 
bes.  vom  Kande  eines  anstossenden  Ackers  mit  dem 
Pfluge  etwas  Erde  mit  in  den  eigenen  Acker  herüber 
ziehen,  s.  Sp.  7öl;  vgl.  u.  4.  —  2.  die  Geschäfte  einer 
Versammlung  führen ;  d'  Landsy'meind  a.,  präsidieren 
Ap;  Syn.  füeren.  —  3.  anleiten,  unterweisen,  in  ein 
Amt,  einen  Dienst  einführen,  z.B.  Dienstboten;  vgl. 
füeren  4.  ,Im  glauben  recht  ang'füert.'  Aal  1543. 
,Die  militärische  Anführung  der  Mannschaft.'  Strickl.. 
Horg.  Auch  von  Tieren:  .Wann  sie  junge  stieren  an- 
füeren',  d.  h.  zum  er.sten  Mal  in  den  Pflug  spannen. 
XVU.,  Muri,  Gesindeordn.  —  4.  (eine  Sache)  zu  brau- 
chen anfangen,  bes.  neues  oder  frisch  gewaschenes 
Gewand  zum  Gebrauch  nehmen,  so  dass  es  nicht  mehr 
als  intakt  gelten  kann  Z.  Syn.  anbrüchen;  -schlurzen, 
-milchen.  Vgl.  anfaren  1  b  (Sp.  894).  —  5.  hinter- 
gehen, zum  Besten  halten,  betrügen,  z.  B.  eine  Jung- 
frau njit  dem  Eheversprechen;  missleiten  Bs;  L;  G; 
S;  UwE.;  Z.  ,Die  Menschen  durch  Betrug  angeführt.' 
WcRSTis.  ,Ein  knab,  der  von  bösen  leuten  übel  an- 
geführt worden.'  HospiN.  —  Mlul.  mi/iiin-n,  (ein  Kleid) 
tragen. 

in-:  1.  Vorräte  in  die  Scheune  bringen.  Id.  B. 
,Wäre.  dass  jemand  uf  den  wisen  höw  infuorto,  e 
dass  10  fuoder  dürres  höw  daruf  were.'  Offn.  Wä- 
ningen.  —  2.  prägn.  hastig  essen  Aa.  Vgl.  .frequenti 
potu  se  ingurgitare  [übermässig  trinken].'  Id.  B.  — 
3.  einwenden,  geltend  machen;  anführen,  citieren,  auf- 
zählen,   eigtl.    .redend'    einführen.      ..Mies    mit    mecr 


beweglichen,  verhassten  infüerungen  [Behauptungen], 
als  üb  sy  von  nie  keim  fygend  so  vil  übertrangs  er- 
litten.' 1531,  Absch.  ,Ein  person  in  einem  gespräch 
einfüeren  oder  anziehen,  inducere  loquentem.'  Mal. 
,Mit  diser  ob  ingefüerten  meinung.'  RCys.  ,Dass  die 
Päbstlichen  die  konstantinische  Schenkung  hoch  ruo- 
mend  und  infuorend.'  Kessl.  ,Und  des  Dings  könnten 
wir  einführen  noch  viel.'  JMüll.  1605.  .Selbige  hierin 
mit  mehrerem  ynzeführen  und  zu  erzellen  ohnnot- 
wcndig.'  1676,  Z  Processe.  .Exempel  einführen.'  Klinol. 
1691.  —  4.  Jmdn  in  die  Falle  locken,  verführen;  an- 
führen, zu  Schaden  bringen  GrD.;  L;  LT\vE.  Syn. 
über-f.  .Wöliche  kuppler  einem  bidermann  syn  tochter 
verkupplet,  ufenthalten  [ihr  bei  sich  Aufenthalt  ge- 
geben], yngefüert  oder  gewölbt  [zu  Falle  gebracht] 
haben.'  1526,  Egli,  Act.  ,Die  einfaltigen  werden  durch 
syn  süesse,  aber  schädliche  wort  yngefüert,  syner 
meinung  nachzefolgen.'  Zwinsli.  ,Der  Abt  wurde  gc-  ' 
warnt,  dass  er  sich  sein=helfer  [vermeintliche  Freunde] 
nit  zuo  ferr  einfüeren  lassen  wellte  [sich  von  ihnen 
nicht  zu  weit  verleiten  lasse].'  Vau.  .[Die  Rheintalor 
versprechen  dem  katholischen  Landvogte,]  sich  nit 
mer  y.  zu  lassen,  wie  inen  vor  von  Zürich  beschechen.' 
Z  Ref.-Arch.  ,Consuadere,  raten,  einen  hüpschlich 
[sachte]  einfüeren.  übertörlen.  Stimulos  alicui  condere 
in  pectore,  einen  anreizen,  ermanen  oder  einhinfüeren.' 
Fris.  ,Mit  schnieichlen  und  liebkosen  einfüeren  und 
hindergon,  allectare.'  Mal.  ,Die  Underhändler,  so  von 
Geniesses  wegen  des  Wynkaufs  die  Partyen  geholfen 
y.,  sollen  gebüesst  werden.'  B  Gsatz.  1615.  ,Wer  hat 
dich  eingeführt?'  fragt  bei  Hermann  1755  der  Vater 
seinen  von  einem  Wahne  befangenen  Sohn.  ,lfuere. 
intricare.'  Id.  B.    Syn.  m-ziehen. 

In  den  Z  Eesatz.  von  1539  nsw.  [,Ouch  soll  ein  jeder 
pfarrherr  sölich  personen  [Brautlente]  all  ufzeiclmeu  nnil 
keiner  dem  anderen  syne  undertonen  y.  on  syn  gnnst  und 
öffentlichen  knndtlichen  willen']  bleibt  ungewiss,  ob  ,ynf.' 
i.  S.  V.  4  (verlocken,  abwendig  machen),  nnter  ,dcin  anderen' 
der  Vater  bezw.  Vormund,  ron  denen  vorher  die  Hede  ist, 
oder  der  Leibherr  zu  verstehen,  oder  ob  die  geistliche  .Ein- 
führung' in  die  Ehe  gemeint  sei,  da  dann  der  .andere'  den 
Amtsbruder,  in  dessen  Register  die  betr.  Eintragung  gehört 
hätte,  bedeuten  durfte;  vgl.:  ,Welche  ouch  einauderen  über 
das,  dass  sie  wüssen,  dass  sie  verwandt  weren,  nt'inmen  [zur 
Ehe|  nnd  derselben  Bericht  irem  Pfarrherren  und  ehe  die 
Einfüernng  beschicht  und  die  Hochzeit  gehalten  wirt,  nit 
.inzeigten,  wollen  wir  strafen.'  1638,  Absch.,  wo  aber  die 
,Einl'.'  auch  in  weltlichem  S.  als  diejenige  der  Braut  ins 
Haus  des  Bräutigams  verstanden  werden  kann. 

ent-:  1.  wegführen,  spec.  ausserhalb  den  Bann 
eines  Gerichtes  führen.  .Wider  recht  ausser  gericht 
abverwandelte,  veräusserte,  entwerte  oder  entfücvte 
pfand  sind  zu  ersetzen.'  1551.  Hofrod.  Buonas. 
2.  der  Entrichtung  einer  schuldigen  Abgabe  auswei- 
chen, bes.  den  Zoll  verschlagen,  defraudieren.  .Wo 
iemand  sähe  mynen  herren  iren  zoll  zuo  entfüerend. 
das  sollend  sy  wenden.'  1411,  Bs  Rq.  .Des  büchsen- 
meisters  halb,  so  das  bulver  in  oft'ner  vecht  gefüert 
by  nacht  und  nebel.  geleit  |Geleitgeld|  und  zoll  ent- 
füert.'  1529,  Absch.     Syn.  rer-füeren. 

ÜS-:  1.  Etwas  aus  dem  Hause,  der  Scheune,  von 
einem  Orte  weg  führen;  spec.  Dünger  auf  Feld  und 
Wiesen  bringen  Aa;  Bs;  Z.  Syn.  ildiestussen,  üiträ(/en. 
Bes.hcimlich  wegschaffen,  entwenden  Aa;  Bs;UwE.; 
Z.  Mit  Acc.  P.,  begleiten.  .Es  sei,  wenn  es  seine 
Frau  ;iusgeführt   des  Abends,    mit    der  Laterne   nicht 


981 


Par,  fer,  fir,  for,  für.  füer 


982 


lieiin.ijegangen.'  N.  B  Kal.  1840;  spec.  aus  der  Stadt 
zur  Exekution:  ,Stiess  derselbig  Böswicht  in  Aus- 
führung zur  Richtstatt  L.  [den  geistlichen  Begleiter] 
über  einen  Stein.'  Tun.  Sep.  1778/80.  Daher  Usfüeri, 
.-füerung'  f.:  Leidensbild  Jesu  Christi,  wie  er  zur 
ßichtstatte  geführt  wird.  ,üie  öliliechter,  die  da  brin- 
nen,  eins  vor  der  usfüeri . .  .  Das  liecht  vor  der  us- 
füerung.'  Jährzeitb.  LWillisau.  Eefi.  i.  S.  v.  sich  ent- 
fernen, abkommen  von  (bildl).  .Deerrare,  sich  selbs 
im  reden  ausfüeren,  ab  der  matery  kommen.'  Pris.; 
Mal.  Abi.  Usfüert.  —  2.  ausspötteln,  bekritteln,  her- 
unter setzen,  lächerlich  machen,  verleumden,  mit  Spott 
und  Schande  überschütten  B;  S.  , Steffen  rühmte  seine 
Sache,  führte  die  andern  aus.'  Gotth.  ,Eisi  hörte  für 
sein  Leben  gerne  andere  Weiber  ausführen.-  ebd.  ,0b 
denn  die  Kirche  da  sei,  auszuführen,  oder  wo  das 
Gesetz  sei,  dass  man  anchocke  und  selber  hören  müsse, 
wie  man  da  ausgeführt  und  heruntergemacht  werde, 
als  man  in  keinem  Schuh  gut  sei.-  ebd.  ,Er  führte  ihm 
Alles  aus,  vernütigte  Alles  und  rühmte  dagegen,  was 
er  hatte.'  ebd.  Wie  me  süst  die  neue  Hüser  usfüert 
«  de  Byclw  vergönnt.  N.  B  Kal.  1841.  B's  Pfarrers 
Tochter  syg  im  de"  zu  tie  üafüerischi  [si)ottfcrtige].' 
Gotth.  —  3.  in  der  Eechtsspr,  durchführen,  voll- 
ziehen, bes.  eine  Schuldbetreibung,  Exekution;  den 
dazu  erforderlichen  Eechtstitel  nachweisen.  .Betrifft 
es  aber  Bodenzins  an,  alsdann  sollen  die  Eecht  uf  die 
Güeter,  darvon  sie  gangind.  usgefüert  werden.'  1611, 
Bs  Eq.  .Dass  derselbige  solliches  innert  zwei  .Tahren 
nach  des  Schuldners  Ablyben  desselben  Erben  an- 
melden und  forderen,  und  da  soliche  Anspraach  strytig 
wurde,  rechtlich  nssfuehren  [solle].'  1670,  Z  Mand. 
,Es  sollen  bezahlt  werden  die,  so  ihre  au.sgeführte 
Bott  über  liijuiilierte  Schulden  haben,  mit  welchem 
dann  Lidlöhne  auch  einstahn,  weil  sie  auch  ein  aus- 
geführt Eecht  habend.'  a.  Auffallsordn.  Th.  ,Der,  so 
die  Eecht  .bis  zur  Execution  ausgeführt  hat'  1704, 
Bs  Kq.  Die  Frist  als  Obj.  gedacht:  ,Die  Commission 
erachtete,  dass  ein  Creditor,  so  den  dritten  Eechtsta.tr 
ausgeführt  und  solcher  ihnie  zuerkannt  worden,  ein 
Vorrecht  vor  den  übrigen  Handschulden  haben  solle.' 
1751,  ebd.  Der  Schuldner  als  Obj.:  ,Dass  welicher 
eine  laufende  Schuld  uf  jemand  zuo  forderen  haben 
venneinte  und  dem  Schuldner  innert  [lo  Jahren]  nichts 
geforderet,  noch  er  [der  Schuldner]  mit  Eecht  darumb 
ersuocht  oder  angelanget,  und  innert  der  Zyt  nicht 
rechtlich  usgefüert  wurde,  dass  dann  dem  Ansprecher 
der  Schuldner  nicht  mehr  schuldig  syn  [solle].'  1670, 
Z  Mand.  Syn.  roll-,  rer-füeren.  —  Mhd.  namierm,  heraus, 
weg  führen;   vgl.  üsfilren  c. 

Toll-:  1.  vollziehen,  halten,  handhaben.  ,Ist  der 
ewig  kouf  geton  und  vollfüert  worden.'  1484,  Zellw., 
Urk.  ,Darzuo  unser  oberkeiten  gericht  und  rechtsame 
unser  jedem  teil  gevolgen,  gedychen,  volnfüert  werden 
sollend.'  1534,  Bs  Eq.  ,Diewyl  er  syn  stattrecht  [Eechte 
und  Pflichten  als  Stadtbürger]  ordenlich  vollfüert.'  B, 
ca  1600.  Häufig  wechselnd  und  syn.  gebraucht  mit 
dem  Polg.  —  '2.  durch  .Vollführen'  befriedigen  ZO. 
Mer  liänd  denn  de"  G'lust  egoppel  aw''  [sollte  ich 
meinen]  ehe'  recht  vollfüert.  JSenn  1864.  —  3.  be- 
treiben ;  Tgl.  fiteren  5.  ,Syn  handwerch  vollf.'  UMet. 
1540/73.  —  4.  handeln  von  Etwas.  ,In  disem  capitel 
vollfüert  Joannes  von  der  liebe  gegen  dem  nächsten.' 
1581/48,  I.  Job.  Vgl.  In-füeren.  —  Mhd.  volvüerm,  zu 
Kiidc    bringen,    .ausführen;     rechtlieh    diircliführen,    -setzen. 


beweisen.      Diu  Form   i„Utt-   jjuht    auf    diu    mhd.   Ailv.-Fnrm 
vnlkn  zurück. 

ver-:  V\^aaren  an  ihre  verschiedenen  Bestimmungs- 
orte wegführen  Gl;  Z;  ausfuhren,  exportieren.  Syn. 
ler-ferggen.  ,Es  soll  niemand  kein  liöw  noch  ströwy 
noch  mist  verkoufen  noch  v.  zuo  verkoufen  vom  land.' 
XV.,  ScHw.  ,So  mögen  die  kaufleut  sollich  fehl  [Pelle] 
kaufen  und  die  v.'  1504/20,  Bs  Eats-Erk.  ,Verfüerung 
der  fruchten  au  frömbde.'  1678,  Absch.  .Diese  Waaren 
werden  in  die  nachgelegene  Insulcn  verführet'  Caro- 
llna  1734.  Im  Detail  verkaufen,  bes.  verhausieren 
PP.  (verfiere).  -  '2.  wegschwemmen  V  mit  Schutt  hn- 
A.&cken  =  üherf.Y  ,Es  laufen  viele  Bache  durch  ihre 
Güter,  die  ihnen  Äcker  und  Wiesen  verführen  oder 
ertränken.'  15'24,  Absch.  ,A.  1609  verführte  und  ver- 
schwemrate  der  Wolfbach  die  Strassen.'  JEEsoh.  1692. 
—  3.  unrichtig,  an  einen  unrechten  Ort  f.  (allg.); 
ungeschickt  f.,  eventuell  dadurch  gefährden  oder  zu 
Grunde  richten.  ,Die  fehren  sollen  weder  schiff  noch 
weidling  überladen,  dan  [denn]  so  jemand  leut  oder 
güeter  v.  oder  ertrenken  tete,  wurde  man  das  [be- 
strafen].' Pehrexordn.  Kadelb.  In  übertr.  S.:  zu  Irr- 
tum, zu  einer  falschen  Meinung  veranlassen;  ins  Un- 
glück f.  Bas  hed-mi'''  verfüert  Aa;  Z.  ,Der  schreig 
[deren  schrie]  einer  den  hoptmann  an  und  redt  er 
wellte  biderb  lüt  fu'füeren  und  umbringen.  Da  sprach 
der  hoptmann:  den  tag  will  ich  niemer  g'leben,  dass 
ich  ienen  kein  bidermann  verfüeren  welle.'  Edlib. 
.Der  lütverfüerer  Zwingli.'  1531,  Abscu.  —  4.  durch-, 
aus-,  vollführen;  halten,  vollstrecken,  handhaben;  vgl. 
füeren  ä  u.  5.  ,Da  nun  der  küng  zog  wider  heim  und 
die  romfart  nüt  verfüert  ward.'  Edlib.  .Uf  dass  sy 
den  krieg  gegen  den  Hispaniern  dester  bas  v.  möchtont' 
1531,  Absch.  ,Hand  sie  ein  Ehetag  ghan  und  nach 
14  Tagen  den  Kilchgang  verführt.'  1580,  JMüll.  1867. 
,Er  hab  myner  herreu  stattrecht  ordenlich  verfüert.' 
ca  1600,  B;  wechselnd  mit  .vollfüert'  .Der  Schnld- 
forderer  mag,  so  er  sich  nit  erbitten  lasst,  den  dritten 
Tag  V.  [den  dritten  und  letzten  Schuldenruf  vornehmen 
lassen].'  1611,  Bs  Eq.  .Haben  in  Namen  der  Statt 
Solothurn  einen  Landtag  zu  W.  verfuhrt  u.  gehalten.' 
Hafn.  1666.  ,Die  Gerichtesganten  werden  zu  Liechstal 
verführet.'  1687,  Bs  Eq.  ,Über  das  A''ermögen  des 
N.  N.  ist  die  Verführung  eines  Geldstags  erkennt'  S 
Wochenbl.  181i).  ,Den  Erben  des  N.  N.  ist  die  Ver- 
führung eines  amtlichen  Güterverzeichnisses  richter- 
lich gestattet  und  zu  Eingabe  der  Ansprachen  Tag 
bestimmt  worden.'  S  1831.  Bes.  einen  Prozess  an- 
heben und  führen,  verhandeln;  das  Eecht  üben  und 
brauchen.  .Dass  es  an  Vollstreckung  dessen,  so  irae 
mit  recht  bekannt  [zuerkannt  wurde],  gemanglet,  und 
[er]  also  auf  selbiges  [nach  der  Zuerkennung]  minder 
dann  vor  verfüerung  rechtens  gehept.'  1596.  Bs  Eq. 
.Missbräuch  in  Verführung  des  Eechtens.'  1711,  B  Ordn. 
,Soll  denen  frembden  Personen  ihre  Eechtshändel  mit 
ordinari  Wochen-Gerichten  zu  v.  ohnbenommen  sein.' 
1719,  Bs  Eq.  , Selbsten  in  Person  ihrer  Vogtspersonen 
Sachen  [Prozesse]  v.'  1719,  ebd.  ,Dass  Schuldbetrei- 
bungen nur  an  ordinari  Gerichten  verführt  werden 
sollen.'  1795,  ebd.  —  5.  =  füeren  5.  Syn.  verferggen. 
En  (Heide'-)  Lärm,  es  G' schwätz  udgl.  v.  Bb;  Gl;  L; 
ScH;  Schw;  Zg;  Z.  Werd  vo'  de"  Trämle"  [Drohnen] 
G'sehrei  verfüert.  Häpl.  1813.  .Manchmal  ist's  grau- 
sam [arg],  wie  die  Häher  ein  Toben  v.'  Sch  Pilger  1883. 
En  üchlimme"  [Lebens-]  Wandel  r.  ZO.     Es  G'scheri 


t)83 


Par,  (er,  tir.  foi',  für,  fner 


084 


■u.,  viel  Aufhebens  machen  Ndw.  —  6.  betreiben, 
fördern;  vgl.  rollfüeren  3.  ,Mit  was  [was  für]  Hand- 
werk sie  verführen  ihren  Nutz.'  JosWetter  1G42.  — 
verfüerisch:  verführerisch;  irre  führend.  ,Wenn 
Gott  die  ungläubig  Welt  gar  verdampf,  sollte  er  sy 
dann  nit  auch  sunst  mit  gespensten  und  mancherlei 
verfüerisclien  erschynungen  lassen  geplaget  werden.' 
LLav.  1569. 

Mhd.  verDÜeren,  weg-,  entführen,  irre  führen,  fahrend  um- 
gehen, durch  Fahren  verderben,  vollführen.  Zu  3  vgl.  lat. 
mducere.  5.  Lärm  ».,  ihn  gleichsam  wie  eine  Waare  in  alle 
Welt  hinführen,  verbreiten;  doch  vgl,  ßiemi  -5. 

hin-füeren:  wegführen;  unrechtmässig  auf  die 
Seite  schaffen.  ,Als  bishar  etlich  houptlüt  knecht  in 
der  herren  dienst  genommen  und  hingefüert  haben; 
dieselben  houptlüt,  ufwigler  und  hinfüerer  soll  man 
vom  leben  zum  tod  richten.'  löOO,  Absch.  ,Die  fünf- 
örtischen  vögt  sind  gytig  und  üppig,  rupfend,  ver- 
schlahend  [unterschlagen],  füerend  hin,  gutzlend  und 
gylend.'  1531,  Absch.  ,Eine  Brücke  zu  bauen,  da  das 
Wasser  gefährlich  sei  und  viele  Leute  hinführt.'  154'2, 
ebd.  —  hinder-:  betrügen,  täuschen  Öohw;  Z.  Hexerei, 
Tüfelslist  um  Neumer  z'  h,  Heng.  1830.  ,Den,  so  ine 
[ihn]  dergestalt  hinderfüert  und  betrogen.'  15ü6,  Z 
Zinsordn.  ,Niemand  soll  uns  mit  glatten  Worten  mehr 
hinderführen.'  Wurstis.  —  miss-:  irre  führen.  ,Es 
missführet  die  Stiftherren  ihr  Hoffnung  mit  dem  von 
B.,  dann  er  das  Bistumbe  noch  mehr  schwechet.' 
Wurstis.  —  nider-:  Jmdn  zu  Bette  geleiten,  ihm 
ein  Nachtlager  anweisen;  vgl.  nider;/än,  ,Als  man  sy 
niderfuert,  ich  und  die  andren  kleinen  bueben  im 
rossstall  lagen.'  ThPlatt.  157'2.  —  wider-:  zurück- 
fuhren (von  einem  Irrtum).  ,0  herr  gott,  widerfüer  all 
irrenden  von  irm  fall.'  Salat  1537.  —  zue-:  1.  (tr.  u. 
intr.)  das  h.  Abendmahl  spenden  Ap;  L;  GTa.;  UwE, 
fztieche-);  vgl.  zue-gän  und  lat.  admittere  im  kirch- 
lichen S.  Lt  T.  =  einen  Sterbenden  mit  den  Sakra- 
menten versehen  Ap.  —  2.  die  Kuh  zum  Zuchtstiere 
f.  Ap  =  füeren  1.  —  3.  Jmdm  zusetzen,  ihm  Ver- 
suchungen zuführen.  ,Diewyl  der  böse  fyend  zur  zyt 
der  krankheiten  uns  am  meisten  zucfüeret.'  Gualth. 
1584.  —  zer-:  1.  (wie  mhd.)  zerstreuen,  in  Unordnung 
bringen;  verwüsten,  verderben  BHk. ;  „L".  Der  Wind 
het  das  Dach,  die  Spreiti  Werch  zerfüert.  Gras.  Heu 
z.,  es  zertreten,  darin  sich  wälzen.  ,Wer  an  einer 
gesäiten  Zeig  ein  Ester  [Gittertor]  zerführte,  soll  es 
ersetzen.'  1669,  Twingr.  Roggwyl.  —  2.  stark  jmr- 
gieren  BHk.   Vgl.  abfiieren  6,    's  häd  mi'''  leid  zerfüert. 

Euerer  m. :  1.  Bergführer,  allg.  —  2.  Gängel- 
band ScH. 

Ö1-:  Feiltrager  von  Ol  (früher  eine  häufige  Er- 
scheinung). Syn.  jFarbentrager.'  ,Was  die  Mahler 
an  Kupfer-  und  Kunststucken  den  Landkrämeren  und 
Kunstftthreren  verkaufent  oder  was  sy  von  den  Farben- 
trageren  und  Ölführeren  ynkaufent.'  Z  Mand.  1639/40. 
—   Vgl.  in  der  modernen  Gcschäftsspr. :  .einen  Artikel  führen.' 

Alp-,  Molchen-:  der  erste  Zusenn,  der  mit  einer 
Ladung  Butter  usw.  wöchentlich  ein  oder  zwei  Mal 
aus  der  Alp  heimfährt  Gr.  —  Anken-:  Butterhäiidler; 
als  Beruf  genannt  bei  Edlib.  —  Fisch-:  Fischhändler 
Z.  ,Wir  bestäten  die  sechs  sogen,  geschworne  Fisch- 
führcr,  sanmit  dem  verordneten  Schwgbfischf.,  in  der 
Meinung,  dass  ein  jeder  unter  ihnen  trachte,  übrigen 
Fischern  in  Haltung  des  Einungs  mit  einem  guten 
Exempel   vorzugehen    und   alle  Pehlbaren    zu    laiden 


[verzeigen].  Es  soll  auch  jeglicher  Weidmann  ver- 
bunden sein,  fangende  Fische  auf  den  Fischmarkt  zu 
führen  oder  aber  den  7  Fischführern,  damit  sie  ohne 
Fehl  auf  den  Markt  gebracht  werden,  zu  verkaufen.' 
Z  Fischerordnung  1710/76.  —  Gläser-:  Feiltrager, 
Händler  mit  Glaswaaren.  Syn.  Glastrager.  ,Die  krä- 
mer,  buechfüerer.  gl.  uf  die  selben  tag  [Feiertage]  ire 
laden  zuehalten  und  darin  nicht  feil  haben.'  XVI., 
Z  Christi.  Ürdn.  —  Hueren-:  Hurenwirt.  Kuppler. 
,Buob,  h.,  hüering,  adulter.'  Mal.  —  Kunst-:  Kunst- 
händler; s.  0.  Ölfüerer.  —  Karren-:  Kärrner;  ein 
Mann,  der  mit  einem  Karren  Waaren  führt.  Als  Be- 
rufsn.  wiederholt  bei  Wurstis.  —  Molchen-  s.  o. 
Alp-F. 

Buech-:  Buchhändler,  wandernder  Bücherver- 
käufer, Hausierer  mit  Büchern,  fliegenden  Blättern 
usw.  Syn.  B.-Feiler  Sp.  774.  Noch  1830  von  den 
.Schweizer.  Literaturblättern'  auch  i.  S.  v.  Verleger 
gebraucht.  ,Um  den  alten  christlichen  Glauben  zu 
schirmen,  wird  geraten,  die  Buchdrucker  und  B.  nicht 
zu  dulden.'  1526,  Abscb.  ,Wenn  Zvvinglische  Schriften 
bei  einem  B.  gefunden  werden,  so  ist  derselbe  schwer 
zu  bestrafen,  und  wer  solche  Schriften  dem  Krämer 
wegnimmt  und  zerreisst  oder  in  den  Kot  wirft,  soll 
damit  nicht  gefrevelt  haben.'  1525,  ebd.  .Wir  haben 
von  stund  an,  als  uns  fürkommen,  wie  solich  lied 
vorhanden,  den  b.,  der  die  feil  hett,  gestraft  und  alle 
die  büechli,  so  er  noch  gehept,  genommen.'  1538,  B. 
.Einige  von  Uw  seien  am  Martini-Jahrmarkt  in  B  ge- 
wesen und  haben  bei  den  dortigen  B.-n  ein  gedrucktes 
Liedlein  gesehen,  über  das  sie  Verdruss  gehabt  haben.' 
1538,  Absch.  ,Bibliopola,  ein  buechfürer,  buechver- 
kaufer,  buechtrager.'  Fris. ;  Mal.;  Denzl.  ,Den  B.-en 
soll  glychwol  die  nutzlichen  guten  Bücher  von  einer 
Zyt  zur  anderen  feil  ze  haben  nit  verbotten,  die  un- 
erbuwlichen  aber,  als  auch  unnnütze,  üppige,  erger- 
liche  Schriften  und  Gemahl  feil  ze  halten  nit  gestattet, 
sonders  ynzepacken  befohlen,  wo  nit,  und  sy  die  über 
Warnung  und  verbott  usslegten,  eonfisciert  werden.' 
B  Ref.-Satz.  1628.  , Teils  in  hiesigen  Buchläden,  teils 
by  frömbden  B.-en  und  Liedertrageren  werdent  Biie- 
cher  und  Gemahl  funden,  die  zu  Üppigkeit  und  Mut- 
willen Anlaass  gebend.'  XVII.,  Z  Mand.  ,Wenn  ein 
berühmter  Gelehrter  oder  ein  erfahrner  Buchführer 
ein  Buch  kaufet,  folgen  viele  haufenweise  nacli.'  Dis- 
couRSE  1722.  ,Es  soll  kein  B.,  Buchbinder  usw.  einig 
Schul-  oder  Kirchenbuch,  die  nur  allein  in  hiesiger 
Stadt  gedruckt  werden  sollen,  an  der  Fremde  verlegen 
oder  drucken  lassen,  viel  weniger  einige  Veränderung 
in  solchen  Büchern  eigenmächtig  vornehmen.'  Z  Ver- 
ordn.  1757.  ,Buchdruckcr,  B.  und  Binder  von  Büchern 
haben  den  Pfundzoll  zu  bezahlen.'    Z  Zollordn.  1757. 

Ballen-:  (wie  mhd.)  Karrer,  der  die  von  aussen 
her  ins  Kaufhaus  gelangten  Waaren  in  der  Stadt 
herum  an  die  Adressaten  bestellt  GStdtt.  —  Brod-: 
Hausierer  mit  Brod.  ,Ein  brotfüerer  habe  ihm  mit- 
geteilt...' 1529,  Strickl.  —  Brut-:  bei  sog.  geladenen 
Hochzeiten  derjenige  Festgenossc,  welcher  die  Braut 
an  ihrem  Wohnorte  abholt  und  in  einer  Ansprache 
förmlich  abfordert,  sie  dann  in  das  zum  Hochzeits- 
mahl bestimmte  Wirtshaus,  hierauf  in  die  Kirche  und 
drei  Mal  um  den  Altar  und  nach  der  Copulation  ins 
Wirtshaus  zurück  führt,  wo  er  sie  dem  Bräutigam  mit 
einer    Ansprache    übergibt.    G  lt  Hartm.   1817.     Syn. 


985 


Par.  fer.  (ir.  Cor,  für.  fiipr 


986 


Erengesell.  —  Brütigam-.  ,Breutgam-,  ein  verwalte! 
und  anleiter,  anricliter  und  anweiser  des  hoehzeits, 
auspex.'  Mal. 

B.-iA\\  (Redli)-  Ap;  Z.  RedJis-  Gl;  Nnw:  Rädels- 
führer. .Redlyfüerer.-  Edlib.  .Die  rechten  matzen- 
meister,  redlingsfüerer  und  anfänger  diser  unbillicher 
Sachen  [sc.  eines  Aufstands].'  1528,  B  (Strickl.).  ,Die 
rechten  redlif.  und  usteiler  der  peuzionen.'  NMancel 
1529.  .Redlingsf.-  1533,  Absch.  ,Die  hoptsächer  und 
rädlifücrer.'  Vad.  , Alpha  penulatorum:  der  hauptniann 
oder  riidlifüerer  der  bettleren.'  Fris.  ;  Mal.  .Urheber, 
anstifter  und  r.  diser  unruowen.'  1607,  Absch.  ,Coi'y- 
phajus,  Rädleinlührer  (redlif.),  Urheber.'  Denzl.  1677; 
1716.  .Die  diser  Dingen  Redleinführer  warend.'  XVII., 
Breit.  .Weilen  man  so  viel  Exempel  hat,  dass  die  Re- 
bellen und  insonderheit  die  Redliführer  ein  schlechtes 
Trinkgelt  bekommen.'  Z  Kai.  17'2-1.  —  Eig.  =  der  das 
KÄdlein  (einen  Kreis,  Reigen)  führt;  vgl.  ßhren  2.  Über 
■RJdlein'  als  militärischen  Ausdruck   s.  Sehm.  2,  50. 

Ross-.  181'2  wird  beim  Feuerlöschpersonal  in  B 
ein  R.  angestellt.  B  Taschenb.  186'2.  —  Schuel-: 
Lehrer,  Erzieher.  ,Darumb  ist  das  Gesatz  unser  Seh. 
luo  Christo  gewesen.'  U.  helv.  Conf.  1566/1644.  - 
Spüse"-:  Brautführer,  oft  der  Vater  od.  der  Schwieger- 
vater der  Braut  GRÜhurw.,  D.,  Pr.  Ihm  entspricht  auf 
Seite  des  Bräutigams  der  Gesell. 

Stab-:    1.  Stabhalter,  d.  i.  Vorsitzender  beim  Ge- 
richt.   jSechs  richter,    so  by  dem  hofmeister  als  dem 
stabf.  sitzen.'  1566,  Absch.     ,Dass  die  Richter  zu  Ab- 
fassung der  Urteil  hinaus  gehen  und  der  jeweilige  St. 
nur  alsdann  dabei  seie.  wenn  die  Stimmen  inn  stehen 
,  [sich  die  Wage   halten],    um   das  Mehr   zu    machen.' 
.  174Ö,  Bs  Rq.    ,Dass  die  dasige  Untervögt  als  St.  von 
,  den   eingegangenen  Gerichtsgeldern   den   halben  Teil 
sich  zugeeignet.'  1749,  ebd.     ,Von  einer  Gerichtsgaut 
dem   Gericht,    St.,    Fürsprechen.    Schreiber   in   allem 
,  mehr  nicht  als  1  Pfd  5  ß.'    Bs  Landesordn.  1757.  — 
[;'2.  der  Präsident  des  Rates  in  Zug;  so  1608/1798. 
f        Der  Eichter  führt  von  Amts  wegen  einen  Stab,  s.  d.  W. 
Der  Rat  der  Stadt  Zug    besass  Gerichtsbarkeit,    wobei    der 
Amtni,ann  ursprünglich  vom  Hause  Ostreich  als  Richter  be- 
,  stimmt  worden   war.    —    Sjn.   Stahhaher. 

Gewalt-:  Beviillmäehtigter  zu  Verhandlungen. 
Häufig  in  den  ä.  eidg.  Absch.  ,Die  vorgen.  gwaltf. 
und  botten  aller  lüten  und  manne  der  gen.  gemeinden, 
.stetten,  tälern  und  lendern.'  1426,  Absch. 

Wetter-:  Tunangeber,  Hetzer,  Aufwiegler.  ,[Die 
Täufer]  behüsend  und  behofend  all,  die  in  der  töufer- 
sect  die  w.  sind  on  underlass.'  1528,  Egli,  Act.  ,Die 
obresten  houptsächer,  usteiler  und  w.  der  pensionen.' 
1529,  Absch.  ,Doch  die  w.  und  predicanten  und  ander. 
an  denen  etwas  gelegen  syn  möchte,  wol  vergoumen 
und  behalten.'  1531,  Strickl.  ,Damit  der  gemein  mann 
in  ländern  wider  die  w.  zue  raach  gerichtet  werden 
'möchte.'  1531,  Strickl. 

Vgl.  €«  ist  ander  Wetter,  eine  schlechte  Stimmung:  .W.-P.' 
laho  ge Wissermassen   ,der  Stimmungmacher'. 

Küe-Füeret  m.:  die  Ausfuhr  von  Rindvieh,  spec. 
diejenige  nach  Tessin  und  Oberitalien.  ,Dass  bei  dem 
deutsehen  Kühführet  [der  Ausfuhr  durch  Inländer] 
derjenige  zuerst  abfahren  solle,  welcher  am  Gestade 
zuerst  anlange.'  1772,  Absch.  ,Der  wälsche  K.  [der 
Viehaufkauf  im  Lande  durch  mailändische  Händler] 
benachteilige  die  Eidgenossen  in  Nichts.'  1771.  ebd. 
•  Zug  und  Zürich  verlangen  von  Schwyz  in  Beziehung 


auf  den  .Nachtrieb'  des  Viehs  auf  den  Lauisermarkt 
oder  den  sog.  wälschen  K.  und  die  Abfuhr  zu  Brunnen 
eine  Erklärung.'  1775,  ebd. 

Mist-  m.:  scherzw.  für  Jahr,  da  der  Mist  im  Jahre 
je  nur  ein  Mal  auf  die  Äcker  und  Wiesen  gebracht 
wird.  Es  pär  M.  älter  ZStall.  Vgl.  Laubrisi  udgl. 
in  der  nämlichen  Bed. 

Heim-Füerete  f.:  das  Heimbegleiten.  Im  Jahr 
1745  schenkte  N.  N.  von  Frauenfeld  bei  seiner  Auf- 
nahme in  das  Winterthurer  Musikkollegium  für  die 
sog.  H.  [unter  Musikbegleitung]  4  fl.'  Troll. 

Füeri  f.:  1.  einmalige  Fahrt  BHk.,  Ha.  Ausflug, 
mehr  in  iron.  S.,  mit  ungeschicktem  Verlauf  und  Aus- 
gang für  die  Teilnehmer.  —  2.  Fuder  GRÜnterv.  (ver- 
ächtlich); Mannsbürde  BHa.  Syn.  Fert.  Übertr.,  eine 
Überlast  von  geistigem  Getränke,  Rausch  GnMaienf.; 
vgl.  laden.  —  3.  Wiederholung,  Mal.  Zwo  Fiereni 
tue',  2  Mal  z.B.  hingehen,  2  Mal  an  die  Reihe  kommen. 
Die  erder  Fieri,  das  vorige  3fal  BGu.  Syn.  Fart, 
Gang.  ~  4.  obschwebende  Arbeit,  Plan.  Uf  der  F. 
hä',  im  Schilde  führen,  mit  Etwas  eben  beschäftigt 
sein,  vorhaben.  Er  lied  me'-  wann  [als]  Ei"s  uf  der 
Fieri  BGu.,  oHa.  Syn.  Fort.  —  5.  Tätigkeit  übh.. 
Brauch.  Uf  der  F.  sin,  von  Sachen:  zum  Gebrauch 
aus  einer  Hand  in  die  andere  gehen,  gebraucht  werden; 
von  Personen :  anhaltend  tätig  sein.  Wie-m-nm  [man] 
g'hörd,  ist  d'r  N.  en  guete"  Bdkter;  er  ist  geng  uf 
d'r  F.,  in  seinem  Beruf  immer  in  Anspruch  genommen. 
Mer  mitessen  d'm  Chind  Dukterzüg  [Arznei]  gen  und 
ilesstu-egen  heim-mer  die  ganü  Nacht  miiessen  uf  d'r 
F.  sin  BSi.  Syn.  Fart.  —  6.  Aufführung;  besonderer 
Anlass  mit  lärmenden  Auftritten;  Unwesen,  Lärm. 
P*  ha'  no"'-  ei"s  e  (leidij  F.  mit-me  g'häben,  habe 
einmal  einen  Strauss  mit  ihm  gehabt,  ihm  eine  derbe 
Zurechtweisung  werden  lassen  BGu.,  Hk.  I»  d's  Nach- 
hers  Hfis  si"  si  o"''  nüd  geng  einig  mid  enandren,  es 
setzt  da  mengist  fi'  [geradezu]  Füereni  ab  BSi.  Syn. 
Üskerete.  D'  Nachtbuebe  hein  aber  e  F.  g'häben  BHk. 
Launenhafte  Aufführung,  Laune.  Er  hed  aber  ei"s 
[wieder  einmal]  si"  Fieri!  BHa.  —  Sehne-:  die  Zeit, 
wo  man  durch  winterlichen  Rückfall  der  Witterung 
genötigt  ist,  sich  mit  dem  Vieh  von  der  Alp  nach  ge- 
schützteren Lagen  zurückzuziehen  BHa.  —  Wider-: 
Rückfracht.  Ein  junger  Mann  aus  BHasleberg,  der 
bei  der  Rekrutenprüfung  als  untauglich  erklärt  wurde, 
trug  zum  Spott  ein  Heubundel  im  Gewicht  von  2  Ztr 
30  Pfd  und  als  W.  einen  solchen  von  160  Pfd  einen 

2  Stunden  langen,  holprigen,  von  Schnee  bedeckten 
Bergweg. 

ge-füerig:  zum  Führen  geeignet,  leicht  zu  trans- 
portieren. Schwyz  begehrt,  man  möchte  ihm  von  den 
Büchsen  zu  Baden  4  Schlangen,  so  ,g'füerig  werend', 
geben.  1503,  Absch.  —  wider-:  verkehrt,  zu  Wider- 
spruch und  Streit  reizend;  vgl.  Fuer  4;  Wider fuer. 
.Zwytrachten.  widerfüerige  ding  leeren,  anhäng  machen 
und  besondere  kilchen  sammlen.'  Bcll.  1531. 

Füerling  m. :  Fuhrfass,  höchstens  5  Saum  hal- 
tend,   kleiner   als  ein  Stückli  Bs.     ,Ein  Vierling  von 

3  Säumen.'  Bs  Avis.-BL  1732.  , Einige  gut  erhaltene 
Führlinge,  ca  100  Maass  haltend.'  Bs  Annonce.  —  Eig. 
eine   .Zuglast',   so  viel  man  auf  einmal   führen   kann. 


987 


Pai'b,  ferb,  tirb,  forb,  (urb 


988 


Färb    f  urb. 

Färb,  in  Gk  t\v.  Farp,  in  Uw;  ü  Farw,  in  U 
auch  Für  —  f.:  Farbe.  1.  im  gew.  S.  F-e"  üsteile" 
(a"ge',  angeben,  rerchaufe"  Z),  ein  Kinderspiel,  bei 
welchem  abwechselnd  ein  Eng-el  und  ein  Teufel  durch 
Erraten  der  heimlich  ausgeteilten  oder  gewählten  Far- 
ben (in  Th  Vogelnamen,  in  Aa  z.  T.  Klosternanien) 
die  Kinder  unter  sich  verteilen  oder  (L)  ein  Krämer 
durch  Erraten  in  einer  bestimmten  Zahl  von  Malen 
so  viele  Kinder  als  möglich  zu  Engeln  erlöst,  worauf 
dann  gewöhnlich  ein  Ziehkampf  zwischen  Engeln  und 
Teufeln  entscheidet,  welche  Partei  Öpiessruten  laufen 
müsse  VOrte;  Th;  W;  Z.  Speziell  die  gesunde  Ge- 
sichtsfarbe :  el;ei(.sj  Fürbli  ha",  bleich  sein,  wie  's  Chätsli 
am  Büchli  Sch;  Z.  D'  F.  ändere",  erblassen  B.  Mit 
Bez.  auf  Kindvieh:  das  landesübliche  Grau  LG.  — 
2.  bestimmte  Kleider  färbe,  Uniform,  Livree,  Landes- 
farbe. I"  ä'r  F.  sl"  od.  dW;  d'  F.  cv'ha",  vom  Staats- 
diener (Läufer,  Weibel),  den  Amts-Rock  od.  -Mantel 
tragen  bei  hoher  Funktion,  z.  B.  ehemals  im  Dienste 
der  Tagsatzungsherren,  oder  wo  sonst  die  Standes- 
häupter oder  die  Vertreter  der  Regierung  feierlich 
aufzutreten  hatten;  im  Dienste  des  Gerichtes,  zu  Bot- 
schaften. Verhaftungen  usw.  allg.  .Schankt  mau  dem 
urenmacher  T  ein  löntsch  tuoch  der  Statt  farw  und 
dem  knecht  2  lib.  zuo  trinkgelt.-  1531,  Z  Anz.  , Haupt- 
mann S.,  meines  vatters  fründ,  liess  mich  kleiden  mit 
geteilten  hosen  und  wammist,  die  eine  selten  weiss, 
die  andre  rot  und  blaw,  wie  sein  f.  was.'  FPlatt. 
1612.  ,Der  N.  N.  war  hauptmann.  hatt  by  100  burger, 
alle  seiner  f.  angeton,  under  seinem  fänlin.'  ebd.  Ge- 
legentlich concr.,  der  betr.  Mantel  selbst:  ,Wann  der 
Landvogt  den  Weibeln  ein  Patent  gegeben,  müssen 
sie  solches  von  dem  Rate  bestätigen  lassen,  ehe  sie 
die  Farbe  überkommen.'  JCEscher  1723.  Wahrsch. 
figürlich  zu  verstehen:  ,Dass  Anschläge  von  den  Gross- 
spreehern als  Herr  N.  N.,  die  sich  alle  in  eine  F. 
kleiden  [gemeinsame  Sache  machen  V],  gegen  die  Städte 
gemacht  werden.'  1530,  Absch.  —  3.  eine  der  vier 
.\rten  der  Spielkarten.  F.  a"<ß"  oder  hikenne",  die 
der  ausgespielten  Farbe  entsprechende  nachspielen, 
eine  Regel,  deren  Verletzung  als  ein  Hauptkniff  un- 
redlicher Spieler  verpönt  ist.  Bildl.,  offen  zu  seiner 
Partei  stehen,  seine  wirkliche  Ansicht  bekennen  Aa; 
Sc'H;  Z.  ,Ich  wollte  seinem  Herrn  einmal  unter  die 
Nase  treten  und  von  der  I'arbe  reden  [frisch  die 
Wahrheit  ins  Gesicht  sagen].'  Sch  (APletsch.  1880). 
,()  edels  pluot  von  Osterrych,  halt  farw  den  aidge- 
nossen.'  RodMontigel  1474.  —  4.  die  F.  als  deckende, 
unwahrer  Schein.  .Desshalb  solch  fürwort  [Ent- 
schuldigung] nun  [nur]  ein  farw  ist.'  Zwingli.  ,Das 
doch  nütz  [Nichts]  dann  ein  f.  der  erdichten  werten 
ist.'  ebd.  ,So  denn  im  die  Christen  ein  andre  gstalt 
machend  und  ein  andre,  falsche,  erlogne  färb  an- 
.strychend.'  ebd.  ,Was  ist  es  auch  anders  dann  ein 
gesuochte  f.  zu  irer  vermeinten  Verglimpfung  [Be- 
schönigung].' BossH.,  Wint.  Chr.  ,Verstand  [dis]  von 
uns  on  alle  färb  und  betrug.'  1532,  Strickl.  ,Es  syge, 
mit  welchen  färben,  fünden,  listen  oder  geferden  [sie] 
erdacht  werden  mögend.'  1645,  Z  Mand.  .Speciem  in 
dicendo  adhiberc,  circumvestire  dictis,  der  red  ein 
gestalt  geben  oder  ein  f.  anstreichen.'  Fris.;  Mal. 
,Du  hast  ein  schönes  färblin  angestrichen  so  einer 
abscheuchlichen  Übeltat.'  Tierb.  1503.    ,Der  rede,  sach 


eine  f.  anstreichen,  einen  [schönen]  schein  geben.'  Hosp. 
1083.  .Oder  wie  man  deme  änderst  ein  F.  un<l  Vor- 
wand geben  wollte.'  L  Stadtr.  1706/65.  —  5.  Färberei, 
.\nstalt,  Ort,  wo  gefärbt  wird  Aa;  B;  L;  S;  Uw;  Z. 
Syn.  Färbi.  ,Das  Ferggen  in  die  Farben  und  Bleiken.' 
1775,  Mev.,  Wetzik.  —  Mhd.  t^nce,  ahd./aromi.  ,r!ii«\'.' 
LLav.    1569,  dagegen   .Farbe.'   IßTO. 

Eier-:  rote  Farbe  zum  Färben  der  Ostereier  Gr. 
—  Endi-:  Indigofarbe,  zu  dem  einheimischen  Gewebe 
und  der  Landestracht  verwendet  Gr.  —  Fade°-:  dass. 
mit  Bez.  auf  das  Garn.  ebd.  Syn.  Faden-Bläui.  — 
Hose"-:  Campeche-  oder  Blauholz,  mit  Vitriol  ver- 
mischt, zur  Färberei  Ap.  —  Land- Ap.  Lands- Uw: 
die  Wappenfarbe  eines  Landes.  —  Mö'-li-:  Farbe  (od. 
auch  nur  Seheidwasser),  mit  welcher  zum  Behuf  der 
Controle  Anfang  und  Ende  des  Zettels  bezeichnet  wer- 
den Z.  Syn.  31öli.  —  Miss-:  unbe-stimmte  F.;  F., 
welche  eine  Mittelstufe  bildet  Z;  verfehlte  Färbung 
f'i'H.  Auch  adj..  bes.  von  ungesunder  Farbe,  blass. 
blcichgrün,  z.  B.  an  Lippen,  Zahnfleisch,  ebd.  — 
Milch-Mues-:  blasse  F..  vom  Teint.  Ahg'strabliziert 
tj'siehst  üs  und  hest  a  M.-F.  bis  in  ds  Mül  y"  Gr 
(Schwyzcrd.).  Vgl.  3Iihhsttppengesicht.  —  Bäggeli-: 
F.  der  Schafwolle.  Vgl.  B.-Züg;  von  Bäggeli,  Schaf, 
Kdrspr.  —  Berg-:  „helle,  braune  F.  VOrte."  Nach 
Alp.  1800  aber  spez.  die  Färbung  des  Entlibucher 
Viehes,  nämlich  schwärzlich  braun  mit  weissgrauem 
Strich  über  den  Rücken,  eben  solchen  Ohren,  Nase 
und  Innern  Seite  der  SchenkeL 

Perli-  Be'-rU-:  blassblaue  F.,  z.B.  zu  Zimmer- 
anstrich  beliebt  Z.  —  Wahrsch.  nach  den  Eiern  der  I'erl- 
huhuer. 

Bresillcn-:  Brasilein.  roter  Färbestoff'  aus  Bra- 
silienholz, u.  A.  zu  den  Ostereiern  beliebt  Z.  .Mit 
bluot  oder  br.-f.  dem  Salvatori  gsicht  und  band  ze 
besprützen.'  RBrandst.  1884.  —  Von  frz.  hrfnil,  Bra- 
silieuholz. 

Brüsch-:  die  Farbe  des  Juchtenleders  (Bn'ischJ 
ZB.  —  Sehne-:  falber  Frühschein  (an  Stelle  des 
Morgenrots),  der  im  Winter  W^itterungsumsehlag  be- 
deutet (wie  das  Morgenrot  im  Sommer)  ZF.  —  Stadt-: 
die  heraldische  F.  eines  städtischen  Gemeinwesens. 
.Die  Bettelvögte  sollen  nicht  mehr  in  einem  weiss  und 
roten  Rock  in  der  Stadt  herum  gehen;  der  zweite 
Bettelvogt  solle  sogleich  den  Rock  mit  der  St.  ablegen 
und  in  einem  andern  ordinär!  Rock  herum  gehen,  weil 
die  erstere  Kleidung  die  Bettelvögte  allzu  kenntlich 
mache.'  1783.  JKpTroll  184.3.  —  Wolfs-:  .Ravns 
color,  schwarzgel  oder  wolfsfarb.  himmelfarb.'  Fris.; 
Mal. 

-färb  in  adj.  Zssen,  in  welcher  Weise  auch  die  meisten 
der  unter  dem  Subst.  aufgeführten  Compp.  vorkommeu  können  ■ 
(wie  auch  umgekehrt);   übrigens  (bes.  in  flektierter  Stellung) 
von  der  lebenden  Spr.  immer  mehr  gegen  das  breitere  -färbii/ 
aufgegeben. 

äsch-:  aschgrau  Z.  —  viol-:  veilchenblau.  .Die 
flügel  sind  grün,  aber  der  inner  teil  derselbigen  zickt 
purperfarb  mit  v.-f.  vermengt.'  Voüelb.  1557.  ,Violfarb 
oder  violbraun  rock,  amethystina.'  Mal.  —  vogel-: 
von  der  Farbe  des  Falken,  Habichts.  Weihes  (s.  VogelZ). 
,Für  die  kirche  sollend  die  schuoler  erbere  rocke  tra- 
gen, aber  us  gmeinem  tuoch,  der  farw  halb  ysengrow 
oder  vogelfarw,  nit  schwarz  wie  die  predieanten.'  1578, 
Z  Schulprot.  —  ge-:  Nbf.  zu  dem  einf.  -furb  u.  weiter 


9S9 


Färb.  fiM-l..  tiil>.  U>rh.  t'nr 


990 


zsges.:  tvul-g.,  vom  scliöner  Farbe  (Toint).  .Macht  den 
lyb  woll  gfarb  und  gesund.'  T.  219a.  —  gauch-: 
Ton  der  Farbe  (und  dem  Charakter)  des  Kuckuck.s. 
,Dass  er  nit  ein  gougler,  als  er  mich  nennet,  sunder 
ein  guuchfarwer  Strüss  ist.'  Zwinci.i  c.  Struss  lö'27. 
—  har-:  flachsfarbig.  ,Ein  harvarwes  sidin  mess- 
gewand.'  XIV.,  Argov. 

hirze°-  Z,  hirzli-  BsStdt:  hellbraun.  —  Von 
Hi<^.  Hirsch. 

lib-:  leibfarben.  Die  Z  Hirsbreifahrer  von  157G 
.waren  lybfarb  bekleid't,  alls  glychcr  art.' 

Mhd.  ttjn-ar.    bezw.  lyn-arwe.    —   Übrigens    legt  die  betr. 

:    Situation  die  Frage  nahe,  ob  das  W.  hier  nicht  bereits  in  dem 

!    später  auftauchenden  S.  von  , Livree,  Uniform'  zu   verstehen 

sei.  Die  Wämser  waren  schwarz,  nur  die  Hosen  (c.armoisin)rot. 

niüs-:  blond  LG.  , Blonde  oder  mäusfärbige  Kinder, 
wie  man  ihnen  auf  dem  Land  zu  sagen  pflegt.'  XHf:Rz. 
1862.     Von    der   (helleren)    Farbe   der   Feld-Mäuse. 

■  — metzger-:  hellbraun,  elb  (s.  Sp.  211),  wie  das  Tuch 
von  ungefärbter  Wolle,    welches   die  Metzger  tragen. 

■  .Metzgerfarbige  Hosen.'  1875,  Z  Signalem.  —  berg-: 
die  sog.  Bergfarbe  (s.  o.)  besitzend.  .Nur  bergfärbiges 
Vieh  wird  als   eigentliche  Kaufraannswaare  über  den 

,  Gotthard  verhandelt.'  Alp.  18o6. 
J:  bleich-.  .LTnd  hett  die  sonn  nit  gar  hell  geschinen, 
f  ist  minder  ald  mer  pleichfarb  gsyn.'  Hey..  Wint.  Chr. 
'  —  bluetes-far:  mit  Blut  gefärbt.  Lied  v.  d.  Schlacht 
;  bei  Laupen,  1600.  —  rosin-farb.  .Wenn  du  die 
scbnuor  dises  roseinfarben  seils  in  das  fenster  knüpfest, 
[  damit  du  uns  herab  gelassen  hast.'  1530/1707,  II.  Josua. 
;  —  tier-:  von  der  Farbe  des  Rotwildes,  der  Gemse. 
.  .Vil  kamend  dann  guot  weltlich  bkleidt:  ir  habit  was 
i  wyss,  schwarz,  etlich  blaw,  brün,  rouchfarw,  tierfarw. 

■  eselgraw.'   Salat  1532.  —  wiechs-:    rotbraun'!*  vom 

■  Rindvieh   ZWl.     .Eine   Kuh   sog.   wichsfarbig.'    1870, 
1  Z  Amtsbl.     Vgl.  das  Folg. 

wisse  1-.  ,Zuo  uiiderst  fürfarb  oder  wisselfarb.' 
)  Kessl.,  in  der  Beschreibung  einer  feurigen  Lufterschei- 
/  nung.  —  Von  Wtnel,  der  schon  mhd.  Nbf.  zu  Wichi,!,  Weichsel- 
ji  kirsche.  Der  aleni.  MA.  besser  entsiirecbend  wäre  aber  -«-; 
,[  vgl.   wiechs/arbig. 

i]       farbacht  fancachd:  ein  wenig  farbig  Ndw. 

■         färbe":   1.  Farbe  gewinnen  Aa;  S;  Dial.  193.  — 

I '2.  Farbe  halten,  in  übertr.  S.  =  treu  bleiben.  Beim 
Kartenspiel  ,Farbe  bekennen'  (s.  Fcirb  3);  davon  in 
übertr.    S.  =  seine    Gesinnung   an    den    Tag   geben, 

{damit  herausrücken  Aa  (s.  H.  321). 

g' färb  et  Ap;  Vürte;  GTa.;  Z,  g'farwet  Uw, 
g' färbt  Bs:  1.  farbig,  allg.  Gfarbeti  Side".  E  g färbt 
Heiitmli  [Hemd].  Für  ivas  chunnst  du  schwarz;'  warum 
trägst  du  Trauer'?  Vexierbescheid:  für 's  G färbet,  in 
Ermanglung  farbiger  Kleider,  aber  mit  scherzh.  Wort- 

. spiel  scheinbar  ,uni  die  f.  Kl.';  vgl.  für  die  ferndrig 
Freud  (bei  Kaiserstuhl).    Gfarbets  webe",  bunt  weben, 

;Gegs.  zu  weissem  oder  schwarzem  Gewebe.  —  2.  rot- 
wangig  Ap;   GTa.;    Uw.  —  3.  die  Farbe    xax'  ä^ox^/v 

\fF.  1)  besitzend,  vom  Rindvieh  VOrte;  Gegs.  im-gf.. 

Jd.  i.  rot-  oder  weissfarbig. 

\  -farbin  ^  -/«rft,  z.B.  mörli-:  braun  B.  ,.\n 
1  ^Werktagen  waren  [selbst]  die  Vornehmsten  in  graues 
wollenes  Landtuch  gekleidet,  an  Festtagen  trugen  sie 
Kleider  von  möhrlifarbenem  und  von  schwarzem  Tuch.' 
.\.NNA  1847.  —  natur-:  ungefärbt.    .Der  Emmentaler 


in  seiner  Bauerntracht  von  naturfarbner  Wolle  fiel 
dem  Consul  auf.'  DHess  1818.     S.  elw  Sp.  211. 

färbele":  nach  (frischer)  Farbe  riechen,  allg. 

färbe"  (färwe  P;  Uw) :  1.  im  gew.  S. ;  auch  den 
Färberberuf  treiben.  !'•*  ha'  's  F.  g'lert.  allg.  ,Es 
wäre  dann,  dass  einer  den  gewerb  koufte,  so  mag  er 
ouch  wohl  alles  gefärbt  gewand  schnyden.'  1535,  Srn 
Zunftbr. ;  Ggs.  zu  Linnen;  vgl.  Gefarbets.  —  2.  malen, 
als  Handwerk  und  als  Kunst  B.  —  3.  Spielkarten  von 
einer  sog.  Farbe  in  solche  von  einer  andern  verwan- 
deln, eine  Kunst,  welche  vom  Aberglauben  einzelnen 
Spielern  zugeschrieben  wird  Z«.  —  4.  (auch  ab-f.)  die 
Farbe  las.sen,  nicht  halten,  bes.  von  künstlicher  Fär- 
bung B;  Z.  ^ —  5.  einer  Sache  einen  falschen  Schein 
geben,  sie  fälschen;  s.  Färb  4  u.  vgl.  , Schonfärber'. 
.Mit  list  einer  erdachten  und  geferwten  underricht 
beschlossen.'  1507.  Absch.  .Denn  er  mit  ytel  geferwten 
luginen  unibgat.'  Gyrenr.  1523.  .Worüber  man  den 
Boten  viel  Gefärbtes  gesagt.'  1523,  Absch.  .Es  nienar- 
für  änderst  achten,  dann  dass  es  ganz  laws,  kalts  und 
gefärbts  ding,  on  allen  grund  erdichtet  syge.'  1531, 
ebd.  ,Umb  dispensation  mit  etwas  gefärbtem  schyn 
werben.'  RCys.  —  6.  ,Ungefärbts',  ein  Gewürz.  ,Mus- 
katnuss,  Nägelein,  Pfeffer,  ü.'  Stcpanüs,  Kochb.  1790. 
,Zuo  dem  ungeferweten  bulfer  soll  man  nemen  ein 
halb  pfund  wyssen  ingber,  8  lod  zyment,  2  1.  negelin, 
2  1.  muschadnuss,  2  L  negelin  pariskörnlin.'  141.3/1514, 
Zunftb.  Bs  Krämer. 

an-:  bemalen  GÜ.  Fr  hat  an  Huchmuet  wie  an 
agfärbta  Nachtstitel;  das  Gesicht  mit  Euss  B.  —  e"t-: 
(refl.)  seine  Farbe  wechseln;  stehender  Ausdruck  von 
den  Weintrauben,  wenn  sie  anfangen  blau  zu  werden 
Z.  ,Die  Trauben  waren  im  Juli  ausgewachsen  und 
entfärbten  sich.'  JRDenzl.  1858.  ,Die  Traub  fängt 
an  sich  zu  e.,  Das  Bäu'rli  fängt  schon  an  zu  pochen.' 
HSüLz.  1828.  —  ver-:  den  rechtlichen  Bestand  ver- 
ändern (verringern,  verletzen);  Gut  veräussern;  bes. 
mit  Bez.  auf  das  in  die  Ehe  eingebrachte  oder  ererbte 
Gut,  dasselbe  der  einen  Linie  der  Erben  entfremden. 
Syn.  veränderen  3  (Sp.  310).  ,Gezierde  [Kirchenornat] 
weder  versetzen,  noch  verkoufen,  noch  ververwen.' 
13'24,  KöNKiSF.  Copialb.  ,Das  wir  mohtin  kein  ding 
wider  disen  kouf  getuon,  damit  er  ververwet  oder  ge- 
krenket  [geschwächt]  möhti  werden.'  ebd.,  XIV.  ,Dass 
in'"  ir  kind  vorsperrent  die  güeter  ze  verkoufene,  die 
mit  Gemechde  [Vermächtniss]  verferwct  sint.'  1333, 
Z  Eatserk.  ,Die  güeter,  diu  ir  von  dem  manne  ze 
lypdinge  verferwet  und  gemachet  [vermacht]  sint.'  Z 
ßichtcbr.  Der  Verkäufer  eines  Hofes  verzichtet  ur- 
kundlich auf  alle  Ansprüche,  damit  dieser  ,in  de- 
heinem  wege  verwerwet  oder  geirret  möhte  werden.' 
1343,  Arg.  5,  87.  ,Wenn  derselb,  der  [das  von  seiner 
Mutter  ihm  zugekommene  Erbe]  also  meinet  ze  ver- 
ferwen  [nämlich  ausschliesslich  seinen  Verwandten 
von  mütterlicher  Seite  zu  vermachen],  vor  dem  rat 
Zürich  das  gemecht  getan  hat,  als  vor  bescheiden 
ist  [nämlich  ohne  Beeinträchtigung  von  Leibeserben 
und  Gläubigern],  und  der  Statt  brief  und  sigel  darüber 
geben  werdent,  damit  soll  es  guot  kraft  haben.'  138*), 
Z  Ratsver.  ,Daz  ir  beider  guot,  so  sy  zu  einander 
bracht  haut,  ligen  solle  in  estür  wyse  unverferwet, 
ouch  wie  dick  es  verferwet,  widerkouft  und  andrest 
angeleit  wirf...'  1401,  Bs.  —  be-:  eig.  mit  Farbe 
bemalen;  übertr. :  betrügen.  Genoenb.;  Syn.  bestrichen, 


991 


Färb     fiirli.     Fari'li     fiircli 


beremen,  hesefeln.  Keti.:  Faibe  gewinnen.  .Finge  der 
Leichnam  an  sich  wieder  zu  b.  und  zu  leben.'  Einsidl. 
Chron.  1752. 

Pärbere  f.:  geschwärzte  Akelei,  ac^uilegia  atrata 
GWe. 

Blau  (eben  die  Farbe  dieser  Pflanze)  ist  dem  Landvolko 
die  Kunstfarbe  xaT'  ^Ofif^  indem  es  das  Selbst-Gesponnene 
nad  -Gewobene  nur  blau  zu  färben  pflegt  und  versteht;  vgl. 
Burgunrler-UemU ;  Endi-,  Faikn-,  Uosen-Farh;  ,zur  blauen 
Fahue  schwören'  =  Färber  werden. 

Färbi  Aa;  Soh;  S,  Färwi  Uw  —  f.:  =  Färb  5. 
.Die  ferwe  by  dem  Holderbrunnen  ist  gebauwen  wor- 
den.' Mey.,  Wint.  Chr.  .Taberna  tinctoria,  die  färbe.' 
Fris.  ;  Mal.  ,Baphia,  Färbe.  Färbehaus.'  Denzl.  1677; 
1716.  ,Äm  Sonntag  Tuch  in  die  Färbenen  und  Blei- 
kenen  tragen.'  1703.  Z  Mand. 

Färwi  n.:  Maler,  sowohl  als  Handwerker  (auch 
Vergolder),  wie  als  Künstler  W. 

Die  Bildung  des  W.  erklärt  sich  aus  der  Vorliebe  der 
Gebirgs-MAA.   für  diniin.   Ausdruck. 

-färbig,  immer  mehr  das  ältere  -färb  verdrängend; 
von  dem  Vb.  (färben)  abgel.  und  nur  schriftlich  mit 
,-farbig',  welches  Anlehnung  an  ,-farben'  sucht,  wech- 
selnd. —  un-:  niclit  die  rechte  (beliebte)  Farbe  tra- 
gend, von  Rindvieh  (s.  o.  Färb  1;  Berg  färb;  ge  färbet  3). 
.Mit  dem  Beding,  dass  die  Stieren  nicht  rot  oder  sousten 
unfärbig  seien.'  1749,  Alpr.  Engstlen.  —  falsch-; 
nicht  solid  gefärbt,  so  dass  die  Farbe  nicht  hält  Z. 
—  guet-:  in  der  Wolle  gefärbt,  die  Farbe  nicht  ab- 
gebend Z. 

Verba  PI.:  Spässe.  Schwanke  Ai'.  —  Aus  dem  Lat., 
wo   mrha  auch   leere   Worte,   Possen,   bed. 

fürbeil  förba:  1.  mit  Besen  und  Kehrwisch  säu- 
bern, kehren  Ar;  G  aL.,  Rh..  T.  Syn.  wüschen.  Vor 
siner  [der  eigenen]  Tör  f.  Mit  dem  Besä  [d.  i.  nicht 
bloss  mit  Wischlappen  od.  Kehrwisch]  f.,  Meister  sein 
Ar.  Die  Feister  gwäsche,  d'Stoba  (jförbt.  Lenggenhag. 
1830.  Neid  Bese  förbid  u-ol,  die  alte  wüssid  d'  Wi)>};cl 
wol.  !'''•  säg  nöd,  as  [dass]  er  g'stola  hei,  aber  wo-n-er 
(ffirrht  hat,  isch  's  suber  ww'a'  GEh.;  vgl.  itf-eme' 
nng'irmchte"  Bank  finde".  ,Es  sullent  die  husgenossen 
an  sant  Regien  abende  jeglicher  mit  einer  bürde  gras 
in  den  umbegang  kommen  und  den  unibegang  fürwen 
und  wüschen,  darumb  soll  man  inen  geben  4  ß.'  XV., 
ÜFFN.  Fluntern.  ,Dise  reformatores  haben  den  römi- 
schen hof  mit  fuchsschwenzen  gefürbt  und  'keret.' 
Kessl.  Allmählich  auf  den  Nbbegritf  des  Kehrens  mit 
derberem  Werkzeug  (dem  Besen)  sich  vor  wü-'^ehe" 
(mit  dem  Borstenwisch)  zurückziehend  TnSteckb. ;  auch 
spec.  vom  Kehren  der  Eisbahn  SenSt.  —  2.  , weissein; 
beim  Gipsen  die  letzte  Hand  anlegen  Th.-  —  ab-: 
durch  Abwischen  reinigen  .Kr;  GRh.  —  z'säme-:  zu- 
sammenkehren Ap.  Ma"  cha""  's  of  der  Gass  mit-dem 
Besä  z.,  die  Spatzen  auf  dem  Dach  pfeifen  davon.  — 
Mhd.  nürheii,  vüncen,  ahd.  furhjan,  ßirhni ,-  daher  auch  frz. 
fourhir,   it.  ßjybire. 

Fürberm.:  1.  Kehrwisch  aus  Borsten  .\p;TiiSteckb. 
Syn.  Hilrbesen;  Wüscher.  —  2.  .Barbier  (mittelländische 
Schweiz).'  Spreng.  —  Gassen-:  Gassenkehrer  Ap.  — 
Chämi-:  Kaminfeger  ApM. 

(Stoba-)Fürbete  f.:  Kehricht  (au.s  der  Stube) 
.\p;   il(!.    -    Ahd.   /-„rLnh. 


Farch      furch.      Vgl.   auch    ilic   Gruiipe    Fiirl.-  mw. 

Fareh  s.  Farr  1  (Sp.  903). 

Gefärch  s.  Gefach  Sp.  643.  Ferch  1,  Ge-F., 
ab-,  in-ferchen  s.  I'ferrich.  Ferch  II  s.  Fennich 
Sp.  834. 

„Ferch  lU  n.:  Eichenholz  GSax." 

kM./eyekf,  und  vgl.  nhd.  ,Ver-Eiche'  (Gr.,  WB.  3,  1.527). 
Das  von  St.  angegebene  Genus  dürfte  auf  Missvorständniss 
beruhen. 

Erst-Fercher  m.:  Stier,  der  zum  ersten  Male  zur 
Züchtung  verwendet  wird?  .Stierochsen,  die  zwei- 
järig  sind  oder  elter.  ouch  ochsen,  die  erst  vercher 
sind  oder  elter.'  1607,  U.  —  Vgl.  1)  Entek  Sp.  472;  er«t- 
mllch,  von  Kühen;   2)  obiges  Fanh  od.  ahd./erci,  Lebenskraft? 

Ge-Firch  s.  b.  Pferrich. 

Fol'cll  Aa  tw.,  Fo're  Aa;  Ap;  Gr;  P  silv.  (Forro); 
G;  ScH;  ScHW:  Tu;  Z.  Füre  ScHwtw.;  S;  U.  Fo^ 
AAEhr.  (ö);  Z,  Forle  Sch  —  PI.  -e"  -  Dim.  Fö'rrli 
Z,  Forchli  (zu  Fore)  AaH.,  Furli  S  —  f.  allg..  m. 
GBPani  (Foren):  Föhre,  Kiefer,  pinus  silv.  (allg.). 
Syn.  Fiechte  (Sp.  668),  Forch-,  Kien- Tanne;  Tale. 
Gelegentlich  die  Zwergföhre,  pinus  pumilio  Schw 
Morsch.  Syn.  Fure-Chris;  Druese.  Die  Fruchtzapfen 
heissen  F.- Igel  (Sp.  150),  -Güggel,  -Bibel,  -Bickel, 
-Mauch,  -Zäpfli. 

Mhd.  vorhe,  ahd.  forha.  Unsere  verschiedenen  FornieD 
lassen  sich  weit  zurück  verfolgen:  .Die  forhan."  1-t-J '2/1544, 
Schw  Rq.  .Fuhren.'  1497,  Offu.  ZSchwaui.  .Handbogen  us 
for  gemacht.'  HsSchürpf  1497.  ,Forhenbaum.'  KdGessner 
1-542  neben  ,förinen'.  ,Die  forhen,  daraus  man  kien  macht, 
teda.'  Mal.  .Foren,  pin.ister,  pinus  silv.  moutana  tertia.' 
Wagn.  1680.  ,Die  Forle  oder  Kiefer.'  Gr  Samml.  1783. 
Die  letztere  Form  scheint  aus  dem  Dim.  abgeleitet  zu  sein, 
viell.  unter  Eiufluss  von  ,Arle,  Erle'  udgl.  , Forren'  nicht 
selten  als  Flurn.  uud  solchen  vorgesetzt.  ,Im  Forron',  Wald 
bei  ZEmbr.,  Sg.  aus  einem  PI.  abstrahiert,  im  kollektiven 
S.   V.   , Forach',  welches  in  Z  ,Forchrüti'  steckt. 

C'hüze"-Förrli  n.:  verkümmertes,  kleines  und 
buschiges  Exemplar  von  Föhre  AAEhr.  -  Zu  dem 
Bilde  vgl.    Üml  4  (Sp.  614). 

Leg-Fore:  Bergkiefer,  pinus  montana,  p.  pu- 
milio BO. 

forchig  forig  L,  forchin;  förri"  Z:  von  einer 
Föhre  stammend.  Foregi  Agle",  Nadeln  von  Föhren. 
,Es  sye  taniiin.  forin.  kriesboumin.  eichin  und  niel- 
boumin  holz.'  1605/26,  Schw  LB. 

.Es  soll  niemand  kein  lortannen  | Lerchen]  noch  förcriu 
(sc.  Tannen "i'l  hinaus  verkaufen.'  1585/1828,  Ap  LB.:  vgl. 
Forch-Tanne ;  doch  lässt  sich  auch  eine  allerdings  niclit  direkt 
belegte  Substantivbildung  ,Förin'   f.  annehmen. 

Forchel  s.  Forene  Sp.  935. 

Lilien-Pnreli:  wildes  Geissblatt.  Specklilie,  loni- 
cera  periclym.  (Durh.). 

Wenn  die  Angabe  richtig  ist,  so  bietet  sie  wahrscheinlich 
die  Grundform  [Furch  f.  Ftiroli«,  zweizinkige  Gabel]  zu  dem 
sinnlosen  nhd.  .Lilienfrucht',  indem  sie  die  Pflanze  nach  der 
Farbe  und  (wie  viell.  die  mit  ,Geiss-'  zsges.  Benennungen) 
nach  der  zinken  (hörnchen-)  artigen  Stellung  der  Blüten  be- 
nennt. 

Furche  1    s.  Furre"   Sp.  93.5.  Furche   H; 

Für  eher;  Furchle  s.  Furie. 


Fiirch,  -e"  (ü-J  f.: 
dem    Begleiter   eines 


Furcht,     i'-''  ha" 
Zagliat'tcn    lieisst 


ke" 


F.    Von 

er   müsse 


993 


Karch.  loivli,  liruli,  lorcli,  fiircl 


9Ö4 


mitgehen,  um  ihm  d' f.  z' verliebe",  den  Ausbruch  der 
Furcht  zurückzuhalten  ZW.  —  Abgoleitot  vciu  J'urrhm. 
fürcbtuu;  iu  der  Anwendung  vcrsc-hieden  von  fun-hi. 

fürchen;  furchig  s.  fürchten  usw. 

Go-färcht  s.  Ge-fäch  Sp.  643. 

Furcht  (-0-,  -a-  Aa;  Ar;  Gl;  S;  ZStdtf,  W.,  N., 
und  iu  der  Lit.  des  XVU.)  —  f.  (m.  ZÜ.):  1.  abstr., 
wie  nhd.  Ve<'  F.  und  d'  Iluff'niy  ist  halt  hi  dir  z'  gross. 
Stdtz.  —  2.  coueret:  ein  Furcht  erregender  Gegen- 
stand, z.  B.  ein  schreclilicher  Anblick;  doch  nur  in 
der  RA.:  es  ist  e  F.  Er  tuet,  dass  's  e  F.  ist,  ge- 
berdet sich  schrecklich  ZO.;  vgl.  furchten. 

Mhd.  Jnrliie  f.,  und  (selten)  foiht  als  m.  wie  d.is  syn. 
amjent;  so  auch  ein  Mal  im  XIY.  It  Alem.  2,  3'2.  .\uf  dun 
bei  uns  vereinzelten  Gebrauch  des  ZO.  mögen  die  Syn. 
Schecke'  oder   Giüa  eingewirkt  haben. 

fürchten  1)  fürchte  (resp.  -i-)  BO.;  VOrte;  Gl; 
ÜRtw.;  G;  Sch;  W,  förchtekk;  Bs;  BU.;  FS.  (Ö);  S. 
2)  fürtefnj  Gr  vorw.,  fürte  ßs  (-e-).  3)  furche  (4^) 
ScH;  Z,  furche  Af;  G;  Hkbel  —  Pte.  g'forchte"  ZLinim., 
(ffurchtc"  ZKn.,  sonst  y'fürcht(et),  g'fürt't,  y'fiXrcht 
usw.  —  Condit.  furti  Gh:  1.  persönl.  a)  absolut, 
neutral:  Furcht  empfinden.  Wenn  t'''  nit  Chraft  hässti 
[Messe],  glaubt-V''  «"  Hccerei;  dro  chicm-mcr  nu'''  's 
Furche"  Sra  (APletscher  1880).  Wol,  hält  y'meintl 
furche!  ach  warum  nicht  gar  sich  fürchten!  Z.  Sonst 
mehr  nur  in  der  RA.:  üsg'seh  zum  F.,  schrecklich, 
auch  bloss  garstig,  aussehen  Z;  en  Ornig  zum  F.,  eine 
schreckliche  Unordnung  (vgl.  Furcht  2),  und  in  der 
Verbindung  Ein"  z'  f.  mache",  Einem  Sehrecken  ein- 
jagen Bs;  B;  Z.  Einmal  intr.  mit  Gen. P.:  ,ich  förchten 
dj-nen  [für  dich].'  ThPlatt.  1572.  —  b)  trans.  mit 
Acc.  P.  od.  S.  Drum  hnss  i'''  Nilt  wie  's  Chartespil; 
»'*  furche  's  wie-n-es  Schwert.  Brandknberuer.  ,[Ich] 
förcht  ihn  [den  stecken]  wirs  dann  ein  scharpfes 
Schwert.'  Cum.  Beati.  Fürchtisch  (fürclied-erj  de(r) 
Wolf  nül?  bei  dem  Kinderspiel.  Wer  alli  Wetter 
fürchtet,  chunnt  nie  z'  Scherme  B  oSi.  Nüt  z'  förchte" 
ha".  GoTTu.  Es  [ein  Mädchen]  ist  g'sund  und  bös  und 
[doch]  furcht  's  Niemert,  Vexierbescheid  Z.  ,In  dem 
andern  holz  dörfen  sie  dürrs  und  ligends  holz  nemeu 
und  fürchtend  ihn  [den  Förster]  nüts  darum;  doch 
wenn  sie  grüens  holz  daselbs  hüwen,  da  müessend 
sie  in  fürchten.'  14T5,  Mev.,  Wetzik.  Zuweilen  uur 
i.  S.  V.  .scheuen,  besorgen.'  Si  färched  nw  d'  Chind, 
von  Leuten,  welche  aus  Geiz  nicht  heiraten.  Den 
Vergleich  mit  Jmdm  scheuen:  , Wegen  'm  Vermögen 
hätte  es  öppe  nicht  Manche  zu  f.  im  Kanton',  lässt 
GoTTH.  die  Kupplerin  von  ihrer  Klientin  rühmen. 
Oder  im  S.  von  Ehrfurcht  (vor  Gott),  Respekt  (vor 
Menschen)  BO.  ,Das  ir  euweren  Gott  förehtind  alle 
zeit.'  ir)87,  JosuA.  ,Und  forchtend  in,  wie  sy  Mose 
forchtond.'  ebd.  —  c)  refl.  und  ineist  ohne  äusseres 
Obj.,  insofern  =  1,  sonst  zuweilen  mit  ,vor,  ura; 
dass.'  a)  das  Refl.  als  Dat.  Ap;  Bs;  B;  L;  G;  Z. 
Wer-em  [ihm,  sich]  farckl,  ist  nena  sechcr  GBerneck. 
.Wer  ihm  fürchtet,  ist  nirgend  sicher.'  Hosi'iN.  Iö83. 
"  Muetter,  wer  wird-em  denn  furche!  Hebel.  ,Si 
»'irclite  ir  sere.'  HAnLor».  ,Der  im  fürchten  will.' 
8cHACH7,AB.  ,Ich  forcht  mir.'  1.530,  I.  Mos.  =  ,forchte 
mich.'  1(J07.  .Förcht  dir  nit!'  1531/87,  I.  Könkje  = 
.förchte  dich  nicht!'  16G7.  ,Sy  forchtend  inen  vor 
dorn  Volk.'  1531/üO,  Matth.  ,Wenn  er  im  förcht,  so 
flucht  er.'  Vooelb.  1557.  ,Do  kam  ein  wind,  das  im 
Schweiz.  Idiotikon  I.  7. 


Heinrich  übel  forcht.'  TrPlatt.  1572.  ,Metum  con- 
cipere,  im  fürchten.'  Fris.  ,Sy  solle  iren  nit  förchten.' 
LLav.  1578.  .Bis  nicht  stolz,  sondern  förchte  dir.' 
JMCll.  1605.  —  ß)  das  Refl.  als  Acc.  AABad.;  Bü. 
Mu"  muess-si''''  nit  grad  firehte,  seit  der  Brienzcr.  Mit 
einem  eigentümlichen  Gen.  S.  verbunden:  i«''  tät-mi''' 
der  Sünde  drum  furche,  ich  wollte  das  für  mein  Leben 
nicht  tun,  ich  würde  mich  schämen,  das  getan  zu 
haben  Si'uNnk.;  eig.  wohl:  ich  würde  mich  davor  als 
vor  grossen  Sünden,  ebenso  wie  vor  Begehung  grosser 
Sünden  fürchten.  ,Förcht  dich  nit  vor  ihnen.'  1587, 
JosuA.  , Entlich  aber  hat  er  sich  vor  dem  Hausvolk 
nit  mehr  geforchten.'  JLCvs.  1661.  —  2.  unpersön- 
lich: Es  fürcht(el)-mer  Gl;  Schw;  W;  Z.  Furcht 
m'r  nüt,  so  g'schieht-m'r  Nünt  [Nichts]  Ap  =  furcht 
dir  nüd,  so  g'schehd  dir  Nüd  B;  L.  Wem  Nünt 
g'förcht't,  dem  g'schicht  Nünt  G.  ,Es  furche  im  und 
dörfe  nit  allein  im  hüs  ligen.'  UMey.,  Chr.  Etwa 
auch  mit  Acc.  statt  Dat.,  es  furcht -en  Z  vereinzelt. 
Die  neben  der  Grundform  mit  ii,  mM.  fürhten  (aus  ahd. 
fur(ci)liijan),  fast  noch  vorbreiteterc  Form  mit  ö  findet  sich 
nicht  bloss  iu  MAA.,  wo  ö  regelmässiger  Vertreter  von  ii 
ist,  sondern  auch  in  andern  (bes.  westlichen)  und  geht  auf 
das  schon  in  der  alten  Spr.  neben  ßirhten  vorkommende 
forhten,  res]),  auf  das  Subst.  forht(e)  zurück,  deren  o  dann 
aber  nach  nhd.  Weise  in  ii,  statt  ii,  umlautet.  Dieses  ü 
haben  unsere  Quellen  des  XVI.  und  XVII.  oft,  nur  Fris. 
hat  meist  ii.  Das  Prät.  lautet  (mit  Rückumlaut)  ,forchte'. 
Zu  dem  Condit.  fürte  (für  'furtcte)  vgl.  ,wenu  einer  furchte'. 
LLav.  1569.  Das  Ptc.  bei  Cys.  bald  ,geförcht',  bald  .ge- 
forchten' (was  schon  mhd.  vorkommt).  Im  Cond.  und  im 
I'tc.  kann  nach  altem  Brauch  das  (  des  Stammes  zugleich 
das  der  schwachen  Conjugation  vortreten.  Schon  alt  ist  auch 
der  Ausfall  von  t;h,  dagegen  nicht  der  von  (,  welchen  auch 
iVIAA.  Deutschlands  kennen;  s.  Gr.  WB.  IV  1,  695.  Älteste 
Belege  desselben  bei  uns  finden  sieb  15'29,  Z,  und  LLav. 
1584.  —  Dass  beim  refl.  Gebrauch  der  Dativ  des  Pron. 
illter  als  der  .\cc.  und  nrspr.  einzig  richtig  ist  (da  er  ja 
auch  nicht  ein  eig.  Objekt,  sondern  nur  Innerlichkeit  des 
Vorgangs  zu  bezeichnen  hat),  erhellt  ans  unscrn  Belegen. 
Zweifelhaft  könnte  scheinen,  ob  in  dem  Spruch :  Furcht  du- 
nüd,  80  r/tcheht  dir  Nüt  wirklich  unpersönliche  Construktion 
anzunehmen  sei,  da  furcht  auch  Imper.  sein  könnte  und  es  in 
ZO.  ebenf.  persönlich  lautet:  fürchst-d'r  nüd,  »o  ij  schchd-d' r 
-Vfif;  aber  das  entsprechende  furcht  mir  und  die  syn.  Wen- 
dung wem  nüd  fförcht  (mit  bemerkenswertem  ,ge-',  s.  d.) 
sprechen  für  die  erstere  Auffassung. 

fürchtelig  fiirchelig:  schauerlich  Ap.  Vgl.  ge- 
fUrcht'ig. 

fürchterlich  förchterli:  oft  nur  zur  Verstärkung 
vor  andern  Adj.  u.  Adv.,  auch  mit  günstigem  Begriif, 
i.  S.  V.  ,sehr',  z.  B.  /'.  schiin  BBe.  Es  war  dem  Bueb 
f.  a"g'holfen  [höchst  erwünscht]  Eppis  z'  leren  BRi. 
Ebenso  fürchtig  und  syn.  schrecklich,  schühlirh,  grii- 
sam  u.  V.  a. 

Pürchti  (-(>)  B;  L,  Fürchtli"g  2'1ärc/j«%  Ap, 
Förchlig  G  —  ni. :  furchtsamer  Mensch,  ^yn.  Fürch- 
Gret. 

fürehtig  bzw.  -/-  VOrte;  GRChur;  GW.;  ScuStdt; 
Th,  förchtig  AAFri.;  Ar;  Bs;  FS.;  S;  Z,  fürtig  GrD.; 
Z  vcrcinz.  (-Ö-),  furchig  SenSchl. :  1.  furchtbar, 
fürchterlich,  schrecklich  AAFri.;  Ap;  L;  ScnSchl.  En 
f-e  Wind  Z.  En  f-e  Lärme.  Süfzge'  und  jämere", 
dass  's  f.  g'sl'  ist.  Es  hed-eni  f.  g'grüset.  Da  isch 
eigeli  au  furchig.  BAUERN(iESPR.  XVHI.  F.  hinder 
enand  cho"  [in  Streit  geraten].  ,Ein  Mann  mit  grossen 
und  förchtigen  Augen.'  1766,  Z  Mand.  —  2.  übergehend 

63 


935 


Farcli-  furch.    Pard     find 


m 


in  den  allgeineincn  abstr.  Begritt'  lioluMi  Grades  = 
überaus,  sehr,  vor  Adj.  und  Verben  von  guter  und 
schlimmer  Bed.  Bs;  B;  VOrte;  Gr;  G;  Sch  (auch  in 
der  Form  furchig);  Th;  Z.  Vgl.  fürchterlich.  — 
3.  furchtsam  FMu.;  Ndw  (furchtig).  ~  Mhd.  vorhtec. 
furchtsam  (furchtbar). 

ge-fürchtig  -u-  U,  g'fii^rchig  Z:  I.Schrecken 

einflössend,  z.B.  von  Geistererscheinungen,  Masken  U; 

Z.   E  g'f-s  Tier.   E.'i  ist  g' f.  [schvimdlig]  doahe  z'luegc. 

-  2.  furchtsam,  ebd.    iJ*  uird-mer  ganz  g'f.  Z.    Was 

tuest  au  eso  g'f.?  ebd. 

furchtsam,  ,forchtsani' :  Furcht  erregend,  furcht- 
bar, gefährlich,  z.  B.  von  einer  ansteckenden  Krank- 
heit Z.  ,Forchtsam  als  ein  gewaft'net  hör  [Heer].' 
1476,  G  Hdschr.  ,F.  kometen.'  Salat.  ,Wie  f.  ist  diese 
statt!'  1531/öü,  Z  Bibel  =  , erschrecklich.'  1667.  ,Gott 
ist  erschrecklich  und  f.  über  alle,  die  umb  in  sind.' 
154S,  Psalm.  ,[Solothurn  ist]  iren  vijenden  jcderzyt 
erschrecklich  und  forchtsamb  gewesen.'  AHaffkek 
1577.  ,Pipin  machet  Frankrych  dem  feiud  f.  und  er- 
sehrockenlich.'  Rüeger  1606.  —  Mhd.  vm-hisam,  furcht- 
sam und  furchtbar. 


Fard  — furd.     Vgl.  auch  die  Gruppe   Fmi  usw. 

Fardel  I  -«-  GrV.,  Val.,  -ö-  GkAv.,  -e-  GkS.  —  m.: 
einjähriges  Rind,  R.  vom  '2.  Halbjahr  bis  zum  2.  Alters- 
jahr, an  einigen  Orten  ausschliesslich  das  weibliche 
Tier.  Syn.  Järli'g ;  Rinderli.  Vgl.  auch  F.-Kue, 
-Mänse,  -Stier;  F.-Heu.  —  Churw.  'mdd,  radi,  PI.  vti- 
*H«,  lat.  viteUus,  Kalb. 

Fardel  11  n.:  Waarenhallen,  -Bündel.  ,Es  soll 
ouch  enhein  unser  talmann  keinem  koufmann  enhein 
gelt  anfordren,  wann  als  das  fardel  wäg.'  U  Säumerbr. 
1363.  ,Es  soll  ouch  keina  dem  andern  syn  v.  ver- 
■wechslan.'  ebd.  ,Ein  v.  mit  spezry  oder  mit  tuech, 
das  von  Lamparten  usgät.'  1386,  Bosing.  1811.  ,Der 
treip  koufmannschaft  bi  sym  lebende  und  gap  v.  und 
ander  koufmannschaft  uf  briefe  und  Sicherheit.'  1388, 
L  Arch.  ,Die  Lamparter  süllent  ze  koufen  geben  mit 
ganzen  tuochen  und  nicht  by  der  eile  und  schürlitzv. 
[Ballen  mit  rotem  Barchent]  ouch  mit  ganzen  vardeln 
und  nicht  bi  tuochen  [nicht  stückweise]  verkoufen.' 
1400,  Z.  .Värdech  mit  büteltuoch.'  G  Hdschr.,  wofür 
1490  im  Urbar  Baden:  ,färdenli  mit  b.'  ,Die  kleinen 
linfärdenlin  [Leinwandpäcke]  als  man  si  von  Costanz, 
von  Ravenspurg  oder  Sant  Gallen  fuert.'  1490,  Urbar 
Baden.  ,A1s  die  seil  an  den  ballen  und  vardlen  ver- 
brunnen.'  HsSchürpf  1497.  .Ein  f.  brieten.'  l.')21. 
AuscH.  In  Bs  im  SIV.  auch  Geschlechtsn.  —  Mhd. 
vardel^  von  it.  /ardeUo,     Färdech  eine  Collectivbildung. 

Ge-färd(i),  an-gefärd  s.  Ge-fär  Sp.  878. 
Färdech  s.  Fardel  IL      Land-gefärd,  -geverd 
s.  Land-ge-wer.        Ferdel  s.  Fardel  I. 

Verden,  in  Schwurformeln :  ,V.  bluosts  [Bluts] 
willen!'  NMan.  ,Botz  V.  willen!'  Aal  1549.  —  Viell. 
entstellt  aus  Vdlen  Sp.  S'21,    Val::nlin   Sp.  76.5. 

ferderig  s.  fernig. 

Ferdi  Srn;  Z,  „Fe^di  Bs' :  1.  miinnl.  Eigenn.,  Fer- 
dinand.   Vgl.  Nanti.  —  2.  starker  Rausch  GA. 

In  Bod.  2  entstellt  aus  Fr-ri,  Ladung:,  und  bloss  angelehnt 
an   nbiffen   Persnneun.   (oder  an    Vn-drn'). 


V  i  e  r  d  s.  vier.  ■ ' 

Vierdeling,  Vierdung,  -ing  Vierdi(g)  Ar.  , Vier- 
tig.' UBrXgg.  1770  —  m.:  vierter  Teil  eines  Viertelt 
als  Getreide-  und  Mehlmass  Ap;  GT.  f;  ehemals  auch 
mit  Bez.  auf  andere  Masseinheiten  und  Zahlen.  ,Swaz 
holzes  du  Sile  [ein  Fluss]  nider  treit,  das  soll  man 
geben  100  umb  12  ß,  ein  halb  hundert  und  ein  vier- 
deling [Viertelhundert]  in  dem  selben  koufe  [Preise], 
als  es  gozühet  [trifft]  nach  dem  hunderte  [jedes  nach 
Vcrhältniss].'  Z  RBr.  1304.  Huber,  Klingn.,  erwähnt 
vom  J.  1311  die  jährliche  Leistung  des  vierten  Teils 
.eines  vierdungs  wachses.'  ,Zweinzig  und  dry  march 
und  einen  v.  silbers.'  1328,  L.  ,Soll  nieman  enkein 
ander  syden  koufen  under  einem  v.'  1336,  Z  Ratserk. 
,Man  soll  ouch  dem  gottshus  ierlich  geben  von  20 
schuopessen,  so  da  heissent  der  vierdling  schuopessen, 
von  ieklicher  1  mütt  kernen.'  1351,  Hofr.  Ernlispach. 
, Welches  werk  [geprägter  Münzen]  ringer  [leichter] 
funden  wirt,  dennc  die  10  ß  [eine  Münze]  am  v.  [Viertel- 
pfunde] zwene  pfenn.,  das  pfunt  [eine  Münze]  am  v. 
viere  pfenn.,  soll  man  wider  ynsetzen  und  brennen.' 
1377,  Absch.  ,Die  crainer  sont  han  an  ir  gewege  [Ge- 
wichten] der  burger  zeichen,  an  halben  vierdungen 
und  an  allem  irm  gewege,  das  hoher  wigt,  denne  ain 
halbe  v.'  Stadtr.  Diessenh.  ,3  flerding  roggen.'  1412, 
Arg.  , Fesviertal  ain  ganz,  ain  halbes,  ain  vierdling, 
ain  halb  v.'  Soh  Stadtb. 

Mhd.  vierdung,  -(d)inc  in  der  selben  Bed.;  etwas  anders 
Schni.  I  845  f.  Die  End.  -ine  in  Münznamen  findet  sich 
auch  in  Pfenning,  SchiJlinij.  D  nach  r  wird  auch  sonst  ein- 
geschoben; hier  mag  aber  auch  das  Ordnungszahlw.  .viert' 
(bezw.   .Viertel')  eingewirkt  haben. 

vorder,  varder  ZStdt,  vöder  (vo'der,  vaderj  Aa; 
Ap;  Z  vorw.:  Adj.  u.  Adv.  1.  räumlich,  vornan,  vor 
den  Augen  stehend.  Die  vorder  Welle"  [Baum  am 
Webstuhl];  Syn.  Tuechtvelle'.  In  Zg  bedeutet  der 
, vordere'  (auch  ,der  grosse)  Schnorz'  das  Hinterteil 
des  Fischerkahns,  was  anderw.  umgekehrt  .hinderer 
Grausen'  heisst.  Er  fingt  [findet]  Öppis.  ivenn  er 
mit  de  v-e  Beine  [den  Händen]  d'ruf  g'heit  =  er 
stiehlt.  Schild,  's  Hinderst  z'  ivrderst  tue",  Etwas 
verkehrt  hinlegen,  machen.  Sülger;  vgl.  hinderfür. 
Vo(r)der  si",  von  keimenden  Pflanzen:  aus  dem  Boden 
gucken,  bald  aufspriessen,  hervorbrechen  Ap;  auch 
übertragen:  's  Blera  [Weinen]  ist  r.  [nahe]  Ap  = 
s' vordrist  (rorne)  S;  Z.  De  Huesten  ist  alleml  z' rar- 
derst  bl-n-em,  kann  alle  Augenblicke  ausbrechen  Z. 
Uf  de"  rarderste"  Fitesse"  sl",  sogleich  bereit  sein  ZW. 
Zum  Böse"  bist  allevil  uf  de"  r.  F.  Er  ist  vordra 
g'si",  hat  als  Brautführer,  Vorknab,  den  Zug  eröffnet 
SThierst.  's  Geld  ist  nüd  roder,  es  ist  Ebbe  in  der  Kasse 
Ap.  Hervortretend:  , Ein  kleines  Weiblein  mit  grossen 
fordern  Augen.'  Z  Nachrichten  17.54.  —  2.  Rang, 
Reihenfolge  bezeichnend,  als  Übergang  zum  temporalen 
Gebrauch.  Bern  wird  in  einem  Streit  mit  Freibarg 
als  ,das  vordere  Ort',  d.  h.  als  diesem  in  der  oftiziollen 
Reihenfolge  der  Bundesglieder  vorangehend,  ersucht, 
die  Malstatt  zu  bestimmen.  16'23,  Absch.  Als  Sup. 
daher  ,das  vorderste  Ort'  =  der  Vorort  der  Eidge- 
nossenschaft. 16.30,  Absch.  .Dem  vordersten  [obersten] 
Ufseher.'  Z  Mand.  1650.  ,V-er  Pfleger  am  Almosen- 
amt.' XVII.,  XVIIL,  Z.  ,V-er  Gesandter.'  ebd.  ,V-er 
Pfahrer.'  Mise.  T.  1722,  was  später  ,obrister  Pfarrer', 
jetzt  ,Antistes'  Z.  .Die  Apotheker  oder  ihr  v-ev  Gesell' 
Z  Mand.  1777,     .Vorderste  Schulherren'  im  XVIII.  in 


997 


Faiil,  ferd.  finl  ford,  vord,  fiini 


Z  die  oberste  Erziehungsbehörde.  Spec:  vorgesetzt.  So 
nennen  die  Eapperswyler  die  4  Schirmorte  ,unsre  Vor- 
dem.' 1544,  Absch.  Aber  aucli  unigek.  =  die  geringste, 
letzte  Stelle  einnehmend;  ,Unter  den  Sibueren  waren 
fünf  stehende  Sibner  ad  vitam  gewählt,  zwei  der  jähr- 
lichen Erneuerung  unterworfen ;  diese  Letzteren  hiessen 
die  vordersten  Sibner.'  Ebinn.  1878.  Hauptsächlich, 
als  Adv.:  vor  Allem  aus.  ,Der  die  vorderst  Ursach 
ist.'  GMüLL.  1657.  ,Liecht  und  Klarheit  im  Verstand 
nebet  rechtem  Amtsberuef  soll  ein  Pfarrer  v.  haben.' 
ebd.  .Die  voderste  [grösste]  Liebe  zum  Menschen- 
geschlechte.'  JToBL.  1781  als  Übersetzung  von  engl. 
,chief'.  Als  Einführung  von  Aufzählungen:  vor- 
nehmlich; zuvor,  erstens.  ,Und  hiemit  vorderist  die  Ehr 

,  des  hohen  und  türen  Namens  Gottes.'  1650,  Z  Mand. 
,Zu  Abstellung  des  yngerissenen  Missbruchs  ist  an- 
gesehen, dass  zum  vorderisten  Niemand  keine  Knaben, 
dessglychen  auch  keine  ganze  Gesellschaften  zu  Ge- 
fättcrcn  nemmen  [solle].'  ebd.  .Zum  vorderisten  . . . 
und  volgends  . . .'  1676,  Z  Spruchbr.  In  der  Wert- 
schätzung  voranstehend,    lieb.     Jmdm   voder  sl.     Si 

.  ist-mer  ene  ro'  de"  vodere",  eine  Person,  die  ich 
sehr  schätze.  Andern  vorziehe  Ap.  —  3.  rein  zeit- 
lich: vorig,  früher,  vergangen,  vorhergehend,  jüngst- 
vergangen; 's  r.  Mal  B;  S.  Am  r-e"  Tag,  am  Tag 
vorher  GrL.  Im  v-e"  Märt  TB.  Die  v-e'  Tag,  letzt- 
hin L.  ,Am  vordem  Tag  ist's  herausgekommen,  wo 
die  Strasse  durch  kömrat.'  Gotth.  ,So  band  die  an- 
walten dise  stuck  us  iren  vordren  brieten  gezogen.' 
HoFR.  Bosw.  14'21.  .Die  eidgenossen  rüstend  einen 
andern  schirm  zue  und  zugend  den  ouch  an  des  vordren 
statt  [Stelle].'  Edlib.  ,Der  vorder  fundenen  [vorher, 
oben  erwähnten]  kinden  eins.'  Salat.  ,Dass  der 
eeniann  mit  dem  lob  der  vorigen  frowen  nit  hab  für- 
nemlich   die  vorder   frowen   loben,    sunder   die   yezig 

.   schelten  gewöllen.'  HBull.  1540.    Und  wieder  der  Sup. 

•  als  Adv.  =  zuerst;  .Wofelir  aber  einem  Undertonen 
das  Weib  vorderst  Tods  abgienge.'  Bs  Rq.  1603;  vgl. 

•  ebd.:  ,Do  aber  ein  U.  vor  dem  Weib  Tods  abgienge.' 
I  jVorderst  im  Schuldienst,  hernach  zum  Kirchendienst.' 
■   JMüLL.  1673.     Als  Subst.,   im   PL:    die  Vorfahren, 

Vorgänger,  Voreltern.  ,Als  unser  vordem,  die  land- 
lüte  ze  Swyz,  vor  alten  zj'ten  rn  friden  geleit  band.' 
1457,1544,  ScHw  LB.  Die  Sigriswylcr  erinnerten  sich, 
,wie  die  vorderne  mit  grossen  kosten  vil  geschwendt 
[gereutet].'  1533,  Haoenb.  ,Der  felsen,  von  welichem 
alle  unsere  forderen  getrunken  habend.'  IL  Helv.  Conf. 
1566/1644;    und  so  noch  1757,  Z.     Syn.  , Altvordern'. 

;  Daher  auch  , unsere  Regimcntsvordern'  =  A'^orgänger 
in  der  Piegierung.  1653;  1756,  Absch.  In  Bezug  aber 
auf  das  Heute  ist  die  r.  Wuche',  die  v.  Nacht,  der 
V.  Tag  bestimmt  je  die  (der)  vorletzte  im  Unter- 
schied von  gester,  nacht  usw.  Aa;  BBe.,  Stdt;  Gr;  Z. 
Syn.  vor-gester,  -nacht. 

Mhd.  vorder,  ebenf.  als  Adj.  ii.  als  Snbst. ;  gebildet  mit 

.  ComparatiT-Süff.  (ahd.  -rfei-o),  dessen  r  das  der  Stammsilbe 
gefährden  konnte;  vgl.  foderen,  fordern. 

'\  alt-,  als  Adj.  selten;  als  Subst.  häufig  neben 
i  ■  (Vordem'.   ,Nach  bnich  unsern  a-n  Eidgnossen.'  Salat. 

Vor-vordere"  (PL):  Ahnen  Z  f. 

ge-vorder:  ganz  vom,  am  äussersten  Bande  GSa. 
Dm  rUiist  [nähst]  ril  z'  g'r.,  das  fiserlet-der  gli'''  [bald] 
M«.  Bildl. ;  Si  hat  d's  Briegge"  ganz  g'i:  g'kä";  vgl. 
i'order  1. 


be-vorderist:  (Adv.)  in  erster  Linie,  hauptsäch- 
lich. ,Bevordrist  soll  ein  jeder  alle  Zyt  vor  Augen 
haben  . . .'  B  Christ.  Mand.  16'28. 

vord(e)rig,  rorfrigBs.  rnderig  7.  =  vorder 3  Aa; 
Bs;  B;  UwE.;  ZO.  ,Und  verschmachten  die  pin  als 
die  vordrigen  [Märtyrer].'  Z  Chr.  1336/1446.  ,Und  ir 
hindersten  [letzten]  zyt  die  bösern  sygent  denn  die 
v-en.'  KdSailer  1460.  ,Die  selb  Insel  heisst  Zarigo, 
die  V.  [früher  erwähnte]  aber,  als  wir  lagen,  heisset 
Roguso.'  HsScHtJRPF  1497.  .Das  im  Gott  den  v-en 
trost  wider  gebe.'  1531/48,  Ps.  .Auf  dem  v-en  [letzt- 
vergangenen] Tag  der  Jahrrechnung.'  1510,  Absch. 
,Syni  heden  sün  von  der  v-en  frauw.'  1564,  Taufb. 
ZZoll.  ,Mein  v.  Gedanken.'  Platt.  1612.  —  Mhd.  »r- 
deric,  vorig. 

Forder  f.;  Forderung,  häufig  in  der  ä.  Kanzleispr. 
,Dass  wir  die  v.  unsers  Herren  Abbets  han  also  ge- 
scheiden.'  1277,  Gfr.  .Hein  uns  enzigen  alles  rechts, 
und  darzue  aller  der  vordere  und  der  anspräche,  die 
wir  haben  ald  gewinnen  möchten.'  1345,  ebd.  —  Mhd. 
vorder  f.,  dass. 

Schuld-  m.  —  PL  -en;  Gläubiger.  1.573.  Urb. 
Kybcrg. 

forderen  (fodere  Ap;  GEh.;  W;  Z):  wie  nhd. 
Eine'  für  de"  Schade'  f.,  belangen  Z.  Wie  vil  hast 
du  z'  f.  an-em,  was  für  eine  Schuldforderung  geltend 
zu  machen  gegen  ihn?  Z.  Das  ist  e  Forderi'g,  (mit 
Nachdruck)  eine  starke  Zumutung  Z.  ,Ungefordert' 
als  Ptc.  adj.  .Wie  lang  alte  Schuldbriefe  u.  [ohne 
dass  an  die  Abzahlung  gemahnt  werde]  gelten  sollen.' 
1573,  Absch.  ,üf  welches  Fridbieten  auch  von  Stund 
an  die,  denen  der  Frid  geboten  und  u.  ist.  Ruw  und 
Frid  haben  sollen.'  1627,  Bs  Rq. 

Mhd.  vordtni.  Die  Form  ohne  r-  häufig  im  XVIII.  z.  B. 
bei  AvHaller,  Pestalozzi,  vMoos. 

ab-:  zurückrufen,  bes.  Truppen  aus  dem  Felde.. 
.Alle  die,  so  enweg  in  krieg  züchen  wollen,  sollen 
abgefordert  werden.'  1587,  Sch  Ratsprot.  ,Dass  sie 
mit  der  Wiederabforderung  des  Volks  nicht  fürfahren.' 
1647,  Absch.  —  unabforderlich:  gegen  Rückruf 
sicher  gestellt.  ,So  sollten  ihm  die  Eidgenossen  Hilf 
verwilligen  un.  so  lang  syn  Heiligkeit  deren  bedarf.' 
Ansu. 

an-:  (mit  Acc.  P.)  Einen  (zu  Etwas)  auffordern, 
ihn  darum  angehen.  ,Die  alten  haftend  die  gnad  von 
dem  Herrn,  dass  sy  sich  nichts  liessind  irren,  wiewol 
sy  darumb  angeforderet  wurdend,  häutend  für  und 
für.'  1531/1667,  LH.  Esra.  ,Span  mit  der  Bursame, 
umb  dass  sye  uns  anvorderten,  den  Chor  zu  bauwen.' 
ECl'S.    —    Vgl.   , fordern  an   Einen'   (auch  , Einem'). 

er-:  1.  fordern,  auffordern,  ersuchen;  das  Sachobj. 
häufig  mit  ,umb'.  ,Ervordert  werden  umb  libfäll,  ge- 
läss  und  ungenossame.'  1490,  Urb.  Baden.  , Welcher 
umb  frid  erfordret  würt,  der  soll  den  unverzogenlich 
geben.'  1497,  Obw.  ,Dass  er  in  us  synem  hus  an  die 
gassen  erfordert.'  15'24,  Strickl.  ,So  werden  unsre 
herren  die  zuogsatzten  e.,  den  obmann  zuo  erwelen.' 
1525,  Absch.  ,Üer  Vogt  habe  einen  Landrat  berufen 
und  zwei  dazu  von  W.  erfordert  [zu  erscheinen  auf- 
gefordert].' 1526,  ebd.  .Harumb  wir  üch  bitten,  e. 
und  ermanen.'  1529,  ebd.  ,Demnach  wurdend  ouch 
ze  lesen  [Kanzelvorträge  zu  halten]  ervorderet  N.  N. 
und  N.  N. ' '  Kessl.     ,Wie  es  ihnen  dienet  zu  grossen 


Fard,  feicl.  iird,  ford.  fiiril 


Ehren,  dass  ilu-e  Gelehrten  erforderet  werden  in  so  ferne 
Land  zu  den  allerwichtigsten  Geschäften.'  Dordrac. 
1618.  .Die  redliführcr  zu  e.  [gerichtlich  vorzuladen] 
und  über  sy  das  standrecht  ze  halten.'  1646,  Z  Arch. 
Zurück  fordern;  heimberufen.  .Der  küng  erfordert 
ie  syn  lüt  und  ouch  darzuo  syn  land  [den  eroberten 
Aargau].'  Lied  1443.  ,Darnf  wir  sy  [die  Aufständi- 
schen] angends  lassen  e.,  aber  dieselben  habint  sich 
entschlossen,  über  die  Thur  für  F.  zuo  ziechen.'  1524, 
Absch.  Unerfordert:  aus  freien  Stücken.  , Er  habe 
glych  unerforderet  zuo  den  Sachen  geredt.'  Güalth. 
1559.  —  2.  Etw.  beanspruchen,  bes.  unter  Wah- 
rung der  Formen  um  Etw.  höhern  Orts  einkommen, 
gerichtlich  oder  rechtlich  ansprechen.  ,Und  also  ward 
der  Kaiser  um  [wegen]  erfordrung  syner  grechtsame 
unschuldig  verbannt.'  Ansh.  ,Wo  sölich  ussländische 
lüte  solich  erb  und  guot  mit  recht  nicht  erfordernt, 
noch  dem  nit  nachjagten.'  1451/1544.  Schw  LB.  ,Ee 
sy  [Eigenleuto]  von  irem  herren  angefochten  und  von 
einem  vogt  der  herrschaft  erfordert  werden.'  1490, 
Urb.  Baden.  ,Weliche  person  von  einem  herren  oder 
gottshus  eigen  syn  [als  Eigentum]  erfordert  [wird] 
und  der  der  eigenschaft  nit  bekannt  [geständig]  ist.' 
ebd.  ,N.  N.  habe  ohne  E.  [ohne  bei  der  Tag.satzung 
darum  einzukommen]  Knechte  geworben.'  1521,  Abscu. 
Spec:  ,das  recht  e.',  Rechtsansprüche  wahren.  1457; 
1557,  Bs  Kq.  Daher  die  häufige,  formelhafte  Ver- 
knüpfung: , unerfordert  des  (mit  dem)  rechten'  in  act. 
S. :  ohne  Geltendmachung  rechtlicher  Ansprachen;  oder 
in  pass.  S. :  ohne  durch  solche  streitig  gemacht  zu 
werden.  ,Wer  gelegen  guet  inn  hat  onerfordert  des 
rechten.'  1475,  Erbr.  GAltstätten;  syn.  ,onan.sprechig 
mit  dem  rechten.'  ,Dass  erber  lüte  angesprochen 
worden  sind  um  sülich  guot  und  erbschaft,  so  sy  dann 
etwe  nianig  jare  unerfordert  mit  dem  rechten  inne 
gehept  band  und  also  darinne  kein  eigenschaft  der 
jarzalen  und  jaresfrist  die  erbi  zuo  e.'  1451/1544, 
ScHW  LB.  ,Wer  der  ist,  der  solich  ansprach  zu  haben 
vermeint,  und  unerfordert  des  rechten  lasst  anstän 
nun  jar  und  zechen  loubrisete  [Herbste].'  1501/1544, 
ebd.  —  3.  gerichtlich  vornehmen,  untersuchen,  er- 
örtern. , Dieselben  spän  sollen  erforderet  und  ent- 
schlossen werden  durch  glyche  zuosätz  [Schieds- 
richter].' 1.532,  SlRlCKL.  —  llhJ.  cri-ißrd-rn,  forilciu,  laden, 
gerichtlich  verfolgen. 

üs-forderen:  herausfordern.  .Wider  die  Brüder 
T.  des  begangenen  Frevels  halber  mit  Ausforderung 
des  Ritters  C.  den  Prozess  aufzurichten.'  1637,  Abscu. 
,Auf  einen  Zweikampf  ausgeforderet.'  Tur.  sep. 

ge-:  fordern.  Die  Ehefrau  des  Verkäufers  einer 
Liegenschaft  verzichtet  auf  die  ihr  daran  zustehende 
Nutzniessung  und  verspricht,  ,dz  si  's  niemer  wider 
[zurück]  gevorder.'  1323,  Z  Urk. 

heim-:  nach  Hause  rufen.  Der  Z  Bat  verlangte 
1664  von  demjenigen  von  Winterthur,  dass  er  einige 
dortige  Bürger,  welche  sich  dem  Verbot  zuwider  in 
die  Bäder  von  Baden  begeben  hatten,  heimfordere 
und  bestrafe. 

Be- vordre  f.:  die  Spendung  der  Sterbesakramente 
zur  .Beförderung'  ins  andere  Leben?  oder  das  .Hervor- 
segnen' einer  Wöchnerin  bei  ihrem  ersten  KirchgangV 
Lt  Z  Urk.  von  1477  i.st  der  Kapelle  Kyburg  die  Be- 
fugniss  zu   Hcichte,  B.  und  Kindtaufe  ei teilt. 


fürder,  meist  fürterfs):  (Adv.)  von  einem  gewissek  i| 
Punkte  an  vorwärts;  fürderhin.  weiterhin,  ferner.  ,F. 
als  bishar.'  1524,  Strickl.  ,[Der  Teufel  an  eineiil  i 
Sterbebette  das  Sündenregister  anfertigend]  weckt  deii 
Schwachen  auf,  förters  herzusagen.'  AKuNfiL.  1691. 
.Warum  deine  Buss  aufschieben  und  dir  fürters  einen 
Schatz  des  Zorns  sammeln ?■  Ulr.  1727.  —  hin-: 
fürderhin.  1550,  See  Ratsprot.  —  Mhd.  /Si-rf«-,  ßi,kr; 
ahJ.  fvrdir,  dass.  Die  Form  mit  (  sehliesst  sich  näher  an 
.fort'  au. 

forderen,  tr.:  beschleunigen;  vorwärts  schaffen, 
befördern,  „allg."  (,L;  Zg"  lt  St.»»).  , So  es  [das  Uhr- 
werk] zu  balde  [rasch]  gat,  so  henke  die  blyklötzli 
hinüs  an  das  redelin  und  so  es  ze  trege  gat,  so  henke 
si  hinin  an  das  redelin,  hiemite  macht  [magst]  du  es 
hindern  und  fürdern,  wie  du  witt'  1-385,  Gkr.  Zu 
Stellen  u.  Amtern  befördern.  , Einer  zu  Z.  war  gern  uf 
ein  Ampt  gfürderet  worden.'  1651,  Schimpfr.  , Mancher 
ehrlicher  Mann,  der  umb  das  Vatterland  wohl  verdient, 
vilmahleu  ungefürdert  bleibt.'  1658,  Absch.  Spec:  in 
Arbeit  nehmen,  anstellen.  .Diewyl  in  dem  ganzen 
Rych  kein  Gsind  [Gesellen  und  Lehrknaben],  so  by 
Witfrouwon  [von  Handwerkern]  arbeite,  von  anderen 
Meisteren  und  Gsellen  ires  Handwerclis  nit  gefürderet 
werde.'  1603,  Z  Ratsentscheid.  ,Ühnc  diese  [die  zur 
Aufnahme  unter  die  zünftigen  Meister  erforderlichen] 
Eigenschaften  haben  keine  Gesellen  das  Recht,  Gesind 
zu  fördern,  sondern  mögen  unter  einem  zünftigen 
Meister  arbeiten.'  1805,  Z  Ordn.  der  Zinnnerleute.  ,Es 
ist  jeder  Meister  berechtigt,  zu  seiner  Arbeit  Gesiud 
so  viel  zu  f.,  als  er  bedarf.'  ebd.  .Förderung  der  Ge- 
sellen betreffend;  Beförderung  der  Lehrjungen  betr.' 
ebd.  ,Ein  fallierter  Meister  mag  wohl  für  seine  Per.son 
arbeiten,  darf  aber  so  lange  keine  Gesellen  und  Lehr- 
knaben f.,  bis  er  wieder  rehabilitiert  ist.'  1828,  Z  Ordn. 
der  Tischler.  In  abstr.  S.  ,Iren  schaden  warnen  und 
wenden  und  iren  nutz  zu  f.'  SchwE.  Hofr.  ,Sust 
[sonst]  müessten  wir  unsern  schaden  mit  dem  unsern 
[unserm  Gute]  f.'  1530,  Absch.  Refl.:  sich  beeilen,  <: 
vorwärts,  an  einen  gewissen  Ort  zu  kommen,  „allg." 
,Ein  jeder  soll  sich  an  die  predigen  f.'  1530,  Absch. 
,Dass  sy  sich  zu  rechter  Zeit  heimbf.'  L  Ansehenb.  — 
Mhd.  mrdeni,  dass.;    Ggs.  hindern  und   wie  dieses  gebildet 

be-:  1.  fördern.  ,Die  Gerechtigkeit  wird  befür- 
deret.'  1708,  Jesa.i.  —  2.  refl.:  sich  beeilen.  ,Dcr 
Landvogt  möge  den  katholischen  Pfarrherrn  ernstlich 
untersagen,  dass  sie  sich  mit  ihrem  Gottesdienst  be- 
fördern und  dann  denen  von  der  andern  Religion 
Platz  geben.'  1630,  Absch. 

fürderlich:  (Adv.)  1.  rasch,  hurtig,  z.B.  f.  gä' 
BBe.;  Syn.  ghitig;  weidlidt.  Beförderlich,  ohne  Vor- 
zug, ahsbald,  eilends.  ,Und  sollend  och  wir  beide 
stette  gegen  einandern  also  f.,  so  deweder  statt  von 
der  andern  gemant  wirt,  ze  tagen  kommen.'  1406, 
Absch.  ,F.  und  zur  stund  bezahlen.'  14'24,  Gem.  Aa. 
.Dass  sy  die  zum  fürderlichosten  hinwSg  schickent' 
1518,44.  Schw  LB.  .Das  Werk  gieng  f.  und  glücklich.' 
1707,  III.  EsRA.  .Fürderlichen  anzeigen.'  Muri.  Ge- 
sindeordn.  —  2.  vorzugsweise,  mit  Vorliebe.  ,Wur- 
dend  dis  ordenslüt  f-er  an  der  fürsten  holen  g'brncht, 
dann  niemand  anders,  diewyl  man  geschickter  nit  han 
raoclit.'  Vad.  —  Mhd.  TünUrlich,  -ea,  Adj.  und  Adv.,  bc- 
tiiiderlicli,  alsokald. 


I 

I 


I:i0l 


Pard— fiird.    Farf-fnrf.    Parg— furg.    Fargg— furgg 


1002 


Fürderli"g  ni.:  1.  Vorteil.  Vorsprung,  Vorschub 
Aa;  Gr;  h;  Uw;  U.  ,Ein  Züricher  muoss  allwcg  den 
hinderliiig  und  ein  Schwab  den  f.  haben.'  1528,  Egli, 
Act.  .Welcher  ein  handwerk  kann,  wie  es  ghört,  der 
hat  allweg  ein  f.;  der  sudler  blybt  allweg  dahinden 
ston.'  HBuLL.  1540.  .Doch  wirt  diss  dem  habichen 
einen  grossen  f.  bringen,  wenn  er  ab  einem  hohen 
ort  auf  den  raub  gelassen  wirt.'  Vogel».  1557.  ,Plus 
ad  niiseram  vitam  aftert  nionienti,  hilft  nier  oder  bringt 
ein  grösseren  f.  zue  eilendem  leben.'  Fris.  ;  Mal.  — 
2.  bestimmter  Voranteil  an  dem  Erbe;  Syn.  Für- 
derung  1.  ,Ist  denen  Söhnen  heimhgestellt,  von  der 
väterlichen  Verlassenschaft  je  von  Zechen  Eines  zum 
F.  nemmen  zu  mögen.'  1756,  Schw  Rq.  .Der  Sohn 
aber,  der  solche  von  seinem  Vater  erkauft,  solle  denne 
von  der  Verlassenschaft  des  Vaters  den  F.  nicht  mehr 
zu  beziehen  das  Recht  haben,  sondern  der  F.  solle 
dann  allein  an  seine  noch  übrige  Brüder  fallen.'  1709. 
ebd.  Syn.  Vor-Teih  —  '?.  Überschnss,  Verniögens- 
vermehrung.  Der  Hinderlig  hed  de'  F.,  trotz  aller 
Anstrengung  übersteigen  die  Ausgaben  die  Einnahmen 
GrD.  —  4.  Vorliebe;  vgl.  fürderlich  2.  .Welicher 
Nation  Volk  wir,  als  Beschirmer  der  Kilchen,  mit  be- 
.sonderem  F.  und  Liebe  umfachend.'  1546,  Mise.  T.  1722. 

Fürdernuss,  -niss  f.:  Empfehlungsschreiben, 
Fürsprache.  Syn.  Fürderung.  ,Dass  üwer  wysheit 
unser  bruoderschaft   wellind  f.  geben   an  die  üwern.' 

1502,  Z  Anz.  1884.  ,Unser  Eidg.  von  L  habend  dem 
Murner  ein  schriftlich  f.  gan  Fryburg  geben.'  1529, 
Absch.  ,H.  B.  soll  ein  f.  an  graf  N.  gegeben  werden, 
dass  genielt  graf  inen  gnedig  syn  welle.'  15.35.  Sch 
Ratsprot.  —  Mha.  vürdcmime,  Förderung,  Beihilfe,  Eni- 
pfeblnng. 

furdersam:  beförderlichst.  ,Uf  wölche  Neigung 
wir  uns  uf  die  Pürdersame  [Beschleunigung]  gericht, 
dises  lobliclie  Werk  so  wyt  möglich  abzereden.'  1634, 
Absch.  ,Man  hat  die  Markung  uf  hüt  fürdersamist 
undernommen.'   1737,  Areh.  Wvl. 

Fürderung  f.:  1.  =  Fürderling  2.  ,Den  un- 
erzogenen Söhnen  soll  ein  zimlicher,  billicher  Vorteil 
oder  F.  aus  des  Vaters  Verlassenschaft  geschöpft 
werden,  damit  dieselbig  besser  erzogen  werden  mögen.' 
ca  1700,  U.  —  2.  Empfehlung.  ,Man  soll  daran  syn. 
dass  man  ihm  geleit  und  darzue  f.  an  [den]  fürsten 
g6be  umb  geleit  [dass  er  von  diesem  einen  Geleits- 
brief erhalte].'  1477,  Aiisch.  ,Er  hat  uns  an  üwer 
lieb  umb  furdrung  angerücft  [um  E.  an  euch  gebeten].' 

1503,  Z  Anz.  1878.  Syn.  Fürdertiiss  (-Brief);  Für- 
sehrift. 


Farf— furf. 


Fui'fantni.:  Missetäter.  , Murner  habe  die  Züricher 
und  Berner  Schelmen,  Lecker,  Buoben,  Purfanten  ge- 
scholten.' 15'29,  Absch.  —  Von  ital./w/((/-f,  misstun;  vgl. 
frt  forfait. 


Farg — furg.      Vgl.   auch   die  Gruppe  Furtj^j  usw. 

Fargto  m.:  Klössegericht  aus  feinem  Mehl  be- 
reitet, indem  man  den  Teig  durch  einen  durchlöcherten 
Kochlöffel  oder  einen  Trichter  ins  Wasser  fallen  lässt 
und  die  gesottenen  Klösse  mit  geriebenem  Brot  od.  Käse 
iiberbrennt  GrD.     Churw.  ftiifscheds.     Vgl.  Bazoggel. 


Pepg  =  Fer  Sp.  904.  .Zürich  hat  tüchtige  Schiif- 
leute  und  F-en  auf  die  Lintmagt  verordnet  und  em- 
pfiehlt diese  Wasserstrasse  den  Kaufleuton.'  1530, 
Absch. 

Pergün  m.:  Gepäckwagen  der  Post.  Eilfuhre  UUrs. 

—  Vgl.   frz.  fuurtjon.  Pack-,  Muuitionswageo. 

Virgeli  n. :  1.  Tüpfchen  auf  dem  i,  Strichelchen  G. 

—  2.  etwa.?  Unbedeutendes.     ,Auf  's  V.',  bis  auf  das 
Genaueste,    bis   auf  die  unmerklichste  Kleinigkeit  G. 

—  L.it.  virijnlii,  kleine  Linie;  Streifehen;   Koumui. 


Fargg — furgg.     \gl.  auch  die  Gruppcu  Fm-y  usw.,  Furk  usw. 

Ge-Fergg  „Fergg,  G'feryg  Aa;  Bs;  B;  VOrte;  S", 
aus  der  jetzigen  MA.  nur  die  letztere  Form  nach- 
weisbar und  zwar  t.  mit  e',  t.  mit  e',  c',  auch  G'ferg 
—  n.:  1.  Fuhrwerk  für  Personen,  Wägelchen  oder 
Chaise,  Kutsche,  Reisewagen;  auch  Dim.  G'fcrgfgJU 
ScHW;  UwE.  Syn.  Q'fert;  MUwägeli.  Es  offnigs 
[offenes]  Gf.  Gotth.  Mi'''  ime  Fuerwerch  i  's  Militär- 
spital  uf  Genf  ie  fixere"  . . .  und  händ-mi''''  im  gllchlige 
G'ferg  wider  retur  geschickt  Aa  (AGysi).  ,Offiziere 
fuhren  in  ganz  coramoden  Geferggen  vor  oder  hinten 
drein.'  ADennl.  —  2.  das  Geführte  selbst,  Wagen- 
ladung Knw.  ~  3.  das  hin  und  her  Schaffen  (,Ferggen') 
von  Dingen;  mühsames  Tragen  oder  Schleppen  B.  — 
ge-ferggen  g'ferge:  ausfahren,  spazierenfähren  S. 

Von  feryyen^  fortschaffen,  transportieren.  (/</  =  h;  die 
Schreibung  mit  einfachem  tj  z.  T,  viell.  nur  ungenaue  Be- 
zeichnung des  selben  Lautes;  e  wohl  durch  Vermischung  mit 
dem  syn.   G'ffrt. 

I'e^rggel  [Firggel  GWa.)  m.:  I.  Rinnstein  In 
Küche  und  Waschhaus  Ar;  Gl;  Gr;  G;  vgl.  VerfäU- 
Loch.  „Rinne  vor  den  Häusern,  welche  das  Spülicht, 
z.  B.  aus  der  Küche,  aufnimmt;  Kanal  zur  Wegschwem- 
mung des  Unrats  Gl;  Gr;  GRh.;  Tu."  Abtrittrohr 
GA.  Vorrichtung,  den  Mi.st  aus  dem  Stall  zu  schaffen 
GrL.  Syn.  Fergger  2;  Rünel;  Schütt-Luch.  .Ist  er- 
kennt, dass  die,  so  f.  haben,  dieselben  niachint,  damit 
das  spüelwasser  dardurch  gewarsamlich  [sicher]  laufe.' 
1547,  Sch;  vgl.  Baie.  —  2.  Arch,  Wandka.sten  Gr 
Chur  (?). 

yonfertjgen,  fnrtschaifen,  mit  spec.  Anwendung  auf  Spill- 
wasser und  Unrat;  vgl.  fenjgen  3  u.  .9  h  (Fris.).  Das  syn. 
Fergger  hat  nur  mehr  persönliche  Endung,  wie  viele  Namen 
von  Geräten.  Bed.  2  scheint  unsicher,  ist  aber  mit  1  zur 
Not  vereinbar  durch  den  Mittulbegriif  von  Behälter,  da  auch 
die  Rinne  kastenähnliche  Gestalt  hat;  vgl.  Ärch  i'  (Sp.  433) 
und  Are  (Sp.  389);   im  Schwarzw.  #.  =  Küchenkasten. 

ferggen  ferge  AA.Zein.;  Bs;  S  (tw.  neben  fergge), 
fe'rke  GT.,  fertga,  fiertgaXf;  sonst  fe^rke',  in  ä.  Lit. 
auch  , fertigen':  von  einem  Ort  an  einen  andern 
schaffen,  tragend  oder  führend;  daher:  1.  tragen 
B ;  L.  Hundart  Mann  mid  isana  Stanga  hringand  's 
nid  apar  [das  Ei  von  dem  Estrich  herunter];  as  älts 
Wib  ferggat  's  uf  dr  Hand  Gr  (Rätsel).  Öppis, 
tcas  me"  chummlig  cha'"  f.,  in  der  Tasche  mitnehmen 
BStdt.  Das  ist-mer  z'  schwer,  i  mag  's  nid  g'f.  UwE. 
Also  oft  mit  dem  Nebenbegritf  von  Mühseligkeit, 
Anstrengung,  schleppen  Bs;  BSi.;  so  von  Kindern 
oder  schwachen  Leuten,  sei  es,  dass  diese  selbst  die 
Tätigkeit  ausüben  oder  Gegenstand  derselben  sind 
BSi.     De''  fergget  g'nueg  a"  dem  Bueb,   wenn  er  ihn 


1003 


Fargg,  fergg,  flrg; 
Sie   ferggete    mich    überall   mit 


fors 


furgg 


Iddl 


tragen  luuss  Nuw 
sich  herum.'  Goxth.  Tanne'  dür'''  es  Tobel  [Wald- 
schlucht]  f.,  schleifen  ÜRSchiers.  —  2.  führen,  Per- 
sonen an  der  Hand,  am  Arm.  's  China,  die  blind 
Mueter,  enandru  f.,  am  Arm,  beim  Spazieren  W. 
,Swer  dekeinen  dürftigen  fertiget  und  leit  ze  der 
wasserkilchen.'  Z  1.843.  Von  Tieren:  die  Kuh  zum 
Stier,  mu"  muess  die  Cime  ferggu";  Vieh  auf  den 
Markt;  Weinfässer  zum  Wagen  W;  s.  noch  3  ha. 
J.  S.  V.  handhaben:  Geräte  BRi.  .Pecten  manualis: 
ein  sichlen  udgl.,  so  man  mit  einer  band  fertiget.' 
Fris.  Bildlich:  d' Spis  g'f.  möge,  bewältigen.  Id.  B. 
„Ein  wollüstiges  Leben  f.  Gr;  W."  Leiten,  Wasser 
auf  Wiesen  W.  Die  Gradier  tient  im  Sumvier  fer 
z'  wässerw  4  Wasser  (od.  Wasserleite")  ferggu".  ,Man 
soll  das  wasser  leiten  über  die  sträss  und  danne  en- 
mitten  uf  dz  veld;  da  söllent  es  denn  die  obern  acker 
fertgen  bis  in  den  grund  [Talsohle].'  1363,  Aa  Wst. 
,Den  bach  fertigen,'  ab.  weiter  leiten.  143G,  Oifn.  Z 
Mettmenh.  ,[Den]  bach,  so  den  berg  nider  kumpt  und 
das  dorf  aben  louft,  soll  N.^  und  N.*  nemen  [auf- 
fangen] bj  dem  grossen  stein  und  in  fergen  us  dem 
weg  in  irem  costen  unz  zuo  des  N.'  hof,  dannenthin 
so  soll  des  N.'  hof  inen  den  abnemen  [usw.],  damit 
und  der  bach  gefergent  werde  in  die  gassen.'  1556, 
Oft'n.  ZDielsd.  ,Den  krunimbach  soll  ein  gmeind  gra- 
ben und  fergen  unz  zuo  des  raeiers  wisli  usw.;  dann 
soll  in  ein  gmeind  zuo  maien  fergen  in  das  Riet.'  ebd. 
,Es  sollen  auch  2  Mann  allwegen,  so  oft  Brunst  ufgät, 
zum  Rettenbach  Acht  haben,  damit  das  Wasser  in  die 
Stadt  geferget  werde.'  1501,  JKdTroll  1843.  In  Be- 
wegung setzen,  von  Schiffen:  ,Actuarise  naves,  ruoder- 
schiff,  die  man  mit  moderen  und  nit  allein  mit  sijglen 
fergket,  ringe  schiff,  galeen.'  Fris.  ,Ein  Schiff  mittel- 
mässiger  Grösse  und  ring  zu  fergen.'  Reisbeschryb.  1676. 

—  3.  mit  bestimmterer  Bez.  auf  die  Ortsverände- 
rung: a)  herbei  schaffen,  bringen,  holen  Bs;  BSa.; 
GrD.,  Pr. ;  P  (wo  die  eben  genannten  Ausdrücke  nicht 
volkstümlich).  Fergged-mer  noch  eine"  [Schoppen]!  — 
Beit  noch,  ech  ferggan-der  om  [einen]  Bits  Wxn  us-am 
Cheller.  —  Fergged  es  feists  Chalb!  —  Schi  heind  de 
Nutze  g'fergat,  sie  haben  die  Alperzeugnisse  nach 
Hause  gebracht.  Dr  Alt  hei  g'freget,  warum  'r  nid 
me  g'fergget  hei;  dua  hei  dr  Buab  g'seid,  wil  'r  nid 
me  tragen  hei  mögen.  —  Er  het  's  [eine  Ladung  Fleisch] 
dem  Dolcter  mit  Boss  u  Schlitten  viüessen  zum  Hus  f. 

—  Hut  hed  er  wider  en  rechti  Tasche  [Rausch]  heim 
g'fergget.  Zueche  f.,  herbei  schaffen,  schleppen.  ,Das 
gschütz  mocht  nit  nach  notturft  gefertiget  [zur  Stelle 
gebracht]  werden.'  HBüll.  1532.  ,Materiari,  holz  zuo- 
hin  fergken,  holzen.  Convehere,  zuofüeren,  füercn. 
ferken,  es  sei  auf  der  ax  oder  zuo  wasser.'  Fris.; 
Mal.  (Kinder)  zur  Welt  bringen,  gebären  Gr.  Ebenda 
auch  übertr.:  D'  Frattig  [der  Kalender]  hed  en  Us- 
zug  darcon  g'fergat,  gebracht,  geliefert.  —  b)  fort 
schaffen,  expedieren,  verschicken,  senden,  a)  von 
Sachen,  Waaren,  zu  Wagen  oder  Schiffe  Bs;  B;  L; 
G;  UwE.;  W.  Auch  Äste  von  einem  Baum  abe  f. 
SBuchsg.  ,So  ensoll  enhein  mülner  gebunden  syn, 
dien  pfistern  ir  mel  ze  tragenne  ald  ze  fertigonnc 
iendert  hin,  wände  [ausser]  so  verre,  so  sie  wen 
[wollen].'  Z  UBr.  1304.  ,Swer  in  den  ussern  graben 
vor  der  statt  hert  [Erde]  gefüert,  dass  in  der  wider 
üs  fertigen  soll.'  1327,  Z.  ,[Der  Weinhändler,  der 
ohne   die    Erlaubniss   der   Behörde  Wein    einkellert,] 


soll  den  wyn  wider  uss  dem  keller  fertegen.'  XIV,,  Z. 
,Unz  dass  si  das  mnlken  von  dem  lande  gefertgen 
mugen.'  1338,  U.  ,Söllent  die  tallüt  die  stein  koufen 
und  fertigen  [auch  .ferggon']  unz  an  Stansstade.'  1413, 
Gfr.  jWeUchem  dann  das  schiffrecht  geliehen  wirt,  die 
sollent  dien  lüten  das  iro  fertigen  zum  trüwlichosten 
und  fürderlich.'  1518/44,  SchwLB.  ,Und  darnach  vil 
schiff  darkommend  und  das  erst  fiergat  man  zum 
ersten.'  Stookar  1519.  Als  Beweis  der  Gerichtsherr- 
lichkeit des  Stiftes  Beroui.  wird  im  J.  1520  u.  A.  be- 
zeugt, dass  die  betr.  Untertanen  den  Leichnam  eines 
Selbstmörders  haben  ,an  die  Aaren  fertigen'  müssen 
[um  ihn  dem  Flusse  zu  übergeben].  MEsterm.,  Rick. 
,Wo  einer  [geraubte]  kleider  oder  kleinoter  wurde 
sehen  fertigen,  füeren  oder  tragen.'  1521,  Absoh.  ,Da 
werdend  sy  [euere  Leute]  zwei  schiff  finden;  die  wel- 
lend [ihr]  schnell  zuo  denen  gen  Luukhofen  ferggen.' 
1531,  Strickl.  ,Güeter  von  Nüerenberg  giengend  in 
das  Sovoy,  dieselben  gen  Leion  zuo  ferggen.'  Vad. 
,Dannenher  die  belg  [des  Fuchses]  von  kaufleuten 
aufgekauft  und  in  andere  land  gefergket  werdend.' 
TiERB.  1563.  ,Behilft  sich  ein  grosser  teil  der  land- 
lüten  des  soumens  und  fertigung  allerhand  kaufmann- 
schatz  und  waaren  zu  ruck,  uf  rossen  über  das  gepirg 
hin  und  her  zu  fertigen.'  ECys.  ,Ime  das  buoch  wider 
hinab  bis  gen  Zürich  ze  ferken.'  ÄgTschudi  1565/72. 
,Ein  crüz  wurde  man  im  sacramenthüslin  finden,  das 
söUte  man  gen  Korn  fertigen.'  LLav.  1569;  dafür: 
.geschickt  werden.'  1670.  ,Dann  wie  wir  in  unserem 
land  boumöl  in  schlüchen  fertigend,  also  habend  sy 
gmeinklich  wyn,  wasser  und  anders  darin  gefüert.' 
LLav.  1584.  ,Merces  convehere  ex  Hispania,  die 
waaren  führen  oder  fergken  [fertigen.  1716]  aus  Hi- 
spanien.'  Denzl.  1677.  ,Das  in  Weiden  gesammelte 
Heu  soll  man  dem  Vieh,  so  allda  gesommert  wird,  auf- 
zuetzen  geben  und  nicht  ab  der  Alp  ferken.'  1694/1854, 
Gl  LB.;  s.  ab-f.;  Uffiier  (Sp.  971).  ,Ihros  die  Aaren 
hinab  ferggenden  Weins.'  1739,  B  Mand.  ,Nahrungs- 
mittel  auf  die  Wochenmärkte  f.  und  tragen.'  1757,  Z. 
.Kein  Schiff  soll  gefertiget  werden,  es  habe  dann  seine 
gute  Decke  und  Ladzedul  [Frachtbrief]  bei  sich.' 
Republikaner  1801.  —  ß)  von  Personen:  weiter 
befördern,  spedieren;  bes.  (Boten)  abfertigen,  aus- 
senden. .Bas  die  von  Buobikon  inen  muossten  wägen 
darstellen  und  sie  nach  notdurft  fertgen.'  1441,  Schaüb. 
Rq.  .Vergtend  die  botten  also  zuo  dem  röm.  küng.' 
Edliu.  ,Er  soll  unser  knecht  [Söldner]  uf  dem  land 
und  erdrych  und  nit  uf  das  nier  bruchen  und  f.'  1521, 
Absch.  ,Die  Eidgnossen,  so  uf  der  strass  sind,  hie 
zuo  empfachen  und  si  uns  nachzuoferggen.'  1524, 
Strrkl.  ,Hat  man  uns  glych  ul  die  schiff  gesetzt 
und  also  darnider  gefertiget  bis  uf  Affyam.'  UHard. 
1524/25.  .AU  frömd  Husierer,  Landstrycher  u.  Bettler 
US  ihren  Gebieten  zu  fergen.'  Ansh.  ,Und  soll  man 
auch  die  Botten  mit  vollem  Gwalt  uf  denselben  Tag 
fertigen.'  ebd.  Auch  Jmdm  zur  Flucht  behülflich 
sein,  ihm  forthelfen,  z.  B.  „einer  Schwangeren,  damit 
sie  in  der  Verborgenheit  eines  fremden  Ortes  das 
Wochenbett  durchmachen  kann,  allg."  .Die  welche 
sölich  Missetäter  annehmen  oder  fertigen.'  Ansh.  .De- 
portare in  solas  terras,  ins  eilend  fergken,  verschicken. 
Alqm  tollere,  einen  ab  der  weit  f.  und  tödten.  Domuin 
conjicere  alqm,  einen  heim  f.  oder  in  sein  haus  treiben.' 
Fris.;  Mal.  .Mag  der  amtmanu  dannethin  den  sä- 
migen   in    die    gefengnus    fertigen.'    L  Ansehenb.  — 


< 


1005 


Fargfy,  fersR.  tirers.  forsff.  furgs 


1006 


■I.  uiifieuiullieh  ab  weisen ;  vom  Halse  schatten,  den 
Laufzeiiel  ^eben  Aa;  Ap;  Bs;  Z;  bildlich:  Einen  be- 
nieistern  G  oT.  /<■''  /iioi-e  [ihn]  g'ferget  (sur  Stuben 
IIS  g't'-J,  er  chmmt-mer  allweg  nwnme.  ,Aber  er  ferget 
sy  [die  bittenden  Frauen]  hin',  hiess  sie  wieder  nach 
Hause  gehen.  JJun  1574.  ,Die  Stadtdokters  sind  gar 
griisslich  teuer;  der  [mein]  Mann  würde  mich  ferlien 
[wenn  ich  einen  solchen  beizöge].'  B  Hink.  Bot  1791. 
—  5.  befriedigen,  bedienen,  Personen,  die  ein 
geschäftliches  Anliegen  haben,  [so  dass  sie  dann  wieder 
sich  entfernen  können;  besonders  Kunden  von  Ärzten 
Audienz  erteilen  und  sie  mit  den  nötigen  Anweisungen 
resp.  Arzneien  versehen;  Kunden  von  Handwerkern 
und  Krämern  die  gewünschte  resp.  bestellte  Waare, 
Arbeitern  von  Fabrikanten  neue  Arbeit  geben  Aa; 
Ap;  Bs;  BU.  (niclit  Si.);  L;  Sch;  S;  Vw;  Zg;  Z.  Syn. 
szedieren.  ,Die  Eapperswyler  brnchtend  [wälirend  der 
Belagerung]  ain  zugmüli  und  ain  rossmüli,  mit  welchen 
I  man  die  weit  erberlich  fergget.'  Vad.  ,Bis  mengklich, 
so  zuo  schalfen  [Gerichtsgeschäfte]  hat,  gefertiget 
1  werde.'  Z  Eatsbeschluss  1550.  ,Myn  läufer  ist  bi 
14  tag  bi  Augsburg  still  gelegen,  ee  man  in  geferkt 
hat.'  ÄgTschüdi.  ,Die  burger  vor  den  fremden  ferggen.' 
Wild,  Eglis.  .Das  Werchvolch  [Gesinde]  alle  Morgen 
bei  rechter  früer  Zeit  mit  dem  Brot  fertigen  [rechtzeitig 
versehen  und  dann  wieder  an  die  Arbeit  schicken].' 
Gesindeordn.  Muri  XVII.  ,Auf  den  Dorfschaften  kann 
einer  ald  höchstens  zwei  Meister  [Bäcker]  Alles  ferggen 
[den  ganzen  Bedarf  befriedigen].'  1698,  Urbar  Weggen- 
zunft Z.  .Dass  sie  den  Landvogt  nit  mit  Weitläufig- 
keiten aufhalten,  weil  sie  wissen,  dass  er  Andere  aucli 
mnss  fertigen.'  JCEscher  1723.  ,Kann  er  gar  ring 
[leicht]  alle  Audienzen  f.'  ebd.  Kranke  pflegen  [ihnen 
die  nötigen  Dienste  leisten].  Gotth.  Von  männlichen 
Zuchttieren:  mit  Erfolg  bespringen  ZKn.  f  —  6.  mit 
Sach-Objekt:  ein  Amt  versehen;  z.B.  e  Vogti  f., 
die  Verwaltung  von  Waisengut  führen  W.  Ein  Ge- 
schäft besorgen.  .Der  schuolmeister  soll  die  letzgen 
[Lektionen]  der  4.  Ordnung  [Klasse]  ferggen.'  153'2. 
Egli.  Akt.  Ein  Gewerbe  befriedigend  betreiben. 
,0b   er   [ein  Wirt]   verklagt   wirt,   dass   er   die   täfry 

'  [Taverne,  Wirtschaft]  nit  fergete  [mit  dem  nötigen 
Vorrat  versehen  betriebe].'  Ofpn.  Würenlos.  .Seinen 
Gewerb  liederlich  ferggete.'  Wild,  Eglis.  ,0b  yeman 
ein  tuochgwerb  fertigote.  der  selb  mag  dann  an  syn 
erlösten  schulden  oder  gelt  woU  nüt  dester  minder  käs 
oder  ochsen  koufen.  semlichen  tuochgwerb  zu  fertigen.' 
152.S/44,  ScHw  LB.    .Was  usserthalb  dem  lius  ze  hand- 

'  Icn  ist,  als  hin  und  bar  reisen,  gwünn  und  gwerb 
fertigen,  koufen  und  verkoufen,  und  derglj'chen  eehafte 
stuck,  ist  des  manns  arbeit.'  HBull.  1540.    ,Die  Seiden- 

■  und  Wullengewerben  in  einer  Stadt  Zürich  soll  jeder- 
mann helfen  äufnen  und  denen,  die  sie  treiben  und 
ferggen,    darum    danken.'    AKlingl.  1702.    —   7.  zu- 

1  bereiten,  rüsten,  einen  Weg  oder  eine  Person,  zur 
Reise;  vgl.  nhd.  , reisefertig'.  ,Uf  das  so  haben  wir 
ans  an  dem  zystag  früeg  gefertiget  und  ufgesessen.' 
1521,  Strickl.  ,Der  Herr  wird  deine  weg  fertigen 
und  glücken  [glückhaft  machen.  1667].'  Bib.  1531/60. 
.Dem  [verheissenen  Christo]  will  ich  syn  rych  fertigen 
und  den  .stuol  synes  kunigrychs  fertigen.'  Kessl.  ;  vgl. 
.dyn  stuol  soll  ewigklich  fertig  syn.'  ebd.  —  8.  (be- 
stellte) Arbeit  in  hinreichendem  Vorrat,  nötiger  Be- 
schaffenheit und  zu  rechter  Zeit  fertig  bringen 
(verfertigen),  liefern  B;  Gr.    ße'Schriner  fergt 


Drucke  [Truhen,  nämlich  als  Au.ssteuor  für  die  Braut]. 
JWalkm.  ,Ich  muoss  tag  und  nacht,  frytag  [FyrtagV] 
und  Werktag  arbeiten;  damit  und  icli  es  fergen  niög 
uf  die  Frankfurter  mess.'  1522,  ChrFroschauer.  ,Ex- 
pedire,  einen  handel  fergken  und  ausmachen.  Defungi, 
ausrichten,  f.,  eins  dings  abkommen.'  Fris.;  Mal.  .Das 
sy  [die  Wittwe  eines  Steinmetzen]  uf  dem  Steinrnetzen- 
handwereh  Gsellen  anstellen,  auch  kleine  Arbeit  ma- 
chen und  ferggen  möge.'  1603,  Z  Ratsentsch.  ,Orgalen, 
durch  die  Closterfrauwen  selbs  ohne  frömbdes  zutun 
zierlich  und  perfect  gefertiget.'  ECvs.  Arbeit  be- 
schleunigen, ohne  Aufschub  beendigen.  ,Ferggen,  ne- 
gotium accelerare.'  Id.  B.  , Mortem  promovere.'  ebd., 
wohl  =  US  der  Welt  f.,  s.  ob.  ,Bis  dise  stallung  gänz- 
lich gefergget  und  vollendet  wird.'  1530,  Absch.  ,Eem 
in  pauca  conferre,  ein  ding  schnell  ab  statt  fergken.' 
Fris.  ;  Mal.  —  9.  insbes.  in  gewissen  Gewerbszweigen, 
welche  durch  Hausarbeit  betrieben  werden,  a)  von 
den  Arbeitern:  das  von  Fabrikanten  zugeteilte  Stück 
Arbeit  fertig  abliefern  Z;  vgl.  Fergg-Barik,  -StuM, 
-Tag.  Syn.  z'  Markt  gän.  —  b)  von  Mittelspersonen, 
den  sog.  Ferggern  (s.  d.),  den  Verkehr  zw.  Fabrikant 
und  Arbeitern  vermitteln,  den  Letztern  .Arbeit  zuteilen, 
abnehmen,  untersuchen  und  bezahlen  Ap;  „B;  Gl;" 
ScHW;  Z;  vgl.  übrigens  5.  —  10.  „hausieren,  trö- 
deln Gr."  —  11.  gerichtlich  erledigen,  bes.  den 
Kauf  von  Grundstucken  in  Rechtsform  bestätigen, 
in  das  Grundbuch  eintragen.  Urspr.  geschah  die  Ver- 
äusserung  von  Grundeigentum  vor  dem  Volksgericht 
der  Freien,  oder  vor  dem  Hofgericht  des  Grundherren, 
unter  feierlichen  symbolischen  Formen;  später  ver- 
flachte sie  sich  zu  Ausfertigung  einer  Urkunde  unter 
Zuziehung  von  Zeugen.  Das  Gericht  (ß),  der  Ge- 
meinderat (Aa;  L),  oder  der  Notar  (Landschreiber  Z) 
, fergget'  nun  auf  seiner  Kanzlei  den  Kauf;  der  Ver- 
käufer lässt  auf  diesem  Weg  den  Besitz  des  Gutes 
dem  Käufer  zusichern  Aa;  Bs;  B;  L;  Z.  Vgl.  Ferggi; 
Fergg- Gang ;  Ferti {/-Gericht,  -Brief;  Fert igungs- Gebür ; 
/Ciiefertigungs-Urkund.  ,Du  wirst  meinen,  du  hockest 
am  G'richt,  sagte  die  Mutter,  und  es  müess  e"  Acker 
g'ferget  sy°  und  kein  Pünktli  vergessen.'  Gotth.  ,Der 
Grossvater  hatte  den  Hof  (iOOO  Pfd  teurer  übernommen, 
als  er  geferget  wurde  vor  Gericht.'  ebd.  /"  vierseh" 
Tage'  drüf  isch  d'r  Chauf  g'ferget  wnrde.  .Toacb.  1881. 
.Dass  umb  des  gottshus  eigen  und  erbe  nieman  richten 
soll  noch  fertigen,  denn  ein  hofmeister  ze  küngsfeld.' 
1351,  Aa  Weist.  ,Dü  selben  güeter  syen  nu  anderswa 
hin  verkouft  und  mit  der  statt  ynsigel  geferget.'  1374, 
Z.  .Von  koifen.  von  gemachten,  von  fergung  oder 
geltschuld  wegen.'  1383,  Z.  ,Ein  mann  mag  wol  syn 
guot  geben  synera  kind  an  fertigen  [ohne  Fertigung].' 
1427,  ScHW.  ,Wer  umb  geltschuld  köuf  ferge.  so  soll 
ein  ammann  gericht  haben.-  1432,  Offn.  Fisch.  .Das  vor 
gericht  gefertgot  und  üfgericht  werden  soll.'  147'2,  Offn. 
Burgau.  .[Der  Creditor]  soll  für  ein  gericht  kon  und 
anrüefen,  das  im  die  pfand  [des  Schuldners]  geferget 
und  verbriefet  werdend,  das  soll  ein  richter  einem 
ferggen.'  1489,  L.  ,Die  von  Tal  haben  merkliche  jähr 
einen  amman  zuo  Tal  gehabt,  der  auch  gericlit  und 
gant  daselbst  mit  allem  handel,  ganten,  briefen  und 
Siegel  hab  geferget  und  nicht  ein  amman  zuo  Rheineck. 
Doch  so  möchten  sie  wohl  ihre  kauf  unter  einander  ge- 
ferget haben  mit  briefen  und  siegeln.'  1498,  GEheineck. 
.Fergot  uns  Heb  v.  Rümlang  vor  unserm  gericht  Z.  das 
sloss  und  dorf  Eünilang  mit  lüten,  güetren,  grichten, 


Fargg,  fiTgg.  firgg,  lorgg,  furgfr 


IUI  IS 


zwingen  und  bennon.-  Kuliii.  ,VVölcher  ehn  ein  kouf 
ferggen  will  am  rechten,  der  muoss  haben  zwei  ge- 
richt;  das  erst  gericht  ze  ferggen,  soll  urtel  geben 
[usw.].'  1530,  Aa  Wst.  ,Hat  gar  noch  jetzt  die  Pfruond 
[die  Einkünfte  seiner  Pfründe]  gefcrgget'  1533,  Z 
Synodalcens.  ,Und  sollen  alle  köuf  und  verköuf  vor 
gricht  geschechen  und  gefertigt,  ouch  brief  darüber 
erkannt,  ufgericht  und  besigelt  werden  nach  lut  der 
Verträgen,  damit  niemands  betrogen  werde.'  1534,  Bs 
Eq.  ,So  güeter  verkouft,  aber  innert  jaresfrist  nit 
gefergget  wurdint,  dass  sy  dann  eim  probst  zum 
Grossmünster  heimgefallen  syn  sollen.'  1.543,  Hotz. 
Urk.  ,Wann  ein  guot  vor  recht  soll  gefertiget  werden.' 
1550;  1556,  Bs  Eq.  ,Es  soll  niemant  dehein  guot 
länger  denn  einen  nutz  ungefertiget  inn  haben.'  Hofrod. 
ScBwE.  .Wenn  einer  nicht  genugsam  bewysen  könnt, 
dass  ihnie  die  Güter  geferket  worden.'  1003,  Bs  Mand. 
,üem  Gericht-Schulthessen  anzuzeigen,  dass  er  keine 
Verpfründungen  mehr  fertigen,  sondern  dergleichen 
für  E.  E.  Eat  zu  weisen.'  1660,  Bs  Eq.  , Welcher  zuo 
ziechen  begehrt,  muoss  gleich  bei  der  fergung  ge- 
schehen; so  lang  nit  geferget,  stehet  auch  das  zug- 
recht [still].'  1678,  Kadelburg.  ,Es  soll  deheiner 
dehein  [kein]  gelegen  guot  [Liegenschaft]  koufen,  der 
verkoufer  vergge  im  denn  das  vor  offnem  gericht.' 
ebd.  ,üannzumahlen  die  zwischen  der  Baursauibe  ge- 
schlossenen Kauf  und  Verkauf  am  istab  gefertiget.' 
1761,  Bs  Eq.  Früher  galt  das  W.  auch  von  gericht- 
licher Übergabe  verpfändeter  Güter  an  den  Gläu- 
biger; so  in  Zg  143'2  und  sehr  häufig  im  alten  LB. 
Ndw,  z.  B.  ,pfänden  und  fergen  (verken);  der  das 
pfand  ferget.'  —  , Kundschaft  f.',  Zeugen  vorführen 
in  einem  EechtshandeL  ,Wenn  man  einanderen  nit 
gichtig  ist  und  darum  ein  kuntschaft  vergget,  brucht 
allwegen  eins  gerichts  mer  dann  gichtige.'  1530,  Aa 
Wst.  Übh.:  eine  Eechtssache  erledigen.  ,Wer 
ein  urtel  fertigen  will,  dass  er  nit  mer  schaden  [Un- 
kosten] darüf  tryben  soll,  dann  dass  hienach  geschri- 
ben  stät:  des  ersten  [jedem  Richter]  soll  man  geben 
2  plaphart,  einem  vogt,  die  urtel  ze  ferggen,  4  pl.,  und 
einem  herrn  von  jetlich  urtel  ze  scheiden  5  Schilling.' 
1414,  Offn.  ZKn.  ,So  einer  ein  urtel  an  unser  gn. 
herren  appellieren  will,  so  muss  er's  von  stund  an 
tuen  und  ferggen,  eb  er  von  dem  fürsprechen  stand.' 
1533,  B.  ,Sortiri,  losen,  welche  reehtsach  man  zum 
ersten  fergge.  Man  leget  vor  zeiten  aller  namen  in 
einen  hafen  oder  gschirr,  und  welche  zum  ersten 
heraus  genommen  wurdend,  die  fertiget  man.'  Fris. 
Vgl.  übrigens  zu  letzterer  IStelle  auch  5.  ,I)er  Amt- 
mann soll  sich  nicht  unterstehen,  Malefizsachen  als 
Frevel  zu  ferggen.'  1751,  Absch.  Schulden  (in  subj. 
und  obj.  S.)  bereinigen,  Schulden  abtragen;  Gutliaben 
geltend  machen,  einziehen.  ,l)ass  ein  Stadt  Bern  ihren 
Batsbotten  in  Frankrych  [sandte],  ihre  Schulden  [Gut- 
haben an  den  König]  und  Pensionen  zu  ferken.'  Ansh. 
,Ein  Amtmann  soll  Fiscalbussen  am  Untergericht  fergen 
lassen.'  17'29,  Absih.  (.\usgaben)  bestreiten:  Ao  1697 
wird  ein  Betrag  verwendet  .zu  Fergung  der  merk- 
lichen Ausgaben  an  Studierende.'  Z  Memorial  1801. 
—  l'<i;  mit  persönl.  Obj.  a)  vor  Gericht  fordern, 
gerichtlich  belangen,  ,0b  Jemand  ihn  syner  Worte 
in  Jahresfrist  wollte  fertigen,  dem  vor  mynen  Herren 
solle  zu  Eecht  stahn.'  Ansh.  .Nu  hett  der  N. '  den 
N.-  ze  recht  gfergget  vor  dem  rat.'  1563,  Winterth. 
Vgl.  rechl-f.  —  b)  gerichtlich  aburteilen,  ,0b  siilich» 


darüber  [gegen  das  Verbot]  von  jemand  beschäch,  als- 
dann solle  derselb  durch  den  vogt  darumb  gefertiget 
und  gestraft  werden.'  1526,  Aar.  Stadtb.  .Welicher 
umb  einung  [Busse]  gefertiget  und  peenfellig  wirf 
1539,  B.  .Den  Oberamptlüten,  welche  dieselben  [Über- 
treter] rechtlich  fertigen  und  büessen  sollend.'  16'28, 
B  Eef.-Satz. 

Zsgez.  aus  mhd.  fertigen  (zur  Fahrt  rüsten;  fortschaffen, 
entlassen;  gerichtlich  übertragen),  welches  von  Gr.  WB.  3, 
1530  richtig  als  Grundf.  erkannt  war  (während  die  in  4,  H6 
versuchte  Deutung  verfehlt  ist),  und  z.  T.  gleichbedeutend 
(doch  heute  wohl  nur  in  Bed.  10)  daneben  besteht.  Mhd. 
kommt  die  verk.  Form  nicht  vor  und  auch  sp,äter  nur  in 
sUdd.  Spr.,  z.  B.  ,forken'  i.  S.  v.  9  a  in  der  Baar.  Die  mehr- 
fach bezeugte  Form  , fergen'  ist  wohl  nicht  allenthalben  un- 
genaue Schreibung,  sondern  kann  neben  der  mit  gy  (k)  be- 
stehen viieferig  (s.  d.)  neben  fertig.  Die  unassimiliertc,  aus 
Ap  und  auch  in  älteren  Quellen  bezeugte  Form  ,fertgen' 
steht  dem  ferggim  näher  als  dem   , fertigen'. 

ab-ferggen:  1.  mit  Acc.  P.  a)  unfreundlich: 
Bittende,  Lästige,  Zudringliche  abweisen  Bs;  B;  Gl; 
L;  GEh.;  Uw;  Z.  Die  Eiclie"  fergge'd  d'  Bettler  mit- 
eme  ,Helf-ech  Gott!'  ah.  Churz,  wüest  [grob]  a.  Z; 
mit  Euess  und  Sah  abfertigen.  Spreng.  , Einer  wie 
der  Andere  [der  Freier]  erhielt  seine  Abfergeten.' 
GoTTH.  Böse  Schüler  soll  der  Schulmeister  dem  Schul- 
herren anzeigen,  dieser  der  Schulpflege,  .dass  der  knab 
bald  abgefertiget  [fortgeschickt,  ausgestossen]  werde.' 
1532,  Egli,  Act.  —  b)  freundlich,  befriedigend: 
Arbeitern  ihren  Lohn  ausrichten  Bs  (Spreng);  Z,  Söld- 
nern den  Sold;  Erben  ihren  Anteil;  Gläubigern  eine 
Schuld;  Boten,  Begleiter  mit  einem  Geschenk  ent- 
lassen. ,Er  ferget  die  Boten  ehrlich  ab,  wann  [nämlich] 
er  löst  sie  ab  der  Herberg  und  schankt  dem  Burger- 
meister Escher  250  Kronen,  nit  weiss  ich.  was  Andern 
ward.'  ÄgTscucdi.  ,Fergk  mich  ab!'  sagt  der  verlorne 
Sohn  zum  Vater  =  lass  mich  mit  meinem  Anteil  ziehen. 
Salat.  .Abfergken  und  bezalen  die  kriegsleut,  den 
knechten  den  sold  geben.  Stipendium  persolvere.  Die 
Schuldner  abfertigen,  zefriden  stellen  und  bezalen, 
creditores  dimittere.'  Mal.  .Er  ferket  sy  vorhin  frünt- 
lich  ab.'  LLav.  1584.  ,Ich  ferget  den  [Begleiter]  ab, 
schank[t]  im  mein  mantel.'  FPlatt.  1612.  —  c)  aus- 
senden. , Wir  [die  eidg.  Söldner]  sygent  abgefertiget, 
bäpstlicher  Hoheit  ze  dienen.'  1521,  Absch.  Befördern, 
transportieren:  ,Ein  solcher  unnützer  Gsell  in  unser 
Statt  durch  den  Profossen  abgefertiget  werden  solle, 
allda  man  ihn  so  lange  aufbehalten  wird,  bis  dass 
er  recht  zu  tun  anerbieten  wird.'  1637,  Z.  —  2.  niit|. 
Acc.  S.  a)  in  der  Verbindung:  Heu  a.,  das  Heu  von 
dem  Ort,  wo  es  gewonnen  wurde,  fortschaffen,  um  es 
zu  verkaufen  od.  anderswo  als  Futter  zu  verbrauchen, 
statt  es  an  Ort  und  Stelle  ,aufzuätzen'  BBi. ;  vgl.  Uf- 
fuer.  —  b)  Schulden,  Zins,  Steuer  bezahlen;  auch 
absolut.  S(j  isset  mänge  Bettehna"  besser  rceder  mir 
|als  wir],  der  Niit  a.  und  Niit  sah'  mue.t.<<.  Stiitz. 
Me"  mucss  zeise"  und  a.  ebd.  Bis  d'  Stilren  ahg'fergget 
sind.  ebd.  Syn.  abherrschen.  .Den  zechenden  abfer- 
tigen.' 1552,  Z  Staatsarch.  .Bezalen  und  a.  [Process- 
kosten  ersetzen],  was  von  der  sach  wegen  daruf  ist 
gangen.'  1563,  Winterth.  .Ich  ein  Wechsel  hab  an 
dich;  denselben  ferg  mir  ab.'  E.u.  CMev.  1650.  — 
c)  ein  Grundstück  durch  gerichtlichen  Spruch  in  Besitz 
eines  Andern  übertragen  lassen  L.  —  ver-ab-  = 
ab- 2  h.  .Ein  Amtmann  verrechne  (seiner  Eegierung] 
für  jede  Einbindeten  [Taufgeschenk]    1   Pfd  2  p   und 


1 


f 


i 


IIIOO 


Vargg.  fergR,  firgg,  f<n-frg.  furf 


1010 


verabfcrge  das  überig  aus  dem  Seinen.'  1024,  Z  Staats- 
archiv. —  an-fertigen:  ansprechen,  zu  Händen  neh- 
men. ,Was  sölichcn  [verlaufenen]  vychs  G  wuchen 
und  3  tag  nit  redlich  angefertigt  und  kehrt  wird,  als 
recht  ist,  das  mag  ein  herrschaft  für  das  ihr  behalten.- 
XIII.— XV.,  Kleinbukgund.  —  in-:  einregistrieren. 
,Das  Amt,  in  dem  sie  sässhaft  oder  eingefertiget.' 
JXScuNVD.  1782.  —  ÜS-:  1.  ein  vom  Arbeiter  ein- 
geliefertes Stück  ihm  definitiv  abnehmen  und  aus- 
bezahlen, was  etwa  bei  fehlerhaften  Stücken  nicht 
geschieht,  indem  dort  der  Lohn  oder  ein  Teil  desselben 
.in'behalton  wird,  bis  der  Schaden  des  Fabrikanten 
ermittelt  ist  Z.  —  2.  abordnen.  ,Wir  bitten  üch,  üwer 
schiessgesellen  zu  solcher  kurzwyl  güetlich  uszefer- 
tigen.'  1465,  LE. 

ver-:  1.  transportieren,  weiter  befördern,  an  einen 
andern  Ort  schaffen,  „allg."  a)  Tiere  an  einen  Ort 
hin  bringen,  von  welchem  sie  den  Heimweg  nicht 
wieder  finden  sollen;   aussetzen  Gr;    z.B.  Katzen   in 

I  Körben;  Syn.  verträten;  junge  Ziegen  im  Frühjahr 
ins  Gebirg,  von  wo  sie  erst  im  Herbst  wieder  abgeholt 

'  werden  Gr  uVatz.  Nasser  [junges  Vieh]  sind  keinr 
bi  Hüs  g'sl",  die  hed-me'  im  Langsi  [Lenz]  rcrfergget. 
.'^ciiwYZERD.  —  b)  Sachen    fortliefern,    Waaron,    z.  B. 

■  Fleisch  in  Körben  oder  Wagen  zu  den  Kunden  brin- 
:    gen  Z.     ,Das  mehrere   in  Stäfa   gebachene  Brot  wird 

auf  Wuchenmärkt  an  nächstgelegeno  brotmangelhafte 
Ort  verfertiget.'  Z  Weggenzunft.  .Alle  bürgere,  so 
für  sich  selbs  tuechli  allhie  machen  lassend  und  an 
die  frömbde  verfertigend.'  1621,  Z  Mand.  ,Wie  Paulus 
die  aufgenohmenen  Steuren  aus  Maeedonia  in  [nach] 
Syrien  verfertiget.'  1626,  JBreit.  ,Viel  Fische  werden 
anderwerts  verfertiget.'  JEEscber  1692.  ,Exercitor, 
Exercitator,  Factor,  so  die  Waaren  verfertiget.'  Denzl. 
1716.  ,Das  V.  [Exportieren]  von  Lebensmitteln  ausser 
Landes  wird  verboten.'  1740,  Z  Mand.  ,Dass  allent- 
halben in  der  Eidgenossenschaft  Jeder  sein  eigen  Gut 
mit  seinem  Schiff  und  Geschirr  selber  verfertigen 
:  [spedieren]  mag.'  1748,  Absch.  Von  Schriftstücken: 
I   verbreiten;    auch:    in  Druck  geben.     ,Ir   habend   des 

■  Fabers  schandlich  gschrift  uf  den  tagen  hin  und  wider 
i  verfergget.'  1526,  Absch.  ,[Ge]geben  [in]  Zürich  und 
\  in  Truck  verfergket   anno   1582.'     ,Dises  Mandat   ist 

■  in  Truck  zu  verfertigen  befohlen.'  1650,  Z.  Bildl. : 
;,  ,Lärra,  Geschrei,   ein  Geschäft  v.',  Mutwillen,  Freude, 

Wohlsein  durch  Reden,  Lachen  und  Goberden  kund- 
geben BO. ;    Syn.  verf Heren.  —  c)  eine  Gesandtschaft 

■  ab-,  weiter  senden.  ,Dass  ir  üwer  botschaft  uf  StGallen- 
;  tag  zuo  Seh.  habint,  und  ob  not  syn  wurd,  wyter  ver- 
I  fertigen  gen  Dwiel.'  1522,  Absch.  —  2.  Etw.  auf  die 

Seite   schaffen,    so   dass    es    nicht  mehr  zu  finden 

ist,  verschleppen  od.  verstecken  BO.  —  3.  gericht- 
.  lieh  verhandeln,  auch  schriftlich  ausfertigen.   ,Und 

so  dann  diser  kouf  mit  beider  Orten  wissen  und  willen 
;  verfergget  und  zuogangen  [ist].'  1530,  Absch.  ,Das 
I  soll   under  dem  Namen  und  Stab    eines  Zwingherren 

verferget  und  von  ihme  beschriben  und  gesiglet  wer- 
;  den.'  1670,  Arg.  ,Alle  und  jede  kauf  und  täusch 
:  sollen  vor  recht  [gerichtlich]  verfertiget  werden.'  1678, 
'  AAKadelb.     ,Unsere  Vogt  und  wer  mehr  die  uffähl  zu 

■  verfertigen  hat.'  1694,  Z  Mand.  ,Doch  sollen  solche 
Verpfründungen  durch  die  behörigen  Schreibereien 
verfertiget  und  von  unsern  Ober-Amtleuten  besieglet 
werden.'    1757,  Bs  Rq.     ,So  hat  doch  kein  Baur   seit 

'  mehr  als  '20  Jahren  ein  Kaufbrief  verfertigen  lassen.' 

Schweiz.  Idiotikon.  I  7. 


1761,  ebd.  —    4.  zur  Ihvnd  nchnieu,    bes.  Pfänder. 
1566,  Zg. 

fri-:  freisprechen,  entlassen.  ,Vindicta:  erkannt- 
nuss  zur  freiheit  oder  freiferkung.'  Fris.,  —  hei"'- 
fertigon:  I.  (trans.)  nach  Hause  schicken.  ,So  muoss 
nothalben  folgen,  dass  man  die  frömbden  zuo  den  iren 
h.  [heimweisen.  1693]  solle.'  SHocnn.  1591.  —  2.  (refl.) 
sich  nach  Hause  begeben.  ,Wir  band  angesehen,  dass 
wir  uf  nächst  Frytag  zu  Appenzell  wellen  syn  und 
uns  darnach  ane  Verzug  h.'  1524,  Absch. 

recht-:  1.  vor  Gericht  ziehen  und  behandeln, 
a)  mit  Acc.  P.:  zur  Rechenschaft  ziehen,  zur  Rede 
stellen;  zurechtweisen;  verurteilen  Bs.  ,So  si  enander 
rechtfertegent  vor  demgerichtc'  1348,  Z  Ratserk.  ,Wo 
lüt  gefarlich  in  der  vogty  giengen,  da  soll  ein  yeg- 
licher  gwalt  haben,  ob  ain  amptmann  nit  darby  wäri, 
die  selben  zu  r.'  1472,  Ofkn.  Burgau.  ,Dass  ich 
selb  dritt  uss  dem  kloster  stig  und  giengen  in  welt- 
lichen kleidern  uf  die  gass,  da  wir  alsbald  gerecht- 
fertigt wurden  von  etlichen,  und  nach  ungefüegem 
angriff  entrann  meiner  gesellen  einer  [usw.].'  ca  1510, 
SiML.,  Urk.  .Wenn  wir  sy  [die  Sünde]  ungehindret, 
ungrechtfertiget,  unabgeschnitten  lassend  wüeten.' 
ZwiNGLi.  ,Wenn  das  gericht  ufstöt  und  furer  nit 
richten  will,  so  soll  der  Schultheiss  die  amptlüt  ieg- 
lichen  insunders  frogen  und  r.  [zur  Rede  stellen,  hier: 
zur  Äusserung  der  Meinung  veranlassen].'  1520,  BsRq. 
,Etlich  Zuger  habent  einen  Züricher  des  gloubens 
halb  trutzlich  gerechtfertigt'  1531,  Absch.  ,Sind  etlich 
gesyn,  die  sich  im  Dorf  verschlagen  band  [aus  Furcht 
vor  dem  erwarteten  Feinde  verkrochen  haben],  welchi 
[Accus.]  die  wyber  im  Dorf  umher  gejagt  und  ge- 
rechtfertiget band.'  1531,  Strickl.  .Herodes  liess  die 
hüeter  r.'  1531/48,  Ai'ostelgescu.,  dafür  , ersuchen.' 
1667,  , verhören.'  1860.  ,Als  er  auf  der  Hinreise  nach 
Memmingen  gekommen  sei,  habe  der  Bürgermeister 
daselbst  ihn  gerechtfertigt,  wohin  er  wolle.'  1546, 
Absch.  ,Lst  einer  [Lot]  kommen  und  will  uns  r.'  Bib. 
1548/60,  dafür  1531 :  .Bist  du  herein  kommen  als  ein 
frömdling  und  wilt  nun  richter  sein.'  .Heigi  nelwar 
[habe  Jemand]  etwas  an  in  ze  sprechen,  derselbig  solle 
in  r.  vor  eim  Schultheiss  und  Rat  zu  Winterthur.' 
UMey.  1540/73.  ,0b  ein  Wächter  jemand  sähe  im 
ttl'cken  argwoniglich  wandeln  oder  ryten,  die  soll 
er  r.'  1581,  Lßerom.  1610  wurde  Einer  im  Rate 
.gerechtfertiget  [zur  Rede  gestellt],  dass  er  nächster 
[letzte]  Nacht  aufm  Münsterplatz  gejauchzet  hätte.' 
Bs  (Ochs).  .Wann  sie  ihn  [die  Pharisäer  Christum] 
seines  Berufs  halben  rechtfertigten,  fragende,  aus  was 
Gewalt  tust  du  dises'?'  ClSchob.  1695.  .So  sollen  die 
Fehlbare  von  den  Oberbeamten  gerechtfertiget  wer- 
den.' Bs  Landesordn.  1757.  —  b)  mit  Acc.  S.  ,Sölich 
ungehorsam  strafen  und  dieselben  buoss  r.,  vollziehen 
und  ynziehen.'  1490,  Urb.  Baden.  , Totschlag,  mördery 
und  ander  frevel  sond  gerechtfertiget  werden  nach 
gestalt  der  tat.'  1529,  Absch.  ,Was  händel  zuo  K. 
gerechtfertiget  werden.'  1544,  AAKad.  .Frevel  vor 
Amtsgericht  r.'  1576.  Z.  —  2.  obrigkeitlich,  amtlich 
untersuchen,  ordnen,  z.B.  die  Maasse  =  eichen, 
fechten,  sinnen  Bs  (Spreng).  ,Es  sond  ällu  mess  [alle 
Maasse]  ze  A.  von  des  gottslius  wegen  ze  StG.  [im 
Namen  desselben]  gerechtfertgot  werden.'  Oft'n.  Ap. 
.Mass  und  Gewicht  zu  besetzen  und  entsetzen,  auch 
ze   r.'    GHdschr.     ,Versahend   ire  land   mit   wachten. 


Kill 


Pargg— fnr^g.    Fark— fnrk 


1012 


rechtfertigetend,  wer  uss  oder  yii  zog.'  HBill.  1572. 
.Rechtg'fertiget  etlich  gmeiu  Waarcn  und  Gwerb.'  Ansii. 
—  Eechtfertigung:  gerichtliche  Verhandlung.  Er- 
ledigung. ,Diewyl  darinnen  mit  dem  küng  rechts- 
fertigungen  angefangen  [worden  seien].'  15'21,  Absch. 
,Uss  besorg[niss],  dass  die  r.  langsam  zuogan  [werde].' 
15'23,  ebd.  ,Da  in  der  ß.  die  4  Schiedsrichter  in  ihrem 
Urteil  zerfallen  sind.'  1525,  ebd.  ,Der  verfallenen 
Zinsen  halb,  ob  es  zu  r.  oder  uffälen  käme.'  1530,  Z. 
,Als  dann  sich  spän  und  stöss  erhaben,  derhalb  ich 
mit  den  gniainden  in  ein  r.  gewachsen.'  1539,  NSenn, 
Taniins.  ,Siiäne  und  r-en,  so  von  den  erbfällen,  freflen, 
buossen  und  andern  sachen  wegen  entstanden.'  1545. 
Absch.  Gerichtliche  Bekräftigung:  E-en  [von  gewissen 
Rechtstiteln],  die  aus  Unwissenheit  oder  hinlässigkeit 
underlassen  worden  sind.'  Vad. 

lihd.  nhi/ertetjcn,  rechtmässig  machen,  z.  B.  das  Gewicht; 
berichtigen;  ausfertigen;  rechtlich  übergehen;  vor  Gericht 
verteidigen,  vor  G.  ziehen.  Unser  .rechtfertigen'  1  ist  nicht 
vom  Adj.  , rechtfertig'  (s.  d.)  abzuleiten,  sondern  urspr.  = 
vor  Recht  (Gerieht)  fertigen;  wohl  aber  kann  2  auf  jenem 
Weg  erklärt  worden. 

ver-rechtfertigen:  1.  mit  Acc.  P.  den  Konkurs 
gegen  einen  Falliten  durchführen  Z.  ,Die  Gläubiger 
eines  Falliten  vermittelst  gerichtlicher  Untersuchung 
aus  einander  setzen."  —  2.  mit  Acc.  S.:  gerichtlich 
geltend  maclien;  z.B.  Pfandrechte;  gerichtlich  ver- 
handeln, erledigen.  .Welicher  uf  einem  guot  veech 
oder  ander  farendi  hab  pfandti  umb  syn  zins  und  die- 
selbigeu  pfand  ab  dem  guot  kämend,  vor  und  ee  diser 
die  pfand  verrechtfertiget  hat.'  1572,  Schw  liq.  ,So 
einer  pfändt  wird,  ist  geordnet,  dass  die  pfand  vor 
dem  gericht  verrechtfertiget  werden  sollen.'  1585, 
DoRFR.  Böttstein.  ,Dass  alle  frevel  und  buossen  vor 
dem  nidern  gericht  daselbst  haben  sollen  verrecht- 
fertiget werden.'  1595,  AAKadelb.  .Wie  die  unver- 
sicherten ussstehnden  Kaufschilling  von  liggenden 
Güeteren  in  Uffählen  verrechtfertiget  werden  sollen.' 
1631,  Z  Mand.  ,Die  in  myner  gn.  Herren  Gerichten 
sesshaften  Burgere  und  dero  Liggends  und  Farends 
sollen  an  hiesigem  Stattgricht  verrechtfertiget  wer- 
den.' 1682,  Z.  , Damit  er  [der  Untervogt]  dasjenige, 
so  allda  fürkäme,  das  der  Oberkeit  ze  büssen  ald  zc 
V.  zuständig,  daselbst  hin  züchen  und  bringen  möge.' 
ScBADBfi,  Beitr.  IV,  22i). 

ring-,  weg-  s.  rlii;j-.  n-cgfertirj. 

zue-:  gerichtlieh  zusprechen,  z.  B.  Liegenschaften. 
1790,  Bs  Rq. 

Fergger  (Fcrtgcr  kv):  1.  persönlich  a)  ein  den 
Verkehr  zwischen  Fabrikanten  und  Hausarbeitern  ver- 
mittelnder Geschäftsmann,  der  den  Letztern  die  rolie 
Waare  einhändigt,  die  verarbeitete  prüft,  abnimmt 
und  bezahlt  Ap;  Bs;  B;  Gl;  G;  Z.  Der  Betreffende 
ist  meist  von  einem  (ieschäftshause  angestellt,  um  an 
einem  entfernten  Orte  die  daselbst  wohnenden  Ar- 
beiter zu  besorgen;  er  kann  aber  auch,  von  beliebigen 
Fabrikanten  nur  den  Hohstoff  übernehmend,  auf  eigene 
Rechnung  eine  Anzahl  Arbeiter  beschäftigen  Z.  Syn. 
FakUn-;  vgl.  Träger;  Anrüater.  —  b)  Aufseher  in 
einer  Fabrik  BsStdt;  Spediteur,  der  die  Fabrikwaaren 
zum  Versenden  bereit  macht,  ebd.  Spediteur  übh. 
UwE.  .In  vil  tütschen  flecken  wirt  der  Verwalter  der 
vergger genannt.'  1538,  ÄGTsoiii'ni,  —  c)  „Hausierer. 
Trödler  (Jr.'   -     d)  ..einer  der  lieamten.  die  bestellt 


äinil,  den  Besitz  eines  Landgutes  einem  Andern  ge- 
richtlich zu  übergeben  L;  Zn."  —  i.  =  Fergyel  Ae; 
G.  ..Aquarium:  ein  wasserstein  oder  schuttstein,  ein 
fergger.'  Fris.;  Mal.  —  Guet-:  1.  ,Exercitor,  ein 
guotfergker,  der  kaufmannschatz  oder  gueter  auf  was- 
sern füert  und  fergket,  ein  faktor.'  Fris.;  Mal.  .Faktnr, 
eines  kaufherren  Verwalter,  institor,  ein  guotfergker, 
exercitor.'  Mal.  ,Die  G.-Fergger  klagen  von  Mailand 
aus,  dass  die  Waaren  zwischen  Bellenz  und  Altorf 
saumselig  befördert  werden.'  1652.  Absch.  —  2.  (bildl.) 
Verschwender.  ,Er  ist  ein  Gutferger,  vertut  .\lles.' 
JMtv.  1692.  —  Holz-.  .Materiarius:  zimbermann  oder 
holzfergker  zuo  einem  bauw.'  Fris.;  Mal.  —  Siden- 
a.  Fergger  la.  —  Stüekli"-:  ebso  Ar.  —  Werpfen- 
G  ebso.  —  Zins-:  Besorger  eines  gemeinsam  von  Meh- 
reren zu  entrichtenden  Zinses  ZBauma.    Syn.  Trager. 

Ferggeri":  Stickwaarenlieferantin  Ap. 

Ferggete  f.:  1.  „Waarentransport",  sowohl  der 
Akt  des  Ferggens  als  (auch  dim.)  die  Waare,  z.  B. 
eine  Bürde,  Traglast  oder  ein  kleines  Fuder  Heu  B. 
Syn.  Firt.  —  2.  „gerichtlicher  Akt  der  förmlichen 
Übergabe  eines  Grundstückes  an  einen  Andern  L;  Zi;;" 
auch  JVci/i/i  f.  „ebd.";Bs.  Syn.  Fergg-gang;  Fertigung. 

Ferggi°g  f.:  1.  Spedition  von  Gütern.  .Solche 
Fertigung  gat  auch  stäts  fort,  Sommer  und  Winter.' 
RCys.  —  2.  gerichtliche  Verhandlung,  insbes.  =  Ferg- 
gete 2  SThierst.,  auch  der  Tag,  an  welchem  dieselbe 
geschieht  L.  .Wenne  der  schulthess  nidergesitzet  ze 
richtende,  so  soll  er  des  ersten  fragen  umb  köife  und 
vertigungen.'  XIV.,  Bs  Rq.  ,Man  soll  oueh  wissen,  dz 
die  koüf  und  fuerggung  [so!]  bcschechen  ist.'  1369,  Z. 
,Wenn  der  richter  mit  6  rechtsprechern  sitzt,  so  ist 
es  gnuog  zuo  ainer  vergung.'  1472,  Ofpn.  Burgau. 
, Winkauf;  von  einer  F..  der  Kauf  sei  hoch  oder  nider, 
hat  der  Käufer  geben  5  ß  und  2  Mass  Wein,  der  Ver- 
käufer 5  ß.'  1687,  Bs  Rq.  ,Von  Fertigung  liegender 
Güteren.'  1757,  ebd.  —  3.  Abfertigung.  Abweisung 
eines  Angrifts  (V).  .Und  ob  zur  Fertigung  solcher  In- 
fälle  Hilf  not  wäre.'   Ansh. 


flrgge"  =  figg&i  1  (Sp.  713)  GrV. 
Furgge,  F'orgge,  Furggle,  fi 


-rfc. 


Fark — furk       V^'l.  aueli  die  (iruiipc    Furch    usw. 
Ferkel(ti)  s.  l'^rli  Sp.  021. 

.ferenklich'  Sp.  914.    .Unser  Eidgnossen 


I 


verklich    wider    uns    handlen.'    1521, 


ferklich 

werdint   nit 
Strickl. 

Fiirke"  (vorw. fi-).  Fiirh-a  F,  Furche  Zt).  tw..  Fürte 
BÜ.,  E.;  Gl  (Dim.  Furkeli);  Gr;  GRh.;  Uw;  U;  ZAnss., 
0.,  See.  W.,  Wl.  —  Furkle  Aa,  Fnrrhle  ZReg.,  Furlle 
Ap;  Gl;  GA..  T.;  Sch  (auch  Fitrgle);  Tu;  ZKn..  W.. 
WL,  Furggele  GiK.,  Furtle  Th;  ZAuss..  Wl.  —  f. 
—  Dim.  Furggli  Gr.  Fiirggü  Gr;  GWe.,  FurggiBO.; 
Uw,  Furggeli  Gl,  Fürggeli  GA.:  Gabel.  1.  grosse, 
vornehmlich  die  in  Stall  und  Scheune  (zum  Abladen) 
angewendete  (Syn.  Lad-,  Mist-Gable)  \k;  Ap;  Gl;  Gk; 
G;  ScH;  Th;  Z.  doch  in  F  die  (hölzerne,  etwa  mit 
Eisen  beschlagene)  üfengabel,  in  diesem  Sinn  in  Ap 
Ofaforggla;  in  GrD.  in  neuerer  Zeit  auch  die  hölzerne 
Heugabel  im  Ggs.  zu  der  altern  eisernen  (fahla;  höl- 
zerne G.  auch  in  (JrV..  Val..    sonst  meist  umgekehrt 


1013 


Fivik   -fark.     Parl-lurl.     F;irm  — türm 


1014 


die  ü.  mit  eisernen  Zinken  und  zwar  zumeist  zwei- 
zinkig  (im  Ggs.  zu  der  dreizinkigen  Trienze  GEIi.),  in 
GA.  untcrsfliicdon  Fiirggle  die  grosse  Mist-,  Füryydi 
die  Heugabel,  beide  mit  2  eisernen  Zinken;  dreizinkig 
und  auch  zum  Graben  verwendet  und  dann  auch  Slech- 
fiirtle  genannt  Tu.  Zahla'  [zappeln]  uie  e  Chrutt  an-cre 
Furgyla  [eine  mit  der  Mistgabel  gespiesste  Kröte]  Ap. 
,Furtcllen'  =  Gabeln.  1431,  Sch.  ,Die  furk,  mistgabel, 
fürcilis,  furca.'  Mal.  ,Furgen',  zwischen  Gabeln  und 
Messern  aufgeführt  lüOO  in  einem  Z  Inventar.  Zu 
einer  im  J.  11)41  in  Ap  angeordneten  Wolfsjagd  soll 
sich  Jeder  an  den  Sammelplatz  verfügen  ,mit  seinem 
Übergewehr,  Feuerrolir,  Hellbarten,  Dachgabeln  und 
Furkehr.  ,Die  gabel,  gaffel,  furk(e):  gabalus,  furca, 
tridens.'  Red.  Ili02.  .Furckel,  mistgabel.'  Denzl.  171(3. 
Daher  Garbe-  Th;  Heu-  Gr;  Mist-  Gu;  GKb.;  ZSth. 
—  2.  gabelförmig  auslaufende  Stange  zum  Stützen 
der  Wäscheleine  (Syn.  Stogle),  ein  solcher  Pfahl  für 
Zäune  zum  Tragen  der  Querstangen  BSchw.  —  3.  Rind 
mit  nach  vorn  gebogenen  Hörnern  Gr;  GT.  Hotze! 
hotze!  Furg!  JJRütl.  1824.  —  4.  dim.  ,Furkelin': 
Gabelweih,  roter  Milan,  falco  milvus  Gr  It  Alp. 
1821.  Syn.  Fiirkeligir,  Gäbehwl.  —  5.  dim.  Furggeli 
Gl,  Fürggli  Gr;  GWe.:  gabelförmiges  Eigentums- 
zeichen, spitzer  Winkel,  an  den  Ohren  der  Schafe 
und  Ziegen  eingeschnitten;  s.  WSenn  1871,  297;  in 
Gr  auch,  die  ursprüngliche  Bed.  vergessend,  ein  ein- 

;  facher,  geradliniger  Quer-  od.  Längenschnitt,  im  Ggs. 

[  zu  , Winkel'.  —  6.  läppisches,  dummes  Mädchen  ThHw. 

r  -^  7.  Name  vieler  grosser  und  kleiner  Pässe,  welche 
tief  eingeschnitten  zwi.schen  hohen  Bergen  liegen  B; 
Gr;  G;  Uw;  U.  Furggle  kv;  Gl;  GW.,  A.  ,Uf  der 
Fürgken  gegen  Wallis-  schreibt  RCvs.,  der  U  MA.  sich 
anbetjuemend.  ,Ein  Berg,  jetzund  Bicornus  oder  Fur- 
kcn  genennt.'  JLCys.  16(31. 

Ahd.  Jurka,  fitikuh   (vgl.  nordd.  Fnrke,   Förk,  hell.  vork). 

I  Schweiz,  regelrecht  -rch  wie  in  stan-h  usw.;  daneben  rk  Irgij), 
wie  in  einigen    anderen  Beispielen  die  Stufen    mit  einander 

,  wechseln  (roti-c,  Toehe,  Toyye,  Puppe;  Toh-he,  Tolyye,  Klecks; 
Manh,  Maryg,  Knochenmark),  oder  viell,  als  Wiedergabe 
lat.-rnmanischen  Lautes  bei  direkter  Entlehnung  aus  diesen 
Sprachen,  lat.  furca,  churw.  furca,  fuorcla  (furchtta),  Gabel, 
Hans-,  Tierzeichen,  Bergsattel ;  für  Entlehnung  aus  letzterer 
Sprache  spricht  das  Überwiegen  der  letztern  Ausspr.  Der 
Wechsel  -(-  mit  -k-  wie  z.  B.  in  leyyit  f.  leint.  —  Bed.  6  lihertr. 
von  dem  willenlosen  oder  dem  steifen  Werkzeuge;  vgl.  Syn. 
Sage:  ütoyh.  Den  Namen  ,die  Foreh'  für  einen  BergUbergang 
bei  Zürich  an  das  vorliegende  W.  zu  halten,  hat  einige  (laut- 
liche) Schwierigkeiten,  doch  nicht  mehr  als  die  Deutung  auf 
das  schwach  belegte  Fm-ch,    Führe,    oder   auf  ,das  Foraoh', 

i  FShrengehfilz. 

furken  fitrgge:  1.  mit  der  Heugabel  arbeiten  ZO. 

!  —  2.  das  gedroschene  Korn  mit  der  Furke  aufwerfen, 

r  niB  die  Kürner   hinaus  zu  schütteln  Gr;    Syn.  keren, 

schütten,   schwingen.    —    3.    sticheln,    plagen,    quälen 

'  GRVal. 

Furcher  m.:  Derjenige,  welcher  bei  der  Ernte 
[vgl.  Anträger,  Binder^  die  Garben  vermittelst  einer 
,Purke'  auf  den  Wagen  reicht  ZB. 

f       Parket  f.:    Gabel,   in    welche  die  Muskete   beim 
•i  Schiessen  gelegt  wird.   VFkider.  1619.  —  Aus  it.  for- 

^  <!*«tO    f. 

i       furkeren  s.  f ackeren  Sp.  733. 


Farl     furl. 


Farlt 


Farn. 


Fiirle.  Pfärle  f.:  niedriger,  mit  der  Hand  ge- 
zogener Schlitten,  bestellend  aus  zwei  sclimalcn,  vorn 
etwas  aufgebogenen  und  mit  einer  eisernen  Stange 
verbundenen  Schleifbrettchen  als  Kufen,  in  welchen 
senkrechte  Stangen  verzapft  sind,  um  die  Ladung 
(Heu,  welches  im  Winter  von  den  Bergen  zu  Tal  ge- 
bracht wird)  zusammenzuhalten  GrD.  Vgl.  Heu-SchU, 
-Schlitten. 

Abi.  von  Fcrli  Sp.  921,  das  Bild  eines  Mutterschweines 
mit  seinen  Jungen,  da  dem  beschriebenen  Sehlitten  eine 
Reihe  von  Heubündeln  angehängt  werden  (s.  B.  I  30)  V  Oder 
von  churw.  fiarla,  ferla  (\aX.  feruUi),  Zweig,  Sprosse,  mit  Bez. 
auf  das  leichte,  dünne  tiefUgoV 

ferlen(en).  Ferli  s.  Sp.  921. 

ftrle":  stark  reiben;  blind  drauf  los  feilen  (iWe. 
—   Ouomatopüie. 

Firli  (J'ierZj-  TnTäg.)  -fanz  Bs;  ScHW;  Th;  Z, 
-franz  BBurgd..  -fanx  L  -  iii.  Bs;  Scuw;  Z,  n.  L: 
1.  geckenhafte  Aufführung,  Lustbarkeit.  Was  isch 
das  für-ne  Firlifanz  und  e  Fassnachtstanz,  was  s'  da 
tuend  üffüere'?  Schw  Fasnachtspiel  1883.  —  2.  Vor- 
spiegelung, Ausrede,  täuschender  Schein,  allg.  F. 
mache"  B.  , Wohlgefallen  haben  an  einem  Lau.sj unker 
und  seinen  Firlifaxen.'  UBrägg.  1788.  —  Pirlifan- 
xerei:  Umstände,  Aufwand  L. 

D.as  Subst.,  das  eig.  einen  Tanz  bedeutet  (s.  Gr.,  WB.), 
hat  viell.  dem  voranstebenden  Vb.  den  Ursprung  gegeben.  — 
Brägger  lehnt  sich  an  ein  gangbares  Simplex  au. 

Vierler  Vieler  und  Vieri  .\p,  Vierlder  GT., 
Vielder  Ap  m.:  vierter  Teil,  Vierling,  Viertel  als 
Hohlmass,  Viertelstunde. 

Eine  hybride  Bildung,  indem  l  aus  der  Ableitung  l'i«- 
liny  mit  der  Endung  -<■;■  verbunden  wurde;  d  steigt  leicht 
zwischen  Liquiden  (z.  B.  fliienrlli,  frz.  vien-J-mi,  muu(l)(lrc] 
auf  und   /■  verschwindet  oft  in  der  Ap  MA. 

Forle   s.  Foreh. 


Farm— furm. 

ferm  (-ö--AABb.;  Sch;  UwE.;  Z):  1.  kräftig,  fest, 
tüchtig,  wacker  AiFri. ;  Bs;  B;  Gr;  Ndw;  Sch;  Z, 
als  Adv.  auch  sehr.  JB"  f-e  Barsch,  Stecke"  udgl., 
e  f-i  Orfige.  Hab  ferm,  halte  fest!  BSi.  Es  guxet 
(donnrot,  blitzgut,  windotj  f.  W.  Si  schlöijen  uf 
d'  Trumnie  so  ferm,  ''as'  d'  Bothüsfeister  erzittre". 
ScHwvzERD.  Ein'n  f.  in  d'  Kur  ne"  od.  dare"  prügle" 
Bs.  „F.  i"  de"  Sjirache',  in  den  fremden  Sprachen 
gut  bewandert  BHk.;  L;  Sch;  Z."  Das  ist  f.!  wacker 
gehandelt!  Gewandt,  entschlossen,  herzhaft.  F.  de" 
A'trag  venverfe".  Müsteri.  „Selbstbewusst,  zuver- 
sichtlich." —  2.  vollkommen,  trefflich,  gut,  schön  Aa; 
B;  S.  Derby  slöt  en  f-e  luufede  Brunne".  Hofst. 
E  ferms  [stattliches]  Hüs.  Tn-ere  f-e  B'chleidig. 
ScHwyzERD.  E  f-e  Lug,  e  f-i  [ausgemachte]  Hex  UwE. 
Das  Werch  ist  f.  [vollständig]  g'lunge.  —  3.  als  Adv., 
zur  Verschärfung  einer  Verneinung:  ganz  und  gar. 
Er  hed  f.  Nid  g'seid  Now.     Syn.  ganz. 

Aus  tn.fcrmr,  fest,  stark,  standhaft,  nachdrücklich  (jmrler 
f.  a  q.).  0  viell.  durch  Anlehnung  an  y'förmt,  welche  auch 
in  der  Bed.  2  durchschimmert. 


1015 


Farm,  ffti'm,  firm,  form,  funn 


1016 


vernialisch:  höllisch,  z.  B.  von  Gestank  Scuw;  zur 
Begriffssteigerung  ühh.,  z.  B.  f.  vermacht  [geschlossen]; 
j)0(sf..'GRHe.  -  A  US  ,(in)fernalisch' entstellt  mit  Anlehnung 
an  obiges/«»,  oder  an  vermal,   verwünscht  (s.  vcrmaledien). 

Ferment  n.:  Weizen,  triticum  dicoccnm  GRh. 
Churw.  Furmenl,  allerlei  Getreide,  vornehmlich  Weizen; 
vgl.   frz.  frnmcnt,   lat.  frumentum. 

flrmanügele":  seine  Zeit  mit  Kleinigkeiten  ver- 
tändeln BStdt.  ^,   ^  ^ 

Nach  einer  .Firma  Nägeli'  [N.  =  Gewilrznelke]  benannt; 
der  Gewürzkrämer   als  Kleinigkeitskrämer    «bh.    verstanden 
oder  an  eine  bestimmte  Persönlichkeit  erinnernd? 
Firmeli  s.  Form. 

firmen:  1.  wie  nhd.  —  2.  ühcrtr.  (auch  ab-):  zur 
Strafe  prügeln,  bes.  mit  klatschenden  Schlägen  B;  S; 
zurechtweisen,  in  Zucht  nehmen.  -  -  3.  a)  geschäftig 
sein,  bes.  in  nichtssagender  Weise  BH.  ,Um  das  Haus 
herum  firmte  noch  die  geschäftige  Hausfrau.'  Gotth. 
Herumstöbern,  hastig,  aber  unnötiger  Weise  Etwas 
(durch-)  suchen.  Hest  aber  aui  [alle]  Eggeli  usg'firmf^ 
BM.;  S.  —  b)  ume-,  umherstreifen  B.  ,Benz  und 
sein'üiebsgesellc  wollten  f.  gehn  im  Walde  herum.' 
N.  B  Kai.  1843.  —  4.  gesehwind  entwenden  B. 

0  hergenommen  von  dem  bei  der  Firmung  erteilten  sym- 
bolis'chen  Backenstreich;  vgl.  die  ebenfalls  von  kirchlichen 
Handlungen  entlehnten  Synn.  mlhen,  absolvieren  (den  Text, 
die  Leviten  lesen,  abkapiteln).  3  a  u.  b  mögen  im  Munde 
des  protestantischen  Berners  auf  hämische  Beurteilung  der 
Firmungsreisen  der  Bischöfe  zurückgehen;  indessen  berühren 
sieh  die  Begriffe  .streichen'  und  .streifen'  auch  sonst;  s. 
fi:-r,ken  II,  ßken,  fielen  und  ßtzen.  4  entwickelt  sich  leicht 
aus  dem  Begriffe  des  Herumstöberns. 

finnig:  gefirmt,  erwachsen?  zum  Kirchsprengel 
gehörend?"  .Welichcr  eigen  wagen  hat,  der  soll  einem 
kaplan  ein  fart  holz  schuldig  syn  ze  bringen  und  mag 
[der  Kaplan]  einen  jetlichen,  der  f.  ist,  und  sölichs 
nit  tuen  wollt,  umb  das  fürnümen  [znr  Bede  stellen].' 
1510,  ZOGlatt. 


Form  (Furm  GnL.)  f.:  1.  Gestalt;  Stück,  Gegen- 
stand von  gegebener  Form.  ,Ist  in  das  ingesigel  er- 
graben ein  frowenforme  [,Weibsbild'],  knüwende.'  1329, 
Arg.  1861.  ,üa  nimpt  ein  glöubiger  mit  einer  band 
ein  form  des  ungehebleten  brots  [des  ungesäuerten 
Abendinahlbrods].'  1603,  Z  Kirchenordn.  —  2.  Modell 
Av;  FörmU,  M.  für  ÄnisbrötU  Bs.  --  3.  Formel  m. 
Ai'H..  Form  m.  (PI.  Form)  BEI.;  GA.;  ZO.,  Forme  f. 
ZO.,  häufig  Dim.:  Förmli  HsrnTs.  (Fermli) ;  Z,  Förmeli 
Ap ;  S ;  Ndw  (Fe'rmili),  Fürmeli  Bs  (FirmcU) ;  SThierst. : 
Sehcibchen  aus  Holz  oder  Bein,  das  umsponnen  oder 
mit  Tuch  überzogen  wird,  um  daraus  einen  Kleider- 
knopf zu  machen;  Knopf  ohne  Öse,  aber  mit  Löchern 
zum  Annähen;  Syn.  Wirbeli;  Wirtel;  vgl.  Formen- 
hiopf;  Kindern  auch  als  Formtriille"  zum  Spiel  dienend 
Ar;  Bs;  BBi.;  GA.;  S;  Ndw;  Z.  Als  Bezeichnung  von 
Wertlosem  in  der  verstärkten  Verneinung:  P''  gab 
kei-s  Förmeli  derfär,  gar  Nichts  S.  —  4.  (abstr.) 
Muster,  Vorschrift.  Die  Gutteshausleute  bitten,  dass 
eine  Verordnung  (,ein  mäss  und  f.')  getroffen  werde, 
wie  die  Halsgerichte  zu  wirken  haben.  1530,  Absch. 
—  5.  Art  und  Weise.  ,Sich  uf  die  [folgende]  f.  ent- 
schuldigen.' ScHiMPFR.  1651.    Vgl.  Schrot. 

Die  Uiulautung  in  tt  ist  die  ältere;  das  «  in  Furm  scheint 
(unrichtig)  aus  solchem  ii  des  Dim.  abstrahiert  zu  sein.  — 
Das  Masc.  erklärt  sich  aus  Anlehnung  an  .Knopf;  sobald 
aber  Form   zum  Masc.  gestempelt   war,    schien    die  Bildung 


Forme  für  das  Fem.  geboten.   —   In  einigen    der  folgendeü  i 
Compp.  geht    unser  W.   (wie  Farh  Sp.  987)  ins  Ad.j.  über; 
berührt  sich  also  mit  -förmig. 

Un-,  PI.  U'förm  SchwE.:  ungeeignete  Form,  Porm- 
verletzung,  Unschicklichkeit,  Unanständigkeit,  Ver- 
worfenheit. ,[Ilie  alten  Spartaner  Hessen  die  Kinder 
betrunkene  Sklaven  sehen,]  damit  sy  ab  der  unf.  ainert 
Widerwillen  empfangen.'  Kessl.  ,Dio  Päbste  haben 
ihre  unf.  und  ir  verdorben  nit  erkannt.'  ebd.  .Un- 
angesehen aber  diese  U.  [Unfug  im  Reden]  untersagt 
worden,  hat  doch  ein  Arminianer  folgenden  Tags  ein 
noch   vil   längere    und    vil    schärfere   Red   gehalten.' 

DORDRAC. 

für-:  von  spitz  auslaufender  Gestalt  wie  eine 
Feuerflamme.  ,Feurform,  wie  ein  kegel,  pyramis.'  Mal. 
—  glich-:  gleichgestaltet.  .Proxinie  niorem  Roma- 
num,  dem  römischen  sittcn  aller  gleiehförmest.'  Fris. 
S.  gl'ichförmig. 

Leder- =  Form  3,  aus  Lcder  gemacht  S.     Wenn 
z'letzt  Lederfirrmeli  d'rin  [in  den  Geldrollen]   trnre', 
so  war  's  de"  no""  z'  vil  für  so  ne  Jud.  Schild. 
Formel   s.  Form  3. 

Formel  er  m.:  Evangelier,  s.  Sp.  108.  ,Dass  man 
ieglichem  f.,  das  sint  die  evangelier,  die  by  den  zyten 
dannoch  stuonden  in  den  underen  stüelen  unsers  kores. 
geben  sollti  3  köpfe  rotes  wynes.'  ca  1320/30.  Z  Stifts- 
Urb.  —  Von förmu./ormula,  Betstätte  (sedilia  plicatilia),  wo 
auf  dem  Chor  die  Sänger  sassen. 

formieren:  einrichten.  .Das  gottshus.  darin  ge- 
formiert sind  gewesen  80  Zeilen  zuo  geistlichen  mannen, 
mit  kapellen  und  krüzgängen.'  1489,  JvMüll.  -  Mhd. 
formieren,   gestalten. 

in- fe^rmiere":  sich  vorsehen,  in  Acht  nehmen.  Er 
het-mi''-  nit  chennen  erlischlen  [betrügen],  teil  ich  mich 
ha'  infermiert  g'L-a'  [gehabt]  B  oSi.  -  Aus  frz.  «■>■..- 
former,  sich  erkundigen. 

ex-formiert:  wohlgeregelt,  gesittet.  ,Zu  einein 
frommen,  wohl  exformierten  wandel  und  leben.'  RCvs. 
förmelen:  1.  Knöpfe  von  der  unter  Form  3  be- 
schriebenen Art  machen  Ndw.  -  2.  spielen  mit 
solchen  Knöpfen,  a)  solche  (oder  Geldstücke)  in  der 
Hand  schütteln  und  dann  hinwerfen,  um  zu  sehen, 
welche  Seite  obenauf  zu  liegen  komme  GS.;  Syn. 
hOschelen,  tötzlen.  -  b)  Knöpfe  nach  einem  durch 
ein  Stäbchen  bezeichneten  Ziele  werfen.  Der  dem 
Ziele  am  Nächsten  Gekommene  darf  die  geworfenen 
Knöpfe  schütteln  und  diejenigen  als  Eigentum  be- 
halten, welche  auf  die  Tuchsoite  fallen,  worauf  der 
zweitnäch.ste  sein  Glück  mit  den  übrigen  versucht  usw. 
GA.  —  3.  tändeln  S. 

formen  (-ii-  Gr):  gestalten,  bilden,  in  bestimmte 
Form  bringen,  ein  Ansehen  geben  Gr;  Z.  ,Die  fischer 
verschlahend  das  loch  mit  einem  geförmpten  nagel, 
welche  sy  bereitet  habend.'  Fische.  1563.  Refl.:  „Das 
formt  sich  nicht,  hat  keine  (gelungene)  Form  B." 
Den  Sachverhalt  nach  seinem  Sinne  darstellen,  schön- 
färben Z.  -  Als  Ptc.  g' formt  (-Ü-  Gl;  GW.):  von  ge- 
fälliger Form,  wohlgestaltet,  wohlgeordnet,  schön;  als 
Adv.  auch:  in  gehöriger  Weise  Ap;  Gl;  L;  GW.;  Z. 
F.'io  g' formt  hend  s"  no''-  nie  g'wälet  [das  Wahlgeschaft 
betrieben],  dass  weniger  h' schisse*  worden  ist  1.  Syn. 
gattlig;  gemodlet.  .Keine  Kirchen  seien  in  der  Lehre 
vollkommener,  geformter  und  gestalteter  gewesen,  als 
die    ersten    apostolischen    Kirchen.'     1610,    JJBreit. 


11117 


Farm -fnrni.     Farn     fnn 


1018 


f7n(;f/onH<,  unförmlich.  —  an-förme(le)n:  anzetteln. 
Etwas  Scilla«  einleiten  Th  (Pnp.).  gyn.  an-gattigen. 
—    Zu  tj'ß'i-mt  vgl.  \a.t.  formoma,   schön  gestaltet,  von  fornm. 

.alt-förmig:  altmodisch,  z.B.  ein  Kleid  L."  — 
glich-:  entsprechend,  gemäss,  gleichbeschafTen,  von 
gleichem  Rang,  gleichstehend;  als  .\dv.:  in  gleicher 
Weise.  ,Sie  haben  sich  mit  dem  houptmann  von  Zürich 
vereint,  [sich]  im  gelichf.  zuo  halten.'  1.521,  Striokl. 
,So  fer  und  unser  hotten  inen  gl.  syn,  wellten  sy 
unser  hotten  by  inen  sitzen  lassen  und  helfen  handien.' 
1531»,  .\bsiii.  ,0b  sölich  händel  unsern  geschwornen 
bünden  gemäss  und  gl.  sygen.'  ebd. 

förmlich:  formgerecht,  richtig,  in  aller  Form. 
nach  Brauch  und  Vorschrift,  schicklich.  ,Sy  handlend 
nit  geschickt  und  f.'  Zwivgli.  .Die  Erkanntnisse. 
welche  der  Stadtschreiber  erneuert  hat,  sollen  die 
Seckelmeister  besichtigen  und  wenn  sie  dieselben  f. 
finden,  entgegennehmen.'  154.5,  Absch.  Da  der  ein- 
geleitete Prozess  nicht  hinreichend  erscheint,  so  wird 
befohlen,  .einen  hinlänglichen,  förmlichen  und  ernst- 
haften Prozess  aufzurichten.'  16.36,  ebd. 

un-  (ufUrmlich),  un-förmiglich:  1.  ungestaltet 
Gr;  formwidrig,  ungeschickt.  .Derglychon  unformb- 
kliche  [die  Vorschriften  des  Mandats  verletzende]  Ehen 
Nützid  gelten  lassen.'  1650,  Z  Mand.  .Eine  bescheiden- 
liche  Ablehnung,  [die]  nicht  unformklich  auf  folgende 
Weis  geschehen  kann.'  Hott.  1666.  Eine  unpassende 
Titulatur  wird  1731  als  eine  ,Unförmlichkeit'  gerügt. 
.\bscb.  —  2.  ungebildet,  unverständig,  unerzogen, 
ungezogen  [mit  der  ,Form'  noch  nicht  vertraut].  ,Eure 
Arbeit  bei  der  unförmlichen  Jugend.'  AKlingl.  G.  B. 
Vgl.  ungebildet. 

Vormel  s.  Vor-Mül. 

Form:  1.  Förmli  n..  kleine  Forelle  bis  auf  l'/s 
oder  2  Pfd  Bodensee  It  Ferd.  Keller  u.  Mörikofer.  ~ 
2.  Form,  Förn,  ürund fisch,  cyprinus  (leuciscus) 
rutilus;  ein  Bachfisch,  der  kaum  '/»  P^"'!  schwer  wird 
Th.  —  3.  Form,  Plötze,  cyprinus  erythrophthalmus, 
vom  3.  Jahr  an.  Hartm.  1827.  Syn.  Furn,  RüchH"g, 
Botel.  —  Grund-:  Seeforelle,  trutta  lacustris  =  Grund- 
Forene'  Bodensee  It  Sulger  (von  anderer  Seite  wider- 
sprochen). —  In  Bed.  1  jedenfalls  für  Fcirnn,  zu  Foreru- 
(Sp.  935).      Vgl.   auch   Furn. 

färm:  in  Essiggährung  übergehend,  vom  Weine, 
der  bereits  kahnig  geworden  ist.  —  fürmelen:  in 
Essig  übergehen  ScnSt. 

faeriiie":  den  Beruf  eines  Fuhrmanns  betreiben 
VOrte;  Gl.  Ich  chännt  mit  de'  Muse'  f.,  uenn-me'- 
mer  d'  Schu-äns  i'  d'  Hand  gab,  Ironie  auf  Einen,  der 
sich  gescheid  dünkt  Gl.  Syn.  fuericerchen.  —  Aus 
Fuerme  (s.  Fucr-Mann)  gebildet,  wie  z.  B.  KcMomiimi  aus 
Schl<M9€y  udgl. 


Farn— furn. 


Farn  B;  L;  GT.;  Ndw;  Zg;  ZO.  (-ä-),  Fän  ÄAtw.; 
'SNAmt,  G.;  ZO.  tw.,  Fä  ZTagelsw.,  Färe  AABb.; 
■BBe.,  Ri.  (-«-);  VOrte;  Gl;  Gr  (-ä-);  S,  Für  AaL., 
Ku.;  LG.;  ZKn.,  Farnle  Färle  GlK.;  GA.;  SchKI. 
:  —  vorwiegend  m.;  aber  n.  AaL.,  Ku.;  „L;  Zg;"  ZTag. 
jl —  PI.  ebenso:  1.  Farnkraut,  verschiedene  Spezies, 
j  oft  als  grobe  Streue  verwendet,  allg. ;  s.  farnen.    Auch 


in  Flurn.,  z.  B.  Farnenhlanken  Gl,  Farnwang  LE., 
Farnegg  ZF.  , Farnkraut,  gross  far:  filix  mas,'  Kd 
Gessn.  1542.  ,Allmend-Streuwy.  Der  Fahrn  kann  das 
ganze  Jahr  gesammelt  werden,  doch  sollen  dabei  keine 
Sensen  gebraucht  werden.'  1836,  Ünw.  Syn.  Fasle", 
Jesus-Christus- Würz.  Vgl.  Farn-Samen.  —  2.  grobe 
Streue  mit  Stengeln  ZKn.  --  3.  Hirschzunge,  scolo- 
pcndrium  ofT.  Gl;  vgl.  Be-,  Stein-F.  —  Mhd.  m,-m,  won; 

ahd.  furam,  /arm    ni. 

Federe"-:  Schildfarn,  a.spidium  oreopteris  LE.  — 
Nach  der  federigen  Teilung  der  Wedel  benannt. 

Ful-:  schuppiger  Schildfarn,  aspidium  filix  mas  U. 

—  Nach  dem  fauligen  Geruch  benannt. 

Geiss-:  1.  =  Fül-F.  LRigi;  Schw;  U;  Zg.  — 
'2.  beblättertes   Läusekraut,    pedicularis  loliosa    U. 

1  ist  der  weichere,  auch  kleinere  Schildfarn  gegenüber 
dem  harten,  oft  mannshohen  Adlcrfarn  (s.  Küe-F.);  doch  vgl. 
auch  Geita-Lcileren.  —  ä  wegen  der  .\linlichkeit  der  Blätter 
mft  denen  des  Tarns. 

Gross-:  Adlerfarn,  pteris  aquilina  ScnwGers.  — 
Hö'^''-  Höffäre  ü,  hdche  F.:  1.  dass.  Schw;  U.  — 
2.  beschnittenes  Lausekraut,  pedicularis  reeutita  U; 
vgl.  Geiss-F.  2.  —  Chüe-:  Adlerfarn  ScHwGcrs.;  vgl. 
Geiss-F.  1. 

Leiterli-:  Rippenfarn,  bleohnum  spicant  LE.; 
Schw;  U.  Syn.  Brüsch-F.,  Geiss- heitere.  —  Die  Fiedem 
stehen  wie  Leitersprossen  am   Blattstiel. 

Baum-:  1.  Adlerfarn  ZO.  —  2.  Eichenfarn,  poly- 
podium  dryopteris.  .Baumfarb  [1.  -farn],  ein  kraut, 
dryopteris.'  Denzl.  1677;  1716. 

1  so  genannt  seiner  baumartigen  Verästlung  wegen.  — 
2  nach  den  alten  Botanikern  ebenso  oder  weil  er  an  den 
Stümpfen  abgehanener  Eichbänme  wächst. 

Brüsch-:  Rippenfarn  LE.,  W. 

Brüsch,  verschiedene  Erica-Arten,  in  deren  Gesellschaft 
Farnkraut  häufig  vorkommt. 

Re-:  1.  Schildfarn  L;  Schw  (tw.  mit  dem  Zusatz 
wilde) ;  U.  -  2.  Rainfarn,  tanacetum  vulgare  Aa 
(H.) ;  L ;  G  oT. ;  ScHW ;  Nuw ;  U.  Zu  Bädern  für  Glieder- 
süchtige und  auch  sonst  officinell  verwendet;  vgl. 
Wurm-Chrüt,  -Samen.  —  3.  Hirsch  zu  nge,  scolo- 
pendrium  off.  ScuwMa.  —  4.  Kreuzkraut,  senecio 
crucifolius  AABb. 

Entstellt  aus  ,Rain-F.'  und  dies  aus  ahd.  retne-fano;  vgl. 
Sp.  831.  Eine  Umdeutung  auf , Reh'  mochte  um  so  leichter 
stattfinden,  da  1  und  3  an  abgelegenen  Orten  vorkommen. 
Die  äussere  Ähnlichkeit  veranlasste  die  Vermischung  von 
1  und  3,  sowie  der  ähnliche  Blutenstand  die  von  3  nnd  2; 
1   und  2   wurden  beide  als  Wurmmittel  gebraucht. 

Ross-:   Schildfarn  LVitznau. 

Zu  Rmf  in  Compp.  vgl.  Rmn-Kihnmi"'',  -Bön;  ,Ross- 
Kastanic'  n.  a. ;  doch  ist  die  vorliegende  Gattung  nicht  durch 
Grösse  hervorragend. 

Stock-:    Adlerfarn  LE. 

Viell.  mit  Bez.  darauf,  dass  man  ihn  an  Stöcke  sammelt 
und  faulen  lässt,  um  ihn  als  Streue  oder  als  Dünger  zu 
verwenden. 

Stein-:  1.  lanzettförmiger  Schildfarn,  aspidium 
lonchitis  LE.;  Schw;  Obw;  U.  —  2.  .Scolopendrium, 
asplenum.'  Fris.  ;  Mal.  —  Nach  dem  Standorte  an  Felsen 
benannt. 

Stengel-:  1.  Adlerfarn  LW.;  Sohw;  Obw;  U.  — 
2.  schuppiger  Schildfarn  S  (Schild);  vgl.  Farn-Samen. 

—  Die  Benennung  passt  besser  auf  1,  den  steugligen  Adlerfam. 


1019 


Kurn.  fern,  lim,  iorn,  turn 


10'20 


Strüss-Farn:    schuppiger  Schildfarn  ZF. 

Kiuder  tragen  ftiuzeliie  grosse  Wedel  etwa  als  Fächer; 
die  Stengel  stelieu  in  Bilscheln  am  Stocke;  Tgl.  Fancnhül. 

Wald-:  Rippenfarn  LE.,  W.;  Schw;  Ndw. 

Wurm-:  Blasenfarn,  cystopteris  fragilis  LE.  —  Die 
alten  Kräuterbucher  empfehlen  Farnkraut  Ubh.  gegen  Wunner. 

farnen,  färe,  Ptc.  «/Yare«  ZWl.:  1.  Farnkraut 
mähen  oder  schneiden  und  einsammeln  GKPani;  L; 
Ndw;  Zg;  Z.  Im  ZWl.  an  einem  hestimmten  Tai;  von 
der  ganzen  Gemeinde  vorgenommen,  auch  anderwärts 
eine  der  letzten  Jahresarbeiten  im  Freien  bildend.  — 
2.  Ackerland  von  aufspriessendem  Farn  säubern  L? 

Parner:  Familienn.  Z.  , Farners  guot  zuo  Hergis- 
wyl.     Henslis  Farners  wirtin  von  Ruswyl.'  Gpr. 

In  den  letztern,  aus  LHergisw.  stammenden  Angaben 
kaum  vom  Vb.,  sondern  von  dem  folgenden  Ortsu.  abgeleitet. 

Farnere"  f.:  Ort,  wo  Farnkraut  in  grösserer 
Menge  gedeiht  UwE.  Flurn.  B;  L  (z.B.  ein  Berg 
im  E.).  ,Cuonrad  ab  farnera.  Uolis  an  farnera  ewirtin.- 
XV.,  LHergisw.     Vgl.  Erbsere'  udgl. 

Farni:  Flurn.  B.  ,.4uf  dem  Fahrni-Esel.'  Gotth. 
Auch  Geschlechtsn.  B.  —  Entw.  =  Farnen:  oder  aus  «_/ 
Ami  verschmolzen   wie  Fingebul  ans   uf  I. 

fgrn  Aa;  Ap;  Bs;  GRh.;  S;  Z  (e'J,  fe'n  ztw.. 
fe-'r»  ZSth.,  fere"  BO.;  VOrte;  Gr  (e  UVatz) ;  GO.; 
W,  fer  FG.;  GrL.,  ßred  Gl  (t.  e.  t.  e),  fe'rnd  ZN., 
ßrig  GA.,  G.;  SchwB.:  vor  einem  Jahre,  letztes  Jahr, 
allg.  Ferig  der  Summer,  vor  einem  Jahr  im  Sommer 
GA.  Tanze'  tuen-i'''  sclmli'''  gern,  HAr  tw''  lieber 
weder  f.  S;  Z.  Wir  In  [haben]  enandre  Jure  ger, 
schier  hilr  noh  l.  w.  fer,  u  z'  JOr  [übers  Jahr]  fer- 
g'wüss  u'''  noh  F  (Schwizerd.);  vgL:  ,Es  ferret  lihte 
[wird  leicht  fern],  est  [es  ist]  hiure  ferrer  [s.  fer 
Sp.  912]  danne  fert.'  Singenberg.  Dc  Gaggü  schreit 
hur  nüd  ,wie  f.'  [sondern  eben  ,guggü!'].  Yexierrede. 
.Suochten  mich  meine  Kunden,  so  mir  fern  abkauft 
hatten.'   Bs  Chr.  nUßb. 

Mhd.  vlrne,  verne(ti)t,  vSrt.  ,Fernil  und  hür.'  1428,  G 
Urk.;  1523,  Egli,  Act.  ,Fernd.'  1491,  Seh  Ratsiu'ot.;  1522, 
Strickl.:  1527,  Absch.;  1536,  ebd.;  1611,  ZMand.  ,Fern.' 
Ruef  1538.  .Fehr.'  1707,  I.  Kon.  —  Die  Form  fi/rig  mit 
der  beliebten   Adverbialendung. 

c-  GrV.,  vor-  (allg.):  vor  2  Jahren.  —  bas-e- 
GrV.,  enen-  f^eni-J  vor-  GRÜbS.,  vor-vor-  Bs, 
noch-vor-  GrD.,  Pr.,  bas-vor-  GA.:  vor  3  Jahren. 
,Vorfernd.'  1491,  Scu  Ratsprot. 

fernerig  SchwE.,  ferndfejrig  Aa;  Ai';  Bs  (tw. 
ferntrig  und  fenterig);  BSa.,  Stdt;  Gl;  L;  GSa.;  S; 
UwE.;  Z  (tw.  fendrig),  ferdfejrig  BSi. ;  Gr;  GA.,  Sa.; 
UwE.  (f^rdirig  Ndw),  fernig  Ap;  GlH.;  GG.,  Rh.;  Z. 
ferig  GaCh.;  Schw,  ferdig  GrS.  :  letztjährig,  allg. 
DefrJ  f.  Sehne,  Etwas  das  nicht  (mehr)  erhältlich  ist. 
So  weist  man  ein  unverständiges  Begehren,  eine  solche 
Nachfrage  (z.  B.  nach  Speiseresten)  mit  der  Gegenfrage 
ab:  Wo  ist  defrj  f.  Sehne?  B;  Z;  =  frz.  oü  est  la  steige 
d'un  an?  So  übh.  auf  eine  Frage,  auf  welche  man 
keinen  Bescheid  geben  kann  od.  will  Bs.  Was  suechst? 
Antw.  De'  vor-f.  Sehne  L.  Wenn  ein  Schüler  ver- 
gessen hat,  so  spottet  der  Lehrer  mit  obiger  Frage 
Bs;  Z.  De"  f.  Sehne  Suech  nit  me!  Kirchh.  Für  de' 
f.  Anke"  und  für  de"  hürig  Schmutz  tmd  de  seigist 
[du  seiest]  en  NMnutz  —  scherzhafte  Ablehnung  des 
Dankes,  wenn  dieser  mit  den  Worten:  F''  ha'-d'r  deiiti 
na''''   z'danke",   anhebt.     Es  G'sicht   wie   curferndrige 


Holzessig,  eine  sehr  saure  Miene  S  (BWyss).  ,he\ 
der  vorferndrigen  Rechnung.-  1539,  Absch.  ,Ferndriga 
Jahrs  [letztes  Jahr].'  FWvss  1653.  .Fernerige  Pfing- 
sten.' JMüLL.  ltiG5.  ,Dass  ir  das  fiirnig  [alte.  1667] 
faren  lassend  vor  neuwem.'    1531/48,  Levit. 

Es  gehen  2  Bildungen  des  Adj.  neben  einander  her,  eine 
auf  dem  Comp.,  die  andere  auf  dem  Positiv  dos  Adv.  be- 
ruhend. In  der  erstem  steigt  il  auf  (fmuleiig),  vor  welchem 
dann  n  etwa  preisgegeben  wird  (ferrlerig).  Alle  MAA.  (selbst 
Gl;  GA.,  G.  u.  SchwE.  —  s.  o.)  greifen  dabei  auf  /eni  als 
Grundform  zurück;  nur  die  spärlich  belegten  y<>/(/  u.  ffrdig 
dürften  eher  zu  fer  und  Jhed  gehalten  werden. 

Ferndering,  Fernderli'g  m.:  Jmd  oder  Etw., 
das,  im  Ggs.  zu  Hür(l)ing,  bereits  im  2.  Jalire  seiner 
Existenz  sich  befindet.  1.  von  Pflanzensprossen.  Bildl. 
,Nach  der  zügnuss  Christi  ist  der  ain  geschriftglerter, 
welcher  us  äinera  schätz  herfür  bringt  huringe  und 
ferndringe.'  Kessl.  [nach  gewöhnl.  Übersetzung:  .Neues 
und  Altes'].  —  2.  vom  gemeinen  Barsch  Bodensee.  Vgl. 
Egli  Sp.  144. 

fe'rn,  fe'rnelen  s.  fer  Sp.  912.  • 

firmiere":    einen  Gänsekiel  [Feder]  schneiden  Gl. 

Vgl.  ,fournieren',  aus  frz.  foumir,  liefern,  rüsten.  Die 
Entziehung  des  Haupttoues  hätte  die  Schwächung  des  i»  ttl 
e  (a)  erzeugt. 

Firn  Fire  m.  BO.;  Gl,  f.  Zo,  Firi  f.  U  (Weilenm.), 
Firne  f.  ÜU. :  1.  Eis  oder  körniger  Schnee,  der  von 
vorigen  Jahren  (seit  fern)  auf  den  Bergen  liegt  und 
durch  Auftauen  und  Wiedergefrieren  nach  und  nach 
in  Gletschereis  übergeht;  dah.  geradezu  =  Gletscher, 
„allg."  ,Der  F.  gienge  wieder  weg,  und  die  [ver- 
wunschene] Alp  wäre  wieder  gras-  und  blumenreich.' 
Kyd  1860.  Der  Firen  ist  üben  abe"  chu"  [herunter 
gerutscht,  gestürzt  gekommen]  Gl.  Sini  Füess  sind 
ehalt  wie  ne  Firne  UUrs.  Vgl.  Gletscher  u.  s.  Gem.  U, 
S.  '24  f.  —  2.  (lang  gestreckter)  Haufe,  z.B.  zu- 
sammengewehten Schnees,  aufgeschichteter  Kanonen- 
kugeln; dah.  Herd-,  Stei'-F.,  solche  von  Erde,  Steinen 
Zg.  —  3.  Bergrücken.  Über  d' Firen  (Ferne  Zg 
Walchw.)  US  Zg.  —  4.  altes,  über  den  Winter  an  der 
Wurzel  gebliebenes  Gras.  G' fürige"  Schwumm  in 
en  Hampfeie  Heu  ol  Firen  i'b'schliesse'  BR. 

Ahd.  virni  hat  nur  die  abstr.  Bed.  , Alter'.  Zu  1  vgl. 
das  syn.   bayr.  Femer,  Firner,   und  adj.  ferner  (Jimer)  Sehne. 

—  3  mag  aus  1  (da  Firnschnee  oft  auf  Bergrücken  liegt) 
oder  aus  2  entwickelt  sein,  konnte  aber  auch  mit  Letzterem 
auf  einer  Verwechslung  mit  dem  W.  ,First'  beruhen,  welche 
Annahme  auch  durch  das  absonderliche  Geschlecht  unter- 
stützt wird. 

firn:  letztjährig.  , Firnen  Wyn,  ferndrige  Wyn.' 
ScHEiicHZER.  ,Brauch  Ingwer,  Met  und  firnen  Wein.' 
B  Kai.  1745.  ,Und  man  im  Sommer  garnahe  kein 
flrnen  Wein  ankommen  [bekommen]  mochte.'  Würstis. 

—  Mhd.   virne   (virnwin>,   got.  fainuin,  alt. 

firnen:  Laub  und  altes  Gras  im  Walde  zur  Früh- 
jahrszeit sammeln,  um  Streue  oder  bei  Heumangel 
auch  Futter  zu  gewinnen  BR.     Zu  Firn  4. 

nrnig  =  finnig  (Sp.  839)  AaSI 

Firniess  m. :  Fimiss  Z.  Was  brächt 's  de'  Für- 
niess,  wo  d' Sach  glänzt?  Usteri.  .Einen  ganz  andern 
Sinn  andichten  und  einen  fremden  Fürniess  angiessen.' 
Ulr.    1733.    —    Mhd.  ßrniK,   aus   mlat.  ßmisium. 

firnisiere":  einen  Firnissanstrich  geben,  mit 
solchem  versehen  Bs.   —   Mhd.  fimiaen. 


I 


' 


1021 


Farn— furn.     Fars— fürs 


102f2 


Fornelle    s.   FmncU.  Furiie"    s.  Forcne' 

Sp.  935. 

vo^rne"  kv,  Bs;  Gii  (-0-  V.);  W;  Z  {-ä-  S.,  Stdt), 
«ö«e  Ap;  ZF.,  vöre  Aa;  L;  S:  1.  vurn,  vornhin;  in 
einigen  MAA.  wechselnd  mit  dem  Adv.  vor  (Sp.  928) 
und  wie  dieses  coner.  und  ab.str.  Allg.  V.  weg  und 
hinde  dra",  ein  Spiel,  drei  Mann  hoch  Bs.  Er  iceisst 
V.  nid,  dass  er  hinne'  lebt.  Si'lger.  Hinne"  mid  v. 
Nüd  ha'  (Kü^se"),  gar  Nichts  G;  Z.  ,Wenn  ir  kom- 
mend vornen  in  das  wasser  des  Jordans.'  1587,  JosuA. 
,Vornen  an  den  [Namen  der]  Tugenden'  =  voi-an.  HPest. 
1787.  F.,  zunächst:  auf  der  Hauptseite  des  Hauses 
(abgesehen  von  der  Himmelsgegend),  dann  spec:  auf 
dessen  Südseite  liegend  Ar;  „L";  Z.  V.  use' sV,  nach 
der  Hauptscite  des  Hauses  wohnen  U.  V.  use'  Ugge', 
in  einem  nach  der  Hauptseite  (gegen  Mittag  Ar)  gehen- 
den Zimmer  schlafen;  s.  auch  ror  Sp.  92(j.  Verstärkt 
^  vorderfijst  v.  Auf  die  Zeit  übertr. :  V.  i"  der  Wuehe", 
in  den  ersten  Tagen  derselben  Ar;  Z;  s.  hinden.  — 
2.  draussen,  im  Freien  W;  Syn.  ivrussen  (Sp.  560); 
Ggs.  d(r)mne'.  B's  Veh  v.  Ja",  es  (bes.  bei  Nacht) 
im  Freien  lassen.  Uüt  is  [ist  es]  v.  nit  richtigs,  heisst 
es,  wenn  man  sich  vor  Kälte  und  Wind  in  die  Woh- 
nungen zurück  zieht.  —  3.  (mit  sin)  nach  Wert- 
schätzung voran  stehen,  wohl  angeschrieben  sein 
Ap.    Er  ist-mer  wit  v.;  vgl.  vorder  2. 

Mhd.  voi-ne,  vorn;  ahd. /oraim, /orjio.  Unsere  MAA.  haben, 
um  zu  dem  (igs.  hinden  eine  entsprechende  Form  zu  haben, 
aa  der  Zweisilbigkeit  festgehalten,  daher  auch  (das  syn.)  vor 
weiter  gebildet  zu  vore. 

über-:  im  vordem  Gemach,  nach  der  Vorderseite 
des  Hauses,  nach  der  Hau.stüre  hin  Aa;  B;  ScnSt. ;  S. 
Selbi  Chinder  sl"  alli  i'b' schlösse"  worde"  i  's  Hinder- 
stäbli,  [denn]  es  s'ig  gar  e  frömde  Jl/o."»  übervoi'e". 
BWyss  1863. 

har-:  hervorgesprosst,  geöffnet  (von  Blüten).    ,Es 

E  war  euch  alle  bluost  harforn.'  Väd. 

j       da-  dr-  Ar,    di-  Z,    di-vöne  ZF..    dc-vüre   Aa;   L: 

'\  1.  räumlich,  a)  vorn.  Hü  dev.,  so  göt  's  dehemie 
[hinten]!  ruft  man  dem  Vordermann  scherzend  zu  Ar 
(eig.  von  einem  Fuhrwerk  mit  Drei-  oder  Viergespann 

:  hergenommen).  ,Syne  [des  Pelikans]  füess  sind  g's3'n 
schwarz,  kurz  und  davornen  breit.'  UMey.  1540/73.  — 
b)  draussen.     , Welcher    frid    versait,    so    er    under 

'  ougen  ist,  den  soll  man  zue  der  landlüt  band  nemen; 
welcher  aber  davornen  um  lief  und  nüt  frid  wellte 
g6n  und  man  in  nüt  ergryfen  möcht,  so  soll  man  den 
gehorsamen  schirmen.'  1409,  Arl.  LB.  Mit  st";  1)  „nach 
dem  Nachtessen  noch  ausser  dem  Bett  im  Wohnzimmer 

■sein  L;  Zr."  It  St.";  Nachtwache  halten,  bei  Unfällen 
im  Stalle,  in  Erwartung  von  Jnids  Ankunft  L;  S3-n. 
üf  sin.  2)  von  Pflanzen,  Knospen,  Blüten:  hervor- 
gesprosst,   aufgebrochen    sein    Bs;    ScnSt.;    Z;    vgl. 

;  rorder  1.  De"  Söme",  's  Bluest  ist  d.  ,Die  Bohnen 
sind  all  divornen.'  1792,  ZZoll.  Tageb.  B)  übertr.: 
bereit  sein  (d.  ha",  in  Bereitschaft  halten  Z).  4)  „(refl.) 
sich  hüten,  verwahren  L."    Aus  de' vor  sj"  in  der  selben 

[Bed.;   das  Refl.   wahrsch.   aus   den    syn.  sr''  g'waren, 

iSi**  in  Acht  nen  udgl.  —  2.  zeitlich  =  da-vor  b, 
^p-  933. 

Fiirn  s.  Form. 

Furn,  PI.  Fürn  (Th  Beitr.  1861)  m.:    Weissfisch, 

'  leuciscus  rutilus,  vom  3.  Jahr  an,  Bodensee  nach 
Sicbold.     Vgl.   Form.     ,Zuo    Lindouw    am    Bodensee  I 


nennend  sy  die  schwalen  im  ersten  jar  fornfisch,  im 
anderen  ein  gnitt,  im  dritten  ein  furn.'  Fisfnn.  1563. 
.Etliche  nennend  sy  im  ersten  jar  blieck  oder  rot- 
äuglin,  im  anderen  fürnling.  demnach  furn  od.  scliwaal.' 
ebd.    —    Mhd.   rurni:      ,Furu.'    14(i9,   G  Hdsclir. 

Furnickel  m.:  Plötze,  cyprinus  erythrojibtlial- 
mus,  in  der  Jugend.   Hahtm.  1827. 

Aus  eiucni  dem  ngs.  /ormifticli,  furnetiaiH  entsprechenden 
W.  zsgez.  mit  Anlehnung  an  NUjrjd,  kleines  Ding. 

(was-)fürnig  s. -fürig  Sp.  967.  fernd,  ferng 
s.  fern.        Fernster  s.  Fenster. 

Viernzel  Viemelt  AAFri.,  Vierzel  m.,  f..  n.:  ein 
Hohlmass,  Getreidemass.  , Vierterteil,  viertel,  vierzel: 
quadrans,  modiolus,  quarta  pars.'  Red.  1062;  der 
4.  Teil  eines  Malters?  Vor  der  Einführung  des  neuen 
schwz.  Masses  galt  in  AAFr.  und  Bs  1  Vienzel  bzw. 
Vierzel  =  12  alte  Viertel  od.  '/.  Malter  od.  2  .Säcke' 
(welch  Letztere  It  H.  16  Vierteln  gleich  kommen). 
,Der  Zehntherr  liess  bei  der  Verleihung  den  Zehnt 
aufrufen  nach  Vierzeln  oder  Stucken.  Der  V.  hatte 
zwei  Säcke  oder  Stucke.'  Ztschr.  f.  Schw.  R.  III  a  65. 
An  Gewicht  hielt  es  von  ,Korn'  227  Pfd,  von  Hafer 
■247  Pfd;  ItBs  XIV.  aber  242 '/a  Pfd  Dinkel  und  wurden 
80  Wecken  daraus  gebacken.  .Lauft  sich  die  halbe 
Vierzel:  Mel  4  Seser  [1.  Sester],  Krüsch  [Kleie]  3  Küpflin 
[etc.].'  1712,  Bs  Mand. 

Mhd.  vicrzal,  viernad,  latinisiert  vierdenceUu  [vicrtimcll  It 
vArx  1819),  Viertel,  modius.  .Viernzal  f.'  l:J69,  Eid  der 
Bs  Müller.  ,Viernzel.'  1525,  Absch.  ,Vierzel-acher,  -matt' 
als  Eigenn.  1467,  Obw.  .Vierzel.'  Bs  Briefe  15:38;  Pl.att. 
157'2;   Wurstis.    17G5.    —    S.  auch    Virzcl. 


Pars  (varsi— fürs. 

Vers  fast  allg..  Versah  Xk;  GlK.  (e-),  Vesch  .K\: 
Strophe,  allg.  Syn.  G'sätzU.  ,Wo  er  nit  abstuond 
von  sym  wesen.  Den  vers  wett  ich  im  glatt  vorlesen.' 
Aal  1549.     Vgl.  ,den  Text  lesen'. 

Ferse"  I  Bs;  GrS.,  Val.,  V.;  SThierst;  Z,  Fersch'e" 
Ar  (PL  Feriina  und  -sina)\    GT.;    SchwE.;    ZO.  (»-") 

—  m.  Bs;  Z,  f.  Ap;  GrS.,  Val.,  Fersi  n.  ZS.,  Stdt, 
Ferschi  I  Gl  (Dat.  PI.  Fersch^r);  GSa.,  Fers-:n^  f. 
GrV.  (F^seneJ,  Ferschene  BSi.,  Schw.  (PI.  Fersche); 
Fü.;  GlH.,  K.;  GrD.,  Pr.;  GRh.;  Schw;  Uw,  Fersrl;  f. 
Aa  (-.it-  Aarau);  GfiObS.;  L  (neben  Ferse),  Fersckele 
GStdt;  U;  Zg,  Ferserif.  B;  L;  SBb.,  Niederamt,  Fer- 
sc/jjrwj  GuTschiertsch. :  I.Ferse.  Me"  g'sehd-e"  [ihn] 
lieber  bi  de"  Fersele"  als  bi  de"  Zeche",  lieber  gehen 
als  kommen  L.  ,Die  fersinen  zeigen,  die  flucht  nemen, 
terga  dare.'  Mal.  .Der  wirt  fersnen  wider  ihn  uf  han.' 
1557,  JAltenburger.  ,Die  fersinen  von  Cameltieren.' 
Vogelb.  1557.  ,. anstatt  der  fersinen  an  vöglen.'  ebd. 
,Bis  an  die  verschinen   oder  antritt   des  fuoss.'    Vad. 

—  2.  Persenstück  am  Strumpfe,  allg.  D' Ferschene 
ist  dürhi  [zerrissen]  BSchw.  E  doppleti  Ferschele, 
ein  doppelt  gestricktes  Fersenstück  GStdt.  ,Die  [zer- 
fetzten] Ferscren  vor  den  Schuhen  haben.'  Gotth.  Vgl. 
Für-Fuess,  Holt,  Käppli.  —  Hin  der-:  weit  vor- 
stehende Ferse  Ndw. 

Mhd.  rerncn  f..  Selten  n. ;  a\\A.  fi/rsaim ;  got. /airznn.  Die 
volle  Form  hat  sich  zunächst  im  PI.  (.Fersenen,  Fersinen') 
erhalten,  welcher  gleich  sehr  zu  dem  nrspr.  ,Fersen(c)'  und 
zu  der  (dim.?)  Bildung  , Fersi"'  passt.  per  scheinbar  volle 
Sg.  .Ferseue'  ist  nicht  der  ahd.,  sondern  aus  der  Pluralform 


1023 


Pars— fürs.     Farseh— fiirscll.     Farst— fürst 


Ki'JI 


outlehnt,  da  sonst  das  auslautende  n  der  mhd.  Form  in  der 
MA.  regelrecht  fallen  mussto.  Der  Wechsel  von  -ene  mit 
-de,  -ere  erfolgte  um  so  leichter,  als  alle  3  Ausgänge  der 
Wortibleituug  dienen.  —  «  vergröbert  sich  nach  r  leicht 
zu  «,  vgl.  Hirsch,  Hirse;  nhd.  .herrscheu'  für  mhd.  liimen. 
—  Das  Masc.  kann  man  als  Anlehnung  an  Fucaa,  IU»t,  Zehe 
erklären.   —   S.  noch  Finene. 

fersen  ferschene:  henim.scliweifen;  in  tadelndem 
Sinne  BSi.  Syn.  Ciimtjschuehnen,  —  an-:  die  Fersen 
heben,  Tnrnerspr.;  beim  Schwingen:  mit  der  Ferse 
ansetzen,  angreifen.  ESchXuer  18(51. 

Ferse  II  s.  Fesen.        Fersich  s.  Pfersich. 

(g'-) versiert;    wohl    erfahren,    kundig   UwE.  — 

Lehuw.  aus  lat.   vertiarc  (=  vemalus,   frz.   vei-se). 

Under-Pirsene  f.:  eiserne  Schiene  auf  der  untern 
Fläche  des  Pflughauptes  SThierst.  —  la  Fcr»c,  alsder 
Basis  des  Körpers. 

Forsse  Bs;  Z  selten,  Forsch(e)  Ap;  ScnSt.  —  f.: 
Gewalt,  Stärke;  Talent.  Bas  iseh  sl  bsunderi  F. 
Bkeitenst.   1863.    —    Aus  frz.  /oree.     S.   noch  pirßirw. 

forssen:   Kraft  anwenden  ßs. 

Vörseli  n.:  Geiferlatz  der  Kinder  AaZ.  Syn.  Blues- 
Ucli  (Sp.  185);  Gäufer-Mänteli. 

Als  W.  der  Kdspr.  wohl  nach  Analogie  des  der  seihen 
Spr.  angehürigen  W.  Xusell  aus  vor  (vgl.  Vor-Hänyd)  gebildet. 


FarSCh — fursch.     S.  auch  die  vorhergehende  Gruppe. 

Färsche»  s.  Fäsche^. 

Fcrschi  s.  Pßrsicli. 

forsch :  entschieden,  kräftig,  stramm  Bs;  B.  Do 
lauft  neben-'vi  [dem]  Landwerma""  ganz  f.  und  tapfer 
si  Frau.  Bkeitenst.  1861.  ,Er  .stellte  sich  vor  den 
Spiegel,  drehte  den  Schnauz,  warf  sich  forsche  Blicke 
zu.'  GoTTH.  ,Er  war  gewohnt,  auch  wenn  er  schlot- 
terte, sich  f.  zu  machen.'  ebd. 

Nach  dem  frz.  forre,  iu  KAA.  wie:  itre  de  furee  a  (mit 
Inf.),  im  Stunde  sein  zu;  faire  foree  de  rnmes,  mit  aller  Macht 
rudern;  furee  gern,  gewaltig  viel   Leute. 

forschen:  mit  Acc.  P.  1.  fragen.  ,Üie  in  forsche- 
tend,  wie  sy  sich  halten  .sölltind.'  Zwingli.  —  2.  auf- 
suchen, aufspüren.  , Allda  ward  er  gefangen,  im  zuo 
guot,  damit  er  nit  von  den  regenten  geforschet  und 
von  nieniat  wyter  ersuocht  wurd.'  Kessl.  —  er-:  for- 
dern. ,Habe  man  die  Gegner  vor  Recht  erforschet.' 
1535,  AuscH. 

försch(c)leu:  auf  feine  Art  zu  erfahren  suchen. 
—  ÜS-:  (mit  Acc.  P.)  Jmdm,  ohne  dass  er  es  merkt. 
ein  Geheimniss  entlocken  Uw ;  Z. 

fürschi,  firschi(g)  s.  für-sich. 


Farst— fürst. 


First  (Fürst  AAEhr.;  BU.;  Sun;  ZWl.)  lu.  Ar;  Gi.; 
GRNuf.;  GT.;  W,  auch  Sch  u.  ZWl.  in  Chollfürst, 
Name  eines  Berges,  sonst  f.:  1.  Dachgiebel,  First, 
allg. ;  bes.  der  altern,  mit  Stroh  oder  Schindeln  ge- 
deckten Häuser  mit  mehreren  Wohnungen  AAEhr, 
,De  culmine  summo,  ab  dem  obristen  first  aben.' 
CoLLiN.  ,Dcr  First,  Gipfel,  columen,  fastigium.'  Eed. 
1662.  ,Culmen,  Gipfel,  First  [,Fürst.-  1716]  eines 
Hauses.'  Denzl.  1677.    Lt  Dorfrechten  bestimmte  man 


auf  der  First  stehend  durch  einen  Sichelwurf  den 
Weidebezirk  der  Hühner.  .Wollte  einer  das  [gepfän- 
dete] vich  nit  lösen  und  die  gnossen  entschadgen,  so 
soll  man  wasser  uf  das  Übertür  stellen  und  höw  uf 
die  f.  legen  und  lassen  essen  unz  uf  die  hüt.'  Offn. 
Adligenschw.  Aberglaube  betr.  Mordbrenner:  Wenn 
der  Ferst  fallt,  fallt  d'  Sei  Ar.  Übertr.  auf  den  Grat 
von  Bergen;  scharfer,  felsiger  Gebirgskanun.  „allg."; 
bes.  in  Flurn.  —  2.  (nur  als  ni.)  Giebelbalken,  Dach- 
träger  Ap;  GkNuL ;  GT.;  W.  ,Wer  ein  nüwhüs  machen 
will,  dem  süllent  die  herren  gäben  4  seilen  [Sehwellen] 
und  einen  first.'  1413,  Gfro.  ,Wa  first  und  soll  geleit 
wird,  da  man  zimmret  in  unser  ürte.'  1433,  ebd.  Syn. 
First-Baum.  —  3.  jedes  selbständige  Gebäude  selbst, 
bes.  bei  Zählungen,  allg.  ,84  fürst  wurden  verbrennt.' 
Vad.  ,Indem  durch  ein  Brunst  5  Firsten  oder  Häuser 
eingeäscheret  worden.'  Müll.  1665.  ,Nebst  der  Kirche 
lagen  25  Fürsten  in  der  Asche.'    JRWvss  1817. 

Mhd.  rirat  m. ;  dieses  Genus  auch  in  der  Offn.  ZFäll.  u.  o. 
Das  Masc.  blieb  im  Bergnanien  und  in  Bed.  2  erhalten  aus 
Anlehnung  an  Berg  und  an  Baum.  —  Bed.  1  u.  3  vereinigen 
sich  in  folgendem  Beleg:  ,Der  Landvogt  erhält  den  Auftrag, 
die  durch  den  Brand  Geschädigten  mit  2ü  Pfd  auf  jede  First 
zu  unterstutzen;  wohnen  mehrere  Haushaltungen  unter  einer 
First  [einem  Dache],  so  wird  ihm  Handöftnuug  zu  einer 
grössern  Steuer  gegeben.'    1721,  Absch. 

Vogel-:  F.,  über  welche  eine  sog.  Vogel-Latte 
(s.  d.)  statt  eines  First-Baumes  läuft;  diese  primitive 
Konstruktion  meist  nur  noch  auf  Scheunen  u.  Ställen 
GnPr.  —  Cher-:  F.  zweier,  in  einem  Cher  [Winkel] 
an  einander  gebauten  Dächer,  so  dass  die  gebrochene 
Firstlinie  die  Schenkel  des  Winkels  bildet  Z.  Vgl.  Ger. 

Chur-:  die  an  der  Grenze  des  churischen  Ehätien 
[des  Bistums  Chur]  zw.  Wallensee  und  Toggenburg 
neben  einander  stehenden  Berge.  —  Lauge  auf  die  ,7  Kur- 
fürsten' gedeutet. 

Chrüz-:  in  Kreuzform  gebaute  First  Ar;  Z.  — ■ 
Zue-:  Balken,  parallel  mit  dem  Firstbalken,  auf  den 
Seitenflächen  des  Daches  angebracht  und  die  Dach- 
sparren verbindend  Bü. 

firsten:  beim  Bauen  das  Gerippe  des  Daehgiebels 
aufrichten  Ar.  S.  Firstfer)-Wm.  —  ge-firstet:  mit 
abgeschrägten  Giebelseiten,  aber  doch  scharfkantig 
sich  treffenden  Längsseiten  konstruiert  LE.  Vgl.  zwei- 
schiltig. 

„firstig:  in  eine  vorstehende  Längskante  zu- 
sammenlaufend, eine  First  bildend;  schmal-,  hreit- 
ßrstig,  schmal-  oder  breitrandig,  selbst  von  der  Nase 
gesagt  Z." 

Forst  I  m.  (f):  Wald,  bes.  Bannwald,  Fronwald; 
nur  erhalten  in  Flurn.  B;  Z;  in  Z  1796  ein  Haus 
zum  , Tanzforst'  (=  , Tannsforst'  1859).  ,Er  hab  das 
hüs  gebuwen  us  dem  f.  oder  wannen  es  im  kommen 
ist.'  XV.,  Z.  ,lch  will  auf  sein  höhe  und  in  die 
först  [, Wälder.'  1683]  seiner  bauwfeldern.'  1531,  Jes. 
,Z'  forst  fahren.'  B  G.-Satz.  1615.  ,Die  Schitt'  zu  sanim- 
len  und  sogleich  bis  an  die  Forst  zu  bringen.'  Hekm. 
1755;  so  heisst  nämlich  (noch  heute)  eine  Flur  bei 
Solothurn,  deren  vormalige  Natur  sich  auch  noch  in 
dem  entsprechenden  , Eichtor'  der  Stadt  verrät  (BWyss). 

Mhd.  »,<««,  vurst  m.,  f.;  vgl.  Gr.  Wtb.  4,  1  a  3.  Dw^ 
Hausname  erinnert  an  die  Zeit  der  Mandate,  wo  die  Lust-i] 
barkeit  sich  in  den  Wald  flüchtete.  In  der  Stelle  aus  im 
Schw  Kq.  S.  47:  ,Von  dem  hof  ze  Arnnn  Ja  soll  ouch  ein 
probst  syn  vorst  hau',  scheint  das  Wort  ,Waldantoii'  za  be- 
deuten; vgl.  iudess  auch  Fogi.  <•> 


4 


1025 


Farst -fürst.    Fivrf     fürt 


1026 


Forster,  Föstcr  AaK.;  BLanprn.;  TnTägcrw.;  Z 
(Stutz;  Usteri;  Z  Kai.  1811;  Ott'n.  Korbas;  1732,  Hotz, 
Urk.)  —  ni.:  Förster.  Waldhüter;  gruiidherrlicher  Be- 
amter zur  Beantsichtiffuncr  der  Fron-  und  Bannwälder, 
an  dessen  Walil  die  Hofgenossen  sclion  frühe  einen 
gewissen  Auteil  hatten;  Tgl.  Offn.  Höngg.  Auch  zu 
andern  Zwecken  gebraucht,  z.  B.:  ,So  der  meyger 
pfenden  will,  so  soll  der  kcller  und  der  f.  mit  im  gön 
und  so  im  helfen  pfenden.'  1800,  Tu.  S.  Wasser-F. 
Syn.  Banmrnrt.    ,Myn  frow  [die  Äbtissin]  git  jerlich 

'  einem  ieklichen  f.  ze  Ion  einen  grawen  rock  [usw.].' 
XV.,  Z.  Scherzweise  wurden  nach  der  Laupenschlacht 
die  Flüchtlinge,  die  sich  bei  Beginn  der  Schlacht  im 

'    Wald  geborgen,  ,F.'  genannt.    Als  Familienn.  B;  G;  Z. 
Feld-:  Feldhüter,  mit  der  Aufsicht  über  die  Feld- 
früchte ZWthur.     Syn.  Gaumer. 

Holz-:  Förster  Z  Zoll.  .Damit  die  Hölzer  be- 
schirmpt,  so  soll  us  der  Gmeind  ein  H.  genommen 
werden,  welcher  alle  Tag  in  alle  der  Gmeind  Hölzer 
gän  und  zuc  denselben  luegen  soll.'  1596,  Z.  .Von 
dem  Holzvoster.'  1691,  Dorfordn.  AAKotenschwyl. 
Fürchnt  de'  H.  nid?  fragt  man,  indem  man  einem 
Andern  mit  der  Hand  nahe  vor  den  Augen  auf  und 
ab  Shrt  (um  zu  sehen,  ob  er  mit  denselben  furchtsam 
zwinkert)  ZW.  —  Der  Beamte  im  letztern  Fall  als  Schreck- 
gespenst für  Beeren  oder  Holz  Suchende. 

Eevier-,  umlerirdische  R.:  scherzh.  für  den  von 

.    der  Gemeinde  bestellten  Maulwurfsfänger  ZSth. 

Wasser-:  Aufseher  über  die  Brunnenleitung  Z 
Mönch.  Syn.  Dorfmeier;  Brunnenmeister.  Wasser- 
aufscher,  welcher  die  Verteilung  des  zur  Bewässerung 
dienenden  Bachwassers  auf  die  Wiesen  der  Berech- 
tigten anordnet.  1755,  ZGrün. 

,Forsf  kann  nicht  nur  einen  g;ebannten  Wald,  sondern 
Alles,  was  dem  herrschaftlichen  Bann  unterliegt,  also  auch 
das  , Wasser'  in  sich  begreifen;  dem  entsprechend  erweitert 
sich  auch  der  Begriff  , Forster'.  Übrigens  kann  sich  der 
Begriff  des  letztern  W.  (viell.  von  dem  Comp.  Hdz-F.  aus) 
anch  verallgemeinert  haben  zu  demjenigen  von  Aufseher  übh. 

'        umme°-fo(r)steren:    (im    Bett)    sich    schlaflos 

\   wälzen  Z.   —   Wie  der  streifende  Fürster  keine  Ruhe  haben. 

z'sämme"-,    z'weg-:     ohne    richtige   Kenntniss, 

unter  Schwierigkeiten  eine  Arbeit  tun  ZW.    En  Rock 

selber  z.,  en  ohere  Stock  z.  [auf  die  übrigen  Stockwerke 

'  setzen].     Syn.  z'sämmen-schi/estere^i.  —  Von  dem  müh- 

'  Samen  Schweifen  des  Försters  herzuleiten. 

Porst  n   Föst  GA.    m.:    1.  gesetzliche    Befugniss 
eines   Grundbesitzers,    fremdes  Vieh,    welches   wider- 
rechtlicher Weise  sein  Eigentum  betritt,   in  Gewahr- 
.sam  zu  nehmen   (in   den   gesetzlichen  Pfandstall   als 
Pfand  zu  stellen  GA.)  und  so  lange  zurückzubehalten. 
bis  er  vom  Eigentümer  Ersatz  erhält;  Aufenthaltung 
des  Viehs   im  Bann.stall,    Bannzeit  Gl;  GA.     Vieh  o" 
'  [an]  Föst  tue",  Syn.  fösten.    .Wer  das  Vieh  gewaltsam 
I  aus  dem  F.  nimmt   oder   aber   den  Forstlohn    zu  be- 
ll zahlen  sieh  weigert,  soll  bestraft  werden.'  1835,  GlLB. 
,Der  [durch  fremdes  weidendes  Vieh]  Beschädigte  soll 
[  die  Anzahl  Vieh   und   die   Tage,    da   geetzt   worden, 
durch    Forst   oder   Zeugen   beweisen.'    ebd.  —  2.  die 
'  Busse  selbst.  ,Vom  Viehforst.  Den  F.  in  den  Tagwen- 
:  nnd  Kirchenwäldern  zu  bestimmen,  ist  den  Gemeinden 
überlassen.     In   allen    übrigen  Teilen    unscrs  Landes 
ist  der  F.  auf  jedes  Stück  und  jeden  Tag  bestimmt.' 
1^35,  GlLB.  —  Vgl.  den  selben  BcsTriffsübf-rgang  in  Biming. 
Schweiz.  Idiotikon.  I.  7. 


forsten  föste:  verlaufenes,  namentlich  auf  un- 
erlaubtem Gebiete  betroffenes  Vieh  im  Pfandstall  ver- 
wahren, von  wo  der  Eigentümer  es  mit  einer  Busse 
zu  lösen  hat  Gl.  ,Wenn  ein  Schaf  auf  dem  Wildheuet 
in  fremdem  Gebiet  ertappt  wird,  so  wird  es  gepfändet 
(geforstet),  dann  gelöset.'  Gl  1860.  ,Und  sont  die 
vorgenempten  hofjünger  in  demselben  uspriet  f.  und 
mügent  da  nemen,  was  vichs  si  da  findent.  ieklich 
houpt  für  3  ß,  und  mügent  dasselb  vich  gen  Wangen 
in  den  hof  tryben.  es  syg  denn,  dass  es  ieman  von  in 
lösi.'  Sciiw  Rq. 

Die  PfSndung  des  entlaufenen  Vichs  wurde  dem  Förster 
übertragen  (Tgl.  Offn.  Benken  1:322:  ,Und  soll  einer  äbtissin 
vorster  und  laider  alles  das  vich,  das  nit  gnossami  hat,  nach 
mittcm  meyen  in  die  höf  tryben'),  weil  die  Waldung  wie  die 
Weide  auch  zum  Gemeinland  gehörte,  ja  selbst  dem  A'iehtriob 
geöffnet  war;  so  ist  Forst  II  ohne  Zweifel  mit  /  identisch. 
Da  eine  Auslösung  des  gepfändeten  Viehs  sofort  nach  der 
dem  Eigentümer  gemachten  Anzeige  zu  geschehen  hatte,  an- 
sonst  der  Pfänder  von  der  Verantwortlichkeit  frei  wnrde, 
auch  wenn  er  dem  Vieh  gar  Nichts  zu  fressen  gab  (vgl. 
,fuoren  uf  die  hüt'),  so  scheint  nicht  an  Zshang  mit  engl. 
to  fontcr,  nlhren  (zu  ahd.  fodjan,  nhd.  .füttern'),  gedacht 
worden  zu  können,  wenn  auch  der  Pfinder  verpflichtet  ist, 
so  lange,  bis  er  Mitteilung  gemacht  hatte.  ,das  Vieh  an  das 
Futter'  zu  nehmen,  od.  es  so  lange  im  Bannstall  besorgt  wird. 

Forst  III  f. :  Eingang  an  einem  Zaun,  einer  Hecke 
Zg.  Syn.  B'legi;  Furt.  —  Möglicherweise  Zwitterbildung 
aus  .Pfosten'  nnd  ,Pforte'  od.  =  Font  I  i.  S.  v.  Banngrenze. 

Fürst  I  s.  FHrst. 

Fürst  n  m.:  wie  nhd.  Si'''  vertue'  wie-n-en  F., 
sich  breit  hin  setzen,  stellen  Zu.  Ir  törfed  die  War 
Ilerren  und  F-e"  zeige':  si  ist  nüd  g'stole'.  ebd.  — 
,Ein-:  Alleinherr,  ein  eniger  herr,  der  über  ein  volk 
herrschet  und  gewalt  hat,  ein  landsherr  für  sich  selbs 
allein,  monarcha.'  Mal.  —  Gross-.  ,Der  G.  Michael' 
für:  ,Der  Erzengel  M.-  1707,  Dan. 

Chor-:    Kurfürst.    Bei  Bossh.-Goldschm.  öfters. 

Das  Kurfürstonkolleginm  als  ein  ,Chor  von  Fürsten",  die 
den  Kaiser  umgeben,  verstanden. 

Landes-:  Landesherr,  Eegcnt,  im  spött.  S.  ,Was 
werden  solche  Nachtbuben  vor  Landesfürsten  abgeben? 
Hungerleider,  Lumpen  [usw.].'  1790,  Nacutl. 

fürsten:  1.  mit  fürstlichem  oder  herrschaftlichem 
Wappenschild  versehen  (z.B.  von  Landmarchen).  ,Habe 
ihme  einen  grossen  klotzten  Stein  [Marchstein  mit 
Wappen  und  Schilt]  gezeiget,  so  gefürstet  gsein.'  1761, 
Z  Arch.  —  2.  (scherzw.)  unter  den  Pantotfel  bringen. 
Fr  ist  g'fürstet;  wird  iez  g'hörig  g'fürstet  Uw. 

fürst  =  für  A  7  (Sp.  957),  C'onjunction  Gr;  G. 
F.  es  so  ist,  da  [eig.  seitdem]  -es  nun  einmal  so  ist. 
.So  vermeinend  sy,  f.  dass  sy  allen  kosten  miessend 
halben  tragen,  dass  man  den  hotten,  so  man  uf  den 
tagen  geschickt,  den  soll  man  ouch  abraten  halb  und 
halb.'  1.536,  Gr.  —   Mhd.  viirsi,  seitdem. 

Fürste,  Fürstet  s.  Für-Statt. 


Fart(vart)      fürt.      S.  auch   die  Gruppe  Fuid  usw. 

Part  f.  (PI.  .Fert(e)'  ä.Lit.):  1.  Fahrt  mit  Schiff 
oder  Wagen.  ,Hand  sich  die  feren  crbotten,  sy  wöllind 
ain  jar  lang  von  jeder  fart  zwen  guldin  geben,  bringt 
ain  jar  20  fert.'  1517.  Scn  Ratsprot.  —  2.  (n.)  Fähre. 
.Ein  Weidling  oder  Fart  zahlt  8  Batzen  Zoll  auf  dem 


1027 


Fart.  fert.  firt.  fort,  fürt 


111-2? 


Rhein.'  1671,  Absch.  ,Das  Fahrt'  neben  ,die  Rhein- 
fahrt.' 1754,  Z  Nachrichten.  -  3.  Ladung  eines 
Fuhrwerks  (so  viel  man  auf  ein  Mal  .fahren'  kann), 
bes.  Holz;  Fuder.  Dim.  FärtH,  z.B.  Dünger  Tu. 
.Wenn  er  die  lotsten  fart  darüss  füeret.'  1420,  Offn. 
ZDietl.  ,Der  soll  einem  caplan  ein  f.  holz  schuldig 
syn  ze  bringen.'  1482,  Stiftungsurk.  Z  OGl.  ,23  fert 
buw.'  152.5,  Absch.  —  4.  Fährte,  Spur  des  Wildes. 
,Kam  der  hund  uf  die  f.'  G  Hdschr.  ,Odori  canes, 
guote  leithünd,  die  dem  geschniack  nach  bald  auf  das 
gewild  kommend,  die  guot  auf  der  faart  oder  gespor 
sind.'  Fris.  —  5.  Zug,  Reise;  bes.  Bittfahrt.  Wall- 
fahrt. ,Näfelser  F.':  die  jährliche  Feier  der  Schlacht 
bei  Näfels,  bestehend  in  einem  Zug  des  ganzen  Volkes 
auf  das  Schlachtfeld  mit  Festrede,  Gottesdienst  und 
Gesang  daselbst  Gl;  s.  Simmler  1722.  574;  BBeckf.r 
1876,  131/172.  RA.:  er  gnt,  ue  nenn  er  a  d'  F.  rjieng, 
d.  h.  ganz  con  amore  GlH.  ,Hand  gross  fert  ver- 
heissen  [gelobt].'  Gengenb.  Bettl.  .Gelübt  und  fert  ze 
verwandlen'  liegt  in  der  Befugniss  des  päpstlichen 
Legaten.  1517,  Absch.  .Vota  reddere,  sein  gelübd  voll- 
bringen und  leisten,  sein  f.  ausrichten.  Itinera  lon- 
ginqua,  grosse  reisen,  lange  färt.'  Fris.  ,Ein  Kapellin 
steht  noch  da,  dahin  die  von  Tolschberg  järlich  in 
der  Charwochen  Ferte  tun.-  Wurstis.  1765.  ,Die  letzte 
(jüngste)  F.',  der  Hinschied,  Tod;  vgl.  Hin-F.  ,lter 
supremum  carpere,  die  letst  reis  oder  f.  tuon,  sterben.' 
Fris.  ;  Mal.  Beteuerungsformel :  ,Ich  reden  's  uf  niyn 
längste  f.',  so  wahr  ich  selig  zu  sterben  hoffe.  NMan. 
,Das  sag  ich  uf  m.  j.  F.'  1793,  Museim.  —  6.  Be- 
wegung übh.  Uf  der  F.  sin:  a)  in  beständiger 
Bewegung,  unstät;  von  Personen  (nie  zu  Hause;  Syn. 
Füeri)  und  Sachen,  von  Letztern  bes.:  ausgeliehen 
sein,  b)  im  Begriff  Etw.  zu  tun.  .Instant  a  me  tibi 
bona,  ich  bin  auf  dem  tritt'  oder  auf  der  f.,  dir  guuts 
ze  tnon.'  Fris.  —  7.  Mal  PP.  Vgl.  die  syn.  Gany, 
Ker,  Biing;  auch  Fert  und  Füeri,  Fürli  (Furre  1, 
Sp.  936  unten).  Die  J".  Aa;  Gr.  De"F.Z^.  „In 
oder  zue  diaer  F.,  dieses  Mal  BO.;  LG."  Noch  a  F. 
Gr  Obs.  Wir  sl"  nw  a  F.  [ein  Mal]  g'gangn"  W ; 
vgl.  ein  fart.  ,Will  man  doch  mich  nit  fachen?'  Antw.: 
,Die  f.  nit.'  1533,  Hof  Kriess.  ,0b  sy  [Ziegen]  schaden 
tätind,  da  soll  man  sy  leiden  [anzeigen]  zuo  jetlicher 
f.  umb  3  seh.'  1536,  Schw  Rq.  ,Und  diser  wolf  uf 
diss  f.  dadannen  Tiünt  ryssen  mocht.'  Vad.  ,Per  vices, 
jeder  sein  f.  Vicissim,  f.  umb  f.'  Fris.  .Uf  der  f.'. 
bei  jener  Gelegenheit,  damals.  1601,  Lied  v.  Laupen. 
Daher  all  F.,  allfart:  immer.  ,Du  sollt  dem  slunde 
dyn  Alle  f.  nit  gefolgig  syn.'  Schaihzab.  .Dass  du 
stube  ze  dem  sneggen  alvart  soll  beschlossen  syn.' 
1345,  Lauf.,  Beitr.  ,So  sollen  wir  werer  [Bürgen] 
syn,  so  dick  [oft]  des  der  Toni  und  Andres  notdürftig 
sind,  allfard  in  unserem  eignen  schaden  [Kosten].' 
1547,  Arch.  Jen.  ,Und  wellend  wir  den  vorgenannten 
köfern  dis  kofs  getrüw  weren  [Bürgen]  syn  vor  allen 
gerichten,  wo  sy  des  iemer  bedürfend  und  alle  fart 
one  der  kofer  schaden  [Kosten].'  1555,  Senn,  Kirch. 
—  ein  F.,  einfart,  mit  verschiedenen  Nebenif.  und 
Bedd.  1)  ein  Mal  oder  das  eine  Mal  von  zweien, 
correl.  mit  anderf.  (s.  d.).  ,Eifnrt  ist  er  früntli''', 
ander  fart  wider  ii'frimtli'''  BO.;  LG."  Ffert  all  Jar. 
jedes  Jahr  GßPr.,  äfert  ZStdt  f.  ,Den  Ryn  alle  Jar 
ein  f.  zu  beschowen  von  unden  unz  ebnen.'  Eid  der 
G  Rheinwuhrbehorde.  ,Die  so  wittwen  und  weislinen 
vögt  sind,  sollend  alle  jar  ein  f.  rechnig  geben.'  1550. 


Gl.  .Ein  f.  oder  ein  mal.'  Fris.  Füi'  einmal,  einst- 
weilen: ,0b  sy  glych  das  holz  einfart  zuo  den  huob- 
hüseren  füerend,  aber  dann  by  nacht  heimlich  das 
selbig   überus   hin   verschleikend.'    1573.   Hotz,   Urk. 

—  2)  irgend  einmaL  .Er  hat  mir  eifart  gesagt.' 
Ebel.  Wenn  's  eifort  vic  [wieder  einmal]  zum  Chriege 
chtinnt.  Ineichen  1859.  Afrt  GRChur.  ,Du  [Schweizer- 
kuh] hast  ain  f.  dynen  schwänz  gereckt  hinan  den 
Zürichse.'  1444,  Lied  der  Zürcher.  .Wir  müessend  s' 
ein  f.  an  d'  grind  schlau.'  1468,  Tobl.,  Volksl.  ,In 
gelüste  nüt  bas,  dann  dass  er  einfart  die  götzen  über 
den  altar  abbin  gehygte  [würfe]',  sagt  ein  Bilder- 
stürmer. 1523,  Egli,  Act.  ,Man  werde  bei  dem  einfart 
gegebenen  Worte  bleiben.'  1528,  Strickl.  ,Wir  warend 
a  vart  in  eim  land,  do  dis  wesen  anfieng.'  1529,  Strickl., 
neben  .was  ein  f.  gegeben  syge,  das  soll  gegeben  syn'. 
.Ammann  Rychmuot  ist  ein  fart  alleinig  zuo  dem  von 
Müss  gefareu.'  1531.  Absch.  .Als  er  ein  f.  zuo  holz 
wollt  gön.'  RuEF  1538.  .Das  hatt  Gott  wollen  der 
Welt  einfart  zemal  in  diesem  Buch  fürstellen.'  Bib. 
1560.  .Hoff  ich,  ir  werdend  etwa  ein  f.  zuo  mir  kom- 
men.' AgTschudi.  .Aliquando  tandem,  doch  ein  fart, 
etwann,  underweilen.'  Fris.  —  3)  nun  einmal.  „Es 
ist  eifart  so  VOrte;  Z."  Es  ist  efort  esö  (e  Wäret, 
Wahrheit),  es  lässt  sich  dagegen  Nichts  sagen  ZStdtf. 
Afart.  Ebel;  afurt,  afort,  halt  Z  f.  ,Wie  soll  ich 
doch  d' Sach  gryfen  an?  Hei™  darf  ich  eifart  nimraen 
me.'  Com.  Beati.  Endlich  einmal:  .Gotts  Wunden! 
unser  herren  sind  nüt!  Ein  landschaft  muoss  ein  f. 
die  sach  in  d'  band  nemen.'  1-532,  Strickl.  .Ir  klagend 
wol  und  hör  doch  nüt  Von  üch,  das  üwer  keiner  üt 
Hie  red  vom  weg,  durch  den  man  gieng.  Und  gharz 
[beherzt]  die  sach  einfart  anfieng.'  HBull.  1533.  ,Dass 
sy  deren  alten  schulden  ein  f.  ledig  werden  möchtind.' 
1557,  Hotz,  L'rk.  .Nunc  jam.  nun  wolan,  nun  ein  f.' 
Fris.  Überspielend  in  die  Bed.  .gleichwohl,  nun  doch'. 
,Wie  wol  der  kost  gross  will  werden,  so  werden  wir 
ein  f.  den  kosten  druf  niuesen  gän  län.'  M.  XVI.,  Z. 
,üie  lüt  bildend  inen  ein  ding  yn,  das  weder  gstoben 
noch  gflogen :  noch  so  muoss  es  ein  f.  syn  und  lassend 
sich  nit  darvon  bringen.'  LLav.  1569.  ,Er  müessted's 
eifart  lyde°.'  Mauleni  1712.  —  4)  bald  einmal.  „Efnrt 
BO."  31ir  wend-is  [wir  wollen  uns]  eifart  dra'  ivage" 
UwE.f     Offert,    endlich    einmal    Gl.     Vgl.  offert-hin. 

—  5)  einmal  :=  wenigstens.  „Aff'art  so  hin  ich  nit 
UUrs."  .Göttliche  Ehr  einfart  nit  tüegest  an  den 
Heil'gen.'  Geistl.  Lied  v.  1619.  ,Wartit  eifart,  bis  ich 
mit  der  Antwort  wider  kumme.'  Taluochz.  1781.  — 
6)  immerfort.    Äfj't  ZWthur,  «/\rt  BsLd  (Spreng). 

—  7)  sich  berührend  und  vermengt  mit  einfach,  ein- 
falt.  .Dieweil  wir  nichts  anders  begehren  dann  ein- 
fahrt bei  unseren  freiheiten  zu  bleiben.'  1598.  ApA. 
an  Z;  dazu  vgl.:  .Sie  begehren  einfalt  bei  ihren  frei- 
heiten zu  bleiben.'  1599,  Ap  Landeswirren.  Eifart  de 
scigist  i  Diickis  [ins  Grab],  wie  dy"  Ma'".  Mamleni 
1712.  —  ander  F.,  anderfart,  t.  correl.  mit  cin-f-, 
t.  alleinstehend  =  ferner,  weiterhin,  wiederum  BHk.; 
W.  „Er  hed-mu  [ihm]  es  Glas  Wi"  und  der  [sk]  ander- 
fart no'''  e  grosse  Bitz  Brod  g'ge"  BO. "  In  der  ä.  Spr. 
meist:  zum  zweiten  Mal.  ,Iteni  und  der  ansprechig 
kündet  im  ander  fart  ein  twing  und  er  kumpt  aber 
nit.'  1519/44,  Scaw  LB.  ,Darnach  ward  der  künig 
gefüert  in  ein  kamraer,  das  er  sich  zuorust  und  sich 
a.  anleit  mit  kleidern.'  Ziely  1521.  ,Wenn  sich  die 
[verwittwete]  inuetter  a.  verehelichen  wollte.'  1541,  Bi 


I 


1029 


Farf,  t'crt.  Hrt.  fort,  fvirt 


1030 


.Sollen  deswegen  etwann  längere  Personen  die  Kiiblin 
[voll  Trauben]  in  die  Brenten  schütten,  damit  man 
nachwärts  nicht  a.  aufzulesen  habe.'  Rhagor.  KiHfl. 
Dafür  bei  Mal.  und  bei  Ruef  ,ein  ander  f.' 

Mhd.  vart.  Fahrt,  Zug,  Reise,  Lauf,  Weg;  Fahrte:  Ladung: 
an,  uj  der  v.,   bei  dieser   Gelegenheit;   «/  düe   c,   dies  Mal; 
ein  f.,  ein  Mal;   nlk  ».,  immer;    auch  correl.  mit  mal,  imd 
mit   abgeschwächtem  Voc.    wie    unser    af^rt:    ein    ixrl    amai 
[Änidj,    ruo  dem  andern  liiiu   (in  eiuem  Weist.).      Dem   mhd. 
Plur.  rertc    entspricht   noch  das  ,rert'  unserer  ä.  Lit.     Ab- 
weichung vom  weibl.  Geschlecht  findet  sich  nur  bei  Bed.  2, 
wo  offenbar    das  Geschlecht   des   gloichbed.   Far    (Sp.   8SG) 
eingewirkt    hat,    und    einmal  bei  da'  F.,    diesmal  (syn.   di" 
/'oilt"),    und  anderfiirl    (wenn  dort  nicht  statt  der  zu  lesen 
ist  </«■■.  dann).     Übrigens  wäre  das  Masc.  nicht  allzu  auffallend, 
da   in    der   Formel  ein  Furt   das    unflektierte    ein    mit   ein'n 
|ciuen|  gleichlautet;  auch  könnten  die  syn.  Masc.  Gmuj,  Ker 
usw.  eingewirkt  habeu.     Dass  neben  ei'fart  in  Bed.   3   syn. 
ei'Jult  vorkommt,  wird  zugleich  auf  der  Lautähnlichkeit  be- 
ruhen; oder  -fall  könnte  sogar  nur  untergeschoben  sein,  um 
das  nicht  mehr  verstandene  -fart  zu  deuten.    Übrigens  vgl. 
Sp.  818  unten.    Kine  ähnliche  Umdeutung  und  Unterschiebung 
ist  ein  gleichbedeutend  mit  ander/url  vorkommendes  andenrerl 
,    und  anderwärtig;    Letzteres  ähnlich    dem  nhd.   ,auderweitig' 
.    aus  ,ander  Weid-ig',  denn  auch  weide  i.  S.  v.   Tagreise  (mit 
abendlicher  Weiderast)  war  eines  der  concreten  WW.,  welche 
die  ä.  Spr.  statt   des    abstr.  ,Mal'    gebrauchte.   —   Die  Ver- 
bindung tin/art  (welche  wie  andcr/art   nicht  als  Zss.  zu   be- 
trachten ist,  sondern  auf  ganz  gleicher  Linie  steht  wie  die 
Verbindungen    mit   dem  Fron,  demonstr.)   hat   verschiedene 
Bodd.  angenommen,  je  nachdem  ein  als  Zahlwort  genommen 
wurde  (bei   1   und  6)  oder  als  unbest.  Fron,  (bei  2  —  5),  wo 
dann  fortschreitende  Abstraktion  noch  weitere  Verschiedenheit 
erzeugte.     6  ist  wohl  zu  erklären :  in  einem  Zuge,  an  Einem 
fort  (vgl.  das  syn.  eister  und  ade  Sp.  85,  welches  aber  auch 
.ehmals',  einmal,  bed.);    dagegen    ist   das  bei   2  und  3  vor- 
kommende fnrt    nur   eine   lautliche  Färbung    von  Fart;    die 
noch    stärkere  Abschwächung   -/frt    entstand    in    Folge    der 
starkem  Betonung  des  ersten  Teils,   ähnlich  wie  ammcl  aus 
1   ,ein  Mal'  neben  e  Mal.     Übh.  gruppieren  sich  die  Nebenff. 
i   in  2  Reihen,    je   nachdem    der  Auffassung   des  .ein'    in  der 
!  Grundf.  ei'/art  entsprechend  der  erste  oder  der  zweite  Teil 
;!  den  Hauptton  hatte,    a-  in  der  ersten  Silbe,  wenn  sie  betont 
1  ist,   konnte  nicht  direkt  aus  ei"  entstehen,   sondern  scheint 
;  eine  Lautverstärkung   von   ä,  e,    um    den   zurückgeworfenen 
!    Accent  zu   tragen ;    viell.  hat  auch  das  z.  T.  syn.  afig,    ufeil 
,   (s.  an-fahenu  Sp.   "18)    darauf  eingewirkt.     Dieses  a  konnte 
wieder  in  o  verdunkelt  werden,   ff,  wenn  wirklich  gesprochen, 
kann  aus  Assimilation  von  n  -\-f  erklärt  werden.    Verschieden 
von  dem  so  entstindenen  offert  ist  das  in  offerlhin,   wahrsch. 
aus  nu-fort-hin    (s.  -hin).     Doch  kann  die    hier  besprochene 
Form  auf  jene  eingewirkt  oder  sich  mit  ihr  gemischt  haben, 
denn  auch  die  Bedd.   .nun  einmal'    und  ,nun  forthin'  lassen 
sich  mit  einander  vermitteln;    lässt  es  sich  ja  auch  fragen, 
(  ob  nicht  aßrt  in  Bed.   6  vielmehr  mit  ,fort'  zsges.  sei. 
Ab-Fart:    Erweiterung   eines   Fahrweges,    damit 
Fuhrwerke  an  einander  vorbei  kommen  BBe.   —  Von 
ab/aren  i.  S.  v.   ausweichen,  vgl.   Sp.   893. 

Übel-:  Ggs.  von  ,Wol-',  also:  Unheil.  ,Der  euch 
1  schindtund  schabt  und  nach  ewer  ü.  trachtet.'  Zwinglt. 
Uf-:  1.  Ufert  Z,  Üff^t  LM.,  Üff\rt  ThHw.:  die 
Himmelfahrt  Christi,  resp.  die  kirchliche  Feier  der- 
selben und  der  betr.  Tag;  vgl.  .Himmcl-F.'  ,üer  uffart 
abint  [Vorabend)  und  der  tag  wurde_nd  ouch  schlecht- 
lichcn  [einfach]  begangen  mit  singen  lassen  und  mess 
haben  und  am  tag  nach  imbiss  kein  non  [Nachmittags- 
gottesdienst, Vesper]  gehept  und  das  bild  unsers  herren 
nüt  iner  ufgezogen.  wie  von  alter  har  der  bruch  ge- 
wesen ist'  1.524,  Z.  Die  Feier  trägt  seit  alter  Zeit 
eine  ziemlich  weltliche  Gestalt  (s.  bes.  Neuj.  Z  Wais. 


1879,  1'2)  t.  in  Folge  der  .Jahreszeit,  in  die  sie  fällt, 
t.  wegen  der  freudigen  Bed.  des  gefeierten  Ereignisses 
selbst.  Ausflüge  waren  zu  Stadt  und  Land  beliebt, 
bes.  aber  das  Besteigen  benachbarter  Berge,  um  da- 
selbst die  Sonne  aufgehen  zu  sehen,  was  man  in 
ZWthur  nannte:  uf  d'  U.  ufe  gä";  so  von  Z  auf  den 
Utliberg,  von  AASchinzn.  auf  die  Gislifluh,  aus  der 
Umgegend  von  Bern  auf  den  Bantiger.  Die  Sonne, 
sagt  man  den  Zurückgebliebenen  oder  den  Neulingen, 
sieht  man  in  3  , Sätzen'  aufsteigen  oder  3  Purzelbäume 
schlagen.  , Wider  das  laufen  an  Uffahrtstagen  uf  den 
Hüetliberg  und  Kolbenhof.'  1627,  Z  Mand.  In  kv  ist 
der  Besuch  der  Berghohen  auf  Pfingsten  verschoben 
und  am  Himnielfahrtstage  macht  man  vielmehr  Aus- 
flüge in  die  Niederungen,  um  die  Augen  am  Anblicke 
der  Blüten  und  Saaten  zu  weiden.  Festgerichtewaren 
und  sind  z.  T.  noch  Butter  und  Honig,  welche  auch 
den  Dienstboten  reichlich  geboten  werden;  so  in  B; 
L;  Z;  in  AAZof.  auch  Zieger;  s.  u.  Maiete  u.  Anken- 
hrüt.  Zum  Gottesdienst  trugen  die  Schüler  ,Kränzlin' 
wie  am  Fronleichnamsfest.  Bossh.,  Wthur.  Chr.  Der 
(nachmittägliche)  Jngendgottesdienst  war  aber  in  Z 
schon  1648  eingestellt.  Dennoch  wurde  öffentlicher 
Tanz  (BRoggw.  Chr.)  bestraft.  In  h  herrscht  der 
Glaube,  an  der  Auffahrt  kehre  die  seit  Ostern  gestörte 
Ordnung  in  die  Natur  zurück,  nachdem  in  der  Zwischen- 
zeit die  kleinen  Buben  im  Himmel  regiert  haben.  Ebda 
finden  an  diesem  Tage  auch  Flurumritte  Statt,  so  der 
bes.  stattliche  in  Münster,  bei  welchem  auch  die  Pferde 
Butterbemnien  zur  Bewahrung  vor  ansteckenden  Krank- 
heiten erhalten.  An  dem  genannten  und  manchen  an- 
deren Orten  lässt  man  in  der  Kirche,  meist  um  Mittags 
12  Uhr,  in  Beromünster  Abends,  während  die  Procession 
in  den  Flecken  einreitet,  das  Bild  des  auferstandenen 
Erlösers  gen  Himmel  schweben.  , Sobald  das  Bene- 
dicamus gesungen  ist,  facht  der  schuolmeister  das 
Responsorium  an  und  gat  man  proeessionaliter  zum 
bild,  so  man  ufziehen  ist  [will],  und  so  das  R.  gar 
usgosungen  ist,  stät  der  kilchherr  zur  rechten  .syten 
des  regenbogens,  der  helfer  zur  linken,  fahcnd  an  zu 
singen:  Ascendo  ad  patrem  meum  etc.  Zum  anderen 
[Mal]  aber  also  singen  und  a  wenig  höcher  und  hebend 
das  bild  a  wenig  üf  von  dem  tisch.  Zum  3.  mal  sin- 
gend sy  mit  hocher  stimm.  Dann  ziehend  sy  die  ge- 
bildnus  gar  hinuf,  so  gät  man  dann  wider  in  den  chor 
hinüf.  Und  würft  dann  nuss  und  oiflaten  oben  von 
dem  täfer  hervor  nach  altem  bruch.'  1588,  Schw 
Kirchenordn.  Letzteres  zum  Frommen  der  Kleinen, 
denn  noch  heute  führt  und  trägt  man  die  ein-  bis 
vierjährigen  Kinder  (die  Mädchen  weiss  gekleidet)  zur 
Kirche  und  lässt  von  ihnen  das  Christu.sbild,  das  zu 
diesem  Ende  mit  Haken  versehen  ist,  mit  Kränzen 
(s.  Herrgotts-Blitem)  schmücken.  An  diesen  Akt  des 
Aufziehens  knüpft  sich  der  Glaube,  dass  von  derjenigen 
Himmelsgegend,  gegen  welche  das  Bild  sich  kehrt,  die 
Gewitter  des  .Tahres  kommen  werden  Schw.  Eine  das 
ursprüngliche  Verhältniss  vergessende  Modifikation 
berichtet  ein  rationalistischer  Augenzeuge  1833  aus 
Freiburg:  ,Bei  den  Chorherren  zu  StNiklaus  steigt 
nach  dreimaligem  Geläute  punkt  12  Uhr  der  Heiland 
aus  einem  Loche  im  Chor  vom  Himmel  herab,  von 
Engeln,  Blumen  und  Kerzen  umgeben.  Mit  Jubel 
empfangen  ihn  die  Kapitelherren,  singen  ihm  ein  Lob- 
lied mit  Musikbegleitung;  dann  steigt  der  Heiland 
wieder  zum  Himmel   und  verschwindet.'    Schweizerb. 


1031 


Part.  fert.  «rt.  fort,  fürt 


l(i;« 


Der  Tag  hat  auch  landwirtschaftliche  Bed.  CIW" 
me"  a"  "der  U.  drei  Boggenäri  sele,  so  sind  s'  i«  sihe" 
Wuche»  i»  dr  Belle.  A»  dr  U.  seit-  [sollte]  me«  scho'^ 
en  Ankeballe  [die  Festspeise!]  chötine'  im  Häuf  [Hanf] 
imie'  verberge".  A"  der  U.  weisst  Niemer,  tvo  Bartli 
de"  Most  huk  «i'user.  ,Wenn  's  an  diesem  Tage  regnet, 
so  fehlt  das  Heu.'  Ixeichen;  vgl.  Pfingsten,  Drifaltiy- 
keitstag.  —  2.  {^Mch  Alp-Uf-F.)  der  gewöhnlich  Ende 
Mai  oder  Anfang  Brachmonat  Statt  findende  Zug  mit 
dem  Vieh  auf  die  Alpen,  von  den  Sennen  festlich 
begangen  Schw  ;  S.  Syn.  Alp-,  Berg-F.  Just  isch  's 
am  Frltig,  's  isch  e  guete  Tag,  wo  [der]  bi  der  U. 
Glück  und  Sege  bringt.  Schild.  ,Wann  wegen  zu 
früher  Besatzung  und  Auffart  sich  Streit  ereignen 
sollte.'  1747,  BSi. 

Mhd.  üfvart.  Fahrt  stromaufwärts;  Himmelfahrt.  —  Das 
Besteigen  der  Hoheu  an  diesem  Tag  (wie  anderswo  sclion 
am  Ostertag)  ist  Rest  heidnischen  Natur-  resp.  Sonnenkultes. 
Nach-Uf-Part:  Nachfeier  der  Uf-F.  1  am  fol- 
genden Sonntag  mit  Tanz  im  Wirtshaus  und  Gegen- 
geschenken der  Bursche  an  die  Miidchen,  welche  an 
der  ,Nachostern-  ihnen  Eier  geschenkt  hatten  BsBukt. 
Ein  Kachklang  aus  der  Zeit,  da  der  Landvogt  auf  Hom- 
burg je  im  Frühjahr  die  heiratsfähigen  Untertauen  nach  B. 
heschied,  um  vor  versammelter  Laudsgemeiudc  die  Piuirc  zur 
Ehe  auszuwählen;  so  bis  Ende  XVIII. 

Aktien-:    Fahrt   an    eine  Versammlung   von  Ak- 
tionären ZUewis. 

Alp-:  1.  =  Üf-F.  'J.  In  Ap  und  GT.  gehen  im 
Zug  voran  der  sonntäglich  geschmückte  Senn,  mit 
roter  Weste,  Alpenblumenstrauss  auf  dem  Hut,  und 
mit  der  blank  gescheuerten  Milchbütte  auf  dem  Rücken, 
und  die  ,Meisterkuh',  welche  zwischen  den  Hörnern 
den  Melkstuhl  aufgebunden  trägt..  Aus  Wirts-  oder 
Bauernhäusern,  an  welchen  der  Zug  vorbei  kommt, 
wird  Wein  angeboten.  In  Gr  werden  die  schönsten 
und  stärksten  Kühe  bekränzt;  die  .Herkuh'  bekommt 
auch  die  grösste  und  schönste  bekränzte  Glocke.  In 
W  wird  der  Ortspfarrer  berufen,  das  Vieh  zu  segnen. 
,Dass  sie  nach  der  A.  mit  all  ihrem  Vieh  in  die  Alp 
sollen  und  mögen  tryben  und  fahren.'  1495,  Zellw., 
Urk.  Es  bestehen  geschriebene  A.-Ürdnungen.  Schil- 
derungen der  A.  s.  bei  Schild  II  61;  Tschudi,  Tierl. 
1865,  547.  555;  WSenn  1871,  '206;  JKZellw.  1867,  59; 
Kronfels  1826,  277  ff.,  und  besonders  anschaulich 
RüTL.  1824,  123.  Es  sind  auch  etwa  4  m  lange  co- 
lorierte,  in  Holz  geschnittene  Darstellungen  der  Alp- 
fahrt verbreitet;  ähnliche  in  ausgeschlagenen  Messing- 
blechen tragen  die  Ai>  Sennen  auf  ihren  Gürteln. 
—  2.  das  Recht,  mit  Genossen  eine  Alp  zu  benutzen; 
auch  eine  solche  Alp  selbst.  ,Wer  mit  jeiuan,  der  nit 
landmann  ist,  güeter-  ald  alpferty-gemeinschaft  hat, 
soll  ze  buess  verfallen  sin.'  1504,  Ndw.  ,Welcher 
besitzer  in  das  künftig  ein  a.  abtreten  und  ligeu  lassen 
wolle,  bis  auf  das  neüwe  jähr  iederzeit  darvon  stehn 
und  abtreten  solle.'  1524,  Schw  LB.  ,Anno  1611  ha- 
bent  U.  Gn.  Herren  ein  A.,  der  Spital  genannt,  von 
N.  N.  erkouft  und  zuo  der  Landlüten  Ahnend  usge- 
lassen  worden.'  ebd.  —  3.  das  zu  (oder  von)  Alp 
ziehende  Senntum.  ,Man  sollt  faren  durch  die  güeter 
nf  und  ab  den  fuesswcg  und  mit  ungebundnem  guet 
[Vieh]  und  alpfcrten.'  1483,  Obw. 

Uf-Alp-  =  Alp-F.,  aber  in  bestimmterem  Gegs. 
zu  Ab-Alp-  oder  Vun-Alp-F.,  dem  Verlassen  der  Alp. 


SteinmI'll.    Zur  Ab-A.-F.  vgl.  in  sachlicher  Bez.  Amh.  i 
1879,  228. 

Um-:  feierliche  Procession,  welche  alle  Jahre  um 
die  ganze  Stadt  herum  gehalten  wird  und  zwar  in 
Folge  eines  von  1522  (?)  datierenden  Gelübdes,  ,um 
dass  Gott  unser  Statt  desto  fürer  von  Fürsnot  (sinte- 
malen unser  Statt  von  hölzinen  Hüsern  crbuwen)  und 
andern  Unfall  behüete.'  L.  Vgl.  Rom-F.;  Umgang. 
An-:  1.  (f.)  Brücke  über  Seitengräben  Ap.  — 
'2.  Landung.  ,Ir  sollend  an  allen  Orten  im  See  und 
am  Rhyn.  wo  man  anfaren  oder  lenden  old  Überhin 
setzen  "kann,  Palisaden  ynschlahen  und  hadurch  [sie] 
die  A.  zu  verhindern  haben.'  1647,  Abs<ui.  —  3.  (n.) 
Stätte,  wo  man  landen  kann.  ,Das  Anfahrt  oder  Nol.' 
1651,  AWiLD  1883. 

In-:  1.  =  An-Far  Sp.  887  B.  —  2.  Weg  in  eine 
Alp.  1375  wird  in  Obw  eine  Alp  verkauft  .mit  steg, 
mit  weg,  mit  usfart,  mit  y.  und  mit  aller  der  rech- 
tung, so  darzuo  gehöret'. 

Is-:    Eisgang.  UBrSgger  1786. 
Us-:  1.  Ausgang  aus  einer  Alp,  s.  In-F.     -  2.  die 
Vorsasse  (untern  Bergweiden)  W.  —  3.  Hautausschlag, 
auch  Us-Farete  Ap. 

Feld-:  Fahrweg  über  Geraeinweide,  resp.  das 
Recht  der  Benutzung  desselben  und  derselben;  im 
XVI.  oft  als  Streitpunkt  neben  Weidgang,  Tratt,  Wunn 
und  Weid  usw.  genannt.  ,Wie  die  vorderne  [Altvor- 
dern] mit  grossen  kosten  vil  geschwändt,  dadurch  sy 
ire  gemeine  f.  verbessert'  1533,  Hagenb.  Sigrisw. 
.Feldfarten  und  Weidgänge.'  1535,  Absch.  ,Der  Abt 
behauptet,  die  F.  durch  einige  Güter  gekauft  zu  haben.' 
1539,  ebd.  ,Die  von  Lugnorre  klagen,  dass  die  von 
Mur  vermittelst  gemachter  Einschläge  sie  an  ihrer 
Trätete  [Tretrecht]  und  F.  verhindern,  und  bitten, 
dieselben  anzuweisen,  benannte  F-en  zu  öffnen.'  1541, 
ebd.  ,Der  alniend,  wunn,  weid,  f.  und  andern  burger-  ■ 
liehen  eehafte  und  nutzungen  genoss  syn  solle.'  1545, 
B  Ratserk.  ,Beider  Teilen  Untertanen  an  ihren  Wur,- 
nen,  Weiden,  althargebrachten  F-en  und  Trätteuen 
dheinen  Schaden,  Ncuwerungen  noch  Nachteile  ge- 
bären.' 1549,  BBürcn.  ,Streithandel  wegen  Atzwcid 
und  F.'  1558,  Abscu.  .Gemeinden,  die  sonsten  in  dem 
Leuzigerwald  die  geraeine  Weid  und  F.  haben.'  1680, 
B  Schiedspruch. 

Von-:  fahrbarer  Ausgang  aus  einer  Alp  (Gegs. 
Zue-F. ;  vgl.  Von- Alp-F.)  od.  das  Verlassen  derselben. 
.Dieser  Alp  stehe  das  Zu-  und  Vonfahrtsrecht  durch 
den  Mühletalwald  zu.'  1854,  Sohatzmann. 

„Gugol-:  mutwilliges  Possentreiben,  lärmende 
Lustbarkeit  I-;  U."     Vgl.  G.-Fuer. 

Gotts-:  Wallfahrt.  .Da  früher  Brauch  gewesen 
ist,  bei  Kriegen  und  Nöten  Kreuzgäuge  und  Gottsfärt 
und  andere  Guottät  anzuordnen.'  1534,  Absch.  ,Der 
auf  die  G.  des  güldenen  Jars  [Jubiläum]  nach  Rom 
zu  reisen  vor  hat.'  1599,  ebd.  —  Mhd.  t/oULtoart,  Kreuzzng. 
Hoch-,  Hof-  HOti\rt  kkhh.;  Ap;  B;  ScbSI.;  UwE.; 
Z.  Huffert  GT.,  Horf%t  GTa.;  Z  tw.  —  f.:  1.  Hoffart, 
bes.  Übermass  und  Eitelkeit  in  der  Kleidung,  auch 
concr.  Kleiderpracht,  prächtige  Kleidung  und  solche 
häusliche  Ausstattung.  Alls  a"  d'  H.  henke,  darauf 
verwenden.  &<■*  alli  H.  a'schaffe».  I)'  H.  mues  fsi'*) 
Me'  od.  Zwang  Ude",  sprichw.  von  zu  engen  Kleidern, 
in  die  man  sich  zwängt.    H.  loscht  's  Fiir  i"  dr  Chuvhi, 


1033 


Fart,  fert,  fii't,  fort,  fürt 


1034 


behält  Niclits  für  das  Notwendige.  Inkicuen.  ,Es  hat 
die  geiss  etwas  hochfarts  in  iren:  ein  geissbock  gät 
vor  der  geiss  anhin  [eti-.].'  Tikrb.  15()3.  ,Superbia. 
huchl'art,  stöke.'  Fris.  ;  Mal.  .Den  Kinderen  nit 
alle  Hüö'art  und  überflü.ssige  Kleider  kaufen  wollte.- 
ScuiMi'PR.  1Ü51.  Übermut,  ,0b  einer  ein  urlob  [Ent- 
richtung einer  Kaufgebühr  an  den  Vogt]  verseiti  von 
h.  wegen  oder  von  ungehorsanii  wegen  underwegen 
lies.se.'  1464,  ScHW  Eq.  Überfluss,  Verschwendung, 
unnötiger  Aufwand.  Es  ist  Icei  H.,  we^'-me"  scho" 
heizt  B.  Dim.  Höffertli,  hoffärtiges  Mädchen;  Name 
einer  kleinen,  aber  fetten  Kuh  Ai-.  Mis  Schätzeli  ist 
es  H.  (aus  einem  Volkslied).  —  2.  (vorw.  in.)  stinkedi 
(stinkete';  g'stinkete')  H.  a)  Sarametblume,  tagetes 
patnla.  eine  schön  aussehende,  aber  übel  riechende 
(dah.  it.  j)»j^o?rt  genannte)  Gartenblume  .\.iBb. ;  G;  Z. 
.Sammetblumen,  Indianische  Nägelein,  Africanen  (Flos 
Africanus,  seu  Tunetanus),  von  Etlichen  auch  stin- 
kende Hoifart  genennt.'  Sitlzkr  177'2.  —  b)  Eingel- 
bluuie,  Calendula  Sch. 

Mlul.  huchvart,  hövarl,  Hochsinn;  Glanz,  Pracht,  Aufwand; 
Übermut.  —  Die  Assimilation  von  c/i  und  /'  war  um  so 
leichter,  da  diese  beiden  Lante  auch  sonst  zuweilen  in  ein- 
ander übergehen;  nachher  hat  sich  wol  auch  Umdeutung  auf 
,Ilur  eingestellt.  Die  Verkürzung  des  u  war  Folge  der  Doppel- 
cüusonanz,  resp.   Assimilation. 

hoch-farten:  Hoftart  treiben.  .Fressen,  sülfen, 
spilen,  gyten,  nyden,  hochfarten,  muotwillen.'  HBi'll. 
1561.  —  hotfärtelen:  (dini.)  dasselbe  BSi.  —  Mlid. 

hoffärtig,  -fertig  Aa;  Bs;  BSi.;  L;  GT.;  Sch; 
S;  üw  (/^);  Z  (hüf-^rtiy,  auch  -f'-),  horfärtig  Zs; 
ZW.  (auch  harfätig),  höfrruj  BsLd  (auch  Iwfrig);  S 
uJnra:  1.  stattlich  gekleidet,  geputzt  BU.;  L;  GT.; 
Uw;  Zg;  Z.  Syn.  köstlich.  Daher  die  RA.  h.  sl"  Aa; 
Bs;  L;  Sch;  S;  ZB.,  0.,  W.,  h.  stä"  ÄABb.:  als  Pate 
ein  Kind  aus  der  Taufe  heben,  wobei  besonders  die 
Patinnen  möglichsten  Staat  entfalten,  Jungfrauen  einen 
besondern  Kopfputz  CSchappelJ  trugen.  Syn.  hübsch 
sin,  majestäten.  Jez  tvärsch  üsstaffiert,  as  wenn- de 
hofertig  stö'  wottsch  [wolltest].  Hebel.  Hiit  taufe"-si 
i 's  Länge  Kädini.  Wüsset-er  aw'',  wer  hoffärtig  isch? 
JoACH.  1881.  ,Am  Sonntag  (nach  dem  hier  gewohnten, 
sehr  ungeschickten  Ausdruck,  den  sie,  anstatt  „ein 
Kind  zur  Taufe  heben"  brauchen)  hoffärtig  zu  sein.' 
SiMLER,  Schöfflistorf.  1703.  Nach  Spreng  nur  von 
.Jungfrauen,  aber  auch  mit  Beziehung  auf  hochzeitliehe 
Parade.  Vgl.  hofen,  Hochzeit  halten;  Hoffert-Win. 
Stattlich,  ansehnlich  übh.  Ne  hoffärtige  Chäufer 
[für  das  verdächtige  Pferil]  lot-si'''  tiiimme  zue.  Joach. 
1883.  —  2.  sich  zierlich,  vornehm  benehmend;  stolz, 
eitel  Bs;  Zg;  Z.  Syn.  öd.  Er  hat  e  Guygere  uf 's 
Dach  ue  lö  mache,  horfärtig  wie-n-er  selber  ist.  JSenn 
1864.  E  suberi,  scharmanti  Frau,  aber  h.  und  teng- 
gelig  [geziert],  ebd.  Nid  g'schwätzig  elei,  hoffärtig, 
<j'wundrig  und  diebisch,  g'schleckig  sind  d'  Ägerste. 
8UTKRMSTR.  , Niderlag  der  hochfertigen  pfaffheit'  Kessl. 
.Das  sy  nit  zart  erzogen  und  ein  hochfertig  weich  tier 
was,  sunder  redlich  und  dapfer.'  1540,  HBdll.  ,Die 
'hochfertigen  und  stolzen.'  1560,  Jesaj.,  dafür  ,hof- 
färtigen.'  1683,  ,horffärtigcn.'  1707.  ,Das  hoffärtige 
Babylon.'  AKlingl.  1688.  —  3.  schön,  vom  Wetter 
8CH;  Z. 

Mhd.  huihrertec,  hochgesinnt,  übermütig.  Die  MA.  scheint 
d»  und    dort  Differenzierung    der    Formen    nach    den  Bedd. 


gesucht  zu  haben,  doch  stehen  uns  keine  sicheren  Angaben 
zu  Ciobote.  Lt  Spreng:  ,höftertig'  von  der  Patin,  neben  .hof- 
färtig' mit  hellem,  langem  ü,  s.  v.  a.  stolz;  in  dem  erstem 
Falk'  scheint  die  urspr.  Bed.  verdunkelt  und  darum  auch 
die  Form,  resp.  Laut  und  Betonung,  bes.  schwankend  ge- 
worden zu  sein.  Die  Ausstnssuug  des  (,  nachdem  aller  Ton 
sich  auf  die  1.  Silbe  gewandt,  ist  übrigens  um  so  weniger 
auffallend,  da  auch  einfache  WW.  dieselbe  zeigen;  so  arig. 
i.  T.  auch  fei-iy.  Die  Form  mit  Jior-  erklärt  sich  zunächst 
aus  dem  Gefühl,  dass  vor  dem  /  urspr.  ein  anderer  Gons. 
gestanden  hatte:  dass  dann  zum  Ersatz  desselben  r  gewählt 
wurde,  mochte  z.  T.  durch  das  r  des  zweiten  W.  veranlasst 
sein,  z.  T.  durch  die  Neigung,  übh.  nach  Voc.  vor  folg.  Cons. 
ein  )■  einzuschieben.  Um  so  eher  konnte  dann  in  harfätig 
das  zweite  i-  ausfallen. 

Holz-Part:  Fahrt  in  den  Wald  und  Nutzung 
desselben.     , Weidgang  und  H.'  1480,  AaMcII. 

Himmel- =  Üf-F.  1.  —  Mariä-H.:  grosses  Fest 
der  katholischen  Kirche  am  15.  Aug.,  lt  B  Kai.  1740 
auch  genannt  ,grosser  Frauentag;  Wurzweihe.'  An 
demselben  werden  Kräuterbüschel  und  Wurzeln  ge- 
segnet (Aa),  mit  denen  man  sich  vor  Gespenstern, 
Zauber  und  Blitzstrahl  schützt  (B  Kai.  1740).  Die 
Witterung  des  Tages  ist  vorbedeutend:  Maria-H. 
Smmeschl',  bringt  gern  vil  und  guete   Wi"  Aa;  S. 

Hin-:  Weggang,  Abreise.  .[Die  Feinde  hoffen,]  dass 
wir  nach  der  bezalung  zum  teil  abzieehent  und  uns  zuo 
unsers  lands  buw  tüegen  werdent,  dardurch  si  [den] 
durch  etlicher  h.  geschwächerten  hufen  überwinden 
möchtent.'  1522,  Strickl.  Ein  B  Offizier  erstattet  1523 
aus  dem  Felde  seiner  Obrigkeit  Bericht  ,bis  uf  die  h.' 
seines  Collegen,  der  bald  nachher  als  Bote  auf  der 
Tagsatzung  erscheint.  ,Abitus,  das  hinziehen,  h.  oder 
das  scheiden.'  Fris.  Tod;  oft  mit  dem  Zusatz  .jüngste, 
letzte';  s.  Fart  0.  ,Soll  ich  denn  die  warheit  sagen, 
so  behebe  ich  es  by  mynem  sterben  und  j-n  h.,  dass 
ich  von  denen  Sachen,  so  ich  denn  geschuldiget  bin, 
nützit  weiss.'  1453,  BsLd,  Urkundenb.  ,N.'  habe  uf 
syn  1.  h.  genommen,  es  gehören  dem  N.-'  noch  50  Gldn.' 
JHFüessli  1780. 

Cham-:  Fahrt  nach  ZoCham  im  Dienst  des  Klo- 
sters Engelberg.  Auf  grössern  Gütern  dieses  Klosters 
haftete  die  Servitut,  Feldfrüchte  von  auswärtigen  Be- 
sitzungen desselben,  z.  B.  in  Cham,  abzuholen,  was 
später  nach  Verkauf  solcher  Besitzungen  in  eine 
Summe  Goldes  (.Chamschilling')  umgewandelt  wurde. 
,Wer  ouch  ein  kanschilling  soll,  der  soll  ein  fart  tuen 
gen  Kam,  der  VI  kanpfennig  soll,  der  soll  ein  halb 
kanfart  tuon,  wele  aber  minder  soll,  da  mag  ein  abt 
die  Pfenning  län  stän.  unz  das  er  ein  sch.  schuldig 
wirt  und  soll  denn  ein  k.-f.  tuon.'  UwE.  Hofr.  .Mit 
den  gedingen,  dass  inen  die  Herren  ze  essen  und 
trinken  geben  söllent,  die  wyle  si  die  k.  tuon,  als  das 
von  alter  har  kommen  ist.'  1413,  Gfrd.  ,Es  soll  ouch 
iedermann,  es  sy  mann  oder  wyb,  die  die  güeter  band, 
darauf  die  kamzinse  ligent,  ein  k.  tuon,  und  wer  es 
selber  nit  tuon  mag,  der  soll  einen  an  .syn  statt  ge- 
wännen, der  die  k.  tue.'  ebd.  ,Uf  etlichen  güetern  [im 
Tal  Engelberg]  stuenden  kamschilling  oder  kampfennig, 
und  welicher  ein  kamschilling  söllti.  der  müessti 
ushin  gan  Kam  faren  und  helfen  ir  [der  Kloster- 
herren] guet  inhar  tuen.'  .  1469,  Ztschr.  f.  Schwz.  R. 
,01im  instituebantur  Cham-fahrten,  seu  vasalli  nostri 
et  eorum  mulieres  agros  monasterii  [Engelberg]  in 
Argoia  et  Turgoia  sitos  debebant  metere.'   1750,  ebd. 


1035 


Fart,  feit,  firt.  fort,  furt 


Karren-Fart:  Verpfiiclituiig  der  Herrschaftsleute, 
die  Naturalien  der  Herrschaft  auf  Wagen  derselben  zu- 
zuführen. Brückner,  Merkw.  Vgl.  o.  das  einfache  W. 
Krüz-:  Wallfahrt  mit  Kreuz  und  Fahnen.  ,In 
der  kirchen  loblichen  brüchen  als  fasten,  beten,  buch- 
ten, buesswürkung,  singen  und  lesen,  krüzfert,  optren 
kein  enderung  tuon.'   1525.  Gprd.     Syn.  Krüsgang. 

Müli-:  Recht  des  Müllers,  in  einem  gewissen  Be- 
zirk bei  den  Häusern  Getreide  zum  Mahlen  zu  holen 
B  (vMülinen).     Vgl.  Kerfartrecht. 

Mos-:  ein  in  SchwMuo.  in  Zwischenräumen  von 
10—15  Jahren  an  verschiedenen  Stätten  im  Freien 
(auf  dem  ,Mos')  zur  Aufführung  kommendes  Fastnacht- 
spiel mit  stehenden  Hauptpersonen  und  auch  ziemlich 
gleichmässigem,  nur  durch  Beziehungen  auf  Zeitereig- 
nisse stellenweise  modifiziertem  Text,  in  seiner  neuern 
Gestalt  hauptsächlich  den  Kampf  zwischen  Weltlust 
(Bacchus)  und  Kirche  (Bussprediger)  darstellend,  aber 
wahrsch.  aus  einer  einfachem,  rein  weltlichen  und 
auch  anderswo  üblichen  Fastnachtposse  der  ledigen 
Bursche  mit  den  Mädchen  entstanden.  Vgl.  Mos  und 
bes.  Girizenmos.  Der  übliche  Name  des  Festes  ist 
«/ '.s  Mos  fare";  z.B.:  Fared-er  hür  «W''  uf's  Mos? 
Eine  Beschreibung  des  Spieles  in  seiner  neuern  Ge- 
stalt nebst  Angabe  des  Hauptinhaltes  s.  ,dic  Schweiz' 
1859,  S.  148—154. 

nacht färtig:  nachtwandelnd  A AKais. 
Bü-Fart:  ein  Frohndienst.  be.stchend  in  Zuführen 
von  Dünger.    ,Der  fäll,  lassen,  tagwan  und  buwferten 
halb,   diewyl  der  arm  gmein  mensch   damit  grösslich 
beladen  syge.'  15-30,  Absch. 

Baden-:  Reise  nach  .\ABaden  mit  Aufenthalt  da- 
selbst zur  Benutzung  der  dortigen  Heilquelle,  oft  aber 
auch  nur  zur  Erholung  und  Belustigung  daselbst,  seit 
dem  XV.  bes.  bei  den  Zürchern  beliebt  wegen  der 
Nähe  und  Leichtigkeit  des  Besuches.  Auf  den  Glauben, 
dass  das  dortige  Badewasser  namentlich  die  Fruchtbar- 
keit der  Frauen  fördere  und  die  Geburten  erleichtere, 
bezieht  sich  die  RA.  das  ist  cho"  wie  e  B.,  von  Etw., 
das  ohne  besondere  Vorkehrungen,  wie  von  selbst,  zu 
Stande  gekommen  ist.  Zur  Zeit  der  Reformation,  gegen 
welche  Baden  sich  feindselig  verhielt,  drohte  Zürich 
seinen  Verkehr  mit  dem  Kurort  abzubrechen.  , Zürich 
ist  Willens,  der  Stadt  Baden  den  Proviant  sammt  der 
B.-F.  abzukünden.'  1531,  Absch.  ,Das  6.  bad  [im 
Hinterhof]  heisset  der  Königin  bad,  in  welchem  mehr- 
teil der  adel  sein  b.-f.  vollbringet.'  1578,  HPantal. 
,Es  sollen  die  Fuohren  zun  Badenfchrten  an  einem 
Sonntag  abkennt,  jedoch  denjenigen,  so  notwendigklich 
am  Montag  by  guoter  zyt  zu  Baden  .syn  muossten. 
erlaubt  syn,  solche  Fuohren  am  Sonntag  nach  der 
Abendpredig  zu  laden.'  16.50,  Z  Mand.  .Weder  in 
währender  ß.-F.,  oder  nach  Endung  derselben.'  ebd. 
,0b  jemand  aus  der  Statt  Soloturn  zu  einer  B.  Wein 
und  Anders,  so  nit  Kanfmannsgut  wäre,  abführen 
wurde,  dass  darvon  Nützit  [kein  Zoll  zu  Brugg]  geben 
werden  solle.'  1665,  Absch.  erinnert  daran,  dass  vor- 
mals die  Badegäste  sich  selber  beköstigten ;  vgl.  Baden- 
schenki,  ,Die  B.-F.  ist  wol  gericht,  Mein  Vogt  hin- 
füran  Nichts  mehr  spricht-  [sagt  Baumgarten,  nachdem 
er  den  Vogt  in  dem  Bade  erschlagen  hat].  JCWeissenb. 
1702.  .Unnütze,  kostliche  Badenfärten,  Mahlzeiten. 
Lustreisen.'  .IJUlr.  1727.  .So  ich  alle  Wollüste  ver- 
suchet und  mein  ganzes  Leben  gleichsam  eine  urchene 


B.  gewesen.'  ebd..  1733/4.  ,lndem  er  im  Laufe  seine.' 
Lebens  24  B-en  gehalten.'  DHess  1818,  wo  ubh.  nach- 
zulesen. 

Berg-  =  Alp-F.,  der  Zug  mit  dem  Vieh  von  der 
Vorsässen  auf  die  Alpen,  um  Mitte  Juni  BSi.  Aucl 
der  Zuchtstier  ist  dabei  mit  einem  Blumenstrauss 
etwa  auch  mit  einem  Spiegel  auf  der  Stirne  geschmückt 

Bet-,  Bitt-:  Wallfahrt.  ,Da  dienstmann  odei 
burger  umbe  eigen,  biteferte  oder  herferte,  hileich( 
oder  rossen  [zu  Hochzeiten  oder  um  Pferde  zu  be- 
zahlen] Silber  chouttent.'  1260,  Wack.,  D.-R.  .Wen- 
dete er  sich  bittfärtlich  zu  Maria.'  Einsidl.  Chr.  1752 

—    Mhd.    hftfvart. 

Brut-  :=  Brütfueder   Z.     De""  Tischmachcr  häd  < 
B.   z'  mache'.     Mitgift    Z.     .Einer   jeden    Schweizer 
bürgerin.    die   sich  in  eine  Gemeinde  des  Kantons  zt 
verheiraten    gedenkt,    liegt   ob.   auch  eine  anständigf 
Brautfahrt  in  die  Ehe  zu  bringen.-  Scu  Gesetze  1831 
In  einem  durch  die  Notariatskanzlei  ZMeilen   in  den 
Dreissigerjahren   redigierten  Testamente   wird   cinenJ 
Ehemanne  auferlegt,  .seinen  Kindern  [es  waren  Mäd-lT 
eben]   eine   anständige  Brautf.  zu   verabfolgen.'     ,19(1 
Gldn  per  Brautf.  der  noch   ledigen  Schwester.'    1848)1 
Z  Schuldbr.  —  Himmelrich-  =  Maria  Himmelfahrt' 
.Das  fronamt   soll   begangen  werden   uf  abcnt   unsei 
frowen  h.'  M.  XIV..  MEsterm..  Rick. 

Rom-:  1.  Pilgerfahrt.  .Dass  wir  bepstlichen  ap- 
lass  und  r.  in  unser  Eidgnossschaft  ze  legen  ver- 
willgen.'  1501.  Absih.  —  2.  die  in  der  Stadt  Luzern 
seit  dem  XIII.  jährlich  am  Vorabend  von  Maria  Ver- 
kündigung übliche  Procession  der  sämmtlichen  Ein- 
wohner- und  Priesterschaft  um  die  Stadt  herum.  Syn. 
Um-F.;  Müsegg- Umgang.  Dieselbe  war  viell.  Ersatz 
einer  urspr.  gelobten  und  veranstalteten  Wallfahrt 
nach   Rom.     —    Mhd.   rommrt  mit  Bed.    1. 

Zesammen-:  gemeinsamer  Weidgang  zweier  Ge- 
meinden. .Mullwyl  war  im  Weidgang  auf  seine  eige- 
nen Güter  beschränkt,  hatte  mit  Rickenbach  keine  Z.' 
MEsTERM.,  Rick.  —  Schiff-:  Schiffsladung;  syn.  Schif- 
fete;  Ledi.  .Eine  gute  Seh.  Ziegel  wohl  geladen.' 
1546,  Absch.  —  Schlitt-:  grosse  Schlittenpartie  der 
, ledige"  G'sellschaft'  einer  oder  mehrerer  Gemeinden 
GrD.,  Pr.  (B.  2,  71).  —  Schueler-Schlitt-:  Kinder- 
fest in  GrD.  Gegenstück  zum  vorigen,  wobei  ein  Teil 
der  Knaben,  durch's  Loos  bestimmt  oder  freiwillig, 
als  Pferde  sich  vor  die  von  je  einem  Pärchen  besetzten 
Schlitten  spannt.  Den  Schluss  der  Fahrt  macht  eine 
Mahlzeit  mit  Rahm  (Schueler-Nidle).  —  Ständli-; 
eine  Fahrt  auf  der  Limmat  in  Zürich  in  einem  Sfönd?i 
[kleine  Kufe],  althergebracht  und  noch  vorgenommen 
bei  den  Festen  des  Linunatklubs. 

Tag-:  bestimmter  Tag.  an  dem  man  vor  Gericht 
zu  erscheinen  hat  „Aa;  B;"  Z  und  häufig  in  ä.  Lit. 
—    Mhd.   tiigemrt,  Tagreise;  Gerichtsterniin.     Syn.   Tmj. 

Berchtoldstag-:  das  Einholen  des  u.  .Tannen- 
fuer'  Sp.  074  erwähnten,  von  den  Gemeindsbehörden 
oder  auch  von  reichen  Privaten  geschenkten  Wald- 
baumes durch  die  Jungmannschaft  auf  selbstgezogenem 
Wagen  mit  Fuhrmann.  Vor  20  Jahren  in  ZSth.  noch 
üblich.  Nachts  fand  im  Gemeindehaus  Gelage  und 
oft  Schauspiel  Statt  und  der  Pfarrer  CHerJ  musste 
dazu  den  sog.  Heroiuegt/en  spenden,  dessen  Vorent- 
haltung i.  J.  184u  einen  Process  veranlasste. 


1037 


Part,  fert,  firt.  fort,  fürt 


1038 


Dank-:  Bitt-  und  Dankf.  an  Gedenkstätten  wie 
Teilskapelle,  Näfels,  Sempach.  —  Turn-:  Gang  in  den 
Turm  (rurnj  als  Gefängniss.  .Hauptmann  Belniond. 
der  brav  Mann,  Hätte  auch  sollen  eine  Turnfahrt  han; 
Ins  Haus  kamen  die  Läufer  [Gerichtsboten]  in  der 
Kil.'  vEi'w  1708.  —  Weid-  =  Weidgang.  Benutzung 
der  Genieinweide.  .Holzhau  sammt  der  W.'  1,571, 
.\bsih.  .Einen  Teil  der  Ahnend  und  des  Mooses  zu 
gemeiner  W.  ausschlagen  [öffnen].'  158tj.  ebd.  Noch 
letiö  in  BBüren.  .Das  Weidfahren  mit  Schafherden' 
verboten.  Z  Amtsbl.  1859. 

Wider-:  I.Rückkehr;  Heimweg.  ,Da  ich  nf  der 
w.  bis  uf  den  Gotthard  gesyn  bin,  da  uns  die  übrigen 
boten  begegnet.'  1521,  Absch.  ,Uf  der  w.  von  Hieru- 
salom.'  LLav.  1569.  .Regressus,  widerfart,  widerkunft, 
das  widerkeeren.'  Pris.;  Mal.  —  2.  Wiederher- 
stellung. .Doch  von  gotts  gnaden,  als  ich  hoff,  uf 
gnotcr  w.'  ÄgTschtoi.  .Wir  sollend  ersuocht  [auf 
unsern  Glauben  betr.  die  Transsubstantiation  erforscht] 
werden,  die  doch  in  der  w.  des  evangelii  die  ersten 
gewesen  sind.'  1531,  Strickl. 

Weg-:  Reise.  .Kein  täschen  zur  w.'  1531/Ö0, 
Matth.     ,Quä  itineris :  umb  die  reis  und  w.'  Fris. 

Wall-  WoU-  Gr;  L;  P;  S;  Obw,  Wöl-  Ndw; 
früher  auch  .Wahl-'  (Lied  171'2),  ,Wol-'  —  PI.  ,-fert.' 
LLav.  1569,  ,-ferten.' 1548.  B  Mand.:  Wallfahrt.  .Eine 
Wolfart  ins  Wirtshaus  ver.sprechen.'  Obw  (spöttisch). 
Si  ist  wottfartsiEis  da,  als  Wallfahrerin,  auf  einer 
Wallfahrt  Gr  ÜbS.  .Bezüglich  der  waldferten  oder 
antheissen  [Gelübde].'  1540,  Absch.  .Peregrinari,  wahl- 
tahrt  [walL.  1677]  tun.'  Denzl.  1716.  .Die  Prozes- 
sionen, die  Wolfahrten,  der  Rosenkranz  usw.'  ClSchob. 

1,1699.  —  wallfarten,  woll-:  eine  Wallfahrt  machen. 

j.Wahl-.'  JHoTT.  1666.  .Welche  wolfartend.'  1679, 
EsTERM.,  Neudorf.  —  Wol-farter:  Wallfahrer  Scnw. 

[        Die  Umdeutiing  in   ,w6hl'  erklärt   sich    aus  der  Au.sicht 

'  von  der  Verdienstlichkeifc  und  Heilsamkeit  der  Wallfalirten. 

■  Dagegen  ist  die  Schreibung  .Wahl'  nur  Bezeichnung  des 
Lautes,  den  gedehntes  u  in  einzehien  MAA.  wirklich  annimmt. 

\,  Vgl.  vor  :  vär.     übrigens  vgl.  noch    Wol-F. 

I       Will-:    Willfahrung.   Willfährigkeit.     S.  Sp.  885. 

)888.    .Mit  aller  eidgnössischer  W.  begegnen  und  ent- 

lapiechen.'  Zuruilö.  1656. 

j  Wol-:  HeiL  .Solcher  gruss  [ist]  uns  menschen 
ze  wollfart  und  heil  beschechen.'  1586,  Absch. 

Wald-:  Fahrt  in  den  Wald,  um  Holz  zu  holen 
BBür.  1666.     Vgl.    Weid-F. 

I       Zu 6-:    Visitation,   bes.   der  Besuch   des  Hofherrn 

,zor  Beiwohnung  am  Dinghofgericht,  bzw.  das  Recht 
auf  Verpflegung  bei  solchem  Anlasse.  .Aecessionis 
tempore  quod  vulgariter  dicitur  zuofart.'  1250,  Urk. 
LMünst.  Graf  Ludwig  von  Froburg  und  der  Bischof 
von  Basel  verzichten  im  J.  1276  gegenseitig  auf  alle 

[Anforderungen,  der  Graf  .sunderlich  an  der  zuoferte 
von  Frickowe.'  ,Dass  ein  Tumprobst  von  Basel  allü 
jar   zwo   zuoferte    zuo  Hüningen   hat,    einen  [sie]    ze 

'mayen,  die  andern  ze  herbste;'    s.  Burkh.,  Dinghöfe, 

^.  65. 

a*  (un)-gefärt,  -gefärt  s.  änegefär  Sp.  880. 

fartäl,  -isch  GrV.,  tvr-  GnMai.,  Adj.  und  Adv.: 
fatal,  verhängnissvoll,  verdricsslich. 

Fert  I  m.:  Fahrdienst,  Bedienung  einer  Fähre; 
berechtigte  Ausübung   der   Schift'fahrt  an    einem   be- 


stimmten Orte  (?).  .Wer  den  f.  hat  an  dem  stade,  der 
git  3  Schill.'  ca  1340/50,  L  Canmiereirodel.  Streit  zw. 
L  und  U  ,von  des  fertes  wegen  ze  Fluelen'.  1357, 
Absch.  .Sprachen,  si  sässen  da  an  eim  stad  und 
wären  [9]  feren  und  hätten  9  f. ;  der  ferten  bette  Welti 
Meiger  ein  nünden  teil.-  1449.  UwSarn.,  Urk.  .Den 
f.  versorgen.'  ebd.  —  Das  W.  findet  sich  sonst  nirgends 
und  wird  wohl  aus   O'c/eit  (s.  d.)  verk.  sein. 

Fert  II.  in  Gl  auch  -d;  e  BG.;  Gr;  sonst  meist  e' 

—  Dim.  Fertli  BSi.;  Gr  (auch  Fertji).  FärtU  ThHw. 

-  PI.  Ferte  {Ferti  BSi.)  —  f.  (und  n.  Gr  UVatz): 
1.  Fuhre,  Fuder,  Ladung,  Lieferung  zu  Wagen,  als 
Mass,  bes.  von  Heu  und  Holz  BHk.;  Gr;  „Th;"  Z. 
E  Färtli  Heu  TnHw..  kleines  Fuder,  Ggs.  ein  Wagen 
voll;  Last  übh.  6.  Es  chunnt  wider  e  F.,  ein  Regen- 
guss.  unter  dem  Bild  einer  schwer  beladenen  Wolke 
als  Schiff  Z;  Syn.  es  Schiff  roll.  ,Ein  dusent  fert  holz 
und  dusent  f.  sand.'  Stockar  1519.  ,Um  3  f.  sand 
geben  9  g.'  ca  1550,  ZWint.  ,Suffaraneus,  einer  der  ins 
läger  körn  und  mel  füert,  doch  mit  kleinen  ferten.'  Fris. 
—  2.  Last,  die  ein  Mann  auf  einmal  auf  dem  Rücken 
tragen  BO.;  Gr;  Schw;  Zg;  Z  (was  man  fercjym 
mag)  oder  auf  einem  Handschlitten  führen  kann  Gl, 
bes.  von  Heu,  Holz;  Syn.  Burdi,  Seilete,  Tregi;  auch 
was  eine  Magd  auf  ein  Mal  (an  Holz)  in  die  Küche  trägt 
GrD.;  doch  auch  von  Käse.  Fertli,  Heubürde,  Syn. 
Bürdeli,  aber  Fert  mehr  als  Pünggel  [Bündel]  BSi. 
E  tragcdi  F.,  eine  Bütte  voll  Z  (Spillm.).  —  3.  ein- 
maliges Gehen  oder  Fahren,  um  eine  Last  abzu- 
holen, z.  B.  an  einem  Tag  so  und  so  viele  Ferten  tun. 
Syn.  Gang.  Mer  möged  's  nid  i"  zwo  F-e"  BHk.  — 
4.  Mal.  Synn.  s.  u.  Fart.  Noch  e  F.  [ein  Ruck]! 
Ruf  der  Zimmcrleute  beim  Ziehen  eines  schweren 
Balkens.  Mit  vorgesetzten  Grundzahlen  oder  mit  De- 
mon.str.  Gr.  Die  F.,  dies  Mal;  auch:  in  diesem  Fall. 
Allein  stehend  adv.:  Ich  hin  da  nur  noch  fert  g'st', 
ein  einziges  Mal.  Serardi.  —  5.  eine  Weile  Gl 
(Schuler). 

Das  W.  ist  wahrsch.  nur  eine  Scheidefomi  zu  Fnri,  indem 
die  Gestalt,  welche  dieses  W.  im  mhd.  Gen.  und  Dat.  Sg. 
und  im  PI.  annahm  (verie),  verkürzt  als  neuer  Nom.  Sg.  auf- 
gestellt wurde,  wie  nhd.  .Fährte'  (s.  u.  Ferte),  ebenso  .Stätte' 
neben  .Statt'  u.  a.  —  Das  sächl.  Geschlecht  ist  vidi,  nach 
dem  des  syn.  .Fuder'  angenommen.  Eine  weibl.  Scheidetorm 
ist  Ferli,  Last  von  Heu  usw.  Z,  viell.  nach  dem  syn.  llurdi; 
verschieden,  auch  in  der  Bed..  aber  ebenfalls  aus  Furt  ab- 
gespalten, ist  Ferte,   s.  d. 

Ge-  kfert  n.:  1.  (in  ZSth.  auch  G'ferg;  G'fergg 
BU.)  Wagen.  Fuhrwerk,  aber  nur  i.  S.  v.  Equipage 
(Kutsche  oder  Chaise)  BG. ;  Th;  Z;  s.  auch  Ge-fergg. 
.Jakob  half  schnell  der  Mueter  aus  dem  Gferg.'  Baiiern- 
KAL.  1883.  .Die  Gassen  sollen  weder  mit  Kutschen, 
Wägen  noch  andern  Gefährten  überstellt  werden.'  Z 
Ges.  1793.  —  2.  a)  das  Recht  und  der  Dienst  einer 
Fähre  od.  der  Schifffahrt  übh.  an  einem  bestimmten 
Ort.  Syn.  FeH  I.  .Ansprachen  [Rechtsansprüche]  auf 
die  Su.st  und  das  gefert  zuo  Zug.'  1399.  Absch.  .Öff- 
neten die  feren  vor  uns  mit  ir  fürsprechen,  wie  sie 
das  g.  ze  Alpnach  iugehebt  band.'  14'24.  Sarner  Urk. 
.Welichen  das  schiffreeht  und  g.  geliehen  wirf,  die 
söllent  des  fars  und  der  schitt'ung  warten.'  1518/44, 
Srhw  LB.  Insbes.  eine  Kehrordnung  oder  Ab- 
teilung, nach  welcher  die  Schiöleute  Passagiere  und 
Güter  fahren  durften.  So  in  ScHwBrunn..  wo  die  sog. 
Geusler  (s.  d.)  Passagiere,   die    zu  Fuss  angekommen 


1039 


Fart.  fert,  firt,  fort,  fürt 


104(1 


waren,  ,im  Gferd'  weiter  führten.  Uf'sG.  tüsse,  auf 
Gelegenheit  oder  Kunden  dieser  Art  lauern,  ebd.  In 
Bs  hiess  in  der  1.  Hälfte  des  XV.  ,G.'  die  Rangordnung 
der  Schiflleute.  welche  alle  3  Wochen,  abwechselnd 
je  eine  Woche  lang,  ausschliesslich  die  Fahrt  von  Bs 
abwärts  nach  Stra.ssburg  unternahmen.  8yn.  Far  (s.  d.). 
—  b)  eine  Schiffsladung,  Gelegenheit  oder  Be- 
stellung zum  Fahren  oder  eiu  Fahrzeug  selbst. 
,Wäre,  dass  ein  g.  von  Ure  bar  käme  und  der  schiff- 
meister  hie  och  ein  g.  hätte,  es  wäre  lut  [Leute]  oder 
guot,  so  soll  der  schiffmeister  halben  Ion  nenien,  nach 
dem  und  das  schiif  ist  ald  er  das  g.  verdinget  hat. 
und  soll  das  bcscheidenlichen  teilen  dem  schiff,  den 
knechten  und  ouch  im  [sich  selbst]  und  soll  dann  den 
andren  halb  teil  Ions  und  ouch  das  g.  den  von  Ure 
lassen.'  Anf.  XV.,  L  Sehiffmeisterlib.  ,Was  die  Fähren 
dem  Knecht,  der  das  G.  bestellt,  für  Arbeit  u.  Lader- 
lohn geben  sollen.'  154-1.  Aissru.  ,l)ie  Schiffleute  von 
L  und  Flüelen  sollen  hinsichtlich  der  Gefährte  an 
beiden  Orten  gleich  gehalten  werden,  also  dass  jeder 
Teil  ein  Gefährt,  wo  er  es  antreffen  mag,  auf  der 
Rückfahrt  mitnehmen  darf,  auch  wenn  die  Schift'leute 
dort  es  bereits  verdungen  hätten.'  1575,  ebd.  ,Es  soll 
kein  Teil  der  Schiffleute  auf  dem  VwSee  auf  Gefährte 
mehr  denn  2  Stunden  warten  und  es  ist  ihnen  ver- 
boten, einige  Gefehrten  über  See  zu  führen,  wenn 
dieselben  nicht  dem  Zoller  angemeldet  worden  sind.' 
1627,  ebd.  —  c)  speziell  die  volle  Ladung  eines 
sog.  Segners  auf  dem  Bodensee.  Hartm.  1808;  davon 
Gefärtler.  Ein  G.  (Salz)  a)  16  Fass  Salz,  ß)  die  je 
zu  2  od.  3  zur  Talfahrt  an  einander  befestigten  Weid- 
linge,  welche  diese  Ladung  führen  ZEglisau.  —  3.  un- 
ruhiges, geräuschvolles  Wesen  und  Treiben  BG.;  W. 
Syn.  Gefach  Sp.  643.  Er  macht  nit  vil  G.  Das  ist 
doch  as  hellisches  G.!  Er  hat  as  schar2)fs  G.  mit  der 
Perso",  tut  sehr  verliebt.  Die  lieint  doch  an  Biti 
z'  vil  G.  mit  anandre,  besuchen  einander  zu  oft  W. 
Spass,  Spott.  Si  hei"  niime  d's  G.  mit  im  BG. 
I  möchti  nit  ire  G.  si,  Gegenstand  ihres  Spottes, 
ihnen  zum  Sp.  dienen,  ebd.  ,Wie  vor  etwas  jaren 
in  dem  land  Wallis  sich  ein  gesellschaft  erhuobcn, 
die  nampten  sich  von  dem  hund,  die  villycht  etwas  be- 
sunders  geferts  angehept  wollten  haben.'  1419,  Absch. 
, Wurde  ein  Zweitracht  und  gefert  [GefärdeV]  under 
inen  [2  Parteien  von  Weidean.sprechenden]  also  gross, 
dass  es  der  schultheiss  innen  wart.'  1453,  BsL.  ür- 
kundenb.  ,Der  Herzog  ist  ein  zyt  krank  ge.syn  und 
sagt  man  sich,  hab  nachts  in  synem  hus  ein  wild  ge- 
faxt erhept,  dass  si  meinten,  der  bös  geist  wollt  in 
hinfüeren.'  1476.  B  an  Strassb.  ,Soliche  nüw  gefärt 
und  Wesen  [die  evang.  Predigt]  syg  nüt  anders,  dann 
des  tüfel.s  hcrhorn.'  15'23,  Egli,  Act.  .Damit  die  pfaffen 
band  ir  gfert.'  UzEt'KST.  1525.  .Was  darf  man  des 
gfeerts,  das  du  erzelt  hast,  mit  den  sprachen,  künsten. 
historienV  HBull.  1531.  ,Ryss  mir'n  z'boden,  mach 
wenig  gfeert  [keine  Umstände]!'  Birk  153.5.  ,Und 
ist  ein  unrnowig  gefert,  wie  dann  an  kilchwychinen 
geschieht.'  ÄGTscniim.  ,Gesticulari,  etwas  geferts  trei- 
ben, pössisch  sein.  Manus  arguta,  ein  geschwinde 
band,  die  vil  geferts  und  hofierens  macht.  Circumcise 
agere,  mit  kurzen  werten  abbinden,  nit  vil  geferts 
machen.'  Fkis.  .Also  treib  ich  ein  feines  gefehrt' 
ScHKRTw.  1579.  ,Treibt  mit  dir  ein  wildes  g'fert.'  ebd. 
.Die  Vögel  ihr  geferd  treiben.'  RCvs.  „Tagen  mit 
^lunden.    Hnriiblasen    und    anderni   gfert.'    ebd.     .Das 


gab  ein  wilds  geferte',  ein  wildes  Treiben,  Hin-  und 
Herfahren,  Verwirrung.  Schlachtlikd  1600.  ,Als  er 
mit  schreien  und  rufen  sein  gefärd  trib,  merket  der 
Vogel,  dass  es  umb  seine  Vögelin  zu  tun.'  JLCts.  1661. 
—  4.  Lebensweise,  Verhalten;  Sachlage,  Verlauf. 
.Er  fragte  ihn,  was  syn  geferte  wäre,  oder  was  er  da 
in  der  wildi  täte.'  Z  Chr.  1336/1446.  ,Da  duht  die 
rät,  wie  der  [eines  Diebstahls  verdächtige]  kneht  und 
syn  gefert  nit  rehtfertig  war.'  1362/81,  G  Mitteil. 
.Schowetend  das  g.,  wie  es  stuond.'  Fründ  1446.  ,Der 
Bettel  ist  ein  wild  g.'  Gengenb.,  Bettl.  ,Dyn  frömd 
bluetsüchtig  gfert  [sc.  das  Reislaufen]',  sagt  der  alte 
Eidgenoss  zum  jungen.  NMan.  ,Syn  wyb  blybt  uf 
ireui  alten  gfärt;  si  halt  sich  wie  vor  im  wirtshüs.' 
1530,  Egli,  Act.  ,Si  füeren  ein  seltsam  gfert.'  Salat 
1537. 

Mhd.  (/nviie  ii.,  Weg,  Fahrt,  Reise;  Krscheinung,  Be- 
nehmen. Lebensweise;  Schicksal,  Umstände.  Bed.  3  yon/ann 
i.  S.  V.  sich  hin  und  her  bewegen;  4  von/nnn  i.  S.  v.  leben, 
ergehen,  verkaufen. 

Wagen-Fert  f.:  Wagenladung.  ,Mit  zweien  wa- 
genfeerten  unsers  hüsplunders.'  JosMaler,  Selbstbiogr. 

Ferte  I  f.:  Fährte,  Spur  eines  Wildes  S;  Th. 
D'  F.  verlöre'  ha";  Ei'm  iif  der  F.  sl'.  —  Nur  Scheide- 
form T.   Fart  (s.   d.   5   und  Anm.  zu   Fert  II). 

ferten:  „die  Spur  des  Wildes,  bes.  der  Hasen  und 
Füchse,  verfolgen.  Der  Hund  hat  gefärtet."  —  ns-: 
die  Fährte  aufspüren  S;  auskundschaften  Z  (Spillm.). 

Ferte  U  f.:  Ausfahrt,  Ausflug  zum  Vergnügen. 
Hand  ir  scho'  wider  e  F.  im  Vivis  [Sinn,  Plan]?  Z. 

Hof -Ferte:  wahrsch.  ^  Zue-Fart.  ,Es  sye  syn 
meierampt,  kelrampt,  h.,  syn  vogtye.'   1389,  L. 

Ferti  f.  =  Fert. 

fertig  I:    was  eine  Fert  bildet  GrLuz. 

Fe  rtler:  spöttische  Benennung  der  Katholiken 
als  Wallfahrer.  Ein  Prädikant  soll  die  VOrte  u.  A. 
.Fertler'  genannt  haben.  1529,  Absch.  —  Von  Fan  in 
Bed.  6. 

Ge-fertler:  Schiffmann,  der  mit  einem  sog.  Segner 
fährt;  s.  Gefert  2  c. 

vert-   s.  ver-ent-   Sp.  353  f.  fert  s.  1)  fern 

Sp.  1019.  2)  für  Adv.  Sp.  961  unten  und  Sclilnss 
der  Anm. 

fertig  11:  1.  bereit,  urspr.  zur  Fahrt  od.  zu  fahren, 
von  Personen  und  von  Sachen  (immer  mehr  älteres 
rjeräch  verdrängend).  Zu  irgend  einem  Gebrauche  ge- 
eignet oder  geschickt;  geläufig.  .Die  müliyscn  sun 
[.sollen]  guot  syn  und  f.  [zum  Gebrauch]  der  müh.' 
1301.  Z  Urk.  .Der  geist  des  herrn  ward  f  über  in.' 
1531/1667,  RicHT.  =  .kam  über  ihn.-  1860.  Man  hätte 
den  Johannitern  auf  Rhodus  gern  Hülfe  gegönnt,  ,aber 
in  sölliche  ferre  will  kein  hilf  mer  f.  sein.'  Vad.  Eine 
Gartenspritze  [Giesskanne]  ,giesst  erstlich  etwas  ge- 
mach, aber  bald  darauf  f.'  Sülzer  177'2.  Von  Personen; 
rüstig,  gewandt.  , Durch  welche  [weisen  Sprüche]  die 
jungen  kinder  f.  und  geschwind  werdend  und  die  jungen 
gsellen  weis  und  ratschlegig.'  1531.  Prov.  ,.lunge. 
f-e  Gesellen.'  Siml.,  Reg.  17'22.  —  2.  vollendet, 
erschöpft,  zu  Ende;  ausgemacht,  allg.  F.  bis  a' 'x 
Wurste".  Sülger,  eig.  mit  Bez.  auf  das  Schweinmetzgen 
der  Bauern,  dann  scherzh.  auf  andere  Verrichtungen 
angewendet.  Ebenso:  ,F.  bis  auf  das  Weisssieden', 
eine  bekannte  RA.  der  Goldschmiede,    wenn   sie  eine 


1041 


Fait,  ferf,  firt,  viert,  fort,  fiiit 


1042 


Arbeit  beinahe  vollendet  haben.  In  Bs  gebraucht 
man  sie  auch  von  einem  verarmten  oder  verdorbenen 
Mann,  der  wie  eine  fertisre  Arbeit  nächstens  aus  dem 
Hause  soll,'  Spren«.  Jis  ist  f.,  ausgemacht  Sch;  Z; 
iis  und  f.  (=  üs  und  ame'J,  eine  ausgemachte  Sache  Z, 
Nei',  's  ist  nw  f.:  i'''  niMes  ms  de"  Fedre'!  JSsuif.  F., 
Geiss,  mitest  g'metzget  si'!  heisst  es,  wenn  man  end- 
lich zu  einem  Entschlüsse  gekommen  ist  Z.  Es  ist 
f.  mit  im,  aus  Bfii.  Fr  ist  f.,  insolvent,  fallit  Z. 
jP.  ga',   zu  Grunde,    zu    Ende   gehen;    von    lebenden 

1    Wesen  und  von  Sachen,  z,  B.  vom  Haushalt,  Vermögen 

;  ÄA;  Uw;  Z,  Sis  Hiis  und  Hei'"  ist  f.  g'^ange".  F. 
tuache',  (Einen)  tödten  Bs;  Z;  Etwas  {z.  15,  ein  Klei- 
dungsstück) zu  Grunde  ricliten  Z.  Syn,  kaputt.  Ohne 
Objektsangabe:  Er  hat  f.  g'nmcht  =  üsg'hüset.  sein 
Vermögen  verbraucht  G.  Es  macht  mit  im  f.,  er  ist 
todkrank  Zii.     Wir  hei"  mit  enand  f.  g'macht,   abge- 

:   rechnet  W. 

Mhd,  rirkr,  -ic  nur  in  Bed,  1.  Beide  Bedd,  hat  anch 
ßriij,    s.  S|i.  919.      Von  deu   Zss.    sind  hier   nur   noch   die- 

■   jeoigen  anzutuhren,  ia  denen  -feiti;/  wahrsch.  die  urspr,  Funn 

,   oder  weuigstens  üblicher  als  -J'erii/  ist. 

un-:  unrechtmässig.  ,Dann  durch  [umj  das  bös 
unf.  guot  Vergüsst  manch  christenmann  syn  bluot. 
Unf.  guot,  sollt  merken  recht.  Straft  Gott  IJis  in  das 
nünt  geschlecht.'  Genhenbach  1.515.  ,l)as  unf.  guot 
nit  tcraplen,  clöstern  etc.,  sunder  den  dürftigen  geben 
soll  werden.'  Zwingli.  ,Syn  guot,  unf.  gewunnen,  ver- 
tedigen.'  Kessl.  ,Ich  hab  unf,  guot  verlassen  [hinter- 
lassen]', spricht  Einer  im  Fegfeuer.  ebd.  iSo  auch  bei 
JRi'BF.     Gegs.  rechtfertig. 

Mhd.  viin-rlic,  ebso.     .Unfertiges  Gut'  ist  wohl  , nicht  anit- 

;  lieh  zugefertigtes';    ihm    war   als    uurechtuiässigeni   (Jut   die 

1  Gsngbarkeit,  Gültigkeit  im  Verkehr  (F.-ihrt,  fahren)  versagt. 

[  heim-:  zur  Heimreise  bereit  oder  bereits  auf  der- 
selben   begriffen.     .Nachdem    letzerc   gestern    h.    ge- 

'  worden.'  Ui48,  Absch.  —  buess-:  bussijflichtig,  straf- 
fällig. .Verfallen  und  b.'  Ofkn.  Wäningeu.  —  post-: 
ganz  bereit  (f.  wie  die  Post?  f.  für,  auf  die  P.y  vgl. 
weg-f.).    .Sind,  was  er  ihnen  pfeift,  p.  nachzudanzen.' 

;  JHAmh.  lll.üT. 

recht-:     1.   „mit    Redit.    auf    reclitem    Weg   er- 

1  worben.''     ,Nicht  aus  Eaub,  sonder  aus  reclitfertigem 

)  Gut'  AKlingl.  1688.  —  2.  reehtschatlen,  gerechtfertigt 

!  vor  Gott.     ,I)ie    das    gsatz    tuond,    werdend    r.   sein.' 

ii  1531/48,  Köm.  =  .gerecht  gesprochen  werden.'    Iti67. 

i^  —   Mhd.   rehtvcrtic,  rechtmässig,   rechtschaffen, 

Rechtfertigkeit:     Beweglichkeit,    normale    Be- 

,  schatfenheit  der  Glieder.  ,Verlurent  all  syn  glider 
die  r.'  KdSafler  146Ü.  —  Vgl.  mhd.  v;rtic  auch:  beweglich. 

I      un-recht-fertig,  -ferig:  1.  unreclitmässig,    Syn. 

j  un-fertig.  ,Wee  dem,  der  u.  bös  guot  begirlich  in 
sein  haus  raspet.'  1-531/48,  Hab.  ,Lassend  ander  lüten 
,  das  iren   ligen,    widerkeerend   [erstattet   zurück]   das 

;  nnrechtferig  (unrechtfertiges.  1670)  guot,'  LLav,  1569. 
..Dass,  so  wir  etwas  unrechtferigen  guots  bisher  be- 
sessen habend,  flyssige  nachtrachtung  habind,  wie  wir 
ilasselb  denen  widerum  zuoordnind,  denen  es  von 
rechts  wegen  gehört.'  Gualtu.  1584.  ,Mit  verbotnen 
und  unrechtfertigen  mittlen  irnarungsuoclien.'  SHochh. 
1591.  ,Unr.  Gut  zerrünnet  bald,'  Hospin.  ,Sie  be- 
kennen, dass  sie  n-es  Gut  an  sich  gezogen.'  ClSchob, 
1695.  —  2.  nicht  rechtschafi'en.  ,0b  der  kneht  fromm 
war  oder  unrehtfertig.'  1302/81,  G  Mitth.  -  Mhd.  n„- 
rektverlic  ebso. 

Schweiz,  Idiotikon  I,  7, 


ring-fertig  s. -ferig  Si>.  920.  —  .ringfertigen: 
angenehm  werden,  von  einem  Zimmer,  durch  bessere 
Ordnung  oder  Ausstattung." 

schlecht-feptig:  erbärmlich V  saumselig?  ,Was 
die  armen  Leute  [von  Rottweil]  aus  schl-em  Hinlass 
der  Eidgenossen  dazu  drängte,  diesen  nachteiligen 
Anlass  [Frieden]  anzunelimen.'  1540,  Absch. 

weg-:  reisefertig.  ,Harus  in  Tütschland  w.'  15'24, 
Absch.  ,W.  und  gerüst  syn  glych  wie  der,  der  sich 
g'nestlet  und  g'ringlet  halt'  HBüll,  1531.  .Einen 
w-en,  der  cinmalen  ryten  niuoss,  under  dem  schyn  der 
liebe  und  früntschaft  ufhalten.'  Gualth.  1584.  ,Frönib- 
den  durchreisenden  und  w-en  leuten.'  1611,  G  Mand. 
,Der  Wirt  sagte  uns,  dass  er  w.  nacher  Haus  seie.' 
Heut.  1658.  Mhd,  weyvertitj,  reisend.  —  wegfertigen; 
(refl.)  sich  auf  den  Weg  machen.  HBull.  —  Weg- 
fertigung: Reisebercitschaft.  ,MT,5ev  atpstE  eis  f»iv 
56ÖV,  ir  sollend  üch  uf  die  w.  nützid  ufbrechen  [kein 
Geld  mitnehmen].'  HBiill.  1531. 

will-:  bereitwillig,  .Promtus  ad  faciendura:  w.' 
Denzl.  1677;  1716. 

fertigen  s.  ferggen  Sp.  1002. 

Arten:    feiern.    ,Mit  f.  und  opfer.'  Edlib. 

Aus  .firtagen,  flrtigen'  verstümmelt  oder  eher  selber  .ils 
Snbst.  zu  verstehen? 

viert  s.  bei  vier  Sp.  925,  Viertel  s.  Vier-Teil. 
Vierti"g  s.  Vierdung  Sp.  996. 

viertle":  1,  (tr.)  Etwas  (z.B.  ein  geschlachtetes 
Kalb)  in  vier  teilen  B.  —  2.  (neutr.)  a)  ,ein  Vierteli 
(eine  Viertelsmass)  nach  dem  andern  trinken,  lange 
beim  Weine  sitzen."  —  b)  vom  Mond,  in  ein  neues 
Viertel  eintreten  Uw.  Wenn  's  viertled,  se  gid  's  de"' 
bessers  Wetter.  —  c)  von  der  Uhr,  die  Viertelstunde 
schlagen,  allg.  Da  viertlet  's  am  ZU.  MUsteri.  Dri- 
viertle",    die    Dreiviertelstunde    schlagen    Bs.    —    Von 

Viertel.    —    Zu   2  c  vgl,   halberen. 

fort  1  -o-  GlK.;  L£.;  P  silv.;  Uw;  U,  sonst  -u-  (das 
in  Ap  o  lautet;  daneben  aber  auch  ue,  s.  T.  22  a):  meist 
wie  nhd.,  bes.  auch  in  der  Weglassung  des  Vbs  ,gehen' 
bei  Verben  der  Modalität,  z,  B, :  Was  hrücht  si  alliwll 
[immer]  f.?  Z.  Amplificiert  fif  und  devo"  und  f.  gä". 
Prägnant  f.  hocke',  fort  bleiben.  /  loill  f.  g^n  esse', 
ausser  dem  Hause  Ap.  Euphemistisch  er  ist  f.,  ge- 
.storben  Gl;  ScnwMa.;  U;  Syn.  verreist.  F.  gä",  Ab- 
gang, Nachfrage  finden,  von  Waaren;  verschwinden, 
entfernt  werden  können,  von  leiblichen  Übeln.  Id.  B. 
F.  chö",  von  Sachen :  verloren  gehen  B ;  Z ;  es  ist  m'r 
fürt  cho,  mir  abhanden  gekommen,  gestohlen  worden; 
von  Personen:  gehen  können,  z.B.  von  einer  Schwan- 
geren, die  noch  immer  des  Gehens  mächtig  ist  Z. 
Nüd  f.  chö'  mit . . .,  mit  einem  Werkzeug  oder  mit 
Jmdm  zusammen  eine  Arbeit  nicht  fördern  Z.  Weit-er 
f.  mit?  wollet  ihr  f.  damit?  Begrüssung  des  Bauers, 
wenn  man  ihn  beim  Düngerführen  antrifft  Bs. 

Das  u  statt  o  ist  rätselhaft;  vgl,  /ur  für  vor.  Vor  r 
bildet  sich  gerne   ue  aus  u  (wie   ie  aus   i). 

alls- Bs,  oZfi- L:  immerfort.  Syn.  alliwil,  in  Ei'm 
fürt,  geng,  eistet  und  das  Folg.  —  AUts.  Sp.  170.  AlU 
wohl  verk.  aus  aUiij  Sp.  209. 

ein-  eifort  L,  eifert  ZStdt  f :    an  Einem  f, 

Scher-dich-  Seher -di-ftirt  m.:  Abschied,  und 
zwar:  1.  letzter  Trunk  der  Wäscherinnen  am  Ende 
der  grossen  Wäsche;  kleines  Abendessen,  mit  dem  die 


UAS 


Fart,  Xert.  firt,  fort,  vurt    fort 


UM4     ' 


Glätterionen  entlasäen  werden;  auch  Wein  und  Fleisch, 
den  'Wäscherinnen  nach  Uanse  mitgegeben  BaStdt. — 
2.  das  letzte  Gericht  an  einer  llahheit  (besonder« 
Leichen-  oder  Taufe-),  meist  in  Schinken  bestehend; 
für  die  Gast«  ein  Zeichen,  dass  sie  nichts  Weiteres 
zu  erwarten  haben,  also  aufbrechen  können  ZPfaff. 
—  3.  AbschiedsgeschenL  Etwas  zum  &ä.  geben. 
G  1799.  —  4.  Jmdm  Seh.  geben,  ihn  ans  dem  Dienst 
entlassen  oder  fortjagen  S<,-hw. 

ImperatiTische  KA.  als  Sahst,  geprä^  wie  Sttalal  (Sp.  32) 
on<i  Tiele  ältere  Personennamen ;  Tfl.  das  aas  einem  Oplatir  1 
gebildete  Dnntktiyvil  (^^apenl. 

TOrt  II:  vorhin,  soeben;  z.B.:  Er  int  grad  rort  | 
furttf  gange'  ScnNk.  —  Syn.  ror  nnd  aas  diesem  mit  j 
adr.  (  gebildet.  ! 

Vortel,  Tortlig.  vörtelen   s.   Tor-Teil.  j 

Fortune"   t:     1.  Glück.    F.   mache,   sein   Glück  j 
machen  SchwE.    Jetz  mad\  numnie  dl  F.  och,  probiere  I 
dein   Glück  auch    BSL   —  2.  Missgeschick   UUrs. 
(Weilenm.);  in  der  ä.Spr.  insbes.  stürmisches  Wetter  J 
auf  der  See,  Sturm.    .Die  gale  [Galeere]  hätt«  mögen 
in  einer  fortun  zerbrachen  und  undergän.-  HsSchübpf  ( 
1497.    .Von  eim  grossen  fortun.  der  wol  für  uns  was,  j 
wie  wol  das  wetter   sorgklich    kam.-    ebi     .Kam  ein  ; 
fortan  und  ein  ungestüeme.  das  schlag  unser  gale  und 
die  andern    sehifi   ganz    von    einandem.'    ebd.     .Doch 
heind  die  Venedrer  ein  schifflendi  vor  behept.  das  ire 
schiff  da  ein  zuoflucht  heigent.  so  die  fortun  kumpt* 
ebd.    .Gross  stürm  und  gross  furdunam.-  Stockak  1519. 
,Uf  den  abend   kam  gross   stürm   nnd   gross   fortuna 
gegen  einanderen.'  ebd.    ,Hetten  wir  eine  grusaraliche 
fortun  mit  regnen  nnd  mit  mengerlei  wind.-  Sirii  1519. 
.Es   bekannten   auch  die  schiffleut   selb»,   dz  sy  der- 
gleichen fortun  nie  erlitten.-  Tieks.  1563.  —  3.  (PLj 
Fifrtüne,    Fotüne,    Fatüne,    Fatüne,    Fadüne  madie, 
seltsame    Geberden,    Grimassen    machen,    Gesichter 
schneiden    Z.     Syn.  Fagängge  usw.  (Sp.  68ijJ,    Faxe, 
Siiargimenter. 

Ans  dem  lat.,  resp.  Hai.  fi/rttma,  ond  zwar  1  in  der 
gewöhn).  Bed..  2  in  der  erst  im  Itil.  aos^ebildeten.  Das 
einmal  auftatichende  mänol.  Gesrhl.  erklärt  sich  aas  dem  mit- 
gedachten  Sjn.  .Storm*.  Ausstossang  resp.  .iisimilation  des  r 
ist  eben  so  häufig  a\i  Einschiebang,  ebenso  Übergang  von  « 
in  a  gerade  in  ZMA.:  S  in  der  zweiten  Silb*;  erklärt  sich 
aus  der  frz.  .Xusspraehe  des  W.  Aach  Erweichung  ron  i 
zu  '/  ist  in  einem  Fremdw.  nicht  aofTallend.  Bed.  :J  mochte 
etwa  ans  der  Praxis  der  Wahrsagerei  od,  Zauberei  entstanden 
»ein.  wobei  unter  Anwendung  von  allerlei  sonderbaren  Ge- 
berden die  Scbieküale  ron  Personen  erforscht  oder  aoch  ge- 
radezu gemacht  werden  sollten:  das  Machen  wäre  dann  von 
seinem  nrspr.  Gegenstand  oder  Zweck  auf  das  Mittel  über- 
tragen worden  zu  einer  Zeit,  wo  die  au  sich  schon  unklare 
Praxis  noch  dazu  in  Verfall  geraten  war. 
förtig  8.  fürdtiig. 

Firt  m.  u.  f.:  1.  fahrbarer  Durchgang  durch  einen 
Zaun,  bestehend  aus  2  Pfosten  mit  liegenden.  Ter- 
schiebbaren  Stangen;  Einfahrt.  Gatter  in  einer  Latten- 
he<-ke  L:  ZKn.  (f.).  Svn.  H'legi;  Pforte;  Serli.  In 
ZZolL  heisst  F.  als  Flum.  eine  Stelle,  wo  ehemals 
das  Vieh  zur  Weide  in  die  Allmend  eintrat  Im  Fü-rt, 
Flnrn.  Züittnan.  \t:\.  For^^t  III.  .Welcher  durch  ein 
gehag  faren  muoss.  der  soll  glych  zuo  statt  (auf  der 
Stelle  I  den  L  nnd  gatter  widerumb  zuotnon.-  Orrs. 
TaZilschL  ,Si«  sollen  die  Felder  dem  gemeinsamen 
Weidg-aug  öffnen,  beide  Parteien  sollen  einander  die 
Furten  nicht  Terschliesscn.-  XVII.,  MEsterm..  Rick. — 


2.  wie  nhd.,  Flnssübergang.  .Funden  ain  f.,  den  «i 
ritten.-  Z  Chr.  13.36  U4<>.  J»er  soll  oach  den  f.  undcr 
der  bruggen  offen  han.  das  man  dadurch  ouch  gefarn  od. 
ger3rt«n  mög,  ob  yeman  lieber  durch  das  wasser.  dana 
über  die  bruggen  faren  oder  rjten  wellte.-  Scaw  LB. 
.An  dem  t  der  Thur.-  Tcksi  1495(1500.  .L'nd  zoch 
an  den  [die.  1860]  f.  Jabok.-  1531/48,  Gexes.  ,Und 
machtend  den  [die.  1531]  f.  über  den  Jordan.-  \hi''. 
IL  Six.  ,Vada  cxea.  ein  heimlicher  f..  den  man  ;iit 
sieht.'  Fris.  .Der  f.  eines  was^rs.  dardurch  man  Un 
oder  wattet,  Tadum.-  ILiL.  ,Vadam.  f..  grund  ud. 
boden  im  wasser.  Tentare  radam.  den  f.  sncheoL' 
Deszu  1677;  1716.  -  3.  Rinnsal.  Bett  eines  Flnss« 
oder  Baches.  VgL  Furiei  und  Badi-Furt.  .So  mu 
ein  Wasser  abgraben  will,  facht  man  nit  an  bi  doii 
rechten  f.  nnd  wasser,  sunder  fer  davon  und  an  deril 
end,  da  man  das  wasser  vermeint  hinznobringM/i 
Salat.  .Alrens.  der  runs  nnd  1  eines  wassers.  cn 
wasserkenneL-  Fris.  ,Den  Doribach  in  eeren  ze  babea 
und  im  rechten  f.  und  gang  zue  erhalten.'  1596,  Z. 
.Dass  die  schilfenden  des  fnrts  achten.'  ROra.  ,Dai 
Wasser  dües  Bachs,  welches  sich  damahlen  oberhalb 
Kriens  geteilt  und  mit  halben  Buos  ein  andern  F. 
gefunden.'  JLCts.  1661.  .Der  Reuss  einen  nea«M 
60  Fnss  breiten  Canal  graben  und  lias  Streichwnhr 
in  die  Grädi  nach  dem  nenen  F.  zu  richten.'  1608, 
Assca.  .Dem  Grabenbach  soll  sein  F.  (,I>auf.'  1835) 
gelassen  werden.'  175.5.  S.  .Das  Wasser  ist  von  da 
wieder  in  seine  alte  F.  geloffen.'  B  Hink.  Bote  176S. 
.Die  Ebene  zw.  dem  Berg  und  der  Emmenfurt'  eM. 
.Da  die  3  schiffreichen  Wasser,  die  .Aare.  Limmat  md 
Rü8s  in  einem  F.  in  Khein  fallen.'  Wcrstis.  17fö. 
.Niemand  darf  oberhalb  dem  Dorf  den  Bach  aus  seinea 
rechten  F.  leiten.'  1790  97.  Gericbtsprotok.  EircM. 
—  4.  Wassergraben  in  Feldern  und  Wiesen,  la- 
nächst  zu  Ableitung  oder  Zuleitung  von  Wasser,  daia 
wol  auch  zu  Grenzbestimmung.  VgL  E-Furt.  ,1S» 
weg  nf  dem  Bachtal  nnz  harin  den  f.  an  dem  reebtM 
eeweg.'  XV.,  Ka.  .Incile.  ein  känel  oder  f.  ofler  gräbk, 
dadurch  man  das  wasser  aus  einem  fluss  etwaabn 
leitet.-  Fris.  .Demselben  grat  nach  in  die  fürten  ob 
der  Bicheten.'  1.569,  Gl  LB.  .Die  Werkleut  so  da« 
Fundament  zu  dem  Rathaus  gegraben,  haben  nndn 
dem  Erdrych  ein  Vacnum  oder  holen  F.  oder  Gaag 
gefunden,  aus  welchem  Schwalben  heraus  geflogea.* 
JLCts.  1661.  '  ' 

Mhd.  jmrt  m.  f.,    Furt.  Flnssbett:  Bann.  Weg. 
riell.  durth  das  Geschlecht  der  srn.  .Kons.  Gang, 
stärkt    —    .Fnrt-  i.  S.  t.  2  auch  in  zsgs.  Ortsn. 
1217    in   der  Gegend  von  ZBüti   an  der  Jonen; 
ZWied.:  .Sihlf.-    1332,  SchwE.     Z"  Furt.  Same  eines  B««f 
Sturzes  in  V,  riell.  aus  Fmll  verderbt.    —   Abi.  /nrtig. 

E-:  Grenzgraben.  Syn.  E  nnd  Efurt - Grabm, 
E-Buns.  ,Für  das  Öffnen  und  Reinigen  der  Backe 
und  Ehfurten  wird  den  .Vnstössem  Frist  anberaoaL' 
1867,  ZWL  ,0b  einer  wässeren  wellt,  der  nit  a^ 
einem  e.  läge  und  einem  andern  wollt  durch  das  »ja 
laren.-  1495,  .\a  Wst;  ähnlich  159.5.  ,Die  Marchea- 
beschreibong  von  1612  sagt  nicht,  wo  der  alte  Eefnrt 
unter  Ellikon  durchgegangen  sei.'  1747,  .\bs<  a. 

Ochsen-:  nur  in  der  sprichw.  bildL  R.4.:  Er 
Ut  CO'  0.,  dumm;  ungeschickt  Scloer.  —  Fingiert« 
(appellatj  Orlsn.  nach  Anal,  ran  ,Schweinfnrt-  usw. 

Xn-  f.:  das  Anfahren.  landen;  Zufuhr.  ,In  der 
Stadt  Si-H   ist   ein    namhafte  A.    nnd   Xiederlag  [vob 


•i 


Dn  m. 

.Esdif 

KrevalC' 


1045 


Fart— fürt.     Fartseh  — furtsch.     Farx— fiirx.     F;irz     furz 


1046 


Sah].'  1654.  Zollvkkiundi..  ,Deii  Feinden  die  A.  ver- 
wehren.' Ladpf.  178t>/9.  —  In-:  Einfalirt.  ,ln-  und 
Usfürten.'  1580.  AWii.d  188S.  .Der  einf.  in  den  AIp- 
nachersee.'  JLCys.  IWil.  —  Bach-.  ,Dass  in  dem 
rechten  Hachfort  Wasser  zu  Underhaltung  der  Fischen 
»enug  verbleibe.'  Hept.   1658. 

Furtcl  n.:  Rinnsal  eines  Baches  oder  Flusses. 
Das  F.  öffnen:  das  Flussbett  wiederherstellen,  von 
Schutt  befreien  Gl. 

fürten:    ein    Rinnsal   graben.     De    lliich    fürtet, 
gräbt  sieh  selbst  neue  Wege  (tl. 
Fnrtle  s.  FurT;e  Sp.   lOl'J. 

furtlich.  .Der  honptnian  was  ein  f.  man,  hätt 
gern  das  allerbest  getan.'  JLenz. 

Die  Unzuverlässigkeit  der  Quelle  in  Betr.  von  Sprache 
UDd  Schreibung  erlaubt  viell.  eine  Verderbiiias  ans  /ruf Hg 
(8.  d.)  auzuuohuien.  Verderbniss  aus  'fun-htlich ,  i.  S.  v. 
Foickt  einflösscnd,  scheint  nicht  zu   dem  Zshang  zu   passen. 

fürt:  Nbf.  zu  für  als  Adv.  ,Hinfürf,  fortan,  für- 
derhin.  154'2.  Bs  Zunftprot.  Auch  ,fürt'  allein  "mit 
der  selben  Bed.  Ri'ep  1538.  —  S.  für  II  i  b  nnd  betr. 
Jas  angeschobene  (  Sp.   902   Aum.  am  Schlnss. 

Fürte  s.  Für-Tuech.     fürten,  fürtig  s. /"lirc/if-, 

was-fürtig  s.  vns-fürig  Sp.  967. 

fiirtig:  zu  Fuss  durchschreitbar,  Furten  darbietend. 
.Wie  der  Rliyn  durch  abschwynen  [Abnehmen]  der 
wasseren  f.  und  wandelbar  werde.'  JJKükgeb  1U(I6. 

tiefuert  s.  Fuer  4  (Sp.  97u). 

Us-Füept  f.:  .Ausfuhr.  Einem  LNeudorfer  wird 
1794  von  der  Victualienkanimer  gestattet,  eine  -Anzahl 
Kohlköpfe  auszuführen,  doch  sollten  die  Zollner  bei 
jeder  , Ausführt'  und  Zurückkunft  die  Stücke  Vieh  am 
Wagen  abzählen.  Esterm.  1875. 


Fertschi    s.  Ferli  Sp,  921. 


Fuerx:  Kinderschlitten  Ndw, 


farzen,  färzen:  pedere,  frz.  piter :  etzt  durch 
furzen  (s.  d.)  aus  der  lebenden  Sprache  verdrängt. 
.Welcher  auch  auf  unserer  stuben  in  offen  ürten  oder 
sonsten  mit  koppeu  [Rülpsen],  f.  oder  speiserbrechung 
Unzucht  begienge,  der  soll  1  ß  zuo  buoss  geben.'  1508, 
Rebleutenordn.  Wthur.  ,Wer  ein  Unzucht  begoht,  es 
sye  mit  färzen,  koppen  lassen  oder  anderen  groben 
Üppigkeiten,  dieselbige  persou  soll  gestraft  werden 
umb  ein  niäss  wyn.-  158'2,  Badordn.  BEngistein. 

Parze:  .\dlerfarn,  pteris  GW.  Vielleicht  mit  dem 
vorhergehenden  Vb.  vwdt  (vgl.  das  .syn.  Wurmwürzt) 
oder  eine  .\bl.  von  Farre  {Farn  Sp.  1017). 

Vierzel  m,:  auffallend  dicker  Gegenstand,  beleibtes 
Mädchen  AaVüI,  —  Geisse"-:  1.  (meist  dim.)  Mass- 
lieb, Gänseblümchen,  bellis  perennis  Aa.  —  2.  (meist 
mit  dem  Zusatz  grosse)  Johannisblume,  Chrysanthemum 
leuc.  Aa. 

In  dem  Simplex  lässt  sich  leicht  eine  Nbf.  zu  Virrmd 
iSp,  1022)  annehmen,  da  man  auch  u.  k.  einen  auffallend 
dicken  Kopf  mit  einem  .Viertel'  vergleicht,  und  eine  kor- 
pnlente  Weibsperson  auch  Stande,  Kufe,  genannt  wird;  vgl. 


noch  .vierschrütig'.  In  dem  Pflanzenn.  ist  djis  erste  W.  (wie 
in  den  Syn.  Griiiimnir  usw.)  aus  ,Gänso-'  lautlich  gesetzmässig 
geworden, 

Purz  (»■')  \'\.  Fiir:  Wim.FürzU  ni.:Wind 
aus  dem  Unterleib,  bes,  der  hörbare,  doch  heisst 
es:  ,Salomo  der  weise  spricht:  Laute  Fürze  stinken 
nicht.'  allg,  Kn  F.  (ahUä'  Aa;  Z:  vgl,  Fiirslnsdnind. 
Bildl,  RA.A.  Nid  en  F.  [nicht  das  Geringste]  wert  W. 
/■•'■  weil  Heber  en  F.  vs-eme  töte  Boss!  Z  (Spilhn,). 
Dil  bist  s'  chiirz  um  en  F.,  um  ein  Weniges,  ebd: 
Urne  (-nand)  fare"  ('sehiesgc',  springe')  irie-n-en  F. 
in-ere  Laterne,  (in  einem  verschlossenen  Raum)  un- 
stät,  verlegen  sich  hin  und  her  bewegen  Bs;  S;  Z. 
Us-eme  F.  en  Donnerchlapf  (e  DowterwelterJ  mache", 
eine  Kleinigkeit  übertreiben  L.  Er  meint,  n'mi  Furz 
seige  [seien]  Wichrauch  L.  Von  einem  um  seine  Ge- 
sundheit übertrieben  Ängstlichen  sagt  man:  Fr  geit 
zum  Dokter,  wenn-ejn  en  F.  im  Füdli  b'stecht  [stecken 
bleibt]  BRi.,  venn-em  en  F.  nüd  redit  etrilnne  [ent- 
rinnen] c/ja""  Z,  ,Icli  han  ein  F,  in  d'  Chilchen  [Kirche] 
g'lon',  .sagt  ein  Teufel  bei  Büef,  Adam  u.  Eva.  ,Ich 
lachet,  das  mir  ein  f.  entwuscht.'  NJIan.  ,Sä  da,  iss 
das  imberwürzlin,  Dass  dir  vor  angst  nit  ontwüsch 
ein  fürzlin.'  Aal.  ,F.,  scheiss,  ein  pfüsc,  crepitns.' 
Mal.  S  p  r  i  c  h  w  w.  :  E  Brise  [Prise  Tabak]  und  en  F. 
Macht  d'  Zu  churz.  Schild.  Eigeni  Fiirz  schmeckru 
am  Beste  L.  Dokter  F.  hilft  den  Arme"  L.  En  rechte 
F.  schadt-em  Dokter  e  Mixtur.  Sülger.  Wer  vom 
Dräue  stirbt,  u-ird  mit  Fiirze  begrabe"  L.  .Und  wel- 
cher ab  tröuwen  [von  blossen  Drohungen]  stirbt,  dem 
wird  mit  furzen  g'lüt  [geläutet].'  1499,  Lled.  Daher: 
Me"  sött-e"  mit  Fürze"  bigrahe",  Ausdi-uck  höchster 
Verachtung  Z.  Dim.  bildl.:  kleiner  Schuss  ans  einem 
Gewehr,  mit  und  ohne  Schrot  BHk.;  winziges  Ding, 
z.  B.  eine  kleine  Baumfrucht,  ein  Zuckerbrötchen  Ndw. 

-  Mhd.  furz.     Vgl.  /arzen.     Syn.   (auch  in  übertr.  S.)  Faul.: 
Hennen-.    ,Truckne  [trockne]  Hennenfürze':  Eier. 

GHeid.  1732.    Vgl.  H.-Pfitz.  —  Juden-:    1.  Chure 
me-n-en  J.   Z.  —   2.  gem.   Püster,    lycoperdon   geui- 
matum,  ein  Pilz  Bs,    Vgl.  Syn.  ,Bo-,  Weiber-Fist.' 
Knoden-:  verwachsener  kleiner  Bursche  AAStauf. 

—  Knoden,   Knöchel. 

Nuunen-  Ap,  sonst  meist  dim.  -Fürzli":  1.  eine 
kxt  Gebäck,  Confect,  meist  in  Form  kleiner  Krapfen, 
mit  Füllsel  aus  Coniitüre,  in  Nonnenklöstern  ver- 
fertigt und  käuflich,  oder  von  ihnen  zu  Geschenken 
verwendet,  allg,  „Eine  kleine  Art  Makronen  B." 
,Butterbrödchen.'  Spreng.  ,Nunnenfürzle,  ein  gattuug 
küechlinen.'  Mal,  —  2.  Stachelbeere  TnUntersee.  Syn. 
Brunnen-,  Dunnen-F. 

Bed.  I  ist  unter  dem  selben  oder  ähnlichen  Namen  weit 
verbreitet:  Nonnen-Brod  (KHenlin,  Alpenbi,),  -Eräpflein 
(Wilrzburg),  Nunefiizker  (SiebenbUrg,),  Nunnenfurte  (nd.,  in 
Holstein  ein  Festgebäck  um  Weihnacht  und  Silvester,  eine 
.\rt  Apfelkuchen  oder  Kräpflein),  sogar  übersetzt  in  rom. 
Sprachen:  frz,  /jcl  de  jiotmc,  span,  jkIUzcoi)  de  monja  (eine 
Art  Makrone),  Der  Grund  der  Benennung  ist  nicht  sicher 
zu  erkennen,  klar  nur,  dass  der  zweite  Teil  des  Comp,  nicht 
das  W,  Furz  iu  seiner  obigem  Bed.,  sondern  nur  eine  An- 
lehnung od,  Umdeutung  sein  kann  (vgl.  immerhin  die  bildl, 
.Zuwendung  von  /•'.  in  Ndw).  .\m  Nächsten  liegt  eiuo  Abi. 
\{)ii  ]tit./nreirr  (j'artum),  stopfen,  wie  frz, /ui-tc.  Fülle,  wobei 
noch  zu  bedenken  ist,  dass  neben  ,Furz'  auch  ,Farz'  üblich 
war,  Pas  W.  wurde  also  urspr.  wohl  'Xumun/urzel od.  -fnzij 
gelautet  haben.  Poch  haben  wir  es  viell.  mit  der  mildernden 
Unideutung  eines  obscSnen  ähnlich  lantcudeu  Ausdruckes  zu 


1047 


Parz--fnrz.    Pas     fus 


lolK 


tun    (vgl.  z.B.  ,Fnchs-Luiniiiern'   bei  Weinh.,  Beitr.  55). 

—  Bed.  2  mag  auf  der  Ähnlichkeit  der  Beere  mit  einer 
Krapfe  beruhen,  indem  Beide  zwei  Zipfel  und  in  der  Mitte 
eine  Anschwellung  haben. 

Brunne n-Fürzli:  Stachelbeere  ZGlattf.  Syn. 
Brunnengüttcrli  [-fläschchen]. 

Sü-Furz:  Mauer-,  Kelleresel,  Mauerwurm,  frz. 
cloporte  UwE.  —  Tüfels-  =  Juden-F.  Bs.  Syn. 
Tüf eis  -  Äsche ,  -Melsack,  -Geldseckel.  —  Dünne"-, 
Dünn  er-  (auch  Dira.):  Stachelbeere  Scu.  \g\.  Nim- 
nen-,  Brunnen- F.  —  Wolfe°-  =  Juden-F.  Syn. 
Wolfs-Fist  (lycoperdon),  -Rauch;   frz.  vesse-luup. 

Sunnen-Furzele    f.  =  Dunnen-Furz  TuUnters. 

furze";  1.  (lauten)  Wind  von  sich  geben,  allg.; 
derber  als  fäuke>i,  pßfen,  ah-,  üslän,  dämpfen.  .Fe- 
dere, f.,  ein  furz  oder  seheiss  lassen.'  Fris.  ;  Mal. 
.Welicher  an  der  Zilstatt  und  besonders  so  Wyn  und 
Brot  da  ist,  vor  den  Gsellen  mit  Koppen  oder  F.  ald 
anderer  Unvernunft  ünfuog  tribe,  der  soll  die  Buoss 
verfallen  syn,  ohn  gnad.-  1601,  Z  Schützenmand.  Bildl. 
BAA.  <?a"  F.  schmecke"  nennt  man  es  spöttisch,  wenn 
Jnid  dem  Tanze  zusehen  geht  W;  Syn.  Flöh  stäuben ; 
Hotzen  dröschen;  stücklen.  Me"  cha""  nur  nid  ruehiy 
f.  [so  sehr  ist  man  beschäftigt]  L.  Im  Unmut  soll 
einst  der  gelehrte  S  Ratsherr  Gl.  den  Ratssaal  ver- 
lassen haben  mit  den  Worten:  We"'  das  heisst  regiere, 
so  heisst  f.  musiziere!  Anfg  XIX.  Sprww.:  Die  Fro- 
phete",  wo  [welche]  f.,  vmsse'  Nüt.  Zyro.  Wer  wol  mag 
esse'  und  uol  mag  f.,  de""  brücht  rke"  Dokter  L.  War 
dtm  Esel  's  Loch  nüd  z'  chll',  so  macht  er  gern  mit 
de'  Bosse'  f.  ScHwMa.  Boss  und  Ma"  städ  's  F.  a', 
Wib  und  Chue  —  heb  's  Fiidli   (d'  Löcher)   zue!   Z. 

—  2.  auf  einer  Furze  (s.  d.)  blasen  Tb;  Z.  —  3.  furz- 
ähnliche Töne  von  sich  geben,  von  Werkzeugen,  Gerät- 
schaften,   z.  B.  Spindeln,   Bädern,    durch   Reiben    Th. 

Furze"  Aa;  Th;  Z,  Furzero"  GTa.  —  f.:  eine 
Art  Blasinstrumentes,  das  Kinder  aus  dem  hohlen 
Blütenstengel  des  Löwenzahns,  auch  aus  der  Rinde  der 
Ziegenweide  bereiten  und  in  letzterm  Fall  als  Mund- 
stück für  grössere  Instrumente,  bes.  für  die  aus  Rinde 
verfertigten  Hörner,  gebrauchen;  s.  Guge,  Gilgge; 
Waldhorn;  auch  ein  selbständiges  kleines  Instrument, 
bestehend  aus  zwei  in  einander  gepassten  Hölzchen, 
zwischen  welche  ein  Getreideblatt  zu  liegen  kommt  Z. 
, Furzen:  ein  pfuse  [Blasrohr].'   Mal. 

Pech-Furzer:   Spottn.  des  Schusters  Z. 

Furzi  m.:  Schelte  für  einen  unbedeutenden  Men- 
schen L. 

Spendi-Fürzi  s.  Splendifözi. 

Buebe"-Fürzleri":  Mädchen,  das  den  Buben 
nachläuft  Gr.  Syn.  Buchen- Blterin,  -Schmeckcrin, 
-Trat. 

vierzg  s.  Sp.  926.     « 


Fas,  fes,  fi.s,  fos,  fus,  bzw.  fass  usw. 

Pas  (it)  f.  Aa  (Hürbin),  Fase"  m.  L;  Z  —  Dim. 
Fäseli:  1.  glatt  u.  einfach  abgeschrotete  Kante,  techn. 
Ausdruck  der  Steinmetzen  und  Schreiner  Aa;  L;  Z. 
.Inwendig  in  der  Kirche  die  Gesimser  sammt  den 
Eggen    und   F.   anzustreichen.'    1781,   SunwWoUerau. 


—  2.  das  so  bearbeitete  Werkstück  selbst.  .Braucht 
es  890  Schuh  Fasen  oder  Sockel,  diese  sauber  ge- 
arbeitet.' 1781,  Kirchenbau  ScHwWollerau. 

Vgl.   frz.  face,    Kante,   facettc,    geschliffene    Seitenfläche; 
doch  unser  W.  viell.  deutschen  Ursprungs,  eins  mit  Ftiaen  II,  ' 
Saum.   —   Sachlich  vgl.   Rij  bei  Schneidewerkzougeu.  v 

Fass  I  m.  (f.  GBättl.):  1.  Griff,  Ort,  wo  man  an-.' 
fasst  Gl;  Gr;  GBättl.;  auch  beim  Ringen  und  Schwin 
gen  GrD.  f.  ha',  a)  anfassen  können  oder  angefasst  il 
haben  Gr.  Syn.  Fassi,  Mab.  b)  festen  Fuss  fassen 
GBättl.  Syn.  Fuess  han.  —  2.  Hundename.  1504,  Z, 
Vgl.  ,Packan'.  —  Vom  Vb.  ,fasseu',  nach  Analogie  von 
,Griff,  Halt'. 

Fass  n  n.  —  PI.  meist  noch  =  dem  Sg.  —  Dim. 
Fassli,  Fässli:  1.  Gefäss,  grosses  oder  kleines,  meist 
von  Holz,  zur  Aufbewahrung  fester  und  flüssiger  Stotle 
(vgl.  die  Compp.).  Insbes.  a)  tonnenförmig.  gross,  für 
Wein,  Bier,  Wasser,  Jauche  u.  A.  (allg.).  ,Des  glychen 
jars  ist  also  vil  wyns  worclcn,  dass  man  alle  alten 
fas  hat  müessen  binden.'  Mev.,  Wthur.  Chr.  ,Die  Fass, 
darin  man  ihn  [den  Wein]  fasset.'  BCvs.  ,Hüpschlich 
trinken  oder  nit  vil  über  das  f.  gon,  parcere  cadis.' 
Mal.  Fini  wie  es  F.,  korpulent  U.  ,Ein  alt  weib, 
die  ein  bauch  hat  wie  ein  f.,  doliaris  anus.'  Mal.  .\1s 
bestimmteres  Mass,  nächster  Oberbegriff  zu  Saum 
(,1  F.  =  4  Saum.'  1761,  Absch.)  und  zu  Sester  (,1  F.  = 
10  Sester.'  1555/86,  Absch.).  Auch  zur  Aufbewahrung 
od.  Versendung  trockncr  Gegenstände  dienende  Tonne. 
,1  f.  mit  sichlen.  Die  negel.  wievil  der«"  in  fässlinen 
under  der  stügen.  Im  vorkeller  3  böse  [beschädigte] 
fässli,  in  einem  [derselben]  äschen.'  1571,  Z  Inventare. 
Vgl.  die  Compp.  von  Legele.  In  ein  F.  schlagen, 
(den  Leichnam  eines  Selbstmörders)  in  eine  Tonne 
stecken  (und  —  damit  die  entweichende  Seele  auf 
Erden  kein  Unheil  anrichten  könne  —  einem  fliessen- 
den Wasser  übergeben).  ,Beschäch  euch,  das  jeman 
im  selber  den  tod  antat,  den  soll  man  verschlahen  in 
ein  f.  und  an  yetwederen  boden  ein  brief,  was  er  getan 
hat,  und  soll  man  in  lassen  uf  die  Lindmagt  [Linnnat] 
und  lassen  rünnen.'  1384,  Stdtb.  AaB.  Andere  Bei- 
spiele aus  XV.,  XVI.  und  Erläuterung  s.  bei  Osenbr. 
1881,  337/45.  Sprw.  RAA.  I)'  Hand  under-em  F. 
ha',  gebundene  Hände  haben,  in  gezwungener,  be- 
drängter Lage  sein,  z.  B.  verschuldet  Ap.  D'  Hand 
ligg  im  [liege  ihm]  uiider'm  F.  Schimpfu.  1652.  .Noch 
ärger  sind  die,  wenn  sy  sehen,  dass  dem  armen  die 
h.  under  dem  f.  ligt.'  SHochholz.  1591.  .Du  Capitalist 
hast  zehen  und  mehr  per  cento  von  Leuten  genommen, 
denen  die  Hand  in  der  oder  dieser  Not  unter  dem  P.' 
gelegen.'  JJUlr.  1727.  Dem  F.  de'  Bode'  üsstosse' 
SoH,  —  üstrucke'  Z,  dem  F.  de'  Spunte"  [Spundzapfen] 
usse  sehlä'  GWa.,  das  Mass  voll  machen,  der  Sache 
den  Ausschlag  geben,  ein  Ende  machen;  den  völligen 
Untergang  herbeiführen,  das  Unglück  voll  machen. 
Wo  so  e  [eine  solche]  Frau  ist  im-e  Hiis,  g'heit  [fällt 
g'wüss  dem  F.  de  Bode"  üs.  Stütz.  .Darumb  so  it 
Beschluss  des  Testaments  [von  Benz]  erst  dem  F.  da 
Bode  usgestossen.'  HBcll.  1571.  , Unser  hl.  Vattw 
wollte  den  wyn  [gern]  wider  im  f.  han',  die  Sach« 
rückgängig  machen.  1521,  Sthiokl.  .Häuschen  im  Fäss- 
chen verschwellen',  ein  Abendschmaus.  den  die  beider- 
seitigen Eltern  dem  jungen  Ehepaar  geben,  wann  di( 
junge  Frau  anzeigte,  dass  sie  guter  Hofliiung  sei 
Troll  18-1 1.     ]\'enn-mc'-s'  in  es  L'\  täti  und  umrugele 


I 


I 


W^ 


1049 


Pas,  fes,  fis,  fos,  fu 


1050 


chämfd  eister  AU  obe>iuf=  Alle  sind  gleich  schlecht  Z. 
(Wi"-J  Fäüsli  tröle'  Bs,  tröle"  Z,  wale'  ZUhwies.,  ein 
Kinderspiel:  sich  auf  dem  Boden  einen  Abhang  hin- 
unter wälzen.  Kätsel:  £s  ist  es  FussU  öni  Bündli 
und  ziceierlei  Gumpist  [Compost]  drin,  das  Ei;  mid 
en  schirarze  Ma'"  drin,  der  Prediger  in  der  Kanzel; 
aber  auch:  und  tritiked  Chünig  und  Fürste"  d'rüs, 
die  Mutterbrust;  vgl.  die  Stelle  im  Simplicissimus : 
.Sie  könnte  wohl  glauben,  dass  dies  Hetel  [Ziege]  viel 
Milch  gebe;  denn  sie  habe  ein  schönes  Fass  [Euter], 
wie  es  die  Schweizer  nennen.'  As  F.  mit-ama  nüwa 
Reif  het  d'  Nasa  vil  z'  teuf,  Vexierbescheid  auf  die 
wiederholte  Frage  ,was?-  GkV.  Sprww.  il/e"  viuess 
a»  ]:ein  [keinem]  F.  elilupfe',  oderjiie"  uell  driis  trinke', 
sagte  Einer,  dem  man  an  den  Hintern  kloptte  L. 
Wenn  's  F.  voll  ist,  so  seil  »ig»  spare",  uf  de  Truesen 
[Hefe]  isch's  z' spot.  ebd.  —  b)  kleineres  Gefäss, 
Hausgerät,  von  verschiedener,  doch  meist  rundlicher 
Gestalt,  z.  B.  hölzernes  Geschirr,  in  welchem  man 
Wasser  in  die  Küche  trägt  W;  Syn.  Hand-,  Wasser-F. 
Fassli,  Nachtgeschirr,  meist  von  Holz  BO.;  Syn. 
Nacht-F.;  Kübel;  vgl.  Gang-Gelte.  Korb  L  und  spez. 
Bienenkorb  L;  S;  Syn.  Imben-F.,  Blji-Stocl;,  Bicher. 
.Ein  silbrin  f.'  KdSailf.r  1460.  ,Aventüren  us  dem 
hufen  oder  fesslin  [Glückstopf  der  Lotterie]  ze  ge- 
winnen.' G  1485.  Bildl.  nach  bibl.  Sprachgebrauch, 
wonach  der  menschliche  Leib  oder  die  Person  als 
Getäss  oder  Werkzeug  der  göttlichen  Gnade  aufgefasst 
wird:  ,Des  heiligen  und  userweiten  fass"  S.Pauli.' 
14SI1,  UwE.  Jahrzeitb.  ,I)ass  ein  ietlicher  wüsse  syn 
f.  [,geschier.'  Itj67]  zuo  behalten  in  heiligung.-  1531/48, 
1.  Thessal.  —  2.  Fässli,  Stachelbeere  ZWyl.  Syn. 
Krüegli,  Kruselberi  (von  Krusle,  bauchiger  Krug).  — 
3.  Tuchüberzug,  worein  Etwas  ,gefasst'  wird,  z.B. 
Bettstücke.  Syn.  Fassi;  Gefäss.  ,84  eil  rystis  [rei- 
stenes]  tuoch  zuo  den  lasen.'  1.397,  L  Stift. 

Mh.  caz  D.,  Gefu,ss,  Fass,  Schrein;  auch  Bienenkorl)  und 
bildl.  in  geistlichem  Sinn.     Die  unveränderte  Pluralform  ist 

,  die  alte  Regel  der  Neutra;  dag.  unregelmässig  flexivisches  n 
im  Gen.  Plur.  ,der  völlige  Halt  [volle  Gehalt]  der  Fassen.' 
1757,  Z  Ges.  Zweifelhaft  ist,  ob  in  der  .\ngabe:  ,Cur  non 
ludo  hunc  aliiiuantisper ':'    Waruuib  fatzen  ich  den  nit  etwan 

,  lang'/     Warunib   hab    ich   in  nit  ein  wenig  im  vassV    Fris. 

'  unser  W.  gemeint  ist,  oder  t'asa  I,  oder  ob  ,va3s'  geradezu 
^  ,Fat2',  Spott,  zu  nehmen  ist.    —   Als  zweiter  Teil  in  Zss. 

I  erleidet  das  W.  (wie  Fuetis  in  Uamfin,  d.  i.  Hahneufussj,  vor- 

I  nelimlich  in  der  MA.   von  GrPr.  solchen  Entzug  des  Tones, 

I  dass  es  den  Schein  blosser  Ableitungssilbe  erhält;    s.   iUt-, 

^  Bad-,  Salz-,   Schüef-,   Schenk-,   Stein-F. 

j'  Ächis-:  Gefäss  zur  Aufbewahrung  von  ^cÄis  (s.d.) 
Grä?.     Syn.  Achis-Kübel,    Sür-FässU.   —   Imbcn- 

■  Imb-  AAFri..  Impe-  L,  Ime-  Ap:  Bienenkorb.  Syn. 
Ime-G'fäss;  Blji-Stock.  —  Anken-:  1.  , Buttertopf ;" 
hölzernes  Gefäss  zur  .Aufbewahrung  geschmolzener 
Butter  BHk.   Syn.  A.-Kübel.  —  '2.  Butterfass,  in  wel- 

•  ehern  gebuttert  wird  Bs.  .Das  A.  oder  Liren,  darin 
der  eingeschüttete  Nidel  [Sahne]   durch  stätiges  Um- 

;  treiben  der  Handhabe  [Kurbel]  in  Butter  verwandelt 
wird.'   JScHEucHz.  1700.     Es  ist  in  B   und  jetzt  auch 

'  anderwärts  ein  Gefäss  in  Gestalt  eines  grossen  Käses 

'  oder  Schleifsteins.  —  3.  -Fässli,  Fässchen,  Tonne, 
worin  die  Butter,  gewöhnlich  centnerweise,  versendet 
wird  UwE.  —  Essig-.  .In  der  andern  stuben  ein 
cssielivass.'    1489,  Waldman.ns  Hausrat.   —   Fueder- 

>=  Fuer-F.     ,So  wurden  die  Butterkübel.   Käsgestell. 

'die  Fleischhäfen,   die  Geldseckel  der  geistlichen  Vät- 


teren  und  Müteren,  die  W^cinfässer  und  grosse  Puder- 
fässer in  dem  Elsass  in  den  Capuzinerklösteren  grossen 
Schaden  leiden.'  ClSchob.  1099.  —  Fuer-:  grösseres 
Fass  zum  Transport  von  Getränke  auf  Wagen.  ,15  ß 
gab  ich  von  einem  f.,  sinnzuber,  sinngelten  und  umb 
trachter  von  Z  hinuszefüeren.'  1541.  Z  Grün.  Amts- 
rechn.    Auch  Wf-  Z  (schon  149'2/1504). 

Fueter-:  hölzernes  Gefäss,  den  Wetzstein  zum 
Schärfen  der  Sense  in  Wasser  getaucht  enthaltend 
Ai-;  Bs;  „Gl;"  Gr;  L;  GRh.;  STh.;  Th;  Z.  Syn. 
Stein-Fass,  -Fueter.  's  F.  amene  Rieme  und  de'  um 
de'  Buch  umme  b'bunde".  JKMey.  1844.  ,Das  f.,  darein 
die  mäder  den  wetzstein  behaltend,  theca.'  Mal.  Auch 
als  Trankgefäss  bzw.  -Mass  für  Tiere  zum  Einschütten 
von  Arzneien  gebraucht.  Vgl.  Stein-F.  .Von  dem 
Trank  schüttet  man  einem  Stuck  Vieh  4  Futerfass 
voll  ein.'  1779,  Z  Ges.  —  Fiuier  i.  S.  v.  Futteral.  Mhd. 
vuotervaz,  taschenartiger  Behälter. 

Güllen-:  langgestrecktes  Fass,  in  welchem  die 
Jauche  aufs  Feld  geführt  wird  Z.  Syn.  Beschütti-F. 
Yg\.  G.- Kasten.  -  Gumpist-:  Gefäss  zur  Aufbewah- 
rung von  , Compost'  (Eingemachtem,  Sauerkraut  mit 
eingelegten  Äpfeln).  1428,  L.  —  Giess-:  zinnernes 
Wassergefäss,  ungefähr  V2  Mass  haltend,  jetzt  meist 
mit  flachem  Rücken,  an  der  Wand  (oft  in  einer  Nische 
—  s.  Giess fass-Käspli)  hangend,  mit  Deckel,  2  ,Ohren' 
als  Handhaben  an  den  Seiten,  und  unten  mit  einem 
kleinen  drehbaren  Hahn,  aus  dem  das  Wasser  in  ein 
zinnernes  od.  kupfernes  Becken,  das  Handbecki,  fliesst, 
zum  Waschen  der  Hände  und  des  Gesichtes  nach  der 
Arbeit,  noch  heute  eine  fast  stehende  Zierde  der  Wohn- 
stube wohlhabender  Bauern.  Nach  dem  Gebrauch  wird 
das  Becken  (aus  dem  das  Wasser  zuweilen  durch  eine 
verborgene  Vorrichtung  abgeleitet  wird)  meist  um- 
gestülpt. Daneben  hängt  eine  Handzwächele  [Tuch  zum 
Abtrocknen]  Aa;  Bs;  BM.;  VOrte;  Gl;  GrD.;  Ndw;  GA.; 
UwE.;  Z.  Syn.  Eichle  (s.  d.),  Handgiess-Fass,  Guss, 
Brunnenlcesseli,  Wasserstize.  In  ZZoll.  herrscht  bei 
alten  Leuten  noch  der  (wohl  aus  der  kathol.  Zeit  ge- 
bliebene) Brauch,  am  Morgen  gleich  nach  dem  Auf- 
stehen am  Giessfass  die  Hände  zu  netzen,  damit  den 
Tag  über  Einem  nichts  Schädliches  begegne.  De'' 
Brunne  rünnt  g''ad  nw  wie-n-es  G.,  liefert  nur  einen 
dünnen  Wasserfaden  G.\.  ,Antwerklüt,  die  zinnin 
kanten  [Kannen]  und  giessfasse  und  schüsselen  ma- 
chen.' ScH  Stdtb.  ,Ein  möschin  [messingenes]  g.'  XV., 
Z  Anz.  Nach  Z  Ehrecht  1447  gehören  der  Wittwc 
vom  Hausrate  ,in  der  stuben:  ein  g.,  ein  handbecki, 
ein  brunnenkessi  [u.  A.].'  ,Ein  zinni"  g.  in  der  kammer 
neben  der  stube.'  1530,  Z.  ,Ein  z.  g.  mit  knpferinen 
handbecki.'  1571,  Z.  .Malluvium,  ein  g.  oder  hand- 
becke,  daraus,  darüber  oder  darein  man  die  händ 
wäscht.  Guttus,  ein  g.  oder  tropfgschirr.'  Fris.;  Mal. 
, Giessfass,  giessbecke.'  Keb.  1662.  ,Wann  sie  [die 
Gäste]  die  bände  gewaschen  über  dem  handbecke  aus 
dem  g.  und  abgetrocknet  haben  mit  einer  sauberen 
bandzwehel.'  Vestib.  1692.  —  Gnaden-:  parodisch- 
schcrzh  Anwendung  der  unter  Fass  1  b  angeführten 
geistlichen  Bed.  in  dör  Aufzählung:  Ober,  Under,  Ass, 
Gn.!  Z.  —  Hand-:  mit  einer  Handhabe  versehenes  od. 
mit  der  Hand  leiclit  tragbares  Gefäss  (vgl.  Giess-F.); 
Dim.  Handfassji,  hölzernes  Geschirr,  1 — 2  Mass  hal- 
tend, in  welchem  man  Milch  oder  Suppe  z.  B.  Ar- 
beitern aufs  Feld  trägt   (Syn.  Melchterli,  Truter)  W. 


Pas,  fes.  iis.  fos,  t'us 


,Das  h.  mit  seinem  fuoss.'  Bib.  1531  (.Wäschkessi.'  1548). 
,Oft  das  H.  springen  machen  dienet  wohl  gesund  zu 
sein.' üHeid.  1732.  —  Harnisch-.  .Ein  harneschvessli.' 
1422.  L  Urk.,  ein  Stück  Hausrat;  Korb  aus  gefloch- 
tenen Metalldrähten?  (vgl.  H.-Bletz,  Scheuerwisch  aus 
eben  solchem  StolfV)  od.  Behälter  für  den  Harnisch? 
—  Kalber-:  offenes  Gefäss  mit  Röhre,  die  man  .jungen 
Kälbern  ins  Maul  steckt,  um  sie  Milch  oder  Mehltrank 
saugen  zu  lassen  Gr.  Syn.  Kdlberlühel ;  Trmikfass.  — 
Käs-:  das  Gefäss,  in  das  der  junge  Käse  gebracht  wird 
Gr.  Syn.  Vättere.  —  Kät-Fässli:  hölzernes  Geschirr 
zur  Sammlung  von  Kehricht  GStdt.  Syn.  K.-Kiihel  — 
Löffel-Fass:  Löffelbehälter.  Früher  bewahrte  man 
Löffel,  Gabeln  und  Messer  in  einem  kleinen  , Fässchen' 
oder  einem  .Kratten'  [Korb]  auf,  die  an  der  Wand 
des  Wohnzimmers  hiengen  Z  (Stutz),  's  Lüffelfass, 
's  Chopßüuli  [hoher  offener  Schrank  mit  einem  ver- 
schlossenen Kästchen  oben],  's  ZU  [die  Stubenuhr] 
hat  dene'  Weberstiifh'  müesse'  flieh'  [weichen],  ebd. 
Scherzh.  in  dem  Spottreim:  Züri  ist  e  grossi  Stadt, 
Winterthur  es  L.,  Frauefeld  en  Li/rechiibel  [Butter- 
fass],  Eglisau  de""  Teckel  drüber  ZWyla. 

Läger-Fass:  grösseres  Fass  zur  Lagerung  von 
Wein  Bs;  S.  Ggs.  Fmr-,  Land-F.  ,Eichene  läger- 
vass.'   Vad.   —    ,Iiöger,  Läger'  alte  Form  f.   .Lager'. 

Inleg-:  das  Fass,  die  Kufe,  in  welche  das  zum 
,Brennen'  bestimmte  Obst  zur  Gährung  gelegt  wird 
L;  Z.  —  Leck-:  Gefäss,  aus  dem  man  dem  Vieh  zu 
lecken  gibt  Aa.  —  Land-:  Fass  zum  Transport  von 
Wein  Bs;  B;  S.  Ggs.  Läger-F.  .Ein  Bauch  wie  ein 
L.'  GoTTH.  Lt  S  Wochenbl.  18ü7  hält  ein  grosses 
Lägerfass  ungefähr  40  Landfässer,  ein  kleines  6;  und 
heissen  kleine  Landfässer  auch  Boller.  Eine  B  Ordn. 
von  1691  unterscheidet  ,L.'  von  Byffass  (s.  d.);  das 
Grössenverhältniss  scheint  2  :  1  gewesen  zu  sein.  Nach 
dem  B  Zolltarif  von  1754  wird  ,von  einem  L.  mit 
Wein,  so  nicht  den  Burgern  gehört,  30  Kreuzer  Zoll 
bezahlt,  von  einem  Ryffass  15.' 

Leit-:  Transportfass  für  Wein  und  trockene 
Waaren,  Fuhrfass.  .Lieber  vogt,  bis  [sei]  daran,  dass 
die  1.  yetz  gebunden  werden  und  nit  die  lägerfass.'  G 
Stiftsarch.  , Sollen  die  gesellen  haben  ain  wagen  mit 
4  rossen  und  uff  dem  wagen  2  leitfass  und  gehört  in 
das  ain  fass  4  viertel  habermel.'  ebd.  ,Die  muren 
warend  nit  hoch  und  muosst  man  1.  stellen  und  die 
mit  ertrych  füllen,  darmit  man  sich  darhinder  weren 
möchte.'  Vad.  Mit  einer  Decke  versehenes  Fass,  worin 
man  im  Herbst  die  getretenen  Trauben  zu  der  Kelter 
(,und  bei  den  Brünsten  das  Wasser.'  Spreng)  herbei- 
zuführen pflegt  (,und  das  zu  diesem  Gebrauch  in  der 
Mitte  mit  einem  grossen  Laden  versehen  ist.'  Spreng) 
Bs.  —  Mild,  h-itriiz,  Fuhr,  Wagenladung,  Transportfass,  vou 
leiten,  führen. 

Low-:  Fass  für  Gerberlohe.  1422,  L  Urk.  —  Mel- 
Melf^s  GRPani:  an  die  Wand  gehängtes  Geschirr  mit 
einem  Deckel,  zum  Aufbewahren  von  Salz,  Mehl, 
Kleie  udgl.  Gr;  Z.  Wrisch,  wo  der  Weg  zum  M. 
isch,  zum  volle'  Fass?  Hebel.  Bildl.,  dicker  Bauch: 
De''  hed  e  Lende  wie-n-en  Stiei';  er  g'selit  bald  nümme 
über  SIS Melfü^sU  usse  ZWettschw.  —  Milch-,  Melch-: 
hölzernes  Geschirr,  in  welches  gemolken  wird  W. 
Übertr. :  , Joseph,  der  stark  und  in  seiner  Beste  war, 
dessen  M6lkfasse  voll  Milch    und  seine  Gebeine    voll 


Mark  waren.'  JJUlr.  1727.  —  Most-.  In  einem  G 
Mand.  von  1641  wird  geklagt,  .dass  nach  Endung  der 
Predigten  Etliche  Wein-  und  Mostfässer  ausrüefen 
lassen.'  —  Mussier-  =  <S'/M"«!_7-i^.  —  Mutteli-:  klei- 
neres, mehr  dickes  als  langes  Fass  S.  Syn.  Boiler.  — 
Nacht-:  Nachttopf  W. 

Buch-:  Bottich  für  die  zu  reinigende  unsaubere 
Wäsche  Gr.    —    Bücken,   waschen. 

Bad-  Bäpfrs:  längliche  Badewanne  für  Kinder 
GnPr.  —  B uckler-:  Kufe,  in  welcher  Spätkohl  unter 
dem  Namen  B.  eingemacht  wird,  der  bis  Mitte  des 
Winters  als  saures  Gemüse,  von  da  an  als  Schweine- 
futter verwendet  wird  aScHW.  ,Der  Biedern  [der  111- 
gauer]  soll  kein  Witzling  spotten;  Man  teilt  wie 
Freund'  in  Ernst  und  Spass:  Sie  geben  uns  von  ihrer 
Schotten,  Wir  [Muotataler]  ihnen  aus  dem  B.'  1831, 
Gastgesellsch.  Muotatal.  —  Passanten-:  das  Fass 
im  B  Burgerspital,  dessen  Inhalt  zur  Verpflegung  der 
almosenbedürftigen  Durchreisenden,  .Passanten',  be- 
stimmt war.  1543/1814;  s.  Messm.  1831,  14.  -  Kind- 
better-: Fass  für  guten  alten  Wein,  der  für  Wöch- 
nerinnen bestimmt  ist.  ,Die  Thurgauer  haben  ge- 
droht, das  Kloster  Kreuzungen  zu  überfallen,  um  Wein 
und  Anderes  wegzunehmen,  wie  denn  Etliche  schon 
Kindbetterfässlin,  um  den  Wein  zu  fassen,  gebunden.' 
1529.  Absoh.  —  Bütel-  =  mhd.  biutehaz,  lederner 
Sack,  der  oben  zugezogen  werden  kann?  mit  Bentel- 
tuch überspanntes  Sieb?  ,1  bütelfass'  zwischen  Bot- 
tichen und  Mulden  genannt  in  einem  Wthurer  Inventar 
von  1469.  —  Inbeiz-  Bs.  Beizi-  Z:  Gährfass  beider 
Branntweinbrennerei.  , Beizefässer  mit  Träsch  [Tre- 
stern].'  Z.  Vgl.  Inlegg-F.  —  Botzen-.  ,Salz  in  seinen 
verschiedenen  Transportarten  als  luckschyblin.  grosse 
schyben,  eichene  fass,  b.  und  stupich.'  1542,  AWild 
1883.  —  Plunder-:  Behälter,  Tonne  für  Kleider 
oder  Bettzeug.  ,Von  eim  PI.  oder  Reiskasten  6  p.' 
1670,  Absch.  —  Brüe-  Brilej-:  Jauchefass  SStarrk. 
—  Rif-:  Fass  für  ,Rifwin',  Wein  vom  Gestade  frirej 
des  Genfersees,  nach  B  importiert.  Vgl.  Land-F.  ,Das 
Umgelt  würde  von  einem  Landfass  einen  halben  Gulden 
und  von  einem  R.  5  Batzen  betragen.'  1581,  Absch.  — 
Kumpel-:  (in  einem  Volksrätsel)  der  Bauch,  weil  es  zu 
Zeiten  darin  .rumpelt',  kollert.  —  R  ön  seh  i-:  Gefäss  für 
Rönschi,  kleine  Zieger  GrV.  Vgl.  Ziger-F.  —  Rap- 
pisser-:  starkes  Fass,  in  welchem  der  noch  nicht  ge- 
gohrene  Weinmost  (eig.  von  Rappisser,  s.  d.)  luftdicht 
verschlossen  und  bis  in  den  Winter  (auf  Neujahr)  süss 
aufbehalten  wird.  Syn.  Zwang fässli.  ,Ein  sogenanntes 
B.  sammt  eichenen  Schalen  und  Lager.'  Z.  —  Rüer-: 
Aa;  GBerneck;  ThHw.;  ZF.,  ämcj-- ZSth.:  Gefäss  zur 
Bereitung  von  Butter  durch  .Rühren',  Umdrehen, 
Herumwälzen  von  Sahne.  Dim.  -Fässli  AAEhr.;  TbHw., 
von  Privaten  für  kleinere  Mengen  gebraucht,  R.-FajiS 
in  den  Sennhütten.  Syn.  TrÖl-F.,  Lire,  Lrriim,  und 
vgl.  Rüer-,  Stöss-Kübel  als  ältere  Einrichtung,  welche 
hinwieder  die  primitive  Manipulation  des  .Fitzens' 
verdrängt  hat. 

Reis-:  Behälter  für  Kriegsbedarf,  in  G  Hdschr. 
neben  , Reistrog'  und  , Reiswagen-  angeführt.  Vgl. 
Phmdei--F.   —   ,Reise'  =  Feldzug. 

Seig-.  .Seigfass,  Seigtrichter,  um  Wein  in  den 
Keller  herunterzulassen,  couloir.'  Dk  la  Cour  1736.  — 
Mhd.   neigen,   seukeu. 


1053 


Pas,  fes,  fis,  fos.  ins 


1054 


Salz-  Salfis,  -f^j  GrPi-.:  Salzgefass  Gr;  Z;  ge- 
wöhnlich neben  dem  Mehlfass  und  diesem  in  Grösse 
und  Gestalt  entsprechend.    ,2  S.  in  der  Kuchi.'  1571,  Z. 

Zu  SiitßH  (vgl.  Anm.  zu  Farn)  braucht  man  nicht  auf 
roiLian.  ml,  balz,  zurückzugehen,  da  bei  dieser  Art  von  Wort- 
umbildung  auch  der  erste  Teil  der  Zss.  in  Mitleidenschaft 
gezogen,  bzw.  verstümmelt  wird  (vgl.  Hostet,  Hofstatt;  Ar/il, 
Armvoll,  usw.). 

Sür-Fässli:  Gefäss,  worin  das  ,Sär'  [der  Molken- 
essig] aufbewahrt  wird  Ap.     Syn.  Achis-F. 

Schlief-  Schüefis,  Dim.  SchüeflsHi:  hölzerner 
Schöpfeimer  mit  langem  Stiel,  für  Wasser,  Jauche 
asw.  AAEhr.     Syn.  Gon;  Schüefi  n. 

Aus  der  letztern,  sonst  allein  gültigen  Form  gewisscr- 
massen  weitergebildet  mit  Anlehnung  an  das  ebf.  in  AaEhr. 
übliche  Scliempßs  (s.   ScheiJc-Fam). 

Schenk-Fass,  Scheich-  GrD.,  Schtcmpfis  ÄAEhr., 
,F.  ni.",  Z.:  „grosseres  Weingefäss,  woraus  man  klei- 
nere füllt."  1.  Weingeschirr,  aus  welchem  unmittelbar 
in  die  Gläser  (od.  zunächst  in  Flaschen)  eingeschenkt 
wird,  in  GrD.  ein,  einige  (10—13  AaZ.)  Mass  halten- 
der, von  unten  nach  oben  sich  erweiternder  Trageimer 
mit  Deckel  und  Ausgussrohr,  der  statt  der  Flaschen 
gebraucht  wird,  wenn  eine  grössere  Gesellschaft  zu- 
gleich bedient  werden  soll.  Syn.  Eimer;  Sester;  Stise. 
,Wel'''er  ein""  schlecht  [schlägt]  mit  einem  schenkfass, 
sester  oder  kanten.-  1456,  üfkn.  Z  ARegensb.  ,Der 
sester  (schämpfis):  obba.  futum,  simpo.'  Red.  1662.  — 

2.  Fass  im  Keller,  dessen  Inhalt  vom  Wirte  zum 
Ausschenken  in  Brauch  genommen  ist.  ,Es  sollen  keine 
andere  als  gesinnete  Schenkfasse  gebraucht  werden, 
dannethin  die  Beamteten  bei  dem  Füllen  der  Schenk- 
fassen gegenwärtig  sein.  An  den  Schenkfassen  sollen 
nicht  nur  der  Punten  [Spund],  sondern  alle  übrige 
Beizäpfen  versiglet  werden,  so  dass  darvon  Nichts  als 
der  Hauen  oder  Zügeli  [kleiner  Zapfen,  durch  dessen 
Entfernung  der  Luft  Zutritt  verschafft  wird]  oft'en 
bleiben  mag.'  1774,  Z  Umgeldsordn.,  wo  auch  gerügt 
wird,  dass  ,füraus  bei  kleineren  Schenkfassen  in  An- 
sehung der  Gratifikation  des  5.  Teils  oftmals  erst  nach 
fünfmaliger  Füllung  selbe   berechnet   worden  ist.'  — 

3.  radschuhförmiger  Schöpfeimer  mit  Handhabe,  der 
besonders  bei  der  Kelter  in  Anwendung  kommt  AAEhr. 

Bed.  3  eignet  eig.  eher  dem  W.  Schüeß«,  scheint  aber 
der  Dissimilation  zu  lieb  (jenes  für  laudwirtschaftlichen  Ge- 
brauch, dieses  für  den  Wein)  sich  des  vorliegenden  W.  be- 
mächtigt zu  haben. 

Schotten-:  altes  Fass,  Tonne,  in  welcher  die  zur 
Schweinefütterung  bestimmte  Schotte  [Molke]  aufbe- 
wahrt wird  Zu.  —  Be-schtitt-  L,  B'schiXtti-  L;  S: 
Jauchefass.     Syn.  Giillen-F. 

Schieb-:  wahrsch.  =  mhd.  nlegecaz  =:  slegekilbel, 
Rührkübel,  also  syn.  Rüer-F.  ,Von  einem  seh.  8  Schil- 
ling [Zins].'  Urbar  d.  Grafsch.  Baden.  —  V.  ,schlaheu', 
schlagen  (Butter  stossen);  vgl.  Sclthg-Milch. 

Schwin-:  Gefäss  für  Schweinefutter,  namentlich 
in  den  Sennhütten  ein  Fass.  in  welchem  die  Schotte 
gesammelt  wird  W.  —  Span-  {Sj}^-'-  Z):  mit  einer 
Lage  von  Cedern-  od.  Hobelspänen  versehenes  Fass. 
über  welche  man  die  im  Keller  oder  in  der  Schenk- 
stabe sich  ergebenden  Weinresten  giesst.  um  sie  zu 
klären  und  wieder  ausschenken  zu  können;  jetzt  meist 
durch  das  Verfahren  des  sog.  Schönens  ersetzt.  Mit 
diesem  geringen  Getränke  werden  unsolide  Zahler  od. 


unwissende  Kunden  bedient.  ,Er  verkaufte  ihm  den 
Wein  aus  den  grossen  Spänfässern,  in  welche  die 
Weinhändler  alle  möglichen  Restchen  werfen.'  Gotth. 

—  Spreng-,  Mussier-:  besonders  starkes  kleineres 
Fass,  dessen  Hahn  bloss  halmdicke  Öffnung  hatte,  zur 
Aufbewahrung  von  Weinmost  Z  f. 

Stege-Fässli.  .Der  köstlichste  der  selbst  ge- 
pflanzten Weine,  für  Ehrenanlässe  im  sogenannten 
Stegenfässehen  gewissenhaft  bewahrt'  Troll  1844. 

So  gehcissen,  weil  das  betr.  Fässchen  au  einem  besonderu 
Ort,  unter  der  Kellertreppe,  sich  befindet. 

Stuck-Fass:  Weinfass  von  bestimmter  Grösse, 
bes.  ein  solches,  in  welchem  der  Rheinwein  trans- 
portiert wird,  5—600  Liter  haltend,  also  etwas  kleiner 
als  das  für  den  Landwein  gebrauchte  Fiierfa^is.  Vgl. 
Piesse.  Mir  nend  im  [wir  nehmen  dem  Pfarrer]  es 
St.  guete"  Wi*.  Feiebabenu,  Bauernkrieg.  —  Auch  das 
einfache  Stuck  bedeutet  ein  Fass;  s.  d. 

(Wetz-jStei--,  -/js,  ({s  GRPr.  =  Fueter-F.  B; 
Gr;  Schw;  Uw;  U;  W;  Zg.  ,Züge  der  heimkehrenden 
Abendschnitter  schritten  mit  der  Sense  auf  dem  Rücken, 
das  W.  im  Gürtel  befestigt,  stattlich  durch  Feld  und 
Wiese.'  B  Album  1858.  Syn.  auch  Wetz-Fass,  -Kübel. 
Auch  Name  eines  Hauses  in  BHk.  Bildl.  de"  Verstand 
im  St.  i'^ge",  d.  h.  in  grober  Weise,  mit  einem  Masse, 
das  sonst  dem  unvernünftigen  Vieh  zukommt  (s.  o. 
bei  Fueter-F.),  da  doch  die  Menschen  die  Weisheit 
mit  , Löffeln'  fressen  ScnwMa.  —  Stand-:  Kufe  BSi. 
Syn.  Stande.     Ggs.  zum  liegenden  F. 

Trochen-:  eine  Abgabe  an  den  Grundherrn, 
welche  die  Bewohner  einiger  Berge  des  FO.  (Greyerz) 
nach  dem  Alpaufenthalt  zu  entrichten  hatten  in  Ge- 
stalt von  Käse  oder  Geld,  nach  der  Zahl  der  Kühe; 
frz.  Hautscierges,  Occierges.  Kuenl.  Dict.  2,  65/6. 

, Trocken'  von  Waaren  im  Gcgs.  zu  Flüssigkeiten,  hier 
also  wahrsch.  ebeu  auf  Käse  zu  beziehen;  vgl.  Kfin-F. 

Tröl-:  Butterfass  i.  S.  v.  Rüer-F.  (s.  d.)  F.  — 
Trank-  =  Schotten-,  Schivin-F.  Uw.  .Zunächst  bei 
der  Feuerstatt  steht  d's  schmutzige,  russige  Tr.'  XVIII., 
Älpleruedicht.  ,Das  Trankfass  oder  Trankbrunggen, 
darin  man  aufbehaltet  das  Saurtrank  oder  Saurschotten 
zu  völliger  Scheidung  der  Sirpen.'    JJScheuchz.  1706. 

—  Tränk-:  hölzernes  Geschirr,  aus  welchem  man 
Kälber  mit  Milch  tränkt  W.  Syn.  Kalher-F.,  Saug- 
Kübel.  —  Wi"-.  W't fässli  trök",  Kiniersfiel  =  Fässli 
tr.  Bs.  —  Wind-:  fingiertes,  an  die  Windmüli  (s.  d.) 
erinnerndes  landwirtschaftliches  Gerät.  Der  unge- 
schickte Neuling  beim  Dreschen  wii'd  etwa  nach  dem 
W.  ausgeschickt  Z  (WSenn).  —  Ge-würz-:  Gefäss 
für  Pfeffer,  Muskatnuss  udgl.  Z.  —  Wasser-:  höl- 
zernes Geschirr,  Kübel,  in  welchem  man  Wasser  in  die 
Küche  trägt  W.  Vgl.  i'^nss  I  &.  —  Wasch-.  ,Wösch- 
vessli',  kleine  Waschbütte.  1422,  LUrk.  —  Wetz-  = 
Fueter-F.  GRSav.,  Sculms.  —  Ziger-.  .Vorbehalten 
die  überlästigen  Zigerfass,  weliche  man  an  der  Anken- 
wag  Schwere  halben  nit  gewägen  mag.'  1640,  Z  Mand. 
V'gl.  Bönschi-F.  —  Zwang-  =  Eappisser-F. 

Fasan  m. :  1.  wie  nhd.  , Fasan  oder  Pasant,  Fa- 
sian,  phasianus.'  Fris.  ;  Mal.  ,Phasianen  u.  Pfawen.' 
.\Klin(;l.  1688.  —  2.  Birkhahn  Vw  (Tschudi).  Syn. 
Schild-,  Spil-Han.  Bei  wie  en  F.,  auffallend  dicke 
Beine  Zg;  Syn.  Schlegelbein,  Lirenkübel.  Auch  Berg-F. 
It  Meisn.  u.  Schinz  1815.   —  Mhd.  fasan  und  jhmiu. 


1055 


Fas,  fes,  fis,  fos.  fus 


1056 


Fasandle  f.:    unzuverliissise,   leichtsinnige  Person 
GStdt.   —   Auch  Schwab. 
Fase    s.  Fnsöle. 

Fasel  in.:  1.  junges  Vieh,  junge  Zucht,  hes.  von  der 
seihen  Mutter  und  um  sie  versammelt,  von  Schafen, 
Ziegen,  Schweinen  Aa;  Bs;  BM.;  Gl;  G;  Zu;  Z;  ühh. 
ein  Haufe,  Trupp,  eine  Schaar,  Herde  von  jenen  Tieren 
G,  aber  auch  mit  Rücksicht  auf  die  Qualität  (Art, 
Rasse,  Schlag),  bes.  von  Schweinen  Xa;  BRi.;  L.  und 
auf  Bestimmung  zur  Zucht  Gl;  L;  GA.,  T.,  W.;  Zg;  Z; 
daher  auch:  mageres,  nicht  zur  Mästung  bestimmtes 
Kleinvieh  Aa;  Z;  vgl.  Fasel-Mast;  Syn.  Fasel-Vieh. 
F.  nahe  zieh  [aufziehen]  Z.  ,üer  Grossätti  zog  jungen 
F.  nach.'  ÜBrXgo.  Ein  Rind  z'  F.  ha'  (fuetercn),  mit 
grobem  Futter  erhalten,  wenn  und  so  lange  man  es 
nicht  will  an  Nutze'  hritujen,  d.  h.  als  Mast-  oder 
Milchvieh  verwerten  B;  ZO.;  man  tut  das  z.B.  mit 
einer  abgemagerten,  halbkranken  Kuh,  damit  sie  eine 
Zeit  lang  Ruhe  habe,  sich  erhole;  auch  aus  Mangel 
an  Futter  in  schlechten  Jahrgängen.  Die  [junge 
Schweine]  wachse"  und  man  brückt  si  nit  es  i/anzes 
Jär  z'  Fa^el  füetere'.  B  Bauernkai.  1883.  .Da  luff  man 
durch  die  hüser  und  robat  man  das,  so  man  dann  da 
fand,  hüener,  swyn  und  sämmlichen  f.,  das  hat  alles 
den  hals  verloren.'  Fründ  1446.  ,Es  soll  keiner  kein 
Schwein  koufen,  weder  zuo  f.-  oder  metzig-süw,  wann 
er's  verkoufen  wollte;  aber  wann  er's  selbs  will  han 
zuo  f.  old  zuo  metzgen,  so  mag  einer  wol  koufen.' 
1530,  ÄA  Wst.  ,Bona  natio  (in  pecoribus):  grosse 
zucht  oder  ein  guoter  f.'  Fris.;  Mal.  ,Die  bruet, 
Zucht,  f.:  proles,  soboles,  pullities.'  Redinger  166'2. 
.Diejenige  Kälber,  welche  zum  Erzeuhen  oder  zum 
F.  bestimmt  sind.'  XVIII.,  Gemeindst.  Auch  en  F. 
Henne',  ein  Volk  Hühner  Ap.  Von  Frischen:  ,Das 
Kräh  soll  in  dem  See  zu  Erhaltung  des  Laichs  und 
F-s  unbetrübt  und  ruhig  gelassen  werden.'  1710,  Z 
Fischerordn.  Die  Brut  von  Bienen.  , War  aber  sach, 
dass  einer  einen  imben  verkoufte  zc  f.'  üffn.  AAWürenl. 
.Eine  bine,  welche  einen  schwärm  ausstosset,  d.  i. 
einen  f.,  zucht  oder  junge  von  binen.'  DTomann  1708; 
s.  auch  F.-Stock.  Von  gemeinen  Insekten,  Unge- 
ziefer: ,Pecus,  fliegen  [usw.],  fasel,  ungsüber.'  Fris. 

—  2.  übcrtr.,  von  Mensehen.  .Progenies,  Geschlecht, 
Zucht,  F.,  Kinder.  Stamm.'  Denzl.  171(5;  doch  meist 
mehr  od.  weniger  verächtlich:  a)  Kinder;  junge  Leute, 
allg.  En  F.  Chintl,  Haufe  kleiner  Kinder  Bs;  Gl; 
Gr;  G.  Dim.  PI.  .Ganze  Fäseli  halbnackter,  hülfloser 
Kinder.'  1788,  UBrägg.  Gelegentlich  von  einem  Kind: 
Si  [die  Vagantin]  het  F.  hei"'  'brächt  Z.  Schaar  junger 
übermütiger  Bursche  B  (Zyro).  Junf/e',  VebigC  F., 
Haufe  junger,   lebhafter,   mutwilliger  Leute  Aa;  BM. 

—  b)  Menge  Leute  überh.,  Gewirr  von  Menschen 
BThun;  Gl.  Züri''',  Bern  und  Basel  g'end  e  Tüggersch 
[Teufels]  e  F.,  eine  grosse  Einwohnerzahl  GA.,  früher 
aber:  ,Z.,  B.  und  Bs.,  das  ist  des  Teufels  P.  [Brut]', 
mit  Bezug  auf  die  Reformation.  —  c)  schlechtes, 
gemeines  Volk,  Gesindel,  Pöbel  (auch  vornehmer) 
Ap;  BRi.;  6;  ScH;  Ndw.  Syn.  Fasel-Biistig,  -War. 
V(f  Bern  sönd  d'  l'ruppa'  sclio"  marschiert,  vom  Aar- 
gau und  ro'  Basel  sönd  s*  off-cm  M'eg,  niid  för  cexiert 
[nicht  zum  Spass].  die  uerid  s'  [werden  sie.  die  auf- 
ständischen Landleute  am  Zürichsee]  ne",  das  F.  1804. 
Ap  Soldatenlied.  Vgl.  noch  die  Compp.  f  «-,  Gemein-, 
Bettel-,    I'faffcn-F.     .Des    Teufels    F.'    nennt    Eckst.' 


(1526)  Mönche  und  Nonnen.  ,[Dcr  Prädikant]  hat  vil 
erlitten  vom  f.  z'  Costenz,  bischof  und  tuomherren.' 
1530,  Strickl.  .Der  aufrührerische  böse  f.  des  wider- 
toufs.'  1531,  Egli.  Wiedert.  .[Eine  Rotte  von  Zechern] 
band  euch  mätzen,  unnütz  fasels  vil.'  Salat  1537.  ; 
,Und  müessend  aber  die  grossen  göuch  vil  mit  grössern  j 
sorgen  den  schandlichen  f.  erziehen.'  BHull.  1540.', 
,Alle  mächt  des  gottlosen  vassels  [der  Geistlichkeit].',' 
Vad.  ,Gepreng  des  pepstlichen  fasels.'  HBdll.  1572. 
.Überlegne  [lästige]  unverschämte  Schuolmeister  und 
derglycher  fuler  F.'  1651,  Z  Mand.  ,Tät  nur  Ehr  sein 
allein  zu  Basel  [bei  StJakob  an  der  Birs],  so  wären 
wir  [die  am  Leben  gebliebenen  und  darum  verbanntun 
Eidgenossen]  ein  schlimmen  F.'  JCVVeissenb.  17ii'2. 
,Dem  gottlosen  Heidengesind  oder  Zigineren,  den  be- 
schwerlichen Landstreicheren  und  dergleichen  faulem 
F.'  170'2/5,  Z  Mand.  —  d)  Geschlecht.  Der  ist  co- 
mene  sübere  F.  nache  [abstammend]  V.  Vgl.  Wd)er-F. 
—  3.  junger  Nachwuchs  von  Pflanzen,  bes.  junger 
Wald  ZF.  (auch  Wisel),  Zoll.  En  schöne,  ticke  F. 
De'  F.  stücke',  die  Äste  behauen  Z.  Die  Überständer 
in  den  Winterhäuen,  die  zu  Grossholz  heranzuwachsen 
bestimmt  sind  TuTägerw.  ,Den  wähl  einzäunen  und 
in  huot  halten  vor  dem  vech,  damit  der  jung  f.  mög 
aufwachsen.'  1556,  Tkoll.  Junge  Schosse,  Frühjahrs- 
zweige an  den  Weinreben  Gr.  3Ie"  mues  d'  Bebe' 
rso  schulde",  das-me'  F.  überchunnd  Z.  ,Man  lasst 
da  nur  den  F.  stehen,  auf  welchen  man  das  nächste 
Jahr  schneiden  will,  und  was  Fruchtschosse  sind.' 
Churer  Beitr.  1792.  W^urzelfasern,  junge,  zarte 
Wurzeln  AvK.;  SiuSt.  —  4.  übertr.,  von  Sachen: 
Menge  geringfügiger  Dinge,  unnützes  Zeug,  geringes 
Hausgerät  Aa;  Bs;  Gl  (Sf);  G;  ScH;  Ndw.  — 
5.  Zuchttier.  ,Des  soll  ein  keller  allen  f.  haben, 
einen  hengst,  einen  pfarren  und  einen  eher.'  Oifn. 
.AAHelfersw.  —  6.  Geschlechtsn.  F. 

Mhd.  iimel  m.:  männliches  Zuchttier,  u.:  Nachkommen- 
schaft. Die  erstcre  Bed.  (in  welcher  iu  einer  Hdschr.  des 
G  Stiftsarch.  einmal  .vaisel'  und  ,l)aiser  vorkommen)  ist  bei 
uns  erloschen,  dafür  Fatd-Henrjut,  -Stier  nsw.  Das  sächl. 
Geschlecht  (1  Mal  Schweizerb.  1833  aus  Ap)  konnte  sich 
einstollen  gemäss  dem  coli.  Begriff  des  W.  und  nach  Anal, 
der  Syn.  ,Volk,  Gesindel'.  Ein  PI.  steckt  vielleicht  in  dorn 
Namen  .Fäsclalii'  Gl,  wenn  er  eig.  eine  Alp  für  Schmalvicli 
oder  junges  Vieh  bed.  Die  Bed.  ,Wurzelfaseru'  (ApI  ist 
allerdings  collectiv  und  nicht  mit  Plur.-Form  vurbundeu; 
auch  findet  sich:  ,eine  tief  gefasslete  l,gewai-hscne',  nicht: 
.gefaserte'l  Wurzel';  aber  daneben  die  Angabo:  junge  zartf 
Wurzel  (Sulger),  so  dass  Vermischung  mit  Fanm  (s.  d.i. 
Faser,  nahe  liegt,  zumal  da  Fasel  unzweifelhaft  geradezu  in 
diesem  Sinn  vorkommt  (Gr.,  WB.  3,  1337,  2),  und  auch  io 
den  Bildungen  fnaliij,  ilefusd,  fallen  beide  Stämme  und  Bedd. 
zstreffen.  Übrigens  ist  Fusai  mit  Fasel  ohne  Zweifel  ety- 
mologisch vwdt.  Eben  so  nahe  lag  von  einer  andern  Seite 
Vermischung  mit  phasaJn«  in  der  Angabe  Denzlers  (1677): 
;phaselus,  Fasel,  welsche  Bohnen.' 

Un-:  Unwesen,  schlechtes  Leben  oder  Volk.  .Da 
man  mit  dem  zehenden  fule  unnütze  menschen,  item 
trunkenheit,  friissery,  gurrenlöutschen  und  derlei  un- 
fasels  neert  und  erzücht.'  HBcll.  1531,  wo  ,g.-l.'  entw. 
persönlich  (faulenzende  Dirnen  oder  Gesellen,  die  mit 
Dirnen  sich  herumtreiben)  oder  als  Infin.  gedeutet  wer- 
den kann.  .Exhaurirc  sentinam  furum  ex  urbe:  allen 
unrat,  unfassel  der  schelmen  und  buoben  zur  statt 
auswerfen.'  Fris.;  Mal.  —  Fisch-:  Fischbrut.  Die 
Fischer  am  Rhein  haben  durch  Gebrauch  enger  Netze 
.auch    den    F.    verderblichen    [auf  schädliche    Weise] 


1057 


Fas,  tes,  fis.  fos,  fus 


1058 


anfgefangen.'  Ifi52,  Fischerordn.  Zurz.  —  „G'mein-: 
herumstreifende  Menschen  aus  dem  Pöbel  Ap;  (iL: 
L;  GRh."  St." —  Bettel-:  Bettelvolk.  .Krankheiten, 
mit  denen  der  b.  oftmalen  behaftet  ist.'  SHochh.  1591. 
—  Pfaffen-:  Pfaffenbrut.  ,Von  dem  adel  und  pf.' 
Vad.  Auch  bei  HBull.  —  ,Wiber-:  Weibervolk 
Ndw."  (Dial.) 

G'fasel:    Geschwätz  UwE. 

Faseli  f.:  einfältiges  Geschwätz.  Hirngcspinnst 
TiiTäg. 

fasle"  I:  1.  sich  fortpflanzen,  vermehren  Bs 
(Spreng);  Z.  a)  von  Tieren:  (fasle,  fäsek  Gl)  Junge 
werfen  GF.,  (Ferkel)  werfen  Gl.  Von  Menschen  auch: 
fett  werden.  Ineichen.  Wol,  wol,  de  faslist  wider! 
freudige  Begrüssung  und  Beglückwünschung  eines  Re- 
convalescenten  Z.  Von  Geflügel  wohl  nur  in  dem 
scherzhaften  Kettenspruch:  Mini  Henne  faslet.  Was 
fadet  si?  Zwi"  Güggel  und  es  Hue' -as-w.  Refl. :  ,Soho- 
lescere,  sich  fasslen  und  meeren.'  Fris.;  Mal.  Von 
männlichen  Zuchttieren:  bespringen,  befruchten.  Vgl. 
Fasler  1.  ..Jährlich  zwen  Stier  zue  den  Küehen  in 
die  Alp  tryben,  damit  das  Vieh  gefasslet  werde.'  1405, 
Zellw.,  Urk.  ,Zuolassen,  lassen  f.,  admittere  mareni 
foeminffi,  aut  mari  foeminam  admovere  ad  initum.'  Fris. 
.Springen,   reiten,   f.,    als  wenn  der  springhengst   aul 

■  die  stuoten  springt,  salire  dicuntur  animalia  bruta.' 
Fris.;  Mal.  —  b)  von  Pflanzen:  neue  Wurzeln. 
Fasern  treiben,  keimen  ScnSchl.  .Eine  tief  gefassletc 
Wurzel.'  JKHoFMSTR  1744.  Von  Kartoffeln:  Frucht- 
knoten (gleichsam  Junge)  anzusetzen  heginnen,  wach- 
sen  Z.     Refl.,    Fruehtknospen    für   das   nächste  Jahr 

;  bilden.  Im  Ängste  fasled-si'''  d'  Bäum  ZW.  Trans.: 
1  die  fruchtbaren  Schösslinge  an  den  Weinreben  nach- 
;  ziehen,  die  unfruchtbaren  ausbrechen  Z.  Syn.  brechenj 
\:  verzwicken.  —  c)  von  Sachen,  Gütern:  gedeihen. 
l  Utecht  Giiet  (das)  faslet  nid.  Spreng;  Ineich.  Chirche- 
guet  f.  n.  Sulger.  ,Kein  guot  ist,  das  mehr  fasle,  kein 
;  gelt  ist.  das  mehr  werke,  als  was  gelegt  wird  in  den 
I  Gottskasten.'  FWvss,  Pass.  1650.  .Unrecht  Gut  das 
:  faselt  nicht:  de  male  qussitis  non  gaudet  tertius 
:  hseres.'  Sylloge  1676;  Denzl.  1677;  1716.  ,Unrecht 
'  gut  fasslet  und  gedeiet  nicht,  ungrecht  gut  hat  zwei 
dieben.'  AKlingl..  Gn.  1688.  .Euer  gestolen  gut  wird 
nicht  f.  noch  an  den  dritten  erben  kommen.  Euer  gut 
I  wird  gewiss  zwei  dieben  haben,  den  vatter,  der  es 
,  zusammen  gestolen,  und  den  söhn  oder  tochtermann. 
1  oder  einen  ungerechten  Vormund  der  kinderen,  der 
ii  es  wider  hinweg  stilt;  wie  gewunnen,  also  zerrunnen.' 
|l   ebd.  —  '2.  ungereimtes  Zeug  schwatzen  UwE.;  plau- 

■  dem,  scherzen  G.  Chumm-mer  nüd  gu°  [zu]  f. !  mach 
mir  nicht  blauen  Dunst  vor  GF.  Viel  Getriebe  und 
Lärm  machen;  gedankenlos  handeln  B  (Zyro).  — 
3.  straucheln    B.    —    4.    „umher   streifen."    —    an-: 

,   Wurzeln  bekommen    oder  treiben,   anwachsen    ScnSt. 

.Spät  und  selten  mhd.  fcuelen,  gedeihen.     Bed.  1  a  und  b 

'  iil'^prechen    denen   des  Suhst.   1   und  2;    bei    I  b  erscheint 

'Vk  dort   in  der   Anm.  besprochene  Berührung  mit  Fagd  = 

Faser.    Bed,  -2  beruht  auf  dem  Begriff  üppigen,  überflüssigen 

'    Horvorbringens;    3   wahrsch.   auf  I  b    wie  .strauchein'    von 

''    .Strauch'  gebildet;   also:  auf  eine  Wurzel  stossen;    4  vieil. 

1   wieder  auf  1  b,  indem  üppige  Schosse  sich  weit  verbreiten, 

j  gleichsam  hin  und  her  schweifen. 

Fasler:   1.  männl.  Zuchttier,  Eber  GWe.    .Fassler 

'i  oder    zuchtstiere.'    1569,  Arch.  GAltst.   —   2.  Ferkel- 

■  hüter  GWe.  —  3.  Schwätzer  GF.;   Possenreisser  Ar. 

Schweiz.  Idiotikon.  I.  7. 


gefaslet:  reich  an  Nachkommenschaft  (Fasel  3). 
E  (ffasleti  Sü,  eine  Sau,  die  oft  und  viele  Junge 
wirft  ScHw.  Auch  etw.  roh:  e  g' fasleti  Familie  ZKn. 
il/e»  muess-si'''  nid  verwunderet,  das  si  wider  es  Uhind 
hed,  si  ist  gar  us-ere  g' fastete  (oder  Fasel-)  Familli, 
aus  einer  durch  gar  grosse  Fruchtbarkeit  sich  aus- 
zeichnenden ScHw.     Vgl.  faslig. 

Fasli  m.:  1.  schlechter,  oberflächlicher  Arbeiter 
Aa  oEnd.  —  2.  Mensch  mit  verwirrtem  Kopf,  der 
allerlei  durch  einander  vorbringt  B  (Zyro);  unruhiger 
Bursche,  der  hastig  spricht  und  handelt  G.  Syn.  Gabli, 
Schica(rjhli.   —   Zu  faslen  2. 

faslig  I  „faselig" :  fruchtbar,  zunächst  vom  Mutter- 
schwein Gl;  Schw;  Uw;  U;  in  Gl  auch  von  frucht- 
barer Ehe,  e  fasligi  Art,  eine  kinderreiche  Familie; 
an  den  anderen  Orten  nur  in  grobem  Scherze  auf 
Frauen  angewendet.  Si  ist  nw  grat  [gerade]  e  fas- 
legi  U.  Von  einem  Mädchen:  ,ein  ländlich fasliges  M.' 
Feierabend  1858,  wahrsch.  =  von  ländlicher  Art. 

Mhd./e«i7,  feadig  (dies  schon  bei  Notker),  fruchtbar.    Hur 
Umlaut  aus  einer  Grundform  fiuilii)  neben  fimd  (vgl.  ,edcl 
adel')  oder  von  einem  starken  Vb.  fisan. 

fäs(e)le"  I  s.  faslen  I. 

„Fase""  II,  Fäs'e  Gr  m.:  „Faden.  Nicht  einen 
trockenen  F.  an  sich  haben."  Vgl.  fasen-nackt.  Faser 
von  Lein,  Charpie  Gr.  Franse:  .Das  Fähnlein  des 
Ratstrompeters  in  Basel  1388  bestand  aus  Seiden. 
Vasen,  Schnüren  und  Zotten.'  Bs  XIV.  ,Zwei  sydin 
fasen,  hörent  an  die  altartöcher.'  XV.,  Z  Anz.  ,Es 
ist  ain  fändli  g'syn  und  habend  die  von  Abbencell 
die  sydinen  fasen  zuo  Costanz  machen  lassen.'  Ke.ssl. 
,Fäslein,  zäserlein:  fibra,  capillamentum.'  Eeding.  1662. 

Mhd.  vase  in.  u.  f.,  Faser,  Frauso.  Saum.  Nahe  vwdt 
mit  , Faden',  alt.   Fadem;  vgl.   Ftu/me".     S.  auch  Fätid. 

fäse"  I  Gl  (Schüler),  -»'-  Gr  :  faserig  werden, 
ausfasern.     Syn.  faslen  II. 

fasen  II:  1.  zusammenlesen,  -raffen,  -suchen,  eilig, 
um  Nichts  zu  verlieren,  dagegen  ohne  strenge  .Ach- 
tung fremden  Eigentums,  also  auch:  an  sich  bringen, 
reissen,  entwenden;  z.B.:  Er  hed  Alls  g'faset  und 
ist  fort  mit  Gl.  —  2.  gefangen  nehmen,  verhaften 
GA.  —  3.  das  Vieh  (auf  der  Alp)  zusammen  und 
heim  zur  Melkstätte  oder  zum  Schutze  gegen  Hitze 
und  Unwetter  zu  den  Schirmdächern  und  Ställen 
treiben  GRUVatz;  GO.,  Wa.     VgL  Fisler. 

Bed.  1  scheint  spec.  Gl  eigen,  hangt  aber  mit  2  und  3 
offenbar  zusammen.  Die  ebenf.  auf  61  bezügliche  Angabe 
,ia  ein  Getes  einsammeln'  (St.'')  scheint  nur  eine  einzelne 
Anwendung  der  Grundbed.  hervorzuheben.  Wenn  das  ahd. 
fasön,  quaercre,  investigare,  sich  in  unserm  W.  erhalten  hat, 
so  müsste  der  Voc.  verlängert  worden  sein,  wahrsch.  mit 
Anlehnung  an  fahen,  /an,  fangen,  wie  in  dem  nhd.,  bes. 
unserm  .fasen'  2  nahe  kommenden  .fahnden'  aus  ahd.  fnnu'm, 
(zu  finden)  suchen;  auch  die  Bed.  hätte  sich  in  beiden  Fällen 
ähnlich  modificiert.  Doch  könnte  fasen  auch  direkt  als  lu- 
tensivbildnng  ('fähigen)  von  fähen  abgeleitet  werden,  uur 
mit  mangelndem  Umlaut. 

Faser  m.:  der  junge  Bursche,  der  auf  der  Alp  das 
Vieh  zusammen  zu  treiben  hat  GMels,  Sa.    Syn.  Fisler. 

fäsig:   rapax  (?)  Gl. 

fassen:    1.  anfassen,  ergreifen,  packen.    Vgl.  Fass- 

Gable.    Mc"  fasset  de'  Stier  bi  de"  Home",  de"  Ma" 

bi  de''  Worte"  und  d'  Frau  bim  Bock.  Ineichen.    Bari 

[Hundename],  fass!  oder:  B.,  nimm!  Gotth.    Zsfassen, 

67 


Fas,  fes,  fls,  fos,  fus 


lOi; 


-packen;  beim  Keltern :  das  auf  den  Seiten  des  Trott- 
bettes frei  liegende  Obst  sammeln  und  in  die  Mitte 
aufschütten;  eben  so  die  unter  den  Pressbrettern 
hervor  guckenden  Trauben,  nachdem  man  sie  abge- 
schrotet hat  Ap.  Gefangen  nehmen  Li  (Zyro);  sonst 
ah-f.  Jän'n  f.,  Einen  beim  Worte  nehmen  Ar;  auch 
zum  Behuf  der  Anklage  vor  Gericht  Ar;  Z:  i'''  han-a 
[ihn]  nüd  chi/mia"  f.  In  Recht  f.,  rechtlich  be- 
langen; vgl.  ver-f.  ,CompDtit  in  eum  actio,  man  mag 
ihn  in  recht  f.  oder:  es  begibt  sich  ein  klag  wider 
ihn.'  Fris.  ,Dass  mich  genannter  M.  iu  Recht  gefasst 
hat.'  S  Wochenbl.  1846.  In  die  Feder  f.,  beschrei- 
ben; vgl.  ver-f.  ,Wann  man  den  Zürichsee  in  die 
Federen  fassete.'  JEEscher  1692.  Absolut:  Boden  ge- 
winnen. ,So  der  gegenteil  mit  der  zyt  gnuegsani  gfasset, 
habend  sich  alle  [von  unserer  Partei]  eines  allgemeinen 
bluetbads  zue  versechen.'  JJBreit.  1620.  —  2.  in  sich 
fassen,  aufnehmen,  empfangen.  G' fasset  ha",  schwan- 
ger sein  Ap  ;  Syn.  üf-nen.  ,Den  Atem  fast  nicht  mehr 
f.  können  vor  Schmerzen.'  alt.  Arzneibcch.  .Daselbst 
[bei  Lyon]  fasset  er  [der  Fluss  Roddan]  ein  ander 
wasser,  die  Sona  genannt.'  RCys.  Geistig  erfassen, 
erlernen  (vgl.  frz.  apprendre).  ,I)as  Französisch  hat 
er  in  Frankrych  gefasset.'  RCys.:  vgl.  ,die  französische 
Sprach  in  Parys  ergriffen.'  ebd.  Sich  Etw.  vornehmen: 
,Ein  selbs  gefasster  kyb  [Trotz,  im  Gegs.  zu  wahrer 
christl.  Geduld].'  Gu.ilth.  1553.  —  3.  messen,  a)  ein 
Mass  enthalten.  Sis  Mass  f.  Ndw.  —  b)  in  ein  Mass 
fassen,  füllen.  „Wein,  Früchte  messen  VOrte;  S;  W." 
Choni  f.,  in  Säcke  messen,  füllen  Bs;  L;  Z.  Z'  Midi 
f.,  Getreide  zur  Abholung  in  die  Mühle  BE.  .16  herren- 
mal  [dem]  N.  K.,  myner  herren  kornmesser,  und  die,  so 
im  hulfend  das  gaet  f.'  1537,  Amtsrechn.  ZGrün.  .We- 
licher  [unter  den  Xinspflichtigen]  der  ist,  der  under 
0  becher  [Schmalz]  bringt,  dem  soll  man  syn  geschiei 
wider  geben;  welicher  aber  ob  6  becher  bringt,  der  soll 
das  gefasset  bringen ;  dasselb  geschier  soll  man  bezalen 
und  nit  wider  geben.'  SchwE.  Hofr.  Wein  f.,  in  ein 
Fass  tun  AaZ.  ,Niemands  soll  keinerlei  wyns  an  reben, 
vor  und  eemalen  er  gewümmet  [gelesen]  und  gefasset 
worden,  ald  sonst  uf  fürkouf  uf  den  ligerlingen  [Fass- 
lagern] koufen.'  1568,  Z  Mand.  ,An  dem  F.  des  Weins 
ist  viel  gelegen.'  Rhag.  1639.  Ein  bestimmtes  Mass 
von  Etwas  in  Empfang  nehmen.  So  von  Soldaten: 
Mundvorrat  oder  Pferdefutter,  Munition,  Sold  für  be- 
stimmte Zeit  (Ration)  beziehen;  auch  absol.  allg.  An 
einer  obrigkeitlichen  Stelle,  öffentlichen  Kasse  udgl. 
Geld  erheben.  Zyro.  —  c)  De"  Rank  f.,  beim  Lenken 
eines  Wagens  die  Biegung  des  Weges  richtig  abmessen 
ThHw.  , Einen  Streich  f.',  zielen,  ausholen  (eig.  ab- 
messen). N.  N.  wird  beschuldigt.,  mit  einem  Schlacht- 
schwert  nach  dem  Landammann  ,cin  vollkommnen 
streich  gefasset'  zu  haben.  1610,  Absch.  —  4.  ein- 
fassen, z.  B.  etw.  Gemaltes  mit  andersfarbigen  oder 
Goldlinien  Z;  Bilder  mit  Rahmen  und  Glas  versehen; 
Statuen,  Altäre  mit  Farben  und  Gold  verzieren  Yw; 
vgl.  Fassnialer;  „eine  Wand  übertünchen  VOrte." 
Beti  [Korallen  udgl.]  /'.,  zu  Rosenkränzen  verwenden 
UwE.  Ein  Bett  f..  Decken  und  Kissen  frisch  mit 
Federn  spicken,  ebd.,  dag.  in  Z:  das  .Gefäss'  für  die 
Bettfedern  erneuern,  wenn  das  alte  durchlassend  ge- 
worden ist;  vgl.  in-f.  Geschirr  f.  (auch  als  Zss.). 
für  den  Weber  zwischen  Stäbchen  die  Fäden  spannen, 
zwischen  denen  er  dann  den  Zettel , einzieht' ;  s.  Geschirr; 
Fass- Nadle,    -Stange.     Mit    Kleid utig    versehen: 


,Der  Mann  soll  sein  Weib  f.  und  fneren,  das  ist 
Stands-  und  vermögensgeniäss  kleiden  und  ernähren.' 
1769,  ScBwKüsn.  LB.;  s.  fiteren  Sp.  974.  Beim  Glätten 
die  glühenden  Steine  in  die  Eisen  schieben  B.  Binden, 
mit  einem  Band  versehen  „B;  YOrte;  S;"  z.  B.  eine 
Bürde  Holz  oder  Heu  W.  —  5.  (refl.)  wieder  fetter, 
stärker,  gesunder  werden;  bes.  auch:  wieder  Haare 
bekommen  Kdw.  Daher:  g'fasst,  dicht,  z.  B.  von  Gras- 
wuchs U;  „vom  Balg  eines  Fuchses,  wenn  die  Haare 
desselben  ausgewachsen  sind  und  ihre  vollkommene 
Schönheit  haben;  in  weiterem  S.  auch  von  andern 
Tieren,  die  wohl  bei  Leibe,  von  gehöriger  Grösse  und 
Fettigkeit  sind  BO. ;  L."  —  6.  in  der  ä.  Spr.  ,ge- 
fasset':  a)  absoL,  in  der  nötigen  .Verfassung',  Be- 
schaffenheit oder  Lage  zu  einer  Verrichtung;  vgl. 
ver-f.  ,Er  sach,  dass  die  Israeler  übel  g.  und  gar 
und  ganz  erschrocken  warend.'  LLav.  1569;  dafür 
1670:  ,schlechtlich  bewaffnet'.  ,Sam  [als  ob]  sie  ihrer 
Glaubensgenossen  sich  dapfer  zu  beladen  eintweder 
nicht   gewillet,    oder   nicht   g.   seien.'    1618,  Mise.  T. 

—  b)  ,ge fasset  mit'  =  versehen.  , Sollten  wir  vor 
guet  nemen,  er  wäre  jetz  nit  wol  g.  mit  gelt.'  1521, 
Stkickl.  ,Dozuemal  waren  die  Eidgnossen  mit  kriegs- 
rüstung  nit  dermässen  g.,  wie  sy  auf  den  heutigen 
tag  sind.'  Siml.  1570.  ,Frylich,  so  etwann  ein  pfarrcr 
gf.  [ist]  mit  einem  natürlichen  trunk  und  desselben 
teilt  mit  kindbetteren,  krankncn,  betagten  und  ehr- 
lichen lüt,  auch  um  ein  billiches  [geziemendes]  geld, 
wo  ist  dasselbe  noch  ieniandem  verarget  worden?- 
JJBreit.  1626.     ,Sich  g.  machen  auf  Etw.',   wie  nhd. 

Mhd.  raizzcn,  fasseu,  erfassen,  einfassen,  zsfassen ;  packuu, 
laden:  überziehen  (mit  Gold,  Farbe):  kleiden,  schmiickeu. 
Das  "W.  ist  nicht  vom  Siibst.  ,Fass'  abgeleitet,  ausgenommen 
violl.  ia  der  Verbindung  ,Wein  f.',  in  ein  Fass  tun;  vgl. 
fassi';/.  Die  Bed.  ,oine  Wand  übertünchen'  ist  viell.  vnn 
frz.  /ace,  Vorderseite,  abgel.  oder  wenigstens  an  dieses  Vi. 
angelehnt;  vgl.  Fmon,  famniercn.  Bei  ,gefasst'  von  Haar- 
wuchs konnte  man  an  Assimilation  aus  .gefachset',  von  luhd. 
/ii/i«.  Haar,  denken,  welches  aber  nur  vom  menschlichen 
Haupthaar  gebraucht  wird;  und  auch  an  nhd.  .sich  fassen', 
sich  erholen,  zur  Besinnung  kommen,  ist  nicht  zu  denken, 
obwohl  etwa  nach  Krankheiten  auch  verlorner  Haarwuchs 
sich  wieder  einstellt;  wahrscheinlicher  liegt  ,alsn  die  verbale 
Bed.  \  zu  Grunde,  da  die  Haare  die  natürliche  Einfassung 
und  Bekleidung,  z.  T.  auch  Zierde  des  tierischen  Körpers 
sind.  , Gefasst'  in  Bed.  6  beruht  auf  der  ebenfalls  in  4  ent- 
haltenen Bed.  ,Ter.sehen  mit  Etw.'  Die  Stelle  des  Wthurcr 
StB. :  ,Sind  beid  teil  widrum  vor  uns  gefasset  erschiunen' 
bezieht  sich  wahrsch.  auf  die  zu  Auftreten  vor  Gericht 
nötige  Ausrüstung  mit  Beweisstücken  oder  entschlossene  Ge- 
mütsverfassung. 

ab-fassen:  1.  verhaften,  gefangen  nehmen  Ap;  Z, 
auch  von  Sachen:  in  Beschlag  nehmen.    Syn.  päckleii. 

—  2.  =  fassen.  , Einen  Katschluss  a.'  Hess  1818.  ,So 
können  wir  keine  Hoffnung  der  Seligkeit  a.  von  denen 
[tür  die],  die  an  der  Gnad  verzweifeln.'  AKlingl.  1691. 

—  ver-ab-:  abfassen,  verfassen  (ein  Schriftstück) 
BStdt.  —  uf-:  empfinden,  in  übelni  S.  Er  fasset 
Alles  g'rad  esu  uf,  von  der  schlimmen  Seite,  als  Ver- 
letzung ZF.  —  an-  (das  Recht):  das  gerichtliche  Ver- 
fahren anheben.  .Wann  ein  Amniann  zuo  Gricht  ge- 
sitzt und  das  Recht  angefasset  wird.'  1605,  LB.  SchwG. 

—  in-:  1.  einfassen.  z.B.  Edelsteine;  ein  Bild  in 
Rahmen  (Syn.  hinder  liam  und  Glas  tuen);  (Bücher) 
einbinden  H;  VOrte ;  S;  W.  —  2.  einfüllen  (resp.  aus- 
füllen); Korn.  Mehl  (in  Säcke)  Gr.  (Einen  Strohsack) 
mit  Stroh  ausstopfen  W. 


ioi;i 


Fas,  fus,  fis,  fos.  fus 


1062 


■  ver-:  1.  a)  verfasst,  vorbereitet,  „z.B.  für  einen 
Vortrag  VOrte;"  ausgerüstet,  bereit,  im  Stande  Etw. 
yorzunehmen  oder  zu  leisten,  mit  oder  ohne  Angabe 
des  betr.  Gegenstandes.  Vgl.  fassen  G.  ,Wisscnt  wir 
jetz  kein  antvvort  zuo  schicken,  denn  wir  nit  verfasset 
sind  mit  unseren  amptlüten.'  15'i3,  8thickl.  .Sobald 
ein  oder  mehrere  Orte  [unsere  Meinung]  begehren, 
sei  man  v.,  sie  beförderlich  abzugeben.-  1524,  Absoh. 
,Die  unseren  sind  gerüst  und  v.,  unsern  fygend  an- 
zuugryfen.-  1531,  Strickl.  ,Dass  noch  immer  knechte 
geworben  werden,  die  1 — 4  gülden  erhalten,  je  nach- 
dem sie  v.  seien.'  1531,  ebd.  ,Do  hatt  sich  der  Nach- 
richter erklagt,  er  syge  iezmal  nit  v.,  das  er  in  künd 
dis  tags  richten.'  1559,  Wthür.  Neujahrsbl.  ,Das  ich 
darauf  rechnen  und  mich  v.  machen  konnte.'  UBrIgo. 
1787.  ,Kann  mich  also  riterieren  [zurückziehen]  oder 
mich  V.  machen.'  ebd.  Einmal  rcfl.  mit  Gen.  d.  S. : 
sich  zu  Etw.  bereit,  darauf  gefasst  machen.  ,Darumb 
wir  jetzmal  uns  keiner  antwurt  verfasst  band.'  1524, 
Absoh.  —  b)  versehen  mit.  ,Mit  geschütz,  munition 
verfasst.'  1531,  Strickl.  ,Den  iren  zuo  trost  hinüber 
uf  die  anstöss  [Grenzen]  geschickt,  bis  sy  sich  mit  ir 
jianner  verfassen  möchten.'  ebd.  ,Doch  solltu  nützit 
aiifahen,  unz  du  mit  gemeltcn  hufen  versehen  und 
verfasset  bist.'  ebd.  ,Üerraässen  mit  wer  und  waffen 
verfasst,  dass  si  ze  retten  undernommen  bettend.'  Vad. 
,Die  in  mit  guotera  wyn  verfasstend.'  ebd.  ,Wärc  er 
glych  mit  gelt  wol  verfasst  gsyn,  so  hette  er  nichts 
an  dem  ort  fuuden  zuo  kaufen.'  LLav.  1584.  ,Die 
Zünfte  sind  mit  Geld  und  Behausungen  wohl  verfasst.' 
JJBreit.  (Mörik.)  ,A1s  die  Helveter  sich  mit  ihrer 
besten  Haab  verfasst  [ihre  beste  Habe  zsgenommenj.' 
WuRSTis.  1765.  ;Es  solle  ein  jeder  Pundsmann  mit 
gut  Under-  und  Überwehr  jedorweilen  verfasset  sein, 
mit  sampt  wenigst  24  Schützen  Pulver  und  Blei.'  Gr 
Ges.  1827.  —  2.  in  Schrift  fassen,  aufzeichnen.  ,In 
die  federen  v.'  Bossh.-Goldschm.  ;  vgl.  fassen  1.  ,Man 
soll  mit  den  [Kriegs]  knechten  luter  und  heiter  ab- 
rechnen, Sechen  und  v.,  was  jeder  verdient  und  was 
man  inen  noch  schuldig  sye.'  1590,  L  Vertrag.  .Was  sie 
verschuldet,  in  gewüsse  rubriken  und  titul  verfasset.' 
AKlingl.,  G.  B.  —  3.  ,in  (zu)  Recht  v.',  rechtlich 
belangen;  vgl.  fassen  1.  ,0b  die  den  lüten  schuldig 
und  zuo  r.  verfasst  wärend.'  1520,  Bs  Piq.  ,Diewyl 
wir  umb  disen  handel  mit  üch  in  r.  verfasset  sind.' 
1525,  Absch.  ,Ex  sponso  agere,  agere  ex  stipulatu, 
einen  in  r.  v.  und  mit  eim  handien  von  wegen  eines 
gschwätzes  oder  einer  zuosag.'  Pris.  ;  Mal.  .Einen  in 
r.  V.,  formulam  alicui  intendere.'  Mal.  Von  einem 
friedlichen  Kechtsverhältniss.  ,Das  burgrecht,  so  [in 
dem]  die  beid  .stett  mit  einandern  verfasst  sind.'  1526, 
Absch.  , Verfasst'  auch:  in  einem  Tun  begriffen,  in 
eine  Sache  verwickelt,  davon  betroffen.  ,Die,  so  in 
disom  missglouben  und  handel  [Bauernkrieg  und  Nei- 
gung zur  Keforraation]  verfasst  [sind].'  15'24.  Absch. 
Zu  einer  Strafe  verurteilt:  ,Um  2000  guldi  in  ain 
trostig  [Busse,  Bürgschaft]  verfasst.'  1537,  Zellw., 
Drk.  —  4.  verfangen,  nützen,  helfen,  fruchten. 
jSöliche  üwer  argument  mögen  nüts  v."  Zwinrli.  — 
5.  auffassen,  aufnehmen.  , Welche  schmachwort,  so 
die  unsern  das  geredt  [hätten],  werend  [wären)  sy  im 
[der  sie  geredet]  hoch  verfasset  [worden]',  d.  h.  sehr 
übel  genommen,  als  ein  schweres  Vergehen  ange- 
rechnet. 1524,  Absch.  —  6.  inbegreifen.  Syn.  ver- 
ffrifen.    ,Das  Gesuch  des  Grafen,  ihn  in  die  Vereinung 


mit  Frankreich  mit  zu  v.'  1521,  Anscn.  ,ln  allen  Ge- 
schäften, bei  denen  sie  sitzen  und  raten,  sollen  sie 
billig  eingeschlossen  sein;  reden  sie  dazu  nichts,  so 
werde  man  sie  [in  die  Be.schlüsse]  nicht  v.'  1524, 
ebd.  ,Wir  sammt  andern  eidgenossen.  so  in  disem 
handel  sonderlich  zuosammen  verfasst  [sind].'  ebd.  — 
Verfassi"g  f.:  1.  Bereitschaft.  /"■''  hi"  nid  i'  der 
V.,  nicht  bereit  Aa;  Z.  Kampfbereitschaft.  Gegen- 
wehr. , Wider  sy  sich  in  Verfassung  stellen.'  1G46. 
WXiiENscHw.  Handel.  —  2.  Staatsverfassung,  wie  nhd. 
Vgl.  V.-Für.  —  3.  Zustand  des  Gemütes  oder  des 
Äussern  eines  Menschen  Z. 

Mhd.  vervazzen.  aufiielimen ;  refl.  mit  Gen.  S.  sich  auf 
Etwas  einlassen.    • 

vor-:  an  den  untern,  nach-:  an  den  obern  Teil 
des  ,Flügels'  am  ,Geschirrfassstuel'  einfache  Schlaufen 
anlegen  Z. 

geschirr-  s.  fassen  4. 

Fasser:  Angestellte  an  den  Kaufhäusern  in  Sch 
und  Z,  welche  bes.  die  Kornsäcke  zu  wägen  oder 
messen  hatten.  ,üie  f.  sind  bestraft  umb  das  si 
schenkinen  von  den  kouflüten  annemen.'  1542,  Sch 
Eatsprot.  .Glarus  beklagt  sich  wegen  des  Messer- 
und Schleiker  [Schlepperj-Lohns,  welcher  seinen  An- 
gehörigen durch  die  F.  und  Sackträger  zu  Zürich 
abgefordert  wurde.'  1622,  Absch. 

Holz-:  Holzmesser  od.  -lader,  als  Zuname.  Herz, 
TJrk.  Ebd.  erscheint  als  Zuname  auch  einfach  N.  N. 
.der  Fasser'.  —  Kernen- =  i^asser.  Es  waren  ihrer 
in  Z  sechs,  .von  Rät  und  Burgeren'  erwählt.  ,lhre 
Pflicht  ist  auf  der  Stadt  Schüttenen  [Korn.speicbern] 
den  Kernen  [das  Getreide]  zu  ratsamen,  denselben  in 
Treuen  aus-  und  einzumessen  [usw.].'  Memor.  Tic. 
1742.  —  Geschirr-:  der  das  .Geschirrfassen'  für  die 
Weber  besorgt  Z.  —  Tafeli-:  Leute,  welche  die 
kleinen  Schiefertafeln  (des  Plattenberges)  in  Rahmen 
fassen  Gl. 

Fassete  f.:  ein  Milchgefäss  und  -mass.  Syn. 
Schöpf.  Bildl. :  Der  Her  git  jetz  e  scliöni  F.  Milch, 
der  Geistliche  gilt  viel,  steht  in  grossem  Lob  W. 

Fassi  f.  —  PI.  Fasseni,  Dim.  Fassli  BSi. :  1.  „Ein- 
band eines  Buches  B;  VOrte;  S."  Syn.  Gefäss  1, 
Fassi"(/.  —  2.  Fassung,  innerer  Überzug  der  Bett- 
federn aus  festem  Barchent  B;  „VOrte;"  S.  Syn. 
Gefäss  2.  Eine  neue  F.  wird  ,gelickt',  eine  alte  .be- 
strichen' B.  ,Sie  habe  die  Fassene  aufgetan,  um  sie 
waschen  zu  lassen.'  Gottu.  ,Ein  Bauerntöchterchen 
mit  17  Fassene".'  ebd.  —  3.  Collectivbezeichnung  für 
Fässer  ApK.;  „Schvv;  Zg."  Syn.  Fassi''g.  —  4.  „weisse 
Tünche,  Überzug  einer  Wand  VOrte."  Fajade.  Vor- 
derseite eines  Hauses  BE.  (selten).  Scherzh.  übertr. 
auf  das  Antlitz:  Si  het  (flachet ,  dass-ere  [ihr]  die  yanzi 
vorderi  F.,  d's  Oberhüs  u  d's  Unterhüs  iife  und  abe 
(/'gange sy",  wie  amene  Bachstelzli  d's  Schieänzli.  Goiru. 
—    5.  fester  Griff  GrPt.     Syn.  Fass  m. 

Stald.  gibt  als  gleichbed.  für  1  —  4  Fam'y.  Bed.  3 
schliesst  sich  näher  an  ,Fass'  n.  und  fussen  in  der  entspr. 
Bed.  (in  Fässer  fassen).  Bed.  4  beruht  viell.  z.  T.  auf  Ver- 
mischung mit  frz.  face,  Vorderseite. 

Bett- =  J'ossi  5  Aa  (auch -i^assj'gr) ;  LG.;  S.  Syn. 
(Bett-) Beiti.    Über  die  B.  wird  die  Bettzieche  gezogen. 

Fassi°g  f.:  1.  Einfassung,  künstliche  Verfertigung 
von  Gegenständen  i.  S.  v.  fassen  4.  allg.  „Einband 
eines    Buches  =  Fassi  1."    —    2.   collect,    Gefässe 


1063 


Pas,  fes,  fls,  fos,  fus 


1in;i 


Geschirre,  Behälter  Gl;  Gr;  L  (St.'');  meist  für 
Flüssigkeiten,  Wein,  Milch  U.  Fässer  für  Wein,  Most 
Ap;  Gl;  Gr;  L;  Uw;  Syn.  Fassi  3.  Fasslager  als 
Versteck:  Hagel!  We  hed  der  g'luegt  und  g'lost  dert 
hinder  der  F.  Schwz.  Erzähler  1856.  Für  trockene 
Vorräte,  Säcke,  Körbe,  z.  B.  für  Kartoffeln  Ndw  (auch 
G'fassig).  —  3.  besonders  dichtes  Tuch  zur  Fassung 
von  Bettfedern  =  i^ass» ,2  AaF.;  L;  Ndw  (auch  G'fassig). 
—  4.  Proviant,  den  z.  B.  Holzhauer  für  eine  Woche 
mitnehmen  Gr.  Zu  fassen  3.  —  Mhd.  mzzunge,  Fass, 
Fässer;  Bekleidung,  Schmuck. 

Vasl  m.:  männl.  Taufn.,  Gervasius  S. 

Fasian  =  Fasan. 

Fasle"  (PI.):  1.  die  zarten  Saugwurzeln  der  Pflan- 
zen, bes.  der  Bäume  TuTäg.  —  2.  Farrenkraut,  Alices 
Gl.    —    Vgl.   Fand  S   und  Anm.   dazu;   auch  Fami. 

faslen  11:  sich  in  Fasern  auflösen,  von  Kleidern, 
deren  Nähte  aufgehen  Scaw;  UwE.  Vgl.  fäslen  II 
und  foslen,  foizlen.  —  2.  Fasern  treiben,  keimen  Sch 
Schi.;  wahrsch.  =  faslen  IIb. 

ÜS-:  1.  ausklopfen,  schlagen  ZBauma.  —  2.  =  fas- 
len 1  UwE. 

1  eig.  die  Fasern  des  Kleides  oder  faserähnlichen  Staub 
auf  demselben  ausklopfen?      Vgl.    (us-)fmmi:n;  fastn  I. 

faslig  II:    fadenbrüchig,  zerfasert  UwE. 

Fasme"  (PI.),  Dim.  Fäsemli:  1.  Faser  GrS.  — 
2.  Kräuter,  Gemüse?  Ng\.Fasmi;^s (Fast-Miies).  ,Con- 
tribuero  medicam  [die  Lüserne]  leguminibus,  under 
fassmen  oder  gemüess  zellen.'  Fris. 

Vgl.  Anm.  zu  Fase".  Das  m  einer  Grundf.  ' Fawm  = 
Faden  (Fatletn)   tritt  hier  deutlich  hervor;   vgl.  in-ßi»imn. 

(üs-)fasmen:  ausfasern,  in  Fasern  zerfallen  oder 
zerreissen  (?)  GrS.  —  Vgl.  (i«5-)/n«/e)i  und  ßuhn. 

Wurm -Fasle  s.  Ameise. 

faslen  111:  sammeln  GW.  —  Wahisch.  zu  Faeel, 
Kleinvieh ;  doch  vgl.  auch  fäucn  II. 

Fasmes,    Fasmiss    s.  Fas-Mues.  Fasnet 

s.  Fas-Naclit. 

Fasöle  Aa  (Drh.),  Faschöle,  Fä-,  Fe-,  Fisole,  Fi- 
scliöle  Gr,  Faso  Fase  U:  Stangenbohne,  phaseolus 
vulg.  —  Zunächst  wohl  aus  it.  fayiuoH.  Vgl.  auch  Fäalen; 
Fisel,-  P/affiük. 

Fasön  C")  Bs;  Z,  Faso  Ap;  Th,  Faschj  Nnw,  Fasüi/ 
U  —  f.:  1.  Form,  Schnitt,  Faltenwurf,  von  Kleidungs- 
stücken Ap;  Th;  U.  Os  dr  F.  clw,  die  (gute)  Form 
verlieren  Ap.  —  2.  Art,  Aussehen,  meist  in  günstigem 
Sinn;  Form,  ArtBs;  Ndw;  Z;  vgl.  Art,  Gatti"g.  Das 
macht  au'''  [doch]  gär  Icei  F.,  sieht  gar  zu  formlos 
oder  hässlich  aus  Bs.  Me'  g'seht-ene"  a',  die  uiisse" 
si'''  no'''  ne  F.  z'  gl".  Breitenst.  Wenn  Eine''  under- 
ne"  [ihnen]  ist  vo"  seber  [jener]  Fassnng  und  so  settit 
s'  ne  [sollten  sie  ihn]  erwürge".  —  Aus  frz.  /nvou. 

gefasönt:  geformt.  Bass  es  [ein  Buch]  c  chM" 
g'fassönter  use"  cho"  ist.  Schild. 

fasonieren  fas'^iiere:  eine  Form  geben  z.B.  en 
Huet  f.  Th. 

fasoniert,  von  Geweben:  geblümt,  bunt  Bs.  Ggs. 
glatt.  —  Frz.  ßnonne,  mit  Figuren,  Zeichnungen  (dceshu) 
gewoben. 

Fäs  s.  Fahens.        Fasten-Fäs  s.  -Fese. 

Ge-fäss,  Gfe'ss  Z  —  n.:  1.  „Einband  eines  Buches 
BD.;  LE."  —  2.  Einias.sung  der  Bettfedern  ScbwE.; 


s.  Belt-G.  ~  3.  die  Genitalien  Ndw  (-^-).  —  4.  Heft, 
Griff  eines  Werkzeuges.  ,üas  hafte,  griff,  gefäss:  ca- 
pulus,  nianubium.'  Redinger  16t)2.  —  5.  ein  Bestandteil 
des  Webergeschirres,  Litze.  Vgl.  geschirr fassen. 
.Das  gefess  oder  haarlaufen  hinder  dem  weberkanib, 
licium.'  Mal.  -  (i.  ein  Teil  der  Hosen,  wohl  die  Aus- 
weitung für  die  Genitalien.  Vgl.  Bloder-G.  u.  Gefässi. 
,Ein  paar  hosen  mit  einem  ledrinon  gfäss.'  1585,  Lie- 
BENAü  1881.  —  7.  Fussfessel  des  gezähmten  Raub- 
vogels. ,Soll  man  dem  gezamten  raubvogel  das  gefess, 
so  er  zum  raub  gebraucht  wird,  abnemmeu.'  Vogelb. 
1557.  ,Üer  adler  facht  auch  den  habich  und  einen 
jeden  raubvogel,  so  er  sy  sieht  riemen  oder  ein  g. 
von  selbigen  an  den  füessen  tragen.'  ebd. 

Mhd.  gtvaeze  scheint  nur  selten  und  im  Sinn  des  nhd. 
.Gefäss',  Behälter,  vorzukommen.  Die  Bedd.  und  so  weit 
sie  sich  neben  der  Aulehnuug  an  nhd.  Orthographie  kon- 
statieren lässt,  auch  die  Aussprache  (.8,  i)  unsers  W.  deuten 
nicht  auf  Identität  mit  dem  mnhd.  Subst.,  sondern  auf  Abi. 
von  ,Fass'  (Bed.  3  ?)  und  vornehmlich  vom  Vb.  .fassen'. 
Bed.  7  erinnert  an  die  bekannte  Stelle  des  sog.  Kürenborg, 
wo  von  dem  gezähmten  Falken  einer  Dame  gesagt  wird:  ,er 
fuort  an  synem  fuoze  sydine  riemen';  vgl.  übrigens  auch 
Fessel  und  altn.  fiit,  sowohl  Gefäss  als  Fessel. 

Bett- g'fe'ss:  der  Überzug  von  Barchet,  in  welchen 
die  Bettfedern  gefasst  werden;  die  innerste  Umhüllung 
derselben  Z.  Sy n.  Bettreiti.  —  Blöder-:  wohl  =  Gc- 
fäss  6.  Vgl.  Pluderhosen.  ,1  lidrin  [ledernes]  bloder- 
gefess  mit  äschfarwem  taflet  gfuotrot.'  XV.?  L.  .Die 
hosen  der  schuoler  sygend  glatt,  keine  bludergefess 
mit  secken  drin  und  uss  gmeinem  tuoch.'  1578,  Z 
Schulprot. 

Gefässi,  -.e-  Ndw,  -e'-  UwE.  —  n.:  Tragriemen 
an  einem  (Rücken-)  Korb,  einer  Traggabel,  einer  Bütte 
udgl.  Ndw.  Syn.  Fessel;  Gereisig,  Diissli''g:  vgl. 
Bretschel;  Träg-Band,  -Biemen;  Wid.  .\uch  (wie  Ge- 
reisig) die  Bütte  selbst  UwE. 

Fasel  Fe'sel  (Dim.  F^seli)  m.  =  Fase  II,  Faser, 
Faden  Gl.  ,Lemnisci.  fäsal  (fässal.  Mal.)  und  bendel 
an  den  kränzen.'  Fris.;  Mal. 

Ge-fäsel  n.:  fadenartiges  Wesen  oder  Aussehen. 
,Ein  gfäsel  gleich  wie  baumwollen  oder  flachs.'  Tierb. 
1563. 

fäselen  s.  fäslen. 

Fiseli-Fäseli,  nur  in  den  Verbindgn:  1.  , Einem 
ein  F.  vormachen',  Etw.  weis  machen,  vorspiegeln  S. 

-  -  2.  .nicht  lange  F.  [Federlesens,  Umstände]  machen'  8. 

läsen:    Fäden   ausziehen   BSi.  (neben  ßsren);   ü. 

—  i"-:  einfädeln  Z Stall.  —  Nädlen-Fäser:  Spottn. 
f.  Schneider,  ebd.  Chunnd  en  lustige  Schnidersg'sell: 
,Jungi,  Hübschi,  uend-er  [wollt  Ihr]  mi^''?'  „Nei", 
0  nei",  du  N.!'  Z. 

faseren:  (intr.)  fasern,  wie  ungesäumte  Stoffe 
tun  BSi.  Ge-fäsert:  mit  Fransen  versehen.  ,Ge- 
tasserte  Kragen  mögen  von  Standspersonen  vierfach, 
von  den  gemeinen  Leuten  aber  nur  zweifach  getragen 
werden.'  1671,  L.  —  ab-:  aus  einem  Stück  Tuch 
Fäden  ablösen  Z. 

ÜS-:  dass.  "W  {nnchus-fäserleH);  Z.  —  Us-fäserc° 
f. :  die  einzelnen  aus  einem  Gewebe  ausgezupften  Fä- 
den oder  ein  Bündel  davon,  z.B.  Charpie  Z.  —  Ua- 
fäserete"  f.:  1.  (auch  Ab-f.)  =  Usfäsere  Z.  —  2.  lose 
Fäden,  die  man  beim  Nähen  beseitigt  Z.  —  8.  die 
Tätigkeit  des  Ausfaserns  selbst  Z. 


1005 


Fiis,  fäs,  fes,  fis,  fos,  fus 


1066 


Fäscri  Fäsri  f.:   Faser  Gl. 
Fäsete"  f.:  Streit,  Zank,  lebhafter  Tadel  GMarb. 
Vgl. /(•(«■n,  zauken;  .in  Einem  zuj,/rn :  und  nlid.  .haJeni' 
vou  , Hader',  Lumpen. 

Fäsi  n.:  ausgezogener  Faden,  als  PI.  =  Charpie  U. 

Mäng-  M^yu-  und  H^gk-  n.:  1.  der  Blättermagen 
lies  Rindviehs  Gl  =  ManigfaU.  —  2.  was  sieh  in 
zerfetztem  Zustand  befindet  Gl.  Die  Falten  des  Ma- 
gens mit  Fasern  verglichen. 

Fasle"  I  f.:    Franse  GA. 

(as-)fäsle"  (-«'-  Gl,  -ss-?  U),  fäs  eleu  fäsnlu 
W:  im  Allg.  =  faseren.  1.  Fäden  auszupfen,  an  einem 
Zeug  od.  Kleid  SchwE.;  Ndw;  W;  Charpie  machen  U. 

—  2.  Fasern  bekommen,  zu  Fasern  werden  Gl;  Ndw. 
G'fäslet:  zerrissen,  z.  B.  von  einem  Rock;  üs- 
g'fäslet,  ausgefranst  GA.  —  zer-:  zerfasern.  ,Da 
inen  der  wein  die  zugadern    zerfässlet'    Tierb.  1.563. 

Fäsleten  (-ss-?  U)  f.:  Ausgezupftes;  Charpie  Gl 
(auch   Üs-);  U.     Syn.  Schlisse. 
in-fäsmen:   einfädeln  Z. 
Fäsmete"  Fäimete  f.:    Charpie  Gr. 

Fase"  f.:   Herde,  bes.  von  Ziegen  SchwW. 

Ha  das  W.  nicht  Zsgehörigkeit  durch  Abstammung  be- 
zeiohuct,  kann  es  nicht  mit  Fanrl  vwdt  sein;  vgl.  dagegen 
/«•eil  Sp.    1058. 

Päslen  II  (PI.)  =  Fasole.  .(Gross)  faseln,  wglsch 
bonen,  phaseolus  (phasioli).'  KdGessn.  1.542.  .Faseolus, 
ein  geraüsgschlecht,  fässlen,  sinwell  und  klein,  oder 
wgltschbonen.'  Fris.  ;  Mal. 

Wie  Funde  aus  dem  lat.  W.,  aber  wie  es  scheint  an  die 
deutsche  V/ortfamilie  Fiwel  usw.  angelehnt  wegen  der  Laut- 
ähnlichkeit und  der  Fäden  der  Schoten ;  vgl.  auch  Ffst".  Nbf. 
fiVe"  (s.   Fiael  J). 

fässlen.  .Fesslen,  hin  und  wider  fesslen,  bewegen, 
treiben,  agitare.'  M.4l. 

Wenn  unser  Stichwort  richtig  augesetzt  ist,  so  mag  es 
von  ,Fass'  abgeleitet  sein  und  «rspr.  bedeuten:  kleine  Ge- 
flUse  oder  Fässchen  hin  und  her  bewegen. 

nachhin-.  De"  Hüsröt  nachef.,  damit  herum- 
ziohn  ScHwMa. 

Paus  BRL;  ZBauma,  Wettschw.,  Pauz  ZWl.  —  m. 

—  Nur  in  den  Verbindungen:  Ei'm  de'  F.  reisen 
[richten,  zubereiten],  den  Meister  zeigen  BRL,  und: 
M'm  de"  F.  brenne",  Böses  nachreden  ZBauma;  als 
scherzhafte  Drohung  ZWl.:  Ich  will  dir  sch^"  de"  F. 
br.!   M'r  wend-em  denn  de"  F.  scho"  br.  ZWettschw. 

Der  Sinn  der  RA.  ist  in  beiden  Formen  deutlich:  Einem 
einen  Schaden,  eine  Strafe  antun.  Die  urspr.  concrete  Vor- 
stellung aber  ist  nicht  mit  Sicherheit  zu  erraten.  Da  der 
Stamm  /aus  in  der  ganzen  folgenden  Wortgruppe  den  Grund- 
begriff , streichen,  streifen'  zu  enthalten  scheint,  so  könnte 
Faut  nrspr.  etwa  .Strich,  Streifen,  Striemen'  bedeutet  haben, 
und  es  wäre  in  der  Verbindung  mit  .brennen'  viell.  an  ein 
Brandmal  in  streifenähnlicher  Form  zu  denken.  —  «  und  z 
wechseln  nicht  selten  im  Auslaut;  so  heisst  ,mit  der  Rute 
streichen'  sowohl  /amen  als  fauzen.  Die  Form  mit  z  dürfte 
eine  spätere,  lautnachahmende  Verstärkung  sein. 

Pansel  (UBrägg.  178.5),  Fäusel  ZO.  m.  —  Dim. 
Fäuseli  Gl;  LM.;  GStdt;  SchwE.;  ZG.,  Fauseli  L; 
öA.,  F.;  Uw  (FausiliJ;  ZO. :  1.  Büschel  von  Haaren 
oder  Fasern,  oft  Dim.  Syn.  Beseli;  Büseli;  Bäuseli. 
a)  Haarbüschel  am  Schwanzende  der  Rinder  ZHörnli. 

—  b)  Quaste  an  der  Zipfelkappe,  welche  eben  darum 
auch  Föuselkappe  heisst   ZO.     Mit  eine  grossmächtige 


Fmtsel  a"  dr  ühappe.  JSenn  1864.  Itan-i"'  nit  gar 
fes)  ordeligs  Cliäppeli  uff  und  aw''  gar  ordligi  (hüsbchi) 
Fensen  (und  gar  es  ordligs  Fauseli)  druff?  L  Volks- 
lied, wofür  Federli.  Tobi.,  Volksl.  1,  [hl.  Quaste 
an  der  Schmitze  einer  Peitsche  ZF.  Fäuseli,  Zucht- 
rute für  kleine  Kinder  SchwE.;  vgl.  Fausle.  Fäden, 
die  an  aufgetrennten  Kleidern  hangen  geblieben  sind 
GStdt;   Fädchen,    Fläumchen   Gl.  —  '2.  Flöckchen. 

a)  von  Wolle  od.  Baumwolle  GF.;  Uw;  auch  Pflanzen- 
teilchen,  die  von  Kindern  spielend  in  die  Luft  ge- 
blasen werden  GA.;  Syn.  Bäuseli;  Mauseli.  Knöpf- 
chen, Unebenheit  im  Gewebe  Ndw.  —  b)  feines 
Schnee  flöckchen  oder  Regentröpfchen  Schw;  Ndw; 
leichter  Schnee  UwE.  ,Rauhe  Winde  stöbern  Schnee- 
fäusel  in  der  Luft  herum.'  ÜBrXgg.  1785;  der  Sg.  in 
coli.  S.:  .Grimmiger  Ost  mit  Schneefausel.'  ebd.  — 
3.  persönlich:  a)  mutvpüliger  Spassmacher;  auch 
Schelte    für    einen    verächtlichen    Menschen    ZO.    — 

b)  Fauseli,    geckiges,    hoffärtiges    Mädchen     L.    — 

c)  Schmeicheln,  für  ein  kleines  Kind   ZO. 

Bed.  1  u.  2  lassen  sich  wieder  auf  .streichen,  streifen' 
zurückfuhren;  Bed.  3  von  der  1  u.  2  ähnlichen  Leichtigkeit, 
resp.  leichten  Beweglichkeit  oder  Leichtfertigkeit.  Übrigens 
ist  zu  a  auch  das  syn.  Fäusi  i.  S.  v.  Strelche(macher)  zu  vgl. 
Immerhin  bietet  sich  fast  für  diese  ganze  Gruppe  auch  die 
mit  Fl-  anlautende  des  Nhd.  zur  Erwägung  an,  und  auffallend 
ist  auch  eine  parallel  gehende  Reihe  mit  B-  in  der  MA. 

Fili-  m.:  Schelm,  Schalk.  Du  lustige  F.,  du 
Bändelimacher,  du  Liitenüslacher,  du  bist  m'r  nachte 
[letzte  Nacht]  zum  Schätzeli  g'gange  L  Volksreim. 

Fili-  nur  onomatopoetische  Verstärkung.  FauHel  in  dieser 
Verbindung  streift  am  Nächsten  an  Vfiherfaunh,  fausm  1; 
kann  aber  auch  an  die  allg.  Bed.  von  Funsen,  Streiche,  ge- 
knüpft werden.     Vgl.  auch  Fiai-Füun. 

fanseien:  leicht  schneien  UwE.    üyn.  fäusefrßen. 

—    Zu    Fausel  2  b. 

fausen:  streichen.  1.  (intr.)  „umhin-f.,  herum- 
streichen, oft  in  böser  Absicht,  bes.  um  Weibspersonen 
herum  Sch."  Syn.  füselen.  —  2.  (tr.,  auch  dtire-)  mit 
der  Rute  streichen  AaZcI.  ;  Bs.  Syn.  fausen,  fauslen, 
fauseren;  fitzen.  Vgl.  Fausle  1.  Uf  's  Blutt  [den 
blossen  Hintern]  f.  Es  bindt  für  en  Andere  Mänge 
öppen  e  schönt  Ruete,  wo  selber  mtiess  der  mit  g'faust 
sl".  Breitenst.  Spreng  unterscheidet  f.  =  rot  schlagen, 
von  haue"  =  bis  aufs  Blut  schlagen. 

Pause"!  (PI.):  1.  ,nichtige  und  hinderliche  Um- 
stände oder  Wörtereien.'  Spreno.  —  2.  „schlimme  oder 
schnakische  Streiche  äaZ.;  L";  nach  neuerer  Angabe 
aus  LM.  auch  Sg. 

Der  Bed.  nach,  bes.  1,  übereinstimmend  mit  , Flausen*, 
aber  doch  schwerlich  aus  diesem  entstellt,  da  es  sich  (bes. 
in  Bed.  2)  eben  so  gut  direkt  aus  der  Grundbed.  , Streich' 
ableiten   lässt;   s.  die  Anm.  zu  Faui. 

fauseren:  (ein  Kind)  mit  der  Rute  züchtigen  Obw. 

Fausi,  fauserlen  s.  Fäusi,  fäuserlen. 

Fausle"  f.:  1.  „Rute,  Rutenhieb  VOrte."  Syn. 
Fauze,  Fitzi-Fäusi;  Fäuseli.  ~  2.  Schwätzerin  Z; 
auch:  weibischer,  unselbständiger  Mann,  der  kleinliche 
unnütze  Geschäftigkeit  liebt,  Topfgucker  Z.  Syn. 
Fraubäs. 

Bed.  1  direkt  aus  fausen  3 ;  Bed.  2  aus  dem  Begriff  des 
Herumstreichens  (fausen  1)  mit  der  Absicht  zu  schwatzen 
(oder  zu  liebeln;  vgl.  das  folg.  Comp.). 

Wiber-:  Weiberfreund,  -Jäger  (der  den  Weibs- 
personen nachstreicht)  Z.  Syn.  Wiberschmöcker,  Meitli- 
füseler;  vgl.  auch  Fäusi. 


1067 


Fas,  faus,  ftis,  fls,  fos,  fus 


tauslen:  1.  „mit  der  Kute  streichen."  Syn.  faiisen, 
fauzen.  Vgl.  Fausle  1.  —  2.  (auch  üs-)  Fasern  be- 
kommen, von  Tuch,  das  keinen  genähten  Saum  hat 
ZO.  Fädchen  ausziehen  Gl;  syn.  üs-fäsJen.  —  üf-, 
ver-:  los  werden,  sich  ablösen,  von  Fäden  eines  Ge- 
webes ZO.  —  umhin-  fuvie-J:  zaudernd,  untätig 
herumstehen  oder  -gehen  Z.     Zu  Fauslen  2. 

fauflen  S  schlie.sst  sich  in  der  Bed.  an  an  die  entspre- 
chenden Bildungen  mit  fas-  und  /cta-  (auch  fia-),  lässt  sich 
aber  auch  mit  den  Bildungen  auf  /aus-  vereinigen,  da  das 
Fasern  auch  ein  Streifen  ist  uud  dieses  in  Streicheu  Uliei- 
geht.     Vgl.  noch  Fäuad,  Flöckchen,  Fädchen. 

Gefäus  n.:  I.Menge  von  Menschen  bei  einander 
G;  allerlei  Volk  durch  einander  Ap.  Lärm,  Verwirrung 
(Pupik.).  —  2.  (G'feis)  kleines  Gestrüpp,  Auswüchse 
unten  an  einem  Baumstamm  BsTorw.  —  Herren-: 
Herrenvolk  od.  (verächtlich)  Herrengesindel,  vornehme 
Leute  aus  der  Stadt  im  Ggs.  zum  Landvolk.  ,üas  H. 
liabe  immer  etwas  Apartes.'  Breitenst. 

Bed.  1  kana  auf  den  Gruudliegriff  ,hiu  und  her  streifen, 
herumstreichen'  (fauaen  1)  zurückgeführt  werden,  und  2  auf 
das  üppige  wilde  Wachstum.  Vgl.  aber  auch  Fasel,  Fäsd, 
Wurzelfascrn,  da  o'i»  durch  Einfluss  des  syn.  G'scJimäus  könnte 
eingedrungen  sein. 

fäu seien  ÄABb.;  L;  S;  ZO.,  fäiisle  Sch;  ZO., 
fausele  Nnw  (-at-):  1.  fein  regneu  A.iBb.  (auch:  stark 
nebeln);  ZO..;  Syn.  feiseien,  fise(r)len,  fäuserlen;  fein 
schneien  aScHW;  ZO.;  Syn.  fauselen.  ,Nun  hat's  ein 
Bisschen  Schnee  hergefeuselt.'  UBrXgg.  1784.  ,Du 
[Mai]  feuselst  eiskalte  Flöckle  herab.'  ebd.  178'2.  Syn. 
föselen.  —  2.  (Baumwolle)  zu  kleinen  Flocken  zer- 
zupfen und  diese  zswickeln  Ndw.  Intr.  von  Geweben: 
kleine  Unebenheiten,  Knöpfchen  bekommen,  ebd.  — 
3.  langsam  an  Etwas  arbeiten  L.  —  4.  tun  wie  ein 
petit-maitre :  „beim  Frauenzimmer  herumschwänzen, 
süss  tun,  liebeln,  spielen"  Scu.  Syn.  fislen,  fmeJen. 
—  „an-:  ein  zu  Ende  gehendes  Webstück,  wenn  es 
den  Webebaum  nicht  mehr  erreicht,  mittelst  einer 
Vorkehrung  von  Stricken  in  Spannung  erhalten  Schw." 
Eig.  mit  Faden  (ein  wenig)  anheften. 

Die  Bed.  .fein  regnen  od.  schueieu'  ist  mit  , Faden  ziehen, 
Flocken  zupfen'  leicht  zu  vereinigen ;  ebenso  3  mit  der  von 
.Baumwolle  zupfen',  da  dies  eine  langsame  Arbeit  ist.  4  ist 
Dim.  zu  fausen  1 ;  vgl.   Fänai. 

Fäuseler  =  Fäusilb  Zs. 

fäuserlen  Gr;  L;  U;  ZO.  (-öi-),  -au-  GnArosa; 
Ndw  (-ai-):  1.  fein  neblig  regnen  oder  schneien  Aa; 
Bs;  VOrte;  Gr;  GS.;  S;  Z.  Syn.  duften,  fiserlen, 
fislen,  häuelen,  fläuglen,  bäiiseiien.  —  2.  mit  leisem 
Geräusch  rinnen  AAHallw.,  Minnich.  —  3.  zart  singen, 
von  der  Nachtigall.  Minnich.  —  4.  £s  het  mi''''  welle 
f.,  der  Schlaf  hat  mich  befallen  wollen  Gr  (B.). 

Bed.  2  und  .3  lassen  sich,  wenn  sie  nicht  auf  I.autnach- 
ahmung  beruhen,  auf  die  Anschauung  von  , Faden  ziehen' 
zurückfuhren.  4  wahrsch.  darauf,  dass  auhalteudes  eintöniges 
leises  Geräusch  leicht  zu  Schlaf  stimmt. 

Fäuscrli  n.:   leichte  Schneeflocke  ZWyla. 

Päusi  I  „VOrte";  GStdt;  Sch,  Fausi  Bs  —  m. : 
1.  a)  „Junge,  der  allerlei,  auch  schlechte,  Streiche 
spielt  VOrte."  —  b)  Schönherrchen,  petit-maitre, 
Schwänzler,  Jungfernjäger  Sch.  Stehende  Figur  im 
Z  Witzblatte  .Nebelspalter'.  Vgl.  (W\ber-)Fausle,  Fü- 
Keler.  —  2.  (meist  mit  vorge.setztem  röte)  Spitzn.  eines 
rothaarigen  Menschen  Bs;  GStdt;  ScnSt. 

Bed.  1  gehört  zu  fnuaai  1  uud  Fauaen  S.  Bed.  2,  resp. 
die   Verbindung   mit  ,njf,    kann    nur    darauf   beruheu,    dass 


rothaarigen  Leuten  allerlei  Schlimmes  zugetraut  wird.  ^ 
,Feusi',  üeschlechtsn.  in  SchwFeusisberg  und  ,Voisi'  im  XV, 
iu  ZUster.  ,Föisi'  hiess  im  XVI.  auch  ein  Z  Katsknecht, 
welcher  Verurteilte  zu  stäupen  hatte,  dessen  Geschäft  Ifauaen)  . 
aber  nur  zufällig  au  seinen  Namen  anklingt. 

Füdi-  Aa;  BM.,  Fitze-  Z  (Dkr),  Fitzi-  Gk;  Zg  | 
f-Fausi),  Fitzi-Fäuseli  SchwE.  —  n.  Zg:  Kute  zn^, 
Züchtigung  von  Kindern,  auf  den  Hintern  (Füdiji 
appliziert.     Syn.  Fitze",  Fausle"  1. 

Fisi-  m. :  Geck  (Sutcrm.);  verzärtelter  Knabe  Sch. 
Vgl.  Fäusi  1  h. 

Fisi-  wahrsch.  zu  beurteilen  wie  Fili-  iu  Fdi/uusd;  docjl; 
liegt  in  ßa-  der  bestimmtere  Begriff  des  Herumstreicheus  od.. 
SchOutuus. 

Päusi  II  Foisi{r\.'?):  ungeduldiges  Begehren,  Lust 
Es  macht  im  [ilim]  F.  BHa.     Syn.  watz. 

Der  Begriff  der  Lust  kann  auf  dem  eines  HantreizeiS, 
eines  prickelnden  Gefühles  beruhen  und  insofern  mit  dem; 
von  Kutenstreichen  zshaugen,  da  Gefühle  jeuer  Art  je  nach 
dem  Grade  des  Reizes  angenehm  od.  unangenehm  sein  könnetif. 
Vgl.  nhd.  ,iigern,  eilen',  vom  Stumpfwerden  und  Wässern 
der  Zähne. 

„fäusig:  geil,  wollüstig  Sch."    —   Zu  Fuusi  i  h. 

Panse"  U.   .Fousen'  nennt  Stulz  l.'Sin  unter  andern 
.Werinen',  d.h.  Waffen  oder  Rüstzeug. 
Fes  s.  Fahens  Sp.  723. 

Fes  f.     ,Die  fess,  scrophula,   ein  krankheit.'    Mab. 

Vgl.  i//e  Ffse,    eine    Geschwulst   der  Pferde    (Gr.   WB.); 

dir  Fesen,   eine  Krankheit  der  Schweine  (Scbinell.).  , 

Fesacher   s.  Pfersacher. 

Fessel  I,  Fesel  m.:  Bursche,  Gesell  F.  „Entulle 
[schöner,  wackerer]  Fesel."  , Morgen  ist  die  Tanzkilbe, 
da  wird  es  wohl  den  meisten  tollen  Fesselen  beim 
Heissalustig!  etc.  den  Geldbeutel  zusammendrücken.' 
Schweizerb.  1817. 

Das  W.  ist  das  selbe  wie  in  den  Compp.  Sihand-,  Seliind-F. 
uud  aus  diesen  abstrahiert,  indem  der  allg.  Begriff  von  ,Bube' 
in  den  günstigeren  von  , Bursche'  übergehen  konnte.  Im 
Zshang  mit  dieser  Umdeutung  konnte  (vorausgesetzt,  dass 
St. 's  Schreibung  zuverlässig  sei)  auch  Fessel  zu  Fesel  alii:i- 
schwäclit  und  dies  viell.  na{  Fasel  bezogen  werdeu,  welclics 
auch  , Gesindel'  bedeutet. 

Schand-:    Schandbube,   schlechter  Mensch.     ,Die 
schandfässel,   so  den   mannen   anreizungen    einbilden, 
zuo  latyn  succubi  benamset.'  Tierb.  15G3.  —  Umgedeutetj 
aus  dem  Folgenden. 

Schind-:  als  allg.  Scheltwort,  verworfener  Mensch. 
,Muoss  er  uns  syn  ein  unflat,  ein  alter  gris  und  schl^- 
fersesel,  ein  lumpenmann  und  schindfesel.'  Ruep  1538.i 
, Allein  die  armen  Tütschen  muessend  all  versalz^  j 
suppen  üsfressen  und  in  allen  gfarden  aller  Christen- 
heit die  schindfessel  syn.'  Vad. 

Mhd.  sehiltveztel.  Band  zum  Umhängen  und  Tragen  des 
Schildes;  dann:  schildtragender  Knappe,  Trossbubo,  und  zu- 
letzt: räuberisch  herumziehender  Kriegskneclit,  als  Scheltw. 
und  darum  entstellt  in  aehind-,  aehimpf-  uud  sclmnd-v.  Vgl. 
Schm.  2^  430. 

Fessel  II  m.  (f.  GA.):  1.  Tragband,  -riemen  an 
den  auf  dem  Kücken  getragenen  Gefässen  (dah.  Fessel- 
tatisli)  aus  Leder  oder  Tuch,  Stricken  GA.;  ZKn.,  IS. 
Syn.  Trag-F.,  Fessling;  Oefässi.  —  2.  der  untere  Teil  j 
des  Fusses  (zwischen  Huf  und  Gelenk)  von  Tieren, 
besonders  Pferden  (well  ihnen  dort  zuweilen  Fesseln 


10(59 


Fas,  fes,  fls,  fos,  fus 


1Ö70 


angelegt  werden).  ,Man  soll  es  [das  Füllen]  an  raulie 
ort  laufen  lassen,  da  werden  inen  die  hüef  und  fessel 
hert.'  TiERB.  1563.  ,So  der  huof  und  der  fässel  [des 
Maulesels]  kein  schirm  bat.'  ebd.  —  3.  Fesskne  nennen 
Kinder  den  Löwenzahn,  weil  sie  aus  den  Stengeln  der 
Pflanze  Ketten  [oder  Tragbänder]  flechten.  Roihh. 
1857,  175.  Syn.  Kettemli.  —  4.  Fessle",  Flurn.  Gl. 
Vezzel  m.,  Tragband;  Fessel.  Aus  der  Anm.  zu  Schind- 
faitil  ergibt  sich,  dass  Feand  I  u.  //  das  selbe  Vf.  sind,  also 
auch  zsgofasst  werden  konnten.  —  Fcmkm  ist  viell.  Dat.  PI. 
des  l)iui.  Fmeli.  —  4  wahrsch.  Dat.  PI.,  der  Grund  der 
Benennung  aber  unerkennbar  (wenn  das  W.  überh.  hieher 
gehört). 

Trag-  od.  Trag-  =  Fessel  1,   auch  aus  Weiden- 
ruten oder  Holzschienen  mit  kurzen  Kettenstücken  Z. 
Fessli"g  m.  =  Fessel  1  „Schw;"  Zg. 
Fese"   W,    -e'-   ThHw.;    ZEmbr.,    -e^-  Ap;    Gl;  G; 
Stu,  Ferse  A.K7je\\\.;  BsTerw.;  LG.;  SQ.,  NA.,  Fesche 
Gr  —  PI.  Feschene  Ge  —  Dim.  Feseli,   Fesli  —  m. 
(f.):   1.  a)  Hülse  des  Kornes  sammt  dem  Gehalt  (2—4 
Körner),  einer  der  einzelnen  Bestandteile,    aus  denen 
die  Gesayiratähre  zsgesetzt  ist,    ,festuca'  (Id.  B),  oder 
uiugek.,   das  Korn    noch    in  den  Hülsen,    allg.     Nach 
der  Trennung   heisst   der   Inhalt  Cherne',    die   Hülse 
Sprür  AABb.;  L;  Z.     Das  Chnrn  hcd  äO  F.;  16fesi(js 
Chorn  L.     2  Viertel  F.  f/end  1  Viertel  Cherne  Z.    Es 
Fesli  Chorn   macht   z'letsl   es   Viertel  üs.    Stutz.    Er 
jameret,  es  chönnt  e  Turi  ge",   er  hei  keis  Fesli  vor 
[übrig],    ebd.     's  Volch   wert-si'''   nüd   bim   volle  F., 
sunder  erst   bi  de  Sprüre,   in  der  Not,   oder  wenn  es 
fast  schon  zu  spät  ist   AABb.     ,Und   swenne   man    in 
einer  niuli  melt  so  vil  vesan,  das  sehs  mutt  und  ein 
■■    viertal  kernen  darus  werdent.'    XIV.,  Soa  Stdtb.     ,ln 
\    welcher  form  (gerellt  oder  in  fesen)  diese  frucht  ver- 
!   sendet  werden    sollte.'    1581,  Strickl.     ,üiss  jar  hatt 
gar  ainen   lidigen  winter   und  warmen   früeling,   also 
dass  man   in   dem   niaien    zytige   kriesi   fand   und   uf 
I   S.Uolrichs  tag  nüw  f.  in  den  mülinen.'  Vad.     ,Mutica 
'   spica,  ein  äher  on  f.'  Fris.    Ebenso  Denzl.  1677;  1716. 
,Da  es  nicht  wüsste,  ob  man  ihm  Spreur  für  F.  gäbe.' 
;   JHFäsi  1696.    ,Oft  schneit  es  auf  die  Frucht,  ehe  sie 
\   zeitig  und   geschnitten    wird,   also  dass  etwan  die  F. 
auf  den  Helmen  wieder  auskeimen.'    Wurstis.     ,Dass 
ein  Ähre  20  F.  und  ein  jeder  F.  . .  Körnlein  gehabt.' 
!'   JCNäoeli  1738.  —  b)  auch  f.  —  Feschene  (PI.)  Gr  — 
[  die  leere  Kornhülse,  Spreu  nach  dem  Ureschen  L;  W. 
"   Dem  tco  schaffet,  wachst  aw''  's  Esse,  für  ne  Fiüxieh 
!   giä  's  kei  Em;  Nüd  a's  Brand  [Kornschwamm]  und 
i   liiri  F.  g'rotid  i"  der  Fülket  gern.  Hafl.  1813.    Wenn 
i  die  Hülsen   sich    üppig    auf   Kosten    des   Kerns    ent- 

•  wickeln,  heisst  es,  .die  Frucht  sei  in  die  F.  geschossen' 
'   Z.     ,Der  f.,  kornbälglein.   gluma,  utricula.'    Kedinrer 

1662.  —  2.  die  Getreideart  selbst:    Dinkel,   Spelz. 

Korn,   triticum   spelta   Ap;   G;    Z,    sowohl   wenn   die 

)  Frucht  noch  auf  dem  Äcker  steht  (Gr),  als  wenn  sie 

•  ausgedroschen  (ZZoll.)  und  von  den  Hülsen  gereinigt 
;  ist  Gr   (im  letztern  Zustand  meist  Kernen  genannt; 
i  8.  1  a).     Der  Weizen   noch  in  der  Spreu  GRh.    Bart- 
weizen GlK.     ,Der  F.  gibt  eine  vortreffliche  Winter- 

J  frucht'   Steinm.     In   ausdrücklichem  Unterschied  von 
?  aDdern  Getreidearten:  ,Für  den  F.  (Winterkorn)  wird 
der  Acker  besäet  und  dann  erst  gepflügt,  beim  Weizen 
'  hingegen   werden   vor  dem  Aussäen  die  Furchen   ge- 
zogen.' Steinm.  1804.    Unter  den  Abgaben  der  Kloster- 
guter von  AAMuri:  ,An  väsen  1  nialter  2  vierling,  an 


keinen  . . .,  an  roggen  . . .'  Ar(;.  1861.  .Die  keller  band 
oucli  dz  recht,  dz  jedes  hüs  inen  soll  senden  einen 
Schnitter  zuo  den  f.  und  ouch  zuo  dem  haber  und 
sond  die  keller  einem  jeklichen  geben  1  nachtbrot, 
dero  drüzechen  kummet  von  einem  viertel.'  Ütfn.  Z 
Embr.  ,Järlich  10  malter  f.,  4  raalter  haber,  5  pfund 
haller  höwgeld.'  JJRüeger.  ,Vou  des  Bechlers  huoba 
git  man  18  mütt  habern,  18  viertel  f.  und  3  viertel 
kernen.'  1320/30,  Z  Stiftsurb.,  mit  dem  um  20  Jahre 
spätem  Zusätze:  ,Item  1  mod.  avense,  1  quart  spelts 
et  3  ynimi  tritici.'  ,Es  suln  ouch  die  Kornmacher 
und  die  Pfragner  [Händler],  die  Pfragen  mit  Korne 
trybent,  dekeinen  F.  koufen.'  1332,  Beitr.  z.  Lauf. 
.Wenn  der  kilchher  die  zehenden  verlycht,  so  soll  er 
denen,  die  den  zehenden  buwent,  ein  malter  fesan 
,'eben  ze  vertrinken.'  ca  1440,  Gprd.  , Welcher  in  den 
drygen  zeigen  rüthölzer  hat,  der  mag  die  rufen  und 
dann  die  zwen  nütz  in  haben,  sonder  f,  und  habern.' 
1493,  Üffn.  GKrinau.  , Weizen  und  gersten,  bonen  und 
linsen,  hirs  und  f.  [,korn.'  1667.].'  1531/48,  Ezech. 
, Haber  und  F.'  bei  JBEscher,  Eechenbüchlein,  zu- 
sammengefasst  gegenüber  der  ,Korn-Rgchnung'.  ,Nun 
weil  man  den  F.  dem  Haber  gleich  kaufet'  ebd.  — 
3.  von  Hülsenfrüchten:  die  grüne  Schote  der 
Erbsen,  Bohnen  Gr;  W;  Z.  Vgl  F.-Lamig.  Bildl.: 
Er  list  [Buchstaben]  tvie  Bone"  iis  de'  F.,  ganz  ge- 
läufig W.  PL,  Stangenbohnen,  phaseolus  vulg.  ü. 
,Pelle,  hülse,  schotte,  f.,  palea,  folliculus.'  Red.  1662. 
—  4.  (PI.)  Fasern  ScawE.  ,Die  langen  P.  an  der 
Wurzel.'  JCSuLz.  1772.  ,Sydin  F.'  Z  Invent  VgL 
Fase'  II.  —  5.  sprichw.  Bezeichnung  von  etwas  ganz 
Kleinem,  mit  Neg.  verbunden  zur  Verstärkung  der- 
selben. „Keis  Fäseli,  nicht  das  Geringste."  ,Es  half 
nit  umb  ein  fesen.'  1536,  B  Lied. 

Ahrt./e««  nur  in  Bed.  1;  spät  mhd.  vewn  (¥\.'i)  auch  in 
Bed.  2:  der  uuenthülste  Spelt.  Aus  dem  (conereten)  PI. 
scheint  ein  Masc.  Sg.  in  der  abstr.-coUect.  und  dann  aller- 
dings auch  wieder  coucr.  Bed.  2  erwachsen  zu  sein,  dessen 
Geselilecht  bei  uns  auch  für  Bed.  1  geltend  wurde,  während 
nur  bei  1  b  auch  noch  das  Fem.  sich  erhalten  hat.  —  Über- 
gang oder  Schwanken  zwischen  1  a  und  2  war  leicht,  weil 
Bed.  1  eben  nur  bei  2  vorkommt,  und  scheint  in  einigen  der 
zu  2  angeführten  Belegstellen  vorzuliegen.  S.  noch  F.-Km-n. 
Auch  in  Kom  vereinigen  sich  Bed.  1  a  und  2,  in  .Spelz' 
Bed.  1  b  und  2.  —  Bed.  4  ist  wahrsch.  nur  der  unigelautetc 
PI.  von  Fane'  II  oder  mit  diesem  vermengt.  Gr.  WB.  belegt 
Fesen  (PI.  ?)  =  Faser,  bei  Burkh.  Waldis,  und  Sclimell.  hat 
Fcdein,  Fcslach,  Fäserchen,  Gefaser.  —  Bed.  ö  ist  wahrsch. 
von  1,  nicht  von  4  abstrahiert,  da  im  Mhd.  noch  andere 
Namen  kleiner  Pflanzenteile  ebenso  gebraucht  werden.  — 
Die  Ausspr.  e'  kann  nicht  ursprünglich  sein,  obwohl  auch 
der  Name  der  von  Embrach  stammenden  Familie  ,Fäsi', 
welche  eine  Ährengarbe  im  Wappen  fülirt,  dort  so  (sonst 
o«,  e*)  ausgesprochen  wird.  Übrigens  ist  dieser  Geschlechtsn. 
Ti.atürlich  nicht  =  Fene',  sondern  von  diesem  abgeleitet  etwa 
i.  S.  v.  Fesenpflanzer  oder  Ährenleser  (':•). 

Fasten-Fes  n.:  Vorrat  v.  Hülsenfrüchten  (Erbsen, 
Bohnen,  Gerste)  zur  Speise  während  der  Fastenzeit. 
L  ä.  Stadtr.  —  Das  W.  hier  einsilbig  und  als  n.  wahrsch. 
nach   Analogie  der  sinnvwdten  Fäs-,   Faai-Muee. 

Brngg-Fese°:  ein  in  einer  Naturalabgabe  (an 
Fesen)  bestehender  Brückenzoll.  Die  Schiffleute  im 
untern  Aargau  beschweren  sich,  dass  Baden  von  ihnen 
einen  Schiffszoll  verlange,  da  sie  den  sog.  B.  ent^ 
richten.   1715,  Absoh.     Vgl.  Brugghaher. 

Eis-:  Reishülse  oder  Reis  in  Hülsen.  .Den  Zoll 
von  den  Ryssvesen  entrichten.'  1544,  Abscu. 


1071 


Fas,  fes,  fels,  fis,  fos,  fus 


1072 


Stil-Fese":  der  unterste  Teil  der  Ähre,  die 
untersten  inhaltlosen  Hülsen  derselben  Bs.  ,Verun- 
cum,  stilfesen,  das  zwüschcnd  dem  halra  und  ähern 
ist,  minder  dann  ein  körn.'  Fris.;  Mal. 

gefeset:  von  Korn,  in  Gestalt  von  F.  i.  S.  v.  1  a. 
also  unenthttlst,  im  Gags,  zu  Kernen.  ,16  malter  ge- 
vesetes  korns  und  10  niutt  kern,  den  man  nemet 
wyssen  kern.'  1387,  Z  Staatsarch.  In  einer  Urkunde 
von  1.320  von  dem  selben  Ort  steht,  wahrscheinlich 
gleichbed.,  ,den  zehenden,  der  drü  stucki  geveskorne^ 
giltet.' 

fesere":  sich  rasch  hin  und  her  bewegen  Aä  (H.). 

—  Vwdt  mit  fiseren  t 

fesle":  auf  langweilige  Weise  in  mürriscliem  Tone 
Vorwürfe  wiederholen;  FesJetei.,  solches  Tun;  Fesler. 
der  es  tut  Ap. 

Viel],  aus  '/enskn  und  dies  aus  'fevzlen,  Dim.  von  ahd. 
(yi-ana-)/enmn,  necken,  spotten  (wie  ApM.  Fester  aus  F(naler)': 
Oder  aus  'ßnslen,  'fislen,  von  mild,  visel,  Sclierz,  viiiHehcerk, 
Taud   (wie   Ap   trcme  aus  trinsen)  'f 

U'm  Aa;  Bstw.;  B;  VObte;  GT.;  S;  Z,  feisst 
Ap  (fe'sst  H.,  J.,  M.,  fässt  K.);  Bs  tw.;  Gl;  Gr;  GBern.. 
Ta.  (fässt,  foasstj,  We. ;  P  silv. :  1.  fett  im  gewöhnl. 
eig.  Sinn.  allg.  a)  von  Menschen  und  Tieren,  zu- 
weilen auch  nur:  wohlgenährt,  beleibt  GT.  Wüest  f., 
gar  zu  fett,  bis  zur  Hässlichkeit  Z.  E  feisses  Meitlt 
[wird]  e  mai/eri  Frau.  Ineichen.  E'  ranne  [schlanker] 
Vatter,  e  holt  Mueter  und  es  feissts  China,  Stössel. 
Butterfass  und  Butter  (Rätsel)  GrD.  Selber  esse" 
macht  /".  G;  S;  Z.  Zwei  schmali  Mali  [Mahlzeiten] 
mached  Nievier  f.  Z  (.Spillm.).  Breck  macht  fässt. 
wer  's  nüd  wässt  [weiss]  Ap.  ,Unsauber  gibt  feisst.' 
Mey.  hört.  1692.  ,üise  Titel  machen  dich  weder  f. 
noch  weiss  [weise]  und  gelehrt.'  Schimpfr.  1651.  Vgl. 
,fett.'  Gr.  WB.  3,  1572,  17.  E  feissi  Sou,  e  feissi  Chue 
und  e  feissi  Frau  häd  Niemer  umsust  und  ist  Nie- 
mer'"'  z'  vergunne"  AABb.  Es  feissts  Schlegchiidi  [Mast- 
kuh zum  Schlachten]  GnSchiers.  Feisses,  subst.,  Mast- 
vieh. ,Am  meisten  Galle  machten  ihm  die  Metzger: 
sobald  man  öppe  einist  abhocke,  so  brüll  's  i"  d'r 
Kuehi  usse:  heit  'r  [habet  ihr]  nüt  Feisses?'  Gotth. 
, Steifen  niusste  über  Feld,  musste  F.  kaufen.'  ebd. 
,Ein  zager  Hund  wird  nie  feisst.'  UBrägcj.  F.  wie-ne 
MiÜichatz,  u'ie-nes  Ghugeli  Z.  u-ie-ne  Mungg  [Murmel- 
tier] ScHW;  s.  noch  die  Compp.  F.  il/ticA't  [Brocken. 
Bissen],   f.   Vögel  L.     Feissti  Henne   s.  Feisst-Henne. 

—  b)  von  tierischen  Stoffen,  Produkten:  Fleisch. 
Milch,  Käse,  Ziger.  ,So  das  feisse  [Fett]  darinne  [im 
Hafen]  swimme.'  Hadloub.  , Feisse  braten.'  ebd.  Dazu 
viell.  die  bildl.  RA.  er  mag  's  f.  (od.  's  F.,  das  Fette V) 
erlide"  [ertragen],  er  darf  sich  gegen  Angrift'e  auf  seine 
Ehre  nicht  wehren,  man  darf  ihm  stark  oder  scharf 
zusetzen,  er  muss  Alles  leiden;  eig.  er  kann  viel  Fett 
ertragen?  (viell.  aber/",  i.  S.  v.  dick,  derb,  arg;  s.  u.) 
F.  von  Festtagen,  an  welchen  man  noch  reichlich 
Fleisch  isst,  vor  der  Fastenzeit;  s.  u.  Feiss  sauge". 
mit  Milch  die  Kälber  zum  Schlachten  fett  machen  Z. 
J'-C  Chäs,  Käse  aus  unabgerahpiter  Milch;  f.  chäse'. 
solchen  Käse  machen.  Iron.:  Er  wird  feiss  chäse"!  bei 
seinem  Unternehmen  mehr  Schaden  als  Vorteil  haben 
ScniLi".  Bildlich:  f.  rede':  1)  schmutzig,  obscön  reden 
Ap;  vgl.:  Wenn  's  i  [euch]  z'  foasst  ist,  neammid  Brod 
dazue  GBern.;  Syn.  saftig.  2)  rühmen  S  (dick  auf- 
tragen).    F-C  Ziger:    ,Man   soll   alle  jar   ein    feissen 


ziger  koufen  uss  der  spond  gelt  [für  die  Hausarmen]., 
1566,  BSigr.  Voll  von  Honig,  vom  Bienenstock: 
,Düechte  si  guot  syn,  dass  man  euch  ein  mal  ab  inen 
[den  Pfaffen]  näm,  wie  [ab]  den  feisten  imben.'  EEgli 
1878.  —  c)  von  der  Erde  in  Hinsicht  auf  Pflanzen-  \\ 
wuchs  und  Produkte,  Gras,  Heu.  .Grasreiche,  feisste 
Erde.'  JScheuchz.  ,Faiste  Matten'  Bs.  Weit-er  [wollt 
ihr]  f.  mache'?  fragt  man  Bauern,  die  Dünger  aus-,, 
führen  Bs.  Von  Wiesen,  gedüngte,  im  Gegs.  zu' 
.mageren',  die  man  nicht  zu  düngen  pflegi  Gr.  Vgl. 
F.-Gras,  -Heu.  Oft  in  Flurn.:  d' Feissw ise'  ZÖrl. 
(vgl.  Pres-gras  bei  Verrieres);  ,Feisstenberg'  OnLugn.; 
.quoddam  nemus  mixtum  pratis,  Feisstenboden  nomi- 
natum  in  Liuterbrunnon.'  1253;  der  selbe  Name  1669 
in  GKries.  —  d)  von  Festtagen,  übertr.  von  b  (s.  o.). 
,Der  feisste  Sonntag:  der  siebente  vor  Ostern,  quin- 
quagesima,  auch  Herren-  oder  Pfatfenfasnacht.'  vMoos. 
„Feiss  Mdndig,  der  letzte  Montag  in  der  Fasnacht 
Obw;"  Syn.  beschissen  M.  Feiss  Zistig,  Dienstag 
(FMu.),  f.  Donstig,  Donnerstag  (Aa)  vor  Aschermitt- 
woch; Syn.  schmutzig;  vgl.  frz.  mardi,  jeudi  gras.  — 
2.  vom  Schnee,  wenn  er  in  grossen  Flocken  fällt, 
feucht,  schwer,  weich,  saftig,  leicht  zu  ballen  B; 
VOrte;  Z;  Syn.  fett.  Feisste  Köt,  zäher  Strassen- 
schlamm  GnPr.  —  3.  „weich,  lind,  wässerig,  im  Ggs. 
von  ,fest'  VOrte."  —  4.  angenehm,  herrlich  (übertr. 
von  1  b  von  fettem  Kochfleisch,  das  den  Bauern  als 
Hochgenuss  gilt).  Das  ist  fässt,  dass-m'r  de*  Namittag 
MS^MC/^ed  [spazieren]!  GStdt.  Reichlich,  einträglich, 
von  Geldgewinn,  Einkünften  Z  (wie  nhd.  ,fctt').  — 
5.  arg,  ,dick',  zum  Überdruss  (ebenf.  übertr.  wie  4. 
aber  im  entgegenges.  städtischen  Geschmack,  der  das 
fette  Fleisch  nicht  liebt).  Das  chunnt-m'r  e fange 
wol  f.!    P*  hätt  's  f.,  satt,  genug  Bs. 

Mhd.  veiz(e)t,  reiz,  von  Menschen,  Tieren,  Erde;  auch: 
dicht,  von  Rauch,  Dunst.  In  einem  Teil  unserer  MAA.  ist 
das  auslautende  (  abgefallen;  in  der  Lit.  des  XVI.  / XVIII, 
ist  es  noch  häufig;  Vogelb.  1557  schreibt  neben  .feisst'  den 
Superl.  ,feissist',  dieses  wahrsch.  nur  um  die  Wiederholung 
von  «(  zu  vermeiden.  Die  (niederd.)  Form  ,fett'  ist  unserer 
Volksspr.  weniger  geläufig  und  auch  beschränkter  in  Bez.  auf 
die  Bod.  —  «  wird  nicht  (wie  sonst  vor  t)  :=  i  gesprochen, 
weil  urspr.  ein  Voc.  folgte:  doch  tw.  Feischte,  gedüngte 
Wiesen  Gl.  —  Der  von  Spreng  angegebene  Unterschied,  feini 
gelte  nur  von  Tieren,  findet  keine  weitere  Bestätigung.  Zu 
der  Bed.  .zotenhaft'  vgl.  nchmutzig,  welches  bei  uns  auch 
.fett  gekocht,  reichlich  geschmelzt'  bedeutet;  zu/,  rrdm^ 
.rühmen'  vgl.  ,fett',  vom  Pinsel  (Gr.  WB.  3,  1571,  14),  und 
,fette  LUge'  (ebd.  9);  fett  =  feucht  (ebd.  6,  7).  aber  nicht 
von  Schnee. 

äl-:   fett  wie  ein  Aal.  z.B.  von  Mastvieh  ZFIaach. 

speck- er  den-:  doppelt  gesteigerter  Ausdruck, 
z.  B.  von  einem  Huhn.  XVIll.,  Baprengespr.  —  .Speck-' 
hat  eigentliche,  ,erden-'  nur  abstrakte  Bed. ;  s.  Erde. 

halb-:  von  Käsen,  die  aus  z.T.  abgerahmter  Milch 
bereitet  werden  B;  s.  Iialb-fett.  —  heimli'^''-:  1.  in 
eig.  S..  im  Verborgenen  fett,  von  den  Ziegen,  weil 
man  ihnen  die  Fettheit,  auch  wenn  sie  dieselbe 
besitzen,  weniger  als  andern  Tieren  ansieht  L;  Z; 
auch  von  Menschen,  welche  schwerer  und  fester  sind, 
als  ihr  Körperumfang  vermuten  lässt  Z.  Heimlifeiss 
heisst  ml"  Geiss,  in  einem  Hausspruch  L;  \g\.  feissen. 
—  2.  von  Menschen  (auch  subst.,  der,  ein  H.): 
a)  heimlich  reich,  wer  seinen  Reichtum  nicht  zeigt 
Bs;  B;  Gl;  L  (auch  mit  dem  unter  1  angeführten 
Spruch);    Z.    —   b)    verschwiegen,    verschlossen    von 


1073 


Fas,  fes,  feis,  fis,  fos.  fus 


1074 


Cliaiakter,  meist  in  ubelni  Sinn,  heimtückisch,  ver- 
schlagen, schadenfroh,  boshaft.  Esö  h.  iV  Häml  rlbe' 
Aa;  BSi.;  Gl;  Schw;  UwE.  Syn.  hündsch,  versteckt. 
Aber  auch  etwa  in  gutem  Sinn:  wer  im  Verborgenen 
arbeitet  UwE.  —  hert-:  hart  f.,  d.  h.  so,  dass  das 
Fett  eine  dichte,  hart  anzufühlende  Schicht  bildet  Gr. 
Syn.  g'schoppet-,  -halle"-,  Jcnull-f.  —  knoU-:  knollig  f., 
so  dass  das  Fett  gleichsam  Knollen  bildet,  z.  B.  von 
Pferden  ZTurb.  Vgl.  er  verchnellt  [zerplatzt]  schier 
vor  Tickt.  —  last-:  schwer  f.  BO.;  W.  —  bock-: 
iron.,  mager  wie  ein  (geiler)  Bock  ScnwE.  —  ballen-: 
sehr  fett,  kugelrund  (wie  ein  Ball)  Gr.  Vgl.  erhallet, 
fett  geworden. 

platz-:    zum  Platzen  fett  Gl;  GSa. 

Auch  plattck-,  aber  vielleicht  nicht  ganz  gleichbed.,  da 
.platschen'  soust  bed.  breit  und  schwer  auffallen,  von  weichen 
Jtassen.     Vgl.   tätsch-f. 

sü-  ScHwMuo.,  schwi"-  Gr:  fett  wie  ein  Schwein, 
,.  I!.  von  einer  Frau.  ,Mastig,  schwynfeisst,  obesus. 
crassus,  opimus.'  Mal.  —  g'schoppet-:  vollgestopft 
f.  Gr.  —  tige"-:  gediegen  (fest)  fett  Z. 

teigg-:  sehr  f.,  z.B.  von  Kochfleisch  Z.  —  Tcirj:j 
^  ohd.  teig,  eig.  weich,  von  überreifem  Obst. 

digge-  =  heimlich-f.  Er  ist  en  D.  ZGlattf.  — 
Versch.  von  .gediegcu'y  Vgl.  den  Z  Geschlfchtsri.  .Diggel- 
mann'  ? 

ia,isc\\- =  platscli-f.  LE.;  UwE.  —  Tätwk.  weiche, 
breite  Masse. 

dotz-:  ebso  UwE.    —   Dolz.  dicker,  runder  Klotz. 

feiss(t)e°:  fett(er)  werden,  allg.  ,Die  geissen 
leissend,  so  sy  junge  tragend.'  Tierb.  15ö3.  ,Wo  der 
maulesel  mageret  und  nit  feissten  will  oder  sunst 
serbet.'  ebd.  , Feissten,  feisst  und  mastig  werden,  pin- 
giiescero.'  Mal.  —  er-:  dass.  , Nachdem  sy  erfeisstet 
und  gross  worden  in  zytlichen  rychtagen  und  eercn.' 
Zwingli. 

Fciss(t)i  f.:  1.  abstr..  Fettheit,  Wohlbeleibtheit 
kv,  Bs;  Gl;  Gr;  G;  U;  Z.  Vor  F.  fast  rcrsjyriitze" 
Ap;  G;  Z.  Er  ist  e  F.!  von  einer  erstaunlichen  Fett- 
heit Gl.  ,Er  veränderet  seine  federen  von  der  feisste 
wegen.'  Vogelb.  1557.  —  2.  concr.  a)  Fett  v.  Tieren, 
in  Küche  und  Apotheke  gebraucht  Ap;  Bs;  VOrte; 
Gr;  G;  Z.  .Schmalz.'  Spreng.  ,Von  den  erstlingen  der 
schaaf  und  von  irer  feisste.'  1530/1707,  I.  Mos.  ,So 
man  die  feisste  [der  Kraniche]  in  die  oren  tröuft.' 
Vogelb.  1557.  ,Tuon  ein  guot  teil  feisste  von  hüe- 
neren  und  rindermark  [daran].'  Ende  XVI.,  Bs  Tasch. 
.Adeps,  feisste,  schmalz.'  Dbnzl.  1677;  1716.  ,Die 
Äscher,  deren  feisste  zu  der  Arznei  hoch  gepriesen 
wird.'  HsEEscHER  169'2.  —  b)  Fett  des  Bodens.  .Das 
Wasser  ziehe  die  Peissi  aus  dem  Boden  herau.s.'  B 
Woch.  1817.  —  c)  Düngstoff,  Dünger,  und  zwar 
fester,  im  Unterschied  von  B'schiitti  [Jauche]  G.  — 
d)  (PI.  Feistene  Gr,  Feiste  Gl;  Gr)  gut  gedüngtes 
Stück  Rasen;  fette,  gedüngte  oder  wasserreiche  Wiese. 
die  2  Mal  gemüht  und  nur  kurze  Zeit  im  Spätherbst 
abgeweidet  wird  Gl;  Gr;  GWa.;  coli,  das  unten  am 
Berg  gelegene  Wiesenland.  Es  het  g'schneit  his  in 
d'F.  Gr.  Syn.  gebäes  Land;  Ggs.  Megeri;  vgl.  Nach-F. 
Oft  Flurn.:  i'  der  F.  ZBub.,  Wald  (vgl.  Speckwis; 
süesse'-  Biets  udgl.).  —  e)  bildlich,  das  Beste  von 
allerlei  Gcniessbarem.  .Dass  also  diese  arme  Leut 
[die  Kapuziner]  von  .\llem,  was  auf  der  Erden  wachst 
Schweiz.  IdiotUton.  I.  7. 


und  lebt,  in  dem  Wasser  schwimmet  und  in  der  Luft 
fleuget,  die  Feisste  geniesson.'  ClSougb.  1699. 

Kuttel-:  Kaidaunenfett.  In  den  Z  Metzgerordn. 
des  XVU.  u.  XYIll.  neben  andern  Fettstoffen  genannt. 
—  ,Mast-feisste:  uberige  feisste,  die  einer  von  wol- 
lebeu  und  nit  von  natur  hat,  sagina.'  Mal.  —  Nach- 
Näfeissti  f.:  solches  Wiescnland,  das  nicht  zum  '2.  Mal 
gemüht  und  auch  nur  schwach  gedüngt  wird  Gr.  — 
Nieren-Foissi:  Nierenfett  Bs.  —  Brätis-:  Braten- 
fett Z.  —  ,Rind-Fcisste  oder  rinderin  unschlit.' 
Tierb.  1563.  —  Suppen-:  das  von  der  Suppe  ge- 
schöpfte Fett  Bs.  —  Schwi"-:  Schweinefett  B. 

feisslächt:    zur  Fettigkeit  geneigt  BSa. 

,feisslen:  feisst  werden,  crassescere.'  Mal. 

Feisei,  ,Vaisel':  männliches  Zuchttier.  ,üerkeller 
soll  halten  einen  v.  zu  den  Schweinen.'  G  Stiftsarch. 
9-2,  35.  —  S.  Anni.  zu  Fatd.  Doch  lässt  sich  auch  Fiml, 
Ochsenziemer,  erwägen. 

feiseien,  fciserlen  s.  fi.^efrßen. 

Feise"  m.  ,Wenn  ich  by  dir  war,  wott  ich  dich 
und  dyn  feisen  dran  manen'  droht  Salat  (ed.  Bäch- 
told  S.  80)  einer  gewissen  Wittwe,  welche  mit  einem 
Bacchanten  zusaninren  wohnt  (S.  82). 

Salats  Orthographie  Hesse  wohl  die  Korrektur  ,feissen' 
zu ;  hesser  passen  würde  aber,  wenn  wir  das  W.  mit  obigem 
.Feisel'  identificiercn  dürften,  da  Salat  offenbar  den  Verdacht 
eines  «ukeuschen  Verhältnisses  ausspricht  (s.  S.  83  M.).  Vgl. 
auch  Fäiin. 

Ge-fis  G'ß-s  n.:  Neckerei.  D's  G.  mit  Ei'm  ha' 
Gl.     Syn.  Fiter  5,  Gefert  3.     Vgl.  ßsle'  3. 

Fisäiider  GRLuzein  (B.),  Fisenter  GeHb.  —  m.: 
Gehilfe,  bes.  der  im  Taglohn  vorübergehend  angestellte 
des  Hirten.    JEme"  zum  F.  ha". 

Von  charw. ßliichincia,  -ta  (M.facicmla),  Geschäft.  Vgl.  den 
Spetter  in  städtischen  Verhältnissen,  von  ,Speditor'.  S.  auch 
Fisner,   Fishr. 

Fisel  I,  auch  Fistel  BO.  —  m.  ß;  Gl  —  PI. 
gleich  {Fish'  BSa.;  Gl):  „Hülsenfrüchte,  z.  B.  Erbsen, 
bes.  pisum  ochrus  BO.;  Gr;  anderswo  (Erbs-JKäfen;" 
pisum  arvense  BO. ;  phaseolus  vulg.  Gl;  Schotenerbsen 
FJ.;  GlK.;  diejenigen  Erbsen,  die  als  Gemüse  sarnmt 
den  Schoten  gegessen  werden  Gl;  Windenbohnen  BHa. ; 
übh.  alle  Schotenarten  BGa.  Syn.  Erbes;  Ringel-, 
Bräi-,  Wind-Erbs;  Grüperli;  Höckerli;  Kifel.  In 
GlK.  heisst  F.  die  volle  Schote,  die  leere:  Chäfe, 
der  einzelne  Same  Bon. 

Die  Etymologie  schwankt  zw.  lat.  jna'"",  woraus/«-  regel- 
mässig verschoben  wäre;  oder /a»-  in  ;>7ia«coI««  (s.  o. /"asofe) 
mit  Anlehnung  an  deutsches  ,fls-,  fas-'  m  Fixer,  , Faser';  in 
diesem  F.all  nahe  vwdt  oder  nrspr.  identisch  mit  Fiad  II; 
vgl.  Fäden.  —  Die  Form  Fiald  muss  auf  Eutstellung  be- 
ruhen, da  umgek.  auch  Fimel  für  Fistel  vorkommt.  —  Der 
l'l.  /We"  setzt  einen  gleichlautenden  weibl.  Sing,  voraus. 

Erbs-  BSi.,  Ess-  od.  Fress-Erbs-  Gl:  Erbsen 
mit  e.ssbaren  Hülsen.  Üjn. Fisel-Erhs,  Kifel.  —  Klein- 
Erbs-  Chleierbsefisle :  faselus  BSa.  —  Dräj-Erbs-: 
phaseolus  vulg.  BO. 

Grupli-:  niedrige  (kriechende)  Bohnen  BHa.  Syn. 
Grüperli;  Hockeni,  Höckerli.  —  Von  'jrüjxn,  kanern, 
hocken. 

fislen  I:  Fisel  pflücken  Gl. 

Fislete  f.:  coli.,  eine  den  Bohnen  vwdte,  aber 
breitere  Hülsenfrucht  mit  süsslichera  Geschmack  Gl. 
Syn.  Fischöle,  Käfe. 

68 


1075 


Pas,  fes,  fls,  fos,  fus 


1076 


Fisel  II  111.:  1.  Rute,  Gerte  B(Zyro);  Spitze  von 
Zweigen  und  Ruten  Ap.  Vgl.  Fiselplatz,  Kaum  für 
Brennholz,  u.  Fiselruete,  Zuchtrute  aus  Birkenreisern. 

—  2.  Rute,  Geisel  des  Fuhrmanns  Gr;  s.  Ochsen-, 
Hagen-,  Muni-F.  —  3.  Rute  als  männliches  Glied, 
meist  von  Tieren,  bes.  Ochsen  oder  Stieren,  Ziemer; 
s.  Ochseti-,  Mtmi-F.  B;  VOrte;  Gr.  —  4.  junges 
Wäldchen  ApK.  Syn.  Trättli.  —  5.  Last  (Servitut) 
auf  einem  Grundstück,  z.B.:  D'  Wasserfuer  [Wasser- 
leitung] ist  en  böse  F.,  eine  grosse  Last  Ar.  Auch 
der  Weg,  auf  welchem  das  Vieh  zum  Brunnen  ge- 
trieben wird,  insofern  derselbe  auf  dem  Grund  und 
Boden  eines  Andern  liegt  ArH..  M.     Vgl.  Fisel-u-egf" 

—  6.  „kleines,  schmächtiges  Geschöpf,  Mensch  od. 
Tier  L;  Sch."  Fiseli,  Gewächs,  Frucht  von  verküm- 
mertem Wuchs  ScKSt.  —  7.  Knabe,  Bube,  Kamerad, 
in  der  Spr.  der  Gauner  und  der  gemeinen  Gassen- 
jugend von  BStdt  (PI.  Fisle).  Wenn  i'''  no'''  e  F.  icä'' 
tve  va  [wie  vor]  30  Järe!  BG.  Nach  Lütolf  gaunerisch 
auch  ,Huronbube'.  Spottn.  AaZ.  (auch  Laggen-F.J.  — 
8.  Ei'm  de  F.  striche",  schmeicheln.  Suterm. 

Mild,  vitd,  pouis,  ramex;  viseln,  Fasern,  Fransen.  Vgl. 
Fiacre".  Fiael  S  könnte  lautverschoben  zu  lat.  penia  aus 
'jKS-nis  gestellt  werden,  aber  die  Bedd.  1.  4.  6  weisen  zu- 
nächst auf  Vwdtsch.  mit  Fusd,  resp.  ein  starkes  Vb.  fi'min, 
erzeugen,  hervorbringen  usw.  1  wahrsch.  die  Grundbed.. 
aus  der  2  und  3  folgen  wie  bei  nhd.  ,Rute",  wenn  nicht 
etwa  in  Gr  der  Ziemer  als  Fuhrniannsgeisel  gebraucht  wurde 
wie  anderwärts  als  ZUchtigungsniittel.  4  wahrsch.  coli,  zu  1 
und  nahe  vwdt  mit  Fawl  in  der  selben  Bed.  5  wahrsch. 
aus  2  i.  S.  V.  Plage,  wie  auch  Straf  i.  S.  v.  ,Not,  beschwer- 
licher Umstand'  gebraucht  wird:  doch  könnte  /'.  i.  S.  v.  Weg 
auch  einen  solchen,  der  mit  Guten  (als  Grenzzeichen)  besteckt 
ist,  bedeuten,  oder  das  sog.  Trattrecht  könnte  (von  4  seinen 
Ausgang  nehmend)  die  Bedd.  von  4  u.  5  vereinigen.  6  aus 
Übertragung  vou  1  auf  lebende  Wesen,  vgl.  ,Spross,  Spröss- 
ling'.  7  wahrsch.  aus  3,  pars  pro  toto,  wie  das  entsprechende 
weibl.  W.  auch  Mädchen  bezeichnet;  doch  vgl.  Boni,  Spottw. 
auf  einen  Knirps  (in  diesem  Falle  =  Fisd  I).  8  entw.  aus  3, 
vgl.  das  syn.  ,dou  Balg  streichen',  oder  ^  F.  in  Fiadhoijeii 
=  Fiedel-,  von  ßsden,  hin  und  her  bewegen. 

Ochsen-:  1.  =  Fisel3,  Farrenschwanz  Bs;  VOrte; 
„Gr."  —  2.  =  Fisel  3  Gr. 

Hagen-:  Ochsenziemer  ThHw.  —  finden,  Huiji, 
Zuchtsticr. 

Laggen-  =  Fisel  7. 

Lwjijen  wahrsch.  =  Lagijel,  grosser,  plumper,  fauler  (jun- 
ger) Mensch.  Fromm.  3,  306.  5,  461.  -n  aus  -l  dissimiliert 
wegen  des  (  von  Find. 

Munni-:  \.  =  Ochsen-F.f&s;  „B;"  VOrte;  „Gl; 
S;  Z."  —  2.  kurze  dicke  Geisel  zur  Züchtigung  LG. 
Die  ausgetrocknete  Rute  des  Wucherstiers  wegen  ihrer 
Zähigkeit  und  Elastizität  zum  Schlagen  des  unbändigen 
Viehs  gebraucht  Aa.  Syn.  Karren-,  Hagenschwanz ; 
Munni-,  Binder-Zäch,  -Zänner,  -Zierling. 

Nä'^''-,  vorzugsw.  Dim.  -Fiseli:  spät  und  letzt 
gehorenes  Kind  Gl.    Syn.  -Wiseli.  —  Vgl.  Fisd  a. 

Ge-flsel  n.:  1.  (abstr.)  Herumwirbeln  mit  einer 
Rute  BM.,  Si.  —  2.  (concr.)  a)  leichter  Schnee  UwE.; 
leichter  Regen  L.  —  b)  feine,  unleserliche  Schrift  „B; 
Gl;  L;"  UwE.  —  c)  mit  kleinlicher  Ziererei  überladene 
(Stick-) Arbeit  B;  L;  UwE.  —  d)  kleine  Wurzeln  an 
Bäumen  und  Sträuchern  B.  Wilde  Zweige  am  Reb- 
stock ScnwMa.  Kurzes,  dünnes  Reisig  Aa.  Zartes 
Holz  Tu.  Eulenspiegel  .sagte.  ,das  Gfisel  muss  weg', 
als  er  rfählc  in  die  Reben  stellen  mus.ste,    und  hieb 


die  Reben  weg.  Syn.  Gefiser.  —  e)  „die  langen  Haare  S 
hinten  am  Kötcngelenk  der  Pferde  B."  Syn.  Fislen,'\t 
Fessel.  —  f)  ausgefranster,  zerschlissener  Saum  eines  'i\ 
Kleides  BSi.  Los  gewordenes  Gewebe,  herabhangende  <\ 
Fäden  unten  an  einem  Kleid;  nasser  Rocksaum  GRh.  il 
—  g)  allerlei  Kleines  durch  einander  SchwNuoI.  Keh-  |! 
rieht  Ndw.  Schmalvieh  BSi.  Kleine  Kinder  Aa.  Vgl. :!; 
Un-F.  ' 

1  u.  2  a— c  zu  den  Yha  finden,  fialen;  vgl.  auch  fiKrlcn. 
Bei  d  — f  tritt  die  Bed.  .Faser,  Faden'  hervor,  g  in  den 
2  letzton  Angaben  erinnert  an  Fmel  wie  auch  d. 

Un-:  Ungeziefer.  .Fliegen  und  anders  u.'  Tierb. 
1503.  ,Der  rauch  vertreibt  die  schlangen  und  allen 
[sie!]  u.'  ebd. 

fiscle":  1.  mit  einem  dünnen  länglichen  Körper, 
z.  B.  einer  Gerte,  schnell  hin  und  her  fahren  Ai>;  mit 
einer  Rute  leicht  berühren  L.  „An  Öppis  f.'  Vgl. 
fislen.  —  2.  zu  sehr  mit  kleinlichen  Sachen  umgehen, 
z.  B.  mit  einer  Nadel  zu  feine  Zieraten  machen  Ap 
(auch  fisla"  und  fi^la").  —  3.  fein  und  undeutlich 
schreiben,  kritzeln  Ar;  L;  TnTäg.  —  4.  (i  L,  i  ZRfz, 
e'i  ZGlattf.,  Wast.)  fein,  leicht  regnen  L;  Sch.  Syn. 
fäuselen,  fäuserlen;  fiserlen. 

Bei  St.  mit  fielen  zsgefasst  und  z.  T.  schwer  davon  zu 
scheiden.  Vgl.  auch  ßisden.  —  Die  Nebentf.  mit  gedehntem 
Stamiuvoc.  führen  von  der  Zsstellung  dieses  Vb.  mit  Fisd 
usw.  ab  und  verlangen  durchaus  (Fromm.  Ztsehr.  7,  21  f. 
200  f.  360  f.)  eine  Grundform  'ßm-,  welche  als  Abi.  von 
ßn,  fein,  sich  wohl  ansetzen  lässt;  vgl.  bair. /«'"«rfn,  feisidn 
i.  S.  v.  unserm  /.  4  und  unser  /iiwe?i'j  (Sp.  877),  isau  fudiij, 
halblaut  (,fein')  weinend,  und  hiezu  wieder /c«/«>i  (Sp.  1071). 
Finden  kann  sich  dann  mit  einem  von  FUel  abgel.  Vb.  ver- 
mengt od.  sein  langer  Voc.  sich  verkürzt  haben.  Die  selben 
Verhältnisse  wiederholen  sich  bei  fisedcn,  fiskn. 

Fiseler:  1.  allzu  geschäftiger  Mensch,  bes.  der 
Weibspersonen  den  Hof  macht  Ap.  \ gl.  Fäicsi.  „Wer 
sich  gern  einschmeichelt  G;  Z."  —  2.  „wer  auf  einem 
Saiteninstrument  schlecht  spielt  B;  VOrte."  (Bei  St." 
Fisler.)  —  3.  „wer  schlecht  (zu  fein)  schreibt  B;  Gl; 
L."  —  4.  „wer  zu  fein  verzierte  Arbeit  macht  B;  L." 

Fiseletc  f.:  Kritzelei;  missratene  feine  Nadel- 
arbeit Ap. 

Fiseli  s.  Fäseli. 

fiselig:  zu  fein  geschrieben,  gekritzelt  „B;  Gl; 
L;"  TnTäg. 

Fiser  m.:  Stelle  im  Garn,  wo  es  nicht  glatt  und 
fest  genug  gedreht  ist  ZO.  Dim.  FiserU,  Fäserchen  Z. 
Syn.  Fitzer. 

Ge-fiser:  l.  =  Gefisel2d  Aa;  SoHwMa.  -  2.  Fa- 
sern, aufgerissene  Fäden  an  einem  Tuch  oder  Kleid 
Bs;  B;  vgl.  GefUelaf.  —  3.  Getieder  eines  Pfeiles  li. 
—  4.  =  Geflsel  2  e.  Bei  der  grossen  Schlacht  am  Ende 
der  Welt  sollen  nach  alter  Prophezeiung  die  Pferde 
bis  ans  G.  im  Blute  stehen  L.  —  5.  undeutliclie  Schrift 
UwE.     Zu  fiseren  2. 

Fisere"  f.  —  Dim.  FiserU:  kleine  Faser  Aa; 
Bs;  GA. 

fiseren:  1.  „auseinanderreissen,  (sich)  in  Fasern 
auflösen,  von  einem  Kleid,  allg. ;"  Hs  (auch  j>fisercii). 
Vom  Holze,  wenn  es  beim  Hobeln  nachzieht  GMels. 
Syn.  fäsen.  (Trans.)  ein  Tuch  am  Rand  aufreisseii; 
ausschleissen,  Faden  um  Faden  ausziehen.  Charpie 
machen  Bs;  BSi.,  Id.  B.  G'fiseret:  faserig,  fransig 
GA.   —   2.  „unleserlich    schreiben."    —    3.  „an    einer 


1077 


Fas,  fes,  iis,  fos,  tus 


1078 


Arbeit  zu  viel  kleinliche  Zierereien  anbringen,  allg." 

—  4.  fein  regnen  Gl  (auch  fiserkn,  fäuserleti).  Vgl. 
tUuelen,  leruerfen.  —  us-:  (intr.)  sich  abfa.sern.  in 
Fäden  auflösen  Bs  (auch  -pflseren);  BStdt;  von  einem 
abgetragenen  Kleid  GMels.  (Trans.)  Fäden  ausziehen 
Bs;  B.  Syn.  üsfäscren.  Ein  Biindli  üspfiseren  Bs.  — 
ver-  =  US- f.,  intr.  Bs. 

Fiserete  f.:    faseriges  Wesen  Id.  B;  GA. 

fiserig:  von  Garn,  welches  nicht  glatt  und  fest 
genug  gedreht  ist  ZWyla;  s.  Fiser.  Von  einem  Scheit, 
dessen  Kanten  faserig,  gefiedert  geschnitzt  sind  GRPr. 
Von  der  Schrift:  undeutlich  Bs. 

fiserlen:  1.  {fls-  SiiiNk.;  ZRfz/Wyl,  fe'is-  7A)., 
Stdt)  leicht,  fein  regnen  ßs;  Gl;  L  (neblig);  GA.; 
ScHwE.;  Th  (neblig,  staubig);  UwE.;  Z;  fein  schneien 
GMels;   UwE.     Syn.  fäuserlen,   flderlen;   vgl.  füselen. 

—  2.  (zu)  fein,  undeutlich  schreiben  LM. ;  Th;  UwE.; 
Zo.  Syn.  ßzeren.  —  3.  kleinliche  Zierereien  (GefiselJ 
machen  UwE.   —   Vgl.  die  Anm.  zu  ßsdeu. 

fiserlig:  1.  faserig  Bs.  —  2.  (auch  g'f.)  fein, 
nndeutlich,  von  der  Schrift  UwE.;  Z. 

fisig:  1.  artig,  nett,  von  einem  Mädchen,  Kleid, 
geschickter  Arbeit;  auch  vom  Benehmen.   F.  tuen  BO. 

—  2.  gescheid  B. 

IMeses  W.  lässt  sich  mit  den  vorhergehenden  uud  nocli 
folgenden  Bildungen  vom  Stamme  yj«-  vereinigen,  wenn  man 
als  Grundbed.  ,fein'  oder  ,geschickt',  von  flinker  Bewegung, 
aanehmen  darf;  doch  vgl.  auch  visierlich. 


Fiselier   s.  Füs-, 
Viole  II  (Sp.  633). 


Visenönli,  Viserenönli 
Fisenter  s.  Fisänder. 


Visi  Z,  Vüsi  Th,  Visis  Gl  —  n.:  1.  Öi)pis  im 
1'.  ha',  Etw.  im  Auge,  heimliche  Absicht  darauf  haben 
/i.  Im  V.  b'halte",  im  Auge  behalten  Gl.  —  2.  im 
V.  ha',  im  Vorrat  Th.  Syn.  Vivis.  I"*  wett-ene'  gern 
Öppis  üfwarte',  aber  m'r  lehcd  eso  ci'faeh,  das  m'r 
nie  Nüd  im  V.  händ  Z.  —  3.  günstige  Stimmung. 
D"  Meiert  ist  im  V.,  die  Frau  Meier  ist  in  Gunst  Z 
(Spillm.).  's  ist  f?H  nüd  im  V.,  er  ist  diesmal  nicht 
aufgelegt  zu  freundlicher  Unterhaltung  ZO. 

1  offenbar  aus  dem  lat.  in  vinv  und  nur  dem  Geschlecht 
der  syn.  deutschen  WW.  , Gesicht,  Auge'  zu  Liebe  als  n. 
aufgefasst.  Aus  dieser  Bed.  lässt  sich  dann  auch  3  ableiten ; 
im  ersten  Beispiel  durch  den  Mittelbegriff  ,wohl  angesehen, 
gern  gesehen',  im  zweiten  durch  die  Vorstellung  von  , Ge- 
sicht' i.  S.  V.  ,Miene'  od.  i.  S.  v.  ,er  hat  das  nicht  im  Auge, 
Sinn,  denkt  nicht  daran,  will  Nichts  davon  wissen.'  Auch  2 
kann  das  selbe  Yf.  sein,  wenn  man  den  Begriff  der  Heim- 
lichkeit von  Absicht  auf  Vorrat  überträgt;  indessen  weist 
das  syn.  Vivis  (Sp.  685)  auf  Lebensmittel  und  Visis  könnte 
hier  durch  Verwechslung  untergeschoben  sein.  Füsi  scheint 
rein  lautliche  Entstellung  zu  sein,  die  bei  Freradww.  bes. 
leicht  eintritt;  aber  auch  die  Bed.  derselben  unterliegt  natür- 
lich mancher  Unsicherheit  und  seltsamen  Übergängen. 

FTsi  I  m.:  naseweiser  Herr,  der  sich  in  die  ge- 
ringsten Weibergeschäfte  mengt;  wunderlicher,  klein- 
licher Mensch.  So  pflegen  unsrc  Weiber  einen  Mann 
an  nennen,  der  so  viel  als  eine  Küchin  oder  Spinnerin 
Teratehet  Bs  (Spreng). 

Vgl.  das  syn.  Füusi  und  Fisifmui,  wonach  Fisi  nur  ein 
ablautend  reduplizierender  Vorsatz  zu  Fäiisi  und  aus  dieser 
Verbindung  abstrahiert  sein  könnte ;  es  kann  aber  auch  wie 
Fiti-f.  von  dem  in  JlshM  und  Jiseren  steckenden  einfachen 
fism  i.  S.  V.  unstäter  kleinlicher  Tätigkeit  abgel.  werden; 
vgl.  Fitekr,  Füsder. 


Fisi  II  f.:  Lärm,  Aufsehen,  Wesen,  Treiben.  Me" 
bracht  nüd  grad  jso  e  F.  und  e  Melli  z'  mache'  Z. 
Das  ist  iez  e  schönt  F.!  eine  saubere  Geschichte  ZUhw. 

—  Wahrsch.  zu  Jisen,  Jlslnn,  fisrnn. 

FisibllS  m.:  Fidibus  znni  Anzünden  des  Tabaks  Z 
(neben  Fid-). 

Fisidor  m.:  Taufn.,  Isidor  TuMamm. 

visieren:  Hohlmasse  obrigkeitlich  prüfen  BSi.  Syn. 
amen;  f ecken;  sinnen.  F''  warte  äö  ganz  stlf  visiert, 
in  abgemessener,  vorgeschriebener  Haltung  (?)   Schw. 

—  Mhd.  visieren,  aus  frz.  viser,   nachsehen. 

Visier(i°g)  f.:  Entwurf,  Skizze,  Plan,  Grundriss, 
Zeichnung  eines  Werkes  der  bildenden  Kunst,  bes. 
von  Ol-  und  Glasgemälden  des  XVI.  .Dem,  so  mynen 
Herren  die  V.  der  Eidgenossenschaft  [wohl  einer  Glas- 
scheibe mit  den  eidg.  Wappenschildern]  geschenkt  hat. 
6  Pfd.'  B  1525.  ,Und  David  gab  seinem  sun  Salomo 
ein  visierung  des  vorschopfs,  darzuo  visierung  alles, 
was  bei  im  in  seinem  grauet  was.'  1531/48,  I.  Chkon. 
=  , Vorbild.'  1667.  ,[Ein  Bildwerk]  nit  nach  der  visier 
des  maiers,  sonder  kostlicher.'  Vad.  Solothurn  legt 
die  .visierung'  von  Ehrenwappen  der  Orte  vor,  die 
an  seinem  Rathaus  angebracht  werden  sollen.  1578, 
.\BScn.  ,Visierung  eines  gebeuws  und  anderer  dingen, 
forma.  V.  oder  anbildung  des  antlitz,  ductus  oris.' 
Mal.  —  Von  ,Tisieren'  i.  S.  v.  ins  Auge  fassen,  eine  vor- 
läufige Ansicht  gewähren. 

visierlich:  1.  „delikat,  lecker  im  Essen;"  em- 
pfindlich W.  —  2.  „artig,  nett,  fein  VOrte;  Z."  Auch 
ironisch,  z.B.  das  ist  v.,  wie  's  dem  g' gangen  ist! 
[Schadenfreude]  Z  (Spillm.).  , Schön  und  v.  anzuo- 
sSchen.'  1576,  Ant.  Z.  ,V.,  artlich,  concinne,  eleganter, 
solerter.  Visierlicher  mensch,  poss,  bullatus,  elegans 
homo.'  Mal.  —  3.  „drollig,  von  Menschen,  welche 
sonderbare  Ideen  im  Kopf  haben  Sch;  Z;"  possierlich. 
,Mir  ist's  hüt  am  morgen  v.  gangen.'  1651,  Schimpfr. 

—  4.  verschmitzt.     ,Fy.sierlich:   callide,  astute.'  Mal. 
St.  fasst  Bed.  4  mit  3    zs.,    was    nicht   ganz    klar    und 

kaum  richtig  ist,  ausgenommen  wenn  4  ironisch  genommen 
wird,  wo  es  dann  eher  mit  2  zsfallt.  In  Bed.  2  —  4  sind 
syn.  ariij  und  arlig,  und  diese  rühren  auch  nahe  an  1.  Bed.  1 
beruht  auf  .visieren'  i.  S.  v.  genau  ansehen;  2  auf  .sehens- 
wert' oder  ,mit  feinem  Blicke  abgemessen' ;  3  ist  im  Grunde 
nur  ironische  Anwendung  von  2. 

Fisifatent   s.  Fisimatent. 

Fisigänggis,  Fisigügg  Z,  -gugg  G  oT.,  W.;  S, 
-gügges  G  1799,  -gunggi  Ap,  -(^Hi/i/er  B(Zyro);  Süterm., 
-güggi,  -gugi  Bs,  -gilgg  Sch,  -güggi  Z,  -gügger  B,  -gux 
L;  Schw,  -güx  Gl,  Flsigugg  GW.,  -gugger  Bs,  Pidi- 
gügger  L;  Filigux  Scuw  —  m.:  1.  „superkluger, 
subtiler  Kopf,  Mensch,  der  Alles  erklügeln  will.  Alles 
bis  aufs  Kleinste  durchstöbert,  seltsame  und  verwirrte 
Vorstellungen  hegt.  Halbgelehrter. "  Dr  Philosoph 
Heqel  isch  jo  ne  kei  Zürcher  g'si'.  Die  hei'  ire'  Strüss 
und  dr  Muleschot  g'ha";  aber  vom-ene  Visigugg  vo' 
Hegel,  do  het-me"  dort  nie  Nut  g'hört.  Hofstätter. 
Querkopf;  m  gölige  [seltsamer]  F.  Ap.  Eingebildeter 
sonderbarer  Mensch  B;  Gl;  Sch.  Dummer,  unge- 
schickter, zugleich  zudringlicher  Mensch  L.  Vor- 
witziger, neugieriger  Mensch,  der  sich  in  Alles  mischt 
GW.;  Syn.  Häfeli- Gugger,  -Schmöcker.  .\usspäher, 
Spion,  Schlaukopf  Bs;  GoT.;  Syn.  Polizei- Schmöcker. 


1079 


Fas,  fes,  fis,  fos,  fus 


1080 


Der  sich  um  Kleinigkeiten  viel  Mühe  macht  Bs;  klein- 
licher Pfiffikus  Z;  engherziger  Mensch.  Süterm.  Spass- 
vogel.  Der  da  ist  e  F.,  macht  mit  de"  Lüte"  (ßre' 
[gern]  Jux.  ScuwFasn.  1883.  Spasshafter  Schimpfn.  G. 
—  2.  Filigux,  kleiner  Knirps,  z.  B.  von  einem  Täuf- 
ling SCHW. 

Die  Ausspr.  mit  langem  i  und  betonter  erster  Silbe  deutet 
.auf  das  üben  behandelte  Vui,  resp.  auf  das  demselben  zu 
Grunde  liegende  lat.  W.,  welches  eben  den  scharfen,  auch 
das  Kleine  erfassenden  Blick  bed.  Da  aber  eben  diese  Ausspr. 
schwächer  bezeugt  ist  als  die  entgegengesetzte,  so  könnte  sie 
aus  dieser  erst  uniged.  sein.  t'Xai-  ist  ohne  Zweifel  das  selbe 
wie  das  gleich  lautende  und  gleich  bedeutende  selbständige 
W. ;  s.  d.,  auch  viaierlich.  Für  die  überwiegende  Ausspr. 
-gm/g  bietet  sich  keine  passende  Erklärung;  dagegen  für  -i/dr/i/ 
das  VI),  gugr/cii,  neugierig  oder  heimlich  blicken,  was  mit  der 
Erklärung  von  Vüi-  zsträfe  und  gleichsam  eine  Übersetzung 
des  Frenidw.  wäre;  vgl.  fitiyüyylen  ä.  Die  Formen  -yüx  uud 
-i/uj-  sind  wahrsch.  aus  -yuyyex  zsgezogen  (vgl.  Srhtliyüx,  der 
Schielende) ;  -cjäuyyi«  würde  zu  (Jäuyyd,  Geck,  Narr,  gehören 
uud  passenden  Sinn  gewähren,  ist  aber  zu  schwach  bezeugt, 
wie  -yunyyl,  welches  durch  (eingeschobenes V)  n  erweitert, 
an  das  im  alt.  Nhd.  vorkommende  .Visigunk',  wunderlicher 
Kauz,  Phantast,  ,Visegunklen',  schwatzhafte  Männer  (V)  rührt. 
Die  daneben  einmal  bezeugte  Schreibung  ,PhysicHnkes'  im 
S.  V.  .Halbgelehrte'  hat  wohl  in  Gr.  "VVB.  auf  die  Erklärung 
getuiirt,  dass  das  seltsame  W.  eine  spöttische  Verdrehung 
des  lat.  ,physicus'  i.  S.  v.  Naturforscher,  Grübler  udgl.  sei, 
uud  wir  müssen  diese  Deutuug  offen  lassen,  um  so  mehr, 
da  auch  bei  uns  ,Fisikus'  iu  ähnlichem  Sinn  vorkommt;  doch 
könnte  dieselbe  auch  erst  eine  Umdeutung  seiu,  uud  die  Um- 
gestaltung der  Silbe  -cm»  in  -yunk  oder  uuser  -guyy  usw. 
bleibt  unerklärt,  wenn  nicht  wenigstens  eine  Anlehnung  oder 
Unterschiebung  eines  selbständigen  deutschen  W.  für  den 
zweiten  Teil  des  W.  angenommen  wird.  Für  Fini-  kommt 
auch  noch  Pitimatcnic'  (s.  d.)  in  Betracht.  —  Die  Bildungs- 
silben -er  und  -('  iu  unseren  Formen  sind  gleichbedeutend; 
das  von  St.  ebenf.  angeführte  -huiz  scheint  auf  Entstellung 
oder  Missdeutung  zu   beruhen. 

Mono-Pi.sigug:  .spöttisch  verdrehter  Name  der 
altchristlichen  Sekte  der  Monophysitcn  (welche  gegen- 
über der  Kirehenlehrc  von  der  gottmensehlichen  Doppel- 
natur Christi  eine  einheitliche  Ijehaupteten,  wie  die 
Monotheleten  nur  einen  Willen  desselben).  ,Mit  der 
lehr  der  Monotheliteren  od.  Monophysigugen.'  2.  lielvet, 
CoNFESSioN  1560/1644. 

fisigügglen  (ü):  1.  den  Pfiffikus  sjiielen  Aa.  — 
2.  (-gügglen)  gucken,  hervorschauen;  schlau  verstohlen 
nach  Etwas  blicken  Z ;  tr.  üs-  (fisiguggeve  Bs,  -fiäi- 
güxe  ZSeuz.),  ausspähen.  Syn.  üslüsteren.  Dur''''  alU 
Schlissellechli  han-i'''  g'histeret  fir  Eppis  üaz'fidguggere" 
Bs  (Schwizerdütsch). 

Phisiker:  1.  Stadtarzt  Bs-|-;  Syn.  Poliater.  ,Stadt- 
pliysici'  mit  kleinrätlicher  Ehre  und  pfarrherrlicher 
Würde  unterschieden  vom  ,Stadtarzt'  und  höher  als 
dieser,  welcher  anfänglich  der  Chirurg,  schliesslich 
Spitalarzt  gewesen  zu  sein  scheint  ZWthur  XVII.  bis 
1814.  —  2.  eingebildeter  Schlaukopf,  Pfiffikus,  der 
besondere  Ideen  im  Kopf  hat;  der  Andere  durch  List 
übervorteilen  zu  können  meint,  während  er  selbst  von 
ihnen  verspottet  wird   Z  (Spillm.). 

1  und  2  viell.  nicht  das  selbe  W.,  oder  wenigstens  '2 
erst  auf  1  umgedeutet.  1  entspricht  dem  engl.  ,physician', 
Arzt,  cig.  Naturforscher,  -kenner.  Bei  2  kann  Fiii-  das  o. 
als  selbständiges  und  unter  dem  z.  T.  syn.  /■'iniyuyy  bespro- 
chene Vf.  sein,  -i7.<i-  die  von  Ortsn.  anf  ,-ikon',  resp.  Ge- 
schlechtsu.  auf  -iktr  abstrahierte  und  dann  auch  zur  Bildung 
von   Apiiellativen  gebrauchte   Endung;   vgl.    Kttikcr  Sp.   fiOl. 


Immerhin  müssen  die  Fremdww.  , Hektiker,  Physiker'  in 
weiteren  Kreisen  irgendwie  bekannt,  wenn  auch  nur  halb  > 
verstauden  gewesen  sein,  um  jene  Unideutungen  zu  veranlassen, 

Fisimat<;nte°  S,  -fatönte  ZUhw.  (PL):  1.  Flitter, 
Firlefanz  an  weiblichen  Kleidern  ZUhw.  —  2.  Flausen; 
Künsteleien,  in  der  Verbindung  F.  mache",  meist  iniper.- 
neg. :  mach  mer  Iceini  oder:  nit  z'  vil  F.!  z.B.  beim 
Spiele  S. 

Fiai-  ist  ohne  Zweifel  das  Selbe  wie  iu  dem  selbständigen 
Fisi    und    in  Fiaiyuyy  etc.     Vgl.  Gr.  WB.  5,  2661,  c:    ,Y'tt 
mateutchen,    Fisepatenten'   udgl.,    mhd.  /himait,   unverstägj 

liehe    leere    Zieraten;    viiiament(e),    Physiognomie,    AussehO 

Gestalt,  Schönheit;  Visierung,  Einteilung  und  Beschreibung 
eines  Wappens.  Vgl.  Vitieri'y.  Der  zweite  Teil  von  Fiai-  ' 
matad  mag  aus  visament  entstellt  vesp.  erweitert  seiu,  -fatetH  { 
dem  Fisi-  als  Redupi.  n.ichgebildet.  Für  die  Erklärung  deg; 
ersten  Teils  concurriert  das  lat.  i-i«-  mit  dem  deutschen,  ( 
Stiimm  /i'»-  i.  S.  v.  hin  und  her  bewegen. 

iisin:  das  den  Stolf  (die  Getreideart)  bezeichnende 
Adj.  zu  Fesen.  ,12  garb  halb  visi  und  halb  häbcrin.' 
1469,  Offn.  THAad.-Dän. 

Visis  s.  Visi.  „ 

VIsitaz  Visiddtz  m.:  amtlicher  Besuch  (eines  Mit- 
gliedes) der  kirchlichen  Oberbehörde  beim  Pfarrer, 
zur  Untersuchung  seiner  Amts-  und  (früher  auch) 
Buchführung  B. 

Unser  W.  männl.  viell.  in  Anlehnung  an  .Besuch' ;  docl( 
sind  die  Fremdww.  auf  -aU  übh.   Masc. 

Hüs-  f.:  Hausuntersuchung  (polizeiliche':').  Bi 
dere  schändliche  H.  MUsteri. 

Visite  f.:  1.  Besuch  Bs;  B;  Z  (jetzt  meist  W-]^ 
Sit-cr  z'  V.  y'sV?  BSi.  Auch  in  persönl.  Bed.:  Es 
ist  e  V.  i"  der  Stube  Z.  Ein  Brocken,  der  zufällig  in 
die  Kaifeetasse  fällt,  bedeutet  V.  Syn.  Dorf(Stubete^ 
—  2.  Mantille  Ap;  B.  —  3.  Gemeinalp  U.    Syn.  Hirle. 

Bed.  2  auch  allg.  nhd.  (so  z.  B.  in  Modezeitungen);  wnlil 
weil  uum.  um  Besuche  zu  machen,  jenes  Kleidungsstück  um- 
wirft. Bed.  'i  vom  allgemeinen  Besuch  cirn:!-  sulchcn  Alp? 
Viell.   anders  betont  und  ein  anderes  W. 

visitiere",  Bs  und  Z  auch  mit  d:  untersuchen 
Bs;   S;  Z.   —   Frz.  viaiter,  besuchen;   untersuchen. 

Fislach,    -loch    s.  Fish'  II.  Fislen  I   s. 

FisleJ. 

fl'-'sle":  1.  mit  Etw.  unnützer  Weise  hin  und  licr 
fahren  Gl.  Syn.fiselen,  fislen.  ~-  2.  sich  herum  treiben, 
lierum  flattern  (ume  f.).  Mit  einem  Andern  /'.,  sidi 
neckend  herumtreiben,  =  du  G'fis  ha"  Gl. 

Wahrsch.  aus  /msfen,  nas.ile  Verstärkung  vonyi»'e«;  vgl. 
auch  finlen  und  die  Anni.  zu  fisdcn.  Übrigens  könnte  auch 
das  syn.  bair./eiBe/ii,  Hefem  (Schm.  I'  736)  zu  Grunde  liegen; 
vgl.  P/i-ater  in   Gl  MA.  f.   .Fenster'. 

Fislerm.;  Erdäpfelbvanntvfein  F.  -  Von/i«;«i  = 
/h!en  i.  S.  v.   kr.itzon'r'  kitzeln':'     Vgl.    Fi'iiMr,    Schnajisgelage. 

Fisle"  11  f.:  1.  die  Fasern,  der  Büschel  am  Ende 
des  Schwanzes  und  der  Peitsche  Aa.  —  2.  die  langen 
Haare  hinton  an  der  ,Fessel'  [Gelenk]  des  Pferdc- 
fusses.  Syn.  Gefisel  3  e,  Gefiser  4.  —  3.  die  ,Fessel' 
selbst  Z  (ükr).  ,So  ein  Ross  rüdig  ufern  Kranz  oder 
in  Fislen.'  Arzneib.  ZZoU.  1710.  ,Von  Fis.slen  bis  uf 
den  Fuss.'  ebd. 

2  scheint  verk.  ans  oder  vermischt  mit  dorn  gleichbcd. 
FIdoth  ,Aa;  h;  Z"  (St.),  welches  in  alt.  Gestalt  ,Fislarli'. 
mhd.  viziclofh,  vhlacli  lautet.  Dieses  scheint  mit  der  coli. 
Knd.  (ahd.)  -ahi,  später  -tifli,  gebildet  und  z.  T.  mit  , Kessel' 
vermischt,    später  auf  Fuel,    Faser,    und   ,Iinch'   umgedeutet 


1081 


Pas,  fes,  fis,  fos,  fus 


1083 


y.u  sein.  Betr.  -lock  =  -/.  (-10  vgl.  Fiidle  (-i)  aus  FüdJorli. 
lu  misern  Öffnungen,  z.  B.  der  von  ZWies.,  erscheint  dir 
Bestimraung-,  dass  das  Pfurd  eines  Herrn,  um  reichliches 
Futter  zu  bekommen,  bis  an  ,das  lisslach'  (oder  ,die  fiss- 
löcher')  in  den  Haber  gestellt  werden  soll. 

fisle":  1.  mit  einem  beweglichen,  dünnen,  läng- 
lichen (auch  spitzigen)  Körper,  bes.  mit  einer  Rute 
oder  Peitsche  (Fish)  hin  und  her  fahren,  spielend  oder 
schlagend  Aa;  BS.,  Si.;  „L;  Zo."  Vgl.  8.  ,Die  Bursche 
haben  so  blutrote  Gesichter,  als  ob  sie  drüberhin  ge- 
lislet  worden  wären.'  Helv.  1853.  ,Fisle,  agitare.' 
Id.  B.  An  Ei'm  ume  f.,  von  einem  Arzt,  mit  einer 
Nadel  an  einem  Patienten  B;  S.     Syn.  guslen,  riglen. 

—  2.  sich  (selbst)  schnell  hin  und  her  bewegen;  ume  f. 
BE.,  Si.;  unstät  oder  untätig,  z.B.  ums  Haus  herum. 
GoTTH.;  bei  Weibspersonen  sich  einschmeichelnd  „Ap; 
G;  Zg;"  Syn.  fäitshn.  Andern  Personen  durch  lästige 
Nähe  hinderlich  sein  Ap;  Z  (auch  ume  füselen).  — 
3.  schnell,  eifrig  arbeiten  BE.,  0.;  fish"  u'"'  spute" 
BG.;  aber  auch  ohne  Erfolg.  Gotih.  Unter  dem  Schein 
von  Geschäftigkeit  Nichts  tun  Z.  Kurze,  schnelle 
Schritte  machen  BO. ;  dervo'  pfish'  BMerl.  —  4.  „mit 
in  grosser  Genauigkeit  an  Etwas  arbeiten,  zu  viel 
Zierereien  machen  B;  L;"  ,absclvere,  perficere.'  Id.  B; 
Syn.  üs-f.  Syn.  fiseren,  fiserhn.  —  .5.  „zu  fein,  un- 
deutlich schreiben,  kritzeln  B;  Gl;  L;  (ffisht,  un- 
leserlich geschrieben  L;  Zg."  St."*  Syn.  fiseren,fiserhn. 

—  6.  „auf  einem  Saiteninstrument  stümperhaft  spielen 
B;Vw;  Zg."  Yg\.Fisehr2.  —  7.  Fasern  zupfen  „L;" 
Ndw;  „Z."  Intr.,  in  Fasern  sich  auflösen,  zerfallen 
Ndw.  —  8.  mit  der  Rute  zuchtigen  L;  schlagen  und 
jagen  BO.  (Zyro).  —  9.  „fein  (staubig)  regnen  L;  Sc«; 
Th."  Syn.  fiserfljen,  täuelen.  —  10.  flüstern  G.  Syn. 
fixperen,  flismen.  —  11.  Nüsse  enthülsen  und  auf- 
knacken BO.  —  12.  brunzen,  von  Hühnern  B.  -- 
13.  futuere.    Vgl.  Fiscl  II  3.  —   Vgl.  jIkIch,  pfnUg. 

US-:  ,Tcrgcre,  limare;  absolvere.  perficere.  Fn 
xia^fisleti  lied,  oratio  tersa.'  Id.  B.     Syn.  us-fielen. 

Fisler  {-ss-  GO.):  1.  =  Fisehr  2.  Auch  als  Ge- 
schlechtsn.  Z.  —  2.  Gehülfe  des  Sennen  oder  Hirten 
auf  der  Alp,  meist  ein  Knabe  GO.    Syn.  Fisner,  Faser. 

2  könnte  davon  kommen,  dass  dieser  Gehülfe  hauptsäch- 
lich das  Vieh  mit  der  Rute  (Fitle)  zu  hüten  resp.  zu  treiben 
•  hat     Hoch   s.   Anm.   zu  FisiKr. 

fisligen:  (mit  ,sein')  sich  beständig  umlier  be- 
wegen BSi.  —  Scheint  von  einem  Adj.  'ßiUij,  unruhig, 
gebildet;  dies  von  fitlen  2. 

j       fismen:  sich  unruhig  hin  und  her  bewegen;  umme 

J.  BSa.     Vgl.  fädmen. 

I  fisner  Gr  UVatz,  Val.,  -ss-  GnSav.,  Schud.,  F  i- 
f  seltener  GnPani,  Fischender  GnTschiertsch.:  Un- 
tergehülfe  des  Sennen  od.  Hirten,  bes.  der  Hüterknabe 
für  Schafe  und  Ziegen  Gr.  Syn.  Fishi:  Der  Schafhirt 
'  und  sein  F.  erhalten  je  für  1  Schaf  1  Essen  als  Lohn. 
Die  Nbff.  von  Funer  sind  der  Annahme,  dass  dieses  als 
;  Spielart  aus  Fider  umgebildet  sei,  entgegen,  da  sie  vielmehr 
auf  Identität  mit  Fiaejider  (s.  o.)  deuten.  Fuiier  muss  wohl 
als  (allerdings  starke)  Verstümmelung  des  Fremdw.  betrachtet 
'•  werden,  welcher  das  Verschieben  des  Accentes  nach  deutscher 
.  Weise  auf  die  erste  Silbe  Vorschub  leistete.  Mit  FMer  ist 
das  Fremdw.  vollends  in  deutschen  Zshang  gebracht. 

Fislete  f.:  1.  Schnapsgelage  in  Winkeln  und  Wäl- 
dern BSchw.  —  2.  s.  bei  Fisel  I.  Zu  I  vgl.  Ful.,-, 
Branntwein. 


Gc-fiess  n.:  lärmendes  Getriebe  von  Kindern  Gl. 
Syn.  Gescher.  —  Von  ßeim,  reiben,  also  eig.  starke  Be- 
wegung hin  und  herV 

fiesen:   stark  hin  und  her  reiben  Schw;  „Zg." 
Viell.  aus  'ß"-n  durch  Eiulluss  der  syn.  ßedüyi/en,  Jinu-eu; 
(in  solches  /lücn  wäre  das  Stammw.  der  ganzen  vorhergehenden 
Sippschaft.     S.  noch  jiexrhtn. 

V 0 gel- Fieser" m.:   Eisenhut,  aconitum  BHk. 

Her  erste  Teil  des  Comp,  bezieht  sich  viell.  auf  die 
Honiggefasse,  welche  in  ü  Tühli  genannt  werden.  Zum  zweiten 
Teil  vgl.  PfiKr,  Pßtter,  FaserbUschel. 

Fossm. :  Taugenichts,  Faulenzer,  Lump.  ,Du  hast 
bishar  genossen,  Dass  man  dir  armen  fossen  Vil  mcr 
hat  noch  gelän.'  UEckstein.  —  S.  (ir.  WB.  IV,  1,  1,  42. 
Viell.  zum  Adj.   ,foss',  mürbe,   welk,  faul  (ebd.  41);  je/ooen. 

Chuchi-Fösel  (Suterm.),  -i^öseZB;  S:  Schelte  für 
einen  Menschen,  der  sich  in  der  Küche  aufhält  oder 
herum  treibt  oder  an  dieselbe  gebannt  ist.  ,l)u  hast 
Nichts  in  der  Stube  zu  reden,  und  ds  Ganze  geit  di''' 
Nüt  a",  du  Chuchifösel!'   Gotth.     Vgl.  Füsel. 

Posele  f.:  liederliches  Weibsbild.  Schulze.  - 
Vgl.  Fotli  und  Foale,  also  eig.  die  Zerlumpt«';' 

foselen:  1.  possierlich  watscheln,  wie  kleine  Kin- 
der Ap.    Syn.  foshn,  pfösehn  (s.  d.).  —  2.  =  foshn  ä. 

Foseli  m. :  kleiner,  unansehnlicher  Bursche  Ap. 
Syn.  Foserli;  PföseL  Ffösi,  PfosU. 

fosere"  G,  foserle"  Ap,  pfosere"  G:  wacklig 
gehen,  watscheln.     Vgl.  fosehn,  pföser(l)en. 

umme-stoll-fosere°:  zwecklos  herum,  hin  und 
her  gehen  Z.  —  KidU-,  Fussgestell,  plumper  Fuss.  Vgl. 
ttolWumcn. 

Foserli  m.  =  Foseli  Ap.     Vgl.  Pfüser. 

Fosle"  f.:  Faser,  Franse;  losgerissen  lierabhan- 
gender  Faden  od.  Fetzen  von  einem  Kleid ;  Dini.  Foseli 
G;  Scuw.     Syn.  Fciuseli,  Fotzh.     Abi.  Fösel  usw. 

fosle":  1.  „sich  in  Faden  oder  Fetzen  auflösen, 
in  solcher  Gestalt  herunter  hangen,  von  alten  Klei- 
dern G;  Sch;  UwE.  Syn.  fotzhn."  —  2.  „{foseh',  pf- 
LG.)  von  Menschen:  in  solchen  Kleidern  gehen  LG.; 
ScH."  —  3.  fosh  Aa;  BMad.;  ScnwMa.,  ;j/"o,>7e  Aa(H).; 
Bs;  BO.  u.  r.;  L  (auch  pfuseh);  üw  —  mit  .haben' 
BSi.;  Uw:  plump,  mühsam,  wackelnd  einher  gehen 
wie  kleine  Kinder  oder  wie  der  Bär  B;  L;  ScuwMa.; 
Uw;  Syn.  pfosen,  pfodhn,  wodlen,  zotthn,  zumphn. 
Da  chunnt  e  Buedeli  daher,  er  pfosht  wie-ne  Berner- 
liär.  ScHWYZERD.  .Jakobeli  war  ganz  still  an  der 
Mutter  Hand  in  die  Schule  gepfoselt.'  Gotth.  ,Der 
Schulkommissär  pfoselte  [gieng  gemächlich]  den  glei- 
chen Weg.'  ebd.  Nachlässig,  unachtsam  drauf  los 
trappen,  z.B.  auf  schmutzigem  Wege  Aa;  Bs;  B;  L. 
.Näiere-Schlärpli  [leichtfertige  Nähterinnen]  pfoseln 
mit  ihren  ausgeschnittenen  Sammetschühlene  in  hand- 
hohem Kote  [Strassenschmutz]  herum.'  Gotth.  Auch 
von  Weibspersonen,  denen  der  nass  gewordene  Itock- 
saum  hinderlich  und  unordentlich  um  die  Füsse  schlägt 
B.  Andern  unbequem  werden,  in  den  Weg  kommen, 
indem  man  ohne  Zweck  umhertrippelt  B.  —  4.  sich 
schnell,  auch  ängstlich,  hin  und  her  bewegen  BoSi.; 
auch  fiishn.  —  5.  schnell,  aber  schlecht  arbeiten  Aa 
oEnding. ;  auch  fasJe)i.  —  ns-=:  foshn  1  UwE. 

g'foslet;  1.  mit  Fransen  versehen  G.  —  2.  zottig 
LG.  —  ■'.  in  Lumpen  herab  hangend  LG.  —  4.  un- 
förmlich dick,  von  Personen  Scuw.     Syn.  gefotzUl. 


1083 


Fas.  fes,  fis,  fos.  fns 


liis.l 


Fosli  11.:  1.  (-Ö-).  Tue'  wie-n-es  oder  wie  d'  F. 
(PL),   sich  laut  und  wild,    unartig  geberden  ZMünch. 

—  2.  Sclierzn.  für  listiges,  tückisches  junges  Mäd- 
chen Bs  (Spreng).  —  3.  ,(arme)  Person  in  zerrissener 
Kleidung  ScH;"  auch  eine  überh.  arme,  von  der 
Natur  yemachlässigte,   geistesschwache  Person,    ebd. 

—  Huere"-:  junges  Hürchen;  gemeiner  Scherzn., 
den  Mütter  ihren  Töchtern  geben  Bs  (Spreng).  — 
Vgl.  P/otli.  —  1  muss  nach  der  angegebenen  Ausspr.  ein 
ganz  andres  W.  sein. 

ge-foslig:  1.  auch  pfoslig,  lumpig,  luftig,  leicht 
oder  nachlässig  gekleidet  AaHI.  —  2.  =  gefosen  7,0. 

Pose"  f.:  Name  eines  Berghofes  bei  Krummenau 
in  GT.  —  Aus  ahd.  /««u,  Saum,  da  der  genannte  Hof  den 
Rand  einer  Terrasse  bildet? 

ge-fosen  gföseM.ijföseZW..  g'fösKg  ZO. :  faserig, 
morsch,  schwammig,  von  Rüben,  auch  Selleri.  die 
keinen  Saft  haben,  fast  nur  aus  den  Häuten  des  Zell- 
gewebes bestehen  W.  Syn.  möhch,  maser,  mansch, 
mötsch;  iresem,  geicesen.  —  pfoserächtig.  ,Mala 
vieta,  gerunzlet  oder  pf.  öpfel.'  Fris.;  Mal.  —  Zu 
,foss,  fosch',  mürbe,   welk,  faul. 

Föseclili  n. :  kleiner  Kuchen  ohne  Käse  Ap.  — 
Lt  T.   eingeschleppt. 

Fösel  m. :  leiblich  und  geistig  unbedeutender, 
schwacher  Mensch  B,  Syn.  Fötzel,  vgl.  Pfösel.  ,Was 
so  eine  mutige  Wirtin  für  eine  Herrschaft  übt;  der 
Wirt  ist  immer  nur  ein  F.  dagegen.'  Gotth.  ,Im 
Handel  ein  rechter  F,;  jeder  Schulbub  möge  [über- 
treffe] ihn.-  ebd.  ,Wenn  er  Nichts  ist,  wenn  er  ein 
F.  ist.'   ebd.    —    Zu  Fmlm. 

föselen:  1.  fösele  B;  Schw,  pf-  B;  F  (pfosele); 
L;  S;  Uw:  wackelig,  mit  kleinen  Schritten,  langsam 
oder  mühsam  gehen,  von  Kindern  und  kleinen  Per- 
sonen ß;  SiMnv.  Syn.  foselen,  foshn.  I)u  liest  nassi 
Füess,  du  list  wider  'pfoseht  [durch's  nasse  Gras  ge- 
gangen, ohne  die  Füsse  zu  heben]  FS.  !''•  cfseli-di''' 
no'';  du  guete  alte  Gritti-Manz,  a  zwe"  Stecke"  dur''''  's 
Dorf  dure"  pf  JHofst.  1865.  —  2.  sich  in  Fasern 
auflösen,  von  Tuch,  etwas  schwächer  als  foslen  1; 
fotzlen  ScHwMuo.  —  3.  fein  anfangen  zu  schneien 
ScHwE.  (versch.  v.  fiserlen).  Syn.  fäuserleii.  —  ver-: 
zerfasern  SchwMuo. 

Föseler:  1.  schwacher  Mensch.  , Wenn  man  solche 
Waschlumpen  und  F.  zu  Eegenteii  macht.'  Gotth.  — 
2.  Pföseler,  der  watschelnd,  mühsam  einhergeht,  von 
kleinen  Kindern  und  alten  Leuten  B. 

Fösi  m. :  armer  oder  dunimer  Kerl  SoawE.  Vgl. 
Pfösi. 

}lose»-Fdsi  m.:  1.  (H.-Pfösi  Smvf ;  ZO.,  -Pfe'rsi, 
-Pfö'rsi  ZB..  S.,  Stdt)  scherzende  und  kosende  Be- 
nennung eines  kleinen  Knaben,  der  seine  ersten  Hosen 
trägt.  —  2.  (-FüsiJ  Mensch  von  kleinlichem,  feigem 
Charakter  Z  (Dkr). 

Wenn  wir  obige  Formen  unter  ein  konstruiertes  H.-t'ü»i 
zsfassen  dürfen,  so  zählen  wir  Letzteres  unter  die  Spotttitel, 
welche  die  kleinen  Knaben  erhalten,  mit  Bez.  darauf,  dass 
ihnen  ein  Uemdzipfel  hinten  aus  den  Höschen  hervorguckt, 
und  bringen  es  zunächst  in  Zshang  mit  Fmle,  Fetzen;  föselen, 
watscheln  wie  ein  Knirps,  könnte  dann  vom  Subst.  abgeleitet 
sein.  Jedenf.  ist  P/Urjii  erst  durch  Einschicbung  von  r  an 
unsere  Benennung  dos  Pfirsichs  angelehnt,  weniger  geschickt 
als  (nach  obiger  Zsstellung)  t'igi   entweder  an  FtWler  oder 


au  pfuaett,  einen  Wind  streichen  lassen  (vgl.  .Hosenscheisser' 
=  Memme),  angelehnt  wäre. 

„Fössli  n.:  feile  Buhlerin  =  Fötzli  B;  VOrte; 
Sch;  Z.« 

Fösc":  Akelei,  aquilegia  (Drh.).  Syn.  Schlntterhosen. 
Füsel  I  m.  —  Dim.  Füseli:  Taschentuch  (Kdspr.) 

ThHw.    —    Vgl.    Küseli   und  ji/üsen. 

Fnsel  n  (iV  AAZein.;  GW.)  m. :  1.  etwas  Geringes, 
Verächtliches;  Mist,  Kehricht  Bs;  vgl.  Fusel-Arbeit 
Sp.  422.  —  2.  geringer  Branntwein,  allg.  (vgl.  Gr. 
WB.  4,  1,  a,  961  f.).     Syn.    Eunqmnzele-Wasser.    - 

3.  Schnapsrausch  AAZein. 

fus(e)le"  (intr.) :  1.  unordentlich,  rasch  eine 
.\rbeit  abtun,  pfuschen;  z.B.  einen  Gegenstand  schlecht 
reinigen;  Alles  durch  einander  werfen,  Unordnung 
machen  AAZein.;  Gr;  Fusler  m.:  Pfuscher  Gr.  Ge- 
schäftig und  eifrig  sein  ohne  Erfolg.  ,An  ein  paar 
Orten  sähe  ich  Bauersleute  elendes  Gras,  das  sie.  um 
Etwas  zu  bekommen,  bei  der  Wurzel  abfeilten  und 
ihre  Sensen  an  dem  Erdreich  stumpf  hauen  mussten, 
einsammeln.  Eine  lächerliche  Heuernte!  Es  schien, 
als  wenn  sich  die  Leute  bei  ihrer  Fuselei  schämten.' 
Reise  1790.  Umnie'  f.,  ohne  bestimmten  Zweck  in 
Zimmer  und  Haus  sich  zu  schaffen  machen,  nicht 
wissen,  was  anfangen,  verlegen  oder  zwecklos  hin  und 
her  gehen  Bs.  Aber  er  fuselei  nu'''  im  Zimmerli  um- 
men  u)2d  ane  und  göt  hin  und  lier  und  's  will  im 
niene"  bihage".  Breitenst.  1864.  Syn.  fuden  (Sp.  682); 
fiiilen,  foslen,  füselen;  füllen.  —  2.  bei  der  Bereitung 
eines  Getränks  nicht  ordentlich  und  ehrlich  ver- 
fahren Gl;  zu  Fusel  3.  —  3.  beim  Spiel  unredlich 
sein,    betrügen    Gr;    G.     Syn.    unredlich   tuen.    — 

4.  gedankenlos    reden,   plappern    G  oT.  —   Vgl.  Gi. 
WB.  4,  1,  a  960  u.  963   und  Schm.  1,  TG9. 

füsele":  1.  eine  Arbeit  bedächtig,  mit  kleinlicher 
Genauigkeit,  aber  ohne  sichtlichen  Erfolg,  verrichten. 
An  Öppis  umme"  f.  ZS.,  Stdt.  Syn.  päsclielen.  „  Um- 
me'  f.,  von  Ort  zu  Ort  rücken,  überall  und  nirgends 
sein  Ar;  Z."  Syn.  ummen  fi.'telen,  vgl.  fuslen  1.  Hei" 
f.,  gemächlich  heim  gehen  ZRüml.  —  2.  (mit  Dat.  P.) 
Jmdm  schön  tun,  schmeicheln,  bes.  bei  den  Mädchen 
sich  Wohlgefallen  zu  erwerben  suchen.  En  glatti 
Füseler  Z.  syn.  cn  liäle  Schlicher.  An  Ei're  umme'  f., 
sich  ihr  kosend  und  zutäppisch  nahen  (auch  in  obsc. 
S.)  Z.  En  Wiberfiiscler  Z.  Syn.  fäusleii,  fiselen.  — 
Zu  Wiberfüseler  vgl,  auch  W.-Fausic,  Miiin-Fiitzeler ;  schwäb. 
Mädtis-Fnselcr,   -Fimler. 

Fnsel  m. :    Geisselung  New. 

fuse":  Jmdn  überwältigen,  prügeln  BE.  Vgl 
fuzen. 

fusle":  geissein  Nüw.  Syn.  guslen.  S.  auch /"iiMseM, 
fauzen,  fislen,  fitz(l)en,  futzen. 

Betr.  die  Uoppelformen  mit  «  und  z  vgl.  auch  /uilcn  und 
fotzlen.     Vgl.  mit  ,Euten  streichen'. 

vüsi:  von  sich  Z. 

Füseli,  im  Wundsegen,  lt  Rochh.  1857,  947:  Häle- 
Imle-Sege',  's  F.  uf  der  Stege',  ein  unbekanntes,  ge- 
heimnissvolles  Tierchen,  das  man  nicht  nennen  will 
bezeichnend.  Eine  Variante  setzt:  Büseli  under  dei 
Stege'.    Oder  ist  an  Wuseli,  kleines  Kind,  zu  denkenr 

füsenen    s.  Füsis.        Füsi  I   s.   Visi. 


1085 


Fas,  fes,  fis,  fos,  fns 


1086 


FÖsi  U  -ü-  Gl;  Z  tw.,  -je-  Ar;  Gr;  Z  tw.,  Fissi 
GRObS.,  Pfüsi  Ap  1788  —  n.  (Ap  tw.  m.):  1.  das 
an  die  Stelle  der  Muskete  und  der  Hakenbüchse  ge- 
tretene Kleingewehr,  Flinte,  früher  für  die  Walle  des 
Infanteriesoldaten  die  gangbarste  oder  ausschliessliche 
Benennung,  jetzt  mehr  nur  noch  in  scherzh.  oder 
spöttischem  Sinne;  spez.  geringes  Gewohr  mit  dünnem 
Kohr,  Vogelflinte,  allg.  Vgl.  Schüsse.  Wenn  i'''  aw'' 
e  F.  hau,  de'  müesst-mer  eidli"''  abeg'schosse  si".  Stutz. 
Ztec  Miistcrmanne'  mit  Fi'isene'  (Füsi).  ebd.  Be  Pfüsi 
her!  de  Säbel  om !  Ap  (Lied).  ,Vil  Spiess  und  vil 
Fusan.'  Stockar  1519.  ,Die  gezogene  Rohr  und  fran- 
zösische Füse  führen,  haben  das  Quartier  verwürkt.' 
Kriegsb.  1644.  ,Carbinner  und  Füse.'  1710.  SohCmi. 
.Füsils,  Spiesse  und  Hirschfänger.'  Discourse  17'2'2. 
,In  den  Rechnungen  von  1733/41  kommen  Ausgaben 
Tor  für  das  Säubern  der  Füsi  in  dem  Züghäusli.' 
Stider.  --  2.  Schloss  am  Feuergewehr  „BO.",  eig. 
Schloss  mit  Selbstentzündung  im  Gegs.  zum  Lunten- 
schloss.  1705  werden  in  Bern  und  um  die  selbe  Zeit 
auch  in  Zürich  statt  der  Musketen  bei  der  Miliz  die 
sog.  Füsils  eingeführt,  nachdem  man  kurz  vorher  sie 
als  nicht  ordonnanzmässig  in  Zürich  bei  den  Schiessen 
tw.  verboten  hatte.  ,Mit  lebendigem  Feur,  nicht  aber 
mit  einigem  Fusil  oder  Feurschloss  soll  man  nach 
den  oberkeitlichen  Gaaben  schiessen,  jedoch  mag  man 
nach  den  Freigaben  auch  die  Fusil  und  Feurrohr  ge- 
brauchen.' 1696,  Z  Mand. 

Aus  dem  Frz.  (/uhU)  wie  vioio  andre  Watfeun.  zu  und 
seit  der  Zeit  Louis  XIV.  Das  überwiegende  Neutr.  t.  der 
Endung,  t.  der  Anlehnung  au  ,Rolir'  wegen.  Die  Dehuung 
des  Voc.  beruht  auf  Anlehnung  an  p/üstn,  sausen,  zischen. 
Pf-  ebso  oder  durch  Vorlehnuug  des  Artikels. 

Füseli'er  {Fis-  GF.)  allg.,  Fäsler  Aa  —  m.:  Linien- 
soldat (mit  Ausschluss  aller  Specialwaffen) ;  in  Z  nur 
bis  in  die  Mitte  dieses  Jhdts.  —  Vrz. /usüier,  Liniensoldat. 
Füelcr  in  spöttischer   Rede.     Vgl.   noch    Grenadier;  JtUjer. 

Hosen-Füsi  s.  -Füsi. 

Füsis  {-Ol-  UwE.)  f.:  1.  Zusatz,  verdoppelter  Ein- 
satz bei  Karten  UwE.  —  2.  Verlust  UwE.  Mei's  Geld 
ist  i'  d'  F.  g'gange',  ist  verspielt.  Z'  F.  oder  adv. 
f.  si",  verdorben,  zu  Grunde  gegangen  sein  L.  Syn. 
jlMtJers  (Sp.  91).  —  füsene":  den  Einsats  verdoppeln 
UwE. 

Vgl.  hair.  Viti»,  Vid  m.,  das  was  ,invisis  chartis'  zum 
Voraus  vom  Ersten  zum  Spiele  gesetzt  wird.  Bed.  2,  weil 
dieser  Zusatz  für  die  Meisten  —  denn  es  müssen  Alle,  die 
mitspielen  wollen,  den  Zusatz  erwiedern  —  verloren  ist; 
bair.  infac«  [zum  Voraus,  ohnehin]  vohni  »ein. 

Fuess  {-s'  GRPr.;  U)  m. :  1.  Fuss  als  Körperteil. 
Er  hat  es  Bei"  am  (im)  F.,  Spott  auf  einen  einge- 
bildeten Kranken,  da  sonst  es  B.  im  Hals,  ein  in 
den  Schlund  geratener  Knochen,  vorkommt  Z.  Über 
einen  alten  Rechtsbrauch  vgl.  umrissen,    a)  als  Glied, 

'  das  dem  Korper  zur  Stütze,  zum  Stehen  dient.  Wer 
tjrossi  Füess  hed,  versteit  vil,  Wortspiel,  eig.  braucht 
viel  Raum  zum  Stehen  BE.;  s.  auch  ver-stän.  Uf 
d'  Füess  cho",   aufrecht   zu  stehen   kommen ;    bildlich 

.  1)  znrecht  kommen,  genesen  Ap;  L;  2)  (widerj,  (öko- 
nomisch) in  bessere  Umstände  kommen  Z.  Wenn  d'r 
e  F.  feit  [wenn  dir  ein  Fuss  ausgleitet],  so  bist  d's 
Tods.  Id.  B.    De''  F.  ist  im  e"tgange",  d'  Füess  sind-em 

.  unden  üs  'gange",  er  ist  gefallen,  ebd.  i'ime"  wider 
II f  d'  Füess  stelle',  ihn  aufstellen;  bildl.,  ihn  heilen, 
ebd.    .Wir  befindend,  die  armee  volante  uf  die  Füess 


zu  stellen  [aufzubieten],  nnnotwendig.'  16'29,  Aiiscn. 
Dag.:  Er  stüt  (göt)  uf  de"  letste"  FUesse",  eilt  dem 
Grabe  entgegen  L  =  er  hat  scho"  en  F.  im  Grab. 
allg.  Vf  eigne"  Füessc'*  stä',  selbständig  sein.  Uf 
guete"  Füesse'  stä",  gut  situiert  sein  Sc»;  ant.  uf 
.'ichwache"  F.  F.  halte"  (han),  1)  stille  stehen,  ruhen. 
,Wann  dein  topich  [Kreisel]  F.  haltet,  si  dornüt.' 
Reh.  1662.  Nicht  ausgleiten  B  (Zyro).  2)  in  feind- 
lichem Sinn:  Stand  halten,  nicht  weichen,  gewachsen 
sein,  die  Spitze  bieten  B  (Zyro);  Gr;  L;  ZO.  ,Der 
abt  was  keines  andern  willens,  dann  dass  er  seinen 
widerwilligen  mit  gewaltigem  widerstand  f.  halten 
wellte.'  Vad.  .Halt  mir  f.  [setz  dich  zur  Wehr]!' 
Funk.  1551.  ,Warurab  wollt  ein  kriegsmann  am  sig 
verzwyflen,  diewyl  er  dem  fyend  mag  f.  halten  und 
sich  noch  nit  in  die  flucht  begeben  hatV'  Güalth.  1559. 
,Satis  venire  duobus,  zweien  f.  halten,  gnuogsam  sein, 
zweien  wider  ze  ston.'  Fris.;  Mal.  .Collato  pede  prce- 
liari,  eim  dapfer  f.  h.,  oinanderen  redlich  zum  zil  ston 
[also  Mann  gegen  Mann  kämpfen].'  Fris.  .Conünus 
gladiis  rem  gerebant,  sy  warend  mit  geweerter  band 
an  einanderen,  sy  hieltend  einanderen  redlich  f.'  ebd. 
u.  Mal.  ,Die  Appenzeller  haben  ihnen  [ihren  Feinden] 
dapfer  f.  [.festen  F.'  1722]  gehalten.'  JosSiml.  1577. 
.Nachdem  aus  dem  Mund  dessen,  der  mit  mir  gredt, 
anstatt  der  Worten  harfür  kommen  ein  Kraft,  da 
konntend  die  Wort  nicht  mehr  F.  halten  der  Kraft, 
noch  ein  sterblicher  Mensch  widerstahn  dem  allmäch- 
tigen Gott.'  JJBreit.  1641.  8)  im  S.  der  Unterstützung, 
zu  Einem  stehen,  es  mit  ihm  halten.  , Welche  dapfer- 
lich  nacli  der  warheit  handletind,  dass  sy  [die  Obrig- 
keit] die  schützind,  schirmind,  ouch  inen  f.  haltind.' 
1532,  Egli,  Act.  4)  .Einem'  oder  ,init  Einem'  oder 
absolut.  Schritt  halten  „B;"  VOrte;  Scb;  „Z."  ,,Tedem 
Bild  geben  könnt  sein  G'stalt,  Dass  nicht  bald  [leicht] 
Einer  F.  im  halt  [einen  Vergleich  mit  ihm  aushält].' 
Emblem.  1622.  .Entspringet  der  Rodanus,  welcher  der 
nidergehenten  Sonnen  F.  haltet  [folgt]  bis  auf  die 
berühmte  Stadt  Lyon.'  GKönig  1693.  Daher:  will- 
fährig sein.  ,Da  muoss  die  arm  brut  allen  dänzeren 
f.  halten,  niemants  mitzuohätschen  [schlumpen]  ab- 
schlahen,  er  sye  glych  wie  wüest  er  wolle.'  HBcll. 
1540.  Einer  Vorschrift,  Entscheidung  nachkommen. 
.Exceptio,  wenn  ein  ansprächiger  nit  will  im  rechten 
f.  halten  noch  auf  den  hauptartikel  sich  füeren  lassen.' 
Fris.;  vgl.:  .Bürgschaft  für  Gericht  leisten,  allda  dem 
Rechten  F.  zu  leisten,  Judicium  sisti  et  judicatum 
solvi.'  Freuler,  jur.  Voc.  175'2.  In  abstr.  Bed.,  Grund- 
lage, Norm  (auf  der  die  Art  und  Weise  des  Handelns 
beruht,  wie  der  Körper  auf  den  Füssen  ruht).  !''•  ha" 
mi'''  uf-ene"  F.  g'setzt  [mir  zum  Gesetz  gemacht], 
Niemerem  Bürg  z'  sl".  Id.  B ;  s.  auch  setzen.  Uf  dem 
F.  [unter  diesen  Bedingungen]  beg'eren-i'''  's  nit.  ebd. 
!''•  mag  's  welle"  ne",  uf  wellem  F.  i"''  will  [ansehen, 
wie,  von  welcher  Seite  ich  will],  ebd.  Uf  grossem 
F.  lebe",  ebd.  I'''  kenue-ne  uf-eme  guete  F'.,  er  ist 
mir  von  einer  vorteilhaften  Seite  bekannt,  ebd.  ,Sie 
bringend  mich  uf  die  füess,  dass  ich  fürohin  ouch 
fast  werken  muess.'  NMan.  ,Sy  vermeintend,  dise 
sach  bette  ein  breiten  f.  [sei  weit  angelegt].'  Grob 
1599.  Vgl.  damit  viell.  noch  in  eig.  Bed.:  ,Ein  wirt 
mit  einem  breiten  f.  [wohl:  der's  lange  aushält],  Den 
stell  ich  an  und  frag  im  nach',  sagt  der  Liederliclie. 
1579,  BiGÄNDUs.  Da  die  Vollmacht  der  Gesandten 
ganz   variabel   befunden    wird,   lassen   die   Orte    dem 


1087 


Fas.  fes,  fis,  fos,  fns 


liiv,- 


Abscliieii  inserieren,  dass  sie  keinen  .satten  [aus- 
reiclieiiden]  F.'  für  Friedensvorschläge  zu  liaben  glau- 
ben. 1712.  Absch.  S.  noch  bei  hindcr.  —  b)  als  (un- 
entbehrliches) Gangwerkzeu^;  s.  eben  (Sp.  43),  vorder. 
Man  geht  nicht  auf  einem  jF".  (Bei"),  scherzende  Er- 
munterung bei  Tische,  sich  zum  2.  Male  zu  bedienen. 
3Iit  bede"  Füesse"  drin  ie  springe'  [blindlings].  Ineichen. 
Dohi"  rjö,  wo  de'  Ghaiser  z'  F.  göt  [eupheni.]  Aa  ;  GisD. ; 
ScHSt. ;  Z.  Gtiet  z'  F.  (oder  g'fuesset)  si»,  ein  guter 
Fussgänger.  allg.  Ken  F.  mi:''  rüeren  chönne"  [vor 
Müdigkeit].  IJ.  B.  Fs  (er)  het  Filess  iibercho",  von 
Sachen:  ist  gestohlen  worden  GW.;  von  Personen:  ist 
endlich  vorwärts  gekommen,  rührt  sich.  allg.  Daher: 
Fi-m  Fiiess  mache",  ihn  zur  Eile  antreiben,  allg.; 
übertr. :  .Alle  dise  Erscheinungen  Gottes  sollen  uns 
Füss  machen,  dass  wir  mit  Jacoben  die  Püss  aufheben 
und  mit  unserer  Buss  eilen.'  JMüll.  1665.  ,Jmdn 
geneigt  machen,  Etw.  auf  sich  zu  nehmen."  .Hurtige 
Füsse  ersparen  viel  Geld.'  Kirchh.  D's  Gras  iinder 
de'  Füesse'^  la*  wachse",  seine  Geschäfte  nachlässig 
betreiben  B,  .lentum  esse.'  Id.  B.  Kei"  Gr.  (Miesj 
u.  d.  F.  w.  lö"  1)  schnell  gehen  Uw;  Z,  2)  sehr 
eifrig  arbeiten  Bs;  S.  Me  iot  im  kei  Gr.  u.  d.  F.  w., 
man  lässt  ihm  nicht  viel  Müsse.  Sulger.  Uf  de" 
Füesse"  nache",  auf  den  Fersen  folgend  B.  Fuess  für 
F.,  langsam,  gemessen.  Id.  B.  ,Die  anstösser  unser 
landen,  die  wir  ze  überfallen  willens,  wurden  sich 
uns,  wenn  wir  hindersich  zugent,  uf  unserm  f.  nach- 
machen.' 1531,  Strickl.  Er  het-eii  [z.  B.  einen  Knecht] 
bis  a"  d'  Füess  [ja,  wenn  er  ihm  nicht  draus  läuft]. 
SiLGER.  , (Einen)  flüchtigen  F.  setzen',  sich  aus  dem 
Staube  machen,  ä.  Espr.  ,Die,  so  flüchtigen  f.  setzend 
umb  ire  schulden.'  1598,  Z.  ,Er  hab  zum  dritten  Mal 
den  Eid  übersecheu  und  also  einen  fl.  F.  gsetzt.'  16u3. 
Ai'  Jahrb.  üaher:  ,im  fl.  F.',  auf  der  Flucht.  ,Wie 
das,  so  einer  in  synem  fl.  f.  synen  schuldforderen 
gibt,  solle  behalten  möge  werden.'  1580,  Z  Eatsverordn. 
Zur  Verstärkung  einer  Neg. :  Kei"  F.  für  Öjipis  lüpfe". 
Id.  B.  rerlupfc"  Z ;  vgl.  bei  stössen.  Mit  keim  F.  bringt- 
me"  mi"''  jetz  unter  dene"  Bäume"  füre"  [hervor].  BWyss 
1863.  Ei"m  d'  Füess  (Bei"')  ablaufe"  für  Öppis  [Jmdn 
durch  häufige,  gleichsam  die  Füsse  abnützende  Bitt- 
gänge belästigen]  S;  s.  ablaufe".  Als  äusserstes,  ge- 
fährdetes Glied,  auch  ohne  Rücksicht  auf  ,Gang'. 
Uf  d'  Füess  luege",  sich  im  Gehen  vorsehen  Gl. 
, Einem  den  F.  vorhalten',  ihm  in  den  Weg  treten. 
ihn  hindern.  Gotth.  Es  clwm-mer  [könne  mir]  eppen 
es  Unglück  ober  de"  F.  gü"  U.  Gang-m'r  us  de" 
Füesse",  du  bist  vier  eLstig  i"  de"  F.  [im  Wege]  GRli. 
Auch  übertr.:  ,aus  den  F.  kommen',  entfernt  werden, 
von  Menschen,  die  durch  ihre  Gegenwart  belästigt 
haben  Bs  (Spreng);  vgl.  ex  noSöv,  Adv.,  aus  den 
Füssen,  fort.  .Damit  alles  zerbrochen  und  ylends  us 
den  füessen  getan  und  us  der  kilchen  gefertiget  wurde.' 
XVL.  SuiL.,  Urk.  —  c)  als  empfindliches  Glied.  Ei"m 
Glüet  uf  d'  Füess  zieh"  [warm  machen]  L.  Ei"m  a"  de" 
Füesse"  chratze",  ihn  zu  begütigen  suchen,  ihm  augen- 
dienerisch nachgehen  Gr.  Für  nen  Ännera"  de"  F. 
in  Bach  hebe,  für  einen  Andern  sich  nass  machen. 
herhalten,  namentlich  mit  Geld  GRFläsch.  ,Sy  ist 
weder  die  erst  noch  letst.  die  mit  dem  f.  in  bach  ist 
treten  [einen  Fehltritt  begangen  hat].'  NMan.;  vgl. 
cn  Schuck  roll  use  nc".  Ei"m  uf  d'  Fiiess  trete",  ihn 
empfindlich  verletzen  Z;  Syn.  z' nach  kon.  ,Uns  mag 
man  leicht  auf  den  F.  treten,    wir  -sind    im  Harnisch 


[so  fahren  wir  auf].'  FWyss  1650.   Mit  Etw.  sich  selbe 
uf  d'  Fiess  trampe",  zu  seinem  eigenen  Schaden  han 
dein  S.    ,Du  musst  auf  deine  Füsse  treten,  auf  meinei 
wirst   du   nicht   reich'    scheint    wie   das   Kinderspiel 
,Uerr,    r''   tritt-d'r   uf  dVs  FilessW   (oder:    I  tritte- 
der  Jumpfere"  uf  's  F.   ZO.,   oder:    Herr,  tramp-m't 
uf  d'  F.  L).  „Warum?"    ,Wil  (''''  en  arms  Tierli  bi". 
„  Was  hättiseh  gern?"  usw.  auf  ein  altes  Rechtssymbo 
zu  deuten,    durch    welches  Hilfe,   Schutz,   Belehnunj 
gesucht    oder    zugesagt    wurde;    vgl.   das  Setzen   dei 
Fusses  von  Seiten  des  Täuflings   auf  den    des  Patei 
oder   umgekehrt   von  Seiten   des  Lehnherrn   auf   dei 
des    Vasallen    (Gr.  Eechtsalt.  S.  85;    s.  d.);    die   voi 
Rochh.  A.  K.  S.  442   unter  Eli,  Eli,   [ich]  tramp  di, 
uf  dlni  Schüehli,  mitgeteilte  Variante  des  Spieles,  di 
die  Tierchen  eher  bestraft  als   in  Schutz   genommei 
werden,  ebenso  die  aus  L  u.  ZO.  aufgezeichnete  Va 
riante   ,e  böses    Tierli'    dürften    auf    späterer   Miss 
deutung    beruhen.     Eine    alte    Gesundheitsregel    em 
pfiehlt:    D'  Brust   frei    (oder   der   Chopf  chüel   und 
d'  Füess   uarm,    macht   de"  best  Dokter  arm   L;   Z 
B'  F.  w.  und  de"  Chopf  clmlt,  macht  d'r  3Iöntsch  al 
BGümm.  —  d)  als  Glied,    um  symbolisch   die  Besitz 
nähme,    die    Herrschaft,    aber    auch    die    Verachtun; 
damit  auszudrücken.     Eine"  under  d'  Füess  ne",  ihi 
verfolgen,  unterdrücken,  verächtlich  machen  B.   Ein\ 
under  de"  Fiesse"  ha",  ihn  geknechtet  halten  W.    Ist 
»(./  [man]    de"  Lüte"  im  Mül,   so   ist   men-e   [ihnen 
bald  under  de"  Füesse".    .Subjicerc  pedibus,  under  di' 
füess  werfen,  verachten,  zum  fuosslauder  machen,  ein 
dings  kein  rechnung  haben.'  Fris.  ;  Mal.    .Etw.  unde 
den  F.  trucken',   es  unterdrücken,    nicht  zur  Geltun; 
kommen   lassen,    verschweigen.     , Welches  alles  micl 
gar  nahe  von  mynem  vorhaben   abgetriben,   dass  icl 
dasjenige,    so  ich  aus  büechern  mögen   bejagen    [au! 
treiben],  under  den  F.  getruckt  hette.'  Wurstis.     ,Pi 
Patriarchen,   die    euch  geschmächt  worden   sind   voi 
undankbaren  lüten,  aber  alles  habend  under  den  fuos 
getruckt  [sich  Nichts  daraus  gemacht  haben].'  LLav 
1584.     Dagegen  ist  in  der  Verbindung  , Einem  Etwa 
unter   den  F.   geben'    (es   ihm   nahe   legen,    heimlic! 
anraten,  unterschieben,  gleichs.  unter  die  Füsse  leget 
dass    er   ,darauf  kommen'   muss   BM.)    der  F.  wiede 
nur  als  der  ausschreitende   gemeint.     .Sie   gab  dahe 
Steifen  unterm  [sie]  F.,    Eisi  sollte  doch  wäger  noci 
ein  wenig  kochen  lernen.'  Gotth.     , Einige  Pfiffige  i: 
der  Gemeinde  kamen  öfters  zu  dem  Pfarrer  und  wusste: 
das,    was   sie   wollten,   ihm  so   fein   unter  den  F.  z 
geben,  dass  er  glaubte,  es  sei  seine  eigene  Meinung 
ebd.     ,Er   hätte    unter   den   reichsten  Pabriktöchter 
auslesen  können;  man  hätte  ihm  manchmal  unter  do 
F.  gegeben,   man  möchte  gerne  ein  Geschäft  der  Ai 
mit  ihm  machen.'  ebd.  —  Sich  vor  Jmds  Füssen  hin 
zuwerfen,   sie  zu  küssen,   ist  das  Zeichen  der  Untei 
würflgkeit;  doch  sind  in  dem  Ausdrucke  ,den  Heilige 
die   Füsse   abbeissen'    (hämische   Bemerkung   von   z 
häufigem  und  ostentativem  Besuch  von  heiligen  Ortet 
zunächst  vom  demutsvollen  Küssen  der  Heiligenbilde 
VOrte;  S)  die  Füsse  nicht  in  diesem  ethischen  S.  z 
verstehen,  sondern  bezeichnen  nur  den  untersten,  ei 
reichbaren  Teil   des  Körpers.     Er  will  alle"  Heiligt 
d'  Füess  abblase",  spielt  den  Frommen  und  Demütigei 
ist  ein  Kriecher.     Es  alts  Maidli  [Betschwester],  da 
alle  Heiige   tuet   d'  Fiiess   abbisse,    überall   hin    wal 
fahrtet  und  vor  jedem  Bild  kniet.     ,Was  vermeint  ffc 


1089 


Fas,  l«.s,  fis,  tos,  fus 


1090 


der  Herr  Pater,  was  für  ein  aiisehenliches  Büehclein, 
so  k'h  hin  und  wider  in  dem  Beichtstuhl  von  Ordens- 
Icuteu  fresammlet,  wollt  konucu  fürlegen,  und  von 
oben  solchen  Leuten,  die  sich  stellen,  als  wollten 
sie  den  Heiligen  die  Füss  abbeissen.'  ClSchoh.  1(j95. 
,Wilt  du  denn  recht  z'  tuen  dich  beflissen,  spricht 
man,  du  wollest  d'  fiess  abbissen  unserem  herrgott.' 
Com.  Beati.  Ei"m  cV  Hand  iinder  d'  Füess  legge",  ihm 
Alles  zu  Liebe  tun  L;  Z  ^  ,tendere  manus  supplices, 
die  Hände  bittend  ausstrecken,  demütig  bitten.'  Id.  B. 

—  c)  mit  andern  Gliedern  zusammen,  ihnen  gegenüber 
gestellt.  Was  de''  Ckopf  vergibst,  müend  d'  F.  etgelte". 
Eidg.  Nat.-Kal.;  oder  tvas  [wer]  hei  Sinn  (oder  wer 
nid  Chopf)  häd,  häd  Fucan  (Füess);  oder  het  me"  dr 
Sitm  nit  im  Chopf,  so  het  men-e  i"  cZe"  Füesse"  B,  der 
Vergessliche  kann  nach  dem  Vergessenen  laufen,  allg. 
Wenn  er  Öppis  im  Chopf  hat,  so  hat  er  's  nüd  in 
Füesse",  Wollen  und  Vollbringen  decken  sich  nicht 
bei  ihm  Z.  Du  häsch-es  im  Chopf  und  nid  i"  de"  F. 
wird  von  der  Mutter  dem  eigensinnigen  Kinde  vor- 
geworfen B.  D'r  Fuess  frisst  me  as  's  Möid,  bei 
anhaltend  nassem  Wetter  zertritt  das  weidende  Vieh 
mehr  Gras,  als  es  frisst  UwE.  Was  er  macht,  hat 
Hand  und  Füess,  ist  ganz,  nach  allen  Eichtungen 
gelungen  L;  Z.  Me"  hät-e"  [ihn]  mit  Hände"  und 
Füesse"  zum  Hirate"  g'stosse"  [gedrängt]  U.  ,Seht! 
wir  warten  euch  mit  den  Füssen  [aber  nicht  mit  den 
Händen]',  rufen  scherzend  die  an  der  Mahlzeit  Sitzen- 
den dem  zu  spät  Eintretenden  zu  L.  Syn.  ,mit  der 
linken  Hand'.  Was  Fi"m  uf  d'  Nase"  falle"  muess, 
fallt  Ei"m  nid  uf  d'  Füess.  Nat.-Kal.  1884;  s.  auch 
Nase".  —  2.  bildl.  und  scherzhaft,  der  dritte  F.  = 
Stab  als  Stütze  des  Gehenden.  ,Weh  dem,  der  seine 
Buss  aufzeuhet  und  verscliiebt  bis  auf  den  dritten  F. 
des  grawen  Altertums  [Alters].'  RddMey.  1650.  Obsc. 
=  .elfter  Finger.'  Schimi-fr.  1051.  —  3.  unteres  Ende 
eines  Gegenstandes,  a)  (auch  dim.  Füessli)  das  spitze, 
tcstgebackene  und  deshalb  beliebte  Ende  am  aufge- 
setzten Brote,    dem  , Kopfe'  gegenüber    Z;    syn.  Knü. 

—  b)  (Anfang  und)  Ende  der  Kette  eines  Gewebes 
Aa;  Z.  —  c)  Mauersockel,  als  Brückenträger.  ,Bei 
der  Engibruck  sollen  Alle  einander  helfen  den  F. 
machen.'  1835,  Gl  LB.;  s.  lirugg-F.  —  d)  Erdgeschoss 
und  Keller  eines  Hauses;  ant.  zu  Kopf.  1654,  Sch. 
Über  F.  tvone",  zu  ebener  Erde  Bs.  —  e)  unterer 
Teil  des  Segels  Bodensee.    So  auch  gr.  noös,  lat.  .pes'. 

—  4.  Fuss  am  Strumpfe,  vgl.  Für-Fuess.  —  5.  Name 
Ton  Kühen  mit  4  weissen  Füssen  W.  -  6.  Mass- 
einheit, wie  nhd.  —  7.  (FHes  Ndw)  vierter  Teil  des 
Kinlieitsmasses,  nach  welchem  die  Vieharten  betr.  die 

■iiiitzung  der  Gemeinalp  gerechnet  werden,  gleichs. 

'  Ivuhfuss.  ,Auf  gemeinen  alpen  soll  wegen  mangel 
'lu»  grases,  wie  zuvor  ein  kuo  für  4  füess,  inskunftigte 
für  5  f.  gelten.'  1678,  UwE.;  daher  '/j  eines  Berg-  od. 
Alprechts,  d.  h.  des  Rechts,  eine  Kuh  zur  Sommerung 
auf  die  gemeine  Weide  zu  treiben,  oder  '/*  des  betr. 
Weideertrags  BO.;  GrI).;  GMs;  in  Ndw  '/i  einer  Bm- 
dere"  (s.  d.),  so  dass  es  für  eine  Kuh  5—6  F.  braucht. 
Auch  als  ideeller  Landanteil:  , Welcher  einer  halben 
kue  weid  ererbt,  den  lasst  man  z'  berg  und  welcher 
ein  f.  ererbt,  den  lasst  man  sein  weid  nutzen,  welcher 
aber  minder  hat,  dann  ein  f.  weid,  das  soll  im  in  kein 
bergbuech  geschriben  werden,  sonder  die  bergteiler 
sollen  im  dasselbig  abkaufen.'  1558,  BSi.  S.  Kue-Fuer 
und  Kue-Essen. 

Schweiz.  Idiotiküü  I.  8. 


Zu  doin  PI.  ,zo  russ  und  messen.'  Edlib.,  und  ,viorzich 
l'iiusse  wyt.'  Bs  Dicnstinaiiucnr. ;  vgl.  auch  Gr.  WB.  4,  l,a, 
'194:  .zu  Füssen  gohn.'  —  Ob  der  Z  Faniilienn.  , Füessli, 
pedicuhis  oder  fusor  bedeute,  rcsp.  .aus  lotzterm  lat.  W.  um- 
;.;edeutet  sei,  bleibe  dahin  gestuUt;  Letzteres  möchte  wahrsch. 
sein,  da  die  Familie  vou  1421/1830  der  Gicssorei  oblag.  — 
S.  auch  noch  Bein. 

Uber-Püess(li):  Gamasche.  Rocnn.  1857.  Syn. 
Finl;e  3,  Überstrumpf.  —  Ofen-Fuess:  der  Stein, 
auf  dem  der  Ofen  gebaut  ist  AAEhr.  —  Elends-: 
Fuss  eines  Elentiers,  wahrsch.  als  Gefäss  verwendet. 
,1  beschlagener  E.'    1576,    Z  Invent.    —    Federe"-: 

1.  Vogel,  besonders  Huhn  und  Taube,  mit  gefiederten 
Füssen  Ap;  als  Eigenn.  Gr.     ,F.,  plumiger.'  Mal.  — 

2.  weiblicher  Scheltn.  Aa.     Vgl.  Huen  als  Schelte. 
Fülli-:    Blatt  1.  des  Huflattigs,  tussilago  farfara 

GG.,  Sa.,  oT.;  ScHwE.,  Ma.;  Z.  Susi  händ-er  [habet  ihr 
sc.  im  Acker]  vil  Chatzesehwänz  und  Tüfelsmilch  und 
FülUfüess.  Stutz.  Die  Blätter  werden  auf  Wunden 
gelegt,  und  von  Schwindsüchtigen  gebacken  gegessen 
ScHwLowerz;  reibt  man  das  Gesicht  mit  denselben, 
so  entstehen  Sommersprossen  G.  Syn.  Bosshuebe.  Die 
Blüten  heissen  Märzenblüemli.  —  2.  der  Pestwurz, 
petasites  albus  (tussilago  alba)  ScnwMa.  Ebenf.  auf 
Wunden  gelegt.  —  3.  der  Seerose,  nymphsea  alba 
GRh.  —  Pülli-Füessleri  f.:  eine  ausgeartete  Rebe, 
mit  grossen,  dunkelgrünen,  denen  des  Huflattig  ähn- 
lichen Blättern  und  geringem  Ertrag  an  Beeren  ZErl. 
Die  Blätter  von  1,  2  u.  3  zeigen  der  Grundform  nach 
Ähnlichkeit  mit  dem  runden  Huf  dos  Pferdes  (Füllens). 

Für-  Aa;  Bs  (-t-  u.  -»-);  BR,  Schw.,  U.;  VOrte; 
Gl;  GSa.;  S;  W,  Füh--  BSi.;  ZNer.,  0.,  rS.,  Für- 
Fücssig  GlH. ;  GRh.;  Scnw;  Ndw  —  m.,  Für-Füessi 
n.  GA. ;  UwE.:  1.  der  vordere  Teil  des  Fusses  BSchw. 
—  2.  die  Socke,  die  denselben  bedeckt  Schw.  ,Der 
Sock,  Fürfuess,  Filzschuech,  soccus,  pedale,  laneus 
calceus.'  Red.  1662.  —  3.  der  Fussteil  des  Strumpfes, 
Füssling.  allg.  Er  lauft  i"  de"  Fürfüesse",  in  den 
blossen  Strümpfen  GSa.;  Ggs.  harfüessig.  ,Er  müsse 
daheim  Kuder  spinnen  und  dem  Muetti  strählen  [käm- 
men] und  Fürfüesse  platzen  [flicken].'  Gotth.  ,Sie 
tragen  Halbstrümpfe,  denen  die  Vorfüsse  (Socken) 
fehlen.'  U  It  WSenn  1870.  ,Die  fürfuess  von  den 
hosen  [Bedeckung  des  Unterschenkels]  abhauwen  und 
barfuess  gan.'  ca  1510,  F.  Syn.  Füessling.  —  für- 
füesselen,  -füessiglen  Scnw:  den  Gestank  der 
schweissigen  Füsslinge  von  sich  geben,  nach  Fuss- 
schweiss  riechen  BSi.;  VOrte;  Gl;  GA.,  Sa.;  S;  Z. 
Im  weit.  S.:  a)  „nach  schmutziger  Wäsche  riechen, 
sich  unreinlich  halten  Z."  b)  „nach  altem,  ganz  fau- 
lem Käse  riechen  L."  —  für^/wr^-fuessen,  -üe- Bs; 
B;  L  (Ineichen);  W;  Z,  ,-fuessnen  L;  Schw;  Zg", 
-füessnen  BU.,  -füessgen  U:  1.  neue  Fussteile  an  alte 
Strümpfe  stricken,  ,0b  es  neue  Winterstrümpfe  krie- 
gen, oder  die  alten  neu  g'fürfüsset  werden  müssten?' 
GoTTU.  —  '2.  an  Schuhen  das  Vorderleder  machen  oder 
ersetzen.  ,Ein  gereister  Schuhmacher  spricht  davon, 
wie  man  in  Schenefl"  [Genf]  die  Schuhe  fürfüsset.' 
GoTTH.  —  Für-Füesser  m. :  armer  Schlucker,  un- 
bedeutender Mensch.  Sprw.  1869.  F.  sind  si  gege" 
ene".  KlosterkrXi'flein  1841. 

Über  die  Form  für-  vgl.  Sp.  962.  —  Das  Vb.  ist  t.  vom 
PI.,  t.  vom  Sg.  abgeleitet.  —  Pnrfürmrjm  mag  sich  aus  der 
Form  Für/üeiiiri  erklären  Kissen;  vgl.  aber  auch  iir.hzijen 
(Sp.   84). 

G9 


1091 


Fas,  fes,  üs,  los,  fas 


iHM'J 


Flach-Fuesis:  Plattfuss;  Menscli  mit  flacher 
Fusssohle.  Auch  als  Schelte:  Was  teilt,  du  flach- 
füessige  Clieib?  Bs. 

Geiss-:  1.  Ziegenfuss.  .Die  Schnäbel  [der  Schuhe] 
zwar  vornen  abgetan,  die  sich  nun  liinten  unter  die 
Schuoh  und  [1.  ,in'V]  Tützlin  [hohe  Absätze]  oder 
gleichsam  Geissfuoss  verändert  haben.'  E.  XV.,  Uw. 
An  demselben  erkennt  man  in  der  Sage  den  Teufel, 
vgl.  T.  214.  Die,  wo  in  eiisem  Dorf  Oppis  hei'  tvelle' 
oerstö",  hei'  h'hauptet,  d'  Franzose'  hebe'  Geissfüess. 
BWyss  18ö3.  —  2.  klauenförmig  gespaltene  eiserne 
Werkzeuge,  a)  als  Heb-  oder  Brechstange,  um 
Wurzeln  aus  der  Erde  oder  schwere  Lasten  zu  heben, 
bes.    von    den    Steinbrechern    verwendet    Ap;    L.    — 

b)  als  Nagelzieher  bei  Zimmerleuten  Z;  Requisit  ins 
Feld.  Kriegsb.  1ü44.  —  c)  als  Instrument  der  , Zahn- 
brecher' Ap.  ,Ehizagra  oder  Geissfuss,  darmit  die 
Wurzel  eines  abgebrochenen  Zahns  ausgezogen  wird.' 
Denzl.  1677;  1716.  —  d)  als  Instrument  der  Holz- 
arbeiter, um  damit  die  Vertiefungen  der  Schrauben- 
gowinde zu  schneiden  Aa;  Z;  s.  Schnldzilg.  —  3.  Geiss- 
blatt, lonicera  caprifolium  ZAff. 

3  nach  den  um  den  Stenge!  zsgewachseuen,  einem  ge- 
spaltenen Huf  vergleichbaren  Blattpaaren  benannt. 

Herrgotts-Füessli:  Wundklee,  anthyllis  vul- 
neraria  UUrs.  Syn.  Frauenschueh.  —  Wegen  der  kleinen, 
zierlichen  Lippenblüten  so  benannt. 

Hei-,  Heu-Fuess  s.  Hanen-F. 

Hoch-Füessli:  kleines  Wein-  oder  Branntwoin- 
glas  Bs.  ,Gläserner  Spitzkelch.'  Spreng.  —  Eig.  ein 
ülas  mit  einem  hohen  Fuss  unter  dem  Kelche. 

Hocken-Fuess:  einer  der  vielen  Namen,  welche 
der  Böse  in  den  Hexenprozessen  des  XVI.  führt. 
Seg.  EG. 

Hauen-  1)  Han^-  AAtw.;  Bs;  B  (-a-);  GrD.;  Sch; 
W;  ZBenken,  Hani-  S  tw.  2)  Hennen-  Hene-  S, 
ift'wi-  Aa  vorw.;  Bs;  BE.;  L;  ScHwMa.;  Ndw;  ZO., 
W.,  Zoll.  3)  Hanfiß  ScnSt.,  Hampfis  ThHw.,  Hampfez, 
üim.  Hämfesli  Z  tw..  Häuf  iß  SchwE.;  Uw  [-eH-). 
4)  Heu-Füessli  Uw:  verschiedene  Spezies  ranunculus, 
deren  Blüten  Gllsserli,  Ankenbluem  usw.  heissen.  Bes. 
a)  scharfer  (brennender)  H.,  r.  acris  AALeugg. ;  LE. ; 
ScHwMa.;  Tnüettighof.;  Uw  Cgelhs  HeufüessU).  Dient 
gesotten  gegen  Eäude  ScHwTuggen,  die  Blüten  dienen 
zum  Blasenziehen  GWe.;  ScnwLowerz;  die  Kühe  be- 
kommen, wenn  sie  darauf  liegen,  kranke  Zitzen  LE. 
—  b)  kriechender  H.,  r.  repens  AAÜberflachs,  F.,  Ki.; 
Scu;  Z.  Die  rotbraunen  Flecken  sollen  auf  der  Pflanze 
nur  in  der  Passionszeit  zu  flnden  sein  und  die  Bluts- 
tropfen des  Heilandes,  unter  dessen  Kreuz  sie  wuchs, 
bedeuten.  Die  Wurzeln  breiten  sich  hahnenfussartig 
aus  und  r.  r.  soll  daher  eig.  der  spezifische  Namens- 
träger sein  (Frei);  doch  s.  u.  Anm.  —  c)  feigwurzliger 
H.,  r.  ficaria  NnwEmm.  —  d)  (auch  Bölle'-H.  LE.; 
Uw)  knolliger  H.,  r.  bulbosus  AAKi.  Bei  KdGessn. 
154'2  =  ,gehöslete  gleissblüerale,  kleiner  hanenfuss.' 
,Batrachium,  gehöslete  gleissbluomen.'  Pris.;  Mal. 
Die    Knollen    dienen    zum    Blasen    ziehen    ZZoll.   — 

c)  eisoiiliutblättriger  H.,  r.  aconitifolius  Uw  (wisses 
llcHfiuüsli,  weiss  blühend).  —  f)  platanenblättriger  H., 
r.  idataiiifiilius  üiiw,  weiss  blühend.  Syn.  Fideritsch, 
Sp.  ö81.  —  g)  goldgelber  H.,  r.  auricomis  AaKI.;  früher 
(in  den  Kräuterbüchern)  auch  .süsser  H.'  genannt.  — 
h)  Garten-H.,   r.  asiaticus  AABb.  (dick  Hänifüess).  — 


i)  verderblicher  H.,  r.  sceleratus,  wobei  zu  bemerken, 
dass  in  den  ä.  Belegen  z.  T.  auch  einige  anderen  Arten 
von  r.  mitverstanden  werden  müssen.  ,Glyssbluomen, 
rappenfuoss,  hanenfuoss:  batrachium  [eig.  .Frosch- 
kraut'], ranunculus.'  KuGessn.  154'2.  ,Glyssbluom, 
hanenfuoss:  polyanthemum,  batrachium.' ebd.  ,Gleiss- 
bluomen,  brennender  hanenfuoss:  ranunculus,  flore 
luteo,  interdum  purpureo;  vulgo  pes  corvi,  ulceraria. 
scelerata.'  ebd.  , Batrachium,  ein  kraut,  genannt  gleiss- 
bluomen oder  hanenfuoss,  eigentlich  der  da  brennt,  als 
der  bei  den  wasseren  wachst.'  Fris.;  Mal.,  welche  aber 
unter  b.  auch  r.  ficaria  (,figwerzen-eppich'  Sp.  365)  und 
r.  bulbosus  (s.  o.)  verstehen.  —  2.  Geissfuss,  sego- 
podium  podagraria  U.  —  3.  Hühnerfennich,  pani- 
cum  crus  galli  ScnSt.  —  4.  Geissblatt,  lonicera  Bs. 

—  5.  „(Henne füessi,  -li  n.)  Keulenpilz,  clavaria 
coralloides  L."  —  6.  Zeichen,  aus  drei  zslaufenden 
geraden  Strichen  bestehend,  und  daher  einem  Hahneu- 
fuss  ähnlich  sehend,  das  an  dem  Wagebalken  der 
Schnellwage  früher  je  bei  der  6.  Kerbe  (von  fünf  zu 
fünf  Kerben  It  B.)  zur  Erleichterung  der  Übersicht 
angebracht  war;  daher  auch  das  Mass  6  solcher  Kor- 
ben auf  der  Wage  und  das  entsprechende  Gewicht  Gr  ; 
s.  Han,  Krinnen. 

Die  meisten  Hahnenfussarten,  so  wie  die  unter  '2  und  3 
erwähnten  Pflanzen,  haben  gespaltene,  einem  Huhnerfussu 
nicht  unähnliche  Blätter;  daher  auch  die  lat.  Namen  vun 
2  und  3.  Der  Tausch  von  ,Hahuen-F.'  an  .Honnen-F.'  musstc 
erfolgen,  da  ,Hahn'  uusern  MAA.  nicht  geläufig  ist;  der 
Form  nach  ist  an  Hl'nni-Darm  zu  erinnern.  Die  Umdeutung 
der  nach  Fromm.  Ztschr.  7,  360  synkopierten  Form  Hiiiß« 
(welche  hinwieder  auf  der  in  der  Anm.  zu  Fass  erwähnten 
Entziehung  des  .iccentes  beruht)  zu  ,Hou-F.'  erklärt  sich 
daraus,  dass  die  Hahnenfussarten  im  ersten  Gras,  im  Heu- 
gras vorkommen.  5  führt  auch  von  seiner  Gestalt  die  Namen 
, Bärentatze,  Händling'   und  ,Kranfuss'   (Östr.). 

Hüener-:  fingerförmiges  Bartgras,  andropogon 
ischffimum  B.  —  Benannt  nach  den  fingerigeu  Ährchen, 
die  den  Zehen  des  Hühnerfusses  verglichen  werden. 

Hase"-:  1.  Sauerklee,  oxalis  acetosella  G  oT.  — 
2.  wunderlicher,  hypochondrischer  Mensch,  schrullen- 
hafter Hagestolz  BHk. 

1  wegen  der  Ähnlichkeit  der  Blätter  mit  dem  Fuss  des 
Hasen.  2  wegen  des  scheuen  Wesens;  vgl.  nhd.  ,Hasenfuss', 
mhd.  hanenvuoz. 

Kugel-:  Klumpfuss.  , Der  hinkend  vogt  am  Bron- 
nen mit  dem  kugelfüessli.'  Vad.  Vgl.  Stall-,  Toll-Fucxs. 

—  Chälber-:  Herzmuschel,  cardium  AAAarau. 
Kunkel-Püess:  Compliraente,  Umstände  GRÜhur. 
Umged.  aus  -fim,    lat.  fasua,    Spindel,    frz.  fiinh-,  ßisaui  .■ 

vgl.  die  Umdeutung  Bi-Fues«  aus  hi-böz.  Vgl.  ,Kunkelfusen' 
bei   Gr.  WB.,   ,K.-Fuss'  bei  Schm. 

Chaste°-Fuess:  unterster  Satz  eines  aufrecht 
stehenden  Kastens,  bzw.  der  innere  Raum  desselben, 
wo  etwa  wertlose  Dinge  aufgehäuft  werden  Zu.;  s. 
Fuess  2. 

Chatze"-:  1.  der  Absatz  des  walzenförmigen  Auf- 
satzes altmodischer  Öfen,  worauf  die  Katzen  sich  zu 
legen  pflegen  Ap.  —  2.  etwas  Nichtiges,  zum  Au.sdruck 
starker  Verneinung.  Doch  zag  nW  nüd,  i"*  weiss  schu' 
Bot.  —  En  Gh.,  weisst  du  en  Rät.  EFeurer. 

2  wohl  euphemistisch  für  das  sonst  iu  dieser  Anwendung 
übliche  Katzen- Ih-cck. 

Chräje"-:  1.  gemeine  Senebiere,  senebiera  coro'- 
nopus  Aa.  —  2.  Hauswurz,  sempervivum.  ,Ki'eenfu3S 
oder  Huswurz  oder  Donderblatt.'  Arzneib.  ZZoll.  1710. 


1093 


Fas,  fes,  fis,  fos,  fns 


1094 


1  gouau  das  griech.  koronopu«,  von  den  tief  ficdcrspaltigen 
Hliittern.  2  nach  dem  Standort  auf  Däcliern,  wo  die  Blatt- 
insette  wie  ein   Krähenfuss  sich  fest  zu  haken  sclieint. 

.Krumb-fuoss,  der  gewunden,  krumb  füess  oder 
Schenkel  hat,  loripes.'  Mal. 

Hi-Fuess:  Wermut,  artemisia.  .Buckclcn,  bei- 
fiioss.  artemisia.'  KdGessn.  1542.  ,Beiiuoss,  herba 
artemusia.'  Mal.     ,Beifuss.'  Arzneib.  ZZoll.  1710. 

Ahd.  /lipuz;  mhd.  hihöz,  bivuuz ;  später  a]\g.  ,Boifus.s'; 
Tgl.  Gr.  WB.;  schon  ein  Hei)raitt«lhiich  von  1400  aber  lehrt 
den  weitverbreiteten  Aberglauben,  Beifuss  in  den  Schoben 
getragen  schlitze  vor  Ermüdung. 

Pär-  {uneh  Bär-):  Frauenschuh,  cypripedium  cal- 
ceolus,  mit  zwei  statt  einer  Blüte  an  einem  Stengel, 
ein  seltener  Fund  ZF. 

barfuess,  härfiß'  f-s-J:  1.  barfuss.  allg.  B.  bis 
a'  's  Chinni  ufe".  Wer  b.  göcl,  de"  drückt  ke"  Schueh. 
Ineichkn.  I'''  will  drei  Tag  b.  der  Post  nö''''  springe' 
(Beteuerung)  Bs.  Einem,  der  barfuss  im  Hause  herum 
läuft,  droht  man  scherzend:  Wer  b.  umme"  lauft,  wird 
g'henkt,  worauf  derselbe  schnell  erwiedert:  /''''  legg 
d'  Scliueh  a"  und  gang  aw''  go  luege"  Bs  (S.).  Mit 
barfiscn  Füesse'.  BWtss  1863.  Als  Subst. :  ,StAntonis 
Capell  zu  Barfussen.'  RCys.,  der  an  andern  Stellen 
.Barfüsser'  setzt.  —  2.  von  Tieren:  nicht  beschlagen 
ZWäd.  —  bar-fuesse"  GrL.,  -füessle'  GnLuzein: 
barfuss  herum  laufen.  —  ,Die  Barfubser-Mönchen.' 
ClSchob.   1695.    Am  Fritig  henkt -vier  [man]  d'  Bar- 

füessler  uf  S.  —  Mhd.  Adj.  hanuoz,  barvüeze;  Subst.  barvuoze. 

Blau-Fuess:  1.  eine  Falkenart,  falco  cyanopus. 
,Von  einem  sperwer,  hlauwfuoss  oder  falken  4  d.  [als 
Zoll].'  1539,  Stadtsatz.  Thun.  ,Da  er  Rebhiiener  mit 
dem  Bl.  und  bisweilen  auch  mit  dem  Habicht  gebeist 
[gebeizt]  hab.'  Heüt.  1658.  ,Habich,  Blawfüss.'  Cvs. 
ICGl.  ,Falco,  Falk,  Blaufuss.'  Denzl.  1677;  1716.  — 
2.  Waldschnepfe,  scolopax  rusticola  Var.,  mit  blauen 
Füssen.  FrTschudi.  —  Mhd.  Uaviwz  =  1. 

blOss-füess:  barfuss  TB.  —  Die  Pl.-Form  eriunert 
an  frz.  nu-yjiW«. 

Brugg-Fuess  =  Fness  3  e.  ,Pie  dasselb  guot 
besitzend,  söllent  schuldig  syn,  den  bruggenfuoss  uf 
derselben  syten  zuo  machen.'  Schw  LB.  ,Dor  Bach 
spülte  die  Brücke  sammt  den  Brückfüssen  mit  sich 
fort.'  Ap  Volksbl.  1831.  ,Der  Bruckfuss  auf  der  Glarner- 
seite  der  Ennendaner  Linthbruck  ist  vom  Tagwen 
Glarus  gemacht  worden.'  1835,  Gl  LB. 

Breit-:  1.  Gans,  Ente.  Gengenb.  Rotwelsch.  — 
'2.  ein  Gespenst,   das   sich   zu  ScnBargen  hören  lässt. 

SOHWTZERI).   X. 

Gewisse  mythische,  bes.  elbische  Wesen  verraten  sich 
durch  Tierfüsse;  vgl.  SchrUtteli-F.  und  die  Sage  von  ,Bertha 
mit  dem  grossen  Fnss  (Berte  aus  grans  pies)'. 

Kied-Füessli:  Sumpfdotterblume,  caltha palustris 
OßwLung.  --  Nach  dem  Standorte  an  nassen  Orten  und 
nach  der  pferdehufähnlichen  Gestalt  der  Blätter  benannt. 

Rien-Fuess:  10  Q.-Fuss  in  einem  Streifen,  als 
Flächenmass.  ,Die  gevierten  Ruten  werden  geteilt  in 
10  R.,  ein  R.  in  10  gevierte  Schuh.'  Kriegsb.  1644. 
-    Hiei,   für  Mitnncn),   Streifen;  vgl.   noch  Bien-Düm. 

Rappen-:  schlitzbliittriger  Wegetritt,  plantago 
coronopus.  ,R.,  ein  salatkraut,  milvinus  pes,  pcs 
lUilvi.'  Mal.  —  Rajijmi- \nsiben-]  Fneia  der  Blattforni  wegen, 
daher  auch   Chrajenfuem  (s.   d.)  genannt. 


Schaf-:  Hamraelskeule.  ,Die  Freigebigkeit  der 
Grindelwaldner  zeigte  sich  bei  Verlobungsanzeigen, 
Kindstaufen  etc.;  bei  solchen  Anlässen  gab  es  ge- 
räucherte Schinken,  Käslcibe  etc.,  von  geschlachtetem 
Kleinvieh  ein  Schaffüessli  u.  A.  m.'  Tll.  Schweiz  1873. 
—  Schueh-:  eiserne  Form,  über  welche  man  den 
Schuh  schiebt,  um  die  Sohle  zu  nageln  L. 

Schrätteli-:  Drudenfuss,  Pentagramm,  wirkt 
zauberkräftig,  It  Rochh.  Arg.  4,  182,  185.  —  SchrmteU. 
Alp,  Elb. 

Sferr  CS2)<:r)-:  Fuss,  der  sich  gegen  Etw.  sperrt; 
bildl.,  Hinderniss.  En  Sp.  mache",  ein  H.  in  den  Weg 
legen  Ai'. 

StoU-  AAtw.;Ap;  ScnSt.;  Uw;  ZKn.,  Stüll- Aa 
tw.  (H.);  „B;  VOrte;  Gl;  S":  1.  Klumpfuss;  kurzer, 
verkrüppelter,  einwärts  gedrehter  Fuss  eines  Menschen, 
,Hat  ein  Mädchen  einen  Stüllfuss,  oder  gar  einen 
krummen  Rücken,  ach!  da  wäre  dem  guten  Kind 
besser,   dass  es  nie   geboren  wäre.'    XHerz.  1862.  — 

2.  hölzernes  Bein  UwE.  —  3.  Mensch  mit  einem 
Klumpfuss,  auch  Stollfiessler  genannt  Nnw. 

Stollen,  rund  gedrechselter  Fuss  z.  B.  eines  Bettes,  Kastens 
usw.;  sliillen,  straucheln. 

Stelz-:  1.  =  Stoll-F.  —  2.  Mensch,  der  einer 
Stelze  bedarf,  allg.  —  Tübe"-Füessli:  1.  Acker- 
schotenklee, lotus  arvensis  AAMöhntal;  vgl.  Herr- 
gotts-F.  —  2.  Schmeicheln.  , Liebs,  artigs  Tauben- 
füessli.'  ScH  Pilger  1882. 

Toll-Fuess  =  Sto?//'Me.s«;u.  5  Ap  (auch  Troll-); 
Bs;  GSa.,  Stdt;  „Schw;  Zg;"  Z  (auch  Tollc-Fiiess,  resp. 
Ihll-Filessler).  ,Was  einer  von  Bödmen  mit  dem  toll- 
fuess.'  UMey.  1540/73.  ,Ein  Ungestalter  mit  einem 
Hoger,  Kropf  oder  Dollfuss.'  Ulr.  1727.  ,  Jener  krumm- 
und  tollfüssige  Oedipus.'  ebd. 

Mild,  ilolmnz,  vatrax;  tulle/iion,  XV.,  Lindau  (am  Bodenseo). 
Vgl.  Gr.  WB.  2,  1228.  Tioll-F.  in  Anlehnung  an  troll,  gross, 
von  plumper  Gestalt.  Vgl.  auch  StoU-F.  Der  (elsässische) 
Familicnn.  ,Dollfus'  viell.  eher  aus  (A)Dolphus  oder  daraus 
umgedeutet. 

Tatz-:  Hausn.  in  ZStdt.  —  Zu  Tnizc,  Pfote,  wahrsch. 
von  einem  Hauszeichen. 

Dri-  Gl;  PP.;  TB.;  UwE.;  W,  Dri-  Schw,  Tri- 
Ndw,  Drei-  S:  1.  ringförmiges  Gestell  mit  3  Füssen, 
über  welchem  am  offnen  Feuer  in  einer  Pfanne  ge- 
kocht wird;  mit  der  Einführung  der  modernen  Koch- 
herde zurückgedrängt  in  die  Berge  (Sennhütten)  und 
abgelegenen  Orte  P;  Schw;  Uw;  W;  früher  allg.  zum 
notwendigen  Hausrat  gehörend  und  häufig  in  alten 
Inventaren  erwähnt;  in  Z  1558  unter  den  Gegenständen 
genannt,  welche  die  Frau  von  ihrem  Manne  erbt. 
Ab  er  gl.:  .Wenn  ein  Dr.  leer  auf  dem  Feuer  bleibt, 
müssen  die  armen  Seelen  daran  brennen  W  (vgl. 
Heidenfür  4).  ,Er  bestehet  wie  ein  iialber  Dreifuss, 
wie  Schnee  an  der  Sonnen.'  Mey.  Hort.  1692.  ,Röste 
sy  über  einem  linden  [gelinden]  Kolfür  auf  einem 
Trifuess.'  ZZoll.  Arzneib.  1710.  —  2.  Eisen  mit  Ein- 
schnitten, worauf  der  Glasbläser  seine  Pfeife  legt, 
wenn  er  die  Glaskugel   im  Ofen  wärmt   SThierst.  — 

3.  überspannter  Kopf  Gl;  einfältiger  Mensch  W;  vgl. 
Drifuess-Büffel.  —  Mhd.  dn/uoz.  ,1  Trüfuess.'  Z  1469. 
Bed.   3  nach  dem  ,boekbeinigen'  Geräte. 

Well-:  Klumpfuss  Ap.  ,N. N.  der  wellfuess.'  1602, 
ApA.  Ratsprot.   —  Zu  mhd.  (ein-)icel,  rund. 


1095 


Pas,  fes,  fls,  fos,  fus 


Wiss-Fuess:  Rind  mit  weissen  Füssen  Gl;  GA. 
Vgl.  ivlssg'fuesset,  Wlssfüesslerin. 

Wisel-:  Fuss  von  einem  Wiesel.  Ein  Student 
aus  AALaufenb.,  der  1598  zu  L  gefangen  lag,  besass 
einen  W.  Wenn  ein  Mädchen  den  berührte,  war  ihm 
der  Liebesbann  angetan.  Ijüt.  Sag. 

Das  Tier  wurde  für  sriftig  gehalten  und  man  traute  ihm 
auch  sonst  allerlei  gelieinraissvolle  Kräfte  zu. 

fuesse"  {fliesen  GRPr.),  ,füessen',  fuessne  Gl: 
1.  (mit  .sein'  und  tw.  mit  , haben')  zu  Fuss  gehen, 
angestrengt  marschieren  Aa;  Bs;  BSi. ;  Gl;  Gr;  „L;'' 
GT. ;  S;  ZB.  Bis  ig  wider  ha"  chönne'  schaffe"  und 
hesser  fuesse'.  BWyss  1863.  Ha"  hiiuji  Ztt  ä'  Haffuii; 
g'ha',  mls  lame  Bei'  tüei  viUicht  doch  iiotisno  [nacli 
und  nach]  so  z'weg  cho",  ''ass-  %'''  wider  recht  ler  f. 
JoACH.  1881.  lez  fart  Alls  uff-em  tse  [sc.  der  Eisen- 
bahn]; das  Fuessne"  macht  de"  Ltite"  Not  Gl.  I"' 
chann  au''''  vom  Beste"  nit  f.,  das  Gehen  wird  mii 
.schwer  ßs.  ,Ein  gerüliriger  alter  Mann,  der  noch 
tapfer  fusset.'  Spreng.  ,Habt  ihr  den  ganzen  Weg 
g'fuesset?'  GrAt.  Syn.  schuehnen.  —  2.  (mit , haben') 
Fuss  fassen  Gr,  daher  iif  Ofipis  f.,  sich  auf  Etwas. 
z.B.  ein  Versprechen  verlassen  „B;  L;"  Z.  —  3.  mii 
Füssen  treten.  ,Die  hals  der  hochmüetigen  hat  sy 
undersieh  gefuosset.'  1476,  G  Hdschr.  .Ich  hab  die 
feind  in  meinem  zorn  getretten  und  in  meinem  grimmen 
gfuosset.'  1531,  Jesaj.  =  ,zertretten.'  1667.  .Fuossen. 
mit  füessen  treffen,  pessundare.'  Mal.  —  4.  mit  der 
Füssen  ausschlagen.  , Wider  den  stichel  fuossen.'  1530. 
AposTELG.,  dafür  1667:  .aufschlagen'.  ,Warumb  fuossesl 
du  und  widerlegst  dich  denn  wider  meine  opfer?'  1531. 
I.  Sam.;  dafür  1667:  , schlagest  auf'.  , Wider  den  Stachel 
zu  lecken  oder  wider  den  Sticher  zu  fussen.'  ClSchoii. 
1690. 

Fuesse"  f.:  Kuh,  die  über  den  Klauen  weiss  is*. 
Gr.  Syn.  Tschägge.  Auch  dim.  Fnessi  W,  doch  in 
Gr  nur  von  kleineren  Tieren,  bes.  von  Hunden.  Vgl. 
Füessi. 

Bar-Fuesser  s.  har-fuess. 

ge-fnesset  g'fuesset.  Guet  (schlecht)  g'fuesset  sl", 
gut  (schlecht)  zu  Fusse  sein;  bildl.,  festen  Boden, 
gute  Gründe  zur  Verteidigung  seiner  Sache  haben, 
gerüstet,  gewappnet,  mit  solider  Stütze  versehen  sein 
Bs;  BM.;  UwE.  Die  eingesandten  Titel  und  Doku- 
mente sind  , wohlbegründet  und  wohlgefusset'  befunden 
worden.  1749,  ABsrn.  —  wiss-:  mit  weissen  Füssen 
versehen  sein,  vom  Vieh  GA.,  s.  Wiss-Fufss. 

Fuessete,  „Fuessnete"  f.:  Fussende.  Fuss- 
brett  des  Bettes  Aa;  Ap;  Bs;  B;  Gl;  Gr;  L;  Z.  ,Und 
setzte  sich  zur  Fussete  auf  meine  Bettstelle.'  Stütz. 
Mc"  muess  dem  Kranken  eppis  Warms  z'  F.  lege"  ßs. 
I'''  ha"  nüd  chönne"  schlafe",  i'''  hi"  all  i"  d'  F.  ahe" 
g'rotschet  [gerutscht]  Ap.  In  dem  bekannten  Kinder- 
nachtgebet  werden  zwei  Engel  zu  Hiiupten,  zwei  zur 
Fussete  erbeten.  Aus  der  häufigen  Verbindung  mit  der 
Präp.  erwächst  eine  neue  Form  des  Subst.  Z' fuessete  n. 
Nnw  (vgl.  das  Zähen  Sp.  34,  u.  a.  m.).  Ant.  Haupteten, 
Kopfelen.  —  Kasten-:  Kastenfuss  ZAndelf. 

fuessnen  s.  fuessen.       füesselen  s.  fücsslcn. 

Füessi  in.:  Kuhname  B  It  Alp.  I  138.  —  Für- 
Füessi,  -ig  s.  Für-Fuess.  —  Hennen-Füessi  s. 
Hanen-Fuess  ö. 

,Hornfüessi.  was  hürnin  schüolc  lllnfe]  hat, 
als  [wie]  die  geissen,  cornipes.-  Mal. 


vollfüessig:  ein  Fehler  bei  Pferden,  indem  die 
Sohle  über  die  Wände  des  Hufes  hervorquillt  und  das 
Tier  immer  mehr  verwundbar  wird. 

füessle":  1.  mit  den  Füssen  stossen,  treten,  auch 
um  sich  Etwas  heimlich  zu  verstehen  zu  geben,  die 
Fusssprache  (unter  Verliebten)  führen  Ar;  BSi.;  Gl; 
ScH;  W;  seinem  Vormanne  mit  den  Schuhen  an  die 
Fersen  stossen  Sch,-  Syn.  Schueh  anmessen.  Die  lic- 
grute",  wo  no'''  nit  recht  marschiere"  chönnet,  füesslet 
enand.  —  2.  den  Fuss  vorhalten,  um  Jmdn  zu  Falle 
zu  bringen,  bes.  beim  Raufen  oder  Ringen  als  Kunst- 
grift'  oder  Kniff  angewendet  Gl;  GrD.,  L.;  Sc»8t. 
.Supplantatio,  das  Füsslen,  da  Einer  dem  Andern  den 
Fuss  fürhaltet,  dass  er  falle.'  Denzl.  1716.  —  3.  bar- 
fuss  gehen  GrD.,  Pr.,  V.  —  4.  füessele,  einhertrippeln, 
bes.  wie  eine  zimpferliche  Dame  L.  —  5.  .öfter  umher- 
gehn,  sich  viele  Geschäfte  machen,  ohne  etw.  Rechtes 
zu  tun  B;  L." 

Fuessler  m.:  1.  der  Fussschwung,  wobei  der 
Angreifer  den  Fuss  des  Gegners  zu  ergreifen  sucht, 
um  diesem  den  festen  Stand  zu  entziehen.  Sohärer 
1864;  s.  füesslen  2.  —  2.  wer  im  Gegs.  zu  einem 
Älpenhür  (s.  d.)  auf  den  Alpweiden  bloss  Weiderecht 
und  zwar  weniger  als  ein  ganzes  und  höchstens  1 — 2 
Kuhrechte,  also  keine  Alpwiese  und  keine  Sennerei 
besitzt,  sondern. in  der  Regel  nur  einige  Stücke  Schmal- 
vieh (auch  gepachtetes)  auf  die  Weide  stellen  kann 
GrD.     Vgl.  Fuess  6.  —  Fülli-  s.  FiilU-Fuess. 

Vier-:    Eidechse  GWe.  (-s'-);  „Th." 

Wohl  im  Gg.s.  zu  den  als  verwandt  betrachteten,  fuss- 
loseu  Schlangen.  Vgl.  syn.  Viergebein.  Fromm.  VI  473.  47."). 
Synn.   s.  bei    Eidech«. 

Gel"-:  rotbeinige  Schnepfe,  scolopax  calidris. 
Hartm.  1808.  Syn.  Botbeinli.  —  Geiss-:  ausgeartete 
Rebe,  die  tiefeingeschnittenes  Laub  hat  und  wenige, 
kleine,  saure  Trauben  trägt  SciiSt.  —  Bar-  s.  bar- 
fucss.  —  Rot-:  Strandschnepfe,  scolopax  totanus. 
Hartm.  1808.  —  Stoll-  s.  Stoll-Fuess.  —  Wiss-: 
solche  unter  den  Bewerbern  um  Grossratsstellen, 
welche  einer  Empfehlung  sicher  waren,  und  darum 
in  weiss  seidenen  Strümpfen  den  Wahlherren  ihre 
Aufwartung  machten,  während  die  Andern  in  schwar- 
zen Strümpfen  umher  zogen  B  (vMülineu). 

Wiss-Füessleri"  f.:  Kuh  mit  weissen  Füssen 
GrV. 

Füessli"g  Gr  (Fiies'-  GRArosa,  Pr.,  Fue.'is-  Gr 
Chur):  1.  Socke  Bs;  Gr.  —  2.  Fussende  des  Strumpfes 
Gr;  Z.  Nid  j  Strumpf fiie.'<sKg  volle  Schiltituhle  |Scliild- 
dublonen]  hctten-schc  [sie]  me  z'ruggg'hebl  Gr  (Schwi- 
zerd.).    Vgl.  Fürfuess. 

füessli"ge",  .\dv.:  mit  den  Füssen  voran.  F.  ahc' 
falle"  B;  Gl;  L.  —  zesammen-f.,  s'sämmc-  (g'f.J: 
mit  geschlossenen  Füssen  Aa;  ßs;  B;  L;  anton.  gc- 
stötzlingen.  Übertr.,  mit  Gewalt,  kopfüber,  rasch,  un- 
besonnen: Wo  's  z'  Nacht  i*  mim  Hüs  b'brönnt  hcl, 
wol!  da  bin  i'''  z.  i"  d'  Hose"  g'fare".  ,Ich  möchte 
dir  z'sämefüesslige  ins  Gesicht  springen.'  Gotth.  ,Das 
mahne  ihn  daran,  wie  wenn  zwei  in  den  Tänzen  davon 
führen,  wie  wenn  sie  Fecken  hätten  und  in  die  Hölle 
fahren  wollten  z.'  ebd.  ,Wenn  man  so  z.  darein  [in  die 
Ehe]  springe,  so  fehle  [missrate]  es  Eim  gar  gerne.'  ebil. 

für-füessnen  s.  F.-Fuess. 


1067 


Pascli,  fesch,  flsch,  fosch,  tusch 


109§ 


Fasch     fusch.     Vg-l.  auch   liio  ({nipinii  F„ 
FiitKch   usw. 


Faschi  n.  s.  Fätschi. 


FilSChine"  f.:  Bündel  ßeishoh.  ilgl.  z.B.  in  den 
Ofen  geschoben  werden  Gu.  Syn.  Heizi;  Bürdeli: 
Buschlen;   M'edchti;   Wellen.   —  Aus  churw.  []t.)/tucina. 

Faschöle,  Fäsch-  s.  Fasolen. 

Fiiscli  I  B;  ,L",  Fätsch  Gl;  GSax  —  n.:  1.  da.s 
gesannute  Wickelzeug  für  einen  Siiugling,  als  ,Kopf-. 
Herz-,  Lib-  und  Gesäss-Windle,  Hülli  [Mütze],  Nabel- 
binde, Fuesslumpen,  die  grosse  Windle  und  das  Fäsch- 
band-  B  iiO.;  LE.  Si'  wie-nes  Chind  im  F.,  unbeholfen. 
unfiihig  sein.  —  2.  „Band  von  biegsamen  Ruten,  z.  B. 
zur  Verbindung  der  Teile  eines  Flosses  L.- 

G'fäschn.:  l.  =  Fät>ch  1.  —  2.  „Gespött,  Neckerei. 
Hs  G.  mit  Ei'm  ha",  ihn  (auch  wenn  er  abwesend  ist) 
bespötteln  B." 

2  cig.  sich  viel  mit  ihm    zu    schaffen    machen,    ihn    wii 

,  ein  kleines  Kind  hehanilcluy  Eher  eine  verderbte  Nbf.  zu 
Oe/äch,   Sp.   643,   oder  zu    (lefiM. 

'  Fäsche"  I  Aä  tw.;  Gr  tw.;  GW.  (i'J;  Uw;  W;  Zg, 
-e-AAtw.;  GRtw.;  GO.,  Färsche  ScuwE.,  Fätschc 

!   AxPri. ;  Gr  tw. ;  Schwarzw.,  -e-  L   ~  f. :    Wickelband 

,   für  Neugeborne;  in  neuerer  Zeit  an  den  meisten  Orten 

■  zur  blossen  Nabelbinde  geworden;  Windel  Aa;  VOrte; 
Gr;  GO.;  W.  Wundbinde  ScuwE.;  Zu.  Fs  ist  no''' 
es  Chind  in-ner  [in  der]  F.,  wird  noch  in  Windeln 
eingebunden  gehalten  W,  =  no  es  Fäsche'kind.  ,Dio 
Kinder,  denen  sie  in  ihrer  Barmherzigkeit  die  Fäsche 
löste  und  das  Leiblein  ¥oll  ^chnatten  [Einschnitte] 
mit  Nydle   salbete,    weil   die   baumstarlce  Mutter   sie 

^  zugezogen  hatte,  dass  sie  3  Tage  halte,  die  löste,  als 
:   die  gute  Frau  gestorben  war,   Gott   selbst  aus  dieser 

fürchterlichen  Fäschi.'  N.  B  Kai.  1840.    Blättli  so  zar; 
.  und  chrüs,  si  ivinde"   sieh  cMch  us  der  F.    Minnicü 
^  1836.    Daher  ,zur  F.'  ^  dem  Täufling  zum  Angebinde 
l  «ig.  ins  Wickelband.  Kochh.  A.  K.  29G. 
'■  Mhd.  faach(e),  Binde,  ahd.  fasca  aus  \nt.  fascia.    a  vor  s 

wird  in  unsrer  MA.  zu  ü;  die  auffällige  Dehnung  des  A'oc. 
'   lioruht  viell.  auf  Aulehuung  an  f'äm  (Fnie)  udgl.     Ti  wechselt 

nicht  selten  mit  »,  zu  welchem  es  eine  Art  Vergröberuni: 
,'  bildet.     Vgl.  auch   Fainr-h   und   Fachen. 

fäsch^^e-  Bs;  B;  Gr;  W,    pfäsche  GrV.,    „fät- 
':  sehen  Gl;   GSax":    1.  ein  Neugebornes   einwickeln. 

was  früher  mit  festem  Einschnüren  des  Leibes  mit 
;  satnnit  den  Gliedchen  geschah.    ,Lise  rauss  das  kleine 

Griteli  besorgen,  es  aufnehmen,  waschen  und  f.'  Pest. 

1790.  ,Fäschen,  fätschen,  binden,  fasciare,  involvere.' 
.  Kedinger  1662.  Ein  krankes  Glied  einwickeln  Gr.  — 
j  2.  ein  kleines  Kind  ühh.  besorgen,  waschen  usw.  BO. 
t  —  3.  weichlich  erziehen;  verhätscheln  BO. ;  „Gr;"  W. 

—  in-fäsch»«"   Aa;    Bs;    B;    GW.;    Uw;    Zg;    Z  f. 

-fäschne°,-/"^-GO.,  -färtsche  ScHwMuo.=/äsc/ten7. 
;  .Gertrud   nahm   den   kleinen  Pfausbacken   zur  Wiege 

hinaus,  trocknete  ihn,  fäschete  ihn  ein.'  HPest.  1785. 
;  ,Das  jetzt  nur  beim  zähem  Landvolk  so  halb  und  halb 

noch  übliche  Einfäschen.'   Dennl.  1817.     D'  Hehamvi 

het   dem  junge  Prinz  roti  sidigi  Bändel  und  Latsch 

um  die  wisse  Deckene  g'migglet,   ivo  si  in  i'g'feschl 

■  hen.  Breitenst.  1863.  ,Ich  fäscht  mich  yn  gar  wol 
und  schon,  noch  [dennoch]  könnt  ich  nit  zuo  schwitzen 
kon.'  Salat.  .Obvolvere.  verwicklen.  einfätschen.  Fas- 
ciatus.  gebunden,  eingefätscht.'  Fris.;  Mal.  —  fis-: 
ans  den  Paschen  wickeln  Gr. 


Faschi  f  =  Fäschi,  Geßsch  1  Bs;  B. 

Fäsch  II  s.  Fätsch.      Fäsche  II  s.  Fesen  Sp.  1069. 

Kfische  III  f.:  Bündel  Holz  oder  Reiswelle  W; 
„z.fgebundener  Büschel,  z.  B.  Heu.  ebd." 

Von  St.  mit  Fütche  vermengt,  was  von  begrifflicher  Seite 
wohl  tunlich  war,  aber  durch  die  Ougleichheit  der  Quant, 
des  Voc.  abgewiesen  wird.  F.  TI  ist  vielmehr  zu  Faschine 
(s.  d.)  zu  stellen  und  entspricht  it.  faxrin,  lat.  Jminn,  nicht 
lat.-it.  funcia. 

fäschu":  Zweige  von  Gesträuchen  abschlagen,  um 
Bündel  daraus  zu  machen  W. 

F ä s c h m e t e "  s.  Fäsrneten.  Pausche  s.  Fäutsch. 
Vesch  s.  Vers  Sp.  1022.         feschenen  s.  b.  Fesen. 

Fisch  m.  =  Fang  3  (Sp.  855)  Ar.  Vgl.  .Vischmilch, 
coagulum'  in  einem  Vocabul.  v.  1482. 

Die  Angabe  T.'s,  dass  die  Masse  im  Käsekessel  in  läng- 
liche Form  gebracht  werde,  spricht  für  die  Annahme,  dass 
unser  W.  nur  eine  differenzierte  Nbf.  zu  .Fisch'  sei,  indem 
der  Kängliche,  weissliche  Klumpen  mit  einem  Fische  ver- 
glichen wurde,  wie  ein  ähnliches  Gebilde  ans  Zieger  mit  der 
(weissen)  Gans  (s.  Züjmjaii»).  T.  selber  denkt  vielmehr  an 
frz.  ßc/cr,  gerinnen.  Viell.  aber  ist  unser  W.  durch  Ablaut 
mit  bair.  .Falsch',  das  (geronnene)  Blut  des  Jagdtieres,  ver- 
bunden. 

Fisch  (Fische,  PI.  ebso  PEima)  m.:  1.  wie  nhd.  im 
eig.  S.  RAA.:  , Recht  lustig  hatte  ich  es  hei  den  Alten, 
wie  ich  es  nur  wünschen  konnte,  und  fast  Fischeli 
z'  Morgen  und  Krebseli  z'  Nacht.'  Gotth.  I>'  Fischli 
tvend  schwämme,  zu  gebackenen  Fischen  gehört  ein 
Trunk.  Der  F.  will  drü  Mal  schwümme:  im  Wasser, 
im  Schmalz  [bei  der  Zubereitung],  im  Wi'  [weil  er 
Durst  erweckt].  Ineichen.  Vil  chlini  Fischli  gend  aw'' 
es  (grosses)  Mal  AABb.;  UwE.  =  vil  chl.  Vögeli  gend 
aw''  en  Brate.  So  g'sund,  wie  en  F.  (Fische  sind  im 
Allg.  anscheinend  wenig  Krankheiten  unterworfen;  vgl. 
Rhin-Egli  Sp.  144).  Es  ist  mer  wol,  wie-n-em  F.  im 
Wasser  (in  seinem  Element).  Es  dürst't-mi"''  sicher 
wie  nen  F.  [der  es  ohne  Wasser  nicht  aushalten  kann]. 
Stutz.  .Der  P.  ist  ins  Wasser  gefallen  [der  Betreffende 
ist  an  den  rechten  Platz  gekommen].'  Sulger.  .Aquila 
in  nubibus,  das  sind  ungefangene  F.:  ein  herrlich 
Ding,  das  aber  nicht  leichtlich  zu  langen.'  Denzl.  1716. 
S.  auch  Beren.  Das  ist  tceder  Vogel  no'''  F.,  weder 
Halhs  no"''  Ganzes  (vgl.  nhd.  ,weder  Fisch  noch 
Fleisch').  Me''  Wasser  a's  F.,  Vexierbescheid  auf  die 
Frage:  Was  iseh?  Ap.  Vor  dem  faulen  (vgl.  Fül- 
fischkrüt),  durch  einen  bes.  widrigen  Geruch  ausge- 
zeichneten Fisch  hütet  man  sich;  daher  übertr.  1)  von 
Personen:  loser,  verdächtiger  Geselle.  .Von  N.  N.. 
einem  sonst  faulen  F.'  1646,  ZArch.;  vgl.  ein  .an- 
rüchiger' Mensch.  ,Vom  G'schütz,  das  mit  Kuglcn 
g'laden  lag  auf  dem  Tisch,  so  g'rüstet  hatten  etlich 
faule  F.'  vEuw  1708.  2)  von  Sachen:  verdächtiger 
Plan,  eitles  Projekt,  verwerflicher  Gedanke.  ,Du  gast 
nut  fulen  fischen  um,  Wie  mich  dunk,  das  muoss  dier 
sagen,  Dann  gar  z'  vil  auf  dir  selbst  tuest  haben.' 
Com.  Beati.  Noch  spielend  mit  der  eig.  Bed.  des 
Wortes:  .[Der  savoyische  Gesandte  hat  in  seinem  Vor- 
tr.ag]  vil  fuler.  stinkender  fischen  feil  'potten.  do  einer 
möcht  den  tod  doran  fressen.'  15'29,  Absch.  Aus- 
reden B.  In  der  Kdspr.  ist  alles  im  Wasser,  in  der 
Suppe  usw.  Schwimmende  , Fisch'.  Glaube  und 
Brauch.  Es  gibt  mehrere  Seen  in  der  Schweiz,  in 
welchen  die  Fischer  bisweilen  einen  unbekannten,  un- 
geheuer grossen  Fisch  gesehen  haben  wollen.  Hartm. 


1099 


Fasch,  fesch,  fisch,  fosch,  fusch 


110( 


1827;  vgl.  alt  Sp.  205.  Über  Unheil  verkündende 
grosse  Fische  s.  Lux.  Sagen,  S.  281  und  Cts.  1659/61, 
S.  25.  Die  Fische  sind  auch  Wetterpropheten.  ,Es 
ist  den  Fischern  bekannt,  dass  eine  Kälte  vor  der 
Tür,  wann  die  Fische  sich  in  die  Tiefe  hinunter 
lassen.'  JJSihebchz.  1706.  Über  die  Verwendung  eines 
Fisches  hei  einem  gegen  Leberverhärtung  angewen- 
deten Heilverfahren  vgl.  Schild  III  108;  s.  auch  oben 
Sp.  600  u.  —  Fische  bildeten  eine  hervorragende  Ab- 
gabe. So  hatten  It  Kaufbrief  von  1461  zwei  Steuer- 
pflichtige zusammen  500  Fische  an  eine  Caplanpfründe 
zu  LEuswyl  zu  liefern.  Die  Meier  des  Klosters  Muri 
hatten  auf  Weihnachten  zur  ,Visitatio'  den  sog.  Gross- 
fisch im  Werte  von  5  ß  zu  Zinsen;  s.  Arg.  2,  34.  S.  auch 
Anm.  zu  Albele  und  Zinsfisch.  —  2.  Gegenstand  von 
Fisch-  od.  länglicher  Form,  a)  eine  auffallend  lange 
Kuh  Ap.  —  b)  hölzerner,  als  F.  abgedrehter  und  be- 
malter Griffelbehälter  für  kleine  Schüler  ThHw.;  ZO. 
—  c)  Gurkenkartoff'el;  g'flcclcti  Fischli,  eine  Abart 
dieser  Sorte  Z.  Syn.  Müsler.  —  d)  Fischli,  die  kä- 
sigen Teile  in  den  Molken.  —  c)  im  Sturzmodell  ge- 
formtes Gebäck  von  der  Gestalt  einer  fingerlangen 
Grundel,  früher  eine  beliebte  Fastenspeise  Aakau; 
ein  Kirchweihgebäck  AAZein.;  ein  Weihnachtsgebäck 
ScHW;  Zg;  ZO.  (Fleisch-)Fischli,  mit  gehacktem  Fleisch 
gefüllte  und  aufgewickelte  Omelette  Th.  Vgl.  Leh- 
kuechenfisch,  Broclfisch;  Fischtirggel  u.  über  ähnliche 
Bezeichnungen  Rochh.  (Arg.  1866,  S.  35  f.),  der  den 
Fisch  für  eine  heidnische  Festspeise  zu  Ehren  des 
Thor  hält.  Lt  Ölhafen,  Chron.,  soll  seit  1551  zu 
Aarau  am  Maienfest  ein  obrigkeitliches  Fischessen 
Statt  gefunden  haben;  s.  Suls-F.  und  Fischgeld.  — 
f)  Fischli,  der  Zuckergast,  lepisma  saccharina,  ein  in 
Büchern,  Kramläden,  Speisekammern,  Kastenfüssen 
vorkommendes  Insekt.  —  g)  eine  Münze  (Malier'?)  mit 
dem  Gepräge  des  Fisches  ('?).  im  L  Münz-Mand.  1766 
verrufen.  —  3.  Sternbild  des  Fisches,  in  der  scherzh. 
Regel:  Wc""-»iM"  im  F.  d's  erst  Mal  i"  d's  Wasser 
geid  [geht],  so  Urt  me'  giod  [gut]  schnimme"  BBe.  — 
4.  Beschläge  an  Türen  Gr,  sonst  Fischband. 

4  (auch  nhd.)  wird  zwar  gewöhnlieh  auf  frz.  ^cAe  zurück- 
geführt, aber  dass  solche  Beschläge  "ehemals  wie  Fische  ge- 
staltet und  geschuppt  waren,  beweist  wenigstens,  dass  das 
Fremdw.  umgedeutscht  wurde.  —  Das  Wort  , Fisch'  in  zahl- 
reichen Fluru.  enthalten.  .Den  bach  ufwert  danne,  genempt 
der  iischgrab.'  1606,  Aa  Weist.  Fiachhiiien  GG.  Fi«chey,j 
ApA.  FiHchmntt  Zg;  ,ze  buochs  an  der  f.-m.'  1509,  Ndw. 
Fkchhach  (t.  Bäche,  t.  Weiler  und  Dörfer  bezeichnend)  Aa; 
B;  L;  Th;  Z;  ,N.  N.  aus  dem  Fischbach.'  1696,  ZZoll.  Fi»ch- 
bodcn  B.  Fischbaumgarten  ZStäfa.  Fitfhmrkt  GS.  Fiaehenrilti 
ZHorgen.  Fisihentul  Z.  Fiachingvn  Th,  aber  in  vielen  muss 
ein  Pcrsonenn.  oder  das  W.  mit  anderer  Bed.  zu  Grunde 
liegen.  Das  Kloster  ,Fischiugen',  mlat.  ;ji'«cma,  urspr.  ,Fi- 
schinnn',  in  der  MA.  Fiache.nen,  führt  zwar  zwei  Fische  im 
W,appeu,  hat  aber  so  wenig  wie  das  benachbarte  ZFischental 
fischreiche  Gewässer.  Für  Letzteres,  ist  urkundlich  ,Fiskines- 
tal'  belegt;  nebenher  geht  ,Fischtal'  (das  heutige  Fistd  in  ZF.). 

Adel-Fisch:  Bodenrenke,  coregonus  fera  (Sie- 
bold) BoDENSEE.  Nach  Hartm.  1827,  S.  139  ff.,  der  sie 
unter  ,grosse  Maräne,  salmo  maraena',  beschreibt,  ein 
sehr  geschätzter  Fisch.  .(Lavaretus)  dise  art  der  al- 
bulen  ist  das  alleredlest  und  köstlichest  geschlecht, 
aus  welcher  ursach  sy  umb  den  Bodensee  adelflsch  ge- 
nennt werdend:  etlich  nennend  sy  weisse  blauwling.' 
FiscHB.  1563.  Vgl.  Adel-Felch  Sp.  800  und  Gr.  WB. 
1,  177.  —  Edel-:    1.  Renke,    coregonus   Wartmanni 


(Siebold)  oder  Blaufelchen,  salmo  Wartmanni  (Hartm. 
1827),  wenn  der  Fisch  ausgewachsen  ist  VOrte.  ,lni 
Lucerner  See  leichen  die  Baichen  oder  Blewling  uml 
StCatharina  Tag,  derselb  Leich  erwachst  erst  im 
Hewmonat  des  folgenden  Jahrs  eines  Fingers  lang, 
werden  dann  Nacht-Fisch  genannt,  dannenhin  über 
ein  Jahr  Edelspitzling,  weiter  Edelfisch,  dannoch  ein 
halben  gewachsnen  Baichen,  zu  letst  ein  Baichen.' 
FiscHB.  1563;  JLCts.  1661.  —  2.  Raubfisch  (Salmoneerl 
übh.,  im  Gegs.  zu  allen  übrigen,  den  , Weissfischen' 
(Cyprinoiden)  Bouensee.  D'  Edelf.  händ  guldi  Schwans. 
sind  teuer.  Suluer. 

U  n  - :  grösserer  Fisch,  wie  er  zur  Zeit  des  Gang- 
fischlaichs in  der  Segi  [einem  weitmaschigen  Netz: 
im  Rhein  gefangen  wurde.  ,ltem  dawider  so  git  man 
ainem  herren  alle  die  fisch,  die  ob  6  pfenuing  wert 
sint,  die  man  mit  dem  selben  garn  facht  [fängt]  cnt- 
zwüschen  sant  martis  tag  und  dem  zwölften  tag  zc 
wihennächten,  heissent  unfisch.'  1521,  Offn.  Göttlich. 

Kleinere  Fische  durften  die  Fischer,  für  sieh  behaltcu: 
M)i-  (s.  Sp.  298)  kann  hier  nur  die  ungewöhnliche  Grösse 
ausdrücken;  es  wird  vorzüglich  die  Renke  verstanden  werden 
müssen. 

Iser(n)-  =  Iser  1  (Sp.  547).  1596,  Urbar  Murl 
—   Viell.  von  der  , eisengrauen'   Farbe. 

Äschen-  s.  Asch  Sp.  564  f. ;  Iser  Sp.  547. 

Forn-  s.  Furn.  —  Fleisch-  s.  Fisch  3  e. 

Gang-.  ,Die  gangfisch  ziecht  man  auf  drei  ge- 
schlecht, nämlich:  1)  sandgangfisch,  die  man  adel- 
felchen  nennet,  2)  grüen  gangfisch,  aus  welchen  die 
blauwfelchen  sind,  die  dritten  weiss  gangfisch,  welche 
iren  nammen  nit  enderen  sollend,  auch  zuo  der  anderen 
grosse  nit  kommen.'  Fischb.  1563;  JLCys.  1661.  — 
1.  Bodenrenke,  coregonus  fera  (Siebold);  grosse  Ma- 
räne, salmo  marama,  im  3.  Jahr ;  zum  Unterschied  von 
andern  Gangfischen  auch  Sandgangfisch,  Renken,  Fel- 
chen  genannt  Bodensee  (Hartm.  1827).  .Albula  farra 
vel  terra,  ein  ander  art  der  weissen  gangfisclion.- 
Fischb.  1563.  —  2.  Renke,  coregonus  Wartmanni,  im 
3.  Jahr  (halbwüchsig),  grüner  G.  Bodensee.  Vgl. 
Albele  Sp.  185  und  Blaufelchen  Sp.  8()2.  ,G.,  junger 
blaufelchen.'  XIV.,  G  Hdschr.  ,Je  für  ainen  felcheii 
geben  7  g.'  XIV.,  Offn.  Ermat.  ,Gilt  järlich  4(iü  ir.. 
ze  mittfasten.'  137.3,  Th  Urk.  .Wir  tuen  dir  hiebei 
zue  bewegung  eines  lustigen  trunks  verehren  mit  200 
gedigener  ganglisch.'  1515,  Th  Beitr.  ,ltem  des  ersten 
do  hat  ain  herr  von  Constenz  alli  jar  ze  Gottlieben 
13000  g.  järlich  gelts  uf  die  zil  und  ab  den  güetern, 
als  hernach  stät  [der  Bischof  verlangte  demnach  nach 
einer  auch  jetzt  zutreftenden  Durchschnittsberechnung 
die  Hälfte  des  jährlichen  Gangfischfanges].'  1521,  Offn. 
Gottlieben.  ,Item  nirapt  man  1200  fisch  vor  dem  VI. 
tag,  so  soll  man  's  grüen  gen,  git  man  's  darnach,  so 
soll  man  's  türr  gen.'  ebd.  ,Umb  den  Bodensee  nennet 
man  sy  [die  Blauling]  im  dritten  jar  baalen,  halben  od. 
gangfisch,  watfisch,  im  vierten  renchen  zuo  Lindauw, 
un  fünften  halbflsch,  zuletst  ganze  felchen  oder  blauw- 
ling.'  Fischb.  1568.  , Albula  caerulea,  ein  gangfisch.' 
ebd.  S.  noch  Felchen,  Hägling,  Hürling.  Balchen, 
Blaiding,  Sele,  Stitbe,  alles  Bezeichnungen  von  c.  Wart- 
manni. —  3.  kleine  Maräne,  sabno  mara'nula  (Hartjc. 
1827),  welche  Art  aber  nach  Siebolds  Beweis  (S.  '247) 
in  Süddeutschland  und  der  Schweiz  gar  nicht  vor- 
kommen   soll,    da   Hartm.    die    erst   S'/a zöllige  Renke 


1101 


Fasch,  fe.scli,  Hscll,  l'oscli,  fusch 


1102 


(s.  1  n.  2)  als  Gangfisch  mit  der  kleinen  Maräne  vov- 
wechselt  hat.  S.  Wiss-Gang-F.,  Watt-F.  —  8a nd- 
Gang-  =  Gavg-F.  1.  ,Der  adelfiseh  wird,  so  er  jung 
ist,  zu  Costanz  ein  s.  genannt.'  Fischb.  1.5(53;  JLCys. 
1661.  —  Wi SS- Gang-:  Weissfelchen,  cor.  fera.  ,A1- 
bula  parva,  ein  albulen,  weissgangtisch ;  dis  sind  die 
wolbekannten  albulen,  welche  den  blauwlingcn  ganz 
änlich  sind,  also  dass  etlich  vermeint,  kein  anderer 
underscheid  sein,  dann  allein  so  vil  das  alter  betrifft. 
Die  alten  üscher  widersprechend  solches.'  Fischb.  1563. 
Ihm  folgen  Hartm.  1827  u.  Oken  1836.  S.  Gang-F.  3 
n.  Anni. 

Mhd.  ijancflsch.  Zur  Laichzeit  (Nov.,  Dez.)  ziehen  die 
Fische  in  Masse  See-  und  Rheinaufwärts  —  daher  der  Name, 
welcher  sich  mit  ,vadipiscls'  latinisiert  findet  —  und  werden 
dann  vou  Neujahr  au  iu  Garnen  gefangen.  Cys.  1661  meldet, 
dass  In  einem  Zuge  bisweilen  ,20  —  40  Tausend  gefangou 
werden,  die  man  auch  G.  nennet,  ist  ein  weisser  Fisch, 
kleiner  etwas  denn  ein  Häring,  seind  gut  gesalzen  und  im 
Rauch  gedörrt.'  Die  Gangfische  vom  Bodensee  wurden  mit 
Salz,  Essig  und  Gewürzen  eingemacht  in  Tönuchen  versandt. 
Hartm.  1827.  —  Ganz  zutreffend  und  allg.  gebräuchlich  ist 
der  Name  Gangfisch  für  2,  welche  Art  auch  die  im  Handel 
gesuchte  ist;  mit  diesem  cor.  W.  wird  aber  häufig  cor. 
fera,  Weissfelch,  verwechselt  (da  auch  cor.  W.  in  der  Jugend 
uft  ganz  farblose  Flossen  hat),  obwohl  dieser  kein  Herdeu- 
fisch  ist.  Bei  cor.  W.  nimmt  im  Alter  die  blauschwarze 
Figmeutierung  des  Rückens  zu,  weswegen  die  ausgewachsenen 
Kenken  den  Namen  Bhu/etchen,  Blaulimj  führen.  —  Sund- 
Gany-t\,  weil  er  a\if  sandigem  Grunde  laicht;  s.  Sand-Fclch 
Sp.  801. 

Ger-:  1.  Hornhecht,  esox  belone.  —  2.  Nadelflsch, 
syngnathus.     ,Acus.'  Mal. 

Mhd.  yer,  Wurfspiess,  wurfspiessförmiger  Gegenstand. 
—  Unter  ,acus  marina,  ein  hornfisch,  ein  meernadel,  ein 
schnackotfisch'  sind  im  Fischb.  1563  verschiedene  Arten  auf- 
gezählt (s.   Hornfiach). 

„Sand-Garn-  =  Gang  fisch  1  Bodensee;"  vgl. 
Sandgangfisch.    —   Weil    mit  dem  ,Garn'    auf  dem  Sande 


Grund-:    Grundforelle,  trutta  lacustris,  fortpflan- 

'  znngsfähige  Form,  während  die  sterile  , Schwebforelle' 

'  heisst  Bodensee  (Siebold).  —  Heu-:  Entstellung  von 

.Haitiscli'.     So  war  der  Jonas  3  Tag  und  3  Nacht  im 

huch  vom  H.  zwebrocht  het.  ScaitD  1876. 

Halb-:  l.  s.  Halh-Fekh  Sp.  800  u.  Gang-Fisch  2. 
—  2.  Alantblecke,  alburnus  bipunctatus,  nach  JLCvs. 
1661.  ,Die  grösser  sehüpecht  ßamblen  vergleicht  sich 
mehr  einer  Rottenen,  Rutilo,  und  sagt  Gesn.  von  diser 
also:  dises  ist  bei  uns  Schweizeren  nur  ein  Seefisch, 
f  aber  lebhaft  genug;  er  wird  in  unserem  und  im  Boden- 
see überflüssig  gefangen;  die  Fischer  zu  Costanz  und 
am  Büdensee  sagen,  er  leiche  mit  den  Brachsman, 
ilaron  komme  der  Halbflsch.'  ebd. 

Gemeint  ist  jedenfalls  ein  Fisch,  der  das  halbe  Stadium 
suincs  Wachstums  erreicht  oder  überschritten  hat,  aber  noch 
!  nicht  völlig  ausgewachsen  ist;   vgl.   Gr.  WB.  i,  2,  200. 

Hund-:  Hai.  ,H.,  carcharias,  mustelus.'  Mal. 
■  Stockfische,  Hundsfische  u.  s.  f.  durfte  nur  der  Gräm- 
;  per  verkaufen.  XV.,  POchs. 

Übersetzung  des  alten,  für  den  Hai  gebrauchten  Arten- 
namens. ,Canis,  ein  meerhund,  schund,  ein  hundfisch.'  Fischb. 
'  1563.    Vgl.  engl,  dog-  oder  houndfiah,  eine  Haiart.     Lt  Oken 
]  soll  z.  B.  der  Engelhai  vom  gemeinen  Manne  gegessen  werden. 
Hurling-   s.  Hürling.      -    Rom  fHöreJ-:    1.  Fo- 
relle im  Davoserseo,  sich  auf  der  Seite  des  Seehorns 
aufhaltend,  deren  Schnauze  mit  dem  Rücken,  wie  bei 


den  Haien,  in  gerader  Linie  liegt,  währcml  dio  Kö|ife 
der  andern  etwas  abgeschrägt  sind  GrI).  (B.)  — 
2.  Hornhecht,  esox  belone,  mit  pf'rienien  förmigen  Kie- 
fern oder  hornartig  verlängerter  Schnauze.  ,H.,  ein 
nieerfisch,  hat  ein  langen  dünnen  Schnabel,  wie  ein 
alsen  od.  lange  nadel,  belone.'  Mal.  ■  Lebkuechen-: 
Gebäck;  s.  Fisch  3  e,  vgl.  Brodfisch.  ,Was  für  lijb- 
küechige  fisch,  lebkuechen  und  anders  mehr  uf  Muri 
[an  den  Abt]  zum  guotjahr  geschickt.'  Arg.  1861.  Am 
StNikolaustag  wird  in  Stans  ein  L.  von  einem  kostü- 
mierten Burschen  in  jedes  Haus  am  Wege  getragen; 
der  Hauptperson  (StNikolaus)  folgt  der  Lebkuchen- 
wagen. RocHH.  —  Kilch-  s.  Kilch"".  —  Chäs-:  läng- 
liche, schmale  Schnitzel  neugekochten  Käses,  die  beim 
Pressen  in  der  Form  (s.  Järb)  zwischen  Reif  und  Brett 
durchgedrückt  und  dann  abgeschnitten  und  etwa  von 
Kindern  gegessen  werden  Gl;  Schw;  Zu;  Z.  Syn. 
Käs-Mettel,  -Biemen,  -Schwans,  -Span.  Vgl.  Ziger-F. 
KOt-Fischll:  1.  Elritze,  phoxinus  lasvis  (Siebold). 

—  2.  „Bitterling,  cyprinus  amarus  B;"  Bodensee. 

1  hält  sich  auch  in  Bächen  auf,  die  über  Schlamm  und 
Moorgrund  fliesseu;   2  in  todten  Gewässern. 

,Kuttel-risch,  Dintenfisch,  sepia.'  Mal.  ,Von 
den  kuttelfischen.  One  bein,  one  bluet,  wie  ein  kuttel- 
bletz.'  Fischb.  1563.  —  Laubelen-  s.  Lauben,  Lau- 
gelen. —  Leb-:  lebender  Fisch.  ,Uf  dem  fischmerkt 
soll  niemand  khein  1.  in  die  wyer  koufen.'  1539, 
Stadtsatz.  Thun.  —  Laich-:  Fisch  in  der  Laichzeit. 
,[Den  Amtleuten  wird  geboten]  guet  ufsechen  ze  haben, 
dass  die  flscher  nit  1.  noch  ander,  die  ihr  mess  nit 
band,  fachint.'  Ansh.  ;  vgl.  ebd.  , fisch  nit  im  leich  ze 
fahen.'  —  Midel-:  Bodenrenke  und  Renke,  cor.  fera 
und  cor.  Wartraanni,  im  ersten  .Jahre  Bodensee  (Sie- 
bold); vgl.  Felchen  Sp.  800.  Hartm.  1827  bezieht  das 
W.  nur  auf  c.  W.     Syn.  Buechfijich. 

Molli-:  Kabeljau  (Stockfisch),  gadus  niorrhua. 
1808  wird  das  Pfund  ,Laperdan  od.  sog.  Mollenfische' 
zu  S  für  ö'/s  Btzn  verkauft.  Lt  Bs  Mand.  1794  bleibt 
die  Versendung  der  , Stock-  und  Mollifische',  der  Hä- 
ringe  und  des  Käses  erlaubt.  —  Muin  wie  frz.  mwuc, 
it.  molua  aus  morrhua. 

MOn-:  Mondfisch,  schwimmender  Kopf,  orthra- 
goriscus  mola;  soll  des  Nachts  leuchten.  Fischb.  1563. 

—  Mandel-:  hochzeitliches  Gebäck  G  f.  S.  Fisch; 
Mändeli;  Teig-Mandel.  Wahrsch.  weil  mit  Mandeln 
versetzt. 

Mues-.  , Einem  herren  von  Costenz  alle  jar  uf 
die  äschrigen  mittwochen  fisch  zu  einer  schüsslen,  die 
32  den.  wert  syent  und  das  heissent  muessfisch.'  1521, 
Offn.  TflGottl.  —  Viell.  im  Ggs.  zu  .Bratfisch',  weil  sie 
gekocht  wurden? 

Nacht-:  Renke,  cor.  Wartm.  L  (Siehold).  Hägling, 
salmo  alhula.  Hartm.  1827.  Vgl.  Edcl-F.  ,Ao  1602 
band  MGH.  by  XX  gl.  buoss  verbieten  lassen,  dass 
keine  naclitfischlin  gefangen  werden.'  L  Ansehenb. 
,Halecula  [Hägling]  heisst  man  zu  Lucern  Nachtfisch, 
dass  sie  zu  Nacht  gefangen  werden.'  JLCys.  1661. 
,N.,  US  den  werden  edelfisch.'  RCvs. 

Mhd.  nahtrifch,  der  bei  Nacht  mit  Fackeln  gefangen  wird. 
Siebold  vereinigt  Hartmanns  salmo  a.  mit  s.  Wartmanni  und 
s.  maraenula  zu  einer  Spezies. 

Buech-:  Renke,  cor.  Wartm.,  und  Bodenrenke, 
cor.  fera,  im  ersten  Jahre  BThun  lt  Fischb.  1563  und 
JLCvs.  1661;    s.  Felchen   Sp.  800.  —  Brod-:    1.  ein 


110^ 


Fasch,  fescli,  lisch,  l'oscli,  fuscli 


IKW 


Pflichtenbrut  von  besüiuleror  Güte  und  Grösse,  das 
der  Meier  auf  Weihnachten  statt  des  ursprünglichen 
Grossfisches  dem  Kloster  Muri  zu  entrichten  hatte. 
—  2.  ein  Festgebäck,  mit  dem  man  sich  in  der  Zeit 
vom  StNikülaus-  bis  zum  Neujahrstag  in  Gl;  Schw;  Z 
It  iiocHii.  Arg.  11,  31,  34  zu  beschenken  pflegt;  auch 
,I,achner  Brodfische,  Schwummfische'  genannt.  Vgl. 
Fisch  2  (l,  Lehkitechen-F.;  Fisch-Geld,  -Brod,  -Tirggeli. 
Brün-Fisch.    ,Braunfiseh,  balena.'  Mal.;  Fischb. 

1.503. 

Die  Gattung  l)al;sua  der  Altun  umfasst  die  Delphine,  bes. 
delpliiiuis  pliociBna,  Meerseliwein,  mit  schwarzem  Oberkörper, 
und  die  Wale. 

Brät-:     Renke,    cor.  Wartm.    GWallenst.;    ZSee. 
Syn.  Bhiuling.    Bei  den  alten  Naturhistorikern  Gesn., 
Wagn.,  Scheuchz.  albula  csrulea  (.Blaufelchen').    ,A1- 
bula,    Bratfisch.'    Denzl.  1677;    171C.     ,Die   Blauling 
werden  mehrenteils  gebraten  und  danahen  Bratfische 
genennet.'   HEKscher  1692.     Nach  Hartm.  1827    und 
ScHiNz  1842  die  grosse  Maräne,  cor.  (salmo)  marana. 
Nach   dem  Urteil  von  Kennern   möchte    für  Br.  eine 
eigene  Art  oder  Spezies  müssen  angesetzt  werden.  — 
ßhin-:  Schellfisch,  gadus  »glefinus.    .Der  Kheinfisch 
wirt  in  der  Donauw  gefangen:  bekumpt  seinen  namen 
von  dem  Ehyn,  nit  dz  er  darin  gefangen  werde,  sonder 
dass  man  solche  auf  dem  Rhein  an  andere  ort  füere.' 
FiscHB.  1563.   —  Rüss-:   Fisch  aus  der  Reuss.    ,Zue 
der  bürg  ze  Rotenburg  hörent  fischenzen  in  der  Rüss, 
die  geltend  jerlich  26  rüssfisch.'   XIIL,  Österr.  Urb. 
Ebenso  erwähnt  15-32  in  den  Rechnungen  v.  LStUrban. 
-  Silber-:   Raupe  des  Eichenspinners,   gastropacha 
quercifolia,  mit  weissen  Binden  Z  f-  —  Sulz-:  Fisch 
en  sauce.     Am  Jugendfest  zu  Aarau  1551  wurden  ,ze 
imbis  mit  den  fisch  voressen  us  fischrogen,  gebachen 
fisch  zue  dem  krCit,  gepraten  äl  und  prachsmen,  sulz- 
fisch' aufgetragen ;  vgl.  über  das  Fischessen  Fisch  2  e. 
—  Surse-:     Eenfi'e,    coreg.  Wartm.    LSursee,    nach 
Wyttenbach  1777,   der   ihn  mit  dem  Alhock  und  dem 
BrienzUng  identificiert,   nur   dass   in  der  Grösse  eine 
Verschiedenheit  sei.  —  Sittern-:  Bachforelle,  trutta 
fario,  in  der  Sitter  gefangen  G.  —  Setz-:  1.  als  Köder 
an  die  Setzangel  gesteckter  F.     ,Die  Fischotter  frisst 
die  S-e   von  der  Angel.'    FrTschudi,  Tierl.  —  2.  zur 
Bevölkerung  eines  Gewässers  in  dieses  versetzter  F.? 
Die  Bs  Jahrrechn.  1466   verzeichnet   eine    Einnahme 
von  den  S-en  aus  dem  Weier  ob  Waidenburg. 

Schaub-:  der  über  2  Jahr  alte  Barsch,  perca 
ttuviatilis  BonENSEE.  S.  Fgli,  Bau-Egel  Sp.  144.  ,ßei 
uns  um  den  Costenzer  see  [heissen  sie,  die  Barsche] 
erstlich  hürling,  so  er  grösser  worden  kretzcr,  stich- 
ling;  im  dritten  [Jahr]  schoubfisch.'  Fischb.  1563. 

Von  der  messinggclbeu  Karbe  des  Körpers  benannt,  welehe 
derjenigen  von  k'chaub  [Roggenstroh]  älmelt. 

Scheid-:  Wels,  silurus  glanis.  .Sylurus,  ein 
schaidfisch,  Salut,  Waller,  Wäller,  Wiilline,  Wels, 
Wils.'  Fischb.  1563.  JCEscher  1692  fügt  hinzu,  ,dass 
vor  etwas  Zeits  gewüsse  Herren  von  Zürich  diser 
Gattung  Fischen  aus  dem  Schwabenland  beschicket 
und  in  disen  See  getan,  welche  aber  alle  widerum 
gefangen  worden.-  Bauern  am  Berg  bei  LScmpach 
liatten  It  Urkunde  an  das  Kloster  Einsiedeln  ein  ge- 
wisses Quantum  Scheidfische  zu  liefern. 

Seine  Blase  wnrde  wie  Haiiscnblase  zum  Ausscheiden 
viin   Unreinigkeiten  aus   Flüssigkeiten   gobraueht. 


Sclinidor-:  I.Laube,  ückelei,  alburnus  lucidass] 
bei  den  alten  Naturhistorikern:  alburnus  Ausoniij 
später  cyprinus  alburnus.  ,Am  Bodensee  wird  ci 
zwibelfischle,  weissfischle,  bliegge,  schnyderfischle  gc 
nennt.  Ist  ein  schlechter  fisch,  aus  Verachtung  man 
solche  umb  den  Bodensee  schneiderfischle  nennetj! 
Fischb.  1563.  Meist  nur  als  Köder  gebraucht.  -, 
2.  Strömer,  telestes  Agassizii  (Siebold);  von  Hartm. 
1827  irrig  cyprinus  aphya  benannt,  auch  meist  nuii 
als  Köderfisch  verwendet.  Syn.  Bissling.  —  3.  Rot', 
feder,  Rotauge,  scardinius  erytlirophthalmus  (Siebold) 
Der  vielen  Gräten  wegen  für  nur  geringen  Preis  von 
gemeinen  Volke  gekauft.  Hartm.  1827,  der  ihn  cyprinus 
rutilus  nennt.  —  4.  Rotauge,  Plötze,  leuciscus  rutilui 
(Siebold)  =  cyprinus  erythrophthalmus  (Hartm.  1827; 
,im  3.  Jahr."     Syn.  Furn,  Schival 

Die  Qualität  der  genannten  Arten  scheint  dem  Volk( 
.gerade  für  einen  Schneider'  gut  genug  geschienen  zu  haben 
vgl.  auch  SchniderU.  Terwechslungcn  der  Arten  3  ii.  4  s.  bc 
Rotmiij,  Furn.  1  heisst  auch  in  Würzbnrg  und  Schwabei 
.Schneiderfisch';  s.  Schmid,  schwäb.  Id.,  der  den  N.aniei 
aus  der  Magerkeit  des  Fisches  erklärt. 
Sohn  eis-  s.  Schneisen. 

Schnöt-  1469,  G  Hdschr.;  Hasel,  squalius  Icu 
ciscus  (Siebold)  =  cyprinus  dobula  (Hartm.  1827) 
Der  Strassbnrger  Baldener  1660  nennt  den  Hase 
,Schnottfisch'. 

Letztere  Namensform  Hesse  sich  aus  der  zsgedriic^kten 
schmächtigen  Gestalt  des  Haseis  erklären:  vgl.  beachnotkn 
knapp.      Mhd.   mmtvisrh. 

Schweb-:  Fische  solcher  Gattungen,  die  siel 
mehr  an  der  Oberfläche  als  in  der  Tiefe  des  Wasser: 
aufhalten.  Hartm.  1808.  Vgl.  Schweb- Förciie  Sp.  935 
.Schweeb',  nach  Hartm.  die  Oberfläche  des  hohen 
offenen  Sees;  vgl.  Schweb-Garn,  -Netz. 

Schwumm-  S.  Brod-F.  —  Viell.  uach  dem  leiehteu 
schwammigen  Gebäck  benannt. 

Spis-:  gemeiner,  kleinerer  Fisch  als  Futter-  ude 
Ködertisch.  ,Dass  ein  vogt  zue  G.  in  demselben  bacl 
fischen  luüge,  spysfisch  in  die  wyger  [Weiher]  zi 
fachen.'  XV.,  Rechtunms  Usterbach. 

Stad-:  Fisch,  der  nichtdie  Tiefe  bewohnt,  sondcri 
das  Gestade.  ,Der  Muraal  soll  mittler  art  sein  unde 
[zw.]  den  stadfischen  und  denen,  so  in  tiefem  mee 
wonend,  dann  sy  haltend  in  die  löeher  der  steinei 
und  felscn,  so  vollen  kleiner  muschelfischen  sind. 
TiEKB.  1563.  Vgl.  ebd.:  ,Gestadfisch,  d.  i.  der  art 
dass  sy  am  gestad,  [an]  sandechten  orten  gelebend. 
Stock-:  1.  wie  nhd.  An  der  Fasnacht  geht  niai 
mit  der  Familie  ins  Wirtshaus  .in  die  Stockfische 
Th.  ,Er  will  geblewct  [geschlagen]  sein  wie  ein  stock 
fische.'  Denzl.  1716.  —  '2.  dummer  Mensch,  allg.  ,Ue 
jünger  was  ein  st.  und  einfaltig  mann,  man  lart  ii 
das  schuohmacherhandwerk,  aber  es  wett  [wollte]  ni 
in  in.'  1574,  Mise.  T.  —  2  nach  der  Steifheit  und  St;in 
heit  des  getrockneten  Fisches;  vgl.  Storl-  als  Schelte. 

Twer-:  Stör.  ,Die  von  Bs  habont  sich  crklagt 
wie  U.  V.  H.  wolle  von  den  salmon  und  laxen  [Lachsen 
und  twerfischen  bei  Rheinfeidon  den  zoll  haben.'  1521 
Abscu.  —  Der  Stör  gehört  den  ,Qucrmäulern'  an  und  «a 
früher  im  Khein  eine  häufigere   Erscheinung. 

Weid-:  Bodenrenke  (grosse  Maräne),  cor.  fero 
wenn  sie  der  jungen  Fischbrut  als  ihrer  Nahrun 
nachzieht.  Hahtm.  18'27,  S.  141.    , Unsere  blauwlig,.s 


IKl.S 


Fasch,  fesch,  liscli,  fusdi,  luscli 


1106 


sy  den  liürliiigeii  n.ler  eglinen  iiaclistreicheiul  als  der 
weid  [Nahrung I  aus  dem  obern  see  in  den  undern. 
werdend  davon  weidtisch  genannt.'  Pischb.  1563;  JLCvs. 
Uit;l. 

Well-:  Quappe,  Butte,  Flusstrüsche,  gadus  Iota 
Bodensee;  mustela  bei  den  Altern.  , Andere  [von  der 
Species  ni.  fluviatilis]  sind  auch  seetrüschen,  schwüm- 
inend  zuo  aller  oberst  in  wassern,  welche  man  well- 
tisch pflegt  zu  nennen.'  Fiscub.  1563.  ,VII  ß  d.  um 
Irischen  und  w.'  G  Arch.  .Der  w,,  mustela  parva.'  Mal. 
Oken  183G  gibt  für  den  Bodensee  auch  die  Namen 
,Moserlein  und  Gewellflsch'. 

:  Zu  .Welle',  wie  Gesn.  annimmt?    Die  erwachsene  Trüsche 

wird  jedoch  meist  in  der  Tiefe  gefangen;  s.  Hartm.  1827, 
S.  56,  und  vgl.  Gcirelhtatt,  durch  Pfähle  eingefriedigter  Platz 
im  See,  zum  Zwecke  des  Fischfangs.     Die  Form  ,6wellfisch' 

''    erscheint    auch    XIV.,    G  Hdschr.  neben  .weliifisch';     H15, 

I    .tgTschudi  (,1  mnss  g.  um  '20  pf.')  und  bei  flafn.  1666  ohne 

'    n&bere  Angabe. 

Weller-  s.   Welleren. 

Ober-Wässer-:  Fisch,  der  im  Z8ee,  Nider- 
Wässcr-,  der  in  der  Limmat  gefangen  wird.  ,Piscis 
fluviatilis,  fisch  in  rünnenden  wassern,  niderwässer- 
fisch.'   Fris.  ;   Mal.     .[Die  N.  sollen   nicht  anders  als 

.  bei  dem  Gewichte  verkauft  werden,]  mässen  der  er- 
höhte Preis  der  edleren  N.  [Forellen]  an  der  in  dem 

:   Fischmarkt   hangenden   Fischtafel    auch    ausgedruckt 

'■  ist,  übrige  N-e  aber  sollen  nach  dem  Tax  der  Ober- 
wasserüschen   ausgew-ogen    werden    mögen.'    1710,    Z 

i  Fischerordn.    Über  Ober-  u.  Nider-  Wasser  s.  Sp.  888. 

Wiss-:  1.  Hasel,  Häsling,  squalius  leuciscus  (Sie- 

■  bold);    bei  den  Frühern  =  cyprinus  dobula   und  bei 
'  JLCvs.  1061  =  capito  minor,  squal(i)ug  fluviatilis.  Syn. 

,  Gänger,  Gänger,  Hasel.  —  2.  Bodenrenke,  coregon.  fera 
(Siebold)  =  ,die  grosse  Maräne,  der  Bläblig,  Bläuling, 
Wei.ssfisch.'  Alp.  1827;  vgl.  Wüs-Felchen  Sp.  800.  — 
3.  „Blaufelchen.  Renke,  cor.  Wartm. ;  bei  den  Frühern 

>  albala  caerulea  Vw;"   vgl.  Gang-Fisch.  —  4.  die  Cy- 

,   prinoiden  übh.  Bopensee,  s.  Edel-F. 

lu  der  Färbung  stimmen  Renke  und  Bodenrenke  ziemlich 

j  überein,  nur  dass  sie  in  der  Jugend  heller  erscheinen,  am 
Banche  ist  c.  W.  sUberweiss.  Wie  schon  unter  Gang-Fiarh 
gesehen,  umfasst  wenigstens  Gesners  alb.  casr.  Renke  und 
Bodcnrenke ,    sowie    albula   parva    (=  salnio    marainula    der 

f  Spätem);  s.  d.  Folg. 

1        Watt-:  Renke,  cor.  Wartm.;  nach  Oken  u.  Haktm. 
.  salmo   maranula,    und  Ersterer    hält  ihn  für  den  be- 
,  rühmten  Gangfisch.     ,  Baichen    oder   Gangfisch,    Wat- 
Hsch.'  JLCvs.  1661. 

H'nei-  wird  aus  dem    in  alten  Urkunden   vorkommenden 
'     .'ifii- (|)Mce»J    hervorgegangen   sein,    da  mdum   ahd.  mit 
"■ii((  glossiert  wird;  Anlehnung  an  mhd.   waten,  gehen  (vgl. 
J   Gang-Finch)  oder    mih-,   Zuguetz,  lag  nahe. 

1  Zibel-:  Schleimfisch,  blenn(i)us.  ,Blennu8,  ein 
meergropp,  ein  z.,  an  der  färb  ein  böllen  oder  zibel 
[Zwiebel];  so  bekommend  sy  den  nammen  von  dem 
zibelen  her.'  Fischb.  1563.  —  Ziger-:  Schnitzel  von 
Zieger,  welcher  wie  der  Käse  in  Formen  gepresst 
wird;  s.  KöB-F.     Z.  ond  was  guet  ist  ond  Wasser  ah 

'  der  JRöre'  Ar  Spruch.  —  Zins-:  Fisch,  als  Abgabe 
entrichtet.  ,Man  soll  im  Urbar  suchen  des  Sidlers 
und  des  Segensers    wegen    um   den  Z.'    1430,   Absch. 

■  .2  pfd  verzarten  vogt  Blüwler  und  ich,  als  wir  zuc 
Kapperschwyl  sind  gsyn  von  der  z-en   wegen.'    1541. 

Schweiz.  Idiotikon.  I.  8. 


Amtsrechn.  ZGrnn.  S.  auch  (ifr.  1,  S.  3(17.  und  Al- 
belen-Zin^. 

„Ge-fisch  n.:  Pflanze,  die  anstatt  einer  Haupt- 
blume viele  Nebenschosse  hat,  z.  B.  Blumenkohl  Sch." 
—  Vgl.  unten  Fitz  und  Gr.  WB.  ,Fit:!',  verwirrte  Fäden; 
,Gefitz',  verworrener  Knäuel. 

Fischbächler:  schöne,  saure  Birne  von  weis.s- 
gelber  Farbe,  bes.  zur  Mostbereitung  verwendet  Z  IS. 

fischele":  nach  Fischen  riechen  oder  schmecken, 
sowohl  nach  frischen  als  bes.  nach  in  Fäulniss  über- 
gegangenen, allg.  ,In  der  speis  wiltelet  er  [der  Storch] 
und  flschelet  seer.'  Vogelb.  1557.  ,Die  grundlen  fische- 
lend nit  so  stark.'  Fische.  1563.  ,Das  Fleisch  diser 
Fischen  ist  lieblich  zu  essen,  indem  sie  nicht  stark  f.' 
JLC'ys.  1661.  ,Die  Gyritzen  [Möven]  fressen  sehr  viel 
Fische,  werden  nicht  zur  Speise  gebraucht,  weilen  sie 
allzu  sehr  f.'  HEEscher  1692.  —  (g')fischelig: 
nach  Fischen  riechend  oder  schmeckend,  allg. 

fische"  (fischne  SchwE.):  1.  wie  nhd.;  in  der 
ä.  Spr.  auch  trans.,  (ein  Gewässer)  mit  Fischfang  aus- 
beuten: ,Die  gmeind  ist  gestraft  [worden],  darunib  das 
sy  in  der  Wueten  [Wutach]  die  giessen  und  gumpen 
[Wasserbecken]  onerlopt  gefischet  haben.'  1549,  Sch 
Ratsprot.  Bildlich :  .Wenn  's  Nacht  ist,  soll  man  die 
Kinder  [von  der  Gasse]  ins  Bett  f.'  TTobl.  1830.  ,Wer 
nicht  fischt,  fängt  Nichts'  BS.  Isch-es  nid  g' fischet,  so-n- 
iscli-es  doch  g'krebset  [wenn  nicht  ein  grosser  Gewinn, 
doch  ein  kleiner].  Sdlger.  Er  will  fische  und  chrebset, 
statt  zu  gewinnen  verliert  er,  kommt  zu  Schaden. 
Ineichen.  ,Er  wollte  f.  und  hat  gekrebst',  hat  seinen 
Endzweck  nicht  erreicht.  G  1790.  ,Es  wird  ihnen 
gehen  wie  Jenem  ist  g'gangen,  der  f.  hat  wollen,  hat 
aber  Krebs  g'fangen.'  Lied.  I'''  ha"  da  am  lesten 
Märt  e  Chue  g'chouft,  aber  ('<■''  gloube,  i'''  lieig  niid 
g'fischet,  keinen  gewinnreichen  Handel  abgeschlossen, 
keine  gute  Wahl  getroffen  BR.  Chunst  fischet  nienen 
umsunst.  Sulger.  ,Die  Venedier  schwygen  noch  still; 
der  Herzog  von  Ferrär  der  fischet.'  1523,  Absch. 
, Winterszeit,  wann  vil  Schnee  ligt,  Hess  sich  keiner 
[der  Bauern]  gelüsten,  dass  er  dem  Herrn  [dem  Geist- 
lichen] vorfischete,  oder  zum  ersten  daryn  träte,  sonder 
er  habe  die  Ehr  allein  [Pfad  zu  bahnen].'  Schimpfr. 
1651.  Etwas  erlangen,  erhaschen  Bs.  De'  cliunnt, 
wenn  's  neume'  [irgendwie]  Oppis  war  z'  f.,  alliwil 
hindedr'i".  Breitenst.  1863.  Eim  Eppis  abfische", 
schlau  von  ihm  Etwas  erlangen,  erreichen  Ndw. 
Vgl.  auch  fischlen.  Stehlen  GrL. ;  S;  UwE.  ,Die 
Soldaten  sollen  nicht  auf  den  Strassen  in  ihre  Sack 
und  Ranzen  f.'  Schweiz.  Kriegsh.  1704.  —  2.  (Jmdn) 
überlisten.  Der  dumm  Kerli  hent  s'  doch  au'''  nu 
recht  g'fischet  U.  Zu  Etw.  listig  bewegen,  verlocken. 
Die  Lueder  hend-e"  au'''  g'wisst  zum  Ummesüfe"  a"- 
z'fische"  fa"z'fesche'J  V.  Eine  Weibsperson  zu  ver- 
führen suchen  Z. 

Fischen z  Fischenz  Aa,  Fisch^nze  Uw,  Fischrz(e) 
7i  --  i.  (m.):  1.  Ort,  wo  gefischt  wird;  Fischteich, 
Fischwasser,  Fischweide  Bs  (Spreng).  ,Bin  [bei]  der 
fischenz  in  dem  bach  zue  Ustri.'  Schluss  des  XV., 
Offn.  Usterbach.  ,[Die  Aufständischen  haben]  die 
fischezen  zerstört.'  15'28,  Absch.  , Darnach  verehren 
die  verordneten  herren  von  der  statt  wegen  mit  einer 
bestimpten  anzahl  fischen  (aus  ihren  fischezen  und 
wygeren,  deren  sy  vil  erhalten).'  Siml.  1577;  Siml.- 
Leu  172'2.     ,Man  pflegt  die  Rotten  in  die  Fischenzen 


1107 


Faseli,  fescli,  fisch,  fosch,  fusch 


II' 


oder  Weiei"  zu  setzen.'  JLCvs.  llitjl.  Vgl.  Fi 
—  2.  Fischerei-Regal,  -Gerechtsame,  Recht  zu  fischen 
AAZein.;  Bs;  Z,  von  der  Obrigkeit  streckenweise,  in 
genau  umschriebenen  Abteilungen,  welche  selbst  Fi- 
schenzen  heissen,  gegen  eine  Abgabe  verpachtet.  Unter 
den  herrschaftlichen  Rechten  neben  dem  Wildbanu  und 
Hochflug  regelmässig  aufgezählt.  ,Derselb«"  fischer 
jegklicher  zum  jare  7  ß  hlr  gen  Clingnow  geben  sol- 
lend und  dannahin  von  der  flschazen  wegen  von  mengk- 
lichem  unansprechig  sj'n.'  1443,  Arg.  ,üb  die  flschazen 
von  Kadelb.  hinuf  unz  an  die  obern  trenki  gange.' 
ebd.  ,Ein  harr  und  vogt  hat  auch  die  fischenzen  in 
der  glatt  als  wyt  syne  gericht,  zwing  und  penn  ufhin 
stc3ssent.'  HoFR.  OBüren  1481.  , Wegen  der  Fischizen 
zuo  Windisch.'  165'2,  Arg.  ,Wann  einem  Herren  der 
Fischätzen  das  Wasser  benommen  wird.'  Heut.  1658. 
,Die  Fischetzen  pro  1733  hat  nichts  ertragen.'  Schloss 
RüED  17.34.  ,üer  Rcgicrungsrat  ist  befugt,  im  Interesse 
der  Fischerordnung  und  behufs  Äufnung  der  Fischenzen 
die  Fischereigerechtsame  der  Korporationen  und  Pri- 
vaten loszukaufen.'  Z  Ges.  1855.  .Behufs  der  Er- 
haltung der  F.  soll  für  den  ZS.  jährlich  zwischen 
dem  15.  April  und  15.  Brachmonat  eine  Bannzeit  von 
mindestens  6  Wochen  angeordnet  werden.'  ebd.  — 
3.  Fischfang,  Erlaubniss  dazu.  ,Der  [sie]  Fischenz 
mit  der  Angel  ist  für  den  Landmann  frei.'  Gem.  Uw 
1836.  ,Sy  habind  all  jar  ein  gemein  flschezen  [Fisch- 
fang] und  dann  mit  samt  iren  wyberen  ein  guoten 
([ues  [Gasterei]  darob  gehabt.'  Stadtb.  Wthur.  Vgl. 
den  .Bachfiscliet'  von  Aarau. 

Die  sämmtlicheD  Formen  unserer  MA.  n.  Lit.  beruhen 
auf  mild,  vischenzc,  dessen  eingeschobener  Nasal  (vgl.  alid. 
/isiji::zi)  gesetzmässig  verschwinden  muss,  ausser  wo  der  Accent 
der  Analogie  lateinischer  Lehuww.  folgend  sich  auf  die  En- 
dung legte.  —  Im  Ndw  LB.  um  1540  neben  einander  ,Fischctz' 
und  ,Fistenz'. 

Ror-Pischenz:  im  LÖoe  ein  Fischereibezirk, 
welcher  sich  ,2  Schift'  und  2  Netzen  lang  vom  Land  üs 
in  die  Schachen  [Vertiefungen  im  Seeboden]'  erstreckte 
und  den  sog.  Rohrgesellen  verpachtet  war,  bzw.  gehörte 
(Lechenlibell  d.  Stift  L  1681.  Kaufbr.  18.35,  wo  es 
heisst  ,100  Klafter  in  den  See  hinaus').  Ausserhalb 
der  angegebenen  Grenze  begann  die  an  einzelne  Fischer 
verpachtete  Schachen-F.,  wo  mit  Netzen  und  grossen 
Zuggarnen  statt  mit  Fachen  und  Bären,  wie  in  der 
erstem,  gefischt  wurde.  So  bis  1835,  wo  beide  Fi- 
schenzen in  der  Hand  einer  städtischen  Korporation 
vereinigt  wurden. 

Fischer  m.:  1.  wie  nhd.  Trocfme''  Fischer,  nasse'' 
Jäger,  wenn  im  Vorfrühling  (der  eigentlichen  Fischer- 
zoit)  die  atniospliärischen  Niederschläge  .spärlich  ein- 
treten, so  regnet  es  um  so  mehr  im  Vorwinter,  der 
.Tagdzeit.  Ineichen.  ,Syner  Heligkeit  brief,  under  dem 
ring  des  fischers  [StPetri]  beschlossen.'  1514,  Absch. 
Vielfach  in  Flurn.  enthalten:  Fischergass  ZRheinau. 
FischerMs  GGossau;  TnMannn.,  Fischerried  BUeten- 
ilorf,  im  Fischer  ZEgg;  und  auch  als  Geschleclitsn. 
Übertr. :  ,Die  Ruhm-,  Ehr-,  Pöstli-  und  Ämtlifischer, 
wie  diese  bei  Wahlangelegenheiten  ihre  Angel  ins 
Volksmeer  auswerfen.'  Stütz.  Die  Fischerin  =  Buh- 
lerin'?  ,Ich  weiss  mir  ein  frye  frau  fischerin,  und  die 
fuer  über  den  Rhyn.'  NMan.  ;  vgl.  [V]  das  Studenten- 
lied: , Freifrau  von  Droste-Vischering  zum  heiigen 
Hock  nach  Triere  gieng.'  —  2.  Flussadler,  aquila 
haliaetus.    .Arn  Rhein  und  Bodensee  Fischgeicr.  Fisch- 


adler und  nach  CGesn.  ebda  Entenstösser,  Moswcih 
oder  Fischer  [genannt].'  Alp.  1821.  ,Pischerlin-.  uls 
Name  eines  Vogels.  1695,  HUWeber.    Vgl.  das  Vn]^. 

Königs-  =  Isc.ogel  (Sp.  693)  GRÜhur. 

.Burdenen-.  Desgleichen  sind  viel  Fischer,  die 
den  ganzen  Sommer  über  Fische  in  den  Bohren  [Sack- 
netz] fangen,  des  Winters  aber  dem  Land  nach  Bur- 
denen und  viel  Fische,  so  sich  darein  verschliefen, 
herausziehen.'    HEEscher  1692.  --  Burdi,   Eeisigwi^llu. 

Tracht-.  ,Im  Sommer,  sonderlich  wann  die  T. 
nächst  bei  der  Statt  ihre  Garn  auswerfen.'  HEEsoiikr 
1692.    —    Tmuhlgani,   ein  grosses  Zuggarn. 

Wald-:  Holz-  oder  Wilddieb?  Wegelagerer  im 
Walde?  ,[Der  Tod  apostrophiert  den  Landstreicher:] 
Du  stiller  Mausekopf,  verschlagener  W.  und  du,  eh 
man  verlourt,  eilfertiger  Aufwischer;  im  schwarzen 
Todtenwald  sollst  finden  deinen  Sitz.'  RudMey.  1650. 

Fische re":    1.  ein   kleinerer   Gebirgsbach   L.  — 

2.  Flurn.  ApUrn. 

Fischet  m. :  Zeit  des  Fischfangs  .\a.  —  Bacli-: 
Lustbarkeit  der  Schuljugend  von  .\arau  zur  Zeit  der 
Reinigung  des  Stadtbaches  (Ende  August),  wenn  der- 
selbe abgeleitet  und  die  im  Bache  sich  vorfindenden 
Fische  von  Jedermann  gefangen  werden  dürfen;  wenn 
der  Bach  wieder  in  sein  altes  Bett  geleitet  wird,  holen 
ihn  grosse  und  kleine  Kinder  Abends  mit  ausgehöhlten, 
beleuchteten  Kürbissen,  langen,  grünen  Zweigen  oder 
Fackeln,  unter  Tambour-  und  Musikbegleitung  und 
unter  Absingung  eines  stets  wiederholten  Liedes  in 
dem   benachbarten  Dorfe  Suhr   ab.     Vgl.  Schwyzerd. 

3,  39  f.  Früher  wandelten  am  B.  viele  Aarauer  Fa- 
milien nach  Suhr,  um  dort  Fische  zu  essen,  fremden 
Wein  dazu  zu  trinken  und  nachher  sich  beim  Tanze 
zu  belustigen. 

Fischete  f.:  1.  =  Fischenz  1.  ,Wirt  in  den  seeu 
und  fischeten  oder  wyeren  gefangen.'  Fischb.  1563.  — 
2.  =  Fischenz  3  Sch.  —  3.  Fischzug,  im  bildl.  S.  .Da 
es  hier  von  dem  unbefangenen  Jakobli  Nichts  heraus- 
quetschen konnte,  so  sprang  es  auf  den  vergangenen 
Sonntag  über.  Hier  kriegte  es  eine  Fischeten  [von 
gewünschten  Neuigkeiten].'  Gotth.  -  4.  Gesammtheit 
der  zum  Fischen  nötigen  Gerätschaften  Z.  Vgl.  Lis- 
meten  und  dgl.  Bildungen. 

Fischi  f.:  Flurn.,  in  der  Nähe  von  Treib  am  VwS. 

fisch len.  Etw.  uisa  fischju,  durch  Nachfragen  i 
eine  Neuigkeit,  ein  Geheimniss  herausbringen  W. 

g'fischlet:  mit  fischförmigen,  dunklern  Stellen  i 
besetzt.  G'fischlets,  ein  solches  Bildgowebe  Z.  VgL 
gemügglet. 

f i s  c  h  n  e  n  s .  fischen. 

Fischung  f.  =  Fischenz  2.  1550,  Pfrundbr.  LKeid. 

Fischele  I  {Fischnla,  Fistola  W),  auch  Fistle, 
„Fistel  BO",  Ziger-:  hölzerne,  selten  blecherne, 
länglich  viereckige,  ca  '/s'  inu  Durchschnitt  und  2'/»' 
in  der  Höhe  messende  Form,  die  teilweise  siebartig 
zum  Abfluss  der  Sirte  und  zur  Erleichterung  des  Luft- 
zutritts durchlöchert  ist  und  zur  Aufnahme,  Pressung 
und  Formung  des  Milch  ziegers  dient,  indem  man  die 
geronnene  Masse  einstampft  und  mit  einem  Block  i 
(s.  Zigertütschi)  beschwert  BO.;  W. 

Ans  ra\a,t.  fixella,  ßacditt,  Käseform  (lat. /iscWa,  geflochtenes 
Gefäss,  Korb),  mit  verschobenem  Accent,  oder  aus  dem  gleich- 
budcntcudon  Kit.   fiiilim   mit    Vcitjiust-luing  der   Liquida.    Da 


1100 


Fasch-fnscll.     F;isk  -fusk.     Fasp— Fusp 


1110 


über    auch  Fiairl   (s.   il.)    für    den    gleichen  Gegenstand    ge- 
braudit  wird,    so  lioinnit    auch   iat.  fiatulii,    Rfihre,    röhren- 
förmiger Gegenstand,  in  Erwägung. 
Fischele  II   s.  Fisel. 

Fisclielin,  Fi-scliel.  Fisch'-i  n.:  1.  grosses  Ge- 
treiilemass  zu  (!  Napf  oder  4  Viertel  W.  .Duos  fiche- 
linos  siliginis.'  1337,  Gi.nt.ixs  1847.  .Pischy.'  1440/57, 
VV  I'rk.  im  L  Arch.  .In  der  Teurung  von  1709  kostete 
(la<  Fischel  Korn    eine  Krone.'    W  Monatsschr.  1864. 

2.  so  viel  Acker,  als  mit  1  F.  Korn  besäet  wird  W. 

V(,n  einem  der  bei  .Fischele  P  erwähnten  Kit.   WW. 

Fischen (d) er  s.  Fisner  und  Fisänder. 

Fischölen  s.  Famhn. 

Fiscll'^ü  n. :  grosse,  wollene,  gewobene  oder  «e- 
strickte  Winterhalsbinde,  etwas  kleiner  als  die  Baja- 
dere Z.   —   Frz.  fii-kv,  Busen-,  Halstuch. 

fiesche"  BSi.,  fusche(le)°  „B":  Unzucht  treiben. 
V<rl.  JUfrhen,  fiitnfhen,   reiben,  und   h'efn,   Sp.   1082. 
fu  sehe  n  s.  pfuschen. 


Fiskiil  m.:  Staatsanwalt  Bsf,  früher  daselbst  ein 
Mitglied  des  Eates.  bestellt  und  besoldet,  am  die  In- 
teressen des  Fiskus  zu  wahren,   indem   es  als  öftent- 

i  lieber  Ankläger  auftrat.  ,Uass  ein  Oberstknecht  in 
gewissen  Fällen    die   Stelle    eines   Fiscalen   versiebet 

f    od.  im  Namen  des  Fisci  agieret.'  1779,  Bs  Eq.   Fiskale 

•  setzten  die  regierenden  Orte  im  Tessin  zur  Wahrung 
des  obrigkeitlichen  Kammerinteresses;  sie  hatten  bei 
Mordtaten  ein  visum  repertum  aufzunehmen  und  bei 
geschehenen  Verzeigungen  Beschuldigte  und  Zeugen 
zu  vernehmen;  s.  Absch.  (Register).  Sie  bezogen 
1  Procent  von  den  Bussen  der  landvögtlichen  Kanimer- 
rcchnung,  durften  auch  zugleich  das  Amt  des  Malefiz- 
schreibers  versehen,  aber  nur  in  beschränkten  Fällen 
sieh   in  die  Orte   begeben,    um   als  I'ürsprecher  auf- 

!    zutreten.     ,Zum   Civilgerichte   Fürstenau   gehört  der 

■  Seckclmeister    oder    F.,    welcher    auf  Verlangen    der 
:    Parteien  in  ihrem  Namen  die  Klage  vorbringen,  ihm 

■  bekannt  gewordene   Vergehungen   anzeigen    und    die 
:    Strafgelder  einkassieren  muss.'  JHLehm.  1790. 

Von  .Fiskus'.    —   Auch    in  Zürich    wurde    bei   Gerichts- 
sitzungen des  Rates  ein  (jüngeres)  Mitglied  aus  diesem  selbst 
,    zum  Ankläger  hestimmt.  —  In  der  Strassb.  Polizeiordn.  Ifi28 
|l'    heisst  F.  der  Bettelvogt. 


Faspivaspi — fusp. 

Vesper  m.  Ap(T.),  n.  BSi.;  Gl:  1.  (aueh  VSaperi 
!-;  <i)  f.  (m.  Ap  It  T.)  Nachmittagsgottesdienst  um 
'2,  3  Uhr;  der  nachmittägliche  Chorgesang  der  Chor- 
herren und  Mönche  (kathol.  Schweiz).  Buehe',  vier 
irend  [wir  wollen]  Öpjns  bette"  —  aeit  [sagt]  der  Senn 
—  es  ist  av''  [ja]  Sunntig  und  im  Tal  vnder  der  V. 
\i^t  es  während  der  V.,  wird  eben  V.  gehalten].  Er- 
zXiiLER  1856.  ,Dass  er  [der  Schulmeister]  notwendig 
auf  die  Kilbi  [Kirchweih]  heim  müsse;  es  sei  Niemand 
da,  der  die  Ve.speri  schlage  [auf  der  Orgel].'  XHerzog 
1862.  Ml"  Nachhi'ir  hät-m&r  us-fjni  V.  [als  wir  aus 
der  V.  traten]  es  Fueder  a''treit.  Gl  Volksgespr.  1834. 
,Zno  Vesper,  complet,  prim  oder  non  gön.'  Kessl.  — 
2.  die  Abendzeit,  auch  das  dieselbe  anzeigende  Ge- 
läute (z'  V.  Tüte'),  Letzteres  an  verschiedenen  Orten 


zu  verschiedenen  Stunden,  in  BSi.  um  4  Uhr,  in  Z 
tw.  im  Sommer  ebenso,  im  Winter  um  3  Uhr,  Am  V., 
um  3  Uhr  Abends  Gl.  Es  ist  V.,  3,  bzw.  4  Uhr  Nm. 
.Es  soll  niemand  nach  v.,  so  die  sonn  vergolt  gät 
[untergeht],  in  ofen  füren  zue  bachen.'  1491,  GnThusis. 
,Es  soll  an  einem  samstag  nach  v.  keiner  dem  andern 
das  Wasser  ab  synen  wisen  nümen.  unz  der  sonntag 
überen  kunnt.'  ca  1560.  Offn.  ZDielsd.  Das  isch  e  V. 
und  e  Füröbe,  eine  gar  kurze,  eig.  gar  keine  Frist 
(da  V.  und  F.  das  Selbe  sagen),  Etw.  das  nur  kurzen 
Bestand  hat  S;  vgl.  von  Elfi  bis  Mittag  (Sp.  283). 
.Halbseiden,  halbbauelig,  kurz  halbbatzig  [d.  i.  was 
viel  scheinen,  aber  wenig  kosten  soll]  ist  e  V.  u""*  e 
Füräbe,  dure  [verbraucht,  zerrissen],  ehe  man  daran 
sinnet.'  Gotth.  —  3.  Z wischenimbiss  zwischen 
Mittag-  und  Nachtessen  Ap;  G,  um  3  Uhr  Nm.  Gl; 
ScHW;  Zg,  um  4  Uhr  BSi.;  Z.  Z'  V.  esse:  Z'  V. 
trage",  den  Abendtrunk  den  Arbeitern  zutragen.  ,Ua 
könnte  man  warten  bis  zum  jüngsten  Tag  z'  V.'  Stütz. 
Die  Präp.  auch  verwachsen  mit  dem  Subst. ;  vgl. 
Zimbis,  Zäbend  usw.  —  Abendtrunk  in  der  Schenke 
ZWthurf.  ,Der  Mittelmann  und  der  Handwerker 
Geht  zu  dem  Wirte  oder  Becker,  All  Tag  [im  Winter] 
zum  V.'  HSiiLZER  1828.  .Zum  V.  geh  ich  dann  und 
wann,  zweimal  in  jeder  Woch  etwann;  ich  kann  oft 
etwas  Neues  hören  und  mich  dadurch  manchmal  be- 
lehren.' ebd.  1829.  —  Freud-,  Lob-Vesper(i): 
V.  mit  festlichem  Gesänge;  Psalmengesänge  an  Fest- 
tagen zur  Vesperstunde,  im  Unterschied  zu  der  im 
Folgenden  genannten  V.,  welche  einen  düstern  Cha- 
rakter hat.  —  Sel(e°)-:  V.  mit  Gebet  für  die  , armen 
Seelen',  d.  i.  die  Abgeschiedenen.  An  Allerheiligen 
die  der  Freud-V.  sich  unmittelbar  anschliessende  zur 
Vorbereitung  auf  den  folgenden  Allerseelentag;  zu 
derselben  erscheint  man  durchaus  schwarz  gekleidet  U. 
,Am  abent  zuovor  [vor  Fastenanfang]  mit  einer  Vigil 
und  Sählvesper,  auch  über  die  Gräber  der  lieben  Ab- 
gestorbenen solle  3  Zeichen  gelytet  werden.'  1660, 
Gprd. 

vespere"  (re^jj»-»  W):  1.  die  Vesper  halten,  bzw. 
-singen,  -beton  (kath.  Schweiz).  —  2.  eine  flüsternde 
Unterhaltung  mit  Jmdm  haben.  Si  hend  eissder  Ö2)pis 
z'säme  z'  v.  L.  —  3.  (mit  Jmdm)  einen  Wortwechsel 
halten,  keifen,  zanken;  markten  VOrte;  lärmen  W. 
Daher  e  Vesperete  mit  Epperem  ha"  U.  —  4.  (mit 
.sein')  unruhig,  unstät  hin  und  her  fahren  „Sch;  Zg;" 
It  St.''  Ap;  Gl;  Gr.  ,Hin  und  wider  v.,  concursare.' 
Mal.  —  5.  Vesper  läuten  (früher  als  das  z'  bete"  litte", 
s.  Schwyzerd.  4  a.  22).  Es  chunnt  emöl  e  Zit,  denn 
resperet  's  htt  dur"''  Berg  u  Tal.  „'s  ist  ns,  gönd  [gehet] 
hei""!"  so  rüeft  's  oh  Berg  u  Tal,  dass  d'  Gräber  uf-'m 
Chilchhof  springen  V f.  AHenne.  —  6.  Vesperbrot  essen 
.A.P;  Gl;  G;  Sch.  —  7.  (mit  Bez.  auf  die  Genossen 
einer  Wässerungseinrichtung)  zusammentreten  zu  Be- 
ratung, z.B.  zur  Festsetzung  der  Reihenfolge;  daher 
Vesperi"g  f.,  eine  solche  Versammlung  u.  Beratung  BU. 

2  und  3  sind  Übertragungen  von  dem  eifrigen  Gemurmel 
der  in  der  Vesper  halblaut  betenden  Gemeinde.  4  ist  syn. 
mit  ßsperen  und  wahrsch.  erst  durch  Anlehnung  aus  diesem 
entstanden.  7  hat  seine  Benennung  davon,  dass  dieses  Ge- 
schäft auf  die  Xachmittagsstunden  verlegt  wird. 

Ge-flsp  n.:    mutwilliges  Treiben,  Gespött  BHk. 

fispe"  Z  (Spillm.),  sonst  fispere°  —  dim.  fisperle: 
1.  unruhig  sein,  zapplig  tun.  nicht  stille  sitzen,  hastig 
tun,    z.B.  wenn    man  Etwas    sucht,    mit   den  Armen 


1111 


Pasp-  fusp.     Past^fust 


1112 


umher  fahren,  mit  den  Händen  umher  tasten,  mit  den 
Füssen  umher  tappen,  unnötige  Bewegungen  machen,; 
spielend  an  Etw.  herum  zupfen  Aa;  Ap;  Bs;  B;  Gr 
GoRh.;  Sonst.;  TaTäg.;  ZB.,  Rfz.;  (von  Kindern) 
sich  mutwillig  umhertreiben  (Zyro).  Am  Bergwerch 
fisperlet  's  [das  Bächlein]  ahe.  Hebel.  .Wispelen,  fispe- 
ren,  fitschen,  discurrere,  vagari.'  Red.  1662.  Daher 
FispCerJi  m.,  unruhiger  und  dadurch  lästiger  Mensch, 
Mensch  von  quecksilberner  Natur,  fisper  ig  Bs;  G. 
ff' f.  ZRfz,  lebhaft,  zapplig.  Von  Licht  und  Schatten  ■ 
unruhig  zittern,  tiimniern  Sch;  Z.  Syn.  zwisperen ; 
flisteren.  —  2.  (leises)  Geräusch  verursachen  durch  die 
oben  genannten  Bewegungen  Gr;  G;  Z;  Syn.  wisplen  ■ 
z.B.  von  Mäusen,  wenn  sie  zwischen  Papiere  udgl. 
geraten;  auch  von  Personen,  im  Dunkeln  umher  fahren 
und  sich  durch  Geräusch  verraten  Gr.  lez  fangt  's 
n"  süse"  u.  pßf'e  n.  chrosle  u.  /'. :  zo  alle'  Löchlene"  l" 
schüsset  Otere".  Schwyzerd.  10,  8.  —  3.  flüstern  Aa; 
Ap;  B;  Gl;  Gr;  L  (häufiger  vesperen);  G;  Sch;  S. 
Syn.  fislen;  flismen;  bismen.  Daher  G'fisjier  n.,  Ge- 
flüster. Einem  Etwas  l"-f.,  einflüstern,  auch  zum 
Zweck  der  Überredung. 

Ahd.  (hjviajmhm ;  scliw.  vinpu;  mhd.  wispein,  zischeln; 
nhd.  wispern,  wispeln.  W  zu  /  vergröbert  wie  in  yi/en, 
üfiil.   we/cren. 

„Pisperamentli,  Fispere-  n.:  1.  Ausflüchte, 
Possen.  Mach-m'r  keini  F.!  —  2.  kleiner  Excess, 
Ausschweifung.  Er  häd  i'  der  Juged  F.  g'macht  Sch." 
—    Aus  Finpatente  in  obige  Wortfamilie  herübergezogen. 


Fast — fust.     Vgl.  .auch  die  Gruppe   Fascli   usw. 

Fiist  m. :  im  Wettlauf  errungener  .Anteil  an  den 
Zwischennutzungen  des  Waldes  THTäg.,  wo  je  auf 
einen  bestimmten  Tag  von  Gemeinde  wegen  die  Kir- 
schen, Holzäpfel,  Streue,  Eicheln  als  reif  und  vogel- 
frei  erklärt  werden.  Das  Stück,  wovon  jeder  der 
Waldberechtigten,  die  auf  ein  gegebenes  Lärmzeichen, 
früher  Glockcngeläute,  jetzt  Böllerschüsse,  durch  die 
bestimmten  Eingänge  in  den  Wald  gerannt  sind,  zuerst 
Besitz  zu  ergreifen  vermag,  ist  sein  F.  Hohö!  hast 
en  gnete'  F.y  oder  Hohö!  en  prächtige  F.!  sind  die 
Rufe,  welche  danach  erschallen. 

Von  /ahm  wie  Fuit  aus  •/u''«(  (Wz.  pug-).  Blaut  von 
,bläben'.  —  Vgl.  Liich.  Ähnliche  Bräuche  anderwärts  ohne 
diesen  Ausdruck;  so  vormals  in  ZAltst.  mit  Beziehung  auf 
den   Kirschenertrag  auf  der  Allmend. 

fast  (fasch  B;  S):  Adv.  1.  fest,  stark,  heftig,  eifrig, 
schnell  B;  GrV.;  S;  Usv;  U;  W.  ,Wenn  man  nur 
nicht  zu  f.  am  Alten  hienge.'  Gotth.  ,[Das  Mädchen] 
hat  grüsli  f.  an  ihm  g'hanget.'  ebd.  's  Heßi  e'  fasch 
i"  de'  Hände"  ha'.  Schild.  Jmdm  de'  Stecke'  vil  z'  f. 
i"  d'  Hand  g'e'  U.  F.  laufe'.  I'''  ha'  z'  f.  Hunger 
g'ha'.  Es  friert  mi'''  f.  Si  tue'  gruselt  f.  danke', 
lassen  [Euch]  gar  sehr  danken.  I  la-i  [lasse]  im  f. 
z'  tüsi"  Mala'  d.  B  wO.  Du  durist  mi'''  vil  z'  f.  Gotth. 
,Da8  Gerede  sei  schon  zu  f.  unter  die  Leute  gekommen.' 
ebd.  .Fast  üss,  f.  üss,  du  fule  merclien!'  lässt  NMan. 
die  Bauern  zum  Bettelraönche  sagen.  ,Myn  hüsfrow 
tuot  üch  f.  grüessen.'  1529,  Strickl.  , Versich  du, 
das  wir  habend  wyn;  schenk  f.  und  bis  [sei]  nicht 
trag!'  Badenfart.  ,In  dem  jar  starb  man  f.  an  der 
pestilenz.'    Bossii.,  Wthurer  Chr.     .Dannast   stand  f.! 


lo"bast  fluch  f.!'  1531,  Kessl.  (Tratzrut  der  VOrte 
gegen  Z.)  ,F.  uss  dem  rat  die  fulen  lut!'  HBüll.  1533. 
,Ich  bitt  üch  von  gotts  willen,  das  ir  f.  zuo  my°r 
schwöster  gangend.'  XVI.,  ARechburgerin.  , Wasch 
mich  f.  von  myner  ungrechtigkeit!'  Güalth.  1569. 
.Fugitare,  fliehen  eins  fliehens,  f.  fliehen.'  Fris.  ,A1s 
solches  das  landvolk  innen  worden,  haben  sy  f.  ir  hab 
und  guot  in  die  statt  hinyn  geflüchtet.'  1569,  Bs  Chr. 
,Wer  auf  undankbar  leut  f.  bauwt.'  Emblem.  1622. 
•Admodum,  f..  heftig.  Bene  doctus,  f.  gelehrt.'  Denzl. 
1677;  1716.  ,Kindskinder  trauren  f.  und  klagen  über- 
raassen.'  1691,  zu  JCEschers  Brgrmstrwahl.  .So  f.  sie 
immer  sich  bemühen.'  Goliath  1741.  Gradation  fester 
BO. ;  Uw.  Es  regnet  hüt  f.  a's  gester  Uw.  Das  het- 
mi'''  am  Festigte  verzännt  [gelüsten  gemacht]  BHk. 
,Si  wurden  ab  dem  land  wider  in  die  Stadt  fallen  und 
als  fast  bymenzelten  essen  als  vor,  ald  vil  fester.' 
1521,  Egli.  ,Ye  fester  der  wagen  gelaufen.'  Fris.  — 
2.  mit  Bez.  auf  Zeit  und  Raum,  a)  häufig,  wieder- 
holt, gewöhnlich  GRRh.,  S.  Syn.  fest.  ,Den  ich  im 
zig  [Verdacht]  hatt,  das  er's  mir  gestolen  hätti,  das 
ist  der  B.,  wann  er  was  f.  um  myn  Drog  [Koffer].' 
HsStockar  1519.  ,Famagustain  ist  die  best  houptstatt 
in  disem  küngrych  und  ist  die  herschaft  f.  da,  die  im 
land  wandelet  [hat  die  Regierung  ihren  Sitz  meistens 
da].'  ebd.  ,Es  sei  f.  durch  Betrunkene  geschehen  und 
der  Ehrbarkeit  [den  ehrbaren  Leuten]  nie  gefällig 
gewesen.'  1530,  Absch.  ,Er  kumpt  f.  zuo  Winterszeit 
in  unsern  see.'  Vogelb.  1557.  ,Wie  f.  alle  wyber 
weben  können,  gand  die  mann  vor  dem  winter  f.  in 
Berner  piet  wullon  zuo  koufen.'  Platt.  1572.  Fester, 
häufiger;  meistenteils  BHa. ;  der  Festist,  am  Meisten  U. 
—  b)  nahe  B  (Zyro).  Fester  bi  'r  Chilcha,  näher 
bei  der  Kirche,  ,0b  böum  zuo  f.  an  die  sträss  sties- 
send.'  1500,  Obw.  S.  auch  fast  (anjhin,  bisher,  und 
vgl.  Span,  hasta  (aus  ahd.  fasto),  bis.  —  3.  vor  Adj. 
sehr,  wie  engl,  fast;  vor  Compar. :  um  Vieles  ApK.; 
Bst;  B;  PS.;  GrV.;  PP.;  W,  verstärkt  bodefa,tt, 
z.  B.  6.  ehalt  W.  ,F.  besser',  viel  b.  1457,  Bs  ßq. 
,Dein  einfaltigen  leser  f.  nütz  und  dienstlich.'  1531, 
BiB.  ,F.  lutherisch  gesinnt.'  1538,  Absch.  ,Und  siehe 
da,  es  was  alles  f.  guot.'  1560,  Bib.  =:  ,sehr  g.'  1667. 
,Vil  habend  schier  zuo  allen  warten  ire  schwüer, 
als  da  sy  sagen  wollend,  das  sye  f.  guot  oder  bös, 
sagend  sy,  es  sye  lyden  guot  und  crüz  bös.'  HBull. 
1561.  ,In  einer  fast  bekannten  statt.'  RGwerb  1646. 
Und  selbst  mit  ,sehr'  (in  wechselnder  Stellung)  ver- 
bunden :  ,was  man  ser  f.  bedauren  musste.'  1525, 
Absch.  ,S.  f.  regnen.'  Kessl.  ,Freueten  sich  f.  sehr.' 
1707/1811,  L  Sam.  Fester  1)  mehr,  magis  BHa.,  Ri.j 
üw;  U.  Fester  ob-si''',  mehr  aufwärts,  f.  rechts  udgl. 
I"''  han  f.  Turst  iva'  [als]  Hunger.  Es  ist  hür  f.  vil 
i/üM'  BRi.  ,F.  wegsain'  =:  wegsamer.  1538,  AoTscbüdi. 
,Sind  ettlich  brünnen  f.  versigen  weder  vor.'  1548, 
UMev.,  Wthur.  Chr.  2)  eher  UwE.  F.  Das  als  Ems 
[Jenes].  ,Tu  magis  id  diceres,  si . .  .  Du  wurdest  das 
vil  f.  sagen,  oder  iner  bestäten,  das  du  sagst,  wenn 
du  . . .'  Fris.  3)  ziemlich,  recht  sehr  (eig.  ,eher 
als  das  Gegenteil')  BHa.,  Ri.  Er  ist  f.  e  G'schänti, 
nicht  viel  anders  als  ein  Dieb.  Die  [diese]  Milch  ist 
f.'N'tdle,  fast  lauter  Rahm.  Du  bist-m'r  f.  a  louba, 
recht  lieb.  F.  Kenia.  Der  Keconvalescent  ist  no'''  f. 
schu-acha".  Syn.  härter  fwirsj.  Ja  f.,  Bejahungstormel. 
In  letztem!  S.  auch  ja  fast  GfiChur,  und  hinwieder 
als   Ausdruck   der    Verneinung,    keineswegs,    nit   (so) 


1113 


Fast,  fest,  fist,  tost,  fust 


1114 


faxt  B;  Gr;  U.  Git'x  Chriesi  bi-n-ech?  gibt's  Kirschen 
bei  euch?  Nidf.B.  —  4.  beinahe,  allg.  Syn.  schier. 
S.  auch  gar;  fast-zuehin.  F.  und  f.  =  bl-mene  Hörli. 
F.  z' säge,  so  zu  sagen  Bs.    Wahrscheinlich  SchwMuo. 

Mhd.  t>as((e),  ahJ./cw/o,  die  adv.  Gruudform  zu  dem  Adj. 
,fest',  ahd.  faati,  wie  tw.  lantj,  mnjt,  rass,  uhd.  ,schon'  als 
Advv.  zu  den  entsprechenden  Adjj.  läny,  mnfi,  räss,  , schön'. 
Im  Comp,  fallen  Adv.  und  Adj.  zusammen,  s.  deshalb  auch 
fest;  in  ä.  Spr.  finden  sie  sich  etwa  (wohl  mit  Bedacht)  aus 
einander  gehalten:  ,Übelt's  aber  ir  Herr  vor  [nahm  er  es 
vorher  übel],  er  übelt's  da  noch  faster.'  1360,  Segesser,  RG. ; 
im  Mhd.  kommt  ntutcr  und  iwxter  als  Adv.  vor.  Auch  über 
die  Grenze  zw.  Bed.  1  und  3  kann  gemarktet  werden  und 
—  was  von  grösserm  Belang  ist  —  zw.  1  bzw.  3  und  4: 
.Man  habe  das  ziemlich  f.  gehalten,  wie  es  die  frühere  Be- 
sitzerin getan.'  15'25,  Absch.  ,Die  klein  Stadt  was  dasmal  noch 
f.  uf  dem  alten  wesen.'  1529,  Bs  Chron.  , Welche  [4  Sprachen] 
den  Wallissern  f.  nötig  sein,  wegen  der  Nachbarschaft  mit  dem 
Bernergebiet,  Italien  und  Genfersec.'  JJScheuchz.  1708,  wofür 
1746  wirklich  , beinahe' eingesetzt  erscheint.  1''' ha' /.  namii 
Hand,  sagt  Einer  etwa,  dessen  Hände  ganz  nass  sind  Bs 
(scherzhaft':').  Auffallen  muss,  dass  Bed.  4  mit  1  (3)  sich 
in  ein  und  der  selben  MA.  verträgt.  Ygl.  noch  änhd.  .nicht 
so  f.  [nicht  so  wohl],  als  (vielmehr).' 

not-:  heftig,  arg.  ,N.  wurden  die  uf  den  muren 
teengt.'  VäD.    —    S.  auch  n.-/eat. 

fastlochtig:  in  (ziemlich)  starkem  Grade  oder 
Masse  BO.    Gegs.  hitselochtig. 

Paste"  f.;  das  Fasten,  die  Fastenzeit,  durch  liirch- 
liche  Gebote  eingeführt,  welche  für  die  betr.  Tage  t. 
die  Mahlzeiten  beschränkten,  t.  Enthaltung  von  ge- 
wissen Speisen  verlangten;  vgl.  Fast-Mues,  Fasten- 
Spis.  14ÖÖ  gestattet  der  Papst  denen  von  L;  Schw 
und  Zg  den  hergebrachten  Genuss  von  Butter  an 
Fasttagen,  da  bei  ihnen  keine  Oliven  wachsen.  Absch. 
Es  entstanden  in  der  Fastenzeit  als  Ersatz  für  die 
verbotenen  Speisen  bes.  gebrauchliche  Gebäcke,  s. 
Fasten-Brod,  -Bing,  -  Wäjen.  Anfang  und  Ende  der 
grossen  Fasten  vor  der  ernsten  Passionszeit  bezeich- 
neten laute  Festlichkeiten,  s.  Uirsmontag,  Funken- 
sonntag,  Fasnacht;  Ostere".  Vom  Sonntag  Judica  an 
werden  die  Crucifixbilder  in  den  Kirchen  mit  Tüchern 
Tcrhüllt,  s.  Fasten-Grah,  -Tuech.  .Die  beigen  frau- 
fasten und  die  helgen  f.  üss  von  der  alten  fasnacht 
hin  bis  zuo  ussgenter  osterwuchen  sind  alle  spil  ver- 
botten,  die  den  pfennig  gewinnen  oder  verlieren  mü- 
gent'  ScHwMa.  LB.  Lt  Schweizerbote  1818  pflegten 
In  F  junge  Töchter  sich  sogar  die  Haare  zur  Busse 
abzuschneiden  (allerdings  um  dann  auf  Ostern  aus 
dem  Erlös  ein  neues  Ginge-Band  zu  kaufen  —  setzt 
der  Berichterstatter  boshaft  hinzu).  Er  haltet  's,  tcie 
der  Hund  d'  (oder  's)  F.  Ineicben;  Sclger.  Es  ist 
guet  vo'  der  F.  predige",  wenn  de""  Buch  voll  ist. 
Ineichen.  Ghurzi  Fasnecht,  langi  F.  ebd.  ,Ich  dar 
[darf]  nit  me  lügen,  es  ist  zuo  fer  in  der  f.'  XVI.. 
AEechbi'rgerin. 

Fron-  Frö-  AaF.,  Fri.;  ApI.,  K.  (-0-°-);  Gl;  GA.; 
ZP.,  frohi  F.  Ityi.,  From-  S;  Uw;  U;  Z,  Frau-, 
Fra-  AABb.,  Zein.;  ApH.,  M.;  Bs;  BM.;  Gl;  GfiPr.; 
LG.;  GStdt,  We.;  ScH;  ScnwE.;  Th;  Uw;  U;  Zg;  Z: 
1.  die  Quatemberfasten,  dreitägige  Fasten,  welche  das 
kirchliche  Jahr  in  4  Jahreszeiten  teilen;  sie  fallen 
auf  den  ersten  Mittwoch,  Freitag  und  Samstag,  je 
nach  Aschermittwoch,  Pfingsten,  Kreuzeserhöhung 
(14.  Sept.)  und  Lucia  (1?..  Dez.).  ,Das  hinfür  ein 
yedcr  probst  zuo  Wislikon  soll  haben  ein  nachtliecht 


in  der  capell  zu  Böbikon  und  all  fraufasten  brennen 
lassen.'  1513,  JHub.  Klingn.  Am  Vorabend  betete  man 
einen  Psalter  aScHW.  Leicht  wurden  auch  für  welt- 
liche Verrichtungen,  wie  terminweise  Zahlungen,  Rech- 
nungsstellungen, Märkte  (Fraufastenmarkt  in  Bs),  Ver- 
sammlungen usw.  die  Quatemberfristen  gewählt  und 
nach  ihnen  gerechnet,  daher  heissen  die  Fronfasten- 
tage auch:  ,zalte  [gezählte,  bestimmte]  Tage'  (s.  d.). 
Vgl.  Fnmfasten-Geld.  We""-me"  umme  [nur]  alli 
Fr.  Speck  heig,  es  diiech  [dünke]  Ei'm  am  Beste". 
GoTTH.  Alli  Fr.,  häufig  Bs;  Syn.  alli  Bott,  Regentag. 
,Und  soll  man  dise  gesetzde  offenen  zuo  ieclicher  fr. 
vor  aller  der  gemeinde.'  1337,  Wack.  D.-R.  ,Das  alle 
fr.  mit  den  raetzgern  abgerechnot  werde.'  1495,  G 
Küchenordn.  ,Also  dass  im  [dem  Gerichtsweibel]  syn 
belonung  uf  die  fr.  erleit  und  bezalt  werden  solle.' 
1557,  Z.  .Nachdem  und  ich  iez  37  jar  und  3  frofasten 
schuelnieister  gsyn  was.'  ThPlatt.  1572.  ,Der  Schmit 
soll  alle  Fr.  Eechnig  in  die  Canzly  liefern.'  Gesinde- 
ORDN.  Muri.  An  den  Fr.  wurde  aus  der  Stiftung  des 
HSchwend  im  Z  Franfaste'hüs  (s.  d.)  seit  dem  XVI. 
Brod  unter  die  Armen  verteilt.  Im  Interesse  der 
Armenverpflegung  wird  beschlossen,  für  die  Armen 
ein  Gewisses  an  Geld  od.  Getreide  auszusetzen  und  es 
.fronfastentlich- auszuspenden.  1715,  Absch.  Glaube 
und  Brauch.  Fr.  gtiet,  später  guet  Ap.  E  schöni 
Fr.  bringt  guet  Wetter  AAEhr.  Dinkel  soll  an  Fr. 
gesäet  werden  Aa;  Z.  Die  (spec.  aus  der  December-Fr.) 
personificierte  .Frau  Fasten'  greift,  bes.  vor  Weih- 
nachten, gespenstig  ins  Menschenleben  ein;  darum 
heisst  es,  dass  man  an  Fr.  keine  Zöpfe  flechten  solle, 
sonst  falle  Einem  das  Haar  aus  ZNer.  (vgl.  Knmgeli 
und  .Frau  Holle',  die  in  der  Weihnachtszeit  umziehen, 
dem  ver-späteten  Gespinnste  und  den  Haaren  gefähr- 
lich; ferner  Verena,  Sp.  91G  o.,  deren  Schwester  ,Frau 
F.'  ist,  Sp.  917);  und  am  Vorabend  muss  aufgesponnen 
sein  aScHw.  Wenn  man  in  der  Fronfastenzeit  länger 
als  bis  10  Uhr  aufbleibt,  so  sucht  ein  Geist,  Fr.  ge- 
nannt, Einem  zu  schaden.  Rotenbach.  An  der  Fr. 
darf  man  nicht  waschen;  denn  das  ,Fronfastcnwibli' 
geht  um.  ebd.  So  ist  die  Fronfastenzeit  eine  ernste, 
düstere;  vgl.  Fr.-Gesicht,  -Wetter.  Auch  andere  Geister 
(s.  Jäger)  wählen  sie  zu  ihren  gespenstigen  Zügen, 
z.B.  äa.s  Fr.- Müeterli,  s.d.;  doch  wem  sie  hold  sind, 
dem  helfen  sie  Schätze  heben  (s.  Fr.-Nacht)  und  den 
bevorzugen  sie  mit  besondern  Gaben  (s.  Fr.-Kind). 
—  2.  der  Betrag  einer  auf  Fronfasten  entrichteten 
Quartalzahlung.  ,Hrn  Predicanten  die  Fr.  zalt  17  fl. 
7  btz.'  17'24,  Schloss  Eued.  —  3.  ängstlicher,  be- 
dächtiger Mensch  Z.    Vgl.  (alti)  Fasnacht. 

Mhd.  vrnn(r)-vaete,  dass.,  eher  zsges.  mit  dem  verhärteten 
Gen.  PI.  ürön,  Herren,  als  mit  dem  erst  daraus  abstrahierten 
Adj.  viiin.  herrschaftlich,  heilig.  An  den  Quatembertagen 
wurden  nach  kirchlichen  Anordnungen  von  494  und  1095 
die  Priester,  die  ,Diener  des  Herrn',  geweiht  und  diese  er- 
schienen dem  Volke  gegenüber  selbst  als  die  ,Herren'  (s.  Her), 
denen  zu  Ehreu  die  Fasten  gehalten  werden  mussten.  Die 
Umdeutungen  des  unverstandenen  Fro"  (z.  B.  ,in  der  frow- 
fasten.'  HsSchUrpf  1497)  lehnen  sich  an  ,froh'  und  an  .Frau' 
(s.  0.);    From-  dag.  beruht  nur  .auf  lautlicher  Assimilation. 

Gold-  =  Fronfasten.  ,Hienach  ist  zue  merken  von 
den  4  goltfasten.  Dy  erst  goltfast  [usw.].'  XV./XVL, 
L  Gebetb.  —  Mhd.  tjolivnste. 

Mitte-  Mitti-  Bs;  ZO.,  Mitter- üd-w,  Mitteii- Bs: 
Mittfasten,  der  dritte  Mittwoch  nach  Aschermittwoch, 


1115 


Fast,  fest,  fist,  fost,  fnst 


lllG 


als  Mitte  der  grossen  Fasten.  ,Uf  mittfasten  1352.' 
Z  Chron.  1336/1446.  ,Ze  initterfasten.'  Edlib.  u.  so  ö. 
in  der  ä.  Lit.  A'  der  Mitti-F.  stellt  me  's  Uechtli  in 
Chaste';  stellt  vier  's  denn  nüd  drl",  so  stellt  mer  's 
denn  doch  s'  Ostere'  drV,  d.  h.  man  hört  auf,  bei 
Nacht  zu  weben  ZU.  Vgl.  M.-Für  Sp.  945.  Um  Bs 
war  es  Sitte  der  Kinder,  um  jene  Zeit  betteln  zu 
gehen,  unter  Hersagung  eines  besondern  Verses,  dessen 
Aniiing  lautete;  Mitti-,  Mitti-Fasten,  mer  hei  kei  Korn 
im  Kaste,  und  der  Schluss:  Wenn  dir-is  [ihr  uns] 
Nüt  tveit  ge",  so  nem-mer-ech  Hüener  und  Eier  üs. 

Mhd.  milliutxmte:  zuo,  zr  mitter  vasien  (auch  als  Comp.). 
Mittfasten,  Sonntag  Lätare,  der  auf  den  oben  genannten  Mitt- 
woch nächstfülgendo  Sonntag,  an  welchem  häufig  Fouer  an- 
gezündet wurden,  s.  hei  Lätare  und  hei  Liechtli-Suimtay. 
Über  Mittfasten-Gebräuche,  welche  das  Ende  des  Winters 
und  die  Wiederkehr  des  Lichtes  und  des  Frühlings  feiern, 
Tgl.   Gr.  Myth.',  741  f. 

Bann -Faste":  gebotener,  ,gehannter'  Fasttag. 
,Am  24.  März  ist  Bannfast.'  XV./XVL,  L  Gebetb. 

faste":  die  Fasten  begehen.  Mit  Fastespise" 
einzig  wird  no'''  nit  g' fastet.  111.  Schweiz.  Trans.: 
Eppis  f.,  es  unterlassen  New.  —  Mhd.  mstm.  Vgl. 
firen  1.  4   (Sp.   922). 

Fastete  f.:  Erfüllung  des  Fastengebots,  Fasten. 
.[Gott]  verlieh  üch  und  wer  üeh  zuogehör,  ein  lichte  f.' 
XVI.,  ARechburgerin. 

Fastidi,  FastUis:  Anstrengung  UUrs.  Ei'm  Fäsfidi 
mache",  Schwierigkeiten  bereiten  U. 

Aus  ita\.  fmtidin,  Verdruss,  Langeweile,  Ekel.  l5lmr  die 
Knduug  -I»  s.   .\um.   zu   Fallen«. 

Fest  n.:  1.  (G'ßst  Zü.f)  Fest,  Festfreude.  M'le 
grösser  [heiliger]  's  F.,  wie  fuler  [gefährlicher,  ge- 
schäftiger] der  Tüfel  L.  Gell  [gelt]  au'''',  Begel  [Re- 
gula], well  aif''  (es)  [welch  ein]  F.!  wird  in  neckender 
Nachahmung  lallender  Sprache  Demjenigen  zugerufen, 
der  in  bliider  Verwunderung  Etw.  anstarrt  Z.  ,Was 
hilft  gross  rychtunib  und  paläst,  desglychen  ouch  vil 
pracht  und  g'fest.'    NMan.  —  2.  es  G'fest  ha",   bildl. 

a)  „Lärm,    lärmende   Bewegung   machen    B;    L."  — 

b)  Aufhebens  machen.  Er  het  es  G'f.  mit  sV'm  Buch 
Aa.  —  c)  Jnidn  höhnisch  aufziehen,  ihn  necken  BHk. ; 
„L."  —  3.  (Festli")  ein  Buch  des  Prauenklosters  im 
Bruch  L  mit  den  für  gewisse  hl.  Feste  bestimmten 
Gebeten  und  Lesungen. 

Mhd. /(■■«(,  aus  mlat. /csdini.  Zu  Bed.  2  vgl.  Fe«tiris  und 
(lefäuch  Sp.  109",  Oefich  Sp.  643.  Schon  bei  Fischart:  ,Vil 
gefests  von  den  epistcin  machen.'  Vgl.  frz.  faire  fite  a  q., 
.Imdm  viel  Ehre  antun;  de  7.  a  q..  in  Jmdm  eine  gute  Mei- 
nung von  Jmdm  erwecken;  »e  donner  une  f.  auj;  depens  de  q., 
sich   über  Jnidn  lustig  machen. 

Älpler-:  von  den  Sennenbruderschaften  geleiteter 
Festtag  der  mit  ihren  Tieren  zur  Herbstzeit  wieder 
ins  Tal  zurückkehrenden  Sennen ;  in  UwEmm.  wer- 
den acht  Tage  vorher  zwei  Fähnriche  und  der  ,Vor- 
steller'  oder  Redner  gewählt.  Am  Tage  selbst  gehen 
die  Mitglieder  der  Bruderschaft  zuerst  in  feierlichem 
.\ufzuge,  mit  einem  ungeheuren  Blumenstrausse  auf 
dem  Hute,  in  die  Kirche;  aus  derselben  geht  der 
Zug,  zu  dem  sich  nun  auch  einige  ,Wildmännli'  ge- 
sellen, unter  Musikbegleitung  ins  Wirtshaus;  ein 
blumengeschniückter  Älpler  teilt  an  die  Armen  auf 
dem  Wege  von  einem  gewaltigen  Stück  Braten  und 
aus  der  zinnernen  Flasche  Spenden  aus.  Die  Haupt- 
person des  Zuges  bildet  der  Fähnrich,  der  mit  seiner 


Fahne  die  schwiei'igsten  Kunststücke  auszuführen  hat. 
Nach  dem  Mahle  stehlen  sich  zwei  Mädchen  hinaus 
und  plötzlich  treten  die  ,Wildmännli'  ein  und  melden, 
die  Fahne  sei  gestohlen  worden.  Nach  langem,  necki- 
schem Suchen  werden  endlich  die  Diebinnen  einge- 
bracht und  nun  über  sie,  unter  Nachahmung  der  üb- 
lichen Formen,  ein  Älplergericht  gehalten,  welches 
mit  der  Bezahlung  von  einigen  Mass  Wein  endigt. 
.\m  folgenden  Tage  belustigt  sich  das  junge  Volk  mit 
Tanz.  In  ScHW  ist  in  neuerer  Zeit  eine  am  Vormittag 
abgehaltene  Viehschau  mit  dem  Fest  verbunden  wur- 
den ;  am  Nachmittag  finden  allerlei  Kampfspiele  Statt. 
und  wird  das  Banner  der  Sennenbruderschaft  auf  dem 
Festplatze  aufgepflanzt.  An  dem  i.  J.  1865  in  Ein- 
siedeln abgehaltenen  Feste  wurden  die  drei  Banner 
der  Urkantone  von  Jünglingen  in  den  kantonalen 
Farben  vorauf  getragen.  Vgl.  Bauernkäl.  1866,  145  ff. 
Die  Alpenhirtenfeste  in  Unspunnen  1805  und  1808 
verdankten  ihre  Abhaltung  der  Anregung  einiger  vor- 
nehmen Berner  und  sollten  allgemeine  Kampfspiele 
für  die  ganze  Schweiz  werden;  sie  vermochten  aber 
schon  im  BO.  nicht,  die  Zusammenkünfte  der  Sennen 
(s.  Schicingfest;  Dorf;  Wald-,  Weid-Stubeten ;  Sennen- 
kilchwlh)  zu  ersetzen  oder  zu  verdrängen.  S.  hierüber 
Neujahrsbl.  der  Z  Hülfsges.  1806  und  Schwab,  die 
Schweiz  3,  219.  —  Schutz-Engel-:  ein  meist  auf 
den  1.  Sonntag  im  Juli  fallendes  Erinnerungs-  und 
Dankfest  für  die  schützenden  Engel.  Kathol.  Schwz. 
Syn.  Schutzengel-Sonntag.  —  Drifaltigkeits-  s.  Dn- 
faltigkeits-Sunntag.  —  Fänli-:  mit  einem  kriegeri- 
schen -Aufzug  und  militärischen  Übungen  verbundenes 
Fest  in  WUlrichen  f.  Alle  Jahre  mussten  auf  das 
um  Pfingsten  gefeierte  Fest  Fähnrich  und  Hauptmann 
neu  bestellt  werden,  wozu  jeweilen  die  zwei  ältesten 
Männer  des  Dorfes  erkoren  wurden,  welche  diesci 
Würden  noch  nicht  getragen  hatten.  Am  Abend  hatte 
der  Hptm.  mit  einem  Alpkäse  und  der  Fähnr.  mit  (be- 
tränke die  Krieger  für  die  ausgestandenen  Strapazen 
schadlos  zu  halten  und  sich  zugleich  für  die  zu  Teil 
gewordene  Ehre  dadurch  zu  bedanken.  Amh.  1879.  — 
Jakobs-  s.  Jakob. 

Josephs-:  Narzisse,  narcissus  poeticus  .'^AWohlen- 
schwyl.  —  Die  Pflanze  kann  am  Josephstag  (19.  März)  schon 
in   Blüte  stehen. 

Dri-Königs-  s.  Drl-Königen.  —  Kisten-:  jähr- 
liche Gedächtnissfeier  der  Eröffnung  der  Rettungs- 
anstalt BBächtelen;  so  genannt,  weil  der  Vor.steher 
anfänglich  in  Ermanglung  von  Hausgeräte  seine  ersten 
Mahlzeiten  auf  einer  Kiste  halten  musste.  —  Klausen- 
s.  Klaus.  —  Knöpfli-;  Missionsfest,  spottw.  so  ge- 
nannt, weil  im  Missionshause  vorzugsweise  Mehlkost 
(Knödel)  genossen  wird  Bs.  —  Mai-  s.  Mai.  —  Most-: 
Festlichkeit  zur  Zeit  der  Obsternte,  wenn  der  neue 
Most  noch  süss  ist  oder  gährt.  Der  Landvogt  im 
(obstreichen)  Th  soll  auf  die  Unfugen  an  den  Kircli- 
weihen,  Mostfesten  und  an  den  Sonntagen  Acht  haben. 
1726,  Aesch.  —  Narren-:  Festlichkeit  in  TnWeinf 
bis  an  das  Ende  des  XVllL,  hervorgegangen  aus  dem 
Aufzuge  der  waffenfähigen  Mannschaft,  die  jeweilen 
am  Aschermittw'oehtage  auf  dem  Schlosse  dem  zürcli. 
Landvogte  die  Aufwartung  zu  machen  pflegte.  Die 
Junglinge  wählten  sich  einen  König,  der  den  Zug 
leitete,  und  konstituirten  sich  als  Parlament;  nach 
dem  Zuge  wurde  vom  Wirtshause  herab  die  Geschichte 


in 


Fast,  fest,  fist,  tost,  t'iist 


1118 


ilei-  zürch.  Mmilnacht,  danach  eine  Liste  aller  Läcliei- 
üchkeiteu  und  Torlieiteii,  welche  das  Jahr  über  in 
der  Umgegend  vorgefallen  waren,  verlesen.  Eine 
Malilzeit,  an  welche  der  zürch.  Obervogt  alle  Jahre 
zwei  Eimer  Wein  beitrug,  machte  den  Beschluss.  Wer 
seine  Torheit  aus  dem  Narrenbuche  sieh  nicht  wollte 
vorlesen  lassen,  kaufte  sich  gerne  durch  Geschenke  an 
.  die  Narrenzunft  los.  Vgl.  Narrenrat  und  über  ähn- 
1  liehe  parodierende  Rechtsgebräuche  Osenbrüggkn.  Stu- 
dien 1881,  407  tf.,  und  über  die  N.-Feste  in  den  Kirchen 
Wanüer,  Sprww.  3,  937.  —  Nasen-:  Erinnerungsfest 
an  die  Schlacht  bei  StJakob  am  26.  Aug.  1444.  durch 
welche  die  damalige  Kriegsgefahr  von  Basel  abgelenkt 
wurde.  Die  Basler  gehen  an  demselben  nach  StJakob, 
wo  sie  gebackene  Nasen  essen,  die  zu  jener  Zeit 
;  massenhaft  aus  dem  Rhein  in  die  Birs  treten.  Vgl. 
Schw'izerhhiet.  —  Rueten-  s.  B.-Ziig.  —  Sennen- 
s.  Sennen- Kilchtcih. 

(i 'scher-  -e-  Gii,  ebenso  (-e--,  -e'-)  mui  G'serfe'nt 
SoH,  G'sche'rßst  Tu,  G'schjerf^st  AaF.,  Z.,  Zer-  GTa. 
—  n.:  Wirrwarr,  unruhiges  Wesen,  geräuschvolles 
Hin- und  Herlaufen,  Lärm  AaF.,  Z.;  ScuStdt;  unruhige 

■  Geschäftigkeit  GTa.;  ScHStdt.  Müdes  Drängen  und 
,  Treiben  Th.  Viel  Wesens  unbedeutender  Dinge  wegen 
I    GTa.;  ScnStdt;  ungewöhnliche  Aufregung,  Freude  od. 

■  Verdruss,  mit  lauter  Äusserung  derselben  So»  (Kirchh.). 
Er  hat  ob  dem  Bing  a  G.  g'hii",  ma"  hett  g'münt  [ge- 
meint], ums  es  [Grosses]  war.  Die  Sach  hat  im  vil 
G.  [Mühe]  g'macht. 

I  Eioe  taiitfli.  Zss.  aus  Wucher  (s.  d.).  zu  ahd.  niiiun,  mut- 

!  willig  sein,  jauchzeu,  und  Fcai  g.     Das  nuverstandeue  erste 

[  Glied  des  Comp,  hat  Umdeutungen  uud  Anlehnungeu  an  zerren 

J  und  Ser  erfahren.    St.  scheint  sogar  au  Zshang  mit  Muctiner 

\  IWuotans  Heer]  zu  denken.    Auch  der  2.  Teil  hat  Umdeutung 

1  auf  das  Adj-Adv.   ,fest',  das  ganze  Comp,   damit  eine  sulche 

I  «af  imperative  Bildung  erfahren. 

*         Bogenschützen-:  Fest  der  Bogenschützengesell- 
schaft in  Bern  am  ersten  Dienstag  im  Mai;   die  Mit- 
'    glieder   zogen   mit  Musik,    in  Uniform,   in   festlichem 
!    Umzüge   nach  der  Schützenmatt,    wo  mit  dem  Bogen 
'    nach  einem  hölzernen  Papagei  auf  einer  hohen  Stange 
geschossen  wurde;    wer  ihn   herunter   schoss,   wurde 
für  dies  Jahr  Schützenkönig.   Das  Fest  verschwand  mit 
dem  Ende  des  letzten  Jhdts;   vgl.  Armbrustschiessen. 
[     -   Schwing-:    festliche    Zusammenkunft    aus    ver- 
schiedenen Gemeinden,  Talschaften  oder  auch  aus  ver- 
schiedenen Kantonen  zum  Wettkampf  im  .Schwingen' 
(s.  d.).     Es  gilt  ländliche  Preise,  wie  kleinere,   meist 
f   von  den  Zuschauern  erbettelte  Geldgaben,   höchstens 
etwa  ein  Schaf,  mehr  aber  die  Ehre,  als  Sieger,  bes. 
:   aus  dem  Usschtcinget  (s.  d.),  hervorzugehen.    Ort  und 
'   Zeit  sind  meist  herkömmlich  festgesetzt.     Am  Oster- 
montag (wann  unter  dem  alten  Regiment  in  Bern  die 

■  Katsglieder  wieder  gewählt  wurden)  versammelten  sich 
I  die  Schwinger  aus  dem  Emmental  und  dem  Oberland 
I  auf  der  kleinen  Schanze;  später,  als  man  in  dem 
l  Treiben  der  Hauptstadt  den  Untergang  des  ,Volks- 
)  festes'  befürchten  niusste,  lud  man  (1866)  die  Schwin- 
'  ger  aus  BE.  u.  0.;  LE.  u.  Obw  nach  Langnau  und 
'  (1867)  nach  Unspunnen  ein  (s.  Alpenr.  1868.  S.  174  ff.). 
;  Bei  dem  letztern  Anlasse  zerfielen  die  Wettkämpfe  in 
:   den  allgemeinen  od.  Vorschtcinget  (s.  d.),  in  das  Stein- 

stossen  u.  in  den  entscheidenden  od.  Usschwinget.  Ein- 
facher und  volkstümlicher  verläuft  der  Schwinget  od. 
l^nrf,  Dürfet  auf  dem  Rasen  einer  hochgelegenen  Alp. 


fo'st:  1.  festhaltend;  nnbewcglicli.  allg.  Ki"m 
(V  Schrifte"  /'.  mache",  seine  bei  der  l'idizei  nieder- 
gelegten Ausweisschriften  mit  Beschlag  belegen  Z. 
Eine  Zusage  .f.  und  stet  halten',  häutige  Formel  in 
der  ä.  Lit.  , Steif  und  f.  [unerschütterlich]  verbleiben.' 
ZitrGilr.  1656.  Das  isch  ml"  f.  Gidanke,  meine  sichere 
Überzeugung.  Schild.  I'''  cha"  's  nid  f.  säge',  i''' 
weiss-es  nid  f..  I'''  hi"  festw,  bin  meiner  Sache  sicher 
und  halte  darum  meine  Aussage  aufrecht;  i  hi  festi, 
sagt  die  Geschwächte  mit  Bez.  auf  ihre  Paternitäts- 
klage B.  Ich  spile  f.,  Erklärung  beim  Kartenspiel, 
dass  man  das  Spiel  gegen  die  übrige  Gesellschaft  auf- 
nehme und  zwar  mit  Verzichtleistung  auf  das  ,Rauben'. 
Dazu  als  Adv.  ,festenklich.'  LLav.  1569,  =  ,festiglich 
glauben.'  1670.  —  2.  a)  solid,  kompakt,  derb;  stark; 
robust,  gesund,  allg.  Syn.  kech;  toll.  Vgl.  F.-Brod. 
Von  geronnenem  Fett  Gr.  Syn.  g'kalet;  bestanden. 
E  festi  G'sundheit.  Euse  Her  [unser  Pfarrer]  ist  nüd 
de''  festist.  —  b)  durch  Zauber  unverwundbar  gemacht 
.\a.  Syn.  gefroren  (s.  d.).  .Zu  N.  hat  Einer  einen 
Knaben  (der  aber  zum  Andern  sagen  dörfen,  er  soll 
nur  schiessen,  er  könn  sich  f  machen)  geschossen.' 
1756,  Z  Nachrichten.  —  c)  wohlhabend  (eig.  mit  festem 
Fundament  versehen)  Ai'.  Mi  Brügi  ist  voll  Chorn 
und  Weisse  [Weizen].  Der  Cheller  volle  guete  Wf; 
Das  muess  bim  Dunstig  Upijis  heisse".  Das  muess  en 
feste  Buedi  si"!  JKMey.  1844.  —  d)  in  Titulaturen, 
ehrenfest?  ,Man  sagte  noch  i.  J.  1362:  der  edle  Marg- 
graf, der  fromme  Ritter;  nachgehends  kam  der  veste 
Ritter  und  endlich  der  strenge  (strenuus)  auf.'  POcns. 
.Ihr  Gn.  Streng,  Vest,  Ehrenvest  und  Gunsten.'  1779, 
WüRSTis.  —  e)  adv.,  stark,  heftig,  sehr  Bs;  U;  Z. 
Und  wenn  me"  s'  öppe  h'schelke  wett  [ausschelten 
wollte],  rumored  s'  nW  no'''  fester.  Schwyzerd.  Duct 
's-d'r  ive?  Nit  so  f.  Bs.  .Sonders  noch  fester  uf  sy 
geschlagen.'  M.  XVL,  Z  Gerichtsakten.  ,Der  esel  lief 
under  der  burdi  fester  [schneller],  dann  ich  sunst  ye 
ein  esel  1er  laufen  sehen.'  Tierb.  1563.  Vgl.  fast.  — 
f)  adv.,  oft,  häufig  GrS.  Syn.  fast.  —  un-:  schwach, 
nicht  geschützt,  befestigt.  ,Die  Grafschaft  Burgund 
sei  ein  kleines,  unvestes  Land,  das  Herzogtum  Cham- 
pagne aber  stark  und  fest.'  1544,  Afisrn. 

band-:  1.  h.  machen,  mitAcc.  P.:  Jmdn  in  feste 
Hand,  festnehmen,  gefangen  setzen.  .Jeder  schlug 
[prügelte]  den  Buben  ab,  wo  er  ihn  h.  machen  konnte.' 
GoTTH.  .Wann  leichtfertige  Leute  sich  vom  Betteln 
nicht  abhalten  ^lassen  wollten,  ist  unser  ernstlicher 
Befehl,  dass  solche  h.  gemachet  und  verwahrlich  an 
allhiesiges  Schellenwerk  geschickt  werden  sollen.'  1693. 
Z  Mand.  Diessenhofen  wird  gestattet,  das  Lumpen- 
und  Strolchengesindel  h.  zu  machen.  1727,  Abscu.  — 
2.  handgemein  Uw.  —  3.  kräftig  (eig.  fest  in  der 
Hand);  von  gedrungenem  Körperbau  Z.  Auch  mit 
Bez.  auf  Institutionen:  .Damit  dise  Ordnung  by  hand- 
festem wesen  bestön  mög.'  Z  Mand.  1.530;  vgl.  4.  — 
4.  standhaft,  beharrlich,  mannhaft,  kernhaft.  Syn. 
handhaft.  .Mit  handfester  Gemütsart.'  Gotth.  ,Uf  das 
wir  in  dem  burgk-  und  landrecht  in  die  ewigkeit  h. 
mugen  beharren  und  blyben.'  1473,  Absch.  ,Er  wäre 
merklich  unrüewig  und  h.  gsyn  [er  beharrte  darauf], 
dass  man  nit  abzuge.'  1524,  Strickl.  .By  göttlichem 
wort  styf  und  h.  blyben.'  1532,  Z  Mand.  .Nit  mec, 
dann  bis  [sei]  h.'.  schreiben  seine  heimlichen  Anhänger 
an  Tarquinius  nach  Rom.  HBull.  1.533.  ,Ir  sollend 
syn  h.  und  gerecht,   Nit  ansehen  d'  fründschaft  noch 


11  Kl 


Fast,  fest.  fist.  fest,  tust 


llL'll 


geschlecht.'  ebd.  .Las.st  uns  leheiilüt  nur  h.  sein. 
unsere  herreii  werden  uns  niüessen  an  Zinsen  nach- 
lassen, dann  sonst  niemand  vorhanden,  der  die  güeter 
empfangen  (kann).'  1553,  Z  Arch.  , Handhaft,  h.,  der 
steif  auf  eim  bleibt,  firmus  accusator.'  Mal.  .H.  und 
unverzagt.'  Wurstis.  Als  Adv.  .handfestenkliehen', 
mannhaft:  .Unsern  statt  vor  mengklichs  angriff  h. 
schirmen  und  fristen.'  1480,  Bdndesbr.  —  5.  in  Titeln 
und  Anreden  =  , streng,  gestreng'.  ,H.,  strenuus;  stre- 
nuitas,  handveste,  strenge.'  Mal.  —  6.  emsig,  rührig, 
tätig.  .Wenn  die  burger  nit  so  h.  werind  gsyn,  so 
wer  der  ganz  dum  verbrunnen.'  UMey.  1.540/73.  — 
7.  gewaltig,  verderblich;  unbändig.  ,[Die  Oster- 
reicher]  tribend 's  aber  z'  vil:  des  i.st  inen  druss  er- 
wachsen ein  sölich  h.  spil  [durch  die  Sehlacht].' 
Halbsüter.  ,Fraenum  mordere,  widerspennig  und'  h. 
sein.'  Fris.  ,H.,  handhaft,  nit  ze  demmen,  indomitus.' 
Mal.  —  rechts- h.:  das  Eecht  fest  handhabend.  ,E. 
V.  H.,  welcher  in  ein  r-e  Eidgnossenschaft  zog.'  Ansh. 

kapitel-fest:  1.  die  Bibelsprüche  nach  Kapitel 
und  Vers  genau  kennend;  bibel-,  schriftkundig  Z.  — 
i.  übertr.,  fest  übh.;  von  Sachen,  dauerhaft,  solid; 
von  Personen,  sicher,  zuverlässig,  erprobt,  im  Besitz 
der  körperlichen  und  geistigen  Kräfte,  standhaft  Z. 
Syn.  standfest. 

nagel-:  fest  genagelt,  durch  Nägel  unter  und  in 
sich  genau  verbunden,  daher  formelhaft  verbunden 
mit  ,niet-f.':  fest  genietet,  allg.  Was  niet-  und  nagel- 
fest ist,  gehört  zum  Hause  und  bleibt  beim  Wechsel 
des  Besitzers  in  demselben;  was  nicht,  gehört  zur 
fahrenden  Habe.  ,Eine  senkrechte,  nagelfeste  Leiter.' 
ZAndelf.  Proz. -Akten.  ,Mauer-,  nuet-,  nagel-  oder 
schraubenfest  verbunden.'  1882,  Z  Amtsbl.  Vgl.  nuet-f. 

not-:  1.  fest  in  der  Not,  standhaft  und  tapfer, 
namentlich  im  Kampfe.  ,Es  hat  sich  Julianus  in 
diesem  Streit  also  n.  erwiesen.'  Wdrstis.  ,Es  würde, 
glaube  mir,  hier  mancher  Tugend  bange,  die  sich  wer 
weiss  wie  n.  glaubt.'  Com.  Erzählcxgen  1765.  — 
2.  (g'nütfest  Ap)  unablässig  auf  das  Selbe  dringend, 
in  lästiger  Weise  beharrlich;  pressant  Ar;  Z.  Vgl. 
der  3Iüedi;  Nöti,  Nöter.  N.  tue",  e  notfests  Wese" 
ha',   wie   kleine   Kinder  Alles    erzwingen    wollen.  — 

Mhd.    nölveste. 

nuet-:  fest  verschlossen,  ohne  klaffende  Fugen, 
solid  gebaut.  Z'  Gr.  isch  einisch  der  Fall  g'si,  ''ass 
nie"  dür-e'  Winter  in-ere'  nit  gar  nuet-  und  nagel- 
feste' Burestube  Schuel  g'ha'  het.  Schild  1866.  — 
Xuet,  Bretterfuge. 

boden-:  grundfest,  sehr  fest.  allg.  —  Buden-  im 
vorstärkenden  Sinne,  wie  z.  B.   in  hcdcnhu». 

bickel-:  vom  Erdboden,  so  fest  (gefroren),  dass 
er  mit  dem  Biekel  [Spitzhacke]  aufgehauen  werden 
muss;  steinliart  Srn. 

Viel),  .jedoch  eig.  hart  wiu  Stein,  von  Bickd  LKnöchol, 
steinerne  SpiclkugelJ;   vgl.  2c   liickcl  i/e/romi. 

bummen-i  bombenfest,  nicht  verrückbar  oder 
umzustürzen  Bs;  Z  (eig.  fest  gegen  Bombenschüsse). 
—  regen-  sind  Strassen  und  Ackerland  nach  heftigem 
Kegen,  wenn  derselbe  Schmutz  und  Unreinigkeit  weg- 
gewaschen u.  den  Boden  festgeschlagen  hat  Aa;  Z.  Syn. 
radu-iisch.  —  ge-satz-:  die  Kegeln  (das  Gesatz)  be- 
obachtend. Gs.  rede',  mit  geordnetem  Gedankengang  Z. 

feste",  fe.itne"  Aa;  Gl;  ,Gr;  L;"  SfiiwE.;  Z: 
1.  befestigen,  festmachen,   allg.     .Mit  pfälen  bewaren 


und  vestnen,  palare.'  Fris.  Übertr.:  bestätigen,  be- 
kräftigen, in  Rechtskraft  stellen.  .Hand  wir  unser 
landrecht  ernüwert  und  gefestnet.'  1501/44,  Schw  LB. 
,Das  dem  gottshüs  diss  landsatzung  von  artikel  zne 
artikel  in  kreften  erkennt  und  gefestnet  ist.'  1525, 
G  Landsatz.  .üarby  verwirft's  [das  Wort  Gottes]  all 
fantasy,  die  uss  dem  wort  nit  g'festet  sind.'  Euep  1538. 
,Darumb  [hierüber]  sollt  mir  die  warheit  festen.'  Man. 
.Zuo  den  kranken  kommen  und  sy  mit  dem  wort  des 
Herren  vestinen  [stärken].'  Kessl.  , Vestnen,  confir- 
mare,  consolidare.'  Mal.  —  2.  mit  Bretterwänden  ein- 
fassen ScHwE.  Vgl.  Festi  2.  —  Mhd.  vertm,  vcuhnen,  ahd. 
fasijan,  faitinon,  befestigen,  verschanzen,  als  Festung  erbauen. 

ver-:  festmachen,  befestigen  Aa;  „Gr;  L;  Z." 
,Welche  statt  starch  verfestnet  worden.'  ZiirGilg. 
1656.  —  gr'und-:  (tr.)  das  Fundament  zu  Etw.  legen. 
,Da  man  den  Tempel  gegrundvestnet  hat.'  1707,  Haggal 

be-:  befestigen,  stärken,  bekräftigen,  rechtskräftig 
machen,  gültig  erklären.  ,Ouch  dis  alles,  so  diser 
brief  von  uns  wyset,  ie  zue  zechen  jaren  mit  unsern 
eiden  befestnen.'  1454,  Absch.  ,Da  bracht  der  Küng 
zuo  wegen,  dass  der  Bericht  gefürderet  und  uf  ihn 
zuo  befestnen  gestellt  [ihm  anheimgestellt]  ward.'  Ansh. 
.Wider  alleanfechtungbevestinen.'  Kessl.  ,Befest(n)en, 
stabilire,  firmare,  emunire,  solidare.'  Mal.  ,Dass  ich 
mich  mit  den  Verheissungen  des  h.  Evangelii  befostne 
wider  alle  Angriffe  des  Satans.'  AKlingl.  1691.  ,Be- 
fe.stnete  Gesundheit.'  JMey.  1694.  ,Zur  Befestnung 
der  römischen  päpstlichen  Monarchei.'  ClSchob.  1695. 
,In  der  hl.  Schrift  unbefestnet.'  ebd.  1699.  ,Weh  dem, 
der  die  statt  mit  Blut  bauet  und  mit  Bosheit  befestnet.' 
1707,  Hab.  —  JIhd.  lievmtrn,  heveilenen,  festmachen,  festsetzen. 

festeren:  fester  werden;  uneig.  von  einem  Men- 
schen, der  an  Leibesumfang  sichtlich  zunimmt  Ar. 

Festi  f.:  1.  Festung,  Burg,  befestigter  Oit.  allg. 
,Dass  man  nieman  ze  burger  hie  nemen  seil,  er  swere 
dann  10  jar  hie  oder  in  ainer  ander  gemürter  f.  sess- 
haft  ze  synne.'  Ende  XIV.,  Stadtr.  TuDiess.  1415  ver- 
setzt der  König  den  Zürchern  ,die  nidcre  [untere]  f. 
an  der  brugk  zue  baden.'  Hess  1818.  ,Die  kinder 
Ismaels  in  iren  höfen  und  festinen.'  Bis.  1560  [dafür 
,stetten.'  1531],  Auch  in  Flurn.  in  BLiegerz  und 
Melchnau.  —  2.  äussere  Bretterwand  an  Gebäuden 
ScHwE.  yghfestfnjen.  —  3.  Vertragsurkunde  (s.  Hand- 
Festi).  ,Disen  vertrag  findet  man  in  abt  Wilhelms 
feste.'  Väd.  —  4.  Festigkeit,  allg.  —  Mhd.  rcWe,  sicherer 
Ort,  Festigkeit,  Bekräftigung,  Sicherung.    Zu  2  vgl.  nrnjelfat. 

Halb-.  Als  man  die  .Hochwerinen'  am  Schloss 
Luggarus  geschlissen  habe,  seien  einige  ,Halbvestinen' 
und  starke  Mauern  übrig  geblieben.  1548,  Absch. 

Hand-:  1.  Kernhaftigkeit,  Tüchtigkeit  (speziell 
Kriegstüchtigkeit),  Ehrenhaftigkeit.  ,I)is  ist  wunder- 
barlich  und  grüsam  zu  hören  von  der  Handveste  diser 
Lüten  der  Eidgnossen,  dann  sie  zogent  die  blutigen 
Pfeil  uss  ihrem  Leib.'  ECys.  1600.  .Weil  sich  das 
Capitel  zu  diesem  N.  N.  seiner  H.  wegen  des  Bistumbs 
Ledigung  und  Aufgang  versehen.'  Wdrstis.  ,ln  Sachen 
aber,  die  allein  uf  Muetmassungen  standen,  in  denen 
sollen  die  Eiclitere  die  Handfeste.  Ersame  und  Glauben 
beeder  Teilen,  des  Klägers  und  Antwurters,  mit  Fleis.'i 
bedenken  und  ermessen.'  1627,  Bs  Eq.  —  2.  Macht. 
Kraft.  ,Nicht  das  Eecht  suchen,  sondern  sich  auf  die 
Handveste  vertrösten.'  1530,  Absch.  Bes.:  rechtliche 
Kraft  und  Gültigkeit.    Bestand.    Beständigkeit.     ,Dass 


1121 


Fast,  fest,  flst.  fost.  fust 


1122 


es  alles  billich  nach  unsers  amptes  recht,  sitten  und 
gewohnheit  guet  kraft  ewig  und  beliplich  handvesti 
haben  soll  und  mag.'  1442,  Gfrd.  ,A1s  es  billich 
kraft,  macht  und  guet,  ewig  h.  hett  nach  lantsrecht, 
sitt  und  gewonhait.'  1451,  Arg.  ,Zno  meerung  und 
h.  [Stärkung]  gemeinen  nutzes.'  1529,  Absch.  .Harurab 
und  zuo  noch  meerer  h.  [Bekräftigung]  und  waarer 
bekanntniss  aller  obgeschribner  dingen,  so  haben  wir 
unser  insigel  gehenkt  an  disen  brief.'  1530,  ebd.  ,Utzid 
das  uss  gottes  wort  nit  grund  oder  h.  hat.'  1532,  Z 
Mand.  .Wett  gott,  das  er  welle  ein  rychstag  setzen 
in  synem  rych  und  den«"  h.  geben,  so  in  synem 
gluuben  wandlen.'  1541/85,  Bs  Chron.  ,Was  er  also 
vermacht,  soll  kraft  und  h.  han  in  der  besten  form.' 
1548,  MEsTERM.,  Kick.  --  3.  Bekräftigung  durch 
Handschlag  oder  Unterschrift  unter  eine  Urkunde, 
auch  diese  selbst;  verbrieftes  Eecht,  insbesondere  die 
von  den  Landesherrn  ihren  Städten  erteilten,  urkund- 
lich verbrieften  Privilegien,  welche  die  Grundlage  des 
Stadtrechts  ausmachten;  Freiheitsbrief.  ,Wir  ver- 
j5hen,  dass  wir  durch  die  bette  der  burgre  ze  sante 
Gallen  das  alte  recht  der  selben  statt  wider  gemachet 
han  und  ir  dise  h.  darübir  gegebin  han  wider  den 
handvestinon,  die  ir  ze  einir  brunst  verbrurnen  wa- 
rcnt,  da  es  von  altir  ane  geschriben  was,  und  die  ir 
von  kaisern  und  von  kunigen  gegeben  und  gevestent 
warent.'  1291,  G  Freilieitsbr.  ,Swanne  ein  römscher 
küng  erweit  wirf  und  der  danne  in  unser  statt  kummt 
und  den  burgern  ir  hantvestine,  ir  gerichte  und  ir 
guoten  gowonheit  von  im  bestetet  werdent.'  Z  Richtebr. 
,Wir  gelobent,  dass  wir  inen  [den  Baslern]  ein  burger- 
meister  und  rat  geben,  wenne  si's  an  uns  gefordernt 
nach  der  h.,  die  si  von  bischof  Heinrich  gehebt  band.' 
1337,  Waok.  DR.  ,Wäre  dass  ieman  vor  gericht  ütz 
fordret  oder  züget  an  der  burger  hantve-sti,  oder  an 
die  einung,  die  an  der  statt  buoch  geschriben  .stand, 
oder  ieman  uf  die  h.  oder  uf  die  einung  vor  gericht 
crtcilti  [Urteil  spräche],  das  soll  man  daran  zügen.' 
oa  1400,  Stadtr.  Diessenh.  ,Die  Vorfahren  von  Bischof 
Ph.  haben  mit  der  Stadt  Basel  Freundschaft  und  Hand- 
festync  gehabt,  die  beiden  Teilen  von  Nutzen  gewesen 
sind.'  1542,  Absch.  ,Dic  Verbindung  hierüber  [über 
Errichtung  und  Befugnisse  der  Zünfte]  ward  die 
Handveste  genannt.'  Wurstis.  —  4.  die  für  ein  ver- 
brieftes Recht  zu  entrichtende  Abgabe;  eine 
zu  Recht  bestehende  Leistung.  .Weil  die  Mühlen- 
anlage vergrössert  worden,  so  hatte  N.  jährlich  1  Mütt 
Kernen  als  Zins  zu  entrichten,  was  ihm  als  H.  [für 
das  Mühlerccht]  dienen  sollte.'  1076,  Strickl.  Morgen. 
,Die  Handvesten,  Grund-  und  Bodenzinse  von  ver- 
schiedenen in  der  Stadt  befindlichen  Gebäuden,  Plätzen. 
.  Der  Ursprung  dieser  Zinse  rührt  daher,  dass  wenn  auf 
dem  der  Stadt  zugehörigen  Grund  und  Boden  von 
l'articularen  ein  kleiner  Fleck  Landes  zu  Privateigen- 
;  tum  gemacht  wurde,  solcher  Grund  und  Boden  nur 
;  unter  der  ausdrücklichen  Bedingung  cediert  ward,  dass 
>j  von  dem  nunmehrigen  Besitzer  als  Entschädigung  für 
'  die  Schmälerung  des  öti'entlichen  Platzes  eine  kleine 
1  Gcldabgabe  in  das  Stadtseokelamt  entrichtet  werde.' 
'  Mem.  Z  1801.  —  hand-fcsten,  -festigen:  eine 
■  Urkunde  unterfertigen,  Urkunden,  spez.  Vermächtnisse 
ausstellen.  .Unser  herschaft  lüt  söllent  vonhin  dis 
obgeschribnen  rechten  und  Satzungen  alle  samend  be- 
halten und  darby  hantvestigen  nach  irem  vermugen.' 
1507,  B.     Aufrecht  halten,  sicher  stellen.    .Nicht  um 

Schweiz.  Idiotikon.  I.  8. 


Jemand  an  Leib  und  Gut  zu  schädigen,  sondern  um  Eid 
und  Ehre,  so  sie  hierum  getan,  zu  handfesten.'  1535, 
Absch.  —  Mhd.  hanlvegte,  schriftliche  Versicherung,  Urkunde. 

Lani-Festi,  -Festi'g:  1.  Vorkehrung  zum  Schutze 
des  Landes,  sei  es  als  Pfahl-,  Flecht-werk,  Holzver- 
schlag oder  Mauer,  an  einem  Bache,  Flusse  oder  See 
oder  als  Stützmauer  an  einer  Strasse  oder  an  einem 
Abgrunde,  wo  man  auch  etwa  Rasen  anlegt  Z.  ,Die 
niedere  Brück  hat  der  Werkmeister  L.  H.  gewölbt 
und  beid  Landvestenen  geschlagen  [die  der  Brücke 
als  Schutz  und  Widerlager  dienten].'  Ansh.  ,L.  von 
der  Aare  bis  an  das  Zollhaus  gebaut  und  ausgefüllt.' 
1559,  Aarac.  ,An  der  Seiten  gegen  der  Statt  hat  das 
Wasser  die  L.  und  das  Haus  sehr  unterfressen.' 
JJScHEUCHz.  1707;  1746.  , Jedem  Burger  soll  erlaubt 
sein,  auf  der  obern  und  untern  Brugg,  desgleichen 
auch  an  beiden  Landfesteneu  zu  fischen.'  1710;  1776, 
Z  Fischerordn.  —  2.  das  Land  längs  eines  Baches 
oder  Flusses.  1770,  Z  Gescheidsordn. 

Mhd.  lantvcati,  Verschanzuüg,  Landesverteidigung,  festes 
Land,  im  Ggs.  zum  Wasser. 

Not-:  starke  Festung,  Gebäude  in  bes.  sicherer 
Lage?  Die  Absch.  v.  1627  beschäftigen  sich  mit  ,der 
Notfest  [so!]  und  dem  Kloster  zu  Luggarus',  welche 
wohl  ein  und  das  Selbe  bedeuten,  nämlich  das  eben 
damals  im  Baue  begriffene  Kloster  Sta  Maria  del  sasso. 

Stand-Festi(gkeit):  Standhaftigkeit,  Beständig- 
keit. ,Wie  aber  die  5  ort  die  stantveste  deren  von 
Costenz  sachen  [sahen].'  Vad.  .Ermanet  Paulus  Ti- 
motheum  zuo  gedult  und  Standfestigkeit  in  leiden.' 
1531,  IL  Tim.  ,Von  standveste,  küenheit  und  dapfer- 
keit  der  glöubigen.'  Bib.  1548. 

Tümen-  =  Hand-Festi,  Richtebrief  der  Glarner, 
weil  der  bekräftigende  Daumen  in  das  rote  Siegel- 
wachs eingedrückt  zu  werden  pflegte.  Sie  wird  bei 
der  Näfelserfahrt  prozessionsweise  mit  andern  alten 
Documenten  herum  getragen  und  das  Volk  glaubt,  in 
der  die  alten  Schriftstücke  bergenden  Lade  liege  der 
Daumen  des  h.Fridolin,  d.h.  des  Landespatrons  (Rocuh.). 

Festi°g  f.:  1.  Befestigung,  Bestätigung,  Bekräf- 
tigung. ,Wir  binden  uns  under  des  vorgeu.  N.  N. 
ingesigel,  wann  wir  nicht  eigen  ingesigel  iezent  haben, 
z'  einer  gezügsami  und  z'  einer  festunge  aller  vorge- 
schriben  dingen.'  1346,  Gfr.  ,Das  er  [Zwingiis  Gegner 
Struss  in  einer  Streitschrift]  mcr  f.  mit  synem  buoch 
zuotragen,  weder  [als]  unserem  genommen  hat.'  Zwingli. 
—  2.  eine  im  Winter  den  Viehställen  angelehnte 
Schutzwand  von  Stroh,  Reisig  oder  Moos  Th.  VgL 
festen.    —    Mhd.   veitunge,   BefestiguDg,   Grundfeste. 

Land-  s.  L.-Festi.        festnen  s.  festen. 

Weg-Festni  f.:  Vorkehrung  zum  Schutze  eines 
Weges   an    einem  Gewässer.     ,Das   grosse  Wuor  und 

W.'    1763,    Zg.    —    Über   n   vgl.  /esl(n)en. 

Fester,  Fester   s.  Fenster  Sp.  871.  fester 

s.  fnvster  Sp.  873. 

Vester:  Silvester.  Ineichen. 

Pesirfis  ('-ei/fe;  UwE.,  Festl'tiss  AaF.  ;  VOrte,  -dis 
Ndw:  1.  grosse  Vorbereitungen  zu  Etw.  AaF.  Ge- 
pränge; F.  mache",  grosstun  mit  Etw.  Ndw.  —  2.  Cere- 
moniell,  Umschweife,  Complimente  VÜrte.  —  Zu  Grunde 
liegen  X&i.  festivuin.   Fest,  uad/cftoi^«».   \^\,  Fastitis,  FisHri. 

feisst,  feissten,  Feissti  s.  feiss  usw. 

Feister  s.  Fenster.        feister  s.  finster. 


1123 


Fast,  fest,  flst,  fost,  fiist 


1124 


Fist  m.:  crepitus.  ,BI  dem  f.  (u.  H.)'  im  Suh  ötadtb. 
1291  unter  den  verpönten  Schwüren  aufgezählt.  S.  noch 
pflsten. 

Fistel  m.  =  Fisel  I  (Sp.  1074). 
Viell.  ist  identisch  damit  ,Pfistel'   bei  JCWeissenb.  170-2 : 
,Dass    ich    gepflanzet  Distel,    Darauf   ohng'schmackte  Pfistel 
Der  fremde  Gär[t]ner  zweit  [pfropft].' 

Fister  s.  Fenster.        fister  s.  finster. 
fistere":    sich  mit  kleiner  Handarbeit   eifrig,   aber 
unfruchtbar  beschäftigen  Bs.     Vgl.  pfistereii. 

Fisterlinn. :  Strandläufer,  tringa  hypoleucos.  ,A'^on 
dem  6.  geschlecht  der  wasserhüenlinen,  fysterlin  ge- 
nennt.'  VOGELB.   1557. 

„Fistiri,  PI. :  Umschweife,  viel  Wesens  (machen) 
W."     Vgl.  Fes(ivis. 

Fistle"  f.:  1.  verhärtetes,  tiefes  Geschwür  mit 
Kanälen.  ,Fistula,  ein  umbfressender  schad,  genannt 
die  flsslen.'  Fris.  ;  Mal.  Bei  JJScheuohz.  17üti  wird 
das  Pfäiferser  Wasser  gegen  ,Raud,  Fisticn'  usw.  em- 
pfohlen; ebenso  das  Weissenburger  gegen  ,fistulierte 
Schäden'.  —  2.  „Gerstenkorn  am  Augenlide  L."  ,Die 
fissel  oder  fistel  an  äugen,  iegylops.'  Mal.  —  3.  =  Fi- 
schele  I.  —  4.  Schelte  für  eine  zänkische  Frau.  UBiiinG. 
1782.  —  5.  Windhafer,  avena  sativa,  var.  fatua.  ,Die 
fissel  oder  fistel  ist  auch  ein  unkraut,  dem  haber  ge- 
leich, aber  unfruchtbar,  sgjlops.'  Mal. 

Mhd.  /hwl,  fisld  in  Bed.  1,  aus  !at. /«(tifa,  Röhre,  Speise- 
röhre, Geschwür,  Pfeife.  —  2  heisst  auch  Augenhaber,  vgl. 
Gr.  WB.  —  5  ist  sonst  nicht  belegt;  die  lat.  Bezeichnung 
für  aegt/lopa  ist  ,festuca'. 

Föst,  Fester,  fosteren   s.  Forst  usw. 
par-fost  s.  parforss. 

Frist  1,  ,Funst'  --  üim.  Füstji  BO.;  Gr;  W,  sonst 
FüstK  —  f.:  die  geballte  Hand.  1.  als  Werkzeug 
körperlicher  Misshandlung:  ,Wor  den  andren  mit  den 
fünsten-  schlecht.'  Ofpn.  Klingenb.  ,[Sie]  gab  im  mit 
der  funst  eins  in  das  angesucht.'  Ziely  1521.  ,Es  solle 
die  straf  [in  der  Schule]  bescheidentlieh,  mit  Vernunft, 
mit  der  rueten  und  nit  mit  fünsten,  kopfstreichen  oder 
hin-  und  herwerfen  beschehen.'  M.  XVI.,  Z  Staatsarch. 
,Mit  Fäusten  abtrocknen'  s.  letzt.  W.  ,Durch  die  Fäuste 
jagen',  abprügeln;  bildlich:  Einen  heruntermachen. 
,Wenn  schon  das  Publikum  dich,  trefflicher  Mann  [La- 
vater],  d.  d.  F.  jagt.'  UBrag«.  Hieher  auch  die  sprichw. 
RA.:  ,Dienen'  oäeii  , Russen' wie  ne  F.  uf  es  Aug.  ,Das 
ryniet  aber  sich  so  fyn.  Als  sich  ein  f.  rympt  uf  ein 
oug.'  Anf.  XVII.,  HsUGrob.  -  -  2.  als  Bild  von  Macht 
und  Gewalt  oder  gewaltsamen  Verfahrens,  Erlangens. 
Fr  cha""  kei  F.  mache",  hat  keine  Macht  AAEndt. 
F  F.  mache',  wenn  nie'  cha"'  GWa.  Mach  e  F.,  wenn 
cV  Icei  Finger  (kei  Hand)  hast!  allg.  D'  F.  i'  de' 
Hose'  (im  Sack)  mache'  (ha'),  ohnmächtig  zürnen, 
Zorn  nicht  auslassen  dürfen,  heimlich  drohen;  c  F. 
im  Hosesack,  Prahlen  oder  Schelten  ohne  Mut.  F  F. 
im  Sack  fürchtet- me'  nid  GRRh.  Mit  anderer  Litte 
Fingeren  e  F.  mache',  aus  fremdem  Geld  seinen  eigenen 
Vorteil  fördern  ScHwMa.  Chlini  Chind,  wo-n-es  Füstli 
mache'd,  werde'd  gitig  oder  bös  Z,  Glaube  der  Mütter. 
,Mit  der  funst  erlangend  wir  nit  allweg  und  by  yeder- 
mann  alles,  das  wir  gern  hättind.'  HBull.  1540.  ,Hat 
mit  syner  funst  noch  nieman  übergwaltiget.'  RGcaltb. 
1584.  Uf  eigni  (die  eigi)  F.  fhi")  Etw.  tun:  auf  eigne 
Rechnung,  Verantwortung,  ohne  Hülfe.  ,Auf  die  F. 
hin  leihen,   verkaufen':   auf  Kredit,   ohne  Unterpfand 


Ap;  Gl.  Uf  d'  F.  ne',  auf  Borg.  Ineichen.  ,Er  muss 
sein  seel  nit  an  ein  ungewüss  ort  auf  die  faust  hinaus 
geben.'  FWvss  1650.  —  3.  als  Bild  von  Verdeckung: 
/"  d' F.  (i' 's  Füstli)  lache'  (vor  Schadenfreude).  Besser 
i"  d'  F.  ah  i'  's  G'sicht  lache".  Sülger.  —  4.  als  Mass: 
Füstdick  g'loge'  S.  .Obgleich  Zacheus  kaum  einer 
Faust  gross  gewesen,  gleich  wir  zu  reden  pflegen.' 
.\Klingl.  1688.  —  5.  (Schaf-)  Füstli,  Schaf keule  B; 
Syn.  Schaf-Stotzen. 

Mhd.  gleichlautend.  Obwohl  füst  wahrsch.  aus  'funhtl 
zsgez.  ist,  ist  das  ,funst'  unserer  ä.  Quellen  nicht  etwa  ein 
Überrest  jener  Grundform,  sondern  n  ist  erst  wieder  ein- 
geschoben, weil  in  andern  Fällen  wirklich  ü  erst  aus  un-\-t 
zsgez.   ist.     Vgl.  Fromm.  7,  25  f. 

Amboss-:  ein  Teil  des  A.  Z.  —  Wiber-:  die 
mit  eingeschlagenem  Daumen  gebildete  (also  nicht 
vollkräftige)  L. 

füste",  in  UwE.  faste"  (-oi-):  1.  eine  Faust  niachenj 
bes.  als  Geberde  ernsthafter  oder  scherzh.  Drohungi 
heftiger  Erregtheit.  Mit-''em  Füste'  magst  nild  g'ko*, 
deine  drohenden  Geberden  reichen  nicht  aus.  EFeurek. 
Mit  Dat.  P.,  die  F.  gegen  Einen  ballen  Gl;  Z.  — 
2.  mit  der  Faust  schlagen,  a)  intr.  L;  W;  Z;  ume  f., 
mit  den  Fäusten  um  sich  schlagen.  ,Da  iren  zween 
uiit  einanderen  fausten.'  1670,  Arg.  So  hei  er  g'redt 
und  g'f ästet  uf  de'  Tisch,  dass  's  g'kesslet  [geklirrt]  Im 
in  Gläsre',  wusst  nüd  wie.  Stutz.  —  b)  trans.,  eine 
Person  schlagen,  prügeln  B;  W.  —  3.  mit  der  P. 
packen;  mit  der  ganzen  Hand  zugreifen  Ap;  Syn. 
hampflen.  —  4.  f.  und  chrotte,  streng  arbeiten  B  oAa. 
—  5.  (in  Aa  pfüste)  unbeholfen,  ungeschickt  an  Etw. 
arbeiten;  sich  an  einer  Handarbeit,  die  man  nicht 
gewohnt  ist,  versuchen.  I)u  liest  eisder  Oppis  z'  f. 
Was  füstisch?  fragt  man  halb  neckisch  L.  Syn, 
haschlen.  —  6.  =  füstsagen,  eine  Art  des  Sägens.  — 
an-:  recipr.,  einander  drohend  die  Faust  zeigen  ZTurb. 
-  zesammen-:  zsdrücken.  Er  füstet  die  Chüssi 
[Kissen]  no'''  ärger  z'sämme.  MUsteri.  —  z'w'cg-:  ober- 
flächlich und  eilend  zurüsten  UU.' 

Füster  m.,  meist  dim.  Fusterli:  1.  (in  S  auch 
Pfuster,  -U)  kleines,  hölzernes  (nach  Ebel  blechernes), 
ovales,  mit  einem  Scblagdeckel  versehenes,  an  der 
Hand  getragenes,  niedlich  gearbeitetes  Geschirr  für 
Milch  und  Rahm  B  oAa.,  E.;  LE.;  S;  Uw.  Syn.  Tuteli. 
Nach  Ebel  brachten  die  Küher  in  einem  , Fusterli' 
Rahm  in  die  Stadt  B.  .Brenten,  Fausten  [1.  -er],  Anken- 
kübel.' JJScbweiz.  1830.  -  2.  Fusterli,  ein  Gericht; 
Gemeng  von  Schlagrahm  und  zartem  Zieger  od.  frischer 
Käsemasse  L;  Schw;  Uw;  Zg;  gesottene  Milch  oder 
frischer,  kalter,  süsser  Rahm  mit  , Käspoldern'  aScHW; 
eine  Delikatesse,  den  Herrschaften  auf  den  Alpen 
serviert  UwE.  Jus  Lieb  chunnt  zue  mir  i"  d'  Hütte) 
Mls  Lieb  chunnt  zue  mir  uf  d'  Alp;  I  ivill  es  F.  rüste", 
Wie  's  dir  und  mir  tvol  g' fallt  L.  Gebäck  aus  Teig 
und  Butter,  am  Feuer  gebraten  Aa.  ,Von  der  Senti- 
anstalt  in  L  wurden  jährlich  ausgeteilt  Küchli,  Nidel, 
Fusterli  (1  Zuber  voll  den  Klosterfrauen  im  Bruch) 
u.  A.'  XVU./XVin.,  Gfr. 

1  wahrsch.  sS  genannt,  weil  man  es  in  der  Hand  trägt, 
während  grössere  Milchgefasse  auf  dem  Rücken.  —  2.  Das 
Gericht  viell.  von  dem  Gefäss  benannt;  wahrscheinlicher  aber 
war  die  aus  SchwE.  angegebene  Bed.  ,die  mit  der  llaiiil 
(Faust)  vorläufig  ausgedrückte  Käsemasse,  welche  nachher 
unter  der  Presse  vollends  vom  Käsewasser  befreit  wird',  die 
ursprüngliche.  Ein  ähnliches  Gericht  ist  Stumjijcnicei-ni,  nur 
dass  bei  diesem  noch  Mehl  zugesetzt  wird.  —  S.  auch  P/uiicrli. 


1125 


Fast  -fnst.    Fat    Fut 


1126 


Tuteli-  =  Fmtei-  1  BE..  M.  —  Zimbis-:  ein 
ähnliches  Gefäss,  in  welchem  dem  vom  Hause  ent- 
fernten Arbeiter  das  Mittagessen  gebracht  wird,  etwa 
mit  einer  Scheidewand  im  Innern  versehen.  Sie  Nase 
hält  dem  Buren  a  guetc  Zimmis-Fiister  'ge':  er  hält 
(in  ei'm  Ort  könne  das  Dick  ha'  und  am  andern  Ort 
das  Dünne.  B  Nachtspruch. 

ge-füstet:  1.  geballt  zum  Kampf.  .Gefaustete 
hand.  compressa  in  pugnum  manus.'  Mal.  —  2.  mit 
hinzugemessener  Faust.  .Man  soll  die  landstrassen 
dem  land  und  den  tälern  nach  anderthalb  gefustet 
währklafter  [Werkkl.]  wyt  machen.'  GrD.  LB. 

Füsti  f.:  geballte  Hand,  im  Unterschied  von  an- 
dern Gestalten  der  Hand.  Rochh.  A.  K.  S.  109. 

,füstelen:  1.  mit  geballter  Hand  auf  den  Tisch 
schlagen,  drohend  gestikulieren,  als  Vorspiel  zum 
Dreinschlagen.  —  2.  (recipr.)  einander  prügeln  B; 
VOrte;  Gr;  S."  —  füstlen,  mit  Ei'm:  mit  der  F. 
spielend  wettkämpfen  (boxen)  B  (Zyro). 

füstig  (-oi-J:  faustgross,  z.  B.  Kartoffeln  UwE. 
,Fänstig  stein',  von  Hagel.  Euef  1538.  Syn.  hand- 
töllig  Sp.  785. 

füstli"g:  Adv.,  mit  der  Faust.  E-e"  melclien,  ohne 
den  Daumen  Gr.  Syn.  geliämp fügen ;  Gegs.  tümling, 
geknödligen.  ,Mortlichen  mit  ei"m  heimlichen  bymesser 
füsslingen  [1.  ,füstl.']  erstochen;  dass  biderb  lüt,  die 
daby  gewesen  sind,  nit  anders  wüssend,  denn  er  hetti 
in  nit  mer  denn  trochenlich  mit  der  fust  geschlagen.' 
1510,  Diener,  OGl.  ,Ihre  G'wör  über  die  Achslen 
oder  füstlingen   in  der  Hand   getragen.'    L  Ansehenb. 

Füstli"g  m.:  1.  Faustschlag  GrD.  —  2.  Faust- 
handschuh L.  —  3.  kleine  Pistole  BG. ;  L.  .Sich  mit 
einem  sorglosen  [unvorsichtigen]  schütz  [Schuss]  uss 
dem  f.  verletzte.'  Bs  Chron.  1514,85.  ,Niemand  darf 
Fäustlinge,  kurze  oder  lange  Feuerbüchsen,  weder 
mit  noch  ohne  Erlaubniss  tragen.'  1579,  Absch.  ,Füst- 
ling  sammt  Hulfter.'  L  1585.  ,N.  N.  soll  des  füst- 
linges  und  dolchens  müessig  gan  und  andere  wer 
bruchen  in  bescheidenheit,  wie  hie  landbrüchig.'  16'20. 
Obw  Staatspr.  ,F.  und  kleine  Dölchli  tragen.'  1624, 
Absvh.  ,Wann  er  ihme  syn  sachen  offenbare,  welle  er 
ihne  mit  dem  füstlig  erschiessen.'  1627,  Obw  Staatspr. 
,Kadbüchsen  und  Fünstlinge  tragen.'  1633,  Absch. 
.Soll  auf  N.  ein  unter  dem  Mantel  verstecktes  F.  ab- 
geschossen haben.'  ebd.  ,Wenn  Geistliche  Fünstling 
tragen.'  1635,  ebd.  ,Mit  geladenen  Musketlinen,  Füst- 
lingen und  Schlüsselbüchsen  geschossen'  haben  die 
bernischen  Schulknaben  1636.  B  Tascbenb.  1878.  .A» 
1544  seind  die  Pistolen  oder  Fäustling  erfunden  wor- 
den.' Hafn.  1666.  —  4.  einhändiger  Hammer,  der  beim 
Sprengen  gebraucht  wird,  wenn  der  Mann  mit  der 
andern  Hand  das  Bohreisen  halten  muss,  im  Unter- 
schied von  dem  mit  beiden  Händen  geführten  Spreng- 
hammer BHa.    —    Mhd.   viutleUnc,   Fausthandschuh. 

Post  II  f.:  eine  Art  Meerschiffe.  , Zwo  gross  nafen 
und  zwo  gale  sapptil,  da  man  mit  den  riemen  zucht, 
und  5  fusten.'  HsSchürpf  1497.  ,Im  Pallatz  Arscinal 
d.  i.  ein  huss,  darin  sy  ir  schiffer  machent,  sachent 
wier  ob  C  galleen  und  kielen  oder  nauen  on  [nicht 
gezählt  die]  fusten.'  Stulz  1519.  ,Gabent  uns  zwo 
subtil  galleen,  welche  uns  die  ronbschif  abnamen  [ab- 
hielten], denn  wier  wol  gesachen  etlich  fusten  ein- 
andren jagen,  aber  sy  mochtent  den  unsren  nit  an- 
gewünnen.'    ebd.     , Sechs   galleen    und    zwen   gallion, 


euch  etlich  fusten,  mit  welichen  schiffen  sy  sich 
habend  erfrischen  mögen  mit  spys.'  1528,  Strkkl. 
,200  galeoten.  fusti  und  bregantini,  in  summa  by  500 
seglen.'  Kessl. 

Spätmhd.  J'unt  f.,  kleines  Spähschiff,  aus  it.  fuHiu,  frz. 
fuitc,  aus  lat. /««fi>,  Prügel,  mlat.  Baum,  Holz,  vgl.  it.  legno, 
auch  :   Schiff,  aus  lat.  Uynum,  Holz. 

Hund-Fnst:  entstellt  aus  oder  verschrieben  (ver- 
lesen) für  ,H.-Futt'.  .Welcher  dem  andern  über  Friden 
rvr  [reverenter]  H.  sagt.'   1645,  Zg. 

Fusti:  ein  Gewürz,  die  Stiele  der  Blüten  des 
Nelkenbaumes,  zur  Verfälschung  der  Gewürznelken 
missbraucht.  ,Unter  gefärbtes  Pulver  darf  anstatt  der 
Muskatnüsse  gebrochene  Musk.,  Ca(m)pleet  und  F. 
gebraucht  werden.'  um  1540,  Abscu.  —  It.  funti,  eig. 
Stiele  «bh. 


Fat  (vat),  fet,  fit,  fot,  fnt,  resp.  fatt  (vatt)  usw. 

Vgl.  auch  die  Gruppe  Fad  usw. 

Fat  f.:  List,  böswillige  Erfindung?  ,Lüt,  die  mit 
bösen  fünden  und  fulen  faaten  umbgond.'  HBitll.  1531. 
Vgl.  ,Lautere  Fauten  und  Possen.'  ClSchob.  1699. 

Mhd.  vate,  vatle,  ahd.  fuia  mit  der  allg.  Bed.  Anlage,  Be- 
schaffenheit.   Vgl.  ,fatig',  gewandt,  listig  (Gr.,  WB.  3,  1363). 

fatal:  1.  festbestimmt  und  geboten  Nnw.  E  fatale 
Termin  ist  ein  solcher,  durch  dessen  Versäumung 
man  in  Schaden  kommt,  sich  seiner  Rechte  begibt. 
.Alle  Creditoren  und  Debitoren  des  N.  N.  werden  auf- 
gefordert, sich  innert  der  fatalen  Frist  von  6  Wochen, 
3  Tagen  anzumelden.'  S  Kanzleispr.  z.  B.  1811.  ,Der- 
jenige,  so  eine  Appellation  ergreifet,  solle  innerhalb 
10  Tagen  die  Appellation  einschreiben  lassen,  und 
besagte  10  Tag,  so  man  die  Fatalia  nennt,  keineswegs 
vorbeistreichen  lassen.'  Bs  Landesordnung  1757.  — 
2.  widerwärtig,  ärgerlich  Bs;  Z.  E  fatali  G'schicht.  — 
fatalisch,  fertalisch:  begriffsverstärkendes  Adv. 
GrD.,   S.    —    S.  auch  fartal  Sp.    1037. 

Phatast  s.  Phantast. 

,auss-fättelen:    expolire.'   Mal.  —  Dürfte  auf  ye- 

vätterlen,   spielend   hantieren,  zurückgehen. 

Väter,  Dim.  Väterli  Aa;Bs  {m.);  Z,  Viiti  n.  GrV.. 
Persn.  als  Kosewort,  Vätterli  in  wirklich  verkleinern- 
dem Sinn  —  PI.  Vättere' :  1.  der  leibliche  Vater. 
Syn.  Da,  Dada  (Kinderspr.),  Att,  Ätti,  der  Alt.  Herr 
V.  wird  auch  der  Schwiegervater  angeredet  Bs.  Bildl. 
Vater  und  Mueter  tue'  Ap,  V-is  und  M-is  mache''  Z: 
Kinderspiel,  wobei  zwei  Kinder  V.  und  M.  vorstellen. 
Syn.  Cliüdermueter  ha" ;  vgl.  gerätterlen.  V.  u.  M.  löse, 
schlö,  küsse,  werfe,  das  weitverbreitete  und  vielnamige 
Spiel  (s.  ,Brot'  S.  105/7),  flache  Steinchen  über  eine 
Wasserfläche  werfen,  wobei  der  erste  Sprung  des  Steines 
den  Vater,  der  zweite  die  Mutter,  weitere  Sprünge  Kin- 
der vorstellen  Ap;  Tif.  Syn.  briltlen  usw.  V.-und-So', 
gemeiner  Huflattich,  tussilago  farfara  ApK.  Su'-ror- 
em-V.,  Herzkraut,  anemone  hepatica  AAEhr.  Me'  git 
de'  V.  nid  rtin  Chinde'  weg,  man  verkauft  das  Bessere 
nicht  von  dem  Geringen  weg.  Sclger.  Im  Sinne  von: 
Urheber,  Ursache:  1"*  wott  zu  dem  Chind  nid  V.  sV, 
will  nicht  Schuld  sein  oder  als  Ursache  gelten  B. 
.Es  lasse  sich  vermuten,  dass  die  Sache  einen  altern 
V.  habe.'  1535,  Absch.  ,Da  man  geglaubt,  das  Kind 
habe  einen  altern  V.  [der  Ubelstand  rühre  aus  älterer 


1127 


Fat,  vat,  t'et,  tit,  Cot,  tut 


11 '28 


Zeit  her],  so  sei  mau  auf  reiflichen  Rat  bedacht  ge- 
wesen.' 1541,  ebd.  —  2.  in  moralischem  Sinu,  als 
Ehrenname  eines  Vorgesetzten,  Höherstehenden,  in 
Compp.  (s.  dd.)  oft  auch  nur  i.  S.  v.  Aufseher,  a)  welt- 
lichen Standes.  Mit  ,V.'  redet  die  Magd  den  , Meister' 
[Hausherrn]  an  LM.  ,Herr  V.'  wird  der  Vorsteher 
des  städtischen  Waisenhauses  [Waisenvater]  von  den 
Kindern  angeredet  G;  Z  f .  Diejenigen  Glieder  des 
Z  Rates,  welche  Obervogteien  verwalteten,  erhielten 
von  den  Vogteiangehörigen  häufig  den  Namen  ,Herr  V.' 
,Es  freute  sie,  dass  das  Kind  ihrem  Mann  den  alten 
schönen  Titel  „Junker  V."  gegeben.'  HPest.  1785. 
,Es  soll  ein  E.  Bruderschaft  dem  Hrn  V.  [Zunftvor- 
steher, Obmann]  alle  3  Jahr  mit  einer  Verehrung  be- 
gegnen; was  die  Schwöster  und  Bruder  anlangt,  soll 
man  inen  alle  Jahr  1  Pfd  aus  der  Lad  verehren.'  Z 
Kürsner  Art.  1057.  Scherzh.  wird  auch  etwa  in  einer 
beliebigen  Gesellschaft  eine  Person,  die  ein  gewisses 
Ansehen  geniesst  oder  sich  selbst  gibt,  ,Vater  N.'  ge- 
nannt SOlt.  —  b)  geistlichen  Standes.  .Geistlicher  V.' 
heisst  der  bei  der  Einkleidung  einer  Nonne  oder  bei 
der  ersten  Messe  eines  Priestors  die  Stelle  des  V. 
vertretende  Geistliche  AABb. ;  Ndw;  .weltlicher  V.', 
ein  solcher  Laie  Ndw.  ,Unser  V.'  nennen  die  Unter- 
waldner  ihren  Landesheiligen  Nikiaus  v.d.  Flüe  (1790). 
,V.'  hiess  der  Abt  eines  Klosters.  XVI.,  Absch.  ,Ja 
frylich,  lieber  Vater  mein!'  redet  Beatus  den  Barnabas, 
seinen  Bekehrer,  an.  Com.  Beati.  —  3.  in  religiösem 
Sinn,  von  Gott.  Will's  der  lieb  V.!  so  Gott  will, 
hoffentlich  BBe.  B'hüet-is  Gott  und  V.  (statt  Gott 
V.,  Son  und  h.  Geist)'.  Z. 

Die  beiden  Pflanzeun.,  von  denen  der  erstere  unrichtig 
verdeutscht  ist  aus  ,fllius  ante  patrem'  älterer  Botaniker, 
beziehen  sich  darauf,  dass  die  betr.  BiUten  vor  den  Blättern 
erscheinen. 

Alt-Vater.  Altväter  werden  beim  Umzug  der 
, Fänderbesatzung'  Männer  genannt,  welche  in  der 
Tracht  und  Rüstung  des  vorigen  Jhdts  und  mit  künst- 
lichen Barten  geschmückt  dem  Zuge  voranschreiten 
W.   —   Mild,  altcuter,   Greis,  Patriarch. 

Alter-:  Vater  des  Grossvaters,  Urgrossvater.  Mal. 
—  Aber-Eltern-Väter:  Urahnen.  ,Kyburg,  von 
welcher  die  ahereltren-vätter  der  Erzherzogen  von 
t)starych  geboren  sind.'  KdTürst  ca  1489. 

Anim- Vater:  Nährvater.  ,Dann  die  kunig  wer- 
dend deine  ammvätter  und  ire  künginen  deine  amni- 
müetern.'  1531 /löG7,  Jesa.i.  .Die  trewen  Ammvätter 
unserer  Kirchen.'  JMüll.  1065.  ,Ein  Beschützer  und 
A.  der  Kirchen.'  AKLiN(iL.  1088.  , Ammvätter,  nutri- 
tius.'  Denzl.    1716.    —    Gebildet  nach   Amm-Mueler. 

Imben- (Imme-):  Bienen-V.  Z.  VgL  auch  ImWcc, 
Imhmann.  L,  Hnsvafter,  der  gute  Bienenzüchter  ist  zu- 
gleich ein  guter  Hausvater.  —  Ani-:  Vater  des  Gross- 
vaters oder  der  Grossmutter  Uw.  —  Ur-an-:  Urur- 
grossvater.  ,Hans  Haft'ner,  myn  Uran-Vatter.'  FrHafn. 
1606.  —  Stinkäni-:  ebenso  UwE.  —  Unser-  n.: 
das  Gebet.  Wie-nes  U.-V.  usse  g'lert.  Stutz.  Er  ist 
(oni  Saft  und  Chraft)  wie  ne  katolisches  U.-V.,  es 
fehlt  ihm  Kraft  Z  (weil  im  kathol.  U.-V.  der,  aller- 
dings unechte,  Schluss:  ,denn  dein  ist  das  Reicli  und 
die  Kraft'  usw.  fehlt).  Vgl.  unser.  —  Armen-:  1.  Vor- 
steher des  Armenhauses  Ar;  Z.  —  2.  Mitglied  der 
Armenpflege  und  als  solches  Besorger  einer  Armen- 
familie Z.  —  Erz-:    Patriarch,    bes.  Stammvater  des 


jüdischen    Volkes.     ,Erzvatter,    der    fürnemmest    und 
das  haupt  under  den  vätteren,  patriarcha.'  Mal. 

Fron-:  der  Papst.  RCvS.  —  Vgl.  I'rnn-hchimm.-fmten; 
von  frön,  heilig,  herrschaftlich. 

Fritschi-:  der  von  der  Safranzunft  gewählte  Ver- 
anstalter, Anordner  des  sog.  Fritschiumzuges  in  L. 
Er  fährt  dabei  in  einer  Kutsche  mit  oder  voran. 

Ge-vatter  —  PI.  G'fattere",  früher  auch  ,Ge- 
fätter(e)',  z.  B.  Z  Mand.  des  XVII.:  Taufpate  (mit  Bez. 
auf  die  Eltern  des  Täuflings;  sonst  Götti  und  Gotte); 
frz.  comp'ere;  auch  G'vatter-Ma""  oder  Vetter  G'mtter, 
so  wie  die  Patin  G'v.-Frau,  Frau  G'o.,  Bas-  (Z),  JSäs- 
(Bs),  Bäsi-G'c.  (Sch).  Beide  zusammen  heissen  G'vat- 
terfsj-lüt  Aa;  Z;  Syn.  Göttefrjti.  Nachdem  die  Paten- 
schaft angenommen  ist,  heissen  dann  auch  die  Eltern 
selbst  etwa  G'v.  und  G'vatterin.  Andrerseits  wird  der 
Name  gelegentlich  auf  Verwandte  ausgedehnt  (weil 
diese  meist  zunächst  zu  Paten  genommen  werden)  und 
scherzhaft  wohl  auch  auf  weitere  gute  Bekannte.  Oft 
wird  ein  Brautpaar  zu  Paten  genommen  oder  junge 
Leute,  die  leicht  ein  Paar  werden  können  Z.  Z'  G'vatter 
WC"  Z;  -&jHe»UwE.;  -gitinne, -gwimne  (jk;  L,  zu  Gev. 
bitten.  Ein  Z  Mand.  1050  verbietet.  Unerwachsene 
oder  ganze  Gesellschaften  und  Gemeinden  zu  ,Ge- 
vätteren'  zu  nehmen.  G'v.  günne,  Paten  suchen  AABb. 
Z'  G'v.  stä"  Uw;  Z,  G'v.  stö"  AABb.,  Zei.;  B;  Syn.  es 
Chind  haben,  zueche  stän.  Das  Aufsuchen  und  An- 
sprechen [tschämelen]  der  Paten  durch  den  Vater 
[Kindbettimann]  ist  z.  T.  an  gewisse  Formen  und 
Formeln  gebunden.  In  ZB.  geschah  es  in  der  Regel 
am  Abend  des  Donnei'stags  vor  dem  Taufsonntag.  Der 
Bittende  gebrauchte  z.B.  die  Formel:  Wärist  nild  so 
guet  und  icurdist  am  Sunntig  iine  schwarze  Rock 
z'  Ghille  cho"?  Die  Engelberger  bitten  den  Prälaten 
ihres  Klosters  mit  den  Worten:  I  macht  Sei  Gnade 
crsneche",  meim  Chind  ziie-nere  christVichc  Sei  z'  ver- 
helfe". Nach  der  Zusage  wurde  der  Vater  bewirtet 
BE.;  Z.  Am  Freitag  oder  Samstag  Abend  bringt  die 
Magd  od.  Schwester  des  P.  der  Wöchnerin  eine  Flasche 
Wein,  Weissbrod,  Mehl  und  Kaffee;  etwa  10  Tage 
später  noch  einmal  ein  ähnliches  Geschenk  fi'  d'  Chind' 
belli  ge"J  ZB.  Die  genesene  Wöchnerin  hatte  dafür 
auch  die  Paten  zu  besuchen  und  ihnen  ebenfalls 
einen  Chindbetterlcram  zu  bringen  (Schirm,  Kleider- 
stoff, Gesangbuch).  Im  J.  1757  wurde  den  Gevatter- 
leuten ,das  Einladen  der  V'erwandten  und  Bekannten 
sowohl  zum  Begleit  in  die  Kirchen  als  an  den  Trunk 
auf  den  .«Vbend'  verboten.  Mehr  s.  u.  Götti,  Gotte; 
Tauf;  Inbund;  helsen.  Von  Einem,  der  die  Kirche 
nur  an  den  hohen  Festtagen  besucht,  sagt  man:  De' 
cha""  d'  Kirche'  aW''  z'  G'v.  ne".  Sitluer;  von  einem 
noch  Schlimmeren :  Wer  vor  der  Höll  wont,  muess  de" 
Tüfel  z'  G'v.  ne".  Sulger.  Falsch  z'  G'v.  ne",  von 
Hausbettlern,  welche  die  angebliche  Geburt  eines 
Kindes  nur  als  Vorwand  gebrauchen  Z.  Aus  den  mit 
der  Patenschaft  verbundenen  Verpflichtungen  erklärt 
sich  der  bildl.  Gebrauch  von  z'  G'v.  stä"  i.  S.  v.  in 
Geldnot  beistehen  UwE.,  auch:  Verantwortung  für 
Etw.  übernehmen  Z.  Z'  G'v.  ne"  übh.  um  Etw.  an- 
sprechen, meist  etwas  Unangenehmes,  und  oft  zudring- 
lich, bes.  zu  Zahlungen  anhalten,  hart  mitnehmen  Z. 
Scherzh.  derb  ist  die  Anwendung:  ,mit  dem  Kübel  zu 
G.  stehn',  einem  sich  Erbrechenden  beispringen.  — 
G'vattere"  GÜ.,  -/"  Tu;  Z:   Gevatterin. 


1129 


Fat,  vat,  fet,  tit,  fot,  fut 


1130 


Gevatteri"g  ni.V  f.V:  üevatter(leute).  ,r>as  de- 
heiner  iner  dann  4  gfätterig  zuo  einem  kind  nemmen 
solle.'  1548,  Gl.  .Das  man  nit  raer  gl'atterig  soll  g'wün- 
uen  zum  kind  denn  dry  personen.-  1.5(35,  Jahrzeitb.  LE. 

Dio  Eudung  (-ing  für  -uni/)  scheiut  mit  der  Endung  -i 
Terniischt  zu  sein,  welche  cbenf.  weibliche  Abstrakt«  bildet 
and  einmal  auch  geschrieben  vorzukummen  scheint:-  .Die 
Gvatery  warent...'  1609,  LEbik.  Taufb.,  wobei  der  Plur. 
nach  dem  coli.  Sinn  des  Sing,  coustruiert  wäre.  Noch  wahr- 
scheinlicher aber  ist  -itj  dio  patronymische  Endung  -iny  := 
-un«/  (Geyattering  =  Gevattcrsmann). 

ü'vatterschaft:  1.  abstr.,  der  Stand  und  die 
Pflicht  von  Gevattern.  Patenschaft.  Wenn  's  China 
tod  iit,  hat  d'  G.  en  End  L;  Suloer.  .Lieber  mensch, 
lass  die  gevatt.  nit  grad  aus  sein,  wann  das  kind  (wie 
man  spricht)  tod  ist.  Es  heisse  nit:  ab  äugen,  ab 
herz.'  FWyss  1650.  Dass  in  früherer  Zeit  (XVI./XVIII.) 
die  Eidgenossenschaft  nicht  selten  um  Gevatterschaft 
bei  fremden  Fürsten  und  Herren  angegangen  wurde  und 
dieselben  annahm,  ist  auch  in  den  Abschieden  bezeugt. 
—  2.  concr.,  die  beiden  Paten  zusammen  Aa;  Bs  (auch 
mit  Inbegriif  der  übrigen  Gäste  beim  Taufmahl). 

Gevattorte  (PL):  Paten.  G'vätterti  g'winna" 
GRt'hur  (vgl.  s'  G'vatter  gewinnen).  Df  Feufbätsler, 
wo  d'  Ching  öppe  vo"  de"  G'valterli  uberchöntine"  BE. 
(Schwyzerd.).  ,Üch  lurgeliebten  grossen  fründen,  eid- 
and  puntsgenossen  und  guoten  gevätterde.'  1548,  Absch. 
,Fürohin  soll  keiner  mer  getaderdin  dann  2  [Var.  3] 
anstellen  zuo  cim  kint.'  ca  1550,  Obw.  ,Das  zuo  dem 
touf  eins  kinds  nit  meer,  sonder  uf  das  höchst  zwo 
personen  zuo  gefätterten  genommen  werden  sollen.' 
1580,  Jahrzeitbuch  LE.  ,Wir  lassend  auch  nit  ge- 
schijchen,  das  zu  einem  Kind  mehr  dann  dry  Gefätterte 
genommen  werdind.'  B  Mand.  1028.  ,Es  sei  keine  Ab- 
.stufung  der  Strafe  für  fleischliche  Vergehungen  zwi- 
schen Blutsverwandten,  Verschwägerten,  Gevätterten.' 
1632,  Absch.  ,Wir  verbieten  den  Gevätterten  beiderlei 
Geschlechts,  weder  dem  Vater  noch  der  Mutter  des 
Kindes  während  der  Kindbette  oder  hernach  einiches 
Geschenk  zu  machen.'  1707,  MOllek,  Lenzburg. 

Das  W.  scheint  von  .Gevatter'  participial  gebildet  wie 
Q'ichwüterti  von  Geschwister  (nur  dass  das  letztere  W.  in 
der  MA.  gar  nicht  vorkommt);  vgl.  auch  tiaiterti.  Die 
Schreibung  mit  -r/e  Hesse  auch  an  ein  concr.  gebrauchtes 
weibl.  Abstraktum  denken,  und  die  mit  -te  spräche  nicht 
dagegen,  da  in  jenen  Bildungen  bei  uns  sogar  meist  (  für  d 
fiutritt.  Der  Fall  wäre  dann  ähnlich  wie  nach  der  einen 
Erklärung  bei   O'evalterijj,   welches  jedenf.   zu  vgl.   ist. 

Girizen -Vater:  der  Leiter  und  Sprecher  bei  der 
,Girizenmoosfahrt'  LG.  Kumm  ufs  Girizi-Valers  Weid! 
Vgl.  Friischi-V. 

Gross-  (Gros-  LM.;  ZF.):  1.  wie  nhd.  De-  Gr. 
zeige',  mit  beiden  Händen  ein  Kind  am  Kopf  auf- 
heben Bs.  —  '2.  Ordensgeneral.  ,Syn  ordentlicher  Gr. 
von  Cytel  hielt  ihm  so  heftig  an.'  Ansh.  —  Ani-Gr. : 
Urgrossvater  ZHombr.  —  Ur-Gr.:  Grossvater  des 
Vaters  oder  der  Mutter  Ai';  Z.  —  Pfuch-Gr.:  ver- 
ächtliche Bezeichnung  des  höchsten  Alters  Gl.  Vgl. 
Pfuch-Ani. 

Verkürzung  des  Voc.  trifft  das  erste  W.  der  Zss.  sonst 
nur  etwa,  wenn  das  zweite  verkürzt  ist.  Die  bei  der  RA. 
waltende  Anschauung  ist  wohl  ähnlich  der  bei  '«  FHv  in 
Holland  usw.      Zu   2   vgl.  Vater  =  Abt. 

Himmel(i)-:  der  Vater  im  H.,  Gott  Af  (Kdrspr.).; 
ö;  Z.  —  HÜS-.  H.,  bis  [sei]  nid  ful,  Das  Jor  hed 
es  wlts  Mul.  Ineiohen.    Bildl..  Stifter  und  Patron  einer 


Stadtkirche.  ,Küng  Karolus,  unsers  [der  Züricher] 
hüsvaters.'  Edlib.  —  Chille-:  Kirchenpfleger,  Still- 
ständer ZWthur.  Anders  X.-.^di  Sp.  586.  —  Chinds-: 
der  Erzeuger  unehelicher  Kinder,  im  Unterschied  von 
,Vater' schlechthin  GrD.  —  Lands-:  Titel  des  regie- 
renden Landammauns  Ni)w.  —  Gemeins-:  Gemeinde- 
vorsteher. Gotth. 

Mit-:  Schwähcr,  resp.  Gegenschwäher  Gl;  OnPr.; 

GSeV.    —     Vgl.    Mil-Mucter. 

Bicht-.  F  nüechtere  Musikant  und  e  h'snffne  B. 
si"  kei  Düfel  tvert.  Schild.  —  Bad-:  Badaufseher,  in 
den  früheren  gemeinschaftlichen  Bädern  in  Baden. 
RocHH.  1857.  —  Biji-,  Be'ie-:  der  sachkundige,  ge- 
schickte, eifrige  und  sorgsame  Bienenzüchter.  Syn.  Im- 
ben-  V.;  Bienen-  Vogt,  -Körbler ,  -  Wirt ;  Biener;  Meister; 
Imbeler.  Es  wird  ihm  ein  sehr  vertrautes  Verhältniss 
zu  den  Bienen  und  grosser  Einfluss  auf  dieselben  zu- 
geschrieben. Vgl.  Sp.  235.  —  Brod-:  der  das  Brod 
schneidet  und  austeilt.  Hau  du  Brod  ab,  du  bist  def  Br. ! 
Bis  [sei]  du  de  Bf.!  Z.  —  Selen-:  der  den  Kirchhof  be- 
sorgt, die  Leichen  aus  den  Häusern  abholt,  die  Gräber 
ötfnet  und  schlicsst  UwE.  Syn.  S.-Mann.  —  Sennen-: 
das  älteste  Mitglied  der  Sennenbruderschaft  Uw.  — 
Schliss-:  ein  Vater,  der  sich  zur  Euhe  gesetzt  hat, 
um  von  einem  Leibgeding  (Schliss)  zu  leben.  .Jetzt 
hat  er  den  Hof  an  seine  Söhne  abgegeben,  bei  denen 
er  als  sog.  Schieissvater  den  Rest  seiner  Tage  be- 
schliessen  will.'  UBerger.  —  Schwäher-  (Schwäx'er- 
BE.,  Schwär-  AABb.;  W;  Z):  Schwiegervater;  Syn. 
Schw.-Ätti.  —  Stief-  {Stuf-  AiBb.;  Z,  Steuf-  BKopp.; 
L;  Steif-  L  tw.).  Steufvatter,  Steufmueter  (und  um- 
gekehrt)! durch  Wiederverheiratung  wird  die  leibliche 
Mutter  zu  einer  Stiefm.,  ihren  Kindern  aus  erster  Ehe 
entfremdet  B.  —  Waisen-:  Vorsteher  eines  Waisen- 
hauses Z.  ,Weislin-.'  1G4'2.  —  Zucht-:  ebso.  ZWthurf. 

vattere":  1.  tun  wie  ein  Vater,  den  V.  spielen 
Ndw.  —  2.  trans.,  in  väterliche  Obhut  und  Zucht 
nehmen.  /'''  will  di'''  scho  v. !  Nnw.  —  3.  Gott  Vater 
anrufen.  .Da  stond  sy  [die  Wiedertäufer]  dann  und 
vatterend  und  geistend  [führen  den  Namen  des  Vaters 
und  des  h.  Geists  im  Munde].'  HBull.  1.531. 

g'vattere"  BSl.,  g'vättere"  Obw:  1.  a)  Tauf- 
zeuge sein  Z.  —  b)  „die  Paten  Gevatter  nennen  B;  L." 

—  c)  sich  mit  den  Paten  bei  Essen  und  Trinken  unter- 
halten W  (auch  g'catterlen);  vertraulich  schwatzen  Aa. 

—  d)  mit  Acc.  P.  und  ,für':  Jmdn  um  einen  Dienst 
ansprechen  B.  Vgl.  s'  G'vatter  ne".  —  2.  a)  mit  Spiel- 
zeug kurzweilen,  von  Kindern  BSi. ;  W.  Syn.  gevät- 
terten, gevätterten;  gaugglen;  gölen;  hüsen,  hüselen; 
sich  vertrcellen;  sich  vertörlen;  schwäb.  ,schimpflen'.  — 
b)  spielend,  ohne  Ernst  und  Eifer,  auch  unnütz,  ar- 
beiten BSi.;  Obw;  W.  Syn.  füselen;  gecätterlen;  gäg- 
gelen;  glimelen;  nifflen;  päschelen. 

Mhd.  ijemieren,  nur  recipr.,  einander  Gevatter  nennen, 
als  G.  behandeln.  Ob  unsere  Bed.  '2  aus  1  entsprungen  sei, 
resp.  urspr.  bedeute:  , Gevatter  spielen',  oder  dir.  von  , Vater' 
abzuleiten  sei:  ,den  V.  spielen'  ^  mtcrlen  $  (so  dass  ge-  nur 
Verstärkung,  nicht  Gemeinschaft  bedeutete),  ist  schwer  zu 
entscheiden.     S.   noch  die   Anm.  zu  tjevätterlen. 

gevatterlen:  1.  =  gevatteren  1  c  W.  —  2.  Kinder- 
spiel treiben,  die  Erwachsenen  nachahmen  W ;  s.  o. 
Sp.  1126   Vater  u.  M.  tuen. 

vätterle":  1.  „dem  Vater  nacharten,  sich  betragen 
wie  ein  V.  Z«;"  dem  V.  in  Gesicht  oder  Charakter 
ähnlich  sein,   ihm  ähnlich  tun  SchwE.;   handeln   wie 


1131 


Fat,  vat,  fet,  fit,  fot,  fut 


1132  I 


ein  guter  V.  Ebei,.  .Patrissare,  v..  dem  vatter  nach- 
schlahen,  tuon  wie  der  vatter.'  Fris.;  Mal.;  Denzl. 
1716.  —  2.  kindlieh  tun,  zur  Freude  und  Unterhaltung 
der  Kinder  (mit  ihnen  spielen).  Ineichen.  Syn.  ge-v. 
g'vätterle":  1.  =  gevatteren  2  a.  allg.;  selten 
etwa  von  Erwachsenen,  die  sich  spielend  zu  Kindern 
herablassen  und  sich  mit  ihnen  abgeben  Aa  ;  Bs.  Das 
ChitidK  cliann  au'''  artig  gv.  Gofa,  gönd  uf  e  Dätsch 
use.  goge  gv.!  Mädchen,  geht  auf  den  freien  Platz 
hinaus,  um  zu  spielen!  Schw.  G'vätterlis  mache'  S. 
Spez.  die  Taufhandlung  nachahmen.  Id.  B  (mit  Frage- 
zeichen). ,Pulchralibus  ludere,  gvätterlen  wie  die 
kinder.'  Denzl.  1677.  —  2.  verallgemeinert,  a)  die 
Zeit  vertändeln  B;  G;  S.  —  b)  sich  mit  einer  leichten 
Arbeit  (z.  B.  Stricken)  beschäftigen  B.  ,Sie  musste 
alle  Tage  hören,  das  sei  etwas  Angers  [Anderes],  als 
vor-em  Lade  hocke"  und  gv.-  Gotth.  Tändelnd,  lang- 
sam arbeiten;  Etwas  ohne  Ernst  betreiben;  tändeln, 
allg.  Syn.  gevatteren.  Das  ist  nw  g'vätterlet,  nid 
g' schaffet!  Z.  Das  ist  nid  g'vätterlet!  hier  gilt  es 
Ernst  Ndw;  Z.  ,Das  heisst  man  nicht  gesoldätlet  und 
g'vätterlet,  sondern  anstrengende  Arbeit,  Vorbereitung 
auf  ernste  Zeiten.'  Basellandsch.  Ztg  1878.  's  isch 
nur  eso  c  Gv.  g's'i"  Bs.  ,Dass  sie  ihr  Mäulchen  in 
einen  feuerspeienden  Berg  umwandeln  können,  gegen 
welchen  der  Vesuv  nur  gfätterlen  tut.'  N.  B  Kai.  1844. 
,Nemet  iez  lürlieb  mit  den  Schlägen;  das  heisst  nur 
gvätterlet,  ein  ander  Mal  mach  ich's  besser.'  Spreng. 
G'vätterler,  in  Kleinigkeiten  sich  verlierender  pedan- 
tischer Mensch  BSi.,  schlechter  Arbeiter  Z.  —  c)  mit 
Jnidm  gv.,  ihn  zu  nachsichtig  und  schwachherzig  be- 
handeln ScHwMuo.  Mit  dem  Tüfel  gv.,  sich  mutwillig 
einer  Versuchung  aussetzen  B.  Mit  Einer  gv.,  mit 
einer  Weibsperson  tändeln,  vertrauten  Umgang  pflegen 
Ap;  „L;  Sch;"  Syn.  sich  vertraben.  ,Coire,  de  re  ve- 
nerea:  mit  einem  weih  kurzweilen  oder  gfätterlen.' 
Frls.  Auch  vom  weiblichen  Teil:  Si  hat  mit-em 
gvätterlet,  his-ere  in  lätza  Schlugg  [eig.  in  den  un- 
rechten Hals]  chw  ist  GO. 

Das  W.  scheint,  so  wie  </evätteren,  der  alem.  Sprache 
eigen.  Bei  dem  Elsässer  Pauli  findet  sich:  ,Da  erscheio  ir 
der  Herr  Jesus  in  eins  kindlins  gestalt  und  gefetterlet  und 
schimpft  [spielte]  mit  ir.'  ,Da  kam  ein  hübsches  kneblin 
geloffen  in  iren  geren  [Schooss]  und  die  fraw  geiatteret  mit 
dem  kind.'  Bei  Geiler  v.  Kaisersberg:  ,Da  die  kint  ge- 
fetterlin  mit  einander,  da  machen  sie  saffron  und  das  ist 
geferbte  würz,  das  ist  ymber  [usw.]  und  ist  alls  zieglniel; 
und  machen  hUsslin  und  kochen.'  Betr.  die  Ableitung  s.  die 
Anm.  zu  ,gevatteren'.  Der  eigentliche  Begriff  ist  der  von 
Geiler  anschaulich  gemachte,  nämlich  .Haushaltung  spielen'; 
vgl.  jGevättergeschirrli'  und  die  Synn.  ,hiisen  (hüselen, 
htislen)';  alem. -Schwab.  ,schilffe(r)len'  (entweder  von  , Schaff', 
Geschirr,  oder  Dim.  zu  , schaffen');  ,g'fräule'  Breisgau.  Für 
Abi.  von  , Vater'  sprechen  die  Synn.  , Vater  und  Mueter  tue"' 
Ap;  ,dat  vadderspcl'  in  dem  ndrd.  Theophilus:  für  die  von 
, Gevatter'  die  bestimmte  Angabe  namentlich  des  Id.  Bern., 
wohl  auch  die  (Schreib-  oder  Druckfehler  vorbehalten)  tr. 
Konstruktion  bei  Pauli :  ,Es  kamen  uf  einmal  4  jungfrawen 
zuosamm  und  gefettereten  einander  und  schimpften  mit  ein- 
ander.' Von  dem  engeren  Begriffe  aus  konnte  leicht  Er- 
weiterung Statt  finden,  so  dass  (z.  B.  in  Tuttl.)  selbst  das 
Gassenspiel  mit  diesem   W.   bezeichnet  wird. 

vätterlich.  , Etwas  zu  v-en  Händen  nehmen',  in 
Verwahrung.  ,Gott  hat  den  Krieg  vätterlich  abgehebt', 
fern  gehalten,  verhindert.  JMill.  166.5.  E'  vätter- 
liche  M^ille,  eine  Art  letzter  Verordnung,  ohne  Form 
eines  Testamentes.  Zvro. 


alt-vättisch:  altvaterisch  U;  Zu. 

alt-vätlisch.    ,So  altvetlisch  ding  züehst  du  in- 
har,  dass  einer  gedenken  möcht,  du  bettest  ein  ganze 
grossmueter   mit  dem  krösleten  [gefältelten]   sehleier  : 
fressen.'  Gyrenr.  1523.    ,L)er  altvetlischen  fahlen  ent^ 
schlach  dich.'  1531/1667,  I.  Tim. 

P  hat  est  s.  Phantast  Sp.  875. 

Vättere"BO.;  „LE.;"  Ndw;W,  Vattere Gn,  Väch,re 
BSigr.  "  auch  Dim.  Vätterli  BBe..  Hk.  —  f.:  aus 
einem  Stück  Holz  gedrechseltes  oder  aus  Kufen  zsge- 
setztes,  rundes,  flaches,  ungefähr  einen  Suppenteller 
grosses,  zum  Durchlassen  der  zurückgebliebenen  Milch 
am  Boden  (an  der  Seitenwand  Gr)  durchlöchertes  Ge- 
schirr (Napf.  Zuber),  worein  der  frische,  magere,  kleine 
Haus-  oder  Winterkäse  (Vätterkäs),  auch  (Ndw)  der 
Ziegenkäs  und  (Gr  ObS.)  der  Zieger,  nach  anderen 
Mitteilungen  der  Käsestoff  übh.  gedrückt  wird,  um 
seine  (erste)  Form  zu  erhalten.  Syn.  Käsfass;  vgl. 
auch  Järb.  —  Käs-:  durchlöcherte  kleine  ,Mutte',  in 
welcher  der  Käse  geformt  wird  U.  Syn.  Käsfass.  — 
Ziger-:  hölzernes  Geschirr,  worein  der  frische  Zieger 
zum  Austropfen  und  Formen  gelegt  wird  Gr  ObS. 

Die  Form  ,Fäckere'  deutet  auf  Zshang  mit  frz.  ,vacherin', 
bern.  Vätneherin,  eine  Art  Käse,  von  lat.  ,vacca';  ob  sie  aber; 
die  ursprüngliche  sei,  ist  fraglich,  obgleich  eine  Etymologie 
für  die  -((-Form  sich  nicht  finden  lässt;  lautlich  ist  Über- 
gang zw.  k  und  (  wohl  nach  beiden  Seiten  gleich  möglich; 
vgl.  ,kontelfeken'  neben  ,-feten'.  ,Fäckere'  könnte  an  ,fecken', 
messen,  angelehnt  sein. 

Vätterer  m.:  ein  in  der  Vättere  geformter  Käse? 
,0  ihr  schönen  Tage  des  romantischen  Hirtenlebens 
im  Simraenthal,  wo  noch  die  grossen  Käse  und  die 
Vätermutschli  auf  den  Bänken  im  Keller  und  im  Gaden 
sich  um  den  Platz  stritten,  bis  die  Hausfrau  den  weich- 
herzigen Vätterer  in  ein  sicheres  Winkelchen  vorbarg.' 
Rede  einer  Ziege,  Bern  1841. 

Vätterling:  Geisskäse.  ,Dass  die,  so  die  Vetter- 
ling  ze  Thun  verkoufcnd,  ze  Meyen  dem  Zolner  einen 
V.  geben  und  dass  der  Zolner  dann  sy  dasselbig  jar 
umb  sömlich  klein  ässig  ding  unbekümbert  lasse.' 
1413,  Handf.  Thun. 

fett:  von  Käse,  Zieger  udgl.  FJ.;  Ndw;  Schw; 
Hagb.  Sigr.  um  1560;  von  weichem,  schmelzendem 
Schnee  GlK.;  s.  auch  halb-f.  's  Fett  icill  allewll 
obenüf  schwümme'.  Sülger. 

Das  W.  nmss  aus  Deutschi.,  resp.  aus  der  nhd.  Schriftspr., 
neben  einheimisches  ,feiss(t)'  importiert,  aber  durch  die  Laut- 
gebung  oc  tw.  nationalisiert  sein.  Die  Z  Bibel  und  auch  die 
von  Bs  1523  setzen  ,feisst'  an  die  Stelle  von  Luthers  ,fett'. 

halb-:  (v.  Gestein).  ,Die  rotgrauen  Eisensteine, 
die  von  den  Schlittern  in  magere,  fette  und  halbfette 
unterschieden  werden.'  WSenn  1870. 

hunds-pudel-:   äusserst  fett.  Sclger. 

Die  vorgesetzten  WW.  mehr  abstrakt  verstärkend  als 
vergleichend;  vgl.  nhd.  ,pudeldick';  ,hnndspudelvoll',  gaift 
betrunken.   Sulger. 

sü"-pluder-:    übermässig  f.  Sülger. 

Das  erste  W.  eig.  vergleichend,  das  zweite  ausmalend, 
i.  S.  V.   , schlotternd'. 

stock-:  ganz  f.  ,Er  habe  10— 12  Stück  Vieh  ge- 
halten und  sie  seien  ihm  st.  geblieben.'  HPest.  1785. 

a'-fette":  1.  mit  Fett  anstreichen,  allg.  —  2.  an- 
fangen fett  zu  werden  Ndw. 


' 


1133 


Fat,  fet,  vet,  tit,  vit.  fot,  tut 


1134 


Ft'tti  f.:  1.  Fettigkeit,  eoncr.  u.  abstr.  Fast  ver- 
sprütze  [platzen]  vor  F.  [Wohlbeleibtheit]  GF.  ,Die 
überflüssige  Fette.'  .ICSulzer  1772.  Syn.  Feissi.  — 
'2.  Fadheit  GrS.,  Tschiertsch. 

Bed.  "2,  wenn  richtig,  wird  wohl  auf  bestimmte  Fette  ein- 
geschränkt sein,  die  zugleich  fad  schmecken. 

fettig:  1.  „fett,  -ig  heisst  der  Käse,  wenn  er  auf 
seiner  Oberfläche  weich  ist,  in  welchem  Fall  er  ein- 
gesalzen wird."  —  2.  „feucht,  schwer  und  zugleich 
weich,  wässerig,  nicht  fest,  von  grussHockigem  Schnee 
BO."     Syn.  feiss,  s.  d. 

fettisch  „fätsch:  fett,  von  Speisen  BO." 

Das  t  der  Bildungssilbe  unterdrückt  wie  in  aherhiim«ih, 
mndmh  ü.  .\. ;  nhd.   .Mensch'  aus  , männisch'. 

Pettche  s.  Fecken  Sp.  728. 

F(i'te:  aus  Ferte  (Sp.  1040),  Fährte  eines  Wildes 
Z  (Spillm.). 

Ff'te:  Fest.  Da  sl"''  im  Summer  Chinder-f.  g'sl" 
B.   —    Aus  frz.  fite. 

fe'te":  ein  Fest  feiern.  Z'  Ablentsch  (s.  Sp.  12) 
feie"'  si  hüt.  's  isch  St  Jakdbstag  FJ.  Die  Katolische' 
tue"'  geng  f.  FMu. 

Vetter  (-«€-  WTschein.):  1.  Oheim  von  väterlicher 
oder  von  mütterlicher  Seite  BSchw.;  L;  Z;  in  Ae 
richte^  V.  ,Avunculus.  meiner  muoter  bruoder,  mein 
V.'  Fris.  ;  Mal.  —  2.  Sohn  des  Bruders  oder  der 
Schwester  des  Vaters  oder  der  Mutter,  Gesehwi.ster- 
kind  (zunächst  ersten,  dann  wohl  auch  ferneren  Gra- 
des), allg. ;  in  BSchw.  rechte''  V.,  cousin  gerraain.  — 
3.  beim  Landvolk  jeder  männliche  Verwandte,  auch  in 
weitern  Graden  und  durch  Heirat  B;  L;  Z.  V.  hin,  V. 
her!  mach  mer  's  Viertel  roll!  (weitläufige)  Verwandt- 
schaft entbindet  nicht  von  den  allgemeinen  Rechts- 
pflichten. Vgl.  Vettern- Arbeit  (Sp.  422).  Vetter  Götli, 
V.  und  Taufpate  zugleich  Bs;  Z,  ebenso  umgekehrt 
Gütti-V.  S  (Joach.).  V.  G'vatter  nennen  die  Eltern  die 
Paten  ihrer  Kinder  Sch;  Z.  —  4.  V.  ram  Birebrot  [?], 
Birnenbrod  mit  wenig  Birnen  GkLuz.  Syn.  Bire- 
(brotsjbrueder. 

Mhd.  nttrfe),  meist  nur:  Vatersbruder;  selten  auch: 
dessen  Sohn.  Die  Ausdehnung  auf  weitere  Grade  der  Ver- 
wandtschaft, die  sich  am  Ende  gar  nicht  mehr  nachweisen 
lisst,  und  in  die  Bed.  von  .guter  Bekannter'  (vgl.  die  Comp. 
Trüljtl-,  Witz-V!)  übergeht,  wie  .Gevatter',  hat  auch  hei  uns 
«ft  einen  Übeln  Nebenbegriif  (von  Unzuverlässigkeit  solcher 
Verwandten  in  der  Not)  im  Gefolge:  u.  in  der  alliterierenden 
Verbindung  ,FrUnd  und  Vettere"'  bezeichnet  das  erstero  W. 
n&here  Vwdtschaft.  Im  (rom.)  Dialekt  von  Bcrgell  soll  feiai- 
.Kerl'  bedeuten.  Dem  F.  wird,  wie  dem  Gemüter,  oft  noch 
ein  bedeutungsloses  .Mann'  angehängt.  Vgl.  das  entsprechende 
weibliche  W.  .Bas'.  Übrigens  vgl.  Zss.  wie  .Saufbruder,  Bet- 
schwester',  ,Frau   Bas'  =  Schwätzerin. 

Erb-:  für  sein  Erbteil  abgefundener  und  zur  Ehe- 
losigkeit verbundener  Bruder  eines  Hofbesitzers,  also 
=  Hagestolz  in  dessen  urspr.  Bed.  BU.;  S;  s.  die  No- 
velle von  AHartmann:  ,Die  Erbvettern'. 

Ge-vettern:  durch  Vetterschaft  verbundene  Ver- 
wandte. 1541,  Begesten  A.iKlingn.  und  Wislik.  — 
Chleb-:  Vetter  bloss  durch  Versehwägerung  FO.  - 
Trubel-:  ein  Bekannter,  der  alljährlich  Trauben  als 
Geschenk  bringt  Aa.  —  Witz-:  Witzbold  Ap. 

vettere":  Jmdn  Vetter  nennen  Ap;  B;  GrU. ;  Sch; 
Z.  Nw  d'  Schaffhüser,  und  o'''  die  nid  all,  händ-en 
[den  originellen  Kauz]  döre"  [dürfen]  o.  Schwvzkkd. 
Auch  als  V.  behandeln  ZHombr. 


„vetterle":  1.  =^  vetteren.  —  2.  (absol.)  (in  amt- 
licher Stellung)  nur  für  seine  Verwandten  sorgen, 
Nepotismus  üben  Scn."  Syn.  Vetterli-Arbet  machen. 
Vgl.   Vetterli-Bat. 

fetteren:  .Circumvolitare  limina  potentiorum,  umb 
der  gewaltigen  häuseren  umbhin  fätteren,  flotteren 
oder  laufen,  sich  allenthalben  bei  den  reichen  und 
gewaltigen  umhtuon.'  Fris.  .Fätteren.  hin  und  wider 
fliegen,  pervolitare.'  Mal. 

Von  einem  vorauszusetzenden  .Fütter'  und  dies  =  t'ftiich.; 
vgl.   mhd.   vezzer,   Fessel. 

Fettge  s.  Fecken  Sp.  728  u.  das  Folg. 

Fettich  Fecht  m.  BwO.;  GRNuf..  Spl..  V.  —  PI. 
=  Sg.  BSa.,  sonst  -te-"  —  Fechte  f.  BG. :  Fittig,  Flügel 
eines  Vogels  od.  eines  Insekts.  .Blut  us  einem  Duben- 
fedich  oder  Durteldubenflügel  in  das  Aug  tropfen 
lassen.'  Arzneibuch  Zoll.  1710.  Flügelähnliches  An- 
hängsel: .Dass  die  rüschen  [Fischreusen]  nit  vättich 
[Seiteuklappen  V]  haben."  1540,  Absch. 

Mhd.  mtach(e),  vetech,  woraus  nhd.  .Fittich,  -ig';  Fecht 
durch  Umstellung  von  tch.  in  cht,  während  das  syn.  Fecke 
(Sp.   7'28)  durch  Assimilation. 

un-ft-ttig  «"-,  a-ftettiy:  unangenehm,  , unlustig', 
vom  Wetter  W.  Syn.  unädig,  Sp.  90.  —  bös-.  .Sub- 
dolus,  listig,  tückisch,  boshaftig,  bösfätig.  betrieger.' 
Fris.  ;  Mal. 

Diese  beiden  Zss.  gehören  ohne  Zweifel  zusammen  und 
-fettig  wird  aus  .fertig'  assimiliert  sein:  .unfertiges  Wetter' 
wäre  solches,  bei  dem  man  nicht  .faren'.  reisen  kann,  oder 
.unfertig'  ist  =  bös.  von  Menschen  auf  das  Wetter  über- 
tragen; s.  bösferiy,  -fertig  Sp.  920.  In  a-  steckt  das  alte 
negative  Präfix  a-  =  ohn-;  vgl.   äne. 

Vettle"  f.:  altes  Weib  SchwE.;  eine  Art  Hexe  GSev. 
,Ein  zankend  und  klappernde  vetal.'  Kessl.  .Multarum 
nuptiarum  niulier  vetula.  ein  alte  vettel,  die  vil  mannen 
verschlissen  hat.'  Fris.  ,Die  vettel,  ein  alt  weib,  item 
ein  wöscherin.'  Mal. 

Ans  lat.  .vetula',  altes  Weib.  Die  Angabe:  .fettes  Weib' 
GWa.  kann  zwar  richtig,  aber  nur  zufällig  sein  und  auf  nahe 
liegender  Anlehnung  an  ,fett'   beruhen. 

Vit  VOrte;  Gr;  Sch;  S  —  Genet,  VHe  Gl:  Per- 
souenn.  1.  Veit.  Da  sitze"  wie  V.  im  Häfeli  (Ineichen) 
bezieht  sich  auf  das  Martyrium  des  Heiligen  dieses 
Namens  iui  Ölhafen.  Der  Heilige  wird  angerufen,  die 
Leute  früh  zu  wecken,  viell.  bes.  die  Landleute  zum 
Heuen,  da  sein  Tag  (15.  Juni)  in  die  Zeit  dieser  Arbeit 
fällt.  Heilige  StVyt,  weck-mi"''  zur  rechte*  Zi/t,  nit 
frileh  und  nit  spot,  wenn  d'  Glogge  . . .  schlöt.  Schild. 
StV.,  StV.,  weck-mi  i"  dr  Z.,  nit  z'  fr.  und  nit  z'  sp., 
'as  i"*  nit  chumm  i'  d'  Not  L.  S.  noch  Rochii.  A.  K.  189, 
331.  Im  Nachtgebet  der  Kinder  zur  Bewahrung  vor 
dem  Bettnässen :  tiit  z'  fr.  und  nit  z'  Sj).,  emmel  dass 
's  i"  Chübel  [Nachttopf]  göt!  S.  Beziehung  des  Hei- 
ligen auf  die  Landwirtschaft  erhellt  noch  aus  mehrern 
Bauernsprüchen  (Wetterregeln).  Wenn  's  um  Viti 
regnet,  wird  das  Land  mit  Früchte"  g'segnet.  Ineichen. 
Sunt  Vit  bringt  de'  Biege"  mit  S.  Begnet  es  am  Bar- 
nabas,  so  schwine'd  d'  Trübe"  bis  i'  's  Fass;  regnet 
es  am  Vitstag,  so  regnet  's  einedrissg  Tag.  Sdlger. 
StV.  bringt  die  Fliegen  Z.  Älter  ist  die  Beziehung 
auf  den  nach  dem  Heiligen  benannten  ,Tanz',  resp. 
krankhaften  Zustand:  .Alle  dise  tänzer  hättend  alle 
schanim  hinder  die  oren  gschlagen,  wärend  luter  all 
toub    und    unsinnig  und  sprungend  Sant  Vyts  reyen.' 


1135 


Fat,  fet,  fit,  Vit,  fof,  fut 


1136 


HBuLL.  1540;  und  auf  die  Landsknechte,  dann  auch 
Landstreicher:  .Marx  Sittich,  aller  Brüeder  Veiten 
grossätti  und  der  Eidgnossen  find.'  ebd.  1572.  —  2.  Vi't, 
David  Bs. 

Der  Kinderspruch  wendet  das  allgemeinere  Gebet  auf 
das  spec.  Bedürfniss  des  Kindes  oder  trägt  dessen  grösste  Not 
dem  .kindliclieu  Märtyrer'  (wie  StV.  heisst)  vor.  Die  An- 
wendung des  Namens  auf  die  Landsknechte  wird  nur  darin 
ihren  Grund  haben,  dass  dieser  Personenn.  in  Deutschland 
damals  eben  so  gemein  war,  wie  bei  den  Schweizern  Heinrich 
I Heini]  und  Rudolf  [Rtudi] ;  vgl.  noch  heute  ,Hans,  Hinz, 
Kunz,  Benz'  in  appell.  Bed.  weit  Terbreitet;  s.  Wackern. 
Sehr.  3,  174.  155.  —  Der  Ausdruck  ,die  Vyten  lesen'  i.  S.  v. 
.Einem  herunterkapiteln.'  1483,  .\bsch.,  ist  verk.  (od.  ver- 
schrieben?) für  .Leviten'. 

fltteren  ume-f.G,  auch  -pfitt-  G;  aScHw:  hin  und  her 
gehen,  bes.  zwecklos.  Syn.  umeschwablen.  —  Pfitteri 
in.:  unstäter  od.  weichlicher  Mensch  aScHW;  Zg. 

Nahe  vwdt  mit  (ume)fitsdien,  (hin  und  her)  flattern,  -laufen 
(vgl.  auch  fishn,  ßamen).  anderseits  aber  auch  mit  .Fittig', 
da  die  Vorstellung  einer  dem  Fliegen  ähnlichen  Bewegung 
mitzuspielen  scheint. 

iittig:    ühei'drüssig  BLenk.  —  Vgl.  Anm.  zu  futtcr. 
Bi-Fottle]  s.  Büschottle.        Fotune  s.  Fortune. 

Föt  ScnMer..  Föte"  (PI.)  AaP.;  GoEh.;  SchwE.: 
„seltsame  Einfälle,  sonderbare  Launen  AaF."  h^ passe, 
Narrenpossen  G  oRh.  Leere  Reden  oder  Anschläge 
BcHwE.    Tücke,  Eänke  ScnMer.   Nei",  du  hast  au'''  F. ! 

Gr.  WB.  4,  1,  42  gibt  ein  seltenes  älteres  .Fot'  m., 
List,  was  sich  mit  der  Bed.  und  der  Flexion  unsers  W.  wohl 
vereinigen  liesse. 

Fötelf.:  anrüchige  Weibsperson.  Sprww.  1869, 101. 
Vgl.    bair.    .Födel',    aach.    ,Futel',    leichtfertige    Dirne; 
s.  auch   ,Ftidel'   Gr.  WB.  4,  363  f. 

ge-föttisch  s.  gefödisch  Sp.  683. 

futter:  Interj.  1.  des  Absehens:  pfui!  Zi;.  Ä  f. 
wie  wüest!  F.  lach  gä"!  lass  unberührt!  Adj.:  Dab- 
ist f.;  selten  auch  zsges.  fiitterwüest.  —  2.  der  Be- 
teurung.  F.  blö!  Schw.  F.  was  hm  i''*,  tcas  kann  i'* 
noch  werde!  Hohn  auf  einen  Eingebildeten  GnChur. 
VgL  auch  fuder  Sp.  683.  —  Per-.  ,Zum  P.  gehen', 
aus  und  draus  SchwE. 

Entw.  aus  frz.  ,foudre'.  Blitz,  als  Fluch  gebraucht,  mit 
Schaltung  der  Laute  und  bei  1  viell.  mit  Anlehnung  an 
,pfui',  /jß,  pßtt,  p/utt;  vgl.  futteren  2  und  bes.  p/utter;  oder 
von  dem  frz.  Schimpfn.  ,fontre'  (s.  Gr.  WB.  4,  1  a  1086). 
Zu  Per-F.  vgl.  das  syn.  ,zum  Teufel'.  Per  viell.  das  lat. 
,per'  in  ,per-ire',  vgl.  per  gä",  durchgehn,  durchbrennen; 
oder  aus  frz.  ,par'  (ebenf.  aus  lat.  .per')  =  ,bei'  vor  Fluch- 
oder Beteuerungsww.,  z.  B.  ,par  Dieu'.  .Foutre  le  camp', 
sich  aus  dem  Staube  macheu,  berührt  sich  wohl  nur  zufällig. 
/ilü,  frz.  .bleu',  euphemist.  statt  ,(de)  Dieu'. 

futtere"  Ar;  Bs;  B;  Gl;  Gr;  L;  GF.,  0.;  ScHW; 
S;  Th;  Z,  futtre"  BSa.;  W,  pfuttere  GG.,  T.;  ZBauraa: 
1.  Unwillen  über  eine  Person  od.  Sache  derb  äussern, 
.schimpfen,  schelten,  fluchen,  poltern,  allg.  Syn.  uf- 
licgeren,  räsonieren,  staJlieren,  leid  tuen,  üskeren.  Zu- 
weilen auch  nur:  brummen,  zürnen,  halblaut  schimpfen, 
unwirsch  antworten  GkD.;  L;  Uw;  Z.  Mitten  im  F. 
mues-i"''  's  Lache'  verhebe"  [zurückhalten]  Z.  Er  häd 
schier  g'futteret,  wo-n-er  [als  ihr]  eso  lang  nid  clio' 
sind  SciiwMuo.  Fr  häd  mit  dem  Chnecht  g'futteret 
und  'ta'  [gezankt]  Z.  Will  's  Gott  ist  er  an  sl"r 
Muetv!  ich  immcl  [einmal]  wollt  nit  uher-nen  f.  BSa. 
(Schwyzerd.)     Korniolhafte    Verbindungen:    .Futteren 


und  mutteren  [brummen]  kann  die  Alte  meinetwegen.' 
ScH  Pilger  1884;  satteren  [eig.  =  sieden]  und  f.,  murren 
und  schimpfen  AAZein.  —  2.  Abscheu  äussern.  Er 
het  drab  g'f.  (pfutteret)  GF.,  G.  —  Futterete  f.: 
tadelndes  Reden  ITwE.  —  Futteri  m.:  Polterer  GSa.; 
üwE.  —  futterig:  zum  .aufbrausen  und  Schelten 
geneigt  GrD. 

Tjü  futteren  2  vgl.  futter  1.  Abscheu  und  Unwillen  grenzen 
übh.  nahe  an  einander;  vgl.  die  Inter.j.  ä.  Nach  der  vor- 
herrschenden Bed.  2  könnte  dem  W.  das  frz.  .foudroyer', 
blitzen  und  donnern,  dann  auch:  eifern  und  schelten,  zo 
Grunde  liegen,  daher  auch  mit  unverändertem  Cons./urfocii, 
polternd  fluchen,  während  in  futt-  der  Cons.  gemäss  der 
Bed.  verhärtet  wäre.     Vgl.  jedoch  Anm.  zu  futter. 

fntiere":  1.  (tr.)  Jmdn  ehrverletzend  beschimpfen 
TeTäg.  Schelten:  J'*  la'-mi'''  vo"  dir  nit  f.  B.  - 
2.  (refl.)  sich  um  Etwas  nicht  kümmern  Bs;  BSi. ; 
ScHwE.;  Z;  auch  pleonast.  verdreht,  mit  Negation  Z. 
—  ÜS-:  ausschimpfen,  -schelten.  Er  hcä-ne  [\hn\  gar 
Hunds  [arg,  wie  einen  Hund]  üsg'futiert  B. 

Mit  der  an  fremde  Verba  meist  angehäugten  Endung 
-ieren  aus  frz.  , foutre'  (lat.  .futuere'),  verächtlich  behandeln; 
dann  auch  refl.  ,se  f.  de  qoh.'  =  2.  Vgl.  ge-htjai.  Da  man 
das  Fremdw.  nicht  recht  versteht,  so  konnte  ihm  die  Ne- 
gation aus  der  syn.  deutschen  Verbindung  .sich  nicht  küm- 
mern' zugesetzt  werden. 

fntii  Bs;  B;  Schw,  fiitu  W,  fitfi  AAZein.;  UwE.. 
fiidi  AAStauf. ;  ScnSt. :  (nur  in  Verbindung  mit  .sein' 
und  .gehen')  verdorben,  verloren,  ,fertig',  hin,  von 
Sachen  Aa;  BRi.;  ScnSt;  SchwE.;  UwE.;  W.  Syn. 
fauk,  futsch,  kaput.  Auch  von  Personen  AAStauf. 
Bs;   ScHSt. 

Aus  frz.  ,foutu',  Ptc.  von  , foutre',  in  der  Bod.  verderben 
(eig.  geschlechtlich  missbrauchen,  vgl.  gchtjen).  Die  Form 
fudi  verdeutschend  angelehnt  an  das  Subst.  Ftidi,  Hinterer, 
i.  S.  V.   Veräclitlichkeit,  Wertlosigkeit. 

fnete":  (unpers.  m.  Dat.  P.)  Einem  wehe  tun,  ihn 
betrüben,  kränken  BG. 

Falls  der  Einsender  mit  «e  nur  trübes  u  bezeichnen 
wollte,  so  mag  das  W.  aus  dem  bei  futicreti  genannten  frz. 
.foutre',  welches  auch  in  dieser  Begriffsentwickhing  dem 
deutschen  !/chijcn  parallel  läuft,  erklärt  werden. 

Fneter  n.  —  Dim.  Füeterli:  1.  Nahrung  des  Viehs 
und  der  Pferde,  allg.  In  Um  F.,  ohne  unterwegs 
einzukehren  (mit  Pferden)  Z.  F.  spare'  rleliet  nid. 
Ineichen.  S'js  Füeterli  [sein  weniges  F.]  ist  bald  fif- 
g'hirtet  Z.  ,F.  und  Mal',  formelhafte  Bezeichnung  des 
Unterhaltes  von  Pferden  und  Leuten,  bei  Besuchen 
von  Beamten,  resp.  Vergütung  der  betreffenden  Kosten. 
.[Zürcher  Bürger  dürfen  fremden  Herren  dienen,]  doch 
nüt  anders  dann  umb  ein  zimmliche  besoldung,  kleider, 
f.  u.  m.'  1522,  Z  Pensionen-Ordn.  ,Dass  derjenig.  so 
ganten  lasst.  dem  Stattschreiber  und  Gantmeister  allein 
F.  u.  M.  und  nichts  weiters  zu  geben  schuldig  seic.' 
1611,  Bs  Rq.  Mit  einem  weitern  Zusatz:  .Geligcr 
sammt  f.  u.  m.'  1531,  Schweiz.  Archiv.  .F.  u.  ni.,  nagcl 
und  yscn  geben',  Formel  bei  der  Bestallung  von  Räten 
und  Dienern  des  Abts.  G  Arch.  Bildl.  von  Menschen: 
.Einem  das  f.  weiter  legen',  ihn  strenger  halten,  zähmen. 
Hosi'iN.  Syn.  .den  Brotkorb  höher  hängen.'  —  2.  das 
innere  Belege  von  Kleidern,  doublure.  allg.  Syn. 
Füeteri.  —  3.  Einfassung  von  Kleidern,  ,0b  die 
Ärmel  [des  Hemdes]  weit  sein  sollten  oder  enge  und 
wie  die  Fütterlein  müssten  geschnitten  werden,  ob 
rund  oder  eckig,  sie  mus.ste  auch  das  Mass  von  der 
Weite  des  Kragens  und  der  Ärmelfütterlein  nehmen.' 


I 


I 


1137 


Filt.   ict.    Ii(,    tut.    Illl 


1138 


Bbeitenst.  18G0.  Syn.  BrisU.  —  4.  Polsterung.    ,Ö1, 

\  alles  Sidehverk   und    [lederne?]  Futter   zu   tränken.- 

:  1595.  B  Taschenb.  —  5.  Futteral,    Behälter,    Etui. 

Nimmt  un-em  Chästli  das  F.  mit  de*  silberne'  B'stecke". 

ML'sTERi.    ,Ein  mit  Silber  beschlag-en  Füeterlein,  darin 

ein  Lüft'ol,  auch  ein  Messer  und  Pfriend.'  1550,  Archiv 

Kloster  Eins.     ,Thcea:    ein  f.,   darein  man  etwas  ^e- 

1  halt'  Fris. ;  Mal.    ..\cerra,  ein  rauchfass,  eingehalter 

'  oder  f.  des  weirauchs.'  Fris.    .Die  scheide,  f.,  kochor, 

vagina,  theca.'  Ked.  1602.     .[Der  Baselstab,]  welchen 

die  Bischoffe    zum    Zeichen   behalten,    ist    rot,   jener 

[derjenige  der  Stadt]  aber  schwarz,  als  wann  die  Bi- 

;  schotte  das  Kleinot  genommen    und   der  Statt  das  F. 

'  gelassen.'    Würstis.     Insbes.  ein  Drechslergerät,  eine 

!  3 — 4"  lange  Röhre,  welche  an  den  obern  Wendelbaum 

;  angeschraubt   und   in  welche  zu  drechselnde  walzeii- 

"  förmige    Gegenstände    ,eingespitzt'    werden    Aa;    vgl. 

I  Planschibe,   Dreh-,   Spitzlcopf,   Klemmfueter.  —  Füe- 

^  terli:   Papierhülse    zum  Ausfüttern   der  Zapfen   beim 

i  Zetteln  Z.    Vgl.  füeteren. 

['        Mhd.  vuoter  in  Bed.  1  —  3.     2  aus   1,  iudeni  das  1'.   das 

B  Kleid  ausstopft,  wie  die  Nahrung  den   Leib,     ö  aus  -2,  uur 

'  dass  die  Einfassung  hier  eine  äussere  ist. 

'        Über-.    , Hölzernes  Ü.  über  eine  römische  bleierne 

Wasserrohre.'  DHess  1818.  —  Acher-:    Futter,  wel- 

i  ches  auf  dem  Acker  gewachsen  ist,  z.B.  Klee,  Wicken, 

'  Luzerne.    Esparsette,    Runkelrüben  usw.  —  Under-. 

Schirigermueter,  's  Tüfels  U.  S.    —  Ort-:   F.,  das  auf 

rauhen  Bergabhängen  gewachsen  ist   ZO.     Syn.  Ort-, 

Rüchheu.  —  Atz-:  schlechteres,  auf  feuchtem  Boden 

;  gewachsenes    F.    für   Schafe    und    Pferde    BSi.     Syn. 

:  Fardel-,  Mad-Heu;  Caretsch;  Lische. 

'.       Vieh-.    ,Zu  den  Bestandteilen  eines  volLständigen 

i  Bauernhauses    gehört   die   Scheune   mit  Vieh-Futter.' 

1; Gem.  Aa  1844.  —  Fenster-:  Fensterrahmen.    ,M.  M. 

Ihat  versprochen,  in  seinem  Kosten  das  Fenster-Fueter 

1  zu  vertäfelen.    Paniermeister  M.  hat  das  Futter  oder 

die  Raamen  in  den  [Fenster-]  Bogen  gemacht.'    Arch. 

Kloster  Eins.    ,l)ie  F.  von  schönem  Eichenholz.'  1773, 

:  Z  Staatsarch.  Vgl.  Tür- J'.  —  Für-:  Kleiderfutter  Gl. 

1— -   Gigen-:  Futteral  einer  Geige,   's  Kätherli  isch  uf- 

I  donneret  (/'si"  tmd  g'mutzt  [zugeschnitten,  zugestutzt] 
Ipreiis  wie-ne  G.  Bs  (Schwyzerd.). 

'       Kurz-:    Hafer,   Kleie,  Rüben  udgl.  mit  geschnit- 
\  tenem  Heu   oder  Stroh   vermischt,   Häcksel,    z.  B.  als 
ti  Pferdefutter,  allg.     Syn.  Geleck.  ,Le  ble,  les  legumes 
'  ou  tout  autre    Kurz-F.,   corame   nos  gens  appellent.' 
n50,  SZellw.  —  kurzfuetere":  (tr.)  Einen  schimpf- 
lich luhandeln  ScH.    Ilo-mi'''  nit  churzfuetere;  i  stö^uf 
aduci:erbode!  APletsch.  1880. 
If       Klemm-:    Drechslergerät,   ähnlich   wie  Fueter  5, 
'|nnr  dass  hier  der  Gegenstand  durch  Anziehen   einer 
Schraube    festgeklemmt   wird    Aa.    —   G'leck-:    aus 
;  verschiedenen  Bestandteilen  gemischtes  F.  BSi.    Vgl. 
K"i-:-F.  —  „Lang-:   F.  von  Heu  oder  Ämd,   Lische 
,   aus   ganzen  Halmen   bestehend,   im   Gegs.    zu 
linittenera.  , Kurz-F.'  —  Nasen-:  (scherzh.)  1.  Bi 
ilcrr"  Chälti  sü't-men  es  N.  ha".  —  '2.  Schnupftabak  Ap; 
•GRh.  —  Nest-:  Heu,  das  gesammelt  wird,  um  darauf 
'zu  schlafen  BEi.     Vgl.  Bett-F. 

'  Bocks-:  eine  Art  der  Folterung,  wobei  dem  In- 
'kulpaten  die  Hände  zwischen  den  Oberschenkeln  durch 
nach  hinten  gezogen  und  festgebunden  werden,  so  dass 
er  weder  zu  sitzen  noch  zu  stehen  vermag;  noch  1849 
.'gerichtlich,  sonst  auch  im  Knabenspiel  angewendet  Ai'I. 

II  Schweiz.  Idiutikou  1.  8. 


—  Bei"-:  Stiefel  BO.  ,Caliga;.'  Id.B.  —  Bett-:  Heu  für 
die  Lagerstätten  der  Älpler.  Schatzmann.    Vgl.  Nest-F. 

Brut-:  -Aussteuer,  Mitgift  Bs.  —  Entstellt  od.  umged. 
aus  dem  syn.  Ilrüi-fueder.    Vgl.  unigek.  Stein-fueder  aus  -fucler. 

Söu-:  Schweinefutter.  —  Stei"-  [Flieder  ZO.): 
Behälter.  Futteral  des  Wetzsteins  L;  ZO.  Syn.  Fueter-, 
Stein-Fass.  Auch  als  Trankgefäss  und  -mass  für  das 
Vieh  (vgl.  Sp.  1050.  1054):  ,Für  die  Därmwinde  [der 
Kühe]  ist  gut  4  St.  voll  Milch  eingeben.'  Arzneibuch 
Zoll.  1750.  —  Wetzstein-:  l.  =  d.  vor.  —  2.  dummes 
Weib  L.  Vgl.  Stock.  Die  Sage  von  einem  .Wetzstein- 
fuetermannli',  einem  Erdmännchen,  das  nicht  grösser 
als  ein  W.,  aber  riesenstark  war,  s.  Lux.  Sagen  S.  487 
u.  EsTERM.  Rick.  1882,  S.  180.  —  Stande--:  allerlei 
Abgang,  der  in  einer  .Stande'  [Bütte]  gesammelt  wird 
zu  Schweinefutter  Th.  -  Tür-:  Einfassung  der  Türe 
Gr;  Z.  Vgl.  Fenster-F.  —  7j  vi  i  sehen  (ZtcüsdietJ- : 
Fütterung  zw.  Anfang  und  Ende  einer  Fahrt,  allg. 
Essen  zwischen  den  regehnässigen  Mahlzeiten  Bs. 

Fueteräschi  n.:  Nahrung  für  Menschen  und 
Vieh.     E  Trägete   [tragbare   Menge]   F.    Z  (Spillm.). 

Dem  syn.  Furaschi,  frz.  .fourrage'  nachgebildet,  desseu 
Stammsilbe  aber  selbst  aus  dem  deutscheu  W.  (ahd.  ,fuotar') 
zsgezogeu  ist. 

fuetere":  1.  das  Vieh  im  Stall  füttern,  abs.  od. 
tr.  (allg.);  in  Uw;  Z:  den  Pferden  Futter  geben,  da 
vom  Vieh  hirten  gebraucht  wird,  wie  auch  in  BSi. 
Inbegritfen  ist  in  GA.  die  ganze  Pflege  des  Viehs  vor 
und  nach  der  Fütterung;  also  das  Schroten  des  Heus, 
das  Melken,  Misten  und  Streuen.  Uf  de'  (ah-'em) 
Buch  f.,  auf  Zu-  oder  Abnahme  des  Bauchs  zielend, 
je  nach  dem  Zweck  des  Verkaufens  GrD.  —  2.  (abs.) 
das  Viehfutter  verwenden,  den  Vorrat  desselben 
verbrauchen,  nutzen.  ,Sie  zogen  im  Jänner  nach  S., 
um  dort  auf  ihrer  Liegenschaft  zu  f '  LE.  —  3.  „Futter 
für  das  Vieh  einsammeln  BO."  Furragieren,  im 
Krieg.  ,L'f  Laurentii  führend  durch  den  fürt  ob  300 
mannen  gen  fuoteren.'  HBull.,  Tig. ;  s.  Fueteri.  — 
4.  Menschen,  bes.  Kindern,  zu  essen  geben.  'sChing 
z'  hert  [zu  viel]  f.  BU.  Wenn  si  isst,  so  fueteret  si 
ziceu,  von  einer  Schwangern  L  (ganz  wie  in  Göthe's 
Faust).  —  5.  viel  essen  Gl;  Z.  —  ö.  st.  füeteren. 
E  g'fiietereti  ScMutte  [weite  Jacke]  Sch  (Kirchh.). 
Bildl.  aufschneiden,  der  Wahrheit  einen  Zusatz  geben. 
Spreng  (gleichsam  ausstopfen).     Vgl.  füeteren  4. 

Mhd.  vuotern,  Futter  geben,  F.  holen.  —  Zu  6.  Auch 
mhd.  wird  vuol-  z.  T.  mit  viiei-  vermischt.     Ebso  bei  Fueteri. 

1"-:  das  Vieh  im  Stall  füttern,  statt  es  auf  die 
Weide  zutreiben  Ap.  Yg\.  Intränken.  —  er-:  1.  satt 
füttern,  von  Vieh  Gr;  genug  zu  essen  geben,  von 
Menschen.  Jfe»  mag-ne"  nid  e.  (g'fuetere'J  Gr.  — 
2.  durch  Füttern  (Mästen)  Etw.  gewinnen.  I"''  choufe 
jung  Chüe,  für  Öppis  z'  e.  BG.  —  ü  s  - :  vollends 
mästen.  Wil  dr  Tschutt  [mit  Kuhmilch  ernährtes 
Schaf]  ballafeisst  ist,  tätend-mer  [wir]  besser,  na  [ihn, 
es]  z'  metzga",  a's  na'  no'''  tciter  tisz'f.  Gr  (Schwyzerd.). 

—  ver-:  als  Putter  verwenden,  z.B.  ds  Heu  uf  ein 
Stal  mit  dem  Fe«''  v.  Gr.     Syn.  üs-,  er-fretzen. 

Fueterer  m.:  1.  Futterknecht,  der  das  Vieh 
füttert  Ap.  —  2.  Todtongräber,  Abdecker?  ,MHh. 
habend  sich  vereint  [entschlossen],  dem  f.  von  den 
ehegruben  ze  räumen  nit  mehr  ze  geben  dann  4  Schil- 
ling des  tags.'  Stadtb.  Wthur. 

Mhd.  vuoteraere,  der  Futter  gibt  oder  sucht  oder  damit 
handelt.  —  In  Wthur  war  das  Reinigen  der  Kloaken  zwischen 

72 


1139 


Fat    fiil.    Fatsch— futsch 


1140 


den  Hänsern  viell.  einem  öffentlichen  Vieh-  od.  Pferdeltnecht 
ühertragen;  anderwärts  lag  es  freilich  den  ohgenannten  Ge- 
werben ob  und  der  Todtengräbor  konnte  mit  Bez.  auf  das 
auf  dem  Todtenackor  wachsende  Futter  obigen  Namen  er- 
halten haben. 

Fueteri,  Füeterilf.:  1. Fütterung, Weide.  ,Pro- 
pellere  iu  pabulum,  auf  die  füetere  treiben.'  Fris.  — 
2.  Furragierung,  im  Kriege.  .Eines  Tags  sind  unser 
Gesellen  uf  ein  Füetrin  gangen.'  1444,  Gpo.  , Etwas 
Gesollen  sind  uf  die  Füetri  gefahren.'  ebd.  ,Dry  tusent 
welscher  knechten  one  iren  schaden  durchzelassen  ins 
Grieniger  arapt  uf  die  füeteri.'  1531,  Strickl.  ,Das 
die  landsknecht  uf  fuotery  gangen.'  Kessl.  ,A1s  man 
vor  Waldshut  lag,  wurdont  die  unsren  uf  ein  tag  uf 
die  fiietre  züchen  und  wellen  füetren  zuo  ross  und 
fuoss.'  Edlib.  —  3.  Futter.  ,üie  fynd  haftend  grossen 
mangel  an  der  fuoteri,  wolltend  darunib  herüber  zie- 
hen, fuotery  zu  reichen  [holen].'  HBdll.  Tigur. 

fueterig:  leicht  zu  füttern.  1.  von  Tieren  (Kühen), 
die  gern  fressen  Gr;  G  oEh. ;  dafür  ring-f.  Z.  —  2.  von 
der  Nahrung,  z.  B.  Heu :  nahrhaft,  ergiebig  Gr. 

Fueteri"g  f.:  1.  das  Füttern  GrL.  —  2.  das 
Futter,  ebd.  —  3.  ein  Mass  Futter;  3  ,Ledi'  machen 
eine  F.  TflTäg.  —  4.  Furragierung.  ,Er  wert  den 
umschweifenden  Helvetiern  das  rouben  und  die  fuo- 
terung.'  JJEüeger.  —  5.  die  Gesaramtheit  des  Viehs, 
sofern  man  es  zu  füttern  hat  Gr  (B.). 

6'füeter  n.:  allerlei  Futter,  z.B.  für  die  Schweine 
Gr.  D's  G.  zerzetten  [verstreuen].  D'  Schwi'  chnat- 
schend  d's  G.  z'sämme".  Keis  g'rmts  G.  han-i  ine  und 
muess  e  SchwisuU  mache".  Schwyzerd.  Schorr  das 
Gazicht  [Ungeziefer]  nid  etta  l'  under  'm  G.  ebd. 

füetere":  1.  (Kleider)  füttern,  allg.  Bildl.  iron.: 
Einen  f.,  ihm  den  Test  lesen;  ihn  beim  Schwingen 
werfen;  bestechen  (ihm  Etw.  in  die  Tasche  stopfen) 
BHk.,  dafür  Ei"m  d'  Rose  f.  Schild.  —  2.  (einen  Ofen) 
inwendig  auskleiden;  (einen  Graben)  ausmauern.  ,Der 
gfüetert  grab.'  Vad.  Zapfen  f.,  die  Öffnung  derselben 
durch  eingelegte  Papierhülsen  enger  machen,  wenn 
sie  für  die  durchzusteckende  Spindel  zu  weit  ist  (beim 
Zetteln)  Z.  —  3.  (Wein  mit  Wasser)  mischen   GWa. 

—  4.  bildl..  im  Erzählen  dick  auftragen,  hinzudichten, 
doubler  Gl;  vgl.  fueteren  5;  auch  tr. :  ausstaffieren, 
ausschmücken,  erdichten,  übertreiben.  ,Pacis  imago, 
ein  gefüetereter  oder  erdichter  frid.'  Fris.  ,üass  das 
Wunderwerk,  so  der  Capuziner  angezogen,  trefflich 
von  H.  G.  gefüteret  worden.'  Fasi  1696.  .Das  Exerapel 
der  Quietisten  beweist  es  klar,  welches  ich  nicht  ge- 
füteret, auch  nicht  aus  der  Zürich-Zeitung,  sonder 
aus  sonderbar  [eigens]  getruckten  Bücheren  habe.'  ebd. 

—  an-:  anfangen  zu  mästen.  .Angefütterte  Schweine.' 
BsLd. 

Füeterer:  (PI.)  furragierende  Kriegsleute.  1468. 
Absch.     S.  fueteren  3. 

Füeteri  II  f.:  1.  Kleiderfutter  Bs;  Gl;  Gr;  S: 
Uw;  Z.  E  Strof  [Plage],  was  dos  für  Hose"  sind!  Denn 
icie-n-i'''  schlief  und  wie-n-i'''  zieh,  Se  chuvim-i"''  nw  i" 
d'  F.  ie.  Stutz.  ,Unser  Herreu  wellent,  dass  ein  jeder 
syne  hosen,  so  vor  zerhowen  sind,  ganz  vermache  und 
nit  mO  schlechtlich  wider  uf  die  f.  näyge  [nähe].' 
1526,  Egli,  Act.  ,4  Ellen  grauw  Zwilchen  zur  F.' 
1676,  Hotz,  Urk.  —  2.  Eingeweide,  ,das  innere  Belege 
des  Leibes'  Z  (mehr  nur  scherzh.).  D'  F.  ist  dem 
Ross  M.s'cc/io,   der  Darm  ausgetreten.  —  3.  Einem  nit 


(od.  chüm)  d'  F.  g'c":  bei  Weitem  nicht  gleich  k(ininiei), 
nicht  gewachsen  sein,  nicht  genügen  B;  S;  Z.  Da^ 
git  nid  d' F.,  reicht  lange  nicht  aus  Z.  ,Die  Ätigen- 
kilbi  bildet  nur  das  Vorspiel  zur  Schnottwylcr  Kilbi 
und  gäbe  ihr  chüm  F.'  Schweiz  1862.  Auch  mit  .sein': 
Er  ist-mu  [ihm]  nit  Fietri,  Syn.  er  hat  NU  z'  im  W. 
—  4.  Aussehen.  Syn.  Gatti'g.  E  F.  mache",  ein  Aus- 
sehen haben;  auch:  Miene;  Syn.  Lasche  Aa;  Bs;  S;  Z. 
Von  Jemand,  der  wegen  Krankheit  schlecht  aussieht: 
Herr  Jeses,  was  machst  du  für  e  F.!  Es  macht  rke 
[keine]  gueti  F.,  es  sieht  schlecht  aus.  Ke  bösi  F. 
machen  erklärt  Suterm.  mit  ,Glück  haben'.  Wenn 
Eine  si'''  nit  freue"  cha'",  So  muess  er  bösi  F.  ha' 
B;  L  (viell.  mit  Bez.  auf  das  Gewissen,  das  Inwendige 
des  Menschen;  vgl.  .unter  dem  Brusttuche'). 

Hose»-:  (bildl.)  Geld  Bs;  S.  Festi  (od.  e  gueti)  H. 
Söttigi,  ICO  [solche,  welche]  besseri  H.  hei",  vornehmere, 
reichere  Leute.  Schild. 

Füeteri"g  f.:  1.  Fütterung  und  Futter  v.  Tieren 
und  Kleidern  Bs.  —  2.  ^  Fueteri,  -i"g,  Furragierung. 
Eidg.  Defexs.  1629. 

füeterlen:  (traulich)  den  Kühen  Futter  reichen  .\r. 

fiietig:  Steigerungsadv.,  sehr,  ungemein  SchSI.  — 
Wahrsch.  ans  Jünhtitj  oder  aus   wiletig. 


Falsch  — futsch.     Vgl.  auch  die  Gruiipen  Fasch  usw., 
Fast  usw.,   Fatz  usw. 

Fatsch  BBe.,  Fätsch  I  B;  Gr;  „GG.";  Scuw  (■^-), 
„Fäsch  B;  LE."  —  m.:  1.  das  dichte,  weiche,  fette 
Gras  um  die  Hütten  der  Vorsassweiden,  wo  gedüngt 
wird,  im  Frühling  abgeweidet  und  Ende  August,  wenn 
man  von  den  Bergen  wieder  in  die  ,Vorsässe'  zurück 
kehrt,  gemäht  und  zu  Heu  gemacht.  Den  Haupt- 
bestandteil desselben  bilden  verschiedene  Arten  des 
Eispengrases,  wie  poa  annua  und  p.  alpina.  Das  junge, 
üppig  keimende  Gras  wird  von  den  Schweinen  gerne 
gefressen  und  auch  etwa  für  dieselben  geschnitten, 
später  aber  wird  es  trocken  und  saftlos  BO. ;  Gr.  Syn. 
feissts  Gras,  Spitzgras;  Wasem.  —  2.  ^Fäsch,  kurzes, 
dichtes,  in  einander  geschlungenes  Gras,  wie  es  hie 
und  da  auf  hohen  Bergen  und  Triften  [Fäschfäl,  vgl. 
Sp.  745]  gibt  B;  LE."  —  3.  eine  Art  schlechtes  Berg- 
heu, aus  Gräsern  bestehend,  welche  in  Büscheln  od. 
dünnen  Beständen  auf  den  höchsten  Felsenköpfen 
wachsen,  wo  wenig  Erde  liegt.  , Kurzes  Riedgras, 
carex  acutus,  das  nach  dem  Abweiden  der  Alp  noch 
übrig  bleibt  und  als  Streue  gesammelt  wird,  obgleich 
es  sehr  stechend  ist  L;  GG.;  ScHwMa."  Syn.  Nätsch. 
—  4.  „Bergwiese,  die  nur  je  im  2.  Jahre  gemäht  wird 
Gr."  —  5.  Hühnerfennidi,  panicum  crus  galli  SciiwMa. 
Syn.  Fen^ch,  Fench,  Fänisch.  —  „fatschen".  fätsch- 
nen:  den  F.  (s.  bei  1)  einsammeln  BSi.  —  fätschig: 
mit  F.  bewachsen  BHk.;  „GG.;  ScHwMa.- 

St.,  der  Fnisi-h  und  Fütich  angibt,  glaubt  unser  W.  mit 
Fach«,  Fax,  Sp.  655,  vwdt,  und  allerdings  zeigen  die  Bedd. 
manches  Übereinstimmende.  5  hängt  aber  offenbar  zusammen 
mit  Flimch,  Sp.  834:  s.  Fromm.  Ztschr.  7,  378  f.;  die  gras- 
artigen, scharfen  Blätter  des  Fennichs,  der  die  Nähe  der 
Misthaufen  als  Standort  liebt,  lassen  die  Annahme  einer 
Verwechshmg  wolil  zu. 

falsch  Ndw.  fatsch  BSi.;  GrV.,  fotsch,  fotxcheli 
UwE.:     Lockruf   für    die    Schweine.    --    Fatschi  I, 


r 


Uli 


Patscli    futscli.    Fax    fux 


1142 


Fiischi    (Diiii.  Fa(tJscliU)    Nnw,    Fätsdii   BSi. ;    LE. 

-  11.:  Ferkel. 

Ersteres  ein  Naturlaut,  welcher  beim  Kressen  entsteht, 
Letzteres  davon  abgeleitet?  Eher  umgekehrt  die  Interj.  vom 
.Siibst.  abgel.  u.  dieses  aus  Fertuchi  (s.  Firli  Sp.  921)  verderbt. 

Fatscili  II:  Nbf.  zu  (Bruder)  Fritschi  (s.  d.).  .Wie 
ilic  ISasler  den  Luzernorn  den  Bruder  Fatzschin  ent- 
führen und  diese  ihn  mit  Uri,  Schwyz,  Unterwaiden 
und  Zug  wieder  holen.'  1508,  Ochs  (nach  den  Bs  Rats- 
büchern). —  Eig.  ,Faschi°g'  personiflciert,  die  Form  an  die 
des  Namens  .Fritschi'  angelehnt. 

Fälsch  II  usw.  s.  Fäsch  usw. 

Vätscherin  s.  W-.        fätschnen  s.  fatgchen. 

Fäntscil  Aa;  .\p;  Gl;  G;  Sch;  ScilwMa.;  Z, 
Fäiitsche  I  Gr,  Fäusche  Gr  (Camenisch),  Fäuze 
(-«}--)  BSi.  —  m.  Gl,  sonst  f.:  1.  Hündin,  .Petze'  Aa; 
Ap;  Gl;  G;  ScnSt.;  Z.  Er  ist  iceder  Hund  no'''  F., 
ganz  unzuverlässig,  unentschieden,  untauglich  (eig. 
ein  Zwitter).  Sprw.  ,Hündin,  bräkin,  fäutsch,  zaugg, 
title,  fenne,  zeuk:  canis  fceniina.'  Red.  1662.  Syn. 
Läiitsch;  Metz.  —  2.  gemeine  Dirne  Ap;  BSi.;  Gr; 
Gßh.,  T.;  ScHwMa.;  Z  {Ttiva.  FäutschU).  Syn.  Lttenz. 
-  3.  schlaues,  altes  Weib,  Hexe  GnStAntönien.  — 
4.  =  Fötsch,  s.  d.  —  Vwdt  mit  ,rut'.  —  Zu  .,Feutschen- 
bach'  vgl.  .Hundsbach'. 

umme-fiiutsche"  (-/awze"  BSi.) :  1.  herumschwei- 
fen wie  eine  Hündin  BSi.;  SohwE.;  auch  von  Menschen. 

—  2.  (-fautsche")  gedankenlos  sich  herumtreiben   Gl 
(Schindl). 

Fäntsche  II  s.  Fötsche. 

Fetscll  111.:  (meist  mit  dem  Epitheton  ,anir)  be- 
mitleidenswerter Tropf,  z.  B.  von  einem  verstümmelten 
»der  beschränkten  Menschen,  mit  dem  Nbegriff  der 
Gutmütigkeit  Gl  u.  (ehemals  Glarn.  Landvogtei)  GWe., 
woselbst  es  auch  als  Familienn.  vorkommt. 

Viell.  zu  bair.  ,reggs',  der  Blödsinnige;  viell.  .iber  ein 
sppcllativ  gewendeter  Personenn.  mit  der  in  Gl  beliebten 
Form  der  Geringschätzung  (vgl.  Fritsch,  Fridoliu ;  PcUi-h, 
Peter),  etwa  , Felix'.     In  ZTöss  gibt  es  einen  ,Fetschenrain'. 

Fetsclie  f.:  Hefe  W.  -  \i.  feecia,  churw./MoJ«,  ans 
l»t.  /«M. 

fetsclien.  .Concursatio  et  contentio:  das  umbhin- 
lanfen  und  fachten  umb  etlicher  gescbäften  willen, 
das  hin  und  her  fätschen.'  Fris.  (Mal.) 

Vgl.  fitKhn,  futschen  u.  Gr.  WB.  3,  1363.  1.569.  Viell. 
IntensivbilJung  von  /ecken;  vgl.   das  Folg. 

v er- fetsclie":  zerfasern,  zerfetzen  Gl. 

Wenn  Ehels  Angabe:  ,/''e(»i-Ä,  Flügel',  begründet  ist,  so 
wäre  unser  Wort  eine  Neubildung  aus  dem  syn.  rer-ßckin 
(Sp.  7:31). 

„Fitscli,  Dim.  -li:  Person,  die  in  steter  Bewegung 
ist;    Schmeicheln,  kleiner   Kinder    Z."    -   Von  ßtschen. 

Ge-fitsch  n.:  1.  Gehetze,  unruhiges  Hin-  und 
Herlaufen,  Auffahren  von  einem  Sitze  zum  andern 
BsStdt;  Gl.  —  2.  (concr.)  Person,  die  nirgends  Ruhe 
hat,  wie  absichtslos  sich  immer  bewegt,  bes.  von 
Frauenzimmern,  ebd.    Syn.  Fegnest. 

(uinme-)fitsche"  {-fitze'  L):  1.  „hin  und  her 
flattern  wie  ein  Schmetterling,  hin  und  her  laufen, 
bes.  viel  zur  Türe  aus  und  ein  springen  Gr";  unruhig 
auf  seinem  Platz  hin  und  her  rutschen,  wie  die  Kinder, 
reiben  Gl;  Gr.  Vil  F.  git  bösi  Hose",  unruhiges, 
wechselvolles  Streben  od.  Umziehen  schädigt  die  Öko- 


nomie. Syn.  ummeßyen.  —  2.  inüssig  herumschlendern, 
lierumvagieren  E;  Scii.  -     ?>.  ^=  pßtzen,  pf ätzen. 

ver-fitsche"  Gl,  fitschge"  GaHe.:  durch  Rei- 
bung abnutzen,  z.  B.  ein  Kleid.  —  Intensivbildung  zu 
ß'J'J'-"  Sp.   TU. 

Fitsch ersehe  s.  FHtterschen. 

fitscllig:  unsicher,  zitternd  und  eng  (geschrieben) 
GStdt,  Syn.  fiser(ljig.  —  \g\.jHzen(l  a.ßzcUij.  aachfiemu 

fotsch  s.  falsch. 

Fötscli:  Ferse  Zg.  yg\.  Futsche.  —  Vgl.  , Fotsch' als 
Beiname.   1535,  Sch  Ratsprot.   und  den  dortigen  Familienn. 

fotschle":  (m.  D.  P.)  delicat  behandeln.  Si  f.  dem 
China  vil  z'  vil,  sie  entsprechen  seinem  Willen  viel 
zu  sehr  BSi.  Syn.  hatschlen.  —  ver-:  verhätscheln, 
verweichlichen,  ebd.  E  verfotschlets  China.  ~  Zu 
.fosch',  faul,  mürbe.   Gr.  WB.  4,  1  a,  Sp.  41. 

g'fötsch  s.  gefiidisch  Sp.  683. 

Fotsclie  ScHwE..  Muo.;  S,  Fäutsche  TnSchlatt., 
Fitsche  GSa.  —  m.  Schw,  f.  G:  aus  Tuchenden  ver- 
fertigter, mit  Wolle  gefütterter  Winterpantoffel;  etwa 
auch  alter  Pantoffel.  Syn.  Finkll,  Giinsche.  Vg]. Fotsch. 

futsch  {pf-  Ndw):  fort,  aufgebraucht,  unwieder- 
bringlich verloren,  z.  B.  Geld.  3  bis  3  Fünfedryssgler 
[Fünffrankenstüeke]  sind  f.  Gotth.  Vernichtet,  zu 
Grunde  gerichtet,  zerbrochen,  gebrochen,  verdorben, 
unbrauchbar;  in  phys.  u.  moral.  S. ;  gemein  für  ,todt' 
oder  ,dem  Tode  nahe',  von  Menschen  und  Tieren, 
allg.  Syn.  faiik,  futtü,  hin,  kajiores,  l'aput,  rams.  Das 
Höus  ist  f.,  abgebrannt,  oder  auch  bloss  unbewohnbar 
UwE.  D'  Böni  sind  f.,  wenn  sie  im  Frühling  erfrieren 
BSi.  Häutig  formelhaft  allitt.  verbunden  mit  , fertig'. 
F.  yä",  werde",  bankrottieren,  in  seinem  Handel  zu 
kurz  kommen  W.  —  Vgl./H((ii;  doch  chor  fitsrhcn  (fuisrJicn). 
S.  auch   Gr.  WB. 

„Fntsclieli  n.:  Füllen,  junges  Pferd  B."  ~  Wohl 
von  FüUi,  in   Anlehnung  an   Chuetucheli  u.  ä. 

„filtsclien"  =  fit  sehen  Gl  wird  für  die  heutige  Gl 
MA.  in  .\brede  gestellt,  dafür  fitschen  (s.  d.).  Kirchh. 
S.  176  u.  .^60  jedoch  hat  ebenf.  futschen  in  dem  unter 
fitschen  citierten  Sprw.    -     Intensivbildung  zu  fucken. 

Fnetsclie  f.:  liederliches,  unordentliches  Mädchen 
GRThusis.     Syn.  Rutsche.    "Vgl.  Fäutsch. 


Fax,  fex,  fix,  fox,  fux. 

Vgl.  auch   die  Gruppen   Faehi  usw.,   Fat::  usw. 

Bier- Fax  m. :  Meistergeselle  in  einer  Brauerei, 
Oberbrauer,  Geschäftsführer  Aa;  Bs.  Auch  Brauer- 
knecht überh.  AABb.   —  Frz.  fax. 

Spinti-Fax:  Possenreisser  Aa. 

Einer  der  .Faxen  ausspintisiert  [auskIUgelt|'.  Vgl.  bair.- 
östr.  Fex  {Fax.  Fromm.  2,  341)  und  Gr.  WB.  bei  Fachs, 
Fex  und  Feix. 

Faxe"  (Fl.):  1.  Spässe,  Possen,  Tücke,  drollige 
Streiche,  Neckereien,  Vorspiegelungen,  Spielereien, 
allg.  Syn.  Gespüsen.  Willt  dii-m'r  öppe"  noch  F. 
mache",  sagt  man  etwa  zum  Pferd,  das  nicht  gehorchen 
will  BSi.  , Hielt  es  für  F.  und  Flausen.'  Gotth. 
.Krumme  Sprünge  und  Ränke,  um  Jmdn  aufzuziehen 
oder  zu  täuschen.'  Spreng.  —  2.  Grimassen,  Ver- 
zerrungen, auffallende  od.  lächerliche  Geberden,  allg. 


1143 


Fax— fnx.    Fatz  -futz 


1144 


E-n-er  aJlemöl  d'  Gichter  überchunnt,   macht  er  gar 
g'spässigi  [sonderbare]  -F.  Sch.     Syn.  Gahriole". 

B&ii.  Fachsm,  dass. ;  s.  auch  Fronini.  2,  341  u.  5,  227, 
und   vgl.   Falz,  fatixn,   Fatziku»,   Fexen. 

Pex(li)  m.:    Mannsn.,  Felix.  XVIII.,  Baürenokspr. 

Vexätz  (Vexar.  Spreno)  m.:  Spass,  Scherz  Ap; 
ScHSt.;  Z.  Ea  ist  fnWj  us  V.  g'scheh.  Du  ewige 
Hagel!  Was  seist  [sagst]  au''' da!  Jetz  muest  du  bim 
Eid  au"'-  helfe'  trinke"  wiige"  dlm  V.  XVIII.,  Bäuren- 
GESPR.  =  nw  ivege'  dem,  ivas  du  jetz  g'redt  hest.  ebd., 
1.  Redaktion.  Heb  's  aber  nüd  ungern,  's  ist  nW  V. 
Sti/TZ.  .Damit  es  [an  dem  Hochzeitabend]  nit  vil 
g'scher  [Lärm]  und  v.  gab,  verbarg  ich  mich  in  nieins 
vatters  kammeren.'  FPlatt.  1612.  ,Dicere  alicjuid  per 
jocum,  in  schimpf,   vexat  sagen.'   Denzl.  1677;  1716. 

Lat.  ,Texatio',  Plage,  Bolästiguug  durch  Spottredeii, 
Neckerei.  Wegen  des  vertauschten  Geschlechtes  des  W.  vgl. 
Vüidatz,  Senleiiz  u.a.  —  ,Vexar'  ein  Schrei!)-  od.  Lesefehler V 
oder  eine  aus  ,vexieren'  abstrah.   Bildung? 

vexiere":  1.  quälen.  ,Du  muost  mit  fasten  hart 
V.  dyn  zarten  leib.'  Com.  Beati.  —  2.  (intr.)  spassen, 
scherzen,  nur  dergleichen  tun  Bs;  B;  Sohw;  S;  Zg;  Z. 
Ach,  de  vexierst,  es  cha"°-der  nüd  ernst  sl",  %''•  g'seh, 
de  lachist  hinnen  im  Mül.  Stütz.  Formelhaft,  auf 
ungläubige  Fragen  oder  verwundernde  Ausrufe:  «"- 
g' vexiert!  B;  ZO.  I'''  glaube,  Si  vexiere'd,  i''^  müesst- 
mi'''  ja  schäme"  [d.  h.  wenn  es  wahr  wäre].  MUsteri. 
S.  noch  bei  Fasel.  —  3.  (tr.,  auch  üs-v.  W)  durch 
Scherz  zum  Besten  halten,  täuschen,  aufziehen,  sticheln 
Bs;  L;  W;  Zg;  Z.  Syn.  füppelen,  faxen,  fützelen. 
Cha'"sch  mache",  wie  de  ivitt,  v.  lon-i"''  mi"''  nit.  EKron. 
,Die  Jungen  aber  lachten,  als  sie  den  Alten  seine 
Freunde  so  v.  hörten.'  Landw.  Wochenbl.  1847.  Du 
Vexier  -  Sakermenter !  als  Verwünschung,  ebd.  Und 
d'  Frau  Vre  macht  Auge"  und  meint,  me°  well-si  %\; 
g'seht  si  denn  aber,  dass  's  Ernst  ist,  so  freut  si'-si"'' 
über  de"  Handel.  Müsteri.  ,So11  darum  [wegen  der 
Messe]  nieman  den  andern  verachten,  v.  noch  ver- 
spotten.' 1529,  Strickl.  ,So  tuot  die  lörch  [Lerche] 
mit  irem  g'schwätz  die  ander  [Vögel]  all  v.'  ca  1560, 
WWack.  1869.  ,Das  Bad  habe  ein  eigen  Gericht  und 
Badrecht,  gemäss  welchem  keiner  den  andern  wegen 
der  Religion  v.  noch  schelten  dürfe.'  1567,  Absch. 
,l)essglychen  mängklich  sich  des  sehr  übel  anstendigen 
glächters  und  vexierens  enthalten  soll.'  1635,  Z  Mand. 
.Dieweil  ich  ihn  vexiert,  er  habe  nur  ein  Hasen  mit 
so  vielen  Hunden  gefangen.'  Heut.  1658.  —  4.  (tr.) 
Jmdn  freundlich  ausförscheln,  zum  Geständniss  von 
Herzensangelegenheiten  bringen  TnTäg. 

Aus  lat.  ,vexare'  (frz.  ,vexer'),  plageu,  ärgern.  Vgl.  die 
Compp.    Vexier-Glas,  -Schloss,   -Werch. 

Fexe"  f.:  Fee.  AvHaller,  It  Kochh. 

Vgl.  bair.  Fecf.-in,  Füchn,  Fex  ni.  bei  Gr.  WB.,  u.  Zeitschr. 
f.   d.   Phil.   1871,  S.  331  ff. 

Fix  s.  Felix  Sp.  772.         Wunder-Fix  s.  -Fitz. 

fix  Aa;  Gl;  L;  Sch ;  Z,  g'fix  G  oT.,  flix  Aa,  g'flix 
GF.,  G. :  1.  schnell,  hurtig,  behende,  flink,  tätig,  allg. 
Hellauf  ScBwE.  ,0b  dem  Ring  soll  ein  Fläschlein 
oder  Kruglein  von  Öl  hangen,  den  Hauen  der  Mus- 
queten  darmit  gefix  [geschmeidig,  leicht  bewcglicii] 
zu  machen.'  Kriegsb.  1644.  —  2.  (fix,  neben  ßix  Aa) 
fertig,  mit  diesem  W.  formelhaft  verknüpft,  wie  nhd. 
allg.  —  3.  glänzend,  schmuck  ausstaffiert.  Usse"  f. 
und  inne'  Nix.  Sprw. 


Ableitung  aus  dem  lat.  ,fixus'  ist  zweifelhaft,  da  diesem 
und  den  romanischen  Abkömmlingen  die  Bed.  .schnell'  fehlt. 
Sanders  hält  es  mityic/.rn  zs.,  aus  dem  es  dann  gebildet  wäre 
nach  Analogie  von  flnye,  an  welches  sich  die  Form  ßix  an- 
lehnt, wenn  nicht  an  ,flink'. 

fixe"  I:  1.  fertig  machen,  heraus  putzen  -Ar;  L. 
Er  ist  g'fixt  und  g'wixt  [gewichst].  Imperativisch  im 
Sprw.:  Er  ist  davon  gegangen,  no'''  fix-mi''',  no'''' lex- 
mv'',  ohne  ein  Wort  des  Dankos  L.  —  2.  ausklügeln  W. 

1.  Lex  offenbar  dem  Anklang  zu  Liebe  aus  ,leck'  um- 
gebildet Bed.  2  erinnert  au  {uijejhzt  (s.  d.);  doch  vgl.  auch 
««-/.   und  -fiden. 

„fixen  II,  pf-  LE.";  übw,  pfe.ren  UwE.:  niesen. 
Synn.  fluxen,  pfachen,  pfäggen,  pfägsten,  pfaxen, 
pfluxen,  jifitsen,  i^fätzgen,  pfnitzen  —  alles  Schall- 
wörter. 

„ÜS-:   ausspötteln  LE." 

Viell.  zu  fitzen;  doch  passt  es  auch  zu  fixen  II,  da  ein 
erzwungeues  Xiesen  Hohn  bedeutet;  übrigens  mochte  vexiemi 
Form  und  Bed.   beeinfiusst  haben, 

fixen  IIl  s.  fitzen. 

Fnx  m.:  verwittertos  Heu  von  rötlicher  Mi.ssl'arbe 
GuPr.    —    Eig.  .fuchsrot'. 

fnx.  Es  ist  wie  f.,  im  Augenblicke  verschwunden 
WV.    —    Vgl.  fitachen  und  futaeh. 

luxen  1,  Fuxer,  gefuxet  s.  fuchsen  usw. 

fuxen  II:  stürmen  und  schneien,  nur  verbunden 
mit  guxen  (s.  d.)  und  nach  ihm  gebildet  BHk..  Si. ;  Uw. 
Er  meint,  we""  's  nüd  grüseli  fu.ri  uud  guxi,  so  sei  's 
nüd  U"wetter. 


Fatz,  fetz,  fitz,  fotz,  fiitz. 

Vgl.   auch   die  Gruppen  Futaeh   usw..    Fnx  usw. 

Fatz  m.:  Spott,  Hohn.  ,Was  wäre  das  [der  Ehe- 
bruch] anders  dann  ein  f.  und  ein  spottV  ja,  ein  falscli 
und  betrug.'  Zwingli.  ,Vil  trybend  iren  f.,  gspött  und 
glächter  damit.'  HBill.  1540.     ALI.  falzen. 

vatz  s.  watz. 

Fazzelet  GR.^rosa  (Fazzolet),  S.,  Tschapp.  (e),  Val., 
-li  GlH.  (i),  S.  (e);  GRChur,  Landq..  ObS.  (e),  Churw. 
(-edli);  W,  Fazzenet,  meist  -li  kk  (-edli) ;  kv  (-idli, 
-etil);  Bs;  B  (Si.  -e-);  VOrte;  GnChur,  Pr.;  GBh.,  oT., 
Stdtf;  Sch;  S  (Fazi-);  Th;  W;  Z  (tw.  -edli),  S.  (Fazzi-J, 
Fazzenezli  GG.,  Stdt;  Sch  (Kirchh.,  Nnk.);  THTäg., 
Neteli  ZBauma,  Netli,  Nedli,  Nedeli  GrD..  Maienf., 
Pr.,  Nezeli,  Nezi  „G";  Z  —  n.  -  Dim.  Fazzeleti 
GnVal.,  Fazzeneteli  Z  —  PI.  -er  Gr:  1.  kleineres  Tuch 
zu  verschiedenem,  tw.  wechselndemGebrauch.  Im  Jahre 
1512  werden  aus  einem  begüterten  L  Hause  u.  A. 
2  Dutzend  .Fazaletli'  gestohlen.  .Der  [Jerusalem- 
fahrer] soll  han  3  hemder.  3  fatzalettlin  [usw.].'  Hs 
Stockar  1519.  .Fatzalettlin'  gehören  zu  den  Kostbar- 
keiten eines  Haushaltes.  Platt.  1572.  Der  als  Parla- 
mentär ausgesandte  , Trommelschlager  soll  ein  facenet- 
lein  in  die  band  nemmen  und  über  den  köpf  schwingen 
und  das  f.  umb  den  huot  machen.'  ICriegsbithl.  1644. 
,2  abtstäb,  darzuo  2  tüechli  oder  fazenetli  in  dem 
sessel  und  1  küssi  darauf.'  1550.  Invent.  Kloster  Eins. 
.Zoll  von  seidenen  und  baumwullenen  Fazanetli.'  Z 
Gesetze  1757.  Spez.  a)  Schweisstuch,  Handtuch. 
,5  faciletli,    damit    der   priester    die    hend    trücknet.' 


1145 


Patz,  fetz,  fitz,  fotz,  f'utz 


1146 


G  Stiftsareh.  .Das  fatzenetli  oder  liandzwehol  nebend 
am  altar  soll  zuogestellt  werden  dem  . . .,  das  er  die 
ougen  mit  trückne.'  NMan.  ,Sudarium,  sehweisstüecli- 
lin,  faceletlin.'  Dasyp.  1537  (auch  .Fatzenetlin  .... 
muecinium.'  1053).  ,Sudarium,  .strophiolum,  t'atzeletle. 
(.badlachen).'  Fris.;  Mal.  —  b)  Taschen-,  Nastuch 
Aa;  Ai>;  Bs;  VOrte;  Gl;  GRÜhur  (Fazzcmetli),  D., 
Maienf.,  ObS.,  Pr.,  Val.;  G;  ScH;  S;  Th;  W;  Z  — 
allenthalben  im  .aussterben  begriffen.  Syn.  Fetzen; 
Lumpen;  Schni(pftuech.  Hindr  'em  Hauptme  drl" 
trottet  denn  de  Fänderi;  an-'re  ulten  Ofestange  tuet 
sls  Fazenetli  hange"  und  uf  dem  ist  allerhand,  doch 
kei"  Gott  u.  Vatteiiand.  MUsteri,  Buebeumzug.  ,Fetze, 
fazennätlein,  fascia.  linteolum,  muecinium.'  Red.  1662. 

1  ,Ein  Schnupftuch  oder,  wie  wir  reden,  ein  Fatzenet- 
Icin.'  ,\Klingl.  1691  neben  ,Fatzenetzli'.  In  einen 
Zipfel   des    F.   bindet  man  Geld    ein   in  Ermanglung 

i   eines  Beutels.     .Damit  warf  er  die  800  Tlr  in  einem 

.  Fatzonet  in  die  Gutschen.'  S  Kai.  1713;  vgl.  .hielte 
das  F.  für  den  Mund,  [da]  er  das  Zahnweh  hatte.'  ebd. 
S.  auch  Knopf.    Besonders  grosse  Schneefloclien  werden 

^  hyperbolisch  mit  Nastüchern  verglichen:  es  schneit  F. 
Z;  s.  auch  Linlachen;  Kindsscliueh.    Bräuche.  Schön 

■  gedruckte  oder  gestickte  Taschentücher  sind  noch 
'  heute  wie  ehemals  geeignete  Gegenstände  zu  Fest- 
i   geschenken,   bes.  zur  Neujahrszeit,    an  Hochzeiten  in 

die  ,Urti'  (s.  d.)  usw.    ,Xm  Sylvesterabend  hat  meine 
Frau  jedem  Kind  ein  F.  verehrt.'  Stütz.     Z'letst  god 
Alls  hei'"   [von   der  Hochzeit]    mit  irem  Fazzennetli. 
Häfl.  1813.    Die  Braut  gibt  dem  Pfarrer  für  das  Auf- 
bieten, dem  Schuster  und  Schneider  für  die  Verferti- 
gung   des    Brautkloides    das    Spousafazzdlet    GnSch. 
:  Vgl.:   ,Der   Schuelmeister   hat   von  jedem  Brautpaar. 
\Yenn  es  hier  [Fischental]    in  der  Kirche  eingesegnet 
worden,    ein  Schnupftuech.'    1794,  Z  Staatsarch.     Die 
'   Hochsigfazzenetli  werden  von  der  Braut  ausgeteilt  Uw. 
'  Lt  G  Sittenmand.  1611  darf  die  Braut  ihrem  Bräutigam 
:  neben  andern  Dingen  , Fatzenetlin  verehren'.     ,Hoch- 
zeiter,  welche  ihren  Verwandten  Fozelet.  Kragen  oder 
:  Hauben  schenken,  werden  mit  10  Pfd  gebüsst.'  1672, 
L  Hand.  ,Es  frBt  mich,  das  ich  eim  semlichen  [solchen] 
geistlichen  mann  sott  etwas  machen.    Ich  schick  üch 
ein  fatzenletli,    hab  ich  gemacht,   hett  ich  es  können 
:  hübscher  machen,   wellt   ich    es   nit   gespart   haben.' 
f  1514,  Bs  Brief.    ,Du  tust  vil  Fatzennetly  machen ;  des 
I  mögend  woll  die  Knaben  lachen,  zeigend  's  einanderen 

■  bei  dem  Wein,  du  meinst,  es  soll  verschwigen  sein.' 
Wahrsag.  1675.     An   der   Ufrichti  {s.  d.)    flattern   an 

,  der  auf  der  First  des  Hauses  aufgestellten  Tanne 
;  bedruckte   Nastücher,   die   den  Arbeitern    zukommen. 

•  Spiele.  Kinder,  welche  mit  Etwas,  z.B.  einer  Katze 
}  auf  dem  Arme,  sich  tanzend  drehen,  singen  dazu:  F'' 
:  tanze'  mit-em  Grelli  und  trenn  »'''  drü  Mol  omma" 
[  6t",  .so  gid  's  a  F.  Ap.  F.  (Ar;  ZF.,  Fetzli  Ap)  leggen, 
!  ein  Spiel,  bei  welchem  man  einen  Kreis  bildet,  der 
r  vorerst  unter  Absingen  des  Reimes  Fazze-,  Fazzenetli  l. 
\  usw.  einige  Male  die  Bunde  macht,  worauf  eines  der 
:  Kinder  austritt  und  aussen  herum  geht.    Dieses  lässt 

■  im  Verlaufe  sein  Taschentuch  hinter  dem  Rücken 
eines    Mitspielenden    auf   den    Boden    fallen.     Dieses 

'  muss  seinen  Platz  verlassen  und  in  entgegengesetzter 

'  Richtung  im  Wettlauf  nach  der  Lücke  eilen.    An  dem 

Überholten  ist  es,  das  F.  wieder  zu  , legen'.    Hat  aber 

•  das  Betroffene  Nichts  gemerkt,  so  wird  es  entweder 
vom  Spiele  ganz  ausgeschlossen  (Ap)  oder  es  hat  ohne 


anders  das  , Legen'  zu  übernehmen  (ZO.).  Vgl.  auch 
Steekli  lenen.  —  c)  Halstuch  GRÜlmr  (Fazzälet), 
Churw.,  D.,  Ldq.,  Maienf.,  VaL;  U.  —  d)  Kopftuch 
BSi.;  ScuNnk.  —  2.  Fetzen,  lumpichter  Zeug,  der 
bloss  dem  Scheine  dient.  Gotth.  Abgetragenes  Klei- 
dungsstück S.  Syn.  Riidcli.  Übertr. :  sinnliches,  geiles 
Weibsbild.  Gotth.;  weichlicher  Mensch  (Suterm.);  Syn. 
Hüdeli,  Schlärpli,  Täsch,  Trüech.  —  Hals-Fazzoletli 
(Serardi),  -Netli,  -Nedli  (B.):  Halstuch  Gr.  — 
Hand-Nezi.  ,Deller-Ram  und  etliche  H.'  ca  1600, 
Z  Staatsarch.  —  Chopf- Netli:  Kopftuch  GrI).  — 
Schnüz-Netli,  -Nedli:    Nastuch  GrD.,  Pr. 

Spät  mild. /atenneffKnJ  aus  it.  rtizzofcfto.  Sack-,  Halstuch; 
engad.  fazzaleU;  f'iemont.  faisolet.  Sache  und  Wort  in  dieser 
Form  kommen  aus  ItaUen.  Ältere  Belege  sind  noch:  ,Fatzeu- 
(n)etli.-  ca  1600,  Z  Arch.;  1604,  L;  1710,  G;  ,Fazenet.' 
1659,  Arch.  SchwE.  Vgl.  noch  Gr.  WB.  3,  1218.  1226. 
1365;  Schm.-Fr.  1,  780.  —  n  für  (  wohl  zunächst  im  Dim. 
aufgekommen  dem  Wohllaut  zu  lieh;  umgekehrt  scheint  das 
z  des  I.  Teiles  sich  das  t  des  2.  Teiles  assimiliert  zu  haben, 
wodurch  ein  Parallelismus  zw.  den  boiiUii  B.stauJtuileu  des 
scheinbaren  Comp,  erreicht  wurde;  oiKi  \irll.  ist  i'ine  ab- 
geleitete Form  'Seteuli  (vgl.  Büehesli,   Chall.yli]  vuraiiszusetzen. 

fatze":  1.  (intr.)  scherzend  lügen,  prahlen,  auf- 
schneiden „BO."  —  2.  (tr.)  spotten,  verspotten,  schmä- 
hen, durch  scherz-  und  possenhafte  Reden  ärgern, 
zum  Besten  haben,  aufziehen,  höhnen,  sticheln,  necken 
Bs;  ,BoHa.;  Z."  ,Der  herr  von  V.  ist  umb  syn  burg- 
recht kommen,  darumb  dass  er  myn  herren  gefatzet 
und  in  kosten  gebracht.'  1529,  Absch.  ,Und  habend 
klag  angehebt  als  die,  die  von  den  Heiden  gefatzt 
und  beleidiget  muosstend  werden.'  1531/48,  lU.  Macc. 
,Irrend  nit,  Gott  lässt  sich  nit  f.'  1531/1667,  Gal.  = 
,lässt  seiner  nicht  spotten.'  1707.  ,Die  am  tor  sassend, 
fatztend  mich  und  die  weinsaufer  machtend  liedly  von 
mir.'  1531/60,  Psalmen.  ,Und  vermeint,  das  er  in 
villicht  hätte  wollen  darumb  verachten  oder  f.'  ca 
1535,  Suil.  Urk.  ,Es  wirt  hie  Christus  keinswegs 
g'fatzet,  noch  nit  syn  wunderzeichen  tratzet.'  Aal 
1549.  , Ludere,  e-,  de-ludere,  apologare,  cavillari,  ludi- 
flcare.  einen  f.,  verspotten,  betriegen,  speien,  schmutzen, 
mit  eim  schimpfen.  Scurrari,  ein  speivogel  sein,  spei- 
wort  mit  eim  treiben,  speien,  f.,  flatieren,  federlosen. 
Abutendum  se  permittere,  mit  im  lassen  umbgon,  wie 
man  will,  sich  treiben  und  f.  lassen.'  Fris.;  Mal.; 
Denzl.  1677;  1710.  Vgl.  noch  Anm.  zu  Fass,  Sp.  1049. 
.Wann  einer  [der  Schiessgesellen]  Unzucht  [Ungebühr- 
lichkeiten] treibte  mit  koppen  [rülpsen],  tratzen,  f.' 
16'20,  Klosterarch.  SchwE.  Wortspiel:  ,Als  einer  an 
der  Fassnacht  mit  seinem  Weib  ein  Fatznacht  hatte, 
dass  sie  sich  mit  einanderen  erzankten.'  Scbimpfr.  1651. 
,F.,  fopen,  inludere,  irridere.'  Red.  1662.  ,Ja,  wie  tun 
wir  Gott  für  einen  wahren  Gott  halten,  so  wir  ihn 
bishar  mit  solchen  Busstagen  nur  gespilt  und  ge- 
fatzet'?' JMüll.  1673.  ,Ein  Knaben-Fätzerin  bist  von 
Art  [hast  dich  immer  mit  ihnen  zu  reiben,  sie  zu 
schelten],  der  ein  ist  z'  rauch,  der  ander  z'  zart,  der 
dritt  nit  hübsch  und  reich  genug.'  Wahrs.  1675. 
(Vgl.  Jungfrauen-Fatzer  und  fOlzlen).  ,Verbigerare, 
schwetzen,  wörtlen,  f.'  Denzl.  1677;  1716.  ,Carptor, 
Anschneider,  Jungfrauenfatzer.'  ebd.  1677;  dafür  1716: 
,Anfatzer,  Jungfrauenfatzer,  Schelter.'  ,Das  heisst 
Gott  tratzen,  mit  Gott  f.  und  spilen.'  AKungl.  1688. 
,Gott  fatzende  Vermessenheit.'  ClSchob.  1699.  — 
3.  hadern,  Vorwürfe  machen.  ,Er  kommt  nicht  im 
Zorn,  er  will  nicht  mit  dir  f.  in  Worten,  noch  Schulden 


1147 


Fatz.  fetz,  fltz,  fotz,  futz 


1148 


fordorn.-  AKlinül.  1702.  —  4.  kläglich  bitteiule  Ge- 
berden machen,  mit  solchen  um  Gnade  flehen.  ,Der 
Bär  [Bern]  tut  umh  Quartier  [Gnade]  f.'  ca  165(5,  Lied. 
—  5.  schlagen,  prügeln,  übh.  hernehmen.  ,Man  wirt 
s'  [die  das  Publikum  ausbeutenden  Geistlichen]  aber 
noch  wo!  f.,  so  s'  dem  pütel  am  boden  kratzen.' 
Badenfart.  ,[Der  Bär]  hat  gmeint,  man  soll  ihm  nur 
leis  kratzen  an  seine  Tatzen,  nicht  ausf.'  ca  1056, 
Lied;  vgl.  bei  Fischart:  .Wie  man  die  Flöh  fatz  und 
kratz.'  —  fätzle":  auf  Jmd  sticheln.  Einen  auf- 
ziehen, anzügliche  Reden  fuhren  Bs  (Spreng).  Zum 
Besten  halten.  Du  tviUt-mi'-''  aber  Ei"s  f.  B  oHa.  — 
Fätzler  m.:  wer  andere  gerne  lächerlich  macht  Bs 
(Spreng). 

Mhd.  valsen,  spotten;  viell.  wie  alle  WW.  der  Gruppe 
Fatz  usw.  von  einer  Verbalwurzel  fez,  faz.  fuz  mit  der  Bed. 
,in  Fasern  gehen  oder  reissen,  zausen.'  —  Bed.  3  und  der 
Beleg  aus  den  Schimpfr.  scheinen  sich  an  fcizen  anzulehnen, 
wie  4  an  Faxen  und  h  an  fitzen,  wobei  der  Einfluss  des 
Reims  und  die  sprachliche  Freiheit  eines  Volksliedes  mit  in 
Anschlag  zu  bringen  sind. 

Pazfi't  m.:  Spassinacher  in  Gesellschafton  Vürte 
(nicht  Volkstum!.).  —  Moderne  Anlehnung  an  lat.  ,faceti», 
facetus'.      Vgl.  Fazikus. 

Fazi  L,  Fäzi  ScHwE.  —  m.:  Personenn.,  Bonifazius, 

Fiitzikns  BG.,  0.,  Fitzikus  FPlaf.  —  m.:  Possen- 
machcr,  Hanswurst.  —  Die  Endung  tw-  des  aus  ,Faxeu, 
fatzen'  sich  erklärenden  W.   wie  in   ,Lustikus'. 

Fauz  I   s.  Faus  Sp.  1065. 

Fauz  n  m.:  Leichtfertigkeit,  die  sich  be.s.  im  Singen 
von  .Fauzenliedern'  (s.  d.)  kund  gibt  ZO. 

Viell.  identisch  mit  Fonz  Sp.  877;  doch  hat  ,ausfaunzen' 
im  Tir.  auch  die  Nebenbed.  ,ausschelten'  und  das  .Fauzen- 
lied'  wäre  dann  ein  Hohn-  oder  Spottlied  auf  ehrwürdige 
Dinge;   doch  s.   Pausen  Sp.    1066. 

Fauz  III  m.  —  VlF-e":  Rutenstreich,  Sclilag  S; 
Nnw;  ZWl.  Wenn  Eine''  d'  Hose"  nide"  het,  geh  c" 
F.  nie''  oder  weniger,  wenn  Einer  recht  vom  Schicksal 
verfolgt  wird,  kommt  es  auf  ein  Unglück  mehr  oder 
weniger  nicht  an.  Schild. 

Vgl.  Fans,  mit  welchem  W.  das  vorliegende  identisch 
sein  könnte;  doch  mag  auch  bair.  Famen,  Fauststoss,  ver- 
glichen werden. 

Fauze"  {Fauzi  AaF.)  f.:  Rute  für  die  Kinder 
Aa;  B;  VOrte;  S.     Syn.  Faiislen  Sp.  1066. 

fauze":  1.  mit  der  Rute  streichen,  z.B.  ein  Kind 
auf  den  blossen  Hintern  AaF.,  Hl.;  VOrte ;  S.  Syn. 
fausen,  hauen.  G'fauzt  het  si  's,  ''ass  m'r  hätte"  möge" 
Herr  Jesis  pfife".  BWvss  186.3.  Im  Abzählreim  heisst 
es:  Gang  i"  d'  Schuel  und  ler  dl"  Sach;  chunnsch-mer 
hei""  und  cha''"seh-es  nit,  nimm-i'''  d'  Rueten  und  fauz 
ffitzj-di'''  mit  (Var.  —  cha""st-mer  Nix,  kriegst  de" 
Jhiggel  rolle  Wir).  We7in-me"  nit  chann  anhne"  und 
meint,  d'  Nidle  [Rahm]  slg  verhe.vt,  so  sell-me"  d'  Nidle 
imger  de  3  höchste  Name"  mit-ere  Haselruete  f.,  de"" 
cMmnt  d'  Hex  und  bittet  ab.  —  2.  (fäuze")  fort- 
peitschen, verjagen  BSi.  D'  Nacht  fauzt  [den  Tag] 
über  Grind  und  Grat,  tvin  [wie]  Triberbucben  d'Gemschi 
Iriben.  Romani;  1870.  —  2  viell.  lutensivbildung  C/auh-ezen) 

zu  faul.-en   Sp.  725. 

Fäuzen,  fäuzen  II   s.  Fäiitsch,  fäutschen. 

Fänzi,  im  Comp.  Splendi-  AaZo.;  L;  ,Zg",  Spendi- 
AAStaufen;  L;  „Zg",  Spenti-  (Suterin.),  Spensi-  L, 
Spanze-  LStdt.    -Fänzi  AAStaufen,    Zo.;    L;    „Zg", 


-Fözi(s)  L;  „Zg",  -Fözie"  (Suterm.),  -Fürzi  L 
(Ineichen):  1.  lächerlicher  Prunk,  Aufwand  L;  „Zg." 
Und  d'  Freiheit  gilt,  denk,  au"''  nid  vil,  wo  [welclie] 
Sp.  mache"  idll.  HXfi,.  1813.  —  2.  Umstände,  Worte 
als  Ausreden,  Spiegelfechterei  AAStaufen,  Zo.;  L.  /'''' 
trauti  nid,  und  gib  nur  Acht!  's  wird  da  nid  Sp. 
g'macht.  Mohr. 

Da  Splendor  machen  in  Gl  prunken  bedeutet,  so  ist  unser 
W.  wohl  zsges,  aus  .^plend-  (lat.  sptendere,  glänzen)  und  einer 
zu  Fausen,  Umstände  (Sp.  1066);  FUusi  (Sp.  1067)  gehörenden 
Form.  \g\./Szen.  Im  1.  Teil  der  Zss.  hat  z.  T.  it.  ,spendere', 
ausgeben,  Aufwand  machen,  eingewirkt.  Betr.  den  2.  Teil  des 
W.  ist  auch  noch  an  Kunkd-Fuess  (s.  o.)  zu  erinnern.  —  Die 
Angaben  über  das  Geschlecht  schw,anken  zw.  allen  dreien. 
—    Syn.   Festivis ;  Faxen;    (Jespusen. 

Fetz  W,  sonst  Fetze"  (auch  etwa  Pf-  B)  ni.: 
1.  Stück,  mit  dem  Nbbegriff  des  Abgerissenseins  und 
infolge  dessen  der  unregelmässigen  Gestalt;  Lumpen, 
Lappen;  jedes  abgerissene,  aber  noch  lose  hängende 
Stück;  Faser  an  Kleidern;  aucli  en  F.  Hut,  Fleisch, 
Brod.  allg.  De''  Pflegel  ist  i"  F.  verfare"  AAEhrend. 
Der  Spiegel  ist  umbrig'chlt  [heruntergefallen]  u  z' 
chleinu"  Fetzu"  g'gangu"  W.  Lustig  sönd  d'  Bettelli'U, 
si  tatizid,  dass  es  F.  stübt  Ap  (Lied  aus  der  Zeit  der 
,Fahrenden').  Bildl.:  Gang  mir  vom  Hb!  seid  der 
Lumpe  zum  F.  [vom  dummen  Bettlerhochmut].  In- 
eichen. ,Uer  Lump  hat  den  F.  gefunden'.  Gleich  und 
Gleich  gesellt  sich  gern.  Mev.  Hort.  1692.  Der  F. 
als  Rest  eines  zu  Grunde  gerichteten  Gegenstandes. 
Das  W.  wird  daher  oft  formelhaft  verstärkend  mit 
,Lunipen'  u.  a.  Syn.  verbunden.  Es  ist  Ni'mt  a's  Lumpe 
und  F.  an-em,  seine  Kleider  sind  gänzlich  zerrissen 
Ap.  3Il"  Su"  ist  z'  (chlinej  Hudle  und  z'  F.,  meinem 
Sohn  wurden  die  Kleider  ganz  zerrissen  Gl.  3/i" 
Schirm  ist  z'  Hudle  und  z'  F.  ebd.  Er  holt  e"  schene", 
feisse"  Chäs  und  spienzlet-e"  —  trelt-e"  ober  iber  d'  Flueh 
uis,  doss  er  z'  Hudlen  und  z'  F.  verstibt  Uw.  Z'  F. 
ga",  bankrott  werden  W.  Syn.  z'  Lumpen,  z'  Ni'üen, 
futsch  ga".  ,Mir  miend  z'  Lumpe  und  z'  F.  werde" 
[gänzlicli  verarmen].'  Talhochz.  1781.  Jmdn  z'  3lues 
fz'  Hudere,  z'  Lumpen)  und  z'  F.  (ver)  schlä"  (oder 
verzere",  vor  Wut)  Gl;  Gr;  Z.  Derrm-  lu-mi'''  z'  Hudle 
und  z'  F.  machen,  eb  i"''  nachgibe  Gl.  Z'  Hudle 
(z'  Mutz  ZUhw.)  und  F.  verrisse"  (üf bräche",  ver- 
r'uere").  Bi  Bitz  und  bi  Fetz  GrD.  ,Do  verbrann 
das  closter  bi  fetzen  üs',  bis  auf  den  Grund.  Vad. 
Mit  Neg. :  Ken  trochne  F.  am  Llb  ha",  ganz  durch- 
nässt  sein;  vgl. /'asemiaci«.  Gar  Nichts:  Vom  Hanterech 
[Handwerk]  ekei"  F.  verstä"  Scuw.  Ken  F.  G'schribes 
von  Ei"m  ha",  nichts  Schriftliches  zur  Sicherung  Z. 
Prächtig  hed  er  chönne"  schwätze",  aber  verstände" 
han-i"'  ke"  F.  Schw  Fasnachtsp.  1883.  Es  feit  kei" 
F.,  so  viuess  nu'''  d'  Welt  zum  Tüfel  fare".  ebd.  Ekei" 
F.  werd  [wert];  ekei"  F.  tue";  nid  e  F.  nitzt  [nützt] 
das  Ndw.  Er  het  kei"  F.  Chind  [gar  keine],  kei  F. 
Trumpf  [beim  Kartenspiel]  Gl.  Kai  F.  Kraft  hau 
GRÜhur.  Mit  dem  Nebenbegriff  des  Grossen,  Unförm- 
lichen. En  F.  Brod  AAZein.;  BsStdt;  LE.;  SL.;  ZStdt. 
Fetza"  va"  Wuar  [Damm]  hed  's  l"g' feilt  und  d'  Steina" 
libarament  ijwegg  putzat  GnSchiers.  (Schwizerd.)  En 
F.  Land  Bs.  Syn.  Flecke,  Flängge,  Flärre,  Wampe. 
Abstr.,  zur  Massbestimmung  übh.,  indem  es  vor  einem 
Subst.  attributiv  den  Begriff'  ,gross'  ausdrückt.  En  F. 
Schiel",  Stei",  Matte",  3Ia""  Gr.  —  2.  grosse  Flocke 
weichen,  fetten  Schnees  Bs.  Vgl.:  ,Wenn  es  F.  hagelte, 


I 


1M!I 


Fatz,  Ml.  fitz,  fotz,  futz 


1150 


er  lachte  nur  dazu.'  Schweizerb.  1820.  Syn.  Focken, 
Fotzen.  —  3.  Taschentuch  Ar  (Felzli,  auch  Nasen-F.); 
GnHe.;  GT.;  W.  F.  Ugqe"  s.  FazenctK.  ,Das  früher 
allgemeinere  Fazenetli  ist  zum  FetzH  oder  gar  zum 
Fetze  degradiert  worden.'  Heimatk.  GKappel.  ,Wie 
N.  N.  als  kleiner  Knabe  mit  ein  ]jaar  ersparten  Batzen 
Fetzli  zu  handeln  anfieng.'  WSenn  1870.  —  4.  das 
Tuch,  worin  der  Ziger  geräuchert  wird  Ap.  Vgl. 
Fetzenziger.  —  5.  (im  PL)  verächtlich  für  Kleider  BSi. 
Vgl.  Gefetz  1.  —  6.  Fetz  (PI.),  kleine  Prozesshändol; 
Streit  Gl;    vgl.  Gefetz.   —  Mhd.  vetze,    Fetzen,    Lumpen. 

Ge-fetz  n.:  1.  ,die  an  einem  zerrissenen  Kleide 
herabhängenden  Fetzen  oder  auch  das,  was  aus  ein- 
zelnen Lumpen  besteht.  Syn.  (Us-)  Fetzete.  allg." 
Verächtlich  für  schlechte  Kleider  BSi.;  Obw.  Dass 
mcr  '.•>■  G'fetz  net  b'schissist  [beschmutzest,  sonst . . .]. 
VgL  Fetzen.  —  2.  Hader,  Zank,  Wortwechsel,  kleiner 
Prozesshandel  Gl;  Schw;  UwE.  VgL  Fetz,  fetzen  und 
Fetzhandel.  ,Die  Scholastiker  habend  die  einfalt  chri- 
stenliche  lehr  in  ein  disputation  oder  gfetz  und  ghäder 
durch  vil  fragen  gebracht.'  HBull.,  Tigur.  ,Rixa,  turba, 
controversia,  concertatio,  altercatio,  zank,  hader,  getöub, 
span,  wörtlung,  gf.'  Fris.;  Mal.  ,Conflictio  causarum, 
der  underhaspel  in  den  rechtshendlen  oder  der  gspan 
oder  gf.,  da  es  an  ein  treffen  gat.'  ebd.  ,In  ein  hader, 
gf.  oder  zank  kommen,  incidere  in  contentionem,  con- 
tendere  adversus  aliquem.'  ebd.  ,Geb  wie  [wie  sehr] 
der  Batt  ein  gross  Geschrei  hat,  ist  doch  sein  G.  nur 
eitel  Geschwätz.'  FelWvss  1664. 

Hand-Fetzen:  1.  Handtuch  Ap;  GT.  AbergL: 
Gewisse  Leute  können  fremde  Kühe  an  H.  melken 
[durch  Zauberkunst  aus  der  FerneJ  GT.  —  2.  ver- 
ächtlich für  Manschetten  SchwE.  S.  Handfetzenherr. 
—  Neujärs-:  was  über  das  Neujahr  an  der  Kunkel 
bleibt  und  nicht  vorher  verarbeitet  wird  Th.  Syn. 
Neiijär-Fotzlen.  —  Kutten-:  verächtlich  für  Mönchs- 
kutte. , Meinen  etwann  die  Bettelmönche  von  ihrem 
Strickgürtel  und  K.,  sie  machen  selig.'  Goli.  1741. 

Kredit-:  spöttisch  für  Schleier  Z.  Syn.  Kredit- 
Schlmnpen.  —  Mit  Bez.  darauf,  dass  der  Kredit  sich  oft 
durch  ein  luxuriöses  Auftreten  zu  stützen  sucht. 

Kol-Fetz.  ,Herr  Barnahas,  der  alt  n.',  spottet 
Satan  über  einen  Heiligen.  Com.  BEAri. 

Notl,  XolUlrueder=  LoUburd.  Unser  W.  könnte  den  Bedd. 
TOD  ,Nol!'  gemäss  den  in  zerfetzteu  Kleidern  einher  gehenden 
Laienbruder  oder  Dummkopf  meinen.  Doch  gehört  Jfoll-,  wie 
Spil-F.  Tiell.  nicht  zu  unserem  , Fetzen'. 

Nasen-Fetzen  s.  Fetzen  3.  —  Schueh-:  ein 
alter  Tuchlappen,  mit  dem  die  Schuhe  abgewischt 
werden  Ap.  —  Geschirr-:  Lappen  zum  Abwaschen 
des  Küchengeschirrs  Ap;  „Gl;  Gr;"  GKh.;  „Z."  Syn. 
Geschirr-Blitz.  —  Schüssel-:  Lappen  zum  Waschen 
des  Tischgeschirrs  GId.  —  Sehne-:  Schneeflocke. 
,Den  28.  Nov.  1790  hat  es  wollen  Sehn,  geben.'  JJMaag. 
Syn.  Schne-Fotzen.  Bildl. :  ,Es  sind  nicht  Schneefetz- 
lein, juveni  [inveni?]  non  quod  pueri  in  fahis.'  Met. 
Hort.  1692.  ^  Schnuder-:  Sacktuch  Ap;  GT.  (auch 
■li):  U. 

Spil-Fetz  L,  -Fetze'  U:  leidenschaftlicher  Spieler. 
Syn.  Spil-Ttutz.  —  S.  die  Anm.  zu  XoU-F.  Vgl.  noch 
Spil-Fotz. 

Wider-  m.:  1.  Widerspruch,  Streit,  Feindschaft 
GrD.  Di  Sterbliche  sind  in  yrüsamem  W.  zun  enan- 
dere  gsm.     .Repugnare,  widerstryten,   widerredeUj  im 


widerstryt  und  widcrgletz  ligen.'  Fris.  .Der  w..  re- 
pugnantia.'  Mal.  Pcrs.:  der  zum  Widersiiruch  jeder- 
zeit bereit  ist  GRChur.  Syn.  Widers]iruchsgeist.  VgL 
fetzen,  Gefetz.  —  2.  Wiedervergeltung  von  Bösem  mit 
Bösem,  talio  Sch;  Z.  Auch  pers. :  Wiedervergelter.  ebd. 
De''  W.  wird  au'''  cho"  (hliht  nid  üsj.  Sulger.  ,I)as 
diene  dir  zur  lehr,  dass  du  nit  leichtlich  etwas  auf 
dein  bellen  [Kerbholz]  nemmest:  der  w.  kompt  gern. 
Womit  man  sündet,  damit  wird  man  gestraft.'  FWvss, 
Pass.  1650.  ,Der  W.  kommt  schön,  talione  repercu- 
titur;  talionem  experitur.'  Mey.,  Hort.  169'2. 
Ufwäsch-Fetzen:  Waschlappen  Ap. 

fetze°:  1.  (tr.)  „zerfasern  Ap;  B;  Vw;"  bes.  altes 
Wollentuch  zu  Fasern  machen,  um  es  aufs  Neue  zu 
kardätschen,  zu  spinnen  usw.  Nnw.  Die  Oberfläche 
eines  Balkens  oder  Stückes  Holz  durch  Axtschnitte 
rauh  machen  SL.  ,Wer  in  [den  Zopyrus]  also  zer- 
hacket und  gefetzt  hette.'  Tier«.  1563.  ,F.,  carpere, 
concerpere.'  Denzl.  1716.  Intr.:  in  Fasern  und  Fetzen 
sich  auflösen,  faserig  werden,  Fetzen  bekommen,  all- 
mälig  reissen.  allg.  's  Werch  fetzet,  wenn  der  Bast 
sich  vom  Stengel  gelöst  hat  und  reisst  Aa.  —  2.  An 
Ei'm  umme  f.,  ihn  immer  plagen  Sch  ;  Z ;  sich  in  Scherz 
und  Ernst  zanken,  sich  nicht  Ruhe  lassen  können. 
F.  und  wörtle"  .Ap;  L;  GF.,  Ta.;  UwE.;  U;  Z.  Doch 
was  nützt  's  iez  nur  [mit  Worten]  z'  f.  ?  Land  s'  [die 
feindlichen  Heere]  an  enandere  cho"  [Ernst  machen]. 
JBHXfl.  1813.  Syn.  strüssen.  , Schäm  dich,  mit  fremden 
erenlüten  also  zuof.'  1524,  Strickl.  ,Concertare  verhis, 
mit  Worten  f.  und  zanken.'  Fris.;  Mal.;  Denzl.  1716. 
,Was  braucht  es  vil  mit  den""  zu  f.?'  JCWeissenb. 
1701.  ,[Der  hochmütige  Herzog  v.  Burgund  hat]  sich 
darumben  nur  beklagt,  dass  wir  nicht  edle  Curtii, 
nicht  streitbare  Horatii,  ja  dass  ihm  leid,  dass  er  muss 
L  mit  also  groben  Schweizerlätzen.'  ebd.  —  3.  reich- 
lich, in  grossen  Flocken  (s.  Fetzen)  schneien  Gr;  U. 
Syn.  fotzen,  hudlen,  pletschen.  —  4.  rotwälsch:  aus 
Stücken  zssetzen.  verfertigen.  ,Ein  windfänd  [Wind- 
fahne], ist  gevetzt  von  allen  stucken.'  Genrenb.  Bettl. 
Übh.  machen,  arbeiten.  ,Etlich  heischen  eim  [für 
einen]  husarmen  mann,  der  vor  fulkeit  nimme  f.  kann.' 
ebd.  ,Das  ander  gschlecht  der  Bregern,  diss  sind,  die 
selten  f.  gern.'  ebd.  ,Der'"'  vil  sind  noch  zuo  diser 
frist,  die  alle  sigel  f.  [nachmachen]  können.'  ebd. 
Daher  ebd.  die  Berufsnamen:  ,Fladerfetzer,  bader; 
glydenf,  huorenwirt;  klingenfetzerin,  lyrerin;  claffot- 
fetzer,  Schneider;  bosshartfetzger,  metzger;  briefel- 
fetzer,  Schreiber;  schöeherf,  wirt;  rollf,  müller.'  — 
5.  s.  pfetzen.  —  6.  s.  fitzen  1. 

Mhd.  vetzen,  reissen,  zerfetzen.  Analogien  zu  Bed.  2 
bieten  rupfen,  zereii,  nhd.  ,hadern'  und  unser  fmken,  zanken. 

ab-:  (refl.)  sich  abarbeiten,  abmatten  BO.  Syn. 
abfeilen. 

Wenn  nicht  aus  pfetzen  zu  erklären,  muss  es  so  viel 
heissen  als  , durch  Arbeit  wie  ein  stark  mitgenummcnes  Kleid 
sich  aufreiben,  zu   Grunde  richten'. 

„umme-:  von  Knaben,  welche  immer  um  die 
Mädchen  herumstreichen  und  dieselben  necken  Sch." 
Vgl.  fetzen  3. 

US-:  1.  Gewobenes  oder  Gestricktes  fadenweise 
zerzausen,  zerzupfen  UwE.;  ein  Kleid  brauchen,  bis 
es  reisst  W.  —  2.  {üsfetzle  GRRh.)  in  Fetzen  gehen, 
allg.  —  „Us-fetzete  f.:  Gefaser,  das  Ausgefaserte, 
z.B.  an  einem  Kleide." 


1151 


Fatz,  fetz,  vetz,  (Uz,  viJz.  f»tz.  l'utz 


lir 


ver-fetzen  {zer-  W):  (tr.  u.  intr.)  vollends  zer- 
reissen.  allg.  D'  Hemli  sind  unde  und  obe  rer fetzt,  und 
d'  Underhose"  abschüli  'Hetzt  Zg  (Suiiwyzerd.).  Bildl. : 
.Coiicisus  ignoraiiiiis,  mit  schmähen  zerfetzet.'  Fris.  ; 
Mal. 

Fe tzer  s.  fetzen  i. 

g'fetzet:  zerrissen,  allg.  Kei"  ganzes  Hern p,  Alls 
g'ßtzet,  g'ßcket  und  verschnurpft.   Stütz. 

Fetzete  f.:  1.  das  in  kleine  Teile  Zerrissene,  aus 
Lumpen  Bestehende ;  die  an  zerrissenen  Kleidern 
hängenden  Fetzen  und  Fasern,  allg.  —  2.  Gehader, 
Gezanke,  kleines  Scharmützel,  allg.  —  1  in  coli.  S.  von 
Fetzen,  wie  z.  B.  Astete,    Wurzkte  u.  a.      2   vom  Vb.  fetzen. 

Veze"  (PI.):  Pocken  VOrte;  W.  Die  wilde"  V., 
Windpocken  aScHw.  Jmdra  d'  V.  ziehn,  impfen  Schw 
Muo.  P''  liesst  dene"  Chinde'  e  chll"  d'  V.  lä"  zieh'. 
—  Ans  ueulat.  , (Variola)  vaccina'  mit  verschobenem  Acceut 
uuil  nnächtem   Umlant. 

an-feizen  s.  ■feilsen  Sp.  815. 

Vitz:  ni.  Personenn..  Vitus?  SchwE.  Klosterarchiv. 

vTz:  Adv.  Ap;  G.  1.  vor  Adj.  u.  Adv.:  zu,  zu  sehr. 
allzusehr  Ap;  „GT."  Nütz  [Nichts]  se"  [sein]  ond 
Nütz  schine"  (mene",  meinen),  ist  gär  c.  Nütz,  ist  doch 
gar  zu  wenig.  [Die  Mädchen]  send  fast  gär  v.  guet 
de'  Schätze'  Ap  (Lutz).  Auch  vor  Subst.  =  zu  viel(e). 
Es  ist  V.  Ritz;  die  Stege  [Treppe]  het  c.  Tritt  [Stufen] 
GTa.  —  2.  stark,  sehr.  Es  regnet  v.;  Eine'  i:  schla"  G. 
Wenn  d'  Liechtmess  hell  i^t,  gid  's  c.  gern  ler  Stall, 
Wetterregel.  ,Borvilz  [von  mhd.  horvil,  sehr  viel] 
me  denne  zwenzig  jor  alt.'  Nicol.  v.  Bs. 

Zsgez.  aus  ,Tiel  zu".  Vgl.  vil  Sp.  775.  Dass  ze  auf  diese 
Weise  mit  vil  zsschmelzen  konnte,  liegt  au  der  unsern  MAA. 
eigentümlichen  Konstruktion,  den  unbestimmten  Art.  zwischen 
zc  und  das  Adj.  zu  stellen,  z.  B.  vil  z  en  rirosee,  ein  viel  zu 
grosser.  Die  einmal  geschaffene  und  verknöcherte  Form  wurde 
dann  auch  für  die  übrigen  Fälle  verwendet;  doch  Hesse  sie 
sich  in  diesen  auch  aus  Umstellung  erklären.  —  In  2  ist 
die  Vergleichung  aufgegeben  und  die  Steigerung  des  Begriffs 
eine  absolute. 

Fitz  m. :  1.  Schlag  mit  einer  Gerte  oder  einer 
Peitsche  Ap  ;  BBe. ;  GrS.,  V. ;  GF.,  G. ;  Ndw  ;  Z.  Kommen 
wie-ne  F.,  jäh  wie  ein  Schlag,  z.B.  ein  Gewitter,  ßegen 
BBe.  Syn.  Schmutz,  Ztcick.  —  2.  der  beim  Schwingen 
der  Rute  entstehende  Ton  GrS.,  V.  —  3.  schmerzender 
Verweis  od.  Nachteil  (wie  vom  einschneidenden  Schmerz 
beim  Peitschenhieb)  BO.  —  4.  „Fasern  VOrte ;  Z.'- 
—  5.  „feiner,  undeutlicher  Schriftstrich  VOrte;  Z.' 
VgL  fiserlig.  —  \on  ßtzcn.  Ygl.  Gr.  WB.  3,  1616.  1618 
bei  Fiek,   Fieber.      S.   auch  Fitzet: 

I^üdli-:  Rutenstreich  auf  den  Hintern  UwE. 

(G')Wunder-  (-FLi:  U;  XVIIL,  Bauerngespr.): 
1.  Neugier,  allg.  Do  isch  Ei'm  der  W.  kö',  wer  's 
cchterst  vorstelle"  kennt  Bs.  Du  muest  diu  W.  nit  in 
Alles  ine'  stecke'  Sc».  De''  aber  het  sl'  G'tvunderfitz 
schier  nit  chönne'  stelle'  S  (Joach.).  Personif.  de  W. 
(auch  bloss  Wunder,  s.  d.)  sticht  mi''',  plagt  mich, 
allg.  ,Der  W.  biss  die  tuomherren  [dass  sie  das  Grab 
öifneten].'  Wurstis.  Wenn  der  W.  Ein"  öppe  brennt. 
Hebel.  —  2.  der  Neugierige,  Vorwitzige,  allg.  En 
wird  wol  menge  W.  hierüber  's  Muli  spitze.  Heng. 
183Ö.  (De'')  W.  het  (hast)  d'  Nase  g'spitzt,  ruft  man 
dem  Neugierigen  zu,  der  zu  spät  gekommen  ist  oder 
den  man  zum  Besten  gehalten  hat.  Syn.  Wundernase. 
Vgl.    Wundcruitz.    —    wunder- fitzen,    -fitzigen: 


Neugier  zeigen,  „allg."  —  w  uniler-fitzig  Aa;  Ap; 
Bs;  G;  Sch;  Th;  Uw;  Z,  -fixig  U,  -witzig  BsStdt: 
neugierig,  allg.  's  Töchterli  hett  aber  nöd  Eva  müessc 
hasse',  wenn  's  nöd  to.  g'sV  war  und  a'  der  Tür  g'loset 
hett.  Schwyzerd.  ,Die  [Weiber]  allzyt  sind  so  wunder- 
fitzig.'  .4al.  .Wundertitzige  Lüg  [Lügen].'  ÜBrägo. 
Syn.  wundergüb,  geuünderig. 

Die  Bed.  lässt  sich  mit  derjenigen  des  obigen  Fitz  ver- 
mitteln, weil  die  Neugier  .sticht',  so  dass  der  Neugierige  wie 
von  einem  Fitz  getroffen  ist. 

Fitze",  Pf-GRPr.,  Föäi  SchwE.;  Z  tw.  (m.)  —  f.: 
Zuchtrute,  allg.  Tue  recht,  swst  gib-der  d' F.  Z.  Syn. 
Fudi-,  Fitze-Fäusi  (Sp.  1058);  Fitzer;  Euete. 

Da  die  F.  aus  zsgebundenen  Birkenzweigen  besteht,  so 
dürfte  als  Etymon  mhd.  vitze,  eine  beim  Haspeln  abgeteilte 
und  für  sich  verbundene  Anzahl  Fäden,  angesetzt  werden; 
die  Entwicklung  des  Begriffs  wäre:  Garngebinde,  Gebinde 
übh.,  dann  Rutengebinde.  Doch  eher  ist  unser  Subst.  vom 
folgenden  Vb.  abgeleitet. 

fitze"  I:  1.  mit  einer  Fitze,  Gerte  oder  Peitsche 
hauen,  schlagen,  stäupen,  zwicken.  Wenn  man  durch 
ein  Gebüsch  geht,  so  wird  man  durch  die  Äste  und 
Zweige  gefitzt  BSi.  De'' Rege' fitzt  a' d' Fenster  GF., 
G.;  ZO.  Vgl.  f.  4.  ,Dass  man  s'  [die  Laster]  zuo 
stucken  schlah  und  fitz  und  in«"  keinswegs  nit  ufgang 
lass!'  Salat.  ,Fiken.  fizen,  schwingen,  ferire,  virgis 
cffidere.'  Red.  1662.  Bes.  Kinder  mit  der  Zuchtrute  zur 
Strafe  schlagen,  allg.  Syn.  fausen,  fauzen;  schmelzen. 
Auch  verstärkend:  ab-,  dure'-,  er-f.,  zur  Genüge, 
tüchtig,  gehörig  abstrafen;  üs-,  zer-f,  so  schlagen, 
dass  so  zu  sagen  nichts  Ganzes  mehr  an  Einem  bleibt 
G.  Die  wett-i'''  au'''  bim  G'schuppe  [Schopf]  ne'  und 
haue',  zwacke',  f.  Stutz.  .Schlug  ich  aber  und  fitzte 
[die  Schüler],  so  schien  ihnen  das  unnatürlich  von 
mir  und  ungerecht.'  Gotth.;  vgl.  Buebe'-Fitzer.  Von 
dem  in  den  Bach  gefallenen  Finger  heisst  es:  ß'fitzt, 
g' fitzt  mues  er  sl'!  Kinderlied.  Chönnt  i'''  aw''  de« 
Lumpepack  usgerben  und  usf.!  Stutz.  Büebli,  folg 
[gehorche],  su'st  überchöüst  [bekommst]  c  Fitzete  UwE. 
Fitzis  gü",  mit  der  Rute  züchtigen  BsStdt.  ,Gott 
welle  ein  mal  mit  syner  rueten  kummen  und  uns  f.' 
UMey.  1540/73.  Früher  galt  das  Rutenstreichen  durch 
den  Scharfrichter  als  Strafe  an  Übeltätern,  auch  üs-f. 
Alben  [ehemals]  hätti  d'r  Richter  scttig  [solche]  Bür- 
sten anders  g'fitzt  ica"  [als]  iez  BRi.  ,I)ass  man  den 
Übertretendon  fitzt.'  Zwixgli.  (Nidel)  f.,  Rahm  mit 
dem  Besen  schlagen  ZO.;  Syn.  schwingen.  —  2.  mit 
Worten  tretfen,  bestrafen;  tadeln,  derbe  Vorwürfe 
machen  Ap;  B;  „VOrte;  Gl;  Z."  ,Wenn  ein  Gauner 
ihn  durch  seine  Antworten  mutwillig  herumzerrte  und 
fitzte.'  Gotth.  ,AlIe  schritt  fitzt  's  uss  [des  Ehrgeizigen 
Treiben]    für   [als]  's  allerverderblichst  gift.'    Salat. 

5.  fitzlen.  —  3.  mit  einer  Geldbusse  als  Strafe  be- 
legen Bü.  —  4.  fein  und  scharf,  bei  kaltem  Winde, 
regnen,  so  dass  die  Tropfen  die  Haut  empfindlidi 
tretfen  GWa. ;  ZO.  —  5.  „sich  fasern,  von  Klei- 
dungsstücken,  auch  von  Garn,  Faden  VOrte;  Z."  — 

6.  „(fitschen  G)  klein  und  zart,  gleichsam  mit  Haar- 
strichen schreiben  VOrte;  G;  Z."  Syn.  finlen;  fisereii; 
fitzeren;  vgl.  fitschig.  —  7.  (pfitze  AaZciu.;  Bs.  neben  f.) 
schön  aussehen,  prangen,  glänzen,  in  die  .\ugen 
fallen,  augenfälligen  Schein  haben,  Aufsehen  machen; 
zierlich  tun,  sich  z.  benehmen,  sich  brüsten,  den  Stutzer 
spielen,  mit  Kleidern  Staat  machen  Aa;  Bs;  Sch;  Z. 
Es  fitzt  nüd,  es  ziert  niclit  auffallend.     Mei',  das  Hus 


I 


1153 


Fatz,  fetz,  lilz.  vitz,  foU,  lulz 


1154 


pfitzt!  Bs.  G' fitzt,  aufgestützt  S.  ,Er  iiiusste  sein 
Bisschen  Vermögen  zusammen  halten,  flunkern  und  f. 
konnte  und  wollte  er  nicht.'  Scii  Pilger  1884.    S.  Fitzer. 

—  8.  =  fitschen. 

Es  ist  fraglich,  ob  wir  es  nidit  mit  mehreren,  verschie- 
denen WW.  zu  tun  haben;  zu  5  vgl.  /«z™  6  (filzocht)  oder 
fa-;  zu  6  vgl.  fitschen.  Doch  lassen  sich  die  Bedd.  1 — 7  auch 
»US  einander  ableiten:  die  Tuchfasern  und  Fadenenden,  sowie 
die  feinen  Schriftzüge  (ö.  6)  erinnern  an  die  fasernden  Zweige 
der  Zuchtrute:  auch  in  abfldemi  treffen  die  Bedd.  ,in  Fasern 
gehen'  und  ,ziiehtigen'  zs. ;  für  7  ist  an  p/ncislen  und  an  lat. 
,vibrare'  zu  erinnern,  die  sowohl  ,hin  nnd  her  fahren',  als 
.schiunnern'  bedeuten.  Eine  andre  Frage  ist,  ob  das  W., 
wenigstens  für  alle  Bedd.,  von  dem  gleichlautenden  Subst. 
ausgehe  oder  das  Verhältniss  das  umgekehrte  und  dann  für 
das  Vb.  eine  Intensivforni  'fickezen  ('n.  ßtjijen  Sp.  714)  voraus- 
zusetzen sei.  —  Vgl.  noch  mhd.  .fitzelieren',  bunt  machen, 
,vitzen',  kunstvoll  weben,  u.  Gr.  WB.  3,  1695  f.;  für  Bed.  7 
auch  aoeh  fix  3,  Sp.   1143. 

Fitzer  m.:  1.  Eute  f.  Kinder  Scii.  —  2.  „=  Fitz  1." 

—  3.  „=  Fitz  3."  —  4.  neckisches  Scheltwort  für  un- 
artige Buben,  Knirps  SchwMuo.  —  5.  (auch  Pfitzer) 
Putz,  Staat,  Aufwand  in  Kleidern  AAZein.  Persönl. : 
Stutzer,  Zierbengel.  allg.  Syn.  Fäusi.  De"  F.  (syn. 
Bless)  mache,  spile,  aufgeputzt  einher  stolzieren,  das 
feine  Herrchen  spielen.  Denn  me"  het  bi  selbe  Zite"  au'^' 
schu"  gern  de"  F.  g'tnacht.  JDettwyler.  —  6.  ^  Fiser 
ZO.  —  4  viell.  in  scherzhafter  Weise  erinnernd  an  die  den 
Buben  wohlbekannte  Fitze    oder  der  kleinen  Gestalt  wegen. 

Esel-  heissen  im  Volksleumund  neckisch  die  Be- 
wohner des  Z  Dorfes  Wiesendangen. 

Vgl.  das  Mährchen  von  den  3  Brüdern,  wo  ein  Esel 
durch  Schläge  zum  Dukatenniesen  gebracht  werden  soll. 

Bueben-:  verächtlich  für  Schulmeister.  ,Ein  Bi- 
schof hofftest  gwüss  zu  sein,  Ein  B.  bist  dissmal.' 
AnRüegg.  1676. 

fitzere"  I:  1.  „mit  der  Rute  tüchtig  hauen."  — 
2.  Etwas  zu  zart  oder  fein  arbeiten,  z.  B.  den  Faden 
beim  Spinnen;  bes.  aber  die  Buchstaben  beim  Schreiben 
ohne  Schattenzüge  machen  SihwE.;  Ndw.    Zu  Fitzer  ü. 

—  fitzerle":  mit  hübschen  Kleidern  flunkern,  bes. 
von  Mädchen  S.     Eig.  (sich)  putzen;  fein  zubereiten. 

„Fitzi  n.  —  PI.  Füzeni:  feines,  leicht  reissen- 
des,  faserndes  Stückchen  uneben  gesponnenen  Garnes 
BHk."  Vgl.  Streipfi.  —  fitzocht:  (von  Garn)  mit 
unebenen,  zu  dünn  gesponnenen  Stellen  BHk. 

fitz(e)Ie°:  1.  leicht  mit  der  Eute,  Peitsche  hauen 
GrS. ;  „L";  Ndw.  —  2.  „beschädigen,  kleine  Eache 
ausüben."  —  3.  ^  fitzen  2  „Gr."  —  4.  durch  Stichel- 
reden und  Anspielungen  ärgern;  ausspotten;  necken; 
aufziehen;  beleidigen;  mit  lachender,  freundlich  schei- 
nender Miene  über  Jmdn  spötteln  Gr;  Syn.  foppen, 
fitzen,  fötzlen,  küglen,  schmutzen,  zwicken.  —  fitzlig: 
zum  Bespötteln  geneigt,  ebd. 

Fizedel:  Garten-Grasmücke,  Peigenfresser,  sylvia 
hortensis  oder  ficedula,  bei  den  Alten  als  Leckerbissen 
gesucht.  Von  Zwingi.i  1526  neben  .Eeckholdervögele 
und  Kapjiunen'  genannt. 

fizelig:  1.  wunderlich,  weinerlich,  verdrossen,  übel- 
launig, wegen  jeder  Kleinigkeit  zum  Klagen  und  Jam- 
mern geneigt  Zo.  Syn.  welldlg.  Vgl.  finzelig  Sp.  877 
u.  Anm.  zu  fiselen  Sp.  1076.  —   2.  s.  flnätsclig  Sp.  847. 

fitzelig:    verworren,  verwickelt.    .Was  ain  f.  span 
[Streit]    und  etlich  gar  unrüebig.'    Vad.   —   Verworren 
wie  eine  .Fitze',  ein  Gebinde  Garn? 
Schweiz.  Idiotikon.  I.  8. 


Vici'nz  h;  Tn,  Vize.  UBkäg(;.:  Personcnn.,  Vin- 
cenz.  V.  iat  g'hörig  und  wunderli'''  aif'',  Vers  zur 
Nachahmung  des  Tones  der  Bassgeige  L.  S.  Vincenz 
Sp.  877. 

fitzeren  II  s.  j)f-. 

fltzig:  listig  B  (vMülinen).  —  Vgl,  aiy^fitzt.    S.  noch 

fit«fhuj. 

gibeli-:  neugierig  GRh.  Syn.  giittcrlihiufig,  mit 
dem  es  gerne  verbunden  wird. 

Von  (jiUen,  den  Verstand  verlieren.  Vgl.  noch  slii/de- 
sinnitj,  konfus,  verrückt;  und  vgl.  wunderßlziy. 

Fitz ik US  s.  Fatzikus. 

vor- fitzt:  verworren,  in  einander  verschlungen, 
z.  B.  von  Haaren,  Wurzelfasern  ZO.  Vgl.  Fitzer  5 
und  Pfutz. 

ge-fitzt,  üs-,  wol-  {g'fi.ct  L;  W):  von  Personen: 
durchtrieben,  verschlagen,  gewandt  Bs  (Spreng);  BM., 
0. ;  L;  ScHW;  W.  Usg'fixti  tuend 's  de'"  scho'  terstö'. 
Inkichen  1859.  ,Artifex  scelerum,  ein  meister  der 
lästeren,  auf  schandlichen  dingen  gfitzt  und  gfiert. 
Homo  in  explicandis  sententiis  solutus,  wol  g.,  fertig 
und  gschwind  und  durchriben.  Astutus,  gescheid, 
listig,  geflert,  boshaftig,  ausgefitzt.'  Fris.  ;  Mal.  ,Dass 
wir  zum  Bösen,  dasselbige  zu  erlernen  und  zu  be- 
halten, weit  gefitzter  und  begirriger  sind,  dann  aber 
was  recht  und  gut  ist.'  Gwerb  1646.  S.  noch  geviert 
Sp.  925  f.  —  .Gefitzti:  gescheidigkeit,  list,  astutia.' 
Fris.;  Mal. 

Es  ist  kaum  anzunehmen,  dass  in  unserm  W.  das  früh 
erloschene  ahd.  fizus,  schlau,  in  der  Weise  fortlebte,  dass 
es  sich  an  das  geläufigere  fitzen,  fixen  angelehnt  hätte;  fitzen, 
i.  S.  V.  mit  Ruten  streichen,  reicht  zur  Erklärung  aus;  der 
Durchgepeitschte  wird  ,durchtriebeuer,  verschlagener,  ge- 
riebener'. Vgl.  frz.  ,roue',  eig.  ein  Geräderter.  Die  Form 
fjefixt  ist  eine  Anlehnung  an  fi.t  (s.  d.)  und  fixen. 

Viztaom  m.:  hoher,  bischöflicher  Beamter,  dem 
zuerst  wahrsch.  die  Verwaltung  der  bischöflichen  Ein- 
künfte und  der  Kirchengüter  übertragen  war,  der 
dann  seinen  Herren  auch  als  Civilrichter  vertrat;  in 
Bs  noch  als  Familienn.  erhalten.  In  Gr  von  etwas 
allgemeinerer  Bed. ;  so  setzte  die  Gemeinde  Stalla  dem 
Hospiz  StPeter  einen  V.  als  Verwalter,  Schirmer  und 
Eichter  der  Gotteshausleute.  —  Mhd.  viztuom,  Statthalter, 
Verwalter;  aus  lat.  vicedom'muH. 

Fotz  I   s.  Flitz. 

Fotz  II  —  PI.  Fötz  —  m.:  kleines,  bis  halbjähriges 
Schwein  Gr;  junges  Mutterschwein  GfiPr.  Syn.  Ferli, 
das  aber  in  Gr  nur  das  einige  Wochen  alte  Tier  be- 
zeichnet. —  Vgl.  fotsch,  Lockruf  für  Schweine.  Es  soll 
offenbar  die  Kleinheit  bezeichnet  werden;  s.  noch  Fotz  III  5. 

Fotz(e")  III  m. :  1.  Troddel,  Quaste,  z.B.  an  einer 
Tabakspfeife,  Jlütze  Ap  (Chappen-F.).  —  2.  Abgang 
von  gehecheltem  Flachs  oder  Hanf,  der  etwa  noch 
gesponnen  wird  Ar;  GF.;  ZAuss.;  als  coli.  PI.  Fötzc' 
ZB.  Syn.  Küder,  Büschottle.  Auch  von  Baumwolle 
GF.  —  3.  Fötzli  n.  (Dim.),  Flöckchen  von  Fädchen, 
Wollfasern  am  Tuch  usw.  GrV.  Die  schwarzen  Knöt- 
chen in  der  Baumwolle  GA.  —  4.  Zotte,  Haarlocke 
(auch  Här-F.).  Schulze.  .[Der  Vogel]  machet  einen 
boden  darein  [in  das  Nest]  aus  wullen  und  haarfotzen.' 
VoGELB.  1557.  ,[Der  äff]  ist  nit  mit  fast  harten  zotten 
und  langen  fotzen  bedeckt.'  Tierb.  1563.  ,Villus,  zott, 
haarfötz,  fötz.'  Fris.  =  .fotz,  haarfotz.'  Mal.    .Cervice 


1155 


Fatz.  fetz,  titz.  fotz,  lutz 


1156 


toros  excutiens,  hals  der  voll  haarfotzen  oder  zotten 
ist.  Albentes  villi,  weiss  haarlocken  oder  haarfotzen. 
Pexae  vestes,  gefotzte  kleider,  die  lang  zotten  oder 
fotzen  habend.'  Fris.  ;  Mal.  (Denzl.  1677;  1716).  ,Leib- 
röck  von  raucher  Wollen  mit  langen  Fotzen.  daraus 
sie  rauchhärig  Tuoch  weben.'  Tschddi,  Gallia.  ,Vellera. 
Fötzli.'  CoLLiN. —  5.  ('i'ot^^  verächtlich :  kleines  Mäd- 
chen ÖCHNnk.  Fötzli  n.,  Schiiupfn.  zerlumpter  Leute. 
kleiner,  unartiger  Kinder  GSa.,  We.;  Srn.  Hyn.  Fötzel. 

Schorr-Fotz:  ein  zu  gemeinen  und  niedrigen 
Verrichtungen  Angestellter  GStdt  (Weg.). 

Einer,  dem  das  ,Schorren',  Scheuern  übertragen  ist;  Syn. 
Kitchi-Lumpen.  "Viell.  za  Fotz  ö.  Vgl  Schwab.  Aschenfirlh, 
Aschenbrödel. 

Schne-Fotze"  (PI.):  Schneeflocken  Ar;  ZAuss.: 
s.  fotzen  2. 

Spil-Fotz:  leidenschaftlicher  Spieler  Gf.  ,Fest 
wie  ne  Maur  blieb  ich  gegen  jene  Spilföz,  jene  Ver- 
sucher.' UBrägg.  1783.  Bei  ebd.  auch  als  Schelte: 
.der  Säufer,  der  Spilfotz.'     Syn.  s.  Spitfetz. 

Fotzel  (PI.  Fötzel)  S,  Fötzel,  PI.  Fötzle  BRi., 
sonst  Fötzel  —  Dim.  Fötzeli  —  ni.:  1.  „ein  abge- 
rissener Faden,  der  zu  klein  ist,  als  dass  man  ihn 
noch  vernähen  kann  Scn."  —  '2.  Lappen,  Fetzen,  der 
an  zerrissenen  Kleidern  herunter  hängt;  Hader,  aus- 
faserndes Stück  Tuch;  zerlumptes,  zerfetztes  Klei- 
dungsstück Aa;  Bs;  BM.;  L;  Z.  Syn.  Fotzle".  „Fötzeli, 
ein  kleiner  Lumpen  oder  ein  Stück  davon  Gb."  De" 
chunnd  au"''  dether,  d'  Fötzel  lamped-em  zentiimme  [an 
allen  Enden]  wse"  Z.  En  sim-mer  hall  esu  F.  und 
Schlämx}e''  vo'  de"  Hempermle"  übe  g'lampet,  da'  me' 
mv''  wul  hat  chönne  für-en  Butzima'"  aluege.  JSenn 
1864.  Nw  zue  (g'rcdt),  d'  Fötzeli  gend  [halten]  au°'' 
■wann,  ironisch  zu  einem  Schmeichler.  Auch  Fetzen, 
Faser,  Flocke  übh.,  vgl.  z.B.  Fotzel-Wulch,  -Schnitte, 
-Sammet,  -Strumpf  u.a.  —  S.Zotte,  Quaste,  Troddel: 
vgl.  Fotzel-Bär,  -Geiss,  -Hund,  -Kappen  u.  a.  Compp. 
—  4.  Ziege  mit  langen .  zottigen  Haaren  S.  Syn. 
F.-Geiss.  —  5.  Einer,  der  in  zerrissenen  Kleidern 
herum  läuft;  daher:  liederlicher,  verächtlicher  Mensch, 
der  wie  Hadern  unbrauchbar,  nichtsnutzig  ist;  Tauge- 
nichts, Schlingel,  der  bloss  Mutwillen  treibt;  Land- 
streicher, Vagabund,  Lump,  den  Kleidung  und  Phy- 
siognomie kennzeichnen;  auch  verstärkt  £ös-,  Hexen-, 
donnerschiessige  F.,  bes.  gegenüber  nichtsnutzigen 
Jungen  gebraucht,  allg.  Syn.  Fosli,  Fösel;  Lüsbueb. 
Eso  en  F.  brücht  's  Mul  nüd  ojfe"  z'  ha' !  [Im]  Gasthof 
uf  em  Etzel,  dert  trinkid  ei^s  und  ruehid  üs  vil  Fromm 
und  mänge  F.  Heng.  1836.  ,Er  hatte  sich  schon  lange 
zumKatsherru  vollkommen  tüchtig  gefunden,  schimpfte 
über  Schreiber  und  Schulmeister,  welche  die  Wahlen 
machten,  bloss  Ihresgleichen:  Fötzeln  und  Brüllene.' 
GoTTH.  Wo  muess  men  echt  de  Peterli  hi"schoppe''V 
Me'  darf  de'  nit  a'  d'  Heiteri  lö",  siist  meint-me',  m'r 
loelle'  mit  dem  F.  d'r  Gstät  [.Aufsehen]  mache"!  BWyss 
1863.  Was  aw''  das  für  en  Fötzelornig  sig?  ebd.  Wenn 
's  regnet,  git  's  e  verflüemeret  G'schlämp  [von  den  Klei- 
dern], 's  göt  Alles  eonand  und  si  müend  si'''  schäme" 
wie  d'  Fötzel.  Schwyzerd.  Als  Schelte  in  bürgerstolzen 
Orten  gegenüber  den  Fremden  gebraucht.  Use  [aus 
ilcm  Ijandsgemeindering,  der  Gemeindeversammlung] 
mit  dem  frömde  F.!  Schw.  Eitler,  windiger  Mensch 
ZW.  —  6.  (Fötzeli)  Schelte    für    ein   weinendes  Kiml 


Th  (Anon.).  —  7.  „(Fötzeli)  feile  Dirne  B;  VÜrte; 
ScH;  Z."     Syn.  Fössli,  Fätitsehli. 

Hell-Fötzle  (PL)  Vw,  -Fötzier  (-c-)  Uw:  die 
verhassten  helvetischen  Truppen  zur  Zeit  der  frz. 
Revolution  Vw ;  Syn.  Hellveller.  —  Vgl.  bair.  Hullfcizl, 
Teufel. 

Hexen -Fötzel:  verstärktes  F.  in  der  Bed.  5. 
Vom  Landvogt  auf  Rotzberg  heisst  es  in  einem  Uw 
Gedichte:  [dort]  hed  's  vor  olter  ZU  e  bese  H.  g'lW; 
de''  hed  die  liebe  Londesllt  gor  grlsli  hert  i'  d'  Chlüipe" 
[Klauen]  g'nö". 

Hochmuets-:    Hochmutsnarr  Z. 

fotz(e)lig,  (g')fötzelig,  g'fotzet:  1.  zerfetzt, 
zerfasert,  zerrissen,  allg.  .Fotzliger  Leuenschwanz. 
Si  isch  so  fotzlig,  dass  si  in  Boden  wurzlet.'  Spreng. 
I"  g'fötzlige'  Höslene'.  Joach.  1881.  —  2.  „zottig,  mit 
unordentlich  herabhangenden  und  in  einander  ver- 
wickelten Haaren,  allg."  Zu  Fotzen  4.  ,Müesend  die 
verlügneten  Kristen  zue  Jerusalem  dregen,  das  man  sy 
kenni,  rotfotzet  hüet.'  Stockar  1519.  ,Die  wasserhund, 
ein  holdselig  tier,  sind  gar  gefotzet.  [Eine  Kuh  soll 
haben]  harechtige  oder  gefotzete  oren.  [Rinder  sollen 
sein]  mit  langen  gefotzten  schwenzen.'  Tierb.  1563. 
,Pexa  tunica,  ein  rock  mit  gefotzeter,  aufgeribner  oder 
aufgekeerter  wullen.  Hirtus  agnus,  das  lange  und 
rauche  wollen  tregt,  ein  gefotzet  schaaf.'  Fris.  ,Ein 
rauchfarber,  gefotzeter  huet.'  JosMal.,  Biogr.  —  3.  mit 
Fransen  versehen?  1513  wird  aus  einem  begüterten 
L  Hause  ein  .gefotzet'  Hemd  entwendet.  —  4.  spöt- 
tisch, höhnisch.  S.  fotzen  7.  Und  er  chcrt  nW  tvider 
um  und  macht  ase  g'fötzelig:  't  [gut]  Nacht  ebi  Gott 
[geh  Euch  G.].  JSenn  1864. 

fotze":  1.  sich  fasern,  in  Faden  oder  Fetzen 
auflösen,  zerrissen  sein  AaHL;  Sch.  Syn.  foslen  1; 
fotzlen.  —  2.  (dbe-f.)  in  grossen  Flocken  schneien 
Ap.  S.  Schne-Fotzen.  Syn.  nbe-focken.  —  3.  zerlumpt 
und  schlecht  gekleidet  einher  gehen  Sch.  Syn.  foslen  2. 

—  4.  „Etwas  sagen,  was  nicht  lautere  Wahrheit  ist 
BAd."  Syn.  fatzen.  —  5.  necken,  höhnen,  zum  Besten 
haben,  lächerlich  machen  Ap.     Syn.  fötzelen. 

2  könnte  Intensivbildung  zu  fachen  sein,  doch  werden  ja 
grosse  Schneeflocken  auch  sonst  mit  Zotten,  zerrissene« 
Lappen,  verglichen,  vgl.  Fetzen.  —  .5  will  St.  aus  'foppezen 
ableiten,  doch  vgl.   Fotzeti,   Fötzel;  ushudlen. 

ge-iotzeren  pfotzeren:  einschrumpfen,  von  Früch- 
ten, Kartoft'eln  GlK.  —  g'fotzeret:  1.  runzlig,  welk, 
von  alten  Früchten  GlL. ;  Syn.  berumpfen,  geschmurelct. 

—  2.  verlegen.  Warum  bist  au"''  so  pf.  ?  werden  etwa 
Kinder  gefragt,  ebd. 

Fotzle  f.:  1.  TroddeL  Quaste  Ap  (neben  Pfutzle); 
GStdt;  Fransen  Sch,  bes.  an  Vorhängen  Ndw;  auch 
von  fetzigen,  verwirrten  Zotteln,  ebd.  ,Araphitapa, 
ein  Kleid,  so  Fotzlen  hat.'  Denzl-.  1677;  1716.  — 
2.  Faser  an  schadhaftem  Tuch  oder  Kleidern,  Zotte, 
faseriger  Fetzen;  als  coli.  PI.  =  zerrissene  Kleider 
AAZein.;  Bs;  GF.;  Sch;  Schw;  ZW.  Die  chunnd  we-ne 
(rechti)  Su,  si  ziehd  d'  F.  am  Bode  nache  Schw.  Syn. 
Fransle.  —  3.  Tann-  oder  Kiefernzweig  mit  Nadel- 
busch als  Rute  gebraucht  AAEhr. ;  ZRüml.  Bes.  die 
äussersten  nadelschweren,  aber  zartem  Zweige  des 
Tannreisigs  zu  Streue  für  das  Vieli  Z ;  auch  Tann-F. 
S.  Gehäck.  —  4.  Haarbüschel  am  Schwänze  des  Rind- 
viehs AAEhr.  —  5.  unordentliches  Weib  BHk.,  lieder- 
liclie  Dirne  B  (Zyro).  —  For-:  FiUirenreisig  mit  den 


1157 


Fatz,  letz,  fitz,  fotz,  falz 


1158 


Nadeln  AAEhr. ;  ZNer. ;  etwa  zu  ,Üfenbeseir  benutzt. 

—  "iieujiir-  ^  Neiijärs-I''elsen  Z  (Schaubg). 
fotzle",  in  Bs  auch  -ö-:  1.  (auch  üs-)  sich  aus- 
fasern, in  Fransen  auflösen,  bes.  am  Saume  reissen, 
so  dass  einzelne  Fäden  herunterhangen,  flockig  oder 
zuttig  auslaufen,  sich  abnutzen  Aa;  Bs;  Sohw;  UwK.; 
'AÜ.  Das  ist  kei'  guefs  Tiiech,  das  fotzht  glV'  [bald]  Z. 
Syn.  faslen.  fnslen.  fiiUen,  föts(e)len.  —  2.  in  .schlechter 
Kleidung  od.  nachlassig  gekleidet  einhergehen  AAZein.; 
Bs;  BEi.,  Si.;  L;  S13b.  Chumm,  du  fotzlist,  komm, 
lasse  dir  deine  Kleider  ordentlicher  anziehen,  sie 
schleppen  nach,  sagt  die  Mutter  zum  Kinde  BSi.  — 
3.  in  grossen  Flocken  schneien  AABrugg.  Vgl.  fotzen  3. 

—  Ter-:  (tr.)  zerzausen,  in  Fetzen  reissen  ZS.  Ver-, 
serfotzlet,  -fötzht:  am  Saume  zerrissen,  zerlumpt,  zer- 
fetzt Aa;  Bs;  BRi.;  GF.;  UwE.;  ZS.  ,Magere  und 
verfötzclte  Kinder.-  Stutz,  Verfotzlet  delier  clio",  zer- 
rissene Kleider  tragen.  Von  Flachs  oder  Hanf,  deren 
Fasern  sich  vom  Stengel  gelöst  haben  AaEIu-,  Vgl. 
verbuslet. 

ge-fotzlet:  \.  ^=  fotzeluj  1.  „allg."  Die  chunnt 
jo  mit-eme"  g'fotzlete"  Underrock  i"  d'  Chilche  Sch.  — 
2.  =  fotzelig  2;  von  Ziegen,  Hunden  (vgl.  Fotzelhund). 
Katzen  (spez.  den  langhaarigen  Angorakatzen  FMu.). 
,allg."  Drü  rüdigi  Gitzi  und  e  g'fotzJcti  Geiss,  das 
git-tner  villi  -Vater,  rvenn  i'''  e  Frau  weiss  B  (Zyro). 
,Villus,  haarlock,  gefotzlet  haar.'    Denzl.  1677;  1716. 

—  3.  mit  Fransen  oder  Troddeln  versehen.  ,Amphi- 
mallum,  eine  Decke  oder  Kleid;  zu  beiden  Seiten  ge- 
fotzlet.' ebd.  Syn.  Fotzdecki.  ,lst  dein  Feiertagsrock 
und  seidengefotzelte  Hosenbänder  Ursache,  dass  du 
den  Mägdchen  so  in  die  Augen  scheinest?'  Nachtl. 
1790.   —   Von  Fotdc,  Subst. 

Fotzli  m.:  1.  dicker,  unförmlicher  Mensch  Scnw. 
Syn.  gefoslet  Sp.  108'2.  —  2.  körperlich  od.  geistig  un- 
bedeutender Mensch.  Er  ist  halt  so  n'en  F.,  d'  G'mänd 
fOeraeinde]  mu-n-en  erhalte"  Seil.    Syn.  Fosli  3;  Fötzel. 

fötz(e)le":  1.  (mit  ,haben')  intr.,  ausfasern,  in 
Kotzen  zerreissen  Aa;  Bs;  VOrte;  Z.  Seine  Kinder 
lo"  fützle",  in  zerlumpten  Kleidern  gehen  lassen  L.  — 
2.  wie  ein  .Fötzel'  aussehen  oder  tun.  Das  fötzelet, 
sieht  liederlich  aus  Z.  Fotzle  AaF.,  Zein.,  itmha  f. 
AaF.;  BRi.;  VOiiTE  (mit  .sein'),  vagabundieren;  ohne 
nützliche  Beschäftigung  sich  liederlich  herumtreiben. 

—  3.  spärlich  schneien  Tu;  v^l.  fotzlen.  —  4.  gefötzelet, 
fest  gewachsen,  gewurzelt,  in  der  RA.  Jmdm  i'  's  Herz 
ie-e  [hinein]  gf.  .si»,  ihm  ans  Herz  gewachsen,  — 
5,  (tr.  und  intr.,  in  ersterm  Fall  auch  üs-)  necken, 
spotten,  höhnen,  sticheln  Aa;  Bs;  VOrte ;  S;  Z.  Si 
hei"  afo'  fötzele":  gll  [bald]  het  ei"  Wort  's  ander  'ge" 
[entstand  Wortwechsel].  Breitenst.  1864.  Es  fötzelet- 
,<»'•*  do  Niit,  Sticheln  ist  hier  nicht  am  Platz.  ,Da 
wäre  Heiraten  das  Beste,  sagte  der  Amtmann  [zu  dem 
in  einer  grossen  Verlegenheit  Steckenden].  „Es  wäre 
ihm  lieber,  er  vexierte  nicht  und  fötzelte  sie  aus", 
sagte  Sepp.'  Gotth.    Syn.  üzen;  fatzen:  fitzlen;  fözen. 

—  Fötzeli,  (Üs-)Fötz(e)ler  m.:  neckischer  Spötter. 
MeitlifMärttj -Pfötzler,  -Pfützler  m.:  Mäd- 
chenjäger; oder  Einer,  der  sich  allein  unter  Mädchen 
befindet,  welche  dann  spottend  singen :  M.,  Spilletrog, 
wer  de"  Math"  nohagöd  usw.  Ap.  Syn.  Wlberfüseler, 
Meitlifützeler. 

Buebe"-Fötzleri",  -Pfützleri'^  f.:  Mädchen, 
welches  den  Jünglingen  in  auffallender  Weise  nachgeht; 


knabensüchtiges  Mädchen  Ar.   Syn.  Buehen-Diät.  Vgl. 
ummefötzelen. 

vuze:  1.  s.  vor-zue.  —  2.  (auch  vözet)  verderbt 
aus  ,von  San''t-.  ,Voze  Peter,  aus  StPeters  Vorstadt 
oder  Kirche ;  vozet  Lienert,  aus  der  Predigt  oder  dem 
Quartier  von  StLeonhart;  er  iseh  vozet  Albe,  wohnt 
in  StAlbans  Vorstadt.'  Sfren«.  —  Zu '2  vgl.  üzc.  Zlür» 
wio  in  Zanterltwvt,  StJoliannes. 

föze"  -Ö-:  „foppen,  necken;  bes.  im  Fangespiel  od. 
schwarzen  Mann  gebräuchlich,  wo  es  dann  eigentlich 
.sagen  will:  sieh  stellen,  als  wolle  man  auf  den  Nach- 
jagenden warten  und  hernach,  wenn  er  ganz  nahe  ist, 
wieder  fliehen,  um  ihn  von  den  übrigen  Spielenden 
wegzulocken  Aa;  B."  Syn.  (u-egjzöken.  In  verdeckter 
Weise  aufschneiden,  Jmdn  aufziehen,  zum  Besten 
halten  AAZein.  —  Etwa  von /öAen,  fangeuV  Vgl.  abor  auch 
fozi-n  bei  Schm.  und  vgl.  auch  Siilendi-FSzi. 
Splendi-Fözi  s.  -Fäuzi. 

Fntz  —  PI.  Futze",  in  Ndw  auch  Fütz  —  Dim. 
Futzi  B,  Futzli  u.  -ü-  Uw  —  f.:  1.  cunnus.  allg.  Syn. 
Fud;  Bützi.  —  2.  mehr  oder  weniger  ehrenrührige, 
rohe  Benennung  eines  weiblichen  Wesens  Aa;  Ar; 
Bs;  VOrte;  G;  S;  W.  Du  schlimmi  F.!  schlimmes 
Hexlein!  Aa.  Si  ist  e  tüsigi  F.  Ar.  JIneichen  1859 
lässt  die  heiratslustige  Beterin  grollend  den  StBar- 
tholoinäus  anreden:  Hilfst  f runde  F-e"  gäcli  [raseh]. 
Du  rerbrennti  (F.)'.  roher  Ausdruck  der  Ver-  oder 
Bewunderung  Z.  E  verzagti  F.  häd  eka  Glück  Scii. 
,Der  koler  spricht,  er  brenn  s'  [die  Kohlen]  us  jungem 
holz,  darby  wärmt  sich  manchs  fötzli  stolz.'  1536, 
Spruch  V.  Z  Bletz  (od.  zu  Foiz  III  5?).  Vgl.  Schm. 
1,  782.  Namentlich  scherzhafte  Schelte  für  kleinere 
Mädchen.  Selbst  von  gewissen  Tierweibchen,  z.  B.  der 
Katze  ScHw.  —  3.  Feigling  GWe.;  Uw.  —  4.  ZnrV''-F., 
eine  Art  Mütze  Z  (Spillni.).     Syn.  Z.-Gige. 

Mhil.  mtze.  —  Auch  andere  unserm  Zeitalter  anstössig 
gewordene  Benennungen  werden  oder  wurden  dem  weib- 
lichen Geschlechte  ehemals  in  unbefangener  Weise  gegeben. 

Hoch-farts-  (Hoff'erts-J:  Hochmuts-Närrin  U;  Z. 
—  Chnell-:  mulier  sterilis  SchwE.;  ZO.  —  Matsch-: 
weibischer  Kerl  ZStdt.  Vgl.  Gr.  WB.  bei  .Matz'.  — 
Wunder-:  allzu  neugierige  Weibsperson  Z.  —  Vgl. 
W.-F<iz,  aus  welchem  es  viell.  erst  umgebildet  ist. 

fützele°:  1.  vulvam  olere  Ap,  übh.  übel  riechen 
^L".  —  2.  weibisch  tun,  am  Weibischen  Gefallen 
finden  „G." 

Fützeler.  ,Uxorius,  dem  weib  ergeben  und  under- 
tänig,  der  sich  vom  wyb  gar  lasst  meisteren  und  iren 
ze  vil  vorgibt,  ein  f.'  Fris,;  Mal. 

Kinden-  Z,  „Meitli-  L;  Z":  =  Meitli-Fötzler. 
Syn.  Kinden-Schmöcker,  -Säger. 

Kind  =  Mädchen.  Über  ahnliche  Ausdrucke,  aber  auf 
anderer  Etymologie  beruhend,    vgl.  Regel,  Ruhla,  S.   '2:?+. 

fnzen:  geissein  Obw.    S.  fuslen. 

Futzerli  n.:  kleinere  Münze.  .Zu  Sch  wirt  ein 
geltli  gepräget,  das  gilt  2  pfcnnig;  wirt  gmeinklich 
genennt  F.'  Schimpfr.  1651. 

G'sprür-Pütze"  f.:  scherzhafte  Entstellung  von 
,Feuerspritze'   Z.    —    Mit  Anlehnung  an  Oeajmh;  Spreuer. 

hinder-fntzig:    vor  Ärger  und  Zorn   fast  ausser 

sich   Z.    Syn.  letzköpfig.    —    Vgl.  gihdi-,   wundfrßtzüj.     Vgl. 
sich   hinderainnai ,  den  Verstand  verlieren. 
Gcfitzti   s.  gefitzt. 


Plab-flub.    Flach-fluch 


1160 


Fla,  fle,  fli,  flo,  flu. 

S.  die   Gruppen    /'7m//    usw.,   Fliu,   usw.,   Flnn,   usw. 
Flab— flub. 

Flanb  m.:  1.  im  FL,  im  Flug,  in  schneller  Be- 
wegung, aber  nur  des  Verschwindens,  im  Nu.  's  Ander 
alls  vergöt  im  Fl.  Im  Fl.  war  er  fort  SchwE.  — 
2.  kleinster  Teil  eines  Stoffes,  fliegendes  Stiiubchen, 
Flöekchen;  nur  in  der  negativen  und  reimenden  Ver- 
bindung: weder  Staub  no'''  Fl.,  nicht  der  geringste 
Überrest,  von  spurlosem  und  plötzlichem  Versehwinden 
von  Personen  oder  Sachen  L;  Scbw;  Z;  z.  B.  w.  St. 
n.  Fl.  ist  )ne  i"  dr  Chammer  g'si'  Z.  Das  ist  w.  St. 
n.  FL,  gar  Nichts  Z.  Von  den  3  Spielern  in  LWillis., 
welche  die  Strafe  für  ihren  Frevel  erreicht  hatte, 
heisst  es  im  Staatsarchiv  1498:  ,man  sah  von  ihnen 
w.  St.  n.  Fl.  mehr.'  , Sonst  wäre  langist  von  den  be- 
kennern  Christi  w.  st.  n.  fl.  mehr  vorhanden.'  FWyss 
1650. 

Das  W.  ist  wahrsch.  nur  iu  der  Yerbiudung  mit  .Staub' 
erzeugt  und  diesem  nachgebildet,  wie  auch  in  andern  solchen 
Formeln  das  eine  Glied  (meist  das  erste)  für  sich  allein 
nicht  vorkommt  und  kaum  verständlich  ist;  vgl.  z.  B.  liübis 
und  Stübis,  fuxen  und  f/tu:en.  Immerhin  ist  wahrsch.,  dass 
urspr.  das  syn.  und  einzig  richtige  Flauy,  von  , fliegen'  (s.  dd.) 
gebildet,  im  Sinne  lag,  aber  dann  sogleich  des  Reimes  wegen 
sein  g  an  i  vertauschte  (od.  als  Ganzes  durch  ,Laub'  ersetzt 
wurde),  um  so  mehr,  da  die  Laute  h,  ij,  d  auch  sonst  leicht 
in  einander  übergehen.  Oder  es  könnte  h  aus  w,  welches 
im  Auslaut  nie  stehen  kann,  verhärtet  sein  und  'Flmi'"  zum 
Adj.  ,flau'  aus  ,flaw',  ahd.  ,flawjan',  spiilen,  waschen,  gehören. 
Dann  würde  es  urspr.  einen  kleinen  Teil  von  Flüssigkeit 
bezeichnen  und  einen  nicht  unpassenden  Ggs.  zu  .Staub'  als 
Abgang  von  festen  Körpern  bedeuten. 


Flach— fluch.     Vgl.  auch   die  Gruppe  Fkih  usw. 

flach  flä/'  Zf:    wie  nhd.     Dafür  üblicher  eben. 

Die  durch  c/i  bewirkte  Dehnung  des  Voc.  (vgl.  /'«<•//, 
Baohmann)  ist  jetzt  durch  die  Schule  verdritngt  und  nur  in 
dem  Z  Ortsn.  konsolidiert. 

flache"  I:    flach  werden.  St.  Dial. 

fläche":   flach  machen,  ebnen  S. 

Fläche"  f.:  Werkzeug  der  Steinhauer  zum  Flach- 
hauen der  Steine,  breit  und  beilartig  S;  Z. 

flächlingen:  (Adv.)  in  wagrechter  Lage.  ,In 
planum  rota  versari  dicitur,  wenn  des  rads  ax  oder 
nah  schnuorrichtig  obsich  sieht,  flächlingen  umblaufen 
und  nit  der  schneiden  des  rads  nach,  das  da  heisst 
in  eultrum  versari.'  Fms. 

Mhd.  ,vlechelingen',  mit  flacher  Hand.  Bei  Ziely  1521: 
,Er  traf  in  mit  syneni  schwert  flechliugen  uf  das  hopt' 
scheint  etwas  Anderes  gemeint  zu  sein  als  ,mit  flacher  Klinge'. 

flache"  II:  flackern?  Wenn  seh'  [sie,  die  Sonne] 
MS  ir  [ihrem]  Clwrper  Füryarba  iis  la"  fl.  lät  GRSchiers 

(Schwyzerd.).  —  Betr.  das  lautliche  Verhiiltniss  von  c/i  :  et 
vgl.  fuchlm  Sp.  64'2. 

Flanche"  „BGr.",  Be.  (ilä-ha),  Sa.  u.  Si.  (ebenso), 
Flü'che",  Flü'he  Gr;  U;  W  —  f.  (m.  W):  1.  Funke. 
Flamme,  Flämmchen  B  aaO.;  W.  Syn.  Gluns;  Spränge. 
—  2.  Schneeflocke  BSi.;  vgl.  Flohe.  —  3.  kleines  Mass 
von  Etwas,  Bisschen,  z.B.  e  Fluche  Salz  Gr;  grad 
[bloss]  e  l'lühell  (Flüheli)  Schmalz,  ebd.     A'pi"  Flüheli 


(ebd.,  FlilecheV,  Flucha  W),  nicht  das  Geringste.  Syn, 
Aug  voll;  Fetze;  Floheli;  Glüsse;  Häri;  Kul;  Korn; 
Klauch;  Krauch;  Klispeli;  Liehe;  Migeli;  Messeli ; 
Bits;  Schmichte;  Spi'ät;  Stupfeli;  Dingeli;  Missetätli, 
Zeichen,  Zinggeli.  Eviöl  ist  a  Kuehlhi"  g' falle":  nia" 
het  kei"  Fluha  me  cun-^re  g'funde"  Gr  (Schwyzerd.). 
Durch  Anwendung  des  bei  Fromm.  7,  333  u.  30  er- 
örterten Gesetzes  auf  vorliegenden  Fall  ergeben  sich  als 
Grundformen  für  obige  WW.  Flaidr  und  Flunke  (Beide  in 
bair.  MAA.  vorkommend,  =  Funke;  vgl.  auch  Hebels  0'<ild- 
ßänkerli),  zwei  blosse  Ablautsstufen  ein  und  des  selben  Stammes. 
Wenn  l  ursprünglich  ist,  so  gehören  sie  nach  regelrechter 
Ablautsfolge  zu  .flinken',  blinken,  glänzen  (vgl.  ,flHnkern'  und 
mhd.  ,kupfervlinken')  und  zu  , flink',  welches  früher  auch 
.glänzend'  bedeutete,  da  übh.  schnelle  Bewegung  und  Licht- 
erscheinung vielfach  in  den  Sprachen  zusammentreffen  (vgl. 
fluvhcr  I.  S).  Da  aber  auch  für  .Funke'  ablautende  Nbff. 
,Fink'  (mundartl.)  und  mhd.  ,vanke'  bestehen  und  das  Vor- 
handens.ein  dieses  W.  in  der  MA.  nachgewiesen  ist  (Sp.  869/70), 
so  liegt  Einschiebung  des  l  wenigstens  eben  so  nahe  (vgl. 
,Flittich'  =  .Fittich'  u.  Schm.  1-  793).  -  Bed.  3  erklärt 
sich  so  leicht  wie,  vom  flüssigen  Element  entnommen,  frz. 
,ne  goutte',  ahd.  ,drof  ni',  eig.  .nicht  ein  Tropfen';  sie  be- 
gegnete uns  schon  o.  bei  .Funke'  und  der  nämliche  Übergang 
wiederholt  sich  bei  O'Iuns  und  bei  Chlauche  (welches  vidi, 
blosse  Spielart  zu  Flauche  ist).  Ob  2  blosse  Ausweichung 
aus  dem  W.  Floheli  (s.d.)  sei,  bleibe  dahingestellt.  —  Abl.V 
ßauken. 

flechiien:  flehen.    , Klagen  u.  fl.'  Vad.    Vgl.  Flechf. 

flüche"  I  ApM.;  G;  ZO,  fläucha  ApK,  flöke  Aa; 
Bs;  B;  VOrte;  Gr;  Sch;  W;  Z,  flöchne  Aa;  Bs; 
Gr;  Z,  flöchte  A"H.;  Bs;  Gl;  GO.,  fldkle  Soh; 
Z  tw.,  tläukle  THTäg.,  //Ö/e  ZWint..  jlöze  W:  1.  a)  tr. 
oder  abs.,  bewegliches  Gut  bei  einer  Feuersbrunst. 
Überschwemmung  oder  drohender  Kriegsgefahr  iu 
Sicherheit  bringen;  flüchten,  allg.  Si  händ  Alles  i" 
d'  Chille  [Kirche]  g'flöchnet  Z;  von  Hausrat,  Kostbar- 
keiten, Vorräten,  doch  auch  von  Vieh  und  früher  auch 
von  Personen.  .Was  vor  [vorher]  allez  gefloucht  (ge- 
flöht), daz  si  [die  plünderungslustigen  Feinde]  niut 
funden  vor  den  stetten.'  Z  Chr.  1336/1446.  .FlOcIit 
man  in  die  guoten  [festen]  stett.'  ebd.  .Man  hab  incu 
gönnen  [bei  Annäherung  der  Burgunder],  das  ir  v.e 
flocken,  war  [wohin]  si  wellen.'  1476,  B  Ratsman.  .Soll 
niemands  von  synem  haus,  das  von  stein  gemacht  ist, 
nützit  flöchnen,  wo  das  für  am  dritten  haus  von  dem- 
selben haus  ufgieuge  und  nit  nächer.'  1501,  JKdTroll, 
Wthur.  ,Die  buren  fluchend  von  ainanderen  und  flüch- 
natan  her  gros  guot  in  disin  statt.'  1525,  HsStockar. 
.Bevor  die  Früchte  ab  dem  Lande  geflöcht  werden 
könnten.'  1522,  Absch.  .Habend  etwas  hüsrats,  körn 
oder  anders  hinder  uns  geflöchnet  und  zuo  g'halten 
gt;n.'  1525,  Strickl.  .Was  in  den  gefrygten  kilchhof 
geflöchet  ist'  üffn.  ZEmbr.  .Ein  wulkenbruch  g'syn, 
dass  si  anfiengend  us  den  hüsern  in  d' schüren  flöcknen.' 
Salat.  .Und  tet  man  allenthalb  grossen  schaden;  dann 
wenig  noch  geflöchnet  was.  In  denen  dingen  Hoch 
man  und  flocht  man  ab  allem  Zürichsee  in  die  statt' 
Vad.  .Darin  man  das  best  und  wirdigest  der  kirchen 
flochen  möchte.'  ebd.  .Das  vil  ir  hab  und  guot  uf 
hoche  berg  geflocht.'  Kessl.  .Kein  loschen  half  nüt, 
man  könnt  auch  wenig  flöchnen.'  HBull.,  Tigur.  .Ein 
wetterscheur,  das  getreid  darunder  ze  tragen  oder  ze 
flocken.'  Fris.  .Jesus  wird  in  [nach]  Egypten  ge- 
flöchnet' GuALT.  1584.  .Das  Landvolk  uss  Forcht  des 
ynfallenden  Kriegs   mit  H.iab  und  Gut  sich    hin    und 


Flach,  flech,  flicli.  llocli,  fliicli 


1162 


willer  geflökt  und  geüssert.'  ECys.  ,Bis  er  seinen 
jungen  flöhnen  und  retten  können.'  EGwerb  1646. 
,Wann  du  eines  überjahls  gewärtig  werist,  du  wurdest 
deine  besten  Sachen  in  ein  Sicherheit  flöchnen.  Nun 
bist  du  erwartend  des  jüngsten  tags,  da  nichts  zu  fl. 
sein  wird,  als  die  einig  seel.  Die  flöchne  desshalb 
auf  das  feste  sehloss,  das  da  heisst  der  nam  des 
Herren.'  P'Wvss  1650.  ,In  locuin  tutum  removere, 
in  ein  gewahrsarae  bringen,  flöchnen.'  Denzl.  1677; 
,flöchten.'  1716.  .Flöhen,  flöchenen,  flöken,  flüchten: 
avehere,  asportare,  fugare.'  Red,  1662,  ,Guot  flöken 
helfen  in  Brünsten.'  L  Stadtr.  1706/65.  ,Was  nicht 
in  die  Stette  und  Schlösser  geflehnet  war.'  Wurstis. 
neben  .geflehet'  und  .geflöchtet'.  ,Sie  flöchnen  sie 
[die  Proselj'ten]  nach  Amsterdam.'  Goliath  1741.  , Per- 
sonen, so  Effetti  und  überhaubt  Flöchnendes  tragen.' 
Z  Sturmordn.  1772.  ,Bei  der  Ankunft  der  Wasser  hat 
man  in  höchster  Eil  das  Vieh  in  die  Sicherheit  weg- 
geführet  und  die  Leut  flöchneten  sich  auf  die  obern 
Böden.'  Z  Nachr.  1756.  .Männer,  welche  [bei  Feuers- 
gefahr] mit  Karren  zum  Flöchten  [des  Archivs]  herbei- 
eilen sollen.-  1772.  Absch.  ,Ein  jeder,  der  seine  Eftecten 
flüchtet  oder  fleuchnet.'  Feuerordn.  Trogen  1813.  Syn. 
plünderen.  —  b)  intr.,  flüchten  B;  Gr.  —  c)  refl.,  sich 
flüchten  A\.  ,Es  hat  sich  das  Weib  vor  dem  grossen 
Draken  müssen  in  die  Wüste  flöchnen.'  C'lSchob.  1695. 

—  2.  (tr.  u.  intr.)  „heimlich  wegschaffen,  bes.  nach 
einem  Todesfall  od.  bei  einem  Bankrott,  zum  Nachteil 
der  Erben  od.  Gläubiger-*  (Wertsachen  für  sich  selbst 
in  Sicherheit  bringen,  also  dem  rechtmässigen  Eigen- 
tümer entziehen),  daher  auch  geradezu:  stehlen,  doch 
dies  meist  von  Kleinigkeiten,  z.  B.  Esswaaren  Aa  ;  „Ap"  ; 
B  (Id.  B  .flöken');  L;  „GEh.;  ScH;  Th;"  Uw;  „Z." 
,Sie  flökt  ihm  [dem  Hausherrn],  wo  sie  kann',  d.  h. 
trägt  Sachen  fort  und  verkauft  sie  ohne  sein  Vor- 
wissen B.  ,Du  kannst  dir  vorstellen,  wie  das  nun 
geht  bei  der  Kuppele  Leute,  die  ich  haben  muss.  Da 
flockt  eines  hier  aus,  das  andere  dort  aus.'  Gotth. 
,F"ür  den  Huldigungstag  sorgte  jeder  Bube,  dass  er 
einen  Kreuzer  Geld  im  Sacke  habe:  er  sparte  zu- 
sammen, bettelte  den  Eltern,  flökte.  entlehnte  — 
kurz,  Geld  musste  sein,'  ebd.  .Wer  dem  andern  das 
syn  hilft  by  nacht  uss  der  statt  flöken  und  enweg 
tragen.-  1480,  L.  .Machte  yemand  sackmann  und 
flöchte  das  syn  synen  schultfordern  zuo  nachteil.'  ca 
1520,  Bs  Kq.  ,Ze  verschatten,  dass  sy  die  kleinöder, 
so  sy  in  Burgund  geflöket,  widerkerind.'  1531,  Strickl. 
.[Man  habe  Argwohn  gegen  den  Pfarrer],  zumal  er 
einige  Silbergeschirre  der  Kirche  zu  seinem  Schwäher 
geflökt  hatte,  die  man  aber  wieder  erhalten  habe.' 
1548,  Absch.  ,Lc  visiteur  des  chartreux  avait  sonde 
ses  confreres,  si  l'on  ne  pourrait  pas  vendre  los  vignes 
et  soustraire  le  mobilier  du  monastere  (die  Fahrhabe 
des  Klosters  wegflöken).'  Kuenlin  1832  zum  J.  1583. 
,0b  Jemand  sein  Guot,  damit  es  der  Obrigkeit  enzogen 
wurde,  von  Land  flökte.'  L  Stadtr.  1706/65.  .Gestohlene 
Sachen,  sie  haben  mögen  in  der  Grafschaft  gestohlen 
oder  nur  dahin  geflöchnet  worden  sein.'  CEscher  1723. 

—  3.  in  eine  andre  Wohnung  ziehn  AAUnterentf. 
Syn.  plünderen;  züglen.  —  4.  bei  Seite  schatten,  auf- 
räumen, unterbringen,  z.B.  alte  Fetzen.  Lenggen- 
hager  1830.  —  5.  fliehen  machen,  verscheuchen. 
.Ein  ror,  oben  auf  federen  daran  gebunden,  welcher 
bewegung  dise  vögel  erschreckt  und  flocht'  Vouelb. 
15r>7.  —  0.  statt  flössen,  flözen;  netzen?    .Erstlich 


soll  es  [das  Hirzenhorn]  zuo  weissem  pulver  gebrannt 
werden  und  wol  in  lauterem  wasser  geflucht.-  Tierc. 
1563.  .Etliche  stückle  in  essich  gekocht,  die  bilderen 
damit  geflöcht,  dcmrat  das  zanwee.'  ebd. 

MhJ.  ,v)oehen,  -en',  flüchten,  in  Sicherheit  bringen. 
Flüchen  ist  regelmässig  als  Causativ  von  ,fliehen'  gebildet, 
Prät.  und  Ptc.  ,fl6chte,  geflöcht'.  Finken  (Fllik-Curi"  L  = 
Fl/ichner-C.)  ist  davon  nicht  wesentlich  verscliieden;  vgl.  weihen, 
hleiken  neben  nhd.  .weichen,  bleichen',  und  wie  zöken,  locken, 
von  zieehen,  zoch,  mit  ableitendem  /  gebildet  (ch  -\-j  =  k). 
Die  Form  mit  (  ist  viell.  aus  dem  Ptc.  von  flüehm  mit  An- 
lehnung an  das  syn.  .flüchten'  gebildet.  Der  Diphth.  «ii 
statt  ü  beruht  auf  der  Analogie  mit  den  Causativen  ßäugen, 
jäuken  usw.  —  Flözen  ist  eine  lutensivableitnng,  vor  deren  z 
der  Guttural  verschwunden  ist.  Letzteres  findet  auch  in  der 
Dim. -Ableitung  _/?ö7e  Statt.  6  ist  wahrsch.  ein  andres  W. ; 
vgl.   das   in   der  Aum.  zu  Flaub  erwähnte  ahd.  .flawjan';   Syn. 

ent-  =  flocken  1  u.  3.  ,Swer  [wer]  dem  andern 
syn  guot  [zur  Aufbewahrung]  ufgit,  dass  er  damitte 
den  lüten  [seinen  Gläubigern]  ir  gelt  und  ir  guot 
enpflöhen  welle.'  1313.  Z  Eatserk.  ,So  jemand  hilft 
guot  oder  gelt  ustragen  oder  entflöcken.'  1480,  L. 
.Das  entflöchnet  (cntfüert)  guot,  irem  gottshus  zuo- 
gehörend.'  1529.  Absi-h.  ,(Joas)  wirt  entflöchnet,  auf- 
erzogen.- 1531,  IL  Eeg.  ,Habend  sy  sich  mit  wyb  und 
kind  entflocht.'  Kessl.  .Es  ward  ouch  sölich  hüs  un- 
sern  burgern  [vom  Abte]  empflöcht.'  Vad.  =  .entzogen-. 
.I>as  wasser  nam  alles  hinweg,  eb  man  's  endflechten 
mocht.'  FrRyff,  Bs  Chr.  ,Wir  sind  abwog  gangen 
oder  habend  das  unser  entflöchnet.'  HBull.  1561. 
,Dass  sie  kümmerlich  ihre  reiswägen  mochtent  ent- 
flöcken.' Ansh.  .Asportare,  hinweg  füeren,  entflöhen. 
Morti  subducere  alqm,  einen  dem  tod  entflöchnen.' 
Fris.  .Ein  tochter  entflöchnen:  asportare  ex  aliquo 
loco  virginem.-  Mal.  =  entführen.  ,Wer  jemand  hilft, 
guet  oder  gelts  ustragen  oder  entflöken  ane  der  rechten 
erben  wüssen  oder  willen,  das  soll  man  für  ein  dieb- 
stal  haben.'  L  Stadtr.  1706.  —  üs-:  entwenden,  ver- 
schleppen B.  Syn.  verschleiken,  -schleipfen.  —  v  e  r  - : 
ebenso  Bs;  B.  .Den  Bauernweibern  kaufte  sie  um 
einen  Spottpreis  ab,  was  sie  ihren  Männern  verflöckt 
hatten.-  Gotth.  —  zesammen  f^«'»ie> -flöchne"  tun 
zwei  Personen,  indem  sie  mit  Hab  und  Gut  zu  ein- 
ander ziehen,  um  zusammen  zu  wohnen.  (Spillni.) 

Flöke  f.:  ungetreue  Haushälterin  (?)  B. 

Flöker  L,  F löchner  Z  m. :  wer  dem  Ecttungs- 
korps  der  Feuerwehr  zugeteilt  i.st. 

Flökete  f.:  das  Eetten  von  Gegenständen  UwE.; 
i.  S.  V.  Entwenden.  Id.  B. 


f loche"  II   s.  flöhen. 
Flüche",  fluchen  s 


Flanelle. 


fllicher  fhi'x^er  BSi.,  -/'-  F:  1.  blank,  noch  nicht 
abgenutzt,  von  Münzen  F.  —  2.  flink,  rüstig,  schnell. 
Chiimm  oder  gang  fl.!  BSi.  —  3.  frisch,  gesund,  auf- 
geräumt. Er  ist  hat  nit  recht  fl.  ebd.  —  4.  locker, 
leicht,  rein,  von  Wolle  und  Faden,  die  keine  Knoten 
haben,  ebd. 

Wahrsch.  zsgehörig  mit  Flu  ehe,  obwohl  das  u  hier  kurz 
ist.  Für  die  Entwicklung  der  Bed.  wäre  das  oben  über  , flink' 
Gesagte  zu  benutzen.  Bed.  :3  scheint  nur  Erweiterung  von  2, 
4  eine  Übertragung  von  2  auf  leicht  bewegliche  und  zu  be- 
arbeitende Stoffe. 

fluch,  fluchst  s.  fliehen. 


1163 


Flach,  flech.  flieh,  floch.  flncli 


Pluech  m. :  1.  (sachlich)  der  Akt  des  Fluchens  und 
die  dabei  ausgesprochenen  Worte.  EAA. :  Do  wöcht- 
me"  mängisch  uf-enie  Fl.  (anderw.  uf  der  SouJ  derm' 
rite".  BWyss  1863,  weil  der  Fl.  rasch  ausgestossen 
wird  und  gleichsam  mit  der  selben  Geschwindigkeit 
davon  fliegt?  Kes  [kein]  FlüechU  tue",  von  sanfter, 
sittsamer  Gemütsart  sein  Z.  Er  zücht  de"  Fl.  tvie-n-e 
Hemd  üher-si'''  abe,  zieht  sich  den  Fl.  zu  Sch  (vgl. 
,sich  mit  Schande  bedecken').  Sprww.:  E"  Fl.  macht 
A-&S-  Loch.  Inf.ichen.  Besser  c  Fl.  als  e  Struch  [eine 
Unordentlichkeit  beim  Pflügen],  sagt  der  Ackersmann, 
ebd.  Eigentümlich  und  merkwürdig  ist  die  Formel 
i"  drei  Flüeclie"  zur  Bezeichnung  einer  kurzen  Zeit- 
frist, z.  B.  i"  3  Fl.  bin  !''•  wider  dot  L;  Z.  Wenn 
Ihr  brav  laufed,  sind  Ihr  i"  3  Fl.  dünne.  Stütz.  Das 
Bedeutsame  daran  ist  nicht  die  bereits  bemerkte 
Schnelligkeit  des  Fluchens  übh.,  sondern  die  Zahl 
Drei,  welche  sich  wahrsch.  darauf  bezieht,  dass  beim 
Fluchen  meistens  mehrere  Namen  und  zwar  eben  in 
der  altheiligen  Zahl,  rasch  hinter  einander  ausge- 
sprochen werden,  nach  dem  Vorbild  der  christlichen 
Dreieinigkeit  oder  schon  der  Dreizahlen  heidnischer 
Gottheiten;  so  auch  noch  Appellative  wie:  Kreuz- 
Donner-Wotter!  Blitz-Stern-Hagel!  u.a.  —  2.  persön- 
lich :  ein  verfluchter,  verruchter  Mensch,  von  abscheu- 
lichem Charakter,  als  hartes  Scheit-  oder  Schimpfw. 
AaF.;  Gl;  G;  S;  W  (auch  ^/^-) ;  Z.  Auch  im  Genetiv 
vor  andere  Schimpfn.  gesetzt,  z.  B.  en  Fhiechs-Hagel, 
-Timder  Z. 

Schon  mhd.  koinnit  vor:  ,ein  swinder  vluoch',  wo  jedoch 
smnd  ,stark'  Ijedeuten  wird;  , seiden  vhioch'  von  einer  Person. 
Parz.  316,  11.  —  Sonderbar  stimmt  zu  der  obigen  Foniiel 
ostfries.  Etw.  !u  3  fliirjtni  o/iimtcn,  in  :3  Würfen  (Fliicliten) 
wegschmeissen. 

Acker-  s.  A.-Flueh.  —  Feld-  =  Feldsiech,  ein 
Aus.sätziger  Bs.  —  Gugel-  =  Gugelfuer  und  wahrsch. 
nur  aus  diesem  entstellt  L  (Ineithen).  -  Galge"-: 
verstärkende  Zss.  i.  S.  v.  2;  wie  Galgen-  noch  andern 
Schimpfww.  vorgesetzt  wird. 

Milzi-:  wie  das  vorige  Z. 

Wahrsch.  ist  dabei  nicht  etwa  an  den  empfindlichen  Leib- 
schmerz des  sog.  ,Milzeschneidens'  gedacht,  das  man  dem 
Betreffenden  anwünscht  oder  mit  dem  man  den  Eindruck 
vergleicht,  den  ein  Verhasster  auf  uns  macht,  sondern  ein- 
fach daran,  dass  man  glaubte,  Unwillen  und  Zorn  machen 
die   Milz  anschwellen.      Vgl.   M.-Keib   udgl. 

flueche",  fluehe":  I.Flüche  ausstossen.  Fl.  irie- 
n-e  Rl"-hueb  [Flösser?],  oi.  d' Rlhiebe",  e  Stallchnecht, 
e  Flözer  S ,  ne  Landschnecht.  Sdlger  ,  e  Metzger- 
chneeht  GBern..  e  Henker,  en  Schiffme  Z,  dass  dem 
Tüfel  d'  (he"  zittere"d  GrD.,  dass  es  dem  Tüfel  mücht 
grase»  Z.  Alli  Zeiche"  fl.  S;  Z.  .Welcher  fluochet 
oder  Schwert  bei  Gotts  wunden,  kraft,  macht,  marter, 
leiden,  tauf,  element,  sacrament,  kreuz,  er  sagete  gotts, 
botts,  getz  oder  betz  zu  den  genannten  Worten,  so  ist 
die  buess,  das  einer  niderknien  und  das  ertrich  küssen 
soll,  oder  er  soll  von  vogt  und  gericht  gestraft  werden.' 
Landb.  SchwG.  Man  glaubt,  das  Fl.  sei  gut,  um  die 
Irrlichter  zu  vertreiben  S;  Z.  Vgl.  Imb  Sp.  235.  - 
2.  einen  Eid  vor  Gericht  schwören,  aber  nur  von 
rohen  Menschen  gebraucht  Bs;  B.  ,Käsjoggi  sagte  zu 
seiner  Tochter,  es  solle  luege.  dass  es  chech  syg  [vor 
Gericht  keck  auf  seiner  Angabe  verharre];  die  Alte 
sagte  dann  freilich,   falsch    fl.  solle  es  nicht.'    Gottb. 

2  immerhin  begreiflich,  weil  auch  hei  1  heilige  Namen 
angoriifcn    werden,    daher    .lui-li    holir.    .1mt,''cIi'    segnen    und 


Huchen,  lat.  ,sacer'   heilig  uud  verwünscht,    ,äpd'   (ieljet  und 
Fluch. 

ab-:  nur  in  der  prägn.  Verbindung  (nicht  eig.  Zss.) 
Ei"m  d'  Bei"  (alli  Bei)  a.,  ihm  anwünschen,  dass  ihmij 
die  Beine  abfallen  Z.  Dem  Tüfel  es  Hörn  a.  Z,  eig.i 
so  stark  fl.,  dass  sogar  dem  T.  vor  Grausen  darobi 
ein  H.  abfallen  könnte.  Vgl.  fluechen  1.  —  in-hin-: 
mit  Gewalt  von  Flüchen  befestigen.  .Trieb  einen  Stiel 
in    eine  Haue,  dass   er  war  wie  i''eg'fluechet.'    Stitz. 

ver- flueche",  -flüeche";  -flüeke"  BHk.. 
Lenk:  1.  (trans.)  wie  nhd.,  von  Personen  u.  Sachen : 
verwünschen.  Es  besteht  der  Aberglaube,  dass  es 
Leute  gebe,  die  durch  Aussprechen  eines  Fluche&jj 
Andere  sofort  unglücklich  machen  können  BHk.  Si' 
händ  die  Lumpewirtsehaft  in  Grundsboden  ie  verflüecht 
JSenn  1864.  ,Dise  verbottnen,  verflüechten  künst  (der' 
Geomantya,  Astrologia).'  EGualth.  1.5.53.  ,Wir  ver- 
fluchen die  Bosheit.'  FWyss  1650.  —  2.  (refi.)  sich' 
verschwören,  d.  h.  Etw.  beteuern  mit  Einsetzung  des 
Heils  der  eigenen  Person,  allg.  's  Chrämers  Fra\ 
häd-si''''  verflüecht,  die  Indiäne  lass  nüd  us  [verliere 
die  Farbe  nicht],  und  iez  lönd  [lassen]  alli  Blüendi 
üs!  Stütz.  Me"  muess-si'''  für  Nüt  v.,  weder  [ausser] 
dass  me"  si«*  d'  Nase  nüd  abhissi  (se  lang  si  Ei"m  nüd 
i  's  Mul  ine  icachst)  Z.  Er  hät-si  bi  alle  Tüfle  ver^ 
fluechet,  er  gang-di'''  gu"  rerchlage".  Gl  Volksgespr. 
1834.  Si'''  's  (Th,  z'  BHk.)  Tüfels  v.,  bei  einer  Be- 
teuerung jener  Art  den  Teufel  anrufen  (dass  er  Einen 
holen  solle,  wenn  man  nicht  die  Wahrheit  sage).  Er 
hät-si''''  vilmol's  T.  rerjlüecht,  es  sei  eso  Tu  (z'  wahrsch. 
=  ds,  des).  ,Da  huob  er  an  sich  zuo  v.  und  schweren, 
das  er  den  menschen  nit  kennet.'  XVI.,  G  Hdschr. 
Verflüecht,  -üe-  GA.  (im  uneigentl.  S.  auch  die 
Weiterbildung  mit  dem  beliebten  -ig  :  rerfluecht(l)ig  Z) 
Ptc.  adj.  1)  im  eigentl.  S.,  verwünscht,  verzauberti 
verhext.  Es  ist  doch  ä  [auch]  tvie  v.!  Z  (-ue-  und 
-Me-).  Potz  verflüecht!  ei  der  tausend!  GA.  Nei"  ver- 
flüechter  au"^''!  Ausruf  unangenehmer  Überraschung 
Z  rS. ;  Syn.  nei"  verdammtlige !  .Verfluchte  Alpen 
heissen  solche,  die  nach  dem  Volksglauben  oder  be- 
stimmten Sagen,  wie  bes.  der  von  der  Blüemlisalp,  zui 
Strafe  menschlicher  Übeltaten  aus  schönen  Weiden  in 
Gletscher  oder  Gestein  verwandelt  worden  sind.  Das 
auf  einer  solchen  Alp  in  U  jetzt  wachsende  , Milch- 
kraut' oder  , verfluchte  Kraut'  soll  einst  eine  gesegnete 
Pflanze  gewesen  sein.  ,Der  v.  Platz'  heisst  eine  Stelle 
am  Rheinufer  bei  ZWeiach,  wo  sich  Überreste  einei 
römischen  Warte  finden,  die  von  Schatzgräbern  durch- 
wühlt worden  sind.  2)  abstr. :  sehr  stark.  Er  haut-mei 
e  Verfhiechts  i'ii  liugge,  er  versetzte  mir  einen  arger 
Schlag  in  den  l.'ücken.  Stütz.  Wie  d'  Anne  Heg  [Re- 
gula] rerfluechttig  tat  [sich  geberdete],  wsiin  ich  et 
Busch  glia"  hätt.  ebd.  Vor  Adj.  adv.  verstärkend  = 
sehr,  überaus,  wie  verdammt,  vermaledit  u.  v.  a.  BSi. 
Gr ;  G ;  Z ;  z.B.  verflüecht  schö"  GA. ;  verfluecht(lji(, 
gern.  Stütz. 

Üe  neben  dem  häufigeren  ue  lässt  sich  rechtfertigen 
wenn  man  es  als  vom  Subst.  abgeleitet  auffasst.  Zuweilei 
scheint  es  aber  euphemistisch  gebraucht,  wie  neben  verflueeh 
zum  selben  Zweck  die  stärkern  Entstellungen  verflaem(er)t 
-ßüenict,  -flücchtclet  (B)  vorkommen,  letzteres  z.  B.  in:  Sit  da. 
m-flüerltteht  Turne"  i"tj'ftKrt  ist.  Schon  in  der  ä.  Spr.  kommei 
beide  Laute  vor,  doch  ist  oft  die  Schreibung  nicht  klar.  — 
Mit  der  Form  verftiieken  soll  die  Stärke  des  Affektes  genial' 
werden.  —  In  dem  Ausruf  nei"  Eci-/?ii<;citer.'  bezieht  sich  dei 
Comp,  .auf  ein  hinzuzudenkendes  nln  nrfliiri-ht  od.  rtiihml  iflit  «I« 


i 


1165 


Flach   -fiiich.    Flachs— flu.- 


Fliiclit    lliichl 


1166 


Fluecher.     Ve  Fl.  Ulf  et  dem  Tüfel.  Ineichen. 

Wett-fluecliet  in.:  Wettkampf  im  Fluchen  (wer 
'i  stärker  fluchen  könne)   L.   —   Vgl.   Grannete,    Wettkampf 
',  im  Grimasseuschneiden   iiinl  iilinlii'hc  rohe  Spiele. 
I        Fluechi  m. :  der  oft  und  stark  flucht  Z. 
'        G'flüech  n.:  anhaltendes  starkes  Fluchen  Z. 


Flachs,  Fhi.r  BO.;  Gr  ~-  ni.:  1.  die  Kulturpflanze. 
,  Syn.  Hai:  Wilde''  FL:  Flachsdrunt,  linaria  vulg.  Mill. 
,  B;  Berglein,  linum  montanum  (Durh.);  gyn.  Krotten-, 
j  Berg-Fl.  De''  Fl.  rcachst  dur'''-ne  Schuehsole  dure. 
Ineichen.  Fl.  und  Bebe'  gend  's  nid  vergebe"  =  ver- 
,  langen  sorgfältige,  mühsame  Arbeit,  ebd.  Wie  gröber 
de''  Fl.,  wie  stärcher  de''  Fade.  ebd.  —  2.  Käme  einer 
,  gelblichen  Kuh  GrL.  Vgl.  Fuchs. 
':  ,Krotten-fl.,  wildflachs,  harnkraut,  lynkraut, 
[  uabelkraut,  schysskraut:  osyris  vel  osyrias,  Tulgo 
»  linaria  [d.  i.  antirrhinum  lin.].'  KdGessn.  1542. 
i  Betr.  die  ,Kröte'  vgl.  das  folgende  Comp.,  welchem  im 
I  L»t.  ,raDunculus',  im  Frz.  .greuouillette'  (von  ,rana'  und 
!i  ,grenuuille',  Frosch),  im  Deutseheu  aber  ,Hahueu-Fiiss'  ent- 
sprechen. 
1  Mos-:  Gifthahnenfuss,  ranunculus  seeleratus  LE. 
',  Auch  löse''  M.  Uw. 

I  Matten-:  1.  Wollgras,  eriophorum  latifolium. 
j  (Durh.)  .Alopecurus,  frumentum  caudatum  aliquibus: 
I  ein  graskraut,  gleicht  an  seinem  stengel  eim  fuchs- 
:  schwänz ;  villicht  mattenflachs,  oder  wisenwollen.' 
KdGessn.  1542.  —  2.  Kleinling V  ,Centunculus.'  Mal.; 
!  Denzl.  1716.  —  3.  Alpen-Ruhrkraut.  ,Gnaphalium 
'<  iilpinum  minus  B.'  Waon.  1680.  —  .\\\k  diese  Pflauzen 
fi  entwickeln  wollige  Borsten. 
I  Berg-:  Berglein,  linum  montanum  BO. 
F  flachse":  1.  Flachs  pflanzen  und  bearbeiten  BHa., 
'  Hk.,  Gr.  Vgl.  hänfen.  We"'-mic  [man]  vil  Bisti  ivill 
uberclw,  so  miicss-mu  im  Schitz  [im  Zeichen  des 
I  Schützen]  flaxen  [Fl.  säen]  un  hoifen  BBe.  —  2.  (auch 
';  (i6-,  er-)  schlagen,  peitschen,  durchprügeln  B  (mehr 
j  scherzh.).  ,Ein  österreichischer  Corporal,  der  einen 
armen  Teufel  mit  dem  Haselstock  kaltblütig  abflachset.' 
1  GoTTU.  —  2  von  der  Behandlung,  welche  der  ausgezogene 
i'  Flachs  erfährt. 


Flachs  er  e  {-x-  BGr.)  f.:  1.  Flachspflanzung,  -beet, 
-feld,  ,-bünd'  B.  ,Eine  Partie  nach  dem  Bohnenplätz 
oder  der  Fl.'  Gotth.  ,Bis  dahin  habe  es  eine  Fl. 
haben  dürfen.'  ebd.  —  2.  „der  darin  stehende  Flachs 
selbst  B;  LE.- 

flächsi":  ausFlachs  bestehend.  Fläclisi"  Tiiech  ScH. 


'       Flächt  m.:    Hauch,  leichter  Wind  W. 

I         Wahrsch.  t/j  ^  7i  =:  «',  von  einem  'jhiweyi^Mainii,  blähen. 

IjVgl.   ,flach'  :  ,blach'    und  die  Anm.   zu  ßöchen  IS. 

\  Flecht  f.:  Flehen,  dringende  Bitte.  .Welcher 
i\  [Schitts-]  Patron  die  mehrern  der  pilger  hat,  der  suocht 
.'  an  die  andern  mit  grosser  fl..  dass  sie  auch  zu  ihm 
!  kommen.'   1460,  BvEptinhen.    -    Mhd.  ßohede,  ßeelUe. 

Flecht.  n.:  Geflecht,  Flechtwerk.  's  Fl.  schneitle, 
'  an  dem  Strohgeflecht  für  die  Strohhüte  die  hervor- 
ragenden Halmenden  abschneiden  ZRafz. 


G'flecht  n.:  Flechten.  Hautkrankheit  IJlie.  .Gftecht 
im  angcsicht.  Zittermäler  und  ander  geflecht.'  XVII., 
Birl.,  B  Arzneib.  —  In-  (Igflecht):  Teil  einer  Peitschen- 
schlinge ZBenken. 

Flechte"  f.:  1.  Haarzopf  BBe.  —  '2.  Flechtwerk 
zum  Schutz  des  Ufers.  ,Die  pfiil  zuo  den  flechten.' 
Stadtb.  Wthur.  —  Wanne"-:  Wiesenzittergras,  briza 
media  Aa  (Muhlb.). 

in-flechten:  (refl.)  sich  einmischen,  in  einen 
ßechtshandel.  .Tete  sich  iemand  y.  on  recht  fuogsam 
ursach.'  1520,  Bs  Rq. 

vlicht(er)   s.  vil-llcht.  flöchten    s.  flachen. 

Flncht  f.:  1.  das  Fliehen,  Meiden.  S.  Folg  3 
Sp.  810.  —  2.  Ausflucht.  ,Das  ir  so  arm  fluchten 
suochend.'  Zwingli  1527.  —  3.  Zuflucht,  Hülfsmittel. 
, Dieses  Bündniss  sei  die  letzte  Fl.,  um  bei  Ehre  und 
Gut  zu  verbleiben.'  1529,  Absch.  —  4.  concr.  a)  gerade 
Richtung,  Reihe,  allg.  's  ist  (nid)  i"  der  Fl.,  Aus- 
druck der  Bauhandwerker.  Bäume,  Reben  udgl.  j" 
d'  Fl.  setze'  =  i"  ZileßeJ",  in  geraden  Linien,  Zeilen. 
Spreng.  I"  Fl.  stehen  die  Beine  beider  Schwinger 
aus  einander  rückwärts  Uw.  Mit  halbem  Übergang 
zu  zeitlichem  Begritf:  Me"  cha""  d'  Vorfenster  in  einer 
Fl.  a'henlie',  wenn  si  'zeichnet  sind  Si'HSt.  —  b)  Kluft. 
Schlucht  Ap. 

Die  letzte  Bed.  wird  eher  auf  der  von  .ZuHuchtsort'  als 
auf  der  von  ,gerader  Richtung'  beruhen.  Bed.  4  a  beruht 
nach  Gr.  WB.  3,  183:3  auf  Abi.  des  W.  von  ,fliegen',  nicht 
von  , fliehen',  weil  lat.  ,ala',  gr.  ittepä  ebenso  gehraucht 
werden.  Aber  die  Anschauung  scheint  doch  nicht  ganz  die 
selbe  wie  im  Deutschen,  schon  wegen  des  Plurals  uud  weil 
jene  WW.  schon  im  Sing,  etwas  Concretes  bezeichnen  und 
da  , Flucht'  meistens  zunächst  ,in  gerader  Richtung'  geschieht, 
so  liegt  die  Erklärung  von  dieser  letztern  Seite  näher;  vgl. 
den  technischen  Ausdruck  vom  perspektivischeu  Zcichuuu: 
,die  Linien  fliehen  nach  dem  Augpuukt'. 

Ab-  =  Flucht  1  (pleonast.  wie  Us-Fl.].  ..\.  iler 
rychen  Benedictiner  under  den  stat  zuo  Rom.-  Vad 
,In  der  a.  eines  abts.'  ebd.    Vgl.  abfli'ichlig. 

U  s  -  =  Flucht  1  (vgl.  Flucht  2  =  Ausflucht).  ,üie- 
wyl,  so  einer  geltschulden  halber  abtreten  müessen, 
etliche  zuogefaren  und  glych  vor  syner  ussfl.  an  ire 
schulden  [Guthaben]  waaren  von  im  empfangen,  damit 
sy  unib  das  ir  bezalt  werdint,  [sollen  in  Zukunft  solche 
Waaren  zurückgegeben  werden,  ausser  dass  Einer  be- 
schwören könne,]  dass  er  von  synem  vorhabenden 
flüchtigen  fuoss  und  abtritt  nüt  gwüsst  habe.'  1580, 
Z  Gerichtsordn.;  vgl.  dazu  FvWyss  1845,  17'2. 

Hin-  =  Flucht  1.  ,Er  hat  die  besten  sachen  mit 
im  in  syner  h.  mitgenommen.'  Rüeger  1606. 

Sehne-  BHa.;  „GRPr.",  Zue-  Uw:  eine  tiefer 
oder  übh.  geschützt  gelegene  Alp  oder  ein  Wald, 
wohin  man  mit  dem  Vieh  fluchtet,  wenn  die  Hochalpen 
während  der  Alpzeit  vorübergehend  beschneit  werden; 
in  Uw  meist  ein  Stafel  mit  Wald  und  Hütten  mit 
einigem  Heuvorrat,  wohin  das  Vieh  auch  im  Anfang 
und  am  Ende  der  Alpzeit  getrieben  wird.  ,So  man 
muoss  abfaren  [ab  der  Alp]  oder  zuo  zy flucht  [1.  ,zilfl.'V] 
faren,  so  soll  ein  jeder  dem  andern  an  schaden  faren.' 
ca  1500,  Obw.     ,Zueflucht.'  1458,  UwKerns. 

fluchtsam:  flüchtig,  flüchtend.  GHdschr. ;  C'opieb. 
GWyl.  --  Fluchtsami  f.:  Flucht.  .Wo  ien.and  in 
ein  kirchen  sein  fluchtsame  hin  nam.'  Vad.  —  So  auch 
spät  uihd. 


1167 


Fhulii     flucht.    Klart    tiu.l 


lli;8 


flüchte":  1.  (reft.)  ,sich  gefluclitet  haben',  ge- 
storben sein  W.  —  2.  (tr.)  in  die  Flucht  schlagen. 
Syn.  flüchtigen.  ,l)ann  wie  könnt  die  kleine  Zahl 
Ihren  stärkren  Feind  dissraal  Fl.,  wann  nicht  Gott  die 
t?chwachen  Täte  stark  und  sieghaft  machen.'  Toggenb. 
Krieg.   —   Ahd.  ilulitmi,  fugare. 

flüchtig:  1.  geradlinig  L.  Vgl.  ,Das  neue  Haus 
steht  mit  dem  alten  tl.'  (in  einer  Linie).  Gr.  WB.  3, 
1835.  9.  —  2.  .flüchtiges  Guef:  Gut  von  flüchtig  ge- 
wordenen Leuten  ?  .[Gerichtsgebühren]  von  kouf- 
briefen  umb  zins,  umb  ligende  oder  farende  güeter, 
erblos,  fl.,  oder  als  umb  varend  [unifarend  ?]  güeter.' 
1557,  Bs  Rq.  —  ab-  =  flüchtig  in  der  gew.  Bed.  Vgl. 
Äbfiucht.  ,Uer  apt  ist  hinder  uns  vom  gottshüs'  a. 
worden.'  1531,  Strickl.  —  ent-:  sich  durch  Flucht 
entziehend.  .Beschäch  aber,  dass  der  vorgenannt  Herr 
P.  mir  und  mynen  erben  enphluchtig  wurde.'  1343, 
Gfr.  —  feld-:  im  Felde  (Kriege)  sich  dem  Kampf 
oder  der  Partei  entziehend,  subst. :  Überläufer,  Ver- 
räter. ,lr  Gileaditer  sind  [seid]  als  die  veldflüchtigen 
vor  Ephraim  under  Ephraim  und  Manasse.'  1531, 
RicHT.  ,Perfuga:  v.,  abtrünnig,  der  zum  feind  fleucht.' 
Fris.  ;  Mal.   —  Scliou  nihd. 

recht-:  sich  dem  (zuständigen)  Gerieht  entziehend, 
den  Geriehtszwang  nicht  anerkennend.  Syn.  abschu-if- 
tig;  ding-fl.  ,4  houptlüt,  so  äne  urloub  harheim  zogen, 
und  etlich  r.  worden.'  1526,  ,\bsch.  .Damit  sy  nit 
r.  werdind  und  einen  abtritt  nemen  mögind.'  1531, 
Strickl.     Auch  im  LB.  von  Uw. 

ding-:  ebso.  ,Swer  ouch  [zu]  Zürich  wyn  schenket, 
wirt  der  d.  ald  entwyehet  von  hinnen.'  1342,  Z  Ratserk. 
,8\ver  von  unser  statt  d.  wirt,  dass  ouch  der  niemer- 
nier  in  unser  statt  kommen  soll.'  1348.  ebd.  .Dass 
man  nieman,  der  mit  gerichte  in  ei"m  gerichte  be- 
griffen wird  und  derselbe  von  dem  gerichte,  da  inne  er 
begriffen  ist,  in  ein  ander  gerichte  d.  wird,  dass  den 
nieman  schirmen  soll.'  1350,  Absch.  ,Dass  nieman  den 
andern  zihen  soll,  dass  er  d.  ist.'  L  ä.  Ratsb.  .Wurde 
ouch  kein  [irgend  einer]  unser  burger  von  unser  statt 
d.,  der  unsern  burgern  gelten  [bezalen]  sollte.'  14(i9.  Z. 

—  Schon  mild. 

flüchtigen:  flüchtig  machen,  in  die  Flucht  schla- 
gen. ,Die  fynd  wurdend  von  den  Züricheren  über- 
fallen, gschlagen  und  geflüchtiget.'  HBull..  Tigur.  .Er 
flüchtiget  herzog  Lüitfriden  und  paschget  [überwäl- 
tiget] in.'  RüKGER  1606.  ,Da  die  uberigen  gegen  H. 
hinab  geflüchtiget  wurden.'  Wurstis.  1765. 

Flüchtikus:    flüchtiger,  leichtfertiger  Mensch  Z- 

—  Schorzli.  frcbildet  nach  Aoal.  von  .Pfiffikus'.   Vgl.  /.iifliktm- 


Flad      flud.      Vü:1.   auch   die   Gruiipc    fhil   usw. 

Fläde".  Pfl-  BsStdt  —  PL  -ä-  Ar;  GlK.  —  Dim. 
FhiflU  GrD.:  Sch,  Flädmeli  GT.  —  m.  (f.  F) : 
1.  Kuchen,  kleineres  Festgebäck  an  Kirchweih.  =  frz. 
.beignet'.  Küechli  F;  sonst  grösserer  flacher,  dünner 
Kuchen  Ai>;  Gl;  G;  Sch;  oTh.  Syn.  Kueehc:  Wäje; 
Zelte.  Bes.  mit  verkochten  Erdäpteln  belegt  ZO.,  mit 
verkochten  Birnen  (BirechrüsiJ  SchwE..  mit  dürrem 
Obst  und  Zieger  Zg.  Vgl.  noch  die  Compp.  Flädli: 
1)  dünne  Eierkuchen  Sch.  2)  Nudeln  aus  dünner, 
zerschnittener  Omelette   an    einer   Sauce   GrD.     Vgl. 


Oster-  und  Fladensunntig  Ap,  wo  insbcs.  Rahm-.  Käs- 
und  Birnenfladen  um  Weihnacht  und  Neujahr  fast  in 
allen  Häusern  gebacken  und  früher  bes.  als  Weih- 
nachtsgeschenk an  niedrige  Angestellte,  auch  von  den 
Bäckern  an  ihre  Kunden  gegeben  wurden.  .Wenn 
man  ze  Utzwyl  einen  hirten  setzen  will,  den  soll  man 
dingen  by  den  fladen  ze  wienacht.'  Offn.  G  OUzw. 
.Welle  syn  bsunder  brot  isset  [unverheiratet  eigenen 
Rauch  führt],  der  soll  dem  weibel  ze  wienacht  ein 
wienachtbrot  oder  ein  fl.  geben.'  E.  XIV..  Off'n.  ZRass. 
.Libum:  fladen  und  nit  küechle.  Placenta:  ein  kuech, 
lebkuoch,  fl.,  krapfen.'  Fris.  Bildl.:  ,Der  sich  darzuo 
bestellen  lassen,  ward  bald  hernach  in  dem  Sabau- 
dischen  Krieg  darniedergelegt,  das  war  der  FL,  der 
ihm   beschehrt  war.'    1586,  DZwinger.     S.  noch  räss. 

—  2.  =  Kue-Fl.  Bs;  GStdt;  &c«;  Zo.  —  3.  wollener 
Umschlag  um  die  Windel  eines  Kindes  Ap;  GStdt. 
(S.  auch  Kinds-Fl.)  Syn.  Umtuech.  Unterlage  im  Bett 
eines  Kindes  Ap. 

Mhd.  .flade'  m.,  l)ieiter,  dünner  Kuchen;  Honigscheibe; 
Kuhkot.  —  Pf-  statt  /-  im  Anlaut  häufig,  bes.  bei  Subst., 
wo  es  aus  Assimilatiou  des  verkürzten  best.  Art.  erklärt 
werden  kann.  /'förf»i<7i' zunächst  für  • /"/(irffm;!' mit  unechtem 
.\uslaut  «1  nach  Analogie  von  Fade'",  Boile"'  ua.  —  Bed.  3 
wahrsch.  aus  dem  Hauptmerkmal  der  Fläche,  Glätte  (vgl. 
h-FL).  Vgl.  Bletz,  Stück  Zeug,  auch  von  gewissen  Kuchen 
gebraucht.  —  Der  Unterschied  von  Kucchen  ist.  wie  schun  die 
Angaben  von  Fris.  zeigen,  nicht  leicht  anzugeben,  und  kann 
höchstens  darin  liegen,  dass  FIndm  fast  durchweg  nur  dünne 
Kuchen  sind  und  dass  insbesondere  KüechH  sehr  manigfaltige 
Formen  haben  können.    —   Abi.  ßäMen. 

Is-:  schwimmende  Eisplatte  Th.  —  Oster-:  süsser, 
zur  Osterzeit  gebackener,  mit  Reis  belegter  Kuchen 
Bs.  ,Zu  süssen  Osterfladen  Sind  wir  nun  eingeladen, 
Schon  ist  das  Mahl  bereit.  Da  lassen  wir  uns  schmecken 
Die  Fladen  und  die  Wecken  In  aller  Herrlichkeit: 
Vivat  die  Osterfeier,  Die  Fladen  und  die  Eier.'  KRHa- 
GENBACH.  Mit  gedörrten  Birnen  belegt  GStdt,  Wa. 
Nach  dem  B  Kochb.  1756  eine  Art  Torte  aus  Ei,  Rahm, 
Butter  mit  gebackenen  Brotschnittchen  belegt. 

Kue-:  platter  Kuhkot  Bs;  G;  Zg.  Syn.  (Teller); 
Sunnenwäje;  Teisching.  —  Käs-:  Kuchen  mit  Unter- 
lage von  ausgewalztem  Brotteig  und  Beleg  von  Milch, 
Mehl,  Käse  und  Gewürz  Ap.  —  Krüter-.  .Moretum, 
Kräuterfladen,  Pfannenkuehen.'  Denzl.  1677;  1716.  — 
Mandel-:  Mandeltorte  Gl  (modern).  —  Biber-: 
Kuchen  aus  Honigteig  Ap;  GT.  Syn.  Biberzelte.  — 
Bir"e"-:  Kuchen  mit  verkochten  gedörrten  Birnen, 
Speck,  Nüssen  und  Gewürz  belegt  Ap.  —  Pfann en- 
tlad =  artocrea.  Vocabdl.  Engelberg.  —  Räm-,  BöWr, 
ÜH^Hi- Flade:  flacher,  runder  Kuchen  aus  dünnem 
Brotteig,  mit  einer  Mischung  aus  Rahm,  Mehl  und 
Gewürz  belegt  oder  kleiner  aus  Pastetenteig  mit  ein- 
gewirktem Rahm  Ap;  GStdt.  —  ^^ iher-  =  Biher-Fl. 
GT.  ~  Z  iger-:  Backwerk  aus  Mehlteig.  Zieger,  Honig, 
Mandeln  usw.  UwE. 

Flader  m.:  \.  =  Kuefladcn  ¥'S.  (FUider);  .LE.", 
auch:  ..massenhafter  Strassenkot,  halb  geschmolzener 
Schnee"  LE.;  S  (Pfl-).  S.  auch  Pflätter;  Flätterlig; 
Finder;  Fliitter;  Binder;  Pflittere;  Blüdcr;  Pflüderlig. 

—  2.  in  der  Gaunerspr.  des  XV.:  Bad  (Edlib.).  Vgl 
Ftaderfetzer,  Bader.  Gengexb..  Bettlerord..  und  flä- 
deren,  mit  Wasser  spielen.  —  3.  Flamme.  Lohe.  En 
Fl.  Für  GT.  —  4.  Maser,  Ader,  Blume  in  Holz  und 
Gestein  L;  Holz  von  jener  Bescliatfeiiheit.  bes.  Ahorn, 


IKitt 


Find.  HimI,  Hill.  H.id.  tlml 


1170 


ilas  in  duiiiio  Blätter  zersägt  (Fl.  sage")  als  Furnier 
von  Geräten  gebraucht  wird  SchwMuo.  Früher  wur- 
den bes.  Trinkgefä.sse  aus  solchem  Holz  verfertigt; 
s.  iladerin.  ,F1. :  molluscum  aceris  tuber  est,  brusco, 
(juod  intortins  et  erispum  est.  multo  pra»stantius,  sim- 
■  plicius,  sparsum.-  KdGessn.  1542.  .Materia  surda  (in- 
digesta  ligni  simplieitas):  holz  daran  nichts  hübsches 

•  ist,  (ein  glatt  einfaltig  und  schlecht  holz,   das  weder 

•  bluomt  noch  reid  ist  und  kein  strymen  oder  öugle), 
:  weder  niaser  noch  fl.  hat'  Fris.  .Molluscum:  stamm- 
'  reit  (an  Bäumen),  fl.  sagend  etlich  (breiter  ahorn- 
'    schwamm).'  Fris.;  M.4l.;  Denzl.  1G77;  1716. 

I  Mhd.  vlatki-  m..    geädertes  Holz,  Maser.     In  Bed.   1   ist 

i  das  W.  viel),  ans  dem  gleichbed.  .Fladen'  entstellt  oder  mit 
i  diesem  verwechselt;  dagegen  lassen  sich  Bed.  2  u.  3  sowohl 
;  mit  einander  als  mit  4  vereinbaren;  denn  der  Maser  zeigt 
I  Figuren,  welche  sowohl  Wellen  als  Flammen  gleichen  (vgl. 
, wallen'  von  beiden  Elementen),  sowie  diese  beiden  Flügcd- 
I    schlagen   (vgl.  ßudenn  =  flattern). 

Schindlen-  s.  -Fläcler. 

i        fladere":     1.    „vom    Rindvieh:    den    Mist    fallen 
f  Iftssen  LE."     Syn.  fläderen;  flatteren;  pflätteren;  flut- 
teren;  pflütteren.    Zu  Flader  1.  —  2.  Wäsche  in  reinem 
Wasser   entlaugen,    auswaschen,    spülen    TaTäg.     Zu 
Flader  ä.   Y gl.  fläderen;  flederen;  pfladeren.  —  3.  „hell 
auflodern,  eine  breite,  hohe  Flamme  werfen,  allg."    Zu 
Flader  3.    —    4.   mit    Maserholz    besetzen    Ndw.   — 
(   5.  wachsen,  wuchern.     .Die  Wurzel  kriechet  und  fla- 
I  dcrt  hin  und  her  in  der  Erden,  also  dass  viel  Neben- 
zinken von  einer  Wurzel  sich  ausstrecken.'    Zwinger 
KitHi.     In  Verbindung  mit  ?ä",  lassen:  Pflanzen,  eine 
Hecke  udgl.  frei  wuchern  lassen,    nicht   stutzen ;    die 
Haare  oft'en  lassen,  anstatt  sie  ordentlich  in  Zöpfe  zu 
i  flechten.     Eigetli"''   hrücht  's  gar   eken   Zopf;   i"   der 
Stadt  inne"  Imid   d'  Chind  iez   au'''   nw  Alles  fl.    Z 
i  (Schwyzerd.).     Auch  bildl. :  d'  Sach  la"  fl.,  die  Sache 
i,  sich  selbst  überlassen,  seine  Angelegenheiten  vernach- 
[  lässigen    Z.     Vgl.  Fladerstüde,   -wid.  —  6.  zerfallen, 
I  verwelken,    von  einer  Blume,    deren  Blätter   abfallen 
(  und  verfliegen  B.   —  7.  (pfl-  ZSth.)   schwach  fliegen, 

•  flattern;  bes.  von  jungen  Vögeln,  die  noch  nicht,  oder 
,  von  verletzten  (auch  gestutzten),  die  nicht  mehr,  oder 
t  von  solchen  wie  die  Hühner,  die  übh.  nicht  fliegen 
!  können  Z.  Syn.  fläderen;  floderen;  flotzen.  De'' Fane 
;  pfladeret  schö"  ZSth.  .Wann  der  Mensch  seine  Ge- 
danken   fl.;  lasst  auf  der  Erden.'    FWyss  1650.     ,Fla- 

I  deren,    fläderen,    volitare,    vagari.'    Eed.  1662.     ,Alas 

quatere,  vibrare:  die  Flügel  schwingen,  fl.'  Denzl. 
\  1677;  1716.  .Sie  zeigen  viel  Freundlichkeit  und  Hold- 
1  Seligkeit,  da  heimlich  in  dem  Mund  und  Herzen  nichts 

anders  fladeret  als  [Schimpfworte  wie]  faule  Ketzer 
^  usw.'  ClSchob.  1699;  vgl.  .geflügelte  Worte'.  ,In  den 
'  Lüften  herum  fl.'  JUlr.  1733.  ,Es  scheint,  dass  man 
'  disen  Marchpunkt  wolle  herum  fl.  lassen  [nirgends 
I  Kxieren].'    1759,    Z.     Mit    scherzhaftem   Pathos    (und 

daher  halb  bücherdeutsch)  ruft  man  dem  im  Unfrieden 
1  Scheidenden  oder  dem  verloren  gehenden  Bositztume 
I  nach:  .fahre  hin  und  fladere!'  —  8.  =  floderen  3,  flä- 
!  deren  3  Ndw. 

Mhd.  i'kulenn,  Hackern;  also  uur  =  :ü.  7  ist  viell.  ab- 
t  «utrenuen,  da  nhd.  .flattern'  in  Betracht  kommt  (s.  .\iim.  zu 
if  ßefläda). 

ver-:    auseinanderstieben,    sich   zerstreuen,    z.B. 

von    vereinzelten    Stimmabgaben    bei    Wahlen    Sch; 

(«vanescere.'    Id.  B.     .Du  must  zur  Kinderlehr.    sonst 
Schweiz.  Idiotikou.  I.  8. 


MiÖL-hten    deine  Gedanken    v. 
verlaufen.'  AKybcrz  1753. 


id  du  dich    (von  Gott) 


fladerächtig:  fladerartig.  maserähnlich,  v.  Holz. 
.Crispans  buxum:  fl.,  blüembt  [beblümt].'  Fris.;  Mal. 
.Crispans,  fladerecht,  erschüttend.'  Denzl.  1677;  1716. 

—    Zu    Finder   4.      Syn.  fladtritj. 

flad(e)rig:  1.  „kotähnlich  LK."  Zw  Flader  T.  Syn. 
flatterig;  pflütterig ;  pfluderig ;  pflatschig.  —  2.  maserig 
L.  Zu  Flader  4.  —  3.  „windschief  L."  (Eig.  ver- 
wachsen, aus  der  schlichten  Lage  und  Richtung  aus- 
weichend, zu  fläderen  5?)  ■-  4.  aufgeschossen,  locker, 
von  Kohl  Bs.     Syn.  fiauderig. 

fladerin:  aus  Fladerholz,  bes.  von  Trinkgefässen 
häufig  in  luventaren  XV./XVll.  L;  Z.  ,Ein  haslin 
fladrin  cappli  [Kapsel  oder  Deckel'?]  mit  silber  be- 
schlagen.' 1440,  B.  .Ein  fladerin  schal.'  1470,  Bisch. 
Johannes  v.  Basel.  .Ein  fl.  beschlagen  köprtin.'  1497,  Z. 
,Ein  gar  grosser,  fladerer  [1.  .fladeriner'],  unbeschlagner 
köpf.'  1588,  Klosterarch.  SchwE.  .Pantherinaj  inensse: 
tisch  mit  hüpschem  holz  mit  runden  flecken,  wie  die 
haut  von  leoparden  sind,  fl.  tisch.'  Fris.;  Mal.  ,12  flä- 
deri  Lött'el.'  1675,  G. 

flädele":  schmeicheln,  liebkosen  Uw.  —  Eig.  .glatt 
streichen' ;  zu   .Fladen'. 

Flader  m.:  1.  altes  (baufälliges)  hölzernes  Haus 
mit  sehr  niedrigem,  breitem  Dach  ZB.,  0.  —  2.  breites 
Ding,  auch  Weib  ZF.     Vgl.  Syn.  Flattere;   Pfludere. 

Zu  ßädercn  i.  S.  V.  aus  einander  fallen  (vgl.  ßaderen  6) 
oder  eher  i.  S.  v.  sich  breit  ausdehnen;  vgl.  auch  .Fladen'. 

G'fläder  n.:  1.  Geflatter,  von  Vögeln,  die  hastig 
durch  einander  fliegen  Gk  ÜbS.,  V.  —  2.  flatternder 
Putz,  bes.  Bänder  an  der  weibl.  Kleidung,  ebd.  Syn. 
Flattere. 

Nacht-:  Nachtschmetterling  ZNer.  —  Zu  ßidiren 
i.   S.   V.   flattern;   vgl.  ßaderen   7. 

Schindle"-:  Haus  mit  niedrigem  Schindeldach 
ZO. ;  s.  Flader  1.  .Ein  elender  und  wüster  Sch.' 
Stutz.  B'hiiet  Gott,  alte'  Sch.!  ebd.  E  Dorf  —  es 
hat  so  ebig  suher  [iron.]  Sch.  ebd.  .Schindelnflader'. 
1751,  Mei.,  Wetz. 

Plädere  f.:  stehen  gebliebener  Stumpf  eines  ge- 
fällten Baumes  Gl. 

fladere":  1.  „den  Kot  von  sich  geben,  v.  Rindvieh 
LE. ;  ScHW."  Zu  Flader  1  n.  =  fläderen  1.  Vgl. 2>fl-.  ~ 
2.  „Flüssigkeit  reichlich  und  sorgsam  herum  giessen 
UwE."  Sonst  aber  allg.:  Flüssigkeit  in  unnötiger 
Menge  und  ohne  Sorgfalt  verbrauchen  und  verschütten, 
so  dass  die  Umgebung  besudelt  wird.  Bes.  v.  Wasser, 
aber  auch  mit  Kot  und  Fett  beschmutzen  F.  Er  het 
's  Öl  über-e  [den]  ganze"  Bode'  g'fläderet  SohwMuo. 
Syn.  sudlen;  etwas  schwächer  als  fletzen,  so  dass  die 
Flüssigkeit  mehr  zerstreut,  als  auf  einen  Fleck  ver- 
schüttet wird  Nnw.  Wäsche  im  Wasser  herum  ziehen ; 
Syn.  flatteren,  flatteren;  flätschen;  floderen;  koslen; 
közen;  pfladeren;  vgl.  auch  flederen;  fletschen;  Ge- 
flätseh;  flädernass.  —  3.  (pfl-  Sch;  UUrs.)  flattern, 
allg.  Syn.  fläderen  7;  floderen;  flatteren;  flotteren; 
flatteren;  pflude^-en.  Bes.  schwach  und  mühsam  B; 
L;  Sch;  U;  auch  von  einem  Nachtschmetterling,  der 
sich  die  Flügel  am  Licht  versengt  hat  BSi. ;  von  der 
Fledermaus  Gr;  W.  Mit  den  Flügeln  schlagen  Obw. 
Von  einem  Tuch.  Überh.  von  raschen,  heftigen  Be- 
wegungen.   So  bes.  in  Verbindung  mit  .lassen':  eine 


1171 


Flad.  Heil,  HiJ.  Hod,  tiud 


1172 


Ohrfeige  //.  l.  Gotth.  Er  het-cm  Mini  la  fl.  Zyro. 
Vgl.  Fläderli"g.  En  Schutz  la  fl.,  einen  Schuss  los- 
lassen Aa;  aufs  Geratewol,  ohne  genau  zu  zielen 
(Syn.  lä  flüge)  BoSi. ;  auch  ohne  genanntes  Obj.:  ein 
Geschütz  losbrennen  Aa.  Schneballe"  la  fl.  B  (Zyro). 
Uneigtl. :  ,Bei  uns  zu  Lande  ist  es  nicht  so  mit  einem 
Tanze  abgetan,  so  dass,  wenn  der  Geiger  den  letzten 
Strich  tut,  man  das  Mädchen  fl.  (halb  fliegen)  lassen 
Ifann,  unbekümmert,  in  welche  Ecke  oder  an  welche 
Wand  es  gerät.'  Gotth.  .Lisi  Hess  mutwillige  Spöt- 
tereien fl.  in  der  Stube  herum.'  ebd.  /'''  lo"  rw"''  der 
letst  Sprutz  [den  heryorspritzenden  Rest  im  Fasse] 
i"  d'  MösgtMeren  [eine  Mass  haltende  Flasche]  ie 
lo"  fl.,  bis  ^ass  si  überloff'en  isch.  AGisi.  Absol.  mit 
einem  Wagen  schnell  fahren  (so  dass  ,es  geht  wie  ge- 
flogen') Aa;  Gr;  S;  daher  uf  der  Ise'ban  fläderet  's; 
ebenso  auf  einem  Wagen  bergab  BE.  Mit  unbest. 
,es'  als  Obj.  oder  absol.:  viel  Geld  ausgeben,  flott 
leben,  Etwas  drauf  gehen  lassen  Aa;  B.  ,Wir  wollen 
zu  Markte  gehen  und  es  einmal  lustig  fl.  lassen.' 
(totth.  Sich  der  Lust  hingeben  B;  S;  einer  Sache 
ihren  Lauf  lassen,  ohne  sich  weiter  darum  zu  küm- 
mern B;  Gr;  S.   Syn.  fladeren,  gän,  lopen,  Schlitten  Um. 

—  4.  dem  Boden  entlang  kriechen,  sich  verbreiten, 
besonders  von  Pflanzen,  aber  auch  von  einem  Feuer 
ZO.;  vgl.  fladeren  5.  Von  Hühnern,  sich  breit  hin- 
legen, sei  es  sich  zu  Boden  ducken,  um  sich  er- 
greifen zu  lassen,  sei  es  sich  in  den  Sand  einbetten, 
um  der  Sonnenwärmc  zu  geniessen  (Syn.  herdelen). 
wobei  sie  die  Flügel  ausbreiten  ZO.;  Syn.  sich  cer- 
tiien.    Auch  von  Menschen  z.  B.  fül  i'  's  Bett  fl.  ebd. 

—  5.  flackern,  flammen,  auflodern  BM.;  L  =  fladeren  2. 
.Wenn  das  Feuer  des  Himmels  auf  das  Haus  des  neuen 
Grossrates  gefallen  wäre,  Niggi  hätte  nocli  ein  Klafter 
Wedele  [Eeiswellen]  geopfert,  damit  es  recht  flädere.- 
B  (Sonntagsp.  1869).  —  6.  schnell  arbeiten  B  oAa. 
Syn.  fhtderen;  juflen.  —  7.  „plaudern  L." 

MhJ.  ,Tli'deroa',  flattern.  Dieses  letztere,  nhd.  W.  kommt 
iu  iinseru  M.4.\.  (in  diesem  S.)  uicht  vor,  dagegen  ßatteren 
(s.  d.)  in  der  entsprechenden  und  noch  anderer  Bed.  Vgl. 
auch  die  Aum.   zu  fladeren.    —    6  soll  viell.  heisseu   esfl.  la'. 

über-flädero":  überschütten  ScuwMuo.  —  a"-: 
mit  Anwerfen  von  Flüssigkeit  beschmutzen,  ebd.  — 
ver-:  1.  tr.  a)  ausgiessen  oder  durch  Verschütten  be- 
schmutzen, ebd.  b)  verwehen,  zerstreuen.  Der  Wind 
hät-mer  Alks  cerfläderet,  z.B.  von  Laub,  Streue  Aa; 
BM.  Die  Stimmabgabe  auf  viele  Kandidaten  zer- 
splittern Aa;  B.  -  2.  intr.  a)  verdunsten,  von  gei- 
stigen Flüssigkeiten,  ebd.  b)  zerfallen,  platzen.  Gut 
geratene  Kartoffeln  v.,  wenn  man  sie  länger  als  nötig 
über  dem  Feuer  lässt  ZO.  Zu  Fläder,  weiche,  breite 
Masse.     Syn.  flatteren,  s.  d. 

fläderle":  dini.  zu  fladeren  3,  von  Sclimettcr- 
lingen  Gr. 

Fläderli"g  m.:  Ohrfeige.  Ei'm  en  Fl.  ge'  Z. — 
Vgl.  tu"  fladeren  a  und  sya.  Flätler(lig) ;  Flattere;  Flättadm: 

Flädi  I  m.:  Taufn.,  Valentin?  Uw.  ,Und  weint: 
0  liebe'  Fl.,   o!'    (Aus   e.  Lied).   -   Vgl.  auch  fladelen. 

Flädi  II  m.:  1.  körperlich  und  geistig  unbeholfener, 
schwerfälliger  Mensch  Ndw.  Gang  eiceg,  dui  Fl.,  did 
chaiist  [kannst]  Nid.  ~  2.  Einer,  dessen  Moral  in  ge- 
schlechtl.  Dingen  anrücliig  ist.  ebd.  —  S.  auch  Fliitti. 

Plailder  m.:  1.  etwas  Leichtes,  Flatterndes  ZW. 
Syn.  Ge-fl.     Dünner,  leicliter  Baumwollenstoff  AaEtI. 


Leichtes,  geringes  Kleid  Zg  {-äu-);  Z  (auch  dim.),  „eine 
Art  leichter  fliegender  Weiberrock,  auch  Flauderrock 
B;  L."  Vgl.  Flauderjüppe ;  Fläuzli.  —  2.  schlechte 
Waare,  -Arbeit  (Fl.-Arhet,  -War,  -Zug);  einfältiges 
Zeug  Bs.  —  3.  Kohlpflanze,  die  mehr  in  Blätter  als 
in  einen  festen  Kopf  auswächst  „Aa;"  Bs.    Syn.  Ge-fl. 

Eine  onomatopoet.  Bildung;  /laudercn  (s.  u.),  lautliche  Ver- 
stärkung von  fladeren;   vgl.  flod-,  flud-,  flaut-. 

Flick-:  Schmetterling  Ap.    Syn.  Fifalter  Sp.  820. 

Nicht  blosse  Entstellung  von  Letzterem  oder  von  einar 
der  Nebenff.  desselben,  sondern  mit  Anlehnung  an  diese  nen- 
gebildet. 

Ge-  n.:  leichtes,  flatterndes,  undauerhaftes  Zeug 
B.  Von  leichten  Bettdecken  gegenüber  den  landes- 
üblichen schweren:  .S'o  unger-emene  G'fl.  z'ligge,  wo 
me"  nit  wüss,  heig-me"  Neuis  [Etw.]  uf  im  oder  heig- 
me"  Nüt.  Gotth.  Lockere  Sachen,  z.  B.  schlechter 
Kleiderstoff,  aber  auch:  faseriges  Fleisch,  z.B.  von 
Ziegen  GfiChur  (-äu-).  Die  nicht  anliegenden,  son- 
dern abstehenden  Blätter  von  Weisskohl  B. 

flaudere"  B;  VOrte;  G;  Z,  -äu-  Sch:  1.  „mit 
leichter  Mühe  emporschwingen,  so  dass  der  Körper 
momentan  hoch  in  der  Luft  schwebt  (z.  B.  beim  Schwin- 
gen) Aa;  B;  Vürte;  S;  Z."  —  '2.  „flattern,  z.  B.  vom 
Haupthaar,  das  unordentlich  herabhängt,  von  Putz, 
z.  B.  Arm-  und  Halsbändern,  die  der  Wind  hin  und  her 
treibt;  auch  von  Schnee,  der  wirbelnd  zur  Erde  fällt 
B;  ScH;  S;  Vw."  Vom  Geräusch  fliegender  Vögel  oder 
flatternder  Kleider  L  (St."") ;  von  Bändern  an  der  Kappe 
B;  von  nachlässig  flatternden,  zerfetzten  Dingen  GRh.; 
von  leichten  Flöckchen,  Kleidern,  auch  von  Personen, 
die  flatternde  Bänder  udgl.  tragen  Ndw.  —  3.  „von 
unbeständigem  Charakter  sein,  bes.  von  Jünglingen 
in  der  Liebe,  gleichsam  wie  ein  Schmetterling  von 
einer  Blume  zur  andern  flattern  L."  —  Mhd.  nur  rfcii- 
dern,   flattern. 

Flaudere"  f.:  \.  (-äu-)  flatterndes  Haarband  Sch 
Nnk.  —  2.  herumschweifendes  leichtfertiges  Weib  L. 
Syn.  Flanggine  usw.  —  3.  Eisenstange,  welche  Ge- 
mäuer zshält  BsÄugst.     Syn.  Schludere. 

Bed.  1  u.  2  scheinen  unvereinbar  mit  3;  aber  Bed.  3  hat 
auch  nhd.  ,Schlauder',  welches  daneben  =  , Schleuder'  gilt 
(vgl.  flauderen  7|,  also  eine  fliegende  Bewegung  bezeichuBt. 
Mittelbegriif  scheint:    übergreifen.     Vgl.   , fliegende'  Brücki.'. 

Flauderi  f.:  flatterhafter  Sinn,  Unbeständigkeit  L. 

—    Zu  flauderen  S.      Vgl.    Flauderi. 

flauderig,  „auch-ä«-":  1.  aufgeschossen,  locker, 
von  Kohl  Bs;  Syn.  fladerig.  G'flauder(l)ig,  locker, 
nicht  dauerhaft  Z.  Zu  Flaudcr  3.  —  2.  weit,  batf- 
schig,  von  Kleidern,  die  nicht  anschliessen.  sondern 
Falten  werfen  und  im  Winde  flattern  BAarb.  (auch 
flauder)  L.  Syn.  fludvrig.  —  3.  flatterhaft,  leichtsinnig 
Ap;  L;   ZO. 

flaudi.  Das  ist  fl.,  eitles  Vorgeben,  lockere  Gründe 
Z  (Spillm.). 

Flau  der:   Pflugscharreiniger  ScnMerish. 

y im  flauderen  i.  S.  V.  hin  und  her  fahren  (reibend),  welche 
Bed.  auch   ,schlaudern'   hat;  s.   d.   Anui.  zu  Flaudere. 

Flau  der!  Fläudri  n.:  leichtfertiges  Mädchen; 
auch:   leichtsinniger  Bube  W.     Vgl.  Flaudere  2. 

fläuderle":  „Dim.  von  flauderen  in  allen  (o) 
Bedd.  L."  1.  schweben,  fallen,  von  leichten  Dingen, 
z.  B.  Schneeflocken  Ar.  —  2.  im  Winde  flattern,  z.  B. 
von  weiblichen  Putzsachen,  wie  Bänder  (FlaiderlizügJ, 
auch  von  weiten,  fliegenden  Böcken  UwE.  —  3.  la'  fl. 


} 


I 


1173 


Flad.  flpd. 


flod. 


1174 


?ehon  lassen,  den  Lauf  lassen,  z.  B.  einen  Schlitten, 
den  man  (bergab)  nicht  mehr  aufhalten  kann;  eine 
verzweifelte  Sache  oder  Lage  BRi.  Vgl.  Ja'  Haderen. 
.  —  4.  (ein  Kind)  unter  den  Armen  haltend  (also  gleichs. 
fliegend)  davon  tragen  GTa.  -  .5.  flache  Steine  über 
die  Oberfläche  des  Wassers  werfen  L;  Zg.  Syn.  jlu- 
deren  und  s.  Vater  und  MucUr.  —  ver-:  verfliegen 
(davon  fliegen)  Ar. 

(nieder    Z,    Pfl-    ZF.    —    n.:    Unordnung    durch 
verschüttete  Flüssigkeit.   —  Va;!.  imcli  (ivßiükr;  (lifriirr,- 

Geßiiller. 

fledere"  Z,  jt/l-  ZF.:    mit  Flüssigkeit  unordent- 
:    lieh  umgehen,  so  dass  der  Boden,  die  Kleider  vcrnässt 
werden ;    in    Nassem    hantieren ;    von    Kindern :    mit 
'    Wasser  spielen;  syn.  flotschen;  götschen. 

Der  Laut  e'  scheidet  diese  WW.  von  den  sinnvwdten 
mit  ä  (e,  a)  und  weist  auf  Abi.  von  Flader,  zu  welchem 
I  wenigsteus  der  Bed.  nach  auch  ßäderen  1  gehört.  Der  letz- 
teren Gruppe  kommt,  wenn  man  fläderm  2  in  seiner  obigen 
i|  Gesellschaft  lassen  will,  die  Vorstellnng  des  breit  sich  aus- 
j  dehnenden  Fleckens  zu ;  doch  könnte  man  fladeren  1  u.  S  auch 
.[  Dur  als  lautliche  Ausweichungen  von  /lederen  betrachten. 
1     S.   noch  ßetzen,  ßetiehe». 

j  (leid:  geschmückt  BO.  (Zyro).   —   Ohne  Z-.veifel  vwdt 

i    mit  dem  syn.  ßSt  oder  daraus  entstellt. 

be-fleiden:  schmücken  I'  (Schott).   —  Vgl.  fluten. 
(Kranke)  pflegen,  bes.   sauber  halten,   u.   vgl.  ßiijm. 

Plider:  Flieder,  Holunder,  syringa  vulg.  A.a;  /,. 
Fliedmen   s.  F'liete. 

\  Ploder:  1.  ,nachlässig  gekleideter  Mensch  L;  Sch: 

I  S;Zn.  Syn.Pflodi."  Yg\.auchPfliider.  —  2.=Fluder3. 

iji  —   Kig.   ein  Mensch,  dessen   Kleider  schlottern  ißoderen). 

'  Hosen-:  der  Teil  der  Ho.sen,  in  den  man  mit  den 

I  Beinen  schlüpft  GRPr. 

flodere"  Aa;  Vüiite,    pfl-    B;    Sch:     1.  flattern. 

I  a)  von  Vögeln  =:  fladeren  7,  z.  B.  en  Amsle  ist  vor-nier 

;  zue  ufg'fluderet    AABd. ;    VOrte.     Vgl.  auch   fluderen. 

1  .Flnttern,   floderen,   fast  hin  und  her  fliegen.'    Fris.  ; 

\  Mal.    —  b)  von  Kleidern,  Bändern ;  von  aufgeputzten 

'  Weibern:  sich  mit  Geräusch  bewegen  Uw;  von  einer 

I  Fahne  im  Winde  L;  von  einem  Papier,  Schriftstück: 

(  eine  Adresse  //.  [abgehen]  la"  Nnw.  —  2.  ..schlottern, 

j  von  Kleidern,  die  nicht  anliegen.-    Syn.  flotteren;  fla- 

I  deren.     Vgl.   Floder-,    Pluderhosen    und    Hosenfloder ; 

;  p/luderig.    Locker  werden  AaKöH.  (auch  flotteren).  — 

I  3.  in  Flüssigkeit  schaukeln;  durch  Wasser,  Kot  waten 

B.    Syn.  flutschen.     Vgl.  find-,  flüd-. 

1  Ähnliche  Wörter  in  den  meisten  Dialekten.    Nhd.  ,flodern', 

't  flattern;  flackern.  Mhd.  ,vlödern,  vlüdern',  flattern,  schwingen. 

\  —   \\t\.  ßotwhen,  ßotzeii. 

„zer-:   zerflattern  L;  Zg." 

,floderig,  pfl-:  weit,  schlotterig."  Ygl.pflotterig. 
G'flöder  n.:  spritzendes,  sudelndes  Umgehen  mit 
\   Wasser  Gl.     Syn.  Gefieder  Z. 

I  Pluder  m.:    1.  schlechter,  nur  halb  auswachsender 

;   Hanf,  der  nach  der  Hanfernte  mit  dem  Unkraut  auf  dem 

t   Felde   zurückbleibt   Zo;   ZB.;    (aus   dem  guten  Hanfi 

t   ausgejätetes  Unkraut    ZHörnli;    lockere  Dinge,    z.  B. 

schlechter  Kohl  BAarb.  (auch  (i'fluder  n.) ;  Abfall  von 

j   Heizmaterial,  Reisig  ZZoll.  —  2.  der  an  einen  langen 

Stiel  gebundene  nasse  Lappen,  mit  welchem  der  Bäcker 

den   (Ifen    von    zurückgebliebener   .\sche    und   Reisig 


reinigt.  Ofenwisch  Ap  (auch  Tlutter);  G;  TuTäg.  Syn. 
Ofenlumpen,  -Puschner.  —  :{.  Liischwisch  Ar,  von  der 
Ai'.V.  Polizeiverordn.  185 1  neben  .Feuerkübol,  Leitern, 
Haken'  für  jedes  Haus  vorgeschrieben  (wohl  von  ähn- 
licher Beschafl^enheit  wie  2).  Syn.  Pfluder.  —  4.  (n.) 
weiche  Masse,  flüssiger,  mit  Schnee  gemischter  Strassen- 
kot  GA.    Syn.  (Ge-jFlüder;  Pfluder;  Pluder;  Flutter. 

—  5.  ein  Wasservogcl,  Art  Taucher,  Imber,  colymbus 
Immer.  Hartm.  1808.  Syn.  Sefluder;  Ganner;  Bhin- 
schär.  Von  Unkundigen  auch  für  die  Tauchergans, 
mergus  merganser,  Syn.  Selcatz,  -geiss;  Äschente;  grosse 
Isente,  gebraucht,  ebd.  ,Im  Bodensee  ist  ein  vogel, 
grösser  dann  ein  gans,  so  fl.  genennt  wirt,  on  zweifei 
darumb,  dass  er  also  uf  dem  wasser  flatteret:  dann 
er  weder  recht  fliegen  noch  gon  kann.'  Vogelb.  1557. 
,l)er  fl.  =  dünhel  [1.  .düchel'].  pygoscelis  maior.'  Mal. 

—  6.  Geschlechtsn.  Scbw. 

Ahd.  ,fludar',  FIoss,  ,fluodar',  Rinnsal,  mhd.  ,vlöder. 
vlüder',  Flut,  Floss.  stimmen  nicht  dir.  zu  unserm  W.,  am 
wenigsten  zu  Bed.  1,  aber  diese  ist  auch  mit  2—5  zu  ver- 
mitteln, indem  die  ganze  Familie  ß-d  zw.  den  Bedd.  .fliegen' 
und  ,fliessen'  (z.T.  auch  .flackern')  schwankt,  also  verschiedene 
Arten  (meist  mühsamer)  Bewegung  in  Luft  od.  Wasser,  dann 
auch  lockere,  weiche  Beschaffenheit  von  Körpern  bezeichnet; 
der  mit  Unkraut  gemischte  schlechte  Hanf  ist  eben  auch 
leichter  Stofl',  insofern  dem   Fliegen  verwandt. 

Ofen-:  1.  ^  Fl.  2.  -—  2.  (persönlich  gewendet) 
Spotttitel  für  den,  welcher  am  Morgen  des  Silvester- 
tages zuerst  an  den  Ofen  geht  Z  (Dan.).  Syn.  Öfen- 
f'uchs,  -kats. 

Se-:  1.  der  gesprenkelte  Taucher,  colymbus  stel- 
latus.  Hartm.  1808.     Syn.  Ganner.  —  2.  =  Fluder  n. 

,Im  Bodensee  wirt  diser  vogel  (Merch,  Meerrach,  ita- 
lienische Ent]  oder  so  diss  geschlijchts  ist,  S.  genennt.' 
Vogelb.    1557. 

fluder:  locker  BAarb.  VgL  flauder(ig);  fluger; 
pfluder. 

Fludere"  f.:  derbe  Ohrfeige.  Fi"ni  e  Fl.  länge 
[versetzen]  BsBirs.     Syn.  Fläderli'g. 

fludere",  -i7-  (ui)  Obw,  -o'-  Ai-:  1.  sich  in  Wasser 
oder  Luft  mit  Geräusch  bewegen  GRh.;  von  nassem 
Gewände:  , Seine  feine  schwarze  Kleidung  änderte  [im 
Regen]  um  ihn  herum,  wie  eine  Vogelscheuche  um 
den  Hagstecken.'  JEeith.  1851;  von  Vögeln,  bes. 
Wasservögcln:  coire,  auch  trans.  und  auch  von  Men- 
schen, =  voglen  Z  (Spillm.).  Eefl.,  sich  schütteln  Obw; 
Syn.  fluderen  5.  —  2.  mit  Geräusch  schäumen  (von 
Milch?)  BsÄugst.  Syn.  fluderen.  —  3.  in  Flüssigkeit 
spielen,  wühlen  U.     Syn.  fladeren;  flederen;  fluderen. 

—  4.  (ein  Tuch  im  Wasser)  schwenken,  spülen  Ap;  Z. 
Vgl.  fluderen;  flotschen.  —  5.  durch  einander  regnen 
und  schneien  Aa  (auch  i)fl-).  Syn.  fluderen.  Vgl. 
Fluderwetter ;  Fluderete.  —  ö.  Steinchen  über  die  Ober- 
fläche des  Wassers  springen  lassen  Schw;  Zg.  Syn. 
s.  fläuderlen.  —  7.  hastig  und  unordentlich  arbeiten, 
hudeln  ZZoll.  Syn.  fladeren  6;  schluderen.  Fl.  lä', 
zappeln,  in  Verlegenheit  ringen  lassen  Tu  (wie  einen 
des  Schwimmens  Unkundigen?).  —  8.  mit  dem  Flu- 
der (2)  den  Ofen  auswischen  Ap.  —  9.  Fluder  (1)  mit 
dem  Unkraut  ausziehen  Z«;  ZO. ;  überschüssige  Blätter 
(bes.  die  untersten)  am  Weinstock  ausbrechen  ZS.; 
Syn.  geizen,  läublen,  ernäusen,  blatten,  blättlen,  zwicken. 

In  der  ä.  Spr.  mit  kurzem  Voc.  nicht  sicher  bezeugt  (nur 
.flüdern',  rinnen,  flössen,  s.  Anm.  zu  Fluder),  bei  Gr.  und 
Schm.  ,fludern'  nur:  flattern.  Für  Bed.  7  kann  als  Grundbed. 
sich   hastig  bewegen'  angenommen  werden;   iirspr.  aber  wohl 


1175 


Plad— rtiiil.     Flag^fliig 


1176 


,im  Wasser',  also  eiue  Anwemluug  vou  1.  Aus  9  iu  An- 
wendung auf  den  Weiustoek  scheint  zu  folgen,  dass  die  über- 
flüssigen untern  Blätter  desselben  als  eine  Art  Unkraut  be- 
trachtet werden  und  viell.  auch  selbst  Fhuler  beissen.  S.  auch 
jifindereii;  ßuttcreii. 

us-fludere":  1.  durch  Herumziehen  im  Wasser 
obenhin  waschen  ScnSt.  —  2.  von  ausgejätetem  Un- 
kraut die  Erde  abschütteln  ZO.     Zu  Fh'iäer  1. 

Pluderetc  f.:  Eegenguss  B. 

fluderig:  schlotterig,  bauschig,  zu  wenig  an- 
liegend, von  Kleidern  B  =  fhiuderig  u.  floderir/.  Syn. 
ffloygig,  higg.     St.  gibt  „fluderig  =  flauderig." 

„Fludertschi  n.:  Heidelbeere,  vaccinium  myr- 
tillus  ÜR;  L."  —  Viell.  zu /"(«rfei- i  i.  S.  t.  Gestrüpp,  Un- 
kraut.  Vgl.  aber  FbigertsMi  neben  Flüderele:  Schneeglöckchun. 

F  lud  er  m. :  Schlamm,  Strassenkot  Z.  Syn.  Ge- 
fliider;  Blilder.  Weiche  Masse,  die  beim  Drücken 
zerfliesst;  z.  B.  zu  weich  gesottene  Erdäpfel  Ndw  (-i-). 

—  G'flüder  n.:  1.  Schlamm,  halb  geschmolzener 
Schnee  Gl;  LG.;  G;  ScHw ;  Z.  Heb  de'  Bock  üf,  's 
hat  dei  [dort]  Gfl.  Stütz.  Lueg  nw  die  s&be'  Fränseli- 
corhäng  und  so  e  Gfl.  rings  um  's  Has.  ebd.  Syn. 
Pflüder  m.,  Geflütter  m.    Vgl.  Gßüderwetter,  flüderen. 

—  2.  unordentliches  Umgehen  mit  Wasser  Gl.  Syn. 
Gefieder.  —  3.  Staub,  den  man  aus  alten  Kleidern 
schüttelt  BSi.     Zu  flüderen  5. 

Fl  mit  verk.  Präf.  ge-  ergibt  häufig  durch  Assimilation 7)//-. 
Ebenso  erscheint  in  der  Wortfamilie  ß-äer  zuweilen  tt  neben 
oder  statt,  d.  Vgl.  ßaderen:  nhd.  ,fiattern';  Flotter  neben 
Finder  .A.p;  auch  in  anderen  WW.,  wo  Liquida  im  Spiele 
sind:  si-hnädcren,  schnattern  udgl.  Doch  hat  (leßütter  noch 
andere  Bedd.  (s.  d.).     S.  auch  Pßiider. 

Sehne-:  lockerer  Schnee,  Brei  aus  Wasser  und 
Schnee  BSi. 

flüdere":  1.  aus  Unachtsamkeit  oder  Ungeschick 
Flüssigkeit  verschütten  und  damit  Etw.  besudeln;  z.  B. 
die  Suppe  unordentlich  essen,  v.  Kindern  Zg;  unordent- 
lich mit  Wasser  hantieren,  stark  netzen  Gl.  .\uch  un- 
pers.:  Dojiud  [in  der  Hölle]  Chessi  a  Cliessi  g' stände" : 
g'südcret  Iied  's  und  g'flüderet.  perf'el;t  wie  u-enn-me" 
Schncyye"  säd'ti.  JBEöli  1871.  —  2.  durch  einander 
regnen  und  schneien  BM.  —  o.  in  seichtem  Wasser 
waten  AASeet.  —  4.  (trans.)  einen  Gegenstand  rasch 
im  Wasser  schwenkend  reinigen  BKi.  —  5.  schütteln 
BSi.;  W.  Syn.  fluschen:  fletzen;  ergudren;  sad'en; 
schottlen;  stauben.  Z.B.  einen  Lappen,  um  ihn  aus- 
zustauben BSi.;  auch  einen  Menschen:  beim  Schopf 
nehmen,  um  ihn  zu  züchtigen,  ebd.  (Refl.)  von  Tieren, 
zunächst  Vögeln:  mit  Flügelschlag  baden  oder  nach 
dem  Baden  das  Wasser  abschütteln  BKi.;  von  Hühnern: 
sich  in  Erde  baden  BHk. ;  syn.  fläderen;  von  einem 
nassen  Pudel  oder  von  Schafen,  die  ans  dem  Regen 
kommen  BSi.;  von  Menschen:  Staub  oder  Schnee  vor 
der  Türe  abschütteln  BHa.,  Si.;  Obw;  syn.  flüderen. 
(Unpers.)  es  fläderet-mi"'',  ich  werde  von  Fro.st  oder 
Fieber  geschüttelt  BRi.  —  6.  flattern,  von  kleinen 
Vögeln  L  (St.'').  —  7.  zerfallen,  von  morschen  Gegen- 
ständen Ndw.  —  8.  =  flüderen  9  ZErl. 

Hier  tritt  noch  einmal  der  gauzc  Umfang  der  mit  der 
Conson.-Gruppe  ß-d  verbundenen  Bedd.  zu  Tage.  Eigentüm- 
lich ist  hier  nur,  dass  die  Bed.  ,schütteln'  bes.  stark  hervor- 
tritt und  zwar  auch  augewandt  auf  Trockenes  (Staub);  daran 
schliesst  sich  auch  Bed.  7  (in  Staub  zerfallen,  durch  Kr- 
scbütterungl.    —    S.  auch  jßiidenm. 


fluderig:  uass,  von  Weg  oder  Witterung,  z.B. 
nass  von  schmelzendem  Schnee  Aa.  Syn.  g'flütterig, 
pflüderig;  s.  (Ge-)Flüder.  .Fluderig.  pluviosus.'  Denzl. 
171(J. 

t  lüderle":  1.  säuseln,  sanft  wehen  L.  —  2.  schmei- 
cheln L.  's  tuet  mer  (rrdli'''  fl.,  's  cha'«'-mer  aber  chn- 
derle  [ich  aber  will  Nichts  von  ihm  wissen]. 

,Säuseln'  als  Bild  für  .schmeicheln'  leicht  verständlbli, 
daher  auch  umgek.  bei  nhd.  Dichtern  .schmeichelnde  Lüfti' 
^  säuselnde.  Auf  ähnlicher  Anschauung  scheint  das  mit 
.schmeicheln'  nahe  vwdte  ,heucheln'  von  .hauchen'  zu  beruhen. 

Fliiderste  AaHoW.,  Pflüderst  AASchinzn.,  Plit- 
tcrsche  ZW.,  Flegerste  AaVüI.,  Pflügerst  Aa 
Bozen  -  f.:  März-,  Schneeglöcklein,  leucojum  vern. 
Flittersche  und  Ziland  sind  die  erste"  Maie'  im  Land. 

Die  ersteren  Formen,  zu  denen  -g-  nur  als  lautliche  Spiil- 
form  sich  verhielte,  scheinen  nebst  dem  syn.  Pßütter  mit 
Finder  i.  S.  v.  ,schmelzende  Schneemasse'  zszuhangen,  da  die 
betr.  Blume  beinahe  aus  solcher  heraus  sich  entwickelt. 
Fludertuchi  (Sp.  U7.5)  und  Fiderst  usw.  (Sp.  681)  würden 
danach  nur  zufallig  an  obige  Formen  anklingen.  S.  alur 
auch   Fütteren. 


Flag  — flug.     Vgl.  auch  die  Gruppen   Flugg  usw., 
Ißiig,   fßagy  usw. 
Flag  s.  Plag. 

Flagane  f.:  unstäte,  unhäusliche  Frau  Bodensee.  — 
Walusch.  mit  eingeschobenem  I  und  lautlicher  Anlchnuug  an 
Fugonr  zu  mgulen,  herumschwärmen,  Sp.  68(5.    Vgl.  Fhmggiii, . 

„Flagöne  f.:  grosse  runde  Flasche,  z.B.  um  Ehren- 
wein einzuschenken  BAdelb."  --  Aus  frz., //rtcon  weiblich 
gebildet  nach   , Flasche'. 

Flang  —  PI.  Fläug  —  m.:  1.  Flug.  Sprung,  Wurf 
Gr.  En  Fl.  ne',  tue'.  —  '2.  Schaar  fliegender  Vögel 
G  UVatz.  —  3.  fliegender  Staub,  als  Bild  von  Klein- 
heit und  Nichtigkeit,  nur  in  der  Reimformel:  weder 
Staub  nw''  Fl.,  nicht  das  Geringste  Gl,  meist  als  Obj. 
von  .sehen'  i.  S.  v.  ,keine  Spur  (mehr)'.  Vam  BudI 
[Gemsen]  ist  w.  St.  n.  Fl.  me  z'  g'seh  g'.n"  Gr  (Schwy- 
zerd.).  Wo-n-i'''  cho"  bi',  han-i'>-  tv.  St.  n.  Fl.  me 
g'seh".  Stütz.  7'*  ha'  w.  St.  n.  Fl.  g'funde"  Z.  ,l>ie 
vorige  Reich  sind  als  vom  Wind  verstaubet,  dass  man 
von  Allem  w.  St.  n.  Fl.  mehr  sihet.'  AKlingl.  lOSS. 
Auch  i.  S.  V.  .nichtiges,  wertloses  Zeug',  syn. :  weder 
gestoben  noch  geflogen  (s.  u.  fliegen).  Da'  sind  nW 
so  Tüfels  Pflanz  [Possen]  und  w.  St.  n.  Fl.  Stütz. 
Mit  Präf.  ge-:  .Ein  buoch,  darin  er  unverschampt 
setzen  gedar  [wagt],  das  weder  gestoub  noch  gefloug 
[unbegründet,  nichtsnutzig].'  HBüll.  1572. 

Mhd.y?oi/r-,  Flug  (selten).  Die  Angabe:  ,Der  Staub,  Flang: 
pulvis,  atüuuis,  pappus.'  Red.  1662.  bezieht  sich  wohl  auch 
nur  auf  die  formelhafte  Verbindung  mit  .Staub'.  Syn.  Ist 
.St.  und  Flaub  (s.  d.).  wobei  das  W.  der  Vollständigkeit  dis 
Reims  zu   Liebe  entstellt  ist. 

Fläugel  m.:  1.  hölzerner  Pfeil,  von  Knaben  mit 
einem  einfachen  Bogen  (aus  einer  Gerte  mit  Faden) 
in  die  Luft  geschossen  ZRafz.  —  2.  lebhafter  Mensch, 
ebd.  Syn.  Gispcl.  —  \onßiiugei,.  Bed.  2  i.  S.  v.  .schiessen', 
intr.  =  sich  sclinell,   heftig  bewegen,   losfahren. 

fläuge"  I,  fläugge":  1.  fliegen  machen,  weg- 
schwingen, werfen,  schleudern  Gl;  Gr;  GSa.  i's  [der 
Wind)  hiit-em  de"  Huet  vom  Chopf  g'fläugt.  's  Für 
hol  glüeigi  Schindle"  e  Viertelstund  wlt  g'fläugt.  !''• 
han-en  use  g'fläugt  (aus  dem  Zimmer).    Si  fläugend  s", 


I 


1177 


Pias;,  lies;.  Ilis.  de 


1178 


as«  der  HaUer  e  liüngli  iiiimma  schlo"t,  die  Bursche 
schwingen  die  Glocken  so  heftig;,  dass  der  Schwengel 
eine  Weile  nicht  mehr  zum  Anschlagen  kommt.  Ai.- 
BRKiiiT.  's  ist  sehn"  Mäiii/f  I  Mancher],  ij'mci  tcie  Spyür 
eoiii  Wind,  fürt  (/'stoben  und  ewey  g'fläiigt  irordt". 
JBkitii.  1851.  Ö.  auch  u.  Schlhe.  ,Dass  man  den  houpt- 
mann  zuo  den  beyen  [Fenstern]  uss  zuo  werfen  oder 
le  Hingen  [im  Sinne  habe].'  1530,  Absch.  —  2.  flott 
leben,  bea.  beim  Tanz  Gl.  Vgl.  la"  flüdere".  — 
'i.  Flitterstaat  treiben  Gl,  —  4.  „gross  tun,  prahlen, 
aiifsclineiden  Gl,"     Vgl,  fideren. 

Mild,  ,vlougen'  (nur  zuHlllig  ohuo  Umlaut),  Niegeu  maclii;ii, 
verscheuchen,  als  regelmässiges  t'ausativ  von  , fliegen'  gebildet. 
Bed,  2  —  4  erklären  sich  leicht  aus  bildl,  Anwendung  von 
,(liegen':  vgl,  die  Synn, 

ver-:  verwehen.  Der  Luft  [Wind]  rer/läugt  d' 
Bletter  GG.  —  zer-:  fliegen  lassen,  auflösen.  ,Disso- 
Intis  capillis,  mit  zerflöugtem  oder  ungezufftem  haar.' 
Fris, 

fläugerle"  W,  fläugle"  GRSculms:  (unpers.)  in 
feinen  Flocken  schneien.     Vgl,  fläuderlen. 

Die  Origiualangabeu  schreiben  eu  und  dies  könnte  auch 
die  Nbf,   von  ie  in  ,fliegen'  sein  (s.  d.). 

„Fläuger:  leichtsinniger,  flatterhafter  Mensch 
Gl."     Vgl,  noch  Flieger. 

Fläugim.:  Prahler,  Aufschneider  Gl.  7,\\fliiugeni. 

Fleger ste  s.  Flüderste. 

Fleug,  Gefleug  s.  Flieg  usw. 

fligen:  putzen,  schmücken'?  Nur  in  einem  Schau- 
spiel von  Jak.  Funkelin  in  Biel  (1550),  wo  Venus  zum 
Teufel,  der  die  Menschen  verführen  soll,  sagt:  ,Wenn 
du  dich  rtigst,  so  trügst  sie  wol.'  Titt.m.,  Schausp.  des 
XVI.  I,  179,  185. 

Mhd.  ,vllhen,  vUen' =  ,vlejeu,  vielen. '  Gr.  WB.  3,  1711  o. 
.Fügst'  könnte  in  der  augefuhrteu  Stelle  verschrieben  (resp, 
verdruckt)  sein  für  ,ttiss(e)st',  beflcissest,  da  dieses  W.  im 
selben  Spiel  und  Zshang  (V,  IG4,  vgl,  auch  ,Fliss'  V,  188) 
vorkommt,  .fliheu'  (rcsp,  ,ftigeu')  aber  sonst  bei  uns  nicht 
bezeugt,  übh.  nicht  hochd,,  sondern  md,  und  nd,  ist,  also 
importiert  sein  müsste.  Aber  merkwürdiger  Weise  haben 
wir  auch  ßeid,  geputzt,  schmuck,  neben  flät  von  ,fläjen',  so 
dass  die  beiden  "WW,  einander  stützen  (vgl.  bern.  geil,  für 
r/lt,  gai,  geht?). 

Flieg,  -e"  Es;  GTa.  (neben  -ü-),  Fläug  resp.  -ai- 
Aa;  L;  Schw,  Fläuge  B  (resp.  ü^,  in  BBe.  ö);  Gr;  L; 
Psilv.;  GA.;  S;  Uw;  U;  W,  Flug  AAEhr.;  Gl;  Z, 
Fluge  Ap;  BSchw.;  GTa.  (neben  -ie-);  Sch  —  f.:  1.  das 
Insekt  in  der  allg.  Bed.  Schaffe"  [unermüdlich  be- 
wegt sein]  tcie  Flüge"  und  Mugge"  ZBauma.  Die 
Pferde  der  Bourbaki-Armee  fielen  rechts  und  links  am 
Wege  hin  ,wie  die  Fliegen  im  Herbst'.  Hürot-m'r 
nid,  d'  Fleuge'  sind  bös  und  d'  Breme'  aw''!  LSurs. 
Umesitze"  wie  ne  Fl.  a"  dr  M^and,  oder:  ivie  ne  Fl., 
wenn  si  Gift  g'ha"  häd  AAEhr.  Der  Unwirsche  sagt: 
Las-mi'''  gii",  ich  bi"  für  mich  und  der  Mossdregg  für 
d'  Flüge  und  die,  wo-n-e"  üfliise'd  Gl.  Auf  die  Be- 
merkung des  Gastes,  dass  viele  Fliegen  in  der  Stube 
herum  fliegen,  erwidert  man  etwa  scherzh. :  Jo,  aber 
's  sind  nit  mine,  's  sind  's  Nochbers  Chetzere,  rnine 
mrf  uffe  [auf  den]  Boden  abe  g'wönt  BsLd.  Ei"m 
e  Fl.  hinger  's  Or  stecke".  Schild,  ihn  kitzeln,  reizen, 
plagen,  argwöhnisch  machen  S;  vgl,  ,Floh'.  Fi  Fl. 
macht  le"  Summer.  Ineichen.  Besser  Fleuge"  foh",  als 
mües.üg  gö".  ebd.  Die  chltne"  Fleuge"  b'hange",  die 
grosse"  machen  es  Loch  dure".   ebd.     Mnnge  cha""  Ice 


Fl.  llde"  und  hed  de"  Chopf  roll  Mugge".  ebd.  All 
vier  glichlig  wie  d'  Fleuge,  rühmt  der  Schweinehändler 
von  seiner  Waare.  um  sie  mit  einander  anzubringen. 
,ToAcn.  1883.  Fliege  oder  ähnliches  kleines  Insekt  als 
Köder:  , Fische  by  der  fliegen  kaufen',  direkt  von  der 
Angelrute,  vom  Köder  weg,  nicht  von  Vorkäufern. 
U19,  Auo.  -  2.  Nachtfalter  S.  —  3.  bildl.  für  kleine, 
leichte  Person  Ai>,  Als  Übername,  verächtlich,  XVIII., 
Bauehnüesim!.  Liecht  wie  ne  Fl.  L;  Syn.  wie  ne  Fliege- 
schissli,  wie  es  Heueti  (s.  Üwel).  Fs  Flägli,  aurtallend 
leichtes,  kleines  Kind  Z.  Es  ist  ke  Fl.  me,  aber  e 
I'igg,  Wortspiel  mit  dem  Iniper,  flüg!  fliege!  nach 
Ligg,  substantivierter  Imper,  von  liggen,  liegen,  Z.  — 

—  4.  Schneeflocke  BHk.  —  5.  der  Butzen,  die  Blüten- 
narbe des  Obstes  AaF.;  BsLd;  GTa.;  Z.  Syn.  Aug; 
Gäggi;  Gürbsi;  Gräubschi;  Gräni;  Müeggi;  Gmügi; 
Bätsi.  D'  Fleugi  [PI.]  ustrage",  büssen,  entgelten, 
was  ein  Andrer  verschuldet  hat  BHk.;  Syn.  d'  Suppen 
usfressen  u.  a.  —  0.  „Visierkorn  an  Schiessgewehren 
Bü."     Syn.  Mugg;  Absehen. 

Die  zweisilbige  (schwache)  Form  ist  die  urspr.  (mhd. 
y/iec/e).  Der  Diphth,  k,  welcher  tw,  schon  mhd.  das  ahd.  iu 
lin)  vertritt,  hat  bei  uns  dem  altern  S  nur  wenig  Gebiet 
abgewonnen.  Sehr  sonderbar  ist  bei  diesem  und  einigen 
anderen  WW,  das  Auftauchen  einer  Nbf,  mit  eu  mit  dem 
Lautwerte  im,  durch  welche  unser  Subst.  mit  dem  Causat, 
ßauffen  iu  Berührung  kommt,      ,F!eugen,'    1707,  Jesaj. 

Ge-Flieg  n.:  Fliegen,  Fliegendes.  Öppis  G'ßeugs 
ist  umme,  Etwas  wie  eine  Fliege  ist  in  der  Nähe  BBe. 
G'flüg,  Insektenplage  GMels. 

Pest- Fliege:  eine  Fliege,  die  man  als  Ursache 
der  Pest  ansah,  da  man  früher  übh,  die  Keime  von 
Krankheiten  sich  in  Gestalt  von  Tieren,  bes,  Insekten 
oder  Würmern,  dachte  (wie  heute  in  Gestalt  von  noch 
einfachem  Tieren  oder  Pilzen!),  ,Als  man  die  P,  in 
ein  Löchlein  sperrte  und  mit  einem  Zapfen  verstopfte, 
verschwand  die  Pest,-  L  .^ufzeichn.  Vgl,  Gotth,  B. 
u,  S,  1,  83  tr,  —  Blag-:  Aasfliege  W, 

Ross-:  1,  die  wilde,  grosse  Summfliege,  der  Stu- 
benfliege ähnlich,  aber  wilder,  grösser,  haariger  und 
stark  summend.  —  2.  ,Schnieissfl.,  musca  [calliphora] 
vomitoria.'  HSchinz  1842.  D'  Bossflüge  surre"d  lang 
umme  und  denn  falled  si  uf-en  Dreck,  sagt  man  von 
verfehlten  Parteiwahlen. 

So  benannt  wegen  ihrer  Grösse,  welche  ,Ro3S-'  auch  in 
anderen  ('onipp.  bezeichnet,  z.  B.  ,Rnsskirsche,  -pflaume, 
-kastanie'. 

Surr(i)-,  -Fleuge":  Schmeissfl.  B.  Syn.  Surre. 
,Es  schoss  herum  wie  eine  gejagte  Surrfliege.'  Gottu. 

—  Von  dem  starken  Summen.  Vgl.  Sihmirr-H.  Betr.  die 
Form  vgl.  .Schmeki-Fl. 

Schmeiz  (U),  Schmeizi  (Ndw)  -Flciye:  Schmeiss- 
fliege.  —  Z  wie  in  tjr'üezen,  büezen,  nhd.  , heizen,  beizen,  reizen, 
"Weizen"  u.  a.  m. 

Schnniv- Fläug  ^=  Boss-,  Surr-Fl.  ScHwMa. 

Späuz-,  Speize-:  Schmeissfliege,  musca  vomi- 
toria Gr.  —  Von  spämen,  speien,  i,  S,  v,  ,schmeissen'.  Zur 
Nbf.   vgl.  Sm-ri-,   &hmeizi-Fl. 

Wetter-:  Bremse  W.  —  Weil  starkes  Auftreten  der 
Bremsen  (bei  grosser  Hitze)  leicht  Gewitter  vorbedeuten  kann. 

fliege"  B  tw.,  fläuge"  II  aScHW;  W  fceij,  sonst 
meist  ü  (bzw.  i,  oi)  —  Impf.  Conj,  flu'g  LM,,  flügti 
Z :  1.  im  eigtl.  S.,  aber  sprichw. :  Es  flügt  kei"s  Vögeli 
.so  hoch,  es  chunnt  icider  oben  abe.   's  Flüge  got  liecht, 


1179 


Flas.  fleg,  flig,  flog,  flug 


1180 


aber  's  Nidersitse"  ist  (j'foiii'''.  Ineichen.  We'-'-me"  fl. 
will,  mues-me'  Fecke"  ha".  Zyro.  Fl.  welle,  vor  Ei'"m 
(V  Fiele'  g'waclise"  sind  UwE.  RAA.:  Er  meint,  er 
chOnn  fl.,  von  einem  Hochmütigen  ZW.  Der  lert  [lernt] 
no'''  fl;  von  einem  Geschickten  US.  --  2.  uneig.  von 
den  Fäden  eines  lose  gehaltenen  Stranges  Seide,  die 
aus  einander'streben  Z.  Von  einer  Gelegenheit:  Stichst 
du  diese'b  Sau  [jenes  Ass]?  ich  hett-si  la  fl.  [passieren]. 
Brandenberger.  Einen  lere'  fl.:  ein  grobes  Vexier- 
spiel.  Me"  möcht  zur  Hut  üs  fl.,  aus  der  Haut  fahren ! 
Z.  ly  Minute  rerstriched  wie  g' flöge'.  MUsteri.  (Das 
ist)  iieder  g'stobe'  no'''  g'floge",  unwahr,  unglaublich, 
erlogen  ScuSt.;  Z.  S.yn.  weder  Staub  no''"  Flaug 
(FlaubJ.  ,Wann  einer  über  den  anderen  etwas  redt, 
das  weder  gstoben  noch  gflogcn.'  FWyss  1650.  Dass 
sie  Sache"  lerid,  die  weder  g'st.  n.  g'fl.  sind.  XVIII., 
Baoern<!ESI'r.  Fl.  oni  F:  lügen  (alt.  ,liegen').  In- 
eichen; KiRCHH.  Vgl.  fläugen  4;  fideren.  ,Er  fliegt 
gern  ohne  ein  F.'  AKlingl.  In  einem  der  Lieder  aus 
dem  Zwölfer  Krieg  heisst  es:  ,Sie  [die  verbündeten 
Zürcher  und  Berner]  sagen,  wir  haben  sie  zwangen 
zum  Kriegen,  da  tun  sie  bei  meiner  Treu  ohne  F  fl.- 

—  3.  fliegend,  a)  .Fliegendes':  Geflügel  als  Jagd- 
gegenstand. .Wildban  und  vischezen  mit  fliegendem 
und  .schwebendem.'  145ti.  Kind,  Urk.  —  b)  ,I)as  flie- 
gende Feuer,  der  fliegende  Krebs,  eine  ansteckende 
Viehkrankheit.'  Alpina  18(i6.  ,Dass  unter  dem  Vieh 
der  sog.  fliegende  Krebs  oder  die  Überzunge  grassiere.' 
1731,  Absch.  —  c)  .fliegender  Zedel',  Pfandbrief,  der 
zwar  doppeltes  Unterpfand  hat,  aber  auf  ein  entlegenes 
)der  schlechtes  Gut  einzeln  errichtet  ist  Ap.  —  d)  ,Der 
gemeinen  fliegenden  Kede,  der  Kaiser  komme,  sei  gar 
nicht  zu  vertrauen.'  1530,  Absch.    S.  noch  Fön  Sp.  844. 

—  Über  die  Laute  s.  die  Anm.  zu  Fliry. 

über -fliegen:  fliegend  über  Etw.  hinwegkommen, 
OS  überwinden,  übertreffen.  Er  mag  's  iiiid  überfliige", 
und  ivenn  er  zeh"mol  grösser  Fecl;e"  hätt.  Stutz. 

üf-:  1.  von  den  Hühnern:  Abends  auf  ihren 
,Sedel',  zur  Ruhe  gehen.  ,Sie  inüess  nit  so  früeh  ins 
Bett:  sie  müess  z'ersten  d'  Hennen  uffliegen  lassen.' 
ScHiMPFR.  1051.  —  2.  uneig.  a)  sterben  L.  Von  der 
Seele,  die  sich  wie  ein  Vogel  aufschwingt,  oder  im 
S.  V.  b?  Syn.  verreisen,  b)  erlöschen.  Der  Strick  flügt 
üf,  der  Docht  erlischt  Ap.  c)  aufschwellen,  -wallen. 
Vfflüga'  wie  ne  Milechsoppa,  leicht  aufwallen,  ebd.  — 
3.  Flüg-uf:  sub.st.  Imperativ:  junger,  leichtfertiger 
Mensch  BAarb.;  Z.    Vgl.  ähnl.  Bildungen  Sp.  121—2. 

—  Ufflieger.  .Auffleugerli:  der  ßrachpieper;  Brach-. 
Gereut-.  Hoide-,  Spiess-,  Krautlerche,  anthus  cam- 
pestris.'  Meisn.  u.  Schinz  1815,  =  .Gickerlin.'  KuGessn. 

an-:  unversehens  an  Jmd  kommen,  eintreten,  bes. 
von  Krankheitsanfällen.  Vgl.  Flug  3  und  Underflug. 
's  isch-m'r  a  Chäfer  a'g'floga"  B.  's  ist  wi  a'g'floge" 
Aa.  —  under-  s.  Underflug.  —  üs-:  auswachsen, 
anfaulen,  von  Getreide,  wenn  es  überreif  stehen  bleibt 
und  anfängt  , lebendig'  zu  werden.  Schild;  s.  lebig.  — 
dar  von  dervo-:  bildl.,  gestohlen  werden  Bs.  Syn. 
Fehlen  überchon. 

ver-:  1.  wegfliegen.  Es  rügget  es  Däbeli  uff'-em 
Dach;  sji's  G'.'ij)änli  isch  verflöge'.  JSchild.  ,üie  ge- 
meinen Bürger  sagten  [mit  Bez.  auf  einen  Flüchtling, 
welchem  die  Stadt  das  Bürgerrecht  erteilt  hatte,  der 
aber  als  Wüstling  gerichtet  wurde],  ob  man  denn  eben 
zu  Zürich  alle  verflogncn  Nester  ausnehmen  müsse  V' 


HBüLL.;  vgl.  Verßug  i.  S.  v.  Abgang,  Gesindel?  -^ 
2.  zerspringen  Aa.  —  3.  bekannt  werden  Bs.  Syn.  r 
üs-chon.  Wenn  Olihi.i  verflieg,  wo  [das]  -me"  lieber  fest  ■ 
l'b'schlosse"  hat.  Brkitenst.  1863.  Vgl.  die  ,Fäina  vo- 
lans'  der  römischen  Dichter.  Auch:  das  Gerüclit  fliegt 
über  die  Lande  udgl.  s.  v.  a.  verbreitet  sicli. 

Flieger,  Flüger,  Fleuger  m. :  1.  leichte  Frauen- 
jacke GnPr.  (Flöuger).  Jez  macht-me"  dere  [solche] 
Fleugerli,  verschniglet  sind  si  und  verschnitte'  Gl 
(Schwyzerd.).  .Gar  zu  kostbare  Band  zu  Flügeren 
sollen   gänzlich  verboten   sein.'    G  Kleiderordn.  1727. 

—  2.  Windhaspel  Ap;  Gr  UVatz. 

Fliegi  Fleugi:  Name  für  eine  Ziege  mit  fliegen- 
ähnlichen Tupfen  Bü.  (RWyss). 

zer-flogen:  zerfliegen  lassen.  ,Item  zerhuwend 
im  küssi  und  bett  und  zerflogtend  im  die  vedern  über 
das  schloss  uss.'  Vau.  —  O  wahrscli.  t>  für  mi,  J.  i.  nu, 
obige   Form  also  das  Prät.  zu   zerßäugen. 

Flug  m.:    1.  eine  Schaar  Vögel,    z.B.  Gänse  Gl. 

—  2.  Kleie,  reines  ,Krüsch'  von  Kopfmehl  ZLiinin. 
~  3.  eine  Krankheit  des  Rindviehs  und  der  Schweine. 
.Der  Milzbrand  [des  Rindviehes]  mit  seinen  Abarten: 
FL,  Plag,  Brand,  Kot,  Kotwerk.'  G  Rq.  ,Für  den 
presten,  das  ist  den  fliess  oder  viertelkrosser,  per- 
ment,  wildblut,  schwarzwe  oder  den  flug.  Das  vich 
geschwillt  underhalb  den  knien  und  lauft  uf;  wenn 
mau  inen  vor  8  stunden  nit  hilft,  so  müessend  sy 
sterben.'  Arzneib.  ZZoll.  1710.  ,Der  Fl.  (in  Gr  die 
Sucht)  ist  eine  Krankheit  unter  den  Schweinen,  die 
sich  vorzüglich  unter  diesen  Tieren  in  B  und  Sch 
zeigt;  in  ersterer  Gegend  heisst  sie  auch  das  Schwarze. 
Wahrscheinlich  ist  sie  das,  was  Bechstein  das  Ver- 
fangen nennt,  wobei  ihnen  die  Ohren  kalt  werden  und 
die  Fresslust  sich  verliert.'   Alp.  1827. 

Bed.  2  wahrsch.  von  der  Leichtigkeit  des  Stoffes  (fliegender 
Abfall),  vgl.  Verflug.  3  von  dem  plötzlichen  Eintreten,  vgl, 
anßieijen   und    Underßug.    —    Abi.  ßn.t. 

An-:  junger  Wald.  .Wenigstens  sollte  niemalon 
kein  Vieh  in  die  Anflüge,  die  weniger  als  10  Jahr  alt, 
eingelassen  werden.'  1762,  Z  Staatsarch. 

Under-:  „Mehltau,  vergiftete  Luft  LE.;"  eine 
gewisse  Krankheit  am  Rindvieh,  die  sich  vorzüglich 
durch  Geschwulst  am  Bauche  und  böse  Euter  äussert 
und  oft  tödlich  ist.  Es  ist  der  Chue  vom  U.,  oder: 
si  ist  underfloge'  worde",  gleichsam  von  bösen  Winden 
beflogen,  weil  obige  Krankheit  vom  Aberglauben  diesen 
zugeschrieben  wird  BHk. 

Auch  von  Menschen,  die  eine  plötzliche  Geschwulst  z.  B. 
im  Gesicht  bekommen,  sagt  man,  sie  seien  ,in  einen  bOsen 
Wind  gekommen'   «.  ä. ;   s.    Wind. 

Vogel-:  bildl.,  schlimmes  Vorzeichen,  nach  dem 
alten  Glauben  an  Vogelorakel.  ,Damit  man  nicht  an 
jeden  V.  [Gerücht,  Verdacht]  glaubt  und  gegenseitig 
Misstrauen  erregt  wird,  will  man  eine  Zusammenkunft 
veranstalten.'  1620,  Absch.  —  Ver-:  Abfall  oder  Ab- 
gang beim  Mahlen  von  Getreide.  Vgl.  Flug  i>.  .Dass 
von  einem  Mütt  beim  Durchmalen  für  Abgang  oder 
V.  ein  Pfund  gerechnet  werden  muss.'  Z  Müllerordu. 
1770.  —  Hoch-:  1.  hochfliegende  Vögel  und  die  Jagd 
auf  sie.  .Der  Hochfluck  und  Wildbann  ist  m.  gn. 
Herrn  der  Stadt  Bern.'  Handfeste  Thun.  ,Alle  wild- 
bänn,  achram,  hochfluck,  federspil,  mulenvee  gehören 
denen  von  Bern  zuo.'  1518,  Esterm.,  Pfätt'.  ,Dass 
Bern  den  Hochflug  nicht  mehr  dem  [mit  Freiburg] 
gemeinsamen  Vogt  und  .\mtmann  lassen  wolle.'   15.'>8, 


] 


1181 


Flag---fliig.     Fla^'g-   lliisp.     Flali     Hiili 


1182 


Absch.  —  2.  von  den  Bienen:  ,H.  der  Bienen,  wenn 
die  uf  und  hinweg  fliegend,  dass  denen  nit  mehr  nach- 
(jefiilgt  wirf  Offn.  BSeit. 

unflugbar:  noch  nicht  flügge.  .Involucris:  u.. 
der  noch  nit  fliegen  mag.'  Fris.  ;  Mal. 

Ilug  BGüni.  (tV),    flugg  GrD.:     1.  flink   (iul>. 
2.  locker,  vom  Erdboden,  wenn  der  Pflug  leicht  durch 
denselben    zu   dringen    vermag   BGümm.;  GrD.     8yn. 
fluger;  flucher. 

Vgl.  nhJ.  ,tlott',  von  Schiffeu  auf  andere  Bewcguugcu 
üljcitragen.  J''liig<j  mag  landschaftliclie  Ausspr.  für  //«cA-  sein 
null  wäre  also  zu  den  Intensivbildungen  -ck  zu  versetzen. 

fluger  kB,  ü¥:  locker,  z.  B.  von  Wolle,  Flaum- 
bctten,  aufgegangenen  Gebacken,  vom  Boden  B,  von 
Heu  F.     Vgl.  fhtder. 

„flugere":  mager,  locker  werden  F." 

Plllgertschli:  Schneeglöckchen  BHerzogb.  Vgl. 
Fludertschi,  Flu  der  sie. 

Flugetz  Gl,  FlugHz  GiSchw.,  Fhggetz  Gr  tw., 
„Flugenz  Gl",  Flagetz,  Flaggetz  Gr  tw.,  Falg- 
getz  GRPr.,  Flanggez  GRLdq.:  eine  Mehlspeise 
ans  Kuchenteig.  1.  eine  Art  Nudeln  Gl;  Gr  tw.  — 
2.  Klösse,  meist  in  Suppe  aufgetragen  Gr.    S.  Fargetz. 

Flügel:  1.  im  eigentlichen  S.  nicht  mehr  volks- 
tümlich, dafür  Fecken  usw.  (s.  Sp.  728).  ,lch  will 
ctwan  einem  puren  ein  fl.  ahhowen.'  1525,  Egli,  Akt; 
Syn.  Einen  zeichnen,  u.  s.  Arm  1.  ,Die  Fl.  über  das 
nfist  ausshin  strecken,  sich  prachtlicher  stellen,  dann 
unser  haab  und  guot  vermöge,  majores  pennas  nido 
extendere.'  Mal.  —  2.  Schaft,  d.  i.  diejenigen  Litzen 
des  Webergeschirres,  welche  sich  je  in  gleicher  Weise 
zu  bewegen  haben  und  durch  zwei  Holzstäbchen  zu 
einem  Ganzen  verbunden  sind.  —  3.  Flügeli,  Insekten- 
ständer, ophrys  muscifera  ZAnd. 

Ge-:  1.  fliegendes  Ungeziefer,  bes.  Bremsen  Gl; 
OTa.  's  G'fl.  plaget  's  Veh.  —  2.  junges  Volk.  bes. 
Mädchen.  Lehchiteche  under  das  jung  Gfl.,  d'  Blieben 
und  d'  Meitschi,  verteile''  S  (Schwyzerd.).  ..Junges 
Fraueuzhnmer  von  mittlerer  Bedeutung.'  Spreng. 

Blind-:  solche,  die  auf  die  rechten  (Altar-)Flügel 
aufgeleimt  sind.  Lt  Dingvertrag  betr.  den  Altar  zu 
Sursee  1580  soll  der  Künstler  ,hinder  gemeldte  flügel 
suber  durchsichtige  bl.  scbnyden.'  Z  Anz.  1884,  2(5. 

Brust-:  die  Hälfte  eines  die  Brust  bedeckenden 
fliegenden  Kleides.  ,Das  Costüm  der  Ndw  Läufer 
[Weibel]  ist  eine  enge  gefaltete  Jacke  mit  fliegenden 
Ärmeln,  am  linken  Br.  mit  dem  Landessiegel  behangen.' 
Gem.  Uw  1836.  —  Schwarz-:  der  grüne  Strandläufer, 
tringa  Ochropus  BonENs.  (Hartm.  1808).  —  Wild-:  .zu- 
gelaufene Leute,  welche  Niederlassung  suchen.'  Mone, 
Zcitschr.  ,Von  wildflügeln,  aut;h  annemung  der  under- 
taAen  . . .,  sie  werden  in  jaresfrist  unser  eigen.-  Bs  Rq. 
,Üb  dhein  hagstolz  oder  wildflugling,  der  nit  da  burger 
war,  daselbs  von  tods  wegen  abgienge.'  G  Stiftsarch. 
Vgl  Wind-FL;  Wildflugling,  auch  nhd.  .Wildfang'.  — 
Wind-;  1.  gefächertes  Rad  in  der  Mauer,  das  früher 
den  Blasblag  ersetzte,  od.  in  Fenstern  Z.  —  2.  =  ,fünd- 
ling  oder  menschen,  dero  man  kein  erben  noch  frünt- 
schaft  [Verwandtschaft]  weisst,  sy  sygen  uss  ferren 
landen  oder  ynländisch.'  Stadtb.  GWes.  1564.  Vgl. 
Wüd-Fl. 

flügle":  die  Flügel  bewegen,  schlagen  GRSculms. 
—  umhin  (»)«(;>:   mit  einem  Gerät,  z.  D.  dem  Flogel- 


haujit,  in  der  Luft  hin  und  her  fahren,  ohne  es  recht 
zu  beherrschen  ZUhw.  —  be-:  mit  Nötigem  versehen. 
Vgl.  fideren.  ,Dass  die  Truppen  mit  Proviant,  Ge- 
schütz, Munition  etc.  also  beflügelt  werden,  dass  ihnen 
keine  Schlappe  widerfahre.'  1585,  Aiiseu. 

.,Flügler  =  .Fif/Zec",  Fi'iißer,  mit  eingeschobenem 
zweiten  l. 

Wild-Flügling  =   Wild  flügel. 

F 1  n  e  g  =  Pflueg. 

P 1  ü  g  t  e  s.  Flückete. 


Flagg  f/?«/.* -flugg. 


S.   aucli   die   liruppi 
flixvk-  usw. 


flu.i 


Fliegge  =  Fliengge  IL 
flüggen  =  flunggen. 


Fluh. 


Flah —  fluh.     S.  auch  die  Gruppe  Flm:h  usw. 

flielie"  fluche"  AvE.,  M.,  flühe"  Ai-K.;  GnSchud.  (-«-); 
ScH,  flie"  GRPr.;  Z  —  Präs.  3.  F.  Sg.  flilcht  GBern. 
—  Imp.  fluch  Ap;  F;  GBern.  (Inf.  flie-e),  flu  GW., 
sonst  flie,  vor  Voc.  flien  Z  —  Ptc.  g' flache"  LG.,  Stdt, 
sonst  meist  g'flo-e  (F  g'flu-e),  g'flü-e  GlK.:  fliehen. 
Wenn  d'  Slere"  [Sterne]  afänge  flüchid  Ap  (Schwyzerd.). 
Es  flucht  no'''  gern,  wer  flühe"  cha"".  Merz  1836.  Was- 
men  am  einte"  Ort  flucht,  findt-men  am  andere"  FMu. 
Was  ig  an  ei"m  Ort  g'flohe  bi°,  han  ig  am  andere 
wider  g'funde.  BWvss  1863.  Tf'^as  Eine  flieht,  das 
wird-em  L  (Ineichen).  ,Wohl  geflohen,  wohl  gefochten.' 
KiROHH.  Flieh!  geh  aus  dem  Wege,  weiche,  mache 
Platz.  Flieh!  i"''  imtt  da  tmsche  [kehren].  Bes.  als 
Warnungsruf  beim  Schlittenfahren  AaZ.;  BBi. ;  Syn. 
ab  (s.  Sp.  29).  Flieh,  oder  i"''  nimm-di"'  [hasche  dich], 
droht  man  scherzhaft  dem  Kinde.  Der  Imperativ  sub- 
stantiviert nach  Art  von  imperat.  Personenn.:  schnell, 
auf  die  Flucht  bedacht  Ap.  Er  ist  fluch  oder  nemm- 
di"''  fürt,  schnell  entflohen;  es  ist  gad  g'se  [gewesen]: 
/;.  oder  i"''  n.  d.,  als  hätte  es  der  Wind  verweht.  Fl. 
oder  i"''  nimm  di''',  heisst  's  bi  dem  Burst,  d.  h.  er  ist 
ein  Dieb  L;  ScnSt.  Er  ist  erlig;  er  sH  [sagt]  nW: 
fluch  oder  i'''  neam-di'''  und  denn  flilcht  's  nöd  GBern. 
Die  selbe  Formel  von  Sachen:  schnell  verbraucht, 
ohne  Segen;  wie  gewonnen,  so  zerronnen  GWa.  Flieh- 
mi'''  de"-  Tüfel!  Beteuerung  AaSL;  Bs  (Hebel);  S;  Z, 
offenbar  euphem.  für:  Hol-mi'''  der  T.  ,Das  podagra 
werd'  von  ihm  flühen.'  Schimpfr.  1651.  ,Der  Ge- 
schreite [der  bei  einem  Konkurs  in  Mitleidenschaft 
Gezogene]  miiess  zieh"  oder  flieh".'  R.-Sprw.  des  Z 
Stadtr.;  in  einem  Konkurse  stellt  sich  nämlich  an 
denjenigen  Kreditor,  welcher  den  letzten  Brief  auf 
das  Unterpfand  hat,  die  Alternative,  ob  er  in  die 
Pflichten  und  Rechte  des  Debitors  eintreten,  das  Unter- 
pfand , ziehen',  oder  aber  jenen  Verpflichtungen  sich 
entziehen  (fliehen),  damit  aber  auch  seine  eigenen  An- 
sprüche an  das  Unterpfand  aufgeben  wolle.  In  alten 
Kaufverträgen  u.  Vermächtnissen  bezeichnet  das  ,Flie- 
hende',  im  Ggs.  zu  dem  .Fliegenden  und  Fliessenden-, 
mit  welchem  zusammen  es  den  ganzen  Wildbann  aus- 
macht, das  auf  4  Füssen  fliehende  Wild.  ,Wildbann. 
fliegents,  fliechents  und  fliessents.'  1363,  Gr  (Mohr); 
1436,  Schwz.  Arch.;  vgl.  Sp.  1179,  3a. 

,Flücheu.'  HBull.  1.527;  reinihaft:  ,Wer  syn  gnad  flUcht 
oder  süclit  (f.  .suGcht'].'  Edlib. ;    ,flUhen':    ,schiilieii.'  NMan. 


1183 


Flah.  fleh,  tiili,  Holi.  finli 


11- 


1522;  1525,  Egli,  Act;  Prät.  ,fliilicncl.'  1530,  Matth.  Wäh- 
rend das  Mhd.  das  Perf.  mit  ,haben'  bildet,  bedienen  sich 
unsere  MAA.  des  Hlllfsverlis  itin  selbst  in  tr.  Konstruktion 
(i.  S.  T.  meiden):  Er  ist-cn  g'flohe  xoie-n-es  t^i-lmert;  so  aucli 
bei  Vad.:   .Christus  ist  die  ding  geflochen.' 

PIöli,  Uim.  FlÖggi  Gr  neben  FlÖli  GSa.,  FlÖndli  Z 
—  PI.  FlÖ,  Dat.  PL  FlÖne  {FlÖ  GrEIi.)  -  f.  allg. 
auch  in  der  ä.  Lit.),  m.  GRPr.:  1.  Floh,  a)  als  kleines 
(kleinstes)  Tier.  Si  hat  's  tvie-n-e  Floh  im  ChrättU, 
si  chuniit  an  allen  Orte"  dure  Z.  Iron.  od.  scherzh.i 
3Iit  G'icalt  mafi  men  e  Fl.  [sonst  Geiss,  s.  d.]  hinden 
ume"  y'lüpfe'  L.  Fr  g'hört  {(/seht  ZWl.)  d'  Flöh 
toueste,  hört  das  Gras  wachsen,  ist  superklug  Aa;  S; 
Z;  .spez.  von  einem  Geizhals  ZWl.;  s.  Muf/g.  ,Sur- 
genteui  auseultat  avenam,  er  hört  die  Flöhe  husten.' 
Denzl.  1077;  1710.  Zur  Bezeichnung  kleiner  Dinge, 
kleinster  Mengen  oder  Teile:  Flohs  gross,  von  der 
Grösse  eines  Fl.;  nit  ide  e  Fl.  GRPr.  Zur  Verstär- 
kung der  Verneinung:  Ke  Floh  gross  i'ne"  [als  Arznei] 
Ai'.  Bes.  als  Diin.  in  adverbialer  Verwendung  mit  der 
Bed. :  ein  wenig,  ein  Bisschen  Gr.  Es  FlÖli  Heu, 
Brud,  Salz.  Syn.  Flauche,  Floheli;  Klauch.  —  b)  als 
sehr  schnelles,  schwor  zu  fangendes  Tierchen,  's  iscli 
hesser  eme"  Korb  voll  Flöhe"  hüete"  a's  eine"  Maitli 
[bei  Beiden  handelt  es  sich  um  eine  unausführbare 
Überwachung]  ßs;  daher  auch  wieder  vergleichsweise: 
e  Wanne  voll  Flöh  h.,  eine  lebhafte  Ivinderschaar  be- 
aufsichtigen B  (ZjTo).  Von  schwierigen  Dingen  übh. 
heisst  es:  F''  icett  lieber  en  Sack  voll  Fl.  hüete  Z. 
, Wer  wird  ein  Sieb  voll  Fl.  hüten!'  NXgeli  1738.  Er 
hüetet  de  Flöhne,  macht  überflüssige  Arbeit.  Ineichen; 
Syn.  Flöh  zele"  S.  Er  hanget  icie-ne  Floh  anere  Jüppe, 
ist  ohne  festen  Halt,  ist  nahe  am  Bankrott  L;  S.  — 
c)  als  in  Menge  vorkommendes.  Es  sind  irer  so  ril 
als  Flöh  im  ^liaisleii.  Kiuchh.  Er  het  so  eil  Schulde", 
a's  en  (rote)  llinid  Flali.  allg.  Hündscher  i"  de  Schulde" 
si"  a's  d's  Bahi  i"  de"  Flöhne"  Schw.  ,So  voller  Schul- 
den, als  ein  Hund,  wie  wir  sagen,  voller  Flöhen.' 
Ulr.  1727;  UBrXgg.  1788.  Das  ist  verßüechter  weder 
en  'Hund  voll  Flöh  Z.  Vgl.  noch  ,Flohturm',  Hausn. 
in  St.  Gallen.  Auch  in  den  Pelz  eines  Herrenhundes 
kommen  die  Flöhe  Schw.  Wer  mit  Hunde  z'  Bett 
göt  [sich  in  schlechte  Gesellschaft  begibt],  stöd  mit 
Flöhne"  uf  L;  Z.  —  d)  als  angreifendes  und  schwer 
abzuwehrendes.  Es  hät-en  e  Fl.  'bisse",  er  ist  übel- 
gelaunt Z.  Das  ist  ärger  a's  e  Fl.  im  Or  GBern. 
Vgl.:  , Einem  einen  Floh  in's  Ohr  setzen'.  Die  tii^re 
[dürren]  Flöh  steehid  am  Fülste  [Ärgsten].  Tü^ri  Fl. 
auch  als  Neckwort.  ,Man  mache  die  Hosen  nicht  so 
eng,  dass  man  sie  nicht  über  das  Bein  hinaufstossen 
könnte,  so  dass  man  die  Flöhe  .wehren  könne,  wie 
man  nur  wollte.'  Gott».  F''  ha  de"  Bück  so  voll,  me 
chünnt  Flöh  druff  döde"  Bs.  , Einem  die  Flöhe  ab- 
streichen', ihm  Schläge  geben,  ihn  .klopfen';  vgl. 
flöhen,  lügen.  ,Inen  ist  der  gewalt  entwichen,  Darumb 
bat  mau  inen  die  flöh  uf  dem  berg  [bei  der  Erstür- 
mung eines  Kastells]  abgestrichen.'  1507,  Lied.  Flöh 
stäupe,  spöttisch  für  das  Tanzen  der  Frauenspersonen 
W;  s.  Hotzen  dreschen.  Vgl.  furzen.  —  e)  Volks- 
glaube. Durch  Pissen  in  eichene  Sägespäne  soll 
man  Flöhe  erzeugen  können  ZWl.  Im  Neue  [Neu- 
mond] sett-mer  [sollte  man]  nüd  ufiväsche  [den  Boden 
scheuern  und  waschen],  oder  d'  Better  wasche",  sust 
git  's  eil  Flöh  Z.  Wenn  d'  Flöh  bös  sind,  qit  's  lierjen 
Bs;  S;    Zfi;    Z.     Mich    hUsmid   d'  Fleh;    F.s   (jit    bald 


tvider  es  Jubile  W  (Parodie).  —  2.  Früchte  ver- 
schiedener Pflanzen,  nach  der  Form  derselben,  i.  B. 
des  Haarmooses,  polytrichum  GSa.,  des  Zittergrases, 
briza  media.     Vgl.  Flöh-Gras,  -Krüt. 

Mhd.  j)/öc7(,  »fö  m.,  f.;  mit  -ch  nm-h  NMan.;  Stdi'kar 
1519;  1531/1667,  1.  Sam.;  Vogelb.  1557;  Kral.  1662  (nebuu 
,flow.  Hohe').      S.  auch  Floheli. 

Puls-:  dreiteiliger  Zweizahn,  bidens  tripartita 
GWe.  —  Die  borstigen  Früchtrlien  hangen  sich  gleich 
Flöhen  bes.  an  wollene  Kleider. 

Pülz-:  gemeiner  Hohlzahn,  galeopsis  tetrahit  GWe. 

Wohl  nach  der  Form  der  kleinen  Früchtchen.  Im  vorigen 
wie  in   diesem   W.   wird  der  erste  Teil  lat.  /lu/c.i-  sein. 

Floheli  BSi.  (neben  FWheli);  Gr  —  n.:  kleines 
Mass,  riöckchen.  Es  het  es  Fl.  g'schn'it,  ganz  wenig. 
Er  ist  Zi'cs  Fl.  erstigi-r  cho",  ieenn-i'''-mu  schon  alliwll 
i/'schrüice  han  [obwohl  ich  ihm  immer  zuschrie].  Syn. 
Flauche,  FlÖli  (Floh  1  a);  Ghinse. 

Ausgegangen  von  FHi^hdi  |s.  Fknirlu),  mag  das  W.  au 
Floh    und    Flocke  augelohnt  worden  sein. 

floheli''':  Adv.  1.  „leicht  und  geschwinde  BO." 
—  2.  unbedenklich,  ohne  Schwierigkeit.  Das  dörfen- 
mer  fl.  wagen.  Mit  denen  sim-mer  g'faren  [sind  wir 
.abgefahren',  haben  sie  in  die  Flucht  geschlagen]  uiut 
das  fl.     Syn.  (flucher);  g'kant,  rauklich,  sanft. 

flöhe"  Bs  (Spreng);  6r;  GSa.,  Stdt;  ScnSt,  floje" 
GTa.;  W,  flöhe"  BsStdt(-e-);  Gl  (Schindl.),  flöne"  Ak; 
Ar;  Bs  (neben  fleche");  L;  GA.;  ScnSt.;  S;  Th;  Zu;  Z. 
flöne  F :  Flöhe  abfangen  und  tödten.  allg.  Flöhend-er, 
fragte  ein  Vorübergehender  einen  am  Wege  in  seinen 
Kleidern  Herumsuchenden.  Meinend-er,  i"''  sei  e  Hund? 
erwiederte  dieser  beleidigt,  ?■■''  lüse  GSa.  MelUger 
Erbs  [Spottn.  nach  dem  Stadtwappen,  einer  Kugel] 
tuend  enandre"  fl.  [wohnen  enge  beisammen].  ,Es 
flönet  do  ein  Hund  ein  andere,  nmli  mutuo  fricant.' 
SuLGER.  Im  Jast  [in  der  Hitze,  Eile]  sett  me"  Nüä 
tue",  a's  fl.  Ineichen.  Übertr.:  Was-em  ich  scho"  Flöh 
abg' flöne  ha"  [Fehler  aufgedeckt],  das  ist  nüt  z'ersäge" 
[auszusprechen]  Z;  vgl.  lüsen,  strähn.  Ei"m  fl.,  ihn 
züchtigen  Z.   —  Mhd.  vlöhe.n. 

er-:  1.  Einen  abprügeln,  übel  traktieren  Ar;  GuD.. 
Pani,  Schud.;  Z.  Syn.  erlüsen.  —  '2.  Einen  zur  Fluclit 
bringen  GRSchud.  —  Zu  2  \%\.ßöchtn  i.  also  vicll.  lau- 
sativum  zu  ßuheii. 

Floheli  s.  Floheli.        flöhen  s.  flöchen. 

flöh  ig.  .Flöig,  flöhsack,  voll  flöhen,  pulicosus.' 
Fris.  ;  Mal. 

Flulii,  Flüheli  s.  Flüchen. 

Fliiell  vorw.,  Fluech  Ai'K. ;  Zg  (neben  Flue)  und 
in  Flurn.  (s.  u.)  -  PI.  Flüe,  Fluhe  Aa  (H.).  Dat.  PL 
Fliienc"  (neben  Flüe  GRTschiertsch.)  -  f.  (m.  Ai'): 
Felsabsturz,  Felswand,  allg.,  doch  nicht  mehr  allenth. 
als  Appellativ  lebendig.  Vgl.  Tschugyen;  Schopf.  U** 
we""  's  Nüt  drüs  gab,  so  dueeht  es  mi'''',  i'''  möcht  über 
d'  Fl.  US.  GoTTH.  I"  (uf)  de  Flüehne  ist  rnis  Lebe", 
un  im  Tal  tuen  i"*  ke  Guet.  GJKuhn.  S.  noch  u. 
messen.  ,Liesse  stein  zum  fundenment  an  gross  flüy 
hinuffüeren.'  Edlib.  ,Das  schloss  ligt  ob  dem  stettlin 
auf  einer  hohen  fluoh.'  Vad.  Abschüssige  Stelle  übh., 
s.  Fluehschleipfi.  Fels  im  Ggs.  zu  bewachsener  Erde: 
,Das  höchste  Joch  der  Schratten,  welches  klare  Fluch 
[1.  ,riuh']  ist.'  JXScHNYD.  1782.  Einzelner  grosser, 
schroffer,  kahler  Fels,  Felsblock,  Felsbruchstttck  B; 
Z(i;  Z.     Wo  .s/  (dwr  i"  der  Mitte  ro"  der  Aar  g'sl"  s'i", 


1185 


Flah 


hicli.     Flitk     link 


1186 


ni'-si  uf'-eneFlue  cho",  der  Weidliri  [Kahn]  liet  umg'kert 
und  Alle  I»  d'  Aare  g'lert  BWang.  Mit  Flüelme"  mure' 
Z  Maurerspr.  .Wenn  sie  für  die  grossen  fluo  ynkom- 
nient.'  1393,  Offn.  Übernhausen.  ,Ain  strass  unz  an 
die  tiuo,  die  in  dem  graben  lit.'  Hofr.  Eüedl.-Buchb. 
.Ein  Steg  mit  grossen  Stafflen  mit  grossen  Fltten  ge- 
macht.' 1460.  Gfo.  .Was  wir  [Gelehrte]  heissent  einen 
fflsen,  tuent  sy  [die  Unterwaldner]  nennen  ein  flue.' 
1485,  ebd.  ,Im  schloss  [zu  Arbon]  sieht  man  noch 
einen  wonderalten  turn  von  starken  und  grossen  Hüejen 
aufgefüert,  wie  der  Römern  brauch  gewesen  ist.'  Vad. 
,0  Herr,  du  bist  mein  fluo.'  1531/60,  Psalm.;  dafür 
,Fels.'  1(583.  ,Bauwend  die  straass  und  räumend  die 
flüeh.'  1531/48,  Jesa.i.  ^  .räumet  die  steine  auf.'  ItiüT. 
,Myn  Ross  sprang  mit  mier  dur'^''  ain  Rus  [Runs] 
nider  uf  ain  Fluech.'  HsStockar  1519.  .Immania  saxa, 
grausame  felsen,  treffenliche  flüe.'  Pris.  ,Der  erst 
niarchstein  ist  gesetzt  uf  der  kleinen  fluoch  gegen 
dem  schloss.'  1577,  Arch.  Wett.  ,Ein  grosse  flue  oder 
felsen,  in  welchem  man  die  gestalt  des  leibs  Helie 
sichtbarlich  eingetruckt  sieht.'  Lussy  1590.  ,Und  wur- 
fendt  herus  gross  flüeh  und  stein,  knüttel,  stock, 
karrenreder  und  schwere  ysenwerks.'  RCvs.  ,Diser 
Fels  würt  by  den  Alten  Immenflue  g'namset  und  ist 
ein  Undermark  zwüschen  Schatt'husen  und  Nellenburg.' 
JJEüEüER  160Ö.  Zur  Bezeichnung  grosser  Körperfülle, 
fester,  starker  Statur  von  Tieren  und  Menschen,  in 
Vergleichungen  beliebt  Aa;  B;  Schw;  S;  U.  ,Zwei 
oder  drei  Kühe  wie  Flühe,  aber  fast  ohne  Milch.' 
GoTTH.  Posture"  wie  Flüeh  und  Gringe  [Köpfe]  wie 
Sonne"blueme''.  ebd.  Toll  [gross  und  fest  gebaut],  starch 
wie  ne  Fl.  Ne  Burst  wie  ne  Fl.  und  hühsch  derzue 
und  g'flingg.  Joachim.     Syn.  Ofen;  Burg;  Stande. 

Mhd.  rluu,  ahd.  fluoch,  fluoh.  Spreng  setzt  ein  Flülie  f. 
au  (mit  dem  Zusatz:  sonst  Flue),  viel),  dadurch  veranlasst, 
dass,  wie  die  folgenden  Orts-  und  Flurn.  zeigen,  der  Dat. 
den  Umlaut  haben  konnte.  Einfach  und  zsgesetzt  ist  das 
Wort  in  zahllosen  Flurn.  erhalten,  welche  den  einst  gros- 
sem geographischen  Umfang  des  Appellativs  beweisen,  z.  B. 
Uf  (in)  der  Fluch  B;  W  (Schloss  bei  Katers,  woher  die 
Edlen  von  Snpersax  ihren  Namen  hatten);  Z.  In  (uf  den) 
Flüehne'  HO.;  ZBachs.  Zur  (uf  der)  Flüeh,  öfter  in  B. 
Flüeli,  Flurn.  in  B,  Ortsn.  in  LE.,  Name  eines  gegen  die 
Keuss  vorspringenden  Hügels,  mit  der  Burg  der  Meier  von 
Silenen.  Flüehtal,  das  Tal  StGeorgen  bei  StGalien.  FUiehmuU, 
auf  einem  Berge  mit  senkrecht  abstürzender  Felswand  UwE., 
Flurn.  in  B.  ,Ze  Tegerfeld  an  dem  (!)  Flüe.'  1373,  Regest. 
Klingn.  ,Rehcn  in  den  flüen.'  1653,  Arch.  Wett.  ,Im  Hüe- 
feld.'  ebd.  ,Von  der  Ostfluo  nider.'  1395,  üfr.  Älchenfluch, 
Flurn.  BKirchh.,  s.  Solchen.  Isenfl.,  Vogelfl.  BL.  [letztere 
ein  Aufenthaltsort  von  Geiern,  vgl.  ,Gyrenfl.'  1718,  Absch.]. 
Fiylafl.  s.  Fiißer.  Fallenß.  aSchw.  Oempcnfl.,  auch  Gempen- 
Hvllen  S.  (ilatte  FL,  Name  einer  hohen,  pyramidenförmigen 
Fclsonplatte  S;  vgl.  ,die  Glatzenfluo,'  1694,  Arch.  Wett. 
äoße,  d.i.  Hohn.  ZEgg,  wie  Afi(i/7c»  =  ,Müllifl.'?  (ZBachs). 
Bolß.  ZHonibreeht.  llunnenfl.  BO.  (s.  Hunn).  Fasyiaehtfl.  Z 
Weiach,  wo  die  Hebamme  die  Kinder  herholt  (vgl.  Kindli- 
•  (et'ji);  wahrsch.  eig.  ein  Felsenhügel,  auf  welchem  die  Fast- 
nachtfcner  gemacht  wurden.  Lützelfl.,  Hof  in  S,  LiUzelflüeh, 
Ort  in  BE.  Im  Boflmh  ZErl.  [Bon  in  Flurn.  begegnet  auch 
sonst].  Jlöliß.,  schrecklich  verwitterter  Felsabsturz  in  LE., 
an  dem  Schrattenberg  (zu  Bali-,  welches  etwas  Schreck- 
hril'tes  bezeichnetj.  Eammß.,  Hügel,  auf  welchem  Neu- 
Habsburg  steht.  ,Im  (!)  llotßuch'  ZDän..  Hotfluech  ZZoll.; 
lioießue  auch  im  Aa  mehrern  von  verwittertem  Rogenstein  ge- 
röteten Bergen  beigelegt;  vgl.  im  Patois  der  frz.  Schweiz:  .Sex 
rouge,  hlanC  u.  a.  Botrfluc,  Dorf  in  Bs.  Scherzh.  der  Rotc'- 
ßiiejer  Bott  iach  wider  cho',  die  Katamenien  Bs.  Schrannenß. 
Offn.   Dietikon   u.   Spreit.    [l^rh rannen,   tiefe  Furchen.  Risse]. 

Schweiz.  Iiliotikou  I.  8. 


Schrutttnß.  I.V..  =  ,l,r  i, rrliniii.l  ISrnj,  s.  .SdiratUn.  Syn. 
Kratzeren.  , An  die  Wamlß.-  111«,  L:  Offn.  WürenU.s;  Name 
einer  Alp  Uw  (n.).  ^lVandßü•ch^er,  Wein  aus  einem  Rebberg 
in  ZWäd.  Auch  in  Familienn.:  Zenßüel,  (Ze  den  Flühen], 
Zurßueh,  Zurßueh,  Nikiaus  von  der  FlUh  (.Nicolaus  de  Rupe.' 
1636,  F.).  —  Das  Masc.  in  den  Flurn.  in  Anlehnung  an 
.Fels' ;  die  (altertümliche)  Form  auf  eh  ist  ganz  mit  dem  W. 
.der  Fluch'  verschmolzen  worden;  das  Neutr.  lehnt  sich  an 
das    Vorsäw  an. 

„Ofen-:  Topfsteinbruch  UUrs."  -  Aus  Topfstein- 
platten sind  in   U  die  Ofen  erstellt. 

Acker-  (-tluech,  PI.  -Flüech  Ar):  roter  Acker- 
stein, erratischer  Block  (aus  der  Eiszeit)  Th  (Bodens.). 
„Alle  die  grossen,  von  Bergen  niedergestürzten  Stein- 
blöcke von  Granit  oder  Nagelflueh,  die  einzeln  auf 
den  Äckern  vorkommen  Ai-."  ,Daruf  ist  ein  gvierter 
Stock  ufgführt  worden,  zu  unterst  mit  grossen  Acher- 
flüonen,  so  mir  [wir]  ins  Pfulment  [Fundament]  ver- 
graben.' 1595,  B  Taschenb. 

Hagel-:  umgedeutet  aus  Nagel-Fl.  Aa;  L. 

Leber-,  Läger-:  „Felsen,  der  in  sehr  kenu- 
baren  Schichten  bricht  und  schichtenwcisc  auf  ein- 
ander liegt.  Jedes  entw.  durch  seine  ursprüngliche 
Natur  oder  durch  seine  Auswitterung  lockere  Gestein, 
auch  öfters  nur  eine  etwas  festere  Schicht  von  Ton 
od.  Mergel  L;  Schw;  S."  ,Nid  der  buechen  ein  leger- 
flue  ze  Wortzeichen.'  1423,  Segess.  RG.  .Lapis  hepa- 
tites,  Leberstein.  Leberflue,  ist  eine  Gattung  margae 
terrense,  Mergel  oder  Schwefel-Erden.'  Hott.,  Therrase 
1702.  —  lAirjer-  von  der  schichtweisen  Structur  des  Ge- 
steins.     Vgl.   noch   Leberberg  S    und   die   LUijerc"  Aa. 

Nagel-  {-Fluech  GT.;  Th;  ZHörnli):  wie  nhd. 
Syn.  Nagelfels,  Hagelflueh,  Mueterstein;  engl,  pudding- 
stone.  Flurn.  in  BErl.  .Die  sog.  Nagelflüchen,  welche 
aus  lauter  kleinen,  eingekitteten  Kieselsteinen  be- 
stehen.' Gr  Sammler  1782.  In  Nagelttuli  felsen  liisst 
die  Sage  die  kleinen  Kinder  holen  Aa;  Z.  Vgl. 
Mueterstein. 

Rigel-,  (G')Risel-:  „eine  der  Nagelflueh  ähn- 
liche Felsart,  doch  mit  dem  Unterschiede,  dass  die 
gerollten  Steine  statt  eines  stärkern  Cements  hier  nur 
in  lockerer  Erde  stecken  LE." 

Rit/el-,  weil  etwa  Material  (Sand)  zu  .Riegel wänden'  lie- 
fernd, od.  weil  in  seiner  Structur  einer  solchen  ähnlich.  Biael- 
]  Graupenhagel]  von  der  Gestalt  der  eingestreuten  Rollkiesel. 

„Sand-:  Sandflötz  B;  L;  Zg." 

Seh  in  (Schei)-:  (PI.)  Felsen  von  Quarz  und  Glim- 
mer, die  im  Sonnenlicht  glänzen  UwE.  Vgl.  schinigi 
Platte. 


flöj. 


flohen. 


Flaicik— fluicjk. 

Flaek  1  bzw.  Flagg  Af  (PL  Fläck  neben  Flacken); 
Gl;  Gr;  G;  Z,  Flacht  GnPr.  —  m.,  Flacke"  f.  GnEh.: 
1.  schnell  und  hoch  auflodernde,  aber  rasch  wieder 
schwindende  Flamme  Ap;  Gr;  G;  Z.  's  Für  het  noch 
e  Fl.  'tue'  und  dua  [dann]  ist  's  verlöscht.  E  grosse 
Fl.  ist  ufg'gange,  hat  aufgeschlagen.  —  2.  unzuver- 
lässiger Schwätzer  Gl.  —  Zu/acA-e».  Betr.  die  Vwdtschaft 
von    1   u.   2   vgl.   nhd.   .fackeln'.      S.   Bhiclcen,  Blacl.ten. 

flacke"  bzw.  t^agge  Aa;  Ap;  Gl;  Gr;  GSa.,  Ta.; 
Srn;  Z.    fackle"  ZO..    flaggele'  GBuchs,  We.,   flackte" 


1187 


Flak.  flek.  flik,  Üok,  tiuk 


11 S8 


GRPr. :  1.  hell  auflodern;  eine  breite,  hohe  Flamme 
werfen,  die  sich  hin  und  her  bewegt;  rasch  flackernd 
brennen,  allg.  Syn.  fladeren,  fläderen.  flanken,  flatteren. 
's  Liecht  flacket,  wenn  es  mit  starker,  unruhiger  Flamme 
brennt,  's  Für  ist  (hat)  no'''  Möl  nfif  flacket  und  ist 
denn  verlöscht.  ,Aus  seinem  maul  gond  flammen,  die 
flackend  heraus  wie  die  brünnenden  facklen.'  1531/48, 
HiOB.  ,Es  ist  ein  Feur  aufgangen,  inraässen  so  gar 
um  sich  geflacket  und  gefressen,  das  hierdurch  in 
die  16  Hüser  yngeäschert  worden.'  1649,  Hotz,  Urk. 
.Flagrare,  flammare,  Flammen  geben,  brennen,  fl.' 
ÜENZL.  1677;  1716.  —  2.  in  Verbindung  mit  .lassen', 
wie  fladeren  3  gebraucht:  den  Lauf  lassen,  dem  Schick- 
sal überlassen,  z.  B.  Kinder,  die  man  nicht  zur  Ord- 
nung weist;  einen  Baum,  dem  man  seine  natürliche 
Entfaltung  lässt,  ohne  ihn  zurückzuschneiden  Ap;  GTa. 
—  3.  unordentlich,  flüchtig  schreiben  (hin  und  her 
fahren)  ZStdt,  W.  Syn.  fladeren  2.  —  Mlul.  (nml  nlul.) 
entspricht  iu  Bed.  1   ,tiackeru'. 

ver-flacke":  von  loderndem  Feuer  rasch  verzehrt 
werden,  flackernd  verlöschen.  Tännigi  Pöscheli  [Reisig- 
bündel] rerflackid  gad  [augenblicklicli]  Ap.  ,Herodis 
eifer  war  wie  ein  fewr  im  straw,  das  in  allem  aufgehen 
verflacket.'  FWyss,  Pass.  1650.  ,Verflacken,  extingui.' 
Denzl.  1677;  1716.  ,Das  ander  Feur  crhuob  sich  in 
einer  Scheur,  welche  voll  Korns  und  Stro  gelegen, 
verflacket  gar.'  Wurstis.  Auch  trs. :  ,Alle  stolzen 
frevler  werden  wie  strauw  sein  und  der  zukünftig  tag 
wird  sy  v.'  1531/48,  Malach.  =  ,anzünden.'  1707. 

Flackele"  Flaggele  f.:  Fackel  OBuchs.  We. 

g'flackig:  flackernd,  lodernd  Z. 

flaoklen  s.  f lacken. 

fläcklen:  1.  Dun.  zn  flackeii  1,  flammen,  flackern 
ü  oT.  —  2.  schmeicheln,  Lob  heucheln  Ap;  L;  G  oT. 
Syn.  flädelen.    Fläckler,  Schmeichler. 


gefleckten  Kuh  L.    Syn. 


Flack  II  m.:  Name  einer 
Fleck. 

Flacke"  I  f.  AAEhr.;  SchKI.,  Ander-  Z  (auch 
-Flackete),  Rande"-  (Durh.  u.  Hegetschw.).  Lande- 
flagge Z  (Hürl.);  Durh.,  Landerflackete  Z  Düb., 
P flackete  ZWetz.:  verschiedene  (bittere)  Ampfer- 
arten, insbesondere  deren  (grosse)  Blätter,  wie  rumex 
obtusifolius,  r.  maximus,  r.  pratensis  Aa;  Sch;  Z. 

Syn.  Läiite'blatt,  Bhick(t)e»,  aus  welch  Letzterem  es  dnich 
Jeu  Wechsel  von  Fl-  u.  Bl-,  viell.  im  Gedanken  an  Flavl:  Jll, 
da  die  hohen  Bliitenähren  rötlich  sind,  entstanden  ist. 
(L)Ände(r)-,  Munden-  viell.  entstellt  aus  Ampfer;  die  Blätter 
der  Banden,  Runkelrüben,  h.ahen  eine  äussere  Ähnlichkeit  (in 
der  Grösse  der  Blattspreite)  mit  denen  des  Ampfers,  ebenso 
wie  die  des  Folg. 

Hunds-Flackete:  Huflattich,  tussilago  farfara  Z. 
Syn.  Füllifüess,  Boss-  (Huehe-)  Blacke'. 

Flacke"  II  Flagge  f.:  Blase  auf  der  Haut,  bes. 
Brandblase;  oder  Pustel  infolge  eines  Insektenstichs 
GRÖhur.  —  Aus  oberit.  (churw.y) //«m,  ßnm,  welche  selbst 
erst  aus  dem  Deutscheu  entlehnt  sind. 

Flacke"  III  m.:  nur  in  der  RA.  si"''  zuetn  Fl.  iis 
[aus  dem  Staube]  mache'  Ar. 

Es  durfte  an  die  RA.  ,den  Fleck  räumen'  erinnert  werden, 
wobei  ,sich  aus  dem  Staube  machen'  formell  eingewirkt  hätte; 
vgl.  noch  Tätuch  (ab-em  T.  gaV.  Oder  das  \V.  ist  eins  mit 
Flack  I,   das  Bild  also  von  einer  Feuersbrunst  entnommen. 

flu  kl  i  -ä-  s.  fUHiglich. 


Fläckliii  n.  ,Man  solle  den  schäum  mit  einem 
roten  fl.  auffassen,  dasselbig  in  silber  verschmuckt 
[heimlich]  antragen.'  Tierb.  1563.  —  Entweder  =  bair. 
Fl/if'.ele,   Fläschchen,  zu  frz. ßacon,  oder  =  Fleek,   Lappen. 

Flank m.  =  Flack I aScHW.  —  flanken  =  f lacken  I. 
ebd.  —  Aus  Fauk,  faukcn  (Sp.  725),  mit  der  selben  Beil.. 
angelehnt  an   Flack. 

fläuklen  s.  flächen. 

FIeck(e")  I  m.:  1.  Flicken,  Lappen,  Stück.  Be' 
Fl.  nebe  's  Loch  setze'.  Ineichen.  Es  ist  ke'  guete  Fl. 
an-ein.  ebd.  En  Fleck  [eine  Hautschürfung]  ab  ha* 
GMels.  ,Niemants  flickt  ein  alt  kleid  mit  einem  fleck 
vom  rauwen  tuoch.'  1530,  Matth.  Syn.  Fetzen;  Biets. 
Vgl.  flecken  1,  geflecket.  —  2.  Taler  (als  Münze)  Gl; 
S(  iiwE.  ,Pah,  auf  einen  Kronentaler  kommt  's  mir 
grad  nicht  an,  hat  der  dicke  Müller  gesagt,  in  den 
Sack  gelangt  und  dann  einen  Fleck  herausgezogen.' 
1857.  Prophet.  —  3.  (Fleck)  Ort,  Platz,  Stelle  (eig. 
Fleck  Landes),  allg.  Vom,  ro"  od.  ab  H.  gä",  cho', 
von  der  Stelle,  vorwärts,  von  Statten  gehen  (kommen), 
sich  rühren,  weichen.  .Wir  müssen  doch  einmal  ab 
Fl.'  Stitz.  ,\Venn  Eines  irgend  wohin  gehen  soll, 
komme  es  fast  nicht  ab  FL'  ebd.  ,Die  Auswahl  [des 
Bauplatzes]  harzete,  wollte  nicht  vom  Fl.'  Gotth. 
Auch  als  Zuruf:  ab  FL!  aus  dem  Wege,  fort  da!  Abi. 
abflecken.  Syn.  Bleis.  Wenn  's  nen  G'sangbuech  dür- 
haf'ter  ist,  sn  g'hei-mer  [werfe  man]  disers  [das  andre, 
alte]  vom  FL,  so  treiss-me',  dass  's  Nüd  wert  ist. 
XVIIL.  Bauerngespr.  De'  FL  rüme,  von  einem  Ort, 
einer  Wohnung  wegziehen  Z.  Am  rechte"  Fl.  ä"packe', 
eine  Arbeit  recht  angreifen,  recht  in  d'  Hand  n'e"  Bs. 
,Gotte  und  unsern  lieben  heiligen  ze  eren,  das  si  den 
flecken  [Umkreis]  dirre  stat  behüeten.'  1304,  Z  RBr.  — 
4.  Ortschaft.  En  Flecke,  Dim.  Fleckli,  Weiler  bei 
einem  Dorfe  .\p  (auch  als  Eigenn.).  , Grosse,  umfang- 
reiche Weiler,  in  der  Volkssprache  Flecken  genannt.' 
MRohner  1807.  Im  Sch  Ratsprot.  von  1637  wird  statt 
.Dorf'  immer  , Flocken'  gebraucht,  auch  für  ganz  kleine 
Dörfer.  Sonst  im  nhd.  S.:  ,Zwen  ß,  das  der  fleck  [Elgg] 
von  unghorsamen  ynziehen  soll  und  darin  dem  gmeinen 
nutz  und  flecken  truw  amptlüt  syn.'  1535.  Herrschaftsr. 
ZElgg.  —  5.  anders  gefärbte,  unsaubere  oder  wunde 
Stelle.  z.B.  auf  der  Haut,  im  Gesicht  Ndw.  Mit- 
eme"  blaue"  FL  devo"  cho".  Ineichen.  Von  krankhaften, 
abnormen  Erscheinungen  bei  Menschen  und  Pflanzen: 
a)  Fl.  (PI.)  im  G'sicht,  Sonnnersprossen,  die  man  da- 
durch vertreiben  kann,  dass  man  sich  im  Maientau 
wäscht  ZO.  Syn.  s.  Compp.  —  b)  der  Fl.  im  Aug, 
der  graue  Staar  AAEhr.;  W;  ZO.  S.  Fleckenkrut.  — 
c)  Fleck,  der  .schwarze  Brenner',  frz.  le  noir  anthra- 
coso,  eine  durch  den  Pilz  sphaceloma  ampelinum 
erzeugte  Krankheit  der  Reben,  wobei  die  Schosse, 
Blätter  und  insbesondere  die  Beeren  vertiefte  schwärz- 
liche Flecken  erhalten  ZS.  In  der  Öxol.  1707  neben 
dem  Brenner  unter  den  Rebenkrankheiten  aufgeführt; 
ebenso:  .Das  Mittelfach  liatte  lieur  Brenner  und  Fleck 
im  Wyssen  [Gewächs].-  1727,  Herbstrod.  ZZoll.  .Krank- 
heit der  Reben,  wo  die  Blätter  gelbliclie  und  rötliche 
Flecken  bekommen,  versch.  vom  Brenner,  geht  aber 
leicht  in  jenen  über.'  Sulger.  —  d)  Brand  im  Getreide 
(Korn)  Ndw;  Z.  —  6.  Fleck  B  (Zyro),  Flecke"  Fl, 
das  Schwarze  in  der  Mitte  der  Schiessscheibe.  Syn. 
Ziveck,  \g\.  Bletz.  —  7.  Fleck,  scheckiges  Stück  Rind- 
vieh   (z.B.  weiss  in  schwarz    oder  rot)  ,\a;  Ap;    Bs; 


1189 


Plak.  flpk,  fiik,  lldk.  Huk 


1190 


li;  Gl;  G;  S;  Z.  Dient  bei  Kühen.  Ochsen  auch  als 
Kut'n.  Man  unterscheidet  in  der  Schweiz  unter  dem 
Rindvieh  Fleckvieh-  und  Braunviehrace.  Statt  eines 
.Flecks'  als  Vorspann  bietet  ein  Bauer  einem  Keb- 
niann  im  Wortspiel  den  , Fleck'  in  den  Reben  an,  in 
denen  er  eben  arbeitet.  Freischütz  1853,  S.  49.  Syn. 
Fhick,  Kleb,  Scheyg.  S.  Rotfleck.  —  8.  eine  gute  Sorte 
Kartoffeln  Ap. 

Mini,  vlfck  stni.  und  vllcke  swm.  Zu  4  vgl.  Frisch:  ,F1. 
liiess  vor  diesem  ein  .jeder  kleioer  Hof,  Meierei.  Dörflein  und 
Ort  mit  seinen  Äckern  und  Feldern,  wann  er  aber  ein  Maikt- 
nvlit  bekam,  so  setzte  man   „Markt-"   dazu.' 

E-  s.  Re-1-1.  —  01-Flecke":  scherzw.  ein  Loch 
in  Kleidern  oder  weissem  Zeug,  weil  es  eben  so  widrig 
auffällt  wie  Ölflecken  auf  dem  Boden  Bs  (Spreng),  — 
Pü'r-Fleck:  Schürze?  Brusttuch,  Mieder?  ,Die 
fürfleck,  wie  man  's  heisst,  sollen  mit  den  bieginen 
[Besatz],  strichen  und  schnüeren  dermässen  beziert 
werden,  dass  gegen  den  übrigen  kleidern  ungefähr 
ein  gleichheit  seie.'  G  Mand.  1611.  Zu  Fleck  1.  Vgl. 
Vorbletz  und  Schm.-Fr.  1,  780. 

Laub-Flocke":  =  Fl.  5  a,  Sommersprossen  Aa; 
Bs  (neben  -Fleggte):  BBurgd..  Ri.;  VOrte;  Gl;  GrP.; 
Pr.,  Rh.;  GBuchs,  We.;  S;  ,W;  Z."  .Fällt  Mai-  oder 
Augustregen  auf  ein  noch  nicht  jähriges  Kind,  so  be- 
kommt es  L.'  RoTENBACH.  .Laubflecken  werdend  mit 
disem  schmalz  [von  einem  jungen,  in  Ol  gekochten 
Schwan]  vertriben.'  Vooelb.  1.5.57.  , Spatzenmist  be- 
nimpt  die  1.  des  angsichts.'  ebd.  .Lenticulse,  1.  oder 
rüselen  am  leib,  fürnämlich  an  henden  und  angesicht.' 
Fris.;  Mal.  .Sprossen,  1.,  lentigo,  subrufa  macula.' 
Keu.  166'2.  .Ephelis,  1.,  schwärze  des  angesichts  von 
der  sonnenhitz.'  Denzl.  1ö77;  1716.  Syn.  Märzen-FL, 
-Breck, -Spriggelen, -Bluemen.  —  laub- fleckig,  Inh- 
g'flegget  GBuchs,  We.:  mit  Sommersprossen  behaftet. 
.Varius,  laubfleckig.'  Denzl.  1677;  1716.  .Ein  Mann 
von  dipfelt-  oder  laubfleckichtem  Angesicht.'  Z  Nach- 
richten 1754.     Syn.  gespregelt,  getüpfelt. 

Der  erste  Teil  des  obigen  Comp,  (wie  das  mlid.  Irniji- 
vlfekel,  Muttermal)  ist  nach  Gr.  das  in  unseren  MAA.  auch 
als  Simplex  erhaltene  ahd. ' -lairi  {Ifhltnci,  cicatrix);  die  Volks- 
etymologie aber  hielt  sich  an  die  Zeit  des  Erscheinens,  ,wenn 
das  Laub  zu  keimen  beginnt",  an  die  Farbe  des  (dürren) 
Laubes  oder  an  die  Eostttecken  auf  demselben  (s.  auch  die 
ff.  Pompp.). 

LBber-:   (PI.)  Sommersprossen  Aa. 

Lüg-.  Mit  dem  Zuruf:  ,du  ha.st  einen  L.  an  der 
Stirne'  sucht  man  einen  der  Lüge  Verdächtigen  ein- 
zuschüchtern Z.     Vgl.  Schandfleck. 

Lust-:  1.  roter  Fleck .  im  Gesicht,  vorgeblich 
die  Wirkung  eines  Gelüstens  (nach  Wein)  GrV.  — 
2.  Muttermal  W.  —  2  viell.  mit  den  heftigen  Gelüsten 
Üer  Schwangern  in  Verbindung  gedacht. 

Merze"-:  Sommersprossen  Z.  .Geissbluot  ver- 
treibt ungeschaffne  [hässliche]  m.'  Tierb.  1563.  — 
Nach  der  Zeil  ihres  Erscheinens  benannt.  Vgl.  Man  und 
laah-Fl. 

Pelz-Fleck:  Pelzstück.  .[Mäntel]  mit  fuch.s- 
schwenzen  und  ander  beizflecken  durchzogen.'  Kessl. 
Vgl.  Für-Fl.  und  Pelz-Bletz. 

,Bluet-Flecken,  ist  eine  rote  Wurzel.'  Churer 
Kal.  nVi.     Vgl.  Bluetiourz. 

Brust-Fleck:  Weste  „L;"  GSa.f;  ScbwE.  — 
Mhd.  hrusivlfc,  Weste  bei  Männern,  Brustlatz  bei  Weibern. 
Vgl.  auch    Bnut-Bhtz  n.   Gr.  WB.  2,  448. 


Re-Flecken  (E-diM.):  1.  gelbliche  oder  braune 
Flecken  an  den  Fingern  und  Händen,  deren  Ent- 
stehung oft  geheimnissvoll  scheint  und  die  eine  meist 
ungünstige  Vorbedeutung  haben  B;  Gl;  Sch;  Z.  Es 
git  füriför  es  Unglück  hüt  [am  Tage  des  Usterbrandes] ; 
denn  (i''')  hä"  am  Finger  Beflecl-e"  g'ha',  denn  git  's 
fa.st  allmol  Öppis,  das  mi'''  trurig  macht.  Stutz.  Spez. 
sollen  sie  im  GlH.  den  Tod  eines  Verwandten  bedeuten. 
S.  Tofen-Fl.  ,Vil.  wann  sie  eines  gelben  Fingers  an 
ihrer  Hand  gewahr  werden,  schliessen  daraus  einen 
Hader.'  Zauberei  1704.  Wenn  man  sie  sieht,  da  sie 
noch  nass  sind,  sagen  sie  nach  einigen  Angaben  Leid 
an,  bes.  wenn  sie  sich  an  der  linken  Hand  zeigen; 
wenn  trocken,  können  sie  sogar  Freude  bedeuten,  bes. 
wenn  sie  an  der  rechten  Hand  erscheinen  Z.  — 
2.  Flecken  im  Gesicht  Z  (Schulth.) ;  braungelbe 
Flecken  auf  der  Haut  ZLunn.  Flecken  als  Zeichen 
der  .Ansteckung  in  Pestzeiten.  ,So  sich  dann  die  Ree- 
ttecken  erzeigen,  es  wären  gleich  die  roten  [Blut- 
streifen], braunen  oder  schwarzen,  wenn  das  wäre, 
auch  gleich  am  Anfang,  soll  man  dem  Kranken  nit 
zuo  Ader  lassen,  sonder  sich  mit  ihnen  verhalten  wie 
mit  denen,  die  schon  den  Bresten  24  Stund  lang  ge- 
habt.' L  Ordn.  L594. 

Zu  ahd.  hreo,  got.  hraiv,  Leiche,  also  ,Todtenflecken',  s.  d. 
Zu  £  für  i?«  vgl.  Sp.  1.  In  dem  badischen  Jestetten  ver- 
steht man  unter  .Rehflecken'  das  .XagelblUben',  NngelUuesi; 
s.  d.  und  vgl.  noch  über  ähnlichen  Volksglauben  Tnten-man, 
-hliicten.  Anlehnung  an  ,Reh',  mhd.  rech,  liegt  deutlich  im 
Tierb.  1563:  .Stiergallen  vertreibt  allerlei  flecken,  rech- 
flecken, merzenbluomen  udgl.' 

Rufen-:  vernarbender  Ausschlag,  schorfige  Stelle. 
.Das  Bad  heilt  Ruvefl.  am  Angesicht  und  der  Haut.' 
Hapn.  1666.  —  Risel-:  Narbe  von  dem  Ausschlag 
beim  Riselfieber  (Sp.  ü37)  her.  ,Die  Wysswurz  zer- 
stossen  heilet  alle  B.  und  Masen.'  Arzneib.  ZZoll. 
1710.  —  Rot-Fleck:  Stück  Rindvieh,  das  im  Ganzen 
rot,  jedoch  mit  weissen  Flecken  versehen  ist  Z.  — 
Schwind-:  Narben  von  beulen-  od.  schwielenartigen 
.\nschwellungen.  S.  u.  Mager,  Schwinten.  .Liehen, 
Zittermal,  Schw.  im  Angesicht.'  Denzl.  1677;  1716. 
—  Tote"-Flecken:  gelbe  Flecken  an  den  Fingern; 
deuten  einen  Todesfall  an  W.     S.  Ee-Fl. 

.Wcg-Flecklin:  ein  vügelin  zuo  Strassburg  wird 
also  genennt,  so  von  grosse  und  gstalt  dem  rötelin 
änlich  ist.  Der  teutsch  namen  ist  im  vom  weg  her 
gegeben:  dann  es  in  wegen,  ackeren  stets  .sitzt;  anders 
teils  von  der  blauwen  masen  der  brüst.'  Vogelb.  1557. 
Nach  Nemnich:  Bachstelze,  motacilla  suecica.  —  Eher 
von   leer/m,    bewegen,    vgl.  das  syn.   .Wegesterz',    Bachstelze. 

Flecke"  II  f.:  Fetzen,  in  verstärkter  Bed.  GRpr. 
Vgl.  Fleck  m.  1  u.  Fletsche. 

flecke"  I:  1.  trs.,  mit  Flicken  ausbessern,  bes. 
Fussbckleidung  Bs  (Spreng);  ScnSt.  ,Für  Bantoflen 
zu  sollen  und  fl.  24  ß.'  1763,  Z  Haushaltungsb.  Syn. 
flicken.  —  2.  intr.  a)  Flecken  bekommen,  z.  B.  Tuch, 
Papier  GrPi".  —  b)  (flecknen  BSi.)  stellenweise  schnee- 
frei werden  BSi.;  Gl;  Gr;  L;  Uw.  Es  fkcked  af'e 
sunnehalb  [auf  der  Sonnenseite],  es  kommen  grüne, 
dunkle  Flecken  zum  Vorschein  UwE.  Uf  Berg  und 
M'isen  und  im  Tal  Lit  Sehne  im  wisse  Schimmer. 
's  fleckt  ivol  %fäne,  wo  mit  Chraft  Der  Sunnestral  am 
JJebste  schafft.  JJRütl.  —  3.  (unpers.)  fehl  schla- 
gen, schiefgehen,  missraten,  missglücken  Aa;  B;  F 


1191 


Flak,  llfk.  llik.  tlok,  üuk 


11! 


„Es  häd-em  icüest  g fleckt  B."  Dr  Dräjer  macht-ne 
[die  Pfeifenspitzc]  wider  imie  [zurecht],  Wenn  's  öbbe 
mit-ein  fl.  soll.  JHofst.  1865.     Syn.  schlinggen. 

Mhd.  vUcken,  vom  Flecke  schaffen;  beflecken;  schlagen. 
Bed.  3  kann  eig.  meinen:  am  gleichen  Fleck  bleiben,  oder 
Flecken  d.  i.  Mängel  bekommen ;  oder  liegt  Vwdtschaft  mit 
.flacken',  segnescere,  languescere  (Gr.  WB.  3,  1705;  Schni.-Fr. 
786)  vor!'  Gr.  WB.  3,  1744  stellt  die  Bed.  zu  dem  Gegs. 
,vom  Fleck,  von  Statten  gehen'.  S.  noch  Tobl.  in  Germ. 
1S71,  4. 

ab-flecke".  ,Der  Handel  wollte  nicht  abfl.  und 
zog  sich  in  die  Länge.'  Zg  Kai.  1870.  —  Zu  Flech  I  a. 

g'f lecket:  gefleckt.  Die  Gfl.,  als  Subst.,  Kuh- 
name, allg.     Zu  Fleck  7.     S.  auch  Fleck  1. 

Wenn  ein  Mal  in  Genes.  1531/60  neben  ,geringlet  und 
geflecket'  vorkommt  ,fleckete  und  gringlete  schaaf,  so  mag 
ein  Druckfehler  vorliegen  oder  die  Formen  des  Ftc.  Iniperf. 
u.  Perf.  mit  einander  verquickt  sein. 

flgckig:  gefleckt  Uw. 

„Fleckler  m.:  Einwohner  eines  Fleckens." 

flecknen  s.  flecken  I. 

„Ple^eke  III,  F^'^^kc  f.:  hölzernes,  ovales  Ge- 
schirr mit  einem  Griff  an  der  Mitte  zum  Tragen, 
zunächst  für  Fische  BE."     Vgl.  Fläcklin? 

Fle'cke"  IV  f.:  roh  zugehauenes,  vierkantig  ge- 
flächtes Stammholz  einer  Tanne  in  ihrer  ganzen  hiezu 
verwendbaren  Länge,  wie  es  als  Bauholz  verfrachtet 
wird  B.  ,Die  sog.  Fl.  einer  Riesentannc,  an  welcher 
ca  5  Klftr  Späne  abgezimmert  wurden,  machte  329 
Quadratfuss;  der  üolden  [Wipfel]  mass  beim  Abschnitt 
derselben  noch  über  3'  Durchmesser.'  NZZeit.  Vgl. 
flecken  II,  Flecktanne.  „Zwerch-  oder  Querholz,  vor- 
züglich solche  gezimmerte  Bauhölzer,  aus  deren  Auf- 
einanderschichtung die  Wände  hölzerner  Häuser  be- 
stehen."    „Bohle  Gii."     Syn.  Fleckling. 

Mhd.  vlecke  f.,  Brett,  Bohle;  vhcMiolz.'  Im  Bair.  hat  das 
Mase.  Fleck  die  Bed.  ,Stück  Holz,  Brett'  angenommen.  — 
Da  der  Vnc.  e'  nur  als  Umlaut  von  «  sich  auffassen  lässt, 
so  haben  wir  es  viell.  mit  einer  Abi.  von  mhd.  vliich  m.. 
Flache,  zu  tun. 

fle'cke"  U:  „Bauholz  überzimmern,  degrossir, 
exasciare  Aa;  B;  L;  Th;"  fl.,  auch  ahfl.,  flächen,  Holz- 
stämme seitlich  behauen  Ndw. 

g'fle'ckt:  1.  Ein  Balken  wird  g.  gelegt,  indem 
man  ihn  auf  beiden  Enden  mittels  zweier  Flecklinge 
[kleinerer  ßalkenstücke]  fest  keilt.  Eol'hh.  —  2.  mit 
Prügeln  belegt  statt  gepflastert.  So  wird  der  ,gfle'cket 
Weg'  in  ZGoss.  vormals  gewesen  sein.  Syn.  Prügelueg. 

Fleckli"g  (vorw.  -e'-),  auch  Pfl-  ZKüml.,  W. — 
m.:  1.  vierkantig  behauener  Baumstamm  „Aa,-"  Bs; 
„B;"  Gl;  „L;"  GA. ;  „Th;"  UwE.  Auch  nur  auf  zwei 
oder  einer  Seite  geflächt  Ndw.  Syn.  Fle'cken  1,  Büu- 
Stiimpen.  —  2.  Bohle,  Diele;  dickes,  aber  etwas  schmä- 
leres und  kürzeres  Brett,  wie  4  verwendet,  früher 
auch  von  Schreinern  zu  Bettladen  und  Tischplatten 
benutzt  Bs;  Gl;  L;  ScnSt.;  S;  Uw;  Z.  Der  Name 
beibehalten  beim  Übergang  vom  Holz  zum  Stein:  ,Ein 
Schweinestall  mit  steinernem  Trog  und  dito  Fleck- 
lingen.'  1877,  Z  .\mtsbl.  ,Er  ward  beklagt,  das  er 
ein  tannen  ufgeschytet  und  nit  verzimberet.  Seit  [er 
sagt],  er  habe  fleckling  darus  gemacht,  und  was  nit  guot 
gsyn,  verschytet.'  15.57,  Hotz,  Urk.  Syn.  Flecken  IV. 
—  3.  bloss  einseitig  geflächtes  Holzstück,  wie  es  ent- 
steht, wenn  ein  Kundholz  der  Länge  nach  geteilt  wird 
Aa;  Ndw;  Z.    Vgl.  Strick.  —  4.  Stücke  rohen  (Rund-) 


oder  gezimmerten  Holzes,  wie  sie  insbes.  zur  Be- 
deckung der  Jauchetröge,  zu  Brücken  und  Schweine- 
stall-Böden dienen;  Sparren  ZAuss.,  W.  Syn.  Prügel. 
Me"  miies  da  e  Pär  Fl.  anelegge',  das  nie"  clia""  dur'''e". 
Kurzer  Balken,  Block  Zg.  Ein  auf  ca  4'  Länge  ab- 
geschnittenes Stück  einer  runden  Stange  ZSth.  Pflock 
aus  Eichenholz,    zur   Stutze    des  Gartenzauns    ZStdt. 

—  E,  mit  dem  das  W.  vereinzelt  auftritt,  beruht  auf  Ver- 
menguag  mit  Fleck. 

fle'ckli''ge",  in  der  RA.:  G'rad  fl.  um  (use) 
falle",  jäh  und  schwer,  von  Menschen  und  Tieren  ZO. 

Fig.  so,  dass  man  breit  und  regungslos  da  liegt,  wie  ein 
schwerer  Fleckling  oder  so,  dass  es  platscht  wie  von  einem 
umstürzenden  oder  hingeworfenen  Fl.  Doch  vgl.  a,u<ih ßäklUh 
od.  mhd.  vlcchelingen,   aus  welchen  es  umgedeutet  sein  könnte. 

Flick  m.:  1.  Lappen,  Flicklappen,  Flicke  BsBirs. ; 
L.  Besser  e  Fl.  als  es  Loch.  Ineiohen.  Bildl.  No'''' 
kei"  Fl.  [Reibereien]  mit  Jmdm  gehabt  haben  Z  (vgl. 
.Einem  am  Zeuge  flicken').  Syn.  Fleck  1.  —  2.  höl- 
zerner Nagel,  der  in  ein  nicht  zählendes  Schussloch 
getrieben  wird  Ap.  —  3.  eine  kleine  Ersatzscheibe 
(beim  Schiessen)  Ap  (T.).  Vgl.  Fleck  6.  —  4.  Weiber- 
schürze, meistens  von  kostbarem  Stoffe  Ap;  G.  ,Dienst- 
mägt  sollen  weder  schlutten  noch  fl.  tragen,  die  aus 
köstlichem  zeug  gemacht  seien.-  lüU,  G  Mand.  Vgl. 
Fürfleck. 

flicke":  1.  Lappen  einsetzen,  Etw.  wieder  ganz 
machen,  wie  nhd.  (allg.).  lez  chönne"-si  go"  luege". 
wie  si  's  wider  fl.  Breitenst.  Auch  obsc. :  Ei^re 
's  Zug  (am  Z.)  fl.  Z.  Zusätze  in  ein  Aktenstück 
hineinschieben:  ,Es  seien  noch  andere  Mittel  [Punkte] 
daryn  [in  den  Vertrag]  geflickt  worden,  deren  man  zu 
Paris  [bei  den  mündlichen  Verhandlungen]  nicht  ge- 
dacht habe.'  1600,  Absch.  Daher  als  Ptc.  =  mit  ein- 
geschobenen Zusätzen  versehen.  ,Die  Schriften  der 
Vätteren  sind  vilfaltig  verfälscht,  eingeflickt  und  ver- 
mehrt worden.'  ClSchob.  1699.  —  2.  „(auch  ah-,  er-) 
prügeln  ScHwMa."  Ei"m  Ei"s  fl.,  ihm  einen  Schlag 
versetzen  (eig.  einen  Fleck,  Flicken  aufheften,  auf- 
schlagen, beibringen;  vgL  noch  flücken)  Z.  —  3.  in 
Etwas  hinein  ziehen,  verwickeln.  .Damit  er  uns  nit 
etwa  begryfen  und  ins  recht  fl.  möcht'  1529,  Strickl. 

—  4.  refl.  (meist  In-):  sich  zudrängen,  aufdringen, 
um  Etw.  zu  erhalten;  sich  einschleichen,  einmischen; 
sich  einschmeicheln  ScuSt.  (Sulger);  sich  einnisten, 
mit  Jmdm  Umgang  pflegen,  Kameradschaft  haben. 
Syn.  sich  innestlen.  ,Und  habe  N.  N.  gseit,  man  wolle 
allen,  so  den  ketzerglouben  hettind,  gelt  ushin  gen 
und  im  [dem  Zeugen]  auch.  Antwurte  der  züg  und 
spreche:  e,  lieber  myn  N.,  du  wurdist  dich  euch  inhin 
fl.  und  evangelisch  syn,  damit  dir  gelt  wurde.'  1528, 
EfiLi,  Act.  .Aman  zeigt  uns  an,  wie  sich  in  alles  land 
ein  widerwärtig  Volk  eingeflickt  hette.'  1531/48;  1706, 
Esther;  dafür  jetzt:  ,dass  auf  dem  ganzen  Erdboden 
ein  Volk  zerstreut  sei.'  ,Dcr  sich  in  einen  krieg  flickt, 
der  in  nichts  angat,  der  hebt  einen  hund  bei  'n  oren.' 
1531/48,  Prov.;  dafür  1667:  .sich  in  einen  zank  fliehtet' 
,Nit  gezimen,  dass  sich  ein  predicant  ynflicke  in  welt- 
liche gwerb.'  HBcLL.  1531.  .Damit  sich  der  tüfel  nit 
ynflicke  und  sy  mit  unreinigkeit  versuoche.'  ebd.  1540. 
,Da  sich  Hildebrand  wunderbarlich  in  der  Bäpsten 
liebe  und  gunst  ynflikt.'  ebd.,  Tigur.  .Könnt  sich  wol 
ynfliken  in  gsellschaften  grosser  lüten.'  ebd.  ,Habend 
.sy  sich  vereiniget,  auf  die  folgend  nacht  in  dem  haus 


1193 


Flak,  Hek.  Ilik,  (hik.  link 


1194 


|;iut'  das  Ungeheuer]  zuo  warten,  auch  vil  anderer 
leuten  von  obenteür  wegen  [als  Zuschauer]  sich  mit 
inen  eingeflickt  habend."  Fischb.  15l)3.  ,Insinuare  se 
in  amicitiani,  adrepere  ad  amieitiani,  sich  in  einsi 
fründsehaft  einfl.'  Fris.;  Mal.  =  ,sich  bei  Einem  e.' 
Hosi'iN. ;  Denzl.  ,Assectari  aliquem.  eim  nachlaufen 
und  sich  zuohin  schlahen  oder  einÜ.,  sein  gunst  zuo 
erlangen.'  Fris.  .Obrepere  ad  niagi.stratum,  sich  mit 
list  und  tücken  in  ein  oberkeit  fl.,  mit  gleichsnerei  ins 
reginient  oder  in  rat  kommen.'  Fris.  ;  Mal.  ,Sich  selbs 
unerfordert  etwan  e.  und  darbieten,  ingerere  se.  Sich 
eiiiliinHicken,  zuo  einer  rott  tuon,  ein  andere  gesell- 
schaft  an  sich  henken,  in  ein  anderen  orden  treten, 
adoptare  se  alicui  ordini.'  Mal.  ,Uer  Jochurastaler 
hau  ich  vil,  damit  will  ich  d'  weit  spicken,  dass  nie- 
mant  wider  mich  syn  will,  ich  kann  mich  fry  ynfl.' 
HsRMan.  157(5.  ,Sich  mit  practicieren  [Umtrieben]  in 
die  ämter  geflicket.'  1585,  LB.  ApI.  ,Es  were  dann 
sach,  dass  einer  by  ehrcnlüten  bim  tisch  sässe,  mag 
er  auch  zalen,  glych  wie  die  andern,  doch  dass  kein 
gfar  liarin  brucht  werde,  in  solcher  gstalt,  [sich] 
damit  ynzefl.  zuo  solchen  ämptern  gesinnet  were.' 
158<J;1G'26,  Scuw  LB,  .Habend  sich  oueh  ander  ordenslut 
allhie  yngflickt.'  JJKüeüek  1606.  .Haben  sich  wider- 
wertige  herbei  [zum  Predigtamt]  gefiickt,  nimmt  solches 
der  haubtsach  nicht  [tut  ihr  keinen  Eintrag].'  Hott. 
1666.  ,Dass  solche  Bacchanten  bei  Unbekannten  unter 
dem  lieblichen  Studentenfitul  sich  einfl.'  ebd.  ,Sich 
bei  dergleichen  Leuten  e.'  ebd.  .Miscere  se  cum  aliquo, 
sich  zuflicken,  sich  zu  einem  halten.'  Denzl.  1677; 
1716.  ,Wir  vernehmen,  dass  ihr  [Hebammen]  eine  der 
anderen  vor  ihrem  Glücke  stahnd,  sich  mit  Schmähen, 
Schmeichlen  und  betrüglicherweise  einfl.,  dass  die,  so 
allbereit  bestellt  worden,  nicht  beruft  wird.'  JMuralt 
1697.  ,[Ein  Kandidat]  dessen  Natur  nicht  ist,  durch 
Schmeichlen,  Flattieren,  Fuchsschwänzen,  Bestechung, 
Laufen,  Rennen,  Stiirmung  der  Häuseren  sich  einzufl.' 
DToMANN  1708.  &yn.  Inflechten.  —  5.  sich  schicken, 
lügen  zu  Etw.,  sich  ihm  anlehnen,  dazu  passen,  dessen 
Form  annehmen  (eig.  wie  der  Flicken  auf  die  Grund- 
lage sich  schicken,  passen):  , Die  Gallier  habend  ouch 
niannesnamen  gehebt,  die  sich  uf  tütsch  flickend.' 
1538,  ÄgTschudi. 

Furre"-riicker  m.:  Spottn.  der  Sattler  L  (St.^). 
—   Furie''  wohl  aus  frz.  founv,   Überzug. 

Mensche»-:  Spottn.  der  Ärzte  Z.  —  Pfanne"- 
s.  Wannen-Fl.  —  Räder-:  unter  den  wandernden 
Gewerben  aufgezählt  in  der  Helvet.  Verordn.  betr. 
Hausierpatente  1801.  — _  Tächli-:  Ausbesserer  von 
Regenschirmen  Ar. 

Wanne"-,  Pfanne"-:  Zittergras,  briza  media  Aa 
(Mühlb.).  Syn.  Wanneulkchte.  —  Wirrt  zum  Flicken  der 
Getreideschwingen  henützt.  Pfannen-  ist  eine  sinnlose  Aus- 
woichung. 

Z einen-:    Korbflicker  A». 

Flickli"g  m.:  Flick  auf  auszubesserndem  Schuh- 
werk.    S.  flecken  I  und  Hüeher(li'g),  Biestere^. 

ver-flickt:  verflucht  (in  übertr.  S.)  Bs;  SchwE.; 
Th.  0  du'  Verfiickts  im  Stibli  [Stube]!  Ausdruck  des 
Ärgers  od.  des  Erstaunens  U.    Bes.  als  Adv.:  sehr  Ap. 

Euphem.  Entstellung  von  verßuecht  wie  verßueht,  verfluemt, 
verßUt;  viell.  in  Anlehnung  an/iViv/,  in  der  Bert,  des  Fehler- 
haften;  vgl.   vertrackt,   verziciekt. 

Flieke"  s.  Fliengge. 


Flocke"  1  m.:  I.Flocke,  bes.  zur  Zeit  des  Baum- 
wollspinnens von  Hand  der  technische  Ausdruck  für 
den  zsgcdrehten  Büschel  zum  Spinnen  zubereiteter 
Baumwolle.  .Heirli  nahm  stockblind  den  Treiber  und 
den  Fl.  in  die  Hand,  aber  an  3  Fl.  so  [mit  verbun- 
denen Augen]  wegspinnen  hatte  er  genug.'  HPest. 
1785.  ,Im  Augenblick  legte  der  Bub  seinen  Baum- 
wollenfl.  auf  die  Eadbank.-  ebd.  , Kindern,  die  nie 
eine  Nadel,  nie  einen  Fl.  und  sonst  nie  eine  Arbeit 
in  den  Händen  gehabt  hatten,  war  auch  das  Leichteste 
schwer.'  ebd.  Sonst  in  der  Volksspr.  nicht  lebendig; 
dafür  Focken  (Sp.  73'2).  —  2.  (PI.)  die  Blätter  der 
Pestilenzwurz,  petasites  off.  Aa  (Mühlb.).  Syn.  Blacke". 
~  3.  Flughafer.  .Avena  fatua.  Flock,  tauber  Haber.' 
Denzl.  1716.  —  4.  Fiogye"  (PL),  Masern  oder  Schar- 
lach Ost-Schwz  It  T.  —  Vgl.  Anni.  zu  Fockc".  i  wohl 
das  Angewehte,    Angeflogene;  s.  anfliegen,   Flug. 

flocke":  (unp.)  in  grossen  (U),  in  einzelnen  (W) 
Flocken  schneien.     Vgl.  focken. 

flocklenen  flockjimij:  nur  in  einzelnen,  kleinen, 
staubartigen  Flocken  schneien  W. 

flöckle"  =  flocklenen  „A4";  GrV. 

Flocke"  II  f.:  langes,  faltiges  Oberkleid  einiger 
Mönchsorden.  ,Und  die  fl.  zum  ampt  und  zue  der 
Vesper  all  anhaben',  Vorschrift  für  die  G  Conventualen. 

Mlat.  ßueu»,  frocus,  frz.  fror.  —  .Einer  ligt  uf  fedren, 
der  ander  nf  strow,  ein  teil  ligend  uf  fl.'  bei  Eckst.  1.5'2.5, 
wo  er  von  der  Manigfaltigkeit  der  mönchischen  Regeln  spriL-ht, 
lässt  verschiedene  Deutungen  zu. 

Flokez  s.  Flugetz.' 

flöken,   flöknen,    Flökler    s.  flöclieti,  Flücher. 

Plnck  m. :  Hundename.  Z  Taschenb.  188'2.  Auch 
Familienn.  Z.     Vgl.  Flück. 

Flucke"  (PI.):  Blätter  des  Huflattichs,  tussilago 
farfara,  Varietät  mit  kleinern  Blättern  S  sJ. 

fliicke",  flücke"  flügge'  Gl;  GRHe.,  pflücke"  Gr 
Mastr.:  1.  schwingen  (die  Flügel,  Federn).  .Wann 
einer  rych  wirt,  so  flückt  er  die  fedren  in  die  höhy.' 
Gyrenr.  1-5'23.  —  2.  „einen  Vogel  fl.,  ihn  anläufern." 
Vgl.  Fliick.  —  3.  prügeln,  zuchtigen  Gr.  Miera 
siillen-sch'  iez  enandere"  fl.,  i'''  gän  nümiiie  gen-ne"  zue- 
rede".  Syn.  tschuppen.  —  4.  intr.,  sich  aufschwingen. 
,Die  sechste  gnade  ist  ein  flukkendü  oder  ein  zukkendü 
gnade,  das  der  mönsche  syn  gemüet  genzlich  erhaben 
hat  und  mit  dem  adler  nf  flüget.'  Sarner  Pred. 

Mhd.  vluclcen,  vlüel.-en,  flügge  machen.  —  3.  eig.  Einen 
auffliegen,  die  Flügel  (s.  Flückete)  schwingen,  fliegen,  fliehen 
machen.      Vgl.  ßiiugen;  ftcken  II ;   (er)ac?uringen. 

er-  Gl:  1.  tr.,  Jmdn  durchprügeln,  ihm  seine 
Übermacht  zeigen.  —  2.  refl..  sich  durch  Bewegung 
im  Freien  erfrischen. 

ge-fluckt,  -flückt:  1.  Mgge  Uw.  Die  Regie- 
rung von  Obw  beschränkte  i.  J.  1525  das  Schussgeld 
.allein  für  gefluckte  Vögel'.  —  2.  mit  flatternden 
Zipfeln  geschmückt.  ,Was  ouch  geflückts  Werk  ist, 
da  soll  ouch  je  das  Fach  zwen  ß  gen.'  Z  Ratserk.  1342. 
,l)ass  nieman  enkein  gefluckt  Werk  hinnan  füeren 
soll  an  [ohne]  der  Statt  Zeichen  von  Zürich.'  ebd. 

Fluckeren  Flügger^'  f.:  Weibsperson  von  flüch- 
tigem, leichtem  Sinn  GWe.  —  Vgl.  ßug  ißwjg).  Bair. 
Flucke. 

fluckerlich,  Adv.:  in  ,fliegender  Eile'.  ,Als  bald 
es  inen  möglich  ist,   werden    sy  hiehinnen  verrücken 


11(15 


Flak  -fliik.    Flam    fluni 


11: 


und  also  für  und  für  nach  lut  hierüber  usgangnen 
abscheids  fl.  handien.'   1528,  Absch. 

yerfluckt:  verflucht  S  (Joachim):  Ndw.  E  ver- 
fliickte  Kerli,  ein  etwas  schlimmer.  —  Als  Adv.  =  sehr, 
z.  B.  V.  gross  Ndw.     S.  rerflicli. 

Fliick  ni.:  1.  „Lockvogel,  Vogel,  der  auf  dem  Herde 
angeläufert  ist  B."  Vgl.  Fhick-Henimli,  -Biinäli.  — 
2.  „kleiner,  muntrer  Knabe." 

Hoch-  s.  Hoch-Flug. 

flück:  1.  ^\>-Sgt.  .Alle  vögel.  so  nit  fluck  sind, 
als  das  rebhuon  [etc.].'  Vogelb.  1557.  —  2.  frühwach, 
frühzeitig  L.  I'*"  hin  am  Marge  ztüi'''  flück.  Häfl, 
1813,  —  3.  hellauf,  wohlauf,  munter  (sein)  Aa;  L. 
Doch  isch-es  mängist  g'förJi''',  wenn  Eine''  z'  fl.  will 
sl'.  HiFL.  1813.  's  Bltii  singt  a's  uie-ne  Nachtigall, 
isch  eisder  fl.  und  froh  Aa  (Schwyzerd.).  Syn.  busper. 
—  4.  mannbar  (von  Mädchen)  „B;"  L;  „Zg."  — 
5.  scheu,  von  Pferden,  die  leicht  sicli  losreissen  wollen 
Aa;  „VOrte,"  —  M.M.  vlücl.-e,  Ijefledert  zum  Austiug  aus  dem 
Neste;  auch   ,oin  fluck  gaul',  ein   lebhafter.   Vgl.  noch_//u(/  ;. 

flücken  s.  fl  ticken. 

Plückete  Sch,  Fliickte  GlK.  (Flüggte);  ScuSt; 
ZVelth.,  W.  —  f.  (m.  ZVelth.):  Flügel,  Si  hat  d'  Fl. 
lampe'  g'lö",  ist  niedergeschlagen  geworden  Sch.  Als 
Coli.,  die  Fittiche  ScnStdt;  Z.  —  Nach  Analogie  von 
Feckete  gebildet;  Tgl.   Ffekei,   Sp.    728. 

ver-flüeken  s.  rer-fliiechen. 


F lackt,  flackten  s.  Flack,  flacken. 

Plaktnrf. :  Fraktur  (-Schrift).  Ahsdirlhe"  chann-i'^'' 
n-ol.  Diltsch  und  Fl.,  grad  irie-me'  's  irill.  Stittz. 
Flückte  s.  Fliic\-ete. 


flölen   s.  flachen. 


Flam  (bzw.  fjamml^flum. 

Fläiil""  I,  nur  als  Dim.  Flömli  -Ö*-  n.  Aa;  Bs;  Z: 

1.  leichter  Anflug,  Decke  a)  von  Rahm  auf  der  Milch. 
Die  Milch  hat  ja  ken  Nidel,  nw  eso  es  Fl.  Aa;  Z.  — 
b)  von  Eis  z.  B.  an  den  Fenstern  .AABrugg.  —  c)  von 
Schnee.  Mängist  [manchmal]  ist  nw  nes  Fl.  g' falle" 
AAEhr.  —  d)  von  Wasserdünsten.  Wie  d'  Sunne  's 
G'irülch  verteilt,  dass  's  in  Fetze  de  Berge  nohstrtcht, 
bis  numme  no''<  u-unzigi  Flömli  übrig  bli/be'.  Breitenst. 
1863.  • —  e)  von   Barthaaren    im   Gesicht    ZGlattf.  — 

2.  kleines  Mass:  bes.  zur  Verstärkung  der  Verneinung. 
Ke  Fl.  g'seh",  gar  Nichts  AAZein.  —  3.  ,Membrana' 
et  vaginaä  visccrum,  die  beutle  und  flemle,  darin  die 
inneren  glider  des  leibs  eingfasset  sind.'    Fris. ;  Mal. 

W.%lirsch.  zu  Wz.  ßa  (vgl.  die  Anm.  zu  Flamen).  Vgl. 
Flam  m.,  Flame  f.,  Anhauch  von  Schaum,  in  deutschen  MAA. 
Das  ,diiune  und  zarte  Flemlin'  bezeichnet  in  den  Schriften 
der  alten  Mediziner  (z.  B.  Ryff  1541)  die  pia  mater,  die 
weiche  Hirnhaut;  Schwab.  FIcmmte,  die  krankhafte  Trübung 
des  Auges  (vgl.  ;/rßümt.  vom  Himmel).  —  S.  Flam'"  II  und 
Flom. 

g'flämt:  1.  vom  Himmel,  wenn  er  allenthalben 
mit  kleinen,  leichten  Wölklein  bedeckt  ist  Z.  — 
2,  g'fl.    use  cho',   gut.    sauber   ausfallen.     Es  cJiäm  e 


chlv  g'flamter  use,  wenn  er  's  machti,  bemerkte  ein 
Bauer  seinem  Advokaten,  der  ihm  riet,  eine  selbst 
redigierte  Rekursschrift  einzureichen  Z, 

Flame"  II  Gr;  W.  Flame'  GT„  mäme"  Aa;  BSi.; 
Gl;  GRRh.;  L;  S;  Zg;  Z  -  m,  Gl;  GlI)..  L..  Pr.,  V.; 
GT.;  W.  f.  Aa;  GRRh.;  S,  häufig  als  PI.  L;  Zg;  Z: 
1.  Euter  trächtiger  Kühe,  das  anfängt  zu  schwellen, 
dessen  Adern  sich  (wieder)  mit  Milch  füllen,  bes,  bei 
den  zum  ersten  Male  trächtigen  Rindern  (wo  die  Ent- 
wicklung am  augenfälligsten  ist),  die  allmählich  wieder 
aufschwellenden  Adern  am  Kuheuter  Gl;  Gr;  .L;' 
GT.;  W;  Z.  Euter  Milch  gebender  Kühe  übh.  BSi.; 
GRtw.;  Zg.  Du  milchst  noch  e  chli"  [bekommst  noch 
ziemlichen  Milchertrag],  di  Chile  hi  [haben]  tolli  [statt- 
liche] Fhimmeli  BSi.  De''  Fl.  abe  lö',  das  sich  ent- 
wickelnde Euter  allmälilich  senken,  tiefer  hängen 
lassen  Gl.  S.  noch  keren,  Gem'cicli.  —  2.  Eingeweide-, 
Nierenfett d.  Schweine  Aa;  S.  „Seite  Schweineschmalz, 
wie  man  es  vom  Tiere  abzuziehen  pflegt  Aa," 

Vgl.  Flamen  I,  mit  welchem  obiges  W.  viell.  identisch 
ist,  indem  die  sämmtlichen  Bedd.  von  I  u.  11  sich  auf  den 
Grundbegriff  vi'eicher,  flaumiger,  zarter  (Fett-)  Haut  zurück- 
führen lassen.  II  1  mag  urspr.  nicht  sowohl  das  Euter  an 
und  für  sich,  als  die  durch  den  Milchzuftuss  weicher  wer- 
dende Haut,  II  2  aber  die  zarten  Häute  der  Eingeweide  mit 
dem  an  denselben  sich  bildenden  Fett«  meinen  (vgl.  Krön).  Zu 
Letztem!  stellt  sich  .Fleuui,  Fleunie  =  Fett'  alter  Glossarien, 
welches  auf  Vwdtsch.  mit  , Flaum'  zu  deuten  scheint;  s,  auch 
Gr.  WB.  s.  v.  .Flaum;  Flaume'  einerseits  u.  ,Flamni ;  Fleme' 
anderseits,  .Flähme'  bei  Weigand;  u.  vgl.  ,Rahm'  neben  nihd. 
,rollm'.  Doch  lässt  sich  ?Hch  die  Viz.  ßa-  (vgl.  ßä-t,  flatig 
u.  ahd.  ßa-ir-jan)  erwägen.  —  Die  Vermengung  mit , Flamme  f.' 
erklärt  sich  durch  das  geäderte,  faltige  Aussehen  des  schwol- 
lenden  Euters :   s.   Flanun   S. 

Gefläm  n.  =  Flamen  1  in  collect.  S. 

Flamm  {Fläm  UwE.),  Flamme"  f,  (in  der  ä.Lit. 
m.):  1.  Flamme,  wie  nhd.  .Schiffraeister  auf  dem  ZSee 
wollen  sog.  lechzende  Flammen  [ignes  lambentes]  an 
ihren  eignen  Leibern  bemerkt  haben.'  JJSrHEüCHz. 
1707;  1746.  Für  Öppis  (vall)  Für  und  Flamme"  si". 
allg.  ,Do  der  flamm  auffudr  von  dem  altar.  fuor  der 
engel  des  Herrn  in  dem  flammen  hinauf.'  1531/48, 
RicHT.;  dafür  1667:  .die  fl.'  .Nun  hatt  dis  lang  ge- 
mottet füür  ainen  brennenden  flammen  empfangen.' 
Kessl.  ,Dass  vil  seelen  im  flammen  des  selbigen 
bergs  gepyniget  werdind.'  LLav.  1569.  —  2.  Fl.,  auch 
Für-Fl.:  rotes  Muttermal  im  Gesieht,  nacli  dem  A^olks- 
glauben  davon  herrührend,  dass  die  Mutter,  wenn  ihr 
beim  Einheizen  die  Flammen  aus  dem  Ofen  unerwartet 
entgegen  schlagen,  darüber  erschrak  Z,  —  3.  (PI.) 
andersfarbige,  wie  Flammen  geschweifte  Linien  in 
einem  Gewebe  L,  oder  an  Blumen;  flammenartig  ver- 
laufende Quarzadern  im  Gestein,  z.B.  im  Marmor  BBe.; 
kleine  Fetzen  Fleisch,  welche  an  der  Haut  des  ge- 
schlachteten Tieres  zurückiteblieben  sind  und  abge- 
schabt werden  (vgl.  Sclterfleisch).  Dazu  geflammet, 
gestreift,  z.B.  eg'flammets  Chleid,  Nägeli  [Nelke]  usw.; 
Syn.  geslrimet.  —  4.  „Krankheit  an  den  Weinreben, 
da  die  Blätter  rot  werden  Z."     Vgl,  Brenner. 

Dehnung  des  Voc.  (UwE.)  ist  durch  die  folgende  Liquida 
bewirkt.  ~  Der  gleiche  Wechsel  des  Geschlechts  hat  zw. 
mhd.  louc  und  nhd.  ,Lohe'  Statt  gefunden.  Zu  3  vgl.  mhti. 
i-lamme«tein. 

flammatzgerc":  hohe  Flammen  werfen  BM. 
Mehrfache  Intensivbiklung  unter  Einwirkung  von  .flackern' 
und   .flattern';  vgl.  auch  aehz^en. 


i 


1197 


Klaiii     Itinii.     Fliiiiib 


luiili.     Klaiiis— llmii: 


1198 


flamme":  Flammen  schlagen  BSa.;  Uw;  Z.  'sflam- 
jvied  sum  Ofe  use",  die  Fl.  schlägt  aus  dem  Ofen.  Die 
Tiirbe  [Toriitücke]  flcnnmed  niiil.  —  ab-:  (die  Feder- 
chen am  gerupften  Vogel)  verbrennen  Ndw.  -  an-: 
anzünden.  ,Mit  angeflambten  Tortschen'.  brennenden 
.Fackeln.  JCWeisse.vb.  1702. 

Flammete  f.:  das  blosse  Abbrennen  des  ZünJ- 
luilvcrs  anstatt  des  Schusses  B.  S.  flammen.  Syn.  Pfitz. 

„Ilaniänden",  flamändere:   poltern,  gronder  Gl. 

Die  Flamändev  gelten  als  bes.  derb  (s.  Uhland,  Sclirifteii 
U,  ii).  Der  wanderlustige  Glarner  mag  als  HandelsniaDii 
loder  im  holländischea  Kriegsdiensto  diesen  Charakterzug 
.kennen  gelernt  und  das  W.  aus  den  Xiederlanden  nach  Hause 
gebracht  haben.  Vgl.  das  auf  ganz  anderem  Wege  aufge- 
,  komraene /amscJ   Sp.   1199. 

flailiänsele",  in  Zg  auch  flamüsele":  liebkosen, 
.schmeichelnd  zureden,  z.B.  einem  weinenden  Kinde 
IZg;  W. 

Viell.  (da  es  ein  syn.  W.  inäunden  gibt;  vgl.  bÜMleii)  eine 
Zss. ;  dann  wäre  zu  dereu  erstem  Teil  flam  näer ßämich  zu 
{vergleichen. 

„Pläiueli:  Beiname  einer  verweichlichten  Person 
W."     Syn.  Flämscheli. 

Vgl.  ausser  Letzterni  aiidi  Flumen  I.  zu  wek-liem  ä  (,*■) 
als  Umlaut  in  W  W\.   wohl   jiassen  würde. 

lläiunie"  (pfl-  Ap;  Th):  1.  Etw.  schnell  aufflammen 
inmchcn,  flammen  lassen  Ndw;  üsfl.  BHk.,  „ein  friscli- 
'gcputztes  Gewehr  durch  ein  Schüsschen  trocknen,  damit 
'  einen  Versuch  machen,  ob  das  Pulver  sich  entzünde  A.4 ; 
B;  VÜRTE;  S;  Z."  Syn.  nsbrennen.  S.  Flämmschutz. — 
''2.  Etwas  gelb  brennen,  beim  Kochen  heiss  macheu, 
inur  leicht  rösten  B;  L;  Soh;  das  Obst,  bevor  man  es 
j dörrt,  brühen  Th;  (Kirschen)  kochen,  dann  dörren  und 
((das  Wasser,  worin  sie  gekocht  sind,  eindicken  lassen 
]ApH.  —  3.  Jmdn  brandmarken,  , zeichnen' Aa  (wer 
[um  seinen  guten  Ruf  gekommen,  ist  für  sein  ganzes 
r Leben  g' flammt);  ihn  anlaufen  lassen,  mit  einem 
(blauen  Auge  zurückschicken  Bs  (Spreng);  ,Jmdn  be- 
trügen, ihm  sein  gegebenes  Wort  nicht  halten,  ihn  in 
seinen  Absichten  hindern,  Jmdn  um  Etwas  bringen; 
.Inulm  eine  übertriebene  Rechnung  machen  Bs;  B; 
;VORrK;  Scn;  Z."  Da  tvär  i'''  y' flammt,  käme  ich 
'schön  an  Bs.  G'hört-men  iez  de  Handel  [vernehmen 
[die  Leute  diesen  H.],  bin  i"''  my  Lebtig  um  d'  Fischeze 
\<l' flammt.  UsTERi.  Insbes.  Jmdn  am  Examen  oder  bei 
einer  Wahl  durchfallen  lassen,  einen  Schüler  nicht 
promovieren,  einem  Candidaten  die  Aufnahme  ins  Mini- 
Isterium  verweigern,  übh.  Jmdn  hintansetzen  Gr  (Leh- 
|niann).  ,In  meiner  Zerknirschung  über  die  Polizei- 
Nemmete  [Durchfall  in  der  Wahl  zur  Polizeistelle].' 
OoxrH. 

Mhd.  ei--vlemmen.     Zu  Bed.  :J   vgl.  .brennen'  i.  S.  v.  braud- 
Miiarkcn,    täuschen,    und    das  Spriv.  vom    gebrannten   Kinde; 
I ferner  engl. /am,   Lüge,  und   unser  //itw''iVi«i. 
I      P Herne  s.  Fliete. 

\  Flom:  feine  Leinwand,  Gaze,  bei  Fenstern  ver- 
wendet. ,.\ls  noch  in  Menschen  Gedächtnuss  in  Bern 
meh  Fl.  und  Tuech  denn  Glas  war  gesehen.'  Ansh. 
li, Kleine  flömine  Fensterlin.-  ebd.  —  Wahrsch.  identisch 
ijniit  Fläiii. 

<\  Plnm  F;  Gr.  Fla  Z,  FUm(U)  Bs,  Fliaii  GRKh., 
Pflam  Gl;  Z  tw.  —  m.:  1.  Flaum,  weiche  Haare  od. 
Federn,  wie  nhd.  allg.  BildL  ,I)ic  Auserwehlten,  der 
Fl.  und  Hort   unter   allen  Menschen.'    Ulr.  17'27.  — 


2.  leichte  Sommerdecke,  Flaumdecke,  Volet  Scuw; 
SNied..  B.  —  3.  die  feinste  Sorte  Mehl,  Semmelmehl  F; 
GRScuhns,  ObS.,  Val.  —  4.  flaumige  Ausschwitzung  an 
Bäumen,  erzeugt  durch  die  Stiche  der  sog.  weissen 
Blutlaus  ZAndelf.  Syn.  Schüm.  ~  .'i.  FUimli,  Woll- 
gras, eriophorum  ScHwIberg,  von  den  wolligen  Borsten- 
haaren. 

Mhd.  jMüme  f.  aus  lat.  jjhimti.  Übergang  von  iii  in  «  im 
Ticrb.  1.563  und  im  Vogelb.  1557  (,linden  flun'  und  ,fluu(s)- 
federcn';  neben  .fluni').  Abfall  des  n  bei  Ulr.  1733  {,auf 
dem  Fluhbett  der  Wollüsten'),  auch  einmal  ebd.  ,von  Fluw'. 
,Rote  pflanmtederen'.  Fischb.  1563.  ,Uein  sanftes  PHaum- 
bett.'  AKliugl.  1688.  Als  PI.,  beeinflusst  durch  das  neben- 
stehende W.:    , Federn,  Flumen.'    1711,  Z  Zollordn. 

ge-flümt:  flügge,  eig.  mitden  unter  den  Schwung- 
federn liegenden  Flaumfedern  versehen;  bildlich, 
heiratsfähig;  vgl.  flück.  ,Weil  sie  ihre  Kinder  in  die 
Eh  verwilliget,  da  das  Meitli  nit  13  Jar  war.  l>arum 
des  Büeblins  Vater  und  des  verstrupften,  weder  gflümbt 
noch  gfederet  Meitelis  Mueter  eingesperrt  werden.' 
1645,  JDiJ.'JZER. 

Flüme"  s.  Pflüme". 

„fliiine":  1.  cacare,  von  Rindern;  auch  von  Kindern 
BO.  Abi.  Hosen-Flümer.  —  2.  pissen  B."  -  Vgl.  Gr. 
WB.  ,flümig',  impurus,  wo  au  ,Flaum',  sordes,  erinnert  wird. 

ver-fliieiii(e)t,  -flüem(e)t  Aa;  Af;  B;  Gl;  L;  G; 
S;  Th,  -fluemelct  Aa,  -fluemeret,  -fläemeret  B;  L;  G; 
ScH;  UwE.;  Zg;  Z,  -fluemiget,  -fluemtig  Z,  -fluemetig 
G  1799,  -flumm('erjet  ApK.;  Sch:  enpheni.  für  .ver- 
fluclit'.  Syn.  s.  rerflickt.  E  verflikiiiinl  Mcilli,  ein 
nichtsnutziges  Mädchen  GWa.  En  rerfliirmrii  \  M.bauer- 
liche]  Chälti.  BWvss  18ö3.  Ne  vcrflacmdc  Wipasa. 
ebd.  Das  verfluemt  Mäschelizüg !  Hofstatt.  Das  ist 
verflüemeret,  schlimm.  Auch  gesteigert,  wie  verfluecht. 
Das  Verfiüemertste.  Gotth.  Als  Adv.  steigernd,  im 
S.  V.  sehr,  im  höchsten  Grade.  E  verfluemet  netts 
Töchtern  Th  (Schwyzerd.).  Verflüemeret  schün.  Gotth. 
Du  bist  alhceg  ein  verflüemeret  nsdenkts  Mensehli. 
Stutz.  Verflüemeret  für  en  Narre'  ha",  ebd.  Verfluemt 
gern.  B  Dorfkal.  1883. 

Verfiuamnl,  eine  Freqneutativ-Form,  vgl.  den  Comp,  vcr- 
flucchler  (s.  verßuechen).  Verfluemiget  von  der  Adj. -Bildung  auf 
-/>/  .abzuleiten,   wie  rerfluemtirj  erst  von  der  Participial-Form. 


Ilaiiibe  (-'')  Bs,  flambis  Aa:  hin,  zu  Grunde  ge- 
gangen. Auch  persönlich :  de""  iscli  fl.  gange'.  —  Frz. 
ßambe,   ruiniert,  verloren;    affaire  ßamhfe,   fat;ile  Geschichte. 

flambiere":  überlisten,  (einen  Gegner)  aus  dem 
Feld  schlagen.  MUsteri.  —  Frz./nwfov,  rupfen  im  Spiele, 
eig.   versengen.      S.  auch  flammen. 

,Flailll)eise  n.:  Wams  F."  —  Aus  afrz.  iramtoi».  nihd. 
iramliri«  (nfrz.   ijamhmon)  entstellt. 


fleilise"  BHerz..  /Jew.c"  BoHa.:  1.  schlagen,  durch- 
prügeln. Syn.  fliimsen.  fliimsacken..  —  2.  bekriegen, 
bekämpfen.  —  3.  Einen  in  eine  Busse  bringen.  Die 
Schlägerei  het  mv''  icüest  g'flemst  BHerz. 

Das  W.  könnte  Intensivbildung  zu  flammen  sein;  vgl. 
übrigens  tir.  Flmue,  Manischelle;  flinmi.  Einen  schlagen,  bes. 
auf  den  Kopf,  wornach  es  zu  mhd.  vlarni,  bair.  Flenneliev, 
verzogenes   Gesicht,  gehören  möchte.      Vgl.   nnch  flmehcn. 


1199 


Flams  -  lliniis.     Fliiinscli     Üuinscli.     Fliiii-Huii.     Klaiid  -fluni 


!'200 


„fliinse":  flüstern  Aa;  L;  Sch."  Syn.  flumsen, 
flisperen,  fislen.   —  Scheint  Umstellung  aus  fliamen  zu  sein. 

flnilise":  1.  Einen  schütteln,  hernehmen  GrD., 
Ell.,  S.  Syn.  fluni-,  plmnpsacken.  —  2.  mit  einander 
flüstern.  UBrIgg.  1780.  —  Tir.  Flumae.  Maulsclielle, 
ßumastt,  schlagen,  bes.  auf  den  Kopf.     S.  ßemsen  und  ßimsen. 


flämsch  „B;  LE.;"  W  (-«-),  flfimschuj  BHa..  Si.. 
„flioiixclf :  1.  fein,  weich,  vorab  von  Wolle.  Es  gibt 
ruhi  und  flievischigi  [feinwollige]  Schafe  BHa.,  Si.  Von 
weicher,  voller  Haut  W.  —  2.  zart  gebaut.  A  flämschi 
Meidja;  sein  ist  a  flämschi  W.  —  3.  „weichlich,  zärt- 
lich W;"  vgl.  Flämeli.  —  4.  niedergeschlagen,  ver- 
driesslich  BM.  ,Tage.  wo  die  Seidenherrn  flärasche 
Gesichter  schneiden,  die  Nachtkappe  den  ganzen  Tag 
nicht  mehr  abziehen.'  Gotth.  .Beide  Männer  machten 
flämnische  Gesichter;  mein  Schwiegervater  über  meine 
Schulden,  mein  Gläubiger  über  mein  Unvermögen,  zu 
bezahlen.'  ebd.  —  halb-:  1.  nicht  ganz  fein,  zum  Teil 
fein,  zum  Teil  grob,  z.  B.  ein  halbflämsches  Schaf, 
halbflämsche  Wolle  B;  LE."  —  2.  .,(fig.)  zweideutig, 
zweizüngig,  nicht  durchaus  aufrichtig,  ebd." 

Synli.  aus  ,fiäniiscli'.  Das  flamändisclie  (holländische)  Schaf 
zeichnet  sich  vor  dem  gemeinen  Land-  oder  schwäbischen 
Schafe  durch  längere  und  feinere  Wolle  aus.  Einzelne  Belege 
erinnern  an  f'läm,  von  welchem  aus  die  Bedd.  1-3  auch 
wohl  abgeleitet  wurden  könnten. 

Flämsch  m.  BHa.:  1.  feine  Wolle.  Mir  htm 
schöne  Fl.  —  2.  feiner  Mensch,  mit  dem  Nbbegriff, 
dass  seine  Feinheit  bloss  ein  Deckmantel  sei.  „Fläm- 
scheli:   verweichlichte  Person  W."     S.  Flämeli. 

fle machen  s.  flemsen. 


Plan  (bzw.  flann)— flun. 

Fliiiielle  (-.clej  Z,  Fränelle  U.  Fornellc  —  f.: 
Flanell. 

flenne"  (-rf?-,  bzw.  -e--)  B;  Gr;  G;  Th;  U;  W,  pfl- 

.U;Al';  Bs;  BLauf.,  Si.;  FJ.;  L;  ScH;  S;  Tb;  Uw;  Z: 
weinen,  urspr.  mit  Bez.  auf  verzerrte  Gesichtszuge, 
bes.  auf  verzogenen  Mund,  und  insofern  mit  unan- 
genehmem Nebeubegrifi' (hässlich,  veräclitlich  Aa;  Ap; 
ZG.,  grob  BSchw.),  dann  mehr  mit  Bez.  auf  den  Grad 
der  Heftigkeit  oder  Innigkeit  des  Weinens  und  der 
dasselbe  verursachenden  Empfindung;  daher  bald  laut 
(AABb.;Ai>;  BSchw.;  GEh.;  UwE.),  bald  still  weinen, 
schluchzen  BSi.;  Gr,  laut  schluchzen  Gr;  W,  meist 
anhaltend,  bes.  von  Kindern  (GStdt),  doch  auch  von 
Erwachsenen  (allg.),  mit  zahlreichen  Synn.,  welche 
je  nach  örtlichen  Gränzen  die  verschiedenen  Arten 
und  Grade  unterscheiden ;  vgl.  1)  graniten,  grännen; 
grinen;  latschen;  höggen;  bläygen;  plärren;  hrieggen; 
zäunen,  zännen.  2)  angen;  yräggen;  hünen;  hauren; 
hürnen;  (Bock);  ^iflaunen;  brülen,  brüelen;  räggen, 
räggen;  schrien;  iveienen.  3J  fümpelen;  flirzen;  surften; 
sürmcn.  Fr  hat  pfinnnet,  nie'  hett  chönnen  es  L'tn- 
ttiech  under-em  [ihm]  icäsche"!  S.  ,Von  allen  unsern 
Kindern  hat  keines  .so  gottlos  viel  'pflännet.'  Stutz. 
Das  Briegycn  und  das  Flenne"  hält  irol  e"  Siei'  er- 
barme" kenne"  [können]  Bs.  Sett  i  öppe  [sollte  ich 
etwa]   fl.  und  müggr"  f schmollen]?    gieng  's  de"  has 


[besser]?  Joachim.  Wo  [als]  de  Vater  g'storhe  ist, 
händ  die  Finte"  g'flennet  und  die  Andere"  zännet  Z. 
.Ich  merk  wol,  was  die  sach  ist:  iez  guote  wort  geben 
und  bitten  und  bettlen.  Aber  lassend  üch  nit  irren 
und  scherend  üch  an  khein  fl.'  Zwingli  15'29.  ,Der 
grusamlich  schrygt  und  flennet  vor  den  einfaltigen.' 
ebd.  ,lch  hab  das  fridkleid  ausszogen,  den  sack  des 
flennes  hab  ich  angelegt.'  1531/48,  Barccii,  =  ,trau- 
rens.'  1667.  ,Die  kinder,  die  von  meinem  leib  erboren 
sind,  muoss  ich  mit  fl.  bitten.'  1531/48,  Hiob.  ,Lacry- 
mas  dare,  weinen,  grynen,  pflennen.'  Fris.  ;  Mal.  ,F1., 
pfl.,  greinen:  flere,  plorare.  Flarren,  pilärzen,  flarzen, 
pflennen:  plorare,  ejulare,  flere.'  Eed.  1662. 

Mhd.  nicht  bezeugt,  findet  sich  aber  in  den  meisten  MA.\. 
Deutschlands,  in  Henneberg  auch  in  der  Bed. :  Saft  .aus- 
schwitzen und  platzen,  von  kochenden  Früchten,  womit  diu 
Angabe  Ebels  zu  verbinden  ist,  ß.  werde  auch  von  offen- 
stehenden Wunden  gebraucht.  Ahd.  flannen  heisst:  das  Ge- 
sicht verziehen,  von  den  Geberden  der  Schauspieler,  bei  Notk. 
Von  den  angeführten  Sj'nn.  bezieht  sich  die  erste  Gruppe 
hauptsächlich  auf  Verzerrung  des  Gesichts,  die  zweite  auf 
die  widrigen  Töne  des  lauten  Weinens,  die  dritte  auf  halb 
unterdrückte  Äusserungsweise.  Dass  die  Grundbed.  von  /. 
ist  ,das  Gesicht  verziehen',  wird  dadurch  bestätigt,  dass 
briegijen  in  BU.  .weinen',  in  BSi.  , Grimassen  schneiden'  be- 
deutet, wofür  hinwieder  in  BU.  yränncn  gilt  usw.  Vou 
weinenden  kleinen  Kindern  wird  in  BSi.  tjnnen  gebraucht, 
von  Grössern  ß.,  z.  B.  aus  Zorn  oder  Verdruss  über  ver- 
meintlich erlittenes  Unrecht,  ebenso  in  BsLd.  lu  Ap;  GRh. ; 
Z  ist  ß.  stärker  als  schreien.  —  Von  deutschen  WW.  liegt 
am  nächsten  mhd.  flans.  Maul.  Dass  der  einfache  Anlaut  /(- 
älter  ist  als  pß-,  wird  durch  die  ä.  Spr.  bestätigt,  welche 
fast  nur  den  erstem  kennt;  pf  erklärt  sich  am  einfachsten 
als  lautmalende  Verstärkung,  kann  aber  auch  bei  andern  WW. 
(vgl.  Anderen)  aus  dem  Ptc.  Perf.  ins  Präs.  gedrungen  sein, 
indem  das  verkürzte  Präf.  </e-  (tj  sich  dem  folgenden/  assi- 
milierte. 

Ge-flenn  G'flenn  n.,  Flennete  f.:   das  Weinen. 

(P)Flenner  (-in  f.),  (P)Flenni  m.:  1.  Person, 
die  oft  und  heftig  weint,  besonders  von  Kindern.  — 
2.  Pflänni,  Schwächling  B. 

In  BSchw.  für  1  mit  Bez.  auf  Erwachsene  meist  H&ri. 
—    Zu   '2    vgl.   das  syn.   Pßm  von  flirzen,   weinen. 

Kleiner :  1.  Geschlechtsn.  Aa.  —  2.  , kleiner  Fl.', 
ein  saurer  Spitzapfel  ZStäfa.   Syn.  welscher  Spitzwisser. 

Zu  1  vgl.  altn./fin,  ags./tiii,  Pfeil,  Wurfspiess'i»  .Fleiuei' 
hätte  einen  Verfertiger  von  Geschossen  bedeutet.  —  '2  auch 
schwäbisch.  Der  Apfel  wahrsch.  vou  einem  ersten  Züchter 
desselben,  Namens  Fl.,  benannt,  od.  von  seiner  spitzen  Gestalt. 

flonen  s.  flohen.        flonnig  s.  blon(ig). 


f 


PMander  s.  Lacander. 

flandere":  herumschweifen  Ar.  Dim.  flnnderle" : 
miissig  umherschien  Jern  AASeet.;  B.  —  Flandere"! 
f.:  herumschweifendes  Weib  Bodensee;  SchwE.  Syn. 
Flangine. 

Flanderen  ist  durch  Einschiebung  von  n  verstärkte  Nbf. 
voaßadereii,  flattern;  vgl.  nhd.  ,Flander'  m.,  ((liegender)  Kuss, 
f.,  Lappen,  Flitter  (Letzteres  zu  .flinderu'  wie  .flattern'  zu 
,flandcrn');   .Fländerlein',  flatterhaftes  Mädchen. 

„Fländ(e)rig  n.:  =  Flienggen,  d.i.  grosses  Sti\ck; 
kotiger  Saum  eines  Kleides  Uw." 

Von /«luferen,  fliegen,  also  eig.  =  Flügel,  daun:  flügel- 
ähnliches Stück  (vgl.  FScke");  flatternder,  nachschleppeudcr 
Teil.      Vgl.   FUtmjij,". 


1201 


Flaiid     Huihl.     Klan;;-     llunn-.     Klaiigg -lllllijcg 


1202 


Flander«"  II  n.:  der  Eigemi.  der  niederliiiulischeii 
Provinz;  su  z.B.  in  dem  Vollvslied  von  Dursli  und 
Baboli:  /■■''  hd"  mi"''  'äimi/en  i"  Fl.  l"  (Tobl.  Volks!.  2, 
S.  175);  daneben  aber  appellativ  als  Wortspiel  mit 
fiandereii  i.  S  v.  flatterhaft  sein,  in  dem  Reimspruch : 
,Er  ist  von  Flandere,  gibt  Eine  um  die  Andere.' 
KiKCHH.,  oder  uragok. :  Si  ist  io"  FL,  git  Einen  um 
en  Ändere".  Suterm.  Si  liet  (ist)  e  Pik  [DirneJ  uo" 
FL,  Mit  [heute]  de*  und  morn  en  Andere".  Sulger. 
—  Der  Koimspruch  schon  bei  HSachs;  s.  tir.  WB.  3,  1722. 


Klaiigiiie  Gk  (-'');  ScHwE.;  Uw,  Flangg-  (yk) 
\  GStdt  —  f.:  schlechtes,  herumschvveifcndes  Weib 
I  ScHwE.;  neumodisch  gekleidetes  Uw;  leichtfertiges, 
,'  hoft'ärtiges  u.  doch  nachlässiges  GStdt.  Syn.  Pflangg, 
\  Fliugge,  Flanggüse,  Flungg;  Flärre  7;  Hätsch; 
\   Schlamp. 

I  t  scheint  richtiger  als  einlaches  3;  y^\.flanijijkmi,  henim- 

i  sehweifen,  und  Flanytj.  Die  Endung  -ine  klingt  romanisch, 
j  ist  aber  wohl  als  Gegs.  zu  Flanggune  (hinein  :  hinaus)  zu 
I  deuten.     S.  übrigens  auch  Flmjane. 


PIangg(e")  I,  Fliingge"  m.  u.  f.:  1.  Flangg,  -e"  m. 
Tb;  Vw,  Flangge"  {.  Z,  Flängge"  n\.  „LE.;"  Ndw;  Z: 
Ohrfeige,  Backenstreicli,  Maulschelle.  Syn.  Flanggüse, 
Flienggen ;  Flärre;  Flaute;  Flaut  ilsse;  Flattere;  Husche,; 
Siugele;  Dachtle;  Wajfle;  Watsch.  Lass  das  Uändli 
lamjje"  und  gib  dem  Mül  e  Flangge  Z.  „Flangg  m.: 
Wurf,  Schlag  L"  (St.'').  —  2.  Flangge"  m.  Aa  (H.), 
Flangge"  m.  Bs;  Ndw;  W:  Stück,  meist  grosses,  z.  B. 
Fleisch  Bs;  auch  von  Auswurf  aus  dem  Munde:  ,blutige 
Plenke  speien.'  Spreng;  jetzt:  Fetzen.  Synn.  s.  Flänte. 
Von  Papier,  Tuch  Ndw;  von  einem  Kleid:  Petzen,  Lap- 
pen Bs;  Syn.  Flick.  Die  fineri  Bildig  und  alli  Flitter 
und  Flangge,  ico  die  grosse  Welt  si'''  gar  e"  wichtigen 
A'strich  u-eiss  dermit  e'  ge".  Breitenst.  18(J4.  Da 
mach  es  nieders  Tschudi  [jede  Dirne]  Flangge  u  Fänli 
desume  [darum  lier]  wie  e  Narr.  Gotth.  /■■''  glaube, 
si  isch  mit  ire"  sidene"  Flenke"  uf  d'  Welt  cho",  von 
einer  überaus  eiteln.  putzsüchtigen  Person.  Spreng. 
Auch  verächtliche  Bezeichnung  des  ganzen  Kleides, 
bes.  wenn  es  nur  von  leichtem  Stoff  ist  Bs;  Dini. 
Flenggli  Bs;  BGr.  Sonst  bes.  der  Flügel,  Zipfel  des 
Kleides  Bs;  Z;  Syn.  Fecke.  Eine"  am  Flengge  ne 
[packen,  um  ihn  zu  strafen].  Gel'  iez  hät-mC-dv''  am 
FL!  Bs;  Syn.  Fecken;  Kragen.  Flangg  f.,  weites, 
lang  herabhängendes  Kleid;  daher  Fhiiiiiifikiijjc  L. 
Hangende  Weiberbrust.  Schi  [sie]  /»'/  ilrm  Chiud 
d'  Flengga"  V'heiclm  [einhängen,  in  den  Mund  stecken] 
W;  vgl.  Ge- flangg.  —  3.  Flangg  GWe.;  UwE.,  Pflangg 
L;  Z,  Flangge  BSi.,  Pfiängge  W,  f.:  nachlässig  ge- 
kleidete Weibsperson.  Syn.  s.  FlangCgJine.  Wenn 
so  H'tmidLigi  richi  Flengge",  wie  Naehburs  Lisi,  un- 
gslraft  düre  [hindurch]  schlafe".  B  Kai.  1838. 

Zunächst  vermittelt  sich  1  mit  2  durch  die  (in  ßini/<i 
ers';heinende)  Urundbed.  rascher  Bewegung.  \g\.flanggieren  1. 
■2  wäre  dann  eig.  ein  zugeworfenes,  fliegendes  od.  ein  hin  und 
li'T  stwoifenes,  schwankendes,  hangendes  Stück.  3  entw. 
l'lartiagung  von  der  Kleidung  auf  die  Person  oder  dir.  von 
der  nachlässigen  Bewegung.  —  Der  dritte  Ablaut  erscheint 
Io  Flangg  und  dessen  Ableitungen,  nhd.  .flunkern",  sich  hiu 
und  her  bewegen.  —  Üstr.  Fluni-  m.,  Lumpen  und  Lump; 
Schweiz.  Idiotikon.  I.  8. 


Flänkd,  Flimkel  f.,  hiuipig  gekleidete  und  liorumschwoifende 
l'urson;  bair.  Flanken,  Flanken  m.,  uiedorliangendes  Stück, 
Putzen;  Flünkel,  Flügel;  kämt.  Flanke  f.,  flatternder  Lappen; 
Vagantiu.  —  S.  noch  Flänte,  Nbf.  mit  (  für  k  wie  bei  Flang- 
,,nm,  ßm,j,j. 

flangge",  Z  auch  pfl-,  ume-:  untätig,  zwecklos 
herumstehen, -gehen, -schlendern  L;  GWe.;  Uw  (auch 
flunggen);  Z.     Vgl.  flanggieren  3. 

g(e)flanggig,  auch  pflanggig:  schlampig  Z. 

flanggiere":  1.  schwingen,  z.B.  mit  einer  Rute 
hin  und  her  fahren  BSi.;  syn.  fislen.  —  2.  herum- 
schweifen AAPri.;  Bs;  BRi.,  Si.;  Gr  (auch  mit  ein- 
fachem g,  wie  Flangine  neben  Flangg-);  GWe.;  syn. 
flaniereti. 

Flanggüse.  -üsse,  Flaut-  ZHorg.  — f.:  1.  Maul- 
schelle, Ohrfeige  ZReg.,  IS.  Syn.  die  verchert  [umge- 
kehrte] Hand  i"  's  Mal;  Flangg.  —  2.  unordentliche, 
nachlässig  gekleidete  und  einhergehende  Weibsperson 
Z  (Spillm.,  auch  mit  einf.  g).     Syn.  Flangg  3. 

t  für  l-  wie  heiflingg,  Flangge  usw.  Wenn  -i«»c  das  Adv. 
, hinaus'  ist,  so  wäre  bei  2  das  Ganze  wie  viele  Spott-  und 
Scheltnamen  eine  imperativ.  Namenbildung  i.  S.  v.  ,schwenke 
auf  die  Seite  hinaus!'  Vgl.  als  Gegs.  Flanggine.  Vgl.  aber 
auch  bes.  zu   1    Ventusc  Sp.   876. 

Ge-flängg  n.:  Gehäng,  z.B.  von  grossen,  leeren 
Eutern  GrV.,  ObS.  Syn.  Henkele,  Hangele;  vgl. 
Flangge. 

Flangge"  s.  Flangg. 

flänggele":  hoffärtig  od.  affektiert  (.sclilenkernd) 
gehen  BAarb.     Syn.  ränggelen. 

Flangge"  II  f. :  Planke,  Seite.  Uf  wel'H  FL  use 
sind-er  [seid  ihr]  g'spaziert?  Uf  alle"  Fl.  usse  Z. 

flingg,  /H»  GRVal.,  g'flig  AaVvI,  g'flinggBs;  S;  Z, 
g'  flintiivv/:  flink.  Iron.:  so  fl.  wie-n-en  Stock  um-en 
Vogel  ScH.  3Iach  g'fl. !  S  ( Joach.).  G'fl.  mit  dem  MnJ 
.'i.AFri.     Es  Wib  mit  g'fl.  Hände.  Schild. 

Die  Vorsetzung  von  ge-  vor  Adj.  ist  in  unseren  MAA. 
sehr  beliebt  (s.  ge-);  hier  viell.  zunächst  nach  Anal,  von 
.geschwind'.  In  ge/lint  der  ziemlich  seltene  Sprung  von  k 
zu   (  (sonst  eher  umgekehrt  d  zu  </);   doch  s.  auch  Flanggüse. 

Flingge"  f.:  1.  nasser  oder  beschmutzter  Saum 
unten  und  hinten  am  weibUcheu  Kleide  Gl.  Syn. 
Fliengge",  flungg;  Lentsche;  Säri;  Schlegel;  Gaue; 
Fraubas;  Stil;  Waudi.  Wenn  es  am  Verenatag  regnet 
und  schmutzig  ist,  so  sagt  man:  's  Vreneli  hat  scho" 
e  Fl.  g'macht!  Auch  das  (schmutzige)  Kleid  selbst. 
--  2.  Weib  (verächtlich).  E  fuli  [liederliche]  Fl. 
Das  i'''  so  früeh  e  Fl.  g'nu  [geheiratet]  ha"  und  nüd 
lenger  ledig  'blibe  bi".   Gl  Volksgespr.  1834. 

Zu  Bed.  2  vgl.  Flangge"  3.  Dieselbe  kann  allerdings 
aus  1  entstanden  sein  (wie  Flangge  .9  aus  2),  viell.  aber  in 
bessern!  Sinn  aus  dem  Begriff  ,flink',  geschäftig,  rührig.  — 
Zu  Grunde  liegt  der  ganzen  Wortfamilie  ein  starkes  Vb. 
.flingen',  welches  im  Engl,  mit  der  Bed.  .werfen,  schleudern' 
erhalten  ist.     Flingge"  1  wäre  ,Anwurf. 

flingge":  1.  den  Saum  des  Kleides  beschmutzen. 
Ebel.  Zu  Flingge"  1.  Dazu  der  Reim:  Berilüt  [die 
im  Walde  die  Beeren  suchen]  händ  albigs  Brut:  unda- 
dura  flinggad  s'  und  obadura  stinkad  s'  Gl.  Dazu 
viell.,  in  bildl.  moral.  Sinn,  die  Stelle:  .Du  Unver- 
nunft, du  musst  mein  unschuldiges  Kind  nicht  ludern, 
flinken  und  fletschen.'  UBrägg.  —  2.  mit  dem  Dresch- 
flegel aufschlagen  GWa.,  und  zwar  a)  pfl-,  die  bereits 
durch  Dreschen  abgeschlagenen  Ähren  neuerdings  dre- 
schen, um  sie  in  ihre  einzelnen  Spelzen  zu  zerteilen 


1203 


Flans 


-flniis 


Flank— Hunk.     Flans -ttuns.     Flaut    Hnnt 


(Kobelt);  b)  zum  Schlüsse  der  Drescharbeit  vor  dem 
Ruf  zum  Festmahl   gemeinsam  und  gleichzeitig  noch 
o  kräftige  Schläge  auf  das  leere  Stroh  tun  (iWa. 
Fliengg(e'')  I  s.  Bliegti. 

Flieilgge"  11  m.:  1.  .breites,  grosses  Stück  von 
fester  oder  klebriger  Masse,  z.B.  von  Fleisch  L;" 
Brot  A.iFri.;  „Speichel.  Auswurf  L;  Zg;  Kuhfladen 
Zu;"  Tuch  Ndw;  Land  .\AFri. ;  das  ist  halt  ne  Fl. 
iiivi  Schaffe",  ein  grosses  Stück,  das  sich  nicht  so 
schnell  bearbeiten  lässt.  Syn.  Flangge"  2.  —  2.  (Flieyge 
Gl)  mit  Kot  besprengter  Saum  am  Kleid  Gl;  „Zi;." 
Syn.  FUtußje".  —  3.  Maulsehelle  mit  der  flachen  Hand 
LG.  Syn.  Flavyij  1.  —  Wahrseh.  lautmalende  Verstärkung 
von  Flinyje  (vgl.  /Iijgeii  :  ßcijijim)  mit  der  Grundbed.   .Wurf". 

fliengge":    Etwas  zu  Flienggen  1  machen  Ndw. 

Flniigg(e"):  1.  Fhingtj  m.  Gl;  Scuw;  Zg;  Z  IS., 
Flungge  f.  GA.,  PlIiinggAiF.  (m.);  GG.,  T.  (f.):  nasser 
oder  schmutziger  unterer  Saum  eines  Kleides.  3Ier 
händ  [wir  haben]  Flüngg  äberclio"  bis  a"  d'  Clmii 
itfe".  Auch  Dim.  Flünggli.  Syn.  Flinggen.  Bildl. : 
Rausch  Scuw;  Zg.  —  2.  Flmigg  m.  GMarb.;  Schw; 
Uw;  Zg;  „Z",  Flungge  f.  GWa.,  Pflungg  Ar;  GWa., 
We. ;  ZNer.,  0.:  verächtliche  Bezeichnung  für  Weib, 
bes.  fettes,  faules,  langsam  gehendes;  unordentlich 
gekleidetes,  schmutziges;  liederliches,  vagierendes. 
Syn.  s.  Flangine.  —  3.  Flungg:  Fusstritt.  En  FI. 
76"  [versetzen]  FS.  „Flunge,  Pft- m.:  Stoss  mit  dem 
Knie  LG.' 

Der  Kauseh  aufgefasst  als  Beschmutzung  wie  in  andern 
R.\A.,  z.  B.  Öl  am  Huet.  --  Betr.  das  Verhältniss  von  Bed.  '2 
zu  1  s.  Aum.  zu  Flaiiyt/.  Bei  3  steht  ß  für  /  wie  unigek. 
/  für  /  bei   t'ungiji.     Vgl.   noch  Pflungg,  Pßmngg. 

flungge"  ScHW;  Uw;  Zg,  pfl-  Sch;  Z:  1.  in  un- 
ordentlicliem  Anzüge  nachlässig  gehen;  unachtsam 
und  gleichgültig  durch  den  Strassenkot  treten  Z.  Si 
fhmgget  dervu"  SciiSt.;  Uw;  Zg.  Syn.  flartschen; 
litiötschen;  wadlen;  in  blossen  Hemdärmeln  Z  (vgl. 
hemp-xiflunggig) ;  in  einem  Kleide  mit  schmutzigem 
Saum  ScHwE.  —  2.  „Kniestösse  geben  LG."  S.  Anni. 
zu  Flungg. 

Flunggi  Zg,  Pfl-  Z  —  m.:  unordentlich  geklei- 
deter, nachlässiger  Mensch.  Fimggi  n.:  unordent- 
liches oder  unbehilfliches  Weib  S.     Vgl.  Pflünggi. 

flünggele":  unordentlich  aussehen,  im  Gerüche 
der  Liederlichkeit  stehen,  von  Weibspersonen  GMarb. 
Du  flönggelest  über  licregi  Lüti  [otfenbar|. 


Flank-   flunk.      Vgl.   auch   die   Gruppe   l'ldjujg   usw. 

ver-flailkt:    euphem.   Verdrehung    für    .vcrtlmlit' 
BHk.     Vgl.  cerflickt  Sp.  1103. 


Plans  —fluns. 

Flälise:  Narbe.  Wunde.  Syn.  Flänx;  Fltlich: 
Fletsche;  Bletz. 

flänslen  flöisle  \.G.,  pUMisle  SG.:  schmeicheln, 
itutes  erweisen,  pflegen.  St  nötiget  dr  Heireli  zum 
warmen  Ofe"   und  n-eiss  nit,   wie  s'  em  uf'irarte'  und 


pfläisle"  will,  ''ass  'r  si"''  ömmel  wider  ehchgm    |sich 
erhole].  Joachim. 

Änhd.  u.  bair.  ,1ienselu',  welches  It  Fromm.  Ztsehr.  7,:j:io 
zunächst  zu  ß,eisle  wird;  in  L  MA.  hat  aber  öi  auch  .«ii  zu 
vertreten.  Letzteres  hinwieder  wechselt  zuweilen  mit  .*i  (s. 
RBrandst.   1S83,  57). 

Flinse"  Fll'se  f :  anbrechender  Erdschlipf  durch 
.Abrutschung  entstandene,  etwa  mit  Geröll  und  Schutt 
bedeckte  Blosse  an  einer  Berghalde  Gl.  ,Ho1z  an 
Kunsen,  Flisen  (Fliesen)  und  Bächen  wegzuhauen  ist 
verboten.-  LB.  Gl  1807/35.  ,Bei  Flisen.  Runsen  und 
Lauinzügen  soll  zur  Befestigung  des  Bodens  die  nütz- 
lichste Holzart  gesäet  werden.'  ebd. 

S.  Fromm.  Ztsehr.  7,  194.  347  und  vgl.  auch  Fl,-.h. 
Flius,  mhd.  =  Kiesel,  Feuerstein:  tir,  ==  feiner  Saud;  schwäb. 
=  Schiefer;  der  Fliim,  ndrd.  =  Schnitzel,  Abfall;  ,Flinsc. 
Fliese',  nhd.  =  dünne  Steinplatte,  Splitter;  dän.,  nd.  /'i»r, 
alt.n.  flii,  kärnt.   Flieg  i=  glimmerige  Krde. 


üs-flanteren  s.  us-ceranteren  Sp.  31'.'. 
Flantuse"  s.  Flanggusen  Sp.  1'202. 

Flänte  f.:  1.  grosser  Abschnitt,  reichliches  Stück 
von  Etwas,  z.B.  Käse,  Brot,  Honigwabe  S;  grosses, 
länglichtes  Stück  W.  Mit-ere  Fl.  Chäs  und  eme" 
f'erme  Bit:  Burebrod  rutscht  er  [der  saure  Wein]  glich 
abe.  JHoFST.  1865.  's  Marei  het  der  früsch  Anlce  so 
gern:  es  chann-ech  ne  Fl.  esse  oni  Brot.  Joach.  Syn. 
Fecicen;  Fetzen;  Fländrig;  Flungge;  Fliengge;  Fliirre; 
Jante;  Klotz;  Knülfis;  Knolpen;  Knäupis;  Knupe; 
Knüss;  Knüssel ;  Liengge;  Mocken;  Morre;  Mürggel; 
Murpf;  Bisse;  Petschi;  Pletsche;  Brocken;  üchübel; 
Schlampen;  Schlämperling ;  Schnarz ;  Schicingge; 
Schivänte;  Spalle;  Spengge;  Dussel;  Tschiele;  Wuff'lig; 
Wegge;  Wiach.  —  2.  Schlag  mit  der  flachen  Hand 
.\.ABb.     Synn.  s.  Flangg. 

..flaute":  schmeicheln,  mit  1>.  P.  —  Flänti  \\\.: 
Schmeichler  GT.- 

Vgl.  Flaute",  Xbf.  zu  Fläiujijt;  .schmeicheln'  lässt  sich 
leicht  auf  Streichen  (Streicheln)  oder  sogar  auf  Wehen  (Flat- 
tern':*) zurückführen.  Xgl.  ßäuderlen  und  altn.  /nrfni,  durch 
Schmeichelei  täuschen.  Begrifflijch  nahe  liegt  frz.  ßatier,  aber 
die  lautliehe  Vermittlung  hätte  Schwierigkeiten. 

g'flint  s.  flingg  Sp.  1202. 

Flinte  f. :  wie  nhd.  Sprichw.  sagt  man :  uf  d'  FL 
schneie'",  von  unerwartetem  Eintreten  eines  widrigen 
Zufalls,  der  ein  Unternehmen  hindert,  wie  beim 
Schiessen  des  Jägers  oder  Soldaten,  wenn  ihm  das 
Pulver  auf  der  Zündpfanne  durch  Schneefall  feucht 
geworden  ist. 

LÜS-:  scherzh.  für  Kamm  (das  Gewehr,  mit  dem 
man  den  Läusen  zu  Leibe  geht)  B.  Roll-:  altes 
Schiessgenehr.  mit  nicht  gezogenem  Lauf  allg. 


Fläntschle"  f.:   Schürf.  G  1799. 
Wahrseh.  nasale  Erweiterung  von  FHUkIi  i.  S.  v.  Fle 
Hautwunde.      Syn.   Flänen. 


1205 


Flanz    flunz.    I'Mniip    (lii|.|..    Klar    flur 


1206 


Flanz     flunz. 
Flau/.,  Gelliiiiz  s.  J-»/?-. 

riäiize"    und    )ill-    Nnw :     IntensivLilduiig    1.  zu 
fliiiiiien,  stark  weinen.    -  2.  zu  flammen,  brennen. 


Flapp-  flupp. 
Klipp:    z.sgz.  aii>  .l'hilipp-  Gr    U. 

Flipper  m. :  Nachtschnietterling  ,\i';  GMarli..  l.'li, 
Syn.  Melrogel:  Nachtschatten. 

Zunächst  wohl  üWi.  Falter,  denn  'ßipjien  scheint  (inoni.itop. 
Bei^eichnnng  des  schnellen  Auf-  und  Znklappeus  der  Flügel. 
V?I.   .flips',  flngs  (Gr.   WB.   ■?,,   1803). 


Flar  (hezw.  flarr)  —flur. 

Fiaratscli  ni.:  im  Anzug  oder  in  der  Arbeit  nn- 
unlentlicher  Mensch  GrB.  (B.)  —  Nur  zcrdrlmt  ans 
riertuch.   s.   d. 

Aäre":  weinen  SchwE.     Synii.  s.  fläitnen. 
Nbf.  zu  hlären,  plärren,   mit  Einmischung  von  Jliimirn  ;  vgl. 
jllach  :  blach'.      Doch   s.   auch  flärren. 

Plärre",  -ä-  AAPri.;  GRSpl.;  GStdt  in  Bed.  7  - 
f.  u.  m.:  1.  (meist  f.)  Schlag  mit  der  flachen  Hand 
auf  Backe  oder  Mund.  Ohrfeige,  Maulschelle,  allg. 
(grob,  derb),  i'  Fl.  setze'  (L),  .stecke',  ye".  Synn. 
s.  Flänr/ge.  —  2.  (Ffl-  neben  Fl-  GTa.,  in.  u.  f.)"  ab- 
gerissenes od.  abgestossenes  Stück  Haut  vom  mensch- 
lichen Leib;  offene  Wunde  od.  Narbe,  Wundmal,  auch 
Striemen,  Flecken  von  einem  Schlag  B;  Gl;  Gr:  G; 
W;  Z.  , Einem  einen  Fl.  machen'  B;  Gl,  n&.sc/t/n"  LG., 
ahrüeren  [abwerfen],  al/haiien,  abtrlben  [abstosaen]  W. 
Ganzi  Fl.  ah  ha";  g.  Fl.  hangen  ahi  [herab]  GMels. 
Schürf  in  der  Rinde  eines  Baumes  GaPr.  Synn.  s.Flänse 
Sp.  1203.  —  3.  breiter  Klecks,  Flecken  v.  Schmutz. 
Mist,  Dinte  an  Kleidern  Aa;  Bs;  BS..  Si. ;  Gl;  LG.; 
Scuw;  Z.  Syn.  Flärtsch;  Mos;  zurückgebliebener 
Fleck  Schnee  BSi.  —  4.  grosses  Stück  von  irgend 
einem  Stoff  Aa;  Gl;  L;  GoT.;  S;  W.  Synn.  s.  b. 
Flänte  Sp.  1204.  Von  Brot  Aa  in  grober  Rede 
(anderw.  z.B.  Gr  eben  nicht  vom  Brot);  Käse  Gl; 
LG. ;  Speck  Aa  ;  Gr  ;  Strassenkot,  z.  B.  der  an  den 
Schuhen  hängen  blieb  und  dann  in  der  Stube  abfällt 
BRi.;  Tuch  W;  Heu  (Schicht)  Scaw;  er  häd  hiir  au"' 
nw'i  e  Fl.  Heu,  eine  reichliche  Heuernte  gemacht; 
Rasen  Z,  Syn.  Pösche;  Erde  G;  recht  Fl.  im,  grosse 
Furchen',  Schollen  machen  AAEhr.;  Land  AaZcI.; 
Baumrinde  Gr.  —  5.  „Fladen,  Kuchen  Aa."  — 
ö.  „grosses,  altes,  schlecht  unterhaltenes  Haus  oder 
Dach  ScHW."  Syn.  Fläder.  —  T.  grosses  Weib  Scuw; 
unzüchtiges,  herumschweifendes  Ap;  „unordentlich  ge- 
kleidete, leichtfertige  Dirne  G."  ,Die  Frau  war  eine 
Schmutztrucke  [-truhe]  und  die  Töchter  waren  Flären' 
6.     Syn.  Flängge. 

Mhd.  vlarre.  vlerre  f.,  breite,  unförmliche  Wunde.  Viele 
MAA.  Deutschlands  kennen  das  W.  auch  in  den  Bedd.  3  u.  4 
des  unsrigen.  Der  allg.  Grundbegriff  ist:  etwas  Breites  und 
Flaches,  meist  in  verächtlichem  Sinn  oder  mit  dem  Nebon- 
bcgriff  von  Unordnung,  Unreinlichkeit  usw.  Die  Angaben 
Über  das  Geschlecht  sind  z.  T.  mangelhaft  oder  schwankend: 
doch  scheint  für  einzelne  Bedd.  das  eine  Gesohlecht  vor- 
herrschend.    Von    den  Synn.    stehen    lautlich    am  Nächsten 

Fliiniiiii'     Flieutmc;    s.    dd. 


flärre":  beohrfeigen  S.  Zu  Flärre  1.  Hei  Gott 
danket,  trenn  .si  nng'höret  [oline  an  den  Haaren  ge- 
zupft zu  werden]  und  iing'flärel  drvo"  vho"  .rf !  .Toach. 

—  „er-:  wacker  durchprügeln." 

Mhd.  t7eiT.li.  ausbreiten:  nhd.  auch:  den  Mund  verziehen, 
weinen:   .flanen'.  Kot  auswerfen,  pissen,  vom  Vieh. 

Fliri  m.:  ein  Triefäugiger  SohwE.    Syn.  FUrzi. 

\s\.ßürl»chen,  triefen.  Zunächst  aber  mit  f=h,  zu  Blerr, 
Nebel  vor  den  Angen,  engl,  \i\nir,  dftn.  jUWe.,  schwed.  -film, 
blinzeln.     Schm.    1'  tGI. 

Flor  111.:  1.  (coli)  Gartenblunicii,  bes.  für  den 
.Summer  (Snmmer-J.  Mer  hünd  Fl.  g'säet  ZO.  — 
2.  (abstr.)  Zustand  der  Blüte,  von  Blumen,  dann  auch 
bildl.  von  anderen  Dingen.  ,Zwei  Laurus  Tyrus  schön 
im  Fl.'  Z  1787.  ,Der  Edle  müesst  in  bestem  Fl.  [in 
der  Blüte  dos  Lebensalters]  sterben.'  JEEscher  1692. 

—  3.  Staat,  Pracht,  .aufwand  (V).  Si  spilid  e"  grosse' 
Fl.  Ndw.  Vgl.  Florihus.  --  4.  feines,  lockeres  Ge- 
webe, Crepe  Z,    spec.  als  Kleidungs-  oder  Putz.stück. 

a)  schwarze  feine  Halsbinde  t  (urspr.  wohl  für  Trauer, 
s.  Leid-Fl.).    Püi-iK.;    wollene    Halsbinde   Bs  (n.).  — 

b)  Schleier?  .Die  fremden  Fliir,  welche  die  Frauen 
beim  .spazieren  tragen.'  J.VIi  ll.  1073.  .Mhd.  rlr,rr  f.. 
Blume,  Blüte,  aus  lat.  floi-. 

Kauli-:  Blumenkohl.  Karfiol  li  (üeljmanii  102o). 
-    Aus  lat.   Cd,//,,   Kohl. 

.Leid-:    Trauerflor." 

•Floranior:   amaranthus,  ein  kraut'  Mal. 

Aus  lat.  ßos  amorie,  Liebesblume,  wegen  ihrer  roten 
Farbe.      Syn.    .Tausendschön'. 

V lorihna  Ak  fFloripusJ:  L;  Ndw,  Florio,  -iuni 
Z.  Nur:  in  (im)  Fl.  =  in  Saus  und  Braus.  Do  göt  's 
im  Florio,  da  geht  es  hoch  her.  Stutz.  Und  iez  lebt 
wider  Alls  im  Florium.  ebd.  ,Sie  waren  bisshero  in 
Floribus  g'sessen,  ihr  Ubelzeit  [Not,  Plage]  b'stunden 
in  Trinken  und  Essen.'  Kalthius  1714. 

Ersteres  Dat.  PI.  des  lat.  Vf.  ßos;  Florio  nach  Anal,  des 
syn.  ,in  dulci  jubilo';  aus  dem  scheinbaren  Abi.  wurde  dann 
von  Halbgelehrten  ein  sächl.  Nomin.  f-iiwi)  gebildet.  Die 
fast  unvermeidliche  Assimiktion  ,im'  für  ,in'  trug  dazu  bei, 
den   Dat.  PI.  in  einen  Sing,   umzuprägen. 

floriert:  geblümt;  mit  Blumen,  Arabesken  ver- 
ziert. ,Ein  klein  gefloriert  bötbuch  [aus  der  Beute 
von  Granson]  ist  angeschlagen  für  60  gülden.'  1476, 
Absch. 

flörin  -0-:  Adj.,  aus  Flor  (4).  .Flörene  Fürgürtli 
[Schürzchen].'   Z  Ges.  1793. 

Floren  m.:  Gulden.  ,Tetradrachma,  ein  gattung 
einer  münz,  galt  ein  halben  fl.  ongefärd.'  Fris. 

Zweifelhaft,  ob  ,Floren'  (Florin,  s.  d.)  zu  lesen,  oder 
, Flore"',  da  Gr.  WB.  3,  1817  auch  ,Flore,  Flor'  anführt. 
Die  Münze,  urspr.  golden  (daher  nhd.  , Gulden'),  später  silbern, 
wurde  urspr.  in  Florenz  geschlagen  und  heisst  darum  auch 
.Florenzer'  (s.  d.).  Aber  die  kürzern  Formen  können  nicht 
wohl  aus  dieser  (rcsp.  ital.  ^oj-mo  aus  /?ore«rtHo)  verk.  sein, 
sondern  gehen  unmittelbar  anf/or-  (fiore),  Blume,  zurück;  eine 
Lilie,  das  Wappen  von  Fl.,  bildete  das  Gepräge.  —  In  einer 
L  Urk.  1435  findet  sich  ,FIorent',  entweder  verkürzt  aus 
.Florentiner'  oder  mit  angehängtem  (  aus  Flore". 

florenzen:  Päderastie  treiben,  m.  Acc.  P.  l.')14, 
Absch.  3,  2,  791.  1519.  Segesser  RG.  4.  2(M.  l.Vi9, 
EoLi  Act.  S.  670. 

Die  schreckliche  Unsitte  scheint  also  von  Florenz  aus- 
gegangen, wo  sie  wohl  mit  der  Wiedererweckung  des  grie- 
chischen Altertums  eingezogen  war  (od.  sich  beschönigt  hatte). 


1207 


Plar -fliir.    Flai'gg'  flui-gs'-    Flartscli.  Harz  — fluitsch,  rturz 


Florenzer  in.:  Gulden.  .Genower,  biiiistler,  fl. 
uriJ  kamergulden,  dero  jeklicher  soll  gelten  37  ß.' 
1425,  AnSf'H.   —  S.    Floren  mit  Anm. 

Plore't  f.:  Floretseide.  ,Gefarbte  Floret-Gespun.st. 
Rauhe  FL'  Z  Ges.  17.57. 

Plori'ii  ni.:  Gulden.  =  Floren,  s.  d.  mit  Anm.  .Jar- 
lich  zwenzig  tusend  fl.  zu  verzoren  [hat  ein  Cardinal].- 
NMan.  ,1  fl.  =  12  Gross.-  XVI.,  2.  H.,  Assen.  ,Wenn 
im  Reich  die  Mark  Silber  zu  10  Fl.  9  Kreuzer  an- 
gekauft werden  kann  [usw.].  Auf  diese  Weise  wird 
die  feine  Mark  ausgebracht  um  10  Fl.  20  Kreuzer 
l'/2  Haller.'  1565,  ebd. 

Fliiri  n.:  weibl.  Taufn.,  Flora  Schw. 

Finri  m.,  Dim.  Flurli:  1.  männl.  Tauf-  und  Ge- 
schlechtsn.  a)  Florian  Gl;  Gr;  „G;  Vw."  b)  mit  dem 
Dim.  FUlri,  FlüreU,  Floridus  UwE.  —  2.  Hundename 
B  (B  Kai.  1815). 


flärgge":    langsam,  kränklich  unihorgehen  GG 
Vgl.  auch  Plhirijij. 


Flarsch  s.  d.  folg 


Flartsch,  flarz      flurisch,  flurz. 

Flarz,  Flartsch  -ä-  m.  —  PI.  -«-:  1.  Flarse  Ap, 
Pflärtsch  Aa  (auch  -ä-);  BsStdt  (auch  Pßäsch);  B  (Si. 
auch  Flartsch);  Gl,  Flartsch  B;  Z,  breiartige,  zähe 
Masse,  z.  B.  zerlaufener  Teig  BsStdt ;  breitgetretener 
Unrat,  ebd.;  „Strassenkot  Äp;  Gl;  Gr;  Z."  Breiter 
Kot-  oder  Schmutzfleck  Ap;  B;  Gl;  Z;  arger  Tinten- 
klecks Aa;  BsStdt;  BSi.,  Syn.  Tolgg.  Schmutzige  od. 
wunde  Stelle  am  Leib,  breiter  Schorf,  welcher  eine 
Wunde  deckt  Ai'.  Vgl.  Flärren;  Schlargy.  —  2.  Flarz 
B;  Gl;  GA.;  Si.'hwE.;  Uw,  Fjl-  AAZein.,  „Flartsch 
VOrte;  Z",  klebrige  Feuchtigkeit,  Schleim^ 
schmutzige,  klebrige  Nässe  GA. ;  Uw,  Fleck  von  Eiter, 
Harz  udgl.  SchwE.,  spez.  die  eiterige  Feuchtigkeit, 
pappiger  Fluss  krankhafter  Augen  B;  „VOrte;"  Gl; 
G.\. ;  Uw;  „Z";  derselbe  in  vertrocknetem  Zustande 
AAZein.  Syn.  Flirz:  Ziger;  vgl.  Fl.-Ang  Sp.  136. 
Auch  pers. :  Mensch  mit  Triefaugen  aScuw,  Syn.  Flurz. 
Ore'-,  Ohrenschmalz  GA.  —  3.  breites,  schwer  wie- 
gendes und  schwer  bewegliches  Stück  Erde,  Schnee, 
Eis,  grösser  als  Scholle,  Miitte  ZO.  En  (grosse")  Fl. 
ume-iuc",  -bringe",  beim  Hacken  mit  dem  Karst  oder 
beim  Umbrechen  ein  grosses  Stück  Erde  (mit  Rasen) 
losbringen  und  umwälzen.  Wenn  an  Bergabhängen 
der  Boden  unterhöhlt  ist,  so  geschieht  es,  dass  ,Flärz' 
herunterstürzen.  Hyn.  Flärre.  —  4.  Flarz  7,,  Flartsch 
Aa;  Z,  breit  wuchernder,  verschlungener  Pflanzen- 
wuchs; Stelle,  wo  Pflanzen  dicht  wachsen;  Gebüsch, 
Gestrüpp  Z.  En  Fl.  Stüde",  Ebberi  [Erdbeeren].  Wo 
amig  [ehemals]  de  Garte  g'si'  ist,  wachsed  iez  Reck- 
holderstiide",  BrombSrillärz  und  Dorn.  Stutz.  Ganzi 
Flur:  Ziklame"  ZO.  Die  Winde,  convolvulus  arvensis, 
bildet  .tV.  Aa;  ZW.  ,Utt'sechcn  halten,  dass  das  houw 
ohne  einiche  zerzeisslung.  sonders  wie  es  ane  flartschen 
uf  einanderen  verjesen.  ab  den  stocken  geworfen  werde.' 
Z  Mand.  1575/lijl7.     -   5.  Flartsch,  Quecke,  triticuni 


repens  ZWl.  Rispengras,  poa  strigosa  Holtin.,  eine 
filzige  Decke  bildend  ÄABb.  Flarsch,  Vogelknöterich, 
polygonum  aviculare  AAGäbist.  —  6.  Flarz,  Fläz  Z, 
Flartsch  (auch  Schindlen-Fl.)  Zo  =  Fläder  1,  Flärren  (i. 
Bes.  Complex  von  solchen  Häusern;  en  Fl.  Hüser  Z.  — 
7.  „Flartsch,  breit  (zum  Weinen)  verzogener  Mund." 
Vgl.  Flirze.  —  8.  Flarz  GrV.;  GG.,  Pflärtsch  AABrugg; 
Bs;  B;  GW.  (-öä-  f.);  SchKI.;  ZAuss..  Flätsch  Z,  Pflätsch 
Bs  —  m.,  f.  u.  n.  BE.,  zerlumpter  Kerl  GrD.;  dicke, 
träge,  unreinliche  (Weibs-  AABrugg;  B;  GW.;  Z)  Person 
Bs;GrV.;GG.  Syn.  Pfhmtsch.  Faulenzer;  einfältige, 
unbrauchbare  Person  B.  ,Jeder  Pflärtsch  meint,  er 
sei  zur  Arbeit  zu  vornehm.'  Gotth.  ,Meine  Frau  ist 
ein  Pflärtsch.'  ebd. 

Die  gemeinsame  Grundbed.  des  obigen  und  der  folgenden 
WW.,  welche  auch  durch  die  Laute  nachgeahmt  wird,  ist: 
breite  Masse  od.  Gestalt;  Übertragung  auf  eine  Person  (bei  8| 
wie  bei  den  syn.  Flangge,  Flärre  u.  a.,  zu  welch  Letzterni  sicli 
unsre  Gruppe  viell.  als  Weiterbildung  verhält.  Auch  hier 
gehen  die  Anlaute  Fl,  Pfl  u.  Bl  (s.  Bläit«ch,  Lappen;  breiter 
Flecken)  durch  einander.     S.  auch  Pflasch. 

Flarze",  Flärze,  Flartsche,  Pflartsche  — 
f.:  1.  Flartsche  Ap,  Pflartsche  Bs  =  Flarz  1;  z.B. 
Kuhfladen.  E  Pfl.  im  G'sicht,  eine  grosse  Narbe  Bs. 
Fleckige  Stelle  am  Leib  Ap.  —  2.  Pflartsche  =  Flarz  3 
Tu;  übh.  grosses,  breites  Stück,  z.B.  von  Tuch,  also 
Fetzen,  Lappen  ScflSt.  —  3.  Flarze  Gr;  GSa.,  Flärze 
GRUVatz,  „Pflartsche  L",  träge,  unordentliche,  un- 
reinliche, unhaushälterische  Weibsperson.  En  armi 
leidi  Fl.    Auch  Flarzegunde  GSa. 

flarze",  flartsche'^:  1.  flartsche  Aa;  Ap;  B; 
„Gl;  Gr;"  L;  Sch;  „Z",  in  Wasser,  Kot,  Schlamm 
(unachtsam)  herumtreten,  so  dass  ein  platschender  Ton 
entsteht.  Synn.  s.  flimggen.  In  klebrigem  Stoff,  z.  B. 
Teig,  ungeschickt  arbeiten.  ^  2.  flarze  SchwE.;  U;  Z, 
flartsche,  flartsche  „VOrte;  Z",  xiflarlsche  Aa;  Gl, 
kleben,  von  Harz,  Eiter  udgl.  Von  den  Augenlidern 
Schleim  absondei-n  und  sich  damit  überziehen.  „Das 
Pflaster  flartschet;  das  Auge  flärtschet  =  trieft  von 
klebriger  Flüssigkeit."  G'flarzet,  klebrig,  bes.  von 
den  Augen  GA.  Von  Personen:  schmieren  Gl;  U; 
mit  Salben  \ind  Pflastern  hantieren  Aa.  Überflart.iche', 
mit  einer  dicken  Flüssigkeit  überziehen  ZLunn.  — 
3.  flarze  ZHombr.,  pflartsche  Z,  sich  dem  Boden  nach 
ausbreiten,  von  Unkraut.  —  4.  „flartsche,  hässlich  mit 
breitem  Munde  weinen  VOrte."  Vgl.  flännen,  flirzen. 
—  5.  (iimej  flarze  GG.;  ScnwMa.;  ZO.,  „flartsche', 
pflartsche  Sch,  behaglieh  breit,  träge  (auf  dem  Polster) 
liegen  oder  sitzen,  faulenzen,  faul  sein.  Wc-me" 
miied  isch,  so  isch  es  besser,  me'  stand  e  wenge  still, 
als  da"-me''  neimen  [irgendwo]  ane'  pflartschi  Sch. 
, Unter  dem  Tisch  liegt  hie  und  da  ein  Fleischbein 
und  auf  den  Bänken  herum  flarzen  die  lieblichen 
Wähen  [Ofenkuchen].'  Stutz.  .Statt  fleissig  zu  arbeiten 
müsset  ihr  faulpelzen,  herum  flarzen  und  dubäckle" 
oder  mit  Karten  g'vätterle".'  ebd.  Wenn  i''>  im  Stall 
gräch  [mit  der  Arbeit  fertig]  bi",  so  flarz  v''  uf  dr 
Ofen  ufe.  Senn.  —  S.  auch  jiflagr-hen. 

ver-:  1.  -flarze  GA.;  UwE.,  -flartsche,  -pflartscU 
Bs;  Z:  (auch  refl.)  von  den  kxLgew  =  flarzen  2.  Ver- 
flarzet  GA.,  -flarzt  UwE.,  klebrig,  bes.  von  den  Augen. 
Von  den  Haaren:  verfilzen.  .Crinis  durus  sanguinc, 
verflarzet  und  zuosamen  gebachen.  hert  in  einanderen 
gestocket.'  Fris.;  Mal.  —  2.  .Verpflartsehen,  mit  gar- 
stifrem    Geschmier    schänden.     Sein    Gesicht    ist    von 


Flaviscil.  tlav7,     lliiHsoli.  Iliir/..     I'la' 


■Mus 


1210 


Mist  und  Blut  ganz  verptiaitscht.    Er  hat  das  Buch  mit 

,  seinen   gelehrten   Noten   ganz    verpflartscht.'   Spreng. 

Hässlich    ühermalen    Z.    —    3.   rerpjlartschet,   in    die 

Breite  gewachsen,    von  Pflanzen;    übcrtr.   von    einem 

Gesicht:   mit  breiten  Zügen.  —  4.  -fhirze  Z:    (trans.) 

durch    faules  sich  Wälzen    zerdrücken,    verunstalten; 

:  e  ver/larzets  Bett.  Syn.  verstarrel.  —  he-.    ,Rufus  kurz 

I  beflarzet,  Esopi  Fabel-G'sicht.'  JCWeissenb.  17u2. 

Flarzi  m.:    1.  Flarzi,   Mensch,  der  an  eiternden 

Geschwören  oder  Ausschlägen  leidet  U.  —  2.  Flarzi 

Z,  Fldiisclii  L,  träge,  nachlässig  angezogene  (Weibs-  L) 

Person;  Faulenzer.     Vgl.  FJärtscher. 

„flarzig,  flartschig,  pflärtschig:   1.  sumpfig, 
weich,    von  Wegen   Ap;   Gl;   Gk    Z.  —  2.  faul,    un- 
'.  ordentlich,    nachlässig   im    Anzug,    bes.    von    Weibs- 
personen, allg." 

Flärtsch  Scu,  -e»  G;  Tu,  -  -  m.  G;  Sch:  1.  „Kuh- 
fladen."    Zsgebackener   Strassenkot   Soh.  —  2.  Haut- 
wunde, Streifwunde  durch  Anstoss  an  harten  Körpern 
,|  „6;"  TuTäg.  —  3.  „Schlag  luit  der  flachen  Hand  auf 
ji  den  Hintern  Scu." 

l  Flärtsche  Pfl-  f.:  Fleck,  wo  sich  Haar  mit  Harz 
'  oder  Eiter  zusammen  geklebt  hat  ÄABb.  Syn.  Blärtsch. 
,  „Flärtscher  m.:  1.  Einer,  der  mit  breitgezogenem 
.  Munde  weint  VOrte.  Vgl.  Flärtsch  7,  ßartschen  4.  — 
2.  Faulenzer,  allg." 

j  Plirz  l^  m.:  1.  „Flecken  zäher  Flüssigkeit  Vw;  Z." 
I  Ansfluss  der  Augen,  Augenziger  BJeg.  Vgl.  Flarz  2. 
1  —  2.  (Flirze"  PI.)  „Kinderpocken".  —  3.  „Pflirz,  -i 
j  IB.,  Pflirze  f.,  Schwächling  äaP\;  LG." 

Bei  2  ist  der  Begriff  toü  ,Fleckeu'  oder  , eiterndes  Ge- 
i  schwur'  auf  diese  Kranlilicit  eingeschränkt.  —  3  ist  eig. 
f  die  weinerliche  Person,  s.  ßirzen;  den  selben  Begriffs- 
f  Übergang  zeigt  das  syn.  Pßnnni. 

1  flirze":  l.^„/ia»"eM5  VOrte." — 2.  weinen  AaF.; 
i  LG.  (ptUirtticIie) ;  „mit  triefenden  Augen  (VOrte)", 
I  heulend,  hässlich  (Sch  pfl-),  aus  Ärger  oder  übler 
1  Laune  (ZO.  fU'rze  uml  pflV-),  halblaut  mit  erstickter 

Stimme,  mit  Zurückhaltung  weinen,  schluchzen  (AABh. 

Iillirtsche,   UwE.  fliirze).     ,So  tuond    sy  glych  als  die 

verzwyfleten  Juden,  die  Steft'anum  nit  wolltend  hören 
i  und  flirzend  um  den  lychuam  Christi,  man  well  uns 
l  das  heil  nemen.'   Zwingli.     Syn.  flartschen  4,  flürzen, 

ßännen.  —  3.  „pflirze",  von  schwächlicher  Gesundheit 
j'  sein,  wenig  ertragen  mögen  AaF.;  LG." 
I        Flirze"  f.:  verdriessliche,  mürrische  Miene  G  oT. 
[  E  Fl.  mache".     Syn.  Latsch. 

Flirzi  m.:  ein  Triefäugiger  ScnwE.  Syn.  Fiiri. 
Florz,  flörzen  s.  Fhz  usw. 
Flarz  ü'  m. :  1.  Mensch  mit  Triefaugen  Schw. 
,  Vgl.  Flarz  3.  —  2.  liederliche  Weibsperson  GrV. 
,  Vgl.  Flarz  <S,  Flarze"  3.  —  3.  s.  Flöz  ä. 
'  flurze":  mit  erstickter  Stimme  weinen  U.  S. 
8  ßirzen. 

fliirze";    1.  s.  ßirzen  2.  —  2.  s.  fläzen. 


Flas  (i'fzw.  flassi  —  flus. 

Klasade",  -er:  flockige,  wollene  Bettdecke.  ,Fla- 
saden  8  Stuck.'  1571.  Z  Invent.  .Flassader-deki.'  L 
IfiO-l,  Hausratrodel.     .3  weiss    und  1  gelbe  Flasaten.' 


1027,    TiiBürgl.    Invcnt.     ,1   rote,    1   weisse   Flasaten, 

1  Kinder-Flasaten :  Bettgewand.-  1675,  G.  -  flasa- 
derin:  aus  solchem  Stoff.  .Flasaderne  Decke,  villosa 
stragula.'    Mal.    —    Mlat.  ßaciala,  ßam(!)atu,  afrz.  ßanrnde. 

flaserig:  maserig,  aderig.  ,Das  flaserige  Gewebe 
des  Gneises.'  Gem.  U  1831.  —  rim.  =  ßadevk,  (s.  d.); 
vgl.   Faser  =  Fadeii. 

ttSsele":  schmeicheln,  sich  einsclinieiclieln  BLenk. 
Syn.  fläschlen.    -    Scheint  eine  oiiomatii|).  lüldiuig. 
fläsene"  s.  flismen. 

Flause  (-ss- Ineichen)  —  PI.  unver.  —  f.:  1.  Ohr- 
feige AAFri.;  Gl;  ScnSt.;  TnTäg.  Maulschelle  Bs 
(Spreng).  Fl.  stecke"  [versetzen,  geben]  Gl.  —  2.  (PI.) 
a)  Spässe,  Possen,  lustige  Streiche  Aa;  L;  Schw;  S; 
U;  W;  ZO. ;  was  nicht  ernstlich  gemeint  ist  Ndw; 
kleine  Neckerei  (auch  aus  Liebe),  ironische  Reden 
UwE.  ,Ihr  wollt  mit  mir  nur  euere  Fl.  treiben.' 
GoTTH.  —  b)  Umstände,  Ausflüchte,  nichtssagende  Aus- 
reden, leeres  Geschwätz,  unnütze,  dumme  Bedenklich- 
keiten, Vorspiegelungen  Bs;  GkI).;  GF.,  oT.;  Schw; 
UwE.;  Zg.  Bes.  in  der  RA.:  Mach-mer  keim  FL! 
Syn.  mach-mer  de"  Schümmel  niid  schilch!  mach  nüd 
de"  Narre",  de"  Blaue";  mach  kei  Spargimenter  u.  a. 
Das  sind  niimme  [nur]  Fl.  W.  Das  si"''-mer  afe  Fl. 
GoTTH.  —  c)  Aufschneiderei,  Lügen  AAFri.;  F.  — 
d)  Grillen  im  Kopf,  eitle,  seltsame  Gedanken  W;  ZO. ; 
UBragg.  ,Er  wolle  sich  wert  machen,  hätte  FL  im 
Gring  [Kopf]  und  meine,  da  Bauer  zu  werden.'  Gotth. 

lo  Bcd.  2  a  und  b  ist  syn.  Fause",  und  der  Bed.  1  steht 
ualie  Famle,  Rutenhieb.  Beide  Wortformen  sind  wo]  urspr. 
verschieden,  scheinen  aber  auf  einander  eingewirlit  zu  liabeu. 
Beide  Bedd.  liessen  sich  aus  der  Grundbed.  , Streich'  ableiten ; 
indessen  ist  Fl.  1  viel),  auf  ,Flans',  Maul,  zurtickzuffthren ; 

2  auf  nhd.   ,Flaus'  m.,  Flocke;  s.   Gr.  WB.  3,  17:37. 

flause":    flunkern  Gl.  —  Aus  Flausen  S  l,  c. 

Flausi  m.:   Flausenmacher  Ndw. 

„flausig:  leere  Ausflüchte,  Vorspiegelungen  ma- 
chend LE."  —  g"fl-:  zum  Scherzen  geneigt,  schelmisch 
L.   —   Zu   Fluumt  s  «. 

Flausle"  f.:   weibischer  Mann;  Schwätzer  Z. 

Wahrsch.  aus  dem  syn.  Fmish:  durch  Einschiebung  des  / 
im  Anlaut  entstellt. 

fle  'ssig  (bei  St.  auch  mit  -ä-) :  mit  dem  Schnupfen 
behaftet  Bs;  BE.,  S.,  U.;  syn.  schnüdrig;  nüschig; 
flüssig;  heiser. 

Der  Bed.  nach  könnte  das  W.  wohl  mit  , flüssig'  zsfallen, 
da  beim  Schnupfen  Nase  und  Augeu  triefen,  aber  lautlich 
ist  es  mit  diesem  nicht  zu  vermitteln,  sondern  es  muss  eine 
absichtlich  gebildete  Nbf.  dazu  sein,  die  zunächst  m\i  flitzen, 
netzen,  zu  verbinden  ist;  vgl.  flehleren  neben  flod-,  ßuil-, 
fluderm. 

fleuslen  s. 


Pliss  m.:  1.  in  der  gewöhnlichen  nhd.  Bed.,  d.  h. 
beharrliche,  eifrige,  sorgfältige,  auf  einen  (meist  guten) 
Zweck  gerichtete  Tätigkeit.  ,Habe  Fleiss  mit  Beten 
und  Arbeiten!'  Gotth.  In  Sprww:  Fl.  bricht  Is. 
SüLGER.  ,Sorg  und  Fleiss  fallt  nicht  auf  dem  Eis.'  ebd. 
Z'  vil  Fl:  schlipß  uf  'em  Is.  ebd.  Wie  dr  Fl.,  so  di  Spls 
W.  Fl.  bringt  Brod,  Fülket  Nod.  Ineichen.  ,Nach  der 
zeit,  die  er  mit  fleiss  erlernet  hatt  von  den  weisen.' 
1530,  Matth.  ,Brittlet  oder  mit  fleiss  angesehen  [sorg- 
fältig ins  Auge  gefasst].'  Fris.  —  2.  Absicht,  Vor- 
satz,   aber  nur  in  der  (auch  änhd.)  Verbindung:    mit 


Flas.  fles.  flis.  flos.  Aus 


1212' 


Fl.,  z.  B.  Etwas  tun.  allg.  Der  Bungschur  heb  mit 
Fl.  g'klöpft  mit  der  Geiste,  wo-n-er  hi  's  Hanse  Gntli 
ane'  g'fare'  suj  [ev  habe  Absichten  auf  das  Mädchen]. 
BWvss  186:5.  Wortspiel:  Niil  mit  Fl.  aber  mit  U'ßiss 
Gh.  Mit  Fl.  niid  G'icall.  aus  eigner  Schuld  GW. 
.Doch  soll  man  hierin  kein  Gefahr  treiben,  dass  man 
mit  Fleiss  nur  das  best  und  geleitest  Holz  hauen 
wollte.'  1506.  Arch.  Kloster  Eins.  .[Etliche  Fälle]  die 
ich  mit  rt.  überschryten  [übergehe].'  LLav.  1.569.  ,Also 
fundend  sy  |die  Betrüger]  den  bricf  nach  langem  im 
sacramenthüsly,  dahin  sy  in  vorhin  mit  fl.  [=  .selbst.' 
1670]  gelegt  haftend.'  ebd.  .Ambitiöse  tristis,  mit 
fleiss  ernsthaftig.  der  seines  traurens  ein  ruom  haben 
will  und  sich  desse  fleisst.'  Fris.  .Falls  einer  spürte, 
dass  der  Besitzer  des  Unterpfands  das  Gut  schleizen 
[verderben]  und  mit  Fleiss  abgehen  liesse.  mag  er  zu 
dem  Unterpfand  klagen.'  1652,  Scuw  Hofr.  ,üenen, 
welche  .sich  mit  Fleiss  aus  Fürwitz  dahin  begeben, 
seie  Nichts  erschienen,  die  aber,  welche  ohngefehr  in 
dieselbige  Gegend  kommen,  haben  Alles  deutlich  ge- 
hört.' LL.iv.  1670.  .Mit  Fleiss.  consulto,  studio,  de 
industria.'  Hospin.  1683.  ,Es  scheint,  dass  sie  die 
Tempel  mit  Fleisse  gebauet  haben,  uns  durch  die 
unnatürliche  Extravaganz  ein  Gelächter  zu  erwecken.' 
DiscouRSE  1722.  .Man  hat  in  dieser  Zinsrechnung  die 
Brüche  mit  Fleiss  hinweg  gelassen,  weil  solche  ohne- 
hin nicht  bezahlt  werden.'   Av  Kai.  1796. 

Im  ä.  Nlul.  kommt  ,m.  Fl.'  auch  in  der  BeJ.  von  1  vor, 
aus  welcher  es  natürlich  anch  bei  2  entsprungen  ist.  8.  dazu 
Ztschr.  f.  Yölkeriisych.   1869,  417. 

fllsse"  (refl..  absol.  oder  mit  Gen.  S.  oder  ,zu'  mit 
Inf.):  sich  befleissen,  fleissig  sein,  sich  beeilen,  z.B. 
.si>''  hei'"  fl.,  heim  zu  kommen  Ap;  Gl;  G;  Uw;  Z. 
Syn.  Ernst  han.  ,Sich  der  warheit  fl.'  Zwisgli.  ,Wir 
wellen  uns  fl.,  alles  das  ze  tuond.'  1526,  Absch.  ,Bie 
pfaffen  sollen  all  tag  an  die  letzgen  gän,  der  gstalt. 
dass  si  sich  im  anfang  zuohin  flyssint  und  bis  am 
end  da  plybint.'  1.526.  Ecli.  Act.  .üieweil  er  sich 
fleiss  [befliss],  nach  Gott  ze  wandlen,  nam  in  Gott 
hinweg."  1531/60.  1.  Mos.  .Dass  och  vil  uss  den  urab- 
ligenden  lender  sy  zuo  verhören  [anzuhören]  geflissen 
habend.'  Kessl.  ,Dass  die  gemeind  dester  empsiger 
zuo  liandreicliung  der  armen  herzuo  flisse.'  ebd.  .In 
diser  zyt  liattend  sich  zuo  Zürich  etliche  eigensinnige 
lüt  uss  letzem  [verkehrtem]  yfer  erhaben  und  ze- 
sammengeflissen.'  ebd.  .Hatt  er  dann  uf  die  weit  ge- 
sehen und  sich,  was  ires  gefallens,  fl.  wellen V'  JWolf 
15G1.  .[Wir]  flyssend  uns  hie  der  kürze.'  HBull.  1571. 
,Sich  begirlich  fleissen,  aifectare.  Sich  der  fugend 
fl.,  dare  operam  virtuti.'  Mal.  .Die  da  nüt  habend 
uf  der  predig,  die  nit  gern  sechend,  dass  sich  zur  lehr 
flysse  iiir  wyb,  kind  und  gsind.'  1616,  JBreit.  ,We- 
licher  sich  nit  fleisst  der  Massigkeit  oder  Nüechter- 
keit.'  JRHoKF.MSTR  1645.  —  Ptc.  als  Adj.  geflissen: 
fleissig,  gewissenhaft.  Bei  einer  Versammlung  g'flissen 
erschlne'  Gl.  .Gefl.  Zinsen.'  1877,  Z  Prozessakt.  ,N.  N. 
soll  fürderhin  geflissner  syn:  nier  hinter  den  büecheren 
und  weniger  hinter  den  gläseren  im  wirtshüs.'  1534, 
Z  Synodalcens.  ,Geflissne  hüssuochungen.'  1650,  Z 
Mand.  -  ungeflissen:  ohne  Eifer,  Sorgfalt.  .Sich 
der  arbeit  bedauren  lassen,  ungern  oder  ungett.  ar- 
beiten, labori  parcere.  Ungefl.,  incultus.'  Mal.  — 
hochgeflissen :  höchst  angelegentlich,  dringend. 
.Bitten  und  vermanen  wir  üch  ganz  hochgeflissner 
gestalt  und  brüederlicher  ineinung.'  1.532.  Strickl.  — 


geflissenlich,  Adv.:  absichtlicli.  Öppis  g'/lisseli  fue'\ 
UwE.     Syn.  mit  Fliss. 

FIuhch  ohne  Refi.  l)ei  Kessl.  scheint  die  eu^ere  Bed.  { 
.herbeieilen'  zn  haben.  ,Sich  zu  Einem  fl.'  =  sich  gesellen,  ] 
an  ihn  halten,  so  dann  natürlich  auch:  .sich  zesamen  fi.',  ] 
eine  Partei  bilden. 

„  flisshaft(ig):    fleissig.  beflissen." 

flissig:  1.  Adj.  wie  nhd..  z.  B.  im  Gruss  an  Leute, 
die  man  bei  der  Arbeit  trifft:  Flissig,  flissig?  Antw.: 
He  ja,  me"  muess  Öppis  tue'  i"  dr  Welt!  und  beim 
.\bschied :  Sind  niid  s' fl.  (und  doch!  sc.  flissig)  Z. 
Dem  FU.ssige'  gugget  de''  Hunger  uvl  zum  Pfeister  »", 
darf  aber  nid  i  's  Hus.  Ineichen.  -  2.  Adv.  (//(-«u/ 
GRVal.,  sonst  Gr  -ss-;  GWeisst.):  oft.     Syn.  diel;. 

flissigen  (refl.)  =  flissen  und  von  diesem,  nicht 
von  flissig,  gebildet.  ,Das  ich  mich  zuo  tuen  in  allweg  ' 
fl.  will  nach  mynem  besten  vermögen.'  Zwixgli. 

flisslich:  angelegentlich,  sorgfältig.  ,Dem  handel 
fl.  nachdenken.'  15'28.  Abs.h.  .Fl.  erfaren.'  1528,  Z 
Mand. 

Elise"  s.  Flinse". 

flisnie"  Aa;  Ap;  B;  VOrte;  G;  Sch;  Th;  Z,  pfl-  ScH 
(Ivirchh.).  fliesme  G  oT.,  fläsme  AaZcIu.  :  1.  flüstern, 
allg.  Syn.  flimsen ;  flisperen,  /«jjerf )i  ,■  fislen.  bismen;  ^ 
chüschelen,  löslen.  Was  häiul-er  mit  enand  z' fl.? 
D'  Dienst  [Dienstboten]  händ  g'flismet  itnder  enand 
Z.  Bes.  zärtlich  BSi..  heimlich  zusammen  AAZein.; 
hörbar  leise  lernen,  lesen  BM.  .War  er  einmal 
hineingeflismet  [durch  flüsterndes,  verführerisches  Zu- 
reden zum  Prozessieren  überredet],  so  war  seine  Frau 
ein  U"tüfel  von  Hartnäckigkeit.'  Gotth.  ,Die  waar- 
sager  und  die  zouberer,  die  in  irem  beschweren  flis- 
raend.-  1553,  Jesaj.,  dafür  1683/1707:  .welche  schwätzen 
und  mummelen.'  ,Insusurrare,  in  die  oren  blasen  oder 
fl.  und  runen.'  Fris.;  Mal.  ,Abergläubig  und  gott- 
losiglich  fl.,  reden  und  verhandlen.'  RGwerb  1646. 
.Mussitare.  müderen,  heimlich  brummlen,  fl.'  Denzi. 
1677;  1716.  .Mönen,  fl..  mutire,  inussare,  susurrare. 
Rannen,  einflismen,  insusurrare.'  Red.  166'2.  .Der 
seinem  [Beichtvater]  seine  Sünden  in  das  Ohr  hinein 
flismet.'  ClSohob.  1699.  ,Die  Hebammen  zu  Stadt  und 
Land  sollen  vor  ihrer  Bestätigung  vorwarnet  werden, 
sich  allerlei  abergläubischen  Sachen  und  Ceremonien 
mit  Krüzgen  (Bekreuzen),  FL,  Sprechung  sonderbarer 
Wörteren,  Versegnen  udgl.  zuo  enthalten.'  1628/1743, 
B  Mand.  , Alsdann  gibt  der  Major  dem  Ersten  zu 
seiner  Rechten  das  Wort  heimlich  flismend  in  das 
()hr.'  Kriegsb.  1644.  .Käme  der  einte  Bärenjäger,  dem 
die  Forcht  verschwunden,  vom  Baum  herunter,  und 
fragte  den,  wo  als  todt  auf  der  Erde  läge,  was  ihm 
der  Bär  in's  Ohr  gefliesraet  habe.'  JRGrimm  1786.  - 
2.  schimmern.  Das  ist  es  Fl.,  en  Glast  und  eti 
Schhi  [von  einem  ausgeschütteten  Sack  Gold].  Romaxg. 

Lautmalende  Bezeiehnuni,'  wie  die  Syn.  mit  /iV  {dazu 
auch  nhd.  ,flüstern'  ans  ,fli.st-'),  woraus  sich  auch  erg;ilit. 
itiss  ji imnen  umgestellt  smaßiiinen,  nicht  etwa  umgekehrt,  aus- 
genommen viell.  in  Bed.  2.  vgl.  ,flimmern'.  Diese  Bed.  2  ist 
zwar  schwach  bezeugt  und  viell.  nur  persönlicher  Missbraucli. 
doch  nicht  unmöglich,  vgl.  zieilzcren,  zwitscheren,  schimmeln, 
u.  a.  Übertragungen  zw.   Gehörs-  und  Gesichtserscheinungiii. 

Fliess  n.:  1.  Löschpapier  B.  —  2.  s.  Flug.  - 
1   viell.   blosse  Verstümmelung  für  Fl.-Bajiir. 

fliesse"  resp.  flih.'ie":  1.  schwimmen,  nur  in  der 
ä.  Spr..  von  Fischen  und  Flössen.    .Swaz  fliuget,  fliuzet 


1213 


Fks.  fles.  Ilis.  (los.  Hiis 


1214 


olJe  gät,  ilaz  stät  vil  gar  in  diner  haut.'  alt.  deutsch. 
PissiONSSi'iEL.  .Mit  Gericht,  Stock  und  Galgen.  Zwing, 
Bann,  Schwebend«.  Fliessends  |d.  h.  wohl  Vogeljagd 
und  Wa.sserrecht  mit  Fischerei]  und  Gejägd.'  1428. 
GBLags.  ,üass  si  gar  bald  [schneller]  flnssend.  denn 
der  Eidgnossen  floss.'  Edlib.  —  2.  Flüssigkeit  durch- 
sickern lassen    (vgl.  rinnen).     Von  Papier,    wie   nhd. 

'  ,üas  Papier  fliesst  durch.'  Hosp.  Von  Wunden,  Ab- 
sccssen:  Flüs.sigkeit  (Eiter,  Hlut)  ausschwitzen  UwE.; 
Z.  Syn.  üsgän.  Trans.:  (frische  Schrift)  mit  Lösch- 
papier {Fh'ess  n.)  trocknen  Bs.  -  3.  herrühren,  ent- 
springen; rechtlich  zu  eigen  werden.  ,Bie  Fälligen 
[Zinspflichtigen]  zu  ihrer  Pflicht  anhalten,  damit  die- 
selben, wannenher  sie  geflossen  sind,  mit  dem  Abt 
kaufsweise  abkommen.'  154(i,  .^bsch.  ,Diewyl  sollichs 
I Verstimmung]  uss  misstruwen,  selbsfliessender  jn- 
bildung  und  eigenen   bewegnussen   oder   villicht   an- 

,  wysung  anderer  harfliesst.'  1586,  ebd. 

Fl.  von    sich    bewegenden    flüssigen  Massen    nicht  recht 

[  tolkstüinlich ;   von   Bächen  und   Flüssen  gilt  laufen. 

\       ent-:  sich  entziehen,  entfliehen.    ,Dem  Muotwillen 

i  e.'  AKlingl.  1691.^ —  ver-:  hinweggeschwemmt  wer- 
den [bei  einer  Überschwemmung].  Lied  von  1595. 
Moralisch:  von  Versuchung  ergrifl:"en  und  fortgerissen 
werden.  ,Darumb  sollend  wir  dester  mer  warngmmen 
des,   das   wir   hörend,    das   i  ir  nit  etwan  verfliessind 

'[=  .ausgleiten.'  1860].'  15.^1/1667,  Hebr.  -  her-: 
herrühren.     Vgl.  fHessen  3.     ,Als    dann    diser    ufruor 

■  durch  etlich  unrüewig  personen  antriben  [angestiftet] 
'und   hargeflossen    [ist].'    1570,    Absch.    —    zer-:    aus 

einander  gehn,  sich  verlieren.  .Die  von  Glaris  bet- 
tend mit  der  herschaft  gern  ein  täding  [Frieden]  ge- 
troffen, dann  vil  volks  [auf  ostreichischer  Seite]  bi 
einandern  was;  wollt  sich  der  [östr.]  adel  keins  wegs 
darein  schicken,  dann  ir  sorg  was,  wann  das  volk  ze- 
flüsse,  so  wurd  das  zuosagen  ouch  uss  syn.'  Vad. 
Bach-Fliessi  f.:  der  Lauf,  das  Bett  eines  Baches. 

,  Syn.  Runs.    ,Die  o  kelinen  sind  des  gottshuses  eigen 

J  und  die  snesmelzinen    und  die  bachfliessinen.'    Hofr. 

j  Breitenb. 

[       Fliesme"  s.  Fliete". 

i         PlOSS  m.:   1.  Flöz  Aa;  Ai';   Bs;  Gl;  Gr;   L;  GSa.; 

ScH;  Uw,  Flörz  Av;  Z  (auch  FWrz)  —  PI.  -ö-  (-Ü-) 
]  a)  wie  nhd.  Auf  dem  Brienzer  See  von  etwas  eigen- 
'■  tünilicher  Gestalt :  eine  Menge  Scheiter,  von  ringsweis 

aa   einander   geklammerten   Stämmen   eingeschlossen. 

I'ortgezogen  durch  ein  vorgespanntes  Schiff,  auf  wel- 
.  cheni    sich   ein   grosser   Haspel    befindet,    mit    einem 

Stricke,  welcher  zunächst  eine  Reihe  hinter  einander 

■  befestigter  Balken  und  dann  mittelbar  den  Bing  nach 
sich  zieht.  .In  schiffen  ald  uf  flözern.'  Z  Ratsb. 
1'292/1371.  .1  Floss  Holz,  gross  oder  klein,  zahlt 
2  Pfenn.-    XIV..  Bs.     ,Ratis,   ein    flotz.'    Fris.;    Mal. 

;  ,üer  Bär  ein  grosser  Flotz  der  Schweizeren;  die  Gans 

!  und  die  Ent  2  grosse  Flötz  deren  von  Zürich.'  JEEsrn. 

;  1692.  Syn.  BlochscUff.  ,Der  Abgang  von  dem  Vieh, 
welcher  auf  dem  Flotz  unter  dem  [über  der  Linimat 
erbauten]  Schlachthaus  aufbehalten  wird.'  Z  Polizei- 
urdn.  1779.     In  einer  Bs  Zollordnung  von  1487  wird 

:  unterschieden  ,schuehiger,  spenniger,  gemundiger  [Ge- 
münde, Spanne]  Fl.'  Einen  Fl.  erstellen  die  Kinder 
aus  an  einander  befestigten  Brettern,  um  damit  auf 
Lachen  und  Teichen  herumzufahren  GnSpl.  —  b)  so 
viel  Holz,   als  zum  Flössen  jeweilon  auf  ein  Mal  ins 


Wasser  geworfen  wird  GrV.  —  2.  grosse  Fläche, 
z.  B.  ein  Stück  Land  AAFri.  Ne"  rechte"  Moz  iime- 
hacl-e';  vgl.  Flarz  3.  —  3.  Flöz  Sch;  ZRafz,  Flarz 
ZStdt,  reichlich,  breit  ausgegossenes  Wasser,  speziell 
Piss,  V.  Kindern.  En  Fl.  mache",  's  Chindli  hed  sc/»«" 
leider  en  Fl.  Vgl.  /W.s\s7e;(  2,  Flotz;  Bös.  ~  4.  als  Ortsn. 
feuchter  Grund?  od.  viell.  eher:  Kanal.  ,Im  Flös-  Z 
Wetz.  S.  auch  Flöz.  —  5.  bildl.,  uf  'em  Flöz  (Gr, 
Florz  Ai')  s\",  von  Personen  und  Sachen,  in  der  Not, 
auf  der  Neige,  im  Verfall.  Vgl.  //ö.vs.  ,Verderben,  auf 
dem  flotz  sein,  nichts  mer  haben,  cedere  foro.  Raum- 
anf  machen,  auf  den  fl.  kommen,  alles  verzeert  und 
verton  haben,  redigere  ad  assem.'  Mal.  ,Er  ist  auf 
dem  flotz.  proterviam  fecit,  ad  incitas  est  redactus, 
ad  restini  res  incidit.-  Hosi-.  1683;  Mev.,  Hort.  1692. 
Eig.  zu  unterscheiden  mhd.  ßvz  m.,  Strömung,  und  flvz 
i]i.  n.,  Floss,  Letzteres  von  ßiezen  i.  S.  v.  schwimmen.  Für 
1  a  schreibt  Edlib.  einmal  (nach  seiner  Weise)  ungeschickt: 
,Die  Rappersweiler  zogen  den  feindlichen  fluss  zuo  der  statt 
mit  einem  anker  und  Widerhaken.'  Bei  3  mag  Flars  zur 
EinSchiebung  des  r  eingewirkt  haben.  —  Zu  5  vgl.  die  RA. 
de"  Bach  uli  ijan  u.  ä.   i.  S.  v.  zu  Grunde,  verloren  gehn. 

flöss,  auch -s;  kahl  GnPr.  1.  nicht  mit  Gebüsch 
bewachsen.  En  flöse  Bode",  auch  von  einer  Stelle  im 
Wald.  —  2.  mit  wenig  Schnee.  En  flose  Herbst, 
Winter,  wenn  es  stark  gefroren  hat  und  doch  kein 
Schnee  liegt,  so  dass  es  dann  z.  B.  gefährlich  ist,  mit 
dem  Vieh  von  den  Alpen  zu  fahren. 

Die  Bed.  .kahl'  scheint  auf  der  bekannten  und  für  die 
Schweiz.  Waldkultur  so  wichtigen  Tatsache  zu  beruhen,  dass 
uubewachsene  Bergabhänge  von  EegengUsseu  am  Meisten  heim- 
gesucht und  zerstört  werden.  Solcher  kahle  Boden  ist  denn 
auch  in  der  kalten  Jahreszeit  dem  Frost  am  Meisten  aus- 
gesetzt und  daher  glatt,  schlüpfrig. 

Flösse"  (PL):  Schwimm-  oder  Flotthölzchen  an 
Fischernetzen,  d.  h.  die  länglichen,  aus  der  Rinde  der 
Schwarzpappel  geschnittenen,  einen  halben  Fuss  weit 
von  einander  an  dem  obern  Saum  des  Netzes  (Oberäri 
Sp.  388/9,  auch  Flüssi)  befestigten  Hölzchen,  welche 
denselben  auf  der  Oberfläche  des  Wassers  schwimmend 
erhalten  TuBodensee;  ZS.  .Zerlege  das  zuggarn,  die 
bleiklötzlein  gegen  dem  rand,  die  flösslein  hieher: 
explica  everriculum.  plumbeas  massas  ad  oram  lintris 
ponendo,  suburea  huc'  Red.  166'2. 

flösse":  1.  einen  Floss  machen  BThun.  —  2.  in 
einem  Bach  das  Eis  los  machen,  so  dass  es  fort- 
geschwemmt wird  LG. 

Flosse"  f.:  Kieme?  ,Der  Biber  hat  kein  Flossen, 
wie  sonsten  die  Fisch  haben,  dardurch  ihnen  das 
Wasser  wieder  ausfliesst,  das  sie  im  Speisfang  er- 
schnappen und  einsaufen.'  JLCvs.  1661. 

flössen  flöze  allg.,  flörze,  -«--  Z :  1.  Holz  im  Wasser 
fortschafl'en.  allg.  ,Langholz  flörzen.'  Z  AmtsbL  1869. 
,Das  Holz,  so  man  durch  die  Muota  flözt'  1518/44, 
ScHW  LB.  —  2.  (weg-)  schwemmen,  tr.  und  intr. 
(nnper.s.).  Bei  starken  Regengüssen  ,flözt'  es  in  den 
Reben,  d.  i.  wird  die  gute  Erde  furchenweise  weg- 
gespült ScaSt.  Das  Wasser  ,flözt'  bei  einer  Über- 
schwemmung Steine,  Land,  Gebäude  Uw.  Inhi"  fleze", 
einfliessen,  eindringen  BGadm.  ,Da  flosch  das  Wasser 
Grund  und  Boden  enweg.-  1524,  HsStockar,  welcher 
*ßöschen  für  hochd.  hielt  und  es  nach  Analogie  des 
Intrans.  .löschen  :  losch'  behandelte.  ,Die  hoffnung 
des  gottlosen  ist  wie  ein  reifen,  der  vom  ungewitter 
hingeflötzt  wirf.'  1531,  Weish.    .Flötzen,  schwemmen.' 


1215 


Flas,  flo.s,  flis,  H.(s.  lins 


l'ilii 


Mal.  ,Flötzen.  alluere.  Der  platzregen  üötzt,  nirabus 
rapit,  aufert  (terram).'  Uenzl.  1716.  , Schwere,  zornige 
Wetter  und  Flötzungen.'  Imthdrn,  Mem.  —  3.  eine 
Lache  verursachen  durch  Ausschütten  einer  Flüssig- 
keit, bes.  vom  Pissen,  Bettnässen  der  Kinder  Aa;  Sch. 
Syn.  rözen.  —  4.  schlürfen,  inhi' fleie  BHa.  (Zyro). 
ab-flözen:  stecken  gebliebenes  Flössholz  wieder 
flott  machen  Ndw.  —  ver-:  1.  durchnässen  ScnSt.; 
zu  fl.  3.  —  2.  fortschwemmen,  in  nützlicher  oder  in 
schädlicher  Weise ;  durch  Überschwemmung  verheeren. 
.Ein  häufen  erd  wirt  mit  dem  wasserguss  verflözt.' 
Z  Bib.  1531.  ,Es  werdend  wasser  entspringen,  wer- 
dend überlaufen  und  das  land  verflözen  [:=  .über- 
schwemmen.' 1667],  stett  und  einwoner.'  1531/48, 
Jerem.  .Die  göttlich  Each  hat  die  ganze  Welt  er- 
tränkt, umbracht,  verflötzt.'  Euef  1550.  , Alles,  so 
man  in  abgelassne  bäch  oder  brunnen  schüft,  das  es 
verflözt  werde.'  Mal.  Das  L  Ansechenb.  verbietet, 
Schutt  in  die  Reuss  zu  werfen,  ,was  nit  das  wasser 
verflözen  mag.'  ,Aber  [wieder]  ein  solche  verflözung 
des  Krienzbachs  [Überschwemmung  durch  den  Kr.].' 
1570,  RCvs.  ,Zerflözender  Regen,  der  die  Früchte 
wegschwemmt.-  1707,  Prov.  Auch  von  Verschüttung 
durch  Lawinen:  ,Der  Flecken  ist  in  mässen  verflösst 
worden,  dass  da  kein  Anzeigung  eines  bewohnten  Ge- 
bäus  mehr  anzutreffen.'  JJScheuchz.  1706. 

Flösser  Flözer  m.:  1.  wie  nhd.  Über  ihre  Arbeit 
s.  Steinm.  1802,  224.  Flueche"  wie  en  Fl.  Nass  wie 
e  Fl.  Gr.  Erscheint  als  besondere  Berufsart  in  einem 
L  Einwühnerverz.  1456  und  in  dieser  Eigenschaft 
scheint  ihm  die  Beseitigung  krepierter  Tiere  obgelegen 
zu  haben:  .Beschwert  uns  hart,  dass,  so  einem  armen 
mann  ain  vich  abgät,  der  landvogt  lat  verbieten,  dass 
keiner  dar[f]  kein  andern  flözer  nemen  denn  den  zuo 
Frowenfeld.'  15'25,  Absch.  —  2.  wer  die  Gewohnheit 
hat,  viel,  oft  oder  am  unrechten  Orte  (im  Bette)  zu 
pissen  Aa.     Syn.  Rözer. 

Flössete  Flösetr  f.:  das  Holzflössen;  das  Quan- 
tum Holz,  welches  auf  ein  Mal  geflösst  wird,  auch 
dim.  -etli  Uw. 

flösslen:  1.  ertränken,  oder  viell.  auch  nur 
.schwemmen'  als  Strafe  üblich,  z.  B.  für  Betrüger, 
auch  für  Dirnen.  ,Dem  fl.  er  mocht  nit  entgon.' 
Gengb.  —  2.  in  der  Gaunerspr.  =  pissen.  VgL  Floss  3. 

Plössling  m.:  Fisch.  Gaunerspr.  It  Edlib.  1488 
(,flosl-').  ,Zu  Basel  uf  dem  Kolenberg,  do  hand  si 
[die  am  Jakobstag  versammelten  Gauner]  Plössling, 
Breitfüess  [Gänse]  und  Gebroten  [Braten].'  Gengb.. 
Bettl.-O.  Nr.  56. 

Flnss  m.:  1.  Quelle.  Vgl.  Biwiinen-,  Wasser-Fl. 
De't  chunnt  e"  IT.  iis-em  Bode"  use.  Ü"sere  Brunne 
chmmt  [direkt]  us-eme  Fl.  GlH.  (Ausfluss  aus  einer) 
Brunnenröhre.  ,Dem  N.  abkoft  [abgekauft]  3  fl.  umb 
30  guldin.  Der  N.'  hat  geben  7  fl.  um  25  guldin.- 
Kessl.  —  2.  Flut,  Sündflut  L.  Überschwemmung: 
, Güsse  machen  Flüsse.'  Mev.,  Hort.  1692.  Übermäs- 
siger Trunk:  .Durch  überflüssige  Flüss,  Schluck  und 
Güsse  ersäuft  sich  der  Trunkenbold.'  AKlingl.  1691. 
—  3.  reichlicher  Ertrag.  Sl-s  Vech,  Land  (den 
Herd)  im  Fl.  ha",  Ersteres  so  füttern,  dass  es  reichlich 
Milch  gibt.  Letzteres  so  besorgen,  dass  sein  Ertrag 
gross  ist  L.  Zustand  der  sog.  ,Ei-stmelche'  einer  Kuh 
vor  und   nacli    dem  Kalben,    wo    das  Euter   ungefähr 


2  Wochen  lang  ungewöhnlich  ausgedehnt  ist  GkD.,' 
Pr.  Vgl.  flüssig.  —  4.  von  verschiedenen  krank- 
haften Erscheinungen,  a)  fliessende  Wunde  .Aa; 
GnSav.,  Sculms.  —  b)  Fluss  aus  den  Augen  GrS.,  ■ 
Sculms;  nässender  Ausschlag  hinter  den  Ohren  und 
Fluss  aus  denselben  BSi.,  verbunden  mit  Sausen  B 
(Zyro);  rheumatische  Affection  von  Kopf  od.  Lungen, 
allg.;  in  der  ä.  Spr.  auch  von  Katarrhen  anderer  Teile 
des  Leibes.  Vgl.  die  Compp.  Hals-,  Haupt-,  Lib-  usw. 
Bei  NMan.  wird  Einem  neben  einer  Menge  anderer 
Krankheiten  auch  .FL-  angewünscht.  ,Den  fl.  des 
bauchs  stellen,  teuere  ventrem.  Der  fl.  oder  durch- 
lauf stellt  sich,  contrahitur  alvus.'  Mal.  ,Die  Völker 
zu  Statt  und  Land  seind  gesunder  Natur,  allein  den 
Flüssen  mächtig  underworfen.  also  dass  von  andern 
Krankheiten  wenig  sterben,  sonder  fast  mehrteil  von 
den  Catharren  ersteckt  werden.'  FrHafn.  1066.  ,Bei 
der  Überschwemmung  von  1738  wurde  hinter  dem 
Spital  ein  Muttergottesbild  aufgefunden.  Der  Grund- 
besitzer Hess  daselbst  eine  Capelle  bauen,  welche  im 
Volksmund  der  Fl.  hiess,  weil  durch  Fürbitte  der 
Mutter  G.  mehrere  Personen  vom  Zahnfluss  geheilt 
wurden.'  Liebenau  1881.  .Hatte  einige  Zeit  wieder 
die  unsöden  Flüss  im  Kopf  und  in  den  Zähnen.' 
ÜBRiuG.  1783.  ,Die  Grippe,  welche  schon  in  früheren 
Zeiten  unter  dem  Nam»-^  Fluss  und  Husten,  auch 
Hühnerweh,  grassiert  ha  en  soll.'  Gem.  Z  1844.  — 
c)  Frühgeburt.  ,Ein  Fl.  oder  Abgänglein  ist  eine 
unzeitige  Geburt,  so  vor  der  Bewegungszeit  in  den 
ersten  Monaten  von  der  Frauen  geflossen,  ein  klein 
gestaltet  Kind,  welches  in  einem  linden  Ei  oder  seinen 
Häuten  beschlossen  im  Colliriuamento  oder  Fliess- 
wasser herumbschwimmt,  aber  von  seiner  Nahrungs- 
steil abgerissen  ist.'  JMuralt  1697.  —  d)  bösartige 
Änderung  im  Verlauf  einer  Krankheit,  bes.  in  der  RA. 
,es  i.st  ihm  ein  Fl.  gefallen',  seine  Krankheit  hat  eine 
schlimme  Wendung  genommen  BSi.;  ,,LE."  Bei  Kin- 
dern Flüssli  ebenso  gebraucht,  von  einem  Steckfluss, 
der  plötzlichen  Tod  zur  Folge  hat  BHk. ;  nach  St.  oft 
nur  RA.  ungeschickter  Ärzte,  um  die  Erfolglosigkeit 
oder  Verkehrtheit  ihrer  Behandlung  zu  entschuldigen. 
—  5.  FMussspat.  .Dass  [ich]  zuweilen  unter  die 
Crystallen  rechne  die  Flüsse,  welche  also  genennet 
werden  vom  Fliessen.  weilen  sie  in  starkem  Feuer 
fliessen,  auch  selbs  die  Metall  durch  ihre  Untermischung 
desto  geschwinder  in  Fluss  bringen.'  JJSchei'chz.  1708. 
Vgl.  ,Glasfl.'  --  6.  in  Kartenspielen  eine  Reilic 
von  Karten,  die  eine  bestimmte  Geltung  hat.  So  im 
Berlangen  Spiel  3  Karten,  welche  die  gleiche  Farbe 
haben  und  dem  Wert  nach  auf  einander  folgen,  z.  B. 
.\ss,  König  und  Dame  in  Pique,  was  zusammen  3ü 
zählt  BHk.  Ähnlich  im  Jassen  3  Karten  jener  Art  =  2n. 
4  =  50  usw.  Vgl.  Flüss  u.  flüssen.  —  7.  s.  Flöss  Anni. 
Mhd.  vluz,  Fluss,  Guss:  auch  Rheuma.  Zu  6:  um  Jas 
•Jahr  1514  verfasste  PGengenbach  von  Basel  ciu  Spruch- 
gedicht: ,Der  welsch  Fluss',  in  welchem  er  die  damaligen 
Kämpfe  der  Grossmächte  um  den  Besitz  der  Lombardei  unter 
dem  Bilde  jenes  Kartenspiels  darstellte,  welches  in  Frauk- 
reich  erfunden  uud  gerade  am  Hofe  des  damaligen  Königs 
Frauz  \.  sehr  üblich  war,  und  dessen  Name  auch  zu  Wort- 
spielen verwendet  wurde. 

Über-.    Ü.  schadt  nid.  Sulher.    ,Adv.  s'  ÜberßKSs. 
überflüssig  BHk. 

,Hals-:  Heisere,  branches.'  Denzl.  1677;  1716.  — 

Yiell.   Bronchitis,   Entzündung  der   Luftröhrenäste. 


■!   1217 


ik'S.    tiis,    tlos.   «US 


1218 


Haupt-  Huiit-  Ai'.  Haiiii-  Gl.  Haut-  L;  Zg: 
1.  bösartiges  Gesi-hwür,  (ieschwulst  mit  Eiterbildung 
(ein  .Umlaul'-  im  Grossen)  Ar;  Gl-:  L;  ScflSt.;  Z<;: 
ZKii.  —  2.  Katarrh.  Schnupfen.  ,H.:  pfnüsel,  rheu- 
niatismus.'  Mal.  .Catarrhus,  H.,  der  schnupen.  pfnüsel.' 
Denzl.  1677;  1710.  ,Hr  N.  wird  durch  einen  eins- 
inaligen  starken  H.  verhinderet.'  Mise.  Tig.  1722.  — 
.hauptflüssig:  rheumaticus.'  Mal. 

Ilaupi  bezeichnet  also  in  1  nicht  den  Kürperteil,  an  dem 
das  Geschwür  sich   befindet,   sondern  die  Stärlie  des  letztem. 

—  Mhd.  houbet-vluz,   rheuma. 

Leber-:  ironisch  fingierter  Krankheitsname.  ,Ich 
sei  an  einem  L.  oder  an  einem  Lungenbrucli  gestorben.' 
GoTTii.  —  Lib-:  ein  Geschwür  Ap.  —  Monat-:  Ka- 
tamenien.  ,Wo  der  m.  den  weibern  von  kelten  wegen 
verstanden  [gestockt]  oder  gehemmt  auszefliessen.' 
TiKRB.  1563. 

Nerven-:  Eiterausfiuss  an  Fingern  Z.  —  Xen-en 
auch  ^  Sehneu   und  Adern. 

Buch-.  ,Bauchfluss :  die  ruor  oder  durchlauf, 
bauchlauf,  lienteria,  pantices.-  Fris.  ;  Mal.  ,Die  käss- 
rennen  von  dem  rech,  mit  rysmuos  ein  kristier 
daraus  gemacht,  heilt  den  b.  oder  roten  schaden.' 
TiERB.  1563.  ,Da  stiess  in  die  rot  ruor  oder  buchfl. 
au  und  starb.'  Rüeüeh  1606.  —  Berg-:  1.  „unter- 
irdisches Gewässer,  das  bald  fliesst,  bald  versiegt 
VÜRTE."  —  2.  Erd-  oder  Bergschweiss;  das  an  einem 
Abhang  bei  nassem  Wetter,  bes.  zur  Zeit  der  Schnee- 
schmelze, heraussickernde  Wasser,  welches  sich  zu- 
weilen in  Kellern  sammelt  B.  —  Brunnen-:  Lauf 
einer  Quelle  oder  Ausfluss,  Ablauf  eines  Brunnens. 
,So  weit  die  Brunnenflüsse  gehen.'  1578,  Mev.  Wetz. 
Vgl.  Fluss  1. 

Salz-:  stark  fliessendes  chronisches  Geschwür  Ap. 

—  Viell.  von  salzähnlichem  Niederschlag  der  Flüssigkeit. 
Sund-:    Sündflut  U.     In   der  geistlichen  Lit.  des 

XVL,  XVII.  stehender  Ausdruck.  Vgl.  Fluss  3.  ,Der 
s.,  diluvium,  cataclysmus.'  Mal. 

JJSchenchzer  biaucht  1707  ,Süudtluss'  und  ,-llHt',  1746 
das  letztere  an  einer  Stelle,  wo  er  früher  das  erstere  hatte. 

Schiff-:  schiffbarer  Pluss.  ,Den  namhaften  seh., 
die  Eyss.'  KCys.  —  Sehne-:  Schneeschmelze,  Wasser- 
scheide. ,Bis  an  der  von  Rordorf  urhow,  als  die  Schne- 
flus  gät  hinab.'  Ott'n.  AAStaretschwyl.  —  Stich-: 
leichte  Lungenentzündung  Ndw.  —  Wind-:  ein  mit 
leichter  Entzündung  verbundener  Schmerz  (an  den 
Zähnen)  Nuw.  —  Wasser-:  1.  fliessendes  Wasser  mit 
seiner  Triebkraft.  1396,  GSa.  —  2.  die  Wassermeuge 
eines  Flusses.  ,Den  ganzen  w.  aussaufen,  den  Jordan 
versupfen.'  1560,  Hiob.  —  Zue-.  .[Die  Vorhaut  ver- 
engt] durch  Entzündung,  Z.  und  schlecht  curierte 
Franzosengeschwär.'  JMüralt  1697.     Zu  Fluss  4. 

flusse°:    1.  fliessen,  triefen,  i.  S.  v.  Fluss  4  ZU. 

—  2.  =  flüssen,  s.  d. 

Flüss:  1.  =  Fluss  0.  , Semlich  spil  nempt  man 
flüss.'  ca  1514,  s.  Neuj.  Stdtb.  Z  1879,  '2.  .Jetzemal  so 
meld  ich  fl..  Und  mein,  ich  hab  das  spil  gwüss.'  ebd. 

—  2.  f.  Menge  L.  Der  Prozess,  im  d'r  Prukerater  gmüss 
8o  Lüg  adreiht  [andreht],  e  ganze  Fl.  JIneichen  1859. 

Vgl.  die  folg.  Coinpp.  Da  die  ersten  Spuren  dieses  Spiels 
nach  Frankreich  führen,  so  ist  flmi  wahrscheinlich  die  erste 
verdeutschte  Form  des  frz.  (Jauer  mix)  ßux,  Flum  aber  eine 
(zufällig  das  Richtige  treffende)  Umdeutschung,  und  zu  Letz- 
term  wurde  dann  hinwieder  Hiim  wohl  als  PI. -Form  in  Be- 
ziehung gedacht. 

Schweiz.  Idiotikon.  I.  6. 


C'unter-:  die  mit  Flüss  bezeichneten  Karten  in 
der  Hand  des  Gegners.  Auf  die  oben  angeführte  An- 
kündigung von  Seite  des  einen  Spielers  entgegnet  ein 
zweiter:  .So  hab  ich  c.  Nun  luegend,  was  ich  wüss.' 
ca  1514  (Neuj.  Stdtb.  Z  1879). 

S  Ü-:  wahrsch.  das  Zusammentreffen  mehrerer  Ass- 
karten in  der  Hand  eines  Spielers  aScnw.  Vgl.  Sü-Tanz. 

Vgl.  ,L'on  ne  rencoutrera  jioint  d'as  aux  liux.'  Kabelais, 
und  .aus  der  selben  Zeit  der  Spruch:  ,Trois  as  ne  fönt  pas 
tant  aux  flux  que  fait  en  France  un  Karolus  [eine  Münze).' 
Giideke,  Gengb.  S.  533. 

flüssen,  flüssle"  L;  U:  das  betr.  Kartenspiel 
machen.  G'macht  hemmer  [haben  wir]  hrai-  Tfieologi 
Mit  Flüssle'  iind  mit  Lande"  [ebf.  ein  Kartenspiel). 
Ineichen  1859.  .Das  Flisslen  und  Oberlandcn,  das  Eou- 
lett  und  Würfelspiel,  sowie  andere  bietende  Spiele 
sind  verboten.'  1860,  U  Mand.  Unter  den  verpönten 
Hasardspielen  (vgl.  fünfen  Sp.  853)  aufgezählt  1533, 
Egli,  Act.  ,Mit  karten,  würflen.  Aussen,  hassen.'  Aal 
1549. 

Die  Dim.-Forni  wahrsch.  nach  Analogie  mancher  ebenso 
gebildeter  Verba,  welche  Spiele  und  insbes.  Kartenspiele 
bezeichnen.  Auch  Gengenbach  nennt  das  Spiel  neben  , Fluss' 
auch  ,Flüss!is':  .Flüssiis  heiss  ich  ein  nUwes  spil'  (viell. 
der  Genet.  des  Infin.:  vgl.  Fühis  Sp.   7'23). 

Flüssi  f.:  der  obere  Teil  des  Fischgarns,  wo  die 
Flossen  [s.  d.)  angebracht  sind  ZSee. 

flüssig:  1.  fliessend.  , Einander  klopfen  und 
kratzen,  dass  das  Blut  fl.  wird.'  Gotth.  —  2.  mit  Be- 
ziehung auf  die  vormalige  physiologische  Lehre  von  dem 
Zshang  der  sog.  4  Elemente  mit  dem  tierischen  Or- 
ganismus, dem  Elemente  des  Wassers  unterworfen. 
.Der  Bär  ist  ein  fast  fl.,  gross,  ungstalt  tier.'  Tiekb. 
1563.  ,Von  wegen  seiner  flüssigen,  kalten,  schleimigen, 
frostigen  natur.'  ebd.  —  3.  a)  mit  , Fluss'  aus  den 
Augen,  Ohren  od.  Ausschlag  an  der  Kopfhaut  behaftet, 
bes.  von  Kindern  B;  „Vw."  Flüssigi  Augen,  Oren,  en 
fl-e  Chopf,  e  fl-s  Bei'  W;  Z.  Das  Chind  ist  fl.  L;  Sch; 
Z  =  es  hat  allewil  öppis  O/fe's.  Zu  Verschwärung  und 
Vereiterung  disponiert  Ar.  —  b)  rheumatischen  Zu- 
fällen unterworfen  Sch.  .Braucht  einer  ung'sunde 
Speisen,  so  kann  er  erkältet,  ung'sund  und  fl.  werden.' 
FWvss  1653.  —  4.  fruchtbar:  a)  vom  Wetter,  durch 
häufigen  befruchtenden  Kegen ,  Vereinigung  von 
Feuchte  und  Wärme  Aa;  BSi.;  ZW.  —  b)  vom  Boden: 
saftig,  z.  B.  im  Wald,  wo  leicht  .Fasel'  aufschiesst 
ZW.  Von  einem  Grundstück,  das  reichlich  trägt,  tief- 
gründig und  fett  ist  BSi.,  „auch  ohne  Dünger  viel 
trägt  B;  Gr;  Vw;  Z."  ,Dass,  da  diesere  Alp  eine 
flüssige  Weid,  sehr  bedenklich  wäre,  solche  zu  ver- 
leihen oder  zu  verkaufen.'  1753,  Z  Staatsarch.  — 
c)  von  Kühen,  die  viel  Milch  geben  B;  L.  Allge- 
meiner: ,Das  Vieh  ist  im  flüssigsten  Alter,  wenn  es 
im  stärksten  Wachstum  und  Vollblütigkeit  ist'  BSigr. 
(Alpina  1808).  —  5.  von  Einkünften  (Zinsen,  Zehn- 
ten), welche  nicht  bestritten,  sondern  regelmässig  be- 
zahlt werden  AaZ.;  „Th.  z.B.  die  Einkünfte  dieser 
Pfründe  sind  flüssig."  Vgl.  .liquid'.  Ggs.  un-  AäZ. 
—   Mhd.  vlüzzec,  fliessend;  rheumatisch. 

Über-:  1.  überfliessend  im  eig.  S.'f  ,Kam  ein  so 
ü.  Regenwetter,  dass  alle  Wasser  gäch  ufgiengen 
[plötzlich  stiegen].'  RCvs.  ,Ist  ein  gähelinger  platz- 
regen  eingefallen  also,  dass  das  Wasser  häuflg  durch 
den  Mülebach  ü.  der  Stadt  zugetrungen.'  Zo  Ratsprot. 
1763.    —    2.  übertr.     a)   in    übelm    S.,    übermässig. 


i'2ii: 


Flas— Aus.    Plasch     flusch 


1220 


überaus  oder  unnötig  gross,  viel.  ,Ü-e  beladung  des 
wyns',  übermässiges  Trinken.  1522,  Absch.  .Wir  sind 
nie  des  willens  gewesen,  mit  denen  von  Z  keinen 
[irgend  einen]  krieg  anzufallen,  sofer  sy  uns  nit 
merklich  darzuo  notträngend  und  ü.  ursachend  [ver- 
anlassen].' 1524,  ebd.  (od.  =  ohne  genügenden  Grund?). 
,üa  inen  uf  ir  ü.  rechtpott  wyter  tröuwungen  beschehen.' 
1525,  ebd.  ,So  sind  söliche  Satzungen  nach  und  nach 
geniert,  gestrengert  und  so  ü.  vil  worden.'  1525,  Gfr. 
.Ein  so  ü-er  und  unerhörter  windsturm.'  ECvs.  S.  noch 
u.  undertriben.  ,Im  Ergöw  sollend  die  gefeldeten  und 
ingestochnen  kurzen  iHosen,  die  ganz  ü.  an  Tuoch 
sind,  abgestrickt  syn.'  B  Mand.  1628.  , Schwere  klag- 
ten, vornehmlich  wegen  überflüssigen  vcrschwemmens 
[Verschwendung].'  FSprecher  1672.  Von  Personen: 
verschwenderisch.  ,So  die  Oberkeiten  nicht  uberfl. 
seind,  sich  für  aller  hoifart  und  uberfluss  enthalten.' 
HBuLL.  1597.  —  b)  in  gutem  S. :  überreich,  reichlich. 
,.\uf  das  ir  ü.  seigind  in  der  hoflnung.'  1530,  Rom. 
,lcli  bin  kommen,  das  sy  das  leben  habind  und  über- 
flüssiger haben  söllind.'  1531/48,  Jon.;  =  , uberfluss.' 
1667.  ,Ein  überflüssige  gnuogsame  und  volle  alles 
guoten.'  1531/48,  I.  Mos.  ,Uss  bewegnuss  ü-er  grosser 
barinhorzigkeit  ledig  gelassen.'  1532,  Zellw.  Urk.  ,Im 
1539.  jar  ist  ein  ü-er  herbst  [Herbsternte]  worden.' 
Mev.  Wint.  Chr.  ,Er  selbs  will  unser  ü-er  leerer 
syn.'  LLav.  1569,  dafür:  ,bester  und  vollkommnester.' 
1670.  ,üass  die  rouw  ungeschlacht  erden  dem  bumann 
rychlich  und  ü.  lohnet.'  RGualth.  1584.  ,So  ist  es 
doch  rych  und  ü.  an  schönen  und  fruchtbaren  güe- 
teren.'  RCys.  ,Dass  Gott  sich  reichlich,  vielfaltig  und 
ü.  gegen  ihnen  gütig  erzeigt.'  JMüll.  1665.  .Gott  ist 
ü.  an  Barmherzigkeit.'  AKlingl.  1691. 
Flüsel  s.  Pfnüsel. 


Flasch— flusch. 

Fläsch  I.  dim.  Flaschli,  -o-  L,  P/läsch  Bs;  L;  Niiw 
(PI.  Pfläsche)  -  -  m.:  1.  verächtlich  für  Brei;  un- 
ordentliches Gericht;  weicher  Strassenkot  BsO.  — 
'2.  faule,  dicke  Person  L;  Nnw;  auch  I'fläschi  n.  L. 
—  Dass.  was  (l')Fläitsch  (s.  d.).  mit  iintmihiii-ktcm  /•;  vsrl. 
Doch  Flotfich,   Pßotsch ;  pßäscJtmt. 

Fläsch  II  ZF..  Fleisch  ZEafz,  Fte'sch  Z  r«.  —  in., 
Flasche  I  -rf-  bzw.  -e'-  f.  G;  ZStdt:  ein  zum  Radieren 
verwendetes  Stück  gumnii  elasticum.    S.  Flasch-Band. 

Eig.  eins  mit  Fliüiche  II,  da  man  dem  rohen  Gummi  die 
üestalt  von  liiruförniigen  Flaschen  gibt.  Der  Voc.  a  in  Folge 
von  Anlehnung  au  elasticum  (s.  Gummihuvh).  Das  Aufgeben 
des  weibl.  Genus  und  die  Ausweichung  des  Voc.  zu  e'  be- 
weisen, d.iss  der  Urspr.  des  Ausdruckes  vergessen  ist. 

Flaschenett(ll)  n.:   Flageolet  Bs. 
fläsch   s.  flödch.    . 

Flasche  II  f.:  1.  Flasche,  jedoch  mit  Ausschluss 
der  Tischflasche  (GuttcreJ.  allg.  S.  die  Compp.  Erst  in 
der  modernern  Wirtshausspr.  die  Flasche  mit  Wein 
Oll.  Bier,  bes.  die  Halbniassflasche  (neuerdings  ersetzt 
durch  den  , Liter');  Syn.  H(dbi;  Budelle.  VolU  Flasche" 
mache"  leri  Tasche"  und  ivüesti  Clwpf.  Ineichen.  .Ein 
hölzin  (stürze;  zinni;  tiuärtlige)  fläscheu.'  XV.,  XVI., 
Z  Invi.nt.  ,Hatten  grosse  Flaschen,  die  warent  alle  voll 
wyn.-  HsScHüRPF  1497.  ,Gsell  [es  ist  ein  Berauschter], 
ich  mein,  dir  .syg  wol  mit  der  fläschen.'  1523,  Stkickl. 


jAbraham  nam  brot  und  ein  fläschen  mit  wasser.' 
1531/48,  I.  Mos.  ,Dio  Flasche,  Flasche,  Legel,  lageiia.' 
Red.  1662.  ,Ex  amphitheto  bibere,  stark  trinken,  der 
fl.  (weidlich)  auf  den  riemen  tretten.'  Denzl.  1677; 
Mey.,  Hort.  1677;  1692.  Als  Hausn.  1379,  Bs.  Als 
Flurn.  in  SchwMuo.  für  Alpen,  welche  sich  an  Abhängen 
lang  gestreckt  den  Berg  hinanziehn.  —  2.  scheiben- 
förmiges, hölzernes,  mit  Füsschen  versehenes  Trag- 
fässchen,  einige  Mass  haltend,  in  welchem  Arbeiter 
oder  Touristen  Getränke  mit  sich  nehmen  „VOrte;" 
GrD.;  GSa.,  Wa.;  Z.  Syn.  Sester.  —  3.  Euter  (der 
Kühe)  Zg;  triv.  für  weibliche  Brust  W.  —  4.  ,botz 
fläschen!'  s.  Fleisch  1.  —  5.  =  Flösch. 

Mhd.  vlaschi;  vleache.  Unächter  Uml.  vor  -seh  wie  in 
ÄHcJte,  FiUehe  (s.  Sp.  1097),  Tasche,  waschen.  —  Als  wesent^ 
liclier  Unterscliied  von  Fl.  und  Guttere  (Budelle)  liesse  sich 
wohl  der  des  Stoffes  behaupten,  indem  von  (i.  (B.)  die  Vor- 
stellung des  Glases  unzertrennlich  ist  und  darum  diese  von 
der  MA.  dem  Wort  Fl.  allmählich  entzogen  wurde  bis  iu 
neuere  Zeit,  wo  der  Verkehr  mit  Deutschland  wieder  auf  die 
Restituierung  des  vollen  Begriffes  von  Fl.  wirkt.  Die  Aus- 
drücke Schfiub-,  Sehkgel-Fl.  sind  modern,  Feld-Fl.  entweder 
ebenso  oder  rührt  aus  einer  Zeit,  da  dieses  Geräte  nucli 
nicht  aus  Glas  erstellt  wurde.  —  .Einen  anf  den  (Schuh-) 
Riemen  treten'  bedeutet  It  Wander  I  1048  sich  nicht  von 
ihm  trennen  wollen. 

Ol-:  blechernes  Gefäss  für  Ol,  unterschieden  von 
einer  gläsernen  Öl-Guttere  2.  Syn.  Stt^e.  —  Lad-: 
flaschenförmiges  Gefäss,  in  welchem  das  für  die  Zünd- 
pfanne bestimmte  Pulver  sich  befand.  ,Wie  er  das 
Pulfer  aus  dem  Ladfleschlein  und  nicht  aus  der  Mus- 
queten  Ladungen  auf  die  Pfannen  tun  soll.'  VFkidek. 
1619.  Syn.  Zünd-il.  Vgl.  Ladmass.  —  Mäder-  = 
Fl.  ;.',  zum  Gebrauch  der  Mähder  in  der  Heuernte 
GrD.  —  Milch-:  blecherne  Fl.,  in  welcher  die  Milcli 
transportiert  wird.  —  Pulver-.  ,5  Bulverfläschon.' 
1571,  Z  Inv.  —  Bandelier-:  Behälter,  Hülse  für 
eine  Patrone,  dgL  zur  Zeit  der  Musketen  eine  Reihe 
an  einem  besondern  um  die  Schultern  geschlungenen 
Bande  hieng.  ,Nimb  's  Pantelierfläschli  by  de"  Ore" 
[Lederlappen].'  (Scherzh.)  Kriecs-Exercitium  1712. 
Syn.  Ladmäss.  —  Schaub-:  Strohflasche  Z;  dafür 
üblicher  Sch.-Gutteren.  —  Schlegel-:  Weinflasclic 
mit  verhältnissmässig  engem  Hals  und  weitem  Bauch 
aus  dickem,  grünem  Glas  Aa;  Bs;  Z.  Syn.  Schkr/d. 
—  Trank-:  Fl.  aus  sehr  dickem  Glas,  aus  welcher 
dem  Vieh  Trank  [Arznei]  gereicht  wird  SThicrst. 
VgL  Fueterfass.  —  Weid-:  Feldflasche  B;  Z.  — 
Zünd-  =  Lad-Fl.  .[Der  Musketier  soll]  auch  ohne 
[ausser]  die  Ladung  ein  klein  Züntfleschlein  mit  Zünt- 
pulver,  in  die  Pfannen  ze  schütten,  bei  sich  haben.' 
VPrider.  1610. 

(üf-)fläsch  (n)e":  Etw.  mit  einem  Flasclienzug 
in  die  Höhe  ziehen  GrD.,  Pr.     Syn.  fläschenzüglen. 

fläschle"  -..C-:  zu  Ohren  tragen.  Syn.  ßäselen.  — 
Fläschler;  Ohrenbläser  ZBauma.  —  Vyl.  ,flescheln', 
lächeln  (Fromm.   '2,  :^0)  oder  aber  unser  ßätxilili:n. 

fläschne"  s.  /laschen. 

Plescll  m.:  Folterinstrument.  .Der  Delinquent  sei 
in  der  Wanne  [Folterinstrument]  mit  dem  Fl.  ge- 
martert worden.'  1573,  Absch.     -    Vgl.  das  Folg. 

Flesehe  f.:  Pfeil.  , und  hatt  ain  guoten  handbogen 
und  ain  lederin  sack  und  darin  hatt  er  syn  pfilen  und 
fleschen.'  HsStockak  1519.  -  Aus  frz.  jlfche,  it.  jhccia. 
Vgl.  noch  FUlHi-lie   u.  dazu  ünhd.  .Fliscli-'   neben  .Flitz-bogcn'. 


1221 


Plaseli.  flesch.  fleiscil,  fliscli,  tioscli,  flusch 


Fleisch  (-t  AABiugg;  ZHoinlir.,  0.)  n.:  1.  wie  nhd. 

a)  am  Loibe  des  Menschen.  Was  i'  Fl.  und  Bluet 
steckt,  chn"  me"  nid  use  ftpritze".  Ineichen.  Fuh  Stuc): 
Fleisch  oder  FtilfleischfU),  Schelte  für  ein  träges 
Weib,  ein  schlimmes  Mädchen  Bs;  s. /T»?  Sp.  788  und 
vgl.  Jiwfifrai(eiifleisch.  Ahs  niul  jimcß  Fl.  sind  nid 
giiet  hi-n-enonder  [von  ungleichem  Alter  in  der  Ehe]. 
Sprw.  ,Wäre  sie  [eine  ausgeschlossene  Nonne]  länger 
ausserhalb  des  Klosters,  so  möchte  ihr  mehr  fleisches 
als  geists  wachsen.'  1541,  Ausch.  ,Niemand  soll  bei 
Gottes  [Christi]  Gliedern,  als  da  sind  Haupt,  Hirn,  Fl.. 
Bauch,  Blut.  Kraft,  Macht,  Wunden,  Schweiss  udgl. 
Wörter,  wodurch  Gott  bestimmt  wird,  schwören.'  XV., 
Ochs.  ,Botz  fleisch  [an  einer  andern  Stelle,  ebd.:  ,Gotts 
fläsch'  Th],  was  war's,  wenn  schon  ein  dotzet  oder 
dry  gueter  gsellen  in  die  statt  luffend.'  1548,  Absch. 
Verdeckt  in  ,samer  botz  fläschen!'  152Ö,  Lied.  Über 
Fl.   in    Schimpfn.    s.   Fleisch- Schelm,    -Bösmcht.    — 

b)  Fl.  als  Speise.  Vo°  Fl.  i'  der  Wuche  ist  kei  Sprach, 
nW  öppen  am  Mändig,  tcenn  was  vor  ist  vom  Sunntig. 
Stutz.  Me'  mues  um  's  Brud  arbeite,  gab  e  [bevor] 
me'  zum  Fl.  chunnt.  1884,  Nat.-Kal.  Fl.  macht  Fl, 
ist  sehr  nahrhaft.  Sülger.  Es  häd  doch  au  e  chli" 
Fl.  im  Chrüt,  tröstet  man  sich  etwa,  wenn  man  im 
Gemüse  eine  Schnecke  oder  Raupe  findet  Z.  Besser 
e  Lüs  im  Chr.  a's  gar  kei"  Fl.  ebd.  M^er  's  Fl.  ver- 
suecht  hed.  weis-em  [davon]  de"  Chust  [Geschmask]. 
IsERHEN.  K^fP'es  ist  's  best  FL?  [das  Flohfl.,  weil 
man  darnach  die  Finger  leckt].  Schild.  Er  hat  's 
irie-n-en  Herr,  er  hat  cül  Tag  Suppen  und  Fleisch  ZO. 
.Kraut  und  Rüben  haben  mich  vertrieben,  Hätt  man 
mir  Fl.  und  Knöpfli  [Mehlklösse]  geben,  War  ich 
länger  blieben.-  Kirchh.  ,Vom  Fl.  uf  d'  Suppen  [auf 
eine  geringere  Pfründe]  kommen.-  1651,  Schimpfr. 
Suppe  zum  Fl.,  rufen  die  Kinder  in  einem  Spiel,  in 
welchem  alle  zslaufen  müssen  ZWangen.  's  git-em 
Fl.  i'  's  G'mües,  er  xieht  aus  Etwas  seinen  Vorteil. 
Schild.  Mit  ironischer  Anspielung:  's  Fl.  schlöd  ab, 
d'  Chalher  sind  g'rote.  Ineichen.  So  lang-me'  cha"  's 
Fl.  chaufe',  brücht-me"  nit  z'  metzge"  [bez.  auf  Heirat]. 
Schild.  Kes  türers  Fl.  als  Boss-  und  Wiberfl.  Ineichex. 
(Mit  Zahlw.)  Fleischgericht,  allg.  —  2.  Wiesen- 
klce,  trifolium  pratense  GWa.  Syn.  Fleischhluem ; 
vgl.  auch  Fleisch-Maie,  -Nägeli,  nach  der  roten  Farbe 
der  Blüten. 

-(  Hiüssig  angeschweisst  wie  in  Fach(i)  Sp.  640.  —  Betr. 
die  in  dem  Mittelalter  gebräuchlichen  Fleischsorteu  und  deren 
Preise  vgl.  z.  B.  Ochs  '2,  440  (aus  den  Jahren  1363/81)  uud 
»Liebenau,  das  a.  Luzern  (fUr   1470). 

Augen-:  Tränendrüse  im  Innern  .Augwinkel. 
Volksglaube:  Kinder,  denen  sie  fehlt,  bleiben  nicht 
am  Leben  ZUster. 

Letzteres  ein  Trugschluss  aus  der  Wahrnehmung,  dass 
diese  Drüsen  den  Leichen  schwinden,  denn  wirklich  fehlen 
e  Niemandem  im  Leben. 

Vechli-:  FL  eines  halbgewachsenen,  jungen  Rin- 
'1''^.  das  den  Sommer  über  auf  der  Weide  gewesen 
ist  Z.  S.  Sp.  647.  —  Federe"-  =  Feder  5,  Sp.  678. 
—  Fall  (Fäl)-:  Fl.  von  verendetem  od.  wegen  Krank- 
heit abgeschlachtetem  Vieh  Z.    Vgl.  Vichfall  Sp.  739. 

Fül-Fleischli:  die  Bauchspeicheldrüse,  pancreas 
Bs  (Flcischerw.). 

Vorliegendes  W.  wie  die  Synn.  ,Eitel-,  Mur-,  Toten-Fl.' 
kommen  schon  in  alten  Glossarien  für  Pancreas  vor.  Damit 
wird   man    auch  St. 's  unklare  .Angabe  aus  Bs:    „Fleisch    an 


den  Hedarinen  der  Schweine"  vereinigen  müssen.  ,Fül-  wie 
,eitel-  i.  S.  v.  unnütz,  wertlos,  da  die  Drüse  nicht  verwendet 
werden  kann. 

Jungfrauen-Fleisch:    scherzw.    für    .Jungfrau. 

SüLciER.    -     S.    0.    Fhhch   1  ,f. 

Herrgotts-,  Herrgotte-  GlM.;  GG.,  Sa.,  Üse(r)- 
Herrgotts  r'-Hcn-(/-.*s>  GS.;  SniwE.:  1.  Wiesenklec. 
trifolium  prat.  Syn.  Fleisch  2,  Fleischhluem;  Himmels- 
brod.  —  2.  Kuekuekslichtnelke,  lyehnis  flos  cuculi  GG., 
Sa.  Syn.  Fleisch- Maie",  -Nägeli,  -Bluem.  —  Vgl.  üerr- 
i/utls-FueHiiti,  Herrijotten-Sujipen  u.a.  Bei  , Gottes  Fleisch'  wurde 
auch  geschworen.    —   Betr.  die  Farbensymbolik  s.  Tufch-t'l. 

,Heiden-:  mumia.'  XIV.,  L  medicin.  Hdschr. 

Huf-.  ,Cuilibet  canonico  5  carnes  qu»  dicitur  h. 
[von  einem  Schwein].'  129.3,  Z  Urk.  -  Viell.  zu  mhd. 
Im/,  Hüfte,  co.xa,  femur;    vgl.   Gr.,  WB.   4,  2.   1866  u. 

Hamine"-:  Schinken  ZO.  —  Häneli-:  eig.  Fl. 
von  jungen  Hähnen,  poulets.  In  S  hiess  es  zur  Zeit,  als 
noch  die  Standesunterschiede  bestanden :  D'  Btirgers- 
tüchter  [Patrizier-T.  aus  der  Stadt]  isch  H,  's  Bure- 
meiteli  Bindfl.  —  Haupt-:  Fl.  vom  Kopfe  des  Schlacht- 
viehs. ,Die  Metzger  sollend  das  H.  an  das  fl.  ver- 
koufen-,  d.  h.  nicht  mit  dem  Übrigen  auswägen.  Stadtb. 
Wthur.  —  Kue-:  wie  nhd.;  iron.  Am  alte'  Chuefl. 
hat  me"  lang  z' süde'.  Sülrer.  —  Keiben-.:  Aas. 
Gott  spricht  zum  Raben:  ,Dyn  schnöde  art  bruchst 
so  vermessen,  dass  d'  k.  allweg  niuos.st  essen.'  Ruef 
1550.  .Aus  dem  keiben-  oder  faulen  fl.  der  abgestorbnen 
rossen  sollend  wespen  entspringen,  als  von  den  rin- 
dern beile  oder  imben.'  Tiere.  1563.  Syn.  Kogen-Fl. 
—  Kächeli-  fCh-):  in  einer  Kachel  [Schüssel]  mit 
Wein  und  Gewürz  in  einer  Höhlung  im  Zimmerofen 
(s.  Ofenrör)  gekochtes  Fl.  G.  —  „Kafel-,  Kafler-: 
Fl.,  woran  viele  Knochen  und  Knorpeln  sich  finden 
L;  Z"  [an  denen  man  das  Fl.  abzunagen  (chafle")  hat]. 
Lt  Protest,  der  Z  Gerwer  1707  wurde  ,Kafler-Fl.'  in 
die  Stadt  zum  Verkauf  gebracht.  Vgl.  Scher-il.  — 
Koge"-  (Ch-):  Aas,  FL  von  einem  gefallenen  Tier 
Gr.  Der  Kinderreim  in  Liechtenstein  ruft  dem  Raben 
zu:  Rapp,  Rapp,  K.,  B'hüet-mi'''  ror-em  böse"  Geist. 
VoNBUN  1862.  Syn.  Fall-,  Keiben-Fl.  —  Kalb- r'CÄ-^; 
wie  nhd.  Iron.:  I'''  icott  rkei"  Ch.  träge",  sagt  man 
etwa  zu  Einem,  der  sich  auf  uns  lehnen  will  Z. 
Kalbfl.  Halbfl.,  Kalbfl.  ist  wenig  geachtet,  daher  das  W. 
auch  bildlich  auf  junge,  halbfertige  Leute  angewendet. 
.Uas  Pfund  des  2-,  3-  oder  4jährigen  Rindviehs,  Kal- 
beli-Fl.  genannt,  ward  um  1  ß  geschätzt.'  Wi'rstis. 
Vgl.  Vechli-Fl.  —  Kesseli-  wird  beim  Schlachten 
eines  Schweins  den  Gästen  am  , Wurstmahl'  frisch 
gekocht  und  vorgesetzt  Bs.  —  Kräjen-  Chraie-: 
Zwerchfell  Ap  (T.),  das  auch  selbst  Kräje  heisst.  — 
Krönli-:  der  vordere  Teil  des  Backenstucks  eines 
Ochsen  Bs  (Fleischerw.).  ~  Jlöckli-:  Fleischabfälle, 
welche  der  Fleischer  an  arme  Leute  verkauft  Z.  Vgl. 
Kafel-Fl.  —  Munni-:  Fl.  von  einem  Zuchtstier  L. 
M.  gid  liert  Streich,  kräftigt  zu  harter  Arbeit.  Ineichen. 

Mur-  i-ti''-):  Bauchspeicheldrüse,  pancreas  Z.  So 
bei  Denzl.  1677,  der  es  auch  einmal  mit  ,callicreas' 
übersetzt.  —  Zu  niur(w),  mürbe,  da  die  B.  gauz  schwammig 
und  weich  ist. 

Müs-:  Muskelfl.  ,Die  enten  habend  oben  auf  dem 
leib  zerteilt  und  von  einanderen  gesüiideret  meussfl.- 
VoGELB.  1557.  ,Dass  sy  [die  Rinder]  seiend  mit  vier- 
schröten  glidern.   mit   starkem  nieussfl.'    Tierb.  15C3. 


122n 


Fksch.  flesoh,  fleiseli.  fliscli.  floscli.  flusch 


12241 


'Der  krabbcn  bein  werdend  bewegt  durch  weiss  mussfl.' 
FiSf.HB.  1563.  ,Meussfl..  inusculus.-  Fris.  -  Z»Miii  = 
iiuisciilus. 

Bttchseii-Fleisch:  (auf  den  Zünften)  in  einer 
ehernen,  runden  Büchse  gekochtes  Kalbfl.  SciiSt.  (Sulg.) 
Syn.  Voressen.  —  Binden-:  mit  Tüchern  und  Binden 
umwundenes,  an  der  Luft  getrocknetes  Fl.  Gr.  Vgl. 
Binde.  —  Blatt li-:  in  Schüsseln  (Blatten)  gebratene 
kleinere  Fleischschnitten  Bs.  —  Brat-,  Brate"-: 
Schenkelfl.,  zum  Braten  benutzt  GRPr.  ,Es  sollen 
die  Metzger  nit  allein  am  Sambstag,  sonder  auch  was 
under  der  Wochen  in  anderen  Tagen  am  BratHeisch 
gemetzget  wird,  schätzen  zu  lassen  schuldig  sein.' 
1(547.  Arch.  Kloster  Eins,  [wofür  ebd.  einmal  .Bratis']. 
Spez.  von  Schweinen  (vgl.  Brüten).  ,Es  söllent  metzgen 
irer  zweie  ein  samp.stag  um  den  andren,  einer  an  einem 
sampstag  rindfl.,  der  ander  br.'  1600,  Metzgerordn. 
LHochd.  —  „G(e)ragel-:  Fl.  mit  vielen  Knochen", 
dasselbe  was  Gragel,  eig.  hageres  Tier.  —  Rierae"-: 
die  einzelnen  Stücke  Fl.,  wie  sie  eingesalzen,  ge- 
räuchert und  dann  für  den  Gebrauch  aufbewahrt  wer- 
den GRVal.  —  Rind-:  ausgewachsenes  Rind.  ,RintH. 
und  sollich  vich,  so  an  dem  herbste  gewonlich  feil 
ist.'  1339,  Z  Ratserk.  S.  Vich,  Sp.  647.  —  Ross-. 
,Ein  platten  mit  gesottenem  r.,  das  wir  alle  lustlich 
ässen  und  fast  guet  gewesen,  das  sy  euch  sprachen, 
CS  gult  inen  glych  als  von  einem  ochsen.'  1475,  Absch 
[Bericht  aus  dem  belagerten  Neuss,  wo  426  Pferde 
gegessen  wurden].  S.  noch  Fleisch  1  h.  -  Sau-, 
Sou-,  Soll-:  Schwcinefl.  ,Saufl.  sollst  du  nicht  ge- 
messen ohne  guten  Rebensaft.'  GHeid.  1732.  Gewöhn- 
licher Schufinv's.  —  Säckli-  Seckli-:  in  Säcken  mit 
Umgehung  der  polizeilichen  Controlle  in  die  Stadt 
geschmuggeltes  Fl.  kranker  Tiere  Z.     . 

Sing-:   die  Sehnen  im  Rindfl.,  ligamentum  nuch«. 

So  genannt,  weil,  wer  solche  isst,  eine  gute  Singstimme 
erhält  Th.      Syn.   Ahr.-,   Stimmwaehs. 

Schal-:  auf  der  Fleischbank  [,Schal']  verkauftes 
Fl.  ,üas  Seh.  wird  aufschlagen.'  1819,  B  Hink.  Bott 
(zum  Monat  März).  —  Scher- (-e*-):  Fl.,  welches  der 
Gerber  mit  dem  .Scherraesser'  von  den  Tierhäuten 
abschabt  und  zu  Schweinefutter  verkauft  Z.  ,Die 
Armen  genossen  1817  sogar  das  Seh.  bei  den  Gerbern.' 
Erzähler  1855.  —  Stür-:  Fl.,  das  man  bei  den  auf 
Gegenseitigkeit  gegründeten  Viehassekuranzgesell- 
schaften It  Vertrag  von  dem  Eigentümer  eines  durch 
Unfall  verlornen  Stuckes  Vieh  gegen  Bezahlung  ab- 
nehmen muss  Z.  —  Tüchel-:  Fleisch  eines  nach 
1 — 2jährigem  Gebrauch  verschnittenen  Zuchtstieres 
(Tüchel)  AaP.;  ZKn. 

Tüfels-:  1.  kriechender  Klee,  trifolium  repens 
ScHwE.    —    2.  Weidenklee,    trif.   alpicolnm.    ebd. 

Beide  mit  weissen  Blütcnköpfen ;  in  Gegs.  gestellt  zu 
obigem  HerguUs-FL,  trif.  prat.   (mit  roten   Blutenköpfen). 

Tigen-  s.  yedigen. 

Dick-.  ,Pulpa,  d.  oder  gross  mauwen,  das  ist 
fleisch  on  bein.'  Fris.  —  Dick  wol  umgE-deutct  aus  lUivh, 
Oberschenkel. 

Tote"-:  1.  Bauchspeicheldrüse,  pancreas  ArK.; 
Gl;  GRPr.    S.  Fül-Fl.  —  2.  Milz  ApH. 

Die  blutreiche,  dunkle  Milz  hat  .Ähnlichkeit  mit  Fleisch, 
in   welchem   das  Blut  gestockt  ist,   ,todtem  Fl.' 

Wiber-  s.  Fleisch  Ib.  —  Wildi-:  Fleisch  von 
Wild  GL.    Die  [die  welche]  vf  den  Alpe"  U-Iic'd    inid 


feiste"  Chäs  und  Milch  am  [dem]  W.  mich  vorzieliiid. 
Anderl.  1852.  —  Wiss-:  Ziege,  im  Kinderlied  (L), 
da  ihr  Fl.  weisslich  ist.  —  Zigüner-:  Fl.,  das  bei 
Ausflügen  im  Freien  gebraten  wird  Gr.  Syn.  Z. -Braten. 

.fleischächtig:  carnosus;  die  aller  fleischächtigi- 
sten  [Oliven]  gebend  aller  minst  öl.'  Fris.;  Mal. 

fleischele":  nach  Fleisch  riechen  od.  schmecken, 
allg. 

fleische":    1.  in    der   Gerberei   das   Fleisch    von 
der  Haut  abschaben.    .Die  kürssner  soUent  in  der  .kr 
ir    fei    waschen,    fl.    und   beizen.'    1539.  B.  —  2.  mit 
grosser  Anstrengung  schleppen  od.  tragen  Schw;  „Zo".     . 
viell.  eig.  schleppen  wie  an  schweren  Fleischstüeken;    I 
vgl.  noch  Schm.-Fr.  1,  798. 

g^fleischet:  wohlbeleibt  Bs;  BM. 

fleischhaft:  reich  an  Fleisch.  ,F1.  stuck,  als 
die  lumelen  [Lenden]  und  schlauchbräten  und  die  hin- 
deren löuf  vom  wildprett.  pulpamentum.'  Mal. 

fleischig:  1.  aus  Fl.  bestehend.  Oppis  Fl-s,  ein 
Fleischgericht  Z.  —  2.  g'/l.,  Heischig.  muskulös;  auch 
von  Obst.  allg. 

fleischin:  fleischlich.  ,Hast  du  auch  fleischine 
äugen,  oder  siehst  du  auf  das,  darauf  die  menschen 
sehend.'  Z  Bib.  1560.  .Die  grob  und  fleischin  an- 
fechtung.'  HBull.  1571.  .Ich  bin  fleische  gestaltet.' 
1707,  Weish.  [dafür  jetzt  ,zu  Fleisch']. 

Fleischlichi  f.:  Fleischlichkeit,  ,0b  wir  euwere 
fleischliche  erndend.'  1530,  I.  Cor.  [dafür  1707:  ,euer 
Fleischliches']. 

Fllsch  m. :  Flyschschiefer,  die  Gebirgsart,  welche 
zwischen  den  Kalkbergen  eingeschlossen  ist  und  in 
manigfaltigem  Wechsel  aus  Mergelschiefer,  Mergel- 
kalk und  Sandstein  besteht  BSi. ;  ein  durch  GStudev 
für  eine  Schicht  der  Eocänformation  in  die  Wissen- 
schaft eingeführter  term.  techn. 

Vgl.  über  die  der  Bed.  und  Form  nach  vwdtn  WW.  die 
Anm.  zu  F linse" ;  näher  noch  berührt  sich  bair.  Flini,  Saud- 
Steinformation  unter  dem  Kieslager  der  Gegend  um  München. 
Darf  als  Grundbed.  , Schiefergestein  in  schichtenweiser  La- 
gerung' angesetzt  werden,  so  ergibt  sich  mögliche  Identität 
mit  Fliiue",  indem  die  dort  angegebenen  schwäb.,  kärnth.  und 
uhd.  Formen  Arten  des  Schiefergesteins  (tw.  als  Resultat  der 
Verwitterung)  bedeuten.  Die  verwitterten  Schiefergesteini' 
geben  mittelbar  oder  unmittelbar  Anlass  zu  Krdrutschungeii 
(s.  F?i'ii«e").  Auslautendes  «  wird  nach  den  spitzen  Voc.  leicht 
zu  »,  vgl.  Ji,  Eis.  Die  Bed.  .glimmerige  Erde'  erinnert  alhr- 
dings  auch  au  bair.  ,flinseln,  flimmern',  blinzeln.    S.  noch  d.  f. 

flisch:  1.  schieferig  BSi.  —  2.  verwittert;  s.  fül 
Sp.  787. 

flosch  s.  flössen.        Geflosch  s.  Geflotsch. 

Flfisch-  BRi.  (PI.  -e",  -er),  Sa.,  Flusch  BHa.  —  ni., 
Flasche  f.  BHk. :  1.  Cisterne,  zur  Aufnahme  von  Regen- 
wasser bestimmte  Grube,  besonders  auf  den  Alijen 
zum  Tränken  des  Viehs  angebracht  BHk.,  Ri.;  „Ouw." 
,Die  Brunnentröge  und  Flösche  auf  der  Alp  sind  eine 
Servitut  der  Korporation.'  vEuw  1708.  —  2.  Teich, 
kleiner  See  BSa.  ^  3.  Jauchekasten  oder  -fass  in 
der  Erde  BHa.,  Ri. 

Auch  Schwab.;  vgl.Vmhd.  rloz.  Fluss,  Strom.  Vgl.  auch 
Flutz  und  FlUz,  mit  ähnlicher  Bed.,  und/ü«7i  bei  Le.x.  :3,  413. 
Über  Umlaut  vor  seh  vgl.  Flasche;  doch  kann  unser  W. 
auch  auf  ,flössen'  zurückgehn.  —  Der  Bed.  nach  entspricht 
am  nächsten  tir. /e»s,  seicht,  untief.  Auch  in  Fhirun.:  .im 
Flosch'  B  (öfter);  Z  uSth.,  ,in  den  Fleschen',  Alp  in  W, 
.Flöschachernu'   Bßugg. 


1225 


Flascli— tliiscli.     Plat— Hut 


1226 


iiriscll  AaF.,  Fri.;  Bs;  B  (o);  öcn  (i');  ZRafz, 
fläsch  (e-)  GMels:  1.  sclnvammicht,  locker,  weich, 
von  FiüchtCTi  (z.B.  ÄiitV-ln.  Rüben,  die  inwendig  in- 
folge davon  faulen  und  liohl  werden  (iMel.f),  vom 
Grase  (BSi.),  bes.  aber  vom  schattenlialb  gewachsenen, 
rasch  aufgeschossenen,  zerbrechlichen,  nicht  dauer- 
haften Holze,  wie  auch  z.B.  von  dem  der  Paiipel  Aa; 
Hs;  B;  ZRafz.  Syn.  .(/e/"o.<«w  (Sp.  1083.  s.d.);  möschig; 
manch.  Ggs.  buchaig.  —  2.  aufgedunsen,  fett  (von 
iVlenschen),  aber  doch  von  .schwächlicher  Constitution 
AxFri.;  Bs;  ScnNnk.  Bis  si  em  [dem  Kinde]  helfe" 
will,  se-n  isch  's  scho'  hi'  und  riiert  si'''  nit,  —  e  flösche 
Biiob  isch's  g'sl".  Hebel.  -  3.  von  Gesundheit  strotzend, 
rotwangig  BSchw. 

Im  Vorarll)crg_//ö»c7i,  schwamnn'g,  aufgedunsen;  bair.  iIohi), 
lose;  ttt./hinchct,  aufgedunsen,  dickleibig.  Vgl.  noch  Fliimh, 
Flatfch  H.  vwdte;  aber  auch  it.  foscio,  coniask. /?o«»,  schlaif. 

Flusche  f-i'-J  f.:  ein  auf  den  Widerlagern  ruhender, 
von  einem  Ufer  zum  andern  reichender  Brückenbalken 
GMels.     Vgl.   Anshaum.  Kig.    ein    schwankender,    zit- 

ternder V  zum   i"u]g.   Vli.  y 

fittsch'e":  1.  trs.  a)  beim  Schopf,  Kragen  nehmen 
und  schütteln  BSi.;  W.  Muess  ich  dich  acht  noch  fl.? 
droht  der  Vater  dem  ungehorsamen  Jungen.  Unpers., 
vor  Angst.  Kälte,  Fieber  erzittern  machen  BSa.  — 
b)  auflockern,  z.B.  Kleider,  die  im  Wasser  liegen  od. 
zum  Trocknen  aufgehängt  sind;  das  Federbett  B.  Syn. 
Ilüdren,  dessen  Bed.  es  verstärkt.  —  2.  (refl.)  sich 
schütteln,  z.  B.  von  Tieren,  welche  sich  des  Staubs 
entledigen  BHa.,  Si.  —  S.  (neutr.)  vor  Angst  od.  Kälte 
zittein  BSa.  —  4.  (neutr.)  „matt  brennen,  wie  z.  ß. 
faules  Holz  W." 

Zu  »(ms,  Nbf.  des  mild,  liie«.'  —  Zu  4.  Das  matte  Feuer 
ist  das  zitternde,  da  und  dort,  aufflackernde  und  wieder 
erlöschende. 


„liispere":  flüstern,  leise  reden  Sch.*-  Syn.  flismen. 
—  Zu  ahd.  /lutmn,  liebkosen;  nhd.  .flüstern',  auidi  iinlid. 
,flispern'.      Vgl.  ßnjm-en. 


Fielst  s.  Fleisch. 

flistere":     vor    den  .  Augen    flininiern     Sch. 
fisperen  Sp.  IUI;  s.  flisperen. 


Syn. 


Fiat-  flut.      Vgl.   auch   die  Gruppe   Fl.,.(   usw. 

Fiat,  resp.  (G')Flöt,  Flöd  Ap  m.:  unreinlicher 
Men.sch;  übertr.,  in  moralischem  S.,  ein  sittenloser, 
verächtlicher  Mensch,  häufig  als  Schimpfn.  Ap  (ver- 
stärkt Sü/iöd) ;  GnHe.,  Pr.;  G.  Ubcrtr.  auf  Tiere  und 
Sachen.  lez  han-i'''  co"  dem  wüeste"  Flot  [schlechtem 
Garn]    Bloss  70  Rickli   i/'spiielt   mit   Not.    EFeürer. 

Verk.  aus  Un-Fl.,  indem  man  dem  m«  bloss  verstärkende 
Bed.  beimass.     Anders  Gr.  WB.  3,  1728. 

U"-  (PI.  -e"  BSi.,  sonst  U'flöt)  m.:  1.  Unrat,  Un- 
reinigkeit,  Kehricht  BM. ;  L.  Wenn  's  z'  Märit  gang, 
da  sinn'  Niemere  a'  Mädi,  aber  ivenn  e  Dreck  us- 
z'trappe"  suj  oder  süst  neuis  Uflat,  da  sott  Mädi 
mra'.  Gotth.  ,Uas  es  allwegen  vermischt  ist  mit 
dem  Unflat  und  mit  dem  wuost  der  sünden.'  Zwingli. 


,Sollent  die  metzger  metzgen  [nicht]  in  dem  läger, 
damit  die  unrat,  buch  und  u.  hin  wäg  komme.'  1553. 
Zellw.  Urk.  ,Proluvies.  u.,  ausspüeleten.'  Fris.  ,Lens. 
ein  niss  oder  u.  auf  dem  haupt.'  Fris.;  Mai,.  Bildl. : 
U''flät  ä'fä",  Streit  erregen.  Id.  B  (vgl.  Mist  mache"). 
—  2.  unsauberer,  schmutziger  Gegenstand,  auch 
Tier  oder  Mensch;  darum  häufig  zum  .Vu.sdruck  des 
Widerwillens,  wenn  auch  oft  nur  scherzw.  ange- 
wendet, allg.  De''  Hund  hed  g'hület  wi-n-en  üflot  J- 
(Schwyzerd.).  ,Die  Unflate  von  Schlampihüten.'  Gott». 
So?  Du  bist  au'''  i  d'  Bart  vernarrt?  Fso  en  U"fl. 
(■erstellt  's  G'sicht.  Feurer.  Was  föi-  en  Chetzers  O"/!. 
het's  Vg' rieht,  dir  Stichel iid?  ApI.  (Schwyzerd.).  Sibe 
Chile,  Gott  b'liiict-si,  nml  sihe  Ghind,  deren  U/lüd,  ant- 
wortete der  Entk-bucher.  als  man  ihn  nach  seinem 
Hausstande  fragte.  Ineichen,  ,0b  es  sich  begab,  dz 
einem  uf  unser  allmeind  vech  verdurb,  so  soll  er  's 
angents  vergraben;  es  soll  auch  niomants  kein  solich 
unnütz  vecli»  und  u.  oder  unrat  uf  unser  almeind  tuon.- 
153t),  ScHw  Eq.  ,Das  fleisch  der  katzen  wirt  gefressen 
in  Hispanien,  so  [die  Spanier]  sunst  unflät  in  allerlei 
speiss  sind.'  Tierb.  1563.  Von  Pers.  in  moralischem 
Sinn,  ein  roher,  im  Reden  und  Handeln  unsittlicher 
Mensch;  daher  als  gemeines  Schimpfwort  gebraucht. 
Si  hat  en  U.  vum-ene  Ma"".  Fr  hat  es  Mal  wie  en  U. 
As  ist  an  üsgmarchata  und  a  bara  lötaga  U/lad  g'si" 
Gr  (Schwyzerd.)  .Wir  wend  keines  Junkherren  ver- 
solTenen  Unflaats  [zum  Pfarrer].'  1569,  Tu  Beitr.  1572 
in  den  Absch.  unter  den  Schelten  aufgeführt,  die  vor 
den  niedern  Gerichten  gestraft  werden  sollen.  ,Die 
Unflät,  die  Unkeuschheits-Sünden  begehen.'  Ulr.  1731. 
Vgl.  flät. 

unflätele":  nach  Unrat  riechen  oder  schmecken ; 
unanständig,  unsittlich  sein,  z.  B.  voii  einem  Buch ; 
garstige  Dinge  treiben,  allg. 

unfläte":  an  ,Unflat'  erinnern.  A.  Chönnet-er 
nid  säge",  wie-n-er  zum  G'schlecht  [welchen  Ge- 
schlechtsnamen] hed?  —  B.  Nei",  i'''  cha"  's  nid 
b'stimmt  säge",  weder  [nur]  das  weiss -i''':  es  uflätet 
Öbbis.  —  A.  Ja  .so.  das  ist  der  Söpjn  Wüest.  .TBEi;li 
1871. 

U"fläter  m.:  =   Unlläf  2  Z. 

Flatt  in.:  eine  Lage  Schnee  BSi.  (Zyro).  Syn.  Fhitz. 

flatt  s.  fratt. 

Plattere  f.:  Ohrfeige,  Schlag  mit  der  flachen  Hand, 
Maulschelle  Ap;  GRh..  neben  Flätterli"g  (s.  d.). 

flattere":  l.  x.  fladeren.  —  2.  sehr  heftig  regnen 
G  oRh.  's  het  grad  g'flatteret.  Syn.  flatteren.  —  Z.er-fl., 
(tr.)  Einem  eine  Tracht  Schläge  erteilen  Ap.  Vgl. 
fladeren  u.  Gr.  WB.  3,  1731. 

Flatterer  m. :  flatterhafter  Mensch  Ap. 

flattiere"  (-d-  Bs):  1.  schmeicheln,  liebkosen,  allg. 
Syn.  höfelen,  schar wenzlen.  .Es  mögend  euch  wol  die 
menschen  einanderen  fi.  und  zenzlen  [locken]  und  ein- 
anderen für  guote  Christen  erkennen.'  Gualth.  1555. 
.Percutere  alqm  palpo,  ad  voluntatem  alicujus  dicere, 
eim  fl.,  schmeichlen.'  Fris.  ,F1.,  was  einer  sagt,  im 
wol  lassen  gefallen,  schmeichlen.  Der  im  bitten  flatiert 
und  liebkoset,  precum  blandus.'  Mal.  ,Er  aber  flattiert 
den  Hunden  und  gab  ihnen  Brot.'  Heut.  1658.  Daher 
g(e)flattierig,  flattier(er)isch:  schmeichlerisch, 
allg.     Flattier  er,    Schmeichler,   allg.   —   2.  (einem 


1227 


Fiat,  «et.  flit.  flot.  «Ht 


1228' 


Arbeitsstotfe.  Werkzeug)  Sorge  tragen,  es  sorgfältig, 
schonend  gebrauchen  Z.  —  3.  (iron.)  einen  Schlag 
versetzen  ZWald.     Syn.  tätschleii. 

Aus  frz.  ßatter,  afrz.  a(flal>er,  streielieln,  weli'he  ger- 
manischett  Ursprungs  sind.    Vgl.  flnllercn  u.  Gr.  WB.  3,  1734. 

Flättör  -ö-  ni. :  Schmeichler  A\:  S;  Z.  —  .\us 
dem  Frz. 

flat  ,AaP.;"  BO.;  „F;"  Uw;  U;  W.  flät  L;  ScHW 
Muo..  ./7et" :  1.  als  Adj.  a)  rein,  reinlieh,  sauber, 
geputzt,  von  Sachen,  Menschen  und  Tieren  ,AaF.;" 
BO. ;  W.  In  der  Stubu'  sind  d'  Tinch  und  d'  Bäich 
[Bänke]  ganz  fl.  [rein  gescheuert].  Ein  flätes  Landgut, 
ein  fläter  Acker  sind  wohlbestellt.  As  fläts  Hüstclb 
[Hausfrau]  W.  Es  fläts  Chalb  BGr.,  Gt.  We'"  die 
hohi  KideJchella  fläti  ist,  ire""-mu"-sclia  [sie]  us  der 
dicke  MiJcli  nimmt,  so  blibt  's  hibsehes  Wetter  W.  Er 
ist  iiit  fläte  über  d'  Lebra,  nicht  sauber  über's  Nieren- 
stück, ebd.  —  b)  geschickt,  geeignet  zu  Etwas,  z.  B. 
von  einem  Werkzeug  BHa.  —  c)  in  moralischem  S.. 
von  Personen,  brav.  ebd.  —  2.  als  Adv.  a)  i.  S.  v. 
1  a,  b,  c.  —  b)  schnell,  flink,  ohne  lange  zu  überlegen, 
sogleich  entschieden,  bündig,  kurz  und  gut  B;  Schw 
Muo.;  „Z.*"  Uf  der  Iseban  geid's  fl.  BRi.  Wol,  den 
han-i''''  mögen  [überwältigt]  und  das  fl.  ebd.  ,Seh, 
Bueb,  bet  und  nicht  so  gestottert,  sondern  fl.  fort,  dass 
du  heute  noch  fertig  wirst.'  Gotth.  Das  miecli-  [machte] 
/'■''  anders  und  das  fl.  ebd.  ,Flätt,  mox,  illico.-  Id.  B. 
Er  hed-mer  de'  Bündel  fl.  cor  d'  Türe  g'hid  SchwMuo. 
Mit  adv.  s  ,fläts'  BU.,  M.    Jets  gang-mer  fl.  derhinder. 

—  c)  ganz  und  gar,  gänzlich,  vollständig,  durchaus, 
geradezu  L;  ScnwMuo.:  Uw;  U  (auch  „fläts");  „W." 
Er  hed  Alls  fl.  etceg  g' fresse'.  „Da  lebt  er  i'  Su's 
und  Bru's,  bis  Alls  z'sämme  fläts  verbutzt  ist  Ndw." 
's  ist  fl.,  u'ie-n-i'''  g'säid  ha'  UwE.  Er  loigt  [lügt]  fl. 
ebd.  Es  hed-em  d'r  Finger  i'  der  Fabrik  fl.  ewegg 
[rein  weg]  g'nö"  L.  Öj)}ns  flät-anc  (flätigj  weghaue". 
Fl.  Nid.  ganz  und  gar  Nichts;  //.  nur...,  durchaus 
nichts  Andres   als  . . .   Ndw.     Syn.   bi  Bittz  und  Stil. 

—  d)  an  einem  fort,  beständig  UwE.  's  Chind  hed 
fl.  g'sehröue  [geweint].  —  un-:  unsauber,  unrein, 
garstig  W.  -  Setzt  ein  ahd.yfsn' voraus;  mhd.  nur  riae(«-. 
Die  selbe  Begriffsentwicklung  auch  bei  ytdit,  süber  (s.  d.). 

fläte"  (-d-):  1.  durchseihen,  von  frisch  gemolkener 
Milch,  d.  h.  sie  von  Unrcinigkeiten  säubern,  daher  fun-J 
(fflätet,  (nicht)  geseiht  W.  Syn.  richten.  —  2.  „einen 
Kranken   pflegen,   ihn  gleichsam  sauber  halten    LE." 

,fläterc"  -ä-:  gäten,  einen  Acker  od.  Garten  vom 
Unkraut  reinigen    W."   —   Eig.  ß&ter,    sauberer,  machen. 

flätig-d- (-e- AABb.):  1.  =  //d<  ;  Aa;  „W".  Durch 
das  Nachrätschen  wird  das  Werch  fiätiger.  Sit  e  Bitzeli 
[ein  wenig]  fl..'  [zu  Kindern]  AAZein.  —  2.  rasch, 
liurtig.  gewandt;  emsig;  ohne  Schwierigkeit  Aa; 
Bs;  B;  ZBenken;  vgl.  flät  3.  's  isch  fl.  (ab  Statte') 
'gange".  [Si]  het  g'macht,  dass  si  so  fl.  als  niüglich 
im  US  de"  Auge'  chomm.  W'alden.  Mini  Here  hen 
allmig  au'''  g'meint,  der  Botschriber  schrib  gar  sölH 
flölig  am  Brotrknll.  Alem.  1843.  .Unsere  Correspon- 
denz.  die  einst  auf  so  vielen  goldenen  Spulen  lief  und 
so  fl.'  Hebel.  ,Wo  einer  seiner  sach  fl.  nachgät,  so 
spricht  man.  er  ist  als  hurtig  als  ein  äff.'  Tierb.  1563. 
Syn.  gleitig,  uxidlig.  —  3.  a)  =  flät  Ji  c  AABb.  Fl. 
Nüd,  gar  Nichts,     's  häd-em  's  Bei'  fl.  euegg' schlage'. 

—  b)  platt.  Fl.  uf's  G'sidit  use  falle'  Ap.  —  4.  un- 
reinlich, unsauber,  garstig  (inHe..  Pr.;  SciiwMa. 


JIhd.  vlaelec,  sauber,  zierlich,  schön,  von  rJät,  Sauberkeit, 
ßed.  4  dir.  von  Flst    abgeleitet;    vgl.  aber  auch   Gr.,  WB. 

un-:   1.  unsauber,  unordentlich,  abstossend,  wider-] 
lieh.  allg.    .B'richteto  aber  so  hoffärtiges  Weibervolch, 
was  ihm  wegmüsste  u"""  was  unfl.  sei  (sclmli"'',  sagen  ■ 
die  Zürcher),  dann  tat  Eisi  wie  ein  alter  Metzgerhund.' 
Gotth.  —  '2.  in  moralischem  S.,  unkeusch,  unsittlich, 
z.  B.  auch  von  Reden,  wild,  grob.  allg. 

flätige":  säubern.  De'  Bodiin  fl.  wie  en  Dili, 
alles  Gehölz  auf  einem  Grundstück  weghauen  W. 

flätiglich /7rtfcH;  1.  unbedenklich,  kurzweg,  ohne 
Umstände,  einfach,  sofort  Sch;  ZSth.  Er  hät-en  fl. 
bim  Chriibis  [Schopf]  g'nu  [genommen],  furtg'jagt 
udgl.  Er  cluinnd  ja  fl.  e  clilei  mit-is  chö'.  Gang  fl.! 
Du  darfst  es  fl.  [mit  gutem  Gewissen]  tö".  Auch  mit 
der  Endung  -ling  und  adv.  .•*.•  fläklings  SeoNnk.  Syn. 
gerad.  —  2.  vollständig,  völlig(lich),  ganz  und  gar 
ScnBargen.  Wenn  's  no''  aw''  fl.  langet,  ausreicht. 
Fl.  Nünt  tue".  Die  [gestörte]  (Here  gugget  uhe,  macht 
es  Schnüfeli  [zischt],  //.  als  we""  [ganz,  wie  wenn]  .vi 
falsch  [zornig]  war.  Si'Uwyzrrd.  —  /7n*/i'  durch  Syn.-. 
u.   Ässiinil. ;  vgl.  clenklich   Sp.    178. 

Plättaeh  G  (a°  1790);  Z,  „-acht  Ap",  -acher  G 
(Götz.)  —  m.,  Flättache,  -oche  Ap(T.);  GrHc.;  GRh. 
(Flätioch'e),  Stdt,  oT.  —  f.  (m.  nur  GSev.):  1.  Flügel 
der  Vögel  und  Insekten  usw.  Ap;  Gr;  G.  D'  Fl. 
lampe"  Iw,  den  Mut  sinken  lassen  GW.  —  2.  Ohrfeige 
GStdtf.  Heb  no''  d>  Lästerschnorre  zue,  süss  [sonst] 
get  's  a  pär  Flettache  (:  Sache).  Ap  Kai.  1884.  Syn. 
Flätter  (ling) ;  Flädere. 

Eine  Verbindung  der  End.  von  mhd.  veUich  ni.,  vctache  f., 
Fittig,  mit  dem  Anlaut  von  y/iVjcn  und  _/(«tto-n ;  vgl.  noch 
Flecke  für  Feehe  (ApI.  -mher  der  auf  Sp.  65  besprochenon 
Endung  nachgebildet. 

„flättache":    flattern,   die  Flügel  bewegen   Gr." 

Fläfter  Zu.,  Pfle^tter  Sch  m.:  Schlag  mit  der 
flachen  Hand,  z.  B.  auf  den  Hintern  ScuNnk.;  ZF.,  Sth. 
Tui  recht,  sust  git  's  no"''  Fl.  —  Eig.  ,der  klatschende 
Schlag';   vgl.   flaueren.    —    Vgl.   noch   Märze" -Pflätter. 

G'flätter  AAZein.;  GT.;  ZRfz  (-e'-J,  Sth.,  Pfl- 
GRh. ;  ScH  (-«'-  SceSt.)  —  n.:  an  ungehörigem  Orte 
(z.  B.  beim  Waschen  von  Zeugen)  verbreitete  Flüssig- 
keit, Sudelei  ÄAFri.;  GlK.;  Sch;  GWa.,  T.;  ZRafz; 
das  in  Folge  eines  Wassergusses  sich  ansammelnde 
Wasser.  Wasserlache  AAZein.;  GWa.  Syn.  Gefleder, 
Geflätsch.     Vgl.  fläderen,  flederen. 

Flattere"  f.:  1.  Schlag  auf  den  Kopf,  mit  der 
flachen  Hand  GrHb.  ;  GRh. ;  Th.  Syn.  Flättache,  Flätter- 
ling:  Gusche;  Husche;  Schwätterling.  —  2.  dicke  Frau 
GWa.;  eig.  .breites  Ding'.  Syn.  Fluttere.  —  3.  feines, 
flatterndes  Zierband  aus  Papier  oder  Seide  GWe. 

flattere":  1.  flattern.  z.B.  von  Schindeln;  mit 
starkem  Flügelschlag  schwer  und  unbeholfen  nicht 
hoch  fliegen,  wie  z.B.  junge  Vögel,  Fledermäuse  Ar; 
BSi.;GRS.,  Scnlms;  GT.,  We.:  „W;"  ZO.  Syn.  floUeren. 
Lt  ImOb.  ist  flatteren  gegenüber  fläderen  schon  ein 
etwas  sicherer  Gebrauch  der  Flügel.  Der  .Fludcv 
(s.  d.)  trägt  nach  dem  Voöelb.  1557  seinen  Namen 
,on  Zweifel  darumb,  dass  er  also  auf  dem  wasser  flat- 
teret; dann  er  weder  recht  fliegen  noch  gon  kann, 
er  sperre  dann  sich  mit  den  füessen  und  flüglen  im 
wasser'.  —  2.  ein  Kind  mit  Schlägen  strafen  Th: 
einem  Kind  den  Hintern  crfl.  ThM.;  beohrfeigen.  ebd.; 


I 


tl229 


Klal.  Ilr(.  Ilil.  Ildt.  Iltit 


1230 


\cerpll;  durchprügeln  ScuStdt.  Syu.  flatteren.  —  3.  {pß- 
iBs;  GRCaltV.,  UVatz)  mit  klatschenden  Tönen  auf- 
jtallen,  z.B.  von  dickflüssigen  Excrementen  der  Rin- 
der, auch  von  Wasser  Bs;  Gr;  Flüssigkeit  spielend 
■  bewegen,  dass  sie  klatscht,  sie  ausgiessen,  plätschern 
Bs;  cacare  (vom  Rindvieh)  Bs;  sehr  stark  regnen 
'JrHc.;  GoT.  Syn.  p(f)letsc}ieH;  /litien;  x'lädereii,.  — 
4.  zerfahren,  (auch  cerfl.),  aus  einander  fallen,  wie 
weiche  Gegenstände,  z.B.  Gebäcke,  faule  Äpfel  Bs; 
GSa.  Er  hät-a'  [ihn]  a'  d'  Wand  g'tvorfe",  i'''  ha' 
g'vieint,  er  müess  verfl.,  tve-n-a  fule'  Öpfel.  Winn 
in-ere  Burestuhe  d's  Birehung  eso  übere-n  Ofen  ahe 
tlätteret.     Syn.  lütteren.    Vgl.  fluttern. 

g«  flatterig,  j)//-;  nass,  von  Schnee,  der  mit  Regen 
igemischt  ist  AaZ.;  Bs;  kotig  Bs. 

1  Flätterli"g  m.:  1.  Schlag  auf  den  Kopf  mit 
liier  flachen  Hand,  gesalzene  Ohrfeige  Ai';  G  (schon 
11790  belegt);  Th;  Zu.  Syn.  FläderUmj;  FlätterfenJ. 
|—  2.  Klecks  GTa.  —  3.  Excremente  des  Rindviehs, 
ilaher  auch  Kue-Fl.  L.  Syn.  Bläder;  Kne-Pflätter. 
|Vgl.  flatteren. 

Flaute  I  Ndw,  Flaute  I  B  (bzw.  -iV-);  „LE.;"  W 
/neben  „Flauti'):  hoffärtiges,  putzsüchtiges  Weib, 
rutznärrin  BE.  (Zyro) ;  mit  dem  Nbbegritt':  freches, 
fverbuhltes  Weib  Ndw;  W.  „Dische''  Son,  der  schts 
[sein]  Guet  mit  din  Flautin  ver fressin  hat  WLötschent." 

Wohl  eig.  ,(ler  flatternde  Weiberrock'  (s.  flauten,  Flauti 
H.  vgl.  Jüjjpe  =  Weib).  S.  noch  flämjgen  (mit  der  Nbf. 
Flänte),  Flute;  und  vgl.  tir.  Floitu,  nachlässig  gekleidete 
Weibsperson.     S.  aber  auch  FL  II. 

flaute"  U,  flaute"  BE.;  „LE.;"  Uw  (-(xi-):  1.  Etw. 
im  Winde  flattern  lassen  oder  machen,  z.B.  Bänder; 
Jic  Luft  bewegen,  z.  B.  mit  der  Hand,  mit  dem  Hute 
jder  Taschentuch  zum  Abschiede,  mit  dem  Fächer 
BE.;  Uw;  U.  Syn.  scliweien.  Sei  [die  Dame]  flaited 
^irad  e  chlei  [ein  wenig]  mid-em  F\,ock,  geht  aft'ektiert. 
<i\  dass  sie  das  Kleid  in  Schwingungen  bringt;  vgl. 
Fliiiitirock  u.  schicamen.  F''  cha"'  's  G'siitdi  [Sprüch- 
'  iiil  xcho"  [auswendig],  aher  i'''  cha"'  's  nid  fl.,  kann 
.  ht  mit  den  dabei  nötigen  .\rmbewegungen  (Ak- 
1  begleiten  Obw.  „Jmdn  in  die  Höhe  heben 
iiiii  dabei  schwingen  LE.;"  vgl.  Fläutischwang.  Syn. 
'Utndern,  fläudern.  Abi.  Fläuti.  —  2.  wehen,  vom 
Wind  bewegt  werden,  flattern,  doch  langsamer  als  bei 
dem  syn.  fladeren  „LE.;''  Uw;  U.  D'  Här  flaited-em, 
iseine  Haare  spielen  im  Winde  UwE.  Syn.  flauderen, 
iliUideren.  —  ver-:  verfliegen  lassen,  im  Winde  fort- 
tragen 1.,  z.  B.  ein  Taschentuch  UwE.  De*"  Wind 
'liid  's  Laub  ver  flaited. 

l-'lauter,  Flauti  m.:  lose  anliegendes  Überkleid. 

In,,.,,.    AA    (H.). 

[■'lautere  f.:  fliegendes  Band  (an  Kleidern)  Ai'H. 

ihiutere":  lose  lieruniliängen  Aa. 

flautcrig:  lose  Aa.     Syn.  flauderiy. 

Fläuti  (-ei-)  m. :  wer  das  Gespräch  mit  heftigen 
Arnibewegungen  begleitet,  übh.  ein  lebhaftes  Wesen 
i.wi  Schau  trägt  Ndw.     Zu  flauten  1. 

Flaute  II  L;GA.;  Schw;  UwE.  f'-aJ-A  Flaute  11  V, 
sonst  Flöte:  1.  Flöte.  Fläutli,  Piccolo,  Querpfeife 
Schw.  ,Es  brauchend  auch  etliche  sein  [des  Adlers] 
?ebein  zu  fleuten.'  Vogelb.  1557.  .[Des  Esels]  gebein 
ist  ganz  dünn,  also  das  es  guote  flättenror  gibt.'  Tierb. 
1563.     .Oanere  ad  tibiani.    zuo   einer  schwgglen    oder 


zuü  einem  zinken  oder  flöuten  singen.'  Fris.;  Mal. 
,Die  fleute,  flöte,  pfeife,  tibia,  flstula.'  Reo.  166'2.  — 
'2.  eine  aus  der  Rinde  eines  saftigen  Baumzweiges  ver- 
fertigte Pfeife  GA.  —  3.  Mundharmonika  üuw.  — 
4.  (Flöte)  =  Ilaute  I,  unmoralische  Dirne  L;  Z. 

Mhd.  irloitc,  flaute;  die  U  Fiirin  aber  dir.  aus  dem  ital. 
ßauio.  —  Bed.  4  haftet  auch  dem  nlid.  .Flute'  an  und  auch 
frz.  flute  bed.  liederliches  Leben;  es  lilsst  sich  daher  die  für 
Flaute   1  aufgestellte  Abi.   dos  Begriffs  in    Frage  ziehn. 

flaute",  fläutle",  re.sp.  -ö-;  Flöte  blasen  Bs;  GA.; 
Scuw;  UwE.  Die  Diminutivform  bes.  mit  Bez.  auf  die 
Querpfeife.  ,Flöuten,  tibiis  canere.'  Mal.  ,Flöuter, 
blaaser,  autedus.'  ebd. 

Flettersche".  .Die  Sommervögel,  so  von  .\nderon 
Fletterschen  oder  Pfitfholteren  [s.  Sp.  8'20]  genannt 
werden.'  Lucian  1702.  —  Vgl.  Fickflnvibr.  Flüdmt;  die 
vorliegende  Form   mit  deutlicher  Anlehnung  an  .flattern'. 

Flittere  f.:  \.  Dim.  Flitterli,  Blättchen  von  Gold- 
und  Silberschaum,  mit  denen  vormals  die  Braut  den 
Rosmarin  besprengte,  welchen  sie  an  die  Hochzeitgästc 
austeilte  AAEhr.f  —  2.  ,gem.  Zittergras,  briza  media.' 
DuRH.  (auch  , Flitterchen'  d.  i.  Flitterli).  —  3.  Mond- 
viole, lunaria  bieunis  und  1.  rediviva  B  It  Waön.  1680. 

2  mit  Bez.  auf  die  fast  immer  zitternde  Rispe,  au  welcher 
die  Früchtchen  hangen  wie  die  Flitterblättchen  au  der  Krone 
(Schäppeli)  der  Braut;  vgl.  die  Syu.  ,Flinkeru,  Flittergras, 
Flinsel.'    —   3  mit  Bez.  auf  die  beweglichen  Samcnschötchen. 

flittere":  flüstern.  Ebel;  Syn.  flisperen.  —  Mhd. 
ebenso. 

flitterle":  wehend  leichte,  zitternde  Bewegung 
erzeugen,  leise  rauschen.  ,Ein  sanftes  Lüftchen  flit- 
terlet  durch  die  Baumhlätter.'  UBRie«.  1780.  Syn. 
flotteren.    —    Vgl.  Gr.  WB.   unter  .flattern'  und  ,flittern'. 

Flitterscho"  s.  Flüderste  Sp.  1176. 

Fliete"GR,  Pfliete"  B  wO.;  F,  Fliesme"  AAFri.; 
aScHW;  Uw  —  f.  (m.  F):  (konisches)  Listrument  zum 
Aderlassen  beim  Vieh.  , Etliche  äderen  ob  den  äugen, 
zuo  welchen  man  besondere  kleine  fliesinen  bereitet 
hat.'  Tierb.  1563. 

Aus  dem  lat.-gr.  .Phlebotomen'  zsgez.  wie  das  ältere 
.Fliedmen',  ahd.  .fliedinia'.  .Das  ross  mit  einer  spitzen  flied- 
men  überschräpfen.'  XV.,  L.  ,Phlebotomou  (scalpelluni) :  ein 
fliedmen  oder  lasseisen.'  Fris.;  Mal.;  Denzl.  1677;  bei  Letz- 
tem! auch  ,Fliete,  Fliessraen'.  1677;  1716.  ie  regelrecht 
aus  lat.  e  (vgl.  , Spiegel,  Fieber'  uam.);  die  Erweichung  des 
t  (ht)  zu  d  ist  durch  die  unmittelbare  Berührung  mit  m  ver- 
ursacht, die  Ausweichung  zu  s  viell.  durch  Anlehnung  an 
,fliessen'.  Die  Verk.  zu  Fliete  mag  auf  Analogie  mit  ßode 
für  Bödme  (amhd.   lodern)   udgl.   beruhen. 

Flott  n.:   Rahm  (auf  der  Milch)  W. 
Wcihl  .das  Schwimmende' ;  Entlehnung  aus  dem  Nd.  (durch 
das  Mittel  des  Nhd.)  ist  nicht  von  vornehereiu  auzunohmun; 

vgl.    FInItr.    Flute. 

Hott:  ausgezeichnet,  hübsch.  E  flotte  Bursch  Bs. 
's  isch  fl.  g'sl",  z.  B.  im  Theater,  ebd.  Fertig,  in  voller 
Ordnung,  's  Meitli  [Magd]  will  am  Samsliij  i"  der 
Chuchi  alles  fl.  ha"  AABb.  —  Durch  das  Mittel  der 
Schriftspr.   aus  dem   Nd. 

Flotte  I  f.:  eine  zsgedrehte,  geknotete  Strähne 
Rohseide  Z.    -    .^us  frz.  flutte.     S.  noch  FluttHtuek. 

flotte":  die  oft'enen  Strähnen  Rohseide  zsdrehen 
und  knoten,  spec.  nachdem  die  Kette  einer  Wirpfe 
von  der  Zcttlerin    vollendet   ist,   die   auf  den  Spulen 


1231 


Fhit.  Hol,  Hit.  Hol.  Hill 


12;!2 


übrig  gebliebene  Seide  zu  Stiähuen  bunt  durch  ein- 
iiniler  winden  und  diese  gegen  das  eine  Ende  zu- 
knüpfen, damit  sie  dem  Färber  zum  Scbwarzfärben 
übergeben  werden  können  Z. 

Kalber-Plotte:  (spöttisch)  ein  grosses  Boot,  das 
drei  Mal  wöchentlich  auf  der  Aare  mit  Waaren,  häuHg 
auch  mit  Vieh,  von  Thun  nach  Bern  fuhr  B.  —  Zu 
iiliil.  .Flotte'. 

„Flotte  U.  Flutte  1  f.:  Schürf,  Schnitt  an  einer 
Tanne,  woraus  Harz  fliesst  liG." 

„a"-flotte".  -flutte":  eine  Tanne  anscliürfen, 
einen  Schnitt  daran  maclien,  um  Harz  heraustliessen 
zu  machen  LG," 

flottere":  1.  flattern.  Bändel  und  Ziiähle"  hend  h' 
diirune"  [auf  allen  Seiten],  es  flatteret  wie  am  eid- 
ffiiiüssische  lane  Zg  (Schwyzerd,).  ,Wie  er  niyn 
röcklin  g'sach  iiottren,  vermeint  er,  es  wäri  ein  vogel.' 
Platt.  1572.  Bes.  vom  hörbaren,  rauschenden  Flügel- 
sclilau  mühsam  fliegender,  junger  oder  jäh  aufge- 
schrurlitrr  \i\L:el  Aa;  Bs;  aScHW;  S;  Z.  D'  Hiienrhr 
chainiit  iiif  /hUje",  nw  fl.  Uf-fl.,  auffliegen;  cer-fl., 
aus  einander  fliegen  Bs  (Spreng).  , Subvolare,  auf- 
fliegen, fl.,  d.i.  ein  wenig  fliegen  wie  das  jung  gvügel. 
Plaudere  aus,  fl.  oder  die  flügel  erschwingen  (erschüt- 
ten). Auffliegen,  fl.,  in  die  höhe  fliegen,  subvolare. 
Hin  und  wider  fl.,  circumvolitare.'  Fris.  ;  Mal.  Vgl. 
fetteren,  Sp.  1134.  In  zitternden  Bewegungen  durch 
Blätter  und  lose  Gegenstände  rauschen,  sie  schütteln. 
De'  Ruje'tcind  flatteret,  der  Eege'-FhMeri  göt  Zt). : 
vgl.  /litteren.  Übertr.  's  Gehl  ist  furty'flattercd,  mit 
einem  Mal  verschwunden,  ist  unnütz  weggegeben  wor- 
den Bs.  Wie  fläderen  häufig  mit  lä"  verbunden  Bs: 
auch  m.  unpers.  Obj.:  's  fl.  lö",  verschwenderisch  sein 
in  Essen  und  Kleidung,  ebd.  Lässig  an  einer  Arbeit 
lierumhantieren,  sie  nicht  fest  angreifen.  Do  mues 
g' flatteret  und  g'fl.  si",  das-mer  [man,  Unsereiner]  lialt 
meint,  mer  mües  bim  Eid  verstrupfe  [vor  Ungeduld 
vergehn]  ZF..  cig.  wie  ein  schlecht  fliegender  Vogel 
flattern,    sein  Ziel  nicht  erreichen.     Vgl.  Pflütterliny. 

Flotteri  ni.:  Flattergeist,  flatterhafter  Mensch. 
Dakter  Fl.,  Quacksalber  Schw. 

flotterig:   locker  .\p  (neben  fladerig). 

flötterle":  sterzen,  steisseln,  d.  i.  rasche  Flügel- 
schwingungeu  machen,  als  Zeichen  des  Wohlbehagens; 
von  Bienen,  welche  vor  dem  Flugloch  auf  dem  Flug- 
brett den  Hinterleib  nach  rückwärts  in  die  Höhe  heben 
und  gerade  ausstrecken,  indem  sie  den  Kopf  senken  GT. 

Flötterli  in  der  RA.:  11.  und  Hötterli,  Alles 
ohne  Unterschied.  Grosses  und  Kleines,  wie  man  es 
von  der  Wiese  einheimst  AiBb. 

Eig.  das  fliegende,  flatteiude  Anhängsel  iinJ  das  beim 
.Hotteru',  Rütteln,  des  Wagens  Abfalluuilc. 

Flöte,  flöten  s.  Flaute  IL 

flötötscli:   lustig,  vergnügt  GTa. 

Killt  f.  in  der  RA.:  ,Hanf  in  die  Flut,  d.h.  in  die 
llunfnisen  [Sumpflöcher  mit  fauligem  Wasser],  legen' 
G  uKh..  It  Steinm.  1804. 

Vgl.  heunebergisch  Flute,  Pfütze.  Man  beachte,  dass 
schiiftil.  .Fhit'  aleniann.   Fluet  lauten  iniisste. 

Finte  bzw.  Flntte  BsStdt  (Beck.);  BU.,  Si.;  FMu.: 
L,  P//-  Aa;  BsStdt  u.  Ld;  S;  Z«:  1.  Klösse  aus  ver- 
schiedenem Mehl  (z.B.  Griesfhitc  B:  FMu.)  oder  aus 


Kartoffeln,  wozu  der  Teig  mit  Milch  od.  Eiern  zuerst 
gekocht  und  dann  löffelweise  herausgestochen  und 
mit  Fett  (It  Spreng  und  Zyro  nur  halb,  so  dass  sie 
weicher,  lockrer  sind)  gebraten  wird;  eine  früher 
beliebte  Fastenspeise,  etwa  entsprechend  den  bairi- 
schen  Dampfnudeln  Aa;  Bs;  B;  F;  L;  S;  Z«;  auch 
blosser  Mehlbrei  mit  Knollen,  ein  Mittelding  zwi- 
schen Knödeln  und  Brei  AAEhr.;  B;  F.  So  lang 's 
no"''  Pfl.  und  Chnöpfli  [Knödel]  gif,  verrecke  (ver- 
gange")  d'  Schwabe  frerderbe'  d'  Zeininger  Chnabe) 
nit  Aa;  Bs.  Landolt.  Kochb.,  nennt  spez.  , Freiburger 
Pfüttlein'  [so].  Am  Freitag  hiess  es  vormals  in  L 
etwa :  Hut  git  's  Fl.  und  Hör  [Haar]  dra",  d.  h.  ein 
unsauberes,  unangenehmes  Essen.  —  2.  dickes,  be- 
leibtes, träges  Weib  Aa;  Bs;  L;  S;  spez.  ein  dickes 
Kind  BU.;  ein  schwerfälliges,  nachlässig  gekleidetes 
Frauenzimmer  GWe.  Syn.  Fluttere.  —  3.  (nur  Pfl-) 
gegen  Kälte  und  Witterung  empfindlicher  Mensch, 
Ofenhocker,  Stubensitzer  (e  verfrarni  Pfl.,  vor  Frost 
blass  und  zitternd),  Person,  die  immer  kränkelt  Bs; 
verzärteltes,  furchtsames  Kind,  ebd.;  daher  Schelte 
für  einen  Weichling,  ebd.  Syn.  Flutter  3,  Pfüte; 
Pflünggel;  Pfliltter;  Pflütz;  Tirggeli.  Drhaim  am  Of'e' 
blibe",  ir  Pfl.  ir.  JMIhlv.  Auch  als  Schelte  für  einen 
eintönigen,  langsamen  Menschen  BsStdt.  Vgl.  Flutter, 
pflütterig. 

Das  W.  in  Bed.  1  u.  2  auch  elsässisch  (Fliili/.  Viell. 
liegt  lat.  fluhire,  fliessen,  zu  Grunde,  da  die  Knüdel  beim 
Braten  auf  dem  flüssigen  Fett  schwimmen;  es  lässt  sich 
churw. /«/(/(!((  (s.  unser  Fluytis)  aus  lat.  ßurtiii  als  Analogie 
herbeiziehen.  Bed.  '2  erklärbar  als  unbeholfen,  schwer  be- 
weglich wie  (Knödel-I  Teig. 

fluten  ^-»i-^,  mitl>.  P.:  Einen  (bes.  mit  Fäusten) 
schlagen  Ndw.  —  Violl.  zuiu  vor. :  schlagen,  wie  mau  Teig 
schlägt,  klopft. 

ver-pflüte°:  vor  Kälte  zusammenschrumpfen, 
zerrinnen,  beinahe  umkommen  Bs.  —  Zu  Flute  s. 

Flutte  s.  Flatte. 

Flutter  Ap  C-o-J;  GRh.,  Pfl-  Gr,  Pflütter  Bs; 
ScH  111.:  1.  =  Flader  1,  und  zwar  Schlamm  usw.  AaZ.; 
Ap;  Bs;  ünValz.;  GRh.;  ZSth.;  s.  ufziehe";  dünner 
Kot  von  Menschen  und  Tieren  Bs;  Gr;  GRh.;  daher 
EmtueidpfL,  weil  die  Emdweide  bewirkt,  dass  der 
Kot  des  Viehes  dünn  und  grün  wird  GuValz.;  auch 
dünner  Teig  ZSth.,  dickflüssige  Masse  übh.  GRh.  — 
2.  Pflütter,  Diarrhtee  Bs.  —  3.  erschrockener,  hasen- 
herziger Mensch  Sc  n.  Syn.  Flute  3;  Hasen^chisser. 
—  Vgl.  Fluder. 

Nest-Fl. ,  -Pfl.:  1.  Vogel,  der  zuletzt  aus  dem 
Neste  geht  G.  —  2.  das  jüngste  Kind  einer  Familie  G. 
Synn.  Nest-Höck(er),  -Kegel,  -Buz,  -Blutter,  -Blüttling, 
-Bluts,  -Pflötterling,  -Pflützling. 

Fluttere  (Pflüttere  Gr)  f.:  1.  fette,  unappetit- 
liche Weibsperson  Git;  GWa.;  fettes  Stück  Vieli  tin 
Calfr.,  UVatz.  —  '2.  moralisch  haltlose  Weibsperson 
GWa. 

fluttere"  (-ii-  GSa.;  SchwE.),  pflüttere"  Bs; 
1.  =  fläderen  7  G;  ScuwE.;  Th.  Wenn  d'  Lerch  er- 
icacht  vo"  üserm  G'schrei,  I'  d'  Hüchi  flüttret  am 
grüene"  Bei".  S.  fladern.  Daher  Nestflütteri  m. 
=  Nestflutter  GSa.  —  2.  =  fläderen  1:  Diarrluee  haben, 
von  Menschen  und  Tieren  GRh.,  Sa.  —  3.  flattere. 
lose  werden  und  sich  verwirren,  von  Fäden  auf  einer 
schlecht  gewundenen  Spule   beim  Haspeln  Scnw;  Zo. 


1233 


Fiat      Hill.     Kliitsdi     Hutscli 


1234 


Syn.  (vef-Jlättercii.  —  ver-pflutteve"  (-ü-  Spreng): 
zerfliessen,  zerfahren,  wie  z.  B.  überreifes,  faulendes 
Obst,  Gebiieke  mit  dünnem  Teig  Bs. 

Pflntterete,  -ü-t:  dünne,  weiche  Masse,  dünner 
Brei  GRt'hur,  He. 

flutterig  Bs,  -ü-  C-ö-)  AaZ.,  g'flütterig  ;j//i«- 
tcrig  A.^Bb.,  7..;  Bs  (-xi-);  L:  1.  weich,  ohne  Festig- 
keit, wie  z.B.  überreife  oder  faule  Fruchte  Bs;  L; 
von  selbst  zerfliessend,  breiartig,  dickflüssig,  wie  auf- 
getauter oder  mit  Regen  getränkter  Schnee,  Kot  auf 
durchweichten  Strassen  und  Wegen  AABb.,  Z.;  Bs; 
ScH.  Auch  vom  Wetter  AABb.;  Scii  (s.  noch  Pflütter- 
Wetter).  —  2.  pflutterig,  an  Durchfall  leidend  Bs 
(Spreng).  —  3.  pflutterig  dreinsehn.  blass,  zusammen- 
geschlagen, welk,  wie  Einer,  der  Diarrhcee  hat  Bs 
(Spreng).  —  4.  verzärtelt,  weichlich,  empfindlich  gegen 
Witterungseinflüsse  L;  vgl.  Fhitter  3.  Die  Töchter, 
wo  hei'"  US  tcältsche"  Pensione"  chümnie",  sind  i'  merst 
nur  g'flütterige  Dämeli. 

Der  verscliärftü  Anlaut  p/  beruht  auf  Verschmelzung  der 
Vorsilbe  g'  mit  dem  Anlaut  /,  oder  auf  lautmalender  Ver- 
stärkung Ubh. 

Flütter  m.:  Papierdrache  BM. 

G'flütter  n.  =  Fhttter  1  XaZ.iBs.   Syn.  Ge/Iilder. 

Flütti  in.  (von  Weibspersonen  n.  u.  f.  UwE.): 
feiger,  furchtsamer,  charakterloser  Mensch,  Memme 
AaF.  ;  L ;  UwE.  Die  Soldate",  ico  ßiehnd,  sind  Fliittene. 
Von  einem  Ehemann,  der  sich  beherrschen  lässt  udgl. 


FlalSCh  — flutsch.      Vgl.   auch   die   Gruppe   f'lutz  usw. 

Fl  ätsch  s.  Flartsch. 

Platsch,  Flätsch  I,  Pflatsch  I,  Flatz  m.  — 
PI.  -ä-:  1.  Ausguss,  so  viel  von  einer  Flüssigkeit  mit 
einem  Schwünge  ausgeschüttet  wird  BBe.  (Pflatsch), 
Hk.  (Flätsch),  Sa.  (Flatsch);  aScHW  u.  Uw  (Fiats). 
Nass  wie  ne  Flätsch  BHk.  Syn.  Platsch;  Gutsch. 
Vgl.  flätschnass.  Auch  als  (unbestimmtes)  Mass :  Die 
Chue  gid  e  chline  Flatz  Milch  aScHW.  —  2.  Flatz, 
Regenguss  aScuw;  Uw.  —  3.  von  Schnee,  so  viel, 
als  auf  ein  Mal  vom  Himmel  oder  etwa  von  einem 
Dache  fällt  BSa.  (Flatsch),  Si.  und  „W-  (Flatz).  Es 
het  e  grosse  tl.  g'schnlt  (g'leit);  es  ist  e  tolle  Fl.  Sehne 
g'falle".  Auch  dim.  es  Flatzli.  Syn.  Flarz;  Flatt; 
Schiatz.  —  4.  Matsch  BHa.;  Gr,  Flätsch  Ap;  L;  GT., 
Pflatsch  Ai';  BRi.;  Gk,  flüssiger  Strassenkot;  mit 
Wasser  vermengter  oder  zerfliessender  Schnee,  durch 
den  man  waten  muss,  von  Regen  oder  Schneewasser 
durchweichter  Weg.  Syn.  Geflätsch;  Fliitz;  Geßotsch: 
Platsch-;  Geflüder;  Geknötsch.  —  5.  Flatz,  Schlag 
mit  der  flachen  Hand,  Ohrfeige  BSi. 

Wenn  es  nicht  ein  blosses  Schallwort  ist,  so  gehört  es 
zu  ahd.  flaz,  liach;  dann  ist  die  Grundvorstellung  die  der 
Ausdehnung  in  die  Breite.    —    Vgl.  flolachen. 

G^flatsch  BSi.,  Pflatsch  II  BBe.;  W  —  n.  = 
Flatsch  4.     S.  Geflotsch. 

Wellen-Flatz:  Erguss  der  Wellen.  ,Der  nasse 
Gott  [Neptun]  Stürmt  an  den  Platz  mit  W.'  JJMev. 
1603. 

flatschC'BU.;  GR(Tsch.),  pfl-BRi.;  GaHe.;  G, 
flatze  Uw:  1.  einen  starken  Guss  ausschütten  Uw  ; 
Schweiz.  Idiotikon  I.  8. 


mit  plätscherndem  Geräusch  in  Nassem  herumrühren 
GRh.  —  2.  .platschen',  stark  regnen  GrHb.  —  3.  (vom 
Schnee)  klatschend  herunter  fallen  Gr.  Hut  hcd  's 
grusig  ab  de"  Biiohen  [Buchen]  a''her  g'flatschet.  Tsoii. 

—  4.  durch  Wasser  od.  Schlamm  gehen,  darin  herum 
treten;  in  ganz  durchnässten  Schuhen  einher  gehen  B; 
„G."  .Der  Bauer  leitete  emsig  Wasser  auf  und  ab  [durch 
die  Matte]  und  flatschte  mit  seinen  Holzbödenschuhen 
keck  im  Wasser  herum,  wohin  ich  ihm  mit  meinen 
Stiefelchen  nicht  folgen  konnte.'  Gotth.  Bildl.:  ,I)ie 
Mädchen  rümpften  die  Nase,  weil  die  Buben  den  Wein 
zu  sparen  schienen  und  nicht  mehr  darin  herum- 
flatscheten.'  ebd.,  gleichsam  darin  wateten.  --  Vgl. 
fläderen,  fludcren,  flüderen. 

(g"=)flatschig:  (vom  Erdboden,  von  Schnee-  oder 
Eisdecke)  ganz  durchweicht,  schlammig  BO. 

Geflätsch  Gfl^M  bezw.  -e--  B;  VOrte;  Gl;  Gk; 
GA.,  T.,  Wa.;  ZDättl.,  Pfl-  GfiUVatz;  S,  -e'-  Bs;  Sch; 
Zg;  Z,  Gfle'tz  I  Gl;  L  —  n.:  1.  zerfliessender 
Schnee,  Wasser  od.  Kot,  welche  die  Wege  ungangbar 
machen;  im  Schmelzen  begrift'enes  Eis  Gl;  Gr;  G.\., 
T.,  Wa. ;  Z ;  breit  verschüttete  od.  zerspritzte  Flüssig- 
keit, Lache  B;  „VOrte;"  GT.;  Sch;  Zg;  Z.  E  Gfl. 
mache'.  Allit.  verbunden :  e  Gfl.  u.  e  Gflilder.  „Nasse 
Witterung  B;  L."  Klecks  S.  Syn.  s.  Gefieder.  — 
2.  „unreinliche  Wäsche  I,.-*    Vgl.  flotschen. 

Flätsche  (-e-)  f.:  Lache  von  ausgeschütteter 
Flüssigkeit  L  (Ineichen). 

flätsche"  I  AAtw.;  Al';  B;  Gr;  L;  Uw;  ZSth., 
pfl-  Ap;  Uw;  W,  fle'-  AAtw.;  L;  U;  „Zg"  (St.");  Z, 
pfl-  Bs;  L;  Sch,  fle'tze  Schw;  Uw;  U:  1.  (intr.) 
a)  Flüssigkeit  ausgiessen,  sie  schaukeln,  so  dass  sie 
überfliesst  „B;"  VObte;  „S;"  Z;  in  Wasser  oder 
Kot  treten,  wühlen,  hantieren,  kneten  und  sich  dabei 
besudeln,  bespritzen  und  durchnässen.  ,.allg.",  auch 
umenandpfi.  Sch.  Vgl.  flätschnass.  Syn.  fläderen  usw. ; 
flatschen,  flotschen,  güdelen;  gautschen;  sötschen;  hlä- 
deren.  Spez.,  im  verächtlichen  S.,  mit  Wäsche  un- 
ordentlich oder  ungeschickt  umgehen,  so  dass  man 
sich   dabei   durchnässt  AaF.;   L;    Zg;    Syn.  flatschen. 

—  b)  es  flutschet,  der  Weg  ist  nass,  schmutzig  BSi.; 
es  fällt  nasser  Schnee,  Schnee  mit  Regen  vermischt 
„B;"  Gr;  L;  es  regnet  stark  „L;"  SchwMuo.;  Uw;  U; 
es  fietzt  doch  ««■•'■  der  ganz  Tag!  Es  flitzt  zueche, 
peitscht  den  Regen  an  die  Fenster.  —  c)  klatschen, 
wie  es  direkt  oder  indirekt  durch  Flüssigkeit  ver- 
ursacht wird:  von  ausgeschüttetem,  auffallendem,  auf- 
schlagendem Wasser  Nnw ;  plätschern  BsStdt.  ,Unda 
increpuit  latus  "carins,' mit  grossem  getös  und  flatschen 
ans  schiff  geputscht'  "Fris.  Von  heftigem  Regen  Bs 
Stdt;  „B;  L;"  W.  Es  regnet,  dass's  grad  so  fätschet 
[flet'zt  Uw);  Syn.  pletschen.  Vom  Ton,  der  beim  Gang 
in  ganz  durchnässtem  Schuhwerk  entsteht  Aa;  Ndw, 
Syn.  knutschen;  es  fletschet  i"  de"  Schuehne";  „wenn 
die  ganz  durchnässten  Kleider  am  Leibe  zsschlagen 
B;  L;"  de- Bueb  häd  recht  i«  sine  Chleidere  g'flätscht; 
wenn  man  nasse  Wäsche  schlägt  Sch;  Ndw,  Syn. 
pletschen.  —  2.  (tr.)  fletze  a)  heftig  ausgiessen, 
ausschütten,  spritzen  ,L;"  Schw;  Uw;  U.  Fletz  der 
Eumer  voruse  [vor  die  Türe]  od.  üs,  schütte  ihn  aus! 
Den  Stubenboden  über-.  .Tmdm  Wasser  a"-.  Auch  mit 
dem  getroffenen  Gegenstand  als  Acc.-Obj.,  begiessen, 
z.B.  Eine"  fl.  —  b)  „Etwas  flüssig  machen,  auflösen 

U."    —    S.    noch    Fhlze.r:  ßilzni. 


1235 


Flatscli.  Heisch,  flitscli,  fiotsch.  Hutscli 


l'ilJö 


G°flätsclier  n.  =  Geflätsch,  Flatsch  4  GrL. 
Nach  Analogie  des  syn.   O'eßiider  udgl.  gebildet. 

flätscherig  GrL.,  g'flätschet  GA.=geflai 

Flätschete  B;  VOrte;  Z,  Pfle'-  Bs,  Fletzete 
Uw  —  f.:  mit  Ungeschick  auf  den  Boden  geschüttetes 
Wasser,  Sudelei.     Syn.  Schwetü. 

(ge-)flätschig  Ar;  „B";  VObte;  Gr;  Z:  „nass. 
von  Flüssigkeit  verunreinigt  B;  VOrte;  Z;"  mit  zer- 
Hiessendem  Schnee  erfüllt  Gr;  wässerig,  ,fett'  (Schnee) 
ZBenk. 

Fletzi  {.:  nasser  Fleck  am  Boden,  Verunreinigung 
des  Stuhenbodens  durch  Ausschütten  von  Flüssigkeit, 
durch  nasse  Schuhe,  Schinne  udgl.  Gl. 

Fletschli°g  ni.:  Abzugsrinne  im  Stall  Ap. 

Goflätsch  n.:  widerliches  Weinen  L.  —  flätsche": 
so  weinen.    -    Wohl  mit  gespartem  r  zu  Fhirturh. 

„Platsch  II,  Fletsch,  Flääsch:  Plaudermaul  G." 
Syn.  Flät scher. 

flätsche»  II  Gr;  Uw,  -e'-  U:  1.  mit  grinsendem 
Munde  reden,  ,fletschen',  die  Zähne  weisen  Uw.  ,Gang, 
nimm-e"  [ihn]!'  flätschet  er.  JBEgli  1871.  —  2.  mit 
hörbarem  Kauen  essen  U.  —  3.  schäumen,  von  Schwei- 
nen, wenn  sie  sich  gegen  das  Durchziehen  eines  Nasen- 
ringes sperren  GRPani.  —  4.  „verklagen,  zunäclist  von 
Kindern."  —  Flätscher,  -i":  Angeber,  Knabe  oder 
Mädchen,  das  ein  anderes  Kind  z.  B.  beim  Schullehrer 
verklagt;  Syn.  Sock;  auch  ubh.  ein  plauderhaftes  Kind 
Aa;  GKh. 

Mhd.  vielnii,  vhtachen  (e'),  die  Zähne  weisen  (s.  o.  bes. 
1  11.  3),  scheint  hier  mit  fiätschen  I  (S,  ^)  vermengt.  Zu  4 
vgl.  .klatschen'  und  das  syn.  iätschcn  in  der  eigentlichen  iind 
der  bildlichen  Bed. 

ilätscli:  (Adv.)  kurz,  knapp.  '.•;  Hür  fi.  eiceg  [nahe 
am  Kopfe]  schnlde"  L.    -    Eig. :  glatt.    Zu  ahd.  fiia,  flach. 

Flätsch  III   Th  (Pupik.),   Fle'tsche  J  Gl;  Gr;   Z 

—  m.,  Flätsche,  Fletsche  Ap  (-e'-);  GRh.,  T.,  W.;  Tn 

—  f.,  Flätschge,  -e-  GG.  (f.);  Z,  Flätschgete  f. 
GfiObS. :  1.  durch  Schürfung  oder  Quetschung  von 
der  Haut,  von  der  Glasur  oder  der  Politur  von  Ge- 
räten, oder  von  der  Baumrinde  abgerissener  Fleck, 
bzw.  die  dadurch  entstandene  Wunde  Gl;  Gr;  G;  Th; 
Z;  an  Bäumen  als  Gronzzeichen  oder  als  Bezeichnung 
der  zum  Fällen  bestimmten  Stämme  oder  der  Grenzen 
eines  beabsichtigten  Haues  mit  der  Axt  angebracht 
(Syn.  Schlärpfe)  Th.  --  2.  grössere  Fläche  Land  als 
Arbeitsmass,  e  Iletsche  mäje'  GfiPr.  —  3.  Fletschye, 
Maulschelle  (Schulze).  —  4.  „Fletsche,  Hammer- 
schlag,   Eisenschlacke   BThun";    vgl.  Gold-Flitsche. 

Vgl.  mhd.  victschc,  breite  Klinge,  und  nhd.  ,fletschen', 
breit  schlagen,  bair.  Fletzen  f.,  Wunde,  viell.  ebf.  zu  ahd.  /lia 
uud  ,flach'.  Nbf.  Blätschy.  G  schiesst  den  Verbindungen  («cA, 
(j  leicht  an.  Die  beiden  Begriffe  1  u.  3  treffen  auch  in  deu 
Ausdrücken  Fläntschk  und  FJünte,  Fläi-re  ua.  zs.  Zu  i  vgl. 
,fletscheu',  Metall  strecken. 

fiätschen  III  fle'tsche  GT.;  ZU.,  flätschge" 
ZZoll. :  schürfen,  refl.  GT.;  mit  der  Axt  einen  , Flätsch' 
an  einem  Waldbaunie  anbringen,  um  ihn  als  fällbar 
oder  um  eine  Grenze  zu  bezeichnen;  vgl.  .Malbaum'; 
Lnhtann;  daher:  einen  Baum  a'-fl.  Z.  Letztere  Hand- 
lung .schliesst  etwa  die  Stempelung  mit  Rötel  in  sich 
ZZoll. 


Stein-Fletsch:  Braunkehlchcn,  saxicola  rubctra. 
TscHüDi,  Tierl.     Syn.  Krütvögeli,  Sp.  695. 

Nistet  gerne  auf  Steinen  oder  Sträuchern.  Fklm-h  sagt 
viell.,  dass  es  den  Stein  zu  behauen  scheine.  Bei  Okun 
heisst  es   .Klitschen'.      Vgl.   noch  FieitsMi. 

Fletsche  II  s.  Flitsche. 

Isen -Fletsche:  Stück  Roheisen.  .Hammerschmit- 
ten,    darin    die    Eisenfletschen    geschmelzet    werden.' 

WuRSTIS. 

Lässt  sich  mit  Flätsch  HI  4  nicht  vereinigen.  Das  W. 
könnte  aus  frz.  ßicie,  Pfeil,  entstanden  sein,  wenn  anders  die 
Keile,  in  welcher  Form  das  Eiseu  aus  dem  Hochofen  in  den 
Handel  kam,  je  so  benannt  wurden. 

Pleitschli  BsTerw.,  Pfleitschi  BsBirs.  —  n.: 
1.  Rotkehlchen,  sylvia  rubecula  BsBirs.  -  2.  Fl. 
mache"  =  flauderen  Sp.  1172. 

Zw.  1  u.  '2  vermittelt  sich  der  Zshang  durch  die  Ähn- 
lichkeit des  AufhUpfens  der  Scherbe  (vgl.  das  syu.  .Jungfern 
d.  i.  Knixe  machen'  u.  ä.)  und  den  unaufhörlichen  Bück- 
lingen, welche  das  Vögelcheu  zu  machen  scheint;  vgl.  sjiätzcln 
=  ob.  2  (Bad.  Freib.).  Zu  '2  aber  vgl.  die  synn.  ßitn-licni 
(Frkf.  a'M.),  .Stoan  pßetschen  (Lesach),  pflinzern  (Kocher),  um- 
gedeutet in  ,Steinblitzer  machen'  (Stuttg.)  n.  ßitschen,  ßitzm, 
in  deutschen  MAA.  =  flattern.  Aber  auch  Auißüugen  ('Fläu- 
ijetacki)  oäer  ßuud(er)eH  darf  hingewiesen  werden,  da  an  den 
genannten   Orten  ei  auch  äu  vertritt. 

Flitsch  f.:  Frist.  Spielraum  Ap.  So  und  so  viele 
Tage,  Wochen  Flitsch  ha".  Übertr.  Flitscha  ha',  gute 
Zeit  haben.  Gueti  Flitsch  (i-ma  Hüs)  ha",  wolil  ge- 
litten, gern  gesehen  sein. 

T.  hält  es  für  verderbt  aus  dem  hd.  , Frist',  das  unserer 
Volksspr.  sonst  abhanden  gekommen  ist;  zu  den  Lautwechselii 
wären  event.  einerseits  Schmnz  ;  SManz,  anderseits  chnmlm  : 
cJinütschen,  .Petsch,  Jutsch'  für  ,Pest,  Just'  (XVI.)  zu  ver- 
gleichen. Doch  ist  die  Annahme  solch  doppelten  Wechsels 
bedenklich.  Am  Nächsten  läge  die  Abi.  von  ,flitschen',  wenn 
man  diesem  auch  bei  uns  die  Bed.  ,fliegen,  sich  leicht  be- 
wegen' unterschieben  dürfte  (vgl.  FKtsclu). 

Gold-Flitsche  f.:  winziges  Goldblättchen.  ,Co- 
lerus  nennet  die  Lachsforne  „Auratam",  dann  sie 
lasst  sich  gern  finden  in  den  Wasseren,  die  Goldflitzen 
führen.'  JLCvs.  1661.  ,Der  Goldflitschen  halb,  welche 
dann  und  wann  in  dem  Pfefl'ersvvasser  sind  gewahret 
[bemerkt]  worden.'  JJSchedchz.  1706;  Syn.  ,G»ld- 
Flämnilein  oder  -Stäublein.'  ebd.  , Einige  waschen 
das  Goldsand  durch  ein  wullen  Tuch,  in  dem  die  GoUl- 
flizschen  hangen  bleiben.'  ebd.  1707;  1746. 

,Flitsch,  Flintsche,  Flinke",  sichtiges  Erz  auf  dem  Gestein; 
von  , flinken',  schimmern.  Vgl.  FHiih  Sp.  1'224:  vgl.  anih 
FlätKh   II J  4. 

Flitsche  f.:  Pfeil.  .Er  verfluocht  die  liebe,  die  in 
hat  verwandt  mit  synera  [gemeint  ist  der  Liebesgott] 
pfyl  und  hätte  in  geschossen  mit  einer  fletschen  bis 
in  syn  herz.'  Zielt  1524.  .Eins  [der  Tiere]  habe  der 
bogenschütz  verwundet  und  mit  einer  flitschen  ge- 
troffen.' TiERB.  1563.  ,Der  flitsch,  fliz,  pfeil.  bolz: 
sagitta,  teluni.'  Red.  1662.  ,Gott  dich  beschütze  Vor 
Schand  und  Schmitze,  Des  Todes  Flitze.'  FrHakfn. 
1666.    ,Die  Ungarn  schössen  mit  Flitschen.'  Würstis. 

Nhd.;  ans  ndl. /i(s,  Wurfspiess.  Vgl.  o.  Sp.  1220  das 
zunächst  aus  dem  Frz.  entlehnte  Flmche.  —  , Fletsche'  Esst 
sich  als  eine  in  ihrem  Stammvoc.  durch  Fktcht  beeinflusste 
Nbf.  erklären. 

„Hitsche":  sausen,  pfeifen,  schwirren  wie  die  rasch 
und  kräftig  geschwungene  Gerte,  Peitsche,  der  ab- 
geschossene Pfeil;  klatschen  von  iler  Rute  od.  Geissei 


m 


1237 


Klatsch— flatscli.    Fliix    flnx 


1238 


auf  dem  blossen  Rücken  L;  Sohw."  ,1'lagarum  crc- 
pitus,  das  fl.  oder  klapf  eines  Streichs,  wenn  man  einen 
geisslet'  Fris.;  Mal.  —  Ein  Schallwovt;  vgl.  //«(«A.». 
Oder  Ton  obigem  Subst.  abgeleitet? 

FlotSCh  „L;"  G;  S;  Uw;  Zg  (-Ö'-  und  -Ö-);  „Z", 
Pfl-  ÄABb.;  Bs;  SrH  (-0-)  —  m.  ScH;  S;  Zo,  f .  G ;  S; 
Uw:  1.  (gelinde  UwE.)  Schelte  für  Weibspersonen, 
a)  dicke,  plumpe,  schwerfällige  Bs;  „L;"  Sch.  Syn. 
Pfiuntsch.  —  b)  träge  Aa;  Sch,  unordentliche  „L;" 
ScH;  S;  Zg;  „Z."  De''  alt  Flötsch,  die  alt  Lottere 
Zg  (Schwyzerd.).  —  c)  eines  unsittlichen  Lebens- 
wandels verdächtige  GT.  Die  Fl.  ist  selber  schuld. 
ÜBragg.  1782.  Ha,  Grete,  du  bist  schuld,  du  saperlots 
FlütscMe!  ebd.  1780.  —  2.  Flötschli,  Klösse  von  Mehl. 
Mais  und  Kartoffeln  AAZein. 

Viel!,  sind  hier  zwei  verschiedene  WW.  vermengt,  das 
eine  mit  langem  Voc.  (o^,  a-?)  möglicherweise  ans  Pßm-lseh 
(Sp.  1207)  od.  durch  dessen  Vocallänge  od.  durch  die  des  syn. 
Haiieh  (Hölnih)  beeinfiusst;  das  andere  (mit  6)  könnte  zu 
ßotsclien  gehören.  —  Zu  der  Begriffsvwdtsch.  zw.  dem  Teige 
nnd  plumper  Körpergestalt  od.  Charakterlosigkeit  vgl.  Pfiuntjt) 
nud  Pßüuyije!,   Pßüte  .3   (Sp.  1232).    —    S.  auch  Ftotz. 

G'flotscli,  „G'flötsch"  {Pflötschü)  n.:  1.  concr., 
=  Flader  1  B;  L;  S.  Im  ärgste"  Schnegfl.  miiesse' 
ume  laufe".  —  2.  „abstr.,  das  Waten  durch  Wasser 
oder  auf  durchweichten  Wegen;  das  Schlagen  ins 
Wasser  B;  L;  S."     S.  flotschen. 

Milch-Flötschli  n.:  verächtliche  od.  scherzhafte 
Benennung  für  Kuh  Zg.  .Erlaubte  seinen  Freunden. 
während  des  Sommers  ihre  M.  auf  der  Walchwyler- 
allmeind  weiden  zu  lassen.'    Erzähler  185.5. 

flotsche"  -ö-  ÄAVorw.;  „Ap;"  B;  Gl;  L;  G; 
ScHSt.;  S<HW;  S;  Uw;  Zg;  Z,  pfl-  AABb.  tw.;  Bs 
(meh  2}fiotze};  GBh.;  Sch  (Kirchh.);  Stw.;  Th;  ZUhw., 
auch  dim.  flötschle'':  1.  plätschernd  in  Flüssigkeit 
herum-,  sie  aufrühren,  wie  z.  B.  Kinder  im  Bade,  in 
einem  Bache ;  auf  das  Wasser  schlagen  Aa  ;  B ;  Gl  ; 
L;  ScHW;  Z;  auch  flütschle"  in  dira.  S.  , Enten  fl.  im 
Weiher.'  Gotth.  Der  See  fiotschet,  wenn  die  Wellen 
ans  Ufer  od.  ans  Schiff  schlagen  Schw;  Z.  Kes  Schreili 
tuest  im  chältste"  Bad-  recht  e'  fl.  ist  dl'  Freud  und 
Lust.  NiGELi  18-12.  P*  g'höre  Nüt  me,  ah  's  1<1.  vom 
Bueder.  HSenn  1858.  Mit  Übertragung  auf  das  trocken- 
flüssige Element:  Aw''  d'  Smmnervögel  flötschlid  im 
Bad  vo"  Bluemedüfte".  Heng.  18.3(5.  ,Ein  grosser  mös- 
huw  [Mooreule]  ungestalt  ganz  ungstüem  fletschet  us 
dem  wald.'  Souwynh.  u.  Schueler  1576.  ,F1.  ^  fladern 
[flattern],  alas  quatere.'  Denzl.  1716.  Syn.  fluderen  1.  3; 
güderen;  gdtschen.  Übertr. :  notdürftig  .schwimmen  Th. 
—  2.  Wäsche  wiederholt  rasch  eintauchen  und  wieder 
herausziehen,  mit  Geräusch  waschen  Gl;  Uw;  Z.  Sider 
chömm  die  Jumpfer  zue  g'wüsse'  Ztte'  cho  ge"  bluetigi 
Windle'  wüsche"  und  druck  s"  tüsig  Mol  abe,  flotschi 
und  chnotschi.  Stütz.  Das  Gewaschene  schliesslich 
spülen,  indem  man  es  in  frischem  Wasser  hin  und 
her  schwenkt  „Ap;"  Z,  auch  üs-;  Syn.  fiaderen  2;  flu- 
deren 4;  schwaderen.  Refl.,  sich  waschen.  Gadnerspr. 
Kleinigkeiten  waschen  AABb.  (in  dieser  Bed.  fl-);  Syn. 
krotten.  Oberflächlich,  unsäuberlich  waschen  L.  - 
3.  Flüssigkeit  aus  Unachtsamkeit  und  Unordentlichkeit 
ausgiessen,  verspritzen  B;  L.  Syn.  fläderen  2.  — 
i.  =  fluderen  5  L.  —  5.  (gleichgültig,  unachtsam)  durch 
den  Strassenkot,  durch  Wasser  waten  AABb.  (in 
diesem  ü.  pfl-);  Bs;  BSi.;  Gl;  GG.;  S;  Schw;  Z;  mit 


Wasser  in  den  Schuhen  Schw;  Z.  Syn.  floderen  3, 
fluderen  3;  pfla,<<chen.  Si  hei"  d'  Schueh  und  d'  Strumpf 
abzöge  und  si"  barflss  im  Bach  uvie'  g'fiotschet  und 
hei"  Geld  g'suecht.  BWvss  1863.  ,Wie  ängstlich  flotsch- 
ten  wir  [Dienstboten]  in  dieser  Flut  [von  einem  um- 
gestürzten Bottich]  herum,  dieselbe  mit  Lappen  und 
Kellen  auszuschöpfen.'  Stutz.  .Wenn  sie  niclit  bis  an 
den  Hals  in  der  Milch  und  im  Anken  fl.  [damit  geuden] 
können,  so  meinen  sie,  es  gehe  ihnen  übel.'  Gotth. 
,Ach  da  lag  er  [im  Flusse]  rtotschend,  frierend.'  Reith. 

-  6.  schlottrig  einhergehn,  in  nassen  Kleidern 
od.  indem  man  sie  nachlässig  umhängt  AAZein.;  BRi.; 
in  weiten  Kleidern  oder  Schuhen  (gleichsam  darin 
schwimmen)  Z;  plump,  schwerfällig  einhergehn  übh. 
L;  Schw;  zwecklos  umher  stolpern  Bs  (Ochs).  Syn. 
pfadlen;  pi floderen. 

Könnte  lautlich  sehr  wohl  aus  mhd.  vlokzen,  flattern, 
entstanden  sein;  doch  weisen  die  meisten  Bedeutungen  diese 
Wortfamilie  eher  zu  ,tliessen',  da  dann  ßotz-  sich  als  die 
ursprünglichere  Form  erwiese,  deren  Iz  eine  Verhärtung  des 
mhd.  z  (f/edozzcn)   darstellte;  s.  Fhilz.    S.  übr.  &\xah ßattchcn. 

g'fiotschet  (-Ö*- Ap):  nachlässig  gekleidet  .\p;  L. 

—  Die  ApAusspr.  des  Voc.  ist  wohl  durch  die  Synn.  yelötaehct, 
ijeliolachig  veranlasst. 

Flotschi  I  m.:  1.  Einer,  der  gleichgültig  durch 
allen  Strassenkot  stampft  S.  —  2.  nachlässiger,  leicht- 
sinniger Mensch  Z.  —  3.  armer  Tropf  Z.  —  4.  Flötschi, 
der  (Regen  bringende)  Südostwind  Zg.  —  Bach-  m.: 
Name  eines  gespenstischen  Tiers,  das  bei  Nacht  mit 
grossem  Geräusch  durch  den  Dorfbach  auf  und  nieder 
patscht  AALeerau. 

Flotschi  II  f.:  eine  Einrichtung  in  der  Kattun- 
fabrik, in  welcher  die  Tücher  gewaschen  werden  Gl. 

flotschig  Aa;  Bs;  B,  pfl-  Sch:  1.  (auf  den 
Wegen)  voll  Schlamm  oder  nassen  Schnees  B.  ,Im 
Spätherbst  aber,  als  es  struh  ward  und  fl.,  kam  Sophie 
weniger.'  Gotth.  Von  Kleidern,  ganz  nass  Bs.  - 
2.  weit,  schlottrig  AaZcIu.;  ,.L;  Zg;  Z."  —  .3.  dick, 
plump  Sch. 

Flutsch,  geflutschet,  flutschig.  Geflütsch 
s.  Fhitz  usw. 


Plätschge   s.  Fiat  sch  III. 


Flax-   flUX.      Vgl.  auch  die  Gruppe  Flarlm. 

Plax  m. :  stark  aufflackernde,  aber  kurzwährende 
Flamme,  Strohfeuer  GTa.  -  Von  Flucl.-  mit  z  («)  ab- 
geleitet, wie  die  andre  Nbf.  Flad-t  mit  /. 

(ge)flix  s.  fix. 

Plixi  m. :    verächtliche  Benennung  SrnwE. 

ver-flixt:  verflucht,  als  Ausdruck  des  Ärgers  oder 
der  Überraschung  und  zur  Steigerung  eines  adj.  Be- 
griffes Ap;  Bs;  Gr;  v.  gera";  v.  und  vertaxt  GrHc.  — 
Kuphemistische  Bemäntelung  des  hd.  W.     S.  o.  vetßucki. 

flnx:  1.  .'^dv.,  wie  im  Fluge,  rasch,  sogleich,  schnell 
B;  GRh.  Syn.  fiucher;  fiingg;  ern.Hig;  weidli''^ ;  gW'; 
gleitig;  einanderen  nach.  Chumm  fl.!  Bald:  U"'  von 
'em  alten  Brigiboden  [Dachboden  sc.  der  baufälligen 
Hütte]  Da  g'sehd  ma'  fl.  o'''  nimma  vil  B  (Schwyzerd.). 


1239 


Plax     lliix.     Platz    üiitz 


1211 


Es  ist  fl.  mihi'  ßfi,  ist  bald  5  Uhr  BGt.  ,Flux  (llugs), 
in  einem  zuck  oder  juck,  behend,  von  stund  an,  unver- 
zogonlich:  cito;  raptim,  eitatim,  actutum.'  Fris. ;  Mal. 
—  2.  Adj.,  rasch,  gewandt.  ,Der  Fluxer  nimmt '.s  und 
der  Geschwinder  hat's.'  UBrägc;.  1788.  —  3.  Subst.. 
im  FJux  =  f,ux  GnSpl.  —  Zu  der  iingeliörigen  Verwertung 
des  Adv.  als  Adj.   und  Subst.   s.   fir.,  WB.  3,  184S/9. 

flnxe"  u.  pfl-  AaF.;  L,  pfluchse  ÄAFri.:  1.  niesen 
L.  Sjnn.  s.  bei  fixen  Sp.  1144.  —  2.  (pH-)  in  abge- 
brochenen Stössen  weinen  AaF.;  LG. 

Für  1  auch  jß/nuchsen,  wozu  pfl-  eine  blosse  Variation 
sein  kann.      Vgl.   übrigens  bair.  pflechsen,  keuchen. 

Ver-lInXt  =  verflixt    ScH;    Z.   —    Vgl.  verflunmni  H.a. 


Flatz  -flutz. 


Flatz,  llatzcn  s.  Flarz;  Flatsch  usw.  Flätz 
s.  Fläisch. 

„Flaiiz  f.:    1.  eine    zu  aller  Arbeit   träge,    in   der 
Kleidung    nachlässige,    unreinliche    Per.son    Ap." 
2.   Dini.   Fläuzli,    ärmliches    Röckehen    von    dünnem 

Zeug  L.    —    Vgl.    fluuder  Sp.    1171/2. 

G'fle'tz  I.  fletzen,  Fletzi  s.  Geflfitsch  usw. 
Sp.  1235. 

Fle'tz  LBerom.,  G'fletz  II  L;  Sch;  Th;  Z,  Pf  letz 
L;  Zf  —  n.:  flacher  Boden.  1.  Strassenpflaster.  ..Als 
er  auf  dem  Tor  in  die  Hohe  steigen  wollte,  fiel  er 
hinunder  auf  das  Pfletsch  ganz  grausam.-  1.586.  Lauf. 
2,  154.  —  2.  a)  Schiff  der  Kirche  im  Ggs.  zu  Chor 
und  Empore,  Lettner  SchSI;  Z.  ,Bank  in  dem  gefl. 
vor  StPeters  altar.'  1385,  Z.  ,1562  ward  die  Bor- 
kilchen  zwuschen  dem  Chor  und  dem  Gefl.  gestuelet 
und  täferet.'  Mal.  ,Damitten  in  der  kilchen  im  gfletz 
ligend  zwen  grabstein.'  Rüeger  1606.  ,Doch  hat  es 
mächtig  aben  geschutt  mit  regnen;  also  dass  man  in 
der  Kilchen  im  Gfletz  muosst  [dem  Lcichengeleite] 
danken.'  XVn.,  Mise.  Tig.  .Selbiges  Pfletz  [in  der 
Pfarrkirche]  solle  für  das  gemeine  Volk  allein  vor- 
behalten werden.'  1637,  Sch  Ratsprot.  ,Des  neuen 
Kirchenbanks  halben  im  Gfl.'  1692,  ZZoll.  .Gfletz, 
navis  templi.'  Denzl.  1716.  ,Den  Leichen  der  unmün- 
digen Kinder  wird  im  Gfl.  parentiert  [die  Abdankung 
gehalten].'  (iHenau  Taufb.  1763  ft'.  ,Der  Rat  stellte  sich 
in  die  Stühle  zur  Rechten  des  Gefletzes.'  1775,  Absch. 
Man  unterscheidet  Vorder-  und  Hinder-,  Manne"-  und 
Wtber-Gfl.  und  meint  damit  die  durch  Gänge  ge- 
bildeten Abteilungen  der  Bestuhlung  Sch;  Th;  Z; 
a  Gfl.,  ein  Complex  von  Sitzen  Sch.  —  b)  Vorplatz 
der  Kirche  LBerom.,  wo  er  als  Gerichtsstütte  (s.  Böt- 
türengericht) diente.  ,Die  ganz  gmeind  ist  zuosaramen 
kommen  in  das  gfletz,  das  da  ist  vor  der  heiligen 
porten  destempcls.'  1531,  Esdra.  ,Das  ir  mir  ja  das 
gfletz  zertrüttind.'  1531,  Jesa.i.;  dafür  .meine  vorhofe.' 
1667.  ,In  vestibulo  Ecclesis  nostra.  quod  vulgo  Ge- 
fletz  vocatur.'  1638,  LBerom.  Stifts-Annalen.  ,Ein 
Zertreten  des  Pfletzes  in  dem  Haus  Gottes.'  JMüll. 
1G65.  —  3.  Revier,  Abteilung  in  Grundstücken  und 
Gebäuden  ScnSt.  —  4.  Flurn.  in  SchwE. 

Ahd.  flazzi,  flezzi,  Platz,  Pflaster,  Vorhof,  nihd.  vielze. 
Fussbodeu,  Hausflur.  —  Bed.  2  a  n.  b  treffen  in  der  An- 
schauung zusannuen,  dass  das  G.  das  Vnrhaus  fiir  die  Laien- 
gemeinde  sei. 


Fle'tzer  m.:  verächtliclie  Bezeiclumng  von  ge- 
ringem Apfelmost  aScHW. 

Ohne  Zweifel  zu  fletzen  =  fiätaehen  Sp.  1234,  also  blosse 
Flüssigkeit  als  solche,  ohne  geistige  Eigenschaft,  gleichsam 
.Spüler'. 

Gold-Plitz  s.  G.-Flitsche  Sp.  1236. 

„Flitz  in  den  Verbindungen  z'  Fl.  vergfin,  gänzlich 
zerschmelzen,  z'  Fl.  verscMün,  gleichsam  zu  einem 
weichen  Klumpen  zerschlagen  B;  L."  —  Aus  dem  f.dg. 
Vb.   gebildet. 

(zer-)flitze°:  1.  neutr.  a)  zerplatzen,  zerspritzen, 
zu  einem  Brei  werden,  z.  B.  von  einem  faulen  Apfel 
oder  einem  Ei,  wenn  sie  an  etwas  Hartes  geworfen 
werden ;  von  einer  Blase  udgl. ;  von  Flüssigkeiten,  die 
gewaltsam  hervorspritzen  BSi. ;  „L;"  Uw.  Syn.  rer- 
flutteren,  -pläderen.  —  b)  „sich  fasern,  von  ein- 
ander gehn,  z.B.  von  Zwirn,  von  Zeug  L."  Syn.  s. 
fotzen  Sp.  1156.  Bildl. :  ,Uns  bedunkt,  dass  der  ernst 
daby  syge  und  es  uns  nit  usfl.  welle.'  1444,  B.  — 
2.  tr. ,  (einen  festen  Körper)  zu  einem  Brei  schlagen, 
zerschmettern,  zerschmelzen;  (Flüssigkeit)  heraus 
spritzen  machen  BD.;  „L;"  Uw.  Es  het-ne"  ganz  zer- 
flitzt, von  Einem,  der  von  grosser  Höhe  herunter  ge- 
stürzt ist. 

Vgl.  fläUchen,  fletzen,  flutzen,  oder  bair.,  schles.  flitzen, 
flilaclum,  fliegen.  —  Obwohl  von  a  zu  b  ein  Begriffsübergang 
sich  denken  lässt,  so  ist  doch  wahrscheinlicher,  dass  b  eine 
Nbf.  za  fitzen   (S)  Sp.   1152  sei. 

Ploz,  flözen  I,  Flözer   s.  Flöss  usw.  Sp.  1213. 

Flotz  ra.:  1.  Flüssigkeit,  die  wie  ein  Bächlein 
dahin  fliesst,  z.B.  Wasser,  das  man  verschüttet  hat; 
Lache,  die  vom  Pissen  der  Kinder  entsteht  „Gl;" 
ScnSt.;  ZSth.  En  Fl.  i"  d'  Stube  (i"  's  Bett)  mache"; 
Syn.  Brunnen;  Bözi.  —  2.  die  äussere  Kru.ste  am 
Weinstein,  die  bei  weitem  nicht  so  viele  Kraft  hat, 
wie  der  eigentliche  Weinstein  ScnSt. 

Vgl.  das  syn.  Flöz,  zu  welchem  es  im  Ablautsverhältnisse 
steht,  wie  als  Flurn.  (GWattw.)  zu  Flöas  (s.  Flös  4).  —  In  2 
mag  der  Begriff  des  Wässerigen  liegen;  vgl.  Fletzer. 

Plfiz  f.:  nasse  Stelle  im  Boden,  wo  innner  Feuchtig- 
keit durchsickert  ScHwIbg.     Vgl.  Flöss  4,  Ftö.sch. 

G«flötz  n.  =  Fliitz  1  ScHSt. 

Abe"d-Flözi  f.:  Regenwetter  am  Abend.  Wetter- 
regel: Ahedröti  MorgedschOni  —  Morgedröti  Ahedfl.  Gl. 

,flotzen,  fladeren  mit  den  Flüglen:  plaudere  alis.' 
Denzl.  1677;  1716.  —  Aus  dem  syn.  nihd.  rl.,l.-zen.  Vgl. 
flolsehen  Sp.    1237. 

flöze"  II  s.  flachen  Sp.  1161. 

Plntz  BSi.;  W,  Flutsch  GW.,  Pflutz  Uw  ^  m. 
(in  Uw  auch  n.):  1.  ein  Erguss,  z.B.  aus  einem  Ge- 
fässe,  welches  nicht  ruhig  getragen  wird  BSi.,  Syn. 
Flatz;  Gtitz;  beim  Erbrechen,  so  viel  auf  ein  Mal 
aus  dem  Munde  kommt;  es  ist-mii  [ihm]  g'nid  a  Fl. 
BliKit  its-''iim  Miil  cho'  W.  —  2.  nassschmutzige  oder 
sumpfige    Stelle,  =  Flatsch  4  (Sp.  1233)  GW.;    UW. 

—  3.  zerspritzender  oder  breiartiger  Gegenstand,  wie 
z.  B.  morsches  Obst,  zu  junges  Kalbfleisch  Uw. 

Eig.  blosse  Nbf.  zu  ,Flus8'  wie  Flöz,  (lutz,  Schutz  zu 
.Floss'  usw.  —  Zu  3  vgl.  flitzen.  —  Das  sächl.  Geschlecht 
beruht  auf  Deutung  des  Pfl-  als  Ersatz  für  Gfl-,  Collektiv. 

—  Abi.    Pflntz,    P/intzer  (s.   d.). 

flutzen  pflutze  Ndw,  flütze  BSi.,  pflülze  bzw. 
pflitze  L;  Uw:  1.  (von  Sachen)  spritzen,  zeridutzen  L; 


11241 


l-'lalz     (iiilz.    Flatzg -fliitzs.    Fra— fin 


1242 


[Ndw.  Syn.  flitzen..  ~  '2.  (ijcrsönlich)  Flüssigkeit  aus 
jüngeschickliclikeit  verschütten  BSi.  (s.  Fl,utz);  docli 
jiuch  mit  Bedacht  ausgiessen.  ebd.  [Der  Senne]  flutet 
jrfus  Chatlieb  [Lab]  iis  der  Flaschen.  Romano  1870. 
.\uch  intr.,  spritzen,  ein  Gespritze  verursachen.  ])er 
lurch  den  Strassenkot  Watschelnde  pflntsed  recht  uf 
•.U  Siten  n'se  Ndw.  Syn.  flatschen,  fläti^cheii,  flntschen. 
i—  3.  (auch  j/'s-)  glitschen  UwE.  —  Flauen  urspr.  Cansat. 
|«ii  ,fliesseu'.    Betr.  tz  :  ss  (uz)  vgl.  Fha::. 

geflutzet  „g'l lutschet:  (voniGetreide)  durch  Regen 
and  Sturm  gebeugt  und  in  Unordnung  gebracht  B." 
:-  flutschig  =  tlotschig  1  (Sp.  123S)  GWa. 

.\      G'flütz   „L;"   ScHW;    „Z«",    G'flütsch    Siwv  n. 

'j=  Flatsch  4. 

',  flützig  pß-  UwE.,  pflitschig  BsLd,  pflüt- 
^cherig  Sch  =  /latschig  BsLd;  Scu;  schwierig  zu 
jehen,  indem  der  Weg  schlüpfrig  von  Schmutz  und 
Kot  ist  UwE. 

Flliezer  m. :  Beiname  der  aut  oder  an  der  ,Flueh' 

Ansässigen  BG. 


flatzge":  flackern  GStdt.  —  Aus  •ßadcncn,  iutensiv- 
lildung  von  fluiken,    mit  dem  an  z    leielit  anschiesseuden  j. 

Flätzge  f.:  überaus  eitle  junge  Weibsperson  BSi. 
:—  Eig.  die  flatterhafte  oder  die  sich  mit  flatterndem  Zeuje 
(ichmückt. 

|[     flätzge"    BSi.:     \.  flattern.   —   2.  =  flatschen  i 
IjSp.  1234).   —   Weiterhilduug  von  ßän(er)ei,,  doch   2  liesse 
ich  noch  leichter  auf  ttülufhun  zurückführen. 


Fn- 


Pfn- 


Fra,  fre,  tri,  fro,  t'rii. 

Fran,  vor  Namen  od.  Titeln  unbetont  Frä:  1.  als 
iJezeichnung  (resp.  Anrede)  einer  weiblichen  Person 
■on  erwachsenem  Alter  und  meist  auch  ehelichem 
Stande,  jedoch  ohne  ausdrückliche  Rücksicht  auf  den 
ietztern.  ,Es  soll  ouch  enhein  Prow,  weder  Eft'ow, 
!ioch  Wittwa,  noch  Tochter,  enheinen  [köstlichen] 
ijürtel  nier  tragen.'  1370,  ZEatsver.  a)  von  höherem 
itande,  z.  B.  aus  städtischen  Kreisen  BHk..  aus  rei- 
heren Familien  Gr  (im  Unterschied  von  Bäuerinnen, 
velcho  W^h  oder  Fräuli  genannt  werden).  Mit  best. 
Irt.  die  Pfarrfrau  BHk.  (vgl.  Her,  Pfarrherr);  die 
lausfrau  als  Herrin  gegenüber  den  Dienstleuten  Aa; 
'silv.;  ScH;  Z,  so  dass  z.B.  eine  Magd  sagen  kann: 
;''*  han  e  bösi  Frau;  Syn.  sl;  d'  (Frau)  Meisterin. 
'dagegen:  jungi  Frouwe,  Mägde  Psilv.;  vgl.  Jungfrau. 
Welcher  Herr  oder  Meister  und  Frauw  frömde  Dienst 
Is  Knecht  oder  Mägd  in  unser  Land  füerten.'  1721, 
IcHW  LB.  S.  noch  (Frau)  Mueter.  —  h)  doch  auch 
inrede  an  irgend  eine  ferner  stehende  Person  B;  Z, 
nd  mit  dem  Dini.  Frauili  werden  Frauen  auf  dem 
;.ande  gerufen  Sch.  Und  emal  häd  er-si  [ein  Herr 
ie  Krämerin]  g'grüeet  und  g' fraget:  FrauH,  was 
änd-er?  Müsteri.  —  c)  , geistliche  Frauen':  Non- 
en  oder  Ordensschwestern,  allg.  ,Enkein  eliche  Wip 
cell  Wittwa   noch   mit  Namen    enkein  Frow,    weder 


Begin  noch  ander  Froweii.'  l:;7ii.  Z  Ratsver.  — 
d)  ,Unsere  (liebe)  Frau':  die  h.  Jungfrau  Maria. 
Helf-is  [uns]  Gott  und  eusi  liehe  Frau!  Spruch  zum 
Anfang  des  Gebetes  L.  .Dann  ich  bin  myns  ordens 
unser  frowon  bruoder',  d.  i.  ein  Carmeliter,  welcher 
Orden  sich  , Brüder  der  h.  Jungfrau  von  Mont-Carmel' 
nannte.  NMan.  ,Unser  Frowen  Brüeder  habend  ein 
wysse  kleidung  wie  die  müllerknecht.'  .TJRüeuer  1G0(). 
F''  ha"  Öppü:  im  [in-em,  einem]  Äug;  F'' ha"  g'meint, 
es  sig  Staub  [oder  e  Burdi  Strau],  Es  isch  numme 
eusi  liehi  Frau  (hinder-em  Baum)  S  (Zaubersegen). 
Wissi  Frau  hinder-em  Baum  Mach  mer  's  Dingli 
us-em  Aug!  s.  Rocbh.,  AK.  343,  der  diese  ,1.  Frau'  auf 
die  Sonne  bezieht.  In  Zürich  hiess  's  wlss  Fräuli 
eine  kleine  Statue  der  hl.  Jungfrau  aus  weissem  Mar- 
mor und  das  Haus,  an  dessen  Aussenseite  sie  bis 
unlängst  angebracht  war.  —  e)  die  gel''  Frau:  die 
(nicht  etwa  gelb,  sondern  schwarz  gekleidete,  aber 
reich  geschmückte  Z)  Begleiterin  der  Braut  zur  Trau- 
ung und  auch  bei  der  übrigen  Hochzeitfeier  Aa;  Bs 
(Spreng);  L;  ZGlattf.  Syn.  Brütjuinjfrau;  Sjmsen- 
cerheberin;  Frc'gespil;  Brutläuferin.  ,Sain  sy  im  Dorf 
an  unser  Magt  Hochzyt  und  darby  ir  (wie  man  spricht) 
gältfrouw  wäre.'  Mal.,  welche  Form  viell.  den  urspr. 
Sinn  der  Benennung  erklärt.  Diese  Person  [die  Patin 
der  Braut  Z]  i.st  nicht  nur  Führerin,  sondern  auch 
Lehrmeisterin  der  Braut  an  der  Stelle  der  Mutter  und 
überhaupt  Ceremonienmeisterin  des  Tages.  In  einem 
Körbchen  am  Arm  trägt  sie,  hinter  der  Braut  schrei- 
tend, die  von  den  Gästen  dargereichten  Kränze.  Nach 
der  Trauung  schneidet  sie  dem  Bräutigam  mit  einem 
Scheerchen  das  Kränzlein  ab,  das  er  auf  dem  Kopfe 
trägt,  gibt  ihm  eine  Ohrfeige  und  steckt  ihm  einen 
,Maien'  auf  den  Hut.  Nach  der  Rückkehr  des  Zuges 
ins  Wirtshaus  eilt  die  G.  Fr.  in  die  Küche,  wo  sie 
das  geraubte  Kränzchen  ins  Feuer  wirft  und  betet; 
denn  ob  die  Flamme  das  Kränzchen  rasch  oder  lang- 
sam verzehrt,  ist  eine  günstige  oder  ungünstige  Vor- 
bedeutung. Bei  der  Tafel  bietet  die  G.  Fr.  (welche 
rechts  neben  der  Braut  sitzt  und  sie  bedient  Aa  f ) 
den  Gästen  Schnupftücher  als  Geschenk  und  empfängt 
ihre  Gegengaben.  Nachher  muss  sie  zu  verhindern 
suchen,  dass  einzelne  Gäste  die  Braut  entführen. 
Nach  der  Rückkehr  ins  Haus  schliesst  sie  noch  die 
Tür  der  Brautkammer,  die  sie  am  Morgen  auch  wieder 
ört'net  L.  Im  Aa  zog  sie  am  Schluss  des  letzten 
Tanzes  der  Bi-aut  den  Kranz  (das  ,Schäppeli')  vom 
Kopfe.  —  f)  ,weisse  Frauen-  erscheinen  da  und 
dort  in  der  Nähe  von  Ruinen  alter  Schlösser;  so  z.  B. 
des  Schlosses  S  Bahn.  Sie  besitzen  unermessliche 
Schätze,  deren  der  Befreier  des  unseligen  Geistes  teil- 
haft werden  soll;  aber  die  Befreiung  misslingt  immer. 
—  g)  Fräuli  (Fraueli  Bs):  unscheinbare  alte,  arme, 
kleine  Weibsperson  Bs;  Gr;  Z  {Fräuli,  verschieden 
von  Fraueli,  s.  2).  Dagegen  von  unverheirateten  Per- 
sonen höhern  Standes  (zunächst  der  Patrizierlämilien) 
schon  längst  in  L;  Schw;  S;  anderwärts  erst  in  neuerer 
Zeit  als  Titel  sich  einnistend  und  da  meist  durch  Bei- 
behaltung der  nhd.  Form  (Fräulein)  sich  als  Lehnwort 
verratend.  Ein  Ai'  Spruchgedicht  macht  sich  über  die 
Verdrängung  von  Jumpfer  durch  Fräuli  mit  Recht 
und  trefflich  lustig,  u.  A.:  Wott  nppe  Äne  [Einer] 
Hochzit  ha"  Und  int  mP  Mkcss  a's  Siijiin-  dra",  Passt 
,Jungfrau'  bim  Vrrrli(indr"  sildrrhi.  Ihn-h  ,Fräulein', 
merlcscli,  das  pasxt  ijiid  m-ht.    l''rcili   Iirisscii  Alle,  die 


1243 


Fra,  fran,  fie,  fii,  fro,  fru 


Jen  Ecifrock  tragen  Gr  ObS.  „Das  Fraueli  machen, 
eine  weibliche  Verbeugung,  Knix  W";  Syn.  Jüngferli. 
,Das  edel  friiuwli  Margreth  von  Flandren.'  Ansh.  Da- 
neben aber  ,fröwelin'  in  ä.  Zeit  auch:  öft'entliche  Dirne. 
Z  Eatsb.  XIII./XVI.;  vgl.  Frauen-Gass,  -Hus,  -Wirtin. 
—  h)  Gebäck  in  Form  einer  Frau;  in  G  mit  feiner 
Mandelfüllung,  zur  Neujahrszeit;  an  der  Kirohweih 
AAZein.;  Fröittvi  aus  Weizenmehl,  Ei  u.  A.  für  Kinder 
zu  Weihnachten  W;  vgl.  Mann  als  Gebäck.  ,Nun 
grüess  üch  Gott,  ihr  lieben  Kind!  Ihr  drü.  die  jetzt  die 
jüngsten  sind.  Der  Felix  nehm  zum  Ersten  's  Hörn; 
Das  Fröwli  esse  er  erst  morn!  Kein  ander  Wyb  soll 
er  noch  han,  Als  die  er  fröhlich  essen  kann.'  HBüll., 
Niklausenspruch  1541.  —  Im  alten  Recht  werden  die 
Frauen  bald  bevorzugt,  bald  geringer  geschätzt  als  die 
Männer.  , Allweg  [soll  Recht  gesprochen  werden]  den 
Frowen  vor  den  Mannen.'  Oftn.  GKilchb.  ,So  ist  der 
alt  Bruch,  dass  welcherlei  einem  Mann  die  Straf  ist, 
ein  Frow  den  halben  Teil  verfallt  und  dry  Frowen 
für  1  Mann  zur  Kundschaft.'  1533,  B.  ,Zwen  ehr- 
bare Männer  oder  4  ehrliche  Frauen  sind  zue  voll- 
kommener Kundschaft  gnueg.'  1659,  BE.  Auf  einem 
alten  Brauche  beruhte,  dass  begegnende  Jungfrauen 
und  Frauen  bei  Umzügen  in  Basel  und  Bern  ins 
Wasser  geworfen  wurden;  s.  B  Taschenb.  1871,  237; 
und  dass  alter  Volksglaube  dahinter  steckt,  s.  bei 
Mannh.  Baunik.  331  f ;  411.  —  2.  die  Ehefrau  (und 
Hausfrau)  als  solche.  D'  Frau  ist  Meister  und  nit 
de''  Ma'"  (aus  einem  Kinderlied).  In  vertraulichem 
oder  zärtlichem  Ton  oft  oder  auch  überhaupt  (BO.) 
in  dim.  Form:  Frouweli  BHk.,  Fraueli  Bs;  B;  Z, 
Fräuli  Z,  Fröli  Ap.  D'  Hebaiiim  hat  um  Zwölfi  no''' 
zu  's  Chlme  Fräuli  tnüese.  Stutz.  Just  leit  se-si'''' 
[nämlich  d'  Frau  Sunne]  a".  Wie  hat  si  en  Bocl; 
mit  iifusige'  Armle',  guldeni  Schüehli,  schön  haueli 
Strumpf:  das  git  aW''  es  Fräuli!  JKdMey.  1844. 
,Wenn  schon  einer  tat  schicken  Vil  krönen  synem 
wyb  Und  er  dahinden  blib  [in  der  Schlacht  umkäme]. 
So  näm  doch  das  fröuwelin  ein  anderen  mann.  War 
er  schon  erst  uss  Wallis  kon.'  BGlett.  1557,  Houptm. 
Fraue"  (ZSth.),  Frauelis  (B)  mache',  das  Haushal- 
tungsspiel der  Mädchen;  Syn.  Fraubasete;  vgl.  g'rät- 
terlen.  RAA.  Zltvertrlbheisst  ml  Frau.  Haüshaltüngs- 
SPRUCH.  Scho'  Inder  Geld,  wo  d'  F.  nid  iveisst!  Sch;  Z. 
Das  ist  me  wert  (freut  mi'''  me,  tvett  i"''  lieberj,  als 
mänge(m)  Ma"  si  F. !  Wenn  er  sl  F.  fresse"  tat  und 
spruni/  mit  'em  bluetige'  Mul  's  Dorf  ab,  so  hätt  er 
glv''  [bald]  wider  en  angeri.  Schild.  Wenn  d'  mer 
de'  G'falle"  tuest,  so  viuest  denn  emöl  e  F.  ha'  (und 
wenn  si  müesst  Ore'  ha'  wie-n-e  Baiersou).  Suterm. 
Sprww.  E  F.  üni  [ohne]  en  Ma'"  ist  e  Rebe'  üni  en 
Stecke*.  Sulger.  Fraue'  chömed  nie  z'  früeh  i'  d'  Chind- 
lietti ;  si  hürated  nw  nie  früeh  g'nueg!  ebd.  One 
Fraue'  und  one  Geld  war  es  trurig  i'der  Welt.  Ineichen. 
Oni  Fraue'  und  guete  Wi"  wie  chönnt  -  me'  fröli''' 
si'?  Sulger.  E  F.  nimmt  ke'  alte  Ma"'  der  [durch] 
Gottswille.  Ineichen.  E  schöni  F.  finde"  ist  Hecht, 
aber  si  schön  b'halte"  ist  schwer,  ebd.  Wer  e  hübschi 
F.  hürötet,  hed  guet  Nacht  und  bös  Tag  L.  Mer 
muess  e  F.  bim  erste  Laid  [Laib]  Brod  zieh'  [erziehn] 
AAEhr.  En  Ma"  und  en  Hund  sind  z'  g'wennen, 
aber  e  F.  und  e  Chatz  nild  Z.  E  brari  F.  und  en 
warmen  Ofe  in  dei-  Stube  sind  der  best  Husrot.  Ineichen. 
Es  isch  besser  [leichter],  e  Nodle"  [Nadel]  i'-me  Heu- 
stock sueche  a's  e  gucti  F.    Schild.     Ist  d'  F.  bös,   so 


mm 

ebi  1,,;^ 


nützt  's  Schloh  Ntld;  ist  si  guet,  so  isch  's  gar  unnötük 
Ineuhen.  E  rechti  F.  betet  tiur  ei's  Vateruttser.  ebd. 
E  dummi  F.  b'könnt-men  a'  der  Hübe.  ebd.  E  F. 
wo  nid  gern  spinnt,  treid  es  grobs  Hömmli.  ebd.  E  F., 
wo  gern  icäscht,  findt  zentume  [überall]  Wasser,  ebd. 
E  F.  ist  niene  hübscher  als  deheime.  ebd.  (deheime  am 
schönste.  Sulger).  D'  Fraue  und  d'  Chatze  g'hören 
i"  's  Hüs.  ebd.  Wenn  d'  F.  nid  liüset.  Und  d'  Chatz 
nid  müset.  Und  der  Hund  nid  billt.  So  ist  Alls  rer- 
sjnlt.  ebd.  E  liederligi  F.  macht  e  liederlige  Ma'". 
ebd.  E  F.  eha"  me  i"  der  Schöss  furtträge',  als 
e  Ma"'  mit-eme  Wage  zuefüere'.  Sulger.  E  swg- 
fältigi  F.  füllt  's  Hus  bis  under  's  Dach.  Ineichen. 
Me"  seit  ke  F.  m",  wenn-me'  nid  zwo  chann  erhalte". 
ebd.  E  rlchi  F.  im  Hü^  trtbt  de'  Friden  üs.  ebd. 
Wem  d'  Fraue"  sterbe"  und  d'  Boss  fülle'  [Fohlen 
werfen],  dem  tvachst  's  Vermöge,  ebd.  Inere  [einer] 
schwangere  F.  stöd  's  Grab  offe"  L.  D'  F.  ist  d's 
Ma"s  bis  uf-e  Chilchhof.  Ineiohen.  Ab-em  Flicken 
[od.  Dokteren]  tued  Nieme'  loüeste'  [hässlicher  werden] 
wann  [als]  d'  Fronten  BHa.  Wenn  zwo  Frauen  i  eim 
Hus  sind,  so  ist  eini  z'  vil.  Wenn  me  Frauen  im 
Hüs  a's  Öfe,  so  ist  kei  Fride  drin.  Ineichen.  E  F. 
lachet,  wenn  si  cha'",  und  briegget,  toenn  si  tcill.  ebj. 
Mängi  F.  ist  ussen  e  Pfau   und  innen   e  Sou.    ebd. 

—  3.  Bed.  2  übertragen  auf  das  Weibchen  von 
Tieren.  ,Das  männlin,  desgleichen  das  fröuwlin  [des 
Bären].'  Tierb.  1563.  —  4.  in  dem  Spiele  ,Steckli- 
grüeblis,  Löchliballen-  heisst  der  erste  Stein,  den 
man  zur  Busse  erhält,  ,Frau',  die  weiteren  heissen 
.Kinder'.     Vgl.   Vater   und   Mueter.    Rochh.  AK.  398. 

—  5.  Ortsnamen:  ,Frau'  heisst  der  auch  ,Bluemhs- 
alp'  genannte  Gebirgsstock  im  BO.,  dessen  mittlere 
Hauptgipfel  ,die  weisse  Frau' ;  vgl. , Jungfrau'  und  ent- 
sprechende Bergnainen:  ,Mann,  Altmann,  Etzel'  usw. 
,Frau'  und  , Jungfrau'  im  BO.  sind  wahrsch.  mit  Bez. 
auf  einander  gedacht  und  auch  der  äussern  Gestalt 
einigermassen  ent^jirechend  benannt;  ob  aber  diese 
Namen,  wie  auch  ,Mönch'  u.  a.,  alt  und  im  Volk  ent- 
sprungen, bleibt  fraglich.  Allerdings  lässt  der  ger- 
manische Volksglaube  Riesen  und  Riesenweiber  beim 
Aufgang  der  Sonne  versteinert  werden.  In  Zss.  er- 
scheint ,Frau'  in  Namen  von  Ortschaften  und  Grund- 
stucken als:  ,Frau-Matt'  BsLd;  B,  ,-Brunuen'  B,  ,-Brüii- 
neli'  ZHott,  ,-Rüti'  BsLd,  ,-Wis'  ZHombr.,  .Frauen- 
Feld'  Th  (auch  scherzhaft  appellativ  gebraucht,  z.  B. 
du  muest  go  [nach]  Fr.  =  eine  Frau  suchen.  Stutz. 
.Alles  Böse  kommt  von  Fr.'),  ,-Guet'  BSumisw.;  ZSeen, 
.-Kappel(en)'  B;  L,  .-Kirch'  Gr,  ,-Krachen  [Schlucht]' 
BO.,  ,-Mös'  ZHed.,  ,-Brünneli'  ZBäretsw.,  ,-Rüti' Apä.,  ■ 
,-Tal'  ZoCham.  Mehrere  von  diesen  Namen  beziehen 
sich  oft'enbar  auf  die  h.  Jungfrau  (.unsere  liebe  Frau', 

s.  0.)    und   kirchliche  Stiftungen  zu  ihren  Ehren;   in 
einigen  kann  , Frauen'  als  wirklicher  Plural  sich  auf 
Nonnen  oder  Ordensschwestern  beziehen,  deren  Haus    ^.. 
an  dem  betr.  Orte    oder   in    dessen  Nähe   stand  oder   j, 
noch  steht,  oder  deren  Kloster  den  Besitz  inne  hatte.   1  ' 
So    befand   sich    in   der  Nähe   des   ,Fr.-Brünncli'   ein 
Schwesternhaus  (vgl.  , Frauen'  in  diesem  S.  unter  1). 
während  , Fraubrunnen'  von  einer  (wahrsch.  heilkräf- 
tigen) der  h.  Jungfrau  geweihten  Quelle   benannt  ist. 
Statt    .Fraueninos'    findet    sieh    übrigens    urkundlich 
1452  .fromos',  wahrsch.  aus  fron-,  so  dass  damit  Zu- 
gehörigkeit an  eine  Kirche  bezeichnet  war,  und  ebenso 
ist  viell.  .Frauwis'  u.  A.  zu  erklären;  vgl.  Frau-Fasten 


!Sii 


<•» 


245 


Kra.  l'raii.  tVe.  IVi,  fni,  fni 


1246 


und  umgek.  Bunstctten  aus  ,Baunistätten').  , Frauen-' 
irscheint  auch  als  erster  Teil  von  Pflanzenn.,  die  aber 
;.  T.  allgemein  deutsch  sind. 

I  Mhd.  viouire.  Der  Gen.  (zur  Uezeifliiniu^  von  Vwdt- 
^chaftsverhältniss)  mit  schw.  Fle-Kiou.  z.  B.  rkr  Frauc'  Brüeder. 
J—  Zu  1  a  vgl.  engl,  queen,  eig.  auch  nur  ,Frau',  dann  eiu- 
MSCbränkt  auf  die  höchste  im  Lande  (vgl.  Monaieur,  Madaiiu 
iisw.  mit  Bez.  auf  die  königliche  Familie).  —  Ob  sich  in 
1er  ,Frau'  im  Munde  der  Dienstboten  die  uralte  Bed.  des 
Portes  als  ,die  Herrin'  erhalten  habe,  oder  der  Ausdruck 
licht  vielmehr  der  Rede  des  Gatten  entnommen  und  daraus 
ast  zum  Eigenn.  versteinert  sei,  ist  um  so  fraglicher,  als 
jctzteres  mit  anderen  Namen  (de''  Ma""  =  Herr,  Meister; 
.';■  Mueter  i.  S.  v.  ,deine  M.'  u.  a.)  der  Fall  ist.  —  Zn  1  d 
■gl.  frz.  notre  dame,  span.  nuestra  sennora.  —  1  e.  Das 
Utribut  ,gelb'  bezieht  Spreng  auf  den  ,güldenen  Schmuck', 
!i  «lohem  dieser  Hochzeitsgast  vor  andern  prange.  —  Dass 
!•■   ,u risse  Fr.'  mythologische  Bed.  habe,  ist  längst  erkannt. 

Äni-Frau:     Mutter    der    Grossmutter    Ndw.   — 
■Tisel  fiselj- :    Nonne    oder   dienende   Schwester    des 
,0g.  Inselspitals  in  B;  s.  Sp.  346. 
i     Ipe"-:  Frau,  die  noch  die  alte  Tracht  hat  BÖchw. 
■  t|-   I]K  =  Jüppe,   Jacke.      Vgl.    Göller-,    liuljen-Fi: 

firen-:  1.  Begleiterin  der  Braut.  ,E.,  ein  eerlich 
■geehrtes]  weib,  stolata  mulier;  also  nempt  man  auch 
iie  zuonechst  bei  der  braut  sitzt.'  Mal.  —  2.  B.  d. 
Taufpatin.  ,Dass  inskünftig  die  zu  Taufgezeuginnen 
■rbettene  Weibspersonen  des  Begleits  der  sogenannten 
•".hrcnfrauen  sich  enthalten  sollen.'  B  Mand.  17'28/47. 

I's-;  im  Wortspiel  mit  Hüs-F.  s.  Sp.  553.  's  Wib 
iill  .s("  e  Hüsfrau  und  nid  en  U.  Sulger.  .Hausehre 
leines  Hauses  zu  werden,  sei  deine  höchste  Ehre; 
ber  dann  musst  du  als  Hausfrau  nicht  Ausfrau  sein.' 
I'roi.i,  1844.  —  Betr.  die  Lautform  vgl.  umgek.  Hustmj 
.Ir    l\ia,j. 

Xi'ben-us-:  eine  einsam,  abgelegen  wohnende. 
^n  Imm  einem  Nebeusfraueli,  wo  [welches]  Nüt  vo" 
^■r  Welt  wüss.'  Gotth.  —  Vogt-:  Wittwe,  die  einen 
\'ogt-  (s.  Sp.  703)  hat.  ,Das  ich  urkenn,  aus  niyner 
'ogtfrowen  ernstliclien  Pitt  willen  in  vögtlicher  Wys 
■■'*■■"  haben.-  1.5'29,  Mise.  Tiß.  Die  Oftn.  TnWagenh. 
1  .Mdangt  Jahresrechnungen  von  denen.  ,die  vogt- 
;   oder  vogtfrouwen  band.' 

I  iiin-fasten-  s.  Sp.  1114.  Bei  einer  Wasche  in 
'  i    I' ronfasten  hilft  die  Fr.  mit  waschen  L. 

Anrli  die  entsprechenden  deutschi'U  Frau  Hulda  (Holle) 
ml  Kiiiu  Hertha  erscheinen  bald  freundlich  hilfreich,  bald 
Inrrkhaft  zerstörend. 

ilevatter-  s.  Gevatter  Sp.  1128.  -  Göller-:  ein 
^lillcr'  (Art  Brust-  und  Halskleid)  tragende  Frau. 
I'li  predige  nicht  allein  für  die  G-en,  ich  predige 
luli  für  die  Männer.'  G.  Hier  scheint  allerdings 
liclit  eine  besondere,  sondern  die  allg.  weibliche 
'rächt  gemeint.  Vgl.  Ipeii-,  Huben-F.  —  (iüetsi-:  die 
^uckerwaaren  und  andres  Backwerk  feil  hält  od.  feil 
■ragt  Z.  —  Gnad-:  gnädige?  od.  von  Gott  begnadete 
'ran,  Klosterfrau?  ,Man  müesste  ire  wyber  [die 
'fiurersfrauen]  für  gnadfrowen  han.'  Zwingli.  Eine 
Huttor  sagt  zur  Tochter,  wenn  sie  ins  Kloster  gehe: 
Da  bist  du  ein  gnadfrow  on  arbeit  und  not.'  NMan. 
's,'l  (rnaä-Jungfraii.  —  Grab-:  welche  die  Leichen- 
:i'  li''  und  nachher  die  Ausschmückung  der  Grabstätte, 
II  iiKinchen  Orten  auch  den  Friedhof  übh.  besorgt 
nd  bis  zum  sog.  Preissigston  am  Grab  und  beim 
iottesdienst  gewisse  Gebete  für  den  Verstorbenen  ver- 
_ichtet   L.     ,Die    bisher    von   der   Gr.   besorgten    auf 


Stöcken  gewundenen  roten  Kerzlcin  sollen  von  nun  des 
Gänzlichen  verboten  sein.'  L  Ordn.  1818.  —  Hube"-: 
Bauernfrau  aus  Z  Kn.-Amt,  welche  die  dort  übliche 
tüchene  weisse  Haube  trägt.  —  Haupt-  [Höpt-  Ar): 
ausgezeichnet  tüchtige  Hausfrau  Ai';  Zu.  Vgl. , Haupt- 
kerl' u.  a.  —  Hasen-:  Scheltn.  für  weibl.  Personen 
Ap;  It  RocHH.  A.  S.  2,  59.  G3:  Hexe,  welche  die  Gestalt 
eines  Hasen  annehmen  kann.  —  Hüs-:  1.  Ehefrau 
als  Verwalterin  des  Hauswesens.  E  flissigi  H.  ist  der 
best  Sparhafe.  Ineichen.  ,Eine  gute  H.  muss  5  K 
können:  Kinder,  Küche,  Kammer,  Keller,  Kleider.'  ebd. 

—  2.  Hausherrin    im  Verhältniss    zu   Mietsleuten    Z. 

—  3.  (PI.)  weibliche  Hausbewohner  oder  Glieder  der 
Familie.  , Allen  niynen  h-en.'  LLXngast  1500.  Vgl. 
Hüsvolk.  —  Red-hüs-:  bei  den  Klosterfrauen  in 
Samen  diejenige  Klosterfrau,  welche  im  Sprechzimmer 
die  Gäste  aufnehmen  und  bedienen  muss. 

Jung-  Juafrumv  PP.;  T;  W,  -frou  BE.,  Hk.,  U.; 
FJ.  f-fröj,  Jumpfrau  Aa;  BSchw.;  F,  Jur)gfrr>;  U, 
Jumpfere  Aa;  Ar;  Bs;  B;  Gl;  Gr;  L;  S;  U;  Z  (als 
Vokativ),  Jumpfer  AAFri. ;  BöO.;  Z  —  Dini.  Jung- 
fräuwji  W,  Jung-  BHk.  (in  Bed.  2),  Jumpfräuli  BE., 
sonst  Jüni2)ferli  allg.:  1.  unverheiratete  Person  a)  hö- 
heren Standes  Bs;  BSi.  (Jumpfere):  Z.  In  B  nann- 
ten sich  bis  vor  Kurzem  die  vornehmsten  Patrizier- 
töchter Jumpfere,  ebenso  in  Z  Töchter  aus  den  besten 
Familien  (bis  ungefähr  um  1850);  seither  ist  der  Titel 
.Fräulein'  aufgekommen  und  damit  J.  den  unteren 
Ständen  zugewiesen.  Junge  ledige  Städterin  BHk. 
(Jungfere),  auch  städtisch  oder  stattlich  gekleidetes 
Landmädchen  Z.  Es  Hüsli  wie  nes  Jümpferli  (so 
zierlich,  sauber)  Z.  Jümp)ferli,  Jümpferli,  nid  so 
stolz,  Eueri  Schueh  sind  nw  vo'  Holz;  Wäre"d  si 
mit  Silber  b'schluge",  Chönnti-men  öppis  Anders  sage'. 
Spielreim,  gerichtet  an  die  Führerin  eines  herum- 
ziehenden Schwarmes  von  Kindern.  Mit  best.  Art.: 
die  Tocliter  vom  Hause  Z.  Es  Jümpferli  mache', 
einen  Knix  Ar;  Gl;  „GRh.;  Slh;"  Z.  (Vgl.  Männli 
mache',  sich  aufrichten,  von  Tieren.)  —  b)  ohne  Rück- 
sicht auf  den  Rang,  aber  mit  bes.  Rücksicht  auf  den 
ledigen  Stand,  übh.  erwachsenes  heiratsfähiges  Mäd- 
chen Aa;  Ap;  Bs;  Gotth.  (Jungfere);  Gl;  GRRh.;  L; 
ü;  Z,  Syn.  Meitli,  Meitschi.  Jungfere'  hüetc  ist 
schwere  Arbeit.  Ineichen.  Jumpferegunst  und  Harfe- 
chlang  lütet  wol  und  wärt  nid  lang.  ebd.  Stei'  am 
El'  het  Jumpfere  feil,  's  Botzed  7im  en  Chrüzer;  hole' 
si  die  Schwaben  nit,  so  iiemeii  si  dir  Sdnnzcr.  Sulger. 
D'  N.-er  Jumpfere'  sind  ■•<l<il:  mid  hnihd,  's  git  3 
(7,  12)  um  1  Schilli'g,  denn  hi'it-mc"  mr''  d'  Wal  Z. 
E  hoffärtigi  Jumpfere  [wird]  e  dreckigi  Frau  U.  Alti 
Jungfere'  sind  brechlichi  War.  Ineichen.  Die  alten 
J.  müssen  am  Münster  reiben  (in  Frankf.  a'M.  ,den 
Kircliturm  bonen')  oder:  die  Rheinbrücke  ,verbändlen' 
[mit  Bändeln  einfassen]  Bs;  vgl.  Girizen-Mös  und 
Zeitschr.  f.  Völkerpsych.  XIV,  t)8  tf.  S.  auch  alt;  be- 
rumpfen.  Mit  bes.  Bez.  auf  bewahrte  Keuschheit. 
Jumpfere  g'sl«!  rufen  Gassenbuben  vorübergehenden 
Mädchen  spottend  nach,  mit  Betonung  des  Ptc.  (.ge- 
wesen') zur  Andeutung  verlorener  Jungfernschaft  Aa; 
Ap.  Wenn-me"  Iceini  Jumpfere'  hat,  muess-me'  mit 
Huere'  tanze'.  Sulger.  Im  Ggs.  dazu  wird  natürlich 
vor  allen  die  h.  Maria  schlechthin  .Jungfrau'  (nie 
, Jumpfer')  genannt.  .Samstag  nach  der  heiligen  junf- 
frow  [Tag].'  Edlir.    .Kirche  der  glückseligen  Jungfrau 


124i 


Fra,  frau,  IVl-,  IVi.  fni,  tVu 


1248 


zuo  Sclieizlingen.'  Hagenb.  1882.  Daher  die  KA. : 
,die  Jungfrau  küssen  (müssen)',  zur  Bezeichnung  einer 
Art  von  Todesstrafe,  bei  welcher  der  Verurteilte  ,aus 
den  Armen  des  zur  Busse  geküssten  Muttergottesbildes 
durch  eine  Falltüre  in  eine  Schwertniühle  versank.' 
Hess  1818.  ,Wenn  der  Pater  R.  der  Gewüssensfreiheit 
sich  wurde  wollen  bedienen,  so  wurde  er  zweifelsohne 
eintweder  dem  Feuer  oder  aus  grossen  Gnaden  die 
J.  zu  k.  übergeben  werden.'  ClSchob.  1095.  ,J.'  = 
Klosterjungfrau  oder  Nonne.  Türst  1495/1510.  Vgl. 
Kloster-F.  —  c)  mit  moralisch  ungünstigem  Neben- 
begriff.  tadelnd  od.  scheltend.  1)  Jumpfer,  von  Mäd- 
chen, die  sich  hochmütig  oder  leichtsinnig  über  ihren 
Stand  erheben  (von  b  nach  a)  B  ÖO.  2)  von  Menschen, 
(auch  männlichen  Personen),  die  sich  über  ihren  Stand 
zieren  und  schonen  (grobe  Arbeit  scheuen).  Spreng. 
—  2.  Dienstmagd  (auch  verheiratete).  „Der  Land- 
mann nennt  seine  Tochter  Meitschi,  die  Magd  /."  So 
bes.  in  B  (Jungfrau,  seltener  Jumpfere),  wo  nur  in 
der  Stadt  die  Magd  jetzt  auch,  wie  in  der  Ostschweiz, 
Mcitli  genannt  wird;  ferner  AAFri.,  Leer. ;  F ;  Lf ;  PP. ; 
SnJ. ;  T;  ZoCham  (Jumpfrau);  in  W  bes.  die  Dienst- 
magd des  Pfarrers.  Kei  Jungfrau  und  ke  Chnecht  hed 
si  [die  Spinne]  ergaffet  [um  ihr  Gewebe  wegzukehren]. 
HiFL.  1813.  Ha^  solle"  «erc/ie*  wie-n-e  Jumpfere  BE. 
(Schwyzerd.).  So  sägen  i'''e  inisch  mi"']»  Jumpfräuli. 
ebd.  .Sollte  Jungfrau  sein  dort.'  Gotth.  .Stüdeli  sah 
etwas  schmuslig  aus,  dass  man  es  eher  für  eine  Jung- 
fere  angesehen  hätte,  als  für  die  Sohnsfrau.'  ebd. 
Häb  niul  Mite,  es  ist  numme  d'  Jumpfere.  ebd.  ,In 
den  Häusern  der  Angesehensten  traf  man  (in  der 
2.  Hälfte  XVUI.)  auch  Stubenmägde  (Jungfer,  und 
waren  es  Französinnen,  Mamsell  genannt).'  Gem.  Z 
1846.  Auch  in  Wthur  wurden  damals  die  Stuben- 
mägde in  den  Häusern  der  beiden  Schultheisse  .Jung- 
frauen' genannt.  Troll.  In  der  ä.  Spr.  sehr  häufig; 
auch  ,Dienst-J.'  ,Ein  statt  [Stelle,  Platz,  Stuhl]  in 
der  kilchen,  da  ein  vogt  syn  junkfrowen  [Magd?] 
stellt'  um  1.300,  Urbar  Baden.  ,Dz  ein  ieklicher 
dienstknecht  oder  jungfrow  mögen  iren  lidlon  mit 
irem  eid  behau.'  L  Stadtr.  .Ein  J.,  die  inen  dienet.' 
1.354,  Baden.  .Dienstknecht  oder  junkfrowen,  so  ir 
jar  üs  sind.'  Stadtr.  Baden  1384.  ,Desglychen  hette 
ein  weher  ein  wyp  oder  j-en,  die  row  lyni  hempter 
könnde  machen.'  1431.  Z  Stdtb.  .Syn  wyb  und  ire 
kind.  syn  j-en  und  ander  syn  gesind.'  1432.  GWyl. 
.Dem  erbern  priester  Hrn  H.  v.  Hefingen  und  Annan 
von  Gretz,  syner  j-en.'  1432.  ZRüml.  .Wäre  ouch  der 
gewundet  als  krank,  dass  er  knecht  ald  jungfrouwen 
bedörfti.  das  soll  [der  Täter]  im  ablegen  [vergüten].' 
Zii  Stadtr.  1432.  ,Myn  frow  Eptissin  und  Ursula,  ir  j.' 
14,33.  Z  Eatb.  .Das  er  soll  mit  den  armen  kinden  in 
dem  hus  und  ouch  mit  jongfroweu  und  knechten 
fridlich  leben.'  1438,  L  Senti.  Der  Frauenwirt  zu 
Luz.  soll  Niemand  ,syn  ehafte  oder  gedingete  j.  ab- 
ziehn  [abspenstig  machen].'  1470,  Liebenau.  .Die  kuchi 
und  alles,  so  darinn  ist,  teller  u.  a.,  schatfen  mit  der  j., 
das  sie  suber  und  wol  gewaschen  werdint.'  G  Küchen- 
ordn.  1495.  .Ouch  sollend  die  kilchgnossen  dem  priester 
geliger  [ein  Bett]  geben;  will  er  dann  ein  junkfrowen 
]ian.  die  soll  er  selber  legen.'  XV.,  Gerd.  ,Elsi  v.  IJ.. 
Ursel  H..  des  von  Erlach  j-en.'  1504,  Z  Taschenb. 
,Utt  Santi  Hans  dag  han  ich  angefangen  zum  ersten 
mit  knecht  und  j-en  hüs  zu  hau.'  1523,  Stockar. 
,Es    gebrist    dir.    das    du    nit    eidgnossische    siirach 


kannst;  im  Swyzerland  heisset  ein  jungfrow  ein  dicnst- 
magt,    aber   ein   tochter    oder    magt    heisset   ein   un- 
verserte  meid.    By  üch  heisst  ein  magt  ein(en)  dienst, 
die  nennend  wir  ein  jungfrowen.    Ein  magt  heisst  by 
uns   ein   reine    unbefleckte,   die  nennend  ir  ein  jung- 
frowen.'  Gyrenr.  1523.     ,Wer  der  ist.  der  in  unserm 
land  dienen  will,  es  syent  knecht  oder  j-en.'  1523/44, 
SchwLB.     .A»  1526  gieng  M.  F.  Frey  probst  zur  kil- 
chen mit  syner  j-en.-  Beitr.  1741/5.3.    ,Es  solle  niemand 
dem  andern  synen  knechten  oder  j-en  nütz  [Nichts]  ab-  : 
koufen  6n  des  rechten  meisters  wüssen.'  1527,  Aa  Wstt  ; 
,Die  dienst  [-boten]  als:  knecht  und  Jungfrauen.'  1555, 
Absch.    ,Die  Siechenjungfrau',  die  das  Siechenhaus  bei  ' 
Stans  besorgte.  1560,  Gfbd.    ,Das  yedermann,  jung  und'. 
alt  Personen,  frowen  und  mann,  dienstknecht  und  j-en, 
sich  hüete  vor  Gotteslesterung.'    Z  Mand.  1580  (aber 
im  nämlichen  Mandat  ist  ,J.'  abwechselnd  mit  , Mcitli' 
i.  S.  V.  virgo   gebraucht,   z.  B.    ,von    der  J-en  schwe- 
chung').    ,Ancilla,  ministratrix :  ein  dienstmagt,  jungk- 
frauw.'  Fris.;  Mal.    ,Dienen,  knecht  oder  jungf.  sein.'    • 
Mal.    ,Wend  [wir  wollen]  knecht  und  auch  j-en  dingen 
Und    wend    sy    denn    arbeiten    lan.'    Com.   Beati.    — 
3.   Name    einer    schönen    Kuh    oder    Ziege    Ap.   — 
i.  .Jüngferli:  der  Rallenreiher,  Squackoreiher,  gel-   ' 
her  Krabbenfresser,  spanischer  Reiger,  ardea  ralloides.'    • 
Meisner  u.  Sch.  1815.  —  5.  die   Wasserjungfer,    Li- 
belle.   D'  Mugge  tanzet,  d'  Jumpfere  schwamet,  morn 
wird  's  schön   ZReg.     Vgl.  Se-,  Schmzer-,   Wasser-F. 

—  6.  a.)  hlutti  {niokie]  Jumpfere  a)  Herbstzeitlose 
Aa.     ß)   ungedeckte    Karte    im    Spiel.     Syn.  (iMckigi)  m- 
Pfarrerstuchter.    —    b)    ^Jümpferli,    ophrys    myodes,  Wt 
Mückcnblume.   allg. "     Syn.  Tüfelsäugli,  AffC'g'sichtli,  M' 
Sammctdeli,  -chindli,  -schüeli.  —  7.  Jümpferli,  Bläschen 
am  Auge,  Gerstenkorn  Z.    Syn.  s.  Urseli  Sp.  468.  —    ^ 
8.  ,Die  Jungfrauen,    Prismen  und  Felsennadeln,   ver-   ■ 
schieden  an  Grösse  und  Form,  anscheinend  von  Men-  li 
schenhand,  am  Segnespass.'  Theobald.  —   9.  Jumpfere:   ■' 
fehlerfreier  Abzug  eines  Druckes. 

Mhd.  Ji/iic/roMwe  mit  der  ühf.  jumphvrouire,  junge  Herrin, 
vornehme  Dienerin,  Fräulein;    keusche  Person.   —    1.  Üb«    >; 
..Jungfrau'  als  Name  des  Berges  s.  -Fra«  .5.   —   Bed.  2  wie  iM| 
.Magd',    ursprünglich    auch    Jungfrau     überhaupt,    während    Mj 
,Maid'    den  edlern  Begriff   bewahrt    hat.    —   4  viell.  wegen     : 
seiner  niedlichen  Kleinheit  und  Buntheit;  auch  andre  Reiher- 
arten heissen  .ardea  virgo,  a.  comata'.    —    5  von  der  leicht 
schwebenden,  tanzenden  Bewegung,    ähnlich  den   Eiben,    die 
vielfach    Gestalt    von    Insekten    annehmen.    —    6.   Die  Blüte 
der  Herbstzeitlose  steigt  ohne  Blätter,    also    nackt  aus  dem 
Boden  in  die  Hohe.     Opbr.  my.  heisst   so  wegen    des  zier- 
lichen Blüteuschmuckes  auf  dem  schlanken,  isolierten  Stengel. 

—  Zu    7   vgl.   Schwab.  Junker,   Hautbläscheu   im  (iesicht.  — 
S  von  zierlicher  Gestalt':'  Doch  ist  der  Ausdruck  ohne  Zweifel 
als    Eigenu.    gemeint,    wie    z.  B.   ,die  Schwestern'    im    nalien 
Vorarlberg  u.a.   Namen  für  auffallende  Gehirgsfiirniati"Deu;     ■: 
vgl.   Frau  5.      -    9  von  der  Unheflecktheit.  Ii 

„  Eren  -  Jungfrau  (-Jumpfer):  Begleiterin  der  1 
Braut  Bs."  Vgl.  Brut-J.  —  Krüzgang-:  unter  den 
Mädchen  der  Ortschaft  vom  Pfarrer  auserwählt,  das 
ganze  Jahr  unter  der  Aufsicht  von  erwachsenen  Frauen 
(Frau  MueterenJ  stehend,  bei  , Kreuzgängen'  (Prozes- 
sionen) schneeweiss  gekleidet  mit  einem  Kranz  auf 
dem  Kopfe  FJ.     A'gl.  Rosenkranz-  u.  Krünzli-J.  \ 

Gnad-  ZZolL,  Gnödsjümpferli  Ap:    spottende  Be-  \ 

Zeichnung  eines  .sich  vornehm  und  gegen  Andere  stolz  j 

geberdenden  Mädchens.    Syn.  Dam.    \g\.  Gnad-Frau.  * 

—  .\uffalleud   ist  ,Gnad-"   und   .Gnads-'  statt  .Gnaden-'.  i 


Fni.  tViUl.  U\\  tri.  tVo,   l'ni 


1250 


HtiTfii-;  VDiiifhm,  stiiiUiscli  au.ssclieiiJe  junge 
\V,.il,s|,frson  /,.  Syn.  Stadt- J.  Vgl.  Herre'hlt.  — 
M  Ji.liaiini.s-  Santihaimm-  oder  -hansefier-jmiqjfere: 
1  i;iireiizeielien  der  8tJoh. -Vorstadt  in  Bs,  resp.  der 
i;r«,iliner  derselben;  die  in  altmodischer  Aveiblicher 
s,  hweizertracht  gekleidete  Figur,  welche  bei  den  Uni- 
/iiLfen  der  (Quartiere  zur  Fastnachtzeit  das  Wap))en 
lies  Quartiers  hält.  —  2.  übh.  männlich  aussehende 
W  ihsperson  Bs.  —  Kür-  Jungfrau:  1.  städtisches 
Iriulein.  das  eine  Kur  auf  dem  Lande  gebraucht  F.  — 
■_'.  Magd  od.  Haushälterin  in  einem  Pfarrhofe  (Kur)  F. 
Kränzli-:  auserwähltes  ehrbares  und  sittsames 
Milchen,  dgl.  bei  Prozessionen  Fähnlein  tragen  L. 
\  l:1.  Krü:gan(j-J.  —  Rosenkranz-:  (PI.)  eine  Gesell- 
-rluift  von  15  Jungfrauen,  die  bei  Prozessionen  vormals 
S.  liiilipeli',  jetzt  Kränze  tragen,  an  einigen  Orten  in 
lirr  Hand  einen  grossen  Schild,  an  dessen  Spitze  eine 
K'/rze  aufgesteckt,  und  auf  dem  eines  der  ITi  Gchcini- 
iii-se  des  Rosenkranzes  gemalt  ist  AaF.  Vgl.  das 
VMiliergeh.  —  Meister-:  Obermagd  in  einem  Bauern- 
liaiise  BE.  —  Priester-:  Magd  eines  Priesters.  Im 
.1.  1580  wird  in  Baden  beschlossen,  eine  Visitation 
viizunehnien  und  die  Concubinen  und  Pr-en  aus  dem 
Lande  zu  weisen.  Aiisi'B.    Vgl.  ScMaf-J.;  Ffcjfcnfrau. 

—  Brut-:  die  beste  Freundin  und  darum  nächste 
ücirlciterin  der  Braut  bei  der  Hochzeit,  vom  .Gesell' 
in  die  Kirche  geleitet  ZGlattf.    Syn.  s.  bei  gelbe  Frau. 

—  Sc-:  Wasserjungfer,  Libelle  GbD.    H.  Jungfrau  ö. 

—  Scliuel-:  Lehrerin  an  einer  Volksschule  LSurs. 
vor  1786.  Syn.  Lir-Gotte,  -Schwester;  vgl.  auch  Ler- 
Frau.  —  Schlaf-:  Concubine.  Die  katholischen  Orte 
fluden  im  J.  158(i  für  nötig,  dass  die  Priester  die 
.Schlafjungfern'  entlassen.  Absih.  —  Schlüssel(i)-: 
eine  der  Gestalten,  welche  in  unsern  Sagen  die  .Weissen 
Frauen'  der  benachbarten  Länder  (z.  T.  entsprechend 
den  weisen  Frauen  des  german.  Altertums  oder  deren 

j  Herrin  und  Vorbild,  der  göttlichen  Wolkenfrau)  an- 
genommen haben.  Bes.  berühmt  ist  die  Schl.-J.  von 
Tegerfelden,  von  Rochh.  AS.  1,  ■2'21-  248  ausführlich 
und  meisterhaft  behandelt.  2  Schl.-J.  erscheinen  u.  a. 
auch  an  der  Strasse  zwischen  ZRegensberg  und  Stein- 
inaur,  weissgekleidet,  mit  Schlüsselbund  und  Blumen, 
bes.  an  Samstagen  und  Sonntagen,  oder  auch  nur  ein 
Mal  im  .Tahr.  Sie  bieten  begegnenden  Männern  einen 
Schlüssel  resp.  eine  Schlüsselblume  an,  welche  die 
Tür  zu  einer  Schatzhohle  öffnet;  aber  die  Gewinnung 
des  Schatzes  und  die  daran  geknüpfte  Erlösung  der 
J.  misslingt  immer.     Vgl.  SchlüsseU-Frau. 

Üchvi izeT-Jum2jfere:  eine  Art  grosser  Mücken, 
Uferhaft,  ephemera  vulgata,  zahlreich  am  VwSee. 

Üo  genanat  von  Jen  FJilgeln,  welche  im  ruhenden  Zu- 
stand uelieu  «inauder  aufgestellt  gerade  so  aussehen  wie  die 
im  Kt.  .Scliwyz  üblich  gewesenuu  FlUgelhaubcn  der  Frauen. 

Dienst-  =  Jungfrau  3.  .  Dienstknecht  und  dienst- 
jungfrowen  soll  nieraan  abkoufen  guet.  so  ir  herren 
gewesen  ist.'  1480.  L.  —  Wasser-:  \.  ^=  Jungfrau  5, 
Se-J.,  bes.  die  Kalopterygine  L;  Z.  Syn.  Tüfels-Nudle, 
-Grossmueter.  —  2.  kleines  Stück  Binsenrohr,  in  dessen 

i  unteres  Ende  ein  Steinchen  eingesteckt  ist,  so  dass  das 
Rohr   aufrecht  im  Wasser  schwimmt    Z.  —  Zente-i 

I  eine  der  vielen  Namen  für  die  letzte  Garbe  tei  der  Ernte, 
hier   als   Zehentgebühr    Z.   —   Höchzit-  CHochsig-): 
die  einem  Hoehzeitgast  zugeteilte  Begleiterin  od.  übh. 
weiblicher  Hochzeitgast  Z. 
Schweiz.  Idiotikon.  I.  9. 


G'^jünipf  11.:  verächtlidi  für  Juiiijifer  Z.  — 
Scheinbar  collectiv,  »gl.   ,Frauenziiiinier'. 

jümpferlen:  1.  aussehen  wie  eine  Jungfer.  Si 
jümpfcrlct  immma  rdss  [nicht  mehr  stark),  von  einer 
verdächtig  aussehenden  Ar.  —  2.  sich  wie  eine  Jungfer, 
zimpferlich  geberden,  von  jungen  Mädchen  und  Frauen 
Aa;  B.     Das  China  [Mädchen]  jümjtferht  S(;ii. 

g'jümpferlig:  einer  Jungfrau  zukomineml,  äliii- 
lich.     Gj.  üsg'seh",  tue"  usw.  =  zart,    zimpferlich    Z. 

Chuchi-Frau:  Küchenfrau,  Köchin.  In  einem 
Kinderspielreim  heisst  es  u.  A. :  Mi'  Vater  ist  e"  Weber, 
Ml"  Mueter  ist  e  Cli.  G;  S.  —  Wohl  für  das  folg.,  nicht 
mehr  verstandene  W.  eingesetzt. 

Chüechli-:  Kuchenbäckerin,  oder  wohl  eher  = 
Küechlimueter,  Hebamme.    In  dem  selben  Spielreim  L. 

—  Chindli-:  Hebamme  Z  (Kdrspr.). 
Cher-Fräuli:  Kellerassel, -wurm  Av.  Syn.  Kcr-Su. 

—  Ker  aus  Keller. 

Korn-Frau:  Korneinnehmerin.  ,l)ic  k.,  die  iiam 
körn,  kernen  und  haber  yn,  Hess  dasselb  den  puren 
messen.'  1525,  Bossh.,  Chr.  —  Chloster-:  I.Nonne, 
allg.  Vgl.  Jungfrau  1  b.  Si  hed  so  J:a>idscin  [sittsam] 
chönne'  tue"  [sich  geberden]  wie  nes  ('lilv.sler/rihili  L. 
D'  Vhlusterfrauc  und  d'  WVrebe'  gend  Nüd    vergebe. 

—  2.  ,Von  etlichen  wirt  die  weiss  Wasserstelz  ein 
Klo.sterfröuwle  geheisscn,  von  der  weiss  und  schwarz 
geteilten  Färb.'  Vogelb.  1557.  Vgl.  Jungfrau  4.  — 
3.  ein  Gebäck,  bestehend  aus  gehacktem  Fleisch,  wel- 
ches krapfenförmig  in  Omelettenteig  gewickelt  ist  L. 
Wahrsch.    eig.    ein  Klostergebäck.     Vgl.  arme  Ritter. 

—  4.  (PI.)  =  Heidenfür  4  (Sp.  945)  L.  Daher  mit 
einer  Verquickung  von  Bed.  1  u.  4  die  Wetterregel: 
Wenn  d'  Chl-e"  chüechled  [Kuchen  backen],  gid  's 
Wind.  —  5.  Tintenklecks  W.  —  Krämli  (Chrö-liJ-, 
Kräpfli  (ChrÖ>i)fli)-  =  Giietsi-F.  Z. 

,Leidfrauwen  =  leidschwösteren ,  Icidtragereii, 
gedingte  weiber,  einen  todten  ze  beklagen  und  das 
leid  zuo  tragen,  prieficffi.'  Mal. 

Vgl.  die  Klageweiber  der  alten  Römer,  welche  im  roma- 
nischen Gr  bis  auf  neuere  Zeit  fortgelebt  zu  haben  scheinen. 

Lumpe"-Frau:  eine  schlechte,  liederliche,  welclie 
ein  ,Lump'  i.st;  Syn.  Idimpin.  —  Lümpe"-:  Lumpen- 
sammlerin Z.  —  Land-:  eingeborne  od.  eingeheiratete 
Bürgerin  des  Landes,  der  als  solcher  auch  die  betr. 
Rechte  zustehen.  Vgl.  Landmann.  ,Dass  unser  land 
als  [so]  fry  sy,  dass  ein  jetlich  lantmann  oder  lant- 
frow  uss  dem  land  züchen  mag,  doch  ir  rechten  gelten 
[Gläubigern]  und  ir  angeleiten  stür  unschädlich.'  1427, 
SiHwMa.  LB.  ,Ein  frow  in  unserm  lant,  so  einen 
hindersässen  und  einen,  so  nit  lantmann  ist,  zuo  der 
ee  nimpt,  soll  unser  lantrecht  verloren  han;  .stnrb  er 
aber  vor  ir  und  sy  vorhin  [früher]  ein  lantfrow  was, 
soll  sy  alsdann  widerum  lantrecht  haben.'  1.501/44, 
ScHw  LB.;  dafür  lö05,  SchwG. :  .verloren,  bis  sy  wider 
ein  Landmann  nimmt.'  ,Lantsfrow',  Edelfrau,  die  das 
Landrecht  (in  Ar)  besitzt.  1405,  G  Urk.  —  Länder- 
Fraueli  n.:  Hausiererin  od.  Bettlerin  aus  den  , Län- 
dern', d.  h.  VOrten  (bes.  LE.),  dgl.  in  der  ersten  Hälfte 
des  Jhdts,  als  BE.  noch  reich  war.  dieses  namontlicli 
zur  Winterzeit  zahlreich  durchzogen  und  wegen  ihres 
aufgeweckten  Wesens  gerne  gesehen  waren  B.  — 
Ler-Frau:  Lehrerin  Nnw.  Vgl.  Schuel-Jnngfrau.  — 
Liren-:  Leierfrau,  herumziehende  Musikantin,  in  Ver- 
ordnungen des  XVI.,  XVII.    neben  anderiu  fahrenden 


1251 


Kra,  f'i'ail,  Ire,  tri,  ho,  Im 


1252 


Volk  Villi  zwcilulliafter  iJoscliall'oiiliuit  öTtur  geiuvunt, 
,|ia  sy  iibcr  zuo  den  gaugglereii  . . .  und  leirciifrauwen 
[.Lcirenhuron.'  1093]  und  anderem  unnützen  gesind 
gelds  gnuog  habend.'  SHornu.  1591.  ,Es  sollend  by 
Hochzytcn  keine  Lyrenfrawen,  Gyger  oder  andere 
t'rümbde  Spillout  (usserthalb  unseren  ynheimbschen 
Trunmienschlaheren  und  Pfyfferen)  sich  nit  finden 
lassen.'    Z  Mand.  1627. 

Luster-Frau:  weise  Frau,  Wehmutter,  Hebamme, 
Vorwärterin  BsLd  (Spreng). 

Kig.  Lauscherin ':*  wahrsch.  weil  solche  Frauen  auf  allerlei 
.\tizcichen  od.  Vorbedeutiinffen,  die  u.  A.  iu  ■Wahrnohmimgen 
durch  das  Gehör  sich  kundgaben,  sorgfaltig:  zu  achten  hatten, 

MBl-:  weiss  verkleidete  und  mit  Mehl  bestreute, 
mit  kleinen  Sehellen  versehene  Gestalt,  welche  in  der 
Weihnaclitzeit  vor  dem  , Klaus'  her  in  die  Stube  trat 
und  mit  einer  Bür.ste  [,Mehlbürste']  Tische,  Stühle 
und  Bänke  abwischte  ZO.  ,Der  Klaus  hat  wacker 
glärmt  und  die  M.  fleissig  gebürstet.'  Stutz.  Syn. 
M.-Krungcle. 

Viell.  eine  ländliche  Form  der  sonst  vornehmeren  .weissen 
Frau',  s.  Scldmidjungfrau.  Doch  lag  solche  Verkleidung  und 
Hantierung  in  dieser  Festzeit,  da  in  allen  Häusern  eifrig 
gelmckon  wird  und  der  Mehlsack  in  der  Stnbo  steht,  so  nahe, 
dass  sie  sich  auch  ganz  prosaisch  begreifen  lassen. 

Milch-:  eine  solche,  die  Milch  ausmisst  oder  in 
einen  I^aden  oder  zum  Käser  trägt  Ndw.  Vgl.  Milch- 
Mann,  -Buch. 

Mer-Fräuli  n.:  1.  mythisches  Wesen,  Nymphe, 
Sirene,  halb  Jungfrau,  halb  Fisch,  mit  Gesang  Schiffer 
verlulirend  Ai';  Nixe  ZO.  Vgl.  , Lorlei,  Melusine';  ahd. 
iiicr-iiii)ini.  .Die  [Meerfräuli]  will  ich  fieren  in  der 
gscliwind  biss  zuo  dem  schiff,  darin  wird  syn  Battli, 
[StBeat,  der  verhasste  Christ],  der  leidste  myn;  Die, 
wisst  ihr  wohl,  dass  s'  mit  ihr  singen  Den  menschen 
niögent  z'  schlafen  bringen;  Alsbald  denn  schlafet 
jedermann,  So  gryfent  sy  das  schiff  schnell  an  Und 
tuont  dasselb  zuo  boden  zielin.'  Com.  Beati.  —  2.  sehr 
kleine  Weibsperson  ArK. 

Man  scheint  sich  die  M.  klein,  in  Kindesgrösse  vorgestellt 
zu  haben,  womit  die  noch  auf  Brunnensäulen  n.  a.  w.  er- 
haltenen Skulpturen  übereinstimmen. 

Markt-Frau:  Marktweib,  Waarenverkäuferin. 
,Es  wäre  dann,  das  sy  [die  Ehefrau]  ein  merktfrow 
g'syn  wäre,  die  wyn,  salz  oder  tuech  hab  feil  g'han, 
die  soll  lielfen  bezalen,  wo  ires  manns  guet  nit  ge- 
langen mag  [ausreicht].'  1489,  L. 

Mioscli-Fraueli":  Moosweibchen,  Wahinymphe 
des  alten  Volksglaubens  S.     S.  BWyss  18(13,  12G. 

Nacht-Frau,  -Fräuli":  1.  ein  Nachtgespenst, 
mit  dem  man  Kinder  schreckt,  die  noch  spät  Abends 
sich  im  Freien  herumtreiben  Ap;  Sch;  Tu;  Z.  Vgl. 
Biitzi-F.  Chönnd  ina,  ir  Gofa  [kommt  herein,  ihr 
Mädchen]!  d'  N.  chunnd!  Ap.  Von  lustigen  Bur- 
schen, die  in  der  Nacht  herumschwärmen,  sagt  man: 
st  fürchcd  d' N.  nümme  [nicht  mehr]  Sch  St.  ,[In 
dem  durch  ein  göttliches  Strafgericht  verwüsteten 
Land  Edom]  wird  die  ungeheure  N.  rulien  und  ihre 
llerberg  haben.'  Jes.  [,Kobold'  bei  Luther].  ,I)ie  N., 
in  latin  hunia  genannt.'  Kessl.  ,Leniures  (lamia): 
naelitlVauw,  nachtgeist,  gespenst.'  Fris.;  Mal.  ,Die 
Stumpfnase  oder  schwarze  N.  habe  sich  sehen  lassen 
(als  Schreckgespenst  f.  Kinder].'  LLav.  1578.  .Mormo, 
lamia:  N.,  so  den  Kinderen  aufsetzig;  Zauberin.' 
Denzu    1077;    1710.    —    2.    Nachtfräidi,    Naclitmahr, 


Alp  Z.  1)'  Hex  oder  's  N.  hiU-iiu"'  'truvkt.  Auch 
als  wohltätiger  Hausgeist;  Geschenke,  welclie  über 
Nacht  gokonunen  sind,  werden  scherzhafterweise  ihm 
zugeschrieben.   —   Mhd.  mihi/mutce  in  Bod.   1. 

Biber-:  eine  Art  Lebkuchen  in  Form  einer  Frau 
G.  \g\.  Bihermmm.  —  Berg- Fräuli":  Bergfee  oder 
Wildweibchen.  Sie  heissen  auch  -  Wibli,  mit  voran- 
gehendem Namen    des  Ortes,    wo    sie    erscheinen   Gl. 

—  Berner-Frau.  lüithri,  tue  d' Hücner  t"  Und 
lach  [lass]  de"  Gümiel  laufe";  Es  chunnd  en  alti  B.' 
(Bettel-F.  Z)    Undirill  de"  G.  clmufe'  L. 

Butz  i-:  ein  Schreckgespenst,  ähnlich  der  Nacht-F. 
Gl.     D'  B.  nimmt  di"''!  ZO.   —   SiKz  =  Kobold. 

Pfaffen-:  =  Pricster-Juni/frau.  ,Als  iez  vil  pf-en 
und  der  priestern  dirnen  von  lendern  und  dörfcrn,  als 
si  die  von  inen  geslagen  [entlassen]  haut,  harkon  sint, 
und  als  wir  in  der  statt  ouch  haben  offen  pfeffinen,  die 
mit  den  herrn  im  hof  [den  Chorherren]  ze  schaffende 
haben  oftenlich . . .'  1423,  L  Ratsb.  —  P  f e  f  f e  r  -  F  r  a  u  e  n 
wurden  zur  Zeit  des  Sonderbundskrieges  1847  die 
Frauen  von  Liberalen  genannt,  denen  man  zutraute, 
sie  wollten  den  Sonderbundstruppen  Pfeffer  in  die 
.-Vugen  streuen.  ,Ich  zeichnete  eine  Pf.  in  kriegerischer 
Rüstung,  mit  Helm,  Fahne  und  Schwert.'  KRCorag- 
GioNi  1847.  —  Brueder-:  „Frau  eines  Vagabunden", 
Bettelfrau,  Bettlerin  L;  Th;  ZO.  ,Und  dahin  dienet 
das  alt  teutsch  wörtlin,  da  wir  die  armen  nennen  ein 
bruodermann,  bruoderfraw  oder  bruoderkind,  mit  dem 
wir  erinnert  werden,  dass  .sy  unsere  brüeder  seien.' 
SHüL'HH.  1591/1693.     Auch   im   L  Tunnbuch  1601.  — 

—  Ringli-:  Hausiererin,  welche  mit  Tragringen  und 
-Kissen  handelt  S  nJ.  —  Rats-,  Ratstag-:  bei  den 
Dominikanerinnen  Mitglied  des  Conventausschusses, 
welcher  der  Äbtissin  (dort  , Priorin'  genannt)  zur  Be- 
sorgung und  Beratung  der  wichtigeren  Angelegenheiten 
zur  Seite  stellt.  .Priorin  und  r-en  von  StKatharincntal.' 
1525,  Strickl.  I  434,  wo  , Rastag-'  hienaoh  zu  korr. 
(P.  AVogel).  —  Suns-:  Schwiegertochter  Scn;  Z.  — 
Schaff-:  eine  arbeitsame,  tätige,  rüstige  Z.  Syn. 
rj'schaffigi,  anc/rifßgi.  —  Schuel-:  1.  Frau  des  Sehul- 
lehrers  Bs  f,  auch  Schuflmeisterne.  Sie  hielt  wol  zu- 
weilen auch  statt  ihres  Mannes  Schule,  Abc,  Bisi 
[Kätzchen],  d'  Sch.  kunnt!  scherzh.  Warnung.  Vgl.  Lcr- 
Fr.,  Schucl-Jitiigfrau.  ,Wann  die  Sch.  will  den  Winter 
mit  den  Meitli  Schul  halten,  so  soll  es  ihr  begünstigt 
sein;  will  sie  nicht,  so  soll  sie  [die  Schule]  dem  N.  N. 
zugestellt  werden.'  1034,  L  Sursee.  —  '2.  Schulvor- 
steherin (Frau  oder  Jungfrau)  ZWthur.  —  Schliss-: 
Nutzniesserin.  Die  Herzogin  Johanna  wird  ,Gabherzogiii 
von  Longueville  und  Schi,  der  Grafschaft  Neuenburg' 
genannt.  1544,  Absch.  —  Schlüsseli-:  Schaff'nerin, 
Bcschliesserin.  welche  nicht  sterben  kann,  also  , umgeht' 
GuMai.  Vgl.  Schlässcl-JunnfriiK.  —  Schnegge"-: 
welche  die  grossschaligen  Weinbergsclmecken  suclit. 
sie  in  einer  umhegten  Weide  füttert  und  im  Herbst  als 
Fastenspeise  für  die  Passionszeit  verkauft  ZO.  Vgl. 
Schll.-^^all)l.  —  Schwefel-Fraueli:  Verkäuferin  von 
Schwi'felhiilzern.  Gotth.  --  Schwumm-:  Verkäuferin 
von  Zümlschwamm.  ,So  lang  es  Kachelträger,  Hudi- 
lumpen-  und  Schw.-Fr.  gibt,  weiss  man  öppe  gäng 
manche  Stund  herum,  wenn  num  will,  was  geit  [vor- 
geht].' GoTTn.  —  Stuben-:  Verwalterin  und  Wirtin 
auf  einer  Zunftstube;  Fem.  zu  Stuben-Knecht.  .Ein  St. 
soll  auch  bezalen  wie  ein  Wirtin.'  1528,  Z.    ,Was  aber 


1253 


Fra,  frail,  fro.  freu.  IVi,  f'ro,  liu 


1254 


die  Wiirt  (Stnbenknoolit  und  Stubenfrowen)  belanget.' 
1623,  Z  Ratsver.  ,l>ie  Stuboihan  auf  der  Chorbcnen 
in  Zürich.'  JHofmsth  1780.  -  Stadt-:  Städterin; 
aber  bes.  Bezeichmin.s  einer  neugierigen  und  mit 
allen  kleinen  Stadtneuigkeiten  vertrauten  Person.  S.vn. 
Stddilirsoi.  G'innideri;/  [neugierig]  wie  ne  St.  Du 
ivfiüitl  Alles  vie  d'  St..  sagt  man  zu  Einem,  der  die 
Itinge,  bes.  Neuigkeiten,  am  Besten  wissen  will  Tu;  Z. 
.--  Kats-tag-  s.  Riits-Fr.  —  Sunntag-:  sonntäglich 
gekleidete.     J""''  hin  el'ci  Srmntiijfrau  Z. 

Täggeli-:  eine  übermässig  verzärtelte,  furcht- 
same, für  Schmerzen  empfindliche  ZNer.  —  'IW'irjrlni, 
liclikosen,  verzärteln. 

Teil-:  Verwalterin,  resp.  Verteilerin  öft'entlieher 
Almosen.  Ein  , Klingler'  sammelte  Almosen  für  die 
Foldsicchen.  Was  er  nach  StJakob  brachte,  verteilten 
die  Teilmeister  und  die  Teilfrau  unter  die  ,armon 
Kinder'.  XIV.,  Bs.  S.  Teil-Meister.  —  Tuem-:  Dom-, 
Ciiiir-Frau,  Fem.  zu  Tueinherr.  ,Tuonfrowen.'  1321, 
KöNiGSF.  Copialb. 

Tempel-Fräuli:  Spottn.  für  ein  bejahrtes,  häss- 
liches  Frauenzimmer  B  (Zschokko  1797). 

FAg.    .ilte  Nduue'/    oder   Betschwester,    Jio    sirli    oft    im 
.Tempel',  (1.  i.  der  Kirche,  blicken  lässt':' 
Dütti-Frau:  Hebamme  AASchinzn. 
Eig.  wohl  Titti-  (kleines  KinJ).  denn  Tiilli  l>ed.  weiblii-ho 
Brust;  aber  beide  Koiuicn  und  liedd.  konnten  leicht  in   ein- 
ander übergehen. 

Wegge"-.  Wcggli-:  die  Wecken,  Semmeln,  feil 
bat  B;  Z.  ,Im  Hausgang  [des  Schulhauses]  hielt  mich 
noch  die  Weekenfrau,  die  sich  [am  Examentag]  da 
angesiedelt  hatte,  um  den  Kindern  das  Geld  [den 
Examenbatzen]  abzuläschlen,  auf  und  fragte  mich. 
ob  ich  meinem  Bühel  nicht  auch  einen  Wecken  kramen 
Wollte.'  üoTTH.  —  Wickel-:  Wartefrau,  ,Vorgängerin.' 
L  Hebammen-Ordn.  1809. 

Win-:  Verwalterin  des  Weines?  .Wollen  unsre 
gn.  H.  ein  tugenliche  Weibsperson  aus  ihrem  Spital 
von  der  Weinfrauwcn  im  Seelhaus  [Fremdenherberge] 
die  Kunst,  pre.sthafte  Köpf  -zu  heilen,  erlernen  lassen.' 
ICSO.   SeH  Ratsprot.    -    Mhd.    ,H„-vro,iwc.   Wirtin. 

Werch-:  Taglöhnerin,  Fem.  zu  Werch-Mann 
SciiSchl.  ~  Witt-  (Wipp-):  Wittwe  L;  Ndw;  Z. 
Bin  e  W.  sclw  m~e'-  a's  8  Tag:  Wele  [welcher  Mann] 
will-mi?  hin  eisder  parad  L.  Daher  auch  das  Wort- 
spiel: Witt  [willst  du  sc.  wieder  heiraten]  —Frau? 
SeiiTMPFR.  1651.  Wenn  Einer  unwissend  einen  Dorn, 
der  sich  an  seinem  Kleid  festgehäkelt  hat,  nach  sich 
zieht,  so  scherzt  man,  er  schleikt  e  W.  nöh.  Sdtekm.; 
vgl.  Wittling.  —  Zimmer-:  scherzhafte  oder  durch 
den  Reim  veranlasste  Umstellung  von  , Frauenzimmer'. 
,Kommet  her,  ihr  Z.,  Wollen  [wollet]  ihr  den  Tanz 
beschauen.'  JCWeissenii.  1701. 

frauen  (frauwii  W;;  1.  (absol.)  eine  Frau  nehmen. 
heiraten  L;  W.  Syn.  Kiben.  Wol  (ffraut  ist  ivol 
g' freut.  Ineichen.  —  2.  (tr.)  ein  Mädchen  entiungfcrn, 
zur  Frau  machen.  Zsciiokkk  1797.  —  „er-:  (Vermögen) 
durch  Heirat  gewinnen."     Syn.  ericlben. 

ge-frauenlich  g'fraueVuj,   auch  -äu-:    wer,  bzw. 
was   das   Aussehen   einer   Frau    hat    oder   gibt,    eine 
Person  als  Frau  oder  Mutter    konnzeichnet,    von  Ge- 
stalt und  Kleidung,  z.  B.  en  g-e  Jluel  /.. 
Franler  s.  Gruppe  Vr-l. 


fräuele":  1.  ansschen  wie  eine  Frau;  schwanger 
sein.  .S'/  ist  c  pur  Monet  i"  der  Ji  und  soll  scliu 
[schon]  so  fr.  Scn.  —  2.  sich  weibisch  benehmen 
ScnSt.  —  3.  mit  Weibern  umgehen.  , Achtet  man,  er 
[ein  Mönch]  fröwele  dasclbs.'  1527,  Gschfo.  Ges. 

Fräueler:  persönliche  Bezeichnung,  z. B.  ,Johans 
der  Fröweler.'  1325,  JJRüEr.Eii,  aus  welcher  o.  Zw.  der 
jetzige  ScH  Geschlechtsn.  ,Freuler'  entstanden  ist. 

Im  XIV.,  wie  es  scheint,  noch  halb  appellativ,  wohl  = 
der  Leibeigne  eines  Altars  oder  einer  Kirche  ,Unsrcr  Lieben 
Frau',  wie  diejenige  in  SchNonnk.  Vgl.  Vcrcner  Sp.  917; 
Ki(jhr.  Viell.  meint  die  Bezeichnung  ,(Hiltbrand)  zur  Frauen.' 
ir,:il,   Strickl.,  ein  ähnliches  Verhältniss.     S.  noch   Frnuln: 

fräuisch.  ,Fröu wisch  =  fceniineus,  uxorius.'  Mal. 

fräu-lich  :  den  Frauen  zukommend,  zu  den 
Frauen  gehörend,  weiblich.  .Ein  fr.  Bild':  eine  Weibs- 
person; Ggs.  ,Mann.sbild'.  ,Soll  man  sy  darumb  rich- 
ten, als  einen  andern  todsleger,  äne  das  allein,  dass 
man  dheinem  frowlichen  bilde  ir  houpt  abslachen  soll.' 
1410,  L  Ratsb.  ,Wir  das  fröwklicli  [aus  *,fräuwig- 
lich']  geschlecht.'  1516,  Hess  Bad.  ,Ein  arme  Hans- 
frawen,  die  hatte  ihr  fräwlich  Krankheit  so  fast  und 
lang,  das  ihro  Niemand  gehelfen  könnt.'  JLCvs.  1659. 

Vrel,  -li:  1.=  Verena,  s.  Sp.  915.  —  2.  Veronika 
Si  uwE. 

Vre'  II:  mit  ö,  oha,  gscliö,  tselui,  no  Zuruf  für 
Zugtiere  Z. 

Vidi.  Name  für  Vieh  und  dann  wohl,  obglcirli  die  Quan- 
tität des  t  schwankt.  Kius  uiit  l'rt  /  .•  vgl.  I.i-I  u.a..  i-bf. 
Pferde-  und  Kuhuauie. 

frei  s.  frl.         freisam  s.  Gruppe  Fr-s. 

freue",  auch  g'fr.  BGr.,  U.;  PI'.:  tr.  und  roll, 
wie  nlid.  Es  ist  Ei'"s  en  arme''  Ma"",  wenn  er-si 
nümme  fr.  cha".  Ineichen.  Es  soll-mi''  fr.,  eine  Höf- 
lichkeitsformcl  B;  Z.  Der  ä.  Spr.  eigen  i.st  passiver 
Gebrauch  mit  Gen.  d.  S.,  durch  die  man  erfreut 
wird  oder  zu  deren  Genuss  man  gelangt:  ,Mit  aller 
macht  Wirt  er  nach  reichtag  [-tum]  stellen  und  aber 
iren  weder  gefröuwt  noch  niesscn.'  1531,  Hiob,  dafür 
1067:  ,so  wird  er  doch  derselbigen  nicht  g.  werden.' 
,Doch  ward  er  under  bösem  auch  guoter  sachen  g.' 
Vad.  ,Illa:tabilis  ora:  gegne  deren  niemants  g.  wirt.' 
Pris.  ,A1s  ob  sy  noch  lenger  leben  wöllind  und  irs 
gnots  g.  werden.'  RGüalth.  1584.  ,So  hat  cr's  doch 
mit  grossem  kumber  und  leid  genossen,  und  [ist] 
dessen  nit  g.  worden,  was  im  Gott  geben  hat.'  SHuciui. 
1591/1693.  ,Wir  werdend  unserer  Herren  [Geistlichen] 
nümmen  g. ;  eintwijder  sitzend  sy  by  einanderen  im 
Sus,  oder  sy  laufend  hinyn  gen  Zürich.'  1037,  JBueit. 
.Deiner  raeisterlosen  kindern  wirst  du  nit  g.  werden.' 
FWvss  1651).  .Anania  und  Sapphira,  die  ihres  Be- 
schisswerks nit  lang  g.  worden.'  AKlingl.  1702. 

gefreut,  bzw.  g'frait.  allg.,  g'fraut  GrL.,  Pr.: 
Ptc  alsAdj.:  1.  erfreulich,  erwünscht,  liebenswürdig, 
angenehm,  allg.  Syn.  geliebt ;  frei;  gebig.  Von  Sachen: 
e  gfreuts  Slucl;,  ein  Kleid,  Stück  Hausrat  nach 
Wunsch.  E  gfrenti  Sach,  oft  irou.  E  gfreuts  {gfreut- 
nigs  S)  Lebe".  .Das  Leben  auf  den  Alpenweiden  ist 
heiter  und  g.'  JRWyss.  Von  Tieren:  e  gfrauts  Rind 
GhL.  ;  Pr.  Us  dem  Tierli  git  's  nie  nüd  Gfreuts.  Von 
Menschen:  en  g-e  Purst  [Bursche],  Su",  wolgeraten. 
,l>cr  Schulmeister  ist  gar  ein  fleissiger,  g-er  Mann.' 
1  1752.    ZÜbcrgl.     Adv.:    Es  chnnnt    no''''   g.   nse,    die 


125 


tVe.  freu,  fri,  fro,  fni 


12r)6 


Saclie  wird  sich  am  Ende  noch  günstig  gestalten  Ap; 
Z.  —  2.  sich  freuend,  freudevoll.  Mit  sl"!»  gfreitte 
Herzli  twh-me  g'segnete  Tayirercli.  Schild. 

Die  aktive  Bed.  des  Adj.  gewordenen  Ptc,  i.  S.  v.  .er- 
freuend', so  dass  es  dann  meist  von  .Sachen  gebraui-ht  wird, 
ist  bemerkenswert,  da  die  Schriftspr.  wohl  Fälle  von  akt. 
Bed.  adjektivischer  Ptc.  zeigt,  z.  B.  ,erfahreri,  gesonnen,  ge- 
schworen (Feind),  (ptiicht-)vergessen,  trunken,  beritten',  aber 
alle  in  persönlicher  Bed.  verharrend,  dagegen  Übertragung 
von  Personen  auf  Sachen  bei  einigen  urspr.  Adjj. ,  z.  B. 
.traurig",  nicht  nur  ^  trauernd,  sondern  auch:  was  betrauert 
wird  «der  Trauer  erregt;  und  als  Gegenstück  zu  solchem 
fiebraiuh  wird  unser  ,gefreHt'  erklärt  werden  müssen.  — 
Die  Form  g'ßmii  beruht  auf  dem  in  den  (^el)irgs-MAA.  weit 
über  das  Sprachgesetz  hinaus  angewendeten  Rüekumlaute 
(vgl.  rßurt  Sp.   977). 

un-gefreut:  1.  üegs.  v.  gefreut,  allg. ;  z.B.  von 
einem  Haus:  unangenehm,  unbequem;  vom  Wetter: 
widrig,  , unlustig';  von  Menschen:  „widrig,  ekelhaft". 
.Einen  g'freuten  Hof  und  eine  ung'freuti  Frau.'  Gotth. 
—  2.  unfreundlich,  finster,  verschlossen,  mürrisch, 
schwermütig  L;  ScnSt.;  ZO.  —  3.  v.  Kindern:  todt- 
geboren  oder  vor  der  Taufe  verstorben.  Kathol. 
.Schwz;  en  u'g' freute  3Iensch  L.  Es  uiig'freuts  fMenschJ 
übercho".  Seterm.  Die  Ung'freute".  die  Seelen  solcher 
Kinder  L.  ,Es  ist  auch  diss  angehenden  Jahrs  den 
schwangeren  Frauwen  nit  wohl  erschossen,  dann  [es 
ist]  vilen  misslungen ;  sind  auch  uf  Agatha  in  selbiger 
Nacht  3  ungefröwte  Kinder  worden.'  ECys.  Wie  der 
Landvogt  im  Rheintal  sieh  zu  verhalten  habe  in  Betr. 
der  Verspätung  der  Kindertaufe,  des  Läutens,  ,der 
ungefröwten  Kinder.'  lti-12,  Absch.  —  4.  uncrfreut. 
•  Wir  niügen  hierumb  uns  nit  herzlich  ungefreut  Ion.' 
l.')23,  Stkii'kl.  (l'bersetzung  aus  dem  Lateinischen), 
d.  h.  wir  müssen  uns  darüber  herzlich  freuen.  Vgl. 
gefreut  werden  (unter  freuen). 

Bed.  2  entw.  aus  der  allg.  Bed.  1  (unangenehm  im  Um- 
gang) oder:  unerfreut  i.  S.  v.  unemptanglich  für  Freude, 
oder  mit  aktiver  Bed.  wie  andre  adj.  Participien :  der  sich 
nicht  freut.  In  letzterem  S.,  eher  als  in  dem  von  ,unerfreu- 
lic.h',  ist  wohl  auch  3  zu  verstehen,  da  bei  den  Katholiken 
(und  auch  noch  bei  vielen  Protestanten)  der  (ilaube  herrscht, 
dass  die  Seelen  dieser  Kinder  nicht  selig  werden  können, 
sondern  an  einen  Ort  zwischen  Himmel  und  Hölle  (den  Nim- 
bus) kommen,  wo  weder  Freud  noch  Leid  ist  und  wo  sie 
(nach  L  Volksglauben)  von  ,Frau  Zälti'  oder  ,Selten'  [.S'nWt/e, 
lilückscligkeit,  hier  Vertreterin  der  alten  mütterlichen  Göttin, 
wie  Frau  Holda  und  Bertha]  verpflegt  werden,  hüt..  Sagen 
77  ff.;  3G4;  551;   immerhin  vgl.   , erfreut  werden'. 

er-freuen,  nur  in  der  formelhaften  RA.:  erfreut 
irerde",  durch  die  Geburt  eines  Kindes  Sin;  Z.  Der 
Vater  zeigte  die  Geburt  dem  Pfarrer  mit  den  Worten 
an:  /■•''  bin  e.  irorde".  Vgl.  Freud(en)meitU,  -maien; 
Freud  (ansagen).  —  erfreut,  Ptc.  als  Adj.:  erfreu- 
lich Bs;  vgl.  gefreut. 

Entsprechend  bedeutete  in  der  ä.  Spr.  ,Mutter-Freude' 
geradezu  concret:  Kind;  ,sich  eines  Kindes  erfreuen':  ein 
K.  gebären.  Natürlich  bezieht  sich  der  Ausdruck  nur  auf 
lebende   K. ;  s.   umjij'reut. 

be-:  mei.st  refl.,  nur  in  der  ä.  und  etwa  noch 
in  der  Kanzleispr.  =  freuen.  .Damit  sie  und  ihre 
nuchkonnnen  sich  [solcher  schriftlichen  Bestätigung] 
b.  und  getrosten  kiinnen.'  1523,  Assen.  ,Damit  meng- 
licher .synes  buwens  befröwt  und  vatlich  besorget  und 
verscchen  wurde.'  1.5-lS,  '/.  Ratserk.  .Ich  hal)e  mich 
mehr  in  ihm  | meinem  irdischen  Schutze |  als  in  dir 
|(iott|  bofreuet'  AKi.ixcii..  liüU. 


fri,  bezw.  fre'i,  z.  T.  auch  fri(n),  frei(n): 
I.  Adj.  (und  Adv.)  1.  in  der  gewöhnlichen  nhd.  Bed., 
frei  von  Einschränkung.  Zwang,  hemmender  Rücksicht, 
Last,  a)  im  privaten  Verkehr.  /'''  hi"  so  f.;  wenn 
i'''  tarf  so  f.  sl",  Höflichkeitsformelu  (wohl  allg..  aber 
wahrsch.  aus  der  allg.  deutschen  Umgangsspr.  auf- 
genommen). Mit  Gen.  ,Dass  si  mich  fri  [von]  nüt  hat 
getan.'  Hadl.  Mit  Übertragung  auf  eine  Sache  und 
in  bildlicher  Weise  sagt  ein  Kriegshauptmann  nach 
vollendeter  .-Vusrüstung:  ,Nun  wend  wir  dran  [in  den 
Krieg  ziehen]  von  fryen  esten!'  NMan.  ;  s.  Sp.  573; 
doch  vgl.  auch:  .von  freien  Stücken'.  Adv.  (viell. 
z.  T.  eher  zu  11  i.  S.  v.  geradezu  usw.).  ,Die  Weiber 
wurden  so  traut,  dass  .sie  frei  sagten,  was  sie  wollten.' 
HPest.  1785.  Und  frogt-mi'''  frei:  ,Haut  's  3tesser 
guct?'  Hebel.  ,Se  fluctibus  committere:  sich  auf  das 
uieer  lassen  und  frei  wagen.'  Fris.  —  b)  in  politischer 
Beziehung,  doch  nicht  recht  volkstümlich  (s.  gefrlf).- 
Kn  frle  Schicizer!  der  etwas  unbestimmte  Inbegriff' 
aller  politischen  Rechte  eines  Schweizerbürgers.  En 
jedra  Bur  en  fria  Ma'".  Merz  1836.  .Will  nit.  dass 
ir  also  fry  lebind,  als  ob  ir  selbs  herren  sygind.'  Äo. 
TscHi'Di.  ,Er  wusste  es  auf  dem  armseligen  Dorfe 
schon  vor  3U  Jahren,  was  jetzt  verschuldete  Grosse 
als  neuere  Staatsweisheit  fürchterlich  ausüben;  näm- 
lich dass  kein  sicherer[er]  Griff  in  den  Geldsäckel  des 
Volks  sei,  als  ihm  in  aller  Verwilderung  seiner  Un- 
gezogenheit zu  sagen:  du  bist  frei.'  HPest.  1791). 
Ubertr.  auf  die  Verfassung  des  Staates  selbst:  E  freini 
Verfassig  Bs.  Der  Name  einzelner  Teile  des  Volkes 
oder  Landes  hat  den  stehenden  Zusatz  ,frei'  i.  S.  v. 
Beibehaltung  gewisser  Vorrechte  aus  älterer  Zeit: 
.Das  Freie  Amt'  s.  Sp.  248.  und  .Freie  Walser'  heisscn 
die  Bewohner  einzelner  Talschaften  oder  Gemeinden 
in  Gr  und  GRh.  (und  im  benachbarten  Vorarlberg), 
welche  im  Mittelalter  als  Kolonisten  (vielL  aus  Ober- 
wallis) zunächst  nach  Gr  geführt  und  von  dort  z.  T. 
weiter  gewandert,  gewisse  alte  Freiheiten,  aber  auch 
Eigentümlichkeiten  in  Sitte  und  Sprache  beibehielten. 
Unter  andern  hiessen  so  bis  1798  die  Bewohner  der  Alp 
Balfreis,  weil  sie  von  einigen  Abgaben  an  den  Landvogt 
befreit  waren.  Steinm.  1804;  s.  auch  T.  438.  —  c)  mit 
Bez.  auf  engere,  z.  T.  jirivatrechtliche  Verhältnisse. 
1)  von  Personen.  Subst.  =  freier  Mann,  Vollfreier,  im 
Ggs.  zu  Dienstleuten  u.  Leibeigenen.  ,Ein  rechter  fryg, 
der  üsbringen  [nachweisen]  möcht,  das  er  ain  fry 
wäre  von  synen  vier  anen.'  Opfn.  Thurlinden.  ,Ein 
kind,  hiess  Uolrich  und  was  eins  ledergerwers  sun, 
hiess  der  frig.'  Z  Chr.  1336/144t).  ,Fry',  Freiherr,  dem 
Namen  nachgesetzt,  bei  Tschi'di.  ,Ein  fr-er  Amtmann'. 
.\mtm.  eines  Freiamtes.  Vorsitzender  des  Gerichtes 
über  Freie.  ,Der  Schultheis  soll  nienian  anders  dann 
durch  einen  geschwornen  amptmann  syn  sache  offnen 
noch  reden  lassen;  ob  aber  iemant  frevelich  dawider 
täte,  gegen  dem  soll  der  scliultheis  durcli  den  frycn 
amptmann  klagen  lassen.'  1457,  Bs  Rq.  =  Ältester  und 
Vorsitzender  der  Amtleute  des  Stiidtgerichtes  mit  der 
besondern  Obliegenheit,  Bussen  einzuklagen,  den  Rat 
beim  Gerichte  zu  vertreten  usw.,  was  jetzt  der  .Staats- 
anwalt' tut.  Im  Kriegsrecht  hiessen  ,frie  Knechte' 
Freiwillige,  im  Unterschied  von  aufgebotener  oder  an- 
geworbener Mannschaft,  und  eine  Vereinigung  solcher 
Leute  ,frie  Gesellschaft'  (Freicorjis).  Einen  ,Bluot- 
harst  od.  fryge  Gesellschaft  ze  maclien'  ist  verboten  in 
.\i'  LB.  MnO;  Z  Krieg.sordn.  15](l  u.  a.  w.    .In  welclieni 


1257 


Fra.   I'iv,  fri,  IV 


IV  u 


1258 


Zug  der  fryeii  Knechten  mehr  denn  der  Uszogncr 
gsyn.'  ÄuTscuDDi.  —  2)  von  Sachen:  Der  König  von 
Frankr.  anerbietet,  den  Erben  N.'s  als  .freie  Schenke' 
den  Restbetrag  auszuzahlen.  1541.  Absch.  =  freiwillig. 
.Freie  Mittelverwaltung- :  freies  Verfügungsrecht  le- 
diger und  verwittweter  Frauen.spersonen,  welche  sonst 
unter  Vormundschaft  eines  Vogtes  gestellt  werden, 
überihre  , Mittel',  ihr  Vermögen.  XVIII..  Bs  Kq.  1.  UHu. 
10(>9.  ,Fr-er  Markt':  ,Uf  den  freien  Wuchenmärkten-  im 
Ggs.  zu  Winkelkäufen.  Z  Mand.  1650.  Freie  Grund- 
stücke im  Ggs.  zu  Lehen,  frei  von  Zinspflicht.  ,Ein 
fry  guot',  Allodiuni.  XV.  Oft  mit  den  formelhaft  ver- 
.stärkenden  Zusätzen:  .frei,  ledig  und  eigen'.  ,.\nno 
159(1  habent  M.  H.  dem  N.  das  dorngestüd  für  fry 
eigen  geben.'  Schw  LB.  ,Für  fryg  lidig  eigen  unz  an 
4  Schilling  denar  zins.'  1470,  MEsterm.,  Pfätt'.  (Nach 
ä.  Sprachgebrauch  kann  übrigens  .eigen'  in  dieser 
Formel  subst.  =  Eigentum  aufgefasst  werden).  Nicht 
Privateigentum,  sondern  ötfentliches  ist  das  , freie  Haus' 
i.  S.  V.  , Frauenhaus':  ,In  unserm  frygen  Hus.'  1492,  Z 
Katsprot.,  und  i.  S.  v.  , Spital'  (vgl.  Fri-hus  und  Frl- 
hof,  Asyl) :  ,Usia  wonet  in  einem  fryen  haus  au.s- 
setzig.'  1531/48,  II.  Chbon.  =  ,abgesonderten.'  18dü. 
Ebenso  in:  .freie  Strasse'  =  Landstrasse,  später  aber 
eine  Strasse  der  Stadt  Basel,  welche  gewissermassen 
die  Landsti'asse  weiter  führt  zur  Rheinbrücke.  .Wille- 
helnie  an  der  frien  Strasse'  zu  Basel.  1274.  Im  Ge- 
richtswesen erscheinen  die  Ausdrücke:  .das  frye  Ge- 
riclit',  die  oberste  Gemeindebehörde  v.  Sigriswil  1670. 
Sonst  i.st  .Freigericht'  im  Mittelalter  =  Gericht  für 
dir  Freien,  d.  i.  die  persönlich  frei  gebliebenen,  nicht 
v"i;tbar  gewordenen  (meist  zerstreut  wohnenden) 
liauorn;  so  z.B.  das  ,Fr.-G.  unter  der  Thurlinden'; 
s.  I''k.  vWvss.  Zeitschr.  f.  schwz.  R.  XVIII.;  s.  auch 
Wcilielhueb.  .Ein  freies  Verhör.'  XVI.,  viell.  =  V.  ohne 
Zwangsmassregeln.  Die  Bed.  des  W.  .frei'  scheint  in 
vii'lcn  Ortsn.  ebenf.  auf  Rechtsverhältnisse  bezüglich, 
dficn  besondere  Beschati'enheit  (Sitz  freier  Bauern. 
IVcicr  Herren ;  Asyl  usw.)  aber  in  den  einzelnen  Fällen 
iiiilit  sicher  zu  erkennen  ist.  So:  ,Frien-egg'  um  13oo 
I  l^ut;  am  Greifensee  Z.  wo  It  Habsb.  Urb.  Freie  sassen'?) ; 
.1  rrien-feld'  ApWalz.;  ,Fri-hof'  G;  Z,  .Freien-hof'  Z 
Emlir. ;  .Frei-hirten'  Th;  ,-haus'  SchwNuoI.;  , Freien- 
land' Ar  Walz.;  ,Frei-mettligen'  B;  .Fri-bach'  B;  G, 
.Krien-bach'  GoBied.;  ScHwHöfe;  ,-büel'  ArSchöngr.; 
.-liergli'  ZKlot.;  .Frei-dorf  TnRoggw.;  .Freien-stein' 
Zlojrb.,  Pfäff.;  .Frei-wilen'  GWittenb..  .Freien-wil' 
AAÜd.;  ,Frie-wis' Gr  UVatz.  In  manchen  Ortsn.  kann 
,F.-  aber  den  Geschlechtsn.  meinen.  —  2.  a)  von  er- 
wachsenen Menschen:  freundlich,  leutselig,  fried- 
fertig; gut-,  sanftmütig,  ruhig  von  Charakter,  nicht 
zuiH  Zorn  geneigt,  mild,  liebreich,  liebenswürdig,  ge- 
fällig, wohlwollend,  allg.  (ausser  W?);  ,ingenuus.' 
Id.  B,  mild  bis  zur  Schwachheit  BHk.  Syn.  liebartiij, 
fiii,  huib,  (jemein,  niderträchtig.  Ant.  bös,  kibig,  hoch- 
ilifiri^tet.    E(n)  f reine  Ma",  Lerer,  Meister.    Prediger : 

II  KV  machid  die  Väter  Capiziner'^  Sind  wol,  fS-ie 
russer,  ..sie  frhier  [bald  strenger,  bald  milder].  Schw 
S.niH-nkilbi  l«7i;.  E  freini  Frau.  E  freis,  fris  [freund- 
Ihlics]  (i'sk-ht  Gl.  De''  cha""  fri  tue"  GG.  Er  ist  so 
tin,  tuet  Niemedem  Öppis  s'  leid.  Stütz.    Er  ist  gar 

III  liebe,  freine  Mensch,  ebd.  .Die  Wirtin  war  hold- 
-•■Wi;  und  frei.'  ebd.  Ach,  bis  [sei]  so  frei  und  säg-mer, 
in,  das  Dör/li  sei.  ebd.  Er  tüecht  s'  en  Freine  -und 
ni  Frihilliche.  .TSenn  ISiil.     Er  ist  e  frhie  gschlachfc 


[artiger]  Ma'"  Schw.  Frei  ist  ober  hübsch,  guter 
Charakter  ist  mehr  wert  als  Schönheit  Ap.  ,T)as  wäre 
Einer  für  dich,  hübsch,  frein  war  er.'  Gotth.  .Eine 
kuraschierte  Schwieger  und  ein  freiner  Mann,  das  ist 
das  Böste,  wo  [welches]  nie"  ermanne"  [mit  Heirat 
gewinnen]  cha"".'  ebd.  ,Aus  den  frciesten  |  friedlich- 
sten] Burschen  seien  halbe  Tüfle  worden.'  ebd.  Mit 
frei  sl«  [allzu  grosser  Gutmütigkeit.  Nachgibigkeit, 
Freigebigkeit]  chunnd-men  um  d'  Such  [verliert  man 
sein  Vermögen].  Ineiohen.  Me'  muess  f.  st"  und 
aiiuechen  esse"  [sein  Brod  im  Frieden  geniessen].  ebd. 
,lhr  [der  im  Zeichen  des  Stiers  Geborenen]  Zorn  ist 
erschröcklioh;  son.st  aber  werden  sie  die  freinsten 
.Menschen.'  B  Hink.  Bot  1859.  ,Der  Vater  war  frei 
und  nicht  betrunken.  Er  war  nicht  bös  und  nicht 
trunken.'  Z  (Zeugenaussagen).  Wenn  Jemand  auf  die 
Schulter  oder  den  Rücken  geschlagen  wird  und  sein 
Rock  staubt,  so  sagt  man  schmeichelnd  zu  ihm:  Nti 
die  freine  Lüt  stäuhid,  si  werdid  halt  ■nie  üsg'chlnpfet 
BU.  , Unterdessen  -war  Johannes  heim  gefahren,  hatte 
Anne  Mareili  bis  zum  Hause  mitgenommen,  und  als 
die  Frau  zum  Wägeli  kam  und  die  Geisel  abnahm, 
sagte  Johannes:  Jetz,  Frau,  magst  recht  freini  sein, 
sonst  will  Anne  Mareili  bei  mir  bleiben.  „Da  werilc 
ich  anwenden  [mich  zusammennehmen]  müssen",  sagte 
die  Bäuerin  freundlich.'  Gotth.  Ständige  Formel, 
schmeichelnd  einer  Bitte  angehängt:  De  bist  denn  (e) 
frme  (es  frlsj.  Helfed-mer  da  e  chli"  zieh",  er  .lind 
de""  fri  Schw.  Nu',  red  au'''  mit-mer,  bist  denn  frei 
|ich  will  dich  dann  als  freundlich  rühmen].  Stutz. 
Gem-nier  drei  [gebt  mir  3  Würste],  se  sind-er  frei. 
reimt  die  Stufenleiter  der  Zahlen  im  sog.  Wurst- 
liede  (s.  d.).  Oft:  /.  mit  i.  S.  v.  ,im  Verkehr,  Um- 
gang mit',  allg.  Me"  cha""  mit  dem.  Manneroich  aw'' 
z'  f.  si"  Ap.  St  sind  leider  f.  mit  enand  [versöhnt]. 
,D'  Leute  seien  frei  und  freundlich  mit  allen  Men- 
schen.' Stütz.  Mit  blossem  Dat.:  hold,  gewogen. 
Nächtig  bin  if''  bi-n-em  [dem  Mädchen]  f/'.S'7,  's  ist-mer 
ebc  grü.'ili  fri.  .^EGeyer  1813.  Verstärkt:  gnnidfrin  U; 
nocli  :J  Tod  f.  Ar.  ,Der  ein  frei  reichlich  gcinüet  hat, 
der  ist  ein  fründtlich  mann.'  1531/48.  Prov.  .Wer 
fry  milt  ist,  der  nimmt  zuo,  und  wer  wässeret,  der 
wirf  ouch  bewässeret.'  HBüll.  1540.  A.  ,Wett  lieber 
grynen.'  B.  .Gryn  oder  sing,  du  bist  ein  fryncn.' 
JCWeissenb.  1701.  Adv. :  ,Dass  man  uns  nienert 
wollt  lyden.  wie  fry  wir  umb  herberg  baten.'  Platt. 
1572.  .Ich  war  nit  gewont  gescholten  zu  werden  und 
bishar  mer  gelopt  und  fry  gehalten  worden.'  ebd.  1612. 
—  b)  V.  Kindern,  insbes.  die  nicht  leicht  weinen,  leicht 
zu  befriedigen,  still,  artig,  ruhig  (bes.  auch  Nachts), 
untereinander  verträglich  sind  Aä;  Bs;  B;  G;  Schw; 
Uw;  Z.  Ggs.miied;  seltsen.  Sind  fr.  mit  enand!  Bis 
[sei]  aW''  frei  und  schrei  nild  eisig !  sagt  die  Mutter  zu 
ihrem  laut  weinenden  Kinde.  Sind  frei  und  lered  brav! 
JKMev.  1844.  Gueti  Bilebli  tue'  nit  grine":  Schwlg, 
da  bist  de""  gar  e  frme!  0  du  söttisch  og  nf  Erde 
Freine  tme-n-es  Lämvitschi  werde'!  AKuhn  1819.  Clileis 
Ghiiidli,  schlof-mer  i",  Mursch  frein  und  ordlig  sl". 
Glutz,  Alpenlied.  —  c)  von  Haustieren,  zahm,  z.  B. 
von  einem  Hund,  der  nicht  beisst.  Das  Schä/li,  tro 
frm  mier  nache  springt  U.  Daher  Frei  als  Name 
einer  Kuh  AaF.,  eines  Zugochsen  ZO.  —  d)  vom 
Wetter:  mild.  .Es  sei  ein  so  freiner  Nachmittag,  dass 
es  ein  rechtes  Pläsier  sei.  ein  wenig  an  der  Sunne 
ume  z' trasche.  Gotth.    .Mit  vil  gewälds  [Wald]  umb- 


1259 


Fra,  fre,  fri,  frn.  fni 


1260  : 


geben,  hat  gar  fryen  wintcr  und  fast  stäteii  summer.' 
RCys.  —  3.  angenehm,  bequem,  angemessen,  zweck- 
mässig GTa.,  T.  Bas  ist  frei  [gut]  G  1790.  Insbes. 
von  Wohnung  (wohnlich),  Kleidung,  Gerät  Ap;  B;  G. 
Syn.  gähig;  gefreut.  Ja  freis  [heimeliges,  anmutiges] 
Plätzli  Ap.  ,In  die  Vorderstube,  wo  es  auch  viel 
Ireincr  sei  von  wegen  der  Sonne,  die  den  ganzen  Tag 
da  hineinscheine.'  Gotth.  J£r  hat 's  frl,  wohnt  bequem 
Gnl'r.  E  freii  Gnhlti,  in  die  Hand  passend,  bequem 
zu  handhaben  Ap.  Mer  händ  's  recht  f.  [fein,  ange- 
nehm] g'han  GRChur,  1).,  Pr.  Vom  leiblichen  Be- 
(bideii:  behaglich,  wohl.  Mir  ist  frei  Th.  Es  freie" 
ha",  von  körperlichen  Übeln  frei  sein,  sich  wohl  be- 
finden; en  freie"  Tag,  ein  guter  in  Bez.  auf  köi-per- 
liches  Befinden  Ap.  Hut  han-i  's  eso  ordeli  frei,  es 
geht  mir  ordentlich  ZDättl.  „Artig,  hübsch,  ge- 
schmackvoll, den  Regeln  gemäss,  z.  B.  ein  Kleid, 
Gemach  Aa;  B;  VOkte;  S;"  auch:  ergötzlich,  lustig. 
,Es  sei  so  schön  und  frein  da  aussen.'  Gotth.  Am-ene 
schöne"  Abe"d  isch  es  freis  s'  spaziere".  Uf  der  Eiseban 
isch  es  freis  z'  fare"  UwE.  De't  am  Schatte  war  'seit 
[es]  gär  fri.  EFeurer.  Ledig  si"  ist  gar  e  frei  Ding. 
Gotth.,  nach  einem  Volksl.  Frei  üsg'seh,  ein  hübsches 
Aussehen  haben  ZW.  ,Dass  sy  kein  fryger  schiessen 
nie  habind  gesechen.'  Edlib.  ,Der  bettelstab  stotdir  gar 
fry.'  Gengenb.  GM.  ,Im  ist  ein  fryer  possen  b'schehn 
[ein  lustiger  Streich  passiert].'  EIVIan.  .Damit  er 
g'rüst't  syg  artig  fry.'  Kuef  15.38.  ,Wol  künndend  s' 
[konnten  sie]  gygen,  luten,  singen,  orglen  zuo  der 
trumnien:  zuo  fryerm  volk  ich  nie  bin  kummen.'  ebd. 
1550.  ,Sonipes  acer:  ein  muotiger  und  freier  [mun- 
terer?] zeltner  [Pferd].  Mango:  der  die  eigen  leut  auf- 
kauft und  sy  auf  den  kauf  frei  aufmutzet  und  zieret, 
("oncinnator  capillorum:  der  das  haar  f.  butzen  und 
zieren  kann.'  Fris.  ,Wie  er  's  gemacht  so  artig  und 
frei.'  vEuw  1708  (iron.  von  einem  untreuen  Verwalter). 
4.  zuchtlos,  ausgelassen.  Er  ist  ehar  an  frla, 
er  ist  etwas  ausgel.  GrI).;  frech,  leichtsinnig:  ,Wels 
[welches  =  wer]  geid  woltä"  [bedachtsam  geht],  geid 
g'sünds  un''  ferr;  weis  du  geid  frei,  geid  bei  [bi,  nahe, 
nicht  weit]  und  en  dan  Tüed  [Tod].'  P  silv.,  als  Über- 
setzung des  it.  Sprw.:  chi  ra  piano,  va  sano  e  lontano. 
Z'  ril  f.  bringt  Reu.  Stluer.  —  II.  Adv.  in  eigen- 
tüml.  abstr.  Bed.  1.  (friu?  USchäch.)  vor  andern 
Adv.  oder  Adj.,  unbetont  (u.  darum  oft  zu  fri,  in  ZO. 
zu  /■/•(•  verk.),  i.  S.  v.  ziemlich,  recht,  gar  (eher,  GrD.). 
allg.  (nur  aus  Ap  und  G  nicht  bezeugt).  Syn.  artig. 
F.  vil  1)  ziemlich  viel.  2)  gar  oft  L;  Zu.  In  Gl  oft 
zum  Ausdruck  von  Erstaunen  und  Missbilligung,  z.  B. 
f.  r.  trinTie",  fast  allzu  v.;  Syn.  icöl  o.  ,üie  armen 
.Mannli  könnten  nicht  genug  herbeitragen  an  Essen 
und  Trinken,  dass  es  Ei"m  fry  übel  grüs.'  Gotth. 
Me"  muess  d'  Augebliclc  fri  ordli'''  leilsse"  z'  nutze". 
llKNii.  1836.  Fri  spät  Gr.  Frau  Sunne,  wärm  das 
l'lätzU  frei  wol!  GUehlin  (Bs).  Er  soU  doch  frei  wei- 
deli  [schnell]  clio",  me"  mein,  si  tcell  sterbe".  Breitenst. 
18G4.  Säg-mer  's  doch  fri  recht!  Gotth.  .Sage  es  fry 
recht  geradeheraus ! '  ebd.  D'  Bosschümi- Stengel  sind 
eisig  frei  stif  Zu.  Du  bist  scho"  frei  alt.  Stdtz. 
'.■.■  isch  frei  lustig  g'si"  s'  luege".  BWyss  18(33.  lez  han 
i  g'iisse,  und  das  frei  satt.  Schild.  ,Pry  schnell.' 
HBiiLL.  1533.  ,Das  soll  fry  allerdingen  abkennt  sein.' 
1599.  Z  Ratserk.  ,Ninim  's  hin  und  es  fry  flyssig  lis!' 
Com.  Heati.  .Ziech  du  dich  fort  und  das  fry  gschvvind!' 
olid.    ,Er  ninnnt  das  Maul  frei  voll.'  JMev.  Hort.  1C92. 


,Frei  lang.'  Landmann  u.  Schiffm.  Zur.  1769.  ,Sagt 
ihnen,  was  ihr  wollet,  und  machet  's  frei  kurz.'  HPest. 
1785.  Der  unbest.  Art.  tritt  zwischen  Adj.  und 
Adv.:  Er  ist  f.  e  guete,  ein  recht  guter  (Mensch)  Gh; 
f.  en  grosse!  (iron.)  Nnw.  Frl  es  hiibs  Maidji,  ein 
recht  hübsches  Mädchen  W.  Die  Ghuo  hat  fri  a  zeji 
[zähe]  Melclii  Gr  (MKuoni).  Zuem  Grittibenz  [Back- 
werk], frei  zue-me'  grosse".  S  Kai.  1860.  He  nu"  so  de"", 
Giger,  so  mach  denn  fry  e  lustige  [einen  recht  lustigen 
Tanz].  Gotth.  Ebenso  wenn  .etwas'  .statt  ,ein'  ein- 
tritt: Mach  is  [uns]  fri  öpjiis  Guets  [zu  essen],  (jottii. 
Statt  eines  Adj.  kann  auch  das  Sub.st.  , Stück'  folgen, 
aber  in  prägnantem  Sinn  =  ein  schönes,  gutes,  grosses 
Stück,  z.B.:  Es  ist  f.  es  Stück  bis  in  das  Dorf  [ein 
ziemlich  weiter  Weg]  W.  F.  e  Bitz,  ziemlich  viel 
GnSpl.  Das  Adv..  welches  auf  f.  folgt,  kann  auch 
selber  schon  zur  Verstärkung  eines  Begritfes  ver- 
wendet sein:  fri  artig-  (Gr),  frei  artig-,  frei  m-deli- 
(Z)  z.  B.  gross.  Frl  z'  vollem  b'sunderbar,  auch  g;ir 
zu  sonderbar.  AKuhn  1819.  —  2.  alleinstehend, 
vor  Verben:  a)  geschwind.  ChW'  f.!  Gang  f.!  W. 
—  b)  recht  sehr;  gänzlich,  in  der  ä.  Spr.  aber  oft 
nur  verstärkend  und  unübersetzbar  zugesetzt;  ge- 
radezu, förmlich,  wirklich;  sogar.  Er  het  f.  g'allit 
Aa  (vgl.  0.  frl  alt).  Es  grüset-m'r  frl  ab-d'r.  GoTin. 
,Er  wolle  fry  einen  Batzen  geben,  wenn  er  den  Wein 
nicht  trinken  müsste.'  ebd.  Es  sei  fri  dür  in  düre 
gange  [der  Ton  sei  durch  ihn  hindurch  gegangen, 
habe  ihn  im  Innersten  ergriffen]  und  lieb  im  fri 
d'  Auge"  übertribe".  ebd.  Es  het  fri  g'klepft  [von  dem 
Kusse]  B.  Er  ist  frei  taub  worde",  vor  Höni  [Zorn] 
/'.  üfg'guvipet;  es  wird-mer  f.  übel  Aa.  's  het  mi'''  f. 
a'foh"  friere".  Breitenst.  1864.  MängC  brave'  Ma"'. 
wo  [welcher]  cliönnt  zum  Bessere  würke",  fürchtet-si''' 
f.  und  schu-igt.  ebd.  1863.  's  göt  im  frl  dur'''  Märg 
und  Bei"  ScnSt.  I'''  ha"  so  rüchi  Händ,  dass  frei 
d'  Fäde"  vum  blosse"  A''rüere"  rerrissed  ZStdt.  ,Wi<' 
diese  Gedanken  durch  seine  Seele  flogen,  trat  er  reclit 
männlich  auf  und  schien  fry  gewachsen.'  Gotth.  i'* 
ha"  däicht  [gedacht],  i'''  reell  fri  selber  eho".  ebd.  iS'i.v 
Bede"  het  Chopf  und  Händ,  ''ass  er-si''''  frei  selber 
muess  erstune"  drüber.  BWvss  1863.  ,Daniit  sie  wüsstind 
all  unser  grechtigkeit,  frygheit.  sitten  fryg  erfaren  und 
lernen.'  Mey.,  Wint.  Chr.  zum  J.  1.549.  , Schlag,  Drunim- 
schlacher,  auch  fri  druf!'  Com.  Beati.  ,Will  iezun.l 
besser  [näher]  zuo  ihm  gan  Und  ihn  fri  selber  reden 
an.'  ebd.  ,So  wirt  das  W3'b,  wiewoFs  ist  gflerdt,  fry 
bschissen,  trogen  und  verfüert.'  Ri-ef  1550.  ,Hilf,  das 
wir  alle  menschenleer  fry  verachtend.'  NMan.  .Er 
soll  von  seinem  fürnemmen  fryg  abstän.'  1563,  Z 
Ratserk.  ,Confringere  rem:  sein  guot  vertuon  und 
frei  durchbin  [zu  Grunde]  richten.  Licentior  epistola: 
ein  friifner  sendbrief  darein  einer  schreibt  frei,  was 
er  will.'  Fris.  Vor  Negationswörtern:  Es  chunnt-mer 
f.  ken  Si""  dra"  ZO.  D'  Strasse  b'setze  [pflastern]  und 
drüber  griene"  — •  das  täte"-mer  [wir]  frl  niene"  [nir- 
gends; keineswegs].  Schw  Fasn.  1883.  ,l)ie  Leute 
rühmten,  sie  hätten  fry  noch  keins  so  gesehen.'  Gorni. 
,Die  werde  den  Jakobli  aufklepfen,  dass  es  fry  keine 
Art  hätte.'  ebd.  Verstärkt  durch  gleichbedeutendes 
abstraktes  hell  (vgl.  glatt,  süber):  f.  h.  Mit.  Gotth. 
F.  dem  ganzen  Satze  vorangestellt:  Es  isch  eppis 
Grisligs  [Schreckliches]  g'si":  frei  d'  Lit  [Leute]  )(/ 
der  Gass  sind  stü"  Mibe" !  Bs.  Frei  d'  Sunne  het-si''' 
füre    g'macht     und    lucgf    dir    Beiden    n"    und    lacht. 


IJi'l 


Fni,  Ire,  IVi.  IVi 


Kki  iiknst.  1SU3.  ,l'"iy  woUtiiul  wir  wul  bt-Me  staiiiinen 
Siiinmel  binden  zuesanniien.'  Ruef  1550.  —  c)  zu- 
..  ilcu  etwa  i.  S.  v.  frcilicb,  wohl,  im  Ggs.  zu  einer 
-  u  liergelientlcn  Aussage;  bei  Aufforderungen.  Bitten 
iwa  i.  S.  V.  nur,  doch!  AV  redt  sust  (jern,  aber  iez 
lud  er  frei  chünne  schwige'  (weil  er  etwa  fürchtete,  sich 
zu  verraten)  ZB.  Er  ist  en  füle  Kerli,  aber  wenn  's 
Uppis  z'  rencütschc  git,  so  chann  er-si"''  f.  rode 
[rühren],  ebd.  ,Ich  trau -der,  ja  ich  traue  dir!  Du, 
Herrgott,  liast  frei  Lust  zu  mir!'  8ti'tz.  Bas  ist  f'rl 
(ffchih,  das  ist  freilich  und  zwar  in  vollem  Mass  ge- 
scliohen;  auch  ironisch:  dem  isch  es  frl  Ernisch,  es 
i<f  ihm  ja  doch  nicht  Ernst  (iL.  Frl  völ,  Ausdruck 
-turkcr  Zustinnnung,  Bestätigung,  z.  B.  /'.  w.  e  schwarzi 
r.ll.'.  Chi(mm-)iier  tiii  nir  mini  Tür,  Oll  i  lä  der  Pudel 
:<s:  (leise:)  He,  so  chumin  frl  [freilich  doch]  z'  Abesitz 
zu  nächtlichem  Besuch],  D'  Leiteren  isch  a"  d' Laube 
^i'.^liitzt.  B  Vollcsl.  .[Abigail  hat  David]  die  schenke 
iiit  von  stund  an  überantwortet,  sonder  erst  ein  wyl 
mit  im  g'redt;  er  hette  sonst  die  gab  fry  [wohl,  füg- 
liihy]  mögen  verwerfen.'  LLav.  1584.  ,Das  liab  ich 
M-liiiii  fri  z'wegeu  bracht.'  Com.  Beati.  .Er  kennt 
'ri  [könnte  so  gut]  ein  Junker  syn  grad  just,  wie 
:!ucli  einen  bin.'  ebd.  .\m  bösen  Weib  das  Beste 
~t.  Wann  man  frei,  dass  sie  bös  ist,  ■weisst'  B 
^illoge  1Ü70;  viell.  i.  S.  v.  .gänzlich'  oder  ,von  vorn 
Ipnin'i'  ,Frei:  quseso.'  Id.  B.  Du  channst  frl  gän, 
^'cli  nur!    Chwnm  frl,  komm  doch!  BSi. 

^Ihd.  vri,  auch  (bes.  inlautend)  n-ifj,  vergröbert  aus  vrij. 
i  II.  -c'i  bei  unserem  W.  im  .\llg.  gemäss  dem  Gesetz  betr. 
\iit.lautvokale,  doch  haben  BU.  u.  Th  das  Adv.  II,  dessen 
ii;,'  mit  dem  Adj.  dem  Volksbewusstsein  abliandeu  ge- 
.,  u.iiiicu  war,  nicht  an  dum  Fortschritt  zum  Diplith.  Teil 
Mrliiiicu  lassen;  aus  ähnlichem  Grunde  hat  ihm  Z  in  solcher 
Aiiwriidung  wie  einem  blossen  Formw.  allen  selbständigen 
T'iii  entzogen.  Wichtiger  ist  der  Unterschied  der  Form  mit 
Mii<i  ohne  n,  von  dem  auch  die  Bed.  z.  T.  betroffen  wird, 
'1:1  lii's.   für  Bed.  2  u.  3  in  einigen  Gegenden  die  Form  mit  ii 

Ii   im   .\uslaut  resp.  prädikativen   Gebrauch   uud  im  flek- 

11  tili  Ntr.  fast  herrschend  geworden  ist.  Dennoch  hätte 
li  (ir.  WB.  kein  selbständiges /ceivi  ansetzen  sollen  (was 
um  ;iuch  zu  unrichtiger  Etymologie  geführt  hat),  da  jene 
I  Uli  doch  nur  auf  einer,  allerdings  sehr  bemerkenswerten, 
'i  ■  I  li.stigung  des  losen  euphonischen  n  beruht.  Statt  enfn-e, 
n-i-i',  an  welcher  Form  einige  MAA.  (z.  B.  Ap)  für  alle  Bedd. 
Mithalten,  heisst  es  in  anderen  e-n  fn-n-e,  ßei-n-e,  wodurch 
li^  )i  den  Schein  eines  stanimhaften  annahm,  so  wie  umgek. 
i.iiiimhaftes  n,  nachdem  es  auslautend  geworden  ist,  in  ein- 
■  liirii  MAA.  für  die  prädikative,  flexionslose  Anwendung 
I  ^  Adj.  abgestusseu  wird,  z.B.  /i5  für  hon  (unwillig),  »cAü 
liir  irhün,  ß  (bes.  Adv.)  für  /tu.  Fri  ;  en  frmc  (Ntr.  c»//-i») 
-1  lit  dann  (wie  Ua,  blau  :  m  Uane;  /ruh  :  frühncr  u.  a.  m.) 
.I.r  Deklination  von  hü*  :  cn  hone,  c«  Ium  udgl.  parallel,  und 
viiu  hier  aus  gelangen  einige  MAA..  wie  gesagt,  zu  einer 
im.rhten  Grundform  frin  (Ntr.  fruu).  Während  die  eupho- 
iii-i  he  Einschiebung  z.  B.  von  Bs  für  alle  Bedd.  durchgeführt 
1^1.  begeguen  wir  in  anderen  MAA.  der  Dissimilation  freu 
Mir  Hed.  1  1;  /reine  für  Bed.  I  '2;  doch  ist  es  wohl  nur  eine 
/iilaHige  Differenz,  entstanden  dadurch,  dass  aus  der  BUcher- 
slirache  mit  der  Bed.  (1)  auch  gleich  die  Form  entlehnt 
wiinlo.  Was  die  Bed.  selbst  betrifft,  su  ist  allerdings  auch 
ilas  Verhältniss  von  1  zu  2  nicht  unmittelbar  einleuchtend; 
mtwcder  fliesst  2  aus  der  Grundbed.  der  Wurzel  (lieben). 
"il.he  in  nhd.  .freien',  sich  um  eine  Frau  bewerben,  noch 
"  lit  (Vgl.  auch  unser  mit  frei  :J  syn.  lunb),  oder  es  vorhält 
-ii  li  2  zu  1  etwa  wie  lat.  ,liberalis'  :  ,liber',  d.  h.  Herzens- 
L-iili;  usw.  ist  Ausfluss  des  Gefühls  der  Freiheit  (i.  S.  v./rei  1), 
ni  I,  hes  das  Herz  erweiternd  auch  Andern  Teil  an  dem  Glück 
„•■jimt,   das    man  selbst  geniesst;    vgl.  als  Gegenstück  unser 


Sfhulli,  launischer,  uuvcrlräglichur  Mensch,  aus  der  (irundbed. 
.Knecht'.  Bed.  3  ist  Übertragung  von  Personen  auf  Sachen, 
I  bezeichnet  Cbermass  oder  Missbrauch  von  I.  Die  Zu- 
sammengehürigkeit  von  1-3  ist  in  dem  volkstümlichen  Lied 
von  ThBornhauser  ,das  Wörtli  frei'  ausgesprochen.  —  Beim 
Adv.  hat  sich  die  Bed.  noch  weiter  und  abstrakter  ent- 
wickelt; doch  ist  auch  hier  der  Zshang  nicht  abgebrochen. 
Aus  der  Bed.  1  des  Adj.  konnte  sich  einerseits  die  von  , leicht, 
wohl,  recht,  ziemlich'  (die  letzte  Bed.  hat  auch  holl.  vrij): 
andrerseits  die  von  .geradezu,  ganz,  sogar'  entfalten.  Sehr 
bemerkenswert  ist  überdies  für  die  Bed.  des  Adj.  und  Adv. 
im  Ganzen  das  fast  durchgehende  Zstreffcn  mit  /i(iij,  sodass 
die  schon  dort  (Sp.  837)  angedeutete  Möglichkeit  teilweiser 
Vermischung  beider  WW.  hier  nochmals  zum  Vorschein 
kommt;  sie  würde  dann  auch  zur  Erklärung  der  Form  /rin 
noch  in  Anschlag  zu  bringen  sein.  Noch  sei  bemerkt,  dass 
die  Ausscheidung  zw.  II  1  u.  2  in  gewissen  Fällen  unsicher 
ist.  indem  in  Frage  kommt,  ob  /.  unmittelbar  mit  dem  ihm 
folgenden  Adv.  zu  verbinden  sei,  oder  sich  auf  den  ganzen 
Satz  beziehe:  ,Der  schütz  [Schuss]  was  im  fry  glatt  abgangen.' 
Doruacherlied  1499.  ,[Es  solle  ihnen]  fryg  gar  abgestrickt 
syn.'  1567.  Z  Eatserk.  .Annumerare  pecuuiam  alicui:  frei 
baar  daher  zellen.  Animo  hac  prasenti  dicas:  sag  es  f. 
redlich  ausshin.'  Fris.  ,Wir  habend  dasselbig  fry  gänzlich 
abgestrickt.'  Z  Mand.  1598.  ,I)ass  er  dise  Lehr  frei  heiter 
vor  Männiglichen  bekennet  hat.'  Grasser  1625.  .Seinen 
willen  frei  rund  zu  verkündigen.'   AKlingl.    1688. 

u(n)-fri:  unbequem,  meist  mit  Negat.  Es  ist 
niid  u.,  ziemlich  bequem  Ap.  Unangenehm,  widerlich 
L  (Ineieh.) ;  unschön,  ungeziemend,  unliebenswürdig. 
Gegs.  zu  frei  3.  ,Und  diser  warlich  ein  unfreier 
mensch  ist,  der  nun  auf  seinen  nutz  füraus  luogt.' 
VocELB.  1557.  ,Versari  in  sordida  arte:  ein  unfreien 
und  wüesten  gewiirb  treiben.'  Fris.  .Inelegans:  un- 
lieblich, unfrei.  Dedecet,  absurdum  est:  es  stät  übel, 
ist  unfrei,  es  zimt  sich  nit;  es  reimt  sich  nit.'  Fuis. ; 
Mal. 

vogel-,  vögeli"-:  frei  wie  der  Vogel.  ,Ase  vö. 
leben  und  keine  Schulden  haben.'  Stutz.  ,Wir  band 
gewont  [gepflegt]  fri  herrlicher  tagen,  sind  all  g'syn 
vo.  und  herreu.'  Salat.  .Wenn  ir  vo.  sind,  glouhen 
und  tuon, mögend,  was  ir  wollend.'  HBull.  15(il. 

hütten-:  von  der  den  Milchbauern  von  den  Ak- 
tionären einer  Käserei  (Hütte)  für  Benutzung  der 
Letztern  auferlegten  Mietsteuer  befreit  Z. 

kost-;  1.  wer  Andere  von  Kosten  frei  hält  oder 
ihnen  unentgeltlich  Kost  gewährt,  freigebig,  gast- 
freundlich. .Ein  hüpsch,  redlich,  costfry,  früntlich 
mann.'  Salat.  .Benignus,  beneficus;  liberalis:  treuw, 
güetig,  freigebig,  k.,  eigentlich  der,  der  den  frommen 
und  dürftigen  guots  tuot.'  Fris.;  Mal.  ,Die  Franzosen 
seind  liberal  und  k.,  die  Spanier  spärrig  und  Hunger- 
leider.' FrHafn.  1666.  ,Er  ist  k.,  wie  Pfaff  Mangolt; 
er  ass  die  Eier  und  gab  die  Schalen  zu  Almosen.' 
JMey.  Hort.  169'2.  —  2.  wer  selbst  von  Kosten  (des 
Lebensunterhaltes)  frei  ist:  ,Hospitia  ei  publica  de- 
crevere:  habend  in  geheissen  in  allen  herbergen  k. 
sein.'  Fris.  —  Kostfreii  f.:  Freigebigkeit.  .Liberali- 
tatis  tute  expers  factus  sum:  ich  hab  dein  kostfreii 
nit  vil  empfunden.'  Fris. 

lib-:  persönlich  frei,  im  Gegs.  zu  llbeigen.  Vgl. 
Freihals.  .Leibfrei,  frei:  liber.'  Mal.  —  milch-:  keine 
Milch  mehr  zur  Nahrung  bedürfend  oder  bekommend 
(vom  Saugkalb,  wenn  es  gross  und  stark  genug  ge- 
worden ist)  ZN. 

semper-:  frei  in  besonderem  Grade.  Im  Schwab. 
Uhd  1588  i.  S.  V.  fri  I2a:   .Der  Uhu   ist   [gilt  als] 


iaö3 


in 


tri.  tri 


1264 


der  semperfiei,  was  er  gleich  sdiiimlc  oder  schrei, 
Er  ist  allweg  der  liebe  8uhii;  was  er  tuot,  das  ist 
wol  geton.' 

Mhd.  sempiinn  ('iieulbur-),  roiclisuniiüttülbar  uuil  daher  zur 
Teilnahnie  am  Keichstago  (ncnt)  befugt.  Dem  Vf.  sehuiut  das 
W.  uhiie  seinen  eig.  Sinn  bekannt  gewesen  zu  sein;  viell.  sogar 
Ziel  ihm  der  erste  Teil  mit  dem  lat.  ,seniper',  immer,  zusammen. 

schütz- fri:  (durch  Zauber)  gesichert  gegen 
Schuss,  unverwundbar.  S.  u.  gefrureii.  —  toppel-: 
wer  ohne  Einsatz  (.Doppel')  an  einem  Schiessen  teil- 
nehmen darf  Ar;  Ndw.  —  weit-.  ,Es  sind  vor  jaren 
l'rowen  uss  unserm  closter  gangen,  2  in  gaist[lichi] 
clöster,  disi  in  die  weltfrygi  clöster  [BeginenhäuserV].' 
1523,  Strickl.  —  zoll-.  .Cogitationis  p(enam  nemo 
patitur:  wie  man  spricht,  gedeulien  ist  z.'  Fris.  — 
zwifels-,  Adv.:  ohne  Zweifel.  AKlingi,.  1091. 

Ge-fri  ii.:  freie  Aussicht,  Licht.  Gang-mer  tis-em 
G.  GWa.     Syu.  Heiteri. 

Vgl.  Fnhcit  i.  S.  v.  freier  Platz.  Doch  bietet  sieh  neben 
dieser  Ausdeutung  auch  Ableitung  von/rioi  i.  S.  v.  ,werben' 
dar,  wonach  die  Grundbed.  urspr.  die  Betreibung  eines  Liebes- 
verhältnisses wäre,  welche  durch  Nebenbuhler  gestört  oder 
eingeschränkt  wird;  Syn.    Geheij;   Gäu. 

Friel  m. :  Name  einer  freundlichen  Kuh  Ai' 
(Frleli,  Dim.);  GlH.  (L)im.  für  ein  solches  Eind).  — 
Freiele  f.:   Kuhnamc  Ar. 

frie",  freie":  1.  (trans.)  frei  machen,  befreien, 
für  frei  erklären,  absolut  od.  mit  Angabe  eines  Gegen- 
standes, von  dem  befreit  wird.  Wie  lang  nw''  das 
Zangge",  wenn  wirt-i  aw''  g'frit!  sagt  der  ungeduldige 
Verliebte  Schw.  ,Und  uns  von  aller  krankheit  freien.' 
Schade  I,  5.  ,Nur  dass  si  sich  vor  armuot  fr.'  ebd. 
.Christus  hat  uns  als  ein  sighafter  künig  gefryet,  von 
des  tüfels  gwalt  erlöst.'  RGualth.  1555.  .Dises  alles 
ist  so  gmein  under  uns  menschen,  dass  nieman  darfür 
gefryet  [ist].'  ebd.  1584.  Insbes.  von  bestimmten  Ver- 
liältnissen  des  privaten  od.  staatlichen  Rechtes:  obrig- 
keitliche Erlaubniss  zur  Ausübung  eines  Rechtes 
geben,  resp.  Ansprüche  Anderer  ausschliessen;  Immu- 
nität verleihen,  exenipt  erklären;  privilegieren.  Mit 
Acc.  P.  „Sich  von  einer  Behörde  fr.  lassen:  die  Frei- 
heit erwerben,  über  sein  Vermögen  nach  Gutdünken 
testamentarisch  zu  verfügen"  BO.  ,So  er  etlich  wider 
das  gsatzt  fryet  [von  dem  Gesetze  dispensiert].'  Zwingli. 
,l)arzuü  schickt  er  im  guldine  trinkgschirr  und  freiet 
in,  dass  er  daraus  trinken  dorft'  1531/48,  I.  Mai:(\ 
=  , erlaubte  ihm.'  1667.  , Zürich  ist  von  den  königen 
gefryet  und  under  des  Rychs  schirm  genommen  wor- 
den.' HBuLL.,  Tig.  ,l)ass  die  überigen  von  diser  regel 
gefryet  [sygind],  mer  fryheit  habind.'  RGualth.  1555. 
•  Dieweil  sie  [die  Erfinder]  von  etlichen  Für.sten  und 
Obrigkeiten  gefreit  worden,  dass  niemand  der  ihren 
solcher  kunst  gebrauche.'  1557,  Absch.  ,Und  fryet 
(las  Gottshus,  dass  es  solle  zollfrei  sein.'  RC'vs.  ,Wenn 
die  Sommer-  und  Herbstfrüchte  im  Werch.  glauben 
sieh  die  Leute  gefreit  [befreit  von  der  Verpflichtung, 
ilire  Kinder  in  den  Religionsunterricht  zu  schicken].' 
JBuErr.  (Mörik.)  Mit  Acc.  S.  1.  S.  v.  bannen,  vom 
Gebrauch  ausschliessen,  als  heilig  erklären.  , Segnet 
den  sibenden  tag  und  freiet  in.'  1530,  1.  Mos.  .Die 
Allnieind  ze  frygen.'  157'2,  SchwE.  So  bes.  von  der 
Jagd:  ,Ein  Rotgwild,  das  verbannet  und  gefryet  ist, 
[darf  Niemand  schiessen  oder  fangen].'  1560,  Gl;  vgl. 
Frl-berg.  ,Hochwild  einige  Zeit  freien  und  bannen.' 
1587,  Arsih.    ,lni  .1.  1569  ist  zum  Nutzen  des  gemeinen 


Besten  der  Freiberg  im  Gantberg  zu  freien  erkennt.' 
Gl  LB.  1835.  Mit  Dat.  P.,  Acc.  S.  =  zueignen,  zu- 
teilen, erlauben.  ,Sond  Mhhn  im  das  holz  bim  bach 
schirmen  und  fryen.'  1526/44.  Schw  LB.  ,Habent 
unsere  Herren  dem  N.  N.  ein  stuck  allmcnd  uf  30  jar 
hin  für  eigen  geben  und  gefryet.'  1630,  ebd.  ,l)ass 
wir  ihnen,  so  solch  Bergwerk  zu  bewerben  begehren, 
frei  und  ledig  aufgetan,  geöffnet  und  gefreit  liaben, 
freiend  auch  ihnen  den  ganzen  Berg  zu  Guppen.'  1569, 
Steinm.  1802;  vgl.  gefrlt;  Frntng.  —  2.  intr.  (auch 
frine",  freine")  a)  von  Personen:  (wieder)  freundlicli, 
besänftigt,  zufrieden  werden  Gl;  Uw.  —  b)  „artig 
werden,  bessere  Gestalt  bekommen,  z.  B.  von  einem 
Kleid  durchneuen  Zuschnitt  oder  Verzierung  Aa;  li; 
VÜrte;  S."  —  c)  unpcrs.,  es  friet  {freimct  Ai' Id.  178N; 
frieret,  freieret,  freineret  Ap;  Th)  mit  im,  er  ist  auf 
der  Besserung.  G  1790.  Es  hat  es  Bitseli  g'frmet,  vom 
Wetter  Gl.  —  Die  Nbf.  mit  -i/-  vom  Comparativ.  m  für  « 
wie  in  hudmuei-  u.  a.  ni.   —   Bed.   '3  von  fri  3  —  4. 

gofrit,  -freit:  adj.  Ptc.  1.  mit  Freiheit  begabt, 
frei,  freigeboron.  Zunächst  von  der  angestammten' 
Freiheit  der  alten  Eidgenossen:  ,Wir  sind  ein  gefrites 
Volk  durch  Gott  und  unsern  Arm!'  schrieen  die  Ap 
Hirten,  als  ihnen  Ebel  die  Notwendigkeit  eines  fürst- 
liclien  Oberliauptes  beweisen  wollte.  Ein  g-es  Land, 
ein  Freistaat  Ar.  En  g-e  Landme",  Staatsbürger. 
Huchg'friti,  vertruti,  liebi  Herrc  Landlüt:  alte  Anrede 
des  Landammanns  an  die  zur  Landsgemeinde  ver- 
sanmielten  Bürger  Gl.  ,In  unserem  lieben  gefreitoi 
Vatterland.'  ClSchoe.  1699.  ,Wenn  zwei  Schwyzei 
sich  auf  der  Strasse  begegnen,  so  bleiben  sie  stellen 
im  Gefühl  ihrer  Würde  und  rufen  einander  zu:  Guten 
Tag,  gefreiter  Mann!'  N.  deutsch.  Merkur  1809.  In 
weiterm  S.,  von  Personen  und  Sachen:  G'frlte,  erster 
(unterster)  Unteroffizier  bei  der  Artillerie  Gl,  eig.  ein 
Bevorzugtor,  vom  Wachtdienst  Befreiter.  Es  Hüsli 
ganz  cu"  Schulde"  gfrit  SchwE.  (Ochsn.).  I"  seh"  Jure 
heig-er  's  erlebt,  und  de""  chönn  er  gfreiter  lebe",  ah 
mänge  Bossbur.  BWvss  1863.  G freit:  leicht,  frei,  un- 
beengt gekleidet  Z  IS.  —  ,Die  kilch,  der  kilchhof  uml 
die  husre  darutt',  als  wyt  die  mur  darumb  gat,  sind 
also  gefryt  [mit  dem  Asylrecht  begabt],  ob  jemand 
daryn  Üüchtig  wurd,  dem  soll  niemand  nachylen.'  Offn. 
ZEnibr.  ,Wie  ser  das  lügen  über  mich  gefryet  [er- 
laubt, straflos]  sye.'  Zwingli.  .Wiewol  die  froweii 
des  gottshus«*  üiessenh.  für  sich  selbs  ir  wesen  ge- 
hebt und  gar  hochgefryt  sind.'  1530,  Absch.  ,Die 
von  Constanz  erbieten  gebührliches  Recht  vor  ilirer 
ordentlichen  Obrigkeit  oder  dem  gefreiten  [privile- 
gierten V  vgl.  Sp.  1256  u.]  Richter,  wohin  diese  Sachen 
gehören.'  1542,  Absch.  ,Und  soll  an  bezalung  der 
unkost  die  gefrygten  schulden  [Schuldforderungen, 
welche  im  Konkurs  einen  Vorrang  vor  andern  liaben  | 
den  verscliribncn  und  verbrieften  ziiisen  und  scliul- 
den  vorgan.'  1557,  Bs  Rh.  .Etlich  edel  burger  [von 
Strassburg]  von  gmeinen  Eidgnossen  als  koufiüt  und 
pilger  gefrygt  [mit  freiem  Geleite  versehen].'  Ansii, 
,Des  Zolls  und  weggelts  gefryet.'  RCvs.  .Ordentliclic 
gefryete  Jahrmarkt  als  sonderlich  allhie  in  unser 
Hauptstatt  uf  den  Pfingst-,  StMartins-  und  Lucieii- 
Märkten.'  B  Mand.  1628;  vgl.  fri  Sp.  1257.  ,Waun  du 
eine  halbe  Compagnie  aus  einer  ganzen  in  eiiieiii 
Augenblick  haben  wilt,  so  sprich:  Ihr  Rotten  [Glieder | 
oder  gefreiten  Rotten,  marschieren  her  aus  der  t>rd- 
nung!'  KRiKGsni'iHL.  1644.    .Gefreite  Ämter'  L  bis  ins 


Vni.  fiX',  (vi.  fro,  Iru 


12Ö6 


X\1H.,  gewisse  Ämter,  welche  der  Kat  als  Privilegium 
im  Gegs.  zu  den  .Tafelämtern'  für  seine  Mitglieder 
vorbehalten  hatte.  —  wasser-gefrit:  wasserarm, 
voll  einer  Gegend  Ar. 

ab-frien:  der  Verbindlichkeiten  entheben,  ent- 
lassen. .Darnach  wüssen  mögen,  den  geurlaubten 
Sennen  [dem  man  nämlich  sein  Lehen  entzogen]  abzuo- 
frycn  und  den  neuen  ynzuosetzen.'  1553,  Z  Staatsarch. 

ver-frit  =  ge-,  i.  S.  v.  berechtigt,  privilegiert. 
.In  ansechung,  dass  myn  herren  von  keisern,  küngen 
und  fürsten  verfryet  [sind],  mit  menklichem  [Jeder- 
mann] pündnus  anzenemen.'  1526,  Abs<h. 

be-frien.  ,Grad  nach  dem  Gottesdienst  werden 
die  Saufhäuser  eröffnet,  Spilplatz  befreit  zum  Keglen.' 
JKHoPMEiSTER  1744.  —  be-frit:  berechtigt.  , Sonst 
würde  man  im  [dem  franz.  Gesandten]  das  geleit  ab- 
künden und  sehen,  wessen  man  gegen  Ine  befryet 
wäre.'  1591,  L  Katsb.  —  Befriung:  Schutz,  Siche- 
rung. ,Pfryung  der  Hochwälden.'  Ndw  äLB.  Privileg: 
N.  N.  verlangte  1575  vom  Z  Rate  ,die  Befrygung, 
.las.s  weder  Schlosser,  Hafner  noch  Murer  ihme  dheine 
Proben  syner  Holzersparungskunst  nachmachen.' 

friere",    freiere"    s.  frlen  2.  Frie(r)t   s. 

Frihcit. 

P'ri-,  Freiheit,  in  concr. Bed.  z.T.  F riet,  Freiet 

f.,  in  pers.  Bed.  auch  m.:  1.  abstr.  i.  S.  v.  frei  1, 
iihist  in  polit.  Bed.  .Freiheit  und  Gleichheit'  BinA 
'/■  Stege'  ab  g'heit.  Sulger.  Fr.  n.  Gl.  an  en  Stecke" 
'hiiiule'  u.  hei"'  'treit  [getragen]!  Z.  Vil  [Manche]  mei- 
I"  "il  hütigs  Tags,  d'Friheit  h'stand  i'  dem,  dass  en  ledere 
lue"  chänn  [könne],  icas  er  tcell.  Gl  Volksgespr.  1834. 
.Freiheiten  u.  Trinksprüche  ausbringen',  Toaste  auf  die 
Fioiheit  des  Landes  und  auf  die  Gesundheit  einzelner 
l'.M-sonen  (?)  GEapp.  Mit  Bez.  auf  die  ä.  Zeit  hiessen 
.Freiheiten'  die  besondern  bei  Unterwerfungen  oder 
lUindnissen  meist  vorbehaltenen ,  ausnahmsweisen 
Kochte,  Vorrechte  (Privilegien)  einzelner  Orte,  Stif- 
tungen usw.,  welche  auf  Verleihungen  vom  Reich  oder 
vnii  der  kompetenten  Herrschaft  beruhend,  Befreiungen 
Villi  geraeinen  Recht  enthielten,  insbes.  die  Regalien, 
welche  die  eidg.  Orte  sich  vom  jeweiligen  Reichs- 
oberhaupt bestätigen  Hessen;  dann  spezielle  Rechte 
von  Städten,  Gemeinden,  Klöstern  und  Korporationen 
('.  B.  eigener  Rat,  Münze,  Markt).  So  z.  B.  ,des 
li'itteshauses  Fr.  leihen',  Jemanden,  der  vor  fremdes 
'■licht  geladen  wird,  mit  der  Immunität  (des  Klosters 
;iN)  des  Grundherrn  beschützen.  Ofpn.  Kessw.  1506 
( \^i\.  Bed.  2).  ,Fryheit  und  fürsehung'  betitelten  die 
IlSigriswyler  den  Gemeindebeschluss  v.  1493,  welcher 
iloii  Bürgern  das  Zugrecht  bei  Verkäufen  sicherte. 
]  lio  Meister  Steinmetzen  bitten,  ,inen  zuo  bestäten  ir 
bruoderschaft  und  fr.,  dass  die  in  unser  Eidgnoschaft 
werde  gehalten.'  1517,  Absch.  ,Mit  sonderbarer  [be- 
sonderer] Fr.  [Erlaubniss]  eines  Herren  Frohsten. • 
i;<'vs.  —  2.  insbes.  F'reiheit,  Sicherheit  vor  Ver- 
fnlgung,  immunitas.  und  dann  meist  concret:  Frei- 
st.itt,  Zufluchtsort,  Asyl,  bes.  für  kriminell  Verfolgte, 
Totschläger,  zuweilen  auch  nöcli  concreter  ein  Raum, 
üozirk,  Hof  vor  oder  in  gewissen  Gebäuden  (nament- 
lich Kirchen  und  Klöstern),  dessen  Betretung  jene 
Sicherheit  gewährte.  Syn.  Friung,  Fri-hof.  ,Ein 
artikel  des  schüchhus  [in  GStadt]  halben,  wie  weit 
die  fr.  gehen  soll.'  1505,  Absch.  ,Dem  Doctor  N.  Ent- 
fernung uss  der  fr.  zuo  bewilligen,  damit  und  er  zu 
Schweiz.  Idlotikou.  I.  9. 


ire  [der  Patientin]  konmien  möchte.'  1516,  Bittschr. 
AaB.  ,Gesellcn,  die  in  der  Conventstube  zuo  den 
Predigern  in  der  Fr.  lagen.'  1522,  Egli,  Akt.  ,Als 
sich  derselbig  in  die  fr.  der  capell,  so  wir  im  spital 
haben,  uf  den  altar,  und  do  fry  ze  syn  vermeint,  ge- 
setzt, dann  aber  gewalteklich  ab  dem  altar  uss  der 
fr.  genommen  und  gfänklich  nach  Rynf.  gefüert.'  1524, 
Absch.  ,Huw  [hieb]  man  eim  kesslerknecht  das  haupt 
ab  und  nam  man  in  us  der  fryghat  und  ist  das  der  dritt, 
den  man  drös  nam.'  1527,  HsStockar.  ,I)en  Leviten 
wird  ir  teil,  auch  die  freiheiten  bestimmt,  dahin  die 
todtschleger  fliehen  mögind.'  1531/48,  IV.  Mos.  =  .frei- 
stätte.'  1667.  .Damit  ein  jeder  dester  bas  möge  wissen, 
wo  im  söllich  widerwärtikeite  an  die  hande  stiessen, 
gedachte  fryheiten  ze  suochen  und  ze  finden.'  1534, 
S  Wochenbl.  .Sollen  alle  die,  so  in  dise  Fr.  Zuflucht 
haben,  angendts  mit  Leut,  Gut  oder  Pfand  gute  Ver- 
sicherung und  Tröstung  tuon  umb  Essen  und  Trinken 
oder  Einer  soll  und  mag  von  Mahl  zu  Mahl  solch 
Essen  und  Trinken,  so  vil  er  brauchet,  mit  baareni 
Gelt  abbezahlen.'  SchwE.  Klosterarch.  ,N.  N.  wird 
wegen  verübten  Mutwillens  in  der  Fr.  mit  der  Ge- 
fängniss  und  umb  5  Pfd  gestraft.'  1550,  ebd.  ,Die 
StGaller  haben  vor,  diewyl  das  gottshus  mit  einer 
ringmur  ynbeschlossen,  ein  fr.  ze  machen,  damit 
mengklich  sich  derselbigen  gebruchen  könne.'  1571, 
Absch.  ,Auf  den  Bericht,  dass  D.  v.  Salis  2  Personen 
getödtet  habe  und  gegenwärtig  zu  Pfäfers  in  der  Fr. 
liege,  soll  angefragt  werden,  ob  man  ihn  in  der  Fr. 
bleiben  lassen  wolle.'  1573,  ebd.  ,[Die  Stadt  Bern] 
hat  schnell,  als  ein  gemeine  fr.  [gegen  nachjagende 
Herren],  von  den  geträngten  landlüten  und  umbsässen 
zuogenomnien.'  Ansh.  ,Asyluni:  ein  freiheit,  ort  der 
freiheit,  dahin  man  fleucht.'  Fris.  ;Mal.  .Darauf  dann 
bei  Allen,  denen  unser  Gottshaus  bekannt  ist,  auch 
beim  Kind  auf  der  Gassen,  ein  gmein  unwiderredt 
Sprüchwort  gewesen  ist,  ein  so  grosse  Fr.  habe  das 
Gottshaus  Einsidlen,  dass  auch  ein  Dieb  und  Mörder 
in  selbigem  Fr.  habe  und  sicher  seie.'  1590,  Eins. 
Klosterarch.  ,l)ie  Dienstleute  des  Klosters  sollen  ein- 
ander der  Fr.  verschonen  [sich  der  Klosterfreiung 
wegen  friedfertig  verhalten].'  XVII.,  Gesindeordn. Muri. 
,In  ertretung  der  fr.  [bei  Eintritt  in  das  Klosterasyl] 
soll  jeder  wehr  und  walfen  von  ihm  tuen.'  ebd.  ,Weil 
wir  der  Fr.  zu  lieb  etliche  Tor  offen  haben  müssen, 
da  man  aber  sonst  vor  bösen  Leuten  beschliessen 
könnte  und  sonst  der  Freiheitsleuten  keinen  Nutz, 
sonder  mehr  Schad  und  Unmuess  haben.'  1603,  SciiwE. 
Klosterarch.  ,Dass  wir  das  Gottshus  Bubiken  als  zu 
einer  freien  Malstatt  und  Platz  der  Freiheit  angezeigt 
und  dieses  Ort  zu  einer  gemeinen  Fr.  bkennt  haben.' 
Amtsr.  Grün.  1661.  ,FIohen  in  die  Fr.  gen  N.'  1707, 
I.  Macc.  ,Fr.:  Ort,  da  man  sicher  ist,  asylum,  locus 
refugii.'  ThSi'ieser  1716.  Vgl.  noch  Arr.  1861,  S.  (il  ff'. 
70.  211.  Nachdem  das  Asylrecht  der  freien  Stätten 
aufgehört  hat,  bleibt  einzelnen  der  Name  in  verkürzter 
Form.  So  Freiet  f.  („m."),  der  oberh.  der  Stiftskirche 
liegende,  von  Chorherrenhäusern  umgebene  Platz  in 
LBerom.;  nach  St.  Dial.  215  so  auch  der  Hof  des 
Klosters  G.  —  3.  zollfreier  Bezirk.  , Ungeachtet 
der  Knecht  sich  darauf  berufen  habe,  dass  das  Pferd 
in  der  Fr.  gekauft  worden  sei,  sei  der  Zoller  auf  seiner 
Forderung  bestanden.'  1546,  Absch.  —  4.  Fr  ei- 
se haarenwesen  im  Kriege,  auch  concr.  eine  Prei- 
I  schaar,  d.  li.  eine  Truppe  von  Freiwilligen,  die  nicht 

80 


1211' 


Fra,  fre,  l'ri,  fru,  fru 


1208  ) 


unter  dem  Feldneiclieii  ihrer  Übrigkeit,  soiideni  unter 
eigener  ,Freifaline'  auszog.  Syu.  Muetivillcr;  Frlschar, 
-schärler.  In  den  alten  Z  u.  B  Chroniken  u.  Abschieden 
bezeichnet  .Fryheit-  die  angeworbenen  fremden  Söld- 
linge gegenüber  den  Zünften.  Tschudi  unterscheidet 
.uszogne  und  frye  knechte'.  Ähnlich  eine  B  Urk.  von 
159U:  , freiwillige  knechte  um  gebürlichen  sold  annemen 
oder  aber  nach  alter  gattung  mit  einem  üszug  den 
krieg  füeren.'  , Darnach  zoch  der  fryheit  venre  uss  mit 
synem  harst.'  Jüstinber.  ,Mit  der  rossjjanner  und  dem 
rossvolke  und  der  fr.  harst  mit  inen.'  ebd.  ,Do  der 
von  Zürich  fryheit  gen  Wilberg  lüften  und  die  von 
Zürich  uf  ir  herster  [Harste]  uszugen  inen  ze  helf.' 
ebd.  ,Das  guot  und  gelt,  so  gewunnen  und  nit  in  die 
büt  kommen,  sunder  verschlagen  [zerstreut]  ist  von 
fryheiten  und  andern.'  1476,  Absch.  ,Von  der  fryheit 
wegen  ist  geratschlaget,  dass  man  allen  denen,  so 
under  ein  panner  und  fendly  old  ein  houptmann  ge- 
schworen oder  von  iren  herren  dar  geben  und  by  der 
gedat  sint  gesyn,  die  büt  geben  soll,  es  sygen  knecht, 
karrer,  söumer  old  fryheiten.'  ebd.  ,.\ls  dann  uf  disem 
tag  trett'enlich  reden  gehalten  sind  von  der  ungehor- 
samkeit wegen  der  friheitsknechten,  ist  angesehen, 
dass  man  die  fryheit  ganz  abtuon  und  inen  das  nit 
nieer  gestatten  welle.'  1499,  ebd.  .Die  frauwen  zugen 
die  hemder  ab  und  satzten  ire  kind  daruf;  da  luffen 
die  buoben  und  freiheiten  dar  und  zuckten  das  gewand 
under  den  kindern  dannen.'  Rk'kenm.  Chr.  XV./XVll. 
,Beim  Auszug  wurde  für  die  Fr.  eine  Summe  aus- 
gesetzt und  auf  die  Orte  verteilt.  Dabei  wurde  aber 
betrachtet,  dass  in  der  Fr.  allerlei  unnütze  Leute  ge- 
wesen sind  und  daher  beschlossen,  dass  jedes  Ort 
dieselben  mustern  und  halten  möge,  wie  es  ihm  gut 
scheint.'  1516,  Absch.  ,Frygheiten  oder  der  bluot- 
harsch.'  Eiterlin;  vgl.  ,frye  gesellschaft'  Sp.  1256  u. 
, Sollte  forthin  kein  Freiheit  mehr  under  dem  Heer 
gelitten  werden,  sonder  ein  jedes  Teil  dieselbigen  von 
ihm  treiben.  Kommen  dann  darüber  [trotzdem]  Frei- 
heiten zu  ihnen,  Vorhabens  zu  plündern,  darfür  sollte 
man  Hüter  im  Feld  ordnen,  welche  wo  sie  solche 
Freiheiten  umbrächten,  darumb  nicht  gestraft  werden 
sollten.'  Wdkstis.  Der  PI.  in  einigen  von  diesen 
Stellen  scheint  nicht  ,Freischaaren',  sondern  einzelne 
Mitglieder  derselben,  Freiwillige  und  insbes.  Frei- 
beuter, zu  bezeichnen.  In  dieser  persönlichen  Bed. 
war  das  W.  wohl  m.,  was  bei  der  folgenden  Bed.  klar 
vorkommt.  —  5.  persönlich  (in.),  Landstreicher, 
fahrender  Gaukler  oder  Spielmann,  Bettler.  , Bettler, 
fryheiten,  kramer,  wurzler  und  derglych  arkwenig 
[verdächtige]  lüt.'  G  Hdschr.  .Desglychen  will  man 
1  guldin  fry  üssgeben  zu  lassen  den  gesellen  und 
fryheiten.'  Kottwyl.  Schützenfestplan.  ,Ich  armer  fr.!' 
Salat.  ,Ein  lied  singt  der  fryhet',  d.  i.  der  Narr  des 
Spieles.  HBull.  153S.  ,Friertsbuoben:  ventilatores.' 
Mal.  In  BsStdt  waren  seit  dem  XV.  die  Bettler  unter 
dem  Namen  ,Fryetten,  Freiheiten,  Freiheitsknaben'  als 
eine  Art  Zunft  polizeilich  organisiert;  vgl.  Ochs  5,  71; 
Bs  Taschenb.  1864;  Platt.  187—9;  Osenbr.  1869, 
396  ff.;  Ztschr.  f.  schw.  R.  2,  116—120.  Vgl.  auch  die 
Gaunerkilbi  in  Gersau.  ,Zuo  Basel  haben  wir  ein 
völklin,  die  nennt  man  die  fryetsknaben,  das  sind  von 
statt  verordnete  sccktrager,  die  die  frücht  der  obrikeit 
uff  die  kästen  tragen.'  Rvff  1597.  ,Es  spilent  euch 
die  fryheiten  zyt  für  zyt  [zeitweilen]  und  wellent 
nit  werken,    weder  snyden,   holz   tragen   noch   ander 


arbeit  tuoii;  iiant  unser  herren  erkennt,  wellier  zuo 
einem  fryheit  kommet  und  den  erfordert  im  arbeit  ze 
tuonde,  die  er  getuon  mag,  wideret  er  sich  das  ze 
tuende,  der  mag  das  eim  ratskneclit  sagen,  der  soll  ze 
stund  den  heissen  in  ein  kefyen  [Gefängniss]  legen.' 
1417,  Bs  Rq.  ,So  sollent  der  kneclit  uf  dem  riclitliüs 
zuo  zyten  den  fryheiten  iren  Ion  und  was  kosten  mit 
den  schnüeren  und  kerzen  ufloufet  bezalen  und  üs- 
richten.'  1510,  ebd.  ,Dorumb  diese  burst  die  freiets- 
knaben  heissen,  do  sind  sy  befreiet,  dass  sy  weder 
bieten  noch  wachen  dörfen,  wie  andere  burger  oderj 
hindersässen.  So  einer  [Jmd]  frücht  uft'  ein  kastenf 
tregt,  mögen  sie  den  lohn  heischen,  als  ob  sie  dieselb 
tragen  lietten.'  Ryfp  aaü.  ,Wand  [denn]  die  selben 
buoben,  die  rechten  fryheit,  die  band  davon  solich 
fryheit  und  gnade,  dass  man  sy  halten  soll  von  gelt- 
schülde  wegen  als  unser  burger  und  hindersessen, 
dass  man  sy  nit  ynleit  [in  Gefangenschaft  legt]  als^ 
frömde  lüte,  und  band  ouch  die  fryheit,  wenn  sy  einrft 
ander  slahend  mit  füsten  one  messer,  dass  sy  enhein» 
Unzucht  [Busse]  gebent.'  1465,  Bs  Rq.  Sie  hatten 
auch  ihr  eigenes  Gericht:  ,Und  soll  der  vogt  das  ge- 
richte  besetzen  mit  den  rechten  fryheiten,  die  da  one 
hosen  und  one  messer  gand.'  1465,  ebd.  (Schon  in 
den  Capitularien  Karls  d.  Gr.  werden  die  Vaganten 
,nudi  cum  ferro'  genannt).  S.  mehr  u.  Kolenberg.  Ver- 
brann im  hus  ein  frygetsknecht,  hiess  Hans  Leber- 
wurst.' Ryff  1514/85.  ,Was  Unzuchten  die  Freiheiten, 
Nachrichter,  Todtengräber  und  ihre  Knecht  verfallen.' 
WüRSTis.  1779.  Dem  Basler  ThPlatt.  jun.  fällt  der  hei- 
mische Name  bei,  da  er  in  Frankreich  einer  entspre- 
chenden Klasse  von  Leuten  begegnet:  ,Sind  sonder- 
bare [es  gibt  eigene]  Leut,  die  den  Wein  austrotten, 
welchen  nachmals  die  (Portefaix)  Freietsknaben  in 
den  Fassen  auf  ihrem  Hals  in  den  Keller  tragen.'  1605. 

Für  die  persöuhche  Bed.  5  braucht  man  keineswegs  (mit 
Gr.  WB.)  Entstehung  aus  spät  mhd.  Frihurt,  Landstreicher, 
auzunehmen,  welches  nach  Le.ver's  Ausicht  umgek.  aas  frt/hcit 
eutstanden  sein  soU,  aber  nicht  allen  Bedd.  des  concroteii 
.Fryheit'  entsprechen  würde.  Es  genügt  Erinnerung  an  andere 
Fälle,  wo  aus  abstr.  collect.  Bed.  coneret  persönliche  ent- 
standen ist:  , Bursche,  Kamerad,  Frauenzimmer';  ital.  ,po- 
destä,  prigione';  lat.  ,operiB  (Arbeiter)'.  Bemerkenswert  ist 
auch  die  von  Schmeller  angeführte  Form  , Freiheiter'  =  , Frei- 
hart',  und  mhd.  vnheit  m.  i.  S.  v.  Gerichtsdiener,  also  auch 
schon  personlich,  nur  in  anderem  Sinn.  —  Das  mäuulichu 
Geschlecht  bei  Bed.  '2  entw.  nach  dem  Geschlecht  der  Syun. 
,Hof,  Platz',  oder  nach  den  Verbalsubst.  auf  -et,  auf  welche 
Freiet  (das,  wenn  es  aus  Freiheit  verkürzt,  nicht  urspr.  mit 
jener  Ableitung  gebildet  ist)  gedeutet  werden  konnte. 

Frii,  Frini,  Freini  f.:  1.  (Freu)  freie  Aus- 
sicht. I"  d'  Fr.  g'seh,  ins  Freie  B  (Zyro).  —  2.  (Frini, 
Freini)  Freundlichkeit,  Güte,  Annehmlichkeit.  Zu 
frei  3.  3.  Mit  Fr.  löd  [lässt]  er  si'''  scho"  fiiere"  UwE. 
Es  ist  doch  e  Fr.  [sehr  angenehm],  dass  's  so  ist!  Ac. 
Adv.  Acc.  Er  ist  en  ebigi  Fr.  mit-mer  g'si'  [von 
ausserordentlicher  Freundlichkeit]  Gl.  Er  hat  c  Fr. 
'tue",  i'''  han-am  nit  chünna'  trutca'  GS. 

frilecht:  leidlich  wohl  sich  befindend;  s.  fn 
I  3  (Sp.  1259)  =  wohl.  .Meine  Frau  [ist]  freileclit, 
doch  immer  im  Bette.'  1776,  JCLav. 

frili(ch),  -ig:  1.  Adv.  zu  frl  1  resp.  //,  1.  2,  d 
=  in  freier  Weise,  freiwillig;  ungehindert,  gänzlich. 
Be.s.  bei  Schenkungen  und  Käufen  zur  Bezeichnung 
der  gänzlichen  Übergabe.  .Wand  [denn]  icli  die  zweu 
höfe  ze  N.  und  ze  N. '  dem  gottsluise  ze  Honrein,  das 


(•lit 


I2fin 


Pia,  fie,  tri.  fro.  f'ru 


1270 


ander  dem  gottshuse  ze  Luzereu  frylich  gcsendt  [ge- 
schenkt] han.'  1337,  Gfr,  ,Daa  ir  ieglicher  fr,  maln 
soll,  ze  sweler  iiiüli,  so  er  will,'  Z  Richtebr,  ,So  hein 
wir  dieselben  alpe  fr,  ufgeben  und  geferteget  an  Hm 
Heinriclis  hant,'  134.5,  ScHwGers,-UwE,  ,Und  hein  uns 
darzuo  fr,  enzigen  [verzichtet]  alles  rechts,  das  wir 
gchept  hein,'  13-15,  Gfr.  ,Fr,  und  lidklich  [lediglich] 
hingeben  han  ze  eim  ewigen  koufte,'  1377,  ebd. 
.Setzend  den  kouft'or  und  .syn  nachkommen  in  recht 
nutzlich  und  rüewig  gewer  [Besitz],  ze  nutzen,  ze 
niessen,  ze  besetzen  und  ze  entsetzen,  als  inen  das 
eben  ist,  fr.,  fridlich  und  rüewig.'  1494,  ebd,  ,0b 
ieman  syn  burgrecht  mit  gferden  [in  böser  Absicht] 
nfgeben  wollte,  damit  er  von  frömdon  fürsten  und 
herren  pension.  miet  und  gaben  fr.  haben  und  nemen 
mochte.'  EuLiB.  .Das  verlassen  guot  nach  erbens 
recht  fr.  und  rücwiglich  bsitzen  und  bhalten,'  1539, 
Ztschr,  f,  schwz.  R.  —  2.  geradezu.  .Doch  luegt 
jeder  für  sich  selb,  es  ist  frygliehen  zuo  erbarmen.' 
1532,  Strickl.  —  3.  nämlich.  .Friderich,  der  keiser, 
fr.  Barbarossa.'  HBull.,  Tigur.  —  4.  allerdings, 
lebhafte  Bejahung,  Versicherung  Bs;  Gr;  Uw;  Z. 
Verstärkt  durch  vorgesetztes  ja,  jö,  der-  Ap;  GA., 
de-  GlK.  ;  GRh.,  Sa.  =  ganz  gewiss,  sicherlich,  Eb 
si  nit  hinächt  dou  chünntend  übernachte".  ,De-frtU', 
geit  der  Hans,  ,winn  si  verlieb  nemmend'  GSa,  Beide 
verbunden:  jo-de-frUech  G  1799,  Worum  au'''  nüd! 
De  frili"''  jo!  EPeurer.  Auch  zur  Verstärkung  von 
Verneinung:  gar  nicht,  keineswegs.  .Nein  freilich.' 
JJGessn.  1702.  He  nei"  frlli  bin-i'''  letz  b'richtet.  Göldi 
1712  =  ich  bin  keineswegs  falsch  berichtet.  ,Diewyl 
sy  sich  mit  uns  im  glouben  glychförmig  ze  machen 
erkennt  und  fr.  üch  üwers  ergerlichen  Stands,  lebens 
und  Wesens  länger  nit  gestattnen  werdent.'  15'29,  Absch. 
Mhd.  vrlliclw,  -cn,  ungehindert,  freimütig,  -willig;  spät 
und  selten  auch  =  freilich,  allerdings,  sicherlich,  —  Das 
vorgesetzte  dg-  kann  aus  di^r-  verk.  und  wie  in  wol  de  wuej 
n.  a.  hervorgerufen  sein  durch  die  Analogie  von  Ausdrücken 
des  Affektes,  welche  entw.  mit  dem  Art.  oder  mit  der  durch 
Tonlosigkeit  veranlassten  Verkürzung  von  dur''''  verbunden 
sind;  vgl.  dc(i)  Tuiiij!  Jerlo.-him  [für  doch  au''''];   deir)  Gotts 

Friung  f.:  \.  =  Friheit  1  in  rechtl.  u.  polit.  S. 
,Ist  im  [einem  Bildhauer]  geschenkt  von  syner  künsten 
Wegen  und  im  die  fr.  geben,  das  er  usserhalb  unser 
statt  nid  schuldig  wBsen  soll  mit  uns  ze  reisent  [in 
Krieg  zu  ziehen],'  1452,  Z  Bürgerb.  .Fryburg  und 
Solothurn,  die  durch  Bern  in  freiung,  üfnung  und 
achtung  kommen  warend.'  Stettler  z.  J.  1528.  ,In 
Betreff  des  Mannes,  der  zu  Guggisberg  sitzt  und  aber 
gemäss  der  Briefe  dem  Spital  von  Freiburg  zugehört, 
bitten  die  von  Freiburg,  es  mögen  ihn  die  von  Bern 
bei  seiner  Fr,  bleiben  lassen,'  1533,  Abscu,  Auch: 
urkundlich  ausgestellte  obrigkeitliche  Erlaubniss  z.  B. 
zur  Betreibung  eines  Bergwerks,  ,Wenn  ihnen  die 
Fr.  zugestellt  würde.'  Gl  (Steinm.).  —  2.  =  Friheit  2, 
Sistierung  des  öffentlichen  Rechtes  für  einen  Ort  od. 
eine  Zeit;  Asylrecht,  -statte.  ,Das  sy  all  Übeltäter, 
so  zuo  beschirmung  der  selben  irer  Übeltat  bei  inen 
in  einich  frciung  kummen,  gewalt  haben  in  den  selben 
freiheiten  bei  tag  und  nacht  zuo  bewaren  und  zuo 
behüeten,  doch  das  sy  an  den  selben  personen  in  den 
jetz  berüerten  freiungen  nicht  frevel  band  anlegen.' 
1488,  Bs  Rq.  .Wer  der  ist,  der  in  den  fronhof  oder 
closter  kunipt,  der  soll  fr.  haben  und  soll  im  der  vogt. 


ouch  kein  burger  und  niemands  in  den  begriff  [Um- 
fang] des  fronhofs  nit  nachfolgen,  ussgenommen  die 
Übeltäter,  so  all  fryheit  ussschliessen.'  Ofkn.  Rheinau 
ca  1510.  ,Ein  unredlicher  todschleger  soll  in  unser 
dryen  Pündten  kein  fr.  noch  sichernuss  haben.'  1524. 
Absch.  Der  Bote  von  Gl  zeigt  an,  dass  die  Fr.  auf 
der  Kirchweihe  zu  Wartau  denen  von  Gl  zustehe. 
1540,  Absch.      -    Zoll-:    Zollfreiheit.    15.32,  Strickl. 

frö'':  wie  nhd.  En  frohe  Ma""  en  brave  Ma". 
SuL(?ER.  Ne  froche  Muct  S  (neben  fröne).  Adv.  statt 
fri  i.  S.  V.  .recht'.  Das  ist  fro  e  gueti  Sach  Bße.  — 
Die  Bünde  [Bundesbriefe]  herauszufordern,  will  Nie- 
mand [von  den  reformierten  Orten]  gefallen,  da  den 
Katholischen  ,nützit  fröers  [nichts  Erwünschteres]' 
geschehen  könnte.  1531,  Absch. 

Mhd.  fro"'.  Die  Ausspr.  froche  (Comp,  /röcher)  ist  also 
falsche  Analogie  nach  Fällen,  wo  nhd.  h  für  älteres  ch  steht, 
z.B.  rauh:  rüch;  höh:  hoch.  Dagegen  kann  zwischen  ö  und 
fle.tives  e  hier  wie  in  allen  ähnlichen  Fällen  flexives  n  eupho- 
nisch eintreten  (vgl.  Anm.  zu  fn),  z.  B. :  I'''  han  e  fröne" 
Sinn.  Z  Kai.  1818.  Comp.  frü(n)er;  s.  auch  Frö-i.  —  Der 
adv.  Gebrauch  statt  fn  erklärt  sich  aus  der  häufigen  Ver- 
bindung: ,froh  und  frei'  oder  umgek, ;  s.  das  folg.  Fro- 
in  Ortsn.  wird  wohl  meistens  auf  Frö,  Herr,  zuriickgehou. 
resp.  aus  fron  verk.  sein. 

vögeli-:  froh  wie  ein  Vögelein  Z.    Vgl.  vogel-fri. 

gotte-:  (nur  präd.)  sehr  froh  Bs;  B;  Z. 

Gott  hier  wie  in  t/otte-g'nuey  abstr.  verstärkend,  wie 
,Hinunel-,  Erden-',  od,  zunächst  nach  Anal,  von  gottserbärmlich 
u,  ä.  Fällen;  schwierig  zu  erklären  ist  aber  der  Flexions- 
resp.  Bindevoc,  Dativendung  wie  in  mhd.  gote  gcnuoc  kann 
es  nicht  wohl  sein;  vgl.  gottwilU-hc  (Gott)  willkommen;  viell. 
also  nur  nach  Anal,   von  erdc^-,  hodc"-.    Vgl.  auch  das  folg. 

here"-:  sehr  froh,  eig.  fr.  wie  ein  Herr  ScnSt.; 
ScHwE.;  Z.  —  Vgl.  Jci-c»-™/.  Es  fragt  sich,  ob  ein  geist- 
licher Herr,  Pfarrherr  (der  noch  häufig  insbes.  Her  heisst) 
oder  ein  weltlicher  gemeint  ist. 

tonnig-:  sehr  froh  BBe.  —  Euphom.  für  tomicn-f. 
(donnen:  donnern). 

Frö-i  SoHW,  Fröni  Ai';  Z  —  f.:  Frohheit,  Froh- 
gefühl. Auch  adv.  z.B.:  I'''  bin  e  F.  g'.si"!  ich  war 
doch  äusser.st  froh!  eig.  von  einer  (ausserordentlichen) 
Freude  (erfüllt). 

frölich:  1,  wie  nhd,  —  Subst.:  de  Fröli,  appell. 
Eigenn.  (Übern.)  eines  allezeit  fröhlichen,  etwas  leicht- 
sinnigen Menschen  Bs;  Z.  Übrigens  auch  wirkliclier 
Geschlechtsn..  z.  B.  AABrugg.  —  In  einigen  Gegenden 
von  Aa  singt^  man  das  bekannte  Kirchenlied  parodiseh : 
,0  du  herrliche,  frörliche  Weihnachtszeit!'  (mit  An- 
spielung auf  .frieren'),  —  2.  Adv.:  ohne  Furcht  hegen 
zu  müssen,  ruhig,  getrost;  z,  B.:  Tue's  nw  fr.!  GA. 
/'■''  tarf  nüd  fr.  wueste"!  nicht  husten  ohne  dabei 
Brustschmerzen  zu  empfinden  Z. 

Ironisch  muss  wohl  auch  gemeint  sein:  ,Der  fallend  und 
frölich  siechtag  werd  dir  ouch."  NMan. ;  vielleicht  weil  die 
Zuckungen  und  das  Hinfallen  der  Epileptischen  mit  Geberden 
ausgelassener  Freude  verglichen  wurden  (vgl.  .frohlocken',  eig. 
vor  Freudeaufspringen.  .Freuet  euch  mit  Zittern!'  Bibel; 
.Veitstanz').  Doch  ist  auch  daran  zu  erinnern,  dass  man  es 
liebte,  gefUrchtete  Übel  mit  Schmeichelnamen  zu  bedecken ; 
vgl.  Guetachhig;  Ungenannt;  Töchterli;  fori,  verreuit;  ,das  Lau- 
fend' od.  ,Holzhansel'  (der  räuberische  Fuchs)  und  bes.  ,die 
liebe  Franzosen  [-Seuche].'  Simplic. 

Frölichkcit:  1.  Flurn.  ,In  der  Fr.'  ZBalt.  — 
2.  Vulva  ZS.     Vgl.  Elend  .?  (Sp.  177). 


Frab— fiul).    Pracli— fruch.    Pracht— frnolit 


1272 


Priburgerli  n.:    Apfelsorte  Th. 
Fröbel  s.  Sp.  380. 


Frach     fpuch. 


die    fillll)llP    Frnh    USW. 


frech:  1.  herzhaft,  unerschrocken,  mutig,  kühn, 
keck  Gl;  L;  GSa. ;  Heiiel;  in  gutem  Sinn,  ohne  den 
Ncbenbegr.  übertriebenen  Mutes  oder  Begehrens,  ob- 
wohl die  nhd.  Bed.  ,tollkühn,  unverschämt'  auch  vor- 
kommt Z.  In  der  Formel,  mit  der  man  sich  eine 
Frage  erlaubt  od.  ein  Anerbieten  anzunehmen  erklärt, 
=  frei,  z.  B. :  I'''  bi'  so  f.  Z.  Darf  i'''  so  f.  si'  und 
ech  frage"?  B.  ,F.  und  freilich.'  Hauschronik  MEY.v.Kn. 
,Der  geisshirt  soll  hurtig,  f.,  fröudig  sein  und  frefen.' 
TiERB.  1563.  Auch  von  Tieren:  ,Dass  [ein  Pferd] 
.stolz,  muotig  und  f.  [seie].'  ebd.  ,Bono  sis  animo: 
förcht  dir  nit,  bis  [sei]  muotig  und  f.'  Fris.  .Herzog 
(Jarl  aus  Burgund.  der  Frech  genannt.'  JCWeissenb. 
1701.  ,Ein  freches  G'müt  zu  g'rechten  Sachen,  Wie 
kann  es  nicht  so  vil  auch  machen?  [von  Teils  Schuss 
auf  den  Vogt].'  ebd.  ,Der  Freche  nur  den  Sig  von- 
tragt.' ebd.  —  2.  frisch,  gesund,  lebenskräftig,  statt- 
lich aussehend,  gross  und  stark,  blühend,  wohl  ge- 
wachsen; fett,  stark,  schön,  wohlbeleibt  Bs;  B;  L. 
Syn.  toll;  brav;  fruetig;  kech.  Es  frechs  Wiberrolch 
[Weibsperson].  Gottlob,  er  wird  alK  Tag  frecher! 
Si'RENG.  Si  isch  hübsch  ii  f.  «  g'sung.  GJKuhn  1806. 
Übertr.  auf  blühende  Gesichtsfarbe  als  Zeichen  von 
Gesundheit:  ,Wie  der  Magen  ganz  gcschändt.  Sich 
die  freche  Färb  gewendt.'  JCWeissenb.  1701.  Von 
Bäumen  und  Sträuchern:  üppig  treibend  Aa;  BE. 
.Das  Vorurteil,  als  ob  das  Abfressen  des  obersten 
Gipfels  eines  jungen  Baumes  ihm  vorteilhaft  wäre, 
indem  er  nachher  nur  desto  frecher  aufwachse.'  Alp. 
1807.  ,Es  soll  der  Baum  schöne  und  freche  Schoss 
haben.'  Ehacj.  1639.  .Birbäum  uf  Quittnen  gezweiet 
werdend  vil  frecher  und  gestalter  davon.'  Arzneie. 
Züllik.  1710.  Von  lebhafter  Farbe:  ,Dass  hierdurch 
auf  dem  Schwarzen  das  Gold  desto  frecher  erwachen 
[lebhafter  abstechen]  könnte.'  JCWeissenb.  ca  1680. 
Von  Tönen:  .Macht  ein  freches  Gsanggetümmel  und 
ein  frölichs  Requiem!'  Willki'mm  Pio  1676. 

Mhd.  m-nh,  meist  im  (guten)  S.  v.  I;  doch  auch  von 
Haar:  üppig.  Bed.  2  aus  1,  einer  der  seltenen  Fälle,  wo 
sich  aus  geistigem  Begriff  sinnlicher  entwickelt  hat,  wie  bei 
den  oben  angeführten  Synn.  Dasyp.  hat  /.  auch  i.  S.  v. 
.geil',  Schm.  auch  in  dem  von  .brünstig'.  Früher  galt  es 
auch  von  Erdreich:  .f.  u.  feisst'  :=  fruchtbar  (Frank  und 
Fischart):  .f.  u.  grün',  v.  d.  Natur  im  Frühling  (HSachs); 
.trächtig  u.  f.',  von  Weinreben  (Hohberg).  ,Ein  frecher  und 
guter  Magnet'  [stark  anziehend]  bei  Mathesius,  führt  auf  die 
älteste,  im  Got.  nachweisliche  Bed.  .gierig'.  Der  Grundbegriff 
muss  aber  der  von  grosser  Lebenskraft  gewesen  sein,  die 
sich  unter  Andern]  darin  äussert,  dass  sie  um  sich  greift. 
Nahrung  sich  anzueignen  sucht. 

be-frechen  (refl.)  :  sich  erfrechen.  Ndw  Rq. 
1700  usw. 

Frechi  f:  I.Frechheit.  .Deren  von  Rotwyl  hart- 
mietigkeit  u.  freche.'  Ansh.  .Teineritatem:  die  freche.' 
Fris.  -  2.  Wohlbeleibtheit,  .strotzende  Gesundheit. 
Kr  chnellt  [platzt]  erizvei  roc  F.  Si'renr. 


-t rächt  s.  -brächt. 


friichte":  schlachten,  mit  Bez.  auf  Rind.  Schaf, 
Ziege   und  im  Gegs.  zum  Stechen  des  Schweines  W. 

Frecht(e)  f.:  eine  Abgabe  an  Getreide,  bes.  Hafer 
(vgl.  Frecht- Haber),  von  Gütern  (Hüben)  an  die  Grund- 
herrschaft, bes.  geistliche  Stifte;  It  Klosterarch.  G  v. 
J.  865  die  normale  Gesammtleistung  eines  Hörigen; 
s.  Z  Anz.  186S,  112.  .Avena  dicta  vrechta.'  1303  unter 
den  Einkünften  des  Stiftes  Beromünster;  ebda  noch 
in  1.  H.  XVII.:  .Vrechta  sive  avena  subditorum  vulgo' 
fuoter-haber  advocato  debita.'  ,Der  keiner  git  4  kor- 
herren  ieglichem  3  malter  habern,  das  die  frecht^ 
damit  erfüllet  werde.'  1320/30,  Z  Stiftsurb.  .[Der  Hof] 
ist  erb  von  unserm  gottshus  umb  zwölfthalb  viertel 
kernen  an  das  kainmerampt  und  umb  fünfthalb  malter 
haber  frecht  der  pfruond.'  1455.  Z  Stift.  .Es  .sind 
ouch  frechten,  das  sind  haberzins  ab  huoben  zuo  N.' 
1533,  Euli.  Act.  ,Das  schuoppisgüetli  zinset  7  viertel 
frecht.'  XVI.,  Hotz,  Urk.  Indem  das  Chorherrenstift 
Z  seine  Gerichtsbarkeit  im  J.  1524  an  die  weltliche 
Obrigkeit  abtritt,  behält  es  sich  .Zehenden,  zins,  rent, 
gült,  fr-en,  widum,  lehen'  vor.    HBdll.  1572. 

Mhd.  viechte,  rrichte,  nach  Lexer:  ein  Stuck  Acker,  wozu 
auch  bei  uns  die  Verwendung  als  Ortsn.  (ZHinw.)  allerdings 
stimmt;  wahrsch.  aber  urspr.  der  von  einem  solchen  Stück 
(Hube)  als  Zins  schuldige  Teil  des  Ertrages  (vgl.  vrechllMrn, 
Zinskorn)  und  noch  genauer:  Forderung,  geforderte  Leistung, 
indem  das  W.  wahrsch.  von  Wz.  frah,  fordern,  =  lat.  pree-, 
abgeleitet  ist.     .Frechter'  als  Z  Geschlechtsn.    1471. 

Frucht  f.:  1.  coli.,  Getreide,  d.  h.  was  die  Erde 
als  Hauptnahrung  des  Menschen  hervorbringt  (also 
mit  Ausschluss  von  Baunifrüchten,  Beeren  udgl.),  im 
Ggs.  zu  Futter  des  Viehs  (au.sgenommen  Hafer)  Ar; 
Gl;  Gr;  L;  S;  Zg;  Z.  Woni  d'  Fr.  bi  lere  Schiiren 
abschlöd,  so  schlöd  si  bi  rollen  üf.  Ineichen.  Und  zwar 
nicht  nur  von  dem  geernteten  und  ausgedroschenen 
Getreide,  sondern  auch  von  dem  noch  auf  dem  Felde 
stehenden,  z.  B.  d'  Fr.  stät  schön  Z.  ,Gcfiel  den  hotten 
[die  Tagsatzung  beschloss],  dass  man  in  allen  orten 
Gott  bitten  soll,  dass  uns  Gott  die  fr.  bohüeten  wollt.' 
1473,  Absch.  (einer  der  ältesten  Ansätze  zum  ,eidg. 
Bettage').  Etwas  abstrakter:  ,Was  fr.  und  nutz  dar- 
von  uferstuond  mit  sommerkorn  und  Winterkorn.'  14()8, 
Zellw.  Urk.  Der  PI.  ist  auffällig,  wo  von  Fr.  im 
gew.  S.  die  Rede  ist:  Wenn  afig  d'  Früchten  blüyien 
tuend,  Und  's  Korn  i"  d'  Ahri  mag.  Z  Kai.  1802. 
Der  Plur.  i.  S.  v.  Getreidevorräten:  ,Ein  Commissbeck, 
welcher  umb  die  Früchten  zu  schauen  hatte.'  Schwz. 
Kriegsr.  1704.  oder  von  Einkünften  (urspr.  Naturalien) 
z.  B.  einer  Pfründe:  .Den  Statthalter  und  vogt  mit  be- 
husung  und  gebürlicher  besoldung  zuo  versechen, 
nämlich  einer  corherrenpfruonde  und  allen  fruchten 
wie  ein  pricster.'  1531,  Absch.  —  2.  abstr.  bildlich 
i.  S.  V.  Erfolg:  ,die  fr.  Schlacht  Iren  herren',  die  Folgen 
schlechten  Handelns  fallen  strafend  auf  den  Täter 
zurück.     Aus  einem  Msc.  v.  Geilfus. 

Mhd.  vrnht  auch  von  Feldfrucht  und  aufgespeichertem 
Getreide.     Für  die  Baumfrüchte  gilt  volkstümlich  nur  Obi. 

Almosen-:  die  zur  Gewinnung  der  Almosen- 
brodspenden bestimmte  Fr.  1761.  Z  Staatsarch.  — 
Haupt-:  Haupterzeugniss  des  Feldes;  Getreide,  im 
Unterschied  von  Graswuchs  und  Brachfrucht  übh. 
,Bleibt  solcher  Klee  [Wechselklee,  abwechselnd  gebaut] 
länger  als  2  Jahre  stehen,  so  wird  die  Bestellung  des 
Ackers  zur  H.  behindert.'  1703.  Z  Gesetze. 


127.". 


Pracht — frncllt.     Frad — tVud 


1274 


Lägge"-:  üppiges  Getreide,  das  daher  knickt 
und  sich  auf  den  Boden  leg:t  ZSth.  —  i-Hgg,  liegend. 
Vgl.    L&ggm-Kli. 

Mischel-  (Mü-Scii):  gemischtes  Getreide;  Korn 
und  Roggen  durch  einander  Scn;  Korn  und  Hafer. 
177fi,  Bs.  \g\.  M.-Kor)i.  —  Schwabe"-:  aus  Schwa- 
ben eingeführtes  Getreide,  im  Ggs.  zu  lombardischem 
Gr.  -  Drittel-:  der  dritte  Teil  des  Ertrages,  bes. 
von  Weinbergen,  der  als  Abgabe  an  den  Grundherrn 
zu  entrichten  war,  aber  in  Geld  umgewandelt  werden 
konnte.  Im  J.  1777  stellt  Einer  das  Gesuch,  dass  man 
ihm  von  Reben,  die  er  in  Mattland  zu  verwandeln 
Willens  ist,  statt  der  Dr.  einen  fixen  Bodenzins  auf- 
erlegen möchte.  Absch.     Vgl.  Drittel-Behen. 

fruchten:  1.  trans.  (als)  Frucht  hervorbringen. 
,Die  erd  wirf  sich  auftuon  und  heil  fr.-  1.5.31,  Jes. 
—  2.  (intr.,  bildl.)  wirksam  sein,  wie  nhd.  —  er-: 
eine  Frucht  zuwege  bringen  BHk. 

klein-früchtig:  wenig  wirksam.  ,Was  so  lang 
dahar  [bisher]  so  kl.  erschossen  [so  wenig  gefruchtet 
hatte].'  1533,  Absch.  (Es  ist  von  Vermittlungsver- 
suchen die  Rede.) 

fruchtbar:  1.  im  eigtl.  S.,  vom  Boden,  auch  vom 
Wetter  u.  Jahrgang.  —  2.  (im  Ntr.,  subst.)  jeweiliger 
Bodenertrag,  Jahresnutzen,  der  bei  Verkauf  der  Grund- 
.stücke  vom  Verkäufer  etwa  vorbehalten  wird  (?)  EE.f 
.Fürsprechen  [verspr.]  fr-es  use  ze  geben  im  Ligete 
und  Farete,  zusammen  1800  Gl.  [wobei  unter  ,im  Fa- 
ve"te'  wohl  die  bereits  unter  Dach  gebrachten  Früchte 
zu  vorstehen  sind].'  1777,  L  Kantonsbl.  S.  noch  Fnicht- 
liiirki'it.  —  3.  (bildl.)  heilsam,  wirksam,  ratsam.  , Wel- 
chem schaden  ze  begegnen  uns  gar  fr.  anseche  [dünke].' 
l.VJO,  Absch.  ,Darumb  dann  guot  und  fr.  ist,  dass. . .' 
l.-i7(»/ie26,  ScHW  LB. 

fruchtbaren:  1.  fruchtbar  machen.  ,Er  werde 
syii  wort  fr.'  Zwingli.  ,Ein  geruch  des  felds,  das  der 
li.rr  gfruchtbaret  [.gebenedeict.'  1.548]  hat.'  1531. 
lifNEs.  —  2.  refi.,  sich  fortpflanzen,  sich  mehren. 
.Fiuchtbarend  und  merend  euch  und  erfüllend  das 
Walser.'  BiB.  15ti0.  .Wachset  und  fruchtbaret  euch 
und  füllet  das  Erdrych.'  JMüll.  1061.  Anscheinend 
auch  intr.  =:  fruchtbar  sein:  ,[Den  Tauben  soll  man 
treljcn,]  was  sy  am  lieb.sten  essend,  dass  sy  mit  lust 
lileibind  und  fruchtbarind.'  Vogelb.  1557.  —  be-: 
befruchten.  .Paulus  lasst  über  die  christenliche  kirch 
ans  seinem  mund  schiessen  vier  verniahnungen,  sie 
zu  befeuchten  und  zu  befr.'  AKlingl.  1688. 

Fruchtbarkeit:  Jahresertrag?  .Versprechen  die 
Käufer  der  Verkiiuferi"  fruchtbares  liinusen  1241  Gldn, 
von  welcher  Fruchtbarkeit  [hier  als  kapitalisiert  zu 
denken]  gehet  der  Zins  an  uf  hl.  Lichtmess  180G.'   L 

Kantonsbl.   —   Vgl.  frxuhOmr  2. 


Frad — frud.      S.   auch   die   (iruppc   Fmt   usw. 

Prerli  m.:  Alfred  Aa. 

freidig  (freudig):  mutig,  kühn;  von  Tieren  auch: 
wild.  ,Der  von  Burgunn,  der  fr.  mann.'  1476,  Gran- 
SON;  vgl.  frech  1  a"  1710.  .Also  muoss  man  die 
kriegsleut  gürten  [züchtigen,  zähmen],  die  also  fröidig 
wellen    syn,    wann    sy    sitzen    bim    küelen    wyn    [mit 


angeblichen  Heldentaten  prahlend].'  Gengenb.  1516.  ,Bis 
stark  und  freidig!'  1531/87,  Josua,  dafür:  ,sei  dapfer 
und  (sehr)  freudig.'  1667.  ,Wie  ein  freidiger  [,freudiger.' 
1667]  kricgsmann  sein  gmüet  scherpfen.'  1531,  Jesa.i. 
.Fraidige  und  herzhafte  personen.'  Kessi..  ,Dic  Unger 
wurdend  gar  fr.  und  frech  ab  sölicher  tat.'  Vau.  .Un- 
verzagt und  fr.  [sind  die  Falken].'  Vogelb.  1557.  Im 
deutschen  Bauernkrieg  ,ist  der  adel  ganz  fr.  gesyn  ob 
den  werlosen  lüten  [die  man  er.st  wehrlos  gemacht 
und  dann  niedermetzelte].'  Bossh.-Goldschm.  =  über- 
mütig, grausam,  indem  er  seinen  ,Mutan  ihnen  kühlte'. 
,Und  sy  mit  freidigera  geist  begaben  wolle.'  Gualth. 
1559.  ,Alle  forcht  vertreibt  er  und  machet  fr.'  Tierb. 
1563.  ,Equus  acer:  ein  muotig  oder  fr.  pferd.'  Fris. 
.Meretrix:  ein  freidige  [freche?  üppige?]  dirn.'  ebd. 
,Fr.  und  muotig:  alacer  et  promptus.'  Mal.  ,Die  Bären 
im  Alpgebürg  werden  so  gross  und  für  andern  frewdig, 
also  dass  sie  starke  Ochsen  darnider  reissen.'  Münster 
1628;    vgl.  ,gross,  stark,  freidig  Bären.'    Tierb.  156.3. 

Mhd.  oreidec,  -ic  (neben  dein  einfachen  gleichbed.  vreidc) : 
1)  treulos,  abtrünnig,  flüchtig;  2)  wild,  keck,  übermütig, 
mutig,  kühn  (urspr.  wahrsch.  vereide,  eidbrüchig).  Die  zweite 
Bed.  kann  aus  der  ersten  entstanden  sein  wie  bei  , Recke', 
urspr.  Verbannter,  dann  Held.  Von  der  zweiten  lag  nicht 
weit  ab  der  Begriff  ,freudig',  wenn  man  ihn  vorzugsweise 
auf  Kampfesniut  bezog,  und  da  das  W.  ,freudig'  der  alten 
Spr.  mangelte,  die  Grundbed.  \on  fividiy  dagegen  verdunkelt 
war.  so  trat  im  XVI.  nicht  selten  diese  Form  für  .jene  Bed. 
ein.  Ein  Beleg  für  jene  Unterschiebung  erscheint  auf  unserm 
(iebict  schon  frühe:  ,Der  schuolnieister  im  Hof  will  dri  der 
fröidigsteu  bcstan  [mit  3  der  mutigsten  und  stärksten  es 
aufnehmen |.'  1417,  L  Katsb.  Das  Mscr.  einer  Stelle  von 
J.JBreit.,  die  im  Druck  lautet:  ,Dle  im  Elend  sich  erzeigt 
haben  frutig,  freudig  und  staudhaft',  hat  statt  der  zwei  ersten 
Adjj.  ,freidig'.  —  In  unserer  Volksspr.  ist  das  altertümliche 
W.  nicht  haften  geblieben,  dagegen  in  der  bairisch-Ostr. 

Freidigi  f.:  Mut.  ,Volvit  sub  naribus  ignem: 
das  ross  zeigt  an  sein  freidige  und  dapferkeit.'  Fris. 
—    Mhd.  vieide,   Treulosigkeit:   Kuhnhsit,   Übermut. 

Freidigkeit:  Mut;  Übermut.  .Werfend  nit  von 
euch  euwere  fr.  [,freiheit'  1531.  ,freiheit  zu  reden.' 
1667],  die  ein  grosse  belonung  hat'  1.548,  Ebr.  .Der 
Jugend  fraidigkeit  und  des  alters  erbarkeit'  Kessl. 
.Der  Scliwyzer  fryheit,  fr.  (muotwill)  und  standliafte 
wider  die  fürsten  und  herrn  erschall  wyt  under  allen 
puren.'  Vad.  ,Gregor  VI.  u.  VII.  haben  ihnen  selbs 
onerhort  fr.  tyrannischer  taten  angemasst'  ebd. 

fr  eidlich:  (Adv.)  kühnlich.  ,Grift'ent  uns  freit- 
lich und  kecklich  an.'  Z  Chr.  1.336/1446. 

Mhd.  vreitliche  (neben  vreiilec-Uche),  von  der  altern  ein- 
fachen Form  des  Adj. :  vreide,  mit  Verhärtung  des  auslautend 
gewordenen  rf. 

Freud:  1.  abstr.  und  allg.  wie  nhd.  Hat  F.,  mnrn 
Leid.  Ineiches;  Silger.  !''•  ha"  Heil  und  F.  dm" 
g'ha",  eine  rechte  (,helle')  Fr.  Z  (Spillm.).  (Dann 
}uUt-i'''J  keis  FretidU  me!  Ap;  Stutz.  Das  ist  e  F. 
i"  's  Hanse"  Hose"  ScnSt. ;  Z.  Ei"m  F.  schiesse",  zu 
Ehren  desselben  Freudenschüsse  loslassen  B.  ,Als 
bald  sy  uns  vernommen,  Schüssen  sy  friJud  mit  grossen 
stucken.'  Berner  Strassburgerfahrt  1565.  ,F.  lüten', 
Freude  durch  Geläute  anzeigen  (vgl.  Ftlr-,  Wetter- 
Uten).  ,Liess  ein  statt  Bern  [über  einen  Friedens- 
schluss]  umundum  fröd  lüten  und  krüzgang  tuon  — 
half  doch  nüt'  Ansh.  1"  132.  ,F.  blasen':  .Sobald  der 
Bär  am  Boden  lag.  wollte  Herr  N.  F.  bl.'  1532.  Troll 
1813.    -    2.  a)  insbes.  die  F.  über  die  Geburt  eines 


127r. 


Frad.  fred,  frend.  frid.  fiorl,  fnul 


'# 


Kindes  (s.  er-freuen)  und  fast  coiicr.  die  Letztere 
selbst.  Daher  die  RA.  F.  a"säge',  Verwandten  und 
Bekannten  die  glückliche  Geburt  eines  Kindes  münd- 
lich anzeigen,  früher  durch  eine  E.\tra-Botschaft,  in 
Seil  das  sog.  F.-Meitli,  welches  einen  Blumenstrauss 
(F.-Maie")  auf  der  Brust  oder  in  den  Händen  trug 
Gl;  Sch;  Z.  Dann  noch  concreter  auch  das  Trink- 
geld, das  der  Empfänger  einer  solchen  Botschaft  dem 
Überbringer  gab.  ,Den  10.  Äugst.  Freud  für  mein 
Götti  im  Lindengarten  1  fl.'  17().3,  Z  Haushaltungsb. 
.Trinkgelt  für  die  F.  Hr  Vetters  ires  Meiteli  10  ß.' 
1704.  ebd.  Vielleicht  hängt  mit  jenem  engern  Begriff 
von  F.  zusammen,  dass  (nach  Rochh.  AK.)  .Tuden- 
mädchen  in  der  Schweiz  häufig  den  Vorn.  Frödelin 
(Freudlein)  bekommen,  wobei  die  dim.  Form  geringere 
Schätzung  der  Mädchen  bedeuten  mag.  —  b)  Kinder- 
gesellschaft mit  Gasterei,  welche  Eltern  ihren  Kin- 
dern zu  geben  gestatten.  Zxir  Fr.  iHade";  Fr.  hn", 
eingeladen  haben  GStdt.  —  S.  „das  in  der  Mitte  des 
Leibes  vorn  herunter  hangende  Ende  des  Gürtels, 
wie  es  die  Weibspersonen  auf  dem  Lande  in  ihrem 
Prunke  tragen.  ,lch  hab  die  F.  verloren',  sagt  ein 
Mädchen  LE."  Urspr.  wohl  ein  Zierrat,  an  dem  man 
,F.'  hat.  —  4.  FretidfenJ-  in  Ortsn.:  Freudheim,  -wil. 
Vom  Letztern  der  Geschlechtsn.  Freudwiler,  der  dann 
wieder  appellativ  gebraucht  wird,  wenn  man  in  ZStdt 
von  einem  erwünschten  Todesfall  sagt:  Da  ist  de'' F. 
aw''  der  erst  am  Leid  [der  Vorderste  unter  den  Leid- 
tragenden].'   Freiiden-au,  -fels,  -berg,  -tal. 

,Froiid'  Tierb.  1563  viell.  uur  nachlässig  (mit  weggelas- 
seiiem  Umlaut)  geschrieben  für  mhä./rötiile.  —  Die  Bed.  2  b 
in  CiStdt  lässt  sich  viell.  au  alte  Trad.  ankuüpfen,  da  Notker 
3  .gaudia  [Freuden]'  aufzählt,  welche  den  StGall.  Kloster- 
schiilern  an  gewissen  Ergötzungstagen  gewährt  wurden.  — 
Bed.  3  wieder  einer  der  seltenen  Fälle  (vgl.  frech),  wo  sich 
aus  abstr.  Bed.  ganz  concrete  entwickelt  hat.  Zur  Erklärung 
dient  am  besten  die  Etymologie  des  W.  ,Juwel'  aus  afrz.  jW 
(nfrz. /üi/au),  Dim,  von^oie,  Freude  (lat.  ' t/audienum) ;  span.- 
portug.  auch  ohne  Dim. -Form:  jo;/n,  d.  i.  lat.  gaudia.  Ahnlich 
hat  sieh  der  Begriff  entwickelt,  wenn  das  syn.  änhd.  ,Glimpf 
an  der  Gürtel.'  Schm.  11*  UTfi  aus  ,G1.'  i.  S.  v.  Zubehör 
(ags.  limp)  zn  erklären  ist,  nicht  aus  einer  alt.  sinnlichen 
Bed.,  welche  in  unserm  (?Hmjj/=  Schnürnadel,  glimpfig,  weich, 
glatt,  leicht  ziehbar,  fügsam,  fortzuleben  scheint.  Das  ebenf. 
syn.  Schwab.  SMemp  wird  unmittelbar  von  srldampen,  herab- 
hangen, abzuleiten  sein. 

Ernd-Freud:  Erntefreude.  ,Wann  sonderbare 
Freud  beschreibet  Gottes  Geist,  Heisst's  die  Erndfreud, 
weil  man  sich  dann  freut  allermeist.'  Berglieder.  — 
Galge"-:  boshafte  Schadenfreude,  allg.  Syn.  Schin- 
ders-F.    ,Auf  den  Gesichtern  sali  man  sog.  G.'  Gottei. 

Hudel-:  gemeine,  liederliche  Weltlustbarkeit. 
.Elende  Hudel-Freuden,  die  euch  die  Welt  vorstellet.' 
JJUlr.  1733.    -  Ihidd.  Lunip(en). 

He  rze" -Freud  eli:  Asperula  odorata.  Drh. 
, Waldmeister,  waldmännlin;  nach  Plinii  beschreibung. 
herzfriiud:  alyssum.'  KuGessn.  154'2.  —  Burgcr- 
Frcud:  Freude  und  Behagen,  wie  die  alten  Stadt- 
bürger sie  im  Genuss  ihrer  Vorrechte  (bes.  Zunft- 
einkünfte) empfinden  oder  vielmehr  empfanden.  Syn. 
Burger-Lust.    Ei"'m  es  B.-FreudU  mache'  Z. 

Schinders-  =  Galgen-Fr.  .Sanii  hatte  an  der 
Sache  seine  Seh.'    Gotth. 

Schnider-:  der  breit  gemachte  Docht  der  Kerze, 
der  dann  flackert  und  breit  und  hell  brennt  (wie  es 
di'm  Sehn.  lies.  Not  tntV).     F  Sehn,  mache'  Z. 


Im  ersten  W.  liegt  aber  viell.  der  Begriff  des  Kleiuliilu 
und  Verächtlichen,  zumal  da  jene  Fr.  nur  von  kurzer  Daiit 
ist.      Vgl.   Schnider  werde',   im   Spiele  zu   kurz   kommen. 

HochzJts-:    Pestessenmit  Tanz  GWa. 

freudig:  1.  wie  nhd.,  z.  B.  e  glückliafts,  fr- 
Netijär  (wünschen).  —  2.  s.  freidig. 

freudsam:  erfreulich,  angenehm.  ,Ein  fr.,  hüpscl 
persönlich  [stattlicher]    mann.'    Vad.  —  Vgl.  friind^iii 

Pride",    seltener  Frid  —  m. :    1.  in  der  gewöhn 
nhd.  Bed.,  Ggs.  a)  zu  Streit  im  Privatleben:  Fr.  iini 
es  neus  Hus  sind  selte  z'  tür.    Ineichen.     Versöhnuns 
Verzeihung:    ,Ein    nachbur,    der   im    [dem   verlorne; 
Sohn]  bym  vjttter  frid  erworben  hatte.'  Gualth.  läSf 
Ruhe,  Stille,  Behagen.    D'  Fleuge  luind  hei  Frid  g'ha 
[an  einem  heissen  Tage]  GRSchiers  (Schwizerd.).   ,Umli 
frid,    ruew   und   gemachs    willen',   häufige  Formel  m 
, Sprüchen',    z.  B.  1489,   Arch.  Weit.     Statt   ,Jmd 
Frid^  [in  Ruhe,  ungestört,    ungeplagt;    syn.  ä"  Nöt% 
lä"  GMels  gilt  auch  nach  älterer  Weise  mit  Frid  L|| 
Ndw;  U;  W.     Lach  [lass]  vn'''  mit  Fride!    Er  cha^ 
Niemer  m.  Frid  la',  ist  von  zänkischer  Natur.  ,Warun 
die  Katze  doch  die  jungen  Hühnlein  mit  Fried  lasse?  1 
ADennl.  1817.     ,Me  missum  face:  lass  mich  gon,  lassl 
mich  mit  friden,  erlass  mich  dessen.'  Fris.     ,Mit  denl 
herzogen  handien,  dass  er  Genf  Hess  mit  frieden.'  15821 
ToBL.  Volksl.     , Einen  nicht  mit  Fr-en  lassen:  inquie-| 
tare,    vexare  alqm,   molestuni   esse  alieui.'    ThSpiesbh 
1716.     Mit  Übertragung  auf  leblose  Gegenstände:   Set 
gll  [sobald]  als  ke'  Garb  nf  der  Reiti  [Scheuneboden]! 
meh  lld  [liegt],  Se  lö-mer  [lassen  wir]  de'  Pflege!  /(ttJtl 
leider   mit    Frid.    Hafl.  1813.     , Zufrieden',    z'fride",! 
früher  noch  adv.  getrennt:    ,Zuo  frid  gestellt.'    Ofpn.| 
Töss  1536.     ,Der  bär   Hess   si  zu  friden',    nahm    ihre 
Unterwerfung  an,  verlangte  Nichts  weiter  von  ihnen. 
B  Lied  1536.    ,Pax  sit  rebus:  sind  still  oder  zefriden, 
machend  ein  friden  oder  stille.'  Fris.  —  b)  Gegs.  zu 
Krieg  im  Verhältniss  von  Staaten  gegen  einander. 
In  der  ä.  Spr.  bezeichnet  aber  Fr.  meist   nicht   einen 
umfassenden    und    dauerhaften    (,Richtung') ,    sondern 
nur  einen  teil-  und  zeitweisen  (Waffenstillstand,  .An- 
stand').    Daher  z.B.  der  sog.  , böse  Fr.'  von  1387.  der 
,böse    faule    Fr.'    von  1443.     ,Zitlicher   friden.'    1415, 
Absch.     ,Die  selben   krieg   [der  Eidg.  mit  Östr.]   sind 
nie  bericht  [geschlichtet]  worden,  sunder  ze  mäii>;eiii 
mal  in  fr.  gestellt.'  1450,  ebd.    ,Also  ward  nichts  aus 
dem  friden,  doch  machet  man  einen  anstand.'  JosSijil. 
1577.    ,Als  nun  der  bös  verflucht  frid  angangen  was, 
da  leiten  sich  herren  und  stett  daryn,  ob  mau  Jemen 
ein  richtung  finden  möcht.'  Edlib.  und  dazu:  ,So  man 
jetz  meint,  es  sollt  frid  werden,  so  was  es  nütz,  und 
ward  also  kein  richting  nüt  gemacht.'  ebd.  ~  2.  a)  in 
der  ä.  Spr.  die  Rechtsordnung,  der  normale  Rechts- 
zustand des  Staates  oder  einer  kleineren  Gemeinschaft 
im  innern  Verkehr,  daher  auch  die  Rechtshoheit  und 
selbständige  Gerichtsbarkeit  für  Fälle  von  Streit  und 
die   den  Bürgern   dadurch   gewährte  Sicherheit   ihrer 
Person   und  Gewerbstätigkeit.     Reste   dieses   Begritt's 
noch  heute  z.  B.  von  einer  Gemeinde,  welche  eigenen 
, Zwing  und  Bann'   hat:    Si  händ  en  eigene  Fride  Aa, 
und  wahrsch.  ist  ähnlich,  nur  bildlich  und  irou.,  von 
einem    einzelnen    (, selbstherrlichen',    eigensinnigen?) 
Mann  zu  verstehen :  Er  het  halt  en  eigene  Fr. !  Süterm. 
,In  des  ryches  und  des  gerichtes  fride  sein',  weder  in 
der  Reichs-  noch  in  der  Gerichtsacht  sein.  Z  Richtebr. 
,N.  N.  soll    rechtlos    syn.    syn  guet  dem  ricbter,    den  i 


1277 


■'nul,  lifil,  l'i-iil.   tVuil.   IVuil 


1278 


fiüiuleii  fleii  Ivb,  ist  us  ileui  Md  in  uiii'rid  viirrüeiV, 
Venufung  eines  Todschlägers.  1421,  L  Ratsb.  Beim 
Anrücken  der  Eidgenossen  im  alten  Zürichkrieg  be- 
gehrte das  Amt  Grüningen  Schutz  od.  die  Erlaubniss, 
sich  .in  friden  zuo  setzen  [sich  neutral  zu  erklären].' 
1444,  Absch.  ,Were  es  aber,  dass  dhein  unser  burger 
ieniand  verwundete  in  der  stette  friden.'  ca  1450,  Bs 
Rq. ;  \ gl.  Stadt-Fr.  ,Uberlouft  ouch  hinenthin  ieniant 
den  andern  im  richthus,  im  koufhus  oder  in  der  metzig, 
der  soll  darumb  gestraft  werden  glycher  niass,  als  ob 
er  der  stett  friden  verbrochen  hette.'  1557,  ebd.  Auf 
dem  Lande  auch  von  Tieren:  Erlaubniss,  Spielraum 
zu  weiden.  ,So  fer  sond  die  hüener  gon  und  frid  han.' 
LE.  Landr.  1489.  Vgl.  übrigens  Bed.  4,  von  Grund- 
stücken. —  b)  neben  dem  durch  Gesetz  und  Übrigkeit 
von  selbst  verbürgten  allgemeinen  Fr.  (I>and-,  Stadt-, 
Kloster-  usw.)  konnte  ein  besonderer  ausdrücklich 
und  förmlich  für  einzelne  Fälle  (Personen  und  deren 
Verhältnisse),  auch  nur  für  bestimmte  Zeit,  ausge- 
si)rochen  werden  und  Verletzung  eines  solchen  Fr. 
wurde  strenger  bestraft.  Auf  solchen  Fr.  beziehen 
sich  zunächst  die  präpositionalen  Verbindungen,  resp. 
Zeitbestimmungen :  ,vor,  nach,  im  Fr.',  und  die  den 
Bruch  bezeichnende:  ,über  Fr.',  d.  h.  entgegen,  zu- 
wider (s.  über  Sp.  58)  od.  .während'  V  ebd.  ,Wär  och, 
dass  jeman  mit  dem  andren  nach  frid  übel  redti  und 
schalkhafti  frefni  wort  eine"'  mit  dem  andren  tribe.' 
ScHwMa.  LB.  ,U.  den  Fr.  hinaus  schlagen',  durch 
Schlagen  den  Fr.  verletzen  Gl.  ,Wer  ü.  Fried  ladt, 
herausfordert  oder  droht,  soll  in  Gefangenschaft  ge- 
setzt werden.'  Gl  LB.  1835.  In  Fr.  si"  Gl.  ,Er  stände 
mit  im  im  friden,  er  wolle  im  ü.  fr.  nüt  tuen.'  1539, 
Absch.  .Er  soll  's  in  einem  fr.  getan  haben',  es  soll 
ihm  so  angerechnet  werden,  als  ob  er  es  usw.  Ndw 
LB.  ,Sie  sond  ü.  den  fr.  gangen  syn  und  denselbigen 
brechen  han.'  ebd.  ,Wann  einer  zuo  syner  frowen 
older  zuo  einem  andren  wybsbild  einen  friden  hat, 
dass  er  den  selbigen  glych  als  wol  als  gegen  einen 
mann  halten  soll.'  Ai'  LB.  1409.  .Wer  auch  den  An- 
dern über  das  und  [ungeachtet]  sy  mit  einanderen  im 
Fr.  stuendend,  von  dem  Leben  zum  Tod  brächte,  das 
soll  für  ein  Mord  berechtet  werden.'  Kyb.  Grafschaftsr. 
1(575.  Noch  anschaulicher  sind  folgende  verbale  Ver- 
bindungen, geordnet  nach  der  zeitlichen  Folge  des 
Verfahrens:  Fr.  bieten  {FridfaJ  bütc  Av).  gehioten, 
Fr.  verkünden,  befehlen,  im  Namen  des  Gesetzes  zum 
Fr.  mahnen  {'s  Frids  ermane'  Gl).  Wenn  zwei  oder 
mehr  Männer  in  Streit  geraten  sind  und  Tätlichkeiten 
zwischen  ihnen  auszubrechen  drohen,  so  hat  in  Ab- 
wesenheit einer  obrigkeitlichen  Person  jeder  ehrliche 
Bürger  das  Recht  und  die  Pflicht,  zwischen  sie  zu 
treten  und  mit  lauter  Stimme  zu  rufen:  Ich  biete  Frid! 
zum  ersten  Mal,  nötigenfalls  zum  zweiten  und  dritten 
Mal  Ap;  Gl.  In  Nuw  lautet  die  Formel:  Ich  büt  üch 
mincr  Herre"  Frid!  Stille,  stille,  i  hüte  Frid,  schreit 
do  der  Herr  [da  das  erste  Menschenpaar  in  Zank  ge- 
raten]. Ineichen  1859.  ,Wann  man  friden  gehütet  by 
einer  geltstraf,  die  sye  wie  hoch  sy  welle,  oder  by 
lyb  und  guot,  wer  das  überfart,  soll  den  fr.,  wie  der 
gebotten  gsyn,  büessen.'  1534,  Bs  Rq.  .Fried  anbieten 
mit  Dräuworten:  altera  manu  caduceum,  altera  hastam 
pripferre.'  ThSpieser  171(5.  Auch  ,Fr.  heischen,  be- 
geren,  forderen',  z.B.:  ,Als  der  N.  im  nie  dann  5  malen 
friden  hiesch  und  gebott.'  1524,  Strickl.  ,Fr.  ruefen.' 
Gl  1448/1754,  ,uf  sy'  [die  Streitenden].  NuwLB.     Fr. 


(uf)nemen  (,V"n  .liiidiii,  .Iiiidn  in  Fr.  n.-)  (u.  (in-J, 
sich  von  Streitendon  das  Versprochen  friedlichen  Ver- 
haltens geben  lassen,  sie  in  Pflicht  nehmen.  ,Fr.  ufn. 
unz  an  ein  recht  [bis  auf  gericlitliche  Entscheidung 
der  Sache].'  Scnw  LB.  ,[Dass  die  Knechte  des  Klosters] 
wo  sie  Misshollung  oder  Zerwürfnuss  hörend  oder 
sechend,  darzuo  laufend  und  ihr  bestes  tüegind,  die 
so  die  zerwürfnuss  berüert,  in  Friden  nemen.'  14'29, 
Arg.  18öl.  ,Ir  [Untertanen]  werdet  schweren,  ob 
einer  widerwertigkeit  vernehme  mit  Worten  oder  wer- 
ken, von  dem  oder  denen  [die  Streit  angefangen  haben] 
friden  aufzunemen.'  ebd.  , Sobald  das  wyb  in  an  der 
stimm  kannt,  seie  sy  us  dem  bett  gesprungen  und 
habe  frid  genommen.'  LLav.  15(59  =  ,machte  frieden 
[zwischen  den  Streitenden].'  1G70.  ,Wenn  mehrere 
Personen  mit  einander  handgemeng  würden,  so  soll 
Jedermann  laufen.  Fr.  aufnehmen,  scheiden  und  Fr. 
geben  [s.  nachher],  wo  dann  die  in  Fr.  Gesetzten 
darin  so  lange  bleiben  [usw.].'  Gl  LB.  1835.  Mit 
Acc.  P.:  .Werden  2  oder  mehrere,  Weib  oder  Mann, 
mit  einander  in  Frieden  genommen,  die  sollen  für 
sich  und  ihr  Fründ,  die  sy  zu  erben  und  zu  rächen 
band,  den  Friden  halten  und  der  soll  blyben.'  1551, 
Hofr.  ZoBuon.  Gleichbed.:  i"  Fr.  setze'  od.  tue'  Gl, 
,legen.'  175(5,  Scnw  Eq.  Auch  streitende  Gemeinden 
können  bis  zur  nächsten  Landsgemeinde  ,in  Fr.  getan' 
und  dann  dort  ,des  Frids  entlassen'  werden.  Bei 
grössern  Versammlungen  wurden  alle  Anwesenden  zum 
Voraus  ,in  Fr.  getan',  um  Schlägereien  zu  verhüten, 
z.  B.  der  Hauptort  zur  Zeit  der  Landsgemeinde  und 
des  Marktes  Gl;  s.  noch  Landes  friden.  Fr.  verspre- 
chen, geloben  (,loben'  Gl),  geben:  das  Versprechen 
geben,  sich  der  Mahnung  zum  Fr.  zu  fügen,  sich  wei- 
terer Tätlichkeiten  zu  enthalten,  auf  einen  Richter- 
spruch abzustellen  usw.  .Wenn  sich  gefuogti,  dass 
dieselben,  so  einandren  frid  gegeben  band,  mit  ein- 
andren verriebt  werdent  oder  mit  einandren  frid  ab- 
trinkend.' Ofln.  ScHwWoU.  ,Welcher  nit  frid  g.  wollte 
oder  sich  verbürge  oder  entweichte,  dass  er  nit  friden 
g.  raüesse,  ist  buoss  verfallen.'  U  ä.LB.  ,Wer  auch 
Friden  gibt,  der  gibt  auch  Frid  für  sich  und  die 
seinen,  so  ihn  zu  rächen  haben,  von  der  Sach  wegen; 
aber  für  seinen  Vater,  für  seine  Brüder  und  für  seine 
Kind  gibt  einer  Frid  umb  alle  Sachen.'  15'^4,  Klostcr- 
arch.  ScHwE.  ,Fr.  von  Hand  geben',  mit  Handbieten 
versprechen.  Fr.  zu  halten.  Ai'  1726.  Fr.  versagen, 
abschlagen,  verzihen:  das  Gegenteil,  sich  dem 
Gebot  des  Friedens  nicht  unterworfen,  sich  weigern, 
Fr.  zu  halten.  ,Wer  frid  verseiti  oder  verzige  zum 
dritten  mal,  so  der  an  ihn  gefordert  wird,  der  soll  ze 
buoss  verfallen  syn.-  Ofln.  ScnwWoll.  1484.  Fr.  bre- 
chen: nicht  übh.  und  zuerst  Streit  anheben,  sondern 
einem  versprocheneu  Fr.  zuwider.  ,Wer  Frid  breche, 
von  des  Lyb  soll  man  richten  als  von  einem  ott'enen 
Mörder.'  1387,  Gl.  ,Item  und  seind  die  Wort,  so 
Friden  brechen  mit  den  Worten,  daruf  dise  Buss  ge- 
setzt ist:  namblich  wann  einer  zu  einem,  dem  er  Frid 
geben  hätte,  nach  Friden  redte:  Mörder,  Ketzer, 
Meineid  [usw.].'  1531,  Klosterarch.  SchwE.  Auch  ,uf- 
brechen'.  ,Wer  dem  andern  synen  frid  ufbricht  und 
des  nit  nottürftig  ist.'  Ofln.  ZMettraenh.  143(5/78.  F  r. 
trinken,  geschlossenen  Fr.  durch  einen  gemeinsamen 
Trunk  bestätigen,  resp.  das  Versprechen  von  Fr.  ,Ist 
(in  Ap)  ein  Zweikampf  vor  Zeugen  ausgefochten,  so 
wird  im  Wirtshaus  Fr.  getrunken.'  Ebel  1798.     Me" 


127ii 


P'riul,  tVed,  frid.  tVod,  Iriul 


1280 


heisst  e  Halbmäsige  reiche  [liolen]  und  trinkt  de'" 
de"  Pride  wider  mit  enandere'.  Madleni  1712.  Fr. 
abtrinken:  durch  Versöhnung  hei  gemeinsamem 
Trunk  den  hesondern  ,Fr.'  aufheben,  unnötig  machen, 
unter  das  gewöhnliche  Recht  (den  allg.  Fr.)  zurück- 
kcliren.  ,Fr.  abzutr.  geben  wird  von  dem  gesagt,  der 
die  im  Waffenstillstand  stehenden  Personen  zu  einem 
gemeinschaftlichen  Trunk  bringt  und  dadurch  gänzlich 
Versöhnung  stiftet.'  Ebel.  ,Es  soll  kein  gemachter 
Frid  vor  einem  Monat  abgetrunken  werden.'  1585/1780, 
Ai'I.  LB.  .üass  nun  hinfür  der  friden,  wie  der  an- 
gelegt, bcstän,  nit  raeer  abgetrunken  werden  wie  bis- 
har,  und  ein  landvogt  gewalt  haben  soll,  den  fr.  nach- 
zelassen,  wo  es  in  guot  oder  not  syn  bedüecht.'  1530, 
Absch.  ,üb  man  glych  den  friden  abtrunke,  so  soll 
er  dannoch  noch  über  dasselbig  hin  noch  '24  stund 
wären.  Trünke  man  aber  ihne  nit  ab.  so  soll  er  dan- 
noch [vom  Datum  des  Urteilspruchs  an]  ein  ganzes 
jar  wären.-  1597,  Amtsr.  LMalt.  .Friden  uf  gefahr 
abtrunken  [um  den  .\ndern  sieher  zu  machen  und 
dadurcli  besser  in  die  Hände  bekommen  zu  können], 
wird  daruf  gefrefnet,  wirt  für  ein  fridbruch  geacht«'.' 
liussenr.  ZGrün.  —  c)  strafbare,  bussfällige  Hand- 
lung, Verletzung  des  Fr.  2  a  oder  h;  Strafhandel, 
Streitsache  wegen  Verletzung  des  Fr.  Daher  oft 
formelhaft  verbunden:  ,Fr.  u.  Frevel;  Fr.  u.  Sachen.' 
.Nemlichen  das  täglich  an  den  gerichten,  ob  etlich 
friden  vorhanden  sind,  dass  die  nämlich  zwen  und  nit 
mer  ye  zue  einem  gericht  fürgetragen  und  gerecht- 
fertiget [werden],  dann  ander  bürgerlich  Sachen  ouch 
iren  fürgang  haben  [sollen].'  1498,  Bs  Rq.  ,Der  vogt 
soll  schweren,  die  vogtye  recht  ze  haltende,  ouch 
keinen  friden  ligen  zuo  bissen,  alles  das  gelt,  so  von 
buossen,  friden  und  freveln  gefallt,  getrüwlich  ynze- 
ziehcn.'  1557,  ebd.  -—  d)  die  durch  eine  Handlung  im 
S.  V.  c  verschuldete  oder  auf  die  Begehung  derselben 
gesetzte  Busse.  Oft  von  c  und  auch  von  b  nicht 
leicht  zu  unterscheiden  und  im  selben  Satz  mit  jenen 
zsgefasst,  ,Sollent  die  ladenherren  [Finanzverwalter] 
o  fr.  ze  stür  daran  [an  die  Kosten  des  jährlichen  Fest- 
mahles der  Richter]  geben.  Es  sollent  ouch  sy  [die 
Richter]  keinen  fr.  nie  nebent  sich  setzen  [auf  die 
Seite  legen],  vermeinende  solich  fr.  an  das  selb  mol 
wellen  haben,  sonder  die  fr.  in  die  büechlin  lan 
scliryben.'  1490,  Bs  Rq.  ,Welicher  ouch  in  sachen 
frid  und  frevel  nit  berüerend  ganz  nit  gestendig  syn 
und  des  uberzugt  wirt,  soll  ouch  bessern  1  friden.' 
1520,  ebd.  , Einem  um  einen  Fr.  verfallen',  gegen 
Einen  einen  Friedbruch  begehen  und  dafür  in  Busse 
verfallen.  ,Ein  verfallner  Fr.',  Bussengeld  für  Über- 
tretung des  Friedens.  ,[Wenn  Einem  auf  der  Land- 
schaft des  Gotteshauses  Fr.  angelegt  wird  und  er 
übertritt  denselben  im  Lande  Appenzell  mit  Worten 
oder  Werken]  so  soll  der  übergangen  fr.  dem  gottshus 
StGallen  zuogehören.  die  mindere  buoss,  die  im  land 
Ai'  beschechen,  denen  von  Ar  und  ein  übergangen 
fr.  abzogen  werden.'  1545,  Absch.  ,N.  N.  ist  erkennt 
um  ein  friden  mit  der  band  gegen  den  N.-,  hat  in 
über  friden  bluotruns  gemacht.'  MEsterm.  Rick.;  vgl. 
Freven.  Schlechter  Fr.,  einfache,  kleine  Busse. 
,Der  soll  für  yeden  schwuor  zwen,  dryg  oder  vier 
schlecht  fr.  ye  nach  erkanntnus  der  richteru  ver- 
bessern.' 1557,  Bs  Rq.  —  3.  Sicherung  kultivierter 
Grundstücke  gegen  Schädigung  durch  Vieh;  Ein- 
friedigung, bestehend  in  Zaun  od.  Mauer  Gl,  (Frid). 


Syn.  E-,  Fehl-Fr.;  (E-)Fad;  vgl.  befriden,  fridhm\ 
nhd.  , einfriedigen'.  ,Bei  Strassenverbreiterungen  über- 
nimmt das  Land  die  Zurücksetzung  des  Frieds  aul 
seine  Kosten.'  Gl  Ges.  nach  1835.  Fr.  geben:  einen 
Zaun  herstellen,  resp.  auch:  Fuss-  und  Fahrweg  längs 
oder  durch  das  betr.  Grundstück  gewähren.  ,Auf  allen 
liegenden  Gründen  unseres  Landes  soll  Einer  dem 
Andern  mit  seinem  Gut  halben  Frieden  g.  [die  Ein- 
friedigung gemeinsam  mit  ihm  erstellen],  so  lange  das 
Vieh  auf  der  Weide  geht.'  Gl  LB.  1835.  ,Und  soll 
man  zuo  beiden  .syten  der  zeig  frid  uferichten.'  Uffn. 
ScnBuchb.  1433.  .Und  weihe  die  frid  als  nit  uf- 
riehtind,  die  sönd  den  lüten  usserthalb  der  zeig  frid 
geben.'  ebd.  ,Dass  all  die  hofstatten  sond  fr.  gen, 
jeder  usser  [je  der  äussere  Nachbar]  dem  inneren, 
[über]  den  tag;  aber  so  es  nacht  wird  [wird  scherzhaft 
beigefügt],  so  mag  einer  synen  fr.  zühen  in  hüs  uf 
syn  asslen;  also  in  gutem  fride  soll  das  dorf  syn.' 
1484,  ütt'n.  ZWülfl.  .Wäre  dass  die  im  Siggental  den 
friden  in  sämlicher  [solcher]  mass  hätten,  dass  den 
von  Würnalingen  dhein  [irgendein]  schad  dardurch 
beschähe.'  Urbar  .\aB.  ,Es  sollen  auch  die  von  W. 
den  fr.  järlioh  beschowen;  wäre  dass  die  in  S.  frid- 
brüchig  vich  [das  die  Zäune  durchbricht]  hätten  und 
[das]  durch  beder  fr.  brach  . . .'  ebd.  ,Die  Reben  sönd 
han  ein  Friden  und  ein  gute  Efad.'  Ofl'n.  .\AWett. 
,Dass  die  faden  an  dem  riet  fr.  sond  han  von  Mayen 
abent  unz  an  Sant  Michels  abent.'  1427,  Üffn.  Scnw 
Pfäff.  .Die  [6  Jucharten]  soll  der  Mann,  dess  der 
.\cher  ist,  haben  in  eim  guoten  Frid ;  ob  Vech  daryn 
gieng,  soll  er  uf  dem  Hag  stan  und  es  stauben  mit  dem 
rechten  geren.-  Üffn.  AAWür.  .Mengklich  in  unsreni 
land  soll  dem  andern  mit  .syneni  vech  frid  geben  von 
mittem  merzen  unz  des  h.  krüztag  zuo  herpst  oder  aber 
glychen  stoss  [Gegonrecht  mit  Beziehung  auf  weidendes 
Vieh].'  1511,  Gl.  ,Wo  zeigen  an  einander  stossent, 
die  ersten  sönd  den  letzten  frid  gen,  bis  dass  si  [die 
hinten  gelegenen]  ouch  mögent  mit  irem  guot  uss 
dem  fehl  kommen.'  1527,  Aa  Weist.  ,Es  sollen  alle 
hofstätten  und  bunten  [Hanfäcker]  den  andern  fr. 
geben,  es  sye  winter  oder  summer.'  Offn.  ZNeft. 
, Weller  uf  StMartins  tag  die  faden  und  friden  nit  ge- 
macht hätte,  der  soll  es  büessen.'  üffn.  ZKl.  ,Die  an 
den  .Atzberg  stossenden  Weiden  sollend  dem  Berg 
Frid  geben  und  zunen.'  1675.  BEschi.  ,Fr.'  u.  ,Weg' 
einander  gegenüber  gestellt:  ,Es  ist  auch  recht,  dass 
in  allen  zeigen  je  der  usser  acher  oder  wis  dem  Innern 
fr.  geben  soll  und  soll  der  inner  a.  od.  w.  dem  ussern 
weg  g.'  Üffn.  ZNür.  1448.  ,In  Fr.  ligen,  syn',  ein- 
gefriedigt sein:  ,Zuo  den  zyten,  so  das  feld  in  frid 
sollte  syn.'  Arch.  GRJen.  1512.  .Wenn  das  guot  uss 
friden  ist,  so  mag  dann  dannen  hin  ein  jeder  faren.' 
ebd.;  vgl.  üsfriden.  ,Die  feldwisen  sond  in  frid  ligen 
wie  die  zeigen.'  üffn.  ScuBuchb.  Endlicli  bedeutet 
Frid  auch  das  umzäunte  und  von  der  Gemeinweide 
befreite  Stück  Wiesenland  selbst  Gr.  Indem  der  Aus- 
druck aber  auch  abstr.  gefasst  wird,  wendet  er  sich 
zu  der  Bed.  2  a  zurück.  ..\ls  unser  vordem  unser 
landwerinen  verbannen  und  in  fr.  u.  schirm  geleit 
band,  dass  die  nieman  höwen,  rüten,  brennen  noch 
wüesten  soll.'  1157/1544,  SchwLB.  .Der  gmeindwald 
soll  iederweilen  im  frid  ligen  [gebannt  sein]  und  nie- 
mand darin  holz  fällen  ohne  eins  zwingherrn  wüssen.' 
1670,  Arg.  Fr.  und  Schenncii  formelhaft  verbunden 
=  Schutz  und  Obdach.     .So  soll  einer  den  zechenden 


I 


1 


1281 


Fi-ad,  freil.  frid,  fn.,!.  friid 


1282 


[die  Zelintgarbe]  yiifüeren,  den  b'haltcn.  da  er  frid  und 
scherman  hat'  Kirchenr.  LScliupfh.  —  4.  in  Ortsn. 
.Fvideu.'  GFluras.  ,Fridau,  -Iiof,  -ha.g,  -bach.  -berg. 
-bürg;  Friden-wyler.' 

Mhd.  vriile,  iirspr.  stark,  daun  auch  schwach:  Friede. 
Kulic,  Sicherheit,  Schutz;  Busse  für  Friedensbruch  (so  wie 
auch  .Frevel'  zugleich  Busse  für  Kr.  bedeutete);  Einfriedigung, 
eingehegter  Raum,  Bezirk.  Dass  die  Bed.  ,Zaun'  die  urspr. 
sei,  ist  unwahrsch.;  wir  haben  vielmehr  auch  hier  wieder  den 
seltenem  Fall  anzunehmen,  dass  sich  concrete  Bedd.  aus  abs- 
trakter entwickelt  haben,  wie  schon  die  von  Friedensbruch 
und  Busse;  der  Zaun  ist  also  die  sichtbare  Erscheinung  und 
Anfrechthaltung  des  Rechtszustandes,  angewandt  auf  die  älte- 
sten Besitzverhältuisse  von  Urund  und  Boden,  resp.  den 
Unterschied  von  Privateigentum  und  Gemeindegut.  Bed.  3 
nähert  sich  in  einzelnen  Fällen  der  abstraktem  Bed.  2  a 
wieder:  Grundstücke,  die  ,in  Fr.',  d.  h.  in  Umzäunung  liegen, 
geniesscn  eben  dadurch  auch  , Frieden'  i.  S.  v.  Rechtsschutz, 
oder  umgek.:  damit  sie  dies  können,  müssen  sie  umzäunt 
sein.  ,Fr.  geben'  i.  S.  v.  freien  Spielraum  zum  Fahren  mit 
Vioh  erinnert  an  Fr.  am  Schluss  von  2  a,  von  Hühnern,  doch 
ist  das  Verhältniss  der  2  Bedd.  von  ,Fr.  geben':  1)  Zäune 
errichten,  2)  Spielraum  geben,  nicht  ganz  klar,  wenn  nicht 
angenommen  werden  darf,  es  seien  eben  längs  solcher  Fahrwege 
Zäune  erstellt  worden.  Die  Erstellung  von  Grenzzäunen  um 
das  eigene  Gut  aber  lässt  sich  ebenf.  als  eine  Leistung  auf- 
fassen, indem  solche  dem  Grundstücke  des  Änstössers  ebeuf. 
zn  gute  kommen,  oder  weil  Anstösser  oder  Torbeifahrcnde 
durch  solche  vor  (unwissentlicher)  Schädigung  und  daraus 
erfolgender  Straffälligkeit  behütet  werden.  Bemerkenswert 
ist  neben  der  A'erschiedenheit  doch  auch  die  teilweise  Ähn- 
lichkeit von  ,Fr.  geben'  im  Personenrecht  (2  b)  und  Sachen- 
recht (.3).  Die  Bed.  des  W.  in  Ortsn.  ist  schwer  zu  be- 
stimmen und  scheint  zwischen   1   und  3  zu  schwanken. 

E-Frid(e°):  1.  gesetzliche  Einhegung  von  Grund- 
stücken gegen  einander  (und  gegen  die  AllniendV), 
insbes.  Grenzzaun  zwischen  den  .Zeigen';  Syn.  Efad, 
Frirlen  3,  Efridi",  Feldfrid.  ,Die  .strass  soll  zwilschen 
dem  efriden  syn  24  schuoch  wyt.'  Oifn.  ScuBuchb.  1433. 
, Weiher  ain  öfrid  oder  efatt  ze  zyten  oder  über  jar  us- 
howet  oder  wüest".'  Otfn.  Gebhardsw.  146ti.  ,Es  soll 
ain  amptiuann  in  den  gerichten  järlieh  zuo  zyten,  so 
das  billich  ist,  gepieten  efrid  und  efaten  zuo  machen.' 
Offn.  GBurgau  1472.  ,Wenn  ein  zeig  gesäit  wird,  als- 
dann soll  jedermann  im  .selbs  züg  und  zun  und  eefrid 
machen.'  Amtsr.  LBeroni.  1613.  ,Man  soll  euch  die 
efrid  mit  trüwen  un  warheit  machen.'  Hofr.  Buochs. 
,I)a  soll  er's  gebieten  gewährlich  zu  machen  [die  Feuer- 
einrichtung sicher  zu  ni.]  u.  inmäss  wie  man  den  Efrid 
büt't.'  Offn.  TnSulg.  1742.  —  2.  das  eingefriedigte  Land 
selbst.  .Welicher  im  efrid  iicker  und  wisen  hat,  die  am 
fridhag  ligend.'  1469,  Offn.  TnAad.;  s.  Schaub(3  Eq.  II 
77.  78  (im  nämlichen  Art.  mit  Bed.  1  wechselnd).  — 
Un-:  1.  Zwist,  Streit  im  Privatleben.  ,Fr.  ernährt, 
ü.  —  auch',   sagen  die  Advokaten  [statt:   .verzehrt']. 

—  2.  Störung  der  öffentlichen  Ordnung  und  Ruhe 
durch  Raufhändel  udgl.  andere  Tätlichkeiten.  Bei 
Hochzeiten  war  es  früher  Sitte,  ,den  U.  zu  verrufen', 
d.  h.  im  Namen  der  Obrigkeit  Störungen  jener  Art 
zum  Voraus  zu  verpönen.  Einen  Fall,  der  zu  einem 
Rechtsstreite  führte,  s.  bei  Lauff.  Schw.-Gesch.  V,  259. 
Vgl.  Frid  ab.  —  3.  Unsicherheit,  Schutzlosigkeit  der 
Person.  Ggs.  zn  Friden  3  a.  Der  geächtete  Verbrecher 
wurde  durch  das  Gericht  .von  Frid  in  ü.'  versetzt.  — 
Feld-  =  E-Fr.  Offn.  ScnBuchb.  1433.    Syn.  Feldzün. 

—  Grummet-:  die  Zeit,  da  die  Emdweide  gestattet 
ist  und  nicht  mehr  gemäht  werden  darf.  ,Wer  vor 
StLorenztag  geehmdet  hat,    mag  vor  dem  ersten  Gr. 

Schweiz.  Idiotikon  I.  9. 


noch  einmal  schaben.'  Git  Samml.  IMI.':..  Viell.  ein 
erster  Abschnitt  jener  Zeit,  in  welcher  vorerst  der 
Eigentümer  allein  seine  Wiesen  abweiden  lassen  (und 
zu  diesem  Zweck  da,  wo  er  keine  eigene  Zufahrt  hat, 
über  fremde  Grundstücke  zu  denselben  gelangen)  darf, 
im  Ggs.  zu  der  erst  später  beginnenden  Gemeinatzung 
(PCvPlanta). 

Hüs-:    Kaffee  AAStauf.     Syn.   Wiber-Fr. 

Weil  zum  Geuuss  des  K.  die  Hausbewohner,  namentlich 
die  FrJiuen,  sich  bes.  friedlich  versammeln,  oder  der  Fr. 
unter  ihnen  durch  jenen  Genuss  am  ehesten  hergestellt  wird. 

Land(s)-:  1.  i.  S.  v.  Friden  3  a,  aber  scherzh. 
sprichw. :  dem  L.  nit  traue',  auf  eine  Zusage  sich 
nicht  verlassen  oder  übh.  sich  in  irgend  einem  Ver- 
hältniss zu  Andern  nicht  sicher  fühlen  Aa;  Z.  Früher 
im  strengen  und  ernsthaften  S.,  die  für  ein  ganzes 
Land  auf  bestimmte  Zeitdauer  gesetzlich  verkündete 
Suspension  des  Fehderechts  (vgl.  Fr.  3  b).  Emm 
[Einem]  de"  Landfrida  ä''lefjga,  im  Namen  der  Obrig- 
keit Jmdn  beim  Eid  zum  Frieden  mahnen,  mit  An- 
drohung harter  Strafe  Ar.  .Vermag  der  Fridende 
[s.  friden]  die  Schlagenden  nicht  zu  trennen,  so  ruft 
er  den  Landesfrieden  aus  und  dann  sind  sie  bei  ihrer 
Bürgerpflicht  verbunden,  von  einander  zu  lassen,  sonst 
verfallen  sie  in  die  grosse  Landesbusso.'  Gl  LB.  L.-Fr. 
hiess  das  Abkommen,  welches  die  katholischen  und 
die  reformierten  Stände  im  J.  15'29  und  wieder  1531 
und  1712  mit  einander  trafen,  um  der  gegenseitigen 
Befehdung  ein  Ende  zu  machen;  im  engern  S.  die 
Ordnung  der  konfessionellen  Verhältnisse,  welche  die 
Eidgenossen  als  Territorialherren  in  GRh.,  T.  und  im 
Th  aufstellten  und  von  den  Landsassen  beschwören 
Hessen.  ,Der  Landsfrid  von  1531  soll  aufgebebt,  da- 
gegen die  dismalige  Befriedigung  künftig  der  L.  heissen 
und  Ländvögte  und  Gerichtsherren  zu  diesem  neuen 
L.  verpflichtet  werden.'  1712,  Absch.  ,Der  alt  Glareanus 
profitieret  [liest]  den  Horatium  jungen  München;  denen 
macht  er  die  besten  Bossen,  glychwol  guot  heiter 
teutsch,  dass  wenn  es  by  uns  [in  der  Schweiz]  be- 
schähe,  man  müsste  [würde  beschuldigt]  den  L.  ge- 
brochen haben.'  JosMal.  1593.  —  2.  der  Umkreis, 
für  welchen  ein  solcher  Friede  galt,  in  engerem  Sinn 
Th  u.  GRh.,  T.  ,Bei  der  Wahl  von  Predigern  sollen 
solche  Geistliche  berücksichtigt  werden,  welche  im  L. 
und  anderswo  lange  bei  schlechter  Besoldung  gedient 
haben.'  Z  Ges.  1757.  ,Was  für  [Geistliche]  im  L.,  für- 
nelinilioh  im  Turgäu  [seien].'  1621,  JJBkf.it.  ,Ein 
Predicant,  so  im  L.  gedienet  under  den  Papisten.' 
SoHiMPFR.  1651.  ,In  einem  strengen  L.  uff  einem 
schlechten  [Predig-]  Dienst  sich  bhelfen  müssen.'  ebd. 
,[Das  Amt  eines  Z  Antistes]  erstreckt  sich  nicht  nur 
auf  diso  sonst  gröste  und  volkreichste  Gemeind,  sonder 
auf  vil  100  zu  Stadt  und  Land  im  L.  schwebende  und 
seufzende  Kirchen.'  AKlingl.  1688.  Es  gab  einen  von 
den  Reformierten  zsgelegten  ,L.-Fond'  zur  Unter- 
stützung der  reformierten  Schulmeister  in  den  Land- 
vogteien.  —  widerlandsfridlich:  dem  , Landfrieden' 
zuwider  laufend.  XVI.,  Absch. 

Zu  2.  Da  durch  die  Abkurung  die  Kirchen-  und  Pfrund- 
güter  der  paritätischen  Gemeinden  geteilt  wurden,  so  gab 
es  (namentlich  für  die  ref.  Geistlichen)  ärmlich  besoldete 
Stellen;  auch  fehlte  es  nicht  an  unangenehmen  Berührungen, 
bes.  wo  beide  Konfessionen  sich  mit  der  gleichen  Kirche 
behelfeu  musstcn. 

81 


1283 


Frad,  IVcil,  frid.  fmd,  find 


1'284 


„Nacht- Fi-itl(e"):  Watfeustillstand  auf  eine 
Nacht."  —  Keb-:  umzäunter  Weingarten.  \g\.  Frid4. 
,Reben  daryn  lassen  leggen  und  mit  einem  fridzun  ver- 
fangen und  ein  rebfrid  darus  gemacht.'  ca  1550,  Zellw. 
Urk.  —  Anstands-:  Wattenstillstand;  s.  Frid  1  b. 
,Diser  A.  ist  hernach  weiter  verlängeret  worden.'  Jos. 
SiML.  1577.    .Ward  ein  A.  gemacht  11  Jahr  lang.'  ebd. 

—  Stadt-  =  Lands-Fr.  mit  Beschränkung  auf  den 
Umfang  einer  Stadt;  Vereinbarung  und  Verpflichtung 
zur  Aufrechthaltung  der  Ruhe  und  zur  Bestrafung 
der  Friedensstörer.  So  der  St.  v.  Bs,  welcher  M.  XIV. 
datiert  ist.  Vgl.  Osenbr.  1860,  56.  Syn.  Einung.  ,Die 
so  in  leistunge  [Verbannung]  syent  von  stettfr.  oder 
totschlegen  wegen.'  1472,  Bs  Eq.  ,Es  soll  und  mag 
ein  yeder  burger  oder  frömder  stattfr.,  trostung  oder 
stallung  erfordren.'  1539,  ebd.  Vgl.  Fr.  1.  —  Wiber- 
s.  Hüs-Fr.  —  Gewer-:  gewährleisteter  Grundbesitz. 
,[Das  von  der  Stadt  StGallen  den  Beginen  abgetretene 
Pflanzland  durften  dieselben]  gwerfridlich  besitzen, 
darum  man  es  domalen  einen  gwerfriden  hiess.'  Vad. 

fride":  1.  Frieden  schliessen  oder  wenigstens  zu 
schliessen  suchen,  a)  absolut.  Si  stritend  oft  und 
fridciid  oft  GuPr.  Gct  [gebt]  enandrc"  d'  Hand  zum 
Zeichii,  dass  ir  g'fridet  heit  W.  .Etlich  ratent,  man 
solle  mit  dem  küng  beschliessen  und  darnach  fr.,  so 
legent  wir  grosse  ehr  yn.'  1495,  Müller,  Schwz. -Gesch. 
,Wüssend,  dass,  so  uns  Gott  das  glück  [den  Sieg]  gibt, 
wir  mit  unseren  fygenden  nit  so  grüselich  wollend 
umgän  als  mit  üch  [abtrünnigen  Untertanen];  sy 
[unsre  Feinde]  wurdent  ouch,  so  es  zu  einem  friden 
käme,  mit  uns  bass  [leichter]  dann  ir  fr.'  1531,  Absch. 

—  b)  mit  Acc.  S. :  (einen  Streit)  beilegen.  ,Swelcher 
zwun  krieg  hab,  der  süll  den  einen  lassen  richten 
oder  fr.'  Z  Chr.  1336/1446.  ,Wo  zerwürfnus  beschicht, 
das  not  ist  frid  zuo  machen,  da  soll  jeder  hofmann 
schuldig  syn  ze  büten,  damit  der  stoss  gefridet  werd.' 
1519,  Kriess.  ,Wiewol  es  gefrident  was  [Friede  be- 
stand].' Edlib.  —  2.  a)  absol.,  Frieden  stiften,  zu 
vermitteln  suchen  Ndw.  Auch  mit  Bez.  auf  Vieh . 
Da  muest  go'  fr. !  si  cliönntend  denand  iw'''  umbi-inge".' 
JJBütl.  1824.  Spez.  i.  S.  v.  Fride  3b  =  Fr.  bieten, 
riiefen  usw.,  bei  Eaufhändeln  im  Namen  des  Gesetzes 
zum  Fr.  mahnen  Gl.  Vgl.  auch  Landfriden.  ,Wann 
einer  zu  zweien  older  mer  käme,  die  uneins  wären, 
und  die  nüt  gfriden  möcht,  und  wann  dann  einer  frid 
ruft,  das  es  ouch  gelten  soll.'  Ap  LB.  1409.  ,Da  vil 
gegenwürtiger  gewesen  [bei  Schimpfreden]  und  doch 
keiner  geschirmt  noch  gefridet.'  1529,  Absch.  ,So 
sollend  ir  twederem  teil  [keiner  von  beiden  Parteien] 
helfen  den  anderen  zuo  schedigen,  sonders  helfen  fr., 
scheiden  und  das  best  darzuo  reden.'  1532,  Strickl. 
Im  J.  1542  wurde  Einer  gebüsst,  denn  er  ,was  mit 
fr.  ungeschickt  und  zum  teil  partygig  g'syn.'  Amts- 
rcchn.  ZGrün.  ,Pacificator:  der  unter  etlichen  fridet.' 
Fris.  —  b)  mit  Acc.  P. :  in  Friedenszustand  versetzen, 
versöhnen.  „Bei  Raufhändeln  Uw. "  .Bwyl  ir  jetzmal 
gefridet  und  vereinbaret  sind.'  1532,  Strickl.  .Also 
bracht's  der  alt  Herr  dahin,  dass  ein  Rat  zu  Bern 
dem  jungen  Herrn  ihre  [bis  dahin  gegen  ihn  erbitter- 
ten] Burger  und  Gmeinden  fridet  und  ihr  Stadt  und 
Land  oft'net.'  Ansh.  Ptc.  adj.  gefridet:  in  Fr.  stehend. 
,Da  haben  gniein  Eidgnossen  strenge  verpot  ussgon 
lassen  wider  die  gefrideten  on  recht  nüt  ze  handien.' 
Ansh.     .Dass   die  übermüetigen  Franzosen,    umendum 


gefridet,  vermeinten  der  Eidgnossen  kein  not  mer  ze 
haben.'  ebd.  ,Der  Burgunschen  landen  halb  den  von 
Zeringen  g'fridet  und  g'fründet,  understuond  [er]  das 
ganz  Italisch  rych  im  in  g'horsame  ze  bringen.'  ebd. 

—  3.  a)  Zäune  machen  od.  vorhandene  in  Ordnung 
stellen  SchwE.  (fridige);  trans.  umzäunen,  einfriedigen 
Gl;  Gr.  ,Den  Eoggenacker  soll  der  Meyer,  wenn  er 
in  buwe  lyt,  fr.  und  verzünen,  sonst  aber  nicht.'  1358, 
JHfB.,  Klingn.  ,Uass  die  unsern  einander  uf  dem 
felde,  uf  iren  güetern,  nit  frident,  noch  ir  vihe  be- 
hüetent.'  1411,  Bs  Rq.  ,Es  soll  auch  niemands  .\yn 
vych  uf  die  güeter,  so  ungefridet,  mit  der  band  tryben.' 
1615,  B  Gerichtssatz.  ,Sein  Gut  fr.  und  einzunen.' 
1645,  BSi.  S.  noch  fridbar.  —  b)  eine  Alp  fr.,  vom 
Vieh  ledigen,  das  Vieh  zu  Hause  füttern,  anstatt  es 
auf  die  Weide  gehen  zu  lassen,  gleichsam  einschlies.sen, 
umzäunen.  ,Alle  Alpen  sollen  auf  Michaelis  Tag  ge- 
friedet sein.'  Gl.  Ebenso  von  Wald  (bannen):  .Der 
Bezirk  gehauener  Wald  soll  10  Jahr  nach  dem  Hau 
gefriedet  sein,  so  dass  während  dieser  Zeit  weder 
Gaiss.  Schaf,  Rindvieh,  Sicheln  noch  Segessen  geduldet 
werden.'  Gl  LB.  1835. 

Mhd.  rriJen,  friedlich  beilegen,  versöhnen;  schützen, 
retten;  zävmen.  Bei  3  b  fragt  es  sich,  ob  wirklich  an  Um- 
zäunung der  Alpen  gedacht  ist  oder  an  Friden  im  allg.  Sinn 
^  Schutz,  Bann.      Vgl.   us-fr. 

i°-:  einzäunen  GWa.  , Rechte  Haushofstatten  sol- 
len sich  selbs  einfr.  Wo  aber  Matten  gegen  l\Iatten 
liegend,  sollen  sie  einandren  helfen  ynfr.  und  zäunen.' 
1659,  BE.  —  ÜS-:  (das  Schmalvieli)  von  der  Atzung 
auf  den  Wiesen  ausschliessen  u.  damit  der  gewohnten 
Frühlingsatzung  ein  Ende  machen  GRJenatz. 

be-frid(ig)en:  1.  zum  Frieden  bringen.  ,Coni- 
primere  tumultum:  ein  aufruor  gestillen  und  b.  oder 
vertuschen.  Delenire:  versüenen  und  b.,  dultig  und 
zam  machen.'  Fris.;  Mal.  Auchrefl. :  ,Wann  es  sicli 
schon  allenthalben  gestillet  und  befridet,  so  werde  es 
sich  gegen  den  Fryburgern  nit  friden.'  1531,  Strickl. 
.Als  die  Stedt  sich  mit  den  Appenzellem  befridet.' 
Schlachtlieder  1600.  —  2.  beschützen.  .Darum,  dass 
sie  das  ir  möchtend  beschirmen  und  b.'  Stdtb.  Wint. 

—  3.  umzäunen.  , Zwing  und  bann  ze  behüeten  und 
die  nach  landsrecht  in  eren  ze  halten,  befridigen  und 
beschirmen.'  1447,  Bs  Rq.  ,Es  soll  och  die  nider  hof- 
statt  der  obren  frid  gen,  doch  soll  ein  krutgart  sich 
selbs  befriden.'  Offn.  ZTöss.  —  UM.  bcvridai,  beschützen; 
unizäuucu;  (refl.)  Frieden  schliessen. 

,Befrider  (-in):  schidman,  paciflcator  (conciliatrix, 
die  uf  friden  stellt).'  Mal.  — ■  Befridung:  ,Versüe- 
nung.  pacificatio,  placatio.'  Mal.  , Alles  so  zuo  b. 
zwüschen  inen  dienen  mag.'  153'2,  Strickl. 

*Fridi"  f.:  Einfriedigung  =  i'V(rfera  5.  .Wäre  dass 
ein  meier  in  synen  fridenen  otten  löcher  hätte,  oder 
syn  frid  oder  häge  unfridbar  wären.'  1540,  MEsterm. 
Pfäfl'.  ,Steg,  weg,  zun,  egräben,  efurren  und  fridinen 
beschowen.'  156'2,  ebd.  Rick.  —  E-  =  Ffrid  1.  ,We- 
licher  uf  StMartinstag  die  efridinen  nit  gezünt  habe.' 
Ofi'n.  AANEiidf. 

Wahrsch.  der  Dissimilation  zu  lieb  bildete  man  i.  S.  T. 
Zaun  etwa  den  PI.  ,frideneu'  wie  von  einem  weibl.  Sg.  auf  -i". 

fridige"  s.  friden  3  a.        be-  s.  be- friden. 

fridbar:  1.  (von  Zäunen)  hinreichend  stark,  um 
das  Vieh  vom  Durchbrechen  abzuhalten.  ,Er  solle  gute 
fr-e  Zäune  und  Häge  machen.'   Pfau  1863.    , Welche 


i 


,.K 


Frail-fnid.     Fraf— fruf 


1286 


faJen  nit  fr.  sind,  ilie  soll  man  niilertreten  und  soll 
gebieten,  die  fad  ze  friden.'  1427,  SoiiwPfäff.  ,Sind 
die  efrid  und  efattenfr.  und  guot.'  1468,  Offn.  Geb- 
iiAiiDSw.  ,L)ie  Maur,  die  dato  in  einem  Zerfall  und 
die  er  so  bald  möglich  wider  har  und  fr.  zu  stellen 
sich  anheischig  mache.'  1786,  Urli.  ZJVIeil.  —  2.  (von 
einem  Grundstüclv)  von  genügenden  Zäunen  umgeben, 
.lier  Hof  soll  fr.  syn.'  SoHADBr.  Rq.  —  un-:  1.  Ggs. 
zu  fr.  1.  S.  bei  Fridin  1540,  MEsterm.  Pfäif.  ,Die 
zun  beschowen  und  was  sy  denn  unfridper  findend.' 
1562,  ebd.  Eicli.  —  2.  (von  Vieh)  durch  die  Einfrie- 
digungen brechend.  ,Mit  feur  und  wassergängen,  mit 
u.  vech  und  rossen.'  Ofth.  Schwakzenbach.  ,Unfridpar 
vech,  das  umb  fridbar  heg  nützit  gebe.'  1596,  Zellw. 
Urli.  —  fridbaren:  friedbar  maclien  =  friden  3. 
.Helfen  fridberen  und  verzünen  mitsteclien  undgerten.' 
1392,  ScH  Stdtb. 

Frid  II,  Fridel  s.  d.  folg. 

Friderich  allg.,  doch  selten;  Frideri  U,  Frider, 
-li  AASigg.;  Bs,  Frid  Bs;  „S".  Fridel  Aa;  ZKn., 
Fridi  Aa;  Bs;  BO.,  Fridli  Aa;  Ai>  (-e'- ApH.);  ßs; 
,B;  VOrte;"  Gr  (tw.  FriÜi);  „S;"  ZO.,  Frigg, 
Friggschi  Gl  (grob),  Fritz  allg.;  Fritsch  SchwE. 
—  m.  —  Dira.  auch  Frideli  Aa;  St.:  1.  Taufn.,  bes. 
in  B  verbreitet.  Eine  vom  Ururgrossvater  herab  ge- 
führte Folge  liann  (nach  S.)  heissen:  's  Fridli  Hanse 
Fritz  Fridis  Fridi.  Fredli-Schedli!  als  höhnender 
Reim  Ap  (eig.  ,friedlich  schiedlich').  Sprw.  s.  Ars 
Sp.  466.  —  2.  Fritz,  Pferdename.  —  Für  Bern  war 
wohl  das.Verhältniss  des  dortigen  Regiments  zu  Friedrich 
d.  Gr.  von   Einfluss. 

Fridler:  eine  Erdäpfelsorte  Gr.  —  Nach  einem 
Geschleclitsn. 

Fridli  m. :  Taufn.  \.  =  Friderich.  —  2.  =  Fri- 
dolin  (s.  d.).  —  3.  appell.  bzw.  adj.  im  Wortspiel  mit 
,Friede'.     Ber  Fr.  ist  e  schöne  Ma"'.  Ineichen. 

In  der  Bed.  dieser  und  der  vwdtn  Koseformen  herrscht 
viel  SchwankeD,  selbst  in  Gl.  In  älteren  Belegen  dürfte 
durchweg  .Fridulin'  zu  verstehen  sein;   vgl.  z.B.  T.  105  b. 

Fridolin  Fridli  Gl;  Uw,  „Fritschi  L",  Frigg, 
-schi  Gl  (grob)  ~  ni.:  Taufn.  Fridli  im  ÄAKinderlied 
s.  H.  94.  Der  Heilige  dieses  Namens,  einst  Abt  von 
Säckingen,  welcher  durch  ein  Wunder  die  Ansprüche 
seines  Klosters  auf  das  Land  Glarus  bewies  (s.  Fri- 
dolinszüge),  wurde  liier  Landespatron.  ,Dahar  sye  frye 
gottshuslüt  genempt  worden,  führent  auch  noch  liüt 
bei  tag  StFridlins  bildnuss  in  ihrem  schilt,  panner 
und  sigel.'  RCys.  ,0  helger  herr,  Sant  Fridoli,  du 
trüwer  landesmann,  ist  dises  land  dyn  eigen,  so  hilf 's 
uns  mit  eren  blian!'  liisst  das  Schlachtlied  1388  die 
Glarner  beten  und  dem  Feinde  ruft  es  zu:  ,Und  dyn 
guoter  harnist  und  all  dyn  yscngwand,  das  muost  du 
liüt  liie  lassen  wol  in  StFridlis  land!'  Obwohl  später 
die  Protestanten  mit  puritanischem  Übereifer  selbst 
den  Schein  der  Verehrung  abwiesen  (s.  Absch.  5,  2, 
1192  x),  ist  es  bis  heute  bei  der  Verlegung  der  Früh- 
lingsfeuer auf  den  Tag  des  Heiligen  (6.  März)  ge- 
blieben und  erbettelt  die  Schuljugend  das  Material 
dazu  fiir  "e»  StFridli,  mit  dessen  Bilde  aucli  die  an 
diesem  Abend  herumgetragenen  Papierlaternen  geziert 
sind.  StFr.'s  Tag  in  weiteren  Kreisen  als  Winter- 
nnd  Sommerscheide  s.  u.  Liecht. 

Frörte"  f.:   Knhname  BE.  It  Alp.  l^mi. 


Fraf  (frav)-  fruf,  Im'zw. /m/  usw. 

fi'gvel  BsStdt;  BGadm.,  freve"  AAWohl.;  B;  FMu.; 
L;  ÜBW;  S;  „Z":  1.  Adj.  a)  mutig,  tapfer,  keck,  kühn 
.\a;  B;  „Z."  E  frevene  {freier]  Blick  i"  Gottes  schiini 
Natur  S  (Hofst).  Das  darf  i--''  freve"  [ohne  Furclit. 
Scheu]  säge'  od.  tue'  Obw.  ,T)er  [Falke]  ganz  treten, 
güetig,  niilt  und  handsam  i.st.'  Vogelb.  1557.  ,Audax 
prffiliis:  frefen  ze  kempfcn.'  Fris.  ,Ein  dapfer,  mann- 
lich, fröfen,  aufsetzig  tier  i.st  der  wolf.'  Tierb.  1563. 
,Was  ich  etzwas  frevener  denn  die  andern;  ich  hatt 
mer  erfaren.'  ThPlatt.  1572.  ,lch  was  der  freffnest; 
gab  antwurt.'  ebd.  ,Dann  nun  [nur]  etliche  Fändli 
freffne  und  frische  Knecht  disen  Angriff  tan  liattend, 
und  nit  der  recht  Gwaltshauf.'  JJcd  1574.  —  b)  dreist, 
verwegen,  frech,  unbesonnen,  unverschämt,  übermütig, 
gewalttätig  AAEndf. ;  BsStdt;  BGadm.  Die  Chinder 
si"'  gar  frefeni  FMu.  E  frcvne  Burst  L.  's  iscli  e 
chlei'  freve'  vo"  mer,  wenn  ig  's  usbringe.  BWyss  1863. 
,Dis  sind  die  freffnen  [ehrenrührigen,  bes.  Einem 
Lüge  vorwerfenden]  wort.'  Schw  Rq.  ,Wäri  es  sach, 
dass  jemand  fr.  wort  oder  werk  mit  dem  andern  tribe, 
davon  stöss  kämen.'  ebd.  ,Es  wurde  den  frefnen  statt 
und  weg  ggeben  ze  schryen:  kätzer,  kätzer.'  Zwingli. 
.Der  frevel  und  unverschampt  ist  in  seiner  red.'  1530, 
Sir.  ,Das  sy  stolz  und  frefen  wider  sy  warend.'  1531, 
Neuem.  =  ,frefel.'  1548;  .frefenlich  stolz.'  1667.  ,We- 
lichs  offen  und  freven  gegen  den  landsfriden  gehandlet.' 
1531,  Absch.  , Warum  er  [der  pfaff]  so  frövel  sye  und 
so  bald  wybe.'  1542,  Egli,  Act.  ,Dass  si  so  frevel 
und  frech  syn  dörstend.'  Vad.  ,B.  gab  sich  frevel  üs, 
dass  er  fürst  aller  küngrychen  were.'  ebd.  ,Wo  Einer 
auf  Einen  gewaltsam  (freven)  Hand  anlegt,  das  ist 
.4nlass  mit  Werken.'  1551,  Zg  Buon.  .Grosser  Zulauf 
von  verruclitem  freflen  Gesindel,  die  zu  kriegen  be- 
gertend.'  ÄgTsohddi.  ,Söllend  wir  nit  so  frefen  syn 
und  unbesinnt,  dass  wir  das  alte  Test,  verwerfen 
wöllind.'  GuALTH.  1553.  ,Temerarius:  früfen,  unbe- 
sinnt, leichtferig.  Confidens:  unverschampt,  fr.,  ver- 
messen.' Fris.  ;  Mal.  ,Die  weit  ist  je  länger  je  freffner, 
gottloser.'  LLav.  1569  =  ,ärger.'  1670.  ,Sampson  ein 
freffler  münch.'  HBüll.  1.572;  umgekehrt  nannte  S. 
den  Vater  B.'s:  ,die  frefne  bestie.'  ,Jetzund  sind  si 
so  tröffen,  dass  si  ganze  tannen  forderend.'  1625,  Hotz, 
Schwam.  ,Frefen:  verwegen,  bös,  vafor.'  Rer.  1656. 
,Wir  könnten  klagen  ab  den  sünden  der  Jugend,  die 
je  länger  je  frefner  wird.'  JMüll.  1673.  ,Wenn  die 
Mutter  oder  das  Kind  in  grosser  Gefahr  sind,  so  sollet 
ihr  nicht  so  frevel  und  vermessen  sein  und  euch  des 
Handels  einzig  und  allein  annemmen.'  JMuralt  1697. 
.In  ihrem  freveln  Gwalt'  Wcrstis.  1765.  , Herzog 
Philippsen  des  Freveln  zu  Burgund.'  ebd. ;  vgl.  ,Karl 
der  Kühne,  Charles  le  temeraire.'  —  2.  Adv.  frevel: 
plötzlich  Ap;  GT.,  z.B.  sterben. 

Mhd.  vrivd,  -e,  in  den  selben  Bedd.,  ausgen.  2.  Diese 
letztere  Bed.  lässt  sich  aus  der  des  Adj.  i.  S.  v.  b  erklären, 
weil  freche  Entschlüsse  und  Handlungen  oft  rasch  und  plötz- 
lich erfolgen;  vgl.  auch  yüc/t  (uhd.  jäh,  jach).  Die  von  St.' 
angesetzte  Form  ,frävet'  ist  o.  Zw.  nur  Druckfehler,  (  für  I. 
,Fräv  ist  sonst  nirgends  bezeugt  und  scheint  auf  Missdeutung 
des  bereits  aus  fri-ven  reduzierten  früve  zu  beruhen,  als  ob 
dies  noch  einmal  reduziert  worden  könnte,  wie  die  zwei- 
silbigen Adj.  auf  -e  (urspr.  i)  auch  im  Nhd.  ,bös,  müd'  usw., 
und  allerdings  kommen  ja  .luch  Formen  wie  trorh  (trocken), 
off  (offen)  vor.  Von  den  beiden  Formen  auf  -el  und  -en  ist 
die  erstere  in  der  amhd.  Spr.  einzig  bezeugt,  die  letztere  eine 


1287 


Fraf.  fref,  frif,  frof,  fnif 


1288 


If 


Nbf.,  die  bei  uns  vorhenschend  geworden  ist;  das  Selbe 
gilt  von  den  folg.  Subst. 

Frgvel,  Frgven  ni.  (f.):  1.  kühne  Tat.  ,Ich  will 
ein  frevel  bestän',  ruft  Winkelried  in  dem  sog.  Halb- 
suter'schen  Lied.  —  2.  Übermut,  Missbrauch.  .Man 
soll  das  wort  gottes  mit  friivel  [durch  leichtsinnigen 
Gebrauch]  nit  yerhasst  machen.'  Zwingli.  —  3.  Ver- 
gehen gegen  das  Gesetz,  meist  ein  kleineres,  oft  nur 
Polizeivergehen,  detailliert  in  Schaubg  Rq.  II  82.  87 
und  139,  8.  ,Für  den  Schaden  und  für  die  Frefen 
400  Mark  Silbers  und  für  ihr  Laster  100  Mark.'  1811, 
ScHwE.  Klosterarch.  ,Der  den  frefen  tuot,  soll  die 
buoss  gen.'  Ap  LB.  1409.  ,Der  soll  ims  ablegen  und 
buozen  für  ein  frefin.'  Hofr.  ScHwWangen.  .Wo  zwen 
einen  freven  begangind,  dass  man  den  innert  den  vier 
wänden  mög  verrichten  [schlichten,  büssen].'  1525, 
Egli,  Act.  .Alle  Freven  in  der  Stadt  begangen,  be- 
zahlen dem  Eichter  . . .'  Hafn.  1060.  , Schlecht  frevel', 
einfaches,  gewöhnliches,  nicht  kriminales  Vergehen. 
1370,  L.  , Kleine  und  grosse  Frevel.'  Ztschr.  {.  schwz. 
Recht  XVIU.  171,  f.  ,Oft  formelhaft  verbunden  mit 
jDieb  (Düb)',  Diebstahl,  zur  Bezeichnung  des  Inbegrilfs 
kleinerer  Vergehen,  resp.  der  niedern  Gerichtsbarkeit, 
vor  die  sie  gehören.  So  noch:  Dieb  und  Frevel  L. 
,Der  vogt  richtet  tiubde  und  frevel.'  1260,  Wack.,  D.  R. 
,Der  hat  zwing  und  bann  um  alle  ehafti  und  notdürftige 
ding  und  alle  gerichte  an  [ausser]  tub  und  an  frefin, 
da  soll  ein  vogt  um  richten.'  Ott'n.  ScHwPfätf.  1427. 
,Tüp  und  frefen,  twing  und  bann  und  alle  gericht.' 
Otfn.  ZFlurl.  1459.  Allein  stehend:  „kleiner  Dieb- 
stahl, bes.  in  Feld  und  Wald;  daher  Feld-,  Wald-Fr." 
.Tiubs-Fr.'  Ztschr.  f.  schwz.  R.  aaO.  S.  frevlen;  Fr.- 
Gericht.  —  4.  Busse  für  kleinere  Vergehen.  Vgl. 
Friden  3  d  n.  Buess,  welches  umgek.  auch  =  Frevels 
vorkommt.  ,Zu  Fr.  [in  Busse]  verfallen.'  ,Zuo  frevel 
verfallen,  j'eglicher  zuo  9  lib.'  1475,  Soh  Ratsprot. 
,Was  Buossen  oder  Fr.  1  Pfd  und  darunter  tuond  [be- 
tragen].' 1520,  Bs  Rq.  , Weder  um  Geldschulden  noch 
Schmähungen,  oder  Frevel,  Zinse,  Zehnten.'  1525, 
Absch.  ,Das  gelt,  so  von  buossen,  friden  und  freveln 
gefallt.'  1557,  Bs  Rq.  ,ltera  so  sy  mit  iemant  zuo 
unfriden  kommen  und  ohne  messerzucken  mit  einem 
schlahen  wurden,  sollen  sy  keinen  friivel  zuo  geben 
schuldig  syn.'  1559,  ebd. 

Mild,  vrüvclc,  vfecel  f.,  ni.,  Mut,  Kühnheit;  Verwegenheit, 
(iewalttätigkeit,  Frechheit;  kleineres  Vergehe«  und  Geldstrafe 
dafür.  Das  Subst.  ist  vom  Adj.  abgeleitet  und  urspr.  f.,  daher 
mit  dem  folg.  nahe  zusammen  treffend. 

Freveli,  Frev(e)ni  f.:  \.  =^  Frevel  2.  ,Freffne 
und  übermuot.'  Ruef  1538.  —  2.  Übertretung  des  Ge- 
setzes, Rechtsverletzung,  Vergehen  =  Frevel  3.  ,Swem 
du  statt  verboten  wirt,  kummt  er  darüber  in  die  statt, 
der  git  ein  pfunt  von  der  freveli.-  Z  Richtebr.  .Ist 
dass  der  Zollner  dehein  geferde  old  frevenne  hefte.' 
Übers,  von:  ,aliquam  fraudem  adhibere.'  B  Handf.  XIV. 
,Die  schuld  und  die  freveli  soll  der  probst  mit  klag 
verkünden  einem  vogt.'  Otfn.  ZHöngg.  ,Dien  so  [denen, 
die]  solich  Fretini  vor  dem  Gericht  tetind.'  1370.  Z 
Ratserk.  .Alle  früfni,  die  tags  begangen  werden,  das 
sind  3  pfd.  won  [nur]  allein  die  einem  an  syn  er  gand, 
da  sind  9  pfd.'  Rodel  v.  AaKöII.  1400.  ,Alle  gericht 
unz  an  das  hochgericht  und  die  frefni.'  Oifn.  AABeinw. 
.Wonne  man  richtet  umb  frefni,  so  soll  der  meiger  den 
stab  geben  einem  vogt.'  Hofr.  AALunkh.  ,Wir  band 
ouch  in  demselben  umbkreis  zuo  richten  um  tüb  und 


um  frefni;  denn  das  dem  mann  an  syn  hals  gät,  das 
soll  richten  ein  vogt  von  Kyburg.'  Otfn.  AAÜbernd. 
—  3.  Busse  =  Frevel  4.  ,Von  ainem  ieklichen  hopt 
[vihe],  das  vei-koft  wirt,  soll  ain  fräveli  gefallen  syn.' 
1308/76,  Mohr.  .Umb  buossen  und  fretiinen.'  1472, 
üffn.  GBurgau. 

Frevelkeit.  Frevenheit  f :  1.  Mut;  Frechheit, 
Übermut.  „Frevenheit:  Dreistigkeit,  Verwegenheit." 
, Frevelkeit.'  1525,  Absch.  ,Nid.  früvenheit  und  böser 
trutz.'  RuKF  1538.  ,Fretfenheit  hat  überhand.'  Hallers 
Vorr.  zu  Bull.  Hausb.  1558.  ,Wein,  welcher  gibt  muot 
und  frefenheit.'  Tierb.  1563.  .Frefenheit,  audacia.' 
Mal.  .Aus  unverschämter  fröfenheit.'  SHochh.  1591 
=  .frechheit.'  1693.  ,Frt;tfenheit  und  ungehorsame.' 
L  Ansehenb.  —  2.  Inbegriff,  Gesammtheit  von  Ver- 
gehen gegen  das  Gesetz  i.  S.  v.  Frevel  3.  .Haben  zu 
richten  um  alle  frevenheit  und  um  alle  ding  an  [ohne] 
allein  über  das  bluot.'  1424,  Gfrd.  -  Mhd.  vrn-eihrit, 
Kühnheit,  Verwegenheit,  Frevel. 

frevel-,  fröven-lich,  frevelich;  freveliB;  Obw: 
Adv.  1.  keck,  herzhaft,  ohne  Bedenken,  ohne  Scheu ; 
zuversichtlich  =  frevel  1.  Du  darfst  das  fr.  due" 
Obw.  Säg  fr.,  sage  geradezu,  offen  heraus  S  (Holst.). 
!''•  han  im  's  nid  g'rad  eso  fr.  vur  Allne"  dörfe"  säge" 
BBelp.  Die  nit  ernal  Schueh  vermöge',  mit  dene'  si 
fr'ecelig  dörfe*  über  d'  Gass  gä',  ice'"  ds  Tau  no"''  o" 
de"  Steine"  hangi.  N.  B  Kai.  1840.  ,Der  bar  fallt  in 
[den  Jäger]  fröfenlich  an.'  Tierb.  1563.  .Confidenter 
facere:  frevenlich  oder  handtlich  tuon.'  Fris.  ,Doeh 
will  ich  auf  diser  Meinung  nicht  freventlich  ver- 
harren.' JLCvs.  1661.  .Wie  in  allen  Sachen,  so  mensch- 
licher Gedächtnuss  entfallen,  nicht  frevenlichs  zu 
schliessen,  also  will  auch  ich  einem  jeden  sein  Urteil 
freigestellet  haben.'  Wdrstis.  1765.  —  '2.  freveli  iconc", 
fröhlich  1.  S.  v.  frömüetig,  d.  h.  in  einer  Wohnung  mit 
freier  Aussicht  B  (Dkr);  vgl.  oben  en  fr'evne  Blick 
i"  d' Natur.  —  3.  frevelhaft,  gewalttätig,  gesetzwidrig. 
Über  ,frevenlichen'  Todtschlag  s.  Segesser  II,  607. 
,Allerlei  Üppigkeiten,  muotwillen  und  freftliche  laster.' 
B  1628.  —  Mhd.  vrivelHch,  nnitig,  verwegen,  übernüitii;-, 
rücksichtslos,  gesetzwidrig. 

frevelbar:  als  .Frevel',  niedriges  Vergehen,  straf- 
bar, in  die  Kompetenz  des  ,Frevelgeriehtes'  gehörit;-. 
1027,  Bs  Rq. 

frevlen,  -nen:  1.  „kleine  Diebstähle  in  Holz 
oder  Feld  begehen;"  Vorschriften  der  Feld-  und  Wald- 
polizei übertreten,  bes.  sich  am  Gemeineigentum  des 
Waldes  vergreifen  Gl  ;  Z.  Das  ist  nw  g" frevlet,  nüd 
g'stole"  Z.  ,Die  [-jenigen]  strafen,  so  in  semlichem 
Wald  mit  holzhowen  freflend.'  JJRüeger  1606.  Auch 
trans.  z.B.  , ein  Sägholz  fr.',  entwenden.  Schild;  .eine 
[vom  W^ind  umgeworfene]  Buche  fr.'  Wolf.  Bauern- 
gespr.  —  2.  übh.  eine  Rechtsverletzung  an  Personen 
oder  Sachen  begehen,  sich  an  Jmdm  oder  Etwas  ge- 
waltsam vergreifen,  Gewalt  üben.  ,Wär  sach,  dass 
jeman  frefenti  vor  rat  ald  vor  gricht,  mit  Worten 
ald  mit  werken.'  Ap  LB.  1409.  ,Der  sich  syns  lybs 
und  lebens  weren  muoss  gegen  dem,  der  erstlich  an 
im  frefnet.'  ebd.  ,Wär  dass  da  in  denselben  stäfeln 
[Alpweiden]  ieman  ütz  freventi,  oder  dem  andren 
unrecht  tat,  also  dass  es  buosswirdig  war.'  Hofr.  Sohw 
Wangen.  .Jedermann  soll  dem  andern  furfall  geben, 
sonst  mag  einer  selber  nemen  uml  dann  nit  gelri^felt 
haben.'  Meierrod.  ScnBuchb.  1433.     , Welche  personen 


i 


1289 


Fraf-fruf.    Pras-fruff 


12Ö0 


in  Jeiu  gottshus  mit  gewerter  haud  fröffnet.'  1557,  Arg. 
Mit  Acc.  P.  beleidigen,  verletzen.  ,lst  ouch  das  ieman 
gefrefnet  wirt  und  er  es  nit  klaget.'  1538  (resp.  1350),  Z. 
,Wer  den  andern  frefent  under  synen  ruessigen  rafen.' 
XV.,  Z.  —  3.  unpers.:    fester  gefrieren  Bodensee. 

Mild,  vrt^velen,  vri'veiien,  gewalttätig,  gesetzwidria;  haudeln; 
trans.,  gewalttätig  behandeln,  sich  Vergreifen  an  — .  Die 
(viell.  noch  weiterer  Bestätigung  bedürftige)  Bed.  3  beruht 
wohl  auf  der  Yorstellung  ,hart  werden',  indem  auch  ,freveln' 
in  der  gewöhnlichen  Bed.  eine  , Härte  oder  Verhärtung'  des 
Siunes  voraussetzt.  Vgl.  engl,  keeii  (kühn),  auch :  scharf, 
schneidend,  z.  B.  von  Kälte;  und  frz.  hardi,  kühn,  aus  dem 
deutschen  ,hart'. 

ver-  =  frevlen,  sich  vergehen.  ,Dass  man  die 
übertretter,  do  sy  verfrevlen,  strafen  möge.'  1529, 
AbSc'H.  —  Mhd.  rctt.  sich  vergehen;  trans.  etwas  verwirken. 
Schmell.  l'^  Sil. 

Frevler,  -ner;  1.  „der  kleine  Diebstähle  in  Feld 
oder  Wald  begeht."  Walddieb  B.  —  2.  .Frefner, 
Frevler',  der  die  Bussen  für  , Frevel'  einzuziehen  hat. 
XVI.,  ZWint.  —  3.  Übeltäter.  .Übeltäter  und  frefner 
strafen.'  1530,  Absch.  ,Der  frevenler  soll  gestratt 
werden.'  1539,  B.    ,Die  frefner  und  praticierer.'  Kessl. 

„Hülz-Frevler:  der  verbotener  Weise  Holz  im 
Walde  haut  und  nimmt,  etwas  verschieden  von  einem 
,Holzschelm'.  der  schon  gehauenes  und  aufgerüstetes 
wegschleppt." 


Frag — frug. 


Frag  (-Ö-)  —  Dim.  FrÖgli;  Frägi  B:  1.  wie  nhd. 
's  hat  d'  Fr.,  es  ist  die  Frage,  fraglich,  kommt  darauf 
an  Z.  Vorwitzige  Frager  nach  dem  Mittagessen  (od. 
nach  einem  Geheimniss  übh.)  werden  mit  dem  Vexier- 
bescheid :  Wunderli  (G'wünderli)  -  Suppe  und  Frogli 
(Ap;  GBern.,  Frägerli  Gl;  ZO.)  drin  abgespeist;  vgl. 
Frägli-Fresser, -Hüs.  —  2.  peinliche  Frage.  Verhör, 
Tortur.  ,Gegen  N.  N.  soll  man  bei  diesen  klaren  In- 
dicien  mit  scharfer  Frage  und  der  Tortur  vorgehen.' 
1641,  Absch.  Vgl.  fragen.  —  3.  Fragestück  im  Kate- 
chismus ApK.;  B;  GrD.;  ZO.  S.  Frag-Btiech.  D' Frage- 
ufsäge"  (usse  chönne"),  die  auf  die  Katechismus-Fragen 
gegebenen  Antworten  auswendig  hersagen  (können). 
,Ich  habe  allen  Respekt  für  die  Frägi,  wenn  ihr  sie 
mit  Verstand  und  christlichem  Sinn,  und  nicht  nur  mit 
dem  Gedächtniss  lernt.-  Kasth.  18'29.  Als  PI.  auch 
=  Katechismus  übh.  ApK.;  BHk.  In  ApK.  wurden 
die  grosse"  Frage"  [der  grosse  Z  Katechismus]  von  den 
Mine"  Fr.  (auch  FrÖgli),  den  Ulrich'schen  Fragstück- 
lein, unterschieden.    Er  cha""  d'  FrÖgli  ond  d'  Frage". 

Zu  3  vgl.  hennebergisch  ,in  die  Frage  [iu  den  Koiifir- 
manden-UnterrichtJ  gehen.' 

Um-:  wie  nhd.  Wird  die  gross  Omfrög  an  der 
Landsgemeinde  gehalten,  so  werden  alle  Mitglieder 
des  grossen  Rates  um  ihre  Meinung  befragt;  chli 
heisst  die  0.,  wenn  lediglich  die  10  ersten  Staats- 
beamten zum  Worte  gerufen  werden  ApA.  Im  ä.Recht 
die  Fr.  des  Gerichtsvorsitzers  an  die  einzelnen  Bei- 
sitzer (ürteiler)  nach  ihrem  Urteil.  ,Präsident,  der 
die  umbfrag  hat:  rogator  sententiarum.  Die  u.  des 
richters,  was  meinung  ein  yeder  seie:  disquisitio.' 
Mal.   —    Mhd.   umhevräye,   dass. 

Ur-:  in  der  ä.Rechtsspr.  die  Anfrage  des  Gerichts- 
vorsitzers an  den  gesammten  .Umstand'.  ,Da  begert 
;   der  fürsprech  eins  rats  [eine  Beratung];  der  wart  im 


nach  des  richters  urfr.  erloubt'  1394,  Hofr.  ZoBligg. 
,Der  richter  fragt  demnach  der  rechtsprechern  etwan 
manchen;  uff  das  liebt  der  richter  die  urfr.  und  spricht: 
will  niemand  wyters  urteilen?'  XV.,  Gl Blutgerichts- 
ordn.  In  der  Stelle  aus  dem  Dorfr.  Hasli:  , Ungebühr 
und  urfrag.  Welcher  ein  fuess  uf  die  stüel  setzt, 
da  die  12  [Richter]  uf  sitzend,  verfallt  3  ß  und  ein 
u.  3  ß.'  (Ztschr.  f.  schwz.  R.  X  b,  47)  scheint  das  un- 
berechtigte Begehren  des  mit  dem  Urteil  der  Schöffen 
Unzufriedenen  verstanden  werden  zu  müssen,  dass  der 
Richter  das  Volk  anfrage,  oder  auch  das  unberechtigte 
eigene  Stellen  einer  solchen  Anfrage. 

Das  Subst.  , Urfrag'  entspricht  dem  Vb.  ,er- fragen'  wie 
,Urteil'  dem  Vb.  .erteilen'  in  dessen  älterer  Bedeutung. 

Na'^''-Fr. :  1.  Nachforschung  (nach  Etw.).  .Ohne 
n.  lybs  und  guets,  eigenschaft  oder  pfandschilling, 
ussgelassen  einen  hauptfal,  ob  es  ein  mann  ist.'  XV., 
JvMüll.,  Schwz. -Gesch.  -  2.  wie  nhd.  In  der  geziert- 
höflichen (modernen)  Antwort  auf  die  Frage  nach  dem 
Befinden  eines  Familieugliedes :  I"''  danke  der  (oder 
für  d')  Nä'''-Fr.  ZStdt.  —  Wunder-:  neugierige 
Frage.  ,Uf  angezogene  Wunderfragen  mag  Niemand 
bass  antworten,  wann  . . .'  Ansh. 

G'fräg,  G'fräg,  G'frög  — n.:  wiederholtes  Fragen 
Bs;  B;  Z.  's  het  natürlig  jetz  im  Säl  e  g'waltige  Uf- 
stand  ge"  und  e  Gfrög  %md  e  Gschrai  und  e  Dur- 
enander.  Breitenst.  18G3. 

fraglen  s.  fräglen. 

frage-  f-ö-J  Aa;  Ap;  Bs;  B;  Gl;  L;  Ptw.;  GG., 
Ta.,  T.,Mels;  ScnSt.;  S;  Z,  fröge"  C-ö'-J  AaK.;  Ap;  GF., 
T.;  Z,  frage"  (-e-J  BBe.;  GrD.,  Pr.;  P  tw.  (auch  -ie-?J; 
GA.;  aScuw;  TB.;  W,  frigju  WUnterbäch.  -  Conj. 
Prät.  frieg  neben  fragti,  frogti:  1.  wie  nhd.  Wer 
frogt,  gid  nid  gern.  Ikeichen.  's  ist  um  's  Fr.  z'  tue", 
es  handelt  sich  nur  um  's  Fr.,  so  erhält  man  die  Aus- 
kunft oder  übh.  das  Gewünschte  Z.  's  Fr.  chost't 
Niki  und  lehrt  Mängs.  Ineichen.  Frag  vil,  so  erfahrst 
vil.  ebd.  Vil  Fr.  macht  witzig,  aber  u'werd  [unbe- 
liebt]. SuLGER.  Wer  vil  frogt,  göt  vil  ir  [irre]  Bs. 
Besser  zwei  Mol  fr.  als  ei"  Mol  verirre".  Ineichen. 
Mit  Fr.  chunnä-men  uf  Born.  ebd.  Me"  cha""  fr.; 
es  ist  Dutsch  bis  i"  's  Welschland  i-e.  ebd.  Wer  wit 
froged,  tvürd  wit  g'icise"  {g'schickt  Aa).  Sulger.  Fr. 
isch  erloubt!  sagt  man  zu  seiner  Rechtfertigung  B;  Z. 
!"'•  wott  (wett)  au'''  no"''  fr.!  als  ob  das  noch  fraglich 
wäre  Bs;  Z.  G frogt  hättist,  wenn-d  's  (iez)  wüsstist 
Aa;  L;  Schw  =  g' fraget  hast  (und  uf  de"  B'richt 
cha""st  warte")  Z,  grobe  Antwort  auf  eine  Frage,  die 
man  nicht  gerne  beantworten  will.  Das  frag!  hält 
man  dem  entgegen,  der  eine  überflüssige,  einfältige 
Frage  getan  hat  W.  I"''  ha"  noch  nit  gfregt,  meine" 
tuen  i'''  wol  PP.  I"  d'  Em  fr.,  sich  als  Schnitter 
anbieten  Z.  M'r  seil  [man  sagt],  es  heige  d'  Buebe 
d'  Meidli  jo  o"  d'  Fasnecht  g'frogt,  zum  Tanz,  zum 
Wl".  Schild  1860.  Bi  Einer  nach  Vater  und  Mueter 
fr.,  coire  cum  femina  Z.  Auch  konstruiert  mit  der  Präp. 
,an-  Aa;  Ap;  Th;  Z  (wie  mhd.).  Wenn  t''»  dar  [darf] 
an-V''  [euch]  fr.  Merz  1830.  An  Einer  (Eini)  fr., 
bei  ihr  um  ihre  Hand  anhalten  Z.  Die  Konstruktion 
geradezu  mit  Dat.  P.  (P  silv.)  ist  derjenigen  von  ,do- 
mandare'  der  ital.  Nachbaren  abgesehen.  —  Der  Inip. 
als  Ausdruck  der  Verwunderung.  Juhe!  Was  cliam- 
mer  [kann  mun]  bim  Wetter  [der  Tausend!]  aw'' g'seh! 
Frag,  bin  i'''  im  Himmel?  JKdMey.  1844.     Der  Imp. 


12P1 


Prag— fni":.    Fragg— frngg.    Prah-früli 


1292; 


,Frag'  als' Hundename  1504,  Z  Taschenb.;  vgl.  ,Byss'. 
H  Fröge's  mache",  viel  und  weitschweifig,  eingehend 
fr.  Bs.  Allitterierend  verbunden:  frigjic  und  frusku 
=  bitten  und  beten,  mit  vielen  Worten  anhalten  W. 
U'g'fraget,  mit  act.  Bed.  Z.  ,Wir  giengen  ungefragt 
hierhin  und  dorthin.'  Stutz.  Do  darf  's  ung' fraget 
Chörtier  ne".  JJKdMev.  1844.  —  2.  peinlieh  ver- 
hören, mit  der  Folter  inquirieren.  Auch  etwa:  .mit 
dem  Seil,  mit  der  Marter  fr.'  Vgl.  Frag  2.  ,üb  aber 
der  bös  lüint  inmässen  gross  wäre,  dass  die  person 
äne  fr.  nit  billichen  ze  lassen  wäre,  so  soll  man  die- 
selben person  an  ein  seil  legen  und  damit  oder  in 
ander  wise  so  nachfragen,  dass  es  gnuog  sie.'  1450,  Arg. 

Mhd.  vrägen  nnd  vrlijen  (gut.  fmlhnan).  Die  Unilautuug, 
welche  iu  unseren  MAA.  tw.  Platz  gegriffen  hat  (und  vor  der 
starken  Beeinflussung  durch  die  Schule  wohl  vorherrschte), 
mag  durch  mhd.  -e-  den  Anstoss  empfangen  haben,  aber  sie 
geht  durchaus  von  der  Form  mit  a  bzw.  o  aus  und  ö',  S-, 
•c,  «'  sind  auf  provinziellen  Lautgesetzen  beruhende  Nbfen 
und  etymologisch  gleichwertig.  Ob  dagegen  die  ä- Formen, 
welche  in  ä.  Litt.,  z.B.  1457,  UwE.  Mscr. ;  1495,  GKüchen- 
ordn.  (,an  den  mülimeister  fragen,  ob  vil  in  der  müli  syg'); 
und  bei  NMan.  begegnen,  als  Fortsetzung  des  mhd.  vrrgen 
sollen  betrachtet  werden,  lassen  wir  dahingestellt  und  be- 
merken nur,  dass  der  heutige  Lautstand  der  betreifenden 
MAA.  z.  T.  nicht  stimmt  mit  diesen  liter.  Angaben.  —  Betr. 
die  Konjug.  streiten  sich  starke  und  schwache  Abwandlung 
und  im  Präs.  Ind.  und  im  Ptc.  Perf.  sync.  und  volle  Form: 
fruijist  mii  fragst,  (g)/raget  und  (g)fragt.  lu  den  sync.  Formen, 
und  wenn  ein  Pronomen  sich  anlehnt,  verkürzen  gewisse 
MAA.   den  Voc,  z.  B.  fr&j-mi''>  Aa. 

über-fragen:  mehr  fr.,  als  der  Andre  beantworten 
kann  oder  darf,  zu  viel  fr.  Da  bin  i'''  (da  hast  mi''') 
überfraget,  darauf  weiss  ich  keinen  Bescheid  Vükte; 
Gl;  6;  ScH;  Z.  —  Vgl.  mhd.  übenräi/r,  überfllissige,  uu- 
gehörige  Frage,  Einrede  bei  Gericht. 

um-:  Umfrage  halten,  allg.  In  ä.  ßeehtsspv.  auch 
tr. :  ,Also  hab  ich  obgenanuter  richter  die  urtelsprecher 
umbgefragt  uf  ir  eid.'  1530,  Absoii.  —  er-:  1.  durch 
Fragen  herausbringen.  Mit  Acc.  P.:  Wohnung  und 
Aufenthalt  von  Jmdm  erfahren,  ihn  finden  G;  Z.  I" 
dere"  grosse'  Stadt  hän-e  [ich]  -ne  [ihn]  schier  nüd 
erfrage"  chönne'  GA.  —  2.  befragen,  ausfragen,  ver- 
hören. ,Als  man  N.  N.  erfraget,  so  ketzery  gezigen 
wart'  1540,  Amtsrechn.  ZGrün.  ,Der  Stiftung  halb  hab 
ich  die  Priorin  erfraget.'  ECvs.  ,Barthli  soll  wegen 
seines  Saufens  an  Sonntagen  erfraget  werden,  wo  und 
wie  viel  er  getrunken.'  1731,  ArTrog.  Eatsprot.  — 
ÜS-:  1.  m.  Acc.  P.,  wie  nhd.  allg.  —  2.  m.  Acc.  S.,  ganz 
abfragen,  überhören.  ,Alle  Mittwochen  und  Samstag 
solle  der  ganze  Catechismi,  so  weit  es  ein  Jeder  kann, 
ausgefraget  werden.'  1737,  Schulordn.  Ar-Heiden.  — 
na.chhin  (nä-ej-,  mit  Dat.  P.:  sicli  bekümmern  um 
.Imdn,  sich  ihm  unterordnen,  gehorsam  sein  Z.  Er 
fraget  sim  Vater  Nüt  nahe  und  macht,  was  er  will. 
Audi  mit  Dat.  S. :  Fr  fraget  fdjem  Nüt  dfnöhe,  das 
ist  ihm  alles  gleichgültig  Z. 

G'frägel  n.  =  Gfräg  Bs;  B.  ,Wcnn  die  Frau 
Nichts  brauchen  soll  und  über  jeden  Kreuzer  ein  end- 
loses Gefr.  ist.'  GottH.   —   Zu  frUglm. 

Frägi  m.:  zudringlicher  Frager.  Kindern  wird 
auf  die  Frage,  wer  Etwas  getan  habe,  wem  Etwas 
gehöre,  die  Antwort:  de  (dem)  Frögi,  zu  Teil  ZG. 
Syn.  Frägler,  Frägli. 

frägle"  f-ö-,  -e-J:  listig,  behutsam,  aber  wieder- 
holt und  unablässig  fragen,  forschen,  allg.     Diis  vird 


es  Wungere"  [Wundern]  ge'  nnd  es  Frögle".  BWyss 
1863.  ,Der  Herr  Pfarrer  hatte  Nichts  zu  frägeln  [im;l 
Examen].'  Gotth.  ,Der  vil  fröglet,  der  schwätzt's 
gwüsslich  aus.'  1531/48,  Prov.  ,Wer  da  Lust  bette 
zu  fr.,  warumb  Gott  die  Sund  zugelassen.'  JMiLL. 
1661.  .Quieritare,  oft  suchen  (forschen),  fräglen.' 
Dexzl.  1677;  1716;  ThSi'ieser  1716.  ,Er  dörfte  nicht 
so  vil  fräglens  und  gespöttwerks  machen.'  ClSohob. 
1695.  Syn.  förschlen.  —  er-:  durch  Fragen  heraus- 
bringen, herausklügeln,  allg.  ,Eruere,  investigando 
elicere:  erfräglen,  mit  nachhinsuochen  oder  -gründen 
erfinden.'  Fris.;  Mal.  .Wir,  die  wir  gern  vil  fräglen 
und  wüssen  wollen,  wir  sollen  nicht  e.  und  wüssen 
wollen  solche  Ding,  die  Gott  ihm  äelbs  vorbehalten.' 
JMüLL.  1666.  S.  noch  erfärlen  Sp.  897.  —  üs-:  aus- 
fragen, mit  verächtlicher  Nebenbed.  des  Kleinlichen 
und  Zudringlichen,  allg.  Die  tüsigs  Wiber  send  gär 
g'wondrig,  si  wöred  [würden]  -di'''  alli  Bröseli  usfrögle" 
Tu  (Schwizerd.).  Sl"s  Wlh,  die  herrli'''  Frau  Bas, 
hat  halt  nüt  Anders  z'  tue",  a's  die  ganz  Wuche  vw 
3i~(s  z'  Hüs  z'  laufe"  und  d'  Lüt  usz' frägle".  Gl  Volks- 
gespr.  1884.  ,Sie  förschelten  und  frägclten  mich  aus.' 
UBragg.  ,Frägelt  jeden  Floh  aus,  wie  ein  Dorfschul- 
meister.- HPest.  1781  =  ,fragelt  wie  ein  D.  Alles 
selbst  aus.'  ebd.  1790. 

Frägler  ra.:  zudringlicher,  hartnäckiger  Frager 
B;  UwE.  ,Percontator,  ein  frägler  (nachfrägler),  der 
alle  ding  erfragen,  erfärlen  und  vernemen  will.'  Fris.; 
Denzl.  1677;  1716.  ,Gott  liebt  nicht  die  Fr.,  sondern 
die  Täter:  Dens  non  amat  qua;ristas  sed  curristas.' 
AKlingl.,  Dek.  1702. 

Frägli  (-i5-)  m. :    lästiger,  neugieriger  Frager  Aa; 
Bs;  GA.;  S;  Z.     De''  Friigli!  Scherzbescheid  auf  die 
Frage:  ,Wer  ist  Jener?'  Z. 
1256. 


frii 


/'•' 


Fragg     frugg.    Vgl.  auch  die  Gruppe  Fraik  usw. 

friggassen:  rösten.  ,Unser  falschen  propheten 
Pieformatoren],  die  doch  eins  teils,  Gott  syg  lob, 
frigasset  sind.'  Salat.  ,Frigere,  infrigere:  rösten, 
gassen,  präglen.'  Fris.;  Mal. 

Frz.  fricaaser,  Fleisclistilcke,  Gemüse  etc.  zerhacken 
durch  einander  in  einer  Brühe  schmoren. 

Friggassete    f.:    gehacktes   Fleisch    Gl.    - 
frz.  fricassee,   gespickter   Kalbsbraten. 
Frugg  s.  Frutt. 


die  • 
]n-  \ 
und 


Frah— fpuh. 


friieh,  friicch  BE.,  Stdt;  F  (früch);  L;  S  tw.  — 
flectiert  früeje,  früje  (frilije)  Aa;  Bs;  F  (früja);  Gl; 
Gr.  früechc  Aa;  Ap;  Bs;  BE.,  Stdt;  L  vorw.;  S 
früene  Aa;  L;  Z  —  wozu  als  Neutr.  überall  friles 
(früis)  —  Compar.  mit  pleon.  Endung  frilecherig  A?, 
frü'nerig  Z  tw.  —  S  u  p.  früest,  früejst  oder  früeclist, 
früenigst  (L  tw.)  —  als  Adv.  friio  WV.,  sonst  früe, 
früei,  friiji,  friiech:  früh,  wie  nhd.  (allg.).  De'' chunnt 
früeh,  lässt  nicht  lange  auf  sich  warten ;  auch  iron.  Z. 
Bis  er  chunnt,  ist  früeh  hi"  [verflossen]  nnd  spät  dö  Z. 
—  Amplificierend:  Früecher  vor  ölte  Zite  S  (Joach.). 
Vn"   früe   (früenem)    uf,    von    früher  Jugend    an    Aa. 


Fiah     früh.    Krack-tViuk.     Fnil     IViil 


1294 


Insbüs.  a)  früh  am  Tage.  Mit  Bez.  auf  Frühregen: 
Friiechi  Gest  dtire"  nie  lang,  aber  chömme"  gern 
ii-iilcr  umme  [zurück]  S.  Wer  am  Morgu  f'ruoh  uf- 
slvif,  i'rissf,  was  er  am  Tag  zuotreit  [verbraucht,  was 
r  Miiiiiuolt]  WV.;  sonst  heisst  es:  FriieU  üf  und  spät 
ii(,U-r  Bringt  verlores  Guet  ivider.  Früeh,  früeh!  erhält 
ili  r  früh  an  der  Arbeit  Stehende  zum  Morgengruss. 
Fruch  äersue  und  spot  dervö"  Z.  —  b)  fr.  im  Jahre; 
Tgl.  Früeli-Jär,  Früeh-Bluem ,  Früehling.  En  früeje 
Chue,  eine  früh  trächtige,  die  daher  zwischen  Sept.  und 
Neujahr  kalbt  Gr.  Früeje  Wisen,  die  zwei  Mal  gemäht 
werden  können  Gr;  frües  Krüt,  der  (früh  spriessende) 
Spinat,  ebd.  Vgl.  auch  die  Flurn.  Früehberg  Zg,  Früeh- 
hof  GT.  und  FrüeJtrai"  ZBachs.  —  c)  fr.  in  Bezug  auf 
natürliche  Reife.  Früeh  Ziinli  —  fr.  G'sjtänli  =  oin 
Kind,  das  sich  besonders  rasch  entwickelt,  erhält  bald 
(irschwister  Z.  Laufen,  als  ob  Eine''  mit-ema  z' früje 
IJuiifjon]  Stier  in-er  Blacha  z'  Mainsäss  weit  [auf  die 
\'nialp  wollte]  GRPr.  (Schwizerd.). 

.Mild,  vrüye  Adj.,  ot-üc,  m-uu  Adv.  Ältere  Bele(re  mit  ge- 
»inti'in  Umlaut  zeigt  das  Adv.  z.  B.  1405,  Ap  Krieg;  Hallj- 
ii.r:  Lied  ca  1446.  —  In  ,morn  frileg."  1531,  Strickl.; 
.Fiikgüf.'  Geschlüclitsu.  Bsiid  1527  uud  soust  in  alter  Schrei- 
liiiiig  ist  wie  in  ,fr1g',  iig  (»dg)  u.  a.  das  im  Anslaut  schwer 
s|iriMlibare  j  consolidiert,  während  es  in  der  gesprochenen 
MA.  tw.  noch  (im  Auslaut  als  Voc.)  fort  besteht.  Wo  es 
^'aiiz  aufgegeben  ist,  trat  vor  vocalischer  Flexion  meist  n 
■  Mirr  <:k  dafür  ein.  Beides  aus  euphonischen  Gründen,  aber 
l'rstiijimt  durch  die  falsche  Analogie  der  Fälle,  wo  voca- 
li-ilur  Auslaut  durch  Ahstossung  von  n  oder  c/i  entstand. 
U  ;ili  lend  aber  keine  Grundform /rücn  (wie/rtn,  s./ri  Sp.  1256) 
gcw.igt  wurde,  ist  dagegen  ch  geradezu  als  stammhaftes  an- 
genommen worden,  daher  auch  frücch.  h  im  Auslaut  hat 
keine  phonetische  Bod.,  kann  also  auch  nicht  ein  c7i  gebären. 

Früehär:  Apfelsorte  s.  Sp.  65  u.  368. 

früehen  fneje'NDW,  früe-e"  GO.:  früher  kommen. 
V  Sunne  friejed,  steht  jeden  Tag  früher  auf.  Gegs. 
späten.  —  über-:  früher  sein  als...,  Jmdm  zuvorkom- 
men, es  Einem  zuvortun.  ,Also  hattent  der  eidgnossen 
knecht  sy  [die  Zürcher]  Überfrucht  und  gritfent  s'  an, 
und  ee  das  die  panneren  darzue  kaniind,  do  hattent 
die  gueten  gesellen  den  vyenden  die  flucht  ange- 
wunnen.'  Fründ. 

Mhd.  vrüewen,  vrüejen,  refl.  sich  früh  zeigen,  aufmachen; 
üler-,  sich  sehr  früh  aufmachen,  Kiucm  zuvorkommen.  , Über- 
frucht' [u  statt  ue?]  zeigt  den  sog.  Kückumlant  und  ist  ein 
alter  Beleg  für  das  Eintreten  des  i7i.  Tschachtlan,  der  das 
W.  nicht  verstanden,  liest  ,übcrznckt'. 

früeherig  s.  früeh. 

Früehi,  Früeji,  Friiechi,  Früeni  f.:  Frühe,  allg. 
In  einer  (aller)  /<>.,  sehr  früh. 

früehlachtig,  -lechtig:  ziemlich  früh  am  Tage 
oder  in  Bez.  auf  eine  festgesetzte  Frist  Bs;  ZO. 

Früehli  Früeji  n. :  ein  im  Spätjahr  geworfenes 
Lamm  W.     Gegs.  Spätli.     Vgl.  früeh  b. 

rrüehli"g  m.:  Frühling  (nicht  recht  volkstüm- 
lich, s.  Langsi,  Ustagen).  Früehjör  [als  Kalenderzeit] 
ist  nid  Fr.  [als  mildere  Jahreszeit]  L.  Über  die  Feier 
des  Frühlingsanfangs  durch  Ausflüge  der  Jahrgänger- 
vereine in  St.  Gallen  s.  G  u.  Unig.  18.59,  S.  176.  ^ 
früehli"gc".  Es  frücliligct:  die  Vorboten  des  Früh- 
lings erscheinen  .Vc;  'A. 


Fra(c)k— fru(c)k. 

Frack  m.:  Kleidungsstück,  wie  nlul.  allg.  Er  ist 
nid  suber  (er  häd  Dreck,  Öl)  am  Fr.,  hat  keinen  unbe- 
scholtenen Ruf  mehr  L;  Z.  Jnidn  bim  Fr.  ne",  ihn 
festnehmen;  auch  fig. ,  ihn  hernehmen  mit  Strafe, 
SchlägenZ;  Syn.  Feclcen  Sp.  729.  Es  hät-en  am  Fr., 
er  ist  getroffen,  erreicht,  verraten,  verloren  (physisch 
und  moralisch)  Z.  I'''  hä"  seho'  gineint,  es  hei  mi"'' 
am  Fr.;  Syn.  s.  g'e";  Bändel.  Es  langet  zu-me'  Fr.  Es 
langet  no'''  nüd  zu-m-enc  Fr.,  wenn  man  zu  wenig 
Münze  hat  etc.;  iron.  zu  Einem,  dem  man  Schläge 
versetzt  Z.  Er  wur-em  [würde  ihm]  gern  en  hölzene' 
Fr.  ä"lege",  sähe  ihn  gerne  todt  im  Sarge  ZRafz. 

Frz.  frac,  fraque;  viell.  gleichen  Ursprungs  mit  ,Früc'; 
s.    unser  Flocke^  II. 

ab-fracke":  gemein  für  sterben  AAZein.  Syn. 
abkratzen,  -reisen,  -seglen,  -schieben,  -dämpfen. 

Frick  Frigg,  Koseform  Friggschi:  Taufn.  Fridolin, 
auch  Friedrich  Gl. 


Fral  — frul. 


savoyischcr    Fünfer 


Frailler    m.  :     eine    Münze 
,Frowler.'  1422,  Geschf.  Ges. 

So  benannt,  weil  das  Bild  ,Unsrer  Lieben  Frau'  mit  dem 
Kinde  (od.  wie  sie  später  beschrieben  wurde,  ,zweier  Köpfe') 
darauf  stund  (vLiebcnau).  Wie  ,Fräucler'  (s.  Sp.  1254)  vom 
Dim.   des  Gruudw.  abgel. 

Vröle"  PI.:  Pocken.  Die  ivilde  Fr.,  Windblattern 
GRh.,  Sa. 

Mit  verschobenem  Acceut  aus  churw.  i-imln  und  ilii's, 
wie  das  frz.  vnritde  und  das  ältere  rrruh-  aus  in-nlat.  ntiiulii. 
Hjun.   Fdl   S   Sp.  770;  Fezen  Sp.  1151. 

VrÜleli  n.:  I.Veilchen  GfiPläsch.  -  2.  wilds  Fr., 
Hundsveilchen,  viola  canina  GWe. 

Vgl.  Viole  Sp.  633  if.,  aus  welchem  es  wie  Vinü/i,  ViMe 
durch  Einschiebung  (in  erster  Linie  wohl  durch  Wiodcr- 
hohing  des  l,  '  Vilok;  *  VhAe,  welches  dann  aus  euphonischen 
Gründen  an  r  vertauscht  wurde)  entstanden  ist. 

fralchen  =  oer-aZc/icw  s.  Sp.  187. 


Fram  (framml-frum  ifrumml. 

frem  s.  fremd.        freimen  s.  fnen. 

Friiniing  Frlmig  Z  IS.,  Pfr-  AaF.,  Pfriemig  „B 
Längenberg;"  ZWangen,  Frinig  AAFri.;  ZO.  —  f. 
D'  Fr.  ne"  (mache"),  einen  rechten  Winkel  herstellen, 
z.  B.  indem  man  (bei  Bauten)  mittelst  einer  Messlatte 
(i'  am  einen,  8'  am  andern  Schenkel  und  10'  als  Hypo- 
tenuse fgrö-fsi  Fr.)  oder  .3'  resp.  4'  an  den  Schenkeln 
und  5'  als  Hypotenuse  abmisst  (ehltni  Fr.).  Es  ist 
i"  der  Fr.,  rechtwinklig.  So  bes.  bei  Aufstellung  eines 
Baugespanns,  wobei  in  den  Ecken  des  zu  erstellenden 
Gebäudes  je  3  Pfähle  rechtwinklig  aufgestellt  werden, 
d'  Fr.  schlö"  [schlagen];  daher  auch:  die  Ausmarkung 
des  Fundamentes  durch  Schnüre,  welche  über  die  auf 
den  genannten  Pfählen  befestigten  Latten  gespannt 
werden,  um  den  Grundriss  des  Gebäudes  anzugehen 
Aa;  „B;"  Z.  Die  normale  Richtung  übh.  Eine  Wand, 
die  aus  den  Fugen  gegangen,  sich  tw.  verschoben  hat, 
muss  man  wieder  i"  d'  Fr.  bringen  AaF.,  Fri. 

Viell.  'ver-nmung  zu  ahd.  rim,  Reihe,  Ordnung;  rimen, 
zählen;  in  frz.  MAA.  enrimer,  symmetrisch  zsstellen.    In  Betr. 


Fiaiii,  l'i-eui.  t'riiii,  l'roin.  tVuin 


1'29('» 


der  Form  wäre  nihd.  vlicHcn  für  Verliesen  zu  vgl.  Die  Formen 
mit  j]f-,  sowie  die  Aiisspr.  oder  Schreibung  mit  ie  scheiuen 
sich  an  Pfrimi  anzulehnen;  vgl.  ,abstecken'. 

Fromm  m.:  Vorteil,  Gewinn,  Nutzen,  Woiil,  Heil, 
formelhaft  mit  Synn.  verbunden.  ,Dass  [der  Eidge- 
nossenschaft] von  irem  anfang  har  die  heilig  kilch 
wol  erschossen  [zu  Gute  gekommen],  fr.,  nutz  und 
ehr  gebracht  hab.'  Ansh.  ,Des  Gottshauses  Fromb 
befürderen.'  XVII.,  Arg.  1861.  —  Mhd.  vrum(e),  vrome 
m.,  dass. 

fromm,  frumm  Sch;  U;  ZO.  :  1.  leistungsfähig, 
tüchtig,  wacker.  ,Dise  männliche  täte  [in  der  Schlacht] 
band  die  frommen  Glarner  getan.'  1388,  Näfelser 
Schlachtlied.  ,Ir  frommen  eidgnossen  band  mengen 
redlichen  mann.-  1440,  Ragatzer  Schlachthed.  ,I)ass 
jedes  Ort  einen  frommen  Knecht  dahin  abordnen  soll, 
um  das  [Schloss]  hüten  und  schirmen  zu  helfen.'  1521, 
Absch.  S.  noch  Antlit.  Daher  als  Titel  in  den  Zu- 
schriften an  die  Eidgenossen  gefordert.  Anrede-  des 
Gross-Herolds:  ,Fr.,  fest,  fürsichtig,  ersam  herren.' 
RuEK  1550.  —  2.  rechtschaffen,  ehrlich,  redUeh 
Aa;  ßs;  B;  GrD.;  L;  S;  U.  ,Prumra  sind  zu  Basel 
nach  der  geraeinen  RA.  nur  Dienstboten,  wenn  sie  nur 
keine  langen  Finger  haben,  auch  wenn  sie  im  Übrigen 
fluchen  u.  a.  solche  Dinge  treiben.'  Spreng.  ,Der  ist 
sonst  nit  recht  fr.',  entwendet  bei  Gelegenheit,  was 
er  kann  STierst.  ,Man  macht  kein  Schloss  für  fromme 
Leute.'  SuLGER.  .Einer  wirt  seiner  Gschicklichkeit 
halber  grüempt;  wyl  er  aber  nit  gar  fr.  dorzue  war, 
sagt  Einer:  Ja,  was  d'  Augen  sehend,  das  könnend 
d'  Hand  erwutschen.'  Schimi'FR.  1651.  Syn.  treu.  — 
3.  im  religiösen  S.,  wie  nhd.  allg.  Wer  Nüt  cha'" 
rceder  fr.  st",  muess  go"  bettle"  L  (Ineichen).  Wer  fr. 
ist,  tue  recht  und  lass  Gott  icalte".  ebd.  Z'  vil  fr.  ist 
schlimm,  ebd.  Halb  fr.,  halb  Schalk,  macht  die  beste 
Schick,  ebd.  Vor  Altem  dumm  und  frumm  und  jetzt 
(j'lcrt  und  verchert  U.    En  Frumme,  ein  Pietist  Sch;  Z. 

—  4.  gutmütig,  ohne  Tücke,  harmlos,  von  Menschen, 
bes.  von  Kindern  und  Dienstboten  Aa;  S.  Ifr  Benz 
göt  uf 's  Wibe"  üs!  Hätt  g'meint,  de  tvär  vil  z'  fr. 
und  vil  z'  schüch  d'rzue.  Joachim  1883.  Zahm,  ruhig, 
treu,  von  grössern  Haustieren  Aa;  Bs;  BM.,  Si.;  L;  Z. 
üs  fromms  Boss,  das  nicht  ausreisst.  B'hüet  Gott-mer 
alli  mini  Fiomme",  dass  Keines  mer  fress  der  Bär  BE. 
Kuhreihen,  neben  gleichbed.  Lobe".  —  5.  auf  Sachen 
angewendet:  , fromm  Härlein',  schlichtes,  kurzes,  beim 
Kämmen  nicht  widerstrebendes  Haar  Bs  (Spreng).  — 
Mhd.  vrum,  vrom.  Comp.  ,frümmer.'  1587,  Jereni.  —  Abi. 
fromvisleti. 

un-:  1.  untreu,  unredlich,  diebisch,  bes.  von  Dienst- 
boten Bs;  „B;  Vürte;  Sch."  .Ein  bös  wyb,  die  weder 
hus  haben  kann  nacli  will,  und  erst  überdas  unfr.  an 
im  ist.'  LLav.  1584.  —  '2.  gottlos,  unehrbar.  ,Es  würt 
ouch  alle  frowenzucht  dess  [desto]  schwecher  und  un- 
frömmer.' ZwiNGLi.  ,Dass  kein  priester  handle  wider 
die  Satzung,  in  synem  hus  oder  ussenthalb  unfrommen 
oder  anderlei  goschlechts   zuo  erhalten.'    1567,  Gfrd. 

—  gold-:   treu  wie  Gold.  Spreng. 

frommen,  frumme  f-ü-J:  1.  fördern,  nützen, 
helfen.  ,Wenn  's  Euch  frommt  [beliebt]',  Höflichkeits- 
forracl  =  s'il  vou.s  plait  WLö.  Beatrix  von  Wolhusen 
schliesst  ein  Geschäft  ab :  ,durch  unsers  gottshus  nutz 
und  frommung.'  1360.  Z  Staatsarch.  , Durch  nutz,  from- 
mung und  fürderung  willen.'  1551,  Hofr.  ZoBnon.  — 


2.  bewirken,  veranlassen,  verschatfen.  ,[Ich  schwöre, 
dass  ich  darumbe  dien  burgern  ze  L  niemer  lastei 
noch  leit  tuen  soll,  noch  fr.  [soll]  getan  [werden]. 
1347.  Gfrd.  .Aller  der,  so  sich  gegen  dem  gewalt 
der  raten  gesatzten  [auflehnten]  alder  gefrumden,  wie 
derselbe  gewalt  abgeworfen  wurde.'  XIV.,  Beitr.  Ladp.(| 
—  3.  frumme',  zum  Voraus  bestellen,  machen' 
lassen,  aufgeben  Th.  ,So  jemand  einem  maister  ein 
arbeit  verdingt  oder  frömbt  (an  in  gefrömbt  hat).' 
1504/32.  G  Ratssatz.  ,Ir  sölltind  wüssen,  was  früm- 
men  wäre,  nämlich  mit  eigentlichem  andingen  be- 
stellen. Also  habend  die  alten  geredt,  sy  habind  by 
dem  Werkmeister  das  oder  das  zuo  machen  gefrünibt.' 
HBuLL.,  Widert.  1561.  ,Doch  wellichem  unter  ihnen 
[den  Feilern]  von  jemand  dergleichen  gebächt  [Gebäck] 
gefrömbd  wurde,  der  mag  alsdann  dieselbigen  wol 
bachen.'  1599,  Z  Batsordn.  .Frimmen  etwas  zu  ma- 
chen: imperare  aliquid  artifici,  conducere  aliquid  fa- 
ciendum.'  Denzl.  1716.  —  4.  opfern,  Opfer  dar- 
bringen, stiften,  spez.  um  Messen  lesen  zu  lassen. 
,Dass  enhein  mann  noch  frowe  suUen  frumen  ze  dien 
bruodern,  wan  [es  sei  denn]  dass  si  der  bruoderen 
hotten  den  pfenning  leggen  sun  [sollen]  in  den  köpf 
[Becher]  und  dannen  gan  sun.'  ä.  L  Ratsbüchl.  ,Dass 
ich  umb  rayner  sei  heil  gefrumet  han  und  gestiftet 
ein  alter  in  dem  krüzgange  des  gottshuses.'  1303,  ' 
Gfrd.  Bei  Leichenbegängnissen  in  der  Kirche  an-  - 
gelangt,  wartete  man  der  Seelenmesse  und  , frommte  M 
und  opferte'.  Bs  XIV.  ,Soll  ein  kirchmajer  zu  den  I 
drig  messen  frumen  und  opfren.'  Anniv.  v.  TuGachn.  1 
,Wenn  ein  mensch  stirbt,  da  süllen  die  laidlüt  nit 
nie  ze  früramen  gan,  denn  selbvierd.'  XIV.,  SiAniK. 
Diessenh.  ,Das  im  uf  dem  altar  gefrömbt  und  ge- 
opfrot  würt.'  G  Arch.  ,Darurab  die  mess  gefrüniet 
und  gestiftet  ist  mit  des  obgenannten  N.  N.  guot.  Es 
ist  ouch  ze  wüssen,  dass  N.  N.  und  syn  wirtin  an  dem 
selben  gericht  die  göttlichen  gab  frumden  und  gaben 
mit  allen  dien  stucken,  als  hie  vor  geschriben  stat.' 
1399,  Gfrd.  ,Quod  plebanus  presertim  illam  oblacio- 
nem  que  dicitur  in  vulgari  das  frumen  ipse  recipiat.' 
1424,  S  Stiftsstatut.  ,Den  erlös  gab  sie  an  bild  in  den 
kor  und  frumt  sonderlich  das  gross  crucifix.'  Anf.  XV., 
G  Hdschr.  .Ouch  ist  von  alter  har  kon,  dass  uf  h. 
wienacht  jekliche  efrow  ein  haller  frumen  und  ein 
brot  opfern  und  ze  Östren  jeklich  efrow  ein  h.  fr.  und 
3  eiger  opfern  [soll].'  1488,  Gfrd.  ,üb  wir  schuldig 
syent  zuo  began  begrebtnussen,  sibent,  dryssigost, 
jarzit,  kerzlibrennen,  opfern  und  messfrömmen.'  1524, 
Strickl.  —  5.  ehren.  .Der  burger  sollt  den  edelnian 
billich  frommen.'  1405,  Ap  Krieg. 

Mhd.  vrumen,  -o-,  -ü-,  förderlich  sein,  schaffen,  bewirken, 
bestellen,  stiften.  ,Messen  pfriimmen',  noch  in  der  MA.  des 
Oberelsasses.  5  , ehren  durch  Darbringung  der  schuldigen 
Ehrenbezeugung  im  Grusse'. 

a,'^ -  frü^mme"  f-ö-J  G;  Scu;  Th;  ZSth.,  „-fremde' 
VÜRTE,  -frümde",  -frilnde"  Sch":  Etwas  bei  einem 
Handwerker  bestellen,  machen  lassen,  auch  bei  einer 
Zahlung,  einem  Vertrag  sich  ausbedingen  (Syn.  an- 
dingen) „VOrte;"  G;  Sch;  Th;  ZSth.  , Das  Siegel  sei 
viel  zu  subtil  gestochen!  Also  muss  man  beim  Schlosser 
oder  Hammerschmied  eines  anfrömmen?'  Gprd.  ,Wenn 
Jemand  Etw.  bei  ihm  anfremdt  und  [es]  nicht  gefällt, 
ist  man  nicht  verpflichtet,  es  zu  nehmen.'  1804,  L 
Inserat.  Auch  ,im  Wirtshaus  bestellen'  L;  Z  (St.''). 
Anzeigen,  ansagen.    I'''  han-im  's  scho"  lang  Wgfrümt 


W 


Kr 


-frillil.     Kraiii.l  -rnuiul 


1298 


er  mües  mer  cn  Huck  mache"  iSciiSt.  Mit  Ate.  P. : 
,Mein  Mann  hat  scliuii  ein  paar  Musikanten  aiige- 
frümnit,  die  müssen  am  Abend  aufmachen  [spielen].' 
1881,  Si.'H  Pilger.  —  2.  eine  Sache  anfangen  Soh. 

An-Jrümlen  setzt  ciu  aus  dem  alten  Subst.  frümcdc,  alid. 
ßtimida,  abgeleitetes  'frümJen  voraus,  aus  welchem  es  durch 
Akkommodation  des  labialen  Xasals  aa  deu  folgenden  Üental 
(wie  /leiirf  aus  fremd)  umgestaltet  wurde.  Anfremden,  viell. 
ähulich  zu  erklären  oder  volksetymologisch  an  , fremd'  an- 
gelehnt (bei  einem  Fremden  oder  ausser  dem  Hause  statt 
in  demselben  machen  lassen),  stimmt  mit  seinem  Stammvoc.  zu 
mild,  cremen  (von  vram),    während  frummen  zu  vrum  gehört. 

Fromm(ig)keit  f.:  1.  Bravheit,  Geradheit,  Recht- 
schaffenheit. ,0b  wol  bei  den  frommen  einfaltigen 
Teutschen  gar  kein  bossheit,  sonder  alle  frombkeit 
vorhanden  gewesen.'  HPantal.  1.578.  —  2.  Frömmig- 
keit Bs  (Spreng);  HPest.  1787.  -  Mhd.  rrum/.eit  ans 
vrumeeheit. 

frommiglich(eu):  1.  tüchtig,  tapfer,  getreulich. 
.Hicltend  sich  den  krieg  uss  frommklichen  an  eignossen.' 
Edlih.  —  2.  fromm.  ,Frommiglicli  leben.'  ClSchüb. 
1695. 

frommsam  =  fromm.  .Wie  sie  uns  mit  fronim- 
sanien  Worten  solcJies  zu  verwilligen  anfocliten.'  Lauf. 
Beitr.,  nach  Vad.,  bei  diesem  selber  aber  .fründsam'. 

fröramlich:  fromm.  ,Du  wirst  dich  in  deinem 
übrigen  Lobeu  desto  frömmlicher  verhalten.'  JMey. 
1Ü94. 

Fr(immli"g  in.:    Frömmler  Z;  St.,  Dial. 

Froniental:  französisch  Eaigras,  hoher  Hafer,  avena 
elatior  BTrachselw. 

Frz.  frmmnUil,  dass.  und  auch  , englisches  Kaigras',  loliiiiii 
perenue;  zu   frz.  froment.      Vgl.   Frumcnt. 

Alpen-:    Knäuelgras,  dactylis  glomerata  BO. 

Nach  einer  gewissen  .Ähnlichkeit  mit  den  Fruchtgräsern. 
daher  auch  it.  »eyale  hmajiAa. 

frumm  s.  fromm.  Frümen  s.  P/liimen. 

Prnment:  italienischer  Weizen.  Lt  Gk  Samml. 
1779,  42  wird  Etw.  mehr  Fr.  auf  die  gleiche  Acker- 
fläche gesäet,  als  man  vom  Winterweizen  nehmen 
würde;  ,da  aber  die  Körner  grösser  sind,  so  wird  un- 
gefähr der  gleiche  Raum  für  einzelne  Saatkörner 
herauskommen.'  —   Vgl.  frz.  froment,  Weizen. 

främmen  s.  frommen  Sp.  1295. 

Ort-Frümmer  m.:  Urheber.  ,Der  Herr  v.  Saffoy 
begriff  ein  vorstadt  mit  einem  graben  und  wollt  also 
Stifter  und  o.  syn  der  stadt  von  Bern.'  XV.,  Jistinuer. 

-  Mhd.  ortivurnaere,   von   Ort  =  Anfang. 

0  r  t  -  F  r  ü  m  m  i ,  -  F  r  ü  m  d  e ,  -  F  r  ü  m  m  u  n  g  f. : 
I.Vollmacht,  Erlaubniss;  in  der  ä.  Lit.  in  formel- 
hafter Verknüpfung.  .[Frau  N.  N.  gab  das  Gut  auf] 
mit  ir  wirtes  [Gemahls]  willen  und  ortfrumde.'  1294, 
Auch.  Wett.  ,So  bestiiten  wir  dise  satzunge  mit  unser 
gewonlichen  ortfrümunge  und  gewalte.'  1304,  Z  RBr. 

—  '2.  Bekräftigung,  Bestätigung,  Beurkundung,  Er- 
klärung, Zeugniss.  ,I)er  statt  ynsigel  daran  über  dise 
Sache  zeiner  ewigen  ortfrümi  und  zeiner  gehügede 
[Erinnerung]  und  steti.'  1278,  JJRi^eger  löOd.  —  Das 
W.  gibt  in  allen   Bedd.   das  lat.  auctoritus  wieder. 

Ungefrümmi(g)keit  f.:  Ungunst,  z.B.  ,U.  des 
Winds  [für  den  Fischfang].'  G  Hdschr. 


Schweiz.  Idiotikon.  I.  9. 


Framd     frumd. 

freiiirt  ÄALengn.  (-.c-);  BsL.;  BHa.;  GiiKh.;  GA., 
Wa.;  TB.  (-e--);  W,  -ö-  AaF.;  BsStdt;  B  tw.;  GRChur, 
D.;  ScuStdt,  St.;  ZLunn.,  Ü.,  MUsteri,  fraiiF,  fre'nd 
AAoEhr.  (-rf-);  GA.,  Flums;  Scn;  ZNerach,  W.  (-rf;-), 
frönd  (tw.  schwankend  mit  friimd)  Aa;  Bs;  Btw.; 
VOrte  (z.T.  -e'-);  GrL.,  Pr.;  GTa.,  T.  (auch  (ffr.); 
S;  ZO.,  S.,  Stdt  frönt  Ap;  GStdt,  fründ  BG.,  oSi.; 
Gl;  GSa. ;  Z  tw. :  1.  fremd,  ausländisch,  unbekannt. 
Es  frümds  Mensch,  ein  Fremdling  Gr.  S.  übercurn. 
Jo  eben  en  Fronde,  me"  weisst  nüd  %i]ohar.  Stutz. 
Z)it  frönte  Schwöhetilfel!  Merz  183ö.    I''*  weiss,  warum 

Ich     ffüfid     JfJoli     ^,n^      Ich     lln     dfiifii     Qch     g^]^,^     duSSB' 

[in  der  Fremde]  g'sl"  BG.  (Schwizerd.).  Frömd 
Sprache",  frömd  Sitte".  Sulger.  Es  chunnd-mer  frömd 
vor,  ich  bin  es  nicht  gewohnt  ZLunn.  Als  , Fremde' 
werden  in  der  Grussformel  nicht  nur  völlig  Un- 
bekannte, sondern  auch  altbekannte,  jedoch  seltene 
Besucher  oder  Gäste,  Freunde  beim  Wiedersehen 
nach  langer  Trennung  empfangen  Aa;  Ap;  Bs;  GT.; 
ZO.  Ei,  das  ist  en  frömde  Herr!  freundliche  Be- 
grüssung  eines  lieben  Besuches  GT.  Sonst  lauten 
die  Begrüssungsformeln:  Bist  g''ad  g' frönd  GT.;  bist 
änist  ä  [doch]  frönt.  Merz183G;  er  [ihr]  sind  fremde, 
-i  [ein  Fremder,  eine  Fremde]  GA.  und  die  Ant- 
wort darauf  (oder  auch  auf  ein  blosses  Gottwillche 
oder  WUJl;iiiHm):  Bi  nüd  (so)  frönd  oder  ähnlich. 
Willi:  II iinii  .:i(e-n-is!  De  bist  doch  e  Fröndi!  Antw. 
(riir  iiiiil  fnind;  i  chumme  jo  fast  all  Tag.  EFeurer. 
,Du  redst  von  frönden  inslen.'  Gyrenr.  1523.  ,Glych 
wie  der  Gottesson  in  einer  frombden,  schwachen 
gstalt  und  nit  darfur  geachten  person  diser  weit  er- 
schinen.'  Kessl.  .Nachdem  sich  Jahre  lang  meng- 
klich,  frömbd  und  heimsch,  ob  der  unwegsame  und 
gepresten  der  Strassen  erklagt.'  1569,  Hagenb.  1882. 
,Er  seie  frömt  oder  Einheimscher.'  1756,  LB.  ScuwMa. 
Sonst  bestand  ungleiches  Recht  für  Fremde  [d.  h. 
jeden  Nichtgenossen,  wenn  er  auch  nächster  Nachbar, 
aber  bloss  Niedergelassener  war]  und  Bürger,  so  dass 
erstere  härter  gebüsst  und  gestraft  wurden.  ,Wenn 
ein  frömbder,  der  nit  burger  ist,  buosswirdig  wirt, 
die  selben  sollen  zwiefach  gebüesst  werden.'  1539, 
Bs  Rq.  Doch  galt  in  Schuldsachen  der  Grundsatz, 
dass  ,der  Frömbd  syn  Recht  [mag]  mit  ihm  bringen.' 
1631,  ScHW  Rq.  Vgl.  noch  Gast,  Ussmann  u.  s.  Osen- 
BRüGG.  1860,  S.  70  u.  187.  Sich  , fremd  machen'  heisst 
daher  noch  heute  in  Uw  so  viel  als :  sein  Heimat-  od. 
Bürgerrecht  aufgeben,  um  es  anderwärts  zu  erwerben. 
Fr.,  ohne  Unterkunft,  Anstellung,  Arbeit  (von  Dienst- 
boten, Arbeitern,  Gesellen)  AaFtI.;  BsL.;  Z  (Spillm.). 

—  2.  Ggs.  zu  , eigen':  in  fremden  Händen  liegend, 
Andern  gehörig.  Frömd  Guet  verzehrt  's  eige,  wie  de'' 
jung  Sehne  der  alt.  Sulger.  letz  si  m'r  lang  gnue"  bi 
frönde  Lille  g'sl",  i"  frönde  Bette  g'schlofe";  's  isch-m'r, 
wenn-m'r  numine"  aw''  nes  eiges  Heimetli  hätte".  Joach. 
1881.  E  Chue  schleclcet  kei  frömd  Chalb.  Sulger.  Si 
lueget  i  frömd  Hilfe  [liebäugelt  mit  einem  andern  Mann], 
ebd.  In  frömda"  Büecher"  lesa",  Ehebruch  treiben 
GRÜhur.  Er  mites  Alls  dur'''  fröndi  Lüt  [die  niclit 
zur  eigenen  Familie  gehören]  lo"  schaffe"  Aa;  Bs;  Z. 

—  3.  menschensclieu,  nicht  zutraulich,  schüchtern. 
Das  China  tuet  fr.,  flieht  die  Fremden,  allg.  Gegs. 
heimelig;  vg\.  fremden.  —  4.  befremdlich,  sonderbar, 
seltsam,  unerhört,  wunderbar.    Das  macht  si'''  fr.!  Bs. 


1299 


Fraiii — fniin.     Fraiiis — frmiis.     Kran — fnn 


13(10 


,Ueiiinach  sich  mengerlei  fröimler  sacliou  erhuobeiid 
mit  dem  lantvogt.'  Edlib.  .Darum  uns  uiibilliclien 
nimpt  und  ouch  ein  frömde  sach  ist,  dass  man  den 
konf  in  die  gescliwornen  biintbrief  züchen  will.'  ebd. 
Verbunden  mit  ,nemen'  (,han'),  in  unpers.  Wendung, 
i.  S.  V.:  es  befremdet,  wundert  (uns),  dünkt  (uns) 
seltsam,  verdriesst,  ärgert  (uns).  Vgl.  frz.  etrange. 
,Daruf  antworten  wir,  das  uns  frömd  bette,  uns  also 
ze  ersuechen.'  1445,  Absch.  ,Diewyl  sölliehs  nit  be- 
schechen  ist.  das  uns  doch  frömd  hat'  1458,  SWochenbl. 
,Des  myn  Herren  fremd  nam.'  Stockar  1529.  ,Nam 
mich  frombd  und  seltsam,  etwar  syn  [dass  Jmd  sei],  der 
sollte  zwyflen.'  Kessl.  ,Nimbt  uns  frömbd  Wunder.' 
AAWürenl.  1664.  —  ,Sich  fremd  stellen',  sich  befremdet 
zeigen.  .Anfänglich  stellten  sich  die  Herrn  Canonici 
hierüber  gar  fr.  und  machten  Miene,  unverrichteter 
Sache  von  einander  zu  gehen.'  Z  Nachr.  1756. 

Mhil.  vixmdc,  vräm(e)de.  Die  Form  mit  homorgaucni 
Nachsclilag  b  ist  häufig  in  der  ä.  Lit.,  so  noch  im  XVII. 
z.B.  im  Z  Mand.  1650  u.  bei  Hott.  1666.  .Fründ.'  UOO, 
Gl  Urk. ;  1527,  Aa  Weist,  u.  ,frend'.  ca  1560,  Schaubg,  Rq. 
(,eiii  vrander  mann',  wo  auch  ,der  salbig'  =  derselbig)  zeigen 
Assimilation  von  m  an  d. 

fremde"  BHk.  (auch  g'fr.);  W,  -ü-  AaF.;  GRChur. 
D.,  fre-nde"  GA.,  Flums,  frönde»  Aa;  Ai-  (-t-);  Bs;  Gu 
(Tsch.);  GTa.;  Sch;  UwE.;  Zg;  Z,  fiiinde"  Gl;  GSa., 
(j'frenne"  F  —  Dim.  fremdelen  fröntele  Ap:  1.  (refl.) 
sich  in  die  Fremde,  ausser  Landes,  begeben,  fremd 
werden,  ,0b  sich  in  künftigen  zyten  yeman  fremder 
mit  dem  sacrament  der  heiligen  ee  haryn  zuo  uns  fröm- 
dote.'  1392,  SoH  Stadtb.  —  2.  menschenscheu  sein, 
sich  bei  Anwesenheit  fremder  Personen  eingeschüchtert 
zurückziehen  oder  zu  weinen  anfangen  (s.  fremd  3); 
nur  von  Kindern,  allg.  Da'  ist  au'''  e  friindlich 
Chindli,  es  fröndet  M  Bitzeli  [nicht  im  Geringsten] 
Sch.  Ue&ex.:  Das  Chind  fremdot  schick  W.  Unpers.: 
Es  ff  fremdet  im  BHk.  Syn.  eigelen.  —  3.  fremd  a  n  - 
muten  L;  Z.  Die  ßegc'd  Mi  mi'^'' (j'frömdet  Z.  ,Ein 
Heimatloser  walle  ich  um  die  Heimat  her;  Es  fremdet 
Haus  und  Halle,  mich  kennt  der  Ort  nicht  mehr.' 
BoRNHAusKR,  Eückerinneruug. 

Mhd.  vremden,  -o-,  entfremden,  entzielien,  fern  bleiben; 
rofi.,  sich  fern  halten,  fern  werden.  Ge/mien  erklärt  sich 
aus  dem  in   F  üblichen  frem   [fremd]. 

„an-:  1.  sich  fremd  gegen  Jemand  betragen.  Er 
hat  mi"'  a'g'fremdet.  allg.  —  2.  fremd  scheinen,  vor- 
kommen. Es  fremdet  mi'''  Alles  a".  allg.  Ggs.  an- 
heimelen. 

ent-  Cet-,  rp-):  1.  (red.)  fremd  Averden  GRÜbS.; 
weg  [in  die  Fremde]  ziehen.  ,üass  hantwerksgsellen, 
vor  und  e  sy  durch  den  grichtschryber  gefertiget  wer- 
dent,  sich  entfrembdent  und  hinweg  zuchent'  1539,  B. 
.Berufet  dicli  der  Gewaltig,  so  entfremde  [.entferne' 
in  den  neuen  Ausgaben]  dich,  so  wird  er  dich  desto 
mehr  berufen.'  17Ü7,  Sirach.  —  2.  (refl.)  sich  fremd, 
nicht  heimisch  fühlen  GrI).  —  .3.  ..fremd  vorkommen. 
Das  entfremdet  mi'''  D;  L."  —  4.  (pers.  od.  unpers.) 
scheu  sein,  sich  fürchten  vor  fremden  Leuten  B;  GrD., 
Kh.,  S.,  Sculms,  V.  —  5.  (tr.)  wegschatfen,  entziehen, 
abziehen,  entwenden.  ,Uer  Abt  hat  syn  hab  und  bar- 
schaft  über  see  hinus  entflöchnet  und  entfrömbdet.' 
1529,  Absch.  .Die  zoll  und  steur  entfrömbden:  alienare 
vectigalia.'  Mal.  .Wellicher  Einem  nach  synen  Dien- 
sten und  Lechen  stellt  und  entfrömbdet.'  1572.  SchwE. 
LB.    ,Der  gueten  frouwen  ist  ein  kummer.  ouch  schad 


begegnot,  ist  ir  entfrümpt  [durch  einen  Todtscblag]  der 
lychnam  [Leib  sc.  ihres  Gatten].'  L  Landgerichtsordn. 
_^ —  Mhd.  cnivremden,  nur  in  Bcd.  5.  —  Zu  1  -  I  vgl.  <;iil- 
Sp.    352,   4. 

ge-:  1.  entziehen,  entfremden.  ,Das  [der  Küjiij,'] 
dise  statt  von  dem  ryche  niemer  gefrömde  mit  vcr- 
setzenne  ald  mit  ihte  [irgend  Etw.].'  13u4,  ZliBr.  - 
2.  s.  fremden.   —  Mhd.   t/evremden,  ebs. 

bc-.  .Mich  wundert  und  befremmet  gar  sehr.' 
1529.  BsCarthäus. 

Frenidi.  -ö-,  Fre^ndi,  -ü-,  -ü-,  Frenni  F  —  f.: 
Fremde,  Ausland.  A"  der  Fr.,  in  d.  Fr.  Gl.  I"  d'  Fr. 
gä",  d'  Fr.  mache"  L,  auf  die  Wanderschaft  gehen, 
bes.  von  Handwerksburschen.  Es  gut  nüd  i"  d'  Fr., 
ruft  man  dem  Hunde  zu,  der  sich  auf  die  Begleitung 
seines  im  Festtagskleide  erscheinenden  Herrn  freut  '/j. 
Wo  bisch  g'si"?  Z'  Däggnau  [Teknau,  Dorf  in  BsL.] 
i»  der  Fr.  (spött.)  BsStdt.  Er  ist  i"  d'  Fr.  g'gange" 
iif  nümme'  %imme"  [zurück]  chö',  euphem.  für:  er  ist 
gestorben  L;  Syn.  verreist.  Auch  nur  der  nächste 
Kreis  ausserhalb  des  Wohnortes  GRPr.:  i"  d'  Fr.  gä", 
ausserhalb  des  Dorfes  gehen.  Wen  man  auf  dem 
Wege  aus  dem  Städtchen  betrifft,  der  wird  gegrüsst: 
irewd- [wollt]  ir  i"  d'  Fr.?  G Wesen.  Vgl.  fremd.  — 
Mhd.   vrcmde,   ebs. 

fremdisch  „frendsch" ,  früntsch,  „frändsch- :  aus- 
ländisch, fremdartig;  fr.  rede",  tue",  fremde  Manieren 
haben  L.  —  Synk.  mcjhueh,  <dmhämKh,  le'mtach  u.  A.  und 
nhd.   , Mensch;  deutsch'. 

Fremdlinger  ni.:  .Ein  frümbdlinger.  der  under 
inen  ist.'  1531.  IILMos.;  dafür:  .frömbdling.'  1548. 

Ort-Frümd  s.  -Friimmi.  anfrümdcn  s.  an- 
friiinmcn. 

Iromklich  s.  frummiglich. 


Fr; 


s.  Fratisc. 

frommsle" :  mit  schuMlu 
reden,  lieucheln  Tu.  -  'Frui 
auf  il(uiO.      Vgl.   ba-üamhii. 


Miene    Böses    vcrab- 
(uiil,  mit  Ilirnin.-Bilduug 


Fran  (frann)— frun. 

Franelle 
Sp.  915  ff. 
s.  Sp.  917. 

Vreiier    m. 


Vgl.   auch   die  Gruppe  Fmud  usw. 


.  Flanelle.  Vren(eli)    s.   Verene 

Vrenach,   Vrenecher.    Vreneker 
ge-)frenen  s.  fremden. 
auf  StVerenatag    entriclitetcr    ZinsV 
,N.  N.   1  Vr.  von  sym  hus.  das  ist  1  ß  den.-  ca   1400, 
L  Propsteirodel. 

Vgl.  ebd.:   .Die  matte  zu  Vokkiugen  giltet  6  den.  Vureuo 
lauf  Verouentag].'     .Dise  simi  die  zins  zc  Alpnach   von  den 
valiigen  güetern  zo  saut  vereueu  mes.' 
Vrcni   s.   Verene  Sp.  915. 

Vreniker  AAEhr.=  Fcrcwac/i  Sp. 917.  —  Früoli-: 
Obstsorte.  1770.  ZW.  .Dort  der  magere  Baum,  das 
sind  Frühvrenech.'  Gottii. 

froin,  frin;  frein(er)en 
Vri^neli  s.  Verene  Sp.  915  ff. 
mung  Sp.  1294. 

FrOll(i)  f.:  Frohnde,  Frohndienst,  Frohnarbeit, 
Frohntag.  ,Zwo  hueben.  der""  giltet  jetwedere  ein 
froni.'    1296.  Ottn.  EscnrNz.     .Und   machtend    inen  ir 


frinen    s.  fri 
V  r  1  n  u  n  ii  s. 


usw. 
Fn- 


l::nl 


Frixn.  IVeii,  Clin.  fron,  fruii 


1302 


1:1m'ii  säur  mit  allerlei  fronen  auf  dem  feld.'  1531, 
II.  Mos.;  (latiir  1548:  .mit  allerlei  werk  oder  arbeit' 
.Süllen  allwcgen  zwcn  einen  wagen  fücren;  wann  aber 
ilir  (Von  nit  .so  grcss  wurde,  dann  sollen  die  undertanen 
i'-  ziii>  Zeiten  ein  obervogt  auf  Varnspnrg  fragen  und 
i-i  vom  alter  her  gebräuchig,  dass  man  für  ein  zug 
/\M'ii  batzen  frongolt  bezalt  hat.'  1556,  Bs  Kci.  ,Wann 
iii;in  in  unser  gnedigen  herren  statt  Basel  oder  wegen 
di-s  Schlosses  Varnspurg  ein  frönnng,  so  man  nempt 
ihr  Baselfron,  zu  tuon  anhept.  solle  es  in  allen  dör- 
fVirn  umbgehn  und  darvor  niemand  gefreiet  sein.' 
<-1m1.  —  Mhd.  vrniK,  vrön,  dass.  .FrJin'  als  Plur.  1731, 
A1«,li.    —    S.   u.  Fronde  11.  vgl.   FronfuHtai  Sp.    1113. 

fron:  1.  heilig.  ,üo  er  [Nebukadnezar]  hatt b'roubt 
den  tempel  fron.'  Birk  1535.  ,0  Gott  Beel,  lass  dir 
gefallen  Jetzund  dises  lobgsang  fron.'  ebd.  .Ein  zei- 
chen des  fronen  lebendigen  lychnams  Christi.'  Zwingli. 
—  '2.  echt,  ehelich  (?).  ,Wic  g'sehäntst  du  mich  und 
myn  frones  kind  so  grimm  fälschlich',  sagt  die  Mutter 
bei  NMän. 

Mhd.  viün,  was  den  Herrn  (geistlichen  oder  weltlichen) 
betrifft,  ihm  gehört;  heilig,  herrschaftlich,  öffentlich  (voran- 
gestellt  Oller  nachgesetzt).  Erhalten  in  zahlreichen  Conipp. 
und  Fhirn.  Fran-Acher(en)  GT. ;  ZErl.,  XTster  und  angelehnt 
an  ,froh'  (s.  auch  u.)  Frohtn-A.  und  Froh-A.  ZTheilingen; 
Frou-Alp  GlKuiieuda,  urspr.  (It  Seckinger  Urbar)  den  Herren 
vom  Rate  gehörig;  Fronliolz  BUeteudorf  (noch  appellativ  1583, 
Absch. :  der  der  h.  Obrigkeit  als  dem  Obereigcntilmer  zuge- 
hörige Wald);  ,die  acher  in  frön-lö.'  1325,  Kiieger;  ,ein 
halb  Mannsmad  auf  den  Fronmäder  gelegen.'  1652,  Kriess. ; 
Fmi-Büel  ZÖtw.  (oder  zu  ,froh'?);  Frmi-Berg  GRorsch., 
Frohm-ß.  ZEls.,  Velth.,  Froh-B.  BKirchb.  (vgl.  ,Heinr.  von 
Fronberg.'  1333,  Geschf.  Gs.);  Frowiclmegg,  schlossartig  um- 
mauertes Haus  ZRhcinau;  Fmh-WiKn  ThSitterdorf;  It  Z 
Stifts-Urb.  ca  1350  sind  verschiedene  Bauern  zu  Albisriedeu 
verpflichtet,  das  ,fronwisen-höiw'  für  die  Propstei  zu  führen. 
,Es  soll  auch  ein  forster  ze  Rieden  die  wisen.  genannt  Fron- 
wis,  zc  rechter  zyt  abmalen  [-mähen].'  XV.,  Ztschr.  f.  schw.  R. 

fröne",  fröne",  fronde':  1.  intr.,  Frohndienste 
lei.sten,  als  Höriger  od.  Zinsmann.  ,So  wollen  sie  [die 
Bauern]  niynen  gn.  herren  gar  kein  tagwen  mer  tuon 
noch  fronen,  weder  mit  meigen  [mähen],  höuwcn, 
buwen,  sehnyden,  hagen  noch  jagen.'  15'25,  Strickl. 
,Was  für  Personen  nicht  selbs  ein  ganzen  Zug  haben, 
da  sollen  zwcn  zusammen  spannen,  auch  allwegen  zu- 
vorderst ein  Obervogt,  was  zu  fronen  seie,  gefragt 
werden.'  ICH,  Bs  Rq.;  ähnlich  1757.  ,Weil  die  Walden- 
burger  durch's  ganz  Jahr  bei  und  zuem  Schloss  an  Bron- 
nen, Steg-  und  Wegbesserungen  vor  allen  anderen  mit 
Leib-  und  Fuhrtauwen  fr.'  1721,  ebd.  Jetzt  nur  noch: 
als  Glied  einer  Genossenschaft,  Gemeinde  zum  Nutzen 
derselben  Arbeit  unentgeltlich  verrichten  Ap;  G;  ZO. 
En  Tag  a"  der  Ströss  fr.  Syn.  frön-,  gemeinioerchen.  — 
2.  als  Lehensherr  ein  Lehen  wegen  Vernachlässi- 
gung, Rückstand  in  der  Bezahlung  der  Gebühren  od. 
Dereliction  wieder  an  sieh  ziehen;  insbes.  als  Gläu- 
biger auf  Liegenschaften  (seltener  auf  fahrende  Habe) 
aufgelaufener  Schulden  halber  gerichtlich  Beschlag 
legen  lassen,  sie  für  den  Gläubiger  pfänden,  wovon 
am  FrohnprotokoU  Vormerk  genommen  wird  (s.  an- 
schrihen).  Übernimmt  kein  Verwandter  oder  Bevoll- 
mächtigter des  Schuldners  provisorisch  die  Güter  sammt 
den  darauf  haftenden  Verpflichtungen  und  können 
Letztere  nicht  innerhalb  G  Wochen  (und  3  Tagen)  be- 
stritten oder  gelöst  werden,  so  nimmt  die  ,Frönung' 
ihren  Fortgang,    indem   die  Güter  auf  dem  Konkurs- 


wegc  versteigert,  d.  h.  meist  der  Gläubiger  in  den 
Besitz  derselben  eingewiesen  wird.  Vgl.  in  Haft 
leijyen,  vcrheften.  ,Dass  im  das  [Wein  und  Korn]  nie- 
man  hie  verbieten,  verheften  noch  frönen  soll  mit 
onkeinen  unsern  gerichten.'  1310.  Z  Ratserk.  ,Ich, 
Schaffner  des  erwirdigcn  bischof  ze  Basel,  mit  gerichtc 
fronde  dise  nachgeschribcn  hüser  umb  der  zins,  so  im 
iegelich  lius  uf  Sant  Martins  tage  geben  sollte  han.' 
1355,  Bs  XIV.  .Ist  dass  [der  Konkursit]  ligende  guot 
hat,  daruf  soll  man  vorab  faren  und  das  fr. ;  hette  er  aber 
nüt  ligendes  guots,  so  mag  man  syn  farende  guot  fr.' 
XIV.,  Bs  Rq.  ,Will  yemand  ligende  güeter  umb  boden- 
oder  widerkoufig  zins  frönen,  das  soll  also  beschehen: 
der  fröner  soll  die  fronung  tuon  zuo  zyten,  so  man 
gericht  haltet  vor  dem  schultheissen,  dem  schryber 
und  amptlüten,  die  sollen  dem  schryber  die  fronung 
angeben;  denen  gehört  ze  Ion  nämlich  1  ß  in  den 
stock,  dem  schryber  10  den.,  die  fronung  ynzesetzen 
und  dem  schultheissen  und  amptlüten  3  ß  under  sich 
glychlich  ze  teilen,  und  dem  amptmann,  so  die  fronung 
dem,  des  das  guot  ist,  zuo  verkünden,  4  den.'  ca  1520, 
ebd.  ,I)ie  ligenden  güeter  sollen  zu  drygen  tagen 
und  sechs  wochen  gefrönt,  offenlich  an  das  richthus 
und  an  das  koufhus  angeschlagen,  allda  mengklichem, 
dem  sy  versetzt,  verpfendt  oder  ze  koufen  willens 
wäre,  sich  darnach  wüssen  zuo  richten,  verkündt 
werden.  Und  so  also  das  guot  oder  pfand  in  fronung 
geleit  und  ouch  verkündt  worden  und  der,  dem  gefront 
ist,  die  fronung  vor  usgang  der  G  wochen  und  3  tagen 
nit  abtragen  hat,  wann  dann  der  froner  wyter  anruoft, 
dass  man  im  das  pfand  zuo  koufen  geben  soll,  so  soll 
man  der  eigen  band,  so  den  bodenzins  hat,  ouch  allen 
andern,  denen  dasselb  guot  pfand  oder  versetzt  ist. 
und  dem  besitzer  des  guots  darzuo  verkünden,  und 
so  der  froner  koufen  will  umb  syn  üsstend  zins,  so 
soll  er  bieten  1  pfd  3  ß  zins  den.'  1520/57,  ebd.  ,So 
mag  der,  dem  das  guot  gefront  ist,  in  jar  und  tag  dem 
nechsten  nach  der  beziehung  das  guot  von  dem  fröner 
mit  abtrag  der  sach,  darumb  gefront  ist,  zuosampt 
den  kosten  lösen.'  ebd.  ,Betrettend  die  freiwilligen 
Ganten  ligcnder  Güteren  soll  darmit  wie  bei  gerichtlich 
gefrönten  Ganten  verfahren  werden.'  1719,  ebd. 

Mild,  vrnencn,  -o-,  heiligen,  als  Aligabc  überreichen:  in 
Beschlag  nehmen,  aus-,  abpfilnden ;  Frohndienste  leisten.  Über 
das  Fiöhnungsverfahren  vgl.  weiter  Bs  Rq.  2,  478  ff.  und 
Ztschr.  f.  Schweiz.  B.  7,  25  ff.  119  ff.  Wenn  Lehen  nach 
.gevrönde  recht'  (a°  1350)  empfangen  werden,  so  behält  sich 
der  Lchensherr  vor,  das  verlieheue  Gut  täglich  aufküodeu, 
resp.  zurückziehen  zu  können. 

Froner,  Fröner  m.:  1.  Frohnarbeiter.  .Der 
selben  fröner  einem  soll  der  keller  ze  nacht  geben 
ein  nachtbrot.'  1444,  Oft'n.  ScuThayng.  —  2.  Inhaber 
eines  Frohnlehens.  ,In  des  gottshus  hölzer"  han  waid- 
recht die  froner,  die  murlechen  [etc.].'  ca  1515,  Fischer- 
rechtung  ZRheinau.  ~  3.  Gläubiger,  zu  dessen  Gun- 
sten die  Pfändung  und  Einweisung  derelinquierter 
oder  solcher  Güter  stattfindet,  die  im  Konkurs  sind 
für  Forderungen  aus  dinglichen  Schulden,  Zinsen, 
Zehnten  usw.  ,Gat  aber  dem  froner  jemand  vor  mit 
bodenzins  oder  widerkoufig  zins  oder  elter  versatzung, 
die  soll  er  abtragen  und  vernüegen  umb  zins  und 
houptguot.'  ca  1520,  Bs  Rq.  ,[L)er  abwesende  Gläu- 
biger] hat  gewalt,  inwendig  der  jarsfrist  dieselb  fro- 
nung ze  rechtfertigen  oder  den  ersten  froner  zuo 
überkoufen,   doch   dass   er   demselben   umb   die  sach, 


1303 


Fran— fi'un.     Friiiiil— friinil 


1?.04 


(larumb  gefront  ist,  und  den  kosten  abtrag  tuon  soll.' 
ebd.  —  Mild,  viöner,  vroener,  vroendei;  Fröhner,  Diener, 
Beamter,  Pfander. 

Vrönegg  Bs;  L;  SchwE.;  Zr;  Z,  „Fco«  VÜrte", 
Vrone  L,  Vroneli  VOrte;  SBb.;  ZKn..  Vröni  VOrte 
(It  St.  gröber  als  Vron);  S;  ZKn.,  „Negg,  gröber 
Neggi,  -K,  Dim.  Neggeli  Zg'  :  Personenn.  1.  Veronika. 
JSs  ist  es  Maitli  ennet  dem  Se,  Me'  seit-em  nw  Vro- 
neggli;  Es  isst  all  Wuehe  sibe  Brod  Und  na  [noch] 
derziie  drü  Weggli.  Bei  NManuel  ,Vroneck',  Kose- 
form ,Vröni'.  —  2.  Verena  SBb.  —  3.  scherzw.  für 
Chronik.  Oder  ich  zeichne-der  mit  mlne'  zn-e  Bratze 
die  ganz  [Engelberger]  Tal-Fronegg  t"  dls  G'fväs. 
1781,  Taliiochz.  Das  [nämlich  Fluchen]  ist  der  tdgli''' 
Pnider-Te.v  [Text]  us  iser  Hous-Fronegg.  ebd. 

Fronelle  s.  Flanelle.        Fröni  s.  Frön. 

Fri>nung  s.  frönen.        Fröni  s.  FrÖhi. 

friiener,  Früeni  s.  früeh,  Früehi. 


Frand  -frund. 

s.  fremd. 


Vrendli 


Verene 


frend,    frönd 
Sp.  915. 

Fronde,  Fronde  {.=  Frönung,  s.  fronen  3.  ,Dass 
man  ime  die  gericht  und  frönde  möge  kunt  tuon.' 
13(J(.i,  Bs  Bfi.  —  Mild,  rroeiiih:  frohndioiistpflichtiges  Land, 
Fndiiiarlieit, 

fr  und  s.  fremd. 

Fründ  (-m-  GrD.,  -ie-  P  silv.):  1.  wie  nhd.  F" 
Fr.  i  der  Not,  F'  Fr.  im  Tod,  E'  Fr.  hinder'm  Rugge 
Sind  drei  starchi  Brügge".  Ineichen.  En  alte  Fr.  ist 
besser,  als  zwe  neu.  ebd.  Alt  Fr.  uiid  alt  Weg  miies- 
me'  nid  Hecht  üfge".  Suloer.  Es  sind  nid  Alli  Fr., 
ico-n-is  [uns]  a"lachid.  ebd.  E'  Fr.  ist  liechter  ver- 
löre", ah  g'funde".  Ineichen.  Fr.  ha'  ist  guet,  besser 
aber,  me"  viüess-si  nid  bräche",  ebd.  Fr.  i"  der  Not, 
's  gond  all  uf  ei's  Lot  L,  gö-ed  [Conjunkt.]  fiifzg  uf 
c  L.  AABb.  Vil  Fr.,  aber  wenig  Noihelfer.  Ineichen. 
Arm  Lüt  händ  keni  Fr.  ebd.  Die  rlche  Lüt  sind 
enand  all  Fr.  ZTagelsw.  (doppelsinnig;  vgl.  gefründet). 
i'hunnt  Unglick  und  Armuot  in  's  Hüs,  so  loifimt 
or''  di  Frind  darus  W.  En  Vetter  und  nid  Fr. 
ist  Mint,  Verwandtschaft  allein  will  wenig  sagen 
ScnSt.  Aller-welts-Fr.,  Allericelts-Narr.  Sulger.  Mit 
Fründe"  verlürt  me  eil  Zit.  ebd.  F''  han-en  hungrige 
Fr.  uf  em  Weg,  sagt  man  entschuldigend,  wenn  man 
in  Selbstvergessenheit  sieh  zweimal  mit  Speise  be- 
dient Z  oGlatt.  I"  Fründe"  usenandcho",  in  Freund- 
schaft sich  trennen,  z.  B.  nach  einem  Prozesse  Sch, 
nach  dem  frz.  ,en  amis';  vgl.  Find  Sp.  840.  — 
2.  Verwandter,  allg.  Si  sind  FiiXnd  (z'sämme"); 
mer  .tind  na  [noch]  nach  [nahe]  Fr.  mit- (zue-n-J enand. 
allg.  JVö7i  der  Lieh  [zunächst  hinter  der  Leiche]  gönd 
d'  Fr.  allg.  's  ist  e  chli  Höchsig  [kleine  Hochzeit] 
g'.^l",  me"  hat  nw  die  nächste  Fr.  i"g'lade"  ScnSchl. 
Vetter  Ileiri!  Fr.  will  i'''  gern  si",  aber  nu'  kein  Bürg. 
Stutz.  Er  hat  kci  Fr.,  der  Stät  erbt-e".  Fr.  ivie 
lliind  Bs;  L;  Kirchh.,  von  falschen,  übelwollenden 
Verwandten,  mit  dem  Zusatz:  Vetter  wie  Arsehblätter  S 
(Arschlöcher  Z).  und  Nachbure"  wie  Chalber.  Ineichen. 
Die  nächste"  ( lirslc")  Fr.,  die  ärgste."  (fülstc",  grösste") 
Jliiiid  {Find  Alk'.;  Srii).  Me"  seid  allemal  nüd  vergebe, 
d'  Fr.  tiieid  enand  jihigt"  bis  i-  's  Grab,  aber  doch  nüd 


ganz  dri"  inne.  Wolf,  Dreierwahl.  Under  Vogt  und 
Frinde"  si",  unter  Geschlechtsvormundschaft  stehn 
Ndw;  s.  Fründschaft.  ,Wo  ein  unser  burger  abstirbt 
und  kind  hinder  im  lät,  die  vogtbar  sind,  band  da 
die  kind  fr.,  vater-  oder  muotermägen,  die  inen  ze 
vogt  nutz  sind,  die  sond  es  ouch  syn  und  blyben.' 
1384,  AaB.  Stadtb.  ,Hat  er  nit  ein  vater,  so  erbt  das 
lechen  syn  nächster  fr.  unz  an  das  ander  gelid.'  Otl'n. 
ZFlunt.  ,Hätt  die  frou  eigen  oder  erbguet  zuc  im 
bracht  von  iren  fründen,  das  soll  der  mann  niessen 
bis  ze  end  syner  wyle.'  ütfn.  ZBrütten.  S.  auch 
Sp.  673  0.  ,.Ain  vogtherr  mag  wol  lassen  verbieten 
schweren  och  tanzen,  spilen,  karten  zuo  zyten,  so  im 
ain  angeporner  fr.  abgestorben.'  1472,  Otfn.  GBurgau. 
.Wellicher  sich  partyet,  vor  und  ee  er  synen  vatter; 
brueder  oder  sunst  nach  fr.  sähe  blüeten.'  1540,  Aa 
Weist.  ,Es  ist  auch  zu  beden  syten  allen  kosten  uf- 
ghept,  die  wyl  sy  [die  Prozessführenden]  so  nach  fr. 
sind.'  1570,  WiNT.  Ratserk.  ,Gradu  sanguinis  propior, 
eins  glids  näher  oder  vil  der  näher  fr.'  Fris.  , Einen 
ihrer  Freunden.'  LLav.  1670;  dafür  , vetteren.'  1569 
u.  1578.  ,Wie  man  in  raten  fründschaft  halber  aus- 
stehen soll.  Erstlich,  was  haab,  guot,  schulden  und 
keuf  antrifft,  die  fr.  sind  zue  den  andern  kinder",  d.  i. 
geschwüsterte,  kinder,  Schwager  und  nächer,  es  sei 
von  wyber  her  oder  bluctsfründtscliaft,  sollen  aus- 
stehen.' 1581,  ApI.  LB.  ,Die  Brautfreund  hend  sich 
g'ha  fürgnö"  [vorgenommen],  Sie  wollten  den  Schmid 
nit  erbe"  lo".'  1608,  Aa  Taschenb.  ,Uass  auch  riebe 
Fr.  ihr  arme  Verwandte,  soweit  sie  einanderen  zu 
erben  betten,  schuldig  sein  sollen  zu  erhalten.'  1645. 
JJBLrji.  , Freund  vom  Geblüt  und  vom  Gemüte.' 
JWSiMLER  1652;  vgl.  Bluets-Fr.  ,0b  der  Todschlegcr 
nit  begriffen  werden  möchte,  so  wird  des  todten  Men- 
schen Fründen,  die  ihn  von  Sippschaft  wegen  zu 
rächen  band,  der  Leib  erteilt.'  1675,  Gratschaftsr. 
Kyrurg.  ,Anerborne  Freund  und  Verwandte.'  1706, 
L  Stadtr. 

Mhd.  rriiinl,  gekürzt  vrihii  (vgl.  FiikI),  Freund.  Ver- 
wandter; ft  in  GrD.  entspriclit  nilid.  in;  vgl.  iicfründ.  — 
Bed.  1  u.  2  neben  einander:  ,Uud  sint  ouch  des  N.  N.  selgen 
fründe  [Verwandte]  alle  gar  und  gäiiülicli  fründe  [ansgesiiliiitl 
worden  aller  der.  die  an  dem  vnrgeii.  totschlag  schuldig  waren.' 
1.3.J0,  Gl  Urk. 

Gottes-.  Der  Gesandte  von  Genf  beklagt  sicli, 
dass  die  von  Peney  einen  Gottsfr.  [Evangelischen] 
verbrannt  haben.  1535,  .\bsch.  , Fromme,  heilige  Men- 
schen und  G.'  ca  1000,  RCys.  In  einem  engern  S. 
war  das  W.  bei  den  mittelalterlichen  Mystikern  ge- 
bräuchlich. —  Häfeli-:  Fr.  bei  Tische  und  nachher 
nicht  mehr;  unzuverlässiger  Fr.,  der  nur  seinen  Vorteil 
sucht  ScnSt.  Vgl.  JJ/oi-,  Suppen-Fr.  --  Herz-:  innig- 
geliebter Fr.  , Damit  fertigung  und  unwill,  die  uns 
uwerenhalb.  als  unsern  besundern  herzfründen.  ganz 
missfallen,  gemiten  wurden.'  Ansh. 

Li"lache"-:  scherzend  für  Blutsverwandter  Sch 
(Kirchh..  St.). 

Fr.,  mit  dem  man  das  Leintuch  teilen  nuiss,  also  Faiuilien- 
angeliöriger.  Vgl.  die  sprichw.  RA.:  zwischen  zwei  Lein- 
tüchern mit  Einem  sein,  mit  ihm  zs.  schlafen. 

Nach-:  naher  Verwandter.  ,Mit  syner  nachfrün- 
den  rat.'  1431,  L  Stiftsarch.  —  'üicma.-nüa  (Niemets)-: 
Menschenhasser  Bs  (Anon.  ad  St.).  Vgl.  den  Gegs. 
,Allerwelts-Fr.'  —  Bluets-:  Blutsverwandter.  ,Wer 
des  todten  menschen  vaters  nech.ster  celichcr  pluotsl'r. 


Frand.  tVpiifl.  tVind.  fronil.  friinil 


1306 


i>t.   der   ist   rechter  erbe.     Und  wann   kein    nächerer 

|il.  von   vatermag   dann    zum    vierten    wäre   und   von 

iiuMtermag  euch  kein  niicherer,  so  sollend  sy  mit  ein- 

andorn  erben.    Ob  aber  muotermag  dennzemal  nächer 

pl.  \\  iirind,  denn  zun  vierten,  so  soll  das  neclist  jduot 

ilannzemal  erben.'  1564,  Stadtb.  Wesen.    .Blutsfreunde 

zu    andern    Kinden    [im   3.  Grade].'    DWvss  1790.  — 

I    Brod-:  Fr.  bei  Tische;  vgl.  Häfeli-Fr.    ,Viel  Haredi- 

|:  pet».  d.  i.  Erb-  oder  Brodt-  aber  wenig  Not-Freunde 

'    gibt   es   in   der  Welt.'    JJBernkt,  Allerlei  (angeblich 

nach    einem    alten    Buche).     ,Brodtreund    und    nicht 

I    Notfr.'    1753,  S  Kai.  —  Käts-:    Mitglied    des  Rates, 

I    Ratsherr,  eig.  Eatsgenosse,  ,Ratsverwandter.'     ,Durch 

[    etliche  ratsfrindt  von  L  harusgesandt.'  ea  1600,  RCvs. 

, Einem  r.  in  der  kilchöri.'  1607,  U.     ,Der  Ratsfreundt 

[erhält]  vor  ein  jeder  Rat  35  Kzr.'  1747,  Guiun.  Statut. 

,T)ie  Teilnehmer   an  den  Mahlzeiten  der  Räte   hatten 

etwas  Gemütliches   und   einen  günstigen  Einfluss  auf 

die   Collegialität,    wie   denn   die  Teilnehmer   etwa  R. 

hcissen.'  XVIII.,  Wild  1882.   -   Mhd.  ratmnnt,  ebs. 

Suppen-.  .Er  ist  ein  S.,  amicitias  utilitate,  non 
fide  colit.  OlUe  amicitia,  Suppenfreundschaft.'  Denzl. 
1677;  1716;  Mey.  Hort.  1602.    Vgl.  Hiifeli-,  Brot-Fr. 

Sippt-:  Geschlechts-,  Blutsverwandter.  Die  Gant- 
handlungen und  Käufe  sollen  bei  Tage  geschehen, 
,damit  den  Siptfreunden,  so  Gerechtigkeit  betten,  der 
Zug  dessen,  so  verkauft  würt,  nit  abgestreckt  [be- 
nommen] werde.'  1627,  Bs  Rq.   —   Mhd.  gipjx-vriuni. 

Schürzen-:  Fr.  des  weibl.  Geschlechts.  Sprww. 
18G9.  Modernes  Wortspiel  mit  .Schutzenfreund',  da 
.Schürze'  unseren  MAA.  fremd  ist. 

g'fründ  Aä;  BsL.;  BRi.;  Vürte;  GA.,  Sa.;  W, 
-t  Aä;  Gl;  S,  ä. Spr.  auch  ,gefründet':  1.  befreundet, 
zugetan,  gewogen,  mit  Dat.  P.  Es  war  g'sclnder,  er 
war  im  seiher  g'fr.  [meinte  es  gut  mit  sich]  u  gieng  der 
Sach  muessig  BRi.  ,Was  dozmal  unser  statt,  dessglych 
der  landschaft,  des  gottshus  und  des  adels,  der  ge- 
frünt  was,  ard  und  gwonhait.'  \'ad.  Auch  als  Subst. : 
Freund  (Freundin).  ,[)a  die  Mutter  Christi  ihre  ge- 
freundtin  Elisabeth  gegrüsset.'  Amm.  1630.  —  2.  ver- 
wandt, mit  Dat.  P.  oder  Präp.  (,zue').  3Ier  sind  ns 
siner  Heimet  und  g'fr.  no^''  neue"  [irgendwie]  e  Bitzeli 
[ein  wenig]  zue-n-im.  Breitenst.  1863.  Er  ist-is  noch 
gfrilnt:  st"  Vater  und  mi'  V.  sind  blos'  Brüedere" 
g'si"  AAWohl.  I'''  glaub,  de''  [Esel],  seid  Odem  [sagt 
Adam],  ist-mer  g'fr.;  IM  h'iiif/i  Ore"  und  e  grosse 
Grind.  Ineiohen  1859.  J)e"  Huhiii  ist  Alls  gfr.  ebd. 
J"''  meine,  si  seigid  enand  >iävh  g'frünt,  de''  Tüfel  und 
de"  Antichrist.  Wolf,  Bauerngespr.  Zun  Dritte"  g'fr. 
aScuw.  S.  noch  Knie.  ,Und  soll  ein  jeder,  die  g'fr. 
sind,  mit  einanderen  usstreten  [in  den  Ausstand  sich 
begeben]  bis  das  fünfte  glid.'  1444,  Ölh.  .Die  Bur- 
gundier,  die  inen  [den  Helveten]  gefründt  und  ge- 
schwägret  waren.'  FrJvAinwyl  1527.  ,Dess  vogt  ward 
küng  Fridrieh;  dann  er  im  von  dem  bluot  gefrünt 
was.'  Vad.  ,Meine  brueder,  die  mein  gefründten  sind 
nach  dem  fleisch.'  1530,  Rom.  ,Die  so  im  dritten  glied 
und  darüber  gefründet  sind,  mögen  einander  wol  zur 
ee  nemcn.'  1533,  Absch.  ,Muotermagen,  die  umb  ein 
glid  nächer  gefründt  sind,  als  die  vaterraagen.'  1540,  Z. 
,Wir  sind  von  weitem  bar  gefreundt.'  Hospin.  ,So  lehr 
der  abgestorbnen  Person  Vatter  oder  Vatters  Gcfründte 
ihro  etwas  vermacht  hätten.'  G  Erbr.  1721.    ,Sanguis 


propior:  näher  gfründt.'  Fris.  ,Das  syne  gfrünten 
die  kind  zu  ihren  banden  zu  nemmen  schuldig  sygen.' 
1580,  Einzugsbr.  Z  oGlatt.  ,Syne  hinderla.ssen  nächst- 
gefründtc  und  verwandte.'  Z  Abdankungsformel  1644. 

—  3.  mit  Freunden  od.  Verwandten  versehen,  durch 
Verwandtschaft  od.  Freundschaft  stark.  ,l)iser  burger 
was  rych  und  mechtig  und  fast  wol  gefrünt  von  edlen 
und  unedlen.'  Edlib.  ,Das  gelt  ward  ungelych  us- 
gedält  [verteilt],  und  es  gieng  nach  gunst  und  willen 
unglych  zue,  dem  ward,  darnach  er  wol  gefründ 
war.'  1521,  Stockar.  ,Dann  der  abt  wol  gefründt  ist 
und  fast  der  halb  teil  in  der  statt  uf  syner  syten 
sind.'  1529,  Strickl.  ,Der  wiewol  ungfr.  ein  trüer 
Berner  geachtet  was.'  Ansh.  ,Parentes  abunde  habe- 
mus :  wir  sind  reich  an  frunden  oder  wol  gefründt.' 
Fris. 

Mhd.  gevriunt,  befreundet,  verwandt:  yevriunde  (l'l.), 
gegenseitig  Freunde;  zunächst  niclit  participial,  sondern  nur 
mit  dem  associativen  ge-  zsges.,  wurde  das  W.  aber  in  der 
Lit.  bald  als  Ptc.  verstanden  und  demnach  meist  mit  dt 
geschrieben.  Da  ,Fründ'  und  , Gefründ'  (resp.  ,Gefriindte') 
in  prädicativer  Stellung  sich  vertreten  konnten,  so  trat  eine 
tw.  A'ermischung  beider  ein,  die  sich  bei  ClSchob.  1699 
in  der  Schreibung  , Befehle  der  Eltern,  Freundten  und  Ver- 
wandten' kund  gibt,  wobei  das  Syn.  ,Verwandte'  viell.  mit- 
wirkte. Tgl.  auch  oben  den  Beleg  aus  dem  ApI.  LB.  (FriindS) 
und  Gevettci:  Später  wurde  ge-  durch  he-  ersetzt,  s.  befründet. 
Ein  Coli.  ,das  gofrtinte'  ist  wohl  nur  von  Red.  (1656)  auf- 
1,'estcllt. 

fründen:  1.  einen  Freundschaftsbund  mit  .Tindm 
abschliessen,  ihm  gewogen  sein.  Eva  betet:  ,Herr 
Gott,  tuo  zuo  uns  fr.'  Rüef  1550.  ,Uss  nyd  und  hass 
dich  will  ich  fynden,  obschon  Gott  nit  will  zuo  mir 
fr.',  spricht  Kain,  als  Gott  sein  Opfer  nicht  annehmen 
will.  ebd.  ,Zesaramen  fr.:  amicitias  conjungere.'  Mal. 
Refl. :  ,Sy  [Z  u.  B]  sollend  sehen,  dass  sy  sich  fast 
gegen  den  usseren  statten  verbindind  und  fründint.' 
1531,  Abscu.  ,Gleichwie  die  künst  und  fugenden  sich 
zuesammen    fründend  und  vereinigend.'    Tierb.  1563. 

—  2.  zu  Jmdm  in  ein  verwandtschaftliches  Verhältniss 
treten,  bes.  durch  Heirat.  ,Wybetind  oder  mannetind 
sy  [die  freien  Walser]  aber  in  dem  land,  in  weliche 
herrschaft  sy  dann  fründent  und  stossent,  in  dieselben 
herrschaft  sollent  sy  mit  allen  Sachen  dienen,  als  ander 
lüt  tuend.'  1467,  Planta  1881.  .Desselben  Tags  wur- 
den wir  zusammen  gen  [getraut]  und  was  Jedermann 
froh,  dass  ich  zuo  sämmlichen  Lüten  [etc.]  gefründet 
hatt.'  ca  1520,  Gfo.  ,Affinitates  jüngere  cum  aliquo: 
zue  eim  fründen,  fründtschaft  oder  schwagerschaft  mit 
eim  machen.'  Fris.;  Mal.  —  Mhd.  vriunden,  zum  Freunde 
machen;   reli.   sich  befreunden,  verschwägern. 

ver-:  durch  Freundschaft  oder  Verwandtschaft 
verbinden ,  befreunden.  ,Die  den  pfaffen  anhengig 
woren  und  in«"  verfrund.'  1529,  Bs  Chr.  ,Josaphat 
verfründet  sich  mit  Achab.'  1531,  II.  Chron.  =  , be- 
freundet.' 1667.  , Syner  verfrünten  und  guoton  gön- 
neren.'  HBull.,  Tigur.  Unparteiische  und  mit  den 
Schuldigen  ,unverfründte'  Leute.  1587,  Absch.  ,Sie 
sei  von  Schwyz  gebürtig  und  daselbst  verfreundet.' 
1642,   ebd.    —    Mhd.   venrlunden,   dass. 

b  e  - :  1.  =  fründen  2.  ,Er  hett  sich  da  ein  zyt 
lang  ghalten,  bis  das  er  sich  ynglassen  hatt  und  in 
ein  erlich  gschlecht  befründet  und  gwybet'  UMev. 
1540/73.  Die  ,Befreundeten'  seien  verpflichtet,  ihren 
armen  Verwandten  bis  in  die  5.  Generation  zu  steuern. 


1307 


Praiicl    frünil.    Frank  -frunk 


lf!08 


1749,  Absi-h.  —  2.  zur  Ehe  nehmen.  ,Ir  schwager 
soll  sy  zum  weib  nenimen  und  befründen.'  1531/1707, 
V. Mos.;  dafür  18öü:  ,und  die  Pflichtehe  mit  ihr  voll- 
ziehen'. ,Und  will  sich  nit  mit  mir  befründen.'  ebd. 
.Gelüstet  es  in  aber  nit,  dich  ze  betr.,  so  will  ich 
dich  befr.'  1518,  IUith;  dafür:  .nemnicn.'  1531;  , lösen.' 
1ÜU7/18GÜ. 

fründlich  frimtli''' :  1.  freundlich,  freundschaft- 
licli.  friedlich,  allg.  Etw.  fr.  tismache",  einen  Streit 
friedlich,  aussergerichtlich  beilegen  B.  Syn.  c/üctUch. 
a.  Frimdlichkeit ;  verrichten.  Sie  sollen  ,wunne,-  wasser 
und  weide  miteinandren  ane  Widerrede  nüssen  und 
lieplich  und  früntlich  geeinbart  und  verslicht  syn.' 
1387,  Hagenb.,  Sigr.  .Dass  si  der  stössen  nit  möch- 
tent  mit  einander  tugentlich  und  früntlicli  überein 
liommen.'  1390,  Absch.  .Gern  wollt  icli  [Abel]  fründt- 
licli  mit  im  [Kain]  leben.'  Euep  1550.  ,Vom  zuotrinken. 
Obglych  wol  einer  umb  eeren  willen  ye  einer  dem 
andern  ein  früntlichs  bringen  mag,  so  soll  doch  nie- 
mants  den  andern  nöten.'  1580,  Z  Mand.  ,Der  Bader 
hatte,  wen  er  arznete,  fr.  zu  halten  [d.  h.  nicht  zu 
überfordern].'  XVI.,  Wild  188'2.  —  2.  unterhaltend, 
gesprächig,  leutselig  Z.  Wemme  [wenn  man]  Nüt 
aeit  [.sagt],  .^e-n-ist  nie"  nüd  /'r., 'womit  man  zu  weit 
gehende  Gesjiriichigkeit  entschuldigen  will.  E  früiitlir< 
dhiiiil,  uedcr  [nur]  es  seit  iViif,  scherzh.-iron.  Subst. 
yrüntliclti.  De''  ist  e  Fr.,  von  grosser  Leutseligkeit. 
-  3.  angenelim,  lieblich.  .Ein  früntliclien  gerucli.' 
TiERB.  1563. 

Fründlichkeit  f.:  Freundschaft;  Friedlichkeit. 
,Vor  dem  Wettkampfe  stellen  sich  die  Schwinger 
zuerst  einander  gegenüber  und  reichen  sich,  um 
schweizerisch  zu  sprechen,  mit  Anerbietung  der  Fr. 
treuherzig  die  Hechte.'  JRWyss  1811).  Als  juristischer 
Ausdruck:  E  Fr.  cfstelle",  ha",  einen  aussergericht- 
lichen  Aussöhnungsversuch  anordnen  (halten);  eine 
friedliche  Vereinbarung  (durch  Vermittlung)  treffen 
Aa;  B.  Zm-  Fr.  g'icise"  werde",  auf  den  Weg  fried- 
licher Beilegung  geleitet  werden  BÜ.  ,Er  rühmte  es 
in  den  Wirtshäusern,  an  Steigerungen,  Freundlich- 
keiten.' GoTTu.  ,Zwei  waren  an  Freundlichkeiten  ge- 
wesen und  hatten  Gottlob  (wie  sie  meinten)  die  Ver- 
mittlung hintertrieben.'  ebd.  ,Alle  drei  Tage  hast  du 
eine  Freundlichkeit,  alle  Wochen  musst  du  vor  den 
Eichter.'  ebd.  ,Das  zu  fürderlichem  austrag  (der) 
Parteien  uns  obgenannten  undertediger  zwüschet  inen 
die  fründtlichkeit  zu  suechen  verwilliget.'  1501,  Pirp. 
18'28.  ,So  haben  wir  uns  in  die  früntlikeit  und  nit 
zum  rechten  erkennt'  15'2.3,  Strickl.  ,Die  wal,  das 
recht  oder  die  früntlichkeit  anzuonemen.'  1529,  Abscu. 
fründsam:  freundlich.  .Augustus  was  eines  fründ- 
samen  angsichts.'  Vad.  ,Ein  güetiger  und  früntsamer 
mann.'  ebd.     Vgl.  freudsam. 

Fründschaft  C-schJt)  f.:  1.  Freundschaft,  allg.; 
freundliches  Wesen  GrD.  Syn.  Frilndlichi  (s.  friuid- 
lich).  —  2.  Verwandtschaft  (des  Blutes  oder  durch 
Heirat).  Geschlecht,  Sippe.  D'  Lieh  i"  der  Fr.  umme" 
säf/e'  [ansagen],  zum  Leichenbegängniss  einladen  Z. 
.Der  Bestimmung  der  Verwandtschaftsgrade  diente  die 
.Anleitung,  wie  man  in  Stadt  und  Landschaft  Zürich 
ausrechnen  soll  die  Fr.'  JJBreit.  lÖ'iO.  sowie  wohl 
auch  die  .Fründschaftausrechnung',  von  der  Pfarrer 
Bischofberger  (f  UI93)  sagt,  er  habe  sie  .in  Truck 
gegeben'.  MEoiix.  18(i7.    .So  in  [den  Tndtschhiger]  des 


entlypten  fr.  betreten,  das  sy  in  mit  oder  one  recht 
vom  leben  zum  tod  bringen  mögind.'  XV. (V),  ZKn. 
.Wo  die  gemelten  grafen  und  iri  fründschaft  in  mö- 
gend ergryfen.'  1510,  Z  ürk.  .Uf  die  zyt  liessend 
niyn  herren  ein«"  richten,  der  hatt  syn  schweger  er- 
stochen und  berecht'ten  in  [zogen  ihn  vor  Gericht] 
die  fr.  hie.'  15'24,  Stockar.  .Wenn  ein  mensch  be- 
vogtet  wird,  so  soll  ein  vogt  alle  jar  der  fr.  rechnung 
geben.'  1527,  Aratsr.  AAMeienb.  ,üie  halb  fr.  Manu- 
hoth.'  1531/48,  1.  Chron.  =  .das  h.  geschlecht.'  l(i(;7. 
.Wie  bald  's  [einen  Moni]  d'  fründtschaften  werdend 
innen,  denselben  ich  nit  wird  entrünnen,  sy  schlond 
mich  z'tod  in  holz  und  feld.'  Euef  1550.  ,So  wend 
wir  wol  mit  unser  kraft  [List]  zwüschend  inen  machen 
fr.,  das  s'  eelich  werdend  wol  vermischt.'  ebd.  .So 
ine  [den  Todtschläger]  des  entlypten  fr.  ergryft.  ine 
lyblos  tuet,  sollent  sy  darin  ungofecht  blyben.-  1557, 
EsTERM.  Rick.  .Cognatio.  fr.,  geschlecht.'  Fris.  =  .vilc 
des  gesehlechts  und  .stammens.'  Mal.  ,Es  soll  nie- 
mandt  in  krankheiten  mehr  guot  zu  gottsgaben  ver- 
machen dann  l(i  pfd  pfenn.  ohne  der  fr.  gunst  und 
willen.'  1592,  ApI.  LB.  ,0b  die  fründschaften  nit  bas 
acht  haben,  dann  dass  sy  die  ihrigen  das  ihrig  vertuon 
liessend,  die  sollend  dann  schuldig  syn.  dieselben 
sampt  ihren  wyb  und  kinden  selbst  zu  erhalten.' 
1050.  Z  Mand.  .Der  Todtschläger  soll  in  all  weg  bhut- 
sam  .syn  und  sonderbar  gegen  des  Entleibten  Fr.- 
1060.  Ai'I.  LB.  S.  gauvien.  .Man  solle  verschonen 
seiner  ehrlichen  Freundschaft,  welche  hierdurch  zum 
höchsten  entunehret.'  Kriegsrecht  1704.  .Durch  die 
Blutfreundschaft  wird  allhier  verstanden,  wann  zwo 
Personen  einander  verwandt  sind  vonwegen  eines  nahen 
und  ihnen  beiden  gemeinen  Ursprungs.'  17'29.  Z  Aus- 
standsordn.  .Wozu  die  nächste  Erben  und  Freund- 
schaften cingewilliget  und  zufriden.'  175C.  Scnw  Eci. 
,Es  kann  ein  Blutsfreund  und  Anverwandter  ein  aus 
der  Freundschaft  verkauftes  Gut  wieder  in  sein  Ge- 
schlecht. Stamm  und  Blutsfreundschaft  ziehen.'  1757. 
Bs  Landesordn.  S.  noch  inziehen.  —  3.  Gesellschaft 
befreundeter  od.  verwandter  Personen.  .Das  siebende 
Bad.  in  welchem  mehrteil  ein  sonderbare  [.geschlos- 
sene'] fr.  badet.'  HPantal.  1578.  —  Un-:  Feindschaft, 
Unfriede.  .Schäd.  kumber  und  unfr.  ald  misshellung.' 
1392.  Scu  Stadtb.  .Dass  wir  mit  deheinem  ort  der 
eignosschaft  zue  deheiner  unfr.  hie  nach  kämend.' 
EnLiii.  .Mit  jemants  unfr.  machen',  sich  ihn  zum 
Feinde   machen.    Zw!N(iLi.   —  Mhil.  inivrinni»,!,,,//,   iiass. 


frendsch.  iröndsch  s.  frcmdixch. 


Friengg  s.  Pfr-. 
alt-frienggisi-h  s.  altfriitdisch. 


Frank  m.: 
Vgl.  Gr.  Wli. 


bubo.'  Mal.    Synn.  s.  bei  rirel. 


1  :i. 


Alt-Frank  m.:  Mensch  nach  der  alten  Mode  Bs; 
B;  L;  Zo.  Fastnachtmaske  in  veralteter  Kleidung, 
.Anzug  nach  Art  des  XVllI.  Bs.  De  siekwh  do 
srhriii    ditiiiasleiii    .Tunte.      T.'fehe peti     iDid    T.ilili    imd 


Friiiik— Iriuik.     Frans  -fnin: 


1310 


if'is  mcm-en  AUfraitk  g'ltcrl,    itic  iiiv  's  Ireit  hei,    wo 
Kiisrer   Mammc"   ihr   Mamme"   no'''  jung  y'si"  isch. 

Si  IIWIZEKI). 

Auf  ik'ri  Vnlksstiiuiiii  der  , Franken'  zn  be/ielien,  wie 
, Alt-Baier'  uilgl.  Der  A'olksn.  lelit  nur  uocli  in  Flnrn.  lort, 
«ie  z.B.  (wenn  nicht  da  nud  dort  vielmehr  der  Faniilienn. 
.Krank'  gemeint  ist)  in  Frenkendorf  Bs;  ,Frankwyla',  jetzt 
rruiicliici/l  B;  Frankenrüti  GRorsch.,  Frankental  Z,  au  wel- 
.  Ihn  Orten  einst  fränkische  Kolonien  gegründet  worden  sein 
iihichten,   als  die  Franken  die  Alemannen  sich  unterwarfen. 

alt-fränkisch  Schw,  -fiiiiitsch  B  (Zyro).  -frentsch 
Ap  (T.),  -fränsch  ApH.,  -frienggisch  Z:  veraltet,  alt- 
modisch, altvaterisch,  altertümlich,  eig.  im  Stile  Jer 
(fränkischen)  Vorfahren.  ,Darnach  als  der  kor  am 
Münster  mit  den  absiten  crbuwen  was  und  aber  darin 
ein  altfrentsch.  unsüber  gestuel  stuond.'  Vad.  .Verbis 
uti  priscis:  altfrientsche  wort.  Vetustatem  induere: 
altfrensch  werden.  Vieta  facies:  ein  altfrensch  an- 
gsicht,  das  yetz  abnimpt,  ein  leid  angesicht.  Anti- 
quitäten! redolet:  ist  altfränkisch,  zücht  sich  uf  die 
alt  wys  oder  gattung.'  Fris.  ;  Mal. 

Mhd.  uhvrenkUch.  Vgl.  ,Alt  rund  fränkische  Löffel.'  XVI., 
Z  Anz.  ~  fnmziach  würde  lautlich  den  contrah.  Formen  besser 
genügen ;  s.  auch  fvanaisch  u.   ,frensch'  bei  H.  v.  Sachsenh. 

frank  {fray  W):  1.  frei,  ungebunden,  sicher,  selb- 
ständig, z.  B.  in  Kenntnissen,  bes.  in  verstärkender 
Formel  verbunden  mit  fri  oder  ledig  GrD.,  Rh.;  W. 
—  '2.  (Adv.)  durchaus,  gänzlich,  geradezu,  frischweg 
GkD.,  He.,  Pr.  Fr.  abschütte"  [-giessen].  Es  hed-ne 
fr.  ab  de"  Beine'  g'no",  zum  Falle  gebracht,  z.  B.  auf 
dem  Eise.  Er  häd-ma  [mir]  da  Finger  grad  fr.  ab- 
g'schlage".  Verstärkt  durch  copulatives  fri,  frisch.  Fr 
hed  fri  und  fr.  Nid  g'g'e'  Nnw. 

Mhd.  vmiK,  frei.  In  W  MA.  liegt  Entlehnung  ans  dem 
Franz.  vor.  —  Die  Bedd.  des  Ädj.  n.  Adv.  teilt  auch  das 
Frz.;  ähul.  Begriffsentwicklung  im  Adv.  hat  auch  unser /rt. 

Franke",  Frangge"  —  f.  AARh.<,  Zof.;  Bstw.;  Btw.; 
GLtw.;  GA.;  ScHw;  S;  Obw ;  U,  sonst  m.:  Franken, 
als  Münze  (frz.  Ursprungs).  Fr  het  mi  [mehr]  Fr. 
a's  der  Ander  Bappe"  Gl.  ,Eine  ganze  Fr.  mehr.' 
GoTTH.  Fs  halbs  Fränkli  Z.  Bern  klagt  1583,  dass 
die  frz.  Franken  in  ausserordentlicher  Menge  in's 
Land  kommen,  dass  die  schwersten  dieser  Fr.  aber 
nur  9  Schwyzerbatzen  wert  seien.  Absch.  1585  werden 
sie  zu  9'/2  Batzen,  die  Krone  aber  zu  27  Btz.  ange- 
nommen, ebd.  ,üer  Küechleren  von  den  Küechlenen 
zu  machen  2  Fr.,  tuend  2  Pfd  13  ß  4  d.'  1594,  B 
(Gfo.). 

Mhd.  fnwh-r  m.;  frz.  fium-  m.,  urspr.  ,livre  tournois', 
nach  welchem  W.  sich  das  Geschlecht  unsres  W.  gerichtet 
haben  könnte. 

Bürgerschafts-:  Abgabe,  welche  von  ausserhalb 
der  Heimatsgemeinde  wohnenden  Bürgern  in  dieselbe 
als  Beitrag  an  die  Armenlasten  entrichtet  wurde.  1811. 
Gem.  Aa. 

Schild-.  ,Dem  ist  also,  dass  man  einen  guldin, 
den  man  nemet  schiltfr.,  fiemen  und  geben  soll  umb 
34  ß  4  den.'  1416,  Absch.  ,100  frz.  Schiltfr.'  1419, 
Gro.  ,Item  soll  man  neraen  und  geben  einen  seh., 
einen  tuggaten  und  einen  ungerschen  guldin,  die  guet 
sind,  ir  jcklichen  besunder  für  38  ß  steblorpfenning.' 

1425,    MÜNZVERTR. 

Vgl.  Srhitd,  Fmnkentfh.  nud  frz.  em  (aus  lat.  »cMliim). 
cig.  Münzen  mit  einem  Wappenschild.  .Schildfrank,  ein  Du- 
katen.' Heinsius. 


Pünffränkler  Faif-  m.:  5-Frankenstiick  Z.  Syn. 
F.-Liber. 

Frankrich.  KA.:  Lebe"  (es  ha")  wie  der  Herrgott 
i"  Fr.,  sorgenfrei,  ohne  anstrengende  Tätigkeit,  sehr 
gut  1.  GrD.;  Z,  Volkssatire  auf  die  durch  den  frz. 
Nationalkonvent  verfügte  Absetzung  Gottes. 

Frankricher  ui.:  1.  Franzose  Ap;  Zü.f,  häufig 
in  der  mittelalterlichen  Lit.  —  2.  Sorte  grosser,  zu- 
gespitzter, saurer,  weisser,  mürber  Äpfel  Schw;  Zg, 
auch  ,Franzosenäpfol'  genannt.  1883,  Bote  d.  Urschw. 
Birnensorte  Gl;  vgl.  Franzosen-Bir.  —  3.  Münze  frz. 
Ursprungs,  bes.  a)  ,Fr.  Schild.'  1478,  Absch.  (s.  noch 
Schild).  —  b)  ,Fr.  Dick  (-Pfenning)',  frz.  gros,  auch 
kurzweg  ,Fr.'  1  Fr.  wird  zu  23  Kr.  angenommen. 
UMev.  1540/73.  .1566  seind  zu  S  die  Fr.  Dicken  umb 
16  ß  8  Pfen.  gewürdiget  worden.'  Hafn.  1666.  ,Us- 
geben:  3  Pfd  4  ß,  warend  4  Fr.  tick  trinkgeld.'  1574, 
Hotz,  Urk.  ,Ein  Fr.,  tuet  18  ß  8  d.'  B  1594,  Gko. 
S.  noch  Dick(en),  Gross.  —  Gebildet  nach  Analogie  von 
Ostncher  Sp.    584.  ' 

frankrichisch:  französisch.  ,Dem  frankrychi- 
schen  küng.'  1500,  Absch.  ,Vün  frankrychischen  Pre- 
laten.'  1546,  Mise.  T.  I,  3. 


Franse  AaSI.;  B  (PI.  Frdmine);  Gl;  GRPani;  Z 
(-s^-  Benken),  Fransle  Z,  Framsle  AaFtI.,  Frci"se  Ai- 
(Dim.  Frä"seli);  Gl  (Ebel);  G\.(ä^),  Rh.;  Sch;  TuÜssl., 
FräsHe  GW.,  Fransche  S,  Fram  (PI.  -e")  GrD.,  Rh., 
S.,  Sch.,  Tschiertsch.,  Franse  Aa(H.);  GRVal.;  GWe., 
Franzle  AaF.  —  f.;  m.  nur  Gr:  1.  Franse,  allg. 
Bie  grosse  Gummode  i"  d'r  Stube  mit  dene  ariye 
Umhänge  u  länge"  Fransine.  Gotth.  Bito  mit  Fr., 
scherzh.  verstärktes  Dito,  wohl  urspr.  bei  den  Tuch- 
verkäufern aufgekommen  Aa;  Z.  Troddel-,  Faden- 
Saum  Gl.  —  2.  (als  PI.)  Gefaser  an  einem  Kleide, 
dessen  Saum  lose  geworden  ist  ZStdt  (mehr  nur 
scherzh.).  Syn.  Fotzle.  Fräseli,  gezupfte  Leinwand, 
Charpie  Ap.     Syn.  Schlisse. 

Mhd.  ßmize,  franse,  Franse,  Schmuck,  aus  it.  framj'M, 
frz.  frarnje.  Über  ä  für  an  s.  Fr.  Ztschr.  7,  33.  —  Der  PI. 
-ine  eignet  einem  dim.  Sg.   dag  Frami. 

Zimpel-:  die  über  die  Stirne  herabgekämmten 
und  eben  abgeschnittenen  steifen  Haare,  wie  sie  ge- 
zierter Weise  etwa  von  jungen  Damen  getragen  wer- 
den Z.     Syn.  Schnittlauch. 

Eig.  Simpel-Fr.,  viell.  mit  augeschweisstem  Art.,  oder 
scherzw.  satyrisch,  weil  die  gleichsam  gekürzte  Stiruo  ein 
einfältiges  Aussehen  gibt;  od.  z  durch  Einfluss  von  zimjH/Jei; 
geziert. 

(üs-)frans(l)en,  fräsle',  franz(l)e":  1.  intr..  in 
Fasern  und  Fäden  aus  einander  gehen,  Fasern  be- 
kommen, fasern  Ap;  Gr;  GW.  —  2.  trs.,  mit  Fransen 
versehen,  z.B.  einen  Shawl  in  den  Fabriken  Gl;  Th 
Üssl. ;  Z.  (Üs-Jfr.,  fadenweise  zerzupfen  Ap;  Gr;  auch 
flg..  Einen  zerzausen.  Wenn  öppe"  en  arms  Mannli 
mängs  Fränkli  z'  wenig  het,  so  fraslet  me"-en  us,  dass 
er  nümme"  recht  mag  z'  schnufe  clw  GT.  Syn.  u.s- 
frinselen.  —  ver-:  Gegenstände  zerstreuen,  aus  ein- 
ander werfen,  z.  B.  ein  Bündel,  Fäden  GW.  —  Mhd. 
m-auzen,   mit  Frausen  besetzen. 

Ge frans  n. :  Fransenwork;  Zierat.  ,Wyss  altar- 
döcher  mit  sydin  gefrensen.'  XV.,  Z  Anz.  1883.  .Syden 
zotten,  gefrons  und  zierd.'  NMan.    ,Dise  cherubin  sind 


i:ill 


Frans — fiuii 


Fi'iiiiscli— IVunsch.    Kraut— tiuiit.    Fraiiz  — fiunz 


1312 


kein  bilder  gesjii.  suiuler  ein  glVens  und  gezierd  am 
kianzwcik  der  aich.'  Zwinuh. 
Pransi  s.  Franst. 

*fransisch  fräsisch:  IVenidartig ,  fremd,  mehr 
sclierzli. ;  in  der  RA.:  da.s  chonnd-mer  fr.  mir,  das 
sind  mir  böhmische  Dörfer,  ist  mir  unverständlich  Ar. 
8yn.  freiiidiscli,  alt-fränJcisch. 

Mild,  fninzisoh,  fr.anzösiscli :  vf?l.  .\nm.  zu  Frait'.c,  ;iii 
welches  W.   Anlehnung  stattgefunden  zu   luibcu  scheint. 

vis-frills(o)le":  mit  Fransen  versehen  ]J  (Dkr). 


Franse  he  s.  Franse. 

franschemang  AAFri..  -ma  SchwE.,  fraißema  S: 
(Adv.)  frei  (heraus).  /'''  säg-der  's  fr.  werj.  M'r  seit 
im  ganze'  Leherherg  ganz  frilsch  und  fr.,  schön  Aiii- 
mareili  melidier  [habe  im  Auge]  der  Dursli  sue  sliii 
Ma'".  Schild  1800.  —  Aus  frz.  fmmhemenl ;  vgl.  auch 
/m„.rh-müHly. 

franscllieren:  portofrei  versenden.  .Ein  Brief  auf 
[nach]  Pontarlier  tranchiert  3  Btzn  '2  Kzr.'  Sriaoss 
Rued   1727.    —    Frz.  af-ß-anchir,   dass. 

Fraiiscllipälli :  früher  sehr  beliebter,  nach  dem 
Erfinder,  dem  Italiener  Prangipani,  benannter  Parfüm 
Z8tdt.    —    Frz.  frantjiixmc,  fntnvhipuiie,   dass. 

alt-fränsch  s.  -frmikiscU. 


Frant     Irunt. 


franteren    s.   rer-antercn  Öp.  o-l'.l.  Vrentig 

s.   Verena-Tag. 

Frontiere  f.:  Grenze.  ,Die  Parther  sind  in  der 
Römer  frontioren  und  landschaften  g'fallen.'  Vad. 
,Margines  imperii,  finis:  die  (land)marchen,  kreis,  fron- 
tieren  und  grenzen  des  reichs.'  Fris. ;  Mal.  .Gegen 
der  Baierischen  Froutier.'  Wurstis.  , Limites:  Strassen, 
so  die  Römer  an  ihren  frontieren  verwacheten.'  Denzl. 
S.  auch  Anstoss.    —    Aus  frz.  frontitre. 

frönt  s.  fremd  Sp.  1298.  gefrünt  s.  gcfründ 
Sp.  1305. 

alt-fräntsch    s.  -fränkisch.  Fräntschi    s. 

i'V(t)U. 

Vrentschi,  Vriutschi  s.   Verena  Sp.  915. 


Franz  I  m. :  Franzose  B.  Mer  si  [wir  sind]  nil 
lustig  wie  der  Fr.  GJKuhn  18u(j.  Uf  em  Bergli  isch 
(jitct  lebe',  d'  Frame"  britcht-me'  da  niit  z'  g'seh".  ebd. 
Uaneben  (spöttisch)  ebd.:  Versteisch,  Mussie Frangse? 
—    Mhd.   Frame;  Tgl.   nhd.   , Franzmann'. 

Franz  II  allg.,  „Franzel",  -ä-  (grob)  L;  S('hw; 
UwE.,  7^ra«5i  IBStdt;  ScHwMuo.,  Fräntschi  (Fraischi) 
W,  Franz  L  —  Dim.  Franzli  I,  -ji  W,  Fränzli  UwE.. 
Franzeli,  -ä-  I  SchwMuo.;  UwE.:  Personenn.,  Franz. 
Kinderreime:  Franz  nimmt  d'  Chatz  bim  Schiranz  S. 
Fr.,  Fr.,  lö  [lass]  -mer  mini  I'fife  ganz.  Rochh.  (Kdl. 
1857).  Des  Geizhalses  Chnedit  sü/'tt  heisse"  Fr.,  under 
der  Nase  ganz  [damit  er  nicht  esse]  Z.    S.  Franzist. 

Firli-  entstellt  aus  .Firlefanz',  dummes  Zeug 
BBurgd. 


Gugel-  m.,  -Franz in  f.:  Mönch  resp.  Nonne;; 
als  solche  verkleideter  Vagant.  Gengenh.,  GM. 

Als  Appellativum  aus  dem  Eigcnu.,  viell.  veranlasst  dundl' 
den  Namen  des  Franziskauerordens.  Vgl.  (imflfritz,  Narr  (sii 
bei   UEckstein.    —    Gugel,   Kapuze.  • 

„Franzi  (grob)  allg.",  Franzi  II  Gk;  L;  S;  ZKn. 

—  Dim.  „Iranzeli,  -ä-  II   allg.,"    Franzli  II  UwE. 

—  n.:    Personenn.,    Francisca.   —  Hicher   gehiirt    wühl 
.Fransj-'.  Platt.   1572. 

Franziske  ScnBargen  (-il-e);  UwE.,  Zi»k  L;  G, 
Ziika  Ar  (bes.  ApI.),  Ziihel,  -i  SchwE.,  „Zista  Ap": 
1.  Personenn.,  Francisca.  —  '2.  Ziikcli,  Judenmalve, 
corchorus  japonica  GRh. 

Franzist  Schw  f;  1622,  Scuw  Rq.;  1()99,  Scuw 
LB. ;  1700,  Scuw  Kaufbr.,  Ze-ik  P  silv. :  Personenn., 
Pranciscus.  —  Hieher  gehört  wohl  auch  ,Zist.'  1545/50, 
G  Hdschr.      Zc«l;   dir.  aus  it.  Fmnmeo. 

Franz(l)e.  franzen  s.  Franse  usw. 

FraiiZüs  {-jOs  ZO.f)  —  m.:  I.Franzose.  , Die  Fr. 
tragen  beschissene  [schmutzige]  Hosen:  Punica  Gal- 
lorum  hdes.'  Mey.  Hort.  Iö92.  .Französische  Hosen 
maclien  keinen  zum  Fr.'  ebd.  Wetterregel:  Wenn 
d'  Fr-e"  d'  Hose"  ufe"  mache'  [wenn  am  Abend  gegen 
Nordwesten  der  Himmel  hell  ist],  git  's  schün  Wetter 
STierst.  l>er  Sg.  coli,  für  die  ganze  Nation,  eig.  wohl 
zunächst  deren  Regenten.  De''  Buss  und  de  Chaiser, 
de''  Tiirgg,  de  Franzjos,  Alles  marschieri  uf  euseri 
Schtviz  los.  Stutz.  Es  wird  vorgebracht,  dass  ,der  Fr.' 
schlechte  Kreuzdicken  ausgebe.  1607,  Aiiscn.  Fran- 
zösischer Wein  Z.  —  2.  (PI.)  die  Franzosenkrankheit, 
Syphilis,  Lustseuche,  allg.  ,lm  J.  1495  brachten 
die  Kriegsknechte  aus  Frankreich  die  bösen  Fr-eu 
oder  Blattern,  die  manchen  stolzen  Mann  und  Weib 
erlämbd  haben,  dass  sie  zu  Elenden  verdorben  sind.' 
Ochs.  ,L)ise  krankheit  hiess  man  die  Pr-en  und  die 
bösen  blatern  von  Ursachen  wegen,  dass  man  diss 
vermeilenden  [ansteckenden]  blatern  in  sölicheni  fran- 
zösischen zug  erholt  hatt.'  Vad.  .Wunschtend  dir 
tusent  fr-en.'  RMan.  .Ich  wünscht  in""  schier  d'  fr-en.' 
1576,  Lied.  ,Die  übrigen  [Knechte],  die  heim  kamen, 
brachten  zum  beutpfennig  mit  inen  heim  die  eilend 
und  jeraerlich  krankheit,  so  wir  Teutschen  die  Fr-en 
nennen.'  JosSiml.  1577.  ,Der  vollen  fr-en  und  blateren 
steckt.'  1589,  Zellw.  Urkdn.  ,Die  geschwornen  sollend 
ouch  versorgen  deren  halb,  so  mit  der  bösen  sucht 
der  fr-en  verhaft  [sind].'  1601,  Amtsr.  Kriens.  .Wann 
sye  Biderlüt  uitnemmen  zu  arznen  für  die  Fr-en,  da 
iiement  sye  Manchen  an  für  dieselbig  Krankheit  zu 
curieren,  so  er  doch  nit  damit  behaft.'  ca  1000,  Cvs. 
,Die  abschüchliche  spanische  Sucht,  so  wir  die  Fr-en 
namsend.'  JJRüeger  1006.  ,Franzosensueht.'  JMuralt 
1697.  Auch  eine  Krankheit  der  Kühe,  Gebännutter- 
krebs;  s.  Brüelerin,  Brilelsucht,  Stiersucht.  —  3.  P  flan- 
zenname.  a)  kl.  Sommerwurz,  orobanche  minor  Aa; 
SoHSt. ;  Z,  zudem  =  o.  major  und  ramosa.  It  Durh. 
Syn.  Schelmenchnlf,  Klctiifel.  —  b)  gem.  Akelei,  aijui- 
legia  vulg.  Aa  (Mühlb.). 

Mhd.  Fmnzös,  häufiger  Franzoi*.  -  Über  '2  vgl.  Ur.  WB. 
und  Weigand  WB.  Als  Sg.  konstruiert  hei  KMan.  (,dass 
dich  d'  fr-en  schänd!')  wie  bei  einigen  andern  Autoreu.  — 
Bcd.  'i  a  kaum  darum,  dass  man  von  dem  Ursprung  der 
Pflanze  aus  der  Provence  Keuntniss  hatte,  sondern  eher,  weil 
die  Verheerungen  des  Schniarotzergewächses  mit  denen  der 
bekannten   Krankheit  verglichen  wurden. 


i;i:" 


Kriiiiz— IViiiiz.     Fraii— t'ni|i.     Fi;u  — frur 


1314 


t'raiizüsele":  frz.  Art  an  sich  tragen  oder  tlcr 
frz.  Nation  gewogen  sein.  allg. 

französisch.  ,Fr.  Saussisen  [saucisses]',  h.  Phan- 
tast S\>.  874.  Fr.  laufe',  von  Pferden,  mit  den  Hufen 
auswärts  gehen  L;  Ggs.  eng  Sp.  830.  Fr.  lere",  eine 
Geschlechtskrankheit  an  sich  haben  S.  ,Er  legte 
einiges  Sanieiizeug  auf  einer  Bank  in  Ordnung,  als 
diese  Beide  so  fr.  neben  ihn  auf  beiden  Seiten  ab- 
sasseii,  dass  das  halbe  Samenzeug  ab  der  Bank  in 
Boden  fallen  musste.'   HPest.  17S7. 

Französier:    Birnensorte  GEh.,  It  Stei.nm.  1804. 


Frap  (frapp)-  frup. 

Fripperi  f.:  Münzfälschung,  -verschlecliterung.  .Im 
J.  1Ü20  hat  die  schädliche  Unordnung  des  Munzwesens 
dergestalt  überhand  genommen,  dass  zuovor  von  der- 
gleichen Fripp-,  Kipper-  und  Wippery  niemal  gehört 
[worden].'  Hafn.  ItiOO.  —  Yn.  frqimk,  Haudel  mit  alten 
Sachen;  friper,  abnutzen;  steljlcn. 


Frar     frur. 


friei'e",  vorw.  -A-  {-oi-  UwE.),  Cond.  fn'lrü,  Ptc. 
^ fröre"  (-ö-  Gl)  :  frieren  i.  S.  v.  Kälte  empfinden,  allg. 
Es  frilrt  mi'''  a"  d'  Hand.  Es  frürt  Ine",  man  friert 
BSi.  Subst.  .,Friere'  n.:  Wechsel-  od.  kaltes  Fieber 
L;"   Syn.  Frörer.  —  S.  noch  gefroren. 

ent-  (et-,  ep-J  BHk.,  Si. ;  UwE.,  üf-ep-  Aa:  auf- 
frieren, auftauen.  Si  müend  wider  ufetfröre  si".  Mad- 
LENi  1712.  ,Vom  Muttensee  [Gl]  heisst  es,  dass  er  in 
den  heissesten  Sommern  kaum  entfriert.'  Steinm.  1802. 
.Sobald  der  see  entfrure  und  das  ys  abkäme.'  Prünb 
1446.  .Wo  si  ein  Agent  sachent,  dem  hüwent  si  die 
füess  ab,  stalltent  die  zum  füür,  bis  s'  entfrurent, 
schüttent  sie  die  füess  darus  und  leitent  die  schueh 
an,  denn  es  so  kalt  was,  dass  der  nacht  alle  todten 
zuo  stock  gefroren  warent.'  ÄgTschüdi.  ,Egelidari: 
entfr.,  entschlahen  (wiederum  sclimelzen  und  zergön).' 
Fris.  (Mal.).  ,Erst  an  Lichtmess  ist  eine  Wärme 
gsyn,  dass  der  Most  und  die  Trauben  entfroren  sind, 
und  ist  noch  ein  ziemlich  guter  Wein  worden.'  1643, 
OsENBR.,  W.  ,Regelari,  auffr. ,  entfr.'  Denzl.  1677; 
1716.     Syn.  entfrören;  vgl.  ufergefroren. 

er-,  ver-:  1.  wie  nhd.  ,erfr.'  De  [du]  tuest  alliwil, 
wie  wenn  's  zum  Verfr.  war  Z.  Es  ist  nanig  [noch 
nicht]  zum  V.  Z;  s.  Hundstag.  , Erhungerte  Milch 
köTnmt  wieder  bei  besserm  Futter,  aber  erfrorne  nicht 
leicht,  sagt  der  Urnersenn  [Vieh,  das  vom  Hunger 
gelitten,  erholt  sich  bald  wieder,  nicht  so  das  von 
Kälte  mitgenommene].-  Alpina  1806.  's  Änneli  %koU 
oerfriire"  [sogar]  n"  d'r  Sunne.  Gotth.  ,Er  habe  es 
von  den  Alten  gehört,  wann  es  um  selbige  Zeit  [Ok- 
tober] so  kalt  seie,  so  seie  der  Winter  erfroren  [sei 
keine  grössere  Kälte  mehr  zu  befurchten].-  Spectateür 
1734.  Vgl.  erwerfen.  ,Wann  die  Pfrundreben  ver- 
frieren.' Ti'R.  sep.  Bildl.  Um  Öppis  e.,  einer  Sache 
verlustig  gehen,  darum  geprellt,  betrogen  werden  Z. 
Wenn  der  Düfel  mit  dene  ziceiien  a'henkt  [sich  ein- 
lässt],  so  isch  er  um  si  Hell  verfrore".  Schild  1876. 
,Er  ist  um  all  sein  Gut  vorfr..  er  hat  Alles  verloren 
Schweiz.  Idiotikun.  I.  9. 


VOrte."  ,Uass  man  um  sein  Kcclit  verfroren  ist.' 
1874,  Bs  Grossratsverli.  Mit  ire"  ist  Eine''  nüd  ver- 
frore", nicht  getäuscht,  wohl  versorgt,  wenn  er  sie  • 
heiratet  Z.  Auch  absol. :  einer  Busse,  Strafe  ver- 
fallen Z.  —  2.  verstärkend  für  frieren;  von  der  Kälte 
zu  leiden  haben,  davon  hart  mitgenommen  weiden. 
,Da  ward  es  uss  der  raassen  kalt,  dass  menklichen 
[1.  -er?]  erfruren  wollt.'  Edlib.  ,Was  kalt  und  er- 
frurend  übel  dur  das  Eschland.'  HsStockar  1519.  ,I)o 
bin  ich  oft  übel  erfroren,  drumb  dass  ich  oft  biss  umb 
mitte  nacht   han  miessen  umbher  gan.'    Platt.  1572. 

—  Verfrore  als  Ptc:  1)  durchfroren,  vor  Kälte  blau, 
starr,  allg.  V.  üsg'seh".  F''  bi"  ganz  verfrorne,  friere 
sehr  stark  GA.  Verfrörnig  Hand,  die  vor  Kälte  rot 
und  blau  sind  L.     2)  sehr  gegen  Kälte  empfindlich  Bs. 

—  Mhd.  ervrieaen,  nur  in  Bed.  1.  Zu  der  bildlichen  Bed. 
hMa  ßämmm  3    (Sp.    1197). 

iis-:  1.  durch  Frost  Lücken  bekommen,  beschädigt 
werden,  z.  B.  Epheu  BBe.  —  2.  auffrieren,  auftauen. 
,Ganze  Zeigen  voll  Raben  und  Erdapfel  sind  verfroren 
und  im  Aussfrieren  verfaulet.'  Maag  1791.  —  S.  «» 
i.  S.  V.  üf  (Sp.  55.5). 

g'fr.:  frieren  im  unpers.  S.  von  Eintreten  von 
Frost,  allg.  Selbst  von  AFröhlich  gebraucht:  ,Eh  es 
wiederum  gefror.'  .Darauf  schneite  es,  gefrührte,  man 
holte  das  eis.'  GKönig  1696.  —  üf-er-g'frore":  auf- 
getaut Z.     's  ist  dusse"  [im  Freien]  u. 

Über  den  Wechsel  von  ent-  und  er-  s.  dd.  Viell.  ist  in 
diesem  speziellen   Falle  erg-fr.  aus  eri-fr.  umgebildet. 

g'frore":  adj.  Ptc.  1.  (zu  frieren)  en  Gfrorne'', 
ein  gegen  Frost  Empfindlicher  TnRom.  Syn.  Gefrör- 
ling.  —  2.  (zu  gefrieren)  a)  g.  si",  kein  Leben  zeigen, 
sich  nicht  regen  mögen  L;  Th.  —  b)  durch  Bezau- 
berung (die  sog.  Passauerkunst)  und  Zaubermittel 
(Passauerzeddel)  unverletzlich  und  unempfindlich  ge- 
macht, „besonders  wider  das  kleinere  Geschoss"  Ai>; 
„VOrte;"  W.  Er  cha""-schich  gfrornu"  mache"  W. 
Das  git  Eine"  wie-ne  G'frorne,  er  verspricht  sehr  stark, 
abgehärtet  zu  werden  Gl.  ,Es  i.st  dise  Kunst,  nämlich 
gefrohren  machen,  ein  solche  Gattung  der  Zauberei, 
die  einist  den  alten  Zauberern  nicht  bekannt  gewesen, 
sonder  erst  innert  wenig  Jahren  erfunden  und  an  Tag 
kommen  ist.'  RGwerb  164G.  .Frisch  auf  Soldat,  parier 
dein  Wehr,  Dich  hilft  jetzt  kein  Wundsegen  mehr. 
Bist  schon  g.,  ist  umbsonst.  Ich  [der  Tod]  lös  auf 
mit  Gwalt  ohne  Kunst.'  RudMey.  1650.  Im  Bauernkrieg 
1653  wurde  ein  Angeschuldigter  gefragt,  ,ob  er  auch 
g.  oder  schutzfrei  sei,  und  wer  ihn  solche  Kunst  ge- 
lehrt.' AHeusl.  1854.  ,Die,  welche  durch  Anhenkung 
oder  Verschluckung  gewüsser  Charakteren,  Buch- 
staben, Zeichen  oder  auf  andere  Weis  sich  understehen 
[sich]  gefr.,  ihren  Leib  so  fest  und  hart  zu  machen, 
dass  wann  man  gleich  auf  sie  hauet,  sticht  und  schiesst, 
es  doch  nicht  änderst  ist,  als  ob  man  auf  Eis  oder 
ander  hart  gefroren  Ding  zuschlagen  und  schiessen 
täte.'  Zauberei  1704.  ,lhr  Geistlichkeit  ihn""  blaset 
ein,  vor  Stich  und  Schützen  sicher  z"  sein,  sie  seien 
allsam  g'fr.,  und  henken  ihnen  Brieflein  an,  ein  jeder 
schlag  jezt  zehen  Mann.'  1712,  Bällenlied.  ,Gefr., 
unverletzlich,  der  nicht  kann  verwundet  werden,  in- 
vulnerable.' DeLacour  1736.  Syn.  fest;  s.  gefrören,  Ge- 
fröri.  —  bickel  [hiHls  GTa.)-:  ^hickelfest  Sp.  1119 
Gl;  Gr;  GTa.;  Ndw.     Syn.  bickelhärt. 

Gefroren  Gfrore  f.:  Frost,  Kälte  GrD.;  W. 
8:^ 


1315 


Frar— l'i'ur.    Fräs — IVus. 


1316 


Fror  f.  syii.  mit  und  lieben  ,gefriiri.'  Vau. 

fröre",  g'-:  gefrieren  machen;  durch  Frost  ver- 
derben BSi.;  Gl;  GrPi'.;  Scbw;  Uw.  Es  het-m'r  d' Filess 
g' frört  BSi.  Di  Alte"  hend  au"''  eisster  g'seit,  i'il  Gum- 
mel  [Kartoffeln]  geh  's  erst,  tvenn  's-es  [das  Feld]  gfrört 
iScHw.  .Die  Bäurin  ist  besorgt,  Dass  alle  die  Herd- 
Spisen  [Erdfrüchte]  Sie  bringe  unter  Dach,  Eh'  sie  ge- 
frört die  Bisen.'  Berglieder  b.  Persönl.,  Einen  starr 
machen,  dass  er  kein  Glied  mehr  rühren  kann,  ihn 
.bannen'  UwE.;  Einen  kugel-  und  stichfest  machen 
GrPi'.  ,Man  sagt,  er  könne  sich  gfr.  und  die  Leute 
bannen.'  UBRio«.  Syn.  bestellen.  Mit  fehlendem  Obj.. 
unpers. :  frieren,  gefrieren  BBe.,  Si.  Es  schneit,  rift 
W  gfrört.    —    Mhd.    (ge)vroaen,   dass. 

ent  (emp)-  =  vfgefr.  BSi.;  „Etwas  aufgefrieren, 
weich  machen,  zerschmelzen,  im  physischen  sowohl  als 
moralischen  S.  BE."  Auch  ohne  übj.  Es  het  etfrört, 
der  Boden  ist  aufgetaut  BSi.;  vgl.  frören.  ,Glacieni 
refundit  luna :  entfrört,  schmelzt.'  Fris.  , (Wider) 
entfrören,  ein  gefroren  ding  zerlassen,  regelare.'  Mal.; 
Denzl.  1677;  171ö.   —   Mhd.  (bei  Boner)  ebso. 

er-:  erfrieren  machen  Gl;  durch  Frost  verderben. 
,Der  Winter  hat  mir  erfrört  ein  ross  in  disem  jar.-  Z 
Lied.  .A"  1667  ist  durch  ein  ungewöhnlichen  Ryfen 
der  Rebstock  erfrört  worden.'  Pfarrb.  Z  OGlatt.  .Ein 
kalter  Wind  erfrörte  völlig,  was  der  Schnee  über- 
bleiben lassen.'  JJScheucuz.  1706.  ,Die  Eoggenernte 
war  schlecht,  weil  die  Winterkälte  viel  erfrört.'  Monatl. 
Nachr.  1754.  —  ver-:  1.  =  er-  Ap;  Gl;  SchwE.;  Z. 
E  cerfrörts  Mensch,  eine  durch  Kälte  körperlich  ver- 
dorbene Frauensperson  Ap.  Verfrurti  Finger,  Zehe"  Z. 
,Dass  das  Ungeziefer  seine  Fruchte  abfressen,  der  harte 
Winter  sie  v.  werde.'  Ulr.  1727.  —  2.  auffrieren  ma- 
chen. ,[Die  Fische]  sollend  also  gefrieren,  bis  solche 
von  der  wärme  des  feurs  verfrört  und  bewegt  werdend.' 
FiscHB.  1563.  S.  rer  Sp.  908.  —  üf-g'fr.:  zum  Auf- 
tauen  bringen,    z.  B.  einen    eingefrornen  Brunnen    Z. 

—  dur <=''-:  mit  Frost  durchdringen  Z.  Die  Kälte 
durchfrört  die  Erdschollen  ==  lässt  sie  durch  und 
durch  gefrieren.     Glieder  können  dur'''frört  sein. 

Frörer  m.:  Wechsel-  od.  kaltes  Fieber  „Aa;  Gl; 
LE.;  GEh.;"  Fieberfrost.  ,Wenn  die  Schafe  aus  wär- 
mern Gegenden  auf  den  Alpen  anlangen,  bekommen 
sie  den  Fr.  oder  das  kalte  Fieber,  das  aber  wieder 
von  selbst  sich  verliert.'  Eöm.  u.  Schinz  18ü9.  .Wisset 
doch  niemant,  was  siechtagen  es  was.  Wol  was  er 
einem  truckenden  frörer  gelieh.'  XV.,  Konst.  Chrox. 
,Ist  dich  das  feber  oder  kaltwee  nie  ankommen V  Hast 
du  nie  den  fr.  gehebt?  iniit  te  unquam  febris?-  Mal. 

—  Mhd.   ebso.     S.  noch  Ffher.  8p.   636. 

G'fröri  Aa;  Ar;  Gl  (Bed.  2);  Soh,  „Frörni'-, 
Gfrörni  „BO.;"  VOrte;  Gl  (Bed.  1);  Gr;  GSa.;  ScnSt.; 
f^;  Z,  G'früri  B  —  f .  (n.  in  Bed.  3):  1.  Frost,  Frost- 
wetter. En  Elfe  schaä't  nid  so  vil,  tvenn  's  nu''  kei 
Gfr.  git.  's  het  de'  Marge'  e  Gfr.  g'ha'.  Ihri  Dienst- 
bote' förchte'  mit  um  Gfriiri  —  si  leit-se  dopplet  «". 
GJKuHN  1806.  ,So  zuo  zyten  der  herbst  [-Ertrag]  als 
gross  wurd,  oder  ain  söllich  wynfüli  [-Fäulniss]  oder 
gefrür  kam.'  XV.,  Offn.  Eheinau.  ,Ain  gfrüri  vor 
Georgi;  was  ain  hüpscher  schuss  [Trieb]  gsyn.'  Vad. 
.Congelatio:  eingefrüre  (gefriere)  oder  gefrörne.'  Fris.; 
Mal.  ,Der  Zürichsee  beschloss  sich  bis  an  die  statt 
an  d'schwirren,  dise  gfrörne  wäret  bis  an  Charfrytag 
und,   das   ein  gross   wunder   ist,  entfror  er  in  einem 


tag  und  einer  nacht.'  HBull.  Tig.  ,Die  Schittineister 
verantworten  sich,  es  sei  zur  Zeit  der  G'frörni  gar 
verschieden,  indem  sie  bald  wenig,  bald  doppelt  so 
viel  Knechte  halten  müssen,  je  nachdem  der  See  ge- 
froren sei  und  sie  fahren  können.'  1590,  Absch.  ,1736  ,( 
ist  ein  starker  Seifen  oder  vielmehr  Gefrörne  gewesen, 
Z  OGlatt.  —  2.  Frostbeulen  Aa;  B;  VOrte ;  Gl;  S;  Z.^ 
D'  G'fr.  an'n  Füesse"  [usw.]  ha".  .Aufgespaltene  Füss 
von  der  Gefröhrne  haben:  avoir  les  mules  aux  talons.' 
DeLacodr  1736.  Gegen  G.  wird  empfohlen,  die  leiden- 
den Stellen  mit  dem  Wasser  eines  kleinen  Bübleins 
zu  waschen  Z ;  moderner  ist  Gfriiripommade.  —  3.  (ii.) 
Kugel-  oder  Stichfestigkeit,  Unempfindlichkeit  gegen 
Prügel,  sogar  solche  mit  einem  Hebeisen  (bis  auf  eine 
kleine  Stelle  am  Körper,  die  sich  gewöhnlich  unter 
der  Nase  oder  der  Achsel  befindet)  Ap;  GT.;  vgl. 
Alpenp.  1871,  S.  375.  .Wider  ein  silberne  Kugel  ver- 
möge die  Gfröhrne  und  Verhärtung  Nichts.'  EGwerb 
1646.  ,Das  Knittelkraut  [Kolbenschläge]  der  Bären- 
haut die  Gfrörni  kann  vertreiben.'  1656,  Lied  v.  d. 
Schlacht  b.  Vilm.,  in  welcher  ein  ,Gofrorner'  durch 
eine  silberne  Kugel  getödtet  worden  sein  soll.  S.  noch 
Malefiz-Zedel. 

Abi.  t.  vou  dem  Ptc.  (mhd.  yevr^irn),  t.  wie  iiihd.  rfc« 
gcvrüri,  ,gefrUrinen'  (PI.  —  XV.,  Koust.  Chr.),  und  ,g;efrür' 
(CTurst  ca  1500,  u.  obeu  Offu.  Rheinaii)  von  dem  Priet.  Piur. 
erur(n).  Im  erstem  Fall  ist  die  Bildung  ohne  n  auffällig; 
sie  ist  das  Gegenstück  zu  denjenigen  mit  ungehörig  eingescho- 
benem M  (Fröni,   Kränkni).    —   S.   noch    Gefruat. 

Se-G'frörni:  das  Zufrieren  des  Sees,  Dauer  des 
Gefrorenseins  Z.  So  auch  1881,  Z  Ämtsbl.  ,Weil 
selten  die  Seegefrörne  3  Wochen  anhält.'  1629,  Absch. 

Winter-(G')Fröri.  ,Der  wyn  ward  tür;  dann 
die  winterfröre  grossen  schaden  tuon  hatt.'  Vad.  Die 
Gesandten  von  Gl  tragen  darauf  an,  die  wegen  der 
Winterfuhr  zur  Zeit  der  .Wintergfrörue'  im  J.  1614 
gemachte  Ordnung  zu  ändern.  1629,  Absch. 

Frörli"g  GA.;  Schw,  G'fr.  Aa;  Ap;  Uw;  U;  Z, 
G'frörlig  ZHörnli.  Erürlig  B  —  m.:  Person,  die  gegen 
Kälte  besonders  empfindlich  ist.     Syn.  Eror-Igel. 

G'frörniss  f.  ^  Gefrört  1  ApK. 

vrorcinigen    s.   ver-un-reinigen.  frörlich 

s.  frölich. 

Gefrurst  s.  Gefrust. 


I» 


Fras(frass)— frus. 


i 


Ungeziefer, 


„(i^frasel   St.'',    G frässei   St.'  — 
Raupen  udgl.  an  den  Pflanzen  GEh." 

Syn.  Gcfräm  .3;  Freem:  Beide  obigen  Angaben  lassen 
Abi.  von  Fräas  zu,  da  ursprüngliches  e^  nach  langem  Vuc. 
oft  Schwächung  erleidet  (vgl.  z.  B.  Äser  Sp.  506  und  die 
Conjugationsformen  von  M«en  Sp.  52'2.  524)  und  auch  Kür- 
zung des  Voe.  zuweilen  vorkommt.  Wenn  aber  die  erstero 
Schreibung  die  richtige  ist,  so  kann  unser  W.  auch  von 
franen  abgel.  sein,  und  wenn  a  als  Kürze  zu  verstehen  ist, 
so  Hesse  sich  sogar  an  Ab),  von  Fmel  mit  der  in  den  n.-ü. 
M.\A.  beliebten  Einschiebung  von  ;■  oder  wenigstens  an  An- 
lehnung an  dasselbe  denken. 

G"fraset  n.:   dass.  ApK.;  GEh. 

Die  mit  -et  aus  Verben  abgel.  Abstracta  sind  sonst  durch- 
weg m.  (Dialekt.  S.  214/6);  hier  könnte  das  (ienus  von  ün- 
zifer  Attraction  geübt  haben;  vgl.  Kuetmet  Sp.  527.  Übrigens 
lässt  sich  unser  W.  auch  als  (substantiviertes)  Ptc.  vou  fraam 
(eventuell  mit  VocalkUrzung)  und  zwar  als  Ptc.  Iniperf.  (für 
-end;  vgl.  ijefrt'sset)  oder  Ptc.  Pf.   mit  act.   Bed.  auffassen. 


1317 


Pras,  fres,  frls,  fros,  frus 


lälö 


fräsen:  fressen,  weiden.  .Wann  schon  ein  Wald 
ist  voller  Haasen,  Und  was  da  kam,  gern  Alles  fraasen.' 
ViLM.  Lied  1656. 

Wahrsch.  mit  echter  Länge  a,  entw.  von  ,FrÄss'  (für 
'framien),  od.  eher  ans  'ner-aKcn  wie  , fressen'  aus  ,'ver-essen'. 

f rasig:  fressend,  verzehrend?  ,Aus  frasigem  neid.' 
ßs  XIV.     Vgl.  0.  Gefrasd. 

>  PräSS  (PI.  -d-.  -0^-,  -d'-)  m.:    1.  (persünl.)  viel  und 

gierig  essender,  schwer  zu  sättigender  Mensch,  allg. 
,Mando,  helluo,  gurges.'  Id.  ß  (Fraas) ;  ThSpieser 
1710.  A'  Z7ce  Tische"  wird  en  Fr.  erzöge.  Sulger. 
Es  wird  l^ein  Fr.  gibore,  aber  ei-zoge.  Sprww.  ,Su"st 
war  er  ein  untrüwer  fr.,  wenn  er  alls  ässe.'  Zwingli. 
Adam  zum  Wolf:  ,Zuo  disem  tier  will  ich  mich  flyssen 
Und  im  sjn  namen  gen,  erzellen,  Zum  wolf  will  ich 
yetz  in  erwellen,  Der  wirt  ein  fr.  syn  aller  tier.'  Euef 
1550.  ,Barathrum,  eatillo,  gluto,  ingluviosus,  lurco, 
patinarius:  ein  fr.,  schlemmer,  schleizer,  schlucker 
oder  Schlecker,  der  sein  guot  verschlemmt  und  ver- 
dämpft, der  für  und  für  in  der  platten  ligt.  Proccres 
gul»:  gross  fräss,  fressjungkeren;  die  rechten  schleck- 
mäuler.'  Fris.  ;  Mal.  ,Ein  unsinniger  Fr.  frisst  Alles, 
was  er  ankommt'  JJBreit.  1616.  , Eltern,  -iv eiche  aus 
ihren  kinderen  rechte  fräss  zeuhen.'  FWyss  1650.  — 
2.  (sächlich)  das  Fressen,  von  Tieren  und  (verächtl.) 
von  Menschen  (sowohl  die  Tätigkeit  als  der  Stotf). 
allg.  En  u'häUige  [gewaltigen]  Fr.  tuo"  GRMal. 
Schmaus,  ,convivium.'  Id.  B.  Die  Schüler  , sollen  in 
keine  conventicula,  ürten,  naehtstuheten,  Schlaftrunk 
ziehen,  keine  schlemm  noch  fräss  halten,  weder  innert 
noch  ussert  der  stadt'  XVI.,  Z  Staatsarch.  ,Mit  dem 
vollen  Fr.  Alls  g'schändt  [zerstört]  dises  wilde  Element 
[das  Feuer].'  JCWeissenb.  1678.  Bildl.  erwünschter 
fetter  Gewinn,  resp.  Gelegenheit  dazu.  Die  Kuratel 
[Vermögensverwaltung]  ist  en  rechte  Fr.  für  in  Gr; 
Syn.  gemüjeti  Wis'.  —  Mhd.  m-az,  Fresser;  Fressen,  Ge- 
frässigkeit,  Schlemmerei. 

Imben-  (Imme"-Früs  Z):  ein  Bienen  fressender 
Vogel,  eine  Art  Schwalbe,  Immenvogel,  Spint.  ,Imben- 
wolf  oder  -frass,  merops.'  Vogelb.  1557.  .Merops 
(apiastra):  ein  see-  oder  meerschwalm,  ein  frömder 
vogel,  imbenwolf,  imben-  (immen-)  fr.'  Fris.;  Mal.; 
Denzl.  1677;  1716.     Syn.  auch  I.-Fresser. 

Vgl.  den  mythischen  Heldennamen  Beowulf  (Bienenwolf), 
welchen  JGrimm  auf  den  Vogel  deutete. 

Vil-:  Fresser  Ap;  Z. 

Mhd.  ml-fräz,  gefrässig.  Nhd.  als  Name  eines  Tieres 
viell.  nur  umgedeutet  aus  nord.  fiaU-ß-cs,  Bergbär. 

Gern-  (G^refräsJ:  was  man  gern  isst.  Lieblings- 
speise, Leckerbissen  Ndw.  —  Hase»-:  Hasenschmaus, 
Mahlzeit,  deren  Hauptgericht  ein  Hase  ist  BInt.  — 
Chrüt-:  Liebhaber  von  Sauerkraut  BBe.  —  Land-: 
länderverheerender    Eroberer,    von   Attila.    Würstis. 

—  Schmäder-,  Dim.  -Fräsli:  kleines  Leckermaul. 
Kinder:  Was  hei" -vier  z'  Mittag?  Chnöpß?  0,  die 
han-i'-''  nit  gern!  Mutter:  0,  dir  [ihr]  sit-mer  aw'' 
Schm.!  JoACH.  Vgl.  Äc/Mn.-/"rf«ssii(7.  —  Wurm-:  Krank- 
heit der  Weisstanne,  verursacht  durch  den  sie  be- 
wohnenden Wurm  Bostrychus  typographus;  auch 
Wurm-,  Baumtrockniss.  Schinz  1842. 

fräss  -Ö-:    gefrässig  ScH.     Syn.  (ge)fräss. 
Gefräss  G'fre^ss  (bzw.  -.*-,  -c'-)  u.  -s',  -z  —  PI.  -er 

—  n.:  1.  Maul  als  Organ  des  Fressens,  von  Menschen 


(grob)  u.  Tieren  Bs  (-i's);  B  (-e's);  F;  L;  G(i.;  W;  Z. 
Synn.  Gefress;  Fresse;  Gosche;  Schnorre.  En  guete' 
alte"  Chäs  dem  Schivtzerpur  i's  Gfräs,  dass  's  Lib 
wul  Sei  hübsch  z'sämme'  bindt,  am  .jüngste'  Tag  im 
Buch  no'''  findt.  Häfl.  1813.  Als  eine  Mutter  dem 
Säugling  mit  Gewalt  Nahrung  einflössen  wollte,  rief 
dfcr  Vater:  Wenn  d'r  Budel  [Bauch]  hungred,  tuod 
d'r  Grind  [Kopf]  ds  G.  schon  [von  selbst]  üf.  BPii. 
E  vüests  [unverschämtes]  G.  ebd.  Häb  [halte]  ds  G. 
z'säme,  schweig!  oder:  sei  verschwiegen!  BHk.  F'' 
gib-d'r  Ei's  uf  's  G.,  wenn  d'  nid  schwlgst  Z.  Vgl.  2. 
-  2.  Gesicht,  Antlitz,  bes.  verzogenes,  widriges 
(grob),  allg.  E  wiiests  [hässliches]  Gfrdss  Gr;  e  dumm 
Gfres  Bs.  Fratze,  Grimasse  Bs;  B;  L;  G;  Sch;  Uw. 
Wenn  das  Kind  Gfräser  macht,  so  lach  derzue  Bs. 
iS't  macht-mer  e  Gsicht  und  ivas  erst  fir  e  Gsicht?  's  ist 
e  Gfräs  g'sl,  darf-i'''  wol  sage",  ebd.  (Schwizerd.). 
,Man  schluckt  oft  vom  Doctor  bittere  Medicinen,  um 
gesund  zu  werden,  ohne  ein  hässliches  G.  auf  ihn  zu 
machen.'  LKInderbitzi  1831.  Gfräser  schmde";  vgl. 
Grihmcte,  Käszännet.  Es  G.  mache'  wie  14  Tag  Eege"- 
wetter  S ;  Z ;  wie-n-en  Esel,  de''  Teig  frisst  S ;  wie  tcenn 
d'  dem  Heiland  der  Essich  g'soffe"  haitisch  AaZcI.;  me 
mänt  [so  dass  man  meint],  er  hei  süri  Holzäpfel  abe- 
g'schluckt !  Sch.  Jmdm  Ei's,  Eini  [Maulschelle]  iCnJs 
G.  haue'  (g'e'J  Aa;  Bs;  vgl.  1.  ,Quin  pugnus  in  mala 
hfflreat:  das  du  im  die  taust  ins  gefräss  einhin  oder 
ins  angesicht  gäbist.'  Fris.;  Mal.  Günstige  Bedeutung 
hat  nur  das  Dim.  Gfräsli,  Kinder-  oder  Mädchen- 
gesichtchen  B.  Es  hübsches  G.  Es  Hiiseli,  wo  rundi 
G.  mit  Gwundernäsli  springen  um  's  Gärtli.  HsOtt. 
Doch  nennt  eine  Mutter  auch  unzufrieden  ihr  Kind 
das  chll'  G.  --  3.  (Gfräss  Aa;  L;  GP.,  We.;  Th;  Z, 
Gfrässt  Ap  tw.,  Gfräz  GRChur,  He.,  Pr.)  =  Gefrasel. 
's  G.  ist  a'  d'  Bäum  chu  [gekommen]  ZDättl.  Von 
Menschen:  Gesindel.  Under  de'  Fabriklere'  [Fabrik- 
arbeitern] git  's  rechti  Lilt,  aber  aW''  vil  G.  Bs.  — 
4.  (AAEhr.  Gfre's)  Abfall  von  allerlei  Stoffen,  z.  B. 
wo  Papier  zerschnitten,  Holz  gefällt  oder  behauen, 
Reiswellen  gemacht  werden;  unordentliches  Gestreu; 
Kehricht;  schlechtes  Zeug,  abgenutzte,  wertlose  Waare 
Aa;  Bs;  B;  Vürte;  „S",  Reiser  im  Gegs.  zu  grobem 
Holz  Bs.  Syn.  Güsel;  Gehüder.  Uf  sini  Matte'  füert-er 
[der  Bauer]  Mist,  Stei"  und  G.  er  z'säme'  list.  Zim- 
MERM.  V.  Buchenr.  1865.  Und  trüeber  und  wilder  schiesst 
er  [sc.  der  Bach]  und  bringt  er  G.  und  Holz.  JBreitenst. 
Die  Buebe"  mache"  geng  [immer]  es  G.  B.  Überal 
süf erlig  il fg'rümt  und  aW''  's  G'fress  eu-eg  gwüscht, 
wo  d'  Hilener  im  Gängli  us  g'macht  hei  [haben]  Bs 
(WSenn).  D'  Müs  hein  es  grüselichs  [schreckliches] 
G.  g'macht  BSi.  —  5.  „schlechtesEssen,  Mengsei 
von  verschiedenen  Speisen  B;"  Bs;  Gr;  W;  Z,  gutes 
od.  schlechtes  Essen;  Essen  od.  Fressen  Aa;  Schweine- 
futter Gr  (Gfrez);  W. 

Mhd.  yerrmze,  Fressen,  Schlemmerei.  Gebildet  von  Fräss 
und  darum  auch  concreter  als  das  mit  ihm  sich  berührende 
und  7..  T.  vermengte,  aber  vom  Verbum  .abgel.  GefrSss  (s.  d.). 
Betr.  die  Schwächung  des  Auslautes  zu  »'  vgl.  Anm.  zu  Gi- 
frasel.  Einige  MAA.  scheinen  (sofern  die  Mangelhaftigkeit 
der  uns  zu  Gebote  stehenden  Angaben  zu  Schlüssen  berechtigt) 
in  diesem  Punkte  zu  schwanken.  Beachtenswert  ist  die  Dissi- 
milation mite'  (abgesehen  von  den  MAA.,  welche  durchweg 
c^  durch  «'  ersetzen).  In  Gfräz  begegnen  wir  dem  in  un- 
seren MAA.  Iiäufigen  Wechsel  von  «^  (ß)  mit  z  (vgl.  Srhutz. 
rjriirzm  USW.).  G/rüs«!  ist  Nbf.  mit  angehängtem  t.  —  Pen 
Boli>''('Ti   nii';  i\.  I,itt.  gpireiinber  ist  man   in  Verlegenheit,   ob 


1310 


Fräs.  fi'PS,  fris.  fros.  frus 


1320 


(las  obige  W.  oder  GefrUa  geineiat  sei,  da  die  Schreibimg 
weder  die  Quantität  noch  die  Qualität  des  Voc.  unterscheidet. 
I)a  die  Bed.  eher  zu  der  letzteren  Lesung  stimmt,  so  haben 
wir  alle  älteren  Belege,  welche  allenfalls  bei  5  untergebracht 
werden  liunnten,  zu    Gefress  geordnet. 

„Boffelen-Gefriiss:  hässliches,  ochsenähnliche.s 
Gesicht  Bsf." 

Die  Angabe  , ochsenähnlich'  beruht  wohl  nur  auf  un- 
sicherer etymologischer  Beziehung  des  ersten  W.  auf  lat. 
hns,  Joris.     S.   d.   syn.   Buffel4i. 

Sü-:  unsauberes  Essen  Bs  (Ochs.).  —  Schwine-: 
Schweinefutter  GrAv. 

g'fräss  Aa  (Endingen  -e'-);  Bs  fgfre'sj:  G;  Sch;  Z 
(ü.  -e'-),  f rassig  Ar;  Bsffre'sigJ;  BM. ;  Gr,  (ff rassig 
GrD.,  g'fr^sig  Uw:  1.  gerne  fressend  (essend),  nicht 
wählerisch,  guten  Appetit  habend ;  in  den  Gebirgs-MAA. 
auch  von  Menschen,  sonst  von  diesen  nur  grob  oder 
scherzh.  Syn.  ässig.  Ggs.  s.  un-gefr.  Der  erst  Tag 
g'mäss  [massig  oder  der  Vorschrift  gemäss],  de  zweit 
Tag  g'fräss,  de  dritt  Tag  roll  [betrunken]:  tuet  der 
ganze  Lässi  [Aderlässe]  ivohl.  Sprww.  1824.  Häufig 
in  Verbindung  mit  .gesund':  I'''  bi'  gs.,  i"''  bin  emäl 
fressige''  GRPr.  I  bin  öppe  15  Jor  alt  g'si'  und  halt 
[eben]  au'''  gs.  n.  gfress.  JSenn.  Wie  göt  's  [geht  es]  V 
Was  lebsch  [lebst  du]?  Antw.  (I  bi)  gs.  u.  gfr.  Bs; 
G;  Sch;  Z;  s.  noch  bös.  —  2.  viel  fressend;  gefrässig. 
,Die  Prelaten  verschwemmtend  's  an  frässige  pferd  und 
reuterei.'  SHochu.  1591.  ,Der  frässig  hat  bauchweh  und 
grimmen.'  1707,  Sir.^ch  =  .der  Gefrässige.'  186(1.  .Ein 
frässiger  Vogel.'  JCNäg.  1738.  —  3.  verzehrend,  vom 
Feuer:  ,Das  buoch  ist  durch  die  leidige  brunst,  ja 
durch  das  frässig  und  verzehrend  feur  zuo  grund  ge- 
gangen.' 1588,  Klosterarch.  SchwE.  —  4.  den  Appetit 
reizend,  von  der  Bergluft  (von  der  man  auch  sagt,  sie 
, zehre')  BM.  Syn.  fressig.  —  5.  allzu  knauserig  (bei 
Abrechnungen)  GWa.  (eig.  =  gierig).  —  6.  (gfre^sig) 
gesprächig,  wer  sein  Gfräs  (s.  Gefräss  1)  gern  braucht 
BBe.  Ggs.  mttlfül.  —  7.  (passiv)  schmackhaft;  z.B. 
von  Futter,  das  gern  gefressen  wird  AAEnd. ;  Gr.  Vgl. 
ässig;  süffig.  —  Mhd.  vraezec,  gefrässig.    Vgl.  ge-ilss  Sp.  .501. 

u  n  -  (-«'-  AAStauf.) :  1.  wählerisch  in  der  Nahrung, 
von  Tier  und  Mensch.  Synn.  s.  bei  eigelig  Sp.  147; 
altcär  210;  un-,  unge-äss  501.  502;  e.raht  621  u.  lüg; 
erlös;  mielisch;  geschandt;  versciüeckt;  geschnäugget 
und  die  hier  folgenden  Zssen.  —  2.  ufressig,  un- 
schniackhaft  Gr. 

gräub-frässig  =  gr.-ässig  1  (Sp.  501)  L;  Z.  — 
land-:  ländergierig.  .Der  Marggraf  von  Müss  war 
gar  1.  und  schmatzeret  [wässerte]  im  syn  mul  fast 
nach  dem  Veltlin.'  HBull.  1572. 

g'schmäder-fräss  Sch,  schmäder-  B;  ZS.(-..«-), 
schnäder-  Aa;  Bs;  B;  L  (-e-);  GSev.,  g'schn.- 
(Suterm.),  -frä.ssig  L;  GSev.,  -f rasig  Aa;  Bs  (-e-); 
B:  1.  =  schm.-ässig  Sp.  502  und  un-gefräss,  stärker 
als  meisterlos,  herschlechtig,  ungeschlacht,  schwächer 
als  schlärmig  BSi.  Schmäderfrässig  wie  d'  Geisse". 
JBreitenst.  1864.  Er  isch  e  meisterlosige,  schnäder- 
fresige  Hund  Bs  (von  einem  Menschen).  Si'  Frau 
isch  so  schm.,  si  schätzte  üses  Brot  Nüt.  Gotth.  Auch: 
wählerisch  im  Umgang  B.  ,Jcde,  der  vor  Schmäder- 
fräsigi  [-frässigkeit]  Keiner  [kein  Freier]  recht  ist.' 
Gotth.  —  2.  naschhaft,  Leckereien  liebend  B;  S. 
,Hier  ein  Brösmeli  und  dort  ein  Eestli,  als  hätte  man 
schm.-en  Jungfern  [Mägden]  die  Säcke  geleert.'  Gotth. 

.'1.  locker,  von  Speisen.    Vgl.  gefräss  7;  ässig,  ge-äss 


Sp.  500.  501.  Öppis  Gschnäderfressigs  verlangt  man 
beim  Fleischer  in  Basel,  z.  B.  Hirn  udgl.  Leckerbissen. 
—  Die  Nbf.  sehn-  wohl  mit  AnJelinung  au  i,l,mini>n,  wliiimKj- 
ijni,  naschen,  schnüffeln. 

schnaus- frässig:  wählerisch  im  Essen  FJ.  Von 
schnausen,  naschen. 

tier-:  Tiere  fressend.  ,Man  erschlägt  sonst  den 
tiorfrässigen  wolf,  wo  man  ihn  findet.  Warum  nicht 
auch   die    wölfe,    die    auf  menschenraub    ausgehen?' 

ZwiNGLI. 

gefrässen  g'fräse:  viel  und  unverschämt  spre- 
chen P.  Usi  mit-em  [hinaus  mit  ihm]!  er  hat  lang 
gnue^  gfräset.  Widerreden,  grob  antworten  BBe.  Syn. 
mülen;  schnöderen;  väffelen.  —  umhi"-:  (herum- 
gehend) frech  sich  in  Alles  einmischen  BHk.  Vgl. 
's  Mal  in  Alles,  Öppis  henke'  B.  —  Von  Gej'rtvts.  Daher 
auch  syn. :   das  Maul   brauchen. 

Frässigi  f.:  Gefrässigkeit.  ,Buphagus,  von  seiner 
grossen  frässige  wegen.'  Vogelb.  1557.  —  Un-:  wäh- 
lerisches Verhalten  von  Tieren  und  Menschen  zur 
Nahrung  Gr. 

Fräse,  fräsen,  Fräsle.  Fräslete  s.  Franse 
usw.         fräsisch  s.  fransisch. 

fräs:  Conj.,  weil  doch  (einmal)  Gl.  Fräs-me' 
emäl  a''gfange  hat ...  -  Synk.  aus  für  (s.  d.)  «/«  oder 
daas.      Vgl.  fürst  Sp.  10'26. 

Fräse  f.:  1.  (Dim.)  Fräsli,  Fresli,  Halskrause,  rund 
schliessender,  gefältelter  Kragen,  dgl.  Knaben  und 
Mädchen  trugen  Bf;  Z  f .  Vgl.  dicker,  gebrittleter 
Kragen.  —  2.  (in  SchwE.  Friese,  in  Z  Friesi  neben 
Frä^e,  Frese)  Circularsäge,  scheibenförmige  Flader- 
säge.  allg.  —  Hand-:    Maschine  zum  Holzsägen  Gl. 

Vom  in.  fraise,  Halskrause;  Schneiderad.  Anlehnung  an 
das  W.  , Fries'  lag  nahe,  weil  mit  der  Circularsäge  namentlicli 
lange,  schmale  Latten  hergestellt  werden.  —  Für  , Fasen' 
bei  FWürz:  , Alsbald  du  ihn  [den  Operierten]  verbunden 
hast,  so  sollt  du  ihn  auf  ein  Sack  legen  und  tu  ihm  frisch 
Sprewer  von  Fr.  oder  geschnittenen  [1.  ,-es']  Strow  darein.' 
(1612   n.   nochmals  abgedruckt  1634). 

fräse"  {-e'-  ZO.):  mit  der  Circuhirsäge  arbeiten, 
bzw.  Etwas  bearbeiten. 

ÜS-:  gezogene  Gewehrläufe,  deren  Züge  durch 
den  Gebrauch  gelitten  haben,  wieder  auffrischen.  — 
Vgl.  frz.  früher,  kleine  Kammräder  mit  der  Fräsemaschine 
auszähnen. 

Fräser  ni. :    der  die  Fräsemaschine  leitet. 

Fräsle  f.:  Friesel,  Hautausschlag  GrD.  —  Vgl. 
,Fräsel'   Gr.  WB.  4,  1,  132. 

„Fress  m.:  Schmaus,  Gastmahl  B."  Syn.  Fres.ien  n. 
—  Här-:  besteht  darin,  dass  die  Kopfhaare  sich  an 
ihrem  äussern  Ende  spalten.     De"  H.  ha"  Gr. 

Gefress  n.:  1.  Mund,  bes.  Gebiss  „Gl;"  GrL. 
,Der  mund,  maul,  giel.  gosch,  gefress:  os,  mala,  buca.' 
Red.  1662.  ,Was  ihm  [dem  ,Wälschen'  Poggius]  für 
Schmachwort  in  das  ungewaschen  Walchengefress 
kommen.'  Würstis.  —  2.  Gesicht  (grob)  ScuNnk.  — 
3.  Fresserei,  unerlaubtes,  wiederlioltes,  unmässiges 
Essen  Bs;  s.  Gefräss  5.  , Gefräss  oder  Saufen.' 1531/48, 
Maccab.  Im  J.  1539  eiferten  die  B  Prädikanten  wider 
•die  köstliche  mal,  die  gastung  und  das  grosse  gefräss 
uf  den  tag  der  toufung.'  Hagenb.  Sigr.  ,Als  die  sel- 
bigen uss  der  heiligen  gedäclitnuss  des  tods  unsers 
heilands  ein  prachtig  gefräss  und  kostlich  nialzyt  ge- 
maclit    liattend.'    Güalth.    1."i5.'!.     .Dass    sie    an    irem 


1321 


Präs,  fres,  fris.  fros,  fnis 


1Ü22 


kilchgang  [Hochzeit]  üppige  gefräss  oder  tanz  an- 
richtind.-  HBull.  1572.  S.  auch  Totenfressen;  Ei  2 
(Sp.  13).     ,Suff  und  Gefress.'  AKlingl.  1702. 

Über  die  fast  durchgängige  Berilhrimg  dieser  Fnriii  mit 
Gf/räa»  s.  die  Auni.  zu  diesem:  aber  vgl.  aucli  iiocli  die  mit 
1.    2    syil.    aefrisH;   Fresse. 

fresse":  1.  in  eig.  Bed.,  von  Tieren  und  unniäs- 
sigen  Menschen  oder  sonst  in  wegwerfendem  S.,  z.  B. 
mit  Bez.  auf  Ungekochtes;  doch  in  Gebirgs-MAA. 
I  auch  z.B.  de"  Chindni'  z' fr.  ye"  W;  me"  mnes  für 's 
Fr.  .lorge'  Gr.  S.  n.  Git;  Hut;  Vaterland;  Scrhet. 
Beteurung:  F''  will-mi'''  fr.  lä',  u-enn  's  nüd  war  ist. 
'■  .Fleisch  fr.  [in  der  Fastenzeit].'  1524,  Absch.  ,Die 
;  fischer  fressend  dise  krabben  gleich  rauw  [roh].'  Fischb. 
1563.  Von  den  Tieren  sind  die  Bienen  ausgenommen, 
von  denen  man  , essen'  sagen  niuss,  wenn  man  mit 
ihrer  Zucht  Glück  haben  will.  (Kothenb.)  Nach 
Osenbr.  soll  in  B  auch  von  Pferden  und  noch  andern 
Tieren  , essen'  gesagt  werden.  Von  leblosen  Dingen: 
zehren,  verzehren :  JEs  frisst  albig  [immer]  und  schlsst 
nie,  Volksrätsel  (das  Licht)  GrD.  Der  ml  Sehne  frisst 
de'  alte"  GnPr.  Es  hed  di  Gfrore  g'fresse,  wenn  der 
Reif  vergeht,  ehe  die  Sonne  erscheint  GrD.  D'  Bränte 
tuet  ds  Amat  fr.,  der  Nebel  schadet  dem  Wachstum 
des  zweiten  Heus.  ebd.  In  weiterra  S. :  Tahah  fr. 
=  kauen  GrAv.  Fr.  mache",  Fangens  m.  GrV.  Mit 
Bezug  auf  Karten,  Brettsteine  udgl.  bei  Spielen:  sie 
wegnelinien.  [Die  Mühle]  zue!  und  friss-d'r  eiceg  die 
Chue.  Daher  viell.  das  Sprichw. :  Wenn  Eine''  hat, 
was  er  will,  so  frisst  er,  was  er  mag  L,  auch  übertr. 
auf  das  Spiel,  dann  wohl  von  günstiger  Lage  übh., 
die  man  ausnutzt.  Sprichw.  RAA.  und  Sprww.:  lez 
hast  gfr.!  zu  Einem,  der  durch  eigenes  Ungeschick 
Etw.  verdorben  hat  Z;  vgL:  ,Ich  muoss  dir's  grad 
rund  uscn  sagen  Im  [in'n?]  kröpf,  so  weist's,  wie  d's 
gfressen  hast.'  Com.  SBeati,  oder  diese  Stelle  mit  der 
RA.  ,Jmdm  Etwas  z' heiss  g'esse"  ha".'?  Da  heisst's: 
Vogel  friss  oder  stirb!  Not  oder  Gewalt  drängen  zu 
einer  Wahl  zwischen  zwei  Übeln.  Bzm  di'''  oder  i''' 
friss  di''''!  ,Sie  hatten  Geld  zum  Fr.  [im  Überfluss].' 
GoTTH.  Es  ist-mer  grad,  als  ob  i'''  Steine  fr.  sott,  ist 
mir  höclist  zuwider  GrHc.  's  ist  besser,  me"  fresst  si, 
als  si  ü"s,  sagt  der  arme  Kuhbauer,  wenn  er  seine 
Kuh  schlachtet,  damit  er  nicht  durcli  Heukauf  zu 
Grund  gehe  U.  Fr.  und  süfe"  macht  d'  Dökter  rieh. 
Ineichen.  Git-me  [gibt  man]  de"  Nar''e"  ril,  so  fresse' 
si  vil  AAStauf.;  Sulger.  Ei"  böse"  Atti  frisst  zwe" 
guete  Sün,  ungerechtes  Gut  des  Vaters  ist  kein  Segen 
für  die  Erben.  Ineicben.  Vo"  der  Schönheit  hät-me' 
nüd  g'fr.  [kann  man  nicht  leben].  Besser  z'  vil  g'fr., 
als  z'  vil  g'redt  W.  En  guete  Hund  frisst  Alles,  man 
soll  nicht  wählerisch  sein  Gl.  De"'  hat  (aw'')  en 
Hund  für  d'  Schulde"  z'  fr.  Z.  D's  G'fressna,  d's  Ver- 
gessna,  Undank  der  Welt  Lohn  W;  anders  essen  und 
vergessen.  —  2.  in  uneigentlicher  oder  bildl.  Bed. 
a)  mit  persönlichem  Subj.  a)  und  mit  persönl.  Obj. 
Von  heftigen  Gefühlen  oder  Begierden,  mit  welchen 
ein  Mensch  Andere  verzehren  zu  wollen  oder  sich 
selbst  zu  verzehren  scheint.  Liebe:  Fhiand  fast  fr. 
vor  Liebi.  An  Jmdm  od.  Etw.  de"  NarfrJ  g'fr.  ha", 
närrisch  lieben,  darein  vernarrt  sein;  verhätscheln  B; 
Gr;  G;  S;  Z.  Er  hat  au"'  gar  de  N.  g'fr.  a"  dem 
Mensch!  Stutz.  Etwas  für  fumj  's  Fr.  gern  g'seh", 
g'höre",  tue"  [so  dass  man  es  vor  Begier  fr.  möchte]  Z. 
Ähnlich  frülior:  D'  Here"  m"  Luzern  hctte"d  au  gern 


Fride"  g'ha",  si  hetted  Nild  se  [so]  gern  g'fr.  Madlexi 
1712.  Hass,  Zorn:  Jmdn  grad  fr.  (g'fresse"  ha") 
welle,  sehr  aufgebracht  gegen  ihn  sein  Gr.  Wenn  d' 
mv''  ««'■  nüd  fris(s)ist!  sei  nur  nicht  gar  zu  böse  auf 
niicli,  fahre  mich  nicht  so  hart  an !  Z.  Fr'essed  enand, 
so  7pird  (git  's)  ei"  Bechts  drüs!  GG.  .Friss  mich 
nur  nicht!'  Mey.  Hort.  1692.  ,Die  schaaf  müessend 
mich  weiden,  sy  müessend  's  tuen,  ich  friss  .sy  sust.' 
NMan.  In  anderm  S.  sagte  man  in  der  Reformations- 
zeit .Tote  fr.'  von  Geistlichen  (s.  Totenfresser),  die 
sich  für  Seelenmessen  bezahlen  Hessen  (vgl.  Manuel 
199),  und  galt  die  RA. :  ,ich  will  ein  puren  fr.  bis  an 
die  stifel',  in  Fällen,  wo  ,etlich  der  landsrichtern  etwa 
ein  puren  zween  dry  zuo  essen  gehebt,  sy  die  ürten 
für  sy  bezalt  hand,  also  dass  das  sprüchwort  darus 
worden.'  1530,  Absch.  Sich  selbst  fr.:  ,Wer  nyd  und 
hass  treit  [trägt,  hegt],  der  verisst  syn  eigen  herz  mit 
leid.'  JLenz.  Gewissensqual:  ,Conscientia  ardere : 
fast  übel  betrübt  sein,  sich  selbs  etwaran  schuldig 
wüssen,  sich  selbs  fr.  undpeinigen.'  Fris.;  Mal.  ,ln 
seiner  gwüssne  [Gewissen]  gefr.  oder  geengstiget  wer- 
den, ein  g'nager  oder  klopfer  in  der  conscienz  haben, 
morderi  conscientia.'  Mal.  Auch  von  andern  Seelen- 
schmerzen und  Sorgen.  ,Sind  das  nit  hübsche  reden 
an  einem  predicanten:  Ich  kann  mich  nit  umb  alle 
ding  selb  fr.  [ängstigen,  kümmern].'  1616,  JBreit. 
,Der  Lehrmeister  kränket  und  frisset  sich  selber,  wann 
er  sihet,  dass  seine  Arbeit  so  übel  angewendet  werde.' 
DToMMANN  1708.  —  ß)  mit  sächl.  Übj.  Habsucht, 
Eigennutz :  Er  will  Alles  g'fr.  ha'  GWa.  Jiudm  Etw., 
Alles  vor  'em  Mül  etveg  fr.,  eigtl.  von  Speise,  uneigtl. 
=  Rechte  und  Vorteile  vorwegnehmen  Gr.  D''  N. 
hät-em  z'  nach  g'fr.,  ist  ihm  zu  nahe  getreten  Z.  ,Die 
Tafelkatz  die  ander  [der  andern]  fluecht,  die  ihr  zu 
nach  gefressen.'  JCWeissenb.  1678.  ,Was  du  genüsist, 
das  friss  nit,  als  ob  es  dir  allein  höre ;  gunne  anderen 
Leuten  am  Tisch  auch  Etwas.'  HBull.  mit  der  Var.: 
,Lass  dich  benüegen  an  eim  Zimlichen,  schopp's  nicht 
allein  in  dich.'  In  etwas  bessern!  S.:  Ds  Werch  fr., 
gewaltig  aber  zugleich  prahlerisch  arbeiten.  Er  tuet, 
a's  ob  er  ds  W.  alls  g'fr.  ha"  tvett  [wollte]  Gr;  vgl. 
Werchfresser.  Um  sich  fr.,  zunehmen,  sich  verbreiten. 
,Die  Augustiner  München  hand  um  sich  g'fr.'  Rüerer 
1606.  Einbildung:  Er  tuet,  une  wenn  er  alli  Heilig- 
keit g'fr.  hett,  gibt  sich  den  Anscliein  grosser  Fröm- 
migkeit Z.  's  wi'ird  Ein'n  [man  sollte]  meine",  er 
hett  alli  Wisheit  g'fr.  ebd.  (auch:  mit  Löffle").  ,Du 
meinst,  du  habest  schon  gross  Gschicklichkeit  gefr.' 
Wahrsager  1675.  ,Alle  Witz  gefr.  haben,  das  Gras 
wachsen  hören.'  DTommann  1708.  Selbstüberwin- 
dung: Friss  ke"  Zorn  mer!  besänftige  dich!  TB. 
Men  ist  doch  au"''  vo"  Fleisch  und  Bliiet  und  d'  Natur 
fr.  chann  me"  eimel  nit  W.  Er  icird  si"  Natur  aW' 
nüd  chönne  fr.:  die  Naturtriebe  ascetisch  unterdrucken 
Z.  f)  absol.  „sich  bestechen  lassen  Gr-',  gleich- 
sam Futter  annehmen.  Vgl.  Gaben-,  Kronenfresser. 
—  b)  mit  Sachsubj.  D'  Schulde"  fresse"d-ne»  (fastj, 
verzehren,  bedrängen  ihn  Gl;  Z,,  Es  will-mi'''  hir 
[heuer]  g'fr.  hä',  wenn  ein  Leid  oder  Missgeschick 
vorüber  ist,  so  folgt  schon  ein  anderes  darauf;  es 
lässt  mir  gar  keine  Ruh  W.  —  Ptc.  Pcrf.  1)  in 
akt.  S.  a)  vollgefressen,  wohlgenährt.  En  guet  ffressne 
[beleibter]  Ma""  BRi.  (grob),  b)  eigennützig  GWa. 
c)  yfressa  sl",  e  gfresses  Usseha  ha",  sauer  sehen,  als 
ob  man  Einen  fressen  wollte  Ap.  (Vgl. /Vcs.«»  -V  "  ß.) 


1323 


Fräs,  fres,  fris.  fros,  frus 


1324 


Im  selben  S.  ebd.  auch  das  Ptc.  Iniperf.:  e  gfressets 
[d.  h.  -endes]  G'sicht,  Wort;  Syn.  g'fraset.  —  2)  in 
pass.  S.  cffressne  si",  sich  übermässig  fürchten  (als  ob 
man  schon  ,gefressen',  d.  h.  wenigstens  schwer  bedroht 
wäre),  z.  B. :  fii  hein  [haben]  den  g'wüsst  z'  bhlgge»  [zu 
erschrecken] :  er  ist  ganz  g'fressne  g'sin  BRi.  Vgl.  die 
Drohung  muess-di''''  fr.?  mit  welcher  Kinder  vexiert 
werden.  —  nn-g' fresse":  in  akt.  S.,  nicht  gefressen, 
gegessen  habend.  Von  Zugvieh:  Ma'  cha'"  ds  G'leit 
[Gespann]  nit  der  ganz  Tag  n.  lä'  GrAv.,  D.  Von 
Menschen  (roli):  Ase  u.  vom  Tisch  müese"  GrD.,  Pr. 
,Wir  nit  ung'fressen  warend  gsyn,  vergangen  was  uns 
des  hungers  pyn.'  1468,  Tobler,  Volksl.  —  schaben-: 
von  den  Motten  zerfressen  GRSch. 

Die  Stelle  aus  .JLenz  zeigt  noch  die  urspr.  Form  des  W. 
(ver-iaat);  Tgl.  ,den  hant  die  wolf  veressen.'  Bon.  Sie  ist 
viell.  auch  in  dem  Ptc.  .fressen'  bei  Hey.  Wint.  Chr.  ent- 
halten: ,Die  wurm  liand  den  kabis  gefüllt  und  fr.'  Doch  ist 
aneh  ein  Ptc.  ohne  Präf.  aus  ZN.  u.  0.  bezeugt;  vgl. ßmlen  Anni. 

ab-fressen  (Jnidm  Etw.):  eines  Andern  Gut  ver- 
zehren, ihn  schädigen  Gr.  Syn.  ab-essen.  —  über- 
(refl.):  zu  viel  essen,  fressen  Gr.  ,Wo  der  löuw  sich 
ü.,  so  fastet  er  hernach.'  Tierb.  15ö3.  Ptc.  adj.: 
,Venter  avarus:  unersettig,  ü.,  geitig.'  Fris.  —  üf-: 
ganz  verzehren,  z.  B.  ein  Vermögen  (verschwenden) 
Gr.  ,Grosser  Hunger  und  Pestilenz,  so  den  dritten 
Teil  der  Menschen  uffgefresson.'  ECvs. 

u  rn  - :  der  Reihe  nach  (im  Kehruni)  an  verschie- 
denen Orten  essen.  Umfr.,  wie  des  Obervogts  Geiss, 
von  einem  Tische  zum  andern  schmarotzen  gehen, 
als  ob  man  Recht  dazu  hätte.  Sprenh. 

Um-  hier  prägnant  und  nicht  eigtl.  mit  dem  A'b.  zsgesetzt; 
vgl.   Sp.   227   und  um-elzen  Sp.    629. 

i"-:  1.  (trans.)  unbewusst  etwas  Unverdauliches 
oder  Schädliches  verschlucken;  von  Menschen  und 
Vieh  GrAv.,  D.,  Pr.  Syn.  in-essen  Sp.  525.  D'  China 
fressen  allerlei  u'rifs  Obs  i".  Wenn  e  Chiie  e  Wetter- 
guegen  i'fressi,  so  müessti-sch'  zerspringe".  —  2.  (refi.) 
eindringen.  Bildl.  Es  hät-si"''  e  schlechti  G'ivonet 
Ig'fresse  Z.  Hineinfr.,  von  einem  fliessenden  Wasser, 
das  in  die  Ufer  hineindringt,  wenn  es  nicht  abge- 
dämmt wird.  1(571,  Arch.  Weit.;  vgl.  das  folg.  — 
under-:  unterwühlen,  -spülen,  allg. 

ÜS-:  1.  absol.,  fertig  essen,  aufzehren.  Usg' fresse" 
[die  Gunst  verloren]  haben  bei  Einem  Z.  Ptc.  Perf. : 
en  iisg'fressna  Kerli,  ein  vollgefressener  Ap;  vgl.  ge- 
fressen  1.  —  2.  trans.  (ein  Land),  die  Vorräte  des- 
selben aufzehren  und  dadurch  Hungersnot  hcrbei- 
füliren.  allg.  D'  Franzose  hei"  Nüt  'brockt,  si  hei" 
liume  [nur]  g'no"  und  's  Land  üsg' fresse  S.  D'  Suppe 
usfr.  miXese",  die  Übeln  Folgen  eines  Tuns  für  Andere 
tragen,  bUssen,  entgelten  müssen  Aa;  Bs;  Gr;  S;  Z. 
Syn.  's  Bad  üstrage",  usbadfn.  —  u s -hin  (usej-:  durch 
Unersättlichkeit  hinaustreiben,  z.  B.  von  einem  uner- 
sättlichen Kneelit:  Wenn-i-e  [ich  ihn]  na  |noch]  lang 
b'halte"  hett,  so  hett-er-mv''  us  'ein  Land  use  g'fr., 
hätte  mich  so  arm  gemacht,  dass  ich  das  Land  hätte 
verlassen  müssen  ZW. 

ver-:  1.  (von  Insekten,  z.B.  Motten)  zernagen  Gr; 
Z.  Vgl.  schaben-gefressen.  —  2.  mit  Fressen  (Schwel- 
gerei) vertun,  das  Vermögen  B;  Gr;  G;  W.  —  3.  Ptc. 
Perf.;  persönlich:  durch  , Pressen'  zerrüttet.  ,Die3er 
war  ein  heilloser,  müssiggehender  und  in  seiner  Haus- 
haltung vorfrcssner  (isell.'    I(;n2.  Z  Arnionbcriclit.    - 


vor  (für)-:  (absol.)  „im  Voraus  schon  Lohn  für 
Arbeit  beziehen,"  Haushalt  auf  Vorschuss  führen. 
,Er  hat  vorgetressen  oder  Vorgefressenes,  von  Ai'- 
beitern  und  Beamten"  B;  L;  W.  Vgl.  tor-essen.  — 
hinder-:  von  hinten  unterwühlen,  von  angeschwol- 
lenen Wassern.  Vgl.  under-fr.  ,Und  i.st  unser  Eulach 
also  gross  gsyn,  das  unserem  niüller  hatt  das  wuor 
durchfressen  und  dem  N.  .syn  wuor  li.  und  zcrfüert.' 
Mey.,  Wint.  Chr. 

Fresse"  f.:  1.  grober  Ausdruck  für  Maul  oder 
Gesicht,  wie  Gefräss  1  und  die  dortigen  Synn.  „Auf 
die  Fr.  schlagen."  T)e"  Schnell,  d'  Hand  i"  d'  Fr. 
ge".  Stutz.  Wo  [welche]  ledern  d'  Füst  i"  d'  FrA 
schlönd.  ebd.  Öppis  nüd  welle"  a"  dr  Fr.  zue  ha",  zff 
nahe  am  Gesicht,  vor  sich  Z.  ,Ich  wünsch  dir  's  an- 
gsicht  voll  [von  Kuhdreck]  und  d"  fressen.'  1576,  Z 
Ant.  Mitt.  ,Hab  ihm  's  schön  unter  die  Fr.  [in's  Ge- 
sicht] gesagt.'  Brägger  1797.  Nur  das  Dim.  Fresseli, 
von  Kindern,  wird  auch  in  gutem  S.  gebraucht  Bs  (wie 
G'frässli).  —  2.  schlechte  Wirtschafterin,  die  hintel^^ 
dem  Rücken  des  Hausherrn   nascht   BSi.;  „LE.;"  W. 

Fresse"  n.:  Schmaus;  Leckerbissen.  Es  Fr.  icie' 
jung  Müs!  Bs.  Bildl.  E  g'fundes  (g'schenhts)  Fr., 
ein  erwünschter  Fund,  günstige  Gelegenheit,  leichter 
Gewinn  Z;  Syn.  e  g'mä'ti  Wis.  ,Das  war  für  uns  ein 
rechtes  Fr.-  JCWeissenb.  1701.    S.  noch  fuerig  Sp.  576. 

Here"-:  Herrenmahlzeit,  -speise,  herrliches,  köst- 
liches Essen,  Leckerbissen,  Hochgenuss  B.  Auch 
bildl.:  ,Ein  H.  für  die  Dienerschaft  war,  wenn  man 
irgend  einen  kleinen  Zwist  unter  der  Familie  bemerkte.' 

GOTTII. 

Tüten-:  Leichenschmaus,  in  tadelnder  Rede.  In 
den  Z  Synodalakten  von  1536  wird  geklagt,  diiss  in 
mehrern  Gemeinden  am  !;ee  das  T.  allgemein  werden 
wolle;  130  Personen  seien  an  einem  solchen  , Gefräss' 
gewesen. 

Fresser  m.:    1.  wie  nhd.,   viel  essender  Mensch. 

—  2.  (auch  Dim.  Fresserli)  junges  Schwein,  das  nicht 
mehr  bloss  mit  Milch  genährt  wird,  halbgewachsenes 
Schw.  Gr.  —  3.  Ungeziefer  =  Gcfrasel;  Gefräss  3  Ap. 
Spez.  ein  Käfer,  der  den  Weinreben  schadet,  eumolpus 
vitis;  chrysomela  lurida  Z.  —  4.  Krankheit  an  Bäu- 
men, bei  der  ganze  Stücke  des  Stannnes  scliwinden 
und  der  Baum  zu  Grunde  geht  ZG.  —  5.  Sommer- 
wurz, orobanche  minor  Sutt.,  ein  die  Gräser  ver- 
zehrendes Unkraut,  ebd.  Syn.  Kletüfel.  —  6.  „bös- 
artiges Geschwür  an  den  Ohren  der  Hunde,  bes.  derer, 
welche  lange  hängende  Ohren  od.  krauses  Haar  haben 
Ap;  Gßh.;  Z".  —  7.  Krebs  im  Gesiclit  Z.  —  8.  bei 
Brettspielen  (z.  B.  Damen-)  diejenige  .\rt  des  Spieles, 
wobei  einer  oder  beide  Spieler  dai-auf  ausgehen,  mög- 
lichst bald  alle  ihre  Steine  zu  verlieren  (dem  Andern 
,zu  fressen  zu  geben'),  also  das  Gegenteil  der  gewöhn- 
lichen Spielart,     De  Fr.  mache  Z. 

Imben  (Imme"-,  ImaJ-  =  I.-Fräss  Ap;   G  (St.""). 

—  Ämd-  heisst  etwa  noch  der  Augentrost,  euphrasia, 
weil  derselbe  an  trocknen  Orten  oder  in  trocknen 
Jahrgängen  wuchernd  den  Boden  bedeckt  und  das 
Gras  nicht  aufkommen  lässt  ZF.  —  Ämtli"-:  nach 
(kleinen)  Ämtern  begieriger  Mann  Z.  —  Apfel-: 
Name  eines  Felsens  im  Rhein  bei  Wagenh.,  an  dem 
ein  mit  Äpfeln  bcladenes  Schiif  verunglückt  sein  soll, 
wie  an  einem  andern,  genannt  Salz-Fr.,  ein  mit  Salz 
beladenes.  —   .Faden-:  Worftbruch  an  Gewehen,  so 


Fi-a.s,  IVes,  fris.  IVus.  tVii» 


1326 


uriiaiiiit,  weil  die  Ausbesserung  viel  V.  braucht  (.frissf) 
II 1."  —  Für-:  1.  Marktschreier,  der  sich  den  An- 
-ilieiu  gibt,  feurige  Stoffe,  z.  li.  brennendes  Werg  zu 
Mischlucken  Z.  Vgl.  Küder-Fr.  —  2.  grosse,  grüne, 
lÜLycnde  Heuschrecke  BEech.;  ZMünch.  Knaben 
iinichen  sich  den  Spass,  diesem  Insekt  brennende 
Zündhölzchen  hinzuhalten,  in  welche  es  dann  beisst. 

—  Fass-:  schlechter  Keller  Z.  Syn.  Reif-Fr.  — 
V rägVv^ (FrögH)- :  neugieriger,  listiger  Frager  Seil;  Z. 

—  Franke"-:  Polizeidiener,  weil  er  für  jede  Angabe 
einer  polizeiwidrigen  Handlung  einen  Franken  erhielt 
ZStdtf.  —  Gaben-:  bestechlicher  Bichter.  ,G.,  welche 
niiet  und  gaben  genommen,  dem  zu  lieb,  dem  zu  leid 
ein  urteil  geben  [haben].'  JMüll.  1073.  —  Vergebens 
(Ver(ßhisj- :  Müssiggänger,  Schmarotzer,  Tagdieb  Th; 
Z.  —  Geld-:  eine  Einrichtung,  die  viel  Geld  kostet 
Bs.  Vgl.  Geld-Schlsser.  —  Gersten-  =  Gerstenvoyel 
Sp.  693  Z. 

Gisel-,  Gisli-:  1.  „Schmarotzer  B;  LE.;"  S. 
Syn.  Suppen-Esser.  —  2.  Schuldeneintreiber,  Gesehäft- 
macher,  Wucherer  S.  ,Gislifr.  war  noch  vor  nicht  gar 
langer  Zeit  ein  Schimpfname  der  Advokaten,  der  sich 
aus  jener  Zeit  herdatiert,  wo  sie  sich  ausschliesslich 
mit  Schuldbetreibungen  befassten.'  S  Wochcnbl.  1845. 
,Dass  sy  [die  Maultiere]  die  stimm  des  gyselfressers 
(igeis-.'  1560.  ,treibers.'  1667)  und  notzwängers  nit 
hörend.'  Bio.  1531.  ,Exactor:  gyselfr.,  schuldbott,  der 
schulden  einzücht.'  Fris.;  Mal. 

Beide  Bedd.  erklilren  sich  aus  der  schon  unter  Uuirläs 
Sp.  499  angeführten  Sitte  des  sug.  .Einlagers',  wuuach  Schul- 
deu  in  der  Weise  eingetrieben  wurden,  dass  der  Gläubiger 
deu  Schuldner  in  ein  Wirtshaus  bannte  und  dort  so  lauge 
auf  seine  eigenen  Kosten  zehren  Hess,  bis  er  bezahlte.  Als 
dann  die  Schuldbetreibung  besondern  rechtskundigen  fie- 
Bchäftsleuton  übertragen  wurde,  sorgten  diese  natürlich  dabei 
auch  für  ihren  eigenen  Gewinn.     Syn.   (J.-emer  Sp.   5'28. 

Herrgott-:  ein  in  der  Reformationszeit  oft  ge- 
brauchtes Schimpfw.  zur  Bezeichnung  der  Katholiken, 
z.B.  1523,  Egli,  Act.  187.     Vgl.  Götzen-Fr. 

Wenn  später  ein  katholischer  Schriftsteller  (Com.  SBeati) 
dem  Satan  die  Schmähung  in  den  Mund  legt:  ,Petrum,  den 
verfluochten  Lump,  Herrgottsfr.  und  Götzentrump',  so  ist  frag- 
lich, ob  er  das  auf  die  Transsubstantiationslehre  anspielende 
Schimpfw.  der  Reformierten  (anachronistisch)  aufgeuommen 
oder  ob  er  dem  Ausdrucke  den  S.  v.  , eifriger  Gottesverehrer' 
(vgl.  ,den  Heiligen  die  Füsse  abbeissen'  Sp.  1088  u.,  und 
,vor  Liebe  fressen')  beigelegt  habe. 

Götzen-:  Heiligenverehrer.  Schimpfw.  i.  S.  des 
vorigen.  1562,  Absch.     Vgl.  Heiligen-Fr. 

Heu-:  1.  scherzh.  Bezeichnung  für  ,Rind'  B.  .Ein 
schmucker  Junge  ist  er;  denn  er  besitzt  vollkommen 
die  Körperlänge  und  Figur  eines  gut  gewachsenen 
H-s.'  Alpenr.  1866.  —  2.  Wegerich,  plantago  major  und 
media  G  oRh.  —  2  so  genannt,  weil  er  mit  seinen  breiten 
Blättern  den  Futtergräsern  den  Platz  versperrt;  vgl.  Ämd-Fr. 

Heiligen-:  Scheinheiliger,  Gleissner,  Heuchler. 
.Einen  einen  Präzisist,  Gleichsner,  H.  betiteln.'  AKlingl. 
1702.  .Welcherlei  Leut  die  Welt  heutigs  Tags  mit 
dem  Namen  der  Phantasten,  Heuchlern,  Gleichsneren, 
H.,  Werk-  und  Scheinheiligen  zu  belegen  pfleget.' 
JUlr.  17'27.  —  Vgl.  Sp.  1088  H. 

Humbel-.  ,Alle  diejenigen,  welche  die  evange- 
lische Religion  haben  angenommen,  haben  [angeblich] 
einen  Hummel  fressen  müssen,  so  der  Teufel  selbst 
gewesen.     Darauf  sie   alsbald   in    der   Bibel  Wissen- 


schaft gehabt,    wie   sie   dann   insgemein    sind  II.  ge- 
iiamset  worden.'  ClSchob.  1695. 

Der  Glaube,  dass  böse  Geister  (wie  Krankheiten)  die 
Gestalt  von  (rtiogenden)  lusckteu  auuehuien  können,  war  weit 
verbreitet;  vgl.  Mm<j:  .irimmscIen-r/i/hulterH  Sp.  8'20;  Mit- 
MsiT  Sp.   529.  ' 

Här-Fresserin  Hurfressere"  Ar:  wollenes  oder 
seidenes  Haarband,  über  der  Stirne  um  den  Kopf  ge- 
schlungen,  um   das  Haar  glatt  zu  drücken    Ai';   Tu. 

Weil  dem  Haarwuchs  schädlich.  Walirsch.  entstellt  aus 
frz.  /raine,  Haarkrausc;   s.   friuc. 

Hirs-Fresser:  Maulwurfsgrille,  Erdkrebs,  den 
Wurzeln  der  Pflanzen  (z.  B.  des  Hirses)  schädlich  Zg; 
ZKn.,  0.  Syn.  Korn-Fr.  Scherzh.  od.  spöttisch  übertr. 
auf  Personen,  bzw.  eine  Bevölkerung:  ,Die  hübsche" 
Hirsfresser  vo  Zug.'  Mauleni  1712. 

Letzteres  wahrsch.  wie  viele  andre  nachbarliche  Spottn. 
mit  Beziehung  auf  die  gewöhnliche  Ernährung. 

Küder-  =  Für-Fr.  1,  verächtliches  Scheltw.  zur 
Bezeichnung  von  Menschen,  die  sich  mit  elenden 
Kunststücken  abgeben.    Ch.  und  Schnebrilnder  Z. 

Kindli"-:  Popanz;  ungeschlachter  Kerl  Bs.  Mängi 
Alti,  wo  [welche]  ärger  iseh  a's  albets  d'r  Ch.,  tt'"' 
we'"  si  hat  d'r  eimig  Bueb  töte  chönnt  mit  Wunderlig- 
l:eit  W"'  Bösi,  su  warteti  si  nit  bis  viorndrist  [morgen]. 
GoTTH.  Ein  Ausscheidespruch  zu  einem  Kampfspiele 
(Giggis,  gäggis,  Fiermues  usw.)  hat  den  Schluss:  Alte'' 
Pia"',  wie  lebsch  so  lang;  [Ich]  ha"  g'meint,  du  slgisch 
g'storbe,  iez  bisch  e  Ch.  worde!  und  daher  bei  Gotth. 
als  Reminiscenz  im  Munde  fröhlicher  Jungfrauen: 
,Hab  gemeint,  du  seiest  gestorben  und  ein  K.  gworde".' 
,Hüet  sich  vor  mir  ein  yetlichs  kind.  welchs  bo.sheit 
treibt,  das  ich's  nit  find.  Der  K.  bin  ich  g'nannt, 
ich  far  und  reisen  durch  die  land,  dass  ich  die  kind  er 
g'wenn  und  ziech.  Welches  mich  sieht,  das  luog  und 
fliech;  dann  welches  kind  nit  betten  kann,  gern  lügt, 
sich  nit  will  meistren  lan,  verschluck  ich  ganz  on  alle 
sorgen,  und  sollt  ich  schon  an  ei"m  erworgen.  Ich 
bin  den  kindren  mächtig  rüch,  drum  hab  ich  gar  ein 
grossen  buch.'  Pürenkal.  1564.  .Manducus:  vielfrass, 
kindleinfr.'  Denzl.  1677;  1716. 

Ein  K.  ist  seit  alter  Zeit  als  Standbild  aufgerichtet  auf 
einem  der  öifentlichen  Brunnen  in  Bern  (eines  der  Wahr- 
zeichen der  Stadt)  und  hat  verschiedene  Deutungen  erfahren, 
u.  A.  auf  die  Juden,  denen  man  auch  in  Bern  Ermordung  von 
Christenkindevn  Schuld  gab  (vgl.  B  Album  1858,  S.  134/140). 
Er  ist  aber  wohl  nur  plastische  Darstellung  des  kinder- 
fressenden Ogers  der  Märchen  und  vwdt  mit  dem  Kinder 
entführenden  ,Rattenfänger  von  Hameln'.  Vgl.  Liil-Fr.  und 
die  Vexierdrohnng  an  Kinder:  Miieen-di'''  frmse"/  Auf  einem 
Kupferstich  v.  KdMeyer  ist  der  .Höllen-Kinderfraass'  geist- 
lich umgedeutet  auf  das  böse  Gewissen.  —  Den  Abzählspruch 
deutet  AvRUtto  sinnig  dahin  aus,  dass  der  Spielführer  jene 
Schlussworte  an  dasjenige  Kind  richte,  welches  er  als  das 
letzte  zu  seiner  Rotte  aufnimmt;  diese  aber  könne  die  der 
,K.-Fr.'  genannt  werden,  weil  sie  als  die  stärkere  voraus- 
sichtlich die  Kinder  der  andern  Partei  überwältigen,  .auf- 
fressen'  werde. 

Kapünen-:  Feinschmecker,  Schlemmer.  Im  Jahre 
1646  murrten  die  unzufriedenen  Bauern  von  ZKn.: 
.Die  K.  [die  gnädigen  Herren  der  Stadt]  seigond  jez 
schon  lang  meister  gsyn.  sie  buren  wollend  iez  auch 
einmal  m.  werden.'  —  Korn-  =  Hirs-Fr.;  Korn- 
Ferli  Sp.  921  GTa.  —  Krämli"  CGhröHi)-:  Spottn. 
für  naschhafte,  verwöhnte  Kinder  Z.     S.  Krüm. 


13^7 


Fräs,  fres.  freis.  fris,  fn: 


iiu.s 


1328 


Kronen-Frosser  hiessen  im  Auf.  XVI.  die  Ee- 
gieiuiigsmitglieder  und  Kriegshauptleute,  welche  sich 
bostecheii  Hessen,  den  benachbarten  Mächten  (bes. 
Frankreich)  Schweiz.  Söldner  zu  verschaffen;  dann  auch 
die  Söldner  selbst,  die  sog.  ,Eeisläufer'.  NMan.  ruft  in 
seinem  Liede  von  der  Schlacht  bei  Bicocca  den  Lands- 
knechten zu:  .Du  nennst  uns  Kr.,  darumb  dass  man 
sie  [die  Kronen]  dir  nit  git!'  ,So  wöllte(n)  si  [die 
über  den  Verlust  oder  Verrat  einheimischer  Söldner 
empörten  Landleute  von  Bern]  in  die  statt  fallen  und 
die  kr.  erstechen.'  1522,  Strickl. 

Kronen  die  von  jenea  Mächten  ausgegebenen  Münzen  mit 
aufgeprägter  Krone;  vgl.  Kroneutaler.  Vgl.  fmien  3  und 
P/rlKiuUn-Fr. 

Lüt-:  Leute-,  Menschenfresser.  Vgl.  Kindli"-, 
Ma'"'-Fr.  ,Au  etlichen  orten,  da  die  1.  wonend.' 
LLav.  1569;  dafür  ,Menschenfresscr.'  1670.  —  Vgl.  den 
Z  Geschlechtsn.  ,Maness'  aus  ahd.  muni'zze,  Menschenfresser, 
Kiese. 

Spinnmugge"-:  ein  übertrieben  ordnungslieben- 
der Mensch,  eig.  der  kein  Spinngewebe  duldet;  dann 
übh.  ein  peinlicher,  an  Kleinigkeiten  hangender  ZKn. 

Mann-:  Spierling,  cyprinus  aphya  Bodensee  It 
Hartm.  1827.  —  Viell.  davon,  dass  er  auch  Aase  verzehrt. 

„Mit-  =  Mitesser  (Sp.  529)  Bs." 

Meitschi-:   Nachtfalter  S. 

Eig.  Nachtschwärmer,  in  Bez.  auf  die  den  Kiltgang  aus- 
übenden Bursche?  Oder  als  Popanz  (Elb,  Nachtmar),  mit 
welchem  Mädchen  Abends  von  der  Gasse  gescheucht  werden 
(vgl.  Madt-Üwel)?     Vgl.   Toggeli    1)  Elb,    2)  Schmetterling. 

Nägel  (Ne'gelJ-:  eine  Figur  der  Volks-Anekdote, 
Viulfrass,  der  sich  anheischig  machte,  sogar  Nägel  zu 
verzehren.  De''  N.  hat  g'seit:  ,es  schiclnt  [nimmt  ab, 
rückt]  bald',  wo  [als]  -n-er  09  iti'n  Hände"  g'ha'  häd 
und  eine''  i"  der  Schnorre  Z.  Es  schwlnt-em  toie  dem 
N.  (dieser  hatte  nämlich  3  Nägel  auf  einem  Teller, 
einen  nalim  er  in  den  Mund,  den  zweiten  in  die  Hand, 
dann  rief  er:  ,es  schwint-mer')  Gl.  —  Brod-:  scherzh. 
Entstellung  von  , Professor'  Gr;  Z.  Lüge"  wie  ne  Br. 
[mit  grosser  Virtuosität,  gleichsam  berufsmässig]  Gr. 
Syn.  ,1.  wie  gedruckt'  oder  ,wie  ein  Zeitungsschreiber'. 

—  Pfruenden-  hiessen  in  der  Reformationszeit  die 
sog.  Curtisanen,  welche  vorgaben,  vom  päpstlichen 
Hofe  Anweisung  auf  Pfründen  zu  besitzen  und  solche 
in  Besitz  nahmen.  Vgl.  Schade,  S.  u.  P.  1,  er.  2,  v.  81. 

—  Reif  cüä/)-:  ein  feuchter  Keller,  in  dem  die  Reife 
der  Fässer  nicht  lange  halten  Ap.  Vgl.  Fass-Fr.  — 
Eosten-Fresserli :  kleine  Kleidungsstücke,  z.B. 
Essschürzchen  für  Kinder,  so  genannt,  weil  man  zu 
solchen  auch  die  kleinsten  Beste  von  Zeug  brauchen 
kann  BStdt.  --  Salz-Fresser  s.  Äpfel-Fr.  — 
Suppen-:  Schmarotzer,  Schmeichler,  Günstling.  Vgl. 
(iisd-Fr.;  Suppen-Frimdi.  ,Ein  rott  des  bischofs  s.' 
ZwiNiJLi.  ,Gät  er  in  des  dijclien  [Dekans]  hüs  zuo 
syneni  s-n.'  1524,  Strickl.  ,Laudic(i'nus:  der  einen 
fast  lobt  und  vil  guots  von  einem  sagt,  darmit  er  sein 
male  gwünne,  s.,  Schmeichler,  federleser.'  Fris.  ;  Mal. 

Schnuder-:  Scliimpfn.  Ai>;  Gr;  Tii;  Uw;  U,  eig. 
für  einen  rotzigen,  unsäuberlichen,  dann  für  einen 
unreifen,  anniassenden  Burschen.  Syn.  Schn.-Lecker, 
-Buch;  Eotz-Biieh. 

Eig.  einer,  der  den  Nasenschleim  iSi-hiiJ  in  den  Mund 
henibtricfen  lässt.  statt  ihn  abzuwischen. 


Sehne-:  1.  =  Fön  (weil  dieser  warme  Wind  den 
Schnee  schmilzt)  Gl.  —  2.  feuchter  Fruhlingsschnee 
(welcher  den  altern  Schnee  .schmelzen  hilft)  Gr.  — 
3.  Frühlingsnebel  auf  den  Bergen,  welcher  zum  Schmel- 
zen des  Schnees  beiträgt,  indem  er  das  Gefrieren  über 
Nacht  hindert  GREh.  —  Tabak-:  Tabakkauer  Gr. 
Syn.  T.-Käuer;  Schigger.  —  Tinten-:  die  Federseele, 
das  Mark  in  den  Gänsefedern  (so  lange  solche  zum 
Schreiben  gebraucht  wurden)  Ap;  Z. 

Töten-:  in  der  Reformationszeit  Spottn.  der  ka- 
tholischen Geistlichen,  welche  sich  für  Seelenmessen 
reichlich  bezahlen  Hessen;  s.  fressen  3  a. 

Das  von  NManuel  1522  in  Bern  verfasste  und  aufgeführte 
Fastnachtspiel,  welches  die  Missbräuche  des  Papsttums  schil- 
derte, hiess  nach  Ansh.  auch   ,der  Totenfresser " . 

Werch-:    der  gewaltig,  aber  prahlerisch  arbeitet 

Gr.    —    S.  fmmi.      Vgl.    Wercher,     Werehtjueye,    -Mei,«ch. 

Ziger-:  Schimpfn.  der  Milchwirtschaft  treibenden 
Bewohner  der  Urkantone:  Die  s&be  he.ielosige"  Z.  [die 
Schwyzer].'  Madleni  1712. 

Presseri  f.  ,Die  gyselschaften  und  fresseryen.' 
B  Ref.-Satz.  1628. 

Weggli-Fresset  m.:  Volksbelustigung,  bei  wel- 
cher der  den  Preis  erhält,  der  in  gegebener  Zeit  die 
meisten  Weggli  [Brötchen]  frisst  B.  Vgl.  Grämiete, 
Sacl-gumpet  u.  a. 

FriJssete  f.:  1.  ^=  Fressen,  Gefress,  un massiges 
Essen,  Gelage,  Festschmaus  Bs  (Spreng);  Gl;  Gk; 
„L;  ScH;"  UwE.  ,Convivium  agitare:  ein  zech  oder 
fr-n  anrichten.'  Fris.  —  2.  Schädigung  des  Vermögens, 
z.  B.  durch  übertriebene  Forderungen  Gr. 

fressliaft  =  frässig,  von  Vieh  Gr. 

„Fressi  m.  =  Fresser,  Essi."  De''  Chilivig  fress- 
ene"  schier  Alls  eweg;  das  ist  iez  auh  cn  Tilfcls  Fr. 
das!  Stutz. 

fressig:  zehrend,  von  der  Bergluft  BO.  =  frdssig. 
—  schneder-  ^  schmäder-frässig  BsLd. 

Fressle"  f.:  fressendes,  krebsartiges  Geschwür, 
z.B.  an  Nase,  Lippe  „B;"  GrD.,  Pr.;  G;  Scbw;  „U." 
„Finnen  im  Gesicht  LG."  ,Das  [Gesichtwaschen]  er- 
frischet Augen  und  Nerven,  giebt  minder  die  Fr.' 
LKInderbitzi  1826.    Auch:  die  fresscd  Rüstig;  Fresser. 

„fresslen:  milder  als  fressen;  auch:  wiederholt 
fressen." 

Frgsslcte  f.  =  .Fressle",  Krebs  Schw. 

Preise  f :  ein  geringer  Kleiderstoff.  ,Vergnüglich- 
keit  verwandelt  dem  Armen  seine  Preisen  und  Nörd- 
liuger  in  Seiden  und  Sammet.'  JUlr.  1727. 

Entw.  Druckfehler  od.  verunglückter  Verhochdeutschungs- 
versuch  für   , Fries' ;  s.   Auni.  zu  letzterm  W. 

Freis-lich  Freischlich  n. :  Kindsweh.  Gichtcr  Aa 
It  RocHH.  1857  S.  334.  337.  -  Aus  nihd.  Adj.  ,v«V,-,/,, 
dies  von   vreise  f.,  Gefahr,  Schrecken,  Ungestüm. 

hoch-freislich:  hochgerichtlich,  peinlich.  .Dass 
den  regierenden  Ständen  in  jenen  [gemeinen]  Herr- 
schaften nur  die  hochfreisliche  Herrschaft  [die  obere 
Gerichtsbarkeit]  und  das  Malefiz  zukomme.'  1758, 
Absch.  —  Im  äNhd.  wurde  das  Subst.  Frrise  i.  S.  v.  , Todes- 
gefahr' auch  vom  peinlichen  Gericht  gebraucht. 

freis-sam  fre^isam :  gefährlich,  schrecklich,  wild; 
als  Steigerungsadv. :   De''  Bueb  ist  fr.  bös  Z  (Spillm.). 


1  :;■-'!' 


Fnis,  lies,  Iris,  fi'os,  l'riis 


1330 


Als  Subst.  n.  Name  von  Kianklieiton  (vgl.  Frcislich): 
1 )  Kpilepsie.  Des  Kindes  erstes  Bad  muss  mit  grüner 
Wc'idenrinde  abgekocht  werden;  es  schützt  dann  vor 
.leiiiPr.  AA(y)  It  RocHH.  aaO.  283.  —  2)  „Mager,  An- 
siining,  Flechte."  St.'' 

Mhd.  vrcissmi,  vreimm,  gefährlich,  schrecklich,  verwegen. 
Gewisse  hes.  gefürchtete  Kraukheiten  pflegte  man  früher 
(wiihrsch.  um  nicht  durch  Nennung  des  Namens  das  Übel 
herbeizuziehen)  nur  unbestimmt  zu  benennen,  etwa  mit  dem 
Neutr.  eines  Adj.,  z.  B.  das  ,Ungenannte'.  So  hier  Freianm, 
das  Schreckliche,  und  ebenso  Freislich.  Indessen  scheinen 
■diese  2  Namen  bestimmtere  etym.  Beziehung  zu  haben,  indem 
im  äNhd.  (s.  Gr.  WB.  4,  1,  1 19  und  noch  mehr  Sc.hm.  1^  826) 
das  Subst.  Freise,  eig.  Schrecken,  von  schreckhaften  Krank- 
heitsanfällen, bes.  von  Krämpfen  und  von  der  fallenden  Sucht, 
auch  von  Schauern  und  Zuckungen  kleiner  Kinder  gebraucht 
wurde,  also  von  Erscheinungen,  welche  Anwandlungen  plötz- 
lichen Schreckens  (Zittern,  Zuckungen,  Hinfallen)  ähnlich 
sind.     S.  auch  noch  Fivuch. 

Ge-friss  n.:  Maul,  Gesicht  Z  (Spillra.),  saures 
Gesicht,  als  wenn  man  einen  fressen  wollte  Ar.  PI. 
,Gefrisse':  Grimassen.  JAWeissenb.  1785.  —  Nbf.  zu 
Gefmt  und    (le/i-im. 

Frisel  Z,  -ie-  Aa;  I,;  S  -  m.,  Frisch  Ar,  Friesh  B 
(Zyro):  Krankheit,  bes.  von  Kindern  (Fieber  mit  Aus- 
schlag), Hautausschlag  in  Folge  öftern  Schwitzens  bei 
grosser  Hitze  STh.  Vgl.  Fräsle.  Man  unterscheidet 
den  weissen  und  den  roten  Fr.  Z.  ,Warumb  unsere 
kleine  Kinder  den  dritten,  vierten  Tag  nach  den  Ge- 
burten den  Friessei  oder  eine  rote  Ausschlechte  be- 
kommen.' JMURALT  1697. 

Wenn  ie  urspr.  Diphthong  ist,  so  läge  die  Herkunft  von 
.frieren'  (mhd.  vriesen)  nahe;  aber  die  Form  mit  kurzem  i 
und  das  syn.  Fräelc  (s.  d.)  erregen  Zweifel.  Uie  Schreibung 
mit  m  erinnert  an  frz.  frisaon,  Schauer.  Vgl.  auch  frimmi. 
Jedenf.  lässt  sich  die  Abi.  von  m-iemn  nicht  stützen  durch 
,Friess',  welches  aus  einem  BThuner  Mand.  v.  1439  vom 
Gfo.  6,  327  dargeboten  wird,  da  dort  der  , Grosse  Sterbet' 
gemeint  ist;  die  durchgängige  Unzuverlässigkeit  jenes  Ab- 
druckes gestattet  wohl  eine  Konjektur  und  zwar  ,Freis' 
(S.    Anm.    zu    Freiilich). 

Hunds-.  ,'Wenn  in  den  ersten  0  Wochen  nach 
der  Geburt  eines  Kindes  ein  anderes  unter  der  Wiege 
des  Säuglings  durchkriecht,  so  bekommt  jenes  den 
Hundefriesel.  Rothenb. 

fri.smen:   erbeben  BSi.    Syn.  chrismen. 
Viel!,  zu  Frisel,  wenn  J  urspr.  und  die  Grundbed.  .zittern' 
ist.    /  wechselt  in  .B(0.)  mit  ch  sonst  nur  im  Inlaut. 

Fries  m. :  1.  Graben,  bes.  zur  Bewässerung  des 
Landes  „BO.;  GG.;  ScnwMa.;"  Z.  —  2.  {Friese"  PI.) 
die  bandartigen  Gesimse  unten  und  oben  an  Kachelöfen 
AAEnd.  —  3.  Grabenraacher,  Damm-,  Erdarbeiter. 
,Von  der  kostung  wegen,  so  er  den  friesen,  knechten 
und  werchlüten  geben  hat.'  G  Stiftsarch.  ,Dem  Friesen 
18  Tag  ze  Gümminen  ze  graben,  zum  Tag  5  ß.'  1500, 
B  Stadtrechn.  ,Graber  oder  friess:  fossor,  subarator.' 
Fris.;  Mal. 

Nhd.  , Fries',  hervorragender  Teil  des  Gebälkes;  krauses 
Wulleuzeug,  aus  frz.  J'riK,  nahe  vwdt  mit  fraise  (s.  Fräse). 
Grundbegriff  scheint  eine  Fläche  mit  abwechselnden  Er- 
höhungen und  Vertiefungen,  Hervorragungen  und  Einschnitten. 
Daraus  erklärt  sich  Bed.  1,  da  ein  Graben  eben  durch  Auf- 
werfen der  ausgehöhlten  Erde  entsteht  (vgl.  nhd.  , Teich'  und 
,Deich').  An  2  reiht  sich  wohl  auch  folgende  Stelle  aus 
Ap  Krieg  1405:  ,Sy  bUttend  [die  in  dem  Hause  Belagerten 
streckten]  euch  herfür  ir  langen  spiess;  da  was  vil  grader 
fries;  sy  [die  Angreifer]  luffend  uf  das  tach',  indem  die  Ge- 

Schweiz.  Idiotikon  I.  ;i. 


simso  des  Holzbaues  das  Erklettern  dos  Daches  ermügliclituu. 
3  ist  eig.  nicht  das  selbe  W.,  sondern  vork.  aus  dem  schwach- 
formigen  .Friese'  =  Frimer,  vom  Vb.  abgel.  (vgl.  Jievl.-  »elieri 
.Bäcker'  von  .backen').  Daher  Frka  auch  als  Geschlcchtsri. 
(in  Zürich  noch  in  dem  von  unserm  frühesten  Vnrgärjger, 
Joh.Frisius  [s.  Quelleuverz.]  abstammenden  Zweige  fortlebend) 
und  als  solcher  in  manchen  Ortsn.  An  den  Volksn.  der 
Friesen  ist  nicht  zu  denken;  denn  wenn  auch  Grabenmacher. 
Wasserbauarbeiter  aus  Friesland  nach  Oberdeutschland  ge- 
kommen sein  und  die  Kunst  solcher  Anlagen  gelehrt  haben 
sollten,  so  konnte  doch  niemals  der  Graben  selbst,  sondern 
eben  nur  der  Arbeiter  Fries(e)  genannt  werden.  Von  Friesen- 
kolonien in  der  Schweiz  weiss  sonst  nur  eine  halb  gelehrte 
Sage  des  BO..  dessen  Einwohner  aus  Schweden  oder  Friesland 
gekommen  sein  sollen  (s.  Vetter.  De  Suecica  qua;  fertur  Sui- 
tensium  origine.  1877.8.13/15.27).  Die  Unsicherheit  und 
urspr.  Unvolkstümlichkeit  jener  lokalen  Tradition  ergibt  sich 
auch  daraus,  dass  das  Lied  (aus  dem  XVII.).  welches  von 
jener  Einwanderung  handelt.  Ostfriesenlied  heisst,  während 
in  BGr.  von  Wostfriesen  die  Rede  ist.  Die  Sage  hängt  mit 
der  tendenziösen  Herleitnng  der  urschweizerischen  Freiheit 
Ubh.  aus  dem  Norden  zusammen,  welche  im  XV.  aufgebracht 
wurde  und  auch  die  Teil-Sage  mit  sich  führt.  Übrigens  hat 
der  BO.  Volksglaube  die  Geister  jener  Ahnen  mit  denen  des 
Wilden  Heeres  vermengt  (welches  seine  bestimmten  Wege 
auch  im  Hochgebirge  zieht,  so  dass  man  ihm  in  Sennhütten 
Durchgang  gewähren  muss)  oder  sogar  Jene  erst  aus  diesen 
herausgedeutet.  Vgl.  darüber  Romang's  .Friesenweg'.  Schwi- 
zerd.    12,   35. 

friese"  I:  Erde  aufwerfen,  so  dass  ein  Graben 
entsteht.  Wassergräben  ziehen,  die  Gräben  auf  einem 
Feld  ötfnen  (auch  reinigen  BHk.),  um  Wasser  zu 
verbreiten  (oder  auch  abzuleiten  BHk.)  BO.;  GG.; 
ScHwMa.;  ZBenken.  Wasseradern  in  eine  .Brunnen- 
stube' sammeln  Z.  .Wasserflüss  [kleine  Adern  von 
Quellwasser],  die  sy  zuosamen  friessen  und  gegen  der 
blaiche  yntüchlen  und  laiten.'  Kessl.  .Concidere  agrum 
fossione:  die  graben  auftuon  oder  friesen,  das  wasser 
ze  leiten.'  Fris.;  Mal. 

Frieser  m.  =  Frien  3  „BO.;  GG.;  ScnwMa.;" 
ZBenk.,  Sth. 

Friesli  {-ü-  STh.)  n.:  eine  Art  Nelke  B;  STli. 
Steinnelke,  dianthus  caryophyllus  AAEhr.;  Bs;  L;  S; 
„Zg."  Federnelke,  dianthus  plumarius  AAStauf ;  BGu.; 
Gl;  LE. 

Dim.  von  Fries,  aber  in  bes.  Bed..  entweder  so  genannt 
nach  den  fransig  geschlitzten  Blumenkronen  oder  als  Rand- 
verzierungen der  Gräber.      S.    Grab-Nägeli. 

Büscheli-:  Bartnelke,  dianthus  barbatus  B.  — 
Stei°-:  1.  dianthus  Carthusianorum  AAStilli.  Wilde 
Nelke,  dianthus  silv.  BO.  (Durh.)  —  2.  Tagliohtnelke, 
lychnis  diurna  AARemig.  Geschlitzte  Lichtnelke,  lychn. 
flos  cuculi  AAGipp. 

Friess,  Friesel,  Friesle  s.  Frisel. 

Friese,  friesen  El  s.  Fräse. 

Friesme  s.  Fliesme  Sp.  1230. 

Prösle"  f. :  die  Frucht  des  Weissdorns.  Hageubutto 
GrD.,  Seh.,  Tsch.  Die  Frucht  der  Rose  GflCliurw. 
Syn.  Ims-,  Dörn-beri.  —  Churw.  frosla,  frauela,  fro(jla; 
ob.  it.  frosola. 

(Bruch-) Friise  Gr.  Früsclia  Oh^.,  Früscha  Nuf.. 
Rli.,  V.  —  f.  (in  Splügen  auch  in.):  kleiner  Besen  aus 
geschälten  und  gespaltenen,  zsgebundenen  Zweigen 
von  Haidekraut  (Bruch),  Wachholder  oder  Lärchen, 
zum  Schwingen  des  Rahms  und  zum  Scheuern  der 
Milchgefässe.  Syn.  Gescher.  —  Aus  churw.  ßumi-liia  = 
ital.  ßusco,  Reisig. 

84 


1331 


Fräs — fnis.     Frasch— frusch 


l:;;;_' 


früse"  GbD.,  Malans,  -tisch-  ObS.,  -üsch-  Nuf., 
Öplug.,  V.:  mit  der  Fruse  1.  „die  Milch  quirlen  oder 
schlagen,  bis  sie  schäumt  Gr,"  den  Rahm,  bis  er  dick 
wird.     Dalier    g'frusete''  Baum;   g'früseti  Luggmilcli. 

—  2.  Milchgefässe  reinigen. 

Kai-,  Gal-Prnes:  Beeren  tragender  Strauch,  ähn- 
lich dem  wolligen  Schneeball,  viburnum  lantana,  doch 
von  hellerer  Rinde  GRKlost.  (Tseh.).  —  Vgl.  FrUse?  Der 
Diphth.  wUrJe  sich  aus  der  churw.   Form  erklären. 


Frasch— frusch. 

Freisch,  Freischle  f.,  Freischi  ein  n.:  Kinder- 
krankheit, Kindergicht.  Syn.  Kindeince.  ,Zorn  und 
Schrecken  der  Säugenden  macht  den  Kindern  Gichte 
und  Fraisch.'  JMuralt  1697.  ,Dazu  schlagen  gern  die 
Kindenwehe  und  Gichte  oder  Fraischlen.'  ebd.  ,Wann 
solche  gicht  währet,  bis  alle  Nerven  im  Hirn  ange- 
griifen  sind,  machen  sie  endlich  das  Fraischlein  oder 
Böswehe.'  ebd.  ,Das  Zahnen  und  Fraischlein  sind  oft 
bei  einander.'  ebd.  ,Die  kindenwehe  und  fröschlen.' 
GKöNiG  1715.  —  Aus  ,Freis,  Freise',  s.  Anm.  zu  FreuUch. 
,Fröschle'  scheint  nur  verderbt  oder  nmged. 

Freischi  s.  Franz.      Freischlich  s.  FreisUch. 

frisch  (-M-  BsLd;  BBe.;  ScnwMa.;  S;  Uw;  Zg): 
1.  neu,  rein,  ungebraucht.  Fr.  Fisch,  giiet  F.  .Ein 
Ir-es  Hemd  anlegen;  eine  t'r-e  Seite  (z.  B.  in  einem 
Sclireibheft)  anfangen';  ein  Stallmeister  kündigt  einen 
Ir-en  Reitkurs  an  Bs.  Fr-e  Milch:  so  eben  gekochte, 
um  Käse  daraus  zu  machen,  auch  gut  zum  Trinken 
BSi.  Syn.  Sfifi.  ,Er  hat  ein  frischen  tisch  gemacht, 
er  hat  nichts  mer:  Metogenes  certe  periit.'  Mal. 
Adv.  Fr.  vor  [von  vorn]  a'fä"  S.  's  Wetter  stöt  wider 
fr.  n",  das  schöne  Wetter  hat  sich,  nachdem  eine 
Wendung  drohte,  auf's  Neue  befestigt  S;  Syn.  sich 
stellen.  —  2.  gesund,  munter.  Frische  [kühle,  s.  4] 
Hand,  fr-es  Herz  U.  .Bin  frusch  und  gsundt  herwider 
kommen.'  HsSchürpp  1497.  ,Mit  seiner  Frauwen  einen 
frischen  Tanz  tun,  hin  und  wider  springen,  lustig 
syn',  als  Mittel  gegen  das  Podagra.  Schimpfr.  1651. 
—  3.  mutig,  keck,  frech,  allg.  Fr.  zue!  „Bist 
du  so  fr.  [wagst  du]  mich  anzugreifen?  B;  L."  Fr. 
g'wogt  ist  halb  g'tcunne"  —  Dur'''  d'  Stegen  abg'heit, 
ist  au'^''  e'trunne'  L;  S.  ,Frisch'  gilt  als  Wahlspruch 
besonders  für  die  Wahl  einer  Gattin,  indem  dabei  die 
Buchstaben  des  Wortes  akrostichisch  auf  die  Eigen- 
schaften einer  zu  wählenden  Frau  gedeutet  werden: 
f-romm,  r-eich,  j-ung,  sch-ön.  Schultheis«  Hug  schrieb 
von  der  Disputation  zu  Baden  1526  an  die  Regierung 
von  L:  ,Si  [die  Prädikanten]  sind  all  fr.,  aber  jetz, 
wo  dise  buoben  under  die  gelerten  kommen  sind,  so 
konnten  si  weder  gigg-  noch  gaggen  [nicht  Rede 
stehn].'  ,Fr.,  frölich,  frunim  ist  der  Studenten  rych- 
tumb',  schrieb  WRollenbutz  v.  Z  1572  in  sein  Exem- 
plar des  Horaz.  ,Sehr  wohl  ihm  das  ang'standen  ist, 
dass  er  sich  g'halten  hat  so  frusch.'  Vilmerger  Lied 
1656.  Adv.  geradezu.  Mc"  wässt  fr.  nönime,  icas 
nie"  denke"  mtiess  GT.,  verstärkt  mit  gad,  gerade:  g. 
fr.  all.  ebd.  , Frischerdingen'  =  ohne  Bedenken,  ohne 
Weiteres.  1715,  Aesch.  —  4.  kühl,  kalt.  En  fr-e 
Wind.    Es  macht  fr.  Grü.;  Uw;  Z.    S.  2  u.  frischen  1. 

ii  statt  i  vor  i  wie  in  wünchen,  .iwiMcÄe",  zwischen.  Auch 
in  dem  Geschlechtsn.  Früechhcrz  1601.    Die  KA.  ,fr.  Tisch 


machen'  entspricht  o.  Zw.  der  heutigen  ,reiueu  oder  säubern 
T.  m.'  =  Alles  aufessen;  während  aber  dies  als  gute  Vorbe- 
deutung gilt,  ist  die  KA.  bei  Mal.  in  ungünstiger  Bed.  gebraucht 
:=  aufzehren,  abwirtschaften,  , aushausen'.  —  Die  abstr.  Bed. 
des  .\dv.  bei  3  beruht  auf  der  entsprechenden  von  frei,  mit 
welchem  frisch  allitterierend  oft  verbunden  wird  (vgl.  noch 
, frischlieh'  ^  frei  heraus).  In  , frischerdingen',  änhd.  auch 
,-dings'  ist  das  zweite  W.  ganz  abstr.  adv.-bildend  gebraucht 
wie  in  .aller-,  neuerdings'. 

faden-:  ganz  neu.  F.  vom  Schnlder  (ein  Kleid) 
Aa  (Minn.).  —  Syn.  ,nagelneu'.  Hebel  braucht  von  einem 
Kleid  auch:  .fadenneu'.    Nhd.  , fadennackt',  ebf.   verstärkend. 

frische"  {frischne"  Z  tw.):  1.  (intr.)  kühl(er), 
kalt  (kälter)  werden;  unpers.  von  der  Lufttemperatur, 
zunächst  des  Morgens,  dann  auch  des  Abends  B;  Gl; 
Uw;  W;  Z.  —  2.  (trans.:  den  gezogenen  Lauf  eines 
Schiessgewehrs)  erneuern,  die  abgeschlitfenen  Win- 
dungen desselben  wieder  schärfen.  1821,  Z  Verordn. 
— -an-:  antreiben,  ermuntern.  ,Euch  dieses  Buch 
zuzueignen,  dazu  haben  mich  verschiedene  Bewegung.s- 
gründe  angefrischet.'  AKlingl.  1688.  ,Den  Rektor  mit 
einem  goldenen  Ehrenpfennig  zu  beschenken,  damit 
er  angefrischet  werden  möge,  sich  des  Weitern  zu 
bearbeiten  [bemühen].'  1754,  Absch.  Im  Wechsel  mit 
,animieren'.  1717/23,  Gpr.  4,  296. 

er-:  erneuern,  z.B.  das  Datum  eines  Schreibens. 
1628,  Absoh.  Neu  abmachen:  ,Was  dieses  Lehens 
halber  mit  Junker  N.  erfrischt  worden  sei.'  1665,  ebd. 
Von  Betten:  frisch  machen.  .So  wir  in  unseren  krauk- 
heiten  gute,  mithin  [dann  u.  wann]  erfrischgete  better 
haben.'  FWyss  1650.  Eine  beschädigte  Befestigung 
wiederherstellen:  ,Erfrüschte  die  Landwehr.'  Stettler. 
Militärische  Korps,  die  gelitten  haben,  wieder  auf 
ihren  vollen  Bestand  an  Mannschaft  bringen,  durch 
frische  Leute  ergänzen.  ,Dass  wir  die  fändlin  er- 
frischend und  wider  erfüllend.'  1587,  S  Feldbericht. 
—  Refl. :  sich  erholen.  ,Nun  sei  Barbarossa  neben 
Italien  vorbeigefahren,  ohne  jemand  Schaden  zu  tun, 
sich  erfrischt  und  bloss  an  einem  Orte  [sich  feindlich 
gezeigt].'  1544,  Absch. 

Die  Form  mit  -g-  nach  Analogie  der  von  Adjj.  auf  -ig 
abgeleiteten  Vba,  oder  weil  nach  seh  (ähnlich  wie  nach  z) 
gerne  g  aufsteigt. 

Frischi  f.:  1.  Kälte  UwE.  Ort  zur  Abkühlung 
warmer  Speisen  Gr;  Syn.  Chileli.  —  2.  (concr.)  Käs- 
milch Obw;  Syn.  Siifi. 

Frischi°g  W,  „-ü-  BO.",  Frischli"g  UwE.  — 
m. :  1.  junger,  verschnittener  Widder  BO.;  UwE.;  W. 
Syn.  Urfel;  Stack.  .Vervex,  ein  Hammel,  etlich  so  auf 
den  Alpen,  ein  Frischling.'  Tierb.  1563.  —  2.  junges 
Schwein  oder  Schaf,  als  Lehenabgabe  an  die  Grund- 
herrschaft. ,Wenn  herbst  degling  [,Tägding',  Gerichts- 
versammlungen] sint,  so  haut  die,  die  die  lechen  hant, 
dz  recht,  das  man  ie  zwoin  lechen  soll  geben  ein  lid 
frischings  fleisch,  der  alt  genuog  sy.'  M.  XIV.,  Gfrd. 
,Frisching-pfenning  soll  man  wären  uf  SantAndrestag.' 
1538,  Z.  ,Jekliche  huob  soll  geben  4  ß  für  ein  frisch- 
ling  ze  StJoh.  Tult.'  XV.,  ZRüml.  Frisching  auch  Ge- 
schlechtsn. B.  —  3.  „Frischling:  Person,  die  in  ein 
er  Sache  noch  neu,  unerfahren,  Neuling  ist  LE."  — 
4.  , Frischinge'  heissen  im  Säckinger  Urbar  1251  und 
später  die  Gl  Bauerngüter  selbst,  auf  welchen  die 
unter  2  genannte  Abgabe  haftete. 

Mhd.  vrisching.  junges  Lamm  oder  Schwein  (frisch,  d.  h. 
neu,  vor  Kurzem  geworfen).    Ahd.  (auch /i-i««ci'nj)  Opfertier, 


lllJla 


Pi-asch  — fmsch.    Prask  -frnsk 


1334 


weil  mau  zu  Opfern  junge  Tiere  (Erstlinge)  wälilte.  Abgabe 
au  geistliche  Herrscliafteu  bedeutet  das  W.  schon  in  einer 
Th  Urk.  V.  779  (dort:  Schwein),  später  auch  in  Gl.  Eine 
auf  einen  der  Festtage  des  h.  Petrus  fallige  Abgabe  jener 
Art  (aber:  Schaf)  heisst  .Petrefrischink.'   10!)0,  Seh  ürk. 

frischlich  ^ /VwcVt  .3.  ,Weisst  du  ützit,  so  sage 
es  fr.'  1453,  BsL.  Urk.    .Fr.'  zum  Angrifl".  ÄgTsciiüdi. 

Prüscll,  bezw.  -e'-,  Früsclie"  ThHw.  (in  Bed.  4  b 
auch  BSi.;  Gr;  Ndw,  wenn  nicht  PI.':")  -  V\.  FrOsch 
GrD.,  sonst  -e»  —  m.  BBrienz;  Gr;  Ndw;  S  —  f.  Aa; 
Es;  Gl;  L;  Th;  Zg;  Z:  Presch.  1.  das  Tier.  Syn. 
Hoppitzger.  Chalt  wie-n-e  Fr.  oder  e  chalti  Fr. 
sl"  Z;  syn.  u'ie-n-e  Clirebs.  Fr-e  als  Spottn.  der  Be- 
wohner gewisser,  in  der  Nähe  von  Sümpfen  gelegener 
Ortschaften.  Wenn  d'  Frösche  rüggc"  [quaken,  d.  i. 
um  StGeorg,  28.  April],  seile"  d'  Boggcnähri  do  si". 
Schild;  ...  so  gibt  es  schönes  Wetter  S.  Schwind- 
sucht wird  geheilt,  sobald  Pr-e,  die  man  ins  Kamin 
gehängt  hat,  dorren.  Schild.  Eben  solche  Pr-e  einem 
Mädchen  ohne  sein  Wissen  an  die  Kleider  gehängt 
bewirken,  dass  es  dem  Täter  nachlaufen  muss.  ebd. 
Das  Anhängen  von  in  Leinwand  eingenähten  lebenden 
Pr-en  ist  ein  Heilmittel  gegen  den  sog.  Schwund  und 
das  Hinken  bei  Kühen  Gl.  Sprichw.  KAA.  Hocke' 
wie  ne  Fr.  vf  em  Dünkel  [Wasserleitungsröhre]  S. 
Uf  si'"m  Geld  h.  wie  d'  Fr.  uf  em  Tüchel.  Sülger. 
Si"''  üfblähe'  wie  ne  Fr.  uf-eme  Düehel  Bs;  wie  ne 
Fr.  im  Mö"schl''.  Ineichen.  ,Apt  Uoli  heisst  von  recht 
der  Eösch  und  plät  sich  gegen  uns  als  ein  fr.'  1489, 
ToBL.  Volksl.  D'  Fr-e  hem-mer  [haben  mir]  im  Mage" 
g'ruggt  =  ich  hatte  Hunger  Bs.  D'  Chille  [Kirche] 
ist  ke'"  Fr.,  si  gumpet  nüd  fürt  Z,  scherzhafte  Ab- 
mahnung von  allzu  eifrigem  oder  eiligem  Kirchen- 
besuch; vgl.  ,The  cherche  n'is  non  hare  [Hase],  hi 
abit  1=  she  abides]  me  well'  in  einer  engl.  Predigt  aus 
M.  XIV.  Mer  wend  's  wäge",  d'  Fr-e"  hend  's  au"'' 
ifivagt  Z,  eig.  vom  Wagen  eines  Sprunges.  Nid  d' 
Schuld  sl',  dass  d'  Fr-e'  keini  Schiväm  {Stil  B)  hend, 
sehr  einfältig  sein  L;  Sch;  S;  Z.  ,Ein  Frosch  hupft 
wider  in  den  Pfui,  sässe  sie  gleich  auf  einem  güldenen 
Stul.'  Mey.  Hort.  1692.  ,Man  trittet  eine  Frosch  so 
lang,  bis  sie  quaket.'  ebd.  —  2.  von  Menschen, 
kleines  Mädchen.  Es  ist  erst  no'''  eso  es  Fr-li  g'si", 
iez  isch-es  scho'  e  Jumpfer  ZO.  —  3.  Sprünge  ma- 
chendes Kinderspielzeug,  entweder  ein  aus  Holz 
geschnitzter  Pr.  oder  auch  nur  eine  Nussschale,  ein 
gabelförmiges  Knöchelchen,  ein  Gabelzweig  Aa;  Z. 
Syn.  Hoppjsger.  Hüpfendes  Feuer  wer  kpräparat  Bs; 
L;  Z.  —  4.  a)  gabeliges  Baumstämmchen  zum  Ziehen 
von  Steinen,  daher  gewöhnlich  Stei'-Fr.  Gl.  Syn. 
Gewife.  —  b)  Frösche  (Sg.  f.  od.  PI.?)  BSi.;  GrD.,  V.; 
Ndw  :  Gergel  oder  Kimme  an  den  Dauben  des  Fasses, 
Zubers  udgl.,  d.  h.  derjenige  Teil  desselben,  der  über 
den  Boden  hervorragt;  die  Einsägung  der  Dauben, 
in  welche  die  Bretter  des  Bodens  eingefügt  werden 
„BO. ;"  Ndw.  Der  über  das  Bodenstück  vorstehende 
Teil  eines  Gebäudes  GrD.,  V.  -  5.  (m.)  eine  Krank- 
heit des  Viehs.  ,Wenn  ein  Vieh  den  Fröschen  hat, 
so  senkt  es  den  Kopf  under  sich  und  geiferet  gar 
wüest  mit  dem  Maul.'  ZZoll.  Arzneib.  1710.  —  (j.  ,Die 
Frosch'  hiess  ein  kleines  Bollwerk  in  BsStdt.  .Frosch' 
Name  eines  Hofes  in  ZMaur;  ,Froschau'  ein  altes 
Haus  in  ZStdt,  Sitz  der  ältesten  Druckerei;  auch  in 
ZP.  ,Proschgass'  1405,  ZKüsn.  (jetzt  -Ö-);  ,Frösch- 
lezen'   1788,  ZHinw. 


Mhd.  vrosch,  PI.  vrüsclie.  —  0  findet  sich  nur  in  den  unter 
6  angeführten  Ortsn.,  sonst  durchgehend  B,  sei  es  aus  dem  PI. 
oder  durch  Einfluss  des  folgenden  »cA,  welches  auch  a  in  ä 
umlautet  [TiUche,  Tasche  usw.),  noch  öfter  e  in  li  (wliaohe, 
Wäsche  halten,  neben  wasche,  waschen).  ,Frösch'  Sg.  schon 
bei  Zwingli  1524;  Ruef  1550;  Tierb.  1563;  Fris.;  Mal.; 
Z  Emblcmata  1622;  GKünig  1693;  ThSpieser  1716  (allent- 
halben f.  ausser  bei  Zwingli);  ,die  frosche,  frösche.'  Red. 
1662.  PI.  ,Fröschen.'  Vogelb.  1557  u.  Kai.  1569.  —  Der 
Grund  der  Bed.  2  ist  wohl  die  Kleinheit;  vgl.  die  Synn. 
Krotl,  Käfer,  Müs,  (HöcMi).  Bei  den  Studenten  iu  Z  hiess 
in  den  40er  Jahren  .Frosch'  ein  Schüler  des  untern  Gymn., 
wie  in  der  Pfalz  der  Schuljunge  übh.  In  Nassau  heissen 
.Fröschchen'  besonders  frierende  Kinder;  entsprechend  un- 
serm  ,kalt  wie  ein  Fr.'  Bed.  4  beruht  ohne  Zweifel  auf 
der  Ähnlichkeit  jener  Geräte  (bei  b  des  unteru  Teiles)  mit 
den  hervorstehenden  Hinterbeinen  des  sitzenden  Frosches. 
Ob  bei  b  auch  Bed.  des  PI.  anzuuehmen  ist  od.  nur  Form 
des  PI.  mit  Sing.-Bed.,  ist  aus  unsern  Quellen  nicht  mit 
Sicherheit  zu  erkennen.  Zu  5  ist  zu  erinnern,  dass  auch  mhd. 
(zwar  nur  selten)  das  W.  als  schwaches  Mask.  vorkommt. 
Der  Grund  der  auch  in  Deutschland,  den  Lateinern  (rmm) 
und  den  Griechen  (ßäxpa/og)  bekannten  Benennung  ist  un- 
klar, viell.  die  Anschwellung  im  Maule.  Zu  6  vgl.  ,Hund' 
und  ,Chatx'  als  Namen  alter  Schanzen  in  Z. 

Garten-,  Gras-:  rubeta.  Mal.  —  Laub-:  1.  wie 
nhd.  —  2.  Spottn.  einer  Person  mit  grasgrünem  Kleid 
ZStdt.  —  3.  (auch  -Fröschli)  mit  gehacktem  Pleiscli 
gefülltes  Kühl-  oder  Spinatblatt  BsStdt. 

Wetter-Pröschli :  Laubfrosch  Aa. 

Weil  sein  Erscheinen  und  Gebahren  Wetteränderungen 
anzeigen  soll,  daher  er  auch  als  natürlicher  Barometer  in 
Häusern  gehalten  wird. 

frösche",  fröschne"  „BO.";  SchwE.:  1.  Frösche 
fangen  Aa;  B;  Schw.  ,Mit  hochgehobenen  Beinen, 
wie  der  Storch,  wenn  er  fr.  geht.'  Gotth.  Bildl.  ,Wie 
die  bäpstischen  Boten  zuo  Zürich  lagend  zu  prakti- 
zieren'; dazu  am  Rande:  ,Die  Römischen  fröschen 
und  ratschen  [klappern].'  HBüll.  1572.  Dazu  „er-: 
mit  Fröschefangen  Etw.  gewinnen",  und  Frosch  er: 
Proschfänger  und  -Verkäufer  Z.  —  2.  „ein  Pass  ger- 
geln  oder  kimmen;"  an  Küfergeschirr  einen  Einschnitt 
in  die  Dauben  sägen,  um  die  Bretter  des  Bodens 
hineinzufügen  „BO.;"  Gr;  Ndw.  Zu  Frosch  4b.  Eben 
dazu  auch:  gefröschet:  mit  Pr.  in  jenem  Sinn  ver- 
sehen. Bildl.:  du  bist  z'  churz  g'fröschete,  hast  nicht 
die  Kraft  (Etw.  zu  erreichen).  Syn.  ,noch  zu  kurze 
Beine  haben'. 

Prüsche,  früschen  s.  Fräse  Sp.  1330. 

er-frischgen  s.  er-frischen  Sp.  1332. 


Frask  — frusk. 


fruske" :  mit  Bitten  anhalten.  Na'''  langem  Frigju 
[Fragen]  und  Frusku  hei'-sch-us  [haben  sie  es]  la' 
ga"  W  Sagen. 

Vwdt  mit  ,forschen',  lat.  ^»«co  f.  'prosm  (auch  prcc-nri, 
Ißincus,  Freier),  und  diese  Vba  viell.  auch  mit  , Frosch',  vom 
Aufsperren  des  Mundes  als   Geberde  der  Neugierde. 

Prnskle  Fruschgle' :  (PI.)  beissender  Kinderfriesel 
mit  roten  Flecken,  veruscula  GSa. 

Der  Name  bezeichnet  eben  jenen  Ausschlag  (vgl.  die 
Bhitercn  als  Name  der  Krankheit  selbst)  und  ist  aus  dem  lat. 
W.  zsgez. ;  aus  der  mediz.  Spr.  iu  die  des  Volkes  gedrungen 
wie   Ellih  aus   ,Hektik'. 


1335 


Prast.  frest,  frist,  frost,  fnist 


1336 


Fräst  — fpust. 

Ge-frist  f.  u.  n.:  I.Frost  (obj.),  Frostwetter  ßs. 
,Die  Trauben  haben  im  Frühling  vom  Gfrist  gelitten.' 
,Was  noch  zwüsclien  raartini  und  wienacht  fast  schön 
und  warm  wettev  und  bis  zu  der  zyt  kein  gfrist  ge- 
sechen  worden.'  1540,  Bs  Chr.  .Sein  [des  bei  Nancy 
gefallenen  Karl  des  Kühnen]  Angesicht  was  des  Ge- 
frists  und  Wunden  halben  nicht  wol  zu  erkennen.' 
Grasser  1625.  —  2.  Frostbeulen  oder  -spalten  an 
Händen  und  Füssen  Bs.  Syn.  Gefrörni;  Gefrüsti. 
—  Nacht-:  Nachtfrost.  ,Sein  todter  cörpel  wirt 
hinaus  geworfen,  dass  die  hitz  des  tags  und  das  n. 
auf  in  komme.'  1531,  Jerem.,  dafür  .bei  nacht  der 
frost.'  lt)Ö7.  —  Winter-  f.  AAZein.,  n.  Bs:  Prost- 
beulen, Prostkrankheit  der  Püsse. 

Gefritt  selbständige  Nbf.  zu  .Gefrüst',  mhd.  ycj'rüate,  wobei 
i  als  Verdünnung  des  Diphth.  in,  ie  im  alten  friusen,  frieren, 
anzusehen  wäre,  wie  viell.  in  Frisel  (s.  d.).  Spreng  schreibt 
entgegen  den  Bs  städtischen  Lautverhältnissen -ii-,  wobei  aller- 
dings unentschieden  bleibt,  ob  er  viell.  einem  richtigen 
Sprachinstinkt  gefolgt  sei. 

Frist  f.:  1.  Ruhe,  Sicherheit,  Zuflucht,  Aufenthalt 
(für  eine  gewisse  Zeit).  ,Dass  lut,  die  hinder  uns 
ufenthalt  und  fr.  funden,  [von  dem  Landvogt]  hinus 
geben  werden.'  1529,  Absch.  ,[Der  Todte]  ist  in  der 
ruow  und  fr.'  1531,  Sirach.  ,Das  [die  vorteilhafte 
Aufstellung]  in="  doch  nit  vil  fr.  mocht  bringen.'  Salat. 
,In  den  stetten  lünder'n  muren  töchteren  oder  knaben 
vil  bessere  fr.  da  mugend  s'  haben.'  Ecef  1550.  ,Wo 
niangel  ist,  hat  d'  schäm  kein  fr.;  man  muoss  sich  in 
der  not  verschämen:  arctis  in  rebus  absit  pudor.'  Mal. 
.Gott  andächtig  umb  Erledigung  und  Fr.  angeruft  [bei 
einer  Wassergefahr].'  BCvs.  ,Die  bulschaft  dir  an- 
g'legen  ist,  dass  du  vor  ihr  hast  wenig  fr.'  Wahrsager 
1075.  —  2.  kurzer  Zeitraum,  Zeitpunkt.  ,Jetz  zur  fr.' 
=  zur  Stunde,  gegenwärtig.  Genisenb.  GM.  ,Hab  sorg 
ZUG  inen  z'  aller  fr.'  EtiEP  1550.  —  3.  wie  nhd.,  freie 
Zeit,  bis  auf  einen  Termin  Etw.  zu  tun  oder  zu  ge- 
messen; Aufschub. 

Mhd.  vrwt,  frei  gegebene  Zeit,  Aufschub,  Zeitraum.  S.  noch 
Flitsch  Sp.  1236.  —  Unsere  Bed.  1  findet  sich  weder  mhd. 
noch  nhd.  und  ist  doch  viell.,  schon  weil  die  concreteste, 
auch  die  ursprüngliche,  vwdt  mit  ,rriede'  {st  aus  dt  wie 
,Ijast:  laden'),  und  auch  mit/i-»  (vgl.  z.  B.  , Freiheit',  i.  S.  v. 
Asyl).  Jedenfalls  ist  nicht  der  nackte  allg.  Zeitbegriif  das 
Ursprüngliche,  sondern  Zeit  zur  Ruhe  oder  bestimmter 
Tätigkeit;  vgl.  ,Musse'.  Wenn  St. 's  Angabo  betr.  das  Ge- 
schlecht („m. "  Dial.  243)  richtig  ist,  so  war  das  Masc.  wohl 
nach  Analogie  der  vwdtcn  Begriffe:  , Aufenthalt,  Friede,  Zeit- 
raum' gedacht. 

Galgen-:  die  letzte  Zeit,  die  Jmdm  zur  Erfüllung 
irgend  einer  Verbindlichkeit  eingeräumt  wird,  wie  z.  B. 
zur  Leistung  einer  Zahlung,  zur  Erfüllung  eines  Auf- 
trages, zur  Herstellung  eines  Werkes  usw.  Z. 

Eig.  Aufschub  der  Strafe  des  Galgens  oder  die  Zeit,  die 
bis  zur  Vollziehung  derselben  dem  armen  Sünder  gegönnt  ist. 

friste":  retten,  in  Sicherheit  bringen,  vor  Schaden 
bewahren,  schützen,  z.  B.  sein  Geld  bei  einer  Feuers- 
brunst. Id.  B.  .,Dass  dürr  sich  das  Heu  hinfriste  zur 
bergenden  Bühne.'  JBWvss  1815.  , Schirmen  und  fr.' 
formelhaft  verbunden:  ,Wenn  ein  eigner  Mann  Jahr 
und  Tag  hier  sitzet  unversproehen  [unangefochten], 
soll  ihn  die  Stadt  für  den  ihren  halten,  seh.  und  fr.' 
XIV.,  Ochs.  .Frist  mich  vor  dem  Schlund  des  löwen.' 
1531/60,    Psalm.     ,Mit    undertänigster    Bitt.    sie    vor 


disem  Tyrannen  zu  fr.'  Happn.  1666.  ,Der  Haus-  und 
Bettjdunder,  der  [bei  der  Feuersbrunst]  z.  T.  gefristet, 
z.  T.  ihnie  gestohlen  ward.'  Mise.  Tig.  17'24.  Insbes. : 
Grundstöcke  durch  Umzäunung  vor  Einbruch  von  Vieh 
oder  Menschen,  durch  Wuhrung  gegen  ein  Gewässer 
sichern,  einfriedigen  L.  Syn.  in-fr.;  vgl.  friden.,  Die 
Alp  Tannen  soll  sich  gegen  Engstein  einzig  fr.  und 
den  daherigen  Zaun  einzig  erhalten.'  1854,  Schatzm. 
Alpenw.  ,I)ass  die  anstossende  Weid  gegen  des  N. 
Garten  [sich]  allein  fr.  und  einzäunen  solle.'  1817, 
LSchüpfh.  ,Freiburg  entgegnet,  der  Schaden  seiner 
Schwelle  rühre  daher,  dass  die  Untertanen  Berns  ihre 
Güter  nicht  fr.'  1678,  Absch.  —  Mhd.  vristen,  aufschieben; 
aufhalten;  schützen,  retten. 

in-:  einzäunen,  einfriedigen  Aa;  B;  L.  .Welcher 
sein  Ligenschaft  einzuzäunen  und  einzufr.  begehrt.' 
1747,  BSi.  Eq. 

er-:  am  Leben  erhalten.  ,Der  seinen  vatter  in 
ecren  haltet,  der  wirt  sein  leben  lengeren;  und  die 
erhörung  des  Herrn  wird  sein  muotter  e.'  1531/48, 
Sir.;  dafür  , erquicken.'  1667.  ,Dass  ein  verborgne 
kraft  den  somen  erfristet  zuo  dem  gschöpft,  das  dar- 
von  kommen  soll.'  Tierb.  1563.  Refl.,  sich  behaupten: 
,Noch  understunden  sich  die  Burger   zu  e.'    Wurstis. 

—  Mhd.   (nur   1   Mal)  unverletzt  erhalten. 

ge-:  wesentl.  =  fristen,  vor  Schaden  bewahren, 
z.B.  Pflanzen  Aa.  „Er  hat  die  Herdöpfel  kaum  g'fr. 
mögen  (vor  Frost)."  .Mein  Herr,  den  Gott  bei  allem 
gesunden  Wolstand  langwirig  g.  wolle.'  Hafpn.  1666. 

Mhd.  aufschieben:  beschützen,  erhalten.  —  ffc- bes.  bei 
Hülfsztw.  dem  Inf.  vorgesetzt,  ohne  wesentliche  Bed.;  s.  i/e-. 

be-:  wesentl.  =  fristen,  bewahren,  erhalten.  ,Euof- 
ten  uns  an,  si  vor  sollichen  ungebürlichen  Übungen 
zuo  b.'  1488,  BLaup.  Urk.  ,In  Ehren  und  (Jesundheit 
bewahren  und  b.'   RCvs. 

Fristung  :=  Frist  1,  Erhaltung,  Ruhe.  ,Dass 
ich  dich  will  Ion  [lassen]  leben,  ouch  dynem  somen  fr. 
geben.'  Rtep  1550.  ,Uem  Herzog  fr.  [Befreiung  von 
der  Belagerung]  zu  schaffen.'   Wükstisen. 

Prost  m.  (und  f.):  1.  obj.,  vom  Wetter.  Wenn 's 
hinäcM  [heute  Nacht]  glänz  [sternhell]  wird,  so  chünnt 
's  Fr.  ge'  Z.  D'  Frost  hat  vil  g'schade"  ZDättl.  — 
2.  subj.  a)  Empfindung  von  Kälte.  ,Es  hett  kein  fr., 
darf  auch  kein  händschuoch   koufen.'    Glettino  156(1. 

—  b)  P'ieberfrost  Z. 

Weibl.  Geschlecht  des  W.,  abweichend  vom  jetzigen  Sprach- 
gebrauch, bezeugen  Spreng,  JAWeissenb.  1678;  JCWeissenb. 
1701  u.  andere  ältere  Scribentcn;  in  ZDättl.  scheint  es  neben 
dem  männlichen  vorzukommen  (in  Bed.  1).  Mal.  schwankt 
zwischen  beiden. 

Chalber-,  Chälbli-:  Empfindung  von  Kälte  nach 
dem  Essen  ZStdt.     Syn.  Ochsenfieber. 

Von  Kühen,  welche  frisch  gekalbt  haben,  auf  Menschen 
übertragen.      Vgl.  Kalberfieher   1. 

„Milch-:  Entzündung  des  Euters  von  Kühen  Ar; 
GRh."  —  Wund-,  ,Die  erste  Art  der  Wundsucht 
wird  von  Etlichen  genennet  die  W..  das  Wundfewer 
oder  Wundfeber.'  FWüRz  1634. 

froste":    frieren,  im  Bade  BBurgd. 

frostig:    Kälte  fühlend  W. 

.frost.xam:  kaltlncht.  gleich  erfroren,  alsiosus.' 
Fuis.:  Mal. 


1337 


Fiast-  frnst.    Prat— fiut 


133S 


Gefiost  n.,  f.:  Frost,  Reif  Bs  (Spreng)  (=  Cfe- 
frust).  ,Ee  Reif  oder  G.  kumpt.' TiERB.  1563.  .Sonnen- 
schein und  G.'  Rhagor.  ,Und  währet"  die  G.  bis  in 
Aprillen.-  Wurstis.    —   Anhd.   .Gefrost.  -freist'. 

fröstele",  fröstlelj,  frostulu  W :  (persönl.  u.  un- 
pers.)  zu  frieren  anfangen,  ein  wenig  vor  Frost  zittern 
Ap;  Gl;  Gr;  L;  Z(i;  Z.  Es  hät-mi"''  (f  fröstelet,  vor 
Kälte  geschauert.  „Bes.  von  Anwandlung  von  Wechsel- 
fieber L;  ScH;  W;  Zr.."  Bes.  im  Frühling  und  Herbst 
AaB.  So  het  es  mi'''  fast  g' fröstelet,  icenn-mi'''  d'  Frau 
Professere  het  mit  ire'  strenge'  Auge"  a'g'luegt.  Bari 
1885.  , Fröstelen:  zitteren  von  frost,  frigutire.'  Mal. 
,Fr.:  horrere,  frigere.'  ThSpieser  1716. 

(ge)fröst(e)lig:  1.  ein  wenig  kalt  G;  S;  Z. 
G'fr.  Wetter.  G'seht  's  au"''  öppe  fröstlig  üs,  er  wird-is 
[uns]  nit  verfriere.  Schwizerd.  —  2.  fieberig.  „Es  ist 
mir  fr."" 

,wintergefröstig:  von  einem  Orte,  dessen  Bäume 
und  Weinreben  leicht  durch  Frost  leiden  GR.\nt." 

G'frust  BRi.;  Gr  tw.,  Gfrurst  FMu.;  Gr  tw.  — 
f.  (m.  BRi.):  Frost,  -wetter,  Gefrorensein.  Syn.  Fröri 
usw.  D'  Gfrurst  het  ds  Laub  'hrüeit  [versengt]  Gr. 
Vgl.   Gefrist.   —    Mhd.  ge/ntslc. 

Gefrüsti  filj  {Fl)  =  Gefrist  3  BsLd.  -  Die  Deli- 
nang  des  Voc.  wohl  aus  dem  Präs.  entlehnt.  —  Mhd.  f/e/rihir, 
Frnstwetter. 


Fral(fratt)-frut(fruttl. 

Präter,  Veräter  Zf  ra.:  der  jeder  Compagnie  des 
Bataillons  beigegebene  Gehülfe  des  Feldarztes.  Syn. 
Feld-Scherer. 

Lat.  /rater,  eig.  (dienender,  helfender)  Bruder;  später 
auch  .Miinch'.     Vgl.  .Schwester',    Krankenpflegerin;    Nonne. 

fratt,  auch  etwa  flatt  (ükr)  und  frattig  Ap: 
1.  wundgerieben,  von  der  Haut,  bes.  fetter  kleinen 
Kinder,  in  den  Falten  an  Hals,  Unterleib,  Schenkel- 
bug A?;  Bs;  G;  ScH;  Z.  Syn.  offen,  /liissig.  Das 
Übel  wird  geheilt  durch  Aufstreuen  von  Bärlappen- 
samen. Auch  von  Erwachsenen,  wundgerieben  von 
der  Hitze,  dass  es  fliesst,  z.B.:  ,Er  hat  sich  fr.  ge- 
ritten (einen  Wolf).'  Spreng.  ,Er  ist  noch  fr.  hinter 
den  Ohren  (noch  nicht  reif  an  Verstand).'  ebd.;  Syn. 
,noch  nicht  trocken  h.  d.  0.';  vgl.  Frattnase.  ,Wel'=''es 
ross  fi.  und  zerbrochen  ist  uf  dem  ruggen.'  XV.,  Schw 
Arzn.  ,Dz  ein  ross  under  dem  sattel  geschwell  oder 
fr.  ward,  stoss  ein  natterzung  in  den  hast  [Sattel], 
das  hilft.'  ebd.  ,Fr.  under  den  armen.'  HvRüte  1532. 
,Das  dem  maulesel  der  hals  und  mäni  nit  aufspalte 
oder  fr.  werde,  so  nimm  schweinin  speck.'  Tierb.  1563. 
.Fracidus  (exulceratus):  schimmlig,  teig,  halbfaul,  fr., 
niattächtig.'  Fris.;  Mal.  (Denzl.  1677;  1716).  ,Madidi 
infantia  nasi:  rotzige  oder  fratte  nasen  wie  die  kind.' 
Fris.;  Mal.  ,So  das  Kind  im  Mund  rot  und  grün  ist, 
so  ist  es  fr.  u.  wund.'  FWürz  1634.  ,Fr.,  seer,  eitericht: 
purulentus,  scabiosus.'  Red.  1662.  —  2.  schlaff  und 
blass,  wie  z.  B.  Füsse  und  Hände  werden,  wenn  man 
in  der  Lauge  oder  im  Kalkwasser  wascht  GWe.  — 
3.  geil,  übermütig,  frech  ZO.     E  fr-s  G'schöpfli. 

Mhd.  ).>ra(,  halb  faul,  morsch;  wund  gerieben,  entzündet; 
bildl.  abgerieben,  durchtrieben,  verschlagen;  geil.  Auch  noch 
im  ä.Nhd.  und  in  den  meisten  sndd.  MAA.  Bed.  2  u.  1 

vereinigt  das  Syn.  ««■.    Bed.  3  erklärt  sieh  aus  dem  Begriff 


,feucht,  saftig,  üppig',  oder  aus  dem  von  .unreif;  vgl.  ai"'' 
ß'K<!ht  mnchen  Sp.  669,  und  .noch  fratt  hinter  den  Ohren', 
s.  0.  1.  Ähnliche  Begriffsentwicklung  zeigt  auch  got.  gamaiit, 
gebrechlich;  ahd.  vergeblich,  eitel;  mhd.  fröhlich,  stattlich. 
—    Abi.  freuen  und  mit  drittem   Ablaut  Fruit. 

Fratt  m.:  „Unreinigkcit,  Schmutz  an  Händen  und 
Füssen,  am  Angesicht,  auf  Tischen,  der  sich  abreiben 
oder  abschaben  lässt  B."  E  Fr.  uf  der  Zungen  fhan), 
eine  ,beschlagene'.  belegte  Zunge  BRi.  —  Änhd.  ,Frat' 
n.,  aufgeriebene  Haut  im  Gesäss,  Wolf. 

fratte":  „sich  wund  reiben,  wund  sein,  nur  von 
kleinen  Kindern  VOrte."  Offenes  Fleisch,  den  Wolf 
bekommen  Z.  Syn.  schmirzen.  —  Mhd.  »raten  =  vreteti, 
wund  reiben   (s.  /retten).     Ahd.  fratön,   verwunden. 

Fratti  f.:  Wundsein.  , Die  Fratte  heilt  im  Baden 
gern.'  FWürz  1634.  ,Es  werden  auch  oft  viel  Syren 
und  Fratte  unib  die  Wunden  und  das  etwann  von 
wegen  der  Wärme  und  des  Verbindens,  etwann  auch, 
dass  der  Krank  ein  phlegma  salsum,  d.  i.  ein  böse 
versalzene  Feuchte  bei  ihm  trägt.'  ebd.  ,Paratrimma: 
das  auföcken  der  haut,  fratte,  der  woIf.'  Denzl.  1677- 
1716. 

Frattigkeit:  aufgeriebene,  wunde  Haut.  .Er  kann 
vor  Fr.  nicht  gehen.'  Spreng. 

„Frett  m. :  Frohndienst,  auch  jährlicher  Zins  an 
Geld  od.  Naturalien,  den  ein  Leibeigener  leisten  muss; 
vgl.  Frettgeld."  —  Sonst  nirgends  bezeugt;  abgel.  v. /retten. 
Männlich  nach  Analogie  von   , Dienst'  und  ,Zins'. 

G^frett  n.:  hartes  und  eiliges  Arbeiten,  mühsame 
Emsigkeit,  saure  Arbeit;  schwere  Last,  welche  auf 
Einem  liegt  BRi. ;  ScnSt. ;  Z.  Vgl.  Frettete.  —  Direkt 
von  /retten  abgeleitet. 

frette",  frettjen,  fredjen  Gr:  1.  emsig,  eilig 
arbeiten,  hastig  tun  BsLd;  ZStdt;  fleissig,  aber  un- 
ordentlich arbeiten  Bs;  B  (St.'');  streng,  mühsam 
arbeiten  BsLd;  BThun.  See.  „Er  frettet  Tag  und  Nacht 
und  bringt  es  doch  nicht  weit."  Auch  refl. :  sich 
mit  Arbeit  abquälen.  Er  frettet  -  si'''  no'''  z'  Tod  Bs 
(Spreng).  ,Das  vor  der  morgenpredig  by  etlichen 
handwerken  im  schwank  gewesne  fr.  und  ausmachen 
der  arbeit  soll  gänzlich  aberkennt  sj'n.'  Z  Mand. 
1650.  , Fechten,  eilen,  fretten,  strütten :  festinare,  pro- 
perare.'  Red.  1662.  ,0hne  Gott  und  gläubigs  Betten 
ist  vergeblich  unser  Fretten.'  KdMev.  1674.  ,Wie 
versorgest  du  deine  Seele,  wann  du  auch  an  dem 
Sonntag  für  deinen  Leib  frettest,  reisest,  issest,  trin- 
kest, kurzweilest  und  hingegen  den  Gottesdienst  ver- 
sauniest?' JMey.  1694.  ,Wie  oft  frettet  man  den  gan- 
zen Sonntag  in  Scherstubeu!'  AKlingl.  1702.  ,Magnis 
se  laboribus  exercere:  sich  fr.'  Denzl.  1677;  1716. 
,Fr.,  anxie  quiritari.'  ThSpieser  1716.  ,[Um  irdische 
Güter]  frettet,  sinnet  und  sorget  man.'  JJUlr.  1727. 
—  2.  ängstlich  sorgen  BsLd;  sich  über  Kleinig- 
keiten ärgern  BsStdt.  ,Er  tut  Nichts  als  fr.  und 
grurasen  [klagen,  murren].'  Spreng.  Auch  Andern 
durch  solches  Wesen  lästig  fallen,  keine  Ruhe  lassen, 
mit  Anliegen  oder  Zumutungen  Bs;  Blirisl.;  zanken. 
Er  het  allewll  Eppis  z'  fr.  mit  Ei'"m  BsBirs. ;  Syn. 
rägglen.  —  3.  eine  Bürde  tragen  BBe.  (s.  Frettete); 
Gr;  Syn. püntlen;  burdenen;  im  Taglohn  Lasten  tragen, 
z.  B.  Heu,  Mi.st  GRPani.  Waaren.  bes.  Lebensbedürf- 
nisse aus  dem  Tal  oder  in  das  Tal  transportieren, 
tragend  GRTschiertsch.,  oder  führend  auf  Saumpferden 
oder    auf   kleinen    Wagen    GrD..  Pr. ;    Syn.   ferggen; 


1339 


Fiat,  fret,  frit,  frot,  frnt 


1340 


säumen.     Kleiiihaiulel  treiben,    hausieren  GrD.,  Seh.; 
auch:  Bestelltes  auf  bestimmte  Zeit  bringen  [?]  GrL. 

—  4.  „sieh  wund  reiben,  bes.  zwischen  den  Sehen- 
keln durch  Gehen  LG."     Syn.  fratten. 

Mhd.  vnten,  reiben;  wond  machen;  plagen;  ebenso  in 
siid'i.  MAA.  und  im  ä.Nhd.  Engl,  tofret,  auch:  sich  ärgern, 
quälen.  Ital. /j'eKare,  reiben,  kehren;  eilen  (aus  lat./nc(are); 
(n.  frottur,  reiben.  Betr.  das  etym.  Verhältniss  des  deutschen 
W.  zu  den  fremden  ist  fraglich,  ob  zufalliges  Zstreffen  oder 
Entlehnung  des  deutschen  (und  engl.)  aus  dem  romanischen 
anzunehmen  sei.  Die  letztere  Annahme  wird  zwar  erschwert, 
doch  nicht  ausgeschlossen,  durch  die  E.xistenz  der  Ablaute 
fruit  u.  Fruit;  früh  entlehnte  Verba  (wie  .schreiben')  konnten 
auch  starke  Flexion  annehmen;  nur  ist  imser /retten  (mite') 
nicht  das  Grundwort  (welches  e  haben  müsste),  sondern  mit 
Umlaut  von  fralt  abgel.  Die  Grundbed.  ist  jedenf.  , reiben', 
aus  der  sich  auch  Bed.  2  leicht  ableiten  lässt.  Bed.  3  ent- 
springt aus  1  i.  S.  T.  mühsam,  schwer  tragen:  Tgl.  auch 
spetten,  Hülfsdienste  leisten,  zunächst  beim  Laden  Ton  Wagen, 
aus  it.  spedire,  lat.  expedire,  was  wieder  für  romanische  Her- 
kunft auch  you /retten  spricht.  Das  /  in  Gr  findet  Parallelen 
in  W-Fornien  und  aus  ihm  mag  die  Schwächung  von  (  in  d 
zu  erklären  sein. 

ab-fretten:  1.  (refi.)  „sich  abarbeiten";  sich  mit 
Sorgen  verzehren  Bs  (Spreng).  —  2.  (trans.)  abprügeln 
G  1799.  —  er-:  1.  ^  erhasten,  erstrütten,  durch  eilige 
Arbeit  fertig  bringen.  Sulger;  Brägger.  —  2.  (refl.) 
durch  Arbeiten  sich  abmatten  Bs.  —  zer-:  (refi.)  ^ 
sich  fr.  1.  Spreng. 

Fretter  (Frettjer,  Fredjer  Gr):  1.  Fuhrmann, 
Spediteur,  der  mit  eigenem  Pferd  und  Wagen  den 
Transport  von  Waaren  zwischen  Berg  und  Tal  betreibt 
GrD.,  Pr.  Kleinhändler,  Hausierer  GRTschiertsch.  — 
2.  Plagegeist.  Sprichw.  RA.:  Vetter  Fr.!  Verwandte 
machen  lästige  Ansprüche.  Sülger;  s.  fretten  3.  — 
Sunntags-:  Handwerker,  der  am  Sonntag  Arbeit 
fertig  zu  bringen  sucht.  Vgl.  fretten  1.  ,Wie  viel 
Exempel  hat  man,  dass  Gott  die  Sonntagsfretter  mit 
Feuer  und  anderen  scliweren  Gerichten  hat  lieim- 
gesuchet?'  JMey.  1694. 

Fretteri":    1.  unermüdlioli   arbeitende  Frau    Bs. 

—  2.  Eier  feiltragende  Frau  GRKübl.  Vgl.  fretten  3. 
F rettete  f.:  1.  übermässige  An.strengung,  eil- 
fertiges Treiben.  Die  ivird  e  Metti  mache'  und  e 
Frettede  ha"  BsStdt.  —  2.  (Dim.  Frettetli)  kleine  Last 
BBe.     Syn.  Bürdeli. 

Fretti  Fredji  f.:  mühsame  Fuhr  GrD. 

frettig:  wer  sich  viel  jtfühe  gibt,  ohne  viel  aus- 
zurichten; ängstlich  geschäftig,  hastig,  ungeduldig, 
unruhig  Bs. 

Frettle"  f.:  Frettchen.  .Aus  den  nestern,  so  .sy 
[die  Spatzen]  in  mauren  machend,  zeucht  man  sy  mit 
wiselinen  und  fretlen,  so  man  sy  gezäint  und  darein 
gelassen  hat.'  Vogelb.  1557. 

freitlich  s. /rejfJif/ Sp.  1273.  gefreut  r.  freuen 
Sp.  1'251.        gefrit  s.  Sp.  12G4. 

Fi'ittäde  f.:  Pfannkuchen,  Omelette  Gr.  —  Aus  it. 

/rittnta. 

Frite,  friterig  s.  Frl-Tay. 

Frntt  f.:  1.  (Frutte'J  längliclier  Einschnitt  an 
Bäumen  oder  Felsen ;  grosse  Wunde  an  einem  Baum, 
wenn  in  der  Rinde  ein  Riss  entstanden  oder  ein  Stück 
derselben  losgeschält  ist  LE.  —  2.  Name  von  Gegenden 
und  Grundslücken,  meist  im  Hochgebirg,  Felspartien, 
etwa  mit  einem  Sturzbach.  auch  geradezu  der  Wasser- 


fall selber;  so  wird  das  Tal  von  PP,  am  Tosafall  ein- 
geteilt in  ,Uf  der  Fr.'  u.  ,Unterfr.',  ,sulla'  u.  ,sotto  la 
cascata',  im  ital.  Dialekt  der  Gegend  Friia,  was  auch 
der  Name  einer  Alp  im  Eschental  ist.  ,Frutten'  oder 
, Flutten'  Hof  in  ZR.\geri;  , Prüften'  Wald  am  Fuss 
des  Rossberges  Zg.  Frutt  Name  mehrerer  Passagen, 
wo  ein  treppenartiger  schwieriger  Aufstieg  an  einem 
Felsberg  .stattfindet  U:  ein  Stafel  der  Alp  Leitschig 
(auch  Furt);  bei  Wasen;  am  Weg  von  Seedorf  nach 
Isental.  Ähnlich  in  Uw;  SchwMuo.  u.  Pilatus.  Dim. 
Fruttli  BMeir. ;  ScinvGoldau,  Morsch..  Muo. ;  UUrs. 
.Ulfen  Frutta.'  1273,  Urk.  LHorw.  , Konrad  v.  Vorutta.' 
1275,  Urk.  UAttingh.  ,In  der  Frutti.'  1.322,  Urk.  Schw 
Morsch.  ,üs  dem  Forstwald  von  der  Frutt  dannen 
bis  an  die  Nas.'  LB.  ScnwGers.  Äb-Frutt,  Alp  UGösch. 
Comp.  Ei-Fr.  UErstf.  (der  Steinberg  in  Gi.'hiess  frü- 
her ,üufrutta');  Oter- UMad.;  Underfriitten  XiviM^w.; 
Vor-Frutt  U  (am  Klausenpass);  Heu-  OBwKerns;  Sal- 
UAttingh.;  Zingel- Teil  der  Uw  Aa-Alp.  Fr. -egg  LE.; 
-matt,  auch  Frug-  (,Frup-.'  1529),  Alpstafel  in  Gl 
Sernft. ;  -herg,  Bergwiesen  in  GLLintt. ;  -wald  (älter 
,-val'),  Weiler  am  Tosafall. 

Bed.  1  lässt  sich  aus  der  Grundbed.  , reiben,  verwunden' 
(bei  fiatt  und  /retten)  leicht  erklären;  dann  muss  aber  das 
gleiohbed.  Flutte  (Sp.  1231)  aus  Fr-  entstellt  sein,  wie  neben 
/ratt  ein  Mal  flatt  bezeugt  ist.  Für  Bed.  2  muss  der  Grund- 
begriff räumlich  erweitert  werden,  so  dass  das  W.  tiefere 
und  breitere  Einschnitte  an  der  Oberfläche  des  Bodens,  Fels- 
abstürze, Schutthalden,  zerrissene  Bergreviere  u.  ä.  bezeichnen 
konnte.  Die  in  U  vorkommende  Nbf.  Furt  erklärt  sich  aus 
der  bei  r  häufigen  Umstellung  des  Voc.  Das  tessin.  Froda 
=  cascata  mag  (wenn  sein  Voc.  kurz  oder  erst  später  gedehnt 
ist)  aus  dem  deutschen  W.  entlehnt  sein,  ebenso  /run,  mit 
ausgestossenem  Cons.  Frodu  erscheint  auch  auf  rätoroiuan. 
Gebiet  von  Gr. 

frutte":  sauber  reiben,  putzen,  waschen.  All 
Frltig  früei  fruitist  din  Gschirri  im  Dachtrauf  BSa. 

Wahrsch.  aus  dem  benachbarten  frz.  /rotter,  reiben. 

Frnttiere  f.:  Obstschale'?  In  einem  L  Invent.  des 
XVI.  werden  kleine  und  grosse  ,frutieren'  mit  ge- 
triebener Arbeit  genannt.   —  Aus  it.  'ß-uttiera. 

un-fruet:   träge;  unfreundlich.  Solger. 

Mhd.  unvruot,  unverständig;  unfein;  unfroh;  uugcsund. 
Das  positive  einfache  vruot,  verständig;  tüchtig,  wacker; 
hübsch;  froh;  frisch,  munter,  gesund,  ist  bei  uns  durch  das 
gleichbed.  abgeleitete  fruetig  ersetzt. 

Fruete"  f.:   junges  Schoss.  Sulger. 

fruetig  {-üe-  W,  -ü-  Aä  It  H.,  fruttig.  Ineicuen): 
1.  von  Menschen  (früher  auch  etwa  von  Tieren): 
a)  munter,  froh,  frisch,  lebhaft,  rüstig,  wacker,  tapfer, 
furchtlos,  rasch,  entschlossen  Aa;  Ap;  B;  Uw;  U;  W. 
Syn.  frech  Sp.  1271;  busper.  Si"''  fr.  mache",  lebhaft  in 
Geberden  sein  B  (Zyro).  Ds  Meitji  ist  afa  es  Mensch 
g'si",  wie-s-sus  [es  es]  zu  14  Jaru"  het  megw  gigen, 
we-sch  [wenn  sie]  schö"  frietigi  sind.  W  Sagen.  En 
junge  fr-e  Ma".  Von  einer  tüchtigen  Hausfrau  BBi.; 
Syn.  angriffig;  musterig ;  redlich  u.  a.  ,Zugent  mit 
den  pannern  fr.  und  unerschrockenlich  an  die  fyent.' 
FuüND  144G.  ,[Die  Arbeit]  macht  ouch  den  lychnam 
[Leib]  fr.  und  stark.'  Zwingh.  ,Am  morgen  ist  huld- 
selig studieren,  da  der  mensch  fry,  lustig  und  fr.  ist.' 
Kessl.  ,Und  wiewol  der  herr  doctor  gross  und  feisst, 
schwer  und  lästig,  doch  war  er,  über  die  häg  zu  klim- 
men, durch  die  studen  zu  schliefen  und  berg  zu  steigen, 
gar  ring  und  fruetig.'    ebd.     ,üie  hebreischen  weiber 


1341 


Fnit-  -frilt.     Fi-atscli— frutseli 


1342 


sind  iiit  wie  die  egyptischeu,  dann  sy  sind  lebliclie, 
fruotige  [Weiber].'  1548,  II.  Mos.;  dafür  ,liarte.'  1531; 
.lebhaft.'  löCT.  ,Dass  das  fleisch  blöd  und  schwach 
sye,  obschon  der  geist  schnell  und  fr.  ist.'  Güalth. 
1555.  .Die  band  der  fr-en  gewünnt  reichtagen.'  1548/60, 
Prov.;  dafür:  ,die  fromm  band.'  1531.  ,Animus  acer 
et  praesens ;  gnavus,  impavidus :  fr.,  scharpf,  nit  schlä- 
ferig; nuefer,  fleissig,  emsig,  behend,  wacker,  muetig, 
hurtig,  fertig,  keck,  dapfer.-  Fris. ;  Mal.;  Denzl.  ,Es 
würkt  der  weise  Gott,  dass  die  Menschen  fr.  werden 
ihrer  Nahrung  nachzugehn.'  üMI'll.  1657.  ,Wie  die 
kriegspferd  zum  streit  mutig  und  fruotig.'  JMüll.  1066. 
, Welcher,  obgleich  86  Jahr  alt,  an  Leibs-  und  üemüts- 
kräften  nach  ganz  frutig  war.'  JJScheuchz.  1708;  dafür 
, frisch.'  1746.  ,Navus,  strenuus,  sedulus.'  ThSpieser 
171G.  Den  Feuerhauptleuten  zu  Gehülfen  gibt  man 
,von  den  Zünften  je  1  ansehnlichen,  fruthigen,  verstän- 
digen Mann.'  Z  Feuerordn.  1692  (1793).  —  b)  hurtig, 
behende,  schnell,  flink  Aa;  BBe..  Ha.,  Ei.;  „LE.;"  G; 
„ScHW" ;  Uw ;  U ;  Z.  E"  fr-eT  Gang  UwE.  Uf  dr  Isenban 
geit's  fr.  BKi.  Fr-s  als  .\dv. :  [Der  verlorne  Sohn] 
heig-si  [habe  sich]  fr-s  uf-e  Weg  g'macht  U.  ,Ermess 
ein  jeder,  wie  vil  ringer  sye  ein  mal  fr.  dannen  ge- 
richt  werden  und  sterben,  dann  so  mängen  tod,  so 
lang  und  so  vil  grosser  not  erlyden.'  HBull,  1540. 
,Festinationem  adhibere:  eilen,  ein  ding  fertig  und 
fr.  ausrichten.  Acer  equus:  ein  fr.  oder  hurtig  ross. 
Acerrime  aliquid  agere:  zum  allerfruotigisten.'  ^kis.  ; 
Mal.  ,So  war  er  auch  mit  fechten  gar  fr.'  Mal.  1593. 
,So  nun  die  Stadiodromi  vor  Zeiten  fr.  sind  gelotfen 
nach  dem  fürgesteckten  Zil.'  XVII.,  JGIrm.  —  2.  von 
Pflanzen,  Saatfeldern,  Wiesen,  Bäumen:  frisch,  grün, 
üppig  wachsend,  fruchtbar  ScnSt. ;  Th;  Z.  De  Söine 
[die  Saat]  stöt  fr.  Von  einem  Brunnen:  stark,  reich- 
lich fliessend  BHa.  ,So  wachsen  die  Erbsen  schon 
hinauf,  werden  frutig  und  fruchtbar.'  JCSulzer  177'2. 
Mhd.  vri'ietic,  rüstig  usw.;  vgl.  noch  vruot  in  der  Anui. 
zu  unfruet.  Die  Grundbed.  .verständig'  wurde  zunächst  über- 
tragen auf  geistige  Frische  und  Regsamkeit  übh.,  dann  auf 
die  entsprechenden  Eigenschaften  der  Seele,  von  hier  auf 
den  mit  ihr  in  lebendigem  Zusammenhang  stehenden  Jjeib 
und  zuletzt  (unserem  W.  eigen)  sogar  auf  das  Pflanzenleben. 
Vgl.  frech;  keck;  brav;  toll.  Ähnliche  Übergänge  bei  mhd. 
gemeit,  lebensfroh,  wacker,  tüchtig,  stattlich,  und  in  umgek. 
Kichtung  bei  Huor,  dessen  Grundbed.  ,feiu',  urspr.  von 
körperlicher  Beschaffenheit,  in  der  gewohnten  Weise  auf  den 
Geist  übertragen  wurde.  Betr.  den  Laut  ist  die  Aussprache 
ii'  ein  seltenes  Beispiel  von  Verengung  des  alten  Diph- 
thongen «o  nach  nhd.   Weise. 

u  n  - :  1.  „von  Mensehen  a)  derb,  rauh,  z.  B.  ii.  usege. 
barsche  Antwort  geben  B."  —  b)  untüchtig,  träge, 
nachlässig.  ,Das  ich  als  ein  unfr-er  hirt  und  der  nur 
den  nutz  ansieht,  unim  liesse  kummen  die  schal.' 
ZwiNGLi.  ,Pfarrer  N.  N.  ist  unflyssig,  studiert  wenig, 
liat  wenig  autorität,  ist  ein  unfrüetiger  mann.'  1533, 
Egli,  Act.  ,Als  er  von  land  geschiftet,  sygind  syne 
knecht  einsmals  gar  tuchig  und  unfr.  worden.'  LLav. 
1569  =  , zaghaft  und  kleinmütig.'  1670.  .Lapis ;  socors: 
unfr.,  ein  törpel;  trag,  hinlässig,  lau,  nit  witzig.'  Fris.; 
.Abjectior  animus:  unfr.  oder  unmuotig,  eins  erschlag- 
ncn  herzens.'  Fris.;  Mal.  —  2.  „von Gewächsen:  nicht 
gedeihend,  unfruchtbar  Z." 

Mhd.  niifrüetic,  ungesund,  unfroh.  Bed.  .unfreundlich' 
scheint  sich  aus  , unfroh,  unfreudig'  entwickelt  zu  haben,  da 
Freude  leicht  in  Äusserungen  von  Liebe  sich  mitteilt;  vgl. 
frei,  gutmütig,  freundlich,  leutselig. 


Fruetigi,  Fruetigkeit  f.:  Freundlichkeit':'  ,One 
zwyfel  achtet  er  der  güetern  dos  gmüets  und  des  lybs 
und  befand  früntliche,  underdienstige.  deniuot,  arbeit- 
same, fruotige,  eerenenbietung  gegen  frömbden  lüten.' 
HBüLL.  1540.  Freudigkeit,  Munterkeit.  , Einen  recht- 
schaffnen yfer  und  eine  arbeitsame,  unverdrossne 
fruotigk.,  einer  so  herrlichen  kilchen  zuo  dienen.' 
1642,  JJBreit.  ,IIBullinger  war  von  einer  starken 
Complexion,  Fruotigkeit  und  Hurtigkeit.'  Mise.  Tk;. 
172'2.  —  ,Unfruetigkeit:  socordia,  Trägheit.'  Fris. 


Fratsch  — frulsch. 

Fritsch  GT.;  SchwE.,  -i  Gl;  W,  Frütschi  (-ö--) 
L  —  m.:  Koseform  des  Namens  Friedrich  (oder  Pri- 
dolin'?).  ,Fritschis  sun.'  Z  Chr.  1336/1446.  Auch  Ge- 
schlechtsn.  (wie  in  Deutschland  .Fritzsche').  ,Clewi 
Fritsch.'  1503.  BsPratt.  .Friedrich  Fritschin.'  1685, 
BsStdt.  Fr-i  bes.  bekannt  als  Name  eines  Bürgers 
von  Luzern,  der  im  XV.  gelebt  und  zur  Feier  seines 
Andenkens  den  sog.  Fr.-Zug  gestiftet  haben  soll,  der 
am  Fetten  Donnerstag  stattfindet  und  auch  den  früher 
um  diese  Zeit  gehaltenen  , Landsknechtenumzug'  er- 
setzt. Die  Feier  bestand  früher  wesentlich  in  einem 
Umzug  der  Safranzunft,  bei  welchem  die  Figur  des 
, Bruder  Fr.',  begleitet  von  einer  weiblichen  (Fritschene, 
früher  genannt  ,tlure'),  später  auch  von  einem  Kind 
fFr.-Kind),  auf  einem  Wagen  herumgeführt '  wurde, 
mit  vorangehenden  oder  folgenden  Mahlzeiten  und 
Trunkspenden,  bei  denen  der  von  dem  Br.  Fr.  zu 
diesem  Zwecke  gestiftete  i'V.-Äb^j/' [Zunftbecher]  reich- 
lich kredenzt  wurde.  In  neuerer  Zeit  wurde  der  Umzug 
(wie  ähnliche  in  Basel  am  letzten  Tag  der  Fastnaclit, 
in  Zürich  am  Sechseläuten,  in  Bern  am  Ostermontag) 
zu  einem  allgemeinen  Maskenfeste  ausgestaltet,  bei 
welchem  allerlei  Ereignisse  der  Vergangenheit,  Gegen- 
wart oder  sogar  Zukunft  in  mehr  oder  weniger  sa- 
tirischer Weise  dargestellt  werden;  docli  bildet  der 
Pr.-Wagen  noch  immer  einen  wesentlichen  Bestandteil 
des  Zuges.  Der  Veranstalter  oder  Anordner  desselben 
heisst  Fr.-Vater  (vgl.  Girigen-V.),  ebenso  in  U,  da 
übh.  die  benachbarten  , Länder'  an  dem  Feste  der 
Stadt  L  schon  frühzeitig  Teil  nahmen  und  auch  ein- 
mal schon  im  XV.  (was  im  J.  1508  die  Basler  wieder- 
holten) die  Person  des  Fr.  zu  sich  entführt  hatten. 
,Von  alter  bar  ist  ein  lobliche  gewonheit  und  järlicher 
fasnachtschimpf  zu  Luzern  gewesen  uff  einer  gesell- 
schaft  und  trinkstuben  genannt  zum  Fritschi;  die  band 
ein  ströwinen  mann,  genannt  bruoder  Fritschi,  den 
sy  järlicb  uf  den  sclimutzigen  donnstag  mit  eim  fänli, 
pfyfer,  trummen,  tanzen  ynfüerend.'  Schilling.  Nach- 
her ebd.:  ,Und  ward  der  arm  alt  burger  von  Luzern 
heimlich  by  nacht  und  nebel  entfrömdet  [nach  Basel 
entführt].'  Die  Gesandten  von  L  bitten  um  Erneue- 
rung der  Fenster  und  Wappen  im  Gesellschaftshaus 
zum  Fritschi.  1581,  Absch.  1604  verordnete  die  Re- 
gierung von  L:  .in  Anbetracht,  dass  vormalen  ein 
.A.nzug  [Erinnerung]  beschehen,  wie  unsere  Altvordern 
den  Umzug  uf  des  Bruder  Prütschings  Tag  uss  guten 
Ursachen  angesehen  [usw.].'  Liebenau. 

Fritsch  Vergröberung  von  Fritz.  FrUtachi  beruht  darauf, 
dass  i  vor  Zischlauten  leicht  in  ii  übergeht  (vgl.  erwiitsuhcn, 
erwischen).  Fr'ütschinij  mit  Anlehnung  der  Endung  an  , Fa- 
sching',   wie    in   , Bruoder  Faschin'    im  Schreiben  von  L  an 


isrs 


Fratsoli     rnitscli.     Kl'iltz— frutz 


1344 


Bs  1508.  Diu  Geschicbtlichkeit  des  Br.  Fr.,  der  unter  dem 
Namen  .Friedrich  (oder  Fridolin)  ab  der  Halden'  als  lustiger 
Bruder  gelebt  haben  und  im  J.  1480  gestorben  sein  soll, 
ist  zweifelhaft  und  er  ist  viell.  nur  Verkörperung  des  Geistes 
der  Lustbarkeit,  der  nach  dem  Burgunderkrieg  (, Tolles  Leben') 
aufkam  and  auch  anderswo  (z.  B.  im  , Grossmächtigen  Rat' 
in  Zug)  Spuren  in  Gestalt  von  Festbräuchen  hinterlassen  hat, 
oder  der  Fastnachtslust  übh.  —  Möglich  bleibt  immerhin, 
dass  ein  Mann  dieses  Namens  zum  Aufkommen  des  Festes 
in  der  bestimmten  Gestalt  irgendwie  beigetragen  hat;  denn 
appellativer  Gebrauch  des  Namens  .Friedrich,  Fritz'  findet 
sich  weniger  bezeugt  als  von  andern  Personennamen,  wenig- 
stens bei  nns.  Vgl.  Pfyffer,  Kt.  Luz.  1,  313;  Liebenau  1881, 
93.  240  ff.;  Feierabend  1843,  107;  Herzog  1884,  156/160; 
Osenbr.   18C4,   166/177. 

Fritsclii  II  f.:    weibl.  Taul'n.,  Fridoline  W. 


Fratz— frulz. 


Fl'jitz  I  IM.:  Weide.  Früe-,  Nach  (Nö)-:  Früh-, 
Nach-  oder  Öpätweide.  Sülger.     Zu  fretzen  1. 

Fratz  II,  Fratze»  —  PI.  Fratze';  Diin.  Fratzli 
Bs,  -«- Bs;  ScH;  Z,  Fratzelih:  1.  persönl.,  Fratz  m.. 
mit  Beziehung  auf  weibliche  Personen  in  AAZei.;  L  f. 
a)  eitle  Person,  Kleidernarr;  hochmütiges,  naseweises 
Mädchen;  ungezogenes,  eingebildetes,  fürwitziges,  mut- 
williges Kind,  naseweiser  Knirps  A.i;  Bs;  B;  L;  8ch; 
Sciiw;  Th;  Zg;  Z;  Mensch  mit  herausfordernder  Miene, 
in  der  B.X.  de'  Fr.  mache"  äa  (H.);  mehr  oder  weniger 
scherzhafter,  liebkosender  oder  tadelnder  Schcltn.  für 
Kinder  übh.  ÄAStauf.;  Gr;  U.  HexC- Gr,  Clielzersch- 
Fr.  G;  Fratze-bueb,  -maidli  U;  Syn.  Gof.  —  b)  Spass- 
niacher,  Possenreisser  L;  aScHW;  Zu.  —  2.  sachlich, 
Fratze  f.,  verzerrtes  Gesicht  (Fratze-G' sieht  AAZei.). 
Fl .  schulde",  das  Gesicht  verzerren,  Grimassen  machen 
S;  Z,  auch  Sg.  e  Fr.  mache',  ebd.  Larve,  ungestal- 
tetes Gesicht  L  (Fratz). 

Grnndbed.  des  in  der  ä.Spr.  fehlendeu  W.  scheint:  ver- 
zerrtes Gesicht,  von  einer  Wurzel  mit  der  Bed.  ,schneiden'; 
vgl.  Grimassen  .schneiden'  (.Haseufratz'  =  Hasenscharte;  auch 
Geschlechtsn.).  Ähnlich  wäre  Bulz  (s.  d.)  und  nhd.  ,Posse'. 
Von  Red.  1662  zsgestellt;  .Fratz,  poss:  nuga,  ineptlK.'  VgL 
aber  auch  it. /;««cn,   Larve,  frz. /i-as^ue«,  mutwillige  Streiche. 

f ratze":  sich  ungezogen  betragen;  hotfärtig  sein  Bs. 

Fratz erin:  bösartiges  Weib  W. 

fratzig:  ungezogen;  hoffärtig  Bs. 

frätzisch:  „ungezogen,  kindiscli  von  Betragen" 
AiZei.;  .VOrte." 

Prazi  n.:  schlechtes  Ausselien  eines  Menschen. 
De  macht  es  Fr.'.  AAStauf. 

Scheint  mit  Fratz  ^  zusammenzugehören  und  aus  diesem 
enlstclll  zu  sein  (viell.  nur  individuell). 


Gefräz  s.  Gefräss  8p.  loll.  Iräzeii  s.  fräsen 
Sp.  1320. 

Ge-fretz  n.:   Gezänk?  GehetzV    .Die  einfalt  leor 

wirf  mit  zanken  und  zwyfelhaftigem  fragen  und  ver- 
wornom  gfretz  verwicklet.'  HBüll.  1501.  .Als  er  mit 
dem  adel  im  gefrätz  und  gehäder  lag.'  Vad.  —  Von 
/reizen  3  a  i.   S.   v.   hetzen.      S.vn.    (j'efitz. 

fretze":  1.  a)  von  Vieh;  abfressen,  abweiden. 
GrD.,  Pr.,  He.;  ScnSt.  D'  Chüe  fr.  e  Weid,  ds  Gras' 
va-ra  [von  einer]   Wis  Gr;  Bregenzwald.    Syn.  etzen. 

—  b)  caus.  von  den  Menschen:  abfressen  lassen. 
E  Wis,  Weid,  ds  Heu  uf-em  Stall  mit  dem  Fe*  fr. 
(Syn.  rerfüeteren).  Die  Weid  ist  scho'  alli  gfretzt  Gr. 
, Einem  fr.',  das  Vieh  auf  der  Wiese  des  Nachbars 
weiden  lassen.  Schwarzw.  ,Fr. :  depascere.'  Denzl. 
1677;  1716.  —  2.  (fritza  ApK.)  ätzen;  "durch  einen 
scharfen  Stoff  einen  Schaden  vertreiben  GRPr.;  GTa.; 
ScnSt.  Warze'  mit  Hölle'stein  ejveg  fr.  Der  Essig 
tuet  d'  Wetzsteine  offe'  fr.  De^  Zucker  fretzt  's  wild 
Fleisch  fort  Gr.  —  3.  hetzen,  a)  Hunde  antreiben 
GTa.;  Th;  auch  von  Menschen:  aufreizen  GTa.  Vgl. 
Gefretz.  ,Die  äbto  warend  streng  auf  das  zeitlich  ge- 
rieht  und  wurdend  zuo  söUichem  von  iren  gefründten 
gefretzt.'  Vad.  —  b)  das  Vieh  mit  Hunden  zum  Laufen 
antreiben.  Auch  von  Menschen :  Me  sött-en  [man  sollte 
ihn]  mit  de"  Hunde'  fürt  fr.  ScuSt. 

Sflid.  vrctzen,  (aus)  ver-ctzcn  (wie  .fressen'  aus  ,vcr-essen'), 
fressen  macheu  od.  lassen,  abweiden,  füttern;  beissen;  jagen 
(hetzen). 

ab-:  1.  =  fretzen  1  GrPi-.;  ScaSt.  ,Abfr.:  de- 
pascere.' Denzl.  —  2.  =  fretzen  2,  durch  chemische 
Mittel  vertreiben  Ai'K.  —  n  f  - :  durch  scharfe  Stoffe 
gänzlich  vertreiben  Ap;  GRli.  —  üs-,  usser- GRPr., 
usse-  GRHe.:  völlig  als  Futter  aufbrauchen.  z.B.: 
Ds  Heu  uf-eme  Stall  mit  dem  Ve'''  u.  Syn.  verfueteren. 
,Sie  zwingen  ihr  Vieh  auf  das  Isenriet  und  weiden  es 
derraassen  ab  (usfretzen),  dass  [etc.].'  1609,  Khiess. 

ver-:  durch  Abweiden  schädigen,  zu  Grunde  rich- 
ten.    ,Das  Gwild  verfretzt  die  Güeter.'  HBüll.  1572. 

—  Zu  dieser  pleonastischen  Zss.  vgl.  die  Anm.  zu  frunttreii 
Sp.   349/50. 

Fritz:  Koseform  des  Namens  Friedrich,  allg.,  in 
Gl  auch  für  Fridolin.  Auch  Name  von  Pferden  Aa; 
L  (FritziJ.    Appellativ:  ,Itel  Fr.'  [eitler  Tor?]  Euef. 

—  Vgl.  Anm.  zu  fritichi.  ,Fritzenbach'  Ortsn.  BO.,  ,-berg, 
-hus,  -matt'  BE. 

Zingge"-  nennt  HsOtt  die  Personifikation  der 
Vergeltung,  die  jedes  Tun  schliesslich  mit  sich  bringt. 

—  Wohl  eine  Art  Teufel  mit  einer  GabelV 

Frolzi  m.:    Einer,  der  schlecht  arbeitet  BM. 


2711    4 


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